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Das Präfix ex-

Beiträge zur Lehn-Wortbildung

0310
1999
978-3-8233-3003-5
978-3-8233-5145-0
Gunter Narr Verlag 
Gabriele Hoppe

Die Arbeit zum Lehnpräfix ex- beschreibt innovativ und exemplarisch das Phänomen "Lehn-Wortbildung". Ziel der Monographie ist es, auf der Grundlage einer umfangreichen Datenbasis die Strukturen der Lehn-Wortbildung im Deutschen detailliert zu erfassen. So wird eine wichtige Komponente besonders im bildungs- und wissenschaftssprachlichen Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache wissenschaftliche zur Kenntnis genommen und dargestellt.

<?page no="0"?> Studien zur deutschen Sprache FORSCHUNGEN DES INSTITUTS FÜR DEUTSCHE SPRACHE Gabriele Hoppe Das Präfix ex- Beiträge zur Lehn-Wortbildung gnW Gunter Narr Verlag Tübingen <?page no="1"?> STUDIEN ZUR DEUTSCHEN SPRACHE <?page no="2"?> Studien zur deutschen Sprache FORSCHUNGEN DES INSTITUTS FÜR DEUTSCHE SPRACHE Herausgegeben von Bruno Strecker, Reinhard Fiehler und Hartmut Schmidt Band 15 • 1999 <?page no="3"?> Gabriele Hoppe Das Präfix ex- Beiträge zur Lehn-Wortbildung Mit einer Einführung in den Gegenstandsbereich von Gabriele Hoppe und Elisabeth Link gnw Gunter Narr Verlag Tübingen <?page no="4"?> Dem Andenken Manfred Höflers. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufmhnw Hoppe, Gabriele: Das Präfix ex-: Beiträge zur Lehn-Wortbildung / Gabriele Hoppe. Mit einer Einf. in den Gegenstandsbereich von Gabriele Hoppe und EUsabeth Link. - Tübingen: Narr, 1999 (Studien zur deutschen Sprache; Bd. 15) ISBN 3-8233-5145-1 © 1999 • Gunter Narr Verlag Tübingen Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen Das Werk emschbeßUch aber seiner Teüe ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb de engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gl insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Vet arbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Satz: Blum, Mannheim Druck: MüUer + Bass, Tübingen Verarbeitung: Gogl, Reutiingen Printed in Germany ISSN 0949-409X ISBN 3-8233-5145-1 <?page no="5"?> Inhalt Gabriele Hoppe/ Elisabeth Link Einführung in den Gegenstandsbereich 1. Vorwort 1 2. „Lexikon der deutschen Lehn-Wortbildung“ 8 Programm und Realisierung 3. Beschreibung des Gegenstands 13 3.1 Grundlage für die Gegenstandsbeschreibung: 13 Materialbasis 3.2 Makrostruktur/ Lemmabestand und -organisation 19 3.2.1 Lemmatypen 19 3.2.2 Lemmaauswahl 20 3.2.2.1 Kriterien für die Auswahl der Lemmata vom Typ 1 20 3.2.2.2 Kriterien für die Auswahl der Lemmata vom Typ 2 22 4. Medio- und Mikrostruktur/ Kombinem- und 24 Musterbeschreibung 4.1 Kombinem- und Musterbeschreibung in Großartikeln 24 4.2 Die Struktur der Kombinem- und Musterbeschreibung 24 im Artikelkopf 4.2.1 Artikelpositionen: Benennung und 24 medio-/ mikrostrukturelle Nutzung und Anordnung 4.2.2 Artikelpositionen: Inhalte 25 4.2.3 Geschichte und Kombinemfeld 34 5. Quellen der „Buchungsgeschichte“ (BG) 37 6. Verzeichnis der wichtigsten Abkürzungen, 47 Symbole und Siglen 6.1 Abkürzungen 47 6.2 Verweissiglen für die Artikelpositionen 48 6.3 Siglen für die Komponenten der Materialbasis 49 6.4 Siglen einiger als Zweitquellen bzw. zum 49 Sprachvergleich verwendeter Belegwörterbücher 6.5 Anmerkungen zur Zitierweise 49 <?page no="6"?> VI Gabriele Hoppe Gabriele Hoppe Das Präfix ex Vorbemerkung 51 0. Vorwort 53 1. Überblick 56 2. Inventare 57 2.1 Chronologisches Register 57 2.1.1 Zusatzliste aus 3.3 — ► Gramm 60 2.2 Alphabetisches Register 63 2.2.1 Zusatzliste aus 3.3 — ► Gramm 66 3. Kombinemartikel 69 3.1 Kombinemkategorie / Kat 69 3.1.1 Lexematisierungen 69 3.1.1.1 Lexematisierung nach der Kombinembedeutung in 69 Kombination / nach der Bedeutung von Kombinationen 3.1.1.1.1 ExM. und F. der allgemeinen Bedeutung 69 ‘Ehemalige(r)’ 3.1.1.1.2 Ex M. und F. der speziellen Bedeutung ‘Verflossenheit’ 70 3.1.1.1.3 ex ‘vormals (mit Namen)’ in Syntagmen 72 3.1.1.2 ex <EHEMALIGKEIT> als Lexematisierung über dem 73 Denotat des Kombinems 3.1.2. Veränderung der Kombinemkategorie: exin konfixaler 73 Verwendung? 3.2 Morphologie / Morph 73 3.3 Grammatik der Lehn-Wortbildungsprodukte 74 (Lehnwörter) / Gramm 3.3.1 Grammatik der deutschen Lehn-Wortbildungsprodukte 74 3.3.1.1 Üblicher Basistyp: Substantiv (+ Substantiv) 75 3.3.1.2 Seltener Basistyp: Adjektiv 79 3.3.1.3 Fehlende Basistypen: (feste) Syntagmen 79 3.3.2 Grammatik der Lehnwörter / entlehnten Lehn-Wortbildungsprodukte mit |ea: | 80 3.3.2.1 Grammatik der Lehnwörter aus der 80 spätlateinischen Ursprungssprache 3.3.2.2 Grammatik der Lehnwörter aus anderen modernen 80 europäischen Sprachen / Grammatik der Lehn-Wortbildungsprodukte anderer moderner europäischer Sprachen <?page no="7"?> Inhalt vii 3.3.3 es-Kombinationen als Einheiten der deutschen 83 Wortbildung 3.3.3.1 Komposita 83 3.3.3.2 Ableitungen 84 3.4 Semantische Leistung in Kombinationen / SemKomb 84 3.4.1 Restriktionen der semantischen Leistung 85 3.4.2 Bedeutungserläuternde Umformung 89 3.5 Semanik der Basen / SemBas 90 3.6 Semantisches Paradigma / SemPdgm 93 3.6.1 Vorbemerkung 93 3.6.1.1 Zu den Teilsynonymen 93 3.6.1.2 Zu den Antonymen 97 3.6.2 Teilsynonyme 97 3.6.3 Antonyme 125 3.7 Kombinationen / Komb 135 3.7.1 ez-Kombinationen: eingeschränkte Lexikalisierung, 135 eingeschränkte Bezeichnungsfunktion fehlende lexikographische Behandlung 3.7.2 ez-Kombinationen: ez-Musterproduktivität - 137 Kombinationsfrequenz (Types und Tokens) 3.7.3 ez-Kombinationen: textsortenspezifische 138 Verwendung - Beitrag zur Textkonstitution 3.7.4 ez-Kombinationen: Wertungszusammenhänge 141 3.7.5 ez-Kombinationen: Zeitebenen (Berichtzeit vs. 142 Zeit des Berichteten/ Ereigniszeit) 3.8 Etymologie / Etym 143 3.8.1 Spätlateinische Entwicklungen 143 3.8.2 Mittellateinische Entwicklungen 147 3.8.3 Neulateinische Entwicklungen 150 3.9 Etymologisches Paradigma / EtymPdgm 151 3.9.1 Vorbemerkung 151 3.9.2 Schematische Darstellung der behandelten oder 153 erwähnten Einheiten 3.9.2.1 ez! , ex (Adverb), Ex M. und F. ‘Tote(r)’, ezera, 154 ex und hopp 3.9.2.2 1_ ez, produktive Lehn-Wortbildungseinheit der 158 Bedeutung ‘fort, weg’ oder frequente, nicht-motivierte formale Sequenz |ez| aus der Serie [Vokal + z|? 3.9.2.3 2 ez-, 2 -ez, Lehn-Wortbildungseinheiten als 162 Repräsentationen von unterschiedlichen Piez-Kombinationen/ Lehnwörtern mit |ez| vgl. 3.9.2.5 3.9.2.4 ez ‘aus; aus ... heraus’, ‘von ... aus’, Bestandteil von 165 Syntagmen 3.9.2.5 P)ez- (e-, e/ -, ek-), initiales Segment in deutschen 165 Lehnwörtern <?page no="8"?> Gabriele Hoppe viii 3.9.2.5.1 Auf lateinisches ex zurückgehende Lehnwörter 165 3.9.2.5.2 Auf griechisches e£, urverwandt mit 165 lateinischem ex, zurückgehende Lehnwörter 3.9.2.6 exo-, zu griechischem y e(u>, urverwandt mit 166 lateinischem ex 3.9.2.7 extra, zu lateinisch ex 167 3.9.2.7.1 1 extra(-) ‘außergewöhnlich, besonders’ 167 3.9.2.7.2 2 extra- ‘außerhalb’ 167 3-10 Geschichtliche Entwicklung / Hist 167 3.10.1 Vorbemerkung 167 3.10.2 Erstaufkommen des ex-Musters innerhalb des 169 Französischen 3.10.2.1 Herausbildung des französischen ex-Musters 169 im Ordenswesen 3.10.2.2 Das ex-Muster in der Zeit der Französischen 171 Revolution 3.10.3 Aufkommen des deutschen ex-Musters, 173 seine Integration und weitere Entwicklung 3.10.3.1 Das Musteraufkommen im Deutschen; 173 kanzleisprachliches Exjesuit, Leitwort für die Herausbildung einer produktiven deutschen Lehn-Wortbildungseinheit ex- 3.10.3.2 Die Musterintegration in die deutsche 177 Gemeinsprache (Bildungssprache) 3.10.3.2.1 Schematische Darstellung 181 3.10.3.3 Schwerpunkte der weiteren Entwicklung des 182 deutschen ex-Musters 3.10.3.3.1 Entwicklung zu einer überaus starken 182 Textsortenabhängigkeit 3.10.3.3.1.1 Liste von ex-Kombinationen aus einer 184 zeitungssprachlichen Stichprobe (Mitte bis spätes 19. Jahrhundert) 3.10.3.3.2 Entwicklung im Hinblick auf die semantischen 187 Klassen von Lexemen, die als Basiseineiten zu extreten 3.10.4 Aufkommen des ex-Musters im Englischen 193 und Italienischen (nach Buchungen) <?page no="9"?> Inhalt ix 4. Belegteil 4.1 Vorbemerkung. Allgemeine Hinweise 4.2 Anmerkungen zur Gestaltung des Belegteils 4.3 Belege 195 195 195 197 5. Literatur 253 6. Quellenverzeichnis 256 6.1 Vorbemerkung zum Z-Quellenverzeichnis 6.2 Verzeichnis der Primärquellen 6.3 Verzeichnis der Sekundärquellen 256 259 267 <?page no="11"?> Gabriele Hoppe/ Elisabeth Link Einführung in den Gegenstandsbereich 1. Vorwort Im Herbst 1985 wurde dem wissenschaftlichen Planungsgremium des Instituts für deutsche Sprache erstmals der Entwurf eines neuen Arbeitsvorhabens vorgelegt: Lexikalische Entlehnung unterhalb des Wortrangs im Deutschen als Gegenstand der lexikologisch-lexikographischen Wahrnehmung hat kaum germanistische Tradition. Das innovative Thema verdankt sich vielmehr der Entwicklung von Erkenntnissen, die im Zusammenhang mit einem verwandten, nur auf den ersten Blick wirklich anderen, seinerseits freilich seit langem bei wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Beobachtern der deutschen Sprache überaus beliebten Gegenstand gewonnen wurden, verdankt sich neueren und neuesten wissenschaftlichen Einsichten zur Wortentlehnung im Deutschen oder zum deutschen Fremdwort. Erst die in neuerer und neuester Zeit intensivierte und von ideologischen Vorannahmen freiere germanistische Beschäftigung mit dem Fremdwort hat die Wahrnehmung lexikalischer Entlehnung so verändert, daß Lehn- Wortbildung als wesentlicher Teilaspekt dieses Bereichs sichtbar werden konnte. Eine besondere Rolle auf diesem wissenschaftsgeschichtlichen Weg zur Lehn-Wortbildung spielte ein fremdwortlexikographisches Projekt, das nach etwa 70 Jahren Bearbeitungsdauer in den frühen 80ern seinen Abschluß fand. 1983 ging der letzte Artikelband (VI: U-Z) des „Deutschen Fremdwörterbuchs“ (DFWB) in Druck und damit ein jahrzehntelanges Kapitel wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem deutschen Fremdwortschatz vorerst zu Ende. 1 1 Inzwischen liegen von der Neubearbeitung des Werkes die ersten drei Bände vor: Deutsches Fremdwörterbuch. 2. Aull., völlig neubearbeitet im Institut für deutsche Sprache, Berlin/ New York 1995-1997. Bd. 1-3 (A-C). Bearbeitet von Gerhard Strauß (Leitung/ Redaktion), Elke Donalies (bis Bd. 2), Heidrun Kämper, Isolde Nortmeyer, Joachim Schildt (bis Bd. 2), Rosemarie Schnerrer, Oda Vietze Arbeitstitel: Gegenstand: „Lexikon der deutschen Lehn-Wortbildung“ Lexikalische Entlehnung unterhalb des Wortrangs im Deutschen gegenwarts- und entwicklungsbezogen <?page no="12"?> 2 Hoppe/ Link Begonnen von Hans Schulz (1913: Bd. I: A-K), fortgeführt von Otto Basler (1942: Bd. II: L-P; 1972: Bd. Ill, Lfg. 1: Q), weitergeführt von Gabriele Hoppe, Alan Kirkness, Elisabeth Link, Isolde Nortmeyer und Gerhard Strauß im Institut für deutsche Sprache (1977-1983: Bd. III, Lfg. 2 - Bd. VI: R-Z) war dieses „Deutsche Fremdwörterbuch“ zunächst in doppeltem Sinne in ergänzendem Bezug zum „Deutschen Wörterbuch“ der Brüder Grimm konzipiert: zum einen als kritisches Pendant hinsichtlich des Beschreibungsgegenstandes (Makrostruktur) Der von den Bearbeitern des „Deutschen Wörterbuchs“ nur eingeschränkt berücksichtigte exogene Wortschatz der sogenannten Fremdwörter sollte endlich die gleiche sprachwissenschaftliche und sprachhistorische Aufmerksamkeit finden wie das indigene Repertoire der „ererbten“, zumindest ausdrucksseitig lehneinflußfreien Wörter germanischen Ursprungs, das bis heute so oft mit dem deutschen Wortschatz gleichgesetzt wurde. Hatte sich doch der bei dieser Gleichsetzung verwendete puristische Begriff von „deutsch“ als unvereinbar mit einer empiriegestützten, einer objektiv-sachlichen und umfassenden Wahrnehmung der „wirklich geläufigen“ Wörter der deutschen Sprache erwiesen (vgl. A. Kirkness: Nachwort zum DFWB, DFWB Bd. VII (1988), 720fL). zum anderen als spätes Resultat genau der historischen Wortforschung, wie sie im 19. Jh. insbesondere von den Brüdern Grimm für ihr „Deutsches Wörterbuch“ als lexikographisches Instrument entwickelt worden war (Mikrostruktur) Das „Deutsche Fremdwörterbuch“ sollte seinen Gegenstand in derselben Weise auf empirischer Grundlage geschichtlich betrachten, wie das „Deutsche Wörterbuch“ dies für vor allem den indigenen Wortschatz begonnen hatte (vgl. A. Kirkness: Nachwort zum DFWB, ebd.). Seine Konzeption verdankte das „Deutsche Fremdwörterbuch“ weiterhin wie im Grunde alle Fremdwörterbücher dem allgemeinen Fremdwortverständnis und dessen auch wissenschaftlich nicht in Frage gestellter selbstverständlicher Annahme der Äquivalenz von Fremdwort und Lehnwort (als entlehntes, aus einer anderen Herkunftssprache übernommenes Wort), die ihrerseits die erfolgssichere Annahme der Möglichkeit enthielt, den deutschen Wortschatz ohne Rest in einen eindeutig indigenen und einen eindeutig exogenen Teil zerlegen und folglich durch Berücksichtigung beider Teile das Lexikon des Deutschen vollständig beschreiben zu können. Die Annahme der Äquivalenz von Fremdwort und Lehnwort erwies sich freilich im Laufe der Arbeit am „Deutschen Fremdwörterbuch“ als gleichfalls empiriefremde Fiktion; ohne die Retusche des Purismus ließ auch sie <?page no="13"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 3 sich nicht mehr halten. Erneute Ergänzung des lexikologischen und lexikographischen Forschungsprogramms erschien notwendig. Dem „Deutschen Fremdwörterbuch“ sollte nunmehr eine Darstellung der entlehnten prinzipiell gebundenen deutschen Wortbildungseinheiten (Lehnkombineme) und der zugehörigen Wortbildungsmuster zur Seite gestellt werden. Vorwiegend als Kombinationen solcher Lehnkombineme sei es mit anderen entlehnten, sei es mit nicht-entlehnten, also indigenen, deutschen Wortbildungseinheiten hatten sich nämlich nach und nach diejenigen Fremdwörter herausgestellt, die die angenommene Äquivalenz widerlegten: Produkte von „Lehn-Wortbildung“ auf der Grundlage eines sekundären deutschen Wortbildungssystems, Resultate kombinatorischer Wortbildung mit zumindest zum Teil entlehnten Wortbildungseinheiten, insbesondere solchen unterhalb des Wortrangs, und nach zumindest zum Teil entlehnten Wortbildungsmustern, ebensosehr deutsch (im Sinne von nicht-entlehnt) wie lexikalischen Entlehnungsprozessen offenkundig mittelbar verpflichtet. Neben die Lehnwörter unter den Resultaten von Entlehnungsprozessen, neben die Transferate lexikalischer Entlehnung im Wortrang, waren also die bisher von der germanistischen Forschung fast übersehenen - Lehnkombineme getreten, die Transferate unterhalb des Wortrangs. Ihre Anzahl ebenso wie ihre Leistungen schienen Lehn-Wortbildung sogar entgegen ihrem geringen Wahrnehmungsgrad als ein ganz signifikantes Phänomen deutscher Gegenwartssprache zu erweisen, und dies nicht etwa nur bezüglich der fachsprachlichen Varietäten oder gar irgendeiner Systemperipherie. Nahm man Lehn-Wortbildung jedoch zur Kenntnis, wurde damit zugleich offensichtlich, daß das deutsche Lexikon als die Gesamtmenge wortfähiger und nicht-wortfähiger lexikalischer Einheiten auch und nicht unerheblich in demjenigen Teilbereich als offen für ständiges Wachstum und stetige Veränderung - und zwar durch Entlehnung zu betrachten war, der traditionell eher als geschlossen und kaum veränderbar angenommen wurde. Mit der Ebene der Kombineme bzw. der (Wortbildungs-)Morphologie und mikrosyntaktischer Regularitäten nämlich tangiert entlehnungsbedingte Veränderung auch zumindest eine der Ebenen der deutschen Sprache, die traditionell zum indisponiblen Kern des Sprachsystems zählt. Darstellung von Lehn-Wortbildung mußte so in jedem Falle mehr sein als eine additiv sammelnde Kodifikation einzelner entlehnter Einheiten. Schon neben den abschließenden Arbeiten am „Deutschen Fremdwörterbuch“ (Bd. VII: QuellenVerzeichnis, Wortregister, Nachwort: 1988) begann in dessen Tradition und dessen Grundannahmen zugleich korrigierend eine Arbeitsgruppe „Lehn-Wortbildung“ im Institut für deutsche Sprache mit dem neuen Vorhaben. Das Kernteam entstammte dem Fremdwörter- <?page no="14"?> 4 Hoppe/ Link buchteam, weitere Mitarbeiter kamen hinzu: Gabriele Hoppe, Micha«! Kinne (seit 1986), Alan Kirkness (Mitarbeit und Leitung bis 1986), Elisabeth Link (Leitung von 1986 bis 1993), Isolde Nortmeyer, Günter Dietrich Schmidt (seit 1982/ 1983 bis 1992). Finanzielle Unterstützung fand das Projekt von Anfang an bei der DFG. Ihre ersten Überlegungen zur Entlehnung mit entlehnten Wortbildungseinheiten veröffentlichten die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe, unterstützt von Wolfgang Rettig, 1987 in einem Forschungsbericht: Hoppe, Gabriele/ Kirkness, Alan/ Link, Elisabeth/ Nortmeyer, Isolde/ Rettig, Wolfgang/ Schmidt, Günter Dietrich: Deutsche Lehnwortbildung. Beiträge zur Erforschung der Wortbildung mit entlehnten WB-Einheiten im Deutschen, Tübingen 1987 (Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache, Bd. 64), im Folgenden zitiert als ‘Forschungsbericht zur deutschen Lehnwortbildung (1987)’. Das Schlußkapitel 11 dieses Forschungsberichts enthält die in gemeinsamer Diskussion erarbeitete und der Arbeit des Teams zugrunde liegende lexikologische und lexikographische Konzeption für ein „Lexikon der deutschen Lehn-Wortbildung“. Bis Anfang 1993 wurden im Rahmen dieser synchron-diachronen Konzeption auf einer breiten empirischen Materialbasis von textgestützt vorfindbaren entlehnten und lehngebildeten Kombinationen zahlreiche Lehnkombineme und die zugehörigen Wortbildungsregularitäten in unterschiedlicher Detailliertheit und Aspektgewichtung untersucht und in monographieähnlichen „Lexikonartikeln“ beschrieben. Aus Gründen der Materialverfügbarkeit galt die Hauptaufmerksamkeit dabei den Präfixen bzw. solchen Einheiten, die im Rahmen des Projekts als Präfixe betrachtet wurden (ant(i)-), par(a)-, pro--, ex--, hyper-, mega-, super-, supra-, top--, neo-, post-, prä--, inter-, trans-, tele--, Ethnika); daneben wurden die sogenannten Konfixe unterschiedlicher Realisationstypik mit in den Blick genommen (initial und terminal: <PHON> ; <PHIL>, <THERM>; nur initial: audi(o)-, video--, bio-, ök(o)-)-, ganz selektiv wurden auch Suffixe behandelt bzw. Einheiten, die im Rahmen des Projekts als Suffixe betrachtet wurden (-esk, -itis, -(o)thek). 2 Neben und teilweise quer zur morphosyntaktischen Kategorie spielten semantische Relationen in umrißhaft erschlossenen lexikalischen Paradigmen (Wort- und Kombinemfelder) eine Rolle bei Auswahl und Darstellung der 2 Die Untersuchungen zu anifi)-, pro-, <PHIL>und -(o)ihek werden in der Reihe „amades“ des Instituts für deutsche Sprache sukzessive veröffentlich. Bisher erschienen ist eine Teiluntersuchung zu <PHON>: Gabriele Hoppe: Herausbildung und Integration des Submusters ETHNIKA + -(o)phone/ -(o)phonie im Französischen und Stellung des analogen Musters im Lehn-Wortbildungssystem des Deutschen, „amades“ Nr. 0 (Februar 1998). <?page no="15"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 5 zentralen Lemmata. Aufgrund ihrer semantischen Verwandtschaft fand so auch eine ganze Reihe von Lehnkombinemen Beachtung, denen keine ausführliche eigene Untersuchung gewidmet werden konnte. Sie wurden als Bezugsgrößen der eigentlichen Beschreibungsgegenstände mitbehandelt. Die Untersuchungen brachten freilich nicht nur Erkenntnisse über Funktion und Geschichte spezieller lexikalischer Einheiten. Im Laufe der Arbeiten mehrten und modifizierten sich auch die allgemeineren Erkenntnisse zur Lehn-Wortbildung, beispielsweise über Kategorien von Lehn- Wortbildungseinheiten und -produkten, über Typen von Bildungsmustern und Integrationsprozessen, über entlehnte lexikalische Strukturen und Entlehnungsschübe. Weiterentwickelt wurde auch die Terminologie, insbesondere in den Bereichen, in denen das Projekt Neuland betreten hatte (z.B. beim Konfix). Nicht zuletzt wandelte sich mehrfach die lexikographische Darstellungsform, die der empirisch manifesten Komplexität des nach und nach als relevant Erkannten gerecht zu werden suchte. Die Einsicht in die außerordentliche Komplexität des angegriffenen Sprachphänomens nämlich wurde über die Erwartungen hinaus zu einem Ergebnis der Projektarbeit. War es auch erklärte Konzeption gewesen, die einfachen Schwarz-Weiß-Lösungen hinter sich zu lassen, überraschte dann doch oft der Grad der historisch feststellbaren Vielschichtigkeit. Die fundamentale Komplexität des zunehmend sich erschließenden Phänomens „Lehn-Wortbildung“ zwischen Lexikon und Syntax, zwischen Regularität und Idiosynkrasie, zwischen Entlehnung und systematischer Funktion und ganz besonders zwischen Sprachen, Zeiten, Kulturen, Gesellschaften und „Sach“-Welten so adäquat wie möglich „abzubilden“, schälte sich demnach als die erste zentrale Aufgabe des Projekts heraus. Die zweite zentrale Aufgabe war es, der rein numerischen Fülle der zu erfassenden bzw. zu recherchierenden Daten Herr zu werden: Die deutsche Fach-, Wissenschafts- und Bildungssprache erwies sich einerseits in ungeahntem Ausmaße reich an entlehnten und lehngebildeten Kombinationen, die so oder so in die Untersuchung einzubeziehen waren; die empirische Textbasis zu ihrer Einordnung und Beschreibung dagegen war lückenhaft, lexikographisches Wissen über sie praktisch nicht vorhanden, anders als z.B. im Englischen oder Französischen, wo die großen auch historischen - Wörterbücher eine immense Zahl von Fach- und Wissenschaftstermini sowie Bildungswörtern erfassen und sie empiriegestützt (anhand von Belegen) ebenso synchron (in ihrer systematischen gegenwärtigen Funktion) wie diachron (in ihrer Etymologie/ Genese und Geschichte) darstellen. Die jetzt vorgelegten Bände der „Beiträge zur Lehn-Wortbildung“ (Gabriele Hoppe: Das Präfix exsowie Isolde Nortmeyer: Die Präfixe inter- und Irans- und Michael Kinne: Die Präfixe neo-, post- und pro- (diese Bände erscheinen alle in der Reihe Studien zur deutschen Sprache (SDS). Forschungen des Instituts für deutsche Sprache. Hrsg. v. Bruno Strecker, <?page no="16"?> 6 Hoppe/ Link Reinhard Fiehler und Hartmut Schmidt), bilden mit detaillierten Studien zu sechs initialen Lehnkombinemen ein wichtiges lexikographisches Ergebnis des Projektzusammenhangs. Weitere Arbeiten werden in der Reihe „amades“ des Instituts für deutsche Sprache folgen; darüber hinaus stehen das gewonnene Wissen über Lehn-Wortbildung ebenso wie die vorhandenen lexikographischen Ausarbeitungen zu Lehnkombinemen der 1990 im Institut für deutsche Sprache begonnenen Neubearbeitung des „Deutschen Fremdwörterbuchs“ zur Verfügung, das initiale Lehnkombineme (und deren Kombinationen) zumindest in Auswahl lemmatisiert. Zu danken für stetige Unterstützung, weiterführende Vorschläge und hilfreiche Kritik hat die Arbeitsgruppe „Lehn-Wortbildung“ ihrem Wissenschaftlichen Beirat, dem Johannes Erben, fManfred Höher, Horst Haider Munske und, als Vorsitzender, Peter v. Polenz angehörten. Ihre Forschungen haben das Projekt „Lehn-Wortbildung“ mitangeregt und in der Folge konstruktiv beeinflußt. Der Dank der Gruppe gilt weiterhin Alan Kirkness (jetzt Auckland/ Neuseeland), der das Projekt in der Frühphase leitete und bis heute von den Antipoden sogar mit Aufmerksamkeit, Interesse und Ermutigung begleitet; Wolfgang Rettig, der an der Projektarbeit 1984/ 85 als Gast teilnahm und auch in den späteren Jahren beratend zur Seite stand; Joachim Bahr, der aus seiner langjährigen Erfahrung beim Deutschen Wörterbuch in Göttingen so manchen konkreten lexikographischen Hinweis gab; Gerhard Stickel und Rainer Wimmer, die die Arbeiten zur Lehn-Wortbildung über Jahre hinweg mitgetragen haben; Gisela Harras und Hartmut Schmidt, die das Projekt in verschiedenen Zeitphasen berieten und unterstützten. Zu danken haben die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Projekts auch ihren studentischen Mitarbeitern Edeltraud Häseler, Frank Eggensperger, Claudia Grolms und zuletzt Matthias Finger, die auf unterschiedlichste Weise durch systematische Auswertung von ca. 90 Wörterbüchern („Buchungsgeschichte“), durch Beschaffung von Belegtexten oder bibliographischen Details, durch Erstellung von Listen und Registern u.ä. mehr die Infrastruktur der lexikologisch-lexikographischen Arbeit zu sichern halfen und ohne deren Unterstützung die vorliegenden Ergebnisse nicht möglich gewesen wären. Zu danken hat die Arbeitsgruppe „Lehn-Wortbildung“ aber auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie den DFG-finanzierten studentischen Hilfskräften Christian Finkbeiner, Petra Teutsch, Dagmar Krebaum und noch einmal - Claudia Grolms, die zum Teil über Jahre hinweg die mühevolle Kleinarbeit der wortbildungsgerechten Feinsortierung des zunächst über weite alphabetische Strecken noch ungeordnet vorliegenden historischen Belegmaterials (Schulz-Baslersches Wortarchiv zum Fremdwortschatz) leisteten. Sie haben in der Zeit von 1987-1991 den aus <?page no="17"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 7 Tausenden von Quellen angesammelten Reichtum an Referenzen alphabetisch und wortbildungsbezogen in einer einheitlichen Kartei zugänglich gemacht und in maschinenlesbaren Stichwortlisten erfaßt. Ihre Geduld und die sorgfältige Einhaltung der im Rahmen des Projekts nach langer Unterbrechung der Sortierarbeiten neu entwickelten feineren Sortierprinzipien haben ebenso wie die großzügige finanzielle Hilfe der DFG den Abschluß dieser Arbeiten und die Öffnung des Archivs für eine breitere wissenschaftliche Öffentlichkeit erst ermöglicht. War die Ordnung der Belegsammlung in den Jahren seit 1974 ebenfalls mit Hilfe der DFG zunächst nur für das „Deutsche Fremdwörterbuch“ (R-Z) begonnen worden, kommt sie jetzt nicht nur der Erforschung der Lehn-Wortbildung und der Neubearbeitung des „Deutschen Fremdwörterbuchs“ (A-Q) im Institut für deutsche Sprache zugute, sondern auch anderen sprachhistorisch orientierten Untersuchungen oder lexikographischen Vorhaben. Nutzen hatten die Mitarbeiter des Projekts „Lehn-Wortbildung“ umgekehrt auch von der ergänzenden Belegexzerption, die seit 1990 im Zuge der Neubearbeitung des „Deutschen Fremdwörterbuchs“ stattfindet. Dank gesagt für diese Erweiterung des Schulz-Baslerschen Belegmaterials sei hier deshalb auch den Kollegen des Nachbarprojekts. Karin Laton, Erna Kaehler, Sigrid Ziehr und Elke-Laura Ott, die die Mitarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten bei der Erstellung der Manuskripte unterstützten, sei ebenfalls herzlich gedankt. Der Dank der Autoren gilt auch allen Institutionen und Arbeitsstellen, die die Arbeit des Projekts durch Überlassung von Belegmaterial unterstützt haben: der Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden der Arbeitsstelle des „Anglizismen-Wörterbuchs“, Paderborn, und insbesondere dessen Begründer und langjährigem Bearbeiter fBroder Carstensen, der das Projekt „Lehn-Wortbildung“ stets mit Interesse begleitete dem Bundessprachenamt, Hürth Gedankt sei auch all den Mitarbeitern der großen und kleineren Bibliotheken im gesamten deutschen Sprachraum, die uns bei der Belegsuche und Quellenverifizierung ganz uneigennützige Hilfe geleistet haben. Schließlich danken wir allen, die mit der Publikation der Monographien zur Lehn-Wortbildung befaßt waren: Monika Kolvenbach, Ulla Blum und Claus Hoffmann sowie den Herausgebern der Reihe. <?page no="18"?> 8 Hoppe/ Link 2. „Lexikon der deutschen Lehn-Wortbildung“: Programm und Realisierung Das 1986 begonnene Forschungsvorhaben basierte in seinem Kern auf folgenden empirisch gewonnenen Einsichten zum Forschungsbereich „lexikalische Entlehnung (im Deutschen)“ - Nicht alle sogenannten Fremdwörter sind Lehnwörter/ Lehnlexeme (im Sinne von „entlehnte, aus einer andern Herkunftssprache ins Deutsche übernommene Wörter/ Lexeme“) - Viele sogenannte Fremdwörter sind Produkte von Lehn-Wortbildung als einem „sekundären deutschen Wortbildungssystem“, d.h. innerhalb des Deutschen gebildete Kombinationen mit zumindest zum Teil entlehnten Wortbildungseinheiten und nach zumindest zum Teil entlehnten Wortbildungsmustern und -regularitäten - Viele Lehn-Wortbildungsprodukte sind Kombinationen mit entlehnten Kombinemen/ Lehnkombinemen, d.h. Kombinationen mit entlehnten prinzipiell gebundenen Wortbildungseinheiten - Lehnkombineme als entlehnte prinzipiell gebundene Wortbildungseinheiten sind weitestgehend unerforschte lexikalische Einheiten, für die gleichwohl großer Beschreibungsbedarf besteht - Beschreibung für die sprachwissenschaftliche Fachöffentlichkeit ebenso wie für weitere Kreise von Interessenten Diesen Einsichten und dem so bestimmten Bedarf sollte das Forschungsvorhaben „Lexikon der deutschen Lehn-Wortbildung“ begegnen. Die Konzeption des geplanten Lexikons beschrieb das Projektziel folgendermaßen: „Ziel des Lexikons ist es, auf der Grundlage einer umfangreichen sprachlichen Datenbasis die funktionalen und genetischen (Ausdrucks- und Inhalts-jStrukturen der Lehnwortbildung im Deutschen detailliert zu beschreiben und damit eine wichtige Komponente im wissenschafts- und bildungssprachlichen, aber auch generell im gemeinsprachlichen Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache wissenschaftlich zur Kenntnis zu nehmen und darzustellen. Dieser Wortschatz ist ähnlich wie etwa der englische oder französische etymologisch betrachtet vielfach auf Entlehnung, speziell auf Entlehnung von gebundenen lexikalischen Einheiten aus den klassischen Sprachen zurückzuführen.“ (Forschungsbericht zur deutschen Lehnwortbildung 1987, 442). Damit wurde ein Programm formuliert, das erstmals in größerem Umfang lexikalischer Entlehnung nicht wie lange Zeit fast ausschließlich üblich lexemzentriert nachzugehen suchte. Bei lexemzentrierter Betrachtung von Entlehnung kommt Lehn-Wortbildung, wenn überhaupt, nur nachrangig und insofern in den Blick, als im <?page no="19"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 9 Deutschen gebildete Kombinationen mit deutschen Lehnwörtern im Rahmen von deren Beschreibung (z.B. in Fremdwörterbüchern) mitbeschrieben und auf diese Weise Integrationsprozesse von entlehnten Lexemen sichtbar gemacht werden. Produkte so betrachteter Lehn-Wortbildung sind Ergebnisse eines zumindest zweiphasigen sprachhistorischen Prozesses mit folgender Grundstruktur: eines primären Prozesses der Lexementlehnung sowie eines sekundären Prozesses der kombinatorischen Wortbildung. Dabei spielt für die grundsätzliche faktische Feststellung eines sekundären Prozesses der Lehn-Wortbildung weder die etymologische Herkunft der Konstituenten, die zu einem Lehnlexem treten, noch deren kategorielle Zuordnung eine besondere Rolle. Objekte des Gegenstandsbereichs sind bei lexemzentrierter Betrachtung Zusammensetzungen von Lehnwörtern mit weiteren exogenen Lexemen ebenso wie solche mit indigenen Lexemen, sind Kombinationen von Lehnwörtern mit Lehnkombinemen (Affixen oder Konfixen) ebenso wie solche mit indigenen Kombinemen (fast ausschließlich Affixen). Als Gradmesser von Integration dürften dann freilich die Kombinationen mit indigenen Affixen am höchsten zu bewerten sein. Dieser Bereich von Lehn-Wortbildung zu Lehnwörtern, die Produktion von deutschen Wortneubildungen, besonders Ableitungen, zu vorhandenen zuvor entlehnten Lexemen in zahlreichen Varietäten des Deutschen, insbesondere in Fach-, Wissenschafts- und Bildungssprache, ist als eigenständiger Bereich ein durchaus wichtiger und notwendiger Untersuchungsgegenstand. Er ist dabei zugleich ein relativ leicht zugänglicher Untersuchungsgegenstand, da er naturgemäß vorwiegend dort aufgefunden werden kann, wo Lehnwörter ohnehin schon einen relativ hohen, zur Lehn-Wortbildung disponierenden und durch Lehn-Wortbildung dann weiter verstärkten Integrationsgrad und also in deutschen Texten eine relativ hohe Verwendung aufweisen, der sie u.a. auch als Lemmata eines traditionell lexemzentriert angelegten - Fremdwörterbuchs geeignet erscheinen läßt. Die Quellen, die ein Lehnwort dokumentieren, dürften oft auch am ehesten seine Zusammensetzungen und Ableitungen belegen. Ein solcher auf Lexementlehnung konzentrierter Ansatz vernachlässigte jedoch in der Regel, perspektivisch notwendigerweise, die Bildungsmuster und vor allem die gegebenfalls zur Lehn-Wortbildung verwendeten ebenfalls entlehnten Kombineme, sofern sie nicht eben zur Erläuterung eines Lehnlexems (über dessen Kombinationen) erforderlich waren. Trotz vorhandener Vorbilder besonders aus der Lexikologie und Lexikographie des Französischen wurde diesem Bereich in der Lexikologie und Lexikographie des Deutschen kaum eigene Aufmerksamkeit geschenkt. Bis in neuere und neueste Zeit hatte kombinemzentrierte Betrachtung von Entlehnung nicht einmal den Status eines Desiderats. In deutschen Wortbildungslehren und breiteren Bestandsaufnahmen deutscher Wortbildung, sofern überhaupt wahrgenommen, als völlig peripher eingestuft, war sie Gegenstand nicht ei- <?page no="20"?> 10 Hoppe/ Link ner einzigen systematischen Untersuchung. Fremdwörterbücher des Deutschen lemmatisierten Kombineme in der Regel nicht. Bei kombinemzentrierter Betrachtung von Entlehnung kommt Lehn- Wortbildung vorrangig in den Blick, und zwar insofern als deutsche Lehnkombineme und ihre regulären semantisch-syntaktischen Verwendungsmuster zwar auf der erläuternden Grundlage der zugehörigen lehngebildeten und entlehnten Kombinationen, gleichwohl direkt und nicht nur zu deren Erläuterung beschrieben werden. Produkte so betrachteter Lehn- Wortbildung sind Ergebnisse eines wiederum zumindest zweiphasigen sprachhistorischen Prozesses mit nunmehr folgender Grundstruktur: eines primären Prozesses der (im allgemeinen über die Entlehnung von Kombinationen und nachfolgende Rekombination im Deutschen) vermittelten oder (selten) unvermittelten Kombinementlehnung sowie eines sekundären Prozesses der Wortbildung. Dabei spielt die etymologische Herkunft oder die Kategorie der Konstituenten, die zu einem Lehnkombinem treten, wiederum keine entscheidende Rolle für die grundsätzliche faktische Feststellung eines fraglichen Wortbildungsprozesses. Relevant sind Lehnkombineme, insofern sie mit Lehnwörtern/ Fremdwörtern kombiniert werden ebenso wie mit indigenen Lexemen, mit anderen Lehnkombinemen ebenso wie mit indigenen Kombinemen. Kombinemzentrierte Betrachtung von Entlehnung interessiert sich also zunächst für Funktion (Ausdruck/ Inhalt) und Geschichte entlehnter prinzipiell gebundener Wortbildungseinheiten. Sie will klären, wie, wann und warum diese Kombineme mit entlehnten oder nichtentlehnten anderen Wortbildungseinheiten (Wörtern/ Kombinemen) im Deutschen verwendet werden bzw. wurden zur Produktion neuer (Fremd-)Wörter oder zumindest als „aktive“, „vitale“ Analyse- und Motivationseinheiten transparenter Lehnwörter, für die in der Sprachgemeinschaft aufgrund ihrer synchron-vertrauten Wortstruktur wohl oft unabhängig von den jeweiligen historischen Fakten die Unterstellung prozeßhaft-diachroner deutscher Wortgebildetheit gelten dürfte. Synchron stehen aber insbesondere auch unterschiedliche strukturelle Typen formaler und inhaltlicher Lehn- Wortbildungsmuster im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, diachron verschiedene Typen der Musterentwicklung. Synchron und diachron geht es also stets um mehr als um eine hinsichtlich des indigen vorhandenen Lexikons rein additive Aufzählung und Kommentierung zusätzlicher exogen begründeter lexikalischer Einheiten des Deutschen. Es geht um strukturelle, tiefere Systembereiche tangierende Erweiterungen und Veränderungen des Deutschen durch Integration eines sekundären Wortbildungssystems, um Veränderungen und Erweiterungen morphologischer, mikro- <?page no="21"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 11 syntaktischer und semantisch-paradigmatischer Möglichkeiten und Regularitäten. Lehnwörter, speziell kombinierte Lehnwörter, die sich einem Wortbildungsprozeß einer Herkunftssprache, nicht des Deutschen, verdanken (s.o.), können dabei eine wichtige Rolle spielen als Leitwörter einer Mustergenese, als Analogievorbilder o.ä., aus denen das fragliche Kombinem auf dem Wege der Rekombination seinen Weg in die reguläre Kompetenz der deutschen Sprachgemeinschaft, in die systematische Verfügbarkeit für die deutsche Gegenwartssprache gefunden hat. Kombinemzentrierte Betrachtung von Entlehnung ist folglich im allgemeinen nicht möglich ohne genaue Untersuchung der Wortentlehnungsfälle und -Situationen. Lehn-Wortbildung mit Hilfe entlehnter Kombineme und der zugrundeliegenden Verwendungsmuster ist freilich keineswegs ein einfach zugänglicher Untersuchungsgegenstand. Sind doch die entlehnten und lehngebildeten - Kombinationen, auf deren Grundlage Kombineme und ihre Verwendungsmuster erst beschrieben werden können, nur in wenigen Fällen bisher lexikologisch und lexikographisch insbesondere auch historisch dokumentiert. Dies nicht nur, weil die Lexikographie des Deutschen lange Zeit puristischen Einschränkungen unterlag, sondern vor allem weil keineswegs die Mehrzahl der relevanten Kombinationen als hoch- oder wenigstens gutlexikalisierte Lexeme der deutschen Standardsprache zu gelten hätte. Nur in Einzelfällen ist einerseits die Vielzahl fach-, wissenschafts- und bildungssprachlicher Termini, unter denen besonders viele musterentwicklungsfördernde Lehnlexeme und oft frühe Lehn- Wortbildungsprodukte zu linden sind, historisch untersucht. Praktisch keinerlei historische - Dokumentation widmet sich andererseits den zahllosen situativen Ad-hoc-Bildungen, die zwar als ganze eher syntaktische als lexikalische Einheiten darstellen, die aber dabei umso mehr die Lexikalisierung ihrer produktiven Bestandteile, ihrer Wortbildungseinheiten evident machen. Der weiße Fleck auf der Landkarte lexikologischen und lexikographischen Wissens beginnt dabei schon mit der Material- und Quellenfrage. Das Projekt „Lexikon der deutschen Lehn-Wortbildung“ hatte sich also eine ebenso dringliche wie schwierige Aufgabe gestellt. Das im ‘Forschungsbericht zur deutschen Lehnwortbildung’ (1987, 442) aufgestellte, oben zitierte Programm der detaillierten synchronen und diachronen lexikographischen Darstellung von Lehn-Wortbildung im Deutschen, d.h. Darstellung der Entstehung und der Systemstruktur des sekundären deutschen Wortbildungssystems (im Sinne eines Systems kombinatorischer Wortbildung) anhand der synchronen und diachronen Beschreibung von lexikalischen Einheiten, war nun freilich so umfassend und generell formuliert, daß ihm bis heute nichts hinzuzufügen wäre. Ebenso- <?page no="22"?> 12 Hoppe/ Link wenig erwies es sich hat man ohne Ansehen der Machbarkeit das wissenschaftliche Optimum im Auge als abschwächbar, aus inhaltlichen Gründen und hinsichtlich inhaltlicher Aspekte, und sei es auch nur in Teilen. Bei der Realisierung des Programms, in der Forschungspraxis, war es deshalb unumgänglich, Wünschenswertes am Möglichen und nicht zuletzt an vorhandener personeller und zeitlicher Kapazität zu messen. Daraus resultierte eine Konzentration der Untersuchungen und insbesondere der lexikographischen Darstellung auf ausgewählte lexikalische und strukturelle Ausschnitte aus dem gesamten Beschreibungsgegenstand („funktionale und genetische Ausdrucks- und Inhaltsstrukturen der Lehnwortbildung im Deutschen“), die die typischen Charakteristika einer ganzen Reihe oder sogar Klasse von Lehn-Wortbildungsphänomenen aufwiesen und die deshalb als exemplarische Objekte intensiver Aufmerksamkeit und detaillierter Präsentation für die an sprachgeschichtlicher und sprachsystematischer Grundlagenforschung interessierte Fachöffentlichkeit geeignet schienen. Insofern lösen die seit 1987 erzielten lexikographischen Ergebnisse in der Tat den im ‘Forschungsbericht zur deutschen Lehnwortbildung’ (1987, 442) im Zusammenhang mit dem zitierten Programm erhobenen Anspruch ein, mit Hilfe grundlegender textgestützter Dokumentation zur Erweiterung des Sprachwissens (nicht nur von Germanisten oder Linguisten) beizutragen. Eine Förderung der Sprachkenntnis durch Verfügbarmachung von „sprachlichen Gebrauchsregelformulierungen“, wie sie dort gleichfalls in Aussicht gestellt wurde, kann freilich nur in den Grenzen der dargestellten Ausschnitte stattfinden. Ein Gebrauchswörterbuch „zur Unterstützung“ von Sprachteilhabern „in kommunikativen Problemsituationen, bei Textrezeption und -Produktion“ ist aufgrund der Entscheidung für die grundlegende und detaillierte, nicht aber umfassend-vollständige, vielmehr exemplarische Untersuchung und Beschreibung von synchronen und diachronen Strukturen nicht entstanden. Als Basis weiterer anwendungsorientierter bzw. didaktischer Aufbereitung des Forschungsgegenstandes für weitere Kreise von Interessenten (z.B. für andere Lexikographen, für Übersetzer oder Terminologen sowie für die Gesamtheit der sogenannten gebildeten Laien) können die erarbeiteten „Lexikonartikel“ jedoch jederzeit dienen. Nicht zuletzt lassen sie auch erkennen, welche Aspekte in einer anwendungsorientierten und daher möglichst nicht über Jahrzehnte zu erarbeitenden lexikographischen Darstellung zu meiden wären, da ihre Untersuchung einen engen zeitlichen Rahmen offenbar notwendig sprengt. <?page no="23"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 13 3. Beschreibung des Gegenstands 3.1 Grundlage für die Gegenstandsbeschreibung: Materialbasis Für die synchron/ diachrone Beschreibung der Lehn-Wortbildungseinheiten wurden als Quellenmaterial benutzt Textcorpora und Belegsammlungen des Instituts für deutsche Sprache die maschinenlesbaren, mittels COSMAS für linguistische Recherchen unterschiedlichster Art aufbereiteten Textcorpora des Instituts für deutsche Sprache (CK). Sie enthalten überwiegend Texte, die der geschriebenen Gemeinsprache, insbesondere der Bildungsprache des heutigen Deutsch zuzurechnen sind. Texte anderer deutscher Varietäten, z.B. im engeren Sinne fachsprachliche Texte, sind ebenso wie Texte älterer deutscher Sprachstufen nur in wesentlich geringerem Maße einbezogen. Beschreibungen der Teilcorpora einschließlich der zugehörigen Quellenverzeichnisse liegen maschinenlesbar und abrufbar bei der „Arbeitsgruppe Korpustechnologie“ des Instituts für deutsche Sprache vor. die Schulz-Baslersche Belegsammlung (SB). Die von Hans Schulz und Otto Basler als Materialbasis für das historische „Deutsche Fremdwörterbuch“ (DEWS) angelegte, vom Institut für deutsche Sprache übernommene und im Zusammenhang der 1990 begonnenen Neubearbeitung des „Deutschen Fremdwörterbuchs“ seither fortlaufend ergänzte Belegsammlung enthält in chronologischer und textsortenspezifischer Streuung Belege zum deutschen Wortschatz, insbesondere zu standardsprachlichen Fremdwörtern des (früh-)neuhochdeutschen Zeitraums (von ca. 1300 bis zur Gegenwart). Das Quellenverzeichnis zu den älteren Teilen der Schulz-Baslerschen Belegsammlung wurde 1984 als Quellenverzeichnis des „Deutschen Fremdwörterbuchs“ (= Bd. VII Lfg. 1) publiziert. Eine typologische Beschreibung des Schulz-Baslerschen Quellenmaterials und weitere Hinweise zu diesem Teil der Materialbasis finden sich u.a. im 1988 erschienenen Nachwort zum „Deutschen Fremdwörterbuch“ (= Bd. VII Lfg. 4), insbesondere 804f. - Deutsches Fremdwörterbuch. Begründet von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler, weitergeführt im Institut für deutsche Sprache. Bd. VII: Quellenverzeichnis, Wortregister, Nachwort. Hrsg, von Alan Kirkness. Berlin/ New York 1988 Eine typologische Beschreibung der in neuerer Zeit zusätzlich exzerpierten Quellen sowie Hinweise auf das im Rahmen der Neubearbeitung des „Deutschen Fremdwörterbuchs“ überarbeitete und erheblich ergänzte Quellenverzeichnis finden sich in Bd. 1, 42ff. <?page no="24"?> 14 Hoppe/ Link projekteigene Belegsammlung (z). Die Materialbasis der einzelnen Studien zu Lehnkombinemen wurde durch kombinembzw. kombinationsbezogene eigene Exzerptionen der Mitarbeiter erweitert. Diese Belege und auch weitere, die allgemeiner projektbezogener Exzerptionstätigkeit der Mitarbeiter entstammen, sind in einer speziellen Kartei („Zettelkasten“) erfaßt. Als Quellen erscheinen dabei Texte beliebiger Art, Gesetzestexte ebenso wie Werbeanzeigen, Romane wie Wörterbücher, Zeitungsartikel wie Fachliteratur usw. Das Verzeichnis der Quellen, denen diese Belege entstammen, ist maschinenlesbar im Institut für deutsche Sprache verfügbar. Eine Publikation des gesamten Quellenverzeichnisses zum Teilarchiv „Z“ ist derzeit nicht vorgesehen. Soweit die Untersuchung und Beschreibung einzelner Kombineme sich jedoch in höherem Maße auf individuell und spezifisch herangezogene Quellen stützt, wird ein entsprechendes Teilquellenverzeichnis zusammen mit der Studie zu dem jeweiligen Kombinem publiziert. Textcorpora und -belegsammlungen anderer Institutionen das mehrsprachige (Dt.-Engl., Dt.-Erz., Dt.-Russ.), vorwiegend aus Ubersetzungszusammenhängen und -texten hervorgegangene maschinenlesbare Wörterbuch LEXIS (Stand 1984) des Bundessprachenamts (BSPA), das vor allem neuere und neueste fachsprachliche Termini unterschiedlichster Varietäten enthält. die Belegsammlung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), Wiesbaden, die vor allem neuere und neueste Neologismen enthält die Anglizismensammlung von Broder Carstensen (CARSTENSEN) Wörterbücher - Ca. 90 projektbezogen ausgewählte Sprach- und Sachwörterbücher des Deutschen sowie des Englischen und Französischen wurden systematisch als besondere (Primär-)Quellengruppe bzw. als (Sekundär-)Informationsbasis ausgewertet. Die Zusammenstellung aller erkennbar und auffindbar auf ein bestimmtes Lehnkombinem bzw. seine Kombinationen sowie auf dessen englische/ französische Äquivalente und deren Kombinationen bezogenen Textsegmente aus diesen Wörterbüchern bildete die sog. „Buchungsgeschichte“ eines Kombinems (BG). (Zur Tradition des lexikographischen Instruments „Buchungsgeschichte“ vgl. A. Kirkness: Nachwort zum DFWB in Bd. VII, 1988, 809f. u.ö.). Eher unproblematisch erkennbar und auffindbar waren dabei jeweils diejenigen Textsegmente, die initiale Kombineme und deren Kombinatio- <?page no="25"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 15 nen betrafen, da diese über die fast ausschließlich alphabetische Ordnung der ausgewerteten Nachschlagewerke leicht auffindbar waren. Schwieriger, fehleranfälliger und im Ergebnis lückenhafter war die Suche naturgemäß bei denjenigen Textsegmenten, die z.B. terminale Kombineme und deren Kombinationen betrafen. Die geregelte und durch dokumentative Vorarbeiten von Seiten studentischer Mitarbeiter erleichterte Nutzung der beschriebenen Grundmenge von Nachschlagewerken war für die Untersuchung und lexikographische Beschreibung aller Lemmata verbindlich. Für die Untersuchung und Beschreibung bestimmter Lemmata wurde sie bei Bedarf in individueller Initiative der einzelnen Lexikographen durch die gezielte Nutzung weiterer Textsegmente aus diesen Wörterbüchern oder weiterer Wörterbücher ergänzt (vgl. oben zur projekteigenen Belegsammlung (Z)). In synchroner wie in diachroner Perspektive erweitern die in diesem Zusammenhang herangezogenen Wörterbücher des Deutschen vor allem die Belegbasis für die lemmatisierten Lehnkombineme sowie für die zugehörigen Kombinationen um teilweise hochinteressante Belege eines bestimmten metakommunikativen Typs. Gegenwart und Geschichte von Kombinemen und Kombinationen wird in Kenntnis der Spezifik der Textsorte Wörterbuch beleuchtet anhand von Gegenwart und Geschichte ihrer lexikographischen Buchungen. Die verwendeten Sachwörterbücher gleichen dabei in gewissem Rahmen die weitgehende Fachwortabstinenz deutscher Sprachwörterbücher aus, die dazu geführt hat, daß viele projektrelevante Lehnwörter und Lehn-Wortbildungsprodukte dort nicht als Lemmata erscheinen. Die Auswertung von Wörterbüchern des Englischen und Französischen hinsichtlich der Existenz und der Genese/ Geschichte von Äquivalenten zu deutschen Lehnkombinemen und deren Kombinationen macht es überdies möglich, Lehn-Wortbildung zumindest auf dem Niveau der lexikographisch erfaßten Lexikalisierungen und eingeschränkt auf die zentralen Vergleichs-, Vermittler- und Herkunftssprachen unter den modernen Sprachen im europäischen Zusammenhang zu betrachten. In einem ersten Ansatz konnten dabei durch die bloße Dokumentation von romanistischem und anglistischem lexikalischem Wissen sogar sprachvergleichende Aspekte in Untersuchung und Beschreibung des deutschen Forschungsgegenstandes eingebracht werden. Diesen Dokumentations- und Erkenntnisabsichten entsprechend wurde jeweils eine begründet ausgewählte Menge folgender Klassen von Nachschlagewerken ausgewertet: I) la) Wörterbücher des Deutschen Ältere Sprachstadien des Deutschen (bis 1945/ 50) aus synchroner oder diachroner Perspektive dokumentierende Wörterbücher <?page no="26"?> 16 Hoppe/ Link laa) Deutsch-lateinische Wörterbücher des 16. - 18. Jahrhunderts lab) Einsprachige allgemeine deutsche Wörterbücher seit ca. 1600 lac) Altere Fremdwörterbücher des Deutschen (16. bis früheres 20. Jahrhundert) lad) Ältere Fachwörterbücher des Deutschen (1. Hälfte des 20. Jahrhunderts) lb) Deutsche Gegenwartssprache (seit 1945/ 50) dokumentierende Wörterbücher lba) Allgemeine Wörterbücher des gegenwärtigen Deutsch lbb) Moderne Fremdwörterbücher des Deutschen lbc) Moderne Fachwörterbücher des Deutschen lc) Etymologische Wörterbücher des Deutschen II) Wörterbücher derjenigen modernen Fremdsprachen (Englisch und Französisch), die im Zusammenhang lexikalischer Entlehnung ins Deutsche in besonderem Maße als Vergleichs-, Vermittler- oder Herkunftsprachen in Betracht gezogen wurden Ha) Wörterbücher des Englischen Ilb) Wörterbücher des Französischen III) Enzyklopädien Die Auswahl der Nachschlagewerke, die als Vertreter der einzelnen, typologisch beschriebenen Klassen herangezogen wurden, erfolgte zum einen nach den Aspekten der möglichst gleichmäßigen zeitlichen Streuung sowie aufgrund von stichprobenweise gewonnenen Erfahrungen über die projektbezogene Einschlägigkeit des jeweiligen Wörterbuchs. So war es auch nicht unbedingt die jeweils erste Auflage eines bestimmten Werkes, die als besonders brauchbar betrachtet wurde, sondern möglicherweise eine jüngere, die jedoch nicht nur eine Lücke im zeitlichen Raster füllte, sondern vielleicht auch noch besonders reichhaltig lexikalische Entlehnung und deren Folgen zu reflektieren schien. Zum anderen waren aber auch ganz pragmatische Aspekte bei der Auswahl entscheidend, wie beispielsweise die Tatsache, daß bestimmte Werke als Eigentum des Instituts für deutsche Sprache leichter verfügbar waren als typologisch ähnliche, die jedoch in der Bibliothek des Instituts zur Projektlaufzeit nicht vorhanden waren. Anhand ihrer Zitierformeln (zur Struktur der sog. „Zitierformel“ vgl. 6.5) alphabetisch und bei Bedarf zusätzlich numerisch geordnet werden die <?page no="27"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 17 buchungsgeschichtlichen Quellen nachfolgend aufgelistet. Jedem Eintrag eines Wörterbuchs ist dabei ein Verweis auf die jeweilige Position im typologischen System zugeordnet: / ADELUNG ADELUNG / BECHHOLD / BROCKHAUS / BROCKHAUS / BROCKHAUS / BROCKHAUS / BROCKHAUS / BROCKHA US-WAHRIG / CAMPE DWB 1813 / CAMPE FWB COTTEZ COTTEZ 1985 / DUDEN BED DUDEN ET DUDEN ET DUDEN FWB DUDEN FWB 1994 / DUDEN GFWB / DUDEN GWB / DUDEN GWB DUDEN UWB DUDEN UWB / DWB / DWB neu / ERSCH-GRUBER ET WB ET WB / FRISCH / GENIUS / GR LAROUSSE / HECHTENBERG / HENISCH / HEYNE / HEYSE DWB HEYSE FWB HEYSE FWB 1704 / HÜBNER 1759 / HÜBNER 1984 / HWDG 1863 / KALTSCHMIDT 1741 1933 1616 1774ff. 1808 1843ff. 1882ff. 1952ff. 1966ff. 1986ff. 1980 1988 1963 1989 1982 1990 1976ff. 1993ff. 1983 1989 1989 1993 1838 1870 lab. 3 lab. 5 lad.l III.6 III.9 111.11 111.12 III.14 Iba.5 lab. 4 lac. 5 IIb.6 IIb.9 lba. 8 Ic.l Ic.3 lbb. l Ibb.2 Ibb.3 Iba. 3 Iba. 11 Iba.6 Iba. 10 lab. 7 lab. 13 III.5 Ic.5 Ic.6 laa. 2 lac. 16 IIb.3 Iac.2 lab. l lab. 9 lab. 6 lac. 9 Iac.ll III. 1 III.3 Iba.7 Iac.10 <?page no="28"?> 18 Hoppe/ Link 1876 1967 1989 1975 1561 1982 1967 1982 1571 1871 1727 1691 1982 1984 1709 1976 1983 / KEHREIN / KLUGE-MITZKA / KLUGE-SEEBOLD / KRÜNITZ / LEXIS / MAALER MACKENSEN MACKENSEN MACKENSEN / MEYER / MEYER / MEYER / MEYER / NAT-MATH FWB OED / OED SUPPL OED OERTEL OERTEL PAUL PAUL PETRI PETRI PETRI PSCHYREMBEL PSCHYREMBEL / PT LAROUSSE / ROBERT ROBERT / ROBERT METH / ROTH / SANDERS DWB / SANDERS FWB / SPERANDER / STIELER / TRESOR / TRÜBNER / URDANG SUFF / URDANG PREF / WÄCHTLER / WEBSTER / WEBSTER COLL / WEIGAND-HIRT / WDG Iac.13 Ic.2 Ic.4 III.4 IIb.5 laa. l 1952 Iba.l 1967 Iba.2 1986 Iba.9 1861ff. III.7 187411. III.8 1893ff. III.10 1971ff. III.13 Ibc.3 1933 Ila.l lla. 2 1989 IIa.7 1816 Iac.6 1831 Iac.8 1897 lab.10 1992 lab.14 1817 Iac.7 1879 Iac.14 1911 Iac.15 1942 lad. 2 1977 Ibc.2 llb. l 1970ff. IIb.2 1985 IIb.8 IIb.7 lac.l lab. 8 lac. 12 Iac.4 lab. 2 IIb.4 lab. 12 IIa.4 IIa.6 lac. 3 IIa.3 IIa.5 lab.11 Iba.4 <?page no="29"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 19 1972 / WERNER Ibc.l / ZEDLER III.2 Zum vollständigen, in systematischer Ordnung angelegten bibliographischen Verzeichnis der ausgewählten Wörterbücher s. 5. 3.2 Makrostruktur/ Lemmabestand und -organisation 3.2.1 Lemmatypen Notwendigerweise erscheinen in Untersuchungen zur Lehn-Wortbildung zwei Typen von lexikalischen Einheiten, die lexikographisch in zwei Typen von Lemmata erfaßt werden können. Lemmatyp 1: innerhalb von empirisch Vorgefundenen (ggf. als Vertreter von Lemmatyp 2 lemmatisierten) entlehnten und lehngebildeten - Kombinationen ermittelte Lehnkombineme, und zwar entlehnte Affixe wie die Präfixe ant(i)-, ex-, inter-, meta-, neo-, prä-, super-, transbzw. die Suffixe -esk -itis, -(o)thek und entlehnte Konfixe wie die initialen Konfixe audi(o)-, video- (in ihren jeweiligen Realisierungen) bzw. die initialen und terminalen Konfixe <GRAPH>, <LOG>, <PHON>, <THERM> (in ihren jeweiligen Realisierungen) bzw. die terminalen Konfixe -{o)gen (in ihren jeweiligen Realisierungen). Die Identifizierung eines Lehnkombinems erfolgt über die gleichermaßen zu treffende empirische Feststellung des Morphemstatus für ein zunächst hypothetisch ausgewähltes Segment von (meist zahlreichen) Wörtern, die damit als Kombinationen erkannt werden der Entlehntheit dieser lexikalischen Einheit der prinzipiellen Gebundenheit dieser lexikalischen Einheit. Lemmatyp 2: (innerhalb der deutschen Sprachgeschichte oder etymologisch auf kombinatorische Wortbildung zurückgehende) empirisch Vorgefundene entlehnte und lehngebildete - Kombinationen eines (ggf. als Vertreter von Lemmatyp 1 lemmatisierten) Lehnkombinems mit anderen entlehnten und/ oder indigenen Wortbildungseinheiten (Anti-Malaria- Mittel, Ex-Panzer, Interzonenzug, Prä-Ultraschall-Epoche, Phonokoffer, Phonotypistin, Pyrophonie, Spieleritis). <?page no="30"?> 20 Hoppe/ Link 3.2.2 Lemmaauswahl 3.2.2.1 Kriterien für die Auswahl der Lemmata vom Typ 1 Als Vertreter von Lemmatyp 1 sind im vorliegenden Zusammenhang nur solche Lehnkombineme ausgewählt worden, denen relativ zur verwendeten Textbasis eine nicht zu geringe aktuelle Produktivität als gemeinsprachliche (zumindest bildungssprachliche) deutsche Lehn-Wortbildungseinheiten zuerkannt werden kann, d.h. solche Lehnkombineme, die empirisch als Bestandteile von (wenigstens einigen) innerhalb des Deutschen lehngebildeten Kombinationen der Gemeinsprache (bzw. Bildungssprache) der Gegenwart festgestellt werden können und die also offenbar der produktiven Kompetenz zahlreicher deutscher Sprachteilhaber der Gegenwart als lexikalische Einheiten zur wortbildenden - Verfügung stehen. Sie werden zum Zentrum des gegenwärtigen Lexikons der deutschen Lehnkombineme gerechnet und dürften sich somit in besonderem Maße zur exemplarischen Wahrnehmung von Lehn-Wortbildung „als wichtige Komponente im wissenschafts- und bildungsprachlichen, aber auch generell im gemeinsprachlichen Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache“ (vgl. Forschungsbericht zur deutschen Lehnwortbildung, 1987, 442) eignen. Innerhalb des vorliegenden exemplarisch angelegten - Zusammenhangs konnten freilich naturgemäß keineswegs alle lexikalischen Einheiten intensiv und ausführlich (als „Hauptlemmata“) bearbeitet werden, die nach den genannten Auswahlkriterien als Lehnkombineme des Lemmatyps 1 zentralen Charakter haben. Ein Teil der nicht „hauptlemmatisierten“ Kombineme wurde jedoch im Rahmen der intensiven und ausführlichen Behandlung der ausgewählten Kombineme zumindest aspektbezogen mitbehandelt. Den Kandidaten für ‘Sublemmata’ zuzuordnen war andererseits auch eine ganze Reihe von Lehnkombinemen, die nicht im oben beschriebenen Sinne als zentral betrachtet werden können, d.h. insbesondere - Lehnkombineme der deutschen Gegenwartssprache, die lediglich analytisch-rezeptiv bzw. für die interpretative Kompetenz von Sprachteilhabern verfügbar sind, d.h. Kombineme, die nur - oder möglicherweise nur noch (aufgrund der Desusualisierung ihrer produktiven Verwendung) als Bestandteile transparenter Kombinationen wahrgenommen werden und zum motivierenden Verstehen dieser Wortbildungsprodukte genutzt werden. Die Tatsache, daß entlehnte - und möglicherweise auch ältere lehngebildete - Kombinationen, die solche Kombineme als Bestandteile aufweisen, teilweise eine durchaus hohe Verwendungsfrequenz aufweisen können, ändert dabei nichts an ihrer grundsätzlichen Einordnung als gemeinsprachlich nicht produktive und folglich nicht zentrale Lehnkombineme (z.B. -alisch in testamentalisch, postalisch o.ä.). <?page no="31"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 21 - Lehnkombineme der deutschen Gegenwartssprache, die zwar durchaus eine nicht unbeträchtliche Produktivität aufweisen, diese Produktivität aber nur in beliebigen Varietäten außerhalb der Gemeinsprache (bzw. Bildungssprache), z.B. in einer oder mehreren Fachsprachen, zeigen. Die Tatsache, daß mit solchen Kombinemen innerhalb des Deutschen oder in anderen modernen europäischen Sprachen lehngebildete z.B. fachsprachliche Lehn-Wortbildungsprodukte in der Folge oft auch fachextern, z.B. innerhalb der Gemeinsprache (bzw. Bildungssprache), verwendet werden, ändert dabei nichts an ihrer grundsätzlichen Einordnung als gemeinsprachlich nicht produktive und folglich nicht zentrale Lehnkombineme (z.B. exoin Exosphäre, is(o)in isomorph, pluriin plurilingue). - Lehnkombineme der deutschen Gegenwartssprache, deren Äquivalente in anderen modernen europäischen Sprachen zwar möglicherweise hohe gemeinsprachliche (bzw. bildungssprachliche) Produktivität aufweisen, die im Deutschen jedoch (zumindest bisher) nur zur Produktion vereinzelter gemeinsprachlicher (bzw. bildungssprachlicher) Okkasionalismen verwendet wurden. Die Tatsache, daß mit solchen Kombinemen lehngebildete gemeinsprachliche (bzw. bildungssprachliche) Lehn- Wortbildungsprodukte anderer europäischer Sprachen auch in die deutsche Gemeinsprache (bzw. Bildungssprache) entlehnt wurden und dort teilweise mit hoher Frequenz nachgewiesen werden können, ändert dabei nichts an ihrer grundsätzlichen Einordnung als gemeinsprachlich nicht produktive und folglich nicht zentrale Lehnkombineme (z.B. par(a)in paramilitärisch). Für die meist nur aspektbezogene - „sublemmatisierende“ Mitbehandlung von Lehnkombinemen, die nicht als Vertreter von Lemmatyp 1 für die ausführliche und intensive Darstellung ausgewählt wurden, stehen unterschiedliche Artikelpositionen zur Verfügung, insbesondere: die Artikelposition Semantisches Paradigma (vgl. 3.2 bzw. 3.2.1 und 3.2.2) zur Darstellung von (teil-)synonymen und antonymen indigenen und entlehnten Entsprechungen des „hauptlemmatisierten“ Kombinems, z.B. von prot(o)als Teilsynonym zu prä- die Artikelposition Etymologisches Paradigma (vgl. 3.2 bzw. 3.2.1 und 3.2.2) zur Darstellung von entlehnten lexikalischen Einheiten, die auf dasselbe Etymon wie das „hauptlemmatisierte“ Kombinem zurückgehen, mit diesem aber nicht selbst in engerem geschichtlichem Zusammenhang stehen, z.B. von prot(o)als etymologisch urverwandt mit pro- „für“. <?page no="32"?> 22 Hoppe/ Link Kriterien für die Auswahl der Lemmata vom Typ 2 3.2.2.2 Die Auswahl der grundsätzlich „sublemmatisierten“ Vertreter des Lemmatyps 2 hängt ebenso wie ihre Darstellung im jeweiligen Dokumentationsteil letztlich von der empirisch ermittelten Spezifik des zugehörigen „hauptlemmatisierten“ Kombinems ab. Deshalb hier nur einige allgemeine Prinzipien: Ein Dokumentationsteil soll die Kombinationen eines Kombinems angemessen dokumentieren: unter gegenwartsbezogen-funktionalem Aspekt: alle synchronen Aussagen der Kombinem- und Musterbeschreibung über formale, (mikro-)grammatische, semantische und pragmatische Aspekte sowie über Lexikalisierung und Produktivität des „hauptlemmatisierten“ Kombinems in (regulären) Kombinationen innerhalb des Diasystems der deutschen Gegenwartssprache synchrone Aussagen der Kombinem- und Musterbeschreibung über formale, (mikro-)grammatische, semantische und pragmatische Aspekte sowie über Lexikalisierung und Verwendungsfrequenz der dem „hauptlemmatisierten“ Kombinem zugeordneten „sublemmatisierten“ entlehnten und insbesondere der lehngebildeten (regulären) Kombinationen innerhalb des Diasystems der deutschen Gegenwartssprache. unter genetisch-entwicklungsbezogenem Aspekt: diachrone Aussagen der Kombinem- und Musterbeschreibung über die Herausbildung des „hauptlemmatisierten“ Kombinems und seiner Verwendung bis zu seiner regulären gegenwärtigen Erscheinungsform im deutschen Diasystem im Hinblick auf formale, (mikro-)grammatische, semantische und pragmatische Aspekte sowie auf Lexikalisierung und Produktivität alle diachronen Aussagen der Kombinem- und Musterbeschreibung über die Genese und Entwicklung der dem „hauptlemmatisierten“ Kombinem zugeordneten „sublemmatisierten“ entlehnten und insbesondere der lehngebildeten Kombinationen bis zu ihrer gegenwärtigen regulären Erscheinungsform im deutschen Diasystem im Hinblick auf formale, (mikro-)grammatische, semantische und pragmatische Aspekte sowie auf Lexikalisierung und Verwendungsfrequenz. Eine besondere Rolle spielt dabei der für die Mustergenese verantwortliche Bereich derjenigen (im allgemeinen regulären) Lexeme, aus denen sich zumeist in Prozessen der Analogie das aktuelle deutsche Kombinem oder eines seiner produktiven Verwendungsmuster entwickelt hat vorwie- <?page no="33"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 23 gend kombinierte Lehnwörter, deren interne Struktur auf Wortbildungsprozessen einer anderen Sprache (Griechisch/ Latein/ moderne europäische Fremdsprache) basiert, in selteneren Fällen auch frühe deutsche Lehn- Wortbildungsprodukte. Dies gilt vor allem, wenn diese Lexeme nicht einfach eine möglicherweise große, jedoch im einzelnen in ihrer Relevanz für die Musterherausbildung nicht weiter differenzierbare - Menge darstellen (z.B. beliebige frühe Lehnwörter aus dem Lateinischen mit dem Segment bzw. der zunächst lat. Wortbildungseinheit/ trans/ ), sondern bestimmte „Lexemindividuen“ (wie Antichrist, Bibliothek, Exjesuit, grotesk, Postmoderne, Symphonie) als geschichtliche Leitwörter klar erkennbar sind. Markieren sie doch nicht nur den Anfang der Integrationsgeschichte deutscher Lehnkombineme, sondern repräsentieren oft auch schon das einzige oder eines der älteren Verwendungsmuster eines Kombinems in seiner typischen und deshalb vorbildhaften Form besonders eindrucksvoll. Der Nachweis hoher Verwendungsfrequenz oder einer besonderen Art der Verwendung (z.B. Schlag- oder Modewortcharakter, Terminologisierung) oder des Vorhandenseins sekundärer Lehn-Wortbildungsprodukte („Wortbildungsnester“ zu Lehnwörtern) verdeutlicht ihren zeitgeschichtlichen Stellenwert als Referenzobjekte der Analogie, die Dokumentation ihrer regulären Verwendung macht die Struktur der regulären Lehn-Wortbildungseinheit schon im Anfangsstadium einsichtig. Von besonderem Interesse sind daneben auch solche Lexeme, an denen spezifische Strukturen der regulären deutschen Lehn-Wortbildung im Vergleich zu den etymologisch relevanten regulären (Wortbildungsstrukturen in der Ursprungsbzw. einer oder mehreren Vermittlersprachen oder damit in Zusammenhang stehende typische Strukturen der lexikalischen Entlehnung ins Deutsche (möglicherweise im Vergleich mit solchen in anderen modernen europäischen Sprachen) exemplarisch erkennbar werden. Sie verdeutlichen gleichermaßen die sprachgeschichtlich bedingten, in hohem Maße auf gemeinsamem klassischem Erbe basierenden europäischen Gemeinsamkeiten im Bereich lexikalische Entlehnung und Lehn-Wortbildung wie den spezifischen und typischen Weg des Deutschen im Kontrast zu den spezifischen und typischen Wegen anderer moderner Sprachsysteme. Hinzuweisen ist schließlich auf einen freilich nachrangig zu behandelnden - Bereich von vorwiegend entlehnten, seltener lehngebildeten Lexemen, an dem reguläre deutsche Lehn-Wortbildung praktisch ex negative erkennbar wird. Es ist dies der Bereich der irregulären, idiosynkratischen Kombinationen. Diese können bzw. müssen zwar durchaus etymologisch als Kombinationen mit dem Etymon des fraglichen Kombinems oder sogar innerhalb der deutschen Sprachgeschichte als Kombinationen mit diesem Kombinem wahrgenommen werden, sie enthalten auch aussdrucksseitige Segmente, die mit dem Signifikat des fraglichen regulären Kombinems übereinstimmen. Dieses Segment kann jedoch innerhalb dieser deshalb irregulären <?page no="34"?> 24 Hoppe/ Link Kombinationen offenbar zumindest in der Gegenwart entweder gar keinen eigenen Morphemstatus (mehr) beanspruchen oder es zeigt sich als das fragliche Kombinem in einer abweichenden, irregulären Funktion. 4- Medio- und Mikrostruktur/ Kombinem- und Musterbeschreibung 4-1 Kombinem- und Musterbeschreibung in Großartikeln Die einzelnen Studien zu ausgewählten Lehnkombinemen haben die lexikographische Form eines Großartikels. Die je nach Artikelposition mehr oder weniger diskursiven Teile der Kombinem- und Musterbeschreibung stellen dabei den Artikelkopf dar. Ihm folgt ein umfangreicher, entsprechend den besonderen Verwendungsbedingungen des lemmatisierten Kombinems alphabetisch oder chronologisch sortierter Dokumentationsteil, der die (empirisch nachgewiesenen) entlehnten und lehngebildeten Kombinationen des betreffenden Kombinems entweder in Form eines Sublexikons der Kombinationen oder in Form eines Beleganhangs (ggf. in Auswahl) präsentiert, bei Bedarf in eigenen Wortartikeln beschreibt und vor allem belegt. Jeder Beleg für eine solche Kombination ist zugleich ein Beleg für das lemmatisierte Kombinem; nur in Belegen für Kombinationen mit diesem Kombinem sind (abgesehen von nicht-usuellen Belegen metakommunikativ-erwähnenden Gebrauchs) Belege für Verwendungen des Kombinems zu finden. Aussagen über die Kombinationen sind häufig unmittelbar relevant für Aussagen über die Kombineme; jede Aussage über ein Kombinem resultiert ausschließlich aus Aussagen über bzw. Wahrnehmungen an seinen Kombinationen. 4-2 Die Struktur der Kombinem- und Musterbeschreibung im Artikelkopf 4-2.1 Artikelpositionen: Benennung und medio-/ mikrostrukturelle Nutzung und Anordnung Der Artikelkopf ist generell in mehrere inhaltliche Artikelpositionen gegliedert. Die Artikelpositionen werden durch Benennungen und Siglen bezeichnet. Die Benennungen erscheinen als Überschriften vor der jeweiligen Realisation einer Artikelposition. Die Siglen dienen als Kurzangaben der jeweiligen Artikelposition für Verweise innerhalb des Artikels oder zwischen den Artikeln. Am Beginn des Artikels stehen die obligatorischen funktionalgegenwartsbezogenen Artikelpositionen der synchronen system- und regelorientierten Kombinem- und Musterbeschreibung, die mit Ausnahme der kategoriellen Bestimmung (Kat) bei Bedarf (z.B. aufgrund mehrerer klar <?page no="35"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 25 erkennbarer Submuster innerhalb eines Kombinemgebrauchs) auch mehrfach auftreten können: Kombinemkategorie (Kat) Morphologie (Morph) Mikrogrammatik (der Lehn-Wortbildungsprodukte) (Gramm) Semantische Leistung in Kombinationen (SemKomb) Semantik der Basen/ der anderen Konstituenten und bestimmter Beziehungswörter (SemBas bzw. SemKonst) Semantisches Paradigma (SemPdgm) Kombinationen (Komb) Danach folgen die teils obligatorischen (Etym und Hist), teils nicht obligatorischen, nur bei Bedarf anzusetzenden (EtymPdgm) genetischentwicklungsbezogenen Artikelpositionen der diachronen system- und regelgeschichtlich orientierten Kombinem- und Musterbeschreibung, die wiederum bei Bedarf (z.B. aufgrund mehrerer klar erkennbarer Submuster innerhalb eines Kombinemgebrauchs) auch mehrfach auftreten können: Etymologie (Etym) Etymologisches Paradigma (EtymPdgm) Geschichtliche Entwicklung (Hist) Den Abschluß des Artikelkopfes bildet gegebenenfalls in einer Art Anhang eine nicht obligatorische, nur bei Bedarf anzusetzende - Artikelposition, die sich kontrastiv auf die reguläre Kombinem- und Musterbeschreibung bezieht: Irreguläres (Irreg) 4.2.2 Artikelpositionen: Inhalte Kategorie: Diese Artikelposition enthält in erster Linie die (im Zweifelsfalle explizit begründete) kategorielle Bestimmung des lemmatisierten Lehnkombinems aufgrund der wesentlichen morphosyntaktischen Merkmale seiner regulären Verwendung. Daneben und nachrangig behandelt werden neben kategoriebezogenen Besonderheiten dieser regulären Verwendung eines lemmatisierten Lehnkombinems andererseits auch kategorielle Abweichungen von eben dieser regulären Verwendung bzw. von eben dieser regulären Verwendung ausgehende kategorielle Weiterentwicklungen, wie sie gegebenenfalls synchron oder diachron, und zwar jeweils gemein-/ bildungssprachlich oder fachsprachlich, teils situativ-okkasionell, teils zunehmend oder sogar schon voll systematisch und selbst regulär feststellbar sind. <?page no="36"?> 26 Hoppe/ Link Im Bereich der Affixe (Präfixe und Suffixe) erfolgt die kategorielle Bestimmung der Lehnkombineme entsprechend der Klassifikation der Wortbildungseinheiten, wie sie im Forschungsbericht zur deutschen Lehnwortbildung (1987, 442) vorgestellt wurde: Zur weitestgehend lehn-wortbildungsspezifischen Kategorie des Konfixes haben sich im Laufe der Projektarbeit allerdings erhebliche Differenzierungen und Präzisierungen ergeben, die eine Modifikation der ersten Konzeption des Konfixbegriffes erforderlich machten. 3 Kategorielle Bestimmung: Für Lehnkombineme in ihrer besonderen diachronischen Konstitution typisch ist die Schwierigkeit ihrer kategoriellen Bestimmung. So kann der begründete Ansatz der Kategorie eines einzelnen Lehnkombinems im Deutschen in der Regel nur für einen genau bestimmten Zeitpunkt seiner Integrationsgeschichte und erst nach Betrachtung der Gesamtheit der jeweils synchronen empirischen Befunde zur morphosyntaktischen Verwendung des Kombinems bei den gemein-/ bildungssprachlich ebenso wie den fachsprachlich Vorgefundenen Kombinationen erfolgen. Für andere (frühere oder spätere) sprachgeschichtliche Zeitpunkte, bei Betrachtung ausschließlich ausgewählter Varietäten des Deutschen oder Verzicht auf angemessene empirische Fundierung der Aussagen können sich dagegen (teils aufgrund anderer Fakten zu Recht, teils aufgrund methodischer Fehler zu Unrecht) ganz andere Kriterien für die kategorielle Bestimmung eines entlehnten Kombinems ergeben. Insbesondere in neuerer und neuester Zeit ist die für einen bestimmten Zeitpunkt der (Beschreibungs-) Gegenwart bzw. über einer bestimmten empirischen Basis getroffene kategorielle Bestimmung aufgrund der raschen Veränderungen im Bereich der morphosyntaktischen Verwendungsmöglichkeiten von Lehnkombinemen oftmals schneller Alterung unterworfen. Bestimmte Lehn-Wortbildungsprodukte, insbesondere varietätenspezifische Eigennamen (Waren- und Firmennamen), die insgesamt von der 3 Auf diese soll nach Möglichkeit in einem Folgeband eingegangen werden, der speziell dem Konfix insbesondere am Beispiel des Konfixes <PHON> gewidmet sein würde. <?page no="37"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 27 gemein-/ bildungssprachlichen und auch fachsprachlichen Lehn-Wortbildung abweichende Strukturen aufweisen, werden nicht als empirische Basis für die kategorielle Bestimmung von Lehnkombinemen herangezogen. Teils eher okkasionelle/ situative, teils durchaus reguläre/ lexikalisierte Phänomene, die im Zusammenhang mit der kategoriellen Bestimmung eines lemmatisierten Lehnkombinems nachrangig behandelt werden: besondere, z.B. metasprachliche, Verwendungen des lemmatisierten Kombinems, vorwiegend okkasionell/ situativ im Bereich der Gemein-/ Bildungssprache: z.B. des Präfixes post-, in Äußerungen wie der Begriff l posf. kategoriell abweichende/ weiterentwickelte Verwendungen des lemmatisierten Kombinems bzw. einer (schon) homonymen lexikalischen Einheit als Kombinem einer anderen morphosyntaktischen Kategorie, wie sie vor allem in vereinzelten Okkasionalismen der Gemein-/ Bildungssprache oder in singulären Termini der Fachsprachen vorliegen können: z.B. vereinzelt wie Konfixe verwendete Präfixe in okkasionellen bildungssprachlichen Lehn-Wortbildungsprodukten wie post-, in Postismus\ pan-, in Panismus\ pseudo-, in pseudohaft. kategoriell abweichende/ weiterentwickelte Verwendungen des lemmatisierten Kombinems bzw. einer (schon) homonymen lexikalischen Einheit als okkasionelles oder reguläres/ lexikalisiertes Lexem: z.B. das durch Lexematisierung sekundär aus dem Präfix exentwickelte Substantiv Ex F. oder M. ‘Verflossene^)’; das auf dem Weg zur Lexematisierung befindliche Präfix postin okkasioneller Form und Funktion eines Zeitadverbs mit den Konnotationen des Präfixes in Äußerungen wie alles ist „post 1 . Nicht als kategorienbezogene Verwendungsbesonderheiten der regulären Verwendung eines lemmatisierten Lehnkombinems, nicht als kategorielle Abweichungen von dieser regulären Verwendung oder als kategorielle Weiterentwicklungen daraus (nachrangig) behandelt werden in diesem Zusammenhang sogenannte Repräsentationen, d.h. selbst reguläre Verwendungen einer als selbständiges Lehnkombinem verstandenen prinzipiell gebundenen lexikalischen Einheit (in entlehnten und lehngebildeten Kombinationen), die sich zwar als ausdrucksseitig mit dem betreffenden Ausgangskombinem in jeder Hinsicht identisch darstellt und auch derselben morphosyntaktischen Kategorie zuzuordnen ist, die semantisch jedoch offenbar schon eine Kombination mit dem Ausgangskombinem repräsentiert und insofern im Sinne einer hypothetischen ausdrucksseitigen Kürzung aus dieser Kombination diachron als semantische Weiterentwicklung des Ausgangskombinems erklärt werden kann. Solche homonymen sekundären Kombineme werden stattdessen in entsprechender Indizierung eigens lern- <?page no="38"?> 28 Hoppe/ Link matisiert: z.B. inter 2 -, Repräsentation von international (mit dem Ausgangskombinem inter 1 -), wie in Interstecker. Morphologie: In dieser Artikelposition sind verzeichnet: Morphemvarianten des lemmatisierten Lehnkombinems, und zwar: die Morphemvarianten als Formvarianten des Kombinems. Als Formvarianten erscheinen vor allem Kombinemformen aus den ersten Phasen der Integration/ Herausbildung des Kombinems im Deutschen, insbesondere auf dem Hintergrund ursprungssprachlicher oder herkunftssprachlicher Morphologie oder in Abhängigkeit von etymologischer (Fehl-)Deutung, häufig aber auch in Abhängigkeit von den historischen (wortbildungs-)morphologischen Bedingungen der aufnehmenden deutschen Sprache, oder auch Kombinemformen, wie sie sich aus etymologischen oder anderen Gründen in unterschiedlichen Varietäten oder in unterschiedlicher stilistischer Funktion des Deutschen unterschiedlich verfestigt haben, z.B.: ant(i)-, mit den Morphemvarianten als Formvarianten ante- (vgl. ante- ‘vor’) und (deutendes) ent- (vgl. dt. Ende) -(o)mania, anfangs neben -(o)manie wie in Theatromania (vgl. nlat. -(o)mania und griech. fiaiAa); s. aber unten im folgenden -mania. Nicht als Formvarianten eines Kombinems, sondern (ebenso wie homonyme Neuentlehnungen von Kombinemen aus demselben Etymon) als selbständige Kombineme werden dabei solche (prinzipiell gebundenen) Lehn-Wortbildungseinheiten betrachtet, die Neuentlehnungen zusätzlich zu schon vorhandenen, auf dasselbe Etymon der Herkunfts-/ Ursprungssprache zurückgehenden Kombinemen darstellen, und zwar Neuentlehnungen in (in diesem Falle) neuer Form, bei möglicherweise neuer formaler Behandlung der Fuge zwischen Kombinem und Basiseinheit bzw. anderer (erster/ zweiter) Konstituente sowie (meist) vor allem neuer Bedeutung und Verwendung: z.B. -mania, zusätzlich neuaufgekommen in den 60er Jahren in solchen lehn-wortbildenden modernen europäischen Sprachen, die ein Kombinem der Form -(o)manie mit der Bedeutung ‘(krankhafte, übertriebene) Begeisterung’ integriert haben, mit der speziellen Bedeutung ‘(krankhafte, übertriebene) Begeisterung der Massen’ [für das in der Basis bzw. ersten Konstituente Genannte] und bereichsspezifischer (und gegenüber -{o)manie eingeschränkter) Verwendung (Beckermania) und auch in der Regel abweichender Behandlung des Fugenvokals. die Morphemvarianten als Kontaktvarianten des Kombinems, d.h. Kombinemformen, die durch die lautliche Umgebung des Kombinems im Bereich seines bindungsorientierten Endes oder Anfangs bzw. durch <?page no="39"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 29 die lautliche Form der Basiseinheit oder der anderen (ersten/ zweiten) Konstituente im Berührungsbereich (Anfang/ Ende) bedingt sind. Die Darstellung der Kontaktvariation im Bereich Lehn-Wortbildung erfolgt mehrfach differenzierend, und zwar zunächst vor allem durch die Unterscheidung von Lehnwörtern vs. Lehn-Wortbildungsprodukten, sodann durch die Unterscheidung von synchroner vs. diachroner Perspektive. Bei den Lehn-Wortbildungsprodukten selbst wird zusätzlich die Unterscheidung zwischen Fachsprache vs. Gemeinsprache vorgenommen, z.B.: ant(i)-, wobei neben anderen morphologischen Phänomenen besonders zu berücksichtigen ist: anti-, als synchron und diachron gemein-/ bildungssprachlich und synchron auch fachsprachlich usuelle kontaktunabhängige Form des Kombinems in dt. Lehn-Wortbildungsprodukten (antiamerikanisch, Antiheld, Antielektron) vs. ant-, als Kontaktvariante des Kombinems innerhalb von dt. Lehnwörtern aus der griech. Ursprungssprache (Anthelix) sowie innerhalb von Lehn-Wortbildungsprodukten in (vor allem) älterer dt. Fachsprache auf dem Hintergrund generell geltender Kontaktregeln für die Wortbildung in der griech. Ursprungssprache (Anthygronleitung). - Schreibvarianten des lemmatisierten Lehnkombinems sowie Schreibvarianten von Kombinationen mit dem lemmatisierten Lehnkombinem, wie sie im Zusammenhang der Kombination mit dem lemmatisierten Lehnkombinem feststellbar sind, und zwar die synchron/ diachron vorliegenden Schreibvarianten des Kombinems selbst, z.B. selteneres fil(o)neben überwiegendem phil(o)die Schreibvarianten in der Graphic der Fuge (Bindestrichsetzung) zwischen dem Kombinem und der Basiseinheit bzw. der anderen (ersten/ zweiten) Konstituente in Kombinationen mit dem Kombinem die Schreibvarianten in der Graphic der Fuge (Bindestrichsetzung) innerhalb von komplexen Basiseinheiten bzw. anderen (ersten/ zweiten) Konstituenten von Kombinationen mit dem Kombinem, z.B. von Komposita als Basiseinheiten bzw. zweiten Konstituenten in Kombinationen einer Determinans-Determinatum-Struktur wie Urwaldnackedei, in Ex-Urwaldnackedei vs. Wahlkreis-Manager, in Ex- Wahlkreis-Manager sowie von Basiseinheiten bzw. anderen Konstituenten, die mit dem Kombinem selbst eine mehrgliedrige Kombination eines bestimmten Strukturtyps bilden wie Grauehaarefaktor, in Antigrauehaarefaktor vs. Zucker- <?page no="40"?> 30 Hoppe/ Link Zahnarzt, in Anti-Zucker-Zahnarzt (zu den Strukturtypen s. im folgenden die Darstellung der Artikelposition Semantische Leistung in Kombinationen). Auf die Schreibvarianten der lemmatisierten Lehnkombineme und die Varianten der Fugenbehandlung (einschließlich erkennbarer Entwicklungstendenzen) kann in den Studien allerdings nur beispielhaft und exemplarisch eingegangen werden. Aufgrund des vorliegenden historischen und aktuellen Materials sind in der Regel lediglich Einschätzungen, nicht jedoch statistische Befunde möglich. Mikrogrammatik: Diese Artikelposition enthält generell eine tabellarische Übersicht, die Auskunft gibt über die Typen von Wortbildungseinheiten (Basiseinheiten bzw. andere Konstituenten), die in regulärer wortbildender Kombination mit dem lemmatisierten Kombinem zu einem Lehn- Wortbildungsprodukt verknüpft werden (können) bzw. die daraus resultierenden Typen von Lehn-Wortbildungsprodukten. Die einzelnen Typen von Wortbildungseinheiten werden dabei nach zweierlei Merkmalsdimensionen bestimmt, zum einen nach der morphosyntaktischen Kategorie (Lexemtyp/ Kombinemtyp), zum anderen nach der etymologischen Herkunft bzw. hinsichtlich der Unterscheidung entlehnt vs. indigen vs. weder-entlehntnoch-indigen (z.B. Eigenname = EN). Der jeweilige Typ von Wortbildungseinheiten sowie der entsprechende Kombinationstyp wird zusätzlich durch Beispiele belegter Kombinationen repräsentiert: z.B. zu prä- (Strukturtyp) IC. prä- -|- S l/ EN/ i(vereinzelt) T S^l/ i/ EN =$ ■ LWB Pubertät Giotto Zahnspange Pop Fettsucht Zeit Ara Warhol Präpubertätsfettsucht Prä-Giotto-Zeit Prä-Zahnspangen-Ä ra Pre-Pop- Warhol Bei Bedarf werden im Anschluß an diese Übersicht eventuell vorhandene Besonderheiten der typologischen Kombinatorik im Detail erläutert. Semantik in Kombinationen: In dieser Artikelposition sind enthalten die Beschreibung der semantischen Leistung des lemmatisierten Kombinems innerhalb von Kombinationen einschließlich semantischer Konnotationen und pragmatischer/ stilistischer Aspekte, auch beispielsweise relativ zu semantisch verwandten lexikalischen Einheiten, wie sie in der Artikelposition Semantisches Paradigma (s.u.) behandelt sind die Beschreibung der syntaktisch-semantischen Struktur, wie sie feststellbar ist insbesondere zwischen den Konstituenten der mit dem lern- <?page no="41"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 31 matisierten Kombinem lehngebildeten Kombinationen, d.h. zwischen dem Kombinem und seinen Basiseinheiten bzw. der/ den anderen Konstituente^) von Kombinationen, sowie gegebenenfalls zwischen den Konstituenten der mit dem lemmatisierten Kombinem lehngebildeten Kombinationen und speziellen syntaktischen Beziehungswörtern dieser Kombinationen, z.B.: die Beschreibung einer einfachen Determinans-Determinatum-Struktur von Kombinationen, in denen das Kombinem quasi-attributiv als Determinans zu der Basiseinheit bzw. zweiten Konstituente als Determinatum tritt, beispielsweise exzu König, in Exkönig-, neozu Faschist, in Neofaschist sowie die Beschreibung einer (z.B. zeitlichen, räumlichen o.ä.) Relationstruktur zwischen den Konstituenten von Kombinationen mit dem lemmatisierten Kombinem und gegebenenfalls weiteren syntaktischen Einheiten aus dem Verwendungskontext der Kombination, wobei das Kombinem jeweils den Relator darstellt. Die Mitspieler der Relation (x/ y), unter denen Beziehungen hergestellt werden, können dabei in unterschiedlicher Weise ausdrucksseitig präsent sein: allesamt innerhalb der dann mindestens dreigliedrigen Kombination selbst Antimalariamittel ‘Mittel gegen Malaria’ Prä-Giotto-Zeit ‘Zeit vor Giotto’ teilweise innerhalb der Kombination, teilweise außerhalb dieser (z.B. in syntaktischen Beziehungswörtern) postmoderne Architektur ‘Architektur nach der Moderne’ profranzösische Politik ‘Politik zugunsten Frankreichs’ teilweise weder innerhalb noch außerhalb der Kombination und auf unterschiedliche Weise semantisch zu erschließen Postmoderne ‘[Zeitphase] nach der Moderne’ Antikalk ‘[Mittel] gegen Kalk’ Intercity ‘[Zugverbindung] zwischen Großstädten’ Die Darstellung einer solchen Relationsstruktur kann dann beispielsweise folgendermaßen aussehen: Präexistenz (Strukturtyp 1A) x (Existenz) früher/ davor/ vorher/ im vorhinein in bezug auf [y: Zeitpunkt, ...] <?page no="42"?> 32 Hoppe/ Link x wird von der Basis der Kombination bezeichnet, y hat in der Kombination keine ausdrucksseitige Repräsentation und muß stets dem Kontext entnommen werden. Insbesondere die zwei oben beschriebenen Formen der semantischen Leistung (Bedeutung des Kombinems, Strukturtyp der Kombination) können klar erkennbare Submuster innerhalb des Kombinemgebrauchs begründen und eine entsprechende Substrukturierung der Kombinembeschreibung im jeweiligen Artikel, speziell eine ein- oder mehrfache Wiederholung bestimmter submustergeprägter Artikelpositionen, erforderlich machen (vgl. oben 4.2.1). Durch unterschiedliche Bedeutungen des Kombinems begründete Submuster werden dabei mit arabischen Ziffern durchgezählt, durch unterschiedliche semantisch-syntaktische Strukturen begründete Submuster werden mit Großbuchstaben des lateinischen Alphabets markiert. Bei Bedarf werden beide Weisen der Kennzeichnung miteinander kombiniert (vgl. oben das Beispiel Präexistenz'ui seinem Strukturtyp 1A). Semantik der Basen/ anderen Konstituente(n) und Beziehungswörter (von Adjektiven): In dieser Artikelposition sind die semantischen Typen von Basiseinheiten bzw. anderen Konstituenten des lemmatisierten Kombinems sowie gegebenenfalls von Beziehungswörtern adjektivischer Kombinationen mit dem lemmatisierten Kombinem aufgeführt, wie sie entsprechend der Semantik des lemmatisierten betreffenden Kombinems in wortbildender Kombination bzw. syntaktischer Fügung mit diesem auftreten können: z.B. die zu extretenden unterschiedlichen Gruppen von Personenbezeichnungen, neben den nur sehr vereinzelten Bezeichnungen für Sachverhalte. Semantisches Paradigma: Diese Artikelposition präsentiert die semantisch mit dem lemmatisierten Kombinem verwandten lexikalischen Einheiten, insbesondere gleichfalls Kombineme oder Lexeme in gebundener Form, vor allem entlehnte und indigene (Teil-)Synonyme sowie entlehnte und indigene Antonyme: z.B. die entlehnten und indigenen (Teil-) Synonyme, entlehnten und indigenen Antonyme, die aufgeführt werden im semantischen Paradigma bzw. in den semantischen Paradigmata der einzelnen Strukturtypen, beispielsweise von prä-: (Teil-)Synonyme: ante-, prosowie früh, ur-, vor-, vorab-, voraus-, vorder(-) Antonyme: post-, prot(o)sowie hinterf-), nach-, spät- Bevorzugt werden dabei solche Kombineme und (gebundenen) Lexeme dargestellt, die in Kombinationen oder Syntagmen vorfindbar sind, die zu <?page no="43"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 33 Kombinationen mit dem lemmatisierten Kombinem ungeachtet frequenzieller oder stilistischer/ pragmatischer Unterschiede weitgehend synonym, antonym oder in einer sonstwie genau feststellbaren semantischen Relation auf diese bezogen sind. In diesen Fällen ist bei vergleichbarer semantisch-syntaktischer Struktur innerhalb der parallelen Kombinationen eine semantische Entsprechung oder das Gegenteil etc. zwischen dem lemmatisierten Kombinem und dem paradigmatisch herangezogenen Kombinem bzw. (gebundenen) Lexem besonders deutlich erkennbar, z.B.: die (Teil-)Synonyme post- und nach-: in den (teil-)synonymen Kombinationen postkolonial vs. nachkolonial, in den Kombinationen Post-Neckenauer- Aravs. Nach-Ulbricht-Ära\ die Antonyme ex- und noch-: in den antonymen Kombinationen Ex-DDR vs. Noch-DDR. Daneben wird aber auch auf solche (Teil-)Synonyme/ Antonyme etc. hingewiesen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu anderen lexikalischen Verwendungs-/ Bezeichnungsbereichen nicht in solche Kombinationen (Syntagmen) eintreten, denen Kombinations(teil-)synonyme/ -antonyme mit dem lemmatisierten Kombinem direkt entsprechen bzw. entsprechen könnten, z.B.: die (Teil-(Synonyme -esk und -oid: vgl. gemein-/ bildungssprachliches mozartesk und fachsprachliches arachnoid; die Antonyme ex- und jetzt: vgl. Exfrau und Jetztwelt. Die Darstellung der paradigmatisch herangezogenen, gewissermaßen „sublemmatisierten“, lexikalischen Einheiten im Rahmen der Darstellung des „hauplemmatisierten“ Kombinems kann freilich im allgemeinen wenig mehr sein als ihre (vorwiegend für die Gegenwartssprache belegte) Auflistung. Selbst eine reduzierte funktional-gegenwartsbezogene und genetisch-entwicklungsbezogene Präsentation parallel zur Darstellung des zentral behandelten Kombinems war auch in Anbetracht der Defizite der Lexikographie des Deutschen im Rahmen des Projekts „Lehn-Wortbildung“ nicht möglich. Die (synchron und diachron orientierte) Abgrenzung nach Bedeutung und Verwendung zwischen dem behandelten Kombinem und den übrigen Vertretern des semantischen Paradigmas bzw. zwischen den Einheiten des gesamten Paradigmas wird wohl in allen Studien nur im Ansatz geleistet werden können. Die Darstellung erfolgt deshalb selbst dort nicht konsequent und systematisch, wo aufgrund der speziellen Stellung des „hauptlemmatisierten“ Kombinems im Verhältnis zu den Vertretern des semantischen Paradigmas eine ausführlichere Beschäftigung mit den (Teil-)Synonymen und Antonymen für notwendig erachtet wurde. Kombinationen: Diese Artikelposition enthält Angaben zum lemmatisierten Kombinem bzw. zu dessen Kombinationen, die im Zusammenhang <?page no="44"?> 34 Hoppe/ Link anderer Artikelpositionen nur am Rand erwähnt werden können, wie Angaben zur Varietäten-, Textsorten- oder Frequenzspezifik: z.B. im Artikel ex- Anmerkungen unter anderem zum Phänomen der eingeschränkten Lexikalisierung und zu speziellen Problemen der Temporalsemantik. 4.2.3 Geschichte und Kombinemfeld Etymologie: In dieser Artikelposition wird das dem lemmatisierten deutschen Kombinem zugrundeliegende Etymon der Ursprungssprache und seine Stellung in deren Wortbildungssystem beschrieben. In reduzierter Form stellt die Position gleichsam eine etymologische, ‘kontrastive’ Entsprechung zu den funktional-gegenwartsbezogenen Beschreibungsteilen des angesetzten deutschen Kombinems dar. Etymologisches Paradigma: Diese Artikelposition enthält einen Überblick über unterschiedliche Einheiten, die von dem lemmatisierten Kombinem unterschieden werden müssen, obwohl sie sich auf dasselbe Etymon (oder auf ein mit diesem urverwandtes) zurückführen lassen. Die hier erwähnten Einheiten, die also nicht in linearem sprachgeschichtlichem Zusammenhang mit dem lemmatisierten Kombinem stehen, stellen dabei keine auswahlhaft und exemplarisch zu behandelnden Kandidaten für den Lemmatyp 2 dar und werden folglich auch nicht im Dokumentationsteil belegt (vgl. dagegen unten zur Artikelposition Irreguläres). Im Rahmen der Darstellung des Lemmas ex- ‘ehemalig’ beispielsweise sind in dieser Artikelposition unter anderem folgende lexikalische Einheiten als Einheiten des etymologischen Paradigmas aufzuführen: ex (! ), Interjektion und Adverb; die (mutmaßliche) Lehn- Wortbildungseinheit l -ex (Eis-Ex); ex als Bestandteil von Syntagmen (ex officio, ex Schiff); die Lehn-Wortbildungseinheit exo- (Exobiologie); \tx\ als initiales Segment in deutschen Lehnwörtern aus dem (Mittel-/ Neu-)Lateinischen oder Griechischen (Effekt, Exil, Extension; Exodus). Geschichtliche Entwicklung: Diese Artikelposition leistet parallel zu und in Überschneidung mit den funktional-gegenwartsbezogenen Beschreibungsteilen und in Zusammenhang mit der Artikelposition Etymologie (s.o.) die genetisch-entwicklungsbezogene Darstellung des Kombinems. Sie beschreibt beispielsweise (in Abhängigkeit von der Spezifik des einzelnen Kombinems) wann, unter welchen sprachlichen und außersprachlichen Bedingungen, in welchen Kontrasten zu und Übereinstimmungen mit der Ursprungssprache und Vermittlersprache, in welchen der möglichen Prozesse von Kombinemgewinnung sich ein Kombinem herausgebildet, sowie <?page no="45"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 35 in welchen Entwicklungsphasen, mit welcher Produktivität, in welchen Teilen des Diasystems, mit welchen Folgen für die jeweiligen semantischen Paradigmata, in welchen Zusammenhängen mit der Kombinementwicklung in anderen modernen lehn-wortbildenden europäischen Sprachen sich die Integration in das Wortbildungssystem des Deutschen vollzogen hat. Irreguläres: Diese Artikelposition bildet eine Art Anhang. Sie umfaßt ausdrucksseitig komplexe lexikalische Einheiten, die ein ausdrucksseitiges Segment mit der Morphologie des lemmatisierten Kombinems aufweisen und auch in linearem sprachgeschichtlichem Zusammenhang mit diesem lemmatisierten Kombinem stehen, hinsichtlich dessen Verwendung in regulären entlehnten oder lehngebildeten Kombinationen jedoch unterschiedliche Arten von ‘Abweichungen’ darstellen. Folgende Gruppen von ‘Abweichungen’ können hier exemplarisch-auswahlhaft und im Kontrast zu den regulären Verwendungsweisen des deutschen Kombinems beschrieben sein: - In Struktur und Wortbildungsbedeutung ‘verdunkelte’ Lehnwörter aus der Ursprungssprache, d.h. demotivierte Lexeme, die auch für den sogenannten gebildeten Sprachteilhaber des Deutschen nur noch über innereinzelsprachliche etymologische Recherche mit der ursprungssprachlichen Wortbildungseinheit bzw. dem Wortbildungsmuster als solchem in Zusammenhang zu bringen sind und womöglich schon in der Ursprungssprache einen hohen Lexikalisierungs- oder gar Verdunkelungsgrad aufwiesen. - In Struktur und Wortbildungsbedeutung ‘verdunkelte’ deutsche oder aus anderen modernen europäischen Sprachen entlehnte Lehn-Wortbildungsprodukte, d.h. in derselben Weise wie demotivierte Lehnwörter nur noch über etymologische Recherche transparent auf das lemmatisierte Kombinem beziehbare demotivierte Lexeme. Unter Gruppen von ‘Abweichungen’ fallen solche vorwiegend fachsprachliche oder ältere - Kombinationen nicht, deren Basiseinheiten bzw. andere Konstituenten zwar auch einem gebildeten Sprachteilhaber des heutigen Deutsch nicht (mehr) bekannt sind, die jedoch im Deutschen (z.B. einer seiner fachsprachlichen Varietäten bzw. einem seiner älteren Sprachstadien) völlig regulär gebildet und bei Kenntnis des Basislexems bzw. der anderen Konstituente musteradäquat analysierbar sind: z.B. Expandektist ‘ehemaliger Pandektist’. Weitere Gruppen von ‘Abweichungen’: - Jeweils einen singulär realisierten Strukturtyp aufweisende deutsche Lehnwörter aus der Ursprungssprache, d.h. Lehnwörter eines Struk- <?page no="46"?> 36 Hoppe/ Link turtyps, der anders als die regulären bzw. als regulär beschriebenen Strukturtypen des lemmatisierten Kombinems innerhalb der neoklassischen deutschen (oder europäischen) Lehn-Wortbildung nicht produktiv geworden ist: z.B. Lehnwörter mit strukturell und semantisch von der regulären attributiv-determinierenden Verwendung des Kombinems pseud(o)-, in Kombinationen wie pseudowissenschaftlich, abweichendem pseud(o)in den Valenzbildungen Pseudologie, Pseudologia phantastica, pseudologisch, denen entsprechende griechische Komposita als Valenzbildungen mit griech. ipev6o<; ‘Lüge’ als erster Konstituente zugrundeliegen (vgl. griech. ipevSoXo^ia ‘falsche Rede, Lüge’ sowie x^evSoXo^tio ‘lügen, Lügen erzählen’ und xpevSoXo^ot; ‘lügnerisch’ bzw. ‘Lügner, Lügenerzähler’). - Jeweils einen singulär realisierten Strukturtyp aufweisende deutsche oder aus anderen modernen europäischen Sprachen entlehnte Lehn- Wortbildungsprodukte, d.h. Lehn-Wortbildungsprodukte eines Strukturtyps, der anders als die regulären bzw. als regulär beschriebenen Strukturtypen des lemmatisierten Kombinems innerhalb der neoklassischen deutschen (oder europäischen) Lehn-Wortbildung nicht produktiv geworden ist. Die ‘Abweichung’ kann dabei in Zusammenhang stehen mit ursprungssprachlichen Wortbildungsstrukturen oder aufgrund einer innerhalb der neoklassischen Lehn-Wortbildung selbst initiierten, im Untersuchungszeitraum jedoch (noch) nicht-produktiven Neuentwicklung erfolgen: z.B. Lehn-Wortbildungsprodukte mit semantisch von der regulären Verwendung pro- ‘für, zugunsten’, in Kombinationen wie profranzösisch ‘zugunsten Frankreichs’, vereinzelt auftretendes abweichendes pro- ‘zur Beförderung, Bewirkung, Erzielung von’, in Prolaktin als Bezeichnung für ein die Milchdrüsenproduktion anregendes Hormon, oder vereinzelt auftretendes abweichendes pro- ‘in Entsprechung zu’, in prozyklisch ‘in Entsprechung zu einem Zyklus’ (direkt zu dem Antonym antizyklisch). <?page no="47"?> 37 Einführung in den Gegenstandsbereich 5 - Quellen der „Buchungsgeschichte“ (BG) Zur Erstellung der „Buchungsgeschichte“ (BG) von Lehnkombinemen bzw. deren entlehnten und lehngebildeten Kombinationen im gesamten Projekt „Lehn-Wortbildung“ systematisch herangezogene Wörterbücher (vgl 2.1). Die folgende Bibliographie wird in der systematischen (Streuungs-) Ordnung präsentiert, die die Auswahl dieser Basismenge lexikographischer Quellen leitete und begründete. Dementsprechend werden die einzelnen Einträge innerhalb der zunächst aspektbezogen gewonnenen Gruppen in chronologischer Anordnung angeführt. Dies gilt auch, wenn mehrere Auflagen eines Werks zur buchungsgeschichtlichen Auswertung herangezogen wurden: Mehrere Auflagen eines Werks können folglich in chronologisch bedingtem Abstand und sogar in unterschiedlichen Gruppen erfaßt werden. Die Fassung der einzelnen Einträge orientiert sich weitestmöglich an der originalen Titelei des betreffenden Werks. Dies betrifft insbesondere die jeweiligen Titelformulierungen im engeren Sinne, die es uns auch bei barocker Beredtheit wert schienen, weitgehend ungekürzt und unnivelliert wiedergegeben zu werden. Oft enthalten die Langtitel zudem Informationen, die für unsere Zwecke wichtig sind, z.B. Hinweise auf die lexikographische Erfassung fachsprachlichen oder entlehnten Wortmaterials. Außerhalb des Titels im engeren Sinne wurde jedoch bei Bedarf standardisiert, d.h. vor allem aus den Informationen der Titelblätter bzw. aus dem Augenschein (z.B. bei den Bandzahlen mancher Werke) je nach Vorgefundener Situation ausgewählt oder ergänzt, um die Charakterisierung der einzelnen Werke vergleichbar zu gestalten. Dies gilt auch für fremdsprachige Titeleien, bei denen die zusammenfassenden oder erweiternden Standardisierungen selbstverständlich immer in Deutsch gegeben werden. Wie für alle andern Quellen wurde auch für die Quellen der Buchungsgeschichte eine sog. „Zitierformel“ festgelegt, mit Hilfe derer in möglichst kurzer Form auf diese Quellen Bezug genommen werden kann, sei es (dann stets kursiv gesetzt) im Zusammenhang von Belegzitaten oder (dann im allgemeinen recte gesetzt) im Diskurs. Die jeweilige Zitierformel besteht zu diesem Zweck zunächst und hauptsächlich aus einer (stets in Versalien gesetzten) verbalen Benennung des Wörterbuchs (Name des Autors/ der Autoren, Kurztitel o.ä.): z.B. STIELER oder MEYER. Werke, die nur eine Auflage hatten oder zumindest nur in einer Auflage für buchungsgeschichtliche Zusammenhänge verwendet wurden, sind durch dieses verbale Element bibliographisch ausreichend identifiziert. In <?page no="48"?> 38 Hoppe/ Link bestimmten Fällen genügt somit dieses verbale Element schon für einen eindeutigen Bezug. Bei Werken, die in mehreren Auflagen verwendet wurden, folgt in der Zitierformel auf dieses verbale Element obligatorisch das jeweilige Erscheinungsjahr bzw. bei Werken, die in mehreren Auflagen verwendet wurden und zugleich über längere Zeiträume hinweg erschienen, das jeweilige Erscheinungsjahr des zunächst erschienenen Bandes mit dem Zusatz „ff.“: z.B. PAUL 1897 bzw. MEYER 1893ff. Damit sind alle Wörterbücher eindeutig bibliographisch identifiziert. Zusätzliche (bibliographisch nicht eigentlich erforderliche) zeitliche Angaben zum Erscheinungsjahr eines Wörterbuchs bzw. dem Jahr des Erscheinens eines bestimmten Bandes innerhalb eines Erscheinungszeitraums, wie sie z.B. beim Zitieren von Belegen als Datierungshilfe erforderlich sind, werden generell vor einem Schrägstrich „/ “ vor das betreffende verbale Element der Zitierformel gesetzt: z.B. 1691! SPIELER bzw. 1898/ MEYER 1893ff. Die Zitierformel jeder buchungsgeschichtlichen Wörterbuchquelle wird in der folgenden Bibliographie am Ende eines Eintrags in der vollsten Form, bei Bedarf mit Variable angegeben. I) Wörterbücher des Deutschen la) Ältere Sprachstadien des Deutschen (bis 1945/ 50) aus synchroner oder diachroner Perspektive dokumentierende Wörterbücher laa) Deutsch-lateinische Wörterbücher des 16. - 18. Jahrhunderts 1. [Maaler, Josua]: Die Teiitsch spraach. Alle Wörter / namen / vn arten zu reden in Hochteütscher spraach / dem ABC nach ordenlich gestellt / vnnd mit gutem Latein gantz fleissig vnnd eigentlich vertolmetscht / dergleichen bißhäx nie gesähen [...]. Dictionarivm Germanicolatinvm novvm. Hoc est, Linguae Teutonicae, Svperioris Praesertim, Thesavrvs: In Qvo Omnes fere Germanicae dictiones atque locutiones ordine Alphabeti enumerantur, & Latine ex probatissimis authoribus, quam proprijssime purissimeque redduntur, A Josua Pictorio Tigurino confectus, & in lucem nunc primum editus. Zürich 1561 (Reprographischer Nachdruck mit einer Einführung von Gilbert de Smet in: Documenta Linguistica. Quellen zur Geschichte der deutschen Sprache des 15. bis 20. Jahrhunderts, hrsg. von Ludwig Erich Schmitt. Reihe I. Wörterbücher des 15. und 16. Jahrhunderts, hrsg. von Gilbert de Smet. Hildesheim/ New York 1971) [1561/ MAALER] 2. Frisch, Johann Leonhard: Teutsch-Lateinisches Wörter-Buch, Darinnen Nicht nur die ursprünglichen, nebst denen davon hergeleiteten und zusammengesetzten allgemein gebräuchlichen Wörter; Sondern auch die bey den meisten Künsten und Handwerken, bey Berg- und Saltzwerken, Fischereyen, Jagd- Forst- und Hauß-Wesen, u. a. m. gewöhnliche Teutsche Benennungen befindlich, Vor allen, Was noch in keinem Wörter-Buch geschehen, Denen Einheimischen und Ausländern, so die in den mittlern Zeiten geschriebenen Historien, Chroniken, Übersetzungen, Reimen u.d.g. mit ihren veralteten Wörtern und Ausdrückungen verstehen wollen, möglichst zu dienen, Mit überall beygesetzter nöthigen Anführung der Stellen, wo dergleichen in den Büchern zu finden, Samt angehängter Theils versicherten, theils muthmaßhchen <?page no="49"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 39 Etymologie und critischen Anmerkungen; Mit allem Fleiß viel Jahr über zusammengetragen, Und jetzt den Gelehrten zur beliebigen Vermehrung und Verbesserung überlassen. Nebst einem Register der lateinischen Wörter. [In zwei Teilen.] Berlin 1741 (Reprographischer Nachdruck in einem Band mit einer Einführung und Bibliographie von Gerhardt Powitz in: Documenta Linguistica. Quellen zur Geschichte der deutschen Sprache des 15. bis 20. Jahrhunderts, hrsg. von Ludwig Erich Schmitt. Reihe II. Wörterbücher des 17. und 18. Jahrhunderts, hrsg. von Helmut Henne. Hildesheim/ New York 1977) [1741/ FRISCH] lab) Einsprachige allgemeine deutsche Wörterbücher seit ca. 1600 1. Henisch, Georg: Teütsche Sprach vnd Weißheit. Thesavrvs lingvae et sapientiae Germanicae. In quo vocabula omnia Germanica tarn rara, qväm communia, cum suis Synonymis, derivatis, phrasibus, compositis, epithetis, proverbijs, antithetis, continentur [...]. Adjecta sunt [...] Anglica, Bohemica, Gallica, Graca [sic! ], Hebraica, Hispanica, Hungarica, Italica, Polonica. Erster Teil: A - G. Augsburg 1616 [1616/ HENISCH] 2. [Stieler, Kaspar: ] Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs / oder Teutscher Sprachschatz / Worinnen alle und iede teütsche Wurzeln oder Stammwörter / so viel deren annoch bekant und ietzo im Gebrauch seyn / nebst ihrer Ankunft / abgeleiteten / duppelungen / und vornemsten Redarten / mit guter lateinischen Tolmetschung und kunstgegründeten Anmerkungen befindlich. Samt einer Hochteutschen Letterkunst / Nachschuß und teutschem Register. So Lehrenden als Lernenden / zu beider Sprachen Kundigkeit / nötig und nützlich / durch unermüdeten Fleiß in vielen Jahren gesamlet von dem Spaten. Teutonicae Lingvae Semina Et Germina, sive Lexicon Germanicvm, in qvo Vocabula omnia Teutonica, tarn antiqva qväm nova, eorum radices &: origines, cum suis derivatis &: compositis, item phrasibus elegantioribus, & perpetua interpretatione Latina ex classicis Autoribus, ac observationibus philologicis comprehenduntur. Unä cum Grammatica Lingvae Theotiscae seu Imperialis Germanicae, Supplemente atqve Indice Teutonico. Opus Omnibus, cüm docentibus tum discentibus, utile & pene necessarium, accurante Serotino. Nürnberg 1691 (Reprographischer Nachdruck in drei Teilen mit einem Nachwort von Stefan Sonderegger in: Deutsche Barockliteratur, hrsg. von Martin Bircher u. Friedhelm Kemp. Kaspar Stieler: Gesammelte Schriften in Einzelausgaben. München 1968) [1691/ STIELER] 3. Adelung, Johann Christoph: Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches Der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. [In fünf Teilen.] Leipzig 1774 - 1786 [.../ ADELUNG 1774ff] 4. Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch der deutschen Sprache. [In fünf Teilen.] Berlin 1807 - 1811 [.../ CAMPE DWB] 5. Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. [In vier Teilen.] Wien 1808 [ADELUNG 1808] 6. Heyse, Joh. Christ. Aug.: Handwörterbuch der deutschen Sprache mit Hinsicht auf Rechtschreibung, Abstammung und Bildung, Biegung und Fügung der Wörter, sowie deren Sinnverwandtschaft. Nach den Grundsätzen seiner Sprachlehre angelegt; ausgeführt von K.W.L. Heyse. [In drei Bänden.] Magdeburg 1833 - 1849 (Reprographischer Nachdruck Hildesheim 1968) [.../ HEYSE DWB] 7. Grimm, Jacob/ Grimm, Wilhelm (und zahlreiche weitere Autoren): Deutsches Wörterbuch. [In 33 Bänden (einschließlich Quellenverzeichnis).] Band 1 - 33, Leipzig 1854 - 1960, Quellenverzeichnis 1971 (Reprographischer Nachdruck München 1984) [.../ DWB] 8. Sanders, Daniel: Wörterbuch der Deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. [In zwei Bänden (Bd. 2 in zwei Teilbänden).] Leipzig 1860 - 1865 [.../ SANDERS DWB] 9. Heyne, Moriz: Deutsches Wörterbuch. [In drei Bänden.] Leipzig 1890 - 1895 [.../ HEYNE] <?page no="50"?> 40 Hoppe/ Link 10. Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. Halle 1897 [PAUL 189T\ 11. Weigand, Fr.L.K.: Deutsches Wörterbuch. Fünfte Auflage in der neuesten für Deutschland, Österreich und die Schweiz gültigen amtlichen Rechtschreibung. [...] vollständig neu bearbeitet von Karl von Bahder, Herman Hirt, Karl Kant. Hrsg, von Herman Hirt. [In zwei Bänden.] Leipzig 1909 - 1910 (Reprographischer Nachdruck Berlin 1968) [.../ WEIGAND-HIRT] 12. Trübners Deutsches Wörterbuch. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Wortforschung hrsg. von Alfred Götze [Bd. 1 - 4], [...] hrsg. von Walther Mitzka [Bd. 5 - 8]. [In acht Bänden.] Berlin 1939 - 1957 [.../ TRÜBNER] 13. Grimm, Jacob/ Grimm, Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Neubearbeitung. Bd. Iff., hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (vor 1990: von der Akademie der Wissenschaften der DDR) und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Stuttgart/ Leipzig (früher: Leipzig) 19(65 bzw.) 83ff. [.../ DWB neu] 14. Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch. 9., vollständig neu bearbeitete Auflage von Helmut Henne und Georg Objartel unter Mitarbeit von Heidrun Kämper-Jensen. Tübingen 1992 [PAUL 1992] lac) Ältere Fremdwörterbücher des Deutschen (16. bis früheres 20. Jahrhundert) 1. Rot(h), Simon: Ein Teutscher Dictionarius / dz ist ein außleger schwerer / vnbekanter Teutscher / Griechischer / Lateinischer / Hebräischer / Wälscher vnd Frantzösischer / auch andrer Nationen Wörter / so mit der weil inn Teutsche sprach kö mmen seind [...]. Augsburg 1571 (Reprographischer Nachdruck in Verbindung mit einer ausführlicher Einleitung in: Emil Öhmann (Hrsg.): Simon Roths Fremdwörterbuch. Helsinki 1936) [1571/ ROTH] 2. Hechtenberg, Klara: Fremdwörterbuch des siebzehnten Jahrhunderts. [Zusammengestellt aus Untersuchungen zur Fremdwortfrage.] Berlin 1904 [.../ HECHTENBERG] 3. Wächtler, Johann Christian: Commodes Manual, Oder Handbuch / Darinnen zu finden I. Eine compendieuse Methode zu einer galante Conduite/ wie auch recommendablen Politesse in zierlichen Reden und wohlanständigen Gebehrden zu gelangen; II. Ein vollkömmliches Dictionaire/ in welchem die meisten in civil vitä vorkomenden Termini und gewöhnl. Redens-Arten ordine Alphabetico eingerichtet/ erkläret/ und mit Exemplis illustriert seynd, nebst einem vollständigen Teutschen Indice. III. Die vornehmsten Heydnischen Nomina Propria, so in Romäne/ Operen/ Poesie, Mahlereyen/ und sonst gebrauchet werden/ gleichfalls nach dem Alphabet eingerichtet und erkläret. IV. Le Secretaire d’Amour, oder: Ein Fascicul etlicher bey einer familieren Correspondence gewechselten un aus einem vertraulichen Liebes-Cabinet genommenen Brieffe/ nebst andern nach heutiger fagon stylisirten wie wohl insgesamt promiscue gesetzten Missiven und unterschiedenen eingemischten Sorten derer so genannten Billets Doux: V. Allerhand mündliche Complimenten in Teutsch- und Frantzösischer Sprache / auff die gewöhnlichsten Fälle kürtzlich nach dem Alphabet ihrer Materie auffgesetzt / nebenst denen Beantwortungen darauff / auff inständiges Begehren also verfertiget / und ediret. Leipzig 1709 [1709/ WÄCHTLER] 4. Sperander (Pseudonym für Gladow, Friedrich): A la Mode-Sprach der Teutschen / oder Kompendieuses Hand-Lexicon, In welchem die meisten aus fremden Sprachen entlehnte Wörter und gewöhnliche Redens-Arten, So in denen Zeitungen, Briefen und täglichen Conversationen Vorkommen, Klar und deutlich erkläret werden. Nach alphabetischer Ordnung mit Fleiß zusammengetragen. Nürnberg 1727 [1727/ SPE- RANDER] 5. Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelung’s und Campe’s Wörterbüchern. Neue starkvermehrte und durchgängig verbesserte <?page no="51"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 41 Ausgabe. Braunschweig 1813 (Reprographischer Nachdruck in: Documenta Linguistica. Quellen zur Geschichte der deutschen Sprache des 15. bis 20. Jahrhunderts, hrsg. von Ludwig Erich Schmitt. Reihe II. Wörterbücher des 17. und 18. Jahrhunderts, hrsg. von Helmut Henne. Hildesheim/ New York 1970) [1813/ CAMPE FWB] 6. Oertel, Eucharius Ferdinand Christian: Gemeinüzziges Wörterbuch zur Erklärung und Verteutschung der im gemeinen Leben vorkommenden fremden Ausdrükke, nach ihrer Rechtschreibung, Aussprache, Abstammung und Bedeutung aus den alten und neuen Sprachen erläutert. Ein tägliches Hülfsbuch für Beamte, Schullehrer, Kaufleute, Buchhändler, Künstler, Handwerker und Geschäftsmänner aus allen Klassen. Dritte, sehr verbesserte und vermehrte Auflage. [In zwei Bänden.] Ansbach 1816 [OERTEL 1816] 7. Petri, Friedrich Erdmann: Sprachliches Hand-Wörterbuch für Deutsche. Anderer Theil, welcher die fremden, im Deutschen vorkommenden Ausdrücke deutschet. Gedrängtes Deutschungs-Wörterbuch der unsre Schrift- und Umgangs-Sprache, selten oder öfter, entstellenden fremden Ausdrücke, zu deren Verstehn und Vermeiden. Dritte, sehr bereicherte und verbesserte Auflage. Dresden 1817 [PETRI 1817] 8. Oertel, Eucharius Ferdinand Christian: Gemeinütziges Fremdwörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der in unsrer Sprache vorkommenden fremden Wörter und Ausdrücke, nach ihrer Rechtschreibung, Aussprache, Abstammung und Bedeutung aus den alten und neuen Sprachen erläutert. Ein Hülfsbuch für Geschäftsmänner und Gebildete aus allen Ständen. Vierte verbesserte und vermehrte Auflage. [In zwei Bänden.] Ansbach 1831 [OERTEL 1831] 9. Heyse, Joh. Christ. Aug.: Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke, mit Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und der Abstammung. Achte rechtmäßige, vermehrte und sehr verbesserte Ausgabe. [In zwei Teilen.] Hannover 1838 [HEYSE FWB 1838] 10. Kaltschmidt, J.H.: Neuestes und vollständigstes Fremdwörterbuch. Erklärung aller aus fremden Sprachen entlehnten Wörter und Ausdrücke, welche in den Künsten und Wissenschaften, im Handel und Verkehr Vorkommen, mit Bezeichnung der Aussprache. [...] Sechste Auflage. Leipzig 1863 [1863/ KALTSCHMIDT] 11. Heyse, Joh. Christ. Aug.: Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung der Wörter nebst genauer Angabe ihrer Abstammung und Bildung. Vierzehnte Ausgabe. Neu bearbeitet, vielfach berichtigt und vermehrt von Prof. Gustav Heyse und Dr. Wihelm Wittich. Hannover 1870 [HEYSE FWB 1870] 12. Sanders, Daniel: Fremdwörterbuch. [In zwei Bänden.] Leipzig 1871 [1871/ SANDERS FWB] 13. Kehrein, Joseph: Fremdwörterbuch mit etymologischen Erklärungen und zahlreichen Belegen aus Deutschen Schriftstellern. Stuttgart 1876 [1876/ KEHREIN] 14. Petri, Friedrich Erdmann: Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache. [...] 24. Auflage der von Dr. Emanuel Samostz neu bearbeiteten und vielfältig vermehrten 13. Auflage. Leipzig 1879 [PETRI 1879] 15. Petri, Friedrich Erdmann: Handbuch der Fremdwörter in der deutschen Schrift- und Umgangssprache. 40. Ausgabe unter Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung, Erweiterung des Wortschatzes, Namendeuter, Erklärung der Wortkürzungen und Aussprachebezeichnung bearbeitet von Professor Dr. Rudolf Krauße. Leipzig 1911 [PETRI 1911] 16. Genius, Adolf: Neues großes Fremdwörterbuch. Ein Handbuch zur Verdeutschung und Erklärung der wichtigeren in der deutschen Schrift- und Umgangssprache vorkommenden fremden Ausdrücke aller Wissensgebiete, auch derjenigen aus dem Gebiete der katholischen Liturgik und Kirchengeschichte, nebst Angabe der Aussprache, Betonung und Herkunft. Unter Berücksichtigung der neuesten amtlichen Rechtschreibung. Dritte und vierte Auflage. Regensburg 1933 [1933/ GENIUS] <?page no="52"?> 42 Hoppe/ Link lad) Altere Fachwörterbücher des Deutschen (1. Hälfte des 20. Jahrhunderts) 1. Bechhold, J.H. (Hrsg.): Handlexikon der Naturwissenschaften und Medizin. Unter Mitwirkung von Privatdozent Dr. Bierbaum (Berlin) u.a. [In zwei Bänden.] Band 1 (2. Auflage), Frankfurt 1919. Band 2 (2./ 3. Auflage), Frankfurt 1923 [.../ BECH- HOLD] 2. Pschyrembel, Willibald: Klinisches Wörterbuch. Gegründet von Otto Dornblüth. 48. - 53. Auflage. Mit 632 Abbildungen im Text. Berlin 1942 [PSCHYREMBEL 19^2] Ib) Deutsche Gegenwartssprache (seit 1945/ 50) dokumentierende Wörterbücher Iba) Allgemeine Wörterbücher des gegenwärtigen Deutsch 1. Mackensen, Lutz: Neues deutsches Wörterbuch. Rechtschreibung. Grammatik. Stil. Worterklärung. Fremdwörterbuch. Laupheim (Wttbg.) 1952 [MACKENSEN 1952] 2. Mackensen, Lutz: Deutsches Wörterbuch. Rechtschreibung. Grammatik. Stil. Worterklärung. Fremdwörterbuch. 5., verbesserte und erweiterte Auflage. München 1967 [MA CKENSEN 1967] 3. Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden. Hrsg, und bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter Leitung von Günther Drosdowski. Mannheim/ Wien/ Zürich 1976-1981 [.../ DUDEN GWB 1976ff.] 4. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. [Erarbeitet im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft an der Akademie der Wissenschaften der DDR.] Hrsg, von Ruth Klappenbach und Wolfgang Steinitz. Bearbeiter: R. Klappenbach und H. Malige- Klappenbach. Autoren der Artikel: Ch. Blumrich u.a. [In 6 Bänden.] [Erste Auflage: Berlin 1964 - 1977. Benutzt in folgender Zusammenstellung: ]Band 1 (10. Auflage), Berlin 1980. Band 2 (7. Auflage), Berlin 1981. Band 3 (5. Auflage), Berlin 1981. Band 4 (4. Auflage), Berlin 1981. Band 5, Berlin 1976. Band 6, Berlin 1977 [.../ WDG] 5. Brockhaus Wahrig. Deutsches Wörterbuch in sechs Bänden. Hrsg, von Gerhard Wahrig, Hildegard Krämer, Harald Zimmermann. In 6 Bänden, Wiesbaden/ Stuttgart 1980 - 1984 [.../ BROCKHAUS-WAHRIG] 6. Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Hrsg, und bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter Leitung von Günther Drosdowski. Mannheim/ Wien/ Zürich 1983 [DUDEN UWB 1983] 7. Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. [In zwei Bänden.] [Erarbeitet im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft an der Akademie der Wissenschaften der DDR.] Von einem Autorenkollektiv unter der Leitung von Günter Kempcke. Autoren: Christa Blumrich u.a. Berlin 1984 [198f! HWDG] 8. Duden. Bedeutungswörterbuch. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Hrsg, und bearbeitet von Wolfgang Müller unter Mitwirkung folgender Mitarbeiter der Dudenredaktion: Wolfgang Eckey u.a. Band 10. Mannheim/ Wien/ Zürich 1985 [1985/ DUDEN BED] 9. Mackensen, Lutz: Deutsches Wörterbuch. Rechtschreibung. Grammatik. Stil. Worterklärungen. Abkürzungen. Aussprache. Fremdwörterlexikon. Geschichte des deutschen Wortschatzes. 12., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage unter Mitarbeit von Dr. Gesine Schwarz-Mackensen. München 1986 [MACKENSEN 1986] 10. Duden. Deutsches UniversalWörterbuch. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Hrsg, und bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter der Leitung von Günther Drosdowski. Mannheim/ Wien/ Zürich 1989 [DUDEN UWB 1989] <?page no="53"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 43 11. Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in acht Bänden. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Hrsg, und bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter der Leitung von Günther Drosdowski. Mannheim/ Leipzig/ Wien/ Zürich 1993 - 1995 [.../ DUDEN GWB 1993ff] Ibb) Moderne Fremdwörterbücher des Deutschen 1. Duden. Fremdwörterbuch. 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Bearbeitet von Wolfgang Müller unter Mitwirkung von Rudolf Köster und Marion Trunk und weiteren Mitarbeitern der Dudenredaktion sowie zahlreichen Fachwissenschaftlern. Band 5. Mannheim/ Wien/ Zürich 1982 [DUDEN FWB 1982] 2. Duden. Fremdwörterbuch. 5., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion unter Mitwirkung von Maria Dose u.a. und zahlreichen FachWissenschaftlern. Band 5. Mannheim/ Wien/ Zürich 1990 [DUDEN FWB 1990] 3. Duden. Das Große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. Hrsg, und bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. Mannheim/ Leipzig/ Wien/ Zürich 1994 [1994/ DUDEN GFWB] Ibc) Moderne Fachwörterbücher des Deutschen 1. Werner, Fritz Clemens: Wortelemente lateinisch-griechischer Fachausdrücke in den biologischen Wissenschaften. Suhrkamp Taschenbuch 64. [Frankfurt] 1972 [1972/ WERNER] 2. Pschyrembel, Willibald: Klinisches Wörterbuch mit klinischen Syndromen und einem Anhang Nomina Anatomica. Gegründet von Otto Dornblüth. 253., um einen Anhang Nomina Anatomica erweiterte Auflage. Mit 2993 Abbildungen im Text. Berlin/ New York 1977 [PSCHYREMBEL 1977] 3. Fremdwörterbuch naturwissenschaftlicher und mathematischer Begriffe. 4. überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Bearbeitet von W. Ciba, H. Gorenflo. D. Henß und W. Ruth. Hrsg, von K. Freytag. In zwei Bänden. Köln 1982 [1982/ NAT-MATH FWB] Ic) Etymologische Wörterbücher des Deutschen 1. Duden. Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Günther Drosdowski, Paul Grebe und weiteren Mitarbeitern der Dudenredaktion. In Fortführung der „Etymologie der neuhochdeutschen Sprache“ von Konrad Duden. Band 7. Mannheim/ Wien/ Zürich 1963 [DUDEN ET 1963] 2. Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage bearbeitet von Walther Mitzka. Berlin 1967 [1967/ KLUGE-MITZKÄ] 3. Duden. Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage von Günther Drosdowski. Band 7. Mannheim/ Wien/ Zürich 1989 [DUDEN ET 1989] 4. Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 22. Auflage unter Mithilfe von Max Bürgisser und Bernd Gregor völlig neu bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin/ New York 1989 [1989/ KLUGE-SEEBOLD] 5. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet von einem Autorenkollektiv des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft [an der Akademie der Wissenschaften der DDRjunter der Leitung von Wolfgang Pfeifer. Autoren: Wilhelm Braun u.a. In drei Bänden. Berlin 1989 [ET WB 1989] 6. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet im Zentralinstitut für Sprachwissenschaft [an der Akademie der Wissenschaften der DDR], Berlin, unter der Lei- <?page no="54"?> 44 Hoppe/ Link tung von Wolfgang Pfeifer. Autoren: Wilhelm Braun u.a. 2. Auflage, durchgesehen und ergänzt von Wolfgang Pfeifer. In zwei Bänden. Berlin 1993 [ET WB 1993] II) Wörterbücher derjenigen modernen Fremdsprachen (Englisch und Französisch), die im Zusammenhang lexikalischer Entlehnung ins Deutsche in besonderem Maße als Vergleichs- oder Vermittlersprachen in Betracht gezogen wurden Ila) Wörterbücher des Englischen 1. The Oxford English Dictionary. Being a corrected re-issue with an introduction, supplement, and bibliography of an new English dictionary on historical principles. Founded mainly on the materials collected by the philological society and edited by James A. H. Murray, Henry Bradley, W. A. Craigie, C. T. Onions. [In 12 Bänden sowie einem Band „Supplement and Bibliography".] Oxford 1933 (Nachdruck 1961) [OED 1933] 2. A Supplement to the Oxford English Dictionary. Edited by R. W. Burchfield. [In vier Bänden.] Oxford 1972 - 1986 [.../ OED SUPPL] 3. Webster’s Third New International Dictionary of the English Language Unabridged. With seven language dictionary. [In drei Bänden.] Chicago/ London/ Toronto/ Geneva/ Sydney/ Tokyo/ Manila 1976 [1976! WEBSTER] 4. Suffixes and Other Word-Final Elements of English. A Compilation of More Than 1, 500 Common and Technical Free Forms, Bound Forms, and Roots That Frequently Occur at the Ends of Words [...]. Laurence Urdang (Editorial Director), Alexander Humez (Editor), Howard G. Zettler (Associate Editor). Detroit (Michigan) 1982 [1988/ URDANG SUFF] 5. Webster’s Ninth New Collegiate Dictionary. Based on Webster’s third new international dictionary. Springfield (Massachusetts) 1983 [1983/ WEBSTER COLL] 6. Prefixes and Other Word-Initial Elements of English. A Compilation of Nearly 3,000 Common and Technical Free Forms, Bound Forms, and Roots That frequently occur at the Beginnings of Words [...]. Laurence Urdang (Editorial Director), Alexander Humez (Editor). Detroit (Michigan) 1984 [1984/ URDANG PREF] 7. The Oxford English Dictionary. Second edition. Prepared by John Andrew Simpson and Edmund S. C. Weiner. [In 20 Bänden.] Oxford 1989 [OED 1989] lib) Wörterbücher des Französischen 1. Dictionnaire encyclopedique pour tous. Petit Larousse. 73000 articles, 5130 illustrations en noir, 113 cartes en noir [...]. Paris 1967 [1967 PT LAROUSSE] 2. Paul Robert: Dictionnaire alphabetique & analogique de la Langue Frangaise. Les mots et les associations d’idees. [In 6 Bänden sowie einem Band „Supplement (redaction dirigee par Alain Rey et Josette Rey-Debove)“.] Paris 1970-1975 [.../ ROBERT 1970ff] 3. Grand Larousse de la langue fran^aise. Sous la direction de Louis Guilbert, Rene Lagane, Georges Niobey [)..]. [In 7 Bänden.] Paris 1971 - 1978 [.../ GR LAROUSSE] 4. Tresor de la langue fran^aise. Dictionnaire de la langue du XIX e et du XX e siecle (1789-1960). [Erarbeitet am Centre National de la Recherche scientifique, Centre de Recherche pour un Tresor de la Langue Fran^aise, Nancy, publiziert zunächst unter der Leitung von Paul Imbs (Bd. 1 - 7), dann unter der Leitung von B. Quemada (Bd. 8 - 16). In 16 Bänden.] Paris 1971 - 1994 [.../ TRESOR] 5. lexis, dictionnaire de la langue fran^aise. Paris 1975 [1975/ LEXIS] 6. Henri Cottez: Dictionnaire des structures du vocabulaire savant. Elements et modeles de formation, les usuels du Robert. Paris 1980 [COTTEZ 1980] <?page no="55"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 45 7. Le Robert Methodique. Dictionnaire methodique du fran$ais actuel. Redaction dirigee par Josette Rey-Debove. Paris 1982 [1982/ ROBERT METH] 8. Le Grand Robert de la langue frangaise. Dictionnaire alphabetique et analogique de la langue fran^aise de Paul Robert. Deuxieme edition entierement revue et enrichie par Alain Rey. [In 9 Bänden.] Paris 1985 [ROBERT 1985\ 9. Henri Cottez: Dictionnaire des structures du vocabulaire savant. Elements et modeles de formation. 4 e edition revue et completee. les usuels du Robert. Paris 1988 [COT- TEZ 1988] III) Enzyklopädien 1. Hübner, Johann: Reales Staats- und Zeitungs-Lexicon Worinnen sowohl Die Religionen und Orden / die Reiche und Staaten / Meere / Seen / Flüsse / Städte / Vestungen / Schlösser / Häfen / Berge [...] die Linien deutscher hoher Häuser / die in verschiedenen Ländern übliche Ritter-Orden / Reichs-Täge / Gerichte / Civil- und Militair-Chargen zu Wasser und Lande / Müntzen / Maß und Gewichte [...] und derer darzu gehörigen Sachen gebräuchliche Benennungen / als auch Andere in Zeitungen und täglicher Conversation aus allerhand Sprachen bestehende Termini Artis, denen Gelehrten und Ungelehrten zu sonderbarem Nutzen klar und deutlich beschrieben werden / Nebst einem zweyfachen Register und Vorrede. Leipzig 1704 (Reprographischer Nachdruck Bern 1972) [HOf/ HÜBNER] 2. Zedier, Johann Heinrich (Hrsg, und Verleger): Grosses vollständiges Universal Lexicon Aller Wissenschaften und Künste, Welche bißhero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden, Darinnen so wohl die Geographisch-Politische Beschreibung des Erd-Kreyses, nach allen Monarchien, Käyserthümern, Königreichen, Fürstenthümern, Republiquen, freyen Herrschafften, Ländern, Städten [...]; samt der natürlichen Abhandlung von dem Reich der Natur [...] Als auch eine ausführliche Historisch-Genealogische Nachricht von den Durchlauchten und berühmtesten Geschlechtern in der Welt, Dem Leben und Thaten der Käyser, Könige, Churfürsten und Fürsten, grosser Helden, Staats-Minister, Kriegs- Obersten zu Wasser und zu Lande [...] Ingleichen von allen Staats- Kriegs- Rechts- Policey und Haußhaltungs-Geschäfften des Adelichen und bürgerlichen Standes, der Kauffmannschafft [...] Wie nicht weniger die völlige Vorstellung aller in den Kirchen-Geschichten berühmten Alt-Väter, Propheten, Apostel, Päbste, Cardinäle, Bischöffe, Prälaten [...] Endlich auch ein vollkommener Inbegriff der allergelehrtesten Männer, berühmter Universitäten [...]. [In 64 Bänden (hrsg. von Johann Heinrich Zedier), sowie 4 Supplementbänden (hrsg. von Carl Günther Ludovici).] Band 1-64, Halle/ Leipzig 1732-1750. Supplementbände 1-4, Leipzig 1751 - 1754 (Reprographischer Nachdruck Graz 1961) [.../ ZEDLER] 3. Hübner, Johann: Neu-vermehrtes und verbessertes Reales Staats-Zeitungs- und Conversations-Lexicon, Darinnen sowohl Die Religionen und geistlichen Orden, die Reiche und Staaten, Meere, Seen, Inseln, Flüsse, Städte, Festungen, Schlösser, Häfen, Berge [...] und der dazu gehörigen Sachen gebräuchlichen Benennungen; Als auch Andere in Zeitungen und täglicher Conversation vorkommende aus fremden Sprachen entlehnte Wörter, nebst den alltäglichen Terminis Juridicis und Technicis, Gelehrten und Ungelehrten zu sonderbarem Nutzen klar und deutlich beschrieben werden. Die allerneueste Auflage [...] Nebst einem angehängten brauchbaren Register und neuen Vorrede [...]. Hrsg, und verlegt von Emerich Felix Bader. Regensburg/ Wien 1759 [1759/ HÜBNER] 4. Krünitz, Johann Georg: Oeconomische(-technologische) Encyclopädie, oder allgemeines System der Land-Haus- und Staats-Wirthschaft (Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft und der Kunstgeschichte), in alphabetischer Ordnung; Aus dem Französischen übersetzt, und mit Anmerkungen und Zusätzen vermehrt, auch nöthigen Kupfern versehen. Fortgeführt durch Friedrich Jacob Floerken, Heinrich Gustav Flörke, Johann Wilhelm David Korth, Carl Otto Hoffmann und Ludwig Kossarski. In 242 Teilen. Berlin 1773-1858 (Verfilmung dieser Ausgabe auf Norm-Mikrofiches. Hildesheim 1982) [.../ KRÜNITZ] <?page no="56"?> 46 Hoppe/ Link 5. Ersch, J.S./ Gruber, J.G.: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge [...]. [In drei (in eine Vielzahl von Bänden) unterteilten Sektionen.] Leipzig 1818-1889 (Reprographischer Nachdruck Graz 1969ff., bis 1992 erschienen und im Projektzusammenhang benutzt bis einschließlich Sektion III, 25 (= A - Phyxios)) [.../ ERSCH-GRUBER] 6. [Brockhaus.] Allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände. Conversations-Lexikon. Neunte Originalauflage. In 15 Bänden. Leipzig 1843-1848 [.../ BROCKHAUS ISJSff.] 7. [Meyer.] Neues Konversations-Lexikon, ein Wörterbuch des allgemeinen Wissens. [...] hrsg. von Hermann J. Meyer. Zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage, mit geographischen Karten, wissenschaftlichen und technischen Illustrationen. [In 15 Bänden sowie einem Band „Register“, einem Band „Illustrationen“ und 7 Bänden „Ergänzungsblätter“.] Hildburghausen 1861-1871 [.../ MEYER 1861ff.] 8. Meyers Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens. Dritte, gänzlich umgearbeitete Auflage. Mit geographischen Karten, naturwissenschaftlichen und technologischen Abbildungen. [In 15 Bänden sowie einem Ergänzungs- und Registerband (Bd. 16).] Band 1, Hildburghausen 1874. Band 2-16, Leipzig 1874-1878 [.../ MEYER 1874ff.} 9. Brockhaus’ Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie. Dreizehnte vollständig umgearbeitete Auflage. Mit Abbildungen und Karten. In 16 Bänden. Leipzig 1882 - 1887 [.../ BROCKHAUS 1882ff] 10. Meyers Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Fünfte, gänzlich neubearbeitete Auflage. Mit ungefähr 10,000 Abbildungen im Text und auf 1000 Bildertafeln, Karten und Plänen. [In 17 Bänden, einem Band „Ergänzungen, Nachträge, Register“ sowie drei Supplementbänden (Bd. 18-21).] Leipzig/ Wien 1893-1901 [.../ MEYER 189Sff.] 11. Der große Brockhaus. Sechzehnte, völlig neubearbeitete Auflage. In 12 Bänden [sowie einem Ergänzungsband]. Wiesbaden 1952-1958 [.../ BROCKHAUS 1952ff.} 12. Brockhaus Enzyklopädie. In 20 Bänden. Siebzehnte völlig neubearbeitete Auflage des großen Brockhaus. Wiesbaden 1966-1974 [.../ BROCKHAUS 1966ff] 13. Meyers Enzyklopädisches Lexikon. [In 25 Bänden sowie drei Ergänzungsbänden „Nachträge“, „Weltatlas“ und „Personenregister“ (Bd. 26-28).] Mannheim/ Wien/ Zürich 1971-1981 [.../ MEYER 1971ff] 14. Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden. Neunzehnte, völlig neubearbeitete Auflage. Mannheim 1986-1994 [.../ BROCKHAUS 1986ff.] <?page no="57"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 47 6. Verzeichnis der wichtigsten Abkürzungen, Symbole und Siglen 6.1 Abkürzungen A (in Schemata) Abi. Adj., adj. Adv., adv. Amerikan., amerikan. Anz. Arab., arab. Bed. Bildunterschr. brief! . ders. Dt., dt. e (in Schemata) ebd. EN (in Schemata) Engl., engl. Engl./ Amerikan., engl./ amerikan. F. Frz., frz. gleichbed. Griech., griech. hist. i (in Schemata) iron. Ital., ital. Jh. klass. Lat., lat. Leserbr. LW LWB(-) M. metaph. MA Mlat., mlat. N. Ndl., ndl. neoklass. Adjektiv Ableitung Adjektiv, adjektivisch Adverb, adverbiell amerikanisches Englisch, amerikanisch englisch Anzeige Arabisch, arabisch Bedeutung Bildunterschrift brieflich derselbe Deutsch, deutsch exogen: entlehnt/ lehngebildet ebenda Eigenname britisches Englisch, britisch englisch amerikanisches und britisches Englisch amerikanisch und britisch englisch Femininum Französisch, französisch gleichbedeutend Griechisch, griechisch historisch indigen: nicht entlehnt ironisch Italienisch, italienisch Jahrhundert klassisch Latein, lateinisch Leserbrief Lehnwort Lehn-Wortbildung(s-) Maskulinum metaphorisch Mittelalter Mittellatein, mittellateinisch Neutrum Niederländisch, niederländisch neoklassisch <?page no="58"?> 48 Hoppe/ Link Nlat., nlat. o. Ang. o. J. o. 0. o. S. o. Pag. Russ., russ. s.o. / s.u. S (in Schemata) scherzh. Span., span. (-)spr. Subst., subst. Syn., syn. Ubers., übers, übertr. Uberschr. V (in Schemata) V. trans./ intrans. vgl. WB(-) (-)wiss. Wortsp., wortsp. zit. Neulatein, neulateinisch ohne (nähere) Angaben ohne Angabe des Erscheinungsjahres ohne Angabe des Erscheinungsortes ohne Seitenangabe ohne Paginierung Russisch, russisch siehe oben / siehe unten Substantiv scherzhaft Spanisch, spanisch (-) spräche/ (-) sprachlich Substantiv, substantivisch Synonym, synonym Übersetzung, übersetzt übertragen Überschr. Verb transitives/ intransitives Verb vergleiche Wortbildung(s-) (-)wissenschaft(lich) Wortspiel, wortspielerisch zitiert Symbole: - ► dient dem Verweis innerhalb des Kombinemartikels t dient dem Verweis über den Kombinemartikel hinaus auf andere Kombinemartikel => Generierungspfeil 6.2 Verweissiglen für die Artikelpositionen Etym EtymPdgm Gramm Hist Irreg Kat Komb Morph Etymologie Etymologisches Paradigma Grammatik (der deutschen Lehn- Wortbildungsprodukte) Geschichtliche Entwicklung Irreguläres Kombinemkategorie Kombinationen Morphologie <?page no="59"?> Einführung in den Gegenstandsbereich 49 SemBas bzw. SemKonst SemKomb SemPdgm Semantik der Basen/ anderen [ersten/ zweiten) Konstituenten und Beziehungswörter von Adjektiven Semantische Leistung in Kombinationen Semantisches Paradigma 6.3 Siglen für die Komponenten der Materialbasis (BG) „Buchungsgeschichte“ (= projektbezogen angelegte Inventare der Buchungen von Wortbildungseinheiten in ausgewählten Wörterbüchern (vgl. 2.1) (BSPA) Material des Bundessprachenamts (vgl. 2.1) (CARSTENSEN) Anglizismensammlung von Broder Carstensen (CK) maschinenlesbare Textcorpora des Instituts für deutsche Sprache (GfdS) Belegsammlung der Gesellschaft für deutsche Sprache (SB) Schulz-Baslersche Belegsammlung des Instituts für deutsche Sprache (Z) „Zettelkasten“ (= in einem Teilarchiv erfaßte eigene Exzerptionen der Projektmitarbeiter) 6.4 Siglen einiger als Zweitquellen bzw. zum Sprachvergleich verwendeter Belegwörterbücher AHD WB DFWB DWB FRÜHNHDWB MLAT WB OED ThLL Althochdeutsches Wörterbuch* Deutsches Fremdwörterbuch*. Deutsches Wörterbuch* Frühneuhochdeutsches Wörterbuch* Mittellateinisches Wörterbuch* The Oxford English Dictionary* Thesaurus Linguae Latinae* *Genaue bibliographische Angaben siehe Vorwort (DFWB), das voranstehende Quellenverzeichnis zur Buchungsgeschichte (DWB, OED) oder die spezifischen Quellenverzeichnisse der einzelnen Studien. 6.5 Anmerkungen zur Zitierweise - Die den bibliographischen Angaben zu den nicht-lexikographischen (vgl. voranstehendes Quellenverzeichnis zur Buchungsgeschichte) Primärquellen beigegebene Zitierformel ist in der Regel ein Konstrukt aus: Angabe des Autors, Erscheinungsjahr der Erstausgabe (verbesserte, vermehrte <?page no="60"?> 50 Hoppe/ Link Ausgabe) des Werks oder seiner Übersetzung ins Deutsche und Seitenzahl der tatsächlich benutzten Ausgabe. Sie entspricht der Zitierformel der Schulz-Baslerschen Belegsammlung des Instituts für deutsche Sprache. - Die Zitierweise der Belege selbst entspricht ebenso wie deren typographische Gestaltung weitgehend der des „Deutschen Fremdwörterbuchs“. <?page no="61"?> Gabriele Hoppe Das Präfix ex Vorbemerkung In den Bänden der Studien zur deutschen Sprache zur Lehn-Wortbildung sind die Lehnkombineme EX- INTER- NEO- POST- PRÄ- TRANSin einem Paradigma <RAUM UND ZEIT> thematisiert. Damit sind vornehmlich solche initialen Lehn-Wortbildungseinheiten (Präfixe) versammelt, die auf Lokaladverbien/ lokale Präpositionen der klassischen Sprachen zurückgehen. Ihre jeweils unterschiedlich verlaufende Herausbildung zu initialen Einheiten der kombinatorischen Wortbildung, ihre Metaphorisierungen und die Entwicklung spezieller Typen der syntaktisch-semantischen Struktur ist nicht ein Phänomen der Lehnwortbildung, sondern eine spezielle Erscheinung indoeuropäischer Sprachentwicklung. Sie ist auch bei der Erarbeitung anderer Paradigmata begegnet, die auf Lokaladverbien/ lokale Präpositionen zurückgehende Lehnkombineme aufweisen, wie für das Paradigma <FREUND UND FEIND> ant(i)-, contra-, pro- und par(a)- oder für das Paradigma <GRADUIERUNG> hyper-, super-, supra-. Der Anteil der lehnwortbildenden modernen europäischen Sprachen, insbesondere des Deutschen, an den je unterschiedlichen ‘Weiterentwicklungen’, die innereinzelsprachlichen und dann wiederum übereinzelsprachlichen Verflechtungen zwischen Prozessen der Entlehnung und Prozessen der Lehnwortbildung werden in den folgenden Beiträgen in unterschiedlichen Angängen und Akzentsetzungen in Entsprechung zu den Besonderheiten des jeweils behandelten Kombinems beschrieben. Die Autoren Gabriele Hoppe, Michael Kinne und Isolde Nortmeyer folgen der in der Einleitung begründeten Konzeption und bewahren die für das Projekt verbindliche Artikelstruktur in den wesentlichen Punkten. Für die Endredaktion haben sie sich auf formale Änderungen geeinigt. Sie verantworten ihre Beiträge selbst. <?page no="62"?> 52 Gabriele Hoppe Die Verfasser dieser ersten Konbinem-Artikel Bände danken sehr herzlich Hartmut Schmidt für die wohlwollend-kritische Durchsicht der Manuskripte, seine Anregungen und hilfreichen Verbesserungsvorschläge. Formale Hinweise Die Artikel zu den einzelnen Lehnkombinemen enthalten vor dem Artikelkopf als Kurzeinführung einen ÜBERBLICK über Entwicklung und synchronen Status des lemmatisierten Lehnkombinems sowie chronologische und alphabetische Register der entlehnten und lehngebildeten Kombinationen. Gabriele Hoppe <?page no="63"?> Das Präfix ex- 53 0. Vorwort Das Lehnpräfix ex- ‘ehemalig’ mit seiner durch die Zeiten einheitlichen Bedeutung, seinem vereinzelt und unverändert gebliebenen Typ syntaktischsemantischer Struktur steht in Kontrast zu anderen präfixalen deutschen Lehn-Wortbildungseinheiten, die auf Lokaladverbien bzw. lokale Präpositionen der klassischen Sprachen zurückgehen. Einziger produktiver Überrest der lateinischen Präposition ex ‘aus ... heraus’ für die kombinatorische Lehn-Wortbildung des Deutschen, unterscheidet es sich in seinem Verhältnis zum Etymon von Lehnpräfixen dieser Gruppe wie ant(i)-, inter-, meta-, post- oder supermit ihren fach- oder gemeinsprachlich (bildungssprachlich) produktiven, tradierten, weiterentwickelten und zusätzlich aufgekommenen Bedeutungen oder Typen syntaktisch-semantischer Struktur. Erst spät, in unserer Gegenwart, und nur zögernd beginnt es seine unter bestimmten Aspekten seit spätlateinischer Zeit vorhandenen schmalen Pfade zu erweitern. Denn, da er zum erstenmal seinen werten Namen zu einem solchen Verzeichnisse einzusenden vorhatte, war er lange unschlüssig, was für einen Schwanz er demselben anhenken sollte. Exschuster wie heut zu Tage Exjesuit das schien ihm nicht schicklich (J.G. Müller (von Itzehoe) 1790 Siegfr. v. Lindenberg (Ausg. letzter Hand) 91) Vom Anfang seines Aufkommens bis heute verbindet sich ex- ‘ehemalig’ hauptsächlich mit Personenbezeichnungen. Erst mit der in unserer Zeit entstehenden Welt von Ehemaligkeiten vollzieht sich auch eine ex-Wende: ex-Kombinationen bezeichnen nunmehr häufig auch untergegangene Staaten und Staatengemeinschaften als ehemalige; daneben bezeichnen sie gelegentlich und möglicherweise zunehmend andere Entitäten („Sachen“), gerade auch solche, die dieser ex-Welt zugehören. Am Lehnpräfix exwerden exemplarisch Phänomene der Entlehnung und Lehn-Wortbildung dargestellt. Durch gezielte Recherchen in kanzleisprachlichen und gemeinsprachlichen (besonders bildungssprachlichen) Texten aufgrund von vermuteten historischen <WÖRTER UND SACHEN>- Zusammenhängen wurde dem <Warum> des ex-Aufkommens nachgegangen, wurden die spezifische Art der Herausbildung von exals eine der möglichen Genesen von Einheiten der kombinatorischen Wortbildung, seine Integration und erste Phase der weiteren Entwicklung als Lehn- Wortbildungseinheit des Deutschen ermittelt. Zur Dokumentation bringt Ein de siede / Le monde <ez» (Predrag Matvejevitch, Le Monde 29.4.1994) <?page no="64"?> 54 Gabriele Hoppe der Belegteil Materialien gerade aus dieser Untersuchung in größerem Umfang. ez-Kombinationen des jüngeren Deutsch sind im Belegteil schon aufgrund ihres inflationären Auftretens nur auswahlhaft lemmatisiert bzw. belegt. Sie werden vornehmlich gemäß der im <WÖRTER UND SACHEN>- Zusammenhang der Gegenwart erfolgenden Musterentwicklung und im Hinblick auf grammatische Neuerungen berücksichtigt. Bestimmten jüngeren Erscheinungen der ez-Grammatik ist zudem durch eine spezielle Präsentationsform Rechnung getragen, d.h., durch eine Liste von datierten und mit Quellenangaben versehenen ez-Kombinationen. Die ei-Darstellung ist für den gesamten Untersuchungszeitraum wenigstens ansatzweise sprachvergleichend angelegt. Es wurde versucht, einerseits mögliche Lehneinflüsse auf die Herausbildung von dt. exzu ermitteln, andererseits Übereinstimmungen und besonders Divergenzen in der er-Lehn-Wortbildung moderner europäischer Sprachen aufzuzeigen. Damit wird der Versuch gewagt, unter den Voraussetzungen einer vergleichsweise schmalen Materialbasis in entsprechend bescheidenem Maße auf das Phänomen der „Interkombineme“ (Link) am exemplarischen Einzelfall aufmerksam zu machen. Mit exteilsynomyme und zu ihm antonyme Einheiten sind, soweit es möglich war, in Entsprechung zum ex-Untersuchungszeitraum behandelt. Dabei werden in einem eher groben Überblick die Vertreter des bis heute in kaleidoskopartiger Veränderung vorhandenen Paradigmas relativ zu Entwicklung und Status des Lehnpräfixes exdargestellt. Im Zusammenhang wird auch versucht, am konkreten Beispiel auf allgemeine Erscheinungen der Wortbildung zu verweisen, beispielsweise auf die auch paradigmatisch gesteuerte Herausbildung von lexikalischen Einheiten zu Einheiten der kombinatorischen Wortbildung, gerade auch entgegen deren wortartspezifischer Wortbildungsblockierung (noch, jetzt). Den zahlreichen Überresten und Weiterungen der lateinischen und der mit ihr urverwandten griechischen Präposition ex im Deutschen wird außerhalb des zentralen Artikels ex- ‘ehemalig’ in unterschiedlicher Gewichtung nachgegangen. Im Vordergrund steht die Behandlung solcher Einheiten, die in einen gewissen deutenden Zusammenhang mit dem als Hauptlemma angesetzten ex- ‘ehemalig’ gebracht werden können - und gebracht worden sind. Die Notwendigkeit lexikographischer ‘Nacharbeit’ für einzelne Einheiten hat zu umfangreicheren Wortartikeln geführt (ex! , ex, auch ex und hopp). Auf allgemeine Erscheinungen der Wortbildung wird auch in diesem Zusammenhang hingewiesen. So geht die Darstellung von ex-Lehnwörtern beispielsweise ein auf die „Repräsentation“ (Cottez) als spezielles Phänomen der fachsprachlichen, aber auch gemeinsprachlichen (bildungssprach- <?page no="65"?> Das Präfix ex- 55 liehen) Wortbildung, besonders der Lehn-Wortbildung; d.h., sie geht ein auf das Phänomen der Morphematisierung komplexer lexikalischer Einheiten, die dann in ihrer gleichbedeutenden Morphemgestalt innerhalb weiterer (Lehn-)Wortbildungsprodukte „repräsentiert“ sind, wie beispielsweise fachsprachliches exfür Explosion in Exschutz. Zu Artikelpositionen im allgemeinen und generellen Benutzerhinweisen s. Hoppe, Gabriele und Link, Elisabeth: Einführung in den Gegenstandsbereich, Einleitung S. Iff. Diese Einleitung gilt sowohl für den Beitrag Hoppe in diesem Band als auch für die Bände Isolde Nortmeyer, Die Präfixe inter- und trans-. Beiträge zur Lehnwortforschung und Michael Kinne, Die Präfixe neo-, post- und prä-. Beiträge zur Lehnwortforschung in der Reihe Studien zur deutschen Sprache (SDS) des Instituts für deutsche Sprache im Gunter Narr Verlag. Die notwendigen Hinweise auf die ex-spezifische inhaltliche und formale Gestaltung einzelner Artikelpositionen und des Belegteils finden sich in den entsprechenden Vorbemerkungen (s. jeweils in der Inhaltsübersicht); speziell zum Belegteil werden zusätzlich zu allgemeinen Hinweisen in der Vorbemerkung begründende, die ex-Untersuchung quasi rekapitulierende Hinweise in den anschließenden Anmerkungen zur Gestaltung des Belegteils gegeben. Für Unterstützung und hilfreiche Kritik danke ich meinem Mann Bernd Hoppe und meinen Kollegen Alan Kirkness, Elisabeth Link und Hartmut Schmidt. Für Hinweise im einzelnen habe ich Wilhelm Braun, Deutsches Wörterbuch - Arbeitstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften -, Luciano Canfora, Universität Bari, und Elisabeth Koväcs, Universität Wien, zu danken, für die mühevolle Sortierung der e- Strecke und die Überlassung der mein Arbeitsgebiet betreffenden Belege den Mitarbeitern der Arbeitsstelle des Mittellateinischen Wörterbuchs der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Nicht zuletzt danke ich den Antiquaren Bernard Haegeli, Straßburg, und Klaus Schubert, Mannheim, die mich bei meinen Recherchen engagiert unterstützt und mir auch durch Leihgaben den zeitaufwendigen Fernleihverkehr erspart haben. <?page no="66"?> 56 Gabriele Hoppe 1. Überblick Ex- Präfix zur Lehn-Wortbildung von Substantiven und Adjektiven seit dem früheren 18. Jh. vereinzelt in Lehnwörtern aus dem Spätlateinischen seit dem späten 18. Jh. in deutschen Lehn-Wortbildungsprodukten gemeinsprachlich (bildungssprachlich) produktiv: exist als produktive Lehn-Wortbildungseinheit aufgekommen im historischen Zusammenhang der Aufhebung des Jesuitenordens (1773). Es hat sich als Muster rasch entwickelt aus amtssprachlichem Exjesuit als neuaufgekommenem Terminus der Hofkanzleien, wie er entsprechend der Bedeutung des Ordensverbots im Zeitalter der Aufklärung sofort schlagwortartig auch in der polemischen und politisch-satirischen Literatur verwendet wurde, exist entsprechend seiner von Anfang an gemeinsprachlichen (bildungssprachlichen) Verwendung sogleich nachgewiesen mit indigenen und integrierten entlehnten Lexemen als Basiseinheiten, die bis heute weitgehend Substantive sind, dabei trotz aller erfolgten Erweiterungen vornehmlich Personenbezeichnungen. ex-Kombinationen sind zunächst konzentriert auf die polemische und politisch-satirische Literatur, im neueren Deutsch weitgehend auf Medientexte eingeschränkt. exbringt die Bedeutung <EHEMALIG> in Kombinationen einer Determinans-Determinatum-Struktur ein Ex-Adliger Tz-DDR Ex-Fremdenlegionär Ex-Haus Ex-Ire Exkaplan Ex-Linker exradikal Ex-Sozialismus ‘ehemaliger Adliger’ ‘ehemalige DDR’ ‘ehemaliger Fremdenlegionär’ ‘ehemaliges Haus’ ‘ehemaliger Ire’ ‘ehemaliger Kaplan’ ‘ehemaliger Linker’ ‘ehemals radikal’ ‘ehemaliger Sozialismus’ <?page no="67"?> 2. 2.1 1734 1734 1734 1746 1773 1773 1776 1781 1782 1784 1784 1784 1784- 1785 1787 1788 1789 1791 1792 1792 1793 1794 1794 1794 1794 1795 1796 1797 1797 1797 1797 1797 1798 1799 1799 1799 Das Präfix ex- 57 Inventare Chronologisches Register Ex consule 1805 Ex praetore 1806 Ex quaestore 1807 Excalvinist 1808 Exjesuit 1808 Ex-Mandarin 1808 Exgeneral 1808 exjesuitisch 1808 [? ] Exmönch 1808 Exminister 1814 Exnonne 1815 Exschuster Extrojaner 1817 Exanachoret 1817 Ex-Major 1817 Ex-Vizekönig 1817 Exprediger 1821 Exilluminat 1826 Exfrau 1826 Exmagister 1826 Exreligiose 1830 Exdekan 1834 Exfranzose 1834 Exprofessor 1835 Ex-Regent 1835 Exabt 1843 Exstudent 1843 Ex-Adliger 1843 Ex-Edelmann vor 1848 Ex-König 1848 Exleutnant Ex-Priester 1848 Exdirektor 1848 Exkandidat 1848 Exnachtwächter 1848 Expfarrherr 1848 Exkaplan 1848 Ex-Sekretär 1848 Exbaron 1848 Exbischof 1848 Ex-Kapuziner 1848 Exküster Ex-Präsident Ex-Offizier MeerExDespotismus Exdoktor ErdenExGott ExHeroe Exjungfrau ExMeister Exkaiser Ex-General- Commissär Ex-Feldmarschall Expandektist Exspirant (Wortsp.) Ex-Superintendent ex-Fouquesch Ex-Adel Ex-Hofadel Ex-Marquis Exgouverneur Ex-Geliebte Ex-Reisegefährte Exmagnifizenz Exmusensohn Ex-Lady Komet-Exredakteur Ex-Trancheur Ex-Privat-Dozent Ex-Bundestagsgesandter Exdeputierter Exdiktator Ex-Emir ex-empereur Exgesandter Exgräfin Ex-Kürassier Ex-Pairskammer Expater Exphilosoph <?page no="68"?> 58 1848 1849 1851 1854 1855 1874 1876 1878 1881 1882 1888 1889 1915 1922 1926 1926 1928 1929 1929 1929 1929 1929 1929 1929 1932 1933 1933 1947 1948 1950 1950 um 1 1951 1951 1952 1954 1954 1954 1957 1959 [1960 1963 1963 1963 1966 Gabriele Hoppe Ex-Polizeipräfekt Exkriegsminister Ex-Lebendiger Ex-Exzellenz Ex-Bürgermeister Ex-Gemahlin Ex-Lakai Exgroßvezier Ex-Pere Ex-Konventsmitglied ex-chinesisch Ex-Fürst Eximperatrice Exdiplomat Ex-Kronprinz Exoberst Ex-Lehrling Ex-Champion Ex-Ehemann Exfreund Exgatte Exherzog Exösterreich Exschwiegereltern Ex-Professional Ex-Europameister Exprofi Ex-Theologus Ex-Meier Ex-Freiherr Ex-Kommunist Ex-Mittelklasse Ex-Gauleiter exkommunistisch Ex-Kriegsgefangener Ex-Gaullist Ex-Journalist Ex-Marinesergeant Ex-KPD-Stadtrat Exweltmeister ex-österreichisch Ex-Antisemit Exkollaborateur exkonsularisch Ex-Miß 1967 Ex-Fremdenlegionär 1967 Exkanzler 1967 Ex-Kölner 1967 Exkolonialfranzose 1967 Ex-Mönchengladbacher 1969 Ex-Gangster 1976 Exmann 1976 Exvater 1977 Ex-Maler 1978 exdeutsch 1978 Ex-Großmacht 1978 Ex-Irgendetwasgewesener 1978 Ex-Kolonie 1978 Ex-Preuße 1978 Ex-Sauna 1980 Ex-Psychiatrisierter 1983 Ex-Inquisitor 1985 Ex-Austauschschüler 1985 Ex-Azubi 1985 Ex-Bankier 1985 Ex-Besetzer 1985 Ex-Chef 1985 Ex-Ehegatte 1985 Ex-Firma 1985 Ex-Hochschulprofessor 1985 Ex-Ire 1985 Ex-Katholik 1985 Ex-Kollege 1985 Ex-Linker 1985 Ex-Oppositionsführer 1985 Ex-Premier 1985 Ex-Radikaler 1985 Ex-Terrorist 1985 Ex-Universitätsprofessor 1985 Ex-Weltmacht 1986 exbibliothecarius 1986 Ex-Dirne 1986 Ex-Ehefrau 1986 Ex-Partner 1986 Ex-Schüler 1986 Ex-Trümmerfrau 1987 Ex-Beatle 1987 Ex-Oberpolizist 1987 Ex-Raucher <?page no="69"?> 1987 1987 1988 1988 1988 1988 1988 1988 1988 1988 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1991 1991 1991 1991 1991 Das Präfix ex- 59 Ex-Regierungschef 1991 Extwen 1991 Ex-Besitzer 1991 Ex-Fähre 1991 Ex-Fan 1991 Ex-Kirchenbeamter 1991 Ex-Kirchenmann 1991 Ex-Krimi-Verfasser 1992 exradikal 1992 Ex-Sträfling 1993 Ex-Archäologe 1993 Ex-Bundesrat 1993 Ex-Ehe 1993 Ex-Herkules 1993 Ex-Jenaerin 1993 Ex-Kokser 1993 Ex-Konkurrentin 1993 Ex-Lehrerin 1993 Ex-Nukem-Geschäftsführer 1994 Ex-Pharmachef 1994 Ex-Präsidentschaftskandidat 1994 Ex-Reagan-Vertraute 1994 Ex-Sponti 1994 Ex-US-Botschafterin 1994 Ex-Walt-Disney-Zeichner 1994 Exbraut 1994 Ex-BRD 1994 Ex-DDR 1994 Exgefangener 1994 Ex-Häftling 1994 Ex-Haus 1994 Ex-Heiliges-Römisches 1994 Reich deutscher Nation 1994 Ex-Insel 1994 Ex-Mauer 1994 Ex-Staat 1994 Ex-Staatschef 1994 Ex-Staatsfunk 1994 Ex-Stasi-Chef 1994 ex-westdeutsch 1994 Ex-RjW-Reporter 1994 ex-jugoslawisch 1994 Ex-Junkie 1995 Ex-Kronland 1995 Ex-Lobbyist 1995 Ex-Maurer Ex-Redakteur ex-sowjetisch Ex-Sowjetrepublik Ex-Trinker Ex-UdSSR Ex-Volk Ex-Robotron-Stammsitz exschwanger Ex-Arbeitsloser Ex-Geheimdienstagent Ex-Jugoslawien Ex-Leibwächter Ex-ÖTV-Vize Ex-Panzer Ex-Planungschef Ex-Sozialismus Ex-Südmilch-Chef Ex-Berliner Ex-Bruderstaat Ex-„Bnnte“-Chefin Ex-DDR-Staatschef Ex-Dresdner-Bank-Chef Ex-Herrchen Ex-Hotel Ex-Koch Ex-Krankenhaus Ex-Krisenherd Ex-Leihwagen Ex-Mannheimer Ex-Militärliegenschaft Ex-Notenbankchef Exrex Ex-Rodina Ex-Schwänzer Ex-Sekt-Manager Ex-Sowjetunion Ex-Tiffany-Chef Exuser Ex-Villa Ex-Wähler Ex-Waldhof-Trainer Ex-Binnenmeer Ex-Bundeshauptstadt Ex-Hippie <?page no="70"?> 60 Gabriele Hoppe 2.1.1 Zusatzliste aus 3.3 — ► Gramm (dort: Quelle/ Datierung, ohne Belegkontext) 1947 1949 195(1? ) 1953 1953 1954 1964 vor 1965 1967 1967 1967 1967 1969 1974 1974 1974 1974 1985 1985 1985 1985 1985 1985 1985 1985 1985 1985 1985 1985 1986 1986 1986 1986 1986 1986 1986 1986 1986 1986 1986 1987 Ex-Finanzminister Ex-Landwirtschaftsminister Ex-Kultusminister Ex-Gymnasiallehrer Ex-Staatspräsident Exaußenminister Ex-Wimbledon-Champion Ex-Urwaldnackedei Ex-Barbesitzer Ex-Boxeuropameister Ex-Bundesliga-Klub Ex-Kriminalhauptwachtmeister Exgeneraldirektor Exbundeskanzler Ex-Bundestagsabgeordneter Ex-Staatssekretär Exverfassungsschützer Ex-Bataillonskommandeur Ex-Bundeswirtschaftsminister Ex-CDU-Schatzmeister Ex-Flick-Manager Ex-Ministerpräsident Ex-Nazi-Kollege Ex-RAF-Mann Ex-Strichjunge Ex-Unterhaltungschef Ex-Wirtschaftsminister Ex-Wohnungseigentümer Ex-Zigarrenfabrikant Ex-Bürgerinitiativ-Funktionär Ex-Budgetdirektor Ex-Bundesbeauftragter Ex-Bundesinnenminister Ex-Bundesminister Ex-Ehepartner Ex-G AL-Abgeordnete Ex-SPD-Wahlhelfer Ex-Starautor Ex-Studioschüler Ex-Verfasssungsgerichtspräsident Ex-Chemie-Boß <?page no="71"?> 1987 1987 1987 1988 1988 1988 1988 1988 1988 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1989 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 Das Präfix ex- 61 Ex-IBM-Manager Ex-J uilliard-Schüler Ex-Umweltminister Ex- Berufssoldat Ex-Brockhaus-Gesellsch after Ex-„Genesis“-Mann Ex-Lebensmittelhändler Ex-ÖTV-Vorsitzender Ex- Zivildienstleistender Ex-co-op-Chef Ex-DDR-Geheimdienstchef Ex-„ Hörzu“-Chefredakteur Ex-Honecker-Berater Ex-MfS-Mitarbeiter Ex-Propagandachef Ex-Referatsleiter Ex-Spionagechef Ex-Spitzenfunktionär Ex-Staatsrats-Chef Ex-Traumschiff-Kapitän Ex-Wahlkreis-Manager Ex-Werkzeugmacher Ex-Bauer-Anzeigenleiter Ex-„Bild“-Sportchef Ex-Blockpartei Ex-DDR-Oevisenbeschaffer Ex-DDR-Funktionär Ex-DDR-Innenminister Ex-DDR-Presse Ex-FDJ-Leute Ex-Finanzstadträtin Ex- Fröhlich-Nachfolger Ex-Gewerkschaftsboß Ex-Leopoldina-Präsident Ex-Olympiasieger und -Weltrekordler Exparlamentspräsident Ex-Politbüromitglied Ex- Prominentensiedlung Ex-Regierungssprecher Ex-SED-Ärzte Ex-SED-Funktionär Ex-Sozialismusgläubige Ex-SPD-Mann Ex-Springer-Manager Ex-Staatssicherheitsminister <?page no="72"?> 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1990 1992 1993 1993 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 1994 Gabriele Hoppe Exstaatsratsvorsitzender Ex-Stasi-[...] Arzte Ex-Stasi-Leute Ex-Stasi-Mitarbeiter Ex-Stasi-Oberst Ex-Stasiobjekt Ex-Verfassungsschutzpräsident Ex-Vizehandelsminister Ex-Volksbildungsministerin Ex-Volkskammerabgeordneter Ex-Wirtschaftschef Ex-Zehnkampf-Weltrekordler Ex-Migros-Boss Ex-Regierungspolitiker Ex-Sozialistenchef Ex-Adidas-Besitzer Ex-Bildungsstadtrat Ex-Bundesbankchef Ex-Bundesligaspieler Ex-Bundesorganisationschef Ex-Callgirlchefin Ex-„Chipsy Kings“-Bandleader Ex-Daimler-Benz-Vorstand Ex-DKP-Chef Ex-FDP-Mitglied Ex-Fed-Gouverneur Ex-Filmwochendirektorin Ex-Footballstar Ex-Fraktionschef Ex-Juli-Chef Ex-Kaderleiter Ex-Lindenstraßen-Star Ex-Nachtclubboß Ex-Philosophieprofessor Ex-Polizeichef Ex-SED-Firma Ex-SED-Mitglied Ex-SPD-Chef Ex-SPD-Landtagsabgeordneter Ex-SPD-MdB Ex-SS-Mann Ex-Stadtentwicklungsminister Ex-Straßen-und Eisenbahnräuber Ex-„Talking Heads“-Sänger Ex-Teamchef <?page no="73"?> Das Präfix ex- 63 1994 Ex-Tele-5-Chef 1994 Ex-Vize-Verteidigungsminister 1994 Ex-Weltklasse-Hochspringer 1995 Ex-Skirennläufer 2.2 Alphabetisches Register Exabt 1795 Ex-Adel 1826 Ex-Adliger 1797 Exanachoret 1785 Ex-Antisemit 1963 Ex-Arbeitsloser 1993 Ex-Archäologe 1989 Ex-Austauschschüler 1985 Ex-Azubi 1985 Ex-Bankier 1985 Exbaron 1804 Ex-Beatle 1987 Ex-Berliner 1994 Ex-Besetzer 1985 Ex-Besitzer 1988 exbibliothecarius 1986 Ex-Bj'M-Reporter 1991 Ex-Binnenmeer 1995 Ex-Bundeshauptstadt 1995 Exbischof 1804 Exbraut 1990 Ex-BRD 1990 Ex-Bürgermeister 1855 Ex-Bruderstaat 1994 Ex-Bundesrat 1989 Ex-Bundestagsgesandter 1848 Ex-„Bunte“-Chefin 1994 Excalvinist 1746 Ex-Champion 1929 Ex-Chef 1985 ex-chinesisch 1888 Ex consule 1734 Ex-DDR 1990 Ex-DDR-Staatschef 1994 Exdekan 1794 Exdeputierter 1848 MeerExDespotismus 1808 exdeutsch 1978 Exdiktator 1848 Exdiplomat 1922 Exdirektor 1798 Ex-Dirne 1986 Exdoktor 1808 Ex-Dresdner-Bank-Chef 1994 Ex-Edelmann 1797 Ex-Ehe 1989 Ex-Ehefrau 1986 Ex-Ehegatte 1985 Ex-Ehemann 1929 Ex-Emir 1848 ex-empereur 1848 Ex-Europameister 1933 Ex-Exzellenz 1854 Ex-Fähre 1988 Ex-Fan 1988 Ex-Feldmarschall 1817 Ex-Firma 1985 ex-Fouquesch 1821 Exfranzose 1794 Exfrau 1792 Ex-Freiherr 1950 Ex-Fremdenlegionär 1967 Exfreund 1929 Ex-Fürst 1889 Ex-Gangster 1969 Exgatte 1929 Ex-Gauleiter 1951 Ex-Gaullist 1954 Exgefangener 1990 Ex-Geheimdienstagent 1993 Ex-Geliebte 1834 Ex-Gemahlin 1874 Exgeneral 1776 Ex-General-Commissär 1815 <?page no="74"?> 64 Gabriele Hoppe Exgesandter 1848 ErdenExGott 1808 Exgouverneur 1830 Exgräfin 1848 Ex-Großmacht 1978 Exgroßvezier 1878 Ex-Haus 1990 Ex-Häftling 1990 Ex-Heiliges-Römisches Reich 1990 deutscher Nation Ex-Herkules 1989 ExHeroe 1808 Ex-Herrchen 1994 Exherzog 1929 Ex-Hippie 1995 Ex-Hochschulprofessor 1985 Ex-Hofadel 1826 Ex-Hotel 1994 Exilluminat 1791 Eximperatrice 1915 Ex-Insel 1990 Ex-Inquisitor 1983 Ex-Ire 1985 Ex-Irgendetwasgewesener 1978 Ex-Jenaerin 1989 Exjesuit 1773 exjesuitisch 1781 Ex-Journalist 1954 Ex-Jugoslawien 1993 ex-jugoslawisch 1991 ExJungfrau 1808 Ex-Junkie 1991 Exkaiser 1814 Exkandidat 1799 Exkanzler 1967 Exkaplan 1802 Ex-Kapuziner 1804 Ex-Katholik 1985 Ex-Kirchenbeamter 1988 Ex-Kirchenmann 1988 Ex-Koch 1994 Ex-Kölner 1967 Ex-König 1797 Ex-Kokser 1989 Exkollaborateur 1963 Ex-Kollege 1985 Exkolonialfranzose 1967 Ex-Kolonie 1978 Ex-Kommunist 1950 exkommunistisch 1951 Ex-Konkurrentin 1989 exkonsularisch 1963 Ex-Konventsmitglied 1882 Ex-KPD-Stadtrat 1957 Ex-Krankenhaus 1994 Ex-Kriegsgefangener 1952 Exkriegsminister 1849 Ex-Krimi-Verfasser 1988 Ex-Krisenherd 1994 Ex-Kronland 1991 Ex-Kronprinz 1926 Ex-Kürassier 1848 Exküster 1805 Ex-Lady 1843 Ex-Lakai 1876 Ex-Lebendiger 1851 Ex-Lehrerin 1989 Ex-Lehrling 1928 Ex-Leibwächter 1993 Ex-Leihwagen 1994 Exleutnant 1797 Ex-Linker 1985 Ex-Lobbyist 1991 Exmagister 1792 Exmagnifizenz 1835 Ex-Major 1787 Ex-Maler 1977 Ex-Mandarin 1773 Exmann 1976 Ex-Mannheimer 1994 Ex-Marinesergeant 1954 Ex-Marquis 1826 Ex-Mauer 1990 Ex-Maurer 1991 Ex-Meier 1948 ExMeister 1808 Ex-Militärliegenschaft 1994 Exminister 1784 Ex-Miß 1966 Ex-Mittelklasse um 1950 <?page no="75"?> Das Präfix ex- 65 Exmönch 1782[? ] Ex-Mönchengladbacher 1967 Exmusensohn 1835 Exnachtwächter 1799 Exnonne 1784 Ex-Notenbankchef 1994 Ex-Nukem-Geschäftsführer 1989 Ex-Oberpolizist 1987 Exoberst 1926 Exösterreich 1929 ex-österreichisch [1960-64] Ex-Offizier 1807 Ex-Oppositionsführer 1985 Ex-ÖTV-Vize 1993 Ex-Pairskammer 1848 Expandektist 1817 Ex-Panzer 1993 Ex-Partner 1986 Expater 1848 Ex-Pere 1881 Expfarrherr 1799 Ex-Pharmachef 1989 Exphilosoph 1848 Ex-Planungschef 1993 Ex~P/ <zi/ f>osf-Redakteur 1991 Ex-Polizeipräfekt 1848 Ex praetore 1734 Ex-Präsident 1806 Ex-Präsidentschaftskandidat 1989 Exprediger 1789 Ex-Premier 1985 Ex-Preuße 1978 Ex-Priester 1797 Ex-Privat-Dozent vor 1848 Ex-Professional 1932 Exprofessor 1794 Exprofi 1933 Ex-Psychiatrisierter 1980 Ex quaestore 1734 exradikal 1988 Ex-Radikaler 1985 Ex-Raucher 1987 Ex-Reagan-Vertraute 1989 Komet-Exredakteur 1843 Ex-Regent 1794 Ex-Regierungschef 1987 Ex-Reisegefährte 1834 Exreligiose 1793 Exrex 1994 Ex-Robotron-Stammsitz 1992 Ex-Rodina 1994 Ex-Sauna 1978 Ex-Schüler 1986 Exschuster 1784 exschwanger 1992 Exschwiegereltern 1929 Ex-Sekretär 1803 Exspirant (Wortsp.) 1817 Ex-Schwänzer 1994 Ex-Sekt-Manager 1994 ex-sowjetisch 1991 Ex-Sowjetrepublik 1991 Ex-Sowjetunion 1994 Ex-Sozialismus 1993 Ex-Sponti 1989 Ex-Staat 1990 Ex-Staatschef 1990 Ex-Staatsfunk 1990 Ex-Stasi-Chef 1990 Ex-Sträfling 1988 Exstudent 1796 Ex-Südmilch-Chef 1993 Ex-Superintendent 1817 Ex-Terrorist 1985 Ex-Theologus 1947 Ex-Tiffany-Chef 1994 Ex-Trancheur 1843 Ex-Trinker 1991 Extrojaner 1784-94 Ex-Trümmerfrau 1986 Extwen 1987 Ex-UdSSR 1991 Ex-Universitätsprofessor 1985 Ex-US-Botschafterin 1989 Exuser 1994 Exvater 1976 Ex-Villa 1994 Ex-Vizekönig 1788 Ex-Volk 1991 Ex-Wähler 1994 <?page no="76"?> 66 Gabriele Hoppe Ex-Waldhof-Trainer 1994 Exweltmeister Ex-Walt-Disney-Zeichner 1989 ex-westdeutsch Ex-Weltmacht 1985 2.2.1 Zusatzliste aus 3.3 — ► Gramm (dort: Quelle/ Datierung, ohne Belegkontext) Ex-Adidas-Besitzer 1994 Exaußenminister 1954 Ex-Barbesitzer 1967 Ex-Bataillonskommandeur 1985 Ex-Bauer-Anzeigenleiter 1990 Ex-Berufssoldat 1988 Ex-„Bild“-Sportchef 1990 Ex-Bildungsstadtrat 1994 Ex-Blockpartei 1990 Ex-Boxeuropameister 1967 Ex-Brockhaus-Gesellschafter 1988 Ex-Budgetdirektor 1986 Ex-Bundesbankchef 1994 Ex-Bundesbeauftragter 1986 Ex-Bundesinnenminister 1986 Exbundeskanzler 1974 Ex-Bundesliga-Klub 1967 Ex-Bundesligaspieler 1994 Ex-Bundesminister 1986 Ex-Bundesorganisationschef 1994 Ex-Bundestagsabgeordneter 1974 Ex-Bundeswirtschaftsminister 1985 Ex-Bürgerinitiativ-Funktionär 1986 Ex-Callgirlchefin 1994 Ex-CDU-Schatzmeister 1985 Ex-Chemie-Boß 1987 Ex-„Chipsy Kings“-Bandleader 1994 Ex-co-op-Chef 1989 Ex-Daimler-Benz-Vorstand 1994 Ex-CDU-Devisenbeschaffer 1990 Ex-CDU-Funktionär 1990 Ex-CDU-Geheimdienstchef 1989 Ex-DDR-Innenminister 1990 Ex-DDR-Presse 1990 Ex-DKP-Chef 1994 Ex-Ehepartner 1986 Ex-FDJ-Leute 1990 Ex-FDP-Mitglied 1994 <?page no="77"?> Das Präfix ex- 67 Ex-Fed-Gouverneur 1994 Ex-Filmwochendirektorin 1994 Ex-Finanzminister 1947 Ex-Finanzstadträtin 1990 Ex-Flick-Manager 1985 Ex-Footballstar 1994 Ex-Fraktionschef 1994 Ex-Fröhlich-Nachfolger 1990 Ex-GAL-Abgeordnete 1986 Exgeneraldirektor 1969 Ex-„Genesis“-Mann 1988 Ex-Gewerkschaftsboß 1990 Ex-Gymnasiallehrer 1953 Ex-Honecker-Berater 1989 Ex-„Hörzu“-Chefredakteur 1989 Ex-IBM-Manager 1987 Ex-Juilliard-Schüler 1987 Ex-Juli-Chef 1994 Ex-Kaderleiter 1994 Ex-Kriminalhauptwachtmeister 1967 Ex-Kultusminister 195(1? ) Ex-Landwirtschaftsminister 1949 Ex-Lebensmittelhändler 1988 Ex-Leopoldina-Präsident 1990 Ex-Lindenstraßen-Star 1994 Ex-MfS-Mitarbeiter 1989 Ex-Migros-Boss 1992 Ex-Ministerpräsident 1985 Ex-Nachtclubboß 1994 Ex-Nazi-Kollege 1985 Ex-ÖTV-Vorsitzen der 1988 Ex-Olympiasieger und -Weltrekordler 1990 Exparlamentspräsident 1990 Ex-Philosophieprofessor 1994 Ex-Politbüromitglied 1990 Ex-Polizeichef 1994 Ex-Prominentensiedlung 1990 Ex-Propagandachef 1989 Ex-RAF-Mann 1985 Ex-Referatsleiter 1989 Ex-Regierungspolitiker 1993 Ex-Regierungssprecher 1990 Ex-SED-Ärzte 1990 Ex-SED-Firma 1994 Ex-SED-Funktionär 1990 <?page no="78"?> 68 Gabriele Hoppe Ex-SED-Mitglied 1994 Ex-Skirennläufer 1995 Ex-Sozialismusgläubige 1990 Ex-Sozialistenchef 1993 Ex-SPD-Chef 1994 Ex-SPD-Landtagsabgeordneter 1994 Ex-SPD-Mann 1990 Ex-SPD-MdB 1994 Ex-SPD-Wahlhelfer 1986 Ex-Spionagechef 1989 Ex-Spitzenfunktionär 1989 Ex-Springer-Manager 1990 Ex-SS-Mann 1994 Ex-Staatspräsident 1953 Ex-Staatsrats-Chef 1989 Exstaatsratsvorsitzender 1990 Ex-Staatssekretär 1974 Ex-Staatssicherheitsminister 1990 Ex-Stadtentwicklungsminister 1994 Ex-Starautor 1986 Ex-Stasi-[...] Ärzte 1990 Ex-Stasi-Leute 1990 Ex-Stasi-Mitarbeiter 1990 Ex-Stasi-Oberst 1990 Ex-Stasiobjekt 1990 Ex-Straßen-und Eisenbahnräuber 1994 Ex-Strichjunge 1985 Ex-Studioschüler 1986 Ex-„Talking Heads“-Sänger 1994 Ex-Teamchef 1994 Ex-Tele-5-Chef 1994 Ex-Traumschiff-Kapitän 1989 Ex-Umweltminister 1987 Ex-Unterhaltungschef 1985 Ex-Urwaldnackedei vor 1965 Ex-Verfasssungsgerichtspräsident 1986 Exverfassungsschützer 1974 Ex-Verfassungsschutzpräsident 1990 Ex-Vizehandelsminister 1990 Ex-Vize-Verteidigungsminister 1994 Ex-Volksbildungsministerin 1990 Ex-Volkskammerabgeordneter 1990 Ex-Wahlkreis-Manager 1989 Ex-Weltklasse-Hochspringer 1994 Ex-Werkzeugmacher 1989 <?page no="79"?> Das Präfix ex- 69 Ex-Wimbledon-Champion 1964 Ex-Wirtschaftschef 1990 Ex-Wirtschaftsminister 1985 Ex-Wohnungseigentümer 1985 Ex-Zehnkampf-Weltrekordler 1990 Ex-Zigarrenfabrikant 1985 Ex-Zivildienstleistender 1988 3. Kombinemartikel 3.1 Kombinemkategorie / Kat Präfix Zum gesamten Bestand der auf die lat. und griech. Präpositionen ex und zurückgehenden (LWB-)Einheiten und Segmente s. den Überblick in 3.9ff. EtymPdgm. Auf unterscheidende Indizierung der zentral behandelten LWB-Einheit ex- ‘ehemalig’ wird verzichtet. 3.1.1 Lexematisierungen Neben dem Präfix ex- ‘ehemalig’ sind semantisch entsprechende selbständige Einheiten unterschiedlicher Genese und Bedeutung nachgewiesen ex- ‘ehemalig’ mit seinen Lexematisierungen ist ein Beispielsfall für die Herausbildung eines speziellen Lexem-Umfeldes zu einem Lehnkombinem. Es bezeugt die proteische Natur von Lehnkombinemen, eine für sie typische Variabilität; dabei belegt es auch die unterschiedlich verlaufenden Entwicklungen dieser Art in den einzelnen modernen europäischen Sprachen. 3.1.1.1 Lexematisierung nach der Kombinembedeutung in Kombinationen / nach der Bedeutung von Kombinationen 3.1.1.1.1 Ex M. und F. der allgemeinen Bedeutung ‘Ehemalige(r)’ (vgl. aber 3.9.2.1 EtymPdgm ex ‘zu Ende, fertig, aus, vorbei; am Ende, tot’ und Ex ‘Tote(r)’) Kombinationsunabhängig, aber über der Kombinembedeutung in Kombinationen lexematisiertes Ex der allgemeinen Bed. ‘Ehemalige(r)’ ist nur vereinzelt Anfang des 19. Jh. nachgewiesen; dabei tritt es auf zusammen mit ez-Kombinationen und dem Partnerwort Weiland, das als Subst. in dieser allgemeinen Bedeutung ebenfalls nur vereinzelt belegt ist, vgl. 3.6.2 SemPdgm, das Teilsynonym weiland; <?page no="80"?> 70 Gabriele Hoppe Schaller 1802 Stuziade 1 96/ 97 Denn was in jedem Thiere stekt,/ Sind Weiland’ oder Exe./ Ein Weiland-Probst, ein Exkaplan,/ Ein Ex-Direktor, Weiland-Chan/ Und hundert tausend and’re (SB). 3.1.1.1.2 Ex M. und F. der speziellen Bed. ‘Verflossene(r)’ Ex ‘Verflossene(r)’ ist in jüngster Zeit besonders in Frauenzeitschriften zunehmend häufig nachgewiesen, dabei noch oft typographisch markiert. Für Ex dieser Bed. ist wohl umgangsspr. Kürzung an der Fuge aus er-Kombinationen als Bezeichnungen ehemaliger Lebensgefährten (Ex- Ehemann, Ex-Ehefrau, Ex-Geliebte(r) ...) anzunehmen; vgl. auch 3.6.2 SemPdgm, verflossen und Verflossene(r); TV 26.8.1989 Hagen ist sauer, daß der „Ex“ seiner Verlobten immer noch bei ihr wohnt (Z). 1993 Freundin Nr. 9, 256 Herz-Attacke auf den Ex (Überschr.) (z). Spiegel 17.5.1993 Eine Kartenlegerin aus Essen litt unter den Telefonattacken der ersten Frau ihres Mannes. „Du dicke schwabbelige Sau“, brüllte die Ex der Neuen Mal um Mal ins Telefon, „was macht dein Wasserkopfkind? “ (z). SDR 1, 2.4-1994, Samstagsmagazin 8.20 -11.05 [aus Monaco] [daß] seine Ex [zu ihm zurückkommt] (z, Hörbeleg). PRO 7, 28.9.1994, 23.05 hebe sünde (TV 24-9.1994) [u.a. das Thema: ] Sex mit dem/ der Ex - Rückfall programmiert? (z). Mannh. Morgen 3./ 4-12.1994 Den Beziehungskisten zwischen Mann und Mann ging schließlich Claus Vincon auf den Grund, mit seinem Solo-Programm „Ein Kerl fürs Leben“. Schwule Variationen über das Aufreißen zwischen den Umzugskisten des „Ex“ (Z). 1995 Buchjournal Nr. 1, 64 Als „Rebecca-Syndrom“ bezeichnet Posadas denn auch Existenz und Wirken der Geister von verflossenen, abgetöteten oder verratenen Lieben, deren belastender Schatten neu aufkeimende Beziehungen gefährdet. [...] „Brauen wir einen giftigen Zaubertrank“, lautet einer der Ratschläge an die von mehr oder weniger plastischen Erinnerungen oder Übergriffen ihrer „Ex“ gebeutelten Zeitgenossen (Z). TV pur 17.2.1995 Glenda, hin- und hergerissen zwischen Abenteuer und bürgerlichem Recht, verstrickt sich mit ihrem Ex in diverse Versteck- und Fluchtaktionen, bis alles heillos verworren ist (z). TV pur 1.4-1995 Für seine Ex [...] ein günstiger Anlaß, mal wieder die Hüllen fallen zu lassen (z). Mannh. Morgen 13./ 14-5.1995 In Ladenburg „verewigt“: Pornostar Cicciolina samt Partner Jeff (Überschr.) [...] Ilona, das Schnuckelchen mit Blumenkranz und Blondhaar, liegt mit ihrem „Ex“, dem US-Kitschkünstler Jeff, längst im Streit (z). 1995/ Tagesspiegel 12.5.1995 „Ex“, die erste Scheidungszeitschrift im deutschen Blätterwald, wird vom heutigen Freitag an im Handel sein (z). 1995 ex (Juli), 9 alleinerziehende Mütter sind mit den sich widersprechenden Themen „Zeit für die Kinder“ und „Geldverdienen“ ständig überfordert. Sie zahlen es ihrem „Ex“ über die Kinder beim Umgangsrecht heim (z). 1995 ex (Juli), 37 Und dieweil man, pardon, frau im TV sich gegen mehr Menschlichkeit ereifert, lümmele mich ich [! ] auf der guten Couch meiner Ex-Gemahlin [...]. Im Sessel gegenüber meine Ex froh, sich wieder mal ohne jede kindliche Ablenkung ihrer Zeitschrift widmen zu können (z). Mannh. Morgen 4-9.1995 Cornelia Bürger ist geschieden und hat einen 16jährigen Sohn. Ihr Ex ist ein verkrachter Künstler (z). <?page no="81"?> Das Präfix ex- 71 Mannh. Morgen 28.9.1995 Doch wenn man sie reden hört über ihren Ex, den Mister große Niete, oder über andere Männer („Die Tage, an denen wir ihnen in den Po kneifen konnten, haben mir besser gefallen“), dann bekommt die Sitcom [Grace] eine Schärfe und solch unterschwelligen Biß, die man in Deutschland solchen Lach-Soaps gar nicht Zutrauen mag (z). Mannh. Morgen 2./ 3.10.1995 Ein Dritter will unbedingt seine Ex zurückerobern (z). TV 20.1.1996 Seine geschiedene Frau Iris hat den gemeinsamen Sohn zur Psychologin geschleppt. Danach steht für sie fest: Ihr Ex hat den fünfjährigen Sebastian sexuell mißbraucht (z). Mannh. Morgen 3./ 4-2.1996 erst nachdem die junge Frau einen Rechtsanwalt eingeschaltet hatte, gab der gehörnte „Ex“ die Kleidung seiner großen Liebe heraus (z). Mannh. Morgen 15.3.1996 Das Geschoß erwischte seine „Ex“ am Oberarm (z). Süddtsch. Zig. 27./ 28.4-1996 Alles macht er mit/ Der moderne Show-Kandidat springt mit dem Auto vom Bungee-Turm, fleht bei Kai Pflaume um seine Ex. Was ist er für ein Mensch? (Überschr.) [...] und Kai Pflaume fragte, ob sie es nicht noch einmal mit dem Ex versuchen wolle. Ihre Antwort: Aus, Ende, vorbei (z). Mannh. Morgen 12.7.1996 Da kam ihr der „Ex“ entgegen und steuerte direkt auf sie zu (Z). Frau im Spiegel 10.10.1996 Ihr beleidigter „Ex“ wollte ihr die Rolle als Englands attraktive Sonderbotschafterin verbieten (z). 1996 Elle 10, 77 7 Der Schattenmann/ Er gehört nicht mehr zu ihrem Leben, und sie ist trotzdem nicht frei. Warum manche Frauen ihren Ex einfach nicht vergessen können (Überschr.) (z). Frau im Spiegel S5.7.7SS7Stephanie ist von ihrem „Ex“ zu sehr enttäuscht und betrogen worden. Nach der Scheidung beschwor er immer wieder seine große Liebe zu ihr (Z). Laura J.3.79P7Überall stehen Fotos von seiner Ex herum was soll ich davon halten? (Leseranfrage) (z). Lisa 12.3.1997 Mein Ex und ich haben viele Fehler gemacht, die wir sicherlich nicht wiederholen würden (Leseranfrage) (Z). 1997 Elle 8, 59 im gegenüberliegenden Loft genießen Sams Jugendliebe, Linda, und Maggies Ex, Anton, ihr junges Glück bei bester französischer Küche und ausgiebigem Sex (z). Dt. Ex der Bed. ‘Verflossene(r)’ ist nicht unter erkennbarem Einfluß von verwendungsähnlichem frz. ex und engl, ex aufgekommen, die in anderen lexikalischen Zusammenhängen stehen. Im Gegensatz zu diesem dt. Subst. Ex, dem nur die spezielle Bed. ‘Verflossene^)’ zukommt und das damit eher noch als Kürzung von solchen Kombinationen betrachtet werden könnte, die Lebenspartner als ehemalige bezeichnen, ist im Engl, und Frz. ex selbst zwar über der Kombinembedeutung in Kombinationen, aber kombinationsunabhängig lexematisiert in der allgemeinen Bed. ‘Ehemalige(r)’. Somit kann das Subst. ex in beiden Sprachen natürlich auch dt. umgangsspr. Ex ‘Verflossene(r)’ entsprechen. Für das Engl, ist ex in der allgemeinen Bed. ‘Ehemalige(r)’ auch gebucht und nachgewiesen (OED 1989). <?page no="82"?> 72 Gabriele Hoppe In der frz. Lexikographie erscheint zwar ex lediglich im Sinne der oben genannten Kombinationskürzung und damit als Entsprechung zu dt. ‘Verflossene^)’; vgl. 1980 TRESOR 1979ff. und ROBERT 1985 son ex-(amant, mari) bzw. son ex [conjoint, concubin, amant...) und ROBERT METHODI- QUE 1982 II, eile est venu(e) avec son ex [femme, mari). Doch ist gerade für das Frz. im Gegensatz zu Wörterbuch-Befunden ein selbständiges Subst. ex der allgemeinen Bed. ‘Ehemalige(r)’ schon für die erste Hälfte des 20. Jh. als gebrauchsüblich bezeugt und heute zahlreich nachgewiesen. Vgl. hierzu Brunot [1860-1938] IX, 2; chap. II, 682 [1937] bei der Darstellung von ez-Kombinationen der Revolutionszeit: „Toutefois je n’ai pas connaissance qu’on ait dit alors: les ex, comme on le fait couramment aujourd’hui.“ Zu weiteren ex der Bed. ‘Ehemaliger’ und ihren möglichen Präzisierungen durch den Kontext vgl. für das Frz. besonders Ex [president], usueller und allgemein bekannter Spottname besonders der satirischen Presse für den ehemaligen französischen Staatspräsidenten Valery Giscard d’Estaing, auch bezogen auf andere ehemalige Präsidenten (als ex); sowie ex [journaliste], ex [presentateur], ex [cadre], ex [membre du PC]; vgl. auch für das Ital. ex [fascista]; ez [orchestrali] (Beispiele aus Z-Belegen). 3.1.1.1.3 ex ‘vormals (mit Namen)’ in Syntagmen (vgl. aber 3.9.2.4 EtymPdgm ez ‘aus ... heraus’ in Syntagmen) Zu präfixalem exhat sich in den Varietäten Reedereiwesen und Pop- / Rockmusik-Szene eine Einheit ez im Sinne von ‘vormals (mit Namen ...)’ entwickelt. Im Reedereiwesen wird mit Sequenzen der Form | Eigenname ez Eigenname], wie sie auch auf Schiffen angebracht sind, auf Schiffsnamenänderungen verwiesen, in der Pop-/ Rockmusikszene auf Gruppenumbenennungen/ Umformierungen von Gruppen(mitgliedern); Welt 29.12.1964 Die „Jeanette“ ex „Aga“ ex „Brigitte“ ex „Neckar“ ex „Max“ ist aus Eisen in 1913 [...] gebaut worden (CK). gesehen 1993 (Informationstafel und Aufschrift auf dem Schiff) MS Mönchgut ex Friedrichsort (als neuer Name und ursprünglicher Taufname bestätigt) (z). 1989 Stadtmagazin Nr. 2, 19 Grachmusikoff ex Schwoißfuas. Blues Blos’n Fun (Ankündigung) Do. 23.2. Grachmusikoff (Überschr.) [...] Blues- und Biosmusik, zwar verrückt, aber nicht selbstmörderisch, obwohl der Name so klingt, das ist Grachmusikoff. Also Blues, Blos’n Fun von den Ex-Schwoißfuß[! ] -Musikern (z). 1989 du [Mai) 57 Bei großer Auswahl feiner Markenbiere harrt die dritte Generation der Schwarzträger abgeklärt, wie die Kenner Toscaninis und der Dirigierkunst im allgemeinen auf den Stardust Johnny, ex Junkie [? ] ex New York Dolls, jeden Abend lebende Legende (z). 1989 Stadtmagazin Nr. 9, 33 (Ankündigung) The Beasts of Bourbon ex Hoodoo Gurus & Scientists (Australien) am 20.9. im Heidelberger Schwimmbad-Musik-Club (Z). <?page no="83"?> Das Präfix ex- 73 Vgl. hiermit die ähnlichen, jedoch mit exals Kombinem auftretenden gebrauchsüblichen frz. Sequenzen |Eigenname (ei-Eigenname)], die auf Änderungen von Städte- und Straßennamen sowie Namen von Plätzen oder Stadtvierteln verweisen und die man im Dt. wohl mit |Eigenname [vormals, früher ... Eigenname)] wiedergeben würde, wie Khodjent [ex- Leninabad); Lakhdaria (ex-Palestro); place du Maghreb [ex-place de la Bastille)] place du f er Novembre [ex-place Guegon)] rue Larbi-Ben-M’Hidi [ex-rue d’Arzew)] quartier Ville nouvelle, ex-Village negre] rue Hang Dao, ex-rue de la Soie (aus Z-Belegen). 3.1.1.2 ex <EHEMALIGKEIT> als Lexematisierung über dem Denotat des Kombinems Der Gebrauch eines quasi selbständigen, über dem Denotat des Kombinems lexematisierten ex im Sinne von <EHEMALIGKEIT> ist bisher für das Dt. nicht nachgewiesen; vgl. aber 3.10.3.3.2 Hist, frz. Lehn- Wortbildungsprodukte wie ex-destin ‘Schicksal der Ehemaligkeit, ehemalig zu sein’; monde ex ‘Welt der Ehemaligkeiten’. 3.1.2 Veränderung der Kombinemkategorie: exin konfixaler Verwendung? Für vereinzelt belegtes und gebuchtes exen ‘einen Schüler/ Studenten relegieren’ kann das Adv. ex als Ableitungsbasis angenommen werden; vgl. 3.9.2.1 EtymPdgm, ex\ Interjektion, ex Adv., ExM. und F. ‘Tote(r)’, exen, ex, hopp. Das Verb exen könnte von motivierenden Sprachteilhabern jedoch auch in Zusammenhang mit ex- ‘ehemalig’ gebracht und im Sinne einer Wortbildungsbedeutung ‘einen Schüler/ Studenten zum Ehemaligen, jmd. zum Ex-Schüler/ Ex-Studenten machen’ analysiert werden; damit wäre als Ableitungsbasis exangenommen, von einer konfixalen Verwendung von exausgegangen. 3.2 Morphologie / Morph Bindestrichsetzung zwischen Kombinem und folgender Konstituente ist unabhängig von der Grammatik der LWB-Produkte im heutigen Dt. üblich. Dieser Befund weist gegenüber der Fugenbehandlung zur Zeit von Musteraufkommen und -integration keine erheblichen Abweichungen auf; vgl. hierzu neben dem chronologischen Register, dessen Einträge die Art der Fugenbehandlung der jeweiligen Erstbelege repräsentieren, auch die Frühbelege der jeweiligen Artikel selbst, die ein differenzierteres Bild vermitteln. - Für Kombinationen aus ex- und mehrgliedrigen Basiseinheiten, wie sie erst für das jüngere Dt. äußerst zahlreich nachgewiesen sind, ist <?page no="84"?> 74 Gabriele Hoppe Bindestrichsetzung zwischen Kombinem und anschließender Konstituente die Regel; vgl. Bindestrichsetzung in Kombinationen wie Ex- Geheimdienstagent, Ex-Planungschef. Bindestrichsetzung zwischen den Konstituenten der Komposita selbst erfolgt üblicherweise, wenn es sich bei den ersten Konstituenten um Eigennamen handelt; sie erfolgt ausschließlich, wenn diese Eigennamen „Initialabkürzungen“ (Blochwitz/ Runkewitz 1971, 224) darstellen; vgl. die Bindestrichsetzung zwischen den Konstituenten selbst in Kombinationen wie Ex- „Hörzu“-Chefredakteur, Ex-IBM-Manager, Ex-Traumschiff- Kapitän, Ex-Reagan-Vertraute, Ex-Walt-Disney-Zeichner 11 ■ , vgl. besonders 3.3.1.1 Gramm, Liste der ez-Kombinationen mit Komposita als Basiseinheiten. Im Gegensatz zu dieser Gruppe mit Eigennamen als ersten Konstituenten ist Zusammenschreibung für andere Komposita als Basiseinheiten auffallend häufig, selbst für nicht-lexikalisierte; vgl. Zusammenschreibung für Komposita in ez-Kombinationen wie Ex-Callgirlchefin, Ex-Militärliegenschaften, Ex-Notenbankchef, Ex-Sozialismusgläubige, Ex-Straßen-und Eisenbahnräuber, Ex-Urwaldnackedei. - Bindestrichsetzung erfolgt gegenüber früher üblicherer Zusammenschreibung im neueren Dt. zunehmend bei ez-Kombinationen mit simplizischer Basis, selbst bei Kombinationen mit einsilbigen Basiseinheiten; vgl. Bindestrichsetzung in Kombinationen wie Ex-Chef, Ex-Fan, Ex-Frau, Ex-Gatte, Ex-Haus, Ex-Insel und daneben seltener werdende Zusammenschreibung in Kombinationen wie Exfreund. 3.3 Grammatik der Lehn-Wortbildungsprodukte (Lehnwörter)/ Gramm 3.3.1 Grammatik der deutschen Lehn-Wortbildungsprodukte eX- + Si/ e/ EN =>Slwb Beatle Ex-Beatle Frau Ex-Frau Geheimdienstagent Ex-Geheimdienstagent General Exgeneral Mauer Ex-Mauer + Aj/ e ^Alwb deutsch exdeutsch radikal exradikal Die Grammatik der dt. Lehn-Wortbildung mit exweist im Gegensatz zu der anderer Lehn-Präfixe des etymologischen Paradigmas (vgl. 3.9.2.6 und 3.9.2.7.2 EtymPdgm, exo- und 2 extra-) keine primär etymologisch- <?page no="85"?> Das Präfix ex- 75 genetisch, sekundär funktionalstilistisch zu bestimmenden Basisafhnitäten bzw. -restriktionen auf. exverbindet sich nicht ausschließlich oder vornehmlich mit Lehnwörtern; Lehnwörter, mit denen sich exauch verbindet, gehören vornehmlich nicht dem Fach- oder GruppenWortschatz an, sondern sind „Gemeinsprachwörter“ (v. Polenz 1978, 137; zu den Differenzierungen insgesamt s. 136fL). Zu extreten von Anfang an aufgrund der Spezifik des Musteraufkommens neben integrierten Lehnwörtern zahlreich indigene Lexeme als Basismaterial; beide Lexemgruppen gehören weitgehend dem Gemeinwortschatz an. 3.3.1.1 Üblicher Basistyp: Substantiv (+ Substantiv) Marquis, Marinesergeant, Traumschiff-Kapitän Was im Hinblick auf die Morphosyntax der Basiseinheiten vordergründig als quasi formale, dazu möglicherweise präfix-untypische ‘Basisaffinität’ erscheinen könnte, hängt bei exin Wirklichkeit zusammen mit Bedeutung und bis heute vorherrschender Verwendung des Präfixes: Für ex-, das aufgekommen ist als Präfix zur Bezeichnung von Personen (vgl. auch 3.8ff. Etym), liegt die ‘Affinität’ zu subst. Basiseinheiten vorerst noch relativ fest. Dadurch, daß exzu Anfang fast ausschließlich und heute noch immer in hohem Maße Personen als solche bezeichnet, die die in der Basis genannten Personen in ihren Funktionen/ Ämtern/ Würden/ Titeln, in ihren Berufen/ (berufsähnlich betriebenen) Tätigkeiten/ speziellen Verwendungen für bestimmte Tätigkeiten nicht mehr verkörpern, liegt die Affinität zu subst. Basiseinheiten als entsprechenden Personenbezeichnungen vorerst noch relativ fest. Diese sind besonders heute sehr häufig mehrgliedrige, lexikalisierte oder gebrauchsübliche, aber auch okkasionelle subst. Lexeme; vgl. okkasionelle Komposita als Basiseinheiten wie Nukem- Geschäftsführer, Reagan-Vertraute, Walt-Disney-Zeichner gegenüber lexikalisierten wie Außenminister, Bürgermeister, Bundeskanzler ... Diese Erscheinung läßt sich auf dem Hintergrund spezieller Komposita- Bildung des heutigen Dt., die auch in Zusammenhang steht mit einer textsortentypischen Textkonstitution (vgl. ausführlicher besonders 3.7.3 Komb), überaus zahlreich belegen. Ob dementgegen der Subst. + Subst.-Kompositatyp als Basistyp bei der präfixalen fach- und gemeinspr. (bildungsspr.) Lehn-Wortbildung insgesamt selten ist, läßt sich noch nicht abschließend beurteilen. Jedenfalls läge dann bei exeine auffallend untypische, jedoch durch Musterbedeutung und Musterverwendung bedingte ‘Affinität’ zu komplexen, kompositionellen Basiseinheiten vor; dies präzisierend zu Fleischer/ Barz 1992, 41, wo die generelle Seltenheit präfigierter Komposita <?page no="86"?> 76 Gabriele Hoppe bezeugt und mit der ez-Kombination Exweltmeister als Ausnahme exemplifiziert ist, ohne daß auf die möglicherweise - ‘abweichende’ Grammatik des ex-Musters eingegangen wird; vgl. dann auch weitere, in anderen Zusammenhängen der Wortbildung in Fleischer/ Barz angeführte ex- Kombinationen wie Exbürgermeister (ebä. S. 66); neben Expräsident auch -weitmeister, Ex-Kolonialsoldaten, Ex-Liebhaber, Ex-Theaterchefin (ebd. S. 206). Die notwendige Demonstration der Grammatik der Basiseinheiten kann der Belegteil, der in vorliegendem Fall kein Lexikon darstellt, nur in geringem Maße übernehmen. D.h., diese Artikelposition sollte nicht noch stärker durch die Aufnahme insgesamt nicht-lexikalisierter, in jedem Fall leicht analysierbarer Kombinationen belastet werden. Dehalb wird hier eine Liste von nicht im Belegteil erscheinenden ex-Kombinationen beigegeben, die Usualität und Stereotypie des komplexen Basistyps auch in Verbindung mit einer der nicht-relationalen LWB-Einheiten bezeugen soll. Die Kombinationen sind auch in den Zusatzlisten zum alphabetischen und chronologischen Register erfaßt. ex- (Bindestrichsetzung und Zusammenschreibung) Adidas-Besitzer außenminister Barbesitzer Bataillonskommandeur Bauer-Anzeigenleiter Berufssoldat „Bild“-Sportchef Bildungsstadtrat Blockpartei Boxeuropameister Brockhaus-Gesellschafter Budgetdirektor Bundesbankchef Bundesbeauftragter Bundesinnenminister bundeskanzler Bundesliga-Klub Bundesligaspieler Bundesminister Bundesorganisationschef Bundestagsabgeordneter Bundeswirtschaftsminister Bürgerinitiativ-Funktionär Callgirlchefin CDU-Schatzmeister Chemieboß „Chipsy Kings“-Bandleader co-op-Chef Daimler-Benz-Vorstand (Mannh. Morgen 30.6.1994) (z) (Welt 2.9.1954) (CK) (Bild 13.6.1967) (CK) (Zeit 3.5.1985) (CK) (Frankf. Rundschau 25.7.1990) (CK) (Spiegel 25.7.1988) (z) (Rhein. Merkur 14.9.1990) (CK) (Berliner Ztg. 28.6.1994) (z) (taz 16.1.1990) (CK) (Bild 13.3.1967) (ck) (Mannh. Morgen 30.4.1988) (z) (Mannh. Morgen 15.4.1986) (CK) (Spiegel 6.6.1994) (z) (Zeit 18.4.1986) (ck) (Mannh. Morgen 20.3.1986) (CK) (Welt 26.8.1974) (CK) (Bild 20.3.1967) (ck) (Mannh. Morgen 5.10.1994) (z) (Zeit 25.4.1986) (CK) (Spiegel 20.6.1994) (z) (Welt 26.8.1974) (CK) (Zeit 28.6.1985) (ck) (Mannh. Morgen 17.9.1986) (CK) (Mannh. Morgen 30.11.1994) (z) (Zeit 29.3.1985) (CK) (Mannh. Morgen 7.5.1987) (CK) (Mannh. Morgen 20.1.1994) (z) (Spiegel 16.1.1989) (z) (Mannh. Morgen 14.6.1994) (z) <?page no="87"?> Das Präfix ex- 77 DDR-Devisenbeschaffer DDR-Funktionär DDR-Geheimdienstchef DDR-Innenminister DDR-Presse DKP-Chef Ehepartner FDJ-Leute FDP-Mitglied Fed-Gouverneur Filmwochendirektorin Finanzminister Finanzstadträtin Flick-Manager Footballstar Fraktionschef Fröhlich-N achfolger GAL-Abgeordnete generaldirektor „Genesis“-Mann Gewerkschaftsboß Guardia-Offizier Gymnasiallehrer Honecker-Berater „Hörzu“-Chefredakteur IBM-Manager Juilliard-Schüler Juli-Chef Kaderleiter Kriminalhauptwachtmeister Kultusminister Landwirtschaftsminister Lebensmittelhändler Leopoldina-Präsident Lindenstraßen-Star MfS-Mitarbeiter Migros-Boss Ministerpräsident Nachtclubboß Nazi-Kollege ÖTV-Vorsitzender Olympiasieger und -Weltrekordler Parlamentspräsident Philosophieprofessor Politbüromitglied (Mannh. Morgen 11.12.1990) (ck) (Frankf. Rundschau 22.1.1990) (CK) (Mannh. Morgen 11./ 12.3.1989) (z) (Frankf. Rundschau 16.10.1990) (CK) (Rhein. Merkur 2.11.1990) (CK) (Mannh. Morgen 17.2.1994) (CK) (Zeit 7.2.1986) (CK) (1990 Chance Nr.2, 9) (CK) (Tagesspiegel 27.8.1994) (z) (Mannh. Morgen 27.6.1994) (z) (Mannh. Morgen 9.6.1994) (z) (Spiegel 25.10.1947) (z) (Leipz. Ztg. 31.1.1990) (ck) (Zeit 27.12.1985) (CK) (Mannh. Morgen 20.6.1994) (z) (Mannh. Morgen 8./ 9.10.1994) (z) (Spiegel 17.9.1990) (CK) (Zeit 13.6.1986) (CK) (Welt 28.5.1969) (ck) (Mannh. Morgen 16.6.1988) (ck) (Mannh. Mögen 27.7.1990) (CK) (Zeit 6.6.1986) (ck) (Spiegel 18.3.1953) (z) (Bild 12.10.1989) (ck) (Spiegel 10.4.1989) (z) (1987 Stadtmagazin Nr.12, 45) (z) (Mannh. Morgen 14.9.1987) (CK) (Berliner Ztg. 28.6.1994) (z) (Tagesspiegel 9.6.1994) (z) (Bild 21.4.1967) (CK) (Abendztg.3.1.195(1? )) (SB) (Süddtsch. Ztg. 5.2.1949) (SB) (Mannh. Morgen 22.12.1988) (z) (Spiegel 023.7.1990) (CK) (IWZ 8.1.1994) (z) (Berliner Ztg. 30.12.1989) (CK) (N.Z.Z. 5.1992) (Z) (Mannh. Morgen 27.11.1985) (CK) (TV 9.12.1994) (Z) (Zeit 17.10.1985) (CK) (Spiegel 12.12.1988) (z) (Mannh. Morgen 7.2.1990) (CK) (ND 5.1.1990) (CK) (Süddt.Ztg. 27.5.2994) (z) (Berliner Ztg. 8.1.1990) (CK) <?page no="88"?> 78 Gabriele Hoppe Polizeichef Prominentensiedlung Propagandachef RAF-Mann Referatsleiter Regierungspolitiker Regierungssprecher SED-Ärzte SED-Firma SED-Funktionär SED-Mitglied Skirennläufer Sozialismusgläubige Sozialistenchef SPD-Chef SPD-Landtagsabgeordneter SPD-Mann SPD-MdB SPD-Wahlhelfer Spionagechef Spitzenfunktionär Springer-Manager SS-Mann Staatspräsident Staatsrats-Chef Staatsratsvorsitzender Staatssekretär Staatssicherheitsminister Stadtentwicklungsminister Starautor Stasi-[...] Arzte Stasi-Leute Stasi-Mitarbeiter Stasi-Oberst Stasiobjekt Straßen-und Eisenbahnräuber Strichjunge Studioschüler „Talking Heads“-Sänger Teamchef Tele-5-Chef Traumschiff-Kapitän Umweltminister U nterhaltungschef Urwaldnackedei (Berliner Ztg. 7.6.1994 (z) (Frankf. Rundschau 15.1.1990) (CK) (FAZ 14.11.1989) (CK) (Zeit 19.7.1985) (CK) (Spiegel 20.2.1989) (z) (Mannh. Morgen 29.7.1993) (z) (Stern 15.2.1990) (ck) (Spiegel 12.11.1990) (CK) (Mannh. Morgen 8./ 9.1.1994) (z) (Frankf. Rundschau 2.1.1990) (CK) (Berliner Ztg. 27.6.1994) (z) (Mannh. Morgen 4.1.1995) (Z) (Wochenpost 23.2.1990) (CK) (Mannh. Morgen 27.7.1993) (z) (Mannh. Morgen 8./ 9.10.1994) (z) (Tagesspiegel 27.6.1994) (z) (Berliner Ztg. 30.10.1990) (CK) (Mannh. Morgen 19.1.1994) (z) (Mannh. Morgen 20.5.1986) (CK) (Bild 28.10.1989) (CK) (Berliner Ztg. 4.12.1989) (CK) (Rhein. Merkur 14.9.1990) (CK) (FAZ 9.6.1994) (Z) (Spiegel 18.3.1953) (z) (Bild 14.12.1989) (CK) (Rhein. Merkur 16.11.1990) (CK) (Welt 18.1.1974) (CK) (Mannh. Morgen 16.1.1990) (CK) (Mannh. Morgen 30.6.1994) (z) (Zeit 31.3.1986) (CK) (Spiegel 12.11.1990) (z) (Spiegel 17.9.1990) (CK) (Leipz. Volksztg. 27.3.1990) (CK) (Berliner Ztg. 10.3.1990) (CK) (Wochenpost 6.7.1990) (CK) (Mannh. Morgen 4.1.1994) (z) (Mannh. Morgen 22.1.1985) (CK) (Zeit 21.3.1986) (ck) (Tagesspiegel 20.10.1994) (Z) (Mannh. Morgen 30.6.1994) (z) (Spiegel 3.1.1994) (z) (Spiegel 6.2.1989) (z) (Mannh. Morgen 24.6.1987) (CK) (Mannh. Morgen 27.12.1985) (CK) (Spiegel o.D., CARSTENSEN 1965) (z) <?page no="89"?> Das Präfix ex- 79 Verfassungsgerichtspräsident Verfassungsschützer Verfassungsschutzpräsident Vizehandelsminister Vize-Verteidigungsminister Volksbildungsministerin Volkskammerabgeordneter Wahlkreis-Manager Weltklasse-Hochspringer Werkzeugmacher Wimbledon-Champion Wirtschaftschef Wirtschaftsminister Wohnungseigentümer Zehnkampf-Weltrekordler Zigarrenfabrikant Zivildienstleistender (Mannh. Morgen 17.3.1986) (CK) (Welt 24.5.1974) (CK) (Frankf. Rundschau 23.4.1990) (CK) (Spiegel 17.9.1990) (CK) (Mannh. Morgen 12.8.1994) (z) (taz Sonderh. 3.2.1990) (CK) (Berliner Ztg. 4.10.1990) (CK) (Spiegel 2.1.1989) (z) (Mannh. Morgen 20.1.1994) (z) (Spiegel 18.12.1990) (CK) (Welt 2.6.1964) (CK) (Mannh. Morgen 27.3.1990) (ck) (Zeit 15.11.1985) (CK) (Mannh. Morgen 23.2.1985) (CK) (Mannh. Morgen 13.8.1990) (CK) (Zeit 18.1.1985) (ck) (Mannh. Morgen 19.8.1988) (z) 3.3.1.2 Seltener Basistyp: Adjektiv deutsch, kommunistisch Adj. sind insgesamt selten als Basiseinheiten in Kombinationen vertreten. Bei den seltenen Sequenzen Adj. + Subst. handelt es sich um die syntaktisch-semantische Struktur Adj. (+ außerhalb der Kombination stehendes subst. Beziehungswort) wie radikal (+ Familienvater), in exradikaler Familienvater; kommunistisch (+ Pds), in ex-kommunistische Pds; zur Semantik der adj. Basen vgl. 3.5 SemBas; zu desubstantivischen Adjektivableitungen s. im folgenden 3.3.3.2). 3.3.1.3 Fehlende Basistypen: (feste) Syntagmen Im Dt. besteht generell Gebrauchsrestriktion im Hinblick auf (feste) Syntagmen als Basiseinheiten für ez-Kombinationen. *Ex-Held der Arbeit, * Ex-Leitender Angestellter Gebrauchsrestriktion liegt somit beispielsweise vor im Hinblick auf Sequenzen der syntaktisch-semantischen Struktur |Adj. + Subst.|; vgl. dagegen oben 3.3.1.2 Adj. (+ außerhalb der Kombination stehendes subst. Beziehungswort). D.h., Kombinationen aus ex- + (festen) Syntagmen aus Adj. und Subst. erscheinen im Dt. in der Regel nicht: Die Restriktion betrifft also auch die mustertypischen Personenbezeichnungen. Kombinationen wie * Ex-Leitender Angestellter, * Ex-Starker Mann, * Ex-Rechte Hand sind nicht nachgewiesen; es findet sich ledig- <?page no="90"?> 80 Gabriele Hoppe lieh vereinzeltes Heiliges-Römisches Reich deutscher Nation in 1990 Ex- Heiliges-Römisches Reich deutscher Nation. Die Restriktion selbst ist im Dt. nicht systembedingt, trotz der WBsystembedingten Verteilungen im einzelnen; vgl. die Möglichkeiten der dt. Kompositabildung. Sie ist mehr oder weniger zufällig - und jederzeit veränderbar. Ein Vergleich mit der frz. ex-Grammatik und ihren offenbar zahlreichen, (nur) zum Teil WB-systembedingten Syntagmen (s. die Beispiele unter 3.3.2.2) hat den Blick für die Spezifik der dt. ex-Grammatik erweitert; zur solchermaßen begründeten Forderung nach „ Ableitungsinventaren“ für die einzelnen modernen europäischen Sprachen und den Ubersetzungsvergleich s. Höfler (1971, 148). Der Ausfall von Syntagmen als immerhin möglichen Basiseinheiten von dt. ex-Kombinationen unterstreicht die Stereotypie des subst. Basistyps, vor allem des Subst. + Subst.-Kompositatyps, wie er so überaus zahlreich für das jüngere Dt. nachgewiesen ist. 3.3.2 Grammatik der Lehnwörter / entlehnten Lehn-Wortbildungsprodukte mit |ea: | 3.3.2.1 Grammatik der Lehnwörter aus der spätlateinischen Ursprungssprache (vgl. 3.8.1 Etym und 3.10.3 Hist). Die nur vereinzelt als Fremdbezeichnungen (Zitatwörter) gebuchten oder vereinzelt im Dt. nachgewiesenen spätlat. Präfixbildungen weisen entsprechend der spätlat. Entwicklungsstufen folgende unterschiedliche grammatische Struktur auf: lat. ex als Präposition + Subst. (Personenbezeichnung) im Ablativ wie vereinzelt gebuchtes 1734 Ex consult, Ex quaestore, Ex praetore lat. ex als Präfix + Subst. (Personenbezeichnung) wie vereinzelt nachgewiesenes 1817 Ex-Consul 3.3.2.2 Grammatik der Lehnwörter aus anderen modernen europäischen Sprachen / Grammatik der Lehn-Wortbildungsprodukte anderer moderner europäischer Sprachen Erkennbar als Lehnwörter aus anderen modernen europäischen Sprachen zu betrachtende ex-Kombinationen liegen kaum vor; vgl. in diesem Sinne problematisiertes 1746 Excalvinist, 3.10.3.1 Hist und 4. Belegteil. Somit können vom Dt. aus auch keine Hinweise auf Abweichungen oder Ent- <?page no="91"?> Das Präfix ex- 81 sprechungen der Grammatik der Lehn-Wortbildung mit exin anderen modernen europäischen Sprachen gegeben werden. Daß Entsprechungen zur Grammatik der ez-LWB-Produkte in anderen modernen europäischen Sprachen vorhanden sind, ist evident. System- und normbedingte Unterschiede in den Basistypen, wie sie (vor allem zusammen mit eigentlichen Musterdivergenzen und Strukturtypenunterschieden) in der Regel für die Kombineme der lehn-wortbildenden modernen europäischen Sprachen vorliegen und untersucht werden sollten, sind auch für die ez-Grammatik vorhanden. Allerdings erscheinen hierfür und auch für das ex-Muster insgesamt Unterschiede und Abweichungen nicht so eindrucksvoll, wie dies bei anderen Kombinemen der Fall ist; vgl. beispielsweise dt. ETHNIKA + -(o)phon, -(o)phonie (Hoppe, 1998 (1)), -esk und -(o)thek, die vor allem unter den Aspekten des Strukturtypen- und sogar Musterdefizits zu behandeln sein werden, auch ant(i)- und pro-, auf dessen sprachstrukturbedingte Strukturtypendivergenzen und ihre Folgen einzugehen ist. Trotzdem wird für diese wie für die anderen Artikelpositionen nicht darauf verzichtet, auch am Fallbeispiel exzu demonstrieren, daß ungeachtet möglicher Entsprechungen und übereinstimmender Entwicklungen diese „Eurokombineme“, zutreffender auch „Interkombineme“ genannt zu „Internationalismen“ - (Link, 1990 (Abstr.)), nicht im Sinne des Schlagworts „Europudding“ mißzuverstehen sind. Sowohl Internationalismen als auch diese „Interkombineme“ „werden aus bewußt europäischer Perspektive betrachtet in der Überzeugung, daß nur eine supranationale, gesamteuropäische Betrachtungsweise den einzelsprachspezifischen Besonderheiten und den übereinzelsprachlichen Gemeinsamkeiten solcher Europäismen gerecht werden kann.“ (Kirkness 1993, 411); zu „Muster-Divergenzen“ in den einzelnen lehn-wortbildenden modernen europäischen Sprachen vgl. auch Hoppe (1987), 177ff. (1.3.) und ARTIKEL- SCHEMA, 217, P3, c., SPVGL (Sprachvergleich); dem dort gemachten Vorschlag eines Sprachvergleichs „quer zu den Positionen“ eines Kombinemartikels soll im vorliegenden Kombinemartikel EXentsprochen werden. Schmale Materialgrundlage und eingeschränkte Kompetenz erlauben jedoch nur vereinzelte Hinweise als Anregung zu vertieften, im eigentlichen Sinne kontrastiven Untersuchungen zur Lehn-Wortbildung. Das frz. ex-Muster weist selbstverständlich auf dem Hintergrund seines primären Wortbildungssystems ‘Basisrestriktionen’ und ‘Affinitäten’ auf, wie sie der Grammatik der dt. Lehn-Wortbildung mit exnicht zu entsprechen brauchen (vgl. oben 3.3.1.3): Im Frz. treten, wie auch im Dt., zahlreich simplizische Basiseinheiten zu ex-; vgl. Kombinationen wie ex-amant, ex-chambre, ex-femme, ex-general, ex-ministre, ex-president, ex-roi, ex-route; Beispiele sämtlich Sublemmaeinträge in frz. Wörterbüchern. <?page no="92"?> 82 Gabriele Hoppe Jedoch finden sich im Unterschied zum Dt. und entsprechend dem vorrangig syntagmatisch-analytischen frz. Wortbildungssystem häufig kompositionsähnliche syntagmatische Bildungen als Basiseinheiten zu ex-; vgl. Kombinationen wie ex-Allemagne de l’Est, ex-commissaire de police (BLOCHWITZ/ RUNKEWITZ 1971), ex-Europe de l’Est, ex-Front islamique du salut, ex-garde des Sceaux, mur ex-de la honte, ex-palais d’Hiver, explace d’Armes, ex-place de la Bastille, ex-rue d’Arzew, ex-rue de la Soie, ex-sans abri (Beispiele aus Z-Belegen). Dazu erscheinen zu ex- im Gegensatz wiederum zum Dt., d.h., zu den im Dt. ebenfalls nicht-genutzten, durchaus vorhandenen Möglichkeiten (vgl. 3.3.1.3) überaus häufig auch mehr oder weniger feste Syntagmen aus |Adj.+ Subst.| bzw. | Subst. -f Adj.| oder ähnlichen Verbindungen. Bei diesen handelt es sich zum einen um lexikalisierte oder gebrauchsübliche, zum anderen um eher okkasionelle, jedoch durch zeitweisen stereotypen (scherzhaften) Gebrauch quasi ephemer feste Syntagmen. Beide können noch zusätzliche Erweiterungen aufweisen; vgl. Kombinationen wie ex-armee federate, ex-bete noire, ex-bras droit, ex-cher ami, ex-deuxieme personnage, ex-eminence grise, ex-etats communistes, ex-fille galante (1980 TRESOR 1971fF.), ex-future belle-mere, ex-futur prix Goncourt, l’ex-homme fort de RDA, ex-industrie nucleaire, ex-meilleur ami, exnouveau philosophe, ex-numero un, ex-plus-ancien-prisonnier-politique-dumonde [Nelson Mandela], ex-petite amie, ex-plus jeune Premier ministre, ex-Premier ministre, ex-premiere-femme-Premier-ministre, ex-republiques federees, ex-tete pensante und Gorby ex-le Magnifique (Beispiele sämtlich aus Z-Belegen). bzw. dem Beleg des genannten Wörterbuchs). Es erfolgen dabei mitunter inhaltliche Präzisierungen, wie sie in dieser Art dem Dt. nicht möglich sind, aber natürlich durch andere Ausdruckmittel wiedergegeben werden können, wie etats ex-communistes vs. ex-etats communistes. Zudem werden Möglichkeiten des Wortbildungssystems auch sprachspielerisch zu scherzhafter Nuancierung genutzt wie mur ex-de la honte [in Bezug auf die noch bestehende, nicht ganz abgerissene Berliner Mauer, die sog. mur de la honte ‘Schandmauer’]. Im Gegensatz hierzu sind Komposita des in jüngerer Zeit produktiv gewordenen, im Vergleich zum Dt. insgesamt wohl weniger entwickelten Subst. + Subst.-Kompositionstyps (western-spaghetti, L’Apprenti Sorcierfm Der Zauberlehrling) als Basiseinheiten von ex-Kombinationen für uns nur vereinzelt nachweisbar; vgl. ex-ministre-marionnette (BLOCHWITZ/ RUNKE- WITZ 1971). Ob es sich dabei um zufällige Gebrauchsrestriktion der ex- Grammatik oder um solche des Kompositatyps selbst handelt, ist nicht zu entscheiden. Auch Vermeidung von Ambiguität wäre im Einzelfall als Erklärung für das Fehlen dieses Basistyps möglich; vgl. (denkbares) *|exapprenti\sorcier vs. (wahrscheinliches) *ex-\apprenti sorcier\. <?page no="93"?> Das Präfix ex- 83 Die ez-mustertypische Restriktion im Hinblick auf Adj. als Basiseinheiten liegt auch für das Frz. noch vor (vgl. oben 3.3.1.2). Möglicherweise lassen sich frz. Adj. auch außerhalb der mehr oder weniger festen Syntagmen tatsächlich häufiger als im Dt. und weniger beschränkt auf eine semantische Klasse von Basiseinheiten (wie die ETHNIKA oder Ableitungen zu sog. historischen Eigennamen) mit exverbinden (ex-chretien, ex-conjugal, ex-majoritaire; Beispiele aus Z-Belegen). Es widerspräche jedoch die gebrauchsbezogen verstandene Aussage, ex- „kann im wesentlichen vor fast alle Substantive und Adjektive gesetzt werden“ (Blochwitz/ Runkewitz 1971, unter ex-), wohl den tatsächlichen Befunden, d.h. auch einer grammatischen Analyse. Vgl. hierzu die oben aufgeführten Beispiele ex- + |Adj.+ Subst.[, die also nicht, bzw. nicht eindeutig, zu interpretieren sind als ex- + Adj. (+ außerhalb der Kombination stehendes subst. Beziehungswort). Offenbar liegt eine ez-mustertypische Restriktion im Hinblick auf Adj. als Basiseinheiten auch für das Engl, vor, „With adjectives, the prefix has not become successful.“ (Marchand 1969, 165). 3.3.3 ex-Kombinationen als Einheiten der deutschen Wortbildung Diese Untergruppe ist nicht Untersuchungsgegenstand des Projekts. Die Befunde werden nur deshalb am Rande erwähnt, weil sie die Spezifik der ex-Kombinationen verdeutlichen. 3.3.3.1 Komposita ex-Kombinationen selbst finden sich in der Regel nicht als Einheiten der dt. Wortbildung (Kompositabildung). Dieser Erscheinung entspricht keine generelle Wortbildungs-Blockierung im Hinblick auf lehngebildete Kombinationen. Diese WB-Blockierung von ex-Kombinationen hat ihre sich gegenseitig bedingenden oder beeinflussenden, vor allem musterspezifischen Ursachen in fehlender Generalisierung (vgl. 3.4.1 SemKomb) eingeschränkter Lexikalisierung (vgl. 3.7.1 Komb) - Restriktionen im Hinblick auf die semantischen Klassen von Lexemen, die als Basiseinheiten zu extreten, bes. im Hinblick auf Bezeichnungen für Sachverhalte (vgl. 3.5 SemBas) und - Stereotypie medienspr. Verwendung im heutigen Dt. (vgl. 3.7.3 Komb). <?page no="94"?> 84 Gabriele Hoppe Vereinzelte Komposita mit ex-Kombinationen: - Gemeinsprache (Bildungssprache) ex-Kombinationen sind in der Gemeinspr. (Bildungsspr.) nur vereinzelt als Einheiten der dt. Wortbildung nachgewiesen; Anfang des 19. Jh. und dabei individualspr. (satirische Literatur) als erste oder zweite Konstituenten von Komposita; vgl. 4. Belegteil die Komposita 1808 ErdenExGott, MeerExDespotismus, 1804 Exkapuzinerräuschgen (sämtlich Schaller, Stuziade); für einige vorliegenden LWB-Produkte des jüngeren Dt. kann die Segmentierung nicht eindeutig geleistet werden (vgl. 3.3.1.1 Gramm, Ex-DDR-Presse oder Ex-Prominentensiedlung). - Amtssprache / Fachsprache Nicht zufällig findet sich Exjesuit besonders zur Zeit seines Aufkommens als amtsspr. (Hofkanzleispr.) Terminus als erste Konstituente von unterschiedlichen Kompositatypen, wie in Exiesuitenpensionen, Exiesuitengebäude, Exjesuiten-Pensionisten, Exjesuiten- und Edukationsfondsgüter, Exjesuiten- oder Erziehungsfond [! ], Exjesuitenpriester und [-]Layen (vgl. 3.10.3.1 Hist). Davon ist Exjesuitenfonds auch heute fachspr. (fachsprachenintern; Geschichtswiss., bes. Kirchengesch.) als hist. Terminus nachgewiesen. 3.3.3.2 Ableitungen - Desubstantivische Verbableitungen zu ex-Kombinationen liegen im Dt. nicht vor; vgl. für das Frz. vereinzelt bezeugtes ex-urssifier, 3.10.3.3.1 Hist (im abgedruckten Beispieltext, 2. Spalte). - Desubstantivische Nominalableitungen zu ex-Kombinationen liegen im Dt. ebenfalls nicht vor; vgl. für das Engl, nachgewiesenes Ex-Jesuitism, 3.10.4 Hist). - Unter der schon geringen Zahl adjektivischer ex-Kombinationen sind eindeutige desubstantivische Adjektivableitungen zu ex-Kombinationen vereinzelt nachgewiesen; vgl. 1781 exjesuitisch und 1963 exkonsularisch, 4. Belegteil. 3.4 Semantische Leistung in Kombinationen / SemKomb exbringt die Bedeutung <EHEMALIG> in Kombinationen einer Determinans-Determinatum-Struktur ein: Ex-Adliger ‘ehemaliger, früherer Adliger’ exbringt die Bedeutung <EHEMALIG> in Kombinationen ein, die im Unterschied zu bestimmten, mit ihnen teilsynonymen Syntagmen stilisti- <?page no="95"?> Das Präfix ex- 85 sehe Markierung (ironisch, scherzhaft, salopp) aufweisen, auch als negativ konnotiert empfunden werden. Zu den mit exteilsynonymen, stilistisch nicht-markierten Einheiten in Syntagmen vgl. 3.6.2 SemPdgm, besonders ehemalig, früher. Zu Konnotationen s. die sprachreflexiven Äußerungen in 3.7.4 Komb. exleistet als Bestandteil von Kombinationen, daß mit diesen - Personen(gruppen)/ Kollektive (besonders Staaten) und Sachen/ Sachverhalte als solche bezeichnet werden, die in der jüngeren Vergangenheit relativ zu einem Zeitpunkt der Gegenwart (Zeit des Berichteten/ Ereigniszeit) nicht mehr die in der Basis genannten Personen(gruppen)/ Kollektive (besonders Staaten) und Sachen/ Sachverhalte repräsentieren Ex Ex-Geheimdienstagent Ex-Kriegsgefangener Ex-Panzer Ex-Rodina Ex-Sozialismus DDR ‘ehemalige DDR’ ‘ehemaliger Geheimdienstagent’ ‘ehemaliger Kriegsgefangener’ ‘ehemaliger Panzer’ ‘ehemalige Rodina; die früher unter dem Namen Rodina bekannte ‘ehemaliger Sozialismus’ etwas außerhalb der Kombination Befindliches (vornehmlich Personen(gruppen)/ Kollektive (besonders Staaten)) charakterisiert wird als solches, für das die in der Basis vorliegende Charakterisierung nicht mehr zutrifft exdeutsch ‘ehemals deutsch’ [Schriftstellerkarawane] ex-kommunistisch ehemals kommunistisch [RDS] Zur Temporalität vgl. 3.7.5 Komb, ex-Kombinationen: Zeitebenen (Berichtzeit vs. Zeit des Berichteten/ Ereigniszeit). Zur Semantik der Basiseinheiten vgl. 3.5 SemBas. Zur Grammatik der LWB-Produkte im einzelnen vgl. 3.3.Iff. Gramm. 3.4.1 Restriktionen der semantischen Leistung exleistet als Bestandteil von Kombinationen in der Regel nicht, daß mit diesen generalisierend Bezug auf Klassen von Personen(gruppen) und Sachen/ Sachverhalten genommen wird. <?page no="96"?> 86 Gabriele Hoppe Es entspricht damit in gewissem Sinne, selbst bei Bezug auf Sachen, bis heute eher seiner ursprungsspr. und frühen Verwendung: ei tritt zu Statusbezeichnungen, „zu Titeln“ (CAMPE FWB 1813). ex-Kombinationen sind somit im strengen Sinne nicht als Appellativa zu betrachten; zur dennoch vorhandenen Problematik solcher Zuordnungen s. 3.4.2 Bedeutungserläuternde Umformung. In der unmittelbaren Umgebung von ez-Kombinationen finden sich dementsprechend sehr zahlreich (unterschiedliche Gruppen von) Eigennamen als erste Konstituente der kompositionellen Basis einer ex-Kombination selbst Ex-Robotron-Stammsitz als Teil einer Nominalphrase, in der die ex-Kombination als (sog. engere) Apposition zu einem Eigennamen erscheint Ex-Archäologe Black Francis, Ex-Herrchen Jörg Zars [des Kaimans Sammy], Ex-Hotel Stadt Berlin, Ex-Katholik Honecker, Ex-Kolonie Tschad, Ex-Kronprinz Friedrich Wilhelm in Verbindung von beiden, bei unterschiedlichen Gruppen von Eigennamen Ex-„Bunte“-Chefin Beate Wedekind, Ex-Playboy-Redakteur, Ex-Bild-Reporter und Ex-Lobbyist Udo Philipp, Ex-Stasi-Chef Mielke, Ex-Walt- Disney-Zeichner Don Bluth als Teil eines possessiven Genitivs (oder einer uon-Phrase) zu einer ex- Kombination Ex-Gattin des Wiener ,filacher“-Hoteliers Peter Gürtler, Ex-Haus von Johanna Töpfer, Ex-Staatsfunk der DDR, Ex-Villa des US-Gesandten Spezielle Zuordnungen werden auch im weiteren Kontext, durch Kontexteinheiten geleistet: Ex-Fähre [erst als Rheinfähre benutzt, später für ...], Ex-Insel [Pharos], Ex- Kriegsgefangene [nach dem Zweiten Weltkrieg, in französischen Gruben], Exminister [unsere jetzigen deutschen], Ex-Mittelklasse [in Zagreb], Ex- Panzer [der Bundeswehr] exleistet im Gegensatz zu bestimmten, mit ihm teilsynonymen Einheiten als Bestandteil von Kombinationen nicht, daß mit diesen auch Personen als Verstorbene bezeichnet werden; vgl. dagegen 3.6.2 SemPdgm, weiland im Sinne von ‘verstorben’; s. hierzu auch okkasionelles und singuläres ironisch-abwertendes ex-, in frz. patrie d’ex-Ceausescu [! ]. ex-Kombinationen werden nicht wie Syntagmen aus mit exteilsynonymen Einheiten und ihren Beziehungswörtern (Personenbezeichnungen) (+ Per- <?page no="97"?> Das Präfix ex- 87 sonennamen) bei ambiger Verwendung auch auf Verstorbene bezogen; vgl. dagegen 3.6.2 SemPdgm, gewesen. Die Bedeutungsparaphrase zu Exminister in DUDEN GFWB (1994) ist abgesehen von der zu präzisierenden Temporalangabe, s.o. durchaus zutreffend: „[noch lebender] ehemaliger Minister“. Ob stilistische Markierung, negative Konnotation, Restriktion der semantischen Leistung und dann weitgehend auf die Zeitungssprache eingeschränkte Verwendung (vgl. 3.7.3 Komb) für exbzw. ex-Kombinationen in anderen modernen europäischen Sprachen in vergleichbarem Maße vorliegt, wäre zu untersuchen. Möglicherweise weist exanderer moderner europäischer Sprachen ein in Bezug auf das Dt. abweichendes Profil auf, und zwar auf dem Hintergrund seiner jeweils spezifischen Mustergenese bei fehlendem sekundären Einfluß von Einheiten des etymologischen Paradigmas, wie sie für das Dt. vorliegen (vgl. 3.9.2.1 EtymPdgm, ex! , ex, ex und hopp, Ex) sowie aufgrund seiner Stellung im Paradigma teilsynonymer Einheiten. Ein Indiz für eine vom Dt. abweichende Bedeutung und Verwendung und entsprechend abweichende Bewertung des Kombinems in anderen modernen europäischen Sprachen könnte die Vorgefundene Verwendung von exauch in Belletristik, wissenschaftlicher Literatur und sogar der Textsorte Traueranzeige sowie in quasi offiziellen und institutionalisiert erscheinenden Wendungen sein. Generalisierende Verwendung und besonders die Exklusivität von exals einer temporal-privativen, aber nicht-spezifizierten Einheit, der in einem erweiterten Paradigma verwendungsähnlicher Einheiten nur spezifizierte Einheiten gegenüberstehen würden, sind weitere Indizien für mögliche Kontraste im Hinblick auf das Dt. Vgl. auch unter diesem Aspekt die folgenden ital. und frz. Belege der jüngeren und jüngsten Zeit, dazu die in 3.10.2.2 Hist aufgeführten amtsspr. Belege des beginnenden 19. Jh., die eindeutig exin Kombinationen als offiziellen Titeln zum Namen, in Entsprechung etwa zu dt. offiziell verwendetem Eigennamen + a.D. (außer Dienst(en)), und in titelartiger Verwendung zeigen. die zweisprachigen italienisch-deutschen literarischen Belege (3.6.2 SemPdgm), in denen für auch generalisierende ex-Kombinationen des ital. Textes in der dt. Übersetzung Syntagmen mit früher und ehemalig eintreten; s. hierzu aber unten ital. ex als vereinzelte nicht-spezifizierte temporal-privative Einheit: Silone 1973 Notausgang (zweispr.) 126.127 Di essa resta sempre qualche cosa che marca il carattere per il resto della vita. Guardate, infatti, come sono riconoscibili gli ex comunisti. Essl costituiscono una categoria a parte, come gli ex preti e gli ex ufficiali <?page no="98"?> 88 Gabriele Hoppe di carriera. II numero degli ex comunisti e ormai legione. <La lotta finale» ho detto un giorno a Togliatti, «sarä tra i comunisti e gli ex comunisti». Eine solche Erfahrung hinterläßt immer eine Spur, die den Charakter für den Rest des Lebens zeichnet. Und tatsächlich braucht man nur genau hinzusehen, um die ehemaligen Kommunisten überall zu erkennen; sie bilden eine besondere Kategorie wie die ehemaligen Priester und die ehemaligen Berufsoffiziere. Die Zahl der ehemaligen Kommunisten ist heute Legion. „Der Endkampf wird zwischen den Kommunisten und den ehemaligen Kommunisten stattfinden“, habe ich einmal zu Togliatti gesagt (z). Silone 1973 Notausgang (zweispr.) 38.39 Un mio conoscente, licenziato da uno di quegli uffici statali incaricati della ricostruzione, mi revelo un giorno un certo numero di dati precisi che costituivano altrettanti reati degli ingegneri suoi ex colleghi. Ein mir bekannter, von einem der staatlichen Wiederaufbaubüros kurz zuvor entlassener Ingenieur verriet mir eines Tages eine Anzahl präziser Daten, durch die verbrecherische Machenschaften seiner früheren Kollegen belegt wurden (z). die ital. und frz. Belege aus der wissenschaftlichen Literatur: Taghavini 1969 Lingue neolatme 396 dai numerosi Italiani stabiliti nelle ex-colonie; ebd. Anm. 97 Per alcuni aspetti dell’Italiano nelle ex-colonie (z). Hagege 1992 Parlers d’Europe 89 Bien plus, l’antique appel de Best devient cette fois une demande explicite et insistante d ex-pays, ou ex-republiques federees, communistes, avides de s’ouvrir, ou accables des soucis d’une fraiche independance (z). Rey } Le Frangais en Afnque (ROBERT HIST. 1992, 29) Certes, le fonctionnement en fran^ais de 1 administration (sauf dans les ex-colonies beiges) joue un röle semipedagogique non negligeable (z). die frz. Traueranzeigen: Le Monde 13./ 14.2.1994 Laurent [Familienname getilgt], son fils, [...] Jacques [Familienname getilgt], son ex-epoux, deplorent avec tristesse le deces de (z). Le Monde 24-/ 25.3.1996 Roger [Familienname getilgt], ex-contröleur des Douanes (Z). Le Monde 7.1.1998 Leurs enfants, petits-enfants, conjoints et ex-conjoints, ont la douleur de faire part du deces de (z). die frz. Formeln und ital. ‘offiziellen’ Verwendungsweisen: France et ex-Communaute F.A. (z). Istituto d’Arte (Ex Scuderie Reali) [Stadtplan Florenz] (z). La ditta Kabissa/ Ingrosso confezioni/ Ex Mavitex [...] [neues Firmenschild unter dem alten Mavitex-Schild] (z). Giardini ex-Reali [Venedig] (z). Ex monastero Santa Chiara [als Tagungsort genannt im Veranstaltungskalender der Sommeruniversität von San Marino, 1996] (z). vgl. zu den ital. Bildungen auch 3.1.1.1.3 Kat. die Exklusivität von ital. ex (seltener ex-) als temporal-privative Einheit, der offenbar keine teilsynonymen Vertreter im semantischen Paradigma, sondern nur spezifische Lexeme in einem erweiterten Paradigma verwendungsähnlicher Ausdrücke gegenüberstehen, wie beispielsweise battuto, destituito, precedents, revocato, ritirato, sconfitto; s. hierzu die Wörter- <?page no="99"?> Das Präfix ex- 89 bucheinträge und Angaben zu ex, denen auch Hinweise für im Vergleich zum Dt. möglicherweise fehlende stilistische Markierung, möglicherweise andere Basisaffinität sowie gemeinspr. (bildungsspr.) Usualität und Lexikalisierung zu entnehmen sind: N. ZINGARELLI 1989 Giä, ora non piü (premesso a un s. cui puö anche essere unito da un trattino, indica l’anterioritä di una condizione, di una dignitä o di una funzione rispetto al presente): combattente] - V presidente; gh deputatr, associazione di allievi [Hervorhebung von Verf.] I’ fidanzata; la mia casa (z). ZANICHELLI/ KLETT 1990 (unter dem Stichwort früher) der e Besitzer des Schlosses [nur: ] l’ex proprietario del castello (z). 3.4.2 Bedeutungserläuternde Umformung Bei bedeutungserläuternder Umformung von subst. Kombinationen mit dem determinierenden Präfix exin entsprechende Syntagmen der Form |Adj. + Subst.| entspricht exdem Adj., während die Basis dem Subst. entspricht. Unter Umständen sind für solche Syntagmen der Form |Adj. + Subst.] weitere Umformungen notwendig. Die spezielle und vom weiteren Kontext abhängige semantische Beziehung zwischen dem Adj. und dem Subst. wird erst durch weitere und kontextgestützte Umformung, z.B. in Relativsatzsyntagmen, sichtbar, in denen die Basis dem übergeordneten Subst. entspricht und exden Tempusindikatoren des Relativsatzes, die sich je nach Kontext a) entweder auf das übergeordnete Subst. (bzw. seinen Stellvertreter) beziehen oder b) auf ein Subst. des Relativsatzes, auf eine Einheit also, die in der Kombination nicht vertreten ist. Ex-Chef ehemaliger Chef jmd., der das Unternehmen früher als Chef führte, es heute aber nicht mehr leitet; - (sein) Chef, bei dem jmd. (er) früher arbeitete Ex-Firma ehemalige Firma - Firma, die früher existierte, heute also nicht mehr besteht - (seine) Firma, in der jmd. (er) früher beschäftigt war Im Gegensatz zum Spätlat. (vgl. 3.8.1 Etym), wo eine durch exgeleistete temporal-privative Aussage die Kombination (als Titel) immer direkt bestimmt, ist im Dt. durch die Erweiterung der semantischen Gruppen von subst. Personenbezeichnungen und die Erweiterung der semantischen Klassen besonders um Sachen, die nun als Basiseinheiten zu extreten können, auch eine mögliche Abhängigkeit der temporal-privativen Bed. der Kombination von den Kontext-Mitspielern bewirkt. Hinzu kommt das stilistische Phänomen textsortenspezifisch salopper, redundanter oder ähnlich der falschen Adjektivzuordnung unangemessener Verwendung einer ex-Kombination zu oder anstelle von anderen temporalen Ausdrücken. <?page no="100"?> 90 Gabriele Hoppe Zeit 19.4.1985 Auch seine Ex-Firma Commodore hat zu Beginn des Jahres der Branche den Fehdehandschuh hingeworfen (CK). Spiegel 29.10.1990 Als Alternativ-Immobilie für Krause war das Ex-Haus von Johanna Töpfer, der durch Selbstmord verschiedenen Stellvertreterin von Gewerkschaftsboß Harry Tisch, ausgeguckt worden (Z). Bei bedeutungserläuternder Umformung von ex- Kombinationen in Syntagmen entspricht ex- Beschreibungsbestandteilen wie den Temporaladj. ehemalig, früher (vgl. hierzu 3.6.2 SemPdgm, weitere teilsynonym mit exverwendete Einheiten) und spezifischen Ausdrücken, in deren Bed. <EHE- MALIG> enthalten ist. Diese spezifischen Ausdrücke sind abhängig von den semantischen Klassen und Gruppen von Basiseinheiten in ez-Kombinationen; vgl. 3.5 Sem- Bas. Für die Gruppe a) beispielsweise der dort aufgeführten Personenbezeichnungen, d.h. Bezeichnungen für Personen in ihren begrenzten oder generell als aufhebbar zu denkenden politischen, öffentlichen, kirchlichen Funktionen/ Ämtern/ Würden/ Titeln/ Berufen/ berufsähnlich betriebenen Tätigkeiten/ speziellen Verwendungen für bestimmte Tätigkeiten treten Beschreibungsbestandteile ein wie aus dem Amt geschieden, ausgeschieden, pensioniert, zurückgetreten, unter Berücksichtigung von Kontextwertungen auch abgewählt, abgedankt, abgehalftert, aus dem Amt entfernt, besiegt, entlassen, entmachtet, entthront, geschaßt, geschlagen, gestürzt (vgl. 3.7.4 Komb, ez-Kombinationen: Wertungszusammenhänge). Für die Gruppe d) beispielsweise der in 3.5 SemBas aufgeführten Personenbezeichnungen, d.h. Bezeichnungen für Personen in ihren Einstellungen/ Neigungen/ Eigenschaften/ Befindlichkeiten, treten für die spezielle Untergruppe der Bezeichnungen für ehemalige Suchtabhängige (Alkohol bzw. Drogen) Beschreibungsbestandteile ein wie der jetzt entwöhnt, weg von der Flasche, trocken ist bzw. der inzwischen clean ist, entwöhnt, von der Nadel. 3.5 Semantik der Basen / SemBas Die in ez-Kombinationen verwendeten/ verwendbaren Basiseinheiten bezeichnen bzw. charakterisieren etwas, das unter dem temporal-privativen Aspekt des <EHEMALS - NUN NICHT MEHR> gesehen werden kann. Dabei findet sich exin Verbindung mit folgenden semantischen Typen von Basiseinheiten: 1) (vor allem) Personenbezeichnungen Personenbezeichnungen, die als Basiseinheiten zu extreten, lassen sich den folgenden Gruppen zuordnen: <?page no="101"?> Das Präfix ex- 91 la) Bezeichnungen für Personen in ihren begrenzten oder generell als aufhebbar zu denkenden politischen, öffentlichen, kirchlichen Funktionen/ Ämtern/ Würden/ Titeln/ Berufen / berufsähnlich betriebenen Tätigkeiten/ speziellen Verwendungen für bestimmte Tätigkeiten Archäologe, Azubi, Bild-Reporter, Bürgermeister, Dekan, Dirne, Fremdenlegionär, Geheimdienstagent, König, Lobbyist, Maurer, ÖTV- Vize, Planungschef, SPD- Wahlhelfer, Weltmeister Dieser Untergruppe zuzurechnende, lexikalisierte oder okkasionelle Personenbezeichnungen treten von Anfang der Mustergeschichte bis in die Gegenwart am häufigsten als Basiseinheiten überhaupt zu ex-, mit diachron unterschiedlicher Morphosyntax; vgl. 3.3.1.1 Gramm. Dennoch ist eine generelle Erweiterung der semantischen Klassen von Lexemen, die als Basiseinheiten zu extreten können, nachweisbar auch eine Erweiterung der Gruppen von Personenbezeichnungen selbst, die sich mit exverbinden. Nach wie vor stellt aber in der Lexikographie/ Wortbildungslehre diese erstgenannte Gruppe der Personenbezeichnungen, vornehmlich der lexikalisierten, das Beispielpotential von Basiseinheiten aufgeführter ex- Kombinationen bei der ez-Muster-Beschreibung (Exkönig, Exminister). Eine solche lexikographische Beschränkung auf bestimmte Basistypen bei der Beispielauswahl verdeutlicht also nicht einmal die „vielerlei Personenbez.“ selbst (so schon Deutsche Wortbildung 2, 1975, 201), mit denen sich exverbindet. Nicht korrekt ist eine darüberhinausgehende Beschreibung der Basiseinheiten, wie sie vereinzelt in der Lexikographie auch für das gegenwärtige Dt. im Sinne einer Restriktion erfolgt: ETYM. WB 1989 Ex- Präfix ‘ehemalig, gewesen’, seit der 2. Hälfte des 18. Jh. gebräuchliche, heute noch produktive Vorsilbe, die Personenbezeichnungen vorangestellt wird und zum Ausdruck bringt, daß es sich um den früheren Inhaber der genannten Stellung handelt (BG). lb) Bezeichnungen für Personen in ihren begrenzten oder generell als aufhebbar zu denkenden persönlich-partnerschaftlichen/ durch Sozialkontakt bedingten Beziehungen Ehefrau, Freundin, Geliebte, Mann, Partner, Schwiegereltern <?page no="102"?> 92 Gabriele Hoppe lc) Bezeichnungen für Personen in ihrer Zugehörigkeit zu Institutionen/ Kollektiven (religiösen Gemeinschaften, ethnischen bzw. Bewohner- Gruppen, Gruppen der Kulturszene, Parteien, Vereinen) Beatle, Franzose, Jenaerin (Person, die aus Jena stammt, in Jena geboren, in Jena wohnhaft ist) Katholik, Kölner (Fußballspieler des 1. FC Köln), Kommunist In dieser Gruppe, der insgesamt personale Deonomastika zuzurechnen sind, finden sich auch Ortsnamenableitungen als Personenbezeichnungen. Solche Ortsnamenableitungen (und entsprechend Kombinationen aus ex- und Ortsnamenableitungen als Basiseinheiten) sind nur innerhalb des Kontextes nach Bed./ Verwendung zu unterscheiden. Personale Deonomastika dieser Art bezeichnen allgemein Personen, die aus einem Ort stammen, dort geboren oder wohnhaft sind; speziell im Bereich des Sports in gebrauchsüblicher Kürzung bezeichnen sie Sportler eines kommunalen Vereins, wie Kölner, vgl. hierzu auch 3.10.3.3.1 Hist. ld) Bezeichnungen für Personen in ihren Einstellungen/ Neigungen/ Eigenschaften/ Befindlichkeiten Kokser, Lebendiger, Radikaler, Trinker, User le) vereinzelt Familiennamen Rodina 2) (zunehmend häufiger) Bezeichnungen/ Namen für/ von Kollektive(n) (Staaten, Institutionen) DDR, Jugoslawien, Kolonie, Robotron-Stammsitz, Sowjetrepublik, Weltmacht 3) (gelegentlich, aber möglicherweise zunehmend) Bezeichnungen für Sachen Haus, Fähre, Leihwagen, Panzer, Sauna 4) (vereinzelt) Bezeichnungen für Sachverhalte Meer-Despotismus, Sozialismus 5) (gelegentlich, möglicherweise ebenfalls zunehmend) Charakterisierungen, vornehmlich ethnische, zu Bezeichnungen für Personen(gruppen) als Beziehungswörtern deutsch, jugoslawisch, kommunistisch, österreichisch, radikal, sowjetisch <?page no="103"?> Das Präfix ex- 93 3.6 3.6.1.1 3.6.1 Semantisches Paradigma / SemPdgm Vorbemerkung Zu den Teilsynonymen - Es liegen für das semantische Paradigma von exkeine entlehnten, aber auch keine indigenen gebundenen WB-Einheiten als Teilsynonyme vor. Anders als die Mehrzahl entlehnter LWB-Einheiten hat exinnerhalb seines semantischen Paradigmas lediglich selbständige Einheiten als teilsynonyme Entsprechungen aufzuweisen. Zu ex-Kombinationen treten demnach als Teilsynonyme spezielle Syntagmen mit Adj. oder adjektivisch verwendeten Einheiten, auch Komposita mit Adj. als erster Konstituente. Diese Besonderheit des semantischen Paradimas mußte berücksichtigt werden: Es wird eingegangen auf die adjektivischen oder adjektivisch verwendeten temporal-privativen Einheiten bzw. Einheiten in ihrer temporalprivativen Bedeutung, die in Verbindung mit entsprechenden substantivischen Beziehungswörtern (bzw. zweiten Konstituenten) synchron und/ oder diachron gebrauchsübliche teilsynonyme Entsprechungen zu ex- Kombinationen darstellen, nämlich in alphabetischer Reihenfolge - -+a.D. (außer Dienst(en)), -+alt(-), ^ci-devant, -^ehemalig, -^früher, -^gewesen, ^verflossen, —>vormalig, -^weiland. Die ausführliche Behandlung von heute nur noch fachspr. (fachsprachenintern; hist. Wiss.) oder gelegentlich in der „Fremdwort“-Lexikographie (DU- DEN GFWB 1994) gebuchtem ci-devant, das sowohl im Erz. als auch im Dt. in besonderer Beziehung zu exsteht (vgl. 3.10ff. Hist), stellt über unseren Zusammenhang hinaus auch einen lexikographiegeschichtlichen Nachtrag zu einem Modewort des 19. Jh. dar, das selbst im DFWB I (A-K) (1913) schon nicht mehr berücksichtigt war. (Entsprechend seiner Wörterbuchkonzeption hatte natürlich auch das DWB ci-devant nicht lemmatisiert.) Am Rande behandelt wird das Syntagma -^außer Dienst(en), a.D., in seiner usuellen abgekürzten Verwendung, das in Verbindung mit Personenbezeichnungen erweiterte Syntagmen bildet. Auf spezifische Lexeme, die in ihrer Bedeutung <EHEMALIGKEIT> enthalten und die in einem erweiterten Paradigma verwendungsähnlicher Ausdrücke beschrieben werden könnten, wird an dieser Stelle nicht eingegangen; vgl. hierzu 3.4.2, die bedeutungserläuternde Umformung mit Lexemen wie pensioniert, zurückgetreten sowie negativ wertende Ausdrücke wie abgewählt, abgedankt, abgehalftert, aus dem Amt entfernt, entlassen, entmachtet, entthront, geschaßt, gestürzt (vgl. auch 3.7.4 Komb, ex- Kombinationen: Wertungszusammenhänge). <?page no="104"?> 94 Gabriele Hoppe Die im folgenden erwähnten temporal-privativen Einheiten bzw. Einheiten in ihrer temporal-privativen Bedeutung charakterisieren in Entsprechung zum Kombinem ex- Sachen/ Sachverhalte und Personen als solche, die seit einem jüngeren Zeitpunkt relativ zur ‘Gegenwart’ (Berichtzeit/ Zeit des Berichteten) das mit dem Beziehungswort Bezeichnete nicht mehr repräsentieren. Eine eingehende diachrone Beschreibung dieser Einheiten konnte nicht erarbeitet werden. Die bescheiden erscheinende notwendige synchron/ diachrone Darstellung gibt vielleicht wenigstens einen Einblick in die Paradigmenkonstitution, in die sich im Verlauf der Sprachgeschichte ändernden Divergenzen und Konvergenzen im semantischen Paradigma. Der ansatzweise versuchte Überblick über teilsynoyme Entsprechungen zu exhat nicht nur den synchron/ diachronen Nachweis ihres Vorkommens und ihres Eintretens in mit es: -Kombinationen teilsynonymen Syntagmen/ Komposita zum Ziel. Darüber hinaus sollen Kurzartikel und jeweils chronologisch angelegter Belegteil die zum Zeitpunkt des Musteraufkommens von exebenfalls neuaufkommenden bzw. usuell werdenden, vorliegenden und festgelegten, sich verändernden oder noch nicht vorhandenen gemeinspr. (bildungsspr.) temporal-privativen Einheiten/ Einheiten in ihrer temporal-privativen Bedeutung des semantischen Paradigmas vorstellen und sie mit dem in Bed./ Verwendung unbelasteten und syntaktisch entlastenden kanzleispr. exkontrastieren (vgl. 3.10.3.1 Hist, Exjesuit), das dann erst in der Folge eine andere Entwicklung in der Gemeinspr. (Bildungsspr.) genommen hat. Der Beleganhang zu den einzelnen Einheiten, der in Zusammenhang mit dem -+Belegteil (4.) zu den es-Kombinationen und 3.10ff. Hist gelesen werden sollte, konzentriert sich trotz der ansatzweise diachronen Anlage auf einen synchronen Querschnitt der Epoche der Herausbildung, der ersten Phasen der Integration und weiteren Entwicklung des ez-Musters. Unsystematische Kurzbeschreibung der Einheiten und Beleganhang machen vielleicht deutlich, daß ungefähr vom späten 18. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh. neben exweitere temporal-privative, im Gegensatz zu ^gewesen und -^weiland nicht-ambige Einheiten gebrauchsüblich geworden (-^ehemalig und -^vormalig in seiner temporal-privativen Bed.) oder überhaupt erst aufgekommen sind (-^ci-devant, ->früher)vgl. hierzu auch antonymes —>jetzt, s. dort besonders das Kompositum Jetztzeit. Dieser philologische Befund trägt wohl auch zur Illustration eines Phänomens von Aufklärung und Revolutionszeitalter bei, das „Verzeitlichung“ des Denkens genannt wurde (Koselleck 1989, nach v. Polenz 1994, 387). Die einzelnen Kombinationen/ Komposita bezeugen immerhin einen durch <?page no="105"?> Das Präfix ex- 95 die revolutionären Ereignisse entstandenen Bezeichnungsbedarf für <EHE- MALIGKEITEN> verschiedener Art; vgl. hierzu auch 3.10.3.3.1 Hist, die Semiotik von Exminister. In dieser Zeit der Herausbildung des ex-Musters und der ersten Phasen der Integration und vor allem der ersten weiteren Entwicklung sind Syntagmen aus den hier zu behandelnden Einheiten als tatsächliche Partnersyntagmen des Kontextes oder überhaupt als teilsynonyme Entsprechungen zu ex-Kombinationen noch durchgängiger und dabei als gemeinspr. (bildungsspr.) und gebrauchsüblich nachweisbar. Dennoch sollte aus den einzelnen Beleganhängen auch deutlich werden, daß sämtliche aufgeführten Einheiten des semantischen Paradigmas im Diasystem des heutigen Dt. in kaleidoskopartiger Veränderung noch vorhanden sind. Partnersyntagmen des Kontextes sind im jeweiligen Beleganhang alle graphisch markiert. Beispiele (nach Belegen, vgl. 4. Belegteil bzw. die Beleganhänge zu den im folgenden behandelten Einheiten) Exjesuiten vs. vs. vs. vs. Ex-Adliger vs. vs. vs. alte Jesuiten ci-devant-[...]jesuit ehemalige Jesuiten gewesene Jesuiten ehemaliger Adliger vormalige Adlige weiland Adlige Unter dem diachronen Aspekt eines möglichen zeitweiligen Rückzugs von exauch aus der Zeitungsspr. (vgl. 3.10.3.3 Hist) s. unter —»ehemalig, —»früher, ^verflossen die Belege des früheren 20. Jh. (unmittelbare Nachkriegszeit, Weimarer Republik), besonders solche, in denen Syntagmen aus den genannten Lexemen + Personenbezeichnungen (+ Eigenname) innerhalb des Kontextes im Wechsel stehen mit eben diesen Personenbezeichnungen (+ Eigenname), die im Hinblick auf <EHEMALIGKEIT> nicht spezifiziert sind [Kaiser Wilhelm vs. der frühere Kaiser). Eine Herausarbeitung feinerer semantischer Unterschiede zwischen den bed./ verwendungsähnlichen Einheiten selbst - und dann im Verhältnis zu ex- wird in diesem Zusammenhang nicht versucht. Hierzu wenigstens einige Anmerkungen: - Die im folgenden behandelten temporal-privativen Einheiten bzw. Einheiten in ihrer temporal-privativen Bedeutung treten in Verbindung mit bestimmten semantischen Klassen von Beziehungswörtern (zweiten Konstituenten) synchron und/ oder diachron nachweislich in Konkurrenz zu ex-Kombinationen (vgl. die jeweiligen Belege). <?page no="106"?> 96 Gabriele Hoppe Es handelt sich demnach um Einheiten, die aufgrund ihrer Bedeutung und Verwendung sowie ihrer Verbindungsmöglichkeiten gebrauchsübliche Teilsynonyme und nicht nur systematische Teilsynonyme zu exrepräsentieren (vgl. dagegen beispielsweise das Suffix -esk und mit ihm ‘teilsynonymes’ -oid oder das Präfix pro- und die mit ihm ‘teilsynonyme’ initiale Realisation phil(o)des Konfixes <PHIL>). Aufgrund der Basisrestriktionen (eingeschränktes Auftreten von Bezeichnungen für Sachen/ Sachverhalte), wie sie für das ez-Muster nach wie vor gegeben sind (vgl. 3.5 SemBas), finden sich als tatsächliche, gebrauchsübliche Teilsynonyme jedoch in der Regel nur ez-Kombinationen mit Personenbezeichnungen als Basiseinheiten (Exkanzler, Exminister) vs. Syntagmen (Komposita) aus temporal-privativen Einheiten bzw. Einheiten in temporal-privativer Bedeutung mit Personenbezeichnungen als Beziehungswörtern (zweiten Konstituenten) (Altkanzler, früherer Minister). Auf dieses Phänomen wird ebenso wie auf das der unterschiedlichen temporalen Bedeutungen der Einheiten in den betreffenden Artikeln nicht mehr im einzelnen eingegangen. Entsprechend der Teilsynonymie von ex- und den im folgenden zu behandelnden Einheiten waren schon in der ersten Phase der schnell erfolgenden ez-Musterintegration Syntagmen mit ehemalig, gewesen, vormalig, weiland (als Temporaladverb) in sprachpuristischer Haltung als Ersatz für ez-Kombinationen vorgeschlagen worden; auf Ci-devant wurde verwiesen; jeweils spezifische Bed./ Verwendungen blieben dabei unberücksichtigt. Noch Ende der 20er Jahre des 20. Jh. wurden im Rahmen der „EnV welschungs“versuche neben alt(-), ehemalig, einst, früher auch gewesen und weiland als Ersatz für ezgenannt; Kinderling 1795 Kernigkeit der dt. Spr. 295 ex in den Zusammensetzungen Exabt, Exjesuit, Exprofessor u.s.v/ . wird durch ehemalig, vormahhg [! ], gewesen übersetzt [nach DWB, Artikel vormalig]-, CAMPE FWB 1813 EX. Man setzt dieses Lat. Verhältnißwort, welches aus bedeutet, zu Titeln, und bildet die seltsamen Zusammensetzungen: Exminister, Exprofesser, Exrath u.s.w. Wir können dafür der gewesene, der ehemahlige Minister, Professer, Rath u.s.w. sagen; auch ehemahls und weilandkönnen die Stelle desselben vertreten: N.N. ehemahls oder weiland Minister, Professer, Rath u.s.w. S. auch Ci-devant (BG). Engel 1929 Entwelschung 98 Ex..: Alt.., ehemalig, einst- [! ], früher, gewesen, weiland (Z). - Im heutigen Dt. dient in textsortenspezifischer Verwendung (Medientexte) der fast standardisierte Wechsel von ez-Kombinationen und teilsynonymen Syntagmen der Textkonstitution: ez-Kombinationen der Schlagzeile/ Syntagmen der Artikeleröffnung, dann alternierende Verwendung im weiteren Artikel (vgl. 3.7.3 Komb und 4. Belegteil, bes. Medientexte der jüngeren Zeit). <?page no="107"?> Das Präfix ex- 97 Dieses fast mustertypisch gewordene Phänomen eines bestimmten Auftretens mit Partnersyntagmen (-komposita) legte allein schon eine Beschäftigung mit den genannten Einheiten nahe. Beispiele (nach Belegen, vgl. 4. Belegteil bzw. die Beleganhänge zu den im folgenden behandelten Einheiten): Ex-Bürgermeister vs. ehemaliger [...] Bür^ermeisier (Schlagzeile/ Artikel) Ex-Chef vs. früherer CTie/ (Schlagzeile/ Artikel) Ex-Dekan vs. früherer Dekan (Schlagzeile/ Artikel) Ex-Diplomat vs. ehemaliger Diplomat (Schlagzeile/ Artikel) Vgl. im Kontextzusammenhang: Tagesspiegel 9.6.1994 Ex-Regierungschefs besorgt über Entwicklung in Nordkorea (Überschr.) [...] Es gibt keinen Beweis dafür, daß Nordkorea bereits die Atombombe besitzt oder sich unmittelbar vor deren Herstellung befindet. Das erklärte am Mittwoch der ehemalige Ministerpräsident von Südkorea [...]. Der Rat, der seit 1983 den Sachverstand ehemaliger Staats- und Regierungschefs unter Vorsitz von Altbundeskanzler Helmut Schmidt versammelt, tagt erstmals in Deutschland [...]. Mit Blick auf die geschichtliche Erfahrung mit Hitler und in Bosnien forderte der frühere britische Ministerpräsident Jim Callaghan, das politische Ziel gegenüber Nordkorea genau zu definieren [...]. Der frühere Präsident von Simbabwe, Kenneth Kaunda, schlug vor, daß Helmut Schmidt an der Spitze einer kleinen Gruppe mit einer Sondierungsmission in Nord- und Südkorea beauftragt werden sollte (z). Dennoch verdeutlichen die Artikel des semantischen Paradigmas in Verbindung mit den übrigen Artikelpositionen, wo das zentral behandelte Kombinem exdargestellt ist, daß es eine generelle Austauschbarkeit auch dieser Einheiten mit exnicht gibt; vgl. 3.7.3 Komb, Beschränkung von exim heutigen Dt. gerade auf Medientexte. - Zu den ‘Artikeln’ selbst: Da unterschiedliche Phänomene beleuchtet werden sollten und unterschiedliche Akzentsetzungen als sinnvoll betrachtet wurden, haben die Darstellungen der einzelnen teilsynonymen - und dann auch der antonymen - Einheiten nicht durchgängig eine Wort artikelgestalt. 3.6.1.2 Zu den Antonymen - Anders als für den Bereich der teilsynonymen Entsprechungen hat sich in jüngster Zeit - und wohl gerade in Kombinatorik mit dem ex-Muster eine produktive, zu ihm in seinen spezifischen Verwendungen antonyme indigene WB-Einheit entwickelt (-+noch-2b). 3.6.2 Teilsynonyme exentspricht innerhalb eines Paradigmas zur Konstitution von Subst., die Personen(gruppen) oder Sachen/ Sachverhalte als solche bezeichnen, <?page no="108"?> 98 Gabriele Hoppe die nicht mehr die in der Basis genannten Personen(gruppen) oder Sachen/ Sachverhalte verkörpern/ repräsentieren, folgenden Einheiten: a.D., als Abkürzung von außer Dienst(en) Offiziell in der Amts- und Verwaltungsspr. verwendete, Titeln nachgestellte Formel zur Bezeichnung von Personen, die aus höheren staatlichen und kommunalen Ämtern und militärischen Funktionen geschieden sind (vgl. unten Oeckl 1992/ 93). a.D. ist auch gemeinspr. (bes. bildungsspr.) schon früh und bis heute sehr zahlreich in ironischer Übertragung sowohl auf jegliche Art von Berufsbezeichnungen als auch auf Personenbezeichnungen überhaupt nachgewiesen; zu offiziellem a.D. vs. zeitungsspr. exvgl. unten Beleg aus 1988, General a.D., Ex-General; zu a.D. ironischer Übertragung vs. exentsprechender stilistischer Markierung vgl. unten Beleg aus 1899, Nachtwächter a.D., 4. Belegteil 1799 (1851, 1900) Exnachtwächter aus der komischen (satirischen) Literatur; 1833 Gedicht-Sammlung von Julius Mansfeldt, Herzoglich Braunschweigischen Ober- Lieutenant a.D. (Titelei) (z). DWB (1860) (Artikel Dienst, 5) c., Verwendungsbeispiel) er ist minister auszer dienst oder auszer diensten [ohne Verweis auf die Formel] (z). Kladderadatsch 6.1.1878 Die besessene Jungfrau. (Ein verteufeltes Wintermärchen für artige Kinder der Kirche, nach bekannter Melodei zu singen.) (Überschr.) [...] Aber als am dritten Tag das Bannen/ Noch nicht nachließ, wandt’ er [Lucifer] sich zum Gehn; / Mit Gestank fuhr heulend er von dannen/ Und ließ nimmer dort sich wieder sehn./ Doch gebenedeit im Mund der Leute/ Lebt in sel’gem Frieden nun dahin/ Als Besess’ne a.D. noch heute/ jene gotterwählte Dulderin (z). Kladderadatsch 5.5.1878 Nothgedrungene Erklärung [...] Moritz Graf Strachwitz, feudal-romantischer deutscher Dichter a.D. (z). Kladderadatsch 19.5.1878 Nothgedrungene Erklärung. (Überschr.) Zur Vermeidung von Mißverständnissen und um einem durch dieselben möglicher Weise veranlaßten Verbot meiner „Sinngedichte“ in Rußland rechtzeitig vorzubeugen, erkläre ich hiermit, daß mein Epigramm: Türkischer Brauch./ Man sagt, der Türken Reich werd’ nächstens untergehn./ Was hilft’s, da türkisch’ Art bei Christen will entstehn! nicht auf das „für Christentum und Humanität“ kämpfende Rußland des Jahres 1878 gemünzt ist. Friedrich von Logau, Regierungsrath und Sinndichter a.D. (z). Wahre Jacob 18.7.1899 Pilleke, Nachtwächter a.D.: [...] Mir haben die Studenten schon vor fünfundzwanzig Jahren gesagt: Gu’n Morgen, Herr Nachtrath! (z). Schaubühne 28.3.1918 Vater Engelbert ist ein Schlosser a.D.. Er lebt mit seinem braven Weib in der Provinz und läßt den Sohn, Rudi heißt er, in der Großstadt studieren (Z). Weltbühne 13.4-1926 Jetzt sitzt dieser Mann, dieser Jürgens [Hauptmann, Chef der Abteilung „Abwehr“, Untersuchungsrichter], dieser Caesar a.D. in Moabit (z). 1929 Paneuropa H.9, 37 „Neue Wiener Tagblatt“ berichtet über einen Vortrag des Bundeskanzlers a.D. Steeruwitz (z). Dresdner Volksztg. 15.9.1930 Großes Maul und gemeiner Charakter (Überschr.) [...] Wegen wüster Beschimpfungen ehemaliger und amtierender Minister in einer hiesigen Versammlung hat die Staatsanwaltschaft auf Grund des Republikschutzgesetzes ein Verfahren gegen den Hitler-Adjutanten Hauptmann a.D. Goering eingeleitet (z). Spiegel 18.3.1953 Es war schon für den Präsidenten des niedersächsischen Verwaltungsbezirkes Oldenburg [...], Staatsminister a.D. Wegmann, eine einigermaßen delikate <?page no="109"?> Das Präfix ex- 99 Angelegenheit gewesen, den neuen Polizeipräsidenten von Wilhelmshaven [...] in ein gar nicht vorhandenes Amt einführen zu müssen (z). Spiegel 18.3.1953 Regierungsobersekretär a.D. Otto Liebenow, 73, war in diesem Augenblick gerade im Begriff, durch eine Holzpforte in diesem Zaun seinem Karpfenessen zuzustreben (z). de Bruyn 1979 Mark. Forschungen 27 [...] Friedrich Wilhelm Maximilian von Massow, Sohn des Obristen a.D. und Verwalters des Königlich Preußischen Forstamtes Schwedenow [...] (z). Spiegel 2.10.1989 Dachdecker a.D. Honecker gratulierte - Symbolik macht sich gut der glücklichen Dachdeckerfamilie Fischer (CK). Oeckl 1992/ 93 BK [Bundeskanzler] a.D. [Name]; [Name] Dir.[ektor] a.D. Branddirektion (z). Mannh. Morgen 24-/ 25.9.1988 (Leserbr.) In Ihrer Überschrift heißt es: „Ex-General Steinhoff [...]“. Das hört sich ja so an, als ob der verdienstvolle General und Jetpilot degradiert worden wäre. Es müßte heißen: „General Steinhoff a.D.“ (z). Spiegel 2.8.1993 Wohin mit den Spitzeln a.D.? Rund 1,2 Millionen Staatsdiener im Osten werden auf Stasi-Belastungen überprüft mit widerspüchlichen Konsequenzen: die Dienstherren reagieren mal mit rigidem Rausschmiß, mal mit fragwürdiger Nachsicht (Uberschr.) [...] Bei der Telekom, Fluchtburg für Abhörspezialisten der Stasi, wurde von Gaucks Archivaren jeder dritte Ostmitarbeiter als Spitzel a.D. enttarnt (Z). Mannh. Morgen 23.3.1993 Rocards Stimme ist zerfurcht. Die Stimme quält sich, um hörbar zu werden. „Ich bin traurig“, sagt der Premierminister a.D. und Kandidat für die nächsten [französischen] Präsidentschaftswahlen (z). Spiegel 12.9.1994 Die Bundespräsidenten außer Diensten, Richard von Weizsäcker und Walter Scheel [...] bestätigten sich wechselseitig in ihrer Empörung über das Niveau des Wahlkampfs ’94 (z). alt Adj., auch indeklinable Einheit in attributiver Verwendung in Entsprechung zu adjektivischem alt als erster Konstituente in speziellen Komposita 1 Als selbständiges Adjektiv ist alt nachgewiesen auch in der Bed. ‘ehemalig, früher’ in Verbindung mit Personen und Sachen/ Sachverhalten als Beziehungswörtern; es tritt in Syntagmen ein, die nach dem ez-Musteraufkommen Entsprechungen zu ez-Kombinationen darstellen können. Aufgrund der Polysemie von alt ist jedoch Eindeutigkeit im Sinne von ‘ehemalig, früher’ kaum gewährleistet; vgl. die Belege, in denen sich die Einheit nur durch spezielle Kontexthinweise oder Textkenntnis des Lexikographen als alt dieser Bed. analysieren und entsprechend zuordnen läßt, so beispielsweise die folgenden Belege aus 1493 und 1774; Brandstetter 1493 Wigoleis 228, 18 der geleichen ward auch die alt künigin von herr wigoleis [...] empfangen (FRÜHNHD. WB, Artikel alt 7. „attributiv vor Berufsbezeichnungen: >ehemalig, früher, seine Tätigkeit, Funktion nicht mehr ausübend<“) (Z). [Anonym] 1774 Gespräch im Reiche der Todten II, 123 [die ehemaligen Mitglieder des verbotenen Jesuitenordens] sie sollen aber als Weltpriester leben, und den Befehlen ihres Bischofs gehorchen. Man wird, wenn es die Umstände erlauben, dergleichen alte Mitglieder in ein Haus zusammen bringen, und ihre leere Häuser zu milden Stiftungen verwenden (z). <?page no="110"?> 100 Gabriele Hoppe [Anonym] 1785 Briefe aus Österreich 3f/ 35 wenn man wüßte, wie kläglich jetzt noch die Schulen beym königl. Institut bestellt sind, da entweder theils alte Jesuiten im eigentlichen Sinne des Worts Jesuiten die theologische Lehre behalten haben; theils aber wegen Mangel an Köpfen, da jeder Exjesuit Hals über Kopf strebt, lieber als Dechant oder Pfarrer bequem und gut bezahlt, nichts thun zu dürfen, als beym Institut schlecht bezahlt arbeiten zu müssen (z). Bulletin des lots. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 289, 2f/ 25 (N.° 2808.} Arrete qui autorise la commune des Sables, departement de la Vendee, ä etablir une Ecole secondaire dans le local des ci-devant Benedictines [...]/ (N.° 2808.) Schluß welcher die Gemeinde Sables, Departement der Vendee, ermächtiget, eine Secundarschule im Local der alten Benedictiner-anzulegen [...]. (N.° 2809.) Arrete qui autorise la commune du Havre, departement de la Seine-Inferieure, ä etablir une Ecole secondaire dans le cidevant college [! ], [sic auch im folgenden] cette ville [...]/ (N.° 2809.) Schluß welcher die Gemeinde vom Havre, Departement der Nieder-Seine, autorisirt, im ehemaligen Collegium der Stadt eine Secundarschule anzulegen [...]. (N.° 2810.) Arrete portant que le ci-devant college de Valenciennes, departement du Nord, est concede ä cette commune pour l’usage de son Ecole secondaire [...]/ (N.° 2810.) Schluß verordnend, daß das alte Collegium von Valenciennes, Departement vom Nord, dieser Gemeinde für ihre Secundarschule abgetreten werde [...] [-] (N.° 2813.) Arrete qui autorise la commune de Barcelonnette, departement des Basses-Alpes, ä etablir une Ecole secondaire dans le local de son ci-devant college [...]/ (N.° 2813.) Schluß welcher die Gemeinde Barcelonnette, Departement der Nieder-Alpen, autorisirt, eine Secundarschule im vormaligen Collegium zu errichten [...]. (N.° 2814.) Arrete qui autorise la commune d’Argentan, departement de l’Orne, ä etablir une Ecole secondaire dans le bätiment des ci-devant Capucins [...]/ (N.° 2814.) Schluß welcher die Gemeinde Argentan, Departement der Orne, autorisirt, eine Secundarschule im Gebäude der alten Capuciner zu errichten (z). Glaßbrenner 1849 Berliner Urwählerversammlung. Komisches Genrebild (1981 Unterrichtung der Nation UI 14) Der Adel ist von unsern preußischen Vertretern pure abgeschafft und von unsern deutschen Vertretern als Stand abgeschafft. [...] Ich glaube, die früheren Vonherren thäten wohl, uns nicht an den alten Adel [wohl wortspielendironisch im Hinblick auf die übliche, verfestigte Bed. des Syntagmas] zu erinnern (z). 1992 Sprachdienst XXXVI, H.l, 13 Immer wieder, bis heute, findet man die Fügungen alte/ bisherige/ ehemalige/ frühere Sowjetunion bzw. UdSSR; [...] Noch einmal: Die Geschichte kehrt wieder. Dies gilt in anderer Weise für die zahlreichen Umbenennungen, die in der Ex-UdSSR vollzogen wurden (z). 2 Als erste Konstituente ist alt vornehmlich in solchen Komposita nachgewiesen, die Personen im Sinne eines (Ehren-)Titels als ehemalige Inhaber von politischen Ämtern/ Ausübende von beruflichen Tätigkeiten bezeichnen; vgl. auch 3, indeklinables alt. o/ t-Komposita können im Gegensatz zu entsprechenden ei-Kombinationen als eine Art Ehrentitel oder Ehrenbezeichnungen verwendet und auch appositioneil dem Familiennamen beigefügt werden. Damit entspricht altebenso wie alt (vgl. 3) eher der ursprungsspr. Bed./ Verwendung von spätlat. ex(-) als der von dt. gemeinspr. (bildungsspr.) ex- (vgl. Beleg aus 1570, Altbürgermeister fm spätlat. Exconsul] s. auch 3.8.1 ETYM). Dem widerspricht nicht, daß ex- und a/ f-Kombinationen bzw. -Komposita in der Zeitungsspr. auch alternierend innerhalb desselben Kontextes erscheinen. <?page no="111"?> Das Präfix ex- 101 Für das ältere Dt., dann das bundesrepublikanische und österr. Dt. der Gegenwart sind für uns a/ i-Komposita nachgewiesen oder bezeugt, die vor allem aus dem Amt geschiedene Mitglieder der Regierung und kirchliche Würdenträger bezeichnen; vgl. die zweiten Konstituenten Außenminister, Erzbischof, {Bundes-)Kanzler, Landeshauptmann (österr.), Minister, Ministerpräsident. Bestimmte Komposita, wie Alt-Bundeskanzler, werden beispielsweise in Medieninterviews als halboffizieller Ehrentitel auch in der Anrede verwendet. Aufgrund der generellen und hohen Mehrdeutigkeit von alt sind auch Komposita dieser Art leicht verwechselbar mit anderen und dabei wohl nichtusuellen. D.h., „Diese Wörter sind von einzelnen anderen Komposita mit Personenbez. wie Altmeister, Altgeselle usw. [...] zu trennen, in denen das erste Glied die Bedeutung ‘altbewährt’, ‘der älteste’, ‘langjährig’ o.ä. [...] hat.“ (Deutsche Wortbildung 2 (1975), 202); FRÜHNHD. WB {Artikel alt 7., Artikelkopf) Wbg.: altabt, altamptman, altfanner (Z). SIBER 1570 HADRIANI JUNII EPITOME, Posterior pars IX. CIVILIA. Consularis, Exconsul, qui consulatu abijit, Der Altbürgermeister (z). Joh. G. Mueller 1798 Briefw. 168 Bei der Directorwahl hatte der (Altstadtschreiber) Stokar wiederum viele Stimmen; es waren abermals die Zürcher Repraesentanten, die seine Erwählung hinderten (Z, aus SB-Quelle). 18. Jh./ Leben im 18. Jh. 15 {Einl.) Auf die zwei Ratsälteren folgte dem Rang nach der regierende Bürgermeister, der vor allem die Aufsicht über die städtische Kanzlei zu führen und die zur Beratung anstehenden Fragen dem Rat vorzutragen hatte. Für dieses Amt, das Jahr für Jahr turnusmäßig vergeben wurde, standen neben dem Amtsinhaber die zwei früheren Bürgermeister, die sogenannten Altbürgermeister, zur Verfügung, allerdings mußte bis zur Wiederbetrauung mit diesem Amte eine zweijährige Wartezeit erfüllt sein (z). Verwaltungsber. Mannh. 1895-1899 (Mannh. Morgen 10./ II.6.1995) Von den Ehrungen, welche während der Berichtsperiode seitens der Stadtgemeinde einzelnen Persönlichkeiten erwiesen worden sind, ist in erster Linie die Ernennung des Altreichskanzlers Fürst Bismarck anläßlich seines 80jährigen Geburtstages am 1. April 1895 zum Ehrenbürger der Stadt Mannheim hervorzuheben (z). Berl. Illustr. Ztg. 2.10.190f Fürst Otto von Bismarck. Der neue Träger des Fürstentitels und Enkel des Alt-Reichskanzlers {Büdunterschr.) (z). Pfälz. Rundschau 25.10.1918 {Traueranz.) Schmerzerfüllten Herzens machen wir [...] die traurige Mitteilung, daß [...] Herr Philipp Unterländer II. Alt Bürgermeister [...] in Gott dem Herrn entschlafen ist (z). Kaiser Wilhelm II. 1922 Ereignisse u. Gestalten 5 bei dem Besuche des Admirals v. Tirpitz in Friedrichsruh, als dieser den Altreichskanzler [Bismarck] für die erste Flottenvorlage gewinnen wollte (z). Spiegel 18.3.1953 Sie [Badische Zentrumspartei] stieg mit [...] dem „Altreichskanzler“ Dr. Joseph Wirth als Parteidichter noch rechtzeitig in den Abstimmungskampf um den Südweststaat ein (z). DEUTSCHE WORTBILDUNG 2 {1975), 201 (Alterzbischof, Altlandeshauptmann [...], Altministerpräsident[...], Altsoldat) (z). Mannh. Morgen 20.f.1989 Was der Altkanzler seinem Nachfolger rät. Tips für Helmut an Helmut {Überschr.) [...] Der Ex-Kanzler plädiert auch für die Verwirklichung <?page no="112"?> 102 Gabriele Hoppe einer zweiten Stufe des vorhandenen europäischen Währungssystems in Richtung auf die Währungsunion als dritte und letzte Stufe (z). Mannh. Morgen 6.6.1989 Altbundeskanzler Helmut Schmidt [...], der SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel [...] sprachen gestern in der Ebert-Halle (Bildunterschrift) [...] Wahlkampfhochstimmung in der Ebert-Halle: Mit dem immer noch unvergleichlich populären Ex-Kanzler Helmut Schmidt, mit Parteichef Hans-Jochen Vogel (z). ND 24A-1S91 Jetzt gibt es, von Abwicklungen und Warteschleifen nicht zu reden, Schnäppchen, Seilschaften und Altlasten. Was man allein durch den Vorsatz des Wortes ‘alt’ erreichen kann! Kann man beispielsweise einen Altkanzler auch nur im mindesten ernstnehmen? (GfdS). Mannh. Morgen 17.3.1993 Alt-Kanzler Helmut Schmidt (74) ist am Wochenende ein neuer Herzschrittmacher eingesetzt worden. Der Eingriff habe nur kurze Zeit gedauert und sei ohne Probleme verlaufen, sagte eine Mitarbeiterin Schmidts. Der Ex-Kanzler arbeite bereits wieder (z). Mannh. Morgen 27./ 28.3.1993 Da hat er noch einmal Glück gehabt, der Altaußenminister. Denn wie man im Bundestag hörte, waren es eben nicht nur harmlose Herzrhythmusstörungen, wegen denen Hans-Dietrich Genscher am Dienstag ins Bonner Malteser-Krankenhaus eingeliefert wurde (z). Mannh. Morgen 8./ 9.1.1994 Spenden statt Geschenke. „Alt-Stadträtin“ Ingeborg Hohagen wird 65 (Uberschr.) (z). Mannh. Morgen 13.6.1994 (Bildunterschr.) Gesichter spiegeln eine tiefe Niederlage: OB Wolfgang Schulte erlebt nach kaum einjähriger Amtszeit einen erdrutschartigen Verlust seiner Partei. Bedrückt auch Altoberbürgermeister Werner Ludwig (z). Mannh. Morgen 22.6.1994 Rezepte von Helmut Schmidt. Altbundeskanzler spricht an der Universität Mannheim (Überschr.) [...] Schon zu seiner Regierungszeit habe er sich darüber aufgeregt, so der Ex-Kanzler, daß die wichtigen Tarifabschlüsse im Südwesten der Republik über die Bühne gingen, wo mit Daimler-Benz, Bosch und IBM drei zumindest damals äußerst potente Unternehmen saßen (z). Tagesspiegel 22.6.1994 Stattdessen hielt er [Clinton] demonstrativ Abstand zu dem Altpräsidenten [Carter], der als „Privatmann“ und „ohne Regierungsauftrag“ in Nordkorea diplomatische Feuerwehr gespielt hatte. [...] Der Ex-Präsident hat nach eigenen Worten den Eindruck gewonnen, als sei Kim II Sung ernsthaft daran gelegen, die Krise zu überwinden (z). Mannh. Morgen 14-7.1994 Altbundespräsident Richard von Weizsäcker hat das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 als Akt des Widerstands „im Namen der Humanität und der Moral“ gewürdigt (z). Spiegel 29.8.1994 Intellektuelle, Künstler, Kirchenfürsten und Wissenschaftler von Carl Friedrich von Weizsäcker bis Martin Lüttge, von Ulrich Beck bis Altbischof Gottfried Forck werben per Anzeige für die „unabhängige Frau“ [Antje Vollmer], die „in kein enges Parteienschema paßt“ (z). Mannh. Morgen 16.9.1994 Wahlkampf betreiben sollen nun andere: Ex-Kanzler Helmut Schmidt (Bildunterschr.) (Text: ) [...] „Einmal muß Schluß sein“, sagte der Alt- Bundeskanzler [...]. Wenn dieser Abend vorbei sei, werde er nie mehr im Wahlkampf auftreten (z). TV pur 1.4.1995 Als Alt-Hippie zeigt Dennis Hopper in Hochform einem jungen Schnösel, wo es im Leben langgeht (Überschr.) [...] Der in die Jahre gekommene Ex- Hippie [...] trägt immer noch Zeitungsausschnitte mit seinen „Ruhmestaten“ von früher mit sich herum (z). 3 Regionalspr. erscheint im heutigen Dt. ein 2 entsprechendes alt als indeklinable Einheit (und dabei in Kleinschreibung). <?page no="113"?> Das Präfix ex- 103 Nur für das Schweizerdt. ist entsprechendes indeklinables alt attributiver Verwendung nachweisbar, das überhaupt Personen als ehemalige Inhaber von Ämtern/ Ausübende von beruflichen Tätigkeiten bezeichnet. Solche Syntagmen erscheinen auch hier ehrentitelartig in Verbindung mit dem Familiennamen; um oder nach 1939/ Grabstein Emanuel Friedhs, Kirchhof Lützelflüh Dem Andenken an den unermüdlichen Forscher/ Sammler und Darsteller Bernischen Volkstums/ alt Pfarrer Emanuel Friedli/ Ehrendoktor der Hochschule Bern/ geb. 14. Dezember 1846 in Lützelflüh gestorben/ 5.April 1939 in Saanen (z). N.Z.Z. 20.9.1989 (Traueranz.) Bewegt möchten wir Ihnen Kenntnis geben, dass [Name getilgt] alt Metzgermeister [...] still vom Leben Abschied genommen hat (Z). N.Z.Z. 22.5.1992 Was haben Ex-Migros-Boss Pierre Arnold, alt Domkapellmeister Johannes Fuchs [...] und die Buddhistin Anne Ansermet gemeinsam? (z). ci-devant, indeklinable Einheit attributiver Verwendung, vereinzelt Adv.; auch Subst. Ci(-)devant M. und F. ci-devant indeklinable Einheit attributiver Verwendung der Bed. ‘von einst, von früher, von vormals’ und ‘ehemalig’, gelegentl. mit der speziellen Nuance ‘gestrig, reaktionär; von gestern’; vereinzelt Adv. der Bed. ‘ehemals, früher, vormals’ oder als solches in ambigen - Syntagmen (cidevant + Adj. + Subst.) analysierbar; schon früher in frz. Kontexten innerhalb dt. Texte nachgewiesen, jedoch erst entlehnt zu Beginn der 90er Jahre des 18. Jh. im historischen Zusammenhang der Französischen Revolution aus gleichbed./ gleichverwendetem frz. ci-devant (zu frz. ci-devant \md seinem Verhältnis zu frz. exvgl. 3.10.2.2 Hist); anfangs in unterschiedlichen Schreibformen, dann meist in der Schreibung ci-devant; im Belegzeitraum gemeinspr. (bes. bildungsspr.), heute nur noch fachspr. (fachsprachenintern; hist. Wiss.). Zunächst nachgewiesen vornehmlich als Bestandteil in entlehnten Syntagmen (Fremdbezeichnungen/ Zitatsyntagmen), die entsprechend den usuellen frz. Verwendungen der Revolutionszeit, wohl vor allem in der Sprache der Befürworter der Revolution, die (Gesamtheit der) Repräsentanten der durch die Französische Revolution ihres Standes enthobenen Aristokraten bezeichnen (ci devant Noblesse, cy-devant nobles, cy-devant seigneurs; ci-devant Vicomte); im Kontext treten solche Syntagmen zuweilen neben den teilsynonymen, mit schon integriertem dt. exlehngebildeten Kombinationen auf (vgl. Ex-Adlige und die entsprechenden Zitatsyntagmen cy-devant nobles, cy-devant seigneurs), wie überhaupt im Dt. gerade ex-Kombinationen selbständiger, unabhängiger Lehn-Wortbildung die frz. gebrauchsüblichen ci-deuanhSyntagmen dieses speziellen Bezeichnungsbereichs wiedergeben, ihnen entsprechen. Zu Anfang und nur vereinzelt tritt ci-devant allgemeiner ein zur Charakterisierung französischer Bürger des Ancien Regime im innerhalb des Dt. gebildeten Syntagma gidevant Franzosen. <?page no="114"?> 104 Gabriele Hoppe In rascher zeitlicher Folge erscheint schon im späten 19., und dann bis zum früheren 20. Jh., gemeinspr. (bes. bildungsspr.) ironisch verwendetes cidevant auch ohne direkten Bezug zu der ursprünglichen Verwendung im Zusammenhang der Französischen Revolution häufig in Verbindung mit anderen, vor allem auch indigenen Beziehungswörtern (Personenbezeichnungen, aber auch Bezeichnungen für Sachen). Wie bei der Integration des ez-Musters ins Dt. (vgl. 3.10.3.1 und 3.10.3.2 Hist) hat die Bedeutung der <SACHE>, d.h. des historischen Ereignisses der Französischen Revolution, die allgemeine Verbreitung des Lehnworts (der Lehn-Syntagmen), dann die außerordentlich schnelle Herauslösung diesmal eines Lexems aus dem engeren historischen Verwendungszusammenhang und seine sofortige Integration in die dt. Gemeinspr. (bes. Bildungsspr.) befördert. Unter den Personenbezeichnungen finden sich gelegentlich Bezeichnungen für Personen als Ausübende einfacherer beruflicher Tätigkeiten; Syntagmen aus diesen Personenbezeichnungen und ci-devant bezeichnen in ironischer Umkehrung von ci-devant in Verbindung mit Adelsbezeichnungen Personen, nämlich Arrivierte, als ehemalige Ausübende untergeordneter Tätigkeiten (ci-devant Lieferant, Metzger, Schreiber, Steinklopper, vgl. hierzu auch 4. Belegteil, 1784 Exschuster vs. Exjesuit). Dazu schon zu Anfang das Subst. Ci(-)devant M. und F. ‘Vormalige(r)’, als Repräsentant(in) des abgeschafften Adels, von Campe mit -^Weiland verdeutscht (<gleichbed./ gleichverwendetem frz. Subst. ci-devant). Im Gegensatz zu attributiv verwendetem ci-devant ist das bis zum früheren 20. Jh. nachgewiesene Subst. Cidevant weniger gebrauchsüblich geworden und bleibt in der Regel auf den Zusammenhang der Französischen Revolution beschränkt. ci-devant in attributiver Verwendung: [1771/ Leben im 18. Jh. (Dok. [ISO] 1771) Nachricht an das Publikum von einer vortrefflichen Auflage, und einer derselben beygefügten ganz neuen deutschen prosaischen Uebersetzung des Fenelonischen Telemachs. [...] Les Avantures de Telemaque, fils d’Ulysse, composees par feu Messire Francois de Salignac, de la Motte Fenelon [...], ci-devant Precepteur des Enfans de France [...] Die Begebenheiten Telemachs, des Sohnes des Ulysses, ein Heldengedicht, verfasset von dem Hochsei. Herrn Franz von Salignac de la Motte Fenelon, ehemaligen Erzbischof und Herzog von Kammerich [...] und vormaligen Lehrmeister der Kinder von Frankreich (z)]. [Katserlich-allergnädigstes Hofdekret [...] de dato Wien den Slsten Hornung 1801, Anlage 2., Art. 2 La cession des ci-devant provinces belgiques ä la Republique francaise [...] (Z). Halem 1790 Im Jakobinerclub (1980 Parts. Dt. Republikaner reisen 26) Nun trat Noailles auf, bezeugte seinen Beifall über die Idee, den Schwur jener braven Bürger zu feiern. „Aber ach! die ci devant Noblesse sieht sich ausgeschlossen, und wie viele von ihnen waren doch mit ihrem Herzen bei dem Schwure! (z). Wieland 1792 Sendschreiben 301/ 302 (Werke IX, 29; IV, 27jff.) die Konstituzion, wie sie vor uns liegt, möchte vielleicht für ein Volk wie die Englischen Kolonien in Nordamerika vor ihrer gegenwärtigen Unabhängigkeit [...] ganz gut seyn. Aber für die gidevant Franzosen [vgl. hierzu —»ehemalig, Wieland 1793 die ehemaligen Franzo- <?page no="115"?> Das Präfix ex- 105 sen, in dem ehemaligen Frankreich], für eine so weit von der Einfalt und Reinheit der Sitten, ohne welche sich keine glückliche Demokratie denken lässt, entfernte Nazion, kann der plötzliche Übergang aus der Unterdrückung des willkührlichsten Despotismus [...] nicht anders als ein unnatürlicher Zustand seyn (z). 1796 Journal der Moden XI, 211 den ci-devant Vicomte de Barras (SB). Laukhard 1797 Leben IV, 2; 102/ 103 [in der Französischen Revolution] Man fand aber bald, daß die, welche vorher adelich gewesen waren, doch nicht gut republikanisch gesinnet wären, und so erklärte man in den Jakobinerklubs die ehemaligen Edelleute (les cy-devant nobles, les cy-devant seigneurs) für verdächtig, und ermahnte alle Bürger, genau auf das Betragen derselben Acht zu haben. [...] Die Ex-Adlichen wurden daher meist alle angeklagt, und, wenigstens als verdächtig, in den Gefängnissen aufbewahrt. Einer von ihnen, nicht weit von Autun [...] hatte den Adel abgelegt, und lebte als gemeiner Bürger. Wie man die Ex-Edelleute behandelte, so behandelte man auch die Ex-Priester (SB). 1797 Journal der Moden XII, 372 Freylich besteht diese sogenannte gute Societät [von Paris] [...] aus Glücksrittern, ci-devant Schreibern, Lieferanten (SB). Joh. G. Mueller 1798 Briefw. 168 Das cidevant Vorort kann sich noch gar nicht drein schiken, daß Schafhausen so viel zu sagen haben soll, wie sie (SB). 1799 Athenäum II, 321 unsre alten ci-devant Thränen über Menschenhass (SB). 1799 Merkur (W.) I, 12 der Posseltschen ci-devant allgemeinen Weltkunde [Zeitung dieses Titels] (SB). Goethe vor 1805 bnefl. an Schiller (KEHREIN 1876, Gb. 2, 173) Die ci-devant Xenien nehmen sich sehr gut aus (z). Bremser 1802 Parömien 42 die Bewohner der gi devant schwäbischen freyen Reichsstadt Bopfingen (SB). Goethe [1796/ 97] Faust [Walpurgisnachistraum] 4315-18 (Hamb. Ausg. 3 (l), 135) Cidevant Genius der Zeit. Mit rechten Leuten wird man was./ Komm fasse meinen Zipfel! / Der Blocksberg, wie der deutsche Parnaß,/ Hat gar einen breiten Gipfel [nach Trunz gegen den Schriftsteller August v. Hennings als Hrsg, einer Zeitschr. mit Namen „Genius des 19. Jahrhunderts“, die bis 1800, also früher, „Genius der Zeit“ hieß] (z). Jäger 1835 F. Schnabel. 283 ci-de-vant [! ] Geliebte (SB). Pückler-Muskau 1837 Für Semilasso 19 Nach absolvirten Studien sollte auch ich, so war sein Wunsch, dieses Licht [die hohen Grade der Freimaurerloge] schauen. Ich habe redlich Wort gehalten und es spricht, mein Semilasso! ein ci-devant Redner einer gerechten und vollkommenen St. Johannis-Loge zu Dir (z). Pückler-Muskau 1837 Für Semilasso 58 Genug, diesen K....y traf ich bei meinem Besuche in Putbus, dessen Wiedersehen mich weniger erfreute als die Bekanntschaft des ci-devant Pr. Zelter, der bei seinem einfachen Wesen sich sehr schmiegsam gegen die Clairvoyante benahm (z). Pückler-Muskau 1837 Für Semilasso 83 Hardenbergs Tod gab dem Leben der Frau von K....y eine andere Richtung, sie begab sich in die Heimath, kaufte dort das Haus meines Onkels, ci-devant Justizraths W. (z). Pückler-Muskau 1837 Für Semilasso 84 Auf der Königlichen Manege unter Leitung des ci-devant Stallmeisters Kolny (z). RZ 12.7.1842 (Marx/ Engels 1842-1843 Publizistische Arbeiten I, 1; 182) Wir würden die Leser der „Rheinischen Zeitung“ zu beleidigen glauben, wenn wir sie mit dem mehr komischen als ernsten Schauspiel befriedigt wähnten, einen ci-devant Liberalen, einen „jungen Mann von ehedem“ in die gebührenden Schranken zurückgewiesen zu sehen; wir wollen einige wenige Worte über „die Sache selbst“ sagen (CK). Marx 1845 Die heilige Familie 164 Die „Berliner Couleur“, der „wesentliche Gegenstand“ der kritischen Kritik, mit dem sie immer in Gedanken beschäftigt ist und den sie immer in Gedanken mit sich beschäftigt sieht, besteht, soviel wir wissen, aus wenigen ci-devant 1 [Anm. d. Redaktion: ehemaligen] Junghegelianern, denen die kritische <?page no="116"?> 106 Gabriele Hoppe Kritik, wie sie behauptet, teils den horror vacui [...], teils das Gefühl der Nichtigkeit einflößt (CK). Brunner 1848 Prinzenschule I, 204/ 05 Prinz Achilles an Chelidonia. Den ci-devant Schlosserjungen [...] hab’ ich mir von der Gräfin Limat ausgebeten. Er regte Dein Mitleid an, nun will ich für ihn sorgen. Ich verwende ihn als eine Art geheimen Courir, er wird Dir diesen Brief bringen (SB). Scherr 1862ff. Blücher 3, 217 (SANDERS FWB 1871) Dem Ci-devant-Kollegen (z). Kladderadatsch 30.6.1878 Schreiben des Barons von Prudelwitz an den Baron von Strudelwitz. (Uberschr.) Aber hätte dreist noch Schritt weiter gehen und sans peur et sans reproche für Wiedereinführung von Prügelstrafe, wie ci-devant nationalliberaler Landrath Hoffmann gethan, plaidiren können (z). Rodenberg 1885 Bilder 17 der ci-devant-Metzger [in Berlin nach 1870, der plötzlich ein vornehmes Haus bezog] (SB). Fliess 1893 Miasmen 126 von dem ci-devant Steinklopper [der jetzt ‘Graf’ ist] (SB). 1895 MEYER 1894ff. Ex (lat. Präposition), aus; auch «zu Ende, vorbei, gewesen», entsprechend dem franz. ci-devant als Bestimmungswort vor Bezeichnungen von Ämtern, Titeln, Würden etc., z.B. Exkönig, Exminister etc. (BG). Th. Mann 1924 Zauberberg (SFV 3, 618) Auch Naphta hatte zu einer Fahne geschworen, auch er war unter eine solche aufgenommen worden, wie er selbst sich ausdrückte, wenn er Hans Castorp über das Wesen seines Ordens unterrichtete; aber offenbar war er ihr weniger treu, mit seinen Abweichnungen und Kombinationen, als Joachim der seinen, während freilich Hans Castorp, wenn er dem ci-devant- oder Zukunftjesuiten zuhörte, als Zivilist und Kind des Friedens sich in seiner Meinung bestärkt fand, daß jeder von beiden an dem Beruf und Stande des anderen Gefallen finden und ihn als dem eigenen nahe verwandt hätte verstehen müssen [vgl. ebd. 964, Ex-Jesuii\ (CK). Münchner Illustr. Revue [? , Quelle schwer leserlich] 1928, Nr. 40 Köstlich ist ein Menueentwurf für die Tafel des „Citoyen directeur et general Barras“. [...] Amüsant ist die Art, in der man die Anstoß erregenden Namen umgangen hat, indem man ihnen überall ein „ci-devant“, ehemals, vorgesetzt hat. So finden wir eine Suppe nach den ehemaligen Minoriten (dieser Orden war aufgehoben), an Stelle des maitre d’hotels, den es scheinbar auch nicht mehr gab, einen Fisch nach Art des Vertrauensmannes ci-devant maitre d’hotel und als Krönung noch Linsen nach Art der ehemaligen Königin [keine Akzente bei den frz. Wörtern] (SB). GENIUS 1933 ci-devant [...] vor diesem, ehemals, weiland; als Hauptwort: Cidevants, pl. die Ehemaligen, die ehemaligen adeligen und fürstlichen Personen in Frankreich; heutzutage auch: Rückschrittler, Reaktionäre (s.d.) (z). Engler 1984 Lex. Lit. ci-devant noble, Bezeichnung für Aristokraten während der Franz. Revolution (z). ci-devant Adv.: Strahlheim 1826 Gesch. unserer Zeit III, 83/ 84 Nach kurzen Debatten beschloß die Versammlung Folgendes: [...] 3) „Kein Franzose kann irgend einen der, vermöge des Beschlusses vom 19. Juni 1790, oder vermöge des gegenwärtigen Beschlusses, abgeschafften Titel annehmen, indem er das Wort vormals (cidevant) oder einen andern ähnlichen Ausdruck vor denselben setzt [...] [übers.]“ (z). Pückler-Muskau 1837 Für Semilasso 77/ 78 [...] derselbe nahm erst später auf meine Frage, ob der Graf Harrach zu Wien der [...] ci-devant humaner Arzt war sein Bruder sey, von meinem Namen und Beruf Notiz (z). Kladderadatsch 18.8.1878 Schreiben des Barons von Prudelwitz an den Baron von Strudelwitz. (Überschr.) [...] ist doch Wiederholung von Geschichte von Canossa; ist doch Gang wie ci-devant nach Olmütz; ist doch neue Auflage von Manteufflisches Wort, <?page no="117"?> Das Präfix ex- 107 daß „Starker ruhig zurückweicht“! Und somit begrüße Sie, eher Baron, als der neuen conservativ-clericalen Aera fröhlicher Nuntius Prudelwitz (z). Ci(-)devant M. und F.: 1793 Journal der Moden VIII, 266 England zieht von der Zertrümmerung Frankreichs tausendfachen Vortheil. Die besten Kostbarkeiten aller Art kommen in ganzen Ladungen heimlich und öffentlich über dem [! ] Canal. Dahin gehören auch mehrere vortreffliche Gemähldesammlungen, die aus den Pallästen der französischen Cidevans auf mancherley Wegen in die Landhäuser und Kabinetter unserer Liebhaber einwandern (SB). Lavater 1798-1800 {Nachgel Sehr. I, 372) Die Ci-devants. {Uberschr.) Folgt nicht auf jeden Tag die Nacht? / Find’t nicht sein Ende jeder Orden? / Sind die, die Ci-devants gemacht,/ Und sanskülottisch sie verlacht, / Nun nicht selbst Ci-devants geworden? (SB). Pückler-Muskau (anonym) 7.9.1809 (1835 Jugend-Wanderungen ^3) Im hotel de Luxembourg speisten wir mit einem dicken Mann [...]. Er gab uns bald zu verstehen, daß wir mit einem ci-devant zu thun hätten (Z). CAMPE FWB 1813 Cidevant [...], ehemahls, weiland. Man hat während der Franz. Staatsumwälzung ein Grundwort daraus gemacht, und die ehemahligen adeligen und fürstlichen Personen Cidevants genannt. Da der Ausdruck nur in scherzhafter und spottender Rede Vorkommen kann, so ließe er sich durch die Vorhinnigen, oder die Weilande verdeutschten. (Zus.) Ich habe das letzte irgendwo in folgender Stelle gebraucht: „Die ausgewanderten Weilande sind zwar anderer Meinung hierüber.“ (z). Hartmann 1866 Letzte Tage 6 (SANDERS FWB) 1871) Diese Cidevants und Emigranten (z). Kladderadatsch (Volks-Kalender 1874, April, o.S.) Unfehlbarkeits-Kalender./ Es werde Nacht! (Überschr.) „Wer getauft, gehört dem Papst! / Fürsten, betet an im Staube! “ - / Dank dir, Roma, endlich gabst/ Du ein Dogma, das ich glaube./ [...] „Antichrist! “ - Aus heisern Kehlen/ Geht es flüsternd durch die Reih’n; / Denn wo die Begriffe fehlen,/ Stellt ein Schmähwort leicht sich ein./ Hörst du? Darum üben auch/ Weiber mit und ohne Kronen,/ Cidevants von allen Thronen/ Gläubig diesen frommen Brauch: / Schmähend finden sich die Seelen/ Wider Bismarcks Teufelei’n (z). Wahre Jacob 23.5.1899 (Beilage) [...] da steht geschrieben: „9, die Bürgerin Henriette Henin, eine Ci-devant, Frau eines Ci-devant und Emigranten, mangelnden Bürgersinns verdächtig.“ (z). 1901 BROCKHAUS 1901ff. Ci-devant [...] ehemals, weiland; Cidevants (les ci-devant) hießen spottweise die durch die Französische Revolution von 1789 ihrer Vorrechte beraubten adligen und fürstl. Personen (z). Hausenstein 1930 Bad. Reise 57 er hasste den Cidevant, dies nachgebliebene Stück Rokoko in der Restauration (SB). Stegemann 1937 Schicksalssymphonie <97ein bürgerlicher Cidevant (SB). ehemalig Adj. (adj. Ableitung zum Temporaladv. ehemals) Die adj., eindeutig temporal-privative Ableitung ehemalig zu dem schon seit mhd. Zeit nachgewiesenen Temporaladv. ehemals erscheint vereinzelt im späten 17. Jh. ( 2 DWB 1993), ist kontinuierlich jedoch erst seit früherem 18. Jh. und dabei zunächst offenbar nur gelegentlich nachweisbar; vgl. noch DWB (1862), das unter dem Stichwort ehemalig erst und nur Wieland- Belege aufführt (ehmahligen denkungsart, ehemaligen [! ] misvergnügten) <?page no="118"?> 108 Gabriele Hoppe und SANDERS DWB (1876), wo unter II. E7, Ehe adv., praep., 8) zwar ehemals aufgeführt wird, nicht aber ehemalig, ehemalig findet sich immerhin in den Verdeutschungsvorschlägen für exvon Kinderling (1795) und Campe (1813), s. Vorbemerkung zu dieser Artikelposition. Daß ehemalig sich jedoch schon zu Beginn des 19. Jh. für die Amtsspr. und dabei vergleichsweise häufiger als andere Vertreter des Paradigmas anhand einer kleinen Stichprobe unsystematisch aufgenommener Belege nachweisen ließ (20 ehemalig, gegenüber 9 (eindeutigen) alt, 4 vormalig, 1 gewesen, 1 ex- (im frz. eindeutigen Titel Ex-Sekretär als Fremdbezeichnung), deutet auf seine dann zumindest amtsspr. erfolgte Integration hin; s. hierzu unten dt./ frz. Belege aus 1803, in denen die Frequenz von ehemalig der von frz. ci-devant (23 ci-devant gegenüber 9 (eindeutigen) ancien und 3 ex-) entspricht, wobei beide in Syntagmen vornehmlich aus Orden geschiedene Personen und/ oder ihnen zugehörige Sachen bezeichnen; vgl. auch den kanzleispr. Beleg aus 1773. Im übrigen lassen die älteren Belege insgesamt die Annahme von Aufkommen und zunächst häufigerem Gebrauch von ehemalig in der Amtsspr. nicht abwegig erscheinen. Syntagmen aus ehemalig (vgl. auch das sprachgeschichtlich wohl noch jüngere Adj. -^früher) und seinen Beziehungswörtern (Personen und Sachen/ Sachverhalte) stellen bis heute die üblichen, nicht-markierten und nicht negativ konnotierten, teilsynonymen Entsprechungen zu den stilistisch markierten ex-Kombinationen dar. ehemalig hat jedoch, ebenso wie früher, einen breiteren Verwendungsbereich als ex- und tritt üblicherweise auch zu Bezeichnungen für Sachen/ Sachverhalte als Beziehungswörtern (s.o.). In fachspr. und auch solchen gemeinspr. (bes. bildungsspr.) Textsorten, in denen im Dt. ez-Kombinationen bis heute mit Ausnahme des Leitworts Exjesuit üblicherweise nicht erscheinen (vgl. 3.7.3 Komb), bilden ehemalig (wie dann auch früher) mit ihren Beziehungswörtern die usuellen teilsynonymen Entsprechungen zu den textsortenspezifisch eingeschränkten ex-Kombinationen. Syntagmen mit ehemalig (und früher) übersetzen auch ex-Kombinationen bildungsspr. Texte anderer moderner europäischer Sprachen, in denen exmöglicherweise im Gegensatz zum dt. Muster weniger stilistisch markiert, im Hinblick auf die semantische Leistung in Kombinationen entwickelter und im Hinblick auf Textsorten und Texttypen weniger eingeschränkt ist. Unter dem Aspekt eines möglichen zeitweiligen Rückzugs von exauch aus der Zeitungsspr. s.u. die Belege des früheren 20. Jh. (unmittelbare Nachkriegszeit, Weimarer Republik), besonders solche, in denen Syntagmen aus ehemalig -(- Personenbezeichnung im Wechsel stehen mit Personenbezeichnungen, die im Hinblick auf <EHEMALIGKEIT> nicht charakterisiert sind, oder mit Syntagmen aus spezielleren Charakterisierungen (abgedankt, geschlagen) + Personenbezeichnungen; vgl. hierzu 3.10.1 und 3.10.3.3.1.1 Hist, s.o. die Vorbemerkung zu dieser Artikelposition. <?page no="119"?> Das Präfix ex- 109 Syntagmen mit ehemalig, wie auch solche mit früher, erscheinen im heutigen Dt. als Partnersyntagmen zu ex-Kombinationen, und zwar in Kontexten der für die heutige Verwendung von extypischen Textsorten (vgl. 4. Belegteil, 3.7.3 Komb), s.o. die Vorbemerkung zu dieser Artikelposition); Zesen 1670 Assenal P? 7itzund gedenke ich an mein ehemaliges Verbrechen ( 2 DWB 1993) (Z). 1720 [Ansbach] Gründliche, auf dess Herrn Marggrafen zu Brandenburg-Onolzbach gnädigsten Befehl ex actis gezogene Nachricht/ In abgeurtheilter Peinlicher Inquisiüons- Sache, Christoph Christian Händels, ehemahligen Hochf. Brandenburg-Onolzbach. General-Superintendentens [Titel) (Z). Schamei 1729 Kurtze Historische Beschreibung von dem ehemaligen Kloster zu St. Moritz, vor der Stadt Naumburg [...] Nebst Sachen die Probstey Sckölen u.a. betreffend [Titel) (z). 1739 Zedier 1732ff. (Artikel Müntz-Cabinet) [Müntz-Cabinete: ] Der Republick Venedig, welchem das ehemalige Maurocenische berühmte Müntz-Cabinet einverleibet worden. [...] das ehemalige Lüderische, nachhero Volckmarische [Müntz-Cabinet] in Hamburg (z). 1771/ Leben im 18. Jh. [Dok. [130] 1771) Nachricht an das Publikum von einer vortrefflichen Auflage, und einer derselben beygefügten ganz neuen deutschen prosaischen Uebersetzung des Fenelonischen Telemachs. [...] Les Avantures de Telemaque, fils d’Ulysse, composees par feu Messire Frankens de Salignac, de la Motte Fenelon [...], ci-devant Precepteur des Enfans de France [...] Die Begebenheiten Telemachs, des Sohnes des Ulysses, ein Heldengedicht, verfasset von dem Hochsei. Herrn Franz von Salignac de la Motte Fenelon, ehemaligen Erzbischof und Herzog von Kammerich [...] und vormaligen Lehrmeister der Kinder von Frankreich (z). Hofdekret vom 13. November 1773 [Sammlung aller k.k. Verordnungen 17/ 0-1780, 6. Bd., 631) In Ansehung des von den Kollegien, und Rektoren der ehemaligen Jesuiten bisher ausgeübten Präsentazionsrechts bei mehreren Pfarrbenefizien wird verordnet, daß [...] (z). [Anonym] 177/ Gespräch im Reiche der Todten, zwischen dem Pater Angelo, einem Jesuiten, und dem Ritter von Moncada, einem ehemaligen Tempelherrn, worinn die Geschichte dieser beeden berühmten Orden, und die Aufhebung derselben, nebst andern merkwürdigen Dingen kurz und unpartheisch erzählet wird [Titel) (z). Hahn 1776 Des Hochwürdigen Exgenerals Ricci Abschiedsrede vor seinem Tode in der Engelsburg an seine ehemalige Gesellschaft gehalten [Titel) (z). Mertens 1779 Geschichte der Gelehrsamkeit I [Anh. Vom Bücherwesen) 3/ 8, Anm. 1) Er machte mit demselben den ehemaligen Carmeliten im Kloster zu St. Anna Geschenke (z). Mertens 1779 Geschichte der Gelehrsamkeit I [Anh. Vom Bücherwesen) 365 In Deutschland ist die Stadtbibliothek zu Augspurg eine von den ersten gewesen. Sie ist aus dem ehemaligen Büchervorrath der Frauen-Brüder zu St. Anna, noch vor dem Jahr 1537 entstanden (z). Zimmermann 1785 Einsamkeit III, 8; 37 Sanct Jacob Hermann Obereit, erblickte vor mehr als einem halben Jahrhundert zu Arbon in der Schweitz das Licht der Welt, deren Licht Er itzt ist. Der Vater dieses ehmaligen grossen Anachoreten, und nunmehrigen Deserteurs aus der Anachoretenschule, lebte in Arbon als Kaufmannsbedienter [vgl. 4. Belegteil ders. ebd. Exanachoret] (z). 1788 Duval [Übers.) II, 116 Zu Rom lebte [...] sein [Duvals] ehemaliger Eifer für Alterthumskunde wieder auf (z). <?page no="120"?> 110 Gabriele Hoppe Wieland 1793 Betr. ü. d. gegenw. Lage d. Vaterlandes IX, 388/ 89 {Werke IX, 29] VI, 366ff.) genössen wir nicht grössten Theils milder, gesetzmässiger und auf das Wohl der Unterthanen aufmerksamer Regierungen; hätten wir nicht mehrere Hülfsmittel gegen Bedrückungen als die ehemahligen Franzosen; wären [...] unsre Aristokraten so unerträglich übermüthig, so gegen alle Gesetze privilegiert, wie in dem ehemahligen Frankreich: [...] so ist kein Zweifel, dass die Beyspiele, die uns seit einigen Jahren in diesem Lande gegeben wurden, ganz anders auf uns gewirkt hätten [im Sinne von ‘die Franzosen/ Frankreich des Ancien Regime’, vgl. gleichverwendetes ci-devant, Wieland 1792 Sendschreiben 301/ 302 {Werke IX, 29; IV, 27/ ff.)} (z). Knigge 179/ Amtsrath Gutmann 21/ Ein ehemaliger Amtsrath wurde von Einigen wie ein verabschiedeter, von Andern gar wie ein abgesetzter, vielleicht allerlei schiefer Streiche wegen cassierter [spezielle Charakterisierungen im Original gesperrt] Beamter angesehen, und weil die mehrsten Menschen lieber das Schlimmste glauben, als sich die Mühe der Untersuchung geben, so blieb dieser falsche Begriff haften und hinderte mein Fortkommen (z). Bulletin des lois. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 273, 30/ 31 (N.° 2740.) Arrete qui dispense les Pensionnaires de la Liste civile, les ex-Religieux, et les Veuves de defenseurs de la patrie, de faire des declarations de succession ou de fortune/ (N° 2740.) Schluß welcher die Pensionnarien der Civil-Liste, die ehemaligen Klosterer, und die Wittwen von Vaterlandsvertheidigern der Verpflichtung enthebt, Erb- oder Vermögen-Declarationen zu machen (z). Bulletin des lots. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 289, 2/ / S5 (N.° 2808.) Arrete qui autorise la commune des Sables, departement de la Vendee, ä etablir une Ecole secondaire dans le local des ci-devant Benedictines [...] / (N.° 2808.) Schluß welcher die Gemeinde Sables, Departement der Vendee, ermächtiget, eine Secundarschule im Local der alten Benedictiner anzulegen [...]. (N.° 2809.) Arrete qui autorise la commune du Havre, departement de la Seine-Inferieure, ä etablir une Ecole secondaire dans le ci-devant college [! , auch im folgenden] de cette ville [...] / (N.° 2809.) Schluß welcher die Gemeinde vom Havre, Departement der Nieder-Seine, autorisirt, im ehemaligen Collegium der Stadt eine Secundarschule anzulegen [...]. (N.° 2810.) Arrete portant que le ci-devant college de Valenciennes, departement du Nord, est concede ä cette commune pour l’usage de son Ecole secondaire [...] / (N.° 2810.) Schluß verordnend, daß das alte Collegium von Valenciennes, Departement vom Nord, dieser Gemeinde für ihre Secundarschule abgetreten werde [...] (N.° 2813.) Arrete qui autorise la commune de Barcelonnette, departement des Basses-Alpes, ä etablir une Ecole secondaire dans le local de son ci-devant college [...] / (N.° 2813.) Schluß welcher die Gemeinde Barcelonnette, Departement der Nieder-Alpen, autorisirt, eine Secundarschule im vormaligen Collegium zu errichten [...]. (N.° 2814.) Arrete qui autorise la commune d’Argentan, departement de l’Orne, ä etablir une Ecole secondaire dans le bätiment des ci-devant Capucins [...] / (N.° 2814.) Schluß welcher die Gemeinde Argentan, Departement der Orne, autorisirt, eine Secundarschule im Gebäude der alten Capuciner zu errichten (Z). Schlabrendorf {anonym) 180/ Napoleon 6/ Selbst solche ehmalige Adliche, die allgemein als Emigrirte, die auch gegen ihr Vaterland gefochten hatten, anerkannt waren, und die also selbst durch das neue Gesetz von der Amnestie ausgeschlossen waren, bestanden schon oft mit Ungestüm auf die Ausstreichung ihres Nahmens von der Liste (Z). Berl. Illustr. Ztg. 1.9.1893 das Duell, welches in Folge jenes Scandals, resp. der Beleidigungen, welche der ehemalige Präsident der Patriotenliga, Deroulede, gegen den Führer der Radicalen, Clemenceau, in der Deputirtenkammer ausstieß, zwischen den Genannte stattfand (z). Frankf. General-Anzeiger 11.2.1918 Der ehemalige Sultan Abdul Hamid ist heute an einer Lungenentzündung gestorben (z). <?page no="121"?> Das Präfix ex- 111 Berl. Illustr. Ztg. 5.2.1928 [ehemals] Verbotene Bilder (Übersehr.) Die ehemalige Kronprinzessin Luise von Sachsen mit dem Sprachlehrer Andre Giron in Mentone nach ihrer Flucht aus Dresden (Bildunterschr.) (z). Berl. Illustr. Ztg. 6. S. 1928 Als bei einem Volksfest der ehemalige afghanische Gesandte in London Abdul Hadi Khan in einem englischen Kammgarnanzug erschien, nahm der König eine Schere und schnitt ihm ein herzförmiges Loch in den Anzug (z). Berl. Illustr. Ztg. 5.8.1928 Wo es eine Umwälzung in der Welt gab, zeigte sich bald in Paris ihre Wirkung an. Nach dem Weltkrieg ist es nicht anders geworden. Die neue italienische Kolonie in Paris besteht aus Männern, die der Fascismus aus Italien vertrieben hat oder die vor ihm geflohen sind. Zu der spanischen Malerkolonie in Paris [...] sind die Schriftsteller und Philosophen und ehemaligen Ministerpräsidenten wie Graf Romanones gekommen, die sich der Diktatur Primos entzogen haben. Russische Großfürsten und russische Kadettenführer haben sich in Paris niedergelassen, Türken und Griechen, die daheim Verfolgung fürchten, abgesetzte Präsidenten und geschlagene Generale südamerikanischer und mittelamerikanischer Republiken (z). 1929 Paneuropa II. 9, 28 Wien, 19. Oktober. Der ehemalige Bundeskanzler Steeruwitz hält einen Vortrag über seine Eindrücke bei der letzten VölkerbundVersammlung (Z)- 1929 Paneuropa H. 9, 29 „Eie Nouvelle“ veranstaltete eine Rundfrage bei europäischen Politikern über das Paneuropa-Projekt. [...] Der ehemalige britische Kolonialminister Amery glaubt an die enge Zusammenarbeit zwischen dem british commonwealth und der Europäischen Union. Sigurd Ibsen, der ehemalige norwegische Ministerpräsident, glaubt an die Notwendigkeit einer europäischen Wirtschaftsvereinigung (Z). Dresdner Volksztg. 1J.10.1931 Deshalb fordert die Sozialdemokratie Revision der Fürstenenteignung [...] Der Antrag über die Fürstenenteignung hat folgenden Wortlaut: 1. Die Länderregierungen werden ermächtigt, alle Leistungen aus Verträgen oder Urteilen an ehemalige Fürsten und Mitglieder der standesherrlichen Familien mit sofortiger Wirkung einzustellen (z). Silone 1973 Notausgang (zweispr.) 38.39 Un mio conoscente, licenziato da uno di quegli uffici statali incaricati della ricostruzione, mi revelö un giorno un certo numero di dati precisi che costituivano altrettanti reati degli ingegneri suoi ex colleghi. Ein mir bekannter, von einem der staatlichen Wiederaufbaubüros kurz zuvor entlassener Ingenieur verriet mir eines Tages eine Anzahl präziser Daten, durch die verbrecherische Machenschaften seiner früheren Kollegen belegt wurden (z). Silone 1973 Notausgang (zweispr.) 126.127 Di essa resta sempre qualche cosa che marca il carattere per il resto della vita. Guardate, infatti, come sono riconoscibili gli ex comunisti. Essi costituiscono una categoria a parte, come gli ex preti e gli ex ufficiali di camera. Il numero degli ex comunisti e ormai legione. <La lotta finale» ho detto un giorno a Togliatti, «sarä tra i comunisti e gli ex comunisti». Eine solche Erfahrung hinterläßt immer eine Spur, die den Charakter für den Rest des Lebens zeichnet. Und tatsächlich braucht man nur genau hinzusehen, um die ehemaligen Kommunisten überall zu erkennen; sie bilden eine besondere Kategorie wie die ehemaligen Priester und die ehemaligen Berufsoffiziere. Die Zahl der ehemaligen Kommunisten ist heute Legion. „Der Endkampf wird zwischen den Kommunisten und den ehemaligen Kommunisten stattfinden“, habe ich einmal zu Togliatti gesagt (z). Mannh. Morgen 13./ U.8.1988 Für Ex-Azubis, die sich unmittelbar nach beendetem Ausbildungsverhältnis arbeitslos melden, wird das Arbeitslosengeld nach der Hälfte des tariflichen Verdienstes im erlernten Beruf berechnet. [...] Bei ehemaligen Auszubildenden, die ihre Lehre nicht erfolgreich abgeschlossen haben, bemißt sich das Arbeitslosengeld nur nach der Höhe der Ausbildungsvergütung (z). Mannh. Morgen 2.9.1988 Quittung für unlautere Geschäfte. Ex-Kirchenmann bekam zehn Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung (Überschr.) [...] bereits um 14 Uhr <?page no="122"?> 112 Gabriele Hoppe verkündete der Vorsitzende Richter Mattes das Urteil in dem (nach der Sommerpause) abgetrennten Verfahren gegen den ehemaligen Kirchenamtsrat (z). Berliner Zig. 17.10.1990 Hintergrund der Strafverfahren sei die Abwicklung von Verträgen, die ehemalige DDü Firmen mit Unternehmen in anderen Ostblockländern vor dem 1. Juli geschlossen hätten (STRECKER 1994). Weinkarte 1993 (Mecklenburg-Vorpommern) Liebliche Tafelweine (Spitzenweine der ehemaligen DDR) (z). Arte 12.12.1994, 20.30 8 1/ 2 (Untertitel) Roland Dumas [...] ex-ministre des affaires etrangeres [...] ehemaliger Außenminister (z). früher Adj. (zu dem Temporaladv. früher) Adjektivisch verwendetes früher ‘von einst, von früher, von vormals’ und ‘ehemalig’ ist erst um die Mitte des 19. Jh. nachweisbar und erst später gebucht: Unter den Verdeutschungsvorschlägen von Kinderling (1795) und Campe (1813) für exfindet sich das Adj. früher noch nicht, allerdings auch nicht das Adv. früher (s. Vorbemerkungen zu dieser Artikelposition). DWB bezeugt zwar mit einem lexikographischen Beispiel, aber ohne Nachweis, die Verwendung des Komparativs von früh im Sinne von „vor dieser zeit, in voriger zeit“, die adj. Verwendung im Sinne von ‘ehemalig, vormalig’ wird dabei nicht erwähnt; vgl. dann zwar DWB gewesen II, 2) b) paraphrasiert als „vormalig, früher“, wobei aber die adj. Verwendung von früher insofern nicht gesichert ist, als in der lexikographischen Paraphrase unter den Synonymen zu exdurchaus Adv. neben Adj. denkbar sind (s. unter diesem Aspekt auch die Adv. unter den ErsetzungsVorschlägen für exin CAMPE FWB 1813, Vorbemerkung zu dieser Artikelposition). In der Tat scheint gegenüber ehemalig und besonders vormalig das Adj. früher relativ spät als frequenter Vertreter des Paradigmas eingetreten zu sein; vgl. —>ehemalig. Syntagmen aus früher (vgl. auch das sprachgeschichtlich ältere Adj. -^ehemalig) und seinen Beziehungswörtern stellen bis heute die üblichen, nichtmarkierten und nicht negativ konnotierten, teilsynonymen Entsprechungen zu den stilistisch markierten, auch als pejorativ aufgefaßten ex- Kombinationen dar. früher hat jedoch, ebenso wie ehemalig, einen breiteren Verwendungsbereich als ex- und tritt üblicherweise auch zu Bezeichnungen für Sachen/ Sachverhalte als Beziehungswörtern; zudem bringt es deutlicher als extemporal-relationale Opposition zum Ausdruck. In fachspr. und auch solchen gemeinspr. (bes. bildungsspr.) Textsorten, in denen im Dt. ex-Kombinationen bis heute mit Ausnahme des Leitworts Exjesuit üblicherweise nicht erscheinen (vgl. 3.7.3 Komb), bilden früher (wie auch ehemalig) mit ihren Beziehungswörtern die usuellen teilsynonymen Entsprechungen zu den textsortenspezifisch eingeschränkten ex- Kombinationen. Syntagmen mit früher (und ehemalig) übersetzen auch ex- Kombinationen bildungsspr. Texte anderer moderner europäischer Sprachen, in denen exmöglicherweise im Gegensatz zum dt. Muster weniger <?page no="123"?> Das Präfix ex- 113 stilistisch markiert, im Hinblick auf die semantische Leistung in Kombinationen entwickelter und im Hinblick auf Textsorten und Texttypen weniger eingeschränkt ist. Wechsel mit Kontext-ex-Kombinationen, wie er im gegenwärtigen Dt. in Medientexten so überaus häufig belegt ist, weisen schon die zeitungsspr. - Frühbelege mit adj. verwendetem früher in seiner temporalprivativen Bedeutung auf. Unter dem Aspekt eines möglichen zeitweiligen Rückzugs von exauch aus der Zeitungsspr. s.u. die Belege des früheren 20. Jh. (unmittelbare Nachkriegszeit, Weimarer Republik), besonders solche, in denen Syntagmen aus früher + Personenbezeichnung im Wechsel stehen mit Personenbezeichnungen, die im Hinblick auf <EHEMALIGKEIT> nicht spezifiziert sind; vgl. hierzu 3.10.1 und 3.10.3.3.1.1 Hist, s.o. Vorbemerkung zu dieser Artikelposition; Stadt und Landbote 17.6.1848 - Berlin, 10. Juni. Die früheren Minister Eichhorn, Thile und Graf Stolberg sind jetzt in Potsdam und häufig bei der K. Tafel. [...] Die Herren H.H. Exminister sollen sich keineswegs der Zurückgezogenheit und einem Privatleben hingeben (z). 1848 Grenzboten I, 1; 57 [...] Nebelthau, jetziger Vicepräsident, früherer Präsident (Z)- Didaskaha 5.12.1848 Briefe aus Paris (Uberschr.) [...] Uber den Exgesandten des Herrn Guizot waltet ein eigenes Schicksal: der frühere Gesandte in Madrid, Herr Bresson, hat sich entleibt, Herr Mortemer, früher in Turin, ist im Irrenhause und nun Herr Rossi ermordet (z). Glaßbrenner 1849 Berliner Urwählerversammlung. Komisches Genrebild (1981 Unterrichtung der Nation III, 14) Der Adel ist von unsern preußischen Vertretern pure abgeschafft und von unsern deutschen Vertretern als Stand abgeschafft. [...] Ich glaube, die früheren Vonherren thäten wohl, uns nicht an den alten Adel [wohl wortspielend, vgl. Beleg unter —»a/ f] zu erinnern (z). Ludwigsh. General-Anzeiger 20.1.1919 Der frühere Reichskanzler Fürst Bülow (z). Ludwigsh. General-Anzeiger 20.1.1919 Er [Clemenceau] fügte hinzu, er habe zwei Juristen bezüglich der strafgesetzlichen Verantwortung des früheren Kaisers konsultiert (Z). Pfälz. Rundschau 24.1.1919 Der Führer der Volksmarine-Division. (Uberschr.) Das „Berl. Tagebl.“ meldet: Gegen den früheren Führer der Volksmarine-Division Dorenbach ist ein Haftbefehl erlassen worden (z). Pfälz. Rundschau 28.1.1919 Die monarchistische Gegenrevolution in Portugal. (Uberschr.) [...] Es wird berichtet, daß der frühere König Manuel [...] in Portugal eingetroffen ist (z). Ludwigsh. General-Anzeiger 29.1.1919 Unter den Gefangenen, die den Republikanern in die Hände fielen, befindet sich auch der frühere Kriegsminister Alvaro de Mandenia (z). Pfälz. Rundschau 5.2.1919 Zum Tode der früheren Königin v. Bayern. (Überschr.) [...] Am Sterbebett weilten außer dem König die sämtlichen Kinder [...], der Beichtvater der Königin, der behandelnde Arzt und eine barmherzige Schwester (z). Ludwigsh. General-Anzeiger 12.2.1919 Die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers. ( Überschr.) [...] In der „Kreuzzeitung“ war unlängst zu der vom feindlichen Ausland geforderten Auslieferung des Kaisers der Wunsch ausgedrückt worden, Herr v. Bethmann <?page no="124"?> 114 Gabriele Hoppe Hollweg möge seine Bereitwilligkeit erklären, sich einem von den neutralen Staaten zu beschickenden Schiedsgerichtshof zu stellen und sich dessen Schiedsspruch zu unterwerfen. Der frühere Reichskanzler erinnert nun [...] an seine Äußerung vom Sommer v. J., daß er den Augenblick herbeisehne, wo er dazu beitragen könne, vor einem unparteiischen Staatsgerichtshof [...] der Wahrheit zum Siege zu verhelfen (z). Berl. Illustr. Ztg. 12.11.1922 Die Braut des früheren Kaisers [...] bei ihrer Abreise von Schloß Sabor zum Hochzeitsfest nach Doom (Bildunterschr.) (Jz). Berl. Illustr. Ztg. Der Kampf um eine Kaiser-Photographie (Uberschr.) In seiner Zurückgezogenheit im Hause Doom hat Kaiser Wilhelm II. bisher sich hartnäckig allen Photographen versagt [...]. [dazu: ] Das erste photographische Bildnis, das der frühere Kaiser seit seiner Abdankung aufnehmen ließ. Der Kaiser mit seiner Gattin {Bildunterschr.) (z). Berliner Illustr. Ztg. 25.11.1923 Aufnahme des früheren Kronprinzen mit seiner Gattin nach der Ankunft in Oels {Bildunterschr.) (z). Berl. Illustr. Ztg. 5.8.1928 Graf Michael Karolyi, der nach Paris geflüchtete ungarische Magnat und frühere Ministerpräsident, spielt hier allabendlich Schach {Bildunterschr.) (z). 1929 Paneuropa H. 9, 2 Wir feiern heute einen Führer der europäischen Zukunft: den früheren Ministerpräsidenten Frankreichs, Edouard Herriot. Er kommt zu uns als Europäer, als geistiger Europäer (z). 1930 Paneuropa H. 6/ 1, 205 der frühere Präsident der VölkerbundVersammlung [...] nimmt als Ehrenmitglied der Paneuropa-Union gleichfalls an dieser Sitzung teil (z). Dresdner Volksztg. 15.9.1930 Der frühere Reichsfinanzminister [...] Dr. Moldenhauer, wurde am Sonntag nach einer öffentlichen Wählerversammlung von einer großen Menge Nationalsozialisten vor dem Versammlungslokal erwartet und bedroht (z). Dresdner Volksztg. 16.10.1931 In einer Versammlung [...], in der der frühere sozialdemokratische Ministerpräsident von Mecklenburg-Schwerin, Paul Schroeder, sprach, kam es zu wüsten Ausschreitungen (z). Mannh. Morgen 25.8.1988 Ex-Chef der Kerkerbachbahn wieder frei {Überschr.) Nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Haftstrafe kommt [Name getilgt], früherer Chef der im Herbst 1984 in Konkurs gegangenen Kerkerbachbahn AG, Mannheim heute auf freien Fuß (z). FAZ 14-9.1990 Dabei sei zu berücksichtigen, daß die frühere DDR unter den Rawly ändern mit einer Produktion von fast 12 Millionen Uhren den zweiten Platz nach der Sowjetunion einnahm (STRECKER 1994). Mannh. Morgen 12.3.1993 Bewährungsstrafe für Ex-Dekan {Überschr.) Wegen Mißbrauchs junger Mädchen erhielt gestern der frühere katholische Dekan [Name getilgt] zwei Jahre Freiheitsstrafe auf Bewährung (Z). Rhein. Merkur 30.7.1993 Viele Eltern, die ihre Kinder beispielsweise nicht zur Jugendweihe schickten und deshalb manche Unannehmlichkeit in Kauf nahmen, werden als stille Helden in die Kirchengeschichte eingehen. Dagegen muß die Rolle des katholischen Klerus in der früheren DDR neu bestimmt werden (z). Sachs. Ztg. 20.4-1995 Weltbank sieht Stagnation in Afrika und Ex-Sowjetunion {Überschr.) [...] Einige frühere Sowjetrepubliken und Teile Afrikas werden den Angaben zufolge vermutlich nicht in der Lage sein, den jahrelangen wirtschaftlichen Niedergang rasch zu überwinden (z). <?page no="125"?> Das Präfix ex- 115 gewesen Adj. (Part. II) s. hierzu den umfangreichen Wortartikel gewesen II im DWB, vor allem 2) b)ff., besonders zum Eintreten von gewesen mit bestimmten Subst. „in das titel- und formeiwesen des altern stils“, im Hinblick auf die sich entwickelnden „bedeutungsgegensätze in der richtung von gestorben einerseits, verabschiedet, entlassen andererseits“ sowie der „allgemeinen bedeutung vormalig, früher“. Das Partizip II gewesen trat früher und für uns nachweisbar bis zum späten 19. Jh. gemeinspr. (bildungsspr.) in der Bed. ‘ehemalig, früher’, auch in Bezug auf Verstorbene, gebrauchsüblich zu speziellen Personenbezeichnungen, besonders Bezeichnungen für Amtsinhaber/ Funktionsträger. Von Kinderling (1795) und Campe (1813) wird gewesen als Übersetzung von exvorgeschlagen (s. Vorbemerkung zu dieser Artikelposition). Es ist im älteren Dt. als nicht-markierte, neutrale Einheit vornehmlich in Verbindung mit solchen Beziehungswörtern nachgewiesen, die auch als Basiseinheiten entsprechender, früh und häufig belegter ex-Kombinationen auftreten oder auftreten könnten; vgl. unten Beleg aus 1774 gewesner [Jesuiten-] General und 4. Belegteil 1776 Exgeneral [der Jesuiten]; s.u. auch Beleg aus 1803, wo eine eindeutig titelartig verwendete frz. ex-Kombination durch ein dt. Syntagma mit gewesen wiedergegeben wird. Syntagmen aus gewesen + Bezeichnung für Amtsinhaber/ Funktionsträger + Familienname konnten auch verstorbene Personen bezeichnen. Solche Syntagmen mit gewesen, wie sie allerdings bei fehlendem Kontexthinweis, ohne Textkenntnis und Sachwissen im Einzelfall nicht eindeutig analysierbar sind, konkurrieren nicht mit ex-Kombinationen. Im heutigen Dt. ist gewesen im (eindeutigen) Sinne von ‘ehemalig, früher’ als Attribut zu Substantiven gemeinspr. (bildungsspr.) in Entsprechung zum früheren Gebrauch nur noch vereinzelt nachgewiesen; bezeichnenderweise findet sich daneben mit ebenfalls vereinzelten Nachweisen gewesen als Attribut zu Substantiven besonderer oppositiver Verwendung in Phrasen der Struktur [(Person) gewesen\ vs. <GEGEN- WART>/ <ZUKUNFT> ([gewesener Kanzler\ politische Zukunft] \gewesener\ und werdender \Politiker\] [gewesener] gegenwärtiger, werdender \Minister\] s.u. Belege aus 1963 und 1992. Vgl. dagegen natürlich gebrauchsübliches gewesen in Syntagmen beispielsweise der Form [Adj. (Part. II) -f gewesen] + Subst. (der einsam/ inhaftiert gewesene Mann). Im fachspr. lexikologisch/ lexikographischen Diskurs ist gewesen als Paraphrasenwort jedoch nach wie vor üblich. Es findet sich nicht nur als Übersetzungssynonym zu exbzw. in Syntagmen, wie sie üblicherweise die als Demonstrationsbeispiele aufgeführten ex-Kombinationen paraphrasieren, <?page no="126"?> 116 Gabriele Hoppe sondern auch in Paraphrasen zu solchen lexikalisierten Einheiten, zu deren (enzyklopädischer) Bedeutung <EHEMALIGKEIT> gehört. Das kuriose lexikologisch/ lexikographische Überleben von gewesen als Umkehrung sprachpuristischer Versuche (Kinderling 1795, Campe 1813, Engel 1929; vgl. Vorbemerkung zu dieser Artikelposition), exu.a. durch gewesen zu verdrängen, belegt auch eindrucksvoll das Phänomen der Einheiten- Verschiebung in der Sprachgeschichte/ Geschichte der Wortbildung; Spangenberg 1606 Saul [Zueignung] (Eis. Litt.-Denkmäler XIV. - XVII. Jh. 129) Dem Ehrnvesten Fürsichtigen vnd weisen Herrn Heinrich Widen/ Burgern zu Straßburg vnnd gewesenen Beisitzer des Grossen Raths/ meinem sonders Großgünstigen Herrn vnd Gevattern (z). Arnold 1699 Kirchen-und Ketzer-Historie II, XVI; VIII, 84 [Bucer] der zwar an ein frey concilium appellirte/ aber endlich doch dem neuen Bischoff/ seinem gewesenen Coadjutori Adolphe weichen musste (z). [Anonym] 1114 Gespräch im Reiche der Todten II, 121 [Verhaftung der Jesuiten in Rom nach Aufhebung des Ordens] und ließ die zurückgelassene Jesuiten unter einer guten Wache. Der Abt Ricci, unser gewesner [Jesuiten-]General, nebst seinen Aßistenten, wurden jeder von dem andern abgesondert, in das Irrländische Collegium gebracht (Z). Verordnung in Böhmen vom Ilten Hornung 1774 (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1740-1780, 7. Bd., 24) Die den gewesenen Jesuiten zu ihrem Unterhalte monatliche 16 fl. ausgewiesene Pension (z). Mertens 1779 Geschichte der Gelehrsamkeit I (Anh. Vom Bücherwesen) 363 In der Hauptstadt England ist insonderheit das brittische Musäum merkwürdig. Es hat drey Abtheilungen. Die erste enthält die vom jetzigen Könige und verschiedenen andern Patrioten geschenkten Bücher. Die Bibliothek des gewesenen Präsidenten der königlichen Societät Hans Sloane, die über 40000 Bände beträgt, und die königliche, die aus 90000 Bänden besteht (z). Knigge 1192 Reise nach Braunschweig 129 Ein alter Mann, dem Aussehen nach ein gewesener Offizier, welcher bei seiner Flasche Wein in der Ecke saß, nahm nun das Wort (Z). 1798-1800 Reise des Amtmanns Waumann [...] von Biesterberg nach *** zur Gevatterschaft. Eine Fortsetzung der Reise nach Braunschweig des Freyherrn Knigge. Von Lucas Veit, gewesenem Bedienten bey weyland Adolf Freyherrn von Knigge [gest. 1796] (Titelei) (z). Bulletin des lots. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 273, 28/ 29 Art. I. er Le C. en Keppler, ex-legislateur, est nomme prefet du departement de la Sarre, en remplacement du C. en Ormschwillers, appele ä d’autres fonctions. / Erster Artikel. Der Bürger Keppler, gewesener Gesetzgeber, ist zum Präfect des Departements der Saar, an die Stelle des Bürgers Ormschwillers ernannt, der zu andern Verrichtungen berufen ist (z). Venturini 1805 Klosterzwang und Klosterfurcht, oder Leben und Begebenheiten des gewesenen Kapuzinermönchs J.F. Hasse (Titel) (z). CAMPE FWB 1813 Ex. Man setzt dieses Lat. Verhältnißwort, welches aus bedeutet, zu Titeln, und bildet die seltsamen Zusammensetzungen: Exminister, Exprofesser, Exrath u.s.w. Wir können dafür der gewesene, der ehemahlige Minister, Professer, Rath u.s.w. sagen; auch ehemahls und weiland können die Stelle desselben vertreten: N.N. ehemahls oder weiland Minister, Professer, Rath u.s.w. S. auch Ci-devant (BG). WIEDEMANN FWB 1842 ex, aus; bei Wörtern, die damit zusammengesetzt sind, bedeutet es gewöhnlich: gewesen, vormalig; z.B. gewesener od. vormaliger Minister etc. (Z). <?page no="127"?> Das Präfix ex- 117 Stadt und Landbote 4-5.1848 Auch in Heidelberg finden fortdauernd Verhaftungen statt. Unter den Verhafteten werden genannt: Student Hexamer, Silberarbeiter Alten und ein gewesener Volksschullehrer, welcher später als Wirth sich in Heidelberg niedergelassen, mit Namen Bümler (z). Stadt und Landbote 9.5.1848 [...] es berichtigt sich damit aber auch eine frühere irrthümliche Angabe der „Mannheimer Abendzeitung“, nach welcher dessen ältestem Sohn, dem gewesenen deutschkatholischen Prediger, der Entschluß der Auswanderung [nach Nordamerika] zugeschrieben wurde (z). Stadt und Landbote 5. IS.1848 ~ Wien, 26.Nov. Der hiesige deutschkatholische Prediger Hirschberger, gewesener katholischer Feldprediger, wollte sich gestern Abend in dem Leopoldstädter Donauarm ertränken (Z). Saphir 1849 Ein Abend bei Mamsell Toni Bummelsdorfer ( Werke II, 218) Als eben solche Allerwelts-Demokratin gebahrte sich eine Frau Veronika Grauseberin, gewesene Vergolders-Gattin, jetzt unterstandslos und freie Völker-Frau (z). Allgem. Ztg. 21.5.1849 Paris, 17 Mai. Der gewesene Finanzminister, Hr. Lacave- Laplagne, ist am 14 Mai, 54 Jahre alt, an zurückgetretener Gicht (wahrscheinlich ein Euphemismus für die Cholera), in Paris gestorben (z). Kladderadatsch 19.5.1878 Gewesener Börsenfürst, Hotel Hohlbaum im Grünewald. Sie bitten uns, unsern ganzen Einfluß bei der russischen Regierung zu verwenden, damit Sie bei der projectirten Kaper- oder Kreuzerflotte als Capitän oder wenigstens doch als gemeiner Seeräuber angestellt werden (z). LIEBKNECHTS VOLKSFWB 1953, 22. Aufl. ex, aus, von; Ex-, ex-, in Zusammensetzungen auch: gewesen, vormals (z). KLUGE-MITZKA 1963 Exkönig m. eine nach Mustern wie spätlat. ex-consul, frz. exmmistre ‘gewesener Konsul, Minister’ im 18. Jh. auftretende Bildungsweise (z). Heuss 1963 Erinnerungen 161 indem er mich auch Italienern, gewesenen und werdenden Politikern, vorstellte (CK). Heuss 1963 Erinnerungen 224 das Ansehen, das er genoß, hat mir viele Türen geöffnet, zu gewesenen, zu gegenwärtigen, zu werdenden Ministern (CK). Stnttmatter 1963 Oie Bienkopp 110 Widerwillig ruft er den Namen seines gewesenen Weibes in die Mondnacht (CK). 1976 DUDEN GWB 1976ff. Ex- [...] (vor Personenbezeichnungen: ) vormalig, ehemalig, früher, gewesen (BG). Fleischer 1982 Wortbildung 228, Anm. 537 (3) Das Element ex- [...] verbindet sich im allgemeinen nur mit Personenbezeichnungen, auch heimischen, und bedeutet ‘ehemalig, gewesen’ (z). Zeit 8.3.1985 Und wo früher das Schloß orientierende Mitte war [...], ist heute ein schwarzer untertunnelter Kauftempel das „Center“ der gewesenen Residenz, aufeinander gestapelte Boutiquen, denen man zur Patronin eine Luise gegeben hat, eine verflossene Landesmutter, die für das Aristokratische stehen soll (CK). ETYM. WB 1989 Ex- Präfix ‘ehemalig, gewesen’, seit der 2. Hälfte des 18. Jhs. gebräuchliche, heute noch produktive Vorsilbe, die Personenbezeichnungen vorangestellt wird und zum Ausdruck bringt, daß es sich um den früheren Inhaber der genannten Stellung handelt (BG). DUDEN FWB 1990 Proprätor [...] (hist.) gewesener Prätor, Statthalter einer Provinz (im Rom. Reich) (z). [eigentl.: ‘der nach Verwaltung einer Prätur als Statthalter in die Provinz geschickte Prätor’]. FAZ 8.8.1990 Aber es wird nicht viele Leute geben, die den [...] Wunsch de Maizieres ganz verstehen, daß eine gewesene DDR nicht einen Tag ohne eine von der Bevölkerung des Gebiets mitgewählte Volksvertretung sein solle (CK). Berliner Ztg. 19.10.1990 am Eingang der gewesenen Volkskammer (CK). <?page no="128"?> 118 Gabriele Hoppe Sptegel 22.6.1992 Brandt tat nur, was er besser konnte als alle anderen dann ging er und zeigte, daß auch ein gewesener Kanzler noch eine politische Zukunft haben kann (z). verflossen Adj. In der temporal-privativen Bed. ‘ehemalig’ und dabei fast ausschließlich in Verbindung mit Personenbezeichnungen als Beziehungswörtern ist verflossen seit spätem 19. Jh. neben der älteren und bis heute belegten Bed. ‘vergangen’ nachgewiesen (TRÜBNER, unter dem Stichwort verfließen), jedoch in der Zeit nicht gebucht; es tritt in dieser jüngeren Bed. bis heute umgangsspr. ironisch häufiger auch zu Personenbezeichnungen aus dem Bereich der Partnerbeziehungen und ist in dieser Verwendung als Subst. Verflossene^) nachgewiesen (im Belegteil unten nicht getrennt aufgeführt); s.u. die Belege verflossener Freund, verflossene Gattin] vgl. hierzu 4. Belegteil die entsprechenden Kombinationen mit ex-, 1929 Exfreund und 1929 Exgatte sowie 3.1.1.1.2 Kat, das Subst. Ex im Sinne von ‘Verflossene(r)’; s.u. auch den Beleg aus 1994 geschiedenes Ehepaar vs. Ex-Gattin/ Ex-Mann vs. Verflossener] Kladderadatsch ( Volks-Kalender 1874, Juli, o.S.) Am 29. Juli 1870 ( Überschr.) erlaubte der verflossene Kaiser Napoleon III. sich den Scherz, sich an die Spitze seiner Rhein- Armee zu stellen und den Oberbefehl über dieselbe zu übernehmen (z). Raabe 1882 (Raabe 1898 Sämtliche Werkt 2, 6; 410) Was ich da hinter jener Wand ausgestanden habe, das kann kein verflossener Plantagennigger nachfühlen (TRÜBNER) (Z). Heyse 1900 San Vigilio 98 Die glückliche Braut hätte sich wie die Perle in Gold ausgenommen zwischen zwei Bräutigams, einem verflossenen und einem neuen (TRÜBNER) (Z). Rose 1918 Tisch des Rasmussens 121 Der verflossene Pastor Kilian war ein übereifriger Seelsorger gewesen (TRÜBNER) (z). Pfalz. Rundschau 28.1.1919 Der Kaiser. (Überschr.) Sein 60. Lebensjahr vollendet heute Kaiser Wilhelm. Auch wer sich mit dem Umschwung der Verhältnisse abgefunden und in seinen monarchischen Gefühlen eine Revision vorgenommen hat, wird sich der Tragik des Geschickes des einst so gefeierten deutschen Kaisers nicht verschließen. [...] Gerade angesichts der heutigen Verhältnisse muß doch manchem Deutschen [...] die Empfindung aufsteigen, daß Deutschland dem verflossenen Kaiser doch unendlich viel zu danken hat (z). Weigand 1935 Rote Flut 17 Das verflossene Kaiserreich (TRÜBNER) (z). Wehner 1942 Erste Liebe 293 Die platonische Liebe zu den verflossenen Schmetterlingen der Tanzstunde wurde indessen auf der städtischen Promenade mit geziemendem Grinsen fortgesetzt (TRÜBNER) (z). Zeit 8.3.1985 Und wo früher das Schloß orientierende Mitte war [...], ist heute ein schwarzer untertunnelter Kauftempel das „Center“ der gewesenen Residenz, aufeinander gestapelte Boutiquen, denen man zur Patronin eine Luise gegeben hat, eine verflossene Landesmutter, die für das Aristokratische stehen soll (CK). Zeit 3.5.1985 Als er einmal allein in der Wohnung ist, stöbert er in ihren alten Photos und liest die Liebesbriefe des verflossenen Freundes (CK). Zeit 6.8.1985 Er bekommt von einer seiner verflossenen Gattinnen den nie zuvor gesehenen Sohn aufgezwungen (CK). <?page no="129"?> Das Präfix ex- 119 Mannh. Morgen 17./ 18.12.1994 Nicht etwa um das Sorgerecht der Kinder streitet sich in den Niederlanden ein geschiedenes Ehepaar, sondern um ein geliebtes Haustier. Das Recht auf Umgang mit einem Papagei klagte die Ex-Gattin jetzt per Gericht von ihrem Verflossenen ein. Mittels einstweiliger Verfügung soll der Ex-Mann dazu verdonnert werden, ihr das Tier jeweils für die Hälfte des Jahres zu überlassen (z). Mannh. Morgen 17./ 18.12.1994 Die Scheidung war dann nur noch eine Frage der Zeit. [...] Dann wurde das Haus verkauft [...], die Mutter ging wieder arbeiten, und der Verflossene stritt ständig über jede Mark Unterhalt (z). 1995 Buchjournal Nr. 1, 64 Als „Rebecca-Syndrom“ bezeichnet Posadas denn auch Existenz und Wirken der Geister von verflossenen, abgetöteten oder verratenen Lieben, deren belastender Schatten neu aufkeimende Beziehungen gefährdet. [...] „Brauen wir einen giftigen Zaubertrank“, lautet einer der Ratschläge an die von mehr oder weniger plastischen Erinnerungen oder Übergriffen ihrer „Ex“ gebeutelten Zeitgenossen (Z)- . TV 7.1.1995 Mathieu ist freudig überrascht, als seine Verflossene, die attraktive Charlotte, eines Tages plötzlich wieder vor ihm steht (z). 1995 ex (Juli), 18 Nicht ohne eine gewisse Genugtuung sollte Maria ihrem Verflossenen zukünftig über die Eskapaden des Sohns berichten (z). vormalig Adj. (adj. Ableitung zu dem Temporaladverb vormals) Die adj. Ableitung vormalig der temporalen Bed. ‘von einst, von damals, von früher; damalig, einstig’ zu dem seit frühnhd. Zeit nachgewiesenen (TRÜBNER) Adv. vormals ist im Gegensatz zu entsprechenden Vertretern des semantischen Paradigmas [ehemalig, früher) schon für das 17. Jh. bezeugt (DWB, TRÜBNER, PAUL 1992) und zahlreich in Verbindung mit unterschiedlichen semantischen Klassen von Beziehungswörtern nachgewiesen; in seiner temporal-privativen Bed. ‘ehemalig’ ist es für uns zunehmend seit spätem 18. Jh., dabei entsprechend häufig auch mit Personenbezeichnungen (Bezeichnungen für Träger von Funktionen, Inhaber von Ämtern, Ausübende von Berufen) nachweisbar; Syntagmen aus vormalig und Personenbezeichnungen lassen sich im engeren oder weiteren Kontext der Quelle in Konkurrenz mit Syntagmen aus oben genannten Einheiten sowie konkurrierend mit ez-Kombinationen nachweisen. Vgl. in diesen herangezogenen Quellen vor allem die Bezeichnungen für die durch die Französische Revolution ihres Standes enthobenen Aristokraten oder die Bezeichnungen für Geistliche, die in der Zeit der Revolution aus ihren Orden bzw. den kirchlichen Diensten geschieden waren. Im gegenwärtigen Dt. tritt das gegenüber ehemalig und früher vergleichsweise weniger häufig verwendete und wohl als bildungsspr. zu wertende vormalig fast ausschließlich in seiner temporal-privativen Bedeutung ein in Syntagmen mit Bezeichnungen für Personen(gruppen), Staaten und Institutionen, wie sie mit ez-Kombinationen konkurrieren; 1771/ Leben tm 18. Jh. (Dok. [130] 1771) Nachricht an das Publikum von einer vortrefflichen Auflage, und einer derselben beygefügten ganz neuen deutschen prosaischen Uebersetzung des Fenelonischen Telemachs. [...] Les Avantures de Telemaque, fils d’Ulysse, composees par feu Messire Francois de Salignac, de la Motte Fenelon [...], ci-devant <?page no="130"?> 120 Gabriele Hoppe Precepteur des Enfans de France [...] Die Begebenheiten Telemachs, des Sohnes des Ulysses, ein Heldengedicht, verfasset von dem Hochsei. Herrn Franz von Salignac de la Motte Fenelon, ehemaligen Erzbischof und Herzog von Kammerich [...] und vormaligen Lehrmeister der Kinder von Frankreich (z). Moritz 1785 A. Reiser 56 Er erinnerte sich mit Wehmut an seine vormaligen Bestrebungen, ein frommer Mensch zu werden (TRÜBNER) (z). Fielding 1786 Tom Jones (Übers.) 2, 129 Ich beschäftige mich also von neuem mit meinen vormaligen Studien (TRÜBNER) (z). J.G. Müller (von Itzehoe) 1790 Siegfr. v. Lindenberg 365 Unterwegs eröffnete Herr Fix seinem vormaligen Mitbürger, dessen Verschwiegenheit er kannte, daß der Edelmann für die kurze Bekanntschaft viel Neigung zu der Baronne äußere (z). Kortum 1799 Jobsiade 199 Wenn ich meinen vormaligen Jugendlauf bedenke (TRÜBNER) (Z). Bulletin des lois. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 271, 4/ 5 (N.° 2689.) Arrete qui autorise la commune de Lisieux, departement du Calvados, ä etablir une Ecole secondaire dans la maison des ci-devant soeurs de la Providence [...]/ (N.° 2689.) Schluß welcher die Gemeinde Lisieux, Departement vom Calvados, autorisirt, eine Secundarschule anzulegen im Hause der vormaligen Providenzschwestern (z). Bulletin des lots. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 289, 24/ 25 (N.° 2808.) Arrete qui autorise la commune des Sables, departement de la Vendee, ä etablir une Ecole secondaire dans le local des ci-devant Benedictines [...] (N.° 2808.) Schluß welcher die Gemeinde Sables, Departement der Vendee, ermächtiget, eine Secundarschule im Local der alten Benedictiner anzulegen [...]. (N.° 2809.) Arrete qui autorise la commune du Havre, departement de la Seine-Inferieure, ä etablir une Ecole secondaire dans le ci-devant college [! , auch im folgenden] de cette ville [...] (N.° 2809.) Schluß welcher die Gemeinde vom Havre, Departement der Nieder-Seine, autorisirt, im ehemaligen Collegium der Stadt eine Secundarschule anzulegen [...]. (N.° 2810.) Arrete portant que le ci-devant college de Valenciennes, departement du Nord, est concede ä cette commune pour lüsage de son Ecole secondaire [...] (N.° 2810.) Schluß verordnend, daß das alte Collegium von Valenciennes, Departement vom Nord, dieser Gemeinde für ihre Secundarschule abgetreten werde [...] (N.° 2813.) Arrete qui autorise la commune de Barcelonnette, departement des Basses-Alpes, ä etablir une Ecole secondaire dans le local de son ci-devant college [...] (N.° 2813.) Schluß welcher die Gemeinde Barcelonnette, Departement der Nieder-Alpen, autorisirt, eine Secundarschule im vormaligen Collegium zu errichten [...]. (N.° 2814.) Arrete qui autorise la commune d’Argentan, departement de l’Orne, ä etablir une Ecole secondaire dans le bätiment des ci-devant Capucins [...] (N.° 2814.) Schluß welcher die Gemeinde Argentan, Departement der Orne, autorisirt, eine Secundarschule im Gebäude der alten Capuciner zu errichten (z). 1804 [Pariser Sommer 1799] 166 und man sieht die Freundinnen dieser stolzen Parvenüs in Kutschen und zu Pferde alle Tage über die Boulevards und auf der Straße nach dem Bois de Boulogne und Versailles und St. Cloud traben; sie ersetzen ganz die Stellen der Geliebten eines vormaligen Grafen von Artois und Calonne, obgleich sie vielleicht in nicht so großer Menge sind noch sein dürfen (z). Goethe (1809) Der Kammerberg bei Eger (Hamb. Ausg. 13, 258) Betrachten wir endlich die Gegend, von der zunächst hier die Rede ist, so erblickt unsre Einbildungskraft gar leicht an der Stelle des großen Franzenbrunner Moors einen vormaligen Gebirgssee (CK). Goethe (1816-1829) Italienische Reise (Hamb. Ausg. 11, 274) Hierzu trägt die Ungleichheit des Bodens gar vieles bei, der sich wellenförmig über verborgene Ruinen <?page no="131"?> Das Präfix ex- 121 hinbewegt, die um so eher mit fruchtbarer Erde überdeckt werden konnten, als die vormaligen Gebäude aus einem leichten Muscheltuff bestanden (CK). Goethe (1822) Belagerung von Mainz (Hamb. Ausg. 10, 36f) Meiner vormaligen Weissagung ward auch gedacht; sie wiederholten meine Worte: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen“ (CK). Strahlheim 1827 Gesch. unserer Zeit IX, 245 zur Ablegung dieses Eides seyen alle in öffentlichen Staatsdiensten stehenden Personen beiderlei Geschlechts, alle Privilegirten, so wie die Wittwen und großjährigen Töchter der vormaligen Adeligen verbunden (Z). Strahlheim 1827 Gesch. unserer Zeit IX, 396 Laplanche (ein vormaliger Domvikarius und nunmehriger wüthender Maratist) widersetzte sich diesem Vorschläge [einer Gefangenenfreilassung] (z). Strahlheim 1827 Gesch. unserer Zeit IX, 406-408 Die Partei der Maratisten, des Berges, der sogenannten Patrioten, bestand aus Schwärmern und Schurken. Es gehörten dazu: [...] ungefähr zwanzig Exmönche; eben so viele Exadelige, und überdieß alle Herrschsüchtigen und Tollhäusler, die sich unter den Mitgliedern des Convents befanden. Die Häupter dieser Partei waren: Robespierre, Danton und Marat. An dieselben schloßen sich an: [...] Sergent, vormals ein Kupferstecher [...]; Tallien, vormals Buchdrucker; [...] Julien, von Toulouse, vormals protestantischer Geistlicher; [...] Heraut Sechelles, ein vormaliger Parlaments-Advokat; Rühl, vormals Rektor zu Dürkheim an der Hardt [...]; Amar, ein vormaliger Geistlicher; [...] und St. Just, vormaliger Marquis (z). Frangois (Dt. Rundschau 1879, 9, 340) Wie wurden nun Schränke und Truhen nach den Überbleibseln vormaligen Glanzes durchstöbert (TRÜBNER) (z). Th. Mann 1949 Entstehung des Doktor Faustus (SFV 11, 1) die vormalige Katastrophe Deutschlands mit der schrecklicher heranwachsenden kontrapunktierend (CK). Welt 19.1.1954 die Nachfolgewerte der vormaligen Großbanken (CK). Welt 15.6.1959 Die vormalige liberale Regierung machte Elizabeth zur Zeit ihrer Krönung ausdrücklich zur „Königin von Kanada“ (CK). ND 15.2.1969 Vor genau sieben Tagen bekannte Wissenschaftsminister Stoltenberg, vormaliger Direktor bei Krupp, Farbe (CK). Booß 1977 Ansichten der Revolution. Paris-Berichte 245 Adelbert von Bornstedt kritisierte nicht den Opportunismus und die Verlogenheit, sondern die Weltanschauung, die ihm in der Person des vormaligen Erzbischofs deutlich wurde: „der Prinz von Talleyrand ist der polirte, grausame, kalte Materialismus unserer Zeit [...].“ (z). Schädlich 1977 Versuchte Nähe 27 daß sich hinter der Tür aufhalten könnte außer dem Versschreiber die Freundin des Versschreibers, deren vormaliger Mann (CK). Zeit 1.2.1985 der vormalige Start-Unterhändler Viktor Karpow (CK). Zeit 24-5.1985 die vormaligen Mitglieder des Kommunistischen Bundes (CK). Zeit 24-5.1985 der unglückliche, vormalige Titularrat Marmeladow (CK). Zeit 20.9.1985 der vormalige Präsident Valery Giscard d’Estaing (CK). Zeit 25.10.1985 Obendrein läßt Demarquet anklingen, sein vormaliger Freund habe gar den jungen Mann in den Tod getrieben (CK). Mannh. Morgen 25.11.1985 Prominente Vertreter der Giscardisten, wie der vormalige Finanzminister Jean-Pierre Fourcade, plädieren dafür, daß lediglich die Verstaatlichungen der Sozialisten aus dem Jahre 1982 wieder rückgängig gemacht werden sollten (CK). Zeit 10.1.1986 der vormalige Geschichtsstudent Ghaddafi (CK). Zeit 7.2.1986 der vormalige Charlottenburger Stadtbaurat Antes (CK). Mannh. Morgen 25.3.1986 die gutachterliche Unterstützung des vormaligen Bonner CDU-Innenministers (CK). <?page no="132"?> 122 Gabriele Hoppe Zeit 13.6.1986 einige Waffen und Bekleidungsstücke, die sich die vormaligen Besitzer in jedem Laden neu beschaffen können (CK). Mannh. Morgen 19.3.1987 die gespenstischen Nachtträumereien auf Leinwand des vormaligen Konzept-Artisten Jean Le Gac (CK). Mannh. Morgen 16.4-1988 Helmut Drese, Zürichs vormaliger und Wiens heutiger Operndirektor (CK). Frankf. Rundschau 10.4-1990 lassen sich die vormaligen Staatsgewerkschaften kaum in repräsentative, legitime Interessenverbände transformieren (CK). DAZ 26.7.1990 Dirks vormalige Motivation läßt sich kaum nachvollziehen (CK). Berliner Zig. 31.8.1990 68 bzw. 63 Prozent ihres vormaligen Bruttolohnes (CK). Frankf. Rundschau 7.9.1990 Wie halten wir es in der künftigen Republik mit den Lehrern und Professoren aus der vormaligen DDR (CK). FAZ 14-9.1990 Das vormalige Uhrenwerk Glashütte beschäftigte im Frühjahr noch 2300 Mitarbeiter (CK). Berliner Ztg. 21.9.1990 Die Besetzung eines neuen Lehrstuhls für Sozialpädagogik mit einem vormaligen Professor für politische Ökonomie ist eben Etikettenschwindel (CK). Berliner Ztg. 25.10.1990 Die vormaligen Platzhirsche können sich dennoch trösten, denn bei der Amtsbezeichnung wird der Rangunterschied deutlich (CK). ND 28.11.1990 Die deutsche Kleinstaaterei war so bekannt, daß es eigentlich eine Inflation an „ehemaligen“ und „Ex“-Staaten geben müßte. Wer kommt schon auf die Idee, vom „Ex-Heiligen-Römischen Reich deutscher Nation“, vom „früheren Deutschen Bund“, vom „vormaligen Deutschen Reich“ und von der „ehemaligen Weimarer Republik“ zu sprechen? (CK). Wochenpost 27.12.1990 Die Abtrennung eines Viertels des vormaligen [...] Staatsgebiets konnte durch eine deutsche Regierung damals nicht besiegelt werden, da es eine solche Regierung nicht gab (CK). weiland Temporaladverb, indeklinable Einheit attributiver Verwendung; s. hierzu den umfangreichen Wortartikel im DWB, besonders B 2), zu weiland in adj. Verwendung „vor titel und namen eines verstorbenen“ und B 3), zu den aus B 2) erfolgenden stilistisch markierten Verwendungen („diese gebrauchsweisen haben wider spöttische nachbildung herausgefordert“). weiland trat früher in der Bed. ‘ehemalig, früher’ üblicherweise gemeinspr. (bildungsspr.) zu speziellen Personenbezeichnungen (bes. Bezeichnungen für Würdenträger, Amtsinhaber/ Funktionsträger). Es ist im älteren Dt. nachgewiesen zunächst als stilistisch nicht-markierte Einheit vornehmlich in Verbindung mit solchen Beziehungswörtern (in Appositionen syntaktisch ambig), die auch als Basiseinheiten entsprechender, früh und häufig belegter ez-Kombinationen auftreten oder auftreten könnten. Mit solchen Syntagmen ist offenbar Bezug auf Verstorbene genommen worden (vgl. DWB). In Verbindung mit Eigennamen (Familiennamen) erscheint adj. verwendetes weiland eindeutig und im Gegensatz zu -^gewesen im speziellen Sinne von ‘verstorben’; s.u. Beleg aus 1803, wo weiland hz. feu ‘verstorben’ wiedergibt, weiland war offenbar „am gebräuchlichsten im älteren Kanzleistil in bezug auf Verstorbene neben Appositionen, z.B. Vogt, weiland Bürgermeister zu Breisach [...].“ (PAUL 1992, unter dem Stichwort Weile, <?page no="133"?> Das Präfix ex- 123 3). Formelle, offizielle Verwendung von weiland im Sinne von ‘verstorben’ wird auch heute als regionalspr. (bair.) gebrauchsüblich bestätigt; s. auch unten Beleg aus 1993. Im Gegensatz zu bed./ verwendungsähnlichem gewesen war weiland vorläufig aus der Gemeinspr. (Bildungsspr.) geschwunden. Als gemeinspr. veraltet, jedoch kanzleispr. noch gebräuchlich ist weiland (und zwar als Temporaladv. der Bed. ‘ehemals’) Anfang des 19. Jh. dargestellt (Eberhard 1805 Syn. Handwb. 1222., 712, Artikel Vormals. Vor Zeiten. Ehemals. Vor Diesem. Vor Alters. Weiland.). weiland, das nunmehr eingeschränkt war auf den kanzleispr. Gebrauch, zudem wohl auf den Gebrauch im Sinne von ‘verstorben’ oder verwendet in Syntagmen, mit denen Bezug auf verstorbene Personen genommen wurde, hat offenbar im Gegenzug zu einer gemeinspr. (bildungsspr.) ironischen Verwendung in diesem Sinne, aber auch im Sinne von ‘ehemalig, früher’ geführt (vgl. hierzu DWB B 3), Kommentar und Belege). weiland attributiver Verwendung im Sinne von ‘verstorben’ und in seiner temporal-privativen Bed./ Verwendung ‘ehemalig, früher’ ist wie auch das Adv. im heutigen Dt. noch zahlreich nachgewiesen: weiland findet sich bildungsspr. (bes. zeitungsspr.) in entsprechender ironischer Verwendung noch häufig in Verbindung mit Personenbezeichnungen, die appositionell bei syntaktisch meist ambigem weiland zu vorausgehenden Eigennamen treten, weiland ist aber auch nachgewiesen als eindeutig in adj. Funktion verwendete indeklinable Einheit in Syntagmen mit Personenbezeichnung (+ Eigennamen). Gemeinspr. (bildungsspr.) Syntagmen mit weiland in seiner Bed./ Verwendung ‘ehemalig, früher’ sind unter Verlust der noch deutlicheren stilistischen Markierung in der Regel mit ex-Kombinationen austauschbar; vgl. beispielsweise weiland Excellenz vs. 4. Belegteil 1845 (1878, 1978) Ex- Excellenz. weiland ironischer Verwendung ist vereinzelt nachgewiesen auch als erste Konstituente in Komposita und, ebenfalls vereinzelt, als selbständiges Subst. M. ‘jemand, der früher ein Amt innehatte’ und ‘durch die Französische Revolution seines Standes enthobener Adliger’; von Campe als Ersatz für -^Cidevant gewähltes Subst. Weiland ist in die lexikographischen Paraphrasen der Fremdwörterbücher bis GENIUS 1933 eingegangen; der Campesche Verwendungskontext wird auch im DWB zitiert. (Belege hierzu sind im folgenden Belegteil nicht getrennt aufgeführt.); Hug 1528 rhet. 118 b weiland kaiser Friderich der drit (DWB) (z). 1550 Münster kosm. 570 von [...] weyland keyser Ottens des ersten gemahel (DWB) (Z). <?page no="134"?> 124 Gabriele Hoppe 1645 Colerus Vorr. 2a von Weyland M. Joanne Colero zu sonderbarer nützlicher Erfahrung deß Haußwesens/ auch Feld-Weingarts vnd Ackerbaws auß verschiedenen bewehrten Auctoribus zusammengetragen (Z, aus SB-Quelle). Francke 1699 Der Braut-Stand der Kinder Gottes, Bey Christlicher Beerdigung Der Weyland [..]Jungfer Christianen Dorotheen Risciin [...] aus dem XLV. Psalm 11, 12 in öffentlicher Volckreicher Versammlung vorgestellet {Titel) (z). um 1750 Miscellanea. Fase. 9., 13 Als im Jahr 1748. am Merz weyland Herr Alexander Ferdinand, Fürst von Thurn und Taxis, die hohe Stelle eines Kayserl. Principal- Commissarii angetretten, hatte die Reichs-Städtische folgendes Ceremoniel (z). 10.7.1777/ Leben im 18. Jh. {Dok. [131], Anm. 11) mit Herrn Johann Jakob Schelborn, Handelsmann, und Weinstadelmeister zu Memmingen, einem Bruderssohn des weiland großen Gelehrten und Superintendenten (z). Denaree {Pseudonym) 1790 Leben und Thaten des weiland hochwürdigen Pastor Rindvigius [...] Ochsenhausen, auf Kosten der Familie {Titelei) (z). J.G. Müller {von Itzehoe) 1790 Siegfr. v. Lindenberg 273 Doch der Geist meines hochadligen Kollegen, des weiland hochwohlgebornen Herrn Dom Juan de Matos Fragoso klopft mir auf die Finger und zupft mich, als war er mein Apoll, beim Ohre (Z). [Anonym] 1792 Des weiland wohlbestellten römischen Hofpoeten Ovidius Naso Metamorphoses, d.i. Verwandlungen, mit ächt französischer Freiheit übersetzt]...] durch Amalgundum Holzbirn {Titelet) (z). Erhard 1798 {ersch. 1802) Höhere Lehranstalten {1990 Gedanken über Universitäten 35) Man erteile [...] den Professoren in der Fakultät den oben angegebenen Rang und nie einen anderen Titel. Im Falle er ihn hätte, eher er Professor wurde, so kann er ihn führen, wenn er will, aber der Professortitel muß vorangehen und den übrigen weiland vorgesetzt werden (z). 1798-1800 Reise des Amtmanns Waumann [...] von Biesterberg nach *** zur Gevatterschaft. Eine Fortsetzung der Reise nach Braunschweig des Freyherrn Knigge. Von Lucas Veit, gewesenem Bedienten bey weyland Adolf Freyherrn von Knigge [gest. 1796] {Titelei) (z). Schaller 1802 Stuziade / , 96/ 97 Denn was in jedem Thiere stekt, Sind Weiland’ oder Exe./ Ein Weiland-Probst, ein Exkaplan,/ Ein Ex-Direktor, Weiland-Chan/ Und hundert tausend and’re (SB). Schaller 1802 Stuziade I, 97 Und was besonders mir gefällt/ An den Metamorphosenyist, daß die Hex’ auf Ordnung hält/ Bei Kleinen wie bei Grosen; / Daß jedes Thier just wieder ist,/ Was es, als Mensch, bei Lebensfrist/ Gewesen zum Exempel: / Hier speit der Weiland-Oberschach [Robespierre, Anm.]/ Der Franken Blut und Feuer (SB). Bulletin des lots. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 269, 10/ 11 (N.° 2649) Arrete qui autorise le maire de Toulouse ä accepter un Legs de cinquante mille livres, fait ä cette ville par feu M. Lagane, pour la construction de fontaines publiques. (Du 10 Germinal) / N.° 2649 Schluß welcher den Maire von Toulouse autorisirt ein Vermächtnis von fünfzig Tausend Livres anzunehmen, welches von weiland Hr. Lagane für die Erbauung öffentlicher Brunnen ausgesezt worden (Vom lOten Germinal.) (z). Arndt 1804 [Pariser Sommer 1799] 94 Die schönsten Freiheitslieder wurden mit den scheußlichsten Unreinigkeiten vermischt. Die Huren machten die Rolle der weiland Poissarden und waren als die tätigsten Mänaden mit ihren unreinen Hälsen voran (Z). CAMPE FWB 1813 Cidevant [...], ehemahls, weiland. Man hat während der Franz. Staatsumwälzung ein Grundwort daraus gemacht, und die ehemahligen adeligen und fürstlichen Personen Cidevants genannt. Da der Ausdruck nur in scherzhafter und spottender Rede Vorkommen kann, so ließe er sich durch die Vorhinnigen, oder die Weilande verdeutschten. (Zus.) Ich habe das letzte irgendwo in folgender Stelle ge- <?page no="135"?> Das Präfix ex- 125 braucht: „Die ausgewanderten Weilande sind zwar anderer Meinung hierüber.“ (z). Sirahlheim 1827 Gesch. unserer Zeit IX, 382 Die auswärtigen Mächte bekriegen euch, um ihn [den König] in seine tyrannische Gewalt wieder einzusetzen und die weiland Adeligen, diese eure Anführer, die euch irre leiten, verlangen bloß einen König, um durch seine Hände die ganze Knechtschaft wieder herzustellen, unter welcher ihr seufztet (Z). Kladderadatsch 2.6.1878 Lunarischer Wochenkalender. (Überschr.) [...] Dienstag den 4. Juni. „Mond, was für ein schief Gesichte/ Machst denn du? “ so fragt’ im Lenz/ Seiner Jugendkneipgedichte/ Eine weiland Excellenz (z). Sternheim 1920 Juste Milieu 8 Seinen Respekt vor herrschenden Geschlechtern zu mehren, war dem Palais des Kronprinzen gegenüber das Zeughaus errichtet, in dem Trophäen aus vielen Jahrhunderten [...] aufbewahrt wurden; vor denen er am regnichten Morgen oder im Mausoleum Charlottenburgs am Sarkophag der weiland Königin Luise als Laie staunte und sich rühren ließ (z). 1924 Fackel Nr. 668-675 (Dezember) 16 Also wer? Der Exkaiser Karl, über dessen Grab ein Weiland in der Reichspost noch das Folgende auszusagen weiß: Wie er im Leben war, so auch sein Grab (z). Zeit 6.2.1987 Professor Ernst Krieck, weiland Sturmbannführer und Rektor der Universität Heidelberg (z). Zeit 8.11.1985 Die Idee funktioniert. Es hatte sie im Jahre 1969 zum erstenmal der weiland Stadtbaurat Edgar Luther geäußert (CK). Zeit 27.12.1985 Hans Zender hatte sich, als er mit dem weiland Kultursenator Tarnowski den Vertrag unterschrieb, in einer Protokollnotiz bestätigen lassen, die Kulturbehörde sei bei bestimmten unvorhersehbaren Konstellationen verpflichtet, über einen vorzeitigen Abbruch des Vertrages zu verhandeln (CK). Mannh. Morgen 23.9.1993 Von nicht weniger als 75 000 Flaschen Wein trennt sich die Fürstin [Gloria von Thurn und Taxis]. Ihr verstorbener Gemahl, von dem formell heute als „weiland Fürst Johannes“ gesprochen wird, kaufte großzügig ein, insbesondere Burgunder (z). 3.6.3 Antonyme Antonym zu exwird verwendet alt Adj. alt ‘anhaltend bestehend, fortdauernd’, im Bezug auf Personen auch im Sinne von ‘eingefleischt’, erscheint als selbständiges Adj. in Syntagmen bzw. als erste Konstituente in Komposita (vgl. alt unter den Teilsynonymen (3.6.2); ND 10.6.1964 da der Bonner Staat „unter der Herrschaft alter Nazi wie Präsident Lübke“ stehe, der „an der Ermordung vieler Menschen in der faschistischen Rüstungsindustrie beteiligt war“ (CK). Zeit 28.12.1984 „Alter Nazi“, „Jungfaschist“, „Kriegstreiber“, „Verfassungsfeind“, „sogenannter Rechtsanwalt“ sind geahndet worden (CK). Zeit 14.3.1986 Vorige Woche war es losgegangen: Waldheim, ein alter Nazi, ein Mitwisser des Massenmordes, ein großer Verschweiget und Verleugner (CK). Zeit 1.5.1987 ein (von den eigenen Genossen zehn Jahre im Kerker gehaltener) Alt- Kommunist (CK). <?page no="136"?> 126 Gabriele Hoppe 1990 Stadtmagazin Nr.2, 89 Die kleine deutsche Welt des Altnazis aus Böhmen ist bedroht. Die Feinde machen sich breit im polnischen Aussiedlerlager und die Schande unfaßbar der Enkel poussiert eines dieser „Kopftücher! “ (z). jetzt Adv., vgl. unten now\ jetzt ist seit 19. Jh. in wortbildender Kombination mit subst. Lexemen nachgewiesen; auf das Phänomen der vereinzelten Wortbildungs- Deblockierung von reinen Adverbien für die nominale Wortbildung wurde gerade auch anhand von jetzt verwiesen; vgl. Erben (1993, 63; 44): „Neben Neu-zeit gibt es übrigens gleichzeitig im 19. Jahrhundert aufkommend auch die Bildung Jetzt-zeit] offensichtlich ein Ansatz, die Restriktionsregeln des Baumusters auszuweiten und auch Beiwörter als erstes Kompositionsglied zuzulassen, die sonst nur adverbial gebraucht werden.“ sowie ebd. 77; 51: „Daß sich im Bereich der Zusammensetzungen einschränkende Regeln lockern können, haben wir im übrigen bereits am Typus Jetzt-Zeit [...] gezeigt [...].“; zur vereinzelten Wortbildungs- Deblockierung von reinen Adverbien in der nominalen Wortbildung des Dt. s.u. ausführlicher unter noch-2h. jetzt ist nicht reihenhaft belegt; es findet sich als erste Konstituente in vereinzelten subst. Komposita wie in seit 19. Jh. häufiger nachgewiesenem Jetztzeit, meist nach Einstellung positiv (s. besonders das Revolutionszeitalter) oder negativ konnotiert und dabei jeweils schlagwortartig verwendet im Sinne von ‘neue, moderne Zeit; neues Zeitalter; moderne Welt’, gelegentlich auch in eher neutraler Verwendung im Sinne von ‘Gegenwart, gegenwärtige Zeit’ (vs. ältere Zeit, frühere Zeitalter, Vorzeit); in ebenfalls seit 19. Jh. gelegentlich nachgewiesenem Jetztwelt] in der okkasionellen Bildung Jetzt-Zustand. Da, jetzt nur in Verbindung mit Bezeichnungen für Sachen/ Sachverhalte als zweiten Konstituenten nachgewiesen ist, sind den jefzf-Komposita Kombinationsantonyme mit exnicht zuordenbar; s. dagegen unten now, Menzel 1832 Reise nach Österreich 260 Dieses Mädchen ist keine gelernte Schauspielerin, kein Mädchen der Jetztwelt, sie kommt gerade heraus aus der romantischen Vorzeit (Z). Cupr 1847 Sein oder Nichtsein der deutschen Philosophie in Böhmen. Ein Beitrag zur Geschichte der utilistischen Tendenzen der Jetztzeit (Titel) (1848 Grenzboten I 1- 166) (Z). Marx 1841 Naturphilosophie (Diss.) (MEG/ GGA. / , 1; 51) Auch der Name scheint von den Alten überliefert zu sein bis zur Jetztwelt (CK). Klenze (um 1847) Memorabilien (unveröff.) (1985 Klenze. Der Archäologe 80) [Klenze „machte sich in dieser Zeit nur noch lustig über Ludwigs Kunstgeschmack und nennt ihn höhnend“] Perikies der Jetzt-Zeit (z). Didaskalia 18.7.1848 Der größte Teil der Mennoniten in Hamburg und Altona hat erklärt, „daß sie jetzt, wo thatenloses Stillleben dem Verrath am deutschen Vaterlande gleichkomme, sich veranlaßt fühlten, eine ihrer kirchlichen Regeln, welche nicht mehr für die Jetztzeit passe, aufzugeben und mit den Waffen in der Hand die Pflichten ihrer deutschen Brüder zu theilen.“ (z). <?page no="137"?> Das Präfix ex- 127 Stadt und Landbote J,.10.18^8 Herr Kinscherf, radikal-demokratisches Mitglied unserer zweiten Kammer, ist hier gefänglich eingebracht worden, beschuldigt, bei der Zerstörung der Eisenbahn bei Weinheim mitgewirkt zu haben. Das Staatsgebäude und die Stützen aller gesellschaftlichen Ordnung, das Eigenthum, die Religion und die Familie zu unterwühlen, dazu hat zwar die „Jetztzeit“ quasi Freibriefe ausgestellt, aber die Eisenbahn zu unterwühlen, das geht denn doch zu weit! (z). Schopenhauer 1859 Welt als Willen. Vorstellung (Ausg. letzter Hand) (1892ff. Sämmtliche Werke / , 8; 119) Je nun, „hohe Worte und niedriger Sinn“ ist überhaupt der Wahlspruch der edeln „Jetztzeit“: demgemäß heißt heut zu Tage ein Humorist, was ehemals ein Hanswurst genannt wurde (Z, vgl. unten Beleg aus 1948). Burow 1863 Erziehung 89 und es ist ein erhabenes und erfreuliches Zeichen der Jetztzeit, daß sie anfängt, auch im Weibe den Menschen [...] zu erkennen (CK). Schopenhauer 1895 Parerga u. Paralipomena (posth. Erw.) (Uber die Universitäts-Philosophie) (1892ff. Sämmthche Werke IV, 202) wie auf das Zeitalter, da Kant philosophirte, Goethe dichtete, Mozart komponirte, das jetzige hat folgen können, das der politischen Dichter, der noch politischeren Philosophen, der hungrigen, vom Lug und Trug der Litteratur ihr Leben fristenden Litteraten und der die Sprache muthwillig verhunzenden Tintenklexer jeder Art. - Es nennt sich, mit einem seiner selbstgemachten Worte, so charakteristisch, wie euphonisch, die „Jetztzeit“: ja wohl Jetztzeit, d.h. da man nur an das Jetzt denkt und keinen Blick auf die kommende und richtende Zeit zu werfen wagt. Ich wünsche, ich könnte dieser „Jetztzeit“ in einem Zauberspiegel zeigen, wie sie in den Augen der Nachwelt sich ausnehmen wird (z, vgl. unten Beleg aus 1948). DWB (1877) Jetztwelt, f. die gegenwärtige weit (z). DWB (1877) Jetztzeit, f. die gegenwart (z). Morgenstern 1910 Palmström (1984 Alle Galgenlieder 158) Vom Zeitunglesen (Überschr.) Korf trifft oft Bekannte, die voll Sorgen/ wegen der sogenannten Völkerhändel. Er rät: / „Lesen Sie doch die Zeitung von übermorgen./ Wenn die Diplomaten im Frühjahr raufen,/ nimmt man einfach ein Blatt vom Herbst zur Hand/ und ersieht daraus, wie alles abgelaufen./ Freilich pflegt man es umgekehrt zu machen,/ und wo käme die < Jetztzeit> denn sonst auch hin! / Doch de facto sind das nur Usus-Sachen.“ (z). Kaiser Wilhelm II. 1922 Ereignisse u. Gestalten 25/ 26 Die preußischen Liberalen wie Konservativen, fuhr ich fort, machten beide den Fehler, daß sie noch zu viel Erinnerungen an die alte Konfliktszeit von 1861-1866 bewahrten und bei Wahl- oder anderen politischen Kämpfen in Gewohnheiten von damals zurückfielen. Jene Zeit sei für unsere Generation bereits Geschichte geworden und erledigt. Für uns fange die Jetztzeit mit dem Jahre 1870, dem neuen Reiche, an (z). Th. Mann 1948 Masereel (SFV 10, 785) Es ist das konservative und fromme Element in ihm, das sein Verhältnis zur „Jetztzeit“ (um Schopenhauers verhaßtestes Wort zu gebrauchen), zum Zeitalter der Technik und Maschine zuweilen demjenigen Charlie Chaplins in „Modern Times“ ähnlich macht (CK). Welt 31.10.1974 Eine mysteriöse Saga von Opets Niedergang, in ebenso durchsichtiger wie unverständlicher Parallele zu der Abenteuer-, Liebes- und Ausgrabungsstory der Jetztzeit, dieser eher angehängt als eingefügt, wäre besser unterblieben (CK). Zeit 5.4-1985 ein mit historischem Material operierender Essay über die Jetztzeit, der Versuch, im Moment der atomaren Bedrohung, der Endzeit, Aufklärung noch einmal erstzunehmen (CK). Zeit 19.7.1985 Seine Leni ist keine Emma Bovary, eher eine Mutter Courage der Jetztzeit: nicht eine Gestalt, der unser Mitleid zu gelten hat, sondern eine Figur, die ihre Verwüstungen vorführt als solche, die die Zeit ihr angetan hat (CK). Mannh. Morgen 16.11.1987 Um den „Jetzt-Zustand“ des Gewebes zu erfassen, müssen die Tiere lebend eingefangen und dann chemisch fixiert, das heißt [...] getötet werden (CK). <?page no="138"?> 128 Gabriele Hoppe Mannh. Morgen 28.4-1988 Deshalb spinnt sie [Marguerite Yourcenar] die traurigen alten Schwänke und Legenden auch ungeniert in die Gegenwart fort, versetzt Nymphen und Nereiden in die Jetztzeit und flicht morbide und sarkastische Pointen in die blumenreiche Sprache ein (ck). Mannh. Morgen 25.5.1990 In szenischen Bildern wird das biblische Thema paraphrasiert, konkretisiert und in die Jetzt-Zeit hinübergezogen (CK). Spiegel 19.12.1994 Zu jener Jetzt-Zeit veranstalteten graue Riesen düstere Spiele (z). 1995 Buchjournal Nr. 1, 6 Veränderungen überall. Nadine Gordimer aus Johannesburg beschreibt in ihrem neuen Roman „Niemand der mit mir geht“ die Jetzt-Zeit in Südafrika, den Übergang von gestern nach morgen (z). noch- Präfixoid zum Adv. noch, in kombinatorischer Entwicklung mit ex- (noc/ i-2b); bei wortbildender Kombination mit Subst. in spezieller Bed./ Verwendung und Stellung im Paradigma (vgl. ex-), dabei zunehmend häufig nachgewiesen. Das polyseme Adverb noch war bis in die jüngste Zeit insgesamt wortbildungsblockiert. Die Wortbildungs-Resistenz von noch reihte sich damit ein in die wohl (vergleichs-)sprachenübergreifende Blockierung von reinen Adverbien für die nominale Wortbildung. Bisher war denn noch, ähnlich wie andere Adverbien, auch nur vereinzelt und dabei entsprechend seiner Mehrdeutigkeit als WB-Einheit in okkasionellen oder lexikalisierten WB-Produkten nachgewiesen oder bezeugt: Überblick: noch-, das die Bed. <STEIGERUNG> (noch-1) und noch-, das die temporale Bed. <FORTDAUER> in Kombinationen einbringt. Temporales nochläßt sich differenzieren in noch, das <FORTDAUER> im neutralen Sinne und noch, das <FORTDAUER> im eingeschränkten Sinne in Kombinationen einbringt (noch-2a, noch-2b). Letzteres hat sich im Dt. in besonderen historischen und sprachlichen Zusammenhängen zu einer produktiven Wortbildungseinheit entwickelt. Seine Herausbildung und fortschreitende Integration in das dt. Wortbildungssystem wird im folgenden entsprechend den einzelnen Entwicklungsschritten (mit jeweiligem Belegteil) beschrieben. noch-1 im Sinne von ‘zusätzlich, Zusatz-’; in der vereinzelten fachspr. Kombination Nochgeschäft ‘zusätzlich mögliches Geschäft; Recht auf eine nochmalige, zusätzliche Lieferung’; „(Börsenw.): Termingeschäft, bei dem Käufer od. Verkäufer durch Zahlung einer Prämie das Recht erwirbt, über die vereinbarte Menge hinaus eine nochmalige Lieferung bzw. Abnahme der gleichen Menge zu verlangen“ (1978 DUDEN GWB 1976ff.). noch-2a. im neutralen Sinne von ‘andauernd zum gegenwärtigen Zeitpunkt; weiterhin bestehend’; auch in Verbindung mit verdeutlichendem immer oder heute, noch-immer-/ immer-noch-, heute-nochin vereinzel- <?page no="139"?> Das Präfix ex- 129 ten okkasionellen Kombinationen wie in Immernoch-Frau; in Heute-noch- Kommunisten-, in [nach dem französisch-patriotischen Kontext] nochfranzösisch] in Noch-immer-Geliebter. noc/ i-Kombinationen aus Belegen ohne ausreichende Kontextunterstützung sind nicht eindeutig noch-2a, oder dem folgenden noch-2b zuzuordnen; Hartmann 1848 Alsatische Saitenklänge Z50 Dann sag’ Er ihm: sein [deutsches] Kraftgedicht, / Das bis zum noch-französ’sehen Rheine/ Geflogen ist es sey’ dort nicht/ So ganz nach seinem Wunsch gepriesen (z). Zeit 22.2.1985 Fünf Solisten in den Proszeniumslogen und der Rundfunkchor Leipzig hatten von den Unwissenden gesungen und den Suchenden, von Aggressionen und Annäherungen, von der Vernichtung des Individuums und der Solidarität der Noch- Lebenden (CK). Zeit 26.4-1985 Und das neue Scheidungsrecht sei eher „auf die Ängste der Noch- Hausfrauen von heute zugeschnitten“, mit der Folge, „daß auch deren emanzipierte Töchter und Enkelinnen mit dem Alimentationsgedanken in die Ehe gehen“ (CK). Spiegel 12.11.1990 Die neue Verknüpfung von Geld und Heilkunst gefällt den wenigen Ex-SED-Ärzten, Ex-Stasi-und Immer-noch-CDU-Ärzten viel besser als ihren parteilosen Kollegen (CK). Morgen 27./ 28.11.1993 War ihr Ex- und Noch-immer-Geliebter, ein Ökonomieprofessor, der plötzlich aus dem kanadischen Exil in der tschechischen Heimat wieder auftaucht und zum Wirtschaftsberater des Vizepremiers berufen wird, ein Spitzel der „Firma“? (z). Mannh. Morgen 14.1.1994 (Anz.) Für meinen Mann zum Halbjahrhundert-Geburtstag (Überschr.) [...] In Sandhofen war es dann genau, wo du mich trafst: Deine Immernoch-Frau! (z). Spiegel 5.12.1994 Unter roten Fahnen und wuchtigen Transparenten („Hände weg von der PDS“) marschierten Tausende von Ex-und Heute-noch-Kommunisten am Donnerstag abend durch Ost-Berlin (z). noch-2b im Sinne von ‘zwar zum gegenwärtigen Zeitpunkt andauernd, weiterhin bestehend, in Zukunft möglicherweise, mutmaßlich nicht mehr andauernd, bestehend’ in zunächst vereinzelten okkasionellen Kombinationen wie in Noch-Parteivorsitzender. Erst in jüngster Zeit ist noch-2b als produktive WB-Einheit nachgewiesen. Das Aufkommen eines in der Folge produktiven noch-2b dieser Bed. erfolgte offensichtlich auf dem Hintergrund eines durch die politischen Veränderungen in Deutschland bedingten medienspr. Benennungsbedürfnisses: noch-2b bildet sich als produktive, nunmehr die Wortbildungs-Blockierung überwindende WB-Einheit heraus im Zusammenhang der sog. Wende und unmittelbar vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Zum Phänomen der geringen WB-Aktivität reiner Adverbien sowie zur gerade „in den letzten Monaten der DDR“ mit den spezifischen WB-Produkten einsetzenden Deblockierung von nochvgl. schon Fleischer/ Barz (1992, 119). <?page no="140"?> 130 Gabriele Hoppe noch-2b tritt ein zunächst zur Bildung solcher Kombinationen, die Personen und Institutionen und Kollektive der DDR, vor allem und anfangs am häufigsten diese selbst, als solche bezeichnen, die zwar aktuell, (möglicherweise/ ) mutmaßlich in Zukunft nicht mehr als die in der Basis genannten Inhaber von politischen Ämtern/ Träger von Funktionen bzw. als die in der Basis genannten Kollektive/ politischen Gebilde existieren. Das beobachtbare Phänomen kombinatorischer Entwicklung von WB- Mustern zeigt sich offenbar auch bei noch-2h. Die Musterherausbildung von noch-2b ist wohl in semantisch-paradigmatischer noc/ i-^6/ ei-Kombinatorik erfolgt: noch-2b: aktuell bestehend / / zukünftig (wohl) ehemalig ex-: ehemalig noch-2b hat sich offenbar auf dem Hintergrund der Bedeutung und Verwendung des ex- Musters entwickelt. Es weist eine exentsprechende textsortenspezifische Verwendung (bes. Medientexte) auf und tritt nur in Verbindung mit solchen allerdings bisher nur subst. - Basiseinheiten bzw. solchen semantischen Klassen von Basiseinheiten auf, die auch für ex- Kombinationen nachgewiesen sind. Dies gilt nicht umgekehrt, wenn auch bestimmte Gruppen von Basiseinheiten (Bezeichnungen für Kollektive) scheinbar paradox erst im Zuge der noc/ i-2b-Entwicklung häufig in Kombinationen mit exeintreten (.Ke-DDR). Abgesehen von diesen Einschränkungen entspricht das im einzelnen beschriebene WB-Profil von entlehntem exweitgehend dem von indigenem temporalem noch-2b. Im einzelnen: noch-2b ist in solchen aufgrund der jüngsten politischen Veränderungen aufgekommenen Kombinationen nachgewiesen, die Kollektive (Staaten, d.h. speziell die beiden deutschen Staaten und deren Institutionen) bezeichnen, die ihren politischen rechtlichen Status für eine Übergangszeit, nicht mehr jedoch für eine absehbare Zukunft beibehalten; entsprechend sind dann auch in der Folge antonyme er-Kombinationen nachgewiesen, wie sie wohl in nocA-2b-Kombinationen von vornherein ‘untererwähnt’ waren; vgl. das besonders häufige Ex-DDR] vgl. Hellmann 1993 Ostdeutsch- Westdeutsch im Kontakt 16 Aus der Noch-DDR wird die Ex-DDR (Z). Am Rande sei erwähnt, daß die Wortbildungs-Deblockierung eines Adverbs in diesem speziell deutschen historischen Zusammenhang ein Phänomen lediglich der dt. Wortbildung geblieben ist: Eine produktive WB- Einheit aus einem entsprechenden Temporaladverb hat sich in anderen modernen europäischen Sprachen (abhängig oder unabhängig vom Dt.) <?page no="141"?> Das Präfix ex- 131 offenbar auch dort nicht entwickelt, wo LWB-Produkte vom Typ Ex-DDR in der Folge ebenfalls sehr zahlreich nachgewiesen sein werden; vgl. frz. encore und die dem Dt. entsprechenden ex-Kombinationen, 3.10.3.3.2 Hist. Es ist wahrscheinlich, daß vor allem die überaus häufig seit dem 26.2.1990 nachgewiesene, fast stereotyp verwendete Kombination Noch-DDR die einsetzende eigentliche raoc/ i-2b-Produktivität erst begründet hat. Noch-DDR könnte somit als Leitwort für die Herausbildung des Musters betrachtet werden. Gestützt wurde die Entwicklung durch weitere, vor der Wiedervereinigung (also vor dem 3.10.1990) in der damaligen DDR und BRD nachgewiesene, eher okkasionelle Kombinationen. Zur Demonstration der weiteren noc/ i-2b-Entwicklung, speziell der zunehmenden Erweiterung der Gruppen von Personenbezeichnungen, die als Basiseinheiten in noch-2b-Kombinationen eintreten können, werden die Belegteile im folgenden den verschiedenen semantischen Basistypen zugeordnet. Da raoc/ i-2b-Kombinationen bisher noch kaum lexikologisch/ lexikographisch behandelt werden konnten, besonders die erst in allerjüngster Zeit (d.h. auch später als Fleischer/ Barz 1992) belegten Kombinationen, wie sie zudem eine Mustererweiterung im Sinne auch einer kontinuierlichen Angleichung an das ex-Muster anzeigen, sollte hier zum Nachweis der Produktivität auf einen umfangreicheren Materialanhang nicht verzichtet werden; Leipziger Volksztg. 26.2.1990 Nun bin ich froh, als alter Mann an die Wiege der deutschen Sozialdemokraten gekommen zu sein, an eine wichtige Wirkungsstätte August Bebels. Und nicht zuletzt der vergangene Herbst hat in Leipzig seinen Beginn gehabt. In dieser Stadt Ehrenvorsitzender der SPD in der Noch-DDR geworden zu sein, macht mich glücklich (CK). Zeit 9.3.1990 [Willy Brandt] Er stellt sich in der „Noch-DDR“ vor als jemand, der „in erster Linie als Deutscher-West kommt, der sagt, erste Bürgerpflicht ist jetzt, füreinander einzustehen.“ (z). Junge Welt 19.3.1990 Die Menschen in der Noch-DDR haben gewählt, und sie haben sich klar entschieden: für eine schnelle und kompromißlose Vereinigung mit der Bundesrepublik (ck). 19.3.1990/ Mannh. Morgen 8.11.1990 [Dr. Claudia Fraas] Sie berichtet, daß einen Tag nach den Volkskammerwahlen am 18. März 1990 erstmals der Begriff „Noch-DDR“ auftauchte (z). Spiegel 7.5.1990 So wird der Noch-Staat als purer Verkaufsmarkt mit 16 Millionen Konsumenten gesehen, den es ordentlich zu bedienen gilt (CK). Zeit 3.8.1990 Ich finde, die spannendste Frage ist nicht, was nach der Vereinigung aus der „Noch-DDR“ wird, spannender scheint mir der selten diskutierte Aspekt, was mit der Einigung aus der „Noch-Bundesrepublik“ werden wird (z). Volkskammertagung 24-8.1990 wir müssen das Gewissen all derer schärfen, die Bürger dieses Noch-Landes sind, die Erinnerung wachzuhalten, und erreichen damit, daß den Opfern dieses Systems Gerechtigkeit widerfährt (CK). Spiegel 27.8.1990 Ost-Berlin will [...] diskret und zügig 52 Hongkong-Chinesen die Staatsbürgerschaft der Noch-DDR verleihen (z). <?page no="142"?> 132 Gabriele Hoppe Sptegel 10.9.1991 Wie in Schwerin war’s in der ganzen Ost-Republik: Die Noch-DDR ist zugepflastert mit Säulenheiligen des real existierenden Sozialismus von Karl Marx und Friedrich Engels über Lenin und Ernst Thälmann bis zu Wilhelm Pieck (z). vor 3.10.1990/ FLEISCHER/ BARZ 1992 Noch-NVA [Nationale Volksarmee] (z). vor 3.10.1992/ FLEISCHER/ BARZ 1992 beiden deutschen Noch-Staaten (z). 31.12.1990 Gememschaflsinterviews Sie haben eben die europäische Integration angesprochen. Sehen Sie denn die DDR in der Rolle als Fürsprecher für die Noch-RGW- Staaten, wie Ungarn, Polen, Tschechoslowakei und für die neutralen Staaten wie die Schweiz, Österreich, wo der Beitrittsdruck zunimmt? (CK). Hellmann 1993 Ostdeutsch-Westdeutsch im Kontakt 16 Der Einigungsvertrag öffnete den Weg zum Beitritt der DDR mit der dann folgenden Neugliederung die fünf neuen Länder mit ihren gar nicht neuen Namen. Aus der Noch-DDR wird die Ex-DDR, dazwischen das Fest der Einheit. Mit ihm strömte der gesamte Wortschatz der Verwaltung, der politischen Institutionen, der Sozial- und Wirtschaftsordnung in die Noch- DDR oder das Beitrittsgebiet (z). - Entsprechend den zahlreich mit Personenbezeichnungen als Basiseinheiten nachgewiesenen ez-Kombinationen ist noch-2b ebenfalls mit Personenbezeichnungen, zunächst Bezeichnungen für Inhaber politischer Amter/ Funktionen, als Basiseinheiten belegt. Gerade für diese Gruppe sind Kombinationen vereinzelt schon in der zweiten Hälfte der 80er Jahre nachgewiesen; die eigentliche Muster- Produktivität in Verbindung mit solchen Basiseinheiten erfolgt jedoch auch hier erkennbar im Anschluß an Kombinationen, die in der Zeit der politischen Wende aufgekommen sind; Zeit / . 1.1985 Es liegt an den Umständen, daß registriert wird, was der Außenminister und Noch-Parteivorsitzende über die Außenpolitik im allgemeinen und die FDP im besonderen zu sagen hat (CK). Zeit 11./ .1986 Der Noch-OB spricht das wohlhabende, bürgerliche, prestigebewußte Frankfurt an; eine Mehrheit ist damit nicht garantiert. Die Kommunalwahl 1985 gab darauf einen Vorgeschmack (CK). taz (Sonderh. 1 und 2) 9.2.1990 Ex-Aktivistinnen und Noch-Partnerinnen am Runden Tisch überrascht der Galan [Ibrahim Böhme] mit Umarmungen, Handküssen und roten Rosen (CK). Mannh. Morgen 19.2.1990 Damals konnten Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Walter Momper (SPD) nur mit Mühe DDR- Ministerpräsident Hans Modrow und Ost-Berlins Noch-Stadtvater Eberhard Krack (beide SED) entgegenschreiten (CK). Frankf. Rundschau 27.8.1990 warnte der mit CDU-Unterstützung ins Kabinett de Maiziere gelangte Noch-Minister und fügte in Richtung Bonn hinzu: „Ich glaube, wir werden in Kürze in der DDR auf der Straße eine Rechnung erleben, die sich gewaschen hat (CK). vor 3.10.1990/ FLEISCHER/ BARZ 1992 Noch-Minister (z). Spiegel 1.10.1990 Nur wer sich wie beispielsweise der Jurist und Noch-Innenminister Peter-Michael Distel durch „vorbildliches gesellschaftliches Verhalten und eine bewußte Parteinahme für die sozialistische Entwicklung der DDR“ auszeichnete, wurde der Doktorweihe teilhaftig (CK). Wochenpost 10.10.1990 Gewandhausmusiker haben schon Platz genommen, der Noch- Ministerpräsident nimmt das Wort (CK). <?page no="143"?> Das Präfix ex- 133 Mannh. Morgen 8.1.1993 Dabei hat Noch-Parteichef Lambsdorff ja unverhohlen eingeräumt, daß die FDP, aber auch die anderen Parteien, an personeller Auszehrung leiden (Z). Mannh. Morgen 23.4-1993 Dieser Vorwurf ist aber dem Bonner Koalitionspartner FDP zu machen, der die mit der CDU/ CSU getroffene Verabredung über die Einführung einer gesetzlichen Pflegeversicherung nicht mehr einhalten will. Noch- Partei-Vorsitzender Graf Lambsdorff hat der Union gestern die Kündigung mit der faden Begründung geschickt, die Verhältnisse hätten sich geändert (z). Mannh. Morgen 15.8.1994 [ ■■ •] für den niederländischen (Noch-)Ministerpräsidenten Ruud Lubbers [...] (z). Mannh. Morgen 31.8.1994 Einen Tag nach Bonn lädt der hessische Noch-Umweltminister im gar nicht so fernen Wiesbaden selbst zu einem „politischen Gespräch“ ein (Z). Mannh. Morgen 28.11.1994 Noch-CSU-Generalsekretär Erwin Huber (z). noch-2h tritt in rascher Folge seit Anfang der 90er Jahre auch mit anderen Personenbezeichnungen als Basiseinheiten in Kombinationen ein. - Es finden sich vor allem die Basiseinheiten (Ehe)-Mann und (Ehe-)Frau in nocA-2b-Kombinationen, die antonym zu den entsprechenden, zahlreich nachgewiesenen ex-Kombinationen den in der Basis genannten Ehepartner als noch nicht geschieden, aber in Scheidung oder getrennt lebend bezeichnen; weitere Verwandtschaftsbezeichnungen wie Schwiegertocher treten in jüngster Zeit als Basiseinheiten in verwendungsähnliche Kombinationen ein. Eine direkte ex-/ noc/ i-Kombinatorik läßt sich auch hier belegen; vgl. Noch-Ehefrau vs. baldige Ex-Gattin, s.u. Beleg aus 1995; Mannh. Morgen 2.10.1990'V&c\&v Havel, tschechoslowakischer Staatspräsident, posierte im New Yorker Plaza-Hotel mit Ivana Trump, Noch-Frau von Donald Trump, Finanzgenie mit Riesenschulden (z). Mannh. Morgen 20.8.1992 angeblich explosive Fotos von Fergie, auf denen die Noch- Ehefrau von Prinz Andrew in intimer Pose topless zusammen mit dem texanischen Geschäftsmann John Bryan zu sehen sein soll, haben für Aufsehen in der britischen Presse gesorgt (z). 1992/ ZDF 22.8.1994, 19.25 Kaltes Gold {Hörheleg) „Richard Schneider, ich bin der Noch-Ehemann“ (z). Mannh. Morgen 17.2.1993 und auch Ritas Noch-Ehemann.Conrad (Harald Leipnitz) gab sich redlich Mühe, mit einem Hauch von Surrealismus einige Schauder-Sekunden zu erzeugen (z). TV 20.3.1993 Als Juliane [...] erfährt, daß ihr Noch-Ehemann Richard [...] mit einer anderen Frau angebändelt hat, kommt sie seelisch ins Schleudern. Sie ist nämlich gar nicht mehr so sicher, daß sie die Scheidung von Richard will (z). Mannh. Morgen 24-/ 25.4-1993 Lady Diana, Noch-Ehefrau von Prinz Charles, von dem sie allerdings seit letztem Jahr getrennt lebt, hat vielleicht eine neue Liebe gefunden (z). TV 1.5.1993 Niemand ahnt, daß der Noch-Junggeselle Lord Robert St. Simon (Simon Williams) eigentlich ein armer Schlucker ist. Selbst seine reiche Braut, Henrietta Doran (Paris Jefferson), weiß von nichts (z). Mannh. Morgen 2.6.1993 Noch-Ehemann schoß Gaspatronen ab {Uberschr.) Mit einem Schreckschußrevolver schoß der in Scheidung lebende Noch-Ehemann einer <?page no="144"?> 134 Gabriele Hoppe 33jährigen Frau auf seinen „Nachfolger“. Der Mann hatte seiner Ex-Frau und deren Freund vor der Wohnung der Frau auf der Hochstätt aufgelauert (z). Mannh. Morgen 22.1.1993 „Für mein Kind gebe ich alles auf“, erklärte der Iraner offenbar auch die eigene Zukunft. Er weigerte sich beharrlich, den Aufenthaltsort des Mädchens zu nennen, obwohl seine verzweifelte Noch-Ehefrau und ihr neuer Partner bereit waren, ihm schriftlich Besuchsrechte einzuräumen (z). Spiegel 2.8.1993 Noch schwanger mit Andy, lernt Marcella 1988 den bald nächsten Ehemann kennen. Es ist Harry, mit 23 fünfeinhalb Jahre jünger als sie. Harry ist Koch („Breikoch“ beschimpft ihn der gewalttätige Noch-Ehemann) (z). Mannh. Morgen 9.9.1993 Die Monarchie stellt dem Sender [BBC] eine besondere Aufgabe: die richtige Bezeichnung der königlichen Familie. [...] bei den Noch-Ehefrauen der Königssöhne verlangt die Etikette eine abweichende Version. Die BBC hat sie als Prinzessin von Wales oder Herzogin von York anzusprechen (z). Mannh. Morgen 1.10.1993 Die am britischen Hof in Ungnade gefallene Noch- Schwiegertochter der Queen wird geistig behinderte Jugendliche auf einer Wanderung im Gebirgsmassiv begleiten (z). Mannh. Morgen 10.6.1994 Spekulationen über eine Versöhnung waren vergangene Woche angeheizt worden, als bekannt wurde, daß die Noch-Eheleute gemeinsam mit den Töchtern [...] ein paar Tage im schottischen Hochland verbringen würden (z). Mannh. Morgen 22.8.1994 Neues Buch über Lady Di (Ubersehr.) [...] Vertraute von Prinz Charles sehen darin einen weiteren Versuch des Diana-Lagers, im Ehekrieg Noch- Ehemann Charles eins auszuwischen (z). Mannh. Morgen 31.8.1994 Der Noch-Ehemann aus Stuttgart war offenbar nicht zum ersten Mal in Käfertal. Am Abend des Montags erschien er nun wieder mal bei seinen Angehörigen, offenbar um durch ein Gespräch eine mögliche Trennung doch noch zu verhindern (z). Tagesspiegel 12.9.1994 Friedliche Übereinkunft statt „alles oder nichts“. Der 1991 gegründete Verein „Humane Trennung und Scheidung“ will Noch-Ehepaare juristisch und psychologisch beraten (Uberschr.) (z). Mannh. Morgen 22.12.1995 Jetzt sprach die Queen ein Machtwort. Charles und Diana sollen sich „umgehend“ scheiden lassen ( Uberschr.) [...] Charles empfing den königlichen Boten auf seinem Landsitz Highgrove, seine Noch-Ehefrau öffnete den Brief im Londoner Kensington-Palast. [...] Man schätzt, daß Charles seiner baldigen Ex-Gattin 1,15 Millionen Mark jährlich überweisen muß (z). Weitere Personenbezeichnungen als Basiseinheiten sind vorerst noch vereinzelte Ausnahme, wie Tübinger (vgl. dagegen ex- und die Vielzahl der Personenbezeichnungen als Basiseinheiten); Spiegel 20.6.1994 Um so mehr verwirrt es die Bausinger-Jünger, daß der derzeitige Institutsleiter Köstlin, erst sechseinhalb Jahre am Institut tätig, bereits nach Wien retirieren will. Eines wird der Noch-Tübinger dort nach eigenem Bekunden schmerzlich vermissen: „Beim Blick auf den Neckar, da kommen mir immer die besten Gedanken (Z). Sachen/ Sachverhalte als Basiseinheiten erscheinen ebenfalls erst vereinzelt; Mannh. Morgen 21./ 22.1.1995 Aber ein Besuchermagnet könnte der in bester Bonner Noch-Regierungslage geplante Neubau der „Stiftung Philatelie und Postgeschichte“ werden. Schon 1996 soll die bisher in Frankfurt/ Main ansässige Stiftung die Ex-Bundeshauptstadt Bonn zum Mekka der Briefmarkenliebhaber machen (z). <?page no="145"?> Das Präfix ex- 135 now ‘jetzt’ (spontanentlehnt aus dem gleichbed. engl. Adv. now)] jetzt] now findet sich vereinzelt und dabei wie gelegentlich das dt. Adv. jetzt in wortbildender Kombination mit einem Subst. (Personenbezeichnung) in einem Kompositum, das innerhalb des Kontextes ein Antonym zu einer ez-Kombination darstellt; 1989 Stadtmagazin Nr. 12, 1,5 Die beiden Ex-und Now-Can-Mitglieder Damo Suzuki und Jaki Liebezeit als Vorgeschmack auf eine Can-Tour? (z). 3.7 Kombinationen / Komb Im Hinblick auf die mit exin der Gemeinspr. (Bildungsspr.) des heutigen Dt. lehngebildeten Kombinationen lassen sich folgende Sachverhalte zusammenfassen, die in anderen Artikelpositionen am Rande erwähnt sind. 3.7.1 ex-Kombinationen: eingeschränkte Lexikalisierung, eingeschränkte Bezeichnungsfunktion fehlende lexikographische Behandlung Gebrauchsübliche, im engeren Sinne lexikalisierte ex-Kombinationen liegen im Dt. nicht vor: ex-Kombinationen zeigen als WB-Produkte insgesamt keine Tendenzen zur Demotivierung, nicht einmal zur semantischen Verfestigung in einer speziellen Kombinationsbedeutung, die über die erkennbare, leicht analysierbare Wortbildungsbedeutung hinausginge; vgl. die ganz ähnliche Spezifik der mit pro- ‘für’ im Dt. lehngebildeten Kombinationen, wie sie in einem <PRO UND CONTRA>-Paradigma darzustellen sein werden. Neben den zahlreichen okkasionellen ex-Bildungen liegen auch im heutigen Dt. zwar relativ ‘standardisierte’, textsortenabhängig-gebrauchsübliche ex-Kombinationen vor, die man im weiteren Sinne als lexikalisiert bezeichnen könnte. Solche Kombinationen, die immerhin auch eine diachron kontinuierliche Gebrauchsüblichkeit aufweisen, werden bis heute in Wörterbüchern gerne als Sublemmata aufgeführt: KLUGE-MITZKA 1963 Exkönig m. eine nach Mustern wie spätlat. ex-consul, frz. exministre ‘gewesener Konsul, Minister’ im 18. Jh. auftretende Bildungsweise (z). 1976 DUDEN GWB 1976ff. Ex- ... (vor Personenbezeichnungen: ) vormalig, ehemalig, früher, gewesen, z.B. -kaiser, der, -kaiserin, die ...; -könig, der, -meister, der, -minister, der, -weitmeister, der (BG). Es handelt sich aber auch bei diesen Kombinationen nicht um lexikalisierte Lexeme als usuelle Bezeichnungen der dt. Gemeinspr. (Bildungsspr.), schon gar nicht um Lexeme einer quasi terminologischen Bezeichnungsfunktion. ex-Kombinationen einer solchen Bezeichnungsfunktion fanden sich nur in der frühen Mustergeschichte - und sind dann in der Folge nicht mehr relevant für das gemeinsprachliche Wörterbuch gewesen; zu den Zu- <?page no="146"?> 136 Gabriele Hoppe sammenhängen vgl. 3.10.3.1 und 3.10.3.2 Hist, das LEITWORT Exjesuit sowie ähnliche kanzleispr. Bezeichnungen des Sachparadigmas. Aus Verwendungen von ez-Kombinationen der jüngsten Zeit wie Ex-DDR ) Ex-Jugoslawien oder Ex-Sowjetunion, bzw. aus den Verwendungen ihrer Entsprechungen in anderen modernen europäischen Sprachen (vgl. 3.10.3.3.2 Hist) wären zwar Tendenzen zu ihrer Lexikalisierung im engeren Sinne, zu einer Art demotivierten zeitungsspr. Verwendung als geographische Arealbezeichnungen herauszudeuten (Belegtyp: [Wetterbericht] Regen über Ex-Jugoslawien] das plakative Beispiel ist ebenso wie das aus folgendem 3.7.5 ital. zeitungsspr. Belegen entnommen). Doch zeigen diese ez-Kombinationen moderner europäischer Sprachen insgesamt ein diffuses, von unterschiedlichen Textrezipienten auch vielfältig interpretierbares Verwendungsbild. Es scheint bestimmt zu sein durch mögliche Assoziationen, Wertungen und journalistische ‘Vermeidungsstrategien’, mit denen der Textproduzent sich präzisere Angaben zu nunmehr ins Blickfeld gerückten Ethnien oder neuentstandenen Staaten erspart haben könnte. Aber auch bloße Nachlässigkeit im Einsatz von Kombinationen dieser Art ist nicht auszuschließen. Verallgemeinernde Aussagen anhand dieser Kombinationen über Lexikalisierungstendenzen im engeren Sinne erscheinen vorerst nicht berechtigt; s. auch im folgenden 3.7.5, ez-Kombinationen: Zeitebenen (Berichtzeit vs. Zeit des Berichteten/ Ereigniszeit) und 4. Belegteil, besonders 1990 Ex- DDR, sowie 3.6.2 SemPdgm, besonders ehemalig und früher (ehemalige, frühere DDR). Im Unterschied zu diesen Befunden eingeschränkter Lexikalisierung von ez-Kombinationen des heutigen Dt. vgl. den vereinzelten Fall von bes. engl, ex-serviceman ‘ehemaliger Angehöriger der Streitkräfte’ (1945/ OED 1989, exprefix 1 , II.3.b.), zu serviceman ‘Angehöriger der Streitkräfte’. ex-serviceman, das als usueller Terminus der heutigen engl. Gemeinspr. betrachtet werden kann, hat sich offenbar auch im speziellen Sinne von ‘Veteran’ verfestigt; es ist dementsprechend in neueren Wörterbüchern hauptlemmatisiert: KL. MURET-SANDERS 1989 ex-serviceman [...] irr bes. Br. ehemaliger Soldat, Veteran m: ex-servicemen’s association Veteranenbund m (z). Die. BBC 1992 ex-serviceman, ex-servicemen [mit dem lexikographischen Beispiel: ] Mr Mitterand awarded medals of honour to a group of ex-servicemen (z). Bei kontinuierlich zunehmender Produktivität der LWB-Einheit exwerden ez-Kombinationen des Dt. nach wie vor - und nicht unberechtigterweise nicht hauptlemmatisiert. Dementsprechend erscheinen sie nicht unter dem Lemmabestand von Wörterbüchern der Gemeinsprache und waren selbst in älteren deutschen Wörterbüchern ganz anderer Auswahlprinzipien nicht gebucht; sie finden sich auch nicht unter den Haupteinträgen historischer <?page no="147"?> Das Präfix ex- 137 deutscher Wörterbücher vereinzelte Lemmatisierung ist eine Pseudo- Lemmatisierung, die höchstens als ‘Aufhänger’ der Muster-Explikation dient - und nicht unter denen der Standard-Enzyklopädien. Dementgegen ist die Lehn-Wortbildungseinheit exin deutschen Wörterbüchern, auch älteren und historischen, sowie in Enzyklopädien lemmatisiert, und zwar selbst dort, wo die Aufnahme von Wortbildungseinheiten die Ausnahme, nicht die Regel ist. es-Kombinationen selbst erscheinen lediglich als Untereinträge geringerer Signifikanz, d.h. als Beispiel-Lexeme in Artikeln zur gebundenen Lehn-Wortbildungseinheit ex-. Lediglich in der Spezial- und Fachlexikographie sind vereinzelt ez-Kombinationen gebucht, dabei nicht immer einseh- und nachweisbar: Eximperatrice (Exkaiserin) und in der alphabetischen Strecke Exkaiser und Exminister (DUDEN RECHTSCHR. 1915); Eximperatrice [! ], mit der Erklärung Exkaiserin, steht vermutlich in Bezug auf die ehemalige Kaiserin Eugenie; Nachweise für diese mutmaßliche Fremdbezeichnung (frz. eximperatrice? ) liegen uns nicht vor, sind aber im Zusammenhang der historischen Ereignisse durchaus denkbar; offenbar soll auch für die innerhalb des Dt. nicht-analysierbare Kombination schwieriger Orthographie der ez-Muster-Zusammenhang hergestellt werden; Extwen (1960ff. in KÜPPER 1987) zu Twen ‘junger Mensch in den 20ern’, mit der als verfestigt angesetzten Bed. „weibliche (männliche) Person von dreißig und mehr Jahren“; Nachweise für diese ez-Kombination liegen uns nicht vor. Exjesuit (Koch 1962 Jesuiten-Lexikon); zur Begründung fehlender Buchungen auch für Exjesuit, aus der Kanzleispr. stammendes LEITWORT für die Herausbildung des dt. ez-Musters Exjesuit vgl. 3.10.3.2 Hist. Bestimmten ez-Kombinationen war und ist immerhin eine gewisse Zeichenhaftigkeit für historische Vorgänge zuzuerkennen, die auch eine lexikographische Berücksichtigung rechtfertigen würde. Eine solche wird und wurde ez-Kombinationen nicht zuerkannt, ganz im Gegensatz zu pro- Kombinationen, wie sie vereinzelt in Wörterbüchern hauptlemmatisiert erscheinen. 3.7.2 ez-Kombinationen: ez-Musterproduktivität - Kombinationsfrequenz (Types und Tokens) - Mit hoher Frequenz liegen nicht nur Kombinations-Tokens der textsortenabhängig-gebrauchsüblichen Kombinations-Types vor. Es finden sich mit hoher Frequenz auch unterschiedliche Kombinations-Types selbst, bei zahlreich nachgewiesenen Okkasionalismen; vgl. dagegen beispielsweise das als gering-produktiv zu wertende dt. ETHNIKA + -(o)phon, ~(o)phonie, das relativ hohe Frequenz von Kombinations-Tokens, z.B. <?page no="148"?> 138 Gabriele Hoppe des entlehnten Kombinations-Types frankophon, bei der im Unterschied zum Frz. recht geringen Frequenz von Kombinations-Types (Lehnwörter und LWB-Produkte) aufweist (Hoppe 1998 (1)). Unter type- / tokenfrequenziellen Aspekten, unter denen in der vorliegenden Darstellung das ez-Muster bewertet wird, konnte von seiner kontinuierlich zunehmenden Produktivität gesprochen werden; s.o. 3.7.1). - Unter anderen als type-/ tokenfrequenziellen Aspekten, unter denen Produktivität einer WB-Einheit in der Wortbildungslehre auch betrachtet wird, ließe sich für eine Bewertung von exdes heutigen Dt. als eingeschränkt-produktives Muster argumentieren. Als Argumente für eine solche Bewertung könnten angeführt werden: - Stereotypie der Kombinationen (‘Restriktionen’ im Bereich der Morphosyntax und Semantik der Basiseinheiten; vgl. 3.3.1.3 Gramm und 3.5 SemBas) fehlendes textsortenübergreifendes Vorkommen, d.h., die extreme Bindung der ez-Kombinationen an Medientexte eingeschränkter Lexikalisierungsgrad, eingeschränkte Bezeichnungsfunktion der ez-Kombinationen. 3.7.3 ez-Kombinationen: textsortenspezifische Verwendung - Beitrag zur Textkonstitution ez-Kombinationen werden besonders im heutigen Dt., aber tendenziell in der gesamten Mustergeschichte, nicht textsorten- und texttypenübergreifend verwendet. - Im Zusammenhang der außersprachlichen Bedingungen des ez-Musteraufkommens finden sich ez-Kombinationen zu Anfang und in der Folge konzentriert in der aufgeklärt-polemischen Berichterstattung, in der polemischen und politisch-satirischen Literatur, im komischen Roman bzw. in literaturspr. ironischen Textteilen oder überhaupt in stilistisch saloppen Texten; sie finden sich auch in Texten, in denen durch die Verwendung von exmöglicherweise ideologisch (abwertend) Position bezogen wird (Paris- Berichte, historiographische Darstellungen des Revolutionszeitalters). Vereinzelt und besonders individualsspr. (Thomas Mann) im neueren Dt. auftretende ez-Kombinationen der gehobenen Literatur (Roman, Biographie) erscheinen als gebildet-historisierend. Sie sind dabei möglicherweise auch verwendet in ironischer Anspielung auf historische kanzleispr. Bezeichnungen, wie sie auch heute noch fachspr. (fachsprachenintern) nachgewiesen sind; vgl. 4. Belegteil 1773, darunter 1924 und 1963 Exjesuit, 1948 Ex-Meier, 1947 Ex-Theologus und 1986 exbihliothecarius. <?page no="149"?> Das Präfix ex- 139 Das Vorkommen von ex-Kombinationen in anderen Texttypen der Literatur ist im gesamten Beobachtungszeitraum ungewöhnlich; vgl. 4. Belegteil 1848 Ex-Kürassier in der patriotischen Lyrik eines deutschsprachigen französischen Minderdichters und 1784 Exnonne in einem als lyrische Nachdichtung aus dem Frz. ausgegebenen Gedicht. Ob in den beiden Texten Einfluß des möglicherweise unterschiedlich verwendeten frz. ex-Musters vorliegt, ist nicht zu entscheiden. - Im heutigen Dt. ist ein beinahe vollständiger Rückzug von ex- Kombinationen aus der Literatur erfolgt. ex-Kombinationen finden sich heute konzentriert in Medientexten. Mit dieser kontinuierlichen Konzentration des ex-Musters auf Texte der Medien treten ex-Kombinationen in sich entwickelnden und gerade auch durch die Medien popularisierten neuen Bereichen auf. So finden sich beispielsweise in Presseberichterstattungen aus dem Bereich des Sports zahlreich ex-Kombinationen wie Ex-Champion, Ex-Europameister, Exprofi, Ex- Weltmeister und Ex-Kölner (‘ehemaliger Kölner’, zu Kölner, entsprechend den gebrauchsüblichen Kürzungen für ‘Fußballspieler des 1. FC Köln’); ausführlich zu diesem Bereich vgl. 3.10.3.3 Hist, auch 3.5 SemBas. Über die Verteilung von ex-Kombinationen insgesamt auf die verschiedenen Bereiche der Medientexte lassen sich im Rahmen dieser Arbeit keine präzisen Befunde präsentieren, trotz aller Anhaltspunkte für gehäufte Verwendung von ex-Kombinationen im Bereich der politischen Berichterstattung, im Bereich des Lokalberichts und eben des Sportberichts. Solche exakten Befunde, die vorhersagbar auch nach den unterschiedlichen Medienorganen differieren werden, wären nur durch einen Langzeitvergleich von jeweils integral aufgenommenen Texten zu erreichen. Auch dem Problem der Interdependenz von Textsorte Medientext, Textkonstitution und ex-Lehn-Wortbildung konnte in unserem Zusammenhang nicht nachgegangen werden. Deshalb hier, wie schon in anderen Artikelpositionen, nur einige allgemeine Hinweise: ex-Kombinationen alternieren im dt. zeitungsspr. Kontext oft mit entsprechenden Syntagmen des semantischen Paradigmas (vgl. 3.6.2 SemPdgm) bzw. mit erweiterten Phrasen. In ihrer textsortenspezifischen Verwendung tragen ex-Kombinationen in Verbindung mit teilsynonymen Syntagmen auch zur offenbar textsortentypischen Textkonstitution bei. Als Schlagzeilenwörter beispielsweise fassen sie häufig die oft komplexe syntaktische Kette der Artikeleröffnung auf spezielle Weise zusammen, wobei exbesonders einem ehemalig, früher ... der Kette entspricht: Stuttgarter Ztg. 8.7.1966 Ex-Miß wieder auf krummen Wegen (Überschr.) Die frühere österreichische Schönheitskönigin und „Miß Europa 1958“ [Name getilgt] ist am Mitt- <?page no="150"?> 140 Gabriele Hoppe woch unter dem dringenden Verdacht verhaftet worden, in Bad Gastein zwei Brieftaschen gestohlen zu haben (SB). Mannh. Morgen 26.6.1993 Sachsen wird die Milch immer saurer. Skandal weitet sich aus. Ex-Südmilch-Chef im Ausland (Überschr.) Der Skandal um die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Sachsenmilch AG (Dresden), die vergangenen Freitag Konkurs beantragt hat, weitet sich aus. Der ehemalige Chef der Sachsenmilch-Muttergesellschaft Südmilch AG [Name getilgt] soll sich mittlerweile nach Südamerika abgesetzt haben (z). Tagesspiegel 31.5.1994 Anschlag auf Japans Ex-Premier Hosokawa (Überschr.) [...] Ein mutmaßlicher Rechtsextremist hat am Montag abend in einem Hotel in Tokio auf den früheren japanischen Ministerpräsidenten Morihiro Hosokawa geschossen (z). Die Basiseinheiten von ex-Kombinationen, wie sie als Schlagzeilenwörter - oder alternierend mit anderen Bildungen natürlich auch im Artikel selbst - Vorkommen, weisen ihrerseits schon Charakteristika der wohl textsortenspezifischen Wortbildung auf. Es finden sich unter den Basiseinheiten solcher ex-Kombinationen insgesamt häufig Komposita aus Bezeichnungen für Amtsinhaber/ Funktionsträger als zweiter Konstituente + „Initialabkürzungen“ (Blochwitz/ Runkewitz 1971, 224) als erster Konstituente wie KPD oder ÖTV in KPD-Stadträte, ÖTV- Vize. Es begegnen auch Basiseinheiten als salopp-raffende Komposita mit reihenhaft belegter, stereotyper und unspezifischer zweiter Konstituente wie Boss, Chef, Mann und Leute wie beispielsweise in Südmilch-Chef. Solchen ex-Kombinationen als Schlagzeilen- oder auch alternierenden Artikelwörtern entsprechen wohl besonders in der Artikeleröffnung, aber auch innerhalb des Artikels präzisere Bildungen und umfassendere Beschreibungen; zu Komposita als „Schlagzeilenbegriffen“ vgl. den allgemeinen Hinweis in Deutsche Wortbildung 4 (1991) 427, Anm. 535; vgl. hierzu auch in 3.3.1.1 Gramm die Liste der kompositioneilen Basiseinheiten in ex-Kombinationen: Süddtsch. Ztg. ^.5.iS57Ex-KPD-Stadträte verlieren ihren Sitz ( Überschr.) Auf Grund der soeben beschlossenen Änderung des Landeswahlgesetzes werden am 1. Juli auch die beiden Münchner Stadträte Josef Lettenbauer und Benno Blieninger ihren Sitz im Rathaus verlieren. Sie waren über die kommunistische Liste in den Stadtrat gewählt worden (SB). Mannh. Morgen 3.11.1993 Ex-ÖTV-Vize gestorben (Überschr.) Der frühere stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Siegfried Merten, ist im Alter von 65 Jahren gestorben (z). Mannh. Morgen 18./ 19.3.1989 Ex-Pharmachef [Name getilgt] muß trotz Revision in Haft (Überschr.) [Name getilgt] ehemaliger Pharmagroßhändler, [...] muß seine Haftstrafe nun doch antreten (z). Mannh. Morgen 2.9.1988 Quittung für unlautere Geschäfte. Ex-Kirchenmann bekam zehn Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung (Überschr.) [...] bereits um 14 Uhr verkündete der Vorsitzende Richter Mattes das Urteil in dem (nach der Sommerpause) abgetrennten Verfahren gegen den ehemaligen Kirchenamtsrat (z). Mannh. Morgen 26.4.1994 Ein Prozeß voller Lügen. Ex-Tiffany-Chef [Name getilgt] erhielt vier Jahre (Überschr.) [...] Vier Jahre Freiheitsentzug verhängte die 2. Wirtschaftskammer gegen [Name getilgt], den früheren Inhaber der Diskothek „Tiffany“ und des Bistros „Cafe O“ (z). <?page no="151"?> Das Präfix ex- 141 Daß in anderen modernen europäischen Sprachen eine solche zeitungsspr. Textkonstitution nur bei entsprechendem Aufbau des semantischen Paradigmas überhaupt möglich ist, liegt auf der Hand. Für das Ital., das ex(-) gemeinspr. und bildungsspr. als usuelle Einheit systematisiert hat und wohl keine mit ex(-) teilsynonymen Entsprechungen aufweist, die in mit ex-Kombinationen teilsynonyme, tatsächlich verwendungsähnliche Syntagmen eintreten könnten, wäre eine solche zeitungsspr. Textkonstitution ausgeschlossen. 3.7.4 ex-Kombinationen: Wertungszusammenhänge Es liegen sprachreflexive Äußerungen vor, mit denen Textrezipienten auf ex-Kombinationen wertend Bezug nehmen. Bewertende Sprachteilhaber sehen die ex-Kombinationen zudem in wechselseitigem Zusammenhang mit den nur innerhalb des Dt. nachgewiesenen entlehnten (WB-) Einheiten und Syntagmen wie ex! und ex/ Ex, das in jüngster Zeit teillehngebildete Syntagma ex und hopp sowie (mutmaßliches) ^ex. So werden ex-Kombinationen als abwertend und diskriminierend, zumindest als unangemessen salopp-jargonhaft beurteilt: Mannh. Morgen 24-/ 25.9.1988 (Leserbr.) In Ihrer Überschrift heißt es: „Ex-General Steinhoff Das hört sich ja so an, als ob der verdienstvolle General und Jetpilot degradiert worden wäre. Es müßte heißen: „General Steinhoff a.D.“ (z). Mannh. Morgen 12.7.1989 Als „elder statesman“ (etwa: früherer Staatsmann mit Einfluß) fühlt er [Helmut Schmidt] sich korrekter bezeichnet denn als „Ex-Kanzler“. Das klinge wie „Ex-Frau“ oder nach dem Bier, das man „ex“ leertrinke, meinte er. Da sei der „statesman“ schon besser, obwohl man normalerweise erst zehn Jahre nach seinem Tod zum Staatsmann ernannt werde (z). Sprachreflexive Äußerungen stehen wohl auch unter dem Einfluß solcher ex-Kombinationen, mit denen im Kontext der Medienberichterstattung sachbedingt häufig Personen bezeichnet werden, die schuldhaft ihre Funktionen/ Ämter/ Würden/ Titel/ ausgeübten Berufe usw. verloren haben. Unter diesen außersprachlichen Bedingungen, denen <EHEMALIG- KEIT> überhaupt unterliegt, verstärkt sich der Eindruck negativer Konnotation der LWB-Einheit und die Annahme abwertend verwendeter ex- Kombinationen; vgl. hierzu recht treffend (aus 3.6.2 SemPdgm, ehemalig): Knigge 1794 Amtsrath Gutmann 214 Ein ehemaliger Amtsrath wurde von Einigen wie ein verabschiedeter, von Andern gar wie ein abgesetzter, vielleicht allerlei schiefer Streiche wegen c a s s i e r t e r Beamter angesehen, und weil die mehrsten Menschen lieber das Schlimmste glauben, als sich die Mühe der Untersuchung geben, so blieb dieser falsche Begriff haften und hinderte mein Fortkommen [Sperrungen im Original] (z). <?page no="152"?> 142 Gabriele Hoppe Zur fachwiss. Beschreibung der Konnotation vgl. Engel (1988), 512 „Ex f bedeutet ‘ehemalig’; im Gegensatz zu Alt wird es häufig in pejorativem Sinne verwendet.“ (z). 3-7.5 ez-Kombinationen: Zeitebenen (Berichtzeit vs. Zeit des Berichteten/ Ereigniszeit) Es scheint evident, daß ez-Kombinationen dann zur Bezeichnung von Personen(gruppen), Sachen/ Sachverhalten eintreten, wenn diesen <EHEMA- LIGKEIT> innerhalb der Zeit des Berichteten zukommt, wobei die Ereigniszeit als Zeit des Berichteten mit der Berichtzeit übereinstimmen oder Betrachtungszeitraum einer später liegenden Berichtzeit sein kann. So findet sich beispielsweise mit zahlreichen Kombinations-Tokens die Kombination Exkönig in der zeitgenössischen Berichterstattung über die Revolution von 1848 in Frankreich, die Abdankung und Emigration des Königs; ebenso findet sich häufig in der wohl jüngsten Biographie Napoleons III., aus unserer Berichtzeit also, die Kombination Exkaiser, mit der innerhalb der Zeit des Berichteten, der historischen Strecke der Ereigniszeit, Napoleon III. nach seiner Entmachtung und dem Ende des Zweiten Kaiserreichs bezeichnet wird (zu den Kombinationen vgl. 4. Belegteil). Es scheint also umgekehrt evident, daß ez-Kombinationen dann zur Bezeichnung von Personen(gruppen), Sachen/ Sachverhalten nicht eintreten, wenn diesen Personen(gruppen), Sachen/ Sachverhalten innerhalb der Zeit des Berichteten, der historischen Strecke der Ereigniszeit <EHEMALIGKEIT> nicht zukommt oder zur Berichtzeit nicht relevant zukommt; vgl. beispielsweise: Didaskaha 2.10.1848 (Parlamentarische Statistik) [...] Der jüngste unter den Abgeordneten [der französischen Nationalversammlung] zählt erst 25 Jahre; es ist dieses Herr Napoleon Bonaparte, zweiter Sohn des Exkönigs Hieronymus von Westphalen, geb. zu Triest 1822 (z). vs. 1994 Monumente Nr. 7/ 8, 24 Der König von Westphalen Jerome Bonaparte, zu dessen Herrschaft Magdeburg gehörte, ließ die Alte Neustadt 1812 abreißen (z). Daß es jedoch gerade im Gefüge von temporal bestimmten Teilen des Satzes aufgrund einer Vermischung unterschiedlicher Zeitebenen und infolge der Nichtbeachtung lexeminhärenter Temporalität durch den Sprecher/ Schreiber zu unangemessenen oder mißverständlichen Aussagen kommen kann, ist ein bekanntes Phänomen: Verstöße gegen die Temporalsemantik erfolgen nicht nur im Zusammenhang der ei-Kombinationen und der mit ihnen teilsynonymen Syntagmen, s. 3.6.2 SemPdgm. Zum Problem vgl. auch Zifonun/ Hoffmann/ Strecker et al. (1997), Bd. 3, Fl Tempus (Joachim Ballweg), speziell 3. Zum Geltungsbereich der Tempora, vor allem zu den Syntagmen ehemalige, frühere DDR vgl. Strecker 1994 (1997). <?page no="153"?> Das Präfix ex- 143 Neben den unangemessenen Zuordnungen von ez-Kombinationen zu Kontext-Mitspielern (vgl. 3.4.2 SemKomb, zur bedeutungserläuternden Umformung) finden sich wohl in ebenso textsortenspezifisch saloppem Einsatz ez-Kombinationen, die im Satzzusammenhang gegen die oben skizzierten temporalsemantischen Regeln verstoßen (Belegtyp: Ein Erlebnis in der Ex-DDR. Im Juni 1985; das plakative Beispiel ist ebenso wie das aus 3.7.1 einem ital. zeitungsspr. Beleg entnommen): Mannh. Morgen 22.8.1994 Erich Honecker, verstorbener Staatspräsident der Ex-DDR, ist wieder aufgetaucht. Als Computervirus ließ er sich bei einer Schweriner Software- Firma blicken, verbunden mit dem Hinweis: „Erichs letzte Rache“ (z). TV 28.1.1995 „Onkel“ Castor von Westfries war Museumsdirektor in der Ex-DDR. Um Kunstwerke vor dem Zugriff der KoKo zu schützen, hatte er seinerzeit Originale mit perfekten Fälschungen vertauscht (z). Zur Problematik der zeitungsspr. Kombinationen wie Ex-DDR, Ex-Jugoslawien und Ex-Sowjetunion vgl. aber schon 3.7.1. 3.8 Etymologie / Etym 3.8.1 Spätlateinische Entwicklungen Dt. exgeht zurück auf die lat. Präp. ex ‘aus ... heraus, von ... weg, ab, herab, auf ... hinauf’, die als kontaktabhängige präfixale Einheit auch in zahlreichen lat. Kombinationen (3.9.2.5.1 EtymPdgm) erscheint. Dt. exgeht speziell zurück auf gleichbed. lat. ex in seiner (zuerst aufgekommenen) Verwendung in spätlat. Präpositionalsyntagmen aus ex und Subst. (Personenbezeichnung) im Ablativ, mit denen Personen als solche bezeichnet werden, die nicht mehr die durch das Subst. bezeichneten Inhaber und Ausübenden von Ämtern, Funktionen und Berufen verkörpern wie ex advocato ‘ehemaliger Advokat’; ex aquilifero ‘ehemaliger Adlerträger’; ex beneficiario ‘ehemaliger Freisoldat’; ex consule ‘ehemaliger Konsul’; ex gladiatore ‘ehemaliger Gladiator’ (Beispiele sämtlich in GEORGES, als Untereinträge zur Präposition ex). Diese Syntagmen „[...] were in the Latin of the empire added as titles to the names of men [...].“ (OED 1989, exprefix 1 , II. 3., Hervorhebung von Verf.). Solche spätlat., auch für das sog. Kirchenlat. (Kirchenschriftsteller) nachgewiesenen Syntagmen sind ebenso wie die später aufkommenden Präfixbildungen in konsultierten wissenschaftlichen Standard- und in Schulgrammatiken des Lateinischen nicht erwähnt. Sie haben ihren Ursprung möglicherweise in klassisch-lat. Phrasen, in denen die Präposition ex (wie auch de), in Verbindung mit Verben des Mächens bzw. Werdens, einen Folgezustand (auch späteren Beruf/ ein späteres Amt) als erfolgend aus einem früheren Zustand (auch einem Beruf/ Amt) bezeichnet wie lat. ex oratore arator factus ‘vom Redner zum Landmann geworden’ (zu diesen Phrasen vgl. Kühner-Stegmann II, 1, § 6, Anm. 4). <?page no="154"?> 144 Gabriele Hoppe Syntagmen dieser Struktur bleiben auch in der Folge erhalten und sind bis in das Nlat. der Gegenwart hinein nachgewiesen, wie die Motti ex domino servus ‘vom Herrn zum Knecht’ (Anulus 1552 Pieta Poesis 41 (Henkel/ Schöne 1978 Emblemata 1623)) (z); ex malo bonum „Gutes aus Bösem“ (Montanea 1619 [siebenspr. Ausg.] Monvmenta Emblematvm, Nr. 66 (Henkel/ Schöne 1978 Emblemata 296)) (z); ex poeta theologus (Ijsewijn 1969 Erasmus ex poeta theologus (Titel)) (z). Schon für eine spätere Stufe des Spätlat., wiederum auch das sog. Kirchenlat. (Kirchenschriftsteller), sind dann den vorhandenen Präpositionalsyntagmen entsprechende bzw. unabhängig von ihnen neu aufgekommene Präfixbildungen aus kontaktunabhängigem ex- und Subst. im Nominativ (wiederum ausschließlich Personenbezeichnungen) belegt. Damit hat sich ein ex- ‘ehemalig, früher’ als Muster der spätlat. nominalen Wortbildung entwickelt. Diese spätlat. Präfixbildungen weisen eine eindeutige, einfache Determinans/ Determinatum-Struktur auf aus quasi attributiv in Kombinationen verwendetem ex- ‘ehemalig, früher’ und Subst. (Personenbezeichnungen) wie exconsul ‘ehemaliger Konsul’; excubicularius ‘ehemaliger Kammerdiener’; ezeurafor‘ehemaliges Senatsmitglied’; exdifMumV‘ehemaliger Duumvir’; expatricius ‘ehemaliger Patrizier’ (Beispiele sämtlich in GEORGES, als Haupteinträge). Beiden syntaktischen Typen, den Präpositionalsyntagmen und den Präfixbildungen, ist gemeinsam, daß sie im Unterschied zu den lehn-wortbildenden modernen europäischen Sprachen nur mit einer Unterklasse von Personenbezeichnungen, nämlich Bezeichnungen für Inhaber und Ausübende von Ämtern, Funktionen und Berufen, in Verbindung treten. In ex adulto ‘dem Jünglingsalter entwachsen; Ex-Jüngling’, dem vereinzelten Nachweis eines Syntagmas aus ex und einer nicht dieser Unterklasse zuzuordnenden lexikalischen Einheit, ist jedoch die später in den modernen europäischen Sprachen erfolgende Mustererweiterung vorgeprägt. Eine der Herausbildung von spätlat. ex(-) ‘ehemalig, früher’ ähnliche Genese scheint im übrigen auch bei weiteren, jedoch vereinzelten (m)lat. nominalen Präfixbildungen vorzuliegen. Diese haben jedoch in der Folge weder auf einer der lat. Sprachstufen selbst noch in den modernen europäischen Sprachen zu einem produktiven Muster geführt; (m)lat. exlex (zu lex ‘Gesetz’), Adj. und Subst. der Bed. ‘an kein Gesetz gebunden, gesetzlos’ bzw. ‘wer an kein Gesetz gebunden ist, Gesetzloser’, „[...] qui extra.legem est.“ (DU GANGE, Hervorhebung von Verf.), mit der mlat. fachspr. (Jur.) sekundären, denominalen Verbableitung zu fachspr. verwendetem mlat. exlex, nämlich exlegare „Exlegem facere, beneficio legis exuere.“ (DU GANGE); vgl. bis heute gebuchtes veraltetes dt. Adj. und Subst. exlex/ Exlex der fachspr. (Jur.) Bed. ‘vogelfrei’ und ‘außerhalb des <?page no="155"?> Das Präfix ex- 145 Gesetzes, über dem Gesetz stehend’ bzw. ‘Vogelfreier’ und ‘der außerhalb des Gesetzes, über dem Gesetz Stehende’; lat. exspes (zu spes ‘Hoffnung’), Adj. und Subst. der Bed. ‘ohne Hoffnung, hoffnungslos (lebend)’ bzw. „der Zweifler“ (GEORGES); m(lat.) ex(s)ul (bei ungesicherter Etymologie möglicherweise zu solum ‘Boden’), Subst. der Bed. „der, die (infolge politischer Verhältnisse od. Vergehungen) außerhalb des vaterländischen Bodens sich Aufhaltende, der Verwiesene, Vertriebene, Verbannte, Ausgewanderte“ (GEORGES), auch Adj. ‘verbannt, vertrieben, heimatlos’. Als ähnliche Bildungen erscheinen die in DU GANGE als Glossenwörter bezeugten Kombinationen exdignus (zu dignus ‘würdig, wert; befugt, berechtigt’) ‘unwürdig’, „Non dignus“; und exumbres (zu umbra ‘Schatten’) ‘Schattenlose’, „Ascii, seu dcr/ ciot.“ Auch sie haben in der Folge nicht zu einem Muster geführt, das in ein Negationsparadigma späterer Sprachstufen des Lat. oder moderner europäischer Sprachen Eingang gefunden hätte. Beide Typen lat. nominaler Präfixbildung (exconsul und exdignus) sind Beispielfälle dafür, daß die Entwicklung neuer Strukturtypen in der präfixalen Wortbildung des Nomens nicht erst ein Phänomen der Lehn-Wortbildung moderner europäischer Sprachen ist - Veränderungen überhaupt in Semantik und Syntax derjenigen Einheiten, die räumliche Beziehungen ausdrücken, wie lat. ex, ein Kennzeichen indoeuropäischer Sprachentwicklung sind. Lokaladverbien, lokale Präpositionen, wie sie dann als präfixale Einheiten der Wortbildung verwendet werden, weisen nicht erst in der Lehn- Wortbildung moderner europäischer Sprachen ‘Metaphorisierungen’ im Hinblick beispielsweise auf die Kategorien Zeit, Kausalität oder Art und Weise auf; vgl. unter diesem Aspekt die Einheiten griech. auri ‘gegenüber)’, lat. pro/ griech. irpo ‘vor’ (vgl. Kinne sowie Hoppe ersch. demn.) oder griech. itapa ‘neben’, bei denen sich zu der primären lokalen Bed. in unterschiedlicher Weise auch spezielle andere Bed. entwickelt haben; diese Einheiten sind in Etymologie/ Etym innerhalb des <PRO UND CONTRA>-Paradigmas zu beschreiben. Spätlat. exverweist ebenso wie die anderen genannten Einheiten auf die Fähigkeit der antiken Sprachen, auch bei vorherrschenden deverbalen Verbbildungen eigener Struktur (mit entsprechenden sekundären deverbalen Nominalbildungen) neue und eigenständige syntaktisch-semantische <?page no="156"?> 146 Gabriele Hoppe Strukturen einer nominalen Wortbildung zu entwickeln. D.h. in den klassischen Sprachen selbst als den Ursprungssprachen unserer Kombineme können sich diese Einheiten entwickeln zu Einheiten einer von der Wortbildung des Verbs unabhängigen, eigenständigen nominalen Wortbildung, die in Kombinationen komplexe, strukturell unterschiedliche Relationen beispielsweise lokale herstellen zwischen einem x und einem y, wobei x oder y selbst ausdrucksseitig nicht immer oder nicht immer ‘deutlich’ in der Kombination repräsentiert sind; vgl. iTotpcz in TrapovXi'q, zu ovXtc; ‘Zahnfleisch’ ‘[etwas, das sich befindet] neben dem, am Zahnfleisch; Zahnfleischgeschwür’ Auf Besonderheiten dieser Typen syntaktisch-semantischer Struktur in der genetisch mit Präpositionalphrasen in Zusammenhang stehenden, dabei nicht-deverbalen nominalen präfixalen Wortbildung von klassischen Sprachen wurde schon früher verwiesen. Und zwar erfolgte der Verweis gerade bei der notwendigen Kontrastierung der Phänomene in modernen europäischen Sprachen mit denen der Ursprungssprache (Meyer-Lübke 1921, 137ff.); vgl. beispielsweise a.a.O. 138, wo die Vielzahl der frz. entre- Bildungen der speziellen Struktur ‘[in der Bildung selbst nicht ausdrucksseitig repräsentiert: [x Raum] zwischen [zwei Vertretern von] y’ mit einem entsprechenden lat. Lexem kontrastiert wird, in den x Raum schwach durch das Suffix -ium in der Präfixbildung repräsentiert ist, hier sein muß, wie entre-colonne vs. intercolumnium (vgl. Nortmeyer ersch. demn.). In den klassischen Sprachen selbst als den Ursprungssprachen unserer Kombineme können sich diese Einheiten außerdem entwickeln zu Einheiten dieser eigenständigen nominalen Wortbildung, die attributiv-determinierend in Kombinationen eintreten; vgl. beispielsweise griech. TTapd ‘neben’, das offenbar schon im Griech. selbst auch systematisiert ist im Sinne von ‘krankhaft abweichend, fehlerhaft, falsch, gestört’ und quasi als Determinans zu Subst. tritt, wie in Trapcasoia ‘Unverstand, Torheit, Wahnsinn’, vgl. Paranoia-, irapaKovatq ‘gestörte akustische Wahrnehmung, Parakusis’; Trapöpacnc; ‘fehlerhaftes Sehen, Parorasis’; lat. per ‘durch ... hindurch’, das auch als graduierende Einheit im Sinne von ‘durch und durch, ganz, völlig; überaus, sehr’ häufig in Kombination mit Adj. (Adv.) nachgewiesen ist wie in perabsurdus „durchweg (sehr) ungereimt“; peracerbus „sehr herb“; peradulescens „ganz jung“; permagnus „sehr groß“ (sämtlich in GEORGES); zu permagnus vgl. in DU CANGE II gebuchtes und als gleichbed. ausgewiesenes spät- oder mgriech., mit napct als graduierender Einheit gebildetes irapaps'feXog s. ebd. auch unter dem Stichwort „Praepositio apud Graecos vulgares, verbo adjuncta, Multum vel nimis, significat [...].“ Im Gegensatz hierzu vgl. Lokaladv./ lokale Präp. der klassischen Sprachen, die überhaupt erst in den modernen europäischen Sprachen als Einheiten <?page no="157"?> Das Präfix ex- 147 der Wortbildung genutzt oder produktiv genutzt werden, 3.9.2.6 Etym- Pdgm, exo- und 3.9.2.7 extra-. Daß insgesamt solche Typen syntaktisch-semantischer Struktur erst in der nominalen Wortbildung der (lehn-wortbildenden) modernen europäischen Sprachen jeweils eine entscheidende Produktivität erlangen, zeigt die Artikelposition Etymologie der behandelten Kombineme. Beide Typen lat. nominaler Präfixbildung (exconsul und exdignus) sind auch Beispielfälle dafür, daß Aufgabe der Kontaktvariation bei der Wortbildung, d.h. der Angleichung einer WB-Einheit an die Lautgestalt der Basis, offenbar nicht immer erst ein Phänomen der lehn-wortbildenden modernen europäischen Sprachen ist. In Abhängigkeit von spezifischen Wortbildungsbedingungen kann solche systematische, regelhafte Aufgabe der Kontaktvariation schon für die Ursprungssprache selbst vorliegen. Im gegebenen Fall steht sie wohl in Zusammenhang mit der nominalen, dabei nicht-deverbalen Wortbildung mit präfixalem ex-: „ex [...] verliert in der Zusammensetzung das x vor vielen Konsonanten, so vor b, d, g, / , m, n, r (ausgenommen in exlex und in den Wörtern, die die einer Ehrenstelle Entledigten bezeichnen, wie exdecurio, exmagister u.dgh). Vor / geht das x über in c od. wird assimiliert, wie ecfero od. effero. Außer der Zusammensetzung steht sowohl ex als e vor allen Konsonanten, aber e nie vor Vokalen.“ (GEORGES, ohne weitergehende Erklärungen). (Es ist anzumerken, daß die Formulierung der Ausnahmeregeln in GE- ORGES formal korrekt ist, zwischen historischen Entwicklungen aber nicht unterscheidet. Während es sich bei den „Wörtern, die die einer Ehrenstelle Entledigten bezeichnen“ um spätlat. systematische, regelhafte Aufgabe üblicher klassisch-lat. Kontaktvariation handelt, liegt bei exlex offenbar Bewahrung einer älteren lat. Form vor; vgl. zu exlex unter diesem Aspekt Kühner-Holzweissig I, 6, § 210, 18./ ? .) Das interessante Phänomen solcher Kontaktvariation sollte für den Bereich Lehn-Wortbildung differenzierend und synchron/ diachron nach Lehnwörtern vs. LWB-Produkten behandelt werden. Bei den LWB- Produkten wäre in Unterscheidung zwischen Fachsprache vs. Gemeinsprache und dabei wiederum jeweils synchron/ diachron vorzugehen; dies ergänzend zu Fleischer/ Barz (1992), 30ff. („Morphemvariante“); vgl. hierzu auch Hoppe (1987), 174ff. (Morphemvarianten am Beispiel ant(i)-). 3.8.2 Mittellateinische Entwicklungen Eigene Musterproduktivität wird in OED 1989 für das Mlat. bestätigt, bezeugte ex-Kombinationen (ex-Augustus, ex-professor) sind hierbei jedoch nicht belegt und finden sich auch nicht in DU CANGE; s. dort jedoch als referierte Buchung (Lex. Martinii) ohne Nachweis exadvocatus „Qui fuit Advocatus“, das schon für das Spätlat. als Präpositionalsyntagma nach- <?page no="158"?> 148 Gabriele Hoppe gewiesen war; ebenfalls schon spätlat. nachgewiesenes exconsules mit dem Interpretament „dicti quod jam a Consulatu exierint das möglicherweise auch einer Verdeutlichung der spätlat. es-Mustergenese dienen soll. Der Arbeitsstelle des Mittellateinischen Wörterbuchs der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verdanke ich folgende mlat. Bildungen mit ex- ‘ehemalig’, die sich unter den ca. 13 200 Belegen mit dem initialen Segment \ex\ bei einer Grobdurchsicht durch die Mitarbeiter finden ließen: exabbas/ -abbatissa, ex(archi)episcopus, excancellarius, exconsul, exdux und eximperator. Diese Bildungen neben schon spätlat. exconsul bestätigen eine, wenn auch offenbar geringe, mlat. Musterproduktivität; sie weisen aber auf einen Bezeichnungsbereich hin, wie er am Anfang der Musterherausbildung in den modernen europäischen Sprachen stehen wird: Neben Bezeichnungen für ehemalige weltliche Amts- und Würdenträger, wie sie in der spätlat. Mustertradition stehen, finden sich Bezeichnungen für ehemalige geistliche Würdenträger (Ordenswesen/ kirchliche Hierarchie); vgl. hierzu 3.10.2.1 und 3.10.3.1 Hist. Aus den ex-Belegen läßt sich aber eine gewisse Gebrauchsüblichkeit der einzelnen mlat. Wortneubildungen ablesen und der spezielle historische Hintergrund ihres gehäuften Vorkommens im 11./ 12. Jh. vorsichtig andeuten: Es handelt sich einmal um in Chroniken und Briefen (Reichsquellen) verwendete Bezeichnungen für aus ihrem ursprünglichen Amt geschiedene geistliche Würdenträger, auch für solche, die im Zusammenhang der kluniazensischen Reformen und des nachfolgenden Investiturstreits (11./ 12. Jh.) auf päpstliche Veranlassung hin abgesetzt worden waren (exabbas, exepiscopus)' dann um Bezeichnungen für weltliche Würdenträger, die ihr ehemaliges Amt nicht mehr ausüben, es verloren haben (excancellarius), auch für solche, die in dem genannten historischen Zusammenhang vom Papst (Gregor VII., 1076) abgesetzt/ gebannt (Heinrich IV.) (eximperator) oder vom Kaiser (Heinrich V.) im Zusammenhang mit der Fürstenopposition besiegt und abgesetzt worden waren (exdux). Da leicht zugängliche Wörterbuch-Nachweise für diese mlat. Wortneubil düngen vorläufig noch ausstehen, soll hier die Gelegenheit zu einer auswahlhaften Präsentation der von der Arbeitsstelle noch nicht abschließend verifizierten - Belege vor dem Erscheinen der entsprechenden Lieferungen des Mittellateinischen Wörterbuchs genutzt werden. Die Zitierweise wird weitgehend beibehalten. exabbas/ exabbatissa ‘ehemaliger Abt/ ehemalige Äbtissin’; c. 1060-61 / EPIST. Hann. 61 p. 107, 9 veremur, quemnam eventum procacitas et pertinacia illius exabbatiss§ habitura sit. s. XII./ PETR.CAS. (? ) chron. 4, 94 P- 810, £7 Exabbas noster Nycolaus [...] quandam huius terrae partem [...] retinens. c. 1100/ LEO MARS, chron. 2, 90 p. 689, 7 Comperta igitur exabbas noster Basilius apud Salernum Petri ordinatione, mox Capuam venit. <?page no="159"?> Das Präfix ex- 149 II48/ EPIST. Wibald. 135 Ceterum de domno Heinrico exabbate, quem in conventu vestro causatus estis. 1150/ 86 (a. 1177)/ R0B. TOR. chron. 535, 35 B. ille exabbas factus iterum prior Caritatis. exarchiepiscopus ‘ehemaliger Erzbischof’; c. 1085/ MANEG. contra Wolfhelmum 23 p. 99, 21 petistis virum homicidam donari vobis, Wipertum scilicet exarchiepiscopum Ravennatem. excancellarius ‘ehemaliger Kanzler’ s. XI. ex. {a.1085)/ BERNOLD. CONST, chron. p. 17sententia anathematis [...] promulgata est in [...] Petrum excancellarium. 1160/ DIPL, coli 500 (Mon Boica 29, 1 p. 352, 25) concordantibus [...] Regenoldo excancellario iam archicancellario in Italia et adhuc Coloniensis aeclesiae electo [...] et aliis. exdux ‘ehemaliger Herzog’; c. 1100/ 12 (a.l 107)/ SIGEB. GEMBL. chron. Heinricus exdux affectans repetere ducatum, occupat oppidum Aquasgrani contra Godefridum ducem. c. 1105/ 25 (a. 1106)/ EKKEH. URAUG. chron. p. 238, 30 quia Heinricus eximperator et Heinricus exdux undecumque conflant. 1136/ 8/ GESTA Trud. coni. I 12, 8 in. Contulit ergo se ad exducem Lovaniensem Godefridum, regni et imperatoris inimicum propter ducatum, qui abiudicatus fuerat illi. s. f. XII. med./ REIN. LEOD. triumph. 1 p. 585, 17 Godefridus exdux Lovaniensis fero, igni, predationibus Leodiensem est aggressus impugnare aecclesiam. 1150/ 86 (a. 1107)/ ROB. TOR. chron. Henricus exdux affectans repetere ducatum, occupat oppidum. exepiscopus ‘ehemaliger Bischof’; 7/ 7/ EPIST. Bomf. 77, p. 160, 29 (epist. papae) ad medium deducantur sacrilegi illi et contumaces Aldebertus et Godalsacius et Clemens exepiscopi. 1075/ EPIST. Hann. 17 p. 39, 23 re adhuc incerta usque ad exepiscopi et lupi inhonesta vocabula moderationem apostolicam non decuisse progredi. 1076/ BERNH. CONST, damn. 39 Ille miser exepiscopus aecclesiae sacramenta episcopali concessa dignitati stolidus sibi per duodecim annos usurpavit. c. 1083/ 5/ MANEG. ad Gebeh. 25 p. 357, 3 Demum igitur ex regis insolentia exepiscopi illi et antiabbates [...] consilium arripuerant. s. XI. ex. (a. 1083)/ BERNOLD. CONST, chron. p. 438, 5 Guibertum Ravennatem [...] apud Sanctum Petrum intronizavit, [...] per [...] exepiscopos, utpote iam multis annis depositos et anathematizatos. s. XI. ex. (a. 1084)/ BERNOLD. CONST, chron. p. 440, 28 Mutinensis et Aritinus exepiscopi cum reliquis excommunicatis eum [sc. Ravennatem archiepiscopum] ordinaverunt. s. XI. ex. (a. 1085)/ BERNOLD. CONST, chron. p. 443, 17 sententia anathematis [...] promulgata est in [...] lohannem Portuensem exepiscopum, Petrum excancellarium; 1085/ CONST. I 443, 14 <sententia anathematis> [...] promulgata est in [...] Album et lohannem [...] exepiscopos et Petrum quondam cancellarium; item in [...] Leomarum Bremensern, Utonem Hildisheimensem exepiscopos. <?page no="160"?> 150 Gabriele Hoppe c. 1100/ HUGO FLAV. chron. 2 p. 1,11, 27 Heinricus [sc. rex] in loco eins [sc. episcopi Mettensis) Brunonem quemdam exepiscopum creavit, qui postea ab urbe [...] pulsus est. c. 1140/ NIZO Frid. 3 p. 503, 48 ad extremum quoque e multis emergentibus accusatoribus degratatus et exepiscopus obierit, omnes ipsi vidimus. eximperator ‘ehemaliger Kaiser’; 1085/ BERNH. CONST, can. 25 p. 4O6, 15 Huic succedens imperator Anastasius eundem eximperatorem captum oculis privavit. c. 1105/ 25 (a. 1106)/ EKKEH. URAUG. chron. p. 234, £2id [...]sibiper legationes domini sui, Heinrici scilicet eximperatoris, demandatum comprobat. c. 1105/ 25 (a. 1106)/ EKKEH. URAUG. chron. p. 238, 30 quia Heinricus eximperator et Heinricus exdux undecumque conflant. c. 1152 (a. 1106)/ ANNALISTA Saxo p. 7/ 3, 1 exinperator [! ] [...] aput Leodium pascha cum suis cum magno gaudio celebravit. 3.8.3 Neulateinische Entwicklungen Entwicklungen im Nlat. sind für uns nicht nachweisbar. Es liegen nur gelegentlich Nachweise und Buchungen vor von schon im Spätlat. oder Mlat. vorhandenen ez-Bildungen; vereinzelt sind auch nlat. Neubildungen nachgewiesen - oder nicht gesichert bezeugt; vor 1536/ Erasmus (Allen V, n° 1518, 46) (HOVEN 1994) exabbas (z). vor 1536/ Erasmus (Allen V, n° 1518, 50) (HOVEN 1991/ ) exconsiliarius (z). Siber 1510 Hadriani Junii Epitome, Posterior pars IX. CIVILIA. Consularis, Exconsul, qui consulatu abijit, Der Altbürgermeister (z). Weitere Buchungen nlat. Neubildungen sind nicht gesichert; s. die angegebenen (nlat.) Entsprechungen zu frz. ez-Kombinationen ex-jesuita, zu ex-jesuite und ex-provincialis, zu ex-provincial in RICHELET 1759, s. Hist 3.10.2.1. Die Art des Musteraufkommens in den modernen europäischen Sprachen (vgl. insgesamt 3.10 Hist) legt jedoch nahe, von einer Kontinuität von Muster und Musterverwendung auszugehen. In jüngster Zeit im Dt. nachgewiesenem (s. 4. Belegteil) 1986 exbibliothecarius entspricht übrigens keine spätlat. (mlat. oder nlat.) Kombination; es handelt sich um eine historisierend-latinisierende dt. Übertragung des ital. gemeinspr. (bildungsspr.) LWB-Produktes ex vice-bibliotecario [! ], mit dem ein entsprechendes Syntagma des griech. Urtextes wiedergegeben wurde. <?page no="161"?> 3.9 Das Präfix ex- Etymologisches Paradigma / EtymPdgm 151 3.9.1 Vorbemerkung In dieser Artikelposition erscheinen die im Dt. nachweisbaren Einheiten (Segmente in Lehnwörtern), die letztlich, wie das als Hauptlemma angesetzte dt. ex- ‘ehemalig, früher’, auf die lat. Präp. ex zurückgehen. Ausführlicher behandelt sind dabei solche Einheiten (entlehnte Lexeme, teillehngebildete Syntagmen, LWB-Einheiten), die in einem besonderen Deutungs-, Motivations- und Wertungszusammenhang mit dem als Hauptlemma angesetzten ex- ‘ehemalig, früher’ zu stehen scheinen. Ein solcher Zusammenhang mit der LWB-Einheit exließ sich wenigstens ansatzweise aus einigen sprachreflexiven Kontexten ermitteln oder den vereinzelten Anmerkungen analysierender Sprachteilhaber (als Informanten) entnehmen; eine gründlichere Erarbeitung und Darstellung von Verfahren der Motivierung war im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht möglich; s. im folgenden ex! , ex/ Ex, ex und hopp, l -ex, von denen einige in der (Fremdwort-)Lexikographie noch nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt sind. Mit dieser bevorzugten Berücksichtigung soll aber keineswegs bestritten werden, daß motivierende/ analysierende, vor allem sog. gebildete Sprachteilhaber alle übrigen, im folgenden nur aufgelisteten Einheiten (Segmente in Lehnwörtern, LWB-Einheiten) in Rückführung auf die lat. Präp. ex auch in Zusammenhang mit ex- ‘ehemalig, früher’ bringen könnten. Unter diese bloßen Auflistungen fällt auch auf das lat. Präfix ex- (mit seinen Kontaktvarianten) ‘aus, aus ... heraus’ zurückgehendes ex-. Dieses hätte man vielleicht sogar entsprechend indiziert als 1 ex- und unterschieden von einem 2 ex- ‘ehemalig, früher’ als Hauptlemma erwartet, wie es in der Lexikographie nicht selten angesetzt ist. Der Grund, dieses extrotz zahlreich vorliegender Wortneubildungen in den modernen europäischen Sprachen weder als Hauptlemma anzusetzen noch ausführlich in dieser Artikelposition zu behandeln, liegt darin, daß sich offenbar in den modernen europäischen Fach- und Gemeinspr. (Bildungsspr.) keine dem lat. Präfix dieser Bed. entsprechende, aber von ihm unabhängige, auch kontaktunabhängige, eigenständige und fach- und gemeinspr. (bildungsspr.) produktive LWB-Einheit exentwickelt hat. Im Gegensatz zur Lehn-Wortbildung mit extra des EtymPdgm liegt Lehn- Wortbildung im eigentlichen Sinne mit ex- ‘aus, aus ... heraus’ nur in geringem Maße vor; zu exdieser Bed. und ihrer fehlenden LWB-Produktivität vgl. die allgemeinen Anmerkungen zu einem 'exin ROBERT HIST. 1992 für das Frz.: „Exest present en fran$ais dans de nombreux composes empruntes au latin [...] et apparait dans quelques composes fran^ais de formation savante, comme expatrier, exproprier [...]“. <?page no="162"?> 152 Gabriele Hoppe Bezeichnenderweise trifft die Beschreibung als frz. LWB-Produkte nicht einmal für die beiden einzigen Demonstrationsbeispiele völlig zu: expropriate ist schon für das Mlat. nachgewiesen: Quae sibi bona quae Dei sunt appropriat, Deus eum Expropriat (DU CANGE), expatriate (V. intrans.) ist ebf. schon für das Mlat. nachgewiesen, und zwar mit dem Partizip II expatriatus; s. ebf. DU GANGE, unter dem Stichwort expatriate, wo in derselben Quelle auch frz. substantiviertes Partizip II expatriez aufgeführt ist. Hier besteht also Unsicherheit im Hinblick auf die Herkunftssprache. Es hätte sich allerdings von Voltaire gebildetes extradition aufführen lassen, dem offenbar kein mlat. *extraditio entspricht (s. ROBERT HIST. 1992, in der alphabetischen Strecke). daß sich innerhalb des Dt. auch nicht eine auf frz. ‘indigenes’ ezurückgehende fach- und gemeinspr. (bildungsspr.) produktive LWB-Einheit eentwickelt hat. Lehn-Wortbildung, die im Zusammenhang mit lat. exsteht, ist weitgehend Lehn-Wortbildung mit den auf den verschiedenen lat. Sprach- und Entwicklungsstufen vorliegenden Präfixbildungen mit exder Bed. ‘aus, aus ... heraus’. In Wörterbüchern wird dementgegen durch Verkürzung der Angaben zum Entlehnungsweg oder zum Status der Lehngebildetheit zuweilen der Eindruck erweckt, es handle sich um ein nach einem produktiven Muster aufgekommenes (entlehntes) LWB-Produkt (s. unter diesem Aspekt die Artikel Export und Expropriation im DFWB). Dieser Bereich sekundärer Lehn-Wortbildung zu Lehnwörtern oder zu den im Lat. bzw. auf seinen verschiedenen Sprach- und Entwicklungsstufen vorhandenen Lexemen, d.h. der Produktion von Wortbildungsnestern besonders in den verschiedenen Fachsprachen der modernen europäischen Sprachen, ist als eigenständiger Bereich nicht Untersuchungsgegenstand des Projekts „Lehn-Wortbildung“. Innerhalb des Projekts werden nur die Einheiten selbst primär und zentral berücksichtigt, die als gemeinspr. (bildungsspr.) produktive Einheiten in wortbildender Kombination mit anderen lexikalischen Einheiten verwendet werden. Daß damit natürlich auch Präfixbildungen als Lehnwörter mit Wezim einzelnen in die jeweilige LWB-zentrierte [Lexem + Affix]- [Expansion/ ismus) oder [Affix + Lexem|-Behandlung (Re/ export) des Dt. und anderer moderner lehn-wortbildender europäischer Sprachen miteingehen können, ist evident. Ebenso selbstverständlich ist, daß bei der Behandlung einer LWB-Einheit auch solche dann gezielte - Berücksichtigung von etymologisch gesehen eigentlich irregulären, d.h. im Dt. nicht musterrelevanten Lehnwörtern <?page no="163"?> Das Präfix ex- 153 sinnvoll oder sogar notwendig sein kann, wenn sie im Zusammenhang der dt. Mustergenese gesehen werden können; vgl. z.B. die Notwendigkeit der Behandlung von Antichrist als eines der gegen die ursprungsspr. (griech.) syntaktisch-semantische Struktur (‘zweiter, falscher Christus’) umgedeuteten (zu: ‘Gegner Christi’) Leitwörter für die Herausbildung von dt. a7it(i)-Submustern. Integration und Gebrauchsüblichkeit von umgedeutetem Antichrist, wie sie in der Folge musterfördernd waren, hat sich gerade auch anhand seiner zahlreich nachgewiesenen Wortneubildungen (Ableitungen) bestätigen lassen. Im vorliegenden Fall ist ein deutlicher Einfluß von Lehnwörtern bzw. LWB-Produkten des sekundären Bereichs der Lehn-Wortbildung mit Wex- und dem primären, zentralen Bereich der Lehn-Wortbildung mit integriertem und gemeinspr. (bildungsspr.) produktiven Wexder Bed. ‘ehemalig, früher’ nicht erkennbar und auch nicht motivierend/ analysierend ins Spiel gebracht worden, wie er wenigstens eine exemplarische, auswahlhafte Darstellung einiger Lexeme nahegelegt hätte. 3.9.2 Schematische Darstellung der behandelten oder erwähnten Einheiten Auf die lat. Präp. ex gehen neben dem als Hauptlemma angesetzten ex- ‘ehemalig, früher’ auch zurück (oder stehen in Zusammenhang) die dt. (LWB-)Einheiten ex (! ) 1 -ex 2 ex-, 2 -ex ex (Pezexo- 1 extra-, 2 extra- Interjektion und Adverb LWB-Einheit oder formale Sequenz | ex\ der Serie |Vokal + z|? Beispiel: Eis-Ex LWB-Einheiten als Repräsentation von (Fez- Kombinationen. Beispiele: Exschutz; Polimex Bestandteil von Syntagmen. Beispiele: ex officio, ex Schiff initiales Segment |ez| (mit Kontaktvarianten) in dt. Lehnwörtern aus dem Lat., auch Griech. (s. mit lat. ex urverwandtes griech. e£), vereinzelt LWB-Einheit l ex-. Beispiele: Examen, Exodus, Exkneipe fachspr. LWB-Einheit nur der modernen europäischen Sprachen, seinerseits zu griech. e£ Beispiele: Exobiologie, Exogamie zu lat. ez; 1 extra, gemeinspr. (bildungsspr.) LWB-Einheit nur der modernen europäischen <?page no="164"?> 154 Gabriele Hoppe Sprachen als Repräsentation von extraordinarius. Beispiel: extrafleißig 2 extra-, produktive LWB-Einheit erst der modernen europäischen (Fach-)Sprachen. Beispiele: extrazellulär, Extrapunivität 3.9.2.1 ex\, ex (Adverb), Ex M. und F. Tote(r)’, exen, ex und hopp Die folgende Gruppe speziell dt. Einheiten und sich anschließender Syntagmen wird innerhalb sprachreflexiver Kontexte in (wechselseitigen) negativ wertenden Zusammenhang mit der LWB-Einheit ex- ‘ehemalig’ gebracht; zu entsprechenden Belegen s. 3.7.4 Komb; zu entsprechenden Aussagen von Informanten s.u. 1 -ex). Es schien deshalb eine eingehendere, beispielgestützte lexikographische Behandlung des Bereichs sinnvoll. ex! exhortative Interjektion (1590) der Bed. ‘ausgetrunken! ’ aufgekommen wohl innerhalb des Dt. unter Einfluß der lat. Präp. ex (s. 3.8 Etym) im makkaronischen Stil des späten 16. Jh. (vgl. Kluge 1895) als Ausruf des Zecherjargons; vgl. das entsprechende, schon für das 19. Jh. als studentenspr. bezeugte Syntagma ex trinken (trink ex \); Fischari 1590 Geschichtkhtterung (Ausg. letzter Hand) 120/ 121, 39/ 1-3 Ich bitt euch drumb: Trinckt flugs herumb, und macht es auß, So wird ein fröhlicher Bruder drauß, trincks gar auß: trincks gar auß: so wird ein voller Bruder drauß: Totum ex, fit ex perfex (Z, nach Kluge 1895). ND 9.11.195/ „Trinkt ex, liebe Volksgenossen - und wenn ihr besoffen seid, dann gemeinsam mit der CDU den Stiefel angezogen“ (CK). Partner 196/ Erben Roms 99 Um ihn auch fürderhin nicht dürsten zu lassen, hatten ihn seine Angehörigen daher mit einem zünftigen Becher versehen, einem Sturzbecher aus grünem Glas, der den wackeren Zecher zwang, immer wieder ex zu trinken denn das Gefäß hatte einen gerundeten Boden, man konnte es nicht hinstellen (CK). 1976 DUDEN GWB 1976ff. 1. ex trinken (sein Glas mit einem alkoholischen Getränk in einem Zug leer trinken): er trank [sein Glas] ex auf ihr Wohl; (als Aufforderung auch alleinstehend: ) ex! , auf das Wohl des Gastgebers! [...] 2. (ugs.) vorbei, aus, zu Ende: diese Freundschaft ist ex; damit ist es ex; 3. (salopp) tot: der Patient von nebenan soll auch ex sein (BG). 19. 5\i./ KÜPPER 1987 extrinken tr austrinken; das Glas in einem Zug leeren. Stud, seit 19. Jh. (z). Mannh. Morgen 12.7.1989 Als „elder statesman“ (etwa: früherer Staatsmann mit Einfluß) fühlt er [Helmut Schmidt] sich korrekter bezeichnet denn als „Ex-Kanzler“. Das klinge wie „Ex-Frau“ oder nach dem Bier, das man „ex“ leertrinke, meinte er. Da sei der „statesman“ schon besser, obwohl man normalerweise erst zehn Jahre nach seinem Tod zum Staatsmann ernannt werde (z). Mannh. Morgen JS.J.iSSJ Wodka ex und Streit (Überschr.) Zu einem handfesten Streit kam es zwischen drei jungen Männern [...], nachdem ein 21jähriger so hatten seine Kumpane bei der Polizei ausgesagt, fast eine ganze Flasche Wodka allein gekippt hatte (Z). Mannh. Morgen 21./ 22.9.1996 Fünf Halblitergläser mit Schnaps mußte ein japanischer Hochschulabsolvent zur Einstandsfeier im Betrieb binnen weniger Minuten ex hinunterkippen (z). <?page no="165"?> Das Präfix ex- 155 Zeit 18.10.1996 Die russisch-burjatische Sitte des Toastens hatte Trinkfestigkeit verlangt. Man steht auf, sagt sich Freundlichkeiten und trinkt den Wodka ex (z). Mannh. Morgen 22.1.1997 Nach „Ex“ in die Ausnüchterung (Überschr.) [...] wurde er dabei ertappt, wie er eine Flasche Spirituosen aus einem Regal nahm und auf ex austrank (z). ex Adv. (1831) ‘zu Ende, fertig, aus, vorbei, am Ende, tot’ wohl aufgekommen zur Interjektion ex! , möglicherweise auch unter erneutem Einfluß der lat. Präposition ex; gebucht seit früherem 19. Jh. zunächst für die Studentenspr. (1831/ Kluge 1895), dann auch in der Umgangsspr. nachgewiesen; früher auch im latinisierenden Syntagma ex est. Vgl. im Gegensatz zu dt. ex das umgangsspr. engl. Adj./ Adv. ex ‘former, quondam; outdated, passe’ (OED 1989) das sich offenbar, wie die Paraphrasen schon nahelegen, aus ex- ‘ehemalig, früher’ selbst entwickelt hat und nach den Belegkontexten auch in deutlicher sprachspielerischer Abhängigkeit von ex-Kombinationen steht; 1831/ Kluge 1895 ex zu Ende, fertig 1831, 1846 (z). SANDERS FWB 1871 adv.: aus, z.B. Die Schießerei ist ex [zu Ende, vorbei] (BG). Voss. Ztg. 15.1.1929 Streik ex est! Die Sportstudenten arbeiten wieder (Überschr.) [...] damit ist der Streik beendet, und jeder Streit kann jetzt sozusagen in Ruhe ausgetragen werden (SB). Spiegel 23, 1966, 72 Ich dachte, mein Gott, die Frau geht auf der Stelle ex (1976 DUDEN GWB 1976ff.) (BG). 1976 DUDEN GWB 1976ff. 1. ex trinken (sein Glas mit einem alkoholischen Getränk in einem Zug leer trinken): er trank [sein Glas] ex auf ihr Wohl; (als Aufforderung auch alleinstehend: ) ex! , auf das Wohl des Gastgebers! [...] 2. (ugs.) vorbei, aus, zu Ende, diese Freundschaft ist ex; damit ist es ex; 3. (salopp) tot: der Patient von nebenan soll auch ex sein (BG). Gong 15.7.1995 (zum Fernsehfilm Ex, arte 21.7.1995, 20.40) Ex: Auf der Beerdigung macht Stefans Vater [...] den Freunden seines verstorbenen Sohnes schwere Vorwürfe. Er behauptet, sie seien an dem tödlichen Unfall schuld (z). Mannh. Morgen 16./ 17.12.1995 Der fragte nur lakonisch: „Was steht am Telex-Ende? “ „Ex“, sagte v. Treskow, wie „Aus“, „Finito“. „Nein“, sagte van Well, „wie ‘exercise’, Übung“ (Z). Ex M. (1993) (Mediziner-Jargon) ‘Toter’ Spiegel 6.12.1993 Die Station ruft an: Ein „Ex“ in Zimmer 5. „Wir haben Kundschaft für euch“, heißt es, wenn es witzig klingen soll (z). exen V. trans. und intrans. (1973) ‘einen Schüler/ Studenten relegieren, von der (Hoch-)Schule verweisen’; auch ‘die Schule schwänzen’ zunächst wohl regionalspr.; erst in jüngster Zeit gebucht als Ausdruck der Schülerbzw. Studentenspr.; neben der hier angenommenen deadverbiellen Ableitung zu ex ‘zu Ende, fertig, aus, vorbei, am Ende, tot’ wäre auch Kürzung aus exmatrikulieren „jmdn. aus dem Namenverzeichnis einer Hochschule streichen“ (DUDEN GFWB 1994) in Betracht zu ziehen. <?page no="166"?> 156 Gabriele Hoppe Das Verb exen könnte jedoch auch in Zusammenhang mit ex- ‘ehemalig, früher gebracht und im Sinne einer Wortbildungsbedeutung ‘einen Schüler/ Studenten zum Ehemaligen, jmd. zum Ex-Schüler/ Ex-Studenten machen’ analysiert werden; damit wäre ein ex- ‘ehemalig, früher’ als okkasionell verwendetes (basisfähiges) Konfix angenommen; vgl. auch 3.1.2 Kat; Plenzdorf 1973 Leiden des jungen IV. S3 Dieser Salinger ist ein edler Kerl. Wie er da in diesem nassen New York rumkraucht und nicht nach Hause kann, weil er von dieser Schule abgehauen ist, wo sie ihn sowieso exen wollten, das ging mir immer ungeheuer an die Nieren (z). DUDEN FWB 1990 exen [...]: 1. (Schülerspr., Studentenspr.) von der [Hochj-schule weisen. 2. (Schülerspr.) eine Unterrichtsstunde unentschuldigt versäumen (SG). ex und hopp Syntagma (1967) „1967 aufgekommen bei einer Werbeagentur als Werbespruch für Einwegflaschen“ (KÜPPER 1987); wohl innerhalb des Dt. teillehngebildet aus ex, speziell wohl der exhortativen Interjektion ex\ der Bed. ‘ausgetrunken! ’ (s.o.) und der dt. umgangsspr. exhortativen Interjektion hoppl ‘los! weg! ’; 1 entsprechend dem für 1967 bezeugten Werbeslogan relativ spät (1975), und dabei nicht eindeutig gegenüber 2 abgrenzbar, nachgewiesen als Ausruf im Sinne von ‘das Glas leergetrunken und rasch weg damit! ’; 2 dagegen schon für Anfang der 70er Jahre (KÜPPER 1987) bezeugt als allgemeiner, im negativ wertenden Sinne von ‘ausgebraucht und weggeworfen’; auch in Verbindung mit subst. Lexemen auftretend (vgl. Wegwerf-)’, zunächst hauptsächlich in der Umweltdiskussion verwendet und dabei kritisch bezogen auf Warenbehältnisse, die nicht auf Pfand ausgegeben werden, sondern zum Wegwerfen ohne Wiederverwertung bestimmt sind, dann konsum- und allgemein zeitkritisch bezogen auf Waren überhaupt, mit ihrem kalkulierten raschen Verschleiß und schnellen Austausch, und auch bezogen auf entsprechende, als Waren gesehene Gegenstände der öffentlichen Kultur; vgl. Kombinationen wie Exund-hopp-(Ver-)Packung, -Ware-, von hier aus häufig bezogen auf Zeit, Zeitgeist, Einstellungen und Prinzipien bzw. als determinierendes Syntagma in entsprechende Kombinationen eintretend, wie Ex-und-hopp-Ära, -Mentalität (vgl. hierzu auch Kombinationen wie Wegwerfgesellschaft, -mentalität); gelegentlich auch verwendet in Bezug auf Personen(gruppen) (vgl. hierzu in jüngster Zeit häufig nachgewiesenes Wegwerfmensch). Hierzu das ebenfalls schon für Anfang der 70er Jahre bezeugte (KÜPPER 1987) Verbalsyntagma ex-und-hopp-gehen der Bed. ‘an Rauschgift sterben’; vgl. umgangsspr. hops bzw. ex gehen ‘sterben’; 1: 1967/ kOpper 1987 ex und hopp „1967 aufgekommen bei einer Werbeagentur als Werbespruch für Einwegflaschen“ (z). <?page no="167"?> Das Präfix ex- 157 Degener 1975 Heimsuchung 9 Hotte beendet schwungvoll den sakralen Rettungsversuch mit einer halbgefüllten Bierflasche. Ex und hopp. Scherben und Schaum vor dem Taufbecken (1976 DUDEN GWB 1976ff.) (bg). Claus/ Kutschern 1985 Faust (1989 Faust-Parodien 303) (Um zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält, tat der Magie er sich ergeben. Doch als er dort selbst keine Lösung seiner Fragen find’, er greifen will zum Letzten. Ein Fläschlein Gift grüßt vom Regale hoch hinab zu ihm). Faust Null Bock auf Future! Ich glaub, ich geb den Löffel freiwillig ab. Her mit dem Stoffund ab in die Kiste. Ex und hopp! (Doch eh’ es naht der Mund der gift’gen Schale sich, setzt ein gewaltig Tosen an: des Osterfestes erste Feierstunde beginnt mit Glockenschlägen und hält den Faust von seiner Tat zurück.) (Z). 2: 1970ff./ A't/ f’P.E.R 19#7Ex-und Hopp-Mann m Liebhaber für eine Nacht (z). Zeit 25.1.1985 Stop für Ex und hopp (Überschr.) [...] Schon erwägt man, in den Aldi- Märkten, in denen heute noch jeder dritte Kunde in der Bundesrepublik seine Cola, Limo oder den Fruchtsaft in der Ex-und hopp-Packung kauft, bald auf das Geschäft mit Getränken zu verzichten (CK). Zeit 1.3.1985 Lohnt sich denn die neue Vorschrift, wo doch nur ein Viertel des Angebots im Handel Ex-und hopp-Ware ist? (CK). Zeit 7.6.1985 Kann es in der Ex-und-hopp-Ära denn noch breiten Nachwuchs beim Pianieren geben, wo doch fünf bis sechs Jahre Üben und nochmals Üben dazugehören? (CK). Zeit 11,.6.1985 Er möchte am liebsten gar keine Ex-und-hopp-Dosen im Mull haben (CK). Mannh. Morgen 26.10.1985 Mit einer bundesweiten Aktion wollen Umweltverbande, SPD und Grüne heute vor der wachsenden Umweltbelastung durch „Ex-und-Hopp“- Einwegverpackungen warnen und für den Kauf von Mehrwegbehältern werben (CK). Mannh. Morgen 8.3.1986 „Die Gesellschaft muß weg von der Ex-und-hopp-Mentalität und umdrehen in Richtung langlebiger Gebrauchsgüter , fordern die Stadtoberhäupter in einer Umfrage ihrer Organisation (CK). Mannh. Morgen 4.1.1988 aber auch keine hurtig zusammengebauten Ex-und-hopp- Bilderbücher (CK). Mannh. Morgen 2.6.1988 Die ‘Ex-und-hopp’-Flaschen könnten das Müllproblem verschärfen (CK). Mannh. Morgen 15./ 16.7.1989 (Anz.) Ex, Hopp und Dioxin (überschr.) Ex und Hopp-Verpackungen aus PVC belasten bei der Herstellung und der Müllverbrennung die Umwelt mit hochgiftigen Chemikalien und Schwermetallen. Wenn Sie wissen möchten, was der BUND gegen die Vergiftung unserer Umwelt tut und wie Sie uns helfen können, die Verpackungsflut zu stoppen, schicken Sie uns bitte den Coupon (z). Mannh. Morgen 21.7.1989 Karierte Hochhausfassaden, ex und hopp (Überschr.) [...] Matteo Thun, Designer aus der Memphis-Ecke, propagierte hier die Ad-hoc-Fassade. Auswechselbar wie Mode und Styling, aus grellbuntem dünnen Blech gefertigt, paßt sie sich den jeweiligen gesellschaftlichen Bedürfnissen an und aktualisiert das urbane Bild (Z). Mannh. Morgen 11.9.1989 Deutscher Werkbund [...] „ex und hopp. Das Prinzip Wegwerf, eine Bilanz mit Verlusten“ (z). 1989 Buch journal Nr. 3, 62 Journalismus ist flüchtig. Die Zeitung-von gestern ist immer Altpapier. Denn die Artikel werden für den Tag geschrieben, „zum alsbaldigen Verbrauch“, ex und hopp sozusagen (z). Quick 27.3.1990 (Anz.) Ex und Hopp für Linsen. Jetzt gibt’s Kontaktlinsen „immer frisch“: Sie werden nach einer Woche einfach weggeworfen (Überschr.). Brillen zum <?page no="168"?> 158 Gabriele Hoppe Wegwerfen, die gibt’s täglich. Seit kurzem sind sogenannte Einmal-Kontaktlinsen auf dem Markt (Acuvue-System), die man nach siebentägiger Tragezeit einfach wegwirft und durch neue ersetzt [...]. Die neuen „Wegwerf-Kontaktlinsen“ sind besonders dünn und sauerstoffdurchlässig. Je sechs Linsen „schwimmen“ in einer handlichen Frische- Box (z). Spiegel 10.9.1990 Das schnelle Pfund, das die musikalisch promiskuitiven Kollegen ex und hopp in den Freudenhäusern der internationalen Klassikszene herausschlagen, schlägt er aus (z). Mannh. Morgen 2^./ 25.^.199S Eins ist klar: Mit unserem Abfall muß etwas geschehen. So wie früher nach dem Motto „ex und hopp“ kann es nicht weitergehen (z). Mannh. Morgen 15.1993 Ex und hopp passe (Überschr.) [...] Eine Ex-und hopp- Besetzung kann sich die SPD nun wahrlich nicht mehr leisten. Nach Lafontaine und Engholm verbietet sich auch nur der Gedanke an weitere Experimente (z). Spiegel 6.12.1993 Kann einer heutzutage überhaupt noch zu der universalen Größe eines Max Schmeling, Uwe Seeler oder Franz Beckenbauer aufsteigen? Oder erzeugt die Inflation immer neuer Super-, Ultra- und Megastars einen Ex-und hopp-Rummel, der meist Monate, selten Jahre und nie mehr ein Jahrzehnt überdauert? Zählen Typen oder Siege? Wie schnell Helden ins Vergessen stürzen, beweist der Schwimmer Michael Groß (Z). Spiegel 24.1.1994 Zurückhaltung und Skepsis gegenüber allen Ex-und-hopp-Werten sind darum die obersten Tugenden jener Normenkundler, die das Beratergeschäft meiden (Z). Mannh. Morgen 21.3.1994 „Ich will die Leute ansprechen. Sie sollen sich Gedanken machen über die Umweltbelastung, die unsere Ex-und-hopp-Wegwerfgesellschaft verursacht“ (z). Mannh. Morgen 25.3.1994 Aber um Intimität, knisternde Erotik und frivole Geschichten geht es Hilsdorf ja auch gar nicht, muß es ihm allerdings nicht gehen, weil Schnitzler selbst in seinem „Reigen“ unter anderem bereits früh das sexuelle Verhalten einer Gesellschaft beklagt, die gewissermaßen vorwegnimmt, was wir heutzutage als „hoppund-ex“[! ]-Mentalität zu bezeichnen pflegen (z). Spiegel 27.6.1994 Danach sollen künftig sehr viel weniger Bierdosen, Milchtüten und Blisterschachteln vom gewöhnlichen Müll abgetrennt werden. Gegen Sammler und Sortierer setzt die Europäische Union eine altbewährte Methode: Ex und hopp (z). 3.9.2.2 l -ex, produktive Lehn-Wortbildungseinheit der Bed. ‘fort, weg’ oder frequente, nicht-motivierte formale Sequenz \ex\ aus der Serie |Vokal + z |? \ex\ ist aufgekommen wohl in den 20er, bes. 30er Jahren mit weiteren hochfrequenten Sequenzen der Form [Vokal + x\ in weitgehend unmotivierten engl./ amerikan. und frz. WB-Produkten (Waren- und Firmennamen). Für die Herausbildung solcher Sequenzen wird Einfluß von auf x endenden Lehnwörtern aus dem Lat. angenommen, bes. Einfluß der auch in der Werbespr. und Produktnamengebung verwendeten Lexeme simplex, duplex und triplex ‘ein-, zwei-, dreifach’ (Galliot 1955). In deutschen Sekundärquellen sind Waren- und Firmennamen mit der Sequenz \ex\ seit den 60er Jahren zahlreich bezeugt. Dabei wird die Sequenz selbst gelegentlich als terminale, aber unmotivierte, formale WB-Einheit behandelt. So finden sich in Carstensen (Ms.) um 1980 unter -(t)ex: Bi- <?page no="169"?> Das Präfix ex- 159 dex, Daumex. Hornitex, Kardex, Lavex, Modulex, Agfa Movex, Multiplex, Playtex, Kemdex) dennoch ist dabei für keine der vorliegenden Kombinationen eine Motivationsstruktur im Sinne eines l -ex ‘fort, weg’ (mit dem in der Basis Genannten) angenommen, wie die Lemmatisierung der WB-Einheit als -(t)ex schon vermuten ließ. Entsprechend erfolgt auch für -tex in bestimmten Kombinationen nicht Annahme einer LWB-Einheit als Repräsentation von Textil. In anderen Darstellungen wird selbst eine solche lediglich formalwortbildungsbezogene Einteilung von Waren- oder Firmennamen nicht versucht; vgl. in Römer (1968) die auf |er| endenden Einträge wie Bolex, Lavex, OKA-tuflex, Radex. Für das Dt. scheint sich im Zusammenhang dieser Waren- und Firmennamen mit der weitgehend nicht-motivierten terminalen Sequenz | ex\ eine LWB-Einheit 1 -ex der Bed. ‘fort, weg’ herausgebildet zu haben. Diese Herausbildung steht möglicherweise unter dem besonderen Einfluß von absolut verwendetem ex der umgangsspr. Bed. ‘aus, tot’ (vgl. 3.9.2.1). Bindestrichsetzung (bei gleichzeitiger Großschreibung) stützt die Annahme einer Motivationsstruktur, z.B. in Akne-Ex oder Rheuma-Ex. Das Vorliegen gerade indigener Lexeme oder völlig in die Gemeinspr. integrierter Lehnwörter als Basiseinheiten, die zudem Ausdrücke der Alltagswelt darstellen, könnte Indiz für eine Wortbildungsabsicht in diesem Sinne sein; vgl. Eis, in Eis-Ex; Hase, in Hasen-Ex-, Schnecke, in Schnecken-Ex und eben Rheuma, in Rheuma-Ex. Insgesamt läßt sich aber für einzelne Waren- und Firmennamen nicht entscheiden, ob selbst bei möglicher Motivierbarkeit im Sinne einer LWB- Einheit '-ex im Wortbildungsprozeß selbst nicht ein WB-Produkt mit einer lediglich formalen Sequenz [Vokal + x\ intendiert war. Sternes: beispielsweise ist ausgewiesen als „Pflaumenentsteiner“, analysierbar als Stein + '-ex; jedoch läßt eine Reihe von ebenfalls auf [Vokal + x\ ausgehenden Warennamen derselben Firma für Haushaltskleingeräte, die zu einem ähnlichen Verwendungsbereich gehören, die Vermutung aufkommen, man habe eine Warenserie mittels einer terminalen Sequenz \ex\ oder einer anderen Sequenz der Form [Vokal + x\ benennen wollen, z.B. Decorex spezial Mehrzweckgarnierer; Rondex Eierteiler; Radimax Rettichschneider. Dennoch rechtfertigen wohl von Informanten erhaltene Bestätigungen einer Wortbildungsabsicht im Sinne eines '-ex ‘fort, weg’ bei der Produkt- und Firmennamengebung und motivierende Analysen jeweils unter Verweis auf ex und ex und hopp -, wie sie in Einzelfällen erreicht werden konnten, den vorsichtigen Ansatz einer motivierten LWB-Einheit. Diese Gruppe stark umgangsspr. empfundener Einheiten wurde, unter Verweis auch auf das als salopp gewertete ex- ‘ehemalig, früher’, gerade als <?page no="170"?> 160 Gabriele Hoppe Argument gegen eine Verwendung eines also als motiviert empfundenen - 1 -ex in der wissenschaftlich orientierten med./ pharm. Produktnamengebung angeführt. Eine motivierte LWB-Einheit l -ex der Bed. ‘weg, fort’ würde Waren oder Firmen, die in der Kombination selbst keine ausdrucksseitige Entsprechung haben, als solche benennen, die zur Abhaltung/ Beseitigung/ Entfernung/ Heilung/ Unterdrückung/ Verhinderung der in der Basis genannten Sachen/ Sachverhalte bzw. Lebewesen dienen. Zu einem solchen l -tx vgl. die teilsynonymen und funktionalstilistisch entsprechenden entlehnten und indigenen gebundenen oder speziell gebunden verwendeten Einheiten, wie ant(i)-, -entferner, -hemmer, -killer, kontra-, par(a)-, -stop, -stopper, -teufel, -tod, -weg, wie sie innerhalb eines <PRO UND CONTRA>-Paradigmas zu beschreiben sein werden. Eine LWB-Einheit '-ex könnte damit vorliegen in den pharmazeutischen Produktnamen oder Produktnamen für Haushaltsmittel im weitesten Sinne wie Akne-Ex ‘Mittel zur Beseitigung der Akne’; Cerumenex ‘Mittel zum Entfernen von Ohrenschmalz’ (zu fachspr. (Med.) Cerumen, Zerumen ‘Ohrenschmalz’; Daumex, auch um das Suffix -ol erweitertes Daumexol ‘übelschmeckendes Einreibemittel für die Fingernägel zur Verhinderung von Daumenlutschen und Nägelkauen’; Fibrex ‘Mittel gegen Fieber’; Hasen-Ex ‘Sprühmittel für Gartenzäune zur Abhaltung knabbernden Wilds’; Lactimex ‘Mittel zur Verhinderung der Muttermilchproduktion’ (zu fachspr. (Med.) Laktation ‘Muttermilchproduktion’); Rheuma-Ex, Rheumex ‘Mittel zur Heilung von Rheuma’; Schnecken-Ex ‘Mittel zur Beseitigung von Schnecken’; Spasmex ‘Mittel zur Beseitigung von Krampfzuständen’ (zu fachspr. (Med.) Spasmus (PI. Spasmen) ‘Verkrampfung’); Strumex ‘Mittel zur Verhinderung einer Vergrößerung der Schilddrüse, Beseitigung eines Kropfes’ (zu fachspr. (Med.) Struma ‘Kropf; Schilddrüsenvergrößerung’); Vomex ‘Mittel zur Unterdrückung des Brechreizes’ (zu fachspr. (Med.) Vomitus ‘Erbrechen’) in den Warennamen von haushaltstechnischem Kleingerät wie Steinex ‘Gerät zur Beseitigung von Obststeinen’ in dem Firmennamen Data [Logo] ex (zu engl, data (PI.) ‘(technische) Daten, Unterlagen’) ‘Firma für Aktenvernichtung’. <?page no="171"?> Das Präfix ex- 161 Da genaue Kenntnis der Wortbildungsabsicht in der Regel fehlt, bleiben solche Analysen fast immer im Bereich des Hypothetischen; zu ähnlichen Problemen s.u. 3.9.2.3; 60er, 70er Jahre/ Tagesspiegel 25.7.1995 Vom „Hasen-Ex“ zum Kinder-Snack. Die Spraydose wird 40 Jahre alt. Viel geliebt und viel geschmäht (Überschr.) [...] Hinzu kam die Lust am Sprayen: In den 60er und 70er Jahren wurde in die Dose gepreßt, was nur irgendwie paßte: Hasen-Ex sollte Hasen und Rotwild den Knabberspaß an Gartenzäunen verleiden (z). CARSTENSEN (MS.) um 1980 Daumex (z). ROTE LISTE 1981 Lactimex [...] Anw.: Zur Unterdrückung der Laktation (z). ROTE LISTE 1981 Akne-Ex [...] Anw.: Akne vulgaris (z). ROTE LISTE 1981 Spasmex [...] Anw.: Spasmen u. Dyskinesien d. glatten Muskulatur im Bereich d. Magen-Darm-Kanals (z). ROTE LISTE 1981 Rheuma-Ex [...] Anw.: Gelenk-, Rheuma- und Muskelschmerzen (Z). ROTE LISTE 1981 Rheumex [...] Anw.: Schmerzen, Grippe, Rheuma (z). ROTE LISTE 1981 Strumex [...] Anw.: Jodmangelstruma (z). Mannh. Morgen 23.1.1985 Die alternativen Streumittel (Öko-Tau und Eis-Ex) ließen sich in ihren Auswirkungen auf die Umwelt noch nicht beurteilen (CK). JPI (Handbuchkorpus 1985) [zu Vomex A retard) Vomex A setzt zentral die Erregbarkeit verschiedener Stammhirnzentren, besonders die des Innenohres und der Brechzentren herab (CK). Arzneimiüelverz. (DDR) 1986 (bnefl. Dt. Hyg.-Museum 27.3.1993) Fibrex gegen Fieber und Schmerzen (z). Arzneimiüelverz. (DDR) 1986 (briefl. Dt. Hyg.-Museum 27.3.1993) Tabex zur Raucherentwöhnung (z). gesehen 1989 (Westmark) Steinex. Pflaumenentsteiner (z). vor 1990/ Schnecken-Ex [bezeugt von Informanten für die DDR] (z). 1992 Beipackzettel (Pfleger, Bamberg) Spasmex 5. Spasmolytikum. Der in Spasmex 5 enthaltene Wirkstoff Trospiumchlorid ist ein in unseren Laboratorien entwickeltes, auf die glatte Muskulatur krampflösend wirkendes Mittel mit rasch einsetzender Wirkung (Z). gesehen [Apotheke]! 993 Daumexol (z). Werbeaufschrift [Firmenwagen] gesehen 1993 die vernichtende Idee, data [Logo] ex. Aktenvernichtung vor Ort (z). 1995 Elle 2, 9f Schlimm genug, daß sie mit dem Geruch seines Rasierwassers in der Nase sterben muß, so stechend als würde es die Rasur sparen und Bartstoppeln wegätzen: das Unkraut-Ex unter den After-shaves (z). 1995 Beipackzettel Mundipharma, Limburg/ Lahn Cerumenex [...] Zum Lösen und Entfernen von Ohrenschmalz (Cerumen) (z). Spiegel 12.8.1996 Auf dem sogenannten Spurensicherungsstreifen, der früher regelmäßig mit Unkraut-Ex von Grünzeug freigehalten wurde, sprießt das Gras (z). Produktaufschrift 1997 dein Schimmel-Ex/ Chlorfrei/ Biologisch abbaubar [...] gegen: Schimmel/ Pilzbefall/ Algen/ Zur Reinigung und Vorbeugung an Wänden, Fliesen und Platten (Sanitärbereich) (z). <?page no="172"?> 162 Gabriele Hoppe 3.9.2.3 2 ex-, 2 -ex, Lehn-Wortbildungseinheiten als Repräsentationen von unterschiedlichen t 1 - 1 ex-Kombinationen/ Lehnwörtern mit |ex| vgl. 3.9.2.5 Vorbemerkung Neben den im Zusammenhang der Kombinemkategorie (3.1.Iff. Kat) am Beispielfall exbehandelten unterschiedlichen Arten lexematisierter Kürzung finden sich in der Lehn-Wortbildung der modernen europäischen Sprachen und als eines ihrer spezifischen Merkmale ebenso unterschiedliche Arten der Kürzung von komplexen Lehnwörtern/ LWB- Produkten zu Einheiten unterhalb der Wortgrenze. Diese treten ihrerseits als gebundene LWB-Einheiten in der Kombinationsbed. in LWB-Produkte ein. Sie stellen als mehr oder weniger systematisierte, semantisch volle oder semantisch leere LWB-Einheiten „Repräsentationen“ der ursprünglichen komplexen Lexeme in LWB-Produkten dar, wie photoals Repräsentation von Photographie, z.B. in Phototypie-, vgl. COTTEZ (1988), unter 2. photo-. Morphematisierung von komplexen Einheiten ist nach Cottez 1980, der nicht nur auf das Phänomen aufmerksam gemacht, sondern es auch systematisch in entsprechenden Kombinemartikeln behandelt hat, ein Spezifikum fachspr. (Lehn-)Wortbildung; vgl. Kap. 4) der Einführung, „La fonction de «representation> de certains formants“, wo das Phänomen der Repräsentation von Kombinationen in Kombinationen auch von dem der Lexemkürzung abgegrenzt wird: „Nous employons ici le terme REPRESENTER un peu dans le meme sens que lorsqu’on dit d’un chef de cabinet qu’il represente le ministre dans une ceremonie. II s’agit ici d un phenomeme capital dans la constitution du vocabulaire savant: une unite lexicale complexe est representee, dans une autre unite complexe, par une forme reduite qui joue le role de formant. Precisons bien que ce phenomene n’a rien ä voir avec les troncations familieres, comme veto, cinema, prof, bus etc. Ces formes abregees (par apocope ou apherese) sont de veritables mots, fonctionnant comme toute autre unite lexicale; au lieu que al, cyano, leuco, phtal, sclero ne peuvent etre employes comme unites autonomes et n’existent qu’en tant que formants charges de representer une unite dans une autre unite. Cette fonction de representation assuree par certains signes est une fonction linguistique de premiere importance qui semble avoir echapper aux linguistes. Le vocabulaire de construction savante ne peut s’expliquer, et n’aurait pu se developper, sans cette fonction.“ (Cottez 1980, XII; vgl. hierzu ausführlicher in Cottez 1994, 687ff. die Darstellung der Funktion der Repräsentation innerhalb der Entwicklung der chemischen Nomenklatur). Solche Morphematisierung von komplexen Lexemen zu WB-Morphemen in der Lexembedeutung, die zu unterscheiden ist von der Kombinem- <?page no="173"?> Das Präfix ex- 163 Gewinnung aus Lexemen in Prozessen der Analogie (vgl. ex-, aus Exjesuit), ist nicht allein kennzeichend für die fachsprachliche Lehn-Wortbildung. Sie läßt sich auch in der gemeinspr. (bes. bildungsspr.) Lehn-Wortbildung nachweisen; vgl. beispielsweise zu -stroika morphematisiertes komplexes Perestroika, das in modernen europäischen Sprachen Perestroika in seiner Bedeutung ‘Umgestaltung’ in scherzhaften Kombinationen unterschiedlicher Strukturtypen repräsentiert und damit eine der Möglichkeiten scherzhafter Wortbildung mit diesem Lehnwort darstellt; beispielsweise dt. Latinostrojka ‘Umgestaltung Lateinamerikas’; frz. grossessestroika ‘Umgestaltung, Verwandlung der Schwangerschaft; Schwangerschaftsabbruch, Abtreibung’ [in der Ex-DDR]; frz. mongolstroika ‘Umgestaltung der Mongolei (auf mongolische Weise)’; pepetes-stroi'ka ‘Zasterverwandlung’ [für ein Gorbatschow gewährtes französisches Darlehen] und: frz. pureestroi'ka ‘Verwandlung in Puree’ [von Kartoffeln, die auf russischen Feldern verfaulen]; frz. prosperestroi'ka ‘Umgestaltung in Richtung auf Florierendes’ [für Umwandlungen in Rußland in Richtung auf kapitalistische Verhältnisse] sowie: dt. Castroika [haplologisch, statt Castrostroika-, für die von Fidel Castro nicht durchgeführten Reformen]; frz. Fatimastroika [für die lange erwartete und nunmehr bevorstehende marianische Bekehrung Rußlands infolge der Ereignisse von Fatima und entsprechend den damit verbundenen Weissagungen]; dt. Pretoriastroika [für die von Pretoria durchgeführten politischen Reformen in Südafrika]; dt. Salinastroika [für die von Carlos Salinas in Mexiko durchgeführten Wirtschaftsreformen]. Auf Repräsentation als Phänomen auch der gemeinspr. (bildungsspr.) Wortbildung ist in Cottez (1994) ebenfalls verwiesen (690). Der Nachweis für eine „Repräsentation“ läßt sich aus der Kombination allein nicht führen: Nur in Kenntnis fachspr./ varietätenspezifischer Lehn-Wortbildung und in Kenntnis einer reihenhaft mit einer speziellen Bed. in Wortbildungsprodukten eines (Fach-)Bereichs nachgewiesenen morphematisierten Wortbildungseinheit kann zwischen dem Phänomen der Repräsentation eines (entlehnten oder lehngebildeten) Lexems in einer Kombination und dem einer mehr oder weniger zufälligen singulären Kürzung eines Kompositums unterschieden werden. Auch dann lassen sich Kombinationen erst durch genaue Kenntnis der Wortbildungsabsicht des Wortbildenden, die oft nicht zu ermitteln ist, eindeutig motivieren; vgl. unter diesem Aspekt die ‘Benennungsgeschichten’ in den Artikeln von COTTEZ. Zu ähnlichen Problemen s.o. 3.9.2.2. Vgl. unten Exbeinprothese: Liegt der Kombination überhaupt in irgendeiner Weise das Lexem Exartikulation zugrunde, wie es von der enzyklopädischen Bedeutung von Exbeinprothese her hypothetisch angesetzt werden kann? Wenn ja: Gibt es in der medizinischen Fachspr. nachweisbar eine mehr oder weniger systematisierte initiale LWB-Einheit exals Repräsentation von <?page no="174"?> 164 Gabriele Hoppe Exartikulation, die in Kombinationen wie Exbeinprothese eintritt? Oder handelt es sich um eine vereinzelte Kürzung aus Exartikulationsbeinprothese? Es ist zu vermuten, daß 2 ex-, 2 -ex als semantisch relativ leere, mehr oder weniger systematisierte initiale bzw. terminale LWB-Einheiten in fachspr. Bezeichnungen und Eigennamen des Dt. oder anderer moderner europäischer Sprachen (letztlich auf das Lat. zurückgehende) Lehnwörter mit präfixalem Wexrepräsentieren, die auch für das Dt. nachgewiesen oder gebucht sind wie Exchange, Explosion und Export (sämtlich DUDEN FWB 1990); vgl. hierzu auch die zahlreich in WEBSTER INTERNAT. 1976 aufgeführten Olez-Bildungen, die offenbar systematisch zu ex („ex abbr.“ gekürzt sind, darunter von den oben genannten 4 exchange und 11 export). 2 exals Repräsentation von Explosion ist gesichert in fachspr. (Technik) dt. Exschutz (Fleischer/ Barz 1992, 206 (FACHWORT 1984, 93)); hieraus hat sich (nach Auskunft von Fachleuten/ Fachwissenschaftlern) wiederum ein 2 exim Sinne von ‘explosionsgeschützt’ als Repräsentation entwickelt, vgl. Ex-Getriebemotor (1964, CK) und Ex-Schalter (1987, CK). Zum Problem Exartikulation und exin Exarmprothese „Armprothese mit Schulterkappe zum Ersatz eines im Schultergelenk bzw. dicht darunter abgesetzten Arms“ und Exbeinprothese „Beinprothese mit Beckenschale [...] u. Tragevorrichtung als Ersatz eines im Hüftgelenk oder dicht darunter abgesetzten Beines“ (beide Roche 1987; vgl. ebd. Exartikulation „Absetzen einer Gliedmaße bzw. eines ihrer Abschnitte im Gelenk“) s.o. Gesicherte Erkenntnisse liegen nicht vor. 2 -ex: 2 -ex liegt zwar erkennbar reihenhaft vor, es tritt aber im Unterschied zu den 2 ei-Repräsentationen als systematische Kürzung von (1) ex-Bildungen nur innerhalb von Kurzwörtern selbst auf in innerhalb des Dt. und innerhalb anderer moderner europäischer Sprachen gebildeten Firmennamen, denen hypothetisch die Wez-Bildung Export zugrundegelegt werden kann, wie in Limex (DDR-Außenhandelsunternehmen), Polimex (Polnische Außenhandelszentrale); vgl. oben WEBSTER INTERNAT. 1976. in innerhalb des Engl./ Amerikan. gebildeten und ins Dt. entlehnten Verfahrensbezeichnungen, denen gesichert die PWBildung Exchange zugrundeliegt, wie in Telex „<Kurzw. aus engl, teleprinter exchange „Fernschreiber-Austausch“ >“ (DUDEN GFWB 1994); wie in Temex „<Kurzw. aus engl, telemetry exchange „Fernüberwachungsaustausch“>“ (DUDEN GFWB 1994); vgl. oben WEBSTER INTERNAT. 1976. <?page no="175"?> Das Präfix ex- 165 3.9.2.4 ex, ‘aus; aus ... heraus’, ‘von ... aus’, Bestandteil von Syntagmen ex, zurückgehend auf die lat. Präp. ex, findet sich in zahlreichen dt. Syntagmen, die aus dem Lat. (Spätlat., Mlat. oder Nlat.) entlehnt oder innerhalb des Dt. latinisierend lehngebildet sind, sowie in entlehnten oder teillehnübersetzten Syntagmen, die in anderen modernen europäischen Sprachen lehngebildet sind, wie in ex alimentatione, ex cathedra, Ex LibrisIExlibris N., ex nunc, ex officio, ex Schiff, zu Ex Libris/ Exlibris s. den Artikel in Hoppe 1998 (2), 4. Belegteil, unter Bibliothek. Solche Syntagmen stehen nicht in Zusammenhang mit ex-Syntagmen, wie sie sich im Dt. offenbar auf dem Hintergrund von ex- ‘ehemalig, früher’ entwickelt haben (ex ‘vormals (mit Namen)’); zu diesen vgl. 3.1.1.1.3 Kat. 3.9.2.5 1 ex- (e-, ef-, ek-), initiales Segment in deutschen Lehnwörtern 1 ex- (e-, ef-, ek-) ist selten als Lehn-Wortbildungseinheit nachgewiesen. Es findet sich hauptsächlich in Lehnwörtern. 3.9.2.5.1 Auf lateinisches ex zurückgehende Lehnwörter 1 extritt auf in zahlreichen (über andere moderne europäische Sprachen) letztlich auf das Lat. (Mlat./ Nlat.) zurückgehenden, häufig verdunkelten Lehnwörtern, die mit der präfixal verwendeten Präposition ex- (Kontaktvarianten e-, ef-) gebildet sind (vgl. 3.8 Etym); vgl. Lehnwörter wie echauffieren, Effekt, effilieren, eliminieren, eloquent, emigrieren, exakt, Examen, Exempel, Exil, Exmission/ Emission, Expedition, exquisit, Extension, Extrakt .... 3.9.2.5.2 Auf griechisches e£, urverwandt mit lateinischem ex, zurückgehende Lehnwörter 1 exfindet sich in auf das Griech. zurückgehenden Lehnwörtern, die mit der Präp. (e/ c vor Konsonant), urverwandt mit der lat. Präp. ex, gebildet sind; vgl. Lehnwörter wie Ekstase, Exodus .... Zu beiden Gruppen vgl. entsprechende Wortartikel in „Fremdwörterbüchern“ (DFWB, ETYM. WB, DUDEN (G)FWB). Eine produktive fachspr. oder gemeinspr. (bildungsspr.) dt. LWB-Einheit hat sich aus solchen Lehnwörtern oder in direkter Übernahme nicht entwickelt; innerhalb des Dt. mit ex- (zu lat. ex-) vereinzelt lehngebildete Kombinationen sind weder frequent, noch gemeinspr. (bildungsspr.) geläufig, wie die nur studentenspr. (Burschenschaftsjargon) seit frühem 19. Jh. gebuchten Kombinationen mit indigenen Basiseinheiten exkneifen <?page no="176"?> 166 Gabriele Hoppe ‘sich von der Universität heimlich entfernen’ (1813/ Kluge 1895); exkratzen ‘entfliehen’ (1825/ ebd.); Exkneipe ‘Kneipe, aus der man ausrückt’ (1846/ ebd.). 3.9.2.6 exo-, zu griechischem urverwandt mit lateinischem ex exoist exemplarisch für bestimmte Phänomene von Entlehung und Lehn- Wortbildung. Deshalb soll im folgenden auf das Kombinem kurz eingegangen werden. Mit der griech. Präp. e£, wie sie in auf das Griech. zurückgehenden Lehnwörtern vorliegt (s.o. 3.9.2.5.2) hängt wiederum zusammen das griech. Lokaladv. y e(io ‘außen, draußen’ und ‘heraus’, das auch als Präp. (mit Gen.) der lokalen (auch übertr.) Bed. ‘außerhalb von’ und ‘heraus ... aus’ verwendet wird. Griech. e£w tritt nicht als produktiv genutzte initiale Einheit in griech. Kombinationen ein; vereinzelt vorliegende und früh in moderne europäische Sprachen entlehnte Bildungen lassen sich wohl als sekundäre Nominalisierung einer Phrase mit dem Lokaladv. oder als Ableitung beschreiben; vgl. c(pjK(HTo<, ‘draußen schlafend, liegend’ (oder ‘aus dem Lager herauskommend’? ), aus e£u> und zu Kolroq ‘Lager, Bett; Schlafengehen’; als Subst. Name für einen Seefisch, der zeitweilig seinen natürlichen Lebensraum (zum Schlafen? vgl. PAPE) verläßt; vgl. auch exoterisch ‘für die breitere Öffentlichkeit bestimmt’, daher ‘allgemeinverständlich’ (zurückgehend auf griech. ‘äußerlich, ausländisch’, speziell c(üjrtpi.Kä, bezogen auf solche philosophische Schriften des Aristoteles, die für ein breiteres Publikum gedacht sind. Diese Lehnwörter dürften kaum von entscheidendem Einfluß für eine Musterherausbildung gewesen sein. Wahrscheinlich ist, auch in Anbetracht spezifischer früher fachspr. Bed. und Verwendung der LWB-Einheit exo-, eine unabhängige, allein in der Sprachkompetenz der Zeit begründete Übernahme der im Griech. nicht produktiv genutzten lexikalischen Einheit (Adv. und Präp.) zum Zwecke der fachspr. Wortbildung. exowäre damit ein Beispielfall für bewußte Mustersetzung in modernen lehn-wortbildenden europäischen Sprachen. Diese bewußte Mustersetzung als Rückgriff auf das Lexem-Repertoire der klassischen Sprachen steht dabei in Kontrast zur ursprungsspr. Wortbildung. Die Übernahme stellt einen besonderen Fall von Transferenz dar, neben der Kombinem- und Mustergewinnung durch Morphematisierung von komplexen (entlehnten) Einheiten oder der quasi direkten Übernahme von Lehnkombinemen bzw. Lehnmustern aus einem breiten Lehnwortfeld. exo-, das die Bed. <AUSSEN/ AUSSERHALB> in Kombinationen unterschiedlicher Strukturtypen einbringt, ist (entgegen COTTEZ 1988) seit <?page no="177"?> Das Präfix ex- 167 spätem 18./ Anfang 19. Jh. als produktive fachspr. LWB-Einheit moderner europäischer Sprachen nachgewiesen; zunächst tritt es ein zur Bildung von gräzisierenden Nomenklaturnamen der Botanik und Zoologie (Gattungs-, Spezies- und Familiennamen) innerhalb der an Finne anschließenden Klassifikationssysteme; vgl. Exoacantha, Exocarpus (beide Labillardiere), Exochnata (Fabricius), Exostyles (Schott) (sämtlich aus 1825 ERSCH-GRUBEK 1818ff.). In der Folge und bis heute besonders im Frz. und Engl./ Amerikan. in anderen, auch geisteswiss. Fachspr. produktiv; vgl. Kombinationen wie Exoallergie, Exobiologie, Exogamie, exogen, Exokannibalismus, exotherm, exozentrisch (s. hierzu COTTEZ 1988 und DUDEN GFWB 1994); für die Gemeinspr. (bes. Bildungsspr.) in jüngster Zeit innerhalb des Frz. nachgewiesen (Exobiographie, Titel einer Biographie). 3.9.2.7 extra, zu lateinisch ex 3.9.2.7.1 1 extra(-) ‘außergewöhnlich, besonders’ 1 extra{~) gemeinspr. (bildungsspr.) (LWB)-Einheit erst der modernen europäischen Sprachen als Repräsentation von extraordinarius. Beispiele: extrafleißig, Extraklasse. s. hierzu den Wortartikel extra im DF WB 3.9.2.7.2 2 extra- ‘außerhalb’ 2 extra-, produktive LWB-Einheit erst der modernen europäischen (Fach-) Sprachen, besonders der jüngeren Zeit. Beispiele: extrazellulär, Extrapunivität. 2 extraist im DFWB nicht behandelt. 3.10 Geschichtliche Entwicklung / Hist 3.10.1 Vorbemerkung Material zu ex- ‘ehemalig, früher’ aus der Schulz-Baslerschen Belegsammlung des IdS lag in äußerst bescheidenem Umfang vor: ca. 130 Belege (Types und Tokens! ) ausschließlich der Gemeinspr. (Bildungsspr.), verteilt über die gesamte Mustergeschichte bis in die 50er Jahre. Band I (A-K) (1913) des DFWB enthielt entsprechend für ein sog. Fremdwörterbuch sicher aus guten Gründen, die auch aus der vorliegenden ex-Monographie erhellen keine lemmatisierten ex-Kombinationen, auch keinen Kombinemartikel ex- ‘ehemalig, früher’ mit ex-Kombinationen als Untereinträgen bzw. an dessen Stelle tretende Lemmatisierung einer ex-Kombination zur Demonstration des Musters. Ich habe versucht, ex-Musteraufkommen, -integration und erste weitere Entwicklungsschritte in vermuteten historischen Zusammenhängen ansatzweise für die Amtsspr. (Kanzleispr.), ‘Fach- <?page no="178"?> 168 Gabriele Hoppe spr.’ (Historiographie) und Gemeinspr. (Bildungsspr.) zu erarbeiten und damit für diesen entscheidenden Zeitraum (vgl. entsprechend die Behandlung des semantischen Paradigmas, 3.6ff. SemPdgm) auch die Lücken im Belegmaterial zu schließen. Ohne diese Recherchen wären fundiertere Aussagen zur Kombinemgeschichte nicht möglich gewesen. Fragen bleiben: Beispielsweise müßte gezielter, als es mir möglich war, untersucht werden, ob dem offenkundigen und bis heute anhaltenden ex- Rückzug aus der Literatur auch ein einstweiliger Rückzug aus der Sprache der Presse von spätem 19. bis ca. früherem 20. Jh. entspricht oder ob die geringe Frequenz von Kombinationen den Defiziten der Schulz-Baslerschen und meiner eigenen Belegsammlung zuzuschreiben ist. Meine Stichproben an Regionalzeitungen und Zeitschriften dieses Zeitraums, besonders der unmittelbaren Nachkriegszeit (Weimarer Republik), waren weitgehend ohne ez-Befund. Bisherige Beschreibung von ex- und etymologische Darstellung ‘im Kontrast’ (vgl. 3.8ff. Etym) lassen schon erkennen, daß es sich bei ex- ‘ehemalig, früher’ der modernen europäischen Sprachen bei aller unterschiedlichen Musterherausbildung um einen besonderen Lehn-Muster-Typ handelt, der hinsichtlich der Ursprungssprache und ihrer späteren Sprachstufen durch folgende Spezifika gekennzeichnet ist: gewisse Tradierung und Bewahrung des ursprungssprachlichen Musters der jüngeren Stufe des Spätlat. in seiner syntaktisch-semantischen Struktur gewisse Wahrung auch der ursprungssprachlichen semantischen Leistung in Kombinationen, noch bis in die jüngste Zeit; vgl. besonders 3.4 Sem- Komb und 3.5 SemBas. Die Mustergenesen sind gekennzeichnet durch das weitgehend sachbedingte Fehlen eines Entlehnungsfeldes mit fachspr. oder gemeinspr. (bildungsspr.) integrierten Lehnwörtern aus dem Spätlat.; vgl. 3.8.1 Etym, die Breite der titelartig verwendeten spätlat. ez-Syntagmen und -Präfixbildungen. Auf das Spätlat. zurückgehende ex- Bildungen finden sich u.a. im Dt. nur ganz vereinzelt. Es handelt sich dabei um Fremdbezeichnungen (Zitatwörter) für aus höheren römischen Staatsämtern Geschiedene, wie sie für das Dt. in ihrer syntagmatischen Form vereinzelt, und zwar vor dem Aufkommen des dt. ez-Musters, gebucht und später ebenso vereinzelt als Präfixbildungen nachgewiesen sind; vgl. 4. Belegteil, 1734 Ex consule, Ex praetore, Ex quaestore (sämtlich in 1734 ZEDLER 1732ff.) und 1817 Ex-Consul. Die mlat. Wortneubildungen (vgl. 3.8.2 Etym) finden sich im Dt. nicht als Lehnwörter oder erkennbare Lehnübersetzungen. <?page no="179"?> Das Präfix ex- 169 Somit lag der Herausbildung von exim Unterschied zu anderen entlehnten Kombinemen, beispielsweise ant(i)-, kein auf die Ursprungsspr. zurückgehendes Feld von fach- oder gemeinspr. (bildungsspr.) integrierten Lehnwörtern zugrunde. Wie vollziehen sich nun Musterherausbildung und -integration im Dt. und in anderen modernen europäischen Sprachen? In der dt. historischen Lexikographie wird gemeinhin behauptet oder nahegelegt, die Genese eines gemeinspr. (bildungsspr.) dt. ez-Musters sei dt. Analogiebildungen zu spätlat., besonders frz. Vorbildern zu verdanken (exconsul, ex-ministrt). Die Herausbildung einer produktiven LWB-Einheit exweist in der Tat innerhalb der modernen europäischen Sprachen divergente Entwicklungen auf, wobei auch die Möglichkeit kontinuierlicher Beeinflussungen nicht ausgeschlossen ist. Musteraufkommen und -integration von dt. exvollziehen sich aber komplexer, als es die Wörterbuchangaben zunächst vermuten lassen. 3.10.2 Erstaufkommen des ez-Musters innerhalb des Französischen 3.10.2.1 Herausbildung des französischen ez-Musters im Ordenswesen Innerhalb der modernen europäischen Sprachen sind mit exlehngebildete Kombinationen, die Übereinstimmung mit dem spätlat./ mlat. Muster erkennen lassen, zunächst im Frz. aufgekommen; sie sind in den von mir benutzten frz. Wörterbüchern des früheren bis späteren 18. Jh. (FU- RETIERE 1727; DIC. de PACADEMIE FRANCOISE 1740; RICHELET 1959) gebucht und dabei teilweise auch schon für das 17. Jh. bezeugt oder belegt; s. im folgenden die Hinweise in 1980 TRESOR 1971ff. Es erscheinen anders als später in dt. Nachschlagewerken in diesen Wörterbüchern ez- Kombinationen begründetermaßen (vgl. 3.7.1 Komb) nicht nur als Untereinträge im ez-Artikel, sondern auch als Hauptlemmata oder deren Untereinträge; vereinzelt ist ein lat. Etymon beigegeben; gelegentlich folgen Belegnachweis oder Angabe der paternite, d.h. des Wortschöpfers. Auf die bereichsspezifische Verwendung wird allgemein hingewiesen; vgl. die in Hoppe (1993), Anm. 2 vollständig wiedergegebenen Artikel dieser Wörterbücher. Es handelt sich bei diesen ez-Kombinationen zum einen um bildungsspr., auch dem „stile badin & burlesque“ (FURE- TIERE 1727) zugeordnete Kombinationen, die in FURETIERE 1727 schon für das 17. Jh. nachgewiesen werden, wie ex-laquais und ex-roy, oder lediglich gebucht erscheinen, wie exeommis. Solche Kombinationen, de- <?page no="180"?> 170 Gabriele Hoppe ren Basiseinheiten indigene bzw. in das Frz. integrierte Lexeme darstellen, sind sicher keine Lehnwörter oder Lehnübersetzungen aus dem Mlat. oder Nlat., sondern innerhalb des Frz. in Musterkenntnis ad hoc lehngebildet aus einem als Wortbildungseinheit aufgefaßten ex- und den frz. Subst. laquais bzw. commis oder roy. Diesen ungewöhnlichen bildungsspr. ex-Kombinationen, die auf dem Hintergrund der ex-Kombinationen als Termini des Ordensbereichs (s. im folgenden) als scherzhafte Bildungen erscheinen (s.u. 3.10.3.1 und 3.10.3.2, Exjesuit vs. Exschuster), ist im Bildungszusammenhang der Zeit offenbar ein gewisser Zitatwert zugekommen. Das darf aus Quellen- und Verwendungshinweisen der oben genannten Wörterbücher geschlossen werden; vgl. beispielsweise RICHELET 1759 zu exlaquais: „Mezerai a ete inventeur de ce mot. Quelques-uns s’en sont servis apres lui.“ Es ist anzunehmen, daß solche bildungsspr. Zitierungen durch diese großen, in der damaligen ‘gebildeten Welt’ bekannten Wörterbücher zusammen mit den Buchungen selbst auch in anderen modernen europäischen Sprachen muster- und sogar kombinationsverbreitend gewirkt haben; vgl. das in den Briefen Pierre Bayles nachgewiesene ex-roy ‘Exkönig’ (FURETIERE 1727). zum anderen um gebuchte, wahrscheinlich schon vor der Zeit der uns vorliegenden Buchungen usuelle ex-Kombinationen aus dem Ordensbereich, deren Status als Lehnwörter (Lehnübersetzungen) aus dem Mlat. bzw. Nlat. oder als frz. LWB-Produkte insgesamt nicht völlig gesichert erscheint; so beispielsweise schon in FURETIERE 1727 gebuchtes, in RICHE- LET 1759 als veraltet markiertes ex-jesuite, das möglicherweise auf dem Hintergrund von JesuitenVerfolgung und Ordensverboten in bestimmten europäischen Ländern vor dieser Zeit häufiger aufgetreten war; vgl. im folgenden 3.10.3.1). Entwicklungen im Nlat. und mögliche direkte mlat./ nlat. Vorbilder für das Frz. sind für uns nicht nachweisbar, einzelne Buchungen wie exprovincialis, zu ex-provincial oder ex-jesuita, zu ex-jesuite (beide in RI- CHELET 1759) nicht gesichert. Die Art des Musteraufkommens in den modernen europäischen Sprachen (vgl. insgesamt 3.10 Hist) legt immerhin nahe, für das Frz. von einer Kontinuität von Muster und Musterverwendung auf dem Hintergrund auch von spezieller Vokabularkenntnis eines Bezeichnungsbereichs vom Mlat. her auszugehen; vgl. Etym 3.8.2, mlat. Bezeichnungen für ehemalige hohe Funktionsträger von Kirche und Orden wie exabhasj-abhatissa, ex{archi) episcopus. Die Genese eines frz. ex-Musters vollzog sich dabei möglicherweise auch auf dem Hintergrund einer Fremdmuster- und Fremdvokabular-Kompetenz im Zusammenhang spezieller Kenntnisse der tradierten spätlat. Fachliteratur (Kirchenschriftsteller), wie sie allgemein aufgrund des Bildungszusammenhangs der Zeit und speziell der lateinspr. Tradition des kirchlich-klösterlichen Bereichs zu erwarten ist. <?page no="181"?> Das Präfix ex- 171 Bei den in frz. Wörterbüchern des 18. Jh. lemmatisierten oder sublemmatisierten ea: -Kombinationen als Termini des Ordensbereichs, wie ex-definiteur, exgardien, ex-jesuite, exoratorien, exprovincial, ex-recteur (alle in FURETIERE 1727, zum Teil dann auch in DIC. de l’ACADEMIE FRANQOISE 1740 bzw. RICHELET 1759), exassistant (DIC. de TREVOUX, in 1980 TRESOR 1971ff.) könnte es sich um frz. LWB-Produkte nach einem tradierten ex-Muster in einer tradierten bereichsspezifischen Musterverwendung handeln. Dabei ist jedoch in Betracht zu ziehen, daß Basiseinheiten, die eine Analyse der Kombinationen nur auf frz. Grundlage erlauben, nicht eindeutig vorhanden sind, wenn auch assistant oder gardien eine solche Analysemöglichkeit zunächst nahelegen. Auf die Problematik insgesamt kann in diesem Zusammenhang nicht detaillierter eingegangen werden. Mit aller Vorsicht ist von einer seit der zweiten Hälfte des 17. Jh. besonders in quasi amtsspr. frz. LWB-Produkten nachgewiesenen LWB-Einheit ex- ‘ehemalig, früher’ zu sprechen, „Employe initialement dans le vocab. ecclesiastique devant un nom de charge ou de dignite [...]“ (1980 TRESOR 1971ff.). 3.10.2.2 Das ex-Muster in der Zeit der Französischen Revolution Entscheidend für die Entwicklung von exzu einer produktiven gemeinspr. (bes. bildungsspr.) frz. Lehn-Wortbildungseinheit scheint jedoch erst die Zeit der Französischen Revolution gewesen zu sein. Jedoch ist offenbar frz. ci-devant, das sich in der Zeit der Französischen Revolution vor allem auf die ihres Standes enthobenen Adligen bezieht, auch auf Sachen/ Sachverhalte, die mit ihnen in Zusammenhang stehen, zunächst häufiger genutzt als mit ihm teilsynonymes, seit der Französischen Revolution auch gemeinspr. (bildungsspr.) produktiv werdendes ex-: un ci-devant marquis; leur ci-devant roi; la ci-devant duchessc, s. hierzu die entsprechenden Belege in 1977 TRESOR 1971ff.. Nach Brunot IX, 2; chap. II, 681, der dabei exüberhaupt nur unter dem Stichwort ci-devant kurz streift, ist lediglich ci-devant ‘das Wort der 90er Jahre’: „Des lors un mot devait faire fortune, c’est „ci-devant“. In einer antirevolutionären Perspektive ist es auch ‘das Unwort’ der Zeit: „Sorte de contre-titre, de particule ä l’envers, il raillait et souvent insultait. II devint bientöt le nom des declasses, qui se confondaient dans la poussiere, comme des morts.“ (ebd.). Zur europäischen Bedeutung von ci-devant im Revolutionszeitalter vgl. 3.6.2 SemPdgm auch das dt. Lehnwort ci-devant (Cidevant M. und F.), das sich zum ironisch verwendeten Modewort des 18., besonders des 19. Jh. entwickelt hat und bis in die 30er Jahre des 20. Jh. nachgewiesen ist. ex-Kombinationen sind wohl im Vergleich zu Syntagmen mit ci-devant als den usuellen Bezeichnungen ehemaliger Aristokraten zunächst sach- <?page no="182"?> 172 Gabriele Hoppe bedingt weniger frequent, gehören aber möglicherweise schon bald nach Beginn der gemeinspr. (bildungsspr.) ex-Musterproduktivität einem weiteren Bezeichnungsbereich an. Vgl. seit dem Revolutionsjahr 1789 häufiger nachgewiesenes ex-president (DDL 42, 1994); hierzu auch Ausführungen und Beispiele in Brunot IX, 2; chap. II, 682: „Ex avait un sens analogue, mais ne joua pas le meme röle“, mit den Kombinationen ex-noble, exfonctionnaires, ex-financiers, ex-robins, ex-calotins aus Belegen, die eher auf stilistisch markiertes, pejorativ verwendetes, vom Dt. nicht abweichendes exschließen lassen. Auf die erstaunlicherweise mit 1789 insgesamt zunehmende Produktivität von LWB-Einheiten, die auf die klassischen Sprachen zurückgehen, wurde begründend im <WÖRTER UND SACHEN>-Zusammenhang verwiesen: „Cette creation de nouveaux mots avec des elements grecs et latins est d’accord avec la veneration qu’on avait pour la republique romaine.“ (Wartburg 1958, 214/ 15). Dabei sind exsowie anti-, contre-, de-, in- und nonbzw. die entsprechenden LWB-Produkte gesehen als Vertreter eines semantischen Paradigmas, die die Mentalität der Zeit illustrieren. Dieses ist sozusagen als <CONTRA>-Paradigma gefaßt: „L’analyse grammaticale de ces neologismes jette une lumiere interessante sur l’etat d’äme dont ils sont nes. L’esprit de parti et l’idee d’opposition predominent. [...] Les prefixes les plus en vogue sont ceux qui marquent l’opposition, le refus, le contraste [...].“ (214). Dennoch haben sich bei vereinzelter Stichprobe gerade an Gesetzestexten des Revolutionszeitalters (Bulletin des lois de la Republique Fran$aise/ Gesetzregister der Fränkischen Republik, Jahr XI [=1803], 2. Halbjahresbd.) Hinweise ergeben auf eine dem Spätlat. entsprechende offizielle amtsspr. Verwendung von ex-Kombinationen als Titel zum Namen (vgl. etwa dt. offiziell verwendetes a.D., außer Dienst(en)) sowie quasi titelartige offizielle amtsspr. Verwendung, die sich auf eine Ernennung, auf einen Wechsel von einem früheren in ein neues hohes Amt bezieht. Solche ex-Kombinationen entsprechen den schon zuvor im Ordensbereich üblichen. Bezeichnenderweise wird in der dt. Entsprechung zum frz. Text nur der in der Signatur aufgeführte Titel auch mit exwiedergegeben: Bulletin des lots. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 265, 29 XXII. Im Falle eines Betrugs in der Wahl der Probestücke, sollen die Urheber, Begünstiger oder Mitschuldige dieses Vergehens, als Falschmünzer bestraft werden. Mit der Unterschrift verglichen, von uns dem Präsident und Secretarien des gesetzgebenden Corps. Zu Paris, den 7ten Germinal, Jahr XI der fränkischen Republik. Unterschrieben Girod (von der Ain), Präsident, Bazoche, H.te Monseignat, Lefranc, Secretaires; Lejeas, Ex-Secretäre [! ]. [Diese Signatur fehlt auf der frz. Seite, vgl. aber ebd. 30 die Signatur zu: Les auteurs, fauteurs et complices de [’alteration et de la contrefagon des monnaies nationales, seront punis de mort. Collationne ä [’original, par nous president et secretaires du Corps legislatif. A Paris, le 14 Germinal, an XI de la Republique frangaise. Signe Girod (de l’Ain), president; Bazoche, H. te Monseignat, Lefranc, secretaires; Lejeas, ex-secretaire.] (z). <?page no="183"?> Das Präfix ex- 173 Bulletin des lots. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 273, 28/ 29 Art. I. er Le C. en Keppler, ex-legislateur, est nomme prefet du departement de la Sarre, en remplacement du C. en Ormschwillers, appele ä d’autres fonctions. / Erster Artikel. Der Bürger Keppler, gewesener Gesetzgeber, ist zum Präfect des Departements der Saar, an die Stelle des Bürgers Ormschwillers ernannt, der zu andern Verrichtungen berufen ist (z). 3.10.3 Aufkommen des deutschen ez-Musters, seine Integration und weitere Entwicklung 3.10.3.1 Das Musteraufkommen im Deutschen; kanzleisprachliches Exjesuit, Leitwort für die Herausbildung einer produktiven deutschen Lehn-Wortbildungseinheit ex- Im Ergebnis unserer Untersuchung können wir die schon mehrfach festgestellte Tatsache erhärten, daß der Wortschatz stets in Verbindung mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu sehen ist. Neue gesellschaftliche Verhältnisse bedingen jeweils auch die Schaffung neuer Begriffe und Wörter. (Blochwitz/ Runkewitz 1971, 497 Zusammenfassung) Im früheren 18. Jh. (1734 ZEDLER 1734ff.) sind vereinzelt gebucht die auf das Spätlat. zurückgehenden, als historische Fremdbezeichnungen (Zitatwörter) ausgewiesenen Präpositionalsyntagmen Ex consule ‘ehemaliger Konsul’, Ex quaestore ‘ehemaliger Quästor’ und Ex praetore ‘ehemaliger Prätor’ (vgl. 3.8.1 Etym); 1734 ZEDLER 1732ff. Ex consule, war bey denen Römern so viel als Vir Consularis, der das Bürgermeister-Amt schon verwaltet hatte. Und so sagte man auch Ex quaestore, Ex praetore (BG). exals initiale Wortbildungseinheit mit nachfolgendem Subst. (Personenbezeichnung) im Nominativ, wie sie sich in einer späteren Phase des Spätlat. entwickelt hatte (vgl. 3.8.1 Etym), ist im Dt. zunächst vereinzelt nachgewiesen um die Mitte des 18. Jh. in Excalvinist ‘ehemaliger Calvinist’. Sein Status als aus einer anderen modernen europäischen Sprache entlehntes oder dt. LWB-Produkt, d.h., Analogiebildung zu den vorhandenen frz. Vorbildern des klösterlichen Bereichs oder vereinzeltes dt. LWB- Produkt auf dem Hintergrund allgemeiner Muster- und Vokabularkenntnis des Spätlat./ Mlat. und Frz., ist nicht gesichert. Jedoch läßt der sich auf historische französische Ereignisse beziehende Kontext zumindest frz. Einfluß als möglich erscheinen. Als frz. LWB-Einheit erscheint exdenn auch in der dt. Lexikographie des späten 18. Jh.: 1789 SCHWAN (URIOT) 1783 ff. [frz. Teil; im dt., nach Adelung erarbeiteten Teil finden sich in der alphabetischen Strecke weder exnoch Kombinationen mit ex- ‘ehemalig’] EX. Ein aus dem lateinischen entlehntes Vorwort, welches die Franzosen vor verschie- <?page no="184"?> 174 Gabriele Hoppe dene Wörter setzen, um anzuzeigen, was eine Person gewesen ist, oder was sie für einen Posten bekleidet hat. z.B. Ex-Jesuite; ein Ex-Jesuit, einer der ehemals in dem Orden der Jesuiten war; Ex-Provincial; ein gewesener Provincial, der jezt nicht mehr das Oberhaupt über die Provinz eines Ordens ist (z). Im späten 18. Jh. (1773) ist dann ironisch-bildungsspr. Ex-Mandarin als wohl dt. LWB-Produkt nachgewiesen; es ist möglicherweise schon analog zu Exjesuit (s. im folgenden) gebildet, mit dem 1773 schon im Vorfeld des Ordensverbotes die Noch-Mitglieder der Societas Jesu bezeichnet wurden. Seit spätem 18. Jh. ist exnachgewiesen als produktive LWB-Einheit in dt. LWB-Produkten; dabei handelt es sich von vornherein um solche ex- Kombinationen, deren Basiseinheiten in der Regel integrierte Lehnwörter und indigene Lexeme der Gemeinspr. (Bildungsspr.) darstellen. Die dt. ez-Musterherausbildung und auch die Musterintegration vollzogen sich in einem erstaunlich raschen Schub in den 70er, 80er und 90er Jahren des 18. Jh. Das Aufkommen eines produktiv werdenden und dabei von Anfang an in die dt. Gemeinspr. (bes. Bildungsspr.) integrierten ez-Musters in der zweiten Hälfte des 18. Jh. wurde in der historischen Lexikographie bisher lediglich konstatiert. Dabei erfolgte die zeitliche Einordnung des Musteraufkommens unter bloßem Hinweis auf die Vorbildhaftigkeit ausgewählter spätlat. und frz. ez-Kombinationen: In der Tat liegen sprachliche und außersprachliche Gründe für diese rasch erfolgende Musterherausbildung nicht (mehr? ) auf der Hand. Jedoch ließ allein der gelegentliche frühe Nachweis in der historischen Lexikographie des Dt. (KLUGE bzw. KLUGE-MITZKA) und in der Schulz-Baslerschen Belegsammlung von solchen wenn auch sämtlich gemeinspr. (bildungsspr.) ez-Kombinationen, deren Basiseinheiten Bezeichnungen für Ordensmitglieder darstellen, zumindest die Vermutung eines bereichsspezifischen Einflusses auf die dt. ez-Musterherausbildung aufkommen. Zumal auf dem Hintergrund der entsprechenden Hinweise für das Frz. in 1980 TRESOR 1971ff. (vgl. 3.10.2.1) war eine solche Hypothese nicht abwegig. Der zentralen Frage nach dem <WÖRTER UND SACHEN>-Zusammenhang, den sprachlichen und außersprachlichen Hintergründen des dt. ex- Musteraufkommens mußte auf dem politischen und geistesgeschichtlichen Hintergrund der zweiten Hälfte des 18. Jh. nachgegangen werden; vgl. hierzu Hoppe (1993). Zur ez-Mustergenese hat sich folgendes ergeben: Dt. exist relativ spät und im Gegensatz zum Frz. relativ spontan im Zusammenhang eines politisch bedingten kanzleispr. Benennungsbedarfs aufgekommen. Es hat sich dann wiederum auf dem entsprechenden politisch-kulturellen Hintergrund und in einem speziellen sprachli- <?page no="185"?> Das Präfix ex- 175 chen Prozeß, nämlich der Mustergenese nach einem Leitwort (hier: Exjesuit), rapide zu einer gemeinspr. (bildungsspr.) produktiven Lehn- Wortbildungseinheit entwickelt; zu Theorie und Methode der Beschreibung von Prozessen der Analogie in der Lehn-Wortbildung vgl. insgesamt die Arbeiten von Manfred Höher. Das heißt im einzelnen: Die Herausbildung einer produktiven dt. LWB-Einheit exerfolgt im historischen Kontext des sich im Jahrhundert der Aufklärung verschärfenden Antijesuitismus, der 1773 zum Verbot des Jesuitenordens durch Clemens XIV. führte. Die dt. kanzleispr. Bezeichnung für die vom Ordensverbot betroffenen Mitglieder der Societas Jesu, nämlich Exjesuit, dessen Status als entlehntes oder dt. LWB-Produkt nicht gesichert ist, steht am Anfang des LWB-Prozesses. exbildet sich als dt. Lehn-Wortbildungseinheit vordergründig und in scheinbarer Entsprechung zum Erz. im Zusammenhang des Ordenswesens heraus. Tatsächlich jedoch hat die Herausbildung von dt. exihren Ausgangspunkt in der Amtsspr. der Wittelsbacher und Habsburger Hofkanzlei im Zusammenhang mit den die ehemaligen Jesuiten betreffenden Maßnahmen, die ihren Niederschlag in Hofkorrespondenz, Verordnungen und Dekreten gefunden haben. Leitwort, d.h. sprachlicher Ausgangspunkt der folgenden dt. Musterentwicklung zu einer produktiven LWB-Einheit ist somit das in diesen Schreiben, Hofdekreten und Verordnungen verwendete kanzleispr. Exjesuit als Bezeichnung für einen Angehörigen des nunmehr aufgelösten Ordens; vgl. hierzu die zahlreichen Nachweise in 4. Belegteil, 1773 Exjesuit. Der Status des Leitworts Exjesuit als Lehnwort oder dt. LWB-Produkt ist nicht gesichert, wie überhaupt Hinweise auf bereichsspezifisch verwendete dt. ez-Kombinationen bzw. nlat. ez-Kombinationen innerhalb des Deutschen für uns nicht Vorlagen. Denkbar wäre, daß bei spätlat. und mlat. (nlat.) und frz. Musterkenntnis und allgemeiner Vokabularkenntnis der frz. Verwaltungsspr. des Ordensbereichs bei entsprechendem, das Ordenswesen betreffendem Benennungsbedürfnis in der dt. Amtsspr. der Hofkanzleien auf das ez-Muster zur selbständigen, unabhängigen dt. Lehn- Wortbildungsproduktion von Exjesuit zurückgegriffen wurde. Wahrscheinlicher ist, auch unter außersprachlichen Gesichtspunkten, daß die schon früher für das Frz. bezeugte und vielleicht im Nlat. vorhandene Bezeichnung exjesuita (vgl. 3.10.2.1) im Zusammenhang des gesamteuropäisch entscheidenden päpstlichen Ordensverbots im kirchlichen Bereich (in der Kurie) nunmehr gebrauchsüblich geworden war und auch in die dt. Amtsspr. der Hofkanzleien sowie in die anderer moderner europäischer Sprachen entlehnt wurde; vgl. seit 1774 ebenfalls im Ital. als einer der Habsburger Kanzleispr. und auch in der Hofkorrespondenz nachgewiesenes Exgesuita <?page no="186"?> 176 Gabriele Hoppe (zu seinem Status im Hinblick auf das Ital. s. jedoch 3.10.4, Aufkommen des ex-Musters im Engl, und Ital.): Kauniiz an Brunati 14.2.1774 (Maaß 1953 Josephinismus, 2. Bd., 195/ 96) tra gli Exgesuiti (z) und Brunah an Kaunitz 2.3.1774 (Maaß 1953 Josephinismus, 2. Bd., 196/ 97) gli Ex- Gesuiti (z). Ein ‘nlat.’ exjesuita, zusammen mit abgekürztem, zumindest im Sinne von ex ‘ehemalig, früher’ deutbarem E. S.J., ist für uns zwar vereinzelt im historischen Zusammenhang nachweisbar, jedoch erst nach dem dt. Musteraufkommen und dabei noch, wie auch dt. Entsprechungen der Zeit, in der polemischen Presse (satirischer Beitrag). Es ist somit für die Mustergenese keinesfalls aussagekräftig im Sinne der Annahme: Schlözer 1786 Stals-Anzeigen IX, 34; 230-231 [Satirische Anzeige und Aufforderung zur Subskription in lateinischer Sprache durch den vorgeblichen Autor, den ehemaligen Jesuiten Maximilian Hell: ] Telescopium christiano-Hellianum, seu R.P. Maxim. HELL, E. S.J., a Speculahone rerum circa Venerem reducis & respicienlis, OBSERVATIONES Macro- & Microscopicae, de Haeresi & Fine Franco-Muratoriorum (Titel). [...] Acceptabuntur autem Subscriptiones in omnibus catholicis urbibus & provinciis, apud RR. PP. Concionatores [=Contionatores] & Missionarios Exjesuitas (z). Hier müßten Untersuchungen von anderer Seite anhand von nlat. Texten der Zeit - und solchen anderer moderner europäischer Sprachen einsetzen. Mit Exjesuit haben die Hofkanzleien eine knappe und eindeutige Bezeichnung als Terminus eingebracht; vgl. dagegen Syntagmen mit Vertretern des semantischen Paradigmas (3.6.2 SemPdgm). Ein Benennungsbedarf im engeren Sinne liegt der Übernahme oder dem Lehn-Wortbildungsprozeß nicht zugrunde, eher ein sprachlich bedingtes und eventuell auch außersprachlich motiviertes Benennungsbedürfnis. Zur Demonstrierung der deutlichen Frequenzunterschiede zwischen Syntagmen mit Jesuiten (vgl. 3.6.2 SemPdgm) und Exjesuiten vor allem in den Verordnungstexten sind in 4. Belegteil (1773 Exjesuit) die vereinzelten kanzleispr. Syntagmen in eckiger Klammer beigegeben. Zudem knapper als nur vereinzelt in den Verordnungstexten auftretendes ehemaliger/ gewesener Jesuit, entlastet Exjesuit an sich schon die Verordnungstexte sprachlich, vornehmlich vorhandene Randglossen ihrer Editionen. Analog zu Exjesuit sind in der Habsburger Kanzleispr. wohl innerhalb des Dt. selbst unabhängig lehngebildete Kombinationen aus ex- und in die Gemeinspr. (Bildungsspr.) bzw. Fachspr. integrierten Subst. (Bezeichnungen für Ordensmitglieder) als Basiseinheiten aufgekommen. Sie treten auf als Bezeichnungen für die von zusätzlichen Ordensverboten <?page no="187"?> Das Präfix ex- 177 und Mönchsreduzierungen betroffenen Ordensangehörigen; vgl. 4. Belegteil, die entsprechenden Nachweise unter 1782 [? ] Exmönch, 1784 Exnonne und 1793 Exreligiose. Exjesuit und diese wohl dt. LWB-Produkte belegen eine besonders für die Fachsprachen entscheidende „strukturelle Tendenz zur Univerbierung [...], d.h. das Bestreben, statt einer umständlichen, mehrgliedrigen Zeichenkette ein einziges komplexes Wort als grammatischen Baustein im Satz und als Benennung der bezeichneten Sache zu gewinnen. Wortbildung dient also auch zur Informationsverdichtung, vereinfacht die morphosyntaktischen Beziehungen auf der Ausdrucksebene, da größere Fertigteile, die durch die Ausbaufähigkeit des einfachen Wortes nach bestimmten Mustern gewonnen werden können, dort eine einfachere Syntax erlauben - [...].“ (Erben 1993, 22; 25); vgl. hierzu auch 3.3.1.1 Gramm, die Liste der komplexen Basiseinheiten von ei-Kombinationen: dazu 3.7.3 Komb, ez-Kombinationen: textsortenspezifische Verwendung - Beitrag zur Textkonstitution, besonders ex-Kombinationen als Schlagzeilenwörter. Die den gebundenen Einheiten der (Lehn-)Wortbildung eigene „geringe phonetische Substanz“ (Widdig 1982, 267) unterstützt solche Prozesse der Wortbildung, die für Lehnpräfixe typische problemlose Verbindbarkeit mit Lexemen erleichtert sie zusätzlich. Exjesuit selbst tritt in der dt. Amtsspr. der Hofkanzleien als lexematische Einheit der Wortbildung (Kompositabildung) auf. Die Kombination erlaubt ihrerseits die Nominalisierung komplexer Syntagmen, d.h., sie eröffnet die Möglichkeit der amtssprachentypischen Bildung von quasiterminologisch verwendbaren Lexemen unterschiedlicher kompositioneller Struktur; vgl. hierzu Komposita wie Exjesuiten-Pensionisten, Exjesuitenpriester und [-]Layen und Exjesuiten- und Edukationsfondsgüter, vgl. 3.3.3.1 Gramm. 3.10.3.2 Die Musterintegration in die deutsche Gemeinsprache (Bildungssprache) J.G. Müller (von Itzehoe) 1790 Siegfr. v. Lindenberg (Ausg. letzter Hand) 91 Denn, da er zum erstenmal seinen werten Namen zu einem solchen Verzeichnisse einzusenden vorhatte, war er lange unschlüssig, was für einen Schwanz er demselben anhenken sollte. Exschuster wie heut zu Tage Exjesuit das schien ihm nicht schicklich. Kanzleisprachlich eingeführtes Exjesuit (Lehnwort oder dt. LWB-Produkt? ) als erkennbares Leitwort erklärt zwar eine anschließende dt. ex- Musterentwicklung, doch keineswegs den überraschenden Befund einer <?page no="188"?> 178 Gabriele Hoppe beinahe gleichzeitig mit dem kanzleispr. Aufkommen von Exjesuit sich vollziehenden Herausbildung und Integration eines dt. ez-Musters in die Gemeinspr. (Bildungsspr.). Die Bedeutung von Exjesuit für diese erstaunlich rasche dt. ez-Musterherausbildung und -integration in die Gemeinspr. (Bildungsspr.) erklärt sich aus dem ‘Symbolwert’ der Mitglieder des aufgehobenen Ordens für den aufgeklärten antikirchlichen, besonders antiklösterlichen Kampf, wie er in der Flut zeitkritisch-polemischer und satirischer Literatur und in der sich als fortschrittlich verstehenden Publizistik geführt wird. In den Ländern, wo die Jesuiten nicht vertrieben, sondern auch nach dem Verbot des Ordens in hohen Positionen (z.B. als Weltgeistliche) ihren im Aufklärungszeitalter gefürchteten Einfluß geltend machen konnten, wird Exjesuit zu einer Art politischem Schlagwort der zeitgenössischen Sprache der öffentlichen Kultur; zum Zusammenhang zwischen Literaturbetrieb und Antijesuitismus vgl. den ironischen Rückblick: 18j8 Grenzboten II, j; JP7Es war die Zeit, wo auf dem Theater wie in sämmtlichen Bierlocalen die Jesuiten an den Pranger gestellt wurden und wo ein leidlich liberaler Literat nicht einschlafen konnte, wenn er nicht zur Nacht ein [! ] 14 bis 15 Jesuiten verspeist hatte. Aber selbst diese antijesuitische Begeisterung war nichts gegen die Flamme, die im Schießhaus aufloderte, als die Nachricht von der französischen Revolution eintraf (Z). Vgl. 4. Belegteil, 1773 Exjesuit, gemeinspr. (bildungsspr.) Belege. Es ist anzunehmen, daß zu dieser Zeit der Orden selbst sich auf diesem Hintergrund und natürlich vor allem in seinem Widerstand gegen die päpstliche Verfügung des Terminus’ Exjesuit als Selbstbezeichnung (noch) nicht bediente; vgl. dagegen 1773 Exjesuit, heutige Belege/ Buchungen auch aus dem Ordensbereich (hist. Verwendung). Im publizistischen und literarischen Gefolge des Schlagworts Exjesuit erscheinen sogleich und in der Folge zahlreich, in der Regel stilistisch markierte oder negativ konnotierte dt. LWB-Produkte der Gemeinspr. (bes. Bildungsspr.) aus ex- und indigenen und entlehnten/ integrierten Lexemen als Basiseinheiten; vgl. 4. Belegteil, ez-Kombinationen der Nach-73er-Zeit. Dt. gemeinspr. (bildungsspr.) produktiv gewordenes exwäre nach diesen Befunden entgegen Fleischer/ Barz (1992, 61) gerade kein Beispiel für die „im Deutschen potentiell wortbildungsaktiven Fremdelemente“, wie sie „durch die autonome Übernahme eines kompletten Morphems“ gewonnen werden. Es demonstriert vielmehr (viel mehr, in Anbetracht der vielschichtigen Verhältnisse) den anderen Fall von Gewinnungsmöglichkeit, nämlich den der „Morphematisierung von Segmenten komplexer Fremdwörter zu aktiven Fremdelementen“; zu einer eher autonomen Übernahme als komplettes Morphem, und zwar speziell einer solchen lexikalischen Einheit, die <?page no="189"?> Das Präfix ex- 179 in der Ursprungsspr. gar nicht in wortbildender Kombination erscheint, vgl. in unserem Artikel-Zusammenhang 3.9.2.6 EtymPdgm, exo-. Der erstaunliche Befund, daß Exjesuit selbst als kanzleispr. Bezeichnung für einen Angehörigen des aufgehobenen Ordens zusammen mit entsprechenden Oberbegriffen gar nicht erst in das Lexikographen-Bewußtsein gedrungen (vgl. 3.7.1 Komb) und kontinuierlich bis heute in den fachinternen, auch fachlexikographischen Bereich ‘abgesunken’ ist, hat natürlich weitgehend historische Ursachen. Die einsetzende Restauration und die Wiederzulassung des Jesuitenordens im Jahre 1814 einerseits und seine dennoch in der Folge abnehmende politische Bedeutung andererseits haben den Exjesuiten seiner öffentlichen Relevanz beraubt und ihm den Weg in die Lemmalisten der Lexikographie schon des 19. Jh. verbaut. Exjesuit findet sich aber auch heute noch als fachspr. (fachspracheninterner) Terminus für einen Angehörigen der Gesellschaft Jesu, der den Orden freiwillig oder unter Zwang verlassen hat, vornehmlich als hist. Bezeichnung für die von der Ordensaufhebung 1773 betroffenen Mitglieder des Jesuitenordens. Aus der Gemeinspr. (Bildungsspr.) ist Exjesuit dagegen in einem Maße verschwunden, daß es sich in Deutsche Wortbildung 2 (1975, 201) (mit einem Beleg aus: Heuss, Erinnerungen 491) unter die „nichtusuellen Bildungen“ eingereiht findet. Natürlich ist ein LWB-Produkt Exjesuit außerhalb der (hist.) Fachsprachlichkeit in heutiger textsortenspezifischer Verwendung durchaus denkbar. Die dt. Musterentwicklung steht nun auch nach diesen Befunden in offenkundiger Abweichung zur frz.; d.h., das Frz. verfügte zwar im Gegensatz zum Dt. über eine gewisse Mustertradition, seine vereinzelten gemeinspr. (bildungsspr.) Kombinationen waren im Bildungszusammenhang der Zeit offenbar ebenso bekannt wie das Vokabular des Ordenswesens. Die eigentliche Integration in die frz. Gemeinspr. (Bildungsspr.) vollzog sich jedoch kontinuierlicher und dabei offenbar recht spät - und nach dem bisherigen Kenntnisstand später als die dt. Es ist dennoch anzunehmen, daß die für Ende der 80er Jahre des 18. Jh., d.h. für die Zeit der Französischen Revolution, angesetzten frz. ex- Kombinationen (vgl. 3.10.2.2) nach einem nunmehr auch gemeinspr. (bildungsspr.) produktiv werdenden frz. ex-Muster einen zusätzlichen, wenn auch für das zu diesem Zeitpunkt schon produktiv gewordene dt. Muster nicht entscheidenden Einfluß ausgeübt haben: Dt. ex-Kombinationen finden sich häufig in solchen Texten der Revolutionszeit, bzw. der nachrevolutionären Epoche, die direkt Bezug nehmen auf die französischen Ereignisse (Paris-Berichte und erste historische Darstellungen). Soweit sie zu Adelsbezeichnungen als Basiseinheiten treten, <?page no="190"?> 180 Gabriele Hoppe geben sie jedoch ebenso wie vormalig frz. übliches ci-devant wieder (vgl. auch 3.6.2 SemPdgm, ci-devant und vormalig-, zur „Verzeitlichung“ des Denkens seit dem letzten Drittel des 18. Jh. s. 3.6.1 die Vorbemerkung zu SemPdgm, auch den Artikel jetzt [Jetztzeit) unter 3.6.3 Antonyme). Dt. ez-Kombinationen sind innerhalb dieses Bezeichnungsbereichs nach den uns bisher vorliegenden Befunden offenbar unabhängiger, selbständiger dt. Lehn-Wortbildung zu verdanken und nicht frz. Vorbildern. Dennoch ist auffallend, daß exbis zu seinem zeitweiligen Rückzug (vgl. 3.10.3.3.1.1) in hohem Maße und über das Maß bedingender historischer Verhältnisse hinaus zur Bezeichnung von fremden Personen(gruppen) verwendet wird. Es scheint, als werde mit ez-Kombinationen dieser Art bei aller Kritik am Verlauf der Französischen Revolution ideologisch Position bezogen. Es wäre nachzuprüfen, ob überhaupt und innerhalb welcher Verwendungsbereiche sich ez-Kombinationen und Syntagmen aus Subst. und den mit exteilsynonymen temporal-privativen Einheiten (vgl. 3.6.2 SemPdgm) in Texten der legitimistischen Vertreter der Antirevolution (Beobachter und Historiographen) nachweisen lassen. Die Ergebnisse der zahlreichen Forschungsunternehmen zur Sprache der Französischen Revolution konnten wir in unserem Zusammenhang nicht auswerten. Direkte Übernahme von auf frz. Verhältnisse bezogenen Lehnwörtern (Fremdbezeichnungen/ Zitatwörtern) ist vereinzelt für offizielle amtsspr. frz. Titel nachweisbar (s.o. 3.10.2.2 und 4. Belegteil, 1803 Ex-Sekretär als direkte Übertragung im Kontext von frz. ex-secretaire). Möglicherweise sind auch andere, wohl ebenfalls titelartig verwendete ez-Kombinationen als Zitatwörter/ Fremdbezeichnungen ins Dt. gekommen, beispielsweise 4. Belegteil, 1798 Exdirektor. Nicht stilistisch markierte, nicht negativ konnotierte dt. ez-LWB-Produkte quasi-titelartiger, jedoch nicht offizieller amtsspr. Verwendung scheinen für die Gemeinspr. (Bildungsspr.) gelegentlich und in anderen als den beschriebenen üblichen Texttypen vorzuliegen. Auch hier wäre frz. Einfluß denkbar. Aber auch unabhängige Verwendungen/ Bildungen dieser Art sind in der Geschichte des dt. ez-Musters keinesfalls auszuschließen; vgl. beispielsweise 4. Belegteil, 1794 Exprofessor. Die unterschiedliche Art des ez-Musteraufkommens und die verschiedenen Integrationsweisen im Dt. und Frz. sind nur ein Beispiel für die in der Regel unterschiedlichen Herausbildungen und im Hinblick auf eine Vergleichssprache diskontinuierlich verlaufenden Entwicklungen von Lehn- Wortbildungseinheiten in den einzelnen modernen europäischen Sprachen. Wenigstens demonstriert trotz der genannten Unterschiede die Herausbildung von frz. und dt. exeinmal mehr das vorherrschende <PRINZIP FACHSPRACHLICHKEIT>, das die Genesen der auf das Griech. und Lat. <?page no="191"?> Das Präfix ex- 181 zurückgehenden Wortbildungs-Muster der modernen europäischen Sprachen bestimmt. 3.10.3.2.1 Schematische Darstellung Die oben beschriebenen <WÖRTER UND SACHEN>-Zusammenhänge, d.h. ez-Musteraufkommen und -integration in Verbindung mit Ereignissen der Zeitgeschichte, lassen sich durch ein chronologisches und kombinationsbezogenes historisches Schema nochmals veranschaulichen. Der zeitliche Schnitt wird pragmatisch mit dem Aufkommen von Exjesuit als Leitwort für die Herausbildung des Musters (1773) und der ersten auf das revolutionäre Frankreich verweisenden Kombination (1794 Exfranzose) gesetzt. 18. Jh. 18./ 19. Jh. Aufklärung/ aufgeklärter Absolutismus Ordensverbote/ Mönchsreduzierungen, Geheimbundverbote Frz. Revolution, Empire u. nachnapoleonische Zeit Abschaffung des Adels, Amtsenthebungen, -aufgaben im kirchl./ klösterl. Bereich zeitl. Strecke 1773-1794 Bezeichnungen für ehemalige Angehörige von Orden, Geheimbünden 1773 Ex-Mandarin 1773 Exjesuit 1776 Exgeneral (Ordensw.) 1781 exjesuitisch 1782(? ) Exmönch 1784 Exminister 1784 Exnonne 1784 Exschuster 1784-94 Extrojaner 1785 Exanachoret 1787 Ex-Major 1788 Ex-Vizekönig 1789 Exprediger 1791 Exilluminat (Geh.bund) 1792 Exfrau zeitl. Strecke 1794-ca.l830 (Historiographie) Bezeichnungen für ehemalige Adlige, (erneut: ) Ordensangehörige, Weltgeistliche 1794 Exfranzose (Emigrant) 1794 Exprofessor 1794 Ex-Regent 1795 Exabt 1796 Exstudent 1797 Ex-Adliger 1797 Ex-Edelmann 1797 Ex-König 1797 Exleutnant 1797 Ex-Priester 1798 Exdirektor (Rev.) 1799 Exkandidat 1799 Exnachtwächter 1799 Expfarrherr 1802 Exkaplan <?page no="192"?> 182 Gabriele Hoppe 1792 Exmagister 1803 Ex-Sekretär 1793 Exreligiose (Ordensw.) 1804 Exbaron 1794 Exdekan 1804 Exbischof 1804 Ex-Kapuziner 1805 Exküster 1806 Ex-Präsident 1807 Ex-OfEzier 1808 MeerExDespotismus 1808 Exdoktor 1808 ErdenExGott 1808 ExHeroe 1808 ExJungfrau 1808 ExMeister 1814 Exkaiser 1814 Exkaiserin 1815 Ex-General-Commissär 1817 Ex-Feldmarschall 1817 Expandektist 1817 Exspirant (Wortsp.) 1817 Ex-Superintendent 1821 ex-Fouquesch 1826 Ex-Adel 1826 Ex-Hofadel 1826 Ex-Marquis 1830 Exgouverneur 3.10.3.3 Schwerpunkte der weiteren Entwicklung des deutschen es-Musters Die weitere Entwicklung des es-Musters vollzieht sich mit folgenden Schwerpunkten 3.10.3.3.1 Entwicklung zu einer überaus starken Textsortenabhängigkeit ez-Kombinationen finden sich zwar schon zu Beginn des Musteraufkommens vertreten in der Publizistik; zunächst aber erscheinen es-Kombinationen auf dem Hintergrund der Mustergenese häufig Exjesuit, Exmönch und Exnonne auch in literarischen Texten und dabei vornehmlich in Texten der politisch-satirischen und polemischen Literatur; dann auch in der Historiographie (Augenzeugenberichte, zeitgenössische Überblicke) der Französischen Revolution. In der Folge, d.h. in der zweiten Hälfte des 19. Jh., scheint sich nach unseren Befunden zunehmend und bis heute anhaltend ein Rückzug der <?page no="193"?> Das Präfix ex- 183 ei-Kombinationen aus der Literatur und eine Konzentration auf Texte der Medien zu vollziehen. Möglicherweise korrespondiert dieser dann auch erklärbare - Rückzug gerade mit einem Eindringen von ei-Kombinationen in die Zeitungsspr. Aufgrund stichprobenhafter Durchsicht von 3 liberalen Zeitungen und einer liberalen Zeitschrift des Jahrgangs 1848 (nach den Zitierformeln: Karlsr. Beobachter, Didaskalia, Stadt und Landbote, Grenzboten) ließ sich wenigstens ansatzweise ein spezifisches ex-Vorkommen im historischen Zusammenhang der 48er Revolution in Frankreich und Deutschland ermitteln. Es handelt sich dabei einmal um meist in kritischem oder ironischem Berichtzusammenhang gebrauchte - Kombinationen gewisser Gebrauchsüblichkeit, die schon früher, und ebenfalls historisch bedingt, zahlreich nachgewiesen waren. Sie finden sich entsprechend den historischen Ereignissen nach wie vor hauptsächlich in Paris-Berichten, besonders im Nachrichtenteil der untersuchten Zeitungen (Exkönig, Exminister, s. 3.10.3.3.1.1 die Liste sämtlicher Kombinationen und 4. Belegteil). Daß hier zusätzlicher Einfluß eines vielleicht nunmehr in der frz. Gemeinspr. (Bildungsspr.) produktiv gewordenen ex-Muster und entsprechender ex- Kombinationen vorliegen könnte, ist denkbar, läßt sich für uns jedoch nicht nachweisen. Des weiteren handelt es sich, wenn auch zu einem weit geringeren Teil, um auf deutsche Verhältnisse bezogene ex-Kombinationen. Deren Basiseinheiten bezeichnen unter anderem Träger politischer Funktionen, wie sie mit der Konstituierung des ersten deutschen Parlaments aufgekommen bzw. gebrauchsüblich geworden waren und Eingang in die Zeitungsspr. gefunden hatten; vgl. Kombinationen wie Ex-Bundestagsgesandter, Exdeputierter. Deutsche Exminister, als Phänomen exemplarisch für die neue politische Situation in Deutschland, sind wie bisher nur vereinzelt vertreten; vgl. hierzu den satirischen Beitrag: 1848 Grenzboten II, 3; 141 Die Kunst, ein dauerhafter Minister zu werden (Überschr.) Auf meinem Leichenstein wünsche ich nicht die Worte, welche der Ministerpräsident v. Auerswald der preußischen Nationalversammlung als Grabinschrift empfahl: Er lebte 1848 und war ein Sohn seiner Zeit, sondern ich will die Aufschrift: Er lebte 1848 und wurde nicht Minister. Ja noch mehr, ich habe den Wunsch, daß außer mir noch einige Deutsche aus diesem Jahrgange übrig bleiben möchten, seien ihrer auch nur wenige, welche nicht Minister gewesen sind, oder jetzt sind, oder in Zukunft sein werden (z). Ebenso fällt auf, ist aber für deutsche Verhältnisse vielleicht nicht zufällig, daß Exkönig (in Bezug auf den im weiteren Zusammenhang der revolutionären Ereignisse 1848 zurückgetretenen König Ludwig I. von Bayern) in der Berichterstattung nach der vorgenommenen Stichprobe nicht eintritt. Dort, wo aufgrund der Ausrichtung des Periodikums ein Exkönig gar nicht zu erwarten steht, können aber auch auf <EHEMALIGKEIT> verweisende Attribute unterbleiben, kann Ludwig ein König Ludwig bleiben; so beispielsweise in den Ausgaben von 1848 des zusätzlich herangezoge- <?page no="194"?> 184 Gabriele Hoppe nen Kunstblatts, das sich an einigen Stellen auch mit den Rücktrittsfolgen für die Münchner Kunstszene beschäftigt. Vgl. im folgenden auch das Problem des deutschen und österreichischen Exkaisers, besonders die (Haupt-) Titelei der 1922 erschienenen Memoiren des abgedankten deutschen Kaisers. Die historisch bedingte, durch die Zeitungsspr. sich verstärkende Gebrauchsüblichkeit vor allem der (auf französische Verhältnisse bezogenen) Kombinationen Exkönig und Exminister wird tradierte ez-Muster- Demonstrationsüblichkeit der Wörterbücher bis in unsere Zeit. Der Gebrauchüblichkeit bestimmter Kombinationen in der Zeitungsspr. scheint im übrigen eine allmähliche, einstweilige Erstarrung kreativerer Lehn-Wortbildung mit exzu entsprechen, die fortschreitend ohne das Gegengewicht von Kombinationen der Literatur ist; vgl. die Basiseinheiten, die sich nunmehr weitgehend beschränken auf Bezeichnungen für Adlige und Träger politischer Funktionen. Eine solche Erstarrung war selbst in der satirischen Presse des späten 19. Jh. beobachtbar (Kladderadatsch). 3.10.3.3.1.1 Liste von ex-Kombinationen aus einer zeitungssprachlichen Stichprobe (Mitte bis spätes 19. Jahrhundert) 1848 DIDASKALIA: Exminister (15.7.), Exkönig (22.7.), Exkönig (2.10.), Exgräfin (28.10.), Exgesandter (5.12.), Ex-König (11.12.), Exkönig (19.12.) 1848 GRENZBOTEN: Exjesuit (l, 1; 133), Exphilosoph (l, 1; 550/ 51), Exminister (l, 1; 584), Exminister (l, 2; 141), Exkönig (II, 3; 212), Expater (ll, 3; 250), Exdeputierter (II, 4; 124) 1848 KARLSR. BEOBACHTER: Ex-Emir (23.1.), Exdiktator (24.2.), „Ex-Pairskammer“ (2.3.), Ex-Gouverneur (12.3.), Ex-Polizeipräfekt (22.6.) 1848 STADT UND LANDBOTE: Ex-Bundestagsgesandter (25.3.), Ex-König (20.5.), Exminister (17.6.) 1878 KLADDERADATSCH: Ex-Excellenz (24.2.), Exregent (24.2.), Exkönig (17.3.), Ex-Minister (31.3.), Exkönigin (7.4.), Ex-Excellenz (21.7.), Exgroßvezier (15.9.) Daß einer solchen Erstarrung, wie sie selbst in der satirischen Presse des späten 19. Jh. beobachtbar ist, ein zeitweiliger Rückzug von exüberhaupt, d.h. sogar aus der Zeitungsspr., folgte, kann aufgrund der zeitungsspr. Befunde vorerst vorsichtig angenommen werden. Meine unterschiedlich umfangreichen Stichproben an Regionalzeitungen und Zeitschriften unterschiedlicher Richtungen dieses Zeitraums (spätes 19. bis früheres 20. Jh.), besonders der unmittelbaren Nachkriegszeit (Wei- <?page no="195"?> Das Präfix ex- 185 marer Republik) waren jedenfalls weitgehend ohne ex-Befund, was in Anbetracht der historischen politischen Entwicklungen umso auffälliger ist; unsystematisch ausgewertet wurden (nach den Zitierformeln) Fackel, Paneuropa, Uhu, Schaubühne/ Weltbühne; Berl. Illustr. Ztg., Dresdner Volksztg., Frankf. General-Anzeiger, Frankf. Ztg., Leipziger Volksztg., Ludwigsh. General-Anzeiger, Mannh. Tagebl., Pfalz. Rundschau; vgl. 3.6.2 SemPdgm, Belege derselben Quellen aus diesem Zeitraum mit ehemalig, früher ...) Um zu präzisen Aussagen zu kommen, müßte allerdings systematischer und gezielter, als es mir möglich war, untersucht werden, ob dem offenkundigen und bis heute anhaltenden ex-Rückzug aus der Literatur tatsächlich auch ein solcher einstweiliger Rückzug aus der Sprache der Presse von spätem 19. bis ca. früherem 20. Jh. entspricht oder ob die geringe Frequenz von ex-Kombinationen den Defiziten der Schulz-Baslerschen und trotz der vorgenommenen Recherchen auch solchen meiner eigenen Belegsammlung zuzuschreiben ist; vgl. auch die Vorbemerkung zu dieser Artikelposition. Auf-, aber möglicherweise für deutsche Verhältnisse nicht zufällig ist, daß in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit der Entmachtung der regierenden Fürstenhäuser und der Abdankung beider Kaiser sowie der anschließenden Diskussion in Deutschland beispielsweise über die sog. Fürstenabfindung auch in der kritischen Presse selbst Exkaiser und Exkönig nur vereinzelt anzutreffen waren; vgl. dagegen zahlreich früher im Dt. nachgewiesenes, auf französische Verhältnisse bezogenes Exkaiser/ Exkaiserin und ebenfalls häufig auf französische Verhältnisse bezogenes Exkönig, s. 4. Belegteil, 1814 Exkaiser/ Exkaiserin, 1797 Exkönig-, vgl. dort auch die vereinzelten ex-Belege der 20er Jahre. Jedoch legt die Tatsache, daß auch andere ex-Kombinationen im angegebenen Zeitraum kaum (mehr) belegt sind (vgl. auch Chronologisches Register), den Verdacht eines einstweilig erfolgten ex-Rückzugs nahe. Unter dem Aspekt eines möglichen zeitweiligen Rückzugs von exüberhaupt auch aus der Zeitungsspr. vgl. 3.6.2 SemPdgm, unter ehemalig, früher, verflossen Belege des früheren 20. Jh. (unmittelbare Nachkriegszeit, Weimarer Republik), besonders solche, in denen Syntagmen aus ehemalig, früher ... + Personenbezeichnungen innerhalb des Kontextes im Wechsel stehen mit eben diesen Personenbezeichnungen, die im Hinblick auf <EHEMALIGKEIT> nicht spezifiziert sind. ex-Kombinationen, die dann auch wieder eine größere Vielfalt an Personenbezeichnungen als Basiseinheiten und in der Folge auch eine Erweiterung der semantischen Klassen von Basiseinheiten aufweisen, scheinen häufiger erst wieder ab Ende der 20er/ Anfang der 30er Jahre, dann in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges aufzutreten, und nunmehr fast ausschließlich und zunehmend inflationär in der Sprache der Medien. <?page no="196"?> 186 Gabriele Hoppe Die Ergebnisse der textsortenorientierten Auswertung des Belegmaterials in Deutsche Wortbildung 2 (1975, 201) lassen sich auch aufgrund unserer Befunde noch bestätigen: „Bildungen mit Exfanden sich nur in Texten der Zeitungssprache und bei Buch-Autoren, die lange als Journalisten gearbeitet haben.“ Es finden sich ez-Kombinationen durchaus auch in sog. populärwissenschaftlichen Sach- oder Fachbüchern, deren Verfasser Forschungsergebnisse aus fachsprachlichen Texten in einer eher saloppen Vermittlersprache zu verbreiten suchen; beispielsweise in Franz Herres’ 1990 erschienener populärwissenschaftlicher Biographie Napoleons III., die nach dem Klappentext des C. Bertelsmann Verlags „ein breites Publikum in Deutschland mit dem nicht eben alltäglichen Leben Napoleons III. bekannt macht.“ (s. hier Kombinationen, wie Ex-König, Ex-Kaiser/ Ex-Kaiserin, Ex-Häftling, Exbraut, Exgefangener). (Zu dieser zunehmenden Konzentration und dem Zusammenhang zwischen textsortenspezifischer Verwendung und Morphosyntax der Basiseinheiten vgl. auch 3.3.1.1 Gramm und 3.7.3 Komb). Mit der kontinuierlichen Konzentration des ex-Musters auf Texte der Medien treten ez-Kombinationen in sich entwickelnden und gerade auch durch die Medien popularisierten neuen Bereichen auf. So finden sich beispielsweise in der Presseberichterstattung aus dem Bereich des Sports, wie er seit den 20er Jahren populär und dann zum Massenphänomen wurde, seit Ende der 20er Jahre und bis heute zunehmend zahlreich entsprechende ez-Kombinationen, wie (vgl. 4. Belegteil) 1929 Ex-Champion, 1932 Ex- Professional 1933 Ex-Europameister, 1933 Exprofi, 1959 Ex-Weltmeister und 1967 Ex-Kölner (‘ehemaliger Kölner’, zu Kölner, entsprechend den gebrauchsüblichen Kürzungen für ‘Fußballspieler des 1. FC Köln’; s.u.); vgl. auch 3.3.1.1 Gramm, Zusatzliste, 1967 Ex-Boxeuropameister, dazu weitere mehrgliedrige ez-Kombinationen aus dem Sportbereich. Unter den Kombinationen aus ex- und reihenhaft belegten Ortsnamen-Personalableitungen finden sich zahlreich auch solche, die dem Bereich des Sports, wohl speziell dem Bereich des Fußballsports, zuzurechnen sind. Sie bezeichnen auf dem Hintergrund häufiger Vereinswechsel die in der Basis genannten Spieler eines kommunalen Vereins als ehemalige; vgl. Kombinationen, wie (s.o.) Ex-Kölner, vgl. weitere Kombinationen aus Belegen, für die wir nicht immer Nachweise geben, wie 1967 Ex-Augsburger, 1967 Ex-Füssener, 1967 Ex-Mönchengladbacher, 1985 Ex-Dortmunder, 1994 Ex-Münchner, 1994 Ex-Dresdner, 1994 Ex-Stuttgarter, zu anderen ez-Kombinationen mit Ortsnamen-Personalableitungen als Basiseinheiten vgl. 4. Belegteil, 1989 Ex-Jenaerin ‘ehemalige Jenaerin’, im Sinne von ‘Person, die aus Jena stammt, früher in Jena wohnhaft war’ und 1994 Ex-Mannheimer dieser Bed./ Verwendung. Zur Semantik der Ortsnamen-Personalableitungen insgesamt vgl. 3.5 SemBas 1c). <?page no="197"?> Das Präfix ex- 187 3.10.3.3.2 Entwicklung im Hinblick auf die semantischen Klassen von Lexemen, die als Basiseinheiten zu extreten ex-Kombinationen stellen unverändert seit Beginn des Musteraufkommens weitgehend subst. Kombinationen und dabei Personenbezeichnungen dar. Eine zunehmende Erweiterung der Gruppe ist dennoch insgesamt erkennbar; s. beispielsweise schon oben ex-Kombinationen mit Ortsnamenableitungen als Personenbezeichnungen. Vereinzelt bleiben im Dt. und in anderen modernen europäischen Sprachen Familiennamen als Basiseinheiten von ex-Kombinationen wie Rodina in Ex-Rodina ‘die frühere Rodina; die früher unter dem Namen Rodina bekannte ... ’; vgl. vereinzeltes frz. ex-Newman ‘die frühere Newman; die früher unter dem Namen Newman bekannte ...’ (die nunmehr wieder ihren Mädchennamen ... angenommen hat). Zu extreten als Basiseinheiten seit Mitte des 20. Jh. gelegentlich, in jüngster Zeit zunehmend und in gewisser Entsprechung zu den Personenbezeichnungen auch Bezeichnungen (Namen), für Kollektive (Staaten, politisch/ ökonomisch/ sozial bestimmte Gruppen, Institutionen), seltener entsprechende Charakterisierungen, vgl. Kombinationen, wie Ex-BRD, Ex-DDR, Ex-Jugoslawien, ex-jugoslawisch, Ex- Kolonien, Ex-Kronländer, Ex-Mittelklasse, Exösterreich, ex-sowjetisch, Ex- Sowjetrepublik, Ex-Sowjetunion, Ex-UdSSR, Ex-Volk. Wie die Beispiele zeigen, handelt es sich bei den Bezeichnungen (Charakterisierungen) für ehemalige Kollektive vor allem um solche LWB-Produkte, die erst in jüngster Zeit auf dem historischen Hintergrund des Zusammenbruchs der ehemaligen kommunistischen Staaten und Staatengemeinschaften aufgekommen sind. Im Gegensatz zu den früher nur vereinzelt belegten Kombinationen (Types und Tokens) dieser Gruppe sind heute zahlreiche Kombinationen jeweils zahlreich nachgewiesen. Trotz der weltkriegsbedingten Umwälzungen in der ersten Hälfte des 20. Jh. war eine ex-Mustererweiterung offenbar ausgeblieben. Daß ein Dekret des Nazi-Regimes „vom November 1941 untersagte, künftig die Wörter «Polen», «Tschechoslowakei» und «Jugoslawien» ohne den Zusatz der Vorsilbe «Ex-» zu gebrauchen“ (Hagege 1996, 71 (Übers.)), ist in dieser eindeutig ausdrucksseitigen, gegenüber dem Original (Hagege 1992, 85 „sans les faire preceder de «ex-»“) noch verstärkten Formulierung nicht zutreffend; s. hierzu ZD 5692, 14.11.1941, zit. in Glunk (1970, 85) unter Jugoslawien: „[...] Es wird noch einmal streng darauf hingewiesen, daß diese Bezeichnungen nicht mehr verwendet werden dürfen, sondern daß es in allen Fällen, auch bei Länderüberschriften, heißen muß: ehemalige Tschecho-Slowakei, ehemaliges Polen, ehemaliges Jugoslawien.“ <?page no="198"?> 188 Gabriele Hoppe Die irrtümlich ausdrucksseitige Formulierung in Hagege (1996 (1992)) ist immerhin signifikant für Entwicklungen des Interkombinems ex-. Die erst im Zusammenhang der jüngsten Geschichte erfolgte ez-Mustererweiterung und die entsprechenden, nunmehr auch gebrauchsüblichen LWB- Produkte stehen in mustergeschichtlicher Kombinatorik mit dem neu aufgekommenen nocA-2b-Muster (vgl. 3.6.2 SemPdgm, Noch-DDR/ Ex-DDR): 1990 Ex-BRD, 1990 Ex-DDR, 1991 Ex-Sowjetrepublik, 1991 Ex-UiSSR, 1993 Ex- Jugoslawien, 1994 Ex-Bruderstaaien, 1994 Ex-Sowjetunion. Für andere moderne europäische Sprachen waren möglicherweise usuelle und quasi institutionalisierte ez-Kombinationen dieses Basistyps schon nachweisbar, besonders frz. ex-colonies, ital. ex{-)colonie\ sie haben dann aber wohl, zumindest, was das Frz. betrifft, als vereinzelte Types Vorgelegen. In 1980 TRESOR 1971ff. ist insgesamt dieser semantische Typ von Basiseinheiten in ez-Kombinationen im Artikelkopf ez- 3 nicht verzeichnet; das alphabetische Register der frz. ez-Kombinationen in Li Ching (1964) weist den Basistyp nur selten auf, beispielsweise in ex-protectorat, ex-Somalie. Vgl. aber immerhin schon in LAROUSSE DIC. UNIVERSEL DU XIX e S. (Artikel ez, prefixe) als lexikographisches Beispiel aufgeführtes L ’Ex-royaume de Naples. In jüngster Zeit nun sind auch für andere moderne europäische Sprachen ez-Kombinationen nachgewiesen, die dt. Kombinationen entsprechen. Ohne erkennbare, aber durchaus mögliche wechselseitige Beeinflussung erfolgt auch in anderen modernen europäischen Sprachen offenbar eine ex- Mustererweiterung aufgrund der außersprachlichen Bedingungen des Zusammenbruchs der kommunistischen Staaten. Vgl. die im Frz. sofort und bis heute zum großen Teil jeweils auch zahlreich belegten Kombinationen aus unterschiedlichen Zeitungen (vor allem Canard enchame, Le Monde, Liberation) wie ex-Allemagne de l’Est, ex-Berlin-Est, ex-hloc de l’Est, ex-bloc sovietique, ex-Europe de l’Est, exfederation [Yougoslavie], ex-Hexagone schengenise, ex-Yougoslavie, expays communistes, ex-pays du marechal Tito, ex-Republique democratique allemande, ex-RDA [DDR], ex-RFA [BRD], ex-republiques, ex-republiques federees, ex-Republique yougoslave, ex-Republique Macedoine de Yougoslavie, ex-Republique de Tchetcheno-Ingouchie, ex-Tchecoslovaquie, ex-Union sovietique. Auch ital. Zeitschriften und Zeitungen, die ich nicht kontinuierlich ausgewertet habe (Corriere della Sera, Europeo, Giornale, Repubblica), weisen solche ez-Kombinationen schon zu Beginn der historischen Ereignisse und auch heute zahlreich auf, bei hoher Frequenz einzelner Kombinationen; vgl. ex blocco comunista, ex Ddr [DDR], ex Germania comunista, ex Jugoslavia, ex paese comunista, ex repubblica popolare, ex Unione Sovietica. Allerdings müssen diese Kombinationen auf dem Hintergrund der insge- <?page no="199"?> Das Präfix ex- 189 samt wohl abweichenden ital. ez-Entwicklung gesehen werden; vgl. 3.4.1 SemKomb. Für das Engl./ Amerikan. sind dagegen Kombinationen wie ex-U.S.S.R. (Time 11.4.1994) nur vereinzelt nachgewiesen; offenbar sind bis heute trotz allgemeiner ez-Musterproduktivität ez-Kombinationen dieser Art im Vergleich zu Syntagmen mit former nicht gebrauchsüblich. Diese Befunde haben sich durch meine eher unsystematischen Stichproben anhand unterschiedlicher englischer/ amerikanischer Presseorgane ergeben (Zeitungsartikel aus der lernerorientierten Presseübersicht World and Press, sporadisch Artikel aus Time und Times). Sie wurden bestätigt durch englischsprachige, -sprechende Informanten und erhärtet durch gezielte, regelmäßige Recherchen in anglophonen Zeitungen (New Zealand Herald, The Listener und The Guardian Weekly), die ich dem Muttersprachler Alan Kirkness zu verdanken habe. Zu ez-Kombinationen bzw. ex (vgl. 3.1.1.4 Kat) und historischem Hintergrund s. den Beitrag des kroatischen Schriftstellers Predrag Matvejevitch. Der Artikel (Le Monde 29.4.1994) wird ungekürzt wiedergegeben, auf graphische Markierung der ez-Kombinationen bzw. von ex wird dabei verzichtet. FIN DE Sl£CLE Le monde «ex» Cette fin de siede voit l’avenement d’un monde «ex», oü une partie de la planete vit une existence posthume. L’idee d’emancipation a disparu de l’horizon tandis que la culture nationale se convertit en ideologic de la nation. Du coup, la parole critique oscille entre trahison et outrage, entre silence et alienation. L’empreinte du passe paralyse l’invention du futur. par Predraq Matveievitch Ala suite des evenements qui viennent de marquer notre fin de siede, nombre d’entre nous sont devenus «ex». L’apres-guerre froide aura vu une partie du monde, ä l’Est, vivre une existence en quelque sorte posthume : un ex-empire, plusieurs ex-Etats et ex-pactes d’alliance entre Etats, tant d’exsocietes, d’ex-citoyennetes et d’ex-appartenances, d’ex-dissi- <?page no="200"?> 190 Gabriele Hoppe dences aussi. II est legitime de se demander ce que veut dire, en realite, se dire «ex» ou etre un «ex». Avoir ete ressortissant d’une ex-Europe enfin affranchie, d’une ex-Union sovietique desagregee, d’une ex-Yougoslavie detruite? Etre devenu ex-socialiste ou ex-communiste, ex-Allemand de l’Est, ex-Yougoslave ou je ne sais quoi encore? N'etre plus ne vouloir plus etre ce que Ton a ete ou ce que Ton etait presume etre? II faut eviter de jouer lä avec des mots. Ce Statut est plus grave qu’il ne parait de prime abord : l'«ex» est ressenti comme une marque, parfois comme un stigmate. C’est tantöt un lien, involontaire, tantöt une rupture, voulue. Cela peut etre une relation, souvent ambigue, aussi bien qu’une qualite, ambivalente. Le sens de ce qui peut etre defini comme «ex», et l’attitude ä son encontre, varie d’un cas ä l’autre : deplorer la chute de I’ex-Union sovietique et compatir ä la tragedie de la Bosnie en ex-Yougoslavie, il y a lä peu de chose en commun. Ce qui est valable egalement pour les habitants des pays en question. Etre «ex», c’est avoir, d’une part, un Statut mal determine, de l’autre, eprouver un sentiment de malaise. Cela concerne aussi bien les individus que les cdlectivites, tant l’identite que le mode d’existence : une sorte d’ex-instance, superposee et retroactive. Le phenomene est ä la fois politique (ou geopolitique, si l’on prefere) et social, spatial et psychologique. II pose, entre autres, plus d’une question morale et met en cause une morale anterieure. Je recontre bien des excompatriotes qui ont du mal ä prononcer le mot ex-Yougoslavie (leur langue bute sur ce fächeux prefixe); d’autres l’articulent avec une delectation vengeresse et corrigent meme ceux qui osent l’estropier. Je comprends mieux ä present ies membres de ma famille paternelle qui, dans l’URSS de Brejnev, craignaient d’etre sovietises au point de devenir ex-Russes ou ex-Ukrainiens. On vient de forger le verbe : «ex-urssifier», dans le sens de purifier. Sommes-nous condamnes ä vivre un ex-destin? [.’Ideologie de la nation A la fin d’un siede, on fait habituellement des bilans. A quoi bon faire un ex-bilan ? On a dejä tout appris sur la question, par la pratique plus que par I'Histoire. L’Est n’a pas un droit exclusif au Statut d'«ex». En Occident et ailleurs on connait bien des ex-staliniens, ex-colonialistes, exsoixante-huitards, toute une exgauche devenue nouvelle droite, et ainsi de suite. On parlera probablement demain d’une ex- Europe, precedent une Union europeenne qui prendrait reellement effet, reniant un Vieux Continent inerte et indecis, coupable... Cela n’est pas notre propos. On ne nait pas «ex», on le devient. Tant de reniements, de remaniements du passe ou du present sont en cours, d’autojustifications ou d’ajustements de biographie, mille et une fuites en avant ou en arriere, manieres de <?page no="201"?> Das Präfix ex- 191 refaire ou de defaire, ä defaut de sa vie, au moins son autobiographie. Certains «nouveaux intellectuals» de I'ex-Europe de l’Est, qui furent pourtant bien assis sous le regime precedent, excellent dans ce jeu de derobade ou de recuperation. Les membres de la vieille nomenklatura exdignitaires ou ex-officiants, ex-directeurs d’entreprise ou de conscience reviennent sur la scene apres un exit temporaire. L'ancien regime n’a pas prepare, il est vrai, sa propre releve et n’a nullement pressenti sa fin prochaine. La finalite de I’Histoire est le dernier souci des exegetes. Le choc de I’evenement a ete, on le repete, aussi violent qu’imprevu. Les transitions I’emportent encore sur les vraies transformations qui ont du mal ä s’affirmer ou bien, en se realisant, semblent parfois grotesques. La democratie qui se proclame apparait le plus souvent comme une «democrature» j’ai forge ce terme maladroit en essayant de definir un hybride de democratie et de dictature. Un populisme primaire a toujours ete pret ä soutenir des regimes de cette espece. La lai'cite a ete ignoree, en tant que categorie sociale, dans la plupart de ces pays. Le «joujou national» n’y a jamais perdu son attrait. La culture nationale meme se convertit aisement en ideologie de la nation. Une grandiose Utopie, nee au cceur de I’Europe occidentale et brutalement transplantee ä I’Est, a engendre bien plus qu’une faillite : les valeurs qui I’ont inspiree se sont egalement effondrees. L’idee meme d’emancipation a disparu de I’horizon. Ce ne sont pas seulement des signes ou traces d’un etat de choses : c’est tout un monde «ex», son endroit et son envers. Ses habitants, meme lorsqu’ils le delaissent ou emigrent, ne cessent d’en porter I'empreinte. Dans de telles situations, les discours sont quasi inevitablement decales, leurs centres de gravite deplaces. La parole critique oscille entre trahison et outrage, notamment dans un contexte plurinational : critiquer sa propre nation equivaut ä la trahir ; critiquer I’autre signifie, pour celui qui en fait I’objet, offenser. Le fait de se trouver entre trahison et outrage extenue la critique meme, et finit par I’annihiler. Elle se voit remplacee par la surenchere : qui dit mieux? A mesure que Ton reussit ä se distancer d’un ex-espace ou d’un ex-milieu determines, le discours ne cesse de se retrouver dans une position inconfortable : entre exil et asile. II court le risque d’etre aliene ou bien reduit au silence. La sagesse lui est le plus souvent d’un pietre secours. Heritiers sans heritage Pour ce qui concerne une partie, assez restreinte, de (’intelligentsia que le nationalisme n’a pas aveuglee, ses adherents trainent leurs «ex» comme autant d’echecs ou de disillusions. J’ai coutume de les aligner sous forme de litanie : les regimes totalitaires sont abattus, et nous restons cependant han- <?page no="202"?> 192 Gabriele Hoppe tes par le totalitarisme ; nous croyions conquerir le present, et nous ne sommes pas capables de maTtriser le passe ; nous avons denonce l’Histoire, et nous continuons d’etre envahis par l’historicisme ; nous voyions naitre des libertes, et nous ne savons qu’en faire ou risquons d’en abuser ; nous avons defendu un heritage national, et nous devons maintenant nous en defendre; nous avons voulu sauvegarder la memoire, et la memoire semble ä present se venger et nous punir ; les partages s’imposent, et il n’y a plus guere ä partager. Le monde «ex» est rempli d’heritiers sans heritage. I Ex-yougoslave et croate, Predrag Matvejevitch est ecrivain. II a publik chez Fayard Epistolaire de l’autre Europe et le Breviaire medüenaneen (Prix du meilleur livre stranger 1993). Zu extreten als Basiseinheiten Anfang des 19. Jh. vereinzelt, seit Mitte des 20. Jh. gelegentlich und erst in jüngerer und jüngster Zeit zunehmend Bezeichnungen für Sachen, ea; -Kombinationen mit Sachen als Basiseinheiten entsprechen in gewisser Weise den ez-Kombinationen, die Personen bezeichnen; vgl. hierzu ausführlicher 3.4.1 und 3.4.2 SemKomb, zur Aufnahme der entsprechenden Belege vgl. 4.1 und 4.2 Belegteil. Nur vereinzelt sind im Verlauf der Mustergeschichte Bezeichnungen für Sachverhalte als Basiseinheiten von ez-Kombinationen nachgewiesen. Vgl. insgesamt Kombinationen, wie Ex-Fähre, Ex-Haus, Ex-Insel, Ex- Mauer, Ex-Panzer und MeerExdespotismus, Ex-Sozialismus. Was Bezeichnungen für Sachen als Basiseinheiten betrifft, verläuft auch diese Entwicklung im Dt. parallel, wenn auch offenbar nicht mit der gleichen Intensität, zur ez-Mustererweiterung in anderen modernen europäischen Sprachen. Beeinflussung ist dabei wiederum nicht erkennbar; vgl. engl, und frz. und ital. wohl anders zu wertende - Kombinationen, wie engl, ex-home; frz. ex-article premier, ex-canon (1980 TRESOR 1971ff.), ex-chambre, ex-champs de mil, ex-hötel (BLOCHWITZ/ RUNKEWITZ 1971), ex-palais d’Hiver, ex-piste Ho-chi-minh, ex-place de la Bastille (zu den quasi institutionalisierten frz. ez-Kombinationen, mit denen auf vorma- <?page no="203"?> Das Präfix ex- 193 lige Namen von Straßen und Plätzen etc. verwiesen wird, vgl. 3.1.1.1.3 Kat und entsprechende Kombinationen im folgenden), ex-place Bugeaud (BLOCHWITZ/ RUNKEWITZ 1971), ex-rideau de fer, ex-route (1980 TRESOR 1971ff.), ex-rue de la Soie, ex-Train Bleu, ex-Village negre; ital. ex istituto, ex pastificio, ex stamperia (jeweils als Gebäude), ex lager nazista [KZ], Ex pescheria [als Eigenname einer jetzt hier ansässigen Galerie] (Beispiele aus Z-Belegen). ear-Kombinationen mit Bezeichnungen für Sachverhalte als Basiseinheiten sind offenbar auch in anderen modernen europäischen Sprachen nur vereinzelt vorhanden; vgl. Kombinationen wie ex-systeme und ex-vie (aus älteren Belegen, 1980 TRESOR 1971ff.); ex-ouverture (Z-Beleg). Die behandelten jüngeren, zur Gebrauchsüblichkeit tendierenden Entwicklungen der zweiten Hälfte des 20. Jh. werden in Anbetracht der auch heute noch vorherrschenden ez-Kombinationen, die Personenbezeichnungen darstellen, leicht übersehen und finden auch in neueren Darstellungen des ez-Musters überhaupt keine oder nur unzureichende Berücksichtigung; so vermerkt ETYM. WB 1993 zu exlediglich und auch im Hinblick auf die Personenbezeichnungen selbst nicht zutreffend: „[...] heute noch produktive Vorsilbe, die Personenbezeichnungen vorangestellt wird und zum Ausdruck bringt, daß es sich um den früheren Inhaber der genannten Stellung handelt, [...].“ (BG) 3.10.4 Aufkommen des ez-Musters im Englischen und Italienischen (nach Buchungen) Im Engl, sind auf das Lat. zurückgehende Lehnwörter seit Ende des 14. Jh. (1398 Ex-consul, 1683 Ex-consular in OED 1989 (BG)) nachgewiesen. ez-Kombinationen neoklassischer Bildung sind, bei zunächst deutlichem Bezug auf französische und deutsche Verhältnisse, erst seit Ende des 18. Jh. nachgewiesen (1793 ex-bishop [of Autun], 1793 [Prussian clergy] Ex- Jesuitism, 1796 ex-mayor [brought into Paris] in OED 1989 (BG)). In der Folge hat sich im Engl, eine gemeinspr. (bildungsspr.) produktive LWB- Einheit exentwickelt. Für das Ital. sind auf das Lat. zurückgehende Lehnwörter seit Ende des 13. Jh. bezeugt (vor 1292 ex-consolo in 1980 CORTELAZZO/ ZOLLI 1979ff.); das Aufkommen eines produktiven ez-Musters wird für die Zeit der Französischen Revolution angesetzt („[...] la particella si diffonde durante la rivoluzione francese: 1798 [! , ohne ital. Beispiele] [...].“ (z)). Zwar ist im Ital. als einer der Habsburger Kanzleispr. im Zusammenhang des Ordensverbotes 1774 Exgesuita nachgewiesen (vgl. 3.10.3.1) und auch in der italienischsprachigen Korrespondenz mit dem Hof belegt. Sein Status innerhalb des Ital. selbst bleibt dennoch ungesichert, zumal in der ital. historischen Lexikographie Nachweise und Buchungen von ex- <?page no="204"?> 194 Gabriele Hoppe Kombinationen für die Zeit der 70er Jahre im Gegensatz zum Dt. überhaupt fehlen (s.o.). Ein produktives ital. es-Muster hat sich im Zusammenhang der Zeitereignisse (Verbot des Jesuitenordens) im Unterschied zum Dt. offenbar noch nicht herausgebildet. Zur Spezifik des ital. ez-Musters vgl. 3.4.1 SemKomb sowie Hinweise in den einzelnen Artikelpositionen. Zu Bed./ Verwendung und Erweiterung des jeweils produktiven ez-Musters beider Sprachen s. die vereinzelten Hinweise (Belege) innerhalb der einzelnen Artikelpositionen. <?page no="205"?> Das Präfix ex- 195 4. Belegteil 4.1 Vorbemerkung. Allgemeine Hinweise - Der Lemmaeintrag erfolgt in der Regel in Angleichung an die heutige Schreibweise, die Fugenbehandlung nach dem Erstbeleg. ez-Kombinationen als Personenbezeichnungen erscheinen unter dem zuerst nachgewiesenen Genus, d.h., meist als M.; zusätzliche Angabe der movierten Form erfolgt nur im begründeten Einzelfall. - Zur Dokumentierung historischer Entwicklungen der ex-Grammatik auch innerhalb des Belegteils selbst sind Kombinationen mit Komposita als Basiseinheiten jeweils separat lemmatisiert {Exkriegsminister), sie erscheinen nicht unter Kombinationen mit dem entsprechenden Lexem {Exminister) als zweiter Konstituente solcher Basiseinheiten. 4.2 Anmerkungen zur Gestaltung des Belegteils Der Materialanhang wird Belegteil, nicht Lexikon genannt, da bei aller Gebrauchsüblichkeit einzelner Kombinationen Lexikalisierung im Sinne von Verfestigung und entsprechend Wörterbuch-Kodifizierung von ex- Kombinationen in der Regel nicht vorliegt; vgl. ausführlicher hierzu 3.7.1 Komb. Dieser Befund hat auch Konsequenzen für die Anlage dieses Belegteils: 1) Eingeschränkte Lexikalisierung von ex-Kombinationen und entsprechend fehlender Nachschlagebedarf erlauben eine chronologisch-kombinationsbezogene Präsentation des Belegmaterials. Eine solche chronologischkombinationsbezogene Sortierung ermöglicht unabhängig von der Artikelposition 3.10 Hist einen für den ersten Angang ausreichenden Überblick über die sprachlichen und außersprachlichen Zusammenhänge des Musteraufkommens, die ersten Integrationsstufen und die verschiedenen Stadien der weiteren Entwicklung des Musters. Zu einer Jahreszahl wird alphabetisch sortiert, mit der erklärbaren Ausnahme von 1773 Ex-Mandarin und Exjesuit. 2) Eingeschränkte Lexikalisierung von ex-Kombinationen legt nahe, den Belegteil begrenzt und dabei bewußt ungleichgewichtig zu halten. Vollständig aufgenommen wurden vorhandene frühe Belege der Schulz-Baslerschen Belegsammlung; ebenso die entsprechenden (Z-)Belege (Kombinations-Types und -Tokens) meiner eigenen Materialsammlung, wie sie im Zusammenhang notwendiger und gezielter historischer Recherchen gefunden wurden. Hierdurch sollen Musteraufkommen und erste Integrationsstufen überzeugend dokumentiert werden. <?page no="206"?> 196 Gabriele Hoppe Aus den zahllosen gebrauchsüblichen und okkasionellen ea: -Kombinationen des neueren Deutsch wurden vergleichsweise wenige zur Dokumentierung jüngerer Entwicklungen aufgenommen. Um dennoch Materialien zum Nachweis bestimmter (L)WB-Phänomene in der Darstellung nutzen zu können, wurden Kombinationen ohne Beleganhang (aber mit Datierung/ Quelle) in 3.3.1.1 Gramm aufgelistet und separat im alphabetischen und chronologischen Register (s. 2.1.1 und 2.2.1, Zusatzlisten) aufgeführt. Relativ vollständig aufgenommen wurden auch solche Vorgefundenen Kombinationen, die diachron/ synchron eine Erweiterung der semantischen Klassen von Lexemen belegen, die als Basiseinheiten zu extreten, nämlich Kombinationen aus ex- + Bezeichnungen für Sachen/ Sachverhalte; aufgenommen sind auch fast alle der seltenen adjektivischen ez-Kombinationen (auch der desubstantivischen Ableitungen) des zugrundegelegten Materials. 3) Eingeschränkte Lexikalisierung bei gewisser Gebrauchsüblichkeit von bestimmten Kombinationen erfordert eine spezielle Beleg-Auswahl für die einzelnen Kombinationen. Es handelt sich im Belegteil nicht um Wortartikel im eigentlichen Sinne, die Wortgeschichte von ea: -Kombinationen darzustellen oder deren Vorkommen diachron/ synchron ausgewogen anhand des Beleganhangs zu dokumentieren hätten. Es wurde deshalb darauf verzichtet, Exkönige oder Exminister bis ins heutige Dt. zu verfolgen und zahlenmäßig ausgewogen nachzuweisen. Der Befund hat auch Konsequenzen für die Gestaltung des Artikelkopfes: 1) Eingeschränkte Lexikalisierung erlaubt in der Regel teilzirkuläre, ritualisierte ‘Definition’, die zudem auch die Fuge zwischen Kombinem und Basiseinheit deutlich markiert. (Zu Kontextbedeutungen und -konnotationen, zu kontextabhängigen Transformationen und teilsynonymen Entsprechungen s. die Darstellungen im Zentralartikel.) Angaben zu den Basiseinheiten selbst entfallen weitgehend, da diese diachron und synchron fast ausschließlich dem integrierten Wortschatz (Lehnwörter und indigene Wörter der Gemeinspr. (Bildungsspr.)) zugehören. Entsprechend konnte auch auf die durchgängige Markierung der Kombinationen als gemeinspr. (bildungsspr.) verzichtet werden. 2) Eingeschränkte Lexikalisierung und entsprechend fehlende Lemmatisierung bei hoher ez-Musterproduktivität liegen auch für andere moderne europäische Sprachen vor. Entlehnungsprobleme stellten sich nach der Musterintegration in die dt. Gemeinspr. (Bildungsspr.) in der Regel nicht mehr (vgl. 3.10.3.2ff. Hist). Deshalb wurde darauf verzichtet, ‘sprachvergleichend’ (bei entlehntem Basismaterial) die vereinzelt in den Uberblicksartikeln zum Kombinem exin Wörterbüchern des Frz. und Engl, sublemmatisierten Kombinationen beizugeben. Es schien sinnvol- <?page no="207"?> Das Präfix ex- 197 ler, sprachvergleichende Hinweise im eigentlichen Sinne wenigstens ansatzweise zur Demonstration gebrauchsnormbedingter (möglicherweise auch systemabhängiger) Unterschiede sowie zum Nachweis vorhandener Entsprechungen unter den einzelnen Artikelpositionen aufzuführen. 3) Auf dem Hintergrund eingeschränkter Lexikalisierung ist der Artikel(kopf) in der Regel lediglich gedacht als eine Art Kommentar, wie er für die Zeit der ersten Integrationsstufen des Musters von Bedeutung ist. Durch Vernetzung der Einzelartikel mithilfe stereotyper Verweise und Angaben zu Bezeichnungs-/ Verwendungsbereich und Textsorte/ Texttypik sollen die sprachlichen und außersprachlichen Zusammenhänge verdeutlicht werden, die für Aufkommen und erste Integrationsstufen des ex- Musters bestimmend sind. 4.3 Belege Ex consule/ Ex-Konsul M. (1734) ‘ehemaliger Konsul’; anfangs Fremdbezeichnung (Zitatwort) für einen aus dem höchsten Staatsamt der römischen Republik geschiedenen Magistrat (vgl. 3.8.1 Etym), spätlat. ex consult, exconsul; zunächst gebucht in der syntagmatischen Form Ex consult (vgl. älteres spätlat. ex consult aus der Präp. ex und consule (Ablativ zu consul)), als hist. Bezeichnung nur vereinzelt nachgewiesen im frühen 19. Jh., dabei in subst. Form (vgl. jüngeres spätlat. exconsul). Erst in jüngster Zeit ist vereinzelt nachgewiesen unabhängig lehngebildetes Ex-Konsul, zu Konsul in seiner heutigen Bed. ‘ständiger Vertreter eines Staates in einem anderen Land, der Aufgaben im Bereich des wirtschaftlichen und kulturellen Kontaktes beider Länder wahrzunehmen hat’; vgl. auch vereinzeltes 1963 exkonsularisch ‘des ehemaligen Konsuls, ihm zugehörig, ihn betreffend’; 1734 ZEDLER 1732ff. Ex consule, war bey denen Römern so viel als Vir Consularis, der das Bürgermeister-Amt schon verwaltet hatte. Und so sagte man auch Ex quaestore, Ex praetore (BG). Lang 1817 Hammelburger Reisen 62 Der quieszirte [‘in den Ruhestand versetzte’] Römische Bürgermeister oder Ex-Consul Cicero (z). Spiegel 6.6.1994 Das Londoner Konsulat sei [...] eine „Sektion“ der Staatssicherheit, demnach Reich-Ranicki örtlicher Chef-Agent gewesen. Dazu der Ex-Konsul: „Kompletter Quatsch“ (z). Ex praetore M. (1734) ‘ehemaliger Prätor’, Fremdbezeichnung (Zitatwort) für den aus dem Amt geschiedenen höchsten römischen Magistrat der Justiz; s. Beleg unter —>1734 Ex consule/ Ex-Konsul. <?page no="208"?> 198 Gabriele Hoppe Ex quaestore M. (1734) ‘ehemaliger Quästor’; Fremdbezeichnung (Zitatwort) für den aus dem Amt geschiedenen höchsten römischen Magistrat des Finanzwesens; s. Beleg unter ->1734 Ex consult/ Ex-Konsul. Excalvinist M. (1746) ‘ehemaliger Calvinist’; bezogen auf frz. Verhältnisse und möglicherweise in Zusammenhang stehend mit den im frz. Ordenswesen geläufigen ez-Kombinationen der Abfassungszeit des Textes, d.h. den Bezeichnungen für geistliche Amtsvorgänger oder solche Geistliche, die aus ihren Orden oder bestimmten klösterlichen Ämtern und Funktionen geschieden sind (vgl. 3.10.2.1 Hist); im Kontextzusammenhang entlehnt oder analog zu den genannten frz. Vorbildern bzw. überhaupt in spätlat./ mlat. Musterkenntnis innerhalb des Dt. lehngebildet? ; Herrliberger 1746 Ceremonien (x) 17 Cajet, ein Excalvinist ward An. 1596. vom Synodo von Samur abgesezt. Auch hat der Synodus von Montpelier zwey Wercke von der Vereinigung verworffen 1598. (SB). Ex-Mandarin M. (1773) ‘ehemaliger Mandarin’; innerhalb des Dt. in Musterkenntnis oder analog zu dem schon im Vorfeld des Ordensverbotes gebrauchten ->1773 Exjesuit lehngebildet? ; Hamann briefl. 27.3.1773 an Nicolai (Vierteljahrschr. f. LU’gesch. 1, 1888, 127) Da wir vielleicht beyde ein wenig zu partheiisch über den Handel des Ex-Mandarinen mit dem M. Coelius Serotinus urtheilen möchten: so mag die ganze Sache den Kunstrichtern, besonders den neuesten, zum Zeitvertreibe dienen, falls es ihrer Mühe lohnt. Wenn der Ex-Mandarin die Absicht gehabt mich lächerlich zu machen, oder abzuschrecken: so bin ich ihm gut dafür, dass ihm beydes nicht gelingen soll (SB). Exjesuit M. (1773) ‘ehemaliger Jesuit’ (zu Jesuit ‘Mitglied der Societas Jesu’); entlehnt oder innerhalb des Dt. in Musterkenntnis lehngebildet? ; vgl. 3.10.3.1 und 3.10.3.2 Hist; zunächst amtsspr. (Hofkanzleispr.) im Zusammenhang des Verbots der Gesellschaft Jesu im Jahre 1773 aufgekommen und von hier aus gemeinspr. (bildungsspr.); Leitwort für die Herausbildung eines produktiven dt. Musters ex- ‘ehemalig’; heute bes. in Bezug auf die hist. Verwendung fachspr. (fachsprachenintern; Geschichtswiss., bes. Kirchengesch.) und wohl in Kenntnis dieser Verwendung gelegentlich bildungsspr. (vgl. auch 1782 [? ] Exmönch, 1784 Exnonne und 1793 Exreligiose derselben kanzleispr., auch gemeinspr. (bildungsspr.) Verwendung); vereinzelt hierzu die adj. Ableitung —>1781 exjesuitisch-, Vorbemerkung zu den Belegen für Exjesuit Zum Nachweis der kanzleispr. Gebräuchlichkeit des Terminus Exjesuit in den Verordnungen und auch seiner Bedeutung für die kanzleispr. Wortbildung (Kompositabildung) wird mehr Belegmaterial aufgeführt, als dies vielleicht auf den ersten Blick nötig erscheint. Um die Textsorten und Text- <?page no="209"?> Das Präfix ex- 199 typen und deren Semiotik erkennbar werden zu lassen, in denen Exjesuit als Leitwort des es-Musters zunächst auftritt, konnte auf Präsentierung eines breiteren Kontextes nicht verzichtet werden. Die besonders in den Hofdekreten sehr seltenen Belege, die mit Exjesuit teilsynonyme Syntagmen aufweisen, werden in eckiger Klammer beigegeben. Solche Belege erscheinen zusätzlich auch unter dem entsprechenden Stichwort in 3.6.2. SemPdgm. Kaunitz an Maria Theresia 21.6.1773 [Angesichts der bevorstehenden Aufhebung des Ordens] (Maaß 1951-1961 Josephinismus, 2. Bd., 183) Ad Imum [! ]: bin ich mit der Commission vollkommen verstanden und vermuthe ohnehin, daß die Ausschließung der Exjesuiten von der Tradirung der Theologie im weitläufigsten Verstände genommen, folglich insbesondere auch auf die Kirchengeschichte erstreckt werde, indem es bey der Theologie hauptsächlich darauf ankommt, daß die Kirchengeschichte rein aus ächten Quellen und ohne Partheygeist gelehret werde (z). [Hofdekret vom 13. November 1773 (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1740-1780, 6. Bd., 631) In Ansehung des von den Kollegien, und Rektoren der ehemaligen Jesuiten bisher ausgeübten Präsentazionsrechts bei mehreren Pfarrbenefizien wird verordnet, daß [...] (z)]. Mandat Max’ III. Joseph 15.11.1773 (1991 Jesuiten in Bayern 287; vgl. Nr. 254, 294) [Das von Max III. Joseph als Sonderfonds behandelte Vermögen der Societas Jesu sollte] für künftige Zeiten immer beysammen bleiben, und bloß zum Unterhalte der Exjesuiten, der Kirchen, Gottesdienste, Schulen und Lehrer und anderen dergleichen hergebrachten milden und gottseligen Werken gewiedmet seyn (z). Haude-Spenersche Ztg. 1773, Nr. 120 Exjesuit (KLUGE-MITZKA 1963) (z). [Verordnung in Böhmen vom Uten Hornung 1774 (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1740-1780, 7. Bd., 24) Die den gewesenen Jesuiten zu ihrem Unterhalte monatliche 16 fl. ausgewiesene Pension (z)]. Verordnung vom 9. Juni 1774 (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1740-1780, 7. Bd., 65) Diejenigen Exiesuiten, welche einen anderweitigen, ihrem ausgeworfenen Pensionsbetrage gleichkommenden Zufluß titulo beneficii erhalten, sollen keine Pension bekommen (z). Patent vom 11. Juli 1774 (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1740-1780, 7. Bd., 72/ 73) Die Exiesuiten, welche die änderte Profession abgelegt haben, sollen in Rücksicht des Verflossenen ienes, was von solcher Zeit bis zu Aufhebung der Sozietät den übrigen weltlichen Intestaterben wirklich heimgefallen, und in der Abdicatione bonorum nicht begriffen ist, zurück zu verlangen ein Befugniß haben (z). [[Anonym] 1774 Gespräch im Reiche der Todten II, 121 und ließ die zurückgelassene [nach Aufhebung des Ordens in Rom verhafteten] Jesuiten unter einer guten Wache. Der Abt Ricci, und gewesener [Jesuiten-jGeneral, nebst seinen Aßistenten, wurden jeder von dem andern abgesondert, in das Irrländische Collegium gebracht (z)]. Hofdekret vom 20 Jäner 1776 (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1740-1780, 7. Bd., 492) Es ist von allen eingehenden Exiesuitenpensionen, oder aufhörenden weiteren Erfordernissen alle viertel Jahre die unausbleibliche Anzeige nach Hof zu machen (Z). Der Deutsche Merkur vom Jahr 1776, VII. Poht. Nachrichten (Februar), 286 Eine Neuigkeit, die den Freunden der ehmaligen Gesellschaft Jesu Vergnügen machen muß, ist die Loslaßung der in der Engelsburg gefangen geseßenen Exjesuiten, welche den 9ten dieses Monaths, zufolg eines Befehls der Congregation: de rebus lesuitarum agendis, vor sich gieng. [...] Da man nicht zweifeln darf, daß diese Loslaßung mit Einwilligung der dabey intereßierten Höfe geschehen, so will man daraus folgern, diese müßen von <?page no="210"?> 200 Gabriele Hoppe Seiten des Pabstes die nachdrücklichsten Versicherungen erhalten haben, daß von der Wiederherstellung der Gesellschaft niemahls mehr die Rede seyn werde (z). Verordnung in Böhmen den 1 August 1116 (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1140- 1180, 1. Bd., 534) Die Auslagen auf die Räumung der Sezesse, Kaminfegung, und Erhaltung der Brunnen in den zu Kasernen gewidmeten Exiesuitengebäuden sollen aus der Landeskonkurrenz bestritten werden (z). Verordnung in Böhmen vom 5 September 1116 (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1140-1180, 1. Bd., 558) Der Todesfall eines, oder anderen pensionirten Exiesuiten soll allzeit angezeiget werden (z). Verordnung in Böhmen vom 13. Hornung 1111 (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1140-1180, 8. Bd., 8) Bei dem Absterben eines in die Pension gestandenen Exiesuiten ist allemal die baldige Anzeige an die Landesstelle zu machen (z). Schlözer 1181 Bnefw. hist. Inh. VIII, 218 Exjesuitische Vesuche, die Barbarei in Deutschland wieder einzufüren (Überschr.) Was die Hrn. Exjesuiten in dem fernen Lissabon, Rom, und Polotsk, teils wirklich tun, teils gerne tun möchten: damit amusiren oder ennuyiren uns unsre deutsche Zeitungsschreiber fast wöchentlich (SB). Schlözer 1781 Bnefw. hist. Inh. IX, 7 Die Ex Jesuiten in Baiern und der Nachbarschaft haben sich unter andern auch verschworen, alle PredigtStüle, sowol in der Stadt als auf dem Lande, an sich zu reissen, und auf selbigen gegen Freigeisterei, Unglauben, und Deismus, unaufhörlich zu predigen, wie sie nun solches schon 4 Wochen durch getan (sb). Riesbeck (anonym) 1783 Briefe eines Reisenden Franzosen 109 Was die hiesigen Pfaffen betrift, so liegen sie jetzt unter sich im Streit. Es sind die nämlichen Partheyen, die in Frankreich durch ihre Verbitterung und Hitze gegen einander so viel Aufsehens gemacht haben. Die Exjesuiten mit ihrem Anhang haben eine mächtige Stütze an dem Beichtvater des Kurfürsten, einem aus ihrem Mittel, und an der Spitze der Benediktiner stehn sehr reiche Prälaten, die sich mit ihrem Gelde durch die feilen Hofbedienten und Damen einen Weg in das Kabinet zu öfnen suchen (z). [Anonym] 1785 Briefe aus Österreich 34/ 35-wenn man wüßte, wie kläglich jetzt noch die Schulen beym königl. Institut bestellt sind, da entweder theils alte Jesuiten im eigentlichen Sinne des Worts Jesuiten — die theologische Lehre behalten haben; theils aber wegen Mangel an Köpfen, da jeder Exjesuit Hals über Kopf strebt, lieber als Dechant oder Pfarrer bequem und gut bezahlt, nichts thun zu dürfen, als beym Institut schlecht bezahlt arbeiten zu müssen (z). [Anonym] 1785 Briefe aus Österreich Ich habe mich, wie Sie mein Herr bemerken werden wohl gehütet, den Namen Exjesuit zu nennen denn ich bin gewohnt zwischen Jesuit und Exjesuit ein großen Unterschied zu machen. Jesuit ist bey mir jenes Individium, das in allen Gestalten, in allen Kleidungen, in allen Sprachen den Kopf voll Ränke und Betrug hat, und alle Mittel anwendet, der ganzen Welt einen blauen Dunst vor die Augen zu machen, damit es im Trüben fischen könne. Der Exjesuit ist ein Unding, das als solches weder gut noch böse ist; und daher fließt mein Bekenntniß, daß ich nicht alles, was ehedem einen schwarzen Rock hatte, und nun Exjesuit heißt, Jesuit nenne. Der Name thut hier gar nichts zur Sache, sondern das Innere, der Karakter, der Kopf, das Herz (z). Zimmermann 1785 Einsamkeit II, 1; 423/ 24 Deutschlands größter Dummkopf, Pabst Pius des Sechsten vielgeliebter Sohn [...] der Hans Wurst, Streitprediger und Exjesuit Aloisius Merz in Augspurg, stößt itzt zwar, noch mächtiger als nie, in seine Streitdrommete. Aber wäre Aloisius Merz nicht so dumm, und das Licht des Jahrhunderts in der einen Hälfte von Augspurg nicht so klein, so möchte man wol fragen: wer in Augspurg gottloser sey, Aloisius Merz, oder die Policey die seine Streitdrommete duldet? (z). <?page no="211"?> Das Präfix ex- 201 Pezzl 1786-1790 Skizze von Wien (1988 LH. der Aufklärung 210) Wien hat zwei geschriebene Zeitungen, eine deutsche und eine französische. Die deutsche ist trocken, ohne Stil, sogar ohne Orthographie geschrieben. Die französische ist etwas erträglicher; ihr Verfasser, der Exjesuit F., affektiert sogar, ein witziger Kopf zu sein; er erzählt nicht so plump und erbärmlich wie der deutsche: nein, er spricht für die große Welt, räsoniert wohl gar manchmal seinen eignen Senf dazu. Solange er den politischen Kannegießer macht, ist die Sache lustig. Aber er macht auch den jesuitischen Beichtvater; schimpft auf neue Bücher, sucht den Verfassern derselben Gehässigkeiten anzuhängen, schreit gegen Freiheit zu denken und einreißenden Deismus, legt die Verbrechen einzelner Menschen der Schriftstellerei und der Lektüre zur Last etc. (z). Goue 1788-89 Notuma nicht Ex-Jesuit über das Ganze der Maurerey (Titel) (z). 1789 SCHWAN(URIOT) (1783ff.) [frz. Teil; im dt., nach Adelung erarbeiteten Teil finden sich in der alphabetischen Strecke weder exnoch Kombinationen mit exehemalig ] EX. Ein aus dem lateinischen entlehntes Vorwort, welches die Franzosen vor verschiedene Wörter setzen, um anzuzeigen, was eine Person gewesen ist, oder was sie für einen Posten bekleidet hat. z.B. Ex-Jesuite; ein Ex-Jesuit, einer der ehemals in dem Orden der Jesuiten war; Ex-Provincial; ein gewesener Provincial, der jezt nicht mehr das Oberhaupt über die Provinz eines Ordens ist (z). J.G. Müller (von Itzehoe) 1790 Siegfr. v. Lindenberg (Ausg. letzter Hand) 91 Denn, da er zum erstenmal seinen werten Namen zu einem solchen Verzeichnisse einzusenden vorhatte, war er lange unschlüssig, was für einen Schwanz er demselben anhenken sollte. Exschuster wie heut zu Tage Exjesuit das schien ihm nicht schicklich (z). Stengel um 1792 Denkwürdigkeiten 20 und als bald darauf der Jesuiten Orden gar aufgehoben wurde, gieng diese Stiftung unter der Mischung von Exjesuiten und Weltpriestern und am Ende unter den Lazaristen so den Krebsgang, daß sie am Ende den Nahmen eines Seminariums nicht mehr verdiente (z). Stengel um 1792 Denkwürdigkeiten 68 In diesem Jahre machte ich die erste Sommerreise mit dem Hofe nach Schwetzingen. Hier kam ich in neue Verhältniße mit dem nachher in Baiern durch seine Illuminaten-Verfolgung so berühmt gewordenen Pater Frank, einem Exjesuiten, Hofprediger und Beichtvatter des Churfürsten (z). Hofdekret vom 16., kundgemacht durch die Regierungsverordnung in Niederösterreich vom 30. August 1793 (Kropatschek, 3. Bd., 175) Es wird die höchste Entschließung bekannt gemacht, daß in Zukunft nur die vorfallenden Veränderungen und Sterbfälle der Exjesuiten, wie es bisher geschehen, anhero anzuzeigen seyn, und es dahero von Einsendung der vierteljährigen Ausweise der tauglichen und untauglichen Exjesuiten abzukommen habe (z). [Anonym] 179f Der Jesuit auf dem Thron (1808 Bibliothek der Robmsone V, 345) Pabst Klemens des Vierzehnten berühmtes Aufhebungs-Breve hatte, mit dem Flor des übel berüchtigten Ordens, auch die Laufbahn des Bruders Ignaz in demselben durch einen plötzlichen Streich vernichtet. In der Blüthe seiner Jahre, mit einer glücklichen Bildung, und schlau, wie es von einem Mitgliede dieser Gesellschaft zu erwarten war, aber auch eben so unbedenklich in der Wahl der Mittel, wie man ihr Schuld zu geben pflegt hätte man denken sollen, daß es dem jungen Exjesuiten in seinem deutschen Vaterlande unmöglich fehlen konnte, sich, auch als Laie, zu Glück und Ehren emporzuschwingen. In der That auch versuchte er’s auf den verschiedensten Wegen, als Officier, Komödiant, Sekretair und Kammerdiener dann wieder als Schriftsteller, Spion und Kosmopolit - und zwischen durch auch wohl als Günstling der Damen (z). Gubernialverordnung in Böhmen vom 8. Junius 1796 (Kropatschek, 7. Bd., 471) Die Ausweise über den Stand der Exjesuiten-Pensionisten sind nach dem vorgeschriebenen Formulare mit der bestimmten Angabe ihrer Aufenthaltsörter, ihres Pensionsbetrags, und ihrer Gesundheitsumstände, auch selbst bey jenen Exjesuiten, die Gymnasiallehrer- Prediger- oder Seelsorgerdienste leisten, zu verfassen (z). <?page no="212"?> 202 Gabriele Hoppe Verordnung der westgalizischen Hofkommission vom 23. Jänner 1798 (Kropatschek, 11. Bd., 44) Durch das höchste Patent vom 1. April 1797. [...] sind [...] alle Besitzer der Exjesuiten-und Edukationsfondsgüter, mithin auch diejenigen, welche Güter, Realitäten, und Geldsummen besitzen, die zum ursprünglichen und eigentlichen Universitätsfond gehören, aufgefordert worden, die Rechtmässigkeit des Besitzes zu beweisen (Z). Patent für Westgahzien vom 1. April, 1798 (Kropatschek, 9. Bd., 278-280) Wir Franz der Zweyte [...]. Um nun diesen Zweck zu erreichen, finden Wir für nöthig, alle Besitzer der zum Exjesuiten-oder Erziehungsfond gehörigen Güter, Realitäten, oder Kapitalien hiermit aufzufordern, sich [...] über die Rechtmässigkeit ihres Besitzes [...] gehörig auszuweisen (z). Gubermalverordnung in Böhmen vom 16. April 1801 {Kropatschek, 15. Bd., 227) Die Verzeichnisse der im Lande befindlichen Exjesuitenpriester und [-]Layen, sind in Zukunft allemal in der vorgeschriebenen Zeit unfehlbar einzubringen (z). Weber vor 1832 Möncherei III, 26 Der hohe Genius Oesterreichs, herrlicher noch als Prinz Eugen, der nicht Kaiser war, entfloh der Erde, und alle Kutten und Finsterlinge jubelten, denn allerwärts schlummerte nur der Geist der Möncherei, der keiner Aufklärung fähig ist; [...]. So lange die Mönche nicht Staatsbürger waren, Kanzel, Beicht- und Lehrstuhl betreten durften, und von Religionsvereinigung hin und her gesprochen wurde, konnte zumal in Staaten, wo zwei Oberhäupter geboten, und Religionsinteresse nicht Eins war mit Staatsinteresse nur Dämmerung seyn, nie heller voller Tag, und so lange war auch alles Geschehene nur der erste Schritt zum großen Werke. Noch tobten baierische Exjesuiten gegen Aufklärer, Illuminaten, Freimaurer, Freigeister und Ketzer in den Städten, und auf dem Lande terminirten noch Bettelmönche, und noch konnte der Bauer nicht jubeln: Dir Gott sey dank! nun eß’ ich meine Kälber,/ Und mache meine Kinder selber! (z). 1847 ROTTECK/ WELCHER 1845-1848, 604/ 5 (im Artikel Jesuiten, Jesuitismus) IV. Aufhebung des Ordens. - Die Exjesuiten und ihr Treiben. (Überschr.) [...] Wo diese Gesellschaft haust und die Karten mischt, da kann Ordnung und Ruhe nicht bestehen, da wird mit den heiligsten Angelegenheiten unseres Geschlechtes ein heilloses Spiel gespielt; der Geist der Wissenschaft erstirbt da unter leerem Formalismus, seichter Dialektik und oberflächlichem Gedächtnißkrame; die Religion, dieser Baum des Lebens, vom Himmel auf die Erde verpflanzt, damit alle Nationen sich an seinen Früchten laben, verdorrt unter dem Pesthauche der Intoleranz, des Fanatismus, des Aberglaubes und des herzlosen Ceremoniendienstes (z). 1848 Grenzboten I, 1; 133 Der Exjesuit Barruel hat in einem ziemlich voluminösen Werk zu beweisen gesucht, daß die französische Revolution sammt ihrem Königsmord und ihren Blutgerüsten ein Werk der deutschen Freimaurer sei. Das Jahr 1814, das so manchen alten legitimen Unrath wieder hervorsuchte, hat denn auch dieses Bollwerk der Kirche, den Jesuitenorden restaurirt. Schon damals begann, namentlich in Frankreich, von Seiten des Liberalismus in Versen und in Prosa eine heftige Reaction dagegen. In unsern Tagen sind die frommen Väter das Stichwort eines Bürgerkriegs geworden, und es hat sich eine wahre Sündfluth von Jesuitenromanen, Jesuitenkomödien, Jesuitengeschichten über das bestürzte Deutschland ergossen (z). [Glaßbrenner 1854 Neuer Reineke Fuchs, Letztes Capitel, 288 Viel Stunden lag der Ex-[Jesuiten-] Gen’ral/ Im Walde da in Schmerz und Qual, [...]. Der Reineke nun wieder kam/ Zurück in’s feste Malpertaus./ Gott führ’ ihn niemals mehr heraus! / [...] Und weiter hab’ ich nichts gewollt,/ Daß dies Gedicht Dir sagen soIlt’: / Der Fuchs und das Fuchsitenkind [Jesuiten]/ Sind schlaue, schuft’ge Leute! / Und wenn sie nicht gestorben sind,/ So leben sie noch heute (z)]. Th. Mann 1924 Zauberberg (SFV 3, 964) Denn dies Gespräch war eigentlich ein Monolog Naphta’s [...] ein Monolog, geführt auf recht sonderbare und gesellschaftlich anstößige Art, da der Ex-Jesuit sich nämlich, liebenswürdig instruierend, ausschließ- <?page no="213"?> Das Präfix ex- 203 lieh an Hans Castrop damit wandte, Herrn Settembrini, der an seiner anderen Seite saß, den Rücken zukehrte (CK). Koch 1962 Jesuiten-Lexikon (Artikel Exjesuiten) Exjesuiten nennt man jene ehemaligen Mitglieder der GJ, die 1. nach Ablegung der Gelübde, meist nach verhältnismäßig langem Leben im Orden, diesen wieder verlassen haben, sei es durch freiwilligen Austritt oder durch Entlassung; 2. gewöhnlich auch jene, die 1773 durch die kirchliche Aufhebung der GJ von ihren Gelübden entbunden u. zu einer anderen Laufbahn gezwungen wurden. [...] Dieser Name hat an u. für sich nichts Ehrenrühriges. [...] Auch die Entlassung, selbst wenn sie spät erfolgt, ist kein sicheres Zeichen einer Schuld (z). Heuss 1963 Erinnerungen 169 In der „Hilfe“, wo Naumann mir in schönem Vertrauen freie Hand ließ, habe ich damals auch allerhand Krach gemacht und Händel angefangen, nicht bloß mit jenem Bartels, sondern auch mit dem Ex-Jesuiten, dem Grafen Paul Hoensbroech, einer vehementen Tagesgröße dieser Zeit (CK). W. Müllerei al. 1970 Kirche i. Zeitalter d. Absolutismus u. d. Außlärung Ö55 Die Aufhebung des Jesuitenordens brachte vor allem für das katholische Schulwesen in Europa einen schweren Verlust [...]. Die Jesuiten fügten sich überwiegend der päpstlichen Entscheidung, die für viele äußere Not und Verfolgung brachte. Nicht wenige Ex-Jesuiten haben sich weiterhin im Dienst für die Kirche ausgezeichnet (z). Haberzettl 1973 Exjesuiten in Politik und Kulturleben 5 Die Personengruppe, die in der vorliegenden Arbeit eingehend beleuchtet werden soll, nämlich die ehemaligen Angehörigen der im Jahre 1773 vom Oberhaupt der katholischen Kirche aufgehobenen Gesellschaft Jesu, kurz - Exjesuiten genannt, ist aus folgenden drei Gründen wert behandelt zu werden (z). Haberzettl 1973 Exjesuiten in Politik und Kulturleben 6 Am schwierigsten war das Erkennen von Personen, die aus verschiedenen Gründen bereits vor Aufhebung des Ordens aus diesem austraten. Andererseits wurde in der zeitgenössischen Literatur manche Person mit dem Beiwort „Exjesuit“ versehen, nicht weil diese facto dem Orden angehört hatte, sondern weil sie eine politische Meinung vertrat, die damals den Jesuiten zugeschrieben wurde. Die Trennung oder Erfassung fiel nicht immer leicht (z). Kovdcs 1980 Klosteraufhebungen (Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II., 170) Bereits vor der päpstlichen Aufhebung des Ordens war in Wien eine Jesuitenkommission errichtet worden. Sie inventarisierte das Gesamtvermögen, verwaltete die Temporalien und legte nach der Ordensaufhebung den Erlös der verkauften oder versteigerten Güter in dem Exjesuitenfonds an, in einer Kassa, aus der die Pensionen der Exjesuiten gezahlt wurden (z). Kovdcs 1980 Klosteraufhebungen (Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II., 171) Am 28. Februar 1782 entstand der „Religionsfonds“ nach dem Muster des „Exjesuitenfonds“. Aus den zum Verkauf oder zur Liquidation bestimmten Klostergütern waren über die Religions- und Pfarrkassa die Pensionen für die Exreligiosen und die Gehälter für die Pfarrer und Kapläne zu zahlen (z). Lammel 1987 Porträtsammlungen (Erdmannsdorff 62) Der Illuminatenorden, 1776 von dem Exjesuiten Adam Weishaupt (1748-1830) in Ingoldstadt gegründet, hatte sich zum Ziel gesetzt, Ideen der Aufklärung durchzusetzen und die Jesuiten zu bekämpfen [...]. 1784/ 85 wurde dieser Orden verboten [vgl. 1791 Exilluminat] (z). 1990 Hamb. Antiqu. Nr. 203, 70 Kleine und frühe Werkausgabe des Lyrikers und Dramatikers J.B.L. Gresset (1709-1777), eines Ex-Jesuiten, der durch eine respektlose Freigeistigkeit seiner Verse, vor allem aber durch seine amüsanten und etwas frivolen Verserzählungen (bes. „Vert-vert“) überaus beliebt war (z). 1991 Jesuiten in Bayern 286 Endlich konnten sich bayerische und bischöfliche Unterhändler auf den 4. Oktober 1773 als Tag der offiziellen Aufhebung einigen, nachdem den Bischöfen eine humane Behandlung der Exjesuiten als gesichert erschien [...]. Da es in Portugal und Spanien nach dem Verbot des Ordens zu einer regelrechten Verfol- <?page no="214"?> 204 Gabriele Hoppe gung der Jesuiten gekommen war, hatte schon das Aufhebungsbreve ausdrücklich die gute Behandlung der Ordensangehörigen befohlen. In Bayern wurde dem, ebenso wie in Österreich, voll und ganz entsprochen (z). Zumthor 1992 Alltagsleben in Holland z.Z. Rembrandts (Übers.) 108/ 9 Die Jesuiten, in der Provinz Holland verboten, wurden in Utrecht, wo sie mehrere Pfarreien versahen, toleriert. Um die Mitte des [17.] Jahrhunderts machten zwei französische Karmeliter, ohne behelligt zu werden, eine Missionsreise von Leiden nach Den Haag. Es ist wahr, daß man zur selben Zeit französische Priester sieht, die, aus dem Orden ausgetreten, von der reformierten Kirche mit Gewogenheit aufgenommen werden und von ihr materiellen und moralischen Beistand erhalten, wie zum Beispiel der Ex-Jesuit Pierre Jarrige (z). Mannh. Morgen 20.1.1995 Im Jahre 1784 erwähnt die „Mannheimer Zeitung“ einen Seismographen, den der Exjesuit Karl Joseph König, Nachfolger von Pater Christian Meyer auf der Mannheimer Sternwarte, konstruiert hatte (z). Exgeneral M. (1776) ‘ehemaliger General’; zunächst nachgewiesen im Zusammenhang der Aufhebung des Jesuitenordens in der speziellen Bed. ‘ehemaliger OrdensgeneraP (zu General 2 als (von 1 übertr.) Bezeichnung des Ordenswesens für einen Ordensoberen bestimmter Orden, z.B. des Jesuitenordens; vgl. 1773 Exjesuit), dann auch allgemein ‘ehemaliger General’ (zu General 1 als Bezeichnung für die höchste Rangklasse der Offiziere); Hahn 1776 Des Hochwürdigen Exgenerals Ricci Abschiedsrede vor seinem Tode in der Engelsburg an seine ehemalige Gesellschaft gehalten (Titel) (z). Glaßbrenner 1854 Neuer Reineke Fuchs, (Letztes Capitel), 288 Viel Stunden lag der Ex-Gen’ral [des Jesuitenordens, Reineke]/ Im Walde da in Schmerz und Qual, [...]. Der Reineke nun wieder kam/ Zurück in’s feste Malpertaus./ Gott führ’ ihn niemals mehr heraus! / [...]/ Und weiter hab’ ich nichts gewollt,/ Daß dies Gedicht Dir sagen sollt’: / Der Fuchs und das Fuchsitenkind [Jesuiten]/ Sind schlaue, schuft’ge Leute! / Und wenn sie nicht gestorben sind,/ So leben sie noch heute (z). Scherr 1865 Blücher II, 76 Der Ex-General [Lafayette] hatte votirt: „Ich kann für eine solche Magistratur nicht stimmen, bevor die öffentliche Freiheit mit ausreichenden Bürgschaften versehen ist“ (SB). Münch. N.N. 9.3.1944 Pucheu hatte [...] als wichtigsten Entlastungszeugen den Exgeneral Giraud zitiert (SB). Bild 27.6.1967 Für den englischen Film „Schlacht über England“ sucht Ex-General Adolf Galland (55) als militärischer Berater Bodenpersonal für Flugzeuge der deutschen Wehrmacht (CK). Mannh. Morgen 24-/ 25.9.1988 (Leserbr.) In Ihrer Überschrift heißt es: „Ex-General Steinhoff [...]“. Das hört sich ja so an, als ob der verdienstvolle General und Jetpilot degradiert worden wäre. Es müßte heißen: „General Steinhoff a.D.“ (z). exjesuitisch Adj. (1781) ‘die Exjesuiten betreffend, ihnen eigen, zugehörig; der Exjesuiten’ (zu -+1773 Exjesuit); Schlözer 1781 Bnefw. hist. Inh. VIII, 218 ExJesuitische Versuche, die Barbarei in Deutschland wieder einzufüren (Überschr.) Was die Hrn. Exjesuiten in dem fernen Lissabon, Rom, und Polotsk, teils wirklich tun, teils gerne tun möchten: damit amusiren oder ennuyiren uns unsre deutsche Zeitungsschreiber fast wöchentlich (SB). <?page no="215"?> Das Präfix ex- 205 Exmönch M. (1782)[? ] ‘ehemaliger Mönch’ (vgl. 1773 Exjesuit, 1784 Exnonne, 1793 Exrehgiose)] aufgekommen im Zusammenhang der josephinischen Ordensaufhebungen und Mönchsreduzierungen, zunächst gemeinspr. (bildungsspr.) in der polemischen und satirischen Literatur sowie kanzleispr. für die von den Reformen betroffenen Ordensmitglieder; dann auch im zeitgenössischen Schrifttum zur Französischen Revolution für Klostergeistliche, die in der Zeit der Französischen Revolution aus ihren Orden geschieden sind; Blumauer 1782 [? ] Joseph der Zweite. Beschützer des Freimaurerordens (Titel, Gedicht) (1830 Gesammelte Werke III, 2; 84) Joseph, der so eben von den Horden/ Träger Mönche seinen Staat befreit,/ Schätzt und schützt dafür nun einen Orden,/ Der sich ganz dem Wohl der Menschheit weiht: / Einen Orden, den man oft verkannte,/ Weil er in geheim sein Gutes übt,/ und erst jüngst aus einem Staat verbannte,/ Wo ein Exmönch nun Gesetze gibt (z). Kuttenpeitscher, Ignaz Loyola 1783 Naturgeschichte des Mönchthums. Oesterreich, auf Kosten der Exmönche (Titelei) (z). Rautenstrauch 1786 Möglichkeiten und Unmöglichkeiten in Österreich (Haberzettl 1973 Exjesuiten in Politik und Kulturleben 63 u. Anm. 174) Wiederstand des Papstes, der Priester und der Mönche gegen Reformen und damit verbundene Aufklärung. Wiederstand der Exmönche, die ihren Einfluß in den Familien (als Erzieher, Hofmeister, Vertraute usw.) nicht bloß behaupten, sondern womöglich vergrössert haben (z). Petzek 1796 Systematisch-chronolog. Slg. d. politisch-geistl. Gesetze, 2. Bd., 133 XV. Rubrik. Exmönche und Exnonnen (z). Laukhard 1802 Leben V, 84 Das alles überlegte Herr Stemmert und verließ sein Kloster, und that, me quidem judice, ganz recht daran, obgleich ihn alle gute katholische Christen deßhalb tadeln müssen. Mit seiner Apostasie vom Franziskanerorden verband er auch die Apostasie vom Römischen Glauben, und handelte hierin wahrlich consequenter, als jene Exmönche, welche zwar das Kloster verlassen, und doch ächte Christen bleiben wollen (SB). Laukhard 1802 Leben V, 85 So war zum Beispiel seit 1792 ein gewisser Exmönch Succard hier in Halle, welcher im Lateinischen Stunden gab, ohne das Latein zu verstehen (SB). Seume 1813 Mein Leben (1837 Sämmthche Werke 98) Krankheiten nahmen sehr überhand; doch starben von ungefähr fünfhundert Mann nur siebenundzwanzig, wenn ich nicht irre. Einige meiner näheren Bekannten waren darunter und unter anderen der Exmönch aus Würzburg (Z, nach KLUGE-MITZKA 1963, s. fragliche Datierung 1801). Strahlheim 1827 Gesch. unserer Zeit IX, 406 Die Partei der Maratisten, des Berges, der sogenannten Patrioten, bestand aus Schwärmern und Schurken. Es gehörten dazu: die Urheber der Mordthaten des Septembers, die sich der Gewalt bemächtigten mußten, um sich der Strafe für ihre Verbrechen zu entziehen: ungefähr zwanzig Exmönche; eben so viele Exadelige, und überdieß alle Herrschsüchtigen und Tollhäusler, die sich unter den Mitgliedern des Convents befanden (z). Exminister M. (1784) ‘ehemaliger Minister’; früher nur vereinzelt Kombinationen mit Komposita als Basiseinheiten (->1849 Exkriegsminister); vgl. hierzu die jüngeren Kombinationen aus ex- und Komposita mit Minister als zweiter Konstituente, 3.3.1.1 Gramm 1947 Ex-Finanzminister, 1949 Ex-Landwirtschaftsminister, 195(1? ) Ex-Kultusminister, 1954 Exaußenminister und andere; <?page no="216"?> 206 Gabriele Hoppe Zimmermann 1784 Einsamkeit I, 115 Keiner von allen unsern itzigen deutschen Exministern und Ministern, die durch ihre Aufklärung weit umher Licht und Zutrauen und Freyheitssinn verbreiten, die das Reich der Dummheit in seine engsten Gränzen trieben, heiligen Schurken und Schurken an Höfen die blendende Maske vom Gesichte rissen und vor die Füsse warfen; keiner von diesen Lichtverbreitern und Völkererziehern bildete sich auf Assembleen und mit Karten in der Hand (SB). Knigge 1792 Josephs von Wurmbrand, Kaiserlich abyssinischen Ex-Ministers, jazzigen Notarii caesarii publici in der Reichstadt Bopfingen, politisches Glaubensbekenntniß, mit Hinsicht auf die französische Revolution und deren Folgen {Titel) (z). [Anonym] 1794 Geschichte eines Bösewichts, des Ex-ministers C.Th. v. Beltschart {Titel) (z). Schlabrendorf {anonym) 1804 Napoleon 197 Der in Staatsbedienungen wieder angestellte Exminister Segur hatte es seinem jüngsten Sohne nachgesehen, Viceprefect du Palais werden zu wollen (z). Cramer 1806 Bekenntnisse des Exministers Hirkus [...] {Titel) (z). CAMPE FWB 1813 Ex. Man setzt dieses Lat. Verhältnißwort, welches aus bedeutet, zu Titeln, und bildet die seltsamen Zusammensetzungen: Exminister, Exprofesser, Exrath u.s.w. Wir können dafür der gewesene, der ehemahlige Minister, Professor, Rath u.s.w. sagen; auch ehemahls und weiland können die Stelle desselben vertreten: N.N. ehemahls oder weiland Minister, Professor, Rath u.s.w. S. auch Ci-devant (BG). Lang 1817 Hammelburger Reisen 83 das Männchen wird immer kleiner und feiner, und gibt sich gar unter den Fallhut und in das Gängelband. Zuletzt werden diese Ex-Minister, Ex-Feldmarschälle, Ex-Präsidenten, Ex-Superintendenten etc. von den Kindsmägden auf dem Arm herumgetragen, und haben statt der alten Herrlichkeiten, Klapper und Trompetlein in der Hand (z). Butziger 1843 19. Jh. des Thierreichs 253 Zwei Jahre am Hofe des Königs Leu. Mittheilungen von Exminister Fuchs. {Überschr.) (z). Stadt und Landbote 17.6.1848 - Berlin, 10. Juni. Die früheren Minister Eichhorn, Thile und Graf Stolberg sind jetzt in Potsdam und häufig bei der K. Tafel. [....] Die Herren H.H. Exminister sollen sich keineswegs der Zurückgezogenheit und einem Privatleben hingeben (z). Didaskalia 5.7.1848 Briefe aus Paris {Überschr.) [...] eben so unrichtig ist es, daß der verwundete Polignac ein Sohn des Exministers Carls X. ist (z). 1848 Grenzboten I, 1; 584 Plaudereien aus London {Überschr.) [...] Solche Anzeigen sind aber gewöhnlich ein „Puff“, den man gebraucht, um recht viel Menschen hinzuziehen, die, um den [französischen] Exminister [Guizot] zu sehen, ihren Platz gerne mit Geld aufwiegen (z). 1848 Grenzboten I, 2; 141 Aus Paris {Überschr.) Der Constitutionei [! ] ist noch immer der treue Bannerträger seines Lehnsherrn, des Exministers von 1840 (z). Glaßbrenner 1848 Komischer Volkskalender für 1849 {1981 Unterrichtung der Nation II, 114/ 15) Das Volk hatte gesiegt, das schien sicher, aber keiner der Reisenden traute dem Frieden, weil man ihm in Berlin selbst nicht traute. [...] Im Gasthofe zu Oranienburg, durch welchen eben die Ex-Minister Eichhorn und Savigny geschlüpft waren, beschwor der Wirth mich und die Freunde, welche mit mir reisten, von unserm Vorhaben abzustehen. Es läge in den Dörfern und im Wald, durch den wir müßten, noch Militair (z). Kladderadatsch 31.3.1878 {Bildunterschr.) Die Italiäner verurtheilen den ExMinister Crispi, weil er erst die kirchliche Trauung vornahm und dann auf das Standesamt ging. Ja, hätte er das Experiment nicht mit zwei verschiedenen Frauen gemacht, so könnte ihm Niemand etwas anhaben (z). Mehring 1978 Verlorene Bibliothek 13 Es lagerten [...] in der Dachpappenbaracke des (Straf-)„Ilöt special“ circa vierzig „Ehemalige“: Ex-Minister, Ex-Exzellenzen, Ex- Irgendetwasgewesene (z). <?page no="217"?> Das Präfix ex- 207 Mannh. Morgen 4.2.1985 Es bleibe, äußerte Hirrlinger, nur zu hoffen, daß der Bundesrat „weitere Angriffe auf unsere Rechte abwehrt“. Für die kommende Zeit verlangte der Ex-Minister, in den Umschulungslehrgängen zur Berufsförderung müßten die neuen Technologien stärker berücksichtigt, beim Hinterbliebenenrecht eine Form der Teilhaberrente bevorzugt werden (CK). Spiegel 10.4.1989 [...] ägyptischer Ex-Minister für Islamische Stiftungen (z). Spiegel 20.6.1994 [...] die linke Ex-Ministerin Segolene Royal (z). Exnonne F.(1784) ‘ehemalige Nonne’, zunächst nachgewiesen in einem für dt. ei-Kombinationen ungewöhnlichen Texttyp und dabei möglicherweise unter dem direkten Einfluß gebrauchsüblicher frz. ez-Kombinationen des Ordensbereichs stehend (vgl. 3.10.2.1 Hist), dann ebenfalls gemeinspr. (bildungsspr.), auch kanzleispr. nachgewiesen im historischen Kontext der josephinischen Ordensaufhebungen und Mönchsreduzierungen (vgl. 1773 Exjesuit, 1782 [? ] Exmönch, 1793 Exreligiose), bezogen auf die von den Reformen betroffenen Ordensfrauen; 1784/ Ratschky ^55 Gedichte 131 An eine Exnonne. Nach dem Französischen des D’Hermitte de Maillane. Wien im May 1784 (Überschr.) Du rühmst umsonst, o Gottgeweihte! mir/ Der Unschuld Reiz, und tadelst meine Wege./ Dein Mund verdammt die leiseste Begier,/ Und ach! dein Aug macht ihrer tausend rege./ (SB). Hermes 1789 für Eltern II, 81 „Und doch gräbt Er immer noch seinen Strich fort, als wolte Er die Prenzlauerinn vergraben wie eine Exnonne? “ (SB). Petzek 1796 Systematisch-chronolog. Slg. d. politisch-geistl. Gesetze, 2. Bd., 133 XV. Rubrik. Exmönche und Exnonnen (z). Exschuster M. (1784) ‘ehemaliger Schuster’; J.G. Müller / von Itzehoe) 1784 Siegfr. v. Lindenberg IfS Exschuster (KLUGE-MITZKA 1963) (Z). J.G. Müller (von Itzehoe) 1790 Siegfr. v. Lindenberg (Ausg. letzter Hand) 91 und 97/ 98 Denn, da er zum erstenmal seinen werten Namen zu einem solchen Verzeichnisse einzusenden vorhatte, war er lange unschlüssig, was für einen Schwanz er demselben anhenken sollte. Exschuster wie heut zu Tage Exjesuit das schien ihm nicht schicklich. [...] Was aber beim Kaffee geredet wurde, wie des Exschusters giftige Zunge, zum Zeitvertreib der Frau Wirtin, die wieder ins Zimmer kam, einen ehrlichen Namen nach dem andern meuchelmörderisch anfiel, [...] alles das enthalten wir uns zu rügen (z). Extrojaner M. (1784-94) ‘ehemaliger Trojaner’; Blumauer 1784-94 Virgils Aeneis I, 45 Stund auf, und lief getrösteter/ Als Wittwer durch die Gassen./ Und was noch mehr mich tröstete,/ Die ganze Schenke wimmelte/ Nun schon von Extrojanern (SB). Exanachoret M. (1785) ‘ehemaliger Anachoret’ (zu Anachoret‘Einsiedler, Eremit’, über gleichbed. spätlat. (Kirchenschriftsteller) armcAorefa zurückgehend auf gleichbed. spätgriech. (Kirchenschriftsteller), hvax^piyrVS, zu griech. hvax^piu ‘zurücktreten, -weichen; sich zurückziehen’); mehrfach in Zimmermanns Über die Einsamkeit (1784-1785) innerhalb der polemisch-satirischen Auseinandersetzung quasi als Spottbezeichnung für <?page no="218"?> 208 Gabriele Hoppe Jacob Hermann Obereit erscheinend, der Zimmermanns Betrachtungen über die Einsamkeit (1756 und 1773) und dessen gesellschaftskritischaufklärerischem Einsamkeitsbegriff in seiner Schrift Die Einsamkeit der Weltüberwinder seinen mystisch-philosophischen Begriff der Einsamkeit des Denkers entgegenstellte (vgl. hierzu de Boor/ Newald 1957 VI, 1; 137f. und 193-95); vgl. 3.6.2 SemPdgm, ehemalig, ders. ebd. dieses ehmaligen [...] Anachoreten; Zimmermann 1785 Einsamkeit III, V (Inhalt) Obereits Schweitzerische Derbheit, hat sich in seinem Exanachoretenstande, verwandelt in Sächsische Urbanität (z). ' Zimmermann 1785 Einsamkeit III, VI (Inhalt) Des Herrn Exanachoreten Obereits Lebensgeschichte ist meine Apologie gegen Sanct Obereit (z). Zimmermann 1785 Einsamkeit III, 8; 77 Mit seinem Einsiedlergeiste lebt dieser Exanachoret itzt mitten in der Welt, und setzt sich, an den Tafeln deutscher Fürsten wie an unsern bürgerlichen Tischen, in tapferer Grösse und in allem geistigen und begeisternden Wohlseyn, zwischen Dissidenten und Ungläubige, Hofdamen und Spötter Ex-Major M. (1787) ‘ehemaliger Major’; 1787 Journal von u. für Deutschland I 131 Ex-Major (SB). Marx/ Engels Briefwechsel II, ff) „Feldzug der schleswig-holsteinischen Armee und Marine 1850“ von A. Lütgen, Exmajor [unklar, ob Selbstbezeichnung des Autors oder Formulierung von Engels] (z). Welt 2f.5.197f Ex-Major wegen Spionage verurteilt (Überschr.). Ex-Vizekönig M. (1788) ‘ehemaliger Vizekönig’ (zu Vizekönig, Titel des Statthalters oder Generalgouverneurs als Stellvertreter des Königs (Herrschers) besonders in Kolonien; meist für den englischen Generalgouverneur in Indien, vgl. engl. vice(-)roy, auch vice-king)-, vgl. 1797 Ex-König-, Wekhrlin 1788 Hyperboreische Briefe II, f; 7, 40 Fünfzig Pistolen seze ich darauf, wenn sie irgend einen Ort unter Gottes Sonne wissen, wo die Justiz einen Mann von seiner Importanz, einen Millionär, einen Ex-Vicekönig Du anreden darf. Bei dem feyrlichen Aufruf des Gerichtsdieners: Warren Hastings [Generalgouverneur von Britisch- Ostindien 1773-1785], tritt hervor, und verantworte dich! lief mir ein kalter Schauer über den Naken (z). Exprediger M. (1789) ‘ehemaliger Prediger’; Hermes 1789 für Eltern II, 318 Anm. Exprediger (SB). Exilluminat M. (1791) ‘ehemaliger Illuminat’ (zu Illuminat, Bezeichnung für ein Mitglied des aufklärerischen Geheimbundes der Illuminaten, verboten 1784/ 85; vgl. auch 1773 Exjesuit, Beleg aus 1987); [Anonym] 1791 Episoden [...] aus einem Exilluminaten-Brevier (Titel) (z). Exfrau F. (1792) ‘ehemalige Ehefrau’; vgl. 1986 Ex-Ehefrau; <?page no="219"?> Das Präfix ex- 209 Bürger 1792 IV, 218 Exfrau (SB). Bild 10.6.1967 Kurze Zeit nach dem Scheidungsurteil stellte er Strafantrag wegen Ehebruchs gegen seine Ex-Frau und ihren Geliebten, mit dem sie inzwischen verlobt ist (CK). Zeit 11.10.1985 „[...] Hannah, gespielt von Mia Farrow, ist die zentrale Figur“. „Ist sie Ihre Frau in dem Film? “ „Nein, sie ist meine Exfrau. Ich bin in dem Film jemand, der allein ist, vollkommen allein. [...]“ (CK). Mannh. Morgen 18.1,.1989 [...] Erinnerungen seiner Ex-Frau Cynthia (Z). Exmagister M. (1792) ‘ehemaliger Magister’; Laukhard 1792 Leben II, 495 Dreyssig schimpfte nun zur Schadloshaltung auf mich ein wenig ä la Dreyssig, nannte mich einen [...] verdorbenen Exmagister, Freundlein Laukhardchen u. dergl. (SB). Exreligiose M. (1793), anfangs kanzleispr., heute fachspr. (fachsprachenintern; Geschichtswiss., bes. Kirchengesch.) ‘ehemalige(r) Religiöse’, bezogen auf ehemalige Mitglieder der von den josephinischen Ordensaufhebungen und Mönchsreduzierungen betroffenen Orden (zu dem in der Zeit gemeinspr. (bildungsspr.), heute nur noch fachspr. (Ordenswesen und entsprechende hist. Wissenschaften) nachgewiesenen Subst. Religiose „im monastischen Verständnis Männer/ Frauen, die in einem Orden oder einer religiösen Vereinigung (Kongregation) Gelüdbe abgelegt haben.“ (Lanczkowski 1993), zurückgehend auf kirchenlat. Adj. religiosus ‘dem geistlichen Stand angehörig’ bzw. mlat./ nlat. Subst. religiosus/ religiosa in seiner engeren Verwendung für christliche Mönche/ Nonnen, zu lat. religiosus in seinen Bed. ‘gewissenhaft; heilig, fromm, gottesfürchtig); vgl. die kanzleispr. Verwendung von 1773 Exjesuit, 1782 [? ] Exmönch, 1784 Exnonne-, Direktorialhofdekret Böhmen betr. von 5. Jänner, kundgemacht den sämmthchen Konsistorien den 21. Jänner 1793 (Kropatschek, 2. Bd., 23) Bei Erledigung einer unter dem Landesfürstlichen Patronate; oder dem Religionsfond stehenden geistlichen Pfründe soll auf die Unterbringung pensionirter Exreligiosen der Bedacht genommen werden (z). Koväcs 1980 Klosteraufhebungen [Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II., 171) Am 28. Februar 1782 entstand der „Religionsfonds“ nach dem Muster des „Exjesuitenfonds“. Aus den zum Verkauf oder zur Liquidation bestimmten Klostergütern waren über die Religions- und Pfarrkassa die Pensionen für die Exreligiosen und die Gehälter für die Pfarrer und Kapläne zu zahlen (z). Exdekan M. (1794) ‘ehemaliger Dekan’; Jean Paul 1794 Hesp. 1, 93 Exdekan (KLUGE-MITZKA 1963) (z). Mannh. Morgen 11.3.1993 Bewährungsstrafe für Ex-Dekan (Überschr.) [...] Wegen Mißbrauchs junger Mädchen erhielt gestern der frühere katholische Dekan [Name getilgt] zwei Jahre Freiheitsstrafe auf Bewährung (z). Exfranzose M. (1794) ‘ehemaliger Franzose’; im historischen Kontext bezogen auf Adlige, die in der Zeit der Revolution Frankreich verlassen haben und in andere europäische Länder emigriert sind; <?page no="220"?> 210 Gabriele Hoppe Laukhard 1794 Feldzug I, 48/ 49 Aber wenn diese Herren auf die Freunde der Nationalfreiheit, auf die Jakobiner und andere Patrioten zu sprechen kamen, dann konnten sie gar nicht fertig werden mit Räsonniren und Schimpfen: [...]. An allen hatten sie einiges zu tadeln, und alle sollten sich nämlich nach den Berichten dieser Exfranzosen, auf Unkosten der Nation zu bereichern suchen. So räsonnirten diese säubern Herren über ihre - Feinde (SB). Laukhard 1794 Feldzug I, 50 Ich erkläre aber, weil ich doch fortschreiben will, die Exfranzosen für Erzlügner, und die Zeitungsschreiber in Bayreuth, Frankfurt, Hamburg und anderwärts für leichtgläubige Schmierer, die die Lügen der französischen Flüchtlinge dem deutschen Publikum für baare Wahrheit verkauft haben (SB). Exprofessor M. (1794) ‘ehemaliger Professor’; s. Beleg aus 1985, neben Ex-Professor die Kombinationen mit Komposita als Basiseinheiten Ex- Hochschulprofessor und Ex-Universitätsprofessor, 1794 Neues Hannöver. Magazin 23 Auszug aus einem Schreiben des Pfalzbairischen Exprofessors Herzer an den Herausgeber des neuen Hannoverischen Magazins (Überschr.) (SB). Kinderling 1795 Kernigkeit der dt. Spr. 259 ex in den Zusammensetzungen Exabt, Exjesuit, Exprofessor u.s.w. wird durch ehemalig, vormahlig [! ], gewesen übersetzt (nach DWB, Artikel vormalig) (z). CAMPE FWB 1813 EX. Man setzt dieses Lat. Verhältnißwort, welches aus bedeutet, zu Titeln, und bildet die seltsamen Zusammensetzungen: Exminister, Exprofesser, Exrath u.s.w. Wir können dafür der gewesene, der ehemahlige Minister, Professer, Rath u.s.w. sagen; auch ehemahls und weiland können die Stelle desselben vertreten: N.N. ehemahls oder weiland Minister, Professer, Rath u.s.w. S. auch Ci-devant (BG). Prutz 1854 Neue Schriften II, 84 der Exprofessor von Leipzig [Christian Thomasius], den der Haß der dortigen Theologen zur heimlichen Flucht gezwungen, wird der Stifter der Universität Halle (SB). Zeit 11.10.1985 Die kleinen Unterschiede gelten genauso für Ruheständler, denen es in Zukunft nicht einerlei sein sollte, ob sie als Ex-Universitätsprofessor, als Ex- Hochschulprofessor oder gar nur als Ex-Professor ihre Nachbarn grüßen (CK). Ex-Regent M. (1794) ‘ehemaliger Regent’; [Anonym] 1794 Der Jesuit auf dem Thron (1808 Bibliothek der Robinsone V, 387) Zuförderst wurde [...] die Familie des Ex-Regenten in den Adelsstand erhoben. Es schossen Kammerherren, Jagdjunker, Hof-Kriegs- und Kommerzien-Räthe zu Dutzenden auf (z). Hartmann 1848 Alsatische Saitenklänge 215 Wenn einst in das Luftreich der Geister/ Ein Ex-Regent tritt, der gepries’ner als er [Napoleon] (z). Kladderadatsch 24-2.1878 Wie Don Carlos trauert. (Überschr.) Ach, allen Exregenten ward/ Ein fromm Legat gespendet/ Und jedem ein Präsentlein zart/ Von Pius zugewendet [...] Nur ich, Don Carlos, kriegte nix,/ Ach nix! Ich bin vergessen! / 0 Papst, das war nicht hübsch von dir (z). Exabt M. (1795) ‘ehemaliger Abt’; Kinderling 1795 Reinigkeit der dt. Spr. 259 ex in den Zusammensetzungen Exabt, Exjesuit, Exprofessor u.s.w. wird durch ehemalig, vormahlig [! ], gewesen übersetzt (nach DWB, Artikel vormalig) (z). <?page no="221"?> Das Präfix ex- 211 Exstudent M. (1796) ‘ehemaliger Student’; Riedel 1796 Lebensbeschreibung oder der Exstudent im Soldatenrocke (Titel) (z). Mannh. Morgen 6.2.1987 Mit Hängen und Würgen schafft die Exstudentin einen neuen Anfang (CK). Ex-Adliger M. (1797) ‘ehemaliger Adliger’; nachgewiesen im zeitgenössischen Schrifttum zur Französischen Revolution und bezogen auf die ihres Standes enthobenen französischen Aristokraten; dabei entsprechen die dt. Kombinationen Ex-Adlige, 1797 Ex-Edelleute (Ex-Edelmann) und die teilsynonymen (Kontext-Partner)-Syntagmen ehemalige Edelleute, weiland Adlige und vormalige Adlige dem usuellen frz. Terminus der Revolutionszeit ci-devant nobles (vgl. 3.6.2 SemPdgm, besonders die Artikel cidevant, ehemalig, vormalig und weiland, dazu 3.10.2.2); s. hierzu auch die im gleichen historischen Kontext und bis zur nachnapoleonischen Zeit, vereinzelt auch später, aufgekommenen Kombinationen aus ex- und speziellen Adelstiteln als Basiseinheiten, wie 1804 Exbaron, 1797 Ex-König, 1826 Ex-Marquis, dann auch Exkaiser! Exkaiserin-, Laukhard 1797 Leben IV, 2; 102/ 103 [in der Französischen Revolution] Man fand aber bald, daß die, welche vorher adelich gewesen waren, doch nicht gut republikanisch gesinnet wären, und so erklärte man in den Jakobinerklubs die ehemaligen Edelleute (les cy-devant nobles, les cy-devant seigneurs) für verdächtig, und ermahnte alle Bürger, genau auf das Betragen derselben Acht zu haben. [...] Die Ex-Adlichen wurden daher meist alle angeklagt, und, wenigstens als verdächtig, in den Gefängnissen aufbewahrt. Einer von ihnen, nicht weit von Autun [...] hatte den Adel abgelegt, und lebte als gemeiner Bürger. Wie man die Ex-Edelleute behandelte, so behandelte man auch die Ex-Priester (SB). Schlabrendorf (anonym) 180/ Sendschreiben 2/ 6 Eben damahls in Rouen war es, wo Du den kleinlichen erboßten Ärger über die amnestirten Exadelichen, die sich nicht zur Cour bei Dir einstellten, nicht unterdrükken konntest (CK). Strahlheim 1826 Gesch. unserer Zeit III, 31/ Die höheren militairischen Stellen sollten jener Minorität der Ex-Adeligen ertheilt werden, welche in den Gefilden von Nordamerika die Liebe zur Freiheit und zum Ruhm eingesogen hatten (z). Strahlheim 1827 Gesch. unserer Zeit IX, / 06 Die Partei der Maratisten, des Berges, der sogenannten Patrioten, bestand aus Schwärmern und Schurken. Es gehörten dazu: die Urheber der Mordthaten des Septembers, die sich der Gewalt bemächtigen mußten, um sich der Strafe für ihre Verbrechen zu entziehen: ungefähr zwanzig Exmönche; eben so viele Exadelige, und überdieß alle Herrschsüchtigen und Tollhäusler, die sich unter den Mitgliedern des Convents befanden (z). Ex-Edelmann M. (1797) ‘ehemaliger Edelmann’ (vgl. 1797 Ex-Adliger); Laukhard 1797 Leben IV, 2; 102/ 03 Man fand aber bald, daß die, welche vorher adelich gewesen waren, doch nicht gut republikanisch gesinnet wären, und so erklärte man in den Jakobinerklubs die ehemaligen Edelleute (les cy-devant nobles, les cy-devant seigneurs) für verdächtig, und ermahnte alle Bürger, genau auf das Betragen derselben Acht zu haben. [...] Wie man die Ex-Edelleute behandelte, so behandelte man auch die Ex-Priester (SB). Strahlheim 1826 Gesch. unserer Zeit III, 316 Seit der königlichen Genehmigung der Constitution hatten die Auswanderungen aus dem Reiche auf eine ausserordentliche <?page no="222"?> 212 Gabriele Hoppe Weise zugenommen. Alle Straßen, die nach den Gränzen führten, waren Tag und Nacht mit Reisenden bedeckt. Officiere, Ex-Edelleute, Geistliche, auch Personen aus dem Bürgerstande, verließen ihr Vaterland (z). Ex-König M. (1797) ‘ehemaliger König’; zunächst und dabei zahlreich nachgewiesen in zeitgenössischen (satirischen) Schriften und Berichten vor allem zu den französischen Revolutionen von 1789 und 1848 sowie dem Ende der napoleonischen Herrschschaft in Europa; vgl. schon 1788 Ex- Vizekönig; Laukhard 1797 Leben IV, 1; 256/ 57 Manche Priester traten auf, und erklärten, daß sie eher sterben, als den National-Eid schwören wollten. [...] Der Verwandte stellte ihm ernstlich vor: [...] er mögte also kein Narr seyn, und sich der Lebensgefahr für ihren Ex-König nicht aussetzen (SB). [Anonym] 1816 Wundervolles Leben und erstaunliche Thaten Joachim Murats, Ex- König von Neapel, nach Blumauer travestirt (Titel) (z). Stadt und Landbote 20.5.1848 - Philadelphia. (Aus der Kölner Zeitung) Man erwartet hier mit aller Zuversicht die Ankunft Ludwig Philipp’s, welcher ein sehr bedeutendes Vermögen in Amerika besitzt. Man hat sich die Mühe genommen, in der Bank von Pensylvanien, welche das Schuldbuch des Staates führt, nachzusehen, ob nicht der Ex- König der Franzosen Staatsgläubiger des von Wilhelm Penn gegründeten Staates ist, und siehe, man fand, daß er bloß die niedliche Summe von 500, 000 Dollars gut hat (Z). Didaskalia 22.7.1848 Briefe aus Paris (Überschr.) [...] Der dreizehnte Juli! Welche Erinnerungen für den unglücklichen Exkönig der Franzosen (z). Didaskalia 2.10.1848 (Parlamentarische Statistik) [...] Der jüngste unter den Abgeordneten [der französischen Nationalversammlung] zählt erst 25 Jahre; es ist dieses Herr Napoleon Bonaparte, zweiter Sohn des Exkönigs Hieronymus von Westphalen, geh. zu Triest 1822 (z). Didaskalia 11.12.1848 Französische Kunst und französische Ikonoklasten (Überschr.) [...] Bekanntlich wurde das Schloß von Neuilly, der Lieblings-Aufenthalt des Ex-Königs der Franzosen, zum Theil zerstört und niedergebrannt, und auch das Palais Royal hat in ähnlicher Weise gelitten (z). Didaskalia 19.12.1848 Briefe aus Paris (Überschr.) [...] in fieberhaft-krankhaftem Zustande, seitdem sie [französische Arbeiter] den Champagner des Exkönigs Louis Philipp getrunken [...] (z). 1848 Grenzboten II, 212 [...] allein so entschieden er die socialistischen Gewaltpläne gegen das Privateigenthum von Bürgern der Republik verdammte, so wenig Anstand nahm er, die Privatdomänen eines Exkönigs, Louis Philipp’s confisciren zu wollen (z). Glaßbrenner 1848 Komischer Volkskalender für 1849 (1981 Unterrichtung der Nation II, 24) Januar 2. Woche. M 8. Ein Exkönig thut Etwas, was er als König nie gethan hat: er segnet das Zeitliche (z). Szavardy 1852 Pans I, 400 Louis Bonaparte sprach immer wieder seine Furcht aus, guillotinirt zu werden, sowie er Frankreichs Boden betrete. Der Exkönig von Westfalen und sein Sohn gaben ihm vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit, nach deren Verlauf sie „die Interessen der Familie“ selbständig wahren wollten, falls Jener auf seiner Weigerung verharren sollte (SB). Kladderadatsch (Volkskalender 1852) Napoleon Louis Charles oder Prinz Louis Napoleon. (Überschr.) [...] Aus einer Italienischen Familie entsprossen und Sohn des Exkönigs von Holland, während der vierjährigen Regierungsanarchie seines Vaters zu Tage gefördert, finden wir in ihm die Weichheit der Italienischen mit der unüber- <?page no="223"?> Das Präfix ex- 213 trefflichen Komik der Niederländischen Schule zur harmonischsten Caricatur vereinigt (Z). Kladderadatsch 17.3.1878 Don Philipp von Bourbon hat unter Assistenz des Exkönigs von Neapel seine Vermählung mit der Tochter des Spielpächters Blanc in Monaco gefeiert. Von seinem Souveränetätsrecht Gebrauch machend, soll der Exkönig die Braut in den Grafenstand erhoben und ihr den Namen Comtesse de Double-Zero beigelegt haben (z). Kladderadatsch 7.4-1878 Nächstens werden im Hotel Drouot in Paris die auf 2 Millionen Francs geschätzten Diamanten der Exkönigin Isabella zu Versteigerung kommen (Z). Berl. Illustr. Ztg. 6.12.1903 Der entthronte König wird des Landes verwiesen, seine schöne Tochter in ein Kloster gesteckt. Auf dem Transport an die Grenze entwindet sich der Exkönig seinen Schergen und stürzt sich in den Strom, dessen Wellen ihn fortreißen (z). Biberstein 1903 Recamier 205 [...] so übernahm sie meine Rolle am Arm des Gesandten, während ich selbst mich unter den Schutz des Ex-Königs stellte (SB). Pfalz. Rundschau 13.2.1919 Anläßlich des Ablebens der Exkönigin Maria Theresia von Bayern fand im Kaiserdom ein vom Bischof zelebriertes Pontifikalrequiem statt (Z). Werfel 1929 Abituriententag 42 [...] als einer der besten Freunde des theaterliebenden Exkönigs von Bulgarien (z, aus SB-Quelle). Münch. N.N. 31.3.1941 Durch ein besonderes Gesetz ist das Vermögen der Geliebten des Exkönigs Carol [...] entschädigungslos enteignet worden (SB). Spiegel 20.2.1989 Dem Exkönig Faruk, den die ägyptische Offiziersrevolution verjagt hatte, gewährte der Revolutionär Nasser ein Staatsbegräbnis. Zur Beisetzung von Exkönigin Farida in Kairo erschienen 1988 drei Kabinettsminister und ein Vertreter von Staatschef Mubarak (z). Herre 1990 Napoleon III., 9 Dem Dauerkonflikt mit dem Bruder [Napoleon I.] nicht gewachsen, verzichtete er [Louis Bonaparte] 1810 auf die Krone, die ihm um Nummern zu groß war. Als Graf von Saint-Leu zog sich der Ex-König von Holland in das österreichische Teplitz zurück (z). Herre 1990 Napoleon III., 20 Onkel Joseph, der Ex-König von Spanien und nunmehriges Familienoberhaupt [der Bonapartes], hatte sich in die Vereinigten Staaten von Amerika abgesetzt (z). taz 26.2.1991 Ein Geschenk ganz ungewöhnlicher Art hat der griechische Ex-König Konstantin seinem Ex-Volk versprochen. Unter der Bedingung, daß in seinen Wäldern die Bäume nicht gefällt werden, und er sein Schloß mit schlappen 150 Hektar Land behalten könne, wolle er den Hellenen seinen „gesamten unbeweglichen Besitz schenken“, bot er kürzlich an (z). Exleutnant M. (1797) ‘ehemaliger Leutnant’; Laukhard 1797 Leben IV, 1; 331/ 32 Vor dem Thore zu Besangon stand eine Menge Einwohner, welche uns mit dem Absingen des Marseiller Marsches und der Carmagnole empfingen, es aber dann doch nicht so machten, wie die Lieblinge des Exleutnants Göchhausen, ich meyne die Herren Philister zu Frankfurt am Mayn, welche die armen französischen Kriegsgefangenen mit Steinen und Koth begrüßten (SB). Stern 24-9.1987 Den 32jährigen Ex-Leutnant der Bundeswehr holt jetzt die nationalsozialistische Ideologie vom „sauberen Deutschen“ ein (CK). Ex-Priester M. (1797) ‘ehemaliger Priester’; zuerst nachgewiesen im zeitgenössischen Schrifttum zur Französischen Revolution zusammen mit an- <?page no="224"?> 214 Gabriele Hoppe deren Bezeichnungen für Geistliche, die aus ihren kirchlichen (oder klösterlichen) Funktionen und Ämtern geschieden sind (vgl. auch 1804 Exbischof), dann auch allgemein; Laukhard 1191 Leben IV, 2; 103 Wie man die Ex-Edelleute behandelte, so behandelte man auch die Ex-Priester (SB). Welt 28.5.1969 Expriester als Börsenmakler (Überschr.) (CK). Regensb. Bistumsbl. 11.4-1971 Da wird z.B. der Ex-Priester Hubertus Hallofas vorgeschlagen (CARSTENSEN (MS.) um 1980) (Z). Zeit 21.2.1981 [...] Aussagen des ehemaligen SD-Kirchenreferenten und Ex-Priesters Albert Hartl vor einem Frankfurter Schwurgericht (CK). Mannh. Morgen 3.4-1989 Fehlt noch der Inzest-Vollstrecker, der Transvestit, der bereuende Ex-Priester, die Kleptomanin, der Terrorist: In der italienischen Fernseh-Reihe „Io confesso“ (Ich beichte) sind sie alle da anonym, schemenhaft hinter der Milchglasscheibe, Fressen für ein Millionenpublikum (z). Exdirektor M. (1798) ‘ehemaliger Direktor’, nachgewiesen im zeitgenössischen Schrifttum der Revolutionszeit und in der satirischen Literatur (wohl jeweils zu Direktor in seiner speziellen hist. Bed. ‘ehemaliges Mitglied des Direktoriums’, zurückgehend auf gleichbed./ gleichverwendetes frz. directeur)-, exin Kombination mit Direktor als Simplex in seiner usuellen Bed. ‘Leiter einer Behörde, eines Unternehmens’ ist nur vereinzelt nachzuweisen; vgl. 3.3.1.1 Gramm, Kombinationen des heutigen Dt. aus ex- und Komposita mit Direktor als zweiter Konstituente wie 1969 Exgeneraldirektor, 1986 Ex-Budgetdirektor, Joh. G. Müller 1198 Briefw. 168 Ludwig Bay, der von Rapinat verworfene Exdirector, ist es mit großem Mehr wieder geworden (SB). Schaller 1802 Stuziade I, 96/ 91 Denn was in jedem Thiere stekt,/ Sind Weiland’ oder Exe./ Ein Weiland-Probst, ein Exkaplan,/ Ein Ex-Direktor [vgl. ebd. 97 Robespierre als Weiland-Oberschach, s. 3.6.2 SemPdgm, weiland) und hundert tausend and’re (SB). Schlabrendorf (anonym) 1804 Napoleon 57 Von dem Rathe der Fünfhundert waren indessen kaum zwei Drittheile beisammen. Dieser nimmt endlich den Beschluß, daß es kein Direktorium mehr gäbe; daß sechzig seiner Mitglieder aus dem Rathe ausgestossen sind, und daß provisorisch eine consularische Vollziehungscommission, aus den Exdirectoren Sieyes und Roger Ducos, und dem General Bonaparte bestehend, unter dem Namen Consuln der französischen Republik, eingesetzt, und mit der vollen Directorialgewalt bekleidet seyn soll (z). Pückler-Muskau (anonym) 24-10.1809 (1835 Jugend-Wanderungen 81/ ) Wir besuchen zuweilen den Ex-Director Barras auf seinem Landgute und verlassen ihn immer höchst zufrieden mit der liebenswürdigen und gastfreundlichen Aufnahme, die wir bei ihm finden (z). Tagesspiegel 11.1.1994 Es ist der Brief eines Ex-Direktors der berühmten „Plauener Spitze“ im Vogtland (z). Exkandidat M. (1799) ‘ehemaliger Kandicjat’; Korium 1199 Jobsiade III Leben, Meinungen und Thaten von Hieronimus Jobs, Exkandidaten, Exnachtwächter, Ohnwitzer Expfarrherr und endlich zu Schönhain gar Herr. Abermals mit viel schönen Gebilden: / Nachtstücken, Porträten, Monumenten und <?page no="225"?> Das Präfix tx- 215 Schilden; / Verfertigt von des Autors eigner Hand/ Nach Poussin, Raphael, Rubens und Rembrand (Titel) (Z, aus SB-Quelle). Exnachtwächter M. (1799) ‘ehemaliger Nachtwächter’; Kortum 1799 Jobsiade III Leben, Meinungen und Thaten von Hieronimus Jobs, Exkandidaten, Exnachtwächter, Ohnwitzer Expfarrherr und endlich zu Schönhain gar Herr. Abermals mit viel schönen Gebilden: / Nachtstücken, Porträten, Monumenten und Schilden; / Verfertigt von des Autors eigner Hand/ Nach Poussin, Raphael, Rubens und Rembrand (Titel) (z, aus SB-Quelle). Heine 1851 Romanzero (1956 Werke 2, 266) Der Ex-Nachtwächter (Titel) [..] Wie du zuckst beim Namen Hutten'./ Ex-Nachtwächter, wache auf! / Hier die Pritsche, dort die Kutten,/ Und wie ehemals schlage drauf! (Z, nach Erben 1983 Wortbildung 49). Ostini 1900 An die Ex-Nachtwächter in Bonn (Titel) (1908 Biedermeier 69) Heut sink’ ich euch gewissermassen/ An eure Busen per Distanz,/ Euch, die ihr nachts bisher die Strassen/ Von Bonn bewacht mit Toleranz (z). Expfarrherr M. (1799) ‘ehemaliger Pfarrherr’; s. Beleg unter 1799 Exkandidat-, Exkaplan M. (1802) ‘ehemaliger Kaplan’; nachgewiesen in der satirischen Literatur; neuere Kombinationen sind nicht nachzuweisen, jedoch durchaus bildbar; Schalter 1802 Stuziade I, 96/ 7 Denn was in jedem Thiere stekt,/ Sind Weiland’ oder Exe./ Ein Weiland-Probst, ein Exkaplan,/ Ein Ex-Direktor, Weiland-Chan/ und hundert tausend and’re (SB). Ex-Sekretär M. (1803) ‘ehemaliger Sekretär’ [für einen hohen Verwaltungsbeamten]; zuerst nachgewiesen als dt. Übertragung eines frz., in der Signatur unter einem Gesetzestext erscheinenden Titels der Amtsspr. des Revolutionszeitalters; Nachweise für Kombinationen aus ex- und Sekretär/ Sekretärin in der heutigen dt. Bed./ Verwendung sind zufällig nicht nachgewiesen; vgl. 3.3.1.1 Gramm 1974 Ex-Staatssekretär, Bulletin des lots. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. 265, 29. Im Falle eines Betrugs in der Wahl der Probestücke, sollen die Urheber, Begünstiger oder Mitschuldige dieses Vergehens, als Falschmünzer bestraft werden. Mit der Unterschrift verglichen, von uns dem Präsident und Secretarien des gesetzgebenden Corps. Zu Paris, den 7ten Germinal, Jahr XI der fränkischen Republik. Unterschrieben Girod (von der Ain), Präsident, Bazoche, H.te Monseignat, Lefranc, Secretaires; Lejeas, Ex-Secretäre [! ]. [Diese Signatur fehlt auf der frz. Seite, vgl. aber ebd. 30 die Signatur zu: Les auteurs, fauteurs et complices de l’alteration et de la contrefagon des monnaies nationales, seront punis de mort. Collationne ä [’original, par nous president et secretaires du Corps legislatif. A Paris, le 14 Germinal, an XI de la Republique frangaise. Signe Girod (de l’Ain), president; Bazoche, H. te Monseignat, Lefranc, secretaires; Lejeas, ex-secretaire.] (Z). Exbaron M. (1804) ‘ehemaliger Baron’; nachgewiesen im zeitgenössischen Schrifttum zur Französischen Revolution entsprechend anderen Bezeich- <?page no="226"?> 216 Gabriele Hoppe nungen für ihres Standes enthobene Repräsentanten des Adels (vgl. 1826 Ex-Adel\ 1797 Ex-Adliger, 1797 Ex-Edelmann; speziell 1797 Ex-König, 1826 Ex-Marquis, dann auch 1814 Exkaiser/ Exkaiserin] vgl. auch 3.6.2 SemPdgm, besonders ci-devant)] Arndt 1804 [Pariser Sommer 1799\ 100 Seine Mienen waren zur Wut gespannt, sein Mund öffnete sich, ehe er noch redete; er spie eine Hölle aus. Nur ein paar Worte zur Probe. „Sind die Antoinetten ausgestorben? Seht die Tochter des reichen Cabarrus (Madame Tallien), des feigen Necker (Madame Stael), seht das Weib des kleinen ägyptischen Don Quichotte (Madame Beauharnais-Bonaparte)! Wo ist die Gleichheit, wo ist die Republik, wo ist die Demokratie? Wir haben wieder das alte Paris, und schon geht man im Palast Luxemburg und bei den Huren gewisser Exbarone (Barras) zur Cour, und der Name Bürger ist längst ein Schimpfname geworden. [...]“ (z). [vgl. 3.6.2 SemPdgm, ci-devant, (1796) ci-devant Vicomte de Barras}. Exbischof M. (1804) ‘ehemaliger Bischof’; nachgewiesen im zeitgenössischen Schrifttum zur Französischen Revolution entsprechend anderen gebräuchlichen Bezeichnungen für Personen, die ihre kirchlichen (oder klösterlichen) Ämter und Funktionen aufgegeben oder verloren haben (vgl. aus diesem engeren Bezeichnungsbereich auch 1797 Ex-Priester)] Schlabrendorf (anonym) 1804 Napoleon 207 Bonaparte allein geht im Innern des für ihn versammieten Kreises von fremden Gesandten und andren Fremden herum. Nur bei Einführung eines neuen Gesandten tritt der Minister der auswärtigen Geschäfte, jetzt der berühmte Exbischof Talleyrand, mit in den Kreis (z). Ex-Kapuziner M. (1804) ‘ehemaliger Kapuziner’; zunächst nachgewiesen in der satirischen Literatur (vgl. hierzu auch 1773 Exjesuit, 1782 [? ] Exmönch, 1784 Exnonne)] dann auch im zeitgenössischen Schrifttum zur Französischen Revolution für Kapuziner, die in der Zeit der Französischen Revolution aus dem Orden geschieden sind; Schalter 1804 Siuziade II, 64 Sogar im Tartarus erscholl/ Der Götter hohe Freude Und der Befehl: „Wer kummervoll,/ Und wär’ es auch ein Heide,/ Lang nimmer trank, der trinke sich/ An diesem Tag ein züchtiglich’/ Exkapuzinerräuschgen! “ (SB). Strahlheim Gesch. unserer Zeit III, 272 Der Ex-Capuziner Chabot wollte nicht, daß der Herold die Ankunft des Königs ferner ankündigen sollte (z). Strahlheim 1826 Gesch. unserer Zeit III, 298 Noch müssen wir den gichtbrüchigen Senator Lacroix mit süßer Stimme und einem Tygerherzen, den Ex-Kapuziner Chabot, der seine Apostasie bis zur wüthendsten Gottlosigkeit trieb; junge, oft zu sehr von sich eingenommene Schriftsteller, wie Bazire und Merlin, erwähnen (z). Exküster M. (1805) ‘ehemaliger Küster’; Seume 1805 Mein Sommer (1837 Sämmtliche Werke 219/ 220) In der andern Abtheilung schlief der Fleischer Eiring aus Reval und ein Schneider, der Exküster aus Karkus. Der Schneider Exküster hatte durch seine Bekanntschaft und Industrie den andern Morgen für zehn Kopeken hundert Krebse herbei geschafft, die natürlich auf meine Rechnung kamen [...] und der Herr Exküster schleuderte mit mir fort, und erzählte mir aus seinem reichen Vorrath in einigen Stunden sogleich einige Dutzend Skandale <?page no="227"?> Das Präfix ex- 217 der Gegend [...]. Besonders drollig war seine Vertheidigung wegen seiner Absetzung (Z, nach KLUGE-MITZKA 1963). Ex-Präsident M. (1806) ‘ehemaliger Präsident’; Benzel-Sternau 1806 Gespräche II, 199 Ex-Präsident (SB). Lang 1817 Hammelburger Reisen 83 das Männchen wird immer kleiner und feiner, und gibt sich gar unter den Fallhut und in das Gängelband. Zuletzt werden diese Ex-Minister, Ex-Feldmarschälle, Ex-Präsidenten, Ex-Superintendenten etc. von den Kindsmägden auf dem Arm herumgetragen, und haben statt der alten Herrlichkeiten, Klapper und Trompetlein in der Hand (z). Dresdner Volksztg. 15.9.1930 Der gestürzte Diktator noch gefangen ( WerscAr.) [...] Die Gefangenhaltung des Expräsidenten Irigoyen [...] wird amtlich bestätigt. Das Innenministerium erklärt, daß dem kranken 82 Jahre alten Expräsidenten das Verlassen des argentinischen Hoheitsgebietes vorläufig nicht gestattet ist (z). Lokal-Anz. 4.3.1933 Expräsident Hoover wird von seiner geplanten Reise nach Panama Abstand nehmen, um Roosevelt in New York Hilfestellung zu leisten (SB). Mannh. Morgen 13.9.1990 Ex-Präsident sucht Ex-Mauer. Ronald Reagan legte in Berlin den Hammer schnell wieder aus der Hand (Überschr.) (z). Ex-Offizier M. (1807) ‘ehemaliger Offizier’; [Anonym] Grundlinien zur Reorganisation der Armee [...] von einem preussischen Ex- Offizier (The/ ) (SB). Mannh. Morgen 5.10.1994 [...] soll Diana den Ex-Offizier 1986 verführt haben (z). -ExDespotismus M. (1808) ‘früherer Despotismus’; Schaller 1808 Stuziade III, 120 Dies Weinchen, sieh’! ist mehr, als gut./ Es ist der Vorlauf von dem Blut/ Des MeerExDespotismus (SB). Exdoktor M. (1808) ‘ehemaliger Doktor’; Rochlitz 1808 Romane I, 328/ 29 Mir vergingen die Sinne. Liebster Vater, sie weiß ja noch nicht - ! begann der Exdoctor. „Sie weiß noch nicht? Du weißt noch nicht? Sie weiß noch nicht! “ riefen Forstmeister, Tante und Onkel durcheinander (SB). -ExGott M. (1808) ‘ehemaliger Gott’; Schaller 1808 Stuziade III, 115 Das Rindfleisch ist von einem Stier,/ Der Memphis lange zierte,/ Und wie manch’ ErdenExGott hier,/ Als Apis figurirte: / Doch gestern, weil sein Glanz erblich,/ Des faden Lebens müde, sich/ Im Lethestrom ertränkte (SB). ExHeroe M. (1808) ‘ehemaliger Heroe’; Schaller 1808 Stuziade III, 118 Zum Frikassee gab mir sein Herz/ Haiti’s ExHeroe./ Ich sod’s; allein es blieb, wie Erz; / Und doch blies ich die Lohe/ Stets frisch mit Witwenseufzern an,/ Und warf auch Bürgermark daran./ Umsonst! Es ward nur härter! (SB). Exjungfrau F. (1808) ‘ ehemalige Jungfrau’; <?page no="228"?> 218 Gabriele Hoppe Schalter 1808 Siuziade III, 195 Nichts ziert die Jungfrau mehr, als Schaam,/ So las ich im Korane,/ Den ich auch mir zur Richtschnur nahm,/ Sprach ExJungfrau Diane (SB). Raabe 1868 Abu Telfan (1982 Werke 27) Die alte zimperliche Exjungfer Europa saß wieder beruhigt in der Überzeugung, daß eine Durchgrabung der vielbesprochenen Landenge ihr nicht jene von großbritannischer Seite angedrohte Überschwemmung bedeute (z). ExMeister M. (1808) ‘ehemaliger Meister’; heute in der Regel zu Meister, gebrauchsübliche Bezeichnung im Bereich des Sports für einen Titelinhaber (auch Verein); Meister ist dabei meist zweite Konstituente von Komposita als Basiseinheiten von ez-Kombinationen; vgl. beispielsweise 1933 Ex-Europameister; Schalter 1808 Siuziade III, 96 Doch hier, wo jeder was er war,/ Nun mehr ist, sind auch offenbar/ ExMeister - ExtraMeister (SB). Süddtsch. Zig. 24.7.1950 Die deutsche Exmeisterin von Tarnay sah sich nach dem mit 6: 1 gewonnenen ersten Satz bereits im Endspiel (SB). Mannh. Morgen 28.6.1994 [•••] in Diensten des französischen Ex-Meisters AS St. Etienne (z). Exkaiser M./ Exkaiserin F. (beide 1814) ‘ehemaliger Kaiser’, ‘ehemalige Kaiserin’; nachgewiesen zunächst im Zusammenhang der Befreiungskriege mit dem Sturz Napoleons und auf ihn bzw. seine vorige Frau Josephine als ehemalige Kaiserin bezogen; vgl. auch gleichbed., auf Napoleon bezogenes frz. 1848 ex-empereur innerhalb eines deutschsprachigen französischpatriotischen Textes; sowie gebuchtes 1915 Eximperatrice; Cramer (anonym) 1814 Triumph-Lied von den herrlichen Siegen der Deutschen über die Franzosen und ihren groß gewesenen Exkaiser Napoleon. Zum deutschen Friedens- Schmause und allen Länder-Verwüstern zum Exempel in Reime gebracht von einem alten deutschen Sänger [...] (Titel) (z). Uxkull 1812-1815 Tagebuch 1.5.1814 1- Mai Ich hatte vom Kaiser einen Brief an die Exkaiserin Josephine zu überbringen, die krank war, mich aber trotzdem für einige Minuten empfing (z). Lang 1817 Hammelburger Reisen 4 Ersuche daher alle Kaiser und Exkaiser, Könige und Vicekönige, Großherzoge und Kleinherzoge, mediatisirte, säcularisirte und von neuem creirte Fürsten [...], alle Präsidenten, Residenten [...], Staatsdienst-Aspiranten und Exspiranten, den besagten gegen Beobachtung des Reciprokums für sein Geld essen, trinken, schlafen, gehen, reiten und fahren zu lassen (z). 1817 Entdeckte geheime Correspondenz des Exkaisers Napoleon Buonaparte von der Insel St. Helena (Titel) (z). Lady Morgan 1821 Frankreich (Übers.) II, 56 Das Theater [! ] Fran^ais hieß unter der Regierung des Exkaisers: Comediens ordinaires de l’Empereur.“ (SB). Mauthner 1878 Ber. Muster 57 Exkaiserin [Eugenie von Frankreich] (SB). DUDEN RECHTSCHR. 1575 Eximperatrice (Exkaiserin) (z). Pfälz. Rundschau 24.1.1919 Die Schuldfrage des [deutschen] Exkaisers. (Überschr.) Paris, 21. Jan. „Le Journal“ berichtet, ein Memorandum betreffend die Schuldfrage des Exkaisers wurde den Delegierten der verschiedenen Mächte auf der Pariser Konferenz überreicht. [...] Unter dem Vorsitze von Larnau wurde ein Komitee gebildet, welchem die einzelnen Delegierten ihre Ansicht über die angebliche Schuldfrage des Exkaisers mitteilen werden (z). <?page no="229"?> Das Präfix ex- 219 1924 Fackel Nr. 668-675 (Dezember) 16 Also wer? Der Exkaiser Karl, über dessen Grab ein Weiland in der Reichspost noch das Folgende auszusagen weiß: Wie er im Leben war, so auch sein Grab; bescheiden, anspruchslos [...] und doch unbeugsam und stark in allem, was er als seine Pflicht erkannt hatte, hierin zielbewußt, trotz aller Einflüsterungen und Anfeindungen [Zitat-Ende], Alle diese Eigenschaften mag man wohl einem Grabe nachsagen können. Aber daß der lebende Kaiser Karl unbeugsam, stark und zielbewußt war, soll nicht der Eindruck gewesen sein, der sich einem, der mit ihm zu tun hatte, just aufgedrängt hat (z). Tempo 15.7.1932 Wilhelm heißt er wie sein Ex-Kaiser, und zwei Jahre älter ist er (SB). Voss. Zig. 20.9.1929 Exkaiserin Zita in Brüssel (Uberschr.) Die frühere Kaiserin von Österreich, Zita, ist in Brüssel eingetroffen in Begleitung ihres Sohnes Otto, der in Löwen studieren soll (SB). 1930 Uhu, H. 1 (Bildunierschr.) ... überall liegt der Fotograf auf der Lauer: Ein fotografischer Reporter in Doom, der wieder einmal feststellen möchte, wie der Exkaiser heute aussieht (z). Spiegel 27.3.1989 In der Republik Österreich wird ein monarchisches Spektakel zelebriert: die Beisetzung der letzten Ex-Kaiserin Europas (z). Herre 1990 Napoleon III., 32 Er sei ein Antirevolutionär gewesen? Nein, behauptete der Ex-Kaiser [Napoleon I.], er habe vielmehr die Revolution gerettet und geläutert, in Frankreich vollendet und in Europa verbreitet (z). Herre 1990 Napoleon III., 357 An der deutsch-belgischen Grenze fiel die Exbraut Mathilde dem Exkaiser [Napoleon III.] schluchzend um den Hals. „Man kann sagen , berichtet Graf Monts, der den Exgefangenen bis Herbesthal begleitete, „daß Napoleon bei dem für ihn ganz unerwarteten Auftritt nicht nur vollkommen seine Ruhe und Fassung bewahrte, sondern sogar eine große Kälte zeigte [...]“ (z). Herre 1990 Napoleon III., 362 (Bildunierschr.) Die Ex-Kaiserin im Jahre 1919 (z). Rhein. Merkur 30.7.1993 Ex-Kaiser Wilhelm II. lud ihn drum nach der Flucht ins holländische Exil mehrmals nach Haus Doom ein. Wie es Studnitz’ Art war, dachte er aber nicht daran, den holzhackenden Monarchen zu verherrlichen (z). Ex-General-Commissär M. (1815) ‘ehemaliger General-Commissär’; Baier 1815 Das baiensche Volk an das teutsche Volk über den Ex-General- Commissär Grafen von Reisach. Nebst Schreiben an die Herausgeber einiger öffentlicher Blätter, und umständlicher Beleuchtung der Verdienste, Leiden und Unschuld des Grafen (Titel) (z). Ex-Feymarschall M. (1817) ‘ehemaliger Feldmarschall’; Lang 1817 Hammelburger Reisen 83 das Männchen wird immer kleiner und feiner, und gibt sich gar unter den Fallhut und in das Gängelband. Zuletzt werden diese Ex-Minister, Ex-Feldmarschälle, Ex-Präsidenten, Ex-Superintendenten etc. von den Kindsmägden auf dem Arm herumgetragen, und haben statt der alten Herrlichkeiten, Klapper und Trompetlein in der Hand (z). Welt 30.12.1974 Offensichtlich hat die Regierung es vorgezogen, den Exfeldmarschall [Thanom, Thailand] nicht [...] vor Gericht zu stellen (CK). Expandektist M. (1817) ‘ehemaliger Pandektist’ (zu Pandektist „deutscher Zivilrechtler für römisches Recht bes. im 19. Jh.“ (DUDEN FWB 1990); zu Pandekten (PI.) ‘Sammlung zum römischen Privatrecht’, über lat. pan- <?page no="230"?> 220 Gabriele Hoppe dectes, pandecta (Uber) bzw. den PL pandectae in der röm.-hellenist. Bed. ‘Rechtssammlung’ zurückgehend auf griech. -KavbeKTrjq ‘alles in sich aufnehmend’ speziell auf röm.-hellenist. ßißXoq Trai/ beKTpq, bzw. den im Sinne von ‘Rechtssammlung’ verwendeten PL); Lang 1817 Hammelburger Reisen 32/ 33 Gleich beim Aussteigen aus dem Wagen in Göttingen vernahm mich ein deutscher Musensohn, ob ich nicht Lust hätte, die Pandekten bei Herrn Professor Heisse zu hören. [...] Da sich die Musensöhne durch ihre vermeintliche altdeutsche [...] Tracht, das Ansehen von Greisen gegeben, so konnten sie auch mich fünfzigjährigen Expandektisten von einem ankommenden Tironen [‘Anfänger’(<lat.)] nicht mehr unterscheiden (z). Exspirant M. (1817), Wortspiel mit Aspirant ‘Anwärter auf ein staatliches Amt’, Exspiration in seiner (heute veralt.) Bed. ‘Verfallzeit; Ende’ und ex- ‘ ehemalig’; Lang 1817 Hammelburger Reisen J, Ersuche daher alle Kaiser und Exkaiser, Könige und Vicekönige, Großherzoge und Kleinherzoge, mediatisirte, säcularisirte und von neuem creirte Fürsten [...], alle Präsidenten, Residenten [...], Staatsdienst-Aspiranten und Exspiranten, den besagten gegen Beobachtung des Reciprokums für sein Geld essen, trinken, schlafen, gehen, reiten und fahren zu lassen (z). Ex-Superintendent M. (1817) ‘ehemaliger Superintendent’; s. Beleg unter 1817 Ex-Feldmarschall. ex-Fouquesch Adj. (1821) ‘ehemals Fouquesch’; Müller 1821 briefl. (Lohre 1927 Wilhelm Müller 139) das Ex-Fouquesche [! ] Frauentaschenbuch (SB). Ex-Adel M. (1826) ‘ehemaliger Adel’; im Sinne von ‘Gesamtheit der ehemaligen Repräsentanten des nunmehr aufgehobenen Adelsstandes’; nachgewiesen im frühen Schrifttum zur Französischen Revolution (vgl. die ebenfalls in der Zeit der Französischen Revolution bis zur nachnapoleonischen Zeit erstmals nachgewiesenen Kombinationen 1826 Ex-Hofadel] 1797 Ex-Adliger und 1797 Ex-Edelmann sowie 1804 Exbaron, 1797 Ex-König, 1826 Ex-Marquis, auch 1814 Exkaiser/ Exkaiserin)] Strahlheim 1826 Gesch. unserer Zeit III, 299/ 300 Die widerspenstige Geistlichkeit, welche die unermeßlichen Reichthümer verloren hatte, mit denen sie die Armen unterstützen sollte, statt dessen aber sich selbst damit mästete, machte gemeinschaftlich mit dem, was vom Ex-Adel noch in Frankreich zurückgeblieben war, immer noch Versuche, das Bestehende umzustürzen, und das Alte wieder einzuführen. [...] Der Exadel [! ] hatte freilich das Vorrecht der Jagd, das Taubenrecht und andere noch unsinnigere Rechte verloren, er war kein Stand mehr, und nicht mehr steuerfrei; konnte er aber dieß auch wohl vernünftigerweise verlangen? (z). Strahlheim 1826 Gesch. unserer Zeit III, 301 Die Literatur der damaligen Zeit bestand fast ausschließlich aus Werken, welche auf die Revolution, die Freiheit, die Rechte der Menschen und Bürger u.s.w. Bezug hatte. In allen Theatern führte man gleichfalls nur <?page no="231"?> Das Präfix ex- 221 solche Stücke auf, welche Anspielungen auf die Begebenheiten der Zeit enthielten, und in denen vorzüglich dem Ex-Adel und der Geistlichkeit arg mitgespielt wurde. Da traten Heere von Nonnen auf, welche ihr Gelübde und den Klosterzwang verriethen und verfluchten (z). Ex-Hofadel M. (1826) ‘ehemaliger Hofadel’, im Sinne von ‘Gesamtheit der ehemaligen Repräsentanten des nunmehr aufgehobenen Adelsstandes, die bei Hof Dienst taten’; nachgewiesen im frühen Schrifttum zur Französischen Revolution (vgl. 1826 Ex-Adel] 1797 Ex-Adliger und 1797 Ex-Edelmann)] Strahlheim 1826 Gesch. unserer Zeit III, 360/ 61 Als man sich nach der Annahme der Verfassungsakte damit beschäftigte, den Civil- und Militairstand des königlichen Hauses neu zu bilden, fand die Einrichtung des ersteren tausend Schwierigkeiten, da der Ex-Hofadel sich nicht dazu verstehen wollte, Privilegien und Vorrechte aufzugeben [...]. Der König und die Königinn waren nicht vorurtheilsfrei genug, um zu Hofämtern Leute bürgerlichen Herkommens zu erwählen, und wollten durch die neuen Benennungen der Stellen nicht den Schein haben, die altern zu vernichten; auch fürchteten sie den Ex-Adel dadurch gegen sich aufzubringen (z). Ex-Marquis M. (1826) ‘ehemaliger Marquis’; nachgewiesen im frühen Schrifttum zur Französischen Revolution entsprechend den anderen Bezeichnungen für ihres Standes enthobene Repräsentanten des Adels (vgl. 1826 Ex-Adel] 1797 Ex-Adliger, 1797 Ex-Edelmann, speziell 1804 Exbaron, 1797 Ex-König, dann auch 1814 Exkaiser/ Exkaiserin)] Strahlheim 1826 Gesch. unserer Zeit III, 293/ 94 Dem Ex-Marquis Condorcet hatten die Royalisten vorgeworfen, daß er sich nur deßhalb zum Republikaner erklärt habe, um desto sicherer die Stelle eines Hofmeisters des Dauphins zu erhalten (z). Exgouverneur M. (1830) ‘ehemaliger Gouverneur’; Hudson Lowe 1830 Napoleons Gefangenschaft u. Tod (Übers.) / (Vorw. d. frz. Hrsg., Übers.) Hudson der Henker! - Man weiß, wie er seinen unwürdigen und abscheulichen Auftrag ausgeführt hat! Will der Exgouverneur von St. Helena dies etwa beweisen? Das wird ihm sehr leicht gelingen! Er bekennt es selbst, wozu er bevollmächtigt war, mit einer Offenheit, einer Unbefangenheit, welche man kaum von dem albernen, volksthümlichen Fanatismus, der die Engländer mehr, als andere Nationen beherrscht, erwarten sollte (z). Karlsr. Beobachter 12.3.18/ 8 - Es sollen Berichte aus Algier eingegangen sein, nach welchen der Herzog von Aumale, Ex-Gouverneur von Algerien, auf die Kunde von der Abdication des Königs, seines Vaters, und von der Proklamirung der Republik erklärt habe, er für seinen Theil nehme die vollendeten Thatsachen an (z). Hesslein 1867 Neger-Bar. 20 Exgouverneur (SB). Ex-Geliebte F. (1834) ‘ehemalige Geliebte’; Bauschke 183/ Distelblüten 5/ Walter und ich gingen jetzt an das erste Paar, und Sender und Hoffmann an das andere, den säubern Weilig mit Deiner Ex-Geliebten (SB). <?page no="232"?> 222 Gabriele Hoppe Süddtsch. Ztg. 3.4-1956 [...] auch spielen des Arztes stille Seelengröße und der schnöde Wankelmut des Ex-Geliebten eine Rolle von erheblicher Bedeutsamkeit (SB). Mannh. Morgen 13.4-1989 Anklage wegen versuchten Mordes. Ludwigshafenerin soll Schüsse auf Ex-Geliebten abgegeben haben {Überschr.). Tagesspiegel 29.6.1994 Laut ITN sieht er [Prinz Charles] heute in der vermeintlichen Ex-Geliebten Camilla Parker-Bowles eine „liebe Freundin“ (z). Ex-Reisegefährte M. (1834) ‘ehemaliger Reisegefährte’; Bauschke 1834 Distelblüten 54 Nachdem die offene Hand des Kutschers sich über dem üblichen Trinkgelde geschlossen, wand ich mich glücklich durch die zwölf nach Paketen und Schachteln schreienden Ex-Reisegefährten (SB). Exmagnifizenz F. (1835) ‘ehemalige Magnifizenz’; Jäger 1835 F. Schnabel 54/ 55 Bei dieser Gelegenheit versäumten die Studirenden nie ihr neues Oberhaupt zu beglückwünschen, einen solennen Fackelzug mit Musik zu veranstalten, einige Lieder vor dem Hause der neuerwählten, wie vor dem der Exmagnifizenz abzusingen, und beiden durch eine Deputation aus ihrer Mitte ihre Hochachtung und ihren Gehorsam, dem abgesezten Prorektor zugleich Dank für sein mildes Regiment zu zollen, den neuen um ein ähnliches oder besseres unterthänigst zu ersuchen und Glückwünsche für ein friedliches, ungetrübtes abzustatten (SB). Exmusensohn M. (1835) ‘ehemaliger Musensohn’; Jäger 1835 F. Schnabel 192 Man kam endlich überein, daß der Exmusensohn sich ein Wägelchen nach Erfurt nehmen, seine Begleiter dagegen wieder nach Jena umkehren sollten (SB). Ex-Lady F. (1843) ‘ehemalige Lady’; Butziger 1843 19. Jh. des Thierreichs 117/ 18 Denke Dir, Souris-Nika, Lady Katerine Murrton, geborene Rattner, ist von ihrem Lord schon wieder rechtskräftig geschieden und mit Schimpf und Schande heimgejagt. [...] Laß mich aber versuchen, Dir die unerhörten Begebnisse der Ex-Lady hübsch ordentlich, in klarer, lichter Reihenfolge darzulegen (z). -Exredakteur M. (1843) ‘ehemaliger Redakteur’; Butziger 1843 19. Jh. des Thierreichs 70 Diese Pseudonymie ist förmlich zur Manie geworden, es fehlt nur noch, daß der leipziger Komet-Exredacteur Rudolf Hirsch den Schriftstellernamen Cerf annimmt (z). Ex-Trancheur M. (1843) ‘ehemaliger Tafel-Trancheur’; Butziger 1843 19. Jh. des Thierreichs 98 [...] während der anwesende Posaunen-Virtuos Stentor aus Kamtschatka die lauschenden Ohren der Versammlung durch rings vernehmliches, ausdrucksvolles, markiglautes Vorlesen jener an die ohnmächtelnde Tochter des Petersburger Ex-Trancheurs [Kaiserlich Russischer Familien-Tafel-Trancheur] gerichteten Epistel vom ersten Anfang bis zum letzten Worte gespannt erhielt (z). <?page no="233"?> Das Präfix ex- 223 Ex-Privat-Dozent M. (vor 1848) ‘ehemaliger Privatdozent’; Gottschall vor 181,8 (Rüge 181,8 Poht. Lyrik unserer Zeit 1,1,3) Nun sind’s Ex-Privat- Docenten,/ Leben von des Geistes Renten./ Schadenfroh mit Hohngelächter/ Jubeln jetzt die Zionswächter (z). Ex-Bundestagsgesandter M. (1848) ‘ehemaliger Bundestagsgesandter’, zu Bundestagsgesandter als Bezeichnung für einen Volksvertreter des ersten deutschen Parlaments („Nationalversammlung“) in Frankfurt; Stadt und Landbote 25.3.1848 Wir erleben wunderbare Dinge. Seit einigen Tagen sieht man [in Frankfurt] den badischen Ex-Bundestagsgesandten Blittersdorf mit einer schwarz-roth-goldenen Cocarde am Hut, spazieren gehen (z). Exdeputierter M. (1848) ‘ehemaliger Deputierter’; 1848 Grenzboten II, 4; 124 Gesetzt auch, daß die Wiener Oktoberbewegung keine nationale Wurzel hatte, so bekommt sie nachträglich durch die vom Reichstage sich lossagenden czechischen Schismatiker in Prag eine nationeile Bedeutung, und so wie Reichstagsmitglieder in Wien eine deutsche Deputation an den Kaiser abschickten, so senden wieder die Exdeputierten in Prag von czechischer Seite Brauner und Reifert aus Hofleger ab (z). Exdiktator M. (1848) ‘ehemaliger Diktator’; Karlsr. Beobachter 24.2.1848 - New-York. Karl Heinzen wird fortan nebst dem krakauischen Exdiktator Tyssowski die Leitung der New-Yorker deutschen Schnellpost übernehmen (z). Szarvady 1852 Paris I 368 Cavaignac hingegen war der willige Elephant der Reaction [...] er Unterzeichnete die Befehle der Reaction, er vertrat die antirepublicanische, gegen sein eigenes Interesse gerichtete Politik der Royalisten [...]. Nach dem 10. December war das Benehmen des Exdictators ein würdiges (SB). ARD-Tagesschau 21.6.1973 Das Sonderflugzeug des nach 18 Jahren aus dem spanischen Exil heimkehrenden Ex-Diktators wurde wegen der blutigen Auseinandersetzungen auf einen nahegelegenen Militärflugplatz umgeleitet (CK). Ex-Emir M. (1848) ‘ehemaliger Emir’; Karlsr. Beobachter 23.1.1^.9- Paris, 17. Jan. [...] - Die Theatercensur nimmt sich Abdel-Kaders an, denn nach einer besonderen Verfügung darf der Name des Ex-Emir nicht von den Brettern herab ertönen (z). ex-empereur M. (1848), frz. Entsprechung zu -*1814 Exkaiser, Hartmann 1848 Alsatische Saitenklänge 207Nach Sankt-Helena ! ! ! «... Et sera accompagne l’ex-empereur Napoleon de quatre commissaires des puissances coalisees.» (Überschr.) Und meinten sie griffen recht pfiffig es an,/ Wenn weit über’s Meer sie ihn schifften./ Und schmunzelten schon ob dem christlichen Plan’: / Auch’s Nachleben ihm zu vergiften (z). Exgesandter M. (1848) ‘ehemaliger Gesandter’; <?page no="234"?> 224 Gabriele Hoppe Didaskaha 5.12.1848 Briefe aus Paris (Überschr.) [...] Über den Exgesandten des Herrn Guizot waltet ein eigenes Schicksal: der frühere Gesandte in Madrid, Herr Bresson, hat sich entleibt, Herr Mortemer, früher in Turin, ist im Irrenhause und nun Herr Rossi ermordet (z). Exgräfin F. (1848) ‘ehemalige Gräfin’; Didaskaha 28.10.1848 Lola Montez, die Exgräfin v. Landsfeld, bildete sich auch in Genf, wie früher in andern Städten, einen Liebeshof, wo allerlei junge Ritter umherschwärmen (z). Baumbach 1895 Jugendzeit 357 Exgrafen (SB). Ex-Kürassier M. (1848) ‘ehemaliger Kürassier’; Hartmann 1848 Alsatische Saitenklänge 212/ 13 Eines blinden Ex-Kürassiers fünfter Mai 1821 (Überschr.) [Todestag Napoleons] [...] In den Händen Kreuz und Büste,/ Schlief der alte Krieger ein,/ Und als ihn die Sonne grüßte,/ Ruht’ auf einer Leich’ ihr Schein./ Später dann an Bettes Wand/ Kaisers Todestag sich fand (z). Ex-Pairskammer F. (1848) ‘ehemalige Pairskammer’; Karlsr. Beobachter 2.3.1848 - Paris. [...] Der „Ex-Pairskammer“ ist verboten, fernerhin sich zu versammeln (z). Expater M. (1848) ‘ehemaliger Pater’; auch zusammen mit der frz. Entsprechung Ex-Pere] 1848 Grenzboten II, 3; 250 In Prag, wohin mich eine Privatangelegenheit unmittelbar vor dem Ausbruche des czechischen Aufstands führte, erfuhr ich, daß Keiner von meinen ehemaligen czechischen Freunden auf einer Barrikade gestanden hat. Nur der Expater, den Du einmal im „Dornbusch“ sahst, suchte einen Bauernhaufen gegen Prag zu führen und sitzt jetzt auf dem Hradschin in Eisen (z). Nordau 1881 Paris II, 54 Der Ex-Pere Hyacinthe (Überschr.) [...] Der Expater ist von mittlerer Größe, kurzbeinig, aber weitbrüstig und breitschulterig wie ein auvergnatischer Kohlenträger; an einem Stiernacken setzt sich ein derber rother Hals an, der einen großen und energischen Kopf trägt (z, aus SB-Quelle). Exphilosoph M. (1848) ‘ehemaliger Philosoph’; 1848 Grenzboten I, 1; 550/ 51 Herr Arnold Rüge und die französische Republik (Überschr.) [...] Armer gemeiner Menschenverstand, wie stolz sieht die uneingeschränkte Vernunft des Halle’sehen Exphilosophen auf dich herab! (z). Ex-Polizeipräfekt M. (1848) ‘ehemaliger Polizeipräfekt’; Karlsr. Beobachter 22.6.1848 Der Ex-Polizeipräfekt Caussidiere. (Überschr.) [...] - Aber es ist nun einmal das Loos der Tugend, überall verkannt zu werden, und so hat sich denn auch Caussidiere trotz seiner genialen Vertheidigungsrede genöthigt gesehen, dem Amte zu entsagen, zu dem er in der Revolution vi et armis gekommen war (z). <?page no="235"?> Das Präfix ez- 225 Exkriegsminister M. (1849) ‘ehemaliger Kriegsminister’; vgl. 1784 Exminister, zu dieser früher nur vereinzelt nachgewiesenen Kombination mit kompositioneller Basis vgl. die jüngeren Kombinationen aus ex- und Komposita mit Minister als zweiter Konstituente, 3.3.1.1 Gramm 1947 Ex-Finanzminister, 1949 Ex-Landwirtschaftsminister, 195(1? ) Ex- Kultusminister, 1954 Exaußenminister und andere; Allgtm. Ztg. 21.5.1849 Dieser Officier, Bruder des Exkriegsministers, eben noch an die Spitze der in Mannheim anwesenden Volksmacht von 1600 Mann gestellt, hatte, wie gestern gemeldet, bei Ladenburg eine Unterredung mit den Anführern der versprengten Dragoner (z). Ex-Lebendiger M. (1851) ‘ehemaliger Lebendiger’; Heine 1851 Romanzero (1956 Werke 2, 265) Der Ex-Lebendige (Titel) Brutus, wo ist dein Cassius,/ Der Wächter, der nächtliche Rufer,/ Der einst mit dir, im Seelenerguß,/ Gewandelt am Seineufer? [...] Brutus, wo ist dein Cassius? / Er denkt nicht mehr ans Morden! / Es heißt, er sei am Neckarfluß/ Tyrannenvorleser geworden (z). Ex-Exzellenz F. (1854) ‘ehemalige Exzellenz’; zunächst nachgewiesen in der politisch-satirischen Literatur und ironisch bezogen auf den Ordensoberen des 1773 aufgehobenen, 1814 wiederzugelassenen Jesuitenordens, Symbol der Reaktion (vgl. 1773 Exjesuit, sowie 1776 Exgeneral in seiner Bed. ‘ehemaliger Ordensgeneral des Jesuitenordens’); dann auch allgemein; Glaßbrenner 1854 Neuer Reineke Fuchs (Erstes Capiiet) 5/ 6 Herr Reinhard und sein ganzer Orden/ War bald zu Schand’ und Spott geworden; / [...] Ihm war, schien nur das Ziel ihm recht,/ Das schlimmste Mittel nicht zu schlecht./ Und kurz: der Fuchs und die Fuchsiten [Jesuiten]/ Die dumme Welt so arg beriethen,/ Daß alle Thiere, groß und klein,/ Beim König Nobel kamen ein,/ Bei Babba auch, dem großen Ossen: / Den Reinke Fuchsen zu verstoßen,/ Ihn und die ganze Clerisei,/ Sonst sei’s mit Ruh und Glück vorbei./ Da haben dieser Herrscher Gnaden/ Ermessen ihrer Völker Schaden,/ Ein sehr latein’sch geschriebner Brief/ Den Fuchs von seinem Amte rief; / Man ließ ihn frei von seinen Bürden,/ Man nahm ihm Titel, Ehren, Würden,/ Man confiscirte seine Stifte,/ Auch die Domänen und die Grüfte; / Nur Malpertaus ließ man ihm noch,/ Sein altes Stamm- und Ahnen-Loch./ Hier zog die Ex-Exc’llenz nun ein/ Und lebte scheinbar ganz allein (Z). Kladderadatsch 24.2.1878 Die arme Ex-Excellenz von weiland Hannover! Nach der Interpellations-Debatte am vergangenen Dienstag soll die große Perle von Meppen [der Reichstagsabgeordnete Windthorst, Centrum] so klein geworden sein, daß sie aus ihrer bisherigen Fassung herausgefallen, und am Boden liegend nur durch ein scharfes Vergrößerungsglas wahrzunehmen gewesen ist (z). Kladderadatsch 21.7.1878 In dem Staate Kansas ist zu Ehren der berühmten welfischen Ex-Excellenz der Bau einer neuen Stadt mit Namen Windthorst begonnen worden. Alle Wege derselben, auch die krummen, werden, wie der Gründer-Prospect besagt, nach Rom führen und nach Männern des Centrums benamset, der Hauptplatz aber „Centrum“ genannt werden (z). Mehring 1978 Verlorene Bibliothek 13 Es lagerten [...] in der Dachpappenbaracke des (Straf-)„Ilöt special“ circa vierzig „Ehemalige“: Ex-Minister, Ex-Exzellenzen, Ex- Irgendetwasgewesene (z). <?page no="236"?> 226 Gabriele Hoppe Ex-Bürgermeister M. (1855) ‘ehemaliger Bürgermeister’; Barnum 1855 Leben 313 Ex-Bürgermeister von Washington (SB). Mannh. Morgen 18.J,.1989 Ex-Bürgermeister muß hinter Gitter (Überschr.) [...] Der Mitte Dezember letzten Jahres als Bürgermeister abgewählte und frühere Verwaltungschef [Name getilgt] wurde wegen Betrugs in mehreren Fällen, Bestechlichkeit und Vorteilsannahme zu fünfeinhalb Jahren Freiheitsentzug verurteilt (z). taz 6 8.1993 Moinpors Comeback. Ausstieg bei Baufirma: Berliner Ex-Bürgermeister will in den Bundestag (Überschr.) [...] Walter Momper, Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister und zwischenzeitlicher Baulöwe, will wieder zurück aufs politische Parkett (z). Ex-Gemahlin F. (1874) ‘ehemalige Gemahlin’; Hillebrand 1874 Wälsches 387 der besten Freundin seiner Ex-Gemahlin - (SB). Ex-Lakai M. (1876) ‘ehemaliger Lakai’; Hillebrand 1876 England 345 Seine [Rousseaus] Rohheiten gegen Mad. d’Epinay und Mad. de Franqueville sind nur bei einem Ex-Lakaien zu erklären und zu entschuldigen (SB). Exgroßvezier M. (1878) ‘ehemaliger Großvezier’; Kladderadatsch 15.9.1878 Das letzte Lebenszeichen Mehemed Ali’s soll ein Brief sein, den er, kurz bevor er von dem furchtbaren Tode ereilt wurde, an Midhat Pascha schrieb und worin er den Exgroßvezier beschwor, die ihm angebotene Rückkehr aus der Verbannung abzulehnen (z). Vom Fels zum Meer. XV, 1 (Oktober 1895 - März 1896) Sammler 87/ 88 Alt- und Neutürken. (Überschr.) [...] Er [Said Pascha] ist bereits viermal Großvezier gewesen und endlich müde geworden, seinem wankelmütigen Herrn zu dienen. Er hat einen Leidensgefährten in dem Exgroßvezier Kiamil Pascha. [...] [Photos mit Bildunterschr., u.a.: ] Exgroßvezier Said Pascha. Exgroßvezier Kiamil Pascha (z). Ex-Pere M. (1881), s. Beleg und Erläuterungen unter 1848 Expater, Ex-Konventsmitglied N. (1882) ‘ehemaliges Konventsmitglied’; Hillebrand 1882 Zeitgenossen 76 Der Vater Philarete’s, ein Ex-Konventsmitglied und Königsmörder, der als geistlicher Lehrer der Rhetorik begonnen, als Titulargeneral in den Revolutionskriegen seinen Höhepunkt erreicht, dann als Schulmeister geendet, ist herrlich gezeichnet (SB). ex-chinesisch Adj. (1888) ‘ehemals chinesisch’; Vierteljahrschr. f. Lit’gesch. 1 (1888) JÄ? ex-chinesisch (SB). Ex-Fürst M. (1889) ‘ehemaliger Fürst’; Derblich 1889 Militärarzt I, 130 Die Malkontenten und Anhänger des Ex-Fürsten Milosch bemühten sich, das frühere Oberhaupt auf den Thron zu bringen (SB). <?page no="237"?> Das Präfix ex- 227 Eximperatrice F. (1915), frz. Entsprechung zu Exkaiserin, s. 1814 Exkaiser/ Exkaiserin] DUDEN RECHTSCHR. 1915 Eximperatrice (Exkaiserin) [ o. Ang., o. frz. Akzent] (z). Exdiplomat M. (1922) ‘ehemaliger Diplomat’; Kaiser Wilhelm II. 1922 Ereignisse u. Gestalten 60 ln einer Publikation „The Problem of Japan“ [...], die im Jahre 1918 anonym im Haag erschienen ist und von einem „Exdiplomaten aus dem fernen Osten“ geschrieben sein soll (z). Mannh. Morgen 8.6.1989 Blumenfreund wurde zum Feind der Natur. In London wird wegen illegalen Orchideen-Verkaufs gegen Ex-Diplomaten verhandelt (Uberschr.) [...] Aufmerksame Zollbeamten wiederum hielten den ehemaligen iranischen Diplomaten für einen Drogenschmuggler (z). Ex-Kronprinz M. (1926) ‘ehemaliger Kronprinz’; Voss. Ztg. 27.11.1926 Wie aus Doom gemeldet wird, ist Ex-Kronprinz Friedrich Wilhelm dort zum Besuch seines Vaters eingetroffen (SB). Voss. Ztg. 17.6.1930 Abgesehen von dem Kampf zwischen den Liberalen und der Bauernpartei, spielen die seit langer Zeit verwirrten Familienverhältnisse im rumänischen Königshaus eine entscheidende Rolle bei der Rückkehr des Exkronprinzen (SB). Exoberst M. (1926) ‘ehemaliger Oberst’; 1926 Daumier und der Krieg V, 14 (Ubers., Bildunterschr.) Das Dasein des Herrn Exoberst hängt nur noch von den Kugeln auf dem Billard ab (z). Zeit 5.4-1985 der Ex-Oberst und Anführer der „Volksbefreiungsfront“ (CK). Ex-Lehrling M. (1928) ‘ehemaliger Lehrling’; Heyck 1928 Aussenseiter 115 Ex-Lehrling (SB). Ex-Champion M. (1929) ‘ehemaliger Champion’; Voss. Ztg. 30.10.1929 In dem ersten Vorlauf erlebte man, während der Ex-Champion Otto Schmidt im Saal erschien, das seltene Bild, daß die Farben des Stalles Weinberg in Front getragen wurden (SB). Mannh. Morgen 22.6.1994 Die den Ex-Champion [Norbert Koof] betreuenden Arzte hegen inzwischen auch wieder Hoffnungen, daß der Weltmeister von 1982 in Dublin [...] eines Tages auch wieder gehen kann (z). Ex-Ehemann M. (1929) ‘ehemaliger Ehemann’; Neue Nachrichten (Berlin) Nov. 1929 Die Frau lacht höhnisch auf und geht, einen vernichtenden Blick auf ihren Exgatten werfend, hinaus. Die Exschwiegereltern watscheln hinterher. Und zuletzt schleicht der aus der Sklaverei befreite Ex-Ehemann hinaus (SB). Bild 1.7.1967 Vor dem Beerdigungsinstitut [...] kam es zu einem peinlichen Treffen zwischen Ex-Ehemann Nr. 2, Mickey Hargitay und Matt Cimber (CK). <?page no="238"?> 228 Gabriele Hoppe Mannh. Morgen 21.S.1987 Nachdem der jüngste Sohn die Schule abgeschlossen und eine Stelle als Azubi gefunden hatte, verlangte der Ex-Ehemann von der Mutter, nunmehr ganztags eine Arbeit anzunehmen (CK). Exfreund M. (1929) ‘ehemaliger Freund’; Straiz 1929 Lill ^57 Exfreund (SB). Mannh. Morgen 10./ II.9.1988 Exfreund ins Visier genommen (Überschr.) Außer Lebensgefahr ist ein 32jähriger Mann, der wie berichtet am Donnerstag von seiner 21jährigen Exfreundin mit Messerstichen schwer verletzt worden war (z). Spiegel 21.0.199J t Ihren Sohn Sven hat die Werbegrafikerin Carola, 31, wie fast alle Lesben in der Ex-DDR, aus einer „heterosexuellen Phase“, aus einer Beziehung zu ihrem Ex-Freund (z). Exgatte M. (1929) ‘ehemaliger Gatte’; vgl. 1985 Ex-Ehegatte\ Neue Nachrichien (Berlin) Nov. 1929 Die Frau lacht höhnisch auf und geht, einen vernichtenden Blick auf ihren Exgatten werfend, hinaus. Die Exschwiegereltern watscheln hinterher. Und zuletzt schleicht der aus der Sklaverei befreite Ex-Ehemann hinaus (SB). 1949 Gondel H. IV, 3; 68 Hedy Kiesler wurde in Hollywood Hedy Lamarr. Ihr erster Mann, der österreichische Waffenfabrikat Fritz Mandl, hatte schon gleich nach der Scheidung versucht, durch Höchstpreise sich sämtliche Kopien des „Ekstase“-Films mit seiner unbekleideten Ex-Gattin in der Hauptrolle zu sichern (z). Mannh. Morgen [...] je höher die Einkünfte der Frau sind, desto stärker werden sich bei ihr Unterhaltszahlungen des Ex-Gatten steuererhöhend niederschlagen (CK). Spiegel 3.4-1989 Helene von Damm, 50, Ex-Reagan-Vertraute, Ex-Gattin des Wiener „Sacher“-Hoteliers und österreichischen Bundespräsidentenbewerbers Peter Gürtler und Ex-US-Botschafterin in Wien, will noch einmal kassieren. In ihrem neuesten Buch „An Reagans Seite“ schwimmt sie mit auf der Welle der Enthüllungsbücher über die Ara des ehemaligen US-Präsidenten (z). Mannh. Morgen 30.11.1994 Es geht um eine Chirurgin, die einen Fehler macht und zu ihrer Verteidigung vor Gericht ihren Ex-Gatten anheuert (z). Exherzog M. (1929) ‘ehemaliger Herzog’; B.Z. am Mittag 15.10.1929 Anhalts Exherzog heiratet (Überschr.) In Dessau findet heute im herzoglichen Residenz-Schlosse die kirchliche Trauung des ehemaligen Herzogs von Anhalt mit der früheren Filmschauspielerin Edda Charlotte von Stephanie statt (SB). Exösterreich N. (1929) ‘ehemaliges Österreich’; Werfel 1929 Abituriententag 14 Der Sohn sei ein geistreicher Mann und bei der besten Gesellschaft, auf vielen Schlössern Exösterreichs ein gerngesehener Gast (SB). dazu [1960-64] ex-österreichisch. Exschwiegereltern PI. (1929) ‘ehemalige Schwiegereltern’; s. Beleg unter 1929 Ex-Ehemann. <?page no="239"?> Das Präfix ex- 229 Ex-Professional M. (1932) ‘ehemaliger Professional, Profi, Berufsspieler’; B.Z. am Mittag 15.5.1932 Der Fall Palmier! . Ex-Professional verhilft Italien zum Daviscup-Sieg (Uberschr.) (SB). Ex-Europameister M. (1933) ‘ehemaliger Europameister’; Tempo 23.6.1933 Wir trauen dem Kölner Ex-Europameister zu, nochmals die Krone zu erobern (SB). Lokal-Anz. 26.9.1934 Lauriot war noch nie am Boden, hat mit dem Exeuropameister Anderson ebenso unentschieden gekämpft wie der Krefelder Schwergewichtler Schönrath (SB). Berliner Ztg. 28.6.1994 Dieter Berg, Ex-Europameister der Amateure, beendet seine Karriere (z). Exprofi M. (1933) ‘ehemaliger Profi, Berufsspieler’; Lokal-Anz. 4-3.1933 Davispokal ohne „Exprofis“ ( Uberschr.) [...] Der Weltverband beschloß, daß ehemalige Berufsspieler an Meisterschafts-Wettbewerben wieder teilnehmen können, wenn ihnen der zuständige Landesverband [...] die Amateureigenschaft wieder zuerkannt hat. An den Spielen um den Davispokal dürfen ehemalige Professionals jedoch unter keinen Umständen teilnehmen (SB). Ex-Theoiogus M. (1947) ‘ehemaliger Theologus’ (scherzh.-gelehrt latinisierend statt Theologe)-, Th. Mann 1947 Doktor Faustus (SFV 6, 302) Hat ja noch viele hübsche Benennungen, gelehrt-pathetische, die der Herr Ex-Theologus alle kennen (CK). Ex-Meier M. (1948) ‘ehemaliger Meier’; Th. Mann 1948 Joseph (SFV 4/ 5, 1298) „Ex-Meier, was ist aus dir geworden und wie bist du heruntergekommen unter uns alle, die du so behend überstiegst! [...]“ (CK). Ex-Freiherr M. (1950) ‘ehemaliger Freiherr’; Süddtsch. Ztg. 21.3.1950 Es war ein langes Sündenregister, das ihm vorgehalten wurde: Urkundenfälschung, falsche Namensführung [...]. Der Ex-Freiherr hatte Glück: Er fiel unter die Amnestie. Und da er überhaupt ein Glückspilz ist, wurde er [...] von der entadelten Ehefrau [...] und dem munteren Sprößling mit offenen Armen aufgenommen (SB). Ex-Kommunist M. (1950) ‘ehemaliger Kommunist’; vgl. 1951 exkommunistisch-, Süddt. Zeitung 11.6.1950 Einwanderung in die USA erleichtert. Schwierigkeiten für Ex-Kommunisten (Uberschr.) (SB). Frisch 1954 Stiller 195 Hingegen scheint die schweizerische Bundespolizei zu wissen, daß dieser Smyrnow, der Chef genannt, die Ermordung eines beliebten Exkommunisten vorzubereiten hatte, der damals noch in der Schweiz weilte (z). Mannh. Morgen 3.6.1986 unter Mitwirkung des abtrünnigen Ex-Kommunisten Ives Montand (CK). <?page no="240"?> 230 Gabriele Hoppe Tagesspiegel 31.5.1994 Überall in Osteuropa, in Polen, Litauen oder Rumänien können sich die dort regierenden Ex-Kommunisten nun freuen: Ungarn macht sie alle salonfähiger, Horn als anerkannte Figur auf dem internationalen Parkett wird auch für sie ein wenig zur Leitfigur (z). Ex-Mittelklasse F. (um 1950) ‘ehemalige Mittelklasse’; Süddisch. Ztg. 7.6.195 [? unleserl.] Die Ex-Mittelklasse in Zagreb setzt sich aus der ehemaligen Aristokratie und dem ehemaligen Bürgertum zusammen [...]. Außer den Ex-Mittelklassen finden sich jeden Mittwoch alle diejenigen auf dem Sajmischte [ein Markt am Ostrand von Zagreb] ein, die ein normales Einkommen ohne Nebenverdienste haben und infolgedessen spätestens in der Mitte des Monats ohne Geld sind (SB). Ex-Gauleiter M. (1951) ‘ehemaliger Gauleiter’; Süddisch. Ztg. 3.1.1951 Ex-Gauleiter [Name getilgt] vor Gericht (Überschr.) Vor dem Landgericht Coburg hat der Prozeß gegen den ehemaligen Oberbürgermeister von Coburg und späteren Gauleiter von Pommern [Name getilgt] begonnen, dem zur Last gelegt wird, widerrechtliche Verhaftungen angeordnet und politische Häftlinge mißhandelt zu haben (SB). exkommunistisch Adj. (1951) ‘ehemals kommunistisch’; vgl. 1950 Ex- Kommunist', Th. Mann 1951 Brief (SFV 11, 197) Exkommunistische Renegaten und frühere Sowjet-Spione gelernte Verräter durch die Bank (CK). Mannh. Morgen 11.2.1993 Dr. Chiodos Anzeige fand bei der Justiz verständlicherweise großes Interesse. Er wurde damit zu einem der Kronzeugen in einem von zwei Richtern eingeleiteten Ermittlungsverfahren über allzu zahlreiche Behandlungen in Privatkliniken Siziliens. Auch die exkommunistische Pds und die kleine politische Gruppe „Rete“ interessierte sich so stark dafür, daß sie das Problem ins römische Parlament trug. Als Folge davon ordnete das Gesundheitsamt eine Überprüfung an (z). Mannh. Morgen 23.11.1993 Mit einem sensationellen Erfolg der Neofaschisten und erheblichen Gewinnen der ex-kommunistischen PDS haben die Kommunalwahlen [in Italien] zu einer starken politischen Polarisierung geführt (z). Ex-Kriegsgefangener M. (1952) ‘ehemaliger Kriegsgefangener’; Süddisch. Ztg. (unleserl.) 1952 Es ist richtiger, von Auswanderern als von Ex- Kriegsgefangenen zu sprechen, denn es leben wohl heute mehr Deutsche im Bergwerksgebiet, die erst nach dem Kriege als Freiwillige [...] in die französischen Gruben gegangen sind als solche, die als Kriegsgefangene zu arbeiten begonnen haben (SB). Ex-Gaullist M. (1954) ‘ehemaliger Gaullist’; Süddisch. Ztg. 27.2.1954 Neue Partei in Frankreich. Ex-Gaullisten jetzt als Soziale Republikaner (Überschr.) (SB). <?page no="241"?> Das Präfix ex- 231 Ex-Journalist M. (1954) ‘ehemaliger Journalist’; Siiddtsch. Zig. 31.8.1954 Zwar scheint es bisher noch an einem umfänglichen „Grundsatzprogramm“ [für den Bayrischen Rechtsblock] zu fehlen, aber wer möchte zweifeln, daß in dieser Stunde schon die hurtige Feder des Ex-Journalisten über das Papier streicht, um diesem Übelstand abzuhelfen (SB). Ex-Marinesergeant M. (1954) ‘ehemaliger Marinesergeant’; Welt 2.1.1954 Von diesem Augenblick begann der eigentliche Kampf des Ex-Marinesergeanten (CK). Ex-KPD-Stadtrat M. (1957) ‘ehemaliger Stadtrat der KPD’; Siiddtsch. Ztg. 4.5.1957 Ex-KPD-Stadträte verlieren ihren Sitz (Überschr.) Auf Grund der soeben beschlossenen Änderung des Landeswahlgesetzes werden am 1. Juli auch die beiden Münchner Stadträte Josef Lettenbauer und Benno Blieninger ihren Sitz im Rathaus verlieren. Sie waren über die kommunistische Liste in den Stadtrat gewählt worden (SB). Exweltmeister M. (1959) ‘ehemaliger Weltmeister’; ND 28.12.1959 Exweltmeister Oleg Gontscharenko (CK). Bild 7.2.1967 „Klasse sans gfoarn“, strahlte der Trainer und Ex-Weltmeister Franz Schelle (CK). Berliner Ztg. 27.6.1994 [...] Jens Glücklich, Ex-Weltmeister über 1 000 m (z). Spiegel 9.4.1989 Der alternde Playboy lichtete die schöne Ex-Weltmeisterin für die Frauenzeitschrift „Elle“ neben einer Sphinx auf Knien krauchend und mit fletschendem Gebiß als Vamp ab (z). ex-österreichisch Adj. [1960-64] ‘ehemals österreichisch’; zu 1929 Exösterreich', [1960-64] Harlass/ Vater 1974, 771 ex-österreichisch (z). Spiegel 26.6.1963 Diese Sprache, so fand der ex-österreichische Germanist, mache nur noch „Lärm“ CARSTENSEN 1965) (Z). Ex-Antisemit M. (1963) ‘ehemaliger Antisemit’; Lowry 1963 Vulkan (Übers.) 225 mich, den verdutzten Ex-Antisemiten [...] nach der Uhrzeit gefragt (z). Exkollaborateur M. (1963) ‘ehemaliger Kollaborateur’; M. Mann 1963 Aufstand (Übers.) 211 Praga wimmelt von Exkollaborateuren, die aus dem Osten kommen, von Polen aus Posen, die während der Besetzung in den ostpolnischen Städten Vertrauensposten innehatten, Gastwirten und Händlern, die mit den Deutschen Geschäfte gemacht hatten (z). exkonsularisch Adj. (1963) ‘des ehemaligen Konsuls, ihm zugehörig, ihn betreffend’; vgl. 1734 Ex-consule/ Ex-Konsul, <?page no="242"?> 232 Gabriele Hoppe Lowry 1963 Vulkan (Übers.) 256 Sogar seine Bewegungen hatten trotz seiner Neigung zur Korpulenz eine englische, fast exkonsularische Geschmeidigkeit (z). Ex-Miß F. (1966) ‘ehemalige Miß, Schönheitskönigin’; Stuttgarter Ztg. 8. 7.1966 Ex-Miß wieder auf krummen Wegen ( Überschr.) Die frühere österreichische Schönheitskönigin und „Miß Europa 1958“ [Name getilgt] ist am Mittwoch unter dem dringenden Verdacht verhaftet worden, in Bad Gastein zwei Brieftaschen gestohlen zu haben (SB). Ex-Fremdenlegionär M. (1967) ‘ehemaliger Fremdenlegionär’; Bild 16.6.1967 Dieser Mordplan ist auf einem Tonband aufgenommen, das ein Ex- Fremdenlegionär jetzt der Polizei übergab (CK). Exkanzler M. (1967) ‘ehemaliger Kanzler’; vgl. auch 3.3.1.1 Gramm, 1974 Exbundeskanzler, Bild 15.2.1967 ein paar launige Bemerkungen des Exkanzlers Adenauer (CK). Zeit 22.2.1985 Applaus bekam später auch Exkanzler Helmut Schmidt (CK). Mannh. Morgen 11.4.1985 Sogar Einnahmen aus Gutachten, Artikeln und Vorträgen wie sie Ex-Kanzler Schmidt hält sind von einer gewissen Höhe an „anzeigenpflichtig“ (CK). Mannh. Morgen 20.4-1989 Was der Alt-Kanzler seinem Nachfolger rät. Tips von Helmut an Helmut (Überschr.) [...] Der Ex-Kanzler plädiert auch für die Verwirklichung einer zweiten Stufe des vorhandenen europäischen Währungssystems in Richtung auf die Währungsunion als dritte und letzte Stufe (z). Mannh. Morgen 16.9.1994 Wahlkampf betreiben sollen nun andere: Ex-Kanzler Helmut Schmidt (Bildunterschr.) (Text: ) [...] „Einmal muß Schluß sein“, sagte der Alt- Bundeskanzler [...]. Wenn dieser Abend vorbei sei, werde er nie mehr im Wahlkampf auftreten (z). Ex-Kölner M. (1967) ‘ehemaliger Kölner; ehemaliger Fußballspieler des 1 FC Köln’; Bild 22.6.1967 Der Ex-Kölner soll der Abwehr Neapels den Halt geben, den sie braucht, um endlich italienischer Meister zu werden (CK). Exkolonialfranzose M. (1967) ‘ehemaliger Kolonialfranzose’; Bild 12.7.1967 Exkolonialfranzosen, die in Saigon zu Hause sind und es wissen müssen, haben mir gesagt: „Dreißig Prozent der Männer, die auf der Helgoland liegen, sind Vietkong“ (CK). Ex-Mönchengladbacher M. (1967) ‘ehemaliger Mönchengladbacher; ehemaliger Fußballspieler von Mönchengladbach’; Bild 14.7.1967 Wer sonst könnte noch an dem Ex-Mönchengladbacher, der in Italien bisher in Modena und Brescia spielte, interessiert sein? (CK). <?page no="243"?> Das Präfix ex- 233 Ex-Gangster M. (1969) ‘ehemaliger Gangster’; Stuttgarter Ztg. 8.11969 Ex-Gangster im Dienst der Polizei. Ein gewagtes sozialpolitisches Experiment der Polizei von Los Angeles (Uberschr.) (SB). Exmann M. (1976) ‘ehemaliger Ehemann’; Millon 1976 Feindin (Übers.) 12 „Verschlossene Türen sind für ihn kein Hindernis.“ „Du meinst für deinen Vater? “ „Ich meine meinen Exvater.“ Aber du kannst doch keinen Exvater haben. Ich habe meine Tante Virginia gefragt, und sie hat gesagt, eine Frau kann sich von ihrem Mann scheiden lassen, und dann ist er ihr Exmann. Aber von einem Vater kann man sich nicht scheiden lassen. „Doch, man kann. Meine Mutter und ich haben’s bereits getan.“(z). Zeit 14.6.1985 Barbara Walker ging es schlecht. Ihr Ex-Mann John aber führte ein flottes Leben (CK). Frankf. Rundschau 27.8.1990 Heiratet dagegen der Zahlungspflichtige Ex-Mann wieder und hat er in der neuen Ehe Kinder, vermindert sich der Unterhalt der geschiedenen Frau wiederum, denn Kinder haben Vorrang (CK). Exvater M. (1976) ‘ehemaliger Vater’; s. Beleg unter 1976 Exmann. Ex-Maler M. (1977) ‘ehemaliger Maler’; 1977 du (Dezember) 24 Eine Anspielung auch auf seine [Le Gacs], auf des Ex-Malers persönliche Lösung. Nur fand der Tausch von Palette und Kamera nicht einer neuen Bildproduktion zuliebe statt, denn sie ist nur ein Teil dieser geheimniskrämerischen Aufklärungsgeschichten zwischen Kunst und Literatur (z). exdeutsch Adj. (1978) ‘ehemals deutsch’; Mehring 1978 Verlorene Bibliothek 23 10 Jahre nomadisierte ich als meteque auf dem Montparnasse unter den „poetes maudits“, unter den Literaturparias bolschewistischfaschistischer Diktaturen, amerikanischer Selfexpatriates; fünf Jahre als ausgebürgerter "Indesirable“[...] auf den Korridoren der französischen Präfekturen, bis es mir zu wüst wurde und ich mich aus dem Staub der großen exdeutschen Schriftstellerkarawane machte in die Oase Wien (z). Ex-Großmacht F. (1978) ‘ehemalige Großmacht’; Spiegel 22.5.1978 Eine zum Mittelstaat abgesunkene europäische Ex-Großmacht (CARSTENSEN (MS.) um 1980) (Z). Ex-Irgendetwasgewesener M. (1978) ‘jemand, der früher irgend etwas gewesen ist’; s. Beleg unter 1784 Exminister <?page no="244"?> 234 Gabriele Hoppe Ex-Kolonie F. (1978) ‘ehemalige Kolonie’; Spiegel 29.5.1978 So stützte Frankreich stets die Regierungen seiner Ex-Kolonie Tschad mit Fallschirmjägern (CARSTENSEN (MS.) um 1980) (z). Mannh. Morgen 8.1.1985 keine andere schwarzafrikanische Ex-Kolonie Frankreichs ist wirtschaftlich und politisch so unabhängig von Frankreich [wie Kamerun] (CK). Ex-Preuße M. (1978) ‘ehemaliger Preuße’; Haffner 1978 Preußen 20 Es gibt aber gewiß in den heutigen deutschen Staaten noch viele Ex-Preußen — nicht nur Heimatvertriebene —, die manches für ihren einstigen Staat Charakteristische schmerzlich vermissen: in der Bundesrepublik die strenge preußische Ordnung und Redlichkeit, in der DDR die trockene preußische Liberalität und Gedankenfreiheit (z). Ex-Sauna F. (1978) ‘ehemalige Sauna’; Spiegel 22.5.1978 Beraten vom Kölner Anwalt Lothar Bungartz, entschloß er sich, um die Existenzberechtigung seiner Ex-Sauna [...] zu kämpfen (CARSTENSEN (MS 1 um 1980) (Z). Ex-Psychiatrisierter M. (1980) ‘ehemaliger Psychiatrisierter’; 1980 Psychiatrie 328 So vermittelt die «Alliance» in Philadelphia zum Beispiel ehemaligen oder erst kürzlich entlassenen Psychatrieinsassen Wohnungsmöglichkeiten fern der «mental health system»-Kontrolle. [...] Kooperative, nicht-hierarchische, von Ex- Psychiatrisierten getragene Organisationen versuchen, lebenswichtige Informationen («survival needs») an kürzlich aus der Anstalt entlassene oder sich in Krisen befindende Menschen zu verteilen (z). Ex-Inquisitor M. (1983) ‘ehemaliger Inquisitor’; 1983 Bogen 9 (o. Pag.) Vom Untersuchungsfieber gepackt, macht sich der Ex- Inquisitor an die Arbeit [...]. Längst interessiert ihn weit mehr als der Streit zwischen Kaiser und Papst die Entlarvung des Mörders. Doch als er ihn schließlich findet und den Fall, nach allerlei Suspense, in bester Sherlock-Holmes-Manier aufklärt, ist es zu spät (z). Ex-Austauschschüler M. (1985) ‘ehemaliger Austauschschüler’; Zeit 25.10.1985 Nun sitzen die Ex-Austauschschüler, die ein ganzes Jahr im Ausland lernten, in einem Ferienhaus im schleswig-holsteinischen Hof Altona und arbeiten gemeinsam an der Verarbeitung ihrer Erlebnisse und Eindrücke (CK). Ex-Azubi M. (1985) ‘ehemaliger Auszubildender’ (Abk. Azubi)-, Mannh. Morgen 24.8.1985 Der Gang zum Arbeitsamt ist auch in diesem Jahr für viele Ex-Azubis programmiert (CK). Mannh. Morgen 13./ 14-8.1988 Junge Leute, die ihre Ausbildung gerade hinter sich, aber keine Arbeitsstelle haben, bei der sie das Gelernte umsetzen könnten, sollten ruhig Blut bewahren, ehe sie zum Arbeitsamt gehen und sich arbeitslos melden. [...] <?page no="245"?> Das Präfix tx- 235 Für Ex-Azubis, die sich unmittelbar nach beendetem Ausbildungsverhältnis arbeitslos melden, wird das Arbeitslosengeld nach der Hälfte des tariflichen Verdienstes im erlernten Beruf berechnet. [...] Bei ehemaligen Auszubildenden, die ihre Lehre nicht erfolgreich abgeschlossen haben, bemißt sich das Arbeitslosengeld nur nach der Höhe der Ausbildungsvergütung (z). Ex-Bankier M. (1985) ‘ehemaliger Bankier’; Mannh. Morgen 23.2.1985 Ex-Bankier Haase in Israel wieder auf freiem Fuß {Uberschr.) (CK). Stern 5.11.1987 Johann Philipp Freiherr von Bethmann, Ex-Bankier und Crash- Prophet (ck). Zeit 22.5.1987 Da sieht der Ex-Bankier Kurt Richebächer die Finanzwelt wie ein Kartenhaus zusammenfallen (CK). Ex-Besetzer M. (1985) ‘ehemaliger (Haus-)Besetzer’; Zeit 22.2.1985 Die Politiker, so empfinden es die Ex-Besetzer, hoffen immer noch darauf, sie aus den alten Häusern herausekeln zu können (CK). Ex-Chef M. (1985) ‘ehemaliger Chef’; vgl. 3.3.1.1 Gramm, die ex-Kombinationen mit Chef als zweiter Konstituente der kompositionellen Basiseinheiten; Mannh. Morgen 7.9.1985 Seit gestern steht [Name getilgt], Ex-Chef der Kerkerbachbahn AG, in Mannheim vor Gericht (CK). Mannh. Morgen 25. £.1 SS# Ex-Chef der Kerkerbachbahn wieder frei (Überschr.) Nach Verbüßung von zwei Drittel seiner Haftstrafe kommt [Name getilgt], früherer Chef der im Herbst 1984 in Konkurs gegangenen Kerkerbachbahn AG, Mannheim, heute auf freien Fuß (z). Mannh. Morgen 27.7.1993 Selbstmorde rütteln immer auf. Doch selten bieten sie soviel Diskussions- und Zündstoff wie jene in höchsten Wirtschaftkreisen Italiens in der vorletzten Juliwoche. Ex-Chef [Name getilgt] vom staatlichen Eni-Ölkonzern brachte sich als Untersuchungshäftling im Mailänder Gefängnis um (z). Mannh. Morgen 27.7.1993 Der Industrielle [Name getilgt], Lira-Milliardär und Ex- Chef der weltweit vertretenen Ferruzzi-Gruppe, schoß sich drei Tage später nach der morgendlichen Zeitungslektüre in seiner Mailänder Luxuswohnung in die Schläfe. Er sollte, so hieß es später, am selben Tag im Zusammenhang mit Bilanzfälschung zugunsten von Schmiergeldzahlungen festgenommen werden (z). Ex-Ehegatte M. (1985) ‘ehemaliger Ehegatte’; vgl. 1929 Exgatte-, Zeit 21.6.1985 Immer wieder haben in den vergangenen Jahren Fälle Schlagzeilen gemacht, in denen Geschiedene von ihrem Ex-Ehegatten stattliche Unterhaltsrenten bezogen, ohne dafür einen Finger zu rühren (CK). Ex-Firma F. (1985) ‘ehemalige Firma’; Zeit 19.4.1985 Auch seine Ex-Firma Commodore hat zu Beginn des Jahres der Branche den Fehdehandschuh hingeworfen (CK). <?page no="246"?> 236 Gabriele Hoppe Ex-Hochschulprofessor M. (1985) ‘ehemaliger Hochschulprofessor’; vgl. 1794 Exprofessor und 1985 Ex-Universitätsprofessor, Zeit 11.10.1985 Die kleinen Unterschiede gelten genauso für Ruheständler, denen es in Zukunft nicht einerlei sein sollte, ob sie als Ex-Universitätsprofessor, als Ex- Hochschulprofessor oder gar nur als Ex-Professor ihre Nachbarn grüßen (CK). Ex-Ire M. (1985) ‘ehemaliger Ire’; Zeit 9.8.1985 Frau Thatcher hat in den USA erreicht, daß dort die flüchtigen IRA- Terroristen nicht mehr sicheres Asyl finden sollen und ihnen die Spenden blauäugiger Ex-Iren abgedreht werden (CK). Ex-Katholik M. (1985) ‘ehemaliger Katholik’; Zeit 3.5.1985 Ex-Katholik Honecker, der sich das kostbare Stück aus Meißen beschaffen ließ, fügte auch gleich die dem Papst einleuchtende Beschreibung hinzu: „Madonna mit dem Kinde, über das Böse triumphierend“ gemeint war der Lindwurm zu Marias Füßen (CK). Ex-Kollege M. (1985) ‘ehemaliger Kollege’; Zeit 30.8.1985 Der Flick-Generalbevollmächtigte Eberhard von Brauchitsch hat den Vedacht von beiden angeklagten Ex-Ministern und von ihrem nicht angeklagten Ex- Kollegen Matthöfer mit einer faulen Ausrede abzuwenden versucht (CK). Mannh. Morgen 28.2.1989 Ex-Kolleginnen sagen über den „Todesengel“ [Name getilgt] ms (Übersehr.) [...] Als „qualifizierte, jederzeit hilfsbereite Kraft“, die ihre Aufgaben gewissenhaft erledigte, haben gestern ehemalige Kolleginnen die Krankenschwester [Name getilgt] geschildert (z). Mannh. Morgen 31.12.1994 (Anz.) An Elsbeth (Überschr.) denn DU bist es,/ die uns jetzt fehlt! / Wir alle wünschen Dir/ Prosit Neujahr/ und alles Gute,/ das ist klar./ Die „Ex“-Kollegen vom MM-Innen- und Außendienst (z). Ex-Linker M. (1985) ‘ehemaliger Linker’; Zeit 1.11.1985 War so ein Linker von jenseits des Rheins, fanden die Ex-Linken in Paris, nicht womöglich ein verkappter Kommunisten- oder gar ein Russenfreund? (CK). Ex-Oppositionsführer M. (1985) ‘ehemaliger Oppositionsführer’; Zeit 1.2.1985 Der inzwischen nach Bonn wegrotierte Ex-Oppositionsführer Hans- Jochen Vogel meinte einmal, die Alternativen hätten zwar die richtigen Fragen, aber nicht die richtigen Antworten (CK). Ex-Premier M. (1985) ‘ehemaliger Premier’; Zeit 26.4-1985 Die Diadochenkämpfe sind in vollem Gange, zumal seit die graue Eminenz der japanischen Politik, der über die Lockheed-Affäre gestürzte Ex-Premier Tanaka, einen Schlaganfall erlitten hat (CK). Tagesspiegel 31.5.1994 Anschlag auf Japans Ex-Premier Hosokawa (Überschr.) [...] Ein mutmaßlicher Rechtsextremist hat am Montag abend in einem Hotel in Tokio auf den früheren japanischen Ministerpräsidenten Morihiro Hosokawa geschossen (z). <?page no="247"?> Das Präfix ex- 237 Ex-Radikaler M. (1985) ‘ehemaliger Radikaler’; vgl. 1988 exradikal-, Zeit 4.10.1985 Nach Kriegsende spalteten sie sich in die „dissenters“ die Dissidenten also, die radikal blieben - und die „Neokonservativen“, damals Ex-Radikale genannt (CK). Ex-Terrorist M. (1985) ‘ehemaliger Terrorist’; Zeit 18.10.1985 Für die Linken blieb Theodore Roosevelt ein Imperialist und Begin ein Ex-Terrorist (CK). Zeit 6.12.1985 der Ex-Terrorist Remigius: Helmut Qualtinger (CK). Zeit 21.11.1986 Aussagewilligen Ex-Terroristen wird, nachdem sie unter Ausnutzung aller Bewährungsbestimmungen [...] eine kurze Haftstrafe abgesessen haben, eine neue Existenz in einem beliebigen Teil Großbritanniens oder des englischsprachigen Commonwealth geboten (CK). Stern 16.6.1987 Einer Welt, in der sich Kurt Biedenkopf mit dem Ex-Terroristen „Bommi“ Baumann an einen Tisch setzen kann, ohne daß anschließend beide von ihren jeweiligen Gruppen niedergemacht werden (CK). BRISANTE WÖRTER 1989 (POLITIK, Artikel Terrorismus) Charakteristisch sind Zusammensetzungen wie Terroristengruppe, -organisation, -anschlag, -szene, -gesetz, -furcht, -prozeß, -bekämpfung, -jäger, oder Exterrorist, Anti-Terrorisiengesetze und Wendungen wie mutmaßlicher Terrorist, Terroristen und ihre Sympathisanten (z). Mannheimer Morgen 26.10.1994 Ex-Terroristin aus Haft entlassen (Uberschr.) [...] Das frühere Mitglied der terroristischen Rote-Armee-Fraktion (RAF), Ingrid Jakobsmeier (40), ist auf Beschluß des Stuttgarter Oberlandesgerichtes (OLG) nach rund zehnjähriger Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen worden (z). Ex-Universitätsprofessor M. (1985) ‘ehemaliger Universitätsprofessor , s. Beleg unter 1985 Ex-Hochschulprofessor. Ex-Weltmacht F. (1985) ‘ehemalige Weltmacht’; Zeit 12.4.1985 den steten Niedergang auch kühl registrierende Ex-Weltmacht (CK). exbibliothecarius M. (1986) ‘ehemaliger Bibliothekar’; exbibhothecarius entspricht keine spätlat. (mlat. oder nlat.) Kombination; es handelt sich um eine historisierend-latinisierende dt. Übertragung des ital. gemeinspr. (bildungsspr.) LWB-Produktes ex vice-bibliotecario [! ] der italienischen Vorlage, mit dem vom Autor ein entsprechendes Syntagma des griech. Urtextes wiedergegeben wurde; Canfora 1986 Verschwundene Bibliothek (Übers.) 186 Aber es existieren auch Originaldokumente: zum Beispiel ein Vertrag zwischen Privatleuten über den Verkauf eines Bootes vom 31. März 173 n. Chr., auf dem sich die Unterschrift eines gewissen Valerius Diodoros befindet, der sich als „exbibliothecarius [! ] und Mitglied des Museums“ bezeichnet (Papyrus Merton, 19) (z). <?page no="248"?> 238 Gabriele Hoppe Ex-Dirne F. (1986) ‘ehemalige Dirne’; Mannh. Morgen 19.4.1986 Die ermordete Ex-Dirne Yolande Musica hielt in ihrer Hand einen Krimi (CK). Ex-Ehefrau F. (1986) ‘ehemalige Ehefrau’; vgl. 1792 Exfrau] Zeit 7.2.1986 Nun stirbt der Mann nach der Scheidung. Was bekommt die Ex- Ehefrau? Nichts (CK). Ex-Partner M. (1986) ‘ehemaliger Partner’; Mannh. Morgen 1.3.1986 [...] wenn über die Frage des Ausgleichs zwischen den Ex- Partnern keine Vereinbarung getroffen wurde (CK). Mannh. Morgen 18.4-1989 Andere sorgeberechtigte - Eltern sind bestrebt, mit den Kindern eine neue Kernfamilie zu bilden. Sie halten den Ex-Partner auf Distanz und versuchen, ihn vom Alltagsleben seiner Kinder auszuschließen (z). Ex-Schüler M. (1986) ‘ehemaliger Schüler’; Mannh. Morgen 31.5.1986 Am problemlosesten schließt sich der gesetzliche Krankenversicherungsschutz an die vorherige Mitversicherung durch Vater oder Mutter an, wenn ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis begonnen wird: nun sind Ex-Schüler selbst krankenversichert (CK). Spiegel 10.10.1988 Er [Sartre] ging sofort daran, eine Widerstandsgruppe aufzubauen [1941], der Clan wurde mobilisiert, ein Kreis von Studienfreunden und Ex-Schülern kam dazu (z). Ex-Trümmerfrau F. (1986) ‘ehemalige Trümmerfrau’; Mannh. Morgen 16.7.1986 Im Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten, im Schloß Bellevue, wurden die Ex-Trümmerfrauen von Bundespräsident Heinemann begrüßt (CK). Ex-Beatle M. (1987) ‘ehemaliges Mitglied der Pop-Gruppe „The Beatles“’; Mannh. Morgen 4-6.1987 Ex-Beatle George Harrison war es, der über Andres Segovia gesagt hatte: „He’s the daddy of us all! “ (CK). Mannh. Morgen 12.3.1993 McCartney-Schule im Gespräch. Ex-Beatle streckt Fühler auch nach Mannheim aus (Überschr.) (z). Mannh. Morgen 5.10.1993 Jung und alt im McCartney-Fieber. Kunterbunte Popvielfalt: der Ex-„Beatle“ begeisterte in der Mannheimer Maimarkthalle (Überschr.) (z). Ex-Oberpolizist M. (1987) ‘ehemaliger Oberpolizist’; 1987 Stadtmagazin Nr. 12, 19 Zu seinem zweiten Solo-Album hat der Ex-Oberpolizist wieder eine erlesene und bereits erprobte Garde schwarzer Jazz-Musiker um sich versammelt (z). <?page no="249"?> Das Präfix ex- 239 Ex-Raucher M. (1987) ‘ehemaliger Raucher’; Mannh. Morgen 10.9.1981 Innerhalb eines Jahres hatten Ex-Raucher wesentlich höhere Werte der Gehirndurchblutung als jene, die weiterrauchten (CK). Fedorcova 1994, Exraucher (z). Ex-Regierungschef M. (1987) ‘ehemaliger Regierungschef’; Mannh. Morgen 12.11.1987 Die „Große Koalition der Kettenraucher“ in Bonn schrumpft. Ex-Regierungschef Helmut Schmidt (SPD) und CSU-Bundesminister Hans Klein gehören noch dazu (CK). Tagesspiegel 9.6.1994 Ex-Regierungschefs besorgt über Entwicklung in Nordkorea (Überschr.) [...] Es gibt keinen Beweis dafür, daß Nordkorea bereits die Atombombe besitzt oder sich unmittelbar vor deren Herstellung befindet. Das erklärte am Mittwoch der ehemalige Ministerpräsident von Südkorea [...]. Der Rat, der seit 1983 den Sachverstand ehemaliger Staats- und Regierungschefs unter Vorsitz von Altbundeskanzler Helmut Schmidt versammelt, tagt erstmals in Deutschland [...]. Mit Blick auf die geschichtliche Erfahrung mit Hitler und in Bosnien forderte der frühere britische Ministerpräsident Jim Callaghan, das politische Ziel gegenüber Nordkorea genau zu definieren [...]. Der frühere Präsident von Simbabwe, Kenneth Kaunda, schlug vor, daß Helmut Schmidt an der Spitze einer kleinen Gruppe mit einer Sondierungsmission in Nord- und Südkorea beauftragt werden sollte (z). Extwen M. (1987) ‘ehemaliger Twen’ (zu Twen ‘junger Mann, junges Mädchen in den Zwanzigern’, innerhalb des Dt. anglisierend gebildet zu engl, twenty ‘zwanzig’); vereinzelt gebucht in der umgangsspr. (scherzh.) Bed. „weibliche (männliche) Person von dreißig und mehr Jahren“ (KÜPPER 1987) (Z). Ex-Besitzer M. (1988) ‘ehemaliger Besitzer’; Mannh. Morgen 4.10.1988 (Leserbr.) Ich gehöre auch zu der Gruppe derjenigen, die am Sperrmülltag in unserer Straße nach Gegenständen sucht [...] ich habe an solchen Tagen bisher immer wieder Dinge gefunden, die nach einer gründlichen Säuberung, einem neuen Anstrich oder einer anderen Art des Aufpolierens einen Platz in meiner Wohnung gefunden haben. Dinge, die für den Ex-Besitzer keinen Wert mehr hatten. [...] warum soll man sich diese Dinge nicht nehmen, wenn der frühere Besitzer sich davon trennen möchte (Z). Berliner Zig. 8.2.1990 Ex-Besitzer blasen zur Attacke. Ansprüche aus dem Westen auf DDR-Grundstücke. Wer schützt die Nutzer? (Überschr.) (CK). Mannh. Morgen 31.12.1994 „Prächtig zugenommen hat er [der Kaiman Sammy], groß geworden ist er“, freut sich Ex-Herrchen Jörg Zars [-• ■ ]• Das dicke Ende von Sammys Badeausflug muß der Ex-Besitzer noch ausbaden. 17 000 Mark plus Gerichtskosten verlangt der Kreis Neuss für nicht verkaufte Badekarten (z). Ex-Fähre F. (1988) ‘ehemalige Fähre’; Mannh. Morgen 10.8.1988 Ex-Fähre spürt Umweltsünder auf (Überschr.) [...] Seit 40 Jahren fährt das 16 Meter lange Boot, erst als Rheinfähre, später für die Umweltschützer (z). <?page no="250"?> 240 Gabriele Hoppe Ex-Fan M. (1988) ‘ehemaliger Fan’; Mannh. Morgen 6./ 7.8.1988 (Leserbr.) Hat nicht Pink Floyd seit Ende der 60er Jahre das besteingerichtetste Studio und war immer auf dem Neusten? Warum ist Herr Spindler bei seiner Kritik so boshaft? Ist er vielleicht ein enttäuschter Ex-Fan? (z). Ex-Kirchenbeamter M. (1988) ‘ehemaliger Kirchenbeamter’; s. Beleg unter 1988 Ex-Kirchenmann. Ex-Kirchenmann M. (1988) ‘ehemaliger Kirchenmann’; Mannh. Morgen 16.8.1988 Verfahren gegen Ex-Kirchenmann abgekoppelt [...] (Überschr.) [...] Im Falle des Ex-Kirchenbeamten hat sich ohnehin eine besondere Situation ergeben (z). Mannh. Morgen 2.9.1988 Quittung für unlautere Geschäfte. Ex-Kirchenmann bekam zehn Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung (Übersehr.) [...] bereits um 14 Uhr verkündete der Vorsitzende Richter Mattes das Urteil in dem (nach der Sommerpause) abgetrennten Verfahren gegen den ehemaligen Kirchenamtsrat (z). Ex-Krimi-Verfasser M. (1988) ‘ehemaliger Verfasser von Kriminalromanen’; Mannh. Morgen 4-10.1988 Das Österreichische Fernsehen findet einfach keinen Ersatz für seinen Ex-Krimi-Verfasser Fritz Eckhardt (z). exradikal Adj. (1988) ‘ehemals radikal’; vgl. 1985 Ex-Radikaler, 1988 Stadtmagazin Nr. 12, 49 Arthur und Annie stehen nämlich als ehemalige radikale Linke [...] ganz oben auf der Fahndungsliste der Behörden. [...] und wohltuend unverbrauchten Gesichtern allen voran Judd Hirsch, der den exradikalen Familienvater Arthur so herzzerreißend spielt, wie es selbst Jimmy Stewart in seinen besten Zeiten nicht besser hingekriegt hätte (z). Ex-Sträfling M. (1988) ‘ehemaliger Sträfling’; Zeit 7.10.1988 Aber so schön nahe am Rand von kalkuliertem Kitsch und melodramatischer Geste hat keiner von beiden das Vermächtnis des Kultur-Europäers Brei inszeniert wie ausgerechnet Ex-Sträfling Tom Maga aus Essen (z). Ex-Archäologe M. (1989) ‘ehemaliger Archäologe’; 1989 Stadtmagazin Nr. 6, 24 Boston, Anfang 1987: Der kleine und etwas rundliche Sänger/ Texter und Ex-Archäologe Black Francis gründet zusammen mit dem philippinischen Gitarristen Joey Santiago die Band „Pixies in Panoply“ (z). Ex-Bundesrat M. (1989) ‘ehemaliger Bundesrat’; Nebelspalter 20.3.1989 Wir würden außerhalb des Rahmens der UNO unsere guten, neutralen Dienste als Uberwacher und Steuerverwalter anbieten. Herr ex[! ]-Bundesrat Pierre Aubert ist da vielleicht schon an der Arbeit — ex officio — sozusagen (z). <?page no="251"?> Das Präfix ex- 241 Ex-Ehe F. (1989) ‘ehemalige Ehe’; Sptegel 30.1.1989 Er [Cleese] sei immer wieder, auch nach zwei Ex-Ehen mit Amerikanerinnen, von amerikanischen Frauen fasziniert, von ihrer Energie und ihrem Optimismus (z). Ex-Herkules M. (1989) ‘ehemaliger (Darsteller des) Herkules’; Spiegel 2.1.1989 Er [der kalifornische Photograph Herb Ritts] zeigt die nackte Silicon- Walküre Brigitte Nielsen und ihren Ex-Herkules Sylvester Stallone (z). Ex-Jenaerin F. (1989) ‘ehemalige Jenaerin; Person, die aus Jena stammt, früher in Jena wohnhaft war’; Mannh. Morgen 18.1.1989 Ex-Jenaerin soll Mut für den Westen machen. „Miß Germany“ im Durchgangslager (Überschr.) [...] Sie wolle damit auch Sympathiewerbung für ihre ehemaligen Landsleute betreiben (z). Ex-Kokser M. (1989) ‘ehemaliger Kokser’; Spiegel 13.2.1989 Angel Perez, 38, Eisenbahn-Inspektor, widmet sein Geld und seine Freizeit einem kleinen Geschenke-Laden in New York. Bücher, Aufkleber, T-Shirts, Poster und Schlüsselanhänger, die der Ex-Kokser in seinem „Twelve Steps Gift Shop“ anbietet, dienen alle einem Zweck: dem Kampf gegen Drogen und jede Form von Sucht (Z). Tagesspiegel 27.6.1994 Die starke Rückkehr des Ex-Koksers C. (Uberschr.) (z). Ex-Konkurrentin F. (1989) ‘ehemalige Konkurrentin’; Mannh. Morgen 9.6.1989 Im Gegensatz zu ihrer Ex-Konkurrentin Gina Lollobrigida, die in „Falcon Crest“ ein Gastspiel gab, lehnte sie [Sophia Loren] ein hochdotiertes Angebot beim „Denver-Clan“ ab (z). Ex-Lehrerin F. (1989) ‘ehemalige Lehrerin’; Zeit 2.6.1989 „Skandal“, rief der Kanzler aus dem fernen Bonn, und Oppositionsführer Eberhard Diepgen forderte die 52jährige Ex-Lehrerin und habilitierte Soziologin [Hilde Schramm] schriftlich auf, „auf solche provokativen Aktionen“ zu verzichten (z). Ex-Nukem-Geschäftsführer M. (1989) ‘ehemaliger Geschäftsführer der Nukem’; Mannh. Morgen 10./ 11.6.1989 Ex-Nukem-Geschäftsführer muß 63 000 Mark zahlen {Überschr.) Gegen den ehemaligen Nukem-Geschäftsführer [Name getilgt] ist ein Strafbefehl über 63 000 Mark wegen Vorteilsgewährung erlassen worden (z). Ex-Pharmachef M. (1989) ‘ehemaliger Pharmachef’; Mannh. Morgen 18./ 19.3.1989 Ex-Pharmachef [Name getilgt] muß trotz Revision in Haft (Überschr.) [Name getilgt] ehemaliger Pharmagroßhändler, [...] muß seine Haftstrafe nun doch antreten (z). <?page no="252"?> 242 Gabriele Hoppe Ex-Präsidentschaftskandidat M. (1989) ‘ehemaliger Präsidentschaftskandidat’; Spiegel 27.2.1989 Staatsmännisch begegnet der frühere Premierminister und Ex-Präsidentschaftkandidat [Jaques Chirac] dem riesigen Berg Hundekot: Er lasse derzeit eine „Charta des Pariser Hundes“ erarbeiten, in der „unbestreitbare Rechte und Pflichten“ der Vierbeiner verankert werden sollen (z). Ex-Reagan-Vertraute F. (1989) ‘ehemalige Vertraute des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan’; Spiegel 3.4.1989 Helene von Damm, 50, Ex-Reagan-Vertraute, Ex-Gattin des Wiener „Sacher“-Hoteliers und österreichischen Bundespräsidentenbewerbers Peter Gürtler und Ex-US-Botschafterin in Wien, will noch einmal kassieren. In ihrem neuesten Buch „An Reagans Seite“ schwimmt sie mit auf der Welle der Enthüllungsbücher über die Ara des ehemaligen US-Präsidenten (z). Ex-Sponti M. (1989) ‘ehemaliger Sponti’ (zu Sponti, umgangsspr. subst. Bildung (Personenbezeichnung) der Bed. „Angehöriger einer undogmatischen linksgerichteten Gruppe“ (DUDEN FWB 1990), zu spontan/ Spontaneität)] Spiegel 30.1.1989 „Dein Sozialismus ist eine Mischung aus Rosa Luxemburg und Radio Luxemburg“. Daniel Cohn-Bendit, Ex-Sponti, zum stellvertretenden SPD- Vorsitzenden Oskar Lafontaine (z). Ex-US-Botschafterin F. (1989) ‘ehemalige US-Botschafterin’; s. Beleg unter 1989 Ex-Reagan-Vertraute. Ex-Walt-Disney-Zeichner M. (1989) ‘ehemaliger Walt-Disney-Zeichner’; IWZ 10.6.1989 Bitte umblättern. SiyF-Unterhaltungsmagazin: Der Finanzmogul David Yeh, Mel Brooks als Filmproduzent, der Ex-Walt-Disney-Zeichner Don Bluth (z). Exbraut F. (1990) ‘ehemalige Braut’; Heere 1990 Napoleon III. 357 An der deutsch-belgischen Grenze fiel die Exbraut Mathilde dem Exkaiser [Napoleon III.] schluchzend um den Hals. „Man kann sagen“, berichtet Graf Monts, der den Exgefangenen bis Herbesthal begleitete, „daß Napoleon bei dem für ihn ganz unerwarteten Auftritt nicht nur vollkommen seine Ruhe und Fassung bewahrte, sondern sogar eine große Kälte zeigte [...]“ (z). Ex-BRD F. (1990) ‘ehemalige Bundesrepublik’; Spiegel 8.10.1990 Jetzt muß das gerade vereinte Land in getrennten Wahlgebieten wählen die Fünf-Prozent-Klausel soll jeweils auf die Ex-DDR und Ex-BRD bezogen werden (z). <?page no="253"?> Das Präfix ex- 243 Ex-DDR F. (1990) ‘ehemalige DDR’; Spiegel 27.8.1990 Daß auf diese Weise ausgerechnet im vereinten Deutschland das Territorium der Ex-DDR zum „Ausland“ erklärt wird, halten sie für einen unvermeidlichen Schönheitsfehler (z). Spiegel 8.10.1990 Jetzt muß das gerade vereinte Land in getrennten Wahlgebieten wählen die Fünf-Prozent-Klausel soll jeweils auf die Ex-DDR und Ex-BRD bezogen werden (z). Mannh. Morgen 5.11.1990 Die Kabaretts, so ein Pausen-Gesprächspartner, haben es in der Ex-DDR heute nicht minder schwer, als die Theater: ehemals als „Ventil“ für Kritik vom Staat zensiert, aber subventioniert, schweben sie heute ökonomisch im freien Raum - und gerade jetzt bleibt das Publikum weg (z). 1992 Sprachdienst XXXVI, H. 2, 57 Ich zähle darum nur kommentarlos auf, was möglichst nicht gesagt oder geschrieben werden soll, den Einsendern 1991 aber in verschiedenen Quellen aufgefallen ist: Anschlußländer, Beitrittsgebiet, Ex-DDR, „fünf neue Bundesländer in der ehemaligen DDR“, junge Bundesländer, mitteldeutsch, Ostdeutschland (vice versa Westdeutschland) (z). Heümann 1993 Ostdeutsch-Westdeutsch im Kontakt 16 Der Einigungsvertrag öffnete den Weg zum Beitritt der DDR mit der dann folgenden Neugliederung die fünf neuen Länder mit ihren gar nicht neuen Namen. Aus der Noch-DDR wird die Ex-DDR, dazwischen das Fest der Einheit. Mit ihm strömte der gesamte Wortschatz der Verwaltung, der politischen Institutionen, der Sozial- und Wirtschaftsordnung in die Noch-DDR oder das Beitrittsgebiet (z). Spiegel 27.6.1994 Dabei bleibt den großen Parteien gar nichts anderes übrig, als sich im Osten mit der PDS nach demokratischen Regeln zu arrangieren. Zu erfolgreich ist sie in der Ex-DDR (z). Spiegel 27.6.1994 Ihren Sohn Sven hat die Werbegrafikerin Carola, 31, wie fast alle Lesben in der Ex-DDR, aus einer „heterosexuellen Phase“, aus einer Beziehung zu ihrem Ex-Freund (z). Mannh. Morgen 22.8.1994 Erich Honecker, verstorbener Staatspräsident der Ex-DDR, ist wieder aufgetaucht. Als Computervirus ließ er sich bei einer Schweriner Software- Firma blicken, verbunden mit dem Hinweis: „Erichs letzte Rache“ (z). Zeit 30.12.1994 und es wurde „Der geteilte Himmel“ aus der damaligen sogenannten zukünftigen Ex-DDR gezeigt (z). Ex-Gefangener M. (1990) ‘ehemaliger Gefangener’; s. Beleg unter 1814 Exkaiser. Ex-Häftling M. (1990) ‘ehemaliger Häftling’; Spiegel 11.12.1990 An der Grenze verabschiedete er [Anwalt Vogel] sich von den Ex- Häftlingen und ermahnte sie zum Stillschweigen (CK). Spiegel 17.12.1990 Seit 1987 konnten sich Ex-Häftlinge und andere sozial Schwache in einem Keller der Kirche beraten lassen mit Duldung der SED (CK). Herre 1990 Napoleon III. 69 Zu ihrem Prinzen erkor sie den Ex-Häftling von Ham [Louis-Napoleon, später Napoleon III.] [...] Die Chance, dessen Madame Pompadour zu werden, ließ sich Miß Howard Zuneigung und Zuwendung kosten (z). Spiegel 25.11.1991 Als Liz Taylor dem Ex-Maurer, Ex-Trinker, Ex-Junkie und Ex- Häftling Larry Fortensky das Ja-Wort gab, kreisten 15 Hubschrauber über dem Paar, aber nur Herb Ritts durfte das Hochzeitsbild schießen [...] Als Irmgard Schwaetzer dem Ex-Playboy-Redakteur, Ex-Bild-Reporter und Ex-Lobbyisten Udo Philipp das Ja-Wort <?page no="254"?> 244 Gabriele Hoppe gab, scharrten 20 Fotografen vor dem Standesamt, aber nur Peter Boenisch durfte das Hochzeitsbild schießen (z). Ex-Haus N. (1990) ‘ehemaliges Haus’; Spiegel 29.10.1990 Als Alternativ-Immobilie für Krause war das Ex-Haus von Johanna Töpfer, der durch Selbstmord verschiedenen Stellvertreterin von Gewerkschaftsboß Harry Tisch, ausgeguckt worden (z). Ex-Heiliges-Römisches Reich deutscher Nation N. (1990) ‘ehemaliges Heiliges Römisches Reich deutscher Nation’; ND 28.11.1990 Die deutsche Kleinstaaterei war so bekannt, daß es eigentlich eine Inflation an „ehemaligen“ und „Ex“-Staaten geben müßte. Wer kommt schon auf die Idee, vom „Ex-Heiligen-Römischen Reich deutscher Nation“, vom „früheren Deutschen Bund“, vom „vormaligen Deutschen Reich“ und von der „ehemaligen Weimarer Republik“ zu sprechen? (CK). Ex-Insel F. (1990) ‘ehemalige Insel’; Spiegel 17.12.1990 Der Pharos des 20. Jahrhunderts wird zwar auf der zur Halbinsel gewordenen historischen Ex-Insel gleichen Namens stehen, nicht jedoch auf den Meter genau dort, wo das große Vorbild gestanden hatte. Denn dort erhebt sich immer noch die Seefestung der Mamelucken (z). Ex-Mauer F. (1990) ‘ehemalige Mauer’; Mannh. Morgen 13.9.1990 Ex-Präsident sucht Ex-Mauer. Ronald Reagan legte in Berlin den Hammer schnell wieder aus der Hand (Überschr.) (z). Ex-Staat M. (1990) ‘ehemaliger Staat’; s. Beleg unter 1990 Ex-Heiliges-Römisches Reich deutscher Nation. Ex-Staatschef M. (1990) ‘ehemaliger Staatschef’; Stern 28.6.1990 Wo die 250 000 D-Mark geblieben sind [...], können wohl nur Ex- Staatschef Honecker und Schalck-Golodkowski beantworten (CK). Ex-Staatsfunk M. (1990) ‘ehemaliger Staatsfunk’; Spiegel 3.12.1990 Er hat laut Einigungsvertrag die Aufgabe, den bis zu Mühlfenzls Amtsantritt wundersam staats- und parteilosen Ex-Staatsfunk der DDR bis Ende 1991 „überzuleiten“ in eine neue staatlich-parteiliche Bindung, nämlich in die Hoheit der fünf neuen Bundesländer plus Groß-Berlin (z). Ex-Stasi-Chef M. (1990) ‘ehemaliger Stasi-Chef’; Stern 26.4-1990 - und sogar der Waffenschrank von Ex-Stasi-Chef Mielke aus dessen Wohnsitz im ehemaligen Prominentenviertel Wandlitz ist hier zu sehen (CK). <?page no="255"?> Das Präfix ex- 245 Mannh. Morgen 26.10.1994 Entführung verjährt: Ex-Stasi-Chef frei (Überschr.) [...] Der Prozeß gegen einen ehemaligen Stasi-Offizier wegen der Entführung eines Westdeutschen in die DDR im Jahr 1971 ist gestern wegen Verjährung eingestellt worden. Laut Anklage soll der 64jährige Ex-Stasi-Chef [...] den Plan entworfen haben, einen Mann aus Essen zur Einreise in die DDR zu bewegen (z). ex-westdeutsch Adj. (1990) ‘ehemals westdeutsch’; Spiegel 17.12.1990 Stasi-Mann Roitzsch ist für die ex-westdeutsche Spionageabwehr deswegen so wichtig, weil Großmanns HVA in den Wochen nach der Wende in der DDR sämtliche Akten dem Reißwolf einspeiste: HVA-Akten wurden bisher bei der großen DDR-Beschau nirgends gefunden (z). Ex-Bild-Reporter M. (1991) ‘ehemaliger Reporter von „Bild“’; Spiegel 25.11.1991 Als Liz Taylor dem Ex-Maurer, Ex-Trinker, Ex-Junkie und Ex- Häftling Larry Fortensky das Ja-Wort gab, kreisten 15 Hubschrauber über dem Paar, aber nur Herb Ritts durfte das Hochzeitsbild schießen. [...] Als Irmgard Schwaetzer dem Ex-Playboy-Redakteur, Ex-Bild-Reporter und Ex-Lobbyisten Udo Philipp das Ja-Wort gab, scharrten 20 Fotografen vor dem Standesamt, aber nur Peter Boenisch durfte das Hochzeitsbild schießen (z). ex-jugoslawisch Adj. (1991) ‘ehemals jugoslawisch’; vgl. 1993 Ex- Jugoslawien-, Spiegel 23.9.1991 Die ex-sowjetischen Republiken werden ebenso wie die ex-jugoslawischen bald um völkerrechtliche Anerkennung bitten (z). Ex-Junkie M. ‘ehemaliger Junkie’ (zu umgangsspr. Junkie ‘Rauschgiftsüchtiger’, <gleichbed. engl. Junkie, znjunk in seiner umgangsspr. Bed. ‘Stoff’); s. Beleg unter 1991 Ex-Bild-Reporter. Ex-Kronland N. (1991) ‘ehemaliges Kronland’; Zeit 16.8.1991 Slowenien und Kroatien liegen ja geographisch angeblich nicht auf dem Balkan, aber die unbezähmbare, den EG-Kontrolleuren so verdächtige Parteinahme Österreichs für seine Ex-Kronländer weist die Richtung der österreichischen Sehnsucht: Österreich muß auf dem Balkan bleiben (z). Ex-Lobbyist M. (1991) ‘ehemaliger Lobbyist’; s. Beleg unter 1991 Ex-Bild-Reporter. Ex-Maurer M. (1991) ‘ehemaliger Maurer’; s. Beleg unter 1991 Ex-Bild-Reporter. <?page no="256"?> 246 Gabriele Hoppe Ex-Playboy-Redakteur M. (1991) ‘ehemaliger Playboy-Redakteur’; s. Beleg unter 1991 Ex-Bild-Reporter. ex-sowjetisch Adj. (1991) ‘ehemals zur Sowjetunion gehörig’; vgl. 1991 Ex-Sowjetrepublik und 1994 Ex-Sowjetunion- Spiegel 23.9.1991 Die ex-sowjetischen Republiken werden ebenso wie die exjugoslawischen bald um völkerrechtliche Anerkennung bitten (z). Ex-Sowjetrepublik F. (1991) ‘ehemalige Republik der früheren Sowjetunion’; vgl. 1991 ex-sowjetisch und 1994 Ex-Sowjetunion-, 1991 Ex-VdSSR-, Mannh. Morgen 23.12. 1991 Umschuldung für Ex-Sowjetrepubliken (Uberschr.) [...] Das Schuldenabkommen soll bei der nächsten Sitzung am 3. Januar in Paris unterzeichnet werden. Die Gläubigerstaaten repräsentieren rund 23 Mrd. der auf 70 Mrd. Dollar (109 Mrd. DM) geschätzten Schulden der Ex-UdSSR (z). DNN 19.4.1995 Kosyrews gestrige Rede vor dem Rat für Außenpolitik der Russischen Föderation ist die bisher schärfste Warnung an die Ex-Sowjetrepubliken, die Rechte der etwa 25 Millionen außerhalb Rußlands lebenden Russen zu wahren (z). Sächs. Ztg. 21.4-1995 Gleichzeitig hatte der in jüngster Zeit öfter zu groß-russischen Tönen neigende Außenminister alle Ex-Sowjetrepubliken gewarnt, daß Rußland „im Extremfall auch militärische Gewalt zum Schutz der Landsleute im Ausland erwägen“ könne (z). Ex-Trinker M. (1991) ‘ehemaliger Trinker’; s. Beleg unter 1991 Ex-Bild-Reporter. Ex-UdSSR F. (1991) ‘ehemalige UdSSR’; vgl. 1994 Ex-Sowjetunion und 1991 Ex-Sowjetrepublik] Mannh. Morgen 23.12. 1991 Umschuldung für Ex-Sowjetrepubliken (Uberschr.) [...] Das Schuldenabkommen soll bei der nächsten Sitzung am 3. Januar in Paris unterzeichnet werden. Die Gläubigerstaaten repräsentieren rund 23 Mrd. der auf 70 Mrd. Dollar (109 Mrd. DM) geschätzten Schulden der Ex-UdSSR (z). 1992 Sprachdienst XXXVI, H.l, 13 Immer wieder, bis heute, findet man die Fügungen alte/ bisherige/ ehemalige/ frühere Sowjetunion bzw. UdSSR; [...] Noch einmal: Die Geschichte kehrt wieder. Dies gilt in anderer Weise für die zahlreichen Umbenennungen, die in der Ex-UdSSR vollzogen wurden (Z). Mannh. Morgen 12.3.1993 Im Reich des Chaos ist er noch die einzige Integrationsfigur. Ohne Jelzin gäbe es keinen Dollar Auslandshilfe; ohne ihn wäre die Ex-UdSSR vermutlich schon heute ein Ex-Jugoslawien in unendlicher Potenz (z). Mannh. Morgen 30./ 31.7.1994 D er wilde Osten [eines "Tatort“-Krimis]: In der ehemaligen DDR blüht das Verbrechen, machen sich die Mafiosi aus der Ex-UdSSR breit, handeln professionell organisierte Banden mit Waffen (z). Ex-Volk N. (1991) ‘ehemaliges Volk’; iaz 26.2.1991 Ein Geschenk ganz ungewöhnlicher Art hat der griechische Ex-König Konstantin seinem Ex-Volk versprochen. Unter der Bedingung, daß in seinen Wäldern <?page no="257"?> Das Präfix ex- 247 die Bäume nicht gefällt werden, und er sein Schloß mit schlappen 150 Hektar Land behalten könne, wolle er den Hellenen seinen „gesamten unbeweglichen Besitz schenken“, bot er kürzlich an (z). Ex-Robotron-Stammsitz M. (1992) ‘ehemaliger Stammsitz der Firma Robotron’; Mannh. Morgen 5.3.1992 Ex-Robotron-Stammsitz in Dresden heiß begehrt (Überschr.) Für den Stammsitz des ehemaligen DDR-Elektronikherstellers Robotron in der Dresdner Innenstadt sind bis zu 1 Mrd. DM geboten worden (z). exschwanger Adj. (1992) ‘ehemals schwanger’; Updike 1992 Ehepaare 326 (Übers.) „Was willst du“, sagte Angela, „Ben ist mit deiner exschwangeren Freundin beschäftigt, Irene mußte also zu Eddie zurückgehen.“ „Das ist mir zu kompliziert“, sagte Piet und bemühte sich, auf das neue Tempo umzuschalten, denn aus Star Fell on Alabama war Soft as the Starlight geworden. „Und die andere Dame mag von mir aus exschwanger sein, aber meine Freundin war sie nie.“ (z). Ex-Arbeitsloser M. (1993) ‘ehemaliger Arbeitsloser’; Rhein. Merkur 30.7.1993 Die neue Arbeitslosenpartei verspricht gar einen „kommunistischen Kapitalismus“ (Bild-Begleittexi) [...] der Ex-Arbeitslose und jetzige Parteichef (z). Ex-Geheimdienstagent M. (1993) ‘ehemaliger Geheimdienstagent’; taz 3.8.1993 Tagebuch eines toten Journalisten. In Tschechien soll ein Ex-Geheimdienstagent Informationen an einen Investitionsfonds verkauft haben (Uberschr.) [...] Vaclav Wallis, ehemaliger Agent des nachrevolutionären „Föderalen Sicherheitsdienstes“ (FBIS), soll geheime Daten an „Havard“, einen der führenden Privatisierungsfonds der Republik, verkauft haben (z). Ex-Jugoslawien N. (1993) ‘ehemaliges Jugoslawien’; vereinzelt schon — ► 1991 ex-jugoslawisch; Mannh. Morgen 12.3.1993 Ohne Jelzin gäbe es keinen Dollar Auslandshilfe; ohne ihn wäre die Ex-UdSSR vermutlich schon heute ein Ex-Jugoslawien in unendlicher Potenz (Z). Mannh. Morgen 3.6.1994 Heidelberg will Mostar helfen (Uberschr.) [...] damit den Menschen in dem vom Bürgerkrieg erschütterten Ex-Jugoslawien Solidarität beweisen (z). Tagesspiegel 8.6.1994 Trotz intensiver Verhandlungen mit den bosnischen Kriegsparteien ist dem UNO-Sonderbeauftragten für Ex-Jugoslawien, Akashi, noch kein Durchbruch zu einem Waffenstillstand in der Bürgerkriegsregion gelungen (z). Spiegel 20.6.1994 Waren sich Paris und Bonn schon zuvor in so gut wie keiner wichtigen Frage - EG-Beitritt Englands, Atomwaffen einig gewesen, frontale Zusammenstöße wie über die richtige Politik in Ex-Jugoslawien waren denn doch neu (z). <?page no="258"?> 248 Gabriele Hoppe Ex-Leibwächter M. (1993) ‘ehemaliger Leibwächter’; Mannh. Morgen 23.12.1993 Zwei frühere Leibwächter Clintons, Roger Perry und Larry Patterson, hatten behauptet, ihr Chef habe als Gouverneur mit Hilfe seiner Leibwächter sexuelle Abenteuer gesucht und seine Helfer mit Job-Angeboten zum Schweigen gebracht. [...] Die zwei Ex-Leibwächter, die über ihre Erfahrungen ein Buch schreiben wollen, werden von einem langjährigen Clinton-Kritiker, dem Anwalt Cliff Jackson, vertreten (z). Ex-ÖTV-Vize M. (1993) ‘ehemaliger ÖTV-Vize’; Mannh. Morgen 3.11.1993 Ex-ÖTV-Vize gestorben (Überschr.) Der frühere stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Siegfried Merten, ist im Alter von 65 Jahren gestorben (z). Ex-Panzer M. (1993) ‘ehemaliger Panzer’; Spiegel 3.5.1993 Die Ex-Panzer taugen eigentlich zu gar nichts. Wir haben sie deshalb nur noch für die Sicherheit, um das Team während der Sprengung (von aufgespürten Minen) geschützt unterzubringen (z). Ex-Planungschef M. (1993) ‘ehemaliger Planungschef’; Mannh. Morgen 22.12.1993 Viel Arbeit für Wolfgang Klaasen (Siemen Rühaak), den Abteilungsleiter Politische Planung der Regierungspartei [...]. Schönbohm wußte, wovon er schrieb. Bis 1990 war er Grundsatzreferent der CDU, ehe er im Gefolge des damaligen Generalsekretärs Heiner Geißler von der Parteispitze geschaßt wurde. Ein halbes Jahr später erschien der Roman, der sich wie eine Abrechnung liest [...]. Doch der Ex- Planungschef habe allgemein „die Struktur und den Ablauf von politischen Prozessen schildern“ wollen, beteuert er (z). Ex-Sozialismus M. (1993) ‘ehemaliger Sozialismus’; Mannh. Morgen 19./ 20.6.1993 Ganz billig ist der Ausflug in die noch immer sehr triste Welt des Ex-Sozialismus auch nicht (z). Ex-Südmilch-Chef M. (1993) ‘ehemaliger Chef der Südmilch’; Mannh. Morgen 26.6.1993 Sachsen wird die Milch immer saurer. Skandal weitet sich aus. Ex-Südmilch-Chef im Ausland (Überschr.) Der Skandal um die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Sachsenmilch AG (Dresden), die vergangenen Freitag Konkurs beantragt hat, weitet sich aus. Der ehemalige Chef der Sachsenmilch-Muttergesellschaft Südmilch AG [Name getilgt] soll sich mittlerweile nach Südamerika abgesetzt haben (z). Ex-Berliner M. (1994) ‘ehemaliger Berliner; Person, die aus Berlin stammt, in Berlin wohnhaft war’; Berliner Ztg. 20.6.1994 Gunter Nennung war Lehrer. [...] Der Ex-Berliner wohnt jetzt in Neuseeland (z). <?page no="259"?> Das Präfix ex- 249 Ex-Bruderstaat M. (1994) ‘ehemaliger Bruderstaat’; Mannh. Morgen 26.8.1994 Russische Experten in Tokio rechnen bereits damit, daß die gegenwärtige Regierung in Pjöngjang „schon sehr bald stürzen wird“ und dem Land ein ähnlicher Kollaps bevorsteht wie den Ex-Bruderstaaten in Osteuropa (z). Ex-„Bunte“-Chefin F. (1994) ‘ehemalige Chefin der „Bunten“’; Mannh. Morgen 8./ 9.10.1994 Heute. Zu Gast: Beate Wedekind. Ex-„Bunte“-Chefin Beate Wedekind sprach mit dem „MM“ über Kinder, Liebe sowie Aufstieg und Fall im deutschen Blätterwald. Seite 16 (Übersichl) [Text: ] Beate Wedekind (F&erscAr.) Sie war die erste Frau einer deutschen Illustrierten mit Millionenauflage, stand als Chefredakteurin von „Bunte“, „Elle“ sowie drei Lifestyle-Magazinen [...] einem 200köpfigen Mitarbeiterstab vor (z). Ex-DDR-Staatschef M. (1994) ‘ehemaliger Staatschef der DDR’; Tagesspiegel 31.5.1994 Rätselraten um die letzte Ruhestätte von Ex-DDR-Staatschef Honecker [...] (Überschr.) [...] Einen Tag nach dem Tod des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs Honecker hat das Rätselraten um die Bestattung begonnen (z). Ex-Dresdner-Bank-Chef M. (1994) ‘ehemaliger Chef der Dresdner Bank’; Mannh. Morgen 20.10.1994 Er brachte manches ins Rollen. Ex-Dresdner-Bank-Chef Wolfgang Roller wird heute 65 (Überschr.) [...] Am 15. Mai vergangenen Jahres feierte er seinen Abschied vom aktiven Bankerleben: Wolfgang Roller übergab das Amt des Vorstandssprechers bei der Dresdner Bank an Jürgen Sarrazin (z). Ex-Herrchen N. (1994) ‘ehemaliges Herrchen’; Mannh. Morgen 31.12.1994 „Prächtig zugenommen hat er [der Kaiman Sammy], groß geworden ist er“, freut sich Ex-Herrchen Jörg Zars [...]. Das dicke Ende von Sammys Badeausflug muß der Ex-Besitzer noch ausbaden. 17 000 Mark plus Gerichtskosten verlangt der Kreis Neuss für nicht verkaufte Badekarten (z). Ex-Hotel N. (1994) ‘ehemaliges Hotel’; Berliner Zig. 10./ II.12.1994 „[•• ■ ] Als ich ihn ansprach, war er gerade ohne Job, der Ex-Koch aus dem Ex-Hotel Stadt Berlin.“(z). Ex-Koch M. (1994) ‘ehemaliger Koch’; s. Beleg unter 1994 Ex-Hotel. Ex-Krankenhaus N. (1994) ‘ehemaliges Krankenhaus’; Spiegel 26.9.1994 Im Ex-Krankenhaus hatte sich eine Reihe von Ärzten niedergelassen, die mußten verjagt werden (z). <?page no="260"?> 250 Gabriele Hoppe Ex-Krisenherd M. (1994) ‘ehemaliger Krisenherd’; Mannh. Morgen 16.12.1994 Auch in der Nordkorea- und der Haiti-Krise hielt das Weiße Haus zu Carters Initiativen anfänglich vorsichtige Distanz. Inzwischen schmücken beide Ex-Krisenherde die offizielle Liste größter Erfolge der Clinton-Regierung (z). Ex-Leihwagen M. (1994) ‘ehemaliger Leihwagen’; Tagesspiegel 9.4.1994 (Anz.) Keine Ex-Leihwagen, ca. 10 000 km, unfallfrei. Vom Polo über Golf und Vento bis zum Audi finden Sie bei uns eine gute Auswahl (z). Ex-Mannheimer M. (1994) ‘ehemaliger Mannheimer; Person, die aus Mannheim stammt, früher in Mannheim wohnhaft war’; Mannh. Morgen 6.7.1994 Bei einer Diskussion mit ehemaligen jüdischen Bürgern der Quadratestadt wurde Geschichte [...] an Einzelschicksalen plastisch und greifbar. [...] Dichtgedrängt hören sie [Schüler] den Lebensgeschichten der fünfzehn ehemaligen Mannheimer zu [...]. [...] die Geschichte nie zu vergessen, ist daher der Wunsch aller Ex-Mannheimer an die Adresse der Enkel ihrer Schulkameraden und Jugendfreunde (Z). Ex-Militärliegenschaft F. (1994) ‘ehemalige Militärliegenschaft’; Berliner Ztg. 20.10.1994 „Abenteuer Verwertung“. Land beginnt mit Sanierung und Verkauf von Ex-Militärliegenschaften (Überschr.) [...] Viele hundert Millionen Mark wird die Sanierung der von den russischen Truppen hinterlassenen Militärliegenschaften kosten (z). Ex-Notenbankchef M. (1994) ‘ehemaliger Notenbankchef’; Ex-Notenbankchef Pohl 65 Jahre alt (Überschr.) [...] Nach mehr als elf Jahren an der Spitze der Deutschen Bundesbank hatte Karl Otto Pöhl im Frühsommer 1991 überraschend das Handtuch geworfen (z). Exrex M. (1994) ‘ehemaliger König’ (zu lat. rex ‘König’); vereinzelt bei Ansatz als Hauptlemma gebucht und dabei lediglich als veraltet markiert; im Gegensatz zu zahlreich belegtem —>1797 Exkönig nicht nachgewiesen; DUDEN GFWB 1994 Exrex [...], Exreges [...]: (veraltet) ehemaliger König (z). Ex-Rodina F. (1994) ‘ehemalige Rodina; früher unter dem Namen Rodina bekannt’; ZDF 14-8.1994, 13.35 Leichathletik-EM, Hochsprung Frauen, Reportage (Hörbeleg) Ex- Rodina [...] die frühere Rodina [für die 2. im Hochsprung, Jelena Guljajewa (Rußland)] Ex-Schwänzer M. (1994) ‘ehemaliger Schwänzer’; Mannh. Morgen 6.12.1994 Jeden Morgen werden die Ex-Schwänzer vom Schulbus zu Hause abgeholt, den Tag über sind sie beschäftigt, und für fleißiges Lernen und <?page no="261"?> Das Präfix ex- 251 regelmäßigen Schulbesuch gibt es als Belohnung immer mal wieder Ausflüge in die Natur (Z). Ex-Sekt-Manager M. (1994) ‘ehemaliger Sekt-Manager’; Mannh. Morgen 1.12.1994 Ex-Sekt-Manager [Name getilgt] geständig (Überschr.) [...] [Name getilgt], ehemaliges Vorstandmitglied der finanziell angeschlagenen Sektkellerei Schloß Wachenheim AG, zeigt sich in Untersuchungshaft kooperativ und weitgehend geständig (z). Ex-Sowjetunion F. (1994) ‘ehemalige Sowjetunion’; vgl. 1991 ex-sowjetisch und 1991 Ex-Sowjetrepublik, 1991 Ex-UdSSR\ Mannh. Morgen 1./ 2.6.1994 Wenig Verständnis zeigen Kohl und Mitterand dafür, daß in anderen Hauptstädten nicht mit der gleichen Energie auf größere Sicherheit von Atomkraftwerken in der Ex-Sowjetunion hingearbeitet wird (z). Sachs. Ztg. 20.4.1995 Weltbank sieht Stagnation in Afrika und Ex-Sowjetunion ( Überschr.) [...] Einige frühere Sowjetrepubliken und Teile Afrikas werden den Angaben zufolge vermutlich nicht in der Lage sein, den jahrelangen wirtschaftlichen Niedergang rasch zu überwinden (z). Ex-Tiffany-Chef M. (1994) ‘ehemaliger Chef des „Tiffany“’; Mannh. Morgen 26.4.1994 Ein Prozeß voller Lügen. Ex-Tiffany-Chef [Name getilgt] erhielt vier Jahre (Überschr.) [...] Vier Jahre Freiheitsentzug verhängte die 2. Wirtschaftskammer gegen [Name getilgt], den früheren Inhaber der Diskothek „Tiffany“ und des Bistros „Cafe O“ (z). Exuser M. (1994) ‘ehemaliger User’ (zu User „(Jargon) Drogenabhängiger“ (DUDEN GFWB 1994, unter dem Stichwort User), <gleichverwendetem engl, user ‘Benutzer’, vgl. to use ‘gebrauchen, benutzen’); vereinzelt bei Ansatz als Hauptlemma gebucht; vgl. 1989 Ex-Kokser und 1991 Ex-Junkie; DUDEN GFWB 1994 Exuser [...]: jmd., der aufgehört hat, Rauschgift zu nehmen (z). Mannh. Morgen 14.8.1995 [...] die verschiedenen Betreuungsangebote: vom Wohnprojekt „Joachim Bulla“ für infizierte und an Aids erkrankte homosexuelle Männer bis zu „Jes“ (Junkies, Ex-User und Substituierte) [...] bis zur Schwulen-Aktion Mannheim „Scham“ (z). Ex-Villa F. (1994) ‘ehemalige Villa’; Tagesspiegel 19.7.1994 2 Mio. Mark für die „vorläufige“ Berliner Amtswohnung von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Die Ex-Villa des US-Gesandten bekommt ein neues Dach, sichere Zäune und Fenster, neue Sanitär-Anlagen (z). Ex-Wähler M. (1994) ‘ehemaliger Wähler’; Berliner Zig. 28.6.1994 Das merken viele ihrer machtbewußten Ex-Wähler. Und lassen die Freidemokraten am Weg liegen (z). <?page no="262"?> 252 Gabriele Hoppe Ex-Waldhof-Trainer M. (1994) ‘ehemaliger Waldhof-Trainer’; Mannh. Morgen 21.12.1994 Schlappie plaudert aus dem China-Nähkästchen. Ex- Waldhof-Trainer berät jetzt den Mittelstand (Überschr.) [...] Der gelernte Elektromeister aus Biblis, der in den 80er Jahren den SV Waldhof und zuletzt die chinesische Fußball-Nationalmannschaft trainierte, weiß, wovon er spricht (z). Ex-Binnenmeer N. (1995) ‘ehemaliges Binnenmeer’; Spiegel 16.1.1995 Der Urschmuck ist ein Mitbringsel aus der Wüste Lybiens. Dort erforscht der Vorgeschichtler seit drei Jahren die Ufer eines riesigen Ex-Binnenmeeres, des Fessan-Sees, der sich während der Eiszeiten im Gebiet der heutigen Sahara bildete (Z). Ex-Bundeshauptstadt F. (1995) ‘ehemalige Bundeshauptstadt’; Mannh. Morgen 21./ 22.1.1995 aber ein Besuchermagnet könnte der in bester Bonner Noch-Regierungslage geplante Neubau der „Stiftung Philatelie und Postgeschichte“ werden. Schon 1996 soll die bisher in Frankfurt/ Main ansässige Stiftung die Ex- Bundeshauptstadt Bonn zum Mekka der Briefmarkenliebhaber machen (z). Ex-Hippie M. (1995) ‘ehemaliger Hippie’; TV pur 1.4.1995 Als Alt-Hippie zeigt Dennis Hopper in Hochform einem jungen Schnösel, wo es im Leben langgeht {Überschr.) [...] Der in die Jahre gekommene Ex- Hippie [...] trägt immer noch Zeitungsausschnitte mit seinen „Ruhmestaten“ von früher mit sich herum (z). <?page no="263"?> Das Präfix ex- 253 5. Literatur Mit den bibliographischen Angaben ist nur die im Zusammenhang des dargestellten Kombinems zitierte und erwähnte Literatur erfaßt. Für weitere Untersuchungen und Wörterbücher zum Forschungsbereich wird auf das Literaturverzeichnis des Forschungsberichts der Projektmitarbeiter (s.u., Hoppe/ Kirkness/ Link/ Nortmeyer/ Rettig/ Schmidt) und eine geplante teilkommentierte Kurzbibliographie zum Forschungsbereich Lehn- Wortbildung verwiesen. Blochwitz, Werner/ Runkewitz, Werner (1971): Neologismen der französischen Gegenwartssprache unter besonderer Berücksichtigung des politischen Wortschatzes. Berlin. (= Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Schriften des Instituts für romanische Sprachen und Kultur, Bd. 6). Brunot, Ferdinand (1937): Histoire de la langue fran^aise des origines ü 1900. Bd. 9: La Revolution et FEmpire. 2. Teil: Les evenements, les institutions et la langue. Fans. Armand Colin. Cottez, Henri (1988): Dictionnaire des structures du vocabulaire savant. Elements et modeles de formation. 4., durchgesehene und erweiterte Auf! ., Paris: Robert. (- Les usuels du Robert [Zitierung aus der Einleitung nach der Aufl. MgSO]). Cottez Henri (1994): Les bases epistemologiques et linguistiques de la nomenclature chimique de 1787. In: Meta 39, Nr. 4, Dezember (Sonderheft, Hommage a Bernard Quemada), 676-691. Erben, Johannes (1993): Einführung in die deutsche Wortbildungslehre 3, neubearb. Auf! ., Berlin: Erich Schmidt Verlag. (= Grundlagen der Germanistik 17). Fleischer, Wolfgang/ Barz, Irmhild (1992): Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Unter Mitarbeit von Marianne Schröder, Tübingen: Max Niemeyer Verlag. Glunk, Rolf (1970): Erfolg und Mißerfolg der nationalsozialistischen Sprachlenkung (Fortsetzung). In: Zeitschrift für deutsche Sprache 26, 84-97. Hagege, Claude (1992 u. 1996): Le souffle de la langue. Voies et destins des parlers d’Europe, Paris: Editions Odile Jacob 1992 (dt. unter dem Titel: Welche Sprache für Europa? Verständigung in der Vielfalt, Campus Verlag: Frankfurt a.M / New York, Editions de la Fondation Maison des Sciences de 1’Homme: Paris 199b). Höfler, Manfred (1969): Zur Bedeutung von Ableitungsinventaren für die historische Wortbildungslehre. In: Romanistisches Jahrbuch 20, 25-36. Höfler, Manfred (1970): Wortbildung und Analogie. In: Zeitschrift für romanische Philologie 86, H. 5/ 6, 538-545 und 550-552. Höfler, Manfred (1971): Vergleichende Betrachtungen zur Integration der neulateinischen Kompositionsweise im Französischen und Deutschen. In: Interlmguistica. Sprachvergleich und Übersetzung. Festschrift zum 60. Geburtstag von Mario Wandruszka, hrsg. von Karl-Richard Bausch und Hans-Martin Gauger, Tubingen: Max Niemeyer Verlag, 138-148. Höfler Manfred (1972): Zur Integration der neulateinischen Kompositionsweise im Französischen, dargestellt an den Bildungen auf -(ojmanie, -(o)rnane, Tübingen. Max Niemeyer Verlag. (= Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie, il. 131). Hoppe, Gabriele (1987): Probleme der Analyse und Darstellung von entlehnten WB-Morphemen und entlehnten/ lehngebildeten lexikalischen Einheiten, [am Beispiel anti-}. In: Hoppe, Gabriele/ Kirkness, Alan/ Link, Elisabeth/ Nortmeyer, Isolde/ Rettig, Wolfgang/ Schmidt, Dietrich Günter: Deutsche Lehnwortbildung. Beiträge zur Erforschung der Wortbildung mit entlehnten WB-Einheiten im Deutschen Tübingen: Gunter Narr Verlag, 171-224. (= Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache, Bd. 64). <?page no="264"?> 254 Gabriele Hoppe Hüppe, Gabriele (1993): Exjesuit, Leitwort für die Herausbildung einer produktiven deutschen Lehn-Wortbildungsemheit ex-. Ein Nachtrag - und Beitrag zum Phänomen < Le hn-Wortbildung>, Institut für deutsche Sprache, Abteilung Historische Lexikologie und Lexikographie, (Juni) [unveröffentlicht, im Ausdruck verfügbar], Hoppe, Gabriele (1998): Herausbildung und Integration des Submusters ETHNIKA + -(o)pb o ne/ -(o)ph°nie im Französischen und Stellung des analogen Musters im Lehnwort bildungssystem des Deutschen, „amades“ Nr. 0 (Februar). Hoppe Gabriele: Aspekte von Entlehnung und Lehn-Wortbildung am Beispiel -(O)THEK. Mit einem Verzeichnis französischer Wörter auf-(o)t/ te? ue und Anmerkungen zu Eingangseinheiten von -(o)! Aei: -Kombinationen. {in Druck). Kin dem^ i ) Chael: 016 Präfixe P ° st ~’ prä ' und neo '- Beiträ ge zur Lehnwortbildung, (ersch. Kirkness, Alan (1993): The native and the foreign: German vocabulary in the european melting pot. In: Das unsichtbare Band der Sprache’. Studies in German language and,linguistic history. In memory of Leslie Seiffert, hrsg. von John L. Flood Paul Salmon, Olive Sayce und Christopher Wells, Stuttgart: Verlag Hans-Dieter 280) AkademiSCher ^ aS ’ 411 ~ 43 °' (= Stutt S a rter Arbeiten zur Germanistik Nr. Kühner, Raphael/ Holzweissig, Friedrich: Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache, 1. Teil: Elementar-, Formen- und Wortlehre, unveränderter Nachdruck der 2. Auf! von 1912; Kühner, Raphael und Carl Stegmann, 2. Teil: Satzlehre Bd 1, unveränderter Nachdruck der 2., neubearbeiteten Aufl. von 1914, mit Zusätzen und Berichtigungen der von Andreas Thierfelder besorgten weiteren Auflagen' 2. leih Satzlehre, Bd. 2, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1992. Link, Elisabeth (1990): Bericht aus der Werkstatt des Lexikons der Lehn-Wortbildung Arbeitskreis Internationalismen und multilingualer Sprachvergleich, GAL Jahrestagung 29.9.1990 (Abstract für die Tagung). Marchand, Hans (1969): The categories and types of present-day English wordlormation. A synchronic-diachronic approach, 2., vollständig durchgesehene und erweiterte Auf! ., München: C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung 1969. Me {? r .' Lddke > yyj lhelm (1921): Historische Grammatik der französischen Sprache, 2 leil, Wortbildungslehre, Heidelberg: Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung ’(= Sammlung romanischer Elementar- und Handbücher). N ° üTudO’ IS ° lde: Die Präfixe inter ~ Und irans ~- Beiträ ge zur Lehnwortbildung, (in Ortner, Lorelies/ Müller-BoHhagcn, Elgin/ Ortner, Hanspeter/ Wellmann, Hans/ Pümpel-Mader, Maria/ Gärtner, Hildegard (1991): Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache. 4. Hauptteil: Substantivkomposita (Komposita und kompositionsähnliche Strukturen 1). Eine Bestandsaufnahme des Instituts für deutsche Sprache, Forschungsstelle Innsbruck. (= Sprache der Gegenwart hrsg vom Institut für deutsche Sprache, Bd. 79). Berlin/ New York: Walter de Gruyter Polenz Peter v. (1978): Geschichte der deutschen Sprache, erweiterte Neubearb der früheren Darstellung von Hans Sperber, 9., überarbeitete Aufl., Berlin/ New York- Walter de Gruyter. (= Sammlung Göschen 2206). Polenz, Peter v. (1991): Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. 1, Einführung. Grundbegriffe. Deutsch in der frühbürgerlichen Zeit Berlm/ New York: Walter de Gruyter. (= Sammlung Göschen 2237). Polenz, Peter v. (1994): Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. 2, 17. und 18. Jahrhundert, Berlin/ New York: Walter de Gruyter (= de Gruyter Studienbuch). Strecker, Bruno (1994): Ach, wie war es ehedem mit dem Bezeichnen so bequem In: Wolfgang Mötsch zum 60. Geburtstag (IdS) (o. Pag.); nunmehr abgedruckt in Sprachreport 4/ 1997, 11-12. Wartburg, Walther v. (1958): Evolution et structure de la langue fran^aise, 5 durchgesehene und erweiterte Auf! ., Bern: A. Francke Bern. (= Bibliotheca Romanica, Senes Prima. Manualia et Commentationes, Bd. 1). <?page no="265"?> Das Präfix ex- 255 Wellmann, Hans (1975): Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache. Eine Bestandsaufnahme des Instituts für deutsche Sprache, Forschungsstelle Innsbruck, 2. Hauptteil: Das Substantiv. (= Sprache der Gegenwart. Schriften des Instituts für deutsche Sprache, Bd. 32). Düsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann. Widdig, Walter (1982): Archi-, ultra-, maxi- und andere Steigerungspräfixe im heutigen Französisch, Genf: Librairie Droz. (= Kölner Romanistische Arbeiten, N.F., H. 59). Zifonun, Gisela/ Hoffmann, Ludger/ Strecker, Bruno/ Ballweg, Joachim/ Brauße, Ursula/ Breindl, Eva/ Engel, Ulrich/ Frosch, Helmut/ Hoberg, Ursula/ Vorderwülbecke, Klaus (1997): Grammatik der deutschen Sprache, 3 Bde. Berlin/ New York: Walter de Gruyter. (= Schriften des Instituts für deutsche Sprache, Bd. 7. 1-7. 3, hrsg. von Hans-Werner Eroms, Gerhard Stickel, Gisela Zifonun). <?page no="266"?> 256 6. Quellenverzeichnis s. hierzu auch Hoppe/ Link, Eine Einführung in den Gegenstandsbereich, 2.1 Grundlage für die Gegenstandsbeschreibung: Materialbasis. Nicht alle Quellen zu den im vorliegenden ea: -Artikel angeführten Belegen sind im folgenden Quellenverzeichnis erfaßt. Für Quellen eines Teils der Belege wird auf schon vorhandene QuellenVerzeichnisse verwiesen: CK-Quellenverzeichnis: Das Quellenverzeichnis der Textcorpora des Instituts für deutsche Sprache (CK) liegt maschinenlesbar vor und ist abrufbar bei der Arbeitsstelle „Zentrale DV-Dienste“ (Arbeitsgruppe Korpustechnologie) des Instituts für deutsche Sprache. SB-Quellenverzeichnis: Das Quellenverzeichnis zur Schulz-Baslerschen Belegsammlung wurde als Quellenverzeichnis des Deutschen Fremdwörterbuchs publiziert: Deutsches Fremdwörterbuch, begründet von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler, weitergeführt im Institut für deutsche Sprache, Bd. VII, Quellenverzeichnis, Wortregister, Nachwort, hrsg. von Alan Kirkness, Berlin/ New York 1984. In diesem Quellenverzeichnis sind die Quellen der zeitungssprachlichen Belege besonders der Baslerschen Sammlung nicht bibliographiert und nicht aufgeführt. BG-Quellenverzeichnis: Die als Grundausstattung allen Artikelerarbeitungen des Projektzeitraums zugrundegelegten Nachschlagewerke der sogenannten „Buchungsgeschichte“ (BG), deren Auswahl und Begründung von Elisabeth Link geleistet wurde, sind verzeichnet in Hoppe/ Link, Eine Einführung in den Gegenstandsbereich, 2.1 Grundlage für die Gegenstandsbeschreibung: Materialbasis. Für den hier vorliegenden Artikel war diese „Buchungsgeschichte“ nicht kombinationsrelevant, ein Ergebnis, das jedoch die ez-Spezifik nur noch unterstreicht. 6.1 Vorbemerkung zum Z-Quellenverzeichnis Zu der unter bestimmten historischen und sprachgeschichtlichen Aspekten von mir gezielt und mit bestimmten Schwerpunkten angelegten klei- <?page no="267"?> Das Präfix ex- 257 nen Textsammlung an Primärquellen s. 3.10 —»Hist, besonders 3.10.1 die Vorbemerkung zur Artikelposition. Diese Textsammlung als Teil meiner im folgenden aufgeführten Quellen zu eigenen Belegen (z), wie sie vorgegebenes Material bei jeder speziellen Artikelerarbeitung notwendigerweise ergänzen, erhebt keinen Anspruch auf Systematik und Repräsentativität; sie bildete sich auch nach Maßgabe des im eigenen Bestand Vorhandenen oder leicht Erreichbaren heraus. Unter den zusätzlich herangezogenen Sekundärquellen finden sich hier entsprechend der ex-Spczifik fast ausschließlich allgemeine Nachschlagewerke des Deutschen und anderer europäischer Sprachen. Die Projektbedingungen erlaubten noch kein kritisch erstelltes Quellenverzeichnis. Dieser Mangel betrifft vor allem die Gruppe der schwer (mit Erst- und gegebenenfalls Letzterscheinungsjahr, Unterbrechungszeiträumen, Titel- und Untertiteländerungen, Erscheinungsweisen usw.) bibliographierbaren älteren Tageszeitungen (Regionalzeitungen) und Periodika. Aus diesem (un)guten Grunde werden alle Zeitungen/ Zeitschriften in einheitlicher Form lediglich aufgelistet, und zwar am Ende des Z- Primärquellenverzeichnisses. Ihre grobe zeitliche Zuordnung (vor allem zum Revolutionszeitalter und zur Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs) wird sich im Belegrahmen ergeben. Erfaßt sind auch alle Quellen, die im Zusammenhang der gesamten Projektarbeit von mir mehr oder weniger systematisch herangezogen wurden und aus denen meine Z-Belege (zunächst) im vorliegenden Artikel erscheinen. Auch wenn diese Quellen in anderen der oben genannten Corpora oder Belegsammlungen enthalten sind und in den entsprechenden aufgeführt werden, werden sie im folgenden Z-Quellenverzeichnis berücksichtigt. Dies betrifft vor allem kontinuierlich exzerpierte Tageszeitungen und Periodika, die auch Teil der Mannheimer Corpora (CK) (geworden) sind, vereinzelt solche Primärquellen, die auch Bestandteil der Schulz-Basler- Quellen sind. Die als Z-Quellen aufgeführten Quellen Berliner Zeitung und Tagesspiegel sind nicht Teil meiner eigenen Textsammlung; entsprechende Belege verdanke ich sämtlich Hartmut Schmidt. Nicht erfaßt sind im folgenden Verzeichnis die in den Belegteilen zu relevanten Einheiten der Wortbildung angeführten, schon ausreichend ausführlichen Titel und Titeleien, wie sie bei Angleichung an unsere Zitierweise unverändert vor allem aus Weller 1864 und den Katalogen des Hamburger Antiquariats übernommen sind. Ebenso fehlen Primärquellen zu sekundär übernommenen Belegen. Die entsprechenden Sekundärquellen (Wörterbücher, Enzyklopädien, Fachliteratur) werden hier und in anderen meiner Artikel gemäß der Zitierweise des Deutschen Fremdwörterbuchs in Klammer (in Versalien) beigegeben, <?page no="268"?> 258 Gabriele Hoppe während sie im Zusammenhang mit lediglich bezeugten, gegebenenfalls datierten Kombinationen die Zitierformel bilden (z.B. [Zitierformel für die Primärquelle, Belegkontext] (BLOCHWITZ/ RUNKEWITZ 1971) oder: vor 30.10.1990/ FLEISCHER/ BARZ 1992 [Kombination]). Im folgenden Verzeichnis der Z-Sekundärquellen sind Varianten der Zitierformel nicht beigegeben. Nicht berücksichtigt sind Quellen zu vereinzelten Belegen, wie sie innerhalb anderer Schulz-Basler-Belege zufällig vorgefunden wurden (Z, aus SB-Quelle); s. hierzu dann das Quellenverzeichnis des Deutschen Fremdwörterbuchs. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben die außerhalb der ez-„ Buchungsgeschichte“ für bestimmte Artikelpositionen (z.B. zu den Einheiten des „Semantischen Paradigmas“) von mir fakultativ herangezogenen Nachschlagewerke aus diesen Quellen, sofern es sich nicht um benutzte spezielle Ausgaben handelt. Quellen von mir überlassenen vereinzelten Zufallsbelegen anderer Mitarbeiter erscheinen hier ebenfalls nicht. Nicht nochmals im Quellenverzeichnis aufgeführt sind die im Artikel erwähnten, ohne speziellen ez-Befund durchgesehenen anglophonen Zeitungen. Hier wie für andere meiner Artikel werden zwar periodisch erscheinende Werbebroschüren, jedoch keine Werbeprospekte (Wurfsendungen, Beilagen in Zeitungen) sowie Beipackzettel etc. im Quellenverzeichnis aufgeführt. Primärquellen zu den in etymologischen Artikelpositionen erscheinenden Belegen werden jedenfalls im Z-Quellenverzeichnis zum ex-Artikel nicht berücksichtigt. Gegebenenfalls geht das Sammelwerk oder Lexikon, dem sie entnommen sind, in das Verzeichnis der Primärbzw. Sekundärquellen ein (wie Henkel/ Schöne, HOVEN). Den einzelnen Quellen ist die jeweilige Zitierformel beigegeben. Zitierformeln sind gemäß den Projektrichtlinien in Entsprechung zu den Zitierformeln der Schulz-Baslerschen-Belegsammlung gebildet: Zitierformeln zu Z-Primärquellen sind in der Regel ein Konstrukt aus: Angabe des Autors, Erscheinungsjahr der Erstausgabe (bzw. der verbesserten, vermehrten Auflage) des Werks oder seiner Übersetzung ins Deutsche und Seitenzahl einer tatsächlich benutzten, im Quellenverzeichnis angeführten Ausgabe. Ist der Status der Auflage eines Werks unklar, wird die Zitierformel nach der benutzten Ausgabe gebildet. Zitierformeln zu Z-Sekundärquellen erscheinen in Versalien lediglich für Sprachwörterbücher im engeren Sinne und Enzyklopädien, wie sie den <?page no="269"?> Das Präfix ex- 259 der „Buchungsgeschichte“ zugrundeliegenden Nachschlagewerken entsprechen. Für Sekundärquellen dieser Art wird, falls sie ihrerseits Primärquellen darstellen (beispielsweise durch Verwendung einer Kombination im Artikeldiskurs eines Wörterbuchs, einer Enzyklopädie), die gewählte Zitierformel in Versalien dennoch beibehalten. Die Systematik sollte hier nicht übertrieben werden. Die Quelle ist in der Regel über die Zitierformel im Z-Quellenverzeichms auffindbar. Wo dies nicht der Fall ist, erfolgt ein Verweis innerhalb der alphabetischen Strecke (z.B. KL. MURET-SANDERS, —»[LANGENSCHEIDT: ]), außer für Tageszeitungen und Periodika, die systematisch nur nach ihrem bestimmten Artikel im Quellenverzeichnis (Anhang zum Primärquellenverzeichnis) eingeordnet, aber in der Regel ohne Artikel zitiert sind (z.B. (Die) Grenzboten, (il) Giornale). Textteile von Sammelwerken (z.B. Aufsätze in Ausstellungskatalogen (KAT)) sind ebenso wie das Sammelwerk selbst in der Regel eigens bibliographiert. Lediglich Teilabdrucke oder kleinere Textstücke in einzeltextreichen Anthologien werden nur in Verbindung mit dem Sammelwerk aufgeführt. Wo es sinnvoller erschien, bzw. notwendig war, wird nur das Sammelwerk bibliographiert (z.B. Rüge, Arnold). 6.2 Verzeichis der Primärquellen [Anonym i Briefe eines Franzosen geschrieben im sechsten Jahr der Republik über die geheime Policey in Wien nebst Skizzen aus dem Leben einiger Hauptpersonen der geheimen Policey, Straßburg 1799 [zitiert nach -»Haberzettl] Zitierformel: [Anonym] 1799 Briefe eines Franzosen (Haberzettl 1973 Exjesuiten in Politik und Kulturleben). [Anonym: ] Der Jesuit auf dem Thron, oder das neue Felsenburg. Ein komisch-politischsatyrischer Roman, Berlin/ Leipzig 1794 [zitiert nach den Auszügen mit anschließender literarischer Kritik, enthalten in: Bibliothek der Robmsone. In zweckmäßigen Auszügen vom Verfasser der grauen Mappe V, 345ff., Berlin 1808] Zitierformel: [Anonym] Der Jesuit auf dem Thron [1808 Bibliothek der Robmsone V)- [Anonym: ] Gespräch im Reiche der Todten, zwischen dem Pater Angelo, einem Jesuiten, und dem Ritter von Moncada, einem ehemaligen Tempelherrn; worinn die Gesellschaft dieser beeden berühmten Orden, und die Aufhebung derselben, nebst andern merkwürdigen Dingen kurz und unpartheisch erzählt wird, o.O. 1774 Zitierformel: [Anonym] 177j Gespräch im Reiche der Todten. [Anonym: ] Zehn Briefe aus Österreich an den Verfasser der Briefe aus Berlin, 4. Auf! ., gedruckt an der schlesischen Gränze, o.O. 1785 Zitierformel: [Anonym] 1785 Briefe aus Österreich. Arndt, Ernst Moritz: Pariser Sommer 1799, hrsg. von Wolfgang Gerlach, Frankfurt a M./ Olten/ Wien 1982 [Auswahl aus den Bänden III und IV der 2., vierbandigen Auf! , der Reisetagebücher von 1804, die 1802 in einer sechsbändigen Ausg. unter dem Titel Reisen durch einen Theil Teutschlands, Ungarns, Italiens und Frankreich [! ] in den Jahren 1798 und 1799 erschienen waren (Anm. des Hrsg.)] Zitierformel: Arndt 180f [Pariser Sommer 1799] [Arnold, Gottfried: ] Gottfrid Arnolds Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie/ von Anfang des Neuen Testaments biß auff das Jahr Christi 1688, Frankfurt a.M. 1699 Zitierformel: Arnold 1699 Kirchen- und Ketzer-Historie. <?page no="270"?> 260 Gabriele Hoppe ^'sTuttgarA'sSO^ Blumauer ’ s g esam melte Werke, vollständig in 3 Theilen, Zitierformel: Blumauer [dat. Titel[ (1830 Gesammelte Werke). BO °1977^ UtSer: Ansichten der Revolution. Paris-Berichte deutscher Schriftsteller, Berlin Zitierformel: Booß 1977 Ansichten der Revolution. Paris-Berichte. BU nnkL de ? ^isde läRepublique Fransaise [...]. Gesetzregister der Fränkischen Rep Iik, 3. Serie, 8. Theil, enthaltend die Gesetze und Schlüsse welche während der zweyten Hälfte des Jahres XI ergangen sind, Paris: In der Druckerei der Republik Vendemiaire Jahr XII F ’ Zitierformel: Bulletin des lots. Gesetzregister Jahr XI [1803], Nr. [...]. Butziger Gustav: Das neunzehnte Jahrhundert des Thierreichs. Mit 82 Illustrationen von Grandville, 2., verbesserte Auf! ., Leipzig 1843 Zitierformei: Butziger 18J3 19. Jh. des Thierreichs. Canfora, Luciano. Die verschwundene Bibliothek, Berlin 1988 (Titel der italienischen Originalausgabe: La bibhoteca scomparsa, Palermo 1986) Zitierformel: Canfora 1988 Verschwundene Bibliothek (Übers.). Claus, Uta/ Kutschera, Rolf: Faust. Der Tragödie erster Teil, in: Dies.: Bockstarke Klassiker, Frankfurt a.M. 1985, 5ff. [zitiert nach dem Wiederabdruck in Wende- Hohenberger Waltraud/ Karl Riha (Hrsg.): Faust-Parodien. Eine Auswahl satirischer Kontrafakturen, Fort- und Weiterdichtungen, Frankfurt a.M. 1989 300ffl Zitierformel: Claus/ Kutschera 1985 Faust (1989 Faust-Parodien). J [Daumier: ] Daumier und der Krieg. 64 Tiefdruckreproduktionen nach Originallithographiem Mit einer Einleitung und Bildtexten hrsg. von Hans Rothe, Leipzig 1926 Zitierformel: 1926 Daumier und der Krieg (Bildunterschr. übers.). de Bruyn Günter. Märkische Forschungen. Erzählung für Freunde der Literaturgeschichte, Frankfurt a.M. 1979 Zitierformel: de Bruyn 1979 Mark. Forschungen. Die Jesuiten in Bayern 1549-1773, hrsg. von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns (KAT), Weißenhorn 1991 Zitierformel: 1991 Jesuiten in Bayern. [Duval [ursprünglicher Name: Jameray], Valentin: ] Leben des Herrn Valentin Jamerai Duval, Kaiserl. Bibliothekars und Aufsehers über das Münzkabinet zu Wien Aus dessen eigenhändigem französischem Manuscripte und den Memoires des Herrn Rit- T V ber o tzt VC ] n Albrecht r Christoph Kayser, Hochf. Thurn und Taxischen Bibliothekar, Regensburg 1788 [vgl. die von Koch hrsg. Memoiren Duvals, 2 Bde., Straßburg 1784] Zitierformel: 1788 Duval (Übers.). Ein griechischer Traum. Leo von Klenze. Der Archäologe (KAT), München 1985 Zitierformel: [Autor, dat. Titel) (1985 Klenze. Der Archäologe). [Erdmansdorff: ] Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff 1736-1800. Leben - Werk - Wirkung, wissenschaftliches Kolloquium der Staatlichen Schlösser und Gärten Wörlitz Urameuba-um, Luisium und der Staatlichen Galerie Dessau, 22. - 24 5 1986 in Worhtz und Dessau, 2. Aufl., Wörlitz 1989 (1. Aufl. 1987), (= Wörlitzer Hefte Zitierformel: [Autor, dat. Titel) (Erdmannsdorff) Erhard J °b an n n Benjamin: Über die Einrichtung und den Zweck der hohem Lehranstalten (1798; ersch.1802) [zitiert nach dem Teilabdruck in: Müller, Ernst (Hrsg )• Gelegentliche Gedanken über Universitäten, von J.J. Engel, J.B. Erhard F A Wolf Leipzig 1990 F 18ff E ]' Schlelermacher ’ K ' F - Savi S n y. W. v. Humboldt, G.F.W. Hegel,’ Zitierformel: Erhard 1798 (ersch. 1802) Höhere Lehranstalten (1990 Gedanken über Universitäten). v Fischart, Johann: Geschichtklitterung, hrsg. von Ute Nyssen, mit einem Glossar (Text der Ausg. letzter Hand von 1590), Düsseldorf 1963 Zitierformel: Fischart 1590 Geschichtklitterung (Ausg. letzter Hand) <?page no="271"?> Das Präfix ex- 261 Frisch, Max: Stiller, 6. Aufl., Frankfurt a.M. 1976 (1. Aufl. 1954) Zitierformel: Frisch 1954 Stiller. Glaßbrenner, Adolf: Neuer Reineke Fuchs, 2., verbesserte Auf! ., Frankfurt a.M. 1854 (1. Aufl. 1846) . , „ t Zitierformel: Glaßbrenner 1854 Neuer Reineke Fuchs. Glaßbrenner, Adolf: Unterrichtung der Nation. Ausgewählte Werke und Briefe in drei Bänden, hrsg. von Horst Denkler, Bernd Balzer, Wilhelm Große und Ingrid Heinrich-Jost, Frankfurt a.M. 1981. , ^ \ Zitierformel: Glaßbrenner [dat. Text] {1981 Unterrichtung der Nation). [Goethe, Johann Wolfgang von: ] Johann Wolfgang von Goethe Werke, Kommentare und Register, Hamburger Ausg. in 14 Bänden, textkritisch durchgesehen und mit Anmerkungen versehen von Erich Trunz, 5. Aufl., Hamburg 1960 (1. Aufl. Iy4ö) Zitierformel: [Goethe dat. Titel) {Hamb. Ausg.). Gottschall, Rudolph (von), —»Rüge, Arnold Haberzettl, Hermann: Die Stellung der Exjesuiten in Politik und Kulturleben Österreichs zu Ende des 18. Jahrhunderts, (Diss. Wien) Wien 1973 Zitierformel: Haberzettl 1973 Exjesuiten in Politik und Kulturleben Haffner, Sebastian: Preußen ohne Legende, Hamburg 1978 Zitierformel: Haffner 1978 Preußen Hagege, Claude: Le souffle de la langue. Voies et destins des parlers d’Europe, Paris 1992 Zitierformel: Hagege 1992 Parlers d’Europe Halem, Gerhard Anton von: Im Jakobinerclub (1790) [zitiert nach dem Abdruck in: Witte, Karsten (Hrsg.): Paris. Deutsche Republikaner reisen, Frankfurt a.M. 1980, Zitierformel: Halem 1790 Im Jakobinerclub {1980 Paris. Dt. Republikaner reisen) Hamburger Antiquariat [Kataloge], s. auch »Sekundärquellen Zitierformel: Hamb. Antiqu. Hartmann, C.F.: Alsatische Saitenklänge. Sämmtliche Gedichte, Straßburg 1848 Zitierformel: Hartmann 1848 Alsatische Saitenklänge [für die neuen Gedichte! ; Hartmann vor 1848 [für die älteren, in diese Ausgabe wieder aufgenommenen Gedichte]. [Heine, Heinrich: ] Heinrich Heine, Werke in vier Bänden, hrsg. von Paul Stapf, Basel/ Stuttgart 1956 Zitierformel: Heine [dat. Titel) {1956 Werke). Henkel, Arthur/ Albrecht Schöne: Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVII. Jahrhunderts, Sonderausgabe, Stuttgart 1978 Zitierformel: [Autor, dat. Titel) {Henkel/ Schöne 1978). Herre, Franz: Napoleon III. Glanz und Elend des Zweiten Kaiserreichs, München 1990 Zitierformel: Herre 1990 Napoleon III. [Hudson Lowe: ] Memorial von Sir Hudson Lowe. / Denkwürdigkeiten von Sir Hudson Lowe, Gouverneur von St. Helena, über Napoleons Gefangenschaft und Tod, mit einem Vorwort des französischen Herausgebers, Stuttgart 1830 Zitierformel: Hudson Lowe 1830 Napoleons Gefangenschaft u. Tod {Ubers.) Jesuiten in Bayern, -+Die Jesuiten [...]. Kaiser Wilhelm II.: Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878-1918, Leipzig/ Berlin 1922 Zitierformel: Kaiser Wilhelm II. 1922 Ereignisse u. Gestalten Klenze, Leo von: Memorabilien [vor 1864; bis heute nur zum Teil veröffentlicht], -»Ein griechischer Traum [...] (1985 Klenze. Der Archäologe) [Knigge Adolph Freyherr von: ] Die Reise nach Braunschweig, ein komischer Roinan von Adolph Freyherr von Knigge, Feldafing o.J. [ohne Angaben zum Text, nach der Vorrede wohl Nachdruck der 1. Ausg. von 1792] (mit Illustrationen der 7. Auflage von 1839) Zitierformel: Knigge 1792 Reise nach Braunschweig. <?page no="272"?> 262 Gabriele Hoppe [Knigge Adolph Freyherr von: ] Geschichte des Amtsraths Gutmann von ihm selbst geschrieben, hrsg. von Adolph Freyherrn Knigge, 3. Aufl., Hannover 1812 fl Aull 1794) ' Zitierformel: Knigge 1794 Amlsrath Gutmann. Koväcs, Elisabeth: Josephinische Klosteraufhebungen 1782-1789, in -^Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II., 169ff. Zitierformel: Koväcs 1980 Klosteraufhebungen {Österreich zur Zeit Kaiser Josephs [Kropatschek, Joseph: ] Sammlung der Gesetze welche unter der glorreichsten Regierung des Kaisers Franz des II. in den sämtlichen k.k. Erblanden erschienen sind in einer Chronologischen Ordnung von Joseph Kropatschek, Wien 1792ff. Zitierformel: [dat. Verordnung u.ä.] {Kropatschek). Lammel Gisold: Porträtsammlungen zur Zeit Erdmannsdorffs und ihr Verhältnis zur Aufklärung, in: -»Erdmannsdorff, 62ff. Zitierformel: Lammel 1987 Porträtsammlungen {Erdmannsdorff). Lang, Karl Heinrich Ritter von: Hammelburger Reisen. Bilder aus deutscher Kleinstaat^i, neu hrsg. und mit Anmerkungen versehen von Franz Hartmann, München 1882 (1. Aufl. 1817) Zitierformel: Lang 1817 Hammelburger Reisen. Lowry, Malcom: Unter dem Vulkan, Reinbek bei Hamburg 1963 (Titel der amerikanischen Originalausgabe: Under the Volcano, New York 1947) Zitierformel: Lowry 1963 Vulkan {Übers.). Maaß, Ferdinand: Der Josephinismus. Quellen zu seiner Geschichte in Österreich 1760- 1790. Amtliche Dokumente aus dem Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv und dem Allgemeinen Verwaltungsarchiv in Wien sowie dem Archive Segreto Vaticano in Rom, 5 Bde., Wien 1951-1961. Zitierformel: [dat. Quelle] {Maaß 1951-1961 Josephinismus). Mann, Mendel. Der Aufstand, Frankfurt a.M. 1963 (Titel des der Übersetzung zugrundeliegenden jiddischen Originals: Bei der Vajsl; Titel der französischen Originalausgabe: Sur la Vistule, Paris 1962). Zitierformel: M. Mann 1963 Aufstand ( Übers.) Me ^19*78' Walter: Die verlorene Bibliothek. Autobiographie einer Kultur, Düsseldorf Zitierformel: Mehring 1978 Verlorene Bibliothek. Menzel, Wolfgang: Reise nach Österreich im Sommer 1831, Stuttgart/ Tübingen 1832 Zitierformel: Menzel 1832 Reise nach Österreich. Mertens Hieronymus Andreas: Hodegetischer Entwurf einer vollständigen Geschichte der Gelehrsamkeit [...], Bd. 1 (Theologie, Jurisprudenz, Medicin, Philosophie, Biographische Anmerkungen, Anhang. Vom Bücherwesen), Augsburg 1779 Zitierformel: Mertens 1779 Geschichte der Gelehrsamkeit I. Morgenstern, Christian: Alle Galgenlieder. Galgenlieder, Palmström, Palma Kunkel Gingganz, Frankfurt a.M./ Olten/ Wien 1984 Zitierformel: Morgenstern [dat. Slg.] {1984 Alle Galgenlieder). Müller, Johann Gottwerth: Siegfried von Lindenberg. Komischer Roman, hrsg und mit einem Nachwort versehen von Friedemann Berger (nach der 5., durchgesehenen Ausg. Leipzig 1790) [gegenüber der Erfassung (anonym, Hamburg 1779) stark erweiterte, vom Autor verbesserte Ausg. letzter Hand], München 1984, (= Bibliothek des 18. Jahrhunderts) Zitierformel: J.G. Müller [von Itzehoe) 1790 Siegfr. v. Lindenberg. Müller, Wolfgang et al.: Die Kirche im Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung Freiburg/ Basel/ Wien 1970, (= Handbuch der Kirchengeschichte, hrsg. von Hubert Jedin, Bd. 5) Zitierformel: W. Müller et al. 1970 Kirche i. Zeitalter d. Absolutismus u. d. Aufklärung. <?page no="273"?> Das Präfix ex- 263 Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II., Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst, verbesserte und ergänzte Aufl. (KAT), Wien 1980 Zitierformel: [Autor, dat Titel\ (Österreich zur Zeit Josephs II.). fOstini Fritz von: ] Biedermeier mit ei. Lieder eines Zeitgenossen, hrsg. von Fritz von Ost’ini, 2. Aufl., Stuttgart 1908 (1. Aufl. 1904) Zitierformel: Ostim [dat. Gedicht] (1908 Biedermeier). IPetzek, Joseph: ] Systematisch-chronologische Sammlung der politisch-geistlichen Gesetze, die von ältesten Zeiten her bis auf 1795 für die vorosterr Lande erlassen worden sind, und noch bestehen, hrsg. von Joseph Petzek, 2 Bde., Freiburg im Zitierformel: Petzek 1796 Systematisch-chronolog. Slg. d. politisch-geistl. Gesetze. Pezzl, Johann: Skizze von Wien (1786-1790) [zitiert nach dem Teilabdruck in: Rosenstrauch-Königsberg, Edith (Hrsg.): Literatur der Aufklärung 1765-1800, 195ff., Berlin (Wien) 1988, (= Österreichische Bibliothek)] Zitierformel: Pezzl 1786-1790 Skizze von Wien (1988 Lit. der Aufklärung) Plenzdorf, Ulrich: Die neuen Leiden des jungen W., Frankfurt a.M. 1973 Zitierformel: Plenzdorf 1973 Leiden des jungen W. Psychiatrie, —»Wambach, Manfred [...]. Pückler-Muskau, Hermann von (anonym): Jugend-Wanderungen. Aus meinen Tagebüchern; Für mich und Andere. Vom Verfasser der Briefe eines Verstorbenen, Zitierformel: Pückler-Muskau (anonym) [Datum der Tagebucheintragung] (1835 Jugend- Wanderungen). Pückler-Muskau, Hermann von (anonym): Reminiscenzen für Semilasso von Homogalakto, Stuttgart 1837 n •, Zitierformel: Pückler-Muskau (anonym) 1837 Für Semilasso. Raabe, Wilhelm: Abu Telfan (Wilhelm Raabe, Werke in vier Bänden, hrsg. von Karl Hoppe, München 1982, Bd. 2, 9ff.) Zitierformel: Raabe 1868 Abu Telfan (1982 Werke II). Rautenstrauch, Johann: Möglichkeiten und Unmöglichkeiten in Österreich, Leipzig 1786 [zitiert nach —»Haberzettl] Zitierformel: Rautenstrauch 1786 Möglichkeiten und Unmöglichkeiten in Österreich (Haberzettl 1973 Exjesuiten in Politik und Kulturleben). Riesbeck, J.K. (anonym): Briefe eines Reisenden Franzosen durch Bayern, Pfalz und einen Theil von Schwaben an seinen Bruder in Paris. Aus dem Französischen übersetzt, o.O. 1783 Zitierformel: Riesbeck (anonym) 1783 Briefe eines Reisenden Franzosen. Rüge Arnold: Die politischen Lyriker unserer Zeit. Ein Denkmal mit Portraits und kurzen historischen Charakteristiken (Nachdruck der Originalausgabe Leipzig 1847), Leipzig 1976 „ „ r > \ Zitierformel: [Autor, dat. Titel] (Rüge 1847 Poht. Lyriker). Sammlung aller k.k. Verordungen und Gesetze vom Jahre 1740. bis 1780., die unter der Regierung des Kaisers Joseph des II. theils noch ganz bestehen, theils zum 1 abgeändert sind, als ein Hilfs- und Ergänzungsbuch zu dem Handbuche aller unter der Regierung des Kaisers Joseph des II. für die k.k. Erblander ergangenen Verordnungen und Gesetze in einer chronologischen Ordnung, Wien 1786ff. [Verordnungen, die den aufgehobenen Jesuitenorden und seine Mitglieder betreffen, erscheinen ab Zitierformel: [dal. Verordnung u.ä.] (Sammlung aller k.k. Verordnungen 1740-1780, [Bd.]) [Saphir, Moritz Gottlieb: ] M.G. Saphir’s humoristische Schriften in zwei Banden, neu ausgewählte und durchgesehene Ausg., Berlin-Schöneberg o.J. Zitierformel: Saphir 1894-1858 [Titel] (Werke) . , , . . w , [Die Texte sind in der Regel nicht datiert, deshalb wird für nicht-datierte Werke die zeitliche Angabe zwischen Ersterscheinen von Werken und dem Todesdatum gewählt]. <?page no="274"?> 264 Gabriele Hoppe Schlabreiiclorf, Gustav Graf von (anonym): Napoleon Bonaparte und das französische Volk unter seinem Consulate, o.O, Germanien, im Jahre 1804 Zitierformel: Schlabrendorf (anonym) 1804 Napoleon ^ Cl Schlözer StatS ' AnZeigen sesammelt und zum Druck befördert von August Ludwig Zitierformel: Schlözer [...] Stats-Anzeigen Schmitt Elmar: Leben im 18. Jahrhundert. Herrschaft, Gesellschaft, Kultur, Religion Wirtschaft. Dokumentiert und dargestellt anhand von Akzidenzdrücken der Wagnerschen Druckerei in Ulm, Konstanz 1987 ö Zitierformei: [Jahr des Dokuments etc] / Leben im 18. Jh. [Dokument etc] [Schopenhauer Arthur: ] Arthur Schopenhauer’s sämmtliche Werke in sechs Bänden hrsg. von Eduard Gnsebach, 2. revidierte Ausg., Leipzig 1892fF Zitierformel: Schopenhauer [dat. Titel\ (189Sff. Sämmtliche Werke) [Seume Johann Gottfried]: J G. Seume’s sämmtliche Werke, hrsg. und mit einem Vorworte begleitet von Adolf Wagner. 2., rechtmäßige Gesammt-Ausg. in Einem Bande Leipzig 1837 ’ Zitierformel: [Seume dat. Titel) (1837 Sämmtliche Werke). Sdone Ignazio: Uscita di Sicurezza. Notausgang, München 1987 (1. Ausg. 1973) (überarbeitete und für die vorliegende zweisprachige Ausg. redigierte Fassung der deutschen Ausg. von 1966) (Titel der italienischen Originalausgabe (Essay 6 Sammelband): Uscita Sicurezza [! ], Florenz 1965) V 1 Zitierformel: Silone 1973 Notausgang (zweispr.) [Spangenberg, Wolfhart: ] Ausgewählte Dichtungen von Wolfhart Spangenberg, Straß- T^ ur ^ 7 ’ Elsassische Literaturdenkmäler aus dem XIV.-XVII. Jh ) hrsg von Ernst Martin und Erich Schmidt, Bd. 4 S ' Zitierformel: Spangenberg [dat. Titel) (Eis. Litt.-Denkmäler) Stengel, Stephan Freiherr von: Denkwürdigkeiten [1750-1782, Nachträge bis 1792] hrsg von Günther Ebersold, Mannheim 1993, (= Schriften der Gesellschaft der Freunde Mannheims und der ehemaligen Kurpfalz, Mannheim Altertumsverein von 1859, H. Zitierformel: Stengel [Jahr] Denkwürdigkeiten Sternheim, Carl: Berlin oder Juste Milieu, München 1920 Zitierformel: Sternheim 1920 Juste Milieu [Strahlheim, Carl: ] Unsere Zeit, oder geschichtliche Übersicht der merkwürdigsten Erdgmsse von 1789-1830. Nach den vorzüglichsten französischen, englischen und deutschen Werken bearbeitet von einem ehemaligen Offizier der kaiserlich französischen * e i e 0 o4 Oje Geschichte unserer Zeit, bearbeitet von Carl Strahlheim [...], Stuttgart lozo—looU Zitierformel: Strahlheim [Jahr] Gesch. unserer Zeit Tagliavini, Carlo: Le origin! delle lingue neolatine. Introduzione alia filologia romanza quinta edizione mteramente rielaborata ed aggiornata, Bologna 1969 (1. Aufl. 1949) Zitierformel: Tagliavini 1969 Lingue neolatine ' Uxkull, Boris: Armeen und Amouren. Ein Tagebuch aus napoleonischer Zeit, bearbei- Tliiür n’ rr°? D , e o t h V J rel ! ler f 7°" Ue5 f küll > Reinbek bei Hamburg 1965 Zitierformel. Uxkull 1812-1815 Tagebuch [Daturn] Veit, Lucas (Pseudonym, d.i. Müller, Gotthelf Friedrich): Reise des Amtmanns Waumann, des Försters Dornbusch und Ehrn Schottend von Biesterberg nach *** zur Gevatterschaft. Eine Fortsetzung der Reise nach Braunschweig des Freyherrn Knigge, 4 Bde., Wolfenbüttel 1798-1800 * Zitierformel: Veit [Jahr) Reise von Biesterberg Wambach, Manfred/ Max Gert Hellerich/ Wolfgang Reichel: Die Museen des Wahnsinns und die Zukunft der Psychiatrie, Frankfurt a.M. 1980 Zitierformel: 1980 Psychiatrie Weber, Carl Julius: Die Möncherei oder geschichtliche Darstellung der Klosterwelt und ifiomYw u 68 ’ n’ ? r T ^ ehrt 1 e ver besserte Aufl, Stuttgart 1836 (1. Aufl. 1818- 1820) [Weber, Carl Julius 1767-1832] Zitierformel: Weber vor 1832 Möncherei <?page no="275"?> Das Präfix ex- 265 [Wekhrlin, Wilhelm Ludwig: ] Hyperboreische Briefe. Gesammelt von Wekhrlin, 6 Bde., o.O. (Nürnberg) 1788-1790 Zitierformel: Wekhrlin [Jahr] Hyperboreische Briefe Weller Emil: Die falschen und fingierten Druckorte. Repertorium der seit Erfindung der’ Buchdruckerkunst unter falscher Firma erschienenen deutschen, lateinischen und französischen Schriften. Erster Band enthaltend die deutschen und lateinischen Schriften (Nachdruck der 2., vermehrten und verbesserten Aufl. Leipzig 1864), Hildesheim 1960 (Zitierformel: Weller 1864) [Wieland, Christoph Martin: ] C.M. Wieland. Sämmtliche Werke, hrsg von der «Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur» [...] (Nachdruck der Ausg. letzter Hand, Leipzig 1794-1811), Hamburg 1984 Zitierformel: Wieland [dat. TUel\ (1984 Sämmtliche Werke) Zimmermann, Johann Georg: Über die Einsamkeit, 4 Bde., Leipzig 1784-1785 Zitierformel: Zimmermann [Jahr] Einsamkeit Zumthor, Paul: Das Alltagsleben in Holland zur Zeit Rembrandts, Leipzig 1992 (Titel der französischen Originalausgabe: La vie quotidienne en Hollande au temps de Rembrandt, Paris 1959) Zitierformel: Zumthor 1992 Alltagsleben in Holland z.Z. Rembrandts {Ubers.) Liste der Zeitungen und Zeitschriften als Z-Primärquellen: (Ist der Titel der Zeitung oder Zeitschrift auch die Zitierformel, wird diese in der folgenden Liste nicht wiederholt. Abkürzungen als Zitierformel werden in Rundklammern beigegeben. Bilden Titelbestandteile die Zitierformel, erscheint der Titelbzw. Untertitelrest in eckigen Klammern. Anmerkungen des Verfassers in eckiger Klammer sind mit „=“ markiert) Allgemeine Zeitung (Allgem. Ztg.) Berliner Illustrierte Zeitung (Berliner Illustr. Ztg.) Berliner Zeitung (Berliner Ztg.) Buchjournal [Themen, Titel, Tips &; Trends] Corriere della Sera [Das] Stadtmagazin [MEIER] [Der] Bogen [= Literaturblatt des Carl Hanser Verlags, München] [Der] Kampf. [Sozialdemokratische Monatsschrift] [Der] Spiegel. [Das deutsche Nachrichten-Magazin] [Der] Tagesspiegel [Unabhängige Berliner Morgenzeitung] Der Teutsche Merkur vom Jahr [...] [Der] Wahre Jacob Didaskalia. [Blätter für Geist, Gemüth und Publicität] [Die] Fackel [Die] Grenzboten [Zeitschrift für Politik und Literatur] [Die] Schaubühne Wochenschrift für Politik, Kunst, Wirtschaft] [später -*Die Weltbühne] die tageszeitung (taz) [Die] Weltbühne [Der Schaubühne [...] Jahr. Wochenschrift für Politik, Kunst, Wirtschaft] [= vorher —>die Schaubühne] ]Die] Zeit [Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft, Handel und Kultur] [Die] Zukunft Dresdner Neueste Nachrichten. Die Union (DNN) Dresdner Volkszeitung. Organ für das werktätige Volk (Dresdner Volksztg.) <?page no="276"?> 266 Gabriele Hoppe du atlantis. [Kulturelle Monatsschrift] [= später —*du] du [Europäische Kunstzeitschrift] [= vorher ->du atlantis] Elle Europeo ex [Zeitschrift für Geschiedene und Scheidungswillige] Frankfurter Allgemeine/ Zeitung für Deutschland (FAZ) Frankf. General-Anzeiger, -^General-Anzeiger der Stadt Frankfurt Frankfurter Zeitung (Frankf. Ztg.) Frau im Spiegel Freundin General-Anzeiger der Stadt Frankfurt am Main (Frankf. General-Anzeiger) General-Anzeiger der Stadt Ludwigshafen (Ludwigsh. General-Anzeiger) Gondel [Mein Magazin] Gong [Das aktuelle deutsche Fernsehmagazin] [il] Giornale [Quotidiano del mattino] Illustnrte Zeitung. Wöchentliche Nachrichten über alle Zustände, Ereignisse und Persönlichkeiten der Gegenwart, über Tagesgeschichte, öffentliches und gesellschaftliches Leben, Wissenschaft und Kunst, Musik, Theater und Moden (Illustrirte Ztg.) IWZ. [Illustrierte Wochenzeitung] [= ständige Fernseh-Beilage von Regionalzeitungen] Karlsruher Beobachter (Karlsr. Beobachter) Kladderadatsch. [Humoristisch-satirisches Wochenblatt] [Kladderadatsch: ] Humoristisch-satyrischer Volkskalender des Kladderadatsch, hrsg von D. Kalisch, illustrirt von Wilh. Scholz, Berlin 1850ff. [= in der Folge mit unterschiedlichen Graphien in der Titelei](Kladderadatsch (Volkskalender [Jahr]) Kunstblatt [la] Repubblica Laura [Le] Canard [enchaine. Journal satirique paraissant le mercredi] Le Monde Liberation Lisa Ludwigsh. General-Anzeiger, -^General-Anzeiger der Stadt Ludwigshafen Mannheimer Morgen. Unabhängige Tageszeitung (Mannh. Morgen) Mannheimer Tageblatt (Mannh. Tageblatt) Monumente. [Magazin für Denkmalkultur in Deutschland] Nebelspalter. [Die satirische Schweizer Zeitschrift] Neue Zürcher Zeitung (N.Z.Z.) Paneuropa. [R.N. Coudehove-Kalergi] Pfälzische Rundschau (Pfälz. Rundschau) Revue de la Presse Rheinischer Merkur. Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft, Kultur. Christ und Welt (Rhein. Merkur) Sächsische Zeitung (Sächs. Ztg.) Stadt und Landbote Süddeutsche Zeitung. Münchner Neueste Nachrichten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport (Süddtsch. Ztg.) TV. [Hören und Sehen] TV pur Uhu Vom Fels zum Meer [Illustrierte Zeitschrift] <?page no="277"?> Das Präfix ex- 267 6.3 Verzeichnis der Sekundärquellen [ACADEMIE: ] Dictionnaire de l’Academie Fransoise, troisieme edition, Paris 1740 (1. Aufl. 1694) Zitierformel: Die. de VACADEMIE FRANQOISE 1740 BBC English Dictionary, London 1992 Zitierformel: DIC. BBC 1992 Blochwitz, Werner/ Werner Runkewitz: Neologismen der französischen Gegenwartssprache unter besonderer Berücksichtigung des politischen Wortschatzes, Berlin 1971, (= Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Schriften des Instituts für romanische Sprachen und Kultur, Bd. 6) Zitierformel: Blochwiiz/ Runkewitz 1971 BRISANTE WÖRTER, — ► Strauß, Gerhard [...] Carstensen, Broder: Affigierung, unveröffentlichtes Typoskript o.O., o.J. Zitierformel: Carstensen (Ms.) um 1980 Cortelazzo, Manlio/ Paolo Zolli: Dizionario etimologico della lingua italiana, 5 Bde. (1979-1988), Bologna 1979ff. Zitierformel: CORTELAZZO/ ZOLLI 1979ff. [DDL: ] Datations et documents lexicographiques, publies sous la direction de Bmada (Institut national de la langue frangaise. Publications du Tresor general de la langue franqaise) Der Sprachdienst (im Auftrag der Gesellschaft für deutsche Sprache (Wiesbaden)) Zitierformel: Sprachdienst DIC. BBC 1992, — ► BBC [...] Die. de l’ACADEMIE FRANQOISE 1740 — ► [ACADEMIE: ] [DU CANGE Charles: ] Glossarium mediae et infimae latinitatis conditum a Carolo Du Fresne (1678), domino Du Cange [...], editio nova [...] a Leopold Favre (Nachdruck der Ausg. von 1883-1887), 10 Bde., Graz 1954 Zitierformel: DU CANGE [DU CANGE, Charles: ] Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis auctore Carolo Du Fresne, domino Du Cange, (Neudruck der Erstausgabe von 1688), 2 Bde., Breslau 1891 Zitierformel: DU CANGE II [DUDEN: ] DUDEN. Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter [...], 9., neubearbeitete und vermehrte Aufl., Leipzig/ Wien 1915 [DUDEN: ] DUDEN. Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter, hrsg. und bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion, Mannheim/ Leipzig/ Wien/ Zürich 1994 Zitierformel: DUDEN GFWB 199/ [Eberhard, Johann August: ] Johann August Eberhard’s [...] Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache [...] (6., unveränderte Aufl. der verbesserten Ausg. 1805), Reutlingen 1832 Zitierformel: Eberhard 1805 Syn. Handwb. Engel, Eduard: Verdeutschungsbuch. Ein Handweiser zur Entwelschung für Amt, Schule, Haus, Leben, 5., durchgesehene und stark vermehrte Aufl., Leipzig 1929 Zitierformel: Engel 1929 Entwelschung Engel, Ulrich: Deutsche Grammatik, Heidelberg 1988 Zitierformel: Engel 1988 Dt. Grammatik Engler, Winfrid: Lexikon der französischen Literatur, 2., verbesserte und erweiterte Ausg., Stuttgart 1984 Zitierformel: Engler 198J, Lex. Lit. Fedorcova, Valentina Nikolaevna: Internaciqnal’ nye slovoobrazovatel’ nye modeli v nemeckom jazyke (sinchronija i diachronija), Diss. Sankt-Petersburg 1994 (maschschr., xerokopiert) Zitierformel: Fedorcova 199/ <?page no="278"?> 268 Gabriele Hoppe neiscber Wolfgang/ irmliiW Barz: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache Unter Mitarbeit von Marianne Schröder, Tübingen 1992 Zitierformel: Fleischer/ Barz 1992 Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, Bd. 1 (a äpfelkern), hrsg. von Robert R. Anderson, Ulnch Goebel und Oskar Reichmann, bearbeitet von Oskar Reichmann Berlm/ New York 1989; Bd. 2 (apfelkömg barmherzig), hrsg. von Ulrich Goebel und Oskar Reichmann begründet von Robert R. Anderson, Ulrich Goebel und Oskar Reichmann, bearbeitet von Oskar Reichmann, Berlin/ New York 1994 Zitierformel: FRÜHNHD. WB [FURETIERE, Antoine: ] Dictionnaire universe! , Contenant generalement tous les mots Irangois, tant vieux que modernes, et les termes des sciences et des arts f 1 recueilli & compile premierement par Mre. Antoine Furetiere [...], revu, corrige, & considerablement augmente par M. Brutei de la Riviere, La Have 1727 fl Auf löQOl Zitierformel: FURETIERE 1727 ' Galliot, Marcel: Essai sur la langue de la reclame contemporaine, Toulouse 1955 Zitierformel: Galhot 1955 Hamburger Antiquariat [Kataloge] (Zitierformel: Hamb. Antiqu.) s. auch —»Primärquellen Harlass, Gertrude/ Heinz Vater: Zum aktuellen deutschen Wortschatz Tübingen 1974 (= Forschungsberichte des Instituts für deutsche Sprache, Bd 211 Zitierformel: [1960-64] Harlass/ Vater 1974 [Anm. ebd. 7: „Die exzerpierten Zeitungen, Zeitschriften und sonstigen Quellen mTÄsT] d " , 1962 und e " ng " T “' d “ Hellmann, Manfred: Ostdeutsch-Westdeutsch im Kontakt - Brücke oder Schranke der Verständigung? , in: Germanistische Mitteilungen 1993 38 3ff Zitierformel: Hellmann 1993 Ostdeutsch-Westdeutsch im Kontakt Hoven^Rene: Lexique de la prose latine de la Renaissance, Leiden/ New York/ Köln Zitierformel: [dat. Quelle] (HOVEN 1994) KL. MURET-SANDERS 1989 —»[LANGENSCHEIDT: ] Kluge, Friedrich: Deutsche Studentensprache, Straßburg 1895 Zitierformel: Kluge 1895 [Die in einem beigegebenen Lexikon aufgeführten Jahreszahlen beziehen sich auf die Erscheinungsjahre der von Kluge exzerpierten Wörterbücher, in denen das Vokabular gebucht ist. Die literarischen Zitate sind davon unberührt und erscheinen in Kluges beigefugtem Wörterbuch in einer Zitierformel. Bei bloßen Jahreszahlen wird in meinen Artikeln die Formulierung: gebucht seit (z.B.) 1822/ Kluge 1895, zu Kluge^Pnmarquellen die Formulierung: nachgewiesen seit (z.B.) 1531/ Kluge 1895 [KLUGE-MITZKA: ] Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 19. Aufl., bearbeitet von Walther Mitzka, Berlin 1963 Zitierformel: KLUGE-MITZKA 1963 Koch, Ludwig: Jesuiten-Lexikon, Löwen 1962 Zitierformel: Koch 1962 Jesuiten-Lexikon Küpper, Heinz: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, Stuttgart 1987 Zitierformel: KÜPPER 1987 Lanczkowski, Johanna: Kleines Lexikon des Mönchtums, Stuttgart 1993 Zitierformel: Lanczkowski 1993 [LANGENSCHEIDT: ] Langenscheidts Großwörterbuch Italienisch, Teil I, Italienisch- Deutsch, hrsg. vom Lexikographischen Institut Sansoni unter der Leitung von Vladimiro Macchi, erweiterte Neuausg., Berlin/ München/ Wien/ Zürich 1987 Zitierformel: SANSONI/ MACCHI 1987 [LANGENSCHEIDT: ] Langenscheidts Großwörterbuch der englischen und deutschen Sprache, „Der Kleine Muret-Sanders“, Englisch-Deutsch, von Helmut Willmann Hemz Messinger und der Langenscheidt-Redaktion, 4. Aufl., Berlin/ München/ Wien/ Zunch/ New York 1989 Zitierformel: KL. MURET-SANDERS 1989 <?page no="279"?> Das Präfix ex- 269 [LAROUSSE: ] Grand dictionnaire universe! du XIX e siede (Nachdruck der Ausg. 1866 1876), Nimes 1990ff. Zitierformel: LAROUSSE DIC. UNIVERSEL DU XIX s S. Li Ching: Beiträge zur französischen Gegenwartssprache, (Diss. Bonn 1962) Bonn 1964 Zitierformel: Li Ching 1964 Liddel, Henry George/ Robert Scott: A Greek-English Lexicon (1. Aufl. 1848) (Nachdruck der 9., ergänzten Aufl. von 1940), Oxford 1978 Zitierformel: LIDDEL-SCOTT [Liebknecht, Wilhelm]: Wilhelm Liebknechts Volksfremdwörterbuch, neue, umgearbeitete und gekürzte (22.) Auf! ., Berlin 1953 Zitierformel: LIEBKNECHTS VOLKSFWB 22 1 953 N. ZINGARELLI 1989 — ► [ZINGARELLI: ] Oeckl, Albert (Hrsg.): Taschenbuch des öffentlichen Lebens. Deutschland 1992/ 93, 42. Jahrgang, Bonn 1992 Zitierformel: Oeckl 1992/ 93 Pape, W.: Griechisch-deutsches Handwörterbuch (1. Aufl. 1842) (Nachdruck der 3., von M. Sengebusch bearbeiten Aufl. von 1880), 2 Bde., Graz 1954 Zitierformel: PAPE [PONS: ] Das PONS Wörterbuch, Dizionario tedesco-italiano, italiano-tedesco, >ZANI- CHELLl/ KLETT [RICHELET, Pierre: ] Dictionnaire de la langue frangoise, ancienne et moderne, de Pierre Richelet, nouvelle edition, augmentee d’un tres-grand nombre d’articles, Lyon 1759 (1. Aufl. 1680) Zitierformel: RICHELET 1759 [ROBERT: ] Dictionnaire historique de la langue frangaise, sous la direction de Alain Rey [...] par Alain Rey, Marianne Tomi, Tristan Horde, Chantal Tanet, revu et ennchi par de savants reviseurs, 2 Bde., Paris 1992 Zitierformel: ROBERT HIST. 1992 [Roche: ] Roche Lexikon Medizin, hrsg. von der Hoffmann-La Roche AG und Urban k Schwarzenberg, 2., neubearbeitete Aufl. München/ Wien/ Baltimore 1987 Zitierformel: Roche 1987 Römer, Ruth: Die Sprache der Anzeigenwerbung, Düsseldorf 1968, (= Sprache der Gegenwart. Schriften des Instituts für deutsche Sprache, Bd. 4) Zitierformel: Römer 1968 [Rote Liste’] Verzeichnis von Fertigarzneimitteln der Mitglieder des Bundesverbandes der pharmazeutischen Industrie e.V., hrsg. vom Bundesverband der pharmazeutischen Industrie e.V., Aulendorf/ Württemberg 1980 [bzw. jüngere Ausgaben] Zitierformel: Rote Liste \Jahr] Rotteck, Carl von/ Carl Welcker (Hrsg.): Das Staats-Lexikon. Encyklopädie der sämmtlichen Staatswissenschaften für alle Stände. In Verbindung mit vielen der angesehensten Publicisten Deutschlands herausgegeben von Carl von Rotteck und Carl Welcker (Nachdruck der verbesserten und vermehrten Aufl. Altona 1845-1848, mit einer Einleitung von Hartwig Brandt und einem Verzeichnis der Mitarbeiter von Helga Albrecht), Frankfurt a.M. 1990 Zitierformel: ROTTECK/ WELCKER 1845-1848 SANSONI/ MACCHI 1987 —»[LANGENSCHEIDT: ] [SCHWAN: ] Nouveau dictionnaire de la langue allemande et fran<; oise. Composd surles dictionnaires de M. Adelung et de l’Academie Fran ? oise [...] par Chretien Frederic Schwan [...] revu et corrige pour la partie frangoise par M. Unot, nouvelle edition, Mannheim 1783ff. Zitierformel: SCHWAN (URIOT) 1783ff. Siber Adam: Nomenclatoris Hadriani Junii Medici Epitome (Nachdruck der Ausg. Leipzig 1570), Hildesheim/ Zürich/ New York 1986, (= Documenta Lmguistica. Quellen zur Geschichte der deutscnen Sprache des 15. bis 20. Jahrhunderts, hrsg. von Ludwig Erich Schmitt, Reihe I, Wörterbücher des 15. und 16. Jahrhunderts, hrsg. von Gilbert de Smet) Zitierformel: Siber 1570 Hadriani Junii Epitome <?page no="280"?> 270 Gabriele Hoppe Strauß, Gerhard/ Ulrike Haß/ Gisela Harras: Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist, Berlin/ New York 1989 Zitierformel: BRISANTE WÖRTER 1989 [Wiedemann, Wilhelm Julius]: Sammlung und Erklärung derjenigen fremden Wörter welche hin und wieder in der deutschen Sprache, hauptsächlich in Zeitungen und Reisebeschreibungen Vorkommen. Für Leser aller Stände angefertigt von Wilhelm Julius Wiedemann, 9., stark vermehrte und verbesserte Aufl., Quedlinburg/ Leipzig 1842 Zitierformel: WIEDEMANN FWB 18^2 [ZANICHELLl/ KLETT: ] Das PONS Wörterbuch. Dizionario tedesco-italiano, italianotedesco, a cura di Birgit Klausmann-Molter, Bologna 1990 Zitierformel: ZANICHELLl/ KLETT 1990 [ZINGARELLI: ] II nuovo Zingarelli. Vocabolario della lingua italiana di Nicola Zingarelli a cura di Miro Dogliotti e Luigi Rosiello, 11. Aufl., Bologna 1989 Zitierformel: N. ZINGARELLI 1989 <?page no="283"?> Studien zur deutschen Sprache FORSCHUNGEN DES INSTITUTS FÜR DEUTSCHE SPRACHE Weitere Bände der Reihe: Daniel Bresson / Jacqueline Kubczak (Hrsg.) Abstrakte Nomina Vorarbeiten zu ihrer Erfassung in einem zweisprachigen syntagmatischen Wörterbuch Band 10, 1997, 300 Seiten, DM 120,-/ / ÖS 876,-/ SFr 108,- ISBN 3-8233-5140-0 In diesem Band werden die Ergebnisse eines deutsch-französischen Kooperationsprojekts vorgestellt. Im Zentrum steht ein Konzept für die Behandlung abstrakter Nomina in einem zweisprachigen syntagmatischen Wörterbuch deutsch-französisch/ französisch-deutsch. Die Nomina werden als Prädikate mit Argumentstrukturen betrachtet, die zusammen mit Stützverben (verbes supports) den Kern eines Satzes bilden. Neben der ausführlichen syntaktischen und semantischen Charakterisierung der Argumente wird besonders auf die angemessene Behandlung von Kollokationen, idiomatischen Phrasemen und Komposita Wert gelegt. Wolfgang Teubert (Hrsg.) Neologie und Korpus Band 11, 1998, 170 Seiten, DM 68-/ ÖS 496,-/ SFr 65,- ISBN 3-8233-5141-9 Der Sammelband enthält ausgewählte und umfassend überarbeitete Beiträge eines Kolloquiums über Möglichkeiten und Probleme einer korpusbasierten Neologismenlexikographie. Das in der Germanistik lange vernachlässigte Thema der Neologie und des lexikalischen Wandels wird in theoretischen, methodologischen und praktischen Aspekten beleuchtet. Angelika Storrer / Bettina Harriehausen (Hrsg.) Hypermedia fur Lexikon und Grammatik Band 12, 1998, 275 Seiten, DM 96,-/ ÖS 701,-/ SFr 86,- ISBN 3-8233-5142-7 Die Beiträge des interdisziplinär ausgerichteten Sammelbandes behandeln aus theoretischer und aus anwendungsbezogener Perspektive die neuartigen Gestaltungsmöglichkeiten, die Hypermedia in den Bereichen Lexikographie, Terminographie und Grammatikschreibung eröffnet. Texdinguistische, informationswissenschaftliche und mediendidaktische Fragestellungen werden am Beispiel konkreter Anwendungen diskutiert. <?page no="284"?> Studien zur deutschen Sprache FORSCHUNGEN DES INSTITUTS FÜR DEUTSCHE SPRACHE Ulrike Haß-Zumkehr “Wie glaubwürdige Nachrichten versichert haben” Formulierungstraditionen in Zeitungsnachrichten des 17. bis 20. Jahrhunderts Band 13, 1998, 226 Seiten, DM 96,-/ ÖS 701,-/ SFr 86,- ISBN 3-8233-5143-5 Von Beginn der Mediengeschichte an verwenden Journalisten mehr oder weniger feste Fügungen, meist um Angaben über die Quellen einer Nachricht, ihre Hintergründe und Übermittlung zu machen. Die Arbeit untersucht die kommunikativen, syntaktischen und lexikalischen Formen der Versprachlichung im Hinblick aufdie Herausbildung und Tradierung fester Fügungen. Dabei wird unveröffentlichtes Material umfangreich dokumentiert und über ein Wortregister aufgeschlüsselt. Nina Berend Sprachliche Anpassung Eine soziolinguistisch-dialektologische Untersuchung zum Rußlanddeutschen Band 14, 1998, X, 253 Seiten, DM 68,-/ ÖS 496,-/ SFr 65,- ISBN 3-8233-5144-3 Die Untersuchung behandelt die sprachliche Anpassung und Integration von rußlanddeutschen Aussiedlern, die seit Mitte der 80er Jahre nach Deutschland gekommen sind. Ihre sprachlich-soziale Situation in Deutschland ist durch eine charakteristische Mehrsprachigkeit gekennzeichnet. Die unterschiedlichen sprachlichen Formen werden anschaulich an Textbeispielen demonstriert. Es werden dialektologische und soziolinguistische Untersuchungen durchgeführt, die zeigen, wie sich die Sprechweisen einzelner Gruppen von Aussiedlern im Verlauf des Anpassungs- und Integrationsprozesses verändern, und es werden Konsequenzen für den die Integration unterstützenden Sprachunterricht aufgezeigt. Jarochna Dabrowska Stereotype und ihr sprachlicher Ausdruck im Polenbild der deutschen Presse Band 17, 1999, 346 Seiten, DM 138-/ ÖS 1007,-/ SFr 124- ISBN 3-8233-5147-8 Gegenstand des Buches sind konkrete sprachliche Realisierungen von Stereotypen im öffentlichen Diskurs in Deutschland über Polen, die eine Rekonstruktion von Ausschnitten des deutsch-polnischen Dialogs darstellen. <?page no="285"?> Die Arbeit zu dem Lehnpräfix exbeschreibt innovativ und exemplarisch das Phänomen “Lehn-Wortbildung”. Ziel der Monographie ist es, auf der Grundlage einer umfangreichen Datenbasis die Strukturen der Lehn-Wortbildung im Deutschen detailliert zu erfassen. So wird eine wichtige Komponente besonders im bildungs- und wissenschaftssprachlichen Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache wissenschaftlich zur Kenntnis genommen und dargestellt. ISBN 3-8233-5145-1