Eunate (Navarra): Zwischen Santiago und Jerusalem
Eine spätromanische Marienkirche am Jakobsweg
1004
1995
978-3-8233-5006-4
978-3-8233-4006-5
Gunter Narr Verlag
Thomas Igor C. Becker
Der kleine Zentralbau "Nuestra Senora de Eunate" (Navarra) hinterlässt zweifellos bei Jakobsweg-Reisenden bleibenden Eindruck - vor allem wegen seiner einzigartigen, konzentrisch umlaufenden Arkadenreihe. Und obwohl Eunate zu den vielzitierten Denkmälern der spanischen Spätromantik gehört, sind bisher viele Aspekte der Entstehungsgeschichte umstritten und verschiedensten Spekulationen ausgesetzt.
Vor dem Hintergrund des historischen Umfelds wertet die hier vorliegende monographische Untersuchung schriftliche Quellen und die Ergebnisse einer 1988 durchgeführten archäologischen Prospektion aus. Dabei gelingt es u.a. Auftraggeber, Funktionen und ursprüngliche Gestalt zu ermitteln.
Auf dieser Basis werden dann die typologischen Wurzeln des außergewöhnlichen Oktogonalbaus von Eunate aufgezeigt. Die Kirche am Jakobsweg erweist sich dabei - anders, als bisher angenommen, und im Gegensatz zur allgemeinen Baupraxis der Romantik - als direkte und wohl durchdachte Aneignung eines Vorbilds aus dem Jerusalem der Kreuzfahrerzeit.
Ein abschließender Blick auf die mögliche architektonische Nachfolge von "Modell" und "Kopie" führt ins 13. Jahrhundert Anatoliens und in die römische Renaissance.
<?page no="1"?> Eunate.indd 1 Eunate.indd 1 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunate (Navarra): Zwischen Santiago und Jerusalem <?page no="2"?> Eunate.indd 2 Eunate.indd 2 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Jakobus-Studien 6 im Auftrag der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft herausgegeben von Klaus Herbers und Robert Plätz <?page no="3"?> Eunate.indd 3 Eunate.indd 3 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Thomas Igor C. Becker Eunate {Navarra): Zwischen Santiago und Jerusalem Eine spätromanische Marienkirche am J akobsweg ~ Gunter Narr Verlag Tübingen <?page no="4"?> Eunate.indd 4 Eunate.indd 4 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Die DeutscheBibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Becker, Thomas Igor C.: Eunate (Navarra): Zwischen Santiago und Jerusalem: eine spätromanische Marienkirche am Jakobsweg/ von Thomas Igor C. Becker.- Tübingen: Narr, 1995 Qakobus-Studien; 6) ISBN 3-8233-4006-9 NE: GT Die Drucklegung wurde freundlicherweise unterstützt von der Breuninger-Stiftung Stuttgart. © 1995 • Gunter Narr Verlag Tübingen Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Satz+ Reproduktion: ad hoc! Typographie, Ostfildern Druck: Müller+ Bass, Tübingen Verarbeitung: Braun+ Lamparter, Reutlingen Printed in Germany ISSN 0934-8611 ISBN 3-8233-4006 -9 <?page no="5"?> Eunate.indd 5 Eunate.indd 5 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 ProfessorDr. Klaus Schwager zum 70. Geburtstag ProfessorDr. Janusz %btowski zum 65. Geburtstag <?page no="6"?> Eunate.indd 6 Eunate.indd 6 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 <?page no="7"?> Eunate.indd 7 Eunate.indd 7 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Verzeichnis der Abbildungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Eunate am Jakobsweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Eunate im Spiegel der Forschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Eunate im Spiegel der Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Der Name............................................... 24 Eunate in den Quellen bis ins 16. Jahrhundert................ 25 Eunate: eine komplexe Situation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Das Baudenkmal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Zur Lage......... . ...................................... 32 Der Kernbau............................................. 36 Die Außengestalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Steinmetzzeichen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Das Nordportal und seine <Kopie>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Der Innenraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Die konzentrische Hofanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Bemerkungen zur Bauplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Zum Kapitellschmuck des Kernbaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Zu den szenischen Kapitellen des Umgangs............... 67 Die Umbauung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Eunate, das Original . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Eunate und die Zentralbautradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Eunate und die Zentralbauten der Iberischen Halbinsel . . . . . . . 78 Zentralbauten bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts. . . . . . . . 78 Eunate im Kontext der Zentralbauten des 12. Jahrhunderts. . 84 Eunate und die romanischen Zentralbauten im übrigen Westeuropa...... .. ................................... 90 Die französischen Oktogonalkapellen des 12. Jahrhunderts . 90 Romanische Zentralbauten der Johanniter in Westeuropa... 93 Eunate und die Zentralbauten Jerusalems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Eunate, Anastasis und Mariengrab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Eunate, Qubbat as-$abra und Ascensio.................... 96 7 <?page no="8"?> Eunate.indd 8 Eunate.indd 8 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunate zwischen Santiago und Jerusalem: Zusammenfassung und Ausblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Resumen Espaflol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Anhang: Die wichtigsten Quellen in Text und Übersetzung....... 119 Das Testament des Don Brun vom Sonntag, dem 16. Juni 1219 . 119 Übereinkunft des Großpriorats von Navarra mit den Brüdern von Obanos vom 6. März 1251. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Dokument aus einem 1520 geführten Rechtsstreit. . . . . . . . . . . . . 121 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 8 <?page no="9"?> Eunate.indd 9 Eunate.indd 9 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Vorwort Nuestra Sefiora de Eunate gehört zweifellos zu den einprägsamsten Architekturerlebnissen am Camino de Santiago. Dennoch liegt bisher keine umfassendere monographische Studie zu diesem einzigartigen Baudenkmal der spanischen Romanik vor. Ziel des hier vorgelegten Bändchens ist nicht, diese Lücke vollgültig zu schließen . Stattdessen ist in erster Linie der Versuch unternommen, auf der Basis von veröffent lichtem Quellenmaterial, Baubefund und einer kleinen archäologischen Prospektion ein verläßlicheres Bild der ursprünglichen Situation und Gestalt Eunates zu gewinnen und die Marienkapelle konkreter in die Traditionen des Zentralbaus einzuordnen. Viele haben entscheidend zum Werden dieses Bändchens beigetra gen, ihnen möchte ich herzlich danken. Prof. Dr. Klaus Schwager für seine Freizügigkeit meinen <spanischen und orientalischen Interessen> gegenüber, für seine Bereitschaft, die Grundlage dieser Untersuchung 1990 als Magisterarbeit anzunehmen, für wichtige Anregungen. Frau Karin Reichardt für die selbstlose Mithilfe bei der 1988 durchgeführten archäologischen Prospektion und das Überlassen von Photos. Maria Dolores Concepci6n Oses Arriazu, die Karin Reichardt und mich als <guarda >Eunates fürsorglich betreut hat . Luis Maria Oroz Arraiza, dem ich viele unvergeßliche Exkursionen in die Romanik Navarras verdanke. Dr. Derk Ohlenroth für freundschaftliche Großzügigkeit und Geduld sowie für wertvolle Anmerkungen auch zur Datierung, die mir oft Sicherheit gaben. PD Dr. Gustav Gamer und Farn . Jordi Yuste i Esteller für das Ermöglichen eines Studienjahrs in Spanien. Prof. Dr. Maria Eugenia Aubet Semmler und Prof . Dr. Hermanfrid Schubart für die Möglichkeit, die Gastfreundschaft des Deutschen Archäologischen Instituts in Madrid nutzen zu dürfen. Jose Maria Yarnoz Orcoyen für Ergänzungen zum veröffentlichten Untersuchungsbefund der Vierziger Jahre und das Öffnen so mancher Tür . Dr. Achim Arbeiter, Gerardo Boto, Prof. Dr. Christian Ewert, Prof. Dr. Heinz Gaube, Prof. Dr . Janusz Keblowski, Dr . des . Thomas Leisten, Dr. Maria Angeles Mezquiriz, Dr. Jesus Maria Omefiaca, Prof . Dr. Barbara Scholkmann, Prof. Dr. Jürgen Untermann und Prof. Dr. Joaqufn Yarza Luaces für wertvolle Hinweise und Gespräche. Dem Archivo de la Catedral de Pamplona, dem Archivo Diocesano, Pamplona , dem Archivo General de Navarra, Pamplona, dem Arxiu Mas, Barcelona, der Biblioteca General de Navarra, Pamplo na, der Cartografia der Diputaci6n de Navarra, Pamplona, dem Institut 9 <?page no="10"?> Eunate.indd 10 Eunate.indd 10 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Amatller d' Art Hispanic, Barcelona, dem Museo de Navarra, Pamplona, dem Servicio de Arquitectos der Instituci6n Principe de Viana, Pamplona, und der Universitätsbibliothek Tübingen . Für Hinweise zur Übersetzung der lateinischen und spanischen Quellen Dr. Nicola Kaminsk i und Prof. Dr. Francisco Oroz Arizcuren, dem ich auch manchen Kontakt in Navarra verdanke. Ute Lorek für das konstruktive Korrekturlesen. Eloquia für die Übersetzung der spanischen Zusammenfassung, Dr. Manuel Santos für deren Korrektur . Clemens Kolberg und Ursula Stöffler für das Überlassen von Photos . Und endlich danke ich denen, die die Drucklegung erst ermöglichten: PD Dr . Klaus Herbers und Prof. Dr . Robert Plötz für ihre Bereitschaft, diese Untersuchung in die Reihe der Jakobus-Studien aufzunehmen , sowie für wertvolle Hinweise; dem Gunter Narr Verlag, besonders seiner Lektorin Jasmine Stern und dem Produktionsleiter Horst Schmid, für große Geduld, gute Betreuung und sorgsame Herstellung; der Breuninger Stiftung Stuttgart für die Übernahme des gesamten Druckkostenzuschusses, namentlich Erna Stadler, dem <guten Geist> dieser Institution. 10 <?page no="11"?> Eunate.indd 11 Eunate.indd 11 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Verzeichnis der Abbildungen 1 Abb. 1 (S. 15): Übersichtskarte zum Verlauf der für Eunate wichtigen Altwege in Navarra Abb. 2 (S 16): Eunate von Südwesten und Osten Abb. 3 (S. 33): Das Wegekreuz von Eunate Abb . 4 (S. 36): Nuestra Sefiora de Eunate, korrigierter Grundriß ca. lm über Laufniveau Abb. 5 (S. 37): Nuestra Sefiora de Eunate, korrigierter Grundriß in Höhe der Fenster und Aufriß der Südseite Abb. 6 (S. 39): Nuestra Sefiora de Eunate, Westseite des Kernbaus Abb. 7 (S. 40): Nuestra Sefiora de Eunate, Detail der Südseite und der Kantengestaltung zwischen Nordwest- und Westseite Abb. 8 (S. 41): Nuestra Sefiora de Eunate, Details von Süd-, Südost-, Nordseite und Nordpartie mit Nordostseite Abb. 9 (S. 45): Nuestra Sefiora de Eunate, Nordportal Abb. 10 (S. 47): Olcoz, Pfarrkirche, und Nuestra Sefiora de Eunate: Hauptportale vergleichend in Grund- und Aufriß Abb. 11 (S. 48): Olcoz, Pfarrkirche: romanisches Hauptportal Abb. 12 (S. 51): Olcoz, Pfarrkirche, Details des romanischen Hauptportals Abb. 13 (S. 55): Nuestra Sefiora de Eunate, Hauptraum innen: Nordostwand, Kuppel, linke Seite und Kapitellzone der rechten Seite des Chorbogens Abb. 14 (S. 56): Nuestra Sefiora de Eunate, Apsis innen: gesamt und Fensterzone der Nordostseite Abb. 15 (S. 59): Nuestra Seflora de Eunate, den ursprünglichen Zustand rekonstruierender Schnitt Abb. 16 (S. 60): Nuestra Seflora de Eunate, Hofraum : Nordteil nach Westen, Südostteil nach Nordosten und Südteil nach Osten Abb. 17 (S. 64): Nuestra Seflora de Eunate, Kapitelle des Kernbaus Abb. 18 (S. 68): Nuestra Seflora de Eunate, Kapitelle des Portikus Abb. 19 (S. 69): Nuestra Seflora de Eunate, Kapitell Nr . 5 des Portikus Abb. 20 (S. 71): Nuestra Seflora de Eunate, Kapitell Nr. 9 des Portikus Abb. 21 (S. 79): Zentralbauten der Iberischen Halbinsel vor 1100 in Grundrissen: hospitium von Valdetorres de Jarama; Egara/ Terrassa, Sant Miquel; Sant Sebastia del Sull Abb. 22 (S. 85): Segovia, La Vera Cruz: Grundriß und Innenansicht mit der zentralen Ädikula Abb. 23 (S. 86): Roncesvalles, Hospitalkarner Sancti Spiritus: Gesamtansicht der Eingangsseite und schematischer Grundriß ' Die Abbildungen stammen, soweit in den Legenden nicht anders vermerkt, vom Verfasser. Vierstellige Nummern ebd . verweisen auf das Dia-Archiv des Verfassers. 11 <?page no="12"?> Eunate.indd 12 Eunate.indd 12 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 24 (S. 87): Torres del Rio, Santo Sepulcro : Grundriß, Ansichten der Eingangsseite, der Apsisseite sowie Innenansicht zur Aps is Abb . 25 (S. 92): Le Puy, Saint-Clair-d' Aiguilhe: Seitenansicht Abb . 26 (S. 97): Jerusalem, Übersichtsplan des J: Iaram as-Sarif mit Qubbat as- $aJ: ,lraund Qubbat al-Silsila Abb. 27 (S. 101): Jerusalem, Grundrisse der Ascensio-Memorie : Rekonstruktionen des byzantinischen und des kreuzfahrerzeitlichen Zustands Abb. 28 (S. 105): Jerusalem, Ascensio-Memorie: Rekonstruktion des kreuzfahrerzeitlichen Zustands und Ansicht der zentralen Ädikula Abb . 29 (S. 111): Tercan, Mama Hatun Türbesi : Gesamtansicht schräg von hinten, Innenansicht und Grundriß Abb . 30 (S. 112): Bramantes Projekt der Gesamtanlage des Tempietto von San Pietro in Montorio, Rom 12 <?page no="13"?> Eunate.indd 13 Eunate.indd 13 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunate am Jakobsweg Für das Aufblühen der nördlichen Regionen der Iberischen Halbinsel im Hochmittelalter spielte die Pilgerfahrt zum legendären Grab des Apostels Jakobus d.Ä. in Santiago de Compostela eine entscheidende Rolle. 2 Ihr immenser Aufschwung seit dem späten 11. Jahrhundert stand in engem Zusammenhang mit verstärkten und zusehends erfolgreicher werdenden, in den Kontext der Kreuzzugsideen eingebundenen Bemühungen um die Rückeroberung der von den islamischen Mauren besetzten Gebiete der Iberischen Halbinsel (Reconquista)3, an der sich mehr und mehr auch zahlreiche Christen von jenseits der Pyrenäen, besonders aus Südfrankreich, beteiligten.• Landausbau und Neubesiedlung (Repoblaci6n) wurden konsequent vorangetrieben. Auch die parallel dazu anschwellenden Pilgerströme nach Santiago de Compostela der Heilige Jakobus war zu einer Art Patron der Reconquistageworden 5 erforderten einen entsprechenden Ausbau der Infrastruktur, deren wirtschaftliche Absicherung sie zugleich gewährleisten konnten. So sind vor allem das ausgehende 11. und das 12. Jahrhundert gekennzeichnet durch eine Vielzahl planvoller Neugründungen und Erweiterungen von Städten wie Estella 6 oder Puente la Reina 7, von Dörfern8, Klöstern, Kirchen und Hospizen. Vom notwendigen umfassenden Ausbau des Wegenetzes zeugen heute vor allem noch Brücken wie in Navarra jene über den Rio Arga bei Pamplona und Puente la Reina. Hauptsächlich französische Siedler 9, in erster Linie Kaufleute und Handwerker, trugen dazu ebenso bei wie führende französische Klöster, allen voran zunächst Cluny 10• Seit etwa 1120 bemühten 2 Als fundierte facetten- und bildreiche Überschau erschien zuletzt CAUCCIVONSAUCKEN (1993). 3 Vgl. z.B. J./ L. RILEY-SMITH(1981), S. 1, S. 40, S. 73f; J. RlLEY-SMITH(1992), S. 32f ., S. 48f. und S. 72f.; BERBERS(1987), S. 14; PLöTZ (1984), S. 39f., S. 47f. 4 Vgl. z.B. BERBERS(1991), S. 17; PASSINI(1984), S. 13. 5 Vgl. z .B. BERBERS(1987), S. 14. 6 Vgl. LOJENDIO(1967), S. 305-307; PASSINI(1984), S. 13-17. 7 Vgl. LOJENDIO(1967), S. 54; PASSINI(1984), S. 17-31. 8 Zur Siedlungsentwicklung entlang des spanischen Jakobsweges vgl. v.a. die Studien PASSINis; vgl. auch SARASASANCHEZ(1993), v.a. S. 242-247. 9 Vgl. u.a. z usammenfassend BERBERS(1990), S. 10; daß dies zu einer weiteren Verbreitung des Jakobuskults beitrug, betont PLÖTZ(1984), S. 49f. 10 Vgl. z .B. LAMBERT(1931; 1990), S. 17-19; JrMENOJuRlü (1982; hospitalidad), S. 11f. und S. 15f.; ders. (1983), S. lOf. 13 <?page no="14"?> Eunate.indd 14 Eunate.indd 14 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 sich auch in Navarra Templer, Johanniter und Augustiner um das Wohlergehen der Jakobspilger 11 • Sie wurden in der Regel von den nordspanischen Königen und Fürsten zielstrebig eingesetzt und großzügig privilegiert. Internationalität und wirtschaftliche Bedeutung der Pilgermassen sowie der am Ausbau Beteiligten ließen den Weg nach Santiago sowohl zu einer bedeutenden Handelsroute als auch zu einem wichtigen Mittler künstlerischer Einflüsse 12 werden. Das Königreich Navarra 13 bildete eine Art Trichter für die über die Pyrenäen strömenden Jakobspilger (Abb. 1), denn hier vereinigten sich die Hauptpilgerrouten, die via turonensis und die via tolosana, vor Puente la Reina zum camino Jrances, zum ,französischen Weg >. Die Stadt bot wohl seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert mit ihrer namengebenden Brücke den wichtigsten gefahrlosen Übergang über den Rio Arga 1•. Diese Schlüsselposition am Jakobsweg mag dafür verantwortlich sein, daß das kleine, seit dem zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts von den Möglichkeiten territorialer Gewinne auf Kosten des maurischen Herrschaftsgebiets abgenabelte Königreich 15 seine Eigenständigkeit bewahren konnte. Der camino war als einziger wesentlicher Wirtschaftsfaktor verblieben, so daß die zweifellos beachtliche Bautätigkeit im fortschreitenden 12. Jahrhundert beinahe ausschließlich auf ihn bezogen war . YARZALUACEShat deren Früchte treffend charakterisiert: «In der Mehrzahl der Fälle hande lt es sich um kleine, wenn auch interessante Bauten.» 16 Im Herzen Navarras, etwa 15 Kilometer (Luftlinie) südwestlich der heutigen Provinzhauptstadt Pamplona und nur ca. vier Kilometer öst- 11 Vgl. z .B. ders. (1982; hospitalidad), S. 12-14 und S. 16-18; DARAS(1961), S. 95. Text und Karte bei J. RILEY-SMITH(1992), S. 54, geben bedauerlicherweise nichts wieder von der dichten Präsenz und der infrastrukturellen Bedeutung der Ritterorden , v.a. der Johanniter [vgl. GARCiALARRAGUETA (1957), Bd. 1, u.a. S. 87 f., S. 101-103]. 12 Deren Komplexität und Einschätzung, seit alters v.a. geprägt durch die französische Forschung, faßt BOTTINEAU(1987), S. 136-167 und S. 246-251, zusammen. Vgl. auch WEISSACH(1945), S. 110-131; DURLIAT(1962), besonders S. 40; LAMBERT(1931; 1990), u.a. S. 18f. Aus historischer Perspektive wird das zugrundeliegende Verständnis von ,Jakobsweg> problematisiert z.B . von HERBERS(1987), S. 20-22; ders. (1990), S. 14 und S. 21; in der hier vorgelegten Arbeit meint ,Jakobsweg> oder ,Pilgerweg> einen auch von Jakobus-Pilgern begangenen Altweg. 13 Zu seiner Geschichte grundlegend LACARRA(1972-1973) bzw. etwas populärer ders. (1975). 14 LOJENDIO(1967), 5. 54. 15 Vgl. z.B. J. RILEY-SMITH(1992), S. 32f. und S. 48f. 16 YARZALUACES(1979), S. 287: «en la mayoria de los casos se trata de pequef\as aunque interesantes construcciones.» 14 <?page no="15"?> Eunate.indd 15 Eunate.indd 15 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 0 5 1okm ■ 11nCodex Calixtmus genannte Sta/ wnC'n • Orte o wustungen, Einsiedeleien ~ Neben wege der Pilger . ..... Al t weg Muruzabal - Salmen -Mend,gorr(a Are! ' Abb . 1: Übersichtskarte zum Verlauf der für Eunate wichtigen Altwege in Navarra ; vgl. auch Text S. 32-35 lieh von Puente la Reina, an der vom Somport-Paß herkommenden via tolosanaunmittelbar vor deren Vereinigung mit der via turonensis beim zwei Kilometer entfernten Obanos 17 liegt das Marienoktogon Nuestra Senora de Eunate (Abb. 1-3). Dieser spätromanische Zentralbau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts steht historisch und geographisch im oben kurz umrissenen Kontext, verdankt seine Gründung zweifellos 17 Häufig wird in Anschluß an den LiberSancti Jacobi [vgl. z.B. HERBERS (1991), S. 86] vereinfachend der Vereinigungspunkt der Hauptrouten vor den Toren Puente la Reinas angesiedelt, so z .B. bei ÜURSEL/ JEAN-N ESMY(1989), S. 114. Zur wohl korrekten Lokali sierung bei Obanos vgl. VAZQUEZDEPARGA/ L ACARRA/ URfA Rfu (1949; 1993), Bd . 2, S. 124 mit Anm .14. 15 <?page no="16"?> Eunate.indd 16 Eunate.indd 16 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 2: Eunate von Südwesten (Nr. 2788; oben) und von Osten (Nr. 3437; unten) 16 <?page no="17"?> Eunate.indd 17 Eunate.indd 17 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 dem großen Aufblühen der Pilgerfahrt nach Santiago 18. Mitsamt seiner polygonalen Apsis ist er konzentrisch von Arkaden umgeben, die ihrerseits von einer ebenfalls oktogonal verlaufenden Mauer umschlossen werden. Diese ungewöhnliche Gesamtkonzeption ist wesentlich dafür verantwortlich, daß Eunate zu den bekanntesten Bauleistungen der spanischen Romanik rechnet. Um so erstaunlicher mutet es an, daß beispielsweise Antonio BoNET CORREAdie Forschungssituation zu Eunate in populärwissenschaftlichem Zusammenhang stark vereinfachend durchaus treffend so charakterisierte: «Fachleute, die sich mit dieser Kirche eingehend befaßt haben, sind sich nicht einig, ob diese Kirche eine Nachahmung des Heiligen Grabes von Jerusalem, eine Tempelherren-Kirche oder eine Grabkirche19ist» 20. Ein ganzes Bündel ungeklärter, umstrittener Fragen ist damit angedeutet: nach Auftraggeber, möglicher Ordenszugehörigkeit, nach Bedeutungsgehalt und den bautypologischen Vorbildern. Hinzu kommt, daß auch die Ursprünglichkeit der die Anlage auszeichnenden konzentrischen Fügung immer wieder angezweifelt wurde, daß außerdem Ungewißheit besteht über Art und Umfang der der Kapellenanlage angefügten Baulichkeiten und somit Unklarheit darüber, ob das heute so eindrücklich wirkende denkmalhafte Freistehen dem Originalzustand prinzipiell entspricht 21. Diesen Problemkreisen wird sich die folgende Erörterung in erster Linie zu nähern versuchen. 18 Vgl. z.B. GOJ\JI GAZTAMBIDE (1983), S. 15f. 19 Der Übersetzung mangelt es nicht nur hier an Präzision: gemeint ist möglicherweise «Friedhofskirche». 20 BONET CORREA (1982), 5. 38. 21 Vgl. z.B. BOTTINEAU (1987), S. 219. 17 <?page no="18"?> Eunate.indd 18 Eunate.indd 18 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunate im Spiegel der Forschung 22 Wie schon MADRAZ0 23 nahm auch LAMPEREZ Y R0MEA 24 den Templerorden als Auftraggeber an, ohne sich auf entsprechende Quellen stützen zu können. Seiner Grundüberzeugung folgend, daß die im Schatten der Grabeskirche von Jerusalem entstandenen Ritterorden mit ihrem Ausgreifen nach Westeuropa auch den Typus des runden oder polygonalen Kirchengebäudes mitbrachten 25 - «als Andenken an die jerusalemitische Rotunde» 26 -, schloß er dies allein aus der Polygonalität und den geringen Dimensionen Eunates sowie aus der Nachricht über Ordensbrüder als ursprüngliche Betreiber 27 • Zusätzlich führte er die Beobachtung an, daß hier, wie seiner Auffassung nach häufig bei Templeranlagen, jeder Baukörper von drei Fenstern belichtet sei 28 eine Grundannahme, die wegen ihrer offensichtlichen Haltlosigkeit keine Nachfolge erfuhr. In seinen Augen fügt sich Eunate insgesamt gut ein «in die architektonischen Charakteristika und in die Geschichte der Templer in Navarra.» 29 LAMPEREZ Y R0MEA, der erstmals Grundriß, Querschnitt und Westfassadenaufriß vorlegte, ging ferner davon aus, daß der bestehende Bau den einzig übriggebliebenen Teil einer abgegangenen Klosteranlage darstellt'° . Anders als MADRAZ0 31 , der den Portikus als ursprünglich durch ein Dach mit der Außenwand des 22 Die folgende Darstellung versucht, anhand der grundlegenden Publikationen einen Überblick zu bieten; sie verzichtet in diesem Rahmen notwendigerweise darauf, alle je zu Eunate publizierten Äußerungen aufzuführen, die ohne neue Argumente auskommen. Die Fülle von populär(wissenschaftlich)en, häufig spekulativen Betrachtungen zu Eunate aufzulisten, wäre kaum sinnvoll; einzelne interessante Hinweise aus diesem Bereich werden allerdings in den folgenden Kapiteln punktuell berücksichtigt. Einen leider nicht immer verläßlichen Überblick gab zuletzt PASSINI(1985); die ältere Forschung ist kurz zusammengefaßt bei YARNOZLARROSA(1945), S. 515f., und AzcARA TE (1954), s. 334f. 23 MADRAZO(1886), Bd. 2, S. 523-528; vgl. PASSINI (1985), S. 121. 24 LAMPEREZ Y ROMEA(1907), s. 1074-1076; ders. (1908), s. 603-607. 25 Ders. (1907), 1074. 26 Ebd.: «como recuerdo de la rotonda jerusalemita». 27 Ebd., 1076. 28 Ebd., 1078. 29 Ebd., 1076: «en los caracteres arquitect6nicos y en la historia de los Templarios en Navarra.» 30 Ebd., 1082. 31 MADRAZO(1886), Bd. 2, S. 523-528. 18 <?page no="19"?> Eunate.indd 19 Eunate.indd 19 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Kernbaus verbunden ansah, vermutete LAMPEREZ y RüMEA ein ursprünglich gedecktes Deambulatorium, das sich zur Kirche bzw. zum sie umschließenden oktogonalen Hofring hin mit den Arkaden öffnete und nach außen durch das äußere Oktogon der Begrenzungsmauer ab geschlossen wurde 32. Seiner im wesentlichen stilgeschichtlichen Datierung der Kirche in das letzte Drittel des 12. Jahrhunderts bzw. in die Zeit des Königs Sancho el Sabio (1150-1194) 33schlossen sich die nachfol genden Autoren im allgemeinen an34; nur vereinzelt - und ohne neue Argumente einzuführen wurde die Entstehung Eunates auch im späten 12.35oder beginnenden 13. Jahrhundert 36angesiedelt. Die Annahme dagegen, auch die quadratischen Pfeiler an fünf der acht Portikusseiten entsprächen der ursprünglichen Struktur, seien in ihrer jetzigen Form allerdings das Ergebnis einer Wiederherstellung vielleicht des 17. Jahrhunderts37, wurde zum Teil mißverstanden 38. LAMBERT widersprach dieser Annahme seit seiner ersten Äußerung zu Eunate: Der gesamte Portikus sei ins 17. Jahrhundert zu datieren, die dem 12. und seiner Ansicht nach zum Teil auch dem 14. Jahrhundert angehörenden Kapitelle seien wiederverwandte Bestandteile eines älteren Kreuzgangs 39. Eine über Erneuerungsarbeiten im frühen 17. Jahrhundert berichtende Quelle konnte er später zur Stützung seiner Auffassung mit einem 1914 publizierten Dokument von 152040verknüpfen allerdings nur, indem er dieses eindeutig in seinem Sinne mißverstand 41. Gerade von der spanischen Forschung bis heute meist nicht wirklich ernstgenommen 42 wird LAMBERTs Entkräftung der Templer-These: Er wies nach, daß der Typus des Oktogonalbaus für jenen Orden keineswegs kennzeichnend ist, sondern vielmehr ordensunabhängig für eine Funktion als Friedhofskapelle spricht 43. Als weiteres Indiz führte er das Vorhandensein einer Außentreppe an, die in Analogie zum Santo 32 LAMPEREZ YROMEA(1908), S. 606f; vgl. PASSINI (1985), 121. 33 LAMPEREZ YROMEA(1907), S. 1077. 34 PASSINI(1985), S. 121. 35 Vgl. z.B. PILLEMENT (1954), S. 256, oder TISNE/ MILICUA(1968), S. 256. 36 RAMiREZ(1983), S. 114. 37 LAMPEREZ YROMEA(1907), S. 1081. 38 Z.B. von PASSINI (1985), S. 121. 39 Erstmals LAMBERT(1924), S. 170-173, bzw. in der häufig zitierten spanischen Überset zung (1925), S. 221-223. 40 ETAYO(1914); hier im Anhang S. 120-123 noch einmal zitiert und übersetzt. 41 LAMBERT (1928), S. lf. 42 Vgl. z .B. RAMfREZ(1983), S. 119f. 43 LAMBERT (1926), wiederholt u.a. ders. (1928) und abschließend ders. (1955). 19 <?page no="20"?> Eunate.indd 20 Eunate.indd 20 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Sepulcro von Torres del Rio (Navarra) als Zugang zu einer Totenleuchte interpretiert werden müsse 44 • Anders als LAMBERT bezog BIURRÜN Y SonL wie die gesamte Forschung nach ihm das Dokument von 1520 als terminus ante quem nicht fälschlicherweise auf einen heute verlorenen benachbarten Kreuzgang, sondern auf den umlaufenden Arkadenring selbst, der zumindest in seiner Konzeption der Ursprungszeit Eunates angehören müsse 45 • Wenig plausibel scheint seine in der jüngeren Literatur allerdings wiederaufgenommene46 Vorstellung, die konzentrische Arkatur sei von Beginn an ohne jegliche Verbindung durch ein Dach entweder mit dem Kernbau oder mit der Umfassungsmauer ausgekommen 47. BIURRÜN Y SonL wies außerdem auf die enge Verwandtschaft des Nordportals von Eunate mit demjenigen der Pfarrkirche im benachbarten Olcoz hin 48. Ganz allgemein muß zu dieser für die Romanik Navarras ersten grundlegenden Arbeit bemerkt werden, daß sie wie auch viele spätere Publikationen zum Thema präjudizierend von Ordensstilen ausgeht, was sich in vielerle i Hinsicht als abträglich erweist. Eunate wird so, obwohl das Fehlen entsprechender Quellen eingestanden wird, einem tatsächlich fiktiven «Stil der Templer» zugerechnet 49. YARNOZLARROSA, der d ie von 1941 bis 1943 durchgeführten Instandsetzungsarbeiten leitete, dabei eine relativ gründliche Bauuntersuchung mit neuen Aufmaßen vornahm und das inzwischen stark aufgeschwemmte Hofniveau auf annähernd ursprüngliche Höhe abtrug, sah keine Anzeichen für eine ausschließliche oder dominante Funktion als Friedhofskapelle 50 • So fanden sich weder Indizien für eine ursprüngliche Öffnung des Gewölbescheitels, noch konnten Anzeichen für Strukturen nachgewiesen werden, die das Vorhandensein eines Ewigen Lichts vor der Errichtung des Glockengiebels hätten wahrscheinlich machen kön- 44 U.a. ders. (1928), 3; vgl. PASSINI (1985), S. 122, S. 131. 45 BIURRÖN y S0TIL(1936), S. 611; vgl. PASSINI (1985), S. 122. 46 Vgl. z.B. RAMIREZ(1983), S. 117, der den Sinn einer freistehenden Bogemeihe in ihrem symbolischen und kommemorativen Wert sieht. 47 BIURRÖN Y SOTIL(1936), S. 612. 48 Ebd., S. 614f., S. 622-624; vgl. PASSINI (1985), S. 122. 49 BIURRÖN Y S0TIL(1936), u.a. S. 34: «estilo de los Templarios»; S. 619. 50 YARN0ZLARR0SA(1945), S. 518f.; vgl. PASSI NI (1985), S. 122. -Neben der Publikation von 1945, den Originalen der dort veröffentlichten Pläne und einigen zusätzlichen, aber nicht weiter aufschlußreichen Photos existieren weder in der Instituci6n Principe de Viana (Denkmalamt der Provinz Navarra, Pamplona) noch im Besitz der Erben des Autors (nach Auskunft des an den Arbeiten beteiligten Sohnes, Jose Maria Yamoz Orcoyen, später selbst für mehrere Jahre Leiter des Servicio de Arquitectos der Instituci6n) weitere Aufzeichnungen. 20 <?page no="21"?> Eunate.indd 21 Eunate.indd 21 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 nen 51; ebensowenig waren im Treppenturm Rußspuren auszumachen 52 • Allerdings wurden im gesamten Raum zwischen Kirchenwand und Umfassungsmauer ohne von letzterer gestört zu werden 53 zum Teil mit Jakobsmuscheln versehene Bestattungen aufgedeckt, einige davon in den Interkolumnien 54 • Damit war zum einen BIURRÜN Y SoTILs Identifikation des im Dokument von 1520 erwähnten claustro 55 mit dem wie auch immer gestalteten umlaufenden Portikushof bestätigt, zum anderen aufgrund des oben erwähnten Fehlens von Überschneidungen das Jahr 1520 als überaus wahrscheinlicher terminus ante quem für die Gesamtkonzeption einschließlich der äußeren Umfassungsmauer gewonnen . Von Beginn an wurde für Eunate die Jerusalemer Anastasis-Rotunde als typologisches Urbild gesehen 56; frühzeitig nahm man den Santo Sepulcro im nahegelegenen Torres del Rio sowie die meist als Friedhofs- oder Hospitalkapellen anzusprechenden französischen Oktogonalbauten des 12. Jahrhunderts als jenem Urbild gleichfalls verpflichtete Vorbilder an 57• LAMBERT erkannte 1930 weitere mögliche Vorläufer Eunates in Santa Fosca zu Torcello und im Jerusalemer Qubbat al-Silsila (Kettendom) 58, was weitgehend unberücksichtigt blieb. LACARRAfaßte schließlich 1949 die Forschungsgeschichte kritisch-ob jektivierend kurz zusammen und betonte, daß die gesamte konzentrisch verlaufende Arkadenreihe vor 1520 entstanden sein müsse 59 • Sein wichtigster Beitrag jedoch war die aus einem bis dahin im Zusammenhang unbeachteten Dokument gewonnene Erkenntnis, daß Eunate im Jahre 1251 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein unter der Obhut der Johanniter vom benachbarten Obanos stehendes Pilgerhospiz aufwies 60 • 51 YARN0Z LARR0SA (1945), S. 519f.; vgl. u.a. P ASSJNI (1985), S. 122, YARZA LUACES(1979), S. 288, oder RAMiREZ(1983), 5. 115. 52 Mündliche Auskunft von Jose Maria Yarnoz Orcoyen (vgl. Anm. 50). 53 Wie Anm.52. 54 YARN0Z LARR0SA (1945), S. 517f .; die Gebeine wurden nicht anthropologisch untersucht und sind nicht mehr erhalt en (mündliche Auskunft des Servicio de Arquitectos der Instituci6n Principe de Viana, bestätigt von Jose Maria Yarnoz Orcoyen [vgl. Anm. SO]; im Kirchenraum dagegen traten keine Sepulturen zutage, was fälschlicherweise u.a . von P ASSI NI (1985), S. 122, behauptet wird. 55 Vgl. hier S. 120- 123. 56 Vgl. z .B.: LAMPERE Z y RüMEA (1907), S. 1082; lTURRALDE y Su JT(1916), S. 236. 57 LAMBERT(1926), s. 225-232 ; ders. (1928); v gl. z .B. PASSINI (1985), S. 131f. 58 LAMBERT(1930), 5. 133. 59 VAZQUEZDE P ARGA/ L ACARRA/ URfA Rlu (1949 ; 1993), Bd. 2, 5. 431f . 60 Ebd., 432f. mit Anm. 73, sowie Bd . 3, 63f. 21 <?page no="22"?> Eunate.indd 22 Eunate.indd 22 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Seither hat die Forschung zur Baugeschichte Eunates und deren Umständen nur wenig Neues beitragen können. Nachdem nicht zuletzt auf der Basis der Arbeiten LAMBERTS 61 meist unter Vernachlässigung bzw. Geringschätzung des Aussagewerts des von LACARRA 62 in den Blick genommenen Dokuments bis heute fast ausschließlich eine Funktion als Friedhofsbeziehungsweise Grabkapelle betont wird 63, ergänzte merkwürdigerweise erst DfEz Y DfAZ,unter anderem von jenem Dokument aus dem Jahre 1520 64 ausgehend, diese Interpretation mit der Feststellung, daß Nuestra Sefi.ora de Eunate vor dem 16. Jahrhundert höchstwahrscheinlich auch eine Pfarrfunktion innehatte 65 • Die von ALTADILL bereits 1918 publizierte und von IDOATE1958 wiederholte Tatsache, daß Eunate im 16. Jahrhundert als Wüstung, als abgegangene Siedlung also, angesprochen wurde 66, hatte bis dahin in die bauhistorische Literatur keinen Eingang gefunden. Es wundert kaum, daß auch die Hinweise von DfEZ Y DfAZbis heute nicht diskutiert wurden 67 • Ebenso blieb unbeachtet68,daß in jüngerer Zeit als mögliche Vorbilder auch der Felsendom (Qubbat as-$agra) 69 und unter diffusen Vorstellungen in eine Anmerkung verbannt die Ascensio-Anlage 70, beide in Jerusalem, erwogen wurden. LOJENDIOschließlich katalogisierte die Umgangskapitelle 7 1,und PASSINI beschrieb erstmals genauer die enge Verwandtschaft des Hauptportals von Nuestra Sefi.ora de Eunate mit jenem der Pfarrkirche von Olcoz 72 • Alles in allem jedoch bleibt festzuhalten, daß sich die kunsthistorische Literatur in den vergangenen Jahrzehnten im positiven Fall darauf beschränkte, das bereits LACARRA 73 Bekannte zu wiederholen 74 • Häufiger allerdings waren diejenigen Publikationen, die in wesentlichen Punkten 61 V.a. LAMBERT(1926), ders . (1928), ders. (1955). 62 Wie Anm. 60. 63 So z.B. von PASSINI(1985), S. 131f., auf Grundlage der Untersuchungen LAMBERTs(wie Anm . xx) sowie eigener typologischer und infrastruktureller Überlegungen [vgl. vor allem PASSINI(1982)]; vgl. unter vielen anderen auch RAMiREZ(1983), S. 54, oder BANGO TORVISO(1992), S. 190. 64 Wie Anm . 40. 65 DIEZ YDIAZ (1976), S. 10. 66 ALTADILL(1918), S. 94; lDOATEIRAGUI(1958; 1967), S. 12. 67 Vgl. unter anderem RAMfREZ(1983), S. 113-120, oder BANGOTORVISO(1992), S. 190. 68 Vgl. unter anderem PASSINI(1985) oder BANGOTORVISO(1992), S. 190. 69 DURLIAT(1962), S. 288; RAMfREZ(1983), v.a. S. 118f. 70 RAMfREZ(1983), S. 119, Anm. 141. 71 LOJENDIO(1967), S. 260. 72 PASSINI(1985), S. 129-131 . 73 VAZQUEZDEPARGA/ LACARRA/ URlARfu (1949; 1993), Bd . 2, S. 431-433. 74 Vgl. z.B. LOJENDIO(1967), S. 256-264. 22 <?page no="23"?> Eunate.indd 23 Eunate.indd 23 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 sogar hinter dem in den Vierziger Jahren erreichten Kenntnisstand zurückblieben75. Die Ergebnisse einer kleinen archäologischen Prospektion, die wir 76 im September 1988 durchgeführt haben, werden hier 77 erstmals zusammengefaßt. 75 Vgl. unter anderen: lNIGUEZALMECH/ URANGA GALDIANO(1973), Bd. 2, S. 155f.; RAMIREZ (1983), S. 113f., S. 119f.; PASSINI (1985), S. 131; BANGOTORVISO(1992), S. 190. 76 Als selbstlose Mitarbeiterin stellte sich Frau Karin Reichardt (Altbach) zur Verfügung, die unter anderem einen Teil der Schnitt - und Profilskizzen anfertigte. - Die im März 1988 vom Servicio de Arquitectos der Instituci6n Principe de Viana großzügig verspro chene Unterstützung durch Gerät und Personal beschränkte sich schließlich auf einen Eimer, eine Spitzhacke und eine Schaufel. 77 S. hier v.a. S. 74-76. 23 <?page no="24"?> Eunate.indd 24 Eunate.indd 24 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunate im Spiegel der Dokumente Der Name Die heutige Bezeichnung ,Eunate> wurde erst seit dem 18. Jahrhundert geläufig; sie ist baskisch und bedeutet ,hundert Tore/ 8 • Bis in diese Zeit hinein variiert der Name, der in der frühesten mir bekannten schriftlichen Erwähnung von 1219 79 als Onat begegnet 80 • Daneben stehen die Namensformen Unat, Onate 81 oder auch Unate 82 • Das anscheinend ursprüngliche baskische Onat, ,die gute Pforte>, stünde «im Einklang mit der Funktion eines Hospitals für Santiago-Pilger, die ihm der Prior des Johannes-Hospitals in Jerusalem zugewiesen hätte.» 83 Diese Bedeutung scheint dann aufgrund der architektonischen Gestalt in späterer Zeit allmählich durch die volksetymologisch zu verstehende Neudetermination ,hundert Tore> erweitert oder gar abgelöst worden zu sein 84 dies erst recht, als die Arkaden entgegen der Ausgangssituation frei sichtbar geworden waren 85 • 78 Vgl. u.a. PASSINI (1985), S. 120f. Nach Auskunft von Prof. Dr. Jürgen Untermann (Köln) handelt es sich bei dieser Namensform wohl um eine sprachlich nicht korrekte Volksetymologie. 79 Vgl. hier S. 25-27; im Anhang S. 118f. vollständig zitiert und übersetzt. 80 Vgl. auch IDOATEIRAGUI (1959; 1982), S. 155; so u.a. noch in einem Dokument von 1474 im Archivo General de Navarra (Documentas de Comptos Caj. 162, Nr. 52). 81 Bereits seit dem 13. Jahrhundert gebräuchlich, vgl. IDOATEIRAGUI ebd.; so z.B. auch noch in einem Dokument von 1534 im Archivo General de Navarra (Documentas de Comptos Nr. 550). 82 Ebenfalls seit dem 13. (vgl. IDOATEIRAGUIebd.), aber auch noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Gebrauch, z .B. in einem Dokument des Archivo Diocesano de Pamplona (Caja 429, Nr.38). 83 «[...] en accord avec la fonction d'höpital pour ! es pelerins de Saint-Jacques-de- Compostelle que le prieur de Saint-Jean-de-Jerusalem lui avait assignee» [PASSINI (1985), S. 121]. 84 Vgl. hier u.a. S. 75f. 85 Vgl. ebd. 24 <?page no="25"?> Eunate.indd 25 Eunate.indd 25 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunate in den Quellen bis ins 16. Jahrhundert Die mittelalterlichen Pilgerführer nennen Eunate meines Wissens nicht, da der Ort zweifellos nie eines der prominenten Etappenziele und wohl auch kein besonderer Gefahrenpunkt des camino war; selbst spätere Redaktionen des Jakobsbuches, die nicht wie im Falle des sogenannten LiberSanctiJacobiaus der Zeit vor dem Bau der Marienkirche datieren 86, konnten somit an einer Nennung Eunates kein Interesse haben. Die im 15. Jahrhundert häufiger schriftlich fixierten Reiseberichte wiederum entstammen einer Zeit, in der Eunate längst seinen Zenit überschritten hatte, ihr Augenmerk richtete sich zudem naturgemäß kaum auf nur baukünstlerisch Auffälliges 87 • Das älteste Dokument, in dem Eunate begegnet 88, das aber obwohl längst publiziert bisher von der Forschung übersehen wurde 89, stammt aus dem Jahre 1219: Don Brun begünstigt in seinem Testament zuerst seine Laienbrüder, die «confratres de Onat». Wir erfahren, daß 1219 in Eunate Laienbrüder anzutreffen waren, denen auch Don Brun angehör te. Die Namensform Onat deutet auf die Existenz eines Hospitals hin 90• Da für Eunate weder zeitgenössische noch spätere Quellen neben ,unse rem> Komplex auf weitere kirchlich betreute Einrichtungen vor Ort schließen lassen 91 , kommt als Betätigungsfeld der genannten Laien brüder wohl eben nur dieser in Betracht. Daß bei einem relativ weit von 86 Zur Datierung der Textredaktion des Liber in der im sog. Codex Calixtinus vertretenen Fassung in die Zeit um 1150 bzw. 1150---60vgl. u.a.: DfAZ Y DfAZ(1993), S. 50-52; ders. (1992), v.a. S. 1--4; MENACA(1987), S. 234. Die Herstellung des Codex allerdings könnte auch kurz nach dem Bau Eunates datieren, DfAZ Y DfAZ (1992), S. 9, vermutet die Spanne von 1160 bis 1180 [vgl. auch BERBERS(1991), S. 191], relativ eindeutig erscheint 1173 als terminus ante quem (vgl. ebd ., S. 29). Zur Datierung Eunates vgl. hier S. 19 u. S. 77. 87 Durchaus beispielhaft sind in dieser Hinsicht die Berichte deutscher Pilger des 15. Jahrhunderts, vgl. v.a. BERBERS (1988). . 88 Veröffentlicht bei GARCIALARRAGUETA (1957), Bd. 2, S. 171 (Dokument Nr.167); hier im Anhang S. 118f. zitiert und übersetzt. 89 Grund hierfür dürfte sein, daß der bzw. einer der Bearbeiter des Regestes zu diesem Dokument das dort genannte Onat fälschlich als Ofiate interpretiert (so ebd.), was zwar sprachlich und orthographisch nicht ganz auszuschließen ist, aber schon geographisch recht unwahrscheinlich erscheint und hinsichtlich der Besitzverteilung und der Kom mendengliederung des Großpriorats Navarra im allgemeinen sowie des Zuständig keitsbereichs der betroffenen Kommende Bargota im besonderen (vgl. ebd., Bd. 1, v.a. 152-158; beachtenswert die Massierung von Besitzungen im Valdeilzarbe im Umkreis Eunates) völlig auszuschließen ist. 90 Vgl. hier S. 24. 91 Vgl. hier auch S. 28-30. 25 <?page no="26"?> Eunate.indd 26 Eunate.indd 26 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 den nächsten Pfarreien abliegenden Hospital anfallende Bestattungen vor Ort vorgenommen wurden, liegt dabei nahe. Nächstfolgend begünstigt Don Brun Bargota, womit gerade weil eine nähere Spezifikation fehlt und das Dokument seit alters zum Verbund der Quellen des Johanniter-Ordens in Navarra gehört nichts anderes als die Johanniter-Kommende Bargota gemeint sein kann, die nur wenig westlich von Puente la Reinas am camino lag 92 • Zunächst scheint offen, ob Don Brun und seine Mit-Laienbrüder direkt dem Johanniter-Orden 93 angehörten. Rein begrifflich könnten auch Mitglieder einer unabhängigen Bruderschaft, wie sie seit dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts auch in Navarra in wachsender Zahl entstanden 94, gemeint sein. In der Regel allerdings firmieren diese devotionalen Bruderschaften mit einem entsprechenden Beinamen und sind überdies eine städtische Erscheinung 95 • An einer Zugehörigkeit der genannten confratreszum Johanniter-Orden beziehungsweise dessen Kommende von Bargota können damit kaum noch Zweifel bleiben. Darüberhinaus sind die Testamentsbestimmungen charakteristisch für die Verpflichtungen der Mitglieder von den Johannitern zugehörenden Donaten-Bruderschaften 96 • Wir können dem Dokument also entnehmen, daß im Jahre 1219 in Eunate die Johanniter durch eine der Kommende von Bargota unterstehende Laienbruderschaft, die wohl mit ,unserem> Objekt befaßt ist, vertreten sind. Für die chronologische Einordnung des Marienoktogons wäre damit allerdings nicht mehr als ein der Bauzeit wohl ein bis zwei Generationen nachhinkender terminus ante quem gewonnen 97 • Da die Kommendengliederung des Großpriorats Navarra im 12. Jahrhundert noch im Aufbau begriffen und Veränderungen unterworfen war 98, zudem die Anfänge einzelner Verwaltungsmittelpunkte der Johanniter im Dunkeln liegen 99 , läßt sich 92 Vgl. Abb. 1; zur Lokalisierung vgl. u.a. GARC! ALARRAGUETA (1957), Bd . 1, S. 92 u. S. 152f. mit Anm.67; die Kommende wurde 1778 restlos zerstört (vgl. ebd.). 93 Zur schwer zu fassenden ordensrechtlichen Stellung der Laienbrüder der Johanniter Navarras in jener Zeit vgl. v.a. GARC! ALARRAGUETA (1957), Bd. 1, S. 241-245 . 94 Vgl. zuletzt CARRASCO(1993), S. 226f. 95 Vgl. ebd . 96 Vgl. dazu allgemein WALDSTEIN-WARTENBERG (1988), S. 76-79. Eine Unterscheidung von fraternitas maior undfraternitas minor (vgl. ebd.) ist nicht möglich, die Situation in Navarra scheint dafür zu dieser Zeit keine Hinweise zu bieten; vgl. GARCiALARRAGUETA (1957), Bd. 1, S. 242-244, S. 245 Anm. 32 bis . 97 Siehe hier S. 77. 98 Vgl. GARCIALARRAGUETA (1957), Bd. 1, S. 85-99. - Die erweiterte und neugeordnete Regesten- Vorlage der Dokumente zum Johanniter-Orden in Navarra von GUTIERREZ DEL ARR0Y0(1992) bietet für den Eunate-Kontext insgesamt nichts Neues. 99 Vgl. GARCiALARRAGUETA (1957), Bd. 1, 96. 26 <?page no="27"?> Eunate.indd 27 Eunate.indd 27 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 aus der ersten Erwähnung der 1219 zuständigen Kommende von Bargota im Jahre 1194 100 kein terminus post quem gewinnen. Zwar kann nicht mit allerletzter Sicherheit angenommen werden, daß als Bauherren Eunates damit nur die Johanniter infrage kommen: Nicht ganz auszuschließen ist die Möglichkeit der Stiftung einer bereits bestehenden Kirche an den Orden vor 1219 10 1.Angesichts der Tatsache jedoch, daß Eunate in den erhaltenen älteren Quellen überhaupt nicht erwähnt wird, erscheint dies eher unwahrscheinlich. Die ortsnamenartige Nennung, die keinesfalls als offizielle Bezeichnung einer kirchlichen Einrichtung gelten kann, deutet schließlich darauf hin, daß Eunate bereits zu einer nicht auf ein Hospital beschränkten Ansiedlung geworden war. Das bisher als frühester Beleg für die Anwesenheit der Johanniter in Eunate angesehene Dokument von 1251 102 bleibt dagegen ohne Namensangabe. Die Laienbrüder von Obanos werden dem Orden eingegliedert und erhalten nun für sich selbst das Bestattungsrecht in dem von ihnen versorgten Hospitaldel Camino.Zudem wird ihnen ein Haus für gemeinsame Abendmahlsfeiern, die regelmäßigen Zusammenkünfte und weitere «Stärkungen» gegeben. Daß mit dem genannten Hospital del Camino eigentlich nur Eunate gemeint sein kann, ist in der Forschung unumstritten 103 • Jedenfalls ist am Pilgerweg bzw. an den Pilgerwegen im Einflußbereich von Obanos keine weitere vergleichbare Einrichtung dokumentiert. Die in diesem Schriftstück enthaltenen Informationen schließlich stimmen mit den für 1219 beschriebenen Verhältnissen einer Donatorenbruderschaft in Abhängigkeit von den Johannitern überein und ergänzen sie sinnvoll durch die Erteilung weiterreichender Privilegien. Auch können wir diesem Dokument einige Indizien für die bauliche Situation des Standorts entnehmen, die den Gegebenheiten von 1219 entsprechen. So ist impliziert, daß 1251 außer einem nicht erwähnten, aber notwendig vorhandenen - Sakralraum Räumlichkeiten bestanden, die den Hospitalbetrieb gewährleisteten. Auch weitere Gebäude und al- 100 Die entsprechenden Dokumente (ebd., Bd. 2, Nr. 74, 77 u. 93) bezeichnen Fortunio keineswegs als «ersten Kommendator» (primer comendador, so ebd., Bd. 1, 98). 101 Vgl. z.B. die Stiftung der Michaelskirche von Cizur Menor an den Orden im Jahre 1135 [GARCfA LARRAGUETA (1957), Bd. 1, 5. 88]. 102 Veröffentlicht bei GARC! A LARRAGUETA (1957), Bd. 2, S. 330f. (Dokument Nr. 336); hier im Anhang 5. l 19f. zitiert und übersetzt; erstmals erwähnt bei V AZQUEZ DE P ARGA/ LACARRA/ URfA Rlu (1949; 1993), Bd. 2, S. 432. 103 Vgl. z.B. LüJENDIO (1967), S. 256f. 27 <?page no="28"?> Eunate.indd 28 Eunate.indd 28 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 so eine nicht näher definierbare kleine Ansiedlung waren wohl vorhanden, denn das der Bruderschaft gegebene Haus mußte anscheinend nicht erst gebaut werden. Weitere Schriftquellen des 13. bis 15. Jahrhunderts ergänzen den Befund. Sie verraten, daß in Eunate neben dem Hospiz, vielleicht um das attraktive Wegekreuz herum' 04 , tatsächlich sehr bald ein kleines Dorf gewachsen war. Die entsprechenden Dokumente wurden leider bisher in die Untersuchungen zu Eunate nicht miteinbezogen: In für uns sonst uninteressantem Zusammenhang wird Onat 1261, dann wieder 1323, als Ortsname verwendet' 05 • Ein Dokument von 1398 schließlich erwähnt Bauern aus Eunate 106, ein weiteres von 1434 kann mit der zu Obanos gehörenden Pfarrkirche der Heiligen Maria 107 nur ,unsere> Kirche meinen 108 • Damit sind Indizien für eine frühzeitig gegebene dörfliche Pfarrfunktion von Nuestra Sefi.ora de Eunate gewonnen. Wenn auch meines Wissens erstmals 1434 das Marienpatrozinium Eunates aktenkundig wird, kann angesichts der vor wenigen Jahrzehnten noch vorhandenen romanischen Muttergottes auf dem Altar' 09 kaum ein Zweifel bestehen, zumal die Blütezeit des Marienkults in Navarra im 12. Jahrhundert zu verzeichnen ist" 0• Wichtige Informationen, die das aus den älteren Quellen Bekannte und Indizierte präzisieren und ergänzen, beinhaltet ein Dokument von 1520m. Es ist im Rahmen eines Rechtsstreits um den Nachweis der Pfarrfunktion von SantaMaria de Onat bemüht. Als ernst zu nehmender Beweis genannt wird das Vorhandensein von Weihekreuzen, einer entsprechenden Zahl von Altären und der für die Liturgie und das Erteilen der Sakramente notwendigen Ausstattung an Ornat, Paramenten, Schränken und Gefäßen. Schließlich wird betont, daß ein zweibogiger Glockenaufsatz die Dachmitte bekrönt, und daß rund um die Anlage viele weitere Gebäude zu sehen sind. Daß die Marienkirche von Eunate also außer den Hospitalaufgaben wohl auch die Pfarrfunktion für die 104 Zur Lage siehe hier S. xx. 105 Vgl. lDOATElRAGUI(1959; 1982), 5. 151. 106 labradoresde Eunate. 107 iglesiaparrochialde Santa Maria. 108 CSC 22, S. 532f. (Nr.1186), bzw. lDOATElRAGUI(1959; 1982), S. 177f; auch im Archiv von Puente la Reina versehen einige Dokumente des 13. und 14.Jhs. Personennamen mit dem Zusatz de Onat als Herkunftsbezeichnung, vgl. DfEZy DfAZ(1976), S. 10. 109 Vgl. CLAVERiA(1941), Bd. 1, s. 226-228. 110 Vgl. FERNANDEZ-LADREDA (1988), 5. 26. 111 Veröffentlicht von ETAYO(1914); hier im Anhang S. 120-123 zitiert und übersetzt. 28 <?page no="29"?> Eunate.indd 29 Eunate.indd 29 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 umgebende Siedlung wahrnahm, wurde lediglich von YARNOZLAR- ROSA112 und DiEZ Y DiAZ 113 angesprochen. Häufig zitiert zum Nachweis der Bestimmung als Friedhofskapelle wurde dagegen 114 die das Bestehen des gesamten Arkadenlaufs sowie das Vorhandensein zahlreicher Bestattungen im Umgang beziehungsweise zwischen den Arkaden beschreibende Textstelle, die ja keineswegs einer bestehenden Pfarrfunktion widerspricht. Besonders hervorgehoben wird in diesem Zusammenhang das sich von den übrigen unterscheidende Grab der Sifterin, einer Königin oder edlen Dame, derer noch alljährlich während der Fürbitten und bei den Zusammenkünften der Bruderschaft gedacht wird. Daß die rund dreieinhalb Jahrhunderte nach der Gründung vermerkte Nachricht über die Stifterin nicht als völlig verläßlich gelten kann 115, hat YARNOZLARROSA betont 116, obwohl Jahrtag und Fürbitten eigentlich kaum frei erfunden sein können. Die Bezeichnung und Charakterisierung des Hofes als Kreuzgang gibt leider keine präzise Auskunft über die Gestalt des Hofrings bzw. des Umgangs. Er wird als Versammlungsort auch in anderen Quellen genannt, so z.B. 1539 für eine Zusammenkunft der Ältesten und Richter der umliegenden Siedlungen 117 • Wie und wo genau die erwähnten umstehenden Häuser zu denken sind, bleibt unklar. 1520 wird also erneut auf das Bestehen einer Siedlung und nun auch explizit auf die Pfarrfunktion Bezug genommen. Ein weiteres Dokument desselben Rechtsstreits gibt sogar Auskunft über die zum Zeitpunkt der Kirchengründung durch die «Königin» herrschenden örtlichen Verhältnisse, die die Stiftung als besonders verdienstvollen und segensreichen Akt erscheinen lassen: «An der Stelle besagter Kirche ... befanden sich am öffentlichen Weg irgendeine Räuberhöhle und unwegsame Berge, wo viele Betrügereien, Räubereien und tätliche, sogar mordende Angriffe durchgeführt wurden.» 118 Ein wahrer Kern dieser ,Räubergeschichte> erscheint angesichts der im 112 YARNOZLARROSA(1945), S. 518. 113 DiEZ Y DiAZ (1976), S. 10. 114 In der Nachfolge von VAZQUEZDEPARGA/ LACARRA/ URIARlu (1949; 1993) Bd. 2, S. 432. 115 Die Forschung schweigt dazu meist oder stellt diesen Umstand als Faktum dar, so z.B. KöSTER(1983), S. 125. 116 YARNOZLARROSA(1945), S. 518. 117 lDOATElRAGUI(1959; 1982), 5. 226f. 118 «In loco ubi dicta eclesia ... solebat esse quadam spelunca latronum et montes spisi (? ) supra viam publicam, ubi multa maleficia, latrocinia, agressiones et homicidio perpetrabantur», so zitiert bei lDOATElRAGUI(1959; 1982), S. 155. Spisi ist wohl im Dokument verschrieben statt spissi, gemeint im Sinne von ,gefahrenvoll unwegsam,. 29 <?page no="30"?> Eunate.indd 30 Eunate.indd 30 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Codex Calixtinus überlieferten Gefahren für die Pilger zumindest möglich119, die speluncalatronum wäre als anrüchiger oder einfach nur privat betriebener Vorläufer des späteren Hospizes durchaus plausibel1 20. Auch deutet sich an, daß der für die Kirchengründung gewählte Ort «am öffentlichen Weg» durch seine verkehrsgünstige Lage ausgezeichnet war und deshalb bereits vorher ,gastronomisch> besetzt gewesen sein könnte 121 . Eine 1534 aus Gründen der Steuerschätzung verfaßte Aufstellung von Wüstungen in Navarra schließlich verzeichnet auch «Onate, das sich zwischen den Gemarkungen von Eneriz und Obanos befindet, es gehört denen von Muruzabal und den Laienbrüdern von Santa Maria de Onat». 122 Das damit eindeutig bezeugte Dorf war also spätestens zu dieser Zeit abgegangen 1 23. Die unterschiedlichen Namensformen in ein und demselben Satz belegen die schon angedeutete geringe Verläßlichkeit solcher Schreibungen. Weder die Dokumente, die sich mit der 1387 neubegründeten Laienbruderschhaft von Eunate befassen 124 , noch die seit dem späteren 16. bis ins 19.Jahrhundert reichlich fließenden Quellen enthalten für unseren Kontext weiterführende Informationen 125 . Nachrichten über Instandsetzungsarbeiten sind unpräzise und bieten keinesfalls Anzeichen für grundlegende Veränderungen der Gesamtanlage 126 . 119 Vgl. HERBERS (1991), S. 71-82. 120 IDOATEIRAGUI (1959; 1982), S. 155, hält dagegen diese Überlieferung für eine «Räubergeschichte» ohne realen Hintergrund. 121 Vgl. hier S. 32-35. 12 2 «onate que sto entre los terminos deneriz y obanos lo tienen los de muruzabal y los confrades de santa maria de ona t» (Archivo General de Navarra, Registros de Comptos Nr. 550). 123 Vgl. ALTADILL (1918), S. 94. 124 Vgl. u .a. BIURRÜN Y SOTIL(1936), S. 612, L6PEZSELLES(1974), S. 120f., und PEREZÜLLO (1983), S. 171f. 12 5 Zur Kultgeschichte Eunates seit dem 16.Jh. vgl. zusammenfassend DIEZ Y DiAZ (1976), S. 10-12, oder PEREZÜLLO(1983), S. 171f. 126 Erwähnt sei in diesem Zusammenhang nur ein Dokument, in dem der beklagenswerte Zustand speziell des «Kreuzgangs» im Jahre 1607 summarisch beschrieben ist, und das von einer bevorstehenden Restaurierung kündet; vgl. BruRRÜN Y SorrL (1936), S. 612f. 30 <?page no="31"?> Eunate.indd 31 Eunate.indd 31 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunate: eine komplexe Situation Der genauere Blick auf die einschlägigen Quellen hat bereits eine Reihe von Korrekturen und Ergänzungen des Forschungsstands erlaubt. Gewonnen ist mit 1219 ein um etwa eine Generation näher an die Erbauungszeit heranreichender terminus ante quem. Auch für die Gründungsumstände und die Entwicklung in der Folgezeit ergibt sich ein plausibles Bild: An einer Straße entstand an der Stelle einer zwielichtigen - oder einfach nur privat betriebenen gastronomischen Einrichtung ein kleiner Hospitalkomplex. Mindestens seine Kapelle beziehungsweise Kirche wurde von einer adligen Dame gestiftet, die im Außenbereich bestattet und über Jahrhunderte verehrt wurde, womit der Bau auch als Stiftermemorie zu gelten hat. Dieser befand sich spätestens 1219, wahrscheinlich aber bereits seit der Gründung, unter der Obhut einer den Johannitern angegliederten bzw. angehörenden Bruderschaft im Zuständigkeitsbereich der Kommende Bargota. Als 1251 den Laienbrüdern die Bestattung «im Hospital» gewährt wurde, hatte sich mittlerweile eine Siedlung angelagert. Daß frühzeitig neben den Hospitalfunktionen und dem wohl seit der Gründung ausgeübten Bestattungsrecht von Nuestra Sefiora de Eunate auch eine Pfarrfunktion auszufüllen war, ist wenigstens in höchstem Maße wahrscheinlich. In seiner Entwicklung ist Eunate damit beispielhaftes Resultat der vom <Boom>des Jakobswegs zu verantwortenden Phänomene infrastrukturellen Ausbaus und damit verbundener Aufsiedlung Navarras. Das relativ klare Bild einer komplexen Situation läßt deutlich werden, daß die für gewöhnlich einseitigen Interpretationen der Forschung zu kurz greifen. 31 <?page no="32"?> Eunate.indd 32 Eunate.indd 32 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Das Baudenkmal Zur Lage (Abb. 1-3) 127 Topographische wie historisch-verkehrsgeographische Gegebenheiten zählen zu den Grundlagen jeder architektonischen Formulierung ob nun unbewußt-gleichgültig akzeptiert, absichtsvoll gewählt, dialogisch verarbeitet oder auch mißachtet. Im Falle von Eunate aber sind sie bisher kaum annähernd exakt beschrieben worden, ihre Bedeutung für den Bau und seine Beurteilung wurden meines Erachtens unterschätzt. So beschränken sich topographische Angaben meist auf das zur Lokalisierung Notwendige sowie auf die Betonung der Lage am Jakobsweg. Nähere Beschreibungen konzentrieren sich auf den pittoresken Aspekt1 28 • Nuestra Sefiora de Eunate liegt auf 396 Metern Meereshöhe 129 links des Bachlaufs im überschwemmungsgefährdeten Tal des nach Westen fließenden Rio Robo, weithin sichtbar, frei in der Landschaft. Nach Süden setzt direkt der zunächst sanft, bald aber steiler bis auf weit über 500 Meter Meereshöhe ansteigende Hang der das Tal einfassenden Hügelkette an, deren Erosion bei starkem Regen im Laufe der Zeit zu mächtigen Ablagerungen geführt hat. Gerade Eunate befindet sich im Deltaeiner ausgeprägten Erosionsrinne. Deren Aufschwemmungen drücken heute mit einer Mächtigkeit von annähernd zwei Metern auf die hangseitigen Teile der Umfassungsmauer. Deutlich wird daran die von Beginn an bedrohte Situation der südlichen Bereiche der konzentrischen Umbauung. Nuestra Sefiora de Eunate entstand unmittelbar am von Südosten am linken Talrand heranführenden Pilgerweg, dessen Verlauf an Luftbildern noch abzulesen ist 130• Er verlief direkt an der Nordost- und Nordseite des äußeren Oktogons vorbei nach Westen Richtung Obanos zum bereits erwähnten Vereinigungspunkt der beiden Hauptstränge des camino 131 • 127 Zu den folgenden Ausführungen vgl. v.a. die Kartenblätter (Maßstab 1: 10000) 141-13, 141-14, 173-1 und 173-2 des Gobierno de Navarra, Dep. de Obras Publicas, Transportes y Comunicaciones, Servicio de Obras Publicas, Cartografia. 128 So z.B. BIURRUNy SOTIL(1936), s. 613. 129 JIMENOJuRlo (1979), S. 23. 130 Die Luftbilder sind zugänglich in der Cartografia der Diputaci6n de Navarra; ein Abdruck ist hier aus drucktechnischen Gründen leider nicht möglich . 131 Vgl. auch die als relativ verläßlich geltende Kartierung bei VALINASAMPEDRO (1990), S. 21. 32 <?page no="33"?> Eunate.indd 33 Eunate.indd 33 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 0 ~ bestehende StraOen und Wege am Luftbild erkennbareWege - ·- die das WegekreuzbildendenAltwege -=-- Las_ · MENDIGORR! A EUN -~ 7 (/ f , . .1.ENER! l 'f r OLCOZ --- · - · -· ABAL via rmita de Santa Lucic1 Abb.3: Das Wegekreuz von Eunate (auf der Basis der Kartenblätter [Maßstab 1: 10000] 141-13, 141-14 und 173-1 und 173-2 des Gobiemo de Navarra, Dep. de Obras Publicas, Transportes y Comunicaciones, Servicio de Obras Publicas, Cartografia, sowie Luftbildern der Cartografia der Diputaci6n de Navarra, Pamplona) Der Pilgerweg folgt, soweit sinnvoll und noch möglich, dem während des frühen Mittelalters verfallenden römischen Straßennetz, das im Zuge der fortschreitenden Reconquista bei anwachsenden Pilgerströmen erneuert und unter teils erheblichen Veränderungen der Wegführung ausgebaut wurde 132 • So scheint der Eunate direkt berührende Strang auf der antiken Fernverbindung von Virovesca (Burgos) über Logrofi.o zum in römischer Zeit wichtigsten Paß der zentralen Pyrenäen, dem Summus Pirenaeus (Somport), zu beruhen 133• 132 Einen groben, nicht ganz vollständigen Überblick der römischen Hauptstraßen auf der Iberischen Halbinsel gibt CHEVALLIER (1972), S. 177, Fig.32; zum Verhältnis zwischen rö mischem Straßennetz und den Jakobswegen LAMBERT(1959), S. 82- 115, besonders S. 84-87, und Fig. 5, vgl. auch MENACA(1987), S. 133--150,und ÜURSEL/ JEAN-NESMY (1989), S. 11, S. 17; zum römischen Straßennetz in Spanien und seiner allgemeinen Bedeutung für die mittelalterlichen Verkehrswege vgl. CHEVALLIER (1972), S. 46, S. 57, S. 176-179. 133 Indizien sind u.a. der bei Javier aufgefundene römische Meilenstein und die römische Villa bei Lumbier [vgl. JIMENOJuRio (1983), S. 5; LAMBERT (1959), Fig. 5], aber auch, auf - 33 <?page no="34"?> Eunate.indd 34 Eunate.indd 34 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Von Norden trifft heute in Höhe der Kapelle ein Fahrweg auf die Pilgerroute, der den Rio Robo über eine kleine, moderne Brücke überwindet (Abb. 3). Dieser steht eindeutig in der Tradition der mittelalterlichen Verbindung nach Muruzabal, zu dessen Gemarkung Eunate seit dem 16. Jahrhundert gehörte. Ursprünglich aber stieß er, den Bach vielleicht durch eine Furt überwindend, ca. hundert Meter weiter westlich genau dort auf den Jakobsweg, wo bis heute eine schmale Schotterstraße hangaufwärts nach Süden führt. Nicht nur der Pilgerweg, sondern ein echtes Wegekreuz in unmittelbarer Nähe also bestimmt meines Erachtens die Position Eunates. Auch dieses Straßenkreuz insgesamt steht in römischer Tradition. Für den westlich der Kapelle nach Süden abzweigenden Weg kann antiker Ursprung als sicher angenommen werden: Er führt zu den seit römischer Zeit bis ins 20. Jahrhundert hinein betriebenen, nur etwa eineinhalb Kilometer südwestlich gelegenen Salinen (Las Salinas) 134, und von dort weiter entlang des Barranco del Agua Salada nach Mendigorria mit seiner bedeutenden römischen Siedlung 135 • Die Annahme einer römerzeitlichen Verlängerung nach Norden über eine Furt durch den Rio Robo ist sinnvoll, da über Obanos und/ oder Muruzabal allein schon wegen des Salzhandels ein Anschluß an die Straße nach Pompaelo (Pamplona) existiert haben sollte; wenigstens seit dem hohen Mittelalter besaßen vor allem Obanos und Muruzabal Rechte an den genannten Salinen 136 • An Luftbildern jedenfalls wird ein an der Ermita de Santa Lucia vorbeiführender Altweg nach Muruzabal unzweifelhaft deutlich 137. Eunate entstand also an einem Punkt, der traditionell nicht nur von der Lage an der Straße vom Somport-Paß nach Puente la Reina bestimmt war, sondern auch von der unmittelbaren Anbindung an eine nicht unwichtige Südwest-Nordost-Route nach Pamplona. Eunate dürfte deshalb nicht nur den von Jaca herkommenden Pilgerseharen gedient haben, sondern auch als Hospiz für so manche Santiagowallfahrer, die grund ihrer Suffixe [JIMENOJuRlo a.a.O., vgl. auch URTASUN y VILLANUEVA (1977), s. 6], die Ortsnamen Yarnoz, Otano, Guerendain und Eneriz, um nur einige Beispiele zu nennen, die eine direkte römische Verbindung zwischen Monreal und Eunate wahrscheinlich machen. 134 Nach mündlicher Auskunft von Jose Maria Yarnoz Orcoyen (wie Anm. xx) sowie von Maria Angeles Mezquiriz (Leiterin des Museo de Navarra). 135 Vgl. u.a. JIMEN0JuRlo (1982; rutas menores), S. 31, und die in Anm. xx genannten Kartenblätter. 136 Vgl. CSC. 137 Wie Arun . 130. 34 <?page no="35"?> Eunate.indd 35 Eunate.indd 35 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 den Weg über den Ibafieta-Paß und Roncesvalles genommen hatten. Zum einen ist damit zu rechnen, daß man vor allem in der letzten sicheren Siedlung vor Puente la Reina, in Obanos, von wo aus Eunate zunächst betreut wurde, die Pilger auf die nahegelegene Einrichtung hinwies; angesichts der Länge des camino ein lächerlich anmutender Umweg, der besonders dann sinnvoll war, wenn die Herbergen von Obanos ausgelastet waren und in Puente la Reina 138 mit ähnlichen Ver-_ hältnissen gerechnet werden mußte 139 • Zum anderen bestand meines Erachtens ein für die Pilger günstiger Verbindungsweg (Abb. 1) zwischen via turonensis und via tolosanavon Roncesvalles durch den Valle de Arce entlang des Rio Urrobi als Umgehung des beschwerlichen Puerto de Erro und Pamplonas, mit dem Eunate gleichfalls in den Kontext auch der Hauptroute über den Ibafieta-Paß gestellt ist. Indiz für eine solche verkehrsgeographisch naheliegende Verbindung ist in erster Linie das Patrozinium der romanischen Pfarrkirche (12. Jahrhundert) der an diesem Weg zentral gelegenen Wüstung Arce, Nuestra Sefiora del Camino 140 • Weitere Anhaltspunkte sind außerdem die für die heutige Ärmlichkeit des Tals erstaunliche Zahl romanischer Spuren in den Dörfern''' und die enge Verbindung Arces mit Roncesvalles 142 • Die Ortswahl für die Gründung des Pilgerhospizes von Eunate war also in jeder Hinsicht wohl überlegt: Kein anderer Punkt als das beschriebene Wegekreuz bot vor der eigentlichen Vereinigung der zentralen Pilgerrouten bei Obanos dafür nur annähernd günstige historisch gewachsene verkehrsgeographische Voraussetzungen. In der Rückschau gewinnt damit die die Gründung Eunates betreffende <Räubergeschichte> von 1520 noch mehr Plausibilität. Die weniger zuträglichen topographischen Gegebenheiten wurden dafür bewußt in Kauf genommen. 138 Die meisten Pilgerhospize entstanden hier erst nach dem Bau von Eunate, vgl. DIEZ Y DIAZ(1976), S. 24-26. 139 Verläßlich wirkende Beobachtungen eines almoravidischen Gesandten wohl aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhundert, erhalten in der sog. HistoriaCompostelana, bezeugen die Überfüllung des Jakobsweges, vgl. VAZQUEZDE PARGA/ LACARRA/ UR1A Riu (1948; 1993) Bd. 1, S. 55. " 0 So bezeichnet im Mapa Topografico de Navarra von 1987; im CMN IV,1, S. 129, iglesia de SantaMaria; LOJENDIO(1967), S. 38f., nennt kein Patrozinium. 141 Vgl. URTASUN Y VILLANUEVA (1983), S. 11, S. 20f. 142 Vgl. ebd., 24f. 35 <?page no="36"?> Eunate.indd 36 Eunate.indd 36 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 ! ~.. -r - 11 12"' 13~ JL,~ ~ 0 l! il IO! l Abb. 4: Nuestra Senora de Eunate, korrigierter Grundriß (auf der Basis der Originalpläne im Servicio de Arquitectos der Instituci6n Principe de Viana, Pamplona) ca. 1 m über Laufn iveau; gestrichelt schraffiert die Fundamente der Umbauung (korrigiert und ergänzt durch die Befunde der Schnitte [S1 und S2] der Prospektion 1988), gestrichelt kreuzschraffiert die zur domus der im Spätmittelalter neu konstituierten Bruderschaft führende Mauer Der Kernbau Im Mittelpunkt der Gesamtanlage (Abb. 2, 4, 15), von einem umegelmäßig oktogonalen Arkadenlauf und einer ebenfalls achteckigen äußeren Umfassungsmauer umrahmt, steht der Kernbau von Nuestra Sefi.ora de Eunate. Seinen Grundriß bildet ein Oktogon von ungleichen Seiten, in der Nord-Süd-Achse beträgt der Durchmesser ca. 10,5 Meter, in der West-Ost-Achse etwa 9,5 Meter. Die Ostseite öffnet sich zur polygonalen Apsis. Ein Treppenturm tritt an der süd-südwestlichen Polygonkan- 36 <?page no="37"?> Eunate.indd 37 Eunate.indd 37 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 0 5 Abb. 5: Nuestra Seftora de Eunate, korrigierter Grundriß in Höhe der Fenster (rechts) und Aufriß der Südseite (links; jeweils auf der Basis der Originalpläne im Servicio de Arquitectos der Instituci6n Principe de Viana, Pamplona) te um rund 1,5 Meter aus der Mauer heraus. Im Norden und Westengewähren Portale Zugang zum Hauptraum, ersteres, dem vorbeiführenden Pilgerweg zugewandt, gibt sich deutlich als Hauptportal zu erkennen. Ein zweibogiger Glockengiebel auf der Dachmitte bekrönt den Kernbau . Baumaterial sind sauber behauene Sandsteinquader, doch trübt der aufgrund der Weichheit und Porösität des Steins teilweise schlechte, an einzelnen Stellen mit viel Mörtel ausgebesserte Erhaltungszustand den Eindruck. Die Außengestalt (Abb. 2, 4-7) Die Außengestalt des zentralen Oktogons ist prinzipiell regelmäßig, das Verhältnis von Breite zu Höhe beträgt idealiter 1: 2 143 • Bis zum Dach aufragende Dreiviertelsäulen markieren die Polygonkanten, nur der Treppenturm unterbricht diese Gleichförmigkeit. Der Wandaufbau der Polygonseiten ist durch über die ganze Breite gespannte spitzbogige Wandarkaden zweischichtig gestaltet, der Kernbau erscheint mithin baldachinartig. Je nach Breite der jeweiligen Seite sind die Bögen unterschiedlich stark gespitzt. Sie ruhen auf relativ schlanken, den Kan- 143 So in etwa umgesetzt an den drei westlichen Polygonseiten. 37 <?page no="38"?> Eunate.indd 38 Eunate.indd 38 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 tenstützen beigestellten Vollsäulen, die bis auf halbe Wandhöhe hinaufreichen. Die Gesamthöhe der Arkaden beträgt etwa drei Viertel der rund 10 m hohen Außenwand. Ausgehend von den Kämpferplatten der Kapitelle läuft ein unprofilierter, nach unten abgeschrägter Sims als Horizontalgliederung um, der nicht um die Kantensäulen verkröpft ist. Gestört wird diese Gliederung, bedingt durch den raumgreifenden Treppenturm, an der Südost- und an der Südseite. An der Nordseite tritt das Hauptportal an die Stelle der Wandarkade, wobei die eingestellten Arkadensäulen hier als äußere Gewändesäulen in den Portalkörper integriert sind. Auch die sehr schmale Nordostseite führt das System nicht bis ins letzte Detail durch. An Süd-, West- und Nordostseite sind Rundbogenfenster mit einläufigem Säulengewände mit ihren Kämpferplatten in den umlaufenden Sims eingehängt, der zugleich als Überfangbogen um die Fenster weitergeführt ist. Aufgrund des schlichten, von einem mit Diamantspitzen verzierten vorkragenden Bogen überfangenen Portals der Westseite setzt hier das Fenster etwas höher an, doch durch den beiderseits der Öffnung nach oben knickenden Sims bleibt die Gliederung prinzipiell erhalten. Auch bei den Lichtöffnungen ist Proportionalität gewahrt: Ihre Höhe einschließlich des Überfangbogens beträgt ca. ein Viertel der Wand. Abgeschlossen wird der Baukörper von einem Gesims aus schlichten Kragsteinen, das Fehlen jeglichen plastischen Schmucks könnte vereinfachenden Restaurierungen zuzuschreiben sein 1 44 • Wandarkaden am Außenbau sind im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts in Frankreich <an der Tagesordnung> 145 . Dies illustrieren zwei weiter unten angesprochene Zentralbauten, das Oktogon von Montmorillon146und die Kapelle Saint-Clair d' Aiguilhe in Le Puy 147 , sowie, als Beispiel für die zahlreichen so gestalteten Apsiden und Chorumgangskapellen, Souillac 148 . In der nordspanischenen Romanik dagegen kommen sie seltener vor. Allerdings bietet der Santo Sepulcro von Torres del Rio, nur etwa 40 km westlich von Eunate gleichfalls am camino gelegen 149 , ein eng benachbartes Beispiel. Von den genannten Bauten unterscheidet sich Eunate durch die Staffelung von Kanten- und Arkadensäulen, eine nicht sehr häufig angewandte Gliederungsvariante, 144 Diese Vermutung bestätigte Jose Maria Yarnoz Orcoyen (vgl. Anm. 50) im Rückblick auf die Restaurierung der Vierziger Jahre. 145 Vgl. u.a. LAMBERT (1926), 229f. 146 Siehe hier S. 92. 147 Siehe hier S. 92f. 148 Vgl. VIDALu.a. (1959), S. 254-287. 149 Siehe hier S. 88-90. 38 <?page no="39"?> Eunate.indd 39 Eunate.indd 39 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 6: Nuestra Sefi.orade Eunate, Westseite des Kernbaus (Nr. 1637, links; Nr. 2782, rechts) die beispielsweise an den Apsiden von Aulnay 150 und Retaud 151 begegnet. Trotz aller Unregelmäßigkeiten ist die zweischichtig-baldachinartige Außengliederung des zentralen Oktogons klar nach geradzahligen Maßverhältnissen proportioniert und damit von Harmonie bestimmt. Die Außengestalt der Apsis (Abb. 2, 4, 5, 8), die im Grundriß ein unregelmäßiges halbes Dekagon beschreibt, folgt wichtigen Gliederungsprinzipien des Hauptbaukörpers, ihre Höhe allerdings steht in keinem ganzzahligen Verhältnis zum Oktogon. Wieder markieren kräftige Dreiviertelsäulen die Polygonkanten, Abschrägungen hinter den Säulen sind aber nur vereinzelt und undeutlich zu erkennen. Auf annähernd halber Höhe verbindet ein horizontaler Sims die Stützen. Er dient als Basis für die Fenster, die mit ihrem einfachen Säulengewände, einem kräftigen Wulst als Archivolte und vorkragendem Überfangbogen den Fensteröffnungen des Oktogons entsprechen. Der Überfangbogen ruht auf schmalen, neben den Kantensäulen stehengebliebenen Mauerstreifen und bildet so eine die Fenster rahmende Arkade. Den Wandarkaden des Hauptbaus vergleichbar nehmen so die Fenster die gesamte Wandbreite der Apsisseiten ein, obwohl die eigentlichen, schräg gewandeten Lichtöffnungen relativ schmal sind. In der Nordost wie der Südostseite sind die Fenster als Blendöffnungen angelegt 152 • 150 Vgl. CROZET / LABANDE-MAILFERT (1957), 5. 232, Abb. 21. 151 Vgl. 5CHUMACHER-RrNDERER (1986), Abb. 37. 152 Im Grundriß von YARNOZ LARROSA (1945) sind diese Blendfenster vergessen worden. 39 <?page no="40"?> Eunate.indd 40 Eunate.indd 40 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 7: Nuestra Sefiora de Eunate, Detail der 1 Südseite (Nr. 2780; rechts) und der Kantengestaltung zwischen Nordwest- und Westseite (Nr. 1662; links) Schwierigkeiten bereitete offensichtlich die Gestaltung der flachen Winkel zum Hauptbau, da von beiden Bauteilen her ein Säulenabschluß bzw. -anschluß gefordert war. Im Winkel der Nordseite versuchte man, die Kantensäule nach Art des Hauptbaus aufzuführen, scheiterte aber. Auf der Gegenseite paßt sich stattdessen die Ecksäule der Apsisgliederung ein, so daß der Zusammenhang mit der oberen Säule, die die Kante des Hauptbaus markiert, harmonischer gelingt. Der an der Süd-Südost-Seite rechteckig vortretende Treppenturm ist überaus schlicht gestaltet. In Höhe des Fensteransatzes der Südwand ragt er erkerartig noch ein wenig weiter vor, die Unterkante ist einfach profiliert. Über den ursprünglichen Abschluß hat auch die Bauuntersuchung der Vierziger Jahre keine Informationen beibringen können. Der heutige oktogonale Aufsatz ist nicht original: Bis zur Restaurierung schloß der ,Turm>unter der Dachschräge ab. Seine mit 0,7 m Innenbreite sehr schmale Wendeltreppe ist durch eine kleine Tür von der Südostseite des Innenraums aus zugänglich. Dieser ,Turm> mit seinem überaus engen Treppenlauf ist also keineswegs so groß, aufwendig gestaltet und eigenständig geraten, um ein überzeugendes Argument für seine Funktion als häufig genutzter Zugang zur Totenleuchte in der Dachmitte sein zu können 153• Gerade in 153 Vgl. hier S. 88-93. 40 <?page no="41"?> Eunate.indd 41 Eunate.indd 41 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb . 8: Nuestra Sefiora de Eunate, Details von Süd- (Nr. 1643; oben links), Südost- (Nr . 1644; oben rechts), Nordseite (Nr . 1649; unten links) und Nordpartie mit Nordostseite (Nr. 1650; unten rechts) der Apsis 41 <?page no="42"?> Eunate.indd 42 Eunate.indd 42 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 dieser Hinsicht unterscheidet er sich klar vom deutlich größeren und vor allem markant als eigenständiges Bauglied betonten Treppenturm in Torres del Rio, der damit von der Forschung zu Unrecht als genaues Pendant bezeichnet und argumentativ für die Funktionsbestimmung in Eunate eingesetzt wurde 15 4.Rußspuren zum Beispiel, wie sie zu erwarten wären, wenn er als Aufgang zu einer Totenleuchte gedient hätte, konnten, wie schon erwähnt, nicht nachgewiesen werden. Er scheint also eher als zweckdienlicher Aufgang zum Dach und zum Glockenaufsatz fungiert zu haben 155• Dieser Treppenturm war möglicherweise von der Dachschräge abgedeckt (Abb. 5 links und Abb. 15), um nur im seltenen Bedarfsfall geöffnet zu werden. Daß er im Dokument von 1520 nicht erwähnt wird 156, ist ein gewichtiges Indiz für seine relative Bedeutungslosigkeit. Der dekorlos aus dem Mauerwerk geschnittene Doppelbogen des dreieckig beschlossenen Glockengiebels, der die Dachmitte des Hauptraums bekrönt, öffnet sich in der Ost-West-Achse. Er besteht aus durchschnittlich kleineren, unregelmäßiger wirkenden Hausteinen, als sie sonst am Kernbau üblich sind. Im Bereich des Giebeldreiecks ist dies besonders ausgeprägt, dieser Teil dürfte nach Unwetterschäden 157 häufig erneuert worden sein. Diese Beobachtung spricht deshalb keineswegs gegen die grundsätzliche Ursprünglichkeit des Glockenaufsatzes. Der Typus des einfachen, zweibogigen Glockenaufsatzes ist seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert in Navarra häufiger anzutreffen, Glockentürme im engeren Sinne waren dagegen wohl in den zentralen Regionen des Landes relativ selten. Ihre Anfälligkeit gegenüber natürlichen Einflüssen hat den Bestand originaler Aufsätze sicherlich erheblich reduziert. Ein vergleichbares, im Laufe der Jahrhunderte ebenfalls erneuertes, etwas aufwendiger gestaltetes Beispiel bietet die ehemalige Klosterkirche von Catalain, deren Datierung zwischen mittlerem 12. Jahrhundert und dem ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts schwankt1 58 • Meines Erachtens können kaum Zweifel daran bestehen, daß der Glockenaufsatz von Eunate der romanischen Epoche angehört1 59• Da er 154 INIGUEZALMECH/ URANGA GALDIANO(1973), Bd. 2, S. 155. 155 Solche für Bau-, Renovierungs-, Reinigungsarbeiten etc. genutzten Treppentürme stören häufig die Harmonie der Architektur, so z.B. an Santa Maria la Real in Sangüesa (vgl. CMN IV, 2, Lam. 441f.). 156 Vgl. hier S. 120-123. 157 Vgl. hier S. 62. 158 Vgl. ÜLCOZÜJER(1972), S. 21, auch LüJENDIO(1967), S. 44f., zuletzt CMN III, S. l 12f. 159 Nur YARNOZLARROSA(1945), S. 519, hat aufgrund des Baubefundes diese in der Forschung sonst wegen des voreingenommenen Postulierens einer ursprünglichen Totenleuchte abgelehnte Möglichkeit gesehen. 42 <?page no="43"?> Eunate.indd 43 Eunate.indd 43 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 lange vor 1520, mit größter Wahrscheinlichkeit sogar vor 1261, entstanden sein muß 160, sich zudem seine relativ breiten Rundbögen den Proportionen der Anlage anpassen und schwerlich der Gotik entstammen können, wird er im Verhältnis zum Kernbau kaum «sehr viel später» 161 sein. Daß er erst nach einigen Jahren Verzögerung errichtet worden sein könnte, ist allerdings denkbar aufgrund der Unterschiedlichkeit des Mauerwerks sowie der Annahme, daß er nicht vom ersten Tage des Bestehens des Kerngebäudes an benötigt wurde. Von Beginn an vorgesehen war er zumindest: Die Bauuntersuchung brachte keinerlei Hinweis auf die Existenz einer voraufgehenden Totenleuchte 162, zugleich aber ist der enge Treppenturm im Verbund mit dem Oktogon-Mauerwerk errichtet. Der Außenbau bietet trotz aller Unstimmigkeiten in Details ein harmonisches, zusammengefaßtes Bild. Die übergeordnete Verwendung des Spitzbogens, der um 1170 in Navarra durchaus häufiger in Kombination mit dem Rundbogen vorkommt 163, für die Wandarkaden betont mit seiner vertikaleren Ausrichtung und der leichteren Wirkung den baldachinartigen Gesamteindruck. Dieses Nebeneinander der beiden Bogentypen hat mit konstruktiven Gedanken im Sinne der Gotik nichts zu tun. Wie am Santo Sepulcro von Torres del Rio (Abb. 24) 164 sind hier die spitzbogigen Wandarkaden lediglich formal-dekorativ eingesetztkonstruktiv ist der Bau fest in der Tradition betont massiver Mauerarchitektur der Romanik verwurzelt. Steinmetzzeichen Schon lange aufgefallen ist, daß am Kernbau zahlreiche Steinmetzzeichen angebracht sind 165 . Sie finden sich sowohl am einfachen Quadermauerwerk wie auch an manchen Bögen. Plastisch dekorierte Teile dagegen bleiben frei von solchen Markierungen. Dem bisher bekannten <Vorrat>kann hier noch ein weiteres Steinmetzzeichen hinzugefügt werden, so daß ergänzt und bereinigt insgesamt folgendes Repertoire aufgelistet werden kann 166: 160 Vgl. hier S. 28. 161 lNIGUEZALMECH/ URANGAGALDIANO(1973), Bd. 2, s. 155: «muy posterior». 162 Vgl. hier S. 20f. 163 Vgl. lNIGUEZALMECH/ URANGAGALDIANO(1973), Bd. 2, 5. 156f. 164 Vgl. hier S. 88f. 165 Erstmals publiziert bei BIURRÜNYSOTIL(1936), S. 621. 166 Grundlagen dieser Auflistung, die in Einzelfällen bisher als unterschiedliche Zeichen publizierte Marken als Varianten eines Zeichens ansieht, sind neben BIURRÜNY SonL, ebd., und ALARCÖNHERRERA(1986), S. 178, eigene Beobachtungen. 43 <?page no="44"?> Eunate.indd 44 Eunate.indd 44 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 l. Z, 2. M, 3. "-, 4. ? >; , 5.t; ? , 6. 7, 7. 2, 8. X, 9.0, 10. t, 11. I"--"', 12. Q, 13. t><J, 14. ><, 15.+ und 16. +. Leider sind die Auswertungsmöglichkeiten ohne die dafür eigentlich notwendige regionale wie überregionale Katalogisierung 167 äußerst gering, Feststellungen zur Verbreitung und damit zur eventuellen Wanderung von Steinmetzen und zur Chronologie unterliegen einem hohen Maß an Zufälligkeit 168 • An der Zisterzienserkirche von Iranzu, begonnen wohl 1176 169, kommen die beiden Zeichen Nr. 4 und Nr. 7 vor 170 • Nr. 4 findet sich auch an der zu Beginn zisterziensisch beeinflußten Kathedrale von Tudela, daneben treffen wir hier im ausgehenden 12. Jahrhundert auf Zeichen Nr . 1 171• Auf Nr. 7 und vielleicht Nr. 8 treffen wir an der frühestens 1152 begonnenen Zisterzienserkirche von Fitero 172 • Schließlich begegnet wohl Nr. 8 im Laufe des 12. Jahrhunderts an San Pedro de la Rua in Estella. Diese Auffälligkeiten scheinen auf den ersten Blickeine zisterziensisch bestimmte Verbindungslinie zu ergeben, die durchaus der wichtigen Rolle dieses Ordens für die Romanik der Zeit in Navarra entspräche, allerdings kaum präziser als in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts einzuordnen wäre. Doch ist zumal beim gegenwärtigen Erfassungsstand ein Höchstmaß an Vorsicht geboten: Festzustellen bleibt eben auch, daß die betroffenen Zeichen zur Gruppe der nur wenig markanten gehören. Das Nordportal und seine <Kopie> Das Nordportal (Abb. 4, 9, 10), das dem im Norden an der Außenumfassung direkt vorbeiziehenden Jakobsweg zugewandt ist, bildet den Hauptzugang zum Sakralraum. Es erstreckt sich über die gesamte Breite der nördlichen Polygonseite des Kernbaus und ist relativ aufwend ig gestaltet. Je zwei weit auseinanderstehende Säulen, deren Basen aus gestuftem Doppelwulst mit Kantennasen auf Postamente gestellt sind, zieren das Gewände . Die äußeren Säulen zeigen im Gegensatz zu den inneren gemauerte Schäfte. Sie stehen vor den erwähnten Kantenschrägen des Polygons. Das profilierte Säulengewände trägt über einem 167 Meines Wissens ist eine solche bisher nicht publiziert. 168 Bei ALARCÖ N HERRERA (1986), S. 174-178, ist es gar das Ergebnis willentl icher Voreingenommenheit, wenn das Zeich en Nr. 5 in Berbegal, Montblanc und Tomar begegnet die weite Streuung beruht in erster Linie auf der, seiner ,Templer -Manie> folgenden, ausfilternden und weiträumigen ,Rätselsuche >. 169 Vgl. CMN II, 1, S. 26ff. 170 Ebd ., S. 29. 171 CMN I, S. 238ff. 172 CMN I, S. 166-168; zur Datierung vgl. LOJ ENDIO (1967), S. 43f. 44 <?page no="45"?> Eunate.indd 45 Eunate.indd 45 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb . 9: Nuestra Seflora de Eunate, Nordportal gesamt (Nr. 1639 u . Nr. 1640 oben) und Details (Nr. 1641 u . Nr. 1642 unten) 45 <?page no="46"?> Eunate.indd 46 Eunate.indd 46 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 durchgehenden, stereometrisch mit in Kreisen gefaßten Kreuzblumen verzierten Kämpfergesims die von vier kräftigen Wülsten bestimmten Archivolten. Zwischen den beiden inneren Wülsten spannen sich ein palmettverzierter Halbwulst und ein rankendekorierter flacher Streifen. In einer Vertiefung zwischen dem zweiten Wulst von innen und den beiden äußeren sind in einer Mulde unregelmäßig Knospen-, Frucht- und (Jakobs-? )Muschel-Motive aufgesetzt. Ein äußerer, regenschutzartig vorkragender Überfangbogen zeigt in seiner leichten Höhlung verschiedene Menschen- und Tierdarstellungen, Fabelwesen, Masken und Kreuzblumen. Apotropäische Bildgehalte scheinen bestimmend. Das Portal zeigt weder Tympanon noch Sturz. Photographien aus der Zeit vor der Restaurierung lassen im Scheitel des inneren Bogens noch ein gemaltes Chrismon erahnen 173 • Das äußere Kapitell links zeigt flächig über den Kapitellkörper sich spannende, flechtwerkartig verwobene Pflanzenranken. Dagegen ist das äußere Kapitell des rechten Portalgewändes ohne weiteres nicht mehr zu erkennen. Die Kante des inneren Kapitells rechts bildet ein maskenartiger Kopf, dessen Bart und Haar in die Kapitellflächen füllende Spiralen ausläuft. Als Grabungsfund der Vierziger Jahre aufgetaucht, wurde dieses Kapitell wieder eingesetzt. Das Gegenstück auf der Innenseite links ist eine moderne Kopie desselben 174 • Auf die enge Verwandtschaft des Hauptportals von Eunate mit jenem der Pfarrkirche von Olcoz (Abb . 10-12) ist von der Forschung bereits mehrfach hingewiesen worden. Eingehender beschäftigt hat sich damit zuletzt vor allem PASSINI 175 • Olcoz liegt von Eunate nur etwa sieben Kilometer entfernt bachaufwärts auf dem das Tal im Süden begrenzenden Höhenzug. Ob die via tolosanadurch den Ort und an der Portalseite der Kirche vorbeiführte 176 oder aber etwas weiter nördlich verlief 177, ist nicht zu klären. Die Ffarrkirche des Dorfes steht am Südrand der Siedlung. Nur das wie in Eunate an der Nordseite des Gebäudes angebrachte Hauptportal zeugt noch von ihrem in den erhaltenen Schriftquellen erst im 17. Jahrhundert dokumentierten 178 romanischen Vorgängerbau, der bis dahin in der 173 Vgl. PASSINI(1985), S. 131. Solche Photos sind u.a. aufbewahrt im Departamento de Arquitectos der Instituci6n Principe de Viana, Pamplona, und im Arxiu Mas, Barcelona. 174 Dies bestätigte Jose Maria Yarnoz Orcoyen (wie Anm. 50) im Rückblick auf die in den Vierziger Jahren durchgeführten Arbeiten. 175 p ASSINI (1985), S. 129f.; vgl. auch LOJENDIO(1967), S. 50. 176 So z.B. PASSINI (1985), S. 129. 177 Vgl. z.B. die Kartierung von VALINASAMPEDRO (1990), S. 21. 178 DiEZ y DiAZ(1976), S. 23f.; vgl. u.a. CSC und LOJENDIO(1967), S. 51. 46 <?page no="47"?> Eunate.indd 47 Eunate.indd 47 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 "- - - - - - - - - -~~~: : --71 ", ~~-............._ " I' .. . : : ; : : : : : : : : : : .--~~ ..---~ .; : s: · / ' -': - ~~~-? -¼'~; 1~\~l --------t: ,: : : : t=; ,=7==? 0 o,33 OLCOZ Abb . 10: Olcoz, Pfarrkirche, und Nuestra Sefiora de Eunate, Hauptportale vergleichend in Grund- und Aufriß [korrigiert nach PASSINI (1985), S. 130] Obhut der Johanniter lag. Dieses Portal also zeigt, von wenigen Details abgesehen, denselben Aufbau wie jenes von Nuestra Sefiora de Eunate . Aufgrund der Verwendung härteren Steins ist der Erhaltungszustand des Portals von Olcoz sehr gut. Es ist ebenfalls einem Quadrat eingeschrieben, dessen Seitenlänge allerdings etwa 0,25 m geringer ist. Damit erscheint das Portal von Olcoz in seinem Grundmaß als geringfügige, proportionale Verkleinerung des Nordeingangs von Eunate 179 • Die Ähnlichkeit reicht bis in die Aufmauerung. So stellt PASSINI fest: «Die Anzahl der auf der rechten Seite der beiden Portale verwendeten Steine ist geringfügig verschieden, aber ihre Größe bezieht sich auf ein und dasselbe Grundmaß von 33 Zentimetern .» 180 Bei gleicher Höhe sind die Gewände in Olcoz jeweils knapp 20 Zentimeter schmaler, der Durchgang ist etwa 10 Zentimeter breiter; die hier fehlenden Säulensockel sind durch längere Schäfte ausgeglichen 181 , die anders als in Eunate ebenfalls monolithisch sind und zudem als vielseitiges Polygon mit geriefelten Kanten gestaltet wurden. Wie die Gesamtgliederung entspricht auch die dekorative und ikonographische Gestaltung sehr genau dem Portal von Eunate. Die Archivolten weisen noch Farbspuren auf, so daß für beide 179 Im Prinzip von P ASSINI (1985), s_ 129, bemerkt, aber ungenau formuliert, irreführend gezeichnet (ebd . s_ 130, Fig . 6 rechts) und (deshalb ? ) nicht als proportionale Verklein erung erkannt. 180 «Le nombre de pierres utilisees dans Ja partie droit e d es deux portes est legerement different, mais leur m esur e correspond a un meme module de 33 centimetres», ebd. S. 129. 181 Vgl. ebd _, S. 129f. 47 <?page no="48"?> Eunate.indd 48 Eunate.indd 48 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 11: Olcoz, Pfarrkirche, romanisches Hauptportal (Nr. 2635, oben; Nr. 2644, unten) 48 <?page no="49"?> Eunate.indd 49 Eunate.indd 49 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 ein ursprünglich bemalter Zustand anzunehmen ist. Ein Chrismon als flaches, erhabenes Relief im Scheitel des inneren Bogens entspricht jenem gemalten in Eunate. In Olcoz nun sind auch die Kapitelle des Gewändes vollständig und sehr gut erhalten, so daß wir damit eine exakte Vorstellung gewinnen vom ursprünglichen Zustand am nahegelegenen Marienoktogon. Von links nach rechts erkennen wir das flächig von Pflanzenranken überzogene Kapitell, dann ein kelchartiges Blattkapitell mit zu Voluten eingerollten Blattspitzen, das maskenhafte Ge sicht mit der spiralförmig verlängerten Haartracht sowie rechts außen ein Kapitell, dessen Seitenflächen von je einem gebundenen nackten Menschen eingenommen werden, zwischen denen eine Fratze die Kante markiert. Der Überfangbogen des Portals gleicht ebenfalls wesentlich jenem von Eunate, allerdings in prinzipiell spiegelverkehrter Anordnung der einzelnen Elemente' 82• Die bisherigen Beobachtungen haben deutlich gemacht, daß eines der beiden Portale die Kopie des jeweils anderen sein muß beziehungsweise beide auf denselben Ursprung zurückgehen. Eine weitere, erstaunliche Feststellung liefert ein Indiz zur chronologischen Klärung dieses Zusammenhangs, wie sie L0JENDI0zwar schon postuliert, nicht aber begründet hat 183: Wie am Portal von Eunate knickt auch das Gewände hinter den beiden äußeren Säulen von Olcoz nach hinten ab, so als wolle es wie dort zu den angrenzenden Seiten des Oktogons überleiten (Abb. 10). PASSINI schloß daraus bedenkenlos auf einen achteckigen Grundriß der romanischen Kirche von Olcoz, der wiederum auf eine ursprüngliche Funktion als Friedhofskapelle hindeute 184 • Auch PASSINis zweites Argument, die für Friedhofskapellen am Jakobsweg angeblich typische Nord-Ausrichtung des Hauptportals 185, ist nicht zu halten: Bei Nuestra Senora de Eunate handelt es sich, wie wir gesehen haben, um eine Hospital- und Pfarrkirche. Und der sonst immer als beispielhafte Friedhofskapelle angeführte Bau des Santo Sepulcro von Torres del Rfo hat seinen Zugang gerade an der gegenüberliegenden Südseite. Vielmehr beruht die Ausrichtung des Hauptportals von Olcoz auf der Lage der Kirche am Südrand des Dorfes sowie am ins Tal führenden Hauptweg, dem sich der Eingang sinnvollerweise zuwendet. Dieser Befund "'Vgl. ebd., S.131. 183 LOJENDIO(1967), 5. 50. 184 PASSINI (1985), S. 129, S. 131. Hinweise darauf, daß der verlorene romanische Bau von Olcoz zunächst nicht als Pfarrkirche entstand, sondern einer anderen Funktion zugedacht war, sind aus den Schriftquellen nicht bekannt, vgl. z.B. DiEZ Y DIAZ(1976), S. 23f., LüJENDIO(1967), S. 50, oder CSC. 185 PASSINI (1985), S. 129, S. 131, und ders. (1982), u.a. Abb . S. 8. 49 <?page no="50"?> Eunate.indd 50 Eunate.indd 50 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 fügt sich wenn auch nicht mit derselben Eindeutigkeit wie im Falle Eunates in den Rahmen der am Pilgerweg häufiger zu beobachtenden «building-boards», d.h. sich den Pilgerwegen zuwendenden Schaubeziehungsweise Hauptfassaden von Kirchen. 186 Vom Portalgrundriß abgesehen bietet Olcoz keine weiteren Anhaltspunkte für eine ursprüngliche Oktagonalität, stattdessen ist wohl für das spätere 12. Jahrhundert ein mehrjochiger Rechtecksaal zu rekonstruieren 187 • Für den Bau einer Pfarrkirche eines nachweislich bereits existierenden Dorfes mußte zudem ein solcher Typus, erst recht in diesen geringen Dimensionen 188, ungeeignet erscheinen. Aus der annähernden Gleichheit der beiden Hauptzugänge ist plausibel nur der chronologische Schluß zu ziehen, daß das Portal von Olcoz auf der Basis einer spiegelverkehrten Übertragung des Originalrisses als für hochmittelalterliche Verhältnisse überaus genaue, maßstäblich geringfügig verkleinerte Kopie desjenigen von Eunate entstand 189 • Dabei wurde auch das der oktogonalen Disposition des Vorbilds angepaßte Abknicken der Außenkanten des Portalkörpers eben aufgrund der vorhandenen Planzeichnung unverändert und ohne die ursprüngliche Sinngebung gleichsam als typologisches Rudiment übernommen . Damit ist für das reproduzierende Vorgehen auf der Basis von Rissen und Pausen einer Steinmetzwerkstatt im späteren 12. Jahrhundert ein eindeutiges Beispiel gewonnen, das wir wohl der Auftraggeberschaft der Johanniter zu verdanken haben. Wenn auch für Olcoz die Anwesenheit dieses Ordens erst in Quellen des 17. Jahrhunderts faßbar wird" 0 , ist doch dieser besondere Fall von <Kopie>sofern man nicht einem ungewöhnlichen Zufall das Wort reden möchte meines Erachtens Indiz genug, die Trägerschaft der Johanniter auf die Entstehungszeit des Portals im 12. Jahrhundert zurückprojizieren zu können. Abschließend ein ige Bemerkungen zum Bildprogramm des Nordportals von Eunate, das durch seine in den Archivolten spiegelverkehrte Kopie in Olcoz eindeutig und vollständig vorliegt. So weit als möglich wird hier den Darstellungen des Marienoktogons gefolgt, nur größere Detail-Abweichungen in Olcoz werden angeführt1 91 • 186 Vgl. zusammenfassend zuletzt PLÖTZ(1995), S. 178-180. 187 lNIGUEZALMECH/ URANGAGALDIAN0(1973) Bd. 2, 5 . 166. 188 Das vermutete Oktogon wäre, schließt man vom Größenverhältnis der Portale zueinander, sogar noch geringfügig kleiner als Nuestra Seii.ora de Eunate . 189 Für die stärker ins Auge fallenden Portalkapitelle wurde allerdings die von Eunate vertraute originale Anordnung beibehalten . 190 Vgl. hier S. 46f. 191 Die von ALARCÖN HERRERA(1986), S. 189-194, gegebene Beschreibung, bisher die detail- 50 <?page no="51"?> Eunate.indd 51 Eunate.indd 51 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 12: Olcoz, Pfarrkirche, Details des romanischen Hauptportals: Gewände und Archivoltenansatz (Nr . 2640; links), Innenseite des rechten Kapitells des rechten Gewändes (Nr. 3415; rechts) Während die beiden linken Kapitelle des Portals ohne figürlichen Schmuck bleiben, bietet das äußere Kapitell des rechten Gewändes an beiden sichtbaren Seiten eine nackte, sich spreizende, hockende Figur mit schulterlangen Haaren, die vergeblich an dem Strick zerrt, mit dem sie an Händen und Unterschenkeln zusammengezurrt ist. Die Position der Hände verdeckt das Geschlecht, eine Unterscheidung zwischen männlich und weiblich ist deshalb nicht möglich 192. Eine Fratze markiert die Kapitellkante . Vielleicht ist an eine Darstellung bestrafter Sünder der Libido zu denken, die fortan zur < Ungeschlechtlichkeit> verdammt sind 193 . ALARCÖNHERRERAsieht an diesem Kapitell zwei Bogenschützen 194, was so sicherlich nicht stimmt. Seine Benennung weist allerdings lierteste,ist zum Teilfehlerhaft,auch in den Nachzeichnungen(S.189,S. 191,S. 193); sie ist zudem mit derart vielen Spekulationenaufgeladen,daß es kaum Sinn macht,hier in Einzelheitendarauf einzugehen. Am verläßlichstenweil präziser und weniger spekulativ ist BIURRÜ N Y SOTIL (1936),S.614f. 192 Das FehlenweiblicherBrüsteist im 12. Jh. kein eindeutigesIndiz. 193BIURR ÜN Y SoTIL(1936) , S. 615,zieht mit aller Zurückhaltung eine Anspielung auf die Königevon Magogin Erwägung. 194 ALARCÖN HERRERA (1986), S. 192: «<losgeniosarqueros». 51 <?page no="52"?> Eunate.indd 52 Eunate.indd 52 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 auf die mögliche Bildvorlage: Große Ähnlichkeit besteht mit den entlang der Jakobswege öfters begegnenden Armbrustschützen, die in ihrer ungeheuren Todesgewalt von der Kirche verdammt und als eine Art Sinnbild der Violentiain den dämonischen Bereich der Sünden und Laster verbannt wurden 195 . Als sich selbst tötende Violentiaerscheinen die Armbrustschützen nicht nur an der Kathedrale von Santiago de Compostela196,sondern mehrfach an prominenten Kirchen entlang der Jakobswege: so zum Beispiel an einem Kapitell im Kreuzgang von Moissac (um 1100) als dämonische Wesen in Vergesellschaftung mit löwenköpfigen sowie Olifant-blasenden Monstern 197 ; an einem Kapitell im Langhaus von San Isidoro in Le6n (gegen 1110) einzeln umringt von zwei von Schlangen umschlungenen weiblichen Figuren 198 ; paarweise an einem Kapitell im Langhaus von Saint-Sernin in Toulouse (gegen 1110), in ihrer Mitte ein nackter Diener mit zwei Pfeilen 199 . Die Darstellung der beiden Gebundenen in Eunate beziehungsweise Olcoz scheint die Kenntnis solcher Darstellungen von gleichsam in ihren Armbrüsten stehenden oder hockenden Schützen vorauszusetzen. Ob hier eine rein formale Anlehnung stattgefunden hat, oder ob vielleicht, ausgehend von einer thematischen Vergesellschaftung wie in Le6n, eine inhaltliche Synthese gemeint ist2 00, muß offen bleiben. 201 Hauptbildträger des Portals ist die äußere Archivolte, in deren Zentrum eine katzenohrige Fratze die Zähne bleckt und einen deutlichen Gegenakzent zum Chrismon in der Mitte der sonst undekorierten inneren Archivolte bildet. Den Darstellungen der linken Seite von unten her folgend, steht dort zunächst eine nackte männliche Figur mit aneinandergelegt angezogenen Knien. Die entsprechende Figur in Olcoz steht aufrecht. Sie hält ein Seil, das über die Schulter gelegt ist und im Schritt endet. Darüber folgt, auf einer Fratze mit weit aufgerissenem Maul stehend, die im Kontext als Darstellung der Ira zu lesen sein könnte 202 , ein 195 Vgl. DURLIAT (1990), S. 145. Die Armbrust wurde besonders durch die Kreuzzüge aus dem Orient nach Europa vermittelt, setzte sich hier dann trotz des Einsatzverbots gegen Christen (Laterankonzil 1139)sehr schnell als wichtige Kriegswaffe durch, vgl. FOLEY, VERNAND, u.a: Die Armbrust (Spektrum der Wissenschaft H. 3, 1985, S. 106-115), v.a. S. 106-112. 196 Vgl. DURLIAT(1990), S. 374. 197 Vgl. ebd., S. 144f. 198 Vgl. ebd., S. 374. 199 Vgl. ebd., S. 395. ' 00 Synthetisches Darstellen ist auch an anderen Elementen der bauplastischen Ausstattung Eunates zu beobachten, vgl. S. 65-72. 201 Das unbeholfen in den Säulenschaft gravierte Lamm hat plastisch nichts zu tun mit dem übrigen Bildschmuck, so daß es hier nicht miteinbezogen wird. 202 BIURRÜNYSonL (1936), S. 615, deutet sie im Verweis auf die entsprechende Fratze in 01- 52 <?page no="53"?> Eunate.indd 53 Eunate.indd 53 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Mönch oder Ordensritter. Eine Harpyie, Symbol der Habgier, schließt sich an, sodann eine vierblättrige Blüte. Auch die nächste bekleidete Menschenfigur, ein Säckchen vor dem Körper fest umfaßt haltend, exemplifiziert Avaritia 203 • Einern drachenartigen Vogel, der in Olcoz fehlt, folgt dann als letzte Darstellung vor der Mitte ein hundeähnliches Tier. Die rechte Archivoltenhälfte zeigt, wieder aufsteigend gelesen, einen Vierfüßer mit langem Kopf und langem, eingerolltem und in einer Halbpalmette endenden Schwanz. Eindeutig erkennbar ist die folgende Darstellung der Luxuria als nackte Frau, die von einer auf den Genitalbereich gerichteten Schlange umschlungen wird 20 4. Das anschließende schlangen- oder drachenartige <Untier>fehlt in Olcoz, dann folgen zwei gekrönte Mischwesen, die am ehesten als zur Sinnenlust verleitende Sirene und als gekrönte, pfauenschwänzige Superbiazu lesen sind 205 • Menschliche Laster und Sünden in unterschiedlicher Umsetzung: teils als Symboltier, teils als bestrafte oder noch zu strafende Exempla sind das Thema des Portals, kulminierend in der Mittelfratze der äuße ren Archivolte. Diese Mittelfratze müßte als Antichrist bzw. Teufel gemeint sein, der durch den im Chrismon vergegenwärtigten Christus beim Eingang in die Kirche überwunden wird. Wenn auch eine stringente Programmatik beziehungsweise Systematik nicht auszumachen ist, tritt uns hier doch ein für die Zeit ausgesprochen konzentrierter Laster-Kanon gegenüber 206 • Ohne sich allzusehr im Spekulativen zu verlieren, läßt sich feststellen, daß wohl Habgier und mit Sexualität verbundene Laster im Vordergrund stehen. Daß hier ein Bezug bestehen könnte zur Gründungssituation Eunates an der Stelle einer diesen Lastern sicher verbundenen ,Räuberhöhle>, ein allgemeiner Bezug auch coz, die die Zunge herausstreckt, als Darstellung von übler Nachrede und Zorn. In O1coz scheint der Fratze trotz der deutlicheren Verbildlichung bereits weniger Eigenständigkeit beigemessen, uns begegnen dort drei verzerrte Gesichter. 203 Vgl. MARTIN-BAGNAUDEZ(1974), S. 40lff; möglicherweise dient hier ein Kleriker als Exemplum, vgl. ebd. 425f. ' 04 Von BruRR0N Y S0TIL(1936), S. 615, fälschlich als Avaritia bestimmt. In ähnlicher Position sowie im Winkel neben den Archivolten erscheinen Luxuria -Darstellungen am Hauptportal der in Obhut der Johanniter im ausgehenden 12. Jahrhundert weiter ausgebauten Santa Maria Ja Real in Sangüesa, die Schlangen sind durch Kröten ergänzt; vgl. u.a. L0 JENDI0(1967), S. 189-193, v.a. s. 193, und MALAXECHEVERRiA (1982), S. 53-55; Luxuria und Avaratia treten öfters geirneinschaftlich ausgewählt auf, vgl. z.B. MARTIN-BAGNAU- DEZ(1974), S. 425. 205 Zur Superbia vgl. BIURRÜN Y SOTIL(1936), S. 615. ' 06 Vgl. z.B. das viel typischere überbordende ,Durcheinander> am schon erwähnten Hauptportal von Santa Maria la Real in Sangüesa, dazu u.a. LOJENDI0(1967), S. 189-193, mit bestem Bildmaterial URANGAGALDIAN0(1951), oder MILT0NWEBER(1959). 53 <?page no="54"?> Eunate.indd 54 Eunate.indd 54 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 zu den Hauptgefahren und -verlockungen, denen die Pilger ausgesetzt waren 207, mag vermutet werden . DerInnenraum Der Innenraum (Abb. 5, 13, 15) des Marienoktogons von Eunate, im Scheitel der Gewölberippen etwa zwölf Meter hoch, zeigt eine die Polygonseiten vereinheitlichende, den Charakter eines Zentralraums unterstreichende Gliederung, die mit der Außengestalt korrespondiert. In seinen Ecken steht eine zweigeschossige Säulenordnung, deren untere Stellung in Höhe der Solbank des Nordost- und Süd-Fensters horizontal von einem einfachen abgeschrägten Sims abgeschlossen wird . Das <Fenstergeschoß> darüber zeigt im Detail dieselben Formen wie am Außenbau, fügt aber, das Raumbild horizontal zusammenfassend, in die tatsächlich nicht durchlichteten Polygonseiten entsprechende Blendfenster ein. Etwa in deren Kapitellhöhe läuft erneut ein durchgehender Sims um, der die Kämpfer der Fensterkapitelle sowie die Überfangbögen mittels einer leichten Treppung miteinbezieht. Dieser Sims bestimmt auch die Höhe der zweiten, oberen Ecksäulenstellung, um deren Kämpfer er verkröpft ist. Dieser so entstandene obere, horizontale Wandstreifen ist halb so hoch wie der untere. Schon an Außenbau und Portal sind diese klaren Maßverhältnisse aufgefallen. Die Polygonseiten werden schließlich von einem weiteren Sims, dessen Höhe durch den Chorbogen bestimmt ist, nach oben hin abgeschlossen. Hier setzt dann die Einwölbung der Wand ein. Wie am Außenbau ergeben sich aufgrund von Unregelmäßigkeiten des Grundrisses sowie aus funktionalen Vorgaben entsprechende Abweichungen: An der Südost- und der Nordseite fehlt die Blendöffnung. Die Ostseite, sie ist die breiteste des Oktogons, wird durch den doppelten, leicht einziehenden Chorbogen geöffnet, der die Horizontalgliederung des Raums bewußt durchbricht und sich nur dem angesprochenen obersten Simsband unterordnet. Wie das Nordportal ist auch der Chorbogen zweiläufig. In die Winkel zwischen vorderer Wandfläche und der Mauerzunge, die die Dreiviertelsäulen des inneren Chorbogens hinterfängt, sind schlankere Vollsäulen eingestellt, die die äußere Archivolte tragen. Ein profilierter Überfangbogen faßt die glatten Archivolten ein. Kuppelartig bekrönt wird der Hauptraum von ei- 207 Vgl. z.B. H ERBERS(1991), S. 45; daß der Weg zu mancher Lüsternheit verlockte, machen Lieder wie Faraiun vers von Wilhelm IX. von Aquitanien deutlich, das im Zusammenhang seiner Santiagopilgerfahrt entstand . - Vergleichbar aktualisierend verfährt die ebenfalls als ,building-board, zu verstehende Hauptfassade der Marienkirche von Carri6n de los Condes, so zuletzt PLöTZ (1995), S. 179. 54 <?page no="55"?> Eunate.indd 55 Eunate.indd 55 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb . 13: Nuestra Senora de Eunate, Hauptraum innen: Nordostwand (Nr. 2727; oben links), Kuppel (oben rechts), linke Seite (Nr . 2726; unten links) und Kapitellzone der rechten Seite des Chorbogens (Nr. 2709; unten rechts) 55 <?page no="56"?> Eunate.indd 56 Eunate.indd 56 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 56 Abb. 14: Nuestra Seftora de Eunate, Apsis innen : gesamt (Nr. 2708; oben) und Fensterzone der Nordostseite (Nr . 2713; unten) <?page no="57"?> Eunate.indd 57 Eunate.indd 57 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 nem spitzbogig gebildeten achtseitigen Klostergewölbe. Dieses wird getragen von vier im Querschnitt rechteckigen Rippen, die, sich kreuzend, durch den Scheitel laufen und auf den Ecksäulenstellungen des Polygons aufruhen. Die Bogenführung der Rippen beginnt also bereits direkt über dem mittleren horizontalen Wandstreifen, während, wie schon beschrieben, der Ansatz der Gewölbeseiten erst über dem obersten, auch um die Rippen verkröpften Sims beginnt. Mit diesem meines Wissens zumindest überaus seltenen und von der Forschung unbeachteten Phänomen gelingt eine einzigartige, harmonisch-fließende Zusammenbindung von Polygon-, Gewölberaum und Chorbogen zu einer Raumeinheit, die ,Kuppel> wirkt nicht als kappenartig addierter Aufsatz. Eine formale Herleitung aus der maurischen oder maurisch beeinflußten Architekturtradition scheint mir überaus wahrscheinlich: Ähnliches prägt maurische Rippenwölbungen im Zusammenbinden von Tambour- und eigentlicher ,Kuppel>-Zone, so zum Beispiel in den Maqsura-bzw. Vor-Mihrab-Kuppeln sowie der Wölbung des ,Eingangsjochs, des Hauptschiffs (961/ 76) der Großen Moschee von C6rdoba oder in den Joch-Wölbungen der kleinen Moschee beim Bäb al-Mardüm in Toledo (999/ 1000) 208• Zudem wird das Gewölbe in den Hauptachsen von größeren achteckigen, in den Diagonalen von kleineren sechseckigen Lichtschächten beleuchtet, die eindeutig in der Tradition islamisch- und jüdisch-maurischer Bäder stehen 209• Die zweigeschossig gegliederte, etwas gedrungen wirkende Apsis (Abb. 4, 5, 14, 15) zeigt sich im Grundriß so wie außen auch innen unregelmäßig polygonal. Sie weist hier allerdings eine Tendenz zum Rund auf, was sich im optischen Eindruck noch dadurch verstärkt, daß kaum freie Wandflächen vorhanden sind. Unten läuft eine etwas unregelmäßige Blendarkatur aus fünf Spitzbögen über freistehenden Säulchen um, die neben dem Chorbogen kleine, rechteckige Zugänge zu den winzigen, in die Mauermasse der Winkel zwischen Apsis und Oktogon eingelassenen Sakristeiräumen gewährt. Auf einem wenig oberhalb der Arkaden verlaufenden horizontalen Sims setzt dann die Fensterzone an, die, entsprechend der Außengliederung, in der Nordost- und Südostseite Blendbögen zeigt. Zwischen den Fenstergewänden sind Säulchen der Wand vorgestellt, die, um Kapitellhöhe weiter aufragend als die Gewändesäulen, die Rechteckrippen der Apsiskalotte tragen. Geprägt wird das Bild der Apsis von den sich so ergebenden Säulenstaffelungen, die zusammen mit den unteren Blendarkaden und den kräftigen Gewölberippen der Wand starke Plastizität verleihen. 208 Vgl. z.B. ETIINGHAUSEN/ GRABAR (1987), 5. 132-135. 209 Vgl. u.a. lNIGUEZ ALMECH/ URANGA GUALDIANO (1973), Bd. 2, 156. 57 <?page no="58"?> Eunate.indd 58 Eunate.indd 58 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Rechteckrippen als solche sind nach der Mitte des 12. Jahrhunderts in Navarra und den nördlich und nordwestlich benachbarten Regionen relativ häufig, wie ein Blick auf die Christuskapelle des Zisterzienserklosters La Oliva 210 oder die Krypten von Gallipienzo 211 und Orisoain 212 beispielhaft zeigt. Die Gesamtgestalt der Apsis und ihre Einzelformen klären in etwa die Datierung der gesamten Kapelle. Dies ist von den grundlegenden Bearbeitern der Romanik in Navarra längst mit der notwendigen Genauigkeit untersucht und prägnant zusammengefaßt worden 213 : «Die kleine Apsiswölbung und die leicht gespitzten Bögen ihrer unteren Blendgalerie zeigen uns tatsächlich zisterziensischen Einfluß, möglich gegen 1170 und anscheinend nicht später, da der Chorbogen als Rundbogen gebildet ist.» 214 Die konzentrische Hofanlage (Abb. 2, 4, 15, 16) Die Hofanlage ergibt sich aus zwei konzentrisch um den Kernbau gelegten Oktogonen. Ihre Unregelmäßigkeit beruht auf der Erweiterung des Kapellenachtecks durch die Apsis sowie auf dem Verlauf des Pilgerwegs. Dennoch liegt auch hier wieder ein klares, vor allem in den zwei Hauptachsen erkennbares, Maßverhältnis zugrunde: Der Durchmesser des Kernbaus beträgt idealiter die Hälfte des Durchmessers der Gesamtanlage. Die schon mehrfach betonte Harmonie der Maße an allen Bauteilen, speziell das häufig zu beobachtende Verhältnis 1: 2, ist meines Erachtens von der Forschung zu Unrecht mißachtet worden liefert es doch ein Indiz für die Ursprünglichkeit der Gesamtkonzeption. Zunächst umgibt ein ringförmiger Hofraum von durchschnittlich vier Metern Breite die Kapelle, er wird vom oktagonalen Arkadenkranz eingefaßt. Sein Kieselpflaster wurde im Rahmen der Instandsetzung der Vierziger Jahre eingebracht, in erster Linie zu Zwecken der Entwässerung. Ob Vergleichbares schon im 12. Jahrhundert bestand, geht aus dem Grabungsbericht nicht hervor 215, ist aber durchaus denkbar 216 • 210 Wohl drittes Viertel des 12. Jahrhunderts, vgl. CMN I, S. 201, S. 208, Lam. 367 . 211 Wohl um 1200, vgl. CMN IV, 1, S. 430f. 212 Vgl. LüJENDIO(1967), S. 54. 213 Von Teilen der Forschung scheinbar nicht rezipiert, vgl. hier S. 19. 214 lNIGUEZALMECH/ ÜRANGAGALDIANO(1973), Bd. 2, 156{.: «La bovedita del abside y los arcos apuntados de su arquerfa ciega inferior si nos indican influencia cisterciense, posible hacia 1170 y no parece posterior, porque la embocadura se hace por arco de medio punto». 215 YARNOZLARROSA(1945), S. 520. 216 Mündliche Auskunft von Jose Maria Yarnoz Orcoyen (wie Anm. 50); solche Kieselböden sind seit römischer Zeit in der Region nicht aus der Mode gekommen. 58 <?page no="59"?> Eunate.indd 59 Eunate.indd 59 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 CJl '° 0 5 ~? r? ~-=: L ' [ Abb. 15: Nuestra Seflora de Eunate, den ursprünglichen Zustand rekonstruierender Schnitt (auf der Basis der Originalpläne im Servicio de Arquitectos der Instituci6n Principe de Viana, Pamplona; rekonstruierte Teile schraffiert bzw. gestrichelt) unter Fortlassung des modernen Turmabschlusses 1 11 - -------------~ 1 -- - - -~- 11 r : --: _ -: : : - - ~ - - ' - - - - -· - 11 - - - ·- - - # ' - - --- - _..., ~ <?page no="60"?> Eunate.indd 60 Eunate.indd 60 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 16: Nuestra Sefiora de Eunate, Hofraum: Nordteil nach Westen (Nr. 1654; oben), Südostteil nach Nordosten (Nr. 1651; unten links) und Südteil nach Osten (Nr . 3111; unten rechts) 60 <?page no="61"?> Eunate.indd 61 Eunate.indd 61 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Wie schon angesprochen zeigt der den inneren Hof einfassende, auf einer Sockelbank aufruhende Lauf von Rundbogenarkaden an den drei dem Pilgerweg zugewandten und sich damit um das Hauptportal lagernden Seiten schlanke Doppelsäulen mit Paaren ineinander verschmelzender Kapitelle, während die Bögen der übrigen fünf Seiten auf schmucklosen Rechteckpfeilern ruhen. Im Rahmen der Forschungsgeschichte habe ich bereits darauf verwiesen, daß gerade diese Pfeilerarkaden Zweifel an der Ursprünglichkeit der Disposition geweckt haben 217 • Jedoch müssen wir feststellen, daß solch schlichte Pfeilerformen auch in der Romanik des fortgeschrittenen 12. Jahrhunderts gelegentlich auftreten 218 • Wie der gesamte Hofraum diente die Sockelbank der Interkolumnien nachweislich zur Aufnahme von Bestattungen 219 • Eine genauere Lokalisierung ist aufgrund der summarischen Angaben 220 nicht mehr möglich. Wenn auch in grobem Steinmaterial errich tet , muß die oktogonale Umfassungsmauer prinzipiell ursprünglich sein, ihre oberen Partien wurden in den Vierziger Jahren zum Teil neu aufgeführt. Da am Kernbau nirgends Auflager für ein Galeriedach zu finden sind, ein freiste- 217 Siehe hier S. 19. 218 Einige Beispiele: Nicht weit von Eunate, in Iracheta, steht ein Getreidespeicher (? ), der wohl seit der Mitte des 12. Jahrhunderts den Johannitern gehörte, wahrscheinlich Teil ihres Hospitals war. Seine offene Untergeschoßhalle, die sicherlich auch als Versammlungsort diente, weist schlichte, quadratische Pfeiler auf. Allerdings ist die Datierung dieses Bauwerks umstritten, sie schwankt zwischen präromanisch und mittlerem 12. Jahrhundert [vgl. dazu u.a. ÜLCOZÜJER(1972), S. 26f.]. Zu nennen wäre auch die Außengalerie des weiter unten (S. 86) kurz behandelten Hospitalkarners Sancti Spiritus von Roncesvalles. Schlichte Pfeilerarkaden weist ebenso die au s dem späten 12. [BARRAL I ALTETu.a. (1984), S. 386] oder frühen 13. Jahrhundert [GRAF(1987), S. 273f.] stammende domus municipalisin Bragan~a (Nordost-Portugal). Auch aus Südfrankreich könnten einige Bauten angeführt werden: So zeigt die aquitanische Kuppelkirche von Solignac (Limousin; erste Hälfte 12. Jahrhundert) mächtige Wandpfeiler mit schma ler, simsartig reduzierter Kämpferplatte [vgl. MAURYu.a. (1960), S. 93-109] . Daß Kreuzgänge mit Stützenwechsel ganz selbstverständlich verwandte Pfeilerformen zeigen, muß kaum erwähnt werden [z.B. am Kreuzgang des 12. Jahrhunderts an der Marienkirche im katalonisch en Vilabertran, vgl. CARBONELL I ESTELLER (1975), S. 30f.]. Angesichts der Bauherrenschaft der Johanniter interessant scheint mir die relative Häufigkeit von Pfeilerarkaden mit zum Teil sehr einfachen Kämpfern in der Kreuzfahrer -Romanik des Heiligen Landes, die schon bei der groben Durchsicht der einschlägigen Literatur [u.a. ENLART (1928), MÜLLER-WIENER (1966), SMAIL(1973), DESCHAMPS (1990)] deutlich wird. Einige Beispiele: die Kirche von Abu Gos, die Annenkirche in Jerusalem, das südliche Seitenschiff der Kathedrale von Gebail, der Klosterkomplex der Jerusalemer Grabeskirche oder der Kreuzgang des Zisterzienserklosters von Belmont. 219 YARNOZLARROSA(1945), S. 517f., bezeichnet sie aufgrund ihrer geringen Dimensionen als Ossuarien. 220 Ebd. 61 <?page no="62"?> Eunate.indd 62 Eunate.indd 62 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 hender Arkadenlauf aber keinen Sinn ergibt, kann sich ein gedeckter Umgang nur nach außen zu eben dieser Mauer hin orientiert haben 221 . Mit einem aus statischen Gründen nach innen geneigten Pultdach ist zu rechnen, von der Außenmauer ausgehend und auf den Arkaden aufruhend. Daß eine solche relativ instabile Architektur stark unter dem Erosionsdruck des Talhangs zu leiden hatte, klang bereits an 222 . Hinzu kommt, daß auch mit anderen beträchtlichen Unwetterschäden zu rechnen ist. Dokumente von 1403/ 4 verzeichnen für den Valdizarbe mehrfach den Erlaß von Steuerzahlungen aufgrund der Verwüstungen u.a. von Kirchen 223 . Möglicherweise haben solche Mißlichkeiten eines Tages dazu geführt, auf eine notwendig gewordene Neuverdachung des Umgangs zu verzichten, da die benötigten Mittel in einer Zeit abflauender Santiago-Wallfahrten im späteren Mittelalter nicht zur Verfügung standen. Das Fehlen deutlicher Anzeichen für eine Eindeckung des Umgangs kann damit sehr wohl erklärt werden. Andererseits ist darauf zu verweisen, daß rund um die Umfassungsmauer zahllose Kalksandsteinplatten zu finden sind, wie sie traditionell zum Decken von Dächern verwendet wurden; der Kernbau zeigt dies beispielhaft. Möglicherweise stammen sie, wenigstens zum Teil, vom ehemals gedeckten Umgang. Der 1988 angelegte Schnitt 1 (Abb. 4) förderte auch in diesem konzentrischen, ehemals gedeckten äußeren Umgang eine Kieselpflasterung oder -schüttung zutage. Zwar kann sie nicht präzise datiert werden, ist aber jedenfalls keine Zutat der 1943 abgeschlossenen Instandsetzungsarbeiten22•. Die Tatsache, daß diese Kiesellage direkt über dem Fundament der Arkadenmauer liegt, weist zumindest auf einen frühen relativ-chronologischen Zeitansatz. Die beiden Pilgermuscheln, die als einzige Beigaben bei den Bestattungen gefunden wurden 225 , sind wenig aussagekräftig: Sie klären nicht, ob es sich bei den so Beigesetzten um fremde Pilger oder um Mitglieder der das Hospital von Eunate betreuenden Bruderschaft handelt. «Knochen- und Muschelfunde sind nicht exakt datierbar» 226 , lediglich kann 1520 als terminus ante quembestimmt werden 227 . 221 So auch LüJENDI0(1967), S. 258. 222 S. hier S. 32. 223 CSC 25, Dokumente Nr . 253,571,576 und 1113. 224 Nach mündlicher Auskunft von Jose Maria Yamoz Orcoyen (wie Anm. 50). 225 YARN0ZLARR0SA(1945), S. 517, erwähnt nur eine Muschel; vgl. KöSTER(1983), S. 125. Die Muscheln und die Reste der Gebeine wurden nicht aufbewahrt (vgl. Anm. 224). 226 KösTERebd. 227 Nach 1520 sind meines Wissens keine Bestattungen mehr überliefert. YARN0ZLARR0SA(1945) bietet keine stratigraphische Zuweisung. VAZQUEZ DEPARGA/ LACARRA/ URiA Riu (1948; 1993) Bd . 1, S. 131, halten ohne Argument eine Datierung ins 12. Jahrhundert für wahrscheinlich. 62 <?page no="63"?> Eunate.indd 63 Eunate.indd 63 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Die Hofanlage diente neben ihrer Funktion als Friedhof sicherlich auch als Versammlungs- 228 , Prozessions- 229und Aufenthaltsraum für Pilger, Bruderschaft und Gemeinde, auch weltliche Zusammenkünfte sind überliefert2 30. Bemerkungen zur Bauplastik Zum KapitellschmuckdesKernbaus Blattkapitelle unterschiedlicher, während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts verbreiteter Typen machen das Gros der Kapitelle des Kernbaus aus (Abb. 17). Gemeinsam ist ihnen fast ausnahmslos ein relativ hohes Maß an Stilisierung und Linearität. Sie lassen sich problemlos dem zisterziensischen Stilkreis der frühen Bauphasen von Fitero oder Iranzti zuordnen231,ohne daß direkte Übereinstimmungen zu verzeichnen wären. Drei besondere Gruppen von Kapitellen fallen heraus: Zum einen sind da die kaum noch kenntlichen, z.T. mit Tierpaaren geschmückten Kapitelle der unteren Blendarkadenreihe der Apsis. Dagegen präsentieren die beiden rechten Kapitelle am Chorbogen (Abb. 13), die an das linke Portalkapitell (Abb. 9) erinnern, ein von glotzäugigen Fratzen ausgespienes Rankenwerk mit Palmettblättern und Pinienzapfen, das flächig auf den Kapitellkörper aufgelegt ist. Inhaltlich interessant, wenn auch überaus unbeholfen und vereinfachend in ihrer Darstellungsweise, scheint die dritte Gruppe zweier figuraler Kapitelle (Abb. 17). Das untere Kapitell der Südsüdostecke zeigt zwei halbfigurige Engel mit maskenhaft einfachen und übergroßen Köpfen, die frontal vor den Kanten stehen und sich mit ihrer Flügeln in der Mitte der Kapitellseite berühren. Der rechte Engel scheint die Arme henkelartig in die Seite zu stemmen. Dagegen bläst der linke, dem Chor nähere Engel in Orantenstellung ein in der rechten Hand gehaltenes posaunenähnliches Instrument und präsentiert zugleich in der linken einen zepterartigen Gegenstand. Das untere Kapitell der in etwa gegenüberliegenden Nordseite weist drei halbfigurig dargestellte Personen auf, die äußeren, mit größeren Köpfen versehen, markieren die Kanten. Nur diese äußeren Figuren sind in ihrer Tätigkeit eindeutig zu bestimmen: Sie streichen ein jeweils unterschiedliches Saiteninstrument. Die mittlere Figur dagegen greift mit henkelartig gebildeten Armen vor den 228 Vgl. ITURRALDE Y 5UIT (1916), 5 . 240. 229 Vgl. C! RLOT (o.J.), S. 114. 230 Siehe hier S. 29. 231 Vgl. hier S. u.a . S. 44 u. 58. 63 <?page no="64"?> Eunate.indd 64 Eunate.indd 64 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 17: Nuestra Seflora de Eunate, Kapitelle des Kernbaus: von der Kante zwischen Süd- und Südwestseite (Nr. 4506, oben links: Kantensäule; Nr. 4500, oben Mitte und rechts: südwestliche und südliche Wandarkade) und aus dem Innenraum (Nr. 2739, unten links: untere Säule der Südsüdostecke; Nr. 2736, unten rechts: untere Säule links neben linkem Chorbogen) Körper: ob sie einen Gegenstand in Händen hält, ist nicht eindeutig zu erkennen. Jede Interpretation dieser beiden thematisch im weitesten Sinne jeweils mit Musik verbundenen Kapitelle ist zum einen beeinträchtigt durch den verunklärend schlechten Erhaltungszustand, zum anderen dadurch, daß einige originale Kapitelle der unteren Wandzone nicht mehr vorhanden sind. Dennoch fordert gerade die Seltenheit figürlicher Kapitelle in Nuestra Sefi.ora de Eunate einen Deutungsversuch. Das Engelskapitell könnte im Zusammenhang mit der in der Apsis ursprünglich vorhandenen, seit 1936 verlorenen und nur in schlechten 64 <?page no="65"?> Eunate.indd 65 Eunate.indd 65 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Photographien oder Abbildungen dokumentierten Marienfigur 232, einer gekrönt thronenden Muttergottes als Thron Jesu 233, sinnvoll zu deuten sein. Zwar tendiert die Forschung dazu, die verlorene Muttergottes von Eunate um 1200 herum zu datieren 234 • Doch läßt erstens sogar die anfechtbare zeitliche Fixierung ihres vermuteten Urbilds, der Titular-Jungfrau der Kathedrale von Pamplona, zwischen 1167 und 1175/ 85 235 durchaus eine Datierung der Sitzmadonna von Eunate um 1170 zu; zweitens ist deren typologische Zuweisung in die Nachfolge der Muttergottes von Pamplona 236 wenig stichhaltig. Und selbst wenn bei Weihe der oktogonalen Kirche das Kultbild noch nicht fertiggestellt gewesen sein sollte vorgesehen war es mit Sicherheit. So ließe sich der wundersam zweifach tätige Engel als synoptisch-synthetische Darstellung von Tubaengel und Erzengel Gabriel verstehen. Für die Interpretation als Erzengel im allgemeinen spricht das Zepter, für die Spezifikation als Gabriel seine Ausrichtung zum Madonnenkultbild 237 • Das gleichzeitige Blasen eines posaunen- oder tubaartigen Instruments kann als Darstellung des himmlischen Lobpreises Mariä interpretiert werden, eine himmlisch-liturgische Funktion, die sich am einfachsten als Hereinnahme des ,Tubaengels , 238 oder, allgemeiner, eines dem gekrönten Muttergottesbild zugeordneten musizierenden Engels 239 in die Figur des Gabriel erklärt. Denkbar, wenn auch ikonographisch ungewöhnlich, wäre auch, daß Gabriel auf diese Weise als lobpreisender Erzengel ausgezeichnet wird 240 • Schwieriger ist ein präziserer Interpretation versuch des zweiten, deutlicher den Gläubigen zugewandten Engels, da er völlig ohne plastisch vorhandene 241 Attribute auskommen muß. Als Ergänzung zu Gabriel wäre ein lobpreisender Erzengel Michael denkbar 242 , eine allgemeine Deutung als Liturgen oder als Engel des himmlischen Lobpreises erscheint am sinnvollsten 243 • 232 Vgl. CLAVERiA(1941), Bd. 1, S. 226-228. 233 Vgl. FERNANDEZ-LADREDA (1988), S. 93, Anm. 159, und S . 356 . 234 Vgl. ebd., S. 356. 235 Ebd ., u.a. S. 58. 236 Ebd., S. 93, S. 356 . 237 Vgl . LUCCHESJP ALLI(1970), Sp . 74f .; dies . (1968), Sp . 675f. 238 Vgl. BRAUN (1972), Sp. 607. 239 Vgl. H OLLu .a . (1968), Sp. 640. 240 Vgl. BRAUN (1972), Sp. 606f . 241 Das mögliche Vorkommen gemalt e r Attr ibute muß spekulativ bleiben . 242 Vgl. ebd. 243 Vgl. H OLLu .a. (1968), Sp. 636 u. Sp . 640. 65 <?page no="66"?> Eunate.indd 66 Eunate.indd 66 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Dem marienbezogenen neutestamentlich-himmlischen Lobpreis auf dem figürlichen Kapitell der Südseite könnte ein alttestamentlich verwurzelter Lobpreis auf der Nordseite gegenüberstehen, an König David und die Kirchentöne wäre zu denken 244 • Die dem Chor zugewandte Figur des Kapitells der Nordost-Ecke scheint diese Vermutung zu bestätigen: Im Gegensatz zu den beiden anderen mit einem reichen Gewand ausgestattet und damit königlichen Charakter andeutend, spielt sie auf einem Saiteninstrument. Es liegt angesichts der anderen beiden Figuren an diesem Kapitell nahe, in diesem Musikus einerseits den die lobpreisende irdische Kirche verkörpernden David zu erkennen; die Häufigkeit dieses Bildes gerade an mit dem Jakobsweg verbundenen Denkmälern stützt dabei unsere Interpretation 245 • Zum anderen wird überaus wahrscheinlich, daß ähnlich wie zum Beispiel in Cluny mit ihm zugleich die Verkörperung des dritten gregorianischen Kirchentons gemeint ist2 46 • Damit bietet sich die mittlere Figur dieses Kapitells mit kleinerem Kopf, anscheinend ohne Instrument und, wie die übrigen, in durchaus tänzerisch gemeinter Haltungals Verkörperung des zweiten Kirchentons an. Die linke Figur mit einem weiteren Saiteninstrument wäre dann, ebenso der Darstellung in Cluny vergleichbar, als erster Kirchenton anzusprechen. Die Tatsache, daß die häufig zitierten Beispiele von romanischen Darstellungen der Kirchentöne im Zusammenhang mit Jakobsweg und Wallfahrt stehen, stützt unsere Interpretation zusätzlich. Ob ursprünglich weitere Kirchentöne an den verlorenen originalen Kapitellen vorhanden waren, muß offen bleiben. Auch kann nicht geklärt werden, ob die Bedeutung der Musik als Heilkraft2 47 eine Rolle bei der Gestaltung des ikonographischen Programms gespielt hat im Kontext der Pilgerfürsorge erschiene dies durchaus sinnvoll2 48• Das ikonographische Programm des Innenraums, soweit eben noch vorhanden, läßt sich also meines Erachtens im Sinne eines umfassen- 244 Vgl. BRAUN (1972), Sp. 600, Sp. 603, Sp. 608; prominente Beispiele für die Darstellung der Kirchentöne sind die Chorkapitelle von Cluny, ein Kapitell des nördlichen Portals der Vorhalle in Vezelay [vgl. z.B. RUPPRECHT (1984), s. 107 ZU Abb. 143, S. 109 zu Abb. 154] und die entsprechenden Kapitelle in Saint-Lazare in Autun [vgl. u.a. BRAUN (1972), Sp. 603]. 245 Vgl. WYSS (1968), Sp. 479; u.a. La Daurade in Toulouse, Kathedrale von Jaca, Puerta de las Platerias der Kathedrale von Santiago . 246 Vgl. BRAUN (1972), Sp. 600. 247 Vgl. zuletzt LOREK(1994), S. 145f.; hier sicher nicht nur auf die Musik Davids bezogen, vgl. BRAUN (1972), Sp. 604-606. 248 Gerad e angesichts der praktischen ,Orient-Erfahrung> der Johanniter muß auf die v .a. von Ibn Sina (Avicenna) weiterentwickelten, auf antiken Vorstellungen beruhenden 66 <?page no="67"?> Eunate.indd 67 Eunate.indd 67 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 den, zugleich konkret auf Maria und die Geburt Christi bezogenen Lobpreises deuten, der mit Gabriel seinen himmlischen und David seinen irdisch-kirchlichen Protagonisten voranschickt: Ein zwar knapp formulierter, aber durchaus wohlüberlegter und gerade wegen seiner Sparsamkeit komplexer Gehalt. Zu den szenischenKapitellendes Umgangs Die 14 im allgemeinen nur schlecht erhaltenen Kapitellpaare des Umgangs (Abb. 18) zeigen Rankenwerk, Tierpaare oder Pflanzen verschlingende beziehungsweise ausspeiende löwenkopfähnliche Fratzen; daneben sind Blattkapitelle vertreten 249 . Es begegnen aber auch zwei szenische Darstellungen (Abb. 19, 20), wobei Nr. 5 (Abb. 19) 250 bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt scheint. Die im Dokument von 1520 genannte Kreuzigung251kann nur das am Durchgang zum Nordportal angebrachte Kapitell Nr. 9 meinen, auf dem «14 Figuren, die Apostel mit einigen Hinzufügungen sein könnten» 252 , zu sehen sind. Die 14 prozessionsartig angeordneten Begleitfiguren des an der südlichen Schmalseite ohne Kreuz dargestellten Christus in der Haltung des Gekreuzigten sind wegen des schlechten Erhaltungszustands schwer zu benennen 253• Kapitell Nr. 5 kann meines Erachtens trotz des überaus schlechten Erhaltungszustands eindeutig als Dreikönigskapitell bestimmt werden. Einigermaßen klar erkennbar sind die Heiligen Drei Könige bei Ankunft und Anbetung, zumindest die beiden hinteren tragen eine Art Reiseumhang. Kronen sind nicht zu erkennen, die Kopfpartien sind fast vollständig verloren. Während der hinten stehende König, an der einen Kante des Doppelkapitells postiert, nach oben auf einen imaginären oder nicht mehr vorhanden Stern weist, zeigt der nächstvordere an der Breitseite nach vorne prinzipiell hin zu einer nur noch erahnbaren, wohl bildparallel sitzenden Muttergottes mit Kind an der anderen Schmalseite. Der dieser Szene am nächsten stehende König bringt, inmusiktherapeutischen Ansätze in der islamischen Welt verwiesen werden, die mit dem gesamten medizinischen Kanon u. anderen Schriften Ibn Sinas durch Übersetzungen ins Lateinische (12. Jh.) in die christliche Welt vordrangen, vgl. z.B. BRENTJES/ BRENTJES (1979), S. 76-89. 249 Eine katalogartige Übersicht gibt LüJENDIO(1967), S. 260. PILLEMENT (1954), S. 256, hat die Eleganz des Pflanzendekors an den Umgangskapitellen betont. 250 Die Numerierung wandert von O nach W, vgl. hier Abb. 4. 251 Vgl. hier S. 121f. 252 «[...] 14 figuras que pudieran ser ap6stoles con algunos af\adidos», so BIURRÜN Y SOTIL (1936), s. 613. 253 Vgl. LOJENDIO(1967), S. 260. 67 <?page no="68"?> Eunate.indd 68 Eunate.indd 68 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 18: Nuestra Sefi.ora de Eunate, Kapitelle des Portikus (Numerierung nach Abb . 4): Nr. 2 (Nr. 1657; oben links) , Nr. 3 (Nr. 2768; oben rechts), Nr. 7 (Nr. 2758; Mitte links), Nr. 6 (Nr. 1659; Mitte rechts) sowie Nr. 11 und Nr. 10 (Nr. 2744, unten) dem er leicht die Knie beugt, bereits seine Verehrung und/ oder seine Gabe dar. Damit verbleiben noch die vier Figuren, die von Kante zu Kante an der gegenüberliegenden Seite des Doppelkapitells zu sehen sind: Die beiden Figuren der Breitseite wirken trotz des kläglichen Erhaltungszustands mit ihren erhobenen Armen immer noch eindrucksvoll erstaunt, die dritte an der nach links anschließenden Kapitellkante hat 68 <?page no="69"?> Eunate.indd 69 Eunate.indd 69 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 19: Nuestra Sefiora de Eunate, Kapitell Nr. 5 (Numerierung nach Abb. 4) des Portikus (Nr. 2761, oben links; Nr. 2764, oben rechts; Nr. 2763, unten links; Nr. 2762, unten rechts) sich bereits gefaßt und scheint sich dem an der Schmalseite ansetzenden Zug der Drei Könige anzuschließen. Alle drei Figuren sind im Vergleich zu den Königen deutlich schlichter gekleidet. Frontal an der rechten Kante angebracht damit auch der an der folgenden Schmalseite situierten Muttergottes benachbart ist schließlich eine Darstellung, die sich am ehesten als Sirene oder Engel benennen ließe. Entscheiden wir uns bei der letztgenannten Figur aufgrund ihrer Nähe zur Muttergottes für eine Bestimmung als Engel, liegt die Bedeutung der gesamten Szene 69 <?page no="70"?> Eunate.indd 70 Eunate.indd 70 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 als Hirtenverkündigung offen zutage. «Die typische Dreizahl der Hirten wurde wahrscheinlich in Analogie zu den hll. Drei Königen bereits in karol[ingischer] Zeit Tradition.» 254 Kapitell Nr. 5 bietet damit einen so für das Hochmittelalter zumindest sehr seltenen 255 Sondertypus, für den als Vorbild nur die Darstellungen der frühchristlich-orientalischen ,Monza-Ampullen, bekannt sind 256 • Die Bauträgerschaft der Johanniter macht die Übertragung eines solchen Vorbilds nach Eunate durchaus plausibel. Bedenken wir die Patronatsfunktion der Heiligen Drei Könige für Pilger und Reisende 257, so eröffnet uns die zwischen beiden Szenen angebrachte Jakobsmuschel eine weitere Dimension. Sie aktualisiert das Dreikönigsgeschehen und die Hirtenverkündigung im Sinne der Adel und Volk gleichermaßen anziehenden Jakobuswallfahrt, der Nuestra Sefiora de Eunate ihre Gründung verdankt. Kapitell Nr. 5 vereinigt also, in konkreter Aktualisierung auswählend und verweisend, zentrale Motive des Weihnachtsgeschehens. Abschließend noch ein Blick auf jene <Kreuzigung, ohne Kreuz, auf das am Hauptzugang durch den Arkadenlauf postierte Kapitellpaar Nr. 9 (Abb. 20). Auf der dem Kernbau zugewandten Schmalseite des Kapitells steht eine Christusfigur im Zentrum, die in der Position des Gekreuzigten, aber ohne erkennbares Kreuz gezeigt wird. Sie wird rechts flankiert von einer weiblichen 258 Person, die wohl nur als Maria zu deuten sein kann. Die übrigen 13 prozessionsartig um das Kapitell geführten Figuren sind kaum zu unterscheiden; ihre Zahl läßt nur eine Deutung als Apostelgruppe zu, die um eine in etwa gleichrangige männliche Gestalt erweitert ist. Es scheint, daß auch hier, wie bei den anderen schon besprochenen szenischen Kapitellen, mit einer Mehrschichtigkeit der Bedeutung zu rechnen ist: Für das Christus links flankierende männliche Pendant der Maria kommt wohl nur Johannes der Täufer infrage, womit die zentrale Dreiergruppe auch als Deesis-Verweis zu lesen ist2 59 • Während dabei die Haltung Christi auf die Kreuzigung anspielt, deutet die Gemeinschaft Mariä mit den 12 Aposteln auf die bei- 254 HOLL/ LASKE u.a. (1972), Sp. 421. 255 Ebd., Sp. 421f., und WEIS (1968), Sp. 543, kennen kein entsprechendes Beispiel. 256 Vgl. u.a. WEIS (1968), Sp. 542. 257 Ebd., Sp. 539f. Eben dieses Thema dient auch zur Aktualisierung in Carri6n de los Condes (vgl. Anm . 207). 258 Einziger, aber deutlicher Unterschied zu den übrigen Figuren ist das einfachere lange Gewand. 259 Vgl. BoGYAY(1968), Sp. 494-498; zweifellos liegt in Eunate nicht der reine ikonographische Typus vor . 70 <?page no="71"?> Eunate.indd 71 Eunate.indd 71 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 20: Nuestra Senora de Eunate, Kapitell Nr. 9 (Numerierung nach Abb . 4) des Portikus (Photo Karin Reichardt, oben; Nr. 2749, unten links; Nr. 2750, unten rechts) den zentralen Erscheinungen des Auferstandenen. Zugleich verweist eine solche Darstellung auf die Ausgießung des Heiligen Geistes, die seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts immer öfter auch Maria miteinbezieht. Die Hereinnahme Mariä ist interessanterweise gerade frühchristlich-orientalisch unter anderem auf einer <Monza-Ampulle> überliefert260 ; schon Kapitell Nr. 5 weist ja in dieselbe Richtung . Ebenso scheinen die Zusammensetzung der Christus beiwohnenden Gruppe sowie 260 Vgl. SEELIGER u.a. (1971), Sp. 416 . 71 <?page no="72"?> Eunate.indd 72 Eunate.indd 72 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 seine auch der Oranshaltung ähnliche Positur auf die Himmelfahrt hinzudeuten, die in frühchristlicher Zeit gleichzeitig mit Pfingsten begangen wurde 261 • Kapitell Nr. 9 bietet damit, stark kontrahierend, die zentralen Elemente von Oster- und Pfingstgeschehen, verknüpft mit dem Deesis-Motiv. Beide szenischen Kapitelle zeigen allem Anschein nach ein dem Programm des Innenraums vergleichbares synoptisch-synthetisches Darstellen, wie es sich an einigen vor allem auch klerikal herausragenden Stätten der Romanik beobachten läßt2 62 • In ihrer konzentrierten Verweisstruktur decken sie in Ergänzung zum Kircheninneren die Kernthemen der Hauptfeste Weihnachten, Ostern und Pfingsten ab. Um den Resteines Passions- oder Osterzyklus im eigentlichen Sinne, dessen restliche Szenen auf verlorenen Kapitellen zu denken wären, kann es sich angesichts dieser sythetisierenden Bildfindungen kaum handeln 263 • Der von JovER HERNAND0(1987) publizierte Katalog von Passionsbzw. Osterzyklen in Navarra führt, wenn auch unbegründet, Eunate meines Erachtens zu Recht nicht mit auf. Er macht deren Verbreitung vor allem an den Kapitell-Programmen einiger Kreuzgänge in Navarra deutlich. Dabei fällt immerhin auf, daß alle angeführten Beispiele am Jakobsweg liegen 264, was dagegen für die häufigeren Kindheitszyklen nicht zu gelten scheint2 65 • Unter anderem finden sich Ansätze für einen solchen Zyklus im funktional und typologisch mit Eunate verwandten Santo Sepulcro von Torres del Rfo, wo die Kapitelle des Chorbogens die Kreuzabnahme und die drei Marien am leeren Grab Christi zeigen 266 • Stilistisch unterscheiden sich die Umgangskapitelle deutlich von denen des Kernbaus wie auch vom Portaldekor 267 • LAMBERT unterschied aber 261 Vgl. SEELIGER u.a. (1971), Sp. 415f., und SCHMID(1970), Sp. 273. 262 Prominentes spanisches Beispiel ist das gegen 1170 entstandene Verkündigungs- Krönungs -Relief im Kreuzgang von Santo Domingo de Silos, vgl. zuletzt u.a. VILLALMANZO GUMA(1990), 281ff., und LACOSTE (1990), v.a. S. 478. 263 Die schriftliche Überlieferung «vieler anderer Darstellungen» (vgl. hier S. 121f.) widerspricht dieser Annahme keineswegs, denn mit einer solchen Formulierung dürften auch Tierpaare und pflanzenschlingende Fratzen gemeint sein; anders, allerdings ohne vorher eine Deutung der beiden erhaltenen szenischen Kapitelle versucht zu haben, INIGUEZALMECH/ URANGA GALDIANO(1973), Bd. 2, S. 249. 264 Auch Artaiz steht meines Erachtens in diesem Kontext, s. hier S. 35 in Verbindung mit Abb. 1. 265 Vgl. die Katalogisierung bei QUINTANADEUNA (1987). 266 Eine einer Friedhofskapelle adäquate Szenenauswahl, YARZALUACES(1980), S. 177; vgl. JOVERHERNANDO(1987), S. 34-37. 267 Vgl. u.a . LAMPEREZ Y RüMEA(1907), S. 1084. 72 <?page no="73"?> Eunate.indd 73 Eunate.indd 73 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 auch im plastischen Schmuck der Säulenarkaden des Umgangs zwei Phasen 268 • Die Kapitelle mit offensichtlich szenischen Darstellungen und ihre Kämpferplatten an der Nord- und Nordwestseite beurteilte er als typisch für Kreuzgänge Navarras im 12. Jahrhundert, während ihm jene der Nordostseite dem Ende des 13. Jahrhunderts oder gar dem 14. Jahr hundert anzugehören schienen 269 • Doch schon BIURRUN Y S0TILwidersprach dieser Auffassung 270, was für die nachfolgende Forschung gültig blieb. Immerhin scheint mir Kapitell Nr. 11 (Abb. 18) mit seinem locker aufgestreuten Blattdekor eindeutig eine gotische Erneuerung zu sein. Die Umbauung (Abb. 2, 4) Haben wir uns die beschriebene Anlage freistehend und weithin sichtbar gleichsam als denkmalhaften Wegweiser für die Jakobspilger vorzustellen, wie es der heutige Zustand suggeriert, oder war die Kirche von Gebäuden eingefaßt und verstellt? Die mir _bekannten schriftlichen Quellen geben davon keine genaue Vorstellung2 71, und die Grabungen der Vierziger Jahre beschränkten sich auf das an die westlichen Seiten der oktogonalen Ummauerung direkt anschließende Terrain. Wenn diese Frage in der neueren Forschung überhaupt gestellt wurde, blieb sie offen 272 • Bei genauer Betrachtung lassen sich dennoch einige Indizien zusammentragen. Nord- und Nordostseite der Kirchenanlage standen frei, da hier unmittelbar die Pilgerstraße vorbeiführte. Eine nördlich an den Weg anschließende Bebauung ist wegen der großen Hochwassergefahr nicht anzunehmen, so daß die Anlage aus dieser Richtung wohl weithin sichtbar war. Auch der spitze Winkel zwischen der Ostseite der Ummauerung und dem Weg eignete sich kaum für eine Nutzung. Es kann deshalb meines Erachtens davon ausgegangen werden, daß sich Nuestra Sefi.ora de Eunate den von Osten und Norden Herannahenden schon aus größerer Entfernung als wegweisendes Monument von memorialem Charakter darbot. 268 LAMBERT (1925), 5. 221f. 269 Ebd., 221: «La decoraci6n no esta ya formado de motivos estilizados o de entrela zos, de animales o escenas de personajes, sino de follajes mu y bien recortados y fielmente imitados de la naturaleza. » 270 BIURRÜN y SOTIL (1936), S. 611. 271 Vgl. hier v.a. S. 118-123. 272 Vgl. YA RNOZ L ARROSA (1945), S. 517; lN IGUEZ ALM ECH/ URA NGA G ALDIAN O (1973), Bd. 2, s. 157. 73 <?page no="74"?> Eunate.indd 74 Eunate.indd 74 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Anders stellt sich die Situation im Westen der Kirche dar. Hier konnten schon die Grabungen der Vierziger Jahre Fundamente zutage fördern, in denen zweifellos die Spuren des Pilgerhospizes zu sehen sind 273• Eine heute noch bestehende, allerdings erneuerte Mauer, die, leicht nach Norden abknickend, von der Nordnordwestkante der Hofummauerung auf die Nordostkante des wohl im 14. oder 15. Jahrhundert entstandenen Bruderschaftshauses 274 fluchtet, weist im Unterbau keine Unterschiede zu jenen Fundamenten auf. Ihr Verlauf ist durch den vorbeiführenden Verkehrsweg bedingt und kann mit Sicherheit als Nordabschluß der westlichen Bebauung angesprochen werden 275 • Von ihr aus entwickelt sich der Anbau in einer Breite von etwa viereinhalb Metern zunächst konzentrisch vor der Nordwest- und der Westseite des äußeren Oktogons, läuft aber dann ohne Unterbrechung und Knick nach Süden weiter. Die Westmauer des äußeren Achtecks ist dabei in ihrer Flucht verlängert. Nach circa vier Metern trifft ein etwa von der Mitte der südwestlichen Oktogonwand ausgehender Mauerzug nicht ganz rechtwinklig auf diese Verlängerung und bildet so ein unregelmäßiges Dreieck um den Südwestzugang der äußeren Umgangseinfassung. Die Nachmessung 1988 hat eine geringfügig andere Flucht ergeben. Etwa zwei bis zweieinhalb Meter nach einer Quermauer, die den der Westseite des Oktogons angebauten langen Rechteckraum m it südlich angelagertem Brunnen abschließt, brechen die nach Süden fluchtenden Fundamente noch vor der Fluchtlinie der Südseite des Außenoktogons ab: Hier verlief die Grabungsgrenze der Vierziger Jahre 276 • Um Indizien für die Fortsetzung dieser Baulichkeiten nach Süden zu gewinnen, gleichzeitig aber eine Überprüfung der alten Grabung sowie eine direkte Einbindung in den bestehenden Plan zu gewährleisten 277, wurde 1988 Schnitt 2 angelegt, der in etwa auf den Schnittpunkt der Fluchtlinien von Süd- und Westseite des äußeren Oktogons und darüber hinaus zielte. Tatsächlich trafen wir nur unwesentlich nördlich dieses theoretischen Kreuzungspunktes in genauer Flucht der Südseite des Achtecks wohl auf den Endpunkt der in dieser Flucht verlaufenden 273 Vgl. YARNOZ LARROSA (1945), S. 517. 274 1520 als domus erwähnt, vgl. IDOATE IRAGUI (1959; 1982), S. 155; vom Baubestand her kaum vor der neuerlichen Konstitutionalisierung der Bruderschaft im Jahre 1387 datierbar. 275 Im von YARNOZ LARROSA (1945) publizierten Grundriß ist sie nicht berücksichtigt, ebensowenig in allen anderen veröffentlichten Grundrissen; sie ist hier in Abb. 4 aufgenommen. 276 Vgl. YARNOZ LARROSA (1945), S. 517. 277 Dies war v .a. wegen des Ausbleibens der von der Architektur-Abteilung der Instituci6n Principe de Viana zugesicherten Vermessungsgeräte vonnöten . 74 <?page no="75"?> Eunate.indd 75 Eunate.indd 75 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Nordwand des westlichen Anbaus. Genau an dieser Stelle bildet sich ein in etwa rechter Mauerwinkel nach Osten, der sich vor Ort zwanglos und beinahe exakt fluchtend zur Südwand des äußeren Oktogons verlängern ließ. Die Einmessung konnte allerdings nicht mit der wünschenswerten Genauigkeit durchgeführt werden 278 • Weiter südlich verlaufende Mauerzüge wurden in diesem Schnitt nicht angetroffen. Auch ohne exakt einmessen zu können, war festzustellen, daß die beobachteten Mauerreste in ihren südlichen Ausläufern merklich ansteigen 279 • Eine Umbauung der Hangseite erscheint angesichts der also schon zur Bauzeit dieses Trakts bestehenden Schwierigkeiten mit der Hanglage sowie der übrigen durch Schnitt 2 gewonnenen Indizien relativ unwahrscheinlich: Nuestra Senora de Eunate stand wohl auch hier an der Südseite, wie im Osten und Norden, frei . Die Flächenuntergliederung dieses westl ichen Anbaus scheint prinzipiell ablesbar: im Norden zunächst ein größerer unregelmäßiger Rechteckraum; daran anschließend zwei trapezoide Räume im Bereich der Achteckkante , der südliche davon mit einem winkelförmigen Binnenfundament, das ohne nähere Untersuchung nicht zu interpretieren ist; dann der größte , saalartig gestreckte Raum; südlich abschließend eine wegen des vermutlichen Fehlens einer Südwand möglicherweise als Brunnenhof zu deutende Struktur; und zuletzt noch zwei unregelmäßig geformte Räume von hohem Fußbodenniveau im Dreieck vor der Südwestwand des Oktogons mit einem inzwischen wohl mehrfach erneuerten Zugang in den konzentrischen Portikus . Indizien für die Disposition von Durchgängen zwischen den einzelnen Räumen gibt es meines Wissens nicht. Wie sich der westliche Anbau im Aufgehenden darstellte, ist gleichfalls kaum zu beurteilen . Aufgrund des relativ geringen Raumangebots für ein Hospital wäre eine Zweigeschossigkeit zwischen Nord- und Brunnenmauer denkbar; allerdings sind angesichts der relativ geringen Mauerstärke Zweifel angebracht2 80 . Dieser Trakt hätte sich dann riegelartig vor den Hofumgang gelegt, dürfte aber selbst bei angenommener Zweigeschossigkeit kaum die Höhe der Wandarkaden des Kapellenoktogons übertroffen haben . Daß dieser Anbau sich an das konzentrische äußere Oktogon angliedert, dabei auch auf mindestens eine der mit Pfeilerarkaden versehenen Galerieseiten reagiert, ist meines Erachtens ein archäologisch-historisches Indiz für die Originalität der konzentrischen Fügung . Denn in den 278 Vgl. Anm. 277. 279 Von Y ARNOZ LA RROSA (1945) nicht erwähnt. 280 Vgl. ebd. , S. 517. 75 <?page no="76"?> Eunate.indd 76 Eunate.indd 76 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 späteren Perioden, in denen dieses Konzept und seine formale Umsetzung denkbar wären, also im 16. oder 17. Jahrhundert, ist in der Wüstung Eunate mit größeren Baumaßnahmen nicht mehr zu rechnen 281.Längst war der Glanz der Jakobswallfahrt verblaßt, längst hatte Eunate also seine wirtschaftliche Grundlage eingebüßt. Zudem bestand seit der Zeit um 1400 die domus der 1387 neu konstituierten Bruderschaft, die man sicherlich deshalb errichtet hatte, weil die älteren Baulichkeiten im Westen der Kirche verfallen waren. So bleibt für die gesamte konzentrische Anlage nur die romanische Epoche als denkbare Ursprungszeit. Eunate, das Original Ein von Beginn an konzentrisches, auf Fernwirkung bedachtes, nur im Westen durch einen recht regelmäßigen und nicht allzu hohen Anbau relativiertes Konzept liegt der Anlage zugrunde. Es scheint einen Teil des Funktionsspektrums von Eunate, als Wegzeichen und als Memorie seiner Stifterin, aber auch seine zentrale Lage, sinnfällig umzusetzen. Zusammenfassende Großform, konzentrische Einbindung, vermittelnde Harmonie der Maßverhältnisse und Einheitsraum: Mit Nuestra Sefiora de Eunate ist ein ungewöhnlicher Plan in beachtlicher Konsequenz an einem ihm gemäßen Ort umgesetzt. Das Programm der plastischen Ausstattung, soweit erkennbar, fügt sich dem mit seiner synoptisch-synthetischen Verweisstruktur erstaunlich adäquat ein und läßt damit die Marienkirche zu einem Paradebeispiel einer <aktualisierenden> Wegfassade (<building-board >) am caminowerden . Eine Bauabfolge innerhalb der Gesamtanlage ergibt sich in erster Linie aus praktischen Zwängen . Zunächst mußte der Kernbau aufgeführt werden, um ohne räumliche Schwierigkeiten agieren zu können und andere Baulichkeiten nicht zu gefährden . Auch hatte die Schaffung eines geweihten Kirchenraums Priorität. Als wenig später, wahrscheinlich erst nach der Weihe, das konzentrische Ambula torium errichtet wurde, waren zum Teil bereits andere Bildhauer und Steinmetzen am Werk: Eine kurze Unterbrechung zwischen beiden Phasen, vielleicht jahreszeitlich bedingt, deutet sich an . Gleichzeitig mit oder kurz nach der Hofanlage ist die Entstehung der Anbauten anzunehmen, die das eigentliche Pilgerhospiz darstellen . Ob der gewiß schon ursprünglich 281 Vgl. hier S. 28-30 . 76 <?page no="77"?> Eunate.indd 77 Eunate.indd 77 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 vorgesehene, aber zunächst vielleicht nicht unbedingt benötigte Glokkenaufsatz einer dieser wohl dicht aufeinanderfolgenden Bauphasen angehört oder doch erst einige Jahre später errichtet wurde, ist nicht zu entscheiden . Seine Fertigstellung wird sich aber kaum später als um 1200 datieren lassen. Der absolut-chronologische Rahmen konnte hier nicht wesentlich präzisiert werden. 1219 hat wohl als bisher von der Forschung nicht erkannter terminus ante quem zu gelten, ist aber doch von der Bauzeit einige Jahrzehnte entfernt. Die von der Forschung favorisierte Datierung um 1170 scheint stilgeschichtlich gerechtfertigt, der von INIGUEZAL- MECH/ URANGAGALDIANObegründeten Einbindung in die Traditionen Jacas (Arag6n) und der frühen Zisterzienserklöster Navarras 282 bleibt kaum etwas hinzuzufügen . In welchen Traditionslinien des Zentralbaus aber steht Eunate? Haben wir es mit einem ingeniösen Einzelfall zu tun oder lassen sich Vorbilder und Voraussetzungen benennen, die den Kontext der Entstehung weiter erhellen? Das anschließende Kapitel geht diesen Fragen nach . 282 l NIGUEZ ALM ECH/ URA NGA G ALDIANO (1973), Bd. 2, 5. 157. 77 <?page no="78"?> Eunate.indd 78 Eunate.indd 78 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunate und die Zentralbautradition Eunate und die Zentralbauten der Iberischen Halbinsel Zentralbauten bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts Im Gegensatz zu Mitteleuropa weist die christliche Architektur der Iberischen Halbinsel keine vom Frühbis zum Spätmittelalter durchgehende Tradition an Zentralbauten auf , die überaus wechselvolle Gesch ichte dürfte mit ein Grund dafür sein . Schon im spätantik-frühchr istlich bestimmten 4. Jahrhundert entstanden, soweit der Forschungsstand ein Urteil zuläßt, im Gegensatz zu UNTERMANNs Ansicht2 83 keineswegs «zahlreiche» Zentralanlagen, jedenfalls nicht im Vergleich zu anderen Regionen des späten Imperium Romanum 284 • Zu nennen sind: der rechteckig ummantelte und longitudinal gestreckte Vierkonchenbau von La Cocosa (Provinz Badajoz) 285; die quadratisch ummantelte Nischenrotunde in der sogenannten christlichen Nekropole von Tarragona 286; der kreuzförmige Grabbau von Sadaba (Provinz Zaragoza)2 87; die wegen ihrer Mosaiken berühmte spätkonstantinische Kuppelrotunde von Centcelles bei Tarragona mit anschließendem Vierkonchenraum, die allerdings kein eigenständiger Zentralbau ist2 88; das Oktogon von Las Vegas de Pueblanueva (Provinz Toledo) 289; und schließlich die Grabrotunde von Sorba, die ihr Marienpatrozinium erst erhielt, als sie durch den Vorbau rechteckiger Räume ihre Eigenständigkeit als Zentralbau verloren hatte 290 und darum n icht als Marienrotunde angesprochen werden kann . Es scheint also nach diesem kurzen Abriß abwegig, in jenem relativ kleinen und wenig homogenen Bereich hispanisch-römischer Architek- 283 UNTERMANN (1989), 5. 260. 284 Vgl. ScHUBART/ TRILLMICH(1993) . 285 Bei FüNTAINE(1973), S. 86-88 mit Fig .23 (S. 87), noch als echter Vier konchos mit angelagerter Apsis wiedergegeben; korrigiert bei ScHLUNK/ HAUSCHILD(1978), S. 1lf.; v gl. UNTERMANN (1989), S. 260 . 286 Vg l. neuerlich HESBERG (1993) , 5. 172, 174 . 287 Vg l. ebd. 288 Vg l. u.a. SCHLUNK/ HAUSCHILD(1978), v.a. S. 119-127, oder SCHLUNK(1988), S. XIIIf. 289 SCHLUNK/ HAUSCHILD(1978), 5. 17f., S. 129-131. 290 RIU (1983), S. 347-64. 78 <?page no="79"?> Eunate.indd 79 Eunate.indd 79 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 0 5 Abb. 21: Zentralbauten der Iberischen Halbinsel vor 1100 in Grundrissen: hospitium von Valdetorres de Jarama (links; schematische Umzeichnung nach Schrifttafel, Grundriß und Rekonstruktionsversuch im Museo Arqueol6gico Nacional, Madrid, die ich in der dortigen Römer-Abteilung im Februar 1989 vorfand; schraffiert: ungedeckte Räume); Egara/ Terrassa, Sant Miquel [Mitte; korrigierte Umzeichnung nach BARRAL I ALTET (1981), S. 249]; Sant Sebastia del Sull [rechts; Umzeichnung nach VIGUE(1975), S . 267] turtradition beim gegenwärtigen Forschungsstand weiter nach formalen oder typologischen Anstößen für Eunate zu suchen. 29 1 Erst nach der Eroberung durch die Westgoten im späten 5. Jahrhundert treten auch vereinzelt zentralbauförmige Baptisterien auf, so das Oktogon neben der Bischofskirche von Egara,dem heutigen Terrassa (Provinz Bar- 291 Dennoch: Auf die wahrscheinlich römische Tradition des Wegekreuzes von Eunate habe ich S. 33f. bereits hingewiesen . In diesem Zusammenhang verdient die an einem in der Cartografia der Diputaci6n de Navarra aufbewahrten Luftbild etwas abgerückt im nordwestlichen Zwickel der Kreuzung sichtbar werdende Struktur Beachtung: Sie scheint aus zwei oder gar drei konzentrischen, möglicherweise polygonalen Ringen zu bestehen, der nördliche Abschluß wirkt narthexartig. Wenn auch ohne archäologische Prospektion ein zufälliges (z.B. durch Wagenspuren) oder natürliches Entstehen dieser Strukturen nicht auszuschließen ist, könnte es sich hierbei doch mindestens ebenso um die letzten sichtbaren Zeugen eines weiträumigen Bauwerks handeln . Zieht man einerseits das Schweigen der bekannten schriftlichen Quellen seit dem Mittelalter, andererseits die Lage am römischen Straßenkreuz in Betracht, so könnte hier eine ehemalige römische Straßenstation vermutet werden. Immerhin scheint das Wegekreuz bereits vor der Stiftung Eunates ,gastronomisch> besetzt gewesen zu sein (vgl. u.a. S. 29f.). Die verkehrsgeographische Lage spräche durchaus für eine solche Tradition . Eine engere Bautypologie solcher Stationen, wenn auch bisher archäologisch kaum genügend erforscht, scheint nicht existiert und nur selten zu monumentalen Anlagen eigenen Charakters geführt zu haben. CHEVALLIER (1972), S. 213-217, jedenfalls nennt nichts den möglichen Strukturen bei Eunate Ähnliches, vgl. hierzu auch PEKARY(1968). Verblüffende Parallelen bieten allerdings die Ergebnisse einer 1978 begonnenen Grabung bei Valdetorres 79 <?page no="80"?> Eunate.indd 80 Eunate.indd 80 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 celona)292,das vielleicht baldachinartig zu denkende Kathedralbaptisterium von Barcelona 293 und die wohl in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts zu datierende Taufrotunde von Aljezares (Provinz Murcia). 294 Im allgemeinen jedoch «lagen die Taufbecken in rechteckigen Räumen» 295 • Die westgotische Architektur des 7. Jahrhunderts tendiert dann zu kreuzförmigen Bauten mit ausgeprägter Zergliederung in Einzelräume (z.B. Valdecebadar bei Olivenza, Provinz Badajoz). Den einzigen bekannten <echten>Zentralbau jedoch stellt der einem griechischen Kreuz eingelagerte Dreikonchenbau von Montelios bei Braga (Portugal) dar, die ursprünglich dem Erlöser geweihte, zwischen 656 und 665 als Grablege für den Bragenser Bischof Fructuosus erbaute Klosterkirche Sao Fructuosa2 96 • Byzantinische beziehungsweise ravennatische Einflüsse sind deutlich: So erinnert Montelios in Grundriß, Proportionen und äußerer Wandgestaltung an das sogenannte Mausoleum der Galla Placidia in Ravenna 297 • Trotz der hier und am westgotischen Baudekor allgemein sichtbar werdenden Beziehungen zum christlichen Osten 298 sind bisher anscheinend keine Rund- und Polygonalbauten dieser Epoche bekannt geworden 299 • Auch nach dem Einschnitt in Geschichte und Kultur der Iberischen Halbinsel durch die islamische Eroberung (ab 711) bleiben Zentralde Jarama (Provinz Madrid; Abb. 21), die bisher keinen Eingang in die mir bekannte einschlägige Literatur wie z.B. SCHUBART/ TRILLMICH (1993) gefunden haben; die folgenden Angaben basieren auf Schrifttafel, Grundriß und Rekonstruktionsversuch im Museo Arqueol6gico Nacional, Madrid, die ich in der dortigen Römer-Abteilung im Februar 1989 vorfand. Im Mittelpunkt einer zentral gestalteten Anlage, die als mögliches hospitium interpretiert und in das 4. Jahrhundert datiert wird, steht ein Hof, den ein oktogonales Arkaden-Peristyl einfaßt; die daran nach außen hin anschließenden Räumlichkeiten folgen im wesentlichen einem konzentrisch-symmetrischen Konzept. Sollte sich hinter den Strukturen beim römischen Wegekreuz von Eunate ein dieser einzigartigen Anlage formal und funktional vergleichbares Bauwerk verbergen, sollte darüberhinaus diese hypothetische spätrömische Straßenstation im 12. Jahrhundert in ihrer Grunddisposition noch erkennbar gewesen sein, hätte sie als formale Inspirationsquelle für das dann auch in seiner Funktion dem antiken Bau nahestehende romanische Pilgerhospiz von Eunate zu gelten. Doch solange entsprechende archäologische Untersuchungen nicht vorliegen, muß dies Spekulation bleiben. 292 Vgl. u.a. SCHLUNK/ HAUSCHILD (1978), S. 148f. 293 Vgl. ebd., S. 38 (Abb. 18), S. 40. 294 Vgl. SCHLUNK/ HAUSCHILD (1978), S. 39, S. 166f.; UNTERMANN (1989), S. 261. 295 UNTERMANN ebd.; vgl. ULBERT(1978), s. 139-181. 296 Vgl. u.a. SCHLUNK/ HAUSCHILD (1978), v.a. S. 209-211. 29 'Vgl. ebd., S. 210. 298 Vgl. z.B. ebd., S. 99-103. 299 Vgl. u.a. PALOL/ RrPOLL(1990), s. 119-151. 80 <?page no="81"?> Eunate.indd 81 Eunate.indd 81 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 bauten die Ausnahme. Während sie in der asturischen Architektur des 8. und 9. Jahrhunderts, soweit bekannt, völlig fehlen 300 , bietet die Zeit der Repoblaci6n immerhin wieder zwei ungewöhnliche - Beispiele: Da ist zunächst das in seiner Datierung umstrittene und in seiner Funktion nicht zweifelsfrei gesicherte Kathedralbaptisterium (Sant Miquel) von Egara (Terrassa; Abb. 21). Sein Grundriß zeigt ein in ein Quadrat mit innen nischenartig gerundeten Eckräumen eingelagertes griechisches Kreuz, wobei sich durch die Ausgrenzung der quadratischen überkuppelten <Vierung> mittels acht Säulen bei gleichzeitig unverstelltem Durchgang von Kreuzarmen zu Winkelräumen ein Umgang ergibt3° 1• Erst im 11. Jahrhundert entstand die annähernd quadratische Kirche von San Baudelio bei Berlanga (Provinz Soria) 302 , deren acht schwibbogenartige Gewölberippen mit regional- und zeittypischem rechteckigem Querschnitt palmblattartig von einer Mittelstütze ausgehen. Das Quadrat bestimmt in anderer Weise übrigens auch wenigstens idealiter die Grundrisse der dem 10. Jahrhundert angehörenden Bauphase von Santo Domingo de Silos 303 • Es umschreibt die drei in je drei quadratische Joche gegliederten Schiffe. Perfekter ausgeführt, finden wir dasselbe System an der Moschee beim Bäb al-Mardum in Toledo, die laut Inschrift im Jahre 999/ 1000 eingeweiht wurde 30 4. Darüberhinaus bleibt für diese Epoche die sicherlich im Zusammen hang mit der Gebetsnische der Großen Moschee von C6rdoba stehende Tendenz zu noch stärkerer Ausscheidung der hufeisenförmigen oder 31 JOVgl. UNTERMA NN (1989), S. 261. 301 Das Vorhandensein einer auf der Iberischen Halbinsel bis ins Hohe Mittelalter seltenen und nur unter Ausnahmebedingungen auftretenden Krypta unter der östlich ansetzenden Apsis sowie ihre typologisch frühe Form scheint meines Erachtens eine Datierung in das karolingisch geprägte 9. Jh . Kataloniens nahezulegen. Die wolµ auf das späte 9. Jh. zurückgehende Kirchenfamilie der Kathedrale von Vic weist übrigens dieselben Patrozinien (Sant Miquel, Sant Pere , Santa Maria) auf wie die Baugruppe von Terrassa, für Sant Miquel ist gleichfalls eine Krypta schriftlich überliefert, so BARRALI ALTET (1981), S. 224. Aus anderen, hier nicht angeführten Gründen gelangte schon FONTAINE (1973), S. 355 u. 357, zu derselben Datierung; BARRALI ALTET(1981), S. 248, kommt aufgrund neuerer Untersuchungen zur karolingischen Wandmalerei Südfrankreichs auf einen Zeitansatz «Ende 9. oder Anfang 10. Jahrhundert», wobei mir allerdings nur eine Folgerung <spätestens Anfang 10. Jh .> gerechtfertigt erscheint; dagegen setzt UNTER- MANN(1989), S. 262, das Bauwerk in seiner endgültigen Gestalt affirmativ, aber ohne Argumentation, in das späte 10. Jh. 302 Vgl. u.a. FüNTAI NE (1977), S. 227, S. 237-46 . 303 Vgl. zuletzt BANGOTüRVISO(1990), S. 342-347; ähnlich auch Leyre im 10. Jh., vgl. u.a. ebd ., S. 347, Fig. 16A. 304 Vgl. ebd., S. 211f.; ETTI NGHAUSEN/ GRABAR(1987), S. 132-135 . 81 <?page no="82"?> Eunate.indd 82 Eunate.indd 82 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 gar ovalen Apsis zu erwähnen, wie sie zum Beispiel an Santo Tomas de las Ollas bei Ponferrada am Jakobsweg deutlich wird 305 • Hand in Hand damit geht die Neigung zu aus Zentralräumen meist additiv zusammengesetzten Fügungen, gipfelnd in zwei Bauten des 10. Jahrhunderts: San Miguel de Celanova (Provinz Orense) 306 und vor allen in der vielleicht als Martyrium errichteten Kapelle von Santa Coloma (Provinz Logrofio)3° 7 • Eine gesonderte Gruppe des 10. bis 12. Jahrhunderts mit anscheinend deutlicher Konzentration im 11. Jahrhundert stellen die katalanischen Rundkirchen dar 308, deren Ableitung und Funktion oftmals noch ungenügend geklärt sind, auch nach der Publikation von VIGUE(1975). Für die zuletzt von UNTERMANN vertretene Ansicht, bei vielen dieser Bauten handele es sich um Burgkapellen oder «adlige Eigenkirchen» 309, gibt es häufig keinen Nachweis . Formal-typologische Anstöße mögen aus Frankreich gekommen sein, obwohl gerade im ersten Jahrhundert der katalanischen Romanik die Bezüge vor allem nach Oberitalien weisen 3 10 • Nur aus Schriftquellen wissen wir von der erstmals im Jahre 1002 erwähnten Existenz des ältesten bekannten Baus dieser Gruppe, der frühestens 888 geweihten 3 11 Kirche Sancta Maria rotunda neben der Kathedrale von Vic, die zweifellos auch polygonal gewesen sein könnte. Wie ihr heute nicht mehr existenter Nachfolgebau an gleicher Stelle, eine Umgangsrotunde von 1141-80, steht sie in der lückenhaften Tradition von runden oder polygonalen sogenannten <Marienrotunden> in der Nachfolge des 609/ 10 der heiligen Maria geweihten Pantheons in Rom 312 • Ein kleiner Rundbau mit Apsis bildete die von BARRAL r ALTETaufgrund de r Typologie dem 11. Jahrhundert zugewiesene 313 , von anderen Autore~ für das 10. Jahrhundert in Anspruch genommene 314 Kirche des 305 Vgl. FONTAINE (1977), S. 143f. 306 Vgl. ebd., S. 144-146. 307 Vgl. ebd., S. 251f. 308 Im benachbarten und gerade während der ersten Phasen der Romanik Katalonien nahestehenden Arag6n scheint dieser Typus bereits zu fehlen, vgl. ESTEBAN LORENTEu.a. (1982). 309 UNTERMANN(1989), S. 262 . 310 Einen guten Überblick zur kat alonischen Romanik auf neuerem Stand bietet CARBONELL I ESTELLER(1974/ 1975). 311 VIGUE(1975), S. 363-69; vgl. UNTERMANN(1989), S. 262. 312 Vgl. UNTERMANN(1989), S. 262; zur Mariemotunde allgemein und grundlegend KRAUTHEIMER(1950; 1971). 313 BARRAL I ALTET(1981), S. 258. 314 V.a. von VIGUE(1975), S. 268f.; vgl. UNTERMANN(1989), S. 262. 82 <?page no="83"?> Eunate.indd 83 Eunate.indd 83 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 939 gegründeten und 1068 bereits aufgelassenen Klosters Sant Sebastia del Sull (Abb . 21), in der VrcuE das Vorbild für die übrigen Bauten dieses Typus' in Katalonien sieht' 15 • Nur eine Heilig-Grab-Kirche ist unter diesen katalanischen Rotunden nachgewiesen, sie entstand um 1060 als Adelsstiftung in Olerdola 316 • Um 1030 wurde dem atriumähnlichen Vorhof des wichtigen Pyrenäenklosters Saint-Michel de Cuixa eine der Hl. Dreieinigkeit geweihte Nischenrotunde vorgelagert, die Ringtonne ihrer kreisförmigen Krypta ruht auf einer Mittelsäule 317 • Während die Zentralbauform bei Sant Miquel de Lillet (etwa spätes 11. Jahrhundert, wohl ehemals Burgkapelle) 318 aus Funktion und Patrozinium heraus verstanden werden könnte, erscheint sie bei der ehemaligen Pfarrkirche (Santa Maria; heute Sant Adjutori) des abgegangenen Dorfes Causae kaum deutbar 319 • Auch von den übrigen, heute meist zusammenhanglos in der Landschaft stehenden, kleinen und wenig auf wendigen Rundkirchen Kataloniens wissen wir zu wenig, um eine Deutung ihrer Form versuchen zu können : Zu nennen sind Sant Pere Gros de Cervera, die Burgkapellen Sant Vicenc; in Lluc; a und Sant Esteve de Sallent, sowie Sant Jaume de Vilanova 32 0 , Santa Cecilia de Torreblanca und Santa Magdalena de les Planes 321 • Von einer eigentlichen Zentralbautradition auf der Iberischen Halbinsel kann bis ins 12. Jahrhundert hinein sichtlich kaum gesprochen werden, zumal auch die maurische Architektur hier ganz im Gegensatz zur hochmittelalterlichen Baukunst im islamischen Orient' 22 keinen Beitrag geleistet zu haben scheint' 23 • Für Eunate bieten sich also bei den bisher betrachteten Zentralbauten der Iberischen Halbinsel kaum Anknüpfungspunkte . 315 VIGUE (1975), 5. 269. 316 Ebd., S. 17-54; vgl. U NTERMANN(1989), S. 262. 3 17 VIGUE(1975), 5. 283-310; vgl. U NTERMANNa.a .O. 318 VIGUE(1975), 5. 237-257; vgl. U NTERMANN a.a.0. 319 VIGUE(1975), S. 55-74; vgl. UNTERMANNa.a.O . 320 Vrcu E (1975), S. 81-113; 187- 207; 131-164; 165- 186; vgl. UNTERMANNa.a.O. 321 VIGUE (1975), S. 115-130 u. S. 209-235. 322 Vgl. z .B. H 0AG (1986), zu Spanien besonders S. 38-66. 323 Abgesehen von gewissen Zentralbautendenzen , wie sie an der ausgeschi edenen Mihrab -Nische der Großen Moschee von C6rdoba, an der Moschee beim Bäb al- Mardüm in Toledo oder der Palastmoschee der Aljaferfa von Zaragoza sichtbar werden, vgl. z .B. ebd., S. 44-47. 83 <?page no="84"?> Eunate.indd 84 Eunate.indd 84 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunateim Kontext der Zentralbautendes 12. Jahrhunderts Ohne also auf einer gewachsenen hispanischen Tradition basieren zu können, entstanden die lediglich sechs (einschließlich Eunate) mir bekannten Zentralbauten des 12. Jahrhunderts mehr oder weniger als Einzelphänomene. Die Kirche von San Marcos in Salamanca, die nur äußerlich den katalanischen Rundkirchen nahesteht, bietet ein dem Kreis eingeschriebenes Inneres aus einem dreiapsidialen Chor und einem durch zwei Säulen in sechs unregelmäßige Joche unterteilten Kirchenraum. Die Datierungen dieses ungewöhnlichen Bauwerks, das zeitweise als Pfarrkirche, aber auch als Kapelle der Salamantiner Kleriker diente, streuen zwischen ausgehendem 11. Jahrhundert und 1202 32 4.Ein Bezug zu Nuestra Sefiora de Eunate ist nicht erkennbar. Eine gewisse typologische Verbindung zu Eunate weist dagegen die Kirche La Vera Cruz in Segovia (Abb. 22) auf, die ehemals als Pfarrkirche des Dorfes Zamarramala diente. Seit dem intensiven Neustudium der Quellen von DATHE(1993) ist im Gegensatz zu weiten Teilen der bisherigen Forschung3 25 endgültig davon auszugehen, daß dieser Kirchenbau, ursprünglich dem Heiligen Grab gewe iht, nicht den Templern, sondern den Chorherren vom Heiligen Grab zuzuweisen und seine Entstehung zwischen 1099 und 1128 anzusetzen ist' 26 • Diese zwölfeckige Umgangsrotunde mit angesetzter dreigliedriger Apsis und einem in den rechten Winkel zwischen Chor und Polygon gestellten Turm weist eine zentrale zweigeschossige Ädikula auf, die wohl im Obergeschoß zur Aufnahme der Kreuzreliquie bestimmt war 327• Es muß meines Erachtens betont werden, daß hier durch die direkte Anastasis- Kenntnis der Auftraggeber eine für mittelalterliche Verhältnisse erstaunlich exakte <Kopie>des Jerusalemer Bauwerks entstand. Die von ARIASANGLESgeäußerte Vermutung ottonischer Wurzeln 328 , an sich schon zu weit hergeholt, ist damit eindeutig entkräftet 329 • Die bautypolo- 324 Vgl. u.a. VINAYOGüNZALEZ(1972), S. 397-360 . 325 Zuletzt kurz zusammengefaßt bei BANGOTORVISO(1992), S. 303-305 ; vgl. u.a . LAMBERT (1926), S. 225, CABELLOYDüDERO(1951), S. 425--435, PASSINI (1985), S. 132. 326 DATHE(1993), v.a. S. 110f. 327 Vgl. ebd. , v .a . S. lllf. 328 ARIASANGLES(1973), S. 47. 329 Die typologische Ähnlichkeit des Segovianer Baus mit dem Santo Sepolcro in Bologna und anderen norditalienischen Zentralbauten der Romanik, wie sie der MARQUESDE LüZOYA(1954), S. 17, betont hat, beruht sicherlich auf der Abstammung vom gemeinsamen Urbild . 84 <?page no="85"?> Eunate.indd 85 Eunate.indd 85 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 1 5 Abb. 22: Segovia, La Vera Cruz: Grundriß [ergänzt auf der Grundlage von CABEL- LO Y D0DER0(1951), S. 433] und Innenansicht mit der zentralen Ädikula (Nr . 1501) gischen Verbindungen zu Eunate bleiben allerdings oberflächlich: Polygonalität des Grundrisses bei unterschiedlicher Eckenzahl; Umgangsprinzip in konträrer Ausdeutung als eigentlicher Kirchenraum in Segovia und konzentrisch umgeführter ,Kreuzgang> in Eunate, allerdings in beiden Fällen wohl unter anderem prozessional genutzt. Interessant ist im übrigen, daß die für La Vera Cruz anzunehmende Doppelfunktion als Pfarr- und Hospitalkirche 330 auch für die navarresische Marienkirche gilt, beiden gemeinsam ist daneben der jeweils unterschiedlich begründete - Memorialcharakter. Der typologisch in direkter Abhängigkeit von La Vera Cruz stehende Templerbau von Tomar (Portugal) aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts 331 ist mit größter Wahrscheinlichkeit erst nach Nuestra Sefiora de Eunate entstanden, die typologischen und funktionalen Unterschiede zu ,unserer> Marienkirche sind noch größer als im Falle Segovias. 330 Vgl. DATHE (1993), v .a. S. 113f. u. S. 116-118. 331 GRAF (1986), S. 205-213, v.a. S. 207; die Datierungen schwanken allerdings zwischen 1150 und dem 13. Jahrhundert (vgl. ebd.). 85 <?page no="86"?> Eunate.indd 86 Eunate.indd 86 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 23: Roncesvalles, Hospitalkarner Sancti Spiritus: Gesamtansicht der Eingangsseite (Nr. 3442) und schematischer Grundriß [korrigierte Umzeichnung nach LAMBERT (1955),S. 60] Wegen der angeblichen funktionalen Gemeinsamkeit wird Eunate von der Forschung 332 neben dem Santo Sepulcro von Torres del Rio immer wieder die ebenfalls in Navarra am Jakobsweg gelegene Kapelle Sancti Spiritus von Roncesvalles (Abb. 23) an die Seite gestellt. Von LAMBERT um 1135 datiert' 33, weist dieser zweigeschossige Karner eines Pilgerhospitals, auf annähernd quadratischem Grundriß errichtet, einen nach außen gewandten, den Kern konzentrisch umlaufenden Portikus auf, dessen Halbkreisbögen wie in Eunate auf glatten rechteckigen Pfeilern mit schmucklosen Kämpferplatten ruhen. Diese Außengalerie datiert LAMBERT in Analogie zu Eunate ins 17. Jahrhundert3 34 • Doch da diese Annahme für Eunate so nicht gelten kann 335, ist sie auch für Roncesvalles wenigstens fraglich 336• Die großen Unterschiede zu Eunate sind evident: Auf quadratischem Grundriß ist die Heilig-Geist-Kapelle im Kernbau zweigeschossig, sie dient ausschließlich der Sepultur 337. Lediglich das Prinzip eines allseitigen Umgangs, sofern es in Roncesvalles dem mittleren 12. Jahrhundert 332 Vgl. u.a. LAMBERT (1959), S. 64-70, v.a. 67f. 333 Ebd., S. 70. 334 Ebd., S. 65 (Fig. 4) u. S. 67-69; in Anlehnung an LAMBERT so auch CMN IV, 2, S. 343. 335 Siehe hier S. 19 u. 61. 336 Die Verbreitung solcher Pfeilerformen schließt eine Zuweisung in die Zeit der Romanik nicht aus, siehe hier Anm. 218. 337 Vgl. u.a. LAMBERT (1959), S. 67-70. 86 <?page no="87"?> Eunate.indd 87 Eunate.indd 87 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 0 5 Abb. 24: Torres del Rio, Santo Sepulcro: Grundriß [Umzeichnung nach lNIGUEZ ALMECH/ URANGA GALDIANO(1973), Bd. 2, S. 151; oben links], Ansichten der Eingangsseite (Nr. 1588; oben rechts), der Apsisseite (Nr. 1589; unten links) und Innenansicht zur Apsis (Nr. 1582/ 1583; unten rechts) 87 <?page no="88"?> Eunate.indd 88 Eunate.indd 88 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 entstammt, sowie die Einwölbung des Kernbaus auf zwei sich kreuzenden, im Querschnitt rechteckigen Rippen, könnten als formale Ähnlichkeiten angesprochen beziehungsweise als Erfahrungshintergrund für die Planung Eunates angesehen werden. Ihrerseits zeigt die Heilig- Geist-Kapelle von Roncesvalles mit dem zweigeschossigen Kern einen gewissen typologischen Bezug zu La Vera Cruz in Segovia. Von den wenigen hoch- und spätromanischen Zentralbauten der Iberischen Halbinsel bietet nur der Santo Sepulcro von Torres del Rio (Navarra; Abb. 24) größere baugestalterische Ähnlichkeiten zu Nuestra Sefiora de Eunate 338 • Das Heilig-Grab-Patrozinium verweist jedoch zugleich auf einen anderen Bedeutungsgehalt der ja typologisch sich unterscheidenden architektonischen Formulierung. Kaum vierzig Kilometer weiter westlich liegt auch der Santo Sepulcro von Torres del Rio am Jakobsweg. Seine Funktion als Kapelle eines Pilgerhospitals und als Friedhofskapelle letzteres wohl auch für die Siedlung selbst' 39 ist gesichert3"0, wobei der sepulkrale Charakter, anders als bei Eunate, eindeutig im Vordergrund steht3" 1• INIGUEZALMECH/ URANGA GALDIAN0fassen beide Bauten als Leuchtturm-Kircheauf, betonen also die Rolle der Totenleuchten als Wegzeichen für die Jakobspilger 342 • Daß eine Laterne mit einem solchen Ewigen Licht wie in Torres del Rio für Eunate unwahrscheinlich ist, habe ich bereits angesprochen 343 • Wie im Falle von Eunate besteht eine von der älteren Forschung angenommene Beziehung zu den Templern nicht, die Kirche war seit dem 12. Jahrhundert im Besitz der Benediktiner von Irache (bei Estella/ Navarra, ebenfalls am camino francesr 4 • Die Datierung dieses Oktogons mit halbrunder Apsis, rundem Treppenturm im Westen und hoher achteckiger Totenleuchte auf dem Dach des Hauptraumes in die Zeit zwischen 1160 und 1170 ist gut gesichert3" 5, die chronologische Nähe zu Eunate ist evident. Abgesehen von der beiden Kapellen gemeinsamen Oktagonalität des Hauptraums zeigt Torres eine ähnliche Wandgliederung: Zwischen die in Relation schlankeren Dreiviertelsäulen außen, die allerdings direkt die Polygon- 338 Vgl. u.a . PASSINI(1985), S.131f. 339 Vgl. VALINASAMPEDRO(1971), 5. 68f. 340 Vgl. u.a. LüJENDIO(1967), S. 267-300. 341 lNIGUEZALMECH/ URANGAGALDIANO(1973), Bd. 2, S. 149-154. 342 Ebd., S. 149 u. S. 155: iglesiafaro. 343 s. 43. 344 lNIGUEZALMECH/ URANGAGALDIANO(1973), Bd. 2, 5 . 149. 345 Ebd.; so auch CMN II,2, S. 537; dagegen datieren ÜURSEL/ JEAN-NESMY(1989), S. 112, den Bau ohne jeglichen begründenden Hinweis in die Zeit um 1200. 88 <?page no="89"?> Eunate.indd 89 Eunate.indd 89 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 kanten markieren und nicht von Kantenabschrägungen hinterfangen werden, sind flache und leicht gespitzte Wandbögen eingespannt. Im Gegensatz zu Eunate werden diese Bögen allerdings nicht von eigenen die Kantensäulen flankierenden Stützen getragen, sondern ruhen auf einem das Oktogon umlaufenden profilierten Sims. Nur die Wandarkaden der Nordost- und der Südostseite werden von einer Fensteröffnung mit einfachem Säulengewände durchbrochen. Sie stehen auf dem erwähnten Sims in den Lünetten der Wandbögen, ihre Kämpferplatten sind nicht wie in Eunate durch den Sims mit den Kämpfern der Blendarkaden verbunden. Am Santo Sepulcro tritt zudem ein oberes, niedriges Fassadengeschoß hinzu: Auf einem weiteren, wenig oberhalb der Blendarkaden um das Oktogon verkröpften Sims nimmt jede Gebäudeseite ein Fenster auf, das den unteren in vergrößertem Maßstab entspricht. Diese Fenster, hinter denen sich bereits die Kuppel verbirgt, dienen zu deren Belichtung. Im Innenraum vergittert, weisen diese die Kuppel öffnenden Fenster auf islamische Bautraditionen 346• Sieht man von den fehlenden Gittern ab, besteht auch in diesem Detail eine prinzipielle Verwandtschaft zu Eunate, wenngleich dort maurische Einzelformen im engeren Sinne fehlen. Die Innengliederung der Haupträume beider Bauten ist grundsätzlich dieselbe, in Torres del Rio allerdings höher aufragend. Insgesamt ist der Santo Sepulcro deutlich steiler proportioniert und weniger durchlichtet als Nuestra Seflora de Eunate. Die Ähnlichkeit in Bezug auf die Wölbungsformen ist gering. So zeigt Torres del Rio eine glatte Apsiskalotte und eine kuppelartige Wölbung, die zwar auch auf im Querschnitt rechteckigen Rippen ruht, aber eindeutig maurisch geprägt ist' 47 • Sie erweist sich bei genauerem Hinsehen als beinahe exakte Kopie der Nordost-,Kuppel> der ehemaligen Moschee beim Bä.bal-Mardüm in Toledo 348 • Wie die <Kuppeln> von Höpital-Saint-Blaise und Sainte-Croix in Oloron im französischen Pyrenäenvorland beide ebenfalls an Jakobswegen sowie von San Miguel in Almazan (Provinz Soria) gehört sie zum maurischen Typus der «Rippenwölbungen ohne zentrale Kreuzung» 349 • Vom Typus her 346 Vgl. u.a. lNIGUEZALMECH/ URANGAGALDIANO(1973), Bd. 2., S. 152, S. 156. 347 Vgl. u.a. LOJENDIO(1967), S. 297f. 348 Vgl. HoAG (1986), S. 45f.; zur Maqsura-Kuppel der Großen Moschee in C6rdoba besteht große Ähnlichkeit, vgl. u.a. ebd., S. 42 (Abb. 68), S. 44f., oder BARRUCAND/ BEDNORZ (o.J.), 82-97. Die von lNIGUEZALMECH/ URANGAGALDIANO(1973), Bd. 2, S. 152, postulierte Abstammung von einem Vorbild in Zaragoza (Aljaferia oder Große Moschee) ist wenigstens für die Aljaferia fast völlig auszuschließen, vgl. u.a . HOAG(1986), S. 47. 349 VAZQUEZDE PARGA/ LACARRA/ URlARfu (1948; 1993) Bd. 1, S. 561f.: «b6vedas nervadas de cruceria no central». 89 <?page no="90"?> Eunate.indd 90 Eunate.indd 90 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 französischen Friedhofsoktogonen vergleichbar 350, zeigt sich an den beschriebenen Detai ls eindeutig maurischer Einfluß 351• Trotz der typologischen, funktionalen und in einigen Details formalen Verwandtschaft der Heilig-Grab-Kirche von Torres del Rio mit Eunate sind die Unterschiede beträchtlich. Der vor den bereits genannten grundlegende betrifft Konzeption und Gesamterscheinung: Während der Santo Sepulcro die einzelnen, von unterschiedlichen Grund- und Wölbeformen bestimmten Bauteile baukastenartig an- und aufeinanderfügt und damit auf Bauten der repoblaci6nverweist' 52, verschmelzen in Eunate trotz geringerer geometrischer und steinmetztechnischer Perfektion im einzelnen alle Komponenten zu einem harmonischen, dem Polygon verpflichteten, vereinheitlichend beleuchteten und dekorierten Bauwerk von ausgegl ichenen Proportionen. Wesentliches Element ist dabei für den Innenraum, daß die Rippen der Wölbung des Hauptraums von Nuestra Sefiora bereits in Fensterhöhe vor der noch senkrecht aufgehenden Wand einkrümmen und damit Wölbung und achteckigen Raumkasten ineinander verfließen lassen. Auch mit seiner konzentrischen Umfassung steht Eunate dem additiven Charakter von Torres del Rio diametral entgegen. Der Schluß liegt nahe, daß <unsere, Marienkirche den Santo Sepulcro, dem man noch die fehlende hispanische Zentralbautradition anzumerken scheint, voraussetzt und in Bezug auf die Kernbaugestalt harmonisiert. Die Gemeinsamkeiten wiederum weisen auf eine nur geringe chronologische Distanz . Von den wenigen hispanischen Zentralbauten des 12. Jahrhunderts kann also nur Torres del Rio als ein direktes formales Vorbild gewirkt haben, ohne allerdings für den eigentümlichen Typus von Eunate verantwortlich zu sein. Eunate und die romanischen Zentralbauten im übrigen Westeuropa Diefranzösischen Oktogonal-Kapellendes 12. Jahrhunderts Daß die überwiegende Zahl der achteckigen Kirchen Frankreichs als Friedhofskapellen anzusprechen ist, betonte schon frühzeitig LAM- BERT353. Im Zusammenhang mit Eunate werden sie oft als Parallelen zi- 350 Vgl. hier S. 90-93. 351 Vgl. z.B. LAMBERT (1928), S. 7f. 352 Siehe hier S. 81f. 353 Vgl. u.a. LAMBERT (1926), S. 229; dies. (1955), S. 37; BRESC-BAUTIER (1974), S. 329f. 90 <?page no="91"?> Eunate.indd 91 Eunate.indd 91 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 tiert' 54 • Häufiger waren sie mit einer Totenleuchte ausgestattet, die meist als turmartige Laterne das Dach bekrönte 355 • Doch ist in dieser Hins icht Vorsicht geboten, wie neben Eunate auch das Oktogon von Montmorillon zeigt. Grundriß und äußere Wandgliederung Eunates erinnern SECRETohne einleuchtende Begründung an Saint-Michel d'Entraigues 356 südwestlich von Angouleme an der via turonensis 357• Dieser 1137 geweihte Bau der Augustinerchorherren ist ein regelmäßiger, im Grundriß antikisierend wirkender <Oktokonchos> mit zentralem achteckigem Kuppelraum. Seine in der Mitte zur Totenleuchte offene Rippenkuppel ist allerdings eine lediglich an vergleichbare Kapellen angelehnte freie Rekonstruktion des 19. Jahrhundert. DARASbetont im Einklang mit der bekannten Rolle der Augustinerchorherren 358 die Funktion als Kapelle eines Pilgerhospitals an einer wichtigen Gabelung des Jakobswegs, ohne den sepulkralen Aspekt völlig negieren zu wollen. Erst in dieser Hinsicht stehen sich Saint-Michel d'Entraigues und Eunate wirklich nahe : Die prinzipielle Entscheidung für eine Zentralbaugestalt unterliegt ähnlichen verkehrsgeographisch-infrastrukturellen und funktionalen Bedingungen . Für eine formale Ableitung Eunates von diesem Bau jedoch sind die Unterschiede zu groß. Im Grundriß Saint-Michel vergleichbar sind dagegen Saint-Saveur in Saint-Honorat de Lerins und das Templer- Oktogon von Metz 359• Daß das Templer-Oktogon von Laon auf das direkte Vorbild der älteren Friedhofskapelle Sainte-Madeleine der Bened iktinerabtei Saint- Vincent in Laon (im 17. Jahrhundert zerstört) zurückzuführen ist, hat LAMBERT schon 1926 nachgewiesen 360• Es entstand gleichfalls als Friedhofskapelle, als in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Benediktiner ihr Ausschließlichkeitsrecht für Bestattungen in der Stadt verloren hatten , und daraufhin unter anderen Templer und Johanniter weitere Friedhöfe einrichteten 36 1 • Abgesehen von sehr allgemeinen Ähnlichkeiten mit Eunate oktogonaler Grundriß und sepulkrale Funktion 362 sind auch hier keine näheren Bezüge auszumachen. 354 Vgl. z.B. PASSI NI (1985), S. 131f. 355 Vgl. u .a. LAMBERT (1926), S. 231f. 356 Vgl. SECRET (1981), S. 67; zu Saint-Michel selbst v .a. DARAS (1961), 5 . 95-99 , oder ders . (1971). 357 Vgl. z.B. ÜURSEL/ JEAN-NESMY (1989), 5. 30f. u. 5. 98, besonders 5. 31. 358 DARAS (1961), s. 95; vgl. hier s. 14 u . 107. 359 Vgl. etwa LAMBERT (1955), s. 53f . 360 Ders. (1926), S. 226-28. 361 Ebd., S. 228f. 362 Vgl. u .a. PASSINI (1985), S. 132. 91 <?page no="92"?> Eunate.indd 92 Eunate.indd 92 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 25: Le Puy, Saint-Claird' Aiguilhe: Seitenansicht Das von einem Friedhof umgebene Oktogon von Montmorillon, dessen Krypta wohl als Grabkapelle oder Ossuarium anzusprechen ist3 63 , gehörte zunächst den Johannitern 364• Eine Totenlaterne fehlt, womit bezeugt wird, daß diese für eine Friedhofskapelle keineswegs verpflichtend ist. Die Gründung dieses im Kern vielleicht frühesten Oktogons der französischen Romanik geht interessanterweise auf Robert du Puy zurück, der 1107 aus dem Heiligen Land zurückkehrte 365 • Jede Außenseite des Oktogons wird von einer Wandarkade gegliedert, die im Gegensatz zu Eunate keinerlei Säulen aufweist, sondern einfach als zweite, tiefere Wandschicht zwischen die in vorderer Ebene stehenbleibenden Polygonkanten eingespannt ist. Möglicherweise sind die Wahl des Grundrisses und die Außengestalt von der Jerusalem-Erfahrung des Stifters beziehungsweise der die Kapelle betreibenden Johanniter mitbedingt366. Saint-Clair d' Aiguilhe in Le Puy (Abb. 25), am Jakobsweg gelegen, ist wohl als Kapelle eines Armen- und Pilgerhospitals anzusehen 367 • Ausgeprägter als bei den anderen bisher angesprochenen Bauten dieses 363 Vgl. z .B. LAMBERT (1926), 5. 229. 364 Vgl. z.B . ebd ., S. 225f. 365 Vgl. CROZET / LABANDE-MAILFERT (1957), 5. 38. 366 Vgl. hier S. ·107f. 367 Vgl. z.B. LAMBERT (1926), 5. 230, oder BEIGBEDER (1962), 5. 90. 92 <?page no="93"?> Eunate.indd 93 Eunate.indd 93 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Typus' sind hier die Ähnlichkeiten mit Eunate 368: Wie im Falle des Oktogons von Montmorillon sind auch hier die Außenwände durch Blendbögen gestaltet, die diesmal sogar auf Säulen ruhen, die die Kanten flankieren. Die für Eunate so charakteristischen Kantenschrägen mit vorgelegter Dreiviertelsäule fehlen allerdings, und die Arkaden zeigen reine Halbkreisbögen. Wie der Santo Sepulcro von Torres del Rio könnte dieser Bau als formaler Erfahrungshintergrund der Planer von Nuestra Seftora de Eunate angesehen werden. Als im Bewußtsein der Auftraggeber und Baumeister verwurzelte Tradition mögen die hier aufgeführten französischen Rotunden, wie auch der Santo Sepulcro von Torres del Rio, eine sehr allgemeine Rolle für die Formfindung in Eunate gespielt haben. Wirklich überzeugende Parallelen bieten sich jedoch nicht. Gerade das konzentrische Konzept der <Kirche im eigenen Kreuzgang" das Nuestra Seftora prägt, ist nirgends auch nur ansatzweise zu erkennen, so daß selbst La Vera Cruz in Segovia typologisch näher zu stehen scheint. Romanische Zentralbauten der Johanniter in Westeuropa Noch undeutlicher als die partielle, im wesentlichen auf England beschränkte und an der Anastasis-Rotunde orientierte Zentralbautradition der Templer 369präsentiert sich das Bild bei den wenigen Zentralkirchen370der Johanniter, die für Eunate als Auftraggeber zu gelten haben. Wenigstens zwei Beispiele aus England sind bekannt, die allerdings typologisch und stilistisch mit den dortigen Templerbauten, der von den Chorherren zum Heiligen Grab errichteten Rotunde in Cambridge sowie zwei wohl als Hospitalkapellen anzusprechenden Kirchen zu einer Gruppe gerechnet werden können 371und damit gleichfalls keinen näheren Bezug zu Eunate aufweisen. Es sind die um einen Langchor erweiterten Rotunden von Clerkenwell (London) und Little Maplestead (nach 368 Vgl. PASSINI (1985), S. 13lf. 369 Vgl. hier 5. 98f., UNTERMANN (1989), 5. 81, oder BRESC-BAUTIER (1974), v.a. 5. 328f. 370 Neuere Untersuchungen zum Burgenbau der Johanniter im Heiligen Land zeigen, daß dabei anders als bei anderen Bauherren erstmals konzentrische Konzepte eine wesentliche Rolle spielen. Dies wird deutlich an den von BILLER(1989) vorgelegten Untersuchungen zum Großmeistersitz Belvoir (südlich des Tiberias-Sees; spätestens 1173 vollendet) und zur Burg von Beimont (westlich Jerusalems; wohl um 1169), wo der Planer «dem stärker formal bestimmten Bereich des Sakralbaus» verpflichtet war (ebd ., S. 128) und gerade in den religiösen Zentralbauten Jerusalems (vgl. das anschließende Kapitel dieser Arbeit) seine Vorbilder hatte finden können. 371 Vgl. zusammenfassend BROOKE (1976), S. 166; auch GöTZ (1968), S. 235. 93 <?page no="94"?> Eunate.indd 94 Eunate.indd 94 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 1186 errichtet) 372. Mit dem Oktogon von Montmorillon haben wir das herausragende französische Beispiel schon angesprochen . Eine ordensinterne Entwicklung, in die man Eunate einreihen könnte, ist nicht zu beobachten . Eunate und die Zentralbauten Jerusalems Eunate, Anastasis und Mariengrab Ein Blick auf die romanische Archi tektur der Kreuzfah rer im allgemeinen wie der Ritterorden im besonderen meines Erachtens erforderlich, da er den Erfahrungshorizont unseres Auftraggebers erschließt lehrt schnell, daß der Zentralbau hier eine völlig untergeordnete Rolle spielt. So zeigen die bisher bekannt gewordenen romanischen Burgkapellen, beispielsweise jene von Chastel Blanc (Safita)373, meist einschiffige, tonnengewölbte Räume mit halbrunder Apsis, nie jedoch einen Zen tralgrundriß 37 4.Die Auseinandersetzung der Kreuzfahrer mit dem Zentralbau blieb im wesentlichen passiv , beschränkt auf die Christianisierung durch Weihe bestehender beziehungsweise den Wiederaufbau zerstörter Rund- oder Polygonalbauten in Jerusalem. Überhaupt orientierte sich die romanische Architektur in der Heiligen Stadt , wenn möglich, an bestehenden meist byzantinischen Strukturen 375 . Diese zu bewahren und/ oder instand zu setzen waren die vorrangigen Ziele. So blieb auch die konstantinische Anastasis-Rotunde 376 in ihrer auf die Restaurierungen des byzantinischen Kaisers Konstantinos IX. Monomachos zurückgehenden Form im wesentlichen unangetastet' 77. Daß dieser Nischenrundbau mit innerem Ambulatorium während des gesamten Mittelalters eine wichtige Rolle als Vorbild für nominelle Heilig- Grab-Nachbildungen aber auch für andere Kapellen und Kirchen vor allem sepulkraler Funktion gespielt hat, ist allgemein bekannt. Doch gerade die durch ihre Heilig-Grab-Weihe sich als Nachbildung zu erkennen gebenden Bauten machen deutlich, daß engere typologische Bezüge, die über die Wahl eines Zentralgrundrisses hinausgehen 378 , in der 372 Vgl. UNTERMANN (1989), 5. 78-80 . 373 Vgl. u .a. MÜLLER-WIE NER (1966), s. 53f . 374 Vgl. z .B. LAMBERT (1955), 5. 27f. 375 Vgl. z.B. Avr-YONAH (1976), 5. 626, oder PRAWER (1976), S. 104. 376 Vgl. auch KRAUTHEIMER (1935; 1971). 377 Vgl. u.a. PRAWER (1976), S. 107. 378 Daß selbst di es keineswegs verpflichtend w ar, zeigt z.B. die einschiffige romanische Heilig-Grab-Kirche (Santo Sepulcro) von Estella/ Navarra, vgl. GuTIERRE Z ERASO (1987), S. 20. 94 <?page no="95"?> Eunate.indd 95 Eunate.indd 95 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Regel nicht gegeben sind . Dem mittelalterlichen ,Kopie-Verständnis> gemäß war solches nicht notwendig 379 • Die bereits angesprochene Heilig-Grab-Kapelle von Torres del Rio, die in einem Kapitell am Chorbogen, das die drei Marien am Grabe darstellt, als symbolische Hintergrundarchitektur möglicherweise die Jerusalemer Heilig-Grab-Rotunde abbildet3 80, zeigt dies beispielhaft. Eine Beziehung Eunates zum Heiligen Grab in Jerusalem, wie sie von weiten Kreisen der Forschung immer wieder postuliert wurde 381, liegt selbst auf einer allgemeinen Ebene typologisch-ikonographischen Verweisens - GöTZspricht in Bezug auf Hospitalkirchen von zweifacher Trivialisierung3 82 fern 383• Nicht nur das Marienpatrozinium von Eunate weist in eine andere Richtung, auch die sepulkrale Nebenfunktion kann nicht als Argument für eine solche Beziehung angeführt werden. Gerade im ländlichen Bereich war diese Nebenfunktion als Friedhofskirche sehr vielen, am Jakobsweg häufig auch für zu Tode gekommene Pilger zuständigen, Pfarrkirchen eigen 384, ohne daß dies zu Zentralbauten geführt hätte . Symptomatisch erscheint in diesem Zusammenhang, daß «nur selten [...] in Hospitälern Zentralkirchen errichtet worden» sind 385 • Auch in die Tradition der Jerusalemer Assumptio-Kirche über dem angeblichen Grab Mariae wurde Nuestra Sef\.ora de Eunate eingereiht 386 • Das erst im 5. Jahrhundert offiziell als Ort der Bestattung Mariae anerkannte Felsengrab zu Füßen des Ölbergs war noch in jener Zeitmiteinem Kuppeloktogon mit innerem Umgang überbaut worden 38 7 • KRAUT- HEIMER, dem sich PASSINI wohl unausgesprochen anschloß, sah in diesem Bau das Urbild für die mittelalterlichen Formulierungen des ikono- 379 Vgl. da z u grundlegend KRAUTHEIMER (1942; 1971), S. 116-130. 380 JOVERHERNANDO(1987), S. 36f . 381 U.a. von KINGSLEYPORTER(1923), S. 185; vgl. auch LOJENDIO(1967), S. 255f. 382 GöTZ (1968), S. 252f . 383 Schon LAMBERT(1926) argum entierte gegen einen solchen Zusammenhang, ohn e g erad e bei weiten Teilen der spanischen Forschung Gehör zu find en , vgl. z.B. VAZQUEZ DE P ARGA/ L ACARRA/ URfA Rfu (1949 ; 1993) Bd. 2, S. 431; besonders die oftmal s von Geistlichen verfaßte populärere Literatur beharrt oft bis heute auf diesem Zusammenhang, so z.B. M ARTfNEZ (1976), S. 296. Prinzipielle Einwände gegen den in der Zentralbaudiskussion allzu großzügig en Umgang mit ikonologischen Bezügen erhob jüngst U NTERMANN (1989), s. 5f. 384 Vgl. VALINA SAMPEDRO (1971), S. 68f . 385 U NTERMANN (1989), S. 210. 386 P ASSINI (1985), S. 13lf. 387 Vgl. z. B. BRENK (1977), S. 262, wie fast alle Autor en basierend auf VINCENT/ ABEL(1926), S. 827. 95 <?page no="96"?> Eunate.indd 96 Eunate.indd 96 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 graphischen Typs der Sancta Maria Rotunda, der Marienrotunde als Memorie der Grablege Mariae 388 . Und auf den ersten Blick scheint sich damit eine engere Verbindung zur Marienkapelle von Eunate anzudeuten389: Zur im Vergleich zur Anastasis größeren typologischen Näheoktogonaler Grundriß mit angesetzter Apsis gesellt sich das auf dieselbe Person bezogene Patrozinium. Sofern für die Grundrißgestalt Eunates eine sepulkral-memoriale Konnotation angenommen werden darf 90, erscheint damit auch in dieser Hinsicht ein Bezug zum Mariengrab näher als zur Heilig-Grab-Rotunde. Doch unabhängig davon, daß KRAUTHEIMERs These von weiten Teilen der ikonologisch orientierten Bauforschung bis heute übernommen und ausgebaut' 91, kürzlich allerdings von UNTERMANN begründet relativiert wurde 392 , muß festgehalten werden, daß seit 1009, als al-Hakim die heiligen Stätten Jerusalems verwüstete, der beschriebene Kirchenbau über dem Felsengrab so stark zerstört war, daß der nach 1106 einsetzende Neubau nicht mehr als Zentralanlage aufgeführt wurde 393 . Eine Beziehung zwischen Nuestra Sefiora de Eunate und der Grabeskirche Mariae könnte also selbst aus großzügig interpretierender architekturikonologischer Sicht nur auf einer sehr allgemeinen Ebene einer mehrfach gebrochenen und uneinheitlichen Tradition angesiedelt sein. Eunate, Qubbatas-? alJraund Ascensio Aufschlußreicher als die Betrachtung von Heilig-Grab-Rotunde und Assumptio dagegen ist ein Blick auf die wichtigen zur Kreuzfahrerzeit existierenden Oktogonalbauten Jerusalems: den Qubbat as-$a! _lra (Felsendom) mit dem direkt benachbarten Qubbat al-Silsila (Kettendom), sowie die Memorie der Himmelfahrt Christi (Ascensio). Auf dem Plateau des Tempelbergs, dem f: Iaram as-Sarif, ließ der Omayyadenkalif Abd al-Malik in den Jahren 687-91/ 92 über der legendären Stelle der Himmelfahrt Mohammeds ein heiliger Ort schon in jüdischer und christlicher Tradition 394einen aufwendigen Memorial- 388 KRAUTHEIMER (1950; 1971), 5. lllf. 389 Auf die Nähe Eunates zur Assumptio verwies zuletzt PASSINI (1985), S. 132. 390 Vgl. hier S. 29f. u. 76. 391 Vgl. z.B. HEITZ (1987). 392 UNTERMANN (1989), S. 83-85. 393 AvI-YONAH (1976), S. 626; vgl. BRENK (1977), S. 262; UNTERMANN (1989), S. 84, erliegt dabei der häufigen Verwechslung oder Gleichsetzung von Dormitio Virginis und Assumptio, vgl. u.a. FLECKENSTEIN/ MüLLER (1988), s. 160-162. 394 Vgl. u.a. SOURDEL-THOMINE/ SPULER (1984), S. 141. 96 <?page no="97"?> Eunate.indd 97 Eunate.indd 97 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 2ll 40 Abb. 26: Jerusalem, Übersichtsplan des l: {aram as-Sarif mit Qubbat as- $al]Ia (,Dome of the Rock>) und Qubbat al- Silsila [<Dome of the Chain,; vereinfacht aus Avr-YONAH(1976),S. 623] bau als Teil einer komplexen Neugestaltung dieses seit römischer Zeit ungenutzten Bezirks errichten 395 : den Qubbat as-$altra (Abb. 26) 396 • Schon seine Grundformen, ein überhöhter runder 397 Kuppelraum, der von zwei oktogonalen Arkadenumgängen eingefaßt ist, seine geometrisch gewonnenen Proportionen sowie Art und Reichtum des Dekors machen deutlich, daß hier, in bewußter Konkurrenz, an byzantinische Bauten 398 angeknüpft wurde, um das nach Mekka und Medina wichtigste Wallfahrtsziel des Islam zu gestalten 399 • 395 Vgl. R0SEN-AYALON (1989), v.a. S. 70-73. 396 Zu deutsch eigentlich ,Felsenkuppel>, aber meist (ungenau aus dem englischen <Dome of the Rock> übersetzt) als ,Felsendom, oder Omar-Moschee bezeichnet. 397 UNTERMANN (1989), S. 78, bezeichnet ihn fälschlich als sechzehneckig. 398 Zu nennen sind in erster Linie die zentralen christlichen Wallfahrtsziele Jerusalems, so die Christi-Himmelfahrts-Memorie auf dem Ölberg, die Grabeskirche Mariae zu Füßen desselben Berges und die Anastasis-Memorie . 399 Zu den engen proportionalen Bezügen immer noch grundlegend: CRESWELL (1924); zu den Bedeutungsebenen jener Bezugnahmen vgl. v .a. die Arbeiten von BUSSE, besonders BUSSE/ KRETSCHMAR (1987). 97 <?page no="98"?> Eunate.indd 98 Eunate.indd 98 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Von 1099 bis zur Eroberung Jerusalems durch Saladin im Jahre 1187 diente der 1141 zur Marienkirche geweihte Felsendom unter der Bezeichnung Templum Domini den Augustinerchorherren als Stiftskirche 400 • Zweifellos wurde damit keine neue christliche Oktagonalbau-Tradition initiiert. Dennoch scheint der Felsendom entgegen der Annahme UNTERMANNs, er habe «bis in das späte Mittelalter hinein nur schwer einen christlichen Symbolwert erlangt, zumal seine islamische Herkunft durchaus bekannt blieb» 40 1,als christliches Bauwerk keineswegs von geringer Bedeutung gewesen zu sein . Zum einen ist darauf zu verweisen, daß mittelalterliche Vor - und Darstellungen des Salomonischen Tempels des öfteren auf den Felsendom bezogen waren. Dieser Irrtum beruhte wohl auf der engen Nachbarschaft der nach einer Schenkung der Jerusalemer Könige ebenfalls in den Besitz der Templer gelangten und zum Templum Salomonisgeweihten al-Aqsa -Moschee. Doch auch ohne eine solche Verwechslung dominiert eben das Templum Domini sowohl den bei WIENAND 402 als auch jenen unter anderem bei PRAWERabgebildeten christlichen Stadtplan des 12. Jahrhunderts' 03 • Zum anderen war der Felsendom Endpunkt der Prozessionen an hohen kirchlichen Festtagen, die von der Grabeskirche ihren Ausgang nahmen 404 • Dies aber läßt darauf schließen, daß zumindest in Einzelfällen auch mit der Vorbildfunktion im mittelalterlich weiten Sinne des Felsendoms zu rechnen ist. Verbreitung fand dieser ursprünglich islamische Bau auch als Bestandteil der Siegeldarstellung des Königreichs Jerusalem, allerdings reduziert auf eine höchst einfache Wiedergabe der Kuppel 405 • FLECKEN- STEIN/ MüLLERübertreiben maßlos-populär, wenn sie feststellen, daß «die architektonische Form des Bauwerks [...] zum Vorbild für viele Templerkirchen des Abendlandes» wurde 406 • Denn «nur wenige Kirchen des Ordens sind als Zentralbauten errichtet worden, vor allem in England» 407, die, wie auch Tomar, eher der Heilig-Grab-Rotunde verpflichtet scheinen 408 • Daneben sind bisher nur die beiden bereits genannten oktogonalen Templerkapellen bekannt, Laon 409 und Metz 410, die, wie 400 Vgl. z.B . UNT ERMANN (1989), S. 78. 401 Ebd., S. 81. 402 WIE NAND (1977), 5. 53. 403 PRAWER (1976), S. 103. 404 Vgl. KENAAN-KEDAR (1986), S. 114 . 405 Vgl. u.a. DEMURGER (1992), S. 67f. 406 FLECKENSTEIN/ MüLLER (1988), S. 207 . 40 7 UNTERMANN (1989), 5 . 81; vgl. BROOKE (1976), S. 166. 408 Vgl. zusammenfassend LAMBERT (1955), S. 99; vgl. auch S. xx. ")9Vgl. ebd., S. 54-61. 410 Vgl. ebd., S. 53f. 98 <?page no="99"?> Eunate.indd 99 Eunate.indd 99 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 auch die anderen weiter oben genannten Friedhofs- und Hospizkapellen, mit ihrer schlichten Umgangslosigkeit eher einen weitläufigen Bezug zur Ascensiovermuten lassen. Neben dem Vorhandensein eines allerdings innenräumlichen doppelten Ambulatoriums blieb ein für Eunate meines Erachtens wichtiger Aspekt des Qubbat as-$atira beziehungsweise seines baulichen Zusammenhangs bisher fast unbeachtet 411 : Es sind die acht Zugangstreppen (al-Mawazin), ausnahmslos am oberen Ende mit dreibis fünfbogigen Arkaden markiert, die vom allgemeinen, unteren Niveau des J: Iaram as-Sarif zur unregelmäßig viereckigen Plattform vermitteln, in deren Zentrum der Felsendom steht 412 . Lediglich RAMfREZ 413bezog sie in seine von der irrigen Templer-These ausgehende Betrachtung mit ein, fälschlicherweise eine praktisch funktionslos freistehende Arkatur in Eunate annehmend. Diese «isolierten Arkaden schaffen eine Art von geistlichem Bereich, der in mancherlei Hinsicht bemerkenswerter und betonter ist, als wenn es eine durchgehende Einfassung um die gesamte Plattform gegeben hätte.» 414Sie trennten für die Pilger, Muslime wie Christen, eine profanere äußere Hoffläche von einer <heiligeren> inneren415. An solchen Charakterisierungen werden Bezug und Unterschied zu Eunate deutlich: Um den Bau herum ist, ähnlich wie bei <unserem> navarresischen Bau ein umgrenzter, offen-hofartiger Bereich geschaffen, der von Arkaden markiert wird. Jeder, der ihn betreten will, muß durch diese Arkaden hindurch, erfaßt den Felsendom bei der Annäherung zwangsläufig mit einem Blick durch die Bogenstellungen, erlebt ihn als von Arkaden umgeben. Im Unterschied zu Eunate bilden die Arkaden allerdings weder einen zusammenhängenden Kranz, noch konstituieren sie einen Umgang, noch ordnen sie sich einem konzentrischen Plan unter. Doch ist immerhin mit der Anzahl von acht Bogenstellungen auf die Oktagonalität des Felsendoms Bezug genommen. Durch diese einzigartige Gesamtkonzeption steht der Felsendom der ebenso ungewöhnlichen Anlage von Eunate näher als alle Bauten, die von der For- 411 Wenn, v.a. in der älteren Forschung, ein Zusammenhang zwischen Eunate und dem Felsendom gesehen wurde, dann mit einer Ausnahme nur in Bezug auf die Oktagonalität, zudem aufgrund der für beide Bauten falschen Annahme, sie hätten dem Templer-Orden gehört [vgl. zusammenfassend, ohne den Versuch der Richtigstellung, DURLIAT (1962), S. 288]. 412 Vgl. R0SEN-AYALON (1989), S. 3 (Ill.1); S. 30-32. 413 RAMiREZ (1983), 5. 118-120. 414 RosEN-AYAL0N (1989), S. 30: «isolated arcades create a sort of spiritual precinct which, in some respects, is even more striking and emphatic than if there had been a continuous enclosure all around the platform.» 415 Vgl. RAM! REZ (1983), S. 118. 99 <?page no="100"?> Eunate.indd 100 Eunate.indd 100 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 schung als Vergleichsbeispiele und Bezugspunkte in der Regel genannt wurden. Die historische Situation zwischen 1099 und 1187, die Johanniter als mit dem Heiligen Land eng verbundene Auftraggeber Eunates und die Gemeinsamkeit des Marienpatroziniums machen unter Berücksichtigung der scheinbar doch recht großen christlichen Bedeutung des Felsendoms meines Erachtens einen direkteren Bezug durchaus plausibel. Die Kenntnis der Gesamtanlage des Qubbat as-$a! : ra, wohl beim Bauherrn und nicht bei den Bauleuten anzusiedeln, macht als Planungsvoraussetzung für Eunate jedenfalls Sinn. Als die Kreuzfahrer Jerusalem eroberten, lag wie die Assumptio auch das byzantinische Umgangsoktogon der Ascensio-Memorie (Abb. 27, 28) 4 16 in Trümmern. Dieses Umgangsoktogon war als heilsgeschichtliche Memorie der Himmelfahrt Christi beispielgebend für Abd al-Maliks triumphale, religiöse Legitimation schaffende Aneignung der Himmelfahrt Mohammeds durch die Qubbat as-$a! : ra 417 , und spielte folglich neben Anastasis-Rotunde und Mariengrab eine wesentliche Rolle als formales Vorbild für den Felsendom 41 8 • Die Rekonstruktion des byzantinischen Bauzustandes 419 ist unsicher; umfassende Grabungen wurden bisher nicht durchgeführt 420 • VrNCENT / ABEL 421 nahmen aufgrund literarischer Quellen und einer nur oberflächlichen Bauuntersuchung ein Oktogon ohne Kuppel oder Dach mit innen rundem gedeckten Säulenumgang an, in dessen Zentrum sich unter freiem Himmel der Ort des 416 Grundlegend zur wechselvollen und z.T. umstrittenen Baugeschichte immer noch: VINCENT/ ABEL(1914), S. 360-373, S. 396-398, S. 400f., S. 404-406; eine zusammenfassende, aber in wichtigen Punkten nicht allzu präzise Darstellung bei ENLART(1928), S. 226-230. 417 Vgl. z .B. DATHE(1993), S. 101 (Anm.19) . 418 Die enge Beziehung machen schon die Maße deutlich, so entspricht das innere Oktogon des Felsendoms beinahe zentimetergenau dem äußeren Achteck der Ascensio, so CRESWELL (1924), S. 29. 419 Auf die Tatsache, daß einige Autorenz.B. CoRBO(1965), bes . S. 126-134, und von diesem abhängig u.a. MARE(1987), S. 256f. das Vorhandensein eines byzantinischen Oktogons als Zwischenstufe zwischen einem ursprünglichen und dem kreuzfahrerzeitlichen Bauzustand anzweifeln, kann in diesem Rahmen nicht eingegangen werden; die nachfolgend versuchte Rekonstruktion der Kreuzfahrer-Anlage macht, wenn nicht das Bestehen eines vor-fränkischen Oktogons überhaupt, so doch wenigstens einen vor 1099 existierenden Säulenkranz an der Stelle des kreuzfahrerzeitlichen wahrscheinlich . 420 Zu den durch Topographie, historische Siedlungssituation und Besitzverhältnisse bedingten Schwierigkeiten im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert vgl. SCHICK(1896), S. 310-317, bzw. CüRBO(1965), S. 115. 421 VINCENT/ ABEL(1914), S. 397f. 100 <?page no="101"?> Eunate.indd 101 Eunate.indd 101 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 318 ELVCIDATIONIS TERI\Al SANCTA! LIB, IV, Abb. 27: Jerusalem, Grundrisse der Ascensio-Memorie: byzantinischer Zustand nach den Darstellungen von VINCENT / ABEL (1914; oben links), eigene Rekonstruktion der byzantinischen Baugestalt (Mitte links), Rekonstruktion des kreuzfahrerzeitlichen Zustands nach VOGÜE (1860), Pl. XXIV Fig. 11 (unten links) und QUARESMIUS S. 318 (rechts) Wunders und daneben ein von einem Baldachin geschützter Altar befanden (Abb. 27 oben links). Das prinzipiell ungewöhnliche Fehlen einer Apsis 422 erklärt sich aus der einzigartigen kultisch-baulichen Zentrierung, womit übrigens die direkte Vorbildlichkeit für den Felsendom besonders augenfällig wird. Dagegen nehmen andere Autoren, ohne die 422 ENLART(1928), v.a . S. 228, vermutet in Anlehnung an den in seinen Rekonstruktionsversuchen wenig überzeugenden SCHICK (1896), der dies allerdings auf die Kreuzfahrer- Phase bezog (ebd., S. 321-324), unter Mißachtung von Befund und Topographie eine Ostapsis. 101 <?page no="102"?> Eunate.indd 102 Eunate.indd 102 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Argumentation von VINCENT / ABELzu widerlegen, eine zentrale Kuppel an 423 • Der in Grundzügen durchaus sinnvolle Rekonstruktionsversuch von VINCENT / ABEL 424 weist meines Erachtens einen entscheidenden Fehler auf, den Vocü: f: längst ausgeräumt zu haben schien (Abb. 27 unten links ) 425 : Eine die Eingangsachse im Westen wie im Osten verstellende Säulenreihe ist schlechterdings nicht vorstellbar. Ich habe die Säulenreihe deshalb in der hier versuchten Rekonstruktion (Abb. 27 Mitte links) entsprechend versetzt, sie folgt damit vergleichbaren Bauten wie zum Beispiel dem ins 5. Jahrhundert datierten Oktogon über dem Mariengrab 426 • Auch der von VINCENT / ABELangenommene Radius erscheint mir nicht plausibel, da er sich weder aus der am Mariengrab 427 noch aus jener am Felsendom (bezüglich des Verhältnisses von innerem Oktogon zum Säulenrund) 428 angewandten geometrischen Konstruktion ableiten läßt. Beide Möglichkeiten führen zu einem engeren Radius als dem von VINCENT / ABELangenommenen: Im ersten Fall wird der äußere, im zweiten Fall der innere Radius der Säulenreihe entwickelt. Meine Entscheidung für die letztgenannte Variante, geleitet von der chronologischen Abfolge, bleibt ohne weitere Indizien mehr oder minder arbiträr. Die Datierung des kreuzfahrerzeitlichen Wiederaufbaus ist umstritten; Nach ENLARTerfolgte die Instandsetzung um 1150 429 , sie war jedenfalls 1152 vollendet, als die Ascensio von den Augustinerchorherren übernommen wurde 430 • Für eine Entstehungszeit etwa im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts sprechen auch die Bau- und Dekorformen der zentralen Himmelfahrts-Ädikula, die als einziger Bauteil einigerma- 423 Vgl. z.B. FREEMAN-GRENVILLE (1983), S. 104; hier, wie in fast allen Übersichtswerken und Reiseführern, herrscht zu dieser Bauphase der Ascensio reichlich Verwirrung, die hin und wieder durch summarische Feststellungen wie bei MARE(1987), S. 256f., kaschiert wird; zurückhaltender, aber klarer BRENK(1977), S. 264. 424 VINCENT/ ABEL(1914), bes. S. 361, haben sich wohl an die bei QUARESMIUS (hier Abb. 27 rechts) abgebildete Rekonstruktion gehalten, ohne dessen Text (ebd. , S. 212) ernsthaft zu berücksichtigen. Dieser verdeutlicht nämlich, daß der ruinöse Zustand, den QUARESMIUS antraf, wohl keine gültigen Aussagen in Bezug auf Zahl und Position der Säulen zuließ, seine Abbildung also nur allgemein-veranschaulichenden Charakter haben kann (und soll). 425 VocüE (1860), PI. XXIV, 1. 426 VINCENT/ ABEL(1926), bes. S. 827 (Fig.349). 427 Ebd. Die Verläßlichkeit dieser Rekonstruktion, die u.a. CORBO(1965), S. 132, in Abrede stellt, kann hier nicht untersucht werden; immerhin stellt sie meines Erachtens eine plausible Möglichkeit dar. 428 Vgl. CRESWELL (1924), S. 5-11. 429 ENLART(1928), 227. 430 Vgl. BENVENISTI (1970), 73. 102 <?page no="103"?> Eunate.indd 103 Eunate.indd 103 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 ßen unbeschadet auf uns gekommen ist 431 • Dagegen datiert neuerdings KüHNELaufgrund literarischer Zeugnisse in die Jahre zwischen 1102 und 1106/ 1107 432 , doch kann es sich bei den zu dieser Zeit vorgenommenen Baumaßnahmen meines Erachtens auch um ein <Aufräumen> der Ascensiogehandelt haben, das den schon 1102 nachgewiesenen christlichen Kult 433 reibungslos ermöglichen sollte. Auch die in Ruinen liegenden byzantinischen Klosterbauten wurden wohl bald nach 1099, vielleicht im von KüHNELgenannten Zeitraum, wiederaufgebaut, erweitert und mit Wehrgängen und Türmen befestigt. Diese schlossen sich nun, insgesamt einem unregelmäßigen Rechteck eingeschrieben, in etwa konzentrisch um das äußere Himmelfahrtsoktogon, wobei ein schmaler, dieses Achteck in etwa konzentrisch umfassender Raumkranz auch als Friedhof genutzt wurde 434• Die kreuzfahrerzeitliche Ascensio war von einem eingewölbten Umgang auf der Basis des byzantinischen Maueroktogons und des Säulenkranzes eingefaßt und besaß im Einklang mit dem älteren Grundriß im Zentrum des Gebäudes keine Deckung, nach anderen Quellen eine sehr weit geöffnete Kuppel. Im Kern dieser hofähnlichen Anlage, unter freiem Himmel, fand eine aufwendige Ädikula Platz, die heiligen Fußabdruck und Altar schützend überwölbt und markiert 435 • Gegen diese von VINCENT / ABELals mindestens gleichberechtigt erwogene, aber leider nicht diskutierte, gänzlich <offene>Gestaltung zeigt die nachfolgende Forschung überwiegend Unbehagen. Schon ENLART scheint sie, unausgesprochen und ohne weitere Erörterung, für unwahrscheinlich zu halten 436 • Wichtig für eine Beurteilung der Erneuerung durch die Kreuzfahrer ist die Beschreibung des QUARESMIUS 437 aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, denn der Text zeugt von genauer, beinahe archäologischer Beobachtung. So werden beispielsweise auch Veränderungen erwähnt, wenn sie am Bau abzulesen sind: Die zentrale Ädikula «besaß 431 Die Kuppel stammt allerdings aus islamischer Zeit. 432 KüHNEL(1982), S. 326f. 433 Vgl. VINCENT/ ABEL(1914), S. 400. 434 Vgl. SCHICK(1896), s. 324f., s. 321 (Grundriß); VINCENT/ ABEL(1914), s. 400f. 435 VINCENT/ ABEL(1914), S. 401. 436 ENLART(1928), S. 229; häufig wurde diese Frage völlig ausgespart; dagegen entscheidet sich BRENK(1977), S. 264, für diese <offene> Variante, allerdings auch wieder ohne Argumentation. 437 QUARESMIUS, 5. 212. 438 Ebd.: «circumcirca fenestras habebat, quae nunc clausae manent, sicut et alterum ostium, quod erat ad Orientem, obstructum est.» 439 Ebd.: «magna Ecclesia». 103 <?page no="104"?> Eunate.indd 104 Eunate.indd 104 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 rundum Fenster, die jetzt geschlossen sind, ebenso ist ein weiterer Zugang im Osten vermauert.» 438Der Gesamtbau 439 ist als ein Oktogon mit eingeschossigem innerem Umgangsportikus beschrieben. QUARES- MIUSerkennt auch an der Innenseite der Außenwand noch einige Säulenbasen und -fundamente. Er faßt die Gesamtanlage als Kirchengebäude auf, in dessen Mitte sich die Himmelfahrts -Ädikula befindet. Aber er stellt auch fest, daß «vom Portikus, beziehungsweise von den Säulen, bis zu jenem [Kernbau] offener Himmel war» 440 , ohne sich zu einem Hinweis auf eine ehemals vielleicht vorhandene Kuppel veranlaßt zu sehen. Angesichts der Tatsache, daß der Autor erkennbare Indizien oder entsprechende Nachrichten für Veränderungen am Bau im allgemeinen erwähnt 441 , gewinnt für den Kreuzfahrerbau die Annahme ein Höchstmaß an Wahrscheinlichkeit, daß die zentrale Ädikula unter freiem Himmel stand umgeben von einem ringförmigen Hof, der von einem außen von der oktogonalen Mauer gefaßten Arkadenumgang umschlossen wurde 442 • Bei genauerem Hinsehen muß auch festgestellt werden, daß die zentrale, oktogonale Ädikula (Abb. 28) als Außenarchitektur gestaltet ist. Zwar waren die acht leicht spitzbogigen Arkaden, die auf schlanken, den Eckpfeilern eingestellten Säulchen ruhen, ursprünglich nicht vermauert 443; doch ist das direkt über ihnen umlaufende Kragstein-Gesims, auf dem ursprünglich ein pyramidaler, hölzerner Dachstuhl mit Opaion 444oder eine ebenso geöffnete Kuppel aufruhte445,eine eindeutige Außenform. Die ursprüngliche Offenheit der Arkaden könnte gegen die ,Freiluft-Hypothese> angeführt werden. Doch immerhin gab es genau dort, wohin die Beziehungen zweifelsfrei weisen, am Felsendom also, ein während der Kreuzfahrer-Periode gleichfalls ,christianisiertes> freistehendes und ebenso offenes Monument der omayyadischen Epoche, das Kuppelpolygon der Qubbat al- Silsila (Kettendom)446,das als Vorbild gedient haben könnte. Angesichts all dieser Indizien könnten jene wenigen Quellen, die eine immerhin sehr weit geöffnete - Kuppel andeuten 447, auf die allge- 440 Ebd.: «a porticu, sive columnis, usque ad illud caelurn patens erat». 441 Dies gilt für alle von ihm persönlich begangenen Bauten. 442 Daß die Unzulänglichkeiten und Ungereimtheiten des in seinem Werk abgebildeten Grundrisses (hier Abb. 27 rechts) nicht, wie ENLART(1928), S. 228, andeutet, gegen die Verläßlichkeit der Angaben des QUARESMIUS sprechen, habe ich S. 102 bereits erwähnt. 443 QUARESMIUS, 5. 211; VINCENT/ ABEL(1914), 5. 401. 444 Vgl. u.a. BRENK(1977), S. 264. 445 Vgl. VINCENT/ ABEL(1914), 5. 404-406, S. 409f. 446 Vgl. RüSEN-AYALON(1989), S. 25-29. 447 VINCENT/ ABEL(1914), 5. 401. 104 <?page no="105"?> Eunate.indd 105 Eunate.indd 105 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 28: Jerusalem, Ascensio-Memorie: Rekonstruktion des kreuzfahrerzeitlichen Zustands und Ansicht der zentralen Ädikula (Photo Ursula Stöffler) meine Erfahrung von Kuppelbauten und das für eine solch einzigartige Anlage mangelnde Vorstellungsvermögen zurückzuführen sein 448 • Denkbar wäre bei diesen Quellen durchaus auch ein Verschwimmen von Gesamtbau- und Ädikula-Beschreibung, zumal die Textabfassung in der Regel geraume Zeit nach dem Besuch dieses Monuments und aus der Erinnerung geschah. Auf der Grundlage der vorgeschlagenen Korrektur der VINCENT / ABEL'schen Rekonstruktion des byzantinischen Grundrisses ist in Abb. 28 eine summarische Veranschaulichung der hier getroffenen Entscheidung zum kreuzfahrerzeitlichen Bau als konzentrische Anlage mit Umgang, offenem, ringförmigem Hof und zentraler Ädikula versucht. Am rekonstruierten Grundriß zeigt sich, daß sich die für die byzantinische Phase vorgeschlagene Säulendisposition im nachhinein als überaus sinnvoll erweist: Denn die nun an der inneren Wand des Achtecks eingebrachten jede zweite Oktogonseite einfassenden - Basen \für Säulen- oder Pfeilervorlagen, zweifellos in erster Linie als 448 Das S. 103 erwähnte Unbehagen weiter Teile der Forschung scheint mir in dieselbe Richtung zu weisen. 105 <?page no="106"?> Eunate.indd 106 Eunate.indd 106 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Stützen für in etwa rechtwinklig zur Wand verlaufende Gurtbögen gedacht, müssen als Reaktion auf die vorgegebene Säulenstellung verstanden werden und erscheinen nur bei der hier vorgeschlagenen Disposition als stimmig. Wie die Bauaufnahme von VINCENT / ABELja eindeutig belegt, befanden sich diese Stützen gerade nicht in449 , sondern neben den Winkeln des Achtecks. Dieser Umstand wurde bisher meist mißachtet und nicht als für die Rekonstruktion entscheidendes Indiz erkannt450.Im hier versuchten Grundriß sind darüber hinaus die meines Erachtens wahrscheinlichsten Varianten der in den Quellen bezeugten Einwölbung des Umgangs angegeben. Bezüge und Entwicklung von Ascensio und Qubbat as-$a! i-ra sind damit im wesentlichen beinahe zweifelsfrei deutlich. Auf die einzigartige konzentrische Fügung von außen oktagonalem, innen rundem, gedecktem Umgang um einen ungedeckten mittleren Hof mit dem verehrungswürdigen Ort der Himmelfahrt im Zentrum, wie sie die byzantinische Architektur des 7. Jahrhunderts für die Ascensio als eine Art «Heiligtum im Heiligtum» 451sinnfällig formuliert hatte, reagierten die Erbauer des Felsendoms, gleichfalls Memorie der Himmelfahrt des höchsten menschlichen Verkünders Gottes, zum einen mit der Übernahme der Achteckform mit innerem Säulenrund einschließlich der grundlegenden Maße, zum anderen mit einer, wenn auch nicht eigentlich formalen, so doch konzeptionellen Anlehnung an den von Arkaden umgrenzten, den Kernbau umgebenden heiligen Bezirk. Die Augustinerchorherren stellten in der Kreuzfahrerzeit, nachdem die Ascensio ein Jahrhundert lang zerstört dalag, die alte konzentrische und <offene> Fügung wieder her. Der inzwischen zur Marienkirche geweihte Felsendom, ebenso unter augustinischer Obhut, konnte mit seinem heiligen Bezirk einen Anhaltspunkt für die Ascensio-Rekonstruktion bieten, der Kettendom zum Vorbild für die zentrale Himmelfahrts-Ädikula werden. 449 So dargestellt bei FREEMAN-GRENVILLE (1983), S. 103 (Abb. 20), der darin VocüE (1860), S. 317 u. PI. XXIV, 1 (hier Abb. 27 unten links), folgt. 450 Auch CORBO (1965), S. 127-134, enthält sich stillschweigend einer Interpretation. - Erst mit der hier vorgelegten Argumentation und Rekonstruktion ist die auf dem bei QUARESMIUS abgebildeten Grundriß (hier Abb. 27 rechts) beruhende Fehlannahme VOGüEsausgeräumt, der innere Stützenkranz habe lediglich aus acht Säulen bestanden eine Vorstellung, die schon aus Gründen der Proportionalität wenig wahrscheinlich ist. 451 REINLE (1984), S. 102, allerdings nicht auf die Ascensiobezogen. 106 <?page no="107"?> Eunate.indd 107 Eunate.indd 107 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Ausgehend von falschen und diffusen Vorstellungen von der Gestalt sowohl der Ascensio als auch Eunates hat bereits RAMfREZ eine Beziehung zwischen beiden Anlagen postuliert 452 • Tatsächlich zeigt als einziger Zentralbau im für Nuestra Senora de Eunate plausiblen historischen Umfeld die kreuzfahrerzeitliche Ascensio ein konzentrisches Konzept von oktogonalem Kernbau, ringförmigem Hof und umlaufender Arkadengalerie 453 , wie es das navarresische Marienoktogon vor anderen zeitgenössischen Zentralanlagen auszeichnet. Auch die leicht spitzbogigen Arkaden der Himmelfahrts-Ädikula finden in den spitzbogigen Wandarkaden an den Oktogonseiten von Eunate eine gewisse Entsprechung, es fehlen in Jerusalem, wie an Saint-Clair d' Aiguilhe (Le Puy), die von Abschrägungen hinterfangenen Kantensäulen. Ikonographische Beziehungen Eunates, wie man sie hinsichtlich des der Maria geweihten Felsendoms annehmen könnte, bestehen dagegen zur Ascensio im engeren Sinne nicht, wenngleich die Kapitellplastik Eunates auf die Himmelfahrt Christi verweist bei der beobachteten 454 Sparsamkeit im Szenischen erscheint dies nicht ganz zufällig. Funktionale Gemeinsamkeiten sind auszumachen: In beiden Fällen diente der Umgang zweifellos als auch bei Prozessionen genutzter Aufenthaltsraum für Pilger; die Funktion als Kreuzgang ist ebenfalls für beide gedeckten Umgänge zu vermuten 455 • An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert, daß die Augustinerchorherren eine den Johannitern in Bezug auf das Pilgerwesen funktional vergleichbare Rolle nicht nur im Heiligen Land 456, sondern ebenso am Jakobsweg spielten und auch in Navarra bedeutende Pilgerhospitäler betrieben 457 • Beiden Bauten eignet zudem ein deutlicher Memorialcharakter. Ausgeprägt im Vordergrund 452 RAMfREZ (1983), 119. 453 Eine alle drei Komponenten gleichsam ,zusammenschiebende> Anlage wohl aus dem 6. Jahrhundert wurde Ende der 70er Jahre im antiken GadaraGordanien, heute Umm Qes) ergraben: konzentrisch eingebettet in ein quadratisch umrnanteltes Nischenoktogon bildet ein mit niederen Mauern (im W) und Steinplatten (im 0) abgeschranktes Säulenoktogon, das an der O-Seite einen apsisartigen Anbau, dem ein Grab vorgelagert ist, in den Umgang schiebt; da diese Anlage aber spätestens in omayyadischer Zeit durch ein Erdbeben zerstört wurde, kann sie in unsere Überlegungen nicht direkt miteinbezogen werden; nach WAGNER-Lux/ VRIEZEN (1985), v.a. Abb. 14 und S. 17f. 454 V.a. hier S. 67, 70, 72. 455 Auch für die Ascensio ist dies wahrscheinlich, da ein Kreuzgang des Augustinerklosters sonst weder in den Quellen, noch im Baubefund zu erkennen ist [vgl. SCHICK(1896), S. 324f., S. 321; VINCENT/ ABEL(1914), S. 400f.]. 456 Vgl. RICHARD(1982). 457 JIMENOJuRfü (1982; hospitalidad), S. 12-14; HERBERS (1984), S. 158-161, hat als Voraussetzung dafür die Abhängigkeit vieler Ritterorden von der Regel der Augustinerchorherren betont. 107 <?page no="108"?> Eunate.indd 108 Eunate.indd 108 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 steht er bei der Jerusalemer Himmelfahrts-Memorie, während er bei Eunate wohl eher einen untergeordneten Aspekt darstellt. Und schließlich können beide Bauten als Stationen eines Wallfahrtswegs angesprochen werden, zum Ölberg führend der eine, zum angeblichen Jakobus- Grab der andere. Der Felsendom als erste deutlich rezeptive Verarbeitung auch der Ascensio konnte mit seinem kreuzfahrerzeitlichen Marienpatrozinium mit dazu beitragen, daß die Jerusalem-erfahrenen Johanniter Nuestra Sefi.ora de Eunate ihre außergewöhnliche Konzeption gaben. 108 <?page no="109"?> Eunate.indd 109 Eunate.indd 109 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Eunate zwischen Santiago und Jerusalem: Zusammenfassung und Ausblick Nuestra Sef\.ora de Eunate erscheint nach der hier vorgelegten Untersuchung in einem klareren Licht: Um 1170 entstand im Bereich eines alten Wegekreuzes römischer Tradition am Jakobsweg-von dessen großer Blüte profitierend ein wohl von Beginn an den Johannitern unterstehendes Hospiz, dessen Marienkapelle auch als Pfarr- und Friedhofskirche eines noch in der Frühzeit entstandenen Dorfes fungierte. Die Kirche dürfte auch als Memorie der Stifterin und als ein nur bedingt auf der Westseite verbautes Wegzeichen der Pilger verstanden worden sein. Das Kirchenoktogon wurde im Originalzustand von innen nach außen zunächst von einem achteckigen ungedeckten Hof und dann von einem oktagonalen, zum Hof hin mit Arkaden geöffneten gedeckten Ambulatorium umfaßt. Während die stilistisch-regionale Einbettung Eunates unproblematisch ist, lassen sich für das außergewöhnliche konzentrische Gesamtkonzept weder in der hispanischen Tradition Vorbilder nachweisen, noch bieten die Eunate benachbarten Bereiche romanischer Architektur entsprechende Anknüpfungspunkte. Der Blick auf das kreuzfahrerzeitliche Jerusalem, nahegelegt durch die besondere historische Stellung des Auftraggebers von Eunate, des Johanniterordens, hat meines Erachtens nicht nur mit der Ascensio ein plausibles architektonisches Vorbild für die konzentrische, von einem Ambulatorium eingefaßte Hofanlage rekonstruieren können, sondern darüberhinaus den weiteren ,orientalischen> Erfahrungshorizont der Planer angedeutet, aus dem heraus Nuestra Sef\.ora verstanden werden kann, und der sich im Ansatz auch im Szenischen der Kapitellplastik widerspiegeln könnte. Zweifellos wird man auch weiterhin Torres del Rio als ein für den Kernbau konstituierendes Element der Gestaltung ansehen müssen, das in Eunate harmonisierend weiterentwickelt wurde. Daß den französisch geprägten Johannitern ebenso die Kapellen von Montmorillon und vor allen von Saint-Clair-d' Aiguilhe in Le Puy allgemeinere Anhaltspunkte geliefert haben können, steht gleichfalls außer Frage . Nuestra Sef\.ora de Eunate als architektonische Formulierung ist so komplex wie seine Funktionen, so zentral wie seine Lage und in seinen Bezügen so weitläufig wie seine verkehrsgeographische Anbindung, so <international> wie der Johanniterorden . Die besondere Leistung des 109 <?page no="110"?> Eunate.indd 110 Eunate.indd 110 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Baukünstlers war die konsequente Harmonisierung aller Komponenten, die trotz einer zum Teil nicht völlig überzeugenden Ausführung zu einem für die europäische Romanik einzigartigen, intellektuell hochambitionierten Bauwerk geführt hat. Eunate bietet zudem ein klares Beispiel für die Rückwirkung der Palästinaerfahrungen der Kreuzfahrerzeit auf die europäische Architektur, das An laß bieten könnte, solchen Beziehungen auf breiterer Basis nachzugehen. Nach dem in dieser Arbeit Zusammengetragenen stellt Eunate ein eindrucksvolles Beispiel dar für die bei romanischen Zentralbauten anscheinend seltene sehr konkret verarbeitende Rezeption von Vorbildern, der allgemeinste formale Bezüge als Bedeutungsvehikel nicht ausreichten. Daß die in der Forschung zum mittelalterlichen Zen tralbau verbreitete ikonologische Pauschalisierung und Reduzierung, ausgehend vom im allgeme inen sehr weit gefaßten <Kopie>-Verständnis des hohen Mittelalters, zu kurz greift, hat schon UNTERl\.fANN kritisch vermerkt4 58 • Auch die neueren Forschungen zu La Vera Cruz in Segovia deuten wenn auch unausgesprochen 459 an , daß für viele dieser Baudenkmäler eine Neubearbeitung nottut, die jeweils nur über die eingehende Analyse des Einzelfalls in seinen regionalen und überregionalen Traditionen und historischen Bezügen zu wirklichen Erkenntnissen führen kann. Eine neuerliche Verallgemeinerung sollte dem erst als zweiter Schritt nachfolgen. Von der hier vorgeschlagenen Vorbildlichkeit der Ascensio für die im romanischen Kontext sonst einzigartige Konzeption von Nuestra Senora de Eunate könnte ein Neuansatz ausgehen für die Einschätzung der beiden anderen mir bekannten Rotunden mit vergleichbarer konzentrischer Hofanlage aus der Zeit vor Manierimus und Spätr enaissance: der Mama Hatun Türbesi im ostanatol ischen Tercan und des Tempietto- Projekts Donato Bramantes für San Pietro in Montorio zu Rom. Der Grabbau von Tercan (90 Kilometer östlich von Erzurum; Abb . 29) 460 entstand um 1200, jedenfalls spätestens 1203, auf einem bis dahin im islamischen wie armenischen Raum sonst unbekannten Grundriß für die Prinzessin Mama Hatun aus der bis zur seldschukischen Eroberung 1204 das Van-See-Gebiet regierenden Saltuk-Sippe. Der Architekt, 458 U NTERMANN (1989), u.a. S. Sf. 459 DATHE (1993). 460 Die Sachinformation en zu Tercan nach Y ETKIN (1956). 110 <?page no="111"?> Eunate.indd 111 Eunate.indd 111 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Hahm Türbesi : samtansicht schräg von hinten (oben links), Innenansicht (unten; beide Photos Clemens Kolberg) und Grundriß [oben rechts; umgezeichnet und ergänzt nach YETKIN (1956)] Mufaddal der Schielende, stammte aus Ahlat am Van -See und war si~ cherlich mit der reichen armenischen Bautradition vertraut. Eine im Grundriß blütenförmige Nischenrotunde steht im Zentrum eines reifenförmigen Hofs, dessen starke Umfassungsmauer von spitzbogig über wölbten tiefen Wandnischen ausgehöhlt ist, die als Grabstätten dienten. Wohl haben wir es nicht mit einem gedeckten Umgang zu tun, doch ist die typologische Verwandtschaft mit Ascensio und Nuestra Sefiora de Eunate kaum abzustreiten zumal wenigstens ein ungedeckter Laufgang über den Arkaden existiert haben muß. Auch die Funktionen und ihre räumliche Verteilung sind ähnlich: konzentrisch angeordnete Bestattungen, ringförmiger Hofraum für Pilger um den zentralen Kern der Anlage. Die Verwandtschaft zu Eunate mag indirekt daraus resultieren, daß der Grabbau von Tercan aus der Aneignung desselben Vorbilds zu verstehen sein könnte. Jedenfalls bieten weder die erhaltenen armenischen 461 461 Vgl. z.B. FRANZ (1989). 111 <?page no="112"?> Eunate.indd 112 Eunate.indd 112 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Abb. 30: Bramantes Projekt der Gesamtanlage des Tempietto von San Pietro in Montorio, Rom (vereinfachte Umzeichnung nach SERLIO Libro Terzo, Taf. XLI) noch islamisch-seldschukischen Architekturen Anatoliens 462ein passendes Vorbild 463• Bramantes Tempietto (Abb . 30) aus dem ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts 464hat, vor allem hinsichtlich des ursprünglich geplanten konzentrischen Umgangsport ikus 465, die Forschung nach Vorbildern suchen lassen, ohne daß gültige Ergebnisse zu verzeichnen wären . Auch Eunate wurde in diesem Zusammenhang genannt, aber aufgrund einer falschen Einschätzung seines ursprünglichen Zustands als mögliches Vorbild ausgeschlossen 466 . Angesichts der vergleichbaren kultischen Charakteristika erscheint für die Memorie der Kreuzigung Petri auf dem Gianicolo die Jerusalemer Ascensio als typologische Wurzel mit verbindenden funktionalen Erfordernissen durchaus plausibel. Hinsichtlich der Tatsache allerdings, daß der in Sos del Rey Cat6lico also nur rund sechzig Kilometer von Eunate entfernt geborene spanische König Ferdinand der Auftraggeber der Umgestaltung des Montorio-Klosters war und wohl persönlich auf die Planung Einfluß nahm 46 7, sollte meines 462 Vgl. z.B. ARIK (1967). 463 Ob die von YETKI N (1956), S. 79, erwähnte politische Rolle der Saltuks und Mama Hatuns für einen wie auch immer geartet en Jerusalem-Kontakt spricht, kann hier nicht beurteilt we r den. - Nur entfernt verwandt ist der jüngere Diwanchane des Schirwanschah-Palasts in Baku, vgl. BRETANIZKI u.a. (1988), S. 101-106. 464 Die exakte Datierung ist umstritten, als w ahrscheinlich erscheinen ca. 1500- 1503 oder ca. 1505-1509; vgl. u.a. BORS! (1990), S. 251-258, v. a. S. 258. 465 Vgl. u.a. GÜNTHER (1974), S. 483-501. 466 ROSENTHAL (1964), S. 72. 467 Vgl. v.a. GÜNTHER (1973), S. 15f., S. 88-94. 112 <?page no="113"?> Eunate.indd 113 Eunate.indd 113 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Erachtens auch eine direkte Beziehung zu Eunate nicht vorschnell ausgeschlossen werden. Dies zu untersuchen, würde jedoch zweifellos den Rahmen dieser Arbeit sprengen . Nicht erst am Ende dieses kleinen Bändchens bleiben Fragen offen, die deutlich machen, daß der bau- und kunsthistorischen Forschung beispielsweise zum mittelalterlichen Zentralbau der Romanik (keineswegs nur der Iberischen Halbinsel), zur Architektur im Dunstkreis des Jakobswegs oder zum Phänomen <Wallfahrtsarchitektur> allgemein noch einiges zu tun bleibt. 113 <?page no="114"?> Eunate.indd 114 Eunate.indd 114 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Resumen Espafiol En pleno coraz6n de Navarra a unos 4 kil6metros al Este de Puente la Reina, junto a la via tolosana,que viene directamente del paso de Somport y justo antes del empalme de esta con la via turonensis,en Obanos, situado a 2 kil6metros de distancia, se encuentra el octagono de Nuestra Senora de Eunate. Esta edificaci6n de planta central del Romanico tardio, de la segunda mitad del siglo XII, debe su construcci6n sin duda alguna al gran apogeo de las peregrinaciones a Santiago de Compostela. Conjuntamente con su abside poligonal, esta rodeada concentricamente por arcadas que a su vez se encuentran protegidas po r un muro que discurre tambien de forma octagonal. Este concepto total, muy fuera de lo comun, hace que Eunate sea considerada como una de las obras arquitect6nicas mas conocidas del Romanico espanol. En drculos de investigaci6n se desconodan muchos datos sobre esta construcci6n hasta la fecha . Quedaban unas preguntas esenciales sin aclarar respecto a quien habfa ordenado su construcci6n, a que orden religiosa perteneda, cual era su contenido significativo y el porque de este concepto de concentricidad . Asim ismo se desconoda la originalidad de su aparici6n monumental y de su forma concentrica, y por consiguiente la de los modelos tipol6gicos que habfan inspirado su construcci6n. Si analizamos las fuentes respectivas atentamente, toca hacer una serie de correcciones y suplementos en cuanto respecta a la situaci6n de la investigaci6n . Con 1219 se gana un terminus ante quem de casi una generaci6n mas pr6xima a la epoca de edificaci6n de lo que se venfa reconociendo anteriormente. Tambien obtenemos un cuadro plausible sobre el escenario al momento de su fundaci6n y sobre su desarrollo en las epocas posteriores: En una encrucijada de tradici6n romana surge en la ubicaci6n de una taberna sospechosa o solamente privada un pequeflo complejo hospitalario. Su capilla fue donaci6n de una dama noble que se vener6 alli durante siglos. Con su sepul tura en el patio o claustro concentrico Nuestra Senora de Eunate adquiri6 la funci6n de memoria de su fundadora. Es muy probable que la iglesia se encontrara desde su fundaci6n bajo el patronazgo de una cofradfa relacionada con los Caballeros de la Orden de San Juan o perteneciente a esta orden y su encomienda de Bargota. Cuando en 1251 se autoriz6 el entierro de los cofrades en el Hospitalya se habfa formado una poblaci6n . Es tambien muy probable que en sus primeros tiempos, ademas de las funciones de hospital y derechos funerarios que Nuestra Seflora de Eunate ejerci6 desde su propia fundaci6n, la iglesia haya tambien desempenado funciones de caracter parroquial. Eunate es pues el resultado representativo de los fen6menos infraestruc turales que debidos al <boom >de las rutas jacobeas conllevaron al aumento de la densidad de poblaci6n de Navarra . Los resultatlos complementarios de una prospecci6n arqueol6gica llevada a cabo en el aflo 1988 evidencian, a juzgar por las fuentes estud iadas, que el concepto de concentricidad y de monumentalidad ideada para producir un efecto a 114 <?page no="115"?> Eunate.indd 115 Eunate.indd 115 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 lontananza es original. El octagono de la iglesia en su estado original estaba rodeado, de dentro hacia fuera, por un patio octogonal al descubierto y por una galeria octogonal cubierta, abierta hacia el patio por medio de arcadas de medio punto. Tanto la edificaci6n en su totalidad de estructura concentrica como la posici6n central de la misma parecen traducir de forma manifiesta una parte del espectro funcional de Eunate como hito y monumento memorial de su fundadora. Gran forma envolvente, conjunci6n concentrica y armonia conciliadora de forma y espacio: con Nuestra Sefi.ora de Eunate se ejecuta de manera extraordinariamente coherente un plan fuera de lo normal en un paraje absolutamente propicio. Hasta cierto punto se interconecta de forma bien adecuada la presentaci6n figurativa plastica con su estructura de varios niveles indicadora de la situaci6n constructiva: el programa ofrece en los capiteles de la galeria, en una concentraci6n sinopticosintetica, contenidos centrales de navidad, de pascua y de pentecostes . En el portal6n un canon de vicio y de pecado con exaltaci6n especial a la lujuria y sobre todo a la avaricia. Los capiteles historiados del interior estan relacionados en un sentido amplio con el circulo tematico de la musica. En la sucesi6n constructiva del complejo se aprecian rasgos dictados principalmente por exigencias practicas. En primer lugar la parte central de la edificaci6n tenia que ser construida de modo que permitiera actuar sin dificultades espaciales y sin poner en peligro las demas partes. Tambien la creaci6n de un ambiente eclesiastico sagrado tenia prioridad . Cuando poco mas tarde, probablemente tras la consagraci6n, se construy6 el ambulatorio concentrico ya habia en parte otros escultores y picapedreros trabajando en la obra : se aprecia una interrupci6n entre ambas fases, probablemente debida a las condiciones estacionales. Los anejos del complejo que constituyen el verdadero hospicio de peregrinos se edificaron al mismo tiempo que el patio . Es imposible saber a ciencia cierta si el campanario, que seguramente ya estaba previsto desde el inicio, pertenece a una de estas fases de construcci6n sucesivas o si fue construido algunos afi.osmas tarde. No obstante cabe decir que su construcci6n no haya tenido lugar mas tarde del afi.o1200. En este trabajo no fue posible determinar un marco cronol6gico absoluto. El afi.o 1219 ha de seguir constando como el terminus ante quem no reconocido por los estudiosos, no obstante hay decadas de diferencia entre esta fecha y la epoca de su edificaci6n . Corno justificada desde un enfoque hist6rico de estilo parece la fecha alrededor del 1170 que favorecen los investigadores, los cuales se basan en una introspecci6n de las tradiciones de Jaca y de los primeros monasterios cistercienses de Navarra. De los pocos edificios hispanicos de planta central que existian hasta el siglo XII, solo el Santo Sepulcro de Torres del Rio le puede haber servido como ejemplo formal y directo; no obstante, sin que este pueda considerarse como directamente responsable del tipo concentrico de Eunate. La Vera Cruz de Segovia se le acerca mas desde un punto de vista tipol6gico pero tampoco se puede considerar como precursora de la concepci6n extraordinario de Eunate. Puede ser que 115 <?page no="116"?> Eunate.indd 116 Eunate.indd 116 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 las rotondas funerarias franceses, como p.ej.: la capilla de Montmorillon o Saint- Clair d' Aiguilhe en Le Puy, hayan desempeflado tambien cierto papel si bien de caracter muy general, en la definici6n de la forma en Eunate. S6lo fijandose en la Jerusalen de la epoca de las cruzadas y en la reconstrucci6n de la Ascensio del siglo XII logramos conseguir un modelo arquitect6nico plausible para la construcci6n del patio concentrico rodeado por una galeria, impulsado por la posici6n hist6rica especial de los Caballeros de la Orden de San Juan quienes ordenaron la edificaci6n de Eunate. Tambien se deja entrever el amplio horizonte empfrico <oriental>del arquitecto, a partir del cual se comprende mejor el caracter de Nuestra Seflora y que probablemente se refleje tambien en los capiteles historiados. La obra de Eunate, sin par en el Romanico europeo y de alto valor espiritual y cultural, presenta un claro ejemplo del efecto retroactivo que las experiencias vividas en Palestina en epocas de las cruzadas dejaron en la arquitectura europea. Representa un caso de monumento centralizado, evidentemente raro en el Romanico, de una recepci6n muy concretamente asimilando un modelo previo y no satisfecha por conceptos formales mas generales como vehiculo de significado. Eunate reafirma la insuficiencia de la interpretaci6n iconol6gica globalizadora tan difundida en el ambito de la investigaci6n sobre edificios centralizados de la Edad Media. Es decir, demuestra que existen casos en los cuales esta idea general de <copia>de la alta Edad Media no es del todo valida . Nuevas investigaciones en La Vera Cruz de Segovia indican ademas que es imprescindible revisar los informes periciales de muchos de estos monumentos. Solamente mediante un analisis pormenorizado de cado caso individual se podra llegar a conocer lo real de sus tradiciones regionales y suprarregionales asi como sus referencias hist6ricas. Un estudio mas generalizado deberia ser el segundo paso en esta investigaci6n . Partiendo de la ejemplaridad de la Ascensioaqui expuesta, el concepto singular de Eunate dentro del contexto romanico podria significar un nuevo punto de partida para el estudio de las otras dos rotondas comparables de planta edificadas antes del Manierismo y el Renacimiento tardio: el Mama Hatun Türbes i de Tercan (Anatolia oriental) y el proyecto del ,Tempietto> de San Pietro in Montorio en Roma por Donato Bramante . El mausoleo de Tercan (Erzurum) se construy6 para la princesa de los Saltuk Mama Hatun no mas tarde del 1203 sobre una planta concentrica desconocida en aquellas epocas tanto para el sector islamico como para el armenio. La rotonda funeraria en plano de flor se encuentra en el centro de un patio circular cuyo muro envolvente contiene nichos profundos que servian de sepulturas. A pesar de no existir ninguna galeria cubierta la semejanza tipol6gica con la Ascensio y con Nuestra Seflora de Eunate es innegable. Las funciones y su distribuci6n espacial son igualmente similares: sepulturas distribuidas concentricamente, patio en forma de drculo para los peregrinos alrededor del micleo central del edificio. El parentesco con Eunate puede venir indirectamente del hecho de que el mausoleo de Tercan deba ser entendido como una apropiaci6n del mismo modelo jerusalemitano de la Ascensio. En cuanto al Tempietto de Bramante en Roma cuya construcci6n remonta a 116 <?page no="117"?> Eunate.indd 117 Eunate.indd 117 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 la primera decada del siglo XVI, la investigaci6n ha tratado de buscarle su modelo, sobre todo con relaci6n al p6rtico circundante concentrico proyectado originariamente, sin que se haya logrado presentar resultatlos validos. En vista de las caracteristicas de culto comparables cabe considerar la Ascensio de Jerusalen, construida como monumento memorial de la crucifixi6n de San Pedro en el Gianicolo, como plausible proveedora de las raices tipol6gicas en combinaci6n con exigencias funcionales. En efecto, el hecho de que el rey espafiol Fernando nacido en Sos del Rey Cat6lico, que dista apenas unos 60 kil6metros de Eunate, ordenara la transformaci6n del monasterio de San Pietro in Montorio e influyera sobre el proyecto, a mi juicio parece indicar la posibilidad de una relaci6n directa del Tempietto con Eunate. Este estudio de Nuestra Sefiora de Eunate pone de manifiesto que la investigaci6n hist6rica de los edificios de planta central del Romanico (y no exclusivamente de la Peninsula Iberica), de la arquitectura de las rutas jacobeas y del fen6meno de la <Arquitectura de la Peregrinaci6n> en general todavfa tiene un largo camino que recorrer. 117 <?page no="118"?> Eunate.indd 118 Eunate.indd 118 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 <?page no="119"?> Eunate.indd 119 Eunate.indd 119 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Anhang: Die wichtigsten Quellen in Text und Übersetzung Das Testament des Don Brun vom Sonntag, dem 16. Juni 1219 (Madrid, Archivo Hist6rico Nacional, A.H.N. Ordenes Militares, San Juan, Priorado de Navarra, leg. 722-724, Nr . 26) Text: 468 Notum sit cunctis presentibus et futuris quod ego don Brun existente in bona me/ moria in ultimo meo testamento mandavi et dedi unam vineam ad meos confra/ tres de Onat; et super hoc mandavi ad meas duas filias quas habeo de Maria / de Orindain totum mobilem et totam ropam et hostilamenta et domum meam. Et si / de istis una obierit remaneant ad alteram; et si ambe morierint me/ dietatem domum ad Bargotam et aliam medietatem vendant et donent X solidos ad / opera beati Iacobi et ad ecclesiam beate Marie X solidos et ad Roncasvalles X solidos et ad Mariam / matrem mearum filiarum LX solidos. Et si aliquit restat donent ubi viderint / cabecaleros. Et de hoc ego don Brun rogavit469et feci cabecaleros dornnus / Stephanus Alaman et dornnus Sancius Arceic iener domna Maria Ochoa. Et testes et / auditores huis rei don Pere Marcan et don Arnalt de Bargota et Mi/ cael peciador de piedra et Guillem escrivan. / Facta carta in dominica XVI die iunii sub era Ma CCa La VIIa. Übersetzung: Verfügt und kundgetan wird allen Jetzigen und Zukünftigen, daß ich, Don Brun, bei klarem Verstand in meinem letzten Testament meinen Laienbrüdern von Onat einen Weinberg überantwortet und gegeben habe; und darüber hinaus habe ich meinen beiden Töchtern, die mir von Maria aus Orindain geschenkt sind, das gesamte bewegliche Gut und alle Wäsche und Haushaltsge genstände und mein Haus übergeben. Und wenn eine von beiden dahingeht, soll [all dies] der anderen bleiben; und wenn beide sterben, soll man die Hälfte nach Hause nach Bargota [geben] und die andere Hälfte verkaufen und [vom Erlös] 10 solidos für die Bauarbeiten des seligen Jakobus und 10 solidos der Kirche der seligen Maria und 10 solidosan Roncesvalles und 60 solidosan Maria, die Mutter meiner Töchter, geben. Und wenn etwas übrig bleibt, soll man [es dorthin] stiften, wo [es] die Testamentsvollstrecker vorsehen. Und darum habe ich, Don Brun, verfügt und zu Testamentsvollstreckern bestimmt Dominus Stephanus Alaman und Dominus Sancius Arceic[, den] Schwiegersohn 470 [der] 468 Abgedruckt bei GARC! A LARRAGUETA (1957), Bd. 2, S. 171 (Dokument Nr. 167). 469 Statt rogavi,Fehler des Schreibers oder Kopisten. 470 Oder Schwager. 119 <?page no="120"?> Eunate.indd 120 Eunate.indd 120 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Frau Maria Ochoa. Zeugen und Auditoren dieser Sache [sind] Don Pere Marcan und Don Arnalt aus Bargota und der Steinmetz Micael und der Schreiber Guillem. Verfaßt [ist dieses] Schriftstück am Sonntag, dem 16. Tag des Juni der Ära 1257 (= 1219). Übereinkunft des Großpriorats von Navarra mit den Brüdern von Obanos vom 6. März 1251 (Madrid, Archivo Hist6rico Nacional, A.H.N. Ordenes Militares, San Juan, Priorado de Navarra, leg. 708-711, Nr. 9) Text: 471 In Christi nomine amen. Notum sit omnibus tarn presentibus quam futuris quod nos don frayre Diago Perez, por la gracia de Dios prior del Hospital de Sant Johan en Navarra, / con consello et con otorgamiento de frayre M(iguel) Perez comandador de Xavarri et de frayre G. Lopez comandador de Bargota et de frayre P. Lopez / comandador de Leax et de Iracheta et de fraire G(arcia) comandador de Tudela et de Calxetas et de frayre Xemen Gil capellano et de frayre / D. hospitalero de Bargota, femos convenencas con los confradres de Ovanos del nuestro Hospital del Camino et con don Pedro el capellano / et con Lope Macua que nos sobrescriuto prior demos a vos devantditos confradres casa en que tengades vuestro vino et vuestro pan et en que / fagades vuestra frayria cuantas vezes querades en el anno; et damos vos poder que si algunos de vos devantditos confradres queredes / mandar olio o favas a la vostra confradria pora vuestros confuercos, que dades en bona ventura. Et si por ventura sobrare algunas cosas feyto / el vuestro confuerco, que aquello que sea dado a los pobres del devantdito Hospital. Et demas femos vos tanta de gracia que todos aquellos confradres que / son del devandito Hospital, que qualque ora deviniere de ellos lis atorgamos la sepultura en el sobrescriuto Hospital; et los recebemos / en las oraciones et en los bienes que feyto son ni feyto seran en la nuestra orden, que ellos que ayan tan buena part como quada uno de nos esperamos / aver. Et son testimonias destas devantditas convenencas Garcia Ezquerra et Enego Garceyz. Et io Johan Lopez escribano del devantdito prior, qui por / mandamiento de amas las partidas estas cartas per a b c partidas escrivi. Actum est hoc in Ho nonas marcii, sub era Ma CCa LXXXIX. Übersetzung: Im Namen Christi, Amen. Verfügt und kundgetan wird sowohl allen Jetzigen als auch allen Zukünftigen, daß wir, Bruder Diago Perez, durch Gottes Gnade Prior des Ordenshauses 472 des Heiligen Johannes in Navarra, mit Rat und 471 Abgedruckt bei GARCfA LARRAGUETA (1957), Bd. 2,331 (Dokument Nr. 336). 472 Hospital meint hier nicht <Hospital> im karitativen Sinne; vgl. WALDSTEIN-WARTENBERG (1988), 128. 120 <?page no="121"?> Eunate.indd 121 Eunate.indd 121 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Zustimmung von Bruder M(iguel) Perez, Kommendator von Echavarri, und von Bruder G. Lopez, Kommendator von Bargota, und von Bruder P. Lopez, Kommendator von Leache und von Iracheta, und von Bruder G(arda), Kommendator von Tudela und von Calchetas, und von Bruder Xemen Gil, Kaplan, und von Bruder D., hospitalero 473 von Bargota, treffen wir die Übereinkunft mit den Laienbrüdern von Obanos[, den Betreibern] unseres Hospitals des Pilgerwegs, und mit Don Pedro, dem Kaplan, und mit Lope Macua, daß wir, der obengenannte Prior, euch vorgenannten Laienbrüdern ein Haus geben, in dem ihr euren Wein und euer Brot einnehmen könnt, und wo ihr eure brüderlichen Zusammenkünfte abhalten könnt, so oft ihr dies wünscht im Jahr; und wir ermächtigen euch, daß, wenn einige von euch vorgenannten Laienbrüdern Öl und Saubohnen für eure Stärkungen anbieten wollen, ihr [dies] gebt im Glück. Und wenn nach eurer Stärkung vielleicht etwas übrig bleiben sollte, soll dies den Armen des vorgenannten Hospitals gegeben werden. Darüberhinaus gestehen wir euch soviel Gnade zu, daß wir allen Laienbrüdern des vorgenannten Hospitals, wenn sie dereinst dahinscheiden werden, die Bestattung im obengenannten Hospital gewähren; und wir nehmen sie in die Gebete auf und in die Wohltaten, die gemacht sind oder gemacht werden in unserem Orden, damit sie so gut mitwirken mögen, wie es ein jeder von uns [getan] zu haben hofft. Und Zeugen dieser vorgenannten Vereinbarungen sind Garcia Ezquerra und Enego Garceyz. Und ich, Johan Lopez, Schreiber des obengenannten Priors, der ich im Auftrag beider Parteien diese in a b c geteilten Urkunden geschrieben habe. Verfaßt ist dies am zweiten [Tag] der None des März der Ära 1289 (= 1251). Dokument aus einem 1520 geführten Rechtsstreit (Verbleib unbekannt) 474 Text: 475 Informacion de los Prior Abbad y confres de Sancta Maria de Onat sobre los articulos por su parte presentados contra el Rector e beneficiados de Muruc; : abal. Primo quela dicha Iglesia de Santa Maria de Onate como paresce al ojo y es notorio e manifiesto de tiempo inmemorial a esta parte e del tiempo de su construction y hedificacion tiene tres altares de piedra la vna mayor y principal, mas adelante, y las otras dos a los dos lados a diestro e siniestro mas otras como en yglesias parrochiales e bien principales. 473 In den von GARCiALARRAGUETA (1957) aufgearbeiteten Dokumenten wird diese Funktion nur hier genannt, vgl. ebd., Bd. 1, 240 mit Anm. 17. Gemeint ist ein im Hospitalbetrieb Tätiger oder für diesen Verantwortlicher. 474 ETAYO(1914), S. 63, nennt als Aufbewahrungsort das Archivo del Obispado de Pamplona. 1987 bis 1989 durchgeführte Recherchen in den Archiven Pamplonas konnten das Dokument nicht mehr ausfindig machen. 475 Abgedruckt ebd. 121 <?page no="122"?> Eunate.indd 122 Eunate.indd 122 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 ltem que en la dicha yglesia al derredor de los dichos altares e seynaladamente del altar mayor a diestro e siniestro ay muchos armarios e lugares de piedras labradas para reponer e conseruar los vasos e ornamentos de la dicha yglesia tales que seynala designa e denota claramente Ja dicha yglesia aber seydo e seer yglesia parrochial e no en ninguna manera basilica . ltem que la dicha yglesia es consagrada y tiene diuersas cruces en campo colorado en las paredes de la dicha yglesia de la parte de dentro los cuales designan ella haber seido e seer yglesia parrochial e no basilica. Item que encima de! dicho altar mayor solian estar colgadas vnas ropas doradas de parte de dentro para reponer e conseruar el Co[r]pus Domini y hostias y otras cosas que son seynales que la dicha yglesia solia seer yglesia parrochial. Item que la dicha yglesia fue y esta hedificada de muy lindas piedras bien labradas de parte de dentro e de fuera y es de bobeda toda la dicha yglesia. Item que detras del dicho altar mayor esta vna sacristia de piedra vien labrada y muy hermosa e de aljez engastonada y encima de la dicha sacristia vna ropa dorada para reponer e conseruar el Corpus Domini assi bien vna cruz grande de fusta sobredorada. Item que tiene campanario quasi en lo medio del cuerpo de la dicha yglesia y en el ay lugar e bentanas de dos campanas lo cual assi bien seynala la dicha yglesia haber seydo y ser yglesia parrochial. Item que al derredor de la dicha yglesia de la parte de fuera ay vn claustro muy hermoso e solempne labrado de muchas grandes y hermosas piedras en el qual ay muchos arquos y en las piedras estan esculpidas el crucifixo de Jhu Xpo y otras muchas ymagenes y al pie de los arquos entre arquo y arquo ay muchos enterrorios carnarios y sepulturas y en ellas haun oy en dia parescen claramente muchos huessos de los que en ellos fueron enterrados y ay algunas grandes piedras que cubre[n] las dichas sepulturas . Item que al derredor del dicho claustro ay muchos casales e tales que seynalan que la dicha yglesia solia seer yglesia parrochial. Por las quales cosas seynales e insignias paresce claramente y se debe creer y tener firmemente allende de las otras cosas contenidas en los articulos ya presentados en juizio que la dicha yglesia fue y es parrochial e no suffraganea ni basilica a ninguna otra . Item que entre otras sepulturas ay una muy seynalada e pr incipal en la qual fue enterrada la Reyna o aquella seftora que fizo e mando hedificar la dicha yglesia y cada anno suelen soltar aquella sepultura muy honorificamente en suffragio e comemoracion della assi al tiempo de las letanias como de las congregaciones que fazen e suelen fazer los confradres . Übersetzung: Information von Prior, Abt und Laienbrüdern von Santa Maria de Onat über die ihrerseits vorgelegten Artikel gegen den Pfarrherrn und die Pfründeninhaber von Muruzabal. Erstens, daß die genannte Kirche von Santa Maria de Onate augenscheinlich, und wie es öffentlich bekannt und offenkundig ist seit unerdenklichen Zeiten 122 <?page no="123"?> Eunate.indd 123 Eunate.indd 123 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 bis zum heutigen Tag und seit der Zeit ihrer Erbauung und ihrer Errichtung, drei Steinaltäre besitzt der eine größer und der wichtigste, ganz vorne, und die anderen zwei an den zwei Seiten zur Rechten und zur Linken weiter hinten, wie in Pfarr- und ganz angesehenen Kirchen. Ebenso, daß es in der genannten Kirche um die besagten Altäre und besonders um den Hauptaltar zur Rechten und zur Linken viele Schränke und Stellen aus behauenen Steinen zum Hinstellen und Aufbewahren der Gefäße und Paramente476der genannten Kirche gibt, was alles deutlich anzeigt, bestimmt und bedeutet, daß die genannte Kirche Pfarrkirche und keinesfalls Basilika gewesen ist und [noch] ist. Ebenso, daß die genannte Kirche geweiht ist, und daß es an den Innenwänden der genannten Kirche mehrere Kreuze in farbiger Fläche gibt, die bedeuten, daß sie Pfarrkirche und nicht Basilika gewesen ist und [noch] ist. Ebenso, daß über besagten Hauptaltar von innen vergoldete Tücher gehängt zu sein pflegten, um hinzustellen und aufzubewahren den Corpus Domini, Hostien, und andere Dinge, die Zeichen dafür sind, daß die genannte Kirche Pfarrkirche zu sein pflegte. Ebenso, daß die genannte Kirche innen und außen erbaut wurde und ist aus hübschen, gut behauenen Steinen, und daß die ganze besagte Kirche eingewölbt ist. Ebenso, daß sich hinter dem besagten Hauptaltar eine Sakristei befindet, aus gut behauenem und sehr schönem Stein und mit Gipsstein ausgeschmückt, und [daß sich] oben in 477 der besagten Sakristei ein vergoldetes Tuch zum Zurückstellen und Aufbewahren des Corpus Domini sowie ein großes vergoldetes Holzkreuz [befinden]. Ebenso, daß es einen Glockenaufsatz in der Mitte des Baukörpers der genannten Kirche gibt, und in ihm sind Raum und Bogenöffnungen für zwei Glocken, was ebenso darauf hinweist, daß die genannte Kirche Pfarrkirche gewesen ist und [noch] ist. Ebenso, daß sich ringsherum um die genannte Kirche außen ein sehr schöner Kreuzgang befindet, festlich gestaltet aus vielen großen und schönen Steinen, in welchem es viele Arkaden gibt, und in den Steinen sind herausgehauen die Kreuzigung Christi und viele andere Darstellungen, und am Fuß der Arkaden zwischen Bogen und Bogen gibt es viele Beingruben und Gräber, und in diesen tauchen auch heute noch viele Knochen von jenen auf, die in ihnen bestattet worden waren, und da sind einige große Steine, die die besagten Gräber abdecken. Ebenso, daß es im Umkreis des besagten Kreuzgangs Bauernhäuser und derartiges gibt, was anzeigt, daß genannte Kirche Pfarrkirche zu sein pflegte. Aufgrund solcher Dinge, Merkmale und Insignien erscheint es eindeutig, und man muß es glauben und festhalten, [ganz] abgesehen von den anderen Dingen, die in den bereits vor Gericht präsentierten Artikeln enthalten sind, daß 476 Oder des Ornats. 477 Eigentlich <über>oder <auf>,was allerdings kaum Sinn ergibt. 123 <?page no="124"?> Eunate.indd 124 Eunate.indd 124 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 die genannte Kirche Pfarr- und nicht Suffragankirche oder Basilika oder irgendetwas anderes war und ist. Ebenso, daß es unter den Gräbern ein besonders hervorgehobenes und wichtiges gibt, in dem bestattet war die Königin oder jene Dame, die die genannte Kirche gründete und erbauen ließ, und jedes Jahr pflegt man dieses Grab sehr ehrenvoll hervorzuheben durch Fürbitte[n] und das Andenken ihrer sowohl bei den Litaneien als auch den Zusammenkünften, die die Bruderschaftsmitglieder abhalten und abzuhalten pflegen. 124 <?page no="125"?> Eunate.indd 125 Eunate.indd 125 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Literatur ALARCÖNHERRERA, RAFAEL: A la sombra de los Templarios. Los enigmas de la Espafi.a magica. Claves secretas del Camino de Santiago (Barcelona 1986). ALTADILL, Juuo: Geograffa hist6rica de Navarra (Boletin de la Comisi6n de Monumentos hist6ricos y artisticos de Navarra 9, 1918, S. 83-95). ARIASANGLES,ENRIQUE : Influencias musulmanes en las estructuras arquitect6nicas del romanico de Segovia (Revista de la Universidad Complutense 22, 1973, S. 33- 59). ARIK,M. 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YETKIN,SUUTKEMAL: The Mausoleum of Mama Hatun (Yellik, Arastimalar Dergisi 1, 1956, S. 79-92). Erst während der Drucklegung - und damit zu spät für die Einarbeitung erhielt ich Kenntnis von JIMEN0JuRio, JosE MARIA: Eunate y sus enigmas (Principe de Viana 56, 1995, 85-120). Diese Studie, die v.a. schriftliche Quellen aufarbeitet und dabei auch das Dokument von 1219 als erste Erwähnung Eunates erkennt, kommt zu dem Schluß, Eunate sei von Beginn an nichts anderes gewesen als die Kapelle einer unabhängigen Bruderschaft ohne Beziehung zum Phänomen <Jakobsweg> und zu den Johannitern. Ein solches Ergebnis beruht m.E. auf einer nicht in allen Fällen ausreichend genauen Lesung der Quellen sowie auf der Tatsache, daß archäologischer und Baubefund an entscheidenden Stellen unberücksichtigt bleiben . Eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Thesen JIMEN0 JuRios muß einer späteren Gelegenheit vorbehalten bleiben. 132 <?page no="133"?> Eunate.indd 133 Eunate.indd 133 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Ortsregister Abu Gos61 Ahlat 111 Aljezares 80 Almazan89 Angouleme 91 Arce 35 Artaiz 72 Aulnay 39 Autun66 Baku 112 Barcelona 80 Bargota 25-27, 31 Belmont Johanniterburg 93 Zisterzienserkloster 61 Belvoir 93 Berbegal 44 Berlanga 81 Bologna 84 Braga 80 Bragarn; a 61 Burgos s . Virovesca Cambridge 93 Carri6n de los Condes 53, 70 Catalain 42 Celanova 82 Centcelles 78 Cervera 83 Chastel Blanc s. Safita Cizur Menor 27 Clerkenwell s. London Cluny 13, 66 C6rdoba, Große Moschee 57, 81, 83, 89 Egara(Terrassa) Kirchenfamilie 79-81 Sant Miquel 79, 81 Eneriz 34 Erzurum 110 Estella 13, 88 San Pedro de la Rua 44 Santo Sepulcro 94 Fitero 44, 63 Gadaras . Umm Qes Gallipienzo 57 Gausac 83 Gebail 61 Guerendain 34 Höpital-Saint-Blaise 89 Irache 88 Iracheta 61 Iranzu 44, 63 Jaca 34, 77 Kathedrale 66 Jerusalem 92-94, 96, 98, 100, 108f., 112 al-Aqsa-Moschee 98 Anastasis(-Rotunde) 17f., 21, 61, 84, 94-96,98 Annenkirche 61 Ascensio(-Memorie) 22, 96f., 99-110, 112 Assumptio 94-97, 100, 102 Dome of the Rock s. Qubbat as-$a~ra DormitioVirginis 96 Felsendoms. Qubbat as-$~ra Grabeskirche s. Anastasis Grabeskirche Mariae s. Assumptio f: Iaram as-Sarrf 96, 99 Heilig-Grab-Rotunde s. Anastasis Johannes-Hospital 24 Kettendom s. Qubbat al-Silsila Mariengrab s. Assumptio Memorie der Himmelfahrt Christi s. Ascensio Omar-Moschee s. Qubbat as-$a~ra Qubbat al-Silsila 21, 96, 104, 106 Qubbat as-$~ra 22, 96-100, 102, 106-108 Templum Domini s. Qubbat as-$a~ra Templum Salomoniss. al-Aqsa- Moschee 133 <?page no="134"?> Eunate.indd 134 Eunate.indd 134 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 La Cocosa 78 La Oliva 57 Laon Saint-Vincent 91 Sainte-Madeleine 91 Templer-Kapelle 91, 98 Las Salinas 34 Las Vegas de Pueblanueva 78 Le Puy, Saint-Clair d' Aiguilhe 38, 92, 107,109 Le6n, San Isidoro 52 Les Planes 83 Leyre 81 Lillet 83 Little Maplestead 93 Llrn; a 83 Logrofi.o 33 London 93 Lumbier 33 Medina 97 Mekka 97 Mendigorria 34 Metz 91, 98 Moissac 52 Monreal34 Montblanc 44 Montelios 80 Montmorillon 38, 91- 94, 109 Muruzabal30,34 Santa Lucia (ermita) 34 Obanos 15, 21, 27f., 32, 34f. Olcoz 46 Pfarrkirche 20, 22, 46- 53 Olerdola 83 Olivenza 80 Oloron 89 Ofi.ate 25 Orisoain 57 Otano 34 Pamplona 13f., 34 Kathedrale 65 Pompaelos. Pamplona Ponferrada 82 Puente la Reina 13f., 26, 35 Ravenna 80 Retaud 39 134 Rom Pantheon 82 San Pietro in Montorio 110, 112 Tempietto 110, 112f. Roncesvalles 35 Heilig-Geist-Kapelle s. Sancti Spiritus Sancti Spiritus 61, 86, 88 Sadaba 78 Safita 94 Saint-Honorat de Lerins 91 Saint-Michel d'Entraigues 91 Saint-Michel de Cuixa 83 Salamanca 84 Sallent 83 San Baudelio 81 San Miguel de Celanova s. Celanova Sangüesa, Santa Maria la Real 42, 53 Sant Esteve de Sallent s. Sallent Sant Jaume de Vilanova s. Vilanova Sant Miquel de Lillet s. Lillet Sant Pere Gros de Cervera s. Cervera Sant Sebastia del Sull 79, 82f. Santa Cecilia de Torreblanca s. Torreblanca Santa Coloma 82 Santa Magdalena de les Planes s. Les Planes Santiago de Compostela 13f., 17 Kathedrale 52, 66 Santo Domingo de Silos 72, 81 Santo Tomas de las Ollas 82 Saragossa s. Zaragoza Segovia, La Vera Cruz 84f., 88, 93, ll0 Solignac 61 Sorba 78 Sos del Rey Cat61ico 112 Souillac 38 Tarragona 78 Tercan ll0-ll2 Terrassa s. Egara Toledo, Moschee beim Bäb al- Mardum 57, 81, 83, 89 Tomar 44, 85, 98 Torcello 21 Torreblanca 83 <?page no="135"?> Eunate.indd 135 Eunate.indd 135 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49 Torres del Rfo, Santo Sepulcro 20f., 38, 42f., 49, 72, 86-90, 93, 95, 109 Toulouse La Daurade 66 Saint-Sernin 52 Tudela, Kathedrale 44 UmmQes 107 Valdecebadar 80 Valdetorres de Jarama 79f. Vezelay 66 Vic Kirchenfamilie 81 Sancta Maria rotunda 82 Vilabertran 61 Vilanova 83 Virovesca (Burgos) 33 Yarnoz 34 Zamarramala 84 Zaragoza 89 Aljaferfa 83, 89 Große Moschee 89 135 <?page no="136"?> Eunate.indd 136 Eunate.indd 136 20.09.22 16: 49 20.09.22 16: 49