Standard, Variation und Sprachwandel in germanischen Sprachen / Standard, Variatio and Language Change in Germanic Languages
1121
2007
978-3-8233-7336-0
978-3-8233-6336-1
Gunter Narr Verlag
Christian Fandrych
Reinier Salverda
Der vorliegende Band untersucht, wie Sprachwandel, Sprachvariation und Sprachkontakt einige wichtige Germanische Sprachen transformieren, und wie als Folge davon das Verhältnis von Standard und Varietäten (neu) konzeptualisiert wird. In welcher Weise beeinflussen und verändern Sprachkontaktprozesse die Germanischen Sprachen heute, wie werden die Standardsprachen jeweils betroffen? Welche neuen Varietäten entstehen als Teil dieser Prozesse? Wie werden sprachliche Pluralität und Differenz im öffentlichen und sprachpolitischen Diskurs thematisiert, welche Rolle spielen sie in alltäglichen Erzählungen und Konversationen verschiedener sozialer Gruppen? Welche Sprachideologien entstehen in diesem Zusammenhang, und wie werden sie von den Medien geprägt? Wie beeinflussen solche Prozesse die politische Entscheidungsfindung, sprachliche Kodifizierung und Normierung?
This volume focuses on the ways in which language change, language variation and language contact transform some of the major Germanic languages, as well as the ways in which the relationship between standard and varieties is (re-)conceptualised. How do processes of language contact affect the Germanic languages today? What impact does language contact have on their standard forms? What new varieties of language are emerging in the process? How do linguistic plurality and difference recur as themes in public discourse and language policy on the one hand, and in narratives and everyday conversations of various social groups on the other? What kind of linguistic ideologies emerge, and how are they shaped by the media? How do these processes affect political decision making and linguistic codification?
<?page no="0"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda (Hrsg.) Standard, Variation und Sprachwandel in germanischen Sprachen Standard, Variation and Language Change in Germanic Languages Gunter Narr Verlag Tübingen Studien zur Deutschen Sprache F O R S C H U N G E N D E S I N S T I T U T S F Ü R D E U T S C H E S P R A C H E <?page no="1"?> S T U D I E N Z U R D E U T S C H E N S P R A C H E 4 1 <?page no="2"?> Studien zur Deutschen Sprache F O R S C H U N G E N D E S I N S T I T U T S F Ü R D E U T S C H E S P R A C H E Herausgegeben von Arnulf Deppermann, Ulrich Hermann Waßner und Stefan Engelberg Band 41 · 2007 <?page no="3"?> Christian Fandrych/ Reinier Salverda (Hrsg.) Standard, Variation und Sprachwandel in germanischen Sprachen Standard, Variation and Language Change in Germanic Languages Gunter Narr Verlag Tübingen <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.d-nb.de> abrufbar. © 2007 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.narr.de E-Mail: info@narr.de Satz: Volz, Mannheim Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISSN 0949-409X ISBN 978-3-8233-6336-1 <?page no="5"?> Inhalt / Contents Christian Fandrych / Reinier Salverda Einführung ................................................................................................. 7 Introduction ............................................................................................. 17 Wim Vandenbussche Shared Standardization Factors in the History of Sixteen Germanic Languages .............................................................. 25 Martin Durrell Language, Nation and Identity in the German-speaking Countries......... 37 Andrew Linn / Leigh Oakes Language Policies for a Global Era: The Changing Face of Language Politics in Scandinavia ....................... 59 Jenny Carl / Patrick Stevenson Being a German-speaker in Central Europe: Language Policies and the Negotiation of Identities ............................... 91 Jannis Androutsopoulos Ethnolekte in der Mediengesellschaft. Stilisierung und Sprachideologie in Performance, Fiktion und Metasprachdiskurs ................................... 113 Inken Keim / Ralf Knöbl Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität türkisch-stämmiger Ghetto-Jugendlicher in Mannheim ........................................................ 157 Stephan Elspaß Variation and Change in Colloquial (Standard) German - The Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA) Project ......................... 201 Nils Langer Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification........ 217 Gertrud Reershemius Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet ................ 241 <?page no="6"?> Inhalt / Contents 6 Roland Willemyns Des tandardization in the Dutch L anguage T erritory at L arge ... .. ......... 265 Frans Hinskens New T ypes of N on-standard Dutch. ....................................................... 281 Zu den Autorinnen und Autoren / About the Authors ................................ 301 <?page no="7"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda Einführung Der vorliegende Band basiert auf den Vorträgen einer zweitägigen internationalen Konferenz zum Thema „Standard, Variation und Sprachkontakt in den germanischen Sprachen“, die am 23. und 24. März 2006 in den neu renovierten Räumen des Institute of Germanic and Romance Studies (IGRS), Senate House, Universität London, in Bloomsbury (London) stattfand. 1 Zu der Konferenz war eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien eingeladen, die auf dem Gebiet der Linguistik der germanischen Sprachen ausgewiesen sind, mit dem Ziel, die Auswirkung von Globalisierung, Migration, Sprachkontakt und jüngeren sozialen und politischen Entwicklungen auf Prozesse der Standardisierung und Destandardisierung in einigen germanischen Sprachen zu untersuchen.Wichtige Fragen und Themen, die auf der Konferenz diskutiert wurden, waren etwa die folgenden: In welcher Weise beeinflussen und verändern Sprachkontaktprozesse die Germanischen Sprachen heute, wie werden die Standardsprachen jeweils betroffen? Welche neuen Varietäten entstehen als Teil dieser Prozesse, und wie wird das Verhältnis zwischen Standard und Varietäten (re-)konzeptualisiert? Wie werden sprachliche Pluralität und Differenz im öffentlichen und sprachpolitischen Diskurs thematisiert, welche Rolle spielen sie in alltäglichen Erzählungen und Konversationen verschiedener sozialer Gruppen? Welche Sprachideologien entstehen in 1 Die Konferenz wurde von den Herausgebern dieses Bandes organisiert. Wir möchten uns an dieser Stelle für die Unterstützung bei der Organisation der Konferenz bei folgenden Institutionen bedanken: Aston University (Birmingham), Flanders House (London), Deutscher Akademischer Austauschdienst (Bonn), IGRS (London), Deutschabteilung am King's College London, Botschaft des Königreichs der Niederlande (London) sowie Niederländischabteilung am University College London. Persönlicher Dank geht an Jane Lewin, IGRS , für ihre große Unterstützung bei der Organisation der Konferenz, sowie an Daniela Schäfer für ihre unermüdliche Hilfe bei der Korrektur und dem Formatieren der Beiträge. Nicht zuletzt möchten wir uns sehr herzlich bei Prof. Ludwig M. Eichinger, Direktor des Instituts für Deutsche Sprache ( IDS ), Mannheim, und den Reihenherausgebern der Studien zur deutschen Sprache für die Aufnahme dieses Bandes in diese renommierte Reihe bedanken, und bei Norbert Volz ( IDS ) für seine immer freundliche und sehr effiziente Kooperation bei der Herstellung dieses Buchs. <?page no="8"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda 8 diesem Zusammenhang, und wie werden sie von den Medien geprägt? Wie beeinflussen solche Prozesse die politische Entscheidungsfindung, sprachliche Kodifizierung und Normierung? Der Band untersucht diese und verwandte Fragestellungen mit Blick auf die jüngste Vergangenheit und auf neuere Entwicklungen im gegenwärtigen Deutsch, Niederländisch, Friesisch, Niederdeutsch, Jiddisch, Norwegisch und Schwedisch. Sprachkontakt und seine vielfältigen Folgen ist ein immer wiederkehrendes Thema in den meisten Beiträgen - sei es der Kontakt zwischen nationalen Standardsprachen und dem Englischen oder zwischen verschiedenen Varietäten oder Migrantensprachen und den Standardsprachen. Diese Fragestellungen sind eng verbunden mit einem weiteren Thema, das viele Beiträge durchzieht: die verschiedenen Konzeptualisierungen von „Standardsprache“ und „Sprachvarietät“, und die Art und Weise, in der diese von ideologischen, sozialen und normativen Zwecken geprägt und für solche Zwecke auch wiederum instrumentalisiert werden. 1. Zu den einzelnen Beiträgen Im ersten Aufsatz, ‘Shared Standardization Factors in the History of Sixteen Germanic Languages’, gibt Wim Vandenbussche (Brüssel) einen vergleichenden Überblick über die Standardisierungsprozesse, die im Verlauf der Geschichte Einfluss auf die verschiedenen in diesem Band betrachteten germanischen Sprachen gehabt haben, wobei im Besonderen auf „typische Standardisierer“ eingegangen wird, zu denen Drucker, politische Machtzentren, der Handel, Schriftsteller, Schulen, offizielle Sprachplanungsbehörden, die Wissenschaft und schließlich auch die Medien gehören. Am Ende des Beitrags widmet sich Vandenbussche noch einigen „ideologischen Aspekten“ der Standardisierung, insbesondere der Frage, inwieweit Standardisierungsprozesse aus ideologischen Gründen genutzt und missbraucht worden sind. Die Einbeziehung dieser sprachideologischen Aspekte in die soziolinguistische Debatte verbindet diesen Beitrag mit jenen von Durrell und Androutsopoulos. Der zweite Beitrag, ‘Language, Nation and Identity in the German-speaking countries’ (von Martin Durrell, Manchester), befasst sich direkt mit der ideologischen Dimension - unter Rückgriff auf Begriffe wie Nationalität, ethnische Identität, Staatsnation, Sprachnation oder Kulturnation -, die sich in der soziolinguistischen Forschung einstellt, wenn wir die vielen verschie- <?page no="9"?> Einführung 9 denen Gruppen von Sprechern des Deutschen betrachten, die außerhalb Deutschlands in Europa leben, wenn wir den Rückgang von Regionalismen des Deutschen in Deutschland (im Osten und Westen, Norden und Süden) erforschen oder wenn wir die Herausbildung eigenständiger nationaler Varietäten in den deutschsprachigen Ländern betrachten. Besonders interessant ist dabei Durrells Schlussbemerkung, in der er darlegt, dass - besonders als Reaktion auf den letzten der drei erwähnten Prozesse - uns die allmähliche Herausbildung einer „echten deutschen Kulturnation mit einer gemeinsamen, aber plurizentrischen, Standardsprache, die nicht länger mit nationaler Identität assoziiert wird“, bevorstehen könnte. Aus dieser britischen Sicht könnte das Deutsche damit ähnliche Züge annehmen wie das Englische, das auf ganz unterschiedliche Art und Weise im Vereinigten Königreich gesprochen wird. Der Beitrag von Andrew Linn (Sheffield) und Leigh Oakes (London), ‘Language Policies for a Global Era: The Changing Face of Language Politics in Scandinavia’, behandelt eine Fallstudie, in der die unterschiedlichen Reaktionen von Norwegen und Schweden auf die wohl wichtigste soziolinguistische Frage des 21. Jahrhunderts, die reale oder wahrgenommene Gefahr eines immer größer werdenden Einflusses des Englischen als Sprache der Globalisierung, verglichen werden. Während Norwegen über eine weitaus längere Geschichte und mehr Erfahrung in den Bereichen Sprachpolitik und Sprachplanung verfügt, war es der Sprachrat für die schwedische Sprache im Nachbarland, der einen konkreten Plan für die Stärkung des Schwedischen hervorbrachte. Dieser fundierte, weltoffene und aufschlussreiche Bericht wurde 2002 unter dem Namen Mål i mun veröffentlicht und unternimmt auch den Versuch, die besonders akute Gefahr des Verlusts von Sprachdomänen, vor allem in der Wissenschaft, anzugehen. Das skandinavische Modell eines partnerschaftlichen Verhältnisses zwischen den Sprachen, des Respekts für die jeweiligen Muttersprachen und die Zusammenarbeit miteinander in Bezug auf Sprachpolitik könnte als Modell für andere Länder dienen. Für die Zukunft bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die getroffenen Maßnahmen zur Förderung des Schwedischen und Norwegischen haben werden. Im folgenden Beitrag von Jenny Carl und Patrick Stevenson (Southampton), ‘Being a German-speaker in Central Europe: Language Policies and the Negotiation of Identities’, liegt der Schwerpunkt auf Mitteleuropa, wo historisch gesehen dem Deutschen über Jahrhunderte hinweg die Rolle einer <?page no="10"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda 10 lingua franca zukam. Bei ihrer qualitativen Studie konzentrieren sich Carl und Stevenson dabei auf Ungarn und untersuchen die verschiedenen Identitätsangebote für einzelne Sprachbenutzer und wie diese mit Sprachvarietäten verbunden sind. Von besonderem Interesse sind dabei die biografischen Erzählungen verschiedener Deutschsprachiger und Interviews mit Mitgliedern der öffentlichen Verwaltung, Vertretern von Minderheiten und Lehrern, was eine Abkehr von allzu vereinfachenden Auffassungen über Ethnizität möglich macht. Auf der Grundlage dessen, was diese verschiedenen Sprachbenutzer tatsächlich sagen und tun (und welche Aussagen sie darüber treffen, was sie tun), wird klar, wie die Darstellung und Praxis der Mehrsprachigkeit mit vorherrschenden Einsprachigkeitseinstellungen und -ideologien in Konflikt steht. Dabei werden die komplexen Prozesse des Aushandelns zwischen Nationalsprache, Minderheitsvarietäten des Deutschen und dem Konzept einer deutschen „Standardsprache“ beleuchtet. So wird erheblich zu einem besseren Verständnis dazu beigetragen, was es bedeutet, ein deutscher Muttersprachler in Mitteleuropa zu sein. Daran schließt sich der Beitrag von Jannis Androutsopoulos (Hannover/ London), ‘Ethnolekte in der Mediengesellschaft. Stilisierung und Sprachideologie in Performance, Fiktion und Metasprachdiskurs’, an, in dem die Transformation Deutschlands von einer Gesellschaft, die von sich selbst vornehmlich das Bild einer einsprachigen Sprachgemeinschaft entworfen hatte, zu einer Gesellschaft, die sich auf ein viel größeres Ausmaß an sprachlicher Diversität und Pluralität einstellen muss, beleuchtet wird. Dabei erkennt Androutsopoulos drei Schlüsselbereiche, die von soziolinguistischem Interesse sind: (a) der höhere Grad an Bilingualismus als Folge der Globalisierung, was zu einer Verwendung des Englischen als lingua franca neben den jeweiligen Nationalsprachen, in diesem Fall Deutsch, führt; (b) ein höherer Grad an Bilingualismus als Folge von Migration, wobei die jeweiligen Muttersprachen neben der Nationalsprache Deutsch weiter verwendet werden, was zu vermehrtem Codewechsel sowie mehrsprachigen Registern und Sprechstilen führt; und (c) das Entstehen neuer Varietäten des Deutschen, vom ‘Gastarbeiterdeutsch’ der Nachkriegszeit zu neueren Ethnolekten der Einwanderer, die häufig mit Begriffen wie Türkendeutsch, Kanaksprak oder Migrantenslang bezeichnet werden. Letztere stehen im Mittelpunkt des Beitrags, der einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand auf dem Gebiet der Ethnolekte in Deutschland gibt. So kann dieser Beitrag zusammen <?page no="11"?> Einführung 11 mit dem Aufsatz von Keim und Knöbl als Pendant zu Hinskens' Beitrag gesehen werden, in dem neuere Varietäten des Niederländischen diskutiert werden. Im weiteren Verlauf präsentiert Androutsopoulos spannende Quellen aus Literatur und Medien und analysiert dabei die sprachideologischen Annahmen, die den oft wenig wohlwollenden öffentlichen Debatten um diese neu aufkommenden deutschen Ethnolekte zugrunde liegen. Im nächsten Beitrag, ‘Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität türkisch-stämmiger Ghetto-Jugendlicher in Mannheim’ von Inken Keim und Ralf Knöbl (Mannheim), stehen die soziale Welt, die prägenden Erfahrungen sowie die sprachlichen Kompetenzen und das Verhalten eines jungen türkischstämmigen Migranten in Deutschland im Vordergrund. Auf der Grundlage einer detaillierten Analyse von verschiedenen Konversationen kommen Keim und Knöbl zu dem Schluss, dass die linguistischen und kommunikativen Kompetenzen des Migranten in starkem Gegensatz zu seinem geringen Bildungsgrad und Ansehen sowie zu einer Reihe von Vorurteilen gegenüber den sprachlichen Kompetenzen junger Immigranten stehen. Damit belegt diese spannende Fallstudie viele Erkenntnisse, auf die sich Androutsopoulos in seinem Beitrag stützt (siehe oben). Im Beitrag von Stephan Elspaß (Augsburg), ‘Variation and Change in Colloquial (Standard) German - The Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA) Project’ wird eine empirische Untersuchung zur Varietät, die Elspaß „Alltagssprache“ nennt, beschrieben. Dieser Begriff scheint angemessener und realistischer als der herkömmliche, enger gefasste Begriff des Standarddeutschen, und weniger problematisch und ambig als der eher abwertende Terminus Umgangssprache. Das Projekt hilft, nicht nur aus soziolinguistischer, sondern auch aus pädagogischer Sicht eine Lücke zu schließen, indem es ein realistisches Bild der im Alltag tatsächlich verwendeten Sprache zeichnet. Es zeigt auf spannende Weise die Relevanz von großflächigerer regionaler Variation, die von phonetischen und lexikalischen bis hin zu morphologischen und grammatischen Phänomenen geprägt ist und oft Ländergrenzen und ehemalige Dialektgrenzen überschreitet. Die Daten wurden mit Hilfe von Internetbefragungen ermittelt und als Karten repräsentiert, die die Ergebnisse sehr anschaulich darstellen. Vergleiche dieser Ergebnisse mit denen früherer Untersuchungen machen die Schnelligkeit des Sprachwandels im Gegenwartsdeutschen ebenso deutlich wie die Tatsache, dass die deutsche Alltagssprache sich immer mehr zur dominanten Varietät der Alltags- <?page no="12"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda 12 kommunikation entwickelt, wenngleich sie von einigen regionalen Elementen gefärbt wird - und einige Merkmalsverteilungen die ehemalige Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland nachzeichnen. Aus einer anderen Perspektive beschäftigt sich Nils Langer (Bristol) in seinem Beitrag ‘Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification’ ebenfalls mit diesem Thema. Er untersucht die Frage nach der Variation im Standarddeutschen, indem er zunächst einen Überblick darüber gibt, wie einige einschlägige Regelwerke dieses Thema behandeln, und wie sie insbesondere drei verschiedene grammatische Phänomene, die im heutigen deutschen Sprachgebrauch von einem hohen Grad an Variation und Wandel geprägt sind, einschätzen und beschreiben. Langer lehnt es ab, die Standardsprache als feste Größe zu verstehen, die, sobald einmal festgeschrieben, uniform und frei von Variation sei. Stattdessen postuliert er, dass eine Definition von Standardsprache auf der Basis von drei verschiedenen, aber komplementären Informationsquellen zu erfolgen habe: neben Daten aus tatsächlichem Sprachgebrauch und aus ihnen abgeleiteten Annahmen über das Grammatiksystem der Sprecher sollte auch untersucht werden, wie Sprecher über die Standardbzw. Nicht-Standard-Zugehörigkeit bestimmter Phänomene urteilen, und schließlich sollten die normativ-grammatischen Regeln einschlägiger Referenzwerke berücksichtigt werden. Daran schließt sich der Beitrag von Gertrud Reershemius (Aston University) zum Thema ‘Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet’ an, in dem es um die Ostfriesische Halbinsel geht, eine abgelegene Küstenregion mit einer langen Geschichte von Mehrsprachigkeit, Sprachvariation, Sprachkontakt und Sprachwandel, in der das Niederländische, Friesische, Niederdeutsche und in jüngerer Zeit auch das Standarddeutsche wichtige Rollen gespielt haben. Reershemius zeigt, dass die Situation noch komplexer war: neben diesen vier verschiedenen Sprachen war auch das gesprochene Jiddisch der Westjiddischen Diaspora Teil des komplexen Bilds. Wichtige Quellen sind in Aurich erhalten geblieben - ein Amateurtheaterstück, ein Dialog, eine Denkschrift und zwei Wortlisten - die zeigen, dass zwischen 1860 und den 1930er-Jahren diese Varietät des Jiddischen weiter existierte und in mehr oder weniger starker Ausprägung und Frequenz neben den anderen vier Sprachen in Aurich gesprochen wurde, bis sie im Holocaust ausgelöscht wurde. Die Analyse der sprachlichen Besonderheiten dieser jiddischen Varietät wird verbunden mit einer umfassenderen Betrachtung ihrer <?page no="13"?> Einführung 13 kulturellen und sozialen Bedeutung und ihres symbolischen Werts in einer relativ kleinen jüdischen Gemeinde in dieser ländlichen Gegend. Der Brüsseler Soziolinguist Roland Willemyns beginnt seinen Beitrag ‘Destandardization in the Dutch Language Territory at Large’ mit einem kurzen Überblick über die Standardisierung des Niederländischen in Flandern und den Niederlanden. Mit dem Rückgang der wichtigsten Standardisierungsfaktoren in Holland und Flandern in den letzten Jahrzehnten scheint ein Prozess der Destandardisierung begonnen zu haben. Zwei wichtige zentrifugale Tendenzen scheinen hierfür mit verantwortlich zu sein: die wachsende Bedeutung von Poldernederlands in Holland einerseits, von Verkavelingsvlaams oder Schoon Vlaams in Flandern auf der anderen Seite. Beide scheinen sich vom herkömmlichen niederländischen Standard zu entfernen. Willemyns legt jedoch auf der Grundlage zweier umfassender soziolinguistischer Untersuchungen neueren Datums eine recht abweichende Analyse vor, indem er die Regionen, in denen Niederländisch gesprochen wird, als einheitliches, wenn auch plurizentrisches linguistisches Makrosystem mit zwei Sprachentwicklungszentren, dem brabantischen und dem holländischen, betrachtet. Nach seiner Analyse geht die derzeit beobachtbare Tendenz, nicht nur in den Niederlanden, sondern in ganz Westeuropa, dahin, dass die Sprachbenutzer sich zunehmend auf eine einzige Varietät beschränken, welche dann je nach kommunikativer Situation nur leicht angepasst wird. In seinem Abschlussbeitrag, ‘New Types of Non-standard Dutch’, beschäftigt sich Frans Hinskens (Amsterdam) mit dem gleichen Themenbereich und untersucht, wie in den niederländischsprachigen Regionen neue Arten von niederländischen Varietäten - Regiolekte ebenso wie Ethnolekte - den Platz zwischen den traditionellen Dialekten und der Standardsprache einnehmen. Sein Hauptargument ist, dass für ein Verständnis der Herausbildung und Entwicklung dieser neuen Varietäten die internen und externen sprachlichen und außersprachlichen Kräfte genauer analysiert werden müssen, die für diese neuen Entwicklungen verantwortlich sind. 2. Allgemeiner Ausblick Die verschiedenen Beiträge in diesem Band bieten einen spannenden Einblick in neue Bereiche der soziolinguistischen Forschung aller germanischen Sprachen. Es fällt auf, dass all die verschiedenen Herangehensweisen und Beiträge sich ergänzen und so ein differenzierteres und präziseres Bild der <?page no="14"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda 14 dynamischen sozialen Prozesse und der Art und Weise, wie diese mit sprachlichem Wandel, Sprachideologien, metalinguistischen Diskussionen und politischen Prozessen verknüpft sind, zeichnen. Existierende Sprachvarietäten werden in den Beiträgen von Durrell, Carl und Stevenson, Elspaß, Langer, Reershemius und Willemyns beleuchtet. In diesen Beiträgen werden unter anderem Probleme bei der Definition und Beschreibung von „Standardvarietät“, die Rolle der Kodifizierung und Fragen der sprachlichen Nivellierung und sprachlicher Vielfalt diskutiert. Zwar gibt es in verschiedenen Sprachgemeinschaften deutliche Hinweise auf eine Tendenz hin zur Herausbildung einer „Alltagssprache“, wie Elspaß sie nennt, doch scheint diese Varietät offener zu sein für interne Anpassungen je nach kommunikativer Situation und symbolischem Bedürfnis. Gleichzeitig entstehen jedoch neue Varietäten, vor allem durch Sprachkontakt zwischen Immigrantensprachen und den jeweiligen germanischen Nationalsprachen (siehe die Beiträge von Androutsopoulos, Keim/ Knöbl und Hinskens). Diese können sozialer Stigmatisierung zum Opfer fallen und zur Herausbildung von Sprachideologien führen. Solche Ideologien stehen in vielerlei Hinsicht in scharfem Kontrast zu den Ergebnissen empirischer Studien, die ein sehr viel differenzierteres Bild der sprachlichen Kompetenzen von Sprechern dieser neuen Varietäten, ihres sprachlichen Bewusstseins und der Faktoren, die ihre Sprachwahl beeinflussen, zeichnen. Um breitere ideologische Aspekte im größeren Rahmen geht es in den Beiträgen von Vandenbussche und Durrell. Während Durrell deutlich den Zusammenhang zwischen Ideologien sowie Auffassungen von Sprache, nationaler Einheit und kultureller Homogenität aufzeigt, wählt Vandenbussche einen vergleichenden Ansatz und fragt, inwieweit Standardisierungsprozesse für verschiedene ideologische und politische Zwecke in den verschiedenen germanischen Sprachen instrumentalisiert worden sind. Linn und Oakes diskutieren in ihrer Fallstudie zur skandinavischen Sprachpolitik die Rolle einer lingua franca, die Gefahr des Domänenverlusts und die Möglichkeiten und Grenzen einer offiziellen Sprachpolitik, die bestrebt ist, Internationalismus und Offenheit mit der Förderung funktional reicher nationaler Standardvarietäten in Einklang zu bringen. Die Untersuchung von Carl und Stevenson beschäftigt sich eher mit der Frage, inwieweit eine Sprachpolitik, die die Förderung von und Respekt vor sprachlichen Minderheiten zum Ziel hat, zu komplexen neuen Aushandlungen und Konflikten sprachlicher Identitäten einer deutschsprachigen Minderheit in Mitteleuropa führen kann. <?page no="15"?> Einführung 15 Daraus ergibt sich als zentrales Thema, das in die weitere soziolinguistische Forschung stärker miteinbezogen werden sollte, die Untersuchung der Rolle der sprachideologischen Dimension (Identität, Nation/ Ethnizität) und von sozialen Entwicklungen, die die über lange Zeit angenommene Einsprachigkeit in den Ländern Europas in Frage stellt. Dies könnte ein Zeichen für den Niedergang der Ideologie der Identität von Sprache und Nation sein, von der das moderne Europa mindestens seit Beginn der Renaissance (cuius regio illius lingua) beherrscht war, welche aber immer weniger der wachsenden Variation und Vielfalt im tatsächlichen Sprachgebrauch normaler Sprachbenutzer in den verschiedenen germanischen Sprachen in Europa entspricht. Die Forschung auf dem Gebiet der Sprachpolitik profitiert von einer Kombination beider: die Untersuchung neu aufkommender Varietäten im authentischen Sprachgebrauch einerseits und die Analyse der ideologischen Dimension andererseits können helfen, besser zu verstehen, was linguistische Pluralität und Diversität tatsächlich bedeuten und welcher Stellenwert ihr in der öffentlichen Debatte um diese soziolinguistischen Entwicklungen, die in ganz Europa immer alltäglicher werden, zukommt. Des Weiteren werden potenzielle Konflikte und Machtkämpfe aufgezeigt, von denen diese Entwicklungen begleitet werden. Schließlich sei auch die europäische Dimension erwähnt. In ganz Europa stehen heute Sprachen, oder besser Sprachbenutzer, täglich in engem Kontakt zueinander. Die germanischen Sprachen sind Teil dieser allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung, da sie immer mehr auch in Kontakt mit anderen Sprachen kommen - allen voran mit dem Englischen, aber auch miteinander und mit vielen weiteren Migranten- und Nachbarsprachen. Zu den gemeinsamen europäischen Erfahrungen zählt das Ende der traditionellen Auffassung von Einsprachigkeit, der durch Ungleichheit gekennzeichnete Kontakt zwischen Standardsprachen und Varietäten oder Minderheitssprachen und die sich wandelnden Sprachverhaltensmuster, Sprachstile, -register und -varietäten. Die Aufsätze in diesem Band tragen auf verschiedenste Weise zur laufenden Debatte um die europäische Mehrsprachigkeit bei - durch neues Datenmaterial, detaillierte Analysen, Ideen, kritische Erörterungen und die Verschiedenheit der Perspektiven, aber auch durch umfangreiche soziolinguistische Untersuchungsergebnisse und präzise, qualitative Untersuchungen etwa biografischer Erzählungen. <?page no="17"?> Introduction This volume is based on papers given at a two-day international conference on ‘Standard, Variation and Language Contact in the Germanic languages’, held on 23 and 24 March 2006 at the Institute of Germanic and Romance Studies (IGRS), University of London, in the Institute's newly refurbished wing of Senate House, in Bloomsbury, Central London. 2 The conference brought together a group of experts in the field of Germanic languages and linguistics from universities in Belgium, Germany, the Netherlands, and the United Kingdom, with the aim of discussing the ways in which globalisation, migration, language contact, and recent social and political developments bring about processes of standardisation and destandardisation in the Germanic languages. Key questions and issues that were addressed during the conference included: How do processes of language contact affect the Germanic languages today? What impact does language contact have on their standard forms? What new varieties of language are emerging as a consequence of these processes, and how is the relationship between standard and varieties being (re-)conceptualised? How do linguistic plurality and difference recur as themes in public discourse and language policy on the one hand, and in narratives and everyday conversations of various social groups on the other? What kind of linguistic ideologies emerge, and how are they shaped by the media? And how do these processes affect political decision making and linguistic codification? These questions were discussed with regard to the recent history - and ongoing developments - of contemporary German, Dutch, Frisian, Low German, 2 The conference was organised by the editors of this volume, and we gratefully acknowledge the help and support given by Aston University (Birmingham), Flanders House (London), the German Academic Exchange Service ( DAAD , Bonn), the IGRS itself, the German Department of King's College London, the Royal Netherlands Embassy (London), and the Dutch Department of University College London. We would also like to thank Ms. Jane Lewin, IGRS , for her great support with the organisation of the conference, and Ms. Daniela Schäfer for her tireless help with the proof-reading and formatting of this volume. Last but not least we would like to express our warmest gratitude to Professor Ludwig M. Eichinger, director of the Institut für Deutsche Sprache ( IDS ), Mannheim and the series editors of Studien zur deutschen Sprache for offering to include this volume into this prestigious series, and to Mr. Norbert Volz ( IDS ) for his friendly and very efficient cooperation with the production of this book. <?page no="18"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda 18 Yiddish, Norwegian, and Swedish. Language contact and its manifold consequences is a recurrent theme in most papers - be it between national languages and English or between various varieties or immigrant languages and ‘standard’ languages. This is closely connected with another topic that runs through many of the contributions - the various conceptualisations of ‘standard language’ and ‘language variety’, and the ways in which these are shaped by, or instrumentalised for, ideological, social, and normative purposes. 1. About the articles In the opening contribution, ‘Shared Standardization Factors in the History of Sixteen Germanic Languages’, Wim Vandenbussche (Brussels) gives a comparative survey of the standardisation processes at work in the histories of the various Germanic languages under discussion, focusing in particular on a series of ‘typical standardisers’ such as printers, centres of political power, commerce and trade, literary authors, schools, official language planning bodies, academics, and, finally, the media. His contribution ends with a brief look at the ‘ideological aspects’ of standardisation, i.e. at the ways in which standardisation processes have been used and abused for ideological reasons. By bringing these language ideological dimensions into the sociolinguistic debate, his contribution chimes with those by Durrell and Androutsopoulos. Next, Martin Durrell (Manchester), in his ‘Language, Nation and Identity in the German-speaking Countries’, addresses head-on the ideological dimension - in terms of notions such as nationality, ethnic identity, Staatsnation, Sprachnation, or Kulturnation - that crops up in sociolinguistic research when we survey the many different groups of speakers of German across Europe outside Germany, when we investigate the decline of regionalisms within the German spoken in Germany (east and west, north and south), or when we observe the emergence of different national forms of German in the different states where German is spoken today. Of particular interest is Durrell's closing suggestion that - in reaction especially to the last of these three processes - we may see the eventual emergence of “a genuine German Kulturnation, with a common, if pluricentric standard language which is no longer significantly associated with national identity”. On this very British view, German in Europe could then take up a role that resem- <?page no="19"?> Introduction 19 bles that of English as spoken, in many different ways, across the United Kingdom. Andrew Linn (Sheffield) and Leigh Oakes (London) discuss ‘Language Policies for a Global Era: The Changing Face of Language Politics in Scandinavia’. Their case study compares the different responses given by Sweden and Norway, respectively, to what is perhaps the most important sociolinguistic issue of the twenty-first century, namely the real or perceived threat of English as the ever more widespread language of globalisation. Whereas Norway has had a far longer history and practical experience in the domain of language policy and language planning, it was its neighbouring country's Committee on the Swedish Language which presented a concrete action plan for the promotion of Swedish, in its very well-informed, open-minded and highly enlightening report Mål i mun of 2002, which also tries to address the most imminent danger of domain loss (especially in the sciences). The Scandinavian model of language fellowship, respect for and collaboration on each others' mother tongues could well provide a model for other countries when it comes to issues of language policy, and it will be interesting to see what effects the proposed measures to promote Swedish and Norwegian will eventually have. In the next contribution, ‘Being a German-speaker in Central Europe: Language Policies and the Negotiation of Identities’, Jenny Carl and Patrick Stevenson (Southampton) focus on Central Europe, where, historically, German has for centuries fulfilled the role of lingua franca. Studying Hungary in particular, Carl and Stevenson take a qualitative approach, pursuing what identity options are available to individual language users, and how these are linked with language varieties. Of particular interest is their use of biographical narratives of individual German-speakers and interviews with public officials, minority representatives and teachers, which enables them to move away from simplistic issues of ethnicity. On the basis of what these various kinds of language users actually say and do (and say about what they do), they note how the rhetoric and practice of multilingualism regularly conflicts with the prevailing monolingualism of attitudes and ideologies, and shed light on the complex processes of negotiation between national language, linguistic minority varieties of German, and the notion of a German ‘standard’ language. Thus, they contribute significantly to a new understanding of what it means to be a German speaker in Central Europe today. <?page no="20"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda 20 Jannis Androutsopoulos (Hanover/ London) then goes on to discuss - in his ‘Ethnolekte in der Mediengesellschaft. Stilisierung und Sprachideologie in Performance, Fiktion und Metasprachdiskurs’ - the transformation of Germany from a society operating under monolingual assumptions into one which has to come to terms with a far greater degree of linguistic diversity and plurality. Within this general process, he distinguishes three key areas of interest for sociolinguistic investigation: (a) the increase in bilingualism due to globalisation, where the global lingua franca, English, is used alongside the national language, in this case German; (b) the increase in migrationrelated bilingualism, where languages of foreign origin are being maintained alongside German as the national language, leading to increases in code mixing, bilingual registers and speaking styles; (c) the rise of new varieties of German, ranging from postwar ‘Gastarbeiterdeutsch’ to more recent immigrant ethnolects which are frequently referred to as Türkendeutsch, Kanaksprak, and Migrantenslang. Focusing in particular on the latter, he presents a survey of ongoing developments in ethnolectic research in Germany. In this respect, his contribution, together with that by Keim and Knöbl, is the German counterpart to Hinsken's contribution on new varieties in Dutch. Androutsopoulos then goes on, with many fascinating data from the media and the world of fiction, to analyse and discuss the language-ideological assumptions in the often not very welcoming public discourses which accompany the rise of these new German ethnolects. The sixth contribution, ‘Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität türkisch-stämmiger Ghetto-Jugendlicher in Mannheim’ by Inken Keim and Ralf Knöbl (Mannheim) then focuses on the social world and formative experiences, as well as the language abilities and behaviour of a young migrant of Turkish origin in Germany. On the basis of a thorough analysis of actual conversational material, they conclude that his highly developed linguistic proficiency and communicative competence stand in stark contrast to his poor educational and professional achievement and status, as well as to many preconceptions about the linguistic competencies of young immigrants. This intriguing case study supports many of the findings in Androutsopoulos' contribution (see above). Stephan Elspaß (Augsburg), in his ‘Variation and Change in Colloquial (Standard) German - The Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA) project’, describes an empirical project focusing on what he calls ‘colloquial standard German’ (Alltagssprache) - arguably a more adequate and realistic concept <?page no="21"?> Introduction 21 than the rather narrow, traditional notion of ‘standard German’, and less ambiguous than the slightly pejorative term Umgangssprache (‘colloquial German’). This project fills a gap not only from a sociolinguistic, but also from a pedagogical point of view, since it provides a much more realistic picture of the language that is actually spoken in everyday situations. What emerges are fascinating pictures of broader regional variation (ranging from phonetic and lexical to morphological and grammatical phenomena), often crossing state borders and old dialect boundaries. The data are collected with the help of internet surveys and projected onto maps that illustrate the findings very vividly. Comparisons of his own results with earlier studies show the rapid linguistic change taking place in modern German, with ‘colloquial standard German’ becoming the dominant variety of everyday communication, albeit with some regional ‘spices’ - and some interesting distributions reflecting the old border between East and West Germany. From a different angle, the same problem comes to the fore in Nils Langer's (Bristol) ‘Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification’. Langer addresses the topic of variation in standard German, surveying on the one hand what a range of authoritative reference works have to say on this matter, and on the other checking how they treat three different grammatical constructions in contemporary German usage which are showing considerable variation and change. Rejecting the idea that a standard is cast in stone once and for all, and that it shows only uniformity and no variation, Langer argues that in order to determine what is standard German we will need to consult at least three different but complementary sources of information - not just the data of actual language use and what these can tell us about the speaker's grammar, but also the speakers' perceptions of what is or is not standard German, as well as the grammatical rules prescribed in authoritative reference works. This is followed by ‘Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet’ by Gertrud Reershemius (Aston University), concerned with a very special case, that of the East Frisian peninsula in Northwestern Germany, a remote coastal area with a long history of multilingualism, language variation, contact and change, involving Dutch, Frisian, Niederdeutsch, and more recently also standard German. Arguing that the East Frisian language situation actually was even more complex, Reershemius here reports that, beyond these four different languages, there is, or rather has been, another language involved, viz the spoken Yiddish of the West Yiddish Diaspora. Important <?page no="22"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda 22 sources have survived in the city of Aurich - an amateur play, a dialogue, a memoir and two word lists - which demonstrate that between 1860 and the 1930s this variety of Yiddish still existed and was spoken, to varying degree or extent, alongside the other four languages already mentioned, in the Aurich Jewish community that was later extinguished in the Holocaust. The analysis of the linguistic features of this Yiddish variety is linked to a broader discussion of its cultural and social functions and its symbolic value in a comparatively small Jewish community in this rural area. The Brussels sociolinguist, Roland Willemyns, opens his contribution, ‘De-standardization in the Dutch Language Territory at Large’ with a nutshell overview of the standardisation of Dutch in the Low Countries (Flanders and the Netherlands). As the major standardising factors in Holland and in Flanders have been gradually fading away in recent decades, this appears to have triggered a process of de-standardisation. Two centrifugal tendencies appear to be at play today: in Holland, the new variety of Poldernederlands and in Flanders the rise of Verkavelingsvlaams or Schoon Vlaams. Both are moving away, or so it seems, from the conventional norm of standard Dutch. Willemyns, however, on the basis of two extensive recent sociolinguistic surveys, offers a rather different analysis of what is happening, presenting the Dutchspeaking Low Countries as a single but pluricentric linguistic macro-system, with two key centres of language development, a Brabantic one, and a Hollandic one, respectively. In his view, what we are witnessing, not just in the Low Countries, but rather more generally across Western Europe as a whole, is that people are gradually restricting their choice of possible varieties to a single one, modified only slightly in accordance with different communicative situations. In his closing contribution, ‘New Types of Non-standard Dutch’, Frans Hinskens (Amsterdam) takes up the same issue and discusses how in the Dutch-speaking Low Countries new kinds of varieties of Dutch - regiolects as well as ethnolects - are filling the linguistic space between the traditional dialects and the standard language. His main argument is that, in order to understand the emergence and development of these new non-standard varieties we will need to unravel the relevant linguistic (internal and external) and extra-linguistic forces that are at work here. <?page no="23"?> Introduction 23 2. General outlook and perspective The various contributions in this volume provide a fascinating insight into new directions in sociolinguistic research across the Germanic languages. To begin with, it is very interesting to see how well the various approaches and contributions inform and complement each other and help to provide a more differentiated and accurate picture of the dynamic social processes and the ways in which these are linked to linguistic change, linguistic ideologies, metalinguistic debate and political processes. Existing language varieties are discussed by Durrell, Carl and Stevenson, Elspaß, Langer, Reershemius and Willemyns. These studies discuss, amongst other things, problems with defining and describing a ‘standard variety’, the role of codification and questions of linguistic leveling and linguistic diversity. While there is evidence in various linguistic communities of a tendency towards the firm establishment of a broader ‘colloquial standard language’, as Elspaß calls it, this variety, at the same time, seems to allow for more internal adaptation according to different communicative and symbolic needs. Yet at the same time, new language varieties emerge, in particular through language contact between immigrant languages and the national Germanic languages (see the contributions by Androutsopoulos, Keim/ Knöbl, and Hinskens). These can be subject to social stigmatisation and trigger the formation of linguistic ideologies. Such ideologies are in many ways in sharp contrast to the findings of empirical studies which paint a much more differentiated picture of the linguistic competencies of speakers of these new varieties, of their linguistic awareness and the factors that influence the linguistic choices they make. Broader ideological issues are at the heart of the contributions by Vandenbussche and Durrell, albeit at a macro-level. Whereas Durrell's survey clearly shows the link between ideologies, concepts of language, national unity and cultural homogeneity, Vandenbussche adopts a comparative approach across the Germanic languages and asks how standardisation processes have been instrumentalised for various ideological and political purposes. Linn and Oakes, in their case study of Scandinavian language policy, are concerned with the issue of a lingua franca, the threat of domain loss, and the possibilities and limitations of an official language policy that strives to combine internationalism and openness with the promotion of fully functional national varieties. Carl and Stevenson's study, on the other hand, is more concerned with the ways in which a state policy that endeavours to promote and respect a minority linguistic community, leads to complex <?page no="24"?> Christian Fandrych / Reinier Salverda 24 re-negotiations and conflicts of linguistic identities in a German-speaking minority in Central Europe. Thus, a key theme to have emerged for further sociolinguistic research is the inclusion into sociolinguistics of the study of the role of the languageideological dimension (identity, nation/ ethnicity), and of social developments that call into question the established monolingual assumptions taken for granted for so long in the nation-states of Europe. This may be a sign of the demise of the one-nation, one-language-ideology that has dominated the European theatre throughout the modern era, at least from the Renaissance onwards (cuius regio illius lingua), but which is increasingly at odds with the growing variation and diversity in the actual linguistic behaviour and language practices of ordinary language users in the various Germanicspeaking areas across Europe. Research into language politics benefits from bringing the two together: Studying, on the one hand, the rise of new varieties in actual language use, and, on the other hand, the ideological dimension, may help to understand what linguistic plurality and diversity actually mean and what significance is attached in public discourse to these sociolinguistic developments, which are increasingly becoming a fact of everyday life all over Europe. It also shows the potential conflicts and power struggles that come with these developments. Finally, there is the European dimension. All over Europe, languages, or rather speakers of languages, are now in close, everyday contact with each other. The Germanic languages are taking part in this general societal development, as they are increasingly in contact with other languages - with English first of all, with each other, and a host of other migrant and neighbouring languages. Common European themes that we encounter here are the end of traditional monolingual assumptions, the unequal contact between standard languages and indigenous varieties or minority languages, and the changing patterns of language behaviour, styles, registers and varieties. Here, the articles in this volume contribute in many ways - with new data, critical analyses, ideas, arguments and a variety of perspectives, with large-scale sociolinguistic survey results just as much as with precise, qualitative research into biographical narratives - to the ongoing debate on European multilingualism. <?page no="25"?> Wim Vandenbussche Shared Standardization Factors in the History of Sixteen Germanic Languages 1 Abstract Der vorliegende Artikel diskutiert einige Themen, die sich aus dem Vergleich der Standardisierungsprozesse verschiedener germanischer Sprachen ableiten lassen. Es wird eine Reihe „typischer Standardisierer“ vorgestellt, die in der Geschichte der verschiedenen hier untersuchten Sprachen auftreten: Buchdrucker, Zentren politischer Macht, Wirtschaft und Handel, Schriftsteller, Schulen, staatliche Institutionen der Sprachplanung, Wissenschaftler und nicht zuletzt die Medien. Im Anschluss untersuche ich kurz auch einige „ideologische Aspekte“ der Standardisierung, d.h. die Art und Weise, in der Standardisierungsprozesse für ideologische Zwecke verwendet und missbraucht wurden. This article discusses a number of issues that can be deducted from comparing the standardization process of different Germanic languages. It lists a series of ‘typical standardizers’ that appear in the histories of the different languages under scrutiny. This list includes printers, centres of political power, commerce and trade, literary authors, schools, official language planning bodies, academics and, finally, the media. Towards the end of the article, I briefly look at ‘ideological aspects’ of standardization, i.e. at the ways in which standardization processes have been used and abused for ideological reasons. 1. Introduction Linguistic standardization studies tend to focus on languages and language communities affected by the same social, political or economical factors. But actually, none of the many overview works on the history of the Germanic languages - the iconic studies by Kloss (1978) and König/ van der Auwera (1994), for example - specifically compares the processes of standardization across these various languages throughout their history. A similar contrast 1 I am greatly indebted to Dr. Ana Deumert (Monash University, Australia) for the discussions and correspondence that inspired the present article. All mistakes and errors of judgement remain, of course, my own. A draft version of this article was included in the proceedings of the ‘10th Symposium on Social Communication’ (Santiago de Cuba: Centro de Lingüística Aplicada). <?page no="26"?> Wim Vandenbussche 26 emerged during the closing discussion at a conference on the standardization of the Germanic languages in Sheffield in 2001, 2 when it was noted repeatedly that most of the researchers present had little or no knowledge of the standardization history of Germanic languages other than their own. At the same time, they did find that there existed a great number of shared standardization aspects. Across the Germanic language area, from Norway to Bavaria, similar factors have influenced the process of language change and similar discourse strategies have been used to defend or fight certain standardization decisions. 3 Inspired by the Sheffield conference, Dr. Ana Deumert (Monash University, Australia) and myself edited a comparative overview study (Deumert/ Vandenbussche (eds.) 2003) on the standardization of twelve Germanic standard languages, with additional chapters on the standardization of Low German, Scots, and Pacific and Caribbean Germanic Creole languages. Each of the articles was written by an authoritative scholar from the language community concerned. In order to maximize the comparative ‘added value’ of the volume, all authors were asked to discuss their standardization history according to Haugen's (1966a, 1966b) classic standardization model, incorporating norm selection, codification, elaboration and acceptance. Following Le Page (1988), we aimed for “a pan-chronic, typological classification, throwing into relief certain recurrent circumstances - political, economic, intellectual, etc. - that may either favour or block the rise of a national standard”, and we hoped that our comparative approach would reveal a number of common and ever recurring issues across the standardization histories of the individual Germanic languages. 2 Standard Germanic conference, held at the University of Sheffield, organised by Prof. Dr. Andrew Linn (University of Sheffield) and Dr. Nicola McLelland (University of Nottingham), on 4-7 January 2001. The proceedings were published as: Linn, Andrew/ McLelland, Nicola (eds.) (2002): Standardisation. Studies from the Germanic languages. Amsterdam. 3 The remarkable correspondences as far as purism was concerned even led to a new conference, on Linguistic Purism in the Germanic Languages, held at the University of Bristol, organised by Dr. Nils Langer (University of Bristol), Maria Lange (University of Bristol), Dr. Patrick Honeybone (University of Edinburgh) and Prof. Winifred Davies (University of Wales, Aberystwyth) in April 2003. The proceedings were published as: Langer, Nils/ Davies, Winifred V. (eds.) (2005): Linguistic purism in the Germanic languages. Berlin/ New York. <?page no="27"?> Shared Standardization Factors in the History of 16 Germanic Languages 27 An overview of a number of landmarks common to most of the standardization processes of Germanic languages does not, however, reveal a straightforward standardization pattern. Still, one could argue that through time there have been four major waves of standardization in the Germanic language area. To begin with, for those languages that were the first to be standardized, such as Dutch, German, English, and some of the Scandinavian languages, we note the early occurrence of a Bible translation (1500-1600). After that, secondly, we see the development of codification tools for these larger languages between 1500 and 1800; a closer look reveals that this happened in two stages: an early first codification around 1500/ 1600, and a second, more elaborated codification in the 17th century. Thirdly, in contrast to this, the smaller languages (Lëtzebuergesch, Faroese, Afrikaans, Frisian, Norwegian - both Nynorsk and Bokmål -, and Scots) have only gone through major standardization processes from 1800 onwards. The twentieth century, finally, brought the establishment of language councils in many language communities. However, apart from the fact that there seems to have been little codification before 1500 (except in the case of Icelandic) and that the larger languages were standardized earlier than the smaller ones, this does not tell us very much about the actual nature of standardization processes. This comes as no surprise. After all, it is not the books, the grammars or the language societies which are at the heart of the standardization process, but rather the actual language users and the language community. I would therefore like to concentrate this article on three issues which do seem to have a larger relevance to the standardization context. All three are closely related to the actions and reactions of the speech community concerned. First, I will discuss a number of typical standardizers across all Germanic language histories. Then I will address the issue of the ideological value of standardization for the creation of social identity, one of the domains that so far have been neglected and/ or forgotten in many traditional standardization histories. Finally, I will say a few words about the assumed social power of standardization. One terminological note: I use the term ‘focussing’ to refer to the formation of convergence norms, that is, the more or less spontaneous emergence of <?page no="28"?> Wim Vandenbussche 28 relatively uniform writing standards in limited geographical areas; and I use ‘standardization’ to refer to the conscious and deliberate attempts to come to a uniform standard language. 2. The standardizers It is possible to distinguish at least eight recurring core elements which have had a serious impact on the standardization of the different Germanic languages. Each of these ‘standardizers’ deserves further analysis in the specific context of the language community concerned, across time. 1) In the early stages of standardization history, printers appear as agents striving, for economic motives, towards a relative uniformity in their printed documents. In many cases, printing centres (often related to official institutions) become ‘de facto’ diffusers of supra-regional writing conventions. The gradual emergence of certain processes of focussing allows us to define ‘Schreiblandschaften’ and ‘Drucklandschaften’, as in the case of German (Mattheier 2003). It should be noted, however, that the introduction of printing and the subsequent importation of ‘exogenic’ spelling and grammar patterns may have erased other local (and relatively uniform) writing practices. We know that this happened in the case of Scots, for example (Dossena 2003). 2) Centres of political power emerged as places where relatively consistent attempts at the uniformization of the written language were initiated and controlled. This can be observed in the histories of all Germanic languages where there was focussing from the Middle Ages onwards (one could refer here, among others, to English, Swedish, German, and Low German). Although the role of the written administration (chanceries, Kanzleien) in dialect levelling and variant reduction is commonly acknowledged, the actual lasting impact of these ‘chancery standards’ on the later standard varieties remains an intriguing issue for further investigation. My personal impression is that we can observe patterns of limited variation in these chancery standards that are very similar to what we see in the ‘intended standard languages’ in pauper letters in the nineteenth century. These similar patterns may tell us something about the social importance of consistent spelling for specific social groups at a specific moment in time. <?page no="29"?> Shared Standardization Factors in the History of 16 Germanic Languages 29 3) Commerce and trade seem to have favoured the spread and the promotion of specific regional varieties as a means of supra-regional communication. This became particularly clear in the case of Low German, where the Lübeck norm took a high flight all over the Hanse area (Langer 2003). Whether, and to what extent, these varieties were actually fully mastered by the merchants involved remains to be seen. I am also intrigued by the way in which these standards would have been used by the ‘less-educated’ and ‘lower’ classes involved in the international Hanse trade. We do not have the necessary primary sources, but one could imagine that some of these merchants may have communicated through highly simplified varieties based on the ‘prestige standard’. 4) In the case of the Nordic languages, literary authors and legal writing played a major part in standardization matters, before official instances started to interfere with standardization. In the case of Icelandic, for example, the twelfth century sagas were published together with grammar treatises. Studying the relationship between the creation and diffusion of vernacular literature, on the one hand, and the growing sensibility for standardization issues in early literate societies, on the other, might be a promising approach for a better understanding of the development and acceptance of the standardization process. Since many language communities have incorporated literary heroes into their collective history, ‘who taught their people how to read and write’, it may also be worthwile to describe and check in how far these authors actually contributed to the spread of standard writing (Dutch in Flanders, for example). 5) Schools traditionally function as centres where writing standards are passed on to the next generation. Here, however, we also meet the ‘black box’ of historical pedagogy, which, as I see it, is one of the crucial points for future advances in the study of the spread of literacy and standardized writing behaviour. We know little, almost nothing, about the methods and practices used in language teaching in earlier times, especially where the lower classes or the non-elite are concerned. From our research so far (Vandenbussche 1999) we do know that there is a connection in many linguistic communities and in many different societies between class and the spread of literacy, between class and the spread of the mastery of standard norms, and between the handarbeit/ schriftarbeit-orientation of the scribes and the quality of their written language. <?page no="30"?> Wim Vandenbussche 30 It is crucial that we develop further insights into the language teaching methods used in upper class and lower class schools. It is equally important to get a clear understanding of the appreciation and importance of standard norms in different professional groups. If we understand which kind of ‘functional literacy’ was expected from the lower and middle classes, we may be able to explain the relative neglect of ‘minimal variation in form’ in the non-elitist school circuit. One can imagine that in lower class jobs, ‘writing with minimal variation in form’ was not considered as important; other physical skills probably were more vital. Accordingly, there may have been no perceived need to teach the lower classes what they would not need in work life later. 6) Official language planning instances (academies, language councils, or committees) appear only fairly recently as a phenomenon in the history of ‘Germanic standardizations’. In the recent standardization history of many languages they have, however, clearly taken over the central position and power, and have become the guardian of the norm in the case of Dutch, Danish, Norwegian, and other languages. It remains a striking fact that similar, official language planning bodies are not present (nor welcome) in the larger (and politically and economically more powerful) language communities of English and German, for example. 7) Over the past few centuries, academics (not necessarily linguists) have clearly put their mark on the creation of standard languages and on the ‘management’ of standardization measures. And today, in the case of the beginning standardization of Creole languages, academics are still at the centre of the debate. 8) As far as recent trends and developments in language standardization are concerned, it is impossible to overlook the major impact of the media, both with respect to the spoken and the written language varieties. The moderate processes of uniformization which were instigated by the printed media during the Middle Ages, are totally overshadowed by the present-day status and power of television and radio in the standardization debate. Anecdotal as it may sound, the use of the term ‘BBC English’ next to the ‘Queen's English’ is illustrative of this shift from the upper social classes towards television when it comes to the norm reference that is most widely accepted. <?page no="31"?> Shared Standardization Factors in the History of 16 Germanic Languages 31 Three remarks spring to mind, however, when looking through this eightpoint list. First of all, it is striking that the power and the decisions of these ‘standardizers’ were/ are not always unanimously appreciated. Present-day examples show that conflicting viewpoints of different standardizers may actually cause serious opposition against certain standardization measures within the language community. Although a number of documents that have been preserved from earlier times allow us to try and appreciate similar feelings during the eighteenth and nineteenth centuries, it is not always possible to assess the reactions towards (or even the basic interest in) earlier attempts at standardization or creation of convergence norms. Secondly, it is equally remarkable that large segments of the language communities concerned hardly ever appear in the traditional accounts of standardization. Undoubtedly, this can be accounted for partially by the lack of original historical sources, but one still wonders what has been the role of the lower social classes, of women and children in the evolution of many of the Germanic languages. As Árnason (2003, p. 267) put it when discussing the social history of Icelandic: “We cannot exclude the possibility that the speech of the lower strata of society was different from what the written sources imply”. The fact that they usually ‘lagged behind’, does not necessarily exclude them from possible interference with and influence on the development of the language. After all, these groups do comprise the larger part of the language community, and recent investigations into the linguistic behaviour of these groups seem to indicate that there may have been transitional substandard or ‘intended standard’ varieties which were widely used and occupied an important place in the language continuum at the time and which actually served a prestige function for the lower strata of society (see German, English, and Dutch, for example). Thirdly, given the fact that today we can follow the emergence of a number of standardization processes in real time (in the case of the Creoles), it may be a promising approach to go back to one of Labov's ground rules and “to use the present to explain the past”. The practical, social, and political discussions that spice and flavour the actual standardization debates in the Creole communities today may be reminiscent of equally animated discussions in the history of the ‘older’ languages. I am aware that the context is entirely different, but I believe that the type of argument and the general underlying ideological discourse in those debates may not have altered that much in cer- <?page no="32"?> Wim Vandenbussche 32 tain cases. For example, when I look at the arguments and discussions used through time in purist discussions in the Germanic language area, I can see many parallels, across time and societies (cf. Langer/ Davies (eds.) 2005). The reactions against orthography reforms, for example, in the Danish “mayonnaise war” (cf. Kristiansen 2003), or the animosity surrounding the latest German spelling reform (Johnson 2005), may bear resemblance to equally intense polemics on radical standardization proposals in earlier times. Some may argue that one cannot draw these historical parallels, because standardization in the twenty-first century is fundamentally different from earlier standardizations in that the earlier standardization attempts were an elitist affair. Yet, those elites probably attacked or embraced standardization reforms on the basis of what they felt that those reforms would do to the symbol which language represented for them. Nowadays, the language community involved - albeit larger and more diverse - may basically be inspired by the same idea, even if the public debate today is far more influenced by external factors like the media. 3. Ideological aspects of standardization Two main strategies of ideological exploitation have appeared throughout the various Germanic standardization histories. The first is known as the “standardisation ideology”, as expressed and described by Milroy (1999) and Blommaert (ed.) (1999). In many Germanic language communities, a uniform standard language was propagated at a certain stage as an “intrinsically better” system compared to the other varieties at play in the language community. Many of the standardizers discussed above presented their standard as a token of being educated, of a schooled identity, and as a badge of clear social and moral superiority over the users of non-standard varieties, and they went to great lengths to convince the language community of these inherent qualities. It may be worth exploring and comparing how and when this idea of conscious and deliberate social distinction actually spread in the various language communities under discussion. Close attention to current developments in the selection of standards for Creole languages may be enlightening in this respect. But, of course, we should never forget that members of a language community may also choose to deny and fight the association of a standard variety with social superiority, which can either lead to the creation of new languages intentionally based on regional and dialectal features (Nynorsk, Faroese) or to conscious attempts <?page no="33"?> Shared Standardization Factors in the History of 16 Germanic Languages 33 to save the “innocence” of the language by stripping the prestige variety of its overt class connections (as in the case of Danish). Considering Milroy's claim that “the idea that a spelling system should be invariant is a post-eighteenth-century notion” (1999, p. 34), many of the standards of the elite groups in society propagated at the time may actually not have had the “minimal variation in form” which is nowadays taken for granted. One gets the impression that the very sensitivity to this “formal standardness” (the ultimate reduction of variation in form) only affected specific social groups at the specific moment in time when this “standardness” became important for their social prestige or economical welfare. In Bourdieu's (1991) terms, one could argue that this change only came about once the mastery of the standardized variety had acquired the status of “symbolical capital”. The fact that both mass literacy and the spread of minimalvariation-in-form through society gained momentum in Europe only after the success of the Industrial Revolution and the subsequent rearrangement of the traditional social structures (together with the creation and the rise of the petty bourgeoisie and the middle classes), may be illustrative for the sudden instrumental value (upward social mobility) that became attached to a former symbol of an unreachable social identity. The second and equally widespread type of ideological “recuperation” was the exploitation of standardization, by political rulers and language planning lobbies, as a core representation of sovereignty, national unity, and identity. The idea behind this political dimension of standardization, which appeared in a striking manner after the rise of the nation-state concept and which is still very much at the centre of national language policies nowadays, was rephrased in swollen lyrical terms by Scaglione (1984): “This is the pride and glory of national languages: to save a nation from drifting apart in moments of internal material chaos, and to keep it together in moments of calm”. In this view, the existing unity of the community is crowned with the adoption of a common standard language, such as, for example, Swedish. The opposite also occurred, for example, when the adoption of a common standard language was used to reinforce and create the idea of the unified community. In other words, instead of considering the standard language as the final emanation of an identity, certain discriminated sociolinguistic communities believed that the national identity could be pursued and obtained through the creation/ adoption of a standard language. This evolution <?page no="34"?> Wim Vandenbussche 34 was noted in the case of certain pluricentric languages (Dutch, for example, cf. Willemyns 2003), with separate political and social developments in their internal and external peripheries, as well as in young nation-states in search (and pressing need) of a national identity in order to free the state from any reminiscences of former occupiers (cf. Lëtzebuergesch, where, at the time of the second World War, a new spelling system was considered an effective counter-measure that would help to purify the language of undesired political connotations (cf. Gilles/ Moulin 2003, p. 316)). 4. Conclusion? In the end, it appears that our understanding of language standardization is greatly enhanced by Haugen's view on the process, in the sense that it is particularly rewarding to interpret language standardization debates in the context of the “ecology of language”, a concept which Dil (1972, p. xiv) referred to as “perhaps the most impressive element in Haugen's work as a linguist”. Haugen introduced the metaphor of “language ecology” to refer to the study of the interaction between languages and their broader social, linguistic, historical and political environment, or “the interrelationship between organisms and their languages” (Haugen 1987, p. 92). In the context of language ecology, standardization is fundamentally viewed as a social and psychological process which goes far beyond the mere technical level of agreeing upon coherent rules, and which cannot be considered independently of its implications for the language community. It is indicative of the continuing appeal of Haugen's views that academics involved in the earliest stages of present-day Creole standardization explicitly refer to the importance of an ecological approach to language: “Standardisation is not a technical matter to be carried out by linguistically trained experts but an ecological one”, says Mühlhäusler (2003, p. 357), stressing at the same time the vital aspect of an integrated and holistic view of the process (Mühlhäusler 1996) which takes into account the importance of the underlying socio-cultural conditions in the language community. Haugen's critical appreciation of the impending disappearance of smaller language communities is taken to the point where standardization is presented as the ultimate means for saving languages and cultures before it is too late - an ideological turn in its own right: “The steamroller approach to small languages has much in common with the super-highway that destroys <?page no="35"?> Shared Standardization Factors in the History of 16 Germanic Languages 35 our landscape. What is group cohesion and ethnic pride worth, how can one measure in money the values that are lost when a group gives up its language in favour of another? ” (Haugen 1987, p. 96). Although history teaches us that language standardization has actually contributed to this effect in the case of a number of languages discussed (Dutch in Belgium, Lëtzebuergesch, Frisian), one cannot isolate the standardization process from the social context in which it is embedded. Languages survive as long as they serve a communicative function in the lives of their speakers, either in the centre or at the fringes of the language community, and with or without explicit standardization. The power of standardization lies in the fact that it presents language users with a tool enabling the long-lasting and strengthened presence of their language in their daily lives. Its major weakness remains its ultimate dependence on the approval or refusal of the language community and the speakers, who are not only free to select and elaborate a specific variety, but also to accept and diffuse it, or not. 5. References Árnason, Kristján (2003): Icelandic. In : Deumert/ Vandenbussche (eds.), pp. 245-279. Blommaert, Jan (ed.) (1999): Language ideological debates. Berlin/ New York. Bourdieu, Pierre (1991): Language and symbolic power. Cambridge. Deumert, Ana/ Vandenbussche, Wim (eds.) (2003): Germanic standardizations: Past to present. Amsterdam. Dil, Anwar S. 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Nationalistische Ideologen im neunzehnten Jahrhundert setzten eine linguistische Basis für die nationale Identität der Deutschen voraus und nahmen an, dass ein echter deutscher Nationalstaat ausschließlich aus der Gesamtheit der Deutschsprechenden bestehen würde (bzw. sollte), aber in Wahrheit war das Kleindeutschland Bismarcks weit entfernt von dieser Idealvorstellung. Auch heute, nach der Wende, sind etwa 15% der Deutschsprechenden nicht Bürger eines Staates, der sich Deutschland nennt. In diesem Artikel wollen wir die verschiedenen deutschsprachigen Gruppen außerhalb Deutschlands etwas näher betrachten, und zwar in Luxemburg, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz, sowie die deutschsprachigen Minderheiten in anderen westeuropäischen Ländern. Dabei soll auch analysiert werden, wie diese Gruppen ihre Identität im Verhältnis zur übrigen deutschen Sprachnation empfinden. Des Weiteren wird erörtert, wie sich Auffassungen einer deutschen Identität in Deutschland seit der Wende geändert haben, und ob die angeblichen sprachlichen Unterschiede aus der Zeit, in der es zwei deutsche Staaten gab, auch nach 1990 weiter bestehen. Danach wird auf der Basis neuerer Untersuchungen gezeigt, dass das sprachliche Verhalten deutlicher mit politischen Gebilden in Verbindung gebracht werden kann, so dass die verschiedenen Staaten, in denen Deutsch als Muttersprache gesprochen wird, zunehmend charakteristische sprachliche Merkmale aufweisen. Diese wachsende Differenzierung innerhalb der gemeinsamen Sprache entlang der politischen Grenzen könnte als Zeichen dafür aufgefasst werden, dass die nationale Identität ihre Basis zunehmend in politischen Gebilden hat statt in der Sprache. As an adjective of nationality, the term ‘German’ is potentially ambiguous, since it can denote the speaker of a particular language or the citizen of a particular state. The reasons for this are partly historical, since the borders of a state called ‘Germany’ have never coincided with the distribution of people whose first language is German. Nineteenth century nationalists assumed a linguistic basis for German national identity and assumed that a German nation state would include all Germans, defined linguistically, but the ‘Little <?page no="38"?> Martin Durrell 38 Germany’ which emerged in 1871 was in practice far removed from this aspiration. Even now, after the second unification of 1990, there are significant numbers of German-speakers who are not citizens of a state called ‘Germany’. This article looks at the various German-speaking groups in western Europe outside Germany, including Luxembourg, Austria and Germanspeaking Switzerland as well as minority groups in other countries, and analyses how they perceive their identity in relation to the rest of the German Sprachnation. It then goes on to consider how perceptions of identity have changed within Germany since 1990 (and whether the alleged linguistic divisions from the time when there were two German states have persisted since unification) and to show how recent studies have concluded that linguistic behaviour is becoming more associated with political entities, with distinctive features emerging in each state where German is spoken. This growing differentiation within the common language corresponding to political divisions seems to indicate that national identity is now being perceived as having a political rather than a linguistic foundation. 1. Language, people and nation 1.1 Introduction In his quasi-autobiographical story Der Mauerspringer, Peter Schneider (1982, pp. 116f.) has some interesting things to say about his perception of national identity which can usefully serve as an introduction to the topic of language and identity in the German-speaking countries: Falls mein Vaterland existiert, so ist es kein Staat, und der Staat, dessen Bürger ich bin, ist kein Vaterland. Wenn ich auf die Frage nach meiner Nationalität ohne Zögern antworte, ich bin Deutscher, so optiere ich damit offensichtlich nicht für einen Staat, sondern für meine Zugehörigkeit zu einem Volk, das keine staatliche Identität mehr besitzt. [...] Wenn ein Vaterland der Deutschen weiterhin existiert, so hat es am ehesten in ihrer Muttersprache überlebt, [...]. Das Wort „deutsch“ bezeichnete ja ursprünglich weder ein Volk noch einen Staat, sondern bedeutete „Volk“, „volksmäßig“, als Bezeichnung der gemeinsamen Sprache verschiedener Stämme, [...]. Diese sprachliche Einheit bestand Jahrhunderte vor der Gründung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, und sie hat die Entstehung und den Zerfall aller weiteren unheiligen Reiche überlebt. In einem bestimmten Sinn scheinen die Deutschen also wieder am Ausgangspunkt ihrer Geschichte angelangt: das Wort „deutsch“ läßt sich unmißverständlich nur noch als Adjektiv gebrauchen, und zwar nicht in bezug auf Staat und Vaterland, sondern, soweit von der Gegenwart die Rede ist, in bezug auf ein einziges Substantiv: Sprache. <?page no="39"?> Language, Nation and Identity in the German-speaking Countries 39 The emphasis Schneider is here putting on a linguistic rather than a political basis for nationhood identifies the core of the problem: are ‘Germans’ to be defined linguistically as those who speak German, or politically as those who are citizens of the German state, cf. Ammon (2000). And, as Schneider implies, the question of German identity has bedevilled German and European politics over the last two centuries, with notoriously tragic consequences in the Third Reich. As will be shown later, the unification of 1990 has only apparently simplified this problem, although it may have done so more than the ‘unification’ of 1871: even if there are no longer two states claiming to be ‘German’, there are many speakers of German who are not citizens of that state. I was forcefully struck by this a few years ago, when, in the German- English translation class we give for Socrates exchange students at the University of Manchester, there were fifteen native speakers of Germany from five countries (Germany, Switzerland, Austria, Italy and Belgium). At the present time, from the standpoint of a British outsider, the answer seems clear: a ‘German’ is a citizen of the Federal Republic of Germany. But, as Barbour (2000a) has pointed out, this reflects a particularly British (or possibly western European) interpretation of what constitutes ‘nationality’, which associates nationality primarily with a specific state. But when, five years ago at the University of Manchester, we advertised for a lector in German language, one applicant specified on his German CV that his Staatsangehörigkeit was ‘rumänisch’ and his Volkszugehörigkeit was ‘deutsch’. This is even difficult to translate into English, as both words could be rendered as ‘nationality’, although ‘ethnicity’ or ‘ethnic origin’ might be possible for Volkszugehörigkeit. However, what that could mean in a British context is uncertain and could be problematic and open to interpretation as discriminatory. It would be quite unacceptable, for example, to say that a London-born British citizen of Bengali origin had British Staatsangehörigkeit but that his or her Volkszugehörigkeit was Bengali, since this could imply that he or she wasn't ‘really’ British. 1.2 The historical context: Staatsnation, Sprachnation, Kulturnation However, such distinctions are not uncommon in central and eastern Europe, where, notoriously, there has often not been a clear-cut association of nationality or ethnicity with a particular territory, and the distinction was seen as self-evident in the former Austro-Hungarian Empire or in the former Soviet Union. In the German-speaking lands, Schneider's view that language is <?page no="40"?> Martin Durrell 40 the primary constituent of German national identity has been common currency at least since the late 18th century. It was then that Herder, particularly in the seventh and ninth books of Part II of the Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784-91 [2002]), put forward the view that language reflected human nature and developed this into the idea that each language was the expression of a unique culture within the human community. For Herder, a language was an individual view of the world and thus central to the identity of the people speaking it. The language of a people provides a living link with the past and with the roots of that people's identity, and the boundaries of each state should ideally coincide with the historical territory occupied by a distinct people speaking a distinct language. Although Herder himself was not a nationalist as we understand the term, his ideas were adopted by nationalist movements throughout Europe and beyond. German nineteenth century nationalism, in particular, was fundamentally ethno-linguistic. German identity was seen as constituted by the existence of a common language, and this linguistic unity was the primary legitimation for the aspirations towards a German nation state which came to be articulated from the time of the Napoleonic Wars onward. Hobsbawm (1992, pp. 102f.) explains that it is not surprising that this view that national identity should have an exclusively ethno-linguistic basis should have arisen and be prevalent in Germany: For Germans [...], their national language was not merely an administrative convenience or a means of unifying state-wide communication [...]. It was more even than the vehicle of a distinguished literature and of universal intellectual expression. It was the only thing that made them Germans [...], and consequently carried a far heavier charge of national identity than, say, English did for those who wrote and read that language. During the Wars of Liberation, the metaphor began to gain currency that the common language was a Band which bound all Germans together in a common identity, as Ziegeler (2002) shows clearly in her study of the origin and development of this metaphor. The equation of language and nationhood came to be taken for granted in nineteenth century Germany; this was given very clear expression in Jacob Grimm's celebrated address to the Germanistenversammlung in Frankfurt in 1846, where he stated “ein volk ist der inbegriff von menschen, welche dieselbe sprache reden” (Grimm 1847 [1884], p. 557), and that the borders of ‘Germany’ are constituted by the limits within which German is spoken. It is also centrally present in the work of the <?page no="41"?> Language, Nation and Identity in the German-speaking Countries 41 Prussian demographer Richard Böckh in the eighteen-sixties, e.g. in Böckh (1866), who took the view that language is the only reliable indicator of nationality, cf. Ahlzweig (1994, pp. 164ff.). Under his guidance Prussia was the first state officially to define Germans in terms of language, and Böckh made strenuous efforts to have language accepted internationally by statisticians as the primary indicator of national identity. What is interesting about Schneider's account from 1982 is that he explicitly denies the link between the language and the Vaterland, but that is, of course, with the benefit of hindsight, in the knowledge of the disastrous consequences of attempts to fulfil the nationalist ideal of uniting a single people within a single state and reconcile the mismatch between ethnicity defined by language and territory. As a number of historians have recently shown, the unification and the creation of a new German Empire in 1871 was in practice the result of the ultimately successful determination on the part of Prussia to consolidate its strategic interests by expanding its control over the rest of Germany and thereby limiting any extension of Austrian power, cf. Blackbourn (1997, pp. 243-259). Bismarck's creation was not a German nation-state but the bringing of the ‘Third Germany’, the residual states of the Confederation which had retained their independence after 1866, under the domination of Prussia. It established a frontier through the territory in which German was spoken, delimiting the spheres of control of the two Great Powers in Central Europe. Its frontiers did not correspond in any significant way with the boundary of the territories settled by German speakers, and the new Reich included significant numbers of non-Germans in the form of Danish, French and Polish minorities, as well as the newly annexed, not awfully convinced ‘Germans’ in Alsace and Lorraine, cf. Fishman (1972, p. 110). But, having been established, it attempted to consolidate its legitimacy by abrogating to itself all the symbols of German nationhood, cf. Jefferies (2003, pp. 42-134). In effect it successfully presented itself as the long desired nation-state of the Germans, even if it was no such thing. And among other things supremacy was claimed for its form of the ‘German language’, prescribing its spelling and pronunciation as the only correct one for all ‘Germans’, cf. Durrell (2002), Polenz (1999, pp. 229-240). In the early 20th century the historian Friedrich Meinecke (1907 [1969]) attempted a solution to this problem by means of a three-fold distinction of the concept of nationhood. Meinecke tried to differentiate the Staatsnation, nationality in terms of citizenship of a particular state, from the Sprachnation, <?page no="42"?> Martin Durrell 42 nationality defined in terms of language, and the Kulturnation, the nation defined by a common culture. These concepts can potentially be helpful in unravelling the tangled web of allegiances, although they are not unproblematic, cf. Ammon (1995, pp. 25-34), who proposes a rather different set of terms. The notion of Kulturnation is in particular difficult to pin down, cf. Barbour (2000b, p. 159); it is not easy to demonstrate any cultural identity which cuts across linguistic boundaries. It is uncertain, for example, whether one could plausibly make a case for distinct British and American Kulturnationen ‘divided by a common language’, as Shaw is reputed to have said. It is particularly worrying that the term is inherently vague enough to permit the kind of manipulation to be found in Meynen (1935), where ‘deutscher Kulturboden’ is taken to include much of the territory inhabited in part by other peoples which could be (and was) the object of nationalist territorial claims. 2. German minorities outside Germany 2.1 Introduction The unification of 1990 has simplified matters to a certain extent, in that - not least due to the expulsion of many German-speakers from countries of central and eastern Europe after 1945 - 85% of German-speakers are now citizens of the Federal Republic of Germany. But that still leaves 15% of the 100 million autochthonous speakers of German in fourteen other European countries; the borders of the German speech area and ‘Germany’, and the relationship between German Volkszugehörigkeit and citizenship can still be problematic, as Barbour (2000a; 2000b) and the various contributions to Hogan-Brun (ed.) (2000) clearly show. In this section we shall consider the status of German in a number of the countries on the western and southern edges of the German speech area, looking briefly at the complex sociolinguistic and socio-political issues which these groups of German-speakers raise in terms of national and ethnic identity and the significant differences between them. 2.2 German in Belgium The small German-speaking community in Belgium comprises almost 100,000 in total, and it is divided between what has been labelled ‘Altbelgien’ and ‘Neubelgien’, cf. Nelde (ed.) (1979). The former, principally an <?page no="43"?> Language, Nation and Identity in the German-speaking Countries 43 area in the East of the Belgian province of Luxembourg round the city of Arlon, has been part of Belgium since the foundation of the kingdom in 1839. Here, German has never had any official status, and French is now dominant in all domains in this area, although some older speakers still use a German dialect, cf. Darquennes (2004). ‘Neubelgien’ consists of a small strip with nine municipalities and some 68,000 native speakers of German along the eastern border, between Eupen and St. Vith, which was ceded to Belgium after the First World War. Here, after a period of repression in the twenty years following the Second World War, cf. Kremer (1994, p. 87), German is now officially recognised as a regional language. In practice, this small group has benefited immensely from the linguistic problems which have beset Belgium from the creation of the kingdom, cf. van der Wal/ van Bree (1992, pp. 377-410). Few Belgians identify primarily with ‘Belgium’ rather than with ‘Flanders’ or ‘Wallonia’, and the struggle of the Flemings to establish Dutch as the only official language within the northern half of the country has threatened to split the country in two on numerous occasions. The attempts to resolve the problems of a state where identity has become associated primarily with linguistic group rather than the state itself has resulted in a complex federal system with three ‘regions’ (Flanders, Wallonia and the officially bilingual capital city of Brussels) and three ‘communities’ (Dutch-, Frenchand German-speakers), cf. Nelde/ Darquennes (2000). Each community has a minister-president and wide-ranging regional autonomy. Thus, in the main German-speaking city of Eupen, there is a parliament for the German-speakers, with a German-speaking minister-president. Primary and secondary education, the administration and the law courts are in German, although in practice, as part of the Walloon ‘region’ and the province of Liège, all the German-speakers are in practice competent in French, knowledge of which is promoted by the government of the German-speaking community, cf. Nelde/ Darquennes (2000, p. 128). There is little political identification on the part of this population with Germany, cf. Kern (1997, p. 1134), and it has been said that they are the only group in the country who identify themselves readily as ‘Belgians’. The status of German in Belgium has been identified as first of 48 linguistic minorities in the EU investigated in a survey in the early nineties, cf. Nelde/ Darquennes (2000, p. 134). In this way, German Belgians clearly belong to the Belgian Staatsnation, but linguistically to the German Sprachand Kulturnationen. <?page no="44"?> Martin Durrell 44 2.3 Luxembourg Moving south across the national frontier, the linguistic situation in Luxembourg presents a fascinating case from the sociolinguistic point of view - it has been said that if Luxembourg didn't exist, sociolinguists would have to invent it. The first language of the autochthonous population is referred to nowadays as Lëtzebuergesch. From a linguistic point of view this is a dialect of German, and differences are slight between it and the dialect of Arlon in ‘Altbelgien’ or the autochthonous dialects spoken round Thionville in France or Trier in Germany, cf. Hoffmann, J.-P. (1996). Traditionally, before 1940, French and German had been the languages of education and administration, but after the invasion of 1940, the Grand Duchy was incorporated into the Gau Moselland, and the attempt was made to impose standard German as the only language permitted, because the Luxembourgers were ‘Germans’ and always had been, cf. Newton (1996a, pp. 52-55). The Luxembourgers resisted this. The German governor attempted to hold a census in 1941 asking Luxembourgers to specify their Muttersprache, Volkszugehörigkeit and Nationalität. The required answer was deutsch to all three, but after a concerted underground action the answer came out as 98% Lëtzebuergesch to all three, cf. Newton (1996b, pp. 187f.). Since 1945, it has taken a long time for the status of the three languages of the Grand Duchy to be stabilised, and the process is still ongoing, cf. Hoffmann, F. (1996a; 1996b). French and German are still official languages, with primary literacy being given in German and French taught from the third class (and the dominant language of administration). But Luxembourg national identity is strong, and Lëtzebuergesch, which had not been used to any extent in writing before 1939, was declared to be the ‘national language’. Typically, a group of middle-class intellectuals have been promoting the use of Lëtzebuergesch, in order to give the state a real national language which can be identified with that state, cf. Horner (2005). A start has been made on codifying Lëtzebuergesch, but selection and codification have proved difficult, such that there are not yet any fully accepted dictionaries or grammars. Native Luxembourgers are initially monolingual in Lëtzebuergesch and their identity is linked to that language. They regard it universally as a distinct language which is only distantly related to German. But in situations where, conventionally, a codified standard language is regarded as the norm, its use is in practice very limited. It is still not regarded as a language with a status comparable to that of German or French, and there is some resistance to its <?page no="45"?> Language, Nation and Identity in the German-speaking Countries 45 being taught in formal education, cf. Newton (2002). In this way, if we apply Meinecke's terms, Luxembourgers could be seen to constitute a distinct Staatsnation, their use of the language would suggest that they are a Sprachnation, but they belong in effect to the two Kulturnationen whose languages they all acquire. 2.4 Alsace and Lorraine The autochthonous language of most of the French province of Alsace and of the northern part of Lorraine is a variety of German. The history of these provinces is complex, but the population has considered itself to be French at least since the Revolution, cf. Harnisch (1996, pp. 418f.). The whole of Alsace, except Belfort, and a large part of Lorraine (including a Frenchspeaking area, with the city of Metz) were annexed to Germany from 1871 to 1918, and again from 1940 to 1944. Since the Revolution it has been a consistent policy of the French state to impose standard French on the whole of France as the only language of a traditionally uniform country, and French is seen very much as a symbol of national identity, cf. Hartweg (2000), Judge (2000). France has still failed to sign or ratify the European Convention on Minority Languages, cf. Nic Craith (2003, pp. 62ff.), and it has only slowly and reluctantly acquiesced in the use or teaching of such languages, cf. Judge (2000). After the liberation in 1944, the facilities which had been available for German from 1918 to 1940 were scrapped. At this time, the majority of the population was still bilingual, but standard German was treated as a foreign language and knowledge of it has declined, cf. Tabouret- Keller (1988). Alsatians themselves became insecure about their identity; they identified strongly with France, but felt that other French (‘les gens de l'intérieur’) could regard them and their loyalty to the French Republic as suspect. The Alsatian dialects (and even more the Franconian dialects of Lorraine) have suffered the fate of many of Europe's minority languages, in that, increasingly, they have not been passed down between the generations, so that command of them by the younger generations has declined rapidly, like other regional languages of France (notably Breton), cf. Harnisch (1996, pp. 428-444), Judge (2000). A crucial stage in this has been that the official attitude is that the minority language is alsacien or francique lorrain rather than German, cf. Harnisch (1995, pp. 306ff.), Hartweg (1988), and the reluctant moves by the French state to accept use of the minority language have often been in favour of these varieties rather than for standard German <?page no="46"?> Martin Durrell 46 - the few bilingual street signs in central Strasbourg are in Alsatian. But Alsatian and the Franconian dialects of Lorraine are low status nonstandardised varieties - in French terminology a patois, with all that that discriminatory term implies - and they have not been able to withstand the encroachment of French, cf. Wolff (2000, pp. 54f.). The long border with Germany has not assisted maintenance of the dialect, since no German government could be seen to support the use of German for fear of being accused of revanchist intentions. The population of Alsace and Lorraine does not consider itself to be in any way an oppressed minority; they certainly consider themselves part of the French Kulturnation and Staatsnation, cf. Harnisch (1996, pp. 444ff.), and the dialects are not strong enough to resist in the long term a complete assimilation of Alsace and Lorraine to the French Sprachnation; in practice, the ideology that French citizens speak French as the language of the Republic has been almost universally accepted. 2.5 South Tyrol The German minority in Italy is in a quite different situation. By the treaty of Saint-Germain the portion of the old county of Tyrol south of the Brenner was ceded to Italy. Part of this, round Trent, was Italian-speaking, but the northern part (the present province of Bolzano), was entirely Germanspeaking. Under the Fascist regime, from 1923 onwards, the use of German was gradually reduced until it was entirely forbidden, cf. Eichinger (1996, pp. 217f.) - with the result that there are still elderly illiterates in this area who were forced to attend primary school in a language they did not understand. The nationalist ideologue Ettore Tolomei claimed that the territory up to the Brenner watershed was geographically part of Italy and that the population consisted of ethnic Italians who had been germanised, and Fascist policy was thus to return them to their rightful culture - including the italianisation of place names and personal names, cf. Alcock (2000, pp. 161-169), Eichinger (1996, pp. 222f.). Migration from other parts of Italy was encouraged, so that by 1946 a third of the population was Italian-speaking, cf. Alcock (2000, p. 167). The German-speakers were deserted by Nazi Germany: in October 1939 Hitler and Mussolini agreed that the German-speaking Südtiroler were to be given the choice of emigrating into the Reich or accepting complete assimilation, cf. Alcock (2000, p. 168), Ammon (1995, p. 405). However, after 1945 the South Tiroleans succeeded, over decades of com- <?page no="47"?> Language, Nation and Identity in the German-speaking Countries 47 plex and occasionally violent struggle, in asserting their rights as Germanspeakers, cf. Wolff (2000, pp. 56-59). The so-called ‘Package Deal’ of 1969 and the subsequent autonomy statute of 1972 for the province of Bozen/ Bolzano - which it was again permitted to call Südtirol - gave full recognition to all linguistic groups (including the 9000 Ladin speakers, who have benefited in the same way from others' conflicts as the Belgian Germans), with a strict two-third/ one-third proportion in public employment (and a requirement to be bilingual) and education in the language of the declared language group, cf. Alcock (2000, pp. 176ff.), Ammon (1995, p. 405). The differences to Alsace are instructive. The Südtiroler are emphatically part of the German Sprachnation and Kulturnation - although the majority speak dialect, their language of education and literacy is standard German, cf. Ammon (1995, pp. 406-411). However, they do not identify with Germany or Austria (after all, they had never been citizens of Austria or Germany, only Germanspeaking subjects within the multi-ethnic Habsburg empire). If the Italianspeakers refer to them as Germans (i tedeschi), this is an ethno-linguistic designation. They refer to themselves as Südtiroler. In effect, nowadays, the German-speakers tend to have a high level of competence in Italian and are comfortable with this bilingualism, which seems now to constitute a significant part of their self-identification, cf. Eichinger (1996, pp. 252f.). Although they are in practice also now comfortable with being part of the Italian Staatsnation, their political identity tends to be very firmly as Südtiroler, and effectively they constitute an autonomous and dominant linguistic majority within the most prosperous province in Italy. The problem within the region can be that the Italian-speakers can be cut out of this identity; most of them live in Bolzano (58.2%), where they constitute the majority of the population (69.3%), and there is some resentment that they feel themselves to be outsiders in what they think of as their own country. Nevertheless, especially outside Bolzano, there are signs that the Italian-speakers are assimilating to the community norm of bilingualism (and sometimes declaring themselves to be Germans so that their children can attend German schools), cf. Alcock (2000, pp. 185f.). 3. Switzerland Passing now to the countries where German is a majority language, Switzerland is an almost unique case within Europe of a stable multilingual state, cf. Ammon (1995, p. 30), and multilingualism is in some ways accepted as a <?page no="48"?> Martin Durrell 48 constituent factor of Swiss identity, although the reality is not always as clear-cut as official views present it, and tensions between the linguistic groups are not wholly absent, cf. Haas (1988, pp. 1377f.), Koller (2000). The German-speakers are by far the largest group, with, in 2000, some 72.5% of Swiss citizens (and 63.7% of the total population), cf. Bundesamt für Statistik (2006). However, the linguistic situation is more complex, in that German-speaking Switzerland presents a classic example of diglossia, in that two varieties of one language are used in distinct domains, cf. Haas (1998), Löffler (1994). The first language of all Swiss Germans is their particular form of Schwyzerdütsch, i.e. a local dialect which is linguistically quite far removed from standard German, and Schwyzerdütsch is used, irrespective of class, by all Swiss Germans in informal conversation. Standard German is learned as the language of literacy and is used in writing almost exclusively, and in some of the more formal spoken registers (especially in the education system). This linguistic behaviour is in practice a significant constituent of national identity for German-speaking Swiss, cf. Haas (1985; 1998, p. 85); it is a considerable psychological strain for a Swiss German to speak to a compatriot in High German. But, unlike in Luxembourg, there are no moves towards the standardisation of Swiss German: Schwyzerdütsch is simply a designation for the totality of Swiss German dialects, and there is little levelling between them, cf. Christen (1998). The Swiss are part of a multilingual Staatsnation, although the use of dialect creates difficulties of communication between the communities, because French and Italian Swiss only learn standard German, cf. Koller (2000). They emphatically consider themselves to be part of the German Kulturnation, which in this case has no political implications, cf. Koller (1999); Swiss writers have over the centuries made a major contribution to German literature. But the linguistic behaviour of the Swiss Germans with their characteristic self-identifying diglossia means that they could be considered a distinct Sprachnation. 4. Austria Austria is significantly different again, not least because its separation from a political entity which could be labelled ‘Germany’ is of much more recent date. Vienna was the residence of the Holy Roman Emperors of the German Nation for three centuries, and it was, as we have seen, the German ‘unification’ of 1871 (and the outcome of the Battle of Königgrätz five years earlier) which effectively excluded the Austrian lands from what became ‘Ger- <?page no="49"?> Language, Nation and Identity in the German-speaking Countries 49 many’. Ethnic identity within Austria-Hungary was clearly constituted by language, and the German-speakers within it thought of themselves simply as ‘Germans’, cf. Evans (2004), Hobsbawm (1992, pp. 94-100), Polenz (1999, pp. 132ff.), much as the present-day Südtiroler, as the residue of that empire, consider themselves to be German-speakers within Italy. In 1919 a new Austrian republic was created from part of the territory of the empire where German was spoken. However, identity with the new Republic was not universally strong; there was some resentment that it had been forbidden by the Allies from uniting with the state, cf. Ammon (1995, p. 125), Hobsbawm (1992, p. 32, 92) and the Anschluss of 1938 was welcomed by a significant proportion of the population, cf. Fulbrook (1991, pp. 92f.). After the defeat of the Nazi regime the reconstituted republic was much concerned to dissociate itself from Germany. The identity crisis immediately after the war involved, among other things, labelling German as taught in school from 1945 to 1952 as Unterrichtssprache to avoid using the word deutsch, which was seen as problematic for a state which had to try to suppress any link between language and nationhood in order to establish its separate identity, cf. Ammon (1995, pp. 126f.), Clyne (1995, p. 31). The forms of German used in Austria are in some ways different to those of Germany, cf. Ammon (1995, pp. 137-180), with the lexis in particular exhibiting significant difference, to the standard German of Germany, cf. Glauninger (2000), and on its accession to the EU Austria insisted on thirty or so distinct ‘Austrianisms’ being accepted as alternatives to ‘German’ words, cf. Eichinger (2005, p. 10). But despite the differences the prestige variety aimed for in formal registers is considered to be Hochdeutsch, and the differences are not associated significantly with national identity. In practice, though, there is some of what Clyne (1995, pp. 20-41) has called ‘linguistic cringe’, i.e. a deference to German norms and a willingness to accept that Austrian norms are less prestigious. Although opinions vary considerably as to the status of Austrian German, as amply demonstrated by the papers in Muhr/ Schrodt/ Wiesinger (eds.) (1995), Austria is very clearly part of the German Sprachnation and Kulturnation, and linguistic distinctiveness is slight (with certain provisos I will come back to later). In practice, it has established a degree of separate national identity over the past forty years as a distinct Staatsnation, cf. Pelinka (1990) - even if that is not absolutely universal. If a recent opinion poll established that 80% of Austrians consider themselves to be ‘Austrian’, cf. Wiesinger (2000, pp. 556f.), that still leaves 20% of the population of the <?page no="50"?> Martin Durrell 50 state who fail to identify with it. Nevertheless, it is clear that this identification is growing (in 1964 it was only 47%), and the second Austrian republic is on its way to establishing a much clearer sense of national identity distinct from Germany, despite the common language. 5. Germany before and after unification Returning to Germany, we can return to Peter Schneider's view of the link between German nationality and the German language. One of the assumptions he was challenging, at least implicitly, in 1982 was that distinct languages were emerging in West and East. This was a long-standing controversy throughout the existence of the GDR, as West Germans accused East Germany of ‘dividing the common language’. In a speech area where political unity, even as ‘Little Germany’, had been hard won and national unity was so strongly associated with the common language, this was an extremely potent accusation, cf. Stevenson (2002, pp. 15-54). It also, as Schneider saw, relied on the postulate that West Germany was the repository of the ‘real’ German language, just as it claimed to be the only legitimate German state, and was entitled to abrogate this important national symbol to itself - a kind of linguistic Alleinvertretungsanspruch, cf. Polenz (1999, p. 427). On the other hand, some circles in East Germany were happy to think that they were developing a distinct language for the distinct political entity - a new Sprachnation or Kulturnation for the new socialist Staatsnation, cf. Hellmann (1989, p. 27), Polenz (1999, p. 28). Towards the end of the eighties, however, linguists in both East and West had arrived at the consensus that this notion of a divided language was itself a product of the Cold War, a handy and potent weapon in the political conflict of divided Europe, cf. Dieckmann (1989), Fleischer (ed.) (1987), Townson (1987). What Schneider could not envisage, any more than anyone else up to the dramatic events of autumn 1989, was political unification, but linguists, East and West alike, assumed that if it were to come about, there would simply be a seamless progression with a uniform language again and the relatively superficial differences between the language of East and West would soon disappear, cf. Stevenson (1997, p. 222). But things have not been as simple. The reconstruction of the Sprachnation has been as fraught as the reconstruction of the Staatsnation, and it has been frequently asserted that there remains a Mauer im Kopf, and that easterners and westerners ‘don't understand each other’. This has been the subject of an immense linguistic literature over the past <?page no="51"?> Language, Nation and Identity in the German-speaking Countries 51 fifteen years, cf. Hellmann (1999), Stevenson (2002, pp. 115-229). At a superficial level, of course it is not the case that there are distinct languages, East and West, but Fix/ Barth (eds.) (2000), Hellmann (1998), Stevenson (2002, pp. 186-229) and others have shown that there are difficulties in communication, that citizens who grew up in the old East and West Germanies grew up with quite different assumptions and preconceptions - in different Kommunikationsgemeinschaften - and that this can still give rise to misunderstanding. Nevertheless, it is important not to exaggerate this; a public opinion survey in 1998 reported in Stickel/ Volz (1999) established that 75% of Germans, East and West, felt that there were no significant barriers to understanding between easterners and westerners. Nevertheless, the topic recurs continually in newspapers and other media, and it is likely that, quite typically, the real social and economic problems of unification, which have complex causes and symptoms, were in effect projected onto presumed linguistic differences which appear greater than they are. Nevertheless, Reiher/ Baumann (2004) make clear that, although most Germans in the East have adapted, at least in public usage, to what are seen as the prestige norms of the West, the communication norms and linguistic forms typical of the East can be maintained in private situations. 6. Present and future trends Finally, recent work on actual linguistic behaviour suggests that the boundaries of Sprachnationen and Staatsnationen are beginning to coincide in a way quite new within the German speech area. This area has always been immensely diffuse and varied, and the spoken language has always been very varied, with widespread use of local dialect. Writing at the turn of the last century, the English humorist Jerome K. Jerome (1900 [1994], p. 82) stated in Three Men on the Bummel, a hilarious account of a cycling holiday in Germany, that Germany, being separated so many centuries into a dozen principalities, is unfortunate in possessing a variety of dialects. [...] Throughout Germany it is not only among the uneducated that dialects are maintained. Every province has its own language, of which it is proud and retentive. This began to change after the Second World War, with the assimilation of significant numbers of expellees and refugees and developments in communication and individual mobility, cf. Mattheier (1980). However, up to very recently it was the norm that any German's regional origin would be imme- <?page no="52"?> Martin Durrell 52 diately recognisable from their speech. This, as Spiekermann (2005) has shown, appears now to be changing rapidly, in that representative groups of undergraduate students investigated over the last decade are showing marked convergence in their speech, even in Bavaria or Saxony, and that young people all over Germany are becoming indistinguishable in their linguistic usage, especially in respect of their pronunciation. We have already seen that there is effectively a pragmatic linguistic boundary between Germany and German-speaking Switzerland, with its typical diglossia. But the decline of regionalism in Germany means also that an effective boundary is now also being established to Austria, where dialects are also in decline, but where everyone speaks a variety which is clearly (and in some ways deliberately) distinct from that of Germany, particularly in its phonology, cf. Scheuringer (1997). In effect this means that Austrian identity, following what was said in section 4 above, is being signalled clearly at least in the spoken form, and it is certainly the case that Austrians from whatever region recognise each other on the basis of their linguistic usage. This means that the limits of the Staatsnationen where German is spoken are becoming, for the first time, also the pragmatic boundaries of Sprachnationen. In this way, there really are emerging distinct national forms of German, and it may well in some years time, no longer be possible to speak, with Schneider, of a Volkszugehörigkeit ‘deutsch’ which is distinct from Staatsangehörigkeit. And we have tried to demonstrate here that the situation of the other countries where German is spoken is becoming equally distinct. The eventual outcome could then be a Kulturnation with a common, if pluricentric standard language which is no longer significantly associated with a single national identity. 7. References Ahlzweig, Claus (1994): Muttersprache - Vaterland. Die deutsche Nation und ihre Sprache. Opladen. Alcock, Antony E. (2000): From tragedy to triumph. The German language in South Tyrol 1922-2000. In: Hogan-Brun (ed.), pp. 161-194. Ammon, Ulrich (1995): Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Problem der nationalen Varietäten. Berlin/ New York. Ammon, Ulrich (2000): Sprache - Nation und die Plurinationalität des Deutschen. In: Gardt (ed.), pp. 509-524. Barbour, Stephen (2000a): Nationalism, language, Europe. 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In diesem Zusammenhang wird oft Skandinavien erwähnt, wo die umfassenden Englischkenntnisse, gepaart mit dem wachsenden Einfluss des Englischen in einer Vielzahl von Bereichen, dazu geführt haben, dass von Englisch als Zweitstatt Fremdsprache gesprochen wird, d.h., dass das Englische dort zur Bewältigung verschiedener Alltagssituationen benötigt wird. Andere Kommentatoren sagen sogar vorher, dass diese Entwicklung letztlich in einem vollständigen Sprachwechsel zum Englischen resultieren werde, sollten keine Maßnahmen zum Schutz der jeweiligen Nationalsprachen beschlossen werden. Ziel dieses Beitrags ist es, die Reaktionen auf die vermeintliche Gefahr des Englischen in den skandinavischen Ländern zu untersuchen, insbesondere in Schweden und Norwegen. Während Norwegen über wesentlich mehr Erfahrung in Bezug auf Sprachpolitik und Sprachplanung verfügt, war es ironischerweise Schweden, welches zuerst eine Antwort auf diese „Bedrohung“ entwickelte. In recent years, much has been made in the media and in academic circles of the risk that the world is heading towards linguistic convergence as a result of globalisation. A region often cited as an example is Scandinavia, where the widespread knowledge of English, coupled with its advanced infiltration in many domains of language use, has led commentators to point out that this language has become a second, as opposed to a foreign, language, that is, a language which is needed for Scandinavians to complete functions of their everyday lives. Others have gone further, predicting an eventual outright shift to English if measures are not taken to protect the respective national languages. The aim of this paper is to examine the response to the perceived threat from English in the countries of the Scandinavian peninsula, namely Sweden and Norway. While the latter has considerably more experience in matters of language policy and planning, it was ironically the former which took the lead in developing a response to the ‘threat’. 1. The language politics of an ‘international’ country: the case of Sweden Before the 1920s-30s, the Swedes had a strong, overt sense of national identity, a legacy from the Romanticist movement, which had a particularly strong effect in Sweden in the nineteenth century. But the breakthrough of <?page no="60"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 60 social democracy in Sweden, together with negative reactions to the racial theories developed by the Nazis, led to the discrediting in Sweden of the concepts of national identity and nationalism. In short, it became more or less taboo to discuss Swedishness. The belief that the Swedes lacked national consciousness gained currency; that they somehow expressed a ‘negative’ or ‘inverted’ nationalism developed into a popular myth that is still heard today (Oakes 2001, pp. 64-69). Nonetheless, while the traditional, nineteenth-century form of Swedish identity may have been rejected, there was a certain irony in the playing down of Swedish nationalism in the 1930s to the 1980s: Sweden exhibited a new type of nationalism, founded on the ideologies of anti-traditionalism, rationalism, democratism and internationalism (Dahlstedt 1976). Linguistically, the new ‘anti-nationalism’ resulted in the underplaying of Swedish as a symbol of Swedish national identity, as evidenced by the near absence of language from Swedish cultural politics until well into the 1990s (Teleman/ Westman 1997, p. 5). Instead, the Swedish desire to be modern, rational and international translated into the need to know English, the language which would allow Sweden to compete internationally despite its small size (Hollqvist 1984, p. 19). Moreover, the relatively high level of proficiency in English that Swedes came to have carried great symbolic value when making social comparisons with other non-English-speaking nations. In other words, proficiency in the international lingua franca developed into a distinctly Swedish trait (Oakes 2001, p. 165). Indeed, Swedish attitudes towards English are so positive that some commentators have claimed that the language has reached as high a status as Swedish (Dahlstedt 1980, p. 104; Hollqvist 1984, pp. 19-21). Others rate the value accorded to English by the Swedes as surpassing that of Swedish (Laureys 1997, p. 25). Others still suggest that the national language may even be considered by some Swedes as an ‘obstacle’ to reaching a high level of proficiency in English (Margareta Westman, personal communication). In the hierarchy of language attitudes which can be observed in Sweden, English is thus situated at the top, acting as a sort of linguistic trump card for the purposes of generating a positive national identity. An obvious consequence of the favourable attitudes towards English has been the stream of loan words into the Swedish language, a process referred to aptly by one commentator as “linguistic internationalization” (Dahlstedt <?page no="61"?> Language Policies for a Global Era 61 1976, p. 26). 1 The influence that English has had on the corpus of Swedish has traditionally been considered a positive phenomenon. For example, in a campaign in the late 1980s run jointly by the Swedish Language Council, known then in Swedish as Svenska språknämnden, 2 and the postal service against the use of svengelska (i.e. a mixture of Swedish, svenska, and English, engelska), the public demonstrated vehemently, claiming that the campaign reflected an ‘unhealthy’ Swedish nationalism, even racism (Vikør 1995, pp. 190; 193). Initial fears amongst academics that svengelska threatened the “national way of life and identity” (Lundberg 1960, p. 28) have now been dispelled. 3 A study published in 2001 on the use of English in the spoken Swedish of young Swedes and in the conversations of business meetings in an international shipping company firmly concluded that “English does not pose a threat to the survival of Swedish” (Sharp 2001, p. 199; see also Höglin 2002, p. 16; Josephson 2004, pp. 16-17). However, it is not the amount of loan words that needs to be considered when evaluating if language shift from one language to another is underway, but rather the loss of domains, that is, to what extent a language is being replaced by another in certain contexts of language use (Hyltenstam 1999, p. 211). Only here can claims of a potential threat from English be accorded any real credence. A 1980s study of the role of language in three large Swedish companies revealed the widespread use of English as an in-house language (Hollqvist 1984). In a more general survey amongst ordinary Swedes published around the same time, it was also found that contact with English, either of an active or passive nature, was fairly extensive (Ljung 1985). The concern about loss of domains has only increased in more recent years, with some underscoring the second language status which English has in effect acquired (e.g. Phillipson 1992, p. 25; Siguan 1996, p. 142). In the words of one Swedish commentator: 1 There is more detail on the phenomenon of recent loan words across the Scandinavian languages on the website of the project Moderne importord, funded by the Nordic Language Council, and directed by Helge Sandøy, University of Bergen (see http: / / www.moderne-importord.info ). 2 Although the closest English translation of Svenska språknämnden is ‘language committee’, the agency itself opted for ‘Swedish Language Council’ as its official English name (Vikør 1995, p. 151). The recent change of name of the agency to Språkrådet (see section 2) has brought the Swedish and English denominations into line. 3 All translations from the Swedish and Norwegian are by Oakes and Linn respectively. <?page no="62"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 62 Having no command whatsoever of English may no doubt cause a person problems in a number of situations; some of them being fairly trivial such as not understanding a commercial advertisement or an instructional [sic] booklet for a technical device; others posing more serious problems such as not being able to comprehend important information at the workplace. (Melander 2001, pp. 13-14). Considering widespread bilingualism not only amongst the elite, but also at the grassroots level, the topics of loss of domains and language shift have become of major interest in the field of Swedish macrosociolinguistics (Teleman 1993; Westman 1996; Teleman/ Westman 1997; Hyltenstam 1999; Falk 2001; Svenska språknämnden (ed.) 2004). While most commentators stop short of predicting the ‘death’ of Swedish in the near future, they highlight the potential for a greater degree of diglossia, with English progressively dominating domains in Sweden such as science and research, education, business, culture and entertainment, as well as politics and administration, especially in light of the country's membership of the EU since 1995. To take the first of these domains as an example, in the fields of science, medicine and technology in Sweden, a large amount of research is now conducted in English. While the extensive use of this language allows Swedish researchers to participate in debates with colleagues in other countries and diffuse their results as widely as possible, it is claimed that they now have difficulty discussing their fields in the national language (Westman 1996, p. 184). This scenario is all the more plausible considering the severe lack of Swedish-language outlets for original research in some disciplines. For example, Swales (1997, p. 379) notes that “the last journal to publish original medical research in Swedish has recently gone over to an all-English policy. At present, the only Swedish-language medical serial is entitled Läkartidningen, or ‘Doctor's Newsletter’, a semi-popularized round-up of research news and other events”. In this way, Swedish may be considered the L(ow)language in a domain dominated by English as the H(igh)-language. The dominance of English in research has also trickled down to higher education. In a survey of language use and language attitudes at Uppsala University in 1993-94, English was found to be used for between 89 and 100% of all doctoral theses, conference papers and academic articles written in the fields of technology or science, pharmacology and medicine (Gunnarsson/ Öhman 1997; see Teleman (1993, p. 134) for a similar study conducted at Lund University in 1991). Only in law was English not dominant - no doc- <?page no="63"?> Language Policies for a Global Era 63 toral theses and a mere 13% of academic articles were written in that language during the study period - presumably because many aspects of this field are confined to the national context, with the notable exception of international law. Because of the increased use of English, and in some cases even a desire to use more English still, one of the authors of the study concludes that “[i]nternationalisation of the university has thus come far, in certain departments very far” (Gunnarsson 2004, p. 120). Swedish secondary schools as well are not immune from English, which has been gaining ground in Swedish secondary schools since it overtook German in the mid-1950s as the compulsory foreign language learnt by schoolchildren (Hyltenstam 1999, pp. 224-230; 2004). From the 1960s, English became mandatory for all Swedish students (Teleman 2003, p. 227); nowadays they begin learning English as their first foreign language between the ages of six and ten, and a pass in the language is needed to complete both lower and upper stages of secondary school (Boyd/ Huss 2001, p. 5). Of particular concern to those worried about eventual language shift is what is known as Content and Language Integrated Learning (or CLIL), a teaching method that seeks to improve competence in foreign languages by using them to teach not just the languages themselves, but also subjects such as mathematics, history and social science. Of all the languages included in the CLIL programme in Sweden, English is the language of instruction in 75.5% of cases (Nixon 2000, p. 3). 4 In his well-grounded criticism, Hyltenstam (2004, p. 93) observes that CLIL programmes in Sweden appear to be motivated predominantly by an ideology which views English as the key to socio-economic mobility on the world stage. His point is that there is no real pedagogical regard for how much of the content is actually being understood; nor is there any consideration that the students may be losing competence in their native Swedish as a result. It is the latter point which is relevant to our discussion here, since declining use of Swedish in education could ultimately contribute to language shift. In light of such concerns in this and other domains, it is no surprise that language planning measures have come to be considered unavoidable in 4 CLIL is translated in Swedish as språkoch innehållsintegrerad inlärning och undervisning ( SPRINT ) and exists in over 20% of upper secondary schools. Other languages of instruction used are German (8%), French (6%), Spanish (4%), Finnish (2%) and others (4.5%). <?page no="64"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 64 what has developed into an era characterised no longer by mere internationalisation and the interconnectedness of nations so much as by globalisation with its pressures for cultural and linguistic homogeneity. 2. Towards a national language policy for Sweden In 1997, the Swedish Language Council was given the task of researching whether an official policy to promote Swedish was necessary (Regeringsbeslut 1997). The draft action plan, tabled in March 1998, proposed a range of measures to ensure the status of Swedish in various domains (Svenska språknämnden (ed.) 1998). In May 2000, a parliamentary committee comprising language specialists and representatives from all political parties was set up. Known as the Committee on the Swedish Language (Ku 2000: 03), its aim was to investigate the proposals of the Swedish Language Council further, with a view to formulating a concrete action plan for the promotion of Swedish. In its report, published under the title Mål i mun (SOU 2002: 27), 5 the Committee strove to make proposals that would ensure three conditions (ibid., p. 45): Swedish should be a complete language serving and uniting Swedish society; official Swedish should be correct and effective; and everyone should have the right to language, by which was meant Swedish, their mother tongue and foreign languages. These headings corresponded more or less to the three types of language planning traditionally identified - status planning, corpus planning and acquisition planning - and brought together no fewer than 80 proposed measures. As the questions of diglossia and language shift are primarily (although not only) concerned with status planning, it is the proposals listed under the first of these headings that sought to prevent loss of domains to English. While the report recognised that Swedish was fortunate enough to be ranked amongst the world's 60-70 strongest languages, the potential for loss of 5 An English summary of the report is available at http: / / www.regeringen.se/ sb/ d/ 108/ a/ 1443 . Although translated as ‘speech’ in this summary, ‘mål i mun’ is in fact very difficult to translate. It can be roughly rendered as ‘to be able to express oneself or affirm oneself verbally’ (Nigel Musk, personal communication). The report forms part of the research series commissioned by the state known as Statens Offentliga Utredningar ( SOU ), literally ‘the State's Official Reports’. Such reports are written by specially formed committees, which comprise experts in the relevant field, bureaucrats and representatives from political parties. The convention for referring to SOU s is to mention the year, followed by a colon and the number of the report for that year (e.g. SOU 2002: 27 for Mål i mun). <?page no="65"?> Language Policies for a Global Era 65 domains to English was nonetheless flagged as a concern (SOU 2002: 27, pp. 45-51). But the authors were quick to stress that the measures they proposed were not intended to work against the necessary use of English, on the condition that Swedish may also be used. As the authors of the report stated themselves: In order for Sweden to be able to assert itself as a knowledge and researchorientated nation, to have competitive industries, to be an internationally active country, etc., good knowledge of English is an obvious necessity. For example, it is highly reasonable to expect that English will play a large - presumably a completely dominant - role within the sciences in our country for many years to come. But that does not imply that it should not be possible to also use Swedish when one wishes. ( SOU 2002: 27, p. 51). This principle of parallelspråkighet, or the parallel use of English and Swedish, was reflected in the Committee's proposals for the promotion of Swedish in a range of domains. In education, for example, proposals included the monitoring and evaluation of activities in schools where teaching takes place in foreign languages, i.e. as part of the CLIL programmes mentioned above (SOU 2002: 27, pp. 77-80). Universities should strengthen elements of their courses designed to improve oral and written competence in both Swedish and English, and in some cases increase prerequisites in the Swedish language. Measures should also be taken to promote the parallel use of English and Swedish in research and the sciences (ibid., pp. 89-97). In the domain of politics and administration, one of the Committee's major preoccupations was Sweden's membership of the EU. Considering that Swedish has for the first time been elevated to official status within an international organisation, it is somewhat ironic that one should be talking about the potential for domain loss as opposed to domain gain. However, the reality is that some official languages are more dominant and used as working languages. While Swedish politicians seem to be able to use Swedish in EU contexts, the transfer of certain competencies to Brussels has meant that Swedish civil servants are obliged to use English and French more than Swedish (Melander 2001; 2004). For this reason, the Committee suggested that the government establish official guidelines for the status and use of Swedish in the EU, and report to parliament every year on whether these guidelines are being followed (SOU 2002: 27, pp. 115-120). This proposal is in accordance with statements already made regarding the status of Swedish in the EU. In 1996, for instance, it was declared that “[t]he government and <?page no="66"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 66 parliament […] attribute the greatest importance to the position of the Swedish language in the European Union” (EU-sekretariatet 1996, p. 111) and that “[t]he Swedish language should not be treated worse than other comparable languages (e.g. Danish, Finnish, Greek and Portuguese)” (ibid., p. 112). Finally, the authors of Mål i mun also stress that Swedish should be the normal language of public administration in Sweden itself (SOU 2002: 27, pp. 122- 124). By this is meant, for example, that official government websites should normally be in Swedish, even if they include translations in English or other languages. In the workand marketplace, the Committee proposed that use of Swedish be promoted and in some cases regulated (SOU 2002: 27, pp. 131-137), that the position of Swedish should be boosted in the field of culture and in the media (ibid., pp. 147-150), that schools should be supported and encouraged to use computer programmes in Swedish (ibid., pp. 153-154) and that health care workers with foreign qualifications should be provided with the necessary language skills to conduct their work in Sweden (ibid., pp. 157-158). A final point considered by the Committee was that Sweden is now a multilingual country. 6 Much of the linguistic diversity has resulted from increased immigration, as well as a greater desire amongst immigrants themselves to maintain their languages and cultures. In 2000 to coincide with its ratification of the Council of Europe's Charter for Regional or Minority Languages, Sweden also recognised five ‘national minority languages’, those being Sámi (in all its varieties), Finnish, Mëankieli (or Tornedalian Finnish), Romany Chib (in all its varieties) and Yiddish. While acknowledging this new (and new-found) linguistic diversity, the Mål i mun report nonetheless placed particular emphasis on the role of Swedish as an important component of Swedish identity. The use of Swedish as a ‘common language’ in Sweden was deemed necessary “to be able to embrace and benefit from the wealth that a multilingual and multicultural society has to offer” (SOU 2002: 27, pp. 25-26). For this reason, the Committee recommended that measures be taken to improve attitudes towards the Swedish language, especially amongst young people, where it noted a tendency for them to be less positive (ibid., pp. 172-180). 6 It is estimated that in 2000 there were over 150 first languages used in Sweden (Teleman 2003, p. 243). <?page no="67"?> Language Policies for a Global Era 67 An additional task of the Committee was to make suggestions concerning the infrastructure of language planning in Sweden. The report thus called for increased support for research into language planning with regard to Swedish, national minority and immigrant languages (SOU 2002: 27, pp. 406- 409). It also suggested an explicit language policy for the country: while questions of language were in the past dealt with in the framework of other fields, such as education, culture or immigration, the Committee recommended that language policy constitute its own distinct policy area, and that responsibility for it lie with one single ministry. An amendment was also proposed to the regulations that bind committees working within the framework of the state-commissioned research series known as SOU. In addition to evaluating the financial and social consequences of their proposals, future committees would thus also be required to comment on the consequences of their proposals for the Swedish language and its use (ibid., pp. 462-464). Finally, perhaps the boldest proposal concerned legislation to enshrine the status of Swedish. To this effect, the Committee proposed a Swedish language law, the first paragraph of which would read: “The Swedish language is the principal language in Sweden and the country's official language in international contexts” (ibid., p. 470). On 29 September 2005, the Social Democratic Government finally presented its bill for a national language policy entitled Bästa språket - en samlad svensk språkpolitik (Best language - a concerted language policy for Sweden) (Prop. 2005/ 06: 2). In some respects, the bill reflected the recommendations of the Committee on the Swedish Language, reiterating in the form of ‘objectives for a national language policy’ that Swedish should be a complete language, serving and uniting Swedish society; that official Swedish should be cultivated, simple and comprehensible; and that everyone has a right to language - to develop and learn Swedish, to develop and use their own mother tongue and national minority languages and to have the opportunity to learn foreign languages. For instance, in the area of compulsory and upper secondary education, the Government highlighted the measures it had already taken to better ensure the achievement of education objectives with regard to Swedish, like the special government grant for extra staff in preschools, schools and leisure time centres, which was expected to amount to SEK 7 billion in 2007 and which has enabled municipalities to hire more teachers and other specialists such as librarians in schools (Prop. 2005/ 06: 2, pp. 11; 41). <?page no="68"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 68 The bill also highlighted the need for reinforced and coordinated organisation for language planning, recommending in particular the establishment of a new language planning agency from 1 July 2006. Known as Språkrådet (the Language Council), the new body forms part of the Institute for Dialectology, Onomastics and Folklore Research (SOFI) and incorporates those activities formerly conducted by the Swedish Language Council, the Finnish Language Council in Sweden and the Plain Swedish Group in the Government Offices. The Budget Bill for 2006 proposed an additional SEK 2.2 million in funding for language planning as of 1 July 2006 (Prop. 2005/ 06: 2, pp. 21-24). On some other points, the Government went further than the Committee could have hoped for. For example, it recognised the importance of teaching Swedish abroad and signalled its intention to set up an inquiry to study this issue further (Prop. 2005/ 06: 2, pp. 50-51). It also announced an increase of SEK 800,000 in the financial contribution it would make from 2006 to the Institute for Dialectology, Onomastics and Folklore Research (SOFI) for the study and promotion of Swedish dialects (ibid., pp. 55-56). However, on some key points, the Government recommendations were not as emphatic as those of the Committee on the Swedish Language. Such was the case for the area of higher education: In view of the Government's objective of internationalising higher education and its objective that Sweden is to be a leading research nation, it is desirable for subjects that by tradition mainly use Swedish as the language of doctoral dissertations to make more use of English, if international cooperation promotes quality in their area. [...] To safeguard Swedish terminology and keep the Swedish language alive it is important that higher education institutions work for a full summary of doctoral dissertations in Swedish. (Prop. 2005/ 06: 2, p. 47). While the Government claimed to support the parallel use of Swedish and English in this domain, the phrasing of the bill reveals that the real concern is to promote the use of English. Indeed, the only real measure suggested to ensure the status of Swedish in higher education consists of a requirement that doctoral theses have a summary in Swedish, a somewhat symbolic gesture which, by itself, will hardly ensure the status of Swedish in that domain. With regard to the position of Swedish in the EU, the bill recalled that the Government Offices already issue guidelines regarding the use of Swedish in <?page no="69"?> Language Policies for a Global Era 69 and in relation to the EU (see above). However, it also explained the new order for interpreting in the European Council which was proposed by Sweden and introduced following the last wave of enlargement in 2004 (Prop. 2005/ 06: 2, p. 34). According to the new system, individual member countries indicate in advance the interpreting they require for working groups of civil servants. The country then pays for this either at the full price for ‘active’ interpreting, i.e. to and from the required language, or at half price for ‘passive’ interpreting, i.e. merely from the required language. Each member country is allocated a certain amount of the EU budget to cover these costs. If a country wishes to have more interpreting, it must pay for it itself. Conversely, if a country decides not to use all of its allocated allowance, it can instead use the funds to cover travel costs to the meetings in question. According to the Swedish Government's EU coordination secretariat in Stockholm, the interpreting that Sweden requests accounts for barely 10% of its available allowance, the rest being used on travel (Göteborgs- Posten, 6 December 2005 7 ). Such practice hardly reflects the recommendations of the Committee on the Swedish Language, which had in mind the increased - not reduced - use of Swedish in the EU institutions. By far the most important deviation from the recommendations of the Committee on the Swedish Language concerned the passing of a language law. Instead, the Government preferred a mere ‘language policy objective’ according to which “Swedish is to be the principal language in Sweden”. As well as claiming that such a law would lack practical meaning, on account of it having no standardising effect or real sanctions, the Government also highlighted potential problems of interpretation. In particular, the bill stated that [w]ithin Swedish official administration and in international contexts, there are Swedes who both have the right and ought to use other languages, for example one of the national minority languages or a foreign language in foreign affairs administration. (Prop. 2005/ 06: 2, p. 16). In addition, it claimed that [a] provision that those who perform duties within public administration for their work should use clear and comprehensible Swedish, as suggested by the Committee, could be interpreted as discriminatory against those who do not have Swedish as a mother tongue or who do not master Swedish for some other reason. (ibid.). 7 See http: / / www.sr.se/ Ekot/ artikel.asp? artikel=70276 <?page no="70"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 70 On 7 December 2005, the Swedish parliament passed the Government's bill. While members of Parliament were unanimous about the four language policy objectives, the Liberal and Moderate parties had nonetheless hoped for the inclusion of a language law. The mere language policy objective that Swedish should be the principal language in Sweden may have been enough to incite the Royal Court to subsequently set up a website in Swedish 8 alongside its existing English-language one 9 (Svenska Dagbladet, 10 December 2005). However, many believed that this was not sufficient and a lively debate broke out in the media amongst interested parties. Member of the Swedish Academy, Sture Allén, claimed that the Government was afraid of appearing racist or overly nationalistic (Svenska Dagbladet, 6 December 2005). Similarly, Fredrik Lindström, the linguist who has become wellknown for his TV programmes on language, described the Government's bill as “timorous political correctness”. 10 Another commentator accused the Minister of Culture, Leif Pagrotsky, of demagogy because of the latter's comments about “the constant lack of self-confidence” that makes some Swedes feel their language needs protection (Svenska Dagbladet, 20 and 28 December 2005). Finally, Olle Josephson, head of the then Swedish Language Council, explained that the Government was wrong to assume that the status of Swedish in Sweden is self-evident: in a multilingual Sweden where English is playing a greater role as the working language of the upper echelons of society, the status of Swedish is far from assured (Svenska Dagbladet, 23 December 2005). Against the backdrop of criticism, and in light of the subsequent revelation that parliamentary support for a language law would have been forthcoming had it not been for a voting mistake, the Minister of Culture back-pedalled somewhat, announcing his intention to summon representatives from the various parties in the spring of 2006 to discuss a possible language law: “We shall review how the proposal's shortcomings can be solved and study the alternatives that have emerged, among other things if the question should be sent to the Committee of Inquiry on the Constitution” (Svenska Dagbladet, 1 February 2006). In the meantime, the question of language legislation found its way into the debates in preparation for the September general 8 See http: / / www.kungahuset.se 9 See http: / / www.royalcourt.se 10 See http: / / svt.se/ svt/ jsp/ Crosslink.jsp? d=27170&a=499967 <?page no="71"?> Language Policies for a Global Era 71 election. In their reply to a questionnaire sent out in May 2006 by the association Språkförsvaret (‘language defence’), the Social Democrats now stood out as the only party not to unequivocally support language legislation; even the Left party (former Communists) were in favour. 11 Following the Social Democrat defeat to a right-wing coalition led by the Moderates, some form of language legislation for Swedish looks set to become reality. Moreover, it is not only the official level which is being affected: in light of the importance of the domains of research and higher education for language maintenance, universities have also been involved in the debate. Anders Flodström, the president of the Royal Institute of Technology (KTH) in Stockholm, caused a storm when he claimed in a televised debate in April 2006 that all teaching at his institution would be in English within ten to fifteen years. 12 Not all agree, and in June 2006 Göteborg University adopted a language policy which states that “[t]he official language of communication at Göteborg University shall be Swedish. The sciences which are dominated by English shall be able to communicate their knowledge in clear, comprehensible Swedish” (Göteborg University 2006, p. 10). Nonetheless, the same document also claims that “[t]he range of courses with English as the language of teaching shall increase, at advanced levels in the first instance. The increased use of English shall be an aim for the sciences which are today dominated by Swedish” (ibid.). The University is clearly aiming for a policy of parallelspråkighet, as first proposed by the Committee on the Swedish Language. However, this new concept is potentially very problematic and will require much scrutiny in the future; if it is not adhered to strictly, it may prove to be little more than diglossia in another guise. Finally, language has now become a subject of debate at the grassroots level as well, as witnessed by the turn (or rather turns) that the discussions in the media took in April-June 2006 to include bilingualism, second language acquisition, Swedish-language education, sexism in language, segregation and especially what some referred to as the ‘broken’ Swedish spoken by those Swedes of immigrant descent. In an attempt to calm the heated debate, Mats Thelander and Olle Josephson, both of the then Swedish Language Council, reminded all involved that the real threat to Swedish was not from the linguistic consequences of immigration, but rather from the loss of 11 See http: / / www.sprakforsvaret.se/ sf/ index.php? id=268 12 See http: / / svt.se/ svt/ jsp/ Crosslink.jsp? d=33538&a=577273 <?page no="72"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 72 domains to English (Dagens Nyheter, 26 May 2006). Be that as it may, status planning cannot be so easily dissociated from corpus planning: calls to strengthen the position of a language necessarily lead to questions about which variety is to be promoted. Whereas the role of Swedish in Sweden was previously taken for granted, the country is, by all indications, beginning to “shake off [its] language policy innocence”, as the then Swedish Language Council once claimed with regard to the measures proposed by the Committee on the Swedish Language (Svenska språknämnden (ed.) 2002). Nonetheless, it remains to be seen what the future holds: language policy and language planning are new concepts for the Swedes, who do not yet have the same level of experience in these matters as their Norwegian neighbours. 3. A history of language policy and planning: the Norwegian experience Norwegians, by contrast with the Swedes, have been used to government intervention in the development of the language and to a process of language reform for over a century. Even before political independence was achieved in 1814, there were those who expressed dissatisfaction with the status quo, whereby the dialects spoken by ordinary Norwegians were in many cases quite remote at all levels of linguistic structure from the written Danish used in the country under Danish rule. What followed independence - the establishment of two separate written varieties of the language in the process of nineteenth-century nation-building - led to one of the best known cases of language policy-making and language planning worldwide, made famous by the studies of Einar Haugen, notably his 1966 book, Language Conflict and Language Planning: The Case of Modern Norwegian (Haugen 1966). Indeed Haugen coined the term language planning precisely to describe Norwegian language politics. The relationship between Norwegian language and identity on the one hand and the (actual or perceived) threat posed by other languages, specifically now English, on the other, is still at the heart of Norwegian language politics at the turn of the twenty-first century, But, before addressing Norwegian language politics ‘post-Haugen’, it might be helpful first to review the story Haugen told. The situation has, however, altered radically over the past fifty years, and it is therefore unfortunate that <?page no="73"?> Language Policies for a Global Era 73 Haugen's version of events remains the only source of information on Norwegian language planning regularly cited by the international linguistics community. The two written forms of Norwegian were originally known as Landsmaal and Dano-Norwegian. Landsmaal was the work of Ivar Aasen, who, based on his investigation of the dialects, had presented a standard form of the language in a grammar (1864) and dictionary (1873). Dano-Norwegian was the descendant of written Danish and was subject to two different lines of reform in the nineteenth century. One was radical Norwegianisation, associated with the programmatic work of Knud Knudsen, and the other was a more gradual process, associated with mainstream Norwegian authors and with the linguist Johan Storm. There were in fact other alternative proposals as well, but in 1885 Parliament resolved that what it called Det norske Folkesprog (‘the Norwegian folk language’ or Landsmaal) should be placed on an equal footing with what it called vort almindelige Skriftog Bogsprog (‘our common written and book language’ or Dano-Norwegian). Neither variety was standardised at the time, and so this resolution occasioned the series of official reforms described by Haugen. The key point is that with the 1885 resolution, language policy was firmly part of the Norwegian political landscape. Language reform activity becomes language planning when backed by political will. The lack of an agreed standard for Landsmaal led to the establishment of a committee in 1898 to rule on the matter, and in 1901 a modified version of Aasen's standard was accepted by the Government as the norm for Landsmaal. Debates surrounding the acceptable shape of Dano-Norwegian were more heated still, and it took longer to arrive at a resolution, such that a standard for Dano-Norwegian was only sanctioned in 1907. A further reform followed in 1910, resulting in a few conservative adjustments to Landsmaal. Up to this point, then, the reforms had related to one variety or the other. Landsmaal and Dano-Norwegian were treated as independent varieties with independent standards. The next reform of 1917, however, represented a change in policy, a policy that would bring the two varieties into conflict with each other. The 1917 reform involved developments in both varieties simultaneously, underscored by the notion that the two varieties could be reformed into one, that by a process of government intervention in the written language it might <?page no="74"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 74 in time be possible to unify the two varieties into a Common Norwegian (Samnorsk). Optional forms were made available in both standards, such that an individual writer was free to use a conservative lexicon and morphology or a style closer to the other variety of the language. Nowadays the forms of the two varieties set out in the 1917 reform are regarded as the classical forms of what are now called Nynorsk (previously Landsmaal) and Bokmål (previously Dano-Norwegian). Adherents of conservative Nynorsk and Bokmål unwilling to accept official reforms along the Samnorsk line appeal to the 1917 standards as the purest forms, but at the time the reforms aroused significant popular objection, especially from the middle classes, perceiving in them a threat to the integrity of traditional Dano-Norwegian (see Langslet 1999 for a survey of the conservative Dano-Norwegian response to the Samnorsk policy). The 1938 reform saw the Samnorsk agenda more firmly pursued. As Jahr (1997, p. 229) puts it, “Dano-Norwegian supporters considered the whole 1938 reform to be an outrage against what they reckoned to be «correct», «nice» and «proper» language”. A perception of the language, and by association the culture of its users, being threatened is then a familiar one in Norway. In the nineteenth century, Danish had represented a threat to the establishment of an independent Norwegian identity, and in the first half of the twentieth century Landsmaal/ Nynorsk was perceived as a threat to traditional Dano-Norwegian. Post-1938 it was not, however, Nynorsk that appeared to constitute the threat, but rather Samnorsk itself. The Samnorsk policy gathered momentum, and in 1951 an official language agency was established, the Norsk språknemnd (Norwegian Language Commission). Amongst its various responsibilities it was charged with continuing to bring the two varieties closer together ‘på norsk folkemåls grunn’ (‘on the basis of the Norwegian folk language’). Its first major task was to set out a new standard for use in textbooks and other official publications in the light of the 1938 reforms. This resulted in the reforms of 1959. As planning in a Samnorsk direction gathered pace, so did popular objection to the policy, and language politics of the 1950s was characterised by unrest, as the state-engineered language policy came into conflict with popular sentiment. Norwegian language history contains plenty of examples of people not giving in to linguistic threat without a fight. (See Langslet 1999 for a discussion of the role of Riksmålsforbundet (the Riksmål association) and the parents' action of the 1950s, and <?page no="75"?> Language Policies for a Global Era 75 Almenningen et al. 2003 for a discussion of the conservative Nynorsk activists during the twentieth century.) By the mid-1960s, then, Norwegian was the classical example of a planned language: there was a policy (enforced contact between the two varieties, leading to eventual unification); there was an official agency for planning and implementation (the language commission); there were formal promulgation techniques (via the schools and the state machine); and there was established and organised popular objection, without which no serious government policy would be complete. At the time Haugen wrote his classic study, things were beginning to change, however. In response to the unrest of the 1950s, Parliament established a committee under the chairmanship of the internationally renowned linguist, Hans Vogt. This committee was informally referred to as the Language Peace Committee, in recognition of the fact that the language political arena had become one marked by conflict. Of the proposals made by the Vogt committee, two are particularly significant in terms of changing the direction of Norwegian language planning. One outcome was the replacement of the unpopular Language Commission by a new Language Council (Norsk språkråd), established in 1971, with a much more wide-ranging membership. The second outcome was the Bokmål reforms of 1981, in which a range of forms previously outlawed in the name of Samnorsk were readmitted to the standard. This is of fundamental importance in the history of Norwegian language planning. While the Riksmål association and the parents may have lobbied for a return to traditional forms of Bokmål, and while individuals may have continued to employ them in their own writing, here was official recognition of the popular will, with which official policy was clearly out of step. Certain spellings, which had been outlawed in 1938, some of them particular icons of traditional Bokmål, were readmitted, such as frem (‘forward’), bro (‘bridge’), sen (‘late’) alongside the Samnorsk-inspired fram, bru, sein. At the level of morphology, -en was readmitted as an optional form of the suffixed feminine definite article (alongside -a), and the past tense suffix -et was readmitted as an equally valid alternative in all verbs of the appropriate class (alongside -a). These changes may seem small, but they represented a major victory for the anti-Samnorsk lobby. The threat had been turned back. <?page no="76"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 76 The establishment of the Language Council and the implementation of the 1981 Bokmål reforms were only the first of a series of events signalling a dramatic change in policy. Once these few bricks had been removed from the edifice of Samnorsk, the whole structure came tumbling down surprisingly quickly. It may have been official policy, but there was little appetite for it any more, if indeed there ever had been. Parliamentary Report 13 for 1997-1998 on language use in public service was an important document in this regard, containing, as it did, the following proposal: The converging line between Bokmål and Nynorsk, which was previously central to Norwegian language politics, emerges in practice as less relevant today. There seems to be relatively broad political acceptance of the fact that we have today two official Norwegian language varieties, and that this will be a relatively permanent state-of-affairs. That means, instead of emphasising developments intended to draw the language varieties together, language cultivation work will rather be bound up with the question of how Nynorsk and Bokmål shall be able to develop as well as possible autonomously. (Kulturdepartementet 1997; emphasis added). This is a clear return to the pre-1917 situation of two varieties of written Norwegian developing along their own lines. The next logical step followed on 14 June 2002, when the Government proposed the removal of the so-called Samnorsk paragraph from legislation concerning the Language Council. If the two varieties were no longer to be engineered closer together, it no longer made sense for the Language Council to have this mandate. Paragraph 1b of the 1971 legislation relating to the Language Council had stated that the Council should: promote cooperation in the development and standardisation of our two language forms and support tendencies which in the longer term bring the language forms closer together. (Kirkedepartementet 1971, § 1b). In November 2002 this paragraph was pensioned off unanimously and without debate in the Odelsting, the larger subdivision of Parliament, and approved without comment by the Lagting. The change in legislation provoked strikingly little press reaction. This is presumably because traditional language planning had not been actively pursued by the Language Council since its foundation at the start of the 1970s, and nor had it been taken seriously by the majority of Norwegians for some time; the Samnorsk ideal had already been rejected de facto. That said, the Landslaget for språklig samling <?page no="77"?> Language Policies for a Global Era 77 (the national association for linguistic unity), founded in 1959, is still in existence and continues to produce a quarterly publication, Språklig samling. Does this mean the end of traditional corpus planning in Norway? That is certainly the intention of the Government. The statement of cultural policy for the 10-year period from 2004 states that: Norwegian spelling is to be stabilised, i.e. as far as possible new and regular alterations to the existing orthography are to be avoided, both more extensive reforms and annual adjustments on individual questions. (Kulturog kirkedepartementet 2003a, p. 189). However, the ministry responsible for language affairs went on to approve a series of reforms to take effect from 1 July 2005. This might seem to contradict the policy set out just a year before, but these reforms represent corpus planning for a new era. First of all they are predominantly just of relevance to Bokmål, and so the unification agenda cannot be said to underlie the recommendations. Secondly the 2005 reform involves the removal of little-used forms from the Bokmål standard, that is to say forms such as bjølle (for bjelle, ‘bell’), rekne (for regne, ‘count’), and vitskap (for vitenskap, ‘science’), which were introduced earlier in the name of rendering Bokmål more like Nynorsk. Thirdly, various traditional forms, previously removed from the standard but widely used, are readmitted, forms like hverken (for verken, ‘neither’) and syv (for sju, ‘seven’). One of the most striking results of the 1917 and 1938 reforms was the introduction of so-called ‘bracket forms’ into both varieties of Norwegian. These were cases where one form was set down as the standard, to be used in public documents and in teaching, but where there was also a ‘side’ or bracketed form, recognised as being in use but not acceptable in the official standard. Thus the dictionaries gave a main form first, followed by the ‘sideform’ in brackets, e.g. rød [raud] (‘red’). This distinction has been removed, and all alternatives are now on an equal footing, meaning that all Bokmål users are free to spell the word rød or raud. The 2005 reform also provided standard Norwegian spellings for a number of loan words, but these spellings were motivated by a practical need and not by a language-political agenda. To summarise the 2005 reform, then, we have the anomaly of a reform hot on the heels of the decision to stop reforming, but it is a reform for the twenty-first century, characterised by freedom of choice and a response to the wishes of ordinary users (see Guttu 2005). <?page no="78"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 78 4. Norwegian language politics for the new era Language policy in Norway has been turned on its head. The seeds were planted by the Vogt Committee, but changes in policy and practice have accelerated in recent years, and this clearly has an impact on the body charged with implementing the policy. If there is no longer a will to plan the direction of the two varieties of written Norwegian, then presumably there is no role any more for the planners. The next government report on language use in public service covered 2001-2002 and contained the following recommendation: The Ministry will therefore continue to work towards achieving a shift in the Norwegian Language Council in the direction of a more outward-looking agency of authority for the Norwegian language, with greater emphasis on guidance and information and opinion-forming work. (Kulturog kirkedepartementet 2001). This rather bland statement has had far-reaching consequences for a Language Council which had come to be associated with unwanted changes to the language and with pedantry, and which was felt by many to have lost its way. The suggestion here is that, in place of the traditional planning role, it should seek to provide more of a service to language users, to be seen to advise and assist rather than regulate. In this light, the Language Council has been subject to a major overhaul over the past three years. In June 2004 legislation was lifted to allow for the suspension of the Norwegian Language Council, legally constituted in 1971, and at that stage the intended outcome to the reform process was deliberately vague. It was intended to be “a gradual process without predetermined stages or a clearly defined end-point” and an open one characterised by plenty of consultation (Kulturog kirkedepartementet 2004, p. 2). An extensive consultation document was sent out to over three hundred institutions with an April 2004 deadline for responses. Initially the body which would replace the Language Council was referred to simply as a Kompetansesenter for norsk språk, a centre of competence in the Norwegian language, and the name purposely suggested little about what its role or structure would be. In May 2005 it was however decided that the new-look agency would continue to bear the simple name, Språkrådet, keeping it in line with its Swedish counterpart. An interim committee was appointed, under the leadership of Tove Kristin Karlsen, head of the Norwegian Academy of Music, which was <?page no="79"?> Language Policies for a Global Era 79 replaced by a permanent one in July 2006, under the leadership of the politician, Tora Aasland. Apart from the committee, the only concrete outcome to the first stage in reforming the Council was the appointment of a new Director with effect from January 2004, the academic and broadcaster Sylfest Lomheim. On 25 April 2006 the Ministry published a series of decisions relating to the Language Council, and the relevant document (Språkrådet 2006) can be found on the Language Council's website. 13 The first of the goals for the new-look Language Council is “to strengthen the status of the Norwegian language in the present and in the future”. This clearly relates to the fear of a threat to this status from English, as will be discussed below. The next sentence states that work to strengthen the standing of the language “encompasses both the Norwegian language in general and Nynorsk in particular”. Previously both Bokmål and Nynorsk had been felt by their users to be under threat from Samnorsk, but now there is a three-level hierarchy. English threatens the status of Norwegian, and Bokmål threatens the status of Nynorsk, and this hierarchy is referred to explicitly in the 2005 language strategy document, Norsk i hundre! : The Bokmål, which 85-90% of Norwegians write, is threatened by English. On the next rung Nynorsk is threatened by Bokmål. Sami for its part has a long history of subjugation by Norwegian. If we look at the other old minority languages in Norway, like Kven and Romany, they are under even greater threat than Sami, because they have weaker protection in law and fewer unifying institutions. The more recent minority languages in Norway, such as Urdu and Vietnamese, are of course also threatened (but only in our country) by the majority language, Norwegian. (Språkrådet 2005, p. 19). The second goal is to protect the cultural heritage represented by the Norwegian language, and specifically to engender a sense of tolerance and respect amongst its users. Emphasising unity within Norwegian is part of the response to the threat to the language from outside, as will be discussed below. The three final goals for the revised Council are less noteworthy in the present context, relating as they do to the role of the Council as a fully representative public service, but, for completeness sake, they are: 13 See http: / / www.sprakrad.no <?page no="80"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 80 (a) to pay due regard to the total language situation in the country, as expressed through the linguistic concerns of Norwegians with a Sami or minority-language background or association. (b) to observe and analyse current developmental tendencies in the whole Norwegian language community and on their own initiative develop fruitful collaboration with both private and public bodies in various sectors of society. (c) to engage in outward-looking information activities and to a reasonable extent provide advice and guidance to all those who approach them with linguistic questions. When Sylfest Lomheim took up his post as Director of the Language Council, he did so in a very dramatic way, prophesying the death of the Norwegian language he had been appointed to protect. In an article in the national daily newspaper Dagbladet on 10 March 2004, for example, he wrote: There is good reason to issue a warning. For the future of our mother tongue is not safe. Those who don't know it are not keeping up. There is no law of nature which states that written Norwegian will be going strong in 100 years […] The Swedes have of course long since seen the writing on the wall and got to work. What he is writing about here is of course the issue of domain loss, the fact that prestigious and lucrative domains such as academia, business and the media are being handed over to the English language. Lomheim's message is that, once written Norwegian is lost, then the spoken language will not be far behind, and his reference to the Swedes is to the process which led to the publication of Mål i mun in 2002. It is true that, while Norwegians have a much longer history of intervention in the language than had been the case in Sweden, Sweden had responded sooner (1997) to concerns about domain loss, but Lomheim was not the first in Norway to address the issue. For example, an article by the then head of the Norwegian Language Council, Ola Haugen, appeared in the Language Council's house journal, Språknytt, in 2001. What is striking about the way in which both Lomheim and Haugen discuss the problem is the rhetoric they employ. Lomheim goes on in his Dagbladet article to write: Language disputes belonged to the twentieth century. In the twenty-first century it is language battle that counts. […] Does Norwegian have a chance? No. Not if the apathy demonstrated by some groups is the shape of things to <?page no="81"?> Language Policies for a Global Era 81 come. But [...] it will be fine if each generation takes the battle forward and hands on the baton to the next generation. On the baton there is just one word - attitude. (Lomheim 2004). This is the language of war. Generations of Norwegians must fight together against the common enemy. Internal bickering must be a thing of the past as the language battle now has to be fought on a bigger battleground. Ola Haugen's rhetoric is more extreme still: To strengthen the Norwegian language against the pressure of English is a principal goal in the Strategic Plan for the Norwegian Language Council 2000-2003. The goal of our language protection work is to prevent Norwegian being threatened […] Active, focussed work on language strengthening in Norway must be seen as pioneer work. There is little understanding of the practical, psychological and social mechanisms which mean that English is these days winning ground in so many areas. (Haugen 2001, p. 29). Inevitably the head of the Language Council and the Director of the new official language body writing in these terms created an impact, and making an impact was presumably Lomheim's intention. Taking this strong stance, using impassioned rhetoric and appealing to Norwegians for unity and commonality of purpose served to draw attention to the new language agency and the need for that new language agency very effectively, and to rally Norwegians around the common cause of language politics, from which many had become alienated by the language planning of old. It was a clever move to restyle Norwegian language politics as being about us Norwegians against those who would colonise us, instead of being about the top-down imposition of political will. This is a return to nineteenth-century language politics, and there is much that is similar about the rhetoric - see Løkensgard Hoel (1996) for a study of nationalism in language reform activities of the mid-nineteenth century. If this was in fact primarily an awareness raising exercise and not a genuine suggestion that the language was likely to be extinct within 100 years, then it caused a lot of unnecessary anxiety, and a number of Norwegian linguists published responses to Lomheim. Kristoffersen (2005) pointed out in the daily broadsheet, Aftenposten, that Norwegian, as a national language and as the 100th most widely used language in the world, is scarcely on the ‘at risk’ register: “Norwegian does not score high on any of the criteria used internationally to identify languages in the danger zone”, wrote Kristoffersen. A more wide-ranging attack on Lomheim's premises appeared in the journal Norsk lingvistisk tidsskrift <?page no="82"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 82 (Mæhlum 2002). Despite the best efforts of professional linguists to lower the temperature of the discussion, seeds of concern for the future of Norwegian in the light of a threat from a dominant English had been sown. Is the threat a real one? As in Sweden, Norwegians have long been justifiably proud of their practical facility with English. For nearly a century and a half English has had a central place on school and university curricula, and in the late nineteenth century the University of Oslo was pioneering in Europe in terms of the standard of its English teaching; Sandved (1998/ 2002) tells the story of the study of a language seen to begin with as a ‘shopkeeper's language’, and which ends up as a ‘world language’. It has emerged, as elsewhere in Europe, that there is a down-side to this ability to be able to communicate with the world via the medium of English, namely that English has, almost unnoticed, come to dominate in certain key areas, with the result that Norwegian has not been fully developed for use in those domains. The notion of English creeping up on Norway like a thief in the night has formed a motif in the rhetoric of domain-loss in Norway. An example of this process at work is described in an article in the Englishlanguage version of Aftenposten from 19 September 2006, reporting that “of the 26 largest and most heavily traded shares on the Oslo [stock] exchange, 14 have dropped reports in Norwegian. All told, around 40 percent of companies traded in Oslo stick to English or Swedish”. Table 1: Language use in doctoral dissertations in Norway (Heid 2004, p. 194) 0 20 40 60 80 100 Arts Economics Engineering Medicine Dentistry All Norwegian English Other <?page no="83"?> Language Policies for a Global Era 83 The most striking and most widely discussed example of the domain-loss phenomenon concerns academic language. In 2002 the Norwegian Research Council produced a survey of the use of Norwegian, English and ‘other languages’ in doctoral dissertations written at Norwegian higher education institutions (see table 1). It is immediately clear that the majority of serious academic work at that level is being written about in English, with all that this signifies for the relative advantage for native and non-native speakers on the international research stage, the effective education of Norwegian students, and not least the richness of the Norwegian language. This development has been taken seriously and has been the subject of some large-scale academic studies. In 2004 a pilot study was produced at the behest of the Language Council in partnership with the Norwegian Institute for the Study of Research and Education (Schwach 2004). There is more statistical material here relating to the extent of the dominance of English in academic writing: 8 out of 10 articles written by Norwegian authors are published in English, and 1 in 3 books are published in English and outside Norway. The report has some interesting conclusions, however. 1) It is noted that the community of Norwegian researchers is bilingual in English and Norwegian, and that the increasing dominance of English has had particularly serious consequences for the use of other languages, specifically French and German, in the academic domain, something which is easy to overlook when the relationship is seen simply as a bilateral one. 2) Norwegian researchers have not abandoned Norwegian entirely. In certain academic contexts, notably those where all interlocutors are Norwegian speakers, Norwegian can be the natural language to choose. 3) Language choice goes hand-in-hand with choice of publication form. Schwach (2004, p. 66) writes that “if one just takes peer-reviewed, scientific publication into account, the conclusion would be that Norwegian has suffered a domain loss”. However, there is a bilingual situation evident, where other forms of publication naturally take place in Norwegian, not only teaching materials but also where the audience is the Norwegian private or public sector or the wider population. It is evident that the relationship between academic English and academic Norwegian is much richer than some of the knee-jerk rhetoric in the media would have people believe. The issues are complex and important, and, to move the debate forward, a conference was held in Trondheim in November 2003, whose proceedings were published in 2004 with the politically disingenuous title, Language in <?page no="84"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 84 the Knowledge Society: English - the New Latin for the Elite? (Simonsen (ed.) 2004). The last word in the conference and in the book comes from Ola Haugen, who points to the need for a legally binding language policy which can serve to ensure the continued use of Norwegian in all domains into the future. This anticipates the publication in October 2005 of Norway's version of Mål i mun. This was called Norsk i hundre! (Språkrådet 2005), 14 and, like Mål i mun, sets the agenda for the establishment of a national language policy. Whether the proposals are picked up any more robustly in Norway than in Sweden remains to be seen. Norsk i hundre! is a 192-page document and the work, under the leadership of Professor Gjert Kristoffersen, of a seven-strong strategy group consisting of three linguistics specialists, two members with a Norwegian languageteaching background and two from the wider community, in turn supported by a 39-person-strong ‘resource group’. The task of its authors was set out in a September 2004 mandate from Parliament. The resulting report is a detailed and important document in contemporary language politics, which for reasons of space can only be summarised here. In any case, there is much in common with the proposals set out in Mål i mun and discussed earlier in this article. The authors of Norsk i hundre! summarise their mandate thus: “the dominant goal for a national language policy in this period [the next century] is that Norwegian, Bokmål and Nynorsk, should remain a samfunnsbærende og fullverdig språk” (Språkrådet 2005, p. 12), probably calqued on the phrase first used in Mål i mun and translated above as ‘a complete language, serving and uniting our society’. This last phrase has become a mantra in contemporary Norwegian language politics and planning, with its idea that measures should be introduced and enshrined in law to ensure that Norwegian is used in all areas of society, that Norwegian remains a ‘full service’ language. Norsk i hundre! addresses in turn: the school system, described as an ‘anchor point’ for the Norwegian language; higher education; culture and the media; industry and the world of work; IT; the public sector; and Norwegian for special purposes. The threatening presence of English is there throughout the text, but proposals for a national language policy are predominantly positive ones, about strengthening Norwegian and not about driving English out. In the words of the sum- 14 This translates as Norwegian at full speed, but it is also a reference to Sylfest Lomheim's rhetorical prediction that Norwegian would die out within 100 years. <?page no="85"?> Language Policies for a Global Era 85 mary, “Norwegian is to be the official Norwegian language, but without it threatening and ousting minority languages and even foreign languages from those domains in which they have their rightful place and function” (Språkrådet 2005, p. 3). A key to achieving this is the notion of the parallel use of Norwegian and English, referred to earlier in the Swedish context (parallelspråklighet in Norwegian), but what this means in practice, and how it will be achieved in a context where big business is simply dropping Norwegian as an inconvenience, is a practical question which is yet to be adequately answered. 5. Towards a regional language policy In terms of the development of language policies for a global age, Sweden and Norway have much in common. Historically, language planning has played a very different role in the two countries, as we have seen above, but in the course of the past decade the big language issue for Norway has ceased to be a culture-specific internal one but an external one it has in common with Sweden. Both countries have historically taken pride in their ability to communicate in English, and this has been a valuable commodity in terms of establishing their position in the modern world. Both countries have since woken up to the concomitant issue of domain loss, and linguists and governments alike have started to take this more diglossic situation seriously. Both countries have responded by moving towards a national language policy, based on the linguistic rights of individuals. Both countries have had to rethink the role of their official language agencies. Norway and Sweden share common ground, but they are not the only ones, and on 13 September 2006 the Nordic Council of Ministers proposed a declaration on a pan-Scandinavian language policy (the most recent version of several previous proposals 15 ). Language politics in Scandinavia is moving very quickly, and, by the time this article is published, the response to that proposal will be known. This proposal is permeated by the concept, central to official documents on language policy in both Sweden and Norway, of the languages used in Scandinavia being and continuing to be samfunnsbærende og fullverdige (in Swedish, ‘komplett och samhällsbärande’), and the linguistic rights of individuals are very much to the fore. 15 See http: / / www.norden.org/ sprak/ sk/ index.asp? lang=1 . <?page no="86"?> Andrew Linn / Leigh Oakes 86 There are four key issues set out in the Nordic proposal, described as “questions to work with” (Nordisk Ministerråd 2006, pp. 3-5). The first of these addresses strategies to ensure greater exposure to and understanding of the ‘society-bearing’ languages, i.e. Danish, Finnish, Faroese, Greenlandic, Icelandic, Norwegian, Sami and Swedish. The second issue or question is parallel-lingualism, which emerges as a noble goal for maintaining the status of the Scandinavian languages alongside English, but there is still a lack of guidance as to how this might be achieved in practice. 16 An interesting development of this idea in the pan-Scandinavian context is that parallel-lingualism is not just about a Scandinavian language on the one side and English on the other, but also about an internal balance between the languages within Scandinavia. The third of the ‘four questions to work with’ concerns minority languages in Scandinavia, their rights, their development and their study. This article has considered the Scandinavian response to possibly the most important sociolinguistic issue of the twenty-first century, and it is true that the Scandinavian countries are pioneers in making the threat from English a political issue. Indeed, the fourth and final point in the proposal for a declaration on Scandinavian language politics concerns precisely the sense that Scandinavia might usefully provide a model for the rest of the world in language policy matters. On this matter, the words of the Nordic Council of Ministers offer an appropriate conclusion to this article: Scandinavia is seen as a leader with respect to language questions. The Scandinavian language community is permeated by its citizens' efforts to understand and respect each other's mother tongues. Scandinavian collaboration on language matters is democratic, transparent and in key areas publicly funded. There is a political will to protect the Scandinavian language fellowship, amongst other things via the Scandinavian convention on language. This Scandinavian model of a language fellowship and of collaboration on language matters ought to be held up in international contexts. Increased knowledge about interesting areas within language politics can contribute to Scandinavia's position as a pioneer region in language matters. (Nordisk Ministerråd 2006, p. 5). 16 One step in the right direction is the University of Oslo's recommendation on language policy of March 2006 (Universitetet i Oslo 2006). <?page no="87"?> Language Policies for a Global Era 87 6. References (All internet links are active at time of press unless otherwise stated.) Almenningen, Olaf/ Løkensgard Hoel, Oddmund/ Pilskog, Geir Martin/ Tangen, Håvard (2003): Studentar i målstrid. Studentmållaget i Oslo 1900-2000. Oslo. Boyd, Sally/ Huss, Leena (2001): Introduction. In: Boyd/ Huss (eds.), pp. 1-12. Boyd, Sally/ Huss, Leena (eds.) (2001): Managing multilingualism in a European nation-state: Challenges for Sweden. Clevedon. Dahlstedt, Karl-Hampus (1976): Societal ideology and language cultivation: The case of Swedish. In: International Journal of the Sociology of Language 10, pp. 17-50. 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Das Augenmerk liegt insbesondere darauf, wie Verweise auf bestimmte Sprachvarianten in biografischen Interviews mit sozialen Erfahrungen und Erinnerungen verknüpft werden. Unsere Auswertung legt nahe, dass Sprachvarianten und deren Bewertung als Kennzeichen sozialer Identitäten sehr stark von den sozialen Bedingungen, in denen diese Berichte entstehen, sowie von den persönlichen Erfahrungen der Gesprächspartner abhängen. In this article we explore the relationship between language policies with regard to German in central Europe and the experience of being a Germanspeaker in this context. Drawing on a range of interviews conducted with public officials, minority group representatives, schoolteachers and ‘ordinary’ individuals in Hungary, we identify different ways in which language recurs as a theme. In particular, we show how references to specific linguistic varieties are associated in biographical narratives with social experiences and memories. Our analysis suggests that the representation of linguistic varieties and their perception as indexical of social identities are strongly dependent on the social conditions in which the narratives are produced and on the individual experiences of the speakers. 1. Introduction One consequence of the social changes contingent on the political transformations that have reshaped Europe since 1989 has been the reconfiguration of the relationship between the languages which cohabit in this increasingly fluid social space. This process is driven in part by the tension between efforts to reinforce - both politically and culturally - national boundaries as the principal means of defining the sites within which meaningful social interactions occur and the growing transnational flows of people and ideas, as well as money, goods and services. Greater individual mobility, in the con- <?page no="92"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 92 text of exponentially rising global migration and of the constantly enlarged internal market within the EU, and the rapidly expanding opportunities provided by new communications technologies have created conditions that not only favour a more diverse and less stable linguistic ecology but actually make it inevitable. In this article, we shall explore this development from the perspective of the relationship between German and other languages in central Europe. The research on which the present discussion is based 1 aims to address the tension between national and transnational contexts of language contact by developing a perspective on contemporary Europe that focuses on the German language and its users in order to see how linguistic regimes (Kroskrity 2000) are being constructed and used - at both societal and individual levels - to establish and legitimise processes of identification that sustain or challenge contradictions between multilingual rhetoric and practices on the one hand and prevailing monolingual ideologies on the other. This entails investigating, first, ways in which the conception of a ‘national language’ is instrumentalised in public discourses as the cornerstone of new notions of ‘active citizenship’ in Germany and Austria (see, for example, Stevenson 2006 and Bauder forthcoming), and secondly, the complex interactions of language policies and individual experiences with language in the neighbouring states of Hungary and the Czech Republic. The present status of German as the language with the highest number of native speakers in the EU (European Commission 2005) and its historic function as a lingua franca in much of central and eastern Europe (Ammon 2001) underpin its continuing credibility as a non-territorial regional language, an intermediate layer of linguistic practice between quotidian intercourse in local, national varieties (forms of the ‘national’ languages Czech, Hungarian, Polish, Rumanian, etc.) and the global currency of English as the language of business, tourism and multimodal communication. Focusing specifically on Hungary, and drawing on interviews with language policymakers, language teachers, representatives of German-speaking minority organisations and individuals who categorise themselves as - amongst other things - Germanspeakers, we shall discuss ways in which the relationship between the lin- 1 Our discussion is based on research carried out as part of a project funded by the UK Arts and Humanities Research Council on ‘The German Language and the Future of Europe’. For details, see the project website www.glipp.soton.ac.uk . <?page no="93"?> Being a German-speaker in Central Europe 93 guistic forms in individual speakers' repertoires (principally Hungarian, standard German and traditional German dialects) is articulated by different social actors and how (and to what extent) iterations of language policy impact on individual practices and evaluations of these linguistic varieties. 2 We begin by providing a brief historical contextualisation of language contact and multilingualism in Hungary in order to establish the radical changes in the social and political conditions that have shaped the sociolinguistic profile of the country over the last hundred years. We then outline the theoretical orientation of the research before offering an analysis of extracts from interviews with some of the ‘real historical actors’ (Blommaert 2003) in the current development of the position of German within the linguistic landscape of Hungary. 2. Languages in Hungary While recent surveys suggest that Hungary is both ethnically and linguistically one of the most homogeneous states in Europe (Eurobarometer 2006), this is a historically very uncharacteristic situation. 3 Indeed, for centuries until the end of the First World War, Hungary had been a multiethnic state with a long history of migration and settlement and until the end of the 19th century ethnic Hungarians (i.e. Magyars) represented a minority amongst the overall population. Following the Treaty of Trianon (1920), the map of central Europe was redrawn and the territory of Hungary was significantly reduced in size (for a map, see Kontra 1997, p. 1710). The reconfiguration of this area was not only territorial but demographic: on the one hand, nearly a third of the total number of ethnic Hungarians in Europe now lived outside Hungary in neighbouring states, and on the other hand the population of Hungary itself was transformed so that the proportion of ‘national minorities’ declined from 45.5 per cent in 1910 to just 7.9 per cent in 1930. German settlers have been part of the Hungarian population since the 11th century and by the end of the 19th century they were estimated to constitute about 13.5 per cent of the total. However, after 1945 around a quarter of a million ethnic Germans were deported (either to the Soviet Union or to 2 For an earlier discussion based on a pilot study, see Stevenson (2000b). See also Gal (1995). 3 There are many accessible accounts of the ethnolinguistic history of Hungary. This historical sketch is based on Bartha/ Borbély (2006), Euromosaic (2005), Fenyvesi (1998), Földes (2002, 2004), Kontra (1997), Medgyes/ Miklósy (2000), and Wolff/ Cordell (2003). <?page no="94"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 94 Germany or Austria); many of those who remained were dispersed to different parts of the country and this vestigial German minority was socially and politically marginalised throughout the communist period. The infamous census of 1941, which for the first time required the declaration not only of ‘mother tongue’ but also of ‘nationality’ and which was subsequently used to facilitate the compilation of lists of deportees, had the effect of politicising both the census-taking process itself and the act of linguistic affiliation: as Gal (1993, p. 345) argues: […] not only the counting itself, but also the political activity preceding it, had the effect of forcing a change in respondents' understanding of what it meant to be speaking a language. […] Language choice was no longer a local matter, but one with much broader political significance. Even in 1980, by which time official hostility towards the German minority seems to have subsided, only a quarter of those declaring German as their mother tongue appear to have been willing to identify their ‘nationality’ as German (see also Földes 1992, pp. 94-95 and Stevenson 2000a, pp. 110-111). As part of the political liberalisation process following the democratic reforms of 1990, and with the continued social marginalisation of large Hungarian minorities in neighbouring states clearly in mind, constitutional changes and legislative measures were introduced to improve the status and social conditions of minority groups in Hungary. In particular, the 1993 Act on the Rights of National and Ethnic Minorities 4 offers a detailed legislative framework for the provision of social and political rights, especially in the fields of education and culture, and a degree of self-government. The German minority appears to have shown particular alacrity in taking advantage of the opportunities provided by the new legislation, 5 but the size of this population remains contested (estimates range from the official figure of around 20,000 to the 200,000 claimed by the representative organisation, the Verband der Ungarndeutschen). 4 In official Hungarian discourse, ‘national’ minorities are those that are considered to have a ‘mother country’; this applies to 12 of the officially recognised 13 minorities, the only exception being the Roma, for whom the term ‘ethnic minority’ is reserved. 5 In the most recent local elections in 2006, virtually all districts with a ‘German’ electorate (378 out of 380) within their constituency elected a German minority administration (Minderheitenselbstverwaltung), a form of partial self-government at local level, and the level of participation in the elections was in most cases very high. (Olivia Schubert, personal communication). <?page no="95"?> Being a German-speaker in Central Europe 95 3. Theoretical orientation Research on language contact situations typically adopts one of two main perspectives. On the one hand, studies in the sociology of language are concerned with macro-level phenomena such as language maintenance and language shift and with charting trends in language knowledge and language use generalised across populations of speakers - ‘linguistic communities’ - to whom some form of shared identification is imputed on the grounds of common elements in their linguistic repertoires (such as Spanish-speakers in the US, Chinese-speakers in Australia or Russian-speakers in Estonia). Descriptions of the historical trajectories of linguistic varieties and their users within individual polities, such as the brief account of German in Hungary in the previous section, rely on this kind of quantitative research. On the other hand, work in interactional sociolinguistics typically focuses on the microlevel investigation of speech behaviours such as codeswitching, and research of this kind is generally concerned more with understanding and accounting for patterns of language use from a synchronic perspective than with developing an explanation of the social evaluation of linguistic varieties and their speakers. To some extent, research in social psychology can bridge the gap between these approaches by exploring shifts in attitudes towards different linguistic forms: for example, the longitudinal study of changing attitudes and motivations amongst language learners in Hungary through the 1990s in Dörnyei/ Csizér (2002) confirms the growing distinction made between English and all other ‘foreign’ languages and shows how the position of German as the second foreign language is relatively stable but more popular amongst certain categories of learner: older, rural, less-educated people in the west of the country. However, while such research is illuminating in identifying trends and broad motivations and does acknowledge in some sense the importance of human agency in such processes, it shares the limitations of other quantitative approaches that mask ambivalences and contradictions in individual positions, conceal complex particularities of personal experience, give a misleading impression of linearity in changes in linguistic evaluation and in language choice and ultimately reduce individual speakers to mere category members (for a critique of the homogenising effects of attempts to measure ethnolinguistic vitality in this way, see Stevenson 1997, 2000a). While it is informed by research of these kinds, our study adopts a qualitative approach based on ethnographic conversations with individual speakers and semi-structured interviews with policy-makers and other stakeholders in <?page no="96"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 96 order to investigate individual experiences with and of language in relation to discourses surrounding language policies. Our particular focus then is on the evaluation and representation of varieties of German in public discourses as voiced by policy-makers and minority representatives on the one hand and in personal biographical narratives on the other. In particular, we shall briefly show how identities may be imposed, assumed or negotiated (Pavlenko/ Blackledge 2004) in part by articulating particular conceptions of language, and argue that these articulations are rooted in linguistic ideologies or particular ‘regimes of representation’ (Irvine/ Gal 2000, Kroskrity 2000). While some commentators (see, for example, Brumfit 2006) emphasise the inherent liminality of all language contact situations, others stress the importance of situating the analysis of contact within the specific historical conditions of its occurrence. Pavlenko/ Blackledge (2004, pp. 1; 14), for instance, argue that […] in multilingual settings, language choices and attitudes are inseparable from political arrangements, relations of power, language ideologies, and interlocutors' views of their own and others' identities, and that ‘identity options’ [should be seen as] constructed, validated, and offered through discourses available to individuals at a particular point in time and place. At the same time, we need to distinguish between conditions of relative stability (such as the 40 years following the Second World War) and the disruptive impact of sudden, unexpected and radical changes in the socio-political environment, and between different layers of time, as Blommaert (1999, p. 3, citing Braudel 1958) argues: ‘Traditional’ historical time, called ‘courte durée’ by Braudel (and ‘événement’ by most other authors) is qualified as “the short time, measured on individuals, everyday life, our illusions, our understandings and awareness” (45-46). It is the time people can see, feel and control. But apart from that time, there are other times or temporalities: slow processes that are beyond the reach of individuals, the time of social, political and economic systems; and even slower: the ultra-slow time documented in climate and geology. 1989-90 was, of course, such a moment of courte durée that abruptly disturbed the steady temporality of post-war Europe and threw up many questions relevant to the present topic, above all on the relationship between <?page no="97"?> Being a German-speaker in Central Europe 97 changes in the political economy of the region of central Europe and changes in the range of identities available to its inhabitants. German-speakers in Hungary are doubly liminal: internally in relation to the majority Hungarianspeakers and externally in relation to the predominantly German-speaking societies of Austria and Germany. Their position is therefore vulnerable and fragile - but is this mitigated by the historical currency of German as a regional language (an abiding benefit of ‘slow’ historical time) and by its contemporary value as the language of economically dominant neighbours? Gal (2006, p. 14) also emphasises the historicity of language contact but in a rather different way: Both the institutional growth of the European Union and the accelerated global circulation of people and commodities have implications for linguistic practices, and for our understanding of them. Not only do linguistic practices occur in time, linguistic forms and geographical regions come to index cultural categories of time: some point to modernity or the future, others become indexes of tradition and the past. In her classic study of language shift in the contact zone between Austria and Hungary, Gal (1979) showed how the relationship between Hungarian and German had changed in this border area in the course of the 20th century: before the First World War, the two linguistic forms had been distinguished functionally as ‘local’ and ‘non-local’ means of communication respectively, but by the 1970s changes in patterns of economic organisation and social structure had created conditions in which they became associated with social values rather than communicative functions so that Hungarian had become indexical of traditional rural life or ‘peasantness’ and German of ‘urbanity, modernity’. In contemporary Hungary as a whole, German-speakers must navigate their way through a linguistic environment configured by three varieties: Hungarian as the language of the state, traditional German dialect as the marker of Hungarian-German ethnicity and standard German as the language of wider ethnolinguistic legitimacy. The relationship between the two iconic forms of German can be characterised as what Ris (1979) - referring to the linguistic separation of Schwyzerdütsch and Swiss standard German - calls a ‘pragmatic discontinuum’. As Gal (2006) argues, this linguistic disjunction may be explained historically as the result of the prolonged spatial and political separation of Hungarian German-speakers from the Germanspeaking ‘motherland’, but in the contemporary context it is ‘heard’ as tem- <?page no="98"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 98 poral and social distance: the two forms are iconically associated with the past and the present respectively and with different social status. Against this background, then, the questions we need to address are: what options are available to German-speakers in Hungary today? What factors constrain these options? How do these options impact on actual linguistic practices? What role do they play in the negotiation of identities? How do policy-makers seek to intervene in this process and with what effect? In the space available here, we can only offer tentative answers to some of these questions, but we hope to show the possibilities of this approach. 4. Regimes of Representation The material for this analysis comes from semi-standardised interviews with policy-makers and other stakeholders and from ethnographic conversations with ‘ordinary’ German speakers. Our informants were not selected in a quantitatively representative way, although we tried to include individuals from as many different age-groups and social and professional backgrounds as possible to represent various different perspectives on the topic. The three language options available to our informants are Hungarian, standard German - the two ‘official’ language options that are represented in the public and institutional sphere - and traditional German dialects, also referred to generically as ‘Schwäbisch’ (although they actually derive from several different dialect groups) - which today can only be found in the private and informal spheres. The knowledge of these varieties has been largely reversed in the last 60 years: German dialects are spoken only by elderly people, whereas they would have been the ‘normal’ language option for members of the German minority until 1945, who would often not know standard German at all and often only very little Hungarian (depending on the requirements made by their environment; see Földes 1992, 2002, 2004; Medgyes/ Miklósy 2000). Representatives of the German minority from Budapest and Pécs attribute this reversal to the fact that it was ‘forbidden’ or at least ‘not recommended’ to speak German in public during the communist period, and that people were generally discouraged from speaking German in their daily lives and restricted in learning it at school in the sense that there were only limited opportunities to receive schooling in German. In extract 1 (lines 18-22; and see also extract 8, lines 5-6), one of the representatives of the German minor- <?page no="99"?> Being a German-speaker in Central Europe 99 ity from Budapest asserts this explicitly and goes on to equate this loss of the iconic language variety of the German minority to a loss of identity (lines 20-21), a position that is reaffirmed and explained in lines 31-32, where he states that it will not help if people can dance pretty folk dances but only speak Hungarian. Extract 1 18 H: das WICH tigste ist eh SPRA che/ der Sprachverlust - der eh . in Ungarn 19 H: stattfand nach dem zweiten Weltkrieg eigentlich bis in die . 20 H: Achtzigerjahre hinein wo es kaum Möglichkeiten gab . Deutsch 21 H: zu lernen wo es nicht eh besonders empfehlenswert war Deutsch zu 22 H: RE den . also dieserdieser Sprachverlust ist enorm/ und 23 H: Sprachverlust IST auch immer mit Identitätsverlust verbunden/ 24 H: also ich kann mir auch schwer eine . MIN derheit oder eine- 25 H: eine nationale Minderheit eine Volksgruppe OH ne . SPRA che oder 26 H: ohne eine sprachliche Identität vorstellen/ .hh deshalb hat das 27 H: Priorität denn eh . in derin der Pflege deralso in diesem 28 H: traditio NELL en Bereich Kulturalso VOLKS kultur sind wir denke 29 H: ich sehr gut/ das ist wirklicheh wirklich e NORM was da noch DA 30 H: ist und was da auch noch ge PFLEGT und bewahrt wird/ .hh eh . 31 H: nur - ist es auf die . Dauer wahrscheinlich nicht wenn man sehr 32 H: schöne Volkstänze tanzt aber . eh . Ungarnur Ungarisch spricht/ His overall argument might seem self-evident, and could be expected from someone in this function, but it forms the justification for, and the main rationale behind, the policy of language education for minorities advocated by the representatives of minorities and the government itself, and therefore represents an important ideological stance. In extract 2 he specifies the situation further, stating that the “actual mother tongue”, the dialects, which form the iconic language of the German minority in Hungary, is disappearing, and must be replaced by “cultured high German”, which can only be learned at school. These two varieties are constructed in relation to each other in temporal terms: dialects as the “original” <?page no="100"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 100 mother tongue of his parents' generation and which “won't be there in 10-15 years” versus standard German as (by implication) the language of the future. Extract 2 39 H: ((weil))-/ Deutsch als Muttersprache wird in den Familien nicht 40 H: mehr WEI tergegeben . mit wenigen Ausnahmen/ eh und eh die 41 H: ursprünglichealso die EI gentliche Muttersprachedie deutschen 42 H: Dialektedie ((xxx)) deutschen Dialekte die mandie noch 43 H: auch meine Elterngenerationdie MEINE Elterngeneration noch 44 H: SPRICHT die ver SCHWIN den/ in zehnfünfzehn Jahren werden 45 H: kaum noch Dialektsprecher da sein/ eh also muss man ein 46 H: gepflegtes . eh . Hochdeutsch . erlernen/ wo kann man hier das 47 H: erlernen? eh esdas geht nur über Schule und Bildung/ also 48 H: Kindergarten Schulbildung/ deshalb hat das hier bei uns Vorrang/ Furthermore, this process is “institutionally valorized” (Gal 1993; 1995), as schools are taking the place of the families in supplying the supposedly crucial linguistic component in the process of identity formation. This becomes clear in the discursive structure of his justification for the teaching of (standard) German in schools in lines 45-46. The force of the grammatical connective ‘also’ (so/ therefore) is to assert that the acceptance of the inevitability of losing the iconic linguistic form goes together with a shift of allegiance to the now not only permissible but authoritative standard form. However, there is a contradiction in this position because abandoning the traditional variety means giving up what he has declared to be the salient aspect in their identity in favour of a linguistic form that has never been ‘theirs’: if ‘language’ (meaning traditional dialect) is the key to being ungarndeutsch, it is not clear how this can be maintained by speaking only the nonterritorialised, non-local standard variety. However, this logic is not shared by all representatives of the German minority. Whilst they agree that it is desirable to have both a cultural identity and linguistic competence in German, Mr Z in extract 3 acknowledges that people may describe themselves as “Schwaben” and have an emotional allegiance to traditional cultural practices (music, dances, etc.) because they were exposed to them since their early childhood, even if they do not know the language (lines 22-24). <?page no="101"?> Being a German-speaker in Central Europe 101 Extract 3 15 Z: deine Frage jetzt zurückkommen dass die MEN schen mmmh 16 Z: SPRECHEN darüber nicht aber sie sprechen nicht DEUTSCH 17 Z: <lacht>/ mmmh die sprechen da RÜBER eh dass wir DEU tsche 18 Z: sind dass wir SCHWA ben sind dass wir Ungarndeutsche sind dass 19 Z: natürlich unsere Tänze sind ‚ audas sind ja unsere LIEDER ’/ 20 Z: also die HABEN die Identität . aber diese kultu RELLE 21 Z: Identität/ .hh eh und und das GEHT weiter/ mmmh also eine 22 Z: Beziehung oder . Be ZUG zu einem . VOLK zu einem sagen wir 23 Z: jetzt VOLK . das DEUTSCHE VOLK oder die DEUTSCHE 24 Z: Kul TUR kann ich ja . ohne der SPRA che auch haben/ wie- und 25 Z: wenn es auch so ((passiert)) ich KANN ja . die deutschen 26 Z: TÄNZE weil . da ist ja keine Sprache da BEI eh . als MEINE 27 Z: be TRACH ten weil ich es von Kindheit an habe und NUR das 28 Z: ge HÖRT habe/ und ist dannsind dann MEINE TÄN ze . oder 29 Z: meine MUSIK . oder meine . LIEDER wenn ich die Lieder auch 30 Z: nicht ver STE he . eh . das ist OFT der FALL . aber aber dasda- 31 Z: das ist diese DEUT sche Kul TUR ist dann MEINE Kultur/ ich 32 Z: SPRECH nicht mehr DEUTSCH . eh . aber die KULTUR HA be 33 Z: ich/ [...] He says it is possible to regard the dances, the music, the songs, the German culture as “one's own” even if one does not understand them linguistically (lines 26-30). He concludes his explanation by taking a different persona saying “I don't speak German anymore, but I do have the culture” (lines 32- 33), thus speaking for a group of people, positioning himself as one of them and adding more weight to their stance. In fact, he does not really belong to this group since he speaks German very well, however he is one of their official representatives and thus in a position where he is able, and even expected, to speak for them. Note also lines 17-18 where he defines the community first as German, then as Schwaben, then as ungarndeutsch. These are the terms ethnic Germans in Hungary use to refer to themselves, and all these different labels together serve to specify the categorisation more closely, they are aimed at making it more concrete than the generic label ‘German’ alone. Yet, those different terms also denote rather different di- <?page no="102"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 102 mensions of what it means to be German in Hungary. The reference to “deutsche Kultur” implies a connection to their kin nation in their “mother country” whereas the terms “Schwaben” and “ungarndeutsch” refer to a specific community within the broad category German that can only be found in Hungary. This is similar to the process of defining linguistic labels, for example in extract 9 but also in extracts 1 and 2, and it may indicate a search for a community label, a space and appropriate linguistic expression. Relating again to extracts 1 and 2, where we saw that “cultured high German” has to replace the disappearing dialects, it is easy to see why schools and educational institutions gain special relevance in this situation. They have to make up for what is being, and has been, lost in the private sphere where “German as a mother tongue” is no longer handed down (extract 2, lines 39-40), which also explains the involvement of the Association of Germans in Hungary (Verband der Ungarndeutschen) in educational matters. The stance is echoed by a representative from the Ministry of Education in Budapest in extract 4, who stresses the government's role in taking over from families and communities where languages are concerned. Extract 4 11 K: also . eh . es ist eh SO in Ungarn, dass eh die Minderheiten 12 K: ziemlich stark assimiliert sind/ .hh und die Regierung will dass die 13 K: Minderheiten ihre KULTUR ihre SPRACHE erhalten bleibt/ und 14 K: natürlich die Minderheiten SELBER möchten das auch/ .hh und 15 K: eh da die sie sehr stark assimiliert sind wird die Sprache 16 K: ZUHAUSE kaum mehr benutzt/ also die SCHULE die 17 K: verschiedenen eh staatlichen EIN richtungen müssen die Aufgabe 18 K: übernehmen .hh die Sprache den Kindern . die Sprache der 19 K: MÜTTER - GROSS mütter wiederzugeben/ und .hh natürlich die 20 K: Sprache ALLEINE ist nicht genug . eh auch die Traditionen die 21 K: Kultur muss eh wiederbelebt werden und weitergegeben werden/ 24 K: [...] - .hh eben deshalb ist es auch wichtig eh dass die 25 K: WICHTIGSTEN Merkmale der Minderheitenkultur in der Schule 26 K: unterrichtet werden .hh was natürlich zur Identinte- Identität der 27 K: Minderheiten beiträgt/ [...] <?page no="103"?> Being a German-speaker in Central Europe 103 She argues that “minorities are very much assimilated, but [that] the government has an interest in keeping their culture, their language” alive (lines 11-13), but cites the government's interest in doing so first, and only then adds that the minorities “want it too, of course” (lines 12-14). In lines 15-19 the issue is further elaborated: “due to assimilation the language is hardly used anymore at home, so the schools have to give children the language of their mothers and grandmothers back”. However, although she does not say which language form is actually meant, it must be assumed (see extract 2) that it is in fact standard German, which at the very least suggests an ambiguity in her position and in the intentions imputed to the government. Indeed, there appears to be a contradiction between the statement that minorities are assimilated (lines 11-12) and the further statement “and the government wants the minorities to keep their culture, their language” (lines 12-13, our emphasis). In extract 5, the same government representative emphasises the distinction between different concepts of the German language in Hungary: first as a minority language and, second, as a foreign language. Extract 5 51 K: Ich weiß nicht ob eseh . eh . es ist in Ungarn ein bisschen 52 K: kompliziert was in anderen Ländern nicht gibt und zwar dass in 53 K: Ungarn ZWEI verschiedene deutsche Sprachunterrichttypen gibt . 54 K: eins ist die MIN derheitensprache . anders ist die FREMD sprache/ - 55 K: .hh und eh ja das das ist diedas verstehen die im Allgemeinen eh 56 K: die Ausländer nicht weil die Sprache ja die GLEICHE ist/ eh . und 57 K: der Unterschied ist- und ich glaube das müsste und sollte da ein 58 K: bisschen .hh - eh - festgelegt SEIN dass eh - bei den also - 59 K: bilingualen Unterricht gibts für den MINDERHEITEN unterricht 60 K: und gibts für den FREMDSPRACHIGEN Unterricht/ . bei den 61 K: Minderheitenunterricht müssen fünfzig Prozent der 62 K: Wochenstunden in Minderheitensprache .hh eh gemacht werden/ 63 K: bei den FREMD sprachigen bilingualen Unterricht nur 64 K: FÜNF unddreißig Prozent/ - .hh eh es hängt auch damit 65 K: zusammen dass Minderheitenkultur also . Minderheiten KUNDE 66 K: bei den Minderheitenschulen verpflichtend als ein neues <?page no="104"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 104 67 K: Bildungsbereich da ist . bei den FREMDSPRACHEN unterricht 68 K: NICHT / .hh was noch- . eh . eh - ich glaube- . Untereh . 69 K: Unterschied IST dasseh - ist dass fremdsprachiger bilingualer 70 K: Unterricht ist Förderung einer Sprache durch SPRACHE - die in 71 K: Ungarn eine FREMD sprache ist/ ist das so? <sieht zu F> F: ja ja . absolut/ 72 K: .hh eh bei Minderheitenunterricht IST - das Ziel die 73 K: IDENTITÄTBEWAHRUNG durch die 74 K: MINDERHEITENSPRACHE / .hh . also - ZWEI Formen F: also zwei Formen-/ 75 K: ((ja nur)) das ZIEL - ist anders/ F: ja ja/ Both these concepts (German as minority and as foreign language) are represented in different types of schooling, which use or conceptualise language differently in education for minorities and in bilingual education. However, the ‘vehicle’, the language that is taught and used for teaching is the same, standard German in both cases, which is a foreign language in Hungary (see lines 70-71), even for the German minority. This does not imply that standard German and dialects are treated as if they were the same thing, but rather that standard German now has two different meanings and functions, i.e. promotion of a foreign language through extended language teaching on the one hand, and the creation and maintenance of minority identity on the other. Apart from the practical teaching aspect, schools also gain relevance as the bearers of standard German, which creates an inherent ambiguity. Identity is to be conveyed through teaching minority culture in institutions, but this happens without the iconic original language, i.e. the traditional dialects. This may be due to the fact that it is not practicable to teach very localised versions of dialects through a standardised curriculum, or to provide standardised teacher training for these purposes. However, a more important reason is that it confers legitimacy on German-speakers through the standard variety. This is visible in extract 2, lines 44-48, where the representative of the ethnic German minority argues that if speakers of traditional dialects die out, the only option is to learn “cultured high German” (“gepflegtes Hochdeutsch”), which you can only learn at school. The term “cultured” clearly <?page no="105"?> Being a German-speaker in Central Europe 105 evaluates standard German vis à vis dialects and by implication characterises the latter as somewhat rough and inappropriate. At school, any remainders of dialect stand out. They are used to mark children as ungarndeutsch, and they are treated as deviant variants that interfere with standard German or, in other cases, with the official language, Hungarian. In extract 6, a German teacher identifies elements of dialect as a marker for “real” ethnic German backgrounds (lines 16-17) but it is also classified as “wrong” (line 13) and as causing “greater problems” with learning standard German (than Hungarian; lines 18-19). The “authentic”, iconic language therefore loses its legitimacy in favour of the standard variant, which is the one that is used by the relevant authorities, i.e. teachers, officials, civil servants, etc. Extract 6 10 CG: also wir haben auch KIN der aus 11 CG: diesen Dörfern die ungarndeutsch sind und die bringen da also 12 CG: SCHON . Einiges mit/ also . das was wir als DEUTSCH - . als 13 CG: FAL sches Deutsch bezeichnen ist für die das das was sie zum 14 CG: Teil noch zuhause HÖ ren/ . SPRE chenge SPRO chen wird 15 CG: es SEL ten noch von den Schülern aber sie HÖ ren es / und 16 CG: man merkt also dass die ungarndeutschen Hintergrund noch 17 CG: REAL haben dass die in der SPRA che eigentlich . 18 CG: größere Probleme haben als die UN garn die Deutsch als 19 CG: FREMD sprache lernen/ The experience of encountering and coming to terms with the collision between these competing linguistic varieties is clear in extract 7, where Mrs S., an ‘ordinary’ person from Pécs, who grew up speaking the traditional dialect, describes her difficulties with learning standard German. In her narrative, dialect is marked as not appropriate, as the language “of a small child that has not yet learned to read and write” (lines 38-40) and has thus not yet mastered the abstract notions of language. This has to do with the fact that dialects are mostly only spoken, rarely written, except in folk poetry, songs, maybe prayer books, whereas in a highly literate society practices associated with the materiality of the written language are often the principal marker of the legitimacy of a language form. <?page no="106"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 106 Extract 7 36 S: [...] und an der UNI habe ich zwei Jahre Deutsch gelernt insgesamt/ 37 S: eh . ich habe SEHR VIELE SCHWIE rigkeiten gehabt mit 38 S: Grammatik/ ich habe SO gesprochen eh wie ein kleines 39 S: KIND . eh . sprechen kann aber kann nicht schreiben solange 40 S: dass das nicht in die Schule geht/ und ich konnte nicht die deutsche 41 S: Grammatik . deutsche Buchstaben habe ich nicht gekannt die 42 S: einzigen was besonders sind/ . scharfes S und sowas und Umlaute 43 S: habe ich nicht gekannt dass man das anders SCHREIBT / das 44 S: musste ich damals alles er LERNEN / und seither tue ich . eh . OFT 45 S: die deutsche Sprache . eh . benutzen/ [...] In a similar vein, Mr Z. from Pécs describes in extract 8 how he first learned Hungarian when he came to nursery school, after he had only spoken dialect with his grandparents in his first years. According to his accounts, it was forbidden to speak German and everyone had to speak Hungarian, so that he was forced to learn it “in two weeks” (lines 7-8). This was deemed the only appropriate and legitimate language option to the effect that he then demanded his family should “speak properly” at home, too, which meant Hungarian (lines 10-11). Extract 8 12 Z: also ich zu HAUSE . SCHWÄ bisch . bis zum Kindergarten habe 13 Z: ich NUR Deutsch ge KANNT <lacht>/ also . MUND art/ und dann 14 Z: im Kindergarten dadurch dass man imdas war noch der 15 Z: Kommunismus <lacht> dass man da . nicht Deutsch sprechen 16 Z: DURFTE obwohl ALLE Kindergärtnerinnen Ungarndeutsche 17 Z: waren aber offiziell DURFTEN sie das nicht machen . da habe ich 18 Z: in zwei Wochen Ungarisch gelernt <lacht> . eh . und bin nach 19 Z: Hause gekommen und habe gesagt ‘reden wir ORDENTLICH ’ zu 10 Z: meinen Eltern und Großeltern weil wir lebten zusammen/ und 11 Z: ordentlich hieß auf Ungarisch/ [...] <?page no="107"?> Being a German-speaker in Central Europe 107 Note his interjections of laughter at various stages of his argument; these serve to make his accounts seem less severe as the subject is a very serious one, but they also punctuate several important parts of his narrative: a) until nursery school I only knew dialect; b) that was during communism; c) speaking German was not allowed, then I learned to speak Hungarian in two weeks. These sections follow in a logical pattern of explanation, and grammatically they are concluded by “da” (line 7), which takes on a similar function to ‘therefore’, providing a causal link to his reasoning, as well as a simple temporal one, and making the parts follow in an apparently natural sequence. Moreover, Mrs S. (as in extract 7) struggles to define her mother tongue and the relationship between the different linguistic varieties she speaks (the traditional dialect/ Schwäbisch, Hungarian, standard German). In extract 9 she argues that her dialect is “not a language” and that therefore her mother tongue must be German, because her dialect is a variety of German (lines 11-13). But she also interrogates herself about whether her mother tongue is the variety she spoke first (German dialect), or the official language of her country of origin (Hungarian), which she did not learn until she was about five years old (lines 14-19). Extract 9 11 S: .hh NORMALERWEISE wäre meine MUTTER sprache ich denke 12 S: die DEUTSCHE SPRACHE / schwäbische Sprach- Sprache 13 S: gibts nicht als Sprache also muss es die deutsche Sprache sein/ 14 S: .hh weil es ist ganz interessant das haben sie oft von mir gefragt in 15 S: meinem Leben schon . schon ALS KIND her wie ist - WELCHE 16 S: ist deine MUTTE rsprache? ich eh bis fünf Jahre konnte ich 17 S: NICHT Ungarisch/ ich bin in UNG arn gelebt aber ich konnte nicht 18 S: Ungarisch/ [...] dann haben sie gefragt WELCHE habe ich am 19 S: ersten gesprochen/ am ersten habe ich Schwäbisch gesprochen/ 20 S: also ist meine Muttersprache Deutsch/ [...] For these speakers, therefore, dialects stand in a hierarchical relationship with standard German and Hungarian and the examples throw up several questions of legitimacy. First, what is a language, if what people speak “doesn't exist as a language” at all (extract 9, lines 12-13; see Gal 2006)? <?page no="108"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 108 Secondly, which variety is appropriate or legitimate in a given social context? Dialect is an iconic feature that is indexical of a past identity it has been named, quite aptly, as the “language of the mothers and grandmothers” in extract 4 - and as such it is constrained by the recent social and political environments and their linguistic demands. It seems that there is a tendency now to dissolve the remainders of the roots in local territory that were formed through dialects (and the myths and stories that make families and communities) in favour of the authoritative but deterritorialised standard form, which then creates frictions and ambiguities for individuals, who live in and with these language options. As people try to reconcile these frictions and create links with their pasts, however, these ambiguities show up again. In extract 10, Mrs S. explains her decision to bring her children up bilingually in order to link them with their own past and that of their community. She and her husband (who is a member of the ethnic German minority, too) did not want to “forget their history” (line 53), and presumably they also want their children to remember it, which the woman sees as her moral duty to her own grandparents (lines 54- 55). Thus, knowing German becomes the means by which their history can be remembered, which is elucidated further in extract 11. Extract 10 50 S: [...] eh und unsere KIN der eh als sie . zur 51 S: Welt eh gekommen sind haben wir gleich besprochen dass wir 52 S: möchten dass sie auch zweisprachig sind/ wir möchten diese 53 S: ganzeunser Ge SCHICH te nicht verververver GES sen/ 54 S: ich denke SOVIEL bin ich meine- . eh . meine GROSS eltern 55 S: SCHULD ig . irgendwo/ [...] In extract 11 she elaborates this as she recounts how she communicates this commitment to her children. For her, learning the language has a memorial function, because the children ought not to forget that their ancestors, some of whom they have met, “spoke like that back then” (line 63, our emphasis). Again, the particular language form is the prerequisite skill that is necessary to be able to remember. It is only then that she states the functional, instrumental purpose of language skills in the modern economy and the EU, before, in line 68, reiterating the importance of their past. <?page no="109"?> Being a German-speaker in Central Europe 109 Extract 11 58 S: ist in die Grundschule auch schon/ - und wenn sie manchmal 59 S: sagen das ist zu SCHWER weil sie muss das eh auf eine andere 60 S: Sprache eh LERN en und eh das ist manchmal WIRKLICH nicht 61 S: LEICHT dann sage ich ihnen immer sie sollen das nicht 62 S: ver GES sen dass einmal meine eh Urgroßmutter die . eh sie auch 63 S: gekaeh auch gekannt haben . SO gesprochen habenhahat 64 S: DAMALS / und ZWEITENS dass das SEHR WICHTIG ist 65 S: HEUTZUTAGE überhaupt dass wir in die EU eu- E.U. 66 S: gekommen sind denke ich . ist das überhaupt wichtig solche 67 S: Sprachen zu kennen wo . eh da inin MITTELEURO pa Leutesehr 68 S: viele Leute REDEN / eh . und unsere VERGANGENHEIT / [...] The juxtaposition of past and present is important, especially as the past is mentioned first, whereas the functional present seems to come only as an afterthought or an amendment. However, the question is which language would fulfil this role, because the children speak standard German, which is not ‘like’ the traditional dialect of their great-grandparents, and, as we have seen, the dialect is dying out and no longer handed down. At the conversational level, extracts 10 (lines 53-54) and 11 (lines 62-63) show the speech is interrupted by stuttering and self-corrections, which indicate that it is difficult to express these arguments and to present them as one coherent line of reasoning. This short analysis shows that there are many inconsistencies and ambiguities in the relationship between language use and institutional language provisions, and that there are many ambiguities and contradictions in the discourses about language(s). Some of these can be attributed to the fact that institutions are not able to incorporate, represent and convey the informal, private dimensions of language and the respective language option, which is traditional dialect in this case (however, this situation is, of course, not specific to Hungary). In Pavlenko/ Blackledge's terms (see section 3, above), there have been major shifts in the linguistic options that are available to the German-speaking community in Hungary now compared to previous times. But even though the use of German in Hungary is no longer discouraged but, on the contrary, a sought-after asset, it is not the iconic dialect that has obtained new legitimacy but rather standard German. Yet standard German is non- <?page no="110"?> Jenny Carl / Patrick Stevenson 110 traditional, non-local and non-territorialised and it has never been the language of Germans in Hungary. It seems then that speaking German is now once again desirable, but it is only desirable to be a specific kind of Germanspeaker. This kind of German-speaker is no longer ethnically marked, but belongs to a community of speakers that comprises potentially all the ethnic groups, and it is dissociated from the now only ritualistic folk-culture of ethnic Germans in Hungary. 5. Conclusions In this article, we have tried to demonstrate how both language in general and particular linguistic varieties recur as a theme in the biographical narratives in our corpus and how they are associated in different ways with social experiences and memories. These stories also show how different options are available now than were available in the past in the sense of how particular linguistic forms are represented and perceived as indexical of social identities. At the same time, the extracts from interviews with public officials, minority representatives and teachers indicate the importance of tracing different articulations of these themes across a range of speakers occupying different positions in order to show how certain patterns of evaluation and representation recur in discourses on language, culture and ethnicity in this context. By identifying strands of consistency and contradiction across discursive levels - the personal and the (semi-)public - we hope to have made a contribution towards an understanding of what it means today to be a German-speaker in central Europe. 6. References Ammon, Ulrich (2001): Deutsch als Lingua franca in Europa. In: Sociolinguistica 15, pp. 32-41. Bartha, Csilla/ Borbély, Anna (2006): Dimensions of linguistic otherness: prospects of minority language maintenance in Hungary. In: Language Policy 5, 3, 2006 (Special Issue), pp. 335-363. Bauder, Harald (forthcoming): Media discourse and the new German immigration law. In: Journal for Ethnic and Migration Studies. Blommaert, Jan (1999): The debate is open. In: Blommaert, Jan (ed.) (1999): Language Ideological Debates. Berlin/ New York, pp. 1-38. Blommaert, Jan (2003): Commentary: A sociolinguistics of globalization. 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Daten aus Unterhaltungsgattungen (Film, Comedy, Popmusik) und metasprachlichen Medienberichten werden auf die sprachideologische Verarbeitung von Ethnolekten untersucht, wobei insbesondere die drei von Irvine/ Gal (2000) postulierten Funktionen sprachlicher Ideologie - Ikonisierung, Rekursivität und Löschung - als analytischer Leitfaden dienen. Es kann nachgewiesen werden, dass quer durch diese Daten Kernelemente einer konstanten Sprachideologie über Ethnolekte hervortreten, die als „Normferne“, „Fremdheit“ und „gesellschaftliche Negativität“ zusammengefasst werden. Die Thematisierung von Ethnolekten in medialen Metasprachdiskursen arbeitet mit wenigen Leitmerkmalen, deren soziale Zuweisung und Interpretation jedoch hochgradig ambivalent sind. Gleichzeitig geben mediale Metasprachdiskurse auch ethnolektale Merkmale an, die aus linguistischer Sicht nicht nachvollziehbar bzw. irreführend sind. Der Beitrag zeigt, dass die Untersuchung von Sprachideologie eine fruchtbare Ergänzung bisheriger soziolinguistischer Zugänge zu Ethnolekten darstellt, und unterstützt die These, dass Mediendiskurse eine zentrale Triebkraft in der Entwicklung sprachlicher Ideologien über neue Varietäten des Deutschen sind. This article examines the ways in which ethnolectal German - i.e. varieties of German spoken by second-generation youth of migrant descent - are represented in contemporary media discourse in Germany. It draws its theoretical framework from language ideology research, and, in particular, makes use of the three semiotic processes of language ideology proposed by Irvine/ Gal (2000), i.e. iconization, fractal recursivity, and erasure. These are used to examine how ethnolectal German is represented in genres of performance and fiction, as well as in metalinguistic media reports. Despite all genreand to- <?page no="114"?> Jannis Androutsopoulos 114 pic-related differences across these data, media representations of ethnolectal German share a common language-ideological core, which is summarized as ‘non-standardness’, ‘foreigness’, and ‘negativity’. Irvine and Gal's processes of language ideology all contribute to the articulation of these three values. Media reports on ethnolects typically contain a few well-documented key linguistic features, but may also include features that are not accurate from a research point of view. The findings of this study demonstrate the usefulness of the language ideologies approach as a complement of other sociolinguistic approaches to new varieties of German, and support the assumption that metalinguistic discourse is a key component of sociolinguistic developments in contemporary western societies. 1. Soziolinguistische Entwicklungen und öffentlicher Diskurs In einem Beitrag über Mehrsprachigkeit in Japan umreißen Coulmas/ Watanabe (2002, S. 249) die soziolinguistische Situation Japans als „the transformation of a society operating largely under monolingual assumptions into one which has come to terms with greater linguistic plurality“. Mir scheint, dass diese Beobachtung gegenwärtig auch auf Deutschland übertragen werden kann. Unter Bedingungen von Mobilität, Migration, Mediatisierung und Globalisierung verändert sich das offiziell einsprachige, faktisch aber immer schon mehrsprachige Deutschland (Hinnenkamp 1998) in eine Gesellschaft größerer sprachlicher Diversität. Vereinfacht gesagt umfasst diese Transformation drei Entwicklungstendenzen, die sich unter makrowie mikrosoziolinguistischen Gesichtspunkten verfolgen lassen: (a) Die Entwicklung hin zu einer englisch/ nationalsprachlichen Zweisprachigkeit, bei der die globale lingua franca Englisch auch im Inneren des Nationalstaates kommunikative Funktionen in bestimmten Domänen (z.B. Unternehmenskommunikation, Werbung, Forschung) übernimmt; (b) die zunehmende Sichtbarkeit migrationsbedingter Zweibzw. Mehrsprachigkeit, die durch den Erhalt verschiedener Herkunftssprachen einerseits, die Herausbildung bilingualer Sprechstile bzw. Mischcodes andererseits gekennzeichnet ist; und (c) die migrationsbedingte Herausbildung neuer Varietäten des Deutschen, die von Lernervarietäten ausländischer Gastarbeiter in der Nachkriegszeit („Gastarbeiterdeutsch“) bis zu den in den letzten Jahren aufkommenden, gegenwärtig in das öffentliche Bewusstsein rückenden Ethnolekten migrantenstämmiger Jugendlicher reichen. 1 1 Vgl. u.a. Hoberg (Hg.) (2002), Dirim/ Auer (2004), Kap. 1 und Literatur in Kap. 2 dieses Beitrags. <?page no="115"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 115 Obwohl nur der letzte Bereich den eigentlichen Gegenstand dieses Beitrags bildet, teilen alle drei genannten Tendenzen zwei Eigenschaften: Erstens stellt sich bei ihnen nicht einfach die Frage nach dem systemischen Wandel des Deutschen bzw. der deutschen Standardsprache, sondern nach der Veränderung sprachlicher Repertoires in Deutschland. Zweitens haben wir es mit einem Wechselspiel zwischen sprachlichen Entwicklungen und ihrer Thematisierung im öffentlichen Diskurs zu tun. Dies gilt für die Anglizismendiskussion (vgl. Hoberg (Hg.) 2002, Spitzmüller 2005) genauso wie für die im Anschluss an die PISA-Studie aufgekommenen Debatten über Zweisprachigkeit und Integration und nicht zuletzt für die Thematisierung von Ethnolekten, die im Folgenden näher untersucht werden soll. Mediale Diskurse über Sprachgebrauch und Sprachkompetenz, Sprachvariation und Sprachvarietäten - Metasprachdiskurse (Spitzmüller 2005) - sind ständige Begleiter soziolinguistischer Entwicklungen. Nun gehören Metasprache und Metasprachdiskurse nicht zum kanonischen Gegenstandsbereich der Linguistik (Spitzmüller 2005, S. 10ff.), auch nicht der Soziolinguistik, die sich traditionell auf die quantitative und/ oder qualitative Untersuchung sprachlicher Variation konzentriert und alltägliche Ansichten über Sprachvariation allenfalls anekdotisch beachtet hat. In den letzten Jahren sind jedoch in der Soziolinguistik, der Kritischen Diskursanalyse und der Sprachideologieforschung Ansätze entstanden, welche die Position der Sprachwissenschaft im Hinblick auf Metasprache neu zu bestimmen suchen (vgl. Coupland/ Jaworski 2004). Diesen Ansätzen gemeinsam sind die Zurückweisung einer deskriptivistischen Haltung, die Sprachstruktur und Metasprache strikt voneinander trennt, und das Interesse an Metasprache als Zugang zum „sozialen Leben der Sprache“ (Cameron 2004). Sie betrachten Metasprache und Metasprachdiskurse als integrale Gegenstände einer kritischen Soziolinguistik, welche die Interdependenz von Metasprache, Sprachnormen und Sprachwandel zu verstehen sucht und „Ansichten über Sprache“ (von Polenz 2000, S. 3) eine bedeutsame Rolle in der Entwicklung von Sprachkultur zuschreibt (vgl. Cameron 1990, 2004; Coupland/ Jaworski 2004; Kroskrity 2004). Dass öffentliche Diskurse über Sprache auf die sprachlichen Phänomene, die sie kommentieren, zurückwirken und ihren Werdegang beeinflussen können, erkennt man mustergültig an den Auswirkungen der feministischen Sprachkritik (vgl. Cameron 1990) und gegenwärtig wohl am besten am Fall „Denglisch“ (vgl. Spitzmüller 2005): Die medienwirksame Prägung des <?page no="116"?> Jannis Androutsopoulos 116 Begriffs in den späten 1990er-Jahren hat zur Ausbreitung eines sprachkritischen bzw. puristischen Diskurses beigetragen, der wiederum auf die Sprachpraxis zurückwirkt - etwa bei der Entscheidung von Organisationen, nun doch deutsche statt englischer Werbeslogans zu benutzen oder auch von Linguisten, Anglizismen wie Handout zugunsten von Tischvorlage zu vermeiden. Auch Diskurse über Sprache - um eine Begriffsbestimmung Foucaults aufzugreifen - sind also Praktiken, die systematisch ihre Gegenstände bilden (vgl. Auer 1999). Sie spiegeln nicht einfach eine bereits herauskristallisierte Sprachwirklichkeit wider, sondern spielen eine aktive Rolle in der Weiterentwicklung der sprachlich-kommunikativen Prozesse, die sie thematisieren. Auf deutsche Ethnolekte bezogen, bedeutet dies: Ihre gesellschaftliche Wahrnehmung wird - so die These dieses Beitrags - von den ihnen gewidmeten Mediendiskursen mit geprägt; ihre allmähliche Etablierung im metasprachlichen Wissen der deutschen Sprachgemeinschaft ist ohne Mediendiskurse gar nicht möglich. Ziel dieses Beitrags ist es, bisherige Zugänge auf Ethnolekte (vgl. Kapitel 2) um einen soziolinguistischen und diskursanalytischen Ansatz zu ergänzen, der die massenmediale Inszenierung und Ideologisierung von Ethnolekten in den Mittelpunkt rückt. Dabei wird die Diskussion über Ethnolekte in den Medien (vgl. Androutsopoulos 2001, Deppermann 2005, Dirim/ Auer 2004, Kotthoff 2004) in zweifacher Hinsicht erweitert: Bisherige Fragestellungen über Ethnolekte in den Medien - ihre strukturellen Entsprechungen zum „authentischen“ Sprachgebrauch, ihre gattungs- und medienspezifische Inszenierung, ihre Aneignung durch Rezipienten - werden durch die Frage ergänzt, wie in Massenmedien sprachliche Ideologien über Ethnolekte konstituiert und reproduziert werden. Gleichzeitig wird gezeigt, dass der bisherige Schwerpunkt auf Comedy nur einen Bruchteil der medialen Repräsentation von Ethnolekten, die sich über ganz verschiedene Diskurskontexte erstreckt, darstellt. Der Beitrag beginnt mit einem Überblick über die aktuelle Ethnolektforschung in Deutschland und anderen europäischen Ländern, die Definitionen, Ergebnisse und offene Fragen aus variations-, stil- und interaktionsanalytischer Sicht umreißt (Kapitel 2). Im nächsten Schritt werden der hier gewählte Ansatz der Sprachideologieforschung und die von Irvine/ Gal (2000) unterschiedenen Prozesse sprachlicher Ideologie vorgestellt, die als analytischer Leitfaden dienen sollen (Kapitel 3). Vor diesem Hintergrund werden Kanaksprak, Migrantenslang und andere Bezeichnungen für Ethnolekte auf <?page no="117"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 117 ihre sprachideologische Implikationen überprüft (Kapitel 4). Es folgt eine Übersicht über Erscheinungsformen von Ethnolekten in den Medien, die gleichzeitig die nachfolgend untersuchten Daten kontextualisiert. An Beispielen aus vier Diskursbereichen soll dann aufgezeigt werden, wie Sprachideologien über Ethnolekte in verschiedenen Textsorten und aus verschiedenen Themenanlässen konstruiert werden, wie sie sich je nach Kontext unterscheiden, aber auch, wie sie kontextübergreifend einen gemeinsamen ideologischen Kern aufweisen (Kapitel 6-9). 2. Ethnolekte: Definitionen, Ergebnisse, offene Fragen Ethnolekt versteht sich im Folgenden als fachterminologisch motivierter Dachbegriff für Varietäten bzw. Sprechstile, die in Alltag, Medien und Forschung u.a. Türkendeutsch, Türkenslang, Kanaksprak, Migranten-Slang, Kiez-Sprache oder Ghettodeutsch genannt werden. In Anlehnung an das Wortbildungsparadigma der „Lekte“ (vgl. etwa Löffler 1994) sind Ethnolekte Erscheinungsformen einer Sprache, die von Angehörigen einer bestimmten ethnischen Gruppe verwendet werden. Im Gegensatz zur Arealität (Dialekt) bzw. zur sozialen Schichtung (Soziolekt) ist für ihren Geltungsbereich das Merkmal der Ethnizität ihrer Sprecher, deren Minderheitenstatus dabei impliziert wird, ausschlaggebend. Ähnlich definieren Auer (2003) bzw. Dirim/ Auer (2004) Ethnolekte als Sprechstile, die von Angehörigen ethnischer Minderheiten verwendet und als für sie charakteristisch empfunden werden. Unter dem Dachbegriff sind mit Clyne (2000) zwei Untertypen zu unterscheiden. Einzelethnolekte sind für eine spezifische ethnische Gruppe charakteristische Sprechweisen. Prototypische Einzelethnolekte, wie sie für Australien und die USA beschrieben werden (Clyne 2000, Clyne et al. 2002, Wölck 2002), sind von L1-Interferenzen geprägt, die ethnolinguistische Herkunft der Sprecher ist also an lautlichen, grammatischen oder auch lexikalischen Merkmalen ablesbar. Allerdings sind Einzelethnolekte weder Lernervarietäten noch die einzige Option ihrer Sprecher, sondern Teil eines linguistischen Repertoires, das auch eine kolloquiale Varietät der Mehrheitssprache enthält. Ist die ursprüngliche Herkunftssprache bereits aufgegeben worden, so übernimmt der Ethnolekt ihre identitäre Funktion; allerdings kann er auch neben einer noch vorhandenen Herkunftssprache bestehen und damit Teil eines umfassenden, zwei- oder mehrsprachigen Repertoires sein. Im Gegensatz dazu werden Multiethnolekte als „ethnolects employed by a <?page no="118"?> Jannis Androutsopoulos 118 linguistically diverse group“ definiert (Clyne et al. 2002, S. 155). Sie werden von Sprechern mit unterschiedlichen Herkunftssprachen verwendet, ihre charakteristischen Merkmale sind zwar erkennbar nicht-nativ, aber nicht restlos auf eine spezifische L1 zurückführbar. Dies gilt etwa für das so genannte „Rinkeby-Swedish“, den ersten in Europa dokumentierten Multiethnolekt (Kotsinas 1992, 1998). Im deutschsprachigen Kontext verweisen Bezeichnungen wie „Türkendeutsch“ auf Einzelethnolekte, solche wie „Kiez-Sprache“ oder „Ghettodeutsch“ (Kallmeyer/ Keim 2004, Wiese 2006a) auf Multiethnolekte. Charakteristisch für die gegenwärtige Ethnolektforschung in Deutschland bzw. Europa 2 ist das Spannungsverhältnis zwischen Varietät und Stil: Ethnolekte werden teils als Varietäten (z.B. Wiese 2006a), teils als Sprechstile im Sinne der interaktionalen Linguistik (Kern/ Selting 2006a) bzw. der Soziostilistik (Kallmeyer/ Keim 2004) behandelt. Der Unterschied wird hier weniger als ein phänomenbezogener denn als forschungsperspektivischer verstanden. Die gewählte Zuschreibung spiegelt also weniger inhärente Unterschiede der Gegenstände als vielmehr unterschiedliche „Zugänge zum Substandard“ (Gilles 2003) wider, wobei mit der forscherseitigen Entscheidung für eines der beiden Paradigmen jeweils andere Fragen relevant gesetzt werden. Als Varietäten betrachtet, werden Ethnolekte auf ihre strukturellen Merkmale im Vergleich zu anderen Varietäten (insbesondere der Standardvarietät) untersucht, wobei von der Sprechsituation tendenziell abstrahiert wird. Ihre Untersuchung als Sprechstile lenkt hingegen die Aufmerksamkeit auf Prozesse der Stilwahl und des Stilkontrastes im lokalen Interaktionskontext, wobei die Diskursfunktionen des Ethnolekts in Abhängigkeit von Sprechhandlung, Sequenzstruktur, Adressaten und Gesprächsthemen bestimmt werden. In diesem Sinne sind die zunächst folgenden Anmerkungen näher zum Varietäten-, die späteren näher zum stilistischen Pol anzusiedeln. Die Etablierung des Varietätenstatus von Ethnolekten aus Sicht der so vorgehenden Forschenden setzt eine distinktive Bündelung sprachlicher Merkmale auf verschiedenen Strukturebenen voraus, die sich als Ganzes vom 2 Im Folgenden insbesondere nach Androutsopoulos (2002), Auer (2003), Bierbach/ Birken- Silverman (2004), Dirim/ Auer (2004, Kap. 6); Eksner (2001), Kallmeyer/ Keim (2004), Keim (2004), Kern/ Selting (2006a, 2006b); Kotsinas (1992, 1998); Nortier (2001), Quist (i. Dr.), Wiese (2006a, 2006b). Die kritische Diskussion des Ethnolektbegriffs bei Jaspers (2007) und das Buch von Keim (2007) konnten nicht mehr eingearbeitet werden. <?page no="119"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 119 nativen, ortsüblichen Umgangsdeutsch einerseits, von Lernervarietäten von nicht in Deutschland aufgewachsenen Sprechern andererseits unterscheidet. Als gesichert kann mittlerweile gelten, dass prototypische deutsche Ethnolekte durch Kookkurrenzen linguistischer Merkmale auf mehreren Strukturebenen (Phonologie, Prosodie, Morphosyntax, Lexikon, Gesprächsformeln/ Diskursmarker) gekennzeichnet sind, die in ihrem gemeinsamen Auftreten eine gut erkennbare, sozial identifizierbare Gestalt ergeben. Eine Detailauflistung würde die Grenzen dieses Beitrags sprengen (vgl. Wiese 2006a, Bierbach/ Birken-Silverman 2004, Keim 2004, Keim/ Knöbl in diesem Band), zumal in den hier relevanten Metasprachdiskursen diese Kookkurrenzstruktur auf zwei Merkmale reduziert wird: die Koronalisierung des ich- Lauts - / ç/ zu [ ] (isch) - und den Wegfall von Artikeln bzw. Präpositionen (vgl. Kapitel 7-9). Unklarheit scheint noch darüber zu herrschen, welche ethnolektalen Merkmale als zentral bzw. peripher einzustufen sind (vgl. Keim 2004), und wie mit Fällen zu verfahren ist, in denen keine prototypische Bündelung, sondern nur einzelne ethnolektale Merkmale realisiert werden. Von Lernervarietäten unterscheiden sich Ethnolekte u.a. durch ihre geringere strukturelle Reduktion, ihre fließende Performanz und ihre Fülle nativer umgangssprachlicher Merkmale (Kallmeyer/ Keim 2004, S. 52; Bierbach/ Birken-Silverman 2004). Demzufolge werden sie weder als fossilisierte Stufe des Fremdbzw. Zweitspracherwerbs noch als Zwischenstadium zur nativen Umgangssprache angesehen, sondern als eigenständige Zielnormen, was durch den Nachweis struktureller Produktivität und emergenter Grammatikalisierungsprozesse zusätzlich unterstützt wird (Kern/ Selting 2006b, Wiese 2006a). Auffallend sind die Parallelen zwischen Ethnolekten in nord- und westgermanischen Sprachen (Deutsch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch) u.a. in Hinblick auf morphosyntaktische Reduktion, semantische Generalisierung und die Integration herkunftssprachlicher Lexik (Wiese 2006a). Kotsinas hat die Ähnlichkeit dieser Phänomene mit Kreolsprachen hervorgehoben und Rinkeby-Swedish deshalb als „Kreoloid“ bezeichnet (Kotsinas 1998). Allerdings sind solche strukturellen Parallelen nicht durchgehend vorhanden. In Australien zum Beispiel weisen der jiddische und der griechische Ethnolekt des Australischen Englisch eine unterschiedliche Gewichtung distinktiver Strukturmerkmale auf, wobei der erste stärker lexikalisch, der zweite phonologisch und lexikalisch, jedoch kaum morphosyntaktisch geprägt ist (Clyne <?page no="120"?> Jannis Androutsopoulos 120 et al. 2002). Warum verschiedene Ethnolekte durch jeweils unterschiedliche Merkmale markiert sind, stellt nach Clyne (2000, S. 86) ein Forschungsdesiderat dar. Aus interaktions- und soziostilistischer Perspektive ist zunächst die Stellung von Ethnolekten im Repertoire ihrer Sprecher eine strittige, auch sprach- und bildungspolitisch bedeutsame Frage. Die Annahme komplexer linguistischer Repertoires, in denen ein Ethnolekt und eine native Umgangssprache koexistieren, scheint das Leitmotiv der bisherigen Forschung zu sein und wird in Deutschland durch Beobachtungen situativer Variation zwischen Ethnolekten und anderen Varietäten bzw. Stilen mehrfach unterstützt. 3 Erst durch den wiederholten Nachweis solcher Stilwechsel wird die Forschung plausibel argumentieren können, dass ethnolektale Sprechweisen eine „gruppensprachliche Qualität“ haben (Keim 2004, S. 212), gezielt als Identitätsmarker eingesetzt werden, ihren Sprechern Ressourcen für sprachliche Selbststilisierung anbieten (Eksner 2001). Allerdings kann dies beim gegenwärtigen Wissensstand nicht verallgemeinert werden, da man auch über Migrantenjugendliche berichtet, „deren Sprach- und Kommunikationsverhalten keine situationelle Ausdifferenzierung aufweist und die, wenn sie Deutsch sprechen, bevorzugt ghettosprachliche Formen verwenden“ (Keim 2004, S. 212). Ähnliche Zweifel werden aus der schulischen Praxis laut und nicht zuletzt in der Medienberichterstattung reproduziert (vgl. Kapitel 8). Hier besteht dringender Forschungsbedarf. Das Gleiche gilt für die soziale Verortung von Ethnolekten, die Suche nach ihren „prototypischen“ Sprecher/ innen. Die Ergebnisse des Mannheimer Projekts „Deutsch-türkische Sprachvariation“ (vgl. Kallmeyer/ Keim 2004) verorten „Ghettodeutsch“ als Normalform „in der multilingualen Peergroup, im Klassenverband, in Sport- und Musikgruppen“ (Keim 2004, S. 203). 3 Beispielsweise wird in Mannheim „Ghettodeutsch“ adressatenspezifisch gewählt, seine Verwendung in der Kommunikation mit einer deutschen Betreuerin als unangemessen behandelt (Kallmeyer/ Keim 2004, Keim 2004). Kreuzberger türkischstämmige Jugendliche wählen den Ethnolekt (ihr „krasseres Deutsch“) adressaten- und handlungsspezifisch aus, beispielsweise in Konfliktsituationen mit unbekannten Deutschen, um konfliktbeladene Ingroup-Aktivitäten zu regulieren oder Inkompetenz zu karikieren (Eksner 2001). In Telefongesprächen unter weiblichen Jugendlichen aus Berlin dient „Türkendeutsch“ der Lösung gesprächsorganisatorischer Aufgaben und alterniert dabei mit unmarkiertem Umgangsdeutsch (Kern/ Selting 2006a; 2006b). <?page no="121"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 121 Während in der Familie oder mit gleichaltrigen Türkischstämmigen Varietäten des Türkischen bzw. deutsch-türkische Mischungen verwendet werden, gilt „Ghettodeutsch“ der Kommunikation „unter Migrantenkindern unterschiedlicher Herkunft“ (Keim 2004, S. 209). Ob daneben auch Umgangsdeutsch verwendet wird, hängt davon ab, ob die Sprecher auch „Aktivitäten außerhalb der Migrantengemeinschaft“ nachgehen (ebd.). Aus sprachbiografischer Perspektive ist ihre Zuwendung zum bzw. Abwendung vom „Ghetto“ ausschlaggebend. Im letzteren Fall „verschwinden die grammatischen Merkmale des Ghettodeutsch“, nicht aber dessen prosodisch-phonologische Besonderheiten (ebd., S. 214). In solchen ethnografisch fundierten Untersuchungen wird die Antwort darauf zu suchen sein, ob die inzwischen landläufige soziale Indexikalität der Ethnolekte in Deutschland - Härte, Aggressivität, street smartness - auf Alltagserfahrung beruht oder vielmehr ein Nebeneffekt ihrer Comedy-Stilisierung ist (vgl. Kapitel 6). Dass Ethnolekte weder inhärent mit solchen Konnotationen versehen noch zwingend mit jugendlichen Subkulturen verbunden sind, zeigt der australische Befund, dass der jiddische Ethnolekt bei ultra-orthodoxen Juden am stärksten ausgeprägt ist. Überhaupt müssten in Deutschland Zusammenhänge zwischen der Frequenz und Verdichtung ethnolektaler Merkmale einerseits, der Zugehörigkeit und Loyalität zu ethnischen Netzwerken andererseits genauer untersucht werden. Clyne et al. (2002) beobachten in Australien, dass der griechische Ethnolekt am stärksten bei Sprechern vorkommt, die in Gegenden mit hoher ethnischer Konzentration aufwachsen, starke Beziehungen zur ethnischen Gemeinschaft unterhalten und sich mit ihr identifizieren. Bei beiden von Clyne et al. untersuchten Gruppen wird der Ethnolektgebrauch durch Gesprächspartner aus der Ingroup sowie ethnizitätsbezogene Themen gefördert. Seine Verwendung ist daher „clearly a choice“ (ebd., S. 147). Insgesamt lassen sich Ethnolekte beim gegenwärtigen Wissensstand als Bündel von Varietäten bzw. Sprechstilen mit „Familienähnlichkeiten“ begreifen, deren situationsspezifische Verwendung stärker oder schwächer markierte Ausprägungen aufweisen kann. Dabei muss u.a. der Unterscheidung zwischen Einzel- und Multiethnolekten, dem relativen Einfluss der jeweiligen Herkunftssprache bzw. deutscher Regionalvarietäten, sowie den sozialen Umständen, die den Erwerb und Gebrauch anderer Varietäten des Deutschen fördern bzw. hindern, Rechnung getragen werden. Auch die unscharfen Grenzen zwischen einem regelmäßig-habituellen und einem unsystematisch-fragmentarischen Ethnolektgebrauch müssen besser verstanden <?page no="122"?> Jannis Androutsopoulos 122 werden. Letzterer, der sich beispielsweise auf flüchtige Stilisierungen beschränkt, lässt sich besser mit einem „language crossing“-Ansatz (Rampton 1995, Androutsopoulos 2003) als mit dem Varietätenkonzept erfassen. 3. Sprachideologie und Mediendiskurs Das hier gewählte Konzept der Sprachideologie (language ideologies) ist in der US-amerikanischen Linguistischen Anthropologie entwickelt worden und hat in den letzten Jahren in die (englischsprachige) Soziolinguistik Eingang gefunden. 4 Der im Folgenden relevante Ideologie-Begriff ist weder „pejorativ zu verstehen“ noch „auf politische Wertesysteme beschränkt“ (Spitzmüller 2006a, S. 254), sondern fasst sprachliche Ideologien als gesellschaftlich geteilte metasprachliche Aussagen auf (vgl. Kroskrity 2004, Woolard 1998). In seiner richtungsweisenden Arbeit zum Verhältnis von Sprachstruktur und Sprachideologie definiert Silverstein (1979) language ideologies als „sets of beliefs about language articulated by the users as a rationalization or justification of perceived language structure and use“ (ebd., S. 193). Sprachideologien werden also in erster Linie als diskursive Prozesse aufgefasst. Sie können explizit in metasprachlichen Äußerungen formuliert und reproduziert, aber auch implizit in der sozialen Praxis, etwa in der künstlerischen Performance (vgl. Kapitel 5), vergegenwärtigt werden. Die Sprachideologieforschung untersucht, wie sprachliche Variabilität gedeutet und mit sozialer Bedeutung versehen, indem sie mit Menschen, sozialen Gruppen oder Aktivitäten in Verbindung gebracht wird. Irvine/ Gal (2000, S. 25) definieren ihren Gegenstand als „the ideals with which participants and observers frame their understanding of linguistic varieties and map those understandings onto people, events, and activities that are significant to them“, oder einfacher als „the way people conceive of links between linguistic forms and social phenomena“ (ebd.). Als Träger sprachlicher Ideologien („participants and observers“) gelten dabei nicht nur Laien bzw. „normale Sprecher“, sondern auch Experten, und ein wichtiger Teil dieser Literatur war von Anfang an darauf ausgerichtet, die ideologische Neutralität der Linguistik zu entmythisieren (vgl. Beiträge in Joseph/ Taylor (Hg.) 1990 sowie Spitzmüller 2006a). Im Gegensatz zur quantitativ-experimentellen 4 Vgl. im Folgenden insbesondere Gal (1998), Irvine/ Gal (2000), Gal/ Woolard (2001), Kroskrity (2004), Milroy (2004), Woolard (1998) und Beiträge in Schieffelin et al. (Hg.) 1998). <?page no="123"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 123 Spracheinstellungsforschung beruht die Untersuchung von Sprachideologien auf der qualitativen, kritischen Analyse natürlicher Daten (u.a. Medienberichte, amtliche Dokumente, Interviews). Zu den theoretischen Prämissen der Sprachideologieforschung gehört das Interesse am Verhältnis von Ideologie und Macht (vgl. im Folgenden Kroskrity 2004; Woolard 1998). Sprachideologien bringen Wahrnehmungen von Sprache und Gesellschaft zur Geltung, die individuellen oder gruppenspezifischen Interessen dienen. Sie variieren daher über soziale Gruppen hinweg und treten in Dialog miteinander in diskursiven Debatten, in denen verschiedene gesellschaftliche Akteure versuchen, ihre jeweils eigenen sprachideologischen Interessen durchzusetzen. Dies gilt insbesondere für die Konstruktion einer „standardsprachlichen Ideologie“ (Milroy/ Milroy 1999), die eine abstrakte, idealisierte, homogene Standardsprache implizit als Normalität ansetzt und vor dieser Folie andere Varietäten abwertet. Sprachideologien beziehen sich nicht auf Sprache an sich, sondern auf Relationen zwischen Sprachstruktur bzw. -gebrauch und Sozialstruktur. Daher stellen sie gesellschaftlichen Akteuren Ressourcen zur Verfügung, die für die diskursive Repräsentation sozialer Beziehungen und Identitäten genutzt werden können. Sprachideologische Debatten werden von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren getragen - Blommaert (1999) spricht von „ideology brokers“ bzw. „Ideologiemaklern“ - und finden auf verschiedenen institutionellen und außerinstitutionellen Kontexten statt. Ihre Analyse kann daher nicht von ihren spezifischen gesellschaftlichen Schauplätzen losgelöst werden. Massenmedien stellen einen zentralen Schauplatz sprachideologischer Produktion und Reproduktion dar (Gal/ Woolard 2001, Spitulnik 1998; Spitzmüller 2005). Die in ihnen ausgetragenen Metasprachdiskurse haben durch die Autorität der Massenmedien das Potenzial, Spracheinstellungen zu „neutralisieren“, d.h. selbstverständlich erscheinen zu lassen, und bei ihren Rezipienten einstellungsformend zu wirken - eine Prämisse, die die Sprachideologieforschung mit der Diskursanalyse und der Medienforschung teilt. Auch der germanistischen Diskussion zum Zusammenhang von Medien und Gegenwartssprache liegt diese Prämisse zugrunde, etwa bei der These von Holly/ Püschel (1993), dass Fernsehen die Wahrnehmung von und Einstellung gegenüber Sprachvarietäten beeinflussen kann (siehe auch Milroy/ Milroy 1999). <?page no="124"?> Jannis Androutsopoulos 124 Als analytischen Rahmen der Sprachideologieforschung haben Irvine/ Gal (2000) drei semiotische Prozesse vorgeschlagen: Iconization (Ikonisierung), fractal recursivity (fraktale Rekursivität) und erasure (Löschung). Ihre Definitionen werden im Folgenden an Beispielen aus den Daten dieses Beitrags veranschaulicht, Ergebnisse der weiteren Diskussion vorwegnehmend. „Iconization involves a transformation of the sign relationship between linguistic features (or varieties) and the social images with which they are linked“ (Irvine/ Gal 2000, S. 37f.). Durch Ikonisierung werden einzelne sprachliche Merkmale als natürliche, wesentliche Eigenschaften - darum metaphorisch „Ikonen“ - ihrer Sprecher verstanden. Ikonisierung verzerrt dabei die Relation zwischen Index (sprachlicher Form) und den indizierten sozialen Gruppen, indem sie Aspekte von Sprache als „pictorial guides to the nature of groups“ (Kroskrity 2004, S. 507) erscheinen lässt. So wird beispielsweise der Dialekt zur Ikone der „armen“ oder „ungebildeten“ Leute, der Ethnolekt zur Ikone der Problemjugend mit Migrationshintergrund. In den hier untersuchten Mediendiskursen ist die Koronalisierung des ich-Lauts nicht einfach ein frequentativ auffallendes Merkmal der Sprache von „Ghetto-Kids“, sondern eines ihrer wesentlichen Kennzeichen, das mit anderen Eigenschaften dieser Gruppe „natürlich“ verwoben scheint, zu ihrer sozialen Charakterisierung herangezogen und mit moralischen Implikationen versehen wird (vgl. Kapitel 8). Durch den Prozess der Rekursivität wird eine soziale bzw. soziolinguistische Opposition auf eine andere Ebene oder Dimension übertragen. „For example, intragroup oppositions might be projected outward onto intergroup relations, or vice versa“ (Irvine/ Gal 2000, S. 37f.). In unserem Fall wird die sprachliche Opposition zwischen Standarddeutsch und Ethnolekt in einem ersten Schritt mit der sozialen Opposition zwischen Muttersprachlern und Migranten verbunden und dann rekursiv innerhalb der Migrantenpopulation angewandt, um Migranten mit höherem bzw. niedrigerem sozialem Status voneinander zu unterscheiden (vgl. Kapitel 6). Eine sprachliche Opposition zwischen zwei Gruppen wird also auf eine der beiden Gruppen projiziert und führt dabei zu einer zweiten, ähnlich strukturierten Opposition. Schließlich ist Löschung „the process in which ideology, in simplifying the sociolinguistic field, renders some persons or activities (or sociolinguistic phenomena) invisible“ (Irvine/ Gal 2000, S. 37f.). Variationsphänomene, die den Modellvorstellungen von Laien oder Experten nicht entsprechen, werden dadurch heruntergespielt, so dass Gruppen bzw. Sprachen als einheitlich <?page no="125"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 125 erscheinen. So zum Beispiel, wenn Neuköllner Hauptschüler eben „so sprechen“ und die Variabilität ihres Sprachgebrauchs aus dem Blickfeld der Berichterstattung verschwindet. (vgl. Kapitel 8). Diese drei von Gal und Irvine als „universell“ postulierten Prozesse werden im weiteren Verlauf des Beitrags als Leitfaden herangezogen, um empirisch herauszuarbeiten, wie in der medialen Repräsentation von Ethnolekten „‘chunks’ of linguistic material gain significance as linked to, or representative of, socially recognized categories of people and activities“ (Gal 1998, S. 326). 4. Sprachideologische Implikationen von Ethnolekt-Bezeichnungen Die sprachideologische Strukturierung neuer Varietäten fängt mit ihrer „Taufe“ an: Mehr als zehn verschiedene Bezeichnungen für deutsche Ethnolekte sind in der mir zugänglichen Fachliteratur und in meinen Daten zu finden, keine davon scheint noch vor den 1990er-Jahren geprägt worden zu sein. Dies ist zunächst ein sicheres Indiz für die gesellschaftliche Wahrnehmung von Ethnolekten in Deutschland. Allerdings sind „Labels“ für sprachliche Varietäten nie rein deskriptiv, sondern liefern stets auch Hinweise auf die wahrgenommene „Qualität“ ihrer Referenten und projizieren auf sie gesellschaftliche Machtverhältnisse, Werte und Bewertungen, Normen und Stigmata (Blommaert 1999, S. 431). Insofern bietet die semantische Struktur neuer Varietätenbezeichnungen Aufschluss über sprachliche Ideologien, die an sie herangetragen werden. Die Analyse von rund 20 Ethnolektbezeichnungen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern (Niederlanden, Dänemark, Schweden, Norwegen) 5 lässt zwei zentrale semantische Merkmale ihrer Bestimmungswörter - Lokalität und Ethnizität - und drei Merkmale ihrer Grundwörter - „Sprache“, Nationalsprache, Nonstandardvarietät - erkennen, die miteinander verschiedenartig kombinierbar sind: 5 Aufgenommen werden Bezeichnungen aus der Fachliteratur (vgl. Kap. 2 sowie Kulbrandstad 2004) bzw. aus dem öffentlichen Diskurs (vgl. Medienhinweise am Ende des Beitrags). Die Sprachzugehörigkeit wird nur angegeben, wenn sie nicht unmittelbar aus dem Lexem hervorgeht. Ausgeschlossen wurde die Form Ausländisch (wohl zu verstehen als Sammelbezeichnung für Sprechweisen, die als „nicht-deutsch“ empfunden werden), da sie kein Kompositum ist und daher nicht nach denselben Richtlinien analysiert werden kann. <?page no="126"?> Jannis Androutsopoulos 126 Ethnizität: + „Sprache“: Kanaksprak / Lan-Sprache / Perkersprog (DK) / Wallah-sprog (DK) + „Nationalsprache“: Türkendeutsch / Kanakendeutsch / Emigrantendeutsch / Moroccan Flavoured Dutch / Kebabsvenska / Kebabnorsk / Wollah-norsk / Jalla-norsk / Perkerdansk + „Nonstandardvarietät“: Türkenslang / Migranten-Slang / Araberslang (DK) Lokalität: + „Sprache“: Stadtteilsprache / Kiez-Sprache / straattaal (NL) + „Nationalsprache“: Ghettodeutsch / Rinkeby Swedish / Grønlandnorsk Das Grundwort Sprache (sprak, sprog, taal) hebt das Merkmal einer eigenständigen, durch das Erstglied ethnisch oder räumlich spezifizierten Art des Sprechens hervor. Grundwörter mit dem Merkmal „Nationalsprache“ identifizieren den Referenten als Teil des Varietätengefüges einer historischen Gesamtsprache; das Grundwort Slang, das in der alltäglichen Metasprache auch Regionaldialekten gilt, hebt das Merkmal der Normferne hervor. Erwähnenswert ist das literarisch geprägte Grundwort Sprak (Kanaksprak, Zaimoglu 1995), das durch die formale Verfremdung seiner Leitform sprachliche Differenz ikonisiert. Kanaksprak gehört wiederum zu einer Reihe von Bezeichnungen, die keine einzelne Ethnizität, sondern einen kollektiven Migrantenstatus markieren (vgl. Migranten-, Emigranten-, dän. Perkersowie Ausländisch) oder auch einen ethnischen Gruppenbund metonymisch kodieren (vgl. Wallah-, Jalla-, Kebabim skandinavischen Raum). 6 Der entscheidende Unterschied ist, dass davon nur Kanak eine Umdeutung von einer abwertenden Fremdin eine positiv bewertete Selbstbezeichnung erfahren hat (Erfurt 2003, Pfaff 2005). Die übrigen ethnieübergreifenden Erstglieder bleiben der Fremdperspektive verhaftet. Die metonymischen unter ihnen sind offenbar pejorativ, eine umgangssprachliche Tradition fortsetzend (vgl. z.B. Spaghettifresser ‘Italiener’). 6 Perker: dän. abwertend für ‘Immigranten’, insbesondere aus Südeuropa, Afrika und dem mittleren Osten; Wallah: arab. ‘ich schwöre’; Jalla: arab. Interjektion (Pia Quist, pers. Komm. 19.12.06 und Unn Royneland, pers. Komm. 24.12.2006). <?page no="127"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 127 Nur wenige Bildungen mit dem Merkmal der Ethnizität entpuppen sich also als nur ethnisch deskriptiv. Zu vermuten ist, dass Erstglieder mit dem Merkmal der ethnischen Alterität (statt einer spezifischen Ethnizität) in die Richtung eines Multiethnolekts verweisen. Noch deutlicher ist dies bei den Bildungen der zweiten Gruppe, die neue Varietäten durch als prototypisch wahrgenommene räumliche Geltungsbereiche spezifizieren. Ethnolekte werden hier als Sprache des „Ghettos“, der Nachbarschaft (Kiez), der „Straße“ (straattaal) oder einzelner migrantisch geprägter Stadtteile (Rinkeby, Grönland) wahrgenommen, und auch hier beobachten wir die tragende Rolle der Metonymie als semantischem Mechanismus der Varietätenbezeichnung. Nun scheint die ideologische Leistung metonymischer Bildungen vom Typ Kebabsvenska und Wollah-norsk evident: „Labels“, die Sprecher durch billige, angeblich landestypische Nahrungsmittel oder durch Interjektionen ihrer Herkunftssprache ersetzen, sind mehr oder minder diskriminierend. Auch Bezeichnungen vom Typ Emigrantendeutsch sind nicht minder ideologiegeladen, sofern sie die Relation von Sprache und Alterität vereinheitlichen, also interethnische Variation löschen und damit eine Perspektive repräsentieren, der alles „Fremde“ gleich ist, während Türkendeutsch und ähnliche einzelethnische Bestimmungen intraethnische sprachliche Variation unsichtbar machen. Obwohl diese Nominationen zwischen Einzel- und Multiethnolekten unterscheiden, wird die Unterscheidung in Metasprachdiskursen durch ihre austauschbare Verwendung unsichtbar gemacht (vgl. Kapitel 9). Die Leichtigkeit, mit der in der Fachdiskussion etwa Lan-Sprache und Kanakischdeutsch als „andere Bezeichnungen“ für ethnolektales Deutsch ausgewiesen werden (Dürscheid 2003, S. 328; Wiese 2006a), scheint nicht ganz unbedenklich, insofern sie lexemspezifische konnotative Unterschiede verschleiern und Bezeichnungen aus der Fremdperspektive neutralisieren kann. Zwar werden Kanaksprak, Türkenslang, Ghettodeutsch usw. in der Forschungsliteratur ausdrücklich als Laienbezeichnungen vermerkt - doch wessen Perspektive repräsentieren sie genau? Soweit ersichtlich werden sie durch Akteure der ethnischen Mehrheit (z.B. Lehrer und Betreuer) geprägt und durch Massenmedien verbreitet, von den Sprechern selbst nicht unbedingt geteilt. 7 Die 7 Die Bezeichnung Kanaksprak erhebt zwar den Anspruch, aus der Migrantenperspektive zu sprechen, auch sie ist jedoch als literarische Kreation entstanden (vgl. Kap. 6). <?page no="128"?> Jannis Androutsopoulos 128 „Labels“ der Sprecher selbst - z.B. „krass reden“ bei Wiese (2006a) - sind vom bisherigen Bild weitgehend gelöscht worden. 5. Ethnolekte in den Medien: Eine Übersicht Ethnolektbezeichnungen sind in der Comedy, dem bekanntesten Fundort der medialen Repräsentation von Ethnolekten, nicht zu finden, in Medienberichten über Ethnolekte hingegen tauchen sie zahlreich auf (vgl. Kapitel 9). Der Herkunft, Ausbreitung und diskursiven Behandlung neuer Varietätenbezeichnungen nachzuspüren, setzt daher eine systematischere Untersuchung von Mediendiskursen voraus. Dieser Abschnitt umreißt die Bandbreite medialer Erscheinungsformen von Ethnolekten (Abb. 1) und verortet darin die nachfolgend untersuchten Daten, die in der äußersten rechten Spalte exemplarisch angegeben werden. Fremdstilisierung Comedy, Film, Rapmusik z.B. Stefan und Erkan, Kaya Yanar, Süperseks, Kool Savas Performance und Fiktion Selbststilisierung Rapmusik, Popmusik z.B. Bushido, Azad, Grup Tekkan beiläufig Themen aus Gesellschaft und Popkultur z.B. Berichterstattung über Grup Tekkan und die Rütli-Schule Ethnolekte in den Medien Metasprachdiskurs dezidiert Medienbeiträge über Kanaksprak usw. z.B. Radiobericht „ ‘ Krass sprechen’ - Forscher analysieren ‘ Türkendeutsch’“ Abb. 1: Erscheinungsformen von Ethnolekten in den Medien Die Abbildung lässt Massenmedien als Schauplatz einer multiperspektivischen Auseinandersetzung mit Ethnolekten erscheinen. Ganz allgemein sind Mediendiskurse Agenten der Diffusion von Ethnolekten: Sie transportieren sprachliche „Schnappschüsse“, Metasprachwissen und Deutungsmuster an ein Massenpublikum, das unter Umständen auf wenig oder keine alltagsbasierte Erfahrung mit Ethnolekten zurückgreifen kann. Die Abbildung unterscheidet zwei grundlegende Modalitäten dieser Diffusionsleistung: Performance und Fiktion einerseits, metasprachliche Medienberichte andererseits. <?page no="129"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 129 Medien bieten professionellen Akteuren Gelegenheiten, Ethnolekte als Ressource zu verwenden, um Bilder von sich selbst (Selbststilisierung) bzw. von stereotypen Vertretern sozialer Gruppen (Fremdstilisierung) herzustellen. Prototypische Schauplätze hierfür sind Performance und Fiktion, die in Hollys (2004, S. 59ff.) Typologie von Fernsehgattungen als Unterkategorien der Unterhaltung gelten. Zur Performance zählt Holly Sendungstypen wie Talkshows, Spielshows, Comedy und Reality-Formate, in denen das Wie des kommunikativen Handelns mindestens genauso wichtig ist wie das Was, die propositionale Aussage. Zur Fiktion gehören Formate wie Spielfilme und Seifenopern, die Handeln in einer möglichen Welt inszenieren. Aus der Perspektive von Soziolinguistik, Linguistischer Anthropologie und Cultural Studies (vgl. Coupland/ Jaworski 2004, Kotthoff 2004, Kroskrity 2004) teilen die beiden Gattungsfamilien das Moment der formbetonten, öffentlichen Darbietung. Performer und Schauspieler verkörpern Charaktere bzw. Rollen, welche mit angemessenen - und das heißt: mehr oder weniger stereotypen - Sprechstilen versehen werden. Zentral für Performance und Fiktion ist also der Prozess der sprachlichen Stilisierung: Während bei der Fremdstilisierung Sprecher und verkörperte Figur bzw. Stimme klar voneinander getrennt sind, bezeichnet Selbststilisierung die mehr oder weniger strategische Gestaltung der „eigenen Stimme“ eines Akteurs (Coupland 2001; vgl. auch Deppermann 2005, Kotthoff 2004, Androutsopoulos 2001). Andererseits werden Medienakteure - hier vor allem Journalisten - in der expliziten Kommentierung, Bewertung und Interpretation ethnolektaler Phänomene aktiv. Diese Medienbeiträge lassen sich nach der thematischen Relevanz von Sprache als „dezidiert“ und „beiläufig“ bezeichnen. Während im ersten Fall Sprache das ausdrückliche Hauptthema des Medienbeitrags darstellt, gelten „beiläufige“ Beiträge einem anderen, nicht metasprachlichen Thema und betten Metasprache als thematischen Nebenaspekt ein, der oberflächlich betrachtet der Erläuterung oder einfach dem Lokalkolorit dienen soll. Beide Dimensionen sind relevante Schauplätze der sprachideologischen Verarbeitung von Ethnolekten, jede auf ihre eigene, mehr explizite oder implizite Art; beide sind zudem in der diskursiven Praxis miteinander verwoben, etwa wenn ein Spielfilm auch metasprachliche Aussagen enthält oder wenn ein Medienbericht Ethnolekt-Zitate vorführt. Die Unterscheidung ist also in erster Linie eine analytische. <?page no="130"?> Jannis Androutsopoulos 130 Die nachfolgend analysierten Daten (Kapitel 6-9) decken alle vier herausgearbeiteten Teilbereiche ab. Die Diskussion zu Performance und Fiktion (Kapitel 6) greift - mit Ausnahme der Rapmusik - auf publizierte Beiträge zurück (Androutsopoulos 2001, 2005; Kotthoff 2004). Sie arbeitet sprachideologische Implikationen ethnolektaler Fremdstilisierungen in Comedy, Film und Rapmusik heraus und erläutert am Beispiel Rapmusik die Koexistenz von Fremd- und Selbststilisierung in derselben Gattung. Die Daten zu Metasprachdiskursen wurden - diskursanalytischen Prämissen folgend - zwei thematischen Strängen entnommen: Der Berichterstattung über die Popgruppe Grup Tekkan und über die Berliner Rütli-Schule, die nahezu zeitgleich im März und April 2006 stattfand. 8 Im ersten Fall (Kapitel 7) wurden sieben Berichte aus Presse und Internet, außerdem zwei Fernsehauftritte der Gruppe 9 sowie Suchmaschinen-Treffer auf metasprachliche Aussagen ausgewertet. Im zweiten Fall (Kapitel 8) liegt der Diskussion nur ein umfangreicher Bericht der Zeitschrift „Der Spiegel“ zugrunde (Der Spiegel 14/ 2006, S. 22-36). Diese Daten sollen die Formung sprachlicher Ideologien im „beiläufigen“ Modus veranschaulichen. Die Daten für den „dezidierten“ Metasprachdiskurs (Kapitel 9) bestehen aus fünf Radioberichten bzw. Pressetexten über die Sprache von Migrantenjugendlichen, die in der Folge der Rütli-Schule-Ereignisse veröffentlicht wurden. Anzumerken ist, dass in diesen Medienbeiträgen ich selbst als Experte zu Wort komme, teilweise neben anderen Kolleg(inn)en. Aus praktischen und methodischen Gründen wird hier nur die journalistische Rahmung und Vermittlung des Expertendiskurses in den Mittelpunkt gestellt. Freilich erheben diese Daten keinen Anspruch auf Repräsentativität, obwohl sie m.E. durchaus eine gewisse Typikalität beanspruchen können. Nicht zuletzt sind sie Belege für eine erste sprachideologische Exploration medialer Diskurse, die anhand umfassenderer Korpora zu erweitern wäre. Die folgenden Abschnitte betrachten diese Daten durch die „Brille“ des Ansatzes von Irvine/ Gal (2000) und rekonstruieren die dabei wirksamen sprachideo- 8 Information zu beiden Ereignissen bietet beispielsweise Wikipedia ( http: / / de. wikipedia.org ) unter dem Stichwort „Grup Tekkan“ bzw. „Rütli-Schule“ an. Die Medienquellen werden im Anhang aufgelistet. 9 Die Fernsehmitschnitte auf „Viva“ und „ TV total“ sind auf der Videoplattform YouTube verfügbar und wurden als Ton mitgeschnitten. Bei Fertigstellung des Beitrags waren sie leider nur noch teilweise erhältlich (vgl. www.youtube.com , Suchbegriffe „Grup Tekkan bei Viva“, „Grup Tekkan bei TV total“). <?page no="131"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 131 logischen Prozesse. Ikonisierung, Rekursivität und Löschung sind zwar nicht durchgehend und in gleicher Gewichtung wirksam; dafür treten sie oft genug in Ausprägungen auf, die quer durch unterschiedliche Daten Kernelemente einer konstanten Sprachideologie erkennen lassen. 6. Ethnolekte in Performance und Fiktion Ausgangspunkt der öffentlichen sprachideologischen Strukturierung von Ethnolekten in Deutschland ist Feridun Zaimoglus Buch „Kanak Sprak“ (1995). Das Buchvorwort porträtiert den „Kanaken“ als einen neuen Typus von Migrantennachkommen, dessen Identität sich durch Abgrenzung von der Diskriminierung der Mehrheitsgesellschaft einerseits, den Normen und Werten der Elterngeneration andererseits konstituiert; Kanaksprak wird dort als „Untergrund-Kodex“, „eigener Jargon“, „eine Art Creol oder Rotwelsch mit geheimen Codes und Zeichen“ beschrieben (ebd., S. 13). Die zentrale sprachideologische Leistung dieses Diskurses ist die Ikonisierung der Kanaksprak, die zum Inbegriff und Leitsymbol ihrer Sprecher wird. Beispielsweise steht die unvollständige Beherrschung beider beteiligter Sprachen, die laut Zaimoglu Kanaksprak kennzeichnet, für die identitäre Zwischenposition ihrer Sprecher zwischen Herkunfts- und Aufnahmegesellschaft. Kanaksprak ist hier nicht einfach ein „dependable index of a social group“, sondern „a transparent depiction of the distinctive qualities of the group“ (Woolard 1998, S. 19). Allerdings löst das Buch selbst, das auf der Nachdichtung von ins Deutsche übersetzten türkischen Gesprächsprotokollen beruht, die im Vorwort geweckten Erwartungen nicht ein. Sein Sprachduktus erweist sich als ein stark sprechsprachlich markiertes kolloquiales Deutsch, das dem dokumentierten Sprachgebrauch türkischstämmiger Kinder und Jugendlicher kaum entspricht (Pfaff 2005). Durch die Ethno-Comedy der späten 1990er-Jahre wird der Bezeichnung Kanaksprak in der öffentlichen Wahrnehmung eine stilisierte Sprechweise zugeordnet. Bekannte Komiker dieser Zeit wie Mundstuhl bzw. Erkan und Stefan pflegen eine stilistische Monokultur, in der Sprache als „Ikone“ eines sozialen Stereotyps - „der naive, ungebildete, angeberische und machohafte Ghettojugendliche“ (Kallmeyer/ Keim 2004, S. 54) - funktionalisiert wird und das Kernelement einer Homologie bildet, die Jogginganzüge, Goldketten, Handys, Pitbulls, Kleinkriminalität und Schlägereigeschichten einschließt. Die Sprache der frühen Ethno-Comedy inkorporiert lautliche und grammatische Elemente des Ethnolektes, unterscheidet sich jedoch von die- <?page no="132"?> Jannis Androutsopoulos 132 sem durch Prozesse der Verdichtung, Anreicherung und Löschung. Lexikalische Versatzstücke des Ethnolekts - krass, korrekt, konkret - werden durch ihre Wiederholung zu Ikonen der Comedy-Figuren transformiert; zu ihnen gesellen sich Züge des Gastarbeiterdeutsch und frei erfundene Merkmale, die Differenz von der nativen Umgangssprache maximieren (Androutsopoulos 2001). Gelöscht wird dabei die Heterogenität und stilistische Varianz der Ethnolektsprecher. Die Popularität der Ethno-Comedy und des anschließenden Medienrecyclings (z.B. „Rotkäppchen auf Kanakisch“) um die Wende zum 21. Jahrhundert führte vermutlich zu Löschungs- und Ikonisierungsprozessen bei zumindest einem Teil der Rezipientenschaft, die einen fremdstilisierten Ausschnitt aus dem sprachlichen Repertoire einer Population als deren einzige, „echte“ Sprechweise wahrgenommen und - teilweise mit deutlich diskriminierenden Zügen - verarbeitet hat (Androutsopoulos 2001, 2003; Deppermann 2005). Abgelöst wird die stilistische Monokultur der frühen Ethno-Comedy durch die Performance des Komikers Kaya Yanar („Was guckst du? “), der ein Kaleidoskop ethnischer Figuren vorführt und sich durch einen reflexiven Umgang mit Sprachklischees auszeichnet (Kotthoff 2004). Der Prozess der Ikonisierung ist hier insofern zugange, als die Stilisierung des jeweiligen Einzelethnolekts ein wesentliches Ausstattungsmerkmal der Figuren darstellt. Die Grenze zwischen Fremd- und Selbststilisierung bleibt bei Kaya Yanar aufrechterhalten. Seine eigene Stimme als Show-Moderator ist ein unauffälliges Umgangsdeutsch, angereichert durch ethnolektal markierte Formeln (Guckst du hier), die in strukturierender Funktion, etwa als Übergang von der Anmoderation zum Sketch, eingesetzt und durch ihre Rekurrenz zur Ikone des Moderators transformiert werden. So wendet der Performer seine Multidialektalität rekursiv auf seine unterschiedlichen Aktivitäten an, um durch die Opposition zwischen Standard und Ethnolekt seine Identitäten als Moderator und Figuren-Darsteller voneinander abzugrenzen. Eine Weiterentwicklung erfahren ethnolektale Fremdstilisierungen im Spielfilm, dessen narrative Anforderungen eine vielschichtigere Verzahnung sprachlicher Kontraste mit der Figuren- und Handlungsstruktur fördert (vgl. im Folgenden Androutsopoulos 2005). Film und Theater nutzen sprachliche Differenz, um soziale Differenz in der fiktionalen Welt zu akzentuieren, das Ergebnis ist jedoch oft eine Bestätigung soziolinguistischer Stereotype (Lippi-Green 1997). In neueren Filmdarstellungen von Migrantenmilieus geht sprachliche Vielfalt mit einer gewissen Hollywoodisierung einher, in- <?page no="133"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 133 dem Ethnolekte und Migrantensprachen systematisch mit Alters-, Status- und Figurenkontrasten (Protagonist/ Antagonisten, Helden/ Schurken) verzahnt werden. Deutlich wird dies in den Komödien „Kebab Connection“ (Regie Anno Saul, 2004) und „Süperseks“ (Regie Torsten Wecker, 2004), deren junger türkischstämmiger Protagonist von nativem Umgangsdeutsch geprägt ist und den Duktus der Ethno-Comedy nur noch als vereinzeltes Zitat anführt, das auf das intertextuelle Wissen der Rezipienten anspielt, ohne seine sozialen Konnotationen auf den Helden zu übertragen. Dafür pendeln die Sprechstile von Antagonisten und Nebenfiguren zwischen „Kanakisch“-Klischees und Gastarbeiterdeutsch. So sind in beiden Filmen die „Bösen“ von der Standardsprache weiter entfernt als die „Guten“, die Älteren sprechen mehr Lernerdeutsch (und Türkisch) als die Jungen. In „Süperseks“ lehnt ein erfolgreicher türkischer Arzt Türkisch ganz ab, und nach Ansicht seiner ebenfalls nur noch deutsch sprechenden Tochter kann der „richtige Türke“ der zweiten Generation „nicht so gut Deutsch“. Diese Aussage, im Übrigen die einzige explizite metasprachliche Äußerung in diesem Film, ikonisiert „schlechtes Deutsch“ als wesentliches Merkmal des „richtigen Türken“. Gleichzeitig ist für beide Filme der Prozess der Rekursivität konstitutiv: Die Opposition zwischen Standard und Ethnolekt (bzw. Deutsch und Türkisch) wird auf die fiktionale Welt angewandt, um Status- Unterschiede innerhalb des Migrantenmilieus zu artikulieren. Die Rapmusik hebt sich vom bisherigen Bild durch einen ambivalenten und variablen Umgang mit Ethnolekten ab. Als Mittel der Selbststilisierung tauchen ethnolektale Merkmale in reduzierter, „normalisierter“ Form auf. Beispiele hierfür sind die Berliner Kool Savas und Bushido sowie der Frankfurter Azad, die neben einer (teilweise) migrantischen Abstammung auch ein Image als Hardcorebzw. Battle-Rapper teilen. Ethnolektales in ihrer Stimme ist nichts mehr als eine lautliche Färbung, bei der die Koronalisierung des ich-Lauts als Leitmerkmal hervorsticht. 10 Darüber hinaus weist ihre Sprache einen hohen Anteil an Assimilationen auf, der auch bei alltäglichen Ethnolekten beobachtet wird (Keim 2004, Bierbach/ Birken-Silverman 2004), außerdem vereinzelte türkische Diskursmarker wie Lan, jedoch keine 10 Bei Azad gehört sie auch der relevanten Regionalvarietät (Südhessisch) an, bei den beiden Berlinern jedoch nicht. <?page no="134"?> Jannis Androutsopoulos 134 morphosyntaktischen Merkmale des Ethnolekts. 11 Der Gesamteindruck ist eine subkulturell geprägte Umgangssprache, die lediglich durch die Koronalisierung auffällt. Folgt man einem analytischen Verständnis, das analog zu den Verfahren der Sozialdialektologie ethnolektale Abstufungen vorsieht, so sind diese professionellen migrantenstämmigen Rapper gewissermaßen am „oberen“ Ende des ethnolektalen Kontinuums anzusiedeln. Dass ihre Darbietung überhaupt ethnolektal markiert ist, sollte als strategisches Element performativer Selbststilisierung gedacht werden, nicht als unvermeidlicher ethnolinguistischer Indikator. Prototypische Ethnolekte treten in Produktionen migrantenstämmiger Rapper hingegen nur fremdstilisierend auf: Sie dienen der Gestaltung fremder Stimmen, die spezifische Positionen innerhalb des kulturellen Milieus des Hip-Hop repräsentieren und von der Künstler-Stimme deutlich abgegrenzt sind. Die für sie relevante Gattungsstruktur in meinen Daten sind so genannte „Skits“, kurze Zwischeneinspielungen, die den musikalischen durch außermusikalische Diskurse durchsetzen. 12 Beispielsweise enthält die CD „Die besten Tage sind gezählt“ von Kool Savas (2004, CD1) Skits mit der Stimme von zwei Figuren, die über Anrufbeantworter mit dem Künstler Kontakt aufzunehmen versuchen: Der Clubbetreiber „Stavros“, dessen Sprache als starker griechischer Ethnolekt markiert ist, und der Ganove „Ali“, dessen Sprachstil zum prototypischen Multiethnolekt hin tendiert. „Stavros“ und „Ali“ sind Karikaturen der sozialen Typen, die zur Lebenswelt des erfolgreichen HipHoppers als eine Art „unvermeidbares Übel“ gehören. Durch die Abwechslung zwischen Skits und Songs im Verlauf des Tonträgers entsteht eine fingierte Dialogizität der Skit-Figuren mit dem Künstler, in der die symbolische Überlegenheit des letzteren sowohl propositional als auch durch den sprachstilistischen Kontrast konstruiert wird. 11 Die Prosodie müsste separat untersucht werden, da sie gleichzeitig von der rhythmischen Struktur der Rapmusik geprägt ist. 12 Skits inszenieren Situationen des Alltags oder enthalten Einsprengsel aus anderen Diskursen (etwa aus Medien und Politik) und sind in der linearen Struktur des Tonträgers so angeordnet, dass sie in eine intertextuelle Relation zueinander wie zu den Songs eintreten können. Skits liefern thematische Anlässe, die im darauf folgenden Song aufgenommen werden, oder entwickeln in ihrer sequenziellen Abfolge ein eigenes Narrativ, das parallel zu den Songs „gelesen“ wird. <?page no="135"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 135 Die Rap-Beispiele zeigen, dass mediale Fremdstilisierung durch Ethnolekte von der Ethnizität des Stilisierenden prinzipiell unabhängig ist. Ethnolekte sind hier Ressourcen, die in ein „lokales System von Stilkontrasten“ (Quist i. Dr.) eingebettet werden, allerdings in unterschiedlicher Verdichtung und gattungsspezifischer Zuordnung. Damit gewinnt die Gattungsstruktur diagnostische Funktion für die Unterscheidung zwischen Fremd- und Eigenperspektive des medialen Ethnolektgebrauchs: Tauchen innerhalb eines Tonträgers stark markierte ethnolektale Elemente nur in Skits (und nicht in den Songs selbst) auf, so dienen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit der Fremdstilisierung. 7. „Türk-Deutsch und pfälzischer Slang“: Reaktionen auf Grup Tekkan Grup Tekkan ist eine Amateurformation dreier türkischstämmiger Jugendlicher aus dem pfälzischen Germersheim, die es im Frühjahr 2006 mit einer Songproduktion zu kurzfristiger, bundesweiter medialer Aufmerksamkeit brachten. Ihr am 3. März im Internet veröffentlichter Videoclip „Sonnenlicht“ ist über Weblogs bekannt geworden, binnen weniger Wochen trat die Gruppe in Fernsehshows wie „Viva Live“ und „TV total“ auf und wurde parallel dazu in Presse und Fernsehen erwähnt, ohne dass sie Vorveröffentlichungen oder einen Vertrag aufweisen konnte. Medienwissenschaftlich angelegte Erklärungen dieser schlagartigen Popularität verbinden die wachsende Bedeutung des Internets im öffentlichen Diskurs mit der Zelebrierung des schlechten Geschmacks in der Popkultur. Aus einer soziolinguistischen Perspektive hat es aber den Anschein, dass Grup Tekkan eine Lücke in der Matrix der öffentlichen Performanz ethnolektaler Stile füllen: Sie „sitzen“ zwischen dem fremdstilisierten, stark abweichenden Ethnolekt der Comedy einerseits, der subtileren, auf wenige Merkmale reduzierten ethnolektalen Selbststilisierung der professionellen Rapper andererseits. Der Songtext 13 von „Sonnenlicht“ ist auf der phonetisch-phonologischen Ebene zwar stärker ethnolektal markiert als die Sprache professioneller Rapper. Leitmerkmal ist auch hier die Koronalisierung, daneben fallen die Nichtreduktion unbetonter Vokale auf Schwa sowie regionalsprachliche Merkmale wie die Fortisierung des stimmhaften alveolaren Frikativs auf. In 13 Videoclip und Songtext sind auf zahlreichen Websites verfügbar, z.B. http: / / sonnenlischt.info . <?page no="136"?> Jannis Androutsopoulos 136 der Morphosyntax fehlen ethnolektale Merkmale jedoch ganz. Insofern kann die im Mediendiskurs intertextuell hergestellte Verbindung zur Comedy (siehe Beispiel 2 unten) aus linguistischer Sicht nicht bestätigt werden. Interessanterweise ist die Sprache der Bandmitglieder in den Fernsehauftritten viel deutlicher ethnolektal geprägt als im Songtext. Typische morphosyntaktische Merkmale - Fehler bei Konjugation und Präpositionswahl, Artikel- und Pronomenwegfall, Genus- und Kongruenzfehler, Abweichungen bei den Umlautvokalen - treten hier gehäuft auf. 14 Es scheint, dass die Bandmitglieder im Songtext die ethnolektale Variation ihrer Alltagsrede auf ein Maß reduzierten, das ihnen zur performativen Selbststilisierung geeignet (also „öffentlichkeitstauglich“) erschien. Die ausgewerteten Medienberichte über Grup Tekkan erscheinen in der Phase ihrer Popularität im März 2006. Ihr gemeinsamer Nenner ist die Verbindung ästhetischer und sprachlicher Abwertung, die in den beiden längsten metasprachlichen Passagen in meinen Daten deutlich wird (Beispiel 1): (1) Metasprachliche Auszüge aus Berichten über Grup Tekkan (1.1) Eine gewisse Attraktivität entfaltet wohl auch die absolut unbekümmerte Naivität dieser Teenager, die sich ihres Dialekts („isch respektier disch“) nicht schämen und auch vor Zeilen wie „Isch kann ohne dich nicht sein / wir müssen uns wieder verein“ nicht zurückschrecken. (laut.de, 17. März 2006) (1.2) Der Song ist schlecht - unfassbar schlecht sogar. Aber eigentlich sollte er ja auch nie veröffentlicht werden: „Wo bist du, mein Sonnenlicht? “, fragt das Trio die Angebetete. Wobei „Sonnenlischt“ der phonetischen Wahrheit eigentlich näher kommt - so etwas passiert, wenn Türk-Deutsch und pfälzischer Slang eine unheilige Verbindung miteinander eingehen. Und auch Gesang und Grammatik sind, nennen wir es mal - unkonventionell: „Ich vermisse deinem Aten“ lautet eine Zeile. (netzeitung.de, 23. März 2006) 14 Beispiele aus dem Viva-Auftritt, gekennzeichnet nach seiner Aufteilung auf YouTube, mit Zeitangaben: wie sollen wir darüber äh umgehen (Teil 1, 0: 20); wer's mögt der mögt (1, 0: 20); aber hat geklappt (1, 0: 20), dass wir jetzt cd rausbringen (1, 2: 14); also ist verrückt ist gemischtes gefühl halt (1, 2: 45); habe ich kernkraftwerk geschafft (3, 2.40); jeder sollte sein eigene ding dort machen (1, 2.04); halbe jahr (4, 1.45), der management (6, 0.33); mir gefallts nicht (4, 4.55). <?page no="137"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 137 Diese und andere journalistischen Kommentare sparen mit ironischer Abwertung nicht: peinlicher Track, unfassbar schlecht, drei mehr oder weniger sangesbegabte Jungs, in schönster Pennälerlyrik. Die Kopplung ästhetischer und metasprachlicher Urteile kommt durch die Nennung von Gesang und Grammatik in einem Atemzug deutlich zum Ausdruck (Beispiel 1.2), weiterhin durch Formulierungen wie Töne treffen oder richtige Grammatik war Nebensache (hr-online.de) oder auch obwohl die drei keinen Ton treffen, der Songtext mit der deutschen Grammatik auf Kriegsfuß steht (sueddeutsche.de). Dass mit der „Grammatik“ des Songs im strengen Sinne nichts falsch ist, scheint dabei keine Rolle zu spielen. „Grammatik“ ist hier wohl eher als Metonymie für „gutes Deutsch“ zu lesen, und schließt in diesem Sinne phonetische Abweichungen wie die Verwechslung der wortfinalen Nasale (deinem Aten, vgl. Beispiel 1.2) problemlos ein. 15 Insgesamt scheint sich die absolut unbekümmerte Naivität der Gruppe wie selbstverständlich zu ergeben aus der Addition ihrer musikalischen Qualität, ihrer Songinhalte und ihres Dialekts, den die Medienberichte durchgehend durch die Koronalisierung belegen. Darüber hinaus finden sich in den untersuchten Medienberichten drei weitere wiederkehrende sprachideologische Elemente: Das erste ist die in der Formulierung Türk-Deutsch und pfälzischer Slang (Beispiel 1.2) auf den Punkt gebrachte Ethnisierung (und Regionalisierung) der Gruppe und ihrer Sprache. Die Jugendlichen sind wahlweise Deutsch-Türken aus Germersheim (spiegel.de) oder türkische Jungs aus der pfälzischen Provinz (laut.de), obwohl sie sich in ihrem Videoclip weder ethnisch noch regional zuordnen. Zweitens wird Comedy als Interpretationsrahmen angeboten, beispielsweise bei spiegel.de, dessen Schlagzeile - Konkret kopiert: Die krasse Story vom „Sonnenlischt“ (Beispiel 2.1) - die lexikalischen Schibboleths der frühen Ethno-Comedy auf die Gruppe überträgt. Drittens wird die Verschriftung der Koronalisierung gern als Aufmerksamkeit heischendes Leitmerkmal eingesetzt. Bei spiegel.de und laut.de steht der Songtitel mit der koronalisierten Variante prominent in der Schlagzeile, während im Fließtext normale und ethnolektale Titelform variieren (Beispiele 2.1, 2.4). 15 Im Videoclip werden die wortfinalen Nasale tatsächlich verwechselt; dies ist allerdings weder ein dokumentiertes ethnolektales Merkmal noch - soweit ersichtlich - ein idiolektales Merkmal der Bandmitglieder, sondern vermutlich ein Performanzfehler, der beim Live-Auftritt der Band auf Viva nicht vorkommt. <?page no="138"?> Jannis Androutsopoulos 138 Die Suchmaschinentreffer zur Form „Sonnenlischt“ (Beispiel 2) machen deutlich, dass die Verarbeitung von Grup Tekkan in Netzdiskursen unterschiedliche Modalitäten umfasst, die von der journalistischen Berichterstattung über die Dokumentation „von der Basis“ (sonnenlischt.info ist eine Fanseite) bis zu parodistischen Weblog-Kommentaren und Videoclips reichen. Ein Eintrag (Beispiel 2.5) parodiert die Sprache der Band, indem er das Leitmerkmal Koronalisierung generalisiert und auf den ach-Laut anwendet (brausche), was im Song selbst freilich nicht vorkommt. (2) Google-Treffer für die Form „sonnenlischt“ (N= 78.800 am 27.07.2006), Auswahl aus der 1. Treffer-Seite (2.1) Konkret kopiert: Die krasse Story vom „Sonnenlischt“ Die schöne Geschichte vom unbeholfenen, aber erfolgreichen Song dreier türkischer Jungs bekommt Kratzer: (...) www.spiegel.de (2.2) Wo bist du, mein Sonnenlischt sonnenlischt.info sagt: nicht schlecht! sonnenlischt.info (2.3) Grup N1: Sonnenlischt - The Answer Die Antwort auf die Frage von Grup Tekkan [...] www.triebtaeter.de (2.4) laut.de | Grup Tekkan: Mit „Sonnenlischt“ bei Stefan Raab (News) Die Grup Tekkan wurde durch das Internet bekannt. [...] www.laut.de (2.5) we: blog: munich friends » Sonnenlischt Wo bischt Du mein Sonnenlischt, isch brausche Dich und vermisse Disch… Wuäääääh! ... cnmuc.de Im Fernsehdiskurs setzt sich die Reproduktion stigmatisierender Spracheinstellungen fort. Beim „Viva“-Auftritt wird die Regionalsprache der Bandmitglieder vom Moderator einmal direkt angesprochen, ihr Ethnolekt hingegen nicht. Dafür behandelt der Moderator die Koronalisierung als „richtige“ Form des Songtitels, indem er sich bei der Titelerwähnung korrigiert und die standardsprachliche Variante als „falsch“ erklärt (Viva-Ausschnitt 3, 4.27- <?page no="139"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 139 4.32). Dieser vermeintliche Respekt vor dem sprachlichen Selbstbestimmungsrecht der Künstler hindert den Moderator nicht daran, der Gruppe beizupflichten, als sie ihre eigene Sprache als „Sprachfehler“ brandmarkt - wir sind einfach wie wir sind egal mit sprachfehler oder liedfehler - und dafür auch noch Applaus vom Publikum kassiert. 16 Dies ist ein deutlicher Nachweis, dass Ethnolekte unverhohlen als „schlechtes Deutsch“ behandelt werden und dass die Sprecher selbst, zumindest im Kontext des Fernsehauftritts, sich der dominanten normativen Sprachideologie, die „gutes Deutsch“ mit Standarddeutsch gleichsetzt, unterwerfen. Auch bei TV total macht sich Moderator Stefan Raab über das „schlechte Deutsch“ der Band lustig, wobei auch hier die Verwechslung der auslautenden Nasale (deinem aten) als Beleg dient. Alle drei Prozesse der Sprachideologieformung sind in der Berichterstattung zur Grup Tekkan aktiv. Die Ikonisierung betrifft vor allem die Koronalisierung des ich-Lautes, die durch ihre Wiederholung zur „Ikone“ des Songs und der Gruppe erhoben wird. Die Auswahl der Koronalisierung als Leitmerkmal liegt wohl an ihrem Vorkommen im Songtitel begründet, wird jedoch vermutlich auch durch ihre bisherige ethnolektale Salienz begünstigt und trägt dazu bei, ihren Status als ethnolektales Leitmerkmal weiter zu konsolidieren. Rekursivität ist in dieser Berichterstattung insofern wirksam, als die Opposition zwischen Standard und Ethnolekt auf die ästhetische Ebene der Musikproduktion bzw. der Songtexte übertragen und dort als Opposition zwischen „normaler“ und „schlechter“ Popmusik reproduziert wird. Gelöscht wird die sprachliche Variabilität der Bandmitglieder. Dass beispielsweise morphosyntaktische Merkmale des Ethnolekts im Song nicht vorkommen, scheint der Zuordnung als „Dialekt“ keinen Abbruch zu tun, genauso wenig wie die Tatsache, dass die Koronalisierung bei prominenten Rappern nicht als „schlechtes Deutsch“ gebrandmarkt wird. 8. „So reden die Bewohner dieser Welt“: Der „Spiegel“ zur Rütli-Schule Anders als bei Grup Tekkan spielte Sprache bei den Ereignissen der Rütli- Hauptschule keine tragende Rolle. Bereits dadurch ist die Beiläufigkeit des Metasprachdiskurses beim Spiegel-Titelthema „Die verlorene Welt“ 16 Viva-Ausschnitt 4, 2.55ff. <?page no="140"?> Jannis Androutsopoulos 140 (14/ 2006) anders vorstrukturiert. Metasprachliches dient hier, genauso wie in der einschlägigen Fernsehberichterstattung, dem Lokalkolorit im weitesten Sinne einerseits, wird andererseits jedoch auch ikonisierend eingesetzt, in die Argumentation des Berichts eingeflochten und mit moralischen Implikationen versehen. In dem zwölf Seiten umfassenden Spiegel-Bericht kommen metasprachliche Aussagen sechs Mal vor. Die längste metasprachliche Passage dient als erste Annäherung in „die Wirklichkeit der Rütli-Schule“ (S. 23) und mündet in dem Versuch, die Bedeutung von „Respekt“ in der Kultur der Hauptschüler zu veranschaulichen (Beispiel 3). (3) Auszug aus dem Spiegel-Titelthema „Die verlorene Welt“, S. 24 […] Und dort scheint sich inzwischen eine verlorene Welt neben der ganz normalen deutschen Wirklichkeit geformt und längst verfestigt zu haben, die mit der anderen Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat. Aufklärung? Bildung? Lernen, für Zensuren, vielleicht sogar fürs Leben? Was soll der Scheiß? So reden die Bewohner dieser Welt. Ey, Mann, ey. Nutte. Killer. Krass. Es gibt viele „sch“ und „ch“-Laute in dieser Sprache, kaum noch ganze Sätze. Dreckische Deutsche, so reden sie. […] Respekt bekommt, wer die eigene, also die türkische oder libanesische Schwester vor Sex und Liebe […] schützt und selbst deutsche Schlampe fickt. Ohne Artikel. Wie sie eben reden. Der hier zum ersten Mal aufgenommenen Titelformulierung „verlorene Welt“ folgt eine Passage fingierter Dialogizität, in der Stichworte eines „normalen“ Bildungsverständnisses von einer durch Kursivierung als fremd markierten Stimme zurückgewiesen werden. Diese wird daraufhin als Stimme der Hauptschüler identifiziert und dient als Aufhänger für eine metasprachliche Skizze. Zwei der genannten Sprachmerkmale sind vertraute Leitmerkmale des Ethnolekts: Koronalisierung (viele „sch“ und „ch“-Laute) und Artikeltilgung (Ohne Artikel). Dafür ist die erste syntaktische Beobachtung (kaum noch ganze Sätze) eine an gesprochene Sprache generell bzw. auch an Jugendsprache oft herangetragene Kritik. Auch die lexikalischen <?page no="141"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 141 Beispiele (Ey, Mann ...) lassen sich ausnahmslos auch in der nativen Umgangs- und Jugendsprache nachweisen. Vor der Folie des Forschungsstandes scheinen die „Bewohner dieser Welt“ sich also Anreden und Evaluationen zu bedienen, die bei allen Jugendlichen gängig sind. Im Spiegel-Bericht wird ihnen jedoch eine eingeschränkte soziale Verteilung zugeschrieben. Gegenstand der weiteren metasprachlichen Äußerungen sind obszöne Anreden der Lehrkräfte (S. 24, 34), obszöne Begrüßungsformeln bei den Schülern (S. 25), die sprachliche Anpassung „deutscher Kids“ (S. 35) und (vermutlich fingierte) Redeerwähnungen der „Ghetto-Kids“ (S. 24, 26). Dass unhöfliche Anreden der Lehrkräfte spezifisch für Migrantenjugendlichen sind, wie es der Kontext nahe legt (vgl. Beispiel 4.1), darf bezweifelt werden. Die Anmerkungen zur sprachlichen Anpassung (Beispiel 4.2), die ganz beiläufig auch eine Varietätenbezeichnung liefern, lassen die Komplexität sprachlicher Akommodations- und Transgressionsprozesse (Rampton 1995, Dirim/ Auer 2004) außer Acht; sprachliche Anpassung wird hier selbstverständlich als Zeichen von Schwäche und Unterlegenheit behandelt. (4) Weitere Auszüge aus dem Spiegel-Titelthema (4.1) Da sitzen alles Mustafas und Alis, und alle sprechen sie [= die Lehrerin] an mit „Ey Alte“ - wenn sie höflich sind. (S. 34) (4.2) Die deutschen Kids passen sich an - oder ziehen sich zurück. Sie sprechen die gleiche Sprache, Hast du Ball, eh? „Kanakensprache“, so nennen das die Lehrer. (S. 35) Besonders deutlich ist im Spiegel-Artikel der Prozess der Ikonisierung: Der kommentierte Sprachgebrauch der Migrantenschüler scheint ihre „inherent nature or essence“ (Irvine/ Gal 2000) widerzuspiegeln. Ihre Sprache wird zum Leitmerkmal ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Andersartigkeit, die auch propositional hervorgehoben wird, etwa durch den Gegensatz der „verlorenen Welt“ zur „ganz normalen deutschen Wirklichkeit“ und - besonders effektiv - durch die Wortwahl zur Veranschaulichung der Koronalisierung (Drekische Deutsche), die sprachliche Abweichung und soziale Abgrenzung fest miteinander koppelt. Auch Metasprache und Moral werden in Verbindung gebracht: Die Ausführungen zur Anrede der Lehrkräfte verbinden „various aspects of linguistic behaviour to a larger moral order“ (Cameron 2004, S. 313), denn ein solches Verhalten Autoritätspersonen gegenüber kann nicht anders denn als moralische Verlotterung gedeutet <?page no="142"?> Jannis Androutsopoulos 142 werden. Rekursivität operiert hier als Übertragung der Opposition zwischen Standard und Ethnolekt auf den schulischen Kontext: Der Ethnolekt der „Bewohner dieser Welt“ steht dem (als gegeben angenommenen) Standard einer (nicht weiter hinterfragten) schulischen Normalität gegenüber. Löschung kommt zustande, indem die vorgeführten Beispiele ihrem Kontext entrissen werden und die Sprache der Hauptschüler als einheitlich konstruiert wird. Die vorgeführte sprachliche Andersartigkeit scheint ihre einzige Sprechweise zu sein („so reden sie“). Dass die Belege für diese Andersartigkeit größtenteils fragwürdig sind, ist den Redakteuren vermutlich nicht bewusst oder einfach gleichgültig. Dass man ausgerechnet in einer Hauptschule im Mannheimer „Ghetto“ die situative Ausdifferenzierung der Sprechstile und die Bewusstheit der Schüler über angemessene Stilwahl gegenüber Lehrern dokumentiert hat (Keim 2004), hat hier genauso wenig Platz wie der Umstand, dass ethnolektale Morphosyntax auch bei aufwärts mobilen Migrantenjugendlichen und nicht zuletzt bei Muttersprachlern in multiethnischen Stadtteilen vorkommt (Dirim/ Auer 2004). Dass der Spiegel-Bericht beiläufiger Metasprache eine derartige Bedeutung verleiht, ist vermutlich im intermedialen Zusammenhang der damaligen Berichterstattung über die Rütli-Schule begründet. Kurze „Statements“ abgebende oder im Hintergrund pöbelnde Schüler waren ein Standardelement der zahlreichen Fernsehreportagen direkt vor dem Schulhof. 17 Die Strukturzwänge der Fernsehreportagen - Einmaligkeit, Flüchtigkeit, Kürze - lassen dabei den deutlich hörbaren aber nicht weiter kommentierten, also letztlich dem Lokalkolorit dienenden Ethnolekt der Schüler zwangsläufig als ihre „normale“, „einzige“ Sprache erscheinen. Dem lässt sich entgegenstellen, dass flüchtige Kamera-Kontakte den Hauptschülern eine ausgezeichnete Gelegenheit bieten, sich als „Ghettokids“ zu stilisieren; dass Ethnolekt in Konfliktsituationen mit Außenstehenden gerne gewählt wird (vgl. Kapitel 2); dass es schließlich keine monostilistischen Sprecher gibt. Derartige Argumente und Nachweise lassen sich in Hintergrundberichte aufnehmen, die den Strukturzwängen der Fernsehberichterstattung vor Ort nicht unterliegen. Der Spiegel-Bericht hingegen schließt sich der Logik des Fernsehens an und spitzt sie zu, indem er die pauschalen Sprachbilder explizit verfestigt. 17 Ein „Spiegel TV “-Bericht über „Gewalt an deutschen Schulen“ ist auf YouTube abrufbar. <?page no="143"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 143 9. „Migranten-Slang breitet sich in Deutschland aus“: Ethnolekt in dezidierten Metasprachdiskursen Eine Auswirkung der Berichterstattung über die Rütli-Schule auf den Mediendiskurs der darauf folgenden Wochen war ein erhöhtes Interesse für den Sprachgebrauch von Migrantenjugendlichen. Jugendsprache wie Ethnolekte (Kanaksprak) sind ein periodisch auftauchendes Medienthema (vgl. zuletzt Spitzmüller 2006b), das seine Legitimität aus seiner Konstruktion als „exotisch“ einerseits, seiner unterstellten Problematik andererseits bezieht. Diesmal geraten Ethnolekte ins Fahrwasser einer gesellschaftlichen Krisensituation und werden dadurch von vornherein als problematisch gerahmt. Die mir aus dieser Zeit zugänglichen Radioberichte (Deutschlandradio, Deutschlandfunk, Deutsche Welle) und Pressetexte (Die Welt, AP-Meldung) sind aus zwei verschiedenen Perspektiven konstruiert. 18 Die vorherrschende Perspektive stellt die „deutsche Sprache“ in den Mittelpunkt und konstruiert Ethnolekte in Relation zu und als Abweichung von dieser. Deutlich wird dies bei der Sichtung exponierter Aussagen, die kraft ihrer Platzierung als Schlagzeilen oder am Anfang bzw. Ende der Berichte die Aufmerksamkeit auf sich lenken und als Essenz des Textthemas gelesen werden (Beispiel 5). (5) Ausgewählte Aussagen über Ethnolekte mit Angaben zum Kontext (5.1) Sprachexperte: Migranten-Slang breitet sich in Deutschland aus 19 (Deutschlandradio Kultur, Webinfo, Schlagzeile) (5.2) Die Kanaksprak ist auf dem Vormarsch (Deutschlandradio Kultur, Einleitung) (5.3) Der neue Ethnolekt des Deutschen nimmt Einfluß auf die Hochsprache. Nicht nur im negativen Sinn. (Die Welt, Abschluss) 18 Die an mich gerichteten Medienanfragen lassen im Übrigen Muster erkennen, die für den journalistischen Umgang mit „weichen“ Themen wie Sprache vermutlich typisch sind. Gemeint ist zum einen der „Schneeballeffekt“ der Verfolgung bereits publizierter Themen (vgl. auch Bourdieu 1998): „Experten“ werden oft nicht aufgrund eigener Recherche ausgesucht, sondern weil sie tags zuvor in einem anderen Medium als solche fungiert haben. Zum anderen lässt sich beobachten, dass Sprache als „Füller“-Thema fungiert: Der Verwertungszweck einiger Anfragen war ein dreiminütiger Beitrag im privaten Morgenradio. 19 Es dürfte hoffentlich klar sein, dass dieser Wortlaut nicht vom „Sprachexperten“ geäußert wurde! <?page no="144"?> Jannis Androutsopoulos 144 Ähnlich wie in der Anglizismen-Debatte (Spitzmüller 2005) wird die „deutsche Sprache“ bzw. „die Hochsprache“ als Einheit konstruiert, die mit neuen Varietäten konfrontiert und von ihnen potenziell bedroht wird. Dementsprechend lassen die unter (5) aufgelisteten Aussagen eine Metaphorik erkennen, die im Migrationswie im Anglizismendiskurs gängig ist (Böke 1996, Spitzmüller 2005): Der Ethnolekt wird in die Rolle eines sich ausbreitenden Virus bzw. einer fremden Macht positioniert, „das Deutsche“ bzw. Deutschland in die Rolle des Opfers, das „geschützt“ werden muss. 20 Auf der Metaphernebene werden also Ethnolekte genauso wie Anglizismen als Fremdkörper behandelt. Der Prozess der Löschung betrifft hier nicht nur die Kontinuität zwischen Ethnolekten und nativem Umgangsdeutsch (vgl. Kapitel 2), sondern auch die Vielfalt des Deutschen, die auf eine normative Einheitlichkeit reduziert wird. Gleichzeitig lassen die Beispiele erkennen, dass dezidierte Medienberichte als Multiplikatoren neuer Varietätenbezeichnungen fungieren. In den drei Schlagzeilen kommen drei verschiedene Bezeichnungen für das Gleiche vor, diese Nominationsfreude setzt sich im Inneren der Berichte fort (vgl. Beispiele 6, 7). Rekurrent ist insbesondere die Alternation von Kanaksprak und Ethnolekt, aber auch andere Bezeichnungen kommen austauschbar vor. Ihre synonymische Verwendung ist vermutlich durch das Gebot der journalistischen Ausdrucksvariation motiviert, mitunter auch - besonders im Fall von Ethnolekt - als Vermittlung von Fachterminologie zu verstehen. Letztlich läuft sie jedoch darauf hinaus, dass sachliche Unterschiede verschleiert und (ab)wertende Konnotationen neutralisiert werden. Ethnolekt und Sprachgemisch scheinen die gleichen sprachlichen Phänomene zu benennen, Migrantenslang erscheint genauso wie Ethnolekt als völlig legitime Bezeichnung (vgl. Beispiele 6.1, 6.3). Wie der Expertendiskurs über Ethnolekte journalistisch gerahmt wird, zeigt Beispiel (6). Der Moderator und Interviewer leitet ein (mit mir geführtes) 20 Vormarsch und Ausbreitung sind gut dokumentierte Metaphern des Anglizismendiskurses (Spitzmüller 2005, S. 221, 226). Wie „Schutz“ explizit ins Spiel kommt, zeigt die E-Mail- Anfrage einer freien Mitarbeiterin einer Nachrichtenagentur, die mir Mai 2006 u.a. folgende Fragen zur „Kanak Sprak“ vorlegte: Entwickeln sich in Deutschland getrennte Sprachwelten? Müssen wir die deutsche Sprache schützen? Handelt es sich überhaupt noch um eine Minderheitensprache? <?page no="145"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 145 Experteninterview dreifach ein: durch eine Ankündigung kurz vor Sendungsbeginn (6.1), zum Beginn der Sendung (6.2) und nach der ersten Musikeinlage (6.3): (6) Deutschlandradio Kultur: Rahmungen des Experteninterviews (6.1) „Unser Thema in der nächsten Stunde hier im Deutschlandradio Kultur: Die Kanaksprak ist auf dem Vormarsch. Immer mehr auch deutschstämmige Schüler benutzen die Kanaksprak, also ein Sprachgemisch aus deutschen und türkischen oder arabischen oder russischen Anteilen. Warum die Jugendlichen in diesem Ethnolekt reden, und was das für den Mainstream der deutschen Sprache heißt, das klären wir nach fünfzehn Uhr.“ (6.2) „(Begrüßung der Zuhörer.) Die Kanaksprak ist auf dem Vormarsch. Inzwischen reden auch deutschstämmige Jugendliche in der Kanaksprak. In einem Emigrantendeutsch, das aus deutschen und türkischen oder arabischen oder russischen Brocken zusammengesetzt ist. (Über den Experten.) Auch im Fall der Berliner Rütli-Schule wurde davon berichtet, dass die wenigen deutschen Muttersprachler dort den Slang ihrer türkischen oder arabischen Mitschüler übernehmen. (Über die Rütli-Schule.) Wie verändert sich die deutsche Sprache durch den Migrantenslang? (Über den Experten, an den Musikredakteur.)“ (6.3) „Die Kanaksprak ist auf dem Vormarsch. (Über den Experten.) Ins Fernsehen hat es das türkisch-deutsche Sprachgemisch schon lange geschafft: Hier ist ein prominentes Beispiel, von dem Komiker-Duo Erkan und Stefan: “ Die Rahmungen heben die bevorstehende Aktivität (Experteninterview) hervor, stellen eine Verbindung zur gesellschaftlichen Aktualität her (Rütli- Schule) und fassen den Gegenstand durch eine dreimal initial platzierte Kriegsmetapher (Die Kanaksprak ist auf dem Vormarsch) zusammen. Im weiteren Verlauf alterniert Kanaksprak mit Sprachgemisch, Ethnolekt, Emigrantendeutsch und Migrantenslang, und die pronominale Wiederaufnahme macht deutlich, dass sie als koreferenziell zu verstehen sind. Direkt vor dem Interview wird Comedy als „prominentes Beispiel“ für den Gegenstand genannt und vorgespielt. Im Interview wird das Verhältnis von Comedy zum tatsächlichen Sprachgebrauch zwar problematisiert, der erste <?page no="146"?> Jannis Androutsopoulos 146 Eindruck ist jedoch eine direkte Verbindung zwischen Alltagssprache und Comedy, die erst durch den Experten relativiert werden muss. Der rekurrente Rückgriff auf Comedy in den untersuchten Radioberichten weist darauf hin, dass das Thema Ethnolekt als Infotainment behandelt wird, vielleicht weil es sich nicht anders verkaufen lässt. Als Nebeneffekt werden dabei die durch Comedy und ihre Rezeption konstituierten Interpretationsrahmen fortgeführt, selbst wenn ihnen im Inneren des Berichts widersprochen wird. Abschließend ein Beispiel - das einzige in meinen Daten - für die gegenläufige Perspektive, die nicht ein imaginäres einheitliches Deutsch in den Mittelpunkt stellt, sondern die Situation der Ethnolekt-Sprecher selbst beleuchtet. Bereits die Themeneinführung fällt anders aus (Beispiel 7): (7) Deutschlandfunk Studiozeit, Einleitung durch den Studiosprecher Unter den unterschiedlichen Dialekten und Sprachen in Deutschland gibt es eine, die es offiziell nicht gibt, obwohl sie in den Spannungsgebieten der Großstädte, vor allem bei Jugendlichen, zum normalen Umgangston gehört. Türkendeutsch oder Kanaksprak. Ey, was guckst du? Vor allem in Berlin, wo sonst, ist das Türkendeutsche vieler Jugendlicher zum Forschungsgegenstand verschiedener Projekte geworden. Diese Einleitung konstruiert Türkendeutsch oder Kanaksprak als sprachliche Normalität, die in einer Spannung zur „offiziellen“ Wahrnehmung neuer Varietäten steht. Auch dieser Bericht setzt unterschiedliche Bezeichnungen gleich und kommt ohne Referenz auf Comedy (hier auf Kaya Yanar) nicht aus, greift aber zuerst auf ein Tonbeispiel aus der Rapmusik zurück und rahmt die später eingeblendete Comedy explizit als Fremdstilisierung. Zusätzlich zu den Fragen von „Deutschlandradio“ - Merkmale des „authentischen“ Ethnolekts, Übernahme durch Muttersprachler, Sozialprofil der Sprecher, Einfluss auf die Standardsprache - bringt „Deutschlandfunk“ Ausführungen mehrerer Experten zu übereinzelsprachlichen Parallelen, der sozialen Funktion von Kanaksprak sowie ihrer Stellung im Repertoire migrantenstämmiger Sprecher. All dies wird durch O-Töne angereichert, von der Moderatorin verknüpft und kommentiert. Der Bericht mündet in einer kritischen Hinterfragung von Diskursen über Sprachdefizite und Ethnolekte als Schulproblem. Gleichzeitig ist er wesentlich aufwändiger recherchiert und um Einiges länger als die anderen beiden Radioberichte in meinen Daten. <?page no="147"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 147 10. Schlussfolgerungen Mediendiskurse sind eine Triebkraft in der Konstituierung sprachlicher Ideologien über neue Varietäten des Deutschen. Ausgehend von dieser These und vor dem Hintergrund der aktuellen Ethnolektforschung setzte sich dieser Beitrag zum Ziel, (a) ein komplexeres Bild von der Repräsentation von Ethnolekten in den Massenmedien zusammenzustellen, (b) die Sprachideologieforschung als Ergänzung soziolinguistischer Zugänge zu Ethnolekten vorzuschlagen, und (c) die sprachideologische Verarbeitung von Ethnolekten in Ausschnitten aus unterschiedlichen Mediendiskursen empirisch zu untersuchen. Die zentralen Ergebnisse sollen abschließend zusammengefasst werden. Gegenwärtige mediale Repräsentationen von Ethnolekten sind alles andere als einheitlich, und dies ist nicht nur auf die Unterschiede der einschlägigen Diskursarten zurückzuführen. Selbstverständlich gehen fiktionale Medientexte anders mit sprachlichen Stereotypen um als metasprachliche Medienberichte, doch selbst innerhalb derselben Mediengattung klaffen die vermittelten sprachideologischen Sichtweisen weit auseinander. Der Vergleich zweier Radiobeiträge aus dem öffentlich-rechtlichen Sektor (vgl. Kapitel 9) lässt erkennen, dass es letztlich am Aufwand und an der Sensibilität individueller Redakteure liegt, ob dominante Sprachideologien in dezidierten Metasprachdiskursen unhinterfragt reproduziert oder angefochten werden. Die Sprachideologisierung von Ethnolekten ist hochgradig gattungsbedingt und selbst innerhalb ein und derselben Gattung beitragsspezifisch verschieden. Sofern jede öffentliche Repräsentation von Ethnolekten zu ihrer ideologischen Strukturierung beiträgt, scheint es also nahe liegend, dass die soziale Bedeutung von Ethnolekten gegenwärtig „heiß umkämpft ist“. 21 Die Analyse zeigt, dass auch beiläufige Metasprachdiskurse in diesem Prozess durchaus eine Rolle spielen und daher in künftigen Untersuchungen besonders beachtet werden sollten. Gewissermaßen befreit vom „Expertenzwang“ bieten sie mehr Gelegenheit für Subjektivität und Anschluss an sprachideologische Allgemeinvorstellungen. Die Produktion bzw. Verfestigung soziolinguistischer Stereotype findet hier en passant statt. 21 Peter Auer, pers. Kommunikation, 9.4.2006. <?page no="148"?> Jannis Androutsopoulos 148 Trotz dieser Vielfalt treten quer durch unterschiedliche Datentypen Kernelemente einer konstanten Sprachideologie hervor, die sich überspitzt als „Normferne“, „Fremdheit“ und „gesellschaftliche Negativität“ auf den Punkt bringen ließen. Ihre Voraussetzung ist eine standardsprachliche Ideologie, die von der Vielfalt des Deutschen abstrahiert, die „deutsche Sprache“ als einheitlich idealisiert und „gutes Deutsch“ mit Hochdeutsch gleichsetzt. Die erste Eigenschaft - „Normferne“ - ließ sich am deutlichsten in beiläufigen Medientexten, teilweise auch im Film und nicht zuletzt in den Varietätenbezeichnungen belegen: Ethnolekte sind nicht einfach eine neue Varietät des Deutschen, sondern ein „Slang“, „schlechtes Deutsch“ oder ein „Dialekt“, dessen man sich im Kontext der Popkultur eigentlich wohl schämen müsste (Beispiel 1.1). 22 Die Auffassung von Ethnolekten als „Fremdkörper“ ist in beiläufigen wie dezidierten Metasprachdiskursen sichtbar, etwa in ihrer Einstufung als Sprache „einer anderen Welt“, in der Gegenüberstellung mit „der deutschen Sprache“, nicht zuletzt in ihrer metaphorischen Behandlung (vgl. Kapitel 9). Negativität wird sichtbar in der diskursiv konstruierten Verbindung von Ethnolekten mit den „Bösen“ der filmischen Welt, den aggressiven Comedy-Figuren, den minderwertigen Figuren der Rap-Skits, der untalentierten Amateurband, der migrantenstämmigen Problemjugend. An der Formung dieser sprachideologischen Kernelemente sind alle drei Prozesse der sprachlichen Ideologie nach Irvine/ Gal (2000) beteiligt. Allgegenwärtig ist dabei der Prozess der Löschung, der sprachliche Variabilität zwischen wie innerhalb von Gruppen sowie bei individuellen Sprechern unsichtbar macht. Zwar ist ein gewisses Maß an Löschung bei jeder - auch wissenschaftlichen - Verallgemeinerung über sprachliche Variation und Varietäten unvermeidlich; hier aber werden Bilder monostilistischer Sprecher produziert, deren Kompetenz auf Ethnolekte beschränkt scheint. Quer durch Diskursarten und Gattungen findet sich die Ikonisierung von Ethnolekten als Kerneigenschaften einer Population, die als problematisch, ghettoisiert oder kriminell repräsentiert wird. Rekursivität ist schließlich jener Prozess, dessen Anwendung am ehesten durch gattungsspezifische Anforderungen vorstrukturiert ist und der wiederum die soziale Welt auf gattungs- 22 Zwar wird diese Eigenschaft in populären Sprachideologien auch anderen Nonstandard- Varietäten des Deutschen zuteil, allerdings ist es kaum vorstellbar, dass im gegenwärtigen öffentlichen Diskurs Regionaldialekte offen als „schlechtes Deutsch“ gebrandmarkt werden. <?page no="149"?> Ethnolekte in der Mediengesellschaft 149 spezifische Weisen strukturiert. Die Opposition zwischen Standard und Ethnolekt, die zunächst mit der sozialen Unterscheidung zwischen nativen und nicht-nativen Sprechern verbunden ist, wird rekursiv auf kontextspezifische Oppositionen von Sprechern, Aktivitäten oder Artefakten übertragen, wobei der Ethnolekt stets die negative Seite der jeweils neuen Opposition besetzt, während seine positive Kehrseite eine nicht hinterfragte, als gegeben angenommene sprachliche und soziale Normalität ist („normale“ vs. Problemschüler, normale Popmusik vs. „naive Authentizität“, fiktionale Identifikationsfiguren vs. Schurken usw.). Insgesamt erweist sich der Ansatz von Irvine/ Gal (2000) als besonders fruchtbar und übertragungsfähig. In Kombination mit diskursanalytischen Verfahren erlaubt er, subtile diskursive Mechanismen der sprachlichen Abwertung und Ausgrenzung, die an der Ideologieformung von Ethnolekten beteiligt sind, aufzudecken. Die Thematisierung von Ethnolekten in medialen Metasprachdiskursen arbeitet mit Leitmerkmalen. Insbesondere die in der Forschung längst bekannte Koronalisierung und Artikeltilgung werden als ethnolektale Leitmerkmale stereotypisiert. Dies bestätigt die ursprünglich von Silverstein (1979) aufgestellte These, dass nicht alle Aspekte der Sprachstruktur gleichermaßen wahrnehmbar und somit auch „ideologisierungsgeeignet“ sind. Prosodische Eigenschaften von Ethnolekten z.B. werden, wenn überhaupt, nur von Experten angeführt. Andererseits konstruieren mediale Metasprachdiskurse auch ethnolektale Leitmerkmale, die aus linguistischer Sicht nicht nachvollziehbar (bzw. schlicht irreführend) sind. Gleichzeitig ist die Verzahnung dieser Sprachmerkmale mit der Sozialstruktur hochgradig ambivalent - hier ikonisieren sie die unbedarfte Popgruppe aus der Provinz, dort die schwer erziehbaren „Ghetto-Kids“. Während Koronalisierung und Artikeltilgung an öffentlicher Wahrnehmung gewinnen, werden sie gleichzeitig zum Spielball ideologischer Zuordnung und Ausbeutung (vgl. Kress 1986, S. 400). Welche Konsequenzen können aus dieser Diskussion für die weiterführende Forschung gezogen werden? Wenn Mediendiskurse - wie hier behauptet - an der Formung sprachlicher Ideologien über neue Varietäten des Deutschen mitwirken, und wenn andererseits sprachliche Varietäten auch als kognitive Wissensbestände bzw. Ausschnitte des sprachlichen Wissens gelten (Schmidt 2005), so müssen Massenmedien als Mitspieler in der Entstehung neuer Varietäten theoretisiert werden. In einer durch und durch mediatisierten Gesellschaft kann es sich die Sozio- und Varietätenlinguistik nicht mehr leisten, die Rolle der Massenmedien bei der Formung kollektiven Wissens <?page no="150"?> Jannis Androutsopoulos 150 über (neue) Varietäten zu ignorieren. Zweitens verdient die Sprachideologieforschung einen Platz in der Landschaft der künftigen Ethnolektforschung. Dieser Beitrag konnte metasprachliche Wahrnehmungs- und Deutungsmuster nachweisen, die durch die Reichweite ihrer Träger und die Autorität ihrer Akteure das Potenzial haben, sich in die Sprachgemeinschaft zu verbreiten bzw. verbreitete Sprachideologien zu verfestigen. Dies kann jedoch die Untersuchung sprachideologischer Prozesse im Alltag und in Institutionen (z.B. in der Schule) weder ersetzen noch vorwegnehmen, und gerade die Interaktion medialer und alltäglicher Sprachideologien über Ethnolekte wartet noch auf ihre Erkundung. Schließlich geben die Ergebnisse auch Anlass, unseren eigenen fachwissenschaftlichen Beitrag zur Ideologisierung neuer Varietäten kritisch zu reflektieren. Gemeint ist nicht nur, dass die Ethnolektforschung zwangsläufig eine sprachideologische Dimension aufweist, sondern auch der Umstand, dass es uns Forschenden bisher offensichtlich nicht gelungen ist, die hier exemplarisch herausgearbeiteten dominanten Sprachideologien zu relativieren bzw. herauszufordern - und dies, obwohl unsere Stimme aus medialen Metasprachdiskursen keinesfalls ausgegrenzt wird. Möglicherweise kann uns die Sprachideologieforschung bessere Voraussetzungen hierfür bieten, denn sie macht sichtbar, wie selbstverständlich Ikonisierung, Löschung und Rekursivität im metasprachlichen Diskurs sind, und zu welchen verzerrten metasprachlichen Vorstellungen sie führen können. 23 11. Literatur Androutsopoulos, Jannis (2001): „Ultra korregd Alder! “. Zur medialen Stilisierung und Popularisierung von ‘Türkendeutsch’. In: Deutsche Sprache 29, S. 321-339. Androutsopoulos, Jannis (2002): Ethnolektale Entwicklungen im Sprachgebrauch Jugendlicher. 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Netzeitung, 23.3.2006. www.netzeitung.de/ entertainment/ music/ 388601.html <?page no="157"?> Inken Keim / Ralf Knöbl Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität türkischstämmiger Ghetto-Jugendlicher in Mannheim Abstract Der Beitrag gibt auf der Basis eines exemplarischen Falles Einblick in die Lebenswelt und in die kommunikativen Praktiken von türkischstämmigen, schulisch wenig erfolgreichen Migrantenjugendlichen, die aus der Sicht der deutschen Gesellschaft als „soziale Problemfälle“ charakterisiert werden. Er beschreibt auf der Basis natürlichen Gesprächsmaterials das sprachlichkommunikative Repertoire eines ausgewählten Jugendlichen und filtert vor dem Hintergrund des regionalen Gebrauchsstandard die Merkmale heraus, die seine Sprechweise ‘fremd’ erscheinen lassen. Anhand ausgewählter Gesprächssequenzen werden charakteristische Variationsmuster dargestellt und die diskursiven, interaktiven und sozialen Funktionen sprachlicher Variation rekonstruiert. Die ethnografische und gesprächsanalytisch-linguistische Analyse führt zu dem Schluss, dass der geringe schulisch-berufliche Status des Jugendlichen in keiner sozial angemessenen Relation zu seinen hohen sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten steht. Based on a case study that analyses natural conversational data this paper seeks to shed light on the social world and experiences of young Turkish migrants who are not very successful in school and who, from the perspective of mainstream German society, are categorised as “social problem cases”. We describe the linguistic and communicative repertoire of one migrant youth, and those linguistic features are isolated which convey the impression of “foreignness” in relation to the regional variety of standard German (Gebrauchsstandard). On the basis of selected conversational sequences, characteristic variation practices are analysed and their discursive, interactive and social functions reconstructed. Our analysis comes to the conclusion that this boy's poor educational and professional status stands in stark contrast to his high level of linguistic proficiency and communicative competence. 1. Gegenstand und Ziel Unser Beitrag knüpft an das im Institut für Deutsche Sprache (Mannheim) durchgeführte ethnografisch-soziolinguistische Projekt „Deutsch-türkische Sprachvariation und die Herausbildung kommunikativer Stile in Migranten- <?page no="158"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 158 jugendgruppen in Mannheim“ an. 1 In diesem Projekt werden die Lebenswelten und die Sprach- und Kommunikationspraktiken von türkischstämmigen MigrantInnen der zweiten und dritten Generation beschrieben, die schulisch und beruflich erfolgreich sind und sich auf unterschiedliche Weise eine akzeptierte und befriedigende Position in der Mehrheitsgesellschaft geschaffen haben. Über die Entwicklungskarrieren, das Sprach- und Kommunikationsverhalten und das Selbstbild von schulisch wenig erfolgreichen Migrantenjugendlichen, die aus der Sicht der Mehrheitsgesellschaft und der Bildungsinstitutionen als „unintegriert“ betrachtet und als „Schulversager“ und „Problemfälle“ charakterisiert werden, ist derzeit noch relativ wenig bekannt. Unsere Untersuchung, die ethnografische und gesprächsanalytischlinguistische Analysemethoden verbindet, will einen Beitrag zur Erforschung dieses Bereichs leisten, in dem sie auf der Basis eines exemplarischen Falles Einblick in die Lebenswelt und die Kommunikationspraxis eines türkischstämmigen Ghetto-Jugendlichen gibt. Ziel unseres Beitrags ist es auf der Basis a) eines ethnografischen Interviews mit dem siebzehnjährigen Murat, das durch das Dazukommen seiner Freunde zu einem Gruppengespräch mit Interviewerin wird, und b) eines Interviews, das derselbe Junge zwei Jahre später zusammen mit seinen Freunden im Rahmen einer Fernsehvideoaufnahme des SWR3 einem Fernsehreporter gibt, - charakteristische Variationsmuster des Jungen und ihre diskursiven, interaktiven und sozialen Funktionen darzustellen und - Hinweise auf die sprachliche Entwicklung des Jungen nach einem Zeitraum von zwei Jahren zu beschreiben. Kapitel 2 gibt einen kurzen Forschungsüberblick über charakteristische Sprach- und Kommunikationsformen, die unter Migrationsbedingungen entstehen; Kapitel 3 beschreibt den Lebensraum, die bisherige Entwicklung des Jungen und charakteristische lautliche Merkmale in seinem Deutsch; Kapitel 4 stellt das Variationsspektrum und charakteristische Variationsmuster dar, die in dem Gespräch mit der Interviewerin zunächst ohne, und dann mit den Freunden auftreten, und Kapitel 5 zeigt einige sprachliche Veränderungen, die nach zwei Jahren feststellbar sind. 1 Zu dem Projekt und zu Projektpublikationen vgl. http: / / www.ids-mannheim.de/ prag/ soziostilistik/ tuerkisch.html#publikationen . <?page no="159"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 159 2. Charakteristische Sprach- und Kommunikationspraktiken in Migrantenjugendgruppen In der linguistischen Migrationsforschung in Europa werden folgende Sprachformen beschrieben, die sich unter Migrationsbedingungen herausbilden: a) code-switching und sprachliche Mischungen und b) ethnolektale Ausprägungen von Standardsprachen. a) Code-switching und sprachliche Mischungen Seit Beginn der 90er-Jahre gibt es in Europa Untersuchungen zu bilingualen Gemeinschaften mit Türkisch als eine der beteiligten Sprachen. Jørgensen, Holmen und Can untersuchen in einer Längsschnittstudie in Dänemark (Koege) das Sprachverhalten und die Sprachentwicklung bilingualer Migrantenkinder türkischer Herkunft und ihre Kompetenz in beiden Sprachen. Jørgensen (1998) stellt fest, dass für die Elterngeneration Türkisch der „wecode“ und Dänisch der „they-code“ ist, die zweite Generation dagegen eine bilinguale Identität entwickelt und für sie code-switching zum „we-code“ wird. Auch Backus (1996) zeigt, dass bei jugendlichen Migranten in Holland code-switching die am meisten verwendete Sprachform ist, 2 wobei die Sprecher in Abhängigkeit vom Alter, in dem sie Niederländisch lernen, große Unterschiede im Sprachwechselverhalten zeigen. In den Niederlanden aufwachsende Kinder lernen Sprachmischungen als ihre natürliche Umgangssprache; wenn sie außerdem intensive Beziehungen zu monolingualen Sprechern haben, lernen sie zwischen monolingualen und bilingualen Situationen zu unterscheiden. Vor dem Hintergrund einer in deutschen Bildungsinstitutionen häufig vertretenen Auffassung, dass sprachliche Mischungen „doppelte Halbsprachigkeit“ der Sprecher signalisieren, heben Dirim (1995) und Hinnenkamp (2005) die gemischtsprachlichen Fähigkeiten bilingualer Migranten hervor. 3 Vor allem Hinnenkamp zeigt die Virtuosität von türkischen Jugendlichen im Gebrauch und in der harmonischen Verbindung von Türkisch und Deutsch. Nach sei- 2 Auch in anderen Migrantenpopulationen sind Mischungen weit verbreitet, vgl. z.B. die Sammelbände von Jacobson (Hg.) (1998) und Auer (Hg.) (1998). 3 Dirim (1995) bezeichnet die Mehrsprachigkeit von Kindern, für deren Sprachverhalten code-switching innerhalb einer Äußerung typisch sei, nicht als „doppelseitige Halbsprachigkeit“, sondern als eine „lebensweltliche Zweisprachigkeit“, die sie als „kulturelles Kapital“ betrachtet. <?page no="160"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 160 ner Beobachtung sind Mischvarietäten nicht Ausdruck mangelnder Kompetenz in zwei Sprachen, sondern Ausdruck eines neuen deutsch-türkischen Selbstbewusstseins. In dem am IDS durchgeführten Projekt stehen sprachlich gemischte Kommunikationspraktiken im Zentrum der Untersuchungen. Wesentliche Ergebnisse sind, dass beim Sprachwechsel innerhalb von syntaktischen Strukturen die Regeln beider Sprachen berücksichtigt werden, dass Sprecher, die eine hohe Kompetenz im Mischen ausgebildet haben, auch in monolingualem Deutsch kompetent sind und dass sprachliche Wechsel diskursive, interaktive und soziale Funktionen haben können. Die von Keim (2007 und ersch. demn.) beschriebenen „türkischen Powergirls“ haben für ihre Praxis des Sprachenmischens eigene Bezeichnungen wie „Mischmasch“ oder „Mischsprache“; Mischungen haben für die Sprecherinnen vor allem Vorteile, sie erweitern ihr Ausdrucksvermögen, fungieren als Gruppensprache und werden von monolingualen Außenstehenden nicht verstanden. 4 b) Ethnolektale Formen In dem untersuchten Stadtgebiet in Mannheim hat sich unter Migrantenkindern und -jugendlichen unterschiedlicher Herkunft eine ethnolektale Form des Deutschen als lingua franca herausgebildet. Von türkischstämmigen Studierenden, für die diese Sprachform sozial markiert ist und von der sie sich distanzieren, wird sie als Ghettodeutsch bezeichnet. 5 Sprecher dieser Sprachform nennen sie unser Ghettoslang, 6 und deutsche Lehrkräfte be- 4 Da Mischungen in unserem Beitrag keine zentrale Rolle spielen, verzichten wir an dieser Stelle auf eine ausführlichere Darstellung von gemischtsprachlichen Kommunikationspraktiken in dem untersuchten Stadtgebiet in Mannheim und verweisen auf die Veröffentlichungen aus dem Projekt. 5 Vgl. dazu Keim (2007), Teil III, Kap. 2.1. 6 Die Bezeichnung stammt von einem deutschstämmigen Hauptschüler aus dem Migrantengebiet, der auf die Frage, warum er so „seltsam Deutsch spreche“, antwortete: das ist eben unser Ghettoslang; vgl. dazu Oberle (2006). Die Verfasserin untersuchte die SMS - Kommunikation unter Jugendlichen und stellte fest, dass deutschsprachige Jugendliche, wenn sie eine SMS an einen türkischstämmigen Adressaten schicken, Formulierungen wie Bimbu Manu du fisch bis morgen schule verwenden. Übersetzt bedeutet das ‘Bimbu Manu, du (bist ein) Idiot, bis morgen (in der) Schule’. Neben der Bezeichnung fisch (‘Idiot’, ‘Depp’) ist vor allem die Verwendung der Nominalphrase schule anstelle der Präpositionalphrase in der Schule charakteristisch für den Ghettoslang. In SMS -Meldungen an deutsche Adressaten finden sich keine ethnolektalen Merkmale. <?page no="161"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 161 zeichnen sie als Stadtteilsprache, 7 die durch Einwortsätze, abgehackte, unvollständige Sätze ohne Artikel und Präpositionen und durch Sprechen wie aus dem Maschinengewehr charakterisiert ist. Ähnliche Sprachformen haben sich auch in anderen Städten Deutschlands in jugendlichen Migrantenmilieus herausgebildet. Füglein (1999) beschreibt sie u.a. für München als „Kanak Sprak“, 8 eine sozial markierte Form, die von Jugendlichen mit niedrigem Bildungsgrad verwendet wird. Dirim/ Auer (2004) stellen unter Hamburger Jugendlichen ethnolektale Formen fest, die nach Beobachtung der Autoren sowohl von Migrantenjugendlichen als auch von deutschen Jugendlichen ohne Migrationshintergrund im Gespräch mit Migranten verwendet werden (ebd., Kapitel 6.9). 9 Auf der Grundlage der Ergebnisse von Füglein (1999), der Aufnahmen der „Turkish Power Boys“ in Frankfurt a.M. (Tertilt 1996) und der eigenen Daten aus Hamburg filtern Auer (2003) bzw. Dirim/ Auer (2004, S. 207ff.) eine Liste rekurrenter Merkmale des Ethnolekts heraus. Die hohe Übereinstim- 7 Die Bezeichnung Ghettodeutsch oder Ghettoslang lehnen sie ab. Anstelle der „Ethnokategorien“ bevorzugen sie Bezeichnungen wie komisches Deutsch oder Stadtteilsprache. Bei Migranten der zweiten Generation jedoch wird die Bezeichnung Ghettodeutsch oder Ghettosprache auch in öffentlichen Kontexten verwendet. In einer Fernseh-Talk-Show ( SWR3 , Backes, 28.10.2005 „Angst vor dem Islam“) verwendete eine der anwesenden GesprächspartnerInnen türkischer Herkunft mehrfach Ghetto für typische Migrantenwohngebiete und Ghettosprache für das dort praktizierte Deutsch. Mit diesen Bezeichnungen sind Distanzierungen verbunden. 8 Füglein (1999) übernimmt zur Bezeichnung der Sprachform, die die von ihr untersuchten Jugendlichen sprechen, die von dem Schriftsteller Feridun Zaimo lu (1995) eingeführte Bezeichnung für die Sprache türkischer Jugendlicher in Deutschland. 9 Auer (2003) bezeichnet ethnolektale Formen des Deutschen, die von türkischstämmigen Jugendlichen gesprochen werden, als „Türkenslang“. Er unterscheidet zwischen dem „primären Ethnolekt“, der in natürlichen Jugendgruppen auf der Straße und in der Schule gesprochen wird, dem „sekundären Ethnolekt“, den medialen Verarbeitungen und Stilisierungen des primären Ethnolekts, und dem „tertiären Ethnolekt“, den ethnolektalen Formen, die deutsche Jugendliche zur Abgrenzung oder zur Karikatur von typischen Primärsprechern verwenden. Wenn in typischen Migrantenwohngebieten auch nicht-türkische Jugendliche solche Formen sprechen, nennt Auer das die „Deethnisierung“ des Ethnolekts, der zur normalen Umgangssprache zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft wird. Die Bezeichnung Ghettodeutsch umfasst das, was Auer als „deethnisierten Ethnolekt“ bezeichnet. Siehe auch Deppermann (ersch. demn.) zu Merkmalen und zum Gebrauch von „stylized Kanaksprak“ (tertiärer Ethnolekt) in einer Gruppe männlicher, hauptsächlich deutschstämmiger Jugendlicher aus einer Kleinstadt bei Frankfurt a.M. <?page no="162"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 162 mung der belegten Phänomene beim Vergleich der Daten weist darauf hin, dass es sich dabei um mehr als gruppen- oder ortsspezifische Merkmale handelt, nämlich potenziell um eine „Varietät des Deutschen“ (ebd., S. 207). 10 Das Ghettodeutsch bzw. der Ghettoslang in Mannheim ist eine vereinfachte Form der deutschen Umgangssprache, in der einige Charakteristika relativ durchgängig, andere nur vereinzelt vorkommen. Relativ durchgängig kommen vor: - Wegfall von Präposition und Artikel in Lokal- und Richtungsangaben: z.B. isch muss toilette, isch geh schwimmbad 11 - Generalisierung der Verben ‘gehen’ und ‘machen’: z.B. isch mach disch krankenhaus (‘ich schlag dich krankenhausreif’) - Verwendung von Formeln wie isch schwör zur Bestätigung und isch hass des zur negativen Bewertung - Verwendung türkischer Formen zur Anrede (lan, moruk, ‘Mann’, ‘Alter’), zur Beschimpfung (siktir lan, ‘verpiss dich, Mann’) 12 und als Interjektionen und Diskursmarker 13 - eine spezielle Art der Informationsvermittlung, die einen hohen Grad an geteiltem Wissen voraussetzt und nur einen geringen Teil dessen explizit macht, was für den Gesprächspartner zum Verständnis notwendig ist (vgl. Kallmeyer/ Keim 2003) 10 Die in Dirim/ Auer (2004) beschriebenen Merkmale sind vergleichbar mit Phänomenen, die Kotsinas (1998) als konstitutive Elemente des „Rinkeby-Schwedisch“ beschreibt, das sich unter Migrantenjugendlichen unterschiedlicher Herkunft (Türkisch, Griechisch, Chinesisch, Chilenisch und Schwedisch) in den Vororten Stockholms herausgebildet hat. Es hat typische Züge des Stockholmischen, weicht aber durch Merkmale ab, die durch den andauernden Kontakt zwischen Menschen verschiedener Ausgangssprachen entstehen und weltweit für multilinguale Kontexte beschrieben sind. Rinkeby-Schwedisch ist aus der Perspektive der Autorin für die Jugendlichen ein Mittel zum Ausdruck einer eigenen Identität im multiethnischen Migrationskontext. 11 Vgl. auch Auer (2003). Bei Merkmalen, die in Auer (2003) und Dirim/ Auer (2004) beschrieben sind, beziehen wir uns im Folgenden auf Auer (2003). 12 Siktir ist eine verkürzte Version der Formel siktitir git (‘lass dich ficken und hau ab’). Die Bedeutung von siktir kann je nach Verwendungskontext mit ‘verpiss dich’ oder ‘verfick dich’ wiedergegeben werden. 13 Dirim/ Auer führen auf der Ebene der Diskursorganisation nicht den Gebrauch türkischer, sondern deutscher Diskursmarker an (2004, S. 208). <?page no="163"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 163 - ein Komplex lautlicher Merkmale (siehe dazu auch Auer 2003 und unten Kapitel 3.2) Gelegentlich kommen vor: - Ausfall des Artikels in Nominal- und Präpositionalphrasen: z.B. gib mir kippe, isch war schlechteste, bevor=sch von klassenzimmer rausgeh 14 - Ausfall von Pronomina: z.B. wann has=du fotografiert anstelle von wann has=du sie fotografiert - Andere Genera: z.B. rischtiges tee, meine fuß - Andere Verbrektion: z.B. wenn=sch mit ihm heirate; er geht mir fremd - Andere Wortstellung: z.B. hauptsache lieb isch ihn Ghettodeutsch bildet und stabilisiert sich in multilingualen Gemeinschaften, z.B. Schulklassen, Jugendzentren, Sport-, Theater- und Musikgruppen, in denen türkischstämmige Ghetto-Jugendliche eine bedeutende Rolle spielen. Welche Funktionen und welche Bedeutung Ghettodeutsch in sozial unterschiedlichen Jugendgruppen haben kann, in deutschen Gruppen und Migrantengruppen, ist zur Zeit noch relativ wenig erforscht. 15 3. Lebensraum und sprachliche Entwicklung der Ghetto- Jugendlichen am Beispiel von Murat Nach einer Statistik von 2004 hat Mannheim einen Migrantenanteil von 21%. 16 Der von uns untersuchte Stadtteil in der Mannheimer Innenstadt ist ein typisches Migrantenwohngebiet, in dem bis zu 65% der Einwohner einen Migrationshintergrund haben. Die türkischstämmigen Migranten bilden die größte Gruppe, daneben gibt es Migranten slawischer, romanischer, arabischer, afrikanischer und asiatischer Herkunftssprachen. Die türkische Migrantengemeinschaft hat eine hohe Infrastruktur entwickelt; es gibt türkische Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien, Haushaltswaren- und Kleiderge- 14 Bei Dirim/ Auer (2004) ist dies als häufiges Merkmal aufgeführt. Die übrigen Merkmale werden auch in Auer (2003) als charakteristisch für den „Türkenslang“ angeführt; als besonderes Wortstellungsmerkmal führt der Autor Verbspitzenstellung im Hauptsatz an. 15 In Kallmeyer/ Keim (2003) und in Keim (2007, Teil III, Kap. 4) werden einige Funktionen von Ghettodeutsch dargestellt ebenso wie der Stellenwert, den es in den Gesprächen der „Powergirls“ im Vergleich zu anderen Sprachformen wie Mixing und Standarddeutsch hat. 16 Vgl. Bericht des Beauftragten für ausländische Einwohner (2004). <?page no="164"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 164 schäfte, türkische Banken und Immobilienbüros, türkische Friseure, Ärzte und Rechtsanwälte. In vielen türkischstämmigen Familien ist das soziale Leben auf das Territorium des Stadtgebiets beschränkt: Verwandte und Freunde leben hier, Einkäufe, Friseur- und Arztbesuche finden in der direkten Nachbarschaft statt. Im Leben dieser Migranten kommen Deutsche nicht vor und Deutsch hat im Alltag kaum eine Bedeutung. Da die Heiratsmigration in den Familien sehr hoch ist, bleiben traditionelle türkische Familienstrukturen erhalten und Türkisch ist auch in der dritten Generation bevorzugte Familiensprache. Nach einer neueren Statistik zur Schulsituation in Mannheim (2004) 17 liegt der Anteil von Migrantenkindern in den beiden Grundschulen des Stadtgebiets mit 77-90% sehr hoch. Es gibt Klassen mit Kindern aus 14 Nationen, darunter nur ein oder zwei Deutsche. Diese Situation hat erhebliche Konsequenzen für die Schulkarriere der Kinder: Im Stadtgebiet schaffen nur ca. 15% der Migrantenkinder den Übergang zu höheren Schulen (Realschule, Fachgymnasium und Gymnasium), obwohl nach Aussage der Lehrenden viele ausgesprochen intelligent sind. Dass die Kinder schulisch nicht vorankommen, sehen die Lehrkräfte vor allem in ihren mangelnden Deutschkenntnissen begründet. Auch die Hauptschüler schneiden schlecht ab, vor allem die Jungen: 30-35% der SchülerInnen verlassen die Schule ohne Abschluss, viele mit schlechten Abschlüssen, und nur sehr wenigen Jugendlichen (14-15% eines Jahrgangs) gelingt es eine Lehrstelle zu bekommen. Für die Migrantenkinder des Stadtgebiets gibt es typische Entwicklungskarrieren, die sich mit dem Übergang auf weiterführende Schulen ausprägen. Mit dem Übergang zur Hauptschule, die auf dem Territorium des Stadtgebiets liegt, verläuft die weitere Entwicklung im Lebensraum der Migrantengemeinschaft; diesen Weg gehen die meisten Kinder. Die Hauptschule hat ein schlechtes Image; in vielen Migrantenfamilien wird sie als Schule für Versager betrachtet, und Hauptschüler sehen sich oft als loser. Darum entwickeln die Schüler sehr früh (oft schon mit 11-12 Jahren) eine antischulische Haltung und suchen außerhalb der Schule nach Herausforderungen und nach Anerkennung, die sie z.B. in ethnischen Cliquen (vgl. dazu die Beschreibung der Entwicklung der „Powergirls“ in Keim 2007, Teil II) oder 17 Vgl. Bericht des Beauftragten für ausländische Einwohner (2004). <?page no="165"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 165 in religiösen und politischen Gruppen finden. 18 Das Selbstbild dieser Jugendlichen ist typischerweise ethnisch geprägt und ihre sozialen Netzwerke sind auf die Migrantengemeinschaft begrenzt. Nach dem Verlassen der Hauptschule suchen sie Anlern- oder Aushilfsjobs in der Migrantengemeinschaft, heiraten Partner aus ihrem türkischstämmigen Umfeld oder aus den Herkunftsregionen ihrer Familien in der Türkei, und wohnen dann im Umkreis ihrer Familien. 3.1 Murat, ein typischer Ghetto-Jugendlicher Zur Zeit der Datenaufnahme ist Murat 17 Jahre alt, arbeitslos und auf der Suche nach einem Job. Murat ist in dem untersuchten Stadtgebiet geboren, zur Grundschule gegangen und dann in die Hauptschule gewechselt. Seine Eltern sind geschieden, er lebt mit seinem Bruder bei der Mutter und den Großeltern. Bereits mit Beginn der Hauptschule sind für ihn die meisten Fächer langweilig und das Leben nach der Schule viel wichtiger als das in der Schule. Da die Mutter und die Großeltern ganztags arbeiten, hat Murat tagsüber freies haus und trifft sich täglich mit seinen türkischstämmigen Freunden. Die Jungen streunen durch das Stadtgebiet, machen im Internetcafé Kampfspiele, hängen auf den Spielplätzen herum oder kuken bei Murat filme. Sie beginnen die Schule zu schwänzen, bleiben sitzen und machen einen schlechten Abschluss. Zwei von Murats Freunden bekommen Probleme mit der Polizei, da sie sich durch Diebstahl und Raub Geld zu beschaffen versuchen. Murats zentraler Lebensinhalt ist die Clique, ihre (z.T. illegalen) Aktivitäten und der Zusammenhalt unter den Jungen, der auf tiefem wechselseitigem Vertrauen basiert. Die Jungen verstehen sich als „Türken“ und wollen nur eine „Türkin“ (aus dem Stadtgebiet oder aus dem Herkunftsort der Eltern) heiraten. Eine Rückkehr in die Herkunftsregion der Eltern können sie sich nicht vorstellen, sie wollen in Mannheim leben. 18 Vor der Gefahr, dass türkische Jugendliche, die im deutschen Schulsystem scheitern und sich von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt fühlen, sich in religiös- und politischfundamentalistischen Organisationen engagieren, um dort Anerkennung zu finden und ein positives Selbstwertgefühl aufzubauen, haben Heitmeyer/ Müller/ Schröder bereits 1997 gewarnt. Nach ihren Erkenntnissen lassen sich „Jugendliche, die sich aufgrund alltäglicher Unterlegenheitserfahrungen nach demonstrativer Stärke sehnen, leicht von Organisationen, die Macht beanspruchen oder ausstrahlen, für ihre Zwecke benutzen. [...] Aus einem möglicherweise nur (jugend)kulturellen Problem wird somit ein politisches“; zitiert aus „Die Zeit“, Nr. 35, 1996. <?page no="166"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 166 Murat ist eloquent, spricht fließend Deutsch und hat ein weites sprachliches Repertoire, das standardnahes Deutsch, regional-dialektale Formen, deutschtürkische Mischungen, Türkisch und Formen des Ghettodeutsch umfasst (vgl. dazu Kapitel 4). 3.2 Lautliche Merkmale im Deutschen Die folgende Beschreibung der lautlichen Merkmale basiert auf den Interviews mit Murat. Wir konzentrieren uns dabei auf ‘Auffälligkeiten’, die auch als durchgängige Merkmale in der am Standard orientierten Sprechlage auftreten, die in den Interviews dominant gebraucht wird. Das Bezugssystem für die Beschreibung von Auffälligkeit ist der regionale Gebrauchsstandard (vgl. dazu Berend 2005) im Raum Mannheim. Murat koronalisiert durchgängig, d.h., er realisiert <ch> nach hohen vorderen Vokalen konsistent als [ ]. 19 In Bezug zum Mannheimer Referenzsystem, das das Merkmal der Koronalisierung enthält, fällt bei Murat dessen ‘kompromisslose’ Realisierung auf: Er artikuliert den Frikativ im Verhältnis zu ‘Mannheimer Realisierungen’ fortisiert, mit mehr Lippenrundung und länger andauernd und palataler als regionaltypisches [ ]. Ein weiterer Unterschied zu Mannheimer Normalformen, der besonders in <ich> und dem von Murat häufig gebrauchten Intensivierer <echt> auftritt, liegt darin, dass dem Frikativ vorangehende kurze vordere Vokale nicht ‘mannheimerisch’ (gespannt bzw. geschlossen), sondern stark reduziert und ungespannt/ offen realisiert werden. Das fällt besonders auf, da Murat Kurzvokale in anderen Stellungen gemäß der Mannheimer Referenznorm gespannt/ geschlossen realisiert. D.h., die ‘ideal-systemische’ deutsche Öffnungsgrad-Dauer-Korrelation bei der Vokalrealisierung wird weitgehend aufgelöst (vgl. auch Auer 2003). Dabei ist die Unterscheidung zwischen kurzer und langer Realisierung zugunsten von Kompromissen mit mittlerer Dauer eingeebnet, die im Mannheimer Referenzsystem jedoch prinzipiell beibehalten wird. 19 Dieses Merkmal ist auch in den Daten der Frankfurter „Turkish Power Boys“ belegt, die Auer (2003) untersucht, und zwar als einziges, das konsistent verwendet wird. Auer stellt fest, dass die Koronalisierung „in primär ethnolektalen Daten aus Hamburg“ nicht vorkommt und verweist zudem auf eine Mitteilung von Friederike Kern, dass das Merkmal in Berlin „gelegentlich“ auftritt (ebd.). Der Status der koronalisierten Realisierung von <ch> als allgemeines ethnolektales Merkmal oder als - wie es scheint - regionalspezifisches müsste in einer areal ausgelegten Studie geklärt werden. <?page no="167"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 167 Sehr häufig tilgt Murat auslautendes / t/ , und zwar nicht nur in den hochfrequenten Funktionswörtern <ist> und <nicht> hier entspricht die Auslassung dem konventionellen Sprechstandardgebrauch , sondern fast durchgängig. Wenn das Auslaut-/ t/ realisiert wird, ergibt sich ein Lenis-Eindruck, weil der Plosiv nicht aspiriert ist. Die Affrikate [ts] wird reduziert zu / s/ , und insgesamt ist die Stimmtonbeteiligung bei der Konsonantenartikulation erhöht. 20 Im Vergleich zum Mannheimerischen ist die Stimmhaftigkeit des s- Lauts (selbst in Auslautpositionen) und der Plosive auffällig; insbesondere intervokalisch positionierte / d/ und / b/ werden mit sehr langen Verschlussphasen und hoher Stimmtonbeteiligung realisiert. Die Tendenz zu ‘nichtauslautverhärteten’ Realisierungen von Konsonanten am Wortende (auslautendes stimmhaftes [z] und nicht aspiriertes / t/ ) trägt zu einer schwachen Junkturbildung zwischen Worteinheiten bei. Zudem setzen Vokale im Wort- oder Silbenanlaut oft ‘weich’ ein, ohne Glottisschlag (vgl. Auer 2003). Das / a/ wird manchmal verdumpft bzw. zentralisiert realisiert. Auch in (eigentlichen) Akzentpositionen hat Murats a-Laut häufig die Qualität (Formantwerte) eines tief-zentralen Schwa-Lauts. Das heißt, dass die a-Laute in potenzieller (Wort-) Akzentposition und Nebentonstellung nicht nur hinsichtlich ihrer Dauer homogenisiert werden, sondern auch in ihrer Klangfarbe. Murats Realisierung von / r/ ist weitgehend unauffällig. Wie ‘Einheimische’ realisiert er / r/ in nicht-silbenauslautender Position fast konsistent uvular und frikativisch (‘hinteres r’). 21 Im Silben- und Wortauslaut wird / r/ konsistent vokalisiert. 22 Dabei kann eigentlich nur in Positionen nach vorderen Vokalen (<-ir(-)>, <-er(-)>) von Vokalisierung gesprochen werden, da Murat / r/ nach anderen Vokalen, besonders nach / ( )/ , aber auch nach / ( )/ und gerundeten Vokalen, einfach auslässt, so dass kein Diphthong entsteht, z.B. in: ( ) , l li , vu( )d . Diese monophthongischen Realisierungen sind 20 Beide Merkmale hat auch Auer (2003) beschrieben. 21 Im untersuchten Material sind lediglich zwei Ausnahmen belegt; in beiden Fällen wird / r/ in der anlautenden Konsonantenverbindung <dr> apikal realisiert. 22 Die einzige Ausnahme stellt ein Beleg einer apikalen Realisierung von / r/ im Silbenauslaut dar, bei dem Murat einen Freund adressiert und einen türkischen Namen äußert (Erkan). Dieser Befund kontrastiert mit Androutsopoulos (200 1 , S. 324), wo „Nicht-Vokalisierung von auslautendem / r/ “ als ein Kennzeichen des Ethnolekts ausgewiesen wird. In Auer (2003) und Dirim/ Auer (2004, S. 207) wird festgestellt, dass r im Auslaut „gelegentlich“ nicht vokalisiert wird. <?page no="168"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 168 unauffällig in Bezug zu den Artikulationskonventionen des regionalen Gebrauchsstandards - und die Auslassung im Falle von / a( )r/ und / r/ sogar in Bezug zum allgemeinen Sprechstandard. Auffällig in Bezug zum Mannheimer Referenzsystem wird die Vokalisierung bei <-ir>, <-er> erst durch die Prominenz des entstehenden Vokals, die hauptsächlich in der relativ langen Dauer begründet ist. Auffällig lange [ ] entstehen in vielen Fällen einerseits bei den diphthongischen Realisierungen von / i( )r/ und / e( )r/ und andererseits insbesondere bei der monophthongischen Realisierung von silbenfinalem, nebentonigem / / , wie z.B. in [nomal va z ]. Die Nebensilbenprominenz bzw. allgemein die Nicht-Reduktion von Lauten in Nebentonpositionen betrifft einerseits die Ebene der Wortakzentuierung, die durch nicht-geschwächte Nebensilben auffällig wird, 23 andererseits betrifft sie auch die Akzentuierung auf Phrasenebene und insbesondere die Rhythmisierung: Murats Deutsch enthält kaum sprechsprachlich übliche Reduktionen von Funktionswörtern (im Sinne von „schwachen Formen“, Kohler 1995). Das Merkmal der prominenten Nebentonpositionen in Murats Deutsch ist die Grundlage für ein sehr auffälliges Phänomen, das in der Literatur oft impressionistisch beschrieben wird. 24 Es ist die Orientierung an einem silbenzählenden, kurz getakteten Rhythmus; 25 d.h., typischerweise tendieren nicht die Zeitintervalle zwischen akzentuierten Silben als rhythmische Einheiten zu Isochronie, sondern die einzelnen Silbenintervalle an sich sind mehr oder weniger iso- 23 Die Nebentonprominenz betrifft besonders das Präfix (<(v)er->). Dagegen wird auslautendes <-en> häufiger entsprechend der standarddeutschen Gebrauchsnorm reduziert, also als silbischer Nasal realisiert. 24 Siehe das sprechen wie aus dem maschinengewehr (oben bzw. „machine-gun rhythm“, Lloyd James 1940), „choppy or uneven prosody“ (Kotsinas 1998, S. 136), „stakkatoartiger, fremdländischer Akzent“ (Füglein 1999, S. 92) oder „rumbling/ scanning rhythm“ (Deppermann ersch. demn.) für den stilisierten Gebrauch. 25 Im Gegensatz dazu sind akzentzählende Sprachen - zu denen das Deutsche gezählt wird - nicht in Bezug auf ungefähr gleichlange Silbenintervalle getaktet, sondern rhythmisch orientiert an ungefähr gleichlangen Intervallen zwischen akzentuierten Silben. Mit Begriffen der traditionellen Versmetrik kann die rhythmische Struktur von akzentzählenden Sprachen als Fußstruktur bezeichnet werden, bei der akzentuierte Silben die Köpfe des Fußes sind, die von nicht-akzentuierten Silben gefolgt werden, bis mit der nächsten Akzentsilbe ein neuer Fuß (‘Taktschlag’) beginnt. <?page no="169"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 169 chron. 26 Der tendenziell iso-silbische Rhythmus hat Folgen für die Fokusprojektion. Auf Wort- und insbesondere auf Phrasenebene gibt es ‘unmotivierte’ Akzentzuweisungen, d.h. Akzente, die zur Informationsstruktur von Äußerungen nicht passen, da sie beispielsweise Funktionselemente wie Präpositionen oder Pronomen markieren. Auf Phrasenebene fällt in diesem Zusammenhang eine immer wiederkehrende Akzentstruktur auf, die mit einer typischen Intonationskontur zusammenfällt: Der tonale Verlauf steigt dabei durch einen frühen Akzent (pränuklearer Pitch-Akzent) auf der zweiten oder dritten Silbe der Intonationsphrase an, bleibt auf relativ hohem Niveau (mit insgesamt geringem Pitchrange) und fällt wenn überhaupt erst am Phrasenende ab. 27 Murat gebraucht dieses Muster ‘default-artig’, d.h. als intonatorische Grundform, die (scheinbar) ohne informationsstrukturellen Bezug eingesetzt wird, also ohne durch intonatorische Hinweise die Referenzierung oder Kontextualisierung zu unterstützen. 28 Die Markierung eines lokalen Fokusexponenten durch bzw. innerhalb dieses Intonationsmusters ist kaum möglich. Hinweise auf die Informationsstruktur einer Äußerung mit solchen Intonationsverläufen werden außerdem dadurch erschwert, dass die Fokusmarkierung nicht durch Pausen unterstützt wird. Murat neigt dazu, in den planen Plateaukonturen relativ lange Einheiten ohne auffällige Junkturen und Pausen zu bilden. Die meisten lautsegmentellen und prosodischen Merkmale stehen in Zusammenhang und ergeben eine ‘Gestalt’, die in Bezug auf das deutsche Referenzsystem als auffällig wahrgenommen wird. Aus gestalttheoretischer Perspektive könnte man sagen, dass ‘das Ganze’ im Sinn des auffälligen Akzents bei Murat mehr ist als die Summe der einzelnen Merkmale. 26 Obwohl die ‘Isochronie-Hypothese’ (Abercrombie 1967, S. 96f.) empirisch nie wirklich nachgewiesen worden ist (siehe dazu z.B. Auer/ Uhmann 1988), dient die generelle Unterscheidung zwischen akzentzählenden („stress-timed“) und silbenzählenden („syllabletimed“, Pike 1945) Sprachen bzw. zwischen „Wortakzent“ und „Silbenakzent“ (Donegan/ Stampe 1983) zumindest tendenziell - oder als Metapher - zur Beschreibung des charakteristischen Rhythmisierungsmerkmals bei Murat. 27 Siehe als Beispiele für die wiederkehrende Akzentstruktur und dabei involvierte Intonationskontur die Äußerungen in Abb. 1 und 2 (Kap. 4.1). Dieses von Murat bevorzugt gebrauchte Intonationsmuster ist mit Hutkonturen vergleichbar (siehe dazu von Essen 1964). 28 Das untersuchte Datenmaterial gibt Hinweise darauf, dass der rekurrente Gebrauch dieses intonatorischen Musters mit bestimmten (globalen) kontextuellen Faktoren in Zusammenhang gebracht werden kann; es fällt auf, dass Murat es besonders in Interaktionssequenzen mit hohem Involvement gebraucht. <?page no="170"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 170 4. Sprachvariation und kommunikative Praktiken des siebzehnjährigen Murat Das fast zweistündige Gespräch mit Murat findet auf dem zentralen Spielplatz des untersuchten Stadtgebiets statt. 29 Murat stellt seine familiäre Situation, seine Karriere zum „schlechten Schüler“, einschneidende Erlebnisse in der Schule, sein Leben mit seinen Freunden in der Clique und seine Vorstellungen für die Zukunft dar. Während des Gesprächs kommen drei seiner Freunde, und in dieser Gesprächsphase erzählt Murat von einer Schlägerei. Im Verlauf des Gesprächs zeigt Murat ein weites Variationsspektrum. Dabei lassen sich - zumindest tendenziell - spezifische Variationsmuster erkennen, die mit diskursiven Funktionen und interaktiven Aufgaben zusammenhängen. Um die Reichweite des Variationsspektrums und charakteristische Variationsmuster zu zeigen, wählen wir maximal kontrastierende Gesprächsteile aus und vergleichen sie in Bezug auf Formulierungsbesonderheiten und im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Äußerungsform und diskursiver, interaktiver und sozialer Funktion: - den Beginn des Gesprächs mit Darstellung der Arbeits- und Ausbildungssituation, den eher offiziellen Teil des Gesprächs (Kapitel 4.1); - die Begrüßung der Freunde mit typischen Formen der Peergroup- Kommunikation (Kapitel 4.2); und - die Schlägerei-Erzählung, die in Gegenwart der Freunde stattfindet und mehrfach adressiert ist (Kapitel 4.3). 4.1 Beginn des Gesprächs: Aktuelle Arbeits- und Ausbildungssituation Nach der Einverständniseinholung und der Erklärung der Interviewerin, was das Ziel des Interviews ist, beginnt Murat mit der Feststellung, dass er arbeitslos ist. Auf die Frage der Interviewerin nach den Hintergründen der Arbeitslosigkeit antwortet Murat folgendermaßen: 30 10 MU: also: * 11 IN: warum/ warum bis=du arbeitslos 29 Murat kannte die Interviewerin und war sofort zu einem Gespräch bereit. 30 Vgl. Kapitel 7 zu den Transkriptionskonventionen. <?page no="171"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 171 12 MU: isch=hab mit fü/ also=sch bin jetz 13 MU: siebzehn- hab mit fünfzehn die 14 IN: ja 15 MU: hauptschule beendet- * 16 IN: ja was hast=n 17 MU: |mit=nem schleschtn |durschschnitt- 18 IN: |für=n schnitt gehabt| ah: : 19 MU: drei komma vier- 20 IN: dadurch ah des=s schade 21 MU: hab abba trotzdem ne ausbildungsstelle 22 MU: gefundn als kfz meschaniker in 23 MU: Ludwigshafenbei einem türkn- 24 IN: ja <ja> 25 MU: <es hat mir da net so gefalln die firma> Trotz seines schlechten Schulabschlusses konnte Murat eine Lehrstelle als KFZ-Mechaniker finden; doch die Ausbildungsfirma gefiel ihm nicht. Dieser Teil der Schilderung hat charakteristische Merkmale mündlicher Darstellungen: a) Nachstellung bzw. Ausklammerung komplexer Strukturteile: - hab mit fünzehn die hauptschule beendet- * (...) mit=nem schleschtn durschschnitt- (...) drei komma vier- - hab abba trotzdem ne ausbildungsstelle gefundn als kfz mechaniker in Ludwigshafen- * bei einem türkn- Die nachgestellten Elemente sind entweder durch eine Pause abgetrennt und als selbstständige prosodische Einheiten realisiert oder als fortgesetzte, in die vorher begonnene Struktur prosodisch und syntaktisch integrierte Einheiten. Den ersten Typus nennt Auer (1991, S. 143), der ausschließlich Gesprächsmaterial von deutschsprachigen Sprechern untersucht, „Nachtrag“, den zweiten „Ausklammerung“. Kern/ Selting (2006) fassen solche Strukturen unter der Bezeichnung „Nachstellungen“ und unterscheiden in Bezug auf Akzentverhältnisse Nachstellungen, die bei Deutschen und Migranten auftre- <?page no="172"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 172 ten von solchen, die nur bei Migranten vorkommen. Nachstellungen, die nur bei Migranten vorkommen, tragen einen Primärakzent in der Nachstellung, während die Vorgängerstruktur keinen oder nur einen Sekundärakzent hat (Kern/ Selting 2006, S. 332). Die von Murat realisierten Konstruktionen entsprechen denen deutsprachiger Sprecher; d.h., die Vorgängerstrukturen haben immer einen Primärakzent. Die einzelnen Konstruktionseinheiten, Vorgängerstrukturen und Nachstellungen, haben alle am Ende eine schwebende Intonation im Sinn einer progredienten Phrasentonkonfiguration, die anzeigt, dass die Äußerung noch nicht abgeschlossen ist. Die sukzessiv weiterweisende Grenzintonation ist ein in Erzählungen und Sachverhaltsdarstellungen übliches Mittel zur Herstellung einer kohärenten Globalstruktur. b) Reihung von Hauptsätzen ohne Konjunktor und mit Erststellung des Finitums also=sch bin jetz siebzehn ** hab mit fünfzehn die hauptschule beendet- * (...) hab abba trotzdem ne ausbildungsstelle gefundn Auch diese Merkmale sind für mündliche Produktionen deutschsprachiger Sprecher beschrieben. Reihungen von Hauptsätzen mit Erststellung des Finitums bezeichnet Günthner (2006, S. 99ff.) als „uneigentliche Verbspitzenstellung“ und als „dichte Konstruktionen“. Sie erscheinen vor allem in mündlichen, narrativen Produktionen und zwar in den Erzählteilen, die einen hohen Grad an Detaillierungen und Vergegenwärtigungen erfordern. Auch bei Murat ist der Gebrauch durch die Aufgabe motiviert: Er hat den „floor“, um seine Entwicklung zur jetzigen Situation zu schildern. Handlungsträgerschaft wird zu Beginn der Darstellung ausgewiesen (=sch) und in folgende Erzählschritte projiziert. Der Gebrauch der parallelen Struktur - zusammen mit der weiterweisenden Intonation - dient dem Aufbau einer kohärenten Ereignisreihung. Da Murat solche Strukturen bei der Schilderung seiner beruflichen Situation einsetzt, wirkt die Darstellung dicht und gedrängt. Die letzte Äußerung mit einer Bewertung des Ausbildungsplatzes enthält ebenfalls eine Nachstellung: <es hat mir da net so gefalln die firma> (25). Die Lokalpartikel da in der Vorgängerstruktur projiziert für die Nachstellung eine Lokalangabe ‘in der firma’ (anstelle von die firma). Durch die Auslassung der Lokalpartikel wird die Äußerung zwar grammatisch leicht markiert, gleichzeitig wird aber spezifiziert, was ihm nicht gefallen hat: nämlich die <?page no="173"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 173 firma und nicht z.B. die Arbeit. D.h., die leichte grammatische Auffälligkeit ist als pragmatisch motiviert erklärbar. Auf die Frage der Interviewerin, warum Murat die Ausbildungsstelle nicht gefallen hat, gibt er folgende Begründung: 25 MU: <es hat mir da net so gefalln die firma> 26 IN: warum nich 27 MU: weil isch bissl zu zu <vie“l 28 MU: a“rbeitn> musste un=die überstundn wurdn 29 MU: nisch bezahlt da * hab isch na“ch einem 30 IN: ah 31 MU: monad gekündischd weil isch wi“rklisch 32 IN: aha 33 MU: zu viel arbeitn musste also * 34 MU: norma“lerweise darf ja ein lehrling * 35 MU: nischt mehr wie siebeneinhalb stundn am 36 MU: tag arbeitn un isch hab über ze“hn 37 IN: ja ja 38 MU: stundn am tag gearbei|tet | un manschmal 39 IN: |ja |ja 40 MU: sogar über zwö“lf stundn <da hab 41 IN: ah ja 42 MU: isch ge/ gekü“ndischd-> und war beim BTZ Die Kündigung des Ausbildungsverhältnisses wird zweifach begründet; zunächst durch weil isch bissl zu zu <vie“l a“rbeitn> musste un=die überstundn wurdn nisch bezahlt (27/ 29), d.h., er fühlte sich ausgebeutet; und dann durch den Verweis auf die Gesetzeslage: norma“lerweise darf ja ein lehrling * nischt mehr wie siebeneinhalb stundn am tag arbeitn (34/ 36). Durch den Vergleich zwischen der gesetzlichen Vorschrift und seinen Arbeitsbedingungen hebt er die illegale Seite des Ausbildungsverhältnisses <?page no="174"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 174 hervor: un isch hab über ze“hn stundn am tag gearbeitet * un manschmal sogar über zwö“lf stundn (36/ 40). Dann folgt die Reformulierung der Kündigung als sich daraus notwendigerweise ergebende Konsequenz (syntaktischer Anschluss durch Partikel da, Hochstufung durch lautere Stimme und starke Akzentuierung): <da hab isch ge/ gekü“ndischd-> (40/ 42). Vergleicht man diese Formulierungen mit den vorangehenden, fällt Folgendes auf: Die Satzstrukturen sind komplexer (Kausalsätze), es gibt keine Nachstellungen, keine Reihung ohne Konjunktor und keine grammatischen Auffälligkeiten. Es gibt zwar auch in diesem Darstellungssegment typisch gesprochensprachliche Merkmale, wie Wortsuche (zu zu vie“l), Verschleifung bzw. Klitisierung (un=die), nachgestellter Diskursmarker also und die süddeutsche Realisierung bissl; insgesamt ist die Formulierungsweise jedoch standardnäher. Die Darstellung der gesetzlichen Fundierung der eigenen Entscheidung (31/ 40) nähert sich dann schriftsprachlichen Formulierungen. 31 Im Gegensatz zu der auf der grammatischen, semantischen und diskursiven Ebene fast durchgehend unauffälligen Darstellung zu Beginn des Gesprächs gibt es auf der lautsegmentellen und prosodischen Ebene eine ganze Reihe von Besonderheiten, die Murats Sprechweise auffällig machen. Es treten alle in (3.2) beschriebenen Merkmale auf: - nicht-standardsprachliche (aber Mannheimer) gespannte Realisierung von eigentlichen Kurzvokalen: [be(|)endet] (15), [nomal va z ] (34) - ungespannte Langvokale: [l ( )li ] (34) - stark reduzierte hohe Vokale vor koronalisiertem <ch>: [ ] (transliteriert als isch) - Homogenisierung der Vokaldauer: [ ule] (15) 32 - Nebentonprominz, einerseits durch Vokalisierung wie in [ b ] (21), und andererseits ohne Vokalisierung wie in [be(|)endet] (15), wobei in beiden 31 Z.B. ist dabei der auslautend positionierte Plosiv in <nicht> nicht weggelassen, was in Bezug zur allgemein sprechsprachlichen Konvention (t-Tilgung in <nicht>) als Explizitbzw. schriftsprachlich orientierte Form zu werten ist. 32 Im konkreten Beispiel <schule> ist der eigentliche Langvokal / u/ mit einer Dauer von 0,042 Sekunden sogar kürzer als der eigentlich nebentonige Vokal am Wortende, der 0,053 Sekunden lang ist. <?page no="175"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 175 Fällen die Vokale der Nebentonpositionen mit denen der Akzentsilbe in Dauer und Klangqualität angeglichen sind. - t-Tilgungen: [mo na], [g k nd ] (beide in 31) - iso-silbisch orientierte Rhythmisierung und insbesondere Auffälligkeiten bei der Akzentstruktur und Fokusmarkierung. Die folgende Abbildung 1 zeigt eine Äußerung mit dem für Murat typischen Intonationsverlauf mit auffälliger Akzentstruktur (da * hab isch na“ch einem monad gekündischd, 29/ 31): da: hav nax a n m mo: na g k nd 80 250 100 150 200 Time (s) 0 2.53878 Abb. 1: Äußerung mit auffälliger Akzentstruktur In der Äußerung formuliert Murat die Konsequenz aus den vorher dargestellten Arbeitsbedingungen bei seiner Ausbildungsstelle. Der Anstieg auf ein erhöhtes Grundfrequenzniveau auf ‘nach’ erscheint dabei ohne Bezug zur Informationsstruktur der Proposition. Anstatt eines frühen Anstiegs bzw. eines Pitch-Akzents auf ‘nach’ wäre zur Fokussierung der inhaltlich relevanten Elemente der Aussage ein Akzent auf ‘einem’ oder ‘monat’ erwartbar. Die Intonationskontur mit frühem Anstieg und anschließend gehaltener Tonhöhe ist auch in der Formulierung, in der er die rechtliche Grundlage seiner Situation darstellt, erkennbar (normalerweise darf ja ein lehrling, 34): <?page no="176"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 176 Abb. 2: Kontur mit frühem F0-Anstieg und relativ hoch bleibendem Verlauf mit geringem F0-range. Der Tonhöhengipfel ist nach steilem Anstieg schon beim Beginn des Nukleus der zweiten Silbe (‘a’ in normalerweise) erreicht und sinkt im Nukleus sowie nach der Akzentsilbe kaum ab. In Bezug zur Informationsstruktur, d.h. zur Vorbereitung des Kontrasts zwischen der rechtlichen Grundlage und der folgenden Konkretisierung seiner Arbeitsbedingungen, ist ein Akzent auf Abb. 3: Kontur mit tiefem Pitch-Akzent (ma ) in einer von einem Sprecher ohne Migrationshintergrund nachgesprochenen Äußerung. no m a l va z da: f ja a n l : li 80 250 100 150 200 Time (s) 0 1.5534 n m a: l va s darf ja a n le: li 80 250 100 150 200 Time (s) 0 1.66314 : : <?page no="177"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 177 ‘normalerweise’ erwartbar, allerdings ist die Struktur mit dem frühen Pitchakzent auf der ersten Silbe (steigender Akzent auf no) irritierend. Abbildung 3 zeigt im Vergleich dazu die Akzentstruktur eines Sprechers aus Süddeutschland ohne Migrationshintergrund; bei dessen Pitchakzent sinkt der Tonhöhenverlauf vor der tieftonigen Akzentsilbe (ma ) ab und erreicht danach einen Gipfel. Ein weiterer Unterschied bei der Akzentbzw. Fokusmarkierung ist die längere Dauer der zu akzentuierenden Silbe. 4.2 Interaktion mit den Freunden: Formen der Peergroup-Kommunikation Als die Freunde auftauchen, kommt Serat als erster zu Murat und der Interviewerin. Die Begrüßungsinteraktion sieht folgendermaßen aus: 01 SE: hallo gut- 02 IN: hallo: ** na wie geht=s dir 03 IN: oder ihnen ich muss ja junger mann 04 IN: |sagn LACHT| gut 05 SE: mhm ja- 06 MU: |alles klar | nerden gelyon 07 Ü woher kommst du 08 SE: Heddesheim Edeka * i im 09 Ü mein Edeka-Job 10 MU: n=aptın- 11 Ü was hast du gemacht 12 MU: jaun was geht |dreiun|zwa|nzigs|ta | 13 IN: |hallo: | |ha|llo: | 14 HE: |hallo| 15 CA: |ha|llo | Serat begrüßt die beiden mit hallo. Auf diesen Gruß erwidert nur die Interviewerin mit dem entsprechenden Gegengruß hallo: und fährt dann mit einer weiteren Grußformel na wie geht=s dir fort, die charakteristisch für Grußrituale unter guten Bekannten ist. Darauf reagiert Serat mit einer komplementären zweiten Formel gut-. Dann korrigiert die Interviewerin die Anredeform von du zu sie und adressiert Serat als jungen mann (03). Dadurch definiert sie - durch das Lachen spielerisch modalisiert - ihre Beziehung zu Serat als ‘formell’ und stuft die Bedeutung der Situation und den Status ihres Ge- <?page no="178"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 178 sprächspartners hoch. Mit der Vergewisserungsfrage gut (04) und Serats nochmaliger Bestätigung ja- (05) ist das Begrüßungsritual zwischen Serat und der Interviewerin beendet. An diesem Grußaustausch war Murat nicht beteiligt. Er initiiert noch überlappend mit der Korrektursequenz der Interviewerin ein anderes Begrüßungsritual und verwendet dazu die saloppe, umgangssprachliche Formel alles klar (06), die unter (männlichen? ) Vertrauten verwendet wird. Als Reaktion ist ein knappes Bestätigungssignal erwartbar, das Serat durch kaum hörbares mhm (05) liefert. Dann folgt eine Informationsfrage und der Wechsel ins Türkische: nerden gelyon- (‘woher kommst du’, 06). Serat beantwortet die Frage mit der Nennung eines Dorfes in der Nähe Mannheims, Heddesheim (08). Die Antwort hat ein minimales Format, und es ist unklar, in welcher Sprache sie ist, da es weder deutsche noch türkische Elemente zur Markierung der Richtungsangabe gibt (aus Heddesheim oder Heddesheimdan) 33 . Murats Reaktion auf diese Information zeigt, dass er weiß, dass sein Freund Beziehungen zu Heddesheim hat, dass er jedoch wissen will, was genau er dort gemacht hat. Er bleibt im Türkischen und fragt: n=apt n- (‘was hast du gemacht’, 10). Serat antwortet ebenfalls in Türkisch: Edeka * i im (‘mein Edeka-Job’, 08). Auf diese Information reagiert Murat nicht, d.h., sie genügt ihm und er kann sie in sein bisheriges Wissen über Serats Aktivitäten in Heddesheim einordnen. Dann wechselt er das Thema und die Sprache und fragt nach einem zukünftigen Ereignis jaun was geht dreiunszwanzigsta (12) 34 . Seine Formulierung hat charakteristische Züge des Ghettodeutsch, wie die Formel was geht und die Temporalangabe ohne Präposition und Artikel (dreiunszwanzigsta). Die Formel hat das Format ‘was geht + X’, wobei X sowohl als Adressierung (z.B. lan, im Sinne von ‘was ist los Mann’), als Lokalangabe (z.B. jungbusch, im Sinne von ‘was ist los im Jungbusch’) oder wie im Beispiel als Temporalangabe dreiunzwanzigsta (‘was ist los am dreiundzwanzigsten’) realisiert werden kann. Die Temporal- oder Lokalelemente in X sind, wie im Beispiel, in der Regel ohne Artikel und ohne Präposition realisiert. Dieser knappe Informationsaustausch wird 33 Die Aussprache von ‘Heddesheim’ ist eher deutsch als türkisch: Der Wortakzent liegt auf der ersten Silbe [ hedeshaim] und nicht, wie eine türkische Aussprache in einem mehrsilbigen Wort mit offener erster Silbe erwarten ließe, auf der zweiten [he deshaim]. 34 In dreiunszwanzigsta tritt das ethnolektale Merkmal der Vokalprominenz nach r-Vokalisierung im Auslaut besonders deutlich hervor. <?page no="179"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 179 durch die beiden anderen Jungen, die die Interviewerin begrüßen, gestört, so dass leider nicht zu hören ist, wie Serat reagiert. Die Begrüßungsinteraktion zwischen Murat und Serat wird durch die deutsche Formel alles klar initiiert und dann in Türkisch fortgeführt. Die einzelnen Züge haben auf der Ausdrucks- und Inhaltsebene ein minimales Format und sie liefern gerade soviel Information, dass der Austausch aufrechterhalten wird. Dazu kommt eine zurückgenommene, ‘unterkühlte’ und monotone Sprechweise mit planer Intonationskontur. Auch mit dem thematischen und sprachlichen Wechsel ins Deutsche ändern sich weder Formulierungsnoch Sprechweise. Im Kontrast zu dem Begrüßungsritual zwischen Serat und der Interviewerin, in dem vor allem die Beiträge der Interviewerin expressive Qualität haben, stellen die beiden Jungen eine Begrüßungsinteraktion her, die durch knappe Formulierungsformate mit minimalem Informationsgehalt, code-switching und zurückgenommener, monotoner Sprechweise charakterisiert ist. Sie stellen ein Begrüßungsritual unter türkischstämmigen Jugendlichen her und setzen sich als „coole Ghettojungen“ in Szene. 35 4.3 Schlägerei-Erzählung: Mehrfachadressierung und Sprachvariation 4.3.1 Herstellung der Erzählsituation Als einer der Jungen einen Schlagring aus der Tasche zieht, wird ‘Kampf’ zum Gesprächsthema. Die Frage der Interviewerin, ob er öfter in Schlägereien verwickelt ist, weist Murat vehement zurück (nie“ nie“ nie“ escht nie“). Doch da Serat ihm widerspricht (aber wenn=s darauf ankommt ja“), gesteht Murat ein, dass er erst kürzlich eine Schlägerei hatte. Das veranlasst die Interviewerin nach den Hintergründen zu fragen: Der Anlass war eine frühere Freundin Murats, die ihn wegen eines anderen Jungen verließ. Dieser Junge forderte Murat zum Kampf. Als die Interviewerin nach dem Ausgang des Kampfes fragt, schaltet sich wieder Serat ein und antwortet an Murats Stelle: 519 IN: und * wie ging=s aus 520 SE: LACHT drei zu zwei 521 MU: ah wa“s isch weiß net LACHT wi/ wir wurdn 35 Zur Selbstcharakterisierung der Jugendlichen im untersuchten Migrantenstadtgebiet als ‘cool’ vgl. Keim (2007), Teil I, Kap. 4. <?page no="180"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 180 522 MU: |ausnander gemacht | 523 SE: | der hat die beste| taktik gemacht der is 524 SE: einfach weggegangn 525 IN: |+ der a“ndere | 526 MU |ja“: aber wissn/ | 527 MU: nein i“sch * wissn sie warum ** Serats Antwort drei zu zwei (520) ist erklärungsbedürftig, und die Modalisierung durch Lachen deutet auf eine zusätzliche Bedeutung hin. Murat weist die Antwort des Freundes zurück ah wa“s (521) und präsentiert dann seine Version des Kampfausgangs isch weiß net LACHT wi/ wir wurdn ausnander gemacht (522); d.h., er stellt den Kampfausgang als unentschieden dar, da die Kämpfer getrennt wurden. Noch überlappend mit dieser Version liefert Serat eine weitere Version: der hat die beste taktik gemacht der is einfach weggegangn (523/ 524); d.h., einer der beiden Kämpfer hat sich dem Kampf durch Verlassen des Schauplatzes entzogen und auf eine Entscheidung, wer der Stärkere ist, verzichtet. Da Serat das Referenzobjekt für das Pronomen der offen lässt, ist nicht klar, wer weggelaufen ist. Das veranlasst die Interviewerin zu einer Vermutung (+ der a“ndere , 525), mit der sie den Druck auf Murat erhöht, die richtige Version zu liefern. Mit nein i“sch (527) legt er offen, dass er selbst weggelaufen ist. Mit diesem Eingeständnis bringt sich Murat nahe an die Kategorie des „Feiglings“, mit der eine erhebliche Imagebedrohung für ihn verbunden wäre. Diese situative Zuspitzung fungiert als Auslöser für die direkt folgende Schilderung des Tathergangs und für die Erklärung der eigenen Handlung. 4.3.2 Die Erzählung Die folgende Erzählung besteht aus mehreren Strukturteilen, die sowohl auf der Formulierungsebene als auch auf der prosodischen Ebene voneinander unterschieden sind. Die Schilderung der Kampfhandlungen wird immer wieder durch eingeschobene Hintergrunderläuterungen bzw. nachträgliche Einführungen notwendiger Details oder neuer Akteure unterbrochen. Die sequenzielle Struktur der Erzählung sieht folgendermaßen aus: - Schilderungen der Kampfvoraussetzungen (527-534): Murat hat sich kurz vor dem Kampf den Fuß gebrochen und ist praktisch kampfunfähig; <?page no="181"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 181 - Beginn der Kampfschilderung (534-539): der Rivale stürzt sich auf Murat; - Motiverläuterung, Reformulierung der eigenen Handlung und die nachträgliche Einführung notwendiger situativer Voraussetzungen (539-550): der Rivale hat Murat herausgefordert, er muss die Herausforderung trotz Verletzung annehmen und nimmt zum Schutz einen Schlagstock mit; - Fortführung der Kampfschilderung; dann nochmalige Unterbrechung durch die nachträgliche Einführung neuer Akteure (551-563): Der Gegner stürzt sich auf Murat, Murat zieht seinen Schlagstock, packt den Gegner am Hals und drückt ihn nach unten. In diesem Augenblick stürzen sich Murats Bruder und dessen Freund, die zufällig vorbei kommen, auf den Gegner und werfen ihn zu Boden, weil sie dem verletzten Murat helfen wollen. - Einführung eines weiteren Akteurs, narrative Darstellung seiner Handlung und der Reaktion der anderen, Kommentar zum Stand des Kampfes (563-567): ein Freund des Rivalen taucht auf, er ist groß und stark, vertreibt Murats Helfer und droht Murat, dass er ihn verprügelt, wenn er den Schlagstock nicht wegwirft; - innerer Monolog Murats, in dem er die Alternativen abwägt (569-575): Schlagstockwegwerfen oder Prügel beziehen; - Nachfragen der Rezipienten zum Ernst der Drohung und zu der Identität des Neuen; Klärung der Fragen (575-582); - Rückleitung in die Erzählung, Reformulierung des Fremdzitats und des inneren Monologs (582-588); - Kampfschilderung und Ergebnis des Kampfes (589-597): Murat schüttelt den Bedroher ab, der stellt ihm ein Bein, Murat fällt auf den verletzten Fuß und rennt davon. Für die Darstellung des Variationsspektrums und für die detaillierte Analyse der interaktiven und diskursiven Funktionen der sprachlichen Variation wählen wir die ersten Erzählsegmente aus. a) Darstellung der Kampfvoraussetzungen (527-534). Zur Erläuterung und Richtigstellung wendet Murat sich explizit an die Interviewerin und stellt die für seine Handlung entscheidenden Voraussetzungen dar: <?page no="182"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 182 527 MU: nein i“sch * wissen sie warum ** 528 MU: also * bevor wir gekämpft habn * eine * 529 MU: nei“n * ja“ ei“ne woche davor wurd isch 530 MU: operiert |hie“r | * >e=ding</ bänder- 531 IN: wo-|am fuß| 532 MU: riss un=knochenbruch also bei“des 533 IN: ja 534 MU: auf einmal ** un dann halt bin isch Murat ist aufgrund einer Verletzung (Bänderriss und Knochenbruch) eigentlich kampfunfähig. Mit dieser Hintergrunderläuterung wehrt er die Imagebedrohung ab, die Serat aufgebaut hatte, räumt den Verdacht auf Feigheit aus und stellt wieder sein positives Selbstbild her. Dieses Formulierungsstück ist im Vergleich zu den vorangegangenen Formulierungen durch folgende Merkmale charakterisiert: - Bemühung um präzise Zeitangaben, die die körperliche Behinderung plausibel machen: eine * nei“n * ja“ ei“ne Woche davor - Komplexe Satzstruktur: Temporalsatz, eingeschobene Präzisierung der Temporalangabe, Hauptsatz also bevor wir gekämpft haben * eine * nei“n * ja“ ei“ne woche davor wurd isch operiert (527/ 528) - deutliche Sprechweise (Endsilbenartikulation, keine Verschleifungen) - Fokusakzente und ‘unauffällige’ prosodische Kontur Auf die Nachfrage der Interviewerin, wo er operiert wurde, deutet er auf seinen Fuß hie“r und erläutert seine Verletzung. Bei der Bezeichnung bänderriss hat er ein Wortfindungsproblem, angezeigt durch die leiser gesprochene Proform >e=ding<. Nach Kern/ Selting (2006) ist ding bzw. dings als Platzhalter für Substantive, Eigennamen, Adverbien und Verben typisch für das „Türkendeutsche“ (ebd., S. 336). Dabei wird das Element, das den Platzhalter ding ersetzt, in einem prosodisch selbstständigen Nachtrag realisiert. Im Gesprächsmaterial von Murat tritt die Proform ‘ding’ in der Funktion als Platzhalter meist mit Akzent auf, und vor allem in Ereignisschilderungen, die mit hohem Involvement verbunden sind. Nach dem Platzhalter folgen eine kurze Pause und dann der Nachtrag als prosodisch eigenständi- <?page no="183"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 183 ges Segment. 36 Im Vergleich dazu hat die Realisierung im vorliegenden Fall nicht die Qualität eines Platzhalters, sondern eher die einer Häsitation: >e=ding< ist leiser, schneller, ohne Akzent gesprochen, und der Nachtrag folgt ohne Pause unmittelbar danach. D.h., di“ng * (mit Akzent und nachfolgender Pause) in der Funktion als Platzhalter gehört nicht zu den Formulierungselementen, die Murat in den Hintergrundinformationen verwendet, die an die Interviewerin adressiert sind. Das kommt in dem gesamten Gespräch nicht vor. b) Beginn der Kampfschilderung (534-539). Der Beginn der Schilderung der Kampfhandlung erfolgt unvermittelt und führt ‘in medias res’: 534 MU: auf einmal * un dann halt bin isch 535 MU: rau“s * hab noch krü“ckn- * |un| dana“ch 536 IN: |hm| 537 MU: * hat=a gemeint di“ng * < hal=der wollt 538 MU: u“nbedingt> n=kampf mit mir un=isch 539 IN: ja Mit dem Beginn der Kampfschilderung ändert sich das Formulierungsmuster. Mit reihendem Anschluss erfolgt die Darstellung eigener Handlung: un dann halt bin isch rau“s * hab noch krü“ckn- (534/ 535). Diese Sequenz ist charakterisiert durch szenisches Präsens, kurze Formulierungssegmente, Reihung der Äußerungsteile ohne Konjunktor und Verbspitzenstellung im zweiten Teil. Das heißt, Murat beginnt die Kampfschilderung in einem Formulierungsmuster, das für die Darstellung von Dramatik und zur Vorbereitung des Höhepunktes verwendet wird. Dann folgt ein unvermittelter Fokuswechsel, und Murat beginnt mit der Darstellung einer gegnerischen Handlung: un dana“ch * hat=a gemeint di“ng * (535/ 537). An Stelle einer Redewiedergabe des Gegners, die durch die Redeeinleitung (mit dem Platzhalter di“ng ) vorbereitet wird, präsentiert er jedoch die Zusammenfassung 36 di“ng * kann Platzhalter für ein Nomen sein, wie z.B. in isch bin in=s di“ng- * in=s büro von dem-, aber auch als Platzhalter bzw. als Verweis auf eine direkt folgende Redewiedergabe dienen, wie in dann hat mein lehrer gesagt di“ng- * eigentlisch will isch ja jedem helfen [...]. <?page no="184"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 184 der gegnerischen Absicht < hal=der wollt u“nbedingt> n=kampf mit mir (537/ 538). Das heißt, er bricht das mit Beginn der Kampfschilderung initiierte verdichtete Formulierungsmuster ab und wechselt in das Muster für Erklärungen und Hintergrundinformationen. Er korrigiert den ‘frühen’ Einstieg in die dramatisierende Darstellung und liefert - das zeigen die folgenden Sequenzen - Erläuterungen, die zum Verständnis der Handlung notwendig sind. Damit schließt er die handlungslogische Lücke, die zwischen der Darstellung seiner Verletzung (a) und der Teilnahme am Kampf (b) entstanden ist und erklärt, wieso er trotz Verletzung den Kampf aufnimmt. c) Motiverklärung, Reformulierung der eigenen Handlung und Einführung situativer Voraussetzungen (537-550) Dieser Darstellungsteil beginnt mit einer Erläuterung seines Handlungsmotivs: 537 MU: u“nbedingt> en kampf mit mir un=isch 538 IN: ja 539 MU: konnt net sagn isch hab/ isch kann jetz net 540 MU: weil mein fuß gebrochn is odda so bin 541 IN: ja 542 MU: isch trotzdem hingegangn obwohl meine fuß 543 MU: noch zusammngenäht war 544 IN: >oh des tut weh 545 IN: dann< 546 MU: ja * da hab=sch halt zur sischerheit 547 MU: ein schlagstock mitgenomm falls es 548 IN: mhm 549 MU: wirklisch schiefgehn sollte odda so 550 IN: mhm Die Annahme der Herausforderung trotz erheblicher Beeinträchtigung wird als Selbstverständlichkeit dargestellt: un=isch konnt net sagn isch hab/ isch kann jetz net weil mein fuß gebrochn is odda so (537/ 540). Es erfolgt keine Hochstufung einer besonderen Kampfmoral, sondern durch herabstufende Sprech- und Formulierungsweise (Abschwächungen, Auslassungen, Kurz- <?page no="185"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 185 formen) wird die Unhintergehbarkeit einer Maxime dargestellt (isch konnt net sagn). Murat präsentiert sich als ein der „Ehre“ verpflichteter junger Mann, der die Herausforderung des Rivalen, der ihm die Freundin genommen hat, annehmen muss, auch wenn bei ihm die Voraussetzungen für einen Kampf nicht gegeben sind. Die Reformulierung der Eigenhandlung bin isch trotzdem hingegangn obwohl meine fuß noch zusammngenäht war (540/ 543) drückt dieses selbstverständliche Kampfethos aus. In dieser Formulierung tritt wieder die ‘uneigentliche’ Verbspitzenstellung auf, eine Konstruktion, die an die vorangegangene Kampfschilderung anknüpft; d.h., Murat bewegt sich auf der Formulierungsebene wieder auf die Darstellung der Kampfhandlung zu. Im Zusammenhang damit ist auch die Genusabweichung in der Nominalphrase meine fuß interessant, 37 die auf ein Formulierungsmuster hinweist, das unter (d) ausführlich dargestellt wird: in verdichteten Schilderungen treten ethnolektale Merkmale auf. Die Motiverläuterung und der Verweis auf die eigene Verletzung sind erfolgreich, die Interviewerin reagiert mit Empathie: >oh des tut weh dann< (544/ 545). Darauf räumt Murat ein, dass er nicht völlig schutzlos in den ungleichen Kampf gezogen ist, sondern mit einem Schlagstock bewaffnet: da hab=isch halt zur sischerheit ein schlagstock mitgenomm falls es wirklisch schiefgehn sollte odda so (546/ 549). d) Verdichtete Schilderung des Kampfes (551-563) Die Rückführung in die Ereignisschilderung erfolgt durch die Darstellung einer gegnerischen Handlung: 549 MU: wirklisch schiefgehn sollte odda so 550 IN: mhm 551 MU: der is halt auf misch drauf hab=sch 552 MU: schlagstock rausgezogn * hab=sch ihm vom 37 Im Vergleich dazu wird in der vorangehenden Erläuterungssequenz die morphologisch korrekte Form realisiert: weil mein fuß gebrochn is, (540); d.h., Murat kennt die korrekte Form. <?page no="186"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 186 553 MU: hals so gepackt=nach hintn hab 554 IN: oh * aha * 555 MU: isch den gepa“ckt ** <un dann is sein/ 556 MU: dann=s mein bruder und mein freund sin 557 MU: auf ihn drau“f> aber es war net 558 MU: geplan halt * die habn des halt 559 IN: mhm 560 MU: gesehn und weil=isch verletzt war sin=die 561 MU: dann glei auf ihn drau“f ham den bissl 562 IN: ja 563 MU: zusammengetre“tn * Bei der Darstellung des Kampfes verwendet Murat wieder die oben bereits beschriebenen Darstellungsmuster der narrativen Verdichtung, Detaillierung und Zuspitzung: Kurze Formulierungseinheiten, keine komplexen Satzkonstruktionen, Verschleifungen und Lautauslassungen. In diesem Erzählteil treten grammatische Besonderheiten auf, wie Ausfall des Artikels in der Nominalphrase schlagstock (552) 38 und unübliche Präposition in der Präpositionalphrase vom hals so gepackt (552/ 553, anstelle von am hals). Solche Besonderheiten wurden bisher als Charakteristika ethnolektaler Formen des Deutschen beschrieben. Interessant ist, dass sie bei Murat vor allem in verdichteten Erzählsegmenten auftreten (vgl. oben meine fuß in der Äußerung, die in die Kampfschilderung zurückführt). D.h., ethnolektale grammatische Merkmale kommen, wenn sie überhaupt auftreten, dann in verdichteten narrativen Strukturteilen vor. Außerdem kommt in diesem Segment eine Variante der vorher bereits beschriebenen „uneigentlichen Verbspitzenstellung“ vor, wobei dem Verb ein invertiertes Subjektpronomen folgt (wie in hab=sch, 551, 552, 553/ 55), 39 eine Variante, die im Gesprächsmaterial von Murat häufig auftritt. Das ist jedoch kein ethnolektales Merkmal, sondern 38 Obwohl in der direkt vorangehenden Erläuterung dieselbe NP mit Artikel produziert wurde: da hab isch ein schlagstock mitgenommn, (546/ 547). 39 Diese Form wird in Günthner (2006) nicht beschrieben. <?page no="187"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 187 tritt auch in narrativen Darstellungen von einheimischen Mannheimern auf und alterniert dort, genau wie im Material von Murat, mit Formen ohne invertiertes Subjektpronomen. 40 Am Höhepunkt der Ereignisdarstellung: <un dann is sein/ dann=s mein bruder und mein freund sin auf ihn drau“f> (555/ 557) stellt Murat unvermittelt die Handlung zweier Akteure dar, die er vorher nicht eingeführt hatte, seinen Bruder und dessen Freund, die ihm jetzt im Kampf gegen den Rivalen helfen. Direkt im Anschluss folgt wieder eine Erläuterung, in der die zufällige Anwesenheit der beiden und ihr Motiv für den Eingriff (Hilfe für den verletzten Murat) nachgetragen werden: aber es war net geplan * halt * die habn des halt gesehn und weil=isch verletzt war (557/ 560). 41 Die Reformulierung sin=die dann glei auf ihn drau“fi (560/ 561) und die Weiterführung der Handlung ham den bissl zusammengetre“tn * (561/ 563) sind wieder im „Verdichtungsmuster“ formuliert: kurze syntaktische Einheiten, Verbspitzenstellung, Verschleifungen, Reihung mit progredienten Phrasenakzentkonfigurationen am Ende von typischen hoch-planen globalen Intonationskonturen. 42 Diese Merkmale kontrastieren deutlich mit dem Formulierungsmuster (komplexe Satzstruktur, keine Verbspitzenstellung), das in Hintergrunddarstellungen verwendet wird. Zusammenfassung: In der Erzählung können zwei Formulierungsmuster unterschieden werden, die für unterschiedliche Strukturteile verwendet werden: - In verdichteten Vordergrundschilderungen mit Detaillierungen und kleinschrittiger Handlungsdarstellung kommen kurze syntaktische Einheiten (HS), uneigentliche Verbspitzenstellung, ggf. szenisches Präsens, 40 In unseren Materialien aus dem Mannheimer Stadtsprachenkorpus kommen solche Formen bei Dialektsprechern häufig vor, wie der folgende Ausschnitt aus einer Erzählung zeigt: frieher war alles klar * war isch jeden tag zum schwimme * haww=sch sad <ou: des dud weh * hod=a gerobbd * seschd=a do is nix * konn awwa soi dass sisch des geloggerd hod (Beleg „Gerddl“ im Korpus „Stadtsprache“ des Archivs für Gesprochenes Deutsch des IDS , Aufn. Nr. 2001.15). 41 Auch mit dieser Erläuterung arbeitet Murat an seiner Selbstdarstellung als der „Ehre“ verpflichteter junger Mann, der den Rivalen nicht in einen Hinterhalt gelockt hat, sondern der zufälligerbzw. glücklicherweise Hilfe bekommt in dem ungleichen Kampf. 42 Außerdem kommt hier apikales / r/ im Anlautcluster <dr> vor, was den ethnolektalen Eindruck noch verstärkt. <?page no="188"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 188 deutliche Verschleifungen und vor allem ethnolektale grammatische Merkmale vor; - Hintergrunddarstellungen, wie z.B. die Erläuterung von Motiven, die Begründung von Handlungen oder der Nachtrag situativer Voraussetzungen, sind charakterisiert durch komplexe Satzstrukturen (Kausal-, Temporal- und Konzessivsätze) und haben in der Regel keine grammatischen Auffälligkeiten. Murat zeigt eine hohe Erzählkompetenz, stellt handlungslogisch verständlich und - wie die Reaktionen der Interviewerin zeigen überzeugend dar. Er trennt Erzählstrukturteile auch auf der Formulierungsebene und zeigt, mit Ausnahme der ethnolektalen Merkmale in verdichteten Vordergrunddarstellungen, keine grammatischen Auffälligkeiten. Da die ethnolektalen Merkmale nur in diesen Strukturteilen auftreten, stellt sich die Frage ihrer Funktionalität. Aufschluss darüber kann ein Vergleich dieser Erzählung geben, bei der Murats Freunde anwesend sind, mit einer Erzählung, bei der nur die Interviewerin beteiligt ist, und in der Murat ein für seine Schullaufbahn entscheidendes Ereignis darstellt, die Auseinandersetzung mit seinen Lehrern. In dieser Erzählung kommen keine grammatischen ethnolektalen Merkmale vor, auch nicht an den Stellen mit hoher Verdichtung, als Murat eine Streitszene zwischen ihm und seinem Klassenlehrer schildert und dabei alle übrigen, bisher beschriebenen Charakteristika für verdichtete Darstellungen verwendet (Reihung, Verbspitzenstellung, szenisches Präsens, Wiedergabe eigener und fremder Rede). Ein Vergleich der beiden Erzählungen legt die Vermutung nahe, dass die Verwendung ethnolektaler Formen mit der Spezifik der aktuellen Erzählsituation zusammenhängt, d.h. mit der gleichzeitigen Adressierung an die Interviewerin und an die Freunde und mit den daraus sich ergebenden Interaktionsaufgaben: Murat muss auf das unterschiedliche Hintergrundwissen der Adressaten Rücksicht nehmen; die Interviewerin hat kein Hintergrundwisssen über das Ereignis, die Freunde dagegen wissen Bescheid (das wird bei der Herstellung der Erzählsituation manifest). Außerdem muss er unterschiedliche Beziehungsstrukturen herstellen und diese sprachlich anzeigen. Wie in der Begrüßungsszene mit den Freunden (vgl. oben 4.2) deutlich wurde, wird die vertraute Beziehung unter Peers durch ethnolektale Formen indiziert. In der Erzählsituation erscheinen ethnolektale Merkmale nur in den eigentlichen Kampfschilderungen, d.h., diese Teile sind in besonderem Maße auch an die Freunde adressiert. Ausgebaute und elaborierte Formen dagegen erscheinen in den Hintergrunderläuterungen, die <?page no="189"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 189 an die Interviewerin gerichtet sind, die z.T. auch von ihr evoziert werden und auf die sie reagiert. Ausgebaute, elaborierte Formen werden also verwendet, um eine zwar freundliche, aber sozial eher distanzierte Beziehung anzuzeigen. 5. Weitere Ausdifferenzierung des Repertoires: der neunzehnjährige Murat Zwei Jahre nach dem in Kapitel 4 beschriebenen Ereignis zeigt Murat in einer Gesprächssituation, die der in den vorangehenden Kapiteln beschriebenen in einigen Aspekten vergleichbar ist, ein sprachliches Repertoire, das um dialektale und um prosodisch-phonetisch unauffällige Standardformen erweitert ist. Es handelt sich um eine Interviewsituation, in der Murat in Anwesenheit seiner Freunde befragt wird. Im Unterschied zur früheren Situation hat die jetzige einen höheren Öffentlichkeitsgrad und erfordert von Murat eine wesentlich größere Sprachreflexion: Ein Reporter des SWR3, der ein Fernseh-Feature über die Migrantenjugendgruppe, zu der Murat gehört, machen will, befragt die Jugendlichen vor laufender Kamera zu ihrem Sprachgebrauch. Das Interview mit Murat stellt sich folgendermaßen her. Als der Regisseur die Gruppe fragt, ob mediale Stilisierungen von „Kanaksprak“, wie sie Comedians wie Erkan und Stefan und Bülent Ceylan vorführen, 43 echt oder show sind, fordern die Gruppenmitglieder Murat auf zu antworten. Murat weist die Aufforderung mit dem Argument zurück, dass er kein Comedian, sondern „Murat“ ist. Daraufhin fordert die Gruppe, dass er sich selbst darstellen soll. Nach einigem Zögern willigt er ein, gibt dann aber die Bedingungen vor, unter denen er zur Mitarbeit bereit ist. Noch während der Vorbereitungen für das Interview (Licht, günstige Kameraposition) bewertet Murat in einer Nebenbemerkung die Darstellungen von 43 Das Münchner Duo „Erkan und Stefan“ hat mehrere Comedy-Kinofilme produziert, in denen die beiden Schauspieler (der Deutsch-Türke Erkan stammt aus einer binationalen Familie, Stefan ist Deutscher) die Abenteuer zweier tölpelhafter Migrantenjungen darstellen. Der Deutsch-Türke Bülent Ceylan (ebenfalls aus einer binationalen Familie) ist ein Comedian aus Mannheim, zu dessen Repertoire die Figur des „Hakan“ gehört; Hakan ist ein grober, dummer, prahlerischer und aggressiver Typ, dessen Interessen sich auf „Body- Building“, „Frauen anmachen“ und „Kräftemessen mit anderen“ beschränken. Keim (2003) beschreibt die spielerische Verwendung von Eigenschaften des „Kanaken“, so wie er in den Medien dargestellt wird, in Gesprächen von Migrantenjugendlichen. <?page no="190"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 190 Erkan und Stefan negativ und charakterisiert sie als „asozial“. Damit projiziert er den evaluatorischen und kategoriellen Rahmen für die folgende Darstellung der eigenen Position. Als der Regisseur mit der Frage kanakmäßich * fühlt ihr euch do verarscht das Interview eröffnet und mit der Feststellung es gibt viel comedy leute die machen kanaksprak nach das mediale Produkt „Kanaksprak“ in direkten Bezug zum Sprachgebrauch der Migrantenjugendlichen bringt, widerspricht Murat mit einer generalisierenden Feststellung, in der er den Comedians die Fähigkeit zur Nachahmung abspricht (<die kö“nnn des abba> alle gar net ). Als der Regisseur nachhakt und nochmals die Comedy-Produktionen als Versuch bezeichnet, den realen Sprachgebrauch der Jugendlichen vorzuführen (die wollen euch na“chmachen), entwickelt sich folgende Interaktion: 55 RE: die wollen euch na“chmachen oder ** 56 MU: die wü“rdn uns gern nachmachn ja * > abba 57 MU: kö“nnn sie net < * weißt du/ also wi“ssn 58 MU: sie- ** wenn man zwei drei wörter 59 MU: tü“rkisch kann und dann versucht irgendwie 60 MU: die kana“knsprache zu machn * dann ge“ht 61 MU: des net ** man muss schon was * drauf habm 62 MU: auf türkisch ja“ ** 63 ÜM: ja“ ** 64 XM: >hm * stimmt< 65 K& LACH|EN | 66 MU: |LACHT des=s stimmt| * da hab=sch voll 67 MU: reschd |<auf jeden fall| ja“> ** 68 SE: ds=jo=woh=|mo=klar odda | 69 RE: also krass alder würde nicht stimmen 70 MU: nää 71 ÜM: nei“n 72 MU: kra“ss alder des is doch=kä 73 MU: tü“rgisch 74 ÜM: des khört nischt zu uns <?page no="191"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 191 In expandierter Form legt Murat dar, dass die Darstellungen der Comedians nichts anderes als der missglückte Versuch sind, den Sprachgebrauch von Migrantenjugendlichen nachzuahmen, da ihnen eine wesentliche Voraussetzung fehlt: Sie können kein Türkisch. Damit nimmt er eine Umdefinition des thematischen Objekts vor, sowohl auf der Bezeichnungsebene - er spricht von „Kanakensprache“ im Gegensatz zu dem medialen Produkt, das der Regisseur als „Kanaksprak“ bezeichnet - als auch auf der Inhaltsebene: im Gegensatz zu dem medialen Produkt fasst er unter „Kanakensprache“ deutsch-türkische Mischungen. Für diese Umdefinition erhält er Zustimmung von seinen Freunden, die mediale Formen explizit als nicht zu uns gehörig ablehen (74). Nach der Selbstkorrektur bei der Anredeform für den Regisseur von „du“ zu „sie“ (in weißt du zu also wissen sie, 57/ 58) formuliert Murat in einem komplexen wenn-dann-Format und verwendet bei der Definition und Beschreibung der eigenen Sprache im Kontrast zu den medialen Stilisierungen von „Kanaksprak“ ein aus der Perspektive von Deutschsprachigen relativ unauffälliges Standarddeutsch, unauffällig auch auf der prosodisch-phonetischen Ebene. Dazu tragen sprechsprachliche Reduktionsformen bei, Vokal-Elisionen in <-en> (wü“rdn, könnn, 56/ 57), die assimilatorische Reduktion von <haben> zu habm (61) und die regionaltypische Abschwächung von <das> zu [d s] (61). Die Reduktion von Funktionswörtern in Nebentonposition ist die Basis für die im Deutschen typische akzentorientierte Rhythmisierung. Auch auf der globaleren Ebene der Satzakzentgebung zeigen sich im Vergleich zur früheren Aufnahme weniger Auffälligkeiten; die Akzentstruktur beim Kontrastfokus (… wü“rdn ... kö“nnn, 56/ 57) ‘passt’ ebenso wie die bei der tonalen Bildung der Fokusexponenten (tü“rkisch, kana“knsprache, geh“t, 59-60). Außerdem wird die Affrikate [ts] in zwei mit Plosiv realisiert. 44 Die Selbstpräsentation Murats geschieht vor dem Hintergrund medialer Stilisierungen von Migrantenjugendlichen und ihrer Sprache. In diesen Produktionen wird ein sozialer Typ des jungen Migranten geschaffen, der ungebildet ist, einfältig, prahlerisch, unbeholfen, mit groben, derben Umgangsformen agiert und ethnolektal geprägtes Deutsch spricht. Murat setzt sich und seine Gruppe in maximalen Kontrast zu diesem Typ und verwendet dazu eine 44 Allerdings gibt es immer noch einige Auffälligkeiten: das Präfix in versucht wird für eine Silbe im Nebenton zu prominent realisiert, und im Vergleich zum regionalen Standard fällt weiterhin Stimmhaftigkeit in [v zu xt] auf. <?page no="192"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 192 maximal kontrastierende elaborierte Sprache und eine Sprechweise, die (möglichst) wenig ‘fremde’ Elemente enthält. Damit symbolisiert er seine Nicht-Zugehörigkeit zur Kategorie des „Kanaksprak“-Sprechers und bringt sich durch die sprachliche Unauffälligkeit in die Nähe von Einheimischen. 45 Nach diesem Statement bekräftigt Murat seine Position LACHT des=s stimmt * da hab=sch voll reschd (66/ 67) und wechselt vom standardnahen Sprechen zu einer Formulierung, die jugendsprachliche (voll als Intensivierungspartikel) und dialektale Elemente enthält. Typisch mannheimerisch ist der Öffnungsgrad der Vokale in voll reschd, die geschlossen und gelängt realisiert sind. Die Dialektformen werden noch deutlicher in Murats Reaktion auf die Nachfrage des Regisseurs (also krass alder würde nicht stimmen , 69). In seiner ablehnenden Formulierung <nää kra“ss alder des is doch=kä türgisch (70/ 73) gebraucht er die monophthongierte Dialektform von <ei> in nää [n ] und kä [k ], lenisiert den Plosiv in <türkisch>, und das / i/ in [t gi ] ist mannheimerisch gespannt realisiert. Mit dem Wechsel in Mannheimer Formen ist eine spielerische Modalisierung verbunden (LACHT, 66), mit der Murat auf das Lachen in der Gruppe (65) reagiert. Bestätigung erhält er von seinem Freund Serat, der - ebenfalls Dialekt sprechend - seine Position bestätigt ( ds=jo=woh=mo klar odda , 68). Mit der Verwendung regionaler Formen verstärken die Jugendlichen ihre Nähe zu Einheimischen und setzen sich wiederum in Kontrast zu ethnolektalen Sprechern. Sie knüpfen direkt an die Sprache und Sprechweise des Regisseurs an, der durchgehend mehr oder weniger deutlich „Mannheimerisch“ spricht, und demonstrieren ihre Kompetenz auch in dieser Varietät. Doch gleichzeitig distanzieren sie sich davon und zeigen, dass Mannheimerisch 45 Zum Konzept der sozialen Symbolisierung durch sprachliche Variation vgl. Kallmeyer/ Keim (1994). Ein Sprecher wechselt in die Sprache einer anderen sozialen Gruppe oder Kategorie und signalisiert durch die Art und Weise des Wechsels seine Bewertung der Anderen, ob er sie karikiert oder sich mit ihnen solidarisiert. Die Bewertung der Anderen und die Beziehung zu ihnen werden nicht explizit formuliert, sondern durch die Art der Verwendung ihrer Sprache symbolisch ausgedrückt. Symbolisierung von Nicht-Zugehörigkeit kann auch über die Verwendung einer Sprachform geschehen, die in maximalem Kontrast zu der Sprache der Sprecher steht, von denen man sich abgrenzen will. Mit diesem Konzept werden ähnliche Phänomene erfasst wie mit dem von Rampton (1995) eingeführten Konzept des „Crossing“ oder dem von Günthner (1998) beschriebenen „layering of voices“. <?page no="193"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 193 nicht zu ihrer „eigenen“ Sprache gehört. Das wird deutlich durch die spielerische Modalisierung und die Verwendung von Mannheimerisch in Kommentaren, in denen die Gegenposition zur Feststellung des Regisseurs ausgedrückt wird. Die Jugendlichen spielen mit dem Dialekt, den der Regisseur als erstrebenswerte Varietät hochstuft und als „zu ihm gehörig“ behandelt. Kurze Zeit später, nachdem Murat (unterstützt durch seine Freunde) die sprachlichen Stereotype, die das Sprechen von Erkan und Stefan charakterisieren, 46 als „nicht zu uns gehörig“ zurückgewiesen hat, stellt der Regisseur die Frage nach dem eigenen Sprachgebrauch: 104 RE: wie sprecht ihr dann ** 105 MU: wie isch grad 106 MU: spresche- * ganz normal- |abba | 107 XM: n=aber |moruk | 108 Ü was gibt’s neues Alter 109 MU: auf türkisch spreschen wir halt ** ja 110 MU: unter uns spreschn wir halt/ wi=spreschn 111 MU: n=aber moruk was geht ab * sozusagen halt 112 Ü was gibt=s neues Alter 113 MU: de“s is die kanaknsprache * wenn man 114 MU: schon zwei drei sätze zusammen bildet auf 115 MU: türkisch plus zwei drei sätze auf deutsch- 116 MU: * da“nn * könnt man sagen kanaknsprache * 117 MU: aber krass alda is * kei“n türkisch ** 118 RE: soll heißn dann machn sich die deutschen 119 RE: über euch lustich- 120 MU: <ja: obwohl die gar net 46 Das ist vor allem die Interjektion krass alda, mit der Bewunderung oder Überraschung ausgedrückt wird. <?page no="194"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 194 121 MU: wissen was es heißt | also| jetz net nur 122 RE: |mhm | 123 MU: die deutschn sondern überhaupt allgemein Murat unterscheidet zwei Sprachformen: Zum einen die, die er gerade im Gespräch mit dem Regisseur verwendet und die er als ganz normal (106) charakterisiert. Dann, nach der türkischsprachigen Formel n=aber moruk (‘was gibt's Neues Alter’, 107), die ein anderer Junge als eine Art Stichwort einwirft, führt Murat die Sprachform, die die Jugendlichen untereinander verwenden, am Beispiel einer türkisch-deutschen Formel n=aber moruk was geht ab (111) 47 vor, bezeichnet sie explizit als „Kanakensprache“ und führt das in einer komplexen Formulierung näher aus: Die deutschen und türkischen Anteile müssen in Äußerungen gleich verteilt sein; nur dann ist es die Sprache der Jugendlichen, für die er die Bezeichnung „Kanakensprache“ akzeptiert. Damit legt er „Kanakensprache“ als Insider-Kategorie fest, bewertet sie positiv und kontrastiert sie mit der negativ bewerteten Outsider- Kategorie „Kanaksprak“, die der Regisseur eingeführt hat. 48 Auch diese Sequenz, in der die Definition aus der Innenperspektive mit der aus der Außenperspektive kontrastiert und als die für die Jugendlichen einzig gültige Form hochgestuft wird, sind Murats Formulierungen standardnah und elaboriert (vgl. die lexikalische Wahl von Sätze bilden innerhalb der komplexen Struktur). Auf der lautlichen Ebene produziert er kaum ‘fremd’ klingende Elemente, und auch die Rhythmisierung und Akzentuierung - unterstützt durch eine im Vergleich zur früheren Aufnahme veränderte Pausenstruktur - bewegen sich sehr nahe am Vergleichsstandard. Die Akzentstruktur unterstützt die Informationsstruktur und Relevanzgebung optimal: Nach der für die Jugendlichen typischen mischsprachlichen Äußerung (111) erhöht der Akzent auf des (113) die ‘deiktische Kraft’ des kataphorischen Referenten und verschärft den Kontrast zur „Kanaksprak“ des Regis- 47 Das türkische n=aber ist eine klitisierte Form von ‘ne haber’; die deutsche Formel was geht ab doppelt die Bedeutung des türkischen n=aber. 48 Der Kontrast zwischen den Sprachkategorien wird bei der Referenzierung auf sie sehr deutlich: Der Regisseur bemüht sich dabei um eine ethnolektale Artikulation der Outsiderkategorie „Kanaksprak“ durch ein apikales / r/ und kurze a-Laute, wohingegen die Aussprache der Insiderkategorie durch Murat in ‘unauffälligem Deutsch’ ist, nämlich [kanakn p a x ], also mit silbischem Nasal, hinterem / r/ und langem / a/ in ‘sprache’. <?page no="195"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 195 seurs; ebenso stimmig ist die Akzentuierung von dann zur Fokussierung des zweiten Glieds der wenn-dann-Konstruktion bei der Definitionsformulierung von „Kanakensprache“ (114) oder der Pitchakzent auf kein bei der Bewertung der stereotypen „Kanaksprak“-Form (115). Insgesamt entsteht der Eindruck von reflektiertem und standardnahem Formulieren. 6. Fazit In den analysierten Gesprächsausschnitten geben Murat und seine Freunde Einblick in ihr weites sprachliches Repertoire, das deutsch-türkische Mischungen, ethnolektale Formen, standardnahes Deutsch und regional-dialektale Formen umfasst, und zeigen die kontext- und aufgabenspezifische Verwendung verschiedener Sprachformen, Sprechweisen und Formulierungsmuster. Murats Selbstpräsentation und sein reflektiertes, elaboriertes Sprechen in der späteren Interviewsituation wird mit Sicherheit durch die Öffentlichkeit der Fernsehaufnahme, durch die Rolle als Sprecher der Gruppe der Jugendlichen und vor allem durch den expliziten Kontrast zu medialen Negativstilisierungen, wie sie der Regisseur einführt, beeinflusst. Durch seine Sprachverwendung symbolisiert er - im Kontrast zu sprachlichen Auffälligkeiten der Medienfiguren - seine Zugehörigkeit zu „normalen“ Deutschsprachigen und seine Nicht-Zugehörigkeit zur medialen Kategorie des „Kanaken“. Die hohen sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten Murats und seiner Freunde stehen in auffälligem Kontrast zu dem niedrigen Status und dem geringen Prestige, das gerade diese Jugendlichen in deutschen Bildungsinstitutionen und in der deutschen Öffentlichkeit haben. Ob Murat und seine Freunde im ethnografischen Sinne repräsentativ sind für die Migrantenjugendlichen, die als „Schulversager“ gelten, wissen wir derzeit noch nicht; d.h., wir wissen nicht, ob Murat eine Ausnahmeerscheinung ist oder ob es viele Migrantenjugendliche gibt, deren hohe sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten in einem krassen Missverhältnis zu ihrem geringen schulischen Erfolg stehen. Wir können nur feststellen, dass die Kompetenzen der hier vorgestellten Jugendlichen in den Bildungsinstitutionen nicht erkannt wurden, und dass es nicht gelang, sie zu schriftkulturellen Fertigkeiten weiter zu entwickeln, darauf deuten die schlechten Schulabschlüsse. Vor allem aber gelang es den Bildungsinstitutionen nicht, den Jugendlichen eine positive Haltung in Bezug auf schulische Anforderungen und auf eine erfolgreiche <?page no="196"?> Inken Keim / Ralf Knöbl 196 Schul- und Berufskarriere zu vermitteln. Trotz ihrer Fähigkeiten haben diese Jugendlichen deshalb kaum eine Chance auf beruflichen Erfolg und sozialen Aufstieg in der Mehrheitsgesellschaft, aus deren Perspektive sie zu den „Problemfällen“ gehören und als solche behandelt werden. 7. Transkriptionskonventionen ja |aber | simultane Äußerungen stehen übereinander; Anfang und ja |nein nie|mals Ende werden auf den jeweiligen Textzeilen markiert + unmittelbarer Anschluss/ Anklebung bei Sprecherwechsel * kurze Pause (bis max. 0,5 Sekunden) ** etwas längere Pause (bis max. 1 Sekunde) *3,5* längere Pause mit Zeitangabe in Sekunden = Verschleifung (Elision) eines oder mehrerer Laute zwischen Wörtern (z.B. sa=mer für sagen wir) / Wortabbruch (... ...) unverständliche Sequenz (drei Punkte = Silbe) (war) vermuteter Wortlaut steigende Intonation (z.B. kommst du mit ) fallende Intonation (z.B. jetzt stimmt es ) schwebende Intonation (z.B. ich sehe hier-) " auffällige Betonung (z.B. aber ge"rn) : auffällige Dehnung (z.B. ich war so: fertig) immer ich langsamer (relativ zum Kontext) immerhin schneller (relativ zum Kontext) >vielleicht< leiser (relativ zum Kontext) <manchmal> lauter (relativ zum Kontext) LACHT Wiedergabe nichtmorphemisierter Äußerung auf der Sprecherzeile in Großbuchstaben IRONISCH Kommentar zur Äußerung auf der sprecherbezogenen Kommentarzeile (K-Zeile) QUIETSCHEN nicht-kommunikatives (akustisches) Ereignis in der Gesprächssituation auf der globalen Kommentarzeile (K&-Zeile) Mutter Übersetzungszeile <?page no="197"?> Sprachliche Varianz und sprachliche Virtuosität Ghetto-Jugendlicher 197 8. 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Die offensichtlichen Mängel in den Grammatiken und den meisten Wörterbüchern des Deutschen hinsichtlich der Darstellung und/ oder Untersuchung regionaler Varianten machen die Notwendigkeit deutlich, diese Variation immer wieder neu zu erfassen und zu dokumentieren. Der Beitrag stellt das Projekt Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA) vor, in dem seit 2003 das Internet genutzt wird, um a) auf breiter empirischer Basis aktuelle Daten zu erheben und b) die erhobenen Daten auf Sprachkarten zugänglich zu machen. Ausgewählte Ergebnisse der ersten drei Erhebungsrunden werden präsentiert und diskutiert. The fundamental changes in the architecture of varieties in German during the last century have drawn the attention of linguists to variation and change in standard and colloquial standard German. However, the noticeable deficit in the documentation and/ or examination of regional variants to be found in grammars and most dictionaries of German demonstrates the need for continuous empirical studies on such variation. This paper describes the project Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA), which has been utilising the internet to a) collect data on a broad empirical basis and b) make these data available via an online atlas since 2003. The paper presents and discusses selected results from the first three rounds of questionnaires. 1. Introduction In recent years, “language variation” and “language change” have become major issues in German linguistics. Several conferences and new large scale projects 2 have addressed or are currently addressing problems of present-day regional variation in particular and its consequences for changes in progress. 1 I would like to thank Christian Fandrych for critical and helpful comments on a first draft of this paper. 2 The most prominent current projects are the Sprachvariation in Norddeutschland pro ject (Elmentaler et al. 2006), the Regionalsprachen project of the Forschungsinstitut für deutsche Sprache. Deutscher Sprachatlas in Marburg, and the Deutsch heute (Varia- <?page no="202"?> Stephan Elspaß 202 There seem to be three major reasons for this new interest in variation: Firstly, the massive change in the whole spectrum of varieties (Varietätenspektrum) in German has not gone unnoticed in the linguistic community. In general terms, until about half a century ago (in what I would call the end of Mittelneuhochdeutsch, the ‘Middle New High German language period’), the majority of people in the German-speaking countries grew up with a local dialect. Today, only children in Switzerland and in some rural areas of Germany (mainly in the south) and Austria learn a dialect as their mother tongue. The majority of people in Germany speak no dialect at all - in the sense of a traditional local dialect. Language 1 for them is ‘German with a regional colouring’ (or ‘German with a foreign accent’, though even second and third generation Turkish, Greek, Italian people etc. have usually adopted regional accents, often blending them with Turkish, Greek, Italian and so on, cf. Keim/ Knöbl in this volume). No linguist seriously believes that dialects in Germany were replaced by a homogenous standard language. Dictionaries and grammars of standard German, however, still present the picture of a largely uniform German language - with the exception of the new Variantenwörterbuch (Ammon/ Bickel/ Ebner et al. 2004). Secondly, the new interest in language variation results to a certain extent from the emergence of spoken language analysis and conversation analysis. One drawback, however, is that many conversation analysts focus on a presumed ‘grammar of spoken German’ and are not overly interested in aspects of regional variation in their data. What they sometimes fail to see is that some of the alleged ‘variants of spoken German’ are restricted to certain regions. And even if regional variation is mentioned, it does not become clear which regions these linguists have in mind (cf. examples below). Thirdly, there has always been a motley crew who have taken a deep interest in the varieties and variants of a language, namely the people who have to teach this language and who have a desire to teach a living language, including those variants which are easier to teach than others. This is not a marginal or academic question, but a matter of practical importance. 3 tion des gesprochenen Deutsch) project at the Institut für Deutsche Sprache in Mannheim ( http: / / www.ids-mannheim.de/ prag/ AusVar/ Deutsch_heute/ ). 3 To mention but a few: König (1991), Baßler/ Spiekermann (2001), Ehnert/ Fuchs/ Hertrampf (2002), Durrell (2004), Durrell/ Langer (2005); cf. also the discussion in Langer (in this volume). <?page no="203"?> Variation and Change in Colloquial (Standard) German 203 One major problem that everybody who is concerned with variation in standard German comes across is that he or she has no clear-cut criteria where standard German ends and non-standard German begins, or - if a particular variant is marked as a regional variant - which region is meant by the dictionary or grammar writer. What does the reader, for instance, make of the Duden DUW (2001) dictionary entry that the word Bub ‘boy’ is used in Switzerland, in Austria, and in the south of Germany (“südd., österr., schweiz.”)? Can the north-south divide be identified with the popular Main- Linie? 4 Are the deletion of schwa in the ge-prefix, final t deletion in un[d], nich[t], jetz[t], or possessive-dative constructions like diesen leuten da ihr häuslein features of ‘spoken (standard) German’, as the new Duden- Grammatik (2005, pp. 1209, 1224) will have it? What information does one get, for instance, when different grammars of contemporary German give confusing information about progressive constructions in German (e.g. Sie ist noch am Schlafen) such as “in gesprochener Umgangssprache” (‘in colloquial German, IDS-Grammatik 1997, p. 1880), “Umgangssprache, insbesondere in einigen Dialekten” (‘colloquial German, particularly in some regional dialects’, Hentschel/ Weydt 2003, p. 44), “landschaftliche Umgangssprache (vor allem im Rheinland und Westfalen)” (‘colloquial regional German, particularly in the Rhineland and in Westphalia’, cf. Duden- Zweifelsfälle 2001, p. 63), “bestimmte Varietäten des Gesprochenen (‘Ruhrgebietsdeutsch’)” (‘certain spoken varieties, such as in the Ruhr area’, Eisenberg 1998, p. 193), whereas others claim that it is “standardsprachlich, besonders in der gesprochenen Sprache” (‘standard German, particularly spoken standard’, Duden-Grammatik (1998, p. 91, fn. 1) or “zunehmend (nicht nur regional) in der gesprochenen Sprache” (‘on the increase in spoken German (not only regionally restricted)’, Helbig/ Buscha 2001, p. 80)? This again is not a minor issue. Firstly, this particular case touches upon the question whether German has a progressive aspect or not. Secondly, it raises the issue whether it may be allowed to use the am-progressive in essay writing (this may make life easier for British or Dutch students of German, and even for many German students in Germany). The disparate and vague nature of such handbook information is obviously due to a lack of empirical data on regional variants of (colloquial) standard German. Thus, a clear need can be discerned for corpora which account for 4 Durrell (1989), for a critical evaluation cf. Möller (2003b, pp. 288ff.). <?page no="204"?> Stephan Elspaß 204 present-day regional variation of German. Most of the new projects in this field aim at the collection of first-hand information gained from the speech of speakers from different regions. The necessary fieldwork for this is often timeand money-consuming, however. In this paper I would like to present an alternative project which Robert Möller and I began in 2003, the Atlas zur deutschen Alltagssprache. 2. Methodology of the Atlas zur deutschen Alltagssprache (‘Atlas on colloquial German speech’) The Atlas zur deutschen Alltagssprache (henceforth AdA) is based on internet surveys of contemporary colloquial German which is spoken particularly by the younger urban generation of the German-speaking countries. To obtain the data, we draw on one of the most traditional methods of dialectology, i.e. questionnaires. We use basically the same kind of questionnaire that Eichhoff, then professor of German at the University of Wisconsin in Madison, developed for his Wortatlas der deutschen Umgangssprachen in the 1970s (WDU 1977ff.). Like Eichhoff, we are only marginally interested in old rural dialects and, thus, in our search for potential informants, we do not look for NORMs. We ask our informants to inform us about the Alltagssprache in their towns and cities, that is the colloquial speech “one would normally hear” in these places, “be it more dialect or more standard German”. 5 In contrast to Eichhoff, we prefer Alltagssprache to Umgangssprache, as Umgangssprache has proven to be a notoriously ambiguous term (cf. Durrell 2004, pp. 70f.). Thus, for many speakers in the German-speaking countries, Alltagssprache can mean dialect, but for most people of the younger generation in Germany and Austria, their Alltagssprache is in fact a regional form of standard German. ‘Younger’ refers to anybody between 10 and 30, ‘young-ish’ may include the 30-somethings. Almost 60% of our informants are younger than 30, almost 80% are younger than 40. After two pilot studies that were conducted in 2002 (Möller 2003a, Elspaß 2005a), we have, so far, completed three surveys in 2003-2006, the results of which are totalling in 122 linguistic maps (a fourth round, ending 2007, will supply us with another 40 or so maps). All maps can be viewed on the internet ( www.uni -augsburg.de/ alltagssprache ). In rounds 1 to 3, we have asked be- 5 “Bitte geben Sie bei den folgenden Fragen jeweils an, welches Wort man in Ihrer Stadt normalerweise hören würde - egal, ob es mehr Mundart oder Hochdeutsch ist.” (cf. Eichhoff's questionnaire in the appendix of WDU II 1978). <?page no="205"?> Variation and Change in Colloquial (Standard) German 205 tween 2,000 and 2,300 informants (the present questionnaire has been filled in by more than 5,000 people). The questionnaire method was re-introduced into the ‘new dialect geography’ by Eichhoff for his WDU, when he sent out questionnaires (and to a certain extent also his staff) to the German-speaking countries in the 1970s. It is important to note that the people who fill out the questionnaires act as informants. They are not meant to state what their individual language use is, but what people in their city or town usually say. The crucial difference between the Wenker 6 and Eichhoff-style surveys and the AdA project is that the survey is conducted via internet. At first, a questionnaire is put on the project webpage. Then, e-mails are sent to people in about 400 cities and towns in Germany, Austria, Switzerland, Luxembourg and the German-speaking parts of Northern Italy and Eastern Belgium. The questionnaires contain questions on certain words for objects (with optional pictures of these objects), on the pronunciation of words, on typical sentence structures, or even on the acceptability of certain constructions, like the amprogressive. To each question, at least two possible variants (of which we have become aware) are provided. Additionally, a blank space is left for any further variants not provided on the list. These blank spaces are frequently used by our informants. In the last part of the questionnaires the informants are asked to give some personal data, like sex, age, period of residence in the town, etc., and we also leave some extra space for comments. 3. Some results The first and fundamental question is whether the data the researcher gets via internet surveys do actually present real language use. To answer this question, he or she could either check it against data such as spoken language corpora, or examples from the internet, print media, or various linguistic surveys. To give but one example: If a map shows a clear division between Junge ‘boy’ in the northern parts and Bub in the southern parts of the German-speaking countries, and the same regional distribution can be found in a corpora-based dictionary of national and regional variants like the Variantenwörterbuch as well as on a map in the corresponding WDU map from the 1970s, which is based on written questionnaires, then there are sound indicators that the internet survey data are reasonably reliable. 6 Georg Wenker (1852-1911) is considered as the pioneer of dialect geography for his ground-breaking Deutscher Sprachatlas (‘German Language Atlas’) which is based on almost 50,000 questionnaires. <?page no="206"?> Stephan Elspaß 206 3.1 Variation Once this is established, we can move on and look at individual maps or groups of maps. Firstly, they may be interesting for their display of variation in German. A few examples from pronunciation, lexis and grammar may suffice for illustration. The corresponding coloured maps can be obtained from the alphabetical list (“Register der Varianten”) of the project webpage: www.uni-augsburg.de/ alltagssprache . Pronunciation: - Pronunciation of -g in König: According to the standard orthoepic dictionaries in German, the final letter in König and other words in German where g follows a front vowel is pronounced as a fricative (Könich). ‘Real German’, however, has two standard variants Könich and Könik (cf. König 1989, vol. 2, p. 319), colloquial (standard) German has even three: Könich, Könik and Könisch. 7 Traditionally, these variants have a clear regional distribution: Könich in the north, the coronal variant Könisch in the areas of the West Middle German dialects and in Saxony, and Könik (with a stop at the end) in the south of Germany, in Austria, and in Switzerland. - Pronunciation of das: The map shows the different forms of the written standard pronoun das in a phrase like Das weiß ich auch nicht. (‘This I don't know either.’). This again is informal standard spoken German. The form dat with a t matches the corresponding word in Low German and Rhenish dialects, and it is surely no surprise that it is still used in areas which are geographically close to the countries where this dat is spoken and written standard. Det is known as the variant of the colloquial variety of the Berlin/ Brandenburg area (which is not the old regional dialect form! ), and the areal distribution of des on the AdA map corresponds to the distribution of the variant des/ dös in the traditional dialects. 8 - Pronunciation of nicht: Another very frequent word is nicht - which hardly anybody pronounces like this in colloquial German. The most prominent variants are nich (with final-t deletion) and net or nit (with dropping of the fricative). 7 The examples are presented in a simplified phonetic transcription that is also used in the questionnaires. 8 Cf. map II-1, 57 in the internet edition of the Deutscher Sprachatlas ( www.diwa.info ). <?page no="207"?> Variation and Change in Colloquial (Standard) German 207 - Linking element in Schwein-...-braten: If you order ‘roast pork’ in the German-speaking countries, it does not only come with different side dishes, but also with different linking elements: Schweinebraten with an -eexclusively in the North and in most parts of Southern Germany, Schweinsbraten is the usual word in Bavaria, in Austria and in Switzerland. Lexis: - What do people use as a greeting formula when they go into a shop in the afternoon? Greeting formulae are very frequently used lexical items, and thus it is useful to be aware of the different national and regional variants: In most parts of Northern Germany and the west of Germany, you are okay with guten Tag or just hallo, but in the South and in Austria most people would say Grüß Gott (even if they are atheists). Grüezi is mainly Swiss German, and grüß Euch (grieß Eich …) Austrian German. In the far North of Germany, people may as well say moin or moin, moin (literally ‘morning’) all day long. - If you want to buy oranges, just say Orange (though it has many different variants of pronunciation in German). This will be understood everywhere, although people in most areas in the north would prefer to say Apfelsine. - Likewise, if you need leek, say Lauch, although northerners would rather say Porree. - If you move from the greengrocer's to the butcher's shop in a Germanspeaking country, you may find yourself in a Fleischer's (in the northeast and east of Germany), a Schlachter's (far north and in the northwest), a Fleischhacker's or Fleischhauer's (Austria excluding the west), or a Metzger's (in the west and south of Germany, the west of Austria, in Switzerland, South Tyrol, Liechtenstein, and East Belgium). Grammar: - The AdA maps damit, daran, darauf and davon present a detailed picture about the distribution of pronominal adverb constructions, and a much more differentiated picture than can be found in grammars of German. Most grammarians seem to be aware of the splitting construction only, e.g. da habe ich nichts von (‘I don't get any benefits from this’), and consider these forms either as ‘dialect’ features (“in vielen Dialekten …”, Ei- <?page no="208"?> Stephan Elspaß 208 senberg 1999, p. 195) or as ‘mistakes’, which are typical of ‘spoken language’ (“Ein weiterer Fehler, wieder vor allem in der gesprochenen Sprache …”, Götze in Wahrig-Grammatik 2002, p. 301), or they attribute them to ‘regional language’ in the ‘northwest’ (“nur regional verbreitet, besonders im Nordwesten”, Eroms 2000, p. 136) or in the ‘north’ (Zifonun in IDS-Grammatik 1997, p. 2085; Duden-Grammatik 2005, p. 587). Only the IDS grammar and the Duden grammar paint a realistic picture. The splitting construction is clearly restricted to the north in standard spoken German. People in the south either prefer constructions in which the pronoun is doubled (dadavon habe ich nichts or da habe ich nichts davon), or they use inverted forms (von dem habe ich nichts). Surprisingly, the regional distribution is not very different from that of pronominal adverb constructions in traditional dialects (cf. Fleischer 2002). - One grammatical construction which is very typical for the southwest of Germany and Switzerland is Es hat …, as in In dieser Gegend hat's viele Wälder, where other regions have es gibt (‘There are many woods in this part of the country’). - A third grammatical variant, which has been mentioned earlier, i.e. the am-progressive, will be discussed further below (section 3.2). Quite a few maps display a regional distribution of variants that points to the effect of language contact: - The word Tschik for ‘cigarette butt’, which has developed into a full Austriacism, is a loan from Italian cicca or Friaulian cic. - The word Söller for ‘attic’ which is used in the small region northwest of Düsseldorf is a leftover from the Dutch dialect that is spoken in this area and of course related to Dutch zolder. Like the Rhenish variant Speicher and the Swiss German word Estrich it was probably adopted from the Romance-speaking people with whom people living in the west of Germany and who spoke a (proto-)German dialect were in contact for hundreds of years. - Finally, consider the variants for Wasserhahn ‘water tap’. Most common are Hahn or Hahnen. Pipe, which is used in Austria and Southern Tyrol, is - like English pipe - derived from Latin, in the Austrian case probably via Italian pipa - and not from Germanic, because then it would have become Pfeife, which is the German word for ‘smoking pipe’. Kran in the west, however, is the same word than in Dutch (kraan) (see map 1). <?page no="209"?> Variation and Change in Colloquial (Standard) German 209 Map 1: Variants for Wasserhahn ‘water tap’ <?page no="210"?> Stephan Elspaß 210 3.2 Language change Regional variation in colloquial German is not as diverse as dialectal variation, and the distribution of regional variants is changing more rapidly. Usually, grammatical features are much more stable than changes in lexis or phonology. This has been established for pronominal adverb constructions (cf. 3.1). Another case is the use of the auxiliary verb sein in perfect tense forms of the full verb sitzen ‘sit’ (likewise stehen ‘stand’, liegen ‘lie’): The regional distribution of ich habe gesessen in the north and ich bin gesessen in the south has scarcely changed over the last thirty years (cf. Elspaß 2005a, pp. 28f.). In view of the relative stability in the regional variety of grammar (compared with lexis and phonology), the spread of the progressive form with am + INF + sein is particularly striking. The am-progressive is not yet fully accepted and grammaticalised across all the German-speaking countries. Informants in most of the German-speaking countries, except those from Austria and Southern Tyrol, reported in our 2004 survey that progressives of intransitive verbs, as in sie ist am Schlafen (‘she is sleeping’), are commonly used, or have recently come into use. In an expanded verb phrase with an object, however, like ich bin gerade die Uhr am reparieren (‘I am repairing the clock’), the am-progressive is only used in its ‘traditional’ areas, i.e. the West and Switzerland (cf. van Pottelberge 2004). Thus, the two maps may be interpreted as displaying two stages of a change in progress. In contrast to grammar, the change of lexical variants appears to happen much more rapidly. However, as always with language change, one may wonder why some features are changing while others are not. One example of a relatively stable lexical variation has already been mentioned: the distribution of Bub(e) and Junge for ‘boy’ which has hardly changed over the last 30 years and shows precious little difference from the traditional dialects. But it is debatable to what degree the two maps show actual language use. In general, Junge seems to be the unmarked variant, which is also used more often in written German. So if informants are asked about the use of two regional variants, the question arises whether they give the conventionally used variant, or the more salient variant which they consider to be more typical of their region? Thus, a map with a clear north-south divide like the Junge/ Bub(e) should perhaps be interpreted as displaying the <?page no="211"?> Variation and Change in Colloquial (Standard) German 211 maximum distribution of the variant Bub(e) rather than the distribution of two equivalent variants. This, of course, points at the wider-ranging problem of how to read data obtained from questionnaires. Another striking case is the variation of expressions for the spatial concepts of ‘here’ and ‘there’. If people want to say that they ‘have been living here (at the place where they are at the time of speaking) for more than 10 years’, in the north of Germany the common adverb to be used appears to be hier, in the south, however, it would be da (lit. ‘there’). In comparing the AdA map hier/ da with the corresponding dialect map of the Deutsche Sprachatlas (cf. www.diwa.info , map IV-4, 181), it becomes evident that the crucial isogloss has hardly moved at all over more than 100 years (despite the shift from dialect to colloquial standard German). Examples of lexical variation such as these two, which show hardly any differences in the maximum distribution of two (or more) variants over the years, are very rare, however. Most maps from the new surveys show notable differences from the WDU maps. In Elspaß (2005a), I focussed on the results of a pilot study and expanded on three types of (and possible explanations for) change in regional lexis. The maps from the 2003 to 2005 surveys seem to confirm the following findings: a) People often give up using a particular word in favour of another one which is used in a different region, for example because they think word A has become old-fashioned and word B sounds trendier or more standard. A typical example is the changing picture of the variants for ‘small bread roll made from wheat flour’. On the 1978 WDU map, a wide variety of different regional words can be observed. In 2002, Semmel is hardly used any more in eastern parts of Germany, but has spread out in Bavaria and is still the dominant variant in Austria. The Swiss seem to keep traditional words like Weggli. But the most dominant form in the north and in central Germany has become Brötchen, and this has increasingly been adopted in the southwest, too. Some less widespread variants from the 1978 map have almost entirely disappeared (Rundstück, Laabla, Kipfl). There are several other pairs of maps which show that minor regional variants have more or less been abandoned (cf. Elspaß 2005a, pp. 32f.). <?page no="212"?> Stephan Elspaß 212 b) What is sometimes very striking when looking at various old and new maps is the geographical direction of change. There have certainly been diffusions from ‘northern’ words and expressions to the south in the past (as in tschüss ‘bye’). However, comparing the Eichhoff data with our data, quite a few maps show that variants from the south have increasingly been adopted by northerners, e.g. Samstag ‘Saturday’ instead of Sonnabend, Lauch ‘leek’ instead of Porree, or Orange ‘orange’ instead of Apfelsine. Take Apfelsine/ Orange, for example: Orange has become more popular. It does seem to have higher prestige. Thus, hardly anybody would order Apfelsinensaft in a café (except in a few places in Pomerania and in eastern Belgium - in the latter possibly because Apfelsinensaft resembles the Dutch word sinaasappelsap). Thus, a company that sells ‘orange juice’ would hardly name it Apfelsinensaft; Orangensaft sounds better - plus people in Germany can shorten it into O-Saft. (A-Saft doesn't work. You may get apple juice, Apfelsaft.) The diffusion of southern words spreading to the north is particularly remarkable in the case of modal particles and discourse markers. Thus, halt and eh have spread rapidly to the north over the past 30 years and have either replaced the traditional particles eben and sowieso, or northerners use both variants. 9 There may be purely practical reasons for some of these changes, as with Orange/ Apfelsine, or take Samstag/ Sonnabend (‘Saturday’), for instance: The names of the days of the week are often abbreviated on calendars, timetables etc. If Sonnabend is abbreviated to So, it would not be possible to distinguish it from Sonntag (cf. Duden-Zweifelsfälle 2001, p. 735). But these are rather rare instances. As far as I am aware, the question of the direction of change has not been analysed systematically yet. If additional data in the future should confirm the impression of a more general ‘lexical (not phonological! ) spread from the south’, it may be argued that the economic dominance of the south (including the dominance of TV media companies based in Munich) has had an audible and visible effect on recent changes in German. 9 The diffusion of southern variants has been used by some grammarians to explain one of the most prominent tendencies in German word order, i.e. the increasing use of the conjunction weil + V2. According to Pasch (1997), for instance, weil has in many contexts replaced denn and simply ‘adopted’ the word order with V2 from it. <?page no="213"?> Variation and Change in Colloquial (Standard) German 213 c) Not all regional variants have fallen into disuse, however. A closer look at the Samstag/ Sonnabend (‘Saturday’) maps, for instance, reveals that Sonnabend has not been abandoned everywhere. In Lower Saxony, it has become the dominant variant, particularly among the younger generation (cf. Elspaß 2005a, pp. 11f.). In the far north, Sonnabend appears only as the less frequent variant, and it was mainly given by older informants in our survey. In the east of Germany, however, it is still the leading form, and it is noticeable that the isogloss that one could draw corresponds perfectly to the border between the former two German states. Sonnabend has become an eastern German shibboleth, so to speak. This is not the only instance for divergence along the former German-German border. The map for ‘butcher’ discloses a similar pattern. Schlachter or Schlächter, which used to be the main word in the north, has virtually disappeared from the north of the former GDR. Instead, the word Fleischer has become the usual word in what are today the eastern German Länder. Our maps even display a remarkably frequent use of some terms of familiar address like Vati (‘dad’) and Mutti (‘dad’ and ‘mum’, see ibid., pp. 13f.) or Omi and Opi (‘granddad’ and ‘grandma’) in the east of Germany. Moreover, most ‘traditional’ GDR words like Plaste ‘plastic’ (as opposed to Plastik in all other German-speaking countries and regions) have never made it to the west or south. Again, more data from future research need to be considered. But the results for the variants presented here are certainly not coincidential. They may point to the fact that a national levelling process was taking place in the former GDR, 10 which has left its traces even after 15 years of German unification. Thus, differences between Eichhoff maps from the 1970s and our internet survey maps show three major types of lexical diffusion during the last decades: convergence, noticeable developments in the geographical direction of change, and divergence due to the communicatively disruptive effect of political borders. 10 I will not go into detail on the conceptual and terminological problems (and even absurdities) that the discussion on “ DDR -Deutsch” as a full/ possible/ potential national variety of German has produced in the past, cf. Elspaß (2005b, pp. 301f.) for a discussion on this matter. <?page no="214"?> Stephan Elspaß 214 4. Conclusion Linguistic divergence caused by political borders between nation states is the cause for national variation of German. But diatopic variation in German is certainly not restricted to national varieties. There is still a great amount of regional variation within the German-speaking countries, even at the level of (colloquial) standard German. Recent research and ongoing projects have demonstrated that there is not only a growing interest in regional variation of German, but also a strongly felt need for empirical data in lexicography and grammaticography. Using traditional questionnaires cannot replace fieldwork and first-hand data of actual language use. The results of the Atlas zur deutschen Alltagssprache have shown, however, that using the internet and drawing on the linguistic competence of informants is a means of generating a good overview of current regional variation. Such surveys can therefore complement other methods of data collecting. The speed and cost-effectiveness by which this can be accomplished via the internet is, however, clearly unbeatable. A further advantage of this method is that it is possible to transform the collected data directly onto maps and to present these maps on the internet. It will certainly not be possible to create as many maps as there are variables in a dictionary. But maps contain more precise information about the areal distribution of different variants - and they are surely more fun to look at. 5. References AdA (2003ff.) = Elspaß, Stephan/ Möller, Robert (2003ff.): Atlas zur deutschen Alltagssprache. Internet: www.uni-augsburg.de/ alltagssprache (last checked: April 2007). Ammon, Ulrich/ Bickel, Hans/ Ebner, Jakob et al. (2004): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die deutsche Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin. Barbour, Stephen/ Stevenson, Patrick (1998): Variation im Deutschen. Soziolinguistische Perspektiven. Berlin. [Orig.: Variation in German. A critical approach to German sociolinguistics. Cambridge 1990.] Baßler, Harald/ Spiekermann, Helmut (2001): Dialekt und Standardsprache im DaF- Unterricht. Wie Schüler urteilen - wie Lehrer urteilen. In: Linguistik online 9.2. 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Dabei wird in diesem Aufsatz für einen weiteren Begriff von „Standardsprache“ plädiert: Sie definiert sich nicht allein in Werken zur Sprachnorm; was gutes Deutsch ist, entscheidet sich vielmehr in flexibler Weise auch im Sprachgebrauch selbst und in den Auffassungen der Sprecher. The codex of a language is generally defined as the grammar or the collection of grammars which have normative power to identify which constructions are correct and which are incorrect language use. This article discusses to what extent the prescriptions issued in the German codex are contradictory, either with regard to different members of the codex, with regard to speakers' perceptions, or with regard to speakers' actual usage. This article argues that standard German is not solely located in the codex of the language but that the decision of what is good German is made - flexibly and fluidly - in the codex, in language use, and in the views of speakers. 1. The existence of standard German Zum guten Deutsch gehört sehr viel. Als erstes: Sicherheit in der Wahl und Anwendung der grammatisch ‘richtigen’ Formen und Fügungen. Was man darüber wissen muß, lehrt die Grammatik. […] Eine gründliche Grammatik und ein ausführliches Wörterbuch gehören deshalb zur Mindestausrüstung eines jeden, der seine Sprache verbessern will. (Seibicke 1969, p. 9). 1 My gratitude goes to the DAAD (Bonn) and the AHRC (London) for their financial help with this research, to Sarah Brookes (New Sarum) for her help with my English, as well as to Wini Davies ( UW Aberystwyth), Stephan Elspaß (Augsburg) and Martin Durrell (Manchester) for their intellectual help. The usual disclaimers apply, of course. <?page no="218"?> Nils Langer 218 From this quotation we learn that there is such a thing as ‘good German’, and that, in order to use this variety correctly and with confidence, one needs a thorough grammar and a detailed dictionary. Unsurprisingly the German book market provides an answer to the demands of the modern speaker (and writer) in the form of an ample supply of normative grammars, guides to correct language use (e.g. Schneider 2005), and light-hearted commentaries on bad German (e.g. Sick 2005, Gauger 2007). Point of departure for such literature is the general consensus that German has a standard language and that the linguistic properties of this standard language, e.g. its syntax and morphology, are unambiguously identifiable. Any construction that is not (explicitly) standard is non-standard, and what is standard can be looked up in normative grammars. The fact that in practice there is real disagreement between what is considered to be part of the standard or prestige variety of German is usually stillschweigend ignored. This article explores this tension between, on the one hand, the consensual understanding that one agrees on what is “good German” and what is “bad German” and, on the other hand, the real variation in actual and perceived language use. It will focus on the question of where the standard variety is “located”. In particular, my aim is to investigate the nature and membership of the linguistic codex of German and to question to what extent the codex can be viewed as a coherent and consistent place where standard German can be found. The present author's view is not just that of a sociolinguist but also that of a teacher of German as a foreign language (DaF) at a British university, and teachers - including those of foreign languages like myself - face, at least theoretically, the particular challenge of having to decide which variety of German we teach our students. Usually, we simply use the variety that we ourselves consider to be most appropriate and which is used as the target variety in our textbooks, namely the standard language. This is because we may think that any non-standard variety is not as ‘good’ as the standard language - because non-standard varieties are not considered full linguistic varieties but some sort of corruption of correct German 2 or because we may think that as a foreign language learner, it is better to miss the most appropriate register by aiming too high rather than too low. Thus missing the cor- 2 Whilst this may be an alien concept amongst fellow sociolinguists, it is still upheld amongst DaF-teachers both in schools and universities. <?page no="219"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 219 rect register by using too many subjunctives in informal conversation is better than using too many nonor substandard variants in formal conversation. As a foreigner, it is not always very clear which variants have prestige and which do not. Native speakers, including teachers, very clearly distinguish between different types of variation. Some, such as the choice between Metzger, Schlachter, Fleischhauer, or Fleischer for “butcher” are not vertically marked (i.e. none is better or worse than the other), whilst others, e.g. the pronunciation of ich as isch is clearly less prestigious than / iç/ . As regards the teaching of German then, the target variety - which is often simply and misleadingly just called Deutsch, as if there were only one variety - is the standard language, as used in printed, high-register texts, as well as in certain formal contexts of spoken German, e.g. reading the news. 3 But isn't this definition too simplistic? Isn't it the case that native speakers often accept quite a range of variants as standard German without necessarily being consciously aware of it? If so, how do speakers know what is standard and acceptable in “standard language” situations (formal speeches, talking to particular types of strangers, writing official letters, and, of course, teaching foreigners)? When asked where one can find standard German, many speakers will suggest authoritative reference works, first and foremost the Duden. 4 But does the Duden (in particular, the Duden grammar) allow for any variation and if so, to what extent does the advice given by the Duden correspond with what native speakers think standard German is? The topic of variation in standard German has recently been brought up by scholars such as the Hungarian sociolinguist Elisabeth Knipf-Komlósi or Martin Durrell of the UK who challenge the view that the standard norm allows for no variation: Lutz Götze (2003) represents this view by arguing that the target of teaching German is the teaching of the standard language, usually in its written form. Dialogues in colloquial language should also be taught but only for listening comprehension, certainly not to encourage active use of such varieties (Götze 2003, cited in Durrell 2005, p. 192). Simi- 3 Incidentally, this is not selbstverständlich. As I showed elsewhere, the target variety of Early Modern DaF-grammars, i.e. those from 1573 until, say, 1800, was far from uniform and frequently contained items which were regional or even non-native (Langer 2004). 4 Curiously, many speakers will happily point you to the Duden spelling dictionary, even when asked where one can find information about a particular grammatical problem. <?page no="220"?> Nils Langer 220 larly, Knipf-Komlósi (2005, p. 197) reports that DaF-teachers still equate written German with variationless homogeneity. Both Knipf-Komlósi and Durrell make a passionate plea for recognising that the standard variety with its fixed codified norms is only one of many registers which is appropriate for some linguistic situations but not all (Durrell 2005, p. 190). However, my own contention goes in a different direction. Whilst I fully acknowledge that we must teach or at least allow our students to be exposed to a range of registers and individual constructions from different registers, 5 I am more interested in finding out what the actual codified norms really are and to what extent there is agreement amongst native speakers about this. Birte Kellermeier-Rehbein's (2005) definition mentions the key terms of public and formal use, correct spoken and written language, prestige, and teaching in schools, but she, too, fails - presumably for good reason - to narrow down the authorities or agents of correct language use and simply speaks of a general acceptability or adequacy (“es gilt”): [Es gilt diejenige Varietät als Standardvarietät], die in öffentlichen und formellen Situationen als die angemessene Varietät gilt. Gelten impliziert in diesem Zusammenhang, dass die betreffende Varietät in ihrem Sprachgebiet (Zentrum) die korrekte Sprech- und Schreibweise ist und somit die sprachliche Norm bilde. Sie verfügt über Prestige und wird in der Schule unterrichtet [...]. Damit geht einher, dass Wortschatz, Orthographie, Aussprache und Grammatik einer Standardvarietät in Nachschlagewerken kodifiziert werden. [...] (Kellermeier-Rehbein 2005, p. 1) In what follows, I will discuss the notion of a linguistic codex, ask how we can identify its membership and then examine its treatment of three morphosyntactic constructions to see to what extent the members of the codex agree with the views of the speakers of the language. My particular interest lies with identifying any tensions between a standard language as a theoretical construct and a standard language as a real entity, in speakers' grammars, in prescriptive reference works, and in the perception of speakers. Some readers may find my line of argumentation a little forced but this is because my intention is to use generally accepted uses and definitions of key terms such 5 At my own institution at Bristol, we explicitly teach our students that constructions such as subjunctives in indirect speech or the simple past tense (Präteritum) are largely confined to formal written German. The extent to which we can speak about more subtle differences in register depends, of course, on the student's overall knowledge of German. <?page no="221"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 221 as standard language, codex, etc. and analyse their foundations - with the result, I believe, that they fail to capture the true nature of the things they aim to define. 2. The notion of Codification A standard language is characterised by - ideally - having a complete set of rules for all its linguistic constructions. These rules are known to, and used by, standard speakers - though to what extent all speakers agree exactly on what is standard and what is not will be discussed further below. These rules of standard grammar can be distinguished between those that are written down in actual grammar books and those that are simply known by the speakers, i.e. those that are only part of the grammar in standard speakers' heads. This latter type of rules is what Klaus Gloy (1975) called subsistent norms (subsistente Normen) whilst the former he calls statuted norms (statuierte Normen). Codification pertains to Gloy's statuted norms and is one of the four steps in Einar Haugen's famous model on the standardisation of a language. It is originally a term from the field of law where codification simply means collecting all relevant laws on a particular topic in one book (= codex). It is a term that is usually applied to language standardisation, too: the Metzler Lexikon Sprache (MLS) defines codification as the process (or the result of this process) of writing down the forms of a standard language in dictionaries, grammars and other collections of rules. Ulrich Ammon (2005) simply defines the codex as authoritative reference works used for “correct” or standard language use. According to the MLS, the codex of a language is the complete collection (= “Gesamtheit der Quellen”) of metalinguistic works on this language, and it will be interesting to see to what extent all these sources are in agreement with each other and if not, which source will have more weight in determining what standard German is. The MLS continues that for German, or at least for Germany, the volumes published by the Duden- Verlag form the core of the German codex - thus identifying the Duden as a source of standard German which is more important than others. The difference between a mere linguistic description of a linguistic variety - as it can be found for non-standard varieties, too, - and those descriptions that belong to the codex is that the former is normative (Ammon 2005). <?page no="222"?> Nils Langer 222 Kellermeier-Rehbein (2005), too, states that reference works are prescriptive and speakers can look up the correct language use in such codices: Nachschlagewerke von Standardvarietäten [sind] präskriptiv [...]. Die Sprecherinnen und Sprecher einer Standardvarietät können den ‘richtigen’ Sprachgebrauch also in Zweifelsfällen in diesen Kodizes nachschlagen. (Kellermeier-Rehbein 2005, p. 2) As we will see below, however, the Duden grammar itself appears to distance itself from any normative intervention - both by general declaration (in the foreword) and the actual linguistic rules which are usually phrased as descriptions or indirect formulations, 6 hence exonerating the Duden grammar itself from any accusation of prescriptivism. Codifiers or norm makers can be state or private institutions, e.g. the Academie Française (French), the editors of the private publishing house Duden (German) or individuals such as Samuel Johnson (English) or Ivar Aasen (Norwegian) and because of their fame they are often seen as the guardians of a particular language. This does not protect them from any criticism as can be witnessed whenever a new edition of the Duden or Oxford dictionary is published - without fail it will attract substantial criticism by journalists and letters to the editor in broadsheet newspapers for having admitted too many new - either foreign or corrupt - words compared to the previous edition. Thus linguistic institutions are criticised for doing exactly what people expect them to do, namely saying what is correct and what is incorrect in a particular language. What is of particular interest to us is on the one hand how the codex decides which constructions it considers to be good language and hence includes and and on the other hand how standard speakers use the works in the codex. It is a striking fact that in many offices in Germany, on the desks of officials, teachers and even pupils, one can find normative grammars, monolingual dictionaries and spelling manuals, often those published by the Duden publishing house. Teachers and civil servants use the rules in the codex to defend their decision on salient grammatical points and from my own school years in the 1980s I can report that we, the pupils, were allowed to use a particular word or construction if (and only if) we could prove its existence in the 6 Typically, the Duden uses formulations such as X gilt in der Standardsprache als nicht korrekt, rather than something like X ist falsch or X ist nicht standardsprachlich. <?page no="223"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 223 Duden grammar or spelling dictionary - unless the teacher still didn't like it. It was with great joy that we discovered the word kucken / gucken in the Duden and we argued that we should thus be able to use it in our essays and homework and yet our teacher would not accept this, claiming it was too colloquial. This anecdote is important since it shows that whilst norm transmitters such as teachers who - in Germany at least - are seen as important guardians and promoters of good and educated language use, may claim that they base their linguistic judgement on the codex, they nonetheless may overrule it, especially when the codex has updated its ruling. The MLS emphasises the importance for the codex to be regularly reviewed so as not to become old-fashioned and thus deviate too much from “actual” educated language use. Here we become curious as to how a codex can be updated - presumably it will use its rules on the basis of actual language use but it will have to be selective as to what kind of speaker and language use it will select for its corpus. It will probably wish to exclude certain types of utterances, possibly because they are too colloquial, too archaic, etc. There quickly emerges the problem of circularity: will the codex only use standard speakers as informants for its database? If so, will these speakers still qualify as standard speakers if their language deviates from the standard norms (as laid out in the codex! )? If not, the codex will not need updating since its informants will - by definition - conform to the rules in the codex! If yes, the question emerges, how much deviation will count as “still standard” and which counts as “non-standard”. Note that, for instance, the Collins' database The Bank of English used for its English dictionaries contains spoken language utterances but only from certain dinner conversations - hardly a representative sample of spoken English. 7 Again, the problem is closely linked with the misconception of language as a one-variety, one-register beast when in fact even individual speakers will have access to a wide range of different types of registers. 7 I must emphasise here that my aim is not to criticize dictionary makers and grammarians for using incomplete corpora per se. I am very much aware that one needs to restrict one's corpus at some stage and that point will always be somewhat arbitrary. However, the point of this article is to show that any ‘authoritative’ grammar purporting to be descriptive and representative will ultimately not be able to achieve its aim. <?page no="224"?> Nils Langer 224 3. Membership of the Codex This brings us to the issue of the membership of the codex. The MLS says that the codex consists of all the metalinguistic sources on a particular language, while Ammon (2005) refers to authoritative reference works and explains that they receive their authority either by decree (i.e. presumably some kind of state sanctioning or compulsory purchase in schools) or tradition (gewohnheitsrechtlich). He adds, however, that the status of some members of the codex isn't always clear: [D]er Sprachkodex [enthält] vielerlei Werke, deren Status nicht immer klar ist. (Ammon 2005, S. 35) The question of the membership of the codex is important since in its broadest definition it would include any normative writing on language and this seems to be inappropriate because it would fail to recognise that certain works such as the Duden are much more likely to be known and respected than others. Here the problem arises where to draw the line between “core members” of the codex and minor members, provided we wish to make a distinction between the Duden and others. Incidentally, it isn't straightforward that a standardised language has a generally recognised ‘core member’ of the codex: even for English, there is no standard reference grammar which commands similar prestige to the Duden for German. There are grammars of standard English (e.g. Quirk/ Greenbaum/ Leech/ Svartvik 1985) but they are hardly known amongst the population and even more famous works, e.g. Fowler's “King's English” or Partridge's “Usage and Abusage of the English Language” - which can be found in the book section of any charity shop - are not referred to when one asks what or who the authorities of good English are (cf. Bex/ Watts (eds.) 1999). One of the problems to decide on the membership of the German codex is that it contains lots of different types of publications, e.g. books homing in on a selection of linguistic features vs. those covering the whole language, and books aiming to be written in a more light-hearted, journalistic way vs. those attempting to provide a comprehensible but very clearly scholarly and sober account of the language: journalistic pieces include the bestselling collections of internet columns Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod by Bastian Sick (2004, second volume 2005) or the 50 rules on good German Deutsch fürs Leben by the former head of the Hamburg School for Journalists Wolf <?page no="225"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 225 Schneider (1994). 8 We should also note certain types of unpublished works, such as the Styleguide Sprache which is distributed amongst editors of the news magazine www.heute.de : whilst its circulation is clearly very limited, it is nonetheless influential since the editors of www.heute.de are obliged to follow its instructions. A second type are language guides with a fairly openly prescriptive or advisory brief, such as the Duden Sprachtipps (2004), the Duden Richtiges und gutes Deutsch (1997) or the Duden Newsletter which is sent out monthly to an electronic mailing-list, and which, like the journalistic pieces mentioned before, simply focus on salient “problems” of language use rather than provide complete accounts of the language. Finally, there are the standard reference works which have a more scholarly feel to it, e.g. the Duden Grammatik (2005) or the Wahrig Wörterbuch der deutschen Sprache (1997). It is far from trivial to distinguish between these three types of publications, neither with regard to their actual content nor with regard to the societal standing. Whilst the Duden Grammatik may command more prestige than Sick (2004, 2005), it is the latter which has received more attention and was probably more widely read and hence, at least potentially, much more influential on speakers' views on and use of good and bad German. 9 On the other hand, many of Sick's observations are of a general stylistic nature and where he does refer to actual grammatical problems, he often appears to have copied the Duden grammar. Which of these sources will I recommend to my non-native students when asked where they can find correct, good, or standard German? Will I suggest to them to use works of the Sick-type because they are actually read quite widely and hence potentially quite influential or will I direct them to established reference grammars such as the Duden Grammatik which, after all, are much less selective in the range of constructions they contain and aim for providing a complete account of the language's grammar? What do Germans do? Contrary to popular belief that Germans would naturally turn to the Duden - after all, the core member of the codex (see above) - Wini Davies 8 Books with a similar readership, style of writing, and commercial success can also be found in other countries, e.g. in the UK by the journalist John Humphrys (Humphrys 2004). 9 In March 2005, Bastian Sick gave a reading in front of 15,000 people, termed “the largest German lesson in the world” by the media where he spoke on punctuation, correct plural formation, and good style. <?page no="226"?> Nils Langer 226 found when interviewing secondary school teachers that many German teachers (to native speakers, not as DaF-teachers) claim not to use the Duden as a reference grammar: only 11% mentioned the Duden grammar as a personal source of reference, though 64% mentioned other publications by the Duden publishing house (Davies 2000, p. 139)! On the other hand, we do know that every year, the telephone service of the Duden language advice service (Sprachberatung) receives thousands of phone calls from language professionals, i.e. teachers, journalists, secretaries, and translators, who ring up in order to get answers for their personal linguistic uncertainties (Pellengahr 2002). This suggests that on the one hand, the callers trust the institution Duden to provide them with authoritative advice over the phone, but it also suggests that they were not able to obtain this advice from the printed works by the Duden publishing house. 10 It suggests that callers - who tend to be professional language users - could not find an answer from looking at the actual grammar or were not even prepared to look at the grammar in the first place. Thus it is unclear to what extent the more scholarly-looking grammars such as the Duden Grammatik are actually ever consulted in cases where language users seek advice. There lingers the suspicion that whilst the sales figures for the Duden grammar may be high, only a few copies will be well-thumbed. Before turning to the discussion of particular constructions, let us quickly glance at the quality of advice given by some of the journalistic language guides. For this purpose, we shall look at the recent bestseller Sick (2004): Bastian Sick, Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod (2004) The title of Sick (2004) - which contains a non-standard morphosyntactic construction - already provides a rounded picture of what the book contains: a light-hearted commentary on those linguistic constructions that - principally other - speakers get wrong in their own native language. 11 However, 10 I understand that it might simply be convenience that makes individuals turn to the telephone rather than a printed grammar. Nonetheless, this is relevant in our discussion on the actual status of certain linguistic institutions such as the Duden Grammar. 11 For lack of empirical evidence, it can only be suspected but not shown that those people who bought the book do not actually have problems with their command of standard German, suggesting that the purpose or at least the effect of these kinds of books is not to “improve” the language of those who don't know standard German but rather to laugh at them. <?page no="227"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 227 those who expect to be provided with clear guidance will be disappointed - in fact the non-standard construction alluded to in the title isn't mentioned at all in the book which transpires to be mostly concerned with stylistic issues such as the use of particular metaphors the author doesn't like, as well as, of course, the ever popular general attack on the use of Anglicisms and related issues to do with foreign words (spelling of Ladys or Ladies, gender of Nutella, use of apostrophe). As regards the few grammatical topics which are mentioned, we learn about case selection of particular prepositions (see below), comparative particles (als / wie) and the morphology of irregular verbs. The grammatical advice is either copied from a standard reference grammar (cf. wegen below) or just plain incomprehensible or nonsensical, e.g. the explanation of the difference between perfect and imperfect tense, the latter of which Sick explains as referring to actions which are incomplete (“unvollendete Vergangenheit”, Sick 2004, p. 182). Duden Sprachtipps (2004) The publishing house celebrated the recent 125th anniversary of the Duden with the slogan: “125 Jahre Duden - immer genau richtig! ” and thus we can expect to find clear guidance on linguistic issues in its publications. Like the Duden Richtiges und gutes Deutsch, the Sprachtipps aim at providing a comprehensible reference work to help clarify cases of linguistic doubt with regard to orthography, grammar and style. It covers many more constructions than Sick (2004) and it is written in a sober and differentiating style. Words such as falsch (“wrong”) are avoided and advice is generally given as gilt als nicht korrekt (“is not considered to be correct”) or ist nicht standardsprachlich (“does not correspond with standard language usage”). The different volumes in the Duden series are written by different teams of authors: nonetheless, the reader will be surprised to learn that advice given by different volumes - which, after all, sell so well because they are all connected with the name Duden - does not always correspond: whilst the Sprachtipps do not accept wegen with dative case selection (Duden Sprachtipps 2004, p. 340), the Duden Rechtschreibung does in certain circumstances (2000, p. 1062). Duden Grammatik (2005) The preface of the Duden Grammatik states that it describes the modern written and spoken standard language, based on the latest research. The <?page no="228"?> Nils Langer 228 grammar will be of practical help where clarification is needed in cases of linguistic uncertainty (“[z]ur Klärung sprachlicher Zweifelsfälle”) and ones where speakers may hesitate because of the differences between spoken and written German. In contrast to previous editions, the 2005 edition contains a dedicated chapter on spoken German. When it comes to actual advice as to what is correct and what is not, the grammar is not always as clear as you would expect from the reference grammar of standard German. Consider the paragraph on the use of wo as a relative pronoun / particle: 12 Regional kommen weitere Arten von subjunktionalen Relativsätzen vor. Von dort finden sie Eingang in Texte, die nah an der gesprochenen Sprache stehen, z.B. Internetforen. Die Arbeit, wo mir gefällt, darf ich nicht machen. Auf keiner anderen Seite, wo ich kenne, gibt es so viele Informationen über das Frauenskispringen. [Internetbelege]. (Duden Grammatik 2005, p. 1050) Here we learn that this use occurs regionally - though it is not clear whether it can still be considered standard - it is simply stated that such constructions find their way into texts which are close to the spoken language, but presumably the authors of this chapter have the standard spoken language in mind (given that at the beginning of the book, they state that the grammar is about standard German only). Reading on, we learn that regarding a “nicht standardsprachliche[...] Kombination von pronominalen und subjunktionalen Relativsatz” we should look at paragraph 1347. Given that this combination of pronominal and complementizing relative clause is called “non-standard”, does this mean - by implication - that the aforementioned “regional” use of wo is standard? The preface stated that the grammar would resolve Normunsicherheiten, but surely the reader is allowed to expect clearer guidance, as is provided for different constructions elsewhere in the grammar, cf. the much clearer advice in the following quotation: In der Standardsprache ist entweder nur das Vorfeld oder nur die linke Satzklammer besetzt. Vor allem im Süden des deutschen Sprachraums finden sich auch Non-Standard-Muster, bei denen beide Positionen besetzt sind (Internetbelege): 12 For a treatment of the use of wo as a temporal relative pronoun in prescriptive grammars since 1800, see our chapter in Davies/ Langer (2006). <?page no="229"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 229 Kommt darauf an, [mit wem] dass [sie] zu tun haben. […] Du bist der beste Sänger, [den] wo [ich] kenn. (Duden Grammatik 2005, p. 878) 4. Three constructions In the next part, I will briefly show to what extent there is agreement amongst members of the codex, using evidence from three morphosyntactic constructions, namely the periphrastic possessive, wegen + Dative, and the auxiliary selection of stehen. 4.1 Periphrastic Possessive (Dativ-Possessivkonstruktion) This construction is very frequent in spoken German but quite strongly stigmatised - at least in the North - as bad German, much worse than, e.g. the use of wegen + Dative, and hence it is restricted to spoken German or informal writing: 1. Wilhelm hält sich noch immer mit G.N. -- . auf, und hofft 2. auf Vatter seinen Tod, dann will er alles verkaufen 3. und zu Euch herüber kommen, das hat sein Liebchen 4. selber erzählt, Letter, July 8th, 1860, signed by Friedrich Rabe, Wisconsin Historical Society, MAD 4/ 14/ Sc 2849 Stephan Elspaß (2005b) found the construction in his corpus of nineteenthcentury emigrant letters (from which the above example is taken) and I found yet earlier examples in grammars from the seventeenth and eighteenth centuries (Langer 2004). This shows it is hardly a new construction and where it surfaces in modern speech or writing, we therefore say that it is the continuation of an old construction, rather than the emergence of a (corrupt) new construction. Despite its geographical spread and the fact that it has been in existence for centuries, this adnominal dative construction is not, however, considered part of the written standard (Duden Grammatik 2005, p. 835). Whilst the construction can be attested in language use from the Old High German period (Merseburger spells), its stigmatisation can be dated back to the eighteenth century (Davies/ Langer 2006, pp. 157ff.). Not all the grammarians listed above give reasons for why the periphrastic forms are bad or incorrect, other than that they are used by speakers who by definition are speakers of non-standard (the Volk or those who speak in a volkstümlich <?page no="230"?> Nils Langer 230 fashion). Where a reason is given, it is always the argument that the periphrastic forms carry redundant or superfluous information. The clear symbolic value of the periphrastic possessive construction for many German speakers today is illustrated by the fact that Bastian Sick uses the construction in the title of his book Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. The Duden Grammatik (1998, p. 672) had made it clear that the construction was non-standard by labelling it colloquial (“umgangssprachlich”). Duden Grammatik (1998) says that the replacement of the possessive genitive by a construction with dative and possessive pronoun counts as colloquial German, although it has been common in speech over the whole of the Germanspeaking area for a long time: Der Ersatz des Genitivus Possessivus durch eine Fügung aus Dativ und Possessivpronomen gilt als umgangssprachlich, obwohl dies in gesprochener Sprache seit langem im gesamtdeutschen Sprachraum üblich ist. (Duden Grammatik 1998, p. 672) In its chapter on spoken standard German, the Duden Grammatik (2005) states that the possessive dative is used only in the spoken language. It simply states that: Die Dativ-Possessiv-Konstruktion wird ausschließlich mündlich verwendet: dem otto seine operation hat nichts geholfen. diesen leuten da ihr häuslein (Duden Grammatik 2005, p. 1224) and following up the cross-reference to the written syntax chapter, we learn that Possessive Konstruktionen aus Dativperiphrase und Possessivum […] sind seit langem im gesamten deutschen Sprachraum nachweisbar […] eigenartigerweise [my italics, NL ] bisher aber nicht in die geschriebene Standardsprache aufgenommen worden. (ibid., p. 835). This statement is puzzling. On the one hand, the Duden takes a very nonprescriptive view on language development, simply stating that the construction has been around for a long time, only to express its surprise at the continuing stigmatisation of the construction. Surely, the reason why the construction has not entered the standard language is because of the long tradition of prescriptive comment made by influential grammars such as the Duden which we can still find in the previous edition of the Duden Grammatik (1998)! It is in places like this where the Duden's desperate attempts to <?page no="231"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 231 please both types of readers ultimately fail: either it maintains to be a normative grammar which is then, however, required to give clear advice, or it is a descriptive grammar which refuses to give advice! By not acknowledging sociolinguistic factors such as normative stigmatisation, the Duden appears naïve in its description of the periphrastic possessive. 13 4.2 wegen with dative The use of wegen with the dative rather than the genitive goes back a long time. In fact the earliest mentioning (1641) of the case selection of wegen in a grammar of German prescribes the use of the dative (Davies/ Langer 2006, p. 201), thus showing that the wegen + dative use is by no means a recent development or corruption. In a recent edition of the Duden Newsletter (3/ 2005), we learn that the preposition wegen governs the genitive case. Hence it should be wegen des Kälteeinbruchs, not wegen dem Kälteeinbruch although the latter can be heard in colloquial speech. This is confirmed by findings by Durrell/ Langer (2005) in a survey of grammaticality judgements of DaF teachers in the UK: some 35 out of 77 informants objected to or quibbled with the use of the genitive in spoken German - hence suggesting that in oral German, wegen should select the dative. Further uncertainty over the “correct” use amongst norm authorities such as secondary-school teachers is shown in Wagner (2005, p. 113), who reports that 11% of her informants did not correct the use of wegen with the dative. Davies (2005, p. 331) found an even greater degree of acceptability: 43.1% of her informants - school teachers in grammar schools in the south west of Germany - found no fault in the use of wegen with the dative case. Thus we see that, amongst norm transmitters, there is no consensus as to which form is standard German. Confusingly or liberally, the Duden Newsletter, having stated that only the genitive is permitted, goes on to say that, in many cases, wegen does take dative (without saying whether this is to be condoned or condemned). Just like the prescriptive grammarians of previous centuries, the Duden Newslet- 13 Note, in contrast, that although the auxiliary tun has also been part of the language for many centuries, the Duden Grammatik (2005) does not appear surprised that it has not made it into the standard language. It is not clear what factors trigger surprise in the Duden. <?page no="232"?> Nils Langer 232 ter provides us as language users with an authoritative view that there is only one correct way to use language. Interestingly, however, the strictness of the prescription is toned down with caveats and exceptions, leaving both the liberal and the more obedient language user somewhat in limbo. With dative With genitive Exceptions Wegen incorrect (colloquial) correct dat. is often used because it sounds less pretentious it is easier to form Table 1: Recommendation by Duden Newsletter (3/ 2005) Sick (2004): The wegen-case is featured in the first chapter of the book. The author argues (ironically) that, given the use of the dative with wegen, the genitive is no longer taken seriously in Bavaria but he says he can accept this, since any group of people should be free to choose their own grammar. However, he pontificates, one must worry when the standard language (Hochsprache) is adversely affected (verflacht) by this. Whilst this appears to be saying that wegen must take the genitive, he then lists those exceptions to the rule which we saw above, e.g. as given in the Duden reference works. Interestingly, having thus stated his strong interest in preserving the genitive and having permitted numerous exceptions, he then goes on to mock the hypercorrect use of the genitive with prepositions such as trotz, where he uses the metaphor of a successful hostile takeover by the genitive (Sick 2004, pp. 15-18). Sick's advice is typical of the comments we find in prescriptive grammars. Like many other non-academic grammars aimed at the interested layperson, he states well-known cases (such as loss of genitive in general and with wegen in particular) and then simply restates the prescriptivists' view with all its inconsistencies and plentiful exceptions, which are only really comprehensible to those who already knew about them. The result is, as with other constructions, a rather muddled picture: a main rule with so many complicated exceptions that one begins to wonder whether the principal rule can still be upheld. Duden Richtiges und gutes Deutsch (RGD) (2001): In contrast, the language guide Duden RGD (1997, p. 809; also 2001, p. 928) simply states that dative use is regional and colloquial and is not acceptable in standard German: <?page no="233"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 233 Umgangssprachlich und landschaftlich wird wegen oft mit dem Dativ verbunden [...]. Dieser Gebrauch gilt standardsprachlich als nicht korrekt. (Duden RGD 2001, p. 928) Duden Grammatik (1984, 1998, 2005): The fourth edition of the Duden Grammatik (1984, p. 366, also 1998, p. 392) notes that several prepositions can take more than one case and labels wegen des Geldes as standard German and wegen dem Geld as colloquial. As we have already seen above, there are several exceptions where dative can be used in standard German and those in the Duden Grammatik (1984) can be paraphrased as follows: Use genitive with wegen except (i) with nouns where the genitive plural is identical with nominative plural and accusative plural, dative is used, unless there is another disambiguating factor, e.g. a determiner or adjective. In other words, use dative with wegen when using genitive would look identical to using nominative or accusative. (ii) wegen Ludwigs Tod, not: wegen Ludwigs Todes. i.e. where there is another (modifying) noun with visible genitive case marking between wegen and the head noun. (cf. Duden Grammatik 1984, p. 369) These rules can be found in other Duden publications, e.g. the Duden Sprachtipps (2004, p. 340). In the most recent edition of the Duden Grammatik (2005), the preposition wegen is only entered under the heading Präpositionen mit dem Genitiv, not the section for prepositions with the dative. In the actual entry we read that (presumably in standard German) some prepositions also select the dative (in addition to the genitive), especially in spoken German (again, it is not clear whether this is to inor exclude spoken standard German): Manche dieser Präpositionen regieren, gerade in der gesprochenen Sprache, auch den Dativ: statt, während, wegen. (Duden Grammatik 2005, p. 619) There is no guidance as to when the dative may be permissible and in the actual chapter on spoken language, we find no mentioning of wegen. 4.3 bin gesessen The example of the auxiliary selection of verbs such as sitzen, liegen or stehen is an interesting case between actual language use, grammarians' pre- <?page no="234"?> Nils Langer 234 scriptions and speakers' perceptions. For Elspaß, the choice between haben and sein is one of the instances of variation within standard German grammar: Im Deutschen finden sich standardsprachliche Varianten sowohl in der Aussprache […] als auch im Wortschatz […] und sogar [! ] in der Grammatik (ich habe / bin gestanden). (Elspaß 2005a, p. 297) There is a tangible difference between the phrasing of the respective grammatical rule between Sick (2004) and Duden Grammatik (2005). Whilst Sick clearly states that the correct selection would be haben, yet allowing, in a footnote, for a Southern variant with sein because it is customary there, the Duden Grammatik states more neutrally that in the South, in Austria and Switzerland, one tends to form the perfect tense with sein: sein + sitzen: [D]aher müsste es richtig heißen: Der Hund hat hinten gesessen. [Footnote: ] In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ist es allerdings üblich, „stehen“, „sitzen“, und „liegen“ mit „sein“ zu konjugieren. (Sick 2004, p. 181) [...] Verben der Ruhe wie sitzen, liegen, stehen bilden in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz abweichend von der Hauptregel tendenziell das Perfekt mit sein. [...] (Duden Grammatik 2005, p. 472) Durrell/ Langer (2005) found that speakers, here represented by DaF-teachers at British and Irish universities, were less tolerant of the use of sein with stehen. Their example sentence containing the construction was rejected as incorrect German by 39 of their 77 informants. Some of their informants stated that they recognised the form as an existing regional or dialect variant but rejected it for standard German, thus painting a picture of disagreement, rather than uncertainty, of what speakers and norm transmitters (Durrell/ Langer's informants are all teachers of German at Higher Education institutions) think standard German is. 5. Conclusion Nobody in Germany and probably also in other German-speaking countries would doubt or deny that there is a fully standardised and prestigious variety of German which is typically used in written and formal German. The vari- <?page no="235"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 235 ety is standardised in all key linguistic areas, i.e. grammar, lexis, and spelling, 14 and speakers consider this degree of standardisation to be vital for the existence of a prestige variety. There are certain kollektive Vorstellungen (Gloy 1975) that there are constructions which are good German and which are bad German. However, Stephan Elspaß rightly points out that in actual fact, standardisation does not mean uniformity: Als wichtiges Kennzeichen einer voll ausgebildeten Standardsprache wird häufig die Kodifizierung von Wortschatz, Grammatik und Rechtschreibung dieser Sprache gesehen. Entgegen der verbreiteten Vorstellung eines „reinen“ Hochdeutsch, das in sprachlichen Codices festgeschrieben und dort einfach nachzuschlagen ist, bedeutet Standardisierung nicht Uniformität. (Elspaß 2005a, p. 297) I agree with this finding but I would contend that for most speakers, uniformity and “variationlessness” is certainly perceived to be part of standard German, as attested, e.g. with the general discomfort speakers felt about the introduction of optional rules (kann-Bestimmung) in the recent spelling reform. Speakers did not like the idea that from now on (1998), you could, if you wished, spell dolphin as either Delfin or Delphin and declared that the spelling reform introduced chaos and anarchy, even though, of course, the choice of <f> vs. <ph> already existed in German for words such as Foto / Photo which was listed in the Spelling Duden since at least its 1961 edition. 15 Thus we need to distinguish between what the standard language allows and disallows in its codices and what its speakers allow and disallow. The picture that emerges is one of a general perception of uniformity but only actual linguistic uniformity with regards to particular regions or even speakers. In her PhD thesis, Wagner investigated the uniformity of linguistic norms in teachers and pupils in West Central German and found: 14 And, presumably, also with regard to pronunciation, but to a lesser extent. 15 Similarly, standard speakers don't appear to have a problem with certain aspects of regional variation in the standard language: even the linguistically confident Northern Germans who would happily say that the Southern form Erdapfel for Kartoffel (“potato”) is ‘wrong’ in good German, will equally happily accept the Southern form Fleischer / Metzger for “butcher” (the Northern form being Schlachter). I am at a loss to explain this sociolinguistic discrepancy between the status of potatoes and butchers. <?page no="236"?> Nils Langer 236 [T]he norm transmitted by the teachers in the Moselle Franconian dialect area of Trier differs from the codified norm and is not a homogenous one. There is little agreement between the teachers where the codified norm can be found and the curriculum for the Rhineland-Palatinate (1998) does not give them any support in identifying the codified norm. (Wagner 2005, p. 199) Interviewing secondary school teachers, Wini Davies (2005) found large discrepancies in the acceptability/ standardness rating of certain morphosyntactic constructions: whilst very few accepted weil with Verb-Second word order, almost half of her informants saw no problem with the use of the dative after wegen. Construction is not standard (in %) weil + V2 93.8 auxiliary tun 90.6 in 1996 89.23 größer wie 80.0 temporal wo 78.1 trotz dem Auto 61.5 nach großem intensivem Nachdenken 59.6 wegen dem Auto 56.9 Table 2: Acceptability/ standardness rating (Davies 2005, p. 331) To return to the question of where ‘good’ German can be found, one can say that there is a general perception that German German is better than non- German (e.g. Swiss or Austrian) German and that northern German is better than southern German. These views are generally shared even amongst Southerners, including Austrians and German Swiss who tend to be more linguistically insecure than people in northern Germany (cf. Scharloth 2006 on the Defizienzempfindungen of Swiss Germans). There is also general agreement that the answer to what is right and what is wrong in standard German is written down somewhere, i.e. it can be checked beyond doubt in some reference work (= codex). Research into the views of teachers (= norm transmitters) shows that they generally have a view whether something is correct or incorrect - and hence they are not linguistically insecure - but that there is no agreement between teachers as to what is correct and what is not (Davies 2005, Wagner 2005, Durrell/ Langer 2005). Thus we have to conclude that there is one standard German in the perception of German - i.e. everything that is correct is standard, everything that is not correct is nonstandard, but that there are many different standards in the speakers' grammars - since speakers disagree on the status of different constructions. The <?page no="237"?> Finding Standard German - Thoughts on Linguistic Codification 237 use of stehen with the auxiliary sein will be marked as standard in the South and non-standard in the North, yet speakers from both areas will claim to be standard speakers (provided they fulfil certain self-defined sociological criteria). Thus we have at least two loci for standard German: in the actual language use of speakers (= speakers' grammars) and the speakers' perceptions of standard language. However, there is also a third locus: the codex. Following the definitions mentioned above, the codex contains all metalinguistic sources on a particular language, though maybe structured in the sense that there is an inner core of “more important” reference works, such as the Duden. As we saw above, however, there are areas where there is no agreement between the members of the codex as to which constructions are standard German and which are not. Hence the advice a language user receives about a particular feature, e.g. can s/ he use dative with wegen, will depend on which member of the codex is being consulted. Importantly for us, the codex is only one of three loci of standard German, and certainly not the most authoritative one: speakers frequently challenge prescriptions gleaned from members of the codex when these prescription are “felt” to be incorrect, e.g., when a reference dictionary includes new words from youth language, regiolects or foreign words - the reaction of standard speakers is usually not one of quiet acceptance. Following Gloy (1975), Scharloth (2006) describes the relationship between codex and standard linguistic variants by making reference to general collective perceptions of correctness and the model character of certain constructions which promote these features to be part of the standard language. At a second stage these constructions are picked up by the codex which confirms their status as belonging to the standard language by including them in authoritative reference works: Es sind also zuallererst kollektive Vorstellungen von Richtigkeit und Vorbildlichkeit, die Varianten zu standardsprachlichen Varianten machen. Ein Kodex schreibt diese Varianten dann fest, verleiht ihnen Dauer und wirkt durch diese Festschreibung auf die kollektiven Vorstellungen von Richtigkeit und Vorbildlichkeit. (Scharloth 2006, S. 262). <?page no="238"?> Nils Langer 238 To sum up, I argue that the standard language exists in at least three, codependent loci: the actual language use in the form of speakers' grammars, 16 the speakers' perception of what is standard German, and the grammatical rules as prescribed in authoritative reference works. In this article I hope to have shown that the codex is a problematic - albeit useful - notion in the interpretation of standard German. In particular, whilst standard speakers do not deny the existence, usefulness and authority of the members of the codex, they themselves have their own very clear impressions and judgements on what good German actually contains - even though this may be different from the prescriptions of reference grammars. 6. References Ammon, Ulrich (2005): Standard und Variation: Norm, Autorität, Legitimation. In: Eichinger, Ludwig M./ Kallmeyer, Werner (eds.): Standardvariation. Wie viel Variation verträgt die deutsche Sprache? Jahrbuch 2004 des Instituts für Deutsche Sprache. Berlin/ New York, pp. 28-40 Bex, Tony/ Watts, Richard J. (eds.) (1999): Standard English: The widening debate. London/ New York. Davies, Winifred V. (2000): Linguistic norms at school. A survey of secondary school teachers in a Central German dialect area. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 67, pp. 129-147. Davies, Winifred V. 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Die Sprache der Auricher Juden zeigt Spuren von Sprachkontakt mit der in der Region dominanten gesprochenen Sprache Niederdeutsch sowie dem an Einfluss gewinnenden Standarddeutschen. Die Varietät, so zeigt sich, hatte spezifische kommunikative Funktionen in einer mehrsprachigen Gemeinschaft in einer Zeit des sozialen und linguistischen Umbruchs. Sources discovered recently indicate that Jewish communities of the East- Frisian peninsular in Northwest Germany used a vernacular derived from Western Yiddish for in-group communication well into the 20th century. This article introduces the sources, presents first results of the analysis and provides an overview of the sociolinguistic background of a rural Jewish community in the Low-German speaking language area. The vernacular spoken by Jews in the East-frisian town of Aurich showed traces of language contact with the dominant spoken variety Low German and the emerging standard language German. It appears that the variety had distinct functions in the communicative set-up of a multi-lingual speech community in a period of social and linguistic change. 1. Einleitung Der folgende Artikel präsentiert erste Ergebnisse der Untersuchung von Quellen von Resten des Westjiddischen in Ostfriesland. Ostfriesland ist eine Halbinsel im äußersten Nordwesten des deutschen Sprachgebietes, die im Westen an die Niederlande angrenzt und die auf bewegte Jahrhunderte von Mehrsprachigkeit, Sprachveränderung und Sprachkontakt zurückblicken kann. Das in Ostfriesland gesprochene Niederdeutsch ist geprägt von Sprachkontakt mit dem Friesischen und später mit dem Niederländischen, und es unterscheidet sich damit von anderen niederdeutschen Varietäten (Reershemius 2004, S. 18-30). Niederländisch spielte seit der Reformation vor allem im calvinistischen Westen der Region eine wichtige Rolle als Schriftsprache und wurde in dieser Funktion erst gegen Ende des 19. Jahr- <?page no="242"?> Gertrud Reershemius 242 hunderts endgültig vom Standarddeutschen abgelöst (Foerste 1938). Die bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts intakte Diglossie mit Niederdeutsch als gesprochener und Standarddeutsch als Schriftsprache löst sich seit einigen Jahrzehnten zunehmend auf, da die jüngeren Generationen nicht mehr mit Niederdeutsch aufwachsen; Standarddeutsch wird zur dominanten Sprache in allen Bereichen (Reershemius 2004, S. 118-128). Dieses Bild einer von Sprachenvielfalt und Sprachkontakt geprägten Region, so zeigt es sich, muss um eine weitere Varietät erweitert werden: Die ostfriesischen Juden verwendeten bis zur Zerstörung ihrer Gemeinden durch Nationalsozialismus und Holocaust eine Sprachform, die auf Westjiddisch zurückzuführen ist. Die Existenz einer in Ostfriesland gesprochenen jüdischen Varietät scheint von der Sprachwissenschaft bis vor kurzem nicht zur Kenntnis genommen worden zu sein. 1 Im Sommer 2004 entdeckte ich Quellen, die eine in der ostfriesischen Kleinstadt Aurich bis in das 20. Jahrhundert hinein verwendete jüdische Varietät belegen. Im Folgenden wird der soziolinguistische Kontext dieser Varietät skizziert, bevor auf eine Auswahl der Quellen näher eingegangen wird. 2 Zuvor einige Bemerkungen über Jiddisch bzw. Westjiddisch. Jiddisch ist eine westgermanische Sprache, die mit den Buchstaben des hebräischen Alphabets geschrieben wird. Typologisch dem Deutschen eng verwandt geht seine Entstehung auf Sprachkontakt im Mittelalter zurück, wobei die Frage nach Substratsprache(n) und dem Gebiet der frühesten Sprachentwicklung gerade in den letzten Jahrzehnten in der Jiddistik vehement und kontrovers diskutiert wird (vgl. Eggers 1998, Katz 1985, Katz 1991, Krogh 2001 und Wexler 1991). Die etablierteste These geht auf Max Weinreich (1980) zurück und besagt, dass Juden etwa zu Beginn des 9. Jahrhunderts aus Norditalien und Nordfrankreich ins Rheinland um Speyer und Worms einwanderten. Dort übernahmen sie nach Weinreich die althochdeutschen Varietäten ihrer Umgebung als gesprochene Sprache, die mit hebrä- 1 Dies gilt natürlich nicht für die Sprecher der jüdischen Varietät und für ihre Nachkommen. Im Language and culture atlas of Ashkenazic Jewry ( LCAAJ , vgl. Baviskar u.a. (Hg.) 1992, Herzog u.a. (Hg.) 2000) werden zwei Informanten befragt, die ursprünglich aus Ostfriesland stammten; den mit dem LCAAJ befassten Wissenschaftlern ist die Existenz von Jiddisch in der Region demzufolge bewusst (vgl. Baviskar u.a. 1992). Auch Weinberg (1969, S. 12) erwähnt in einem Nebensatz die in Ostfriesland verwendete jüdische Varietät. 2 Eine Monografie, die diese Quellenfunde dokumentiert und analysiert, wird voraussichtlich 2007 unter dem Titel „Die Sprache der Auricher Juden. Ein Beitrag zur Rekonstruktion westjiddischer Sprachreste in Ostfriesland“ erscheinen. <?page no="243"?> Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet 243 isch-aramäischen Begriffen und Wendungen aus der Schriftsprache angereichert wurden. Seit Beginn der Kreuzzüge und der damit einhergehenden Judenverfolgungen, die in den so genannten Pestpogromen des 14. Jahrhunderts kulminierten, begann ein Prozess des Rückzugs und der Ghettoisierung, durch den Sprecher verschiedener mittelhochdeutscher Varietäten in Kontakt kamen. Rückbesinnung auf die eigene Religion und Kultur in Krisenzeiten könnte ebenfalls dazu geführt haben, dass sich die hebräischaramäische Komponente in der gesprochenen Sprache der Juden verstärkte. Durch Migration nach Osteuropa weitete sich das jiddische Sprachgebiet schließlich aus. Im slawischen Sprachraum entwickelte sich dann das Ostjiddische unabhängig von deutschen Varietäten oder der entstehenden deutschen Standardsprache, während sich im Westen das jüdische Idiom seit der Aufklärung, so die weit verbreitete Lehrmeinung, auflöste bzw. zugunsten der dominanten Landessprachen aufgegeben wurde. Weinreichs Szenario wurde wiederholt in Frage gestellt, bleibt aber bis in die Gegenwart der Ausgangspunkt für philologische Hypothesen und Debatten über den Ursprung der jiddischen Sprache. Die sprachliche Situation der aschkenasischen Juden 3 zeichnete sich durch Diglossie aus: Das Hebräisch-Aramäische existierte als Hoch- und Schriftsprache neben der gesprochenen Alltagssprache. Das sich entwickelnde jiddische Schrifttum ist also im Gegensatz zum hebräischaramäischen zu sehen, das für die Domänen der Gelehrsamkeit stand und als Medium für Religion, gelehrte Korrespondenz, Recht usw. diente. Jiddisch dagegen war als Schriftsprache anfangs beschränkt auf Alltags- und private Kommunikation, etwa in Briefen. Es war zunächst die Schriftsprache der weniger Gebildeten, vor allem der Frauen, und Medium für Erbauungs- und Unterhaltungsliteratur. Die oben zusammengefasste Hypothese über die jiddische Sprachentwicklung wie auch die Bezeichnungen Jiddisch, Ostjiddisch und Westjiddisch wurden ex-post etabliert und sind nicht unproblematisch. Jiddisch ist ein Adjektiv mit der Bedeutung ‘jüdisch’, das auch andere Dinge als die Sprache bezeichnen kann. Über Jahrhunderte wurde die Sprache von ihren Sprechern Taitsch ‘deutsch’, Loschn aschkenaz ‘deutsche Sprache’, Leschonenu ‘unsere Sprache’ oder Jüdischdeutsch genannt (Bin-Nun 1973, S. 15f.). Als Sprachbezeichnung etablierte sich Jiddisch erst durch die jüdische Presse in den Vereinigten Staaten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. 3 Die jüdische Bezeichnung für zunächst die mittelalterlichen Niederlassungen auf deutschem Sprachgebiet war Aschkenaz, eigentlich die biblische Bezeichnung für ein Volk bzw. einen Landstrich am Euphrat (Genesis 10,3 und Chronik 1,6). <?page no="244"?> Gertrud Reershemius 244 Das englische Wort Yiddish bildete die Grundlage für das deutsche Jiddisch und setzte sich in der im Aufbau begriffenen jiddischen Sprachwissenschaft durch die Arbeiten von Birnbaum und Weinreich in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg durch. Auf Birnbaum und Weinreich geht auch die Unterscheidung zwischen Ostjiddisch und Westjiddisch zurück, wobei Westjiddisch damit den durch die Philologie des 19. Jahrhunderts etablierten Begriff Jüdischdeutsch ablöst, der gleichzeitig eine Bezeichnung der Sprache durch ihre Sprecher war (Weinberg 1981). Ostjiddisch steht dabei für die Sprache der Juden im slawischen Sprachgebiet, Westjiddisch für die im Westen verwendete Varietät. Mit dieser Terminologie wird eine Streitfrage der Philologie des 19. Jahrhunderts implizit vorweg beantwortet, denn die Begriffe Ostjiddisch-Westjiddisch suggerieren ein Kontinuum, das nicht unumstritten ist: Kann man die älteren Belege für die jiddische Sprache schon als Formen einer eigenständigen Varietät betrachten, oder handelt es sich um Mittelhochdeutsch, geschrieben mit hebräischen Buchstaben? Die Anzahl von Hebraismen in den Texten vor 1500 ist sehr gering (Timm 1987, S. 373), und man kann lediglich Spuren einer Sonderentwicklung im Mittelhochdeutschen dieser Texte nachweisen (ebd., S. 375-385). Timm betont allerdings, dass auch bei den älteren Formen des Niederländischen die Abgrenzung vom Mittelniederdeutschen schwierig sei, ohne dass sie deshalb als solche in Frage gestellt würden. Ab 1500 könne niemand mehr die Existenz einer distinkten Form des Westjiddischen bestreiten. Weinberg (1981) schlägt im Hinblick auf die ausgeführte Problematik, vor allem aber wegen des Selbstverständnisses der Sprecher vor, bei Arbeiten über die „Reste und Inseln des westlichen Idioms, vor allem auch Restwortsammlungen, Glossare, Chrestomathien, Transkriptionen und Kommentare von Texten früherer Epochen besser die Bezeichnung Jüdischdeutsch als Westjiddisch“ zu verwenden (Weinberg 1981, S. 277). Dieser Diktion folgt auch Matras (1991), der die gesprochene Sprache der Juden im westeuropäischen Sprachgebiet Westjiddisch nennt, deren Relikte, auch in Fach- und Sondersprachen bzw. deutschen Dialekten, dagegen Jüdischdeutsch. 2. Die Sprache der Landjuden Die Geschichte der Juden im deutschen Sprachgebiet wurde bis vor etwa zwanzig Jahren vorwiegend als die einer urbanen Minderheit beschrieben. Diese Sichtweise ist auch zu einem gewissen Grade berechtigt, wenn man sich auf die letzten hundert Jahre vor dem Holocaust konzentriert. Dabei <?page no="245"?> Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet 245 wird allerdings übersehen, dass im 17. und 18. Jahrhundert 90% der deutschen Juden auf dem Lande lebten, zu Beginn des 19. Jahrhunderts immerhin noch 80% (Breuer 1997, S. 69). Seit Beginn der 1990er-Jahre hat vor allem die Geschichtswissenschaft den Forschungsschwerpunkt Landjuden in Deutschland erschlossen; für die Sprach- und Kulturwissenschaften beginnt dieses Thema erst, eine entscheidendere Rolle zu spielen. Die traditionelle jüdische Lebensform, wie sie noch um die Mitte des 18. Jahrhunderts überall im deutschen Sprachgebiet zu finden war, hatte ihren spirituellen und kulturellen Mittelpunkt in der Auslegung und Befolgung des Religionsgesetzes, der Halacha. Juden lebten im räumlichen oder im übertragenen Sinne im Ghetto, d.h. unter sich und nach den althergebrachten Traditionen und Bräuchen ihrer Väter und Vorväter, mit eigenen Erziehungs- und Ausbildungsinstitutionen und einem eingeschränkt autonomen System der Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Innerhalb dieser jüdischen Gesellschaft kommunizierte man in einem diglossischen System mit Hebräisch-Aramäisch als Schriftsprache(n) und Westjiddisch als gesprochener Sprache. Der Kontakt zur Außenwelt beschränkte sich weitgehend auf Geschäftsbeziehungen. Das 19. Jahrhundert war für die jüdische Minderheit im deutschsprachigen Gebiet eine Zeit der kulturellen Öffnung nach außen und gleichzeitig eine Periode der Neuorientierung innerhalb der jüdischen Gesellschaft, mit der Konsequenz, dass um die Wende zum 20. Jahrhundert die traditionelle jüdische Gesellschaft in Deutschland nur noch in Resten zu finden war. Diese Entwicklung vollzog sich allerdings vor allem in den urbanen Zentren, auf dem Lande konnten sich Elemente der traditionellen jüdischen Gesellschaft länger behaupten. So ist es zu erklären, dass das Westjiddische, die Sprache der aschkenasischen Juden im westlichen Teil des jiddischen Sprachgebietes, in einigen Landgebieten länger gesprochen wurde als in den größeren Städten, und keineswegs kurze Zeit nach der Aufklärung schon als eine im Verschwinden begriffene Sprache verstanden werden muss, wie zum Beispiel Birnbaum (1979, S. 35) nahelegt. Die Arbeiten von Guggenheim-Grünberg (1950ff.) über die Schweiz, das Elsass und das südwestdeutsche Sprachgebiet, von Weinberg (1969) für Westfalen sowie von Beem (1954ff.) für Teile der Niederlande zeigen, dass sich dort Reste des Westjiddischen bis ins 20. Jahrhundert hinein halten konnten. Im Rahmen der Feldforschung für den LCAAJ stellte Lowenstein zudem fest, dass die sprachliche und kulturelle Assimilation der deutschsprachigen Juden wohl insgesamt überschätzt worden war. Selbst nach 1945 waren unter den Überlebenden von Krieg und Völkermord <?page no="246"?> Gertrud Reershemius 246 linguistische Erhebungen möglich, die regionale Unterschiede deutlich werden ließen (Lowenstein 1969). Nachfolgevarietäten oder Reste des Westjiddischen hatten demzufolge in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in jüdischen Sprachgemeinschaften vor allem auf dem Lande durchaus noch eine Funktion. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Ostfriesland zwölf Kleinstädte und Dörfer mit einer signifikanten jüdischen Minderheitsbevölkerung. 4 An einigen Orten wie zum Bespiel in Aurich machten Juden 7% der Gesamtbevölkerung aus; dort waren um die Wende zum 20. Jahrhundert 370 Juden ansässig, 1925 waren es 398 (Teuber 1995, S. 32). Diese verteilten sich auf folgende Berufsgruppen: 1919 waren 25% der Auricher Juden Kaufleute, 21% Schlachter und weitere 21% Viehhändler (Habben 1992b, S. 103). Während das Schlachterhandwerk als wichtiger Erwerbszweig für die Auricher Juden schon im 19. Jahrhundert eine große Rolle gespielt hatte, war die Entwicklung des Viehhandels eine neuere Erscheinung, die sich der Expansion der ostfriesischen Rinderzucht seit 1871 verdankte. Nach Teuber (1995, S. 36) „waren in der Anfangsphase der NS-Zeit insgesamt etwa 300 Viehhändler in Ostfriesland tätig, davon allein ca. 230 jüdische Händler. Der Anteil der jüdischen Viehhändler an dieser Berufsgruppe betrug in Ostfriesland damit etwa 76%.“ Nur wenige der jüdischen Kaufleute und einzelne Viehhändler in Aurich konnten als wohlhabend bezeichnet werden; die Mehrheit der Auricher Juden lebte „das Leben des Kleinen Mannes“ (Habben 1992a, S. 60). Aus dieser Gemeinde stammen die Quellen einer jüdischen Varietät in Ostfriesland, die die Verwendung und - ansatzweise - den Sprachstand des gesprochenen Westjiddischen bzw. seiner Reste im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts dokumentieren. Nach Katz (1983) gibt es drei Hauptquellen zur Erforschung der historischen Dialektologie des Westjiddischen: Erstens jiddische Wörterbücher und Grammatiken in lateinischer Transkription, die vor allem im 18. Jahrhundert publiziert wurden, zweitens etwa ein Dutzend satirischer Dramen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, verfasst von Aufklärern, die sich über das Jiddische lustig machen wollten, aber unbeabsichtigt den gesprochenen jiddischen Sprachstand ihrer Zeit und Region festhielten, und schließlich die Überreste gesprochener jiddischer Sprache im 4 In Ostfriesland ließen sich Juden erst seit dem 16. Jahrhundert nieder, die jüdischen Gemeinden der Region sind also, verglichen mit den mittelalterlichen aschkenasischen Zentren, jüngere Erscheinungen (vgl. Battenberg 1997, S. 12; Reyer 2001, S. 36). <?page no="247"?> Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet 247 20. Jahrhundert. Gedruckte westjiddische Quellen sind nach Katz nicht verlässlich, weil Verleger und Drucker sich an überregionalen Konventionen orientierten und die Sprache daher stark von den gesprochenen Varietäten abwich (vgl. auch Shmeruk 1971, S. 799). Im Niedersächsischen Staatsarchiv in Aurich (Ostfriesland) und in einem Auricher Privatarchiv habe ich zwei Amateurtheaterstücke, Wortlisten sowie eine unveröffentlichte Erinnerungsschrift entdeckt, die in einer auf dem Westjiddischen basierenden Sprachform geschrieben wurden bzw. westjiddische Elemente enthalten. 3. Die jüdische Varietät in Aurich zwischen 1860 und 1930 Im Einzelnen handelt es sich bei den Quellen um ein Amateurtheaterstück aus dem Jahre 1902 „Der abgeblitzte Freier oder Das verfrühte Schulenrufen. Posse mit Gesang aus dem jüdischen Gemeindeleben Aurichs“ („Schulenrufen“), um ein „Zwiegespräch in Auricher Judendeutsch“ („Zwiegespräch“) von 1928, um eine unveröffentlichte Erinnerungsschrift, die in den 1980er-Jahren verfasst wurde, sowie um zwei Wortlisten, die von zwei Überlebenden der Auricher Gemeinde zusammengestellt wurden und die zusammen aus 516 Einträgen bestehen. Die Quellen beschreiben explizit oder implizit die Sprache der Auricher Juden über einen Zeitraum von cirka 60 Jahren. Die älteste und umfangreichste Quelle ist das Amateurtheaterstück „Schulenrufen“, 1902 als Beitrag für die Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum des Frauenvereins der jüdischen Gemeinde Aurichs geschrieben. Der Autor, der aus Aurich gebürtige Lehrer und Schriftsteller Isaac Herzberg, verwendet erklärtermaßen die Sprache der Auricher Juden, wie sie ihm aus seiner Kindheit in den 1860er-Jahren vertraut war. Während die Sprache des „Schulenrufens“ also für das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts steht (Phase 1), beziehen sich die jüngeren Quellen auf die Zeit zwischen dem Ende des 1. Weltkriegs und 1933 (Phase 2). Die Verfasser der jüngeren Quellen, vom „Zwiegespräch“ abgesehen, wurden beide 1911 geboren und erinnern sich an die sprachliche Situation während ihrer Kindheit und Jugend im Aurich der 20er- und 30er-Jahre. Auf das „Schulenrufen“ kann aus Gründen des Umfangs an dieser Stelle nicht detailiert eingegangen werden. Es sei hier lediglich zusammenfassend festgestellt, dass diese Quelle eine Übergangsphase zwischen dem Westjiddischen als Sprache der traditionellen jüdischen Gesellschaft einerseits und der sprachlichen Situation in den 1920er-Jahren belegt. Die Erforschung von Sprachresten des Westjiddischen ist in den meisten Fällen auf Listen isolierter Wörter oder Phrasen angewiesen, die den <?page no="248"?> Gertrud Reershemius 248 zumeist älteren jüdischen oder nichtjüdischen Informanten noch im Gedächtnis geblieben sind. Oftmals sind dies Lexeme aus der hebräischen Komponente des Westjiddischen, die als die exotischeren länger in Erinnerung blieben oder sondersprachliche Verwendung fanden und deshalb überdauerten. Im „Schulenrufen“ dagegen findet sich der kommunikative Kontext weitgehend intakt. Auch wenn einzelne Abstriche gemacht werden müssen, kann man aufgrund des „Schulenrufens“ vorsichtige Aussagen über Phonologie und Grammatik der Auricher Varietät machen. Dies sei der folgenden Darstellung der jüngeren Quellen der Phase 2 in aller Vorläufigkeit vorangestellt. 5 Keine von ihnen bietet einen unmittelbaren kommunikativen Kontext wie das „Schulenrufen“, man ist bei der Analyse vielmehr auf die vorsichtige Rekonstruktion von soziolinguistischen und diskursstrategischen Zusammenhängen angewiesen. Die erste der jüngeren Quellen ist das „Zwiegespräch in Auricher Judendeutsch“, ein kurzer, gereimter Vortrag; verfasst Ende des 20er-Jahre von einem anonym gebliebenen Autor. Es wurde 1927 anlässlich des 125. Jubiläums des Frauenvereins der jüdischen Gemeinde Aurichs aufgeführt, also 25 Jahre nach dem „Schulenrufen“. 6 Wenn auch sehr viel kürzer als das sicher eine knappe Stunde füllende „Schulenrufen“, so sind der Anlass und auch das Genre im weitesten Sinne dieselben: Zum Zweck der Unterhaltung, aber auch zur Pflege eines kulturellen Erbes wird ein humoristischer Vortrag mit Elementen der jüdischen Varietät dargeboten. Das „Zwiegespräch“ ist ein krude gereimter Text schlichten Inhalts: Eine jüdische Hausfrau beschwert sich über ihr hartes Los, ihr Mann kommt von einer Überlandfahrt 5 Eine ausführliche Analyse des „Schulenrufens“ sowie ein Vergleich mit den Quellen der Phase 2 findet sich in der geplanten Monografie über Reste des ostfriesischen Westjiddisch. 6 Eine Kopie des maschinenschriftlichen Originals des „Zwiegesprächs“ befand sich im Privatbesitz von Johannes Diekhoff, der das Dokument an das Niedersächsische Staatsarchiv in Aurich (StAA, Dep. 66, 4) übergab. Er erhielt das „Zwiegespräch“ von einer Auricher Jüdin, die dort 1914 zur Welt kam und in den frühen 30er-Jahren in die USA emigrierte. Sie war eine der beiden Vortragenden des „Zwiegesprächs“, das nach ihren Angaben anlässlich des 125-jährigen Bestehens des jüdischen Frauenvereins in Aurich im Jahre 1929 geschrieben und aufgeführt wurde. Die Lokalzeitung „Ostfriesische Nachrichten“ berichten allerdings am 31. Januar 1928 von diesen Feierlichkeiten (StAA, Dep. 66, 5). Da das hundertjährige Jubiläum des Vereins 1902 feierlich begangen worden war, sieht es so aus, als habe die Stifterin des „Zwiegesprächs“ sich im Jahr geirrt: Es ist relativ sicher, dass das besagte Ereignis Ende 1927 oder Anfang 1928 stattgefunden hat. <?page no="249"?> Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet 249 zurück, auf der er sich den Daumen verstaucht hat. Die Hausfrau spricht einen Segen über den Daumen und am Ende singen beide ein Lied, in dem die guten alten Zeiten beschworen werden, als die Juden noch nach den althergebrachten Traditionen lebten. Das Lied kann als Schlüssel zum Text betrachtet werden: Während die jungen Leute am Sabbat rauchen und die jüdischen Speisegesetze nicht mehr befolgen, behauptet das singende Paar, mit der traditionellen Lebensweise sehr viel zufriedener zu sein: „Ach, wie wird's ein'm allweil vor sein Chajis 7 so mies 8 , wenn man sieht, wie die Welt heut so neimodisch ist. De jungen Leit essen treife 9 und charpen 10 sich nicht, am Schabbos 11 zu rauchen! - Ist das noch a Jid? Wir leben ganz bejiddischlich, ganz wehr ohne Fehl, essen alle Schabbos a Kuggel 12 aus ran Matzemehl, 13 machen Kiddusch 14 , machen Broche 15 über'n Becher voll Wein. Nur fröhlich, ihr Lieben, a Jid muß man sein! “ Das „Zwiegespräch“ ist nicht nur deshalb keine besonders verlässliche Quelle für das gesprochene Jüdischdeutsch der Auricher Gemeinde um 1930, weil es in Reimform geschrieben ist. Vielmehr sammelt es gezielt Ausdrücke der jüdischen Varietät, die in einen thematischen Rahmen gestellt werden. Dabei ist nicht klar, ob eher der Inhalt die Sprache oder die Sprache den Inhalt unterstützen soll. Auf jeden Fall korrespondiert der Inhalt mit der sprachlichen Gestaltung: Die jüdische Varietät war auch 1928 noch als die gesprochene Sprache der traditionellen jüdischen Gesellschaft bekannt. Die- 7 Chajis: ‘ Lebenskraft ’ , hebr. . 8 mies: ‘ hässlich ’ , hebr. . 9 treife: ‘ unkoscher ’ , geht zurück auf hebr. ‘ zerrissenes, unkoscheres Fleisch ’ , siehe Stern (2000, S. 215). 10 charpen: ‘ sich schämen ’ , reflexives Verb abgeleitet von hebr. ‘ Schande ’ . 11 Schabbos: ‘Sabbat, Ruhetag’, hebr. . 12 Kuggel: Auch Schabbeskugel für ein im Ofen gekochtes und warm gehaltenes Sabbatgericht. Weinberg (1994, S. 157): „Die K. war je nach Gegend verschieden; in der Heimat des Verfassers war K. eine süße, mit Rinderfett, Zucker, Eiern und getrockneten Früchten im Eisentopf gebackene Mehlspeise.“ Die Bezeichnung erklärt sich durch die Zubereitungsart in Halbkugelform. 13 Matzemehl: Dabei handelt es sich um fein zerriebene Matze, also ungesäuertes Pessachbrot, das an Pessach anstelle normalen Mehls benutzt wird. 14 Kiddusch: , „Heiligung, Weihesegen. Feierlicher Lobspruch über einen Becher Wein am Vorabend von Sabbat und Feiertagen.“ (Weinberg 1994, S. 150) 15 Broche: ‘ Segen ’ , hebr. . <?page no="250"?> Gertrud Reershemius 250 se frühere, traditionelle Lebensweise wird durch das „Zwiegespräch“ auf unterhaltsame und nostalgische Art beschworen. Im Vergleich mit dem „Schulenrufen“ kann man jedoch erkennen, wie viel weiter sich die Auricher Juden von dieser Gesellschaft und ihrer Varietät entfernt haben. Waren es im „Schulenrufen“ noch Fragen der inneren Modernisierung des Judentums, die den thematischen Hintergrund des Stückes bildeten, so geht es im „Zwiegespräch“ nur noch um die Einhaltung bestimmter Gebote oder Bräuche, die mit der traditionellen Gesellschaft assoziiert werden. Auch die sprachliche Gestaltung des „Zwiegesprächs“ ist in vieler Hinsicht gröber als die des „Schulenrufens“: Der Verfasser oder die Verfasserin variierten, vermutlich unbewusst, jiddische und standarddeutsche Formen, wenn es um die Gestaltung der germanischen Komponente der jüdischen Varietät geht. So ist zum Beispiel der bestimmte Artikel manchmal de, manchmal folgt er dem standarddeutschen ‘der-die-das’-Paradigma. Der Text enthält eine Anzahl von Wörtern der hebräischen Komponente, die alle zu den bekanntesten der Varietät gehört haben müssen, denn sie tauchen in beiden Wortlisten wieder auf. Bemerkenswert sind darüberhinaus emblematische Ausdrücke und Phrasen wie R'fuoh Schlelemo, milchding achiel, Itzig lieb 16 oder die Interjektion no, bei denen es sich um pragmatische Kennzeichner der jüdischen Varietät handelt. Das „Zwiegespräch“ zeigt, dass man sich auch am Ende der 1920er-Jahre noch einer distinkten Aussprache der jüdischen Varietät bewusst war, die sich sowohl vom Niederdeutschen als auch vom Standarddeutschen unterschied. Wenn auch nicht konsequent eingesetzt, so finden sich noch alle Elemente der Phonologie der Auricher Varietät des 19. Jahrhunderts, wie sie für die Sprache des „Schulenrufens“ rekonstruiert wurde. Im „Schulenrufen“ werden die skizzierten phonologischen Merkmale häufiger und konsequenter verwendet; darüberhinaus zeigt die 16 R'fuoh Schlelemo: von hebr. ‘ gute Besserung ’ ; milchding achiel: „Jede Speise, die Milch oder Milchprodukte enthält oder mit solchen in Berührung gekommen ist, ist m.. Auch ein Gericht ohne Milch wird, solange es kein Fleisch enthält, manchmal m. genannt.“ (Weinberg 1994, S. 188); achiel von hebr. ‘ Essen, Speise ’ . Itzig lieb: Ein Beispiel für die im Jiddischen üblichen Anredeformeln, die zusätzlich zur Anrede Zuneigung oder Wertschätzung zum Ausdruck bringen sollen. Matisoff (1979, S. 4) spricht von „psycho-ostensive expressions, ... certain well-defined classes of ready-made phrases or formulas that are typically inserted parenthetically into larger sentences, and whose only function is to give vent to the speaker's emotional attitude toward what he is talking about“. <?page no="251"?> Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet 251 ältere Quelle deutlich mehr Beispiele von Entrundung. Dies bedeutet, dass es Ende der 1920er-Jahre zwar noch ein Wissen um die spezielle Phonologie der jüdischen Varietät gab, dass aber nur noch Teile davon aktiv umgesetzt werden konnten. Man kann daraus schließen, dass dieser Aspekt der jüdischen Varietät im aktiven Sprachgebrauch langsam verdrängt wurde. Im Bereich der Morpho-Syntax ist der generelle Eindruck bei der Lektüre des „Zwiegesprächs“ ebenfalls, dass der Verfasser zwar bewusst Elemente der jüdischen Varietät Aurichs einsetzt, dabei aber nicht konsequent verfährt: Alle westjiddischen Phänomene haben im Text auch ihr standdarddeutsches Äquivalent. Dies kann durch die Dominanz der standarddeutschen Schriftsprache begründet sein - das „Zwiegespräch“ ist schließlich auch ein geschriebener Text - oder durch das allgemeine Aufgehen der jüdischen Varietät in der deutschen oder niederdeutschen Sprache. Folgende westjiddische Phänomene finden sich im „Zwiegespräch“: Gegen Ende des Textes verwendet der Verfasser die jiddische subordinierende Konjunktion a(s): Doch a de tust de Schabboskerz anzünden, laß uns noch a Stückche singen. ‘Doch während du tust die Sabbatkerze anzünden, lass uns noch ein Stückchen singen’. Weiterhin zeigt der Text einige morphologische und synatktische Phänomene, die typisch für die Auricher Varietät zu sein scheinen, aber alle auch im ostfriesischen Niederdeutsch zu finden sind: - Der bestimmte Artikel de wird ohne Kasusmarkierung verwendet, wie im oben zitierten Beispiel de Schabboskerz, ‘die Sabbatkerze’ oder bei alles liegt uf de fra ‘alles liegt auf der Frau’. - Es gibt keine Unterscheidung zwischen Akkusativ und Dativ bei den Personalpronomen der 1. und 2. Person Singular: bist mich osser 17 nicht recht klor ‘du scheinst mir wirklich nicht recht klar [im Kopf] zu sein’; und du hast mit mich kein Sho 18 mehr Last ‘und du hast mit mir keine Stunde mehr Last’ oder das kann dich koscher sein ‘das kann dir egal sein’. - Das Pronomen der 2. Person Singular wird im Nominativ oft ausgelassen: Itzig, bist do? ‘Itzig, bist du da? ’; Host de Beheimes 19 verkofft? ‘Hast du die Tiere verkauft? ’ 17 osser: von hebr. , wörtl. ‘ verboten ’; in der jüdischen Varietät als Negationspartikel verwendet, oft in doppelter Negation osser nicht. 18 Sho: von hebr. ‘ Stunde ’. 19 Beheimes: Plural von Beheime, hebr. ‘ Kuh, Vieh ’. <?page no="252"?> Gertrud Reershemius 252 - Die Diminutivform ist -che wie im Niederdeutschen, wie zum Beispiel in Stückche ‘Stückchen’. - Es gibt die e-Apokope, vor allem bei den Verbformen der 1. Person Singular: ich schneid a kla Challe an ‘Ich schneide ein kleines Sabbatbrot an’. - Im „Zwiegespräch“ gibt es drei Beispiele für die Kennzeichnung des Prädikats mit tun, im Gegensatz zu einem einzigen im „Schulenrufen“: kumm her, tu's probieren ‘komm her, probiere es’; tu deinm Itzig de Daume hale ‘heile deinem Itzig den Daumen’, sowie doch a de tust de Schabboskerz anzünden ‘doch wenn/ während du die Sabbatkerze anzündest’. Es könnte sich bei der Tun-Periphrase um eine Entlehnung aus dem Niederdeutschen handeln, wo das Prädikat des subordinierten Satzes mit tun markiert werden kann (Matras/ Reershemius 2003, S. 47). - Die Adverben al, hen und dor sind aus dem Niederdeutschen entlehnt, werden aber wie im „Schulenrufen“ 25 Jahre vorher als typische Kennzeichen der jüdischen Varietät eingesetzt. Darüberhinaus gibt es keine weiteren Hinweise für Entlehnungen aus dem Niederdeutschen, was gegenüber dem „Schulenrufen“ einen deutlichen Rückgang bedeutet. Die meisten Verben im „Zwiegespräch“ stehen im Präsens, die Vergangenheit wird durch hobn mit Partizip gebildet: hot's aber nicht bekumen ‘hat es aber nicht bekommen’. Es gibt allerdings auch das Präteritum von sein: der Schuster war heit al poormal do ‘Der Schuster war heute schon ein paar Mal da’; und im Lied am Ende des Textes häufen sich plötzlich Präteritumsformen: Einst reist ich mit S'raure und Tücher durchs Land, verkaufte den Leuten viel Ware und Band. Lieb Male, meine Gattin, du brachtest mir viel Glück, froh kehrt ich in's Bajis des Gatten zurück. ‘Einst reiste ich mit Waren und Tüchern durch's Land, verkaufte den Leuten viel Ware und Band. Lieb Male, meine Gattin, du brachtest mir viel Glück, froh kehrte ich ins Haus des Gatten zurück’. Dies ist eine auffällige Anpassung an das Standarddeutsche, das sich im „Schulenrufen“ 25 zuvor nicht beobachten lässt: Ost- und Westjiddisch haben das Präteritum verloren, auch wenn es im Westjiddischen Reliktformen gibt, wie etwa das Präteritum von sein oder von einigen Modalverben (Chang 2001, S. 190). Eine Futurform wird durch werden mit Infinitiv gebildet: es wird doch osser im Leben kein Schlemassel mehr geben ‘es wird doch nicht im Leben kein <?page no="253"?> Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet 253 Unglück mehr geben’. Dieses Beispiel zeigt außerdem doppelte Negation, wie sie auch an einer Stelle im „Schulenrufen“ beobachtet werden konnte. Die meisten der aufgelisteten Phänomene sind aus dem „Schulenrufen“ bekannt. Auch wenn sie im „Zwiegespräch“ zumeist weniger durchgehend eingesetzt werden, so sind sie doch ein deutlicher Hinweis auf die Kontinuität in der Auricher Varietät zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und den späten 1920er-Jahren. Weit über die Verwendung isolierter Lexeme im Satz hinaus gibt es noch ein Wissen um phonologische und grammatische Besonderheiten der Varietät, das bis zu einem gewissen Grad auch noch aufgerufen werden kann. In welchen kommunikativen Situationen war die Verwendung der jüdischen Varietät bzw. ihrer Reste in den 20er- und 30er-Jahren besonders prominent? Zur Beantwortung dieser Frage werden im Folgenden die beiden Wortlisten und die Erinnerungsschrift des aus Aurich stammenden Werner Seewi (ES) 20 auf thematische und kommunikative Bereiche hin untersucht, die das Vokabular dominieren. Nach Althaus (2000, S. 230) lässt sich das lexikalische Inventar der Reste des Westjiddischen in zwei Hauptgruppen aufteilen. Er spricht von einem „religiösen Wortschatz von hebräischen Wörtern und Wendungen [...] und einem säkulären Sprachschatz, der auch Redensarten und Sprichwörter umfasste.“ Diese beiden Bereiche finden sich ebenfalls im Vokabular der Wortlisten und der Erinnerungsschrift, wobei die säkularen Wörter sich weiter aufteilen lassen in Sprichwörter und Redensarten, Floskeln und Kurzphrasen, Schimpfwörter sowie die Fachsprache der Schlachter und Viehhändler. Die größte isolierbare Gruppe von Worten findet sich in dem Bereich, der mit der jüdischen Religion und ihrer Ausübung zu tun hat. Einige Beispiele aus der Erinnerungsschrift: „Sie war mit Jakob Bargerbuhr verheiratet, der viele Jahre der 3. Parness 21 (Synagogenvorsteher) war.“ (ES, S. 25) 20 Mir lagen Kopien der maschinenschriftlich verfassten Erinnerungsschrift und der beiden Wortlisten vor, die sich im Privatarchiv von Johannes Diekhoff in Aurich befinden. Die Erinnerungsschrift ist standarddeutsch geschrieben, enthält aber zahlreiche Phrasen und Wörter der jüdischen Varietät und gibt zudem interessante Hinweise auf Art und Grad ihrer Verwendung. 21 Parness: von hebr. ‘ Gemeindevorsteher ’. <?page no="254"?> Gertrud Reershemius 254 „Vater blieb mit seiner Spende in der guten jüdischen Tradition des Maasser 22 (Zehnten)“. (ES, S. 29) „Beim Maskir 23 (Seelengedächtnisfeier) zählte B. Wolff alle Gefallenen namentlich auf, darunter ess schnej bonai 24 (meine beiden Söhne).“ (ES, S. 38) „Es bestand auch ein jüdischer Wohltätigkeitsverein, charakteristischerweise Gemiluss chassodim 25 (Vergeltung von Liebestaten) genannt.“ (ES, S. 40) Diese Liste ist nicht vollständig, sondern soll nur einen Eindruck vermitteln. Bei den markierten Ausdrücken handelt es sich um hebräische Wörter, und zwar in den meisten Fällen, wie z.B. bei Parness, Maasser, ess schnej Bonai, Gemiluss chassodim nicht um Wörter aus der hebräischen Komponente des Jiddischen, sondern um aschkenasisches Hebräisch, wie es vom Rezitieren der Gebete, der Heiligen Schriften oder von Synagogengesängen bekannt war (siehe Katz 1993). Die Phonologie des aschkenasischen Hebräisch unterscheidet sich von der der hebräischen Komponente im Westjiddischen z.B. dadurch, dass die Vokale in den Endsilben nicht abgeschwächt werden. In beiden Wortlisten finden sich zahlreiche Ausdrücke zum kommunikativen Bereich Judentum und religiöse Praxis, die im Gegensatz zur Erinnerungsschrift in ihrer Mehrheit allerdings aus der hebräischen Komponente des Jiddischen stammen, wenige dagegen aus dem aschkenasischen Hebräisch. Zum säkularen Wortschatz der jüdischen Varietät gehört der Bereich von Sprichwörtern und Redensarten, die nach Aussagen der Informanten teilweise spezielle Auricher Kreationen sind. In der Erinnerungsschrift werden die folgenden erwähnt: Über den 17. Tammus: „Da dies der längste Faststag ist, so nannte man scherzhaft einen besonders lang geratenen Menschen 17. Tammus: Nimmt kein Ende! “ (ES, S. 8) 22 Maasser: von hebr. ‘ der Zehnte ’. 23 Maskir: kurz für maskir neschomaus, von hebr. ‘ die Seelenfeier halten ’. 24 Ess schnej bonai: hebr. ; ess ist die Partikel, die den Akkusativ markiert; schnej ‘ zwei ’ ; bonaj ist der Plural von Ben ‘ Sohn ’ mit dem Possessivsuffix (a)i. 25 Gemiluss chassodim: hebr. wörtl. ‘ Erweisung von Wohltätigkeiten ’ , oft als Bezeichnung für wohltätige Organisationen in der Gemeinde (vgl. Weinberg 1994, S. 105). <?page no="255"?> Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet 255 „Kazowimblut 26 ist keine Buttermilch! sagt ein Auricher Sprichwort.“ (ES, S. 12) „Woher der allzu wahre Spruch stammt: „Nach Jontef 27 (Feiertag) gibts faule Wäsch' und Chauwes 28 (Schulden)“, lässt sich nicht nachweisen, jedenfalls ist er aber auch auf andere Situation anwendbar.“ (ES, S. 43) Die Mehrheit der in den Quellen aufgeführten Sprichwörter, Redensarten und Lebensweisheiten ist humoristischer Art. Als weiterer kommunikativer Bereich lassen sich Floskeln und Kurzphrasen in den Quellen der Phase 2 isolieren: Einige Beispiele aus den Wortlisten: Bewaunes: ‘wegen unserer vielen Sünden’ [Ausruf des Schreckens], von hebr. Miese Meschinne: Fluch, von hebr. Schteins geklag: ‘den Steinen sei es geklagt’, aus der germanischen Komponente Auffällig ist in beiden Wortlisten die Häufigkeit von Ausdrücken, die als Schimpfwörter verwendet werden, wie zum Beispiel: Achel-Peter: ‘Vielfraß’, achel von hebr. Amolek: ‘Judenhasser’, wörtl. ‘Amalekiter’, von hebr. Ases-ponim: ‘Frechdachs’, von hebr. Beheime: ‘Großvieh; Dummkopf’, von hebr. Dazu kommen noch einige Ausdrücke in den Wortlisten, die einen mehr oder weniger deutlich obszönen Charakter haben, wie zum Beispiel: chaumeln: ‘koitieren’, Herkunft des Wortes ist unklar Chonte: ‘Hure’ (Wortliste I), ‘Dirne’ (Wortliste II), Herkunft des Wortes ist unklar Nafke: ‘Dirne’, von hebr. Sonef: ‘Schwanz, Penis’, von hebr. 26 Kazowimblut: ‘Schlachterblut’, hybrides Nomen aus # hebr. ‘Schlachter’ (Plural) und dt. Blut. Das Sprichwort bedeutet in etwa, dass Schlachter ganze Kerle sind. 27 Jontef: von hebr. ‘Feiertag’. 28 Chauwes: von hebr. ‘Schulden’. <?page no="256"?> Gertrud Reershemius 256 Eine Anzahl von Einträgen in den Wortlisten und mehrere Bemerkungen des Verfassers der Erinnerungsschrift beziehen sich auf den Sonderwortschatz der Schlachter und Viehhändler: baddigen: ‘Untersuchung eines geschlachteten Tieres’, von hebr. Bovel: ‘Schundware’ 29 Chalajs 30 : ‘Krankheit, Tierseuche’, von hebr. Challef: ‘Schlachtmesser’, von hebr. $ Chejlew: ‘Fett, nicht-koscherer Talg’, von hebr. Kabbole: ‘Übernahme, Schächterlaubnis’, von hebr. Kazew: ‘Schlachter’, von hebr. # Masematten pl.: ‘Geschäfte’, von hebr. @ Mechulle: ‘Bankrott’, von hebr. wörtlich ‘erledigt’ nabbeln: ‘schänden, ein Tier nicht rituell schlachten’, von hebr. Pegime: ‘Scharte auf dem Schächtmesser’, von hebr. porschen 31 : ‘die Blutadern aus dem Fleisch trennen’, von hebr. ‘abtrennen’ Seibel: ‘Mist, schlechte Qualität’, von hebr. Es zeigt sich, dass ein großer Teil des Vokabulars der jüdischen Varietät, wie es in den Wortlisten und der Erinnerungsschrift zu finden ist, auf fünf Wortschatzdomänen verteilt ist. Es ist nicht verwunderlich, dass der Kontext Judentum und religiöse Praxis dabei am umfangreichsten ist. Dies fügt sich auch in das in Sekundärquellen 32 skizzierte Bild der Auricher Gemeinde als 29 Bovel: Nach Weinberg ist die Herkunft des Lexems unklar. Es ist jedoch in den Zusammenhängen bowelsechore, f. ‘Unverkäufliche Ware’; sich ausboweln ‘Ladenhüter loswerden’ und jdn. einboweln ‘Ladenhüter andrehen’ bekannt; (vgl. Weinberg 1969, S. 102). 30 Chalajs: Nach Weinberg (1969, S. 53) vor allem Maul- und Klauenseuche: „Er hat ' s chalajs im Stall“. 31 Porschen: Nach Weinberg (1994, S. 213) von lateinisch purgare ‘reinigen’ oder einer romanischen Ableitung davon; oder von hebr. ‘abtrennen’. „Porschen wurde manchmal auch entadern genannt; es bezeichnet das Entfernen der großen Blutadern, Sehnen und des verbotenen Fettes ... aus dem geschlachteten Tier.“ 32 Siehe zum Beispiel Claudi/ Claudi (1991, S. 507). Aus den hier aufgezeichneten Erinnerungen eines Juden aus Emden geht hervor, dass die Auricher Gemeinde selbst unter den Juden Ostfrieslands als besonders orthodox galt. <?page no="257"?> Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet 257 besonders orthodox und traditionell ein, ein Umfeld, in dem die Verwendung von aschkenasischem Hebräisch und der jüdischen Varietät verbreiteter war als anderswo (Weinberg 1969, S. 12). Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Bedeutung einiger Ausdrücke offenbar eine Veränderung durchgemacht hat: Ein Beispiel ist chaj wekajem schreien, in Wortliste I mit ‘Zeter und Mordio schreien’ übersetzt. Dabei handelt es sich um den Anfang eines Gebetes, das ursprünglich an den Feiertagen im Gottesdienst von Gemeinde und Kantor laut gesprochen wurde: Chai wekajam (nauro umoraum wekodausch); ‘Lebender, Bestehender, (Furchtbarer, Erhabener und Heiliger)’ (siehe Weinberg 1994, S. 79). Ein weiteres Beispiel ist Haschiwenu, von Wortliste I mit dem Imperativ ‘verduftet! ’ übersetzt. Es handelt sich dabei um Vers 21 aus Kapitel 5 des biblischen Buches Klagelieder: Haschiweino adaunai eilecho ‘Führe uns zurück zu dir, o Herr’, der als Teil der Liturgie des Tisch Beaw laut im Gottesdienst vorgetragen wurde. Zu den Bedeutungsveränderungen von Ausdrücken aus dem aschkenasischen Hebräisch ins Scherzhafte und in den Slang passt auch die Mehrheit der Sprichwörter und Redensarten, die ebenfalls in diesem Kontext angesiedelt werden kann. Damit kann man einen ersten vorsichtigen Schluss über die Verwendung der jüdischen Varietät im 20. Jahrhundert ziehen: Sie scheint neben dem Bereich der religiösen Praxis vor allem im Zusammenhang mit Humor und Unterhaltung eine Rolle gespielt zu haben (vgl. Weinberg 1969, S. 15). Lowenstein (1979), der zwischen literarischem Westjiddisch und der jüngeren, westjiddischen Dialektliteratur unterscheidet, bemerkt, dass letztere nahezu ausschließlich für Komödien verwendet wurde, wobei die Sprache immer der eigentliche Witz war. Als weitere Bereiche wurden Schimpfwörter und das Sondervokabular der Schlachter und Viehhändler genannt; beides Berufe, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Ostfriesland ausnahmslos von Männern ausgeübt wurden. Als zweite Schlussfolgerung zur soziolinguistischen Einordnung der Varietät soll hiermit die These gewagt werden, dass die Verwendung der jüdischen Varietät im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts vor allem unter Männern verbreitet gewesen ist. Matras (1991, S. 271) bemerkt im Zusammenhang mit Resten des Westjiddischen in Südwestdeutschland: Selbst als wichtiges Merkmal einer jüdischdeutschen Sprachvarietät war der hebräische Wortschatz offenbar nicht allen jüdischen Mitgliedern einer <?page no="258"?> Gertrud Reershemius 258 Sprachgemeinschaft auf gleiche Weise und in gleichem Ausmaß zugänglich. Was die Kompetenz - das Vertrautsein mit vielen Ausdrücken - anging, so waren natürlich im Judentum gebildete Juden wie Rabbiner, Lehrer, Kantoren oder Gemeindevorsteher im Vorteil. Ein regelmäßiger funktionaler Einsatz hebräischer Elemente scheint sich jedoch nicht nur auf diese Gemeindeinstitutionen beschränkt zu haben, sondern er läßt sich auch für Institutionen - im weiteren Sinne - des „zivilen“ Lebens bestimmter Berufsgruppen rekonstruieren. Schon E.-H. Lévy (1924) beschreibt die häufige Verwendung hebräischer Ausdrücke im West- und im Ostjiddischen als Merkmal der Männersprache, das er auf intensivere Beschäftigung der Männer mit religiösen Studien und dadurch mit der hebräischen Sprache, andererseits aber auch auf den Gebrauch von Sonder- und Fachsprachen im Bereich des Handels zurückführt. Der Übergang von der alltäglich verwendeten Umgangszur Sondersprache ist damit fließend. In diesen Zusammenhang passt auch die Beobachtung des Verfassers der Erinnerungsschrift, dass sein Onkel es liebte, die jüdische Varietät zu verwenden, dass seine Tante jedoch nicht viel davon hielt. Das Ehepaar reflektiert zwei unterschiedliche, aber im deutschen Judentum gleichermaßen etablierte Haltungen zum (West-)Jiddischen und seinen Resten: Die eine besagt, dass man die Varietät rigoros aus seinem inzwischen deutschen Sprachschatz verbannen müsse um eine komplette Assimiliation auch nach außen hin zu unterstreichen. Frauen spielten im 19. Jahrhundert eine entscheidende Rolle im Prozess des sozialen Aufstiegs der jüdischen Minderheit in die bürgerlichen Schichten der Gesellschaft, vor allem im Hinblick auf Kultur und Habitus (Kaplan 1991). In diesem Zusammenhang wäre die tendenziell negativere Einstellung der jüdischen Frauen gegenüber dem Westjiddischen plausibel. Die andere Herangehensweise betrachtete Reste des Westjiddischen als kulturelles Erbe oder, wie im Fall vieler Landjuden, benutzte sie aus bestimmten funktionalen Gründen in spezifischen Kommunikationsbereichen wie etwa dem Viehhandel. 33 Aus der Analyse der Quellen lässt sich demzufolge mit aller Vorsicht folgendes Bild der Varietät um 33 Die Viehhändlersprache sollte nicht mit der jüdischen Alltagssprache verwechselt werden: Guggenheim-Grünberg (1954) zeigte, dass die Viehhändlersprache viel stärker von hebräischen Wörtern Gebrauch machte, um für Uneingeweihte schwerer verständlich zu sein, und dass die beiden Varietäten deshalb keineswegs als eine Einheit betrachtet werden sollten. Auch Matras (1996) geht für den südwestdeutschen Sprachraum von einer distinkten jüdischen Händlersprache aus, die sowohl von der jüdischen Umgangssprache als auch von deutschen Sondersprachen unterschieden werden muss und die sich durch eine kreative semantische Bearbeitung hebräischstämmigen Wortguts auszeichnet. <?page no="259"?> Reste des Westjiddischen im niederdeutschen Sprachgebiet 259 1930 skizzieren: Es handelt sich bei der Varietät um ein sprachliches Register, das zur gesprochenen Sprache gehörte und an dem die Auricher Juden vermutlich in unterschiedlichem Maße teilhatten. Einige konnten sich der Varietät nicht bedienen, weil sie sie nicht gut genug kannten, andere distanzierten sich bewusst von ihr. Die Tatsache jedoch, dass man noch in den 1920er-Jahren meinte dazu aufrufen zu müssen, Kindern diese sprachliche Besonderheit nicht zu vermitteln, kann als Indikator dafür betrachtet werden, wie weit verbreitet sie noch gewesen sein muss (vgl. Althaus 2000, S. 226). Weinberg (1969, S. 15) unterstreicht, dass die Verwendung der jüdischen Varietät auch eine Frage sozialer Zugehörigkeit gewesen ist. Die jüdische Oberschicht, Akademiker, Großkaufleute, Bankiers oder Fabrikanten hatten ihren Gebrauch nahezu vollkommen aufgegeben. Von den mittleren und unteren Schichten dagegen wurde sie noch verwendet, also von Wein-, Getreide-, Hopfen-, Fell- und Viehhändlern, von Ladenbesitzern und von Reisenden in der Textilbranche, von Handwerkern und von Hausierern. In diesen Kreisen wurde das jüdischdeutsche Idiom als Erbe der Väter erhalten und sogar gepflegt. Hier diente es auch der Unterscheidung von den Nichtjuden, als Quelle für Spaß und Witze und manchmal auch als Geheimsprache. 34 Die Auricher Quellen bestätigen diese Beobachtung; zumindest ein Teil der jüdischen Einwohner Aurichs scheint das Jüdischdeutsche auch Ende der 1920er-Jahre mit einiger Begeisterung verwendet zu haben. Bei Veranstaltungen wie den Jubiläumsfeiern des jüdischen Frauenvereins wurde die Sprache der Juden als jüdisches Kulturerbe und zum Zweck der Unterhaltung gepflegt. Die vorläufige Untersuchung der Wortlisten und Auszüge aus der Erinnerungsschrift legen nahe, dass das in dieser Zeit verwendete Vokabular vor allem, wenn auch nicht ausschließlich, aus der hebräischen Komponente des Westjiddischen oder aus dem aschkenasischen Hebräisch stammt. Einiges weist darauf hin, dass die Varietät zu diesem Zeitpunkt zunehmend emblematisch verwendet wurde, d.h., dass meistens einzelne Elemente in die ansonsten niederdeutsche oder standarddeutsche gesprochene Sprache integriert wurden. Das Ende der 20er-Jahre entstandene „Zwiegespräch“ zeigt jedoch, dass die distinkte Phonologie und Grammatik der jüdischen Varietät Aurichs noch bekannt waren. Es ist also vorstellbar, dass einige Sprecher nicht nur einzelne Wörter in ansonsten niederdeutschem oder standarddeutschem Kontext verwendeten, sondern diese auch in einem pho- 34 Dieselbe Beobachtung findet sich bei Guggenheim-Grünberg (1964, S. 74). <?page no="260"?> Gertrud Reershemius 260 nologisch und morphosyntaktisch distinkten Rahmen einsetzten. Man kann für diese Zeit von einem Kontinuum zwischen relativ kompetenten Sprechern der jüdischen Varietät einerseits und Auricher Juden andererseits ausgehen, die keine Verbindung zur Sprache der traditionellen jüdischen Gesellschaft mehr hatten. Dazwischen wird es unterschiedliche Formen der Verwendung von westjiddischen Elementen gegeben haben, die sowohl vom jeweiligen Diskurskontext abhingen als auch von der sozial bedingten Kompetenz der Sprecher. 4. Literatur Althaus, Hans Peter (2000): Relikte des Jüdischen in der Sprache deutscher Juden. 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In Holland wird die von Stroop (1998) als Poldernederlands bezeichnete Entwicklung als eine solche betrachtet, und auch für Flandern werden zunehmend zentrifugale Deviationen der niederländischen Standardsprache gemeldet. Meist werden sie Verkavelingsvlaams oder Schoon Vlaams genannt. Der vorliegende Artikel widmet sich der daraus resultierenden Frage, ob wir es in beiden Fällen tatsächlich mit neuen ‘destandardisierten’ Codes zu tun haben. Ich bin der Auffassung, dass für diese These bis jetzt kein ausreichendes Beweismaterial vorhanden ist. Meines Erachtens macht sich hier vielmehr eine Tendenz bemerkbar, die auch in anderen Teilen Westeuropas häufig auftritt: Eine wachsende Gruppe von Sprechern bedient sich immer häufiger einer einzigen Sprachvarietät, die dann entsprechend der jeweiligen kommunikativen Situation geringfügig angepasst wird. Durch den Dialektverlust und die Ersetzung des Dialektes durch einen anderen informellen Code entsteht der Eindruck, dass man diesen Code auch in formellen Situationen benutzen kann. Ich versuche diese Hypothese anhand der Ergebnisse zweier neuerer Umfragen in West-Flandern und vieler Daten aus früheren in dieser Provinz durchgeführten Erhebungen plausibel zu machen. Die Behandlung West-Flanderns ist durchaus angebracht, da sich gezeigt hat, dass die dortige Sprachsituation für unser Verständnis der Standardisierungsentwicklung in Flandern überhaupt von großer Bedeutung ist. Ich komme zur Schlussfolgerung, dass Poldernederlands wahrscheinlich nicht „die Sprachvarietät der Zukunft“ ist, sondern dass wir es vielmehr mit einem ständig wachsenden Einfluss der Stadtdialekte der Randstad zu tun haben, also mit einer zunehmenden ‘Hollandisierung’. Ob in Flandern das Schoon Vlaams wirklich zu einer konkurrierenden Hochsprache heranwächst, ist etwas schwieriger vorauszusagen. Wahrscheinlich aber ist, dass diese Varietät bleibt, was sie jetzt schon ist, nämlich eine Substandardvarietät, die entschieden brabantische Regionalmerkmale aufweist, die aufgrund von Alter, Sozialschicht, Geschlecht, Region oder sogar von Person zu Person variieren. <?page no="266"?> Roland Willemyns 266 This article on de-standardization in the Low Countries starts with a nutshell overview of the standardization of Dutch. It appears that the influence of the major determining factors - the social factor in Holland, and the political one in Flanders - has been gradually fading away in recent decades, and precisely that may have been the trigger for a certain amount of de-standardization. In Holland, Stroop (1998) has detected Poldernederlands which he believes to be an increasing variation away from the conventional norm of Standard Dutch. In Flanders too, a centrifugal evolution appears to be occurring. It is mostly referred to as Verkavelingsvlaams or Schoon Vlaams. This southern centrifugal tendency is a substandard variety, based on essentially Brabantic characteristics. The question here is whether we are really in the presence of new incidences of de-standardization. I argue that, most probably, neither of them is new. Rather, what we are witnessing, here and in larger parts of Western Europe as well, is that people are gradually restricting their choice of possible varieties to a single one, modified only slightly in accordance with different communicative situations. The loss of dialects, and their replacement with an equally informal intermediate variety, creates the illusion that this particular variety might then function in formal situations as well. To corroborate this position I am using the results of two recent inquiries in West-Flanders, combined with a large amount of data from previous inquiries on dialect loss there, since this particular part of the Dutch language territory is very revealing as to the linguistic development in the territory at large. I conclude that Poldernederlands is probably not ‘the variety of the future’ and that most likely we will witness an increasing influence of the ‘urban dialects’ of the Randstad, in other words an increasing ‘Hollandization’. It is harder to predict whether in Flanders Schoon Vlaams is really going to become a ‘new’ language variety or whether it will stay what it is today: a number of features varying on the basis of age, social class, gender, region or maybe even from person to person. 1. Standard Dutch Thanks to Lambert ten Kate, the first comparative-historical linguist in Europe, we know that in the early 18th century a more or less “general” spoken Dutch did definitely not yet exist. 1 In fact, the standard variety of Dutch was hardly a medium for oral communication until the early 20th century, and even then, as the famous Leiden professor of linguistics Kloeke (1951) noted, the number of people who were able to communicate in ‘ABN’ was no more than 3% of the population of the Netherlands. ABN is a familiar abbre- 1 Aenleiding tot de kennisse van het verhevene deel der Nederduitsche sprake (1723) <?page no="267"?> De-standardization in the Dutch L anguage T erritory at Large 267 viation of Algemeen Beschaafd Nederlands (= General Cultivated Dutch), which has been used for decades to designate, both in Holland and in Belgium, the normative standard language. In Belgium it has taken longer still for ABN to be used in oral communication on a more or less regular basis. Therefore, before talking about de-standardization, a nutshell overview of the standardization of Dutch is in order, and I will start in the South. After Belgium's secession from the United Kingdom of the Netherlands in 1830, several linguistic problems emerged simultaneously, one of them being that the new rulers were very determined to establish French as the only official language of the new country. Another problem was that the Dutch language had lost many of its functions during the preceding centuries and seemed to be in need of remodeling and modernization. Two factions may be discerned: those called particularists, who advocated a domestic standardization, based on the local, regional varieties, and those who insisted that basically the Flemings should take over as much as possible the standard language as it already existed in the Netherlands. We call the latter integrationists. After a few decades, the integrationist solution prevailed, and their victory has never been seriously challenged afterwards (Willemyns 2003). One of the reasons for this victory was undoubtedly a political one: the only possibility for successfully repelling the domination of French was the elaboration of a language that could be accepted as being the same as the one used in the Netherlands, in order to profit domestically from the prestige which the Dutch language had acquired abroad as a language of culture (Willemyns/ de Groof/ Vandenbussche 2003). The results of this first period of language planning in modern Belgium were, therefore, essentially of an attitudinal nature. The underlying reasoning though, was there to stay and has determined language planning and policy in Flanders up to the present day. In the meantime, in the Netherlands, the activities of language purists, teachers and linguists alike were concentrated on prescribing how the language ought to be standardized and used. Hulshof (1997, p. 455) describes the outgoing 19th century in Holland as “a period of transition from an unnatural written language to a civilized spoken language, to ABN”. From various sides indeed, the slogan ‘schrijf zoals je spreekt’ (write as you speak) used to be heard and this principle was to be the basis of a language planning campaign, mainly supported by writers and linguists in order to “simplify the written language”. <?page no="268"?> Roland Willemyns 268 However, the fact that the spoken language was proclaimed as the main source of the language generated a new kind of norm problem. Whereas the norm of the written language, laid down in documents for centuries already, was, at least, identifiable, this was hardly the case with the spoken language, which, even at the turn of the century, was still very much characterized by regionally different features. And here again, as was already the case from Vondel's time (the 17th century) onward, the social variable determined the norm. In spite of the apparently democratic slogan ‘write as you speak’, it was actually and paradoxically a rather elitist affair, since the only spoken language deemed fit to be imitated in writing was the so-called ‘beschaafde taal’ (civilized/ cultivated language) of the social and intellectual elite. At that very moment, as Hulshof (1997, p. 458) states, competence in this ‘general spoken language’ was limited to a “small upper layer of society”. Obviously, propagating this variety was also seen as a way of perpetuating social distinctions by way of language. According to Van den Toorn (1997, p. 479), the Netherlands, prior to World War II, was a conservative country, and “that applies to the Dutch language as well: there were no substantial changes until long after 1940”. Between 1920 and 1940, the main language planning focus was on the pursuit of a standardized language. The basis of that emerging ‘ABN’ was and is the language used by the better situated classes in the Randstad, the large urban community in the western part of the Netherlands. This variety has been implemented through the educational system as well as through the media. Its acceptance and usage had become “a characteristic of civilization and a product of disciplining” (ibid., p. 480). The lack of direct and frequent contact with the Netherlands made the implementation of this norm in Belgium a difficult problem. It was only after World War II that substantial success could be expected and actually occurred. The popularization of radio and television was the first major means that helped to overcome practical problems. Yet another was the massive “entrance into battle” of the core of Flemish linguists. Especially in the sixties and seventies, the Flemish media contributed actively, by giving linguists the opportunity of addressing their audience and of spreading their views. All radio and television channels and almost every newspaper had a daily column, respectively prime time language program aiming to help Flemings to gain proficiency in the northern-flavored standard language, which was (as was constantly repeated) their own. The results of this com- <?page no="269"?> De-standardization in the Dutch Language Territory at Large 269 bined effort were quite spectacular: within a couple of decades an entire population was provided with proficiency in that formerly less known variety of its language. The process was helped also by the fact that in the sixties and seventies about 25% of all Flemings used to switch to Dutch television for their daily entertainment programs (Schramme, forthcoming). 2. Ongoing change The influence of the major factors determining language planning - the social factor in Holland, and the political one in Flanders - has been gradually fading away in recent decades, and precisely that may have been the trigger for change on both sides of the border. In Holland, Stroop (1998) has detected what he believes to be an increasing variation away from the conventional norm of Standard Dutch and towards a new variety, which he has labeled Poldernederlands. The most prominent characteristic of Poldernederlands is the pronunciation aai for the diphthong [ei]: tijd > taaid, klein > klaain, as well as some other minor vowel changes (ibid., pp. 25f.). According to Stroop's sociolinguistic comments, the real origin of Poldernederlands is socially, and not geographically, determined. The group of speakers responsible for both the origin and the very fast spread of Poldernederlands are young, highly educated females (ibid., pp. 16-22). Also, it is interesting to note that Stroop is not very happy with this development and that he blames the authorities and the kind of education they provide (or fail to provide) for not having attempted to stop this evolution. In Flanders too, a centrifugal evolution appears to be occurring, viz. the development of a variety of Dutch variously referred to as Verkavelingsvlaams (Van Istendael 1993), Schoon Vlaams (Goossens 2000) or Tussentaal (Taeldeman 1993). This southern centrifugal tendency is a substandard variety, based on essentially Brabantic characteristics. It is indeed a variety, which is neither standard language nor dialect, and it is almost exclusively used orally; it displays a lot of Brabantic characteristics both in the lexicon and morphosyntactically, and it is characterized by a large amount of dialect interference and Gallicisms. Those characteristics are anything but new and they have always been present in former informal varieties. Here too, the more highly educated middle classes seem to be playing an important part. <?page no="270"?> Roland Willemyns 270 3. Destandardization? The question now is whether we are here in the presence of incidences of destandardization. According to Mattheier (2003, pp. 239f.), an important characteristic of de-standardization is “a relativization of linguistic norms”. The norms of the standard language, he observes, are “increasingly oriented towards the more variable spoken language”. This suggests a general decrease of the degree of standardization, i.e. of linguistic uniformity and normativity. This sounds pretty familiar and seems to be a rather fitting description of the two developments just mentioned for Holland and Flanders. Yet, destandardization does not necessarily imply the genesis of “new” language varieties. After all, Umgangssprachen, substandards or whatever we want to call those intermediate varieties which are neither standard nor dialect, have always existed. The process of dialect loss and leveling, which in Flanders has started considerably later than in the Netherlands, is now gaining momentum. Consequently, many people are trading in their dialect in an increasing range of settings and functions, in exchange for another variety of the language. Thanks to a considerable number of inquiries over the past decades we now know that in many cases the variety replacing the dialect is an Umgangssprache or Regional Standard, which very often has a decidedly Brabantic flavor even outside the Brabant region. Therefore, as far as Verkavelingsvlaams is concerned, I am pretty sure that it is not new and the same applies to Poldernederlands. I tend to agree with Hinskens (in this volume) that it is a variety which used to be a Regional Standard in Holland and Utrecht. What is true, though, is that those varieties are used more often, in more situations and in an increasing number of domains than they used to be, and in the process, they are taking over functions from other varieties. There is an important attitudinal change as well. As a consequence, the standard language is pushed to the extreme formality side of the continuum, whereas, simultaneously, the use of dialects is constantly diminishing. Together, these two developments are responsible for the creation of an enormous amount of space on the continuum scale. That is, the intermediate variety now occupies a huge field, and has the possibility to move either to the left or to the right according to the circumstances, thus alternatively taking the shape of a more dialectal or a more standard-like intermediate variety. <?page no="271"?> De-standardization in the Dutch Language Territory at Large 271 In the former situation, the linguistic distance between dialect and standard language was large enough for both to be looked upon as two definitely different varieties of the language and, consequently, to prevent the usage of one instead of the other. But today, the linguistic distance between the intermediate varieties and the standard is considerably smaller, and, as a result, many people see no inconvenience in using the former in situations where actually the use of the latter would be more appropriate. I presume that what we are witnessing, not only in the Low Countries but in larger parts of Western Europe as well, is that people are gradually restricting their choice of possible varieties to just one single variety, modified only slightly according to different communicative situations. This used to be the privilege of those who live in a region where the standard language was the habitual language of socialization and every day speech (Northern and Western Germany, for example, or Ile-de-France). The loss of the dialects and their replacement with an equally informal intermediate variety creates the illusion that this particular variety might function in formal situations as well. In the Netherlands, Stroop observes, the spoken Dutch of the upper classes, the ABN, has lost its status and prestige and could not hold on to its function as a linguistic model. From then on it was felt that every kind of Dutch that was more or less intelligible would do. The Dutchman sees his language as a tool, and he, but mostly she, turns to the easiest kind of Dutch that his/ her environment, boss, teacher etc. is prepared to accept (Stroop 1998). In Belgium, the astonishing pace of dialect loss, mainly in Brabant (Willemyns 1997), has created a situation where there has hardly been time for evaluation, and a rather chaotic language situation has rapidly emerged. Dialect loss left people in many places and from many generations without a dialect, whereas dialects used to be the “natural” anti-pole of the standard language, since, by their sheer existence, they offered a sort of safeguard for the existence and the function of that standard language. 4. Diglossia The combination of these factors put an end to the diglossic situation which used to exist almost everywhere in Flanders until less than half a century ago. One of the characteristics of diglossia is the notion that differing communicative situations require the use of different language varieties, e.g., <?page no="272"?> Roland Willemyns 272 dialect in an informal, and the standard language in a formal situation. Previous studies already indicated that in those parts of Flanders that were characterized by diglossia, the need for and the use of intermediate varieties was significantly lower than elsewhere, even before they were called Verkavelingsvlaams or Schoon Vlaams. Recent inquiries into and studies of the linguistic situation in West-Flanders - the only province where the pace of dialect loss is very low, and where the diglossic situation has, therefore, persisted until the present day - seem to indicate that here indeed, the intermediate variety is used to a much lesser extent than in other parts of the country and that even the attitudes toward it are different. Five consecutive surveys between 1979 and 2001 2 all show that the number of people claiming proficiency in a local dialect is always higher than 95% overall, and also, that the informants appear to distinguish sharply between a [ dialect] and a [ dialect] variety, which leaves hardly any room for an intermediate variety. 3 As a consequence, West-Flanders still clearly is a diglossic community where a more or less standardized variety (H) is used in a restricted range of situations in which the dialect (L) is not deemed appropriate. Such a situation is detrimental to the usage of the intermediate variety, as I will try to demonstrate with two sets of data. The first set of data were gathered by Vandekerckhove, published in 2004 and 2005, and is concerned with actual language usage. The second set has been gathered by Geeraert from my department at the Vrije Universiteit in Brussels; as yet unpublished, it is concerned with language attitudes. 4.1 Tussentaal data from the Spoken Dutch Corpus In one of the first inquiries to produce quantifiable data, Vandekerckhove (2004 and 2005) addresses two of the more interesting problems raised by the phenomenon of Tussentaal, viz. the geographical conditioning and the age variable. On the basis of a large database of Spoken Dutch (the ‘Corpus 2 1979 (Willemyns), 1983 (Willemyns/ Delacauw), 1993 (Van Keymeulen), 1997 (Willemyns/ Dorchain), 2001 (Vandekerckhove). Ample information is to be found in Willemyns (2000). 3 Only very recently and only in the younger generations we see for the first time a rise of the usage of the intermediate variety which may possibly become significant. <?page no="273"?> De-standardization in the Dutch Language Territory at Large 273 Gesproken Nederlands’, a database of present-day Dutch as it is spoken by adults in Belgium and the Netherlands), she examined two of the main characteristics of Tussentaal, viz. the pronouns of the second person (the forms of address) and the diminutive suffix. In the former case she examined the subject and object form of the personal and possessive pronouns, opposing Tussentaal-forms ge, gij, u, uw to Standard Dutch je, jij, jou, jouw. In the latter case -ke is the Tussentaal, -je the standard form. Vandekerckhove's chart ‘je versus ge in subject function’ shows that West- Flanders is the only province where the use of “je” supersedes the use of “ge”. Her chart on ‘relative frequency of use of je in younger and older subjects’ reveals that West-Flanders is also the only province where younger subjects use “je” more often than older subjects. Her chart ‘je/ jou versus u in object function’, moreover, indicates that West-Flanders is the only province where jou is the most frequently used pronoun, and u is used only half as often as elsewhere. Finally, the chart on ‘the use of the diminutive suffix -je by young and old ’ demonstrates that, once again, West-Flanders is the only province where the diminutive -je is used more often by the younger than by the older subjects. 4 Summarizing, we see that in both cases speakers from Brabant and Limburg appear to use the Tussentaal form considerably more often than West- Flemings do, the latter also being the only group where in specific situations the younger speakers use the Tussentaal forms less often than the older ones. In Brabant and Limburg the opposite is the case in all situations. And Vandekerckhove (2004, p. 990) concludes: quite ironically [...] the supraregional colloquial language of the region which is known to have the highest dialect vitality, approaches the standard language most closely. As mentioned before, I feel this is not ironical at all, but rather the outcome that was to be expected. It confirms my hypothesis that Tussentaal is thriving precisely in those regions where dialect loss has occurred earlier and more intensely, whereas in those regions where a diglossic situation continues to exist, Tussentaal remains on a lower level (Willemyns 2005a). 4 All the charts are to be found in Vandekerckhove (2004) and (2005), except the last one on the diminutive suffix, which appears only in the 2005 article. <?page no="274"?> Roland Willemyns 274 4.2 Attitudes As far as attitudes are concerned, we are now in the possession of some brand new results of ongoing research, carried out in my department and obtained through a matched guise inquiry. In random order the respondents were presented with a text having the same content in various language varieties: Standard Northern Dutch, Standard Southern Dutch, Tussentaal and a regiolect of their respective province. After each and every sample, the respondents (all highly educated) were asked to indicate in how far they felt the variety in question might be suitable for use in a particular situation. The situations were selected in such a way that the whole continuum, from very informal to very formal, is accounted for: with friends in the pub, colleagues on the job, meeting a stranger from another part of the country, giving a lecture, and the news on television. Moreover, respondents were subdivided into younger and older ones, and also according to their geographical origin (province). From the outset, it is clear that in many cases the attitudes of the West- Flemings are considerably different from those of their fellow Dutch speakers in the other parts of Flanders. Let me summarize some of the most interesting results: - In general both older and younger subjects deem it fit to use the intermediate variety (Tussentaal) in informal settings. As far as pub, job and meeting 5 are concerned, they all agree. In the two more formal domains the younger participants think it is “rather unfitting” to use Tussentaal, whereas the older ones are categorical: it should not be used there (question 1). - The answers to question 5 on where the use of the formal Southern Standard language is appropriate show that roughly both categories agree on all situations at stake. In the formal domain they both indicate very decidedly that only the Standard language is appropriate. - The next question (7) involves the geographic variable. All subjects agree that Tussentaal is not to be used in more formal settings. Its appropriateness is judged differently, though, in the informal domains. As opposed to participants from the center, the peripheral ones (among them West- 5 This means: when you meet someone unknown from another province who is more or less the same age as you <?page no="275"?> De-standardization in the Dutch Language Territory at Large 275 Flanders) do not consider Tussentaal to be befitting in the pub. We may assume that they prefer dialect here and in so doing implicitly differentiate between dialect and the intermediate variety. - When the answers are split up according to province (question 10), the West-Flemish situation appears more explicit still: their acceptance of Tussentaal is considerably lower than with the respondents from all other provinces. - Finally, questions 17 and 18 give an overview of the appropriateness of four different varieties (Northern Standard, Southern Standard, Tussentaal and regiolect) subdivided for younger and older participants. Although the figures differ slightly, the tendencies in both groups run parallel. It is interesting to see that in formal circumstances the Northern Standard is considered to be more fitting than Tussentaal. One thing is abundently clear though: the Southern Standard beats them all! 5. Summary 5.1 Linguistic conditioning With respect to the issue of linguistic conditioning, dialect loss and the disappearance of the diglossic situation made de-standardization possible and made the blurring of the normative system possible. The most conclusive evidence comes from West-Flanders, the only language region in Flanders where the diglossic situation of old does still exist. Not only are the attitudes of the West-Flemings toward the intermediate variety (Tussentaal) significantly more negative than elsewhere (as Geeraert has demonstrated), they do indeed appear to be using standard language forms in situations in which others seem to prefer Tussentaal (as follows from Vandekerckhove's data). In both cases there is evidence that younger speakers seem to be more opposed to Tussentaal than older ones. 5.2 Sociolinguistic conditioning As for the issue of sociolinguistic conditioning, de-standardization is the consequence of a number of perhaps unrelated, yet simultaneously occurring social factors or changes, viz.: - the fading away of the (language)-political motivation of the integrational philosophy; <?page no="276"?> Roland Willemyns 276 - the coming into existence of a new, local center of language prestige (Brabant); - the gradual decrease of contacts between Flemings and the Dutch; 6 - the general process of democratization which made it possible that not only the higher educated classes but other layers of society as well were involved in shaping the supraregional variety or varieties. The inevitable consequence was a more flexible norm for the standard language; - finally, and I am not sure whether this is a cause or rather a consequence, we discern an indifferent attitude as to how the language is used in other parts of the language territory. Something similar is happening in Switzerland and Luxemburg, for example, and has to do with withdrawing into oneself, into one's own small cocoon while dropping larger motivations. The language political motivation, for one, seems to have disappeared almost completely. 6. Some conclusions 6.1 Poldernederlands As to Poldernederlands, I am not sure at all that it is “the variety of the future”, as Stroop fears it is. Probably we will witness an increasing influence of the so-called ‘Stadsdialecten’ (‘urban dialects’) of the Randstad, in other words an increasing ‘Hollandization’. Yet sooner or later the universal “urge” to distinguish oneself through language, combined with the equally universal urge for upward social mobility will become stronger again and then things will change once more. It is hard, though, to predict today in which direction this will push the language. 6.2 Tussentaal (Schoon Vlams) It is equally hard to predict whether Tussentaal (Schoon Vlaams) is really going to become a ‘new’ language variety or whether it will stay what it is today: a number of features varying on the basis of age, gender, region or maybe even from person to person. The interesting thing is that in Flanders we are actually in the presence of two simultaneous, yet opposite phenomena. As opposed to the weakening of integration resulting in de- 6 Kloot s ' (2001) data based on a survey of teachers of Dutch in both countries are very relevant in this respect. <?page no="277"?> De-standardization in the Dutch Language Territory at Large 277 standardization of the spoken variety of Southern Dutch, there is ample proof of rapidly growing integration, i.e. of increasing accommodation to the Northern norm in all aspects of the written, formal language, viz. in morphology, in syntax and in the lexicon (Deygers/ Van den Heede 2000; Theissen 2005; Willemyns 2005b, pp. 56ff.). 6.3 One variety speech The really decisive phenomenon may be, in both parts of the Low Countries, the fact that, as in larger parts of Western Europe, people are gradually restricting their choice of possible varieties to just one single variety, modified only slightly in accordance with different communicative situations. The loss of dialects, and their replacement with an equally informal intermediate variety, creates the illusion that this particular variety might then function in formal situations as well. However, the fact that this ‘one variety speech’ is usually strongly influenced by local, geographical features is potentially disruptive for language unity. Therefore, the relationship between the varieties of Dutch on both sides of the state border appears to be changing and may increasingly evolve toward the habitual one between language varieties in most other pluricentric language territories. Attitudes and habits, built up in the past, will continue to play an important role, but they have ceased to be decisive factors. 7. References Deumert, Ana/ Vandenbussche, Wim (eds.) (2003): Germanic Standardizations: Past to Present. Amsterdam/ New York. Deygers, Katrien/ van den Heede, Vicky (2000): Belgisch-Nederlandse ‘klassiekers’ als variabelen voor lexicaal variatie-onderzoek: een evaluatie. 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Sie wurden in dieser Funktion aber nicht von der Standardsprache ersetzt, sondern durch zwei neue Typen von Nichtstandard-Varietäten, die sich zwischen Standardsprache und traditionellen Dialekten entwickelt haben: ‘Regiolekte’ und regionale Varietäten der Standardsprache. Diese neuen Nichtstandard-Varietäten haben sich an verschiedenen Stellen des Sprachgebiets unterschiedlich stark herausgebildet. Hinzu kommen neue so genannte ‘Ethnolekte’ als Folge starker Einwanderungsströme (die ihre Ursache wiederum in Dekolonialisierungs- oder Arbeitsmigrationsprozessen haben). Von besonderem linguistischen Interesse ist hierbei die Frage nach der Verwurzelung dieser Ethnolekte in Substratsprachen (d.h. das Vorhandensein von Spuren der Muttersprache der betreffenden Ethnien), in sprachlichen Merkmalen des Zweitspracherwerbs sowie in endogenen Nichtstandard-Varietäten, und hier insbesondere in urbanen Dialekten. Der Beitrag behandelt alle drei neuen Typen nicht-standardsprachlicher Varietäten des Niederländischen. Nach einer kurzen Erörterung ihres allgemeinen linguistischen Stellenwerts werden forschungsspezifische Fragen und die Methoden zu ihrer Untersuchung vorgestellt. Dabei wird hervorgehoben, wie wichtig die genaue Analyse der jeweiligen inner- und außersprachlichen Faktoren und der extralinguistischen Einflüsse für ein genaueres Verständnis der Entstehung und Entwicklung dieser nicht-standardsprachlichen Varietäten ist. Like other European nations, the Netherlands (as well as the equally Dutch speaking northern part of Belgium) have gone through dramatic societal and cultural changes. Partly due to these changes, most of which rapidly gained momentum in the course of the 20th century, for most people the traditional dialects no longer function as the common medium for everyday oral communication. This role was, however, not taken over by the standard language, but rather by two new types of non-standard variety, which developed in the linguistic space between the traditional dialects and the standard language. These ‘regiolects’ seem to develop at different rates in different parts of the Dutch language area. In addition, as a result of large-scale immigration (which itself resulted either from decolonisation or from labour migration), new so-called ‘ethnolects’ are developing. One of the questions regarding the linguistic makeup of ethnolects is to what extent they are rooted in substrates (retaining traits of the original <?page no="282"?> Frans Hinskens 282 mother tongue of the ethnic group at issue), in phenomena that are typical of second language acquisition and in endogeneous non-standard varieties (especially urban dialects). All three new types of non-standard variety of Dutch will be sketched below. After a brief discussion of their linguistic importance, attention will be paid to specific research questions and some of the methods that may be instrumental in answering them. It will be argued that in order to understand the emergence and development of these new non-standard varieties we will need to unravel the relevant internal, external, and extra-linguistic forces. 1. Introduction Whenever a linguistic change does not have an internal origin, it can either stem from another language or “from within the same speech area”, thus Bloomfield (1933, p. 444), who referred to the former type as cultural or intimate borrowing and to the latter as dialect borrowing. In this contribution I will address recent changes in the overall verbal repertoire of modern Dutch. Some of these changes result from dialect contact (sections 2 and 3), others mainly from language contact (section 4). 2. Dialect contact and the traditional dialects Until the beginning of the 20th century, the Netherlands had a relatively small number of inhabitants and low population density. The infrastructure consisted largely of paths and a few unpaved roads, and in most parts of the country, the economy was oriented towards agriculture. While in 1849 no less than 44% of the Dutch population earned a living in agriculture, this proportion had sunk to 20% in 1950; and by 1995 it had shrunk to less than 2% (Mak 1998, pp. 44f.). In the course of this transition, from relatively closed, small-scale rural village communities to a much more open, industrial and post-industrial society, the Dutch dialects have not only gradually lost their habitat, but also their functional domain, that of spoken language use. The invention of the bicycle and of motorised means of transport, democratisation, the spread of education and the modern mass media have made the world smaller. The societal changes that the Netherlands (as well as the equally Dutch speaking northern part of Belgium) have gone through are dominated by industrialisation and, in connection with this, urbanisation. Nowadays over 70% of the surface of the Netherlands is ‘countryside’ (defined as an area with less than 1000 residential addresses per square kilometer). This 70% of countryside is inhabited by 38% of the population (some 6.2 million people), whereas the remaining 10 million people live in <?page no="283"?> New T ypes of N on-standard Dutch 283 cities. These cities cover less than 20% of the surface (source: Centraal en Cultureel Planbureau, in: Steenbekkers/ Simon/ Veldheer (eds.) 2006). 2.1 Functional aspects: shift and social stratification of dialect use The traditional dialects of Dutch functioned in a type of society which hardly exists anymore. Dialect usage has undergone functional specialisation in that it has increasingly been confined to intimate domains such as ‘the family’, ‘friends’, and ‘neighbours’. The exception here is the domain of raising one's children (cf. Hinskens 1993), and this has had serious consequences for the transmission of dialect to the younger generations. At the same time the use of dialect also became increasingly confined to the lower social classes. Because of this functional specialisation and social stratification in dialect use, for most people the traditional dialects no longer function as the common medium for everyday oral communication. For the Limburg dialects spoken in Landgraaf (in the extreme southeastern part of the Dutch language area) this can be illustrated with the outcomes of a written questionnaire, which was administered among the pupils of Eijkhagen College, a comprehensive school for general secondary and pre-university education. age in years “I regularly “I can speak “I understand the dialect, min-max response “speak dialect” “the dialect” “but I can't speak it” 11 and 12 42.6 52.3 59.1 88-94 13 48.0 64.8 52.6 192-199 14 43.4 67.2 52.0 179-183 15 49.6 69.8 39.6 135-139 16 34.8 60.0 58.2 67-70 17 and 18 27.3 51.1 63.4 41-47 unknown 30.2 54.7 66.0 50-53 Table 1: Findings (%) from a dialect questionnaire administered among pupils of a secondary school. Total response, aggregated over age groups, minimum 756 (q#3), maximum 776 (q#1) <?page no="284"?> Frans Hinskens 284 It is hard to say exactly how reliable the outcomes of this questionnaire are. Nonetheless, on the basis of the avaible data it can be established that slightly more than a quarter of 17and 18-year olds as well as half of all 15-year olds report that they are regularly speaking dialect, while well over half of all pupils state that they have active proficiency in the dialect. 1 2.2 Structural aspects: the development of regiolects and regional standard varieties In the Dutch situation, the role of common medium for everyday oral communication was not taken over by the standard language, but rather by two new types of non-standard variety, viz. ‘regiolects’ and regional varieties of the standard language, which developed in the linguistic space between the traditional dialects and the standard language. The notion of ‘regiolect’ was coined by Hoppenbrouwers (1983), who pioneered this territory, and who defined it as the continuation of the traditional dialects but stripped of those features which used to occurr only in a single town or village or in a small area. The dialects of the extreme southeastern part of the Dutch language area (mentioned in section 2.1) differ from all other Limburg dialects as well as from the standard language among other things by the absence of etymological / r/ after a vowel and preceding / d/ , / t/ , / s/ , or / / , i.e. preceding a coronal obstruent. In the following utterance of a young dialect speaker from Ubach over Worms (a part of Landgraaf) this feature is not used. (1) d t f lt ne wi ka Rthu s trad. dialect (phonetic) d t f lt ne wi ka thu s stand. Dutch (orthogr.) ‘dat valt in elkaar als een’ kaartenhuis' glosses that falls apart like a cardhouse ‘it collapses like a house of cards’ In the dialects of this area, the word ‘card’ is traditionally realised as [ka t]. As far as the dialect feature of ‘r-lessness’ is concerned, this utterance can thus be considered as regiolectal. Hinskens (1992) established that, overall, r-lessness is not subject to apparent time loss. However, there is a significant apparent-time decrease in the use of this dialect feature in five out of thirteen linguistic conditions in which it was studied. 1 For a more exhaustive interpretation of these findings see Hinskens (1999, p. 32). <?page no="285"?> New T ypes of N on-standard Dutch 285 So far, very little systematic attention has been paid to regional standard varieties of Dutch. An example of an utterance in the regional standard as spoken in Ubach over Worms (by dialect speakers referred to as Hollendsj mit knoebele, lit. ‘Dutch with bumps’) is: (2) zo n pl k dR v n zo trad. dialect (phonetic) zu t k R dRav n zu stand.Dutch (orthogr.) zulke plekken d'rvanaf en zo glosses such pieces [torn] off and so ‘big pieces torn off and the like’ Here the grammatical form of the demonstrative, the form of the pronominal adverb / d R f/ / , and the sandhi voicing in its final obstruent are rooted in the dialect grammar. 2 These new types of non-standard variety seem to develop at different rates in different parts of the language area. The best-known regional standard variety is so-called Poldernederlands (Polder Dutch). The only feature which sets Poldernederlands apart from colloquial standard Dutch is the realisation of the three diphthongs (Stroop 2003, p. 21). The Poldernederlands realisation of / Ei/ as [ai] is a feature of the traditional dialects in parts of the provinces of Holland and Utrecht (in the north-west). As yet, the use of Poldernederlands is confined largely to this part of the country, known as ‘Randstad’. The Belgian equivalent, sometimes referred to as Verkavelingsvlaams (lit. ‘Allotment Flemish’, Flemish being the name often used colloquially for Belgian Dutch) or Tussentaal (Intermediate Language), also deviates from the Dutch standard language in many respects. According to De Caluwe (2002), Verkavelingsvlaams is not spoken in all social classes. Poldernederlands and Verkavelingsvlaams both have a relatively informal character. In a wider perspective, these developments seem to be leading towards phonological and lexical divergence between the Dutch and Belgian varieties of standard Dutch (cf. Hinskens/ Auer/ Kerswill 2005, pp. 23, 38). 2 Cf. the observations and considerations regarding the emergence of regional standard varieties of Dutch by Reker (2003, p. 102). See Auer/ Hinskens (1996, p. 8) and Hinskens/ Auer/ Kerswill (2005, p. 25) for more general discussions of regional standard varieties from the perspective of Van Coetsem's (1988) typology. <?page no="286"?> Frans Hinskens 286 3. Dialect contact. The unfolding supradialectal verbal repertoire In this section I will briefly sketch some of the mechanisms behind the structural developments resulting in the development of regiolects and regional standard varieties. 3.1 Intermediate forms and the like Whenever different language systems are in intensive contact for a long period of time, this may result in linguistic offspring of several types. Apart from ‘borrowing’, usually most visible in loanwords, there are intermediate variants and hyperdialectisms. Intermediate variants are essentially blends of variants of different language systems, sometimes of different languages, but typically of related dialects. In principle, for the variants a and b, intermediate variants will occur of three types: a b , b a and ab. In a b en b a , unlike in ab, the contribution of the variants a and b is not equal. The following examples of intermediate variants of the types a b , b a have been labelled ‘Hollandismen’ by De Vink (2004). They are plural forms in which the intervocalic / d/ has been weakened rather than deleted, as in the old Katwijk fishermen's dialect: (3) traditional dialect intermediate standard Dutch ‘paen’ ‘paeie’ ‘paden’ paths ‘bròòn’ ‘brooie’ ‘broden’ breads ‘klàèn’ ‘klàèie’ ‘kleden’ cloths These intermediate variants belong to the domain of morpho-phonology. The following examples are phonological in nature, and concern intermediate variants (occurring in a transition dialect) of the type ab, i.e. relatively equal fusions of variants of different groups of Limburg dialects: (4) / naç/ intermediate between / nat/ and / n çt/ ‘night’ / le ç/ intermediate between / li t/ and / l çt/ 3 ‘light’ Between / nat/ and / li t/ on the one hand and / n çt/ and / l çt/ on the other, there are two differences: the presence or absence of the fricative and the length of the vowel. There are dialects with words of this type in which the vowel has undergone lengthening, although the fricative has been preserved. But the opposite does not occur: there are no dialects with words of this type from which the fricative has been deleted but which have not undergone vowel lengthening. 3 Hinskens (1992, sections 5.3.4, 6.3.4 and 12.2.1). See also Hinskens (1996). <?page no="287"?> New T ypes of N on-standard Dutch 287 Apparently, not every logically conceivable type of intermediate variant actually occurs. Linguistically this can be explained by assuming that vowel lengthening compensates for the deletion of the fricative, in order to protect syllable weight - which would be too low without the fricative and with only an unlengthened vowel. Without this explanation one would continue to look, in vain, for the other logically conceivable type of intermediate variant. People who speak a dialect which is not their mother tongue sometimes use what linguists call a hyperdialectism, the application of a dialect feature where historically it does not belong. Hyperdialectisms are a type of overgeneralisation. The following example concerns the fact (briefly sketched in section 2.2 in connection with (1)) that the dialects from the extreme southeast corner of the Dutch language area differ from all other Limburg dialects and from the standard language by the absence of etymological / r/ after a vowel and preceding a coronal obstruent. This is manifest in the dialect variants of words such as (in standard Dutch orthography): (5a) ‘arde’, ‘koord’, ‘soort’, ‘kort’, ‘kaars’, ‘hart’, ‘beurs’, ‘dorst’ = ‘earth’, ‘cord’, ‘sort’, ‘short’, ‘candle’, ‘heart’, ‘wallet’, ‘thirst’ These and similar words have been lexicalised without r. In these words, r-lessness is categorical, i.e. dialect use does not show any variation in this respect. But words such as the ones in (5b) are not r-less in these dialects. If they are realised r-lessly, we have a case of hyperdialectalism: (5b) ‘mars’, ‘buurt’, ‘sport’ = ‘mars’, ‘neighbourhood’, ‘sports’ In these and similar cases there is one-way traffic: (6) dialect X: a dialect Y and standard language: b but not necessarily vice versa *dialect Y and standard language: b dialect X: a Similar considerations sometimes hold for morphological operations, which can equally lose their productivity and become lexically stored, and hence unpredictable. Intermediate variants and hyperdialectisms appear to be characteristic of a broader category of phenomena which, from the point of view of both historical linguistics and the speakers of traditional dialects, could be labelled ‘pseudo- <?page no="288"?> Frans Hinskens 288 dialect’. Pseudo-dialect forms have been observed in Katwijk by De Vink (2004; cf. section 3.1 above). Among De Vink's examples are the following past participles: (7) pseudo-dialect traditional dialect ‘edreegd’, ‘edrege’ ‘edroge’ carried ‘esloge ’ ‘eslege’ hit ‘ezwurfd’ ‘ezwurreve’ wandered 3.2 Intermediate varieties So far, the emphasis has been on separate, individual linguistic variables and their variants, in particular intermediate variants and hyperdialectisms. But what can we say about such language varieties as a whole, i.e. at the level of more or less coherent language systems? Are there any continuums of intermediate varieties developing? And if so, how stable are they? The concept of intermediate varieties can be elucidated by means of the sentence “Hij heeft het aan Jan gegeven” (‘He has given it to John’), which according to Hagen (1982) in the eastern part of the province of Noord-Brabant (in the south of the Dutch language area) can be realised in four slightly different ways. They are, from deep dialect to “dialect free standard language”, 4 (in Hagen's transliteration): (8a) Hij h^ggut Janne gegèève (b) Hij h^ ut oan Jan gegèève (c) Hij h^^ft ut `on Jan geg ve (d) Hij hééft ut aan Jan gegééve ‘He has given it to John’ In the deepest dialect realisation, (8a), the finite verb ends in the fricative / {/ ; the indirect object has a schwa-suffix (‘Janne’). Both phenomena have disappeared in the realisation in (8b). Compared to (8b), the realisation in (8c), which represents “standard language with dialectical (accent) colouring” (thus Hagen 5 ) displays a difference with respect to the form of the finite verb, as well as in the quality of the vowel of the preposition ‘aan’ and of the stem part in the past participle ‘gegeven’. In connection with the two intermediate realisations (8b, c) 4 Cf. Ammon's (1973) ‘dialektale Stufenleiter’. 5 My translation ( FH ). <?page no="289"?> New T ypes of N on-standard Dutch 289 the question now is whether, for instance, the variant ‘h^’ of the finite verb occurs more frequently with ‘oan Jan’ than with ‘Janne’, ‘`on Jan’, or ‘aan Jan’, whether it occurs more frequently with ‘gegèève’ than with ‘geg ve’, and so forth. These questions concern the nature and the statistical patterns of the covariation between the respective variants. There is no single region in the Dutch language area for which we know for certain that regiolects and regional standard varieties really exist as fixed systems, since no systematic attention has yet been paid to the statistical relationships let alone to the structural relationships 6 between the relevant variants. 4. Recent language contact and the traditional dialects All over Europe, large-scale cross-border migration has occurred in recent history, sometimes leading to the development of ‘ethnolects’. In this section, I will first discuss the notion of ‘ethnolect’. Next I will present some facts about recent immigration to the Netherlands. Thirdly, I will discuss some of the new ethnolects of Dutch. 4.1 Ethnolects In some of the cities of northwestern Europe ethnic minorities are developing into the new lower class or even ‘underclass’ of society. The originally nonindigenous intermediate varieties, which have developed among members of these ethnic minorities, are often referred to as ‘ethnolects’. Ethnolects are not necessarily learner's varieties, witness the fact that, in older migrant communities such as the ethnic Italians in North America, many speakers are also proficient in the standard variety. Moreover, it appears that these varieties are not necessarily in every respect approximations of the standard variety; rather, many of these systems contain features of the surrounding dialects. Unlike dialects, regiolects, and other homegrown varieties of a language, and unlike most export varieties, ethnolects typically are not the mother tongue of the first generation of speakers. Unlike export varieties and ‘daughter languages’, ethnolects usually develop in the language area or at least in the interaction with native speakers of the language. 6 Either co-occurrence or disjunction. Cf. Auer (1997); Hinskens (1992, ch. 7; 1996). <?page no="290"?> Frans Hinskens 290 originally mother tongue? Yes No in the same language area? Yes dialects, sociolects, regiolects, varieties of the standard language ethnolects No export varieties daughter languages (mixed languages, pidgins, creoles) Table 2: Four situations and the related types of language variety 4.2 Migration to and migrants in the Netherlands In the course of the 19th and 20th centuries, in Western Europe the economic importance of agriculture diminished considerably in favour of the industrial economy. After the Second World War, the shortage of industrial workers which resulted from the transition to post-industrial economies with heavy service sectors, drew ‘migrant workers’ to Western Europe. Moreover, in the course of the decolonisation process, inhabitants of the former colonies came to Western Europe, as a result of which there are presently large numbers of people with an Indonesian, Moluccan, Surinamese, or Antillian background living in the Netherlands. According to an OECD report from January 2004, foreigners (defined as people with a foreign passport) make up 4.3% of the Dutch population. In 2001, the total immigration into the Netherlands numbered 94,500 persons. Of these, 3.3% came from the USA , 5.4% from Germany, 6.2% from the UK , 5.1% from Turkey, and 5.2% from Morocco. According to the Dutch Central Bureau for Statistics ( CBS ), no less than 43% of the population of the four big cities Amsterdam, Utrecht, Rotterdam, and The Hague are foreigners. Table 3 contains figures regarding recent migration out of and into these four cities in the period 1995-2004. direction of flow total numbers non-western migrants out of the cities over 210,000 0 into the cities over 185,100 over 55,000 Table 3: Recent migration into and out of the four major Dutch cities, 1995-2004 <?page no="291"?> New T ypes of N on-standard Dutch 291 Out of the 55,000 non-western migrants who moved to one of the big cities during this period, 50,000 were in the age range between 18 and 29 years (source: Netherlands Interdisciplinary Demographic Institute - NIDI ). Although the proportion of foreigners among the unemployed part of the Dutch labour force (males 4.5%, females 5%) is small compared to the three neighbouring countries, their position is at a disadvantage when compared to the native population (unemployed males 2.1%, females 2.5%). There may well be a relationship with their educational backgrounds; cf. Table 4: school type natives non-western migrants lower vocational 22 44 lower general secondary 24 32 higher general secondary 25 14 pre-university 29 10 Table 4: Percentage of final exam candidates in 2001 in four different types of secondary education, broken down for natives and non-western migrants in the four major cities (Metro, October 23, 2002) Whereas the proportion of final exam candidates among native pupils slightly increases with the educational level, for second or third generation non-western migrants the figures show a dramatically inverse pattern. In this group, almost half of the pupils is taking a lower vocational training course. Table 5 shows how both groups of young people fare with respect to higher, i.e. postsecondary education. higher education type year natives non-western migrants higher vocational 1995-1996 17.5 44 2002-2003 19.5 32 academic 1995-1996 19.5 14 2002-2003 11.5 10 Table 5: Percentage of the population of natives and non-western migrants receiving a higher vocational or academic education in two diffenent academic years ( CBS ) Overall, a noticeably smaller proportion of second or third generation nonwestern migrants receives some type of higher education than is the case for native young people. Moreover, the proportion of second or third generation non-western migrants who receive academic training is decreasing. In other words, their chances in the Dutch society are deteriorating. <?page no="292"?> Frans Hinskens 292 4.3 Ethnolects of Dutch It is unclear how many members of the various ethnic minority groups are speaking an ethnolectal variety of Dutch, and to what extent and under which conditions they do so. As yet, ethnolects have hardly been studied systematically, neither for the Dutch situation, nor for other language areas. One of the few exceptions is the research project The roots of ethnolects, An experimental comparative study, supervised by Muysken and Hinskens, which started in January 2005 7 and focusses on two young ethnolects of Dutch in Amsterdam and Nijmegen. These are spoken by second generation migrants of Turkish and Moroccan descent. city total number of inhabitants Moroccan descent (%) Turkish descent (%) Amsterdam 742,783 8.7 5.1 Nijmegen 158,215 2.0 3.2 Table 6: Three demographic facts about two Dutch cities Indonesia Curaçao Suriname Phonology slightly nasalised / / before nasals bilabial / w/ apical / r/ devoicing of fricatives seemingly deviating word stress realisation of / {/ as [h] Morphology deviating grammatical gender variable ‘omission’ er and (pron.) het hun (dative ‘them’) as subject pron. Syntax gaan (‘go’) auxiliary frequent SVO word order subordinate clauses without dat Table 7: Features of three ethnic varieties of Dutch, as mentioned in the literature 7 The other researchers involved in this project, which is financed by the Netherlands Organisation for Scientific Research ( NWO ), are Esther van Krieken, Wouter Kusters (2005 and 2006) and, at present, Hanke van Buren and Arien van Wijngaarden. <?page no="293"?> New T ypes of N on-standard Dutch 293 Table 7 contains (non-exhaustive) inventories of features of modern ethnolectal varieties of Dutch which are spoken by people who / whose ancestors came from the former Dutch colonies. There are striking similarities between several ethnolects of Dutch. Both Indonesian Dutch (De Vries 2005, pp. 72ff.) and Curaçao Dutch (Joubert 2005, pp. 37ff., 45ff.) are characterised by (among other things) a deviating usage of grammatical gender as well as by the variable non-realisation of the adverbial pronoun er, ‘there’, and (pronominal) het, ‘it’. The bilabial realisation of / w/ occurs in Indonesian, Curaçao, and Surinamese varieties of Dutch. The same holds true for the voiceless realisation of the fricatives. Among the research questions are the following: Q 1. Which aspects of language use / which components of the grammar characterise ethnolects as distinct varieties? Q 2. To what extent are ethnolects based on interference from the original language of the ethnic group in question (‘substrate effects’)? Q 3. To what extent are they based on properties resulting from processes of second language acquisition? Q 4. To what extent are they based on local (urban) dialects or other indigenous non-standard varieties? The voiceless realisation of the fricatives (which occurs in Indonesian, Curaçao, and Surinamese Dutch) also occurs in indigenous varieties of Dutch; this also holds for the use of hun (dative ‘them’) as a subject pronoun. Further research is needed to determine if and to what extent the use of gaan (‘go’) in Surinamese Dutch as an auxiliary is similar to that in the Flemish dialects of Dutch. One of the questions regarding features of specific ethnolects is where they come from. Another question is where they go to. Chambers (2003, pp.105ff.) has demonstrated how speech characteristics of the English of ethnic Italians in Toronto seem to spread to the ethnic Greeks in the East End, a neighbourhood where both groups coexist. This mechanism has been referred to as ‘crossing’ (Rampton 1995). Hence Q 6. Is there any evidence of spread of ethnic varieties outside of the ethnic group? <?page no="294"?> Frans Hinskens 294 With respect to the individual ethnolect speakers, the question arises Q 8. To what extent can speakers of an ethnolect shift to more standard varieties and to non-ethnic non-standard varieties? Arguably, for speakers who are proficient in the standard or near-standard varieties, ethnolect features are a means for stylisation and identity marking. In general, there are two distinct approaches to the study of ethnolects, the language-centered approach and the ethnographic approach. The roots of ethnolects project is an example of the language-centered approach. Whereas the ethnographic approach conceives of language systems as infinite resources from which speakers may freely choose to shape their identity, the language-centered approach tries to disentangle the laws, generalisations, and restrictions on these resources. 4.3.1 A feature of Moroccan ethnolectal Dutch One of the features of Moroccan Dutch is the overlong or geminate realisation of standard Dutch / z/ , i.e. of the voiced alveolar fricative. Apart from this ethnolectal variant / z / , there is an indigenous and equally non-standard realisation which is voiceless. Thus, altogether three variants can be distinguished: [s], [z], and [z ]. The overlong realisation also occurs following a voiceless obstruent and is very salient in that position. This [z ] might be a case of interference from Moroccan Arabic (as in Q2). In Moroccan Arabic (also known as Darija) the definite article, which is preposed, has three allomorphs: (9a) [l] before a syllable with a single C in the onset: w ld lw ld ‘(the) boy’ b nt lb nt ‘(the) girl’ funduq lfunduq ‘(the) hotel’ (9b) [l ] before a syllable with a consonant cluster in the onset: mra l mra ‘(the) woman’ mdi na l mdi na ‘(the) city’ kta b l kta b ‘(the) book’ <?page no="295"?> New T ypes of N on-standard Dutch 295 (9c) a timing slot in the case of a syllable with a coronal consonant 8 in the onset, which lengthens resultingly: nur n ur ‘(the) light’ dar d ar ‘(the) house’ sarut s arut ‘(the) key’ zenqa z enqa ‘(the) street’ As is to be expected, in Moroccan Dutch / s/ is sometimes lenghtened as well, but this variant also displays more friction. A second consideration in his connection is a sociolinguistic one. It is based on the observation (in e.g. Van de Velde 1996), that there is a general tendency in modern colloquial Dutch as spoken in large parts of the language area towards the devoicing of fricatives. Geminating / z/ naturally brings out the voicing much more clearly and might therefore well be a matter of polarisation (Hock 1991, p. 428; Taeldeman 2006) or the linguistic manifestation of psychological divergence (Giles et al. 1987), as an “act of identity” (Le Page/ Tabouret-Keller 1986). We do not know much about the internal conditioning of the [z ] variant yet. Does it also occur before schwa? Is there also gemination in the coronal stops and sonorants? And we are also ignorant as to the question whether the use of the ethnolectal variant is socio-stylistically conditioned. But one of the few things we do know is the fact that currently the ethnolectal realisation of the voiced alveolar fricative appears to be spreading to other ethnic groups (as in Q5), just like several other features of Moroccan (or ‘Mokro’, as the Surinamese call them) Dutch. Dorleijn/ Nortier (2006, pp. 48f.) claim that Moroccan Dutch is developing into “general ethnic/ allochthonous Dutch”, reaching not only Turkish, 9 but also Greek and Afghan youngsters. According to the authors, these young people confine their use of this ‘accent’ to informal situations. 8 Sometimes referred to as sun letters after the root for the word for ‘sun’, which sounds approximately as (shms). Cf. http: / / www.speakmoroccan.com/ moroccan-language -lessons/ 9 Compare what has been referred to as ‘Murks’, a blend of ‘Marokkaans’ (Moroccan) and ‘Turks’ (Turkish), to indicate the fact that it is spoken by several ethnic minority groups. <?page no="296"?> Frans Hinskens 296 5. Language dynamics and speaker identity Both in indigenous intermediate varieties (regiolects) and in allochtonous ones (ethnolects), the standard language as well as the surrounding dialects are playing a role. The development of these intermediate varieties - whether it is Poldernederlands, Verkavelingsvlaams, or one of the new ethnolects - can be described as the convergence or divergence of standard and non-standard varieties. For all three young types of intermediate non-standard varieties we can say that they - are in full development, in contrast to the relatively static traditional dialects; - lead to seemingly inextricable jumbles of variation, both between and within varieties; - easily lend themselves to social stratification. It is also to be expected that their usage will be limited to specific situations, either from their very emergence onwards or gradually, and that they - have no prestige, although ethnolects seem to enjoy some covert prestige among young people, including ‘white’ young people. Dialect use carries negative associations; and ethnolects seem to be associated mainly with social disadvantage and even backwardness. Why, then, do people nevertheless speak these non-standard varieties? Research has made plain that for the speakers themselves, these varieties are totems and hat they are a constituting part of their social selves (cf. Bouchard Ryan 1979). Ethnolects seem to be developing into vehicles of ethnic identity. It remains to be seen to what extent intermediate varieties can take over the symbolic value that the traditional dialects or the original mother tongue used to have for their speakers. What role the notion of identity plays in the use of ethnolects will appear from - among other things - their life span after the second and third generations. 6. Why study these new types of non-standard language? And how? The development of regiolects and ethnolects gradually fills the (hitherto virtually empty) supradialectal part of the verbal repertoires, and has thus high descriptive relevance. In the study of these new types of language variety, two linguistic birds can be killed with one stone, as it were. Not only can linguistic <?page no="297"?> New T ypes of N on-standard Dutch 297 theories deepen our understanding of the relevant developments, but at the same time some of these processes may turn out to be excellent testing grounds for linguistic theories. How to study these new types of non-standard variety? The answer to this question depends on the specific research questions (in connection with ethnolects e.g. the question whether they are mainly language-centered or rather ethnographically oriented). But in general, the study of these new types of nonstandard variety seems to call for the systematic collection of contextualised data, in most cases of relatively spontaneous conversational language use. From a certain point onwards, the choice of the type of analysis will largely have to be determined by the approach and the research questions. For a deeper understanding of these developments, it would be helpful if comparisons across languages were possible. International research cooperation (preferably for members of the same language family) could help to unravel the internal, external, and extra-linguistic forces underlying the development of these new non-standard varieties. 7. Concluding remarks In 1637 the Statenbijbel appeared, the first official translation of the Bible into Dutch. Commissioned by the government, this was the first important manifestation of the linguistic unification of the Netherlands. Today, this unification seems to have come to a standstill, and standard Dutch seems to have started fragmenting. In this development, regional standard varieties, including Poldernederlands and other descendants of the traditional dialects as well as the new ethnolects, are playing an active role. As a consequence, the standard norm may well be pushed back and become a norm for written standard language use only. De Saussure saw language history as a continuous struggle between “la force d'intercourse et l'esprit de clocher” (Cours de linguistique générale, part III , ch. 4), i.e. between the tendencies towards unification on the one hand and those towards particularism and fragmentation on the other. Dialect levelling, the development of regiolects and regional variants of the standard language on the one hand and the development of ethnolects on the other constitute highly topical illustrations of these general tendencies. <?page no="298"?> Frans Hinskens 298 8. References Ammon, Ulrich (1973): Dialekt und Einheitssprache in ihrer sozialen Verflechtung; eine empirische Untersuchung zu einem vernachlässigten Aspekt von Sprache und sozialer Ungleichheit. (= Beltz-Monographie Pragmalinguistik 3). Weinheim/ Basel. Auer, Peter (1997): Co-occurrence restrictions between linguistic variables. A case for social dialectology, phonological theory and variation studies. In: Hinskens, Frans/ van Hout, Roeland/ Wetzels, Leo (eds.): Variation, change and phonological Theory. Amsterdam/ Philadelphia, pp. 69-99. Auer, Peter/ Hinskens, Frans (1996): The convergence and divergence of dialects in Europe. New and not so new developments in an old area. 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Van Coetsem, Frans (1988): Loan phonology and the two transfer types in language contact. Dordrecht. Van de Velde, Hans (1996): Variatie en verandering in het gesproken Standaard- Nederlands (1935-1993). Diss. KU Nijmegen. Van der Sijs, Nicoline (ed.) (2005): Wereldnederlands. Oude en jonge variëteiten van het Nederlands. Den Haag. <?page no="301"?> Frans Hinskens 300 Taeldeman, Johan (2006): Polarisation revisited. In: Hinskens, Frans (ed.): Language variation - European perspectives. Selected papers from the Third International Conference on Language Variation in Europe (ICLaVE 3), Amsterdam, June 2005. Amsterdam/ Philadelphia, pp. 233-248. Van Coetsem, Frans (1988): Loan phonology and the two transfer types in language contact. Dordrecht. Van de Velde, Hans (1996): Variatie en verandering in het gesproken Standaard- Nederlands (1935-1993). Diss. KU Nijmegen. Van der Sijs, Nicoline (ed.) (2005): Wereldnederlands. Oude en jonge variëteiten van het Nederlands. Den Haag. <?page no="302"?> Frans Hinskens 300 Taeldeman, Johan (2006): Polarisation revisited. In: Hinskens, Frans (ed.): Language variation - European perspectives. Selected papers from the Third International Conference on Language Variation in Europe (ICLaVE 3), Amsterdam, June 2005. Amsterdam/ Philadelphia, pp. 233-248. Van Coetsem, Frans (1988): Loan phonology and the two transfer types in language contact. Dordrecht. Van de Velde, Hans (1996): Variatie en verandering in het gesproken Standaard- Nederlands (1935-1993). Diss. KU Nijmegen. Van der Sijs, Nicoline (ed.) (2005): Wereldnederlands. Oude en jonge variëteiten van het Nederlands. Den Haag. <?page no="303"?> Zu den Autorinnen und Autoren / About the Authors Jannis Androutsopoulos war beim Verfassen seines Beitrags Juniorprofessor für Medienkommunikation an der Universität Hannover und ist seit Oktober 2007 Reader in Sociolinguistics and Media Discourse am King's College London. Seine Forschungsinteressen liegen an der Schnittstelle von Soziolinguistik und Medienkommunikation; einzelne Schwerpunkte sind u.a. computervermittelte Kommunikation, Sprachvariation in den Massenmedien, soziolinguistische Aspekte von Orthographie und Sprachgebrauch in der Popkultur. Er ist Herausgeber von Sociolinguistics and Computermediated Communication (Themenheft, Journal of Sociolinguistics 10, 4, 2006) und Mitherausgeber von Neuere Entwicklungen in der linguistischen Internetforschung (Germanistische Linguistik 186-187, 2006). Jenny Carl studied European Studies at the Universities of Osnabrück (Germany) and Hull (UK). She completed her doctorate on representations of European identities in parliamentary discourses in Scotland, Wales and Northern Ireland at the University of Osnabrück in 2005. She is currently working with Patrick Stephenson on the AHRC project where she concentrates on German and Austrian foreign language policy and German language practices in Central Europe. Martin Durrell was former Professor of German at the University of London and Head of the German Department at Royal Holloway and Bedford New College. Since September 1990 he is Henry Simon Professor of German at the University of Manchester. He is the author of numerous publications on the modern German language, especially in the field of sociolinguistics and dialectology, including Hammer's German Grammar and Usage (4th rev. ed., 2002); Using German. A Guide to Contemporary Usage (2nd ed. 2003). Stephan Elspaß is Chair of German Language Studies in the Germanistik Department at the University of Augsburg. Previously, he was as a lecturer at the University of Münster and visiting professor at the Universities of Kiel and Zurich. He received his PhD from the University of Bonn, and also spent some time in the Midwest of the US (University of Wisconsin in Madison) and in the English Midlands (Aston University in Birmingham). His research interests include language variation, dialectology, sociolinguistics, language politics, phraseology and the history of New High German. Stephan Elspaß is the author of Phraseologie in der politischen Rede (1998) and Sprachge- <?page no="304"?> Zu den Autorinnen und Autoren 302 schichte von unten (2005). He has recently edited a special number of the journal Der Deutschunterricht on Neue Sprachgeschichte(n) (2007) and coedited a volume on Germanic Language Histories from Below (1700-2000) (2007), together with Wim Vandenbussche (Brussels), Joachim Scharloth (Zurich) and Nils Langer (Bristol), with whom he also founded the Historical Sociolinguistics Network (HiSoN). Christian Fandrych is Professor of German Linguistics/ German as a Foreign Language at the Herder-Institut, University of Leipzig, after having worked for 10 years as a Lecturer/ Senior Lecturer in German at King's College London (1996-2006). His main areas of interest are discourse analysis, academic discourse, word formation and language pedagogy. Frans Hinskens is Distinguished Research Fellow at the Meertens-Instituut (the Dialect Research Institute of the Royal Dutch Academy of Sciences, KNAW) and Professor of Language variation and language change in the Free University of Amsterdam. His research interests in linguistics range from processes of language change and the historical varieties of Dutch (such as Afrikaans and Negerhollands) to the study of the convergence or divergence of Dutch dialects. He is interested in particular in the emergence of new non-standard varieties of Dutch and the roots of contemporary ethnolects. Recently, he edited the volume Language Variation - European Perspectives (2006). Inken Keim ist Wissenschaftlerin am Institut für Deutsche Sprache (Mannheim) und apl. Professorin an der Universität Mannheim. Forschungsschwerpunkte sind Ethnografie, Soziostilistik und Mehrsprachigkeit unter Migrationsbedingungen. Sie beschäftigte sich in mehreren Projekten mit dem Zusammenhang zwischen Sprachvariation, kommunikativen Stilen und sozialer Identität von Sprechern. Außerdem ist sie - zusammen mit Rosemarie Tracy (Universität Mannheim) - in Sprachförderprojekten für Migrantenkinder engagiert. Ralf Knöbl ist seit Januar 2000 als wissenschaftlicher Angestellter in der Abteilung Pragmatik des Instituts für Deutsche Sprache (Mannheim) tätig. Sein besonderes Forschungsinteresse gilt dem Schnittbereich von dialektologischer Soziolinguistik und Gesprächsanalyse und hier insbesondere der Integration von methodischen Mitteln der beiden Paradigmen zur Erforschung von binnensprachlicher Variation. Schwerpunkte liegen einerseits in der Beschreibung von Variationsformen innerhalb des Deutschen Sprechstandards sowie andererseits in form- und funktionsbezogenen Aspekten von <?page no="305"?> About the Authors 303 Standard-Dialekt-Variationsverfahren im Südwesten des Sprachgebiets. Zu Letzterem hat er im Rahmen seiner Dissertation (in Vorbereitung) ein Korpus mit Daten aus einer württemberg-schwäbischen Kleinstadt aufgebaut. Nils Langer was born and bred in Schleswig-Holstein but went to Newcastle upon Tyne to study German and English Linguistics. In 2000 he completed his PhD on the subject of prescriptive grammarians in the seventeenth century. His research interests lie within the field of historical sociolinguistics and in particular the development of stigmatised language varieties. He is a co-founder of the Historical Sociolinguistics Network (HiSoN). Currently, he is a Senior Lecturer and Head of Education in the German Department at the University of Bristol. Andrew Linn is Professor of the History of Linguistics at the University of Sheffield. His research focuses on language reform in English and the Scandinavian languages past and present. Publications include Johan Storm: dhi grétest pràktikal lingwist in dhi werld (2004), Constructing the Grammars of a Language: Ivar Aasen and Nineteenth-Century Norwegian Linguistics (1997), and Standardization: Studies from the Germanic Languages (2002, with Nicola McLelland). Leigh Oakes is Senior Lecturer in French at Queen Mary, University of London. His research explores questions of language policy, language planning and national identity in Quebec, Sweden, France and the European Union. He has written numerous journal articles and is the author of Language and National Identity: Comparing France and Sweden (2001) and Language, Citizenship and Identity in Quebec (2007, with Jane Warren). Gertrud Reershemius: Nach dem Studium der Germanistik und Theologie in Göttingen, Jerusalem und Hamburg Promotion im Fach Sprachwissenschaften über gesprochenes Jiddisch in Israel (Hamburg 1993). DAAD- Lektorin an der University of St. Andrews in Schottland, anschließend Lecturer an der Aston University in Birmingham (UK). Seit 2005 Inhaberin des Lehrstuhls für germanistische Linguistik an der Aston University. Forschungsschwerpunkte: Sprachkontakt, Jiddisch, Niederdeutsch. Monografien über Jiddisch in Israel (1997), Niederdeutsch in Ostfriesland (2004) und Reste des Westjiddischen in Norddeutschland (2007). Reinier Salverda is Director of the Fryske Akademy in Leeuwarden, Frysland, the Netherlands, and Honorary Professor of Dutch Language and Literature in University College London. His main areas of interest are in <?page no="306"?> Zu den Autorinnen und Autoren 304 Dutch and Frisian linguistics, creolization and the colonial varieties of Dutch used in the former Dutch East Indies (present-day Indonesia), and London multilingualism. Patrick Stevenson studied Modern Languages, Education and Linguistics at the Universities of Oxford, Sussex, and Reading. He is currently Professor of German and Linguistic Studies and Head of Research in Modern Languages at the University of Southampton. His research interests include German sociolinguistics, the politics of language, and multilingualism. His most recent book publications are Language and German Disunity: A sociolinguistic history of east and west in Germany 1945-2000 (2002) and (edited with Clare Mar-Molinero) Ideologies, Policies and Practices: Languages and the future of Europe (2006). Within the Southampton Centre for Transnational Studies and Centre for Applied Language Research he is directing a 4-year research project funded by the UK Arts and Humanities Research Council on language, migration, and citizenship in Germany and Austria and on linguistic policies and practices in central Europe, on which the article in this book is based. He is also a member of a cross-national research team on language and citizenship in Europe ( www.testingregimes.soton.ac.uk ) and a partner in an EU 6th Framework Network of Excellence on linguistic variation in Europe (LINEE: Languages in a Network of European Excellence). Wim Vandenbussche is currently affiliated with the Centre for Linguistics at the Vrije Universiteit Brussel as a postdoctoral research fellow of the Flemish Fund for Scientific Research. He also holds a professorship in historical sociolinguistics. In 2007 he is a Distinguished Visiting Fellow at Queen Mary, University of London and a visiting professor at the Universiteit Gent. His research is situated in the domain of historical sociolinguistics, with particular attention to the language situation in Flanders during the 18th and 19th century. He is a founding member of HISON, the Historical Sociolinguistics Network. Roland Willemyns is Professor of Dutch Linguistics at the Vrije Universiteit in Brussels and the Director of the university's “Center for Linguistics”. He has been a visiting professor in many American and European universities. He teaches postgraduate courses and seminars on historical linguistics, sociolinguistics, dialectology, Middle Dutch and the history of the Dutch language. He has published extensively in all these fields, as well as on language contact, language planning, and language policy. During the past decade his research focused mainly on historical sociolinguistics.