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Das erweiterte Appositiv

0723
2008
978-3-8233-7440-4
978-3-8233-6440-5
Gunter Narr Verlag 
Jan Claas Freienstein

Lockeren Appositionen haftet etwas Ambivalentes an: In syntaktischer Hinsicht sind sie an ein Satzglied gebunden, unter pragmatischer Perspektive weisen sie über die Satzgliedebene, teilweise den Satz hinaus. augenfällig wird dies vor allem in Konstruktionen, in denen das Appositiv um Ausdrücke wie übringens oder bekanntlich erweitert ist (Sonja, übrigens eine Engländerin, ...). In diesem Buch wird korpusbasiert und mit hilfe der Konzepte der Illokution und der Implikatur dafür plädiert, den pragmatischen Aspekten in der Beschreibung der Apposition mehr Gewicht einzuräumen. Zusätzlich liefern textlinguistische wie topologische Analysen bislang vernachlässigte Beschreibungskriterien.

<?page no="0"?> Jan Claas Freienstein Das erweiterte Appositiv Gunter Narr Verlag Tübingen <?page no="1"?> Das erweiterte Appositiv <?page no="2"?> Tübinger Beiträge zur Linguistik herausgegeben von Gunter Narr 513 T B L <?page no="3"?> Das erweiterte Appositiv Gunter Narr Verlag Tübingen Jan Claas Freienstein <?page no="4"?> D 6 © 2008 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.narr.de E-Mail: info@narr.de Printed in Germany ISSN 0564-7959 ISBN 978-3-8233-6440-5 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.d-nb.de> abrufbar. <?page no="5"?> Das erweiterte Appositiv <?page no="6"?> Tübinger Beiträge zur Linguistik herausgegeben von Gunter Narr 513 T B L <?page no="7"?> Das erweiterte Appositiv Gunter Narr Verlag Tübingen Jan Claas Freienstein <?page no="8"?> D 6 © 2008 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.narr.de E-Mail: info@narr.de Printed in Germany ISSN 0564-7959 ISBN 978-3-8233-6440-5 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.d-nb.de> abrufbar. <?page no="9"?> Inhalt Vorwort.................................................................................................................. 7 1 Einleitung ......................................................................................................... 9 1.1 Zum Stand der Appositionsforschung ............................................... 9 1.2 Einführende terminologische Festlegungen .................................... 10 1.2.1 Apposition, Basis und Appositiv .............................................. 10 1.2.2 Erweiterung und Erweiterungsausdruck ................................ 14 1.3 Desiderate, Zielsetzungen, Arbeitshypothesen............................... 18 1.4 Zur Vorgehensweise............................................................................ 21 2 Positionen der Appositionsforschung....................................................... 25 2.1 Syntaktische Aspekte .......................................................................... 25 2.1.1 Dependentieller Ansatz .............................................................. 26 2.1.2 X-bar-theoretische Ansätze ........................................................ 31 2.1.2.1 Der Ansatz Jackendoffs..................................................... 34 2.1.2.2 DET-as-head-Analysen ..................................................... 37 2.1.2.2.1 Der Ansatz Gallmanns ............................................. 39 2.1.2.2.2 Der Ansatz Bhatts ..................................................... 42 2.1.2.2.3 Der Ansatz Lawrenz’................................................ 45 2.1.3 Der Ansatz Raabes ...................................................................... 49 2.2 Semantisch orientierte Ansätze ......................................................... 54 2.2.1 Syntagmatische Aspekte ............................................................ 55 2.2.2 Paradigmatische Aspekte........................................................... 63 2.2.3 Logiksemantische Aspekte ........................................................ 65 2.3 Pragmatische Aspekte......................................................................... 68 2.4 Der Ansatz Schindlers......................................................................... 71 3 Das erweiterte Appositiv ............................................................................. 85 3.1 Zum Begriff des erweiterten Appositivs .......................................... 85 3.1.1 Appositiv und Zusatz ................................................................. 85 3.1.2 Erweiterungsausdrücke.............................................................. 87 3.2 Topologische Aspekte ......................................................................... 91 3.2.1 Das Appositiv in der Topologie der Nominalphrase ............ 91 3.2.2 Die Topologie des erweiterten Appositivs ............................ 103 3.3 Sprechakttheoretische Aspekte........................................................ 110 3.3.1 Der illokutionäre Status des Appositivs ................................ 112 3.3.2 Das Verhältnis von F a zum Trägersatz................................... 122 3.3.3 Zum Verhältnis von F a und Erweiterungsausdruck ............ 128 <?page no="10"?> Inhalt 6 3.4 Apposition und Implikatur .............................................................. 135 3.4.1 Grundzüge der Grice’schen Konversationstheorie .............. 135 3.4.2 Erweiterungen des Appositionsprototyps ............................ 143 3.4.2.1 Appositive mit übrigens und bekanntlich....................... 143 3.4.2.2 Appositive mit anderen Erweiterungsausdrücken .... 154 3.4.3 Zusätze mit Erweiterungsausdruck ....................................... 160 3.4.3.1 Basis-Korrekturen mit Bezug auf die Quantitätsmaximen ......................................................... 161 3.4.3.2 Basis-Korrekturen mit Bezug auf die Qualitätsmaximen............................................................ 165 3.4.3.3 Basis-Korrekturen mit Bezug auf die Modalitätsmaximen......................................................... 167 3.4.4 Übersicht und Auswertung ..................................................... 170 3.5 Textlinguistische Aspekte................................................................. 180 3.5.1 Grenzen der satzbezogenen Betrachtung .............................. 180 3.5.2 Die übrigens-Erweiterung im Textzusammenhang .............. 183 3.5.3 Ein textorientierter Klassifikationsvorschlag ........................ 187 4 Zusammenfassung ...................................................................................... 193 5 Literaturverzeichnis .................................................................................... 199 6 Anhang.......................................................................................................... 205 6.1 Abkürzungsverzeichnis .................................................................... 205 6.2 Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze............ 206 6.3 Belegte, nicht aufgenommene Erweiterungsausdrücke .............. 283 6.4 Nicht belegte Erweiterungsausdrücke ........................................... 283 <?page no="11"?> Vorwort Den inhaltlichen Anstoß zum vorliegenden Buch verdanke ich Eckard Rolf, der mir stets konstruktiv beratend und nicht nur in akademischen Fragen hilfreich zur Seite gestanden hat. Großen Dank schulde ich auch Stephan Elspaß, der die Entstehung dieser Arbeit unermüdlich unterstützt hat. Die Person, deren Rückhalt mir am wichtigsten war und ist, weiß, wie dankbar ich ihr bin. <?page no="13"?> 1 Einleitung 1.1 Zum Stand der Appositionsforschung Im Jahr 1979 veröffentlichte Horst Raabe seine Schrift Apposition. Untersuchungen zum Begriff und zur Struktur der Apposition im Französischen unter weiterer Berücksichtigung des Deutschen und Englischen. Die Arbeit Raabes gilt als wegweisend, denn sie gab nicht nur den Anstoß zu weiteren Beiträgen - etwa Wolfgang Schindlers Untersuchungen zur Grammatik appositionsverdächtiger Einheiten im Deutschen aus dem Jahr 1990 oder Birgit Lawrenz’ Monographie Apposition. Begriffsbestimmung und syntaktischer Status aus dem Jahr 1993 -, in ihr wurden zudem Fragen angeschnitten und Probleme aufgeworfen, die auch fast dreißig Jahre nach dem Erscheinen des Beitrags weitgehend unbeantwortet geblieben sind. So sind insbesondere die von Raabe vorgebrachten Überlegungen zur Pragmatik der Apposition kaum weiter vorangetrieben worden. Im genannten Zeitraum ist außer den Monographien eine ganze Reihe von Aufsätzen zum Thema erschienen, die sich diesem zumeist unter syntaktischem Aspekt widmen. 1 Es klingt daher etwas überraschend, wenn Werner Hackel in der Monographie Enge appositionelle Syntagmen in der deutschen Gegenwartssprache mit dem Untertitel Mehr als ein marginales grammatisches Problem aufwartet, insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Hackels Monographie 1995 - also deutlich nach den Veröffentlichungen von Schindler (1990) und Lawrenz (1993) - erschienen ist. Angesichts der Forschungslage Mitte der 1990er Jahre erscheint die im Untertitel angedeutete Befürchtung Hackels, die Forschung zur Apposition könnte als Randerscheinung fernab der zentralen grammatischen Fragen betrachtet werden, als nur wenig berechtigt. Im Gegenteil wurden die neueren Untersuchungen zur Apposition in jüngeren Grammatiken aufgenommen und problematisiert - zumindest für einen gewissen Zeitraum! Vergleicht man beispielsweise die vierte und die sechste Auflage der Duden-Grammatik (1984 und 1998), fällt zunächst die umfangreichere Darstellung der jüngeren Ausgabe ins Auge, die ein wesentlich differenzierteres Bild von der Apposition entwirft. Zwar übernehmen die Autoren der sechsten Auflage die ältere Definition 1 Als syntaktisch orientierte Aufsätze seien Bergenholtz (1985), Engel (1986), Schreiter (1988), Starke (1990 und 1994) sowie eine ganze Reihe generativgrammatischer Arbeiten Löbels (u. a. 1993) erwähnt. <?page no="14"?> Einleitung 10 von Apposition als einer besonderen Form der Attribuierung, gleichwohl findet sich ein erweiternder Abschnitt, der für den Bereich der Apposition „über die sehr grobe formale Einteilung“ hinaus eine „feinere Klassifikation“ nach inhaltlichen Aspekten vorschlägt (vgl. Duden 1998, 663f.; 673- 676); in diese Erweiterungen gehen unverkennbar die Ergebnisse der Appositionsforschung der 90er Jahre ein. 2 In der jüngsten Auflage von 2005 fällt diese Erkenntnis allerdings wieder unter den Tisch (vgl. Duden 2006, 990). Dieser Umstand dürfte der für Gebrauchsgrammatiken typischen Abwägung zwischen der Adäquatheit den Phänomenen gegenüber und einer Beschränkung im Beschreibungsinstrumentarium geschuldet sein: Nach einem kurzen Intermezzo der Aufnahme aktueller wissenschaftlicher Arbeiten kehrt man zu den üblichen, gewohnten Beschreibungskategorien und der damit verbundenen Terminologie zurück. Das Gras wächst in Gebrauchsgrammatiken eben schneller über die Sache. 1.2 Einführende terminologische Festlegungen 1.2.1 Apposition, Basis und Appositiv Man kann also behaupten, dass die Appositionsforschung sich zumindest zeitweise als fruchtbringend erwiesen hat und ihre Ergebnisse entsprechend rezipiert worden sind; von einem Konsens hinsichtlich des Begriffes ‚Apposition‘ kann dennoch keine Rede sein. Der „Dschungel“ (Schindler 1990, 3) der Apposition mag sich an mancher Stelle gelichtet haben, wirklich durchforstet ist er nicht. Sowohl intensional wie extensional, also im Hinblick darauf, wie der Begriff ‚Apposition‘ inhaltlich zu füllen ist bzw. welche grammatischen Phänomene unter den Begriff fallen, differieren die Beschreibungsansätze zur Apposition und widersprechen sich teilweise gar. Schon die Frage, ob „appositionsverdächtige Einheiten“ (Schindler 1990) wie die folgenden Nominalgruppen (1-1) der Entertainer Faust-o (1-2) Gerhard Omeis, Geschäftsführer der Münchner Augustinerbrauerei, Der Spiegel 39(1999), 149 bzw. 188 tatsächlich als Appositionen zu bezeichnen sind, wird - abhängig von den dem Begriff ‚Apposition‘ zugrunde gelegten Kriterien - unterschiedlich 2 Die der in der jüngeren Dudenausgabe ausgeführten „feineren Klassifikation“ zugrunde liegenden Beiträge werden explizit genannt (vgl. Duden 1998, 673). <?page no="15"?> Einführende terminologische Festlegungen 11 beurteilt. 3 Unklarheiten bestehen jedoch nicht über Intension und Extension des Begriffs ‚Apposition‘; unklar ist teilweise bereits, ob ‚Apposition‘ als Relationsbegriff, der Beziehungen zwischen bestimmten sprachlichen Entitäten beschreibt, oder als Kategorienbegriff, als Mengenbegriff also, aufzufassen ist. 4 Wie bei anderen zentralen Begriffen der Grammatik liegt auch zum Begriff der Apposition eine Vielzahl von Beschreibungsansätzen unterschiedlichen explanatorischen Potentials vor, ein konsensfähiges Konzept jedoch steht aus. Gleichwohl weisen die einzelnen Ansätze Übereinstimmungen auf, die als Ausgangspunkt für Untersuchungen zur Apposition herangezogen werden können. So besteht, sieht man vom Ansatz der kategorialen Beschreibung des Begriffs ‚Apposition‘ ab, Einigkeit zumindest in der Annahme, eine Apposition bestehe aus zwei Elementen, einem Bezugselement und einem zu diesem Bezugselement in Relation stehenden weiteren Element. Ich möchte mir diese Einigkeit zunutze machen, um in die in dieser Arbeit verwendete Terminologie einzuführen. Die nachfolgenden Anmerkungen dienen lediglich einer ersten terminologischen Orientierung und sind als vorläufig aufzufassen, eine nähere Begriffsbestimmung wird sich in der Besprechung der Forschung ergeben. In Anlehnung an Raabe (1979) und Schindler (1990) lässt sich folgendes Appositionsmodell (der lockeren Apposition) entwerfen: 5 3 Um nur wenige Beispiele zu nennen: Während Schwyzer (1-1) noch als die „Apposition im gewöhnlichen Sinne“ (Schwyzer 1946, 3) bezeichnet, scheidet Schindler (1990, 120-135) die Konstruktion als Attribut aus dem Bereich der Apposition aus, (1-2) hingegen gilt ihm als „Prototyp“ der Apposition. Ähnlich fällt die Entscheidung bei Engel (1986, 192) aus. Molitor (1979, 222f.) wiederum ordnet (1-1) als enge Apposition dem Bereich der Apposition zu. 4 Vgl. zur Unterscheidung von Kategoriensowie Relationsbegriff Eisenberg (1994, Kap. 2 „Grundbegriffe“). Zum Problem der unterschiedlichen Auffassungen von ‚Apposition’ vgl. Schindler (1990, 47-54). Als kategorialen Begriff versteht beispielsweise Schwyzer (1946, 13) die Apposition. Die jüngeren Arbeiten behandeln die Apposition stets als relationalen Begriff. 5 Die in dieser Arbeit verwendeten Belege stammen, wenn nicht anders angegeben, aus einer Recherche der vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim zugänglich gemachten Korpora des Cosmas. Hinsichtlich der Orthographie erfolgt selbstverständlich keine Veränderung der Belege. Die Belege werden durch die Siglen der zu Grunde gelegten Korpora sowie die Angabe der Textquellen nachgewiesen. <?page no="16"?> Einleitung 12 (1-3) Da faßt das Gerippte noch 0,3 Liter, bekanntlich das Idealmaß für den wahren, echten Schoppen. R98/ SEP.71192 Frankfurter Rundschau, 05.09.1998, S. 24, Ressort: N; Der "Knoche" in Massenheim Appositionskonstruktion Basis Appositiv Appositionsrelation Da faßt das Gerippte noch 0,3 Liter, bekanntlich das Idealmaß für den wahren, echten Schoppen. Trägersatz Erweiterungsausdruck Appositiv Der Graphik entsprechend - und in der Terminologie Raabes - bezeichne ich das Gesamtkonstrukt aus Basis und Appositiv als Apposition. Das Appositiv ist eingebettet in den Trägersatz; die Basis ist Teil des Trägersatzes. 6 Den Begriff ‚Apposition‘ verstehe ich als relationalen Begriff, der die Beziehung zwischen dem Appositiv und der Basis beschreibt, wobei der Status von Appositiv und Basis im Satz näher zu klären sein wird. Die Frage danach, wie die Appositionsrelation zu beschreiben ist, gehört zu 6 Ich verwende Raabes Ausdruck „Trägersatz“ zur Bezeichnung des Satzes, der das Appositiv enthält (vgl. Raabe 1979, 20f.), und meide damit zunächst Schindlers Unterscheidung von Minimalsatz, Elementarsatz, Gastsatz und Hospitanten (zur ausführlichen Diskussion vgl. das Kapitel „Der Ansatz Schindlers“). Der Terminus „Trägersatz“ ist als merkmalsärmer einzustufen, da er - im Gegensatz zu Schindlers Begrifflichkeiten - zunächst nur auf die Enthaltenseins-Relation abzielt und keine valenztheoretischen Annahmen einschließt. Der Trägersatz ist nicht zu verwechseln mit dem von Schindler so bezeichneten „Gastsatz“, also dem „Elementarsatz, wenn er Gäste enthält“ (Schindler 1990, 69f.), der sowohl den Trägersatz im Sinne Raabes als auch die über den Elementarsatz hinausgehenden Erweiterungen enthält. Zum Begriff ‚Basis’ sei bemerkt, dass er das Bezugselement nicht nur des Appositivs, sondern auch das Bezugselement anderer nachgestellter Zusätze bezeichnen kann (vgl. Kap. 2.4). <?page no="17"?> Einführende terminologische Festlegungen 13 den zentralen Streitpunkten der Appositionsforschung; im Verlaufe der Arbeit wird eine nähere Eingrenzung zu liefern sein. Eine weitere Vorklärung ist hinsichtlich des Begriffspaars ‚enge/ lockere (auch: lose) Apposition‘ vorzunehmen. Lange Zeit wurde in der Forschung zwischen der lockeren Apposition, wie sie in (1-3) dargestellt ist, und der engen Apposition vom Typ (1-1) der Entertainer Faust-o unterschieden. In dieser Arbeit hingegen wird unter Apposition stets die lockere Apposition verstanden; die als enge Appositionen bezeichneten Syntagmen fallen hier demnach nicht unter den Begriff ‚Apposition‘. Zum Terminus enge Apposition sei daher im Vorgriff angemerkt, dass er hier nur unter Vorbehalt verwendet wird. Mit Raabe (1979), Schindler (1990) und Lawrenz (1993) ist festzustellen, dass enge Appositionen sich in zu vielen Aspekten vom lockeren Typus unterscheiden, als dass es sinnvoll erschiene, diese beiden Konstruktionsarten unter einem gemeinsamen Oberbegriff zu fassen. Wie darzustellen sein wird, lassen sich Syntagmen, die üblicherweise als enge Appositionen bezeichnet werden, syntaktisch und semantisch adäquater als Attribute beschreiben. 7 Diese Auffassung konvergiert mit der Beobachtung, dass eine enge Apposition im Gegensatz zu einer lockeren Apposition wie in (1-3) an keiner Position um ein Lexem wie übrigens erweitert werden kann: 8 (1-4a) *Übrigens der Entertainer Faust-o würzt sein Sonntagnachmittagsprogramm mit einem „Erotik-Sushi“, bei dem nackte Frauen als lebendes Tablett dienen. (1-4b) *Der übrigens Entertainer Faust-o [...] (1-4c) *Der Entertainer übrigens Faust-o [...] nach Der Spiegel 39(1999), 149 Falls die im Folgenden vertretene These zutrifft, dass ein wesentliches Merkmal von Appositionen darin besteht, dass Appositive Ausdrücke wie übrigens enthalten können, so rücken enge Appositionen auch aus dem Grund zumindest an die Peripherie des Appositionsbegriffs, weil sie eine solche Erweiterungsmöglichkeit nicht besitzen. Das operationale Verfahren der Erweiterung eines Appositivs um einen Erweiterungsausdruck verweist auf den grundlegenderen Sachverhalt, dass lockeren Appositionen eine pragmatische Qualität zukommt, die enge Appositionen 7 Vgl. dazu die Darstellung der Forschungsergebnisse im nachfolgenden Kap. 2. 8 Dies gilt für alle gewöhnlich als enge Appositionen bezeichneten Konstruktionen; wir können zunächst als enge Appositionen diejenigen Typen verstehen, die ohne Einschaltungsmuster realisiert werden (im schriftsprachlichen Bereich also solche Syntagmen ohne Kommaabtrennung, Klammerung oder Gedankenstriche). <?page no="18"?> Einleitung 14 nicht besitzen: Wie sich zeigen wird, sind lockere Appositionen im Gegensatz zu engen Appositionen mit gewissen Einschränkungen äußerungswertig. Der unter diesen Perspektiven problematische Terminus der engen Apposition wird hier dennoch verwendet, und dies geschieht zum einen aus der Notwendigkeit, ältere Forschungsergebnisse in ihrer Terminologie adäquat darzustellen, zum anderen unter Rücksicht darauf, dass auch in jüngeren Veröffentlichungen noch von enger Apposition die Rede ist. 9 Verstanden werden sollte unter engen Appositionen im Gegensatz zur lockeren Apposition jedoch stets eine Form der Attribuierung. 1.2.2 Erweiterung und Erweiterungsausdruck (1-3) exemplifiziert das Phänomen, dass bestimmte Appositve Lexeme wie übrigens oder bekanntlich enthalten können. Das genannte Phänomen, also die Gesamtkonstruktion aus Basis und Appositiv mit einem solchen Ausdruck, bezeichne ich als „erweiterte Apposition“, das um Ausdrücke wie übrigens und bekanntlich erweiterte Appositiv werde ich „erweitertes Appositiv“ nennen. 9 Als Beispiel dafür, dass die Gegenüberstellung von enger und lockerer Apposition in der Grammatikschreibung weiterhin eine Rolle spielt und dabei mit Problemen zu kämpfen hat, kann das Grammatische Kompendium Wilfried Kürschners herangezogen werden. Erklärtermaßen an der traditionellen und Schulgrammatik orientiert, enthält das Kompendium das Begriffspaar auch in der vierten überarbeiteten Fassung aus dem Jahr 2003. Kürschner verfolgt offensichtlich die Strategie, auch die lockere Apposition dem Bereich der Attribute zuzuschlagen: „Apposition: Attribut in einer Nominalphrase, das sich auf dasselbe Denotat = auf dasselbe außersprachliche Gemeinte wie sein Nukleus = sein Bezugswort bezieht und (meist) in Kasus und Numerus mit diesem übereinstimmt. Es wird unterschieden zwischen ENGER und LOCKERER A PPOSITION . Enge Appositionen können nicht durch eine Sprechpause (bzw. Komma in geschriebener Sprache) vom Bezugswort getrennt werden. […] Lockere Appositionen werden nachgestellt und können durch eine Sprechpause (bzw. Komma) vom Bezugswort getrennt werden“ (Kürschner 2003, 196). An späterer Stelle heißt es: „Auf den Fachausdruck ‚Apposition’ [Beisatz/ Zusatz] wird verzichtet, weil es sich dabei nur um eine von vielen Formen des Attributs handelt.“ (ebd. 263, Anm. 17) Folgerichtig findet sich in der Kurzübersicht am Anfang des Abschnittes „Phrasenteile“ (ebd. 191) keine eigene Kategorie Apposition. Interessanterweise widerspricht dieser Grafik die anschließende ausführliche Darstellung der Phrasenteile, in der die Apposition und das appositive Attribut trotz gegenläufiger Definition dem Attribut nicht unter-, sondern nebengeordnet wird. Diese Unstimmigkeit ist dadurch zu erklären, dass die enge Apposition als Attribut, die lockere Apposition jedoch als Phrasenteil eigener Art zu betrachten ist. <?page no="19"?> Einführende terminologische Festlegungen 15 Die erste Abhandlung, die dieses Phänomen explizit in die Definition des Begriffs ‚Apposition‘ aufnimmt, stellt Sophers Beitrag Apposition aus dem Jahr 1971 dar (Sopher 1971). Noch bevor der Begriff des ‚Erweiterungsausdrucks‘ - wie ich eine Erscheinung wie das bekanntlich in (1-3) nennen möchte - näher eingegrenzt wird, lässt sich bereits feststellen, dass Appositiven und verwandten Konstruktionen die Eigenschaft zugeschrieben wird, dass in ihnen bestimmte Lexeme gehäuft auftreten, teilweise sogar auftreten müssen. 10 Schindler führt für diese Elemente den Terminus „Funktionslexem“ (Fl) ein und begründet dies damit, dass die entsprechenden Lexeme die Funktion ausüben, die semantische Relation zwischen Basis und Appositiv auszudrücken (Schindler 1990, 35f.). In der Forschung werden solche Erweiterungsausdrücke des Appositivs konkurrierend mit den Termini „Appositionslexem“ bzw. „Appositionsmarkierer“ und „-indikator“ (Raabe 1979, 50), sowie „sprecherpräsentischer Zusatz“ (Engel 1994, 280) bezeichnet; es ist zu beachten, dass mit diesen Termini auf verschiedene Beschreibungsebenen abgehoben wird. Der von Schindler geprägte Terminus „Funktionslexem“ wird in dieser Arbeit nicht verwendet. Im Gegensatz zu Schindler möchte ich den Terminus „Erweiterungsausdruck“ einführen, der sich durch drei Modifikationen vom Funktionslexem Schindlers unterscheidet. Zunächst ist zu berücksichtigen, dass auch mehrgliedrige Ausdrücke das Appositiv erweitern können. Schindler selbst führt in seiner Aufstellung der Funktionslexeme Ausdrücke wie ich meine, in erster Linie, m.a.W, nicht so sehr oder präziser (gesagt) an (Schindler 1990, 237-249). Die erste Modifikation trägt somit der Tatsache Rechnung, dass sich komplexe Ausdrücke einer Beschreibung als Lexem - zumindest im Sinne des Einwortlexems - widersetzen. Die zweite Modifikation betrifft das, was bei Schindler unter der Funktion des Funktionslexems verstanden wird. Anders als Schindler werde ich die Erweiterungsausdrücke nicht nur im Hinblick auf die Indikation der semantischen Relation zwischen Appositiv und Basis untersuchen. Wie sich herausstellen wird, erfüllen die Erweiterungsausdrücke in Appositiven eine ganze Reihe von Funktionen, die sich mit der von Schindler angebotenen Beschreibungsweise des semantischen Verhältnis- 10 Quirk/ Greenbaum (1973, 282) stellen für das Englische fest, dass bei bestimmten semantischen Relationen zwischen der Basis und dem Appositiv Funktionslexeme gesetzt werden müssen. Genannt werden die beiden Relationen der Inklusion, erstens die Exemplifizierung (etwa Appositive mit for example) und zweitens die Partikularisierung (Appositive mit especially und particularly). Konstruktionen dieser Art werden hier im Anschluss an Schindler (1990) aus dem Bereich der der prototypischen Apposition ausgegliedert. Vgl. dazu Kap. 3.1. <?page no="20"?> Einleitung 16 ses von Basis und Appositiv nicht erfassen lassen. Der Tatsache, dass schon Schindlers Funktionslexeme eine heterogene Gruppe von Ausdrücken darstellt, denen unter pragmatischer Perspektive verschiedene Qualitäten zuzuschreiben sind, soll mit dem neutralen Terminus „Erweiterungsausdruck“ Rechnung getragen werden. Drittens werde ich den Begriff ausdehnen auf eine ganze Reihe heterogener Ausdrücke, die Schindler nicht als Funktionslexeme führt und die am besten unter einem möglichst merkmalsarmen Terminus zu sammeln sind. Die Eigenart der lockeren Apposition (nach der hier vorgeschlagenen Sprachregelung: der Apposition), in syntaktischer Hinsicht die Erweiterung durch bestimmte Ausdrücke zuzulassen, geht in der jüngeren Forschung auf verschiedene Weise in die Appositionsbeschreibung ein: So wird die Erweiterbarkeit als Kriterium zur Abgrenzung von engen und lockeren Appositionen herangezogen, sie wird in operationalen Verfahren indikatorisch zur Erkennung von lockeren Appositionen eingesetzt, in der Argumentation Raabes begründen die Erweiterungsausdrücke sogar den Entwurf einer weiteren syntaktischen Relationsart „Adordination“ neben den bekannten Relationsarten Ko- und Subordination (Raabe 1979, 269). Gleichwohl ist mit Schindler festzuhalten, dass nicht jedes Vorkommen eines Lexems wie übrigens rechts einer Einschaltungsmarkierung eine Appositionskonstruktion indiziert, so können beispielsweise auch Parenthesen mit übrigens erweitert werden oder zwei selbständige Verbzweitstellungs-Hauptsätze durch übrigens verknüpft sein. 11 Das Auftreten eines Erweiterungsausdrucks rechts einer Einschaltungsmarkierung kann also nicht als sicherer Appositionsindikator gewertet werden. Erweiterungsausdrücke resp. Appositionsmarkierer werden zwar als Definiens in der Appositionsbegriffsbildung herangezogen, gleichwohl steht eine Bestimmung der grammatischen Eigenschaften dieser Ausdrücke im Appositiv aus, sieht man einmal ab von der bereits erwähnten funktionalen Beschreibung Schindlers, das Funktionslexem indiziere die semantische Beziehung des Appositivs zur Basis. Auch die begründete extensionale Bestimmung des Begriffs ‚Erweiterungsausdruck‘ fehlt. Als Kandidaten für den Bereich des Erweiterungsausdrücke werden für das Deutsche neben den bereits genannten Ausdrücken Kandidaten wie allgemeiner (gesagt), also, anders gesagt, bekanntlich, beispielsweise, d. h., bzw. und andere genannt, 12 Raabe (1979, 268) führt für das Englische namely, 11 Vgl. dazu Schindler (1990, 233, Anm. 3) 12 Für einen ersten Überblick vgl. Schindler (1990, 237-249), dessen Aufstellung neben den oben genannten die folgenden Funktionslexeme umfasst: ausgenommen/ ausgeschlossen/ ausschließlich, z. B., besonders, deutlicher (gesagt), einschließlich/ einge- <?page no="21"?> Einführende terminologische Festlegungen 17 für das Französische d’ailleurs an. Wenngleich diesen Lexemen hoher diakritischer Wert in der Appositionsbeschreibung eingeräumt wird, werden die Zusammenstellungen in Frage kommender Ausdrücke von den Autoren selbst als vorläufig und offen betrachtet (Schindler 1990, 235). Zudem erfolgte bislang weder eine befriedigende Begründung der Zusammenstellung solcher Erweiterungsausdrücke noch eine Systematisierung nach bestimmbaren Kriterien. Die Tatsache, dass bislang nur als unvollständig gekennzeichnete Aufstellungen über Erweiterungsausdrücke existieren, ist jedoch nicht ausschließlich auf Forschungsdesiderate zurückzuführen. Vielmehr ist eine solche Liste von Ausdrücken, die ein Appositiv erweitern können, prinzipiell nicht abschließbar. Die Gründe dafür hängen mit den Erweiterungsausdrücken selbst zusammen. So treten als Erweiterungsausdrücke in Appositiven neben anderen auch solche Ausdrücke auf, die mit Hagemann (1997) als „Diktumscharakterisierungen“ bezeichnet werden können. Für diese Ausdrücke gilt: „Der Sprecher nimmt explizit Bezug auf das von ihm (gegenwärtig) selbst Gesagte.“ (Hagemann 1997, 35) Bereits Schindler deutet die Relevanz dieser Ausdrücke in Appositionszusammenhängen an; er nennt als Muster u. a. linguistisch gesprochen und überspitzt formuliert (Schindler 1990, 235) - schon diese verba dicendi- Kombinationen lassen erahnen, dass es sich bei den Erweiterungsausdrücken nicht um eine geschlossene Menge von Ausdrücken handelt. Betrachtet man ferner die bei Hagemann (1997, 197-201) gebotene Auflistung der in Frage kommenden Ausdrücke, so fällt auf, dass noch wesentlich komplexere Zusammensetzungen bis hin zum Satzformat als Diktumscharakterisierungen fungieren können (etwa um es mit den Worten des Dichters zu sagen oder ich will es einmal hyperkorrekt formulieren). Das hat zur Folge, dass die Menge der Erweiterungsausdrücke schon deshalb als offen gelten muss, weil in ihr die dem Prinzip der Rekursivität gemäß offene Menge der diktumscharakterisierenden Ausdrücke enthalten ist. Neben den diktumcharakterisierenden Ausdrücken treten in Appositiven (bzw. ihnen verwandten Konstruktionen) zudem gehäuft Vertreter der Wortart Adverb auf, eine weitere Menge von Ausdrücken, die als nicht geschlossen bezeichnet werden muss. Obwohl diese Gruppe nur mehrere Hundert Einheiten umfasst, also eine vergleichsweise kleine schlossen, etwa, ferner, genauer, hauptsächlich, ich meine, in erster Linie, insbesondere, ja, konkret, korrekt(er), (zu)meist, m. a. W., namentlich, nämlich, nein, nicht so sehr, nochmals, obendrein, oder besser, präziser (gesagt), so auch, und zwar, überdies, überhaupt, überwiegend, übrigens, unter anderem, vielmehr, vor allem, vornehmlich, weniger, wie auch, zudem. <?page no="22"?> Einleitung 18 Wortklasse darstellt, lässt auch sie sich nicht in einer Liste fixieren, da es in ihr zu Neubildungen kommt. 13 Schließlich können Konjunktionen, Partikeln, Modalwörter und Pronominaladverbien auftreten, wenngleich die Vertreter dieser Wortklassen nur einen vergleichsweise geringen Anteil im Bereich der Erweiterungsausdrücke ausmachen. Mit der in Kap. 3.1.2 bzw. im Anhang (Kap. 6) vorgenommenen Auflistung von Erweiterungsausdrücken verbindet sich daher nicht der Anspruch, eine abgeschlossene Liste vorzustellen. Gleichwohl wird mit der in dieser Arbeit gebotenen Sammlung von Erweiterungsausdrücken angestrebt, einen umfassenden, begründeten und systematisierenden Überblick über die Erweiterungsmöglichkeiten von Appositiven und verwandten Konstruktionen zu liefern. Die letzte terminologische Vorklärung betrifft den Ausdruck „Erweiterung“. Dieser Terminus wurde gewählt, weil er zur Beschreibung des fraglichen Appositionstypen bereits verwendet wurde, ohne dabei einem bestimmten Paradigma der Grammatikschreibung verpflichtet zu sein, und so unvorbelastet erscheint (etwa Schmidt 1993, 112 oder Sitta im Duden 1998, 673). Zudem war ein Terminus zu wählen, der im Hinblick auf das Merkmal [±obligatorisch] als unbestimmt akzeptiert werden kann, da die Verwendung bestimmter Erweiterungsausdrücke als nichtobligatorisch wie auch, was insbesondere für Fälle der Inklusionsrelation gilt, als obligatorisch beschrieben werden können. Schließlich wird mit der Wahl dieses Terminus auf ein „topologisches Modell des erweiterten Appositivs“ abgezielt, das in Anlehnung an Beschreibungen der „erweiterten Substantivgruppe“ oder „komplexen Nominalphrase“ entstanden ist und insbesondere der Beschreibung des Stellungsverhaltens der Elemente innerhalb erweiterter Appositive und Zusätze dienen soll (vgl. Kap. 3.2). 1.3 Desiderate, Zielsetzungen, Arbeitshypothesen Aus den ersten terminologischen Anmerkungen ergibt sich bereits, dass Appositive hinsichtlich ihrer Erweiterungsmöglichkeiten und hinsichtlich ihrer Funktionen nur ansatzweise beschrieben worden sind. So lassen sich 13 So führt etwa Gelhaus im Abschnitt Die Wortarten des Duden Die Grammatik aus, dass die Wortklasse der Adverbien durch Neubildungen z. B. mit -weise nicht als geschlossen gelten kann (Duden 1998, 362). <?page no="23"?> Desiderate, Zielsetzungen, Arbeitshypothesen 19 einige offene Fragen der Appositionsforschung benennen, die für die Beschäftigung mit diesem Gegenstandsbereich sprechen. Die nachfolgend genannten Beobachtungen bieten einen kurzen Überblick über diese offenen Fragen: (1.) Der Gegenstandsbereich dieser Arbeit, die erweiterte Apposition, ist in der bisherigen Appositionsforschung schon nach Ansicht der damit befassten Autoren nicht ausreichend behandelt (vgl. Schindler 1990, 235). (2.) Erweiterungsausdrücken wird in Untersuchungen zur Apposition hoher diakritischer Wert eingeräumt, sie werden verschiedentlich für Testverfahren zur Erkennung von Appositionen als „Appositionsindikatoren“ eingesetzt. Gleichwohl bleibt zumeist unklar, was genau unter einem Erweiterungsausdruck zu verstehen sei. Der Begriff ‚Erweiterungsausdruck‘ muss also näher bestimmt werden; ebenso wie bei den konkurrierenden Ausdrücken ‚Appositionsmarkierer‘ bzw. ‚Appositionslexem‘ sind Intension und Extension des Begriffes unklar. (3.) Die vorliegende Untersuchung ist in ihrer Beschränkung auf die lockere Apposition mit Konstruktionen befasst, die in der Forschungsgeschichte mit großer Übereinstimmung als Appositionen bezeichnet werden. Die Beschreibung von Gemeinsamkeiten erweiterter lockerer Apposition mit nicht-erweiterten lockeren Appositionen verspricht einen Gewinn an Abgrenzungskriterien zu verwandten Konstruktionen, die den Begriff ‚Apposition‘ präzisieren helfen. (4.) Unterschiede von erweiterten und nicht-erweiterten Appositiven sind nur unzureichend behandelt und beschrieben worden; wie zu zeigen sein wird, verfügen erweiterte Appositive über abweichende grammatische Eigenschaften, unter anderem im Hinblick auf das Merkmal der Kasuskongruenz von Basis und Appositiv, im Hinblick auf das Verhalten in Negationszusammenhängen usw. (5.) Appositive sind hinsichtlich ihrer Funktion nicht befriedigend beschrieben. Wenngleich mit Schindler (1990, Kap. 12) ein Vorschlag zur Klassifikation der Appositiv-Funktionen vorliegt, bezieht sich dieser Vorschlag nur auf den semantischen Bezug des Appositivs auf die Basis und wird überdies vom Autor als vorläufig bezeichnet. Eine fundierte funktionale Beschreibung von Appositiven, die der pragmatischen Theoriebildung standhält, steht aus. Pragmatische Aspekte gehen zwar immer wieder in die Betrachtungen zur Apposition ein, verbleiben jedoch nicht selten im Bereich der intuitiven und vortheoretischen Beschreibung. (6.) Weitgehend vernachlässigt wurde in der Appositionsforschung zudem die Frage nach grammatischen Bezügen des Appositivs, die über <?page no="24"?> Einleitung 20 den Bezug auf die Basis im üblichen Verständnis (Nomen oder Nominalphrase des Trägersatzes) hinausgehen. Es gibt zwar Überlegungen, dass Appositive als sog. „Satzappositionen“ auf ganze Sätze bezogen sein können (dazu die Arbeiten Starke (1990) und Starke (1994)) bzw. im Textzusammenhang Bezüge über die Satzgrenze hinaus aufweisen, 14 eine umfassende Darstellung des Vertextungspotentials von Appositiven steht jedoch aus. Es wird zu zeigen sein, dass insbesondere erweiterte Appositive einen Beitrag zur Vertextung leisten. Aus diesen Beobachtungen leiten sich die Zielsetzungen der vorliegenden Arbeit ab. Die Beschreibung des Phänomens des erweiterten Appositivs wird in meinen Überlegungen zum Begriff ‚Apposition‘ eine besondere Rolle spielen. Im Anschluss an Schindler nehme ich an, dass die Auseinandersetzung mit der lockeren Apposition eine Auseinandersetzung mit dem „Prototyp der Apposition“ (Schindler 1990, 75) ist, wenngleich ich eine andere Auffassung vertreten werde, was die Beschreibung der erweiterten Appositive angeht. Über Schindler hinausgehend werde ich dafür argumentieren, dass eine pragmatische Argumentation angestrengt werden muss, um das Phänomen des erweiterten Appositivs adäquat beschreiben zu können. Zudem möchte ich nachweisen, dass die Auseinandersetzung mit erweiterten Appositionen zum Kern dessen führt, was man als Funktionen von Appositionen, d. h. auch der nicht-erweiterten Appositionen, bezeichnen kann. Das erweiterte Appositiv ist daher Explanandum und Explanans zugleich: Die Erweiterungen von Appositiven sind nicht nur funktional zu beschreiben, sie versprechen darüber hinaus Beschreibungsmöglichkeiten, die sich auf den gesamten Bereich der Apposition beziehen. Schließlich werde ich den Aspekt der Vertextung durch Appositive behandeln und nachzuweisen versuchen, dass neben der grammatischen Relation zwischen Basis und Appositiv weitere Bezüge des Appositivs zum Kontext zu berücksichtigen sind. 14 Vgl. etwa die These der „Nicht-Textnotwendigkeit für die primäre Inhaltsebene“ von Raabe (1979, 252-255), der solche Bezüge allerdings als Oberflächenphänome behandelt. <?page no="25"?> Zur Vorgehensweise 21 Die noch zu verfeinernden Arbeitshypothesen lauten entsprechend: I. Der Prototyp der Apposition ist die lockere Apposition. II. Ein adäquater Begriff der erweiterten Appositionen lässt sich nur unter Berücksichtigung pragmatischer Erklärungsparadigmen entwickeln. III. Die pragmatische Beschreibung des erweiterten Appositivs kann zur Beschreibung der Pragmatik der Apposition fruchtbar gemacht werden. IV. Die Verwendung von erweiterten Appositiven führt zu grammatischen Bezügen über die Satzgrenze hinaus. 1.4 Zur Vorgehensweise Im ersten Teil der Arbeit (Kap. 2) erfolgt eine Auseinandersetzung mit jüngeren Beiträgen der Appositionsforschung, die sich im Hinblick auf die Beschreibung des erweiterten Appositivs als relevant erweisen. Die mit den o. g. Arbeitshypothesen verbundene Argumentation setzt jedoch neben der Auseinandersetzung mit den wenigen Beiträgen zur erweiterten Apposition zunächst die Konsultation von Arbeiten voraus, deren Autorinnen und Autoren sich vorwiegend mit anderen Aspekten der Apposition beschäftigt haben. Liegt auch der Schwerpunkt der Forschungsbesprechung auf Arbeiten, die einen Beitrag zur Beschreibung des Phänomens der um Erweiterungsausdrücke erweiterten Appositive geleistet haben, wird zur Klärung der Frage, was unter einer lockeren Apposition zu verstehen ist, zunächst eine überblickartige systematisierende Darstellung der (jüngeren) Appositionsforschung notwendig sein. Die Darstellung der Forschungsergebnisse erhebt nicht den Anspruch, ein umfassendes Bild der Forschungshistorie zu zeichnen - dafür sei auf die Forschungsüberblicke bei Raabe (1979) und Schindler (1990) hingewiesen. Diese zweischrittige Vorgehensweise ergibt sich aus dem Umstand, dass in den Beiträgen zur Apposition der Beschreibung syntaktischer (Kap. 2.1), semantischer (Kap. 2.2) und pragmatischer Aspekte (Kap. 2.3) - meist in Abhängigkeit vom gewählten Beschreibungsparadigma - unterschiedlicher Rang eingeräumt wurde. Innerhalb der einzelnen Beschreibungsparadigmen finden sich daher elaborierte Beschreibungen, nur selten jedoch berücksichtigen diese Beschreibungen Erkenntnisse, die außerhalb des gewählten Beschreibungsparadigmas gewonnen wurden. Der systematisierende Überblick soll es ermöglichen, einen konsistenten <?page no="26"?> Einleitung 22 Begriff der Apposition zu entwickeln, der dann auf den in dieser Arbeit untersuchten Objektbereich angewendet werden kann. Der Eindruck, dass die Forschungsbesprechung vom Gegenstand dieser Arbeit wegführt, mag sich in der Auseinandersetzung mit Beiträgen aus dem Bereich der generativen Grammatik (Kap. 2.1.2) einstellen, und tatsächlich wird das Phänomen der durch Erweiterungsausdrücke expandierten Appositive in den generativgrammatischen Arbeiten zur Apposition kaum berücksichtigt. Die Auseinandersetzung mit diesen Beiträgen ist für die Bestimmung des Begriffs ‚Apposition‘ jedoch insofern unverzichtbar, als sie m. E. am plausibelsten auf die Frage nach den syntaktischen Beziehungen zwischen Appositiv und Basis antwortet. Der Forschungsabriss ist so angelegt, dass zunächst keine abschließende Definition des erweiterten Appositivs, sondern Fragestellungen erarbeitet werden, die in der Beschäftigung mit erweiterten Appositiven zu berücksichtigen sind und die Problemräume herausstellen. An diese Darstellung schließt sich die Behandlung der Arbeit Schindlers an (Kap. 2.4), an die dann die im Forschungsabriss entwickelten Fragen zu stellen sind. Der Monographie Schindlers wird damit besonderer Stellenwert eingeräumt. Dies geschieht nicht nur, weil in Schindlers Ausführungen die bisher ausführlichsten Überlegungen zu „Zusätzen mit Funktionslexem“ (Schindler 1990, dort Kap. 12) angestellt werden, sondern auch, weil die Arbeit neben dem Beitrag von Raabe (1979) als die materialreichste und übergreifendste Darstellung zur Apposition in der deutschen Sprache gelten kann. Wie zu sehen sein wird, beantworten auch die Darlegungen Schindlers nicht alle offenen Fragen; der zweite Teil der vorliegenden Arbeit widmet sich daher dem Versuch, weitere Kriterien zur Beschreibung des erweiterten Appositivs zu entwickeln. Nachdem im Anschluss an die Forschungsbesprechung der Begriff des erweiterten Appositivs eingeführt wird (Kap. 3.1), soll dieser zunächst mit Hilfe der topologischen Beschreibung (Kap. 3.2), durch Überlegungen zur Pragmatik der Apposition (Kap. 3.3 und 3.4) und schließlich durch eine Erweiterung auf textlinguistische Aspekte (Kap. 3.5) geschärft werden. Dem liegt die Beobachtung zugrunde, dass die genannten Aspekte kaum in die Appositionsforschung eingegangen sind. Mein Vorschlag zur Topologie des erweiterten Appositivs dient zum einen der näheren Beschreibung des Stellungsverhaltens im Appositiv, er wird jedoch auch den Ausgangspunkt für Fragen nach der kategorialen Füllung des erweiterten Appositivs abgeben. Im Zuge der Entwicklung weiterer Beschreibungskriterien im <?page no="27"?> Zur Vorgehensweise 23 Bereich der Pragmatik werde ich erstens sprechakttheoretisch argumentieren, um die in der Forschung nur ansatzweise behandelte Frage nach dem illokutionären Status von Appositiven zu klären. Zweitens soll die Theorie der Konversationsmaximen nach Grice bemüht werden, mit deren Hilfe ein Systematisierungsvorschlag für den Bereich des erweiterten Appositivs unterbreitet wird. Schließlich werden Beschreibungskriterien im Hinblick auf das Vertextungspotential von Appositiven entwickelt, die den Blick auf Bezüge über die Basis hinaus öffnen sollen. Im letzten Abschnitt der Arbeit (Kap. 4) wird eine Zusammenführung der Ergebnisse vorgenommen. Der Arbeit ist ein Anhang beigefügt, der das Korpus der in dieser Arbeit analysierten und verwendeten Belege sowie die Klassifizierung der Belege enthält. <?page no="29"?> 2 Positionen der Appositionsforschung 2.1 Syntaktische Aspekte Die nachfolgend dargestellten Ansätze haben gemein, dass sie als syntaktisch orientiert bezeichnet werden können, da in ihnen Fragen nach der syntaktischen Struktur von Sätzen, also Fragen nach den Elementen eines Satzes und Fragen nach den Relationen zwischen diesen Elementen, im Mittelpunkt des Interesses stehen. Über diesen Zugriff lässt sich sagen, dass er „Explikationen der syntaktischen Form“ (Eisenberg 1994, 44) eines Satzes liefert - dies allerdings nach verschiedenen Kriterien, die nicht zuletzt durch das gewählte grammatiktheoretische Paradigma vorgegeben werden. Meine Darstellung verfolgt insbesondere das Ziel, einen vergleichenden Überblick darüber zu geben, wie mit dem Phänomen der Apposition in verschiedenen Beschreibungsparadigmen umgegangen wird. Teilweise wird es jedoch auch erforderlich sein, die differierenden Ansätze und Entwicklungen innerhalb der einzelnen Grammatiktheorien darzustellen. Drei Bemerkungen seien diesem Kapitel noch vorangeschickt: Zwar sind fast alle Beiträge zur Apposition auch Beiträge zur Syntax der Apposition; was die in den Kapiteln 2.2.1 und 2.2.2 behandelten Arbeiten (dependentielle und generativgrammatische Ansätze) jedoch auszeichnet, ist der Versuch einer Beschränkung auf ausschließlich syntaktische Beschreibungskriterien mit den Mitteln einer bestimmten Syntaxtheorie. Der Ansatz Raabes (1979) wird in dieses Kapitel eingeordnet, weil er ein eigenständiges Modell zur Syntax der Apposition bietet; dies bedeutet jedoch nicht, dass Raabes Beiträge zur Semantik und Pragmatik der Apposition zu vernachlässigen sind. Sie werden in den entsprechenden Kapiteln der Forschungsdarstellung aufgegriffen. Der Besprechung des Beitrages von Schindler wird, wie bereits erwähnt, ein eigenes Kapitel zu widmen sein, da seine Ausführungen zu den Appositiven bzw. Zusätzen 15 mit Funktionslexem für diese Arbeit von besonderer Bedeu- 15 Eine für die nachfolgenden Darstellungen wichtige terminologische Anmerkung: Schindler versteht unter den Zusätzen mit Funktionslexem eine Gruppe von Konstruktionen, in der die Apposition nur eine Untergruppe darstellt (der „Prototyp“ des P RÄDIZIERENDEN Z USATZES , vgl. zur Einteilung der Zusätze mit Funktionslexem Schindler (1990, 233-266, hier besprochen in Kap. 2.4). Wenn also in der Besprechung <?page no="30"?> Positionen der Appositionsforschung 26 tung sind. Wenn in diesem Kapitel also nicht auf Schindler eingegangen wird, soll das nicht heißen, dass sein Beitrag zur Syntax der Apposition außer Acht gelassen wird. 2.1.1 Dependentieller Ansatz Das Hauptziel der auf Lucien Tesnière zurückgehenden und an einer strukturellen Sprachbetrachtung orientierten Dependenztheorie besteht in der Beschreibung von Abhängigkeitsverhältnissen innerhalb eines Satzes. Tesnière zieht zur Verdeutlichung des Grundgedankens seines Modells eine Metapher heran: Wie sich in der Chemie zwei Elemente zu einem Molekül, dessen Eigenschaften nicht auf die Eigenschaften der Elemente rückführbar seien, verbänden, ließen sich die Eigenschaften eines Satzes nicht durch die bloße Analyse der Elemente des Satzes erfassen vielmehr entstehe durch die Verbindung ein Drittes, nicht auf seine Einzelteile Reduzierbares (vgl. Tesnière 1980, 26). Eine syntaktische Theorie müsse demnach vor allem die Beziehungen zwischen den Elementen eines Satzes erklären und dürfe nicht bei der Deskription der am Zustandekommen eines Satzes beteiligten Elemente verharren. Als strukturelles Zentrum des verbalen Satzes nennt Tesnière das finite Verb, das die von ihm abhängigen Elemente, also obligatorische Aktanten und fakultative Angaben, regiert (vgl. ebd., 93f.). Abhängigkeitsrelationen bestehen jedoch nicht nur zwischen dem Verb und den von ihm qua Valenz geforderten Elementen; die Relation von Regens und Dependentien ist vielmehr auf verschiedenen Ebenen der Hierarchie eines Satzes beobachtbar. Wenngleich der Grundgedanke der Dependenz vor allem vertikale (Abhängigkeits-)Relationen im Satz nahe legt, bietet die Theorie Tesnières eine weitere, horizontale Art der Beziehung von Elementen im Satz an, die für die Apposition und die Junktion von Belang ist. Die Apposition, worunter Tesnière die lockere, nachgestellte Apposition (in der hier verwendeten Terminologie: das Appositiv) versteht, ist folgendermaßen zu repräsentieren: der Forschung von „Zusätzen“ die Rede ist, sind damit die von Schindler genannten Konstruktionen mit Funktionslexem gemeint. <?page no="31"?> Syntaktische Aspekte 27 (2-1) förderte Ludwig König die Wissenschaften und Künste der XIV von Frankreich nach Tesnière (1980, 140) Bemerkenswert an dieser Darstellung ist zweierlei: Zum einen steht die Apposition offensichtlich nur in mittelbarer Verbindung zum nächsthöheren Regens. Im Gegensatz zur Junktion stehe, so Tesnière, die Apposition nie in einer vertikalen, subordinativen Beziehung zu seinen Bezugsgrößen im Satz: „Appositionen sind Substantive oder Adjektive (dafür stellvertretend auch Partizipien und Präpositionalphrasen), die strukturell gesehen Teil eines substantivischen Nexus sind, mit diesem in semantischer Konnexion stehen, ihm aber nebengeordnet sind [...].“ (ebd., 140) Die Apposition wird somit als eine Form der Koordination verstanden, was sie in die Nähe zur Junktion rückt. Das unterscheidende Merkmal zur Junktion sei nun, dass zwischen der Apposition und dem nächsthöher gelegenen Regens keine direkte Dependenzbeziehung bestehe: „Der Junktionsstrich ist formal mit dem Appositionsstrich identisch, denn beide sind horizontal. Trotzdem können beide nicht verwechselt werden. Denn die vertikalen Konnexionen treten immer mit dem Junktionsstrich zusammen auf und bilden mit ihm ein Dreieck, in dem der Junktionsstrich die Grundlinie bildet. Der Appositionsstrich dagegen kann nie die Grundlinie eines Dreiecks bilden, weil es sich aus dem Wesen der Apposition ergibt, daß die Konnexion zwischen der Apposition und dem Regens ihres Bezugswortes nur eine mittelbare sein kann.“ (ebd., 219) Weiterführende Anmerkungen zum „Wesen der Apposition“ finden sich bei Tesnière nicht. Das nicht näher definierte Wesen der Apposition, aus dem sich die Notwendigkeit der Annahme eines Appositionsstrichs ableitet, weist jedoch darauf hin, dass der Apposition syntaktisch ein besonderer Status zugeschrieben wird. Offensichtlich stellt die Appositionsrelation eine besondere Relation dar, da sie sich einer Einordnung in die gängige Dichotomie von Subordination und Koordination widersetzt. Die merkwürdige Eigenschaft des Appositivs, einerseits dem Bezugselement koordiniert zu sein, andererseits jedoch nur mittelbar regiert zu <?page no="32"?> Positionen der Appositionsforschung 28 werden und somit nicht als „gleichgestellt“ gelten zu können, hat immer wieder dazu geführt, Appositionskonstruktionen einen Status sui-generis unter den syntaktischen Relationsarten einzuräumen. Der zweite interessante Punkt liegt in der Analyse dessen, was gewöhnlich als „enge Apposition“ bezeichnet wird. In der NP Ludwig der XIV wird der XIV von Tesnière als Attribut und deswegen als dependent von Ludwig behandelt (s. (2-1)). Da sich in engen Appositionen das Appositiv zur Basis subordiniert verhält und demnach eine andere als die Appositionsrelation vorliegt, fallen die andernorts als enge Appositionen bezeichneten Konstruktionen bei Tesnière nicht unter den Begriff der Apposition. 16 Die so begründete Ausgliederung der engen Apposition aus dem Appositionsbereich ist insofern bemerkenswert, als sie sich in den jüngeren Arbeiten zur Apposition wiederfindet. Die Einordnung der engen Apposition in den Bereich der Attribute bei Beschreibung der lockeren Apposition als besonderer Relation wird jedoch in späteren dependenzgrammatischen Arbeiten revidiert, so betrachtet etwa Kalevi Tarvainen (1981, 98-100) Typen wie (2-2a) Karl, mein bester Freund (2-2b) die Stadt als königlicher Privatbesitz nach Tarvainen (1981, 99) als Appositionen, die als freie Angaben zum Substantiv zu verstehen sind. Ebenso wie enge Appositionen der Typen (2-3a) Professor Schmidt (2-3b) Karl der Große (2-3c) ein Glas guter Wein nach Tarvainen (1981, 85) ordnet Tarvainen sie den Attributen zu. Nähere Begründungen für diese Entscheidungen finden sich nicht. Die ausführlichste und erkennbar durch neuere Forschungsergebnisse vorangetriebene Darstellung zur Apposition findet sich bei Ulrich Engel (1994, 279-284). Unter der Überschrift „Schichtneutrale Prozesse“ werden enge Appositionen als Attribute aus dem Appositionsbereich ausgeschieden, wohingegen die „nachgestellten und durch Kommas abgesetzten“ (ebd., 280) Ausdrücke als Appositionen anerkannt werden. Als Kriterien für die Abgrenzung von engen und lockeren Appositionen gelten Engel Stellung, Intonation, der Status des Hervorhebens bei lockeren Appo- 16 Zur Dependenzbeziehung innerhalb der (von Tesnière nicht so genannten) engen Apposition vgl. zudem Tesnière (1980, 35). <?page no="33"?> Syntaktische Aspekte 29 sitionen sowie die Möglichkeit der Erweiterung von lockeren Appositionen durch „sprecherpräsentische [...] Zusätze“ (ebd., 280). Die Erweiterbarkeit von Appositiven durch sprecherpräsentische Zusätze als Kriterium der Appositionsbeschreibung ist für unseren Zusammenhang von besonderem Interesse, sind damit doch die von Schindler als Funktionslexeme bezeichneten Elemente gemeint, zumindest ein Teil dieser Elemente. Zudem ist die Nennung des sprecherpräsentischen Zusatzes als eines Kriteriums der lockeren Apposition auch insofern als Neuigkeit zu bewerten, als mit diesem Kriterium funktionale Aspekte in die dependenztheoretische Beschreibung der Apposition eingehen. Was die Ausführungen zu den sprecherpräsentischen Zusätzen selbst angeht, betrachtet Engel diese zwar auch im Hinblick auf ihr syntaktisches Verhalten im Appositiv; im Vordergrund stehen jedoch Anmerkungen zur kommunikativen Funktion der genannten Einheiten. Engel schreibt: „In reinen Sachverhaltsdarstellungen [...] kann der Sprecher zusätzlich durch bestimmte Ausdrücke seine eigene Meinung einbringen; er signalisiert sozusagen seine kommunikative ‚Präsenz ‘ . Will man zum Ausdruck bringen, daß die Wahl des Schneidermeisters Franz Wurzel zum Bürgermeister lange auf sich warten ließ, aber dann zur Erleichterung des Sprechers doch erfolgte, so kann man in gleicher Weise sagen Schneidermeister Franz Wurzel wurde endlich Bürgermeister. Franz Wurzel, Schneidermeister, wurde endlich Bürgermeister. Will man aber ausdrücken, daß der gewählte Bürgermeister nur zufällig Schneidermeister war, und zwar mit dem dafür prädestinierten Adjektiv zufällig, so ist dies nur im zweiten Fall möglich: Franz Wurzel, zufällig Schneidermeister, wurde Bürgermeister. Die Formulierung *der zufällige Schneidermeister Wurzel wäre ungrammatisch.“ (ebd., 280) Mit diesen Aussagen sind die Anmerkungen zum Problem der Appositive mit Erweiterungsausdruck jedoch auch schon abgeschlossen, weitergehende syntaktische Erläuterungen dazu, aus welchen Gründen die sprecherpräsentischen Zusätze in engen Appositiven als ungrammatisch gewertet werden müssen, bietet Engel nicht. Als Ergebnis der Befragung der Dependenzgrammatik zum Problem der Appositive mit Erweiterungsausdrücken ist zweierlei festzuhalten. Zum einen wird mit der lockeren Apposition - zumindest von Tesnière und Engel - eine eigenständige Relation in Verbindung gebracht, die einerseits der vertikalen Dependenzbeziehung entgegensteht, ohne <?page no="34"?> Positionen der Appositionsforschung 30 andererseits koordiniert im Sinne der Gleichwertigkeit zu sein, da das Appositiv im Gegensatz zu seinem Bezugselement nur vermittelt über dieses zu einem Regens in Verbindung steht. Nachgestellte, durch Kommasetzung abgetrennte lockere Appositive werden ferner als freie Angaben zum Substantiv dargestellt. Die enge Apposition hingegen wird den Attributen zugeordnet, die Möglichkeit der Expansion des Appositivs in lockeren Appositiven durch sprecherpräsentische Zusätze wird als ein Kriterium unter anderen zur Abgrenzung von enger und lockerer Apposition geltend gemacht. Eine graphische Darstellung der Abhängigkeitsrelationen einer Appostionskonstruktion, die einen Erweiterungsausdruck enthält, lässt sich nicht finden; sie sähe aber vermutlich folgendermaßen aus: (2-4) wurde Franz Wurzel Schneidermeister Bürgermeister zufällig nach Engel (1994, 280) Abgesehen vom hier nicht aufgelösten Problem der Beschreibung der Relation zwischen Franz und Wurzel befriedigt an dieser Notation vor allem nicht, dass das Phänomen der Sprecherpräsenz, die gemäß Engel durch das zufällig zustande kommt, nicht markiert werden kann. Dies verwundert nicht, da die Notation der Beschreibung von Relationen der Satzelemente zueinander dient - es macht aber auf die Grenzen des dependentiellen Ansatzes aufmerksam: Das erweiterte Appositiv kann nicht ohne theorieexterne Rückgriffe auf Pragmatik und Semantik erklärt werden, zumindest bleibt es in der Notation unberücksichtigt. 17 Eine rein syntaktische Beschreibung - verstanden als Beschreibung der Beziehungen der Zeichen eines Satzes zueinander unter Abstraktion der Beziehungen dieser Zeichen zum Zeichenbenutzer sowie zu deren Bedeutung - führt im Rahmen eines dependentiellen Ansatzes nicht weit 17 Überhaupt scheint fraglich, ob sich die Dependenztheorie als rein syntaktische Theorie verstehen lässt. Titel wie „Syntax der deutschen Sprache“ (Engel 1994) oder „Grundzüge der strukturalen Syntax“ (Tesnière 1980) legen dies zwar nahe; andererseits fließen stets semantische Betrachtungen und Aspekte in die Darstellungen ein. <?page no="35"?> Syntaktische Aspekte 31 über die Feststellung hinaus, dass zu Nomen bzw. Nominalphrasen nicht in der Relation von Regens und Dependens stehende Angaben möglich sind. Was die sprecherpräsentischen Zusätze bzw. Erweiterungsausdrücke angeht, ist die Feststellung, dass sie in engen Appositionen nicht zu verwenden sind, zwar von Belang; gleichwohl bewegen sich die Erklärungen zu den Differenzen des Vorkommens solcher Ausdrücke in engen appositionellen Syntagmen und lockeren appositionellen Syntagmen in engen Grenzen. Fragen danach, ob diese Einheiten stets die gleiche „sprecherpräsentierende Kraft“ besitzen, ob sie in appositiven Zusammenhängen andere Wirkungen entfalten als an anderen Satzpositionen, oder einfach danach, welche Einheiten als sprecherpräsentische Zusätze zu verstehen sind, bleiben weitgehend unbeantwortet. 2.1.2 X-bar-theoretische Ansätze Wie die dependenztheoretischen Arbeiten gehen auch die generativgrammatischen Ansätze von der Annahme aus, dass hinter der linearen Struktur von Sätzen eine verborgene hierarchische Struktur vorhanden ist, die zum Gegenstand syntaktischer Analysen gemacht werden kann. Anders als in dependentiellen Ansätzen wird jedoch nicht davon ausgegangen, dass das finite Verb des Satzes als höchstes Regens die Struktur des Satzes in Form von Abhängigkeitsrelationen bestimmt, vielmehr wird der syntaktische Aufbau von Sätzen mit Hilfe von Teil-Ganzes-Relationen zwischen Konstituenten höherer und niedrigerer Ordnung aufgefasst. 18 Wenngleich die generative Grammatik eine umfangreiche, fast unüberschaubare Entwicklung über die „Standardtheorie“, die „Erweiterte Standardtheorie“, die „Government-Binding-Theory“ der 80er Jahre bis schließlich hin zum „Minimalistischen Modell“ der Gegenwart mit verschiedenen Ausformungen erlebte, kann doch die Analyse der Struktur von Phrasen bis hin zur Ausarbeitung der X-bar-Syntax als eine Konstante der Theorie angesehen werden. Ohne diese Entwicklung im Einzelnen nachzuzeichnen, müssen doch kurz einige Grundprinzipien der Phrasenstrukturgrammatiken und insbesondere der X-bar-Theorie, die den generativgrammatischen Ausarbeitungen zur Apposition die Grundlage bietet, skizziert werden. 18 Vgl. Vater (1996, 116, Anm. 78); ferner: Linke/ Nussbaumer/ Portmann (1994, 112, 115). <?page no="36"?> Positionen der Appositionsforschung 32 In der Analyse der syntaktischen Struktur von Sätzen durch verschiedene operationale Verfahren 19 erweisen sich bestimmte Elemente als offensichtlich enger aneinander gebunden als andere; darüber hinaus ist festzustellen, dass einzelne Wörter nur im Ausnahmefall syntaktisch verwendungsfähig sind und zumeist in komplexeren Zusammenstellungen, den Phrasen, im Satz auftreten. Im Satz (2-5) Das Radiohören im Auto erlebt eine Renaissance Goldt, Max (1993): Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau. Zürich. S. 66. kann erlebt allein nicht als syntaktisch verwendungsfähig gelten, da ansonsten der als ungrammatisch eingeschätzte Satz *Das Radiohören im Auto erlebt als wohlgeformt zu beschreiben wäre. So entsteht die Annahme, dass der Ausdruck erlebt durch die Ausdrücke eine Renaissance zu einer syntaktisch verwendungsfähigen größeren Einheit verbunden werden muss, im diesem Falle zu einer Verbalphrase zu ergänzen ist. Mit dieser Beobachtung stellt sich jedoch die Frage, ob und wie Phrasen intern strukturiert sind. Die Antwort auf diese Frage wird im Rahmen der generativen Grammatik mit dem X-bar-Schema gegeben, das innerhalb der generativgrammatischen Syntax auf verschiedenen Beschreibungsebenen als mit größtem explanatorischen Potential ausgestattet gehandelt wird. Die Entwicklung dieser Form der Phrasenstrukturgrammatik hängt eng mit der fundamentalen Perspektive der generativen Grammatik zusammen: Da die grundlegende Fragestellung in der generativen Sprachbetrachtung die nach den kognitiven Fähigkeiten, den Kompetenzen, des Sprechenden ist, sollen möglichst einfache Grundprinzipien aufgedeckt werden, die Probleme wie z. B. den Spracherwerb erklärbar erscheinen lassen. Eine solche „einfache“ Struktur wird mit dem X-bar-Schema beschrieben, das als universalgrammatisches, d. h. einzelsprachenübergreifendes Prinzip nicht nur als grundlegende Struktur aller Phrasentypen verstanden wird, 20 sondern in den jüngeren Ausarbeitungen der Theorie auch als 19 Eine im generativgrammatischen Zusammenhang gebotene Zusammenfassung der operationalen Verfahren zur segmentierenden Ermittlung der Konstituenten eines Satzes (Ersetzung, Pronominalisierung, Weglassprobe, Erfragung, Koordination und Verschiebung) und deren Klassifikation durch Distributionstests bieten Grewendorf / Hamm/ Sternefeld (1998, 159-167). 20 Als Phrasentypen werden (zunächst) NP, VP, AP und PP veranschlagt. Vgl. dazu Fanselow/ Felix (1990, II: 45f.) sowie Grewendorf/ Hamm/ Sternefeld (1998, 169). <?page no="37"?> Syntaktische Aspekte 33 Grundlage der Generierung von Sätzen gedacht wird - so dass diese als die größten Phrasen zu verstehen sind. 21 Die Ausgestaltung dieses allgemeinen Schemas stellen Fanselow/ Felix (1990, II: 54) folgendermaßen dar: (2-6) X’’ (=XP) α X’ X’ β X° γ nach Fanselow/ Felix (1990, II: 54) Die Beschreibung von Phrasen mit Hilfe des X-bar-Schemas schließt als grundlegende Prinzipien 22 ein, (1) dass jede Phrase einen lexikalischen (wie wir sehen werden möglicherweise auch funktionalen) Kopf (X°) enthält, dessen idiosynkratische Eigenschaften bestimmte Selektionen nach sich ziehen, die die Struktur der Phrase bestimmen, (2) dass dieser lexikalische Kopf den Phrasentyp (VP, NP, AP, PP; evtl. weitere Phrasentypen) durch Projektion kategorial bestimmt und die maximale Projektion (XP) erreicht ist, wenn die Eigenschaften des lexikalischen Kopfes sich nicht weiter vererben, (3) dass es zwischen der phrasalen Einheit (XP) und X° eine Zwischenstufe bzw. Zwischenstufen 23 gibt, die sich aus der Ergänzung des lexikalischen Kopfes durch obligatorische, valenzbestimmte Komplemente zu 21 Vgl. dazu Fanselow/ Felix (1990, II: 54-60) sowie Grewendorf/ Hamm/ Sternefeld (1998, 219f.). 22 Vgl. dazu Fanselow/ Felix (1990, II: 40-54) sowie Grewendorf/ Hamm/ Sternefeld (1998, 199-213). Die aufgeführten vier Punkte stellen lediglich die grundlegenden Prinzipien dar und sind zu erweitern. Teilweise müssen die genannten Prinzipien sogar revidiert werden: Die Annahme z. B., dass der Phrasenkopf immer als lexikalische Kategorie zu verstehen sei, wird mit der DET-as-head-Analyse verworfen (s. Kap. 2.2.2.2). 23 In der Forschung sind unterschiedliche Auffassungen darüber, wie viele Ebenen im Strukturaufbau der Phrase anzulegen sind, zu finden. Jackendoff (1977, 57ff. u.ö.; s. Kap. 2.2.2.1) etwa nimmt gegenüber Fanselow/ Felix eine weitere Projektionsstufe an, so dass die maximale Projektion (XP) des lexikalischen Kopfes bei ihm X’’’ entspricht. <?page no="38"?> Positionen der Appositionsforschung 34 X° ( γ ) und rekursiv zu erzeugende, von den Selektionseigenschaften des lexikalischen Kopfes unabhängige Adjunkte an X’ ( β ) ergeben, und (4) dass ein Spezifikator ( α ), der von X’’ dominiert ist, anzusetzen ist. Das mit der X-bar-Syntax gegebene Phrasenstrukturmodell eignet sich deshalb besonders gut zur Beschreibung von Appositionen, weil es die intuitiv erfassbare Unterscheidung von Appositiv und Basis hinsichtlich syntagmatischer Relationen wie Rektion, Kongruenz und Positionsbezug zu verdeutlichen vermag. 24 Vor allem aber eröffnet dieses Modell eine Möglichkeit, die Appositionsrelation nicht als genuine, irreduzible syntaktische Relation (wie sie etwa in den dependenztheoretische Ansätzen angenommen werden) beschreiben zu müssen - und dies scheint im Sinne der „einfachsten Erklärung“ von Vorteil zu sein, gehen doch mit der Annahme jeder weiteren syntaktischen Relation Vervielfachungen syntaktischer Grundtypen einher. Man könnte daher von einem konzeptuellen Vorteil solcher Theorien, die keine distinkte Appositionsrelation annehmen (müssen), gegenüber solchen, die dies tun, sprechen. Soweit ich sehe, liegt hierin der Vorteil der folgenden Theorien. Darüber hinaus tragen die X-bar-grammatischen Ansätze einleuchtend zur Unterscheidung von engen Appositionen und lockeren Appositionen bei, in bestimmten Ausarbeitungen (etwa bei Ray Jackendoff) werden zudem bestimmte semantische Relationen beschreibbar. Ich werde im Folgenden vorwiegend jüngere Arbeiten, die im Rahmen der X-bar-Theorie das Phänomen Apposition beschreiben, sowie den Ansatz Jackendoffs skizzieren; 25 für eine umfassende Darstellung älterer generativgrammatischer Ansätze sei auf Raabe (1979, 154-198), für eine knappe Darstellung X-bar-theoretischer Ansätze auf Schindler (1990, 61-65) verwiesen. 2.1.2.1 Der Ansatz Jackendoffs Jackendoff vertritt in seiner Arbeit die „Three-Level Hypothesis“ (1977, Kap. III), die besagt, dass Phrasen in drei Ebenen aufgebaut sind. Ent- 24 Zu den Begriffen Rektion, Kongruenz und Positionsbezug vgl. Eisenberg (1994, 52-57). 25 Die Arbeit Jackendoffs findet sich bereits bei Schindler (1990, 61ff.) dargestellt; m. E. jedoch in unzulässiger Verallgemeinerung als Prototyp X-bar-theoretischer Ansätze. <?page no="39"?> Syntaktische Aspekte 35 sprechend veranschlagt er unter Verzicht auf Adjunktionsstrukturen 26 drei Ebenen von Komplementen: (2-7) X’’’ Specifier X’’ X’’’-Komplement (nonrestrictive modifier) X’ X’’-Komplement (restrictive modifier) X° X’-Komplement (functional argument) nach Jackendoff (1977, 63) Unter einem X’-Komplement ist das oben als obligatorisch beschriebene Valenzkomplement zu verstehen, der restrictive modifier spezifiziert die mit dem lexikalischen Kopf der Phrase gegebene Denotatsmenge, wohingegen der nonrestrictive modifier, der bei Jackendoff die Adjunkt-Position einnimmt, keinen Einfluss auf den Denotatsumfang ausübt, sondern eine zusätzliche, charakterisierende Information liefert. Als wertvoll für die Beschreibung von Appositionen erweist sich der Ansatz Jackendoffs, semantische und syntaktische Eigenschaften von Nominalphrasen in Verbindung zu bringen: „If we classify complements on semantic grounds, we find that there are three distinct ways in which a complement may be integrated into a semantic interpretation: as a functional argument, as a restrictive modifier, and as a nonrestrictive modifier. We will attempt to identify these respectively with X’, X’’, and X’’’ complements.“ (Jackendoff 1977, 57) Der Rückgriff auf semantische Merkmale erlaubt es nicht nur, verschiedene Komplementebenen zu differenzieren. Die von Jackendoff angesprochene semantische Klassifizierung der Komplemente führt in der Beschreibung von Appositionen vor allem deshalb weiter, weil ein 26 Jackendoff verwirft die Chomsky-Adjunktion, die seiner Auffassung nach gegen die Regel der unmittelbaren Dominanz verstößt (vgl. Jackendoff 1977, 170); Adjunktionsstrukturen lässt er lediglich in den beiden Ausnahmefällen Koordinationen und Gerundiv-Nominal zu (ebd., 50f.). <?page no="40"?> Positionen der Appositionsforschung 36 Zusammenhang zwischen den semantischen Beziehungen der Phrasenteile zum Kopf und ihrer syntaktischen Nähe zum Kopf sichtbar wird. Auf eine vereinfachende Formel gebracht, lässt sich Folgendes sagen: Die größere Entfernung von Komplementen zum lexikalischen Kopf (im Strukturbaum durch höhere Position markiert) beschreibt neben der sich verringernden semantischen Wirkung auf den Kopf auch die zunehmende syntaktische Entfernung. Die zunehmende syntaktische Entfernung manifestiert sich auf der Satzoberfläche nach Jackendoff etwa durch die Position des Phrasenteils im Syntagma und die intonatorische Abgrenzung. So folgen z. B. höher angesiedelte Komplemente in der linearen Oberflächenstruktur stets niedriger zu veranschlagenden Komplementen. Die „geringere semantische Wirkung“ zeigt sich u. a. in der Unterscheidung zwischen der N’’-Ebene und der N’’’-Ebene darin, dass der restrictive modifier die Bedeutung des Kopfelements restriktiv modifiziert, also Auswirkungen auf die Referenz hat, was für den nonrestrictive modifier gerade nicht gilt. Wie in den nächsten Abschnitten zu sehen sein wird, unterscheiden sich die Überlegungen Jackendoffs zum Status des Appositivs in der Phrase von den jüngeren generativgrammatischen Arbeiten vor allem in einem Punkt: Das Appositiv wird als Komplement und nicht als Adjunkt eingestuft. Der Vorzug dieses Vorgehens liegt vor allem darin, dass Jackendoff auf die Adjunktion verzichten kann und so sein Beschreibungsinstrumentarium knapp hält. Die lockere Apposition ist nach Jackendoff folgendermaßen als nonrestrictive modifier zu analysieren: (2-8) N’’’ Art’’’ N’’ N’ N’’-Kompl. N’’’-Kompl. N these bagpipes from Poland, the finest known <?page no="41"?> Syntaktische Aspekte 37 Jackendoff stellt in Abgrenzung zum restriktiven N’’-Komplement fest: „By contrast, there are certain nonsentential appositives which can be characterized as N’’’ complements [...]. One might want to argue that all these are reduced nonrestrictive relative clauses, and this is certainly conceivable. In any event, they have the characteristic comma intonation and inability to be affected by sentence negation which we identify with an X’’’ complement. Again, the N’’’ complements must follow the N’’ complements, as predicted by the geometry of the NP [...]“ (Jackendoff 1977, 63) Als konstitutive Merkmale des Appositivs in der lockeren Apposition gelten Jackendoff demnach die semantische Eigenschaft der Nichtrestriktivität, das Stellungsverhalten, die Nichtaffizierbarkeit durch Satznegation sowie die „Komma-Intonation“. Damit nennt Jackendoff eine ganze Reihe von Merkmalen, die auch in der traditionellen Grammatikschreibung eine Rolle spielen und über die rein am X-bar-Schema orientierte Beschreibung hinausgehen. 2.1.2.2 DET-as-head-Analysen Seit Ende der achtziger Jahre, genauer seit Erscheinen der Dissertation Steven P. Abneys (Abney 1987), hat sich eine andere Auffassung des Xbar-Schemas bezüglich der Nominalphrase etabliert, die in die generativgrammatischen Arbeiten, die sich mit der Apposition befassen (Bhatt 1990, Gallmann 1990, Lawrenz 1993), eingegangen ist. Der veränderten Lesart zufolge werden Nominalphrasen als Determiniererphrasen verstanden: Kopf der Phrase ist nicht mehr ein lexikalischer Kopf N, als Kopf gilt fortan die Kategorie DET, so dass als maximale Projektion des Kopfes die Determiniererphrase (DP) angesehen wird. Die in den Appositionsarbeiten aufgenommene Neuerung Abneys besteht vor allem darin, dafür zu argumentieren, dass eine funktionale Kategorie, eben DET, Kern der ehemaligen Nominalphrase sei; dies bietet zum einen den Vorteil, Parallelen zwischen der Struktur von Sätzen und Nominalphrasen nachweisen zu können, andererseits lassen sich vermittels der DP-Analyse weitere Strukturpositionen schaffen. 27 27 Als funktionale Kategorien waren zuvor in der Government-Binding-Theory INFL(lection) und COMP(lementizer) zur Generierung von Sätzen veranschlagt worden. Auch ohne weiter auf die genannten funktionalen Kategorien einzugehen, offenbart sich der konzeptuelle Vorteil einer DP-Analyse, bestärkt diese doch durch den parallelisierten Strukturaufbau von Satz und NP den generativistischen Grundgedanken einer Universalgrammatik. Vgl. dazu auch die Ausführungen Löbels (1990, 233) sowie Bhatts (1990, 18f.). Eines der Hauptargumente für die DP-Analyse <?page no="42"?> Positionen der Appositionsforschung 38 Was unter der funktionalen Kategorie DET zu verstehen ist, kann der Definition Elisabeth Löbels entnommen werden: „Die Kategorie D[ET, J.C.F.] ist als Sitz der grammatischen Merkmale definiert, die zumindest folgende Eigenschaften bzw. Merkmale umfaßt: (1) Lizensierung eines Spezifizierers, (2) Kongruenzmerkmale und (3) (In-)Definitheit.“ (Löbel 1990, 233) Durch die Eigenschaft, die genannten Merkmale an den Rest der Phrase zu vergeben, wird DET zum Zentrum der vormalig als Nominalphrasen bezeichneten Syntagmen; N wird als für die gesamten syntaktischen Eigenschaften der Phrase weniger entscheidend betrachtet und verliert den Kopfstatus. Dieser kurze Hinweis soll für unsere Belange ausreichen; 28 festzuhalten bleibt, dass nicht eine lexikalische, sondern eine funktionale Kategorie Kopf der Phrase ist. Was nun die nichtfunktionalen Elemente der DP angeht, so werden diese als von der funktionalen Kategorie DET selektiertes obligatorisches Komplement dargestellt, so dass sich folgende Baumstruktur ergibt: (2-9) (2-10) DP QP (=DP) DP D’ SpecQ Q (=D) NP DET NP nach Gallmann (1990, 144) nach Gallmann (1990, 292) Abbildung (2-9) entspricht der Auffassung Abneys, wie sie von Birgit Lawrenz (1993, 12) und Christa Bhatt (1990, 18) übernommen wird; Abbildung (2-10) ist die modifizierte Version Peter Gallmanns (1990, 144), der die Unterscheidung von XP und X’ für redundant hält (ebd., 108). Auf besteht in ihrer Beobachtungsadäquatheit: Konnten vordem in bestimmten Sprachen gewisse Nominalphrasen unter Bezug auf die vorhandene NP-Analyse nicht generiert werden, ist dies mit Hilfe der DP-Analyse durch die Erweiterung der strukturellen Positionen möglich. Darüber hinaus sind die Verwandtschaft von Determinantien und Pronomina sowie die Verbindung von Determinantien und Quantoren besser erklärbar (vgl. Vater 1996, 127). 28 Ausführliche Überlegungen zu den grammatischen Merkmalen, die unter D lokalisiert sind, lassen sich bei Gallmann (1990, Kap. 5 und 6) nachlesen. <?page no="43"?> Syntaktische Aspekte 39 den ersten Blick mag es so erscheinen, als seien nun strukturell zwei Determinator-Positionen vorhanden, dies täuscht jedoch: Was in den Strukturbäumen als Q bzw. DET beschrieben wird, ist lediglich funktionaler Kategorie und selektiert erst eine DP, die leer sein kann oder aus Artikelwörtern, Quantoren oder Possessoren bestehen kann. 29 Die DET-as-head-Analyse kehrt somit das aus der NP-Analyse bekannte Verhältnis um: Galt vormals der Determinator als Tochter der NP (vgl. 2-6), wird nun die NP zur Tochter der DP. Die NP bleibt weiterhin die Projektion eines N, sie ist nur nicht mehr als maximale Projektion zu verstehen. Insbesondere für die Zuweisung des Kasus ist dies von Belang, wie zu sehen sein wird. Wie im Einzelnen die Analyse der lockeren Apposition vorgenommen wird, möchte ich im Folgenden anhand der Ansätze von Gallmann, Bhatt und Lawrenz aufzeigen. 2.1.2.2.1 Der Ansatz Gallmanns Gallmann versteht unter einer lockeren Apposition „eine QP, die als parenthesenartiger Nachtrag [...] einer anderen QP folgt und mit ihr im Kasus kongruiert (bzw. nach den geltenden Normen kongruieren sollte) [...]“. (Gallmann 1990, 292) Als Beispiel nennt Gallmann den Satz (Hervorhebung durch den Autor) (2-10) Wegen seiner Nachbarin, einer etwas lärmempfindlichen älteren Dame, stellte er das Radio leiser Gallmann (1990, 292) in dem er den hervorgehobenen Teil, in der hier verwendeten Terminologie das Appositiv, als Adjunkt zu QP versteht, so dass sich folgende Teilstruktur 30 ergibt: 29 Wie genau die Position der von DET selektierten DP an der Spezifiziererposition zu besetzen sei, ist noch umstritten. Eine Annäherung bietet Gallmann (1990, 145), der die von mir durch Unterstreichung gekennzeichneten Elemente an die genannte Position setzt: diese dichten tropischen Wälder; alle dichten tropischen Wälder; Brasiliens dichte tropische Wälder. Vgl. zu diesem Problem auch ausführlich Löbel (1990). 30 Die dargestellte Teilstruktur wird von einer PP dominiert. Zur Notation: Gallmann setzt A(djektiv) bzw. AP an, um auszudrücken, dass der Determinator auch als Adjektiv aufgefasst werden kann, vgl. dazu Gallmann (1990, 199-201). QP 2 indiziert den Adjunktstatus. <?page no="44"?> Positionen der Appositionsforschung 40 (2-11) QP QP Q/ AP NP QP 2 Q/ A N seiner Nachbarin einer etwas lärmempfindlichen älteren Dame nach Gallmann (1990, 292) Aus welchen Gründen Gallmann das Appositiv in die Adjunktposition setzt, führt er nur kurz aus. Insbesondere vor dem Hintergrund seiner oben zitierten Feststellung der Kasuskongruenz stellt sich die Frage, auf welche Weise diese Kongruenz zustande kommt: Versteht man nämlich mit Fanselow/ Felix (1990, II: 48) unter einem Adjunkt eine Kategorie, die von den Selektionen des Kopfes einer Phrase unabhängig bleibt, ist unklar, woher das Appositiv seinen Kasus bezieht. Gallmann bietet als Erklärung an, dass die Möglichkeit der Umformung zu Ist-Prädikationen 31 mit einem prädikativen Nominativ als Erklärung für die Kasuskongruenz herangezogen werden könne, was auf einen besonderen Typ der Koindizierung hinweise (Gallmann 1990, 293). Dieser Fall von Koindizierung, der mit der lockeren Apposition nach Gallmann vorliegt, ergibt sich dadurch, dass eine konfigurationell tiefere Konstituente ohne Theta-Rolle von einer konfigurationell höherstehenden Antezedens-Konstituente regiert wird. Die Kasuszuweisung erfolgt dabei aufgrund des Fehlens der Theta-Rolle der konfigurationell tiefer stehenden Phrase (ebd., 333). Die Argumentation Gallmanns läuft also auf Folgendes hinaus: Dadurch, dass das Appositiv keine Theta-Rolle hat, also vom Kopf der Phrase keine semantischen Merkmale erbt, ist es im 31 Die Umformung des Beispielsatzes nimmt Gallmann folgendermaßen vor: [Seine Nachbarin] ist [eine etwas lärmempfindliche ältere Dame]. Damit rückt Gallmann die lockere Apposition in die Nähe des Gleichsetzungsnominativs, der ebenfalls als ein Fall von Koindizierung verstanden wird. <?page no="45"?> Syntaktische Aspekte 41 Hinblick auf die Theta-Rolle unterbestimmt. Diese Unterbestimmtheit führt dazu, dass Merkmale des Antezedens übernommen werden können, und zwar nicht nur semantische Merkmale, sondern eben auch Kasusmerkmale. Für athematische Phrasen, also solche ohne Theta-Rolle, formuliert Gallmann die Regel: „Wenn eine athematische QP von anderswo keinen Kasus zugewiesen bekommt, erhält sie den Kasus ihres Antzedens.“ (ebd., 335) Dass die von Gallmann vorgeschlagene Definition problematisch bleibt, lässt sich daran zeigen, dass das Appositiv spätestens dann, wenn es mit einem Erweiterungsausdruck versehen wird, so regelmäßig eben doch nicht mit der Basis im Kasus kongruiert, auch wenn es „nach den geltenden Normen kongruieren sollte“, wie Gallmann (ebd., 292) postuliert. Ich führe zwei Fälle an, in denen das Appositiv mit übrigens und bekanntlich erweitert ist: (2-12) Während Hildegard Manser von ihren Erfahrungen erzählt, üben die Kinder mit ihrer Lehrerin Sonja Schmid, übrigens eine Engländerin, die ersten englischen Worte. A97/ AUG.20433 St. Galler Tagblatt, 07.08.1997, Ressort: TB-GO; One, two, three - und bitte «Cheese» (2-13) Weiterhin konnten die Gäste den Solotanz von Silvia Azirar bewundern und schließlich ihrer Schadenfreude, bekanntlich die schönste Freudenform, bei den "Klagen eines Ehepaares" (Peter Kurzhals und Claudia Jacobi) freien Lauf lassen. R98/ FEB.11925 Frankfurter Rundschau, 12.02.1998, S. 8, Ressort: N; "Schwarz-weiße" Fastnacht bei der AWO-Nordwest Die Appositive sowohl (2-12) als auch (2-13) lassen sich problemlos zu einer Ist-Prädikation mit prädikativem Nominativ umformen; gleichwohl erscheint hier die kasusinkongruente Variante. Zudem erscheinen in Fällen, in denen ein nominal besetztes Appositiv keinen Artikel enthält, die im Kasus abweichenden Varianten als die akzeptableren. 32 32 So nennt Lawrenz (1993, 166f.) das folgende dem Grammtik-Duden entnommene Beispiel Anfragen an die Sicherheitsphilosophie von Prof. Dr. Altner, Theologe aus Koblenz für den Befund, dass Kasuskongruenz sogar als nicht akzeptabel erscheint. Ihrer Auffassung zufolge sind durch Prädikation lizenzierte NP-formatige Appositive (d. h. solche, die an eine DP adjungiert sind) prinzipiell mit dem Kasus Nominativ versehen. Die von Lawrenz angegebenen Beispiele werden im Hinblick auf die Kasusabweichung in der traditionellen Grammatik mit dem Fehlen eines Artikels bzw. Adjektivs im Appositiv begründet (vgl. ebd.). Die Argumentation Lawrenz’ erklärt jedoch nicht die Kasusverhältnisse im erweiterten Appositiv, das einen <?page no="46"?> Positionen der Appositionsforschung 42 Der zweite Kritikpunkt an der Appositionsdefinition betrifft den Ausdruck „parenthesenartig“. Indem Gallmann das Appositiv als parentheseartigen Nachtrag definiert, erscheint die Appositionskonstruktion als Sonderfall der Parenthese, nämlich als Parenthese mit Kasuskongruenz. Eine solche Beschreibung erscheint jedoch deswegen etwas unglücklich, weil unter Parenthesen gewöhnlich Konstruktionen verstanden werden, die gerade kein Bezugsglied unterhalb der Satzebene aufweisen - so dass die Frage nach der Kongruenz im Falle von Parenthesen eigentlich nicht sinnvoll zu stellen ist. Gibt man hingegen das Kriterium des Satzbezuges als Merkmal von Parenthesen auf, beraubt man sich eines wichtigen, wenn nicht des wichtigsten Unterscheidungsmerkmals zwischen Appositionskonstruktionen und Parenthesen. 2.1.2.2.2 Der Ansatz Bhatts Bhatt unterscheidet in der Nominalphrase zwei Typen von fakultativen, nichtkomplementartigen Modifikatoren, die pränominalen (APn) sowie die postnominalen. Die postnominalen Modifikatoren unterscheidet sie nach restriktiven einerseits und appositiven, die das Merkmal der Nichtrestriktivität tragen, andererseits. Unter die letztgenannten Modifikatoren fallen nichtrestriktive Relativsätze, Parenthesen und die lockeren Appositionen. Es stellt sich die Frage, wo in der Struktur der Phrase Bhatt diese appositiven postnominalen Modifikatoren ansetzt. Bhatt würde der Analyse Gallmanns insofern nicht zustimmen können, als sie die Determiniererphrase als ein Argument auffasst, an welchem Adjunktionen unzulässig seien (vgl. Bhatt 1990, 87), ihr Vorschlag für den Strukturbaum ist daher anders ausgearbeitet: Artikel enthält. Vgl. dazu auch die nachfolgende Besprechung des Lawrenz’schen Ansatzes. <?page no="47"?> Syntaktische Aspekte 43 (2-14, bei Bhatt 4-41) DP D QP QP DP N Helmut Kohl (der) Kanzler der BRD nach Bhatt (1990, 86) Bhatt stellt dazu fest: „Die DP (der) Kanzler der BRD in (4-41) muß außerhalb des Rektionsbereichs von N liegen, da ihr sonst der Kasus Genitiv zugewiesen würde. Die DP trägt aber nicht den Kasus Genitiv, sondern kongruiert im Kasus mit der ersten ‚NP‘. In (4-41) befindet sich die adjungierte DP außerhalb des Rektionsbereiches von N° und ist dort vor Kasuszuweisung von N° geschützt. Außerdem nimmt sie an der Kongruenzkette, die von D° ausgeht, teil.“ (Bhatt 1990, 87) Quantifikatorphrasen (QP) werden bei Bhatt auf die funktionale Kategorie Q° zurückgeführt und im Rahmen quantifizierender Nominalphrasen wie z. B. die zwei Liter Milch besprochen; sie werden als Komplement zu DET aufgefasst (ebd., 77). Schon der kurze Blick auf diese Analyse macht deutlich, dass es einiger Festlegungen bedarf, um das Phänomen der Kasuskongruenz zwischen Basis und Appositiv in den Griff zu bekommen und das Problem der Genitiv-Zuweisung bei Adjazenzstellung (wie im Fall des nachgestellten Attributs) zu umgehen. Wie entscheidend die Analyse von den Kasusverhältnissen beeinflusst ist, zeigt sich in der Besprechung nichtnominaler Appositive. Eine Appositionskonstruktion wie <?page no="48"?> Positionen der Appositionsforschung 44 (2-15) ihr Auftritt, kurz aber wirkungsvoll Bhatt (1990, 84) scheint sich den angesprochenen Kongruenzverhältnissen zu entziehen, da im Appositiv überhaupt nicht flektiert wird, sonst müsste das Syntagma (2-15a) *ihr Auftritt, kurzer aber wirkungsvoller Bhatt (1990, 87) als grammatisch wohlgeformt beschrieben werden. Dies führt Bhatt zu dem Schluss, dass für AP-förmige Appositive dieselbe Position anzunehmen sei wie für Parenthesen, „also außerhalb der DP“ (ebd., 87). Als Begründung dafür gibt Bhatt an, dass „diese ‚APs‘ zum einen keine Adjazenz zu N verlangen und zum anderen relativ frei auftreten können“ (ebd.). Argumente gegen diese Einschätzung bietet Lawrenz (1993, 74f.), die klarstellt, dass durchaus Restriktionen in der Stellungsfreiheit zu beobachten sind (ebd., 161f.). Das Phänomen, dass in Appositiven, in denen Adjektivphrasen zusammen mit Determiniererphrasen auftreten, diese relativ frei untereinander permutierbar sind, weist darüber hinaus auf die Unwahrscheinlichkeit verschiedener struktureller Positionen hin - ein Argument, das noch dadurch gestützt wird, dass im weiteren Vergleich grammatischer Eigenschaften die Kasuskongruenz neben der Wortartfüllung des Appositivs die einzigen Differenzen zwischen den beiden Appositiv-Erscheinungsformen bleiben dürften. Gleichwohl ergibt sich aus den Ausführungen Gallmanns und Bhatts, die beide in syntaktischer Hinsicht eine gewisse Nähe des Appositivs zur Parenthese ausmachen, die Forderung nach einer strikten Abgrenzung von Parenthese und erweitertem Appositiv. Wenn nämlich das Merkmal Kasuskongruenz als (einziges) syntaktisches Abgrenzungskriterium von Apposition und Parenthese gelten sollte, wären erweiterte Appositive, bei denen - wie gezeigt - ebenfalls Inkongruenzerscheinungen festzustellen sind, unter Umständen den Parenthesen zuzuschlagen. Ein solches Ergebnis scheint mir überprüfenswert, insbesondere da sich die Bezugsgrößen von (erweiterten) Appositiven und Parenthesen deutlich differenzieren lassen. Ein weiterer Kritikpunkt Lawrenz’ an Bhatt besteht in der Festlegung, appositive Modifikatoren trügen im Gegensatz zu den restrikiven stets das Merkmal der Nichtrestriktivität; eine Festlegung, die im Umkehrschluss restriktive Modifikatoren als Appositive ausschließt. Gelingt der Nachweis, dass es lockere Appositionen restriktiven Charakters oder zumindest nicht-nichtrestriktiven Charakters gibt, so müssten diese gemäß der Analyse Bhatts als Adjunkte von NP in den Rektionsbereich <?page no="49"?> Syntaktische Aspekte 45 von N° geraten und damit den Kasus Genitiv zugewiesen bekommen. Als Gegenbeispiel zu dieser Auffassung nennt Lawrenz folgende Konstruktion (Hervorhebung durch die Autorin): (2-16) Gezahlt wurde weniger für Jonson, den Sportler, denn für Jonson, den Sünder Lawrenz (1993, 62) Da die hervorgehobenen Appositive nicht zu elidieren seien, könnten sie, so Lawrenz, nicht als nicht-restriktiv verstanden werden - woraus Lawrenz schließt, dass sie als restriktive Modifikatoren zu verstehen sind. Aufgrund dieses Befunds sieht Lawrenz die These Bhatts als widerlegt an: Da sich der Nachweis führen lasse, dass Appositive auch restriktiv sein könnten, ohne dass sie den Kasus Genitiv zugewiesen bekämen, könne das Appositiv nicht Teil der von D° ausgehenden Kongruenzkette sein. Nun kann man durchaus in Frage stellen, ob sich aus der Nichtelidierbarkeit von Appositiven notwendigerweise deren Restriktivität ergeben muss - möglicherweise liegen im genannten Beispiel auch ganz andere Gründe 33 für Nichtelidierbarkeit vor -, festzustellen bleibt, dass in der lockeren Apposition das Appositiv außerhalb des Rektionsbereiches von N° liegen muss. 2.1.2.2.3 Der Ansatz Lawrenz’ Die Argumentation Lawrenz’ gegen Bhatts Modell der Apposition hat zum Ergebnis, dass lockere Appositive nicht als an das Komplement von 33 So scheint es denkbar, dass es sich um eine „verkappte als-Konstruktion“ handeln könnte, für die unter Umständen andere Regularitäten zutreffen (s. Kap. 2.2.1, auch Kap. 3.2.2.3). Grundsätzlich ist jedoch festzustellen, dass „formale Störungen“ durch die Elidierung des Appositivs bereits seit Raabe (1979, 250) bekannt sind; er nennt als Beispiel die Voranstellung des Appositivs in Ein Mann mit Vorsätzen, machte sich M. sofort an die Arbeit. Wenngleich die Elision im genannten Beispiel eine ungrammatische Form hinterlässt, kann daraus noch nicht geschlossen werden, dass ein restriktives Appositiv vorliegt. Zudem kann Nichtelidierbarkeit auch auf Pronominalisierungsvorgängen beruhen, vgl. dazu das Beispiel von Schindler (1990, 35): Peter, Eigentümer zweier Bären, zeigte sie in der Öffentlichkeit. Auch hier scheint mir der Schluss von Nichtelidierbarkeit auf Restriktivität problematisch. Ich greife das Beispiel später (Kap. 2.2.1) in der Absicht auf, den Nachweis über die Nichtrestriktivität zu führen und widerspreche damit Lawrenz. An anderer Stelle (s. Kap. 3.2) wird gezeigt werden, dass mit Bezug auf die Grice’schen Konversationsmaximen eine pragmatische Erklärung des Problems möglich ist. <?page no="50"?> Positionen der Appositionsforschung 46 DET adjungiert zu verstehen sind, sondern als an die DP adjungiert. Gemäß Lawrenz’ Analyse ergibt sich daher folgendes Bild: 34 (2-17) DP DP DP D’ DET er, ein erfolgreicher Tennisspieler nach Lawrenz (1993, 73) Diese Struktur entspricht der von Gallmann, Differenzen treten lediglich durch dessen Verzicht auf die Zwischenstufe D’ auf. Bhatts Ansicht, an eine DP dürfe aufgrund ihres Argumentstatus keine Adjunktion angesetzt werden, begegnet Lawrenz mit dem Hinweis, dies gelte lediglich für „bewegte“ Phrasen, nicht aber für basisgenerierte bzw. nicht aus Bewegung entstandene Phrasen (Lawrenz 1993, 75). Wie kommt nun bei Lawrenz das Appositiv an seinen Kasus? Sie schreibt: „Es spricht also nichts dagegen, die lA [=lockere Apposition, J.C.F.] bzw. die ‚appositive‘, prädikative DP/ NP an DP zu adjungieren. Als DP- Adjunkt erhält sie keinen Kasus vom Kopf (DET) zugewiesen. Sie übernimmt den Kasus der Bezugs-DP als Kongruenzkasus; alternativ dazu kann sie unter bestimmten Bedingungen [...] auch im inkongruenten Dativ auftreten.“ (Lawrenz 1993, 76) Die Darstellung, das Appositiv übernehme den Kasus der Bezugs-DP mit Ausnahme des inkongruenten Dativ, bleibt weiterhin problematisch - wie schon angemerkt, finden sich Fälle, in denen weder Kasuskongruenz noch inkongruenter Dativ des Appositivs vorliegt: (2-18a) der Rechenschaftsbericht von D. Peller, [übrigens] technischer Direktor des Forschungsinstituts nach Duden (1998, 744) 34 Die Darstellung zeigt den Fall einer durch ein Personalpronomen besetzten Basis. Bei der Besetzung durch ein NP wäre diese als Komplement von D’ anzusetzen. <?page no="51"?> Syntaktische Aspekte 47 (2-18b) ein Gespräch mit Monsignore Zanelli, [übrigens] Gesandter des Papstes nach Duden (1998, 744) Insbesondere in Appositiven, die ohne Artikel bzw. Pronomen gebildet sind und mit einem Adjektiv (2-18a) bzw. mit substantiviertem Partizip einsetzen, sind Kaususinkongruenzen akzeptiert; wie bereits in (2-12) und (2-13) demonstriert, können mit Erweiterungsausdrücken expandierte Appositive ebenfalls abweichend zur Basis Nominativkasus aufweisen. Es ist also mit kasusinkongruenten Mustern zu rechnen, so dass das Kriterium der Kasuskongruenz nicht als ein hartes Appositionskriterium ohne Ausnahmen aufzufassen ist. Dennoch lassen sich Regularitäten beschreiben, nach denen die Kasusinkongruenzen auftreten, wenn man andere als die im generativen Paradigma verwendeten Beschreibungskriterien hinzuzieht. Über den bereits genannten Einfluss des Vorhandenseins eines Artikels bzw. Pronomens und den Einfluss der Erweiterung durch Erweiterungsausdrücke hinaus lässt sich das Kasusverhalten von Appositiven auch unter semantischer und funktionaler Perspektive erläutern. So drängt sich beispielsweise der Eindruck auf, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dem Kasusverhalten und den semantischen Beziehungen von Basis und Appositiv sowie funktionalen Unterschieden der Appositive. Diesem Aspekt soll an späterer Stelle weiter nachgegangen werden. Zur Bestimmung des Begriffs ‚Apposition‘ schlägt Lawrenz in ihrem Beschreibungsansatz schließlich vor, die Extension des Appositionsbegriffes stark einzuschränken, die oben charakterisierte Apposition, also den lockeren, kommaabgetrennten Typ Peter, ein erfolgreicher Sportler, jedoch weiterhin als Apposition zu bezeichnen; 35 wobei sie das Appositiv als Subtypus der Attribution versteht: 35 Ebenfalls als Apposition (Hervorhebung in den Beispielen durch die Autorin) bezeichnet Lawrenz die Typen (1) sein Lösungsvorschlag, genial und überraschend einfach sowie (2) er als der älteste Sohn und (3) Ronald, der berühmte Kammersänger (vgl. dazu die tabellarische Übersicht, ebd., 175-178). Den Untersuchungskriterien Lawrenz’ zufolge mag diese Zuordnung als stimmig erachtet werden, es zeigt sich jedoch einmal mehr, dass der DP-Analyse-Ansatz seine Grenzen hat: So wird keine Rücksicht auf Einschaltungsmarkierungen genommen und die Expansion durch Erweiterungsausdrücke wird nicht in Rechnung gestellt (in (1) möglich, in (2) offensichtlich nur in präadjektivischer Stellung oder in Verbindung mit Einschaltungsmuster). <?page no="52"?> Positionen der Appositionsforschung 48 „Nur die an DP adjungierten Attribute - eine Untermenge der traditionellen ‚Appositionen‘ -, die hinsichtlich des syntaktischen Verhaltens, des Kasus und des syntaktischen Status eine homogene Gruppe bilden, sollten als Appositionen bezeichnet werden.“ (ebd., 174) Der Kongruenzkasus, der ja auch in engen Appositionen eine Rolle spielt, gilt ihr als untergeordnetes Kriterium - die entscheidenden Kriterien der Begriffsbildung bei Lawrenz sind der kategoriale Status des Appositivs (DP bzw. AP), die strukturelle Position in der DP/ NP (DP-Adjunkt) und das Stellungsverhalten. Letzteres ist insofern von Bedeutung, als je nach kategorialer Füllung von Basis und Appositiv Einschränkungen in der Stellungsfreiheit zu erwarten sind (ebd., 154-162). Zusammenfassend kann die Arbeit von Lawrenz als der elaborierteste Ansatz zur Beschreibung von Appositionen im Rahmen sowohl der Xbar-Syntax als auch der spezifischen DET-as-head-Analyse gelten. Die Auseinandersetzung mit Bhatts Ansatz zur strukturellen Position des Appositivs führt im Ergebnis zur Definition, die lockere Apposition sei ein DP-Adjunkt. Rückblickend bleibt festzuhalten: Zum Phänomen der Erweiterung des Appositivs und den damit verbundenen grammatischen Aspekten bieten die generativgrammatischen Arbeiten keine weiterführenden Erkenntnisse. Grund dafür dürfte sein, dass die X-Bar-Theorie ihren Vertreterinnen und Vertretern einige Anstrengungen in der Hochentwicklung ihres Beschreibungsapparates abverlangt, so dass die Berücksichtigung „abweichender“ Appositionsphänomene kaum zu verlangen ist. Dadurch gerät man unter Umständen auch in die missliche Lage, entscheidende Aspekte der Apposition aus den Augen zu verlieren - immerhin werden, wie bereits erwähnt, die Erweiterungsausdrücke nicht selten als Appositionsmarkierer verstanden. Eine breitere Datenbasis könnte dazu beitragen, einer solchen Situation vorzubeugen. Dass auch in die X-Bartheoretischen Erwägungen, etwa in dem dargestellten Ansatz Jackendoffs, „theoriefremde“ Analysekriterien eingehen, weist darauf hin, dass eine rein syntaktische Beschreibung nicht als ausreichend anzusehen ist. 36 36 Dass bestimmte Aspekte nicht theorieintern zu klären sind, darauf weist auch Löbel (1993, 164ff.) hin. Zur Frage nach der Restriktivität des Appositivs, die innerhalb der X-Bar-theoretischen Ansätze, wie dargestellt, zu Kontroversen geführt hat, stellt sie fest, dass sie nur unter Bezugnahme auf den situativen Kontext bzw. das Weltwissen des Adressaten geklärt werden könne. <?page no="53"?> Syntaktische Aspekte 49 Wenngleich die X-bar-theoretischen Ansätze und der dependentielle Ansatz nur wenig zum erweiterten Appositiv zu sagen haben, bieten sie doch wichtige Anhaltspunkte in der Beschreibung der lockeren Apposition. Übereinstimmend wird die lockere Apposition als im Zentrum des Appositionsbegriffs stehend aufgefasst; nahezu übereinstimmend werden traditionell als enge Appositionen bezeichnete Syntagmen aus dem Bereich der Apposition ausgegliedert. Resümierend lässt sich über lockere Appositive sagen, dass sie in Basis und Appositiv unterteilbar sind, wobei für die Basis nominaler Status (sei es als DP oder als NP) angenommen wird, das Appositiv hingegen adjektivisch oder nominal besetzt sein kann. Für das Appositiv gilt also, − dass es ein DP-Adjunkt mit Kongruenzkasus ist (mit den genannten Einschränkungen, die zu Modifikationen führen könnten) und rekursiv erzeugt werden kann (außer bei Jackendoff), − dass es von Negationsoperationen im Satz unberührt bleibt, − dass es aus formalen, evtl. auch semantischen Gründen (folgt man Lawrenz’ Restriktivitäts-Behauptung) nicht immer elidierbar ist, − dass es positionell einem möglicherweise vorhandenen Attribut folgen muss, die unmittelbare Adjazenzstellung also nicht stets obligatorisch ist, − dass es in der lockeren Apposition durch Einschaltungsmuster 37 abgetrennt ist, − dass ein - wie auch immer gearteter - Bezug zur Ist-Prädikation besteht. 2.1.3 Der Ansatz Raabes Der nun zu betrachtende Ansatz hat sich nicht einem bestimmten grammatiktheoretischen Paradigma verpflichtet. Am Ende der Monographie Raabes steht folgende Definition: 37 Der Terminus ‚Einschaltungsmuster‘ ist Schindler (1990, 21) entnommen und wird in der vorliegenden Arbeit synonym mit Einschaltungsmarkierung verwendet. Ausführliche Untersuchungen zu möglichen Interpunktionsvarianten sind als Desiderat zu bezeichnen. Für die in dieser Arbeit nicht behandelte sog. Satzapposition liegt eine Arbeit von Günter Starke (1994, 341f.) vor, in der ausführlicher auf die Interpunktion eingegangen wird. Bei der lockeren Apposition hingegen begnügt man sich zumeist mit der Feststellung, dass das Appositiv durch Kommas, Gedankenstriche und Rundklammern einschaltungsmarkiert werden kann. Auf gesprochensprachlicher Ebene wird die Einschaltung intonatorisch durch „‚zurückgenommene‘ Artikulation“ (Schindler 1990, 20) realisiert. <?page no="54"?> Positionen der Appositionsforschung 50 „Apposition = Df In (1) verschiedenformatige, (2) stellungsvariable, (3) Basen (Trägerentitäten) und Appositive strukturierbare, (4) expansive oder reduplikative, (5) rekursive, (6) satzgrenzenbestimmte, (7) graphematisch oder prosodemisch gekennzeichnete (8) adordinative Konstruktion, die (9) den Wahrheitswert der Trägerentität unangetastet läßt und zwischen Basis und (Teilen vom tiefen-strukturellen) Appositiv, (10) potentiell mit unterschiedlichen Suppositionen, bis auf die Ausnahmen der Bedeutungsäquivalenz und der Inklusion, (11) Referenzidentität aufweist. Ihr (12) genereller relationaler (Mindest-)Wert ist die (logische) Konjunktion. In ihrem Appositiv ist sie (13) auf der primären Textebene nicht textnotwendig. Zu der primären Textebene ist sie insofern (14) ungleichstufig, als (virtuell) Divergenzen in Negations-/ Affirmationstragweite, in Sprechern und Satztypen (auch Illokutionen) besteht. Sie stellt eine (zusätzlich geäußerte, (15) sprecherpräsentische) (16) Einflußnahme auf den Hörer dar, sei es, daß sie den Wahrheitswert der Trägerentitäten stützt, sei es, daß sie direkt z. B. persuasive Sprecherintentionen repräsentiert.“ (Raabe 1979, 329) Wie der Definition zu entnehmen ist, behandelt Raabe, wenngleich seine Monographie hier als vorwiegend syntaktisch orientiert behandelt wird, auch semantische und pragmatische Aspekte der Apposition (Definientia (9) bis (16)) an. Für eine Behandlung der Monographie Raabes an dieser Stelle spricht jedoch, dass o. g. Definition einen weiteren Vorschlag zur Appositionsrelation unterbreitet (Definiens (8) „Adordination“). Die Besprechung der nichtsyntaktischen Definientia (9) bis (16) wird hier zunächst zurückgestellt und in den folgenden Kapiteln vorgenommen; für die Beschreibung der erweiterten Apposition sind die Punkte (10) bis (16) von besonderem Interesse. Es kann als Verdienst Raabes gelten, den Nachweis über die „Polysemie“ (ebd., 76) des Ausdrucks Apposition geführt zu haben. Wenngleich auch in neueren Grammatiken 38 unter dem Oberbegriff Apposition noch enge und lockere Appositionen gefasst werden, liegt doch mit Raabe (und im Anschluss daran mit Schindler) eine überzeugende Argumentation dafür vor, dass damit zwei Phänomene zu unterschiedlicher Art unter einem Oberbegriff subsumiert werden. Dies mag damit zusammenhängen, dass sich das gewachsene Repertoire grammatischer Fachausdrücke nur dann langsam verändert, wenn die differenziertere Beschreibung auch eine überzeugende Terminologie anbietet. Raabe etwa schlägt jedoch keinen neuen Terminus für die enge Apposition vor, er gliedert sie lediglich aus dem Appositionsbereich aus. 38 Vgl. z. B. Duden (1998, 673-676) und Eisenberg (1994, 254f.). <?page no="55"?> Syntaktische Aspekte 51 Dennoch kann die Unterscheidung von enger und lockerer Apposition nicht als plausible Unterbegriffsbildung zu Apposition gelten, da sich die beiden Phänomene in zu vielem unterscheiden und die enge Apposition eine größere Nähe zum Attribut aufweist als zur lockeren Apposition. Nach Raabe lassen sich folgende Differenzen zwischen der engen und der lockeren Apposition aufführen: Lockere Appositionen können sprecherpräsentische Elemente aufnehmen, sie verweisen nicht nur auf einen Referenten, sondern bieten überdies eine zusätzliche Aussage, sie zeigen ein freieres Permutationsverhalten und sind weniger stellungsgebunden, sie können rekursiv erzeugt werden, sie weisen eine klare Unterteilung in Basis und Appositiv auf, sie unterliegen bestimmten Einschränkungen bzgl. der Kombination mit Artikeln, sie sind teilweise weglassbar, und sie verfügen nicht über das restriktive Potential der engen Apposition (sind stets nichtrestriktiv). 39 Mit Hilfe dieser Unterscheidungsmerkmale grenzt Raabe die enge Apposition aus dem Appositionsbereich aus. Die oben zitierte Definition ist demnach ausschließlich auf die traditionell als lockere Apposition bezeichneten Konstruktionen bezogen, deren Bestandteile, Basis und Apposition, in der Relationsart „Adordination“ zueinander stehen. Das Ordinationsmodell Raabes beruht darauf, als grundlegende Ordinationsarten Subordination und Adordination voneinander zu scheiden, wobei die Adordination sich weiter in Koordination und Apposition spalten lässt. Als differentia specifica zwischen Koordination und Apposition nennt Raabe Abweichungen in der (linearen) Reihung: Koordinationen sind gleichstufig gereiht, Appositionen ungleichstufig (ebd., 227-237). Während die Konjunkte der Koordinationsstrukturen gleichermaßen in die syntaktische Struktur des Trägersatzes eingebettet sind, gilt das für die Adordination nicht: Das Appositiv ist nicht in gleicher Weise Teil des Trägersatzes wie die Basis. In solchen ungleichstufigen Reihungen stehen Appositiv und Basis daher nicht als gleichwertige Relata in Kontakt, wie das für die Konjunkte der Koordination gilt. Die Tatsache der Ungleichstufigkeit von Appositiv und Basis manifestiert sich nach Raabe zum einen darin, dass der Wahrheitswert des Trägersatzes unabhängig vom Appositiv ist; dies lässt sich an folgendem Beispiel eines erweiterten Appositivs erläutern: 39 Vgl. dazu ausführlich das Kapitel ‚Die ville de Paris-Problematik’ (Raabe 1979, 74-117). <?page no="56"?> Positionen der Appositionsforschung 52 (2-19) Schon am Dienstag vermochte sich Volkswirtschaftsminister Pascal Couchepin, bekanntlich kein stiller Magistrat, kaum gegen die unbekümmert laut geführten Gespräche im Nationalratssaal durchzusetzen. E99/ DEZ.32059 Züricher Tagesanzeiger, 09.12.1999, S. 9, Ressort: Schweiz; Lange Reden, kurzer Sinn Der Sachverhalt, der im Trägersatz geschildert wird, ist wahr oder falsch unabhängig davon, ob Pascal Couchepin ein stiller Magistrat ist oder nicht. Das zeigt sich auch darin, dass Negationsvorgänge im Trägersatz vom Vorhandensein eines Appositivs unangefochten bleiben (ebd.). 40 Schindler (1990, 42) wendet gegen die Überlegungen Raabes ein, das Konzept der Adordinativität sei zu weit und treffe nicht nur auf Appositionen zu - so sei nicht auszuschließen, dass auch satzexterne Beifügungen (welcher Art auch immer) diesen adordinativen Charakter tragen können. Tatsächlich bleiben die Ausführungen Raabes insofern unterbestimmt, als er das Konzept der Adordination nicht ausdrücklich im Hinblick auf die syntaktische Einbettung des Appositivs formuliert, sondern auf logische Zusammenhänge zwischen ungleichstufigen Aussagen abhebt. Raabe begründet somit die Annahme einer syntaktischen Relation auf propositionaler Ebene - eine Vorgehensweise, die zwar die o. g. Schwierigkeit mit sich bringt, die aber auf ein wesentliches Merkmal von Appositiven hinweist, nämlich deren Eigenschaft, ein besonderes Verhältnis zur Proposition des Trägersatzes einzunehmen, das näher beschrieben werden muss. Die syntaktische Relation zwischen Basis und Appositiv betreffend bieten die besprochenen X-bar-grammatischen Ansätze durch die Beschreibung der Appositionsrelation als Adjunkt dagegen den Vorzug, die syntaktische Einbindung des Appositivs genauer zu beschreiben. Für die vorliegende Arbeit ist das Konzept Raabes jedoch wichtig, weil sich damit eine - über die rein syntaktisch verstandene Relation hinausgehende - grundlegende Behauptung über Appositive verbindet. Vorläufig kann als Faustformel für den Ansatz Raabes festgehalten werden, dass Appositive in einem besonderen Verhältnis zum Trägersatz stehen: syntaktisch eingebunden, propositional unabhängig. Die Analyse erweiterter Appositive macht es notwendig, Raabes Überlegungen zu den von ihm unterschiedenen Aussagen des Trägersatzes einerseits und des Appositivs andererseits zumindest zu 40 Nähere Ausführungen zur Wahrheitswertkonstanz und zum Problem der Negation werden im Kapitel „Logiksemantische Aspekte“ besprochen (Kap. 2.2.3). <?page no="57"?> Syntaktische Aspekte 53 modifizieren. Zwar ist Raabe zuzustimmen, dass mit Trägersatz und Appositiv unterscheidbare Aussagen vorliegen. 41 Es ist aber nicht so, dass die Proposition des Trägersatzes grundsätzlich vom Appositiv unberührt bliebe bzw. das Appositiv „die Plausibilität, den Wahrheitsgehalt der dargestellten ‚Welt‘ (des Sachverhalts) vergrößert“ (Raabe 1979, 232). Dies zeigt sich insbesondere, wenn das Appositiv mit adversativen Erweiterungsausdrücken expandiert ist. Ein Beispiel: (2-20) Die Reformkommission, obschon seit eindreiviertel Jahren im Amt, hat auch heute noch praktisch nichts in der Hand. E97/ MÄR.07692 Züricher Tagesanzeiger, 24.03.1997, S. 21, Ressort: Region; "Wie die Maus vor der Schlange" Akzeptiert man (2-20) als erweiterte Appositionskonstruktion, wofür an späterer Stelle argumentiert wird, so scheint die Funktion des Appositivs weniger darin zu liegen, den Wahrheitsgehalt der Proposition zu stützen. Vielmehr ist eine differenzierte Beschreibung zu verlangen. Zwar ist Raabes Interpretation dahingehend zuzustimmen, dass mit dem Appositiv auf den im Trägersatz ausgewiesenen Sachverhalt Bezug genommen wird. Meine Beschreibung weicht aber insofern ab, als sie andere Bezugnahmen als die der Stützung anerkennt; im Falle von (2-20) etwa, dass dem im Trägersatz ausgedrückten Sachverhalt im Appositiv ein Sachverhalt entgegengesetzt wird. Mit Hilfe des erweiterten Appositivs wird der im Trägersatz wiedergegebene Sachverhalt gerade als unplausibel dargestellt. Es muss allerdings einschränkend hinzugefügt werden, dass Raabe einen wesentlich engeren Begriff des Erweiterungsausdrucks anlegt, als es in der vorliegenden Untersuchung geschieht; bereits aus der für die Einheiten übrigens, nämlich, namely, d’ailleurs verwendeten Bezeichnung „Sprecherlexeme“ ergibt sich, dass Raabe nur einen bestimmten Ausschnitt der als Erweiterungsausdrücke bezeichneten Einheiten im Auge hat. Außer den o. g. Sprecherlexemen findet sich bei Raabe keine weitere Auflistung der in Frage kommenden Einheiten. Aus dem folgenden Zitat ergibt sich jedoch, dass eine solche Liste wohl sehr viel kürzer ausfiele als bei Schindler: „Ein Sprecher [...] hat die Möglichkeit, auf der sekundären, appositiven Textebene hervorzutreten, etwa dadurch, daß er Informationen gibt, die er persönlich für zusätzlich wichtig erachtet, deutlicher dadurch, daß er (persönliche) Meinungen und Wertungen usw., aus welchen (z. B. persuasiven) 41 Vgl. dazu die Argumentation im Abschnitt zum illokutionären Status von Appositiven (Kap. 3.3.1). <?page no="58"?> Positionen der Appositionsforschung 54 Gründen auch immer lanciert. Dies impliziert (nicht notwendigerweise) die sogenannten Sprecherlexeme. Mit ihnen kann aber die Sprecherpräsenz, wenn es im Sinne des Sprechers ist, oder wenn es sprachlich erforderlich ist, verdeutlichet werden.“ (Raabe 1979, 268) Raabes Betonung der Funktion dieser Elemente als sprecherpräsentierend deutet auf eine zumindest abweichende Gewichtung gegenüber den von Schindler für die Funktionslexeme vorgenommenen Funktionszuschreibungen hin. Da Schindler die bei Raabe behandelten Phänomene Sprecherdivergenz und Sprecherpräsenz unter einen Punkt fasst, auf die Sprecherpräsenz jedoch nicht eingeht, 42 wird zu untersuchen sein, ob allen bei Schindler aufgeführten Funktionslexemen sprecherpräsentische Funktion zukommt oder ob nicht Differenzen zwischen ihnen festzustellen sind. 2.2 Semantisch orientierte Ansätze Wenn von semantisch orientierten Ansätzen in der Appositionsbeschreibung gesprochen wird, muss sogleich richtig gestellt werden, dass rein semantische Analysen der Apposition nicht vorliegen. 43 Gleichwohl zeigt sich in den verschiedensten Ansätzen, dass auf semantische Aspekte immer wieder Bezug genommen werden muss, wie bereits in der Besprechung der X-bar-theoretischen Arbeiten angeklungen ist. Die Forschungslage legt es nahe, die für eine Beschreibung des Appositionsbereiches hinzugezogenen semantischen Aspekte systematisiert darzustellen. Die Anwendung semantischer Kriterien innerhalb der Appositionsbeschreibung lässt sich unter drei übergeordneten Gesichtspunkten fassen: (a) Zum einen wird das Verhältnis zwischen Appositiv und Basis beleuchtet; die unter diesen Aspekt fallenden Beobachtungen bezeichne ich als den syntagmatischen Aspekt. (b) Semantische Aspekte spielen in paradigmatischer Hinsicht eine Rolle, wenn es um Synonymierelationen zwischen Appositiven und anderen Syntagmen geht. (c) Schließlich werden Appositive unter der Fragestellung nach Wahrheitsbedingungen sowie der Affizierbarkeit des Appositivs durch Negations- 42 Vgl. Schindler (1990, Kap. 3.14 und 15.14). 43 Eine Ausnahme bildet die Dissertation von Carla Umbach (1997), die sich eingehend mit der Semantik der Apposition beschäftigt. Umbachs Untersuchung wird nicht separat besprochen, weil sie in den hier relevanten Fragen keine über frühere Arbeiten der Appositionsforschung hinausweisenden Erkenntnisse erbringt. <?page no="59"?> Semantisch orientierte Ansätze 55 operationen betrachtet, diese Perspektive soll der logiksemantische Aspekt genannt werden. 2.2.1 Syntagmatische Aspekte Unter diesem Gesichtspunkt wird das semantische Verhältnis zwischen Basis und Appositiv behandelt. Aussagen wie „Was in einer lockeren Apposition steht, erläutert oder identifiziert das, was im zugehörigen Satzgliedkern (Gliedkernteil) steht.“ (Duden 1998, 673) sind Bestandteile fast jeder Appositionsdefinition. Solche Aussagen werden letztlich erst dadurch ermöglicht, dass man Überlegungen zur Referenz der betreffenden Ausdrücke anstellt; in die Frage nach den semantischen Wirkungen zwischen Basis und Appositiv geht somit die Frage nach dem Bezug des sprachlichen Ausdrucks (Appositiv bzw. Basis) auf die „außersprachliche Wirklichkeit“ ein. Dadurch entstehen einige Verwirrungen, die Anlass geben, zunächst kurz auf das Problem der Referenz und das damit verknüpfte Problem der Restriktivität des Appositivs einzugehen, um dann in einem zweiten Schritt die Vorschläge zur Wirkung des Appositivs auf die Basis vorstellen. Was den Bezug zwischen sprachlichem Zeichen und außersprachlicher Wirklichkeit angeht, sind in der Forschung zwei Standpunkte vertreten worden: So ist man davon ausgegangen, dass Basis und Appositiv referenzidentisch seien; andernorts ist dieses Konzept als zu eng verworfen worden. 44 Es hängt jedoch vom Referenzbegriff ab, ob man von referentieller Identität sprechen kann. Betrachtet man in (2-21) (2-21) Das Auto, ein Fiat, fuhr schnell über den Weg Duden (1984, 233) die Extensionen von Das Auto und ein Fiat außerhalb des Satzzusammenhanges, wird man zu dem Schluss kommen, dass keineswegs referentielle Identität vorliegt, vielmehr liegt Mengeninklusion vor, indem ein Fiat unter die Menge der Autos fiele. 45 Legt man hingegen mit John Lyons 44 Vgl. zur Darstellung und Kritik der ‚Referenzidentitätsthese’ Raabe (1979, 255-259) und Schindler (1990, 32-35). 45 In diesem Zusammenhang soll folgende Beobachtung nicht unerwähnt bleiben: Während in Wiederaufnahmerelationen in Texten die Abfolgeregel „In der Wiederaufnahmerelation folgt der Oberbegriff auf den Unterbegriff und nicht umgekehrt“ (Brinker 2001, 32) gilt, kann dies für die referentielle Relation zwischen Basis und Appositiv nicht behauptet werden. Auf die Basis, den unspezifischeren Ausruck, folgt das Appositiv, der spezifischere Ausdruck. <?page no="60"?> Positionen der Appositionsforschung 56 (1977, 174) einen Referenzbegriff an, der die situative Einbindung von Äußerungen berücksichtigt, ergibt sich ein anderes Bild: Wird (2-21) in einer konkreten Situation geäußert, können ein Fiat und Das Auto sehr wohl als auf ein und dasselbe außersprachliche Objekt referierend verstanden werden. 46 Dass das Kriterium der Referenz immer wieder in Beschreibungen zur Apposition eingegangen ist, mag an der „referentiellen Nähe“ von Basis und Appositiv im Satzzusammenhang in einer konkreten Sprechsituation liegen, man könnte es mit Noel Burton-Roberts (1994, 185; Hervorhebung J.C.F.) vielleicht vorsichtig so ausdrücken: „[...] elements in apposition should converge in extralinguisic reference.“ Die Beobachtung, dass zumindest von einer gewissen referentiellen Nähe zwischen Basis und Appositiv ausgegangen werden kann, gab Anlass zu Überlegungen, welche „Wirkungen“ das Appositiv auf die Basis ausübt. Die Frage, ob das Appositiv restriktiv auf die Basis wirke, hängt damit eng zusammen: Versteht man unter Restriktion den Vorgang, in dem einem Begriff ein semantisches Merkmal, das diesem nicht inhärent ist, zum Zwecke der Referenzvereindeutigung im konkreten Sprechzusammenhang zugefügt wird, 47 hat dies natürlich Auswirkungen auf die Extension des Begriffes, die Menge der unter den mit der Basis gegebenen Begriff fallenden Objekte verkleinert sich. Im Falle des nichtrestriktiven Appositivs darf daraus jedoch nicht geschlossen werden, dass Appositiv und Basis außerhalb des konkreten Satzzusammenhangs referenzidentisch seien. Die Beobachtung der „Konvergenz“ von Appositiv und Basis in der außersprachlichen Referenz hat dazu geführt, als ein Merkmal von Appositionen die Ersetzbarkeit der Basis durch das Appositiv 46 Hier hilft die Unterscheidung Searles (1994, 48) zwischen hinweisenden und prädikativen Ausdrücken weiter: „Hinweisende Ausdrücke verweisen auf einzelne Dinge; mit ihnen werden die Fragen ‚Wer? ’, ‚Was? ’, ‚Welcher/ e/ es? ’ beantwortet. Hinweisende Ausdrücke sind an ihrer Funktion erkennbar, nicht an ihrer äußeren grammatischen Form oder der Art, in der sie ihre Funktion erfüllen.“ Betrachtet man ein Fiat und Das Auto als hinweisende Ausdrücke, können sie als referentiell identisch charakterisiert werden (vereinfachend wird der Unterschied von bestimmtem und unbestimmtem Artikel hier nicht berücksichtigt), fasst man sie hingegen als prädikative Ausdrücke auf, gilt dies nicht. 47 Vgl. dazu Quirk/ Greenbaum (1999, 1239): „Modification can be restrictive or nonrestrictive. The modification is restrictive when the reference of the head is a member of a class which can be identified only through the modification that has been supplied.“ <?page no="61"?> Semantisch orientierte Ansätze 57 anzunehmen; es hat sich jedoch herausgestellt, dass dies nicht in allen Fällen möglich ist. 48 Zum Problem der Restriktivität der lockeren Apposition ist bereits die Arbeit Jackendoffs (1977) erwähnt worden, der N’’’-Komplemente als grundsätzlich nichtrestriktiv beschreibt; eine Auffassung, der sich Löbel anschließt. Während sie bei engen Appositiven restriktive und nichtrestriktive Varianten unterscheidet, gelte dies für lockere Appositionen nicht: „Eine derartige Unterscheidung liegt beim Konstruktionstyp der losen Apposition nicht vor, hier ist ausschließlich eine nicht-restriktive Lesart möglich.“ (Löbel 1993, 146) Für das Englische gehen Quirk/ Greenbaum (1999, 1303f.) von einer grundlegenden Differenzierung zwischen „restrictive and nonrestrictive apposition“ aus; aus der Auflistung der Beispiele ergibt sich jedoch, dass sie unter den restriktiven Typen ausschließlich enge appositionelle Konstruktionen verstehen. Eine andere Position nimmt - wie gezeigt - Lawrenz ein, die davon ausgeht, dass in lockeren Appositionen das Appositiv auch restriktiv im Sinne einer Referenzvereindeutigung wirken kann. Den bereits zitierten Satz (2-16) Gezahlt wurde weniger für Jonson, den Sportler, denn für Jonson, den Sünder Lawrenz (1993, 62) nimmt Lawrenz als Anhaltspunkt dafür, dass Appositive restriktiv wirken können. Drängt sich zunächst die Vermutung auf, die behauptete Restriktivität könne irgendwie mit der adversativen Struktur des Satzes, gekennzeichnet durch die Konjunktion denn, zusammenhängen, zerschlägt sich diese Vermutung durch eine Umformung mit der kopulativen Konjunktion und: (2-16a) Gezahlt wurde für Jonson, den Sportler, und für Jonson, den Sünder (2-16a) scheint ein semantisch und grammatisch möglicher Satz zu sein; o. g. Vermutung kann demnach nicht herangezogen werden, um die restriktive Wirkung zu erklären. Eine andere Erklärungsmöglichkeit ergibt sich, wenn man Vergleiche zum Englischen zieht. (2-16a) würde im Englischen ohne Einschaltungsmuster realisiert; Quirk/ Greenbaum (1999, 1304) geben Mr. Campbell the lawyer was here last night als Beispiel für eine solche Lesart an. Mit dem Satz werde ausgedrückt, dass ein Rechtsanwalt Campbell in Entgegen- 48 Vgl. zum Problem der Ersetzbarkeit der Basis durch das Appositiv Schindler (1990, 32-35). <?page no="62"?> Positionen der Appositionsforschung 58 setzung zu allen anderen uns bekannten Herrn Campbells anwesend gewesen ist, dass also eine restriktive Form vorliege (ebd.). Derlei Referenzeinschränkungen werden im Deutschen üblicherweise durch Voranstellung des Appositivs, aus dem dann ein Attribut wird, ausgedrückt (Der Rechtsanwalt Herr Campbell...), im vorliegenden Beispiel geht es dem Sprecher jedoch offensichtlich nicht darum, verschiedene Personen auseinander zu halten, sondern bestimmte Funktionen, in denen ein und dieselbe Person auftreten kann. Zifonun/ Hoffmann/ Strecker (1997, III, 2040f.) erklären einen Fall wie (2-16) für nicht-restriktiv; zum analogen Beispiel Ich schätze Woody Allen, den Schauspieler, aber nicht Woody Allen, den Geschichtenschreiber schreiben sie: „Hier wird jedoch u.E. mit dem Konzept der Identität sprachspielerisch umgegangen: Woody Allen, ein und dieselbe Person, wird in die beiden Persönlichkeiten des Schauspielers und des Geschichtenschreibers ‚aufgespalten‘.“ (Zifonun/ Hoffmann/ Strecker 1997, III, 2041) Vielleicht lässt sich (2-16) doch besser mit einer Unterscheidung, die Frege in der Schrift Über Sinn und Bedeutung (Frege [1892] 1994) vorgenommen hat, erklären als durch die Rückführung auf eine Persönlichkeitsspaltung. Frege unterscheidet zwischen dem Bezeichneten (bei Frege: Bedeutung) und der Art des Gegebenseins des Bezeichneten (bei Frege: Sinn): „Es liegt nun nahe, mit einem Zeichen (Namen, Wortverbindung, Schriftzeichen) außer dem Bezeichneten, was die Bedeutung des Zeichens heißen möge, noch das verbunden zu denken, was ich den Sinn des Zeichens nennen möchte, worin die Art des Gegebenseins enthalten ist.“ (ebd., 41) Das Beispiel der Venus, auf die mit den Ausdrücken Morgenstern und Abendstern referiert werden kann, so dass „die Bedeutung von ‚Abendstern‘ und ‚Morgenstern‘ dieselbe [ist], aber nicht der Sinn“ (ebd.), kann auf das Beispiel von Lawrenz übertragen werden. Je nach Art des Gegebenseins wird mit verschiedenen Ausdrücken auf das außersprachliche Referenzobjekt Jonson (die Venus) Bezug genommen, nämlich mit Jonson, der Sportler (der Morgenstern) und Jonson, der Sünder (der Abendstern). Das, was Frege Bedeutung nennt (der bezeichnete Gegenstand), bleibt davon jedoch unberührt, m. a. W.: Das bezeichnete außersprachliche Referenzobjekt ist gleichbleibend ein bestimmter Mensch namens Jonson. Mit Hilfe der Unterscheidung Freges sollen zwei verschiedene Konzepte auseinander gehalten werden, die in diesem Zusammenhang eine Rolle zu spielen scheinen und die ich extensionsbezogene Restriktion <?page no="63"?> Semantisch orientierte Ansätze 59 und intensionsbezogene Determination nennen möchte. Unter extensionsbezogener Restriktivität verstehe ich eine Einschränkung der Art, dass aus einer Klasse von Referenzobjekten eine Teilmenge hervorgehoben wird, so dass sich die Menge der möglichen Referenzobjekte, auf die mit einem Ausdruck Bezug genommen werden kann, verkleinert. Dies ist etwa der Fall bei Attributen. 49 Unter intensionsbezogener Determination verstehe ich im Anschluss an Frege eine Einschränkung im Hinblick auf die Art des Gegebenseins des Referenzobjekts, also eine Einschränkung, die auf die Hervorhebung bestimmter Eigenschaften eines Referenzobjektes abzielt, ohne dass sich die Menge der mit einem Ausdruck bezeichenbaren Referenzobjekte dadurch verkleinert. Festgelegt wird auf diese Weise, unter welchem Aspekt auf ein Referenzobjekt Bezug genommen wird. Gewöhnlich wird in der Appositionsforschung das Konzept der extensionsbezogenen Restriktion gemeint, wenn davon die Rede ist, dass Appositive nicht-restriktiv seien; man spricht dann auch davon, dass durch Appositive (im Gegensatz zu Attributen) kein Referenzobjekt identifiziert wird (vgl. dazu etwa Quirk/ Greenbaum 1999, 1239). In dem von Lawrenz genannten Beispiel (2-16a) ist davon auszugehen, dass das Referenzobjekt Jonson bereits identifiziert ist, allerdings wird unter einem bestimmten Aspekt Bezug auf Jonson genommen. Daher soll das Beispiel im Gegensatz zu Lawrenz als ein Fall intensionsbezogener Determination und somit als nicht-restriktiv gewertet werden. Neben den Erwägungen zu Referenzidentität von Basis und Appositiv und Restriktivität des Appositivs wurde der semantischen Beziehung zwischen Basis und Appositiv verschiedentlich Aufmerksamkeit geschenkt, insbesondere Schindler (1990, 22) beschäftigt sich eingehend mit der „semantische[n] Funktion des Appositivs bezüglich der Basis“. Als frühe, anregende Arbeit zu diesem Problembereich kann der Beitrag von Hansjakob Seiler (1960) gewertet werden, der die Beziehung zwischen Apposition und Basis als appositive Charakterisierung in Abgrenzung zur attributiven Spezifikation auffasst. Grundlage des Beitrags ist die Klasse-Selektor-Semantik. Seiler (1960, 5-34) stellt unter Berücksichtigung von Betonungsverhältnissen die Subordinations- 49 Durch die Verwendung des Attributs Luises in Luises Auto wird aus der Menge der mit dem Ausdruck Auto bezeichneten Gegenstände ein bestimmter Gegenstand bezeichnet. <?page no="64"?> Positionen der Appositionsforschung 60 Relation zwischen Nukleus und Satellit dar. In Fällen, in denen der Nukleus zugleich Selektor (‚Untergruppenbildner‘) ist, spricht Seiler von Apposition: Im Beispiel böse H u nde (Sperrung gibt Hauptakzent an) selegiert der Nukleus Hunde aus der Klasse ‚böse‘ die Hunde; liegt der Hauptakzent jedoch anders (b ö se Hunde), selegiert böse aus der Klasse ‚Hunde‘ die bösen Hunde. Im ersten Fall liegt nach Seiler appositionelle Charakterisierung vor, im zweiten Fall attributive Spezifikation. Seilers Konzept hat sich jedoch insofern als problematisch erwiesen, als es in der Abgrenzung des Bereiches Apposition zu inakzeptablen Ergebnissen geführt hat: Wie das Beispiel verdeutlicht, weitet Seiler den Bereich der Apposition auch auf Konstruktionen aus, in denen ein Adjektiv einem Substantiv vorangestellt ist. Damit fallen Appositionsmerkmale wie etwa das Stellungsverhalten oder die Einschaltungsmarkierung weg, so dass üblicherweise dem Attribut zugeordnete Konstruktionen in den Appositionsbereich geraten. 50 Ferner zu nennen ist die Arbeit Engels (1986), der für die lockere Apposition zwei Arten des semantischen Verhältnisses veranschlagt. Auch Engel beschäftigt sich mengentheoretisch mit dem Problem des semantischen Verhältnisses zwischen Basis und Appositiv. Ausgehend von den (nach Engel morphologisch differenzierten) Beispielen (2-22a) mein Freund, ein bekannter Schlossermeister (2-22b) mein Freund, der Schlosser Engel (1986, 190) veranschlagt er für (2-22a) strikte Mengeninklusion, für (2-22b) das Verhältnis der Mengengleichheit (ebd., 190). Diesen beiden semantischen Relationen stellt Engel eine Klassifikation von Appositionen zur Seite, die nach Kategorie des Nukleus sowie der Apposition (i.e. des Appositivs) gegliedert ist; 51 bis auf die Feststellung, dass im Falle der „qualitativen Apposition zum Nomen“ (ebd., 196f.) vom Typ eine noch junge Frau, selbstsicher und aufmerksam, stets Mengeninklusion vorliege, finden sich jedoch keine Hinweise auf einen systematischen Zusammenhang zwischen kate- 50 Zur detaillierteren Darstellung und Kritik des Ansatzes vgl. auch Raabe (1979, 126-129) und Schindler (1990, 22-24). 51 Engel (1986, 192f.) unterscheidet drei Klassen von Appositionen: Appositionen zum Nomen, zum Pronomen, zur Situativbestimmung. Appositionen zum Nomen sowie zum Pronomen lassen sich nach Engel weiter in nominale, qualitative und situative Appositionen unterteilen. M. E. liegen hier weitere semantische Akzentuierungen vor, deren Verhältnis zur Einteilung Mengeninklusion/ Mengengleichheit jedoch nicht näher expliziert wird. <?page no="65"?> Semantisch orientierte Ansätze 61 gorialer Füllung von Basis bzw. Appositiv und der semantischen Relation zwischen Basis und Appositiv. Eine weiterführende Darstellung bieten Quirk/ Greenbaum (1999, 1308- 1316), die zudem die mit den verschiedenen semantischen Funktionen des Appositivs einhergehenden „explicit indicators of apposition“ beschreiben. Sie schlagen folgende Skala vor: (2-23) ‚most appositive‘ (A) E QUIVALENZ (1) appellation: that is (to say) (2) identification: namely (3) designation: that is to say (4) reformulation: in other words (B) A TTRIBUTION [= nonrestrictive relative clause] (C) I NCLUSION (1) exemplification: for example, say ‚least appositive‘ (2) particularization: especially Quirk/ Greenbaum (1999, 1308) Zur Erklärung: Quirk/ Greenbaum erkennen drei Haupttypen der semantischen Beziehung zwischen Basis und Appositiv an: Äquivalenz, Attribution und Inklusion. Diese drei Haupttypen sind auf einer Skala semantischer Relationen angeordnet, wobei als Ordnungskriterium die semantische Ähnlichkeit zwischen Basis und Appositiv angelegt wird: „[...] we recognize a semantic scale running from eqiuvalence (i.e. ‚most appositive‘) to loose and unequal relationship (‚least appositive‘).“ (ebd.) Neben den o. g. Appositionsindikatoren nennen Quirk/ Greenbaum zudem ie, viz, to wit, or, or rather, or better, and, as follows, for instance, eg, including, included, such as, paticularly, in particular, notably, chiefly, mainly und mostly of. Dieser Ansatz zeichnet sich durch zwei Eigenarten aus, die im Hinblick auf das erweiterte Appositiv von besonderer Bedeutung sind. Zum einen beschreiben Quirk/ Greenbaum den Bereich der semantischen Beziehungen zwischen Basis und Appositiv als ein Kontinuum und verzichten so auf eine klare Grenzziehung, welche semantischen Relationen als appositiv und welche als nicht-appositiv gelten. Dadurch ist es <?page no="66"?> Positionen der Appositionsforschung 62 möglich, auch Fälle, in denen das Appositiv zur Beispielnennung genutzt wird, als Appositionen zu beschreiben, wenngleich als graduell „weniger appositiv“ als etwa Fälle von appellation. Das führt dazu, dass eine Konstruktion wie die folgende, die in einigen Merkmalen mit dem „Appositionsprototypen“ Schindlers (1990, 15-104) übereinstimmt, dem Appositionsbereich zugeschlagen wird: 52 (2-24) Mit dabei ist auch Prominenz, beispielsweise Prinz Sadruddin Aga Khan. A97/ SEP.26120 St. Galler Tagblatt, 04.09.1997, Ressort: TB-OST; Prinzen und Edelhölzer auf dem Bodensee Im Bereich der erweiterten Appositive ist eine Vielzahl von Fällen zu finden, die sich einem Modell der Apposition, das die Mengengleichheit von Basis und Appositiv postuliert, widersetzt (vgl. Schindler 1990, 32- 34), so dass das Modell von Quirk/ Greenbaum als wertvolle Beschreibungshilfe bewertet werden kann. Der zweite beachtenswerte Punkt des Modells liegt in der Darstellung des Zusammenhangs von Erweiterungsausdrücken mit der „Appositionshaftigkeit“ der Konstruktion. Auf diesen systematischen Zusammenhang zwischen der semantischen Beziehung von Basis und Appositiv und dem Einsatz von Erweiterungsausdrücken wird in der funktionalen Beschreibung (Kap. 3.4) eingegangen. Überlegungen zu den Problemen der Referenzidentität, der Restriktivität und den mengentheoretischen Verhältnissen zwischen Basis und Appositiv sind für die Untersuchung von erweiterten Appositiven von Belang, weil mit einer ganzen Reihe von Erweiterungsausdrücken auf diese Verhältnisse angespielt werden kann. So ist zu klären, ob das nachfolgende (etwas holprige) Beispiel als Attribut aus dem Appositionsbereich ausgeschieden werden sollte: (2-25) Beerdigungen, ausgenommen Urnen, sollen zehn Prozent mehr kosten. R98/ NOV.92350 Frankfurter Rundschau, 17.11.1998, S. 3, Ressort: N; Neu-Anspachs Etatentwurf 1999 Der nachgestellte Ausdruck ausgenommen Urnen erfüllt hier offensichtlich die Funktion, die Referenz der Basis einzuschränken, und wirkt daher 52 Grundlegende Unterscheidungsmerkmale, der prädikative Charakter des Appositivs oder Nichtaffizierbarkeit durch Negationsvorgänge im Trägersatz etwa, bleiben hingegen unberücksichtigt. Klare Grenzziehungen sind daher, entgegen der mit skalaren Darstellungen konzeptuell verbundenen „fließenden Grenzen“, doch möglich. <?page no="67"?> Semantisch orientierte Ansätze 63 restriktiv, womit er nach fast allen Definitionen der Apposition nicht als Appositiv zu werten ist. Gleichwohl treffen auf (2-25) in syntaktischer Hinsicht grundlegende Eigenschaften des Prototypen zu (etwa kategoriale Füllung, Einschaltungsmuster, Stellungsverhalten), wie sie Schindler (1990, 75-104) vorstellt. Auch in funktionaler Hinsicht verträgt sich (2-25) mit dem, was Raabe (1979, 283) formuliert: Das Appositiv stellt eine „Einflussnahme auf den Hörer dar, indem [es] den Wahrheitswert der Trägerentitäten stützt“ - man wird also abwägen müssen, welches Kriterium als entscheidend anzusehen ist. Mit dem Modell von Quirk/ Greenbaum kann man Fälle dieser Art als least appositive beschreiben, ohne sie aus dem Bereich der Apposition ausscheiden zu lassen. 2.2.2 Paradigmatische Aspekte Unter paradigmatischen Aspekten wird hier die Relationen zwischen Appositiven und dazu zu bildenden Paraphrasen verstanden. In der Forschung zur Apposition werden Paraphraserelationen häufig analytisch zur Rückführung auf vermutete zugrunde liegende Strukturen eingesetzt. Als einer der frühesten Vertreter einer solchen auf Paraphraseverhältnissen beruhenden Rückführung ist Eduard Schwyzer zu nennen, der in einem diachron orientierten Ansatz zur Apposition den Nachweis der Rückführbarkeit auf Parenthesen vornimmt und aufzeigt, dass Beziehungen zwischen Parenthesen und Appositionen bereits in antiken Rhetoriken angenommen worden sind (vgl. Schwyzer 1946, 9). Auch in anderen Arbeiten spielt die Paraphrase als Definiens eine wichtige Rolle, so etwa bei Motsch (1965, 95-112), der das Paraphraseverhältnis zwischen lockerer Apposition, Parenthese und nichtrestriktivem Relativsatz als Hinweis auf eine gemeinsame Tiefenstruktur, nämlich einen zugrunde liegenden prädikativen Kopulasatz, deutet, 53 wie auch bei Molitor (1979, 40f.), der die lockere Apposition ebenfalls auf den prädikativen Kopulasatz zurückführt. Das Verfahren sieht folgendermaßen aus: In einem Satz wie (2-26) Der Schwager, übrigens ein ruhiger, ordentlicher Mann, hörte sie erschrocken an Motsch (1965, 95) lässt sich das Appositiv zu einem prädikativen Kopulasatz (er war übrigens ein ruhiger, ordentlicher Mann) umformen. Dieser Kopulasatz wird 53 Zur Kritik an Motsch vgl. Schreiter (1988, 124f.). <?page no="68"?> Positionen der Appositionsforschung 64 dann als Grundlage zu weiteren Umformungen, der Parenthese (2-26a) sowie dem nichtrestriktiven Relativsatz (2-26b), herangezogen: (2-26a) Der Schwager, er war übrigens ein ruhiger, ordentlicher Mann, [...] (2-26b) Der Schwager, der übrigens ein ruhiger, ordentlicher Man war, [...] Motsch (1965, 95) Mit (2-26) liegt ein Fall vor, in dem der Erweiterungsausdruck übrigens in das Appositiv eingebunden ist. Für die Untersuchung von erweiterten Appositiven ist nun von besonderem Belang, dass - schon wenn man sich auf Aufstellung der Funktionslexeme bei Schindler (1990, 237-249) beschränkt - diese Umformungsbeziehung nicht mit allen Funktionslexemen möglich ist; nach Schindler lassen sich sogar nur solche Zusätze zu Kopulasätzen umformen, die mit den Funktionslexemen übrigens und bekanntlich erweitert sind bzw. erweitert werden können. Da diese Konstruktionen (bei Schindler als „P RÄDIZIERENDE Z USÄTZE “ bezeichnet, ebd., 254) nun der von Schindler als prototypische Apposition bezeichneten Konstruktion entsprechen, kommt der Paraphraserelation ein hoher Erkennungswert zu. Man könnte verkürzend sagen: Eine (prototypische) Apposition ist, was sich zur Kopulaparaphrase umformen lässt, und die Erweiterungsmöglichkeit durch übrigens und bekanntlich indiziert, dass sich ein Appositiv zur Kopulaparaphrase umformen lässt. In der von Schindler dargebotenen Auswahl von Funktionslexemen weisen übrigens und bekanntlich somit ein anderes Verhalten auf als die übrigen Funktionslexeme. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die Kopulaparaphrase in der Anwendung teilweise Schwierigkeiten bereitet, eine Umformung der Art X ist Y kann nicht immer vorgenommen werden. So lassen sich einige prototypische Appositionskonstruktionen nicht problemlos umformen, wenn der Zusatz kategoriell mit einer Partizipialgruppe besetzt ist: (2-27) Ganz so, wie Friedrich Ludwig Jahn, bekanntlich auch "Turnvater" genannt, es seinerzeit postuliert hatte. R98/ MAI.38025 Frankfurter Rundschau, 13.05.1998, S. 6, Ressort: N; Als Sport Disziplin hieß Außerdem sind Abweichungen im Tempus zu berücksichtigen: (2-28) Die St.Galler, bereits in der Vorrunde auf Platz drei, haben Leica Heerbrugg mit 12: 6 besiegt, mussten sich dann zwar von Wetzkon geschlagen geben, konnten sich aber im Hoffnungslauf gegen Rorschach-Goldach klar mit 14: 4 durchsetzen. A97/ NOV.43602 St. Galler Tagblatt, 22.11.1997, Ressort: TB-SPO; Nippon ist Ostschweizer Mannschaftsmeister <?page no="69"?> Semantisch orientierte Ansätze 65 Schließlich führen bestimmte Kasuserscheinungen zu Problemen: (2-29) Es heißt, er habe den frühen Tod seiner Schwester Fanny, gleichfalls einer enormen Komponier-Begabung, nicht verwunden. R97/ AUG.65215 Frankfurter Rundschau, 18.08.1997, S. 7, Ressort: N; Er gehört, wie Schubert und Brahms, zu den Musik-Jubilaren 2.2.3 Logiksemantische Aspekte Unter dem logiksemantischen Aspekt ist die Auseinandersetzung mit dem Wahrheitswertkriterium und mit Negationsoperationen im Trägersatz zu verstehen. Dem Wahrheitswertkriterium wird bei Schindler (1990, 44f.) und Raabe (1979, 129-134) wenig Wert zur Bestimmung des Begriffs der Apposition beigemessen, die Betrachtung von Negationsvorgängen hingegen hat größere Beachtung gefunden, da hiermit u. a. die enge von der lockeren Apposition unterschieden werden kann. Zunächst zum Wahrheitswertkriterium 54 : Es besagt, dass in lockeren Appositiven das Appositiv keinen Einfluss auf den Wahrheitswert des Trägersatzes ausübt - kommt dem Trägersatz ohne Appositiv der Wahrheitswert ‚wahr‘ zu, muss auch bei Erweiterung der Wahrheitswert konstant bleiben (diese Konstanz gilt natürlich auch für den Wahrheitswert ‚falsch‘). Die Kritik Schindlers (1990, 45), dieses Kriterium sei ein sehr allgemeines und treffe auf sehr viele syntaktische Erscheinungen zu, ist sicher berechtigt. Es sollte jedoch nicht unterschätzt werden, dass Überlegungen zum Wahrheitswert einer Aussage eng mit verschiedenen Appositionskriterien verknüpft sind, etwa wenn es um die Elidierbarkeit von Appositiven oder die Restriktivitätsfrage geht. Wendet man das Wahrheitswertkriterium auf Appositionskonstruktionen mit Erweiterungsausdruck bzw. verwandte Konstruktionen 55 an, zeigt sich rasch, dass in bestimmten Fällen Differenzen gegenüber den nicht erweiterten Varianten auszumachen sind. Fasst man mit Schindler die in (2-30) T OTALKORREKTUR (ebd., 237) anzeigende Negationspartikel nein als Erweiterungsausdruck auf, ist der damit ausgestattete Zusatz nicht ohne Veränderung des Wahrheitswertes des Satzes zu elidieren: 54 Das Kriterium wurde von Jean Marie Zemb (1972) in die Appositionsforschung eingebracht. Da mir die Arbeit nicht vorlag, orientieren sich die folgenden Ausführungen an den Darstellungen Schindlers (1990, 44f.) und Raabes (1979, 129-134). 55 Wie in Kap. 3.1 ausgeführt wird, ist (2-30) nicht als prototypische Apposition zu betrachten. <?page no="70"?> Positionen der Appositionsforschung 66 (2-30a) Uns haben Haie, nein: Heringe(,) umkreist. Schindler (1990, 237) (2-30b) Uns haben Haie umkreist. nach Schindler (1990, 237) Kommt (2-30a) der Wahrheitswert ‚wahr‘ zu, muss (2-30b) ‚falsch‘ sein (vorausgesetzt, man wurde nicht von Haien und Heringen zugleich umkreist, was die Korrektur in (2-30a) jedoch als unwahrscheinlich erscheinen lässt). Das heißt, dass der Wahrheitswert nicht unabhängig vom nachgestellten Zusatz konstant ist. Zudem weicht (2-30a) insofern von der lockeren Appositionen ab, als die Kommasetzung nach dem Appositiv wohl ausfällt, es wird also zu diskutieren sein, ob in diesem Falle nicht vielmehr ein syntaktischer Abbruch bzw. Neubeginn vorliegt. Gegen die These des syntaktischen Neubeginns spricht der folgende Beleg mit Einschaltungsmarkierung: (2-31) Hilde, nein Eva, kann ihrem Mann natürlich nicht das geben, was er von Lilith bekommt und umgekehrt. R99/ FEB.14101 Frankfurter Rundschau, 20.02.1999, S. 24, Ressort: N; Die Geschichte von "Eva und Lilith" im Galli-Theater Das nachfolgende Beispiel (2-32) liefert hingegen ein Argument für die These des syntaktischen Neubeginns: (2-32) Der musikalische Gast, vielmehr die Gäste, schlängelten sich zwischen den Tischchen an ihre Plätze. A01/ SEP.26331 St. Galler Tagblatt, 10.09.2001 ; Flamenco und Paella in der Scheune In (2-32) wird durch vielmehr die Gäste das singularische Satzsubjekt zum Plural hin korrigiert. Im engen Sinne ‚wahr‘ kann auch hier nur eine von zwei Aussagen sein; entweder es gab mehrere Gäste oder einen Gast. Interessant ist nun, dass im Trägersatz nicht das singularische Bezugselement weitergeführt wird (schlängelte sich), sondern die Verbflexion offensichtlich pluralisch, orientiert also am nachgestellten Zusatz, erfolgt. Das ist ein starker Hinweis darauf, dass mit solch einer Korrektur eher ein Phänomen des syntaktischen Abbruchs bzw. Neubeginns vorliegt. Gleichwohl kann aus den bislang angesprochenen Beispielen nicht geschlossen werden, dass in Korrekturzusammenhängen die Tilgung des Appositivs stets zu abweichenden Wahrheitswerten führt: (2-33) Die Ereignisse, nein: events, in den Ferien müssen sich überschlagen: Stille heißt Langeweile, Ruhe bedeutet Versäumnis. R97/ JAN.00504 Frankfurter Rundschau, 04.01.1997, S. 1, Ressort: N; Vom schwierigen Winter im Hochschwarzwald <?page no="71"?> Semantisch orientierte Ansätze 67 Wie noch näher auszuführen sein wird, liegt mit (2-33) ebenfalls eine Korrektur vor, wenngleich in anderer Hinsicht als in (2-31), nämlich auf die Ausdrucksweise bezogen. Gleichwohl gilt das Kriterium des konstanten Wahrheitswerts, d. h. das Tilgen des nachgetragenen nein: events führt nicht zu einem abweichenden Wahrheitswert. Ähnliche Differenzen zwischen den erweiterten und nichterweiterten Appositiven sind bei Anwendung von Negationsoperationen zu beobachten. Raabe formuliert das Kriterium mit den Worten: „Das Appositiv steht außerhalb der Primärtextnegation.“ (Raabe 1979, 261) Wenn also im Trägersatz Negationsoperationen vorgenommen werden, dürfen diese sich nicht auf das Appositiv auswirken: 56 (2-34a) Yves verneinte, daß Charles, sein bester Freund, die Wahrheit gesagt habe (2-34b) Es ist nicht der Fall, daß Charles, sein bester Freund, die Wahrheit gesagt hat (2-34c) Es ist nicht der Fall, daß Charles sein bester Freund ist nach Raabe übers. v. Schindler (1990, 42) Aus (2-34a) folgt, dass der Trägersatz von der Negation betroffen ist: (2- 34b) ist als Paraphrase des Trägersatzes zu verstehen. (2-34c) folgt jedoch nicht aus (2-34a); daß Charles sein bester Freund ist liegt also außerhalb des Negationsskopus. Dies gilt nicht nur für die eben dargestellte Satznegation, sondern auch für die sog. Sondernegation, in denen sich der Negationsskopus nicht auf den Satz als Ganzes bezieht. An einem Beispiel von Schindler: (2-35a) Pia, eine Köchin, kam herein (2-35b) Nicht Pia, eine Köchin, kam herein (, sondern Ute) Schindler (1990, 43) Aus (2-35b) lässt sich schließen, dass Pia nicht hereinkam, der Schluss jedoch, dass Pia keine Köchin sei, ist unzulässig - das Appositiv wird also auch hier nicht von den Negationsvorgängen affiziert. Das Kriterium der Nichtaffizierbarkeit des Appositivs durch Negationsoperationen im Trägersatz führt dazu, dass Konstruktionen mit Erweiterungen durch allgemeiner, d. h. oder m. a. W. aus dem Bereich der Apposition ausgegliedert werden können. So wirkt im Beispiel 56 Die genannten Beispiele entstammen Raabe (1979, 260); ich bediene mich der von Schindler (1990, 42) übersetzten Version. <?page no="72"?> Positionen der Appositionsforschung 68 (2-36) Zur Zeit der Entstehung des Teppichs hatte der Bogenturm keinen Obergaden, d. h. hölzernen Wohntrakt. A97/ JUL.17070 St. Galler Tagblatt, 16.07.1997, Ressort: TB-BIZ; Älteste Bischofszeller Stadtansicht der Negationsträger keinen auch auf d. h. hölzernen Wohntrakt - der nachgestellte Zusatz ist somit von der Negation betroffen. 57 Festzuhalten bleibt, dass die logiksemantischen Kriterien auch zur Beschreibung der Erweiterungsausdrücke als wertvolle Unterscheidungskriterien einzustufen sind. Wie in Kap. 3.4 dargestellt wird, lässt sich ein systematischer Zusammenhang zwischen den indikatorischen Funktionen der Erweiterungsausdrücke und den Aspekten der Wahrheitswertkonstanz sowie des Negationsskopus feststellen. 2.3 Pragmatische Aspekte Den pragmatischen Aspekten appositioneller Konstruktionen hat sich die Forschung bisher am wenigsten gewidmet, gleichwohl tauchen in Definitionen zur lockeren Apposition Feststellungen auf, dass mit diesen eine „wichtige zusätzliche Erklärung“ geliefert würde (Engel 1994, 280), „daß das Appositiv der Basis eine zusätzliche, sekundäre Information (eine Charakterisierung)“ hinzufüge (Schindler 1990, 87); stets liegt dem der Eindruck zugrunde, dass eine Aussage oder Teilaussage durch das Appositiv irgendwie kommentiert werde. Derlei Hinweise dürften auf mehr oder weniger zufällige Beobachtungen innerhalb syntaktischer und semantischer Studien zurückzuführen sein, da systematisierende pragmatische Arbeiten zur Apposition nicht vorliegen. Wo Pragmatik in den Beschreibungen auftaucht, wird kaum expliziert, was darunter zu verstehen sei, so etwa bei Schindler, der ohne weitere Abgrenzung von der „semantischen resp. pragmatischen Konstruktionsbedeutung“ (ebd., 22) der Apposition spricht. Als Ausnahme ist Raabe (1979) zu nennen, der zumindest Ansätze einer pragmatischen Darstellung aufzeigt. Ferner sind die Arbeiten von Armin Bassarak (1985, 1987) zur Parenthese von Belang. 58 57 Ähnliches gilt für verschiedene Fälle der Satznegation. Vgl. dazu Schindler (1990, 262-266). 58 Auf diese Arbeiten sowie Hindelang (1980) zum Erweiterungsausdruck d. h. wird in den Kapiteln 3.1.1, 3.1.2 und 3.2.1 eingegangen. <?page no="73"?> Pragmatische Aspekte 69 Zunächst zu den Ausführungen Raabes: Nachdem er seinen Pragmatikbegriff erläutert hat („Pragmatik der Apposition meint das, wann und wozu eine Apposition in der Kommunikation benützt wird.“ (Raabe 1979, 237)), führt er aus: „Als Ausgangspunkt soll die Feststellung dienen, daß [...] die Apposition hinsichtlich eines Satzes, eines Textes optional ist. Folglich wird das Appositiv zusätzlich gewollt gesetzt, - man könnte es ja entfallen lassen -, und zwar zur Erzielung eines kommunikativen (Neben-) Zwecks. Dieser kommunikative (Neben-) Zweck ist nicht identisch mit der erstrangigen ‚Inhaltsvermittlung‘, die die Trägerentitäten leisten. Abstrakt bedeutet uns ‚Apposition‘, daß etwas 1 zusätzlich zu etwas 2 geäußert wird. ‚Etwas 1 ‘ entspricht dem Appositiv, ‚etwas 2 ‘ der Basis.“ (ebd., 237f.) Raabe führt sodann aus, dass diese zusätzlichen Äußerungen zur Erzielung des kommunikativen Nebenzwecks auf drei Aspekte bezogen sein können, (1) auf die Semantik, (2) die materiale Form oder (3) auf „einen nicht durch die Punkte 1 und 2 abgedeckte[n] Bereich“ (ebd.) der Basis bzw. des Trägersatzes. Die Bezugsmöglichkeiten auf die Semantik der Basis unterteilt Raabe in den außersprachlichen Bereich (Bezeichnung, Referenzierung, Situationsbezug) und den innersprachlichen Bereich (Bedeutung) (ebd., 238). Bezugsmöglichkeiten auf die materiale Form der Basis bieten sich im Hinblick auf „das Sprachliche an der Basis“, worunter etwa stilistische Aspekte fallen. Über (3) sagt Raabe, dass damit zumeist „der Modus des Hervorbringens“ der Basis gemeint sei, ein Punkt, den ich nicht in die Analyse einbeziehen werde. 59 Mit dieser Differenzierung 59 Zu Punkt (3) äußert Schindler die Auffassung, „dies mutet einigermaßen geheimnisvoll an“ (Schindler 1990, 33) - ich denke jedoch, dass sich auch diesem Punkt ein plausibler Sinn abgewinnen lässt: In den Erläuterungen zu den drei genannten Punkten erwähnt Raabe eine weitere Differenzierung, die es erlauben soll, zwischen vorbedachten und nicht vorbedachten Appositiven zu unterscheiden. Das vorbedachte Appositiv ist „als Niederschlag stilistischer Operationen“ anzusehen, „beim nicht vorbedachten Appositiv geschieht die Setzung des Appositivs im Verlauf der Konstruktion, des Hervorbringens des Satzes“ (Raabe 1979, 239). Letztgenanntes scheint mir auf den von Raabe genannten Modus des Hervorbringens der Basis abzuzielen, wenn er an anderer Stelle (ebd., 315f.) erklärt, dass sich solche Appositive auf das Phatische bezögen, etwa als Begründung für das Vorbringen des Trägersatzes. Leider nennt Raabe, darin ist Schindler zuzustimmen, kein Beispiel für das Deutsche, für das Französische bietet er das Beispiel Il est au lit, car il est malade. Was Raabe meint, lässt sich vielleicht folgendermaßen paraphrasieren: „Er ist im Bett, ich sage das, weil er krank ist.“ Das Beispiel kann wohl kaum als Appositionskonstruktion bewertet werden, und ich habe unter meinen Belegen keinen finden können, der als Beispiel im Sinne Raabes gelten könnte. Allerdings <?page no="74"?> Positionen der Appositionsforschung 70 der appositionellen „Zusatzäußerungen“ bietet Raabe ein Gerüst für eine funktionale Beschreibung des Verhältnisses von Basis und Appositiv, das sich in Schindlers Klassifikation der Zusätze mit Funktionslexemen großteils wiederfindet. Was nun den kommunikativen Zweck des Einsatzes von Appositionen angeht, teilt Raabe zum „Illokutionspotential“ der Apposition zwei „Schwerpunkte“ mit, die „intentional objektive Information zur Situierung und/ oder Verbesserung der Primärtextrezeption“ und die „intentional subjektive Information zur zielgerichteten Beeinflussung“ (ebd., 242). Viel mehr ist nicht zu erfahren, so bleibt zunächst lediglich festzuhalten, dass Raabe vermutlich davon ausgeht, dass Appositive über eigene Illokutionen verfügen. Zwar äußert sich Raabe in dieser Hinsicht nicht eindeutig, wenn er von „Illokutionspotential“ spricht und darüber hinaus unklar bleibt, ob sich dieses Potential auf die Appositionskonstruktion oder nur das Appositiv bezieht, wenn man jedoch „etwas 1 “ als äußerungsartig auffassen kann, scheint dies nicht ausgeschlossen. Dieser Frage wird in Kapitel 3.1.1 weiter nachgegangen. Bevor ich mich im Anschluss dem Ansatz Schindlers zuwende, dem Ansatz also, der bislang am differenziertesten Stellung zum Phänomen des erweiterten Appositivs bezogen hat, sollen die Ergebnisse der Forschungsdiskussion noch einmal zusammenfassend aufgeführt werden. Im Einzelnen sind in der Beschreibung von Appositiven mit Erweiterungsausdruck bisher als Festbzw. Problemstellungen angesprochen worden, dass sie (1) in syntaktischer Hinsicht − als rekursiv erzeugbares DP-Adjunkt beschrieben werden können, sofern als Basis eine nominale Einheit angenommen wird, − nicht immer Kasuskongruenz zur Basis aufweisen, wobei das Vorhandensein von Artikeln, die kategoriale Füllung und das Vorhandensein von Erweiterungsausdrücken zu berücksichtigen sind, − einschaltungsmarkiert sind, − kategorial mit NP und AP besetzt sein können, − positionell weniger gebunden als attributive, jedoch enger gebunden als parenthetische Erweiterungen sind, − fast immer elidierbar sind, erscheint es unzweifelhaft, dass man in der von Raabe beschriebenen Weise sprachlich auf das Phatische Bezug nehmen kann. <?page no="75"?> Der Ansatz Schindlers 71 (2) in semantischer Hinsicht − zumeist das Kennzeichen der Nichtrestriktivität aufweisen, bestenfalls restriktives Potential im Sinne der intensionsbezogenen Determination erkennen lassen, − in der Referenz mit der Basis zumeist „zusammenlaufen“, − in Bezug auf die Basis in Äquivalenz- oder Inklusionrelation stehen, − sich in Umformungsbeziehungen teilweise von der lockeren Apposition unterscheiden, zumeist jedoch in Paraphrase zur Ist- Prädikation stehen, − von Negationsoperationen größtenteils ausgeschlossen sind, (3) in pragmatischer Hinsicht − über „Illokutionspotential“ verfügen, − sprecherpräsentische Wirkung ausüben können, − als sekundäre Informierung aufgefasst werden. 2.4 Der Ansatz Schindlers Kommen wir nun zu der bereits häufiger angesprochenen Monographie Schindlers, den Untersuchungen zur Grammatik appositionsverdächtiger Einheiten im Deutschen, die als erste differenzierte Darstellung des erweiterten Appositiv bzw. der „Zusätze mit Funktionslexem“ gelten kann und die den Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit bietet. Dass diese Arbeit gesondert aufgeführt wird, ist zum einen damit zu erklären, dass die Einführung des Terminus „Funktionslexem“ und die dazugehörige (offene) Aufstellung der in Frage kommenden Einheiten auf Schindler zurückgehen, zum anderen kann, wie eingangs erwähnt, der Beitrag aber auch als der materialreichste und übergreifendste zur Apposition im Deutschen bewertet werden. Die Vorgehensweise Schindlers kann kurz folgendermaßen charakterisiert werden: Um den eigenen Ansatz nicht durch die in vorangegangenen Appositionsbeschreibungen verwendete Terminologie belasten zu müssen, stellt Schindler ein eigens entwickeltes Satzmodell (ebd., 69-74) vor. In diesem unterscheidet er den Minimalsatz, bestehend aus Prädikat und valenzgeforderten Ergänzungen, vom Elementarsatz, gebildet aus Minimalsatz und Partizipanten (das sind Satzglieder und deren Gliedteile, insbesondere Attribute, sowie Partikeln), und schließlich <?page no="76"?> Positionen der Appositionsforschung 72 vom Gastsatz 60 , zusammengesetzt aus Elementarsatz und Hospitanten. Entscheidend in der Appositionsbeschreibung sind die Hospitanten, worunter fakultative, mit eigener Proposition ausgestattete, von Negationsoperationen im Trägersatz unberührte und syntaktisch sowie semantisch „im Hintergrund“ (ebd.) stehende Erweiterungen zu verstehen sind. Die Hospitanten im Gastsatz unterteilt Schindler in Einschübe und Zusätze, wobei letztgenannte im Gegensatz zu den Einschüben einen Bezugspunkt im Satz unterhalb der Satzebene haben und geringere Stellungsfreiheit aufweisen. Mit dieser Unterscheidung lassen sich Appositionen als Zusätze von den Einschüben, unter die unter anderem die Parenthesen fallen, trennen. Aus diesem Satzmodell entwickelt Schindler - offensichtlich in Anlehnung an Raabe (1979) - eine Klassifikation der Ordinationsarten, die neben Sub- und Koordination auch die Adordination (in Schindlers Terminologie „Hospitanz“) einbezieht, die in eben dargestellter Weise in Zusatz und Einschub subklassifiziert ist (ebd., 50). Um das Verhältnis zwischen Zusatz und Bezugselement im Gastsatz näher zu erläutern, bedient sich Schindler des Ausdrucks „Konstituentoid“ (ebd., 103) - wir können hier für das Appositiv auf die wesentlich differenzierteren Beschreibungen der X-bar-Syntax verweisen, die keine genuine Beziehung zwischen Basis und Appositiv ansetzen muss, um explanatorisch vergleichbare Ergebnisse erzielen zu können. Im Verlauf der Abhandlung stellt Schindler die in der Forschung vorgeschlagenen Kriterien zur Definition der Apposition vor und bewertet diese, woraufhin sich ein „Appositionsprototyp“, die üblicherweise als lockere Apposition bezeichnete Konstruktion, herauskristallisiert. Dieser Prototyp lässt sich anhand folgender Kriterien umreißen (aufgeführt sind nur die von Schindler als relevant erachteten Kriterien (vgl. Schindler 1990, 77-102)): − kategoriale Füllung (Basis: NP, N, Pronomen; Appositiv: NP, N, AdjP, PP) − Einschaltungsmuster (das Appositiv ist graphematisch bzw. intonatorisch gekennzeichnet; schriftsprachlich kommen Kommas, Rundklammern und Gedankenstriche in Frage) 60 Es sei nochmals erwähnt, dass der Terminus „Gastsatz“ missverstanden werden kann. Unter Gastsatz ist nicht etwa ein Satz zu verstehen, der in einem anderen Satz „zu Gast“ ist, vielmehr umfasst der Gastsatz den „Trägersatz“ im Sinne Raabes und darin enthaltene Erweiterungen. Der Gastsatz besteht somit gewissermaßen aus Gastgebersatz und Gästen. <?page no="77"?> Der Ansatz Schindlers 73 − Stellungsverhalten (i. d. R. unmittelbare Rechtsadjazenz zur Basis, wobei Attribuierungen zwischen Basis und Appositiv treten können; Distanzstellungen sind selten, abhängig von der kategorialen Füllung des Appositivs aber möglich) − Funktion des Appositivs bzgl. der Basis (pragmatisch: sekundäre Information; semantisch: Prädikationsverhältnis zwischen Basis und Appositiv) − Umformungsbeziehung (Paraphrasierbarkeit des Appositivs durch Kopulasatzparaphrase in Form des parenthetischen Verbzweitsatzes oder durch den nicht restriktiven Relativsatz) − Weglassbarkeit (Appositive sind syntaktisch i. d. R. entbehrlich; formal bedingte Störungen) − Erweiterbarkeit durch Appositionslexeme (Gradpartikeln, Satzadverbien, freie Angaben, übrigens und bekanntlich) − Attribution (Appositive sind attributiv erweiterbar) − Tragweite von Negation und Frage (Appositive können weder von Negationsvorgängen im Trägersatz affiziert noch durch Gliedteilfragen erfragt werden) − Rekursivität und Koordination (Appositive können rekursiv erzeugt werden und koordiniert auftreten) − Pronominalisierung (Basis: kann durch Proformen ersetzt sein; Appositiv: Proformersetzung nicht möglich) − Passivierung (Basis und Appositiv durchlaufen Passivierung gemeinsam) − Konstituenz (Basis und Appositiv stehen im Konstituentoid- Verhältnis) Es gilt zu beachten, dass der Prototyp als eine Art Essenz der Forschung vorgestellt wird, da Schindler zunächst lediglich das am häufigsten als Apposition bezeichnete Phänomen vorstellt. Gemäß der o. g. Kriterien machen folgende Konstruktionen (ebd., 76) den Prototypen aus: (2-37a) Der Tabak, ein typisches Genußgift, mundete Pia nicht (2-37b) Diese Frau, Dozentin in Bonn, schwärmt von Tabak (2-37c) Der Kuno, früher mein bester Freund, ist jetzt mein Widersacher (2-37d) Jener Graf, übrigens vermutlich ein Vampir, betört alle Frauen (2-37e) Kuno, spitznasig und dürr, lugte ins Zimmer hinein (2-37f) Das Rathaus, am Marktplatz des Orts, wird restauriert Schindler (1990, 76) <?page no="78"?> Positionen der Appositionsforschung 74 Dieses Merkmalsbündel ermöglicht es Schindler, viele verwandte Erscheinungen nach grammatischen Kriterien aus dem Appositionsbereich auszuschließen, 61 so dass als Appositionen letztlich der genannte Appositions-Prototyp sowie der nicht-restriktive Relativsatz und Rechtsversetzungen, die erst durch ihr abweichendes Verhalten in der Erweiterung mit Funktionslexemen ausgesondert werden, verbleiben. Die Ausführungen zu den „Zusätzen mit Funktionslexem“ sind damit in Schindlers Vorgehensweise der Spezifizierung des Appositionsprototyps eingebunden. Dies gilt es zu beachten, da in der Aufstellung der um Funktionslexeme erweiterten Syntagmen neben dem Prototypen auch verwandte Konstruktionen mit Funktionslexemen beschrieben sind - nicht alle der von Schindler als Zusatz mit Funktionslexem bezeichneten Konstruktionen sind also auch Appositive. Den Bereich der Zusätze mit Funktionslexem gliedert Schindler in fünf Großklassen, wobei das angewandte Ordnungskriterium, die Funktion des Appositivs bezüglich der Basis, semantischer Art ist. Diese fünf Großklassen werden weiter subklassifiziert - wiederum nach semantischen Kriterien. Mit der semantisch orientierten Klassifikation gehen als weitere Ordnungskriterien die Erweiterbarkeit mit und zwar, ich meine und bekanntlich/ übrigens sowie Umformungsbeziehungen (Kopulasatzparaphrase) einher. In der Zusammenstellung werden überdies Aussagen dazu gemacht, welche Funktionslexeme für die jeweilige semantische Beziehung zwischen Basis und Appositiv in Frage kommen und ob sie fakultativ oder obligatorisch einzusetzen sind; zudem werden semantische Einschätzungen von Basis und Appositiv geliefert. In der Klassifikation der von Schindler aufgeführten Zusätze findet sich der o. g. Prototyp der lockeren Apposition, was also im Sinne Schindlers die Apposition im engeren Sinne ausmacht, unter Punkt 5. „N EBENPRÄDIKATION “ als „P RÄDIZIERENDER Z USATZ “ mit der Möglichkeit der übrigens-/ bekanntlich-Erweiterung: 61 So werden Satzreihungen ausgeschlossen (ebd., 112) und enge Appositionen den Attributen zugeordnet (ebd., 121-123); gefloatete NP-Elemente (ebd., 138), Adverbial-Komplexe im Vorfeld (ebd., 138), Translativphrasen mit wie (ebd., 144f.) und als (ebd., 169) und der restriktive Relativsatz (ebd., 149) ausgesondert. Ferner werden Herausstellungen (Links- und Rechtsversetzung sowie Nachtrag) (ebd., 185-199) und Parenthesen vom Appositionsbereich abgegrenzt (ebd., 200-215). <?page no="79"?> Der Ansatz Schindlers 75 (2-38) 1. Z USÄTZE mit und zwar. S PEZIFIZIERENDE Z USÄTZE Basis: Gesamtmenge, Zusatz: Teilmenge/ Elemente 1.1. B EISPIELNENNUNG . B EISPIELNENNENDER Z USATZ (Fl: fakultativ) 1.2. E XPLIZITER T EILMENGENEINSCHLUSS . M ENGENEINSCHLIESSENDER Z USATZ (Fl: obligatorisch, sonst Übergang zur P RÄZISIERUNG oder inakzeptables Syntagma) 1.3. P RÄZISIERUNG . P RÄZISIERENDER Z USATZ (Fl: fakultativ) 1.4. H ERVORHEBUNG . H ERVORHEBENDER Z USATZ (Fl: obligatorisch, sonst P RÄZISIERUNG slesart oder Inakzeptabilität) Teilweise bestehen Einschränkungen bei anderen Kategorien als NP. 2. Z USÄTZE ohne und zwar. N ICHTSPEZIFIZIERENDE Z USÄTZE A) Basis: Menge, Zusatz: Obermenge 2.1. D EPRÄZISIERUNG . V ERALLGEMEINERNDER Z USATZ (Fl: fakultativ) B) Basis: Menge, Zusatz: Teilmenge 2.2. G ERINGERE B ETROFFENHEIT . Z URÜCKNEHMENDER Z USATZ (Fl: obligatorisch, sonst P RÄZISIERUNG , z.T. erhebliche Einschränkungen bei der Anwendung außerhalb des NP-Bereiches) 2.3. I N J EDEM F ALL / M INDESTENS B ETROFFEN . E INSCHRÄNKENDER Z USATZ (Fl: obligatorisch, sonst P RÄZISIERUNG ) 2.4. A USSCHLUSS . A USSCHLIESSENDER Z USATZ (Fl: obligatorisch. Teilweise Einschränkung bei Anwendung auf andere Kategorien als NP) C) Basis: Menge, Zusatz: andere Menge 2.5. Z USÄTZLICHE N ENNUNG . H INZUFÜGENDER Z USATZ (Fl: obligatorisch, sonst K ORREKTUR lesart) <?page no="80"?> Positionen der Appositionsforschung 76 3. A LTERNATIVE NENNENDE Z USÄTZE 62 A) Basis: Ausdruck, Zusatz: alternativer (meist extensionsgleicher) Ausdruck 3.1. A NDERSSAGEN . U MFORMULIERENDER Z USATZ (Fl: fakultativ) B) Basis: Menge, Zusatz: alternative Menge 3.2. A LTERNATIVE . A LTERNATIVE A NGEBENDER Z USATZ (Fl: (überwiegend? ) obligatorisch, sonst Nähe zur K ORREKTUR (evtl. auch D EPRÄZISIERUNG )) 4. R EFERENZKLÄRUNG . R EFERENZKLÄRENDER Z USATZ Basis: referenzundeutlicher Ausdruck, Zusatz: referenzklärender Ausdruck (Fl: fakultativ; das typische Fl ist ich meine. Teilweise Restriktionen bei Anwendung auf nichtnominale Kategorien) 5. N EBENPRÄDIKATION (A TTRIBUTIVES P RÄDIKATIV ). P RÄDIZIERENDER Z USATZ Basis: Menge, Zusatz: Eigenschaft, Klasse, Identifikat, Lokalisierung (Fl: fakultativ, nur bei NP anwendbar) Fünf Klassen der Zusätze nach Schindler (1990, 251-254) In dieser Aufstellung der fünf Klassen von Zusätzen ist eine ganze Reihe von Merkmalen, die die erweiterte Apposition betreffen, enthalten. So besteht nach Schindler die Differenz des P RÄDIZIERENDEN Z USATZES zu allen anderen noch verbliebenen „appositionsverdächtigen“ Typen in dessen spezifischer Erweiterungsmöglichkeit mit übrigens und bekanntlich sowie der semantisch-paradigmatischen Paraphrasebeziehung zum Kopulasatz. Da im Prototyp das Appositiv mit bekanntlich und übrigens versehen sein kann, kann das Appositiv nicht restriktiv auf die Basis wirken (solche Zweifelsfälle würden unter Punkt (4.) „R EFERENZ - KLÄRENDER Z USATZ “ fallen). Gegen diese Bestimmung ist zunächst einzuwenden, dass in Abhängigkeit von der Auswahl der Erweiterungsausdrücke auch andere 62 Unter den A LTERNATIVE N ENNENDEN Z USÄTZEN führt Schindler zudem W IEDER - HOLUNG und totale K ORREKTUR auf (ebd., 253). <?page no="81"?> Der Ansatz Schindlers 77 Erweiterungen den von Schindler als P RÄDIZIERENDEN Z USATZ bezeichneten Phrasenteil begleiten können: (2-39) Die Bäume, entweder Amberbäume oder Säulenhainbuchen, sollen die Pflanzkübel ersetzen, die seit dem vergangenen Jahr für eine Verkehrsberuhigung in diesem Bereich sorgen. M03/ 303.18538 Mannheimer Morgen, 19.03.2003, Ressort: Rhein-Neckar; In der Luisenstraße Dass mit (2-39) ein P RÄDIZIERENDER Z USATZ , also ein Exemplar des Appositionsprototypen vorliegt, kann nicht bestritten werden - alle von Schindler genannten Merkmale des Prototypen treffen zu. Die Aussage, „nur diese beiden Lexeme [bekannlich und übrigens, J.C.F.] leiten Zusätze ein, bei denen Kopulasätze mit sein als Paraphrasen möglich sind“ (ebd., 254), ist also dahingehend zu korrigieren, dass andere Erweiterungen möglich sind, wenn man etwa die disjunktive Konjunktion entweder - oder als Erweiterungsausdruck zulässt. Schindler behauptet aber nicht nur, dass nur übrigens und bekanntlich P RÄDIZIERENDE Z USÄTZE einleiten können. Er behauptet ferner, dass übrigens und bekanntlich in einem bestimmten Sinn ausschließlich P RÄDIZIERENDE Z USÄTZE einleiten können. Dies ergibt sich aus seinen Ausführungen zur Kombinatorik von Funktionslexemen. Schindler gesteht darin zu, dass übrigens und bekanntlich auch in Zusätzen, die bereits ein Funktionslexem enthalten, eingefügt werden können: (2-40) Die Griechen, übrigens allgemeiner die Südländer, Schindler (1990, 255) Für solche Fälle behauptet er, dass „übrigens die Beiläufigkeit (Nebensächlichkeit, Nichtnotwendigkeit) des Zusatzes anzeigt und natürlich nicht, dass hier prädizierende Zusätze vorliegen“ (ebd., 256). Damit unterscheidet Schindler zwei Indikationsfunktionen von übrigens, die Indikation des Prädizierens im Prädizierenden Zusatz und die Indikation der Beiläufigkeit in anderen Zusätzen. Diese Unterscheidung ist m. E. jedoch nicht sinnvoll, weil hier zwei Betrachtungsebenen in unzulässiger Weise vermengt werden. Wenn davon die Rede ist, dass Beiläufigkeit angezeigt werde, dann wird sie der Rezipientin oder dem Rezipienten einer Äußerung bzw. eines Satzes angezeigt, womit die pragmatische Betrachtungsebene angesprochen ist - man kann jedoch nicht behaupten, dass dies für die Indikation des P RÄDIZIERENDEN Z USATZES in gleicher Weise gilt, denn unter „anzeigen“ ist in dem Falle das Ergebnis eines operationalen Verfahrens gemeint, genauer des Verfahrens der Erweiterung des Zusatzes durch übrigens. Einerseits ist nun aber dieses opera- <?page no="82"?> Positionen der Appositionsforschung 78 tionale Verfahren auch bei anderen Zusätzen möglich, wie Schindler selbst nachweist (ebd., 255f.), andererseits kann übrigens auf pragmatischer Betrachtungsebene auch im P RÄDIZIERENDEN Z USATZ Beiläufigkeit indizieren. Die von Schindler nahe gelegte Unterscheidung ist demnach keine exklusive Disjunktion: übrigens zeigt nicht entweder Beiläufigkeit oder den P RÄDIZIERENDEN Z USATZ an, vielmehr verhält es sich so, dass mit übrigens Beiläufigkeit angezeigt wird, und zwar genauso im P RÄ - DIZIERENDEN Z USATZ wie auch in anderen Zusätzen. Daher kann die übrigens-Erweiterung nicht als ein sicherer Indikator zur Erkennung P RÄDIZIERENDER Z USÄTZE angesehen werden. 63 Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass übrigens in pragmatischer Hinsicht einen anderen Status als andere Funktionslexeme genießt. Für P RÄDIZIERENDE Z USÄTZE (also kopulasatzparaphrasierbare Zusätze) gilt nach Schindler ferner, dass sie auch bei Füllung mit einer Adjektivphrase oder einer Präpositionalphrase nur mit übrigens und bekanntlich erweitert werden können. Auch diese Behauptung lässt sich nur im Zusammenhang der begrenzten Auswahl an Funktionslexemen, die Schindler zulässt, halten. Das ist an folgendem Beispiel ersichtlich: (2-41) Und die Hertha, dadurch auf Rang vier, träumt von Begegnungen der besonderen Art mit Mailand, Barcelona, Liverpool. R99/ APR.28171 Frankfurter Rundschau, 09.04.1999, S. 8, Ressort: N; Hertha BSC, die neue Blau-Weiße mit Schuß Mit (2-41) liegt ein Beispiel dafür vor, dass in Abhängigkeit von den zugelassenen Erweiterungsausdrücken ein kopulasatzparaphrasierbarer Zusatz in Gestalt einer Präpositionalphrase auch anders als mit übrigens und bekanntlich erweitert werden kann (in diesem Fall mit einem Pronominaladverb). Unter Rückgriff auf das X-bar-Modell (wohl Jackendoffs) unternimmt Schindler außerdem einen Erklärungsversuch, warum die P RÄDI - ZIERENDEN Z USÄTZE mit den Funktionslexemen übrigens bzw. bekanntlich sowohl mit als auch ohne Artikel auftauchen können. Die P RÄDI - ZIERENDEN Z USÄTZE könnten, und dies grenze sie von allen anderen 63 Es sei zudem darauf hingewiesen, dass die von Schindler beschriebenen Kombinationsmöglichkeiten einiges an Skepsis aufkommen lassen; so wird z. B. behauptet, dass der E INSCHRÄNKENDE Z USATZ vom Typ Viele Vogelarten, zumindest die Bussarde, wurden gejagt mit übrigens versehen werden könne - wie mir scheint, eine unzutreffende Behauptung. In Kap. 3.2.2 wird ersichtlich werden, warum eine solche Kombination ausgeschlossen ist. <?page no="83"?> Der Ansatz Schindlers 79 Typen ab, mit Material, das unterhalb der N’’’-Stufe liege, besetzt werden. Dies hänge damit zusammen, „daß bei bekanntlich und übrigens in der Funktion ‚Gleichsetzung/ Einordnung in eine Klasse/ Zuordnung einer Eigenschaft‘ die Zusatz-NP in Beziehung zum Prädikativ eines Kopulasatzes gesetzt werden kann und dieses Satzglied darf ja als N3, N2, N1 oder N0 erscheinen [...].“ (ebd., 255) Die Bedeutung dieser Aussage erschließt sich nur schwer - wenn man nämlich N’’ und N’ als restrictive modifier bzw. functional argument auffasst, die einzige nicht-restriktive Position aber bei N’’’ ansetzt, begibt man sich in Schwierigkeiten, sollte man den Prototypen nicht als (in Jackendoffs Terminologie) N’’’-Komplement verstehen. Möglicherweise sind Kopulasätze unterhalb der N’’’- Ebene anzusetzen - jedoch wird dann erstens von Kopulasätzen und nicht mehr von nominal- oder adjektivformatigen Appositiven und zweitens von restriktiv wirkenden Einheiten gesprochen. Festzuhalten ist jedoch, dass die von übrigens und bekanntlich begleiteten Appositive mit oder ohne Determinator zu bilden sind. 64 Zum Problem der Kasuskongruenz bei erweiterten Appositiven bemerkt Schindler an späterer Stelle, dass, sofern Basis und Apposition nominal sind, im Prototyp Kasuskongruenz „ohne Erweiterung statistisch sehr häufig [...], aber grammatisch außer in Disambiguierungsfällen nicht notwendig sei“ (ebd., 313), das Appositiv also im Nominativ erscheinen könne. Am folgenden bereits eingeführten Beispiel lässt sich dies veranschaulichen: (2-12) Während Hildegard Manser von ihren Erfahrungen erzählt, üben die Kinder mit ihrer Lehrerin Sonja Schmid, übrigens eine Engländerin, die ersten englischen Worte. (2-12a) Während Hildegard Manser von ihren Erfahrungen erzählt, üben die Kinder mit ihrer Lehrerin Sonja Schmid, Engländerin, die ersten englischen Worte. (2-12b) Während Hildegard Manser von ihren Erfahrungen erzählt, üben die Kinder mit ihrer Lehrerin Sonja Schmid, einer Engländerin, die ersten englischen Worte. nach A97/ AUG.20433 St. Galler Tagblatt, 07.08.1997, Ressort: TB-GO; One, two, three - und bitte «Cheese» 64 Dies gilt jedoch auch für andere Typen, vgl. dazu u. a. die unter 12.6, 12.8, 12.11, 12.12 bei Schindler gegebenen Beispiele (Schindler 1990, 251-254). Die Option, Artikel zu verwenden, sollte deshalb m. E. nicht als Kriterium zur Unterscheidung herangezogen werden. <?page no="84"?> Positionen der Appositionsforschung 80 In (2-12) sowie (2-12a) wäre Kasuskongruenz ungrammatisch, erweiterte man (2-12) um einen Determinator, ergäbe sich bei Kasuskongruenz die zumindest fragwürdige Form (2-12c) Während Hildegard Manser von ihren Erfahrungen erzählt, üben die Kinder mit ihrer Lehrerin Sonja Schmid, (? )übrigens einer Engländerin, die ersten englischen Worte. A97/ AUG.20433 St. Galler Tagblatt, 07.08.1997, Ressort: TB-GO; One, two, three - und bitte «Cheese» Sehr fragwürdig erscheint mir Kasusinkongruenz, sofern der Determinator vorhanden ist; die Umformung von (2-12b) nähme sich dann folgendermaßen aus: (2-12d) Während Hildegard Manser von ihren Erfahrungen erzählt, üben die Kinder mit ihrer Lehrerin Sonja Schmid, (? )eine Engländerin, die ersten englischen Worte. A97/ AUG.20433 St. Galler Tagblatt, 07.08.1997, Ressort: TB-GO; One, two, three - und bitte «Cheese» Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich (2-12a) und (2-12) in ihrem Kasusverhalten enger zueinander verhalten als jeweils zu (2-12b). Weitere Beobachtungen Schindlers sind, dass einzig die P RÄDI - ZIERENDEN Z USÄTZE von keinerlei Negationsoperationen (sowohl Sonderals auch Satznegation) im Satz betroffen werden (ebd., 261-266) und dass für diese die Adjazenzstellung als die akzeptierteste (wenn nicht einzig mögliche) Position angesehen wird (ebd., 258-261). Im Hinblick auf das Phänomen der erweiterten Apposition kann also resümiert werden: Schindler gewinnt den Bereich der Zusätze durch das angeführte Satzmodell und differenziert dann den Bereich der Zusätze mit Hilfe zweier operationaler Verfahren weiter. Der Appositionsprototyp wird durch die Erweiterungsmöglichkeit mit übrigens und bekanntlich sowie die Paraphrasierbarkeit mit einem Kopulasatz identifiziert. Im Hinblick auf die sich aus der Forschungsdarstellung ergebenden Fragestellungen bietet Schindler folgende Klärungen: Die Möglichkeit der rekursiven Erweiterung des Appositivs ist bei Schindler vorgesehen, Einschaltungsmuster, kategoriale Füllung, Position und Tilgung gelten als Zuordnungskriterien. Auch in semantischer Hinsicht (Restriktivität, Referenz, Inklusion vs. Äquivalenz, Paraphrase-Beziehung zum Kopulasatz sowie Wahrheitswert und Negationsoperation) ist der Appositionsprotoyp bestimmt. Es scheint vor allem der pragmatische Bereich zu sein, der Schindler weniger beschäftigt hat; über das „illokutive Potential“ von <?page no="85"?> Der Ansatz Schindlers 81 Appositiven findet man bei Schindler in der Zusammenstellung der Kernmerkmale der Apposition keine Festlegungen, zur Einschätzung der sprecherpräsentischen Wirkung liefert auch der Beitrag Schindlers kaum Neues. 65 Die Klassifikation der Zusätze mit Funktionslexem hingegen führt über das hinaus, was bis dahin in Arbeiten zur Apposition abgehandelt wurde. Dabei ist zu beachten, dass Schindler sich auf nur wenige Ordnungskriterien zur Klassifikation verlässt. Die Ursache dafür liegt in der Entscheidung, welche Ausdrücke als Funktionslexeme zugelassen werden. Zur Vorgehensweise bei der Auswahl der untersuchten Funktionslexeme schreibt Schindler: „Um zu einer einigermaßen repräsentativen Datensammlung zu gelangen, wurde versucht, möglichst viele Funktionslexeme zu erfassen. Dabei wurden i. d. R. nur nicht-satzformatige (bzw. verblose) Ausdrücke erfaßt; Ausdrücke wie ich wiederhole (es): oder oder wie wir uns eigentlich ausdrücken müssen werden weitgehend außer acht gelassen - auch Partizipialphrasen (etwas mehr technisch ausgedrückt usw.) werden nur marginal berücksichtigt.“ (Schindler 1990, 233f.) Damit bleibt unklar, nach welchen Maßgaben Schindler „gesammelt“ hat; aus einer Anmerkung (ebd., 233, Anm. 1) geht aber hervor, dass eine ganze Reihe von Ausdrücken den „kriterialen Zusätzen“ von Altmann (1981), den „Paraphraseankündigungen“ von Rath (1975) und den „Korrektur- und Bestätigungssignalen“ von Ortner (1985) entnommen sind. Zur Vorgehensweise schreibt Schindler weiter: „Zunächst folgt eine alphabetische Übersicht über mögliche zur Verfügung stehende Lexeme, die zwar für sich keine Vollständigkeit beanspruchen kann, aber über bisherige Darstellungen an Umfang hinausgeht. Dabei wird ggf. die Wortartenzugehörigkeit, die syntaktische Funktion und die semantische Leistung angegeben. Die semantische Funktion erachte ich als wichtigen Ordnungsfaktor, doch wird dieser später natürlich mit den syntaktischen Eigenschaften der Zusatzmuster in Beziehung gesetzt, um zu relevanten Klassen zu gelangen.“ (ebd., 234) In der bereits wiedergegebenen Klassifikation der Zusätze ist augenfällig, was Schindler mit der Einstufung der semantischen Funktion als wichtigem Ordnungsfaktor meint: Verfolgt wird vor allem eine grundlegende Fragerichtung, nämlich die nach dem semantischen Verhältnis zwischen Basis und Appositiv. Dabei stehen „mengentheoretische“ Erwägungen im Vordergrund - zudem bleiben bestimmte Zuordnungen 65 Schindler geht unter der Überschrift ‚Sprecherdivergenz und Sprecherpräsenz’ nur auf den Aspekt der Divergenz ein (1990, 316f.). <?page no="86"?> Positionen der Appositionsforschung 82 innerhalb der Zusammenstellung fragwürdig. 66 Wie sehr die Aufstellung der Zusätze mit Funktionslexem von einer Semantik der Menge geprägt ist, zeigt sich nicht zuletzt an den von Schindler gebildeten Beispielen, in deren Großteil die Basis mit Quantifikatoren versehen ist. Diese Beschränkungen schlagen sich dann auch nieder, wenn man einmal die von Schindler untersuchten Funktionslexeme auflistet: allgemeiner (gesagt), also, anders gesagt, ausgenommen, ausgeschlossen, ausschließlich, beispielsweise, bekanntlich, besonders, bzw., d. h., deutlicher (gesagt), einschließlich/ eingeschlossen, etwa, ferner, genauer, hauptsächlich, ich meine, in erster Linie, insbesondere, ja, konkret, korrekt(er), (zu)meist, m. a. W., namentlich, nämlich, nein, nicht so sehr, nochmals, obendrein, oder besser, präziser (gesagt), so auch, und zwar, überdies, überhaupt, überwiegend, übrigens, unter anderem, vielmehr, vor allem, vornehmlich, weniger, wie auch, z. B., zudem Schindler selbst merkt an, dass „die Anzahl möglicher Funktionslexeme sehr groß ist“ und Ausdrücke wie technisch gesprochen und überspitzt formuliert nicht berücksichtigt worden seien - Schindlers Aufstellung ist somit von vornherein als offene Liste (vgl. ebd., 235) angelegt. Dass Schindler der Meinung sein kann, dass sich „der ‚Schaden‘ [...] jedoch in Grenzen halten“ (ebd.) dürfte, erklärt sich aus der Tatsache, dass Schindler einen bestimmten Ausschnitt möglicher Erweiterungen im Auge hat. So gibt er zwar an anderen Stellen seiner Abhandlung an, dass auch sog. Textkonnektoren wie z. B. dennoch, wenigstens oder trotzdem (ebd., 80) sowie „Gradpartikeln, Satzadverbien, freie Angaben (temporale Adverbphrasen)“ (ebd., 92) das Appositiv erweitern können, in die Aufstellung der Erweiterungsausdrücke und somit in die Klassifikation der Zusätze gehen diese Ausdrücke jedoch nicht ein. Was Schindler auf diese Weise geordnet präsentiert, ist eine Aufstellung der semantischen Relationen 66 So kann man fragen, warum im Beispiel (12.8) nicht auch das Funktionslexem d. h. eingefügt werden kann (Viele Haiarten, d. h. Hammer- und Blauhaie, sind gefürchtet) - zwar ist dann eine Erweiterung mit und zwar nicht mehr möglich, dennoch ergibt sich ein wohlgeformter Satz. Die Erweiterung durch und zwar scheint demnach kein gutes Kriterium zur Unterscheidung S PEZIFIZIERENDER und N ICHTSPEZIFIERENDER Z USÄTZE zu sein. Zudem lässt sich fragen, ob nicht A LTERNATIVE N ENNENDE Z USÄTZE und H INZUFÜGENDE Z USÄTZE semantisch sehr nahe verwandt sind oder ob beispielsweise (12.11) Viele Vogelarten, weniger die Bussarde, wurden gejagt nicht auch als spezifierender Zusatz gelten kann, indem durch den Z URÜCKNEHMENDEN Z USATZ die Menge der Vogelarten insofern spezifiziert wird, als die Bussarde nicht mehr zu ihnen zu zählen sind. - Im Detail ergeben sich viele solcher Fragen, denen hier im Einzelnen nicht nachgegangen wird. <?page no="87"?> Der Ansatz Schindlers 83 zwischen Basis und Appositiv unter Berücksichtigung der damit kompatiblen Funktionslexeme, was hingegen fehlt (und wohl auch nicht in der Absicht Schindlers liegt), ist eine Binnendifferenzierung der Funktionslexeme. Es muss also in Rechnung gestellt werden, dass Schindler seine Überlegungen zu den Zusätzen mit Funktionslexemen weniger zur Beschreibung des Bereichs der Funktionslexeme als vielmehr zur Abgrenzung des Prototypen von anderen appositionsverdächtigen Einheiten heranzieht. Es bleiben eine ganze Reihe von Anknüpfungspunkten für weitergehende Klärungen; etwa, wie sich ein Ausdruck wie nein: , der ausschließlich in Korrekturzusammenhängen und ohne die Möglichkeit der Kombination mit anderen Erweiterungsausdrücken auftritt, zu einem Ausdruck wie d. h. verhält, mit dem eine Vielzahl von semantischen Funktionen des Appositivs bezüglich der Basis ausgeübt werden kann. Offen ist bislang auch, ob die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten bzw. -unmöglichkeiten nicht auf qualitative Differenzen zwischen den Funktionslexemen hinweisen. So liegt die Vermutung nahe, dass es pragmatisch zu beschreibende Gründe dafür gibt, die sich nicht auf die semantischen Relation zwischen Appositiv und Basis reduzieren lassen. Demnach wäre es erforderlich, Funktionslexeme nicht ausschließlich im Hinblick auf das semantische Verhältnis zwischen Basis und Appositiv zu betrachten. <?page no="89"?> 3 Das erweiterte Appositiv 3.1 Zum Begriff des erweiterten Appositivs Bevor in den folgenden Kapiteln Überlegungen zur Topologie, zu sprechakt- und konversationstheoretischen Aspekten und zur textlinguistischen Betrachtung des erweiterten Appositivs angestellt werden, soll zunächst der zugrunde gelegte Appositionsbegriff und der Begriff ‚Erweiterungsausdruck‘ geklärt werden. 3.1.1 Appositiv und Zusatz Wie dargestellt, wird sowohl im Beitrag von Schindler (1990) als auch in dem von Lawrenz (1993) eine Neubestimmung des Appositionsbegriffs vorgeschlagen. Während Schindler den Terminus Apposition zugunsten des Terminus Zusatz im Verlauf seiner Abhandlung aufgibt (wobei er jedoch den P RÄDIZIERENDEN Z USATZ mit dem Prototyp der Apposition identifiziert), steht am Ende der Arbeit von Lawrenz die Bemerkung, dass nur die an DP-adjungierten Attribute als Appositionen bezeichnet werden sollten. 67 Diese Vorgehensweisen führen dazu, dass ein klar umrissener Begriff ‚Apposition‘ zustande kommt, unter den eine verhältnismäßig kleine Gruppe von Konstruktionen fällt. Zugleich erfolgt eine Festlegung auf Kriterien, die als „wesentlich“ geltend gemacht werden für die Bestimmung einer Konstruktion als Apposition; Schindler z. B. erachtet neun von zweiundzwanzig Kriterien, die in den Beiträgen zur Apposition genannt werden, als relevant (Schindler 1990, 18-46). Die Festlegung auf ein bestimmtes Bündel von Kriterien kann dazu führen, dass verwandte Nachstellungskonstruktionen aus dem Bereich der Apposition ausgegliedert werden, wie es Lawrenz vorschlägt, sie kann sogar, wie bei Schindler, dazu führen, dass der Begriff Apposition sich auflöst zugunsten einer neuen Terminologie der Zusätze. Die Unterscheidungen und Kriterien, die bereits erarbeitet worden sind, sind als wertvoll zur Beschreibung des Phänomenbereichs anzuerkennen; ebenso, dass bestimmte Phänomene auszugliedern und einem anderen grammatischen Begriff zuzuordnen sind, wie es etwa mit der sog. engen Apposition geschehen ist. Am grammatischen Terminus 67 Vgl. zu Schindler Kap. 2.4, zu Lawrenz Kap. 2.1.2.2.3. <?page no="90"?> Das erweiterte Appositiv 86 Apposition wird hier dennoch festgehalten. In der Untersuchung des erweiterten Appositivs verwende ich die Termini Appositiv und Prototyp synonym. Sie entsprechen dem vorgestellten Prototyp der Apposition (also dem P RÄDIZIERENDEN Z USATZ ) bzw. der von Lawrenz als DP- Adjunkt bestimmten Konstruktion. In den nachfolgenden Kapiteln wird die Absicht verfolgt, diesen Begriff des Appositivs weiter zu schärfen. Vergleichend werde ich Konstruktionen untersuchen, die ebenfalls vom Phänomen der Erweiterung betroffen sind, die jedoch nicht unter diesen Begriff fallen, sondern den Zusätzen (mit Ausschluss des P RÄDIZIERENDEN Z USATZES ) im Sinne Schindlers zugehören (vgl. Kap. 2.4). Für diese hier in Anlehnung an Schindler künftig als erweiterte Zusätze bezeichneten, nicht-appositionellen Konstruktionen gelten die folgenden Merkmale: (1) Der nachgetragene Zusatz ist Teil einer Konstruktion aus Bezugselement des Trägersatzes und Zusatz, wobei als Bezugselement eine Nominalphrase, ein Nomen oder ein Pronomen in Frage kommt. Der Zusatz kann als Nominalphrase, Nomen, Adjektivphrase oder Präpositionalphrase auftreten und enthält einen Erweiterungsausdruck. (2) Der erweiterte Zusatz ist schriftsprachlich graphematisch herausgehoben durch Kommas, Rundklammern oder Gedankenstriche. (3) Der Zusatz ist im Gegensatz zum Appositiv des Prototyps mit der Proposition des Trägersatzes amalgamiert und nicht stets elidierbar. (4) Zusätze werden von Negationsoperationen im Trägersatz affiziert und sind nicht kopulasatzparaphrasierbar. (5) Erweiterte Zusätze können mit Attributen versehen sein. Dieser im Vergleich zur Beschreibung des Appositionsprototyps merkmalsärmere Begriff erlaubt es, eine Eingrenzung der nachfolgend untersuchten Konstruktionen vorzunehmen. Neben dem Prototyp (3-1) Walter Stäger, übrigens seit zwei Wochen amtl. anerkannter Pilzkonrolleur, E96/ OKT.24220 Züricher Tagesanzeiger, 02.10.1996, S. 19, Ressort: Stadt Zürich; Pilze, der edlere Fast food fallen unter den Begriff auch die folgenden Konstruktionen, die zwar als nachgetragene Zusätze, nicht aber als Appositionskonstruktionen betrachtet werden: (3-2) Diverse Attraktionen, unter anderem ein Occasionsmarkt, A98/ JUL.524432 St. Galler Tagblatt, 02.07.1998, Ressort: RT-ORT; Brücke wird saniert <?page no="91"?> Zum Begriff des erweiterten Appositivs 87 (3-3) An Zuständen, vielmehr Missständen, E97/ JUL.17572 Züricher Tagesanzeiger, 22.07.1997, S. 23, Ressort: Leserbriefe; Schweizer Mitschuld (3-4) Die Lohnstückkosten, also die nominellen Lohnkosten pro Produkteinheit, R97/ JUL.50732 Frankfurter Rundschau, 01.07.1997, S. 1, Ressort: N; Vermögen wuchs in vier Jahren um mehr als ein Fünftel (3-5) Die Schönheit, überhaupt das äußere Aussehen, M98/ 809.73615 Mannheimer Morgen, 05.09.1998, Unterhaltung; Wie man eine Ehe anbahnt (3-6) der Klubobmann (d. i. Jörg Haider) V97/ NOV.62193 Vorarlberger Nachrichten, 14.11.1997; HINTERGRUND Aus Appositionsdefinitionen, die als relevantes Merkmal die Kopulaparaphrasierbarkeit annehmen, fallen (3-2) und (3-5) dadurch heraus, dass mit dem Zusatz eine Teilmenge bzw. eine Verallgemeinerung benannt wird. Auch die (Teil-)Korrektur in (3-3) erweist sich als nicht kopulasatzparaphrasierbar. Auch zu Fällen wie (3-4) und (3-6) stellt Schindler fest, dass sie nicht mit einem Kopulasatz paraphrasierbar seien, „sie prädizieren nichts über ihr Bezugselement“ (Schindler 1990, 88); weil Basis und Appositiv extensionsgleich sind, fallen die Konstruktionen nicht unter den Prototyp. 3.1.2 Erweiterungsausdrücke Sowohl Appositive als auch Zusätze können oder müssen mit Erweiterungsausdrücken versehen sein, wobei Kombinationsrestriktionen gelten. Nicht jedes Appositiv und nicht jeder Zusatz kann mit jedem Erweiterungsausdruck kombiniert werden, vielmehr gelten Beschränkungen, die sich vor allem aus dem semantischen Verhältnis zwischen Bezugselement und Appositiv bzw. Zusatz ableiten lassen. Die Gruppe der möglichen Erweiterungsausdrücke ist ausgesprochen heterogen; wie Schindler bemerkt, kommen neben den von ihm untersuchten Funktionslexemen insbesondere die sog. Textkonnektoren als Erweiterungsausdrücke in Frage (Schindler 1990, 80), außerdem sind, wie einleitend erwähnt, diktumscharakterisierende Ausdrücke zu berücksichtigen. Für die vorliegende Untersuchung wurde daher zunächst eine Auflistung von Erweiterungsausdrücken erstellt, die der Heterogenität der Erweiterungsausdrücke Rechnung zu tragen versucht. In die Auswahl der dreihundert untersuchten Ausdrücke sind erstens die Ausdrücke der <?page no="92"?> Das erweiterte Appositiv 88 Auflistung der Funktionslexeme Schindlers aufgenommen (vgl. ebd., 237- 249). Zweitens gingen die von Schindler zwar angesprochenen, aber nicht näher untersuchten Textkonnektoren in das Korpus ein. Dazu wurden die im Handbuch der deutschen Konnektoren aufgelisteten Konnektoren (Pasch/ Brauße/ Breindl/ Waßner 2003, 696-732), die sich formal in Appositions- und Zusatzkonstruktionen der oben genannten Definitionen einsetzen lassen, aufgenommen. Ausschlaggebend für die Berücksichtigung des Bereichs der Konnektoren ist die Beobachtung, dass bestimmte Merkmale des Prototyps, insbesondere die Kopulasatzparaphrasierbarkeit und Nichtaffizierbarkeit durch Negationsvorgänge im Trägersatz, Appositive in die Nähe der von den Satzkonnektoren betroffenen Größen rücken. Dies wird deutlicher, wenn man die von Pasch/ Brauße/ Breindl/ Waßner (2003) vorgeschlagene Definition von Konnektoren betrachtet: „Als ‚Konnektoren‘ sehen wir im Deutschen diejenigen Ausdrücke x an, die folgende Merkmale (M) aufweisen: (M1) x ist nicht flektierbar. (M2) x vergibt keine Kasusmerkmale an seine syntaktische Umgebung. (M3) Die Bedeutung von x ist eine zweistellige Relation. (M4) Die Relate der Bedeutung von x sind Sachverhalte. (M5) Die Relate der Bedeutung von x müssen durch Sätze bezeichnet werden können.“ (Pasch/ Brauße/ Breindl/ Waßner 2003, 1) Das unter (M2) genannte Merkmal trifft nicht auf alle auftretenden Erweiterungsausdrücke zu, so können etwa auch die kasusregierenden Präpositionen ausgenommen, einschließlich und entsprechend auftreten; es trifft jedoch auf alle Appositive des Prototyps zu, da nur Zusätze mit Präpositionen erweitert werden können (siehe Anhang). Die Merkmale (M3) bis (M5) lassen sich in einen engen Zusammenhang mit dem Prototyp bringen: Auf dessen grundlegendes Merkmal der Prädikativität, das sich operational in der Kopulasatzparaphrasierbarkeit ausdrücken lässt, ist es zurückzuführen, dass mit der Äußerung von Trägersatz und Appositiv zwei Sachverhalte thematisiert werden, die durch Sätze bezeichnet werden können. Im Vorgriff auf die nachfolgenden Kapitel lässt sich zudem sagen, dass im Gegensatz zu den Zusätzen die Erweiterungsausdrücke im Prototyp wie Satzkonnektoren fungieren, indem sie ihre Relate, die Trägersatzproposition und die Appositivproposition, 68 ins Verhältnis setzen. Einen Teil der in Appositiven des Prototyps auf- 68 Der Nachweis, dass Appositive des Prototyps Propositionsstatus innehaben, erfolgt in Kap. 3.3. <?page no="93"?> Zum Begriff des erweiterten Appositivs 89 tretenden Erweiterungsausdrücke könnte man daher auch als „Appositivkonnektoren“ bezeichnen. Drittens schließlich wurde ein Teil der von Hagemann (1997, 197-201) aufgelisteten Diktumscharakterisierungen berücksichtigt. Die Auswahl aus dieser ohnehin „prinzipiell unabschließbar[en]“ (ebd., 197) Auflistung von Ausdrücken konnte nur nach dem subjektiven Kriterium der Wahrscheinlichkeit des Auftretens in Appositiven erfolgen, welche Ausdrücke ausgewählt wurden, ist der im Anhang nachzulesenden Auflistung zu entnehmen. Das Vorkommen dieser Auswahl von Erweiterungsausdrücken in Appositiven und Zusätzen wurde mit Hilfe der IDS-Korpora zum geschriebenen Deutsch nachgewiesen; dabei konnten 150 Erweiterungsausdrücke belegt werden, fast durchgehend in Pressetexten. 69 Aus den Belegen wurde ein reduziertes Korpus erstellt, das einen Überblick über die Erweiterungsmöglichkeiten des Appositivs gestattet. Dem Anhang ist zu entnehmen, nach welchen Ausdrücken gesucht wurde, welche Ausdrücke belegt und welche Ausdrücke nicht belegt werden konnten. Nachfolgend sind überblickartig die Wortklassen angeführt, denen die belegten Erweiterungsausdrücke angehören. Exemplarisch werden jeweils einige der Erweiterungsausdrücke angeführt. Natürlich enthält diese Darstellung all die Probleme, die sich mit Wortartenbzw. Wortklasseneinteilungen immer verbinden. Allein die Einordnung der als Erweiterungsausdrücke auftretenden Adverbien, die zum „Widerspenstigsten und Unübersichtlichsten, was die deutsche Grammatik zu bieten hat“ gehören (Eisenberg 1994, 204), führt zu diversen Problemen. Da das hier vorrangige Interesse jedoch nicht in einer Diskussion der Wortklasseneinteilung bestehen kann, empfiehlt sich die Festlegung auf eine bestimmte Grammatik, um die Nachvollziehbarkeit der Einteilung zu gewährleisten. Grundlage der folgenden Einteilung ist die Deutsche Grammatik von Gerhard Helbig und Joachim Buscha (Helbig/ Buscha 2004). 69 Die Suchstrategie war durch die Kombination von Einschaltungsmarkierung und rechts von der Einschaltungsmarkierung auftretendem Erweiterungsausdruck bestimmt. Die Treffermenge wurde auf 2000 Belege pro Erweiterungsausdruck begrenzt. Aus diesen Belegen wurden jeweils die Zusatz- und Appositionskonstruktionen nach den o. g. Definitionen herausgefiltert. Nur ein Teil dieser Belege ist in das in dieser Arbeit verwendete Korpus eingegangen. Der dem Anhang beigefügte Datenträger dokumentiert die Zusammenstellung aller Belege. Auf ihm sind neben eindeutig appositionellen Konstruktionen und Zusätzen zum Teil auch Zweifels- und Grenzfälle verzeichnet. <?page no="94"?> Das erweiterte Appositiv 90 Als Erweiterungsausdrücke im Appositiv bzw. im Zusatz kommen in Frage: − Adverbien 70 − temporal, z. B. alsbald, anfangs, einst, inzwischen, nunmehr, vorher, zuletzt - modal, z. B. auch, ebenfalls, gleichfalls, insoweit, überdies - kausal, z. B. deswegen, gegebenenfalls, somit - Konjunktionaladverbien 71 , z. B. folglich, jedenfalls, ohnehin, übrigens, vielmehr, zudem − parenthetische Adverbialien 72 , z. B. anders gesagt, besser gesagt, deutlicher formuliert, deutlicher gesagt, exakter, im Klartext, korrekter − Pronominaladverbien 73 , z. B. dadurch, danach, davor − Partikeln 74 , z. B. bloß, eh, etwa, immerhin, lediglich, sogar, überhaupt − Modalwörter 75 , z. B. allemal, bekanntlich 70 Unter Adverbien verstehen Helbig/ Buscha unflektierbare, satzgliedwertige, adverbial, attributiv und prädikativ verwendete Ausdrücke, die als Antwort auf Ergänzungsfragen verwendet werden können. Semantisch geben Adverbien die Umstände eines Sachverhaltes (temporal, kausal, modal und lokal) an (vgl. Helbig/ Buscha 2004, 306f. und 420). 71 Zu den Konjunktionaladverbien vgl. Helbig/ Buscha (2004, 308). Als entscheidend für die Abgrenzung von jedenfalls, ohnehin, übrigens, vielmehr von den Modalwörtern nennen Helbig/ Buscha die Kriterien, dass die fraglichen Ausdrücke nicht als Antworten auf eine Entscheidungsfrage verwendet werden können und semantisch „keine Modalität im strengen Sinne“ ausdrücken (vgl. ebd., 436f.). 72 Die bei Helbig/ Buscha unter der Überschrift „Modalwort-ähnliche Ausdrücke“ geführten parenthetischen Adverbiale - hier auch als Diktumscharakterisierung bezeichnet - sind folgendermaßen definiert: Bei ihnen „handelt es sich um Kommentare - allerdings nicht zum ausgedrückten Sachverhalt […], sondern zum Sprechakt bzw. der Form des Sprechaktes selbst“ (Helbig/ Buscha 2004, 437). 73 Die Pronominaladverbien gliedern Helbig/ Buscha aus der Wortklasse der Adverbien aus und zählen sie zu der Klasse der Prowörter (vgl. Helbig/ Buscha 2004, 236-239 und 308). 74 „Aus der Klasse der Adverbien werden auch die Partikeln ausgesondert, obwohl sie teilweise die gleiche Position wie die Adverbien im Satz einnehmen.“ Anders als Adverbien sind Partikeln nicht satzgliedwertig, geben keine selbstständigen Antworten auf Ergänzungs- oder Entscheidungsfragen, sie „berühren semantisch die Wahrheitsbedingungen von Sätzen nicht“ (Helbig/ Buscha 2004, 308 und 420). 75 Die Modalwörter werden von Helbig/ Buscha als eigene Wortklasse geführt, wenngleich sie sich morphologisch und in den Stellungseigenschaften von den Adverbien nicht unterscheiden lassen (vgl. Helbig/ Buscha 2004, 430). „Die Modalwörter bezeichnen nicht das objektive Merkmal des Geschehens (wie die Adverbien), sondern drücken die subjektiv-modale Einschätzung des Geschehens durch den Sprechenden aus.“ (ebd., 432) <?page no="95"?> Topologische Aspekte 91 − Konjunktionen 76 , z. B. bzw., d. h., d. i., entweder - oder, sowohl - als auch, weder - noch − Subjunktionen 77 , z. B. gleichwohl, obgleich, obzwar, sofern, wenngleich − Präpositionen 78 , z. B. ausgenommen, einschließlich, entsprechend 3.2 Topologische Aspekte 3.2.1 Das Appositiv in der Topologie der Nominalphrase Das traditionelle topologische Modell des deutschen Satzes mit den in Abhängigkeit von der Stellung finiter und infiniter Verbteile angenommenen drei Feldern Vorfeld, Mittelfeld, Nachfeld sowie der das Vor- und Mittelfeld abgrenzenden linken Satzklammer und der das Mittel- und Nachfeld abgrenzenden rechten Satzklammer erlaubt es, generalisierende Aussagen zu machen u. a. hinsichtlich des Stellungsverhaltens von Satzgliedern, hinsichtlich der kategorialen Füllung von bestimmten Bereichen des Satzes und hinsichtlich der Anzahl möglicher Satzglieder in bestimmten Feldern. Die Annahme von Stellungsfeldern kann jedoch nicht nur auf der Ebene des Satzes zur Beschreibung des Verhaltens von Satzgliedern verwendet werden, sie kann auch auf die Ebene der Phrase übertragen werden, um die Wortfolge innerhalb der Phrase näher zu beschreiben. Auch wenn die Topologie der Nominalphrase „viel weniger ausführlich“ (Eisenberg 1999, 400) behandelt worden ist als das topologische Modell des Satzes, bieten die Übertragungen des topologischen Modells von der Satzauf die Phrasenebene, wie sie etwa in Deutsche Grammatik von Engel (1991, 603-648), von Sitta im Duden - Die Grammatik (Duden 1998, 661-664 und 827-828) oder von Harald Weinrich in der Textgrammatik der deutschen 76 Unter Konjunktionen verstehen Helbig/ Buscha üblicherweise als koordinierende Konjunktionen bezeichnete, unflektierbare, nichtsatzgliedwertige Fügewörter, die gleichwertige Satzglieder, Satzgliedteile oder Sätze ohne Kasusforderung verknüpfen (vgl. Helbig/ Buscha 2004, 351f.) 77 Subjunktionen (sonst: subordinierende Konjunktionen) unterscheiden sich nach Helbig/ Buscha von den Konjunktionen dadurch, dass sie keine Satzglieder und Satzgliedteile verknüpfen, sondern ausschließlich ungleichwertige syntaktische Einheiten. Subjunktionen üben Einfluss auf die Wortstellung in den von ihnen eingeleiteten Sätzen aus (vgl. Helbig/ Buscha 2004, 351f.). 78 Mit Helbig/ Buscha werden unter Präpositionen unflektierbare, nichtsatzgliedwertige Fügewörter verstanden, die keine Satzglieder oder Sätze, sondern Wörter und Wortgruppen verknüpfen. Von ihnen werden Wörter bzw. Wortgruppen im Kasus regiert (vgl. Helbig/ Buscha 2004, 351). <?page no="96"?> Das erweiterte Appositiv 92 Sprache (2003, 355-364) vorgeschlagen werden, ein nützliches Werkzeug zur Beschreibung des Stellungsverhaltens der Bestandteile der Nominalphrase. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass sich für die Nominalphrase zwei Felder links und rechts des Kerns der Phrase nachweisen lassen. Engel schreibt zur Übertragbarkeit des Modells der Topologie des Satzes und zur Begründung der Annahme zweier Felder: „In der Oberflächenstruktur erscheinen alle Satelliten nach bestimmten Regeln um das Nomen als Kern herum angeordnet: einige stehen vor dem Nomen, andere hinter dem Nomen; gewisse Satelliten können, unter jeweils genauen Bedingungen, vor oder hinter dem Nomen stehen, einige wenige können, obwohl sie Satelliten des Nomens sind, von diesem getrennt werden. Diese geregelte Abfolge innerhalb der Nominalphrase legt eine Sehweise nahe, wie wir sie ähnlich schon beim Satz angewandt haben […]. Wie wir beim Satz drei Felder unterscheiden, die durch ihre Stellung zum verbalen Kern charakterisiert sind, so unterscheiden wir nun bei der Nominalphrase zwei Stellungsfelder: ein Vorfeld (links vom nominalen Kern) und ein Nachfeld (rechts vom nominalen Kern). Die detaillierte Beschreibung der Satelliten des Nomens wird sich an diesen beiden Feldern orientieren.“ (Engel 1991, 605f.) Engel warnt jedoch sogleich: „Man muß sich dabei allerdings immer vor Augen halten, dass die Termini ‚Vorfeld‘ und ‚Nachfeld‘ hier ganz anderes meinen als im Bereich des Satzes“ (ebd.). Eisenberg (1999, 400) sieht „die Gefahr einer Projektion von Eigenschaften des Satzes auf die NGr“. Wie er nachweist, kann vor allem der Begriff ‚Verbalklammer‘, wie er zur Beschreibung des Satzes angewendet wird, nicht im Sinne einer Analogie auf die Ebene der Nominalphrase übertragen werden, da sich eine Nominalklammer in verschiedener Hinsicht grundlegend von der Verbalklammer unterscheidet. 79 Auch Schmidt kommt nach der Diskussion verschiedener Rahmenbegriffe (d. h. Klammerbegriffe), die auf die Nominalphrase angewendet wurden, zu dem Ergebnis, dass sich eine Analogie zwischen der Verbalklammer des Satzes und einer Nominalklammer der Nominalphrase nicht herstellen lässt (Schmidt 1993, 137-144). Die Übertragung der Topologie des Satzes auf die Ebene der Phrase ist nur mit Vorbehalt möglich: Wenn im Folgenden die Apposition 79 So lassen sich z. B. Unterschiede in der Adjazenz zwischen finiter und infiniter Verbform einer Verbalklammer einerseits sowie Artikel und Substantiv der Substantivgruppe andererseits feststellen; die infinite Verbform wird von der finiten statusregiert, der Artikel jedoch nicht vom Substantiv; die Annahme einer Klammer in der Nominalphrase müsste mehrere Bestandteile aufweisen können usw. (vgl. Eisenberg 1999, 403) <?page no="97"?> Topologische Aspekte 93 mit Hilfe des topologischen Ansatzes beschrieben wird, so erfolgt dies mit der Einschränkung, „daß es im Bereich vor dem Kern der NGr verschiedene Klammereffekte gibt, nicht aber eine Klammer mit ähnlichem Status wie ihn die Verbalklammer im Satz hat“ (Eisenberg 1999, 403). Zur Orientierung kann das Modell der Topologie der Nominalphrase, wie es Sitta im Grammatik-Duden (Duden 1998, 827) vorstellt, dienen. Sitta schreibt: „Im Kern einer komplexen Substantivgruppe steht regulär ein Substantiv oder ein substantiviertes Wort anderer Wortart. Im Kapitel 2.4 [Der Satzgliedinnenbau - Kern- und Gliedteile, J. C. F.] hatten wir feststellen können, dass Attribuierungen sowohl links als auch rechts vom Kern vorkommen. Analog zu der Einteilung nach Stellungsfeldern im Satz können wir nun auch Stellungsfelder im Satzglied unterscheiden. Dabei ergibt sich folgende Einteilung: Begleiterfeld Kern Nachfeld “ (Abb. nach Duden 1998, 827) Nach dieser Übertragung auf die Satzgliedebene führt Sitta für die Substantivgruppe weiter aus, dass im Begleiterfeld Pronomen im weitesten Sinn auftreten und zwischen dem Pronominalteil und dem Kern bestimmte attributive Adjektive sowie Partizipien, die dann ebenfalls dem Begleiterfeld zugerechnet werden, stehen. Zudem treten attributive Genitive, darunter auch Namen, auf (ebd., 827f.). Das Nachfeld kann nach Sitta mit attributiven Genitiven, attributiv verwendeten Adverbien und Präpositionalgruppen, seltener mit Adjektiven und Adjektivgruppen besetzt werden (ebd., 828f.). Zwar führt Sitta im Abschnitt Die Wortstellung innerhalb komplexer Substantivgruppen das Appositiv nicht als möglichen Bestandteil des Nachfelds auf, für die Appositionskonstruktion der lockeren Apposition erscheint jedoch die Annahme am nahe liegendsten, sie verteile sich so auf die dargestellten Felder, dass die Basis das Kernfeld und ggf. das Begleiterfeld sowie ggf. das Nachfeld besetzt, das nachgestellte Appositiv hingegen ausschließlich im Nachfeld seinen Platz hat. Die Gesamtkonstruktion aus Basis und Appositiv wäre dann als komplexe Substantivgruppe zu beschreiben, die sich aus Kern und Gliedteilen zusammensetzt, wobei die Gliedteile ihrerseits aus komplexen Phrasen bestehen können. (Ein solches Verständnis verträgt sich übrigens gut mit der bereits dargestellten generativgrammatischen Beschreibung von Appositiven als Teil der Nominalresp. Determinansphrase.) <?page no="98"?> Das erweiterte Appositiv 94 Wie gesagt: Eine solche Zuordnung des Appositivs zum Nachfeld nimmt Sitta in diesem Zusammenhang nicht vor. Er führt jedoch an anderer Stelle Appositionen als Gliedteile von Substantivgruppen auf (ebd., 661f.), zusammen mit den nachgestellten Genitivattributen, die wie erwähnt dem Nachfeld zugeschlagen werden. Da Sitta die Apposition 80 zudem als „eine besondere Form der Attribuierung“ (ebd., 663) bezeichnet, lässt sich schließen, dass das Appositiv ebenso wie das nachgestellte Genitivattribut im Nachfeld positioniert sein müsste. Diese Interpretation scheint schlüssig, Probleme treten jedoch auf, wenn man folgende Definition der Apposition Sittas näher betrachtet: „Appositionen im engeren Sinn sind Teilglieder, die einem anderen Teilglied nachgetragen sind, mit ihm in der Regel kongruieren und hinsichtlich der Stimmführung unter einem eigenen Teilbogen stehen. In schriftlichen Texten sind sie gewöhnlich durch Kommas oder Gedankenstriche abgetrennt. Sie sind sowohl zum Gliedkern als auch zu einem Gliedteil möglich. Zum Kern: Fritz, mein Freund aus der Studienzeit, hat meine Hilfe gern in Anspruch genommen. […] Zu Gliedteilen: Das Zusammentreffen mit Fritz, meinem Studienfreund, gestaltete sich erfreulich.“ (ebd., 664) Dadurch, dass Appositionen (in der hier verwendeten Terminologie Appositive) als Teilglieder bezeichnet werden, während an anderer Stelle von Gliedteilen die Rede ist, kann der Eindruck entstehen, Appositive hätten einen anderen Status als die übrigen Gliedteile und könnten so nicht dem Nachfeld angehören. Für die erwähnte Interpretation des Appositivs als Gliedteil im Nachfeld spricht aber, dass das zweite zitierte Beispiel als auf einen Gliedteil bezogen benannt wird, so dass die Ausdrücke Gliedteil und Teilglied synonym zu verstehen sind. Zudem besteht der Kern der Substantivgruppe gewöhnlich, wie oben zitiert, nur aus einem Substantiv oder einem substantivierten Wort, nicht aber aus mehreren Elementen, so dass das Appositiv nicht dem Kern zuzurechnen ist, dies auch deswegen nicht, weil Appositive (in der Regel) elidiert werden können, ohne dass der Trägersatz ungrammatisch würde, was für den Kern einer Substantivgruppe qua Definition nicht gilt (vgl. dazu ebd., 659). Ich gehe daher davon aus, dass Sitta das Appositiv dem Nachfeld zuordnet. 80 Ein Hinweis zur Terminologie: Sitta versteht unter ‚Apposition’ das, was in dieser Arbeit als Appositiv bezeichnet wird. <?page no="99"?> Topologische Aspekte 95 Die topologische Beschreibung der Apposition auf Satzgliedebene ist folgendermaßen in der graphischen Darstellung wiederzugeben (demonstriert am bereits genannten Beispiel Sittas): (3-7) Begleiterfeld Kern Nachfeld Ø Fritz, mein Freund aus der Studienzeit Nach Sitta (Duden-Grammatik 1998, 664) In diesem Beispiel ist das Begleiterfeld unbesetzt, es kann aber, in Abhängigkeit von der Form der Basis, auch besetzt sein. Sowohl Begleiterfeld als auch Nachfeld lassen sich weiter unterteilen und auf Abfolgeregularitäten hin beschreiben. So gibt Sitta für das Begleiterfeld links der Substantivgruppe einen Pronominalteil und dann vier aufeinander folgende Adjektivteile an (ebd., 828). Regularitäten der Abfolge lassen sich auch für das Nachfeld formulieren, so folgt beispielsweise (zumeist) das Adverb dem attributiven Genitiv im Nachfeld (ebd., 828f.). Engel ordnet die Apposition (in der hier verwendeten Terminologie das Appositiv) den von ihm sog. „Satelliten“ des Nachfelds zu. Eingeleitet mit den Worten „im Nachfeld können folgende Attribute stehen“ (Engel 1991, 611) erfolgt zunächst die Aufzählung der Nachfeldelemente, unter denen auch die Appositionen (= Appositive) geführt werden. In den sich der Aufzählung anschließenden ausführlichen Einzelbetrachtungen der Satelliten des Nachfelds heißt es zur Apposition knapp: „Dieses immer nachgestellte und (mindestens) durch Komma vom regierenden Nomen getrennte Attribut zeichnet sich durch besondere Selbständigkeit aus“ (ebd., 616), und es folgt ein Verweis auf einen Abschnitt speziell zur Apposition, in dem sie unter der Überschrift „Ebenenübergreifende Phänomene“ (! ) behandelt wird (ebd., 806-811). Wie bereits deutlich geworden ist, ist die Zuordnung des nachgestellten Appositivs zu den Attributen als problematisch zu bewerten. Entscheidender ist jedoch, dass Engel die Apposition einerseits als ebenenübergreifendes Phänomen einordnet, andererseits aber behauptet, „unter Appositionen versteht man nachgestellte Attribute“ (ebd.). Diese Zuordnungsschwierigkeit kommt auch zum Ausdruck, wenn Engel seine Ausführungen zur Apposition folgendermaßen beendet: „Auf der anderen Seite fällt die Apposition aus der Reihe der anderen Attribute eben dadurch heraus, daß sie deutlicher vom Kontext und vom <?page no="100"?> Das erweiterte Appositiv 96 Regens abgesetzt ist. Im Grunde genommen ist sie als selbständige Äußerung zu verstehen, die sekundär syntaktisch eingebunden wurde.“ (ebd., 811) Wenn Engel davon spricht, dass die Apposition im Nachfeld der Nominalphrase als Attribut steht, dann ist ein weiter Begriff des Attributs anzulegen. Wie angesprochen, geht Sitta im Grammatik-Duden vergleichsweise kurz auf die Abfolgeregularitäten in der Nominalphrase ein; Engel entwirft ein umfassenderes Bild der Aufteilungen von Vor- und Nachfeld. Im Hinblick auf die Abfolge der Bestandteile der gesamten Nominalphrase entwickelt er die folgende Darstellung 81 : (3-8) Nom. inv Gen. expl. Nom. var Gen. poss. Atr dir NOMEN Gen. subj. Atr exp QuA Atr sit NS Sächs. Gen. Gen. obj. Atr nom KoA Determinat. Adjektiv Nom. inv. Atr prp Nom. var Adj qn - Adj ref - Adj ql - Adj hk - Ad jkl Adj kard - Adj qn’ nach Engel (1991, 636) Für das im Zusammenhang mit der Apposition interessierende Nachfeld rechts vom Nomen formuliert Engel fünf Folgeregeln für mögliche Elemente, die zu dem dargestellten Nacheinander führen. Nachdem die Apposition als Satellit des Nachfelds zwei Mal erwähnt worden ist, taucht 81 Zur Notation: Adj hk - Herkunftsadjektiv; Adj kard - Kardinalzahl; Adj kl - klassifikatives Adjektiv; Adj ql - qualifikatives Adjektiv; Adj qn - quantifikatives Adjektiv; Adj qn’ - restliche quantifikative Adjektive (nach Abzug von Adj kard ); Adj ref - referentielles Adjektiv; Atr dir - direktives Attribut; Atr exp - expansives Attribut; Atr nom - nominales Attribut; Atr prp - präpositionales Attribut; Atr sit - situatives Attribut; Gen. expl. - Genitivus explicativus; Gen. obj. - Genitivus objektivus; Gen. poss. - Genitivus possessivus; Gen. subj. - Genitivus subjektivus; NS - Nebensatz; Nom. inv. - Nomen invarians; Nom. var. - Nomen varians; QuA - Qualitativangabe; KoA - Komintativangabe. Auf die Darstellung der Kombination von Determinativen wurde verzichtet. Für die genaueren Bestimmungen der als Satelliten bezeichneten Bestandteile der Nominalphrase verweise ich auf Engel (1991, 606-632). <?page no="101"?> Topologische Aspekte 97 sie weder in der ersten Tabelle zur Abfolge der Satelliten (ebd., 633) noch in der Darstellung oben explizit genannt auf. Zwar gibt Engel den Hinweis, dass Adjektive als Appositiv „unflektiert hinter dem Nomen“ (ebd., 612) auftreten; allerdings findet sich in der Darstellung auch kein Hinweis darauf, welchem Bereich des Nachfelds solche nachgestellten Adjektive angehören. Die Annahme, dass mit „hinter dem Nomen“ direkt hinter dem Nomen gemeint ist, ist zu verwerfen: (3-9) ein Charakter, schwach wie ein Schilfrohr im Wind, Engel (1991, 612) (3-10) die Reise mit den Kindern damals, die erste meines Lebens, nach Engel (1991, 636) Wie (3-10) zeigt, schließt sich das Appositiv im Gegensatz zum nachgestellten Adjektiv in (3-9) dem situativen Attribut an, und steht damit noch hinter einem Element des Bereichs Atr sit , so dass von direkter Nähe zum Kern der Nominalphrase keine Rede sein kann, das Appositiv erscheint vielmehr am rechten Rand des Nachfelds der Nominalphrase. Dass das Appositiv dem Bereich Atr sit folgen muss, ergibt sich daraus, dass eine Permutation nicht möglich ist: (3-11) *die Reise mit den Kindern, die erste meines Lebens, damals nach Engel (1991, 636) Es stellt sich also die Frage, ob Appositive dem äußerst rechten Bereich des Nachfelds, dem des Nebensatzes, angehören. Aus Engels Feststellung, „wesentlich ist, daß sich die informierenden Angaben [darunter die Appositionen, J.C.F.] als letzte mit dem Nomen verbinden“ (ebd., 646), könnte man dies schließen. Die Bestimmungen zum rechten Rand des Nachfelds (NS), wie Engel sie formuliert, lassen das aber nicht zu, denn im fraglichen Bereich „stehen alle satzartigen Attribute“ (ebd.), und diese Festlegung verträgt sich nicht mit dem letzten der drei Definientia, die Engel für das Appositiv nennt: „Die Apposition hat nie satzartige Form“ (ebd., 806). Ich schlage daher zur Lösung dieses Problems vor, einen weiteren Bereich im Nachfeld für das Appositiv einzurichten, und zwar am äußersten rechten Rand. Das Argument dafür lautet, dass Appositive zwar rechts, nicht aber links von den satzartigen Attributen auftreten können: <?page no="102"?> Das erweiterte Appositiv 98 (3-12) Die Überzeugung, helfen zu müssen, übrigens sein nobelster Gedanke seit langem, hielt nicht lange vor. (3-12a) *Die Überzeugung, übrigens sein nobelster Gedanke seit langem, helfen zu müssen, hielt nicht lange vor. nach Engel (1990, 636) Ein Beleg für eine derartige Konstruktion liegt mir nicht vor; es scheint jedoch so zu sein, dass (3-12) gegenüber (3-12a) als akzeptabler erscheint. Das hat seinen Grund darin, dass das verbativische Attribut helfen zu müssen als Teil der Basis aufzufassen ist, insofern es den Gegenstand der Überzeugung erst konkretisiert - Engel spricht von Ergänzungen, die den Angaben des Nomens vorausgehen (ebd., 639-643). Die modifizierte Übersicht: (3-13) Nom. inv Gen. expl. Nom. var Gen. poss. Atr dir NOMEN Gen. subj. Atr exp QuA Atr sit NS App sächs. Gen. Gen. obj. Atr nom KoA Determinat. Adj. Nom. inv. Atr prp Nom. var Adj qn - Adj ref - Adj ql - Adj hk - Ad jkl Adj kard - Adj qn’ modifiziert, nach Engel (1991, 636) Die Stellung des Appositivs in der Nominalphrase beschreibe ich als am äußersten rechten Rand des Nachfelds gelegen; die Hervorhebung des „Grenzstrichs“ indiziert, dass eine andere Art der Beziehung zum nominalen Kern besteht als aus den anderen Bereichen des Nachfelds heraus. Der Grund für diese Darstellung liegt darin, dass die grammatischen Relationen zwischen Appositiv und Basis anders zu beschreiben sind als die etwa zwischen Attribut und Kernnomen (Verhältnis der „Adordination“ nach Raabe, s. Kap. 2.1.3 bzw. Konstituentoid-Verhältnis nach Schindler, s. Kap. 2.4). Die lineare Darstellung der Topologie der Apposition darf nicht dazu verleiten, das Appositiv als immer auf den Kern der übergeordneten <?page no="103"?> Topologische Aspekte 99 Nominalphrase bezogen zu betrachten. Wie alle Gliedteile können auch die Gliedteile des Nachfelds komplex strukturiert sein und so ihrerseits wiederum Kern und Gliedteile enthalten. Das nachfolgende Beispiel 82 zeigt das: (3-14) Es heißt, er habe den frühen Tod seiner Schwester Fanny, gleichfalls einer enormen Komponier-Begabung, nicht verwunden. R97/ AUG.65215 Frankfurter Rundschau, 18.08.1997, S. 7, Ressort: N; Er gehört, wie Schubert und Brahms, zu den Musik-Jubilaren Vorfeld Kern Nachfeld Det. Adjektiv NOMEN Gen. poss. App den frühen Tod seiner Schwester, Vorfeld Kern Nachfeld Det. Adjektiv NOMEN App seiner Schwester gleichfalls einer enormen Komponierbegabung Wie in (3-14) dargestellt, ist das Appositiv nicht auf den Kern der übergeordneten Nominalphrase bezogen, sondern auf ein Element des Nachfelds der übergeordneten Phrase, in diesem Fall ein Element im Genitivus possessivus-Bereich. Es ist also keineswegs so, dass der Kern der übergeordneten Nominalphrase zugleich Basis des Appositivs sein muss. Basis des Appositivs kann auch der Kern einer untergeordneten Phrase sein, anders ausgedrückt: Das Appositiv kann auch auf den Kern des Gliedteils eines Satzglieds bezogen sein. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass mit einem Appositiv auf Bestandteile anderer Bereiche des Nachfelds einer Nominalphrase Bezug 82 Mit dem Beispiel liegt ein Zweifelsfall vor, da sich das erweiterte Appositiv im Kasus kongruent zu seiner Basis verhält; „üblich“ wäre im Fall der Erweiterung der Nominativ für das Appositiv. <?page no="104"?> Das erweiterte Appositiv 100 genommen werden kann. 83 Dies sei am Beispiel des direktiven Attributs demonstriert: (3-15) Vorfeld Kern Nachfeld Det. Adj. NOMEN Gen. poss. Atr dir App die Reise der Brüder nach Italien , übrigens ein wunderbares Land nach (Engel 1991, 636) Das Modell ermöglicht es, auf den bereits erwähnten Aspekt der Adjazenz in Fällen der Erweiterung näher einzugehen. Wie Schindler für den Appositionsprototyp festhält (vgl. Kap. 2.4), wird gewöhnlich von einer unmittelbaren Rechtsadjazenz ausgegangen, falls nicht weitere Attribuierungen zwischen Basis und Appositiv treten. Für den Prototyp gilt, dass zwischen Basis und das mit übrigens erweiterte Appositiv mehrere Elemente treten können, wie sich im bereits angeführten, hier erweiterten Beispiel (3-10) zeigt: (3-10a) die Reise mit den Kindern damals, [übrigens] die erste meines Lebens, nach Engel (1991, 636) Aus dem topologischen Modell der Apposition ergibt sich, dass das Appositiv die übergeordnete Nominalphrase stets nach rechts begrenzt, auch dann, wenn die Basis des Appositivs ein Element des Nachfelds der übergeordneten Nominalphrase ist. Dies gilt jedoch nicht für alle Zusätze. Die Konstruktionen der nachfolgenden Art, nach Schindler (1990, 253) A LTERNATIVE N ENNENDE Z USÄTZE , die in korrigierender Funktion auftreten, weisen Abweichungen von dieser Regel auf. Der Zusatz kann dann auch innerhalb der Nominalphrase vor weiteren Gliedteilen der Nominalphrase auftreten, in Fällen der Korrektur lässt sich eine klare 83 So weit ich sehe, können im topologischen Modell nach Engel Elemente (mindestens) der ersten drei Bereiche des Nachfelds zur Basis eines Appositivs werden. Unter den von mir ausgewerteten erweiterten Appositionen sind Konstruktionen, deren Basis rechts von den genitivischen Attributen der übergeordneten Nominalphrase stand, nicht vorhanden. <?page no="105"?> Topologische Aspekte 101 Tendenz zur direkten Rechtsadjazenz zum korrigierten Element feststellen: (3-16) Die Ereignisse, nein: events, in den Ferien müssen sich überschlagen: Stille heißt Langeweile, Ruhe bedeutet Versäumnis. R97/ JAN.00504 Frankfurter Rundschau, 04.01.1997, S. 1, Ressort: N; Vom schwierigen Winter im Hochschwarzwald (3-17) Er ist ein wahrer Wolf, nein Hund, im Schafspelz, der Bedlington- Terrier. R98/ SEP.71833 Frankfurter Rundschau, 08.09.1998, S. 2, Ressort: N; Festival der Bedlington-Terrier in Hüttengesäß (3-17) etwa zeigt, dass der Zusatz nein Hund noch vor die Qualitativangabe 84 im Schafspelz treten kann bzw. sogar muss - ein Verhalten, dass für Appositive des Prototyps nicht gilt, da diese gemäß Stellungsfeldermodell auf Qualitativangaben folgen. Die Tendenz zur direkten Adjazenz des korrigierenden Zusatzes zum von ihm korrigierten Bezugselement führt sogar bis zur „Kernspaltung“ einer Nominalphrase, wenn der Kern mit einem Determinativkompositum besetzt ist, dessen Determinans korrigiert wird: (3-18) Eine Dorf-, nein Stadtregierung spielt "beleidigt". R97/ MÄR.24369 Frankfurter Rundschau, 29.03.1997, S. 16, Ressort: N; Die künftige Ausstellung in der Paulskirche Folgende Regularität ist zu formulieren: Totalkorrigierende Zusätze folgen dem von ihnen korrigierten Bezugselement des Trägersatzes in unmittelbarer Rechtsadjazenz. Damit unterscheiden sie sich vom Prototyp, für den die Distanzstellung dann obligatorisch ist, wenn die Nominalphrase Attribute im Nachfeld enthält. Es ist darauf hinzuweisen, dass sich topologisch zwei Stellungsvarianten feststellen lassen, die nicht allein mit einer Topologie der Nominalphrase, sondern im Rahmen der Topologie des Satzes zu beschreiben sind: (1) die vorfeldfüllende Stellung des erweiterten Appositivs und (2) die Stellung von erweiterten Appositiven und Zusätzen im Nachfeld des Satzes. Als Beispiel für die Besetzung des Vorfelds kann (3-19) angeführt werden: (3-19) Halb Survival-Athlet, halb Wilderer, lebt Blank zuletzt verwahrlost im Wald. E00/ FEB.02921 Züricher Tagesanzeiger, 01.02.2000, S. 58, Ressort: Kultur; Staranwalt, berauscht von Zauberpilzen 84 Zur Beschreibung der Qualitativangabe vgl. Engel (1991, 614f.). <?page no="106"?> Das erweiterte Appositiv 102 Altmann spricht in solchen Fällen von „appositionsähnlichen Strukturen“ (Altmann 1981, 53), da die für Appositionen kriteriale Erweiterung mit übrigens nicht möglich ist, und scheidet solch eine Konstruktion somit aus dem Bereich der Apposition aus. Die Nichterweiterbarkeit mit übrigens lässt sich in Fällen wie (3-19) jedoch auch durch die Funktionsbestimmung des Vorfelds erklären: „Das Vorfeld enthält eine Informationseinheit, ihr entspricht typischerweise, aber nicht notwendig eine syntaktische Komponente“, und die Vorfeldstellung kann „die Funktion haben, einen Informationsteil besonders zu gewichten“ (Zifonun/ Hoffmann/ Strecker 1997, II, 1639 und 1641). Dass das vorfeldfüllende Appositiv nicht mit übrigens erweitert werden kann, ist also darauf zurückzuführen, dass die Beschränkung des Vorfelds auf eine Informationseinheit und die sich daraus ergebende Gewichtung nicht kompatibel ist mit dem syntaktischen und semantischen Status des Ausdrucks übrigens. Nach der hier verwendeten Appositionsdefinition ist die Konstruktion bis auf das Problem der Nichterweiterbarkeit mit übrigens durchaus als Apposition beschreibbar; die grundlegenden Merkmale des prädikativen Charakters und der Nichtaffizierbarkeit durch Negationsvorgänge im Trägersatz sind beispielsweise erfüllt. Eine Appositionsdefinition, die als zentralen Bestandteil die Feststellung „Grundsätzlich folgt die Apposition ihrem Bezugswort“ (Duden 1998, 663) enthält, trifft damit nur auf den nichtmarkierten Fall der Rechtsadjazenz zu. Die Möglichkeit der Besetzung des Vorfelds des Satzes mit einem Appositiv kann als wichtiges Kriterium der Abgrenzung zu den Zusätzen angesehen werden, da erweiterte Zusätze nicht im Vorfeld auftreten können. Die zweite nicht mit der Topologie der Nominalphrase zu erfassende Stellungsvariante betrifft Fälle der Besetzung des Nachfelds des Satzes mit einem erweiterten Appositiv. Zu unterscheiden sind Nachfeldbesetzungen, bei denen sich ein erweitertes Appositiv auf ein Objekt des Trägersatzes bezieht (3-20) von solchen Fällen, bei denen ein Zusatz, bezogen auf das Subjekt des Trägersatzes, im Nachfeld steht (3-21): (3-20) Max Merk hat aus seiner Töpferei in Mosnang vielfältige Keramik mitgebracht, hauptsächlich an der Töpferscheibe gedreht A97/ MAI.03504 St. Galler Tagblatt, 12.05.1997, Ressort: TT-TOG; Künstler versuchen Kunst erlehrbar zu machen (3-21) In den meisten Fällen sind zunächst die hohen Frequenzen betroffen, weniger die tiefen und mittleren Frequenzen. R99/ OKT.79281 Frankfurter Rundschau, 01.10.1999, S. 47, Ressort: N; Das Gehör: Ein gigantisches Puzzle im Mikrosekundentakt <?page no="107"?> Topologische Aspekte 103 Auch im Hinblick auf die Nachfeldbesetzung unterscheiden sich Appositiv des Prototyps und Zusatz: Die Nachfeldbesetzung mit erweiterten Appositiven kann - mit der Ausnahme ergativer Subjekte 85 - nur dann erfolgen, wenn das Bezugselement ein Objekt des Trägersatzes ist, folgende Konstruktionen erscheinen als wenig akzeptabel: (3-20a) *Max Merk hat aus seiner Töpferei in Mosnang vielfältige Keramik mitgebracht, übrigens ein Töpfermeister. nach A97/ MAI.03504 St. Galler Tagblatt, 12.05.1997, Ressort: TT-TOG; Künstler versuchen Kunst erlehrbar zu machen Wie Beleg (3-21) zeigt, können erweiterte Zusätze dagegen auch dann im Nachfeld auftreten, wenn das Bezugselement zugleich Subjekt des Satzes ist. 3.2.2 Die Topologie des erweiterten Appositivs Wie in den einleitenden Ausführungen zur Topologie der Nominalphrase bereits erwähnt, können Appositionen, bestehend aus Basis und Appositiv, als komplexe Substantivgruppen bzw. Nominalphrasen beschrieben werden, die sich aus Kern und Gliedteilen zusammensetzen. Diese Gliedteile können nun ihrerseits aus komplexen Phrasen bestehen und wiederum topologisch analysiert werden. Zunächst werde ich nur Appositive analysieren, die nominaler Form sind. Ich gehe im Folgenden davon aus, dass ein solches nominales Appositiv aus einem Nomen oder einer komplexen Nominalphrase mit Kern und Gliedteilen bestehen kann und sich so wie eine Nominalphrase analysieren lässt. In der topologischen Beschreibung des erweiterten Appositivs ergibt sich sogleich die Schwierigkeit, das Erweiterungselement „unterzubringen“, da in der beschriebenen Topologie der Nominalphrase kein Bereich für solche Elemente vorgesehen ist. Es gibt m. E. zwei Strategien, die Erweiterungsausdrücke in ein topologisches Modell des Appositivs einzubauen: Zunächst kann man eine Modifikation des topologischen Modells der Nominalphrase vornehmen, indem man im Vor- und Nachfeld Platz schafft. Das bedeutet, 85 Vgl. zur Frage der „Extrapositionen appositiver DPs“ auch Lawrenz (1993, 154-156). Lawrenz stellt im Anschluss an Bhatt (1990) fest, dass aus ergativen Subjekt-DPs Bewegungen in das Nachfeld möglich sind (Bsp.: Die Inntalbrücke ist eingestürzt, eine wichtige Verkehrsverbindung nach Italien.). Auch in markierten Satzstellungen sind Bzugnahmen auf das Subjekt mit im Nachfeld auftretenden Appositiven möglich, vgl. Vielfältige Keramik aus seiner Töpferei in Mosnang hat Max Merk mitgebracht, übrigens ein Töpfermeister. <?page no="108"?> Das erweiterte Appositiv 104 dass weiterhin drei Felder anzunehmen sind: Links ein Feld, das neben den bereits genannten Elementen der Nominalphrase einen Erweiterungsausdruck aufnehmen kann, ein Mittelfeld, das den Kern aufnimmt, schließlich rechts ein Feld, das in bestimmten Fällen neben den genannten Elementen wiederum einen Erweiterungsausdruck aufnehmen kann. Dieses Modell lässt sich graphisch folgendermaßen repräsentieren: (3-22) Weiterhin konnten die Gäste den Solotanz von Silvia Azirar bewundern und schließlich ihrer Schadenfreude, bekanntlich die schönste Freudenform, bei den "Klagen eines Ehepaares" (Peter Kurzhals und Claudia Jacobi) freien Lauf lassen. R98/ FEB.11925 Frankfurter Rundschau, 12.02.1998, S. 8, Ressort: N; "Schwarz-weiße" Fastnacht bei der AWO-Nordwest Ebene der Satzglieder ihrer Schadenfreude , bekanntlich die schönste Freudenform, Begleiterfeld Kern Nachfeld. Ebene der Gliedteile Vorfeld Kern Nachfeld. bekanntlich die schönste Freudenform Ø In diesem Falle ist das Vorfeld mit dem Erweiterungsausdruck bekanntlich, dem Determinativ die sowie dem Attribut schönste besetzt. Der Kern der Phrase ist mit Freudenform besetzt, das Nachfeld ist unbesetzt. Das bedeutet, dass im Vorfeld der Nominalphrase ein Bereich für den Erweiterungsausdruck anzunehmen wäre. Im genannten Beispiel tritt der Erweiterungsausdruck bekanntlich vor das Determinativ, möglich ist jedoch auch die postnominale Stellung: (3-22a) Weiterhin konnten die Gäste den Solotanz von Silvia Azirar bewundern und schließlich ihrer Schadenfreude, die schönste Freudenform bekanntlich, bei den "Klagen eines Ehepaares" (Peter Kurzhals und Claudia Jacobi) freien Lauf lassen. nach R98/ FEB.11925 Frankfurter Rundschau, 12.02.1998, S. 8, Ressort: N; "Schwarz-weiße" Fastnacht bei der AWO-Nordwest <?page no="109"?> Topologische Aspekte 105 Diese Möglichkeit muss im topologischen Modell des erweiterten Appositivs berücksichtigt sein. Auch für andere Zusätze gilt, dass die postnominale Stellung des Erweiterungsausdrucks möglich ist: (3-23) Allenfalls ein paar Musikwissenschaftler, Theoretiker also, sitzen zwischen den musisch veranlagten Juristen und Ärzten in dem Uniorchester. R99/ JUL.58289 Frankfurter Rundschau, 22.07.1999, S. 13, Ressort: N; Universitätsmusikdirektor Christian Ridil (3-24) Marge Arndt, Besitzerin des "Waverly Place" beispielsweise, verrät morgens beim Servieren der goldbraunen Pfannkuchen die In-Spots ihrer Stadt. R97/ FEB.11867 Frankfurter Rundschau, 15.02.1997, S. 2, Ressort: N; Die preiswerte Unterkunftsart aus England hat Nachahmer gefunden Die alternative zweite Strategie besteht darin, Appositiven einen von der Nominalphrase abweichenden Felderaufbau einzuräumen. Ein erweitertes Appositiv könnte dann so beschrieben werden, dass links vor dem Vorfeld und rechts nach dem Nachfeld Felder für Erweiterungsausdrücke veranschlagt werden. In der graphischen Repräsentation: (3-25) Erw.-Ausdr. Vorfeld Kern Nachfeld Erw.-Ausdr.. bekanntlich die schönste Freudenform Ø Ø Für die Annahme dieser Alternative spricht vor allem, dass die fraglichen Erweiterungsausdrücke in Nominalphrasen in anderen Positionen auftreten als in Appositiven und Zusätzen. Anders gesagt: Wenn man der ersten Alternative gemäß eigene Bereiche für die fraglichen Erweiterungsausdrücke im Vorfeld der Nominalphrase einrichtet, würden diese nur dann besetzt, wenn eine Nominalphrase als Appositiv auftritt. Die Stellungsabweichungen zwischen der Nominalphrase im erweiterten Appositiv und anderen Nominalphrasen lassen sich operational nachweisen. Wenn, wie im erweiterten Appositiv, die Erweiterungsausdrücke vor den Determinativ-Ausdruck treten, ergibt sich eine Bedeutungsveränderung: <?page no="110"?> Das erweiterte Appositiv 106 (3-22b) Sie konnten bekanntlich der schönsten Freudenform ihren Lauf lassen. (3-22c) Sie konnten übrigens der schönsten Freudenform ihren Lauf lassen. nach R98/ FEB.11925 Frankfurter Rundschau, 12.02.1998, S. 8, Ressort: N; "Schwarz-weiße" Fastnacht bei der AWO-Nordwest Die Ausdrücke bekanntlich und übrigens sind in den letztgenannten Fällen nicht mehr als auf einen Teil der Nominalphrase bezogen zu analysieren, sondern beziehen sich als „Geltungsadverbien“ im Sinne Weinrichs (2003, 599f.) bzw. als „Kommentaradverbien“ im Sinne Hermann Gelhaus’ (Duden-Grammatik 1998, 371f.) auf den gesamten Satz bzw. den Inhalt des gesamten Satzes. In diesem Fall ist für das Vorkommen der Erweiterungsausdrücke kein Bereich im Vorfeld der Nominalphrase zu veranschlagen, „da sie ohne Bindung zu anderen Wörtern im Satz auftreten“ (ebd.). Dies gilt auch dann, wenn die Erweiterungsausdrücke postnominal auftreten: (3-22d) Sie konnten der schönsten Freudenform bekanntlich ihren Lauf lassen. (3-22e) Sie konnten der schönsten Freudenform übrigens ihren Lauf lassen. nach R98/ FEB.11925 Frankfurter Rundschau, 12.02.1998, S. 8, Ressort: N; "Schwarz-weiße" Fastnacht bei der AWO-Nordwest Es zeigen sich also Abweichungen im Skopus der Erweiterungsausdrücke in Abhängigkeit davon, ob die Nominalphrase in Kontaktstellung appositiv verwendet wird oder nicht. Betrachten wir noch Fälle, in denen der Erweiterungsausdruck in eine Nominalphrase integriert ist, daraufhin, ob ein eigener Bereich im Vorfeld veranschlagt werden muss. Für Nominalphrasen gilt allgemein, dass ein Teil der in Frage kommenden Erweiterungsausdrücke im Vorfeld vor dem Kern, und zwar zwischen Determinativ und Adjektiv, auftreten kann: (3-22f) Sie konnten der bekanntlich schönsten Freudenform ihren Lauf lassen. (3-22g) Sie konnten der übrigens schönsten Freudenform ihren Lauf lassen. nach R98/ FEB.11925 Frankfurter Rundschau, 12.02.1998, S. 8, Ressort: N; "Schwarz-weiße" Fastnacht bei der AWO-Nordwest Auch damit ist jedoch eine Bedeutungsverschiebung verbunden; Bezugsgröße ist nämlich nicht mehr, wie im Prototyp, das gesamte Appositiv, sondern nur noch das nachfolgende Adjektiv, d. h., dass die Adverbien in dieser Stellung nicht den Kern der Substantivgruppe in ihrem Skopus haben, sondern ein Attribut des Vorfelds. Für das Vorkommen der <?page no="111"?> Topologische Aspekte 107 Erweiterungsausdrücke übrigens und bekanntlich vor dem Kern einer Nominalphrase ist somit in der Topologie keine eigene Position einzuräumen; sie sind als Teil einer komplexen Adjektivphrase zu analysieren (vgl. dazu Engel 1991, 608). Diese Befunde rechtfertigen es m. E., für das erweiterte Appositiv eine von der Nominalphrase abweichende Topologie anzunehmen und eine Entscheidung gegen eine modifizierende Fassung der Nominalphrasentopologie zu treffen. Der prinzipiellen Erweiterbarkeit von Appositiven mit Ausdrücken, die sich in analoger Verwendung sonst nur auf Satzebene finden, wird damit Rechnung getragen. Ich schlage daher zusammenfassend das folgende topologische Modell vor, im dem nun auch berücksichtigt werden soll, dass erstens ein erweitertes Appositiv kategoriell nicht nur mit Nominalphrasen, sondern auch mit Adjektiv- und Partizipialphrasen gefüllt sein kann und dass zweitens auch andere Zusätze im Sinne Schindlers mit diesem Schema erfasst werden können. Demonstriert an den bereits eingeführten Satzbeispielen und den beiden weiteren Beispielen (3-26) Genièvre, dadurch zutiefst verletzt, gibt sich selbst den Tod. E96/ JUL.18297 Züricher Tagesanzeiger, 22.07.1996, S. 45, Ressort: Kultur; Was fern scheint, kann sehr nahe liegen (3-27) Beifall, wenngleich teilweise ironisch, gab es auch, so, als der Gast sich zur "sozialen und ökologischen Marktwirtschaft" oder zum Schienenverkehr bekennt. R97/ APR.28319 Frankfurter Rundschau, 14.04.1997, S. 4, Ressort: N; Rede vor dem Parteitag ergibt sich dann folgendes Bild: (3-28) Erweiterungsausdruck. nicht erweitertes Appositiv bzw. Zusatz (Phrasen) Erweiterungsausdruck. Ø Theoretiker also Ø Besitzerin des "Waverly Place" beispielsweise bekanntlich die schönste Freudenform Ø dadurch zutiefst verletzt Ø wenngleich teilweise ironisch Ø <?page no="112"?> Das erweiterte Appositiv 108 Mit diesem Modell ist die Struktur aller Appositive und Zusätze abzubilden. Mit Hilfe des Modells können Erweiterungsausdrücke nun im Hinblick auf ihre Stellungsmöglichkeiten (linkes bzw. rechtes Erweiterungsfeld) beschrieben werden. Für die Beispiele (3-29) und (3-30) mit den Erweiterungsausdrücken gleichwohl und sofern ist festzustellen, dass sie nur im linken Erweiterungsfeld auftreten können: (3-29) Die Carabinieri, gleichwohl in vielen Witzen für dumm verkauft, haben ein ausgeprägt elitäres Selbstbewußtsein, traditionelle Ehrbegriffe, die aufwendigsten Parade-Uniformen und bezeichnen sich selbst als die "Arma" (Waffe). N98/ APR.15282 Salzburger Nachrichten, 16.04.1998; Carabinieri-Generäle auf dem Kreuzweg (3-30) Die eingegangenen Fragebogen, sofern mit Namen versehen, nehmen an einer Verlosung teil, bei welcher schöne Preise zu gewinnen sind. A01/ JAN.06412 St. Galler Tagblatt, 29.01.2001; Kinder-Mittagstisch Zudem lassen sich Stellungsrestriktionen im Zusammenhang mit der kategorialen Füllung des Appositivs formulieren. In (3-31) etwa kann der Erweiterungsausdruck bekanntlich nur im linken Erweiterungsfeld auftreten, in Abhängigkeit davon, dass das Appositiv mit einer Partizipialphrase besetzt ist. 86 (3-31) Diese Begegnung fand im Rahmen eines Turnieres von Lausanne UC, bekanntlich auch in die NLA involviert, statt. A98/ JAN.00638 St. Galler Tagblatt, 09.01.1998, Ressort: TB-RSP; Viel Motivation konnte getankt werden Andere Erweiterungsausdrücke hingegen lassen sich auch bei einer kategorialen Füllung des Appositivs mit einer Partizipialphrase in Rechtsstellung antreffen: (3-26) Genièvre, dadurch zutiefst verletzt, gibt sich selbst den Tod. E96/ JUL.18297 Züricher Tagesanzeiger, 22.07.1996, S. 45, Ressort: Kultur; Was fern scheint, kann sehr nahe liegen 86 Sofern das Appositiv nominal besetzt ist, kann der Erweiterungsausdruck bekanntlich auch im rechten Erweiterungsfeld auftreten, vgl. Volkwirtschaftsminister Pascal Couchepin, bekanntlich kein stiller Magistrat bzw. Pascal Couchepin, kein stiller Magistrat bekanntlich. <?page no="113"?> Topologische Aspekte 109 Zudem erlaubt es das topologische Modell, Mehrfachbesetzungen im linken Erweiterungsfeld näher zu beschreiben, etwa die Kombinationsmöglichkeit von Adverbien im Zusatz in (3-32) (3-32) Baudezernent Patscha sagte im Ausschuß, "Nutzungen im Zusammenhang mit Autos", demnach beispielsweise eine Werkstatt, seien unproblematisch. R98/ MAI.35329 Frankfurter Rundschau, 04.05.1998, S. 6, Ressort: N; Park & Ride-Anlage am Hanauer Hauptbahnhof oder die Verknüpfung eines Modalworts mit einem Adverb wie in (3-31): (3-31) Diese Begegnung fand im Rahmen eines Turnieres von Lausanne UC, bekanntlich auch in die NLA involviert, statt. A98/ JAN.00638 St. Galler Tagblatt, 09.01.1998, Ressort: TB-RSP; Viel Motivation konnte getankt werden Auf diese Weise können Regeln der Kombinationsmöglichkeiten bzw. restriktionen von Erweiterungsausdrücken im Vorfeld formuliert werden: Die Besetzung des linken Erweiterungsfelds durch mehrere Temporaladverbien etwa ist unzulässig, Konjunktionen wie bzw., d. h. oder d. i. können nicht rechts von einem Konjunktionaladverb wie übrigens oder parenthetischen Adverbialien wie deutlicher formuliert oder im Klartext auftreten, Kombinationen von bestimmten Präpositionen, deren Verwendung im Zusatz Auswirkungen auf den Wahrheitswert des Trägersatzes hat (etwa ausgenommen), mit dem Konjunktionaladverb übrigens sind unzulässig usw. Als Ergebnisse der topologischen Untersuchungen sind die folgenden Punkte zu nennen: Appositiven ist am äußersten rechten Rand der Nominalphrase ein Feld einzuräumen, sofern sie nicht (a) vorfeldfüllend oder (b) nachfeldbesetzend auftreten. Das Appositiv kann dabei sowohl auf den Kern als auch auf Elemente des Nachfelds der Nominalphrase bezogen sein. Zusätze können nicht vorfeldfüllend verwendet werden, im Gegensatz zu Appositiven können sie im Falle der Totalkorrektur eine Stellung rechtsadjazent zum korrigierten Element vor weiteren Elementen der Nominalphrase einnehmen. Die appositivinterne topologische Beschreibung führt zur Veranschlagung zweier Erweiterungsfelder links und rechts des nichterweiterten Appositivs. Erweiterungsausdrücke weisen in der Besetzung der Erweiterungsfelder verschiedenartiges Stellungsverhalten auf, und zwar sowohl hinsichtlich der Rechtsbzw. Linksstellung im Appositiv als auch hinsichtlich der Abfolge innerhalb des linken Erweiterungsfeldes. Zudem <?page no="114"?> Das erweiterte Appositiv 110 lassen sich Kombinationsrestriktionen bei der Verwendung mehrerer Erweiterungsausdrücke beobachten. 3.3 Sprechakttheoretische Aspekte In den beiden nächsten Kapiteln stehen Überlegungen zur Pragmatik der Apposition im Zentrum des Interesses. Es ist bereits mehrfach angeklungen, dass kaum Forschungsbeiträge zu diesem Aspekt vorliegen, auch in den einschlägigen Monographien zum Thema werden pragmatische Aspekte nur am Rande behandelt. Das verwundert ein wenig, scheinen doch in der Beschäftigung gerade mit Appositionen und appositionsähnlichen Zusätzen, die mit Erweiterungsausdrücken wie im Klartext oder genauer (gesagt) erweitert sind, pragmatische Aspekte mit Händen zu greifen zu sein: (3-33) Ebenso sind Animation und «spezielle Kundenkontakte», im Klartext Prostitution, nicht erlaubt. A97/ MAI.05195 St. Galler Tagblatt, 21.05.1997, Ressort: TB-SG; Doch kein Striptease in der «Spisegg»? (3-34) Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich schafft ein Einstein-Archiv, genauer ein Duplikatsarchiv. E98/ JUN.15712 Züricher Tagesanzeiger, 24.06.1998, S. 21, Ressort: Stadt Zürich; Einsteins Archiv Ein jüngerer Beitrag, der einen pragmatisch ausgerichteten Vorschlag zur Beschreibung der Apposition vornimmt, ist der Aufsatz Eckard Rolfs mit dem Titel „Appositive vom Typ übrigens mein bester Freund“ (Rolf 2001), in dem das Vorkommen von erweiterten Appositiven mit Hilfe der Grice’schen Konversationstheorie erklärt wird. Im Anschluss an diesen Beitrag sollen pragmatisch fundierte Klassifikationskriterien für den Bereich der erweiterten Appositive ermittelt werden. Ich möchte jedoch zuerst eine vorgeordnete Frage klären, die in der Appositionsforschung immer wieder durchscheint und die lautet: Sind Appositive „äußerungswertig“? Diese Frage steht etwa dann im Hintergrund, wenn Engel über die Apposition sagt: „Insgesamt ist die Apposition eine der seltsamsten Erscheinungen in unserer Sprache: Sie ist einerseits ein Attribut, andererseits ist sie (durch Kommas oder Sprechpausen) als relativ selbständig gekennzeichnet und erinnert damit an eine unabhängige Äußerung.“ (Engel 1991, 806) <?page no="115"?> Sprechakttheoretische Aspekte 111 Es ist offensichtlich, warum die Einschätzung des Appositivs im Hinblick auf seinen Äußerungswert nicht ganz leicht fällt: Einerseits sind Appositive fest an ihre Basis im Satz gebunden und in ihrem Stellungsverhalten (stärker als Parenthesen etwa) beschränkt. Andererseits deutet die Kopulasatzparaphrasierbarkeit darauf hin, dass mittels Appositiven Prädikationen zustande kommen. Damit überbrücken Appositive gewissermaßen die Lücke zwischen der phrasalen und der textuellen Ebene. Zur Beantwortung der Frage nach dem Äußerungswert bemühe ich die Überlegungen John L. Austins und die auf John R. Searle zurückgehende Sprechakttheorie, um einige grundlegende Fragen im Hinblick auf den Äußerungswert erweiterter Appositive zu klären. Die Sprechakttheorie hat in der Untersuchung von Appositionen keine große Rolle gespielt, obwohl die „kommunikativ-pragmatische Funktion“ von Appositions-konstruktionen häufiger hervorgehoben wird. 87 Die Frage danach, was jemand tut, wenn er Appositive verwendet, hat bislang keine Antwort gefunden; Aussagen wie diejenige Schindlers „Hinsichtlich der pragmatischen Funktionen möge der pauschale Hinweis genügen, daß das Appositiv der Basis eine zusätzliche, sekundäre Information (eine Charakterisierung) hinzufügt.“ (Schindler 1990, 87) fallen hinter den bereits erwähnten Beitrag Raabes zurück, der als kommunikativen Zweck die „intentional objektive Information zur Situierung und/ oder Verbesserung der Primärtextsituation“ sowie „die intentional subjektive Information zur zielgerichteten Beeinflussung“ (Raabe 1979, 242) angibt. 88 Die speziellere Frage nach der Handlung, die durch die Äußerung von erweiterten Appositiven vollzogen wird, ist noch unbeantwortet. Die für die Sprechakttheorie grundlegende These wurde von John L. Austin aufgestellt und lautet, dass durch Äußerungen nicht nur ein Sachverhalt beschrieben werde, sondern Handlungen verschiedener Art vollzogen würden (vgl. Austin [1962] 1979, 26-34). Diesen Grundgedanken führt Searle dahingehend weiter, dass er Sprechakte als aus drei bzw. vier Teilakten bestehend beschreibt: 87 Vgl. z. B. Schindler (1990, 210), Schreiter (1988) oder auch Bassarak (1987). 88 S. Kap. 2.3. <?page no="116"?> Das erweiterte Appositiv 112 „Diesen drei Arten von Akten, die wir unter dem Oberbegriff des Sprechaktes zusammenfassen, wollen wir folgende Namen geben: (a) Äußerung von Wörtern (Morphemen, Sätzen) = Vollzug von Äußerungsakten; (b) Referenz und Prädikation = Vollzug propositionaler Akte; (c) Behaupten, Fragen, Befehlen usw. = Vollzug illokutionärer Akte.“ (Searle, [1969] 1994, 40) Diesen drei Teilakten ist der perlokutionäre Akt, der die Wirkungen oder Konsequenzen des illokutionären Aktes auf den Hörer („Handlungen, Gedanken, Anschauungen usw.“ (ebd., 42)) umfasst, zuzufügen. Aus dieser (sehr knappen) Übersicht lassen sich für appositionelle Konstruktionen die folgenden vier Fragen ableiten: (1) Werden innerhalb eines Satzes mit Appositionskonstruktion mehrere Sprechakte vollzogen, ist eine Trägersatzillokution/ -proposition von einer Appositivillokution/ proposition zu unterscheiden? (2) Sofern dies möglich ist: In welchem Verhältnis stehen die Illokutionen zueinander? (3) Lassen sich Differenzen zwischen Appositiv-Illokutionen mit Erweiterungsausdruck und solchen ohne finden? (4) Lassen sich Differenzen im Gebrauch einzelner Erweiterungsausdrücke feststellen, die über die Erkenntnisse Schindlers hinausgehen? Ich gehe zunächst der ersten Frage nach, die sich mit der Illokutionswertigkeit von Appositiven beschäftigt. 3.3.1 Der illokutionäre Status des Appositivs In der Forschungsbesprechung ist deutlich geworden, dass man schwankt zwischen der nicht näher begründeten Behauptung der Illokutionshaftigkeit von Appositiven (Bassarak 1987, 167), der Annahme eines „illokutiven Potentials“ (Raabe 1979, 242) und der Behauptung, Appositive wiesen keine Illokutionen auf (Schindler 1990, 151, 200-233). 89 Die unterschiedlichen Auffassungen über den illokutionären Status hängen eng damit zusammen, was innerhalb der einzelnen Ansätze als Apposition zugelassen wird. Nachfolgend wird zunächst ausschließlich der Prototyp nach Schindler, der P RÄDIZIERENDE Z USATZ vom Typ Der Tabak, ein typisches Genußgift (s. Kap 2.4), untersucht. Er soll zunächst daraufhin betrachtet werden, ob ihm eine eigene Illokution zugeschrieben werden 89 Die Ausführungen Schindlers zur Illokutionshaltigkeit von Appositiven sind knapp. Zwar dient ihm unter Hinweis auf Bassarak (1987) die Frage nach der Illokution zur Abgrenzung appositioneller Konstruktionen von den Parenthesen; die Behauptung, dass Appositive keine Illokutionen aufwiesen, wird von Schindler jedoch nicht weiter begründet. <?page no="117"?> Sprechakttheoretische Aspekte 113 kann. Anschließend werden dann nicht dem Prototyp zugehörige Konstruktionen auf ihre Illokutionsstruktur hin untersucht. Was spricht dagegen, dass Appositive eigene Illokutionen haben? Zunächst wird ins Feld geführt, dass mit Appositiven, anders etwa als bei Parenthesen, kein „äußerungswertiges“ (ebd., 216) Syntagma vorliege. 90 Dies könnte zurückgeführt werden auf den Mangel eines finiten Verbs, auf die syntaktische Einbindung in den Trägersatz (z. B. Bezugselement, Kasuskongruenz, Position, konvergierende Referenz), auf die Tatsache, dass Appositive außerhalb ihres Trägersatzes grammatisch unvollständige Formen darstellen, oder darauf, dass die mit Appositiven verbundene kommunikative Handlung von einer anderen Handlung, der Äußerung der Trägereinheit nämlich, abhängig ist. Das folgende Zitat Searles aus Sprechakte scheint den Eindruck zu stützen, dass Illokutionen und Sätze in Entsprechung stehen: „Die charakteristische grammatische Form des illokutionären Aktes ist der vollständige Satz (er kann auch aus einem Wort bestehen); die charakteristische grammatische Form des propositionalen Aktes bilden Teile von Sätzen - beim Akt der Prädikation grammatische Prädikate, beim Akt der Referenz Eigennamen, Pronomen und bestimmte andere Arten von Nominalausdrücken.“ (Searle [1969] 1994, 42) Der Schluss, dass Appositiven keine eigene Illokution bzw. Proposition zukomme, wäre jedoch übereilt, bei näherer Betrachtung der grammatischen Eigenschaften des Appositivs deutet einiges darauf hin, dass zumindest der These, Appositive hätten keinen illokutionären Status, widersprochen werden kann. In diesem Zusammenhang sei erinnert an die Einschaltungsmarkierung, die das Appositiv aus dem Trägersatz heraushebt, an das Wahrheitswertkriterium, an Kasusinkongruenzerscheinungen in erweiterten Appositiven oder die Tatsache, dass Appositive außerhalb des Skopus im Trägersatz vollzogener Negationsoperationen liegen. Der Nachweis der illokutionären Kraft einer Äußerung erfolgt am besten durch die Explizierung der sog. Illokutions-Indikatoren. An dem einfachen Beispiel 90 Schindler (1990) unterscheidet zwischen Äußerungs- und Satzwertigkeit: Für den Prototypen wird Satz-, jedoch keine Äußerungswertigkeit angenommen (zur Satzwertigkeit vgl. 79-81). <?page no="118"?> Das erweiterte Appositiv 114 (3-35) Das Publikum lacht. R99/ FEB.14101 Frankfurter Rundschau, 20.02.1999, S. 24, Ressort: N; Die Geschichte von "Eva und Lilith" im Galli-Theater ist dies durch folgende Umformung zu illustrieren: Ich behaupte, dass das Publikum lacht. Ich behaupte indiziert die illokutionäre Rolle, dass das Publikum lacht den propositionalen Gehalt (vgl. Searle [1969] 1994, 49f.). Dies führt zu Searles bekannter Formel F(p), „worin für die Variable ‚F‘ als Werte Mittel einzusetzen sind, die als Indikatoren der illokutionären Rolle dienen, und für ‚p‘ Ausdrücke für Propositionen“ (ebd., 51). Der Versuch der Übertragung auf eine Appositionskonstruktion sähe folgendermaßen aus: (3-36a) Daniel Steger aus Bürglen, Student am Konservatorium Zürich, spielt Querflöte. (3-36b) Ich behaupte, dass Daniel Steger aus Bürglen, ich behaupte, dass er Student am Konservatorium Zürich ist, Querflöte spielt. nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI Die Umformung in (3-36b) kann, etwas übersichtlicher, auch in Form der Koordination 91 zweier Behauptungen wiedergegeben werden: (3-36c) Ich behaupte, dass Daniel Steger aus Bürglen Querflöte spielt und ich behaupte, dass er Student am Konservatorium Zürich ist. nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI An (3-36b) und (3-36c) wird deutlich, dass gemäß Indikator-Test zumindest nicht auszuschließen ist, dass zwei Illokutionen vorliegen könnten. Mit (3-36c) lägen dann zwei separate illokutionäre Akte vor, da die Illokutions-Addenden getrennt voneinander als Behauptungen aufgefasst werden können. Gegen das Verfahren kann eingewandt werden, dass die Explizierung der Illokutions-Indikatoren auf die Umformung des Appositivs zum Kopulasatz angewiesen ist - es wird also im Grunde eine Paraphrase analysiert, die keine sprachliche Realität beanspruchen kann. Der Nachweis zweier gleichwertiger illokutionärer Rollen ist somit noch nicht überzeugend erbracht. Betrachten wir Fälle mit erweiterten Appositiven. 92 Nach zusätzlicher Erweiterung mit übrigens ergibt sich (dargestellt wird nur das Appositiv): <?page no="119"?> Sprechakttheoretische Aspekte 115 (3-36d) und ich behaupte, dass er übrigens Student am Konservatorium Zürich ist. (3-36e) und ich behaupte übrigens, dass er Student am Konservatorium Zürich ist. nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI Die Entscheidung, welche dieser Formen als die korrekte Explizierung des illokutionären Indikators aufzufassen ist, hängt davon ab, welcher der syntaktischen Bezugsmöglichkeiten man den Vorzug gibt. In (3-36d) wird übrigens als auf das Kopulaverb der Paraphrase bezogen analysiert. Der Ausdruck übrigens hat dann die Bedeutung ‚außerdem‘ und indiziert die Zuschreibung einer weiteren Eigenschaft (zusätzlich etwa zu anderen zugeschriebenen Eigenschaften). In (3-36e) hingegen wird übrigens als auf den Indikator der illokutionären Rolle bezogen verstanden. Der Ausdruck übrigens bedeutet dann soviel wie ‚nebenbei bemerkt‘ und indiziert eine Einschätzung des eigenen kommunikativen Handelns durch den Emittenten 93 - angezeigt wird in diesem Falle, dass die nachfolgende kommunikative Handlung digressiven Charakters ist. 94 Letztgenannte Interpretation ist durch die folgende Paraphrase wiederzugeben: (3-36f) und ich behaupte, und ich behaupte dies nebenbei, dass er Student am Konservatorium Zürich ist. nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI In (3-36f) zielt die Verwendung des Ausdrucks übrigens demnach nicht auf die Kennzeichnung einer zugeschriebenen Eigenschaft als weiterer Eigenschaft, vielmehr soll indiziert werden, dass eine zusätzliche Eigenschaft genannt wird, und zwar, wie gewöhnlich angenommen wird, in 91 Wenn in der Paraphrase die zwei Behauptungen nebeneinander erscheinen, soll damit nicht gesagt sein, dass sie in jeder Hinsicht gleichwertig sind. Im anschließenden Kapitel wird dieses Problem ausführlicher diskutiert. 92 Der Frage, welcher Status den Erweiterungsausdrücken übrigens und bekanntlich aus Sicht der Sprechakttheorie einzuräumen ist, wird hier nicht weiter nachgegangen. Eine ausführliche Erörterung findet sich in Kapitel 3.2.3. 93 In Anlehnung an Glinz und Brinker verwende ich den Terminus Emittent, um erstens zu kennzeichnen, dass es sich um einen Sprecher oder Schreiber handeln kann, und zweitens zu kennzeichnen, dass es sich um die Person handelt, von der ein Text ausgeht; vgl. dazu Brinker (2001, 16). 94 Im Kapitel zur textorientierten Analyse wird deutlich, dass diese Darstellung nur in eingeschränktem Sinne zutrifft. Vgl. Kap. 3.5. <?page no="120"?> Das erweiterte Appositiv 116 Abweichung vom „geraden“ Diskursverlauf. 95 Dieses Phänomen lässt sich, wie zu zeigen sein wird, mit Hilfe der Griceschen Konversationstheorie näher beschreiben. Bei Überprüfung am Erweiterungsausdruck bekanntlich ergeben sich die folgenden Paraphrasen: (3-36g) und ich behaupte, dass er bekanntlich Student am Konservatorium Zürich ist. (3-36h) und ich behaupte bekanntlich, dass er Student am Konservatorium Zürich ist. nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI Es wird deutlich, dass zumindest (3-36h) die Aussage des Ausgangssatzes nicht mehr trifft; das Appositiv mit bekanntlich lässt sich demnach nicht wie das mit übrigens erweiterte Appositiv umformen. Die korrekte Paraphrase, die den Bezug auf den Indikator der illokutionären Rolle wiedergibt, müsste wie in (3-36i) gebildet werden: (3-36i) und ich behaupte, und ich setze den Inhalt dieser Behauptung als bekannt voraus, dass er Student am Konservatorium Zürich ist. nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI Der Unterschied im Paraphraseverhalten von mit bekanntlich und übrigens erweiterten Appositiven beruht darauf, dass der Emittent durch die Erweiterung mit bekanntlich eine Voraussetzung einführt: Der mit dem Appositiv gegebene Sachverhalt wird als bekannt präsupponiert. Dem Rezipienten wird das Wissen um einen bestimmten Sachverhalt unterstellt (oder es wird unterstellt, dass der Rezipient über ein bestimmtes Wissen verfügen sollte). Mit den Erweiterungsausdrücken übrigens und bekanntlich verbinden sich also unterschiedliche Funktionen: Dient übrigens dem Emittenten dazu, das eigene kommunikative Verhalten zu kommentieren, wird bekanntlich dazu genutzt, auf das Wissen des Rezipienten Bezug zu nehmen. Aus den Paraphrasierungsversuchen ergeben sich verschiedene Erkenntnisse. Zunächst ist festzuhalten, dass die von Searle vorgeschlagene Umformung zu illokutionärem Indikator und Propositionsindikator sich auf Appositive des Prototyps anwenden lassen. In Fällen der Erweiterung jedoch ist eine Umformung mit dem „einfachen“ Illokutions- 95 So etwa bei Rolf/ Hagemann (1997, 146), die für die Äußerung Übrigens, ich kann meine Brille nicht wiederfinden. feststellen, dass der „Ausdruck ‚übrigens’ […] den digressiven Charakter der auf ihn folgenden Äußerung“ anzeige. <?page no="121"?> Sprechakttheoretische Aspekte 117 indikator im Sinne Searles nicht möglich, da die Erweiterungsausdrücke in den Paraphrasen als modifizierend zu kennzeichnen sind. Eine andere Möglichkeit, das Vorhandensein differenter Illokutionen nachzuweisen, hat Bassarak (1987) für Parenthesen aufgezeigt. Bei der Übertragung auf appositionelle Konstruktionen muss beachtet werden, dass Parenthesen keinen syntaktischen Bezugspunkt unterhalb der Satzebene, also keine Basis im Trägersatz haben - genau diese Beobachtung veranlasst Schindler, die Illokutionswertigkeit von Appositiven zu verwerfen. Da Bassarak im Gegensatz zu Schindler Appositiven in seinen Betrachtungen einen eigenen Illokutionsstatus einräumt, wenngleich er diese Behauptung nicht weiter begründet, verspricht die Beschäftigung mit seinem Ansatz weitere Erkenntnisse. Methodisch grundlegend ist der Gedanke, dass ein Nachweis der Illokution einer Parenthese gelungen ist, sofern gezeigt werden kann, dass Trägersatz und Parenthese verschiedene Illokutionen aufweisen (ebd., 163f.). 96 Dies zeigt Bassarak an einer ganzen Reihe von Beispielen, u. a. Na los, hau dem Kerl (den mit der grünen Kutte meine ich) ein paar in die Schnauze! Bassarak (1987, 165) Im vorangegangenen Beispiel sieht Bassarak im Trägersatz eine Aufforderungshandlung, in der Parenthese eine Feststellungshandlung vollzogen. Es ist zu prüfen, ob solch ein Nachweis auch für das erweiterte Appositiv zu führen ist. (3-36j) Spielt Daniel Steger aus Bürglen, Student am Konservatorium Zürich, Querflöte? nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI; . Mit (3-36j) liegt ein Fall vor, in dem abweichende Illokutionen beobachtbar sind. (3-36j) ist nicht insofern direktiv, als Student am Konservatorium Zürich Teil einer Aufforderung zur Antwort wäre, sondern insofern, als eine Antwort auf die Frage, ob Daniel Steger aus Bürglen Querflöte spielt, verlangt wird. Aus dem direktiven Teil der Äußerung fällt Student am Konservatorium Zürich als assertiver Teil heraus. Graphisch veranschaulichen ließe sich dies folgendermaßen: 96 Die Möglichkeit einer Illokutionsabweichung zwischen Appositiv und Trägersatz wird bereits bei Raabe (1979, 29) angesprochen allerdings lediglich als Forschungsdesiderat. Zudem ist zu berücksichtigen, dass der Appositionsbegriff bei Raabe sehr weit ist und teilweise auch Parenthesen, bei denen die Illokutionsverhältnisse offener zu Tage treten, unter den Appositionsbegriff fallen. <?page no="122"?> Das erweiterte Appositiv 118 (3-36k) Spielt Daniel Steger aus Bürglen, Student am Konservatorium Zürich, Querflöte? [ Illokution direktiv [ Illokution assertiv ] ] Für Parenthesen konstatiert Bassarak neben der o. g. weitere illokutionäre Rollen, die Parenthesen (P) im Trägersatz (T) einnehmen können, z. B.: (P) Aufforderung in (T) Frage, (P) Frage in (T) Bitte, (P) Frage in (T) Wunsch, (P) Wunsch in (T) Frage, (P) Entschuldigung in (T) Rat, (P) Wunsch in (T) Vorschlag (ebd., 165f.). Eine solche Vielfalt ist in Appositionskonstruktionen nicht anzutreffen. Da der hier untersuchte Prototyp prädizierender Natur ist, kann er ausschließlich, zumal mit den Erweiterungsausdrücken bekanntlich und übrigens, als Feststellungshandlung aufgefasst werden; vielleicht wäre vorsichtiger zu formulieren, dass - sollte eine Illokution vorliegen - eine assertive Illokution gegeben ist. 97 Mit Gotthard Schreiter ist festzustellen, „daß wohl nur die Trägersatzäußerung vom Typ der repräsentativen Sprecherhandlung abweichen darf.“ (Schreiter 1988, 126) Schließlich spricht für die Annahme der Äußerungswertigkeit von Appositiven auch und gerade ihre Erweiterbarkeit. Falls nämlich Appositive über eine eigene Illokution verfügen, müssten sie auch mit Ausdrücken erweitert werden können, die sich in anderen assertiven Äußerungen als die Illokution beeinflussend herausgestellt haben, indem sie den „epistemischen Zustand“ des Emittenten signalisieren. Es sind dies vor allem Adverbien, 98 die in assertiven Äußerungen einen Bezug auf den Stärkegrad der Aufrichtigkeitsbedingung aufweisen. Mit Ausdrücken wie wahrscheinlich, vielleicht, vermutlich oder wohl kann - illokutionslogisch gesprochen - der Stärkegrad der Aufrichtigkeitsbedingung 99 herabgesetzt werden, d. h. der Emittent gibt zu erkennen, dass er die von ihm geäußerte Proposition nur mit Einschränkungen für wahr hält. Lässt sich eine solche Einschätzung des Realitätsgrads der Aussage auch in Appositiven herbeiführen, deutet dies auf das Vorhandensein einer illokutionären Qualität. (3-36l) zeigt, dass auch Appositive im Hinblick auf die Aufrichtigkeitsbedingung modifiziert werden können: 97 Die Zuweisungen illokutionärer Rollen sind orientiert an Rolf (1997b). 98 Wenngleich Helbig/ Buscha hier andere Wortklassenzuordnungen annehmen, wird der Einfachheit halber von Adverbien gesprochen (vgl. Helbig/ Buscha 2004, u. a. 430-436). 99 Vgl. zur Frage des Stärkegrads der Aufrichtigkeitsbedingung in Vermutungen und Hypothesen Rolf (1994, 143f.). <?page no="123"?> Sprechakttheoretische Aspekte 119 (3-36l) Daniel Steger aus Bürglen, wahrscheinlich/ vielleicht/ vermutlich/ wohl Student am Konservatorium Zürich, spielt Querflöte. nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI; . Neben der Tatsache, dass das Appositiv mit derartigen Adverbien erweitert werden kann, ist zu beachten, dass die Erweiterung in (3-36l) nicht zu einer Herabsetzung des Stärkegrads der Aufrichtigkeitsbedingung im Trägersatz führt; die Modifikation betrifft nur das Appositiv. Die entsprechende Operation im Trägersatz wiederum zeigt, dass das Appositiv von ihr nicht betroffen wird: (3-36m) Daniel Steger aus Bürglen, Student am Konservatorium Zürich, spielt wahrscheinlich/ vielleicht/ vermutlich/ wohl Querflöte. nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI; . Der Skopus der Adverbien bezieht sich entweder auf das Appositiv oder auf den Trägersatz, und das spricht dafür, dass zwei unterscheidbare Illokutionen vorliegen. Zusammengefasst sprechen gegen die Illokutionswertigkeit von Appositiven vor allem die drei folgenden Argumente: das Argument mangelnder sprachlicher Realität, das besagt, dass nicht Appositive, sondern in Paraphrase stehende Kopulasätze analysiert würden, das Argument der Äußerungsunwertigkeit, das sich auf die Beobachtung der syntaktischen Einbindung in den Trägersatz (vor allem Kasus, fehlendes finites Verb, Positionsgebundenheit, Referenzkonvergenz) stützt, sowie das Argument der Illokutionsbeschränkung des Appositivs auf nur eine illokutionäre Rolle. Für die Illokutionswertigkeit von Appositiven hingegen spricht das Argument der annähernden Äußerungswertigkeit, das sich in grammatischer Hinsicht durch die Kopulasatzparaphrasierbarkeit, das Einschaltungsmuster, die Nichtaffizierbarkeit durch Negationsvorgänge im Trägersatz und durch das Wahrheitswertkriterium stützen lässt; das Argument der Explizierbarkeit des illokutionären Indikators, das Argument der Illokutionsabweichung zwischen Trägersatz und Appositiv sowie das Argument der Erweiterbarkeit mit Adverbien, die die Aufrichtigkeitsbedingung betreffen. Die letztgenannten Argumente sprechen deutlich dafür, dass Appositiven des Prototyps Illokutionsqualität zuzuschreiben ist. 100 100 Auch Pasch/ Brauße/ Breindl/ Waßner (2003, 191) gehen davon aus, dass Appositive „sekundäre“ Illokutionen aufweisen. Appositive werden von ihnen als „epistemische Minimaleinheiten“ bezeichnet. <?page no="124"?> Das erweiterte Appositiv 120 Die Frage, ob Appositive über Illokutionen im herkömmlichen Sinne verfügen, soll im nächsten Kapitel einer gesonderten Betrachtung unterzogen werden. Vorläufig schlage ich eine einschränkende Lesart der Searle’schen Illokutionsaktformel vor, die einerseits der Tatsache, dass Appositive mit der Illokution des Trägersatzes nicht amalgamiert sind, andererseits aber auch den verbleibenden Zweifeln an ihrem „regulären“ Illokutionsstatus gerecht zu werden versucht. Die Formel sieht folgendermaßen aus: F a (p A ) Durch die Verwendung des Symbols F a soll angezeigt werden, dass im Fall appositioneller Konstruktionen dem Appositiv zumindest „illokutionäres Potential“ zuzuschreiben ist, das sich qualitativ von der Illokution des Trägersatzes vor allem dadurch unterscheidet, dass es an eine andere Größe gebunden ist. Man könnte dementsprechend von der „appositionellen illokutionären Kraft“ sprechen. Als Indikatoren der illokutionären Rolle von F a sind vor allem die Position und die Intonation bzw. Einschaltungsmarkierung relevant. Das Symbol p A soll verdeutlichen, dass mit der Äußerung des Appositivs der Vollzug eines propositionalen Aktes einhergeht, dem durch seine referentielle Konvergenz mit der Basis ein besonderer Status zukommt. In der Absicht, weitere Unterscheidungsmerkmale innerhalb des Bereichs der Zusätze freizulegen, sollen die nichtprototypischen Zusätze auf ihren Illokutionsstatus hin befragt werden. Ich wähle zunächst ein Beispiel, dem Schindler (1990, 248) die Funktion A USSCHLUSS zuweisen würde: (3-37) Beerdigungen, ausgenommen Urnen, sollen zehn Prozent mehr kosten. R98/ NOV.92350 Frankfurter Rundschau, 17.11.1998, S. 3, Ressort: N; Neu-Anspachs Etatentwurf 1999 Im Vergleich zu (3-36k) ist zunächst zu fragen, ob mit dem Zusatz in (3- 37) überhaupt ein eigener Illokutionsakt vollzogen wird. Zwar ist er ebenso einschaltungsmarkiert wie der Prototyp, er ist jedoch nicht kopulasatzparaphrasierbar. Von Negationsvorgängen im Trägersatz wird er wie der Prototyp nicht affiziert, das verhindert „die Semantik des Ausnehmens“ (Schindler 1990, 264). 101 Die Tilgung des Zusatzes wirkt sich jedoch, anders als beim Prototyp, auf den Wahrheitswert des Trägersatzes 101 Dadurch unterscheidet sich der A USSCHLIEßENDE Z USATZ (Schindler 1990, 252) mit ausgenommen von den anderen Zusätzen, die von Negationsvorgängen im Trägersatz prinzipiell affiziert werden. <?page no="125"?> Sprechakttheoretische Aspekte 121 aus. Vollzieht aber ein Emittent von (3-37) mit dem Zusatz einen separierbaren Illokutionsakt? Wendet man das Verfahren der Explizierung einer möglichen illokutionären Rolle an, erscheinen zwei Varianten möglich: (3-37a) Ich behaupte, dass Beerdigungen, ich behaupte dass Urnen ausgenommen sind, zehn Prozent mehr kosten sollen. (3-37b) Ich behaupte, dass Beerdigungen mit der Ausnahme von Urnen zehn Prozent mehr kosten sollen. nach R98/ NOV.92350 Frankfurter Rundschau, 17.11.1998, S. 3, Ressort: N; Neu-Anspachs Etatentwurf 1999 Wenn über (3-37) behauptet werden könnte, dass zwei unterscheidbare illokutionäre Akte vollzogen würden, müsste (3-37a) als korrekte Explizierung der Illokutionsindikatoren angesehen werden. Die mit (3-37b) gegebene Paraphrase ist jedoch treffender. Das zeigt sich auch, wenn man die bereits für den P RÄDIZIERENDEN Z USATZ in (3-36c) demonstrierte Umformung zu zwei koordinierten Illokutionen vornimmt: (3-37c) Ich behaupte, dass Beerdigungen zehn Prozent mehr kosten und ich behaupte, dass Urnen [davon] ausgenommen sind. nach R98/ NOV.92350 Frankfurter Rundschau, 17.11.1998, S. 3, Ressort: N; Neu-Anspachs Etatentwurf 1999 Während in (3-36c) der paraphrasierte Zusatz separiert von seiner Trägereinheit eine sinnvolle und vollständige Aussage ergibt, gilt das für (3-37c) nicht: Der Zusatz ist mit der Proposition seines Trägersatzes amalgamiert. D. h., dass einerseits der Zusatz unabhängig von der Prädikation in der Trägersatzproposition nicht sinnvoll ist, andererseits aber auch die Identifikation der Proposition des Trägersatzes vom Zusatz abhängt. Das wird in der Paraphrase durch den Ausdruck [davon] wiedergegeben. Die Integration des Zusatzes in die Proposition des Trägersatzes (genauer: in den Referenzakt), die sich in der Abweichung des Wahrheitswerts bei Tilgung des Zusatzes zeigt, spricht gegen die Annahme einer Illokution. Dementsprechend ist der Nachweis von Illokutionsabweichungen nicht zu führen: (3-37d) Sollen Beerdigungen, ausgenommen Urnen, zehn Prozent mehr kosten? nach R98/ NOV.92350 Frankfurter Rundschau, 17.11.1998, S. 3, Ressort: N; Neu-Anspachs Etatentwurf 1999 (3-37d) ist im Hinblick auf die Illokution direktiv zu nennen, der Emittent fordert auf zur Antwort auf die Frage, ob Beerdigungen mehr kosten sollen. Im Gegensatz zu (3-36k) liegt jedoch keine abtrennbare assertive <?page no="126"?> Das erweiterte Appositiv 122 Illokution vor - der Zusatz ist insofern Teil der Aufforderung, als dieser die Aufforderung spezifiziert. Das Verfahren der Erweiterung mit Adverbien, die einen Einfluss auf den epistemischen Status einer Aussage ausüben, bestätigt den Befund, dass ein mit ausgenommen eingeleiteter Zusatz keine eigene Illokution aufweist: (3-37e) Beerdigungen, ausgenommen Urnen, sollen wahrscheinlich/ vielleicht / vermutlich/ wohl zehn Prozent mehr kosten. (3-37f) Beerdigungen, wahrscheinlich/ vielleicht/ vermutlich/ wohl ausgenommen Urnen, sollen zehn Prozent mehr kosten. nach R98/ NOV.92350 Frankfurter Rundschau, 17.11.1998, S. 3, Ressort: N; Neu-Anspachs Etatentwurf 1999 Anders als in (3-36k) wirkt sich die Erweiterung auf die Wahrheitsbedingungen des Trägersatzes auch dann aus, wenn eines der fraglichen Adverbien in den Zusatz eingefügt wird. Da der Zusatz ausgenommen Urnen restriktiv auf den Ausdruck Beerdigungen wirkt, ist auch die Proposition des Trägersatzes von der Einschränkung durch die Adverbien betroffen: Trifft es zu, dass Urnen ausgenommen sind, kosten nicht alle Beerdigungen zehn Prozent mehr; trifft es nicht zu, dass Urnen ausgenommen sind, kosten alle Beerdigungen zehn Prozent mehr. Das führt zu dem Schluss, dass die ausgedrückte epistemische Haltung nicht als auf den Zusatz beschränkt aufzufassen ist. Der Grund dafür ist wiederum der, dass der Zusatz in die Proposition des Trägersatzes „eingreift“ - die mit dem Zusatz verbundene Restriktion ist Teil der Proposition des Trägersatzes. 3.3.2 Das Verhältnis von F a zum Trägersatz Räumt man Appositiven einen eigenen illokutionären Status ein, liegt die Frage nach dem Verhältnis der Illokution des Appositivs zu der des Trägersatzes nah. Den Prototyp ohne Erweiterungsausdruck betreffend können drei mögliche Verhältnisse erwogen werden: (1) Die Illokution des Appositivs weist keinen Bezug auf die Illokution des Trägersatzes auf („Unabhängigkeitsthese“). Dieses Verhältnis behauptet Bassarak im Hinblick auf Parenthesen, die nicht auf den Trägersatz, sondern auf die Kommunikationssituation bezogen in eine Äußerung eingefügt werden (Bassarak 1987, 173). (2) Die Illokution des Appositiv ist der des Trägersatzes nebengeordnet („Koordinationsthese“). Dies entspricht der Überlegung, das Appositiv füge der Basis eine zwar „sekundäre Information“ zu, übe jedoch keinen Einfluss auf die Illokution oder Proposition des <?page no="127"?> Sprechakttheoretische Aspekte 123 Trägersatzes aus. 102 (3) Die Illokution des Appositivs ist der des Trägersatzes subordiniert („Subordinationsthese“). Dies entspricht der in der Appositionsdefinition Raabes vertretenen Aussage, eine Apposition könne u. a. den Wahrheitswert der Trägerentität stützen (Raabe 1979, 329). Erste Hinweise zu dieser Fragestellung lassen sich dem bereits genannten Ansatz Bassaraks (1987) entnehmen, der sich mit dem Problem des Verhältnisses der Illokutionen von Parenthesen (P) zu ihrem Trägersatz (T) auseinander gesetzt hat. Bassarak schlägt folgende Differenzierung vor (die hier stark verkürzend schematisch dargestellt sei): 103 (3-38) Beziehungen zwischen Illokutionen von (P) und (T) koordiniert ohne Bezug Bezug auf satzbezogen (P) kontaktbezogen kommunikabestimmte tionsbezogen Konstituente; subsidiär Funktion: zusätzliche Prädikation die dominierende illokutive Handlung von (T) wird durch diejenige von (P) unterstützt, wobei (P) (1) verstehensstützend bzgl. (a) Proposition, (b) illokutionärer Rolle (T) oder (c) hinsichtlich textorganisatorischer Fragen, (2) motivationsstützend bzgl. (a) der illok. Handlung des Sprechers, (b) der erwarteten Hörerreaktion, (3) ausführungsstützend, d. h. die zur Ausführung der intendierten Handlung benötigten Informationen liefernd, sein kann nach Bassarak (1987, 167-178). 102 Diese Ansicht scheint Schindler (1990, 304) hinsichtlich des Prototyps zu vertreten: „Anstatt Propositionen auf mehrere Sätze zu verteilen (worin jedem Propositionsteil, also Prädikaten, Argumenten etc., ein Ausdrucksträger zukommt), werden sie innerhalb eines Satzes zum Ausdruck gebracht, wobei nicht jeder Propositionsteil durch einen Ausdruck repräsentiert wird […].“ Für andere Zusätze, etwa solche mit korrigierender Funktion, nimmt Schindler hingegen an, dass sie der „Informationsnuancierung resp. -optimierung“ dienen (ebd., 305). 103 Vgl. dazu Bassarak (1987, 167-178). <?page no="128"?> Das erweiterte Appositiv 124 Bassarak veranschlagt also drei Möglichkeiten des Verhältnisses zwischen der Illokution der Parenthese und ihrem Trägersatz: Sie ist entweder koordiniert zur Illokution des Trägersatzes, unterstützt diese (ohne sie jedoch zu modifizieren) oder weist keinen Bezug auf. Mit diesem Ansatz kann Bassarak als Vertreter einer Illokutionsstrukturanalyse gelten, die einen Text als Abfolge hierarchisch bzw. koordiniert strukturierter elementarer illokutionärer Handlungen auffasst. Zum Prototyp der Apposition ist festzustellen, dass die Illokutionen „ohne Bezug zur illokutiven Handlung des Trägersatzes“ für Appositive von vornherein auszuschließen sind; Bassarak fasst darunter Erscheinungen wie z. B. vokativisch gebrauchte Anredenomina im Fall der kontaktbezogenen Parenthese oder Reaktionen auf Hörerreaktionen wie z. B. - hast du was gesagt? - im Fall der kommunikations-situationsbezogenen Parenthesen. Appositive fallen schon durch ihren syntaktischen Bezug auf die Basis nicht unter diese „bezugslosen“ Handlungen. Den Prototyp der Apposition ordnet Bassarak explizit der Koordination zu, genauer der auf eine bestimmte Konstituente bezogenen Koordination: „Dieser Typ von Beziehungen [d. h. koordinierten oder nebengeordneten Beziehungen, J.C.F.] zwischen illokutiven Handlungen findet sich auch zwischen den mit Parenthese und Trägersatz vollzogenen illokutiven Handlungen. Es handelt sich dabei in den Parenthesen vor allem um zusätzliche Prädikationen zu einem der Nomina des Trägersatzes, die auch mit Appositionen oder appositiven Relativsätzen ausgedrückt werden können.“ (ebd., 167) Damit räumt Bassarak Appositiven eine eigene Illokution ein, die als nicht hierarchisch zur Illokution des Trägersatzes zu verstehen ist (vgl. ebd., 167). Von der Einordnung unter die subsidiären Typen sind Appositive nach Bassarak dadurch ausgeschlossen, dass mit ihnen eine sekundäre Information geliefert wird, die der Illokution des Trägersatzes nebengeordnet ist. Anders als Parenthesen werden Appositive nicht als „verstehensstützend“ eingestuft, da sie weder dem Verstehen der Illokution, noch dem Verstehen der Proposition, noch dem Verstehen textorganisatorischer Momente des Trägersatzes dienen (ebd., 168-170). Appositiven wird durch die o. g. Zuordnung zudem abgesprochen, dass sie „motivationsstützend“ wirken, indem sie den Rezipienten dazu bringen, die illokutionäre Handlung zu akzeptieren (durch einen Beitrag zur Glaubhaftigkeit der Proposition, durch einen Beitrag zur Begründung der Angemessenheit der illokutionären Handlung des Emittenten oder durch <?page no="129"?> Sprechakttheoretische Aspekte 125 einen Beitrag zur Akzeptanz der illokutionären Handlung mit Hilfe formulierungskommentierender Ausdrücke) (ebd., 170-172). Schließlich fallen nach der von Bassarak vorgenommenen Zuordnung Appositive auch nicht unter die Beschreibung der „ausführungsstützenden“ Parenthesen, über die es heißt, „daß dem Hörer Informationen geliefert werden, durch die er befähigt wird, die gewünschte Reaktion zu vollziehen“ (ebd., 172). Es ist zu berücksichtigen, dass die Ausführungen Bassaraks sich vor allem auf Parenthesen und nur am Rande auf Appositionskonstruktionen beziehen. Dennoch weist Bassaraks Beitrag auf eine Differenzierungsmöglichkeit zwischen Appositiven und Zusätzen hin: Im Gegensatz zu Appositiven können bestimmte Zusätze als verstehensstützend verstanden werden. Bassarak schreibt zu den subsidiären Illokutionen: „Subsidiäre illokutive Handlungen stützen den Erfolg der dominierenden illokutiven Handlung. Als Erfolg einer illokutiven Handlung gilt der Vollzug der intendierten Hörerreaktion. Diese Hörerreaktion besteht aus drei unterschiedlichen Schritten: dem Verstehen der illokutiven Handlung, dem Akzeptieren der Sprecherintention und schließlich dem Ausführen der vom Sprecher intendierten Handlung […].“ (ebd., 168) Voraussetzung für das Verstehen der illokutiven Handlung des Trägersatzes ist es also auch, dass die Proposition des Trägersatzes verstanden wird. Nun können, wie bereits ausgeführt, Zusätze nicht als illokutive Handlungen eingeschätzt werden; sie dienen jedoch dem Verstehen eines Teils der Trägersatzproposition, der Basis nämlich. So etwa in den folgenden zwei Beispielen: (3-33) Ebenso sind Animation und «spezielle Kundenkontakte», im Klartext Prostitution, nicht erlaubt. A97/ MAI.05195 St. Galler Tagblatt, 21.05.1997, Ressort: TB-SG; Doch kein Striptease in der «Spisegg»? (3-39) US-Unternehmen werden gemessen am Börsekurs, dem sogenannten share-holder-value, vereinfacht gesagt jenem Wert, den die Aktionäre ihrem Unternehmen beimessen. X96/ JUN.10591 Oberösterreichische Nachrichten, 22.06.1996; Meßlatte Börsekurs Als subsidiäre illokutive Handlungen können Zusätze zwar nicht gelten, sie lassen sich jedoch als subsidiär beschreiben. Damit ist eine funktionale Unterscheidung möglich: Während Appositive nicht als verstehensstützend aufzufassen sind, trifft dies auf bestimmte Zusätze zu. <?page no="130"?> Das erweiterte Appositiv 126 Es bleibt jedoch zu fragen, ob Appositive nicht doch in einem anderen Sinn verstehensstützend und somit subsidiär wirken können. Ich möchte diese Frage an einem Beispiel im Textzusammenhang erörtern: (3-40) Die Queen, bekanntlich dem Zahlen (von Steuern etwa) nicht zugetan, wird zur Kasse gebeten. Beim Wachdienst vor Schloß Windsor stürzte Polizist Roger Mathastein in eine ungesicherte Grube und verletzte sich. "The Sun" weiß, was das die Königin kosten soll - der Mann will 250.000 Pfund Schadenersatz. P95/ FEB.05533 Die Presse, 20.02.1995; NEBENBEI Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass dem kurzen Zeitungstext (3-40) eine Informationsfunktion 104 zuzuschreiben ist, auch mit Hilfe des Appositivs wird dem Rezipienten eine Information übermittelt. Zu den kommunikativen Zielen des Emittenten gehört es jedoch auch, einen Widerspruch aufzubauen zwischen dem in der Proposition des Trägersatzes (und in den Propositionen der nachfolgenden Sätze) geschilderten Sachverhalt und der mit dem Appositiv mitgeteilten Eigenschaft der Queen. Neben der Information über einen bestimmten Sachverhalt besteht der Witz des Berichts gerade darin, dass vergleichsweise hohe Schadenersatzansprüche gegenüber einer Person geltend gemacht werden, die sich, obwohl es ihr möglich gewesen wäre, als nicht freigebig erwiesen hat. Intention des Emittenten ist es mithin nicht nur, über einen bestimmten Sachverhalt zu informieren (auch wenn das das primäre Ziel sein mag), es wird auch eine bestimmte Haltung des Emittenten gegenüber diesem Sachverhalt nahe gelegt. Das geschieht mit Hilfe des Appositivs: Wird es elidiert, ergibt sich der angesprochene Widerspruch nicht, der „Nebensinn“ entfällt. Auf die Bedeutung solcher Emittenten-Einstellungen auf Textebene weist auch Klaus Brinker hin: „Der Emittent kann sich z. B. über die Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit des Textinhalts äußern (wissen, glauben, zweifeln) und den Sicherheitsgrad seines Wissens angeben (tatsächlich, bestimmt, offensichtlich, vielleicht, keineswegs); er kann seine (positive oder negative) Wertung (für gut halten, schlecht finden), den Grad seines Interesses (wünschen, beabsichtigen, wollen, vorziehen) oder seine psychische Haltung (bedauern, erfreut sein) gegenüber dem Textinhalt (bzw. dem Textthema) signalisieren. Unter Anknüpfung an den Begriff der propo- 104 Ich verwende den Terminus „Informationsfunktion“ im Sinne der von Brinker vorgeschlagenen Analyse textueller Grundfunktionen. Brinker (2001, 108) nennt folgende Paraphrase zur Explizierung der Informationsfunktion: „Ich (der Emittent) informiere dich (den Rezipienten) über den Sachverhalt X (Textinhalt).“ <?page no="131"?> Sprechakttheoretische Aspekte 127 sitionalen Einstellung in der Sprechakttheorie können wir von ‚thematischen Einstellungen‘ sprechen.“ (Brinker 2001, 100) Indiziert werden die thematischen Einstellungen nach Brinker durch sprachliche Formen und Strukturen (ebd.) - die im Zitat aufgeführten Ausdrücke müssen also nicht notwendig auftreten. Das Appositiv in (3- 40) kann als ein Mittel aufgefasst werden, eine solche propositionale bzw. thematische Einstellung („schadenfroh sein“) zu signalisieren. Es kommt also darauf an, wie man die bereits zitierte Äußerung Bassaraks, subsidiäre Illokutionen würden eingesetzt zur Verbesserung des Verständnisses des propositionalen Gehaltes des Trägersatzes (Bassarak 1987, 168), auffasst. Legt man einen engen Begriff von ‚verstehen‘ zu Grunde (‚verstehen‘ bedeutet p verstehen), so ist das Appositiv nicht als verstehensstützend aufzufassen. Der Trägersatz ist diesem Begriff nach auch ohne Appositiv zu verstehen. Legt man hingegen einen weiter gefassten Begriff von ‚verstehen‘ (‚verstehen‘ bedeutet p und die Einstellung des Emittenten zu p verstehen) an, der neben dem Verstehen der Proposition auch mögliche vom Emittenten gegenüber der Proposition eingenommene propositionale bzw. thematische Einstellungen berücksichtigt, so können Appositive als subsidiär bezeichnet werden: Sie können nicht nur dem Verstehen eines in der Proposition ausgedrückten Sachverhaltes, sondern auch dem Verstehen der Einstellung des Emittenten zum in der Proposition ausgedrückten Sachverhalt dienen. Diese Beobachtung konvergiert mit der bereits angesprochenen Feststellung Raabes, ein Sprecher verfüge über die Möglichkeit, „auf der sekundären, appositiven Textebene hervorzutreten, etwa dadurch, daß er Informationen gibt, die er persönlich für zusätzlich wichtig erachtet, deutlicher dadurch, daß er (persönliche) Meinungen und Wertungen usw., aus welchen (z. B. persuasiven) Gründen auch immer lanciert“ (Raabe 1979, 268). Das Phänomen, dass mittels Zusätzen Verstehenshinweise zur Einschätzung der Proposition des Trägersatzes angeboten werden, tritt nicht selten auf. Insbesondere dann, wenn Appositive und Zusätze adversativ verwendet werden, zeigt sich, dass Appositive verstehensstützend in diesem Sinne wirken: (3-41) Nach wie vor hält Werner Göring, obwohl längst Ruheständler, die Fäden in der Hand. R98/ FEB.14200 Frankfurter Rundschau, 19.02.1998, S. 1, Ressort: N; Bedienstete des Kreises Offenbach <?page no="132"?> Das erweiterte Appositiv 128 (3-42) Beifall, wenngleich teilweise ironisch, gab es auch, so, als der Gast sich zur "sozialen und ökologischen Marktwirtschaft" oder zum Schienenverkehr bekennt. R97/ APR.28319 Frankfurter Rundschau, 14.04.1997, S. 4, Ressort: N; Rede vor dem Parteitag Festzuhalten bleibt also, dass Bassarak darin zuzustimmen ist, dass Appositive koordiniert eingesetzt werden können. In Erweiterung der Ausführungen Bassaraks kann für Zusätze geltend gemacht werden, dass sie verstehensstützend wirken. Zudem kann mit Appositiven eine propositionale bzw. thematische Einstellung signalisiert werden. Fälle, in denen die Illokution des Appositivs ohne Bindung zur Proposition des Trägersatzes und als Reaktion auf die Kommunikationssituation auftreten, lassen sich nicht nachweisen. Dieser Bereich bleibt den Parenthesen vorbehalten. 3.3.3 Zum Verhältnis von F a und Erweiterungsausdruck Im folgenden Abschnitt soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle die Erweiterungsausdrücke im Hinblick auf den illokutionären Status des erweiterten Appositivs spielen. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die im Zusammenhang mit der Explizierung des Illokutionsindikators gemachte Beobachtung, dass die Erweiterungsausdrücke übrigens und bekanntlich gewisse Schwierigkeiten bei der Umformung zur von Searle vorgeschlagenen Paraphrase bereiten (vgl. Kap. 3.2.1). Für die Appositionskonstruktion Daniel Steger aus Bürglen, übrigens Student am Konservatorium Zürich, wurden oben die folgenden drei Paraphrase- Varianten vorgeschlagen: (3-36d) und ich behaupte, dass er übrigens Student am Konservatorium Zürich ist. (3-36e) und ich behaupte übrigens, dass er Student am Konservatorium Zürich ist. (3-36f) und ich behaupte, und ich behaupte dies nebenbei, dass er Student am Konservatorium Zürich ist. nach A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI Die Paraphrase (3-36d) rückt den Erweiterungsausdruck in den Indikator der Proposition, in (3-36e) erscheint der Erweiterungsausdruck in den Indikator der Illokution integriert und in (3-36f) scheinen zwei Illokutionen expliziert zu sein. Nach der in (3-36f) vollzogenen Indikator- Explizierung drängt sich der Eindruck auf, in einem Satz mit erweiterter Appositionskonstruktion könnten drei differente Illokutionen vorhanden <?page no="133"?> Sprechakttheoretische Aspekte 129 sein: eine Trägersatzillokution, eine Appositivillokution und eine Illokution des Erweiterungsausdrucks. Dabei ist als Besonderheit anzusehen, dass die Explizierung des Illukutions- und des Propositionsindikators in der Paraphrase des erweiterten Appositivs nicht die gewohnte Zuordnung aufweist, indem nur ein Indikator der Proposition vorhanden ist - und dies erfordert die Erläuterung des illokutionären Status der Erweiterungsausdrücke. Eine erste Überlegung läuft darauf hinaus, Ausdrücke wie übrigens und bekanntlich als bereits explizierte Illokutionsindikatoren aufzufassen, so dass die Paraphrase mit „Indikatordopplung“ darauf zurückzuführen wäre, dass zu einem im erweiterten Appositiv bereits vorhandenen Indikator der Illokution durch die Paraphrasebildung ein weiterer hinzugefügt worden ist. Searle selbst weist in der knappen Anmerkung zu den Indikatoren der Illokution in Speech Acts nicht auf die fraglichen Erweiterungsausdrücke hin; er schreibt: „Zu den Mitteln, die im Englischen die illokutionäre Rolle anzeigen, gehören Wortfolge, Betonung, Intonation, Interpunktion, der Modus des Verbs und die sogenannnten performativen Verben.“ (Searle [1969] 1994, 49f.) Neben den von Searle aufgelisteten Mitteln sind jedoch weitere Merkmale von Sätzen bzw. Äußerungen zu verzeichnen, die als illokutionär relevant bezeichnet werden und unter die auch die Erweiterungsausdrücke übrigens und bekanntlich fallen: „Es sind bestimmte morphologische, syntaktische, semantische und prosodische Merkmale, die als Illokutions-relevant angesehen werden. Genauer gesagt sind es (i) der Verbmodus, (ii) die Verbstellung, d. h. der Satztyp, (iii) bestimmte Satzmuster, (iv) Adverbien wie ‚sicherlich‘ oder ‚glücklicherweise‘, (v) Partikeln wie ‚etwa‘, ‚bloß‘ oder ‚doch‘, (vi) (Satz-)Intonation, Akzent, Sprechtempo, (vii) der propositionale Gehalt.“ (Rolf 1997b, 56) Der Aufstellung zufolge ist es erwartbar, dass Sätze mehrere illokutionär relevante Merkmale zugleich aufweisen können, es sind sogar bestimmte Hierarchiebeziehungen zwischen diesen Merkmalen anzunehmen (ebd., 57f.). Die Erweiterung des Appositionsprototyps mit übrigens und bekanntlich wird aufgrund des o. g. Befundes der „Indikatordopplung“ in der Paraphrase und der Hinweise auf die illokutionäre Relevanz von Adverbien nachfolgend als illokutionär relevant betrachtet. In den Vollzug von F a (p A ) geht durch die Erweiterung ein illokutionär relevanter Ausdruck ein, der offensichtlich nicht mit den Indikatoren von F a identisch ist. Gleichwohl ist noch ungeklärt, wie sich die illokutionäre Rele- <?page no="134"?> Das erweiterte Appositiv 130 vanz der fraglichen Ausdrücke auf die Illokution des Appositivs auswirkt. Die Frage danach, wie bestimmte illokutionär relevante Ausdrücke - etwa leider in der Äußerung Er kommt leider - in der Illokutionsanalyse zu behandeln sind, hat zu unterschiedlichen Antworten geführt. Ohne die Kontroversen hier im Einzelnen nachzeichnen zu wollen, sollen doch in Anlehnung an Rolf (1997b) vier denkbare Positionen kurz angeführt werden, in denen das Verhältnis zwischen der Illokution einer Äußerung und illokutionsrelevanten bzw. -modifizierenden Ausdrücken behandelt wird. 105 Erstens kann man die Ansicht vertreten, dass mit Sätzen mit leider zwei differenzierbare gleichwertige illokutionäre Akte vollzogen werden, etwa B EHAUPTEN und B EDAUERN . Zweitens kann die Äußerung eines solchen Satzes als der Vollzug eines illokutionären Aktes verstanden werden, der eine Kombination doxastischer und evaluativer Einstellungen im Sinne einer Einstellungskonfiguration gegenüber dem in der Proposition ausgedrückten Sachverhalt enthält. Die dritte These lautet, dass zwei Akte vollzogen werden, wobei der mit der Äußerung von leider vollzogene Akt als abhängig vom Vollzug eines anderen Aktes verstanden wird (als „nicht-zentraler Sprechakt“). Die vierte These schließlich behandelt auf der Grundlage der Illokutionslogik die Verwendung von Adverbien als Bezugnahme auf eine bestimmte Komponente der Illokutionskraft, etwa die Aufrichtigkeitsbedingung. Es ist also zu prüfen, von welcher der Positionen aus das erweiterte Appositiv zu beschreiben ist. Die erstgenannte Position kann mit den mit übrigens und bekanntlich erweiterten Appositiven nicht vereinbart werden, denn die separierte Äußerung der Ausdrücke ist nicht als vollwertiger, koordinierter Sprechakt zu bewerten. Falls mit der Äußerung von übrigens ein illokutionärer Akt vorliegt, ist dieser abhängig vom Vollzug eines anderen Aktes. Daher wird diese Position verworfen. Die zweite Position ist schwer übertragbar, denn mit der Äußerung von übrigens und bekanntlich gehen keine evaluativen Einstellungen im engeren Sinne einher. Wer übrigens im Appositiv äußert, rekurriert damit weniger auf die Einschätzung eines Sachverhalts als vielmehr auf das 105 Auf die unterschiedlichen Auffassungen wird hier nur in aller Kürze eingegangen. Für eine umfassende Darstellung und Diskussion dieser Frage vgl. Rolf (1997b, 59-62). <?page no="135"?> Sprechakttheoretische Aspekte 131 Verhältnis des in der Proposition ausgedrückten Sachverhalts zum kommunikativen Kontext. Wer bekanntlich äußert, spielt darauf an, dass seine Äußerung im Einklang mit dem Weltwissen des Hörers steht (oder stehen sollte); auch in diesem Falle geht es dem Emittenten weniger darum, einen Sachverhalt etwa als erfreulich oder schlecht zu bewerten, vielmehr wird eine Beziehung zwischen einem Sachverhalt und dem Wissen des Rezipienten hergestellt. Die Kombination von doxastischer und evaluativer Einstellung erscheint gerade deshalb denkbar, weil damit dieselbe Relation angesprochen ist, die zwischen Emittent und Proposition. Dies gilt für die Verwendung von übrigens und bekanntlich nicht: Da neben der Relation zwischen Emittent und Proposition weitere Relationen eine Rolle spielen (Proposition - kommunikativer Kontext bzw. Proposition - Wissen des Rezipienten), kann kaum noch von einer Einstellungskonfiguration gesprochen werden, es sei denn, es würde geklärt, worauf sich Einstellungen beziehen können. Eine differenzierte Klärung bietet, wie zu sehen sein wird, die Illokutionslogik, zu deren Gunsten diese Position verworfen wird. Die dritte Position lässt sich mit Hilfe des Grice’schen Theorems des nicht-zentralen Sprechaktes erläutern (vgl. Grice [1968] 1993, 91). Grice geht davon aus, dass mit dem Einsatz bestimmter Ausdrücke nichtzentrale Sprechakte vollzogen werden, die als eine weitere Art des Sprechakts aufzufassen sind. Unter einem nicht-zentralen Sprechakt ist ein Sprechakt zu verstehen, mit welchem über das Gesagte hinausgehend etwas impliziert wird. Am Beispiel Er ist Engländer; er ist mithin tapfer (Grice [1975] 1993, 247) zeigt Grice, dass mit dem Satz gesagt wird, jemand sei Engländer und dieser jemand sei tapfer; nicht hingegen gesagt, aber angedeutet wird, dass eine Folgerungsbeziehung zwischen Engländer-Sein und Tapfer-Sein bestehe. Die Besonderheit des nicht-zentralen Sprechakts besteht also darin, etwas nicht zu sagen, aber dennoch zu übermitteln (vgl. Rolf/ Hagemann 1997, 148). Wenngleich mit den mit übrigens und bekanntlich erweiterten Appositiven keine kausale Beziehungen zwischen zwei Sachverhalten wie in Grices Beispiel hergestellt werden, kann doch gesagt werden, dass Fälle von ‚mehr meinen als sagen‘ vorliegen. Mit der Verwendung von übrigens sagt der Emittent nicht, dass die Proposition des Appositivs digressiv ist, <?page no="136"?> Das erweiterte Appositiv 132 er gibt es aber zu erkennen; mit der Verwendung von bekanntlich sagt der Emittent nicht, dass er eine Proposition äußert, obwohl sie als bekannt vorauszusetzen ist, er gibt es aber zu erkennen. Entscheidend ist dabei, dass der nicht-zentrale Sprechakt, der mit der Äußerung von übrigens und bekanntlich vollzogen wird, abhängig von einem anderen Sprechakt ist (vgl. Grice [1968] 1993, 91). Dass mit Erweiterungsausdrücken im Appositiv etwas angedeutet, aber nicht gesagt wird, lässt sich nun an der Tatsache ablesen, dass der Einsatz dieser Ausdrücke keinen Einfluss auf den Wahrheitswert des Trägersatzes oder den des Appositivs hat. Das folgende Beispiel untermauert dies: (3-43) Schmidt und Linsenhoff, übrigens beide alteingesessene Kronberger, knüpfen an eine alte Tradition an. R98/ APR.30518 Frankfurter Rundschau, 16.04.1998, S. 2, Ressort: N; Nach alter Tradition In (3-43) wird gesagt, dass Schmidt und Linsenhoff an eine alte Tradition anknüpfen und dass beide alteingesessene Kronberger seien. Nicht gesagt, aber angedeutet wird, dass die Äußerung des Appositivs zusätzlich, vom eigentlichen Diskursverlauf abweichend zu verstehen ist. Die Differenz zwischen dem Gesagten und dem Angedeuteten lässt sich, wie gesagt, am Wahrheitskriterium ablesen: Sofern es zutrifft, dass erstens Schmidt und Linsenhoff an eine alte Tradition anknüpfen und zweitens beide alteingesessene Kronberger sind, ist (3-43) wahr; und zwar unabhängig davon, ob die Äußerung tatsächlich, wie durch das übrigens angedeutet, vom Diskursverlauf abweicht. (Gleiches gilt für bekanntlich: Die Wahrheitswerte des Trägersatzes und des Appositivs bleiben unangetastet, unabhängig davon, ob der mit dem Appositiv gegebene Sachverhalt bekannt ist oder nicht.) Die dritte Position zum Problem der Einschätzung illokutionär relevanter Adverbien kann plausibel zur Erklärung der Illokutionsverhältnisse herangezogen werden. Über mit übrigens und bekanntlich erweiterte Appositive des Prototypen lässt sich sagen: Wer ein erweitertes Appositiv äußert, vollzieht einen Illokutionsakt mit dem Trägersatz, einen eingebetteten weiteren Illokutionsakt F a und zudem einen von der Äußerung des Appositivs abhängigen, nicht-zentralen Sprechakt; abhängig ist letztgenannter von F a (p A ), indem er separat und ohne Bezugnahme auf das Appositiv nicht sinnvoll geäußert werden kann. Der Unterschied zwischen Appositiven mit den Erweiterungsausdrücken übrigens und bekanntlich und solchen ohne Erweiterungsausdruck besteht diesem Beschreibungsansatz zufolge im Vollzug eines illokutionären Aktes im Zusammenhang mit einem nicht-zentralen Sprechakt gegenüber dem <?page no="137"?> Sprechakttheoretische Aspekte 133 Vollzug eines illokutionären ohne nicht-zentralen Sprechakt. Die Bezeichnung der Erweiterungsausdrücke als „Appositionsmarkierer“, die die Funktion der Indizierung einer Appositionskonstruktion in den Vordergrund rückt, ist aus pragmatischer Sicht als irreführend einzustufen - mit erweiterten Appositiven liegen vielmehr komplexe Handlungen vor. Die graphische Veranschaulichung dieses Beschreibungsansatzes sieht folgendermaßen aus: (3-44) Schmidt und Linsenhoff, übrigens beide alteingesessene Kronberger, knüpfen an eine alte Tradition an . [Illokution assertiv [[Sprechakt nicht-zentral ] Illokution assertiv ] ] Wenden wir uns nun der vierten Position zu, nach der illokutionär relevante Adverbien unter Bezugnahme auf einzelne Komponenten der Illokutionskraft zu erklären sind. Grundlegend ist die Idee, dass die illokutionäre Kraft zerlegt werden kann in sechs Komponenten, den illokutionären Zweck, den Durchsetzungsmodus des illokutionären Zwecks, die Bedingungen des propositionalen Gehalts, die vorbereitenden Bedingungen, die Aufrichtigkeitsbedingungen und den Stärkegrad der Aufrichtigkeitsbedingung (vgl. Rolf 1997b, 23-35). Durch die Verwendung von Adverbien, so kann nun behauptet werden, wird eine Operation an einer Komponente der illokutionären Kraft angewandt, die eine Illokutionskraft erzeugt, die von der entsprechenden illokutionären Stammkraft 106 abweicht bzw. diese modifiziert. Sechs Operationen, die die illokutionären Stammkräfte modifizieren, können angewandt werden: Der Durchsetzungsmodus des illokutionären Zwecks kann eingeschränkt oder durch die Einsetzung eines neuen Durchsetzungsmodus verändert werden, der Stärkegrad der Aufrichtigkeitsbedingung kann heraufwie herabgesetzt werden, den Bedingungen des propositionalen Gehalts kann eine weitere Bedingung hinzugefügt werden, den vorbereitenden Bedingungen können weitere Bedingungen hinzugefügt werden, den Aufrichtigkeitsbedingungen können weitere Bedingungen hinzugefügt 106 Die Stammkräfte leiten sich ab von den von Searle bereits in Eine Taxonomie illokutionärer Akte vorgeschlagenen fünf illokutionären Zwecken (vgl. Searle [1979] 1998, 17-50). Rolf (1997b, 35-38) nennt als illokutionäre Stammkräfte die assertive, die kommissive, die direktive, die deklarative und die expressive Kraft. <?page no="138"?> Das erweiterte Appositiv 134 werden (vgl. ebd., 39f.). Wer beispielsweise die Äußerung Er kommt mit dem Adverb vielleicht erweitert, führt illokutionslogisch gesprochen eine Operation im Hinblick auf den Stärkegrad der Aufrichtigkeitsbedingung durch, indem er diesen herabsetzt. Auf diese Weise können spezielle, gegenüber den Stammkräften modifizierte, illokutionäre Akte vollzogen werden. Für die Erweiterung eines Appositivs mit bekanntlich schlage ich die Interpretation vor, dass ein Emittent die assertive Stammkraft durch die zusätzliche vorbereitende Bedingung modifiziert, dass er einen Sachverhalt benennt, obwohl dieser dem Rezipienten bereits bekannt ist. Für den Fall der Verwendung von übrigens schlage ich die Interpretation vor, dass gegenüber der assertiven Stammkraft die weitere vorbereitende Bedingung, dass ein Sachverhalt, der als vom situativen Kontext abweichend bewertet wird, hinzugefügt wird. 107 Der Beitrag der Erweiterungsausdrücke übrigens und bekanntlich zur Illokution des Appositivs F a ist mit Hilfe des Theorems des nichtzentralen Sprechakts und illokutionslogisch so zu erklären, dass die Verwendung einer der Ausdrücke im erweiterten Appositiv als an das Appositiv gebundener nicht-zentraler Sprechakt erfolgt, und zwar dergestalt, dass bestimmte Komponenten der Illokutionskraft modifiziert werden. 108 107 Eine ausführliche Darstellung verschiedener spezieller Illokutionen in der Familie der Assertiva bietet Rolf (1997b, 139-163). Der Frage, wie sich Diktumscharakterisierungen als Ausdruck von Illokutionskraftkomponenten erklären lassen, geht Hagemann (1997, 111-119) nach. 108 Auf Erweiterungsausdrücke, die Zusätze begleiten, lässt sich das Theorem des nichtzentralen Sprechakts nicht übertragen - schon deshalb nicht, weil Zusätze nicht illokutionstragend sind und daher nicht Bezugspunkt eines nicht-zentralen Sprechaktes sein können. Entsprechend können die Erweiterungsausdrücke des Zusatzes auch nicht als illokutionär relevant eingestuft werden. Damit wird nicht behauptet, dass nicht ein Zusatz als Ganzes im Hinblick auf den Trägersatz illokutionär relevant sein kann. <?page no="139"?> Apposition und Implikatur 135 3.4 Apposition und Implikatur 3.4.1 Grundzüge der Grice’schen Konversationstheorie Wenn ein Emittent äußert (3-40) Die Queen, bekanntlich dem Zahlen (von Steuern etwa) nicht zugetan, wird zur Kasse gebeten. P95/ FEB.05533 Die Presse, 20.02.1995; NEBENBEI muss er sich unter Umständen fragen lassen, aus welchen Gründen er etwas äußert, was er als bekannt voraussetzt. Ein mit bekanntlich eingeleitetes Appositiv könnte auf den ersten Blick als redundant gelten, weil es einem „Prinzip der Ökonomie“, das für Zeichensysteme auch in anderen Bereichen angenommen wird (Weinrich 2003, 385), widerspricht, indem bereits bekannte Informationen übermittelt werden. Ebenso könnte ein mit übrigens eingeleitetes Appositiv als „überflüssig“ erscheinen, weil durch den Erweiterungsausdruck die mit dem Appositiv gegebene Teilinformation als „Abweichung vom geraden Verlauf eines Diskurses“ (Altmann 1981, 97) gekennzeichnet wird. Warum werden solche Äußerungen dennoch vollzogen - und offensichtlich rezipientenseitig geduldet? Dieser Frage soll im folgenden Abschnitt mit Hilfe der auf Grice zurückgehenden Konversationstheorie, mit der sich die Bedingungen effizienten Kommunizierens beschreiben lassen, nachgegangen werden. Der Ansatz, Ausdrücke wie offen gesagt, d. h., präzise gesagt, nebenbei gesagt etc. mit den Grice’schen Konversationsmaximen in Verbindung zu bringen, ist nicht neu - dies bezeugen verschiedene Arbeiten. 109 Für die Beschreibung des Appositionsprototyps mit Erweiterungsausdruck ist die Bezugnahme auf die Konversationstheorie im Beitrag Rolf (2001) vorgeschlagen worden; ich nehme diesen Vorschlag zum Anlass, eine Betrachtung des erweiterten Appositivs unter dieser Perspektive voranzutreiben. Bevor ich das Grundgerüst der Überlegungen von Grice kurz umreiße, seien wenige Vorbemerkungen gestattet: Die Konversationstheorie von Grice, das sagt bereits ihre Bezeichnung, hat Konversationen zum Gegenstand. Dies bedeutet nicht, dass mit ihr der Anspruch auf eine 109 Als Beiträge, die beispielhaft für eine solche Herangehensweise sind, seien genannt Hindelang (1975), Hindelang (1980), Niehüser (1987), Hagemann (1997) sowie Rolf (2001). <?page no="140"?> Das erweiterte Appositiv 136 empirisch adäquate Darstellung tatsächlich stattfindender Kommunikation erhoben wird - Grice selbst macht auf solche Vorbehalte aufmerksam (vgl. Grice [1975] 1993, 250). Wendet man also die Theorie auf grammatische Konstruktionen wie das erweiterte Appositiv bzw. erweiterte Zusätze an, ist zu berücksichtigen, welcher Status den innerhalb der Theorie von Grice entwickelten Aussagen zukommt: Es sind Überlegungen, die nicht nur unter der Prämisse eines bestimmten (informationalen) Kommunikationsbegriffes stehen, sondern häufig unter Rückgriff auf konstruierte Kontexte zustande gekommen sind und überdies einen reflektierenden Sprecher und Adressaten voraussetzen. Vielleicht wirkt es zunächst widersprüchlich, dass die Überlegungen von Grice, die sich auf den genannten Begriff von ‚Konversation‘ stützen, auf schriftsprachliche, vorwiegend Zeitungstexten entstammende Exemplare von erweiterten Appositiven und Zusätzen angewendet werden sollen, die hier analysiert werden. Ich denke jedoch, es lässt sich zeigen, dass das in der Theorie von Grice entwickelte Konzept der konversationellen Implikatur, nach Levinson „eine der ganz wichtigen Ideen in der Pragmatik“ (Levinson 2000, 107), eine Bereicherung in der pragmatischen Beschreibung der Apposition darstellt. Die Entscheidung, die Überlegungen Grices in die Untersuchung des Appositionsbereiches einzubringen, lässt sich aber nicht nur dadurch rechtfertigen, dass der pragmatische Aspekt in den Beiträgen zur Apposition bislang ohne die Fundierung durch eine bewährte pragmatische Theorie vorgenommen worden ist. Schwerer wiegt die Tatsache, dass sich Grices Ansatz gerade in Zusammenhängen mit Ausdrücken als fruchtbringend erwiesen hat, die mit den Erweiterungsausdrücken zum Teil zusammenfallen, zum Teil viele Ähnlichkeiten aufweisen. Für die Anwendung der Theorie von Grice spricht schließlich, dass auf die Frage, welche kommunikativen Ziele und Strategien sich in der Verwendung erweiterter Appositive ausdrücken, bislang kaum Antworten gegeben wurden, die als befriedigend einzuschätzen wären. Die grundlegenden Gedanken der Konversationstheorie sollen hier in aller Kürze skizziert werden. Ausgangspunkt der Konversationstheorie ist die Beobachtung, dass Kommunikation als kooperatives Handeln gelten kann: „Unsere Gespräche bestehen normalerweise nicht aus einer Abfolge unzusammenhängender Bemerkungen, und wären so auch nicht rational. Sie sind kennzeichnenderweise, wenigstens bis zu einem gewissen Maß, kooperative Bemühungen; und jeder Teilnehmer erkennt bis zu einem gewissen Grad in <?page no="141"?> Apposition und Implikatur 137 ihnen einen gemeinsamen Zweck (bzw. mehrere davon) oder zumindest eine wechselseitig akzeptierte Richtung an.“ (Grice [1975] 1993, 248) Diese Beobachtung bietet Grice den Anlass zur Formulierung von zwei Arten von Grundsätzen, einem allgemeinen Prinzip, das von allen Gesprächsteilnehmern - natürlich in Abhängigkeit nicht zuletzt von der Art des Gesprächs mit Ausnahmen - zu beachten ist, das Kooperationsprinzip (=KP), sowie den Konversationsmaximen. Über das KP schreibt Grice: „Mache deinen Gesprächsbeitrag jeweils so, wie es von dem akzeptierten Zweck oder der akzeptierten Richtung des Gesprächs, an dem du teilnimmst, gerade verlangt wird.“ (Grice [1975] 1993, 248) Der zweite Teil der Grundsätze besteht aus den Konversationsmaximen. In Anlehnung an Kants Urteilstafel nennt Grice die vier Kategorien Quantität, Qualität, Relation und Modalität, „unter deren eine oder andere gewisse speziellere Maximen und Untermaximen fallen“ (ebd., 249). Daraus ergibt sich folgende Zusammenstellung (vgl. ebd., 249f.): (3-45) Q UANTITÄT 1. Mache deinen Beitrag so informativ wie (für die gegebenen Gesprächszwecke) nötig. 2. Mache deinen Beitrag nicht informativer als nötig. Q UALITÄT Obermaxime: Versuche deinen Beitrag so zu machen, daß er wahr ist. Untermaximen: 1. Sage nichts, was du für falsch hältst. 2. Sage nichts, wofür dir angemessene Gründe fehlen. R ELATION 1. Sei relevant. M ODALITÄT Obermaxime: Sei klar. Untermaximen: 1. Vermeide Dunkelheit des Ausdrucks. 2. Vermeide Mehrdeutigkeit. 3. Sei kurz (vermeide unnötige Weitschweifigkeit). 4. Der Reihe nach! Die Aufteilung lässt erkennen, dass mit den Quantitätsmaximen der Grad der Informativität eines Redebeitrags, mit den Qualitätsmaximen der <?page no="142"?> Das erweiterte Appositiv 138 Wahrheitsaspekt, mit der Relationsmaxime die Relevanz eines Beitrags im Kontext und mit den Modalitätsmaximen der Aspekt des Ausdrucks angesprochen ist. Mit Rolf (1994, 117) können die Maximen der Quantität, Qualität und Relation als inhaltbezogene Maximen bezeichnet werden, gegenüber den formbezogenen Maximen der Modalität. Die Zusammenstellung dieser Maximen 110 ist nach Grice so formuliert, als bestünde der Zweck von Kommunikation „in maximal effektivem Informationsaustausch“, zudem sind unterschiedliche Gewichtungen der einzelnen Maximen zu beachten; die Verletzung einzelner Maximen wirkt sich unterschiedlich stark aus (ebd., 250). Wenn von „Verletzung“ gesprochen wird, ist sogleich darauf hinzuweisen, dass die von Grice genannten Maximen nicht mit Normen verwechselt werden dürfen - mit Rudi Keller kann gesagt werden, „Grice will niemanden zu einer bestimmten Kommunikationsweise überreden oder auffordern, sondern allgemeine Handlungsprinzipien beschreiben“ (Keller 1995, 6). Grice beabsichtigt vor allem zu erklären, warum Rezipienten in der Lage sind, auch solche Äußerungen zu interpretieren, die scheinbar - auf der Ebene der wörtlichen Bedeutung - nicht kooperativ sind. Dies kann an einem Beispiel von Levinson (2000, 113) verdeutlicht werden. Auf die Frage Wo ist Willi? die Antwort zu geben: Vor Susannes Haus steht ein gelber VW, erscheint auf der Oberfläche als unkooperativ, da die Antwort keine Antwort auf die Frage zu sein scheint. 111 Der Rezipient versucht gewöhnlich dennoch, die Antwort als kooperativ aufzufassen und überlegt, welche Verbindung zwischen Willis Aufenthaltsort und dem Standort eines gelben VW bestehen könnte - falls Willi einen gelben VW besitzt, führt das zu der Vermutung, dass er sich bei Susanne aufhält. Eine zunächst unkooperativ wirkende sprachliche Handlung kann also dann interpretiert werden, wenn der Rezipient annimmt, dass sie auf einer anderen Ebene als der wortwörtlichen Bedeutung kooperativ ist. Den Begriff ‚konversationelle Implikatur‘ führt Levinson mit dem genannten Beispiel ein: „In diesen Fällen werden Schlußfolgerungen gezogen, damit die Annahme der Kooperation aufrechterhalten werden kann. Die Schlußfolgerungen entstehen nur deshalb, weil man diese Annahme trotz gegenteiliger oberflächlicher Hinweise macht. Diese Art von Inferenz nennt Grice Implikatur oder, genauer, konversationelle Implikatur.“ (Levinson 2000, 113) 110 Grice weist darauf hin, dass die Annahme weiterer Maximen nicht auszuschließen sei (vgl. Grice [1975] 1993, 250). 111 Levinson spricht von einer scheinbaren Verletzung der Maximen der Quantität und der Relation. <?page no="143"?> Apposition und Implikatur 139 Die Tatsache, dass Maximen in verschiedener Weise nicht erfüllt werden, ist von zentraler Bedeutung für Grices Theorie. Er schreibt: „Es kann auf verschiedene Weisen geschehen, daß ein an einem Gespräch Beteiligter eine Maxime nicht erfüllt; zu diesen Weisen gehören: 1. Er mag ganz still und undemonstrativ eine Maxime verletzen; er wird dann in manchen Fällen sehr leicht irreführen. 2. Er kann aussteigen, die Geltung sowohl der Maxime als auch des KP außer Kraft setzen; er kann sagen, darauf hinweisen oder es klar werden lassen, daß er nicht willens ist, in der von der Maxime erforderten Weise zu kooperieren. Er kann beispielsweise sagen, ‚Mehr kann ich nicht sagen, meine Lippen sind versiegelt‘. 3. Er mag vor einer Kollision stehen: Er mag beispielsweise nicht in der Lage sein, die erste Maxime der Quantität (Sei so informativ wie nötig) zu erfüllen, ohne die zweite Maxime der Qualität (Habe angemessene Belege für das, was Du sagst) zu verletzen. 4. Er mag gegen eine Maxime verstoßen; d. h. es kann sein, daß er eine Maxime flagrant nicht erfüllt.“ (ebd., 253) Der flagrante Verstoß gegen eine Konversationsmaxime unterscheidet sich vom Ausstieg dadurch, dass das KP nicht außer Kraft gesetzt wird; der Sprecher handelt also einer Maxime zuwider, ohne dabei unkooperativ zu sein. Mit Grice ist die Frage zu stellen (und die Antwort zu geben): „Wie kann der Umstand, daß er das sagt, was er sagt, mit der Annahme in Einklang gebracht werden, daß er das umfassende KP beachtet? Diese Situation läßt charakteristischerweise eine konversationale Implikatur zustande kommen; und wenn eine konversationale Implikatur zustande kommt, werde ich sagen, eine Maxime sei ausgebeutet worden.“ (ebd., 254) Grices Hinweis, eine Maxime könne ausgebeutet werden, ist so zu verstehen, dass ein flagranter Verstoß beim Rezipienten Irritationen auslöst - geht dieser jedoch weiterhin davon aus, dass das KP nicht außer Kraft gesetzt ist (dass also kein Ausstieg vorliegt), wird er versuchen, durch eine argumentative Rekonstruktion dahinter zu kommen, was der Sprecher gemeint haben könnte. Für den Fall der konversationalen Implikatur nennt Grice die folgenden fünf Kennzeichen (vgl. ebd., 264f.): <?page no="144"?> Das erweiterte Appositiv 140 (1.) Annullierbarkeit (eine Implikatur kann durch eine zusätzliche Bemerkung aufgehoben werden) (2.) Nichtabtrennbarkeit (das, was mit einer Implikatur bedeutet wird, hängt nicht von einer spezifischen Ausdrucksweise ab, dasselbe Implikat kann durch verschiedene Ausdrücke angezeigt sein) (3.) Nichtkonventionalität (konversationale Implikaturen gehören „nicht in die ursprüngliche Angabe der konventionalen Rolle des Ausdrucks“) (4.) Träger der Implikatur ist „das Sagen des Gesagten“ („Die Wahrheit des Gesagten bedingt nicht die Wahrheit des Implikats“ - das Gesagte kann demnach wahr sein, das Implikat falsch) (5.) Unbestimmtheit des Implikats (dadurch, dass verschiedene Rekonstruktionen des Gemeinten möglich sind, steht das Implikat verschiedenen Deutungen offen) Besonderer Stellenwert, wenngleich (oder deswegen) nicht in der zusammenfassenden Liste der Merkmale konversationaler Implikaturen aufgenommen, kommt der an solche Implikaturen zu stellenden Anforderung, argumentativ nachvollziehbar zu sein, zu. Nach Grice „muß [es] möglich sein, durch Überlegung dahinter zu kommen, daß eine konversationale Implikatur vorliegt; denn auch wenn sie de facto intuitiv erfaßt werden kann, gilt sie (falls sie überhaupt vorliegt) nicht als konversationale Implikatur, solange die Intuition nicht durch eine Argumentation ersetzt werden kann; sie wäre sonst eine konventionale Implikatur.“ (ebd., 255) Die o. g. Kennzeichen erlauben es, eine konversationale Implikatur zu identifizieren. Aus dem zuletzt genannten Zitat geht jedoch hervor, dass neben den partikularisierten Implikaturen noch weitere Implikaturen zu berücksichtigen sind. In Anlehnung an Levinson (2001, 144) und Rolf (1994, 124) lässt sich folgende Übersicht zu den verschiedenen Arten von Implikaturen erstellen: (3-46) Implikaturen konventionale nichtkonventionale nichtkonversationale konversationale partikularisierte generalisierte skalare klausale nach Levinson (2000, 144) <?page no="145"?> Apposition und Implikatur 141 Grice trennt konventionale von nichtkonventionalen Implikaturen: Mit erstgenannten Implikaturen wird etwas „kraft der Bedeutung meiner Worte“ impliziert, also aufgrund der konventionellen Bedeutung bestimmter Wörter, ohne dass das, was impliziert wird, Teil des Gesagten ist; dies lässt sich daran ablesen, dass das Implizierte falsch sein kann, ohne dass das Gesagte falsch ist. Merkmal der nichtkonventionalen Implikaturen ist, dass das Implizierte im Gegensatz zu den konventionalen Implikaturen nicht Teil der konventiellen Bedeutung der verwendeten Ausdrücke ist. Für eine konventionale Implikatur gibt Grice das bereits zitierte Beispiel: Er ist Engländer; er ist mithin tapfer Grice ([1975] 1993, 247) Hier ist das Implikat, die Herstellung eines kausalen Zusammenhanges zwischen bestimmter nationaler Zugehörigkeit und einer Haltung, auf den Ausdruck mithin und dessen konventionelle Bedeutung zurückzuführen. Die nichtkonventionalen Implikaturen werden unterschieden in nichtkonversationale 112 und konversationale Implikaturen. Als ein Beispiel für eine konversationale Implikatur nennt Grice (3-47) (3-47) Das Wetter war diesen Sommer ganz entzückend, finden sie nicht auch? Grice ([1975] 1993, 259) In (3-47), von Grice angeführt als Antwort auf die Äußerung Frau X ist eine alte Schachtel (womit ein flagranter Verstoß gegen die Maxime der Relation vorliegt), ist eine Rückführung auf die konventionelle Bedeutung nicht vorzunehmen, der Rezipient hat eine Interpretationsleistung vorzunehmen, die sich nicht auf die konventionelle Bedeutung der verwendeten Ausdrücke beschränken kann. Konversationale Implikaturen entstehen vor dem Hintergrund der Konversationsmaximen: (3-47) kann als Implikatur vom Rezipienten deswegen interpretiert werden, gerade weil es der Kommunikation inhärente Prinzipien gibt, die durch das KP und die Maximen expliziert sind. Im Bereich der konversationalen Implikaturen ist zwischen partikularisierten und generalisierten Implikaturen zu unterscheiden. Unter einer 112 Ich gehe an dieser Stelle nicht auf die von Grice erwähnten, jedoch nicht näher behandelten nichtkonversationalen Implikaturen ein. Solche Implikaturen werden durch Verletzungen von Maximen „ästhetischer, gesellschaftlicher oder moralischer Natur“ (ebd., 250) hervorgerufen. Es ist bereits häufiger festgestellt worden, dass die nichtkonversationalen Implikaturen bei Grice nur benannt, aber nicht ausführlicher behandelt worden sind (vgl. Rolf 1994, 127). <?page no="146"?> Das erweiterte Appositiv 142 partikularisierten konversationalen Implikatur ist eine strikt kontextabhängige, durch flagranten Verstoß gegen eine Konversationsmaxime und vom Sprecher bewusst herbeigeführte Implikatur zu verstehen. Man sollte solche Implikaturen in Abgrenzung zu generalisierten Implikaturen als Sprecherimplikaturen bezeichnen, da es nicht die Äußerung ist, die die Implikatur hervorruft, sondern der Sprecher (vgl. Rolf 1994, 128f.). Generalisierte konversationale Implikaturen hingegen sind solche, die ohne Bezug auf den konkreten Äußerungskontext „einfach geschehen“: Im Gegensatz zu den partikularisierten konversationalen Implikaturen ist kein „bestimmter Kontext oder ein besonderes Szenario erforderlich“ (Levinson 2000, 138). Als Beispiel für eine generalisierte Implikatur führt Grice die Äußerung X trifft sich heute Abend mit einer Frau an. Wer einen solchen Satz sagt, impliziere, „daß es sich bei der Frau nicht um Xs Ehefrau, Mutter, Schwester oder vielleicht sogar enge platonische Freundin handelt“ (Grice [1975] 1993, 262). 113 Im Anschluss an Rolf (1994, 136) können diese Implikaturen als Äußerungsimplikaturen bezeichnet werden. Im Bereich der generalisierten konversationalen Implikaturen kann weiter unterschieden werden zwischen klausalen und skalaren Implikaturen, darauf wird an späterer Stelle einzugehen sein. 114 Dies soll als Hinführung zur Konversationstheorie für die hier verfolgten Zwecke ausreichen. In den folgenden Abschnitten wird die Konversationstheorie zunächst auf das erweiterte Appositiv angewandt, indem Einzelfälle diskutiert werden, mit deren Hilfe ein auf der Konversationstheorie beruhendes Beschreibungsinstrumentarium zu entwickeln ist. Danach wird auf verschiedene Fälle des erweiterten Zusatzes eingegangen; auch zu diesem Bereich werden konversationstheoretisch fundierte Klassifikationskriterien entwickelt. Dem schließt sich eine Übersichtsdarstellung an, in der verzeichnet ist, wie erweiterte Appositive und Zusätze konversationstheoretisch klassifiziert werden können. 113 Zur von Grice selbst festgestellten Abgrenzungsproblematik zwischen konventionalen Implikaturen und generalisierten Konversationsimplikaturen vgl. Rolf (1994, 137). 114 Insbesondere die skalaren Implikaturen spielen im Zusammenhang mit erweiterten Zusätzen eine Rolle. Für eine differenziertere Darstellung der verschiedenen Arten von Implikaturen sei auf Levinson (2000, 138-160) und Rolf (1994, 119-144) verwiesen. <?page no="147"?> Apposition und Implikatur 143 3.4.2 Erweiterungen des Appositionsprototyps 3.4.2.1 Appositive mit übrigens und bekanntlich Betrachten wir zunächst den Prototypen mit der bekanntlich-Erweiterung: (3-48) Die Queen, bekanntlich dem Zahlen (von Steuern etwa) nicht zugetan, wird zur Kasse gebeten. P95/ FEB.05533 Die Presse, 20.02.1995; NEBENBEI Mit (3-48) liegt ein Fall vor, in dem durch die Äußerung des mit bekanntlich eingeleiteten Appositivs etwas als redundant Gekennzeichnetes gesagt wird. Bemerkenswert ist zunächst, dass dies gewissermaßen offen getan wird, durch die Verwendung des Ausdrucks bekanntlich sogar indiziert wird: Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, dass mit dem auf diese Weise eingeleiteten Appositiv etwas gesagt wird, was als bekannt gekennzeichnet wird, genauer: es wird etwas gesagt, obwohl es als bekannt gekennzeichnet wird. Dadurch zeigt der Emittent zunächst, dass er eine selbstkritisch-reflexive Haltung gegenüber der eigenen kommunikativen Handlung, gegenüber der Äußerung des Appositivs einnimmt. Ausdrücke, mit deren Hilfe vom Emittenten einerseits angezeigt wird, dass bestimmte kommunikative Prinzipien nicht (vollständig) erfüllt sind, die zudem aber dem Rezipienten anzeigen, dass dem Emittent dies klar ist und er dennoch mit den Kommunikationserwartungen des Rezipienten übereinstimmt, werden auch als „maxim hedges“ (Levinson 2000, 176) bezeichnet, sie können gewissermaßen als Beleg für die Existenz der Konversationsmaximen angeführt werden (Rolf 1994, 170). Das gegebene Beispiel kann vor dem Hintergrund der Konversationstheorie folgendermaßen beschrieben werden: Die zweite 115 Quantitätsmaxime („Mache deinen Beitrag nicht informativer als nötig“) ist nicht erfüllt. Eine Information auszugeben, die durch den Erweiterungsausdruck bekanntlich als vom Adressaten bereits gewusst charakterisiert 115 Damit schließe ich mich der Analyse, die Rolf (2001, 331f.) anbietet, nicht an. Das Beispiel Die Wale, bekanntlich eine uralte Säugetierart, sind von Aussterben bedroht wird von Rolf so interpretiert, dass „die erste Gricesche Maxime der Quantität betroffen“ sei. Es scheint mir aber weniger der Fall zu sein, dass die erste Maxime („Mache deinen Beitrag so informativ wie (für die gegebenen Gesprächszwecke) nötig.“) nicht erfüllt ist, vielmehr scheint die zweite Maxime („Mache deinen Beitrag nicht informativer als nötig.“) nicht erfüllt zu sein. M. a. W.: Die Äußerung ist nicht dem Vorwurf ausgesetzt, dass mit ihr zu wenig gesagt würde, sie ist dem Vorwurf ausgesetzt, dass mit ihr u.U. zu viel gesagt wird. <?page no="148"?> Das erweiterte Appositiv 144 wird, macht den Beitrag überinformativ. 116 Die Nichterfüllung dieser Maxime wird vom Emittenten nicht verheimlicht, im Gegenteil lässt sich sagen, dass er durch die Verwendung des Ausdrucks bekanntlich implizit Bezug nimmt auf das in der genannten Maxime ausgedrückte kommunikative Prinzip. Fasst man die Äußerung des Appositivs in diesem Sinne auf, stellt sich die Frage, welche der vier von Grice vorgeschlagenen Arten der Nichterfüllung vorliegt: Eine stille Verletzung kommt aufgrund des Vorhandenseins des Erweiterungsausdrucks bekanntlich nicht in Frage (vorausgesetzt natürlich, die Äußerung wird von einem rationalen Sprecher hervorgebracht). Rolf (2001,331f.) meint zur Erweiterung eines Appositivs mit bekanntlich, „durch die Verwendung des Adverbs bekanntlich indiziert der Sprecher, dass er hinsichtlich der ersten Quantitätsmaxime aussteigt“. Diese Deutung ist m. E. mit gewissen Schwierigkeiten verbunden, und ich 116 Die z. B. bei Horn (1989, 194f.) diskutierte Frage, ob und wie die Maxime der Relation von der zweiten Quantitätsmaxime abzugrenzen sei, spielt auch hier eine Rolle: So könnte man versucht sein, im o.g. Beispiel eine Verletzung der Maxime der Relation (‘Sei relevant’) anzunehmen. In einem Zusammenhang, in dem geäußert wird, dass die Queen u.U. einem Schadenersatzprozess entgegensieht, kann die Äußerung, sie zahle ungern Steuern, auch als nicht-relevant erscheinen. Es stellt sich also die Frage, wie die Maxime der Relation und diejenigen der Quantität zu unterscheiden sind - drängt sich doch der Eindruck auf, dass jeder Verletzung der zweiten Quantitätsmaxime auch eine Verletzung des Gebots, relevant zu sein, bedeuten kann. Die Maximen sind jedoch dadurch auseinander zu halten, dass die Relationsmaxime „mit einem Zuviel oder Zuwenig nichts zu tun“ (Rolf 1994, 148) hat; entscheidend für die Relationsmaxime ist, ob das, was zueinander steht, zueinander passt, und letzteres scheint hier der Fall zu sein: In beiden Sachverhalten geht es um die Zahlung von Geld. Man könnte in diesem Zusammenhang die These vertreten, dass mit Appositionskonstruktionen überhaupt eine Nichterfüllung der Maxime der Relation in einem engeren Sinne nicht vorliegen kann, da ja stets ein Bezug des Appositivs auf die Basis vorliegt und die syntaktische Beziehung zwischen Basis und Appositiv das „Zueinanderpassen“ insofern sicherstellt, als das Appositiv als Nebenprädikation immer in gewisser Weise eingebunden ist. Damit eröffnete sich die Möglichkeit, mit Hilfe der Konversationstheorie nach Grice ein weiteres wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Appositionskonstruktionen und Parenthesen, zumindest einem bestimmten Teil von ihnen, zu formulieren: Diejenigen Parenthesen, die nach Bassarak (1987, 172f.) als „Parenthesen ohne Bezug zur illokutiven Handlung des Trägersatzes“ bezeichnet werden, können als Repräsentanten von Äußerungen aufgefasst werden, die die Maxime der Relation im Hinblick auf den Trägersatz nicht erfüllen. Nachfolgend wird jedoch die These vertreten, dass eine Nichterfüllung gegen die Maxime der Relation im Falle der Verwendung des Erweiterungsausdrucks übrigens vorliegen kann, wenngleich in einem bestimmten (eingeschränkten) Sinn. <?page no="149"?> Apposition und Implikatur 145 möchte einen abweichenden Vorschlag unterbreiten. Zunächst zu den Schwierigkeiten. Wie bereits zitiert, sagt Grice über den Ausstieg: „Er kann aussteigen, die Geltung sowohl der Maxime als auch des KP außer Kraft setzen; er kann sagen, darauf hinweisen oder es klar werden lassen, daß er nicht willens ist, in der von der Maxime erforderten Weise zu kooperieren. Er kann beispielsweise sagen, ‚Mehr kann ich nicht sagen, meine Lippen sind versiegelt‘.“ (Grice [1975] 1993, 253) Die Annahme des Ausstiegs würde bedeuten, dass nicht nur eine Maxime nicht erfüllt ist (was offensichtlich der Fall ist), sondern dass zudem das KP außer Kraft gesetzt wäre. Dies scheint aber gerade nicht der Fall zu sein: Der Emittent indiziert zwar, dass eine Maxime nicht erfüllt ist, dadurch, dass er das indiziert, erweist er sich jedoch auch und gerade als kooperativ. Die Verwendung des Ausdrucks bekanntlich kann als „Lizenzierung“ der Nichtbefolgung einer Maxime verstanden werden: Wer mit einem solchen Ausdruck ein Appositiv einleitet, kennzeichnet, dass er, obwohl eine Maxime nicht erfüllt ist, am KP festhält. Ein Ende der Kooperation, das zeigt nicht zuletzt das von Grice für den Ausstieg gewählte Beispiel, würde das Ende auch des Gesprächs bzw. eines Gesprächsabschnitts bedeuten. Zumindest aber wäre zu erklären, aus welchem Grund jemand einen Ausstieg vornimmt; warum er also nicht kooperiert. Nun kann eingewandt werden, dass sich aus Grices Aussage zum Ausstieg nicht notwendig ergibt, dass zugleich das KP außer Kraft gesetzt und eine Maxime nicht erfüllt ist, dass also ein weiter gefasster Begriff von ‚Ausstieg‘ anzunehmen ist. Als Ausstieg könnten dann auch Fälle betrachtet werden, in denen eine Maxime offensichtlich nicht erfüllt ist, aber am KP festgehalten wird. Dagegen sprechen jedoch drei Beobachtungen. Zunächst fällt es schwer, Grices Formulierung „die Geltung sowohl der Maxime als auch des KP außer Kraft setzen“ disjunktiv oder auch nur adjunktiv zu verstehen, die Verwendung von sowohl - als auch wird gewöhnlich als konjunktiv (also im Sinne zugleich X und Y) aufgefasst. 117 Zweitens, und dieser Grund wiegt schwerer, wäre kaum noch eine Unterscheidung zwischen Ausstieg und flagranter Nichterfüllung erkennbar: Eine Maxime flagrant nicht zu erfüllen, das bedeutet nach Grice ja gerade, dass ein Sprecher unter Beachtung des KP in offensicht- 117 Gleiches gilt für den englischen Ursprungstext; auch die Formulierung „He may opt out from the operation both of the maxim and of the Cooperative Principle“ (Grice [1975] 1991, 30) ist so zu verstehen, dass zugleich das KP außer Kraft gesetzt ist und eine Maxime nicht erfüllt ist. <?page no="150"?> Das erweiterte Appositiv 146 licher Weise gegen eine Maxime verstößt. Drittens schließlich lässt sich an Grices Erläuterung eines von ihm behandelten Beispiels ablesen, dass mit einem Ausstieg unkooperatives Verhalten verbunden ist. Ausgehend von dem Beispiel eines Gutachtens, 118 mit dessen Kürze etwas impliziert wird, sagt Grice: „A [d. i. der Gutachter, J.C.F.] steigt ganz gewiss nicht aus, denn wenn er nicht kooperativ sein wollte, warum überhaupt schreiben? “ (ebd., 257). An dieser Äußerung ist zunächst zu erkennen, dass Grice einen festen Zusammenhang zwischen Ausstieg und unkooperativem Verhalten annimmt. Außerdem kann die sich anschließende Frage, warum im Falle eines Ausstiegs überhaupt eine Handlung vollzogen werden sollte, auf den Fall des mit bekanntlich erweiterten Appositivs übertragen werden: Wenn ein Emittent aussteigen will, warum überhaupt das Appositiv äußern? 119 Ich nehme also an, dass ein Ausstieg dadurch gekennzeichnet ist, dass zugleich das KP außer Kraft gesetzt und eine Maxime nicht erfüllt ist. Demnach liegt m. E. mit einem mit bekanntlich erweiterte Appositiv kein Fall von Ausstieg vor. Was aber liegt dann vor? Am schlüssigsten scheint mir eine Interpretation, die die Nichterfüllung der zweiten Maxime der Quantität auf die Kollision mit einer anderen Maxime, genauer der ersten Maxime der Quantität, zurückführt - also auf den Umstand, dass es dem Emittenten darum geht, das richtige Maß an Informationen zu geben, um weder zu viel noch zu wenig zu sagen. Im genannten Beispiel ist das folgendermaßen zu erklären: Der Emittent kennzeichnet die mit dem Appositiv gegebene Information als bekannt. Er äußert das Appositiv aber dennoch. Dafür gibt es einen guten Grund: Lässt er das Appositiv wegfallen, setzt er sich u. U. dem Vorwurf aus, zu wenig informativ zu sein, dann nämlich, wenn der Rezipient von dem im Appositiv thematisierten Sachverhalt nichts weiß. Verwendet er hingegen das Appositiv, setzt er sich u. U. dem Vorwurf der Überinformativität aus, dann nämlich, wenn der Rezipient den fraglichen Sachverhalt kennt. Bereits Grice hat darauf hingewiesen, dass „die Beachtung einiger dieser Maximen weniger dringend [ist] als die die Beachtung anderer“ 118 Vgl. dazu Grice ([1975] 1993, 257). 119 Der Eindruck, dass mit einem Ausstieg stets das Außer-Kraft-Setzen des KP einhergeht, ergibt sich auch aus anderen Textstellen, etwa in der Beschreibung der Merkmale konversationaler Implikaturen, wenn Grice ausführt: „Wenn man eine konversationale Implikatur vermutet, muß man zumindest das Kooperationsprinzip für beachtet halten, und der Beachtung dieses Prinzips kann man sich durch Aussteigen entziehen.“ (ebd., 264) <?page no="151"?> Apposition und Implikatur 147 (ebd., 250), so sei die Nichterfüllung einer Modalitätsmaxime weniger relevant als die Nichterfüllung einer Qualitätsmaxime. Die in Kollisionsfällen entstehende Abwägung scheint sich auch im mit bekanntlich erweiterten Appositiv wiederzufinden. Dass der Emittent eine Entscheidung für die Verwendung des Appositivs trifft und sich somit u. U. überinformativ verhält, ist als rationales Verhalten zu bewerten - insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Beispiel einem Zeitungstext entstammt. Zwischen den Alternativen, überinformativ zu sein und dies durch die Verwendung des Ausdrucks bekanntlich kennzeichnen und entschuldigen zu können oder aber zu wenig informativ zu sein, ohne die Möglichkeit zu haben, die Information auf Nachfrage eventuell nachzureichen, wird diejenige Alternative gewählt, die kommunikativ weniger Schaden anrichten kann, die Überinformativität. Der Emittent verhält sich demnach nicht nur rational, sondern auch kooperativ. Die Verwendung eines mit bekanntlich erweiterten Appositivs ist somit als Ergebnis einer Maximenkollision zu bewerten, wobei die Zuwiderhandlung gegen die zweite Quantitätsmaxime als rationale und durch die bekanntlich-Erweiterung lizenzierte Problemlösung des Emittenten zu verstehen ist. Die mir vorliegenden Belege für mit bekanntlich erweiterte Appositive bestätigen diesen Befund. In fast allen Fällen ist es eher fraglich, ob die im Appositiv übermittelte Information tatsächlich als bekannt vorausgesetzt werden kann. Häufiger scheint es sich so zu verhalten, dass die Emittenten die unterschiedliche Verteilung des Wissens unter ihren Rezipienten antizipieren. Schon drei Belege des hier verwendeten Korpus zeigen das: (3-49) Diese Begegnung fand im Rahmen eines Turnieres von Lausanne UC, bekanntlich auch in die NLA involviert, statt. A98/ JAN.00638 St. Galler Tagblatt, 09.01.1998, Ressort: TB-RSP; Viel Motivation konnte getankt werden (3-50) Ganz so, wie Friedrich Ludwig Jahn, bekanntlich auch "Turnvater" genannt, es seinerzeit postuliert hatte. R98/ MAI.38025 Frankfurter Rundschau, 13.05.1998, S. 6, Ressort: N; Als Sport Disziplin hieß (3-51) Proust war hier auf der "Suche nach der verlorenen Zeit" und Sarah Bernhard, bekanntlich die größte Liebhaberin aller Zeiten, feierte in ihrer Villa bei Sauzon angeblich die ausgelassensten Feste. N94/ SEP.35244 Salzburger Nachrichten, 28.09.1994; Eine Insel Die Sachverhalte, die in den Appositiven angesprochen werden, sind nur einem Teil der Leserschaft als bekannt zu unterstellen. Aus den Kontexten <?page no="152"?> Das erweiterte Appositiv 148 ist zudem erkennbar, dass die im Appositiv thematisierten Sachverhalte nicht als nebensächlich zu qualifizieren sind oder für die thematische Progression des sie umgebenden Textes irrelevant wären. 120 Die Nichtnennung der (vermeintlich) bekannten Appositivinformationen kann daher zu Verstehensproblemen auf der Rezipientenseite führen. Ausgeschlossen scheint für den o. g. konkreten Fall (3-48) eine Beschreibung, die auf einen flagranten Verstoß gegen eine Maxime abzielt. Allerdings können mit bekanntlich erweiterte Appositive natürlich auch dazu verwendet werden, eine Maxime auszubeuten. In Fällen der flagranten Nichtbefolgung der zweiten Quantitätsmaxime bei Annahme der Geltung des KP wird der Hörer darauf verwiesen, dass etwas impliziert ist, und zwar etwas, was mit dem Bekanntsein der im Appositiv geäußerten Proposition zu tun haben muss. Dies wird gewöhnlich dann der Fall sein, wenn ein Emittent einen im Appositiv dargestellten Sachverhalt als bekannt darstellt, obgleich er weiß, dass seine Rezipienten den Sachverhalt nicht kennen. Auf diese Weise kann ein Vortragender beispielsweise sein Auditorium darauf aufmerksam machen, dass es als bekannt vorauszusetzende Inhalte nicht kennt (also zu wenig weiß) oder er kann implizieren, dass ihm bestimmte Inhalte als selbstverständlich erscheinen (dass er also mehr weiß als andere). Als Implikat denkbar ist auch, dass ein Emittent den mit dem Appositiv gegebenen Inhalt als gemeinsames Wissen kennzeichnet, um nicht als Urheber - etwa einer unvorteilhaften Beschreibung - in Erscheinung zu treten. Ein wenig anders liegt der Fall bei mit übrigens erweiterten Appositiven, die so analysiert worden sind, dass ein Ausstieg hinsichtlich der von Grice formulierten Maxime der Relation („Sei relevant“) vorliege. Das Beispiel Wolfgang, übrigens ein guter Freund von mir, hat bald Geburtstag analysiert Rolf folgendermaßen: „Strenggenommen sagt der Sprecher etwas Irrelevantes, wenn er darauf hinweist, bei der Person, über die er spricht (und im Hinblick auf die er (dann) mitteilt, sie habe Geburtstag), handele es sich um einen guten Freund: Der thematisierte Sachverhalt (Wolfgangs Geburtstag) hat mit dem Bestehen der Freundschaft, strenggenommen, nichts zu tun. (Es ist bestenfalls umgekehrt: 120 Im Gegenteil: Die mit den Appositiven thematisierten Sachverhalte scheinen gerade relevant zu sein. So wird beispielsweise das Appositiv bekanntlich auch „Turnvater“ genannt in einem Zusammenhang verwendet, in dem das Turnen unter dem Aspekt der Disziplin betrachtet wird - dieser Aspekt spiegelt sich in der Bezeichnung Vater durch den Bedeutungsaspekt ‚Erziehungsberechtigter‘ gewissermaßen wider. Vgl. dazu und zu den anderen Beispielen die entsprechenden Passagen im Anhang. <?page no="153"?> Apposition und Implikatur 149 Aufgrund des Bestehens der Freundschaft ist der Geburtstag relevant.) Der Sprecher indiziert durch die Verwendung von übrigens, dass er sich der ‚Irrelevanz‘ seines Zusatzes bewusst ist: dass er, indem er die Freundschaft (in dem von ihm thematisierten Kontext) erwähnt, hinsichtlich der Griceschen Maxime der Relation aussteigt, mithin eine der vier Arten der Nichterfüllung realisiert.“ (Rolf 2001, 331) Die Argumente gegen die Annahme, es liege ein Ausstieg vor, sind bereits benannt - ich gehe davon aus, dass auch mit dem Ausdruck übrigens eingeleitete Appositive kooperatives Verhalten gerade indizieren. Wichtig ist, dass der Sprecher dieser Deutung nach in einem bestimmten Sinne, „strenggenommen“, etwas Irrelevantes sagt. Zwar haben die zwei Sachverhalte in Abstraktion von der Gesprächssituation nichts miteinander zu tun - wie im Zitat bereits anklingt, lässt sich ein gewisser Zusammenhang aber doch herstellen. Im genannten Beispiel etwa kann das Appositiv als Begründung herhalten, warum der Sachverhalt des Trägersatzes überhaupt thematisiert wird (Paraphrase: Ich erzähle dir von diesem Geburtstag, weil Wolfgang ein guter Freund von mir ist). Von größerem Interesse noch ist die Beobachtung, dass bei Beachtung des Kontextes für die meisten mir vorliegenden Belege mit Appositiven, die mit übrigens eingeleitet werden, nur in dem genannten strengen Verständnis Irrelevantes mitgeteilt wird. Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen, das ich im Textzusammenhang darstelle. (3-52) Mit der bereits 1847 eröffneten «Nordost-Bahn» ging es von Winterthur nach Oerlikon, und dann wiederum per Postkutsche nach Zürich. Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine Vielzahl von Exponaten aus der 150jährigen Eisenbahngeschichte, in die «Flawyl» schon 1855 eingetreten ist. Flawil war während kurzer Zeit Endstation der Eisenbahnlinie Winterthur-Flawil, übrigens der ersten in der Ostschweiz. Zu sehen ist zum Beispiel auch das Modell der neuen Krankenhausbrücke sowie Pläne und Zeichnungen des neuen Glatt-Viaduktes, das voraussichtlich am Wochenende vom 20./ 21. Juni verschoben wird. A97/ JUN.09962 St. Galler Tagblatt, 11.06.1997, Ressort: TB-GO; Als Flawil noch Endstation war Das Appositiv ist unter Satzperspektive als Verletzung der Maxime der Relation zu betrachten; im genannten strengen Sinn hat der Sachverhalt, dass Flawil eine kurze Zeit Endstation der Eisenbahnlinie Winterthur- Flawil war, nichts mit dem Sachverhalt zu tun, dass diese Eisenbahnlinie die erste der Ostschweiz war. Im Textzusammenhang jedoch zeigt sich, dass mit dem Appositiv ein thematischer Zusammenhang, der den <?page no="154"?> Das erweiterte Appositiv 150 gesamten Text bestimmt, weiter entwickelt wird: Der Sachverhalt, dass die Eisenbahnlinie Winterthur-Flawil die erste Eisenbahnlinie der Ostschweiz war, ist mithin Teil der Entfaltung des Textthemas „Eisenbahngeschichte“, das bereits im ersten Satz des Textausschnitts (Mit der bereits 1847 eröffneten „Nordost-Bahn“…) aufgenommen wird, im zweiten Satz fortgeführt wird (… Exponaten aus der 150jährigen Eisenbahngeschichte…) bis in den Trägersatz des Appositivs hinein. In (3-52) kann eine lizenzierende Bezugnahme auf die Maxime der Relation deshalb nur unter der Einschränkung vorgenommen werden, dass der im Appositiv gegebene Sachverhalt im Hinblick auf die Proposition des Trägersatzes als irrelevant beschrieben wird; im Hinblick auf den Kontext jedoch ist er relevant. (Dies kann als weiterer Hinweis darauf gewertet werden, dass kein Ausstieg vorliegt: Der Emittent verhält sich, im Hinblick auf den Kontext, kooperativ.) Auch diesen Fall der Maximennichterfüllung kann man auf eine Maximenkollision zurückführen: Der Emittent entscheidet sich dafür, die Relationsmaxime (im engen Sinn) unerfüllt zu lassen, um der ersten Quantitätsmaxime gerecht zu werden, ohne dafür den Aufwand der Formulierung einer eigenen Äußerung betreiben zu müssen - als These ließe sich formulieren, dass ein Prinzip der Ausdrucksökonomie (Sei kurz! ) dominiert. Funktion mit übrigens erweiterter Appositive kann es daher auch sein, dass ein Emittent eine im Hinblick auf den Trägersatz „unpassende“ Information liefert (an der „falschen Stelle“ im Textverlauf gewissermaßen), die jedoch Bezüge zum Kontext erkennen lässt. Ebenfalls eine lizenzierte Nichterfüllung der Maxime der Relation liegt im Fall der Erweiterung mit wie gesagt vor: (3-53) Die Eltern dieser Auszubildenden - wie gesagt vom Zahnarzt bis zum Rechtsanwalt - haben keine Zeitung - wen wunderts also? ? R98/ SEP.70819 Frankfurter Rundschau, 04.09.1998, S. 27, Ressort: N Der Emittent gibt zu erkennen, dass er sich bewusst ist, den im Appositiv gegebenen Sachverhalt zuvor bereits thematisiert zu haben (im Kontext wurden Akademiker bzw. deren Kinder vorerwähnt, vgl. Anhang), streng genommen ist die Wiederholung dieses Sachverhalts also irrelevant. Tatsächlich dient die Nichterfüllung dazu, einen als Ärgernis empfundenen Sachverhalt ins Gedächtnis zu rufen und zu betonen. Offen geblieben ist bislang die Frage, welche Art von Implikatur sich mit Appositiven, die mit übrigens und bekanntlich erweitert sind, verbindet. Als ersten Hinweis darauf, dass sich mit übrigens und bekanntlich im <?page no="155"?> Apposition und Implikatur 151 Appositiv gewöhnlich konventionale Implikaturen verbinden, werte ich Levinsons Feststellung, dass bei diskursdeiktischen Ausdrücken wie jedoch, überdies, übrigens, immerhin, also, trotzdem, obwohl und oh „konventionelle Implikaturen offensichtlich ein zentraler Bestandteil der Bedeutung“ (Levinson 2000, 140) sind. Diese Aussage wird vom Autor jedoch dahingehend abgeschwächt, „daß die Bedeutung solcher Einheiten häufig auf Mechanismen der konversationellen Implikatur beruhen“ (vgl. ebd., Anm. 22); Hintergrund ist eine funktionale und diachrone Argumentation, die nicht nur einen Zusammenhang herstellt zwischen Lexikon und Funktion der fraglichen Ausdrücke, sondern ferner Veränderungen im Lexikon auf Veränderungen der Funktion solcher Ausdrücke zurückführt (ebd., 176-181). Wirklichen Aufschluss verspricht jedoch erst die Überprüfung der bereits benannten Merkmale der konversationalen Implikaturen, die als Implikaturtests 121 eingesetzt werden können (Merkmale der Annulierbarkeit, der Nichtabtrennbarkeit, der Nichtkonventionalität, der Verbalisiertheit und der Unbestimmtheit des Implikats). Die Ausführungen Levinsons lassen zwei Möglichkeiten zu: Die hier behandelten Beispiele, die mit übrigens und bekanntlich erweitert sind, könnten als generalisierte konversationale Implikaturen verstanden werden oder als konventionale Implikaturen. In beiden Fällen nämlich hat das Implizierte mit der konventionellen Bedeutung der Ausdrücke zu tun, was bei übrigens und bekanntlich offensichtlich der Fall ist. Bei der Lektüre der Abhandlung Grices mag der Eindruck entstehen, die Abgrenzung von generalisierter konversationaler und konventionaler Implikatur ließe sich dadurch vollziehen, dass letztgenannte direkt auf die konventionelle Bedeutung eines Ausdrucks zurückzuführen sei. Wäre dies der Fall, könnte jedoch nicht mehr von einer Implikatur die Rede sein, da diese ja über das Gesagte hinausgeht (vgl. Rolf 1994, 125) - und in der Tat wird mit den genannten Beispielen, wie gezeigt, mehr gemeint als gesagt. Es soll ein Versuch unternommen werden, die relevanten Implikaturtests an den eingeführten Beispielen anzuwenden. Die Zuordnung wird vorgenommen anhand von zwei der fünf o. g. Kriterien für konversationale Implikaturen: 122 So kann man sagen, dass konventionale Implika- 121 Hier Rolf (1994, 116-118) im Anschluss an Grice folgend. Levinson präsentiert eine abweichende Darstellung der Implikaturtests; er nennt vier für linguistische Theorien relevante Implikaturtests (Tilgbarkeit, Nichtabtrennbarkeit, Berechenbarkeit, Nicht-Konventionalität (vgl. Levinson 2000, 125-130). 122 Rolf hält zur fraglichen Abgrenzung von generalisierten konversationalen Implikaturen und konventionalen Implikaturen die Merkmale Nichtannullierbar- <?page no="156"?> Das erweiterte Appositiv 152 turen im Gegensatz zu den konversationalen nicht annullierbar sind (die Implikatur kann nicht durch eine zusätzliche Bemerkung annulliert werden, ohne dass sich ein Widerspruch ergibt) und dass sie im Hinblick auf das Implikat weniger unbestimmt sind (indem durch die verwendeten Ausdrücke hinsichtlich der argumentativen Rekonstruktion Interpretationshilfen angeboten sind) (vgl. ebd.). Zunächst zum Ausdruck bekanntlich: (3-48) Die Queen, bekanntlich dem Zahlen (von Steuern etwa) nicht zugetan, wird zur Kasse gebeten. P95/ FEB.05533 Die Presse, 20.02.1995; NEBENBEI In (3-48) impliziert der Emittent, dass er lizenziert mit dem im Appositiv thematisierten Sachverhalt etwas sagt, obwohl dies dem Hörer als bekannt zu unterstellen ist. Zumindest im Hinblick auf zwei Implikaturtests lassen sich Ergebnisse erzielen: Das Implikat ist nicht annullierbar, ohne dass ein Widerspruch entsteht (Die Queen ist bekanntlich dem Zahlen von Steuern nicht zugetan - wenn es nicht unbekannt ist), und es ist - unabhängig von einer Einschätzung des kommunikativen Kontextes - recht bestimmt. Gleiches gilt für das mit übrigens erweiterte Appositiv: (3-43) Schmidt und Linsenhoff, übrigens beide alteingesessene Kronberger, knüpfen an eine alte Tradition an. R98/ APR.30518 Frankfurter Rundschau, 16.04.1998, S. 2, Ressort: N; Nach alter Tradition In (3-43) wird impliziert, dass das Appositiv aus dem Zusammenhang der Trägersatzproposition herausfallend geäußert wird; dieses Implikat ist nicht annullierbar ohne Widerspruch (Übrigens sind Schmidt und Linsenhoff beide alteingesessene Kronberger - wenn auch nicht nebenbei bemerkt) und es ist ebenfalls vergleichsweise bestimmt. Mit Rolf (1994, 171) wird hier davon ausgegangen, dass es sich im Falle dieser Erweiterungsausdrücke um konventionale Implikaturen handelt, von denen Grice sagt: „In manchen Fällen wird die konventionale Bedeutung der verwandten Worte bestimmen, was impliziert ist, und nicht nur helfen zu bestimmen, was gesagt worden ist.“ (ebd., 247) Appositive mit den Erweiterungsausdrücken übrigens und bekanntlich, so kann die vorangegangene Analyse zusammenfassend festgehalten werkeit, Abtrennbarkeit und Bestimmtheit für relevant (vgl. die Argumentation in Rolf 1994, 125f.). Das Kriterium der Abtrennbarkeit kann in den vorliegenden Fällen nicht angewendet werden. <?page no="157"?> Apposition und Implikatur 153 den, gehen mit konventionalen Implikaturen einher. Sie können als Bezugnahmen auf die Maxime der Relation bzw. auf die zweite Maxime der Quantität aufgefasst werden. Die Entstehung solcher Appositive ist auf Maximenkonflikte zurückzuführen und zwar dergestalt, dass der Emittent bestimmte Maximen reflektiert nicht erfüllt und dies auch kennzeichnet. Damit weisen die mit bekanntlich und übrigens erweiterten Appositive des Prototyps die Gemeinsamkeit auf, dass mit ihnen Maximen im Hinblick auf den Trägersatz nicht erfüllt sind, im Hinblick auf den Kontext jedoch Maximen gerade erfüllt werden. Diese Beobachtung erlaubt es m. E., die von Grice formulierte Ansicht, die Beachtung einiger Maximen sei weniger dringend als die Beachtung anderer (ebd., 250), in der folgenden Weise auszuweiten: Der Beachtung einiger Maximen auf der Ebene der satzformatigen Äußerung ist weniger Relevanz einzuräumen als dem Erreichen des mit einem (mündlichen wie schriftlichen) Text verbundenen Kommunikationsziels. Maximenkollisionen, wie sie oben beschrieben worden sind, werden damit als ebenenübergreifende Phänomene erfassbar. Diese Darstellung gibt - übertragen auf die Beschreibung des Appositivs - den Erklärungsschlüssel dafür ab, warum Maximennichterfüllungen überhaupt lizenzierbar sind und akzeptiert werden können. Daraus ergibt sich das Postulat, eine textlinguistische Perspektive zumindest zu berücksichtigen - was Analysen hinsichtlich des Verhältnisses von erweitertem Appositiv zum Trägersatz ergeben, muss nicht auch für das Verhältnis des Appositivs zum Kontext gelten. Appositive, die mit übrigens und bekanntlich erweitert sind, werden kurz als lizenziert maximenverletzend bezeichnet. Diese Beschreibung kann für Appositive des Prototyps ohne Erweiterungsausdruck nicht zur Geltung gebracht werden. Natürlich kann auch die Verwendung solcher Appositive zur Nichterfüllung von Maximen führen, die Differenz liegt jedoch in der Kennzeichnung der impliziten Bezugnahme auf bestimmte kommunikative Prinzipien. Während Emittenten durch mit übrigens und bekanntlich eingeleitete Appositive eine sprachreflexive Haltung einnehmen und diese indizieren, gilt dies für Appositive ohne Erweiterungsausdruck nicht, im Sinne von Grice liegen mit ihnen, wenn durch ihre Verwendung Maximen unerfüllt bleiben, Fälle undemonstrativer Maximenverletzungen vor. Daraus erwachsen Kriterien zur Abgrenzung des mit übrigens und bekanntlich erweiterten Prototyps von nichterweiterten Appositiven: Zum einen lässt sich über die erstgenannten sagen, dass sie mehr sind als mit „Appositionsindikatoren“ versehene Appositive; sie weisen eine erheb- <?page no="158"?> Das erweiterte Appositiv 154 lich größere Nähe zum Phänomen der Implikatur auf als nichterweiterte Appositive. Zweitens ist festzustellen, dass die bisher besprochenen Erweiterungsausdrücke übrigens und bekanntlich aufgrund ihrer Sprecherbezogenheit über eine besondere „implikatorische Potenz“ verfügen, die mit einer semantisch orientierten Betrachtung des Verhältnisses von Basis und Appositiv, wie sie Schindler vorschlägt, nicht zu erfassen ist. Die Zusammenstellung der bisherigen Ergebnisse soll durch die folgende Graphik wiedergegeben werden: (3-54) A PPOSITIONSPROTOTYP ohne Erweiterungsausdruck mit Erweiterungsausdruck übrigens/ bekanntlich keine implizite Bezugnahme auf Maximen lizenzierte Verletzung lizenzierte Verletzung der Quantitätsmaxime der Relationsmaxime bekanntlich übrigens 3.4.2.2 Appositive mit anderen Erweiterungsausdrücken In vielerlei Hinsicht ist die am Ende des letzten Kapitels vorgestellte Graphik zu erweitern. Zunächst muss eine ganze Reihe weiterer Ausdrücke daraufhin geprüft werden, ob sie in den Prototypen eingesetzt werden können. So etwa die von Hindelang (1975, 253) als „äußerungskommentierende[...] Gesprächsformeln“ bezeichneten Einheiten: <?page no="159"?> Apposition und Implikatur 155 „im Vertrauen gesagt, auf gut Deutsch gesagt, offen gesagt, um die Wahrheit zu sagen, nebenbei gesagt, da wir gerade von x sprechen, apropos, kurzum, kurz und gut, um es deutlich zu sagen, um es zu wiederholen, sehen wir erstmal von x ab, wenn ich es Dir doch sage, usw.“ Einige von diesen Ausdrücken sind in den Prototypen einsetzbar - dies ein weiterer Hinweis auf seine Nähe zu den Konversationsmaximen. Diese Liste lässt sich erweitern, Kandidaten wären ehrlich gesagt, bildlich gesprochen, anders gesagt, grob gesagt, vorab gesagt, mit einem Wort sowie exakt gesagt (Rolf 1994, 170-178). Die wohl umfangreichste Liste solcher Ausdrücke mit einer Zuordnung zu bestimmten Maximen, bezeichnet als „Diktumscharakterisierungen“, hat Hagemann (1997, 197-201) zusammengestellt. Auf diese Zusammenstellung sei hier zunächst nur verwiesen, im anschließenden Kapitel zu den erweiterten Zusätzen wird auf einige dieser Ausdrücke eingegangen. 123 Appositive des Prototyps können aber nicht nur mit Ausdrücken erweitert werden, mit denen ein Emittent implizit auf bestimmte Maximen Bezug nimmt, um eine Fremdkritik der eigenen Äußerung zu erübrigen nach dem Motto „Kritisiere dich selbst, bevor es der andere tut! “ (Niehüser 1987, 195). Es finden sich viele Erweiterungsausdrücke, in denen ebenfalls auf grundlegende Prinzipien der Kommunikation, wie sie sich in den Konversationsmaximen ausdrücken, angespielt wird, ohne dass damit Lizenzierungen bzw. Lizenzierungsversuche des Emittenten einhergehen. Es ist demnach auch die Frage zu beantworten, wie solche Erweiterungsausdrücke konversationstheoretisch einzuschätzen sind. Von Erweiterungsausdrücken des Prototyps, mit denen nicht die Lizenzierung der Nichterfüllung einer Maxime verbunden ist, soll hier behauptet werden, dass sie vorwiegend der Erfüllung von Maximen dienen (im Gegensatz zur Erweiterung mit übrigens und bekanntlich und 123 Es sei vorausgeschickt, dass auch Zusätze Bezüge auf bestimmte Maximen aufweisen, wenngleich dies Bezüge anderer Art sind als die bislang dargestellten. Es lassen sich systematische Zusammenhänge zwischen der Bezugnahme auf bestimmte Maximen einerseits und der Unterscheidung des Prototyps von anderen Zusätzen andererseits feststellen. Die Korpusarbeit mit Hilfe des Cosmas des IdS Mannheim hat im Hinblick auf die diktumscharakterisierenden Ausdrücke das Ergebnis erbracht, dass nur sehr wenige der aufgelisteten Ausdrücke in schriftsprachlichen Texten, schon gar in Appositiven oder Zusätzen, auftreten. Es liegt die Vermutung nahe, dass Diktumscharakterisierungen ein Phänomen vor allem des mündlichen Sprachgebrauchs sind. Da das hier ausgewertete Korpus jedoch fast ausschließlich schriftsprachliche Texte umfasst, bewegt sich eine solche Vermutung im Raum der Spekulation. <?page no="160"?> Das erweiterte Appositiv 156 im Gegensatz zu den erweiterten Zusätzen, die der Korrektur der Nichterfüllung von Maximen dienen, s.u.). Ein Ausschnitt dieser Erweiterungsausdrücke, etwa Abtönungspartikeln bzw. Modaladverbien wie allemal, immerhin oder jedenfalls sind ebenfalls den „maxim hedges“ zuzurechnen (vgl. Levinson 2000, 176), sie weisen eine ähnliche Nähe zu den Konversationsmaximen auf wie die übrigens/ bekanntlich-Erweiterungen oder die Erweiterungen der nicht-prototypischen Zusätze. Daneben treten viele Erweiterungsausdrücke auf, etwa Adverbien verschiedener Art (anfänglich, gleichfalls, überdies), die vor allem der Modifikation der Appositivproposition dienen, oder Konjunktionen (sowohl - als auch), die zur internen Strukturierung des Appositivs verwendet werden, oder Subjunktionen (obschon, obwohl), die in syntaktischer Hinsicht gewöhnlich Sätze verknüpfen und im Appositiv vor allem der Entgegensetzung von Appositivproposition und Proposition des Trägersatzes dienen. Diese Gruppe von Ausdrücken - so soll hier vorsichtig formuliert werden - üben primär semantische Funktionen aus. Auch Erweiterungsausdrücke der letztgenannten Art werden hier konversationstheoretisch behandelt, um den Blick für Unterschiede einerseits im Bereich der Erweiterungsausdrücke, andererseits zwischen Prototyp und Zusätzen zu schärfen. Die Fülle der möglichen Erweiterungsausdrücke im Appositiv macht es unmöglich, eine alle Details aufnehmende Klassifikation des erweiterten Appositivs zu erstellen, es ist aber möglich, ein paar grundlegende Beobachtungen festzuhalten. Ein Erweiterungsausdruck wie immerhin indiziert eine bestimmte Einstellung des Emittenten zur Proposition des Appositivs, genauer gesagt wird indiziert, dass die mit Trägersatz und Appositiv gegebenen Sachverhalte als adversativ zueinander aufgefasst werden: (3-55) Achilles, immerhin der schnellste Athlet der Antike, könne das langsame Tier nicht einholen, behauptete Zenon. A98/ JAN.04985 St. Galler Tagblatt, 03.01.1998, Ressort: TB-RSP Damit wird zu verstehen gegeben, dass der Sachverhalt des Trägersatzes „unerhört” ist, weil er sich nur schwer mit dem im Appositiv dargestellten Sachverhalt vereinbaren lässt; gegenüber der These im Trägersatz wird also Skepsis angemeldet. Konversationstheoretisch gesprochen erfüllt der Emittent die erste Quantitätsmaxime, indem er einen Inhalt benennt, der die im Trägersatz wiedergegebene These einschätzen hilft. Die Verwendung solcher Erweiterungsausdrücke geht mit Merkmalen einher, die gewöhnlich Abtönungspartikeln bzw. Modalpartikeln zuge- <?page no="161"?> Apposition und Implikatur 157 schrieben werden (vgl. dazu Helbig/ Buscha 2004, 421) - was heißen soll, dass der Emittent, ähnlich wie bei der Erweiterung mit übrigens und bekanntlich, sprecherpräsentisch in Erscheinung tritt. Als Erweiterungsausdrücke in Appositiven, die eine evaluative Einstellung des Emittenten zu erkennen geben, treten im hier untersuchten Korpus endlich, lediglich, ohnedies, ohnehin und sowieso auf. Dies gilt für die nachfolgend aufgeführten Erweiterungen in geringerem Maß; sie sind eher unter semantischen als pragmatischen Aspekten zu beschreiben. Zunächst ein Beispiel für ein mit einem Temporaladverb erweitertes Appositiv: (3-56) Toni Kleindl, anfangs in aussichtsreicher Position, ist der Wahltaktik der CVP zum Opfer gefallen. A01/ JAN.06605 St. Galler Tagblatt, 29.01.2001 ; Doppelt schmerzhaft Der Erweiterungsausdruck anfangs dient semantisch der Präzisierung der Appositivproposition: Über den im Appositiv thematisierten Sachverhalt wird einschränkend gesagt, dass er nur zeitlich begrenzt gültig war. Während ein Emittent mit einem mit übrigens eingeleiteten Appositiv offen (und lizenzierend) auf sein Kommunikationsverhalten Bezug nimmt oder mit einem Erweiterungsausdruck wie immerhin eine bzw. seine skeptische Haltung zum Ausdruck bringt, gilt dies für die Erweiterung mit anfangs nicht. Diese Differenz spiegelt sich im grammatischen Verhalten der Erweiterungsausdrücke wider: Das Adverb anfangs ist erfragbar (Ergänzungsfrage: Wann war er in aussichtsreicher Position? ), woran sich erkennen lässt, dass es in der Kopulasatzparaphrase auf die Kopula bezogen ist, und nicht, wie im Falle der Erweiterung mit übrigens, auf die Kopulaparaphrase als Ganzes. Dass an der Verwendung des Erweiterungsausdrucks anfangs die Orientierung des Emittenten an Konversationsmaximen abzulesen ist, lässt sich dennoch behaupten, denn das Appositiv erfüllt den Zweck, die im Trägersatz behauptete Proposition zu plausibilisieren. Bedingung dafür, dass jemand einer Wahltaktik zum Opfer fallen kann, ist, dass zuvor Chancen auf einen Wahlsieg bestanden haben. Der Emittent erfüllt demnach mit dem Appositiv nicht nur die erste Maxime der Quantität, vielmehr liefert er mit dem Appositiv eine Begründung dafür, dass die Behauptung der Trägersatzproposition gerechtfertigt ist (und orientiert sich somit an einem kommunikativen Prinzip, das in der zweiten Qualitätsmaxime seinen Ausdruck findet). <?page no="162"?> Das erweiterte Appositiv 158 Erweiterungen des Appositivs mit obschon oder obwohl ermöglichen es, einen Gegensatz zwischen der Proposition des Trägersatzes und der des Appositivs zu indizieren: (3-57) Nach wie vor hält Werner Göring, obwohl längst Ruheständler, die Fäden in der Hand. R98/ FEB.14200 Frankfurter Rundschau, 19.02.1998, S. 1, Ressort: N; Bedienstete des Kreises Offenbach In (3-57) werden zwei Prädikationen über eine Person aufeinander bezogen, deren Zusammentreffen aus Sicht des Emittenten nicht als selbstverständlich empfunden werden kann. Diese „Unverträglichkeit“ wird durch den Erweiterungsausdruck indiziert. Das folgende Beispiel (3-58) Im Jubiläumsjahr schlägt nun auch für die Nachfolgerin, gleichfalls eine 727, das letzte Stündchen. M89/ 910.40039: Mannheimer Morgen, 27.10.1989, Lokales; Ein Stück Mannheim über den Wolken enthält als Erweiterungsausdruck das Modaladverb gleichfalls, mit dem der Emittent sich auf eine im Kontext vorerwähnte weitere Boeing 727 bezieht. Das Appositiv kann konversationstheoretisch als Orientierung an der ersten Quantitätsmaxime verstanden werden, der Erweiterungsausdruck indiziert dabei, dass eine Prädikation vorgenommen wird, die im Hinblick auf den Kontext relevant ist. Im Gegensatz zum Beleg (3-56) setzt der Erweiterungsausdruck also die Appositivproposition mit einer im Kontext vorangegangenen Proposition in Relation. Dies gilt auch für den folgenden Fall der Erweiterung mit einem Pronominaladverb wie dadurch: (3-59) Und die Hertha, dadurch auf Rang vier, träumt von Begegnungen der besonderen Art mit Mailand, Barcelona, Liverpool. R99/ APR.28171 Frankfurter Rundschau, 09.04.1999, S. 8, Ressort: N; Hertha BSC, die neue Blau-Weiße mit Schuß (3-59) zeigt, dass auch Proformen in Appositiven auftreten. Im vorliegenden Fall indiziert der Emittent, dass eine kausale Beziehung zwischen dem im Appositiv thematisierten Sachverhalt und einer vorangegangenen Proposition besteht. Konversationstheoretisch kann die Verwendung des Appositivs im Hinblick auf den Trägersatz als Erfüllung der zweiten Qualitätsmaxime interpretiert werden: Die Tatsache der guten Platzierung kann als Angabe des Grunds für den im Trägersatz thematisierten Sachverhalt angesehen werden. <?page no="163"?> Apposition und Implikatur 159 Schon diese wenigen Beispiele lassen ein bestimmtes Muster erkennen. Zunächst lässt sich aus konversationstheoretischer Sicht sagen, dass die nicht-lizenzierend verwendeten, erweiterten Appositive der Erfüllung von Maximen dienen, und zwar, soweit ich sehe, stets der ersten Maxime der Quantität oder der zweiten Maxime der Qualität. Außerdem ist festzustellen, dass der im Appositiv thematisierte Sachverhalt in Bezug gesetzt wird zum im Trägersatz thematisierten Sachverhalt oder zu einem Sachverhalt, der im Kontext geäußert wird. Durch die Verwendung bestimmter Erweiterungsausdrücke kann der Emittent dabei die Art der Relation dieser Sachverhalte zueinander indizieren, etwa im Sinne einer temporalen Abfolge, eines kausalen Zusammenhangs, eines Gegensatzes etc. Er kann jedoch auch seine Einschätzung der Relation der fraglichen Sachverhalte indizieren. Dieses Muster ist typisch für appositionelle Konstruktionen und unterscheidet sie von den nichtappositionellen Zusätzen. 124 Zudem kann dieses Muster als weiterer Hinweis darauf gewertet werden, dass Appositiven des Prototyps Vertextungspotential zukommt - nicht ohne Grund fungieren viele der Erweiterungsausdrücke in Appositiven als Satzkonnektoren. Die Betrachtung des Appositionsprototyps hat ergeben, dass mit erweiterten Appositiven auf verschiedene Weisen auf die Konversationsmaximen Bezug genommen werden kann. Wie festgestellt wurde, kann der Erweiterungsausdruck übrigens als Indikator der lizenzierten Nichterfüllung einer Maxime angesehen werden (auch wenn die Nichterfüllung der Relationsmaxime im Hinblick auf den Kontext nachgewiesen werden muss). Mit übrigens erweiterte Appositive haben den Status der lizenzierten Maximenverletzung inne - unabhängig davon, ob im Trägersatz eine Maxime unerfüllt ist oder nicht. Wie gezeigt, gilt dieses Verhältnis zwischen Trägersatz und Appositiv nicht für alle Fälle der Erweiterung des Prototyps. Der weitaus größere Teil der Erweiterungsausdrücke des Prototyps dient nicht der Lizenzierung der Nichterfüllung von Maximen, sondern verbindet sich mit maximenerfüllenden Appositiven, und zwar dergestalt, dass Verhältnisse von Propositionen indiziert werden. 124 Zur Funktion der Zusätze s.u. Während in Appositionskonstruktionen Relationen zwischen Propositionen hergestellt werden, gilt dies für Zusätze (schon auf Grund der Tatsache, dass mit ihnen keine Prädikationen verbunden sind), nicht. Aus dem Kapitel zu den Zusätzen wird hervorgehen, dass ihre Funktion insbesondere darin besteht, einen Referenzakt des Trägersatzes zu korrigieren. <?page no="164"?> Das erweiterte Appositiv 160 Für erweiterte Appositive, mit denen keine lizenzierten Nichterfüllungen von Maximen einhergehen, schlage ich daher die folgende Erweiterung der oben beschriebenen Graphik vor: (3-60) A PPOSITIONSPROTOTYP ohne Erweiterung mit andere Erweiterung übrigens/ bekanntlich Erweiterungsausdrücke keine implizite Bezugnahme Erfüllung Erfüllung auf Maximen 1. Quant. Max. 2. Qual. Max. lizenzierte Verletzung lizenzierte Verletzung der Quantitätsmaxime der Relationsmaxime bekanntlich übrigens 3.4.3 Zusätze mit Erweiterungsausdruck Nachfolgend werden nicht dem Prototyp zugehörige Zusätze behandelt, der hier zugrunde gelegten Appositionsdefinition nach also Konstruktionen, die nicht als Appositionen zu bezeichnen sind. Grund dafür ist zum einen die Absicht, weitere Abgrenzungskriterien für den Prototypen zu erarbeiten, zum anderen soll der Schindlerschen mengensemantischen Beschreibung des Verhältnisses zwischen Bezugsgröße und Zusatz eine pragmatisch orientierte Analyse an die Seite gestellt werden. Es gibt eine ganze Reihe von Erweiterungsausdrücken, die in den nachfolgend zu besprechenden appositionsähnlichen Zusätzen auftreten können und die wie die Erweiterungen mit übrigens und bekanntlich eine große Nähe zu den Konversationsmaximen aufweisen. Gemeint sind Zusätze mit Ausdrücken wie genauer, richtiger, im Klartext oder kurz (gesagt), die nach der hier favorisierten Appositionsdefinition auf Grund ihrer syntaktischen und semantischen Merkmale aus dem Bereich des Prototyps herausfallen. <?page no="165"?> Apposition und Implikatur 161 Für diese erweiterten Zusätze, so lautet die hier vertretene These, ist es typisch, dass mit ihnen (1) eine vom Emittenten als „falsch“ bzw. als nicht voll zutreffend erkannte Verwendung des Bezugselement im Trägersatz korrigiert wird oder (2) pragmatische Inferenzen des Trägersatzes, die sich aus der Verwendung des Bezugselements ergeben, aufgehoben werden oder (3) Missverständnisse, die auf einem als im Ausdruck problematisch empfundenen Bezugselement im Trägersatz beruhen, ausgeräumt werden. Die Korrekturen richten sich also stets auf die Verwendung des Bezugselements, im Gegensatz zu den Appositiven werden keine Propositionen in Beziehung gesetzt. Erweiterte Zusätze stehen im Dienst der Erfüllung konversationaler Maximen im Hinblick auf das Bezugselement im Trägersatz. Damit unterscheiden sie sich einerseits von den mit übrigens und bekanntlich erweiterten Appositiven im Merkmal [± Maximenerfüllung], andererseits von den übrigen erweiterten Appositiven im Merkmal [± Korrektur der Verwendung des Bezugselements]. Das Phänomen, dass mit der Äußerung des Bezugselements im Trägersatz unter Verzicht auf den Zusatz eine Konversationsmaxime nicht erfüllt ist, trifft auf alle von Schindler nicht dem Prototyp zugeschlagenen Zusätze mit Erweiterungsausdruck zu (vgl. Schindler 1990, 251-253). Mit solchen erweiterten Zusätzen kann auf die Nichterfüllung verschiedener Maximen reagiert werden. Fälle, in denen mit einem Zusatz korrigiert wird, dass eine Konversationsmaxime durch die Verwendung des Bezugselements nicht erfüllt ist, bezeichne ich kurz als Basis-Korrekturen. 3.4.3.1 Basis-Korrekturen mit Bezug auf die Quantitätsmaximen Zunächst sollen Zusätze behandelt werden, in denen die Nichterfüllung der ersten Maxime der Quantität im Trägersatz durch den Zusatz korrigiert wird. Im Beispiel (3-61) Die Lombardei, ja ganz Italien, erhielt eine raschere Verbindung nach Norden, das isolierte Mendrisiotto einen direkten Weg zum übrigen Kanton. A98/ MAI.383703 St. Galler Tagblatt, 16.05.1998, Ressort: TB-INL; Brückenschlag ist der Emittent insofern zu wenig informativ, als er im Trägersatz ohne Zusatz eine semantisch „schwächere“ Proposition äußert, die jedoch durch die Verwendung des Zusatzes an Stärke gewinnt, informativer wird. Im Hinblick auf die Frage, ob der Zusatz den Wahrheitswert des Trägersatzes stützt, ist festzustellen, dass der Trägersatz auch ohne den <?page no="166"?> Das erweiterte Appositiv 162 Zusatz wahr ist, wenngleich gewissermaßen nicht „die ganze Wahrheit“ gesagt wird. Die Konstellation, dass eine Äußerung wahr ist, jedoch informativer sein könnte oder sein sollte, ist der Konversationstheorie nicht unbekannt. Levinson schreibt zu solchen Fällen in der Besprechung der ersten Maxime der Quantität: „Die Maxime bewirkt, daß den meisten Äußerungen eine pragmatische Inferenz hinzugefügt wird, die besagt, dass die betreffende Aussage die stärkste oder informativste ist, die in der gegebenen Situation gemacht werden kann. In vielen Fällen lassen sich die Implikaturen umschreiben, indem man dem propositionalen Gehalt des Satzes nur hinzufügt […]“ (Levinson 2000, 117) Der Zusatz mit der Erweiterung ja in (3-61) dient nun ebenfalls dazu, einen bestimmten Schluss des Rezipienten zu verhindern. Dies wird deutlich, wendet man das von Levinson vorgeschlagene Kriterium der nur-Erweiterung an: Der Emittent vermeidet durch den Zusatz, dass sich ein Rezipientenverständnis einstellt, dass die Lombardei und nur die Lombardei von einer besseren Verkehrsanbindung betroffen sei. Diese Beschreibung rückt (3-61) in die Nähe des Phänomens der skalaren Implikaturen. Zur Klärung der Frage, was unter einer skalaren Implikatur zu verstehen ist, kann die Arbeit Laurence R. Horns (1989) ins Feld geführt werden, in der sich der Autor im Zusammenhang mit Fragen der Negation auch mit skalaren Implikaturen und deren Negation auseinander setzt. Horn verdeutlicht am „traditional Square of Opposition“ 125 , dass neben den quantifikatorischen Ausdrücken alle, keiner, mancher, nicht alle, die die Ecken des logischen Quadrats ausmachen, weitere Ausdrücke wie einige, die meisten, viele etc. als skalar auf der vertikalen Quantitätsachse des logischen Quadrats angeordnet zu denken sind (ebd., 236f.). Er stellt fest, dass die Verwendung solcher Ausdrücke 125 Das auf Apulejus zurückgehende logische Quadrat dient zunächst der Darstellung der Beziehungen zwischen vier verschiedenen Aussagearten, dem universell bejahenden, dem universell verneinenden, dem partikulär bejahenden und dem partikulär verneinenden Urteil, wobei diese vier Urteilsarten die Ecken des Quadrates ausmachen. Die vertikalen Kanten sind als Quantitätsachse zu beschreiben, am oberen Ende sind die universellen, am unteren die partikulären Urteile verzeichnet (vgl. zum logischen Quadrat Menne 1991, 5, 117f.). In unserem Zusammenhang ist nur von Belang, dass zwischen den universellen und den partikulären Urteilen Zwischenstufen denkbar sind, so dass sich eine Skala ergibt. Wenn also von skalaren Implikaturen die Rede ist, wird damit auf die vertikale, quantitative Kante des logischen Quadrats verwiesen. <?page no="167"?> Apposition und Implikatur 163 gewöhnlich generalisierte Implikaturen nach sich zieht. So lässt das Beispiel von Horn Max has three children (ebd., 383f.) zwei Lesarten zu: Zunächst ist der Satz in logischer Hinsicht so zu verstehen, dass Max mindestens drei Kinder hat („ ONE - SIDED READING “), was nicht ausschließt, dass er mehr Kinder hat. Gewöhnlich wird eine Äußerung wie die angeführte jedoch so verstanden, dass Max genau drei Kinder hat („ TWO - SIDED READING “). Dies ist darauf zurückführen, dass die zweiseitige Lesart konversationell impliziert wird, dass, genauer, eine generalisierte, skalare Implikatur vorliegt (vgl. Rolf 1994, 139). Der Ausdruck three liegt auf einer Skala <n, …, four, three, two, one>, und seine Verwendung impliziert die Negation der links von ihm in der Skala angeordneten Ausdrücke. Die Tatsache, dass eine Äußerung mit einer skalaren Implikatur logisch wahr ist, zugleich jedoch die erste Quantitätsmaxime verletzt ist, kann operational dadurch erkennbar gemacht werden, dass man die Implikatur aufhebt, ohne dass sich ein Widerspruch ergibt. Levinson nennt die Äußerung Einige der jungen Leute gingen zu dem Fest, ja sogar alle (Levinson 2000, 145). Für unsere Belange ist nun interessant, dass mit Zusätzen auf Schlüsse, die sich aus der Behauptung des Trägersatzes ergeben können, Bezug genommen werden kann; es lässt sich sogar behaupten, dass die eine generalisierte Implikatur des Trägersatzes aufhebenden Zusätze recht genau der Form der von Levinson angeführten Äußerung entsprechen. Zurück zu dem genannten Beispiel: In (3-61) ist, wie bereits gesagt, ohne den Zusatz der Schluss zulässig, dass ein ganz bestimmter Landstrich eine bessere Verkehrsanbindung erhält. Die Übertragung besteht nun darin, eine Skala anzunehmen, die in vom Beispiel abstrahierender Form etwa so aussehen könnte: <Kontinent, Land, Landstrich, Region>. Die Implikatur, die in einem Beispiel wie (3-61) zustande käme, wäre die, dass eine Behauptung über einen bestimmten Landstrich (die Lombardei) die Implikatur mit sich bringt, dass diese Behauptung nicht für die links davon in der Skala auftretenden Elemente (etwa Italien) zutrifft: „Behauptet ein Sprecher, es gelte ein niedriger oder schwächerer Punkt der Skala (d. h. eine Einheit rechts in der geordneten Menge der Alternativen), so impliziert er, daß ein höherer oder stärkerer Punkt (links in der geordneten Menge) nicht gilt“ (Levinson 2000, 145). Eine ähnliche Funktion übernimmt der mit überhaupt erweiterte Zusatz im folgenden Beispiel: <?page no="168"?> Das erweiterte Appositiv 164 (3-62) Die Schönheit, überhaupt das äußere Aussehen, spielt für mich keine überragende Rolle. M98/ 809.73615 Mannheimer Morgen, 05.09.1998, Unterhaltung; Wie man eine Ehe anbahnt Auch in (3-62) liegt ein Fall vor, in dem eine semantisch „schwächere“ Proposition des Trägersatzes mit Hilfe des mit überhaupt eingeleiteten Zusatzes zu einer „stärkeren“ Behauptung hin korrigiert wird; die Verwendung des mit überhaupt erweiterten Zusatzes dient der Vermeidung der pragmatischen Inferenz, dass nur die Schönheit keine überragende Rolle spiele. Die Skala hinter diesem Fall lässt sich abstrahierend vielleicht so beschreiben: <Gesamterscheinung, körperliche Schönheit>. Festzuhalten bleibt, dass erweiterte Zusätze die Funktion übernehmen können, generalisierte Implikaturen des Trägersatzes aufzuheben. Diese Fälle der quantitätsbezogenen Basis-Korrektur, mit denen die Aufhebung einer Implikatur des Trägersatzes vorgenommen wird, bezeichne ich als informationsausweitend. Die Verwendung von Allquantoren in einer Aussage führt nicht zu generalisierten Implikaturen der soeben genannten Art. Bestimmte erweiterte Zusätze treten jedoch dann in Allaussagen auf, wenn deren Status als Allaussage in Frage steht, gewissermaßen zur Bekräftigung dieses Status. Dazu das folgende Beispiel: (3-63) Alle politischen Parteien, einschließlich der PDS selbst, sind sich einig, daß eine PDS-tolerierte Bundesregierung undenkbar ist. R97/ JAN.03222 Frankfurter Rundschau, 15.01.1997, S. 12, Ressort: N; Ein Positionspapier 17 bündnisgrüner Politiker In (3-63) dient der Zusatz einschließlich der PDS selbst der Versicherung, dass die Verwendung des Allquantors im Trägersatz zulässig ist. Der im Trägersatz dargestellte Sachverhalt (dessen Fragwürdigkeit darin besteht, dass eine Partei ebenso wie die mit ihr konkurrierenden Parteien der Auffassung ist, dass ihr keine machtvolle Position zukommen sollte ) wird vom Emittenten als unwahrscheinlich eingeschätzt und bedarf offenbar dieser Bekräftigung. Fälle wie diesen bezeichne ich als informationsbekräftigend. Informationsbekräftigende Basiskorrekturen müssen jedoch nicht stets im Zusammenhang mit der Verwendung von Allquantoren auftreten; sie kommen z. B. in Verbindung mit dem Erweiterungsausdruck auch vor, wenn zwischen Bezugsausdruck und Zusatz eine Teil-Ganzes-Relation vorliegt (Bezugsausdruck - Hyperonym, Zusatz - Hyponym): <?page no="169"?> Apposition und Implikatur 165 (3-64) Gespräche, auch Small Talk, führt er stets angenehm und anregend, nicht nur in seiner Muttersprache, sondern auch in Deutsch, Französisch und Englisch - und dies erst noch mühelos von einer in die andere Sprache wechselnd. A97/ DEZ.47428 St. Galler Tagblatt, 10.12.1997, Ressort: TB-AKT; Mann mit doppeltem Profil 3.4.3.2 Basis-Korrekturen mit Bezug auf die Qualitätsmaximen Eine ganze Reihe von Basis-Korrekturen dient dazu, eine dem Emittenten als nicht zutreffend bzw. unwahr erscheinende Aussage des Trägersatzes zu korrigieren. Basis-korrigierende Zusätze dieser Art sollen hier als qualitätsbezogen bezeichnet werden. Zunächst ein Beispiel dafür, dass ein Zusatz dazu genutzt werden kann, einen (ohne den Zusatz ) nicht wahren Trägersatz zu korrigieren: (3-65) In diesem Park steht die Geschichte Frankfurts, zumindest Teile davon, aber die Gegenwart ist immer präsent. R97/ AUG.64169 Frankfurter Rundschau, 14.08.1997, S. 12, Ressort: N; Der Aktivkreis der Oberräder Herz-Jesu-Gemeinde Dass in (3-65) eine wahrheitsrelevante Korrektur vorgenommen wird, lässt sich daran ablesen, dass bei Tilgung des Zusatzes die Äußerung streng genommen nicht mehr wahr ist, denn offensichtlich ist im Park nicht die gesamte Geschichte Frankfurts ausgestellt. 126 Auf diese Weise wäre die erste Maxime der Qualität nicht erfüllt. Im Beispiel (3-65) wird durch den Zusatz die Bezugsgröße im Trägersatz (die Geschichte Frankfurts) in extensionaler Hinsicht eingeschränkt. Die Funktion von Zusätzen, durch die Einschränkung der Extension des Bezugelements im Trägersatz zur Erfüllung einer Qualitätsmaxime beizutragen, bezeichne ich als Teilkorrektur. Ein weiteres Beispiel für eine Teilkorrektur ist das folgende: (3-66) Aber während bereits allerorten das Erzählen, wenigstens das postmoderne Spiel mit Traditionen, wiederentdeckt wurde, hielt die edition suhrkamp hartnäckig an spröden Sprachexperimenten und einer negativen Ästhetik fest, die zunehmend auf Widerstand stiess. E96/ DEZ.32067 Züricher Tagesanzeiger, 31.12.1996, S. 53, Ressort: Kultur; Der Mythos des Regenbogens verblasst 126 Aus dem Kontext ergibt sich, dass in dem angesprochenen Park eine Reihe bestimmter Denkmäler aufgestellt ist. Vgl. dazu den Textauszug im Anhang. <?page no="170"?> Das erweiterte Appositiv 166 Auch in diesem Fall dient der Zusatz dazu, die allgemeinere Aussage des Trägersatzes einzuschränken, der Erweiterungsausdruck indiziert, dass die Aussage des Trägersatzes weiter spezifiziert werden muss, damit sie als zutreffend bewertet werden kann. 127 Teilkorrekturen dieser Art treten häufig auf; sie werden indiziert mit Erweiterungsausdrücken wie exakter, in erster Linie oder in Sonderheit: (3-67) Der Anlass im «Kulturpalast» fand bei den Besuchern, in erster Linie bei den Kindern, grossen Anklang. A99/ FEB.115075 St. Galler Tagblatt, 01.02.1999, Ressort: TB-OT; Vom Regentanz bis Mokassin und Feder (3-68) Diese Triebwerke, in Sonderheit die kleinen und trotzdem leistungsstarken, brauchen jedoch wenigstens 95 Oktan, um nicht zu "klingeln" und Schaden zu nehmen. M01/ 106.47464 Mannheimer Morgen, 29.06.2001, Ressort: Politik; Der Streit um Euro-Super ist entflammt Fällen von Teilkorrektur, die der Einschränkung der Denotatsmenge des Bezugsausdrucks dienen, können Fälle von Totalkorrektur durch den Zusatz gegenüber gestellt werden. Totalkorrekturen dienen nicht dazu, die Extension der Bezugsgröße einzuschränken bzw. zu modifizieren. Der Erweiterungsausdruck indiziert, dass verworfen wird, dass der Bezugsgröße die Prädikation des Trägersatzes zukommt - im Gegensatz zur Teilkorrektur. Zugleich dient der Zusatz dazu, die korrekte Alternative, auf die das Prädikat des Trägersatzes zutrifft, anzugeben: (3-69) Hilde, nein Eva, kann ihrem Mann natürlich nicht das geben, was er von Lilith bekommt und umgekehrt. R99/ FEB.14101 Frankfurter Rundschau, 20.02.1999, S. 24, Ressort: N; Die Geschichte von "Eva und Lilith" im Galli-Theater 127 Zusätze, die hier als Teilkorrekturen des Bezugselements aufgefasst werden, fallen mit der von Schindler als „Spezifizierende Zusätze“ bezeichneten Gruppe zusammen. Der Übergang zwischen Spezifikationen, die sich auf den Wahrheitswert des Satzes auswirken und so im vollen Sinn als korrigierend aufzufassen sind, und Hervorhebungen einer Teilmenge oder Beispielnennungen scheint fließend zu sein. Häufig werden Hervorhebungen und Beispielnennungen dazu eingesetzt, die Behauptung des Trägersatzes abzuschwächen. Hervorhebungen und Beispielnennungen werden hier deswegen den Korrekturen zugeschlagen, auch wenn sie teilweise große Nähe zur Orientierung an den Quantitätsmaximen aufweisen. <?page no="171"?> Apposition und Implikatur 167 Auch Fälle wie (3-69) dienen der Korrektur der Nichterfüllung der Obermaxime der Qualität: Der Trägersatz ohne Zusatz, dies wird durch den Erweiterungsausdruck nein indiziert, ist falsch. 3.4.3.3 Basis-Korrekturen mit Bezug auf die Modalitätsmaximen Eine dritte Gruppe der nichtprototypischen Zusätze ist auf die Maximen der Modalität bezogen. Ein Beispiel für die Befolgung der Obermaxime der Modalität ist bereits genannt worden: (3-33) Ebenso sind Animation und «spezielle Kundenkontakte», im Klartext Prostitution, nicht erlaubt. Die Bewilligung ist vorläufig auf ein Jahr befristet. A97/ MAI.05195 St. Galler Tagblatt, 21.05.1997, Ressort: TB-SG; Doch kein Striptease in der «Spisegg»? In (3-33) indiziert der Emittent durch den Erweiterungsausdruck im Klartext, dass er einer euphemistischen Ausdrucksweise nicht folgt, die den thematisierten Sachverhalt verschleiert. Fälle wie diesen bezeichne ich als klarstellend. Klarstellende Zusätze treten häufig dann auf, wenn ihr Bezugselement eine Periphrase darstellt; der Zusatz dient dann dazu, das „Drumherum-Reden“ zu korrigieren. Die Verwendung eines Zusatzes, mit dem sich ein Emittent an einem kommunikativen Prinzip orientiert, wie es in der ersten Maxime der Modalität expliziert ist, bezeichne ich als ausdruckserhellend. Ein Beispiel dafür ist (3-70): (3-70) Eine feste "Netzfrequenz" (deutlicher gesagt: eine für die Mehrzahl unserer Geräte notwendige konstante Zulieferung an "Kilowattstunden") ist daher nur bei der gleichmäßigen Drehzahl des "Läufers" zu erreichen. P97/ JUN.24089 Die Presse, 16.06.1997; Gastkommentar Die Äußerung des Zusatzes in (3-70) dient der Verstehbarkeit des Trägersatzes. Auch für Bezugnahmen auf Maximen der Modalität gilt, dass ohne die Verwendung des Zusatzes mit dem Trägersatz eine Maxime unerfüllt bliebe. In (3-70) etwa würde ohne den Zusatz die erste Maxime der Modalität („Vermeide Dunkelheit des Ausdrucks“) nicht erfüllt, indem ein nicht geläufiger fachsprachlicher Ausdruck verwendet wird. Fälle wie dieser sollen als ausdruckserhellend bezeichnet werden. 128 128 Auf die erste Modalitätsmaxime bezogen werden hier auch mit den Erweiterungsausdrücken grob gesagt und vereinfacht gesagt eingeleitete Zusätze gezählt <?page no="172"?> Das erweiterte Appositiv 168 Auch auf die zweite Maxime der Modalität („Vermeide Mehrdeutigkeit“) wird Bezug genommen, insbesondere dann, wenn der Emittent vermeiden will, dass die Referenz des Bezugselements unklar ist: (3-71) "Geschäftsführender Klubobmann bin ich nur fraktionsintern, nicht bezügerechtlich, weil sonst der Klubobmann (d. i. Jörg Haider) auf seine Zulage verzichten müßte. Ich habe das der Parlamentsdirektion nie mitgeteilt, und zwar bewußt nicht, weil ich das nicht haben wollte." V97/ NOV.62193 Vorarlberger Nachrichten, 14.11.1997; HINTERGRUND Aus dem Kontext von (3-71) wird klar, dass ein bestimmtes Amt, das des Klubobmanns, mit zwei Personen besetzt ist, wobei eine der Personen die Arbeit macht, die andere hingegen „kassiert“ (vgl. Anhang). In die wiedergegebene Rede fügt der Emittent zur Vereindeutigung der Referenz des Ausdrucks Klubobmann, mit dem durch die Zweifachbesetzung des Amtes zwei Personen bezeichnet werden können, den mit d. i. eingeleiteten Zusatz in das Zitat ein, um für klare Referenzverhältnisse zu sorgen. Zusätze dieser Art werden als vereindeutigend bezeichnet. Eine Bezugnahme auf die dritte Maxime der Modalität liegt mit (3-72) vor: (3-72) Die beiden Produkteentwerfer Gabriela Vetsch (GA) und André Riemens (AN), kurz gesagt das Designbüro GAAN in Zürich, haben eine ungewöhnliche Idee verwirklicht: Das Brennholz liegt nicht im Ofen, es steht, und es verbrennt senkrecht von oben nach unten. E00/ MÄR.08542 Züricher Tagesanzeiger, 28.03.2000, S. 80, Ressort: Region; Winterfreuden Der Emittent gibt zu verstehen, dass zum Bezugselement im Trägersatz eine knappere Ausdrucksvariante möglich ist (zugleich dient die Konstruktion aus Bezugselement und Zusatz der Erläuterung des Zustandekommens der Abkürzung). Zusätze dieser Art sollen als abkürzend bezeichnet werden. In textueller Hinsicht dienen abkürzende Zusätze häufig dem Zweck, einen komplexen Ausdruck, der im Text mehrfach wieder aufgenommen wird, als Akronym einzuführen: (s. Anhang). Damit wird eine Beschreibung gewählt, die die Funktion des Zusatzes im Hinblick auf das Bezugselement in den Vordergrund stellt. Es sei jedoch angemerkt, dass eine Betrachtung dieser Ausdrücke im Hinblick auf den Zusatz ergibt, dass die fraglichen Erweiterungsausdrücke eine Einschränkung des Emittenten hinsichtlich des Wahrheitsgehalts des Zusatzes ausdrücken. <?page no="173"?> Apposition und Implikatur 169 (3-73) Angefangen hatte sie mit der Formierung einer Terrorgruppe unter dem Namen «Rote-Armee-Fraktion», kurz RAF. A97/ JUN.13447 St. Galler Tagblatt, 28.06.1997, Ressort: SGT-PRO Im Rahmen der Konversationstheorie sind erweiterte Zusätze als ihr Bezugselement korrigierend aufzufassen - sie stehen damit im Dienst der Erfüllung der in den Konversationsmaximen ausgedrückten Kommunikationsprinzipien. Im Einzelnen korrigieren Zusätze ihr Bezugselement hinsichtlich des Quantitätsaspekts informationsausweitend bzw. informationsbekräftigend, hinsichtlich des Qualitätsaspekts teilkorrigierend bzw. totalkorrigierend, hinsichtlich des Modalitätsaspekts klarstellend, ausdruckserhellend, vereindeutigend oder abkürzend. Bezüge zur Maxime der Relation und zur vierten Maxime der Modalität können Zusätze nicht aufweisen. Die konversationstheoretische Beschreibung der erweiterten Zusätze ergibt zusammengefasst das folgende Bild: (3-74) N ICHTAPPOSITIONELLE Z USÄTZE MIT E RWEITERUNGSAUSDRUCK quantitätsbezogen qualitätsbezogen modalitätsbezogen informationsinformationsteiltotalausweitend bekräftigend korrigierend korrigierend klarstellend ausdruckserhellend vereindeutigend abkürzend <?page no="174"?> Das erweiterte Appositiv 170 3.4.4 Übersicht und Auswertung In diesem Abschnitt wird der Versuch unternommen, eine zusammenfassende Zuordnung von Appositiven und Zusätzen zu den einzelnen Konversationsmaximen vorzunehmen. Diese Zuordnung steht in mehrfacher Hinsicht unter Vorbehalt: Erstens ist, wie bereits angemerkt, eine adäquate Zuordnung m. E. häufig erst unter Berücksichtigung des Kontextes möglich; die Frage etwa, wie die Ursachen der Nichterfüllung einer Maxime zu erklären ist, erschließt sich teilweise erst dann. Zweitens ist die Zuordnung eines bestimmten Erweiterungsausdrucks zu einer Maxime nicht als exklusiv zu verstehen; mit demselben Erweiterungsausdruck kann Bezug auf verschiedene Maximen genommen werden. 129 Die Zuordnungen zu den Maximen, wie sie nachfolgend vorgestellt werden, sind somit nur als auf die jeweiligen Einzelbeispiele vor dem Hintergrund des Kontextes (s. Anhang) zu verstehen. Nicht in die Darstellung eingegangen sind Erweiterungen, die auf im Anschluss an Grice formulierte, zusätzliche Maximen zielen - womit nicht gesagt sein soll, dass sich auf den Bereich des erweiterten Appositivs die Annahme weiterer Konversationsmaximen nicht niederschlagen könnte. Es hat sich andernorts gezeigt, dass vermittels der äußerungskommentierenden Gesprächsformeln bzw. Diktumscharakterisierungen 129 Vgl. dazu den Beitrag Hagemann (1997, 197-201), der z. B. den diktumscharakterisierenden Ausdruck kurz gesagt sowohl unter der Bezugnahme auf die erste Maxime der Qualität als auch unter der dritten Maxime der Modalität führt. Neben der Tatsache, dass Erweiterungsausdrücke nicht exklusiv an eine bestimmte Maxime gebunden zu sein scheinen, ist ferner zu berücksichtigen, dass unstrittige Zuordnungen überhaupt schwer fallen. Vgl. dazu die Diskussion einzelner Zuordnungen in Rolf (1994, 171-178). So ergibt die Auswertung des Korpus zum Erweiterungsausdruck also, dass mit ihm teilkorrigierend auf die erste Maxime der Qualität Bezug genommen werden kann, dass mit ihm auf die erste Modalitätsmaxime angespielt werden kann im Sinne der Erhellung eines Ausdrucks, dass mit ihm die Obermaxime der Modalität erfüllt wird im Sinne einer Klarstellung usw. (vgl. dazu und zu weiteren Verwendungsweisen den Anhang). Daraus ergibt sich klar, dass eine exklusive Festlegung eines Erweiterungsausdrucks auf eine bestimmte Funktion nicht zulässig ist, sondern nur von Tendenzen der Verwendung gesprochen werden kann. Vor diesem Hintergrund muss das Plädoyer lauten, Einzelbetrachtungen den Vorrang einzuräumen vor einer Zuordnung, die - abstrahierend vom Kontext - auf die Semantik der Ausdrücke abhebt. <?page no="175"?> Apposition und Implikatur 171 nicht nur auf alle Maximen Bezug genommen werden kann, sondern dass darüber hinaus bei Grice nicht genannte Maximen zu erwägen sind. 130 Eine weitere Einschränkung betrifft die Differenzierung der Arten der impliziten Bezugnahme auf die Konversationsmaximen: Wenn von der „Bezugnahme auf eine Maxime“ gesprochen wird (vgl. etwa die Darstellungen bei Hagemann 1997), ist nicht selten Unterschiedliches gemeint. Im Anschluss an die vorangegangenen Analysen werden in der folgenden Beschreibung drei Arten der impliziten Bezugnahme auf Konversationsmaximen unterschieden: Die indizierte Maximenbefolgung, der lizenzierte Verletzung und die Basis-Korrektur. Diese Differenzierung bezieht sich ausschließlich auf den hier behandelten Bereich der Appositive und Zusätze; es soll somit nicht behauptet werden, dass nicht auch andere Arten der Bezugnahme möglich wären: (3-75) M AXIMEN DER Q UANTITÄT Bezug auf die erste Maxime der Quantität (Mache deinen Beitrag so informativ wie (für die gegebenen Gesprächszwecke) nötig.) Maximenerfüllendes Appositiv Muster: Die Japaner, anschließend in Venedig und Salzburg zu Gast, schöpften wieder tief aus dem Brunnen ihrer Musikgeschichte. Erweiterungsausdrücke: allemal, allerdings, alsbald, also, anfänglich, anfangs, anschließend, ansonsten, bald, bereits, bloß, dadurch, danach, dann, daraufhin, darüber hinaus, davor, deswegen, diesbezüglich, eh, einerseits - andererseits, einst, endlich, genauso (wie), gleichermaßen, gleichfalls, gleichwohl, gleichzeitig, halb - halb, hauptsächlich, höchstens, immerhin, indes, indessen, insofern, 130 Vgl. zu diesen Überlegungen etwa Hindelang (1975), Rolf (1994, 170-178) sowie Hagemann (1997, 174-185). Grices Bemerkung zu den Maximen der Modalität, „möglicherweise braucht man noch andere“ (Grice [1975] 1993, 250) als die vier genannten Maximen, dürfte etwa Hagemann (1997, 176f.) Anlass gegeben haben, eine fünfte Modalitätsmaxime „Vermeide Stilbrüche“ anzusetzen. Tatsächlich finden sich im Bereich der erweiterten Zusätze Beispiele, die diese Annahme stützen können. Ein Beispiel dafür stellt die folgende Korrektur im Zusatz dar, in der auf einen solchen Stilbruch angespielt wird: Die Ereignisse, nein: events, in den Ferien müssen sich überschlagen: Stille heißt Langeweile, Ruhe bedeutet Versäumnis. (Nachweis im Anhang.) <?page no="176"?> Das erweiterte Appositiv 172 insoweit, inzwischen, lediglich, mittlerweile, nebenbei, nichtsdestotrotz, noch, nun, nunmehr, obendrein, obgleich, obschon, obwohl, obzwar, ohnedies, ohnehin, seitdem, selbst, sofern, somit, sonst, sowieso, sowohl - als auch, teils - teils, überdies, überwiegend, und zwar, weder - noch, weiterhin, wieder, wiederum, wiewohl, zudem, zuerst, zugleich, zuletzt, zum einen - zum anderen, zum wiederholten Mal, zunächst, zwischendurch, zwischenzeitlich Basiskorrigierender, informationsausweitender Zusatz Muster: Die Schönheit, überhaupt das äußere Aussehen, spielt für mich keine überragende Rolle. Erweiterungsausdrücke: auch, ja, sogar Basiskorrigierender, informationsbekräftigender Zusatz Muster: Gespräche, auch Small Talk, führt er stets angenehm und anregend, nicht nur in seiner Muttersprache, sondern auch in Deutsch, Französisch und Englisch - und dies erst noch mühelos von einer in die andere Sprache wechselnd. Erweiterungsausdrücke: beispielsweise, demnach (beispielsweise), eingeschlossen, einschließlich, etwa, folglich, gegebenenfalls, mithin, nicht einmal, somit, unter anderem, weniger, zum Beispiel, zumal Bezug auf die zweite Maxime der Quantität (Mache deinen Beitrag nicht informativer als nötig.) Lizenziert maximenverletzendes Appositiv Muster: Die Queen, bekanntlich dem Zahlen (von Steuern etwa) nicht zugetan, wird zur Kasse gebeten. Erweiterungsausdrücke: bekanntlich, wie gesagt <?page no="177"?> Apposition und Implikatur 173 M AXIMEN DER Q UALITÄT Bezug auf die Obermaxime der Qualität (Versuche deinen Beitrag so zu machen, dass er wahr ist.) Basis-totalkorrigierender Zusatz Muster: Hilde, nein Eva, kann ihrem Mann natürlich nicht das geben, was er von Lilith bekommt und umgekehrt. Erweiterungsausdrücke: nein, richtiger Bezug auf die erste Maxime der Qualität (Sage nichts, was du für falsch hältst.) Basis-teilkorrigierender Zusatz Muster: Obschon von Menschenhand geschaffen, offenbarte die Schrift die heilige Botschaft; und das Bild, oder besser "Imago", vergegenwärtigte das Göttliche in symbolischer Ähnlichkeit. Erweiterungsausdrücke: also, ausgenommen, besonders, besser gesagt, bzw., ergo, exakter, genauer gesagt, in erster Linie, in Sonderheit, insbesondere, jedenfalls, konkret, korrekter, mindestens, namentlich, oder besser (gesagt), respektive, richtiger, sofern, vielmehr, vor allem, vornehmlich, wenigstens, zumindest Bezug auf die zweite Maxime der Qualität (Sage nichts, wofür dir angemessene Gründe fehlen) Maximenerfüllendes Appositiv Muster: Toni Kleindl, anfangs in aussichtsreicher Position, ist der Wahltaktik der CVP zum Opfer gefallen. Erweiterungsausdrücke: anfangs, anfänglich <?page no="178"?> Das erweiterte Appositiv 174 M AXIME DER R ELATION Bezug auf die zweite Maxime der Relation (Sei relevant.) Lizenziert maximenverletzendes Appositiv Muster: Schmidt und Linsenhoff, übrigens beide alteingesessene Kronberger, knüpfen an eine alte Tradition an. Erweiterungsausdrücke: im Übrigen, übrigens, wie gesagt M AXIMEN DER M ODALITÄT Bezug auf die Obermaxime der Modalität (Sei klar.) Basiskorrigierender, klarstellender Zusatz Muster: Ebenso sind Animation und «spezielle Kundenkontakte», im Klartext Prostitution, nicht erlaubt. Erweiterungsausdrücke: also, demnach, deutlicher formuliert, entsprechend, nämlich, soll heißen Bezug auf die erste Maxime der Modalität (Vermeide Dunkelheit des Ausdrucks.) Basiskorrigierender, ausdruckserhellender Zusatz Muster: Eine feste "Netzfrequenz" (deutlicher gesagt: eine für die Mehrzahl unserer Geräte notwendige konstante Zulieferung an "Kilowattstunden") ist daher nur bei der gleichmäßigen Drehzahl des "Läufers" zu erreichen. Erweiterungsausdrücke: also, anders gesagt, das heißt, das ist, demgemäß, grob gesagt, sprich, vereinfacht gesagt, will sagen <?page no="179"?> Apposition und Implikatur 175 Bezug auf die zweite Maxime der Modalität (Vermeide Mehrdeutigkeit.) Basiskorrigierender, vereindeutigender Zusatz Muster: Geschäftsführender Klubobmann bin ich nur fraktionsintern, nicht bezügerechtlich, weil sonst der Klubobmann (d. i. Jörg Haider) auf seine Zulage verzichten müßte. Erweiterungsausdrücke: also, das ist Bezug auf die dritte Maxime der Modalität (Sei kurz (vermeide unnötige Weitschweifigkeit).) Basiskorrigierender, abkürzender Zusatz Muster: Die beiden Produkteentwerfer Gabriela Vetsch (GA) und André Riemens (AN), kurz gesagt das Designbüro GAAN in Zürich, haben eine ungewöhnliche Idee verwirklicht: Das Brennholz liegt nicht im Ofen, es steht, und es verbrennt senkrecht von oben nach unten. Erweiterungsausdrücke: kurz, kurz gesagt Im Anschluss an diese Übersicht lassen sich verschiedene Erkenntnisse formulieren. Zunächst zur Verteilung der Appositive des Prototyps bzw. der Zusätze auf die Konversationsmaximen: Der Prototyp kann im Sinne der Maximenerfüllung auf die erste Quantitätsmaxime und die zweite Qualitätsmaxime bezogen sein, im Sinne der lizenzierten Maximenverletzung auf die zweite Quantitätsmaxime und die Relationsmaxime. Die Zusätze hingegen verteilen sich in verschiedenen Korrekturfunktionen auf alle Maximen mit Ausnahme der Relationsmaxime und der vierten Maxime der Modalität. Diese Verteilung korreliert mit der Feststellung des illokutionären Status des Appositivs, der den mit ihren Bezugselementen amalgamierten Zusätzen nicht zukommt. Aus pragmatischer Sicht führt die semantische Eigenschaft des Appositivs der nichtrestriktiven Prädikation vor allem zu einer Verwendung, die auf die Ausweitung des informationalen Gehalts von Äußerungen hinausläuft; da der Prototyp nicht-restriktiv ist, kann er zu Korrekturzwecken nicht verwendet werden. <?page no="180"?> Das erweiterte Appositiv 176 Dies gilt für die Zusätze nicht. Weil mit ihnen nichts prädiziert wird und sie nicht illokutionstragend sind, wird mit ihnen kein von der Trägersatzproposition differenzierbarer Sachverhalt thematisiert. Die fehlende Eigenschaft der Prädikation führt dazu, dass sie in Korrekturfunktion verwendet werden, und da Äußerungen in allen durch die Konversationsmaximen explizierten Bereichen defektiv sein können, finden sich auch in verschiedenen Bereichen Belege. Dass auf die Relationsmaxime („Sei relevant“) und die vierte Maxime der Modalität („Der Reihe nach! “) mit Zusätzen nicht Bezug genommen werden kann, hat den Grund, dass mit diesen Maximen auf das Zusammenpassen von Äußerungen bzw. auf die Organisation der Abfolge von Inhalten innerhalb einer komplexen Äußerung angespielt wird - mit Zusätzen kann jedoch ein Bezug nur auf ihr Bezugselement und somit auf die Proposition des Trägersatzes hergestellt werden. Eine zweite Erkenntnis ist im Hinblick auf Zweifelsfälle, die sich aus der Verwendung von Appositiven und Zusätzen ergeben, zu formulieren, denn die mit dem Unterschied im Äußerungswert von Appositiven und Zusätzen korrelierten Funktionen finden auch ihren grammatischen Niederschlag. Während die der Korrektur dienenden Zusätze zu grammatischen Zweifelsfällen im Hinblick auf die Numeruskongruenz führen können, gilt das für Appositive des Prototyps nicht. Rolf Thieroff widmet diesen Zweifelsfällen in Wahrig - Fehlerfreies und gutes Deutsch (2003, 507) einen kurzen Artikel unter der Überschrift „Kongruenz bei Subjekten mit Apposition“. Thieroff schreibt 131 : „Stehen bei Subjekten mit Apposition Subjekt und Apposition nicht im selben Numerus, kann das Prädikat sowohl mit dem Numerus des Subjekts als auch mit dem Numerus der Apposition kongruieren.“ (ebd.) Die konversationstheoretische Betrachtung ermöglicht es, diese Aussage zu differenzieren. Zunächst ist festzustellen, dass sich tatsächlich viele Zusätze finden, in denen Zweifelsfälle der genannten Art zustande kommen: (3-76) Die Sedimentschichten im Zürcher Weinland, konkret der Opalinuston, gilt als günstig für ein Endlager. A97/ OKT.37850 St. Galler Tagblatt, 29.10.1997, Ressort: TB-WIS; Nuklearabfall 131 Ein Hinweis zur Terminologie: Thieroff behandelt die hier als Zusätze bezeichneten Nachstellungen als Appositionen, die von ihm genannten Beispiele sind nach der hier verwendeten Terminologie durchweg Zusätze. <?page no="181"?> Apposition und Implikatur 177 (3-77) Der musikalische Gast, vielmehr die Gäste, schlängelten sich zwischen den Tischchen an ihre Plätze. A01/ SEP.26331 St. Galler Tagblatt, 10.09.2001; Flamenco und Paella in der Scheune (3-78) "Das Einmalige an Erl ist, dass der Passionsspielverein, richtiger: die Passionsspieler, der Bürgermeister und der Pfarrer, an einem Strang ziehen: Wahre Passion für Neues und Kunst." I00/ JUL.48498 Tiroler Tageszeitung, 07.07.2000; Und . . . außerdem Mit (3-76), (3-77) und (3-78) liegen Fälle vor, in denen das finite Verb im Numerus mit dem Zusatz kongruiert, in (3-77) zeigt sich zudem, dass die Präpositionalphrase an ihre Plätze auf den Zusatz ausgerichtet ist. Auch wenn sich Bezugselement und Zusatz nicht im Numerus unterscheiden, können doch Zweifelsfälle im Hinblick auf die Genuskongruenz auftreten, etwa durch einen relativen Anschluss (3-79) oder in der anaphorischen Wiederaufnahme eines Ausdrucks durch eine Proform (3-80): (3-79) Das Geschäft, oder besser gesagt: die Wintersport-Industrie, war es auch, die dafür gesorgt hat, dass die Weltcup-Winter dreimal beginnen - und dreimal darüber berichtet wird: Denn für den Verkauf von Wintersportartikeln ist nichts wichtiger als das Weihnachtsgeschäft. E98/ DEZ.32451 Züricher Tagesanzeiger, 10.12.1998, S. 53, Ressort: Sport; Kriterium des dritten Schnees (3-80) Da wird als offizielle Kilbi der August-Markt, oder besser gesagt die «Augschta-Kilbi», gefeiert. Sie findet jeweils am Montag nach dem Fest Mariä Himmelfahrt statt. A99/ AUG.667657 St. Galler Tagblatt, 18.08.1999, Ressort: RT-PIA Die vorgenannten Beispiele sind alle auf die erste Qualitätsmaxime bezogene, teilkorrigierende Zusätze mit einer offensichtlichen Tendenz zur Kongruenz zwischen Prädikat und Zusatz bzw. Zusatz und Pronomen. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen das Prädikat mit dem Bezugselement des Zusatzes kongruiert: (3-32) Baudezernent Patscha sagte im Ausschuß, "Nutzungen im Zusammenhang mit Autos", demnach beispielsweise eine Werkstatt, seien unproblematisch. R98/ MAI.35329 Frankfurter Rundschau, 04.05.1998, S. 6, Ressort: N; Park & Ride-Anlage am Hanauer Hauptbahnhof <?page no="182"?> Das erweiterte Appositiv 178 (3-63) Alle politischen Parteien, einschließlich der PDS selbst, sind sich einig, daß eine PDS-tolerierte Bundesregierung undenkbar ist. R97/ JAN.03222 Frankfurter Rundschau, 15.01.1997, S. 12, Ressort: N; Ein Positionspapier 17 bündnisgrüner Politiker (3-72) Die beiden Produkteentwerfer Gabriela Vetsch (GA) und André Riemens (AN), kurz gesagt das Designbüro GAAN in Zürich, haben eine ungewöhnliche Idee verwirklicht: Das Brennholz liegt nicht im Ofen, es steht, und es verbrennt senkrecht von oben nach unten. E00/ MÄR.08542 Züricher Tagesanzeiger, 28.03.2000, S. 80, Ressort: Region; Winterfreuden (3-81) Die Forschung weiss noch wenig darüber, welche Auswirkungen die nichtionisierenden Strahlen, sprich der Elektrosmog, auf die Gesundheit haben. A99/ DEZ.10781117 St. Galler Tagblatt, 28.12.1999, Ressort: TB-WIS; Kommunikation Die soeben genannten Fälle sind alle nicht den teilkorrigierenden Zusätzen mit Bezug zur ersten Qualitätsmaxime zuzurechnen; (3-32) und (3- 63) sind auf die Maximen der Quantität, (3-72) und (3-81) auf die Maximen der Modalität bezogen. Thieroffs Darstellung, das Prädikat könne sowohl mit dem Numerus des Subjekts als auch mit dem Numerus der Apposition kongruieren, ist vor dem Hintergrund der konversationstheoretischen Beschreibung zu präzisieren: Teilkorrigierende 132 , auf die Qualitätsmaximen bezogene Zusätze kongruieren mit dem Verb, Zusätze mit Bezug auf andere Maximen nicht. Die Funktion der jeweiligen Zusätze ist also entscheidend für die in Frage stehenden Kongruenzverhältnisse. Dass es Abweichungen auch von dieser Regel gibt, mag das folgende Beispiel verdeutlichen, das als Zweifelsfall kaum noch zu beschreiben ist: (3-82) Der Gemeinderat von St. Jakob, somit Bürgermeister Gressl, haben den Willen der oben genannten Gemeindebevölkerung, die sich in der Unterschriftenaktion mit großer Mehrheit gegen den Großkanal aussprach, einfach ignoriert und so die basisdemokratische Entscheidung lächerlich gemacht. K97/ FEB.16495 Kleine Zeitung, 24.02.1997; Viel zu teuer ... 132 Für die Totalkorrektur liegt mir kein Beleg vor, es scheint jedoch so zu sein, dass sie den Teilkorrekturen im Verhalten ähneln. <?page no="183"?> Apposition und Implikatur 179 Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass die konversationstheoretische Analyse zudem Erklärungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Kombination von Erweiterungsausdrücken in Appositiven und Zusätzen ermöglicht. Wie bereits Schindler (1990) beobachtet hat, sind Kombinationsrestriktionen für die Erweiterungsausdrücke übrigens und bekanntlich in der Zusammensetzung mit anderen Erweiterungsausdrücken zu verzeichnen, „vornehmlich bedingt durch den Konflikt nicht bzw. kaum miteinander vereinbarer Funktionen“ (ebd., 256). Während bei Schindler die Regularitäten nur „angedeutet werden“ (ebd., 257), lassen sich die Restriktionen in der Kombination mit anderen Erweiterungsausdrücken vor dem Hintergrund der Konversationstheorie recht gut beschreiben: So kann übrigens zu allen erweiterten Appositiven, die an der Erfüllung der ersten Quantitätsmaxime orientiert sind, hinzutreten (Die Japaner, übrigens anschließend in Venedig und Salzburg zu Gast…). Eine zusätzliche Erweiterung mit übrigens ist auch möglich bei Zusätzen, die informationsausweitend und informationsbekräftigend auf die erste Quantitätsmaxime bezogen sind (Die Schönheit, übrigens überhaupt das äußere Aussehen… bzw. Gespräche, übrigens auch Small Talk…). Nicht hingegen möglich ist die Erweiterung mit übrigens in total- und teilkorrigierenden Zusätzen, die auf die Maximen der Qualität bezogen sind (*Hilde, übrigens nein Eva… bzw. *das Bild, übrigens oder besser „Imago“…). Auch die auf die Modalitätsmaximen bezogenen erweiterten Zusätze können nicht zusätzlich mit übrigens erweitert werden; dies gilt für klarstellende Zusätze (*„spezielle Kundenkontakte“, übrigens im Klartext Prostitution), für ausdruckserhellende Zusätze (*Eine feste Netzfrequenz (übrigens deutlicher gesagt: eine für die Mehrzahl unserer Geräte notwendige konstante Lieferung an „Kilowattstunden“)…), für vereindeutigende Zusätze (der Klubobmann (*übrigens d. i. / *d. i. übrigens Jörg Haider)...) wie für abkürzende Zusätze (*Die beiden Produkteentwerfer Gabriela Vetsch (GA) und André Riemens (AN), übrigens kurz gesagt das Designbüro GAAN in Zürich…). Zusammenfassend kann man also sagen, dass Kombinationsrestriktionen dann vorliegen, wenn die Zusätze formbezogen korrigierend sind, also auf die Maximen der Modalität abzielen, oder wenn sie wahrheitsbezogen sind, also auf die Qualitätsmaximen bezogen sind. <?page no="184"?> Das erweiterte Appositiv 180 3.5 Textlinguistische Aspekte Ausgehend von der Feststellung Engels, die Apposition scheine „die Textebene und die Ebene der Phrase zu verknüpfen“ (Engel 1991, 806), soll im folgenden Kapitel der Frage nachgegangen werden, inwiefern Appositive und Zusätze einen Beitrag zum Zustandekommen eines Textes leisten. Bevor ein textlinguistisch fundierter Vorschlag zur Beschreibung des erweiterten Appositivs unterbreitet wird, soll zunächst in Einzelanalysen die These von der Notwendigkeit der textbezogenen Betrachtung erhärtet werden. 3.5.1 Grenzen der satzbezogenen Betrachtung Erweiterte Appositive weisen Bezüge nicht nur zu ihrem Basiselement und zur Proposition des Trägersatzes auf, sie stehen darüber hinaus in Relation zum sie umgebenden Kontext; ohne die Berücksichtigung der Einbettung in den Kontext bleibt eine funktionale Beschreibung der Appositionskonstruktion defizitär. Aus dieser These ergibt sich das Plädoyer für eine Beschreibungsperspektive, die über das „satzzentrische Appositivbild“ hinausgeht. Die Berechtigung einer solchen Forderung zeigt sich z. B. in Fällen der Erweiterung des Appositivs mit einem Pronominaladverb wie dadurch: (3-59) Und die Hertha, dadurch auf Rang vier, träumt von Begegnungen der besonderen Art mit Mailand, Barcelona, Liverpool. R99/ APR.28171 Frankfurter Rundschau, 09.04.1999, S. 8, Ressort: N; Hertha BSC, die neue Blau-Weiße mit Schuß Die Verwendung des Erweiterungsausdrucks ist ohne die Berücksichtigung des Kontextes nicht zu erklären. Erst der Einbezug des Vorgängersatzes Preetz: nur sechs Buchstaben, aber eben 16 Treffer in die Analyse verschafft Aufschluss darüber, welcher Sachverhalt mit dem Erweiterungsausdruck wieder aufgenommen wird und was die Ursache in der angedeuteten Kausalrelation ist; zugleich kann das Appositiv als die Proposition des Trägersatzes begründend aufgefasst werden. Durch die Proform-Wiederaufnahme des thematisierten Sachverhalts des Vor- <?page no="185"?> Textlinguistische Aspekte 181 gängersatzes trägt das Appositiv zur Kohärenz des Textes bei und ist als Teil der Struktur des Textes zu beschreiben. 133 Auch für den folgenden Beleg gilt, dass eine satzbezogene Betrachtung nicht zu befriedigenden Ergebnissen führen kann: (3-83) Paolo, obgleich glühender Oasis-Fan, lehnte ab. R98/ JUN.47578 Frankfurter Rundschau, 17.06.1998, S. 17, Ressort: N; Italiens Trainer Cesare Maldini setzt auf alte Abwehr-Tugenden Der zum Ausdruck gebrachte Widerspruch erklärt sich auch in diesem Fall erst durch den Einbezug der Vorgängeräußerung Im vergangenen Herbst war die britische Rockband Oasis gar bereit, die Ablösesumme für den verheirateten Beau aufzubringen, um seinen Wechsel zu Manchester United zu finanzieren. Die Appositive sind also trotz ihrer syntaktischen Bindung an eine Basis als semantische Struktureinheiten 134 von Texten einzuschätzen, auf die im Kontext Bezug genommen wird bzw. mit denen auf den Kontext Bezug genommen wird. Die Wiederaufnahme von Informationseinheiten des Kontextes kann dabei nicht nur explizit erfolgen, sondern auch implizit: (3-84) Genau das aber schrieb das nordrhein-westfälische Mediengesetz vor. Kluge, selbst Jurist, nutzte diese Lücke und gründete im Februar 1987 gemeinsam mit dem japanischen Werbekonzern Dentsu die Firma mit dem polemischen Namen D(evelopment) C(ompany for) T(elevision) P(rogram), die in kurzer Frist ein kulturelles Programmangebot entwickelte, auf das die neuen Sender nicht verzichten konnten und wohl auch nicht wollten. R98/ MAI.34802 Frankfurter Rundschau, 02.05.1998, S. 1, Ressort: N; Alexander Kluges mehrfach preisgekröntes Fernseh-Kulturmagazin 133 Die Struktur eines Textes kann u. a. auf die zwischen Sätzen bestehenden syntaktisch-semantischen Beziehungen zurückgeführt werden, wobei sich das Interesse auf die Frage richtet, durch welche syntaktischen und semantischen Mittel Sätze zu kohärenten Texten verknüpft werden. Zwei Arten des Zustandekommens grammatischer Textkohärenz lassen sich unterscheiden, die explizite, auf Referenzidentität beruhende Wiederaufnahme eines Ausdrucks durch Rekurrenz, Substitution oder durch Proformen (vgl. Brinker 2001, 27-35) sowie die implizite Wiederaufnahme eines Ausdrucks ohne Referenzidentität, beruhend auf semantischer Kontiguität (logisch, ontologisch oder kulturell) (vgl. ebd., 36-38). 134 Mit Brinker (2001, 22-26) können drei Arten von Struktureinheiten eines Textes unterschieden werden: (a) das Textsegment als Gliederungseinheit der Oberfläche, (b) der Satz als syntaktische Struktureinheit und (c) die Proposition als semantische Struktureinheit der Inhaltsseite. Vgl. dazu auch Kap. 3.5.3. <?page no="186"?> Das erweiterte Appositiv 182 Der Ausdruck Mediengesetz wird mit dem Appositiv selbst Jurist wieder aufgenommen, es besteht eine Relation logischer semantischer Kontiguität. Die mit dem Appositiv gegebene Information ist auch im Hinblick auf die Proposition des Trägersatzes als relevant einzuschätzen. Die Alexander Kluge zugeschriebene Eigenschaft, Jurist zu sein, steht im Zusammenhang mit der Tatsache, dass eine Lücke genutzt werden konnte; zwischen Jurist und Lücke besteht eine „sprachtranszendente“ Relation der Wiederaufnahme, die auf enzyklopädischem Wissen beruht (vgl. Brinker 2001, 43). Schließlich weisen auch mit Temporaladverbien erweiterte Appositive Bezüge zum Kontext auf: (3-85) Markus Wolf, einst Geheimdienstchef der DDR, ist gestern verurteilt worden: zwei Jahre bedingt. Es wird ihn nicht weiter plagen. Der selbstgefällige General beschäftigt sich erfolgreich mit Schriftstellerei. Seit die Geschichte seine politischen Auftraggeber wegwischte, bringt er sein Insiderwissen gewinnbringend auf den Markt. In Buchform, in der Illustrierten, im Boulevardblatt «enthüllt» er zurzeit den angeblichen Verrat Herbert Wehners, der sein Leben als überzeugter Kommunist begann und als leidenschaftlicher Sozialdemokrat beendete. A97/ MAI.06959 St. Galler Tagblatt, 28.05.1997, Ressort: TB-FRO Das Appositiv einst Geheindienstchef der DDR trägt zur Kohärenz des Textes bei, indem es implizit im folgenden Text wieder aufgenommen wird; zwischen ihm und den Ausdrücken Insiderwissen und seine politischen Auftraggeber besteht semantische Kontiguität. Das Appositiv transportiert für den unkundigen Leser die entscheidende Information für den nachfolgenden Text; ohne das Wissen um das Amt des Hauptreferenzträgers des Textes sind die nachfolgenden Propositionen kaum zu verstehen. Aus den vorangegangenen Analysen lassen sich zwei Erkenntnisse ableiten: Zum einen kann nicht behauptet werden, dass bestimmte Erweiterungsphänomene satzzentrisch erklärt werden könnten. Zweitens ist funktionalen Beschreibungen, die Appositiven Beiläufigkeit oder einen informational sekundären Status attestieren, zu widersprechen. Zumindest für die o. g. Fälle erweiterter Appositive gilt, dass sie zur Struktur und Kohärenz eines Textes ebenso beitragen wie andere Informationseinheiten auch - unabhängig davon, wie sie syntaktisch eingebunden sind. <?page no="187"?> Textlinguistische Aspekte 183 3.5.2 Die übrigens-Erweiterung im Textzusammenhang Im Nachweis der Notwendigkeit einer textbezogenen Beschreibung kommt Appositiven mit übrigens-Erweiterung eine Schlüsselrolle zu, denn diese Erweiterungsoperation hat insbesondere auf die funktionale Beschreibung der Apposition einen starken Einfluss ausgeübt. Schindlers These, das Appositiv füge der Basis eine zusätzliche, sekundäre Information hinzu (vgl. Schindler 1990, 87) und der Ausdruck übrigens zeige die „Beiläufigkeit (Nebensächlichkeit, Nichtnotwendigkeit) des Zusatzes“ an (ebd., 256), wie auch Raabes Feststellung, das Appositiv diene zur Erzielung eines kommunikativen (Neben-) Zwecks, der nicht identisch sei mit der erstrangigen Inhaltsvermittlung des Trägersatzes (vgl. Raabe 1979, 237f.), lassen dies erkennen. Die Erweiterung mit übrigens wird als Kronzeugin für die Funktion auch des nicht-erweiterten Appositivs, und das heißt: das Appositiv im Allgemeinen, eingesetzt. Sie weist (auf Grund der Semantik des Ausdrucks übrigens) darauf hin, wie die Funktion des Appositivs einzuschätzen ist. In verschiedenen Beiträgen wird die Verwendung des Ausdrucks übrigens mit Digression in Verbindung gebracht (Rolf/ Hagemann 1997, 146), im Hinblick auf Appositive wird angenommen, dass ein Sprecher indiziere, „dass er sich der ‚Irrelevanz‘ seines Zusatzes bewusst ist“ (Rolf 2001, 331), oder es wird behauptet, übrigens (und auch beiläufig) „kennzeichnen eine bestimmte Teilinformation als Abweichung vom geraden Verlauf eines Diskurses“ (Altmann 1981, 97). Eine textlinguistisch orientierte Überprüfung ergibt jedoch einen anderen Befund. Die These, die hier begründet werden soll, lautet: Nichterweiterte Appositive und sogar Appositive, die mit übrigens erweitert sind, können als digressiv, irrelevant, vom Diskurs abweichend oder nicht-notwendig nur im Hinblick auf den Trägersatz, nicht aber im Hinblick auf den Kontext bezeichnet werden. Das folgende Beispiel kann als Beleg für die textuelle Einbindung einer übrigens-Erweiterung gelten. Unter der Überschrift Nach alter Tradition wird im früheren Kronberger Ratskeller wieder jede Woche Bier gebraut findet sich folgender Textauszug: (3-43) Schmidt und Linsenhoff, übrigens beide alteingesessene Kronberger, knüpfen an eine alte Tradition an. Vor mehr als 100 Jahren braute der Kronberger Bürger Johann Schleiffer in denselben historischen Gewölben in der Katharinenstraße schon Bier. Wie damals kann auch heute, wer will, sich das frische Getränk in Krüge oder Flaschen abfüllen lassen und mit nach Hause nehmen. Ein- und Zweiliter- <?page no="188"?> Das erweiterte Appositiv 184 Flaschen mit dem Brauhaus-Logo stehen bereit. Wer Feste plant, kann das Gebräu auch in Fässern kaufen, von fünf bis zu 50 Litern Inhalt. Das blaue Logo mit der Inschrift "Kronberger Brauhaus", das Flaschen und Gläser ziert, wurde übrigens ebenfalls in der Katharinenstraße 4 entworfen, von Grafikdesigner Wolfgang Kill. R98/ APR.30518 Frankfurter Rundschau, 16.04.1998, S. 2, Ressort: N; Nach alter Tradition Betrachtet man das oben enthaltene Appositiv als eine semantische Struktureinheit des Textes, die syntaktisch elliptisch ist (dazu Brinker 2001, 24f.), lässt sich die Verwendung des Ausdrucks beide als referenzidentische, explizite, anaphorische Wiederaufnahme des Ausdrucks Schmidt und Linsenhoff durch eine Proform beschreiben, verbunden mit einer Prädikation. Das Appositiv lässt sich ferner als in die thematische Struktur 135 des Textes eingebunden betrachten. Trägersatz und Appositiv 135 Unter der thematischen Struktur eines Textes verstehe ich in Anlehnung an Brinker die Analyse der kognitiven Zusammenhänge zwischen Propositionen. Für den Nachweis des Beitrags von Appositiven zur thematischen Entwicklung eines Textes soll es hier genügen, das Thema-Rhema-Konzept anzuwenden, auch wenn dieses Konzept in verschiedener Hinsicht problematisch ist (die Unterscheidung von Thema und Rhema ist bis zu einem gewissen Grade unklar, es existiert kein Verfahren zur Ermittlung der Abgrenzung von Thema und Rhema, zudem bleibt der Begriff ‚Thema’ insofern unklar, als kommunikativ-pragmatische und semantische Aspekte vermengt werden, vgl. dazu Brinker 2001, 51). Da das Erkenntnisinteresse hier weniger auf eine adäquate Beschreibung der thematischen Struktur von Texten gerichtet ist als auf den Nachweis der Relevanz der textlinguistischen Betrachtung in der Appositionsforschung, wird dieser Mangel zugunsten der übersichtlicheren Darstellung in Kauf genommen. Zur Unterscheidung von Thema und Rhema schreibt Daneš ([1970] 2000): „Das Thema und Rhema stellen zwei komplementäre Mitteilungsfunktionen von verschiedenen semantischen Bestandteilen einer Aussage dar: In fast jeder Aussage unterscheidet man das, worüber etwas mitgeteilt wird ( DAS T HEMA ) und das, was darüber mitgeteilt wird ( DAS R HEMA , die Aussage im eigenen, engeren Sinne)“ (Daneš [1970] 2000, 591f.). Daneš unterscheidet fünf verschiedene Arten der thematischen Progression, (1) „die einfache lineare Progression“, in der das Rhema des einen Satzes zum Thema des nächsten wird, (2) den „Typus mit einem durchlaufenden Thema“, bei der in einer Satzfolge das Thema konstant bleibt, in den einzelnen Sätzen aber jeweils ein neues Rhema hinzugefügt wird, (3) „die Progression mit abgeleiteten Themen“, in der die Themen der einzelnen Sätze aus einem Hyperthema abgeleitet werden, (4) „das Entwickeln eines gespaltenen Rhemas“, in der das Rhema eines Satzes in nachfolgenden Sätzen in mehrere Themen zerlegt wird, und schließlich (5) die thematische Progression „mit einem thematischen Sprung“, in der ein Glied einer thematischen Kette, das aus dem thematischen Kontext zu ergänzen ist, ausgelassen wird (ebd., 594-597). <?page no="189"?> Textlinguistische Aspekte 185 können im Rahmen des Thema-Rhema-Konzepts als Progression mit einem durchlaufenden Thema beschrieben werden: Das Thema, Schmidt und Linsenhoff, bleibt konstant, und es werden zwei Rhemen hinzugefügt, [sind] alteingesessene Kronberger und knüpfen an eine alte Tradition an. Die alte Tradition wird zum Hyperthema der zwei Folgesätze mit den abgeleiteten Themen der Retrospektive und der Gegenwartsdarstellung. Das Rhema [sind] alteingesessene Kronberger kann als Vorgriff auf den im nachfolgenden Satz thematisierten Sachverhalt verstanden werden: Damals wie heute sind es „echte Kronberger“, die das entsprechende Bier brauen. Es besteht also ein klarer kognitiver Zusammenhang zwischen dem im Appositiv thematisierten Sachverhalt und den Nachfolgeäußerungen. Dadurch, dass der im Appositiv mitgeteilte Sachverhalt Bezüge zum vorangehenden Text (so zur Überschrift Nach alter Tradition wird im früheren Kronberger Ratskeller wieder jede Woche Bier gebraut) wie zum nachfolgenden Text aufweist, lässt sich das Appositiv im Hinblick auf das Textganze kaum als irrelevant beschreiben, dient es doch der thematischen Progression des Textes und stellt einen Bezug her zwischen der Tradition des Brauhauses und der Eingliederung der neuen Brauherren in diese Tradition. Dass mit (3-43) kein Einzelfall vorliegt, sondern mit übrigens erweiterte Appositive auch in anderen Fällen relevante Informationen transportieren, soll an einem weiteren Beispiel gezeigt werden, das nur kurz kommentiert wird. Für den Satz (3-86) Referee Traxler, übrigens ein Linzer, zeigt Gelb wegen unsportlichen Verhaltens. P93/ JAN.02422 Die Presse, 26.01.1993; Ein Schlagabtausch mit Folgen ergibt die satzbezogene Betrachtung, wie sie unter Bezugnahme auf die Konversationstheorie nach Grice im vorangegangenen Kapitel vorgeschlagen wurde, die Einschätzung, mit dem Appositiv werde lizenziert die Maxime der Relation verletzt: Durch die Verbindung des einen Sachverhalts, dass ein Schiedsrichter eine gelbe Karte zieht, mit dem anderen Sachverhalt, dass dieser Schiedsrichter Linzer ist, bleibt die Maxime „Sei relevant“ unerfüllt. Die Berücksichtigung des Kontextes ergibt jedoch, dass es sich um eine für die rezipientenseitige Einschätzung der Trägersatzproposition entscheidende Information handelt: (3-87) Schauplatz Linz, Duell zwischen Waldegg und Meister Wolkersdorf/ Langenlois, Spielstand 3: 3. Den vorentscheidenten Schlagabtausch liefern sich der Slowene Kovacs und Österreichs <?page no="190"?> Das erweiterte Appositiv 186 Nummer eins, Ding Yi. Zunächst an der Platte. Bereits im ersten Satz beginnt Kovacs beim Stand von 16: 20 zu lamentieren. Der Austrochinese aus Shanghai übernimmt die Satzführung. "Brauchst' nicht jammern, mußt du besser spielen. Ich bin halt stärker", soll Ding Yi seinem Gegner geflüstert haben. Referee Traxler, übrigens ein Linzer, zeigt Gelb wegen unsportlichen Verhaltens. P93/ JAN.02422 Die Presse, 26.01.1993; Ein Schlagabtausch mit Folgen Das im Text unter der Überschrift Ein Schlagabtausch mit Folgen geschilderte Geschehen thematisiert eine Schiedsrichterentscheidung in einem Tischtennismatch zweier Mannschaften aus Waldegg und Wolkersdorf/ Langenlois. Die realisierte thematische Struktur 136 des Textes lässt sich mit den Teilthemen „Beteiligte“, „Spielgeschehen“, „Beleidigung“ und „Schiedsrichterentscheidung“ unter dem Hauptthema Schlagabtausch beschreiben. Der im Appositiv thematisierte Sachverhalt kann dabei als diskontinuierliche Fortführung des Teilthemas „Beteiligte“ verstanden werden: Das Muster der Eigenschaftszuschreibung ‚regionale Bindung‘, für die beteiligten Sportler bereits realisiert, wird auch auf den Schiedsrichter angewendet. Mithin ist die Verwendung des Appositivs Teil der thematischen Entfaltung 137 des Textes, also Teil der gedanklichen Ausführung des Themas. Über die Eigenschaftszuschreibung nach einem zuvor verwendeten Muster hinaus leistet das Appositiv jedoch mehr. Die im Teilthema „Schiedsrichterentscheidung“ angesprochene Verwarnung könnte vom Rezipienten insofern als umstritten aufgefasst werden, als nicht festzustehen scheint, ob die fragliche Äußerung tatsächlich gefallen ist (gekennzeichnet durch das Modalverb soll). Mit der Verwendung des Appositivs wird zu verstehen gegeben, dass die Entscheidung als nicht von Parteilichkeit beeinflusst eingestuft werden kann: Der Schiedsrichter als Linzer, so wird impliziert, habe keine „lokalpatriotischen“ Interessen mit seiner Entscheidung verfolgt. Auch in diesem Fall ist es so, dass die im Appositiv mitgeteilte Information nur oberflächlich als digressiv einzuschätzen 136 Dieser Terminus wird in Anlehnung an Brinker (2001, 61-64) verwendet, der zwischen der logischen und der realisierten thematischen Struktur unterscheidet. 137 Zum Begriff der thematischen Entfaltung vgl. Brinker (2001, 61-64): „Die Entfaltung des Themas zum Gesamtinhalt des Textes kann als Verknüpfung bzw. Kombination relationaler, logisch-semantisch definierter Kategorien beschrieben werden, welche die internen Beziehungen der in den einzelnen Textteilen (Überschrift, Abschnitten, Sätzen usw.) ausgedrückten Teilinhalte bzw. Teilthemen zum thematischen Kern des Textes (dem Textthema) angeben (z. B. Spezifizierung, Begründung usw.).“ <?page no="191"?> Textlinguistische Aspekte 187 ist; innerhalb des Textganzen erfüllt das Appositiv eine Funktion, die nicht von der thematischen Entfaltung des Textes wegführt. Falls anerkannt wird, (1) dass selbst mit den mit übrigens erweiterten Appositiven Propositionen vorliegen, auf die im Text wie auf andere Propositionen auch Bezug genommen werden kann, und (2) dass diese Appositive in der thematischen Entfaltung eines Textes innerhalb eines Teilthemas zum Textthema beitragen, gerät man mit funktionalen Beschreibungen, die Appositive als zusätzlich oder sekundär erachten, zumindest in Schwierigkeiten. 3.5.3 Ein textorientierter Klassifikationsvorschlag Im Anschluss an Brinker (2001, 22-26) unterscheide ich drei Arten von Struktureinheiten eines schriftlichen Textes, das an der Interpunktion orientierte Textsegment als Gliederungseinheit der Oberfläche, ferner die syntaktische Struktureinheit des Satzes und schließlich die semantische Struktureinheit der Inhaltsseite, die Proposition. Diese Unterscheidung ermöglicht es, Appositive im Hinblick auf ihre textsegmentalen Eigenschaften als einschaltungsmarkiert, im Hinblick auf ihre syntaktischen Eigenschaften als basisbezogen sowie verblos-elliptisch und im Hinblick auf ihre semantischen Eigenschaften als inhaltliche Minimaleinheiten zu beschreiben. Zur textorientierten Klassifikation des erweiterten Appositivs greife ich auf eine von Linke/ Nussbaumer/ Portmann unter der Überschrift „Aussersprachliche Wissensbestände und Textverstehen“ vorgenommene Unterscheidung dreier „konzeptueller Deutungsmuster“ zurück, die koordinative, die temporale und die kausale Beziehung (1994, 228f.). Linke/ Nussbaumer/ Portmann führen aus: „Mit dem Terminus ‚konzeptuelle Deutungsmuster‘ beziehen wir uns auf einen relativ eng gefassten Wissensbestand, der sowohl als Teilbereich als auch als Voraussetzung unseres ‚Weltwissens‘ betrachtet werden kann. Angesprochen sind die Interpretationsmuster, die unsere alltägliche (und meist unbewusste) Wahrnehmung von ‚Welt‘ steuern bzw. strukturieren und die es uns erlauben, verschiedene Tatbestände, Sachverhalte oder Ereignisse als in einer bestimmten Art und Weise aufeinander bezogen zu verstehen.“ (Linke/ Nussbaumer/ Portmann 1994, 228) Zu den einzelnen Grundmustern konzeptueller Deutung wird ausgeführt, dass die koordinative Beziehung als das grundlegende Muster die Basis dafür darstellt, dass verschiedene Dinge, Ereignisse, Sachverhalte als zusammengehörig unter einer bestimmten Ein- <?page no="192"?> Das erweiterte Appositiv 188 ordnungsinstanz wahrgenommen werden können (ebd., 229). Die temporale Beziehung ist als Sonderfall der koordinativen Beziehung aufzufassen; mit ihr werden Phänomene als „temporal verknüpft gedeutet und in eine Zeitachse eingebettet, anhand derer wir die Menge des Wahrgenommenen in den Dimensionen von ‚vorher‘ und ‚nachher‘ oder ‚gleichzeitig‘ ordnen können“ (ebd). Die kausale Beziehung schließlich ermöglicht es, dass temporale Beziehungen als „Ursache-Wirkungbzw. Grund-Folge-Beziehungen interpretiert werden“ (ebd.). Linke/ Nussbaumer/ Portmann übertragen die angesprochenen konzeptuellen Deutungsmuster, die als grundlegend für jede Wahrnehmung angesehen werden, auf die Wahrnehmung von Texten: Rezipienten strukturieren auf Grund der konzeptuellen Deutungsmuster, die in der Wahrnehmung der „Welt“ eine Rolle spielen, auch die in Texten gegebenen Informationen (ebd., 239). Die drei damit verbundenen grundlegenden „Vernetzungsmuster“ bezeichnen Linke/ Nussbaumer/ Portmann als Koordinierung, Chronologisierung und Konklusivität (ebd., 239-242). Die Vernetzungsmuster tragen zur Kohärenz eines Textes bei, ohne dass sie an der Oberfläche notwendig einen Ausdruck finden müssen. Die Vorstellung, dass Texte neben den bereits angesprochenen expliziten und impliziten Wiederaufnahmerelationen Vernetzungsmuster der genannten Arten enthalten, soll hier als Ausgangspunkt für eine vorläufige und recht grobkörnige textorientierte Klassifikation des erweiterten Appositivs herangezogen werden. Die Übertragung auf die Beschreibung des erweiterten Appositivs beruht dabei auf folgenden Annahmen: (1) Konzeptuelle Deutungsmuster finden sich in der Produktion und Rezeption von Texten als Vernetzungsmuster wieder, (2) Vernetzungsmuster können an der Textoberfläche in Form bestimmter sprachlicher Ausdrücke signalisiert werden, (3) Erweiterungsausdrücke gehören zu diesen „expliziten Vernetzungssignalen“. Während Linke/ Nussbaumer/ Portmann das Theorem der Vernetzungsmuster vor allem zur Erklärung von Kohärenzerscheinungen dient, die keinen Ausdruck im Text finden, 138 soll hier die Perspektive gewendet werden: Erweiterte Appositive werden als Vernetzungen von semantischen Struktureinheiten kennzeichnend aufgefasst. Mit einem 138 Das Phänomen, das Linke/ Nussbaumer/ Portmann mit Hilfe der Vernetzungsmuster beschreiben, ist andernorts als „Vertextung“ bezeichnet worden; es geht, verkürzt gesagt, um Kohärenzerscheinungen, die ohne syntaktisch-semantische Verknüpfungssignale zustande kommen. Vgl. dazu Brinker (2001, 41f.). <?page no="193"?> Textlinguistische Aspekte 189 erweiterten Appositiv wird somit nicht nur eine Information vermittelt, sondern zugleich die Vernetzung mit anderen Informationseinheiten des Textes signalisiert, und zwar entweder in Form der Koordinierung, in Form der Chronologisierung oder in Form der Konklusivität. Dies soll nachfolgend an einigen Beispielen verdeutlicht werden. Koordinierung signalisiert z. B. ein mit ebenfalls erweitertes Appositiv: (3-88) Man müsse die Schüler achten, sagt Reallehrer Lukas Heim. Wer keinen Spass daran habe, mit Menschen umzugehen, wer den Jugendlichen nicht etwas für das Leben mitgeben wolle, der komme in diesem Beruf nicht durch. Nur würden der Schule immer mehr Aufgaben übertragen, die früher das Elternhaus wahrnahm. Probleme, die die Gesellschaft nicht lösen kann, werden der Schule übertragen. Die Schule dürfe aber nicht überfordert werden. Kurt Grünenfelder, ebenfalls Reallehrer, fügt hinzu, der Lehrer brauche dazu selber eine Grundhaltung. A97/ MAI.03402 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TT-TOG; «Schüler müssen Grenzen spüren» Mit dem im letzten Satz des Textausschnitts auftretenden Appositiv wird eine Eigenschaftszuschreibung vorgenommen, die zuvor bereits einem anderen Referenzträger zugesprochen wurde. Mithin sind zwei Sätze des Textes erstens durch eine koordinative Einordnungsinstanz (das „Reallehrer-sein“) vernetzt, zweitens wird diese Vernetzung durch den Erweiterungsausdruck ebenfalls signalisiert. Das Vernetzungsmuster der Chronologie kann in den Dimensionen Vor-, Gleich- und Nachzeitigkeit auftreten. Mit einem Erweiterungsausdruck zuvor signalisiert der Emittent die Einordnung des Appositivsachverhalts als vor einem anderen Sachverhalt liegend, in (3-89) als vor dem Sachverhalt des Nachfolgesatzes liegend: (3-89) Stephane Hessel, zunächst als "boche" gehänselt, überwindet im Gegensatz zu seinem Bruder die Fremdheit rasch. Seine Lebensgeschichte besteht in der gelungenen und oft bestätigten Integration: sogar den Titel "Ambassadeur de France", 1981 verliehen, wird er tragen. R98/ MÄR.24114 Frankfurter Rundschau, 25.03.1998, S. 7, Ressort: N; Stephane Hessels literarische und diplomatische Erinnerungen Die Vernetzung mit einer Informationseinheit des Vorgängersatzes, der Eigenschaftszuschreibung Präsident im Sinne der Gleichzeitigkeit wird im folgenden Beleg durch den Erweiterungsausdruck gleichzeitig indiziert: <?page no="194"?> Das erweiterte Appositiv 190 (3-90) Bereits zum zwölften oder allenfalls schon vierzehnten Mal fand die Springkonkurrenz des Reitvereins Nieselberg gemäss seinem Präsidenten Guido Hollenstein statt. Guido Hollenstein, gleichzeitig OK- Präsident, war zufrieden in verschiedenster Hinsicht. A98/ MAI.415084 St. Galler Tagblatt, 27.05.1998, Ressort: WV-HTG; Reitverein Nieselberg gewann OKV-Prüfung Schließlich kann die semantische Struktureinheit des Appositivs mit Hilfe des Erweiterungsausdrucks mittlerweile auch als nachzeitig im Verhältnis zur Proposition des Vorgängersatzes gekennzeichnet werden: (3-91) Der starke Mann in Accra, Jerry Rawlings, war zwar einmal ein linker Putschist, aber das ist längst vergessen. Rawlings, mittlerweile durch faire Wahlen legitimiert, hat die Rezepte der internationalen Finanzinstitutionen brav befolgt, auch wenn Kritiker dem Land Wachstum ohne Entwicklung attestieren. R98/ MÄR.23253 Frankfurter Rundschau, 21.03.1998, S. 3, Ressort: N; Clinton beehrt "gute Führer" und Marktwirtschaftler Das Vernetzungsmuster der Konklusivität findet seinen sprachlichen Niederschlag z. B. in Erweiterungsausdrücken wie obzwar oder somit. Konklusivität kann damit unter anderem in den Dimensionen Konzessivität und Kausalität auftreten. 139 Ein Beispiel für die Explizierung des konzessiven Verhältnisses zwischen semantischen Struktureinheiten eines Textes (hier zwischen Appositiv und Trägersatz): (3-92) Denn der Verein war 1996, obzwar noch erstklassig, in seiner inneren Struktur morsch und kaputt, einzig zusammengehalten durch die Präsenz im Oberhaus. R98/ MAI.41879 Frankfurter Rundschau, 27.05.1998, S. 17, Ressort: N; Für ein bißchen mehr als zwei Millionen Mark Wie ein Vernetzungsmuster von Textteilen, das auf der Beziehung von Ursache und Wirkung beruht, im Appositiv zum Ausdruck gebracht werden kann, lässt sich an der kausalen Relation zwischen Appositiv und Vorgängerproposition des folgenden Belegs ablesen: 139 Hier nicht weiter besprochen werden die für den Bereich der konklusiven Vernetzung denkbaren Dimensionen Konditionalität, Konsekutivität und Finalität. Konditionalität signalisierende Erweiterungsausdrücke wie sofern treten im Prototyp auf, auch für die Dimension der Finalität lässt sich ein Erweiterungsausdruck angeben, deswegen. Dafür, dass mit einem erweiterten Appositiv die Dimension der Konsekutivität angesprochen werden kann, habe ich keinen Beleg finden können. <?page no="195"?> Textlinguistische Aspekte 191 (3-93) Die Bonner Behörden beeindruckte das nicht. Sie verlangen nicht nur seinen Paß zurück, sondern auch eine Ehefähigkeitsbescheinigung aus Griechenland. Damit ist sogar der Hochzeitstermin Mitte August in Frage gestellt. Chatzimarkakis, somit der erste und einzige Ausländer im FDP-Bundesvorstand, muß sich außerdem auch dem Einbürgerungsverfahren für Ausländer unterziehen, die Deutsche werden wollen. M95/ 507.10138: Mannheimer Morgen, 27.07.1995, Politik; "Falscher" Deutscher muß Paß abgeben Diese Klassifikation ist - wie gesagt - noch recht grob strukturiert. Allerdings führt sie über die Ergebnisse der satzbezogenen pragmatischen Betrachtung insofern hinaus, als mit ihr die Bestimmung der Funktionen von Erweiterungsausdrücken, die über die Satzgrenze hinausweisen, ermöglicht wird. Die Ergebnisse der textorientierten Betrachtung zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Appositionskonstruktion des Prototyps in semantischer Hinsicht als eigenes Textsegment zu beschreiben ist, das durch implizite und explizite Wiederaufnahmen Bezüge zum Kontext aufweist und zur thematischen Entfaltung eines Textes in seinen Teilthemen beiträgt. Der Beitrag zur Textprogression kann zumindest nicht immer als digressiv beschrieben werden, nicht selten enthält das Appositiv für das Verständnis des Kontextes entscheidende Informationen. Die Verwendung von Erweiterungsausdrücken kann auf die Vernetzungsmuster Koordinierung, Chronologisierung und Konklusivität zurückgeführt werden. Das erweiterte Appositiv ist folglich als ebenenübergreifendes Phänomen syntaktisch phrasal eingebunden, semantisch hingegen eine eigenständige Struktureinheit. <?page no="197"?> 4 Zusammenfassung In den vorangegangenen Analysen stand zunächst die Erarbeitung eines allgemeinen Begriffs der Apposition im Zentrum. Auf der Grundlage eines Korpus von 150 in Appositiven und Zusätzen auftretenden Erweiterungsausdrücken wurde dann Fragen nach den topologischen, pragmatischen und textuellen Eigenschaften des erweiterten Appositivs nachgegangen. Zusammenfassend werden folgende Ergebnisse zur Diskussion gestellt: (1) Unter ‚Apposition‘ ist eine Konstruktion aus einer Basis des Trägersatzes und einem nachgestellten Appositiv zu verstehen. Die Basis kann kategorial mit Nomen oder Nominalgruppen besetzt sein. Das zur Basis zumeist rechtsadjazente Appositiv hat den Status eines DP-Adjunkts bzw. eines prädizierenden Zusatzes und kann kategorial mit Nomen, Nominal-, Adjektiv- und Partizipialphrasen besetzt sein. Vom die Basis enthaltenden Trägersatz ist das attributiv erweiterbare Appositiv durch Einschaltungsmarkierung (schriftsprachlich Kommas, Gedankenstriche oder Klammern) abgegrenzt. Das Appositiv weist i. d. R. Kasuskongruenz zur Basis auf, in Abhängigkeit von der kategorialen Füllung und der Verwendung von Artikeln sowie Erweiterungsausdrücken treten Inkongruenzen auf. Auf Grund seines prädikativen Charakters ist das Appositiv kopulasatzparaphrasierbar und i. d. R. elidierbar. Appositive konvergieren in der Referenz mit ihrer Basis, ohne dabei restriktiv zu wirken. Sie können die Basis jedoch intensionsbezogen determinieren. Von Negationsvorgängen im Trägersatz werden Appositive nicht affiziert, und sie haben keinen Einfluss auf den Wahrheitswert des Trägersatzes. (2) Von den Appositiven abzugrenzen sind nachgestellte, einschaltungsmarkierte Zusätze, die nicht kopulasatzparaphrasierbar sind, von Negationsvorgängen im Trägersatz affiziert werden und den Wahrheitswert des Trägersatzes beeinflussen können. Mit dem Bezugselement des Trägersatzes sind Zusätze amalgamiert, mit ihnen ist keine Prädikation verbunden. (3) Grundlegendes Merkmal von Appositiven und Zusätzen ist deren Erweiterbarkeit. Die Korpusanalyse ergibt, dass als Erweiterungsausdrü- <?page no="198"?> Zusammenfassung 194 cke in Appositiven und Zusätzen Adverbien, parenthetische Adverbiale, Pronominaladverbien, Partikeln, Modalwörter, Konjunktionen, Subjunktionen und Präpositionen nachzuweisen sind. (4) Die an der Topologie der Nominalphrase orientierte Beschreibung der aus Basis und Appositiv bestehenden Appositionskonstruktion führt zu dem Ergebnis, dass dem Appositiv ein eigener Bereich am äußersten rechten Rand des Nachfelds der Nominalphrase einzuräumen ist, Appositive begrenzen eine Nominalphrase nach rechts. Das Appositiv bezieht sich auf den Kern einer Nominalphrase oder auf ein Element des Nachfelds einer Nominalphrase. Neben der Rechtsstellung in der Nominalphrase können Appositive zudem auf Satzebene vorfeldfüllend auftreten oder, sofern sie auf eine Objekt-Nominalphrase bezogen sind, das Nachfeld des Satzes besetzen. Zusätze weisen ein davon abweichendes Stellungsverhalten auf, sie können nicht vorfeldfüllend verwendet werden, im Falle der Totalkorrektur jedoch rechtsadjazent zum Bezugselement vor anderen Elementen des Nachfelds auftreten. (5) Erweiterte Appositive sind intern in besonderer Weise aufgebaut: Die Beschreibung der Topologie des erweiterten Appositivs führt zur Veranschlagung zweier „Erweiterungsfelder“ rechts und links des nichterweiterten Appositivs. In diesen Feldern treten in Appositiven bzw. Zusätzen dem Gliedteil zugehörige Erweiterungsausdrücke, teilweise in Mehrfachbesetzung des linken Erweiterungsfelds, auf. Die Erweiterungsausdrücke zeigen unterschiedliches Stellungsverhalten im Hinblick auf Links- und Rechtsstellungmöglichkeit und im Hinblick auf die Abfolge innerhalb des linken Erweiterungsfelds, zudem gelten Kombinationsrestriktionen zwischen Erweiterungsausdrücken. (6) Im Gegensatz zu den Zusätzen sind Appositive als epistemische Minimaleinheiten mit eigener Illokution versehen. Zwar sind sie auf eine illokutionäre Rolle (Assertion) festgelegt und können durch den syntaktischen Bezug auf die Basis des Trägersatzes nicht als äußerungswertig gelten, ihre Illokution ist jedoch explizierbar; sie weisen Illokutionsabweichungen zum Trägersatz auf und sind erweiterbar mit die Aufrichtigkeitsbedingung betreffenden Adverbien. Der illokutionäre und propositionale Status des Appositivs ist sprechakttheoretisch durch die Formel (F a )p A zu repräsentieren. <?page no="199"?> 195 (7) Zur Illokution des Trägersatzes verhält sich die Illokution des Appositivs koordiniert. Während die nicht illokutionswertigen Zusätze in verschiedenen Korrekturfunktionen verstehensstützend im Hinblick auf die Proposition des Trägersatzes wirken, sind Appostivillokutionen verstehenssubsidiär nur im Hinblick auf Einstellungen des Emittenten. (8) Die Erweiterung des Appositivs mit den Ausdrücken übrigens und bekanntlich ist illokutionär von Relevanz. Handlungstheoretisch sind auf diese Weise erweiterte Appositive als Vollzüge nicht-zentraler Sprechakte, gebunden an den Vollzug von (F a )p A , aufzufassen. Illokutionslogisch interpretiert fügt die Verwendung von übrigens und bekanntlich der assertiven Stammkraft der Appositivillokution weitere vorbereitende Bedingungen zu. (9) Die Verwendung von Erweiterungsausdrücken in Appositiven ist im Rahmen der Konversationstheorie auf eine implizite Bezugnahme auf bestimmte kommunikative Prinzipien zurückzuführen, die in Form der Konversationsmaximen expliziert sind. Zu unterscheiden sind implizite Bezugnahmen, die der Maximenerfüllung dienen, von impliziten Bezugnahmen, mit denen Nichterfüllungen von Maximen lizenziert werden. Mit übrigens und bekanntlich erweiterte Appositive sind als satzbezogen lizenzierte Nichterfüllungen der Maxime der Relation bzw. der zweiten Maxime der Quantität zu verstehen und kommen auf Grund von Maximenkollisionen zustande. Mit anderen Erweiterungsausdrücken versehene Appositive stellen Befolgungen der ersten Quantitäts- und der zweiten Qualitätsmaxime dar. (10) Zusätze dienen im weitesten Sinn der Korrektur ihres Bezugselements im Trägersatz und damit der Befolgung der in den Konversationsmaximen explizierten kommunikativen Prinzipien, bei Tilgung des Zusatzes bleibt mit dem Trägersatz eine Konversationsmaxime nicht erfüllt. Die Verwendung von Erweiterungsausdrücken in Zusätzen ist konversationstheoretisch als Indikation der Korrektur einer Maximennichterfüllung zu beschreiben. Mit Zusätzen können Nichterfüllungen von Maximen der Quantität, der Qualität und der Modalität des Trägersatzes korrigiert werden. Quantitätsbezogene Korrekturen wirken informationsausweitend der Unterinformativität ihres Trägersatzes entgegen oder sie wirken informationsbekräftigend, indem sie eine im Bezugselement enthaltene Teilmenge hervorheben. Qualitätsbezogene Korrekturen sind im Hinblick auf die Wahrheit des Trägersatzes relevant, sie <?page no="200"?> Zusammenfassung 196 schränken teilkorrigierend die Denotatsmenge des Bezugsausdrucks ein oder mit ihnen wird totalkorrigierend eine andere Denotatsmenge als die des Bezugsausdrucks bezeichnet. Modalitätsbezogene Korrekturen fokussieren den Formaspekt ihres Bezugselements, sie wirken klarstellend z. B. periphrastischen Bezugselementen gegenüber, ausdruckserhellend z. B. fachsprachlichen Ausdrücken gegenüber, vereindeutigend in Fällen referentieller Mehrdeutigkeit und abkürzend gegenüber komplexen Ausdrücken. (11) Mit Zusätzen verbundene grammatische Zweifelsfälle sind auf deren Funktionen zurückzuführen. Weisen Bezugselement des Trägersatzes und Zusatz abweichenden Numerus auf, kongruieren in Fällen der qualitätsbezogenen Teil- und Totalkorrekturen die Prädikate mit den Bezugselementen. Bei Numerusabweichungen von auf die Maximen der Quantität und der Modalität bezogenen Zusätzen kongruiert das Prädikat hingegen mit dem Bezugselement. Gleiches gilt für Genusabweichungen in Fällen der Wiederaufnahme durch eine Proform. (12) Erweiterte Appositive sind als Bestandteile von Texten anzusehen. Sie weisen Bezüge nicht nur zu ihrer Basis und zur Proposition des Trägersatzes auf, sondern auch zum sie umgebenden Kontext. Appositive tragen zum Zustandekommen der Kohärenz eines Textes bei, etwa indem im Vortext thematisierte Sachverhalte mit im Appositiv auftretenden Pronominaladverbien explizit wieder aufgenommen werden oder implizite Wiederaufnahmerelationen, beruhend auf semantischer Kontiguität, bestehen. Auch zur thematischen Progression eines Textes tragen Appositive bei. (13) Bestimmungen des Appositivs als informational sekundär sind zumindest teilweise zu revidieren. Selbst das mit übrigens erweiterte Appositiv, das als prototypisch sekundäre Informationen transportierend eingeschätzt wurde, erweist sich im Textzusammenhang als Teil der thematischen Progression. Jenseits der satzzentrischen Analyse können Appositive im Hinblick auf den Kontext nicht stets als informational sekundär beschrieben werden. (14) Appositive sind innerhalb eines textorientierten Beschreibungsansatzes als einerseits an Trägersätze gebundene syntaktische Struktureinheiten zu beschreiben, die andererseits als semantische Struktur- <?page no="201"?> 197 einheiten des Textes eigenständig sind. Sie können daher als ebenenübergreifendes grammatisches Phänomen bezeichnet werden. Unter textueller Perspektive fungiert ein Großteil der Erweiterungsausdrücke in Appositiven als explizites Textvernetzungssignal. Mit erweiterten Appositiven werden demnach nicht nur Informationen übermittelt, sondern zugleich deren Vernetzung mit anderen Informationseinheiten des Kontextes in Form der Koordination, der Chronologisierung und der Konklusivität. <?page no="203"?> 5 Literaturverzeichnis A BNEY , S TEVEN P. (1987): The English Noun Phrase in its Sentential Aspects. Diss. Cambrigde, Massachusetts. A LTMANN , H ANS (1981): Formen der Herausstellung im Deutschen: Rechtsversetzung, Linksversetzung, Freies Thema und verwandte Konstruktionen. Tübingen. [Linguistische Arbeiten 106] A USTIN , J OHN L. ([1962] 1979): Zur Theorie der Sprechakte (How to do things with Words). 2. Auflage. Stuttgart. B ASSARAK , A RMIN (1985): Zu den Beziehungen zwischen Parenthesen und ihren Trägersätzen. In: Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 38 (1985). S. 368-375. B ASSARAK , A RMIN (1987): Parenthesen als illokutive Handlungen. 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Obermaxime der Modalität Mod 1 erste Maxime der Modalität Mod 2 zweite Maxime der Modalität Mod 3 dritte Maxime der Modalität Rel Maxime der Relation Art des Maximenbezuges abk. basiskorrigierend, abkürzend erh. basiskorrigierend, ausdruckserhellend inf.-ausw. basiskorrigierend, informationsausweitend inf.-bekr. basiskorrigierend, informationsbekräftigend klarst. basiskorrigierend, klarstellend liz. lizenziert maximenverletzend max.-erf. maximenerfüllend teilkorr. basis-teilkorrigierend totalkorr. basis-totalkorrigierend vereind. basiskorrigierend, vereindeutigend <?page no="210"?> Anhang 206 6.2 Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 1. allemal P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Doch soweit ist es noch nicht. Denn auch nach dem Kirchenkonzert in der kommenden Woche stehen weitere Termine auf der Agenda, so die eigene Weihnachtsfeier, allemal traditionsreich, und noch am Heiligen Abend die Mitgestaltung der Messe. M98/ 811.89372 Mannheimer Morgen, 21.11.1998, Lokales; Ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr 2. allerdings P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Im Rathaus läuft alles in geordneten Bahnen. Mit Werner Born ist der zweite Mann ein Erster Stadtrat mit Bau-Erfahrung, der das Amt von Grund auf neu strukturiert. Der offiziell parteilose Jürgen Lehmberg, allerdings von der CDU gebracht und auch Listenmann der Christdemokraten, kümmert sich inzwischen routiniert um die Finanzen. M98/ 808.64615 Mannheimer Morgen, 06.08.1998, Lokales; Mit sechzig Jahren im Zenit der Macht P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Der Raum nebenan ist mit Luftballons dekoriert, auf einer Wäscheleine hängen Schwimmflossen, Badeanzüge, in der Ecke steht ein buntes Planschbecken, allerdings ohne Wasser. "Das alles soll noch einmal Ferienstimmung aufkommen lassen, auch der Sand mit den Muscheln auf der Bartheke", erklärt Alexander Jülg. Zwei große Carrom-Brettspiele stehen zur Verfügung, Dart, Tischfußball, später sollen noch Gruppenspiele gemacht werden. Ralph Uhlig, junger, aufgeschlossener Pastor der EC-Jugend, gesellt sich hinzu: "Wir halten auch eine Andacht, bei der wir uns ,über Gott und die Welt' unterhalten, die Jugendlichen stellen Fragen zu allen möglichen Themen, die sie interessieren, und wir singen viel." Unterdessen geht's oben in der Küche des Gemeindehauses heiß zu, wo die Eltern von Tobias Stein und Helferin unermüdlich Pizza für alle backen, die es, wie auch die Getränke, kostenlos gibt bei der EC- Teenkreis-Party. M98/ 809.78267 Mannheimer Morgen, 25.09.1998, Lokales; Viel Spaß bei Pizza und Spielen <?page no="211"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 207 P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Im vergangenen Jahr war im Rahmen der Sendung «Bsuech in ...» auch Lutzenberg vom Schweizer Fernsehen porträtiert worden. Die 50-minütige Sendung hatte Kosten von 14 000 Franken verursacht. Erträge aus der Festwirtschaft sowie verschiedene Beiträge ergaben schliesslich einen Nettoaufwand für die Gemeinde von 4000 Franken, wie Erwin Ganz informierte. Das Bildmaterial, allerdings im Rohzustand, aber von sehr guter Qualität, sei vorhanden und könne vielleicht einmal verarbeitet werden. Als Vergleich, so Ganz weiter, habe die Volkszählung Kosten in der Höhe von 11 000 Franken ausgelöst. A01/ MÄR.12054 St. Galler Tagblatt, 21.03.2001; Jahresrechnung ohne Abstimmung 3. alsbald P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Walter Benjamin, alsbald mit Adorno, Horkheimer, Lukacs, Brecht und anderen gut bekannt (von Hofmannsthal bewundert), publizierte zwar in der "Frankfurter Zeitung" und anderen wichtigen Organen, auch im Rundfunk, aber erkannt wurde seine Bedeutung nur von ganz wenigen Zeitgenossen. N93/ JAN.00852 Salzburger Nachrichten, 09.01.1993; Ein Mit- und Nachweltpanorama Walter Benjamin im Zentrum 4. also Z, M OD O BERM , KLARST . Nach den vom DGB registrierten Gewinnsprüngen von 1994/ 95 stiegen die Nettogewinne also die Gewinne nach Abzug der Gewinnsteuer im vergangenen Jahr nur um 0,5 Prozent. Im Vergleich zum Jahre 1980 haben sie sich jedoch verdoppelt. Diese "ausgezeichnete" Gewinnlage komme auch in der realen Netto-Kapitalrendite zum Ausdruck, stellten die DGB- Statistiker fest. "Sie war in den Jahren 1995/ 96 so hoch wie zu früheren Vollbeschäftigungszeiten und besser als im Vereinigungsboom Anfang der 90er Jahre." Die Lohnstückkosten, also die nominellen Lohnkosten pro Produkteinheit, blieben in Gesamtdeutschland stabil. Seit 1980 allerdings haben sich die nominalen Stückgewinne mit 100,4 Prozent verdoppelt und sind damit erheblich stärker gestiegen als die Lohnstückkosten mit 38,9 Prozent. Bezogen auf Westdeutschland sind die Lohnstückkosten in nationaler Währung gerechnet sogar erheblich weniger angestiegen als im Durchschnitt der wichtigsten Partnerländer. In Dollar umgerechnet hat sich durch die Höherbewertung der Mark ein Gleichlauf in der internationalen Lohnstückkostenentwicklung ergeben. R97/ JUL.50732 Frankfurter Rundschau, 01.07.1997, S. 1, Ressort: N; Vermögen wuchs in vier Jahren um mehr als ein Fünftel / Hohe Kapitalrendite / Massenkaufkraft stagniert seit 1980 <?page no="212"?> Anhang 208 Z, M OD 2 , VEREIND . Der abtretende Präsident Andreas Eggenberger liess es sich nicht nehmen und hielt in interessanter Art eine Rückschau auf die 20jährige Vereinsgeschichte der Mineralienfreunde. Daraus war zu erfahren, dass bereits im ersten Vereinsjahr, also 1978, die erste Mineralienbörse stattgefunden hat. Damals zeigten die Aussteller ihre Kostbarkeiten auf einer gesamten Länge von 29 Tischmetern. Ein Jahr später galt der Grimsel als Ziel für eine geführte Strahlerreise. 1981 zählte der Verein bereits 29 Mitglieder, und immer neue Aktivitäten und Exkursionen wurden unternommen. Damals wie heute wurden allmonatliche Höcks auch zum Erfahrungsaustausch abgehalten. Auch bis in die heutige Zeit haben sich die jährliche Vereinsreise sowie die beliebte Mineralienbörse erhalten. Übrigens, die diesjährige Börse wird am 2./ 3. Mai wiederum im Berufsschulzentrum in Buchs (BZB) stattfinden. A98/ MÄR.16890 St. Galler Tagblatt, 07.03.1998, Ressort: RT-WER; Strahlende Gründer Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Bereits 1999 werden in Altstätten erste Konsequenzen aus Kritiken und Anregungen gezogen. Die Ausstellerzufahrt erfolgt über eine asphaltierte Strasse. Die Hallen eins bis drei werden aneinandergestellt. So zumindest sieht es die provisorische Messeareal-Planung vor. Damit sind nur geringe Wegstrecken im Freien zurückzulegen. Das gilt auch für das Fest- und Gastrozelt beim Eingang. Verbessert werden die Parkplatz-Situation und die sanitären Installationen (WCs). 1997 kamen neun Prozent der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln, also Bussen. Dieses Jahr waren es über 17 Prozent. 1999 sollen es dank Direktverbindungen auch nach Vorarlberg noch mehr sein. A98/ OKT.935665 St. Galler Tagblatt, 01.10.1998, Ressort: RT-FRO; Rhema soll zur Erlebnismesse werden Z, M OD 1 , ERH . Der klassische und seriöse Einstieg führt über ein Casting, also eine Vorstellungsveranstaltung, und eine generelle oder auch produktspezifische ein bis zweitägige Ausbildung zum Einsatz. Die Hostessen/ Hosts arbeiten dabei als sogenannte Subuntnernehmer und müssen einen Gewerbeschein beantragen. R97/ NOV.95053 Frankfurter Rundschau, 27.11.1997, S. 2, Ressort: N; Hostessen und Hosts P, Q UAN 1 , MAX - ERF . ESSEN UND TRINKEN: Gegessen wird russisch, also kalorienreich. Im "Marina", Uliza Iskry 38, kocht die Chefin selbst und serviert mit Pfiff; Tel. 8 - 2 61 / 7 53 84. Das "Drushba", Uliza <?page no="213"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 209 Drushba 5, ist eine musikbeschallte Mischung aus Restaurant und Bar mit viel Jungvolk am Abend; Tel. 8 - 2 61 / 7 53 84. R97/ APR.30029 Frankfurter Rundschau, 19.04.1997, S. 8, Ressort: N; ANREISE: Die russische Fluggesellschaft Aeroflot Z, M OD 1 , ERH . Am Anfang der letzten Eiszeit, also vor etwa 100 000 Jahren, war diese Gegend durchaus belebt. Durch Sturm und Frost stapften riesige Tiere durch die (nachmalige) Wetterau, die eine Tundra war. Diese Pflanzen fressenden Kältesteppenmammuts wurden vier Meter hoch, waren mit einem dichten langen Zottelfell vor der Kälte geschützt und waren ausgestattet mit bis zu fünf Meter langen, gebogenen oder eingerollten Stoßzähnen. Den modernen Menschen vom Cro magnon-Typ gab es damals noch nicht. Doch die Existenz von "Neandertalern", einer lange ausgestorbenen Menschenform, ist nicht auszuschließen. R97/ SEP.76896 Frankfurter Rundschau, 27.09.1997, S. 4, Ressort: N; Fund konserviert / Über den heutigen Golfplatz in Dortelweil stapften einst riesige Zotteltiere durch die Kälte Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Als sowohl in der Ausdehnung als auch im Gewicht größter und schwerster Brocken blockierte Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquartett G-Dur (KV 387) ein wenig den sonst so leichten Fluß des Programms. Kerstin Pramschüler und Henning Wrage (Violinen), Andreas Mann (Viola) und Susanne Hirsch (Cello) gingen das Allegro recht flott an, gaben ein schön differenziertes Andante cantabile und ein energisches Molto allegro. Etwas mehr Präzision hätte da nicht geschadet aber schließlich sind die Musiker aus den Universiätsensembles keine Professionals. Nicht einmal werdende: Die studieren an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Allenfalls ein paar Musikwissenschaftler, Theoretiker also, sitzen zwischen den musisch veranlagten Juristen und Ärzten in dem Uniorchester. Gegen den Strich gebürstet Daß Universitätsmusikdirektor Christian Ridil seine Karriere als Regensburger Domspatz begonnen hat, merkte man beim letzten und besten Programmpunkt: noch mehr Goethe, dieses Mal vom Kammerchor gesungen. Das "Heideröslein" in der Fassung von Robert Schumann war dabei, leicht gegen den Strich gebürstet und dadurch konsequent entschmalzt, das melodische Gequake von Kurt Thomas' "Die Frösche" und die ausladende "Beherzigung" von Brahms. R99/ JUL.58289 Frankfurter Rundschau, 22.07.1999, S. 13, Ressort: N; Universitätsmusikdirektor Christian Ridil 5. anders gesagt Z, M OD 1 , ERH . Man kann also auch nicht mehr wie in einem Molekül von säuberlich getrennten, "diskreten" Zuständen sprechen, sondern, im einfachsten Modell, von einem dichten, kontinuierlich alle Energieniveaus bevölkerndes "Elektronengas". In dieses kann die Lichtwelle nicht eindringen <?page no="214"?> Anhang 210 und wird reflektiert. So entsteht der typische Metallglanz. Meist erst im ultravioletten Bereich werden Metalle durchlässig, die Grenze zwischen durchsichtigem und undurchsichtigem Frequenzbereich nennt man Langmuir-Frequenz. Bei Gold liegt diese Frequenz, anders gesagt: diese Absorptionskante, im sichtbaren Bereich, im Violetten. Das Licht kleinerer Frequenzen wird reflektiert, daher schimmert das Metall gelblich. P97/ JUN.24052 Die Presse, 14.06.1997; Elektronen, Bänder und Lücken: Vom farbigen Glanz der Metalle 6. anfänglich P, Q UAL 2 , MAX - ERF . Interdisziplinarität, anfänglich als unwissenschaftlich verpönt, hat sich seither in der deutschen Hochschullandschaft durchgesetzt, ist in Denkschriften, Satzungen und Institutionen (wie z. B. der Graduiertenkollegs) eingegangen, aber als Passepartout der Forschungsförderung auch schon wieder in Dilettantismus verfallen. Das oft verfehlte Richtmaß dessen, was das Unternehmen Poetik und Hermeneutik inaugurierte und erprobte, hat Hans Blumenberg einmal auf die prägnanteste Formel gebracht. Die Notwendigkeit interdisziplinärer Forschung sei dann gegeben, wenn "die Sache in der faktischen Grenzziehung der Disziplinen noch nicht zu ihrem Recht gekommen ist und . . . sich erst im Zwischenreich der Fächer neue Aspekte und Problemstellungen ergeben werden" (PH IV). R97/ MÄR.18221 Frankfurter Rundschau, 08.03.1997, S. 3, Ressort: N; Epilog auf die Forschungsgruppe "Poetik und Hermeneutik" P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Während ihrer dreijährigen Wanderung wurde die Ausstellung von 400 000 Menschen gesehen. In Konstanz hat die Friedensinitiative, anfänglich mit fünf Leuten und 370 Mark in der Kasse, die Ausstellung initiiert. Mittlerweile haben sich über hundert ehrenamtliche Helfer beteiligt. A97/ OKT.37215 St. Galler Tagblatt, 25.10.1997, Ressort: TB-KUL; Hinschauen, nicht wegsehen 7. anfangs P, Q UAL 2 , MAX - ERF . Toni Kleindl, anfangs in aussichtsreicher Position, ist der Wahltaktik der CVP zum Opfer gefallen. Deren Alleingang wurde nicht goutiert, was prompt die Gegenkandidatur zur Folge hatte. Ob die übrigen Parteien bei einem Zweiervorschlag der CVP auf einen Gegenkandidaten verzichtet hätten, ist allerdings eine offene Frage ... A01/ JAN.06605 St. Galler Tagblatt, 29.01.2001; Doppelt schmerzhaft <?page no="215"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 211 8. anschließend P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Die Japaner, anschließend in Venedig und Salzburg zu Gast, schöpften wieder tief aus dem Brunnen ihrer Musikgeschichte. Der am Kaiserhof durch Jahrhunderte gepflegte hieratische Stil wurde erst unverstellt, dann in zeitgenössischer Transformation (aufregend bei Toru Takernitsu) oder in rabiater Brechung (etwa bei John Cage) dargeboten. Eine sinnvolle Einbettung für das fast einstündige Hauptwerk, den Jahreszeiten-Zyklus New Seeds of Contemplation - Mandala (1986/ 1995) für Shomyo-Gesang und Gagaku-Begleitung von Toshio Hosokawa. R98/ AUG.62281 Frankfurter Rundschau, 05.08.1998, S. 7, Ressort: N; Ein Multimediaprojekt und Japanisches bei den Ferienkursen P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Heidelberg. Günther Beelitz (61), Intendant des Deutschen Nationaltheaters in Weimar, wird ab der Spielzeit 2000/ 2001 Nachfolger des Heidelberger Intendanten Volkmar Clauß, dessen Vertrag von der Stadt nicht verlängert wurde. Der in Berlin geborene Beelitz, von 1986 bis 1996 Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses, anschließend Chef des Bayerischen Staatsschauspiels, gehört zu den prominenten Theaterleitern der Bundesrepublik. M99/ 907.44365 Mannheimer Morgen, 09.07.1999, Politik; Günther Beelitz wird Intendant 9. ansonsten P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Die beiden olympischen Medaillen von "Goldfisch" Meike Freitag - Bronze in der 4x100- Meter-Freistil-Staffel sowie Silber in der 4x200-Meter-Freistil-Staffel rückte die Schwimm- Abteilung der Rüsselsheimer TG ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Selbst die Volleyball- Abteilung, ansonsten das "Zugpferd" der TGR, mußte den Triumph der Rüsselsheimerin neidlos anerkennen. Meike Freitag startet zwar mittlerweile für die Schwimmgemeinschaft Frankfurt, doch der "Boom", den die Olympia-Teilnehmerin auslöste, werden die Verantwortlichen des rund 4000 Mitglieder zählenden Großvereins wohl noch in einigen Jahren spüren. R97/ FEB.10591 Frankfurter Rundschau, 11.02.1997, S. 4, Ressort: N; TG Rüsselsheim hat eine erfolgreiche Nachwuchs-Abteilung / Trainingsbedingungen <?page no="216"?> Anhang 212 10. auch Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Würde prägt Cottis Auftritte. Auch wer ihm auf dem öffentlichen Parkett persönlich begegnet, macht diese Erfahrung: ganz Mann von Welt, elegant und charmant, kultiviert, gebildet. Gespräche, auch Small Talk, führt er stets angenehm und anregend, nicht nur in seiner Muttersprache, sondern auch in Deutsch, Französisch und Englisch - und dies erst noch mühelos von einer in die andere Sprache wechselnd. Höchstens die zuweilen fahrig-verkrampften Hände, so sie überhaupt auffallen, könnten das Bild des überlegt Überlegenen leicht stören. Und höchstens seine auch für einen Lateiner auffallende Vorliebe für Floskeln («lassen Sie es mich einmal so ausdrücken», «darf ich offen sprechen») kann darauf lenken, dass Cotti stets gewählt spricht, zuweilen aber nicht viel sagt. A97/ DEZ.47428 St. Galler Tagblatt, 10.12.1997, Ressort: TB-AKT; Mann mit doppeltem Profil Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Medizinthemen haben Hochkonjunktur in den Medien. Braucht es da überhaupt eine zusätzliche Publikation über Patientenrechte? Ja, sagt Ruth Rüegg-Dual, Leiterin des Dachverbandes Schweizerischer Patientenstellen: "Viele Leute, auch Ärzte, haben abstruse Vorstellungen vom Haftpflichtrecht." Das Neue an der Broschüre, welche die Patientenstellen zu ihrem 20-Jahr- Jubiläum (TA vom 19. April) herausgegeben und in Zürich vorgestellt haben, ist das Kapitel über den so genannten Behandlungsschaden. Bei der Lektüre wird rasch klar: Die juristischen Hürden sind hoch. Wenn damit eine Haftung anerkannt wird, muss der Patient dem Arzt einen eindeutigen, vermeidbaren Behandlungsfehler nachweisen können. Der Schaden darf also weder durch ein Behandlungsrisiko noch durch einen schicksalhaften Verlauf der Krankheit oder eine Operation verursacht worden sein. E99/ APR.10902 Züricher Tagesanzeiger, 26.04.1999, S. 16, Ressort: Stadt Zürich; Wie die Patienten zu ihrem Recht kommen Z, Q UAN 1 , INF - AUSW . In den neuen Bundesländern droht hinsichtlich der Einkommen eine beschleunigte Entwicklung in die "Zwei-Klassen-Gesellschaft" von Arbeitslosen und Arbeitsplatzbesitzern. Grund für bereits bestehende Ansätze dafür sind nach einer Studie des Münchener Ifo- Instituts für Wirtschaftsforschung hohe Lohnsteigerungen, die die Überlebensfähigkeit "alter" Betriebe gefährdeten. Generell hätten Arbeitnehmer, auch Rentner, in der Ex-DDR 1990 zuletzt hohe Kaufkraftgewinne erzielt und könnten das in langsamerem Tempo auch 1991 erwarten. M91/ 104.13850: Mannheimer Morgen, 30.04.1991, Wirtschaft; Bei Arbeitskosten Spitzenreiter <?page no="217"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 213 11. ausgenommen Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Beerdigungen, ausgenommen Urnen, sollen zehn Prozent mehr kosten. Damit wiederholt Hillen seinen gescheiterten Vorstoß vom Vorjahr, die Kostendeckung beim Friedhof auf 75 Prozent anzuheben. Die Debatte kreist seitdem um die Frage, ob die Gebührenerhöhung durch das Anrechnen einer "Erholungsfunktion" der Friedhöfe als Park ausgeglichen werden kann. R98/ NOV.92350 Frankfurter Rundschau, 17.11.1998, S. 3, Ressort: N; Neu-Anspachs Etatentwurf 1999 12. bald P, Q UAN 1 , MAX - ERF . 1955, als das deutsche Wirtschaftswunder seinen Aufschwung nahm, gründete der Kasseler Maler und Kunstprofessor Arnold Bode die documenta. Auf dieser «Ausstellung für 100 Tage» sollte endlich diejenige Kunst gezeigt werden, die Nazis, Krieg und Wiederaufbau vergessen gemacht hatten. In den Ruinen des Museums Fridericianum war erstmals wieder die Kunst der Moderne zu sehen. Damit feierte Bode einen Welterfolg. Das machte Mut zur Wiederholung. Schritt für Schritt, alle vier bis fünf Jahre rückte die Grossausstellung, bald unter wechselnder Leitung, näher an die Gegenwart heran und wurde jedesmal ein Stück umstrittener. Als anregendste documenta gilt bis heute die «d5», die der Schweizer Harald Szeemann als erster alleinverantwortlicher Kurator geleitet hatte. Er stellte verschiedene aktuelle Strömungen einander gegenüber und machte so die Brüche der Gegenwart erfahrbar. Szeemanns documenta nennt Catherine David als ihr Vorbild. Denn damals sei es um die «Befragung der Realität», so Szeemann in seinen eigenen Worten, gegangen, und das sei ein Anliegen, das ihrer «manifestation culturelle» sehr nahekomme.gm A97/ APR.01575 St. Galler Tagblatt, 30.04.1997, Ressort: TB-KUL; Mittwoch, 30. April 1997 P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Henry Luce, der Gründer des Nachrichtenmagazins "Time", bezeichnete das 20. Jahrhundert einst als "das amerikanische Jahrhundert". Was folgt nun? Steve Case, bald wohl der neue Hausherr bei Time, gab gestern Montag die Antwort. Eben seien wir ins "Internetjahrhundert" eingetreten. E00/ JAN.00815 Züricher Tagesanzeiger, 11.01.2000, S. 29, Ressort: Wirtschaft; Eine Fusion der Superlative <?page no="218"?> Anhang 214 P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Zadek, bald 70, provoziert nicht mehr schrill, er ist altersmild geworden, aber ein Todfeind aller Klischees geblieben. Keine russischen Seelen ergiessen sich, keine Gags machen dem ollen Tschechow modische Beine. Die Aktualität dieser Figuren einer Umbruchszeit liegt in ihren Widersprüchen. Die Neuen sind nicht nur stark oder brutal. Und die Alten nicht einfach zu bedauern oder zu belachen. Alle diese Einsamen treibt eine Sehnsucht um. Zum Heulen komisch. E96/ FEB.04381 Züricher Tagesanzeiger, 19.02.1996, S. 50, Ressort: Kultur; Das Ende der Marmelade 13. beispielsweise Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Seit gestern Mittwoch geht es auf dem Bodensee insbesondere vor den Buchten Kreuzlingens nobel zu und her. Während vier Tagen erküren 42 Boote in der edlen Lacustre-Klasse in einer internationalen Regatta ihren Meister. Mit dabei ist auch Prominenz, beispielsweise Prinz Sadruddin Aga Khan. A97/ SEP.26120 St. Galler Tagblatt, 04.09.1997, Ressort: TB-OST; Prinzen und Edelhölzer auf dem Bodensee P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Marge Arndt, Besitzerin des "Waverly Place" beispielsweise, verrät morgens beim Servieren der goldbraunen Pfannkuchen die In-Spots ihrer Stadt. Das viktorianische Bed & Breakfast liegt im historischen Distrikt von Spokane ganz im Osten des Bundesstaates Washington (Waverly Place, W. 709 Waverly Place, Spokane, Washington 99205, Tel. 001 / 509 / 3 28 18 56. Doppelzimmer mit Frühstück: 77 bis 105 Mark). R97/ FEB.11867 Frankfurter Rundschau, 15.02.1997, S. 2, Ressort: N; Die preiswerte Unterkunftsart aus England hat Nachahmer gefunden 14. bekanntlich P, Q UAN 2 , LIZ . Fortschritte von Spiel zu Spiel Während Trainer Jarotta im Mazedonien-Spiel bei seinen Schützlingen noch Mängel bei der Ballannahme und im defensiven Bereich ausmachte, waren weitere Fortschritte nach der Begegnung gegen Weissrussland unverkennbar. Diese Begegnung fand im Rahmen eines Turnieres von Lausanne UC, bekanntlich auch in die NLA involviert, statt. Die Gäste, durch- <?page no="219"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 215 wegs grosse Spieler mit harten Schlägen, stellten die Schweizer vor neue Probleme, mit denen sie aber dank optimaler Einstellung durch den Nationaltrainer recht gut fertig wurden. Christian Fink: «Obwohl Weissrussland 3: 1 gewinnen konnte waren wir nahe an einem Sieg. Wir konnten uns zudem leistungsmässig erneut verbessern. Ich bin überzeugt, einige wenige personelle Retuschen vorausgesetzt, dass ein Schweizer Volleyball-Nationalteam international langfristig bestehen und sich in der Hierarchie nach vorne arbeiten kann. Wenn Vereine und Verband zusammenstehen und sich klar werden, dass letztlich beide profitieren, wäre dies ein positiver Schritt in die Zukunft.» A98/ JAN.00638 St. Galler Tagblatt, 09.01.1998, Ressort: TB-RSP; Viel Motivation konnte getankt werden P, Q UAN 2 , LIZ . Der Vorsitzende vom KV Schwarz-Weiß, Karl-Heinz Müller, konnte außerdem noch "Die Staanemer Bembelsänger", die vergnügten "Linsebube" aus Neu-Isenburg und "Die Frankfurter Sechsie Boys", das Männerballett des Vereins, auf der Bühne begrüßen. Weiterhin konnten die Gäste den Solotanz von Silvia Azirar bewundern und schließlich ihrer Schadenfreude, bekanntlich die schönste Freudenform, bei den "Klagen eines Ehepaares" (Peter Kurzhals und Claudia Jacobi) freien Lauf lassen. R98/ FEB.11925 Frankfurter Rundschau, 12.02.1998, S. 8, Ressort: N; "Schwarz-weiße" Fastnacht bei der AWO-Nordwest P, Q UAN 2 , LIZ . Wer im Turnverein den Bewährungsaufstieg vom "Zögling" zum "Aktiven" geschafft hatte, der tat dies nicht, um sich die Freizeit zu vertreiben, sondern um seinen Körper zu stählen und der Volksgesundheit zu dienen. Ganz so, wie Friedrich Ludwig Jahn, bekanntlich auch "Turnvater" genannt, es seinerzeit postuliert hatte. ze R98/ MAI.38025 Frankfurter Rundschau, 13.05.1998, S. 6, Ressort: N; Als Sport Disziplin hieß P, Q UAN 2 , LIZ . In Massenheim ist die Apfelweinwelt in bester Ordnung. Da faßt das Gerippte noch 0,3 Liter, bekanntlich das Idealmaß für den wahren, echten Schoppen. Da ist das Stöffche aus Wetterauer Äpfeln "hausgemacht" und lagert im Keller dem Ausschank entgegen. Für 11 Mark darf man das gelbe Himmelsgesöff im Fünf-Liter-Gebinde sogar nach Hause tragen. R98/ SEP.71192 Frankfurter Rundschau, 05.09.1998, S. 24, Ressort: N; Der "Knoche" in Massenheim ist eine traditionelle Apfelwein-Wirtschaft mit <?page no="220"?> Anhang 216 P, Q UAN 2 , LIZ . Rücktritt auf dem Höhepunkt: Martin Baltisser, der junge Generalsekretär der SVP, gibt seine Stelle im nächsten Jahr auf. Von Jean-Martin Büttner, Bern Er sieht nicht aus wie einer, der "voll und ganz zu unserer Plakataktion steht", eine Aktion bekanntlich, die einen düsteren Ausländer zeigt, der mit einem Messer die Schweizer Fahne perforiert. Aber Martin Baltisser, der 30-jährige, stille Generalsekretär der SVP, ist in vielem nicht so, wie man sich den Sekretär einer Partei im Dauerwahlkampf vorstellt. E99/ SEP.22828 Züricher Tagesanzeiger, 01.09.1999, S. 12, Ressort: Schweiz; Der stille Brandstifter tritt ab P, Q UAN 2 , LIZ . Sie scheinen sich inzwischen gut an ihre neue Umgebung gewöhnt zu haben. Das soll nicht heissen, dass sie schon durch beherzte Auftritte und profunde Sachkenntnis aufgefallen wären. Dafür haben sie sich mit Engagement darangemacht, die schlechten Manieren ihrer Vorgänger zu kopieren. Dazu gehört nicht nur, während der Voten ausgiebig die Zeitung zu lesen, sofern man sich während der Debatte überhaupt im Ratssaal blicken lässt. Sondern vor allem gehört dazu, immer dann zu reden, wenn man schweigen und, noch besser, zuhören sollte. Schon am Dienstag vermochte sich Volkswirtschaftsminister Pascal Couchepin, bekanntlich kein stiller Magistrat, kaum gegen die unbekümmert laut geführten Gespräche im Nationalratssaal durchzusetzen. Und auch am Mittwoch musste der neue Ratspräsident Hanspeter Seiler wiederholt die Glocke rühren vergeblich: Es gibt ja so viel Wichtiges zu besprechen hier. Ausser natürlich am Rednerpult. E99/ DEZ.32059 Züricher Tagesanzeiger, 09.12.1999, S. 9, Ressort: Schweiz; Lange Reden, kurzer Sinn P, Q UAN 2 , LIZ . Die Queen, bekanntlich dem Zahlen (von Steuern etwa) nicht zugetan, wird zur Kasse gebeten. Beim Wachdienst vor Schloß Windsor stürzte Polizist Roger Mathastein in eine ungesicherte Grube und verletzte sich. "The Sun" weiß, was das die Königin kosten soll der Mann will 250.000 Pfund Schadenersatz. P95/ FEB.05533 Die Presse, 20.02.1995; NEBENBEI P, Q UAN 2 , LIZ . Um die Jahrhundertwende entdeckten dann die Künstler die Insel. Claude Monet malte mit Vorliebe das touristische Wahrzeichen der Insel, die Aiguilles de Port Coton. Proust war hier auf der "Suche nach der verlorenen Zeit" und Sarah Bernhard, bekanntlich die größte Liebha- <?page no="221"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 217 berin aller Zeiten, feierte in ihrer Villa bei Sauzon angeblich die ausgelassensten Feste. Dem Besucher der Belle Ile können diese geschichtlichen Eckdaten freilich bloß nebenbei interessieren, viel zu viel ist der nämlich damit beschäftigt, die Schönheit der Insel zu erkunden. Diese Schönheit offenbart sich zunächst einmal an den von Monet so heiß geliebten Aiguilles, zwei Felsnadeln, die bei Port Goulphar aus dem Wasser ragen. Wenngleich diese Natursehenswürdigkeit bisweilen schon recht stark vermarktet wird. Neben dem beeindruckenden Postkartenangebot mit Aiguilles in allen Situationen, die sich einem Photographen wetterbedingt bieten, sah sich auch schon Philippe Noiret in "Freibeuter der Macht" die Szenerie nachdenklich an. Ganz abgesehen von der fröhlichen Radfahrerin, die frisch und munter in einer Fernsehwerbung für Slipeinlagen an den faszinierenden Spitzen vorbeiradelt. N94/ SEP.35244 Salzburger Nachrichten, 28.09.1994; Eine Insel 15. bereits P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Ebenfalls klar hat der Judoclub St.Gallen den Weg zu seiner ersten Medaille der Schülermannschaften eingeschlagen. Die St.Galler, bereits in der Vorrunde auf Platz drei, haben Leica Heerbrugg mit 12: 6 besiegt, mussten sich dann zwar von Wetzkon geschlagen geben, konnten sich aber im Hoffnungslauf gegen Rorschach-Goldach klar mit 14: 4 durchsetzen. Und in der Begegnung um den dritten Platz gegen Judo Interteam entschied der JC St.Gallen bereits die ersten fünf Kämpfe für sich und sicherte sich damit die Bronzemedaille. A97/ NOV.43602 St. Galler Tagblatt, 22.11.1997, Ressort: TB-SPO; Nippon ist Ostschweizer Mannschaftsmeister 16. besonders Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Der Garten, der Holzplatz, der Keller, die Werkstatt und die Wohnräume zeugen von Bewohnern, die improvisieren können, kreative Lösungen anstreben, einfach und eigenwillig leben. Der Wandschmuck, besonders das Bild von Bruder Klaus über dem Schreibtisch im Arbeitszimmer, lässt auf ein tief religiös verwurzeltes Leben schliessen. Zitat aus seinem ersten Buch: «Lourdes muss man selber erleben, um zu begreifen, was dort vor 90 Jahren geschehen ist. Was man fühlt, das kann ich nicht beschreiben. Die mächtige Basilika ist das beste Zeugnis für ewige Wahrheiten.» A00/ FEB.10196 St. Galler Tagblatt, 03.02.2000, Ressort: TB-SGR; Hühnerreiches Engelburg <?page no="222"?> Anhang 218 Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Mit Pannonias Zunge kehrt Herbert Maurer zu Joseph Haydn zurück, um ihn, entsprechend der Revitalisierung venezianischer Gemälde, wieder zum Klingen zu bringen. In 18 Kapiteln, deren Bi(bli)omasse fast zur Hälfte aus Fußnoten zu denen sich manchmal die Texte ihrerseits wie Fußnoten verhalten besteht, umspielt sein Erzähler das Leben und Werk, das Land und die Leute, den Fleiß und die "Industrie" des pannonischen Komponisten, so wie einst Libuda Gott umspielt hat. Maurer kann hochmutig albern sein. Und doch machen seine elaborierten Exzesse auch Sinn. Denn ihre kakanische Eloquenz ist der absurd überbordende Ausdruck einer sardonischen Sprachskepsis. Unterstrichen werden Maurers Amok laufende Attacken auf den Jargon, da sein "Sprecher" so gut wie keinen voraussetzungslosen Satz formuliert; immer scheint er an etwas anzuknüpfen, er ist ein ergrimmter Wörtlichnehmer, ein eingeweihter Gegenredner: "Die uns überlieferte Fassung der ,Sieben letzten Worte unseres Erlösers’ am Kreuz ist nur eine abgemilderte Form der ursprünglichen Komposition. Aber auch die abgemilderte Version des Werkes treibt allen Musikern, besonders den Cellisten, das Blut auf die Stirn." Und noch weiter: "Auch Verbrennungen stehen auf der Tagesordnung. Gerade bei lang anhaltenden Akkorden werden die Instrumente derart überhitzt, dass Brandwunden und verschmorte Kinnpartien schon bei der Probenarbeit an der Tagesordnung sind. Der Brandgeruch ist ein Charakteristikum in der in der Aufführungsgeschichte der ,Sieben letzten Worte', und zwar auch in ihrer abgemilderten Form." R99/ NOV.95637 Frankfurter Rundschau, 24.11.1999, S. 10, Ressort: N 17. besser gesagt Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Die Jungen sollen trinken, was die Alten schon tranken: Saft, besser gesagt «Original Thurgauer Saft usem Fass».Thurgau A99/ SEP.758794 St. Galler Tagblatt, 16.09.1999, Ressort: TB-FRT; Regional Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Biergaudi, besser gesagt bajuwarischer Nationalrausch, ist angesagt. Massen wälzen sich durch die Einfallstore, das Atmen in den Zelten fällt schwer. Schweiß kämpft mit dem Geruch von Malz. Rudi, sechzehndreiviertel Zentner schwer, dreht sich am Spieß. "Rudi, Rudi, gib acht! " ganz München hat Hunger. Die eine Hälfte des Mastochsen besteht nur mehr aus Rippen. Die Automatenmusik kann höchstens von vereinzelten "Trinkschlachtrufen" überdröhnt werden. Nur wer Glück hat, kommt in den Genuß von Live-Blasmusik. P93/ OKT.31978 Die Presse, 04.10.1993; Und nächstes Jahr einen Tag länger <?page no="223"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 219 18. bloß P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Sie hatte schon vorher kämpfen müssen, um das Okay vom heimischen Verband. Maria Theurl bekam es, sozusagen als Ausnahmegenehmigung. Denn im Hinblick auf die naheliegenden Olympischen Spiele soll ein Volkslauf nicht gerade das Nonplusultra der Vorbereitung sein. Die Osttirolerin ertrotzte die Teilnahme. "Weil es bei mir zu Hause ist, und weil 42 km noch zu akzeptieren sind." Letztlich wurde gar eine mehr als gelungene Generalprobe für den 30er in Nagano daraus. Der 22. Platz, bloß 9: 51,2 Minuten zurück, stärker geht's wohl nicht. Persönlicher Optimismus ist da eine logische Folge. "Wenn man einmal einen vierten Weltcuprang herausgeholt hat, dann ist es mit sehr viel Glück möglich." " Es " ist ein Pseudo nym für eine olympische Medaille. Theurl, 31, scheut sich nicht, das mit der gestrigen Darbietung aufgestockte Selbstvertrauen auch öffentlich zu machen. Sie ist einfach gut drauf. K98/ JAN.05621 Kleine Zeitung, 19.01.1998; Die Hoffnung auf Olympia 19. bzw. Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Für mich steckt hinter der Rede und der Geisteshaltung des Herrn Hof, wie aller, die seiner Rede Beifall zollten, eine Geisteshaltung, die an die Zeit von Feudalherren oder Landesfürsten vor der Einführung der Demokratie in Deutschland erinnert. Und überhaupt führen sich die Herren der CDU- und FDP-Fraktionen, namentlich Herr Hof, Herr Moschinski- Wald, Herr Wolters und Herr Assmann auf, als wäre Bad Homburg eine Erbmonarchie und sie die Stadtfürsten, bzw. Adelsherren: Der überflüssige und völlig überteuerte Umbau einer Amtswohnung für Herrn Moschinski-Wald ist selbstverständlich für diese Herren: Zahlen dürfen die "einfachen Bürger". R98/ MAI.38085 Frankfurter Rundschau, 13.05.1998, S. 3, Ressort: N; Wie Feudalherren Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Fussball, bzw. Soccer, wird in den USA als Familiensport vermarktet. Auffallend viele Mädchen kommen zu den Spielen. Nicht neutral gekleidet, sondern in der ganzen Allausrüstung. Mitsamt Nockenschuhen, versteht sich. Das mag Europäer befremden, amerikanische Mädchen sind aber seit jeher gleichberechtigt, wenn es um Soccer geht. Mehr noch, die amerikanische Nationalmannschaft der Damen ist den Herren um Längen voraus, sie konnten sich bereits als Weltmeisterinnen feiern lassen. E97/ OKT.24675 Züricher Tagesanzeiger, 08.10.1997, S. 12, Ressort: Wirtschaft; Sogar die Schuhe <?page no="224"?> Anhang 220 20. d. h. Z, M OD 1 , ERH . Zur Zeit der Entstehung des Teppichs hatte der Bogenturm keinen Obergaden, d. h. hölzernen Wohntrakt. Nach Tutiners Diarium wurde 1520 ein solcher Aufbau von der Burg Ramschwag angekauft. Die Stickerin wusste von dieser Veränderung, denn sie montierte auf der Stickerei einen Flicken mit der neuen Situation. Dies sieht man allerdings nur im Original. A97/ JUL.17070 St. Galler Tagblatt, 16.07.1997, Ressort: TB-BIZ; Älteste Bischofszeller Stadtansicht Z, M OD 1 , ERH . Psychotisch zu werden (d. h. zeitweise verängstigt, verwirrt, bedrückt und besonders verletzlich/ verletzbar zu sein) kann, unter bestimmten höchst individuellen Voraussetzungen, jedem passieren und stellt häufig eine Reaktion auf unerträgliches, individuelles Leid dar ("Psychose ist nicht das Problem, sondern ein Problemlösungsversuch", frei n. Ursula Plog). Es ist keine Veranlagung (nach welcher Wissenschaft auch immer) erwiesen. Es gibt Menschen mit psychotischen Erfahrungen in beinahe jeder zweiten Familie. Menschen mit psychotischen Erfahrungen sind nicht gewalttätiger als Menschen ohne psychotischen Erfahrungen (wenn gewalttätig, dann mehr gegen sich selbst ! ). R98/ MAI.35188 Frankfurter Rundschau, 04.05.1998, S. 18, Ressort: N; Zur Berichterstattung über den Mordfall Tristan: "Polizei sieht Täter und Opfer in neuem Licht" schreibt ein Leser: 21. d. i. Z, M OD 1 , ERH . Eine Enterbung, d. i. die Entziehung des Pflichtteils durch den Erblasser, kann grundsätzlich nur bei Vorliegen der gesetzlichen (schwerwiegenden) Enterbungsgründe erfolgen, also wenn der Noterbe den Erblasser im Notstand hilflos gelassen hat, wenn der Noterbe wegen einer mit Vorsatz begangenen Straftat zu einer wenigstens 20jährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden ist oder eine gegen die öffentliche Sittlichkeit anstößige Lebensart beharrlich führt. Durch bloßes Sich-nicht-Kümmern oder Beziehungslosigkeit wird eine Enterbung nicht gerechtfertigt. N91/ OKT.16821 Salzburger Nachrichten, 19.10.1991; Wie ist es mit dem Pflichtteilsrecht für Großeltern? Z, M OD 2 , VEREIND . Diese Tatsache bestätigte gestern Mag. Ewald Stadler gegenüber den "VN". Er widerspricht auch nicht der Interpretation, er, Stadler, mache die Arbeit, Jörg Haider kassiert. Ewald Stadler <?page no="225"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 221 gestern im "VN"-Gespräch: "Geschäftsführender Klubobmann bin ich nur fraktionsintern, nicht bezügerechtlich, weil sonst der Klubobmann ( d. i. Jörg Haider) auf seine Zulage verzichten müßte. Ich habe das der Parlamentsdirektion nie mitgeteilt, und zwar bewußt nicht, weil ich das nicht haben wollte." V97/ NOV.62193 Vorarlberger Nachrichten, 14.11.1997; HINTERGRUND 22. dadurch P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Preetz tritt auf als Fleischer- oder Bademeister, der mit schwerer Wampe und leichtem Mut dem Stadion zustrebt, oder als blasses Bübchen aus Britz, vom eigenen Vater zur Kampfbahn entführt. Mädchen und Magerquarks heißen Michael dieser Tage, und selbst ein paar kläffende Dackel im blau-weißen Wams hören samstags auf seinen Namen. Preetz: nur sechs Buchstaben, aber eben 16 Treffer. Und die Hertha, dadurch auf Rang vier, träumt von Begegnungen der besonderen Art mit Mailand, Barcelona, Liverpool. R99/ APR.28171 Frankfurter Rundschau, 09.04.1999, S. 8, Ressort: N; Hertha BSC, die neue Blau-Weiße mit Schuß P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Bei so vielen Ähnlichkeiten könnte "Le Roi Arthus" fürs erste als blosser Abklatsch beiseite geschoben werden. Dass seine Wiederaufführung uns eines Besseren belehrt, hängt nicht nur mit Chaussons künstlerischer Ernsthaftigkeit zusammen, sondern ebenso mit unserer eigenen Lesart. Wir nämlich verstehen, was der Komponist aus dem Kreis der zunächst von Saint- Saëns, dann von César Franck angeführten Société Nationale mit seiner Mythologie veranstalten wollte, als Dekonstruktion. Abschied von allen Utopien und von den Kriegen, die aus ihnen entstehen das scheint uns heute eine nötige, vertraute Botschaft. Tatsächlich ist "Le Roi Arthus" (auch hierin Wagners Dramen nicht unähnlich) über weite Strecken ein Stück der Desillusionierung. Der König, der den ganzen ersten Akt mit der entscheidenden Begegnung Lancelots und Genièvres verschlafen hat, wehrt sich zwar bis zum bittern Ende gegen das Erwachen. Um so radikaler ist die Ent-Täuschung der übrigen: Lancelot sieht die Unmöglichkeit, gleichzeitig seinem König treu zu sein und dessen Frau zu lieben, und entscheidet sich in dieser Lage zu einer Art Martyrium; Genièvre, dadurch zutiefst verletzt, gibt sich selbst den Tod. Und der schöne Mordred (Evgenij Dmerdjiev), Arthus' Neffe, der ebenfalls in Genièvre verliebt ist, scheitert an der Unmöglichkeit, dem König den Verrat der beiden andern zu hinterbringen. E96/ JUL.18297 Züricher Tagesanzeiger, 22.07.1996, S. 45, Ressort: Kultur; Was fern scheint, kann sehr nahe liegen <?page no="226"?> Anhang 222 23. damals P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Zum erstenmal sind sich Maschadow und Jelzin, die beiden einstigen Widersacher, persönlich begegnet. Im Dezember 1994 hatte Jelzin grünes Licht für den Einmarsch russischer Truppen in die aufmüpfige Kaukasusrepublik gegeben. Maschadow, damals Generalstabschef, leistete mit seinen Unabhängigkeitskämpfern solch erbitterten Widerstand, dass sich Moskau nach 21 Monaten geschlagen geben musste. Nach einem dramatischen Kampf um die Hauptstadt Grosny unterzeichneten die einstigen Kriegsparteien im August vergangenen Jahres ein Waffenstillstandsabkommen: die russischen Truppen zogen sich aus der Kaukasusrepublik zurück. A97/ MAI.03681 St. Galler Tagblatt, 13.05.1997, Ressort: TB-AKT; Frieden zwischen den Kriegsherren 24. danach P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Zwei berühmte Veteranen erhielten zum 40. Jubiläum des Leizpiger Festivals Goldene Tauben für ihr Gesamtwerk: der Kubaner Santiago Alvarez und der Argentinier Fernando Birri, dessen Film Che: Tod der Utopie? außerhalb des Wettbewerbs zu den bleibenden Eindrücken gehörte. Auch Leipzig war Teil einer Utopie. Filmbiographien erinnerten an heute Vergessene, die daran glaubten. Nestor Machno, ukrainischer Bauer und Anarchist von Helene Chatelaine zum Beispiel. Der Anführer einer Aufstandsbewegung zwischen 1917 und 1921, danach Emigrant in Frankreich, wurde vom offiziellen Kommunismus verteufelt wie später die Anarchisten in Spanien. Oder Das Leben des Luis Carlos Prestes von Toni Venturi. Die Biographie des "Ritters der Hoffnung" und umstrittenen Vorsitzenden der brasilianischen KP, der verfolgt, inhaftiert, exiliert und doch, bevor er 92jährig starb, zuletzt legalisiert wurde, reflektiert gleichzeitig 70 Jahre Geschichte Brasiliens. Die Kamera als Chronist von Zeitgeschehen: unbewußt wurde sie dazu in von 1938 bis 1944 gedrehten privaten Aufnahmen eines Hobbyfilmers, die Peter Forgacs in Freier Fall (FIPRESCI-Preis) zu einem Dokument damaliger jüdischer Existenz in Ungarn montierte. R97/ NOV.88177 Frankfurter Rundschau, 05.11.1997, S. 8, Ressort: N; Auf dem 40. Leipziger Dokumentarfilmfestival 25. dann P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Sein Vize Anwar hingegen spricht von "einer Phase der heilsamen Zerstörung". Er will nicht nur die Wirtschaft demokratisieren und einem ehrlichen Wettbewerb unterwerfen, er glaubt darüber hinaus, daß der Ausweg aus der Wirtschaftskrise auch Mahathirs autokratisches Gesellschaftssystem verändern kann. Das von Mahathir geschaffene Geheimhaltungsgesetz, <?page no="227"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 223 das der Presse einen Maulkorb anlegt, und die Gesetze zur inneren Sicherheit, die Haft ohne Gerichtsverfahren zulassen, sind Anwar zuwider. Mit seinem politischen Standort hat Anwar starke Resonanz unter Malaysias Intellektuellen gefunden. Im nächsten Jahr soll die in der Koalitionsregierung dominierende Malaienpartei einen neuen Präsidenten wählen, der traditionsgemäß auch Regierungschef werden würde. Politische Analysten waren lange Zeit davon überzeugt, daß Mahathir, dann 74 Jahre alt, vom Sturz des indonesischen Potentaten Suharto gelernt hat und das Zepter an Anwar abgeben wird. Doch jüngste Entwicklungen sprechen dagegen. R98/ AUG.64792 Frankfurter Rundschau, 14.08.1998, S. 5, Ressort: N; Der Reformeifer des Stellvertreters ist Malaysias Ministerpräsident Mahathir 26. daraufhin P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Gegen den SV Böblingen verschliefen die Mannheimer die erste Hälfte völlig. Bereits in der zweiten Minute gingen die Schwaben nach einem gravierenden Fehler des Youngsters Steffen Baumgärtner durch ihren japanischen Neuzugang Ly N'Gong in Führung. Der TSV, daraufhin wie konsterniert, brachte nicht einmal die einfachsten Dinge auf die Reihe. Und so kamen die Böblinger zu einigen guten Möglichkeiten, die nur auf Grund der Unfähigkeit ihrer Stürmer nicht genutzt wurden. Dann war Halbzeit, und Interimscoach Marko Mertz ließ sich wohl einige passende Worte einfallen, denn der TSV kam wie ausgewechselt aus der Kabine. Achim Weiher brachte die nötige Ruhe ins Spiel des TSV. Angriff um Angriff rollte nun auf das Tor der Schwaben und der Ausgleich war nur eine Frage der Zeit. M00/ 005.18194 Mannheimer Morgen, 09.05.2000; Zu Hause hui, auswärts pfui 27. darüber hinaus P, Q UAN 1 , MAX - ERF . WIEN (fu-). "Unser letzter EM-Test. Der Wettkampf steht dabei nicht im Vordergrund." Vorrangig gehe es um das Kennenlernen der örtlichen Gegebenheiten. Diesbezüglich habe er, Lajos Kiss, ungarischer Schwimmtrainer, schon etwas zu bekritteln. Seine Stars Krisztina Egerszegi, vierfache Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin, darüber hinaus Weltrekordlerin über 200 m Rücken, und Karoly Güttler, Olympiazweiter ’88, zudem Weltrekordhalter über 100 m3 Brust, haben sich beim Einschwimmen kalte Füße geholt. Kiss: "Es ist nett hier, aber das Wasser hat nur 24 Grad. 27 sind die Norm! " Nicht nur Krisztina, 21, auch Karoly, 27, betrachtet Atlanta ’96 als großes Karriere-Finale. Sein Sportstudium hat er ’94 beendet, möchte später "eventuell" als Nachwuchstrainer arbeiten. Interessant sei an ihm, so Kiss, "daß er erst mit 25 Weltrekord geschwommen ist". Er habe erst spät mit dem Schwimmen begonnen, sei erst mit 18 zu ihm gekommen. "Ich war bereits sein 13. Trainer! " P95/ JUN.23202 Die Presse, 24.06.1995; Eine kalte Dusche für die Topstars <?page no="228"?> Anhang 224 28. davor P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Auf die Wiederwahl des CDU-Bürgermeisters und stellvertretenden Parteivorsitzenden Klaus Bodensohn verzichtete die CDU aus Sorge vor einer öffentlichen Blamage noch vor der Kommunalwahl. Schoppes Protege und Nachfolger als Landtagsabgeordneter und Parteivorsitzender Stephan Grüttner, davor Sozialdezernent der Stadt, liegt wie Schoppe mit Bodensohn und seinem Anhang in Fehde. Angesichts des Streites in der CDU, blieb es in der SPD diesmal ziemlich ruhig. R97/ FEB.08536 Frankfurter Rundschau, 03.02.1997, S. 18, Ressort: N; Hessen vor der Kommunalwahl (6): Offenbach / Die Kooperation von SPD und CDU 29. demgemäß Z, M OD 1 , ERH . Nun, jeder Theaterverein, der auch nur einigermaßen auf sich hält, braucht eine richtige Theatervereins-Weihnachtsfeier, demgemäß eine Art Märchenspiel. K97/ JUN.56166 Kleine Zeitung, 26.06.1997; Der schwebende Gabriel 30. demnach Z, M OD O BERM , KLARST . Eine mehrsprachige Ausführung von Behördenwegweisern hat Landratskandidat Matthias Zach (Grüne) gefordert und darauf hingewiesen, daß im Kreis rund ein Zehntel der Bevölkerung, demnach über 40 000 Menschen, Ausländer sind. In den öffentlichen Gebäuden sollten die Hinweisschilder seiner Meinung nach wenigstens in zwei EU-Sprachen und einer Sprache eines Nicht-EU-Landes gehalten werden. R99/ JAN.01640 Frankfurter Rundschau, 08.01.1999, S. 1, Ressort: N; Zach beklagt Blindheit gegenüber Ausländern Z, M OD O BERM , KLARST . Mit Steyr, zuletzt rund zwölf Milliarden S Umsatz, erreicht Magna gut 85 Milliarden S Konzernumsatz. Stronach will aber dreimal soviel, demnach also 250 Milliarden S. Den Magna-Weltmarktanteil will Stronach von drei auf zehn Prozent steigern. K98/ MAI.49537 Kleine Zeitung, 27.05.1998; Stronachs Vision: Magna aufs Dreifache vergrößern <?page no="229"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 225 Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Baudezernent Patscha sagte im Ausschuß, "Nutzungen im Zusammenhang mit Autos", demnach beispielsweise eine Werkstatt, seien unproblematisch. "Völlig überrascht" war er jedoch von Härtels Vorstoß, statt der von ihm geforderten 750 Stellplätze im Park & Ride- Haus "deutlich" weniger anzubieten. Auch diese Angabe präzisierten Härtel und Günther nicht und sprachen lediglich von einem Zuschußbedarf von 250 000 Mark allein bei den jährlichen Betriebskosten. R98/ MAI.35329 Frankfurter Rundschau, 04.05.1998, S. 6, Ressort: N; Park & Ride-Anlage am Hanauer Hauptbahnhof 31. deswegen P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Der gestrige 8. Mai ist nicht nur der Geburtstag von Henry Dunant, deswegen auch der Welt- Rotkreuz-Tag, sondern auch der Tag, an welchem 1945 der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. A98/ MAI.358803 St. Galler Tagblatt, 09.05.1998, Ressort: RT-VOL; Jahr für Jahr ein besonderer Tag P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Wäre er wir wollen ihn Eli nennen wie so viele andere aus Europa, wo Hitler seine Greueltaten verübte, geflüchtet - Schanghai hätte ihn aufgenommen. Die damals schon blühende Handelsstadt mit internationalem Flair, deswegen "Paris des Ostens" genannt, zeigte sich weltoffen und war der einzige Ort, wo Juden ohne Reisepaß und ohne Einschränkungen Zuflucht finden konnten. Paradies wurde ihnen auch hier keines geboten, aber immerhin ein Leben in Ghettos und die Möglichkeit, Geschäfte zu eröffnen, Handel zu treiben und ein Mindestmaß an Sozialleistungen vom amerikanischjüdischen Komitee zu empfangen. Der Krieg ging vorbei, und so wie sie gekommen waren, verschwanden die Juden wieder. Wollte Eli heute das Cafè "Little Vienna" im damaligen Judenviertel besuchen: es gibt es nicht mehr. Einzig eine alte Synagoge zeugt von der Vergangenheit und soll in ein Museum umgebaut werden. N98/ AUG.31638 Salzburger Nachrichten, 01.08.1998; Von planmäßigen Veränderungen Was in Schanghai früher der "Bund" 32. deutlicher formuliert Z, M OD O BERM , KLARST . Die parlamentarische Realität hat, überparteilich und parteifrei hin oder her, gute Gründe, eine geordnete Willensbildung sicherzustellen. Die einzelnen Abgeordneten sind einer gewissen Klubdisziplin, deutlicher formuliert dem Klubzwang, unterworfen. Würde jeder Abge- <?page no="230"?> Anhang 226 ordnete tatsächlich immer nur nach seiner persönlichen Auffassung abstimmen, führte dies letztlich zu lebhaften Sitzungen, an denen jede Opposition ihre helle Freude hätte. Gäbe es in den Parteien keine Kompromißfähigkeit ihrer Mandatare untereinander, müßte konsequenterweise jeder einzelne Abgeordnete seine eigene Partei gründen. Eine Fraktion, die sich im Parlament aus 50 Individualisten zusammensetzt, hättet wohl nicht lange Bestand. V98/ NOV.53775 Vorarlberger Nachrichten, 14.11.1998; KOMMENTAR DER WOCHE 33. deutlicher gesagt Z, M OD 1 , ERH . Es ist unseriös, für eine Ware Geld zu verlangen, die nur für den marginalen Bruchteil einer Sekunde existiert und dann mit größter Wahrscheinlichkeit gar nicht gebraucht wird. Windkraft garantiert keine Dauernutzung. Denn "Windmühlen" erzeugen, wie jeder andere Generator, den Strom durch das Rotieren von Drahtwicklungen inner- oder außerhalb eines Magnetfeldes. Eine feste "Netzfrequenz" (deutlicher gesagt: eine für die Mehrzahl unserer Geräte notwendige konstante Zulieferung an "Kilowattstunden") ist daher nur bei der gleichmäßigen Drehzahl des "Läufers" zu erreichen. P97/ JUN.24089 Die Presse, 16.06.1997; Gastkommentar 34. diesbezüglich P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Selbst SCN-Trainer Kurt Garger, diesbezüglich ansonsten etwas ruhiger, gesteht die Steigerung gegenüber der Herbstsaison ein: "Wir haben den Vorsprung auf die Topteams der zweiten Division ausgebaut, auf sportlichem Niveau eine Barriere errichtet letzten Sommer war noch nicht allzuviel Unterschied zu erkennen." Das 9: 0 innerhalb von acht Tagen gibt ihm recht gegen Gerasdorf spielte es auch keine Rolle, daß Peter Mraz (Mandeloperation), Thomas Weissenberger (Muskelverhärtung) und Marc van Twyver (stößt erst heute in Lindabrunn zur Mannschaft) fehlten. In der Sportschule verzichtet Garger übrigens auf ein zweites Testspiel (geplant war eine Partie gegen Inter Preßburg), konzentriert sich total auf das Training im technisch-taktischen Bereich. Samstag abend geht`s weiter nach Side (Türkei). Einer, der zu Beginn der Herbstsaison noch im SCN-Dreß steckte, muß weiter nach unten marschieren. Muß, wohlgemerkt, denn Uwe Müller wurde von Gerasdorf abgeschoben! Da der Zweitdivisionär gegen Ende der Transferzeit in Form von Leo Lainer, Matthias Bleyer und Martin Puza noch einmal kräftig investierte, im Kader aber nur 14 Spieler stehen dürfen, die älter als 21 sind, wurden Müller sowie der am Knie verletzte Kapitän Robert Hnik von Gerasdorf ab- und bei Eisenstadt angemeldet. Fairerweise erfuhren beide erst nach Ende der Übertrittszeit von der über ihren Köpfen gefällten Entscheidung. So ganz nach dem feinen Motto: Friß oder stirb (oder pausier`, oder hör` auf) . . . Hannes Steiner O97/ FEB.12430 Neue Kronen-Zeitung, 03.02.1997; Die 2. Liga rutscht aus dem SCN-Windschatten <?page no="231"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 227 35. ebenfalls P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Gestern abend wurden in St.Gallen-Ost der erste «Jumbo Fachmarkt für Bau & Freizeit» und der erste «Elektro plus», ebenfalls ein Fachmarkt, eröffnet. Ihnen ist gemeinsam, dass sie ein günstiges Vollsortiment anbieten, und dass sie Tochtergesellschaften der Maus Frères Holding sind. Jumbo Fachmärkte und Elektro-plus-Filialen gehören zu den Marktleadern in der Schweiz. A97/ APR.00004 St. Galler Tagblatt, 23.04.1997, Ressort: TB-SG; Zwei Firmen - 50 neue Arbeitsplätze P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Nach dem grossen Erfolg im letzten Jahr findet auch in diesem Jahr am Muttertag, 11. Mai, im Restaurant Frohsinn in Weinfelden eine Matinee mit Frühstücksbuffet statt. Zu hören sind ab 10 Uhr Stücke, die von leicht-klassisch bis unterhaltsam-jazzig einzustufen sind. Es spielen Jürg Rickli (Klavier) und Daniel Steger (Querflöte). Jürg Rickli stammt aus Solothurn und studiert seit 1994 Musik am Konservatorium in Zürich im Hauptfach Klavier. Daneben spielt er in verschiedenen Jazzformationen im Raum Solothurn. Daniel Steger aus Bürglen, ebenfalls Student am Konservatorium Zürich, spielt Querflöte. Daneben unterrichtet er in Sulgen Musik und leitet den Jugendchor Altnau. A97/ MAI.03425 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TB-ABI P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Man müsse die Schüler achten, sagt Reallehrer Lukas Heim. Wer keinen Spass daran habe, mit Menschen umzugehen, wer den Jugendlichen nicht etwas für das Leben mitgeben wolle, der komme in diesem Beruf nicht durch. Nur würden der Schule immer mehr Aufgaben übertragen, die früher das Elternhaus wahrnahm. Probleme, die die Gesellschaft nicht lösen kann, werden der Schule übertragen. Die Schule dürfe aber nicht überfordert werden. Kurt Grünenfelder, ebenfalls Reallehrer, fügt hinzu, der Lehrer brauche dazu selber eine Grundhaltung. A97/ MAI.03402 St. Galler Tagblatt, 10.05.1997, Ressort: TT-TOG; «Schüler müssen Grenzen spüren» 36. eh P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Zu Beginn des Jahrzehnts, als finstere Mienen und vorlautes Säbelrasseln in der kalifornischen Rap-Szene zum guten Ton gehörten, war The Pharcyde die grosse Ausnahme. Während die Gangsta-Kollegen mit ihrem Leben auf der Strasse prahlten, beliessen es die vier selbst erklär- <?page no="232"?> Anhang 228 ten Nerds auf ihrem 92er-Einstand «Bizarre Ride II The Pharcyde» dabei, einander und auch die ganze Verwandtschaft zu beschimpfen, und untermalten diese albernen Hinterhofattacken clever mit Samples von Jimi Hendrix und John Coltrane. Wegen dieser relativen Gutmütigkeit wurde Pharcyde eine grosse Zukunft vorausgesagt, doch nach der Veröffentlichung des weniger erfolgreichen «Labcabincalifornia» (1995) ging alles in die Brüche. Fat Lip, eh der unsichere Kollege im Bunde, musste wegen Drogenproblemen gehen, der Manager wurde auch gefeuert, und das Label Delicious Vinyl verlangte eine halbe Million Dollar für die Freigabe aus dem Plattenvertrag. E99/ SEP.22675 Züricher Tagesanzeiger, 10.09.1999, S. 11, Ressort: Forum; Aus der Patsche 37. einerseits (andererseits) P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Gestern nachmittag waren die Spuren am Ladenzentrum unübersehbar. Steigen voller Tomaten, einerseits angefroren, andererseits verrußt und verschmort, standen in kurzem Abstand vor dem ausgebrannten Geschäft. Durchgeweichte Papiere und anderes mischten sich am Boden; überall Reste, erst einmal flüchtig zusammengeschoben. An einer Stelle noch gefrorenes Löschwasser. M98/ 802.10064 Mannheimer Morgen, 05.02.1998, Lokales; Brandursache noch ungeklärt 38. eingeschlossen Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . In Rabbanis Begleitung befindet sich das gesamte Kabinett, eingeschlossen Premierminister Gulbuddin Hekmatyar. Rabbani sei immer noch der rechtmäßige Präsident des Landes, und bisher habe einzig Pakistan die Taliban als Vertreter des Landes anerkannt, so Botschafter Masud Khalili. Rabbani hat bereits damit begonnen, mit verschiedenen Gruppierungen, darunter Dostum, Kontakte zu knüpfen. Am Mittwoch war ein Treffen zwischen Hekmatyar und Dostum angesetzt. P96/ OKT.41366 Die Presse, 10.10.1996; Masud schlägt zurück - Schwere Verluste für Taliban 39. einschließlich Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Soweit es die Bundesebene betrifft, dürfte dies Konsens sein. Dort ist die wahlarithmetische Spekulation ohnehin abenteuerlich. Alle politischen Parteien, einschließlich der PDS selbst, sind sich einig, daß eine PDS-tolerierte Bundesregierung undenkbar ist. In allen west- <?page no="233"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 229 deutschen Ländern ist die PDS als politische Kraft gescheitert. Die Frage ist, wie glaubwürdig ein Nein zur PDS auf der Bundesebene ist, wenn in den Ländern eine Koalition mit der PDS nicht definitiv ausgeschlossen wird. R97/ JAN.03222 Frankfurter Rundschau, 15.01.1997, S. 12, Ressort: N; Ein Positionspapier 17 bündnisgrüner Politiker Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Der Sprachzerfall erscheint mir in Deutschland ausgeprägter als in den umliegenden Ländern der Europäischen Union, einschließlich Österreich. Weshalb also nicht dem Beispiel einiger dieser Länder folgen und eine aktive Sprachpflege betreiben? Frankreich, wo Kulturpolitik traditionell als Teil der Staatsidentität und Wirtschaftspolitik verstanden wird, erzielt mit staatlichen Lenkungsmaßnahmen vielleicht nicht ganz den angestrebten Erfolg, aber doch vieles. Die "Real Academia" in Madrid bringt es mit einem weniger dirigistischen Vorgehen seit langem fertig, 400 Millionen Menschen in zwei Dutzend Ländern rund um die Erde bei der spanischsprachigen Stange zu halten, obwohl einige von ihnen unter massivem Einfluss der USA stehen. Wir sollten nach einer eigenen Strategie suchen. M01/ 103.22468 Mannheimer Morgen, 28.03.2001, Ressort: Briefe an den Herausgeber; Es wäre einen Versuch wert 40. einst P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Markus Wolf, einst Geheimdienstchef der DDR, ist gestern verurteilt worden: zwei Jahre bedingt. Es wird ihn nicht weiter plagen. Der selbstgefällige General beschäftigt sich erfolgreich mit Schriftstellerei. Seit die Geschichte seine politischen Auftraggeber wegwischte, bringt er sein Insiderwissen gewinnbringend auf den Markt. In Buchform, in der Illustrierten, im Boulevardblatt «enthüllt» er zurzeit den angeblichen Verrat Herbert Wehners, der sein Leben als überzeugter Kommunist begann und als leidenschaftlicher Sozialdemokrat beendete. A97/ MAI.06959 St. Galler Tagblatt, 28.05.1997, Ressort: TB-FRO P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Otto Schily, einst Verteidiger der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin, heute SPD-Unterhändler für den Lauschangriff, zeigte sich zuversichtlich, dass seine Partei den jetzt gefundenen Kompromiss in der parlamentarischen Beratung mittragen werde. Immerhin dürfen Wohnungen künftig nur unter ganz bestimmten Bedingungen abgehört werden, der "Spähangriff" (mit Video) ist zum Zweck der Beweissicherung verboten, Überwachte müssen im nachhinein orientiert werden, und die staatlichen Waffen im Kampf gegen die Geldwäsche sind schärfer. E97/ AUG.20952 Züricher Tagesanzeiger, 30.08.1997, S. 3, Ressort: Ausland; Der Lauschangriff kann starten <?page no="234"?> Anhang 230 41. endlich P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Malika Oufkir, endlich in Freiheit, reist derzeit um die Welt - und kann all dies noch nicht fassen. Sie gibt Interviews: "Morgen kommt doch das holländische Fernsehen", erinnert sie ihren Agenten am Telefon. Ende des Monats ist sie in München, am Wochenende in Aix, Kanada steht ebenso auf ihrem Terminplan wie die Schweiz. Kürzlich war sie in Libanon, soeben auf der Frankfurter Buchmesse. R99/ OKT.83750 Frankfurter Rundschau, 16.10.1999, S. 1, Ressort: N; Das Leben der Malika Oufkir und ihr Bestseller P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Kurz vor der ersten Pause dann eine Premiere der diesjährigen Play-offs aus Zuger Sicht. Ken Yaremchuk, endlich mit einer seinem Renommée angepassten Leistung, schoss ein Tor zum 2: 0. Doch der vermeintliche psychologische Vorteil, mit diesem 2: 0 im Rücken aus einer sicheren Abwehr agieren zu können, wurde für die zu selbstsicheren Innerschweizer zum Bumerang. Im Anschluss an die erste Strafe des Spiels, ausgesprochen wegen einer geringfügigen Behinderung, glückte Verteidiger Balmer das Anschlusstor. Und noch keine Minute war vergangen, als Näser das Skore mit seinem raffinierten Schuss in die nahe Ecke wieder ausglich. 60 Sekunden ohne hundertprozentige Konzentration, und schon war der mit viel Aufwand realisierte Vorsprung wieder weg. E96/ MÄR.05026 Züricher Tagesanzeiger, 01.03.1996, S. 65, Ressort: Sport; Ein Zufallstor entschied 42. entsprechend Z, M OD O BERM , KLARST . In allen wesentlichen Bereichen konnte die Bank ihre Erträge steigern. Das Zinsengeschäft erbrachte 6,7 Millionen Franken, was einer Erhöhung um 16 Prozent entspricht. Besonders erfreulich verlief auch die Entwicklung beim Wertpapiergeschäft. Hier ergab sich ein um 36 Prozent gesteigerter Ertrag im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft von 2,9 Millionen. Auf 1,2 Millionen, entsprechend 39 Prozent, wurde der Erfolg aus dem Handelsgeschäft erhöht, das Total der bei der Bank deponierten Werte nahm zu. Deutlich langsamer als die Erträge stieg der Geschäftsaufwand, welcher um 4,5 Prozent zunahm. A98/ MÄR.218623 St. Galler Tagblatt, 23.03.1998, Ressort: TT-TOG; Ertrag konnte markant gesteigert werden <?page no="235"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 231 Z, M OD O BERM , KLARST . Der 640 Kilogramm schwere Mars Surveyor Orbiter wird im September nächsten Jahres in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten einschwenken, die ihn über beide Pole führt. Drei Monate später beginnt in 400 Kilometer Höhe das Beobachtungsprogramm. Zwei Jahre lang, entsprechend einem Marsjahr, wollen die Forscher vor allem verfolgen, wie das häufigste Gas, Kohlendioxid, sowie Wasser und Staub in der dünnen Atmosphäre zirkulieren. Hierfür befindet sich an Bord ein in Grossbritannien gebautes Spektrometer, mit dem sich die Gase vom Boden bis in eine Höhe von 50 Kilometern messen lassen. Um Veränderungen in der Atmosphäre und auf der Oberfläche zu erkennen, fliegen zwei Kameras an Bord mit. "Der Orbiter ist ähnlich wie ein Erdwetter-Satellit. Er wird täglich eine Wetterkarte des gesamten Planeten liefern", sagte Nasa-Projektmanager John McNamee. E98/ DEZ.33420 Züricher Tagesanzeiger, 30.12.1998, S. 36, Ressort Wissen; Auf dem Roten Planeten ein Loch ins Eis graben 43. entweder (oder) P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Ladenburg. In der Schwarzkreuz- und in der Luisenstraße werden 14 neue Bäume gepflanzt. Die Vorarbeiten dazu haben bereits begonnen. Die Bäume, entweder Amberbäume oder Säulenhainbuchen, sollen die Pflanzkübel ersetzen, die seit dem vergangenen Jahr für eine Verkehrsberuhigung in diesem Bereich sorgen. "Der Fahrbahnversatz hat sich bewährt", zog Bürgermeister Rainer Ziegler kürzlich im Technischen Ausschuss eine vorläufige Bilanz. Auf Nachfrage von Stadträtin Gudrun Ruster erklärte er, auch für diese Bäume werde die Stadt Paten suchen. Die Bäume sollen einen Stammdurchmesser von 16 bis 18 Zentimetern haben und rund 20 000 Euro kosten. Nach Angaben von Herbert Felbek vom Bauamt werden sie in zwei bis drei Wochen gepflanzt. M03/ 303.18538 Mannheimer Morgen, 19.03.2003, Ressort: Rhein-Neckar; In der Luisenstraße P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Eine gewisse Diskrepanz in der wechselseitigen Wertschätzung ist also nicht zu übersehen. Das Urteil eines jungen deutschen London-Besuchers macht das Rätsel keineswegs kleiner: "Großbritannien ist verregnet, langweilig, viel zu ordentlich, viel zu teuer aber einmal pro Jahr eine Woche in London zu verbringen, ist einfach toll! " Ein Fall für die Tiefenpsychologie. Nicht einmal die Fahndung nach zeitgenössischen Idolen hilft weiter. Sogar in der Rubrik "Pop-Musik", wo Großbritannien angeblich Weltmeister ist, werden in erster Linie Papas angegraute Lieblinge genannt. Elton John liegt hier auf Platz eins (17 Prozent der Befragten kennen ihn), und selbst die Beatles, entweder tot oder pensioniert, rangieren noch in der Spitzengruppe. 39 Prozent der weltgewandten London-Besucher wussten nicht einen einzigen britischen Künstler zu nennen. Immerhin kannten drei Prozent aber Mister Bean. M00/ 004.09700 Mannheimer Morgen, 12.04.2000, Weltwissen; Der Brite ist steif, lächelt nie und führt immer einen Regenschirm mit sich <?page no="236"?> Anhang 232 44. ergo Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Dieses Hin und Her vollzog sich bislang im Hintergrund. Öffentlich wurde die Sache erst, als der Dreieicher CDU- Landtagsabgeordnete Rüdiger Hermanns jüngst eine Kleine Anfrage an die Landesregierung richtete und gleichzeitig harsche Kritik am Regierungspräsidium in Gießen übte. Die Landesbehörde, die sich im Auftrag des Innenministeriums um die Funkversorgung kümmert, habe drei Beschwerdebriefe des Stadtbrandinspektors unbeantwortet gelassen und sich stattdessen in Schweigen gehüllt. Das Gießener RP bestreitet dies: Man habe sehr wohl geantwortet. Außerdem sei der Kreis Offenbach für die Funkversorgung zuständig eine Behauptung, die Landrat Peter Walter (CDU) zurückweist: Zwar habe man eine Aufsichts- und Mittelfunktion, die man auch voll erfülle. Aber für Aufbau und Unterhaltung des Funknetzes sei nur das Land, ergo Gießens Regierungspräsidium, zuständig. R98/ JUL.53829 Frankfurter Rundschau, 07.07.1998, S. 3, Ressort: N; In Neu-Isenburg gibt's immer wieder Probleme bei der Alarmierung der Einsatzkräfte über Funkalarmempfänger 45. erst P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Obwohl er sich in St.Gallen sehr gut integriert hat, wechselt Hannes Geisser im Februar nach Frauenfeld. Er wurde, erst 31, zum Nachfolger von Konservator August Schläfli gewählt. Geisser: «Ich sah in St.Gallen, dass mir die Aufgabe am Museum sehr zusagt.» Das Naturmuseum St.Gallen habe sich in den letzten Jahren stark verändert und ein neues Profil erhalten; eine Prägung, Spuren davon, nimmt Geisser mit nach Frauenfeld. A97/ OKT.33573 St. Galler Tagblatt, 08.10.1997, Ressort: TB-ARB; «Ideale Bedingungen für Museumsarbeit» 46. etwa Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Ein Prozess, etwa gegen Ex-Kantonalbank-Direktor Samuel Hunziker, hätte Jahre dauern können. Zunächst wäre es für den Kanton als Kläger darum gegangen, in unendlicher Detailarbeit jene Belege zusammenzutragen, die beweisen sollen, dass dieser fahrlässig, grobfahrlässig oder gar arglistig zum Schaden des Kantons gehandelt hat. Wieviel dieser Aufwand kosten würde, bevor ein Prozess überhaupt beginnen könnte, lässt sich nicht abschätzen. Der Prozess selbst käme bis ans Ende des Instanzenweges auch nochmals teuer zu stehen. Da gäbe es Unmengen an «Juristenfutter» zu finanzieren. Und wofür? Hätte der Kanton damit Gerechtigkeit kaufen können? Wen würde nach einigen Jahren eine angesichts des Schadens ohnehin nur geringe Strafe überhaupt noch interessieren? A97/ JUN.11597 St. Galler Tagblatt, 17.06.1997, Ressort: AT-KAP; Nur teures «Juristenfutter» <?page no="237"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 233 47. exakter Z, Q UAL 1 , TEILKORR . In der Halle, exakter im Geschoß über dem Foyer hier sind in erster Linie die Regieräume untergebracht existiert ein Saal mit etwa 120 Sitzplätzen bei ausschließlicher Bestuhlung finden da wohl auch 200 Leute Platz. Für diesen Maimarkt ist dieser Raum schon dreimal belegt. Bundeskanzler Kohl will mit Parteifreunden dort nach dem Frühschoppen des Kurpfälzer Mittelstands ein Mittagessen einnehmen. Oberbürgermeister Widder will das traditionelle Rindfleischessen am Maimarkt-Dienstag in diesen Raum verlegen. Die Mannemer Schaffermahlzeit fand immer im Schlachthof statt, seit dem Wegzug von der Theodor-Heuß- Anlage also weitab vom Schuß. M89/ 904.14117: Mannheimer Morgen, 29.04.1989, Lokales; Die Rindfleischesser ziehen um Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Im Weittal wird der Turm des Gschlösselkogels links (südlich) umkurvt. Ab nun bleibt die Generalrichtung West, exakter Westnordwest. An Hoßwandscharte und Hoßwand vorbei wird die Zirmgrube (etwa tiefster Punkt) angesteuert. Während sich das Weittal nordwärts Hallstatt zudreht, bleiben wir auf Westkurs: Wobei die breiten Mulden am Fuße des Langtalkogels (2006 m) stets an ihren niedrigsten Kuppen aufwärts überwunden werden. N97/ APR.17971 Salzburger Nachrichten, 26.04.1997; Bergtour (15) 48. explizit Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Die Heilandskantorei bot mit dem Concerto "Meine Seele erhebt den Herrn" Georg Philipp Telemanns einen ersten längeren Beweis ihres exzellenten Könnens. Begleitet von Streichern und Generalbaß entfalteten die knapp vierzig Sängerinnen und Sänger einen vollen, brillanten Klang. Sehr schön kam der reine Sopran in einzelnen Passagen zur Geltung, der rund und trotz langer Melismen unverkrampft wirkte. Bei den Männern, explizit im Tenor, waren dagegen bei manchem Einsatz Einzelstimmen auszumachen, ein Effekt, der noch einige Mal auftrat, angesichts der kleinen Anzahl von neun Sängern aber verzeihlich war. R98/ DEZ.101817 Frankfurter Rundschau, 17.12.1998, S. 11, Ressort: N; Heilandsgemeinde hatte zum Adventskonzert eingeladen <?page no="238"?> Anhang 234 49. folglich Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Das ist aber erst die Frage-Seite der Angelegenheit. Die Antwort-Seite wird womöglich noch mehr Papier, folglich Wald, verschlingen, damit das demokratische Recht auf parlamentarische Kontrolle in dem von den Grünen richtig erscheinenden exzessiven Ausmaß garantiert ist. Unterrichtsministerin Gehrer müßte, will sie grünem Anspruch gerecht werden, jede Anfrage extra beantworten. Jede Antwort müßte wieder oftmals kopiert werden, was weiteren 104.000 DIN-A4-Seiten parlamentarische Aufmerksamkeit sicherte. X98/ APR.15291 Oberösterreichische Nachrichten, 22.04.1998; Grüne verursachten bürokratischen Papierexzeß 50. gar Z, Q UAN 1 , INF - AUSW . Alles in allem sahen die gut tausend Zuschauer sicher kein hochstehendes Spiel zwischen den beiden besten Frauenteams der vergangenen Jahre. Dazu agierten beide, vor allem in den ersten 30 Minuten, zu nervös. Die Spannung, gar Dramatik, in den letzten Minuten entschädigte die Besucher aber für die spielerischen Unzulänglichkeiten. «Es war sicher kein schönes Spiel», analysierte auch Alex Bruggmann, «für uns ist aber wichtig, dass wir mit dem jungen Team nach einer ohnehin sensationellen Saison mit diesem Sieg nochmals einen Schritt nach vorne gemacht haben.» A98/ APR.294535 St. Galler Tagblatt, 20.04.1998, Ressort: TB-SPO; St.Otmar rüttelt an Brühls Thron Z, Q UAN 1 , INF - AUSW . Ein Seh- und Hörbehinderter, berichtet Plößer, habe nicht damit gerechnet, daß andere Menschen in der Lage sein könnten, sich auf ihn einzustellen. Zu sehr habe ihn die Erfahrung des Alltags geprägt. "Wir leben in einer Gesellschaft, die für Behinderte nicht offen ist. Leistungsdenken schließt alle aus, die den ,normalen‘ Anforderungen nicht entsprechen." Nicht zuletzt deshalb ist dieser Tanzworkshop sehr viel mehr als nur eine Frage körperlicher Bewegung. Es geht mindestens ebenso sehr um die (gedankliche) Beweglichkeit einer Gesellschaft, die ausgrenzt, was nicht ihren Normen entspricht. Innehalten umdenken: Ein "Fußgänger", gar ein Tänzer, kann von einem Rollstuhlfahrer allerhand lernen. "Einige unserer teilnehmenden Tänzer haben noch nie auf dem Boden getanzt," schildert Chananjah Plößer eine für etliche "Gesunde" ganz unerwartete Erfahrung dieses Tanzwochendes. R97/ OKT.84356 Frankfurter Rundschau, 23.10.1997, S. 2, Ressort: N; Menschen mit und ohne körperliches Handicap frönen gemeinsam ihrem Hobby <?page no="239"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 235 51. gegebenenfalls Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Sie können nicht verstehen, wie man diesen netten Herrn, der ein großes Herz für Kinder hat und an Pfingsten Ponyreiten organisierte, so kaltblütig niederschießen konnte. Ein Kripobeamter am Tatort: "Das war eine Sache von wenigen Minuten. Die Gangster drangen durch die offene Lagertür in die Geschäftsräume ein. Dort bedrohten sie das spätere Opfer und mehrere Angestellte. Wegen der Schrecksekunde kam Heinz L. nicht sofort den Zahlungsforderungen der Räuber nach. Einer der Gangster feuerte." Der Schuß war nicht gezielt, doch der Querschläger traf Heinz L. in den Kopf. Anschließend fesselte das Trio die Angestellten, plünderte die Kasse mit mehreren tausend Mark und verschwand. Wie, ist noch unklar. Es haben sich keine Zeugen gemeldet. Ein Mitarbeiter des Supermarktes: "Die müssen Insiderwissen gehabt haben."Ein Notarztwagen brachte den Schwerverletzten sofort ins Krankenhaus Neukölln. Nach einer Notoperation schwebt Heinz L. immer noch in Lebensgefahr, liegt im künstlichen Koma. Ein Polizeipfarrer betreute die schockierte Ehefrau des Opfers vor der Intensivstation. Nachdem Beamte ihr die schreckliche Nachricht überbracht hatten, war sie mit den Nerven am Ende. Am Abend hängten Polizeibeamte Fahndungsplakate in den Häusern und an Straßenlaternen der Nachbarschaft auf. Bei den Tätern soll es sich um etwa 35jährige Deutsche mit Berliner Akzent handeln. Die Kripo fragt: Wer hat zur Tatzeit oder auch danach Beobachtungen gemacht? Hinweise, gegebenenfalls auch vertraulich, nimmt das 3. Raubkommissariat unter Telefon 69938530 entgegen. L98/ NOV.20390, Berliner Morgenpost, 17.11.98, Ressort: BERLIN, S. 9; Filialleiter bei Überfall in den Kopf geschossen 52. genau(er) (gesagt) Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich schafft ein Einstein-Archiv, genauer ein Duplikatsarchiv. Denn das Herzstück - 42 000 Schriftstücke liegt nur auf Mikrofilm vor. "Die Originale bleiben an der Hebrew University in Jerusalem", erklärt Chefarchivar Rudolf Mumenthaler. Dorthin hatte sie Einstein testamentarisch vermacht. E98/ JUN.15712 Züricher Tagesanzeiger, 24.06.1998, S. 21, Ressort: Stadt Zürich; Einsteins Archiv Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Spiel- und Ruhewiesen Das Labyrinth, genauer ein Irrgarten (siehe Kasten), hat die Form des Kantons Wallis. Es nimmt eine Fläche von 25 000 Quadratmetern ein. Wiesen zum Ausruhen oder Austoben, <?page no="240"?> Anhang 236 Spielgeräte und eine zunächst provisorische Anlage, wo man sich mit Essen und Trinken versorgen kann, stehen bereit. Am weiteren Ausbau wird fleissig gearbeitet. E98/ OKT.27118 Züricher Tagesanzeiger, 23.10.1998, S. 87, Ressort: Reisen; Das Wallis als ein grosser, raffinierter Irrgarten 53. genauso P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Allein schon die Figur des Mr. Bean, diese etwas verwachsene Kreatur, die mit staksigen Schritten vor die Kamera tritt, hat etwas Groteskes an sich, und wenn Rowan Atkinson mit rollenden Augen seine ersten Grimassen schneidet, die er mit Urlauten untermalt, weiss er die Sympathien all jener auf seiner Seite, denen die unzähligen Macken des tumben Singles, des erwachsenen Kindes gar nicht so fremd sind: Mr. Bean, genauso neugierig-naiv wie verschlagen-boshaft, tappt in jedes noch so unmögliche Fettnäpfchen und macht aus jeder noch so harmlosen Situation eine überaus peinliche Angelegenheit, die er in ihrer ganzen langen Peinlichkeit vorführt. Da Rowan Atkinson so gut wie nie spricht, muss er Freude und Schrecken, Entzücken und Entsetzen allein mit seiner Mimik zum Ausdruck bringen, was ihm allerdings nicht schwerfällt: Sein Gesicht ist so dehn- und wandelbar wie eine Gummimaske. E97/ SEP.21485 Züricher Tagesanzeiger, 03.09.1997, S. 83, Ressort: Kultur; Mr. Bean: Seelenwärmer oder Nervensäge? 54. gleichermaßen P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Auch je ein Fahrerpaar aus Belgien, Großbritannien, Österreich und der Schweiz ist mit von der Partie. Das erinnert an die Anfangszeiten des nach einem motorsportbegeisterten amerikanischen Verleger benannten Ereignisses: Das Rennen, so Peer Günther von der AvD- Geschäftsführung, war als Länderkampf konzipiert; pro Land durften maximal drei Wagen an den Start gehen, und das Land, aus dem der Sieger kam, war im folgenden Jahr Austragungsort. So kam, als 1903 in England ein Deutscher gewann, Deutschland an die Reihe. Einen speziellen Rennkurs gab's nicht, und so setzte Kaiser Wilhelm II, gleichermaßen Förderer des Rennsports wie Bad Homburgs, durch, daß 1904 eine "Naturrennstrecke" rund um Homburg mit Start und Ziel auf der Saalburg ausgewählt wurde. R97/ AUG.68111 Frankfurter Rundschau, 28.08.1997, S. 1, Ressort: N; Neuauflage des Gordon- Bennett-Rennens läßt Anfang September die Herzen der Oldtimer- Freunde höher schlagen <?page no="241"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 237 55. gleichfalls P, Q UAN 1 , MAX - ERF . 4. November jährt sich zum 150. Mal sein Todestag. Felix Mendelssohn-Bartholdy war erst 38, als er überraschend starb. Es heißt, er habe den frühen Tod seiner Schwester Fanny, gleichfalls einer enormen Komponier-Begabung, nicht verwunden. R97/ AUG.65215 Frankfurter Rundschau, 18.08.1997, S. 7, Ressort: N; Er gehört, wie Schubert und Brahms, zu den Musik-Jubilaren P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Der Kurpfälzer Löwe, das Mannheimer Wappentier, ist bekannt wie ein bunter Hund. Hunderttausende zwischen Helsinki und Tunis, Lissabon und Moskau haben das Mannheimer Emblem - Löwe und Wolfsangel schon gesehen. Ein 17 Tonnen schwerer Donnervogel trägt Wappen und Namen der Quadratestadt in die weite Welt hinaus. Seit 25 Jahren existiert die Patenschaft zwischen der Kurpfalzmetropole und der Lufthansa: Am 7. April 1964 taufte die Gattin des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Hans Reschke eine Boeing 727 auf den Namen "Mannheim". Elf Jahre tat sie ihren Dienst, brachte es auf 27 516 Starts und Landungen, ehe sie 1975 aus dem Verkehr gezogen wurde. Im Jubiläumsjahr schlägt nun auch für die Nachfolgerin, gleichfalls eine 727, das letzte Stündchen. Im 26. Jahr der Patenschaft wird dann ein Flugzeug neuen Typs mit zeitgemäßer Technologie das traditionelle Stadtwappen Mannheims tragen. Der "MM" begleitete die altgediente Boeing auf einem ihrer letzten Flüge nach Barcelona. M89/ 910.40039: Mannheimer Morgen, 27.10.1989, Lokales; Ein Stück Mannheim über den Wolken 56. gleichwohl P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Die 120.000 Mann starke Truppe, die manches Mal in Konkurrenz zu anderen Sicherheitskräften wie der Polizia oder der Guardia di Finanza steht, ist militärisch organisiert und kaserniert. Die Carabinieri, gleichwohl in vielen Witzen für dumm verkauft, haben ein ausgeprägt elitäres Selbstbewußtsein, traditionelle Ehrbegriffe, die aufwendigsten Parade- Uniformen und bezeichnen sich selbst als die "Arma" (Waffe). N98/ APR.15282 Salzburger Nachrichten, 16.04.1998; Carabinieri-Generäle auf dem Kreuzweg <?page no="242"?> Anhang 238 57. gleichzeitig P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Braunau. Bereits zum zwölften oder allenfalls schon vierzehnten Mal fand die Springkonkurrenz des Reitvereins Nieselberg gemäss seinem Präsidenten Guido Hollenstein statt. Guido Hollenstein, gleichzeitig OK-Präsident, war zufrieden in verschiedenster Hinsicht. A98/ MAI.415084 St. Galler Tagblatt, 27.05.1998, Ressort: WV-HTG; Reitverein Nieselberg gewann OKV-Prüfung 58. grob gesagt Z, M OD 1 , ERH . Die Zusammenlegung der Versicherungs- und Bankenaufsicht zu einer einzigen Behörde mit zwei Abteilungen hat, wie vor wenigen Tagen zu erfahren war, die Zustimmung der betroffenen Ämter gefunden. Positiv stellt sich dazu auch die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg). Kritisch gegenüber einer «Finanzmarktaufsicht» sind der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) und die Vereinigung Schweizerischer Privatbankiers (VSP). Tatsächlich überwachen die Eidg. Bankenkommission (EBK) und das Bundesamt für Privatversicherungen (BPV) grundverschiedene Risiken. Bei den Banken geht es um die Aktivseite der Bilanz, grob gesagt die Kreditvergabe aus dem Geld, das die Kunden auf der Passivseite einlegen. A01/ FEB.09335 St. Galler Tagblatt, 21.02.2001; Finanzmärkte suchen Regulierung 59. halb - halb P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Im Paris der 30er Jahre wurde die Schriftstellerin Elissa Rhais mit exotischen Romanen berühmt. Die außergewöhnliche Frau halb Jüdin, halb Araberin wurde Star der Salons, zum Kummer ihres Neffen Raoul, der von ihr als Sohn ausgegeben wurde. Er war ihr Liebhaber und Autor ihrer Bücher. Paul Tabet schrieb den Roman über die lebenslustige Witwe (die eigentlich Rosine Boumendil hieß), der dem Pariser Regisseur Jacques Otmezguine 1992 als Vorlage für sein Fernsehspiel diente. Anne Canovas und Emmanuel Salinger spielen das ungleiche Paar, das sich 1934 in Algerien kennelernt. Leila fällt durch ihren emanzipierten und luxuriösen Lebensstil auf. Da sie weder lesen noch schreiben kann, stellt sie ihren 20jährigen Neffen Raoul als Sekretär ein - und verführt ihn. Sie erzählt ihm erotische Geschichten, die Raoul aufschreibt. Die Geschichten werden unter dem Pseudonym Elissa Rhais veröffenticht - und als sie in Frankreich begeistert aufgenommen werden, gehen beide nach Paris. Bild: dpa R98/ FEB.16738 Frankfurter Rundschau, 28.02.1998, S. 1, Ressort: N <?page no="243"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 239 P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Völlig verändert nämlich ist Blank nach dieser Reise ins Innere, auch dann noch, als die Wirkung der Droge längst abgeklungen ist. Im Rausch hat er eine Vision gehabt, und zwar die, dass er, Blank, die einzige Wirklichkeit ist, die es gibt: "Es gab nichts und niemanden, auf den er Rücksicht nehmen musste. Weil nichts und niemand wirklich existierte." Seitdem fehlt Blank jedes Gewissen, er folgt jedem Impuls, und er lebt seine Aggressionen hemmungslos aus. Troll, Lucilles niedliches Kätzchen, ist nur das erste Opfer. Mehrere wildfremde Menschen wird er im Laufe seiner schroffen Gewaltkarriere ins Jenseits befördern. Halb Survival-Athlet, halb Wilderer, lebt Blank zuletzt verwahrlost im Wald. E00/ FEB.02921 Züricher Tagesanzeiger, 01.02.2000, S. 58, Ressort: Kultur; Staranwalt, berauscht von Zauberpilzen 60. hauptsächlich P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Max Merk hat aus seiner Töpferei in Mosnang vielfältige Keramik mitgebracht, hauptsächlich an der Töpferscheibe gedreht. Harmonisch fügen sich die bläulichen und erdfarbenen Glasuren. Gleich mehrere Dutzend Vernissagebecher dürfen zum Anstossen benutzt werden. Die edle Seite der Schmiedearbeiten zeigt der Metallgestalter Hanspeter Breitler aus Unterwasser. Aus unpolierten, mattschwarzen Chromstahlblechen hat er Schalen in schlichter Form herausgearbeitet. Rustikaler sind die Balkenträger, die er im Dachraum eingebaut hat. A97/ MAI.03504 St. Galler Tagblatt, 12.05.1997, Ressort: TT-TOG; Künstler versuchen Kunst erlehrbar zu machen 61. höchstens P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Brantschen: Ja, wenn das so in die Irre führt. Ich habe mit der Drei-Schluchten-Landschaft ein Beispiel angesprochen, es gibt viele weitere, die Veteranen vom Golfkrieg etwa. Wenn ich diese Jungs sehe, höchstens 23jährig, die in Amerika als Veteranen definiert werden, mit ihren Giftgasschäden. Sollten nun im nachhinein Firmen eingeklagt werden, weil sie hemmungslos Giftgas exportiert haben, ist es zu spät. Wenn ich mir diese sogenannte Selbstorganisiertheit der Wirtschaft anschaue, die Mächtigen, die Eigendynamik, dann wird mir angst und bange. Wie kann ein Global Village ohne Kopf existieren? Jedes Dorf hat sein Oberhaupt. E96/ DEZ.31091 Züricher Tagesanzeiger, 14.12.1996, S. 59, Ressort: Kultur; Luftsprünge, Höhenflüge - und herunter, aufs Kissen <?page no="244"?> Anhang 240 62. im Klartext Z, M OD O BERM , KLARST . «Das Strippen auf den Tischen, das sogenannte Table-Dance, ist beispielsweise verboten.» Ebenso sind Animation und «spezielle Kundenkontakte», im Klartext Prostitution, nicht erlaubt. Die Bewilligung ist vorläufig auf ein Jahr befristet. A97/ MAI.05195 St. Galler Tagblatt, 21.05.1997, Ressort: TB-SG; Doch kein Striptease in der «Spisegg»? 63. im Übrigen P, R EL , LIZ . Wenning tritt genau in diese Fußstapfen. Auch er ist gelernter Industriekaufmann, im Übrigen wie sein Vorgänger Schneider ein "Bayer-Eigengewächs", seit 35 Jahren im Konzern. Im Alter von 19 Jahren trat der Leverkusener bei dem Unternehmen mit dem Kreuz ein. Der Aufstieg auf der Karriereleiter geschah auf vielfältige Weise. Mehrjährige Auslandsaufenthalte in Peru und Spanien gehörten ebenso zum "Stufenprogramm" wie wichtige Funktionen im Leverkusener Stammhaus. Seit 1997 ist Wenning Vorstandmitglied, derzeit fungiert er als Vorsitzender des Vorstandsausschusses Finanzen und ist außerdem Sprecher für die Region Lateinamerika, Afrika und Nahost. Wie Schneider hat auch Wenning, der früher selbst Fußball spielte, eine besondere "Schwäche" für Bayer 04 Leverkusen. Der Vater zweier erwachsener Töchter hält sich selbst vor allem mit Jogging fit. M01/ 109.69096 Mannheimer Morgen, 15.09.2001, Ressort: Wirtschaft; In der Großchemie hat Kür der neuen Chefs begonnen 64. immerhin P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Und Zenon von Elea, von dem die schöne Geschichte stammt von Achilles und der Schildkröte. Achilles, immerhin der schnellste Athlet der Antike, könne das langsame Tier nicht einholen, behauptete Zenon. Denn zuerst müsse er den Platz erreichen, an dem die Schildkröte ihren Wettlauf beginnt. Mittlerweile aber sei diese bereits ein Stück weitergekrochen. Wieder mache sich Achilles auf den Weg, und wieder habe sie sich um ein weniges weiterbewegt. So komme er ihr immer näher ohne sie aber je ganz zu erreichen, geschweige denn zu überholen. A98/ JAN.04985 St. Galler Tagblatt, 03.01.1998, Ressort: TB-RSP <?page no="245"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 241 65. in erster Linie Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Rheineck. Am gestrigen Sonntag stand das Bahnhofgebäude in Rheineck ganz im Zeichen indianischen Handwerks. Der Anlass im «Kulturpalast» fand bei den Besuchern, in erster Linie bei den Kindern, grossen Anklang. A99/ FEB.115075 St. Galler Tagblatt, 01.02.1999, Ressort: TB-OT; Vom Regentanz bis Mokassin und Feder 66. in Sonderheit Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Dennoch hat die Bundesregierung auch jetzt noch Gelegenheit, ihren Einfluss geltend zu machen. Die Richtlinie kann erst Geltung bekommen, wenn im November das Europaparlament und vermutlich im Dezember die Mitgliedstaaten im EU-Ministerrat zustimmen. Im Kern geht es nicht um die Oktan-Zahlen, sondern um die möglichst rasche Einführung von schwefelfreiem Treibstoff. Schwefel beeinträchtigt die Leistung auch der modernsten Abgasreiniger, wie es z. B. Katalysatoren sind. Wird er aus dem Treibstoff entfernt, verringert sich automatisch der Ausstoß von CO2, also des gefährlichsten Klima-Killers. Dies soll noch unterstützt werden durch die neuen, Kraftstoff sparenden Motoren. Diese Triebwerke, in Sonderheit die kleinen und trotzdem leistungsstarken, brauchen jedoch wenigstens 95 Oktan, um nicht zu "klingeln" und Schaden zu nehmen. M01/ 106.47464 Mannheimer Morgen, 29.06.2001, Ressort: Politik; Der Streit um Euro-Super ist entflammt 67. indes P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Natürlich habe ihn die "steirische Eiche" beeinflußt, sagt Walter. Wie so viele, die weltweit in Fitneßzentren ihre Muskeln in gigantische Dimensionen formen. Schwarzenegger, indes 50 Jahr alt, animiert auch heute noch Massen zum Bodybuilden. X97/ OKT.34015 Oberösterreichische Nachrichten, 29.10.1997; Weltmeister Walter, die "steyrische Eiche" <?page no="246"?> Anhang 242 68. indessen P, Q UAN 1 , MAX - ERF . "DR. PETER PILZ, Nestbeschmutzer. 1220 Wien, Ostküste." Visitkarten mit diesem launigen Aufdruck hat sich der umtriebige grüne Mandatar nach seinem Auftritt vor einem Ausschuß des US-Kongresses anfertigen lassen. Wie berichtet, hatte Pilz kürzlich in einem Hearing vor US- Parlamentariern über die seltsamen Pannen im Gefolge der Kurdenmorde von 1989 referiert. Dafür war er in Österreich als vaterlandsloser Gesell abgestempelt worden. Pilz, indessen zurückgekehrt, setzte sich am Mittwoch gegen Vorwürfe zur Wehr, er wolle von der berüchtigten US- Ostküste aus einen zweiten Fall Waldheim inszenieren. Erstens sei er nicht als Politiker, sondern als geladener Experte aufgetreten. Zweitens habe er das Außenministerium von seiner Amerikareise informiert. Drittens sei seine "erste Tätigkeit als Nestbeschmutzer" in Washington ein Frühstück mit dem dortigen österreichischen Botschafter gewesen; daher habe er bei seiner nestbeschmutzenden Tätigkeit "indirekt die Unterstützung des Dr. Schüssel genossen". N97/ JUN.25946 Salzburger Nachrichten, 19.06.1997; ohne Protokoll 69. insbesondere Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Dass Texte, insbesondere anspruchsvolle Gedichte, generell einen schweren Stand haben, ist nicht erst seit gestern so. Muss sie sich zudem mit Musik messen, so nimmt der Druck noch mehr zu, denn bei einem Musikvortrag kann man sich ohne weiteres Mal ein paar «Pausen» gönnen, um anschliessend wieder ins Werk hineinzufinden, nicht aber bei Lyrik, die Existenziellem nachspürt: dem Sinn des menschlichen Seins. Da ist von Anfang bis Ende volle Konzentration gefragt, und an ein Aufatmen, ein tiefes Luftholen, nicht zu denken. A99/ SEP.775975 St. Galler Tagblatt, 21.09.1999, Ressort: WV-WIL; Gedichte und kunstvolle Musik Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Die betroffenen, voll ausgebildeten Lehrkräfte werden zu einer arbeits- und sozialrechtlichen Kümmerexistenz verdammt. Die gegenwärtige Praxis ist für alle Beteiligten, insbesondere die Schüler/ innen, bedrückend. Statt die Finanzmittel dafür zu erhöhen, müssen mehr Regelarbeitsverhältnisse geschaffen werden. Rainer Georg-Lilling, Frankfurt am Main R98/ MAI.36583 Frankfurter Rundschau, 08.05.1998, S. 20, Ressort: N; Kümmerexistenz <?page no="247"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 243 70. insofern P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Der neue Laizismus, die strikte Trennung des Staates von der Religion, war fortan das Leitmotiv der «Türkischen Nation». Der Islam wurde aus dem politischen Leben verdrängt. «Der Kemalismus, insofern eine elitäre Ideologie, versuchte gar nicht erst, ein gemeinsames Bewusstsein zu schaffen, das eine Versöhnung mit dem Islam angestrebt hätte», schrieb der Orientalist Bassam Tibi in einem «Spiegel»-Essay. Auf die Neuzeit der türkischen Republik und das Erstarken des politischen Islam bezogen folgert Tibi: «In der Türkei gibt es strenggenommen keine Re-Islamisierung, weil eine Ent-Islamisierung des Landes gar nie stattgefunden hat.» A98/ OKT.895408 St. Galler Tagblatt, 27.10.1998, Ressort: TB-AKT; «Glücklich, wer ein Türke ist» 71. insoweit P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Die Ironie der Geschichte ist, daß sich ausgerechnet die ultraorthodoxe Schas-Bewegung, die eigentliche Gewinnerin bei der Parteienwahl, somit auf der Verliererseite wiederfinden könnte. Quasi seit Bestehen war sie an jeder Regierung beteiligt, was sie zur finanziellen Förderung ihrer sozialen und religiösen Institutionen kräftig auszunutzen verstand. Ohne festen Zugriff auf die Staatskasse dürfte ihr gesellschaftlicher Einfluß erheblich schwinden. Ein weiteres Problem hatte sie bislang mit ihrem charismatischen Vorsitzenden Arieh Deri, kürzlich erst zu einer Haftstrafe wegen Korruption und Amtsmißbrauch verdonnert. Mit Schas gebe es nichts zu bereden, preschten am Dienstag linke Meretz-Leute, aber auch der Labor- Abgeordnete Yossi Beilin vor, solange die Partei von einem Kriminellen wie Deri geführt werde. Was ihr im Wahlkampf noch nützte ein Videotape, Titel "J'accuse", in dem der Schas- Chef in der gut gespielten Rolle des unschuldig Verfolgten gegen die "herrschende Elite" zu Felde zog -, erweist sich nun als Bumerang. Deri, insoweit einsichtig, gab am Dienstag abend seinen Rücktritt bekannt. R99/ MAI.39298 Frankfurter Rundschau, 19.05.1999, S. 3, Ressort: N; Israel feierte Netanyahus Niederlage, aber auf Wahlsieger Ehud Barak wartet eine komplizierte Regierungsbildung 72. inzwischen P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Das «Africana» - Konzertlokal und Beiz im St.Gallen der sechziger und siebziger Jahre galt als weitherum spektakulärster Musikklub. Auf seiner Bühne standen Jeff Beck, Rod Stewart und Tony Ashton; vor der Bühne versammelte sich, wer sich in St.Gallen abseits der <?page no="248"?> Anhang 244 Gutbürgerlichkeit situierte. Lukas Mühlemann, inzwischen Konzernchef der CS-Group, hatte während seines HSG-Studiums gar sein Zimmer im «Africana». A98/ OKT.705406 St. Galler Tagblatt, 24.10.1998, Ressort: TB-SGF; Ein Stück Geschichte unter dem Hammer P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Elisabeth Freitag, inzwischen eine 88jährige Pensionärin im Altersheim Sömmerli in St.Gallen, liess sich das Ehemaligentreffen ebenfalls nicht entgehen. Sie hatte im Jahre 1963 die Haushaltungsschule Auboden nachdem es vorher ein Heim des Christlichen Vereins Junger Mädchen gewesen war eröffnet, geleitet und auch aufgebaut. «Wir haben ganz primitiv begonnen», erzählte sie. «Um ein Unterrichtszimmer einrichten zu können, haben wir zum Beispiel aus allen Schlafzimmern die Waschtische herausgeholt und sie einfach zu Schulbänken umfunktioniert.» Früher sei es noch etwas familiärer zugegangen, aber sie sehe die Vorteile der vielen Neuerungen schon ein. Stolz erzählte sie, dass in ihrem jetzigen Aufenthaltsort in St.Gallen gleich vier ehemalige Schülerinnen des Aubodens beschäftigt seien. Man könne also die Mädchen wirklich brauchen. A97/ JUN.11383 St. Galler Tagblatt, 17.06.1997, Ressort: TB-GO; Kontakt zur Schule wird gepflegt 73. ja Z, Q UAN 1 , INF - AUSW . Die Zeitgenossen bestaunten das Bauwerk der Ingenieurkunst, seine Tragfähigkeit und seine verkehrstechnische Wirkung. Die Lombardei, ja ganz Italien, erhielt eine raschere Verbindung nach Norden, das isolierte Mendrisiotto einen direkten Weg zum übrigen Kanton. Die Bedeutung des Seedamms erhellte sich aber erst recht mit der Gotthardbahn und ab 1965 mit der Autobahn. Heute führen über den Seedamm die Kantonsstrasse, die Autobahn und die Gotthardbahn, ein Verbindungsstück im Nord-Süd-Verkehr von historischer Bedeutung, vergleichbar mit der Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht zu Beginn des 13. Jahrhunderts. A98/ MAI.383703 St. Galler Tagblatt, 16.05.1998, Ressort: TB-INL; Brückenschlag Z, Q UAN 1 , INF - AUSW . Es ist ein glatter Anachronismus, ja eine Frechheit, wie viel Zeit sich die Industrie gelassen hat, um die Scheibenbremse auch fürs Velo zu adaptieren. Bei allen Strassenfahrzeugen ist sie Standard, die meisten Fahrräder aber werden heute noch mit der «guten, alten» Felgenbremse ausgerüstet. Weils die doch seit Jahrzehnten tut. Mitnichten! Die Hebelkräfte sind zwar verbessert worden, aber die Felgen werden immer dünner und leichter. Ein Sicherheitsrisiko ist da vorprogrammiert. A99/ OKT.876067 St. Galler Tagblatt, 25.10.1999, Ressort: TB-LBN; Sicherheit <?page no="249"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 245 74. jedenfalls Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Wem seine Sympathien gehören, ist zu keiner Sekunde zweifelhaft; schon das Motto verweist auf Steinbecks "Früchte des Zorns". "América" ist ein sozialpolitisches Pamphlet, jedenfalls eine Provokation. Aber die Konfrontation der Sphären und Prinzipien bleibt doch mechanisch und allzu berechenbar. Für Boyle ist die Wahl zwischen Recht und Unrecht "eine so einfache Entscheidung, wie sie der Ein/ Aus-Schalter am Fernsehgerät erforderte"; deshalb ist sein Roman so kunstlos dichotomisch und melodramatisch wie eine mexikanische Telenovela. Aber wenn die Früchte von Boyles Zorn auch kein literarisches Meisterwerk geworden sind: Ein wenig mehr von seiner Neugier, seiner ohnmächtigen Wut und seinem präzis beobachtenden Hass stünden auch der deutschen Literatur gut zu Gesicht. E96/ NOV.29720 Züricher Tagesanzeiger, 14.11.1996, S. 85, Ressort: Kultur; Heilige Familie im Gelobten Land 75. konkret Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Die Sedimentschichten im Zürcher Weinland, konkret der Opalinuston, gilt als günstig für ein Endlager. Weshalb? A97/ OKT.37850 St. Galler Tagblatt, 29.10.1997, Ressort: TB-WIS; Nuklearabfall Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Motiviert im Einsatz Die St.Galler Zivilschutzorganisation (ZSO), konkret das schwere Rettungsdetachement 3, übernimmt nun die Ausführung. Insgesamt sind es sechs schwere Rettungszüge à je 25 Mann, die an je zwei Tagen Dienst leisten. Der Einsatz wird von Hans Peter Forster (Chef Schweres Rettungsdetachement Z) und von Hans Stähli (Chef Schweres Rettungsdetachement 3) geleitet. A97/ JUN.12005 St. Galler Tagblatt, 19.06.1997, Ressort: TB-SG; Alter Weg zu neuem Leben erweckt <?page no="250"?> Anhang 246 76. korrekter Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Der literarische Zugang zu den Protagonisten bringt Farbe in ein gelassen geschriebenes Buch. Scheinbar ohne apologetische Absicht schildert Blumenthal die Geschichte der Juden zwischen Diskriminierung und stolzer Selbstbehauptung, zwischen Assimilation und Emanzipation. Er schreibt die ambivalente Geschichte einer unterdrückten und streng kontrollierten Minderheit, die in Deutschland nie mehr als 600 000 Seelen zählte. Die Geschichte einer Zweckehe, in der die Juden, zum Aufbau der Wirtschaft gebraucht, glänzende Karrieren machten. Aber auch als die sichtbaren Mauern in Form von rechtlichen und fiskalischen Schikanen fielen, trennte sie "die unsichtbare Mauer" von der christlichen Welt. Ob nach der Niederlage im Siebenjährigen Krieg oder im Ersten Weltkrieg: Immer waren die Juden die Sündenböcke. Je schlechter es Deutschland, korrekter: Preussen, ging - Blumenthal stellt Berlin in den Mittelpunkt der deutsch-jüdischen Geschichte -, umso aggressiver der Antisemitismus. E99/ JUL.19381 Züricher Tagesanzeiger, 24.07.1999, S. 43, Ressort: Kultur; Antisemitismus als Gegengift zur Moderne 77. kurz Z, M OD 3 , ABK . Es war eine kurze und schmerzhafte Periode, die vor zwanzig Jahren die Bundesrepublik Deutschland erschütterte. Angefangen hatte sie mit der Formierung einer Terrorgruppe unter dem Namen «Rote-Armee-Fraktion», kurz RAF. Nachdem deren Repräsentanten Baader, Ensslin und Raspe inhaftiert worden waren, versuchten die nachfolgenden Genossen sie mit allen Mitteln freizupressen. A97/ JUN.13447 St. Galler Tagblatt, 28.06.1997, Ressort: SGT-PRO Z, M OD 3 , ABK . SINGAPUR, 16. Februar. Anläßlich des euopäisch-asiatischen Dialoges Asem ist am Wochenende in Singapur die Asia-Europe-Foundation gegründet worden. Die Stiftung, kurz Asef, soll den kulturellen und intellektuellen Austausch zwischen den Kontinenten fördern. Gründungsmitglieder sind die Staaten der Europäischen Union, die Mitglieder des südostasiatischen Staatenbundes Asean sowie China, Japan und Südkorea. R97/ FEB.12274 Frankfurter Rundschau, 17.02.1997, S. 5, Ressort: N; Kulturstiftung Asef soll Manager zusammenführen <?page no="251"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 247 78. kurz gesagt Z, M OD 3 , ABK . Die beiden Produkteentwerfer Gabriela Vetsch (GA) und André Riemens (AN), kurz gesagt das Designbüro GAAN in Zürich, haben eine ungewöhnliche Idee verwirklicht: Das Brennholz liegt nicht im Ofen, es steht, und es verbrennt senkrecht von oben nach unten. Der Ofen konnte dadurch klein gehalten werden, und das Feuer brennt trotzdem lange. E00/ MÄR.08542 Züricher Tagesanzeiger, 28.03.2000, S. 80, Ressort: Region; Winterfreuden 79. lediglich P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Der Vorarlberger, lediglich 27. im Abfahrtsweltcup, war in dieser Saison von der kampfstarken Armada seiner Teamkollegen abgedrängt worden. Nach einem 10. Platz in Beaver Creek kam er nie mehr unter die ersten 20 kein Leistungsausweis, der ihm einen Platz im Olympiateam sichern würde. "Der Zug nach Nagano", referierte er gestern in Seelenruhe, "ist noch nicht abgefahren." Erst nach der Abfahrt von Garmisch am nächsten Wochenende erlassen die Österreicher das definitive Aufgebot. Ortlieb, der Routinier, liess sich auch von der neuen Streckenführung die Hausbergkante wird umfahren, obwohl Schnee in Mengen gefallen ist nicht beeindrucken. Schon fünf Varianten sei er in Kitzbühel, wo er 1994 gewann, gefahren. Die fünfte scheint ihm besonders zuzusagen. E98/ JAN.01382 Züricher Tagesanzeiger, 23.01.1998, S. 43, Ressort: Sport; Totgesagte leben länger 80. mindestens Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Zu der Wirtschaft. Wie kann der Aussendienstmitarbeiter seine Funktion erfüllen, wie erhält das Werk die benötigten Materialien, wie kommt der Zement auf die Baustelle, wie kommt die Milch von der Kuh zur Käserei und von dort in den Laden, wie bekommen wir die Post? Fragen, die bei einem Ja beantwortet werden müssten. Nur durch noch mehr Einschränkungen, Verbote und Gebote durch den Staat. Rund 300 000 Arbeitsplätze wären existentiell bedroht. Ausländische Fahrzeuge, mindestens so weit sie EU-Schilder tragen, wären von dieser Halbierung nicht betroffen. Denn gemäss den bilateralen Verträgen darf die Schweiz keine diskriminierenden Vorschriften zu deren Lasten erlassen. Wohl aber für uns. Die Kilometerleistungen der ausländischen Fahrzeuge zählen mit, also müssten wir in unserer Heimat für deren Mehrverkehr mehr zu Hause bleiben. Es sei denn, wir engagieren Fahrzeuge samt Chauffeur aus dem Ausland. Wir haben mühsam nach etlichen Jahren der <?page no="252"?> Anhang 248 Rezession einen wirtschaftlichen Aufschwung erarbeitet es wäre falsch, diesen mit einem «JA» zu gefährden. Hans-Peter Neuweiler, ACS Sektion Thurgau A00/ MÄR.21100 St. Galler Tagblatt, 09.03.2000, Ressort: TB-ZUS; Nein zur Verkehrshalbierung 81. mithin Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Nun ist unser Bundespräsident ja an sich nicht besonders öffentlichkeitsscheu, wie seine Auftritte in «Lüthi &Blanc», als Uhren-Model oder bei der Zürcher Homosexuellen- Kundgebung zeigen, wo er sich in einer Rede an die «liebe Fraue und Fraue, Manne und Manne» wandte. So weit, so gut. Aber der Zusammenhalt der Kantone, mithin der Fortbestand der Schweiz, ist gerade heutzutage nicht automatisch für weitere 500 Jahre gesichert. Und Schwule und Lesben werden dazu wohl auch nicht allzu viel beitragen. A01/ JUL.17315 St. Galler Tagblatt, 14.07.2001 Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . (ih) Herr Edlinger ist offenbar weder Patriot noch Skifahrer, mithin also kein guter Österreicher. Sonst hätte er nicht die seltsame Idee gehabt, laut darüber nachzudenken, wieso Berufsskifahrer in Österreich eigentlich weniger Steuern zahlen als andere Sportler und Menschen. I99/ JAN.01496 Tiroler Tageszeitung, 14.01.1999; Heilige und lila Kühe 82. mittlerweile P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Clintons Reise beginnt am Montag in Ghana, das als erste Ex-Kolonie unabhängig wurde. Mach Ghana schickte einer der Vorgänger Clintons, John F. Kennedy, erstmals Helfer des "Peace Corps". Von Ghana aus traten Millionen versklavte Afrikaner ihren Leidensweg nach Amerika an. Aber nicht nur die Vergangenheit, auch Ghanas Gegenwart fasziniert Washington. Politisch und wirtschaftlich gilt das Land als ordentlich regiert. Der starke Mann in Accra, Jerry Rawlings, war zwar einmal ein linker Putschist, aber das ist längst vergessen. Rawlings, mittlerweile durch faire Wahlen legitimiert, hat die Rezepte der internationalen Finanzinstitutionen brav befolgt, auch wenn Kritiker dem Land Wachstum ohne Entwicklung attestieren. Warum keine Übernachtung im schönen Accra? Weil nicht genug Hotelzimmer aufzutreiben sind, heißt es offiziell. Weil die US-Amerikaner nicht ins "Golden Tulip" wollen, das erste Haus am Platze, heißt es inoffiziell daran ist Libyen beteiligt. R98/ MÄR.23253 Frankfurter Rundschau, 21.03.1998, S. 3, Ressort: N; Clinton beehrt "gute Führer" und Marktwirtschaftler <?page no="253"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 249 83. namentlich Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Auch Verhütungsmittel, namentlich Kondome, waren bereits gut bekannt in jener Zeit. Da hörte dann allerdings die Offenheit gegenüber dem Thema schon allmählich auf. Wir hatten als junge Männer grösste Hemmungen, uns in einem Geschäft solche Verhütungsmittel zu erstehen. So nahmen viele junge Liebespaare lieber das Risiko einer unerwünschten Schwangerschaft auf sich, obwohl sie diese Möglichkeit in Angst und Schrecken versetzte. A99/ DEZ.10624995 St. Galler Tagblatt, 23.12.1999, Ressort: TB-LBN 84. nämlich Z, M OD O BERM , KLARST . Wesentliche in diesem SDA-Bericht gemachten Angaben sind teils unzutreffend. Die Aussage, wonach sich "die Krankenkassen auffallend zurückhaltend verhalten", muss als pauschalisierende Verallgemeinerung bezeichnet werden, da sie beispielsweise für die beiden Partnerkassen der Arcovita AG, nämlich CSS und Visana, nicht zutreffen. Der Grund, weshalb von Arcovita AG vorerst zu den bestehenden vier HMO-Zentren keine weiteren realisiert werde, liegt nicht am mangelnden Interesse, sondern an der spezifischen politischen und demographischen Situation in der Schweiz. E96/ JUL.17831 Züricher Tagesanzeiger, 25.07.1996, S. 27, Ressort: Leserbriefe; Sofortige Rendite kaum möglich Z, M OD O BERM , KLARST . Die FDP hat 1986 als erste Partei im Thurgau eine Frau, nämlich Brigitte Hänzi, und nicht wie in der gestrigen Ausgabe irrtümlich gemeldet, Ursula Brasey, als Regierungsrätin nominiert. 1995 kandidierte Ursula Brasey erstmals für den Ständerat und erreichte 16 188 Stimmen. 1999 tritt sie jetzt wieder an. A99/ MÄR.223718 St. Galler Tagblatt, 17.03.1999, Ressort: TB-ARB; Frauenkandidaturen 85. nebenbei P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Doch an dieser Stelle enden die Gemeinsamkeiten auch schon. Vehement wehren sich SPD und Umweltschützer seit langem dagegen, daß die "Energiewerke Nord" in einer vergleichsweise kleinen Anlage aus DDR-Zeiten auch schwach- und mittelaktive Abfälle westdeutscher <?page no="254"?> Anhang 250 Herkunft (zum Beispiel aus Mülheim-Kärlich) "konditionierten", also zur Lagerung vorbereiteten. Im riesigen, achtschiffigen "Zwischenlager Nord", das noch im März den Betrieb aufnehmen soll, gibt es eine neue Konditionierungs-Anlage. Zwar sagt auch Bundes- Umweltministerin Angela Merkel, nebenbei CDU-Vorsitzende Mecklenburg-Vorpommerns, die Entsorgungsprobleme der westdeutschen Stromkonzerne dürften nicht auf dem Buckel der vorpommerschen Region abgeladen werden. Doch genau dies, darauf beharren Merkels sozialdemokratische und bürgerbewegte Gegner, drohe in Lubmin zu geschehen. R98/ MÄR.17520 Frankfurter Rundschau, 03.03.1998, S. 6, Ressort: N; Umweltschützer fürchten, daß in Greifswald künftig noch mehr westdeutscher Nuklearmüll verpackt werden soll 86. nein Z, M OD 5 , [ VERMEIDE S TILBRÜCHE .] 140 STILKORR . Schwer genug wird auch das sein, denn selbst die älteren Nachkriegsjahrgänge, mit Konsumfreudigkeit und Ex-undhopp-Gewohnheiten groß geworden, verfallen einem von der weißen Industrie und ihren Marktforschungsinstituten propagierten Rausch: Die Ereignisse, nein: events, in den Ferien müssen sich überschlagen: Stille heißt Langeweile, Ruhe bedeutet Versäumnis. Das hat auch Bauder im sonst geruhsamen Lenzkirch bereits gemerkt: Der Urlauber denkt schneller und sprunghafter, wird schon einen Tag nach seiner Ankunft wie von einer inneren Unruhe über die Grenzen seines Urlaubsorts getrieben, nach Straßburg oder Colmar oder zum Rheinfall von Schaffhausen. "Die Vielfalt der Erlebnisse in schneller Folge wird", meint zum Beispiel das Vostandsmitglied des Hannoveraner Reiseveranstalters TUI, Marc Pasture, "zunehmend erwartet." R97/ JAN.00504 Frankfurter Rundschau, 04.01.1997, S. 1, Ressort: N; Vom schwierigen Winter im Hochschwarzwald Z, Q UAL 1 , TEILKORR . In Kleinkleckersdorf sprich Frankfurt am Main geht's wieder mal hoch her. Eine Dorf-, nein Stadtregierung spielt "beleidigt". Mit ihr eine Bundestagsabgeordnete namens Steinbach, die sich anscheinend profilieren will. R97/ MÄR.24369 Frankfurter Rundschau, 29.03.1997, S. 16, Ressort: N; Die künftige Ausstellung in der Paulskirche Z, Q UAL O BERM , TOTALKORR . Es klingelt. Eva, gekleidet wie Hilde Becker, kommt. In breitem Versuchshessisch (gehört zum Stück! ) legt sie los. Wie Lilith ihr den Ehemann wegnehmen könnte, die Familie zerstören. Jetzt beginnt der Streit. Hilde, nein Eva, kann ihrem Mann natürlich nicht das geben, was er 140 Vgl. zur „Fünften Modalitätsmaxime“ Hagemann (1997, 176f.). <?page no="255"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 251 von Lilith bekommt und umgekehrt. Schlagwörter: Unterordnung in der Ehe, Reize und keine, Schuld. Eva verspricht sich oft wegen der Aufregung (gehört zum Stück! ). Das Publikum lacht. Lilith hat die Männer studiert. Ihr Fazit: "Männer merken wenig." R99/ FEB.14101 Frankfurter Rundschau, 20.02.1999, S. 24, Ressort: N; Die Geschichte von "Eva und Lilith" im Galli-Theater Z, Q UAL O BERM , TOTALKORR . (? ) RONNEBURG. Er ist ein wahrer Wolf, nein Hund, im Schafspelz, der Bedlington-Terrier. Der einstmals beliebte Gehilfe nordenglischer Wilderer hat hierzulande nur eine kleine Anhänger- und eine noch kleinere Züchterschar. Zum dritten Bedlington-Festival in Ronneburg-Hüttengesäß am Sonntag scheuten denn auch einige der Teilnehmer selbst die weite Anreise von mehreren tausend Kilometern nicht. R98/ SEP.71833 Frankfurter Rundschau, 08.09.1998, S. 2, Ressort: N; Festival der Bedlington-Terrier in Hüttengesäß 87. nicht einmal Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . In der Kirche Hundwil findet am Samstag, 29. November, um 16 Uhr ein Konzert besonderer Güte statt. Beim St.Petersburger Männerchor, der aus sechs professionellen Sängern besteht, besitzen alle eine umfangreiche Musikausbildung. Zu Hause singen diese begabten Sänger in Kirchen und als Solisten in der Oper und der Philharmonie. Unter der Leitung von Wladimir Mostovoi bieten sie A-cappella-Chorgesänge aus der russisch-orthodoxen Liturgie und teils sehr humorvolle Folklorebeiträge, die uns die russische Volksseele näherbringen. Der Chor verfügt, dank seiner ungemein grossen Ausstrahlungskraft, der guten Diktion und einer hervorragenden Atemtechnik, über klangliche Reserven, so dass er ohne Begleitinstrumente auskommen kann. In der russisch-orthodoxen Liturgie hat kein Instrument, nicht einmal die Orgel, Eingang gefunden. A97/ NOV.44472 St. Galler Tagblatt, 26.11.1997, Ressort: AT-KAP 88. nichtsdestotrotz P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Der Hofnarr. Ein anderer, etwas schwächerer amerikanischer Komödiant: Danny Kaye, nichtsdestotrotz hier in einer seiner fulminantesten Comedies zu sehen, gibt den Hofnarren im Kostüm, liebt, spricht rasend schnell und mag alle Kinder. Sentimental und aberwitzig, zungenbrecherisch und routiniert. P94/ NOV.37401 Die Presse, 05.11.1994; LUSTSPIELE <?page no="256"?> Anhang 252 89. noch P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Pollmar zeigte sich froh darüber, daß es endlich Parteitagsbeschlüsse für diese Oberstufe gibt. Die CDU, noch Koalitionspartner das SPD, ist jedoch dagegen. Ohne die Koalitionsverpflichtungen der SPD hätte die Konradsdorfer Oberstufe längst vom Kreistag beschlossen werden können, weil auch die Grünen, die FWG und sogar die rechtsextremen "Republikaner" dafür sind. Nach der Kreistagswahl werden die Karten neu gemischt. R97/ FEB.12134 Frankfurter Rundschau, 15.02.1997, S. 5, Ressort: N; Erst bekommt Konradsdorf eine gymnasiale Oberstufe 90. nun P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Mit dem Rechts-links-Schema des Westens wissen die DRR-Bürgerrechtler wenig anzufangen. Ihr Ansatz ist pragmatisch, ideologiefrei, antidiktatorisch für Freiheit und Menschenrechte, solidarisch mit Opfern von Gewalt und Repression: Die neue DDR-SPD, die SDP, scherte sich nicht um sozialdemokratische Ansätze in der SED, denn die rochen nach Mitläufertum. Als der "Demokratische Aufbruch" 1990 zur CDU ging, verließen ihn prominente Mitbegründer: Rudi Pahnke, Edelbert Richter, Friedrich Schorlemmer. Rainer Eppelmann blieb, wurde CDU- Mitglied; Wolfgang Schnur blieb, bald aber als Spitzel enttarnt. Prominenter CDU-Zugang vom "Neuen Forum" war Arnold Vaatz, nun Sachsens Umweltminister. R97/ FEB.13305 Frankfurter Rundschau, 20.02.1997, S. 5, Ressort: N; Die Union muß auf weiteren Zulauf einstiger DDR-Bürgerrechtler warten 91. nunmehr P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Doktoriert hat sie über eine Gruppe von klösterlichen Handschriften aus der Zeit um 1300, die grösstenteils im Dominikanerinnenkloster St. Katharinental bei Diessenhofen entstanden waren. Heute befinden sie sich in der Bibliothek des Vatikans, der sie um 1850 zusammen mit weiterem säkularisiertem Klostergut aus mehreren Schweizer Kantonen erworben hatte. Als Werkstudentin arbeitete Cordula Kessler zudem in der Berner Denkmalpflege als Archivarin; diese Teilzeitstelle, die sie mit Unterbrüchen bis heute behalten hat, wird sie nun allerdings aufgeben. Schon vor einiger Zeit aber hat sie auch Kontakte zum St. Galler Textilmuseum gefunden. An Veranstaltungen in Riggisberg und in andern Museen lernte sie die beiden Konservatorinnen Anne Wanner, nunmehr ihre Vorgängerin, und Marianne Gächter kennen. Im Sommer 2000, kurz nachdem sie ihre Dissertation abgeschlossen hatte, kam die Anfrage, ob sie nicht eine Arbeit über Steckborner Klöppelspitzen machen wolle - «die schreibt jetzt Frau Wanner, die auch nach ihrer Pensionierung in verschiedene Projekte eingebunden <?page no="257"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 253 bleibt». Als die Konservatorinnenstelle frei wurde, brauchte sie nicht lange zu überlegen, zumal der Stiftungsrat bereit war, das ursprüngliche 40-Prozent-Pensum um 20 Prozent zu erweitern. A01/ NOV.41114 St. Galler Tagblatt, 07.11.2001; Die neue Spitzenfrau 92. obendrein P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Karl Lehmann, ein Schüler aus jener Zeit mittlerweile Bischof von Mainz, obendrein Präsident der deutschen Bischofskonferenz wird dem Jubilar am 30. März in der Liebfrauenkirche die Festpredigt halten, am Vorabend des eigentlichen Geburtstags. Nach dem Apéro für alle Gläubigen lassen 170 Prominente Henrici im ETH-Dozentenfoyer hochleben. E98/ MÄR.05595 Züricher Tagesanzeiger, 04.03.1998, S. 26, Ressort: Region; Lohn für viel Mühsal P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Während das Quartett vorne bolzte, spielten sich hinten im Feld wahre Schreckensszenen ab. Das Kopfsteinpflaster, obendrein schlecht angekündigt, verwandelte sich in eine halsbrecherische Rutschbahn. 8 km vor dem Ziel: Ein Massensturz, dem Harri Maier mit knapper Not ausweichen kann. Der Steirer entschied sich für den Straßengraben - und kam vom Regen in die Jauche. Trotz Prellungen und einem verrissenen Genick rappelte er sich auf, fuhr weiter und kam nur 3: 16 Minuten verspätet an. Seine Frau Irmgard hörte die Nachricht, setzte sich ins Wohnmobil, um Harri am heutigen Etappenziel zu erwarten. "Hinter so einem Sturz steckt mehr", sagte Frau Maier-Baum, "es gibt Leute, die net wollen, daß der Harri bei der Tour gut fährt." P92/ JUL.20967 Die Presse, 11.07.1992; Atomium weckte LeMonds Lebensgeister 93. obgleich P, Q UAN 1 , MAX - ERF . "Für mich ist er der Prototyp eines modernen Profis", lobte Ex-Trainer Arrigo Sacchi. Zudem ist er ein ausgezeichneter Verteidiger. So gut ist er, daß ihm die Angebote von renommierten Klubs in schöner Regelmäßigkeit ins luxuriöse Heim geflattert kommen. Im vergangenen Herbst war die britische Rockband Oasis gar bereit, die Ablösesumme für den verheirateten Beau aufzubringen, um seinen Wechsel zu Manchester United zu finanzieren. Paolo, obgleich glühender Oasis- Fan, lehnte ab. Das mag an seiner Vereinstreue liegen. R98/ JUN.47578 Frankfurter Rundschau, 17.06.1998, S. 17, Ressort: N; Italiens Trainer Cesare Maldini setzt auf alte Abwehr-Tugenden <?page no="258"?> Anhang 254 P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Daß Nono, obgleich zeitweise auch ZK-Mitglied der italienischen KP, nie ein orthodoxer Parteigänger war, ist bekannt. In Italien zählte solch Engagement gerade auch in den 70er Jahren durchaus zur modischen Attitüde der kritischen Intelligenz. Mit kommunistischer Kampfmusik hat "Al gran sole carico d'amore" denn auch gar nichts zu tun. Der Titel ("Unter der großen Sonne von Liebe beladen") folgt einer Gedichtzeile Arthur Rimbauds und deutet in verklärender Poesie einiges von Nonos Revolutionsbegriff an. Er ist geprägt von Aufklärung und Humanität gleichermaßen, aber auch von Melancholie: "Al gran sole . . ." ist ein Requiem über gescheiterte Aufstände, ein Abgesang auf das Bemühen einzelner und von Kollektiven, die Fesseln erdrückender Welt-Umstände zu sprengen. M98/ 811.87553 Mannheimer Morgen, 13.11.1998, Feuilleton; Die Revolution endet im Supermarkt 94. obschon P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Das Jodelchörli, obschon erst vor zwei Jahren gegründet, brachte es unter Leitung von Dirigentin Anni Sutter zu einer beachtlichen Leistung. Um das Programm aufzulockern, trat die Kindertanzgruppe Rorschacherberg, die von Margrit Wäger betreut wird, mit den Tänzen «s trommt em Babeli» und «Oberaargauer Chindertanz» auf. Mit grossem Eifer zeigten die Trachtenkinder ihre Tänze, die mit grossem Applaus belohnt wurden. A97/ NOV.43962 St. Galler Tagblatt, 25.11.1997, Ressort: TB-SG; Wenn der Männerchor mit dem Jodelchörli P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Doch da tat sich bisher gar nichts. Volksvertreterinnen und -vertreter widmeten sich ihren gewohnten Geschäften; die Verwaltungsreform beäugten sie halb misstrauisch, halb gleichgültig, die Reform in eigener Sache hatten sie an eine Kommission delegiert schon im Mai 1995, zwei Monate vor dem Start der Verwaltungsreform. Bloss, und dies ist der wirkliche Anlass des Unbehagens: Die Reformkommission, obschon seit eindreiviertel Jahren im Amt, hat auch heute noch praktisch nichts in der Hand. E97/ MÄR.07692 Züricher Tagesanzeiger, 24.03.1997, S. 21, Ressort: Region; "Wie die Maus vor der Schlange" <?page no="259"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 255 95. obwohl P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Im Jubiläumsjahr zählt die Betriebssportgemeinschaft immerhin 90 Mitglieder, die fast alle aktiv sind. Nach wie vor hält Werner Göring, obwohl längst Ruheständler, die Fäden in der Hand. R98/ FEB.14200 Frankfurter Rundschau, 19.02.1998, S. 1, Ressort: N; Bedienstete des Kreises Offenbach 96. obzwar P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Leistung, die höchsten Respekt verdient. Schneller, als kühnste Optimisten je zu hoffen wagten, hat Eintracht Frankfurt, finanziell vor dem Konkurs, gesellschaftlich erledigt, ihre schwerste Krise gemeistert und ist gestärkt gar aus den Tiefen der Zweiten Liga emporgestiegen. Denn der Verein war 1996, obzwar noch erstklassig, in seiner inneren Struktur morsch und kaputt, einzig zusammengehalten durch die Präsenz im Oberhaus. In den zwei Jahren in der zweiten Klasse hat der Klub einen schmerzhaften Selbstreinigungsprozeß durchlaufen, zudem hat er seine Mentalität geändert: Da spielt jetzt eine andere Eintracht Fußball, nicht mehr verschnörkelt-kunstvoll, sondern ehrlich-bodenständig. R98/ MAI.41879 Frankfurter Rundschau, 27.05.1998, S. 17, Ressort: N; Für ein bißchen mehr als zwei Millionen Mark 97. oder besser (gesagt) Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Altstätten. Talauf, talab findet die Dorfkilbi am dafür im Jahreskalender festgelegten Kilbisonntag statt. Dies ist meist der Sonntag nach dem Fest des Kirchenpatrons. Anders ist dem aber in der einzigen Rheintaler Stadt im Marktstädtchen Altstätten. Da wird als offizielle Kilbi der August-Markt, oder besser gesagt die «Augschta-Kilbi», gefeiert. Sie findet jeweils am Montag nach dem Fest Mariä Himmelfahrt statt. A99/ AUG.667657 St. Galler Tagblatt, 18.08.1999, Ressort: RT-PIA Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Mit dem Anlass in Bischofszell beteiligte sich die Denkmalpflege des Kantons Thurgau nicht zum ersten Mal am internationalen Tag des Denkmals. Bereits zum siebten Mal würden nun im Rahmen dieses internationalen Tages, an dem europaweit mehrere 100 000 Besucherinnen <?page no="260"?> Anhang 256 und Besucher gezählt würden, die Türen der Denkmäler, oder besser der historischen Bauten, geöffnet. A01/ SEP.26269 St. Galler Tagblatt, 10.09.2001; «Bischofszell ist nicht überall» Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Göttliche Medien Wyss setzt seine "Technikgeschichte des Denkens" im späten Mittelalter an: Bis dahin waren Schrift und Bild Medien des Göttlichen: Obschon von Menschenhand geschaffen, offenbarte die Schrift die heilige Botschaft; und das Bild, oder besser "Imago", vergegenwärtigte das Göttliche in symbolischer Ähnlichkeit. Die scharfe Trennung zwischen Zeichen und Bezeichnetem vollzog erst die Renaissance: Die Maler deklarierten mit der Zentralperspektive ihre visuellen Botschaften als illusionistisches Abbild von Gott oder der Welt. Buchdruck und Radierung ermöglichten Autoren und Künstlern die technische Verbreitung ihrer Botschaften, Text und Abbild wurden zu weltlichen Medien. E97/ APR.09134 Züricher Tagesanzeiger, 16.04.1997, S. 77, Ressort: Kultur; Im Schmollwinkel des Fortschritts Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Steintröge stehen am Ufer des Flusses. Emsig schrubbt die alte Frau an einem Wäschestück, windet es aus, taucht es in einen Trog, scheuert und schrubbt. Der kleine Bub, wohl ihr Enkelkind, spielt am Flußufer. Nackt und fröhlich planscht er umher. Eine alltägliche Szene in einem Land der Dritten Welt, weit weg von gefliesten Badezimmern und Waschmaschinen. Die Flüssigkeit, in welche die alte Frau ihre Wäsche taucht und in der das Kind badet, ist graugrün. Abfall schwimmt darin umher. Unrat liegt an den Ufern. Es riecht nach Müll und Verwesung. Oberhalb der steilen Uferböschung stehen Baracken aus Holztrümmern und rostigem Wellblech. Dazwischen trocknen gegerbte Rinderhäute in der Tropensonne. Der Fluß, oder besser gesagt, dieser Abwasserkanal in einem Flußbett, heißt Rio Chiquito. Dort, wo er am schmutzigsten ist, hausen die Ärmsten der Armen von Leon, Nicaraguas zweitgrößter Stadt. Hier kämpfen ein paar tausend Menschen täglich aufs neue ums pure Überleben. Kaum jemand in diesem Stadtteil hat Zugang zu sauberem Wasser, kaum einer kann sich einen Arztbesuch oder Medikamente leisten. Die primitiven Gerbereien, die ihre mit Schwermetallen gesättigten Abwässer in den Rio Chiquito leiten, geben nur wenigen Arbeit und ein geringes Einkommen. K97/ FEB.15052 Kleine Zeitung, 20.02.1997; Es gibt keine Erste oder Dritte, sondern nur eine Welt <?page no="261"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 257 Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Das Geschäft, oder besser gesagt: die Wintersport-Industrie, war es auch, die dafür gesorgt hat, dass die Weltcup-Winter dreimal beginnen - und dreimal darüber berichtet wird: Denn für den Verkauf von Wintersportartikeln ist nichts wichtiger als das Weihnachtsgeschäft. Im November und Dezember machen die Skikonzerne ihre höchsten Umsätze. Und es gab schon Versuche, den Weltcup noch früher zu starten: mit den sogenannten Sommerrennen im Winter Südamerikas oder Australiens. Davon ist man wieder abgekommen: Erstens, weil Weihnachten da noch zu fern ist. Und zweitens, weil diese Rennen in unserem Hochsommer kaum Beachtung fanden. E98/ DEZ.32451 Züricher Tagesanzeiger, 10.12.1998, S. 53, Ressort: Sport; Kriterium des dritten Schnees 98. ohnedies P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Irvine Arditti, ohnedies eine Art Reinhold Messner der Violine, hat am Sonntag im Großen Saal des Mozarteums einen Achttausender der Geigen-Solo- Literatur bewältigt, und er tat es so bravourös sicher, daß vergleichsweise doch nur wenige vorzeitig ins Basislager der Realität zurückkehrten. Über zweihundert Hörbegleiter verfolgten indes den Gipfelweg der "Freeman Etudes" von John Cage bis in die dünnsten Luftschichten, im gewiß extremsten Konzert, das die Reihe "Zeitfluss" in ihrer ohnehin an die Grenzen von Zeit und Raum gehenden Serie, die "das Ohr aufwecken" möchte, anzubieten hatte. Jetzt darf es dann ruhig Krach machen: Die "Einstürzenden Neubauten" aus Berlin stehen vor der Tür . . . N93/ AUG.27663 Salzburger Nachrichten, 03.08.1993; Die "Eleganz des Unmöglichen" 99. ohnehin P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Ein Jahr nach dem Erscheinen der normalen S-Klasse, ohnehin ein Luxusschlitten allerersten Ranges, wurde die Latte für die Konkurrenz noch einmal höhergelegt: Seit einigen Tagen ist die neueste Pullman-Generation auf dem Markt, wahlweise mit Acht- oder Zwölfzylinder- Motor. P99/ NOV.49810 Die Presse, 20.11.1999; 6158 Millimeter Luxus, aber nur mit Chauffeur <?page no="262"?> Anhang 258 P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Das Herz der Stadt, ohnehin schon lange kränklich, schlägt nicht mehr. Es war genau 01.13 Uhr und eigentlich der Beginn des orthodoxen Osterfestes. Doch die Bewohner von Kragujevac, einer Industriestadt rund 100 Kilometer südlich von Belgrad, haben seit dem grossen Freitag nichts mehr zu feiern. Sechs Bomben, von Nato-Flugzeugen auf das Fabriksgelände der Zastava-Werke abgefeuert, haben mehr als nur Zerstörung angerichtet. A99/ APR.300598 St. Galler Tagblatt, 12.04.1999, Ressort: TB-AUS; Bomben bringen Unglück 100. respektive Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Romanshorn: Blinde und Sehbehinderte fahren Velo, respektive Tandem. A97/ JUL.19608 St. Galler Tagblatt, 31.07.1997, Ressort: TB-THG Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Trotz wahrscheinlicher Konzentration in Kennelbach will HTM seine komplette Tennis- und Ski-Produktion in Vorarlberg belassen, hatte HTM-Eigner Johan Eliasch zuletzt im Juni bekräftigt: "Wir sind hier und wir bleiben hier." Kästle, respektive Benetton, hatte zuletzt das Unternehmen in Hohenems völlig aufgelassen. Kästle hatte 1997 tiefrote Zahlen geschrieben, zum Teil verursacht durch die außerordentliche Belastung des Maschinentransfers von Hohenems nach Slowenien zu Elan. Für den kommenden Winter plant Kästle den Absatz auf dem Niveau des Vorjahres von rund 200.000 Stück, teilweise produziert bei Head. V98/ SEP.41852 Vorarlberger Nachrichten, 03.09.1998; Head entscheidet innert 8 Wochen 101. richtiger Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Langsam trau ich mich nicht mehr in meine Bank. Denn ich bin ein Verlustbringer, richtiger eine Verlustbringerin. Natürlich sagt mir das niemand so direkt. Aber als Journalistin habe ich gelernt, zwischen den Zeilen von Presseaussendungen zu lesen und da steht die traurige Wahrheit: Mit nahezu jeder Handlung bereite ich meiner Bank Probleme. N99/ JUN.27439 Salzburger Nachrichten, 18.06.1999; Der Standpunkt <?page no="263"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 259 Z, Q UAL 1 , TEILKORR . . . . gibt es da folgenden O-Ton von Festivalchef Gustav Kuhn in seinem Brustton der Überzeugung: "Das Einmalige an Erl ist, dass der Passionsspielverein, richtiger: die Passionsspieler, der Bürgermeister und der Pfarrer, an einem Strang ziehen: Wahre Passion für Neues und Kunst." I00/ JUL.48498 Tiroler Tageszeitung, 07.07.2000; Und . . . außerdem 102. seitdem P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Im Jahre 1462 ist es zu Tirol im Dorfe Rinn geschehen, daß etliche Juden einen armen Bauer durch eine große Menge Geld dahin brachten, ihnen sein kleines Kind hinzugeben. Sie nahmen es mit hinaus in den Wald und marterten es dort auf einem großen Stein, seitdem der Judenstein genannt, auf die entsetzlichste Weise zu Tod. Den zerstochenen Leichnam hingen sie darnach an einen unfern einer Brücke stehenden Birkenbaum. Die Mutter des Kindes arbeitete gerade im Feld, als der Mord geschah; auf einmal kamen ihr Gedanken an ihr Kind, und ihr wurde, ohne daß sie wußte warum, so angst; indem fielen auch drei frische Blutstropfen nacheinander auf ihre Hand. Voll Herzensbangigkeit eilte sie heim und begehrte nach ihrem Kind. Der Mann zog sie in die Kammer, gestand, was er getan, und wollte ihr nun das schöne Geld zeigen, das sie aus aller Armut befreie, aber es war all in Laub verwandelt. Da ward der Vater wahnsinnig und grämte sich tot, aber die Mutter ging aus und suchte ihr Kindlein, und als sie es an dem Baum hängend gefunden, nahm sie es unter heißen Tränen herab und trug es in die Kirche nach Rinn. Noch jetzt liegt es dort und wird vom Volk als ein heiliges Kind betrachtet. Auch der Judenstein ist dorthin gebracht. Der Sage nach hieb ein Hirt den Baum ab, an dem das Kindlein gehangen, aber als er ihn nach Haus tragen wollte, brach er ein Bein und mußte daran sterben. GRI/ SAG.00353 Der Judenstein [zu: Deutsche Sagen, gesammelt von Jacob und Wilhelm Grimm; Erstveröffentlichung 1816 und 1818], S. 331 103. seither P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Heilwig Pfanzelter, einst Schauspielerin am Stadttheater, seither TV-Moderatorin beim ORF, kehrt als Chansonette nach St.Gallen zurück. An drei Abenden besingt sie das Thema Liebe. Heute das erste Mal. A99/ FEB.060063 St. Galler Tagblatt, 24.02.1999, Ressort: TB-SGK; Ein zweifaches Comeback <?page no="264"?> Anhang 260 104. selbst P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Daß es aber überhaupt zu dieser beim Sender ungeliebten Allianz oder besser: Koexistenz kommen konnte, hatte medienpolitische Gründe. Als es um die Vergabe der begehrten terrestrischen Frequenzen an die kommerziellen Anbieter RTL und Sat 1 ging, waren diese auf alles vorbereitet, nur nicht darauf, auch Kultur im Programm zu haben. Genau das aber schrieb das nordrhein-westfälische Mediengesetz vor. Kluge, selbst Jurist, nutzte diese Lücke und gründete im Februar 1987 gemeinsam mit dem japanischen Werbekonzern Dentsu die Firma mit dem polemischen Namen D(evelopment) C(ompany for) T(elevision) P(rogram), die in kurzer Frist ein kulturelles Programmangebot entwickelte, auf das die neuen Sender nicht verzichten konnten und wohl auch nicht wollten. Seither garantiert eine gemeinsame Sendelizenz, die erst kürzlich um weitere fünf Jahre verlängert wurde, der DCTP und ihren Partnern (Spiegel, Stern, SZ, NZZ) nicht nur völlige Unabhängigkeit bei der Gestaltung ihrer (auch auf Vox ausgestrahlten) Programme, sondern auch ihre Unkündbarkeit. R98/ MAI.34802 Frankfurter Rundschau, 02.05.1998, S. 1, Ressort: N; Alexander Kluges mehrfach preisgekröntes Fernseh-Kulturmagazin P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Lehrer Egli, selbst ein erfahrener Leichtathletikinstruktor und ehemaliger Trainier beim STV Arbon, ist inzwischen eingetroffen und steht seiner Mannschaft mit Rat und Tat zur Seite. «Bei uns in Wittenbach ist im Moment zwar etwas viel los, aber als ehemaliger Riethüsli-Lehrer konnte ich die Klasse neben dem demnächst stattfindenden Seifenkistenrennen und dem Grümpeli auch für diese Veranstaltung hier in St.Gallen motivieren.» Der Einsatz lohnt sich. Mit bilderbuchmässigen Übergaben erreichen die sechs Wittenbacher in ihrem Final den hervorragenden dritten Schlussrang und sind sichtlich stolz. «Darf unser Lehrer auch mit aufs Podest? » erkundigt sich Sabrina «Er hat uns doch schliesslich trainiert! » A97/ JUN.11975 St. Galler Tagblatt, 19.06.1997, Ressort: TB-SPO; «Darf unser Lehrer auch aufs Podest? » 105. sofern P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Heerbrugg. Im Auftrag des Verkehrsvereins und im Rahmen einer Praktikumsarbeit haben die Kantiklassen 3Wa und 3Wb mit ihren Lehrern Roland Waibel und Sybille Schad einen Fragenkatalog erarbeitet, der in den nächsten Tagen in alle Briefkästen im Dorfteil Heerbrugg verteilt wird. Dabei soll ermittelt werden, was den Einwohnern gefällt, was sie stört, wo sie Verbesserungen wünschten, ob sie hierzu konkrete Vorschläge hätten usw. Die Umfrage ist allerdings nur dann von Nutzen, wenn möglichst viele Fragebogen ausgefüllt zurückkommen: an die Sammelstellen Papeterie Moflar, Heidis Dorfmolki oder direkt an die <?page no="265"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 261 Kantiklassen, welche alle Antworten anschliessend auswerten. Die eingegangenen Fragebogen, sofern mit Namen versehen, nehmen an einer Verlosung teil, bei welcher schöne Preise zu gewinnen sind. A01/ JAN.06412 St. Galler Tagblatt, 29.01.2001; Kinder-Mittagstisch 106. sogar Z, Q UAN 1 , INF - AUSW . Die Konzeption für ein Altenpflegeheim für homosexuelle Frauen und Männer in Frankfurt steht. Am vergangenen Samstag, zum Christopher Street Day, gründete die Gruppe um den Altenpflegeheimleiter Walter Paul den Verein "AltenpfleGayheim" im schwullesbischen Kulturhaus. "Wir werden wir mit verschiedenen Wohlfahrtsverbänden über die Realisierung sprechen", kündigte Paul an. Warum es ein Altenpflegeheim für Schwule und Lesben braucht, begründen er und Pflegeschüler Heiko Gerlach mit Erfahrungen in der Branche. Da das Personal in diese Richtung nicht geschult werde, komme es immer wieder zu Diskriminierung, sogar Gewalt. Hinzu komme, daß die Heime seit der Pflegeversicherung verstärkt demente Patienten aufnehmen. Diese haben nach den Worten des Heimleiters oft eine enthemmtere Sexualität. Das sei schon ein Problem in regulären Heimen. Das Personal müsse ausgebildet werden, damit umzugehen. R99/ JUL.55888 Frankfurter Rundschau, 14.07.1999, S. 24, Ressort: N; Verein "AltenpfleGayheim" wurde gegründet Z, Q UAN 1 , INF - AUSW . Bisher leide ich nicht unter Kopfschmerzen. Beim Lesen des Artikels mit all den Unwahrheiten droht mir arges Kopfweh mit begleitendem Kotzen. Sie verbreiten grobes Unwissen, sogar Verleumdungen. E96/ AUG.19044 Züricher Tagesanzeiger, 06.08.1996, S. 27, Ressort: Leserbriefe; "Unwissen und Verleumdung verbreitet" Z, Q UAN 1 , INF - AUSW . Ganz ähnlich hat übrigens auch Heinrich Böll die Aufgabe des Schriftstellers definiert, oder besser: herausgefordert: "Wer Augen hat zu sehen, der sehe. Der Blinde-Kuh-Schriftsteller sieht nach innen, er baut sich seine Welt zurecht. Es gibt Künstler, sogar Meister, die zu bloßen Routiniers geworden sind. Aber sie haben, ohne es sich und den anderen einzugestehen, aufgehört, Künstler zu sein. Man hört nicht dadurch, daß man etwas Schlechtes macht, auf, ein Künstler zu sein, sondern in dem Augenblick, in dem man anfängt, Risiken zu scheuen." Es ist überhaupt interessant, daß es sehr oft ältere, sogenannte "zornige alte Männer und <?page no="266"?> Anhang 262 Frauen" sind, die diese Unerschrockenheit besitzen, dieses Aufrührerische, wohingegen einzelne ehemalige junge Heißsporne mir oft wie früh Vergreiste erscheinen. R97/ OKT.82777 Frankfurter Rundschau, 18.10.1997, S. 2, Ressort: N; Ein Porträt des diesjährigen Friedenspreisträgers des deutschen Buchhandels 107. soll heißen Z, M OD O BERM , KLARST . Und sein Roman? Der eine, mit dem er weltberühmt wurde: I promessi sposi, Les fiances, The Betrothed, Die Verlobten? Mindestens fünfzehn deutsche Übersetzungen seit der ersten von Daniel Leßmann (1827), die noch der alte Goethe persönlich gefördert hatte, für welchen Manzoni "alles überflügelt, was wir in dieser Art kennen". In seiner Art, soll heißen: im Genre des historischen Romans a la Walter Scott, gilt Manzonis Roman tatsächlich als exemplarisch, wenn nicht als der historische Roman schlechthin, und eben darum haftet ihm der Ruch des Altmodischen, Behäbigen, Abgestandenen an. R98/ MAI.40875 Frankfurter Rundschau, 23.05.1998, S. 2, Ressort: N; Der Autor der "Verlobten" 108. somit Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Bis zum 30. Juli ging ich davon aus, dass selbst Ärzte dieses Recht haben. Das «Salzkorn» belehrt mich jetzt eines Besseren. Meinungsfreiheit, mitunter immer politische Gedanken - Manifestation, sollte nicht mehr allen Berufskategorien offenstehen. Ein Kolumnist, somit eine journalistisch tätige Person, verwahrt sich dagegen, dass Ärztegruppierungen Politik machen. Tröstlich, dass eine in Sachen Meinungsfreiheit berufene Person diesen Einwand bringt, kann doch auf eine sachliche Begründung gehofft werden. Weit gefehlt «Wir verwahren uns! » Wer ist wir? , der Plural majesteticus, der keine Begründung mehr notwendig hat, oder das vermeintliche Recht des Kolumnisten, für die Allgemeinheit schreiben zu dürfen (im Sinne eines populistischen «Wir-Gefühls»)? Sei es, wie es will. Ich persönlich verwahre mich gegen jeden Versuch auch den publizistischen -, die politischen Rechte und Freiheiten einer Person oder einer Gruppierung einzuschränken. A99/ AUG.667057 St. Galler Tagblatt, 17.08.1999, Ressort: TB-FOR; «Was erwarten wir denn von einem Arzt? » P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Chatzimarkakis' deutscher Paß wurde nie zurückverlangt. Der Jungpolitiker leistete in Deutschland Zivildienst und war 1994 auch Kandidat bei der Europawahl. Die Bonner Behörden beeindruckte das nicht. Sie verlangen nicht nur seinen Paß zurück, sondern auch eine Ehefähigkeitsbescheinigung aus Griechenland. Damit ist sogar der Hochzeitstermin Mitte <?page no="267"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 263 August in Frage gestellt. Chatzimarkakis, somit der erste und einzige Ausländer im FDP- Bundesvorstand, muß sich außerdem auch dem Einbürgerungsverfahren für Ausländer unterziehen, die Deutsche werden wollen. FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle sagte zu dem Vorfall: "Die Wirklichkeit hat unser antiquiertes Staatsbürgerschaftsrecht ad absurdum geführt." M95/ 507.10138: Mannheimer Morgen, 27.07.1995, Politik; "Falscher" Deutscher muß Paß abgeben Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Der Gemeinderat von St. Jakob, somit Bürgermeister Gressl, haben den Willen der oben genannten Gemeindebevölkerung, die sich in der Unterschriftenaktion mit großer Mehrheit gegen den Großkanal aussprach, einfach ignoriert und so die basisdemokratische Entscheidung lächerlich gemacht. K97/ FEB.16495 Kleine Zeitung, 24.02.1997; Viel zu teuer ... Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Was macht es für einen Sinn, daß die Geschworenen, somit juristische Laien, derart heikle Rechtsfragen zu lösen haben? Noch dazu in den schwerwiegendsten Kriminalfällen? Der Sinn liegt darin, daß sich die Rechtsprechung nicht zu weit vom allgemeinen Gerechtigkeitsgefühl und dem gesunden Rechtsempfinden des Volkes entfernen soll, und wenn es Berufsrichtern nicht gelingt, den Paragraphendschungel für die Geschworenen zu entwirren, dann müssen sie eben damit rechen, daß die Laienrichter "aus dem Bauch" entscheiden, was vielleicht juristisch nicht einwandfrei, aber sicherlich oft genug gerecht ist. V97/ SEP.50467 Vorarlberger Nachrichten, 16.09.1997; KOMMENTAR 109. sonst P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Etwas gelassener nahm es Hilde Gerg, die sich nach einem völlig verpatzten ersten Lauf (40.) nicht einmal für das Finale qualifizieren konnte. "Es regt mich auf, dass ich im Riesenslalom nichts zustande bringe. Aber da hatte ich schon immer mal gute, mal schlechte Zeiten." Auch Cheftrainer Wolfgang Maier, sonst um keine Erklärung verlegen, wusste diesmal keinen Rat: "Im Riesenslalom sind wir in der Krise. Wir fahren einfach beschissen." R99/ DEZ.100533 Frankfurter Rundschau, 10.12.1999, S. 21, Ressort: N; DSV-Frauen blamieren sich im Riesenslalom von Val d'Isere <?page no="268"?> Anhang 264 110. sowieso P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Erneut erweist sich der SV Wehen trotz seiner finanziell überdurchschnittlichen Ausstattung als schwieriges Pflaster für einen Trainer, auch wenn der gute Arbeit leistet. Hohmann, sowieso schon sehr zaghaft bei der vom Verein gewünschten Vertragsverlängerung, kam durch den "schwarzen Mittwoch" noch mehr ins Grübeln. Entscheidend wird für ihn sein, wie das Team am Sonntag beim FSV Frankfurt auftritt: "Ich erwarte jetzt, nein, ich verlange eine Trotzreaktion. Die Mannschaft muß sich rehabilitieren, da muß ein Gewitter über dem Bornheimer Hang losgehen." Was bemängelt wird, ist der Mangel an Emotionen. Hohmann: "Eigentlich müßten sich die Spieler nach einer solchen Blamage fetzen, stattdessen sitzen sie stumm in der Kabine." Und der Sportliche Leiter Bruno Hübner ergänzte: "Ich habe heute wieder Kerle vermißt, die die Mannschaft aus einem Tief herausreißen können. Für die neue Saison werden wir gezielt solche Leitfiguren verpflichten." Präsident Heinz Hankammer fügte großzügig an: "Ich verspreche dem Trainer, daß er jeden Wunsch, der einigermaßen realistisch ist, erfüllt bekommt." R99/ MÄR.22328 Frankfurter Rundschau, 19.03.1999, S. 37, Ressort: N; Trainer Martin Hohmann fordert beim FSV ein "Gewitter" 111. sowohl - wie auch; sowohl - als auch P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Hörler hat soeben einen fünfmonatigen Studienaufenthalt am California College of Arts and Crafts in San Francisco hinter sich gebracht. Dort sind viele Arbeiten, sowohl Plastiken wie auch Bilder, entstanden, und als neues Material ist Keramik hinzugekommen. A97/ APR.01683 St. Galler Tagblatt, 30.04.1997, Ressort: AT-KAP; Timo Hörler - Wanderer zwischen den Welten P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Von der funktionalen Anordnung von einfachen Baukörpern bis zur symbolischen Plazierung des Schlauchturmes ist der architektonische Entwurf geprägt von dem Grundgedanken, eine funktionelle, übersichtliche Gesamtanlage zu planen. Städtbaulich nimmt das Gebäude Bezug auf die frühere Situation «Marmorsäge», betont mit ihrem markanten Turm die Eingangssituation am Dorfrand Goldachs und übernimmt für die nördlich gelegenen Wohnbauten Schutzfunktionen gegenüber der immissionsreichen St.Galler Strasse. Die präzis proportionierten Baukörper vom gegen die Strasse abgestuften Längsbau (Feuerwehr), vom Querbau der Technischen Betriebe sowie vom markanten Schlauchturm nehmen die grossen Volumen auf. Baukörper und Aussenräume stehen in Gegensatz zum Gesamtgrundstück und zur südseitigen Strassenachse. Der Schlauch-Tröcknerturm, sowohl Symbolträger für ein Feuer- <?page no="269"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 265 wehrgebäude als auch Übungsturm mit Podesten, dokumentiert am Arealeingang die Wichtigkeit der Feuerwehr. A97/ AUG.24673 St. Galler Tagblatt, 29.08.1997, Ressort: TB-BEI 112. später P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Darauf hatte die Welt gewartet: auf die schlüssige Erklärung für Hitlers Judenhass. Jetzt gibt es sie. Der australische Psycho-Historiker Kimberly Cornish hat den Faktor «Schulkamerad» als treibende Kraft der Geschichte entdeckt. Der kleine Arier Adolf und der junge Jude Wittgenstein, später ein bedeutender Philosoph, seien sich auf der Linzer Realschule nicht grün gewesen. Die Folge? : Auschwitz! A98/ AUG.614861 St. Galler Tagblatt, 06.08.1998, Ressort: TB-FRO 113. sprich Z, M OD 1 , ERH . Innert zehn Jahren hat das World Wide Web das erreicht, wofür Fernsehen und Radio Jahrzehnte brauchten. Noch mehr: Die weltweite Vernetzung per Computer wird den Alltag, die Arbeitswelt nachhaltig verändern. Das Jahr-2000-Problem, so scheint es, ist zur rechten Zeit aufgetreten. Bevor die Welt endgültig zum kleinen Dorf wird, haben uns zwei Datumsziffern daran erinnert, wie anfällig die moderne Computertechnik und ihre Vernetzung ist. Die Frage stellt sich, wie lange das Bewusstsein dafür anhält. Die Euphorie für die modernen Kommunikationsmittel ist ungebrochen. Jetzt erst recht: Kurz vor Ende dieses Jahrhunderts wird uns präsentiert, was alles drahtlos möglich ist. Das neue Protokoll WAP («Wireless Application Protocol») macht es möglich, dass bereits im nächsten Jahr per Handy im Internet gesurft werden kann. Überhaupt: Die drahtlose Vernetzung wird in Zukunft das Kabel ersetzen. Dabei sollte eine andere Diskussion, die in diesem Jahr heftig geführt wurde, nicht vergessen werden: Die Forschung weiss noch wenig darüber, welche Auswirkungen die nichtionisierenden Strahlen, sprich der Elektrosmog, auf die Gesundheit haben.ml. A99/ DEZ.10781117 St. Galler Tagblatt, 28.12.1999, Ressort: TB-WIS; Kommunikation 114. teils (teils) P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Wie diese lebten, konnten Besucherinnen und Besucher am Wochenende im Schlockerhof erfahren. Wenig Brot aßen die Kelten, dafür umso mehr Fleisch, teils gekocht, teils gebraten. Ackerbau und Viehzucht bildeten die Grundlage der Ernährung, wer am Wasser wohnte, aß <?page no="270"?> Anhang 266 auch Fische. Die Kleidung soll farbenfroh gewesen sein, aus Wolle und Leinen, mit Pflanzenstoffen gefärbt. Langärmelige Hemden, lange Hosen, eine Tunika und Mäntel aus Schafswolle, "Sagum" genannt, trugen die Männer, "Peplos", mit Fibeln zusammen gehaltene Rechtecke aus Stoff, die Frauen. R99/ SEP.73706 Frankfurter Rundschau, 13.09.1999, S. 4, Ressort: N; Liebe zum Detail prägte den "Tag des offenen Denkmals" im Kreis / Beispiele aus Hattersheim und Bad Soden 115. überdies P, Q UAN 1 , MAX - ERF . "Schöpfung 2" nennt sich das Werk. Die Bewahrung der Schöpfung liegt dem "Christen und Sozialisten" Hartmann, überdies ein altgedienter Sozialdemokrat, am Herzen. Es ist ein Thema, über das er sich noch immer ereifern kann. "Ohne meine Frauen", sagt er, die verstorbene Hilde miteinbeziehend, "bin ich nichts". R98/ MAI.34891 Frankfurter Rundschau, 02.05.1998, S. 34, Ressort: N; Gottfried Hartmann, eine Wiese, eine Quelle und ein geplanter Skulpturenpark 116. überhaupt Z, Q UAN 1 , INF - AUSW . "Schauen Sie, Verehrteste", sagte Schukin und seufzte andächtig. "Ich bin ein ernster, solider Mensch mit Grundsätzen. Die Schönheit, überhaupt das äußere Aussehen, spielt für mich keine überragende Rolle. Außerdem, wissen Sie, macht eine hübsche Frau einem doch stets viel zu schaffen . . . Hauptsache, Verstand. - Obwohl, wenn man's recht überlegt, braucht die Frau nicht unbedingt klug zu sein. Dann ist sie zumeist nur eingebildet und hat allerlei Rosinen im Kopf. Ganz ohne Bildung geht es heutzutage natürlich auch nicht. Es ist ganz angenehm, wenn eine Frau etwas Französisch oder Deutsch versteht, aber was nutzt das, sagen wir, wenn Sie keinen Knopf annähen kann . . ." M98/ 809.73615 Mannheimer Morgen, 05.09.1998, Unterhaltung; Wie man eine Ehe anbahnt 117. überwiegend P, Q UAN 1 , MAX - ERF . So gibt es denn immer mehr Alleinlebende: Junggesellinnen und Junggesellen, Geschiedene, Getrennte. Hinzu kommen verwitwete alte Menschen, überwiegend Frauen. A97/ JUL.18825 St. Galler Tagblatt, 26.07.1997, Ressort: TB-FRO <?page no="271"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 267 118. übrigens P, R EL , LIZ . Die von Anton Heer, einem passionierten «Eisenbähnler», im Ortsmuseum Lindengut geschaffene Ausstellung beschränkt sich nicht nur auf bahnhistorische Exponate und Informationen. Sie liefert denn auch Parallelinformationen zur jeweiligen Zeit und ermöglicht so zum Beispiel, Vergleiche zwischen Löhnen und Preisen zu ziehen. In der für damalige Geschwindigkeitsbegriffe «schier unglaublich kurzen Zeit von nur 5 3/ 4 Stunden» gelangten Reisende von St.Gallen nach Zürich, wobei die Strecke St.Gallen-Flawil noch mit der Postkutsche bewältigt werden musste. Mit der bereits 1847 eröffneten «Nordost-Bahn» ging es von Winterthur nach Oerlikon, und dann wiederum per Postkutsche nach Zürich. Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine Vielzahl von Exponaten aus der 150jährigen Eisenbahngeschichte, in die «Flawyl» schon 1855 eingetreten ist. Flawil war während kurzer Zeit Endstation der Eisenbahnlinie Winterthur-Flawil, übrigens der ersten in der Ostschweiz. Zu sehen ist zum Beispiel auch das Modell der neuen Krankenhausbrücke sowie Pläne und Zeichnungen des neuen Glatt-Viaduktes, das voraussichtlich am Wochenende vom 20./ 21. Juni verschoben wird. A97/ JUN.09962 St. Galler Tagblatt, 11.06.1997, Ressort: TB-GO; Als Flawil noch Endstation war P, R EL , LIZ . Während Hildegard Manser von ihren Erfahrungen erzählt, üben die Kinder mit ihrer Lehrerin Sonja Schmid, übrigens eine Engländerin, die ersten englischen Worte. «My name is David», stellt sich ein Dreikäsehoch vor. Sein Nachbar zählt locker bis zehn, beginnt dann aber zu stocken, bis ihm die Lehrerin auf die Sprünge hilft. Nach etwa einer Stunde werden die Kinder wissen, wie ein Engländer seinen Käse bestellt und ein Amerikaner seinen Kaffee. Sie werden auch die «englischen» Farben kennen. Und um die erworbenen Kenntnisse zu vertiefen, wird ihnen an diesem Tag ein den Farben entsprechender Zvieri serviert: orangene Karotten, grüne Gurken, rote Tomaten. A97/ AUG.20433 St. Galler Tagblatt, 07.08.1997, Ressort: TB-GO; One, two, three - und bitte «Cheese» P, R EL , LIZ . Schmidt und Linsenhoff, übrigens beide alteingesessene Kronberger, knüpfen an eine alte Tradition an. Vor mehr als 100 Jahren braute der Kronberger Bürger Johann Schleiffer in denselben historischen Gewölben in der Katharinenstraße schon Bier. Wie damals kann auch heute, wer will, sich das frische Getränk in Krüge oder Flaschen abfüllen lassen und mit nach Hause nehmen. Ein- und Zweiliter-Flaschen mit dem Brauhaus-Logo stehen bereit. Wer Feste plant, kann das Gebräu auch in Fässern kaufen, von fünf bis zu 50 Litern Inhalt. Das blaue <?page no="272"?> Anhang 268 Logo mit der Inschrift "Kronberger Brauhaus", das Flaschen und Gläser ziert, wurde übrigens ebenfalls in der Katharinenstraße 4 entworfen, von Grafikdesigner Wolfgang Kill. R98/ APR.30518 Frankfurter Rundschau, 16.04.1998, S. 2, Ressort: N; Nach alter Tradition P, R EL , LIZ . Wie bereitet Walter Stäger, übrigens seit zwei Wochen amtl. anerkannter Pilzkonrolleur, Pilze am liebsten zu? "Möglichst einfach", sagt er: Die Pilze rasch waschen, trocknen und in mundgerechte Stücke schneiden. Eine Echalotte in Butter goldgelb werden lassen, die Pilze beifügen und schmoren. Italienische Petersilie, Salz und Pfeffer dazugeben und mit einem trockenen Weisswein ablöschen. Einkochen lassen und mit Rahm abschmecken. Nudeln schmecken am besten dazu. E96/ OKT.24220 Züricher Tagesanzeiger, 02.10.1996, S. 19, Ressort: Stadt Zürich; Pilze, der edlere Fast food P, R EL , LIZ . Was war passiert? Schauplatz Linz, Duell zwischen Waldegg und Meister Wolkersdorf/ Langenlois, Spielstand 3: 3. Den vorentscheidenten Schlagabtausch liefern sich der Slowene Kovacs und Österreichs Nummer eins, Ding Yi. Zunächst an der Platte. Bereits im ersten Satz beginnt Kovacs beim Stand von 16: 20 zu lamentieren. Der Austrochinese aus Shanghai übernimmt die Satzführung. "Brauchst' nicht jammern, mußt du besser spielen. Ich bin halt stärker", soll Ding Yi seinem Gegner geflüstert haben. Referee Traxler, übrigens ein Linzer, zeigt Gelb wegen unsportlichen Verhaltens. P93/ JAN.02422 Die Presse, 26.01.1993; Ein Schlagabtausch mit Folgen 119. und zwar P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Sieben von acht Vertretern des Thurgaus in Bern, und zwar ausschliesslich Männer, wurden Ende Oktober bestimmt. Den zweiten Ständeratssitz vergeben wir Stimmbürger und Stimmbürgerinnen nun noch im zweiten Urnengang. Wenn Sie die Gewählten näher betrachten, werden Sie sofort feststellen, dass eigentlich alle Personen irgend eine starke Interessengruppe im Rücken haben. Aber besteht denn der Thurgau wirklich nur aus Wirtschaft, Gewerbe, Landwirtschaft und Besitzenden? Grosse Kreise der Bevölkerung, wie zum Beispiel Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen oder Mieter und Mieterinnen, ebenso wie verschiedenste Minderheiten, sind mit den jetzt Gewählten krass untervertreten. Einmal mehr zählen aber auch die Frauen viele bestens qualifizierte Frauen stellten sich zur Wahl zu den Verliererinnen. Für den zweiten Ständeratssitz kandidiert neben anderen Eva Tobler. Als Frau mit klassischem Werdegang - Berufsausbildung, Hausfrau und Mutter, Wiedereinstieg ins <?page no="273"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 269 Erwerbsleben hat sie sich eine breite Lebenserfahrung erworben. Sachlich und kompetent vertritt sie ihre Wählerschaft seit Jahren im Kantonsrat. Niemandem verpflichtet und darum unabhängig, wird sie für die bis jetzt untervertretenen Bevölkerungskreise des Thurgaus in Bern eintreten. Darum meine Wahl: Eva Tobler als Ständerätin. Fritz Streuli, Weinfelden A99/ NOV.949560 St. Galler Tagblatt, 16.11.1999, Ressort: TB-ZUS; Krass untervertreten P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Xamax ist also Leader, und zwar ein verdienter und würdiger Leader. GC hat innert weniger Tage zwei Rückschläge hinnehmen müssen, hat aber, wie Gross betonte, weiterhin beide Ziele im Visier. Und die Zuschauer dürfen sich im Frühjahr auf eine interessante Finalrunde freuen. Das Spitzenspiel in Neuenburg hat mächtig Laune darauf gemacht. E96/ NOV.29004 Züricher Tagesanzeiger, 25.11.1996, S. 41, Ressort: Sport; Die Schönheit des Doppelpasses P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Nach zwei Wochen Ferien kehrte am Sonntagnachmittag eine Familie in ihre Wohnung in Ottikon (Gemeinde Gossau) zurück. Um die Zimmer aufzuheizen, wurde im Kachelofen, der einzigen Heizquelle, ein Feuer entfacht. Nach 3.30 Uhr erwachte der Bewohner im oberen Stockwerk wegen der starken Rauchbildung. Etwa um dieselbe Zeit stellte der aus dem Urlaub zurückgekehrte Mieter einen Brand im Bereich des Kamins fest. Beide Familien vier Erwachsene und acht Kinder konnten sich retten. Die Feuerwehren von Gossau und Hinwil rückten mit 80 Mann aus. Sie konnten einen Vollbrand und ein Übergreifen auf den angebauten Gebäudekomplex verhindern. Wie die Kantonspolizei mitteilte, liegt die Brandursache in einer undichten Stelle im Kamin, und zwar im Bereich der Deckendurchführung. E97/ JAN.00188 Züricher Tagesanzeiger, 07.01.1997, S. 17, Ressort Region; Kamin des Kachelofens war undicht 120. unter anderem Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Kriessern. Am Wochenende findet beim Grenzübergang Kriessern bereits das 25. internationale Motorradtreffen statt. Der Startschuss erfolgt am Freitag abend. Diverse Attraktionen, unter anderem ein Occasionsmarkt, sorgen für gute Stimmung. Der Eintritt ist frei. A98/ JUL.524432 St. Galler Tagblatt, 02.07.1998, Ressort: RT-ORT; Brücke wird saniert <?page no="274"?> Anhang 270 121. unterdessen P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Die seither galoppierende Inflation warf die Bergarbeiter wieder auf ihr menschenunwürdiges Dasein zurück, das ihnen von Zeit zu Zeit doch zu Bewußtsein kommt. Die Schuld an der Misere bei Ministerpräsident Petre Roman zu suchen, bot sich an. Ion Iliescu, unterdessen sein großer Widersacher, kann die erste Runde im Kampf um die Macht in Bukarest wieder für sich buchen. N91/ SEP.13559 Salzburger Nachrichten, 27.09.1991; Sozialer Zorn explodierte in Rumänien erschreckend 122. vereinfacht gesagt Z, M OD 1 , ERH . Der Kurszettel teilt in Erfolgreiche und Versager. US-Unternehmen werden gemessen am Börsekurs, dem sogenannten share-holder-value, vereinfacht gesagt jenem Wert, den die Aktionäre ihrem Unternehmen beimessen. X96/ JUN.10591 Oberösterreichische Nachrichten, 22.06.1996; Meßlatte Börsekurs 123. vielmehr Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Brunnadern. Offensichtlich mussten die zahlreichen Besucher, Geniesser und Flamenco- Liebhaber an diesem Abend gewusst haben, was in der Gemeindescheune geboten wird. Sie hatten eine gute Nase, denn niemand wurde enttäuscht. Grosse Begeisterung war auszumachen während der gelungenen Reise durch Spanien. Schon auf dem Vorplatz empfing einen der südliche Wohlgeruch der Tapas, die leckeren Vorspeisen, die man überall in «España» antrifft. Im Obergeschoss Geraune: Der musikalische Gast, vielmehr die Gäste, schlängelten sich zwischen den Tischchen an ihre Plätze. Es war gespannt still im Raum. A01/ SEP.26331 St. Galler Tagblatt, 10.09.2001 ; Flamenco und Paella in der Scheune Z, Q UAL 1 , TEILKORR . An Zuständen, vielmehr Missständen, die zu Kriegen führen, daran tragen wohl ziemlich alle Völker Mitschuld. So halt auch die "friedliebende", ach so mustergültige und viel auf ihre Sonderfälligkeit sich zugute haltende Schweiz. Aber Tatsache ist leider, dass auch Schweizer <?page no="275"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 271 Unternehmer, ihre Arbeiter/ innen mitgeholfen haben, Nazi-Deutschland aufzurüsten. Und das sowohl vor wie auch während des Zweiten Weltkrieges. E97/ JUL.17572 Züricher Tagesanzeiger, 22.07.1997, S. 23, Ressort: Leserbriefe; Schweizer Mitschuld 124. vor allem Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Die Grünen in Mörfelden-Walldorf protestieren dagegen, dass es die CDU / FDP-Landesregierung mit einer Gesetzesänderung ermöglicht, das Abschussrecht für Haustiere, vor allem Katzen, auszudehnen. Die Grünen unterstützen deshalb den Aufruf des Tierschutzvereins 1841 Frankfurt und Umgebung. R99/ DEZ.98403 Frankfurter Rundschau, 02.12.1999, S. 6, Ressort: N 125. vorher P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Für Personalratsvorsitzende Helga Steinmann, vorher Kita-Leiterin, ist diese Neuerung von Brehl erneut "aus dem Bauch raus getroffen und willkürlich". Sie sehe dafür keine Grundlage. Die Kita-Leiterinnen würden nun dafür bestraft, daß sie vor einigen Jahren freiwillig die Strukturen zum Personalbedarf versachlicht und den Stundenbedarf vorgegeben hätten. "Gebe es diese Zahlen nicht, könnte man sie jetzt nicht kürzen." R98/ NOV.89193 Frankfurter Rundschau, 06.11.1998, S. 4, Ressort: N; Neue Personalbemessung trifft Kitas mit vielen Ausländern 126. vornehmlich Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Von alten Apfelsorten, vornehmlich Wirtschaftsobst, wird viel gesprochen und geschrieben. Die Bedeutung der Bäume für die Ökologie, für den gesamten Naturhaushalt, wird immer wieder herausgestellt. Nur wenige können aber Auskunft geben, wenn es darum geht, für einen bestimmten Standort geeignete Sorten zu benennen. Dazu kommt, daß wenigstens ein Teil dieser Sorten in den Baumschulen erhältlich sein sollte. M89/ 911.40322: Mannheimer Morgen, 04.11.1989, Ratgeber; Alte Apfelsorten früher viel geschätzt <?page no="276"?> Anhang 272 127. weder - noch P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Das Manifest der neuen Menschenrechtsorganisation, gespickt mit Hinweisen auf den Koran und das islamische Recht (Scharia), griff zwar die herrschende Dynastie der al-Saud nicht direkt an. Seine Unterzeichner, weder Umstürzler noch religiöse Fanatiker, forderten aber mehr Transparenz in einem seit seiner Gründung 1932 autokratisch regierten Land wie Saudiarabien etwas Unerhörtes. "Die Leute sollten ihrer Regierung auf die Finger schauen können", meint dazu al-Massari. E96/ JAN.00914 Züricher Tagesanzeiger, 06.01.1996, S. 4, Ressort Ausland; Per Fax gegen die Saudis 128. weiterhin P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Für die Rumänen zu warm Hagi hatte das Feld bereits nach 57 Minuten verlassen. Der überragende Rumäne der WM 1994 hatte vor einigen Tagen eine Adduktorendehnung erlitten, vor allem aber behagte ihm die Wärme nicht. "Wir hätten gegen diesen physisch starken Gegner schneller spielen müssen. Am Abend wäre das leichter gewesen." Die Rumänen, weiterhin mit einheitlich gelbgefärbten Haaren, enttäuschten, konnten nie an die gegen England gezeigte Leistung anknüpfen und spielten sich keine einzige Torchance heraus. Moldovan war gar ein Ausfall. E98/ JUL.16526 Züricher Tagesanzeiger, 01.07.1998, S. 53, Ressort: Sport; Das Tor zur Revanche 129. weniger Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Charakteristisch sind die Zeichen im Ton- und Sprachaudiogramm. In den meisten Fällen sind zunächst die hohen Frequenzen betroffen, weniger die tiefen und mittleren Frequenzen. Das hat zur Folge, dass die hochfrequenten Mitlaute, zum Beispiel Zischlaute, leiser werden oder kaum noch gehört werden. Die Selbstlaute, tieffrequent, sind aber noch vorhanden. So kann der Betroffene die Sprache noch gut hören, am Stimmklang jeden Bekannten sofort identifizieren, aber verstehen kann er den Wortsinn nicht mehr. R99/ OKT.79281 Frankfurter Rundschau, 01.10.1999, S. 47, Ressort: N; Das Gehör: Ein gigantisches Puzzle im Mikrosekundentakt <?page no="277"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 273 130. wenigstens Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Aber vom alten Anspruch, ein Sammelbecken für junge Talente nicht nur aus Deutschland, ein Forum für literarische Experimente und unverbrauchte Formen des Schreibens zu sein, ist nicht mehr viel übriggeblieben, und daran ist der Verlag nicht ganz schuldlos. Dass er in den späten 70ern und 80er Jahren alle Irrwege der "neuen Subjektivität und Sensibilität" von Karin Struck bis zu den narzisstischen Selbstverständigungstexten mitmachte, mag zum Berufsrisiko eines Talentscouts gehören. Aber während bereits allerorten das Erzählen, wenigstens das postmoderne Spiel mit Traditionen, wiederentdeckt wurde, hielt die edition suhrkamp hartnäckig an spröden Sprachexperimenten und einer negativen Ästhetik fest, die zunehmend auf Widerstand stiess. E96/ DEZ.32067 Züricher Tagesanzeiger, 31.12.1996, S. 53, Ressort: Kultur; Der Mythos des Regenbogens verblasst 131. wenngleich P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Das Grün seiner Dienstkarosse und das Grün der Zweimeterbuche, die Teufel zum Abschied bekam auf farbige Äußerlichkeiten beschränkten sich weitestgehend die Gemeinsamkeiten im Bürgerzentrum. Empfangen von einem stattlichen Aufgebot an Medienmenschen und verhaltenem Beifall der 200 Delegierten, gelobt für seinen Mut zur Annahme der Einladung, gab Teufel keinen Zoll gängiger CDU-Politik preis. Globalisierung, weltweite Konkurrenz, Sparen, nicht weniger, sondern mehr arbeiten, ein hohes Lied auf Gen- und Biotechnologie und Großprojekte über weite Strecken spulte er seine Standardrede ab. Die Reaktion des Publikums: meist Schweigen, gelegentlich Johlen, Zwischenrufe und unterdrücktes Stöhnen. Beifall, wenngleich teilweise ironisch, gab es auch, so, als der Gast sich zur "sozialen und ökologischen Marktwirtschaft" oder zum Schienenverkehr bekennt. R97/ APR.28319 Frankfurter Rundschau, 14.04.1997, S. 4, Ressort: N; Rede vor dem Parteitag 132. wie gesagt P, R EL , LIZ . Ich gehe davon aus, daß die Jahrgänge, die Sie befragt haben, von vor 1973 sind. Wir müssen seit Jahren im September die neuen Auszubildenden (alle sind Frankfurter Abiturienten alle sind Akademikerkinder) auf eine Stadtrundfahrt Frankfurt setzen, damit sie überhaupt etwas von ihrer Heimatstadt (außer der Zeil) wissen. 1848 nie gehört, Paulskirche keine Ahnung. Goethe, wer war das nochmal solche Antworten. Kein einziger dieser Schüler war je im Goethehaus. Frage: Wer ist da schlimmer die Schule oder die Eltern? Es ist ein einziges <?page no="278"?> Anhang 274 Trauerspiel. Vielleicht noch für Sie als Zeitungsmann: Die Eltern dieser Auszubildenden wie gesagt vom Zahnarzt bis zum Rechtsanwalt haben keine Zeitung wen wunderts also? ? R98/ SEP.70819 Frankfurter Rundschau, 04.09.1998, S. 27, Ressort: N 133. wieder P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Erneute Konfrontation Sebastian, wieder erstarkt, ergriff nicht etwa die Flucht. Er suchte die Konfrontation mit seinem Kaiser erneut und ermahnte ihn, die Verfolgung seiner Glaubensgenossen einzustellen: «Wisse, dass nur das Gebet der Christen dich und dein Reich beschützt! » Diocletian befahl, den Schmäher mit Stöcken tot zu prügeln und in die Kloake zu werfen. A01/ JAN.04650 St. Galler Tagblatt, 20.01.2001; Sebastianstag in Brülisau 134. wiederum P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Gegen die Frauenfelderinnen verwandelte der UHC Herisau in den Startminuten einen Freistoss von der Mittellinie zum 1: 0. Anschliessend kamen beide Teams zu Chancen, eine davon nutzte Frauenfeld zum Ausgleich. Die Herisauerinnen reagierten: Ein Drehschuss, wiederum von der Mittellinie abgegeben, bezwang den gegnerischen Torhüter. Die erneute Führung hielt aber nicht lange. Eine Unsicherheit der Herisauer Torhüterin führte zum 2: 2. Drei Minuten vor Schluss der ersten Halbzeit schlossen die Herisauerinnen eine herrliche Zweier-Kombination zum 3: 2 ab. Noch vor der Pause glichen die Flying Dutchs erneut aus. A01/ NOV.47904 St. Galler Tagblatt, 30.11.2001; Erste Saisonniederlage 135. wiewohl P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Es gibt auch den Archetypus des alten Menschen die weise alte Frau oder gute Hexe mit dem Zauberstab, den Magier oder Eremiten mit dem schlohweißen Bart. Dem Leib nach sind diese Gestalten "dünn und starr"; im Geist jedoch "weich und schwach" im Sinn höchster Einfühlsamkeit und Flexibilität. Bei ihnen finden verwundete, suchende Menschen Zuflucht und Trost, Rat und neue Lebensenergie. Man spürt, daß sie allen wohl wollen. Sie sind ein Geschenk für jeden, der ihnen begegnet. Das Beste von Greis und KindKind ist in ihnen auf glückliche Weise vereint. Der Weg dorthin ist weit. Er dauert ein Leben. Und er scheint nur selten zu gelingen. <?page no="279"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 275 Ein kleines Kind, wiewohl immer wieder ein brüllendes Bündel Egoismus - und das naturnotwendig -, vermag noch nicht "Ich" zu sagen. Es ist noch zu sehr anonym eingebunden ins Ganze des Lebens. Hat der Mensch dann mit etlichen Blessuren die stürmisch-harten Jahrzehnte der Entdeckung und Behauptung seines Ich bestanden, so stößt er an die Grenzen seiner Autonomie; er entdeckt, wie einsam und entfremdet ihn sein Selbst- Stand hat werden lassen. Er fragt wieder nach Dazugehören, nach R97/ DEZ.96809 Frankfurter Rundschau, 04.12.1997, S. 2, Ressort: N; Eine hochaktuelle Geschichte zu Weihnachten / Der schwere Weg zum einfachen P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Das politische Engagement erwies sich wichtig für den weiteren Aufstieg des jungen Klaus: Er war Sekretär des christlichen Gewerkschaftsführers Staud, später Funktionär in der Abteilung für Volkswohlfahrt der Wiener Arbeiterkammer. Allein, Klaus ist, wiewohl geborener Kärntner, eigentlich ein Salzburger geblieben. Als Rechtsanwalt schuf er sich eine Kanzlei in Hallein, dann in Salzburg - und wurde im Alter von 39 Jahren Landeshauptmann. Vielleicht rührt daher seine Überzeugung, nicht das Alter, die Fähigkeit mache einen Politiker aus. Er berief daher, als er später Regierungschef war, einen Josef Taus, einen Heinrich Neisser, einen Alois Mock ins Kabinett, machte einen Thomas Klestil zu seinem Sekretär: heute allesamt Vertreter des politischen Areopags. P00/ JUL.28848 Die Presse, 14.07.2000; CINEMATHEQUE Filmmuseum 136. will sagen Z, M OD 1 , ERH . "Echo 92"-Gesundheitsberater Mohamed Guennouni konzentrierte sich auf die Sprachproblematik. Er kritisierte die Situation an deutschen Krankenhäusern, die in aller Regel keine muttersprachliche Betreuung kennt. "Wir haben Achmed in der Küche, den holen wir uns zum Übersetzen", sei ihm in einem großen Lehrkrankenhaus gesagt worden. Andere Beispiele: Eine zwölfjährige Muslimin muß ihrem prostatakranken Vater die Diagnose übersetzen, ein muslimischer Junge seiner Mutter erklären, daß diese an Krebs unheilbar erkrankt nur noch wenige Wochen zu leben habe. Zlatko Prister, Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Migrantenmedizin (DAGMIM), zog einen europäischen Vergleich. In den Niederlanden, in Dänemark und in Norwegen hätten ausländische Patienten bereits einen Rechtsanspruch auf "linguistischen Beistand", will sagen: einen Dolmetscher. R99/ JUL.52107 Frankfurter Rundschau, 01.07.1999, S. 18, Ressort: N; Verein "Echo 92" setzt sich für eine bessere Betreuung ausländischer Patienten ein <?page no="280"?> Anhang 276 137. z. B. Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Wie Hamburg hat der "Initiativkreis Ostsee" vorgeschlagen, an der Finanzierung des teuren Unterfangens private Investoren zu beteiligen. Kiels Wirtschaftsminister Horst Günter Bülck (parteilos) will Ende März Gespräche mit möglichen Interessenten führen. Gegen das Projekt ist der Naturschutzbund Deutschland, der wesentliche Gefährdungen der arktischen Zugvogelschwärme befürchtet. Auch die Grünen haben noch Beratungsbedarf. Minister Walter hat derweil die Bundesregierung aufgefordert, sich stärker im Norden zu engagieren: "Die großen Infrastrukturprojekte der Zukunft werden Europa enger zusammenwachsen lassen. Diese Projekte, z. B. eine Fehmarnbelt-Querung, sind keine regionalen Anliegen der Küstenländer, sondern gehörengehören auf die nationale Tagesordnung." Die intensive Zusammenarbeit aller Ostsee-Anrainer liege im Interesse der ganzen Bundesrepublik. Walter weist in diesem Zusammenhang darauf hin, schon heute habe der Export in die Ostseeregion beinahe das Volumen des Handels mit den USA und Japan erreicht. Von Karsten Plog (Hamburg) R99/ FEB.08380 Frankfurter Rundschau, 02.02.1999, S. 5, Ressort: N; Kiel und Hamburg wollen von Boom profitieren 138. zudem P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Nicht nur wegen dieser Ankündigung darf darüber gestritten werden, ob es von dem einflußreichen Fifa-Generalsekretär wirklich klug ist, die Nachfolge Havelanges anzustreben. Blatters Auftritt in Paris, so medienwirksam er zelebriert wurde, könnte durchaus zum Eigentor werden. In der Schlammschlacht nämlich, die in den nächsten Wochen zu erwarten ist, könnten möglicherweise Dinge ans Tageslicht gezerrt werden, die bisher mit Duldung der Kritiker des Duos Havelange/ Blatter nicht öffentlich thematisiert wurden, um die Fifa und den Fußball nicht rund um den Globus in Verruf zu bringen. Diplomatisch und doch gezielt hat Johansson mehrfach mit Nachdruck darauf verwiesen, die Zukunft gestalten und nicht in der Vergangenheit wühlen zu wollen sein Versprechen könnte schneller als gedacht hinfällig werden. Zumal da offenkundig immer mehr Zündstoff nach draußen getragen wird. So wurden der FR beispielsweise Informationen zugespielt, die besagen, daß in der Fifa-Hierarchie ganz oben angesiedelte Havelange-Vertraute profitable Geschäfte mit begehrten WM-Tickets machen als Dankeschön für ihre Treue zu dem für seinen autokratischen Stil verschrieenen Brasilianer. Die Rede ist von Jack Warner, der sich 1994 beim Trachten Havelanges um seine lange strittige Wiederwahl als wichtiger Helfer hervortat. Der Mann aus Trinidad/ Tobago, mittlerweile einer der sieben Fifa-Vizepräsidenten, zudem Vorsitzender der Konföderation von Nord-, Mittelamerika und der Karibik, soll an einen Broker in New York tausend Karten für das WM- Match zwischen Belgien und den Niederlanden am 13. Juni in Paris verkauft haben. Von dort wurden sie wiederum einer Reiseagentur in Hilversum offeriert der Originalpreis pro Ticket liegt bei 45 Dollar, in Europa sollen sie nun für 450 Dollar an den Fan gebracht werden; denn <?page no="281"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 277 der Andrang für das Duell der Nachbarn im längst ausverkauften Stadion St. Denis übertrifft alle Erwartungen. Andere Insider berichten, Warner sei schon vor vier Jahren bei der WM in den USA als geschäftstüchtiger Dealer von Karten aktiv gewesen. Vom umtriebigen Fifa- Vizepräsidenten gab es dazu nie eine Stellungnahme. R98/ MÄR.26066 Frankfurter Rundschau, 31.03.1998, S. 3, Ressort: N; In der Fußball-Welt wird taktiert und intrigiert, gelogen und geblufft: Es geht um den nächsten Fifa-Präsidenten 139. zuerst P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Tendenziös Die Umfrage über einen Rücktritt von Regierungsrätin Rita Roos in einer regionalen Zeitung nicht im «Der Toggenburger»! ist bedenklich. Wenn schon solche Umfragen gemacht werden, so darf erwartet werden, dass sie zuerst die Leser über die Hintergründe aufklärt. Statt durch Prüfung der Vorwürfe einen sachlichen Beitrag zu leisten, kocht eine Zeitung bewusst oder unbewusst sonst nur eine trübe Suppe immer wieder auf. Was soll damit erreicht werden? Mit der vergessenen Rechnung ist Rita Roos ein bedauerlicher Fehler unterlaufen, den sie zwischenzeitlich korrigiert hat. Es schleckt keine Geiss weg, dass die von den Medien hochgespielte «Unruhe» im Volkswirtschaftsdepartement ihre wesentliche Ursache in den verschiedenen laufenden Reformen hat. Wenn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dadurch ihre Arbeitsplätze und Arbeitsgebiete ändern müssen, so löst das halt nicht immer überall eitel Freude aus. Die Kiga-Reform gilt als erfolgreiche Umstrukturierung, die bei vielen anderen Kantonen auf grosses Interesse stösst. Das überrascht nicht, denn durch diese Änderung werden gleich zwei wichtige Ziele erreicht: effizientere Wirtschaftsförderung und bessere Dienstleistungen für Arbeitslose. Solche Reformen bringen unseren Kanton vorwärts! Rita Roos, zuerst als Bundesratskandidatin hochgejubelt, dann systematisch von vor allem rechter Seite gemobbt, verdient die einseitige Kritik nicht. Ich habe Rita Roos als kluge, offene, weitblickende und auch warmherzige Frau kennen gelernt. Sie ist eine fähige Regierungsrätin, die sich auch unbequemen Anforderungen stellt. Für die kommende Regierungsratswahl wünsche ich mir von allen Kandidaten, Parteien und Bürgern eine faire und sachliche Auseinandersetzung. Schlammschlachten und das populistische Getue sind mir verleidet. Christine Büchi Gemeinderätin Freudenbergweg 14 9621 Oberhelfenschwil A99/ OKT.900207 St. Galler Tagblatt, 30.10.1999, Ressort: TT-SER; Tendenziös 140. zugleich P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Er habe der Idee, für die Rocknacht eine a capella-Band zu engagieren, anfangs nicht ganz getraut, sagte ein Organisator. Von «Hop-O'-My-Thumb» sei er aber positiv überrascht worden. «Hüpf über meinen Daumen», die fünfköpfige Gesangsgruppe aus St.Gallen, eröffnete den Konzertabend. Ihr Repertoire reicht von Soul über Rock bis zu selbst <?page no="282"?> Anhang 278 komponierten Rap-Einlagen. Das Publikum war begeistert: «Ein Höhepunkt gleich zu Beginn des Abends», bemerkte eine Zuschauerin. Die «Chris Hensch Band» besteht aus fünf Musikern, die eigentlich allesamt zu anderen Bands gehören. Seit eineinhalb Jahren haben sie sich zu diesem Projekt zusammengefunden. Chris Hensch, Saxophonist und Leadsänger, führte die Idee auf sein Soloprojekt zurück. Heinz Reutlinger, sein Studiomusiker, zugleich Produzent der «al dente-Studios», habe den Kontakt zu den anderen Musikern hergestellt. A97/ NOV.41033 St. Galler Tagblatt, 11.11.1997, Ressort: TB-SG; Rocknacht mit a capella P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Flawil/ Region. Um 1 Uhr nachts kam es beim Bahnhof Flawil zu einer Explosion. Auslöser war ein Zugunglück, bei dem brennbare Flüssigkeit aus den Zisternenwagen auslief. Es brennt, die umliegenden Häuser sind in Mitleidenschaft gezogen, Verschüttete und Verletzte sind wahrscheinlich. Dies das Szenario, das Feuerwehrkommandant Stefan Kramer, zugleich Chef der Zivilschutzorganisation Flawil, Angehörigen von Armee, Flawiler Feuerwehr und Gemeindeführungsstab sowie der Zivilschutzorganisationen von Flawil und Degersheim in einem «Abspracherapport» um 7 Uhr am Donnerstag morgen im Gemeindehaus schilderte. A98/ MAI.380813 St. Galler Tagblatt, 15.05.1998, Ressort: WV-FLA; Armee hilft zivilen Rettungsdiensten 141. zuletzt P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Kein Kleinstaat Botschafter Thomas Borer, zuletzt Chef der Taskforce "Schweiz-Zweiter Weltkrieg", will in Berlin "Botschafter einer optimistischen und solidarischen Schweiz" sein. Gegenüber Medienvertretern sagte Borer, er werde weder als Schönredner auftreten, noch sich in falscher Bescheidenheit üben. Das Wort "Kleinstaat" gedenkt der Botschafter nur in Anführungsstrichen zu verwenden. Immerhin rangiere die Schweiz mit ihrem Bruttosozialprodukt global an 16. Stelle, und die schweizerischen Unternehmen nähmen als Direktinvestoren im Ausland gar Rang 5 ein. E99/ SEP.24912 Züricher Tagesanzeiger, 22.09.1999, S. 12, Ressort: Schweiz; Der neue Nachbar des Kanzlers <?page no="283"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 279 142. zum einen - zum anderen P, Q UAN 1 , MAX - ERF . FDP hat einen Kandidaten gefunden Flawil. Mit dem Ausscheiden von Gemeinderat Thomas Brülisauer auf Ende September aus der Flawiler Exekutive wurde ein Sitz im Neuner-Gremium frei. Anspruch darauf hat die Freisinnig- Demokratische Partei Flawil. Die Parteileitung ist nun nach fieberhaftem Suchen fündig geworden. Am 12. August wird sie ihren Kandidaten für dieses Amt an einer ausserordentlichen Parteiversammlung den freisinnigen Mitgliedern vorstellen und ihn nominieren. Gleichzeitig wird die Parteileitung über den Stand der diversen parteiinternen Projekte informieren. Abgerundet wird die Parteiversammlung mit einem Kurzvortrag zur Landwirtschaft. Hansjakob Zwingli, zum einen FDP-Ortsparteipräsident, zum andern Diplomingenieur agronom ETH, wird Informationen rund um die kommende Abstimmung zur sogenannten Kleinbauerninitiative liefern. A98/ AUG.614649 St. Galler Tagblatt, 04.08.1998, Ressort: WV-DEG; Urs Belser, stark auf dem Einrad 143. zum wiederholten Mal P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Alle Redner unter dem sturmumtosten blau-roten Zirkuszelt rühmten das Engagement von Corinna Willführ, aber auch das der Frankfurter Rundschau, die die Ideen und Anregungen der Redakteurin stets aufgegriffen habe. Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, zum wiederholten Mal "Schirmfrau" dieser mehrtägigen Veranstaltungsreihe mit überwiegend Wetterauer Künstlern aller Gattungen, nahm Bezug auf das "Kind Kulturtage", das die Liebe und Pflege von "Mutter Corinna" erfahren habe. Sie sprach auch von Paten und meinte damit die Kommunen und den Kreis. Sie selbst versicherte, dem Schirm schützend über das fünfjährige Kind zu halten, "zumal bei diesem Wetter". R98/ SEP.74350 Frankfurter Rundschau, 16.09.1998, S. 8, Ressort: N; Im wohlgeheizten Zelt am Selzerbrunnen in Karben feierten 300 Gäste den Start 144. zumal Z, Q UAN 1 , INF - BEKR . Prämierte Plakate Für manche Leute, zumal Grafikerinnen und Grafiker, gehört sie zu den attraktivsten Ausstellungen des Jahres: die jährliche Schau der herausragend gestalteten Schweizer Plakate. Die jeweils gut zwei Dutzend Plakate, von einer Jury im Auftrag des Eidgenössischen Departementes des Innern ausgezeichnet, werden von der Allgemeinen Plakatgesellschaft <?page no="284"?> Anhang 280 (APG) in verschiedenen Städten noch einmal im Überblick präsentiert. Vom Gallusplatz hat die St.Galler Ausstellung auf den Bahnhofplatz (zwischen Verkehrsbüro und Busbahnhof) gewechselt ein idealer Standort für das Schaufenster des nationalen Plakatschaffens. A99/ APR.356803 St. Galler Tagblatt, 29.04.1999, Ressort: TB-SGK 145. zumindest Z, Q UAL 1 , TEILKORR . Ein Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges wurde zwischen 1933 und ’45 von den Nationalsozialisten vergraben. "Die Nazis kannten nur Kriegshelden, keine Opfer, deshalb mußte die Skulptur von Benno Elkhahn verschwinden", erklärte Rotraut Wiesner, die die "schönen Ecken Frankfurts bekannt machen" will, obwohl sie selbst erst 1980 aus Schleswig- Holstein an den Main kam. Auch Schiller hat sein Denkmal hier, Heinrich Heine und Ludwig Börne. Aber der Spaziergang durch das Idyll mitten in der Stadt, mit vielen Bäumen, einem Weiher und Liegewiesen hat zwei Gesichter, die sich manchmal beide gleichzeitig zeigen. Auf der Fläche zwischen Junghofstraße und Taunusanlage liegt zart dahingestreckt eine "Frauengestalt", die Rudolf Kipp 1937 schuf. Dahinter lag, viel unromantischer, ein großer Pappkarton, in dem ein Obdachloser schlief. In diesem Park steht die Geschichte Frankfurts, zumindest Teile davon, aber die Gegenwart ist immer präsent. Etwa beim Denkmal für Jacob Guiollett, der sich als Bürgermeister unter der Franzosenherrschaft von 1811 bis 1815 durch die Neuplanung und Gestaltung um den Park verdient gemacht hatte. Die Skulptur ist rundum behauen, zeigt Guiolletts Büste und am Sockel die Planung und Bepflanzung durch Arbeiter. Ein Rundgang um das Denkmal ist aber nicht ratsam, denn blutbefleckte Spritzen und Glasscherben liegen dahinter. R97/ AUG.64169 Frankfurter Rundschau, 14.08.1997, S. 12, Ressort: N; Der Aktivkreis der Oberräder Herz-Jesu-Gemeinde 146. zunächst P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Doch Franz Hessels Aufzeichnungen gingen angeblich in Brüssel verloren, und die beiden anderen Diarien hat nach dem Scheitern der Verbindung keine Instanz zusammenmontierten wollen. Truffauts Filmklassiker Jules und Jim nimmt diese ungewöhnliche Beziehungsdramaturgie auf, spielt sie aber ins heiter melancholische Arrangement herunter. "Doch das Dreiecksverhältnis trug eher tragische denn frivole Züge, indem es die Ecken und Kanten von denen, die sich darin verfangen hatten, zutage förderte." Die beiden Söhne teilten die Welt nach den Eltern auf: "Sein Teil bestand aus Franz, Strenge, Rechtschaffenheit und Musik; meiner aus Helen, Respektlosigkeit, Einfallsreichtum und Poesie." Der Vater, der aus Paris wieder nach Berlin übersiedelte, erscheint fern, unbegreiflich entrückt, wie durch Milchglas beobachtet. Von seinem Tod im Januar 1941 in Sanary gibt Stephane Hessel einen Bericht wie über einen Fremden. <?page no="285"?> Verwendete Belege erweiterter Appositive und Zusätze 281 Mit sieben war der 1917 geborene Sohn bereits nach Paris gekommen, mitten ins Zentrum der künstlerischen Avantgarde. Marcel Duchamp war den Eltern vertraut; Apollinaire mit seinem "Tanz der Worte, der Klänge und Farben, bei dem das Wortspiel die Rhetorik entthronte", war ein Freund gewesen; Man Ray taucht auf, auch Corbusier und Max Ernst, Breton und Picasso; im Atelier von Alexander Calder gingen die Jungen aus und ein. Stephane Hessel, zunächst als "boche" gehänselt, überwindet im Gegensatz zu seinem Bruder die Fremdheit rasch. Seine Lebensgeschichte besteht in der gelungenen und oft bestätigten Integration: sogar den Titel "Ambassadeur de France", 1981 verliehen, wird er tragen. R98/ MÄR.24114 Frankfurter Rundschau, 25.03.1998, S. 7, Ressort: N; Stephane Hessels literarische und diplomatische Erinnerungen 147. zuvor P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Schumacher befürwortet die umstrittenen Regeln, die die Autos im kommenden Jahr langsamer und sicherer machen sollen: «Die Formel 1 sollte nicht unbedingt schneller werden. Aber dass wir acht Sekunden langsamer werden, ist auch nicht akzeptabel. Ich denke, gerillte Reifen sind in Ordnung, und wir müssen nur noch klären, wie viele Rillen die Reifen haben werden.» Die Änderungen sehen eine Reduzierung der Fahrzeugbreite vor. Zudem rollen die Formel-1-Renner auf Profilreifen. Doch während Panis wegen eines gebrochenen Aufhängungsteils am Heck seines Prost- Mugen-Honda verunfallte, macht sich Schumacher über einen anderen grossen Risikofaktor Sorgen. Der amerikanische Reifenhersteller Goodyear, zuvor fünf Jahre lang Monopolist in der höchsten Motorsportklasse, ist unter dem Druck der japanischen Konkurrenz von Bridgestone offenbar mit dem Risiko zu weit gegangen. A97/ JUN.11646 St. Galler Tagblatt, 18.06.1997, Ressort: TB-SPO; Der Druck nimmt stetig zu 148. zwar P, Q UAN 1 , MAX - ERF . RITA KOHN DELL'AGNESE 30 Jahre ist es her, seit Jakob Laib sen. von Titus Winkler darüber aufgeklärt worden war, dass die Überreste einer Anlage auf dem Burgstock nicht etwa ein Hinweis auf den Einfall der Hunnen sind, sondern die Ruine einer hochmittelalterlichen Wehranlage. Die Funde, zwar spärlich an der Zahl, jedoch von grossem historischen Wert, sprachen eine eindeutige Sprache. Weniger eindeutig seien jene Funde gewesen, die eben gerade nicht gemacht werden konnten. «Es fehlten all jene Gegenstände, die für eine Fundstelle im Bereich einer Burg typisch wären», sagt Albin Hasenfratz, einst an den Grabungen in Biessenhofen beteiligt und heute wissenschaftlicher Sachbearbeiter beim Amt für Archäologie des Kantons Thurgau. A99/ MAI.405898 St. Galler Tagblatt, 15.05.1999, Ressort: TB-AMR; Eine einmalige Anlage <?page no="286"?> Anhang 282 149. zwischendurch P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Die Kandelaber geben mattes Licht her, es schüttet in Strömen, Nebelschwaden fallen von oben und seitlich herein, das Kopfsteinpflaster glänzt im satten Schwarz. Das Londoner National Theatre, soeben bei den Wiener Festwochen mit John B. Priestleys "An Inspector calls" zu Gast, versteht sich auf englisches Wetter, denn so in schöner Intensität war dergleichen nie zu sehen. Eine Szenerie der Düsternis, zwischendurch stimmungsvoll aufgehellt durch ein paar Morgenwolken. Richtig Tag wird es hier nie. Bühnenbildner Ian MacNeil hat sich anregen lassen durch Kriminalfilme, ein verkleinertes Landhaus à la Hitchcock ragt markant in den Himmel empor. Aus dem Fenster dringt Stimmengewirr, in kleinen Fenstern ist ausschnittsweise eine bessere Gesellschaft mit Frack und Mascherl zu sehen, Gläser klirren, Vater und Schwiegersohn treten für Momente auf den Balkon. Verlobung wird gefeiert, aber so recht froh kann man nicht werden. N95/ JUN.20767 Salzburger Nachrichten, 02.06.1995; Ein Stück mit Moral aus der guten alten Krimi-Zeit 150. zwischenzeitlich P, Q UAN 1 , MAX - ERF . Daniela zog zu Heiri nach Uster um. Von nun an bewältigten sie ihren Haushalt gemeinsam, sie waren unzertrennlich. Daniela konnte in der Stadt Zürich einen neuen Arbeitsplatz finden. Ihr volles Können, vorab auch ihre sprachliche Begabung, konnte sie in das Unternehmen einbringen. Ihr neuer Arbeitgeber schenkte ihr trotz ihrer schweren Krankheit das ganze Vertrauen und kümmerte sich um sie und ihre Zukunft, bis Daniela eines Tages ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen konnte. Sukzessive veränderte diese heimtückische Krankheit das Leben der beiden jungen Menschen. Ihre geliebten Hobbys, vor allem das Töffahren, mussten sie aufgeben. Statt dessen hatte Heiri eine Alternative gefunden. Die beiden kauften sich ein Cabriolet. Daniela, zwischenzeitlich im Rollstuhl, verbrachte die meiste Zeit mit Ausflugsfahrten über alle Berge. A99/ APR.306326 St. Galler Tagblatt, 14.04.1999, Ressort: RT-FUL; (Foto von Todesanzeige verwenden) <?page no="287"?> Belegte, nicht aufgenommene Erweiterungsausdrücke 283 6.3 Belegte, nicht aufgenommene Erweiterungsausdrücke allenfalls, andernfalls, außerdem, beiläufig, bestenfalls, dazwischen, dennoch, ebenso, hinterher, jedoch, kaum, nochmals, schließlich, schon, sodann, vorbehaltlich, wenn auch, wohlgemerkt, zusätzlich 6.4 Nicht belegte Erweiterungsausdrücke allgemeiner (gesagt), allgemein gesprochen, alsdann, am Rande bemerkt, andererseits, andernteils, angesichts dessen, auf Grund dessen, auf gut deutsch gesagt, ausführlicher, da, da fällt mir ein, da wir gerade von X sprechen, dagegen, daher, dahingegen, damit, damit keine Missverständnisse aufkommen, daneben, darauf, darum, davon abgesehen, dem entgegen, dementsprechend, demgegenüber, demzufolge, derweil, desgleichen, deshalb, des Weiteren, doch, drastisch (formuliert), drum, ehrlich gesagt, einzig, einzig und allein, en passent, erstens - zweitens, es sei denn, ferner, gelinde gesagt, generell gesagt, gesetzt den Fall, hernach, hierbei, hierdurch, hiermit, hingegen, hinsichtlich dessen, im Hinblick darauf, im Vertrauen, im Weiteren, in Anbetracht dessen, in Bezug darauf, in groben Zügen, kurz und gut, nachher, nebenbei bemerkt, nicht so, nichtsdestoweniger, nur mehr, nur noch, offen gesagt, ohne Umschweife gesagt, präziser (gesagt), schlussendlich, sintemal, sobald, sofort, sogleich, solange, sooft, sosehr, soviel, stattdessen, trotzdem, unbeschadet dessen, von daher, vorab gesagt, vorweg gesagt, währenddessen, wofern, wogegen, zugespitzt, zu guter Letzt, zum Mindesten <?page no="288"?>