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Slavische Interkomprehension

Eine Einführung

0429
2009
978-3-8233-7478-7
978-3-8233-6478-8
Gunter Narr Verlag 
Dr. Karin Tafel

Einsprachigkeit ist heilbar! Interkomprehension ist eine Sprachlernmethode, die ursprünglich in der Romanistik entwickelt wurde: wie können auf der Basis der Kenntnisse einer Sprache Lese- und Hörverstehen in weiterer Sprachen erschlossen werden? In diesem Fall: Slavinen. Wer eine oder mehrere slavische Sprachen spricht, entdeckt auch in einer unbekannten slavischen Sprache intuitiv Bekanntes. Das zunächst spontane Erkennen ähnlicher Wörter, Endungen oder Satzstrukturen lässt sich in speziellen Lesekursen, aber auch im Selbststudium gezielt trainieren und in wenigen Monaten zu einer Lesekompetenz in der fremden Slavine ausbauen. Neben einer theoretischen Einführung in das Thema Interkomprehension bietet dieses Lehrbuch praktische Anleitungen, vergleichende Tabellen und Wortlisten sowie Übungen für Lesekurse mit den Brücken- und/oder Zielsprachen Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Polnisch, Tschechisch, Russisch und Ukrainisch. Das Sprachmaterial wurde von MuttersprachlerInnen und lesekurserfahrenen LektorInnen zusammengestellt. Ein Glossar und online verfügbare Audiodateien mit Aussprachebeispielen und Vertonungen der Lesetexte ergänzen das Buch.

<?page no="0"?> narr studienbücher Karin Tafel Rašid Duric´ / Radka Lemmen Anna Olshevska / Agata Przyborowska-Stolz Slavische Interkomprehension Eine Einführung <?page no="1"?> narr studienbücher <?page no="3"?> Karin Tafel Rašid Duric´ / Radka Lemmen Anna Olshevska / Agata Przyborowska-Stolz Slavische Interkomprehension Eine Einführung Gunter Narr Verlag Tübingen <?page no="4"?> Dr. Karin Tafel, Dr. Rašid Duric´, Radka Lemmen M.A., Anna Olshevska M.A. und Agata Przyborowska-Stolz M.A. lehren am Seminar für Slavistik/ Lotman-Institut der Ruhr-Universität Bochum. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.d-nb.de> abrufbar. © 2009 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem und säurefreiem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.narr-studienbuecher.de E-Mail: info@narr.de Druck: Gulde, Tübingen Bindung: Nädele, Nehren Printed in Germany ISSN 0941-8105 ISBN 978-3-8233-6478-8 <?page no="5"?> Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................ ix Abkürzungen ....................................................................................... xi Hinweise zur Nutzung .......................................................................... 1 I Interkomprehension - Einführung und Grundbegriffe ............... 5 1 Interkomprehension .................................................................... 5 2 Mehrsprachigkeit / Multilingualismus - Englisch ......................... 6 3 Projekte ...................................................................................... 7 4 EuroCom..................................................................................... 7 5 Die sieben (EuroCom-) Siebe/ Vorhandenes Wissen ...................... 9 6 Umfang der Mehrsprachigkeit.................................................... 11 7 Brückensprache ........................................................................ 11 8 Ein Lesekurs Weitere Slavine ..................................................... 12 II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache ............ 15 1 Bosnisch, Kroatisch, Serbisch (Montenegrinisch) ........................ 16 2 Polnisch.................................................................................... 22 3 Tschechisch .............................................................................. 25 4 Russisch ................................................................................... 29 5 Ukrainisch ................................................................................ 32 6 Gemeinsamkeiten in der Aussprache .......................................... 36 III Zum Einstieg ................................................................................. 39 1 Leseübungen ............................................................................. 39 IV Wortschatz ................................................................................... 43 1 Panslavischer Wortschatz .......................................................... 43 2 Kulturwortschätze..................................................................... 46 3 Internationaler Wortschatz ........................................................ 49 4 Falsche Freunde ........................................................................ 53 5 Grundwortschatz....................................................................... 55 V Lautentsprechungen .................................................................... 93 1 Liquidametathese (West, Süd) vs. Volllaut / Pleophonie (Ost) ..... 94 2 *or-/ *ol-Verbindungen vor Konsonanten im Anlaut ................... 95 <?page no="6"?> Inhaltsverzeichnis vi 3 Jerwandel................................................................................. 96 4 Flüchtige und bewegliche Vokale............................................... 97 5 Entwicklung der urslavischen Nasalvokale ................................. 98 6 Silbische Liquiden ..................................................................... 99 7 Vokalisierung der l-Lautung....................................................... 99 8 Tschechisches i / í aus u / ú ......................................................100 9 Ukrainisches i ..........................................................................102 10 Bks. i, poln. y, tsch. y / i, russ. , ukr. ....................................103 11 Der polnische Umlaut ...............................................................104 12 Die 1. und die 2. Palatalisation .................................................105 13 Epenthetisches l .......................................................................108 14 Vereinfachung von Konsonantengruppen ..................................108 15 Reflex von urslav. *tj und *dj....................................................109 16 g versus h.................................................................................110 17 rz - - r ...................................................................................110 18 Anlaut je- > ostslav. o- .............................................................111 19 j- und v-Prothese ......................................................................111 20 Abweichungen und Ausnahmen ................................................112 21 Vergleich ausgewählter Wörter.................................................113 22 Weitere Konsonantenalternationen in der Formen- und Wortbildung ............................................................................116 VI Morphologie ................................................................................123 1 Wortarten ................................................................................123 2 Die grammatischen Kategorien .................................................125 3 Die Kasus .................................................................................126 4 Kasusfunktionen ......................................................................128 5 Pluralmarkierung .....................................................................129 6 Genus- / Sexusmarkierung ........................................................129 7 Belebtheit / Personalformen .....................................................131 8 Indeklinabilia ..........................................................................133 9 Dubletten und Formenreichtum ................................................134 10 Deklinationsmuster ausgewählter Substantive...........................135 11 Die Konjugation der Verben......................................................146 12 Weitere Tempora, Aspekt und Modus ........................................157 13 Genus verbi..............................................................................164 14 Partizipien ...............................................................................164 15 Verben der Bewegung...............................................................167 <?page no="7"?> Inhaltsverzeichnis vii 16 Adjektive ..............................................................................170 17 Adverbien .............................................................................175 18 Pronomen .............................................................................176 VII Syntax .......................................................................................187 1 Wortfolge im einfachen Satz ..................................................189 2 Verwendung der Personalpronomen ......................................192 3 Verwendung einer Kopula .....................................................193 4 Ausdruck des Passivs.............................................................195 5 Fragen ..................................................................................196 6 Negation...............................................................................198 7 Unpersönliche / Subjektlose Sätze .........................................202 8 Konstruktionen für dt. haben, sein, es gibt usw........................207 9 müssen / sollen, können, dürfen...............................................211 10 Satzverkürzung durch Partizipien ..........................................215 11 Beispiele für zusammengesetzte Sätze ....................................216 VIII Wortbildung .............................................................................221 1 Wortbildungsverfahren .........................................................221 IX Texte und Übungen ..................................................................233 1 Aschenputtel.........................................................................233 2 Das Kommunistische Manifest ...............................................241 X Zum Schluss ..............................................................................245 Anhang ...............................................................................................249 1 Lesekurs Weitere Slavine (Programmvorschlag) .....................249 2 Fragebogen zur Datenerhebung (Sprachkenntnisse)................251 Glossar ...............................................................................................253 Bibliografie ........................................................................................257 1 Interkomprehension .................................................................257 2 Methoden / Mehrsprachigkeitsdidaktik.....................................258 3 EuroCom (EuroComGerm, EuroComRom, EuroComSlav) .............258 4 Internationalismen...................................................................260 5 Slavische Sprachen: Vergleichende Darstellungen und Sprachgeschichte .....................................................................260 6 Fünf Slavinen ...........................................................................262 7 Web-Sites .................................................................................264 <?page no="9"?> Vorwort „Ein Slavist / eine Slavistin muss alle slavischen Sprachen lesen können“. Bei diesem Satz sind sicher schon viele Slavistik-Studierende zusammengezuckt. Der Anspruch, alle slavischen Sprachen lesen zu können, ist tatsächlich sehr hoch, vielleicht zu hoch. Sich neben einer „Hauptslavine“ aber mit überschaubaren Lernanstrengungen noch eine weitere Slavine wenigstens passiv zu erschließen, das ist machbar und sinnvoll. Eine geeignete Unterrichtsform ist der so genannte Lesekurs, der, beginnend mit kurzen, leicht verständlichen Texten und im Zusammenspiel mit ausgewählten Informationen zur Grammatik sowie gezielten Vergleichen mit anderen, bereits bekannten Sprachen, den Lernenden einen schnellen Einstieg in eine Zweit- oder Drittslavine ermöglicht. Solche Lesekurse, die Fremdsprachenkenntnisse nur rezeptiv, also nur in Teilkompetenzen vermitteln, haben, insbesondere in der Romanistik, eine langjährige Tradition. Neu(er) ist dagegen die theoretische wie praktische Beschäftigung mit dieser Veranstaltungsform im Rahmen des übergeordneten Themas „Interkomprehension“, das seit den 1990er Jahren fremdsprachendidaktische wie linguistische Diskussionen (auch im Hinblick auf mögliche Kommerzialisierungen) befördert. An der Ruhr-Universität Bochum wurden entsprechende Lesekurse Weitere Slavine erstmals nach Einführung des gestuften BA-Studiengangs Slavische Philologie zum Sommersemester 2003 angeboten. Mit der neuen Studienordnung für das Fach Slavische Philologie wurde ein Modul eingeführt, das es bisher am Bochumer Seminar für Slavistik weder in dieser noch in einer anderen Form gab: das einsemestrige, vier Semesterwochenstunden umfassende und mit 5 CP kreditierte Basismodul Lesekurs Weitere Slavine. Zurzeit (2009) umfasst das Bochumer Angebot folgende Sprachen: Bosnisch-Kroatisch-Serbisch Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch (erstmals im WS 2006/ 07) Da die TeilnehmerInnen insgesamt sehr unterschiedliche Sprachkenntnisse mitbringen (ihre „Sprachdaten“ werden regelmäßig mithilfe eines Fragebogens (im Anhang S. 251) erhoben) und sich die für solche Lesekurse einsetzbaren Materialien als sehr heterogen, lückenhaft, manchmal veraltet oder sogar fehlerhaft, für Ukrainisch sogar völlig unzureichend darstellten, haben die Lehrenden (Rašid Duri für Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Radka Lemmen für Tschechisch, Agata Przyborowska-Stolz für Polnisch und Anna Olshevska für Russisch und Ukrainisch) eigene, modularisierte Lehr- und Lerneinheiten entwickelt. Darüber hinaus hatten auch die Studierenden die Möglichkeit, im Wintersemester 2007/ 08 in einem von Karin Tafel angebotenen Seminar zur „Slavischen Interkomprehension“ (im Allgemeinen) an der Gestaltung der Lesekurse mitzuwirken und ihre <?page no="10"?> Vorwort x Wünsche zu formulieren. Das vorliegende Studienbuch, das von Karin Tafel zusammengestellt wurde, ist das Ergebnis dieser Zusammenarbeit. Unser Anliegen war es, eine strukturelle und inhaltliche Vergleichbarkeit der Lesekurse zu erreichen und zu diesem Zweck eine möglichst einheitliche Materialbasis zu schaffen, die in allen fünf Lesekursen, darüber hinaus aber auch punktuell in anderen Lehrveranstaltungen einsetzbar ist. Wir geben mit diesem Studienbuch, das sowohl gelesen als auch als Nachschlagewerk genutzt werden kann, Studierenden (und allen Interessierten) neben kurz gefassten sprachwissenschaftlichen Erläuterungen und ersten Übungstexten insbesondere Tabellen und Wortlisten an die Hand, die die Orientierung in der neuen Slavine erleichtern sollen und die, trotz des parallelen Aufbaus, durchaus individuell, „nach Bedarf“ genutzt werden können. Über die Web-Site www.narr-studienbuecher.de sind einige unserer Übungstexte sowie Aussprachemuster auch als Audiodateien verfügbar. Die Erarbeitung und Vermittlung spezieller Erschließungsstrategien und -techniken war nicht unser vorrangiges Thema. Auch war es nicht unser Ziel, eine vergleichende Grammatik slavischer Sprachen zu verfassen (wenngleich wir bei der Material- und Beispielsuche gerade in diesem Bereich auf zahlreiche interessante und offene Fragen gestoßen sind, die jedoch an anderer Stelle zu behandeln wären). Das vorliegende Studienbuch entstand auf Anregung von Prof. Dr. Tanja Anstatt, der wir hier für ihre Initiative, ihre Unterstützung bei der Vorbereitung und Umsetzung dieses Projekts sowie ihre hilfreichen Kommentare und Hinweise herzlich danken. Ebenso danken wir all denjenigen Kolleginnen und Studierenden, die unsere Arbeit mit kritischem Blick, wertvollen Anmerkungen und auch materiell durch Überlassung nützlicher Seminarunterlagen unterstützt haben. Ein besonderer Dank gilt dem Gunter Narr Verlag für die spontane Aufnahme unserer Arbeit in die Reihe der narr studienbücher. Karin Tafel Rašid Duri Radka Lemmen Anna Olshevska Agata Przyborowska-Stolz Bochum, im März 2009 <?page no="11"?> Abkürzungen A Akkusativ adj Adjektiv adv Adverb ahdt. althochdeutsch ai. altindisch Akk. Akkusativ AKS Altkirchenslavisch aksl. altkirchenslavisch Akt. Aktiv augm Augmentativ B Bosnisch bel. belebt best. bestimmt B-H Bosnien-Herzegowina BiH Bosna i Hercegovina BKS Bosnisch-Kroatisch-Serbisch bks. bosnisch-kroatisch-serbisch bs. bosnisch D Dativ dim Diminutiv dt. deutsch engl. englisch f feminin fem. feminin Fn. Fußnote frz. französisch G Genitiv got. gotisch gramm. grammatisch grch. griechisch I Instrumental idg. indogermanisch Imp. Imperativ Impf. Imperfekt Inf. Infinitiv ipf. imperfektiv italien. italienisch iter. iterativ jur. juristisch K Kroatisch koll. kollektiv Komp. Komparativ Kons. Konsonant(en) kr. kroatisch ksl. kirchenslavisch L Lokativ lit. litauisch litwiss. literaturwissenschaftlich m maskulin mask. maskulin math. Mathematik mb maskulin belebt (tsch.) milit. Militär mp maskulin-personal (poln.) mu maskulin unbelebt (tsch.) n neutral (Neutrum) N Nominativ neutr. neutral (Neutrum) nmp nicht maskulin-personal (poln.) Nom. Nominativ P Präpositiv Part. Partizip pf. perfektiv phonol. phonologisch Pl. Plural poet. poetisch poln. polnisch PPP Partizip Präteritum Passiv Prs. Präsens Ps. Person Ptkl. Partikel refl. reflexiv relig. religiös RU Russe, Russin russ. russisch S Serbisch Sg. Singular sr. serbisch tsch. tschechisch UA Ukrainer, Ukrainerin ugs. umgangssprachlich ukr. ukrainisch unbel. unbelebt ursl(av). urslavisch V Vokativ veralt. veraltet wiss. wissenschaftlich <?page no="12"?> <?page no="13"?> Hinweise zur Nutzung Fünf Slavinen Die fünf Slavinen sind durchgehend in der Reihenfolge BKS (Südslavisch), Polnisch, Tschechisch (Westslavisch), Russisch, Ukrainisch (Ostslavisch) angeordnet. Für eine schnellere Orientierung sind die Namen der fünf Slavinen halbfett gesetzt. Wir gehen davon aus, dass für die meisten LeserInnen nur der Vergleich zweier Slavinen (der Brücken- und der Zielsprache) interessant ist. Für sie empfiehlt es sich unter Umständen, in den Tabellen die jeweils „redundanten Spalten“ abzukleben. Die tschechischen Sprachbeispiele orientieren sich an der spisovná eština (siehe S. 25). Deutsche Übersetzungen Für alle sprachlichen Beispiele werden die deutschen Übersetzungen angegeben, im Kapitel VII Syntax anstelle einer unübersichtlichen Formenbestimmung zum Teil auch die Wort-für-Wort-Übersetzungen (aus denen die Formen erschlossen werden können). Aussprache / Betonung Russische und ukrainische Beispiele sind mit Akzentzeichen versehen, da die Kenntnis der Akzentstelle unabdingbar für eine korrekte Aussprache ist und sich beim Lesen der Texte keine „individuelle Phonetik“ einschleichen sollte. Für BKS gilt dies zwar im Prinzip auch, hier wurde jedoch aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die Kennzeichnung der vier verschiedenen Akzente und der Vokallängen verzichtet. Im BKS hilft zudem die Regel, dass mehrsilbige Wörter nie auf der letzten Silbe betont werden - und die Erfahrung, dass „falsche Töne“ die Kommunikation nicht allzu sehr stören. Polnisch und Tschechisch weisen feste Akzente auf, die nicht markiert werden müssen. Ist ein russisches oder ukrainisches Beispiel mit zwei Akzentzeichen versehen (z. B. russ. tvóróg ‚Quark‘), so bedeutet dies, dass hier zwei Varianten vorliegen, also sowohl tvórog als auch tvoróg möglich ist. Angaben zur Grammatik Die Darstellungen zur Laut- und Formenlehre sind weitgehend vereinfacht und vereinheitlicht. Allerdings wird die Angabe der Genusformen der Adjektive zum Teil uneinheitlich gehandhabt. Dort, wo wir annehmen, dass die Genusformen leicht erschließbar sind, haben wir auf eine entsprechende Aufzählung verzichtet und nennen nur die Form Nominativ Singular maskulin. In den Fällen, in denen Stammveränderungen das Verstehen erschweren könnten, was meist im BKS der Fall ist, werden alle drei Formen genannt. <?page no="14"?> Hinweise zur Nutzung 2 Slavische Alphabete Alle Beispiele für BKS werden (mit wenigen Ausnahmen) in Latinica wiedergegeben. Formen in (i)jekavischer und ekavischer Variante stehen, durch Komma getrennt, ohne weitere Kennzeichnung neben- oder untereinander. Wo es darüber hinausgehende Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten gibt, sind diese als bs. (bosnisch), kr. (kroatisch) und sr. (serbisch) markiert. Russische und ukrainische Beispiele sind kyrillisch geschrieben (und nur in Ausnahmefällen transliteriert). Schwarze und graue Schrift Grau gesetzt sind in den Tabellen Angaben zur Grammatik, deutsche Übersetzungen, urslavische Entsprechungen sowie einzelsprachliche Beispiele, die nicht ins jeweilige „Raster“ passen, der (lexikalischen) Vollständigkeit wegen aber mit aufgeführt werden. Benutzte Vorlagen / Beispielmaterial Für die Konzeption dieses Studienbuchs haben wir auf eine Vielzahl an Quellen zurückgegriffen: auf vergleichende (diachrone und synchrone) sowie auf einzelsprachliche Grammatiken und Überblicksarbeiten. Das dort gebotene Material hat sich zum Teil als heterogen, manchmal widersprüchlich, manchmal für einige der fünf Slavinen lückenhaft erwiesen. Die meisten der im Kapitel VII Syntax verwendeten Beispiele haben wir den im Literaturverzeichnis und in den Fußnoten genannten Werken entnommen und, wo nötig, in die anderen Slavinen übersetzt. Wir haben gezielt Beispielmaterial mit möglichst vielen Parallelen zwischen den einzelnen Slavinen ausgewählt - und waren selbst überrascht, wie schwierig sich diese Suche gestaltete. Kaum ein Wort, ein Paradigma, eine syntaktische Konstruktion, in der nicht mindestens eine Slavine eine „Abweichung“ aufwies. Die hier präsentierten, zum Teil sehr „einheitlichen“ (genauer: auf „Einheitlichkeit getrimmten“) Tabellen sollten also nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es trotz aller Gemeinsamkeiten mit fünf Einzelsprachen und fünf Sprachgeschichten zu tun haben. Urslavische Beispiele Die grafische Wiedergabe der hier aufgeführten urslavischen Formen ist mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, da innerhalb der Slavistik verschiedene Schreibweisen (und Periodisierungen) verwendet werden. So findet man für ‚Hirschkuh‘ bei Trunte urslav. * lni, bei Townsend/ Janda dagegen *olni( ), um nur ein Beispiel zu nennen. Prinzipiell wurde für dieses Studienbuch der timologi eskij slovar slavjanskich jazykov (Truba ev (ed.) 1974ff.) als Vorlage benutzt, der jedoch erst bis zum Buchstaben N erschienen ist. Weitere, im Text nicht gesondert gekennzeichnete Quellen waren Townsend/ Janda, Trunte, Leskien u. a. <?page no="15"?> Hinweise zur Nutzung 3 Glossar Ausdrücke und Termini, die Schwierigkeiten für das Verständnis bereiten können, werden in einem Glossar erläutert. Sie sind im Text mit einem Pfeil gekennzeichnet. Erwähnte Web-Sites Alle hier (im Text und im Literaturverzeichnis) erwähnten Web-Sites waren am 17.3.2009 aufrufbar. Audiodateien Einige unserer Übungstexte können Sie auch hören - über die Web-Site www.narr-studienbuecher.de. <?page no="17"?> I Interkomprehension - Einführung und Grundbegriffe 1 Interkomprehension Unter Interkomprehension, ‚gegenseitige Verständlichkeit‘ (frz. intercompréhension, engl. mutual intelligibility, intercomprehension), versteht man eine Kommunikationstechnik, die es gestattet, in der eigenen Muttersprache mit einem Sprecher einer anderen Sprache zu sprechen. Sprecher A spricht z. B. Russisch und versteht Ukrainisch, Sprecher B spricht Ukrainisch und versteht Russisch. Beide produzieren Texte in ihren Muttersprachen, verstehen aber gleichzeitig die Texte des anderen, was etwa so aussehen könnte (hier transliteriert 1 ): A (RU): Izvinite požalujsta, kak projti k vokzalu? B (UA): Do vokzalu? Jdit’ prjamo do nastupnoho svitlofora, potim napravo i za teatrom nalivo. Tam vy vidrazu poba yte vokzal. A: Zna it, prjamo do sledujuš ego svetofora, potom napravo i za teatrom nalevo. Tam ja srazu uvižu vokzal. Tak? B: Tak. A: Bol’šoe spasibo. B: Bud’ laska. Nema za š o. Eine allgemein akzeptierte Definition für Interkomprehension existiert bislang nicht, und auch Definitionsversuche sind in der Literatur überraschend rar. Doyé 2005 liefert die folgende kurze Formel: “Intercomprehension is a form of communication in which each person uses his or her own language and understands that of the other.” 2 Diese Technik, die auch als „Tandemkommunikation“ bezeichnet wird, soll im Rahmen der so genannten Interkomprehensionsdidaktik systematisch ausgebaut und für den Fremdsprachenunterricht nutzbar gemacht werden, um so die Mehr- 1 Kyrillisch: A: , ? : ? , . ! " # . A: $ # , %& , . ! . ! ? : ! . A: ' " . : . + & . Deutsche Übersetzung: A: Entschuldigen Sie bitte, wie komme ich zum Bahnhof? B: Zum Bahnhof? Gehen Sie geradeaus bis zur nächsten Ampel, dann rechts und hinter dem Theater links. Da sehen Sie schon den Bahnhof. A: Also geradeaus bis zur nächsten Ampel, dann rechts und hinterm Theater links. Da sehe ich gleich den Bahnhof. Ist das so richtig? B: Ja. A: Vielen Dank. B: Bitte. Keine Ursache. 2 Doyé, P. (2005), Intercomprehension. Guide for the development of language education policies in Europe: from linguistic diversity to plurilingual education. Reference study. Manuskript, Strasbourg, 7. <?page no="18"?> I Interkomprehension - Einführung und Grundbegriffe 6 sprachigkeit zu fördern (siehe unten). Dementsprechend ist auch ein gezielter Interkomprehensionsunterricht möglich. 3 Inzwischen macht der Ausdruck Interkomprehensionswissenschaft die Runde. Ob eine solche (linguistisch-interdisziplinäre) Teildisziplin bereits als existent angesehen werden kann, ist wohl noch offen. (Als etabliert gelten neue Forschungsrichtungen, wenn sie - z. B. in Form von Lehrstühlen und Studiengängen - institutionalisiert sind.) 2 Mehrsprachigkeit / Multilingualismus - Englisch Multilingualismus oder Mehrsprachigkeit ist eine Eigenschaft einzelner Personen, seltener auch sozialer Gemeinschaften, die sich in der alltäglichen Kommunikation mehrerer (mehr als zwei) Sprachen bedienen. In der Realität häufiger ist allerdings der Bilingualismus bzw. die Zweisprachigkeit. Während die Ausdrücke Zwei- oder Mehrsprachigkeit eigentlich auf den tatsächlichen Gebrauch zweier oder mehrerer Sprachen abheben, geht es im Fremdsprachenunterricht, und damit auch in der Interkomprehensionsdidaktik, eher um den Erwerb von Mehrsprachigkeit. Anwendungsmöglichkeiten bieten inzwischen ausdrücklich multilinguale Chat-Rooms (siehe unten). Auf der Basis gegenseitiger Verständlichkeit und spontaner wie auch geleiteter Transferaktionen der Lernenden sollen nicht nur Kommunikations- und Sprachbarrieren überwunden werden - die Technik der Interkomprehension rückt auch ab von einer weltweit einheitlichen Verkehrssprache. Einige sehen daher in dieser Methode durchaus einen Versuch, insbesondere das Englische in seiner Rolle als Weltsprache zurückzudrängen. In der Literatur zum Thema Interkomprehension finden sich immer wieder Angriffe gegen Englisch als (oftmals defizitäre) Verkehrssprache (von bösen Zungen auch als bad English bezeichnet) einerseits und als erste Fremdsprache im Schulunterricht andererseits, u. a. weil dadurch das weitere Fremdsprachenlernen erschwert werde, „denn nach der zumindest am Anfang ‚leichten‘ und scheinbar universell brauchbaren Sprache fehlt die Motivation, andere Sprachen zu lernen“ (Krumm 4 ). Generell sehen die Befürworter in der Interkomprehensionstechnik eine Alternative zur Verwendung einer lingua franca. 5 3 Vgl. z. B. Meißner, F.-J. (2004), Transfer und Transferieren. Anleitungen zum Interkomprehensionsunterricht, in: Klein, H. G./ Rutke, D. (eds.), Neuere Forschungen zur Europäischen Interkomprehension. Aachen, 39-66. 4 Krumm, H.-J. (2002), Die Zukunft des Fremdsprachenunterrichts an Europas Schulen, in: Die Union. Vierteljahreszeitschrift für Integrationsfragen 1, 71-78, hier: 75; zit. nach Duke, J. et al. (2004), Die sieben Siebe des EuroCom für germanische Sprachen, in: Klein, H. G./ Rutke, D. (eds.), Neuere Forschungen zur Europäischen Interkomprehension. Aachen, 110. 5 Vgl. Doyé, P. (2005), Intercomprehension. Guide for the development of language education policies in Europe: from linguistic diversity to plurilingual education. Reference study. Manuskript, Strasbourg, 7. <?page no="19"?> 4 EuroCom 7 3 Projekte Während die oben vorgestellten Sprecher A und B gewissermaßen spontane Interkomprehension betreiben, versuchen SprachlehrforscherInnen, die von A und B intuitiv und in unserem Beispiel erfolgreich angewendeten Verfahren systematisch nutzbar zu machen für eine neue Form des Fremdsprachenunterrichts. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, „sprechen zu lernen“, die neue Fremdsprache, wie man meinen sollte, aktiv zu beherrschen. Vielmehr wird der Schwerpunkt auf die passive Beherrschung, auf das Verstehen, genauer auf das Lesen von Texten verlegt. (Ein späterer Ausbau der Kenntnisse hin zu aktiver Kommunikationsfähigkeit und zum erfolgreichen Hörverstehen ist natürlich nicht ausgeschlossen.) Als besonders „ergiebig“ erweisen sich dabei verwandte Sprachen wie die romanischen, die germanischen - und auch die slavischen Sprachen. Vor diesem Hintergrund und im Zuge des Ausbaus einer (europäischen 6 ) Mehrsprachigkeit wurden seit den 1990er Jahren verschiedene Projekte gestartet - zum Beispiel die Hagener Interkulturellen Lesekurse (ein 1995-98 von der EU gefördertes Pilotprojekt), das IGLO-Pojekt und „Lernen für Europa“ (beide an der FU Hagen). Ziel des zuletzt genannten Projekts war es, die „rezeptive Mehrsprachigkeit für die wissenschaftliche Kommunikation mit mittel- und osteuropäischen Ländern zu vermitteln. Das Projekt fokussiert geistes- und sozialwissenschaftliche Fachtexte und umfaßt neben dem Deutschen und Niederländischen das Polnische und Tschechische“ (Klein 2002a, 41). Für den Bereich der Romanistik sind zu nennen: EUROM4 7 , GALATEA, GALANET, sowie diverse skandinavische Projekte. Ergebnisse dieser Projekte liegen z. T. als Buch bzw. CD-ROM vor oder sind online verfügbar. 8 Besonders interessant ist das Projekt EuroCom, darunter auch EuroComSlav im Bereich der Slavistik, das unter Punkt 4 vorgestellt wird. Innerhalb der Slavistik entsteht zurzeit als Gemeinschaftsprojekt von Holger Kuße (TU Dresden) und Christof Heinz (Wirtschaftsuniversität Wien) eine nicht nur philologisch, sondern auch auf den sprachpraktischen Unterricht (d. h. nicht nur auf Rezeption) ausgerichtete Historisch-vergleichende Grammatik des Slavischen für die Praxis, die die Sprachen Russisch, Tschechisch, Polnisch, Bosnisch- Kroatisch-Serbisch und Bulgarisch berücksichtigt. 4 EuroCom Interkomprehension plus Europa ergibt „europäische Interkomprehension“ oder kurz Eurocomprehension (bzw. noch kürzer EuroCom; siehe unten). Diese spezielle Methode zur gegenseitigen Verständigung erfasst die „drei großen Sprachengruppen Europas“: die germanische, die romanische und die slavische. Der Eurocomprehension geht es darum, unter EU-konformen sprachpolitischen Ziel- 6 Im Folgenden geht es um die europäische Interkomprehension bzw. die europäische Mehrsprachigkeit. Entsprechende Bestrebungen gibt es aber natürlich auch in Asien oder Amerika (z. B. einen multilingualen Chat auf http: / / www.dialogam.org (17.3.2009)). 7 Vgl. http: / / www.up.univ-mrs.fr/ delic/ Eurom4/ Eurom4-Valparaiso.pdf (17.3.2009). 8 Ausführlichere Informationen bietet Klein 2002a. <?page no="20"?> I Interkomprehension - Einführung und Grundbegriffe 8 setzungen 9 Mehrsprachigkeit, genauer: rezeptive Kompetenzen, zu erreichen, und zwar modularisiert, mithilfe der linguistischen Interkomprehensionsforschung und der „kognitiven Nutzung von Verwandtschaftsbeziehungen in Sprachgruppen“ 10 . Des Weiteren kann die Methode - optional - als Vorschlag für eine Reform des Sprachunterrichts an Schulen aufgefasst werden. Bei EuroCom handelt es sich um eine Forschergruppe, die sich 1998 nach einem von der Fernuniversität Hagen organisierten Workshop („Wege zur Mehrsprachigkeit“) gebildet hat und 1999 mit dem Europäischen Sprachensiegel für innovative Sprachenprojekte ausgezeichnet wurde. Ihr Sprecher ist der Romanist H. G. Klein. 11 EuroCom ® ist ein geschütztes Markenzeichen. Die Methode 12 , die zunächst für die romanische Sprachfamilie entwickelt wurde, soll auf alle Sprachen einer Sprachfamilie übertragbar und anwendbar sein. Lernende und Lehrende in Hochschulen und höheren Schulen (in Europa) sowie allgemein Sprachinteressierte sollen auf der Grundlage einer bereits erworbenen Kompetenz in einer so genannten Brückensprache (siehe unten) rezeptive Fähigkeiten (Lesefähigkeiten) in einer unbekannten Sprache der betreffenden Sprachfamilie erwerben. Die Vorteile sehen die EuroCom-Forscher in einer reduzierten Lernanstrengung und im Verzicht auf maximalistische Kompetenzanforderungen (wie etwa im schulischen Sprachunterricht). Wünschenswert sind demnach mehr Teilkompetenzen in vielen Sprachen anstelle von „illusionärem Perfektionismus in einer oder zwei Sprachen“ 13 (eine near native language competence wird nicht angestrebt). Die Lesekompetenz dient in einem nächsten Schritt als Basis für Hörkompetenz, z. B. für das Verstehen von Fernsehsendungen oder von Äußerungen von MuttersprachlerInnen. Den Lernenden sollen außerdem die beim Sprachenlernen typischen Ängste genommen werden. Fehler und Fehlerkorrektur stehen nicht im Vordergrund, zumal Fehler bei dieser trial and error-Methode „nur“ durch fehlgeschlagene Schlüsse („falsches Raten“) bedingt sind. Ziel ist somit auch eine generelle Verbesserung der Motivation der Lernenden. Der Anfang wird den Lernenden leicht gemacht: sie beginnen mit dem, was sie schon wissen (von dem sie aber nicht wussten, dass sie es wissen), d. h., sie erfahren zu Beginn, was sie nicht mehr lernen müssen. Auf produktive Leistungen wie Sprechen und Schreiben wird verzichtet. Stattdessen sollen sie in einfachen Gebrauchstexten nach Bekanntem suchen - auf den beiden Grundlagen Sprachverwandtschaft und Internationalismen. Die Methode arbeitet mit den so genannten „sieben Sieben“ (siehe unten), mit deren Hilfe aus jedem Text durch siebenmaliges „Durchsieben“ Bekanntes herausgefiltert werden soll. Ziel ist somit das optimierte Erschließen (analoges Schließen und Assoziieren). 9 Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften (ed.) (1996), Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung. Lehren und Lernen. Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft. Brüssel/ Luxemburg. 10 Klein 2002a, 40. 11 Vgl. Klein 2002a, 40. 12 Nach Klein, H. G./ Stegmann, T. D. ( 3 2000), EuroComRom - Die sieben Siebe: Romanische Sprachen sofort lesen können. 3., korr. Auflage. Aachen, 9-21. 13 Klein, H. G./ Stegmann, T. D. ( 3 2000), EuroComRom - Die sieben Siebe: Romanische Sprachen sofort lesen können. 3., korr. Auflage. Aachen, 19. <?page no="21"?> 5 Die sieben (EuroCom-) Siebe / Vorhandenes Wissen 9 EuroCom Slav bezeichnet den Versuch einer Übertragung des EuroCom- Modells auf slavische Sprachen nach dem Vorbild der bereits weiter ausgebauten Modelle EuroComRom und EuroComGerm. Die Leitung liegt bei Lew Zybatow. Völlig neu ist wohl keine der oben skizzierten Ideen. Neu ist aber die gezielte Methoden-Suche, die Theoriebildung und ihre praktische, multimediale und interaktive (auch kommerzielle) Aufbereitung 14 , der griffige Markenname sowie das seit einigen Jahren zunehmende Interesse an diesem Thema an sich. Alles in allem beleben die EuroCom-Methode bzw. die Interkomprehensionswissenschaft eine jahrhundertealte Diskussion darüber, wie guter Fremdsprachenunterricht aussehen soll: Soll man nach dem Ideal der muttersprachlichen (produktiven) Kompetenz in einer Sprache streben oder die Förderung (eher rezeptiver) Teilkompetenzen in mehreren Sprachen forcieren? Ist rein synchrones Vorgehen besser oder sollte auch die Diachronie (inklusive Sprachvergleich) einbezogen werden? Soll die Vermittlung der Fremdsprache in der Fremdsprache ablaufen, oder ist ein Rückgriff auf Bekanntes (in anderen Sprachen) vorzuziehen? Soll eher die Schriftlichkeit oder die Mündlichkeit betont werden? Die Antworten der Methode EuroCom - rezeptive Teilkompetenzen, Einbezug von Diachronie und Sprachvergleich, Rückgriff auf Bekanntes (auch in anderen Sprachen) und Betonung der Schriftlichkeit - stehen dabei im Gegensatz zu den in den letzten Jahrzehnten im Sprachunterricht praktizierten Verfahren. 5 Die sieben (EuroCom-) Siebe 15 / Vorhandenes Wissen Die Suche nach Bekanntem in einem fremdsprachigen Text wird in der Methode EuroCom in sieben Bereiche gegliedert, die metaphorisch als „sieben Siebe“ bezeichnet werden. Diese Bereiche betreffen: 1. Internationaler Wortschatz 2. Pan(germanischer, romanischer, slavischer) Wortschatz 3. Lautentsprechungen 4. Grafien und Aussprache 5. Pan(germanische, romanische, slavische) syntaktische Strukturen 6. Morphosyntaktische Elemente 7. Prä- und Suffixe: «Eurofixe» Die Lernenden sollen in den genannten Bereichen sieben Mal das heraussieben, was sie schon kennen (in der Praxis allerdings nicht nacheinander, sondern gleichzeitig und ohne hierarchische Trennung). 14 Vgl. die online-Angebote und die weiterführenden Links unter http: / / www.eurocomcenter.com (17.3.2009). 15 Klein, H. G./ Stegmann, T. D. ( 3 2000), EuroComRom - Die sieben Siebe: Romanische Sprachen sofort lesen können. 3., korr. Auflage. Aachen. <?page no="22"?> I Interkomprehension - Einführung und Grundbegriffe 10 Das vorhandene Wissen, das jeder Lernende mitbringt, geht aber noch über diese sieben Bereiche hinaus, denn auch die folgenden von Doyé (2005, 14) unterschiedenen Wissensarten können genutzt, gefördert oder ergänzt werden: Allgemeinwissen (Weltwissen, enzyklopädisches Wissen) Kulturelles Wissen (Wissen über andere Kulturen (Orte, Namen etc.), das auch stereotyp sein kann) Situationswissen (gemeint ist die Situation, in die ein gegebener Text einzuordnen ist: Zeit, Ort, Produzent, Intention usw.) Verhaltensbezogenes Wissen (non-verbale Kommunikationsmittel: Gestik, Mimik etc. in face-to-face-Kommunikation, Text-Design geschriebener Texte) Pragmatisches Wissen (dient dem Erschließen der Textfunktion; enger Zusammenhang mit Situationsbzw. verhaltensbezogenem Wissen) Grafie-Wissen (grundlegendes Wissen über Groß- und Kleinschreibung, Interpunktion usw.) Phonologisches Wissen (in der Regel schwach ausgeprägt; hier ist weitere Hilfe durch die Lehrenden erforderlich) Grammatisches Wissen (Wissen um Satzstrukturen (z. B. Erwartbarkeit der Wortfolge Subjekt - Prädikat - Objekt (SVO)), Wortarten, Formenbildung usw.) Lexikalisches Wissen (internationaler Wortschatz oder Vergleich mit bereits bekannten Sprachen) Diese Arten von Wissen sind nicht scharf voneinander abgrenzbar, d. h., es gibt durchaus Überschneidungen - etwa zwischen Welt- und Kulturwissen, zwischen Situations- und pragmatischem Wissen. Und last, but not least gewinnen Lernende mit jedem Text, den sie lesen, neues Wissen hinzu, denn schon bei der ersten Begegnung mit einer neuen „einigermaßen interkomprehensiblen oder transparenten Sprache“ 16 erkennen sie spontan erste Regularitäten, vergleichen die neue Sprache mit ihnen bereits bekannten Sprachen. Auf diese Weise entwickeln sie eine Art Spontangrammatik bzw. Hypothesengrammatik, die sich durch Fragen wie die folgenden erfassen lässt: 17 Welche Endung markiert den Plural? Wie wird der Genitiv markiert? ... Allerdings werden Spontanbzw. Hypothesengrammatik nur im Kurzzeitgedächtnis gespeichert. 18 16 Meißner, F.-J. (2004), Transfer und Transferieren. Anleitungen zum Interkomprehensionsunterricht, in: Klein, H. G./ Rutke, D. (eds.), Neuere Forschungen zur Europäischen Interkomprehension. Aachen, 43. 17 Reissner, C. (2004), Fachsprachen und Interkomprehension, in: Klein, H. G./ Rutke, D. (eds.), Neuere Forschungen zur Europäischen Interkomprehension. Aachen, 135-154, hier: 148. 18 Nach dem Gießener Interkomprehensionsmodell werden beim Mehrsprachenerwerb drei Verarbeitungsstadien unterschieden: die Spontangrammatik, der Mehrsprachenspeicher und der Didaktische Monitor. <?page no="23"?> 7 Brückensprache 11 6 Umfang der Mehrsprachigkeit Mehrsprachigkeit zu erreichen oder auszubauen ist das Ziel aller Projekte. Unterschiede ergeben sich jedoch, wenn es um die Frage geht, „wie viel Mehrsprachigkeit“ angestrebt wird: Sollen die vorhandenen Kenntnisse einer zum Beispiel slavischen Sprache genutzt werden, um rezeptive Fähigkeiten in einer anderen Slavine zu erwerben? Oder heißt das Ziel: „Alle slavischen (romanischen, germanischen) Sprachen sofort lesen können? “ 19 Beide Ansätze werden zurzeit erprobt. Auf nur eine weitere Fremdsprache konzentrieren sich die Bochumer Lesekurse, bei EuroCom haben die Lernenden die Wahl. 7 Brückensprache Basis eines Lesekurses sind meist (so auch bei EuroCom) Kenntnisse in einer bestimmten Sprache, die als „Brückensprache“ bezeichnet und systematisch und gezielt für Transferprozesse eingesetzt wird. In Projekten mit Bezug auf slavische Sprachen wird in der Regel das Russische als Brückensprache gewählt; Zielgruppe sind eher deutsche MuttersprachlerInnen (so auch bei EuroComSlav). Für die Bochumer Lesekurse gelten in der Praxis andere Bedingungen: hier ist von unterschiedlichen, d. h. innerhalb eines Kurses auch von mehreren Brückensprachen auszugehen, darunter aber nicht unbedingt Russisch. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Lernenden auch verschiedene Muttersprachen (Deutsch, slavische Sprachen, Georgisch, Turksprachen u. a. m.) mitbringen. Ein Nachteil ist das keineswegs: verschiedene Untersuchungen (und auch eigene Tests mit Studierenden) haben gezeigt, dass das Erschließen eines fremdsprachigen Textes umso erfolgreicher funktioniert, je mehr Fremdsprachen (auch aus verschiedenen Sprachfamilien) jemand beherrscht (oder kennt). 20 Allerdings muss sich diese Brücken- und Muttersprachenvielfalt auf die Konzeption des Lesekurses und des Unterrichtsmaterials auswirken (siehe den Fragebogen zur Erhebung der „Sprachdaten“ im Anhang, S. 251). 19 Vgl. zur Romanistik die Beschreibung in Mahlmeister, S. (2004), Empirische Untersuchung zum Erfolg eines EuroComRom-Kurses, in: Klein, H. G./ Rutke, D. (eds.), Neuere Forschungen zur Europäischen Interkomprehension. Aachen, 155-163. 20 Vgl. Mahlmeister, S. (2004), Empirische Untersuchung zum Erfolg eines EuroComRom-Kurses, in: Klein, H. G./ Rutke, D. (eds.), Neuere Forschungen zur Europäischen Interkomprehension. Aachen, 155-163. In einem analogen, im WS 2007/ 08 mit 15 Bochumer Studierenden durchgeführten (nicht repräsentativen) Test wurden die in Mahlmeister 2004 gemachten Angaben bestätigt. Die Studierenden sollten je einen slovakischen und einen slovenischen Text (Zeitungsartikel) lesen und Fragen zu Inhalt und „Spontangrammatik“ beantworten. Die besten Ergebnisse erzielten diejenigen, die die meisten Fremdsprachen (darunter Englisch, Französisch, Japanisch u. a. m.) vorweisen konnten. Die jeweilige Muttersprache - Deutsch oder eine slavische Sprache - hatte offenbar so gut wie keinen Einfluss auf das Ergebnis. <?page no="24"?> I Interkomprehension - Einführung und Grundbegriffe 12 8 Ein Lesekurs Weitere Slavine Den Anfang eines Lesekurses bilden grundlegende Informationen über die Zielsprache, ihr Laut- und (Ortho-)Grafiesystem. Zwar ist ein Lesekurs kein klassischer Sprachkurs, dennoch sollten gezielte, regelmäßige Ausspracheübungen und kleinere Kommunikationsübungen auch hier ihren festen Platz haben. So könnten beispielsweise Begrüßung und Abschied, Arbeitsanweisungen oder typische Smalltalk-Sequenzen in der Fremdsprache geübt werden. Der Einstieg sollte über kurze, einfache Texte erfolgen, die schnell kleinere Erfolgserlebnisse ermöglichen. Hier bieten sich zum Beispiel kurze Gebrauchstexte mit einem relativ hohen Anteil an Internationalismen an, anhand derer (Ortho-)Grafie und Aussprache der Zielsprache leicht illustriert werden können. Als gesonderte Trainingseinheit dagegen sind Internationalismen eher zu vernachlässigen. Als hilfreich empfinden Studierende auch multimediale Texte, die durch Illustrationen (Bilder, Grafiken) weitere wichtige Hinweise auf den Textinhalt geben. Und auch Töne sind beliebt: wenigstens einige der behandelten Übungstexte sollten daher für das Selbststudium als Audiodateien verfügbar sein. Der sprachliche Schwerpunkt sollte nach einem eher „internationalen Einstieg“ möglichst schnell auf das Slavische verlegt werden - zunächst auf das Gemeinsame, das schon (unbewusst) Bekannte, das Übertragbare in den Bereichen Lautentsprechungen, Wortschatz, Grammatik und Syntax. Hier setzt unser Studienbuch an, das für die fünf Slavinen BKS, Polnisch, Tschechisch, Russisch und Ukrainisch entsprechende Übersichten liefert, die das Sich-Einlesen in die neue Slavine erleichtern und das lästige Nachschlagen in verschiedenen Quellen (Grammatiken und Wörterbüchern) reduzieren sollen. Doch leider kann, wie auch das vorliegende Studienbuch - insbesondere in den Fußnoten und Anmerkungen - zeigt, nicht alles aus vorhandenen Kenntnissen erschlossen und übertragen werden, weshalb die Behandlung einzelsprachlicher Besonderheiten als Ergänzung zu „panslavischen“ Hilfsmitteln unerlässlich ist. Insbesondere ist auf das hinzuweisen, was vielleicht „erwartbar“ scheint, aber eben doch nicht gleich oder vergleichbar ist und zu unerwünschten Interferenzen führen kann (z. B. je nach Perspektive Im BKS die Konsonanten vor e und i nicht palatalisieren! - Im Russischen die (meisten) Konsonanten vor e und i palatalisieren! , Kein Akanje im Ukrainischen ! - Akanje im Russischen ! usw.). Am Ende eines Lesekurses sollten die Lernenden in der Lage sein, einen möglichst großen Teil, vor allem aber die zentrale Aussage eines „normal schwierigen“ Textes spontan, ohne Rückgriff (oder zumindest ohne allzu häufige Rückgriffe) auf Hilfsmittel wie Wörterbücher und Grammatiken zu erfassen. Ein Artikel über Pro und Contra der Gentechnik wäre im Prinzip dann ausreichend verstanden, wenn beispielsweise die Befürworter und Gegner genannt und ihre jeweiligen Argumente referiert werden könnten. Dies kann umso besser funktionieren, je mehr „kleine“, aber wichtige Wörter wie Pronomen, Konjunktionen, Präpositionen und Prädikative sowie frequente Einheiten des Grundwortschatzes 21 abrufbar sind und wenn die grundlegenden grammatischen Formen und syntaktischen Konstruktionen erkannt werden. 21 Bei EuroCom als „Profilwörter“ bezeichnet. <?page no="25"?> 8 Ein Lesekurs Weitere Slavine 13 ? ? ? ? ? ? Auch in einem Lesekurs muss neues Wissen in die „Köpfe“ der Lernenden hinein, und das schon „unbewusst Bekannte“ muss neu bewertet werden. Mit anderen Worten: gänzlich ohne Lernanstrengungen (Nachschlagen, Vokabellernen, Weiterlesen, Weiterlernen …) führt auch Interkomprehension nicht zum gewünschten Erfolg - der im Übrigen überprüfbar ist: durch eine schriftliche Arbeit unter Aufsicht, vielleicht vergleichbar mit unserem Übungsteil in Kapitel IX, der Fragen zu Inhalt und Grammatik eines ausgewählten Textes enthält (denkbar sind auch Multiple-Choice-Verfahren 22 ), und/ oder eine mündliche Prüfung, in der ein Text laut vorzulesen und ein Fragen- und Aufgabenkatalog mündlich (in der Unterrichtssprache) zu beantworten ist. Im Anhang zu diesem Studienbuch (S. 249) findet sich ein Vorschlag für den Aufbau eines einsemestrigen Lesekurses (mit einem Umfang von vier Semesterwochenstunden). Aufgabe 1: Diskutieren Sie die am Ende von Abschnitt 4 aufgeführten Fragen. Aufgabe 2: Förderung von Multilingualismus in Europa oder Konzentration auf eine einzige gemeinsame Verkehrssprache (z. B. Englisch)? Wie ist Ihre Einstellung zu dieser Frage? Aufgabe 3: Die Methode EuroCom soll zu einer „europäischen Kompetenz“ führen. Halten Sie dieses Ziel für realistisch / realisierbar? Welcher Stellenwert käme in diesem Zusammenhang den slavischen Sprachen zu? Aufgabe 4: Die Methode EuroCom soll zu einem „Bewusstsein der Zusammengehörigkeit und des Miteinanders europäischer Kulturen“ 23 führen. Wie beurteilen Sie diesen Anspruch? Aufgabe 5: Skizzieren Sie kurz Ihre (positiven und negativen) Erfahrungen mit den Formen und Resultaten des Fremdsprachenunterrichts, die Sie bisher kennengelernt haben. Aufgabe 6: Finden Sie Beispiele für (europäische oder nicht-europäische) Sprachen (Sprachfamilien, Sprachenpaare usw.), deren SprecherInnen Interkomprehension „praktizieren“. 22 Schöne Beispiele für das Selbststudium bietet die EuroComRom-Web-Site. 23 Klein, H. G./ Stegmann, T. D. ( 3 2000), EuroComRom - Die sieben Siebe: Romanische Sprachen sofort lesen können. 3., korr. Auflage. Aachen, 19. <?page no="27"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache Die fünf Slavinen werden kurz charakterisiert nach den Parametern Sprecherzahl (nur Näherungswerte, da die Angaben auch in verschiedenen vertrauenswürdigen Quellen schwanken), geografische Verbreitung, Klassifikation (Einordnung in die slavische Sprachfamilie), Dialekte, Status (hier ist der linguistische Status, nicht der politische als Staats- oder Amtssprache gemeint) und sprachliche Besonderheiten. Im Anschluss finden sich Beschreibungen der jeweiligen Schriftsysteme sowie ein Überblick über Gemeinsamkeiten in der Aussprache. Die einzelsprachlichen phonetischen Besonderheiten sollten jedoch in den jeweiligen Lesekursen thematisiert werden. Laute und Buchstaben / Phoneme und Grapheme Die slavischen Sprachen verwenden phonologische, meist morphonologische Schriftsysteme, die zum alphabetischen Schrifttyp gehören. Zwei Schriftarten kommen zum Einsatz: ein Teil (Russisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Bulgarisch, Makedonisch, Serbisch 1 ) ist kyrillisch, ein Teil dagegen lateinisch basiert (Polnisch, Tschechisch, Slovakisch, Slovenisch, Kroatisch, Bosnisch, Montenegrinisch 2 , Kaschubisch). Unsere Übersichten gehen - entsprechend den Zielen eines Lesekurses - von der Schrift, von den Graphemen, nicht von den Phonemen aus. Wir verzichten auf die Darstellung der jeweiligen Phonemsysteme, weisen aber an dieser Stelle auf gewisse Abgrenzungs- und Darstellungsprobleme hin. Bezugselemente phonografischer Schriften sind die einzelnen artikulierten Sprachlaute, die mithilfe grafischer Zeichen wiedergegeben werden - und hier wird es praktisch wie metasprachlich kompliziert. Laut kann in diesem Zusammenhang sowohl ‚Phonem‘ als auch ‚Phonemvariante (Allophon)‘ bedeuten, und Grapheme geben de facto sowohl Phoneme, Phonemfolgen als auch Varianten von Phonemen wieder. Die Abgrenzung dieser Einheiten ist nicht immer zufriedenstellend darstellbar, da sich - nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Klassifikationen und Theorien - Ambiguitäten sowohl auf Lautals auch auf Schriftebene ergeben. 3 Für eine möglichst übersichtliche und intuitiv verständliche Darstellung greifen wir daher auch für Angaben zur Aussprache in der Regel auf Grapheme zurück. Wir unterscheiden hier außerdem zwischen Mehrgraphen (meist Digraphe) und Buchstabenkombinationen: Mehrgraphe sind Einheiten, die Graphemstatus haben, aber aus mehr als einem grafischen Zeichen bestehen; mit Buchstabenkombinationen sind typische oder frequente Folgen grafischer Zeichen ohne Graphemstatus gemeint. 1 Serbisch kann sowohl lateinisch als auch kyrillisch geschrieben werden. Zurzeit dominiert das Kyrillische. 2 Montenegrinisch kann sowohl lateinisch als auch kyrillisch geschrieben werden. 3 Vgl. Spraul, H. (1999), Graphemik, in: Jachnow, H. (ed.), Handbuch der sprachwissenschaftlichen Russistik und ihrer Grenzdisziplinen. Wiesbaden, 66-86. <?page no="28"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 16 Der Idealzustand einer alphabetischen / phonografischen Schrift - ein 1 : 1- Verhältnis von Laut (Phonem) und Schriftzeichen ( Graphem) - ist in keiner slavischen Sprache erreicht. Am nächsten kommt diesem Ideal hier das BKS. 1 Bosnisch, Kroatisch, Serbisch (Montenegrinisch) Die nachfolgende Darstellung ist in vier Abschnitte gegliedert, die sich einer einzigen Sprache (linguistisch gesehen) widmen, auch wenn diese Sprache dialektale Varianten und gewisse Unterschiede u. a. in Lexik und Syntax aufweist. Sie wird gesprochen von Bosniern / Bosniaken (siehe unten), Kroaten, Montenegrinern und Serben. Aus politischen Gründen ist in der jüngeren Vergangenheit das in seiner Benennung schon immer umstrittene „Serbokroatische“, „Kroatoserbische“, „Serbisch-Kroatische“, „Kroatisch-Serbische“ um die explizite Bezeichnung „Bosnisch“ erweitert worden, was inzwischen die alphabetisch geordnete Sammelbezeichnung „Bosnisch-Kroatisch-Serbisch“ oder kurz „BKS“ hervorgebracht hat. Seit einiger Zeit wird zudem noch das Montenegrinische namentlich unterschieden - die Sammelbezeichnung wäre also eigentlich „BKMS“. Wir beschränken uns hier jedoch auf „BKS“ und einige kurze Informationen zum Montenegrinischen am Ende dieser Ausführungen. Grundlage für die heutigen Standardsprachen Kroatisch, Serbisch und Bosnisch ist der so genannte štokavische Dialekt (benannt nach dem Fragepronomen što ‚was‘). Innerhalb dieses Dialekts können drei Varianten unterschieden werden - je nachdem, wie sich der Laut ( Jat’) entwickelt hat: im Ijekavischen bzw. Jekavischen wurde zu ije (langes ) bzw. je (kurzes ), im Ekavischen wurde es zu e und im Ikavischen (das keine Standardvariante ist) zu i. Aus urslav. *melko ‚Milch‘ entstand über ml ko (mit langem ) also entweder mlijeko, mleko oder mliko, aus *v ra ‚Glaube‘ (mit kurzem ) wurde vjera, vera oder vira. Kroatisch, Bosnisch und Montenegrinisch beruhen im Prinzip auf der (i)jekavischen, Serbisch auf der ekavischen Variante. Es heißt also zum Beispiel mlijeko im Kroatischen, Bosnischen und Montenegrinischen gegenüber mleko im Serbischen. Nachfolgend werden unter „BKS“ immer beide Varianten angegeben. Die Grenzen zwischen „Sprach-Namen“, dialektalen Varianten (die Dialektgebiete sind durch „wechselseitige Sprachinseln“ gekennzeichnet) und auch Schriftsystemen sind fließend, eine 1 : 1-Zuordnung ist nicht möglich. So gibt es auch ein Serbisch mit (i)jekavischer Variante, kann Kroatisch auch in Kyrillica (<irilica / = > ) geschrieben werden usw. Bosnisch Sprecherzahl: ca. 2 Millionen in Bosnien-Herzegowina (kroatische, serbische und muslimische 4 Bosnier; letztere bezeichnen sich auch als Bosniaken) und ca. 50.000 in der Diaspora, wohl überwiegend bosnische Muslime (Bosniaken) 4 Im ehemaligen Jugoslawien hatten die Muslime - neben Kroaten, Serben, Slowenen, Montenegrinern und Makedoniern - den Status einer Nation. <?page no="29"?> 1 Bosnisch, Kroatisch, Serbisch (Montenegrinisch) 17 Geografische Bosnien-Herzegowina (Federacija Bosne i Hercegovine) und in Verbreitung: der Diaspora Klassifikation: Südslavisch (westliche Gruppe) Dialekte: Štokavisch mit (i)jekavischer (kroatische und muslimische Bosnier) und ekavischer Variante (serbische Bosnier) Status: Ausbau zur Standardsprache (allerdings mit nicht eindeutiger Abgrenzung der einzelnen Varianten); laufender Normierungsprozess Besonderheiten: Der štokavische Dialekt mit ijekavisch-jekavischer Variante ist die Basis der bosnischen Standardvariante. Das Bosnische ist insofern vergleichbar mit dem Kroatischen (allerdings gibt es auch eine (i)jekavische Variante des Serbischen). Im Bereich der Lexik und der Syntax finden sich Gemeinsamkeiten / Überschneidungen sowohl mit dem Kroatischen als auch mit dem Serbischen - neben individuellen bosnischen Entwicklungen. Charakteristisch für das Bosnische ist ein relativ hoher Anteil an (wiederbelebten oder neu eingeführten) Turzismen: etwa 15.000 Wörter sind türkisch-arabisch-persischen Ursprungs. Lautlich auffällig ist eine „Chiisierung“, d. h. eine bewusste Wiederbelebung des Phonems / h/ , zum Beispiel kahva statt kafa / kava ‚Kaffee‘, lahko statt lako ‚leicht‘. Zum Teil wird / h/ auch dort eingefügt (und normiert), wo es etymologisch nicht berechtigt ist (hudovica für udovica ‚Witwe‘). 5 Latinica und Kyrillica sind offiziell gleichberechtigte Schriften, allerdings wird Latinica häufiger verwendet. Kroatisch Sprecherzahl: rund 6,5 Millionen, davon ca. 5 Millionen in Kroatien, ca. 500.000 in Bosnien-Herzegowina und ca. 1 Million in der Diaspora Geografische Republik Kroatien (Republika Hrvatska), Bosnien-Herzegowi- Verbreitung: na (bosnische Kroaten) und in der Diaspora. Burgenlandkroatisch (Österreich) und Moliseslavisch (Italien, Region Molise) gelten als eigene Mikrostandardsprachen. Klassifikation: Südslavisch (westliche Gruppe) Dialekte: Štokavisch in der ijekavisch-jekavischen Variante; Kajkavisch (z. B. in und um Zagreb) und @akavisch (z. B. in Istrien, Teilen von Dalmatien) 5 Z. T. nach Rehder (1998a, 299). <?page no="30"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 18 Status: Standardsprache Besonderheiten: Das Štokavische in der ijekavisch-jekavischen Variante ist die Basis des Standards. Das Kroatische weist etwa 30.000 „eigene“ Wörter auf, durch die es sich vom Serbischen, Bosnischen und Montenegrinischen unterscheidet. Die Schrift ist (überwiegend) Latinica. Serbisch Sprecherzahl: knapp 11 Millionen, davon ca. 8 Millionen in Serbien, 1,5 Millionen in Bosnien-Herzegowina, 250.000 in Montenegro und etwa 1 Million in der Diaspora Geografische Republik Serbien (Republika Srbija / Y " [ " \ ), Verbreitung: Bosnien-Herzegowina (bosnische Serben), Montenegro und in der Diaspora Klassifikation: Südslavisch (westliche Gruppe) Dialekte: Štokavisch in der ekavischen, aber auch in der ijekavischjekavischen Variante; Torlakisch oder Prizren-Timok-Dialekt (Übergangsdialekt zum Bulgarischen in Südostserbien) Status: Standardsprache Besonderheiten: Štokavisch in der ekavischen Variante ist die Basis des Standards in Serbien, in der ijekavisch-jekavischen Variante in Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Die Schrift ist (überwiegend) Kyrillica in Serbien, in Bosnien- Herzegowina und Montenegro werden Latinica und Kyrillica verwendet, in Bosnien wird allerdings Latinica bevorzugt. Montenegrinisch 6 Sprecherzahl: rund 500.000, davon ca. 400.000 in Montenegro und ca. 100.000 in der Diaspora Geografische Montenegro (Republika Crna Gora / Y " ] ^ ) Verbreitung: und in der Diaspora Klassifikation: Südslavisch (westliche Gruppe) Status: Laufender Standardisierungsprozess; Bestrebungen, regionale Merkmale zu stärken. 6 Z. T. nach Schubert, G. 2002. <?page no="31"?> 1 Bosnisch, Kroatisch, Serbisch (Montenegrinisch) 19 Besonderheiten: Štokavisch (Serbisch) in der ijekavisch-jekavischen Variante. Vom BKS unterscheiden sich u. a. die jotierten Laute sj, zj, tj, dj, die wie , , , gesprochen werden; vgl.: ekira ‚Axt‘, enica ‚Pupille‘, ed ‚Großvater‘, erati ‚(ver)treiben‘ (bks. sjekira, zjenica, djed, tjerati). Diskutiert wird eine entsprechende Schreibung mit , , , . Daneben gibt es ein spezielles hartes z (z. B. in zavala ‚kleiner Hafen‘, bronzin ‚eine Teigart‘). Latinica und Kyrillica sind wohl als gleichberechtigte Schriften anzusehen. Das montenegrinische kyrillische Alphabet weist außerdem ein spezielles Graphem (dz - z. B. in ) auf. Alphabete Für die drei - dem Namen nach unterschiedenen - Sprachen Bosnisch, Kroatisch und Serbisch werden zwei Alphabete verwendet: das lateinische und das kyrillische. Im Kroatischen wird Latinica verwendet, während Serbisch prinzipiell sowohl in Latinica als auch in Kyrillica geschrieben werden kann. Allerdings dominiert die kyrillische Schrift. Bosnisch wird in Latinica geschrieben. Die Zeichensätze der beiden Alphabete sind deckungsgleich und daher in einem 1 : 1-Verhältnis übertragbar. Zu beachten ist, dass die Buchstabeninventare von Latinica und Kyrillica jeweils anders geordnet sind. Den 30 grafischen Zeichen stehen 32 Phoneme gegenüber (5 Monophthonge mit bis zu 36 Varianten, 1 Diphthong (jekavisch, kroatisch), 1 silbische Liquida, 25 Konsonanten und ihre Allophone (vor allem bedingt durch die regressive Stimmtonassimilation; siehe unten)). Fremdwörter, die ursprünglich in Latinica geschrieben sind, können im Kroatischen und Bosnischen in ihrer Originalgrafie übernommen werden (William Shakespeare), während sie im Serbischen transliteriert werden müssen ( j / Vilijam Šekspir). In der Latinica ist dann auch die Wiedergabe von Q q, W w, X x, Y y möglich. Die „serbo-kroatische Sprache“ wurde im 19. Jahrhundert reformiert - getreu dem Motto des serbischen Sprachreformers Vuk Karadži (1787-1864) Piši kao što govoriš, a govori kao što je napisano (‚Schreib, wie du sprichst, und sprich, wie es geschrieben ist‘). Das kyrillische Alphabet: Karadži schuf in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das serbisch-kyrillische Alphabet mit 30 Buchstaben. Das j übernahm er aus der Lateinschrift. ! " # $ % & ' ( ) * + , - . / 0 4 6 7 8 9 : ; < = > ? @ A B <?page no="32"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 20 Das lateinische Alphabet: Das lateinische Alphabet umfasst 30 Zeichen - 27 Mono- und 3 Digraphe (dž, lj, nj). Verwendet werden diakritische Zeichen, von denen einige ( , š, ž, , dž) von Ljudevit Gaj (1809-1872) aus dem Tschechischen und Polnischen übernommen wurden. _uro Dani i (1825-1882) fügte 1882 noch das (manchmal auch Dj dj geschrieben) hinzu. A a Dž dž I i N n Š š B b F G J j Nj nj T t C c E e K k O o U u M P F f L l P p V v W X G g Lj lj R r Z z D d H h M m S s Ž ž Die Buchstabeninventare beider Alphabete im Vergleich: A a E e L l P p F f B b Ž ž Lj lj R r H h V v Z z M m S s C c ! " G g # $ I i % & N n ' ( T t ) * M P + , D d - . J j / 0 Nj nj 4 6 W X 7 8 Dž dž 9 : F G ; < K k = > O o ? @ U u A B Š š Aussprache Akzent: musikalisch, kurz (fallend oder steigend) oder lang (fallend oder steigend), bei mehrsilbigen Wörtern kein Akzent auf der letzten Silbe m`re (langfallend) ‚Meer‘ s ba (kurzfallend) ‚Zimmer‘ rúka (langsteigend) ‚Hand, Arm‘ žèna (kurzsteigend) ‚Frau‘ Der Akzent kann auch distinktive Funktion haben: l k ‚Zwiebel‘ vs. l k ‚Bogen‘. Vokale: 5 Vokale, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: a e i o u mittlere Artikulation, keine Reduktion in unbetonter Position Diphthong: ie in der (i)jekavischen (kr. bzw. bs.) Varietät (grafisch -ije-; z. B. in kr. / bs. mlijeko; dagegen sr. mleko ‚Milch‘) <?page no="33"?> 1 Bosnisch, Kroatisch, Serbisch (Montenegrinisch) 21 Konsonanten: Unterschieden werden stimmhafte und stimmlose, weiche und harte Konsonanten, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: stimmhaft: b d dž g v z ž stimmlos: p t c k f s š h hart: b d dž g k l m n p r s š t v z ž weich: lj nj Die Distinktivität von harten und weichen Konsonanten spielt eine untergeordnete Rolle. Hier stehen sich lediglich l - lj, n - nj gegenüber. Weich, aber in Bezug auf die Palatalität unpaarig sind außerdem und . Keine Palatalisierung der Konsonanten vor e und i. Kein Verlust der Stimmhaftigkeit im Auslaut - rad ‚Arbeit‘ und rat ‚Krieg‘ werden lautlich unterschieden. Regressive Stimmtonassimilation, die in der Grafie wiedergegeben wird; vgl. die drei Formen (m, f, n) des Adjektivs težak, teška, teško ‚schwer‘, sudac ‚Richter‘ (N. Sg.) vs. suca (G. Sg. < sut-ca < sud-ca) oder serbisch fudbal ‚Fußball‘. Allerdings kommen auch etymologische Schreibungen vor: mladac ‚junger Mann‘, G. Sg. mladca, sredstvo ‚Mittel‘. Silbenbildende r kann silbenbildend sein: vrlo ‚sehr‘, vrt ‚Garten‘, die Insel Liquida: Krk Digraphe: dž, lj und nj bezeichnen jeweils einen Laut: [d ], [ ] und [ ] Dubletten: wird manchmal auch dj geschrieben (tako e(r) oder takodje(r) ‚auch‘) <?page no="34"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 22 Lautwerte der einzelnen Buchstaben 7 : A a Mann L l Land B b bald Lj lj italien. gl in figlio C c Zeit M m Mutter deutsch N n nein tsch, aber weicher Nj nj Cognac D d Dach O o oft Dž dž John P p Pause weicher als dž R r Rat (Zungenspitzen- R ) E e letzt S s lassen (stimmlos) F f fünf Š š Schule G g ganz T t Wetter H h Buch U u Luft I i viel V v Wein J j jung Z z Rose (stimmhaft) K k kaum Ž ž Journal 2 Polnisch Sprecherzahl: 54 oder 58 Millionen, davon ca. 39 Millionen in Polen, etwa 15 bis 18 Millionen in der Diaspora Geografische Republik Polen (Rzeczpospolita Polska); in der Diaspora (vor Verbreitung: allem in den Nachbarstaaten, Westeuropa, in den USA und Kanada) Klassifikation: Westslavisch. Lechisch (mit Pomoranisch und Polabisch). Dialekte: Großpolnisch, Kleinpolnisch, Masowisch, Schlesisch. Status: Standardsprache Besonderheiten: Im Polnischen gibt es zwei nasale Vokale ~ (gesprochen  wie in frz. Bonbon) und € (wie in frz. fin). Alphabet Das heutige polnische Alphabet umfasst 32 Buchstaben. Verwendet werden sowohl diakritische Zeichen (z. B. (z z kropk~ ‚z mit Punkt‘), (z z kresk~ ‚z mit Strich‘)) als auch Digraphe (rz, cz, sz, ferner ci, dzi, ni, si, zi vor Vokalen), um bestimmte Laute (Phoneme) zu bezeichnen. Für einige Laute gibt es - historisch bedingt - Dubletten (rz und , ó und u). Je nach Klassifikation werden 5-8 vokalische und 33 konsonantische Phoneme angenommen. 7 Nach Drilo, St. ( 4 1984), Kroatisch-Serbisch. Teil I. Lehrbuch für Anfänger. Heidelberg. <?page no="35"?> 2 Polnisch 23 A a | } L l P p Y y €  F f ‚ ƒ R r Z z B b G g M m S s „ … C c H h N n † ‡ ˆ ‰ W X I i Š ‹ T t D d J j O o U u E e K k Ó ó W w Aussprache Akzent: dynamisch, beweglich, nicht frei, d. h. in der Regel auf der vorletzten Silbe (Pänultima), Ausnahmen bei Fremdwörtern auf -ika/ -yka wie klínika, gramátyka sowie in einigen Präteritum- und Konjunktivformen im Plural wie zabráli my ‚wir haben genommen‘, zabráliby my ‚wir hätten genommen‘ Vokale: Unterschieden werden orale und nasale Vokale, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: 6 8 orale Vokale: a e i y o u 2 Nasalvokale: [] und kurz und (außer i und u) offen keine Reduktion von unbetonten Vokalen Konsonanten: Unterschieden werden stimmhafte und stimmlose, weiche und harte Konsonanten, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: Monographe: stimmhaft: b d g z w stimmlos: p t k s f c h hart: b d f g h k l m n p r s t w z weich: vor i palatalisiert: b p d f g k h s w z ist ein bilabialer Gleitlaut; wie engl. w [] gesprochen 8 Abhängig von der jeweils zugrunde gelegten Theorie und Klassifizierung. Siehe auch S. 103, Fn. 19ff. <?page no="36"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 24 Digraphe: stimmhaft: dz d d rz stimmlos ch cz sz hart: ch cz dz d rz sz weich: d Positionsbedingte Besonderheiten: vor i palatalisiert: ci dzi ni si zi Verlust der Stimmhaftigkeit im absoluten Auslaut Regressive Stimmtonassimilation: babka [bapka] ‚Großmutter; Sandkuchen‘; jak d ugo [jag-d...] ‚wie lange‘ Progressive Stimmtonassimilation: kwiat [kf’at] ‚Blume‘; przy [pšy] ‚bei‘ Mehrgraphe: ch, cz, dz, d , d , rz, sz; ci, dzi, ni, si, zi vor Vokalen anstelle von , d , ", , Dubletten: rz und , ó und u Lautwerte der einzelnen Buchstaben 9 : A a Atlas M m Mai Bonbon N n Narkose B b Box Cognac C c Zucker O o Oktett tja Ó ó und D d Dollar P p Psalm E e Ellipse R r Rum Cousin S s Sketch F f Farbe ~ Elch G g Golf T t Taktik H h Fach U u Uniform I i Intellekt W w Wanne J j Jutta Y y ~ Sinn K k Kokarde Z z Suppe L l Lampe --- (poln. le schlecht) Western (in der engl. Aussprache) Journal 9 Nach Lewicki, R. (2002), Grammatik Polnisch kurz & bündig. Stuttgart. <?page no="37"?> 3 Tschechisch 25 Lautwerte der Digraphe 10 : ch Fach d [d ] d‰wi}k ‚Klang‘ cz Kitsch dz [dz] dzban ‚Krug‘ sz Schach rz Journal rz (nach p, t, k) Schach / trzy drei d Dschungel 3 Tschechisch 11 Sprecherzahl: ca. 11,6 Millionen, davon rund 10 Millionen in Tschechien und 1,6 Millionen in der Diaspora Geografische Tschechische Republik (@eská republika) und in der Diaspora Verbreitung: Klassifikation: Westslavisch. Südlicher Zweig (zusammen mit Slovakisch). Dialekte: Unterschieden werden die vier Obergruppen Böhmisch, Zentralmährisch, Ostmährisch und Schlesisch, die sich in weitere Untergruppen untergliedern Status: Standardsprache Besonderheiten: Unterschieden wird zwischen einer (vorwiegend geschriebenen) Hochsprache auf der Basis des Zentralböhmischen, der so genannten spisovná eština, und diversen mündlichen (umgangssprachlichen) Varietäten. Der spisovná eština wird oft die obecná eština gegenübergestellt - die gemeinböhmische gesprochene Sprache, die von der Mehrheit der Sprecher (aber nicht von allen) benutzt wird. 12 Die Unterschiede sind zum Teil recht ausgeprägt und bereiten Tschechisch-Lernenden durchaus Schwierigkeiten. Alphabet Das heutige tschechische Alphabet umfasst 42 Buchstaben. Verwendet werden lateinische Buchstaben in Kombination mit diakritischen Zeichen - den so genannten Ha eks, ‚Häkchen‘ 13 , die auch in die Grafien anderer slavischer Sprachen und für die Transliteration kyrillischer Zeichen übernommen wurden. Im Tsche- 10 Nach Lewicki, R. (2002), Grammatik Polnisch kurz & bündig. Stuttgart. 11 Nach Šlosar 2002. 12 Vgl. Vintr (2001, 132). 13 Die Ha eks gehen zurück auf den tschechischen Reformator Jan Hus (ca. 1370-1415). <?page no="38"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 26 chischen nennt man die Diakritika: ´ árka (Strich), ° kroužek (Kringel) und ‚ há ek (Häkchen). Das Alphabet ist phonologisch aufgebaut, aber es gibt kein 1 : 1-Verhältnis von Phonemen und Graphemen. Phoneme (10 Vokale, 24 Konsonanten) und Phonemvarianten werden grafisch nicht unterschieden (z. B. knížka, gesprochen wird [-šk-]). Es gibt ein Übergewicht auf der grafischen Ebene. A a Á á B b C c M P D d “ ” E e É é • – F f G g H h Ch ch I i Í í J j K k L l M m N n ˜ š O o Ó ó P p Q q R r Ÿ - S s Š š T t ¡ ¢ U u Ú ú £ ¤ V v W w X x Y y Ý ý Z z Ž ž Die Buchstaben Q q, W w, X x kommen im Tschechischen eigentlich nicht bzw. nur in Fremd- und Lehnwörtern vor. Anstelle von (dt.) q wird z. B. kv geschrieben (z. B. kvalita ‚Qualität‘). Aussprache Akzent: dynamisch, fest: auf der ersten Silbe (Initialakzent) Vokale: 10 Vokale, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: a e i / y o u (kurz) á é í / ý ó ú / (lang) lang und kurz; die Qualität ist - wie im Deutschen (Kamm vs. kam) - distinktiv; anders als im Deutschen gibt es auch unbetonte lange Vokale Die Vokallänge wird mit árka markiert: dal ‚er gab‘ vs. dál ‚weiter‘. Unbetonte Vokale werden nicht reduziert. i und y (bzw. í und ý) werden nur grafisch, aus historischen Gründen, nicht aber lautlich unterschieden bezeichnet / je/ nach Labial (p t ‚fünf‘ [pjet]), die Verbindung m wird [mn’e] gesprochen: m sto ‚Stadt‘ [mn’esto] (u s kroužkem) ist ein langes u 14 (d#m ‚Haus‘) Diphthonge: ou, au, eu (siehe unten) 14 Das # ist historisch aus o entstanden und alterniert in den Paradigmen mit o: d#m - domu (N. Sg. - G. Sg. ‚Haus‘). <?page no="39"?> 3 Tschechisch 27 Konsonanten: Unterschieden werden stimmhafte und stimmlose sowie (orthografisch) harte, weiche und ambivalente Konsonanten, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: stimmhaft: b d g h v z ž stimmlos: p t k ch f s š c immer hart: d g h ch k n r t (danach steht nur y / ý, nie i / í) immer weich: ; š ž c j 15 (danach steht nur i / í, nie y/ ý) ambivalent: b f l m p s v z (danach sind sowohl i / í als auch y / ý möglich) vor i und palatalisiert: d t n 16 vor mit j gesprochen, sonst immer hart: b p v f [bje] [pje] [vje] [fje] ist eine Mischung aus r + ž + š m vor wird [mn’e] gesprochen: m sto ‚Stadt‘ [mn’esto] Stimmhafte Konsonanten werden im Wortauslaut stimmlos: led ‚Eis‘ [let]. In Konsonantengruppen kommt es zu einer regressiven Assimilation: ist der letzte Konsonant stimmhaft, werden auch die vorausgehenden stimmhaft (kdo ‚wer‘ [gdo], prosba ‚Bitte‘ [prozba]), ist er stimmlos, werden die vorausgehenden ebenfalls stimmlos gesprochen (vzpomínka ‚Erinnerung‘ [fspomínka], pohádka ‚Märchen‘ [pohátka]). Silbenbildende l und r können im Tschechischen silbenbildend sein: krk Liquiden: ‚Hals‘, blb ‚Blödmann‘, Str prst skrz krk. ‚Steck den Finger durch den Hals‘ 17 . 15 Als Faustregel: Weich sind alle „Konsonanten mit Häkchen, außerdem c und j“ (genauer: alle Konsonantengrapheme). Dies ist von Bedeutung für die Deklination der Substantive, d. h., Wörter wie muž ‚Mann‘ oder stroj ‚Maschine‘ folgen der weichen Deklination. Siehe S. 138. 16 Z. B. ty ‚du‘ [ti], aber ti ‚dir‘ bzw. ‚diese (Pl. mask. bel.)‘ [t’i]. Andere Konsonanten bleiben auch vor i hart: byl ‚er war‘ und bil ‚er schlug‘ werden beide [bil] gesprochen. Siehe S. 103. 17 Beispiel aus: Vater, H. ( 3 1999), Einführung in die Sprachwissenschaft. München, 21. <?page no="40"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 28 Buchstabenm wird [mn’e] gesprochen: m sto ‚Stadt‘ [mn’esto] kombinationen: -m wie in sedm ‚sieben‘ oder osm ‚acht‘ wird mit einem vorangehenden u-Laut gesprochen: [os u m] Doppelkonsonanten wie in Anna, slezský ‚schlesisch‘ werden nicht doppelt gesprochen. Dubletten: und ú werden aus historischen Gründen in der Grafie unterschieden; ihr Lautwert ist derselbe. Gleiches gilt für i / y bzw. í / ý. Lautwerte der einzelnen Buchstaben 18 : A a Fall Champagner Á á Saal O o Trott B b Bahn Ó ó Ton C c Zucker P p Post Kutsche Q q quengeln D d danke R r Rettich (Zungenspitzen- R ) Nadja Dvo ák, evtl. dt. Barsch E e Netto S s nass É é Ähre Š š rasch Jäger T t Tisch F f Fenster Matjes G g Gold U u Schuss H h halten (weiter vorn als im Dt.) Ú ú Uhr Ch ch ach ! " Uhr I i Diplom V v Wissenschaft Í í Miete W w Witz (kurzes, hartes w) J j Jagd X x extra K k Kamm Y y Diplom L l lange Ý ý Miete M m Mensch Z z singen N n Natur Ž ž Journal Lautwerte der Digraphe / Buchstabenkombinationen 19 : ou engl. show au dt. Auto eu dt. Aleuten 18 Z. T. nach: http: / / www.grammatiken.de/ tschechische-grammatik/ sprache10.html (17.3.2009). 19 Tsch. au und eu sind entlehnte Diphthonge. <?page no="41"?> 4 Russisch 29 4 Russisch Sprecherzahl: ca. 146 Millionen, davon etwa 122 Millionen in Russland, rund 24 Millionen in der Diaspora 20 Geografische Russische Föderation (Rossijskaja Federacija / Y Verbreitung: „ > ) und in der Diaspora (in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion (vor allem Ukraine, Kasachstan, Usbekistan, Weißrussland u. a.), ferner USA, Israel und Westeuropa) Klassifikation: Ostslavisch Dialekte: Allgemein werden nord-, mittel- und südrussische Dialektgruppen unterschieden, deren Verbreitung wohl rückläufig ist. Status: Standardsprache Besonderheiten: Verbreitung als Zweitsprache („vtorój rodnój jazýk“ ‚zweite Muttersprache‘) auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Alphabet Das heutige russische Alphabet umfasst 33 Buchstaben - 31 „echte“ Grapheme und zwei Zeichen ohne Graphemstatus (Weichheitszeichen und hartes Zeichen $; so genannte Hilfsgraphe). Der Buchstabe % ' (Jo) kann auch E e geschrieben werden (' oder ‚Tanne, Fichte‘). Er ist nicht unumstritten, gehört aber (wenn auch nicht in allerletzter Instanz offiziell) zum russischen Alphabet. Das Verhältnis von Graphemen und Phonemen ist leicht asymmetrisch: es werden mehr Phoneme angenommen (39 oder 44 - je nach Klassifikation), als es Grapheme gibt. % & © ª = > « - # $ - ® ! " ¯ ° ) * ± ² + , ; < A B ³ ´ ' ( µ ¶ · ¸ ? @ ¹ º 20 Nach Tošovi 2002. <?page no="42"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 30 Wissenschaftliche (deutsche) Transliteration: # $ A a % & Ž ž ' ( N n ) * F f + , Y y - . B b / 0 Z z 1 2 O o 3 4 Ch ch 5 6 ’ 7 8 V v 9 : I i ; < P p = > C c ? @ ¼ ½ [ \ G g ] ^ J j _ ` R r { | M P } ~ Ju ju  € D d  ‚ K k ƒ „ S s … † Š š ‡ ˆ Ja ja ‰ Š E e ‹ Œ L l  Ž T t   ŠP šP ‘ ’ · ¸ “ ” M m • – U u ˜ š ’’ Aussprache Akzent: dynamisch, beweglich, frei (jede Silbe kann betont werden) Vokale: 6 21 Vokale, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: a e traditionell werden so genannte jotierte und nicht-jotierte Vokalgrapheme unterschieden: nicht-jotiert: jotiert: „Jotiert“ bedeutet entweder, dass die Folge j+Vokal gesprochen wird, wenn der betreffende Buchstabe im Anlaut steht (ja, je, jo, ju - nur bleibt i), oder dass der vorausgehende Konsonant palatalisiert ist: *0 ‚Ball‘ [m’a ’], ‚Kreide‘ [m’el], 6 ‚Augenblick‘ [m’ik], '9 ‚Honig‘ [m’ot], <=> ‚Musical‘ [m’uzikl]. Betontes e im Wortanlaut oder nach Vokal wird [je] gesprochen. ë ist immer betont (außer in Komposita wie ? '@? ó O[ ‚dreibändig‘, wo ë nur einen Nebenakzent trägt) Länge: mittellang; betonte Vokale sind etwas länger Unbetonte Vokale werden (außer y) deutlich reduziert: Unbetontes o fällt in der Aussprache mit unbetontem a zusammen (Akanje). Unbetonte e und fallen mit unbetontem i zusammen. ist als Phonem umstritten, hat aber nichtsdestotrotz einen charakteristischen Lautwert; es wird z. B. produziert, indem 21 Abhängig von der jeweils zugrunde gelegten Theorie und Klassifizierung. Siehe auch Kapitel V Lautentsprechungen, Abschnitt 10 (S. 103, Fn. 19ff.). <?page no="43"?> 4 Russisch 31 man die Lippen zu einem [u] formt, aber [i] spricht (oder umgekehrt). Konsonanten: Distinktiv sind Stimmhaftigkeit und Stimmlosigkeit, Härte und Weichheit von Konsonanten, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: stimmhaft: ! " stimmlos: # $ % & ' ( ) * + / immer hart: ! ' * immer weich: + / vor a, o, , ‡, ˆ hart, " % 0 7 vor , e, , ‰, % weich: 8 # 9 ( & $ ) Verlust der Stimmhaftigkeit im absoluten Auslaut: > \ ‚Zahn‘ [zup] Konsonanten in Konsonantengruppen beeinflussen sich gegenseitig. Stimmhafte Konsonanten werden vor stimmlosen ebenfalls stimmlos ( =] [kniška] ‚Buch‘). Stimmlose dagegen werden vor stimmhaften ebenfalls stimmhaft ( \ á- ? ^ [z bratom] ‚mit dem Bruder‘) (regressive Assimilation). Mehrgraphe: im Russischen nicht üblich; evtl. ! ! , "! , ! - / ž´: / (vgl. ]]'? ‚brennt‘, >]á? ‚angefahren kommen‘, 9^]9 = ‚Regen Pl.‘) Buchstabenkombinationen mit Hilfsgraphen < und =: Hilfsgraphe: < kennzeichnet (außer nach ], 0, _, `) die Palatalisierung des vorausgehenden Konsonanten (z. B. ? ‚Mutter‘); es fungiert außerdem nach Konsonanten und vor , ', , <, * als Trennungszeichen bzw. zeigt an, dass hier die Phonemfolge / j + Vokal/ vorliegt ( 9 * / sud’ja/ ‚Richter‘). Mit der Graphemverbindung < wird die Phonemfolge / jo/ in Lehnwörtern bezeichnet (\ ^ , 9 ^ ). = trennt Konsonant- und Vokalgraphem (^\$é>9 / objezd/ ‚Rundfahrt, Umweg‘ - einem nicht-palatalisierten / b/ folgen die Phoneme / j/ und / e/ ) <?page no="44"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 32 Lautwerte der einzelnen Buchstaben 22 : # $ Sand; Bären (zw. weichen Kons.) ; < Park - . Ball _ ` Rand (Zungenspitzen- R ) 7 8 Wald ƒ „ nass [ \ Garten  Ž Tanne  € Damm • – Hut ‰ Š Geld (vor hartem Kons. oder ) * Fach im Auslaut); See (vor weichem 3 4 Bach Kons.) = > Zirkus ‘ ’ Joch { | Matsch % & Journal … † Schall / 0 Rose   Borschtsch (langes weiches š) 9 : sie ˜ š hartes Zeichen ] ^ Jacke + , Wirt  ‚ Karte 5 6 Weichheitszeichen ‹ Œ engl. call (härter als dt. l) ? @ Welt “ ” Mann } ~ Juli ' ( nun ‡ ˆ jagen 1 2 sollen 5 Ukrainisch Sprecherzahl: über 40 Millionen, davon 32,7 Millionen in der Ukraine, 7,3 Millionen in der Diaspora Geografische Ukraine (Ukrajina / Š ‹ ) und in der Diaspora (vor allem Verbreitung: Russland, Polen, Kanada, Weißrussland, Slovakei, USA u. a.) Klassifikation: Ostslavisch Dialekte: Unterschieden werden ein nordwestliches Ukrainisch (weißrussische Einflüsse), ein südwestliches (polnische und slovakische Einflüsse) und ein südöstliches (Grundlage für den heutigen Standard). Das im Karpatengebiet gesprochene Russinische wird in der Ukraine selbst mitunter als Dialekt des Ukrainischen bezeichnet. Status: Standardsprache mit laufendem Normierungsprozess; zurzeit noch zahlreiche Dubletten und Varianten (darunter auch Unterschiede zwischen den Varianten der Ost- und der Westukraine). 22 Z. T. nach Tauscher, E./ Kirschbaum, E. (1985), Grammatik der russischen Sprache. Berlin. <?page no="45"?> 5 Ukrainisch 33 Besonderheiten: Suržik - eine Mischform des Russischen und des Ukrainischen mit hauptsächlich ukrainischer Grammatik und Phonetik sowie einer Mischung aus russischer und ukrainischer Lexik. Beispiel für ‚nächste Haltestelle‘: í9 <0 ^ ? í{ (suržik), ? ý > = (ukr.), é9 <` * ^ ? ó{ (russ.). Alphabet Das heutige ukrainische Alphabet umfasst 33 Buchstaben. Der Apostroph gehört nicht zum Alphabet. Den 33 grafischen Zeichen stehen 5 bzw. 6 vokalische und 32 konsonantische Phoneme gegenüber. ¿ À ; < A B ' ( µ ¶ ? @ « - ! " # $ % & ± ² Â Ã Ä Å = > ³ ´ + , Æ Ç ’ (Apostroph) ¯ ° ) * Der Buchstabe | } gehört erst seit 1990 (wieder) offiziell zum ukrainischen Alphabet, wird aber weiterhin kontrovers diskutiert. Er findet sich in Lehnwörtern wie } ? ‚Boden‘, } á? ‚Gitter‘ oder in lautmalerischen Nachahmungen wie } }^? á? ‚schnattern (von Gänsen)‘. Der Apostroph wird vor den Vokalgraphemen *, <, ~,  und nach den Labialen \, , , {, € gebraucht, um die Härte des vorangehenden Konsonanten zu bezeichnen: z. B. in \’~= ? (transliteriert: subjekt). Wissenschaftliche (deutsche) Transliteration: # $ A a › œ Je je  ‚ K k ƒ „ S s … † Š š - . B b % & Ž ž ‹ Œ L l  Ž T t   ŠP šP 7 8 V v / 0 Z z “ ” M m • – U u 5 6 ’ [ \ H h 9 : Y y ' ( N n ) * F f } ~ Ju ju Ÿ - G g ¡ ¢ I i 1 2 O o 3 4 Ch ch ‡ ˆ Ja ja  € D d £ ¤ Ji ji ; < P p = > C c ’ - ‰ Š E e ] : J j _ ` R r { | M P Aussprache Akzent: dynamisch, beweglich, frei (jede Silbe kann betont werden) Vokale: 5 Vokale, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: a e / i <?page no="46"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 34 Unterschieden werden so genannte jotierte und nicht-jotierte Vokalgrapheme: nicht-jotiert: / i jotiert: ? @ Die jotierten Vokalgrapheme geben im Wort- oder Silbenanlaut die Folge j + Vokal (ja, je, ji, ju) wieder. Nach Konsonant markieren sie dessen Palatalisierung. (Allerdings steht  niemals direkt nach einem Konsonanten.) Betonte Vokale werden etwas länger, unbetonte etwas kürzer gesprochen, die Qualität ist aber - anders als im Tschechischen - nicht distinktiv. Es gibt - anders als im Russischen - kein Akanje. Konsonanten: Unterschieden werden harte und weiche, stimmhafte und stimmlose Konsonanten, die sich in der Grafie wie folgt darstellen: vor a, , , o, hart 23 , " ! % 0 8 9 ( & vor , ’, ‹, % weich: ) + ' / vor i und lang weich: ! + ' / * ist hart, *< weich Die Labiale 7 # $ werden vor jotierten Vokalgraphemen nicht palatalisiert, sondern erscheinen in der Folge Labial + j: ’*? ‚fünf‘ / pjat’/ 24 . Eine Ausnahme sind Lehnwörter wie < é, \< ó. stimmhaft: F ! " stimmlos: # ( & $ ) * + ' / Im absoluten Auslaut verlieren stimmhafte Konsonanten einen Teil der Stimmhaftigkeit, werden aber nicht völlig stimmlos gesprochen (9 annähernd wie [ “]). 23 Zum Beispiel 9 / den’/ ‚Tag‘, > *= / zeml’a/ ‚Erde‘, =? / pyty/ ‚trinken‘. 24 Vgl. den Unterschied zum Russischen: ukr. ’*? / pjat’/ ‚fünf‘ gegenüber russ. *? / p’at’/ . <?page no="47"?> 5 Ukrainisch 35 wird wie eine Art [h] gesprochen (also nicht [g]) - es handelt sich hier um einen stimmhaften Kehlkopfreibelaut (in Latinica mit h wiedergegeben). wird am Wortanfang vor Konsonanten, im absoluten Auslaut und in der Mitte des Wortes nach Vokalen vor Konsonanten [], d. h. wie engl. w oder weißruss.  gesprochen, z. B. {9 [”den’] ‚tagsüber‘, { [le”] ‚Löwe‘, > {]9 = [za”ždy] ‚immer‘. Zu beachten sind Assimilationen wie ? á [ ] ‚Krankenschwester‘ oder \ \ó ? [" " ], wobei die Assimilation der Entstimmhaftung wie im ersten Beispiel weniger ausgeprägt ist. 25 Das Ukrainische kennt gedehnte Konsonanten (z. B. > *= ‚Wissen‘ [n’: ]). Der (ursprünglich dem Slavischen fremde) Konsonant $ wird im Ukrainischen noch immer vermieden und z. B. durch @, oder @{ ersetzt. Dem russ. Namen ‚€ entspricht ukr. ƒ@ = , ukr. „ = ist ‚Philipp‘ usw. Buchstaben- ! und " ( é 9] , 9] = ; 9>é ^ ‚Spiegel‘, 9>{i ‚Glokombinationen: cke; Läuten‘) H bezeichnet im Anlaut die Folge / jo/ : [^6ó G./ A. Sg. von ‚er‘ bzw. ‚es‘ (Personalpronomen) < bezeichnet im Inlaut die Folge / jo/ : ^6ó9 i ‚heute‘ Hilfsgraphe: Apostroph; siehe oben. 25 Nach Schweier 2002 behält allerdings ] in =] die Stimmhaftigkeit [-žk-]. <?page no="48"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 36 Lautwerte der einzelnen Buchstaben 26 : # $ Sand “ ” Most - . Band ' ( Nest 7 8 Wand (Anlaut) 1 2 Morgen Howard (Wortauslaut nach ; < Preis Vokal wie in ) _ ` Tirol (Zungenspitzen- R ) [ \ Hand ƒ „ muss Ÿ - Gans  Ž Atlas  € Damm • – Lust ‰ Š Fett ) * oft › œ jetzt 3 4 acht % & Genie = > Zug / 0 Sohn { | Matsch 9 : Tisch … † Schein ¡ ¢ Igel   schtsch (/ š/ + / P/ ) £ ¤ Kyjiv 5 6 Weichheitszeichen ] : Jod } ~ Juwel  ‚ Akt ‡ ˆ Jasmin ‹ Œ Lampe (härter als dt. l) 6 Gemeinsamkeiten in der Aussprache Die Kenntnis der Phonetik einer slavischen Sprache ist sicher hilfreich beim Erlernen einer anderen Slavine 27 , allerdings sind (negative) Interferenzen keineswegs ausgeschlossen. Lernende mit vorhandenen Russisch-Kenntnissen etwa neigen dazu, bks. harte Konsonanten vor e oder i zu palatalisieren oder Ukrainisch mit Akanje zu sprechen. Das „typische slavische“ r zum Beispiel ist ein Zungenspitzen- R , doch das bedeutet nicht, dass dieser Laut in allen slavischen Sprachen gleich ausgesprochen würde. Auch in der slavischen Phonetik gilt: einiges kann übertragen werden, einiges jedoch nicht. Hinzu kommen einzelslavische Besonderheiten wie die durch bks. und , poln. oder tschech. † bezeichneten Laute, die ganz neu gelernt werden müssen. Nachfolgend eine Übersicht über einige (mehr oder weniger) panslavische Gemeinsamkeiten. Regressive Stimmtonassimilation Als panslavisch kann die regressive Stimmtonassimilation bezeichnet werden: in einer Gruppe von Konsonanten entscheidet der letzte Konsonant darüber, wie die vorausgehenden ausgesprochen werden. Ist der letzte Konsonant stimmlos, werden auch die anderen stimmlos gesprochen, ist der letzte Konsonant stimmhaft, werden alle stimmhaft gesprochen. Diese Assimilation überschreitet auch die Wortgrenze (z. B. poln. jak d ugo [jag-d...] ,wie lange‘). 26 Nach Schubert, L. (2005), Ukrainisch für Anfänger und Fortgeschrittene. Wiesbaden. 27 Vgl. Mehlhorn 2008. <?page no="49"?> 6 Gemeinsamkeiten in der Aussprache 37 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch prosidba Werbung zu prositi betteln, freien pro‡ba [pro…ba] Bitte prosba [prozba] Bitte ó - [proz’ba] Bitte ó - [proz’ba] Bitte teška N. Sg. f. zu N. Sg. m. težak schwierig babka [bapka] Großmutter; Sandkuchen knížka [kníška] Büchlein <&$Ë < [kniška] Buch (Büchlein) <&$Ë < [? *)] Büchlein *) Unklar sind die Verhältnisse im Ukrainischen. Einigen Quellen zufolge bleibt ] in =] stimmhaft, während andere auch hier die Entstimmhaftung von ] behaupten. Im Falle von ó \ dagegen wird c offenbar in jedem Fall stimmhaft. Assimilationen dieser Art können ihren Niederschlag in der Orthografie finden. Im BKS ist dies fast durchgehend der Fall; vgl. bjekstvo ‚Flucht‘ mit k zu bijeg mit g gegenüber russ. \ 6, \é6 ? {^. Das Polnische kennt außerdem noch eine progressive Stimmtonassimilation: kwiat [kf’at] ‚Blume‘; przy [pšy] ‚bei‘. Stimmtonbeteiligungskorrelation In den slavischen Sprachen ist die Unterscheidung von stimmhaften und stimmlosen Konsonanten phonematisch; vgl. Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch b ~ p biti - piti sein / schlagen - trinken biX - piX schlagen - trinken bít - pít schlagen - trinken $(- - $(schlagen - trinken $Ë ($ - $Ë ($ schlagen - trinken d ~ t do - to bis - das do - to bis - das do - to bis - das ,> - (> bis - das ,e - (e wo - jenes ž ~ š žaliti - šaliti (se) klagen - scherzen ‰al - szal Leid - Schal žal - šál Leid - Schal - - B schade - Umschlagtuch - - B schade - Umschlagtuch z ~ s zob - sob Hafer - Rentier zad - sad Hinterteil (Tier) - Obstgarten zob - sob Streufutter - Rentier , - , Hinterseite - Garten , - , Hinterseite - Garten g ~ k gad - kad Unrat, Schmutz - wann goƒo - koƒo nackt - um ... herum / Kreis, Rad *) ">, - <>, Jahr - Code, Postleitzahl + ) *) Die Opposition g ~ k ist im Tschechischen nicht phonematisch, da g nur in Lehnwörtern wie garáž auftritt. + ) Die Opposition g ~ k ist im Ukrainischen nicht phonematisch, da g wie [h] gesprochen wird. Grafisch gibt es diese Opposition allerdings: 6ó ^ - ó ^ ‚nackt - um ... herum / Kreis, Rad‘. <?page no="50"?> II Fünf Slavinen: Zahlen, Fakten, Alphabete, Aussprache 38 Darüber hinaus weisen die einzelnen Slavinen unter Umständen weitere Konsonantenpaare auf, die sich nur durch das Merkmal [± stimmhaft] unterscheiden (z. B. bks. džep ‚Tasche‘ - ep ‚Stöpsel‘). Schreibung von Allophonen Die Alphabete sind überwiegend morphonologisch aufgebaut, d. h., bestimmte umgebungsbedingte Phonemvarianten, die sich zum Beispiel durch die Stimmtonassimilation ergeben, werden nicht grafisch gekennzeichnet. Eine Ausnahme stellt hier das BKS dar (siehe oben), das aber auch nicht ganz durchgängig dem phonetischen Prinzip folgt. Eingeschränkt Panslavisches Palatalisiertheitskorrelation 28 Keineswegs „durchgehend panslavisch“ ist die Unterscheidung palatal(isiert)er und nicht-palatal(isiert)er Konsonanten bzw. ihre phonematische Distinktivität. Das Polnische kennt rund 19 29 weiche Konsonanten, das Russische 18, das Ukrainische 9, BKS 4 und das Tschechische 3 (die Wirkung von auf Labiale nicht mitgerechnet). Diese sind in phonologischer Notierung (der Phonemstatus der nach dem Doppelstrich / / aufgeführten Laute ist umstritten): BKS: grafisch •, , lj, nj bzw. –, ˜, ™, š Polnisch: b’, p’, m’, v’, f’, ›œ, , Ÿ, -, ¡ / / d’, t’, ›’, c’, z’, s’, g’, k’, ch’ 30 Tschechisch: d’, t’, n’ Russisch: b’, p’, v’, f’, m’, n’, d’, t’, l’, r’, z’, s’, ’, š: ’ / / ž: ’, g’, k’, ch’ Ukrainisch: d’, t’, ›’, c’, z’, s’, n’, l’, r’ 31 Da im Russischen die meisten dieser Konsonanten einen harten „Partner“ haben und somit zu Paaren zusammengefasst werden können, die sich nur durch das Merkmal [± palatalisiert] unterscheiden, spricht man hier von einer so genannten Palatalisiertheitskorrelation. Für die anderen Slavinen, selbst für das Polnische 32 , ist dies, wenn überhaupt, nur mit Einschränkungen angemessen. 28 In der Literatur wird häufig nicht genau unterschieden zwischen Palatalität und Palatalisierung (vgl. den Artikel im Glossar); entsprechend frequenter ist daher der (in den meisten Fällen nicht korrekte) Ausdruck „Palatalitätskorrelation“. 29 Die Angaben zur Anzahl der Vokal- und Konsonantenphoneme variieren je nach der zugrunde gelegten Klassifikation. Die vorliegende Übersicht basiert auf Panzer 1991. 30 Nach Panzer (1991, 62); ‰= ist grafisch d . 31 Nach Panzer (1991, 50). 32 Vgl. Panzer (1991, 62). Neuere Quellen nennen die Palatalisiertheitskorrelation für das Polnische nicht mehr. <?page no="51"?> ? III Zum Einstieg Bevor es an die systematische Beschäftigung mit Lautentsprechungen, Grammatik und Syntax geht, können Sie in einem kleinen unvorbereiteten Test Ihre schon jetzt unbewusst vorhandenen panslavischen Kenntnisse überprüfen. 1 Leseübungen Aufgabe 1: Lesen Sie den Text laut. 1 Keine Angst vor der ungewohnten Schrift Kajne angst for der bosnišn / kroatišn / zerbišn šprahe! File haben angst for der bosnišn / kroatišn / zerbišn šprahe, da zi dize zeltzame šrift niht kenen. Doh dize angst ist unbegrundet. In varhajt hat das bosniše / kroatiše / serbiše šriftsistem zogar file forcige. Man šrajbt majst, anders als im doj en, vi man špriht. Kajne angst for der polniszyn szprache! 2 File haben angst for der polniszyn szprache, da zi dize zeltzame szryft nicht kenen. Doch dize angst ist unbegryndet. In warhajt hat das polnisze szryftsystem zogar file forcyge. Auserdejm zind file polnisze becaj-nungen dojczen oder latajniszen urszprungs, zo das man zi mit ajn bis-en fantazi laj-t erszlisen kan. Kajne angst fór der echišn špráche! Fíle hábn angst fór der echišn špráche, dá zý dýze zeltzáme šrift nicht kenen. Doch dýze angst ist unbegryndet. Myt ajn vényk íbung lernen auch doj e dý echiše ortografí. J H8 8 (& $ 9 9 9 ( ' 8 '#9 )e! „ “ " ˆ ' ' “e, ' “ ˆ . “ " % . ' " “' " “ “ # ' . 1 Der „polnische“ Text ist eine Übernahme aus: Auf nach Polen! Vorbereitung einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung. Hrsg. vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk. Potsdam/ Warszawa 2002. Die übrigen Texte sind „nachgedichtet“. 2 Aus: Auf nach Polen! Vorbereitung einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung. Hrsg. vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk. Potsdam/ Warszawa 2002. <?page no="52"?> III Zum Einstieg 40 ? J H8 8 (& $ 9 9 %9 @8L' 8 '#9 ) ! „ ’ “ " ‹ ' ' “ , ' “ . “ " % . ' " “' " “ “ # ' . Aufgabe 2: Wie wird Ihr Tag? BKS (Kroatisch) 3 Ljubav: Uz podršku drage osobe sve e vam biti lakše odraditi, nego kada ste sami i bez dragih osoba u blizini. […] Posao: Shvatili ste da se i ovako posao može napraviti kvalitetno - što je jedino važno. Zdravlje: Problem kojeg imate nije velik, ali bi vas moglo zaboljeti. Savjet dana: Promjena e biti velika, stoga pazite kako se ponašate. Polnisch 4 Zmienne nastroje. Chwilami mo¢e ci si€ zdawa , ¢e twój partner jest chodz~cym idea£em, a za moment, ¢e jest uosobieniem wszystkich wad. Pob~dŸ przez chwil€ sam na sam ze sob~. Je-li istotnie uwa¢asz, ¢e trzeba sko¡czy t€ znajomo- , masz na to doskona£y moment. Je-li jednak dojdziesz do wniosku, ¢e to naprawd€ mi£o- , spodziewaj si€ rych£ego ocieplenia! Tschechisch 5 Zelenou dejte všem partner¥m. Pokud máte spolupracovníka, nechte rozhodování na n¦m a jenom se radujte, když bude na vlastní k¥ži poznávat, že šéfování není tak jednoduché. Russisch 6 § . ¨ & , %# ‡ . © ' , , ‡' > . ^ # "& " %" ‡ "& # “ ‡“ . © ' "ª . Š # " # , " # " # ‡ . 3 aus: http: / / www.vecernji.hr/ freetime/ horoscope/ aries/ index.do (4.12.2007) 4 aus: http: / / www.efakt.pl/ horoskopy/ (30.1.2009) 5 aus: http: / / www.denik.cz/ horoskopy/ (4.12.2007) 6 aus: http: / / horo.aif.ru/ horoscopes (4.12.2007) <?page no="53"?> 1 Leseübungen 41 ? Ukrainisch 7 ! # ’ “ % i . [ , , & i . Y " ( " # " ) i . + “ i ’. Aufgabe 3: Welchen Zeitungsartikel würden Sie gerne lesen? Bosnisch Cijene na pumpama ostaju nepromijenjene Biometrijski pasoši od 1. jula? Za modernizaciju bolnica 50 miliona dolara Meryl Streep i Sean Penn najbolji glumci Niskoenergetska ku a, dugoro no isplativa opcija Kup kralja: Barcelona i Sevilla u polufinalu Najava nove generacije modela iz Ingolštata Kroatisch Prva zna ajna Obamina pobjeda u Kongresu Lije nici utvrdili da je Oetzi ubijen strijelom Vezuv je velika opasnost za stanovnike napuljske regije Inter pobjegao Juventusu na šest bodova Njema ki bend Kraftwerk dolazi u Zageb Drew Barrymore producira nove ‘Charliejeve an•ele’ Armani nudi žensku modu za muškarce Serbisch Y \ \ „ “ - > \ “ ¨ " " # " š „Ajron mejden“ otvara hotel za rokere u Londonu Kupio MP3 sa vojnom tajnom Amerikanka koja je rodila osmorke ve ima šestoro dece U parlamentu BiH radioaktivni materijal 7 aus: http: / / www.expres.ua/ horoscope (4.12.2007) <?page no="54"?> III Zum Einstieg 42 Polnisch Królowa popu przyjedzie do Polski Pary¢ w jeden dzie¡? To mo¢liwe! Nami€tne usta bez czerwonej szminki Kwatera G£ówna NATO zmieni si€ w wi€zienie? Najbogatsi nadal chc~ lata w kosmos Wszystko o winie Skandal! Nasi zapa-nicy brali koks i pali Tschechisch Kulturní šok eského turisty v Americe Monarchie nebo republika? Dilema pro novou Austrálii Ceny benzínu v Evrop¦ p¥sobí problémy automobilist¥m John Lennon sponzoroval irské teroristy Zfalšované kreditní karty v Moskv¦ Bílý d¥m má novou atmosféru: teplí ko jako na Havaji a smí se i bez kravaty Deset @ech¥ se chystá na start bundesligy Russisch ] ? + “ > : # ‡? - 7 # ‡" „ - # -2011 «Šˆ " » [ ‡ ' ¯" ‡ - § ‡ ‡ Ukrainisch ² Š ‹ " ³ % µ "" ’ ^ " , “ ¯" , „ -2010“ " § µ > § > ^ . µ " # & " ? + ‹ ^ § <?page no="55"?> IV Wortschatz Die Wortschätze der slavischen Sprachen wurden und werden aus verschiedenen Quellen gespeist. Ein Teil der Wörter ist ererbt - aus dem Indogermanischen, dem Baltoslavischen 1 , Urslavischen oder Gemeinslavischen -, ein anderer Teil ist aus verschiedenen Sprachen - anderen Slavinen, Deutsch, Französisch, Englisch, Turksprachen u. a. - entlehnt, wieder andere Wörter sind eigene Neubildungen. Wie groß die jeweiligen Anteile in einer Sprache sind, lässt sich allerdings nur annähernd angeben. Gemeinhin gelten die slavischen Sprachen als „untereinander sehr ähnlich“. Auffallende Ähnlichkeiten sind auch tatsächlich vorhanden, sie sollten jedoch nicht verallgemeinert und auch nicht überschätzt werden. 2 Keipert (2005, 41) liefert folgende Zusammenfassung: „die slavischen Sprachen [ähneln] sich vor allem in ihrer grammatischen (morphologischen) Struktur und im Grundwortschatz sehr [...], während ihre Ausbau- oder Kulturwortschätze wegen sehr unterschiedlicher Entwicklungsbedingungen z. T. stark divergieren“. (kursiv Orig.) So weisen z. B. gerade Serbisch und Kroatisch eine „deutlich verschieden ausgebaute Kultur- und Zivilisationsterminologie“ auf (ebd., 48), und auch das Bosnische sucht in dieser Hinsicht seit einigen Jahren einen individuellen Weg. Während sich also die slavischen Sprachen „unten“ (d. h. im Grundwortschatz) ähneln, unterscheiden sie sich „oben“. Bei den romanischen Sprachen verhält es sich genau andersherum. Als Gründe nennt Keipert zwei gegenläufige Tendenzen in der Geschichte des Slavischen bzw. in der Geschichte der Slavinen: 1. Einer ausgesprochen langsamen, konservativen Veränderung der lautlichgrammatischen Strukturen des Slavischen (die die Rekonstruktion des Urslavischen, sogar des Baltoslavischen möglich machte) stand 2. die späte Entstehung der einzelnen Schriftsprachen (im 18. und 19. Jahrhundert) gegenüber - wobei für jede slavische Sprachgemeinschaft andere (kulturelle, sozialpolitische) Bedingungen galten. 1 Panslavischer Wortschatz Unter dem Ausdruck panslavischer Wortschatz (< grch. pan- ‚alle‘) werden diejenigen Wörter verstanden, die in allen slavischen Sprachen vorhanden sind. Diese Wörter werden als „ererbt“ bezeichnet, wobei dieses Erbe auf unterschiedliche Quellen zurückgeführt werden kann (siehe unten). Carius/ Eichler (2002, 848) 1 Ob der Ausdruck „baltoslavische Spracheinheit“ gerechtfertigt ist, ist (noch immer - oder wieder? ) umstritten. Vgl. z. B. Townsend/ Janda (2002, 34), die sich in dieser Frage übrigens nicht festlegen. 2 Vgl. auch Townsend/ Janda (2002, 22). <?page no="56"?> IV Wortschatz 44 bezeichnen den Anteil gemeinslavischer ererbter Lexik etwas unscharf als „zahlenmäßig groß“. In Anlehnung an Klein/ Stegmann (2000, 37) können - aus praktischen, auf die Interkomprehension bezogenen Erwägungen heraus - unter panslavisch auch diejenigen Wörter gefasst werden, die zwar nicht in allen, aber in mindestens fünf slavischen Sprachen zu finden sind. Natürlich haben diese Wörter (oder Formen) im Laufe der Zeit ihr „Aussehen“ verändert. Da aber solche Lautwandelprozesse häufig systematisch, „gesetzmäßig“ ablaufen, sollten in Kenntnis dieser Lautgesetze („Gesetz“ ist als Metapher zu verstehen) verwandte Wörter wie z. B. bks. glava poln. g owa tsch. hlava russ. á ukr. á dt. ‚Kopf‘ eigentlich ohne größere Probleme erschließbar sein. Die Behandlung des „panslavischen Wortschatzes“ ist also im Grunde nicht zu trennen von den historischen Lautwandelprozessen, deren Ergebnisse sich in den einzelnen Slavinen widerspiegeln. Diese Lautentsprechungen werden im nächsten Kapitel näher erläutert und mit weiterem panslavischem Wortmaterial illustriert. Eine Zusammenstellung Der panslavische Wortschatz bietet A. Angelov auf der Web-Site http: / / www.eurocomslav.de/ kurs/ pwslav.htm (17.3.2009). Historische Entwicklung der Wortschätze Die ältesten ererbten lexikalischen Einheiten, die sich in den slavischen Sprachen finden, stammen aus dem Indogermanischen, von dem man annimmt, das es bis ca. 3500 oder 2500 v. Chr. gesprochen wurde. Aus dem Indogermanischen (wie immer es ausgesehen haben mag) entstand vermutlich 3 die so genannte baltoslavische Spracheinheit, die wohl bis etwa 500 v. Chr., bis zur Herausbildung des Urslavischen (und eines baltischen Zweigs) existierte. Das Urslavische gilt als „Mutter“ der heutigen slavischen Einzelsprachen und wird in der Regel auf den Zeitraum von 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. 4 datiert. In der darauf folgenden gemeinslavischen Zeit setzt sich die einzelsprachliche (Auseinander-)Entwicklung fort. Die slavischen Sprachen enthalten also lexikalisches Erbgut aus verschiedenen Schichten: Indogermanisch Baltoslavisch Urslavisch Gemeinslavisch. 3 Siehe aber S. 43, Fn. 1. 4 Die Zeitangaben in der Literatur liegen zum Teil um einige Jahrhunderte auseinander. Für einige Sprachforscher ist der Beginn der urslavischen Periode um 400 v. Chr. zu sehen, für andere endet sie um 800 n. Chr. Der Grund hierfür ist auf der Bezeichnungsebene zu suchen. Über die den jeweiligen Perioden zugrunde liegenden sprachlichen Merkmale herrscht dagegen weitgehend Einigkeit. <?page no="57"?> 1 Panslavischer Wortschatz 45 Innerhalb dieses slavischen Erbgutes gibt es wiederum Gemeinsamkeiten mit dem Germanischen, dem Italischen (d. h. den romanischen Sprachen), dem Iranischen u. a. m. Die indogermanischen, baltoslavischen oder urslavischen Einheiten sind nicht durch Schriftdenkmäler belegt, sondern wurden im Rahmen historisch-vergleichender Untersuchungen rekonstruiert und werden mit einem Asterisk (*) markiert. Die ältesten Belege finden sich in den Texten der ersten slavischen Schriftsprache - dem Altkirchenslavischen. Insbesondere in den Bereichen, die allgemein zu den ältesten Gruppen des Wortschatzes gerechnet werden, weisen die slavischen Sprachen bis heute einen vergleichsweise hohen Anteil an gemeinslavischen Wörtern auf (die allerdings nicht immer dieselbe Bedeutung haben). Insbesondere sind dies die Bereiche: 5 Körperteile Pflanzen Tiere Verwandtschaftsbezeichnungen. Die nachfolgende Übersicht listet einige panslavische Wörter im Vergleich mit dem Urslavischen und dem Altkirchenslavischen (AKS) auf: Urslav. AKS BKS Poln. Tschech. Russisch Ukrain. Deutsch *bogº bogº bog bóg b¤h >" >" Gott *brat(r)º bratrº brat brat bratr ( ( Bruder *Pelov–kº P(e)lov–kº Pov(j)ek czƒowiek Plov–k * > é< *> > í< 6 (Mensch) *dºkti dºšti kXerka córka dcera ,>*- ,ó*< Tochter *g>lsº glasº glas gƒos hlas "ó > "ó > Stimme *golva glava glava gƒowa hlava "> > á "> > á Kopf *kupiti kupiti kupiti kupiX koupit <@ $Ë (- <@ $Ë ($ kaufen *mati mati mati 7 matka matka (- á($ Mutter *noga noga noga noga 8 noha &>"á &>"á Fuß/ Bein *nosº nosº nos nos nos &> &i Nase *ot-cot-cotac ojciec otec >(é >(é - 9 Vater *r–ka r–ka rijeka reka rzeka -eka <á i<á Fluss *rÐka rÐka ruka r}ka ruka @<á @<á Hand/ Arm *sestra sestra sestra siostra sestra ( á ( á Schwester *vºnukº vº&@<º unuk wnuk vnuk &@< >&ý< Enkel 5 Carius/ Eichler (2002, 848). 6 Im Ukrainischen mit der Bedeutung ‚(Ehe-)Mann‘. 7 Neben bks. majka. 8 Im Poln. nur in der Bedeutung ‚Bein‘. 9 Verwendung nur in kirchlich-religiösen Kontexten. Die ukr. Verwandtschaftsbezeichnung für ‚Vater‘ lautet \á? ^. <?page no="58"?> IV Wortschatz 46 Aus dem Indogermanischen ererbt sind: 10 *nos$ (vgl. ahdt. nasa), *d$kti (vgl. ai. duhitár, idg. *dhughŠt‹r), *ot c (vgl. got. atta), *bratr$ (vgl. ai. bhrŒta), *mati (vgl. lat. mater) Aus dem Baltoslavischen ererbt sind: *golva (vgl. lit. galvà), *noga (vgl. lit. nagà), *rka (vgl. lit. rankà) Zum urslavischen Erbe gehören: *r ka, *g^ls$, *v$nuk$, * elov k$ Aus dem Iranischen stammt vermutlich: *bog$ (< baga) Aus dem Germanischen stammt: *kupiti (got. kaupon) Bedeutungsunterschiede Dass manche Wörter in den slavischen Sprachen einen gemeinsamen Ursprung haben, bedeutet nicht automatisch, dass sie auch heute noch gemeinsame Bedeutungen aufweisen. In einigen Fällen haben sich interslavische faux amis entwickelt (siehe unten). Pan-Ost-, -West- und -Südslavische Wörter Auch innerhalb der Gruppen Ost-, West- und Südslavisch haben sich lexikalische Gemeinsamkeiten bzw. Besonderheiten herausgebildet. Ebenso zeigt jede einzelne Slavine individuell-slavische Züge. Zuverlässige Beispiele sind jedoch nicht leicht zu finden. Von den in Panzer 1991 genannten konnten die wenigsten von MuttersprachlerInnen bestätigt werden. Nur russisch ist offenbar >\é6 ‚Anlauf‘, > á? (Abkürzung aus >á \^? * á? ) ‚Lohn, Gehalt‘, \ ó ? ‚werfen, schmeißen‘ oder ^ á ‚während, solange‘. Nur im Ukrainischen gibt es ý6 für ‚Strich‘. ‚Theater‘ lautet kazalište nur im Kroatischen und pozorište nur im Serbischen (neben teatar). 2 Kulturwortschätze Es ist tatsächlich sehr schwierig, allein für unsere fünf Slavinen „ähnlich aussehende“ Kulturwörter zu finden, ohne dass nicht mindestens eine Sprache „abwei- 10 Die Ermittlung von Wortetymologien ist mühsam, und die Ergebnisse sind oftmals nicht eindeutig oder führen nicht zu direkten Aussagen der Art Das Wort x geht auf die Form y zurück. In den - schwer lesbaren, weil stark komprimierten - Artikeln etymologischer Wörterbücher werden keine abgeschlossenen „Wort-Geschichten“ erzählt, sondern meist nur Aufzählungen verwandter (oder als verwandt angenommener) Formen bzw. Wörter sowie die entsprechenden Quellenangaben geliefert; die daraus zu ziehenden Schlüsse bleiben den LeserInnen überlassen. <?page no="59"?> 2 Kulturwortschätze 47 chen“ würde. Die folgende Auswahl von Wörtern, bei denen panslavische Erschließungsversuche ganz oder teilweise (je nach „Vergleichspaar“) fehlschlagen können, vermittelt einen Eindruck von diesen Unterschieden. Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch Arzt kr. lijePnik sr. ljekar lekarz léka- * í< Bahnhof kr. kolodvor sr. stanica dworzec nádraží >< á >< á Bleistift olovka oƒówek tužka < &,áB > Å é - Entscheidung Entschluss odluka decyzja odhodlání Bé&$ íB &&´ Errungenschaft dostignuXe zdobycz; osigni}cie vymoženost ,> ($ é&$ ,> ´"& &&´ Ë Erzählung priPa opowiadanie povídka litwiss. <á > > Å,á&&´ Fabel fabula bajka bajka litwiss. á &´ á &´ Fabrik fabrika; tvornica fabryka závod; fabrika; továrna; podnik ó,; á $< ó,; á $< Flugzeug kr. zrakoplov avion samolot letadlo > ¸( Å(á< Gebäude, Bau zgrada budynek; gmach budova ,á&$ @,$&>< Ë Gedicht pjesma pesma wiersz báseš ($ >( > é- &$ Å B Gefängnis zatvor wi}zienie v–zení (² - á ’´ &$ ´ Ë Gesetz zakon jur. ustawa wiss. reguƒa zákon <ó& <ó& Inhalt sadržaj tre‡X obsah >, á&$ Å ( Kellner kr. poslužitelj konobar kelner Píšník > $ $á&( > Å Åá&( Kindergarten djePiji (dePiji) vrtiX przedszkole mate-ská škol(k)a ,é( <$° ,; , ( á, ,$(´*$° Ë ,ó<; ,$( ,ó< Märchen bajka ba‡‹; bajka pohádka <á < <á < Maschine mašina; stroj maszyna stroj B$Ë & B$Ë & modern moderan, -rni nowoczesny moderní > é&&ª° @*á &$° Musik kr. glazba sr. muzika muzyka hudba ý ª< ý $< Nachricht vijest vest wiadomo‡X zpráva &ó > (- &> $&á <?page no="60"?> IV Wortschatz 48 Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch natürlich (adj) kr. naravan prirodan naturalny samoz-ejm– (é ( &&ª° $ ó,&$° & (@ á -&$° Papier kr. papir; hartija kartka; papier papír @ á" í Regierung vlada rzd vláda $( - Ë - ( o ý ´, Richtung kr. pravac smjer kierunek sm–r & é&$ &á ´ >< Satz (gramm.) rePenica zdanie v–ta , > é&$ é* &&´ SchauspielerIn glumac glumica aktor aktorka herec herePka <(¸ <( $ Ë <(ó <(ó < Schuh(e) cipela, Pl. cipele but, -y; obuwie (koll.) bota >($Ë &><; B á<; (ý ´; Pl. (koll.) ó @ - * $< Ë ; (ý ´; (koll.) @((´Ë Staat država pa‹stwo stát "> @,á ( o; , á , á Stunde bs. sahat, sat kr. sat sr. Pas godzina hodina * ">,$& Ë suchen tražiti szukaX hledat $ <á(- B@<á($ Suppe kr. juha supa / Porba zupa polévka @ @ Theater kr. kazalište sr. pozorište; teatar teatr divadlo ( á( ( á( (Zsm.-)Treffen sastanak spotkanie sch¤zka ( é* ý ( Å* übersétzen prevesti / prevoditi (prze)tƒumaczyX p-ekládat >,$(- Ë < ,á($ Urlaub odmor urlop dovolená ó( @ < Å, ý (< Vergangenheit prošlost przeszƒo‡X minulost óB > $&ý verhaften (u)hapsiti (za)aresztowaX zatýkat (> á(- B(@ á($ Woche bs. sedmica kr. tjedan sr. ned(j)elja; sedmica tydzie‹ týden & ,é ´ ($ , &- Ë Wohnung stan mieszkanie byt < ($ Ë < ($ Ë Zeitung novine Pl. gazeta; dziennik noviny Pl. " é( " é( Zug kr. vlak sr. voz pocig vlak ó , ó(´"; óÇ , <?page no="61"?> 3 Internationaler Wortschatz 49 3 Internationaler Wortschatz In der Interkomprehension werden Internationalismen als sehr nützlich für die Texterschließung, aber auch für den Erwerb von Mehrsprachigkeit angesehen, denn sie „können die Alltagskommunikation zwischen Menschen verschiedener Herkunftssprachen erleichtern haben im Hinblick auf den Fremdsprachenunterricht einen multiplizierten Gebrauchswert geben Aufschluss über sprachgeschichtliche und kulturelle Kontaktvorgänge und Kontaktergebnisse in Europa können als Wortschätze einer möglichen europäischen Integration betrachtet werden“ (Braun 2003, 239). Was genau unter „Internationalismus“ zu verstehen ist, ist im Übrigen nicht einheitlich definiert. Eine mögliche Definition findet sich in Volmert (1996, 220) (- und kritische Anmerkungen dazu in Volmert 2003): „Unter ‚Internationalismus‘ versteht man ein Wort, das mit gleicher oder ähnlicher Ausdrucksseite und mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung in verschiedenen Sprachen verbreitet und meist ohne Übersetzung spontan verständlich ist.“ Internationalismen im Slavischen Wörter, die international sind, in vielen, vielleicht in allen Sprachen gleich oder ähnlich sind, müssen auch beim Lesen eines fremdsprachlichen Textes eigentlich nicht nachgeschlagen werden. Das klingt nach einem bequemen Einstieg in die (mehr oder weniger) unbekannte Sprache - und tatsächlich erweisen sich internationale Wörter bzw. Einheiten (Internationalismen) als nützlich, wenn es um das Erschließen, das möglichst „erfolgreiche Raten“ geht. Sie erleichtern den Zugang zu unbekannten Sprachen und Texten nicht zuletzt dadurch, dass sich mit ihrer Hilfe (an ihrem Beispiel) sehr gut die (ortho-)grafischen und orthoepischen Besonderheiten der jeweiligen Zielsprache veranschaulichen lassen. EuroComSlav bietet online eine von Iskra Likomanova (Sofja) erstellte Tabelle mit ca. 300 Internationalismen-Einträgen pro Sprache (Bulgarisch, Makedonisch, BKS, Tschechisch, Polnisch, Ukrainisch, Belarussisch, Slovenisch, Slovakisch und Russisch). Dabei soll es sich exemplarisch um diejenigen Internationalismen handeln, „die zu den 3000 in der Alltagskonversation am häufigsten gebrauchten Wörtern gehören. 71 % der angeführten Wörter kommen in allen slawischen Sprachen vor“ (Zybatow 2005, http: / / www.eurocomslav.de). Siehe http: / / www.eurocomslav.de/ kurs/ iwslav.htm (17.3.2009). <?page no="62"?> IV Wortschatz 50 ? ? ? Nachfolgend einige Internationalismen (und kursiv: „Nationalismen“) in unseren fünf Slavinen im Vergleich. Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Anwalt (Rechtsanwalt) kr. odvjetnik sr. advokat adwokat advokát , ><á( , ><á( Aggression agresija agresja agrese " é $´ " é Å´ Analyse analiza analiza analýza &á $ a&á Å Apotheke apoteka kr. ljekarna apteka lékárna (é< a (é< Computer kompjuter komputer computer <> -²Ë ( <> ’²( Ë Demokratie demokratija demokracja demokracie , >< á($´ , >< á(Å´ Film film film film $ - Å - Geschichte (Geschichtswiss.) bs. historija kr. povijest sr. (h)istorija historia historie $ (ó $´ Å (ó Å´ Grammatik gramatika gramátyka gramatika " á($< " á($< Internet internet Internet 11 internet #&( &é( 12 Å&( &é( Krise kriza kryzys krize < $Ë $ < $ Ë Minute minuta minuta minuta $&ý( Mode moda moda móda ó, >, Mythos mit mit mýtus $ Å neben neuerem $( Problem problem problem problém > é > é Programm program program program >" á >" á Roman roman powie román > á& > á& Symbol simvol symbol symbol $Ë > $ > Ë Theorie teorija teoria teorie ( ó $´ ( ó Å´ Aufgabe 1: Können Sie anhand dieser Beispiele bereits Aussagen zur Orthografie „Ihrer“ Lesekurs-Slavine machen? Aufgabe 2: Was fällt Ihnen auf in Bezug auf Morphologie und Wortbildung? Aufgabe 3: Sie sind in einer fremden Stadt. Finden Sie sich vor Ort zurecht? Wohin führen Sie die nachfolgenden „Schilder“? 13 11 Im Polnischen werden zwei normierte Schreibweisen unterschieden: Großschreibung Internet zur Bezeichnung des globalen Netzes, Kleinschreibung internet für einen Teil des weltweiten Netzes. 12 Die gegenwärtige russ. Norm sieht hier tatsächlich Großschreibung vor - was aber wohl die Mehrheit der SprecherInnen in der Schreib-Praxis ignoriert … 13 Die polnischen Beispiele sind dem Lehrbuch Spotkania von A. Kötgen (München 2001) entnommen. Die ukrainischen stammen aus Olshevska 2008. Alle übrigen sind eigene Übertragungen. <?page no="63"?> 3 Internationaler Wortschatz 51 In Bosnien / Kroatien Biblioteka kino telefon toalet centar Turisti ke informacije WC Univerzitet R ESTORAN Pošta Apoteka taksi Hotel Forum frizer kiosk In Serbien Teatar Bioskop In Polen BIBLIOTEKA kino „ZODIAK“ INFORMACJA TURYSTYCZNA TOALETY CENTRUM R ESTAURACJA Poczta Apteka BANK UNIWERSYTET Kasa biletowa TAXI HOTEL „forum“ Fryzjer KIOSK Telefon SZPITAL TEATR In Tschechien Telefon Kino „Sv t“ Informace Muzeum Centrum R ESTAURACE Pošta Metro BANKA Univerzita Tramvaj Taxi Hotel „Forum“ Kavárna In Russland ’ \ ( < $ $>( < ! ·-·„¯+ > [Š§·Y¨µY¸·! ¸ <?page no="64"?> IV Wortschatz 52 In der Ukraine ]L 0L & % Y / ! ^8$ 97 *L ! # "% ^ JL (% > <( A * &< “^? „” {” _ & & 0<? JL8 & &9 „` & 98” „ ” q %(L Internationale Präfixe / „Eurofixe“ Nicht nur Wörter sind international, sondern auch einzelne Wortbestandteile wie die Präfixe 14 anti-, hyper-, kontra-, mega- oder die Suffixe -ismus, -ier(en), -ation sind - mit entsprechenden phonetischen und grafischen Anpassungen - in einer Vielzahl von Sprachen verbreitet (und ihre Zahl steigt). In der Methode EuroCom werden diese Einheiten als „Eurofixe“ bezeichnet und durch ein separates Sieb „aufgefangen“ (siehe oben). Die Interkomprehensionstechnik macht sich die Tatsache zunutze, dass mithilfe einer begrenzten Anzahl von Affixen (ca. einige Dutzend je Sprache) eine sehr große Zahl von Wörtern gebildet wurde bzw. gebildet werden kann, deren Bedeutung dann im Idealfall über das Erkennen von Präfix / Suffix und / oder Wurzel erschließbar ist. Bei Verbindungen mit entlehnten Affixen dürfte dies gut funktionieren, das Erraten einheimischer Affixe kann sich dagegen nicht zuletzt wegen der Polysemie oder Homonymie (auch interslavisch) vieler dieser Einheiten als schwierig bis unmöglich erweisen. Entlehnte Affixe (vor allem wohl Präfixe) wie bks. anti-, poln. anty-, tsch. antiruss. anti-, ukr. antyusw. bks. -metar, poln. -metr, russ. -metr usw. sind für SprecherInnen westlicher Sprachen intuitiv verständlich, vorausgesetzt, die Wortformen werden richtig segmentiert und die Bestandteile Präfix, Wurzel, Suffix als solche erkannt. Nachfolgend ein Vergleich internationaler Präfixe im Slavischen - für die es zum Teil aber auch einzelsprachliche, slavische Synonyme (Präfixe und andere Ausdrucksmittel) gibt: 14 Zur (nicht unproblematischen) Klassifikation von Präfixen siehe auch S. 228, Fn. 21. <?page no="65"?> 4 Falsche Freunde 53 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch antiantiprotivantyprzeciwantiproti- &($- >($ >- &($- >($dededede- , - , diadijadiadia- ,$ - ,Å exeks- (bivši) eks- (byƒy) ex- (bývalý) ®< - ( ªË B$°) < - (<> $Ë B&Å°) hyperhipernad- (nat-) hipernadhypernad- "$ - - "Å - & ,hypohipohipohypo- "$ >-, $ >- "Å >interintermeGuintermi}dzyintermezi- $&( - ,@- Å&( - i megamegamegamega- " - " multimultimnogomultiwielomultimnohovíce- @ -($- &ó">- @ -(Å- "á(>paraparaparapara- - polypolipolipoly- > $- > Åproproproprozana- >- >supersupersupersuper- @ - @ teleteleteletele- ( - ( transtranstranstrans- ( & - ( & - Zu slavischen Affixen (Präfixen und Suffixen) vgl. Kapitel VIII Wortbildung. Zur Internationalität von Internationalismus Internationalismen sind sicher sehr hilfreich beim „optimierten Erschließen“ eines fremdsprachigen Textes. Sie werden aber nicht von allen gleichermaßen als positiv und nützlich bewertet. Das Thema hat enge Berührungspunkte mit den Bereichen Sprachpflege, Purismus, Sprachpolitik usw. Als eher puristisch gilt zum Beispiel das Kroatische (im Unterschied zum Serbischen). Zwar gibt es dort auch den Ausdruck internacionalizam, daneben existiert aber auch als kroatische Version me unarodnica. 4 Falsche Freunde Falsche Freunde, die so genannten faux amis, sind zwischensprachliche Paronyme, d. h. Wörter mit gleicher oder ähnlicher Ausdrucksseite, aber unterschiedlichen Inhalten, die Fremdsprachenlernende und Übersetzer auf falsche Fährten locken. Die Kenntnis dieser „Fieslinge“ kann hilfreich sein für die Fehlerprophylaxe. <?page no="66"?> IV Wortschatz 54 Falsche internationale Freunde Internationalismen sollen ja „meist ohne Übersetzung spontan verständlich“ 15 sein, aber auch sie können ihre Tücken haben. Beispielsweise lautet das Wort für ‚Armee‘ bks. armija, poln. armia, russ. *, ukr. á –*, aber tsch. armáda. Im Übrigen bedeutet das Erkennen und Verstehen von Internationalismen nicht automatisch, dass einzelsprachliche Varianten problemlos gegeneinander ausgetauscht, d. h. auf diese Weise übersetzt werden können. So ist zwar russ. istorija vor dem Hintergrund von dt. Historie, historisch verständlich, das deutsche Äquivalent aber lautet in der Regel Geschichte. Und serbisch (politi ka) tranzicija wäre nicht *Transition, sondern Übergang. Falsche slavische Freunde Ein „Thema für sich“ stellen die zahlreichen falschen Freunde dar, die sich zwischen den hier behandelten fünf (und den übrigen) Slavinen finden. Wenn Jan aus Warszawa seinen Freund Pavel aus Praha im kwiecie" ‚April‘ besuchen will, wird er vielleicht vor verschlossener Tür stehen, weil Pavel ihn erst einen Monat später erwartet. Wenn Ivo aus Zagreb etwas brzo macht, macht er es ‚schnell‘, Pavel lässt sich mit tsch. brzy ‚bald‘ etwas mehr Zeit. Die russische Bestellung > á> ist im Tschechischen ein Verbot (zákaz), Russen und Ukrainer können mit russ. ? (kit) ‚Wal‘ und ukr. i? (kit) ‚Katze‘ wunderbar aneinander vorbeireden, und die Polen wundern sich, warum die Tschechen ihr Bierchen im Keller trinken (poln. piwnica ‚Keller‘ (tsch. sklep ‚Keller‘, poln. sklep dagegen ‚Geschäft‘) - tsch. pivnice ‚Bierstube‘ (poln. piwiarnia ‚Bierstube‘)). Wie verwirrend die Bedeutungsunterschiede sein können, zeigt diese Übersicht: russ. elovék ‚Mensch‘ - ukr. olovík ‚Ehemann‘ (vs. ljudýna ‚Mensch‘) russ. re ’ ‚Rede‘ - ukr. ri ‚Ding, Sache‘ (vs. mova ‚Rede‘) russ. vlast’ ‚Macht‘ - tsch. vlast ‚Heimat‘ (vs. moc ‚Macht‘) russ. ródina ‚Heimat‘ - tsch. rodina ‚Familie‘ (vs. vlast ‚Heimat‘) russ. vrag ‚Feind‘ - kr. vrag ‚Teufel, Dämon‘ (vs. neprijatelj ‚Feind‘) russ. zapominát / zapómnit ‚sich etw. merken, im Gedächtnis behalten‘ - poln. zapomina / zapomnie ‚vergessen‘ Zahlreiche weitere falsche slavische Freunde findet man online unter http: / / de.wikibooks.org/ wiki/ Falsche_Freunde_des_Slavisten (deutschsprachige Startseite des mehrsprachigen, internationalen Wikibooks False Friends of the Slavist.) - und einige Anekdoten zum Thema in unserem Kapitel X Zum Schluss. 15 Vgl. Volmert (2003, 36). <?page no="67"?> 5 Grundwortschatz: Substantive 55 5 Grundwortschatz Nicht alle Wörter eines Textes können mithilfe der Interkomprehensionstechnik erschlossen werden, d. h., ganz ohne Nachschlagen im Wörterbuch wird es also nicht gehen. Verständnisprobleme verursachen meist „kleine“, aber frequente Wörter wie Pronomen, Adverbien, Konjunktionen oder Präpositionen, die wir in Auswahl - neben häufigen Substantiven, Verben, Adjektiven u. a. m. - als vergleichende Vokabellisten (ca. 500 Einheiten pro Sprache) zusammengestellt haben. (Die verschiedenen Pronomen sind ausführlicher im Kapitel VI Morphologie aufgeführt.) Wir empfehlen Ihnen, die Wortlisten, auch wenn es unbequem ist, wenigstens einmal zu lesen und diese Wörter nach Möglichkeit auswendig zu lernen. Weitere vergleichende Wortlisten finden Sie passim (z. B. im Kapitel V Lautentsprechungen, Abschnitt 21). Substantive Die hier aufgeführten Substantive sind thematisch geordnet: Auswahl aus dem Grundwortschatz (20 Einheiten) Verwandtschafts- und Personenbezeichnungen Körperteile Wochentage Monatsnamen Jahreszeiten Himmelsrichtungen Feiertage Auswahl aus dem Grundwortschatz (20 Einheiten) Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Arbeit rad; posao praca práce ó( > ó( Brief pismo; list list dopis $ - ó $ ( Brot kr. kruh sr. hljeb chleb chléb Å Buch knjiga ksi‰ka kniha <&$Ë " <&$Ë " Fenster prozor okno okno ><&ó Å<&ó Feuer vatra ogie‹ oheš >"ó&- >"ó&- Gebäude zgrada budynek budova ,á&$ @,$Ë &>< Geld novac pienidze Pl. peníze Pl. ,é&-"$ Pl. " óBÅ Pl. Geschäft (Laden) prodavnica kr. a. duXan sklep obchod " $Ë & " $& Ë Glück sreXa szcz}‡cie št–stí *á (- ¶á (´ Haus kuXa dom d¤m ,> ,Å <?page no="68"?> IV Wortschatz 56 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Kraft snaga siƒa síla $Ë $Ë Land zemlja kraj zem– ´Ë ´Ë Leben život ‰ycie život $ &- $((´Ë Luft kr. zrak sr. vazduh powietrze vzduch ó ,@ > í( ´ Musik kr. glazba sr. muzika muzyka hudba ý ª< ý $< Ort mjesto mesto miejsce místo (ó í Staat država pa‹stwo stát "> @,á ( >; , á < Ñ& ; , á Stadt grad miasto m–sto "ó >, í (> Tür vrata drzwi Pl. dve-e Pl. , - , é Å Pl. Verkehr kr. promet sr. saobraXaj ruch doprava , $ é&$ @ Weg cesta; put droga cesta; silnice ,> ó" ,> ó" Wort rijeP reP 16 sƒowo slovo ó > ó > Zeit vrijeme vreme czas Pas é ´ * Verwandtschafts- und Personenbezeichnungen Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Mensch Povjek, Povek czƒowiek Plov–k * > é< ²,$Ë & Familie kr. obitelj bs., sr. familija; porodica rodzina rodina -´Ë >,$Ë & Mutter; Mama majka / mati mama matka mama matka máma (- á á($ á Vater; Papa otac tata, bs. babo ojciec tata, tato otec táta >(é á á(-<> (á(> Eltern roditelji rodzice rodiPe >,$( $ Ë (-<$Ë Tochter kXi; kXerka córka dcera ,>*- ,>*<á Sohn sin syn syn ª& $& Kind dijete dete dziecko dít– ¸&>< Pl. ,é($ ,$($Ë & Schwester sestra siostra sestra ( á ( á Bruder brat brat bratr ( ( 16 Bks. slovo bedeutet ‚Buchstabe‘. <?page no="69"?> 5 Grundwortschatz: Substantive 57 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Geschwister / Brüder und Schwestern braXa i sestre rodze‹stwo sourozenci á(-´ $ ¸ ( ª ($Ë Å ( $Ë Großmutter; Oma bs. nena kr. baka sr. baka, baba babka; babcia babiPka á @B< ; á < ; ý ´ ý ´; á ´ Großvater, Opa djed; ded dziadek d–dePek ,é,@B< ; , , ,Å,ý -; ,Å, Enkelin unuka wnuczka vnuPka &ý*< >&ý< Enkel unuk wnuk; wnuczek vnuk &@< >&ý< Tante tetka; strina; bs. ujna; daidžinica 17 ciotka; ciocia teta (¸(´ (í(< Onkel Bruder der Mutter kr., sr. ujak bs. daidža wuj; wujek strýc ,´,´ Ë ,´,-<> Ë Onkel Bruder des Vaters kr., sr.stric bs. amidža wuj; wujek; stryj regional; stryjek Nichte Tochter der Schwester sestriPna siostrzenica nete- ´&&$ Ë & ó ; í&&$ ´ Nichte Tochter des Bruders bratiPna bratanica Neffe Sohn der Schwester bs. amidžiX sestriX siostrzeniec synovec ´Ë &&$< &é í ; í&&$< Neffe Sohn des Bruders bratiX; striPeviX bratanek Cousine (Kusine) tetišna kuzynka sest-enice <@ $& Ë , >² Å,& Ë ( á Cousin tetiX; striPeviX kuzyn bratranec <@ é& , >² Å,&$° Ë ( Ehefrau žena; supruga ‰ona; maƒ‰onka manželka &á; @ ý" , @ $Ë & Ehemann muž; suprug m‰; maƒ‰onek manžel @ ; @ ý" *> > í< 17 Ehefrau des Bruders der Mutter. <?page no="70"?> IV Wortschatz 58 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Schwiegermutter svekrva kr. punica sr. tašta te‡ciowa tchýn– (¸¶ ; < ó - (é¶ (Mutter der Frau); < ý (Mutter des Mannes) Schwiegervater svekar kr. punac sr. tast te‡X tchán ( (-; ¸<> ( (- (Vater der Frau); é<> (Vater des Mannes) Schwiegereltern svekar i svekrva; punac i punica; sr. tast i tašta te‡ciowie tchýn– a tchán >,$( $ Ë &ªË / ý ( (- Å (é¶ ; é<> Å < ý 18 ; é< $ Schwiegertochter snaha sr. snaja synowa snacha & é (< ; &> á & í (< Schwiegersohn zet zi}X ze¢ ´(- ´(- Patenonkel kum (ojciec) chrzestny 19 kmotr < ¸ (&ª° (>(e ) ¶é&$° á(-<> Patentante kuma (matka) chrzestna kmotra < ¸ (& ´ ( (-) ¶é& á($ Schwägerin sestra supruge; sestra moje žene; svastik; sestra supruga; zaova; jetrva szwagierka švagrová > ó < ; >´* &$ Ë ; & é (< (Ehefrau des Bruders) > $Ë ´ (Schwester des Mannes); (> á (Frau des Bruders) Schwager brat supruge; brat supruga; zet; šurak szwagier švagr ,é -; Bý $&; ´(- (Ehemann der Schwester); >´< Ë Bý $& (Bruder der Ehefrau); ´(- (Mann der Schwester) Junge (bis ca. 14 Jahre) mladiX chƒopczyk chlapec; hoch á -*$< ó *$< Junge (ab ca. 14 Jahre) momak chƒopiec kluk á &-; ²&>B Ë ó -; ²&á< 18 Im Ukrainischen gibt es noch besondere Ausdrücke für ‚Schwiegereltern untereinander‘: { ? =, { ? , {á@ . 19 Im Polnischen und Ukrainischen gibt es besondere Ausdrücke für ‚Eltern und Patenonkel / Patentante untereinander‘: poln. (rodzice) chrze ni: (ojciec) chrzestny, (matka) chrzestna; ukrain. , á. <?page no="71"?> 5 Grundwortschatz: Substantive 59 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Mädchen (bis ca. 14 Jahre) djevojPica devojPica dziewczynka d–vPátko ,é >*< ,í *$&< Mädchen (ab ca. 14 Jahre) djevojka devojka dziewczyna dívka; d–vPe ,é @B< ,í *$& Freund prijatelj przyjaciel p-ítel , @" , @" Freundin prijateljica przyjacióƒka p-ítelkyn– >, ý" ó, @" Freund (Lebenspartner) mladiX; momak chƒopak (bis ca. 25 Jahre); przyjaciel; partner p-ítel , @"; á &- , @"; ó - Freundin (Lebenspartnerin) djevojka devojka dziewczyna (bis ca. 25 Jahre); przyjacióƒka; partnerka p-ítelkyn– >, ý" ; ,é @B< ó, @" ; ,í *$& Braut vjerenica verenica panna mƒoda n–v–sta & é ( & *é& ; > >,á Bräutigam vjerenik verenik pan mƒody ženich &$ Ë & *é&$°; > >,$Ë ° Nachbar bs. komšija; susjed, sused ssiad soused > é, @ í, Nachbarin bs. komšinica; susjeda suseda ssiadka sousedka > é,< @ í,< Volk Nation kr. puk sr. narod lud Volk; naród Nation národ & ó, & ó, Mann muškarac m}‰czyzna muž @ *$& Ë *> > í< Frau žena kobieta žena é&¶$& í&< Körperteile Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Arm ruka rami} ruka; rameno @<á @<á Auge oko oko oko " ; veralt. ó<> ó<> Bart brada broda vousy m. Pl.; fousy m. Pl. > >,á > >,á Bauch stomak brzuch b-icho $ ó( $ í( Bein noga noga noha &>"á &>"á Brust grudi pier‡; piersi prsa; hru” " @,- " @,- Finger prst palec palec; prst na ruce á (& @<é) á - (& @ í) <?page no="72"?> IV Wortschatz 60 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Fuß stopalo stopa noha &>"á; (> á; (@ &´Ë &>"á; (> á; (@ &´Ë Gesicht lice twarz tvá-; obliPej $ ó > $Ë **´ Haare kosa wƒosy vlasy ó > ª > ó ´ Hals vrat szyja krk Bé´ B$Ë ´ Hand ruka r}ka ruka; paže @<á; <$ (- @<á; <$ (- Kinn brada broda brada >, > ó,>< Å, "´ Kopf glava gƒowa hlava "> > á "> > á Lippen usne wargi rty "ý ª "ý $ Mund usta usta Pl. ústa >( >( Nase nos nos nos &> &Å Ohr bs., kr. uho sr. uvo ucho ucho ý > ý > Rücken leGa plecy Pl. záda $&á $&á Schulter pleXa ramiona; plecy rameno; plece *ó *é Stirn Pelo czoƒo Pelo * ó poet.; > *> ó; > Wangen obrazi policzki líce ¶¸<$ ¶ó<$ Zahn zub zb zub @ @ Zeh prst na nozi; nožni prst palec prst u nohy á (& &>"é) á - (& &> í) Wochentage Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Montag ponedjeljak ponedeljak poniedziaƒek pond–lí >& ,é -&$< >& ,í >< Dienstag utorak wtorek úterý (ó &$< Å (ó >< Mittwoch srijeda sreda ‡roda st-eda ,á ,á Donnerstag Petvrtak czwartek Ptvrtek * ( é " * ( é Freitag petak pitek pátek ´Ë (&$ ’´(&$ ´ Ë Samstag subota sobota sobota @ ó( @ ó( Sonntag nedjelja nedelja niedziela ned–le > < é&- & ,í ´ <?page no="73"?> 5 Grundwortschatz: Substantive 61 Monatsnamen Deutsch B / S K Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch Januar januar sijePanj stycze‹ leden ´& á í* &- Februar februar veljaPa luty únor á - ²Ë ($° März mart ožujak marzec b-ezen ( é &- April april travanj kwiecie‹ duben é - < í( &- Mai maj svibanj maj kv–ten ° ( á &- Juni bs. juni sr. jun lipanj czerwiec Perven $²Ë &- *é &- Juli bs. juli sr. jul srpanj lipiec Pervenec $²Ë - $Ë &- August bs. august sr. avgust kolovoz sierpie‹ srpen á "@ ( é &- September septembar rujan wrzesie‹ zá-í &(´Ë - é &- Oktober oktobar listopad pa…dziernik -íjen ><(´Ë - ó ( &- November novembar studeni listopad listopad &>´Ë - $ (> á, Dezember decembar prosinac grudzie‹ prosinec , <á - " ý, &- Jahreszeiten Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Frühling proljeXe, proleXe wiosna jaro &á &á Sommer ljeto, leto lato léto é(> í(> Herbst jesen jesie‹ podzim ó &ó Å&- Winter zima zima zima $ á $ á Himmelsrichtungen Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Norden sjever, sever póƒnoc sever é í &Å* Süden jug poƒudnie jih ²" í , &- Osten istok wschód východ > (ó< Å, Westen zapad zachód západ á , á Å, Feiertage Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Weihnachten BožiX Bo‰e Narodzenie Vánoce > , ( ó; > , ( ó $ (> > (7.1.) Å , ó; Å , ó $ (ó (7.1.) Neujahr Nova godina Nowy Rok Nový rok %ó ª° ">, %> $Ë ° Å< Ostern kr. Uskrs sr. Vaskrs Wielkanoc Velikonoce á $Ë <, &- Pfingsten Duhovi Zielone †witki Letnice ' ó$ ' í° ´ <?page no="74"?> IV Wortschatz 62 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch 1. Mai kr. Prvi svibanj bs.,sr. Prvi maj Pierwszy Maja První Máj é > ´ é B ( &´ Tag des Sieges Dan pobjede Dan pobede (9.5.) Dzie‹ Zwyci}stwa (8.5.) Den Vít–zství (8.5.) + &- > é,ª (9.5.) + &- ó"$ (9.5.) Tag der Frau (8.3.) MeGunarodni dan žena; Dan žena Mi}dzynarodowy Dzie‹ Kobiet; Dzie‹ Kobiet Mezinárodní den žen ; Den žen ,@& ó,- &ª° é& <$° , &- Å & ó,&$° Å&ó*Å° , &- Nationale Feiertage B-H: Dan nezavisnosti (1.3.) Dan državnosti (25.11.) Kroatien: Dan državnosti (25.6.) Dan nezavisnosti (8.10.) Serbien: Dan državnosti Srbije (15.2.) †wi}to Konstytucji (3.5.) †wi}to Niepodlegƒo‡ci (11.11.) Vznik Meskoslovenska (28.10.) + &- ¶$(&$< Ë >(é* ( (23.2.) + &- > $$ Ë (12.6.) + &- & ó,&>"> ,$& ( Ë (4.11.) + &- ; >& ($(ý ÅÇ ? < Ñ&$ (28.6.) + &- & é &> (Å (24.8.) Bajram (Fest nach dem Ramadan) Bajram (in Bosnien nach dem Ramazan) Valentinstag (14.2.) Dan svetog Valentina; Valentinovo; Valentin dan Dzie‹ †wi}tego Walentego; Walentynki Svátek svatého Valentýna; Valentýn + &- ´(ó"> &($& Ë + &- ´(ó"> &($Ë & Andreastag Andrzejki (30.11.) ; arneval kr. karnevala karnawaƒ Masopust á &&$ Butterfest á ´& Butterfest Verben Eine vergleichende Zusammenstellung von Verben, die an dieser Stelle sicher von den LeserInnen gewünscht und erwartet wird, ist kein unproblematisches Unterfangen. Der Grund liegt unter anderem in der Polysemie der Verben (und natürlich auch der deutschen Übersetzungen). Eigentlich müssten wir jede Zeile mit einem Kommentar bezüglich der jeweiligen Unterschiede sowohl in den lexikali- <?page no="75"?> 5 Grundwortschatz: Verben 63 schen als auch den grammatischen Bedeutungen (Aspekt, Aktionsart) versehen. 20 Unser Ziel an dieser Stelle ist allerdings nur zu zeigen, dass es auch im Bereich der Verben „gewisse Ähnlichkeiten“ gibt, die das intuitive Texterschließen erleichtern können. Die hier nebeneinander stehenden Ausdrücke sollten also nicht als 1 : 1-Entsprechungen missverstanden werden. Für die Verben werden, sofern vorhanden, beide Aspektpartner angegeben. Der unvollendete Aspekt wird zuerst genannt. (Zum Verbalaspekt siehe Kapitel VI Morphologie, Abschnitt 12.) Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch anfangen poPinjati (za)poPeti zaczynaX zaczX zaPínat zaPít & *$&á(- & *á(- >*$&á($ >*á($ arbeiten raditi uraditi pracowaX popracowaX pracovat ó( (- > ó( (- ² á($ > ² á($ aufhören prestajati prestati przestawaX przestaX p-estávat p-estat ( á(- (á(- ( á($ (á($ beenden završavati završiti 21 ko‹czyX sko‹czyX konPit skonPit <>&*á(- <ó&*$(- <Å&*á($ <Å&*$($ Ë bekommen, erhalten dobivati dobiti; primati primiti dostawaX dostaX; otrzymywaX otrzymaX dostávat dostat > @*á(- > @*$(- Ë >( $ @ ($ Ë >( $ ($ Ë ; >,é @ ($ >,é ($ denken, sich ~ misliti; razmišljati my‡leX pomy‡leX myslet si ,ý (- >,ý (- ,ý ($ >,ý ($ einführen uvoditi uvesti; navoditi navesti wprowadzaX wprowadziX uvést >,$(- Ë ($Ë ; $ >,$(- Ë $ ($Ë > $( Ë $ é ($ erreichen, erlangen postizati postiXi / postignuti zdoƒaX dostat se ,> ($"á(- ,> ($"&@(- Ë / ,> ($*- Ë ,> ´"á($ ,> ´"&ý($ / ,> ´"($Ë essen jesti pojesti je‡X zje‡X jíst sníst (º (- Ñ ($ ’Ñ ($ fragen pitati upitati pytaX zapytaX ptát se zeptat se áB$ (- > $(- Ë $(á($ $(á($ fürchten, sich ~ bojati se baX si} strachovat se obávat se >´(- ´ Ë $ @"á(- ´ >´($ ´ Ë ´<á($ ´ geben davati dati dawaX daX dávat dát , á(- , (- , á($ ,á($ 20 Etwa nach dem folgenden Muster: In der Zeile „spielen“ bedeutet der für Russisch genannte pf. Aspekt O6 á? ‚etwas von Anfang bis Ende spielen‘, ukr. ^6 á? ‚etwas, eine bestimmte Zeit spielen‘, und poln. zagra ist nur der pf. Aspektpartner ohne eine weitere Bedeutungsmodifikation. Dt. ‚gewinnen‘ kann sich nicht nur auf ein Spiel, sondern auch auf einen (Wett-)Kampf beziehen, was dann wiederum im Russ. ^\ ]9á? / ^\ 9 = ? und im Ukr. 6á? / ^6? = entspräche. Bks. pobijediti, pobediti dagegen kann beide Lesarten transportieren usw. usf. 21 Auch ‚fertig machen‘, ‚vollenden‘. <?page no="76"?> IV Wortschatz 64 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch gehen iXi chodziX unbest. i‡X best. 22 chodit unbest. jít best. 22 >,$Ë (unbest. $,($Ë best. 22 >,$Ë ($ unbest. Å($Ë (°($) best. 22 gewinnen (Spiel) pobjeGivati pobijediti, pobediti zyskiwaX zyskaX získávat získat ª$" ª (- Ë ª$" (- Ë $" á($ $" ($ Ë haben imati mieX mít [$ (- 23 ] ($ kaufen kupovati kupiti kupowaX kupiX kupovat koupit ><@ á(- <@ $(- Ë <@ @ á($ <@ $($ Ë kommen, ankommen dolaziti doXi przychodziX przyj‡X; przyje‰d‰aX przyjechaX p-icházet p-ijít $ >,$Ë (- $°($Ë ; $ ª á(- $ ª(- Ë $ ó,$($ $°($Ë ; $ @ á($ $ ý($ können moXi móc moct >*- >*- >"($Ë >"($Ë kosten kr. stajati bs., sr. koštati kosztowaX stát (ó$(- <óB(@ ($ lieben voljeti, voleti kochaX mít rád; milovat ² $(- Ë <> á($; ² $($ Ë machen, tun Piniti uPiniti; raditi uraditi; praviti napraviti robiX zrobiX d–lat ud–lat ,é (- ,é (- > $($ Ë > $($ Ë müssen morati musieX muset [Ausdruck durch Prädikative u. a.] ý $($ nehmen uzimati iter. uzeti braX wziX brát vzít (- ´(- á($ ´($ Ë reinigen Pistiti oPistiti czy‡ciX wyczy‡ciX Pistit vyPistit, oPistit *$Ë ($(- ªË *$ ($(- *$Ë ($($ $Ë *$ ($($ sagen kazati; govoriti reXi mówiX powiedzieX -íkat -íct "> > $(- Ë < á(- "> > $($ Ë < á($ sehen vidjeti, videti widzieX zobaczyX vid–t uvid–t $, (- Ë @ $, (- Ë á*$($ > á*$($ sein biti byX být ª(ý($ 22 Hierbei handelt es sich nicht um Aspektpartner, sondern um paarige Verben der Bewegung („Doppelzeitwörter“; siehe Kapitel VI Morphologie, Abschnitt 15). Perfektiv wäre dagegen russ. [? = ‚kommen‘ (ipf. @^9 ? = ) bzw. ukr. [? = (neben weiteren möglichen Präfigierungen). Ebenso poln. przyj (pf.), przychodzi (ipf.). 23 Zur Verwendung von russ. é? siehe S. 152 und 209. <?page no="77"?> 5 Grundwortschatz: Adjektive 65 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch spielen (Spiel) igrati naigrati se graX zagraX; bawiX si} pobawiX si} hrát zahrát $" á(ª" á(-, >$" á(- " á($ Å" á($, >" á($ stehen stajati staX postaX stát postát (>´Ë (- > (>´Ë (- (>´Ë ($ > (>´Ë ($ trinken piti popiti piX wypiX pít vypít $(- ª $(- Ë $($ Ë $ $($ Ë werden (entstehen) postajati postati stawaX si} staX si} stávat se geschehen stát se ( &> $(- ´ Ë ( (- ( á($ (á($ wissen znati wiedzieX v–d–t & (- &á($ wollen htjeti chcieX chtít >(é(- >(í($ Adjektive Für Polnisch, Tschechisch, Russisch und Ukrainisch wird nachfolgend nur die Form Nominativ Singular maskulin angegeben. Lediglich für BKS werden auch die femininen und neutralen Formen bzw. Endungen Nominativ Singular genannt, da hier nicht selten Lautveränderungen im Stamm auftreten, die ein Erschließen der Wortformen erschweren können (flüchtige Vokale bzw. Assimilationen, die sich in der Orthografie zeigen). Die ausgewählten Adjektive sind innerhalb der Tabellen im Wesentlichen semantisch, d. h. paarweise (nach Antonymen) angeordnet. Wir führen außerdem gesondert die wichtigsten Farbadjektive auf. Frequente Adjektive Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch gut dobar, dobra, o dobry dobrý > óB$°; ,ó ª° (Charakter) > óB$°; ,ó $° (Charakter) schlecht loš, loša, loše zƒy špatný > ó° >"á&$° böse zao, zla, zlo zƒy zlý ó° $° groß (Wuchs), hoch visok, a, o; velik, a, o wysoki vysoký ª ó<$° $ ó<$° klein malen, a, o maƒy malý á &-<$° é&-<$° alt star, a, o stary starý (á ª° ( $° Ë jung mlad, a, o mƒody mladý > >,ó° > >,$° Ë fröhlich veseo, vesela, -lo wesoƒy veselý ¸ ª° é $° traurig tužan, tužna, o smutny smutný *á -&ª°; " ý (&ª° @ &$° Ë dumm glup, a, o gƒupi hloupý " ý ª° ,@ &$° Ë schlau lukav, a, o sprytny chytrý ý &ª° > ý &$° <?page no="78"?> IV Wortschatz 66 Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch weise mudar, mudra, o mdry moudrý ý, ª° ý, $° schön lijep (lep), a, o pi}kny p–kný; hezký; krásný < $Ë ª° "á &$°; >, $ $° Ë hübsch zgodan, zgodna, -no; lijep (lep), a, o ƒadny p–kný; hezký < $Ë ª° "á &$° hässlich ružan, ružna, -no brzydki ošklivý & < $Ë ª°; > á &ª°; @ ó, $ ª° >( ó &$°; $,<$° Ë dick debeo, debela, -lo gruby tlustý (ó (ª° (> ($° Ë dünn tanak, tanka, -ko chudy hubený @,ó° @,$° Ë reich bogat, a, o bogaty bohatý >"á(ª° "á($° arm siromašan, siromašna, -no biedny chudý é,&ª° í,&$° bekannt poznat, a, o znany známý & <ó ª°; $ é (&ª° & °ó $° groß (big) velik, a, o du‰y velký > -Bó° $<$° Ë groß (great) velik, a, o wielki velkolepý; vynikající $Ë <$° $<$° Ë lang dug, a, o dƒugi dlouhý , $Ë &&ª° (Raum); ,ó "$° (Zeit) ,ó "$° kurz kratak, kratka, -ko krótki krátký <> ó(<$° (konkret); < á(<$° (abstrakt) <> ó(<$° früh rani, rana, rano wczesny Pasný; raný á&&$° &&í° spät kasan, kasna, -no pó…ny pozdní ó ,&$° í &Å° langweilig dosadan, dosadna, -no nudny nudný <ý*&ª° &@,&$° Ë interessant interesantan, -na, -no; zanimljiv, a, o interesujcy; ciekawy; zajmujcy zajímavý $&( é &ª° Å<á $° Farbadjektive Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch rot crven, a, o czerwony Pervený < á &ª° * ó&$° orange naranPast, a, o pomara‹czowy oranžový > á& ª° > á& $°; > á&*>- $° gelb žut, a, o ‰óƒty žlutý ¸ (ª° ó ($° grün zelen, a, o zielony zelený ¸&ª° é&$° <?page no="79"?> 5 Grundwortschatz: Adverbien, Prädikative und Partikeln 67 Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch blau plav, a, o niebieski modrý --- 24 --- 24 blau (hell) svijetloplav svetloplav jasnoniebieski; bƒ}kitny sv–tlemodrý "> @ ó° <$(&$° Ë blau (dunkel) tamnoplav ciemnoniebieski; granatowy tmavomodrý $Ë &$° $&Å° Ë violett violet; ljubiPast, a, o fioletowy fialový $> é(> ª° Å> é(> $° weiß bs., kr. bijel / bijeli, -la, o sr. beo / beli, -la, o biaƒy bílý é ª° í $° schwarz crn, a, o czarny Perný *¸ &ª° *ó &$° rosa ružiPast, a, o ró‰owy r¤žový ó > ª° > é $° braun smeG, a, e brzowy hn–dý <> $Ë *& ª° <> $*& $° Ë grau siv, a, o; sijed, sed Haare szary; siwy Haare šedý; šedivý é ª°; ,ó° Haare í $°; Å,$Ë ° Haare Adverbien, Prädikative und Partikeln Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch am besten najbolje najlepiej nejlepší ý*B "ó; ý*B (´<)& °< ᶠ; & ° í B anders, sonst inaPe inaczej jinak $&á* Å&á<B auch takoGe(r) te‰; równie‰; tak‰e taky; také (ó ; (á< ( <ó auch nicht ni ani ani &$ á&Å außerdem osim toga oprócz tego mimo to; krom– toho < ó (>"ó < Å (ó"> bald uskoro wkrótce brzo <ó > <ó > besonders naroPito szczególnie zvlᚢ > ó &&> > > $ > Ë dann, danach zatim potem pak >(ó ó(Å einmal jedanput (jeden) raz jednou (>,$& Ë ) (>,$& Ë ) erst tek dopiero teprve (ó -<> (í -<$ fast gotovo prawie skoro; tém–- >*($Ë á° genug dosta wystarczajco dost ,> (á(>*&> ,ó $(gerne rado ch}tnie rád; ochotn– > ó(&> á,> 24 Im Russischen und Ukrainischen gibt es zwei Wörter für ‚blau‘ - ein Wort für ein helles Blau (russ. 6^ \ó[, ukr. \ ? [ = ) und eins für ein dunkles Blau (russ. = [, ukr. –[ = ). Ein allgemeiner Ausdruck, der vergleichbar wäre mit dt. blau, fehlt. <?page no="80"?> IV Wortschatz 68 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch hauptsächlich uglavnom gƒównie hlavn–; p-edevším " á &$ ó > ; é , "ó B immer uvijek, uvek zawsze vždy; vždycky; po-ád ",á á ,$Ë jedenfalls svakako w ka‰dym razie v každém p-ípad– > ´Ë <> ý* ; & é&&> @ ´<> @ Ë á Å keinmal nijednom; nijedanput w ‰adnym razie ani jednou &$ á @ ó,&>"> á @ langsam polako powoli; wolno pomalu é, &&> > í -&> leider nažalost niestety bohužel < > é&$² & manchmal katkada czasami n–kdy $&>",á í&<> $ mehr više wi}cej (Quantität); bardziej (Intensität) víc ó -B ; ó í -B ; Å -B möglich moguXe mo‰liwie možná > ó &> > $ > Ë möglichst bald što prije jak najszybciej co nejd-íve < < ó &> <> é ´<& °B $Ë ,B natürlich (sicherlich) naravno oczywi‡cie samoz-ejm– <>&é*&> $*á°&> niemals nikad(a) nigdy nikdy &$<>",á &Å<ó $ noch još jeszcze ješt– ¶¸ ¶ noch einmal još jedanput; još jednom jeszcze raz ješt– jednou ¶¸ ¶ nötig potrebno koniecznie nutn– > ´ á( -&> > > ’´ <ó > nur samo tylko jenom jen (ó -<> (í -<$ plötzlich neoPekivano; iznenada nagle; raptem; wtem náhle , @" á (> schade šteta szkoda škoda - B<ó, schnell brzo szybko; pr}dko rychle ªË ( > B $,<> Ë schon veX ju‰ už @ é sehr vrlo bardzo velmi; moc; mnoho; hodn– ó* &- ,ý so tako; ovako tak tak ( < ( < <?page no="81"?> 5 Grundwortschatz: Konjunktionen 69 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch sogar Pak nawet; a‰ dokonce ,á &á Å(-; überhaupt uopXe w ogóle v¤bec >> ¶é " í übrigens uostalom a propos ostatn– < (á($ ,> é*Å ungefähr otprilike okoƒo; mniej wi}cej asi ó<> >; $ $ $Ë - ( -&> í ´; $ $ &> Ë vielleicht možda mo‰e asi ó ( ª(- ó völlig, ganz sasvim caƒkiem úpln– > é ó Å wahrscheinlich vjerojatno; verovatno prawdopodobnie pravd–podobn– >´Ë (&> & é &> weniger manje mniej mén– é&-B ; é& é&B ; &B wieder opet znów; znowu op–t > ´Ë (- &ó @ wirklich zaista rzeczywi‡cie skutePn– , ° ( $Ë - ( -&> ,í° &> wohl (ich glaube) vjerojatno; verovatno chyba snad > á @°; >´Ë (&>; ó ( ª(é &>; > $ > Ë ; ó ý($ ziemlich priliPno troch}; nieco tém–- $ $ $Ë - ( -&>; >(&> $( -&> Ë ,> ó Å zuerst najprije najpierw teprve & *á ; é , "ó; á >*á(<@; B ; > é B zusammen zajedno razem; wspólnie spolu é ( á > Konjunktionen Da sich die Konjunktionen in einem direkten Vergleich nicht in übersichtlicher Form darstellen lassen, werden nachfolgend einzelsprachliche Übersichten gegeben. Einige der nachfolgend als Konjunktionen aufgeführten Einheiten kommen auch als Adverbien oder Partikeln vor (z. B. die Entsprechungen für auch, sogar). <?page no="82"?> IV Wortschatz 70 Konjunktionen BKS BKS Deutsch BKS Deutsch a und, aber od tada seitdem ako wenn osim što außer dass ali und, aber pa und dann buduXi da weil poslije toga nachdem Pim sobald premda obwohl da dass prije nego što bevor da bi damit; um ... zu pritom dabei da li ob sa tim damit dakle also skoro sobald dakle tako also, so što … to je … desto dok während sto više je mehr / je weiter ... dokle solange stoga deswegen, deshalb weshalb i und iako obwohl tako da so dass ili oder tako dugo solange ili … ili entweder … oder takoGe(r) / takodje(r) auch ipak dennoch jedva kaum te und so jer denn; weil tek što kaum dass kada wenn, wann time damit kao als; wie to jest das heißt kao da als ob to znaPi das heißt mada obwohl ukoliko insofern meGutim hingegen umjesto toga stattdessen moglo bi möge es … unatoP trotzdem moguXe möge es… upravo gerade naprotiv dagegen uprkos trotzdem ne samo … nego i nicht nur … sondern auch uskoro bald, sobald za vrijeme (vreme) während nego sondern zahvaljujuXi tomu dank dessen ni … ni weder … noch zašto weshalb, deshalb niti … niti weder … noch zbog toga deswegen, deshalb <?page no="83"?> 5 Grundwortschatz: Konjunktionen 71 Konjunktionen Polnisch Polnisch Deutsch Polnisch Deutsch (a)by damit lub oder (po)mimo tego trotzdem mimo to obwohl a und, aber natomiast hingegen, dagegen albo … albo entweder … oder nawet sogar a‰ bis; sogar niech möge es… bo denn, da, weil ni‰ als choX obwohl od kiedy seitdem chocia‰ obwohl odkd seitdem czy ob po to damit; um... zu dlaczego weshalb, deshalb poczym nachdem dlatego weshalb, deswegen, deshalb podczas gdy während poniewa‰ denn, da, weil dopiero co kaum przecie‰ dennoch dopóki solange przy czym dabei dzi}ki temu dank dessen równie‰ auch gdy als, wenn, wann skoro sobald gdy‰ denn, da, weil tak‰e auch i und, aber te‰ auch im … tym je ... desto w zamian za stattdessen inaczej andernfalls wi}c also jak wie wi}c tak also, so jak gdyby als ob wkrótce bald jakby als ob wƒa‡nie gerade jednak trotzdem; dennoch zamiast stattdessen jednak‰e dennoch zanim bevor je‡li wenn, wann za‡ dagegen je‰eli wenn, wann ‰e dass kiedy als, wenn, wann ‰eby um... zu; damit ledwo kaum <?page no="84"?> IV Wortschatz 72 Konjunktionen Tschechisch Tschechisch Deutsch Tschechisch Deutsch a und naproti tomu dagegen aby damit; dass; um nebo oder aP(koli) obwohl nebo¢ denn ale aber než als, bevor a¢ möge es … od té doby, co seitdem až bis, wenn pak dann, nachher bu” .... anebo entweder … oder pokud wenn, falls, sofern, soweit, solange Pi oder díky dank dessen potom dann dokud solange p-ece dennoch d-ív(e) než bevor p-esto dennoch i und, auch p-estože trotzdem, obwohl i … i sowohl … als auch proP weshalb jak wie proto deswegen, deshalb jak … tak sowohl … als auch protože weil jakkoli so sotva kaum jakmile sobald také auch, ebenfalls jako wie, als ob takže so dass jestli ob tedy also jestliže wenn; falls tudíž also jinak sonst, außerdem však jedoch kdy wann zatímco während kdyby wenn, falls zda ob když nachdem; wenn; als že dass <?page no="85"?> 5 Grundwortschatz: Konjunktionen 73 Konjunktionen Russisch Russisch Deutsch Russisch Deutsch und, aber & (ó -<> …, &> $ … nicht nur, sondern auch ">, ´ (> Ë ý, *(> dank dessen ý,(> ( ª) wie, gleichsam, als ob &$ … &$ weder … noch &> aber (> é ´ < < während >,&á<> dennoch ,denn, doch é , ( , < < bevor é (> (>"ó, *(ó ª stattdessen > é (>"ó, < < je mehr/ weiter... ë dennoch >®Ë (> @ deswegen, weshalb, deshalb ë-( <$ doch, jedoch ,a aber, doch ><á solange , ´ (>"ó, *(ó ª damit ><á &e (so lange) bis , á kaum; gerade > <ó -<@ da é $ wenn ó (>"ó < < nachdem é $ ª wenn >(> ý *(> denn, weil e doch, jedoch >* ý weshalb, deshalb (é , *(ó ª damit é , * bevor, vor (ó dagegen; trotzdem $(ó dabei $ und, aber $*é dabei $ … $ sowohl … als auch @ (möge X … $Ë o denn, da ( , *(ó ª um zu $Ë $ ... $Ë $ entweder … oder ( > < < seitdem $ &&> Ë und zwar, nämlich <ó > bald $(á< also ( < < < da, weil < < wie ( < *(> also, so < < ý,(> als ob (á< auch < < ª als ob (>",á < < während < < (ó -<> sobald (ó auch <>",á wenn, wann (ó -<> *(> gerade $ ob (> (das heißt $Ë > … $Ë > entweder … oder >(´Ë obwohl $B- (ó -<> ª wenn nur * als (nach Komp.) é ,@ ( < < während *(ó ª damit & $ á´ & (>, *(> trotzdem & >( ´ & (> Ë , *(> trotzdem <?page no="86"?> IV Wortschatz 74 Konjunktionen Ukrainisch Ukrainisch Deutsch Ukrainisch Deutsch und, aber &Å als $Ë damit >,&á< dennoch ó ... ó entweder … oder > <í -<$ da ó¶> o. ä. ó( also , é denn >(ó also sogar é , ($ , ´< bevor &í als í ´ (>"ó, ´< nachdem > denn > ´Ë < deswegen, deshalb ý Å als ob ó<$ solange ý Å (> als ob $(í dabei í @ (>"ó, ´< je mehr / weiter ... $(ó @ dabei Å,(>,í, ´< seitdem $*í dabei dennoch $*ó @ dabei , á ¶> trotzdem >(é trotzdem , ´ (>"ó, ¶> damit é (> das heißt ,´<@²*$ (> Ë ý, ¶> dank dessen <ó > bald ($ , ¶> um... zu ( und, aber ($ Å , ´< seitdem ( denn ,´<$ (> @ Ë , ¶> dank dessen ( < ¶> also, so á Å (- (>"ó, ¶> stattdessen (á<ó auch (é dagegen ( auch ($Ë ¶> damit ($ *á > , ´< während i / ° und (í -<$ ¶> gerade <> $Ë wenn, wann (ó (> das heißt <> $Ë wenn (> also é, kaum (> ý ¶> weil ó $ als ob (ó¶> usw. ó $(> als ob ° möge es … &á* als ob >* obwohl &á* (> als ob >*á obwohl & á²*$ & ( , ¶> trotzdem é (> das heißt *é ( , ¶> weil & ó als ob *$ ob & ó $ als ob *> ý weshalb, deshalb & ó $(> als ob ¶> damit & &á* als ob ¶ó°&> gerade, eben & &á* (> als ob ´< wie & á° möge es … ´< (í -<$ sobald &í $ als ob ´< $Ë als ob &í $(> als ob ´<¶ó wenn <?page no="87"?> 5 Grundwortschatz: Präpositionen 75 Präpositionen Da sich die Präpositionen in einem direkten Vergleich nicht in übersichtlicher Form darstellen lassen, werden nachfolgend einzelsprachliche Übersichten gegeben. Ursprüngliche und abgeleitete Präpositionen werden hier gleich behandelt. Präpositionen BKS BKS Deutsch BKS Deutsch bez ohne pod unter, unterhalb blagodareXi dank pokraj neben blizu nahe (Ort) poput ähnlich wie, nach Art von do bis, nach duž durch, entlang, längs pored bei, an, neben glede bezüglich poslije, posle nach gore über pozadi hinter ispod unter, bei, unterhalb pred vor ispred vor preko über, hinaus iz aus, von preko puta gegenüber iza hinter prema bis, nach, auf, nach, in, zu izmeGu zwischen iznad über pri bei izuzev außer prije, pre vor (Zeit) izvan außerhalb protiv entgegen, gegen k, ka zu put in Richtung auf, gegen kod bei, an, neben kraj neben radi *) um … willen kroz durch, hindurch, über, in, entlang s, sa mit; von … herab sred mitten, inmitten meGu zwischen, unter suprotno gegenüber mjesto statt, anstatt tijekom im Laufe na auf, nach, in, bei, an, neben tokom im Laufe u auf, nach, in nakon nach (Zeit) u sredini mitten napolje heraus; wegen u svezi sa bezüglich naprotiv entgegen, gegenüber u tijeku im Laufe nasred mitten, inmitten u toku im Laufe niže unterhalb, unter ukrug um, herum o von, über umjesto statt, anstatt od aus, von unatoP trotz oko über (engl. about), um, herum, ungefähr uoPi unmittelbar vor, am Vorabend von okolo um, herum, ungefähr uokolo um, herum osim außer uprkos *) trotz otprilike über (engl. about), um uslijed, usled infolge po um, nach usred mitten, inmitten <?page no="88"?> IV Wortschatz 76 BKS Deutsch BKS Deutsch uz an, am, auf, längs, bei, neben, während,zu, in, mit vani heraus; wegen više oberhalb, über za für, in, innerhalb uzduž entlang, längs zahvaljujuXi dank van außerhalb za vrijeme (vreme) während *) Einige Präpositionen wie bks. radi, uprkos u. a. können auch als Postpositionen (dem Nomen nachgestellt) verwendet werden. Präpositionen Polnisch Polnisch Deutsch Polnisch Deutsch bez ohne pod unter, bei co dotyczy bezüglich podczas während dla für ponad oberhalb, oben do nach, bis, zu poni‰ej unterhalb, unten dookoƒa um, herum po‡ród mitten dotyczc bezüglich poza außer dzi}ki dank przeciw gegen koƒo an, neben przeciwko gegen mi}dzy zwischen przed vor mimo trotz przez (hin)durch, über, in na auf, nach, in, an przy bei, an, neben na przekór trotz spoza heraus, wegen na wskro‡ durch, hindurch u bei nad über, an w nach, in, an naprzeciw entgegen, gegen, gegenüber w cigu im Laufe wokóƒ um, herum naprzeciw(ko) gegenüber, gegen w‡ród mitten, unter nie patrzc na trotz wzdƒu‰ entlang o um, über (engl. about) z mit z(e) aus, von obok neben(an) za für, in, innerhalb od von zamiast statt oprócz außer zza heraus, wegen po nach, durch, entlang <?page no="89"?> 5 Grundwortschatz: Präpositionen 77 Präpositionen Tschechisch Tschechisch Deutsch Tschechisch Deutsch b–hem während, im Laufe podél längs, entlang bez, beze ohne podle nach, gemäß, laut, kraft, anhand, entsprechend do nach, in, bis (Ort, Zeit) k, ke, ku zu, in Richtung, gegen (Uhrzeit) pro für, wegen kolem um … herum, ungefähr proti gegen, gegenüber p-ed vor (wohin? wo? wann? ) krom– außer kv¤li wegen, zuliebe p-es, p-ese (quer) über, trotz mezi zwischen, unter p-i bei, an, während na auf (wohin? wo? ) s, se von (herab), mit, bei, gegen (Zeit) (veralt.: ) ab (Zeit) nad über (wohin? wo? ) naproti gegenüber o um (eine Sache, Unterschied), auf, an, von, über; zu, um, in (Zeit) skrz durch u bei, nahe bei, an v, ve in (wohin? wo? ) z, ze aus (heraus) od, ode aus, von (her), von (ab), seit za während, bei (Zeit), hinter, nach (wohin? wo? wann? ) pod, pode unter (wohin? wo? ) po lang, bis zum (Zeit), bis an, bis zu (Ort), nach, vorbei (Zeit), durch, entlang, an <?page no="90"?> IV Wortschatz 78 Präpositionen Russisch Russisch Deutsch Russisch Deutsch ohne & <ó trotz >, ´Ë dank & ó($ gegenüber / o in, an, nach & $ á´ trotz ,$& Ë mitten & >( ´Ë & trotz, ungeachtet ( *é&$ im Laufe > / > / > o um, über (engl. about) ,> entlang >( / >(o von é (> statt é , vor & außer, außerhalb > bis, nach, durch, entlang &@( $Ë innerhalb > é ´ während >, / >,o unter, bei ó an, neben ó, neben, bei >< ý" um, herum ó nach > <$Ë entgegen, gegen é , vor, eher als , nach, hinterher $ bei, an, neben , ´ für > über (engl. about) ,> nach, bis, zu ó($ gegen für, in, innerhalb, hinter á,$ *) wegen, um … willen ´,> Ë neben $ / $ Ë o aus / co mit, aus, von $ Ë - heraus, wegen < > durch, hindurch $ Ë - >, unter … hervor >" á &> laut, entsprechend, gemäß, nach <, <o zu < ó außer @ (´Ë nach, nach Ablauf von é ,@ zwischen ,$Ë mitten, unter $Ë > vorüber, vorbei c ó >¶-² mithilfe von & auf, nach, in, an @ bei & ( é*@ entgegen *é durch, über, in & , / & ,o über *(> < á ( ´ bezüglich *) Russ. á9 kann auch als Postposition nach dem Bezugswort stehen. <?page no="91"?> 5 Grundwortschatz: Zahlen 79 Präpositionen Ukrainisch Ukrainisch Deutsch Ukrainisch Deutsch ohne & , über í ´ neben & ý ( Å* entgegen / @ bei, nach, in, an & <í zum Trotz Å, von > / > um >,ó während é , vor @ é* entgegen, gegen Å, unter, bei , ´ für í ´ nach ,> nach, bis, zu > bis, nach, durch, entlang aus, von / Å / Å mit ó außer für, in, innerhalb, hinter ó $ trotz > é, mitten ,´<$Ë dank $ bei, an, neben á Å (statt > um (engl. about) - heraus ó($ gegen <ó > an, neben ó(´"> im Laufe < Å durch, hindurch á,$ um ... willen < Å außer é , mitten, unter Å zwischen @ / bei, nach, in, an & auf, nach, in, an @ ,ó entlang & <ó > um, herum *é durch, über, in & ó($ gegenüber ¶ó,> bezüglich Zahlen Kardinalzahlen Die slavischen Sprachen kennen für die Zahlen 1 und 2 Genusformen. Das Polnische unterscheidet außer für 0, 1, 1000, Million und Milliarde Personal- und Sachformen bzw. maskulin-personale und nicht-maskulin-personale Formen (hierzu Näheres im Kapitel VI Morphologie), je nachdem, ob männliche Personen (mit-)gezählt werden. In der Tabelle steht in der ersten Zeile die nicht-maskulinpersonale Form (Sachform) als Name der Zahl, in der zweiten Zeile dann zuerst die maskulin-personale Form (Personalform), danach noch einmal die Sachform (für nicht-personale Maskulina, Feminina und Neutra). <?page no="92"?> IV Wortschatz 80 Dt. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch 0 nula zero nula &> -, &@ - &@ - 1 jedan jedna jedno jeden jedna jedno jeden jedna jedno >,$Ë & >,&á >,&ó >,$& Ë >,&á >,&é 2 dva, dvije (dve) dwa, dwie, dwa dwaj (dwóch), dwa dva, dv– , , , , , , , , Å 3 tri trzy trzej (trzech), trzy t-i ( $ ( $ 4 Petiri cztery czterej (czterech), cztery Pty-i * (ªË *>($ $ Ë 5 pet pi}X pi}ciu, pi}X p–t ´(- ’´(- 6 šest sze‡X sze‡ciu, sze‡X šest B (- BÅ (- 7 sedam siedem siedmiu, siedem sedm - Å 8 osam osiem o‡miu, osiem osm ó - í Å 9 devet dziewi}X dziewi}ciu, dziewi}X dev–t ,é ´(- ,é ’´(- 10 deset dziesi}X dziesi}ciu, dziesi}X deset ,é ´(- ,é ´(- 11 jedanaest jedena‡cie jedenastu, jedena‡cie jedenáct >,$Ë && , (- >,$&á, ´(- 12 dvanaest dwana‡cie dwunastu, dwana‡cie dvanáct , &á, (- , &á, ´(- 13 trinaest trzyna‡cie trzynastu, trzyna‡cie t-ináct ( $&á, (- ( $&á, ´(- 14 Petrnaest czterna‡cie czternastu, czterna‡cie Ptrnáct * (ªË & , (- *>($ &á, ´(- 15 petnaest pi}tna‡cie pi}tnastu, pi}tna‡cie patnáct ´(&á, (- ’´(&á, ´(- 16 šesnaest szesna‡cie szesnastu, szesna‡cie šestnáct B (&á, (- BÅ (&á, ´(- 17 sedamnaest siedemna‡cie siedemnastu, siedemna‡cie sedmnáct &á, (- Å &á, ´(- <?page no="93"?> 5 Grundwortschatz: Zahlen 81 Dt. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch 18 osamnaest osiemna‡cie osiemnastu, osiemna‡cie osmnáct > &á, (- Å Å &á, ´(- 19 devetnaest dziewi}tna‡cie dziewi}tnastu, dziewi}tna‡cie devatenáct , ´(&á, (- , ’´(&á, ´(- 20 dvadeset dwadzie‡cia dwudziestu, dwadzie‡cia dvacet , á, (- , á, ´(- 30 trideset trzydzie‡ci trzydziestu, trzydzie‡ci t-icet ( $Ë , (- ( $, ´(- Ë 40 Petrdeset czterdzie‡ci czterdziestu, czterdzie‡ci Pty-icet ó >< ó >< 50 pedeset pi}Xdziesit pi}Xdziesi}ciu, pi}Xdziesit padesát ´(-, ´Ë ( ’´(, ´( Ë 60 šezdeset sze‡Xdziesit sze‡Xdziesi}ciu, sze‡Xdziesit šedesát B (-, ´Ë ( BÅ (, ´( Ë 70 sedamdeset siedemdziesit siedemdziesi}ciu, siedemdziesit sedmdesát é -, ´( Å , ´( Ë 80 osamdeset osiemdziesit osiemdziesi}ciu, osiemdziesit osmdesát ó -, ´( Å Å , ´( Ë 90 devedeset dziewi}Xdziesit dziewi}Xdziesi}ciu, dziewi}Xdziesit devadesát , ´&ó (> , ’´&ó (> 100 sto, stotinu sto stu, sto sto (> (> 200 dvjesto; dvije (dve) stotine dwie‡cie dwustu, dwie‡cie dv– st– , é ($ , í (Å 300 tristo; tri stotine trzysta trzystu, trzysta t-i sta ( $Ë ( ( $ ( Ë 400 Petiristo; Petiri stotine czterysta czterystu, czterysta Pty-i sta * (ªË ( *>($ $ ( Ë 500 petsto; petstotina pi}Xset pi}ciuset, pi}Xset p–t set ´(ó( ’´( ó( 1000 kr. tisuXa sr. hiljada tysic tisíc (ªË ´* ($ ´* Ë <?page no="94"?> IV Wortschatz 82 Ordinalzahlen Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch 1. erster (m, f, n) prvi prva prvo pierwszy pierwsza pierwsze první první první é ª° é ´ é > é B$° é B é B 2. zweiter (m, f, n) drugi druga drugo drugi druga drugie druhý druhá druhé (> ó° (> á´ (> ó , ý"$° , ý" , ý" 3. dritter (m, f, n) treXi treXa treXe trzeci trzecia trzecie t-etí t-etí t-etí ( é($° ( é(-´ ( é(- ( é(Å° ( é(´ ( é(À 4. vierter (m, f, n) Petvrti Petvrta Petvrto czwarty czwarta czwarte Ptvrtý Ptvrtá Ptvrté * ( ¸ (ª° * ( ¸ ( ´ * ( ¸ (> * ( é ($° * ( é ( * ( é ( 5. fünfter (m, f, n) peti peta peto pity pita pite pátý pátá páté ´Ë (ª° ´Ë ( ´ ´Ë (> ’´($° Ë ’´( Ë ’´( Ë Sonstige Zahlwörter (Kollektiv 25 , Vervielfältigung, Wiederholung u. a.) Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch beide (m, f, n) oba obje oboje oba (obydwa) obie (obydwie) oboje (obydwoje) oba ob– ob– ó ó ó > $, Ë > $, Å Ë > $, Ë einmal jedanput raz jednou (>,$& Ë ) (>,$& Ë ) zweimal dvaput; dva puta dwukrotnie; dwa razy dvakrát , á ,ª , í*Å dreimal triput; tri puta trzykrotnie; trzy razy t-ikrát ( $Ë ,ª ( $*Å Ë zweifach (adj) dvostruk podwójny dvojnásobný , >°&ó°; , @< á(&ª° >, í°&$°; , > ó $° zweifach, doppelt (adv) dvostruko podwójnie dvojitý , ó @, í*Å dreifach (adj) trostruk potrójny trojnásobný ( >°&ó°; ( > < á(&ª° >( í°&$°; ( $ ó $° dreifach (adv) trostruko potrójnie trojmo; t-ikrát ( ó ( $*Å Ë zu zweit po dvoje; udvoje we dwóch mp we dwie f we dwoje nmp ve dvou; po dvou , >¸ @, ó zu dritt po tri; utroje we trzech mp we trzy f we troje nmp po t-ech; ve t-ech ( >¸ @( -ó 25 Wir verzichten auf eine ausführlichere Darstellung der Kollektivzahlwörter und führen hier nur die Entsprechungen für ‚beide‘ auf. <?page no="95"?> 5 Grundwortschatz: Ortsangaben 83 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch erstens prvo po pierwsze za prvé >é ª >é B zweitens drugo po drugie za druhé >- (> ª Ë >-, ý" drittens treXe po trzecie za t-etí -( é(-$ >-( é(À Mengenangaben Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch viel mnogo du‰o; wiele; wielu mnoho; hodn– &ó"> "á(> wenig malo maƒo málo á > á > wie viel koliko ile; ilu kolik <ó -<> <í -<$ so viel tako mnogo tak du‰o; tak wiele; wielu tak mnoho ( < &ó"> ( < "á(> so viel toliko tyle; tylu tolik (ó -<> (í -<$ sehr viel vrlo mnogo bardzo du‰o velmi mnoho ó* &- &ó"> ,ý "á(> zu viel previše za du‰o; za wiele p-íliš mnoho $Ë B<> &ó"> "á(> ein bisschen malo; malPice troch} trochu & &ó <> ( ó $ zu (groß, klein, teuer, ...) previše zbyt; za; zanadto p-íliš * *ý ; $Ë B<> &á,(> Ortsangaben Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch hier ovdje, ovde tu; tutaj tu; tady; zde , - (@( dort tamo tam tam ( ( in Bochum u Bochumu w Bochum 26 v Bochumi ó @ ó @ Å in Berlin u Berlinu w Berlinie v Berlín– $Ë &e í&Å nach Bochum prema Bochumu do Bochum do Bochumi ó @ ,> ó @ nach Berlin prema Berlinu do Berlina do Berlína $Ë & ,> í& oben gore u góry; na górze naho-e ý; & ý é @ 26 Städtenamen auf -um (wie Bochum) sowie einige weitere nicht-polnische Städtenamen sind indeklinabel. Zu den Indeklinabilia im Polnischen siehe S. 134. <?page no="96"?> IV Wortschatz 84 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch unten ispod na dole; w dole dole &$ ý &$ ý / y&$ ý; &$ @ Ë links (links von) lijevo, levo na lewo vlevo & é >; & é >° (> >&é; é í ; Å ó @*; í >"> ó<@ nach links nalijevo nalevo w lewo doleva; nalevo & é >; é > & í >; í > von links slijeva sleva z lewej zleva é í rechts (rechts von) desno na prawo vpravo; napravo & á >; & á >° (> >&é; á á ; á >"> ó<@; ó @* nach rechts na desnu stranu w prawo doprava & á > & á > von rechts zdesna z prawej zprava á á neben pored; uz koƒo p-i vedle ´Ë ,> í ´; ó @* nebenan pored; pokraj; uz; sasvim blizu obok vedle ((@( ) ´Ë ,> ó @* vor pred; ispred przed p-ed é , é , hinter iza; pozadi za; z tyƒu za; vzadu wo? ; dozadu wohin? auf na na na & & unter unterhalb ispod pod; poni‰ej pod; dole wo? ; dol¤ wohin? >, Å, über prijeko preko nad nad & , & , oberhalb iznad ponad nad > é ; ªË B ; & , > é ; ó& , zwischen izmeGu mi}dzy; pomi}dzy mezi é ,@ Å überall svuda; svagdje wsz}dzie všude ,é; ²Ë ,@ @ ²,$ Ë hierher ovamo tutaj; tu sem ²,á ²,$Ë <?page no="97"?> 5 Grundwortschatz: Zeitangaben 85 Zeitangaben Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch jetzt sad(a) teraz te” °*á ; ( é - á ; ( é heute danas dzisiaj; dzi‡ dnes "ó,&´ ->"ó,&Å gestern juPe(r) wczoraj vPera * á *ó morgen sutra jutro zítra á ( á ( damals onda wtedy tehdy; tenkrát (>",á (>,í am 7. April 2007 am 7.4.2007 kr. 7. travnja 2007 sr. 7 april 2009 7.4.2007 7 kwietnia 2007 7 kwietnia 2007 r. 7.IV.2007 7. dubna 2007 7.4.2007 7 é ´ 2007 ">, 7 é ´ 2007 ". 7->"> é ´ 2007 ". 7-"> é ´ 2007 ". 7-IV-2007 ". 7/ IV-2007 ". 7-"> < í(&´ 2007-"> ó<@ 7 < í(&´ 2007 . 7.04.2007 7/ IV-2007 . am siebten April zweitausendsieben kr. sedmoga travnja dvije tisuXe sedme bs., sr. sedmoga aprila dvije hiljade sedme siódmego kwietnia dwa tysice trzeciego roku sedmého dubna dva tisíce sedm ,- ó"> é ´ , (ª ´*$ Ë ,- ó"> "ó, -ó >"> < í(&´ , Å ($ ´*Å Ë -ó >"> ó<@ Jahr godina rok rok ">, Å< Monat mjesec, mesec miesic m–síc é ´ í ´ - Woche bs. sedmica 27 kr. tjedan sr. ned(j)elja, sedmica tydzie‹ týden & ,é ´ ($ , &- Ë Tag dan dzie‹ den , &- , &- Stunde bs. sat, sahat kr. sat sr. Pas, sat godzina hodina * ">,$& Ë Minute minuta minuta minuta $&ý( $ $& Ë Sekunde sekunda sekunda vte-ina <ý&, <ý&, Zeit(dauer) vrijeme, vreme czas Pas é ´ * Morgen jutro rano ráno ý( > á&>< Mittag podne poƒudnie poledne ó , &- > ý, &- Abend vePer, vePe wieczór vePer é* é*Å 27 Daneben gibt es noch bs. hevta (ein umgangssprachlicher Turzismus). <?page no="98"?> IV Wortschatz 86 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Nacht noX noc noc p¤lnoc Mitternacht &>*- &Å* morgens ujutro rano každé ráno ý( > á& Å mittags u podne w poƒudnie každé poledne v poledne ,&¸ , &abends navePe wieczorem každý vePer é* > é* Å nachts noXu w nocy / noc každou noc v noci &ó*-² &>*í um 9 Uhr bs., kr. u devet sati sr. u devet Pasova o (godzinie) dziewitej v dev–t hodin ráno ,é ´(- * ó > , ’´(Å° Ë um 21.45 Uhr u dvadeset i jedan i Petrdeset i pet o dwudziestej pierwszej czterdzie‡ci pi}X ve t-i Ptvrt– na deset vePer , á, (- >,$& * Ë ó >< ´(- $&ý( > , á, ´(é BÅ° ">,$&Å Ë ó >< ’´(- $ $& Ë Jahrhundert vijek, vek; stoljeXe, stoleXe wiek; stulecie století <; (> é($ (> í**´; (> í((´ im 20. Jahrhundert u dvadesetom stol(j)eXu / vijeku, veku u 20. st. u XX veku w dwudziestym wieku w XX wieku v dvacátém století ve 20. století , a, á(> é< é< , , ´(> @ Ë (> í**Å (> í**Å im 21. Jahrhundert u dvadeset i prvom stoljeXu / vijeku, veku w dwudziestym pierwszym wieku v jedenadvacátém století v dvacátém prvním století , á, (é > é< , á, ´(é B> @ (> í**Å Jahrtausend bs., kr. tisuXljeXe bs. sr. milenij tysiclecie tisíciletí (ª ´* é($ ($ ´*> í((´ immer uvijek uvek zawsze vždy ",á ,$Ë immer noch još uvijek još uvek cigle stále ješt– ¸ ¶¸ ,ó Å ¶ in diesem Moment upravo w tej chwili práv– te” ®Ë (>( > é&( ² $ $&@ Ë seitdem otkako od tej pory; od tego czasu od té doby ( > ; (>"ó é &$ (>"ó *á @; (ÅÀÇ > $ Ë Ë oft Pesto cz}sto Pasto *á (> *á (> selten rijetko rzadko z-ídka é,<> í,<> sofort odmah natychmiast okamžit– á @ Å, á @ <?page no="99"?> 5 Grundwortschatz: Anreden 87 Anreden Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Frau [Müller] Guten Tag, Frau [Müller]. gospoGa JerkoviX Dobar dan, gospoGo JerkoviX. Prosz} pani! (ohne Familiennamen) Dzie‹ dobry pani. paní Nováková Dobrý den, paní Nováková. "> > á $ &ó +ó ª° , &-, "> > á $ &ó . á&Å ; > é&<> +> $, &- Ë , á&Å. Herr [Müller] Guten Tag, Herr [Müller]. gospodin JerkoviX Dobar dan, gospodine JerkoviXu. Prosz} pana! (ohne Familiennamen) Dzie‹ dobry panu. pan Novák Dobrý den, pane Nováku. "> >,$Ë & á&$& +ó ª° , &-, "> >,$& Ë á&$&. & A *é&<> +> $, &- Ë , á& . veraltet: Fräulein [Müller] Guten Tag, Fräulein [Müller]. veraltet: gospoGica JerkoviX! Dobar dan, gospoGice JerkoviX. veraltet: Prosz} panienki! (ohne Familiennamen) Dzie‹ dobry, panienko. veraltet: slePna (eher ohne Familiennamen) Dobrý den, slePno. --veraltet: á&& +> $Ë , &-, á&&>. Herr Professor! Herr Doktor! Gospodine profesore! Gospodine doktore! Panie profesorze! Panie doktorze! Pane profesore! Pane doktore! ! > >,$Ë & > é > ! --- á& > é > ! á& ,ó<(> ! Frau Professor! Frau Doktor! GospoGo profesorice! GospoGo doktorice! Pani profesor! Pani doktor! Paní profesorko! Paní doktorko! ! > > á > é > ! --- á&Å > é > (< )! á&Å ,ó<(> ! BKS, Polnisch, Tschechisch und Ukrainisch verwenden dem Deutschen ähnliche Anredeformen mit ‚Herr‘ bzw. ‚Frau‘ plus Familienname (letzteres jedoch nicht im Polnischen). Zwar kennt auch das Russische dieses Anredemuster (6^ ^9 = / 6^ ^]á + Familienname), verwendet wird es jedoch nur in offiziellen Situationen. Im alltäglichen Umgang (auch in offiziellen Situationen) sprechen sich Personen, die sich „siezen“ mit Vor- und Vatersnamen an: ˜ = ™{á ^{ , ƒ= [ ‚{6é { 0. Im Ukrainischen dagegen ist die Anrede mit „ „ ? é ^, „á – „^ ^ é ^ auch in nicht-offiziellen Situationen möglich; häufiger ist jedoch für die Höflichkeitsform die Kombination mit dem Vornamen: „ ƒ= –[, „á – ’ ^ á{ . Dieses Muster wiederum kennt auch das Polnische: Pan Jurek, Pani Miros awa (Vokativ: Panie Jurku, Pani Miros awo). <?page no="100"?> IV Wortschatz 88 Routineformeln Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch ja da tak ano , ( < nein ne nie ne & ( &Å bitte molim prosz} prosím > á @° ( @,- á < danke hvala dzi}kuj} d–kuji díky $Ë > ,´<@² Ë Guten Tag. Dobar dan. Dzie‹ dobry. Dobrý den. +ó ª° , &-. , á ( @°( . +ó $° , &-. +> $, &- Ë . Guten Morgen. Dobro jutro. Dzie‹ dobry. Dobré ráno. +ó > ý( >. +ó >"> á&<@. Guten Abend. Dobro vePe. Dobry wieczór. Dobrý vePer. +ó ª° é* . +ó >"> é*> . Gute Nacht. Laku noX. Dobranoc. Dobrou noc. ><ó°&>° &ó*$. +ó >Ç &ó*Å. als Wunsch % ,> á&Å*. zum Abschied Auf Wiedersehen. DoviGenja. Do widzenia. Do zobaczenia. ˆegnam./ ˆegnaj. Sg. ˆegnajcie. Pl. Na shledanou. +> $,á&$´. +> > á* &&´. Hallo! Zdravo! Bog! Cze‡X! Witaj! Sg. Witajcie! Pl. (ugs.) Ahoj! Nazdar! Mau! $ é(! $ í(! Tschüs. Zdravo. Cze‡X. Ahoj. Nazdar. Mau. * ( $ > Ë . ><á. . @ á°. Wie geht es dir? Kako si? Jak si} masz? Jak se máš? ; < , á? ³< á $? Wie geht es Ihnen? Kako ste? Jak pan/ pani si} ma? Sg. Jak pa‹stwo si} maj? Pl. Jak se máte? ; < > $ á ( ? ³< ´ áÀ( ? Wie viel kostet das? kr. Koliko stoji to? Koliko to staje? sr. Koliko košta to? Pošto je to? Ile to kosztuje? Kolik to stojí? <ó -<> ®Ë (> (ó$(? <í -<$ <óB(@À? <?page no="101"?> 5 Grundwortschatz: Routineformeln 89 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Wo ist der Bahnhof? kr. Gdje je željezniPki kolodvor? sr. Gdje je željezniPka stanica? Gdzie jest dworzec? Kde je nádraží? ( ) ! , >< á ? + >< á ? Wie spät ist es? kr. Koliko je sati? sr. Koliko je Pasova? Która (jest) godzina? Kolik je hodin? ; >(ó ª° * ? ; ó( ">,$& Ë ? Ich hätte gerne einen Kaffee. kr. Molim kavu. sr. Molim kafu. Poprosz} kaw}. Dal bych si kávu, prosím. ; ó , > á @° ( . +á°( &í, @,- á < , >,&ý <á @ / *áB<@ <á $. Entschuldigen Sie bitte. kr. Oprostite. sr. Izvinite. Przepraszam. Prosz} wybaczyX. Promište, prosím. Pardon. # $&$Ë ( , > á @° ( . $ *( Ë , @,- á < . Können Sie mir sagen, ...? Možete li mi reXi ... Czy mo‰e mi pan/ pani powiedzieX, ...? Sg. Czy mog mi pa‹stwo powiedzieX, ...? Pl. M¤žete mi -íct … < $( Ë , > á @° ( , …. < í(-, @,- á < , ... Vielen Dank. Hvala. Dzi}kuj} bardzo. D–kuji mockrát. > -Bó $ > Ë . +ý ,´<@² Ë . Keine Ursache. / Gerne. Nema na Pemu. Nie ma za co. Není zaP. Rádo se stalo. % *(>. % á ¶>. Macht nichts. Nema na Pemu. (Nic) nie szkodzi. Nevadí. %$* "ó. %Å*ó">. Kein Problem. Nema problema. Nie ma sprawy. Není problém. % ( > é . > é . Guten Appetit. kr. Dobar tek. bs., sr. Prijatno. Smacznego. Dobrou chu¢. $´(&>"> Ë ($( Ë . *&ó">. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Sretan (sreXan) roGendan. Wszystkiego najlepszego z okazji urodzin. Všechno nejlepší k narozeninám. > , ´² Ë ,&¸ > ,é&$´! Å(á² (-À >) ,& & ó, &&´. Natürlich! Naravno. Oczywi‡cie! Samoz-ejm–. ; >&é*&>! @ ó &>! é ! $*á°&>! <?page no="102"?> IV Wortschatz 90 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Auf jeden Fall! U svakom sluPaju. W ka‰dym razie! Koniecznie! V každém p-ípad–! Každopádn–. ² ó ý* . @ ´<> @ Ë á Å. Auf keinen Fall! Ni u kojem sluPaju! W ‰adnym razie / wypadku! V žádném p-ípad–. Rozhodn– ne. %$ <ó ý* . %Å ´<> @ Ë á Å. Sehr gern! Vrlo rado! Ch}tnie! Velice rád! @,> ó - (- $ ! (Ä) ,> ó &&´ ! á,>! Das tut mir leid. Žao mi je! Przykro mi. To je mi líto. & ó* &- -. &í ,ý B<ó, leider nažalost niestety bohužel < > é&$² & - Prost! Zum Wohl! Živjeli! Živeli! Na zdrowie! Na zdraví! % ,> ó - ! ý, ,> ó ª! ý,- >! % ,> ó ’´! Gesundheit! Nazdravlje! Na zdrowie! Na zdraví! % ,> ó - ! % ,> ó ’´! In Ordnung. U redu. W porzdku. V po-ádku. á,&>. +ó . Das freut mich. Drago mi je. Ciesz} si}. T–ší m–. ³ ó* &- á,( ). m/ f ³ ,ý á,$° ( ). m/ f <?page no="103"?> 5 Grundwortschatz: Frequente Abkürzungen 91 Frequente Abkürzungen Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch d. h. das heißt tj. to jest tzn. to znaczy t. j. to je / to znamená das bedeutet (. . (> (- --- (ó (> ebd. (ebenda) isto tam‰e tamtéž ( ( s. siehe --vidi --patrz --viz . >( $ ,$ . ,$ $ - Ë S. 23 Seite str. 23 strana s. 23 strona str. 23 strana ( . 23 ( &$Ë (> . 23 (> í&< so genannt tzv. takozvani tzw. tak zwany tzv. takzvaný (. &. ( < & ª á - ª° --- ( < á&$° u. a. und ander... i dr. i drugo (i tome sliPno) i in. i inni --a jiné $ , . $ , @"$ Ë ( Å&. ( Å&BÅ u. ä. und ähnlich... --i tome sliPno i tp. / i t. p. i temu podobne oder i tym podobne apod. a podobn– $ (. . $ (> ý >,ó &> --o. ä. oder ähnlich… --- --- --- --- ó¶> usw. / etc. itd. i tako dalje itd. i tak dalej atd. a tak dále $ (. ,. $ ( < ,á $ (. . $ (> ý >,ó &> Å (. ,. Å ( < ,á Å Å (. . Å (> ý >,í & vgl. vergleiche up. uporedi kr. usp. usporedi por. porównaj srov. srovnej . &$Ë > . > Å &´° Ë z. B. zum Beispiel napr. / npr. na primjer np. na przykƒad nap-. nap-íklad & . & $ é & . & $< , Ë unter dem Titel --pt. pod tytuƒem --- --- --- <?page no="105"?> V Lautentsprechungen Der Anteil panslavischer Elemente (im weitesten Sinne - siehe Kapitel IV Wortschatz) in der Lexik ist in den meisten slavischen Sprachen (außer im Polnischen, für das Lehr-Sp£awi¡ski 1938 1 nur etwa 1.700 lexikalische Einheiten aufführt) vergleichsweise hoch. Allerdings sind diese Elemente, obwohl sie auf gemeinsame Ursprünge zurückgeführt werden können, nicht immer leicht zu erkennen. Grund sind Lautentwicklungen, die im Laufe der Zeit zu unterschiedlichen, teils systematisch erschließbaren Ergebnissen in den einzelnen slavischen Sprachen führten (und so auch die Differenzierung der slavischen Einzelsprachen bzw. die Differenzierung nach ost-, west- und südslavischem Zweig bewirkten). Als „Mutter“ der heutigen slavischen Sprachen gilt das nur anhand alter Sprachdenkmäler rekonstruierte, selbst aber nicht belegte Urslavische, das von etwa 500 v. Chr. bis 400 oder 500 n. Chr. gesprochen wurde. Zwischen 400 und 800 n. Chr. erfassten sprachliche Innovationen zwar noch alle „Sprachen“ (bzw. Dialekte), führten aber zu teils verschiedenen Ergebnissen und drangen auch nicht immer restlos durch, so dass sich ab dem 5. Jahrhundert mehrere große Dialektgruppen herausbildeten. Mit dem 8. bzw. 9. Jahrhundert endet die so genannte gemeinslavische Epoche. Danach werden die drei Hauptgruppen Ostslavisch, Westslavisch und Südslavisch unterschieden. Die Interkomprehensionsdidaktik macht sich die noch vorhandenen Gemeinsamkeiten zunutze und greift auf Daten zurück, die in historischen bzw. historisch-vergleichenden Grammatiken / Arbeiten zusammengetragen wurden. Dadurch erhält diese spezielle Form der Fremdsprachenvermittlung eine - sonst eher unübliche - diachrone Komponente. Nachfolgend eine Übersicht über die Ergebnisse ausgewählter Lautentwicklungen im BKS, Polnischen, Tschechischen, Russischen und Ukrainischen, die im Zusammenhang mit der Interkomprehensionsthematik nützlich sein können. Auf eine ausführliche Darlegung der jeweiligen sprachhistorischen Prozesse kann und muss an dieser Stelle verzichtet werden. Für Details und weitere Informationen sei auf die in der Bibliografie genannten Titel zur slavischen Sprachgeschichte verwiesen. Thematisiert werden folgende Lautentwicklungen (in nicht-chronologischer Reihenfolge): 1. Liquidametathese (West, Süd) vs. Volllaut / Pleophonie (Ost) 2. *or-/ *ol-Verbindungen vor Konsonanten im Anlaut 3. Jerwandel 4. Flüchtige und bewegliche Vokale 5. Entwicklung der urslavischen Nasalvokale 6. Silbische Liquiden 7. Vokalisierung der l-Lautung 8. Tschechisches i / í aus u / ú 1 Nach Birnbaum/ Molas (1998, 160). <?page no="106"?> V Lautentsprechungen 94 9. Ukrainisches i 10. Bks. i, poln. y, tsch. y / i, russ. O, ukr. 11. Der polnische Umlaut 12. Die 1. und die 2. Palatalisation 13. Epenthetisches l 14. Vereinfachung von Konsonantengruppen 15. Reflex von urslav. *tj und *dj 16. g versus h 17. rz - † - r 18. Anlaut je > ostslav. o 19. j- und v-Prothese 1 Liquidametathese (West, Süd) vs. Volllaut / Pleophonie (Ost) Urslav. Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *gordº grad Stadt gród Burg hrad Burg "ó >, Stadt "> ó, Garten (Umzäunung) *golva glava gƒowa hlava "> > á "> > á Kopf *bergº brijeg, breg Hügel brzeg b-eh é " é " Ufer *melko mlijeko, mleko mleko mléko > ><ó > ><ó Milch *berza breza brzoza b-íza ¸ é Birke Ziel dieses Sprachwandelprozesses war die Bildung offener, d. h. auf einen Vokal auslautender Silben in den Fällen, in denen e oder o vor einer Liquida (l bzw. r) zwischen Konsonanten (nachfolgend symbolisch mit t wiedergegeben) standen. Im West- und Südslavischen wurden Vokal und Liquida umgestellt (Metathese), in den südslavischen Sprachen sowie im Tschechischen und Slovakischen wurde der Vokal außerdem gedehnt (o zu a bzw. e zu ( Jat’)). Im Ostslavischen entstand der so genannte Volllaut (Pleophonie, russ. polnoglasie): anstelle einer Umstellung wurde ein weiterer Vokal e oder o eingeschoben. Zu beachten ist, dass aus *telt nicht *telet, sondern *tolot wurde. Dies ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass l vor Konsonanten und Vokalen der hinteren Reihe hart und in der Folge e zu o wurde: *melko > *melko > * molko > moloko <?page no="107"?> 2 *or-/ *ol-Verbindungen vor Konsonanten im Anlaut 95 Die (hier stark vereinfachte) Regel lautet: Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *t-or-t -ra- -ro- / -ró- -ra- / -rá- -o o- -o o- -o i-*) *t-ol-t -la- -ƒo- -la- -o o- -o o- -o i- *t-er-t -rije- / -re- -rze- / -rzo- --e- / --í- -e e- -e e- *t-el-t -lije- / -le- -le- -lé- -o o- -o o- *) Im Ukrainischen kann das zweite o des Volllautes auch als i erscheinen: russ. ^ ó6 ‚Schwelle‘ - ukr. ^ í6, ukr. 6^ ^{á - G. Pl. 6^ í{. Ursächlich hierfür sind die Akzente. 2 *or-/ *ol-Verbindungen vor Konsonanten im Anlaut 2 Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *órdlo ralo radƒo rádlo [ á >] 3 á > Pflug *ólni(-) lane ƒania laš &- &- Hirschkuh *òrstº rast wzrost r¤st > ( i ( Wuchs *òlkºtlaket ƒokieX loket ó<>(- í<>(- Ellbogen Bei den Verbindungen *órt- und *óltmit steigender Silbenintonation (t steht hier wieder für einen beliebigen Konsonanten) wurden in allen slavischen Sprachen Vokal und Liquida umgestellt und o zu a gedehnt: ratbzw. lat-. Die Verbindungen *òrt- und *òltmit fallendem Ton wurden im Ost- und Westslavischen ohne Dehnung zu rot- und lot-, im Südslavischen mit Dehnung o > a zu rat- und lat-. Im Ukrainischen erscheint hier durch sekundäre Längung auch i. 4 2 Verbindungen mit *ert- oder *eltgab es nicht. 3 Russ. á ^ (auch o á ^) ist veraltet. Das moderne Wort für ‚Pflug‘ ist 6. 4 Vgl. Panzer (1991, 267). <?page no="108"?> V Lautentsprechungen 96 Die (hier stark vereinfachte) Regel lautet: Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *órtrat rat rat ( ( *óltlat lat lat ( ( *òrtrat rot rot >( >( ( Å() *òltlat lot lot >( >( ( Å() Bei diesem Sprachwandelprozess spielen die Akzentverhältnisse eine wichtige Rolle; zu Einzelheiten vgl. die im Literaturverzeichnis genannten historischen Sprachlehren. 3 Jerwandel Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *sºnº san sen sen >& >& Schlaf, Traum *vºšvaš wesz veš >B- óB Laus *d-ndan dzie‹ den , &- , &- Tag *p-sº pas pies pes ¸ 5 5 Hund *ot-cotac ojciec otec >(é >(é - 6 Vater Die Jers waren wahrscheinlich kurze Vokale, die in der alten Kyrillica mit ß und ´ wiedergegeben wurden und - anders als etwa im heutigen Russischen - einen Lautwert hatten. Das Jer der hinteren Reihe ß entsprach dabei möglicherweise einem kurzen u (œ), das Jer der vorderen Reihe ´ dagegen einem kurzen i (Ÿ). Status und Lautwerte dieser Jers werden kontrovers diskutiert 7 . Der Jerwandel - Schwund der Jers in schwachen, Entwicklung zum Vollvokal in starken Positionen - wurde in allen slavischen Sprachen durchgeführt, allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen. 5 Der frequentere Ausdruck für ‚Hund‘ im Russischen und Ukrainischen ist ^\á . 6 Ukr. ^? é- wird überwiegend in der Kirchensprache verwendet (z. B. ¡? 0 _, `^ ~ \ @! ‚Vater unser, der du bist im Himmel! ‘ oder ^? é- \é [ ‚himmlischer Vater‘). Die Verwandtschaftsbezeichnung für ‚Vater‘ lautet \á? ^. 7 Frühere Einstufungen als „Halbvokale“ oder „reduzierte Vokale“ werden in der neueren Literatur zunehmend abgelehnt. Es ist wohl eher davon auszugehen, dass es sich um kurze Vokale gehandelt hat. <?page no="109"?> 4 Flüchtige und bewegliche Vokale 97 Die (stark vereinfachte) Regel lautet für die Fälle von Vollvokalisierung: Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *º (*Ø) a e e o o *- (*Ù) a ’e (nach palatal.) e e (’o) e 4 Flüchtige und bewegliche Vokale Als Folge des Jerwandels gibt es heute in den slavischen Sprachen so genannte „flüchtige Vokale“, d. h. Vokale, die scheinbar im Flexionsparadigma „verschwinden“. Tatsächlich resultieren die Unterschiede zwischen den einzelnen Wortformen aus unterschiedlichen Ausgangsformen; vgl. dazu die urslavischen Beispiele, in denen noch alle Jers vorhanden waren. Urslavisch Südslav. Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch N. Sg. *sºnº G. Sg. *sºn san sna sen snu sen sna >& & >& &@ Traum, Schlaf N. Sg. *>t-c- G. Sg. *>t-ca otac oca ojciec ojca otec otce >(é >( á >(é - (relig.) >( ´Ë Vater N. Sg. *d-n- G. Sg. *d-ne dan dana dzie‹ dnia den dne , &- ,&´ , &- ,&´ Tag N. Sg. *p-sº G. Sg. *p-sa pas psa pies psa pes psa ¸ Hund In den urslavischen Formen des Nom. Sg. steht das jeweils erste Jer in einer starken Position und wird zum Vollvokal, das jeweils zweite Jer schwindet. Die Formen des Gen. Sg. dagegen zeigen Jers in einer schwachen Position. Neben den flüchtigen kommen auch so genannte bewegliche oder eingeschobene Vokale vor, wobei die Bezeichnungen in den einzelsprachlichen Grammatiken variieren. Im BKS spricht man zusammenfassend von einem beweglichen a, das nicht nur in Maskulina, sondern auch in den Formen unbestimmter maskuliner Adjektive (z. B. dobar ‚ein guter‘ vs. dobri ‚der gute‘) oder im Genitiv Plural von Feminina oder Neutra erscheint. Auch das Polnische, Tschechische, Russische und Ukrainische kennen eingeschobene Vokale in der Deklination der Substantive. Vgl. nachfolgende Beispiele: <?page no="110"?> V Lautentsprechungen 98 Südslav. Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N. Sg. N. Pl. G. Pl. sestra sestre sestara siostra siostry sióstr sestra sestry sester ( á ¸ ( ª (¸ ( á é ( $ (é Schwester N. Sg. N. Pl. G. Pl. pismo pisma pisama pismo Schrift pisma pism písmo Schrift písma písem $ - ó $Ë - $Ë $ - ó Schrift $ - Ë $ Ë Brief; Schrift N. Sg. N. Pl. G. Pl. okno 8 Fensterscheibe okna okna okno okna okien okno okna oken ><&ó ó<& ó<>& Å<&ó í<& í<>& Fenster 5 Entwicklung der urslavischen Nasalvokale Urslav. Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *zÐbº zub zb, G. Sg. z}ba zub @ @ Zahn *rÐka ruka r}ka ruka @<á @<á Hand, Arm *m}so meso mi}so maso ´Ë > ’´Ë > Fleisch *j}zykº jezik j}zyk jazyk ´ ªË < ´ $Ë < Zunge Sprache, Zunge Im Urslavischen gab es zwei Nasalvokale: *¢ (wie frz. fin) und * (wie frz. bon), die in fast allen slavischen Einzelsprachen in Mundvokale umgewandelt wurden 9 . Die heutigen polnischen Nasale ¢ und £ (gesprochen ) haben einen eigenen Entwicklungsweg genommen und stellen keine direkte Fortführung der urslavischen Nasale dar. Die (stark vereinfachte) Regel lautet: Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *Ð u },  u, ou @ @ *} },  a, á, e, –, í ´ (phonol. ’a) ´ bzw. ’´ nach Labialen (’a) 8 Bks. ‚Fenster‘ ist prozor. 9 Lediglich im Polnischen, Kaschubischen, Pomoranischen, in slovenischen Mundarten in Kärnten und im Draväno-Polabischen († 18. Jh., Lüneburger Wendland) wurden Nasalvokale bewahrt. <?page no="111"?> 7 Vokalisierung der l-Lautung 99 6 Silbische Liquiden Urslavisch Südslav. Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *v-lkº vuk wilk vlk > < > < Wolf *ž-ltº žut, -a, -o ‰óƒty žlutý ¸ (ª° ó ($° gelb *p-lnº pun peƒny plný ó &ª° ó &$° voll *p-rstº prst pier‡cionek Fingerring prst é ( &- Fingerring é ( &- Fingerring Finger- (ring)/ Zeh *s-rd-ce srce serce srdce é , é Herz Das Urslavische kannte offenbar die silbischen (silbenbildenden) Liquiden ¤ und ¥ ( l, $l / r, $r), die in der altkirchenslavischen Grafie durch l´ und r´ (vordere Reihe) bzw. lß und rß (hintere Reihe) wiedergegeben wurden (z. B. urslav. *v lk$, aksl. vl k$ ( vl´kß ) ‚Wolf‘). Silbenbildende Liquiden finden sich heute im BKS (nur r, z. B. in vrlo ‚sehr‘, vrt ‚Garten‘, Insel Krk) und im Tschechischen (l in hlt ‚Schluck‘, r in krk ‚Hals‘), ferner im Slovakischen. Das silbenbildende (sonantische) l (¤) wurde im BKS zu u. 7 Vokalisierung der l-Lautung 10 Mit „Vokalisierung der l-Lautung“ sind gewisse Ähnlichkeiten gemeint, die einige slavische Sprachen hinsichtlich der historischen Entwicklung des l zeigen - im BKS in bestimmten Umgebungen zu o, im Polnischen und Ukrainischen zu einem dem engl. w ähnlichen Laut []. Es handelt sich jedoch nicht um einen einheitlichen Lautwandelprozess. Für Interkomprehensionszwecke kann die Kenntnis der hier beschriebenen Entsprechungen und Alternationen aber unter Umständen nützlich sein. Vgl. die nachfolgende Gegenüberstellung (im Tschechischen und Russischen gibt es keine derartige „Vokalisierung“): BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Deutsch dao o daƒ [«] dal , , [«] gab (m. Sg.) dala daƒa [«] dala , á , á gab (f. Sg.) bio o byƒ [«] byl ª @ [«] war (m. Sg.) bila byƒa [«] byla ª á @ á war (f. Sg.) BKS: -l > -o Im BKS ist altes l im Wortbzw. Silbenauslaut zu o geworden; vgl. die mask. Form des Partizips Aktiv dao < dal, Maskulina wie posao ‚Arbeit‘ < posal oder 10 Vgl. EuroComSlav. <?page no="112"?> V Lautentsprechungen 100 Feminina wie misao ‚Gedanke‘ < misal. In den obliquen Kasus (nur Akkusativ = Nominativ) taucht das l dann aber wieder auf: G. Sg. posla, misli. Im Wortinnern zeigt sich diese Entwicklung zum Beispiel in gledalac ‚Zuschauer‘ (N. Sg.) - hier wird das l in allen obliquen Kasus (außer G. Pl. gledalaca) zu o: vgl. G. Sg. gledaoca, N. Pl. gledaoci usw. Außerdem betroffen sind die unbestimmten Formen maskuliner Adjektive, die ursprünglich auf -l auslauteten wie etwa sr. beo (best. beli; dazu kr. bijel, best. bijeli) ‚ein weißer‘ < b l. Die obliquen Kasus sowie die femininen und neutralen Formen weisen dann wieder ein l auf (z. B. f., n. bela / bijela, belo / bijelo). Vor o, das aus l entstanden ist, wurde ursprüngliches ( Jat’) zu i; vgl. das Partizip Aktiv m. Sg. bs. und kr. htio (f. htjela) zu htjeti ‚wollen, werden‘, bks. bio (f. bila) zu biti ‚sein‘, vidio (f. vidjela) zu vidjeti ‚sehen‘ etc. Polnisch: l (nicht palatalisiert) > Im Polnischen hat sich eine Art Opposition l : entwickelt mit einem bilabialen Gleitlaut , der wie das englische w [] gesprochen wird. Das kann in allen Positionen außer vor i auftreten; es erscheint z. B. in bestimmten Formen des Präteritums, aber auch in der Position früherer silbischer Liquiden wie im Anlaut von za ‚Träne‘ (vgl. die entsprechenden Beispiele in Abschnitt 6). In den Paradigmen kann mit l alternieren: szko a - w szkole. Fakultativ kann im Polnischen heute anstelle von noch das alte harte velare l verwendet werden (obwohl dies faktisch nicht mehr vorkommt). 11 Ukrainisch: -l > - In bestimmten Umgebungen entwickelte sich hartes l ( ) zu einem Halbvokal, der in etwa vergleichbar ist mit dem englischen w und in der Schrift mit { bezeichnet wird. Vor anderen Konsonanten und im Auslaut wird daher heute das Graphem { [] gesprochen; z. B. ]ó{? ‚Oktober‘, { ‚er schwamm‘, 9 { ‚er gab‘ (aber 9 á ‚sie gab‘ usw.); { ist hier eine postvokalische, antekonsonantische Variante von l. 12 8 Tschechisches i / í aus u / ú Im Tschechischen fand nach weichen Konsonanten ein Wandel von u / ú zu i / í statt, der nicht nur in der Lexik, sondern auch beim Vergleich der Substantiv- Deklinationen und der Konjugationen der einzelnen Slavinen auffällt. Wo etwa im BKS, Russischen und Ukrainischen der Akkusativ Singular (ursprünglich) weicher Feminina auf u bzw. ’u endet, erscheint im Tschechischen ein i (z. B. tsch. duši (weich), aber ženu (hart)). Das Gleiche gilt für den tschechischen Dativ Singular weicher Maskulina und Neutra und für die Formen der 1. Person Singular und der 3. Person Plural Präsens. Vgl. die folgenden Beispiele 13 : 11 Zur Geschichte vgl. Klemensiewicz, Z. (1974), Historia j¢zyka polskiego. Bd. 2. Warszawa, 296. 12 Vgl. Panzer (1991, 51). 13 Vgl. Vintr (2001, 199). <?page no="113"?> 8 Tschechisches i / í aus u / ú 101 Deutsch Süden (Ehe-)Mann D. Sg. m. [stroj 14 ] D. Sg. m. Seele A. Sg. f. fühlen Junge, junger Mann Volk fremd bedecken 3. Ps. Pl. Präsens Ostslavisch Ukrainisch [ Å , &-] --- ( ó² / ( óÀ Å N. Sg. ( Å° ,ýB@ N. Sg. ,@Bá Å,*@ á($ ²&á< ²,$ Ë *@ $° Ë < $²(- Ë Inf. < $Ë ($ Russisch ²" ý @ N. Sg. @ ( ó² N. Sg. ( >° ,ýB@ N. Sg. ,@Bá *ý ( > (- ²&>B Ë ²Ë ,$ Menschen, Leute *@ ó° < ó²( Inf. < ª(- Westslavisch Tschechisch jih muži N. Sg. muž stroji N. Sg. stroj duši N. Sg. duše cítit jinoch lid cizí kryjí (a. kryjou) Inf. krýt Polnisch [poƒudnie] m}‰owi N. Sg. m‰ strojowi N. Sg. strój dusz} N. Sg. dusza odczuwaX odczuX junak mutiger Mann (veralt.) lud cudzy (przy)kryj Inf. przykryX Südslavisch BKS jug mužu N. Sg. muž stroju N. Sg. stroj dušu N. Sg. duša (Puvstven 15 , kr. Xutilan gefühlvoll) junak Held ljudi Menschen, Leute tuG(i) pokriju Inf. pokriti Urslavisch *jugº *mО’u N. Sg. mО- *stroju N. Sg. *stroi *dušÐ N. Sg. *duša *Puv-stvo Gefühl *junº *junoš- *junakº *l’udº *l’ud-je *Puž- *kryjÐtº Inf. *kryti 14 Die entsprechenden slavischen Wörter sind nur in ihrer äußeren Form ähnlich. Sie differieren in ihren Bedeutungen: ursl. *stroi ‚Ordnung‘, bks. stroj ‚Maschine‘, poln. strój ‚Kleidung, Tracht‘ (neben ustrój ‚Organismus, Struktur, System‘), tsch. stroj ‚Maschine‘, russ. ? ^[, ukr. ? –[ ‚Ordnung, Struktur, Reihe‘. 15 Bks. ‚fühlen‘ ist osje ati (mit osje ajan ‚gefühlvoll‘). <?page no="114"?> V Lautentsprechungen 102 9 Ukrainisches i 16 Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *st–na stijena, stena Felswand 17 ‡ciana st–na ( &á (i&á Wand *sl–pº slijep, slep ‡lepy slepý ó° i $Ë ° blind *v–trvjetar, vetar wiatr vítr é( í( Wind *chl–bº sr. hljeb [bs., kr. kruh] chleb chléb i Brot *kamy, G. Sg. *kamene kamen kamie‹ kámen <á &- <á i&-* Stein *jesenjesen jesie‹ [podzim] ó &ó i&-* Herbst *šestšest sze‡X šest B (- Bi (-* sechs *sedmsedam siedem sedm i * sieben *d–dº djed, ded dziadek d–da , , ,i, Großvater *l–sº [šuma] las les i Wald *seno sijeno, seno siano seno é&> í&> Heu *konkonj ko‹ k¤š <>&- <i&-* Pferd *mojmoj mój m¤j >° i°* mein m. *) Hier kommt es im Ukrainischen in der Formen- und der Wortbildung zu Vokalwechseln; vgl. ^ i - o i (G.Sg.), i - ^ * (G.Sg.), i? - ^? (G.Sg.); – ‚Nase‘, aber ^ ^ í6 ‚Nashorn‘. Die urslavischen Vokale haben sich in den einzelnen Slavinen sehr unterschiedlich entwickelt, und es würde zu weit führen, diese Erscheinungen im Einzelnen aufzuführen und zu erläutern. Besonders hingewiesen sei aber auf das ukrainische i, das sich in zahlreichen Wörtern dort zeigt, wo andere slavische Sprachen e oder o nach palatalisiertem Konsonanten haben. Für dieses i gibt es verschiedene Gründe; es ist entstanden aus urslav. * urslav. *e mit Ersatzdehnung vor ausgefallenem Jer urslav. *¦ §, das sich vor ausgefallenem Jer aus *o entwickelte 18 . Innerhalb der einzelnen Sprachen sind weitere Vokalalternationen möglich - wie die unter 10 genannten. 16 Das ukr. i ist Gegendstand zahlreicher ukr.-russ. Sprachwitze. Vgl. hierzu Kapitel X Zum Schluss. 17 ‚Wand‘ im BKS ist zid. 18 Vgl. Panzer (1991, 51 und 295). <?page no="115"?> 10 Bks. i, poln. y, tsch. y / i , russ. O, ukr. u 103 10 Bks. i, poln. y, tsch. y / i, russ. , ukr. Der Laut [i], ein „hartes i“, das nach harten Konsonanten, selten auch im Anlaut, gesprochen wird, scheint auf den ersten Blick ein „typisch slavischer“ Laut zu sein - und so ist es manchmal auch in der Literatur zu lesen. Doch so „allgemeinslavisch“ ist dieser Laut keineswegs. Von den hier beschriebenen fünf Slavinen findet er sich nur im Polnischen, Russischen und Ukrainischen - und auch dort mit einzelsprachlichen Unterschieden. Im BKS gibt es nur ein Phonem / i/ und ein Graphem i, das auch nach harten Konsonanten stehen kann. Im Polnischen wird lautlich und grafisch unterschieden zwischen i und y, wobei y den Laut [i], i den Laut [i] repräsentiert; vgl. den phonetischen Unterschied in by ‚sein‘ - bi ‚schlagen‘. Das Vorkommen von y ist - wie auch russ. O (y) - in der Regel vorhersagbar: es steht zum Beispiel in einheimischen Wörtern nie nach g, k, l oder j und nie im Wortanlaut 19 . Allerdings kommt poln. y nach g, k, l in Fremdwörtern wie gyros oder auch als Übernahme des lateinischen Ypsilons in Fremdwörtern wie yeti vor. Im Tschechischen bezeichnen die Grapheme i / y das Phonem / i/ (kurzes i) und í / ý das Phonem / í/ (langes i). Die Schreibung ist traditionell bedingt. Einen Hinweis auf die Palatalisierung des vorhergehenden Konsonanten stellen nur i / í nach d, t, n dar. Eine lautliche Opposition zwischen i / y bzw. í / ý besteht nicht (siehe auch S. 26). Im Russischen ist lautlich zu unterscheiden zwischen einem / i/ , das in etwa dem deutschen i gleicht, und einem / y/ , das man hervorbringen kann, indem man die Artikulationsorgane in die Position für i bringt, dann aber u spricht (oder umgekehrt). Häufig, aber nicht immer, werden im Russischen diese beiden Laute grafisch als (i) und O (y) unterschieden. Phonetisch und semantisch verschieden sind also zum Beispiel \O? ‚sein‘ und \ ? ‚schlagen‘. Zudem tritt der Laut [i] auf nach harten ], _, - (] ? , _ ? , - ) und Präpositionen ({ ™ ? é? ). Die Distribution ist weitgehend positionsabhängig - so findet sich beispielsweise nach 6, , @ nur . 20 Im Ukrainischen bezeichnet das Graphem i den Laut [i], das Graphem den Laut [i], der ungefähr zwischen poln. y und russ. O (y) anzusiedeln ist und zu den Vokalen der vorderen Reihe gerechnet wird. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass ukr. mit latein. y transliteriert wird (dagegen russ. mit latein. i). 21 19 Aufgrund der Vorhersagbarkeit ist der Phonemstatus von poln. i und y (wie auch von russ. und O) umstritten. Einige Linguisten erkennen by - bi als Minimalpaare an, andere sehen hier nur kombinatorische Varianten. Siehe auch Fußnoten 20 und 21 zum Russischen und Ukrainischen. 20 Ob es sich bei russ. (i) und O (y) um zwei Phoneme handelt, ist umstritten. Die Moskauer Phonologische Schule stuft y nur als positionsbedingtes Allophon zu einem Phonem / i/ ein, d. h., das distinktive Merkmal in \O? - \ ? ist die Palatalisiertheit bzw. Nicht-Palatalisiertheit der Phoneme / b/ bzw. / b’/ , während das Phonem / i/ in beiden Wörtern dasselbe ist: / bit’/ vs. / b’it’/ . Anders ausgedrückt: O bezeichnet das Phonem / i/ und die Härte des vorangehenden Konsonanten. Die Leningrader / Sankt-Petersburger Phonologische Schule dagegen sieht hier zwei Phoneme / i/ und / y/ und betrachtet Fälle wie \O? - \ ? als / bit’/ - / b’it’/ . Als Beispiel für ein nicht positionsbedingtes Vorkommen des Phonems / y/ wird das Kunstwort O= ? ‚O sprechen‘genannt. 21 Auch der Phonemstatus von ukr. / y/ ist umstritten. <?page no="116"?> V Lautentsprechungen 104 Nachfolgend eine vereinfachte vergleichende Übersicht über die verschiedenen, hier mit i (bzw. í für langes tsch. i) und y bezeichneten Laute. Die einzelsprachlichen Unterschiede, die bei i [i] und y [i] bestehen (so ist etwa poln. [i] „stumpfer“ als russ. [i]), werden hier nicht wiedergegeben; vgl. hierzu die Audiodateien auf der Web-Site www.narr-studienbuecher.de. Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch pivo i piwo i pivo i $Ë > i $Ë > y Bier miš i mysz y myš i ªBy $B Ë y Maus riba i ryba y ryba i ªË y $ Ë y Fisch biti i byX y být í ª(y [ ý($] sein biti i prügeln biX i bít í $(i $($ Ë y schlagen 11 Der polnische Umlaut Der so genannte „polnische Umlaut“ (przeg£os polski) weist auf einen historischen Wandel von urslav. * , *e und *¢ vor Vorderzungenkonsonanten (t, d, s, z, n, r, ) zu ’a, ’o bzw. ’ hin. 22 Vgl. die nachfolgenden Beispiele: Urslav. Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *b–lº bs., kr. bijel(i) sr. beo (beli) biaƒ(y) bílý é ª° í $° weiß *m–ra mjera, mera miara míra é í Maß *kv–tº cvijet, cvet kwiat kv–t (ó<; ( Blüte; Farbe i( (Blüte) 23 Blume *žena žena ‰ona Ehefrau žena Frau &á Ehefrau >&á; í&< 24 Frau Frau, Ehefrau *berÐ berem ich pflücke bior} beru ý ý ich nehme *sestra sestra siostra sestra ( á ( á Schwester *vesna [proljeXe, proleXe] wiosna [jaro] &á &á Frühling 22 Zu Details vgl. z. B. Panzer (1991, 281ff.) und Mazur (1993, 37f.). 23 ‚Blume‘ im Ukrainischen ist {í? - eine Entlehnung aus dem Westslavischen (daher kv im Anlaut). ‚Farbe‘ im Ukrainischen ist ó – . 24 Ukr. ‚Ehefrau‘ ist 9 ] = . <?page no="117"?> 12 Die 1. und die 2. Palatalisation 105 Urslav. Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *v}zati vezati wizaX vázat ´ á(- ’´ á($ binden Im Polnischen sind innerhalb der Paradigmen wiederum Vokalalternationen möglich wie las ‚Wald‘ - v lesie ‚im Wald‘, miasto ‚Stadt‘ - w mie cie ‚in der Stadt‘, bior¢ ‚ich nehme‘ - bierzesz ‚du nimmst‘ usw. 12 Die 1. und die 2. Palatalisation In der Geschichte der slavischen Sprachen werden verschiedene Palatalisationen unterschieden - je nach gewähltem Ansatz zwei, drei, selten auch vier (Näheres im Glossar unter Palatalisation). Die 1. Palatalisation Die 1. Palatalisation fiel wohl noch in die urslavische Epoche (um 500 n. Chr.), weshalb wir dieselben Ergebnisse in allen slavischen Sprachen finden: g > ž k > ch > š Das Ergebnis g > ž zeigen beispielsweise im Anlaut die Wörter bks. žena ‚(Ehe)Frau‘, poln. ona ‚Ehefrau‘, tsch. žena ‚Frau‘, russ. ]e á ‚Ehefrau‘, ukr. ]í ‚Frau‘ (hier aus: *g u en-; vgl. grch. gyn-, engl. queen). Die 1. Palatalisation ist auch die Ursache für Lautalternationen in der Wort- und Formenbildung; vgl. die nachfolgenden Beispiele für ‚Gott - Gott! ‘, ‚Auge - Augen‘, ‚Ohr - Ohren‘ bzw. ukr. ‚Ohr - Ohr…‘ (die Beispiele spiegeln allerdings z. T. veraltete Sprachzustände wider 25 ) . BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch bog - bože! Bóg - Bo‰e! B¤h - Bože! >" [ch] - ó ! >" - ó ! oko - oPi oko - oczy oko - oPi ó<> - ó*$ ó<> - ó*Å uho - uši ucho - uszy ucho - uši ý > - ýB$ ý > - @B&$Ë ° 26 Die 2. Palatalisation Wichtig für die interkomprehensive Erschließung slavischer Wörter und Formen ist vor allem die Kenntnis der Ergebnisse der 2. Palatalisation, die hier (gekürzt) wiedergegeben werden. 25 Russ. ó ^ ‚Auge‘ ist veraltet. Gebräuchlich ist heute 6 >. Veraltet ist auch die Vokativform \ó] ! Die Pluralformen sind ursprünglich Dualformen, die in unseren fünf Slavinen nur noch als Restbestände erhalten sind. 26 Der Plural zu ukr. {ý@^ lautet {ý@ . <?page no="118"?> V Lautentsprechungen 106 Durch diese 2. Palatalisation wurden nach i und ( Jat’), die aus indogermanischen Diphthongen ( Diphthong) entstanden, g > z (bzw. heute dz im Polnischen) k > c ch > s bzw. š im Westslavischen. Im BKS, Polnischen, Tschechischen und Ukrainischen resultieren daraus Lautalternationen in den Paradigmen (vgl. die zweite Tabelle) - im Gegensatz zum Russischen, wo diese Entwicklung später entweder wieder rückgängig gemacht oder nicht mehr konsequent durchgeführt wurde (das ist nicht abschließend geklärt), so dass hier g, k, ch vor e (ursprünglich ) oder i bleiben ( á, =, é ...). Erhalten sind lediglich einige „Restbestände“ wie in 9 6 ‚Freund‘ - Pl. 9 > *= (aber Präpositiv ^ 9 ý6 ). Keine Unterschiede gibt es in Fällen wie bks. cijeli, celi, poln. ca y, russ. -é O[, tsch. celý, ukr. -í [ ‚ganz, heil‘ zu ursl. *kail- oder *koil© usw. Hier zeigt auch das Russische die Ergebnisse der 2. Palatalisation. Vgl. die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Anlaut (für g > (d)z konnte kein modernes Beispiel gefunden werden): Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *choir Û - [siv] szary šerý 27 é ª° í $° grau *choid Û sijed, sed [siwy] šedý 27 ,ó° i,$Ë ° grau (Haare) *koinÜ Û cijena, cena cena cena &á i&á Preis Unterschiede in den Paradigmen: Südslav. Westslavisch Ostslavisch Dt. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch ruka - ruci D./ P. Sg. r}ka - r}ce D./ P. Sg. ruka - ruce D. Sg. @<á - y<$ + ) G. Sg., N./ A. Pl. @<á - @ í D./ P. Sg. Hand noga - nozi D./ P. Sg. noga - nodze 28 D./ P. Sg. noha - noze P. Sg. &>"á - &o"$ + ) G. Sg., N./ A. Pl. &>"á - &> í D./ P. Sg. Fuß / Bein muha - muhi D./ P. Sg. *) mucha - musze D. Sg. moucha - muše D. Sg. ý - ý $ G. Sg., N./ A. Pl. ý - ý i D./ P. Sg. Fliege *) Im BKS ist gegenwärtig ein Abbau dieser Alternationen zu beobachten. So wäre im Dativ und Präpositiv Singular zu muha ‚Fliege‘ eigentlich musi zu erwarten, inzwischen wird aber wohl zunehmend die Form muhi verwendet. Vgl. hierzu auch Kunzmann-Müller ( 3 2002, 116f.). 27 Tsch. šedý ist die eigentliche Farbbezeichnung für ‚grau‘; šerý dagegen wird in anderen Kontexten verwendet (z. B. Venku je šero ‚Draußen dämmert es‘). 28 Poln. noga bedeutet ‚Bein‘. + ) Im Russischen wechselt der Akzent: Gen. Sg. y =, o6 =, aber Nom./ Akk. Pl. ý , ó6 . <?page no="119"?> 12 Die 1. und die 2. Palatalisation 107 Die (stark vereinfachte) Regel für die Fälle, in denen sich Unterschiede (! ) finden, lautet: Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *g z dz z " *k c c c < *ch / h s / h sz š Betroffen von der 2. Palatalisation waren auch die Verbindungen gv, kv, chv, die sich im Ost- und Südslavischen zu zv, cv, sv wandelten. Nachfolgend Beispiele für gv und kv. Urslav. Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *gv–zda zvijezda, zvezda gwiazda hv–zda ,á [ í < ] Stern *kv–tº cvijet, cvet kwiat kv–t (ó< ( Blüte; Farbe i( Blüte 29 Blume Die (stark vereinfachte) Regel lautet: Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *gv vor i oder – zv gw hv *kv vor i oder – cv kw kv 29 ‚Blume‘ im Ukrainischen ist {í? - eine Entlehnung aus dem Westslavischen (daher kv im Anlaut). <?page no="120"?> V Lautentsprechungen 108 13 Epenthetisches l Urslavisch Südslav. Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *zemja zemlja ziemia zem– ´Ë ´Ë Erde *kapja kaplja kropla káp– <á ´ < á ´ Tropfen *kupiti - *kupjenº kupiti - kupljen kupiX - kupiony koupit - koupen <@ $(- Ë - <ý & <@ $($ Ë - <ý &$° kaufen - gekauft *l'ubiti - *l’ubjÐ ljubiti - ljubim *) lubiX - lubi} líbit se - libím + ) ² $(- Ë - ² ²Ë ² $($ Ë - ² ²Ë lieben - ich liebe *loviti - *lovjÐ loviti - lovim ƒowiX - ƒowi} [chytat - chytám] > $(- Ë - > ²Ë > $($ Ë - > ²Ë fangen - ich fange *) bks. ljubiti bedeutet auch ‚küssen‘. + ) tsch. líbit se bedeutet ‚gefallen‘. Das epenthetische (eingeschobene) l findet sich nach den Labialen m, b, p, v vor j im Ost- und Südslavischen (Ausnahme: Bulgarisch und Makedonisch), nicht jedoch im Westslavischen (dort nur in Einzelwörtern wie poln. kropla ‚Tropfen‘ oder grobla ‚Damm‘). Im Russischen und Ukrainischen erscheint das l im Paradigma einiger Verben in der 1. Ps. Sg. Präsens (im Ukrainischen auch in der 3. Ps. Pl. Präsens) - als Analogieerscheinung inzwischen auch nach f vor j: russ. 6 € =? ‚eine Linie ziehen‘ - 6 € <= (1. Ps. Sg. Prs.), ukr. 6 € =? - 6 € <= (1. Ps. Sg. Prs.). 14 Vereinfachung von Konsonantengruppen Urslav. Südslav. Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *gºrdlo grlo gardƒo hrdlo "ó > "ó > Kehle *vedli veli wiedli vedli $Ë $Ë sie führten *v}dnÐti venuti wi}dnX vadnout ´&@(- Ë ’´&@($ Ë schwinden *sedmsedam siedem sedm *) i sieben *plet-lpleo, plela plótƒ, plotƒa pletl, pletla ¸ , á i , á er flocht, sie flocht *) Tsch. sedm wird wie [sedum], d. h. mit einem in der Schrift nicht wiedergegebenen eingeschobenen u gesprochen. Konsonantengruppen wie dl, dm, dn u. a. wurden in einigen Slavinen vereinfacht: dl > l, dm > m, dn > n usw. In einigen Fällen wurde ein zusätzlicher Vokal ein- <?page no="121"?> 15 Reflex von urslav. *tj und *dj 109 geschoben wie in bks. sedam, poln. siedem. Im Westslavischen sind die Verbindungen dn, dl und tl erhalten. Im Ukrainischen kommt es bei folgenden Konsonantengruppen zu einer Vereinfachung 30 : - : ? =]9 - ? =] *, ? ] é{ [ ‚Woche‘ - G. Sg., Possessivadj. zu ‚Woche‘ - : { >9 ? = - { > [= ‚hinausfahren - Ausreise…‘ - : 0 ? - 0é [ ‚Ehre - ehrlich‘ - : `á ? * - ` { [ = ‚Glück - glücklich‘ - : ó - – = ‚Handwerk - Handwerker‘ - : í ? ^ - – [= ‚Stadt - städtisch‘ 15 Reflex von urslav. *tj und *dj Urslav. Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *medja meGa miedza meze á á Grenze, Hain *sv–tja svijeXa, sveXa ‡wieca svíce *á í*< Kerze Die Konsonanten t und d wurden unter dem Einfluss von nachfolgendem j in allen slavischen Sprachen mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen verändert. Im Altkirchenslavischen wurde *tj > št ('&) und *dj > žd (! ) - Verbindungen, die auch im Russischen in Wörtern wie é]9 ‚zwischen‘ vorkommen (ostslavisch wäre ] anstelle von ]9; so im Ukrainischen é] ). Bei solchen Wörtern handelt es sich um Entlehnungen aus dem (Alt-)Kirchenslavischen, die sich dann eben auch innerhalb von Wortfamilien finden (vgl. russ. (eigentlich südslav.) ^]9é ‚Geburt‘, aber („echt“ ostslav.) ^]á? ‚gebären‘). Die (stark vereinfachte) Regel lautet: Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *dj G dz z *tj X c c * * Betroffen waren auch eine Reihe weiterer Konsonantenverbindungen wie -skj-, -stj-, -sk- oder -kt- (vor i), auf die im Einzelnen nicht weiter eingegangen wird. 30 Hierdurch erklärt sich auch die heutige Form von Wörtern wie ó - ‚Sonne‘, é - ‚Herz‘, ^ ‚Glas (Material)‘. <?page no="122"?> V Lautentsprechungen 110 Nachfolgend zwei Beispiele für die Ergebnisse dieses Lautwandels: Urslavisch Südslav. Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch *nokt’noX noc noc &>*- &i* Nacht *mogt’i (> mokti) moX moc moci / moct >*- [ >"($Ë ] können 16 g versus h Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *golsº glas gƒos hlas "ó > "ó > Stimme *j-gra (igra) igra gra hra $" á " Spiel *ogn- (veralt. oganj) [vatra] ogie‹ oheš >"ó&- >"ó&- Feuer Im Tschechischen und Ukrainischen fand ein Wandel von g zu h statt. Zu beachten ist, dass ukrainisches kyrillisches 6 für [h] steht und in Latinica auch mit h transliteriert wird (holos, hra, vohon’). 17 rz - - r Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch breza brzoza b-íza ¸ é Birke rijeka, reka rzeka -eka <á i<á Fluss rijeP, reP Wort rzecz Ding, Sache -eP Rede *- Rede i* Ding, Sache krik krzyk k-ik < $< < $< Schrei tri trzy t-i ( $ ( $ drei kr. lijePnik sr. ljekar lekarz léka- (veralt. é< -) [ *] í< Arzt red Ordnung rzd Reihe, Ordnung, Regierung -ád Ordnung ´, Reihe ´, Reihe Reihe, Ordnung <?page no="123"?> 19 j- und v- Prothese 111 Polnischem rz (gesprochen ž) und tschechischem † (eine Mischung aus ž+š+r) entspricht im BKS, Russischen und Ukrainischen in verwandten Wörtern das lateinische Graphem r bzw. kyrillisches - und meist, aber nicht immer, ein palatal(isiert)es r’ (z. B. nicht in ukr. \ é> ). Poln. rz und tsch. †, die aus palatalisierten r’ entstanden sind, können in den Paradigmen mit r alternieren; vgl. poln. teatr - w teatrze, chytry (adj) - chytrze (adv) ‚listig, schlau‘, tsch. chytrý (adj) - chyt†e (adv) ‚schlau‘. Poln. rz und tsch. † haben verschiedene, teils komplexe Entwicklungswege hinter sich. 31 18 Anlaut je- > ostslav. o- Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *jezero jezero jezioro jezero ó > ó > See *jedinº jedan jeden jeden >,$& Ë >,$& Ë einer (eins) *jesenjesen jesie‹ [podzim] ó &ó i&- Herbst *jelenjelen jele‹ jelen > é&- > é&- Hirsch Anlautendes jewurde im Ostslavischen zu o-. Zunächst schwand das j, dann wurde e zu o: *je > e > o. 19 j- und v-Prothese Vokalisch anlautenden urslavischen Wörtern wurde - dem Vokal im Anlaut entsprechend - häufig ein Sonant j oder v vorangestellt, wobei für die heutigen Einzelslavinen gemeinsame, aber auch unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten sind. (In einigen Fällen ist die Prothese auch Folge des Jerwandels.) 32 Beispiele für j-Prothese (Früh-) Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *avorº javor jawor javor ´Ë > ´Ë i Ahorn *edla jela jodƒa jedle - *) ´ $Ë & Fichte *emjedem jem jím ï ich esse *inºjinaPe inny jiný $&ó° í&B$° anderer *}zykº jezik j}zyk jazyk ´ ªË < ´ $< Ë Zunge Sprache / Zunge *) Die russischen, grafisch mit e anlautenden Beispiele werden mit j-Vorschlag (je-) gesprochen. 31 Vgl. Panzer (1991, 264ff.). 32 Weitgehend nach Townsend/ Janda (2002, 54ff.). <?page no="124"?> V Lautentsprechungen 112 Beispiele für v-Prothese Urslavisch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch Deutsch BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch *Ðgºlº ugao [kt; róg a. Horn] úhel ý"> ý"> Ecke *Ðglugalj w}giel uhlí ý"> - @"í ´ ý"i - 33 Kohle *okºno okno 34 Fensterscheibe okno okno ><&ó i<&ó Fenster *ucho bs., kr. uho sr. uvo ucho ucho ý > ý > Ohr *vºzj}ti uzeti wziX vzít ´(- ´($ Ë @ ´($ Ë nehmen *>smosam osiem osm ó - í i acht *uPiteluPitelj nauczyciel uPitel @*$( - Ë *$( - Ë @*$Ë ( - Lehrer *udra vidra wydra vydra ªË , $Ë , Otter Der v-Vorschlag (Prothese) findet sich in der Regel vor Vokalen der hinteren Reihe (Formen wie poln. w¢giel repräsentieren einen älteren Sprachzustand; anlautendes a zog dagegen j an). 35 Im Ukrainischen kann vauch vor Konsonanten erscheinen, z. B. in {0 =? neben 0 =? . Ukr. { und sind gleichwertig (auch als Präfixe); vgl. z. B. {i[? = / {i[? = / {{i[? = ‚reingehen‘, ‚hineingehen‘. 20 Abweichungen und Ausnahmen Nicht zuletzt aufgrund von Entlehnungsprozessen zwischen den Slavinen finden sich immer wieder Formen, die nicht in dieses „lautgesetzliche Bild“ passen. Das Russische weist zahlreiche Entlehnungen bzw. Einflüsse aus dem südslavischen (Alt-)Kirchenslavischen auf (weitaus mehr als das Ukrainische), und auch das Polnische kennt Formen mit -rabzw. -laanstelle von erwartbaren -ro- und -lo-, die aus dem Tschechischen entlehnt wurden (w ada ‚beherrschen‘, w asny ‚eigen‘). Nachfolgend ein Vergleich von russischen Wörtern (alt-)kirchenslavischer Herkunft und ihren „echt ostslavischen“ ukrainischen Entsprechungen 36 . 33 Ukr. G. Sg. {ý6^ <. 34 ‚Fenster‘ ist im BKS prozor. 35 Vgl. Panzer (1991, 261) und Townsend/ Janda (2002, 54ff.). 36 Nach Panzer (1991, 34 u. 72). <?page no="125"?> 21 Vergleich ausgewählter Wörter 113 ? ? Altkirchenslavisch Russisch Ukrainisch Deutsch me du é ,@ é $ i zwischen ode da Kleid >,é , >,é Kleidung vragß " ó >" Feind sramß ó > Schande sladßkß á,<$° > ó,<$° süß Aufgabe 1: Können Sie angeben, worin das „Südslavische“ in den russischen bzw. das „Ostslavische“ in den ukrainischen Beispielen besteht? 21 Vergleich ausgewählter Wörter Aufgabe 2: Nachfolgend eine vergleichende Übersicht über einige Wörter des Grundwortschatzes. Wo finden sich Beispiele für die oben skizzierten Sprachwandelerscheinungen? Versuchen Sie auch, alltagssprachliche Regeln oder Eselsbrücken zu formulieren. Deutsch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch alles sve wszystko vše ¸ Apfel jabuka jabƒko jablko ´Ë ><> ´Ë @<> bereit, fertig gotov gotowy hotový ">(ó ª° ">(ó $° (Berg-)Ahorn javor jawor javor ´Ë > ´Ë i bitter gorak, gorka, o gorzki ho-ký "ó -<$° "i <$Ë ° Blut krv krew krev < > - < > Boot laGa ƒód…; ƒódka lo”ka; lodiPka ó,< [*ó &] deinem (Dat.) tvojem(u) twemu tvému ( > ý ( >ÀË @ dir (Dativ) tebe ciebie tob– ( é (> í Eis led lód led ¸, i, Elster svraka sroka straka > ó< > ó< eng uzak, uska, > wski úzký ý <$° @ -<$Ë ° <?page no="126"?> V Lautentsprechungen 114 Deutsch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch er, sie, es on, ona, ono on, ona, ono on, ona, ono >&, >&á, >&ó i&, >&á, >&ó esse (ich ~) jedem jem jím ï Fleisch meso mi}so maso ´Ë > ’´Ë > Frost mraz mróz mráz > ó > ó führen (er führte) uvezao, uveo einführen (Part. Akt.) wiódƒ ved(l) ¸ i gelb žut ‰óƒty žlutý ¸ (ª° ó ($° grau [siv] szary šerý é ª° í $° halten držati dzier‰yX veralt. [trzymaX] držet , á(- , á($ Honig med miód med ¸, , Hunger glad gƒód hlad "ó >, "ó >, Igel jež je‰ ježek ¸ ï á< kaufen (sie ~) kupe kupi koupí (koup–jí) <ý ´( <ý ´(- König kralj król král <> ó - <> ó - Korn zrno ziarno zrno &ó &ó Krähe vrana wrona vrána; [havran] > ó& > ó& ; ó >& Kuh krava krowa kráva <> ó <> ó lang dug dƒugi dlouhý ,ó "$° ,ó "$° Markt trg targ trh (> " (> " Meer more morze mo-e ó ó Mehl brašno mka mouka @<á @<á; ó >B&> Monat mjesec, mesec miesic m–síc é ´ í ´ - Morgen jutro jutro adv; ranek jitro ugs.; ráno ý( > á&>< Mühle mlin mƒyn mlýn é -&$ $& Nadel igla igƒa jehla $" á "ó < noch još jeszcze ješt– ¶¸ ¶ <?page no="127"?> 21 Vergleich ausgewählter Wörter 115 Deutsch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ort / Stadt mjesto, mesto Ort miasto Stadt miejsce Ort m–sto Stadt é (> Ort í (> Stadt í Ort Qual muka m}ka muka ý< ý< Quark sir twaróg tvaroh ( ó ó" $ Rabe gavran kruk krkavec ó >& ó >& < @< Regen [kiša] deszcz d隢 ,> ,- ,>¶ Salz so(l) sól s¤l o i salzig slan sƒony slaný > ¸&ª° > ó&$° sammeln sabirati zbieraX sbírati > $ á(- $ á($ scharf ostar, ostra, o ostry ostrý ó ( ª° "ó ( $° schon veX ju‰ už @ é @ é, Schuld dug dƒug dluh ,> " [ > "] schwarz crn czarny Perný *¸ &ª° *ó &$° sehen (Inf.) vidjeti, videti widzieX vid–t $Ë ,e(- $Ë ,Å($; á*$($ sehen (sie sehen) vide widz vidí $,´( Ë $,´(- Ë ; á* (- Seife [sapun] mydƒo mýdlo ªË > $Ë > Sonne sunce sƒo‹ce slunce ó & ó& Spitze vrh wierzch vrch Sprache jezik j}zyk jazyk ´ ªË < [ ó ] Stadt / Ort mjesto, mesto miasto Stadt m–sto Stadt é (> í (> Stadt Stroh slama sƒoma sláma > ó > ó süß sladak, slatka, o sƒodki sladký á,<$° > ó,<$° Tod smrt ‡mierX smrt (- (tragen (er trug) nosio zu nositi donio, sr. -neo zu donijeti, doneti ‚bringen’. niósƒ nes(l) &¸ &i Träne suza ƒza slza á -> á Verstand razum rozum rozum á @ ó @ <?page no="128"?> V Lautentsprechungen 116 ? ? ? ? ? Deutsch Südslavisch Westslavisch Ostslavisch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch verteilen razdati rozdaX rozdat ,á(- > ,á($ vor ispred przed p-ed é , é , Wald [šuma] las les i Witwe udovica wdowa vdova ,> á ,> á; @,> á Witwer udovac wdowiec vdovec ,> é ,Å é -; @,i é - Aufgabe 3: Nennen Sie für BKS, Polnisch, Russisch, Tschechisch und Ukrainisch die Formen, die sich jeweils aus urslav. *gold$ entwickelt haben. Aufgabe 4: Auf welche urslav. Form lassen sich bks. grašak, poln. groch, russ. 6^ ó@, tsch. hrách, ukrain. 6^ ó@ ‚Erbse‘ zurückführen? Aufgabe 5: Warum heißt ‚Feind‘ im Russischen { 6, im Ukrainischen aber {ó ^6? Aufgabe 6: Schlagen Sie im Wörterbuch russ. @ = ? - @^ ^ =? , á{ O[ - ó{ O[ nach. Wie sind solche Paare historisch zu erklären? Aufgabe 7: Können Sie die folgenden Wörter übersetzen? Wie lauten die Entsprechungen in den anderen Slavinen? bks. ukus, poln. las, russ. 9é {^, tsch. hru«, ukr. {ý -* 22 Weitere Konsonantenalternationen in der Formen- und Wortbildung Innerhalb der Flexionsparadigmen sowie im Bereich der Wortbildung ist die Alternation bestimmter Laute (Vokale und Konsonanten) charakteristisch für die slavischen Sprachen - wenngleich für BKS und Tschechisch 37 ein teilweiser Abbau dieser Lautwechsel beobachtet wird. In Ergänzung zu den oben genannten Lautentsprechungen sei hier noch einmal eine Übersicht über die wichtigsten (panslavischen) Konsonanten-Alterna- 37 Das Tschechische zeigt eine Tendenz zur Beseitigung dieser Morphoneme; vgl. pe u ‚ich backe‘ vs. veraltetes peku. Zum BKS vgl. S. 106 und Fn. 39 und 40 in diesem Kapitel. <?page no="129"?> 22 Weitere Konsonantenalternationen in der Formen- und Wortbildung 117 tionen gegeben. Ursache sind historische Palatalisierungsprozesse bzw. der Einfluss von j auf Konsonanten und Konsonantengruppen. Die Lücken und Asymmetrien in den nachfolgenden Tabellen zeigen, dass nicht alle Alternationen in allen slavischen Sprachen vorkommen bzw. dass sie einzelsprachlich differieren. Die (grobe) Kenntnis möglicher Alternationen kann, ungeachtet der Gefahr, auf falsche Freunde zu stoßen, das Erkennen sinnverwandter Wörter innerhalb einer Slavine und über die Sprachgrenze hinweg erleichtern. Wir führen nachfolgend diejenigen Konsonanten und Konsonantengruppen auf, bei denen Sie in den Slavinen (und zwischen den Slavinen) sowohl in der Formenals auch in der Wortbildung mit Alternationen rechnen müssen. Unsere Aufzählung ist allerdings nur als erste Orientierungshilfe, d. h. nur summarisch, nicht chronologisch und nicht als exakte Abbildung historischer Lautwandelprozesse zu verstehen; wir nennen nur die grafischen Entsprechungen. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch g (h) ž z ‰ dz ž z k P X c cz ci X c P c * * ( -) ch (h) 38 š s sz si ‡ š B B d G (dj) dz dc d… dzi z dc , , t X cz ci c P c * ¶ * ¶ s š sz si ‡ š - B - B sk šP szcz sP st št c-* ¶ ( c-* ¶ ( st šX št szcz ‡ci š¢ ¶ ¶ z ž ‰ zi … dzi ž zk ž z ‰ … ž zd žG …dzi ‰d‰ žd , Zu einzelsprachlichen Besonderheiten und den jeweiligen (ortho-)grafischen Darstellungen siehe Kapitel II Fünf Slavinen. 38 Diese drei Reihen zeigen die Ergebnisse der ersten (ž, , š) und der zweiten Palatalisationen (z / dz, c, s). <?page no="130"?> V Lautentsprechungen 118 g: g / h - ž ( ) - z - dz BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch drug Kamerad druzi N. Pl. (selten) 39 druže! društvo *) Gesellschaft druh Kamerad dru‰ba Brautführer druh Gefährte družnost veralt. Freundschaft , @" Freund , @ -´Ë , ý Freundschaft , @" [h] Freund , ý i , ý Freundschaft noga Fuß/ Bein nozi D. Sg. nožni adj noga nodze D. Sg. no‰ny adj noha noze D. Sg. nožka dim &>"á &ó < dim &>"á &> í D. Sg. &í < dim mogu - možeš ich kann - du kannst mog} - mo‰esz mohu/ m¤žu - m¤žeš >"ý - ó B- >"($Ë Inf. - ó B 2. Sg. Prs. drag - draži lieb, teuer - Komp. drogi - dro‰szy drahý - draze ,> >"ó° - ,> ó ,> >"$° Ë - ,> ó * biolog - biolozi N. Pl. pedagog - pedagodzy N. Pl. geolog - o geolozích P. Pl. biolog - bioložka f. *) Im BKS finden regressive Stimmtonassimilationen (wie in društvo ‚Gesellschaft‘ zu drug ‚Kamerad‘) ihren Niederschlag in der Orthografie. Ein weiteres Beispiel ist drugo ‚anders‘ neben druk ije ‚anders‘. Siehe auch Kapitel II Fünf Slavinen. 39 Bks. Nom. Plural zu drug ist eigentlich drugovi; druzi ist zwar möglich, wird aber selten verwendet. <?page no="131"?> 22 Weitere Konsonantenalternationen in der Formen- und Wortbildung 119 k: k - (cz) - ci - - c BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch uPenik Schüler uPenici N. Pl. uPeniPe! V. Sg. biblioteka bibliotece biblioteczny žák Schüler žáci N. Pl. žaPka f. < $Ë < (rufen > < $ á(- (aus)rufen < $* Ruf Å Å>(é< Å Å>(é Å D. Sg. Å Å>(é*&$° pekar Bäcker pecivo Brötchen peX Ofen pePem ich backe piekarz Bäcker piec backen; Ofen pieczywo Gebäck peka- Bäcker pec Ofen pePivo Gebäck é< - Bäcker *backen; Ofen é< Bäcker *ý ich backe banka - banci banka - bance á&< - á& i prorok Prophet proroci N. Pl. proroPanstvo Prophezeihung prorok Prophet prorocy N. Pl. proroczy adj proroctwo Prophezeihung prorok Prophet proroci N. Pl. proroctví Prophezeiung > ó< Prophet > ó*$ f. > ó* ( > Prophezeiung > ó< Prophet > ó*$ ´ f. > ó ( > Prophezeiung plakati - plaPem weinen - 1. Sg. pƒakaX - pƒacz} plakat - pláPu á< (- - á*@ á< ($ - á*@ otac - oPe! ojciec - ojcze! otec - otPe! >(é - >(é* <$° väterlich >(é - - ó(* ! ch: ch (h) - š (sz) - si - s BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch duh Geist dusi N. Pl. (selten) 40 duše! V. Sg. duch Geist dusza Seele duch Geist duše Seele ,@ Geist ,@Bá Seele ,@ Geist ,@ í P. Sg. ,@Bá Seele tih still tiši Komp. cichy still cisza Stille ticho Stille tiše adv ($Ë $° still ($Ë Be Komp. ($Ë $° still ($Ë B Stille bs., kr. gluh taub 41 zaglušiti betäuben gƒuchy gƒusza Dickicht gƒusi N. Pl. mp hluchý ohlušovat betäuben " @ ó° " @B$Ë (betäuben " @ $Ë ° " @B$Ë ($ betäuben Meh - Mesi Czech - Czesi ý > - @ ý i Ohr - P.Sg. 40 Bks. Nom. Plural zu duh ist eigentlich duhovi; dusi ist zwar möglich, wird aber selten verwendet. 41 serb. gluv. <?page no="132"?> V Lautentsprechungen 120 d: d - ž - - dzi - žd - dž - d -z - dz - dc BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch voditi führen voGenje Führen dowodziX führen (milit.) dowódca Befehlshaber vodit pr¤vodce (Touristen-) Führer >,$(- Ë > ý 1.Sg. Prs. > ,- Führer >,$($ Ë >, ý 1.Sg. Prs. roditi gebären roGendan Geburtstag ród (Groß-) Familie, Stamm, Geschlecht rodziX gebären rodz} 1. Sg. Prs. rod…! Imp. rodit gebären narození Geburt >,$Ë (gebären > á(gebären > ,é&$ Geburt >,$Ë ($ > á($ gebären & ó, &&´ Geburt Szwed - Szwedzi t: t - (cz) - - ci - š - c BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch htjeti - hoXu wollen - ich will chcieX - chc} chtít - chci >(é(- - >*ý >(í($ - ó*@ svijet Licht svijeXnjak Leuchter ‡wiatƒo Licht ‡wieca Kerze ‡wieciX leuchten ‡wiecznik Leuchter svit Schein svícen Leuchter svíPka Kerze ( Licht >, é*&$< Leuchter > ¶á(er-/ beleuchten i( Licht í*< Kerze > i¶á($ er-/ beleuchten smrt - smrXu Tod - I. Sg. student - studenci chytat - chycen (ab)fangen s: s - š (sz) - si - BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch pisati - pišem pisaX - pisz} psát - píšu $ á(- - $Bý $ á($ - $Bý prositi werben prosjak Bettler prošnja Bettelei prosidba Werbung prosiX einladen prosz} bitte pro‡! bitte! pro‡ba Bitte prosit bitten prošen Partizip prosba Bitte > $Ë (bitten >Bý ich bitte ó - Bitte > $Ë ($ bitten >Bý ich bitte ó - Bitte wczesny - wcze‡niejszy früh nasz nasi N. Pl. mp <?page no="133"?> 22 Weitere Konsonantenalternationen in der Formen- und Wortbildung 121 sk: sk - š (szcz) - št - s - st - s- BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch pijesak, pesak Sand u p(ij)esku P.Sg. pješPan, pešPan adj piasek Sand piasku P. Sg. piaszczysty adj písek Sand v písku P. Sg. písPitý adj ó< Sand & <é P. Sg. ó*&ª° adj *á&ª° adj Å ó< Sand & Å <ý P. Sg. Å ó*&$° adj Ŷá&$° adj 42 @ <á(lassen @ ($(- Ë @¶ý 1. Sg. Prs. pf. @ <á($ lassen @ ($($ Ë @¶ý 1. Sg. Prs. pf. pysk Maul pyszczek dim Peský - Peští N. Pl. Peština tsch. Sprache $ <á(suchen $¶ý ich suche > > <á($ spülen > >¶ý ich spüle miska Schälchen mistiPka dim st: št - š - š - š - ci - stsz - stš BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch prost einfach uprostiti vereinfachen uprošXen vereinfacht prosty gerade, einfach pro‡ci N. Pl. mp upro‡ciX - upraszczaX vereinfachen prostý einfach > (ó° einfach ó¶ Komp. > ($° einfach oprostiti entschuldigen oproštaj Verzeihung przeprosiX - przepraszaX entschuldigen oprostit frei machen oprošt–ný > ($Ë (- - >¶á(entschuldigen > ($($ Ë - >¶á($ entschuldigen mesto Ort meštanin Einheimischer miasto Stadt w mie‡cie m–sto Stadt m–š¢anský bürgerlich é (> Ort, Platz ¶ &$Ë & Kleinbürger í (> Stadt $ í¶ &&´ Raum (Gebäude) radost - radošXu Freude - I. Sg. chlustaX schütten, gießen, spritzen (Wasser), prasseln, platschen chluszcze 3. Ps. Sg. Prs. slawista - slawi‡ci 42 Vgl. bks. puštati / pustiti, poln. pu ci / puszcza (ipf.) ,lassen¿, tsch. poušt t, pustit ,(los)lassen¿. <?page no="134"?> V Lautentsprechungen 122 z: z - ž ( ) - - dzi BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch kazati sagen - kažem 1. Sg. kazaX - ka‰} befehlen kázat - kážu predigen < á(- - < ý sagen (pf.) ( )< á($ - ( )< ý sagen voziti fahren vožah 1. Ps. Sg. Impf. woziX fahren, transportieren wo‰} ich fahre/ transportiere wo…nica Fuhrmann prowadziX führen (Auto); leiten (Unternehmen) vozit fahren vožen Part. > $Ë (führen > ý ich führe > $($ Ë führen > ý ich führe zk: ž ( ) - - ž - z - z’ BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch blizu nahe blizak, f. bliska nah bližnji Komp. bliski nah bli‰ej Komp. bli…ni Mitmensch blízký nah blíže Komp. $Ë $(- ´ nahen $Ë <$° nah $Ë Komp. $ -<$Ë ° nah & $ á($ ´ nahen $Ë * Komp. zd: zd - dzi - d - žd - zž - ždž - ž BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch jezdnia Fahrbahn je…dziX fahren jezdit fahren ježd–ní Fahrt é ,$(fahren é @ ich fahre Ñ ,$($ fahren Ñ , @ ich fahre grozd Traube grožGe Pl. bruzda Furche, Falte, Runzel; Rinne, Rille bru…dziX furchen; jdm. Schwierigkeiten machen <?page no="135"?> VI Morphologie Neben einem Überblick über die grammatischen Kategorien und die Wortarten stellen wir hier die wichtigsten Flexionsmuster unserer fünf Slavinen vor. Es handelt sich um die Bereiche Deklination der Substantive, Konjugation der Verben, Adjektive (Genusmarkierung, Komparation) und von Adjektiven abgeleitete Adverbien. Darüber hinaus werden die wichtigsten Pronomen aufgeführt. Weitere tabellarische Übersichten für slavische Sprachen finden sich in Panzer 1991. Innerhalb der Flexionsparadigmen oder auch im Bereich der Wortbildung ist die Alternation bestimmter Laute charakteristisch für die slavischen Sprachen. Die wichtigsten Lautentsprechungen werden im Kapitel V Lautentsprechungen aufgeführt. Vgl. dort insbesondere noch einmal die Übersicht über die konsonantischen Alternationen. 1 Wortarten Der Bestand an Wortarten ist in den slavischen Sprachen weitgehend vergleichbar, und das Erkennen sollte in den meisten Fällen spontan möglich sein. Nichtsdestotrotz ist die Wortartenklassifikation ein Thema für sich. Fast alle Grammatiken weichen in der Darstellung von Art, Anzahl und / oder Benennung der Wortarten voneinander ab. Auch unsere Klassen Prädikativ und Partikel sind nicht unumstritten, denn hier werden Wörter zusammengefasst, für die die traditionelle lateinisch-griechisch basierte Schulgrammatik keine Entsprechungen bzw. Vorbilder bietet und die in der Literatur entsprechend uneinheitlich behandelt werden. Diskussionsstoff bieten auch Fragen wie Handelt es sich bei Million um ein Substantiv oder ein Numerale? , In welche Klasse gehört hallo? u. v. a. m. Für das Verstehen eines Textes sind oft gerade die „kleinen“, aber nur schwer einsortierbaren Wörter wie die hier als Prädikative und Partikeln bezeichneten besonders wichtig; die besonders häufig verwendeten sollten daher gesondert aufgelistet und nach Möglichkeit auswendig gelernt werden (siehe die Übersicht in Kapitel IV Wortschatz). Ihre Klassifizierung nach Wortarten ist für die Interkomprehension im Grunde unerheblich. Einige Schwierigkeiten bereitet erfahrungsgemäß das Erkennen nicht regelhaft gebildeter Adverbien; sie sollten ebenfalls gesondert und einzelsprachspezifisch thematisiert werden. <?page no="136"?> VI Morphologie 124 Wortart BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Substantiv tekst sestra slovo 1 more tekst siostra sƒowo morze text sestra slovo mo-e ( < ( ( á ó > ó ( < ( ( á ó > ó Verb Pitati moXi pasti czytaX móc pa‡X Píst moct pást *$(á(- >*- ($Ë *$(á($ >"($Ë ($Ë Adjektiv dobar, best. dobri dobra dobro dobry dobra dobre dobrý dobrá dobré ,ó ª° ,ó ´ ,ó > ,ó $° ,ó ,ó Adverb dobro dobrze dob-e [,ó >] 2 ,ó e Pronomen ja, ti, on ovaj, ova, ovo kr. nitko, sr. niko ja, ty, on ten, ta, to nikt já, ty, on tento, tato, toto nikdo ´, (ª, >& ®(>( Ë , ®( Ë , ®(> Ë &$<(ó ´, ($, Å& °, ´, &Å (ó Numerale jedan, dva, tri prvi drugi treXi jeden, dwa, trzy pierwszy drugi trzeci jeden, dva, t-i první druhý t-etí >,$& Ë , , , ( $ é ª° (> ó° ( é($° >,$& Ë , , , ( $ é B$° , ý"$° ( é(i° Konjunktion i ili kada jer / zato i / a albo / lub kiedy dlatego (‰e) a nebo kdy protože $ $Ë $ <>",á >(> ý *(> Å (°) / ( ó / *$ <> $Ë (> ý ¶> Präposition na o iz na o z(e) na o z & > $ & > (Å , Å) Interjektion h! >j! ach! ojej! ach! ojé! ! >°! ! >°! Prädikativ treba ne treba trzeba mo‰na nie wolno powinien powinna powinno t-eba ó &> & - ´Ë &á,> ,ó & ,> &á ,> &ó ( é ó & & ó & > $& & Ë > $&& Ë > $&& Ë Partikel li ne ‰e czy nie ne $ & *$ & 1 Bks. slovo bedeutet nicht - wie in den anderen vier Slavinen - ‚Wort‘, sondern ‚Buchstabe‘. 2 Russ. 9ó\ O[ bedeutet ‚gut‘ im Sinne von ‚guter Charakter‘. Das Adverb 9ó\ ^ ist bildbar, aber in dieser Bedeutung ungebräuchlich. ‚Gut‘ im Allgemeinen ist @^ ó_ [, Adverb @^ ^_ó. <?page no="137"?> 2 Die grammatischen Kategorien 125 2 Die grammatischen Kategorien Die grammatischen Kategorien der hier behandelten Slavinen sind weitgehend identisch 3 . Leichte Unterschiede gibt es (auch abhängig von der zugrunde gelegten Klassifikation) in Bezug auf Art und Anzahl der Grammeme in den Kategorien Kasus, Genus, Belebtheit, Tempus und Modus. (Die nachfolgend aufgeführten Kategorien sind hinsichtlich Status und Inhalt nicht unumstritten.) Nominale Kategorien Kategorie Grammeme Numerus Singular, Plural 4 Kasus Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental, Präpositiv (Lokativ), Vokativ (nicht im Russischen) Genus maskulin (s. auch unter Belebtheit) feminin neutral ambigen (Genus commune) semi-ambigen (Russisch, eingeschränkt Polnisch und Ukrainisch) Belebtheit belebt, unbelebt Polnisch außerdem: Personalform / Sachform bzw. Unterscheidung maskulin-personal / nicht-maskulin-personal im Plural 3 Im Bulgarischen und (West-)Makedonischen gibt es einen postponierten bestimmten Artikel, weshalb für diese Sprachen eine Kategorie der Determiniertheit zu ergänzen wäre. 4 Das Sorbische und das Slovenische (ebenso das Altkirchenslavische) weisen ein drittes Numerus-Grammem zur Bezeichnung einer „Zweiheit“ - den Dual - auf. In den anderen Slavinen finden sich nur noch Restbestände alter Dualformen, etwa in den Pluralformen von ‚Auge‘ (bks. o i, poln. oczy, tsch. o i, russ. ó0 (veralt.; russ. ‚Auge‘ ist 6 >, Pl. 6 >á), ukr. ^0i). <?page no="138"?> VI Morphologie 126 Verbale Kategorien Kategorie Grammeme Person 1., 2., 3. Tempus für alle: Vergangenheit (Präteritum bzw. Perfekt), Gegenwart (Präsens), Zukunft (Futur); daneben weitere, meist selten gebräuchliche Tempora in einzelnen Slavinen Aspekt imperfektiv (unvollendet), perfektiv (vollendet) Modus Indikativ, Konjunktiv / / Imperativ Genus verbi Aktiv, Passiv 5 Numerus Singular, Plural Genus maskulin, feminin, neutral in Vergangenheitstempora und Konjunktiv; BKS auch Futurum exactum: Polnisch: im Plural Unterscheidung von Personal- und Sachformen bzw. von maskulin-personalen / nicht-maskulin-personalen Formen Russisch und Ukrainisch: Genusunterscheidung nur im Singular Belebtheit / Personalkategorie belebt / unbelebt Polnisch außerdem: Sachform / Personalform bzw. Unterscheidung maskulin-personal / nicht-maskulin-personal im Plural Kategorien des Adjektivs Kategorie Grammeme Komparation Positiv, Komparativ, Superlativ Determination BKS: determiniert, indeterminiert Numerus Kongruenzkategorien; siehe oben unter Substantiv! Kasus Genus Belebtheit Abhängig von ihrer Semantik verfügen bks. Adjektive ggf. über determinierte (bestimmte) und indeterminierte (unbestimmte) Formen, die jeweils eigenen Deklinationsmustern folgen. Bestimmte Adjektive werden ähnlich wie Pronomen, unbestimmte vergleichbar mit Substantiven dekliniert. Vgl. mladi ‚der junge‘, G. Sg. mladog(a) vs. mlad ‚ein junger‘, G. Sg. mlada. 3 Die Kasus Zu beachten sind gewisse Unterschiede bei Art und Anzahl der Kasus sowie bei der z. T. differierenden Reihenfolge in Aufzählungen. Die hier behandelten Slavinen weisen im Einzelnen folgende Kasus auf: 5 Das Grammem „Passiv“ umfasst sehr heterogene Ausdrucksmittel, darunter auch reflexive Verben, durch die passivische Bedeutungen wiedergegeben werden können (vgl. Abschnitt 4 in Kapitel VII Syntax). Dieser Heterogenität wird manchmal in Klassifikationen dadurch Rechnung getragen, dass neben „Aktiv“ und „Passiv“ eine dritte Größe „Medium“ aufgeführt wird. <?page no="139"?> 3 Die Kasus 127 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Nominativ Nominativ Nominativ Nominativ Nominativ Genitiv Genitiv Genitiv Genitiv Genitiv Dativ Dativ Dativ Dativ Dativ Akkusativ Akkusativ Akkusativ Akkusativ Akkusativ Instrumental Instrumental Instrumental Instrumental Instrumental Präpositiv (Lokativ) Präpositiv (Lokativ) Präpositiv (Lokativ) Präpositiv Präpositiv (Lokativ) Vokativ Vokativ Vokativ --- Vokativ Lokativ versus Präpositiv Die einzelsprachlichen Grammatikschreibungen setzen für das Russische (einige auch für das Tschechische) einen so genannten Präpositiv an und bringen damit zum Ausdruck, dass dieser Kasus nur nach Präpositionen auftritt. Ein reiner („echter“) Lokativ dagegen käme ohne Präposition vor. Nichtsdestotrotz stehen auch die für BKS, Polnisch und Ukrainisch (und manchmal auch für Tschechisch) als „Lokativ“ bezeichneten Formen ausschließlich nach Präpositionen. Die Darstellung der Kasusformen in den Paradigmen ist uneinheitlich. Im Russischen wird die Präpositivform traditionell mit der Präposition o angegeben; in polnischen Grammatiken wird manchmal ebenfalls o vorangestellt, manchmal steht auch nur die reine Kasusform. Im Ukrainischen erscheint in den Paradigmen vor Lokativformen üblicherweise die Präposition . Wir verwenden hier nur die Bezeichnung Präpositiv für alle Slavinen. Alle Präpositivformen werden mit einer exemplarischen Präposition o bzw. für Ukrainisch genannt. Vokativ BKS, Polnisch, Tschechisch und Ukrainisch kennen spezielle Vokativ- Endungen für Maskulina und Feminina im Singular. Für das Russische (auch für das Ukrainische und Polnische) wird die Existenz eines so genannten „neuen Vokativs“ in der Umgangssprache diskutiert; es handelt sich dabei um Anredeformen mit „Null-Suffix“ wie russ. a ! anstelle von á a! , -a_! anstelle von -á_ ! oder \*=? ! ‚Kinder (Pl.)‘ anstelle von \*=? ! Diese neuen Formen bleiben in den nachfolgenden Paradigmen allerdings unberücksichtigt. Für Anreden im Plural verwenden alle Slavinen in den meisten Fällen Formen, die mit den Formen im Nominativ Plural übereinstimmen. 6 Prinzipiell ist daher in den Paradigmen die Zeile „Vokativ Plural“ ebenso entbehrlich wie die Angabe des Vokativs für Neutra im Singular und Plural. Allerdings ist zu bedenken, dass hier auch semantisch-lexikalische u. a. Faktoren mit hineinspielen können, die ggf. abgebildet werden sollten. So ist im Tschechischen als Anredeform für ‚Himmel‘ (in religiösen Kontexten) die (mit dem Nominativ identische) Pluralform nebesa! die üblichere (siehe unten). 6 Zum Vokativ im Slavischen vgl. Anstatt 2008. <?page no="140"?> VI Morphologie 128 Das Tschechische bildet Vokativformen im Grunde nur für belebte Einheiten - und das offenbar mit gewissen Einschränkungen, die Tiere betreffen: eine Vokativform koni! ‚Pferd! ‘ wird akzeptiert, ein Vokativ zu myš ‚Maus‘ dagegen eher nicht. Bei der Anrede von Unbelebten wird, sofern sie überhaupt vorkommt, der Nominativ verwendet (vgl. unten die Paradigmen zu ‚Knochen‘). Aus diesen Gründen weisen die Paradigmen für die tschechischen Substantive Lücken auf. 4 Kasusfunktionen Generell gilt, dass die Kasus polyfunktional und die Unterschiede zwischen den einzelnen Slavinen nicht so groß sind, dass sie ein Erschließen der Satzglieder behinderten. Die nachfolgende Kurz-Übersicht orientiert sich an Panzer (1991, 191f.). Kasus Funktionen Nominativ bezeichnet das Satzsubjekt Form der Anrede in Sprachen ohne Vokativ (z. T. auch in Sprachen mit Vokativ) Genitiv kann nach bestimmten Verben (des Wünschens, Fürchtens, Beraubens) eine Objektfunktion übernehmen wird nach Negationen verwendet (Ausnahme: Tschechisch); bezeichnet das Negierte, das Nicht-Vorhandene vertritt im Rahmen der (einzelsprachlich unterschiedlich ausgestalteten) Belebtheitskategorie den Akkusativ Verwendung als Genitivus partitivus Dativ bezeichnet das indirekte Objekt Verwendung in unpersönlichen Sätzen (z. B. russ. emú ne spítsja ‚er kann nicht schlafen‘ bzw. ‚ihm nicht schläft-sich‘) Akkusativ bezeichnet das direkte Objekt Verwendung in Orts- und Zeitangaben fällt im Rahmen der (einzelsprachlich unterschiedlich ausgestalteten) Belebtheitskategorie formal mit dem Genitiv zusammen nach der Präposition przez Bezeichnung des Agens in Passivsätzen im Polnischen Instrumental bezeichnet ein Mittel oder Werkzeug bezeichnet (außer im Polnischen) das Agens in Passivsätzen kann das Prädikatsnomen bezeichnen (nicht im BKS) Lokativfunktion (im BKS) Präpositiv (Lokativ) Verwendung nur nach Präpositionen, meist für Orts- und Zeitangaben; siehe S. 127. Vokativ Anrede Das Auftreten von Kasusformen ist zudem abhängig von der Rektion, d. h., in der Kombination erfordern Wortarten wie Verben, Präpositionen, Adjektive oder andere Substantive bestimmte Kasusformen (sie regieren bestimmte Kasus). <?page no="141"?> 6 Genus- / Sexusmarkierung 129 5 Pluralmarkierung Ein gewisser Formenreichtum findet sich in den Pluralmarkierungen im Nominalsystem. Vgl. die nachfolgende abstrahierte Übersicht für den Nominativ: Nom. Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch maskulin (ov)i y / i / e owie i / ové / y / e ª / $ a / ´ $ / i / ï feminin e y / i / e y / e / – / i ª / $ neutral a a a / e / i í a / ´ / ´ Im Polnischen wird hier unterschieden zwischen belebten und unbelebten Maskulina. Die Endung -owie haben im Plural Maskulina aus bestimmten Personengruppen (einige Verwandtschafts-, Nationalitäten- und Funktionsbezeichnungen, einige Vor- und Familiennamen); vgl. z. B. pan - panowie ‚Herren‘, król - królowie ‚Könige‘, profesor - profesorowie, ucze" - uczniowie ‚Schüler‘, Nowak - Nowakowie ‚die Nowaks‘, Belg - Belgowie ‚Belgier‘, syn - synowie ‚Söhne‘. 7 Im Tschechischen fand keine Vereinheitlichung der Pluralmarkierung statt, weshalb hier 8 Flexionsklassen unterschieden werden. Im Plural gibt es daher 4 Dativ-, 5 Instrumental- und 3 Präpositivformen (vgl. Panzer 1991, 96). Daneben sind in den Slavinen Suppletivformen oder Stammerweiterungen möglich. 6 Genus- / Sexusmarkierung Viele slavische Substantive zeigen „typische“ Genusendungen, allerdings nicht alle. Als typisch (aber eben nicht in allen Fällen hinreichend) können gelten: harter Konsonant maskulin a / ja feminin o / (j)e neutral -nie / tsch. -ní poln. -um, -¢ ukr. Doppelkonsonant + ja BKS, Polnisch, Tschechisch, Russisch und Ukrainisch kennen zudem Maskulina, die auf -a enden und wie Feminina dekliniert werden. Dass es sich dabei um Maskulina handelt, zeigt sich in den Formen der kongruierenden Wortarten. Beispiele für solche Maskulina sind bks. kolega ‚Kollege‘, poln. m¢ czyzna ‚Mann‘, tsch. p†edseda ‚Vorsitzender‘, russ. djádja ‚Onkel‘, ukr. ? á ^ ? ‚der Älteste‘. Daneben können innerhalb der Kategorie Genus mit Bezug auf belebte Referenten (also eigentlich richtiger Sexus statt Genus) noch ambigene (Genus commune) und unter Umständen auch semi-ambigene Substantive unterschieden werden. 7 Vgl. Bartnicka, B. et al. (2004), Grammatik des Polnischen. München, 202. <?page no="142"?> VI Morphologie 130 Ambigene können sowohl auf weibliche als auch auf männliche Personen referieren ( Referenz), wobei sich kongruierende Wortarten wie Adjektive oder bestimmte Verbformen (l-Partizip bei Vergangenheit) in allen Kasus / syntaktischen Umgebungen nach dem natürlichen Geschlecht richten; vgl. zum Beispiel bks. on je sirota (siro e, sirotica) ‚er ist Waise‘ neben Ona je sirota (siro e, sirotica) ‚sie ist Waise‘, poln. Janek jest biednym sierot£ ‚Jan ist ein armes Waisenkind‘ neben Magda jest biedn£ sierot£ ‚Magda ist ein armes Waisenkind‘ 8 oder russ. bédnyj sirotá ‚ein armer Waisenjunge‘ vs. bédnaja sirotá ‚ein armes Waisenmädchen‘. Bei den Semi-Ambigenen (Polnisch, Russisch, z. T. auch Ukrainisch) sind Kongruenzfähigkeit kongruierender Wortarten und/ oder morphologische Eigenschaften dagegen eingeschränkt. ‚Unsere Präsidentin‘ heißt in der russischen Standardsprache náša (f) prezidént (m) 9 , im Dativ Singular wäre aber nur noch nášemu (m) prezidéntu (m) möglich. Im Polnischen sind nicht-movierte Berufsbezeichnungen indeklinabel (profesor ‚Professorin‘). Zu Movierungen von Personenbezeichnungen ausführlicher in Kapitel VIII Wortbildung. Vgl. die nachfolgenden Beispiele: BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch maskulin tekst gost kamen posao Arbeit G. Sg. posla muškarPina Mann augm. slavist tata Vati radio taksi tekst go‡X kamie‹ m}‰czyzna Mann slawista tata, tato Vati text host kámen p-edseda 10 Vorsitzender slavista táta Vati ( < ( "> (- <á &- @ *$& Ë Mann a $ ( Ë á Papa ( < ( "> (- <á Å&- > *$Ë & 11 Bursche í ( (á(> Vati feminin lampa zemlja misao, G. Sg. misli krv kost ljubav radost lampa ziemia pani my‡l krew ko‡X miƒo‡X rado‡X lampa zem– paní [myšlenka] krev kost [láska] radost á ´Ë ª - < > - <> (- ² ó - á,> (- á ´Ë [,ý < ] < > <Å (- ² ó á,Å (- 8 Beispiel aus Bartnicka et al. (2004, 210). 9 Möglich ist aber auch naš (m) prezidént (m) . mit Referenz auf eine Frau. 10 ‚Mann‘ im Tschechischen ist muž. 11 Ein Wort wie <9 = ‚Mensch‘ ist dagegen feminin: 9ó\ <9 = ‚ein guter Mensch‘. Ukr. ‚Mann‘ ist 0^ ^{í . <?page no="143"?> 7 Belebtheit / Personalformen 131 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch neutral tijelo, telo more pokoljenje 12 ) ciaƒo morze pokolenie radio [â fem. taksówka] t–lo mo-e pokolení rádio taxi (é > ó ><> é&$ á,$> ( < $Ë (í > ó ><> í&&´ á,Å> ( < í ambigen (m / f) sirota (siroPe, sirotica) sierota sirotek $ >(á $ >(á semiambigen (m / f) siehe unter VIII Wortbildung 7 Belebtheit / Personalformen Vermutlich um ehemals im Singular formal nicht unterschiedene Nominativ- und Akkusativformen maskuliner Substantive und damit handelndes Subjekt (Nominativ) und erduldendes direktes Objekt (Akkusativ) auseinanderhalten zu können, um also beispielsweise zweifelsfrei auszudrücken, ob der Herr den Sklaven oder der Sklave den Herrn lobt, wurden die Akkusativformen zunehmend durch die Formen des Genitivs ersetzt. So entwickelte sich allmählich die so genannte Belebtheitskategorie, die später auch weitere Formen erfasste - allerdings mit einzelsprachlichen Unterschieden. Betroffen sind von dieser Kategorie die Singularformen belebter endungsloser Maskulina sowie kongruierende Wortarten wie Adjektive oder Partizipien. Je nach Sprache können auch belebte Feminina und Neutra im Plural (so im Russischen und Ukrainischen) im Akkusativ die Genitivformen zeigen. Zum Teil werden auch unbelebte Substantive wie belebte behandelt, etwa wenn sie metaphorisch verwendet werden oder unter unklaren Bedingungen wie im Ukrainischen (z. B. ist sowohl ukr. * _ý ? als auch * _ý ? á möglich; ferner * ý ^ é[ neben * ý ó ). Im Polnischen spricht man im Plural nicht von einer Belebtheitskategorie, sondern von einer Personalkategorie bzw. von Personalformen im Unterschied zu Sachformen. Andere Bezeichnungen sind „maskulin-personal“ gegenüber „feminin“, „neutral“ und „maskulin-nichtpersonal“ (letzteres mit den Unterkategorien „nichtpersonal-belebt“ und „nichtpersonal-unbelebt“). 13 Hier werden zwar ebenfalls belebte und unbelebte Substantive unterschieden, innerhalb der belebten aber steht die Gruppe der personalen Maskulina (Substantive, die männliche Personen bezeichnen) derjenigen der belebten Maskulina, die keine Personen bezeichnen, sowie den belebten und unbelebten Feminina und Neutra (= „Sachformen“) gegenüber; vgl. 14 12 Die bks. Wörter für ‚Radio‘ und ‚Taxi‘ sind maskulin (siehe dort). 13 Vgl. Bartnicka et al. (2004, 208). 14 Nach: Bartnicka et al. (2004, 208). <?page no="144"?> VI Morphologie 132 mask. bel. personal: ch opiec ‚Junge‘ mask. bel. nichtpersonal: pies ‚Hund‘ mask. unbel.: stó ‚Tisch‘ fem.: kobieta ‚Frau‘, ciana ‚Wand‘ neutr.: niemowl¢ ‚Säugling‘, drzewo ‚Baum‘ Bei allen belebten Maskulina (also sowohl bei ch opiec als auch bei pies) entspricht die Form des Akkusativ Singular dem Genitiv Singular (ch opca, psa), während die Form des Akkusativ Singular bei unbelebten Substantiven identisch ist mit dem Nominativ Singular (stó ). Im Akkusativ Plural zeigen dann nur noch personale Maskulina dieselbe Form wie im Genitiv Plural (ch opców), während alle anderen belebten (nichtpersonalen) und unbelebten Maskulina sowie Feminina und Neutra den Akkusativ Plural wie den Nominativ Plural bilden (psy, stó y). Entsprechend werden zwei Personalpronomen (oni für personale Maskulina, one für alle übrigen) verwendet. Die Unterscheidung von maskulin-personalen und allen übrigen Formen findet sich auch in den Formen des Präteritums (siehe Abschnitt 11). Zur Kennzeichnung dieser Unterscheidung verwenden wir in diesem Studienbuch die Termini „maskulin-personal“ bzw. „mp“ (entspricht den „Personalformen“) und „nicht maskulin-personal“ bzw. „nmp“ (entspricht den „Sachformen“). Das Tschechische verwendet bei belebten Maskulina im Singular Akkusativ = Genitiv-Formen, im Dativ und Präpositiv Singular kann ein Suffix -ovi auftreten. Unterschiedliche Endungen finden sich auch im Nominativ Plural (páni oder pánové ‚Herren‘ vs. hrady ‚Burgen‘). In Bezug auf Pronomina und Verbformen mit Genusunterschieden (Präteritum) sind die Verhältnisse ähnlich wie im Polnischen: Auch das Tschechische hat spezielle Verb- und Pronominalformen für belebte Maskulina, unbelebte Maskulina und Feminina sowie für Neutra (z. B. oni etli ‚sie (bel. m.) haben gelesen‘ vs. ony etly ‚sie (f.) haben gelesen‘). Die nachfolgende Übersicht bezieht sich auf Maskulina, die nicht formal wie Feminina dekliniert werden (wie bks. muškar ina, poln. m¢ czyzna, tsch. p†edseda, russ. ]0 = ; hier zeigt sich die Belebtheitsbzw. Personalkategorie nur an kongruierenden Wortarten). Die in der Tabelle nicht aufgeführten Substantiv-Gruppen zeigen entweder spezielle Akkusativ- oder Akkusativ- = Nominativ-Formen. <?page no="145"?> 8 Indeklinabilia 133 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Belebte Maskulina A. Sg. = G. Sg. Belebte Maskulina A. Sg. = G. Sg. Belebte Maskulina A. Sg. = G. Sg. z. T. Suffix -ovi im D. u. P. Sg. Belebte Maskulina A. Sg. = G. Sg. A. Pl. = G. Pl. Belebte Maskulina A. Sg. = G. Sg. A. Pl. = G. Pl. Personale Maskulina A. Pl. = G. Pl. Belebte Feminina und Neutra A. Pl. = G. Pl. Belebte Feminina und Neutra A. Pl. = G. Pl. Zu Details siehe einzelsprachliche Grammatiken und die nachfolgenden Deklinationstabellen. 8 Indeklinabilia Während im BKS und im Tschechischen fast alle Substantive dekliniert werden, ist die Anzahl der Indeklinabilia im Polnischen, Russischen und Ukrainischen etwas höher. In der Regel handelt es sich hier um Lehnbzw. Fremdwörter, die in allen Kasus und Numeri unverändert bleiben. Im Ukrainischen sind mitunter Dubletten möglich; offenbar gibt es zurzeit eine Tendenz, diese Wörter zu deklinieren - so etwa bei i ó ( – ó, – á, – í usw.) der é ‚Essay‘ (meist im Plural: é, é, é{). BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Deutsch N. Sg. G. Sg. N. Pl. radio radija radiji radio radia radia rádio rádia rádia á,$> á,$> á,$> á,Å> á,Å> á,Å> Radio N. Sg. G. Sg. N. Pl. *) kakao kakaoa kakao kakao kakao kakao kakao kakaa kakaa < <á> < <á> < <á> < <á> < <á> < <á> Kakao N. Sg. G. Sg. N. Pl. ledi ledi ledi lady lady lady madam 15 madam madam é,$ é,$ é,$ é,Å é,Å é,Å Lady / Madame *) Der Plural von ‚Kakao‘ entspräche dann ‚Kakaosorten‘. 15 Engl. lady wird im Tschechischen in der Regel mit dáma ‚Dame‘ wiedergegeben. <?page no="146"?> VI Morphologie 134 Im BKS werden nicht dekliniert: fremde weibliche Eigennamen und Titel wie Astrid, Džudi bzw. madam, ledi usw. Im Polnischen werden nicht dekliniert: insbesondere nicht-polnische Gattungs- und Eigennamen, die auf Vokal enden (z. B. die Neutra boa, alibi, Tokio) Gattungs- und Eigennamen (Neutra), die auf -um enden (z. B. Bochum, muzeum), sind im Singular indeklinabel (in allen Kasus muzeum, aber Pl. muzea usw.) Vor- und Familiennamen weiblicher Personen, die auf Konsonant enden (Karin, pani Nowak) bestimmte Abkürzungen (z. B. NRD ‚DDR‘) Im Tschechischen werden nicht dekliniert: fremde weibliche Eigennamen wie Silke, Lehnwörter wie madam fremde Gattungs- und Eigennamen auf e wie faksimile, auf i wie alibi, auf y wie buly, auf u wie Baku (alle Neutra) Im Russischen werden nicht dekliniert: häufig Fremd- und Lehnwörter, die auf Vokal enden ( á9 ^, 6 ý, ? ? _é, é9 ) Vor- und Familiennamen weiblicher Personen, die auf Konsonant enden (”á , ’é ) Familiennamen auf - ^, - ^, -^{^, - 6^, -O@, - @ bestimmte Abkürzungen (---®) Im Ukrainischen werden nicht dekliniert: die meisten Fremd- und Lehnwörter sowie Eigennamen, die auf Vokal enden (siehe aber oben) ukrainische Familiennamen weiblicher Personen, die auf - ^ oder Konsonant enden (’ ) Vornamen weiblicher Personen, die auf Konsonant enden (” ) Abkürzungen 9 Dubletten und Formenreichtum Einige Slavinen weisen in ihren Flexionsparadigmen Varianten auf, die nicht immer durch eine einfache Regel erklärt werden können. So kann im Polnischen und Ukrainischen der Genitiv maskuliner Substantive auf -a oder auf -u gebildet werden, wobei, grob gesagt, im Ukrainischen -a / -* für Konkreta, - / -< für Abstrakta verwendet wird. Im Polnischen bilden belebte Maskulina den Genitiv Singular immer auf -a (Ausnahmen: wo -u ‚Ochse‘, bawo -u ‚Bison‘), während die Genitiv-Bildung mit -u oder -a bei unbelebten Maskulina gewissen (aber nicht eindeutigen) semantischen Prinzipien folgt: „gestalthafte“ Maskulina (z. B. Be- <?page no="147"?> 10 Deklinationsmuster ausgewählter Substantive 135 zeichnungen von Werkzeugen, Monaten, Maßen, Städenamen) bilden den Genitiv auf -a, „gestaltlose“ (Substanzen, Abstrakta, Kollektiva) dagegen tendieren zu -u. 16 Das Ukrainische zeigt auch in anderen Kasus (etwa im Dativ oder Präpositiv Sg. u. a. m.) sowie in den Numerusformen Dubletten. Zu Einzelheiten siehe die einzelsprachlichen Grammatiken. Im Tschechischen wiederum gibt es, historisch bedingt, in der Substantiv- Deklination eine Vielzahl an Flexionssuffixen, für die hier im Einzelnen keine Beispiele gegeben werden. Die Slavinen bewahren außerdem Restbestände alter Deklinationsmuster, neben Dual-Resten etwa der alten n-, r-, s-, t-Stämme, die (sachlich nicht ganz zutreffend) in altkirchenslavischen Grammatiken oft unter „konsonantische Deklination“ zusammengefasst werden. Hierher gehören die Wörter für ‚Name‘ (ursl. *im¢ n), ‚Mutter‘ (*mati r), ‚Himmel‘ (*nebo s), ‚Kalb‘ (*tel¢ t). 10 Deklinationsmuster ausgewählter Substantive Die Flexionsparadigmen sind im Grunde recht ähnlich und sollten relativ leicht erschlossen werden können. Nachfolgend einige ausgewählte Beispiele der wichtigsten Deklinationstypen (überwiegend regelmäßige Formen). Die in den einzelsprachlichen Grammatikschreibungen verwendeten Klassifikationen und Bezeichnungen sind uneinheitlich und erschweren einen Vergleich. Unter Rückgriff auf historische Gegebenheiten wird im Folgenden nach harten und weichen Stämmen, einer „ibzw. gemischten 17 Deklination“ und „konsonantischen Stämmen“ unterschieden, obwohl dies streng genommen heute nicht mehr für alle Slavinen angebracht ist. Eine Einteilung nach Genus, hart/ weich und belebt/ unbelebt, wie sie hier vorgenommen wurde, stützt sich zwar auf einen „gemeinsamen Kern“, ist aber letztendlich ein Konstrukt, das die Orientierung und den Vergleich zwischen den einzelnen Slavinen erleichtern soll. Sie weicht von den in einzelsprachlichen Grammatiken und Übersichten üblichen Beschreibungen ab. Darüber hinaus werden hier die Kasus Präpositiv (nur im Russischen und Tschechischen) und Lokativ (nominell in den anderen Slavinen) zusammengefasst (hierzu siehe oben S. 127). Nach „typischen“ (produktiven) Deklinationsmustern folgen einige Beispiele für alte konsonantische Stämme, die im Ukrainischen in einer so genannten „4. Deklination“ zusammengefasst werden (dort allerdings nur Neutra). 16 Vgl. Bartnicka, B. (2004) et al., Grammatik des Polnischen. München, 210f. 17 Z. B. ukr. Sg. `, `á, `ý/ `é{–, `, `é , ( ) `í, `! ; Pl. `í, `í{, `á , `í, `á , ( ) `á@, `í! (dt. ‚Busch‘). <?page no="148"?> VI Morphologie 136 Exemplarisch vorgestellt werden die jeweiligen Entsprechungen für: maskulin hart belebt: S TUDENT hart unbelebt: S TIMME weich belebt: L EHRER , P FERD weich unbelebt: [ STROJ ] feminin hart belebt: S CHWESTER hart unbelebt: F USS / B EIN weich belebt: G ÖTTIN weich unbelebt: E RDE neutral hart unbelebt: O RT / S TADT weich unbelebt: F ELD , G ENERATION i-Deklination / gemischt: K NOCHEN Sonstige: N AME , M UTTER , K ALB , H IMMEL Maskulin hart (belebt): Student Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N student student student (@,é&( (@,é&( G studenta studenta studenta (@,é&( (@,é&( D studentu studentowi studentovi 18 (@,é&(@ (@,é&(> Å (@,é&(@ A studenta studenta studenta (@,é&( (@,é&( I studentom studentem studentem (@,é&(> (@,é&(> P (o) studentu (o) studencie (o) studentovi (>) (@,é&( (& ) (@,é&(> Å (& ) (@,é&(Å V studente! studencie! studente! --- (@,é&( ! Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N studenti studenci studenti (@,é&(ª (@,é&($ G studenata studentów student¤ (@,é&(> (@,é&(Å D studentima studentom student¤m (@,é&( (@,é&( A studente studentów studenty (@,é&(> (@,é&(Å I studentima studentami studenty (@,é&( $ (@,é&( $ P (o) studentima (o) studentach (o) studentech (>) (@,é&( (& ) (@,é&( V studenti! studenci! studenti! --- (@,é&($! 18 D. Sg. im Tschechischen, je nach Substantiv, auch auf -u: z. B. pánu ‚dem Herrn‘. <?page no="149"?> 10 Deklinationsmuster ausgewählter Substantive 137 Maskulin hart (unbelebt): Stimme Sg. BKS Polnisch 19 ) Tschechisch Russisch Ukrainisch 1 9 ) N glas gƒos hlas "ó > "ó > G glasa gƒosu hlasu "ó > a "ó > @ D glasu gƒosowi hlasu "ó > @ "ó > @ A glas gƒos hlas "ó > "ó > I glasom gƒosem hlasem "ó > > "ó > > P (o) glasu (o) gƒosie (o) hlase (>) "ó > (& ) "ó > Å V glasu! gƒosie! --- --- "ó > ! Pl. BKS 20 ) Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N glasovi gƒosy hlasy "> > á "> > $Ë G glasova gƒosów hlas¤ "> > ó "> > í D glasovima gƒosom hlas¤m "> > á "> > á A glasove gƒosy hlasy "> > á "> > $Ë I glasovima gƒosami hlasy "> > á $ "> > á $ P (o) glasovima (o) gƒosach (o) hlasech (>) "> > á (& ) "> > á V glasovi! gƒosy! --- --- "> > $Ë ! Maskulin weich (belebt): Lehrer Sg. BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch N uPitelj nauczyciel uPitel @*$( - Ë *$( - Ë (@*$( - Ë ) G uPitelja nauczyciela uPitele @*$( ´ Ë *$( ´ Ë D uPitelju nauczycielowi uPiteli uPitelovi @*$( ² Ë *$( Å Ë *$( ² Ë A uPitelja nauczyciel uPitele @*$( ´ Ë *$( ´ Ë I uPiteljem nauczycielem uPitelem @*$( Ë *$( Ë P (o) uPitelju (o) nauczycielu (o) uPiteli (o) uPitelovi (> 21 ) @*$( Ë (& ) *$( Å Ë (& ) *$( Å Ë V uPitelju! nauczycielu! uPiteli! --- *$( Ë ! Pl. BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch N uPitelji nauczyciele uPitelé @*$( ´Ë *$( í G uPitelja nauczycieli uPitel¤ @*$( é° *$( í D uPiteljima nauczycielom uPitel¤m @*$( ´ Ë *$( ´ Ë A uPitelje nauczyciele uPitele @*$( é° *$( í I uPiteljima nauczycielami uPiteli @*$( ´ $ Ë *$( ´ $ Ë P (o) uPiteljima (o) nauczycielach (o) uPitelích (> ) @*$( ´ Ë (& ) *$( ´ Ë V uPitelji! nauczyciele! uPitelé! --- *$( í! 19 Im Polnischen und im Ukrainischen kann der G. Sg. auf -a oder -u enden (siehe oben). 20 Bks. einsilbige Maskulina zeigen eine Stammerweiterung mit -ov- (hart) bzw. -evnach Palatalen und j (grad - Pl. gradovi, kraj - Pl. krajevi; dt. ‚Stadt‘ bzw. ‚Gegend‘). 21 Vor einer vokalisch anlautenden Form steht im Russischen ^\. <?page no="150"?> VI Morphologie 138 Maskulin weich (belebt): Pferd Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N konj ko‹ k¤š <>&- <Å&- G konja konia kon– <>&´Ë <>&´Ë D konju koniowi koni <>&²Ë <>&²Ë / <>&é Å A konja konia kon– <>&´Ë <>&´Ë I konjem koniem kon–m <>&¸ <>&é P (o) konju (o) koniu (o) koni (>) <>&é (& ) <>&í (& ) <>&é Å V konju! koniu! koni! --- <ó&²! Pl. BKS Polnisch Tschech. 22 ) Russisch Ukrainisch N konji konie kon– <ó&$ <ó&Å G konja koni koní koš¤ <>&é° <>&é° D konjima koniom koš¤m koním <>&´ Ë <>&´ Ë A konje konie kon– <>&é° <>&é° <ó&Å (für Tiere) I konjima ko‹mi koni košmi <>&´Ë $ <>&´Ë $ <Å&- $Ë P (o) konjima (o) koniach (o) koních (>) <>&´ Ë (& ) <>&´ Ë V konji! konie! kon–! --- <ó&Å! Maskulin weich (unbelebt): [stroj] *) *) Die folgenden Wörter differieren in ihren Bedeutungen: bks. stroj ‚Maschine‘, poln. strój ‚Kleidung, Tracht‘ (neben ustrój ‚Organismus, Struktur, System‘), tsch. stroj ‚Maschine‘, russ. ? ^[ und ukr. ? –[ ‚Ordnung, Struktur, Reihe‘. Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N stroj strój stroj ( >° ( Å° G stroja stroju stroje ( ó´ ( ó² D stroju strojowi stroji ( ó² ( ó² / ( óÀ Å A stroj strój stroj ( >° ( Å° I strojem strojem strojem ( ó ( óÀ P (o) stroju (o) stroju (o) stroji (>) ( ó (& ) ( óÇ V stroje! stroju! --- --- ( ó²! 22 Die Pluralendungen für tsch. k#¯ sind nicht „typisch“, da dieses Wort zu den unregelmäßig deklinierten Maskulina gehört. Ein besseres Beispiel wäre muž ‚Mann‘ mit den Pluralformen muži, muž#, muž#m, muže, muži, (o) mužích. Die entsprechenden Vergleichsformen in den anderen Slavinen sind allerdings hart. <?page no="151"?> 10 Deklinationsmuster ausgewählter Substantive 139 Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N strojevi stroje stroje ( >$Ë ( >Ñ G strojeva strojów stroj¤ ( >¸ ( >Ñ D strojevima strojom stroj¤m ( >´ Ë ( >´ Ë A strojeve stroje stroje ( >$Ë ( >Ñ I strojevima strojami stroji ( >´Ë $ ( >´ $ Ë P (o) strojevima (o) strojach (o) strojích (>) ( >´ Ë (& ) ( >´ Ë V strojevi! stroje! --- --- ( >Ñ! Femininum hart (belebt): Schwester Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N sestra siostra sestra ( á ( á G sestre siostry sestry ( ªË ( $Ë D sestri siostrze sest-e ( é ( í A sestru siostr} sestru ( ý ( ý I sestrom siostr sestrou ( ó° ( ó² *) ( ó² P (o) sestri (o) siostrze (o) sest-e (>) ( é (& ) ( í V sestro! siostro! sestro! --é ( >! Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N sestre siostry sestry ¸ ( ª é ( $ G sestara sióstr sester (¸ (é D sestrama siostrom sestrám ¸ ( é ( A sestre siostry sestry (¸ (é I sestrama siostrami sestrami ¸ ( $ é ( $ P (o) sestrama (o) siostrach (o) sestrách (>) ¸ ( (& ) é ( V sestre! siostry! sestry! --é ( $! *) Die Varianten für die Formen des russ. I. Sg. der Feminina auf -a / -ja sind im Grunde gleichberechtigt. Allerdings widersprechen sich hier Grammatiken und kompetente MuttersprachlerInnen. Die Endung -oju gilt den einen als ausschließlich buchsprachlich, den anderen lediglich als etwas gehobener, schriftsprachlicher, aber auch in gesprochener Sprache möglich. Femininum hart (unbelebt): Fuß / Bein Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N noga noga Bein noha &>"á &>"á G noge nogi nohy &>"$Ë &>"$Ë D nozi nodze noze &>"é &> í A nogu nog} nohu &ó"@ &ó"@ I nogom nog nohou &>"ó° &>"ó² &>"ó² P (o) nozi (o) nodze (o) noze (o) &>"é (& ) &> í V nogo! nogo! --- --- &ó">! <?page no="152"?> VI Morphologie 140 Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N noge nogi nohy &ó"$ &ó"$ G nogu *) nóg noh &>" &Å" D nogama nogom nohám &>"á &>"á A noge nogi nohy &ó"$ &ó"$ I nogama nogami nohama &>"á $ &>"á $ P (o) nogama (o) nogach (o) nohách (o) &>"á (& ) &>"á V noge! nogi! --- --- &ó"$! *) Bks. nogu ist eine alte Dual-Form; ebenso G. Pl. ruku (ruka ‚Hand, Arm‘). Üblich ist für Feminina auf -a die Endung -a im G. Pl., ggf. mit eingeschobenem a (žena, sestara). Femininum weich (belebt): Göttin Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N boginja 23 bogini bohyn– >"$Ë &´ >"$&´ Ë G boginje bogini bohyn– >"$&$ Ë >"$&Å Ë D boginji bogini bohyni >"$Ë & >"$Ë &Å A boginju bogini} bohyni >"$Ë &² >"$Ë &² I boginjom bogini bohyní >"$& ° Ë >"$& ² Ë P (o) boginji (o) bogini (o) bohyni (o) >"$Ë & (& ) >"$&Å Ë V boginjo! bogini! bohyn–! --- >"$& Ë ! Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N boginje boginie bohyn– >"$Ë &$ >"$Ë &Å G boginja bogi‹ bohyš >"$&- Ë >"$&- Ë D boginjama boginiom bohyním >"$&´ Ë >"$&´ Ë A boginje boginie bohyn– >"$&- Ë >"$&- Ë I boginjama boginiami bohyn–mi >"$Ë &´ $ >"$&´ $ Ë P (o) boginjama (o) boginiach (o) bohyních (o) >"$Ë &´ (& ) >"$&´ Ë V boginje! boginie! bohyn–! --- >"$&Å Ë ! Femininum weich (unbelebt): Erde Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N zemlja ziemia zem– ´Ë ´Ë G zemlje ziemi zem– $Ë í D zemlji ziemi zemi é í A zemlju ziemi} zemi é ² é ² I zemljom ziemi zemí ¸° é² P (o) zemlji (o) ziemi (o) zemi (>) é (& ) í V zemljo! ziemi! --- --- é ! 23 Bks. auch božica. <?page no="153"?> 10 Deklinationsmuster ausgewählter Substantive 141 Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N zemlje ziemie zem– é $ é Å G zemalja ziem zemí é - é - D zemljama ziemiom zemím é ´ é ´ A zemlje ziemie zem– é $ é Å I zemljama ziemiami zem–mi é ´ $ é ´ $ P (o) zemljama (o) ziemiach (o) zemích (>) é ´ (& ) é ´ V zemlje! ziemie! --- --- é Å! Neutrum hart: Ort / Stadt Sg. BK S Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch N mjesto + mesto + miasto* 24 m–sto* é (> + í (>* 25 G mjesta mesta miasta m–sta é ( í ( D mjestu mestu miastu m–stu é (@ í (@ A mjesto mesto miasto m–sto é (> í (> I mjestom mestom miastem m–stem é (> í (> P (o) mjestu (o) mestu (o) mie‡cie (o) m–st– (o) é ( (& ) í (Å V mjesto! mesto! miasto! --- --- í (>! * Stadt + Ort Pl. BK S Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch N mjesta mesta miasta m–sta (á Å (á G mjesta mesta miast m–st ( Å ( D mjestima mestima miastom m–st¤m (á Å (á A mjesta mesta miasta m–sta (á Å (á I mjestima mestima miastami m–sty (á $ Å (á $ P (o) mjestima (o) mestima (o) miastach (o) m–stech (o) (á (& ) Å (á V mjesta! mesta! miasta! --- --- Å (á! Neutrum weich: Feld Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N polje pole pole ó ó G polja pola pole ó ´ ó ´ D polju polu poli ó ² ó ² A polje pole pole ó ó I poljem polem polem ó ó P (o) polju (o) polu (o) poli (>) ó (& ) ó Å V polje! pole! --- --ó ! 24 Neben poln. miasto ‚Stadt‘ gibt es auch miejsce ‚Platz, Ort‘. 25 Im Ukrainischen ist – ? ^ ‚Stadt‘ und – - ‚Ort‘. Deklination von í - : Sg. í - , í -*, í -<, í - , í - , ( ) í -–, í - ! ; Pl. – -*=, – - , – -*= , – -*=, – -*= , ( ) – -*=@, – -*=! <?page no="154"?> VI Morphologie 142 Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N polja pola pole > ´Ë > ´Ë G polja pól polí > é° > é° D poljima polom polím > ´ Ë > ´ Ë A polja pola pole > ´Ë > ´Ë I poljima polami poli > ´ $ Ë > ´ $ Ë P (o) poljima (o) polach (o) polích (>) > ´ Ë (& ) > ´ Ë V polja! pola! --- --- > ´Ë ! Neutrum weich auf -nje / -nie / -ní / -8 / -88 : Generation Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N pokoljenje sr. pokolenje pokolenie pokolení ><> é&$ ><> í&&´ G pokoljenja pokolenia pokolení ><> é&$´ ><> í&&´ D pokoljenju pokoleniu pokolení ><> é&$² ><> í&&² A pokoljenje pokolenie pokolení ><> é&$ ><> í&&´ I pokoljenjem pokoleniem pokolením ><> é&$ ><> í&&´ P (o) pokoljenju (o) pokoleniu (o) pokolení (o) ><> é&$$ (& ) ><> í&&Å V pokoljenje! pokolenie! --- --- ><> í&&´! Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N pokoljenja sr. pokolenja pokolenia pokolení ><> é&$´ ><> í&&´ *) G pokoljenja pokole‹ pokolení ><> é&$° ><> í&- D pokoljenjima pokoleniom pokolením ><> é&$´ ><> Å&&´ Ë A pokoljenja pokolenia pokolení ><> é&$´ ><> í&&´ I pokoljenjima pokoleniami pokoleními ><> é&$´ $ ><> í&&´ $ P (o) pokoljenjima o pokoleniach (o) pokoleních (o) ><> é&$´ (& ) ><> í&&´ V pokoljenja! pokolenia! --- --- ><> í&&´! *) Bei den ukrainischen Neutra auf Doppelkonsonant + ja (hier - *) hat der Nom. Pl. dieselbe Form wie Nom. Sg. Feminina auf Konsonant / i-Deklination / gemischte Deklination (Ukr.): Knochen Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N kost ko‡X kost <> (- <Å (- G kosti ko‡ci kosti <ó ($ <ó (Å D kosti ko‡ci kosti <ó ($ <ó (Å A kost ko‡X kost <> (- <Å (- I košXu, kosti ko‡ci kostí <ó (-² <í ((² P (o) kosti (o) ko‡ci (o) kosti (o) <ó ($ (& ) <ó (Å V kosti! ko‡ci! --- --- <ó ( ! <?page no="155"?> 10 Deklinationsmuster ausgewählter Substantive 143 Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N kosti ko‡ci kosti <ó ($ <ó (Å G kosti, kostiju ko‡ci kostí <> (é° <> (é° D kostima ko‡ciom kostem <> (´ Ë <> (´ Ë A kosti ko‡ci kosti <ó ($ <ó (Å I kostima ko‡Xmi kostmi <> (´Ë $ <> (´ $ Ë , <Å (- $Ë P (o) kostima (o) ko‡ciach (o) kostech (o) <> (´Ë (& ) <> (´ Ë V kosti! ko‡ci! --- --- <ó (Å! Alte konsonantische Stämme: Name (n-Stamm) Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N ime imi} jméno $Ë ´ Å ’´Ë G imena imienia jména $Ë &$ í &Å D imenu imieniu jménu $Ë &$ í &Å A ime imi} jméno $Ë ´ Å ’´Ë I imenom imieniem jménem $Ë & í & Å ’´ Ë P (o) imenu (o) imieniu (o) jmén– (o ) $ &$ Ë (& ) í &Å V ime! imi}! --- --í & ! Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N imena imiona jména $ &á Å &á G imena imion jmen $ ¸& Å é& D imenima imionom jmén¤m $ &á Å &á A imena imiona jména $ &á Å &á I imenima imionami jmény $ &á $ Å &á $ P (o) imenima (o) imionach (o) jménech (o ) $ &á (& ) Å &á V imena! imiona! --- --- Å &á! Mutter (r-Stamm) Sg. BKS 26 Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N mati matka matka (- á($ G matere matki matky á( $ á( Å D materi matce matce á( $ á( Å A mater matk} matku (- á($ I materom matk matkou á( -² á(Å ’² P (o) materi (o) matce (o) matce (o) á( $ (& ) á( Å V mati! matko! matko! --- á($! 26 Im BKS heißt ‚Mutter‘ auch majka: Sg. majka, majke, majki/ majci, majku, majkom, (o) majki/ majci, majko! ; Pl. majke, majki, majkama, majke, majkama, (o) majkama, majke! <?page no="156"?> VI Morphologie 144 Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N matere matki matky á( $ ( í G matera matek matek a( é° ( í D materama matkom matkám a( ´Ë ( ´ Ë A matere matki matky a( é° ( í (! ) I materama matkami matkami a( ´Ë $ ( ´ $ Ë P (o) materama (o) matkach (o) matkách (o) a( ´Ë (& ) ( ´ Ë V matere! matki! matky! --- ( í! Im BKS, Russischen und Ukrainischen erkennt man noch den alten r-Stamm. Kalb (t-Stamm) Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N tele ciel} tele ( ¸&>< ( ´Ë G teleta ciel}cia telete ( ¸&< ( ´Ë ($ D teletu ciel}ciu teleti ( ¸&<@ ( ´Ë (Å A tele ciel} tele ( ¸&< ( ´Ë I teletom ciel}ciem teletem ( ¸&<> ( ´Ë P (o) teletu > ciel}ciu (o) teleti (>) ( ¸&< & ( ´Ë (Å V tele! ciel}! tele! --- ( ´Ë ! Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N telad ciel}ta telata ( ´Ë ( ( ´( Ë G teladi cielt telat ( ´( Ë ( ´( Ë D teladima teladi ciel}tom telat¤m ( ´( Ë ( ´Ë ( A telad ciel}ta telata ( ´( Ë ( ´Ë ( I teladima teladi ciel}tami telaty ( ´( $ Ë ( ´Ë ( $ P (o) teladima (o) teladi (>) ciel}tach (o) telatech (>) ( ´( Ë (& ) ( ´Ë ( V telad! ciel}ta! telata! --- ( ´Ë ( ! Nach diesen Mustern werden vor allem Substantive dekliniert, die junge Lebewesen bezeichnen. Im Russischen enden diese Substantive im Nominativ Singular auf -' ^ . Bei bks. -ad (im Plural) handelt es sich um eine Kollektivendung. <?page no="157"?> 10 Deklinationsmuster ausgewählter Substantive 145 Himmel (s-Stamm) Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N nebo niebo nebe &é > &é > G neba nieba nebe &é &é D nebu niebu nebi &é @ &é @ A nebo niebo nebe &é > &é > I nebom niebem nebem &é > &é > P (o) nebu (o) niebie (o) nebi (>) &é (& ) &é Å V nebo! niebo! nebe! (selten) --- &é >! Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N nebesa nieba nebesa & á & á G nebesa nieb nebes & é & é D nebesima niebom nebes¤m & á & á A nebesa nieba nebesa & á & á I nebesima niebami nebesy & á $ & á $ P (o) nebesima (o) niebach (o) nebesích (>) & á (& ) & á V nebesa! nieba! nebesa! --- & á! Einzelsprachliche Besonderheiten Die slavischen Sprachen scheinen in ihren Deklinationsmustern sehr ähnlich zu sein, dennoch ist es auch hier erstaunlich schwierig, einheitliche, vergleichbare Beispielwörter für mehrere Slavinen zu finden. Die hier gewählten Wörter - für Lehrer, Student, Stadt / Ort, Feld usw. - tauchen in fast allen Grammatiken und vergleichenden Übersichten auf, was sicher nicht nur an der mangelnden Phantasie und dem spärlichen Wortschatz der AutorInnen liegt. Vielmehr zeigt mindestens eine Slavine an irgendeiner Stelle, in irgendeiner Kategorie eine „Abweichung“ (für die Texterschließung dürfte das allerdings kein Hindernis sein). Eines dieser Wörter, die nicht mehr ins „Raster“ passen, ist ‚Maus‘: Für Polnisch, Tschechisch und Russisch kann dieses Wort die alte i-Deklination illustrieren. Im BKS haben wir es dagegen mit einem regelmäßig deklinierten Maskulinum in der weichen Variante zu tun, im Ukrainischen mit einem Femininum auf -a; vgl. Maus Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N miš (m) mysz (f) myš (f) ªB- (f) $Ë B (f) G miša myszy myši ªË B$ $BÅ Ë D mišu myszy myši ªË B$ $Ë BÅ A miša mysz myš ªB- $Ë B@ I mišem mysz myší ªB-² Ë $B ² Ë P (o) mišu (o) myszy (o) myši (o) ªË B$ (& ) $BÅ Ë V mišu! myszy! --- --- $B Ë ! <?page no="158"?> VI Morphologie 146 Pl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N miševi myszy myši ªB$ Ë $BÅ Ë G miševa myszy myší ªBé° $Bé° D miševima myszom myším ªBá $Bá A miševe myszy myši ªBé° $Bé° I miševima myszami myšmi ªBá $ $Bá $ P (o) miševima (o) myszach (o) myších (o) ªBá (& ) $Bá V miševi! myszy! --- --- $BÅ Ë ! 11 Die Konjugation der Verben Die Übersicht über die wichtigsten regelmäßigen sowie einige frequente unregelmäßige Konjugationsmuster beschränkt sich weitgehend auf die Präsens- und Vergangenheitsformen folgender Verben: lesen analysieren haben gehen führen / geleiten tragen wollen geben sich fürchten sein können essen Für das Polnische ist zu beachten, dass es im Präteritum synthetische Personalformen, im Plural zudem eine Unterscheidung von maskulin-personalen und nicht-maskulin-personalen Formen gibt. Für Details zu einzelnen Stämmen und Stammveränderungen (Infinitiv-, Präsens-, Präteritalstamm) sei auf die einzelsprachlichen Grammatiken verwiesen. Die Klassifizierung der Verben (die Einteilung in Verbklassen) ist uneinheitlich - sowohl im gesamtslavischen Vergleich (d. h. in vergleichenden Grammatiken) als auch innerhalb der einzelsprachlichen Grammatikschreibung. lesen (Präsens) „Typische“ (produktive) Konjugation. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Pitati czytaX Píst *$(á(- *$(á($ 1. Sg. Pitam czytam Ptu *$(á² *$(á² 2. Sg. Pitaš czytasz Pteš *$(á B- *$(áÀB 3. Sg. Pita czyta Pte *$(á ( *$(áÀ 1. Pl. Pitamo czytamy Pteme *$(á *$(áÀ > 2. Pl. Pitate czytacie Ptete *$(á ( *$(áÀ( 3. Pl. Pitaju czytaj Ptou *$(á²( *$(á²(- <?page no="159"?> 11 Die Konjugation der Verben 147 Einzelsprachliche Besonderheiten Im Polnischen kann - je nach Konjugationsklasse - die 1. Ps. Sg. auf -¢ oder auf -m auslauten: pisz¢ ‚ich schreibe‘ - czytam ‚ich lese‘. Die Formen der 3. Ps. Sg. enden auf Vokal (e, i, y, a). So auch im Tschechischen: Die Verben einiger regelmäßiger Klassen zeigen im Präsens in der 1. Ps. Sg. auslautendes -u, die anderen regelmäßigen Klassen dagegen -m (z. B. d lám ‚ich tue‘ zu d lat). In der 3. Ps. Pl. alternieren - je nach Verbklasse - die Endungen -ou, -í, -ejí, -ají. Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BKS Sg. (m, f, n) Pitao, Pitala, Pitalo Pl. (m, f, n) Pitali, Pitale, Pitala Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) czytaƒem, czytaƒam czytaƒe‡, czytaƒa‡ czytaƒ, czytaƒa, czytaƒo Pl. 1. (mp, nmp 27 ) 2. 3. czytali‡my, czytaƒy‡my czytali‡cie, czytaƒy‡cie czytali, czytaƒy Tsch Sg. (m, f, n) Petl, Petla, Petlo Pl. (mb, mu/ f, n 28 ) Petli, Petly, Petla Russ Sg. (m, f, n) *$(á , *$(á , *$(á > Pl. *$(á $ Ukr Sg. (m, f, n) *$(á , *$(á , *$(á > Pl. *$(á $ führen, geleiten (Präsens) Infinitivstamm auf -i- und Vokal i in bestimmten Personalformen. BKS Polnisch *) Tschechisch Russisch Ukrainisch voditi wodziX vodit >,$Ë (- >,$( Ë $ 1. Sg. vodim wodz} vodím > ý >, ý 2. Sg. vodiš wodzisz vodíš ó,$B- ó,$B 3. Sg. vodi wodzi vodí ó,$( ó,$(- 1. Pl. vodimo wodzimy vodíme ó,$ ó,$ > 2. Pl. vodite wodzicie vodíte ó,$( ó,$( 3. Pl. vode wodz vodí ó,´( ó,´(- *) Poln. wodzi ‚führen‘ kommt nur in einigen Phraseologismen vor (z. B. wodzi za nos ‚an der Nase herumführen‘). Häufiger sind Präfigierungen wie przewodzi ‚befehligen‘ oder (militärisches) dowodzi . 27 Die Abkürzungen für Polnisch bedeuten: mp - maskulin-personal (= Personalform), nmp - nichtmaskulin-personal (= Sachform). 28 Die Abkürzungen für Tschechisch bedeuten: mb - maskulin belebt, mu - maskulin unbelebt, f - feminin, n - neutral. <?page no="160"?> VI Morphologie 148 Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BKS Sg. (m, f, n) vodio, vodila, vodilo Pl. (m, f, n) vodili, vodile, vodila Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) wodziƒem, wodziƒam wodziƒe‡, wodziƒa‡ wodziƒ, wodziƒa, wodziƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. wodzili‡my, wodziƒy‡my wodzili‡cie, wodziƒy‡cie wodzili, wodziƒy Tsch Sg. (m, f, n) vodil, vodila, vodilo Pl. (mb, mu/ f, n) vodili, vodily, vodila Russ Sg. (m, f, n) >,$ Ë , >,$ Ë , >,$ > Ë Pl. >,$ $ Ë Ukr Sg. (m, f, n) >,$Ë , >,$Ë , >,$Ë > Pl. >,$Ë $ sich fürchten (Präsens) Reflexives Verb. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch bojati se baX si} bát se >´Ë (- ´ >´($ ´ Ë 1. Sg. bojim se boj} si} bojím se >²Ë - >² ´ Ë 2. Sg. bojiš se boisz si} bojíš se >$Ë B- ´ >ÑB ´ 3. Sg. boji se boi si} bojí se >$Ë ( ´ >Ñ(- ´ 1. Pl. bojimo se boimy si} bojíme se >$Ë ´ >Ç ó ´ 2. Pl. bojite se boicie si} bojíte se >$Ë ( - >Ç(é ´ 3. Pl. boje se boj si} bojí se >´( ´ Ë >´(- ´ Ë Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BKS Sg. (m, f, n) bojao se, bojala se, bojalo se Pl. (m, f, n) bojali se, bojale se, -la se Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) baƒem si}, baƒam si} baƒe‡ si}, baƒa‡ si} baƒ si}, baƒa si}, baƒo si} Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. bali‡my si}, baƒy‡my si} bali‡cie si}, baƒy‡cie si} bali si}, baƒy si} Tsch Sg. (m, f, n) bál se, bála se, bálo se Pl. (mb, mu/ f, n) báli se, bály se, bála se Russ Sg. (m, f, n) >´Ë ´, >´Ë -, >´Ë > - Pl. >´Ë $ - Ukr Sg. (m, f, n) >´Ë ´ / >´Ë -, >´Ë -, >´Ë > - Pl. >´Ë $ ´ Einzelsprachliche Besonderheiten Formal sind reflexive Verben im Russischen und Ukrainischen durch ein Postfix - * bzw. - nach Vokalen gekennzeichnet. Die anderen Slavinen weisen hier ein Reflexivpronomen (bks. se, poln. si¢, tsch. se für alle Personen und Numeri) auf. <?page no="161"?> 11 Die Konjugation der Verben 149 Im BKS ist die Stellung der Klitika im Satz zu beachten - z. B. ja sam se bojao / bojao sam se, one su se bojale / bojale su se usw. In der 3. Ps. Sg. entfällt die Kopula je: on se bojao. Suffix - (o)va - > uj -: analysieren (Präsens) Verben, deren Infinitivstamm auf -ovabzw. -ivaim Serbischen, -ova- oder -evaim Russischen, -owaim Polnischen, -ovaim Tschechischen oder -uvabzw. -juvaim Ukrainischen lautet, bilden den Präsensstamm auf -uj-. Serbisch* Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch analizovati analizowaX analyzovat & $ $Ë > (- & Å @ á($ 1. Sg. analizujem analizuj} analyzuji / -ju & $ $Ë @² & Å ý² 2. Sg. analizuješ analizujesz analyzuješ & $ $Ë @ B- & Å ýÀB 3. Sg. analizuje analizuje analyzuje & $ $Ë @ ( & Å ýÀ 1. Pl. analizujemo analizujemy analyzujeme & $ $Ë @ & Å ýÀ > 2. Pl. analizujete analizujecie analyzujete & $ $Ë @ ( & Å ýÀ( 3. Pl. analizuju analizuj analyzují / -jou & $ $ @²( Ë & Å ý²(- Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): Serb Sg. (m, f, n) analizovao, analizovala, -lo Pl. (m, f, n) analizovali, -le, -la Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) analizowaƒem, -ƒam analizowaƒe‡, -ƒa‡ analizowaƒ, -ƒa, -ƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. analizowali‡my, -ƒy‡my analizowali‡cie, -ƒy‡cie analizowali, -ƒy Tsch Sg. (m, f, n) analyzoval, -la, -lo Pl. (mb, mu/ f, n) analyzovali, -ly, -la Russ Sg. (m, f, n) & $ $Ë > , - , - > Pl. & $ $Ë > $ Ukr Sg. (m, f, n) & Å @ á , - , - > Pl. & Å @ á $ *) Im Kroatischen und Bosnischen wird anstelle von -ovadas Suffix -ira- (analizirati) verwendet. Verben auf -irati werden wie a-stämmige Verben konjugiert: analiziram, analiziraš, analizira usw., Part. Aktiv Sg. analizirao, analizirala, -lo, Pl. analizirali, -le, -la. <?page no="162"?> VI Morphologie 150 tragen (Präsens) Infinitivstamm auf Konsonant BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch donijeti, doneti bringen 29 nie‡X nést & ($Ë & ($Ë 1. Sg. donesem nios} nesu & ý & ý 2. Sg. doneseš niesiesz neseš & ¸B- & éB 3. Sg. donese niesie nese & ¸( & é 1. Pl. donesemo niesiemy neseme & ¸ & é > 2. Pl. donesete niesiecie nesete & ¸( & é( 3. Pl. donesu nios nesou & ý( & ý(- Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BK Sg. (m, f, n) donio, donila, donilo Pl. (m, f, n) donijeli, donijele, donijela Serb Sg. (m, f, n) doneo, donela, donelo Pl. (m, f, n) doneli, donele, donela Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) niosƒem, -ƒam niosƒe‡, -ƒa‡ niósƒ, niosƒa, niosƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. nie‡li‡my, niosƒy‡my nie‡li‡cie, niosƒy‡cie nie‡li, niosƒy Tsch Sg. (m, f, n) nesl, nesla, neslo Pl. (mb, mu/ f, n) nesli, nesly, nesla Russ Sg. (m, f, n) &¸ , & á, & ó Pl. & $Ë Ukr Sg. (m, f, n) &Å , & á, & ó Pl. & $Ë sein (Präsens) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch biti by být 1. Sg. jesam, sam jestem jsem À 2. Sg. jesi, si jeste‡ jsi À 3. Sg. jest, je jest je ( (-) À 1. Pl. jesmo, smo jeste‡my jsme À 2. Pl. jeste, ste jeste‡cie jste À 3. Pl. jesu, su s jsou ( @(-) À 29 Eine Form *nesti alleine existiert nicht (nur präfigiert). Bks. donesti ist ungebräuchlich. <?page no="163"?> 11 Die Konjugation der Verben 151 Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BKS Sg. (m, f, n) bio, bila, bilo Pl. (m, f, n) bili, bile, bila Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) byƒem, byƒam byƒe‡, byƒa‡ byƒ, byƒa, byƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. byli‡my, byƒy‡my byli‡cie, byƒy‡cie byli, byƒy Tsch Sg. (m, f, n) byl, byla, bylo Pl. (mb, mu/ f, n) byli, byly, byla Russ Sg. (m, f, n) ª , ª á, ªË > Pl. ªË $ Ukr Sg. (m, f, n) @ , @ á, @ ó Pl. @ $Ë Einzelsprachliche Besonderheiten Das BKS unterscheidet lange, betonte (jesam, jesi, jest, …) und kurze, unbetonte (sam, si, je, …) Formen. Nur die betonten Formen können am Satzanfang oder alleine stehen. Näheres im Kapitel VII Syntax. Außerdem gibt es synthetische verneinte Präsens-Formen (‚nicht sein‘: ‚ich bin nicht‘, ‚du bist nicht‘ usw.): Sg. 1. nisam Pl. 1. nismo 2. nisi 2. niste 3. nije 3. nisu Im Tschechischen gibt es mit není ‚ist nicht‘ eine verneinte Präsens-Form für die 3. Ps. Sg. Russisch und Ukrainisch haben das alte Präsensparadigma von urslav. *byti nur in wenigen Restbeständen bewahrt, die im Russischen zudem eingeschränkt verwendet werden. Ukr. ~ (ursprünglich 3. Ps. Sg.) kann in allen Personen und Numeri verwendet werden. Bei der Verneinung erscheint die Negationspartikel als Präfix am Verb: á(~) (nicht zu verwechseln mit den negierten (und getrennt geschriebenen) Formen von ‚haben‘: á<, á~_, á~, … (‚ich habe nicht‘ usw.)). Näheres im Kapitel VII Syntax. sein (Futur) BKS *) Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch 1. Sg. budem b}d} budu ý,@ ý,@ 2. Sg. budeš b}dziesz budeš ý, Bý, B 3. Sg. bude b}dzie bude ý, ( ý, 1. Pl. budemo b}dziemy budeme ý, ý, > 2. Pl. budete b}dziecie budete ý, ( ý, ( 3. Pl. budu b}d budou ý,@( ý,@(- *) Diese Futurformen werden nur für die Bildung des Futurum exactum verwendet. Zur Bildung des Futurs im BKS siehe htjeti ‚wollen‘ und Abschnitt 12. Auch das Futur von biti wird mithilfe der enklitischen Formen von htjeti gebildet: z. B. bit e ‚er/ sie wird sein‘ / ‚sie werden sein‘. <?page no="164"?> VI Morphologie 152 haben (Präsens) BKS Polnisch Tschechisch Russisch *) Ukrainisch imati mieX mít $ é(- á($ 1. Sg. imam mam mám $ é² á² 2. Sg. imaš masz máš $ é B- áÀB 3. Sg. ima ma má $ é ( áÀ 1. Pl. imamo mamy máme $ é áÀ > 2. Pl. imate macie máte $ é ( áÀ( 3. Pl. imaju maj mají $ é²( á²(- *) Russisch é? bedeutet zwar ‚haben, besitzen‘, entspricht in Bedeutung und Funktion aber weder dem dt. haben noch den anderen slavischen Versionen von ‚haben‘; é? drückt eher ein explizites ‚Besitzen‘ aus oder wird in Phraseologismen ( é? { { 9ý ‚beabsichtigen‘) verwendet. Zu den Entsprechungen von dt. haben siehe unter VII Syntax, Abschnitt 8. Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BKS Sg. (m, f, n) imao, imala, imalo Pl. (m, f, n) imali, imale, imala Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) miaƒem, miaƒam miaƒe‡, miaƒa‡ miaƒ, miaƒa, miaƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. mieli‡my, miaƒy‡my mieli‡cie, miaƒy‡cie mieli, miaƒy Tsch Sg. (m, f, n) m–l, m–la, m–lo Pl. (mb, mu/ f, n) m–li, m–ly, m–la Russ Sg. (m, f, n) $ é , $ é , $ é > Pl. $ é $ Ukr Sg. (m, f, n) a , á , á >; Pl. á $ Einzelsprachliche Besonderheiten Das BKS weist synthetische verneinte Formen auf (nemati ‚nicht haben‘): Sg. 1. nemam Pl. 1. nemamo 2. nemaš 2. nemate 3. nema 3. nemaju <?page no="165"?> 11 Die Konjugation der Verben 153 wollen (Präsens) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch htjeti *) chcieX chtít >(é(- >(í($ 1. Sg. hoXu, Xu chc} chci >*ý ó*@ 2. Sg. hoXeš, Xeš chcesz chceš ó* B- ó* B 3. Sg. hoXe, Xe chce chce ó* ( ó* 1. Pl. hoXemo, Xemo chcemy chceme >($Ë ó* > 2. Pl. hoXete, Xete chcecie chcete >($Ë ( ó* ( 3. Pl. hoXu, Xe chc cht–jí >(´Ë ( ó*@(- *) BKS unterscheidet lange, betonte (ho u, ho eš) und kurze, unbetonte Formen ( u, eš). Nur die betonten Formen können am Satzanfang oder alleine stehen. Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BK Sg. (m, f, n) htio, htjela, htjelo Pl. (m, f, n) htjeli, htjele, htjela Serb Sg. (m, f, n) hteo, htela, htelo Pl. (m, f, n) hteli, htele, htela Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) chciaƒem, chciaƒam chciaƒe‡, chciaƒa‡ chciaƒ, chciaƒa, chciaƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. chcieli‡my, chciaƒy‡my chcieli‡cie, chciaƒy‡cie chcieli, chciaƒy Tsch Sg. (m, f, n) cht–l, cht–la, cht–lo Pl. (mb, mu/ f, n) cht–li, cht–ly, cht–la Russ Sg. (m, f, n) >(é , >(é , >(é > Pl. >(é $ Ukr Sg. (m, f, n) >(í , >(í , >(í > Pl. >(í $ Einzelsprachliche Besonderheiten Bks. htjeti wird verwendet als Kopula (‚werden‘) bei der Bildung des zusammengesetzten Futurs. Außerdem gibt es synthetische verneinte Formen (‚nicht wollen‘, ‚nicht werden‘): Sg. 1. neXu Pl. 1. neXemo 2. neXeš 2. neXete 3. neXe 3. neXe <?page no="166"?> VI Morphologie 154 können (Präsens) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch moXi móc moct / moci >*- >"($Ë 1. Sg. mogu mog} mohu / m¤žu >"ý ó @ 2. Sg. možeš mo‰esz m¤žeš ó B- ó B 3. Sg. može mo‰e m¤že ó ( ó 1. Pl. možemo mo‰emy m¤žeme ó ó > 2. Pl. možete mo‰ecie m¤žete ó ( ó ( 3. Pl. mogu mog mohou / m¤žou ó"@( ó @(- Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BKS Sg. (m, f, n) mogao, mogla, moglo Pl. (m, f, n) mogli, mogle, mogla Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) mógƒem, mogƒam mógƒe‡, mogƒa‡ mógƒ, mogƒa, mogƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. mogli‡my, mogƒy‡my mogli‡cie, mogƒy‡cie mogli, mogƒy Tsch Sg. (m, f, n) mohl, mohla, mohlo Pl. (mb, mu/ f, n) mohli, mohly, mohla Russ Sg. (m, f, n) >", >" á, >" ó Pl. >" $Ë Ukr Sg. (m, f, n) Å", >" á, >" ó Pl. >" $Ë gehen (Präsens) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch iXi i‡X jít $,($Ë Å($Ë (°($) 1. Sg. idem id} jdu $,ý Å,ý 2. Sg. ideš idziesz jdeš $,¸B- Å,éB 3. Sg. ide idzie jde $,¸( Å,é 1. Pl. idemo idziemy jdeme $,¸ Å,é > 2. Pl. idete idziecie jdete $,¸( Å,é( 3. Pl. idu id jdou $,ý( Å,ý(- <?page no="167"?> 11 Die Konjugation der Verben 155 Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BKS Sg. (m, f, n) išao, išla, išlo Pl. (m, f, n) išli, išle, išla Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) szedƒem, szƒam szedƒe‡, szƒa‡ szedƒ, szƒa, szƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. szli‡my, szƒy‡my szli‡cie, szƒy‡cie szli, szƒy Tsch Sg. (m, f, n) šel, šla, šlo Pl. (mb, mu/ f, n) šli, šly, šla Russ Sg. (m, f, n) B¸ , B , B > Pl. B $ Ukr Sg. (m, f, n) ÅBó , ÅB á, ÅB ó °B> , °B , °B > Pl. ÅB $Ë °B $ Einzelsprachliche Besonderheiten Die Komposita von bks. i i (z. B. do i ‚kommen‘, izi i ‚hinausgehen‘, u i ‚hineingehen, eintreten‘) sind perfektiv und bilden den Präsensstamm auf - -; vgl. zu do i: do em, do eš, do e, do emo, do ete, do u). Die imperfektiven Aspektpartner werden suppletiv mit -laziti gebildet: do i - dolaziti, oti i - odlaziti ‚weggehen‘ usw. Siehe auch Abschnitt 15 Verben der Bewegung. geben (Präsens) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch davati dati 30 dawaX daX dávat dát , á(- , (- , á($ ,á($ Sg. 1. dajem dam daj} dam dávám dám , ²Ë , , ²Ë , 2. daješ daš dajesz dasz dáváš dáš , ¸B- , B- , ÀBË , $Ë 3. daje da daje da dává dá , ¸( , ( , ÀË , (- Pl. 1. dajemo damo dajemy damy dáváme dáme , ¸ , ,$Ë , À > Ë , ó 2. dajete date dajecie dacie dáváte dáte , ¸( , ,$Ë ( , À( Ë , (é 3. daju daju daj dadz dávají dají , ²Ë ( , ,ý( , ²Ë (- , ,ý(- Die Formen davati, dawa , dávat, 9 {á? , 9 {á? sind imperfektiv, die Formen dati, da , dát, 9 ? , 9á? perfektiv, d. h., die perfektiven Präsensformen haben futurische Bedeutung. 30 Hier finden sich Varianten, beispielsweise umgangssprachlich davam (1. Ps. Sg.) zu davati oder Formen mit Stammerweiterung zu dati (dadnem, ...). <?page no="168"?> VI Morphologie 156 Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv) von davati u. a.: BKS Sg. (m, f, n) davao, davala, davalo Pl. (m, f, n) davali, davale, davala Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) dawaƒem, dawaƒam dawaƒe‡, dawaƒa‡ dawaƒ, dawaƒa, dawaƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. dawali‡my, dawaƒy‡my dawali‡cie, dawaƒy‡cie dawali, dawaƒy Tsch Sg. (m, f, n) dával, dávala, dávalo Pl. (mb, mu/ f, n) dávali, dávaly, dávala Russ Sg. (m, f, n) , á , , á , , á > Pl. , á $ Ukr Sg. (m, f, n) , á , , á , , á > Pl. , á $ Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv) von dati u. a.: BKS Sg. (m, f, n) dao, dala, dalo Pl. (m, f, n) dali, dale, dala Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) daƒem, daƒam daƒe‡, daƒa‡ daƒ, daƒa, daƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. dali‡my, daƒy‡my dali‡cie, daƒy‡cie dali, daƒy Tsch Sg. (m, f, n) dal, dala, dalo Pl. (mb, mu/ f, n) dali, daly, dala Russ Sg. (m, f, n) , , , á, ,á ó Pl. ,á $ Ukr Sg. (m, f, n) , , , á, , ó Pl. , $Ë essen (Präsens) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch jesti je‡X jíst (- Ñ ($ 1. Sg. jedem jem jím Ç 2. Sg. jedeš jesz jíš B- Ç $Ë 3. Sg. jede je jí ( Ç (- 1. Pl. jedemo jemy jíme ,$Ë Ç ó 2. Pl. jedete jecie jíte ,$Ë ( Ç (é 3. Pl. jedu jedz jedí ,´Ë ( Ç,´(- Ë <?page no="169"?> 12 Weitere Tempora, Aspekt und Modus 157 Vergangenheit (Präteritum / Partizip Aktiv): BKS Sg. (m, f, n) jeo, jela, jelo Pl. (m, f, n) jeli, jele, jela Poln Sg. 1. (m, f) 2. (m, f) 3. (m, f, n) jadƒem, jadƒam jadƒe‡, jadƒa‡ jadƒ, jadƒa, jadƒo Pl. 1. (mp, nmp) 2. 3. jedli‡my, jadƒy‡my jedli‡cie, jadƒy‡cie jedli, jadƒy Tsch Sg. (m, f, n) jedl, jedla, jedlo Pl. (mb, mu/ f, n) jedli, jedly, jedla Russ Sg. (m, f, n) , é , é > Pl. é $ Ukr Sg. (m, f, n) Ç , Ñ , Ñ > Pl. Ñ $ 12 Weitere Tempora, Aspekt und Modus Tempora Das BKS weist im Vergleich mit den anderen vier Slavinen das umfassendste Tempussystem auf. Das am häufigsten verwendete Vergangenheitstempus ist jedoch das Perfekt. Aorist und Imperfekt gehören eher der Sprache der Literatur an (werden aber auch dort - ebenso wie das Plusquamperfekt - zunehmend vom Perfekt verdrängt). Im Polnischen gibt es im zusammengesetzten Futur zwei gleichwertige Bildungsmöglichkeiten: Futurformen von by + Formen der 3. Ps. Präteritum oder Futurformen von by + Infinitiv. Bei Modalwörtern ist nur die erste Variante möglich; vgl. b¢dzie chcia a/ mog a/ musia a (nicht: *b¢dzie chcie usw.). Die im Polnischen übliche Bezeichnung „Futur II“ meint nicht „Futurum exactum“ (‚ich werde getan haben‘) und kann daher im Vergleich mit anderen Sprachen (u. a. BKS) irreführend sein. (Als „Futur I“ wird in der polnischen Grammatikschreibung das einfache Futur bezeichnet.) Das Präteritum im Polnischen zeigt eine synthetische Personalflexion, die im Singular Person, Numerus und Genus, im Plural maskulin-personale und nichtmaskulin-personale Formen (Personal- und Sachformen) unterscheidet. Die am häufigsten verwendeten Vergangenheitsformen sind gut zu erkennen durch ein Suffix -l-, das zusammengesetzte Futur (Ausnahme: BKS, das auf htjeti ‚wollen, werden‘ zurückgreift) an den entsprechenden Formen des Verbs ‚sein‘ (z. B. poln. b¢d-, russ. \ 9-, tsch. bud-, ukr. \ 9-) (siehe unten). Die nachfolgende Übersicht zeigt den Bestand der Tempora in den jeweiligen Slavinen, illustriert durch ausgewählte Beispiele zum Verb ‚lesen‘. Aufgeführt werden im Wesentlichen nur die Formen der 3. Ps. Sg. f. (Präsens), der 1. Ps. Sg., 3. Ps. Sg., 3. Ps. Pl., jeweils m. und f. (Präteritum/ Perfekt), der 3. Ps. Sg. f. (Futur; bks. Futurum exactum auch m.), 3. Ps. Sg. m. und f. (Plusquamperfekt), 1. Ps. Sg., 3. Ps. Sg. f., 3. Ps. Pl. (Aorist und Imperfekt.) <?page no="170"?> VI Morphologie 158 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Präsens ona Pita ona czyta ona Pte >&á *$(á ( >&á *$(áÀ Präteritum Pitao sam m ja czytaƒem m já jsem Petl m ´ *$(á m ´ *$(á m BKS: Perfekt Pitala sam f ja czytaƒam f já jsem Petla f ´ *$(á f ´ *$(á f Pitao je on czytaƒ Petl >& *$(á i& *$(á Pitala je ona czytaƒa Petla >& *$(á >&á *$(á oni su Pitali / Pitali su m Pl oni czytali mp Pl oni Petli mb Pl >&$ *$(á $ Pl >&$ *$( Ë á $ Pl one su Pitale/ Pitale su f Pl one czytaƒy nmp Pl ony Petly f Pl einfaches Futur (Präsens pf. Verben) --- Gebrauch der Präsensformen pf. Verben ist auf Nebensätze beschränkt; Ausdruck einer relativen Tempusbedeutung ona przeczyta p-ePte >&á >*$(á ( >&á >*$(áÀ einfaches Futur (synthetische Bildung) --- --- --- --synthetische Bildung: Infinitiv + Endungen - , - , - , - , - , - 31 >&á *$(á($ 31 Die synthetische Futurform ist im Ukrainischen frequenter als die analytische. <?page no="171"?> 12 Weitere Tempora, Aspekt und Modus 159 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch zusammengesetztes Futur Kopula (Präsens von hjeti) + Infinitiv oder mit einer da- Konstruktion Varianten: ona Xe Pitati sr. ona Xe da Pita bs. PitaXe, Pitat Xe kr. Pitat Xe sr. PitaXe Kopula (Futur von by ) + Infinitiv oder Präteritumformen der 3. Ps. ona b}dzie czytaX ona b}dzie czytaƒa Kopula (Futur von být) + Infinitiv bude Píst Kopula (Futur von ) + Infinitiv >&á ý, ( *$(á(- Kopula (Futur von ý ) + Infinitiv >&á ý, *$(á($ Futurum exactum on bude Pitao ona bude Pitala --- --- --- --- Perfekt siehe bei Präteritum --- --- --- --- Plusquamperfekt Perfekt von biti + Partizip Aktiv on je bio Pitao bio je Pitao ona je bila Pitala bila je Pitala Imperfekt von biti + Partizip Aktiv (on) bijaše / bješe Pitao (ona) bijaše / bješe Pitala --- --- --- Präteritum + Präteritum von ý Å& *$(á @ >&á *$(á @ á Aorist ja proPitah ona proPita oni proPitaše --- --- --- --- Imperfekt ja Pitah ona Pitaše oni Pitahu --- --- --- --- <?page no="172"?> VI Morphologie 160 Aspekt BKS, Polnisch, Russisch, Tschechisch und Ukrainisch kennen zwei Verbalaspekte: imperfektiv (unvollendet) perfektiv (vollendet), deren Formen, sofern sie nicht biaspektuell, suppletiv oder nur durch den Akzent unterschieden sind, sich meist erschließen lassen, zum einen durch entsprechende Präfixe (wie na-, o-, za-) und Suffixe wie -nu-, die auf perfektive Verben hinweisen, oder Suffixe wie -iva-, -yva-, -ava-, -a-, die zur Bildung imperfektiver Aspektpartner dienen. Welcher Aspekt vorliegt, ergibt sich zum anderen aber meist aus dem Kontext. Durch die Präfigierung verändert sich in den wohl meisten Fällen auch die lexikalische Bedeutung der Verben 32 . In welchem Umfang dies allerdings zutrifft, ist in der Literatur umstritten; vgl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch ipf. Pitati czytaX Píst *$(á(- *$(á($ pf. proPitati przeczytaX p-ePíst >*$(á(- >*$(á($ Ob sich hier die Bedeutung von ‚lesen‘ zu ‚durchlesen‘ (je nach Kontext auch ‚vorlesen, rezitieren‘) verändert (so wohl im BKS), oder ob nur eine Perfektivierung ohne Bedeutungsmodifikation vorliegt (wohl im Russischen), wird kontrovers diskutiert; wir verweisen in dieser Frage auf die entsprechende Literatur 33 . Vergleich präfigierter perfektiver Verben: BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch dopisati dopisaX dopsat ,> $ á(- ,> $ á($ napisati napisaX napsat & $ á(- & $ á($ opisati opisaX opsat > $ á(- > $ á($ potpisati podpisaX podepsat >, $ á(i, $ á($ ... ... ... ... ... In diesen Beispielen ändert sich die lexikalische Bedeutung von ‚schreiben‘ zu ‚zu Ende schreiben‘, ‚aufschreiben‘ (im Russischen evtl. nur perfektiv zu ‚schreiben‘), ‚beschreiben‘, ‚unterschreiben‘. In den folgenden Beispielen hat die Präfigierung dagegen nur eine grammatische Funktion (Aspektbildung) und modifiziert wohl nicht die Verbbedeutung. 32 Durch Präfigierung werden auch Aktionsarten gebildet, auf die wir hier allerdings nicht eingehen. 33 Vgl. hierzu zum Beispiel Dickey 2000. Für das Tschechische bestreitet Vintr (2001, 66) die Existenz „leerer grammatikalischer“ Präfixe. <?page no="173"?> 12 Weitere Tempora, Aspekt und Modus 161 ipf. pf. BK analizirati proanalizirati S analizovati proanalizovati Polnisch analizowaX przeanalizowaX Tschechisch analyzovat proanalyzovat Russisch & $ $Ë > (- > & $ $ > (- Ë Ukrainisch & Å @ á($ > & Å @ á($ Die Suffigierung (z. B. mithilfe eines Suffixes -iva- oder -yva-) zur Derivation imperfektiver Aspektpartner modifiziert die Verbbedeutung dagegen nicht. Ein Beispiel wäre russ. pf. do itát’ ‚zu Ende lesen‘ zu ipf. itát’ ‚lesen‘. Von der präfigierten Form kann wieder ein imperfektiver Aspektpartner abgeleitet werden: itát’ (ipf.) do itát’ (pf.) do ítyvat’ (ipf.). Oder im BKS: pisati opisati (pf.) ‚beschreiben‘ opisivati (ipf.) usw. Vergleich suppletiver Aspektpartner: In einigen Fällen sind die Aspektpartner suppletiv, d. h. von verschiedenen Wurzeln / Stämmen gebildet. In der nachfolgenden Übersicht (‚nehmen‘, ‚sagen‘, ‚weggehen‘) wird zuerst der perfektive Partner genannt. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch uzimati iter. uzeti braX wziX brát vzít (- ´(- á($ ´($ Ë govoriti reXi mówiX powiedzieX -íkat -íct "> > $(- Ë < á(- "> > $($ Ë < á($ otiXi odlaziti odej‡X odchodziX odejít odcházet o(o°($Ë o( >,$Ë (- Å,Å°($Ë Å, ó,$($ Die Funktionen der Aspekte in den einzelnen Slavinen sind ähnlich, aber nicht völlig deckungsgleich; Details liefern Grammatiken und entsprechende einzelsprachliche bzw. vergleichende Untersuchungen. Einzelsprachliche Besonderheiten Auf eine Besonderheit des BKS sei an dieser Stelle noch hingewiesen: anders als in den anderen vier Slavinen haben die Präsensformen perfektiver Verben keine futurische Bedeutung. Vielmehr können von perfektiven Verben analytische Futurformen gebildet werden (vgl. die tabellarische Übersicht zu den Tempusformen auf S. 158ff.). <?page no="174"?> VI Morphologie 162 Modus BKS, Polnisch, Tschechisch, Russisch und Ukrainisch kennen neben dem Imperativ zwei Modi: Indikativ Konjunktiv / Konditional. Imperativ Synthetische Bildungen gibt es für die 2. Person Singular und Plural sowie für die 1. Person Plural. Daneben sind analytische Konstruktionen für die 3. Person der Art ‚möge X machen‘ möglich (im Russischen Konstruktionen mit ? , á[, 9 ). Als typische Imperativformen können die folgenden gelten: BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch 2. Sg. lies! geh! sei! nimm! gib! Pitaj! idi! budi! beri! pflück! daj! czytaj! id…! bd…! bierz! daj! Pti! jdi! bu”! ber! dej! *$(á°! $,$Ë ! @,-! $Ë ! , °! *$(á°! Å,$Ë ! @,-! $Ë ! , °! 2. Pl. Pitajte! idite! budite! berite! dajte czytajcie! id…cie! bd…cie! bierzcie! dajcie! Pt–te! jd–te! bu”te! berte! dejte! *$Ë ( °( ! $,$( Ë ! ý,-( ! $( Ë ! ,á°( ! *$(á°( ! Å,í(-! ý,-( ! $( Ë ! ,á°( ! 1. Pl. Pitajmo! idimo! budimo! czytajmy! id…my! bd…my! Pt–me! jd–me! bu”me! *$(á ! $,¸ ! ý, ! *$(á° >! Å,é >! ý,- >! 3. Ps. analytisch (~ möge(n) X machen) neka Pita! niech czyta! a¢ Pte! @ (- >&á >*$(á ( <&$"@! (& ) á° >&á >*$(áÀ <&$"@ Ë ! Verneint hier: 2. Pl. Ne Pitajte to! Nemoj(te) to Pitati! Nie czytajcie tego! NePt–te! % *$(á°( ®(>! % *$(á°( ! Imperativische Bedeutungen können auch mit anderen sprachlichen Mitteln wie Infinitiven (z. B. im Polnischen mit prosz¢: Prosz¢ czeka ! ‚Bitte warten! ‘) oder Paraphrasen ausgedrückt werden. Auf der anderen Seite können Imperativformen nicht-imperativische Funktionen übernehmen oder stilistische Markierungen transportieren. Details liefern die einzelsprachlichen Grammatiken. <?page no="175"?> 12 Weitere Tempora, Aspekt und Modus 163 Einzelsprachliche Besonderheiten Im Russischen gibt es noch eine Imperativform, die eine Art Kombination aus 1. und 2. Person darstellt. Diese Formen werden verwendet, wenn man sich an eine Gruppe von Personen wendet, die man siezt, und wenn man selbst zu dieser Gruppe gehört. Eine Form wie ^[9' ? ! bedeutet also ‚lassen Sie uns gehen! ‘ im Gegensatz zu ^[9' ! ‚lasst uns gehen! ‘ Für den Imperativ der 1. Ps. Pl. sind auch Konstruktionen mit 9 {á[(? ) möglich (z. B. 9 {á[? ^[9' 6 *=? ! ‚gehen wir spazieren! ‘ / ‚lasst uns spazierengehen! ‘). Im Polnischen sind Konstruktionen mit niech auch in Verbindung mit pan/ pani bzw. pa"stwo / panowie / panie möglich (z. B. Niech pan idzie/ czyta/ b¢dzie! bzw. Niech pa"stwo id£/ czytaj£/ b¢d£! ). Indikativ - Konjunktiv / Konditional Die Termini Konjunktiv und Konditional werden in den Arbeiten zur slavischen Grammatik uneindeutig und uneinheitlich verwendet. Im Polnischen, Russischen und Ukrainischen spricht man meist von „Konjunktiv“, während BKS und Tschechisch einen „Konditional“ aufweisen. Im Allgemeinen drückt der Konditional die Bedingtheit des mitgeteilten Sachverhalts, der Konjunktiv die Einstellung des Sprechers zum mitgeteilten Sachverhalt aus; letzterer kann aber noch eine Reihe weiterer Funktionen (darunter auch die des Konditionals) übernehmen. (Für die hier behandelten Slavinen wäre wohl der Terminus Konditional der angemessenere.) Marker für Konjunktiv-/ Konditional-Formen ist im Polnischen, Russischen und Ukrainischen eine Partikel by, \O, \, wobei by im Polnischen zwischen Präterital- und Personalendung eingeschoben wird. Diese drei Slavinen weisen nur jeweils eine Konjunktiv-/ Konditionalform auf. Im BKS und im Tschechischen kommen die personalen Aoristformen von biti bzw. být ‚sein‘ zum Einsatz (bks. bih, bi, bi, bismo, biste, bi; tsch. bych, bys, by, bychom, byste, by). Beide Sprachen unterscheiden einen Konditional I und einen Konditional II (Konditional der Vergangenheit). Vgl. die folgenden Formen für ‚sie hat gelesen‘ (Indikativ), ‚ich (f.) würde lesen / läse‘ bzw. ‚sie würde lesen / läse‘ (Konjunktiv / Konditional I), ‚ich hätte gelesen‘ bzw. ‚sie hätte gelesen‘ (Konjunktiv / Konditional II). <?page no="176"?> VI Morphologie 164 BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch Indikativ ona je Pitala czytaƒa Petla >&á *$(á >& *$(á Konjunktiv / Konditional I ja bih Pitala ona bi Pitala przeczytaƒabym przeczytaƒaby Petla bych Petla by ´ ª *$(á ´ *$(á ª >&á ª *$( >&á *$(á ª ´ *$(á ´ *$(á >&á *$(á >&á *$(á Konjunktiv / Konditional II ja bih bila Pitala ona bi bila Pitala byla bych Petla byla by Petla 13 Genus verbi Passiv Das Passiv ist im BKS und im Tschechischen unproduktiv, aber auch in den anderen Slavinen nicht so frequent wie etwa im Deutschen. Entsprechende Perspektivwechsel können mithilfe von Partizipialkonstruktionen ausgedrückt werden, aber auch durch reflexive Verben, unpersönliche Konstruktionen u. a. Siehe auch Kapitel VII Syntax, Abschnitt 4. 14 Partizipien Die slavischen Sprachen kennen - wiederum in unterschiedlichen Ausprägungen - deklinierbare Aktiv- und Passivpartizipien und indeklinierbare Adverbialpartizipien (im BKS auch: Gerundium). Das Tschechische weist allerdings nur Formen eines Partizips Präteritum Passiv auf. 34 Im BKS fehlen ebenfalls die Aktiv-Partizipien. Präsens-Aktiv-Partizipien sind im Ukrainischen zwar bildbar (z. B. 0 ? á<0 [, ^ á<0 [), aber ungebräuchlich: sie gelten als Russismen und werden in der Regel durch Nebensätze ersetzt. Das Partizip Präteritum Aktiv ist im Ukrainischen ebenfalls ungebräuchlich. Bildungen mit den Suffixen -_- und -{_- ( ^0 ? á{_ [, ^ á{_ [ (ipf.), ^ *={_ [ (pf.)) gelten als nicht normgerecht. 34 In der tschechischen Schriftsprache kommen allerdings dem Partizip Präsens Aktiv vergleichbare Formen vor, die auch als Transgressiv bezeichnet werden und die relative Zeitangabe (gleichzeitig oder vorzeitig zur Handlung des Hauptsatzes) ausdrücken (vgl. Vintr (2001, 76); z. B. für ‚lesend‘ ta (m. Sg.), touc (f. u. n. Sg.), touce (Pl.) oder für ‚machend‘ d laje (m. Sg.), d lajíc (f. u. n. Sg.), d lajíce (Pl.)). In der Umgangssprache finden sich Transgressive in festen Verbindungen (Redewendungen) wie po inaje ‚beginnend‘, nemluv o ‚ganz zu schweigen von‘, soud podle ‚nach … zu urteilen‘. Adverbiale Verwendungen sind vsed ‚sitzend‘, vleže ‚liegend‘. <?page no="177"?> 14 Partizipien 165 Nachfolgend eine Übersicht über die einzelnen Formenbestände sowie als ausgewählte Beispiele zur Illustration die Entsprechungen von ‚(durch-)lesen‘ (siehe oben S. 160) sowie ‚(ver)fluchen‘: bks. prokleti pf. / kleti ipf. poln. przekl£ pf. / przeklina ipf. tsch. proklít pf. / klít ipf. russ. ^ * ? pf. / ^ ? ipf. ukr. ^ *? pf. / ^ ? ipf. Aktiv-Partizipien Aktiv BKS *) Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Präsens ein lesender ein fluchender --czytajcy przeklinajcy --- *$(Ჶ$° >< $&Ჶ$° --- (ungebräuchlich) Präteritum einer, der gelesen hat einer, dergeflucht hat --- --- --- ( >)*$( B$° Ë >< $&á B$° ipf. >< ´ B$° Ë pf. --- (ungebräuchlich) *) Das im BKS so genannte „Partizip Aktiv“ ( itao, itala, italo usw.), das zusammen mit entsprechenden Formen von biti ‚sein‘ das Perfekt bildet, wird hier ausgeklammert. Bks. flektierbare Formen wie vode i ‚führend‘, idu i ‚kommend‘, galopiraju a inflacija ‚galoppierende Inflation‘ sind aus Adverbialpartizipien entstandene Adjektive (siehe unten; bes. Fußnote 38.) 35 Nachfolgend einige Beispiele für Passiv-Partizipien. 35 Vgl. Kunzmann-Müller ( 3 2002, 84f.). <?page no="178"?> VI Morphologie 166 Passiv-Partizipien Passiv BKS Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch Präsens m-Partizip gelesen werdend (der zu lesende) verflucht werdend (der zu verfluchende) --- --- --- *$(á ª°, ´, > >< $&á ª° ´, > --- Präteritum n-Partizip (durch-)gelesen proPitan, a, o przeczytany, a, e p-ePt–n, a, o ( >)*$( &&ª° Ë , ´, > ( >)*$( & Ë , , > >*$( &$° Ë , , > 36 Präteritum t-Partizip ge-/ verflucht proklet, a, o przekl}ty, a, e (pro)klet, a, o ó< ´(ª°, ´, > ó< ´(, á, > ó< ´($°, a, o 37 Adverbialpartizipien Nachfolgend einige Beispiele für Adverbialpartizipien im BKS, Polnischen, Russischen und Ukrainischen (im Tschechischen gibt es keine Adverbialpartizipien; siehe oben Fn. 34). Die Formen sind indeklinabel 38 und dienen der Verkürzung temporaler Nebensätze (siehe Kapitel VII Syntax). Unterschieden werden Formen, die in Bezug auf die Handlung des Hauptsatzes Gleichzeitigkeit oder Vorzeitigkeit ausdrücken (‚während sie las (lesend), ...‘ vs. ‚nachdem sie gelesen hatte (gelesen habend), ...‘). Die Formen zum Ausdruck von Gleichzeitigkeit werden in der Regel von unvollendeten, die Formen zum Ausdruck von Vorzeitigkeit von vollendeten Verben gebildet. 36 Die Kurzformen ( ^0 =? , , ^) sind im Ukrainischen ungebräuchlich. 37 Die Kurzformen ( ó *? , , ^) sind im Ukrainischen ungebräuchlich. 38 Allerdings sind Wortartwechsel in die Klasse der Adjektive möglich; vgl. bks. staja a voda ‚stehendes Gewässer‘. <?page no="179"?> 15 Verben der Bewegung 167 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Gleichzeitigkeit PitajuXi --czytajc przeklinajc --- *$(á´ >< $&á´ *$(á²*$ >< $&á²*$ Vorzeitigkeit proPitavši proklevši przeczytawszy przeklwszy --- ( >)*$(á ( >)*$(á B$ >< ´ Ë >< ´Ë B$ ( >)*$(á B$ >< ´ B$ Ë 15 Verben der Bewegung In jeweils unterschiedlichen Ausprägungen wird in slavischen Sprachen zwischen einer zielgerichteten (bestimmten, determinierten) und einer nicht-zielgerichteten (unbestimmten, indeterminierten) (Fort-)Bewegung unterschieden. Diese Bedeutungsunterschiede sind im Polnischen, Tschechischen, Russischen und Ukrainischen in paarigen, nicht-präfigierten, unvollendeten Verben lexikalisiert. Die Anzahl dieser Paare schwankt in den verschiedenen Klassifikationen. Im BKS gibt es keine vergleichbaren paarigen Verben der Bewegung; auch i i und hodati werden in der Regel nicht als Paar geführt. Allerdings sind die „paarigen Stämme“ in Komposita erhalten (z. B. donijeti, doneti 39 ‚bringen‘ zu donositi). Die folgenden Beispiele illustrieren die Unterschiede zwischen zielgerichteter und nicht-zielgerichteter (Fort-)Bewegung. Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Sie geht auf den Hof. Ona ide u dvor. (Ona) idzie na podwórko. (Ona) jde na dv¤r. =&á $,¸( > , ó . >&á °, @ , Å . Sie geht auf dem Hof herum. Ona hoda po dvoru. (Ona) chodzi po podwórku. (Ona) chodí po dvo-e. =&á ó,$( ó , > @. >&á ó,$(- > , ó Å. Nachfolgend eine Übersicht über die Verben der Bewegung. Das bestimmte / determinierte Verb wird zuerst genannt. Alle Verben sind imperfektiv. Der Vollständigkeit halber werden für BKS und ggf. für Polnisch und Tschechisch die entsprechenden (unpaarigen) Äquivalente mit aufgeführt; sie sind grau gesetzt. 39 Bks. donesti ist ungebräuchlich. Die Form *nesti alleine gibt es nicht (nur präfigiert). <?page no="180"?> VI Morphologie 168 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch fahren voziti jechaX je…dziX jet jezdit é (é ,$(- Ñ ($ Ñ ,$($ fahren (transportieren) voziti wie…X woziX vézt vozit ($Ë > $(- Ë ($Ë > $($ Ë fliegen letjeti, leteti lecieX lataX let–t létat (é(- (á(- (í($ Å(á($ führen voditi wie‡X wodziX vést vodit ($Ë >,$(- Ë ($Ë >,$($ Ë gehen iXi hodati 40 i‡X chodziX jít chodit $,($Ë >,$(- Ë °($ / Å($Ë >,$($ Ë jagen, treiben, hetzen, verfolgen goniti goniX ganiaX hnát honit "& (- ">&´Ë (- "&á($ ">&´($ Ë klettern penjati se puzati se wspiX si} wspinaX si} wej‡X wchodziX lézt (- á $(- í ($ á $($ kriechen puziti gmizati peƒznX peƒzaX lézt > ($Ë ó (- > ($Ë ó ($ laufen trPati sr. bežati biec / biegnX biegaX b–žet b–hat á(é" (í"($ í" ($ rollen, schieben kotrljati (po)vuXi (po)gurati pchnX pchaX przesunX przesuwaX valit válet < ($Ë (- < (á(- <>($($ Ë < (á($ schlendern švrljati lutati przechadzaX si} wƒóczyX si} vléct se ($Ë >,$(- Ë ($Ë >,$($ Ë schwimmen plivati pƒynX pƒywaX plavat ª(- á (- $ ($Ë / $ ($Ë á ($ tragen, bringen nositi nie‡X nosiX nést nosit & ($Ë &> $(- Ë & ($Ë &> $($ Ë ziehen, schleppen vuXi povuXi izvuXi / izvlaPiti cignX cigaX táhnout tahat ( ¶$Ë (- ( <á(- (´"&ý($ (´"á($ Präfigierung und Suffigierung (Aspekt- und Wortbildung) Mithilfe von Präfixen können Komposita (z. B. hinein-, hinaus-, weg- + -gehen / -fahren usw.) gebildet werden, wodurch einerseits neue Verben, aber auch Aspektpartner entstehen: die präfigierten bestimmten (zielgerichteten) Verben sind 40 Bks. i i und hodati sind kein „echtes” Paar; hodati ist z. T. veraltet bzw. auf bestimmte Kontexte beschränkt. Das Verb i i kann auch „unbestimmt“ verwendet werden. <?page no="181"?> 15 Verben der Bewegung 169 dann perfektiv, die präfigierten unbestimmten in der Regel (aber nicht immer 41 ) imperfektiv. Die Ableitung der Aspekte kann in verschiedene Richtungen erfolgen, wobei einzelsprachliche Unterschiede zu beachten sind: Durch Präfigierung des bestimmten Verbs entsteht ein perfektiver Aspekt, von dem ein imperfektiver Aspektpartner duch Suffigierung abgeleitet (wie russ. 9^ O=? - 9^ O{á? ‚hinschwimmen‘) oder suppletiv gebildet wird (wie poln. wej - wchodzi ‚hineingehen‘). Sowohl das bestimmte als auch das unbestimmte Verb werden präfigiert, und es entstehen ein perfektiver und ein imperfektiver Aspekt (z. B. tsch. p†inést - p†inášet (mit Dehnung) ‚bringen‘, russ. [? = - y@^9 ? = ‚weggehen‘, ukr. > [? = - > @ó9 ? ‚vorbeikommen‘). (Dagegen sind sowohl poln. pój (zu ipf. i ) als auch pochodzi (zu ipf. chodzi ) perfektiv.) Zu Einzelheiten (insbesondere auch zur unterschiedlichen Beibehaltung der Zielgerichtetheit / Telizität) siehe einzelsprachliche Grammatiken und Wörterbücher. Das BKS unterscheidet für die Bedeutung ‚gehen‘ Komposita mit i i (izi i, do i) und Komposita mit -laziti (izlaziti, dolaziti) und entsprechend suppletive Aspektpartner (pf. izi i, ipf. izlaziti usw.). Bewegungsverb und Aspektverwendung Im Polnischen, Russischen und Ukrainischen kann durch die Verwendung eines präfigierten zielgerichteten (perfektiven) Verbs bzw. eines präfigierten nicht-zielgerichteten (imperfektiven) Verbs auch die Bedeutung ‚vorliegendes‘ oder ‚annuliertes Resultat‘ ausgedrückt werden; vgl. Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Sie ging aus dem Zimmer (und ist jetzt nicht mehr dort). Ona je izašla iz sobe. (Ona) wyszƒa z pokoju. (Ona) vyšla z pokoje. =&á ªB $ Ë <ó & (ª. >&á $°B Å Ë <Å &á($. Sie ging aus dem Zimmer (ist aber wieder zurück). *) (Ona) wychodziƒa z pokoju. *) =&á ª >,$ $ Ë <ó & (ª. >&á $ ó,$ Å <Å &á($. *) Im Polnischen, Russischen und Ukrainischen wird der Bedeutungsunterschied zwischen den beiden letzten Sätzen allein durch das jeweilige Verb (durch den Aspekt) ausgedrückt. Im BKS und im Tschechischen kann die Bedeutung des letzten Satzes (‚sie befindet sich wieder im Zimmer‘) nur paraphrasierend wiedergegeben werden. 41 Vgl. zum Polnischen Bartnicka et al. (2004, 392f.). <?page no="182"?> VI Morphologie 170 16 Adjektive Die Adjektive weisen in den fünf Slavinen im Singular Genus-Formen (maskulin, feminin, neutral) auf, wobei nur das BKS eine Differenzierung in dieser Form auch im Plural zeigt. Das Polnische unterscheidet im Plural maskulin-personale und nicht-maskulin-personale Formen (Personal- und Sachformen), Russisch und Ukrainisch kennen keine Genusmarkierung im Plural. Im Tschechischen findet sich eine Genusmarkierung im Plural nur in der „harten Deklination“ mit Formen für „maskulin belebt“, „maskulin unbelebt und feminin“ und „neutral“. Neben einer jeweils „harten“ und einer „weichen“ Deklination gibt es im BKS noch eine bestimmte (determinierte) und eine unbestimmte (indeterminierte) Deklination; vgl. nov ‚ein neuer‘ - novi ‚der neue‘, dobar ‚ein guter‘ - dobri ‚der gute‘. Im Russischen und Ukrainischen werden Lang- und Kurzformen unterschieden; zu Details siehe einzelsprachliche Grammatiken. In der nachfolgenden abstrahierten Übersicht werden nur die Langformen berücksichtigt. Wiedergegeben werden die Endungen entsprechend ihrer (ortho-) grafischen Darstellung. Nom. Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch maskulin ∅ / i y / i ý / í ª° / ó° / $° $° / i° / Ç° 42 feminin a a á / í ´ / ´´ / ´ neutral o / e e é / í oe / e / À Beispiele: Die Adjektivformen von ‚neu‘ vertreten den Typ mit hartem Stammauslaut, die Formen für ‚vorder-‘ den Typ mit weichem Stammauslaut. Für BKS und Russisch werden außerdem Beispiele für einzelsprachliche Typen angeführt. 42 Ukr. [ kommt nicht oft vor; diese Variante steht nach einem Vokal, z. B. für ^ ^? ^_ [ = ‚kurzhalsig‘. <?page no="183"?> 16 Adjektive 171 Nom. Sg. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch maskulin neu vorder… hell groß nov / novi prednji svijetao, svetao *) nowy przedni nový p-ední &ó ª° é,&$° > -Bó° + ) &> $° Ë é,&Å° feminin nova prednja svijetla, svetla nowa przednia nová p-ední &ó ´ é,&´´ > -Bá´ &> á é,&´ neutral novo prednje svijetlo, svetlo nowe przednie nové p-ední &ó > é,& > -Bó &> é é,&À *) Hier zeigen sich die Resultate der Vokalisierung von l (siehe Kapitel V Lautentsprechungen, Abschnitt 7). + ) Die Adjektivendung -^[ (Nom. (Akk.) Sg.) ist immer betont, -O[ und - [ sind immer unbetont. Nachfolgend Muster für die harte und die weiche Deklination, d. h. für Adjektive mit hartem oder weichem Stammauslaut. BKS Die unbestimmten Formen der Adjektive (nov ‚ein neuer‘) werden nach der Nominaldeklination, d. h. wie Substantive dekliniert (nov, nova, novu usw.). Harte Deklination (bestimmt) Singular Plural m n f m n f N novi novo nova novi nova nove G novog(a) nove novih D novom(e, u) novoj novim(a) A bel. unbel. novog(a) novi novo novu nove nova nove I novim novom novim(a) P novom(e, u) novoj novim(a) V novi novo nova novi nova nove <?page no="184"?> VI Morphologie 172 Weiche Deklination (bestimmt 43 ) Singular Plural m n f m n f N prednji prednje prednja prednji prednja prednje G prednjeg(a) prednje prednjih D prednjem(u) prednjoj prednjim(a) A bel. unbel. prednjeg(a) prednji prednje prednju prednje prednja prednje I prednjim prednjom prednjim(a) P prednjem(u) prednjoj prednjim(a) V prednji prednje prednja prednji prednja prednje Polnisch Harte Deklination Singular Plural m n f mp nmp N nowy nowe nowa nowi 44 nowe G nowego nowej nowych D nowemu nowej nowym A bel. unbel. nowego nowy nowe now nowych nowe I nowym now nowymi P nowym nowej nowych V nowy nowe nowa nowi nowe Weiche Deklination Singular Plural m n f mp nmp N przedni przednie przednia przedni przednie G przedniego przedniej przednich D przedniemu przedniej przednim A bel. unbel. przedniego przedni przednie przedni przednich przednie I przednim przedni przednimi P przednim przedniej przednich V przedni przednie przednia przedni przednie 43 Bks. prednji ,vorder...‘ kommt eigentlich nur in der längeren Form vor, wurde aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit hier aber ausgewählt, um die weiche (bestimmte) Adjektivdeklination zu illustrieren. Ein besseres Beispiel wäre tu i, tu a, tu e ,fremd‘ (Sg. tu i, tu eg(a), tu em(u), N / G, tu im, tu em(u), tu i! usw.). 44 Poln. maskulin-personale Adjektivformen können im Nom. Pl. auch auf -y enden: z. B. wysocy zu Nom. Sg. wysoki ‚groß‘. <?page no="185"?> 16 Adjektive 173 Tschechisch Harte Deklination Singular Plural m n f mb n mu / f N nový nové nová noví nová nové G nového nové nových D novému nové novým A nového bel. nový unbel. nové novou nové nová nové I novým novou novými P novém nové nových V nový nové nová noví nová nové Weiche Deklination Singular Plural m n f N p-ední p-ední G p-edního p-ední p-edních D p-ednímu p-ední p-edním A p-edního bel. p-ední unbel. p-ední p-ední p-ední I p-edním p-ední p-edními P p-edním p-ední p-edních V p-ední p-ední Russisch Harte Deklination Singular Plural m n f N &ó ª° &ó > &ó ´ &ó ª G &ó o"> &ó >° &ó ª D &ó o @ &ó >° &ó ª A bel. unbel. &ó >"> &ó ª° &ó > &ó @² &ó ª &ó ª I &ó ª &ó >° &ó ª $ P &ó > &ó >° &ó ª <?page no="186"?> VI Morphologie 174 Weiche Deklination Singular Plural m n f N é,&$° é,& é,&´´ é,&$ G é,& "> é,& ° é,&$ D é,& @ é,& ° é,&$ A bel. unbel. é,& "> é,&$° é,& é,&²² é,&$ é,&$ I é,&$ é,& ° é,&$ $ P é,& é,& ° é,&$ Ukrainisch Harte Deklination Singular Plural m n f N &> $Ë ° &> é &> á &> í G &> ó"> &> óÇ &> $ Ë D &> ó @ &> í° &> $ Ë A bel. unbel. &> ó"> &> $° Ë &> é &> ý &> $ Ë &> í I &> $Ë &> ó² &> $ $ Ë P &> ó @ / &> í &> í° &> $ Ë Weiche Deklination Singular Plural m n f N é,&Å° é,&À é,&´ é,&Å G é,&->"> é,&->Ç é,&Å D é,&-> @ é,&Å° é,&Å A bel. unbel. é,&->"> é,&Å° é,&À é,&² é,&Å é,&Å I é,&Å é,&->² é,&Å $ P é,&-> @ é,&Å° é,&Å <?page no="187"?> 17 Adverbien 175 Steigerung der Adjektive Die Steigerung der Adjektive (Komparation) erfolgt in der Regel synthetisch mithilfe von Suffixen oder - alternativ bzw. unter bestimmten Bedingungen obligatorisch - analytisch. Daneben kommen auch in einigen Fällen Suppletiv- oder andere Sonderformen vor. Nachfolgend eine (sehr kurze) Darstellung „typischer“ (maskuliner, harter) Komparationsformen. N. Sg. m. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Positiv novi interesantan 45 nowy interesujcy nový zajímavý &ó ª° $&( é &ª° &> $° Ë Å<á $° Komparativ noviji interesantniji nowszy bardziej interesujcy nov–jší zajímav–jší &> é (- é°) ó &ó ª° $&( é & ó $&( é &ª° &> íB$° i -B &> $° Ë Å< íB$° Å -B Å<á $° Superlativ najnoviji najinteresantniji najnowszy najbardziej interesujcy nejnov–jší nejzajímav–jší &> é°B$° á ª° &ó ª° á ª° $&(é &ª° & °&> íB$° & ° í -B &> $° Ë & ° í -B Å<á $° & ° Å< íB$° Auch im Russischen sind mit präfigierte Formen des einfachen Superlativs möglich, wenn auch eher selten (z. B. ^] é[_ [ ‚der (aller)schwierigste‘). Im Polnischen und im Ukrainischen wird bei Adjektiven, die auf -eki, -oki, -ki bzw. - [, -^ [, - [ enden, der Stamm um das auslautende -ek, -ok, -k bzw. - , -^ , -gekürzt, z. B. poln. wysoki : wy szy, ukr. ? ^ [= : ? ó _ [. Dabei können im Ukrainischen Lautverbindungen entstehen, die in der Schrift mit -`bzw. -]0wiedergegeben werden: { ó [ : { ` [ = ‚hoch : höher‘, 9^ ^6 [= : 9^ ó]0 [ ‚teuer : teurer‘. Von polnischen Adjektiven, deren Stamm auf zwei oder mehr Konsonanten endet, wird der Komparativ mithilfe des Suffixes -ejszy gebildet; z. B. smutny : smutniejszy ‚traurig‘. 17 Adverbien Adverbien stellen eine heterogene Klasse von Wörtern dar, die semantisch nähere Informationen zu Handlungen, Prozessen, Zuständen oder Eigenschaften liefern. In formaler Hinsicht finden sich hier Adverbien, die von Substantiven abgeleitet sind (russ. zimój ‚im Winter‘ < zimá ‚Winter‘) oder deren Bildung nicht mehr transparent ist (so genannte ursprüngliche Adverbien - in der Regel die Wörter für 45 Bks. ‚interessant‘ ist auch zanimljiv - zanimljiviji - najzanimljiviji. <?page no="188"?> 176 ‚gestern‘, ‚sehr‘, ‚oft‘, ‚hier‘ usw.). Regelhaft (von den „üblichen Ausnahmen“ einmal abgesehen) können Adverbien dagegen von Adjektiven deriviert werden. Vgl. die folgende Übersicht, aus der man folgende (nicht wissenschaftliche, bestenfalls interkomprehensionsdidaktisch hilfreiche) „Formel“ ableiten könnte: ADV = ADJ - Endung + o oder e Die regelhaft gebildeten Adverbien sind meist homonym zu den neutralen (Kurz-)formen der Adjektive. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Adjektiv kalt frisch schön hladan/ hladni svjež / svježi krajnji äußerst, Endchƒodny ‡wie‰y pi}kny skrajny extrem chladný sv–ží p–kný krajní äußerst > ó,&ª° é $° < á°&$° äußerst, End-, Rand- > ó,&$° í $° > óB$° gut < á°&Å° *) End-, Rand- Adverb hladno svježe krajnje chƒodno ‡wie‰o pi}knie skrajnie chladno sv–že p–kn– krajn– ó >,&> ó < á°& ó >,&> í > ó >B gut <ó&* *) *) Zu ukr. á[ –[ gibt es kein Adverb; hier wird suppletiv ó 0 verwendet, zu dem wiederum kein Adjektiv existiert. Daneben sind weitere regelhafte Bildungsweisen mit Affixen -ski (-sku, -sky, - , - ) und pofür Polnisch, Russisch und Ukrainisch möglich: B K S Polnisch Tschech. Russisch Ukrainisch Adjektiv bosanski hrvatski srpski polski Peský ý <$° @< Ñ& -<$° Adverb bosanski hrvatski srpski po polsku Pesky >- ý <$ >-@< Ñ& -<$ >-@< Ñ& -<> @ 18 Pronomen Der Bestand an Personal-, Demonstrativ-, Relativ-, Interrogativ-, Negativ-, Indefinitu. a. Pronomen ist vergleichbar; gleiches gilt für die Kasus- und Numerusformen. Unterschiede finden sich im Wesentlichen im Plural in Bezug auf Genusbzw. Subgenus-Formen (Belebtheit / Personalität). Wir führen hier nur die wichtigsten Pronomen (und in der Regel auch nur in ihrer Zitierform) auf. Zu beach- VI Morphologie <?page no="189"?> 18 Pronomen 177 ten ist, dass die Pronomen in verschiedenen Grammatikwerken z. T. unterschiedlich benannt und klassifiziert werden. 46 Personalpronomen (Nominativ) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch 1. Sg. ja ja já ´ ´ 2. Sg. ti ty ty (ª ($ 3. Sg. (m, f, n) on, ona, ono on, ona, ono on, ona, ono >&, >&á, >&ó Å&, >&á, >&ó 1. Pl. mi my my ª $ 2. Pl. vi wy vy ª $ 3. Pl. oni, one, ona m f n oni, one mp nmp oni, ony, ona mb mu/ f n >&$Ë >&$Ë Deklination der Personalpronomen Das „epenthetische n “ In den Paradigmen slavischer Personalpronomen tritt (mit Ausnahme des Weißrussischen) in der 3. Person in unterschiedlichen Ausformungen ein so genanntes „epenthetisches n“ auf, das ursprünglich im Auslaut der Präpositionen k (< *k$n), s (< s$n) und v (< v$n) stand, dann aber auf das nachfolgende Pronomen überging. Im BKS ist dieses n fester Bestandteil der betonten Formen der Personalpronomen sowie der Possessivpronomen. Im Polnischen zeigen nur die betonten zweisilbigen Pronomen, die nach Präpositionen verwendet werden, das n. Im Tschechischen, Russischen und Ukrainischen erscheint das n ebenfalls nur, wenn das Personalpronomen nach einer Präposition steht. Lang- und Kurzformen BKS, Polnisch und Tschechisch unterscheiden unbetonte und betonte Formen der Personalpronomen. 46 So werden beispielsweise die Entsprechungen von dt. ‚ganz‘, ‚alles‘ (wie bks. sav ‚ganz‘) bei Kunzmann-Müller ( 3 2002, 162f.) als „Totalitätspronomen“ geführt, während Lewicki (2002, 81) poln. wszystek ‚all, ganz‘ als „verallgemeinerndes Pronomen“ unter dem übergeordneten Begriff „Determinativpronomen“ nennt. In diese Klasse fallen dann auch Negationspronomen, Indefinitpronomen und das namenlose Pronomen sam ‚selbst‘ (bei Kunzmann-Müller: „Identitätspronomen“). Unsere Übersicht orientiert sich an Kunzmann-Müller. <?page no="190"?> 178 BKS Singular Plural 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. (m, n, f) 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. (m, n, f) N ja ti on ono ona mi vi oni ona one G mene / me tebe / te njega / ga nje / je nas vas njih / ih D meni / mi tebi / ti njemu / mu njoj / joj nama / nam vama / vam njima / im A mene / me tebe / te njega / ga nju/ je / ju nas vas njih / ih I mnom / mnome tobom njim / njime njoj nama vama njima P meni tebi njemu njom / njome nama vama njima Im Genitiv, Dativ und Akkusativ gibt es betonte und unbetonte Formen. Nur die betonten Formen können am Satzanfang oder allein stehen. Nach Präpositionen sind die betonten Formen häufiger. Die Pronomen der 1. und 2. Pl. weisen im Genitiv und Akkusativ ebenfalls betonte und unbetonte Formen auf, die jedoch nur durch den Akzent unterschieden werden, nicht aber in der Schrift; betont wird nâs, vâs mit langfallendem, unbetont n±s, v±s mit kurzfallendem Akzent gesprochen. In den anderen Kasus liegen Varianten vor. Die Kurzform Akk. Sg. fem. ju wird dann verwendet, wenn in demselben Satz die homonyme Kopula je ‚ist‘ vorkommt; vgl. vidio sam je ‚ich habe sie gesehen‘ (je ist hier Pronomen) vs. vidio ju je ‚er hat sie gesehen‘ (je ist hier Kopula). Polnisch Singular Plural 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. m n f 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. mp nmp N ja ty on ono ona my wy oni one G mnie ciebie / ci} jego, niego / go jej / niej nas was ich / nich D mnie / mi tobie / ci jemu, niemu / mu jej / niej nam wam im / nim A mnie mi} veralt. ciebie / ci} jego, niego / go je / nie j / ni nas was ich / nich je / nie I mn tob nim ni nami wami nimi P mnie tobie nim niej nas was nich Im Polnischen gibt es unbetonte und betonte Formen. Die mit n anlautenden Formen der 3. Person werden nach Präpositionen verwendet. VI Morphologie <?page no="191"?> 18 Pronomen 179 Tschechisch Singular Plural 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. m n f 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. mb mu / f n N já ty on ono ona my vy oni ony ona G m–, mne t–, tebe ho, jeho, jej n–ho n–j jí ní nás vás jich nich D mi, mn– ti, tob– mu, jemu, n–mu jí ní nám vám jim nim A m–, mne t–, tebe ho, jeho, jej n–ho n–j ho, je, jej n– n–j ji ni nás vás je n– I mnou tebou jím ním jí ní námi vámi jimi nimi P --mn– --tob– --n–m --ní nás vás --nich Im Tschechischen weisen die Personalpronomen (betonte) Langformen und (unbetonte) Kurzformen auf. Hier werden jeweils zuerst die Kurzform, dann die Langform, an dritter Stelle die nach Präpositionen verwendeten Formen aufgeführt. Nach Präpositionen erscheint an den Pronomen der 3. Person ein epenthetisches n. Im Präpositiv gibt es nur Langformen. Russisch Singular Plural 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. (m, n, f) 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. N ´ (ª >& >&ó >&á ª ª >&$Ë G &´Ë ( ´Ë "ó (@) & "ó ¸ (@) & ¸ & $ (@) &$ D & ( é ý (<) & ý ° (<) & ° & $ (<) &$ A &´Ë ( ´Ë "ó ( >) & "ó ¸ ( >) & ¸ & $ ( >) &$ I &>° (> ó° $ ( ) &$ ² ( ) & ° ( ) &é² &á $ á $ $ $ Ë ( ) &$ $ Ë P (> >) & (>) ( é (>) &¸ (>) & ° (>) & (>) (>) &$ Nach Präpositionen erscheint an den Pronomen der 3. Person ein epenthetisches n (hier mit einer exemplarischen Präposition dargestellt). <?page no="192"?> 180 Ukrainisch Singular Plural 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. (m, n, f) 1. Ps. 2. Ps. 3. Ps. N ´ ($ i& >&ó >&á $ $ >&$Ë G &é ( é °>"ó (,>) &-ó"> ÇÑ (,>) &éÇ & Ç (,>) &$ D &í (> í °> ý Ç° & Ç A &é ( é °>"ó (& ) &-ó"> ÇÇ (& ) &éÇ & Ç (& ) &$ I &ó² (> ó² &$ &é² &á $ á $ &$ $ Ë P &í (> í (& ) &-ó @ (& ) &Å° & (& ) &$ Nach Präpositionen erscheint an den Pronomen der 3. Person ein epenthetisches n (hier mit einer exemplarischen Präposition dargestellt). Relativpronomen (Nominativ) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Sg m koji który který <>(ó ª° ´<$° Ë / <ó( $° f koja która která <>(ó ´ ´<á / <ó( n koje które které <>(ó > ´<é / <ó( Pl. koji m którzy mp które nmp kte-í mb <>(ó ª ´<í / <ó( Å koje f které mu/ f koja n která n Possessivpronomen (Nominativ) Nachfolgend die Genusformen (m, f, n) der Possessivpronomen im Singular und - sofern vorhanden - im Plural. Im Polnischen werden im Plural maskulinpersonale und nicht-maskulin-personale Formen (Personal- und Sachformen) unterschieden (siehe Abschnitt 7 in diesem Kapitel, S. 131). Im Tschechischen gibt es Lang- und Kurzformen, außerdem Ausdrücke für belebte maskuline und unbelebte (maskuline, feminine) und neutrale Formen. In der Tabelle wird jeweils zuerst die Langform vor der Kurzform genannt. Belebte und unbelebte Formen sind gesondert gekennzeichnet. <?page no="193"?> 18 Pronomen 181 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch mein, e m f n moj moja moje Pl. moji m moje f moja n mój moja moje Pl. moi mp moje nmp m¤j moje má moje mé Pl. moji mí mb moje mé mu, f moje má n >° >´Ë >¸ Pl. >$Ë Å° >´Ë >ÀË Pl. >Ñ dein, e m f n tvoj tvoja tvoje Pl. tvoji m tvoje f tvoja n twój twoja twoje Pl. twoi mp twoje nmp tv¤j tvoje tvá tvoje tvé Pl. tvoji tví mb tvoje tvé mu, f tvoje tvá n ( >° ( >´Ë ( >¸ Pl. ( >$Ë ( Å° ( >´Ë ( >ÀË Pl. ( >Ñ sein (m, f, n) njegov, a, o Pl. njegovi m njegove f njegovi n jego jeho "ó °>"ó ihr (m, f, n) njezin, a, o Pl. njezini m njezine f njezini n jej její ¸ ÇÑ unser, e m f n naš naša naše Pl. naši m naše f naša n nasz nasza nasze Pl. nasi mp nasze nmp náš naše naše Pl. naši mb naše mu, f, n & B &áB &áB Pl. &áB$ & B &áB &áB Pl. &áBÅ euer, eure m f n vaš vaša vaše Pl. vaši m vaše f vaša n wasz wasza wasze Pl. wasi mp wasze nmp váš vaše vaše Pl. vaši mb vaše mu, f, n B áB áB Pl. áB$ B áB áB Pl. áBÅ ihr (m, f, n) njihov, a, o Pl. njihovi m njihove f njihovi n ich jejich $ Ñ &Å°, Ñ &´, Ñ &À Pl. Ñ &Å <?page no="194"?> 182 Reflexives Possessivpronomen: mein / dein / sein ... eigenes (Nominativ) BKS Polnisch Tschechisch*) Russisch Ukrainisch Sg. m f n svoj svoja svoje swój swoja swoje sv¤j svoje / svá svoje / své >° >´Ë >¸ Å° >´Ë >ÀË Pl. svoji m svoje f svoja n swoi mp swoje nmp svoji / sví mb svoje / své mu/ f svoje / svá n >$Ë >Ñ *) Für Tschechisch wird zuerst die Langform, dann die Kurzform genannt. Reflexivpronomen: mich, dich, sich, uns, euch, sich (alle Numeri) BKS Polnisch Tschech.*) Russisch Ukrainisch G sebe / se siebie sebe ´Ë é D sebi / si sobie sob– / si é > í A sebe / se siebie / si} sebe / se ´Ë é I sobom sob sebou > ó° > ó² P sebi (o) sobie (o) sob– (>) é (& ) > í *) Für Tschechisch wird zuerst die Langform, dann die Kurzform genannt. Demonstrativpronomen: dieser, diese, dieses (Nominativ) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Sg. m f n ovaj ova ovo taj ta to ten ta to ten ta to ®Ë (>( ®Ë ( ®Ë (> ° ´ Pl. ovi ove ova ti m te f ta n ci mp te nmp ti mb ty mu/ f ta n ®($ Ë Å Das BKS weist im Bereich der Demonstrativpronomen ein Dreierparadigma auf: ovaj, ova, ovo verweist auf die Nähe zum Sprecher, taj, ta, to auf die Nähe zum Hörer. Beide Pronomen entsprechen in etwa dt. dieser, diese, dieses. Dt. jener, jene, jenes ist im BKS dagegen onaj, ona, ono - weder in der Nähe des Sprechers noch in der Nähe des Hörers. Demonstrativpronomen: jener, jene, jenes (Nominativ) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Sg. m f n onaj ona ono tamten tamta tamto onen ona ono (>( ( (> (>° ( ( Pl. oni m one f ona n tamci mp tamte nmp oni mb ony mu/ f ona n ( (Å <?page no="195"?> 18 Pronomen 183 Totalitätspronomen: ganz ..., all ... (Nominativ) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Sg. m f n sav sva sve Singularformen 47 inzwischen ungebräuchlich všechen všechna všechno - ´ ¸ - (@ é -) ´ (@ ´Ë ) (@ é) Pl. svi m sve f sva n wszyscy mp wszystkie nmp všichni mb všechny mu/ f všechna n Å (@ í) Identitätspronomen: selbst (Nominativ) BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Sg. m f n sam sama samo sam sama samo sám sama samo á ó á ó Pl. sami m same f sama n sami mp same nmp sami mb samy mu/ f sama n á $ í Negativpronomen: niemand, nichts, kein … (Nominativ) Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch niemand kr. nitko sr. niko nikt nikdo &$<(ó &Å (ó nichts ništa nic nic &$*(ó &Ŷó kein... Sg. (m, f, n) nijedan nijedna nijedno Pl. nijedni m nijedne f nijedna n Sg. (m, f, n) ‰aden ‰adna ‰adne Pl. ‰adni mp ‰adne nmp Sg. (m, f, n) žádný žádná žádné Pl. žádní mb žádné mu/ f žádná n Sg. (m, f, n) &$< <ó° &$< <á´ &$< <ó Pl. &$< <$ Ë Sg. (m, f, n) ó, & ó,& ó,& Pl. ó,&Å 47 Poln. wszystek, wszystka, wszystko. <?page no="196"?> 184 Indefinitpronomen (Nominativ) Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch irgendein neki, a, o jaki‡, jaka‡, jakie‡ n–jaký < <>°-&$ ý,-; < <ó°- $ >; < <ó°-(> ´<$°-&é @,-; @,--´<$° Ë ; ´<$° - Ë jeder svaki, a, o ka‰dy každý <á ,ª°; ´<$° Ë <ó &; ´<$° Ë / @ ´<$° Ë derselbe isti, a, o ten sam ten samý (>( ; ®(>( Ë (>° á $°; ° der andere drugi, a, o drugi, -a, -ie jiný , @"ó° í&B$° ein gewisser neki, neka, neko pewien, pewna, pewne jakýsi &é<$° ,é´<$° jemand, irgendjemand bs., kr. netko sr. neko kto‡; ktokolwiek n–kdo; kdosi <(ó-&$ ý,-; <(ó- $ > Ë ; <(ó-(>; &é<(> (>-&é @,-; @,-- (ó; (> -; ,é (> etwas, irgendetwas nešto co‡; cokolwiek n–co; cokoli *(ó-&$ ý,-; *(ó- $ > Ë ; *(ó-(>; <> -*(ó; &é*(> ¶>-&é @,-; @,--¶ó; ¶> -; ,é¶> Aus Platzgründen geben wir Genusformen nur in besonderen Fällen sowie für BKS an. Reziprokpronomen (hier nur die Zitierform) Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch einander jedan drugi sebe, se jeden drugiego sobie sebe , @" , ý" >,$& Ë ó,&>"> Im BKS, Polnischen und Tschechischen kann das Pronomen sebe, sobie bzw. sebe nicht nur reflexiv, sondern auch reziprok verwendet werden. BKS und Ukrainisch unterscheiden für das flektierbare jedan drugi bzw. ^9 = ó9 ^6^ Genusformen. Russ. 9 6 9 ý6 wird ohne Genusunterscheidung flektiert. VI Morphologie <?page no="197"?> 18 Pronomen 185 Interrogativpronomen (Nominativ) Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch wer? kr. tko? bs., sr. ko? kto? kdo? <(>? (>? was? kr. što? bs., sr. šta? co? co? *(>? ¶>? wann? kad(a)? kiedy? kdy? <>",á? <> $Ë ? wo? gdje? gdzie? kde? ", ? , ? wohin? kamo? dokd? kam? <@,á? <@,$Ë ? wie? kako? jak? jak? < <? ´<? warum? zašto? dlaczego? czemu? ugs. proP? >* ý? *é ? *> ý? & í¶>? &á¶>? wessen? Sg. (m, f, n) Piji? Pija? Pije? Pl. Piji? m Pije? f Pija? n Sg. (m, f, n) czyj? czyja? czyje? Pl. czyi? mp czyje? nmp Pí? Sg. (m, f, n) * °? *-´? *-¸? Pl. *-$? Sg. (m, f, n) *$°? *$´Ë ? *$ÀË? Pl. *$Ñ? was für ein? m f n Sg. kakav kakva kakvo Pl. kakvi m kakve f kakva n Sg. jaki? jaka? jakie? Pl. jacy? mp jakie? nmp Sg. jaký? jaká? jaké? Pl. jací mb jaké mu/ f jaká n Sg. < <ó°? < <á´? < <ó ? Pl. < <$ Ë ? Sg. ´<$° Ë ? ´<á? ´<é? Pl. ´<í? Deklination von wer? BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N kr. tko, bs., sr. ko kto kdo <(> (> G koga kogo koho <>"ó <>"ó D kome, komu komu komu <> ý <> ý A koga kogo koho <>"ó <>"ó I kim kim kým < <$ P (>) kome (>) kim (>) kom (>) <> (& ) <ó @ (& ) <Å <?page no="198"?> VI Morphologie 186 ? Deklination von was? BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch N kr. što, bs., sr. šta co co *(> ¶> G Pega czego Peho * "ó *>"ó D Pemu czemu Pemu * ý *> ý A što, šta co co *(> ¶> I Pime czym Pím * *$ P (>) Pem (>) czym (>) Pem (>) *¸ (& ) *ó @ (& ) *Å Aufgabe 1: Versuchen Sie möglichst spontan, die folgenden (z. T. homonymen) Formen zu bestimmen: BKS: dje aku (de aku), fonetici, novinama, voziti, preporu ujem, kupujemo Polnisch: ch opczykowi, fonetyki, gazetami, jecha , rekomenduj¢, kupujemy Tschechisch: chlapci, fonetiky, novinami, jet, doporu it, kupujeme Russisch: á 0 , €^ é? , 6 >é? , é@ ? , ^ 9ý<, ^ á Ukrainisch: @ ó 0 , €^ é? , 6 >é? , ²@ ? , ^ 9ý<, ý~ ^ <?page no="199"?> VII Syntax In diesem Kapitel geht es um das für die Erfassung des Textbzw. Satzinhalts wichtige Erkennen von Satztypen (Aussage-, Fragesatz, Aufforderungs-, Wunschsatz 1 ), Satzstrukuren (einfacher oder zusammengesetzter Satz) und Satzgliedern (Subjekt, Objekt, Prädikat, attributive Bestimmung, adverbiale Bestimmung) bzw. von Wortarten (Substantiv, Verb, Adjektiv, Adverb, Pronomen, Numerale, Prädikativ usw.) und die richtige Zuordnung zu komplexeren syntaktischen Einheiten (Syntagmen). In sprachvergleichenden Grammatiken und vergleichbaren Arbeiten wird der Bereich der Syntax nicht selten ausgeklammert. Panzer (1991, 221) vermutet den wohl ausschlaggebenden Grund in den uneinheitlichen Klassifikationen und Terminologien der SyntaxforscherInnen, die derartige Vergleiche schon an der „Basis“ behindern. Daneben sei aber die panslavische Syntax, also das allen slavischen Sprachen Gemeinsame, ganz einfach „uninteressant“. Wichtig seien vielmehr die Unterschiede, die einzelsprachlichen Besonderheiten. Für Interkomprehension und Interkomprehensionsforschung dagegen sind die Gemeinsamkeiten nicht weniger bedeutsam als die Unterschiede, gilt es doch, das schon unbewusst Gewusste herauszufiltern und bewusst zu machen. 2 Will man keine grundlegende Einführung in syntaktische Grundbegriffe verfassen, zumal die Klassifikationen - siehe oben - nicht einheitlich sind, kann man zumindest das „Erkennen der Satztypen“ als weitgehend unproblematisch einstufen. Nicht zuletzt weil geschriebene Texte hier eindeutige Hinweise in Form von Interpunktionszeichen wie ? (Frage), ! (Aufforderung, Wunsch, Ausruf), «» oder „“ (direkte Rede) usw. liefern. Auch die Erkennung von Satzgliedern ist, sofern man in der Lage ist, die Wortarten zu unterscheiden, eigentlich intuitiv möglich - die einzige Ausnahme stellt vielleicht die Wortart Adverb (als Satzglied dann adverbiale Bestimmung) dar, für die kaum Gemeinsamkeiten angegeben werden können. Wer slavische, aber keine polnischen und / oder russischen Sprachkenntnisse besitzt, dürfte dagegen ohne weiteres die Sätze poln. On jest studentem und russ. On - student verstehen - zunächst auch ohne Detailwissen über Kopula-Verwendung, Kasusverwendung im Prädikatsnomen usw. Die nachfolgenden Beispiele sind verschiedenen (in den Fußnoten genannten) Quellen entnommen und die Abschnitte zum Teil nach dem EuroComRom- Vorbild, zum Teil nach den Entsprechungen deutscher Konstruktionen geordnet. 1 Man könnte hier noch den Ausrufesatz anführen, der allerdings in der Praxis immer mit einem der anderen Satztypen (je nach Kontext Aussage, Frage, Aufforderung oder Wunsch) zusammenfällt und entsprechend umstritten ist. 2 Einzelsprachliche Besonderheiten wie etwa die serbischen da-Sätze bzw. die da-Konstruktionen, die im Serbischen den Infinitv ersetzen (z. B. Da imam novace, kupio bih knjigu. ‚Wenn ich Geld hätte, würde ich das Buch kaufen‘ oder serb. ne mogu da ti kažem = kroat. ne mogu ti kazati ‚ich kann dir nicht sagen‘), oder die ukrainischen Konstruktionen mit > (z. B. ukr. ³á? ^ { =@^{ { é, {i \ { í > á? i ‚Mein Vater hat mich großgezogen, er ersetzte mir die Mutter (wörtlich war mir für Mutter)‘ (aus: Panzer (1991, 55)) sollten in den jeweiligen Lesekursen thematisiert werden. <?page no="200"?> 188 Mögen nun also Ausführungen zur „(panslavischen) Syntax“ unergiebig, unübersichtlich, ungeeignet, irrelevant sein, sollen im Folgenden doch einige Punkte aufgeführt werden, die das Textverstehen erleichtern könnten. Die hier hervorgehobenen Besonderheiten betreffen: 1. Wortfolge im einfachen Satz 2. Verwendung der Personalpronomen 3. Verwendung einer Kopula 4. Ausdruck des Passivs 5. Fragen 6. Negation 7. Unpersönliche / Subjektlose Sätze 8. Konstruktionen für dt. haben, sein, es gibt usw. 9. müssen / sollen, können, dürfen 10. Satzverkürzung durch Partizipien 11. Beispiele für zusammengesetzte Sätze Die vielfältigen, zum Teil vom Deutschen verschiedenen Kasusfunktionen werden im Kapitel VI Morphologie behandelt, ebenso die Wortarten. Eine Übersicht über die wichtigsten Konjunktionen findet sich im Anhang zum Kapitel IV Wortschatz. Angabe deutscher Wort-für-Wort-Übersetzungen Die slavischen Sprachen scheinen in ihrer „SVO-Syntax“ zunächst recht ähnlich, bei genauerer Betrachtung zeigen sich jedoch immer wieder einzelsprachliche „Abweichungen“. Aus diesem Grund geben wir für die meisten Beispiele deutsche Wort-für-Wort-Übersetzungen an (anstelle allzu abstrakter Formenbestimmungen). Die mit einer Form ‚sein‘ und Partizip Aktiv bzw. l-Partizip gebildeten bosnisch-kroatisch-serbischen und tschechischen Vergangenheitsformen geben wir durch deutsches Perfekt (mit nicht angepasster Kopula) wieder: bks. kupio je ‚gekauft (m.) ist‘ (dt. er hat gekauft), otišla je ‚gegangen (f.) ist‘ (dt. sie ist weggegangen) tsch. etl jsi ‚gelesen (m.) bist‘ (dt. du hast gelesen), koupil ‚gekauft (m.)‘ (dt. er hat gekauft), jsme byli ‚wir-sind gewesen (mb)‘ (dt. wir sind gewesen). Mit dem Deutschen übereinstimmende Kasusverwendungen werden nicht gesondert gekennzeichnet. VII Syntax <?page no="201"?> 1 Wortfolge im einfachen Satz 189 1 Wortfolge im einfachen Satz Zum Einstieg eine Übersicht zu Konstruktion und Wortfolge im einfachen Satz - in Anlehnung an die für die romanischen Sprachen angenommenen Kernsatztypen 3 : Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Anna ist Studentin. bs., kr. Ana je studentica. sr. Ana je studentkinja. Anna jest studentk. Anna to studentka. Anna je studentka. Á&& - (@,é&(< . ! á&& À (@,é&(<>². Anna ist nett. Ana je ljubazna. Anna jest miƒa. Anna je milá. Á&& - $ ´ Ë . Á&& - $ ($*& ´ Ë . ! á&& $ Ë / ² ´´ & Ë . Anna liest ein Buch. Ana Pita knjigu. Anna czyta ksi‰k}. Anna Pte knihu. Á&& *$(á ( <&$"@ Ë . ! á&& *$(áÀ <&$"@ Ë . Anna liebt das Leben. Ana voli život. Anna kocha ‰ycie. Anna má ráda život. Anna miluje život. Á&& ² $( Ë $ &-. ! á&& ² $(- Ë $((´Ë . Anna schläft. Ana spava. Anna ‡pi. Anna spí. Á&& $(. ! á&& $(-. Anna schläft im Büro. Ana spava u uredu. 4 Anna ‡pi w biurze. Anna spí v kancelá-i. Á&& $( <ó &a( . 5 ! á&& $(y <Å &á(Å. 6 Anna liest ein Buch im Büro. Ana Pita knjigu u uredu. Anna czyta ksi‰k} w biurze. Anna Pte knihu v kancelá-i. Á&& *$(á ( <&$Ë "@ < $&é( . ! á&& *$(áÀ <&$"@ ² Ë ó. Anna wendet sich an einen Kollegen. Ana se okrenu kolegi. Anna zwraca si} do kolegi. Anna se obrací na kolegu. Á&& > ¶á ( ´ < <> é" . ! á&& (áÀ(- ´ ,> <> é"$. Anna gibt das Buch ihrem Kollegen. Ana daje knjigu kolegi. Anna daje ksi‰k} koledze. Anna (po)dává knihu kolegovi. Á&& , ¸( <&$Ë "@ <> é" . ! á&& , À <> é"> Å / <> é Å <&$"@. Anna wendet sich an einen Kollegen im Büro. Ana se okrenu kolegi u uredu. Anna zwraca si} do kolegi w biurze. Anna se obrací na kolegu v kancelá-i. Á&& > ¶á ( ´ < <> é" < $&é( . ! á&& (áÀ(- ´ ,> <> é"$ ² ó. 3 Vgl. Klein, H. G./ Stegmann, T. D. (2000), EuroComRom - Die sieben Siebe: Romanische Sprachen sofort lesen können. Aachen. 4 Bks. ‚im Büro‘ ist auch u birou, u kancelariji. 5 Dt.: ‚Anna schläft im Zimmer‘. ‚Anna schläft im Büro‘ wäre Á ? { \ é? / \< ó, allerdings ist dieser Satz im Russischen stilistisch unschön (wenn auch formal korrekt). 6 Dt.: ‚Anna schläft im Zimmer‘. ‚Anna schläft im Büro‘ wäre “á ? { \< ó/ \– é? –, allerdings ist dieser Satz im Ukrainischen stilistisch unschön (wenn auch formal korrekt). <?page no="202"?> 190 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Anna wendet sich an einen Büro- Kollegen. Ana se okrenu kolegi iz biroa. Anna zwraca sie do kolegi z biura. Anna se obrací na kolegu z kancelá-e. Á&& > ¶á ( ´ < <> é" > ² ó. ! á&& (áÀ(- ´ ,> <> é"$ > ² ó. Die Wortstellung im Aussagesatz in den slavischen Sprachen ist traditionell SVO (Subjekt - Prädikat - Objekt) und „relativ frei“, d. h., abhängig von der Thema-Rhema-Gliederung sind gewisse, aber nicht beliebige Variationen möglich. Beispiele für die Wortstellung und verschiedene Thema-Rhema-Gliederungen: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Anna schreibt einen Brief. Ana piše pismo. Anna pisze list. Anna píše dopis. Á&& $Ë B ( $ - ó. ! á&& $B Ë $ ( / $ (á. Den Brief schreibt Anna. Pismo piše Ana. List pisze Anna. Dopis píše Anna. $ - ó $Ë B ( Á&& . $ (á $B Ë ! á&& . Die Mutter gibt dem Sohn Geld. 7 Majka daje sinu novac. Matka daje synowi pienidze. Matka dává synovi peníze. (- , ¸( ªË &@ ,é&-"$. á($ , ÀË $Ë &> Å / $Ë &@ " óBÅ. Dem Sohn gibt die Mutter Geld. 8 Sinu daje majka novac. Synowi matka daje pienidze. Synovi dává matka peníze. ªË &@ , ¸( ,é&-"$ (-. $Ë &> Å / $Ë &@ , ÀË á($ " óBÅ. Die Enten schwimmen auf dem See. Patke plivaju po jezeru. Kaczki pƒywaj po jeziorze. Kachny plavou na jeze-e. ? (<$ Ë á ²( @,ý. ; á*<$ á ²(- @ ( <ý. Auf dem See schwimmen Enten. Po jezeru plivaju patke. Po jeziorze pƒywaj kaczki. Na jeze-e plavou kachny. B @,ý á ²( ý(<$. ? ( <ý á ²(- <á*<$. Peter hat Alena gestern einen Blumenstrauß gekauft. 9 Petar je Alenu juPer kupio cvijeXe (cveXe). Piotr wczoraj kupiƒ Alinie kwiaty. Petr vPera koupil Alen– kytici. ¸( * á <@ $Ë é& (ªË . ( ó *ó <@ $Ë = é&Å < í($. Peter hat gestern einen Blumenstrauß (für) Alena gekauft. Petar je za Alena juPer kupio cvijeXe (cveXe). Piotr wczoraj kupiƒ kwiaty Alinie. Petr vPera koupil kytici Alen–. ¸( * á <@ $Ë (ªË é& . ( ó *ó <@ $Ë < í($ = é&Å. 7 Beispiel aus Rehder (1998c, 289). 8 … der Tochter dagegen nicht etc. 9 Beispiele aus Šlosar (2002, 519). <?page no="203"?> 1 Wortfolge im einfachen Satz 191 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Peter hat Alena den Blumenstrauß gestern gekauft. Petar je juPer kupio Alenu cvijeXe (cveXe). Piotr kupiƒ kwiaty Alinie wczoraj. Petr koupil kytici Alen– vPera. ¸( <@ $Ë (ªË é& * á. ( ó <@ $Ë < í($ = é&Å *ó . Zu den genannten Beispielsätzen sind natürlich weitere - markierte und für MuttersprachlerInnen nicht immer wohlklingende - Thema-Rhema-Gliederungen möglich. Zu beachten ist die Stellung der Enklitika und der Adjektive. Enklitika sind schwach oder nicht betonte Morpheme wie Kopulaformen von biti, by , být ‚sein‘, Reflexiv- und unbetonte Personalpronomen, die sich an andere Wörter „anlehnen“ und deren Position im Satz daher nicht beliebig ist. Im Russischen und Ukrainischen ist die Wortfolge freier als im BKS, Polnischen und Tschechischen, Regeln gibt es aber auch hier: die Wortfolge wird daher als „relativ frei“ charakterisiert. Enklitika: BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch enklitische Stellung nach dem ersten betonten Ausdruck im Satz - bei Häufung mehrerer enklitischer Wörter hierarchische Ordnung relativ freie Wortstellung Beispiele für die Stellung von Enklitika: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Wir haben ihn gesehen. Vidjeli / videli smo ga. Widzieli‡my go. Vid–li jsme ho. ª "ó $Ë , $. ª $Ë , $ "ó. $ °>"ó á*$ $. $ á*$ $ °>"ó. Ich werde mich mit ihm verständigen. 10 kr., bs. Ja Xu s(a) njim se sporazumjeti. sr. Ja Xu s(a) njim da se sporazumem. Ja si} z nim porozumiem. Domluvím se s ním. ª &$ ,>"> > $ ´ Ë . ª ,>"> > $ ´ Ë &$ . $ &$ > > @ íÀ > ´. $ > > @ íÀ > ´ &$ . Ich (m.) könnte mich mit ihm verständigen. Mogao bih se s(a) njim sporazumjeti / sporazumeti. Ja bym si} z nim mógƒ porozumieX. Mohl bych se s ním domluvit. ³ >" ª &$ ,>"> >- $(- ´ Ë . ³ &$ >" ª ,>"> >- $(- ´ Ë . $ &$ >" $Ë > > @ í($ ´. $ >" $Ë &$ > >- @ í($ ´. 10 Dieses und das folgende Beispiel aus Birnbaum/ Molas (1998, 159). <?page no="204"?> VII Syntax 192 Während es hier in den bosnisch-kroatisch-serbischen, polnischen und tschechischen Beispielen keine Variationsmöglichkeiten hinsichtlich der Wortfolge gibt, können die Enklitika im Russischen und Ukrainischen an verschiedenen Positionen im Satz erscheinen (ggf. ändert sich dadurch allerdings der Satzakzent, d. h. die Thema-Rhema-Gliederung). Adjektive (attributiv): BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch meistens vorgestellt können vor- und nachgestellt werden 11 immer vorgestellt meistens vor dem Substantiv, können aber auch nachgestellt werden 12 Beispiele für die Stellung von Adjektiven: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch die (deutsche) Sprache der Gegenwart savremeni bosanski jezik suvremeni hrvatski jezik savremeni srpski jezik wspóƒczesny j}zyk polski souPasný Peský jazyk > é&&ª° ý <$° ´ ªË < @*á & @< Ñ& -< ó ein großes (hohes) Haus visoka kuXa wysoki dom vysoký d¤m ª ó<$° ,> $ ó<$° ,Å Adjektive können nicht nur wie in den genannten Beispielen attributiv, sondern auch prädikativ verwendet werden (vgl. tsch. To je zajímavá kniha (attributiv - ‚Das ist ein interessantes Buch‘) vs. Praha je stará (prädikativ - ‚Prag ist alt‘)). 2 Verwendung der Personalpronomen Personalpronomen in Subjektposition müssen nicht in jedem Fall gesetzt werden. Im BKS, Polnischen und Tschechischen markiert ihre Verwendung eine besondere Betonung. Im Russischen und Ukrainischen können sie zwar auch weggelassen werden, meistens werden sie jedoch gesetzt. Ob sie betont oder unbetont sind, ergibt sich aus dem Kontext. 11 Die Anordnung ist nicht verbindlich geregelt, aber auch nicht beliebig. Zu Einzelheiten siehe entsprechende Grammatiken des Polnischen. In einigen Fällen sind mit der Abfolge semantischlexikalische Unterschiede verbunden; vgl. panna m oda ‚Braut‘ (phraseologisch, daher Adjektiv vorgestellt), aber m oda panna ‚junges Mädchen‘. Siehe z. B. Bartnicka et al. (2004, 535). 12 Die Anordnung ist nicht verbindlich geregelt, aber auch nicht beliebig. Zu Einzelheiten siehe einzelsprachliche russische und ukrainische Grammatiken. <?page no="205"?> 3 Verwendung einer Kopula 193 Beispiele für unbetonte und betonte Pronomen: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ich schreibe einen Brief. Pišem pismo. ich-schreibe Brief Pisz} list. ich-schreibe Brief Píši / píšu dopis. ich-schreibe Brief ³ $Bý $ - ó. ich ich-schreibe Brief $Bý $ - ó. ich-schreibe Brief ³ $Bý $ ( / $ (á. ich ich-schreibe Brief (A/ G) $Bý $ ( / $ (á. ich-schreibe Brief (A/ G) ICH schreibe einen Brief. Ja pišem pismo. ich ich-schreibe Brief Ja pisz} list. ich ich-schreibe Brief Já píši / píšu dopis. ich ich-schreibe Brief ³ $Bý $ - ó. ich ich-schreibe Brief -Ë (> ´ $Bý $ - ó. das-ist ich ich-schreibe Brief ³ $Bý $ (á. ich ich-schreibe Brief ´ $Bý $ (á. das-ist ich ich-schreibe Brief (G) 3 Verwendung einer Kopula Kopulaverben bzw. Kopulawörter kommen in den slavischen Sprachen in verschiedenen Zusammenhängen und unterschiedlichen Ausprägungen zum Einsatz. (Hierzu siehe auch Abschnitt 8, S. 207ff.) BKS, Polnisch und Tschechisch verwenden im Präsens eine Kopula (Formen von ‚sein‘; im Polnischen außerdem to ‚dies ist‘) beim nominalen Prädikat. Im Ukrainischen kann eine Kopula verwendet werden, möglich ist aber auch die durch Gedankenstrich markierte Null-Kopula oder eine Konstruktion mit - ‚dies ist‘. Das Russische zeigt im Präsens in der Regel ebenfalls eine Null-Kopula beim nominalen Prädikat. Daneben werden auch Kopulaverben bzw. -wörter wie *{ *=? * (zu übersetzen mit ‚sein‘) oder ´=? ^ ‚dies ist‘ verwendet. Die Präsensformen von \O? ‚sein‘ ? (formal 3. Ps. Sg.) und ? (3. Ps. Pl.) kommen nur in bestimmten Kontexten (z. B. in wissenschaftlichen Definitionen) vor. Im Präteritum (BKS: Perfekt) und Futur verwenden alle fünf Slavinen die entsprechenden Formen von ‚sein‘. Die russische Vergangenheitsform zu ´=? ^ ‚(dies) ist‘ lautet ´=? ^ \O= ^ ‚dies war‘, Futur ´= ? ^ \ý9e? ‚(dies) wird sein‘. Polnisches to als Kopula dagegen ist nur im Präsens möglich. <?page no="206"?> VII Syntax 194 Gegenwart BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Präsensformen von biti sein Präsensformen von by sein Präsensformen von být sein keine Form von sein als Kopula bei Nominalprädikaten; ggf. Ersatz durch Kopulaverben wie Nominalsatz kann mit oder ohne Kopula gebildet werden to (dies) ist ®Ë (> (dies) ist (dies) ist Präsensformen von sein und nur in bestimmten Kontexten (z. B. in wissenschaftlichen Definitionen) Präsensform von ý sein für alle Personen und Numeri (nur in bestimmten Kontexten obligatorisch) Vergangenheit BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Perfektformen von biti Präteritumformen von by Präteritumformen von být keine Kopula in der 3. Ps. Präteritumformen von Präteritumformen von ý ®(> ªË > (dies) war @ > (dies) war Zukunft BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Futurformen von biti Futurformen von by Futurformen von být Futurformen von Futurformen von ý Beispiele: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Er ist krank. On je bolestan. Bolestan je. On jest chory. Je nemocen. =& ó &. i& ó $°. Jan ist Student. Ivan je student. Jan jest studentem. (I. Sg.) Jan to student. Jan je student. # á& - (@,é&(. # á& ´ ´Ë ( ´ (@,é&(> . (I. Sg.) Ä á& - (@,é&(. Ä á& À (@,é&((> ). (N. oder I. Sg.) Wissen ist Macht. Znanje je moX. Wiedza to pot}ga. V–d–ní je moc. &á&$ - $ Ë . & &&´Ë - $ Ë . <?page no="207"?> 4 Ausdruck des Passivs 195 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Der Löwe ist ein Raubtier. Lav je krvoloPna životinja. Lew jest drapie‰nikiem. Lev je šelma. - $Ë ¶&> $ ó(&> . - $ Ë ( $& Ë . Löwen sind Raubtiere. Lavovi su krvoloPne životinje. Lwy s drapie‰nikami. Lvi jsou šelmy. - ª - $Ë ¶&ª $ ó(&ª . - ª @(- $Ë ¶&ª $ ó(&ª . é $ - $ Å Ë ( $&$ Ë . é $ À $ Å Ë ( $&$ Ë . Paris ist immer noch Paris. Pariz je uvijek (uvek) Pariz. Pary‰ jest zawsze Pary‰em. Pa-íž z¤stane Pa-íží. P. bleibt P. $Ë ",á $Ë . $ Ë ,$Ë $ Ë . Kinder sind Kinder. kr., bs. Djeca su djeca. sr. Deca su deca. Dzieci s dzieXmi. D–ti jsou d–ti. +é($ (- ,é($. +í($ À ,í($. Anna war Ingenieurin. Ana je bila inženjerka. Anna byƒa in‰ynierem. Anna byla inženýrka. Á&& ª á $& &é > . ! á&& @ á Å& &é > . Anna wird glücklich sein. Ana Xe biti sretna (sreXna). Anna b}dzie szcz}‡liwa. Anna bude š¢astná. Á&& ý, ( * ( $Ë . ! && @, ¶ $ >² Ë . Im Polnischen, Tschechischen, Russischen und Ukrainischen kann - abhängig von der jeweiligen syntaktischen Konstruktion und der Satzsemantik - das Prädikatsnomen auch im Instrumental erscheinen. Zu Einzelheiten siehe einzelsprachliche Grammatiken. 4 Ausdruck des Passivs Die slavischen Sprachen kennen keinen einheitlichen morphologischen Ausdruck des Passivs am Verb. Stattdessen kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz, um diese spezielle, gemeinhin als Passiv bezeichnete Satzperspektive, die den Fokus auf das Patiens legt, auszudrücken; z. B. durch reflexive Verben mithilfe von Passivpartizipien (zusammengesetztes Passiv) durch aktive Formen (z. B. 3. Ps. Pl.) Ganz allgemein sind mit Partizipien gebildete Passivkonstruktionen in slavischen Sprachen (in individuellen Abstufungen) wohl seltener als im Deutschen. Im BKS sind sie zwar möglich, de facto aber ungebräuchlich. Im Tschechischen gehören die Konstruktionen mit Passivpartizipien eher der geschriebenen Sprache an. Welches Mittel jeweils zum Einsatz kommt, hängt außerdem von Aspekt und Semantik der Verben ab. Einzelsprachlich verschieden ist auch der Ausdruck des Agens. <?page no="208"?> VII Syntax 196 Ausdruck des Agens: BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch keine vergleichbare Konstruktion przez + Akkusativ Instrumental Im BKS kann ein unbelebtes Agens zwar durch einen Instrumental (Ku a je srušena vjetrom (vetrom) ‚Das Haus wurde durch den Wind zerstört‘), ein belebtes durch die Konstruktion od + Genitiv ausgedrückt werden 13 , im Allgemeinen sind Passivkonstruktionen aber, wie gesagt, ungebräuchlich. Beispiele für Sätze mit passivischer Bedeutung: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Der Brief wird von Jan geschrieben. Aktiv: Pismo piše Ivan. Brief scheibt Ivan List jest pisany przez Jana. Brief ist geschrieben von Jan Dopis je napsán Ivanem. Brief ist geschrieben durch-Ivan (I) (möglich, aber markiert) Reflexiv: $ - ó $B ( ´ Ë # á&> . Brief schreibt-sich durch-Ivan (I) (möglich, aber markiert) Reflexiv: $ ( $Ë B (- ´ # á&> . Brief schreibt-sich durch-Ivan (I) Das Haus wurde von meinem Großvater erbaut. Aktiv: KuXu je izgradio moj djed. Haus ist gebaut mein Großvater Dom zostaƒ 14 zbudowany przez mojego dziadka. Haus wurde gebaut von meinem (A) Großvater (A) D¤m byl postaven mým d–dou. Haus war gebaut (durch) meinen (I) Großvater (I) +> ª > ( ó & >$Ë ,é,@B<>°. Haus war gebaut (durch) meinen (I) Großvater (I) á( @ á @,ó & >æ ,í,> . Haus war gebaut (durch) meinen (I) Großvater (I) 5 Fragen Ergänzungsfragen Ergänzungsfragen werden durch entsprechende Fragepronomen der Frageadverbien („w-Fragen“: wer? was? wie? wo? ) eingeleitet bzw. gekennzeichnet. Eine vergleichende Übersicht dieser Pronomen findet sich am Ende des Kapitels VI Morphologie. 13 Vgl. Comrie/ Corbett (1993, 359). 14 Bei pf. Verben kann im Polnischen das Auxiliarverb zosta(wa) ‚werden‘ verwendet werden (by ‚sein‘ ist in Verbindung mit pf. und ipf. Verben möglich; selten ist bywa mit Partizip Passiv ipf.). Vgl. Bartnicka et al. (2004, 356f.). <?page no="209"?> 5 Fragen 197 Entscheidungsfragen Entscheidungsfragen (Ja-/ Nein-Fragen) können im Slavischen durch eine Fragepartikel wie bks. li oder ukr. 0 markiert werden. Möglich ist aber auch der Ausdruck durch eine spezielle Frageintonation bei ansonsten „normaler“ Wortstellung; vgl. ukr. µ = . (Aussage: ‚Das ist Vasyl’.‘) - µ = ? (Frage: ‚Das ist Vasyl’? ‘). In einigen Slavinen sind beide Verfahren möglich. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Fragepartikel li nach dem Element, nach dem gefragt wird (am Satzanfang), d. h., li steht an der zweiten Stelle im Satz (nach dem finiten Verb) Kombinationen (ugs.): da li je li Fragepartikel czy am Satzanfang --- Fragepartikel Œ: nach dem Element, nach dem gefragt wird (am Satzanfang), d. h., Œ: steht an der zweiten Stelle im Satz Fragepartikel |: am Satzanfang Inversion (Voranstellung des finiten Verbs) selten: Ausdruck durch Intonation Ausdruck durch Intonation Beispiele: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Sieht Slavko Olga? Slavko vidi Olgu? Vidi li Slavko Olgu? 15 Czy Slavko widzi Olg}? Vidí Slavko Olgu? á <> $,$( Ë Ó -"@? <ó á*$(- = -"@? Suchst du ihn? 16 Tražiš li ga? Szukasz go? Hledáš ho? 'ª "ó $Ë ¶ B-? '$ °>"ó B@<á B? Den Nachbarn suchst du? Tražiš li susjeda? Ssiada szukasz? Souseda hledáš? > é, $Ë ¶ B-? 'ª $Ë ¶ B- > é, ? '$ @ í, B@<áÀB? '$ B@<áÀB @ í, ? 15 Vgl. Comrie/ Corbett (1993, 347). 16 Dieses und folgendes (hier abgeändertes) Beispiel aus Rehder (1998b, 262). <?page no="210"?> VII Syntax 198 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Hast du (m./ f.) den neuen Harry Potter schon gelesen? Jesi li veX Pitao (Pitala) novog Harry Potter-a / novi roman “Harry Potter”? Czytaƒa‡ / czytaƒe‡ ju‰ nowego Harry Pottera? Metl(a) jsi už nového Harry(ho) Pottra? 'ª @ é *$(á (a) &ó >"> ! á $ ó(( ? 'ª *$(á (a) @ é &ó >"> ! á $ ó(( ? '$ *$(á (*- ) &> $° Ë (> «! á i ó( »? '$ *$(á (*$(á ) &> ó"> ! á Å ó( ? Ist sie Ukrainerin? 17 Je li ona Ukrajinka? Czy ona jest Ukraink? Je Ukrajinka? =&á @< $&< Ë ? ()$) >&á (À) @< æ&< ? Ist das Jan? Je li to Ivan? Czy to Jan? To Jan? Je to Ivan? -(> # Ë á&? I á&? Spielen Sie Tennis? Igrate li tenis? Czy gra pan/ pani w tenisa? 18 Hrajete tenis? #" á ( $ ª (é&&$ ? )$ $ " áÀ( (é&Å ? Rauchen Sie? Pušite li Vi? Czy pan/ pani pali? Kou-íte? ª <ý $( ? ; ý $( $ ª? $ á $( ? )$ $ á $( ? 6 Negation Die slavischen Sprachen verwenden für die Verneinung Negationspartikeln; vgl. Negationspartikel: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch nicht ne nie ne (als Präfix am Verb) & & In der Regel steht die Negationspartikel vor dem verneinten Prädikat; zu einzelsprachlichen Besonderheiten siehe die entsprechenden Arbeiten zur Syntax. Das BKS kennt für die Verben biti ‚sein‘, htjeti ‚wollen, werden‘, imati ‚haben‘ synthetische negierte Formen (siehe Kapitel VI Morphologie, Abschnitt 11); vgl. nisam ‚ich bin nicht‘ (vs. jesam, ja sam ‚ich bin‘), ne eš ‚du willst / wirst nicht‘ (positiv ho eš, eš), nema ‚er, sie, es hat nicht‘. In allen anderen Fällen werden Verben durch die genannte Partikel negiert: ne itamo ‚wir lesen nicht‘ usw. Im Tschechischen erscheint die Partikel als Präfix am Verb: slyšel ‚er hat gehört‘ - neslyšel ‚er hat nicht gehört‘. In der 3. Person wird keine Kopula verwendet, in allen anderen Personen dagegen schon: slyšel jsem ‚ich habe gehört‘ - 17 Beispiel aus Schweier (1998, 105). 18 Zu den Besonderheiten des polnischen Anredesystems, den Unterschieden zwischen Duzen (Prononmen ty) und Siezen (u. a. mithilfe der synaktisch in die Satzstruktur integrierten Anredeformen pan/ pani) siehe z. B. Bartnicka et al. (2004, 571f.). <?page no="211"?> 6 Negation 199 neslyšel jsem ‚ich habe nicht gehört‘. Für die 3. Ps. Sg. kennt das Tschechische eine spezielle negierte Form neni ‚ist nicht‘. Im Russischen kann die Negationspartikel Bestandteil phraseologischer Einheiten mit nicht verneinter Bedeutung sein (z. B. >*= ‚nicht umhin können‘, ^ á ‚so lange bis‘, 0 ? ‚fast, beinahe‘ usw.). Im Ukrainischen erscheint bei \ý? ‚sein‘ (nur eine Form ~ für alle Personen und Numeri gebräuchlich) die Negationspartikel als Präfix am Verb: á(~) (nicht zu verwechseln mit den negierten (und getrennt geschriebenen) Formen von ‚haben‘: á<, á~_, á~, … (‚ich habe nicht‘ usw.)). Daneben gibt es noch die Negationspartikeln bks. ni, niti, poln. ani, tsch. ani, russ. , ukr. á mit unterschiedlichen Funktionen - u. a. in der Bedeutung ‚weder - noch‘: weder - noch: BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch ni - ni niti - niti ani - ani ani - ani &$ - &$ á&Å - á&Å Beispiel: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ich will weder essen noch trinken NeXu ni jesti, niti piti. nicht-ich-will nicht 2 essen nicht 2 trinken Nie chc} ani je‡X ani piX. nicht ich-will nicht 2 essen nicht 2 trinken Nemám ani hlad, ani žízeš. nicht-ich-habe nicht 2 Hunger nicht 2 Durst ³ & >*ý &$ (-, &$ $(-. ich nicht ich-will nicht 2 essen nicht 2 trinken ³ & ó*@ á&Å æ ($, á&Å $($ Ë . ich nicht ich-will nicht 2 essen nicht 2 trinken Wir geben dt. ‚weder - noch‘ hier mit nicht 2 wieder. Im BKS ist die Konjunktion ni die negierte Entsprechung zu i ‚auch‘ (Ni Ana nije u seminaru ‚Auch Anna ist nicht im Seminar‘). Die russische Partikel (häufig ^9 = usw.) transportiert die Bedeutung ‚nicht ein einziger, kein einziger‘. Negation der Existenz / Anwesenheit: Die Verneinung der Existenz, des Vorhandenbzw. Anwesendseins kann durch unterschiedliche Mittel (meist in Verbindung mit einem Genitiv; Ausnahme: Tschechisch) ausgedrückt werden; vgl. <?page no="212"?> VII Syntax 200 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch ist nicht nema nie ma nemá & ( 19 & á(À) war nicht nije bilo nie byƒo nebylo &é ª > & @ ó wird nicht sein neXe biti nie b}dzie nebude & ý, ( & ý, Einfache und doppelte Verneinung Bei der einfachen Verneinung wird nur ein Wort (Ausdruck) durch Hinzufügen der Negationspartikel verneint. „Doppelte Verneinung“ (eigentlich nur eine verstärkte Verneinung) im Slavischen bedeutet, dass bei der Negation (des Verbs) auch Pronomen und Adverbien verneint werden. Beispiele für einfache Negation: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Sie hat das Buch nicht gelesen. Ona nije Pitala knjigu. sie nicht-ist gelesen Buch Nie czytaƒa tej ksi‰ki. nicht sie-las dieses Buch (G) NePetla tu knihu. nicht-sie-las dieses Buch =&á & *$(á <&$" Ë y. sie nicht las Buch >&á & >*$(á <&$"@. sie nicht las Buch Sie ist keine Studentin. bs., kr. Ona nije studentica. sr. Ona nije studentkinja. Nie jest studentk. nicht ist Studentin (I) Není studentka. nicht-ist Studentin =&á & (@,é&(< . sie nicht Studentin >&á & (@,é&(< . sie nicht Studentin Beispiele für die Verneinung der Existenz: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Jan ist nicht im Büro. Jan nije u uredu. Jan nicht-ist im Büro Jana nie ma w biurze. Jan (G) nicht hat im Büro Jan není v kancelá-i. Jan nicht-ist im Büro # á& ² ó & (. Ivan (G) im Büro ist-nichtda ³& & Ë áÀ ² ó. Jan (G) nicht-ist im Büro In dieser Stadt gibt es kein Museum. U ovom gradu nema muzeja. in dieser Stadt nicht-hat Museum (G) W tym mie‡cie nie ma muzeum. in dieser Stadt nicht hat Museum V tomto m–st– není muzeum. in dieser Stadt nicht-ist Museum ®Ë (> "ó >, & ( @ é´. in dieser Stadt ist-nicht-da Museum (G) -ó @ í (Å & áÀ @ é´. in dieser Stadt nicht-hat Museum (G) 19 Russ. ? bedeutet nicht nur ‚nein‘, sondern auch ‚ist nicht da‘ bzw. ‚gibt nicht‘, ‚fehlt‘, ‚nicht haben‘. <?page no="213"?> 6 Negation 201 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch In unserer Stadt gibt es keinen Park. U našem gradu nema parka. in unserer Stadt nicht-hat Park (G) Naš grad nema parka. unsere Stadt nicht-hat Park (G) W naszym mie‡cie nie ma parku. in unserer Stadt nicht hat Park (G) V našem m–st– není žádný park. in unserer Stadt nicht-ist kein Park &áB "ó >, & ( á < . in unserer Stadt ist-nichtda Park (G) ? &áB> @ í (i & áÀ ó,&>"> á <@. in unserer Stadt nicht-hat kein Park (G) Es ist kein Geld da. Ovdje nema novca. hier nicht-hat Geld (G) Nie ma pieni}dzy. nicht hat Geld (G. Pl.) Tady nejsou peníze. hier nicht-sind Geld (Pl.) % ( ,é& ". ist-nicht-da Geld (G. Pl.) % áÀ " óB °. nicht-hat Geld (G. Pl.) Es war kein Geld da. Nije tu bilo novca. nicht-ist da gewesen (n. Sg.) Geld (G) Nie byƒo pieni}dzy. nicht es-war Geld (G. Pl.) Nebyly tam peníze. nicht-waren da Geld (Pl.) +é& " &é ª >. Geld (G. Pl.) nicht es-war % @ ó " óB °. nicht es-war Geld (G. Pl.) Beispiele für doppelte Negation: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Niemand hat das jemals irgendwo gesehen. 20 Ni(t)ko to nikad i nigde nije video. niemand das niemals und nirgendwo nicht-ist gesehen. Nikt tego nigdy nigdzie nie widziaƒ. niemand das (G) niemals nirgendwo nicht sah Nikdo to nikdy nikde nevid–l. niemand das niemals nirgendwo nichtsah. %$<(ó ®Ë (>"> &$<>",á &$",é & $Ë , . niemand dies (G) niemals nirgendwo nicht sah %Å (ó &Å<ó $ &Å,é ->"ó & á*$ . niemand niemals nirgendwo dies (G) nicht sah Niemand hat jemals irgendwo Blumen gestohlen. 21 Ni(t)ko nikad nigdje nije krao cvijeXe. niemand niemals nirgendwo nicht-ist gestohlen Blumen. Nikt nigdy nigdzie nie ukradƒ kwiatów. niemand niemals nirgendwo nicht stahl Blumen (G). Nikdo nikdy neukradl kv–tiny. niemand niemals nicht-stahl Blumen. %$<(ó &$<>",á &$",é & < (ªË . niemand niemals nirgendwo nicht stahl Blumen %Å (ó &Å<ó $ &Å,é & < < í($. niemand niemals nirgendwo nicht stahl Blumen. 20 Beispiel aus (Rehder 1998c, 290). 21 Beispiel aus Rehder (1998b, 262). <?page no="214"?> VII Syntax 202 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Niemand hat etwas gehört. 22 Ni(t)ko nije nešto Puo. niemand nicht-ist etwas gehört Nikt niczego nie sƒyszaƒ. niemand nichts (G) nicht hörte. Nikdo nic neslyšel. niemand nichts nicht-hörte. %$<(ó &$* "ó & ªË B . niemand nichts (G) nicht hörte. %Å (ó &Å*ó"> & *@ . niemand nichts (G) nicht hörte. Sie hat kein einziges Buch gelesen. Ona nije proPitala nijednu knjigu. sie nicht-ist gelesen nicht-ein Buch. Ona nie przeczytaƒa ani jednej ksi‰ki. sie nicht las auch-nicht ein Buch (G). Ona nep-ePetla ani jednu knížku. sie nicht-las nicht ein Buch. =&á & *$(á &$ >,&ó° <&$Ë "$. sie nicht las nicht ein Buch (G). >&á & *$(á ó,&>Ç <&$ <$ Ë . sie nicht las kein Buch (G). 7 Unpersönliche / Subjektlose Sätze Der Bruder gibt der Schwester das Buch - in Sätzen wie diesen sind die syntaktischen Verhältnisse klar: der Handelnde (das Agens) ist bekannt und wird explizit genannt - im Nominativ in der Subjektposition. Daneben gibt es allerdings auch Fälle, in denen es zu Widersprüchen zwischen Logik und Grammatik kommt, in denen der oder die Handelnde(n) bekannt sind, aber nicht ausdrücklich genannt werden, in denen sie nicht bekannt sind oder in denen es aus logischsemantischen Gründen schwierig ist, eine handelnde Größe als solche auszumachen. Letzteres trifft zu, wenn sich eine Handlung (Zustand, Prozess) unabhängig vom Willen einer Person vollzieht wie in mir ist kalt 23 . Für Ereignisse wie ‚es dämmert‘ (siehe unten) können überhaupt keine „Handelnden“ ausgemacht werden. All dies wiederum wirkt sich auf die Syntax aus und führt zu - einzelsprachlich spezifischen - Konstruktionen, die in der Literatur sehr uneinheitlich (formal, satz- oder textsemantisch, pragmatisch) beschrieben werden. Nachfolgend wird folgende vereinfachte Einteilung für scheinbar (formal) „subjektlose“ Sätze vorgenommen: willensunabhängig: ein „Pseudo-Agens“ wird explizit genannt - in einigen Slavinen in einem obliquen Kasus und formal in einer Objektposition (vergleichbar mit dt. mir in Mir ist kalt.) anonym: es gibt ein Agens, das nicht explizit genannt wird (anonym bleibt), prinzipiell aber identifizierbar ist (vergleichbar mit dt. man in Man wollte mir dort nicht helfen.) beliebig: es gibt ein Agens, das aber beliebig ist; der Satzinhalt kann prinzipiell auf jeden / alles bezogen werden (z. B. Sprichwörter und feste Redewendungen) (vergleichbar mit dt. man in Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.) Null-Agens: es gibt kein Agens (vergleichbar mit dt. es in Es regnet.) 22 Beispiel aus Vintr (1998, 208). 23 Die sich aufdrängende Frage, ob und inwieweit dagegen das formal eindeutige Nominativ-Subjekt „ich“ in Ich friere willentlich „handelt“, kann nicht wirklich beantwortet werden, veranschaulicht aber die Schwierigkeiten, die sich bei entsprechenden syntaktischen Klassifikationsversuchen ergeben. <?page no="215"?> 7 Unpersönliche / Subjektlose Sätze 203 Die Ausdrucksmöglichkeiten für diese Inhalte sind sehr vielfältig, nicht immer panslavisch und können nur exemplarisch vorgestellt werden. Die nachfolgenden Tabellen zeigen zum einen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Slavinen, zum anderen aber auch in Ansätzen die einzelsprachlichen Variationsmöglichkeiten. Berücksichtigt werden in diesem Zusammenhang auch die Konstruktionen mit so genannten Modalprädikativen wie poln. trzeba ‚man muss‘, wolno ‚man darf‘, russ. á9^ ‚man muss‘, ó] ^ ‚man kann / darf‘, >*= ‚man kann / darf nicht‘ usw. Beispiele für ein „willensunabhängiges Pseudo-Agens“: Die Person / der Referent, auf die sich die Handlung im weitesten Sinn bezieht, steht im Polnischen, Russischen und Ukrainischen häufig im Dativ oder Akkusativ. Im Tschechischen sind solche Sätze nicht oder nur in seltenen Fällen möglich; im BKS werden hier ebenfalls eher persönliche Konstruktionen verwendet. Persönliche Konstruktionen sind ggf. auch im Polnischen, Russischen und Ukrainischen möglich. Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ich bin traurig. Ja sam tužna/ tužan. ich ich-bin traurig (f/ m) Smutno mi. traurig (n) mir Je mi smutno. ist mir traurig (n) Jsem smutná / smutný. ich-bin traurig (f/ m) & " ý (&>. mir traurig (n) &í ý &>. mir traurig (n) Er langweilt sich. On se dosaGuje. er sich langweilt Nudzi mu si} langweilt ihm sich Nudí se. er-langweilt sich ý <ý*&>. ihm langweilig ¯> ý &ý,&>. ihm langweilig Ich kann nicht schlafen. Ne mogu spavati (spati). nicht ich-kann schlafen Nie mog} spaX. nicht ich-kann schlafen Nem¤žu / nemohu spát. nicht-ich-kann schlafen & & $Ë ( ´. mir nicht schläft-sich Persönlich: ³ & >"ý (-. ich nicht kann schlafen &í & $(- ´ Ë . mir nicht schläft-sich Persönlich: ³ & ó @ á($. ich nicht kann schlafen Ich muss (weg)gehen. Trebam iXi. ich-muss gehen Moram iXi. ich-soll gehen Musz} i‡X. ich-muss gehen Musím jít pryP. ich-muss gehen weg & &á,> @°($Ë . mir man-muss weggehen ³ ,ó & @°($Ë . ich soll (m. Sg.) weggehen ³ ýB@ °($. ich muss gehen &í ( é °($. mir man-muss gehen <?page no="216"?> VII Syntax 204 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ich habe keinen Ort zum Schlafen. Nemam mjesto za spavanje. nicht-ich-habe Ort für Schlafen Nie mam gdzie spaX. nicht ich-habe wo schlafen Nemám kde spát. nicht-ich-habe wo schlafen & &é",e (-. mir nirgendwo schlafen &í & á , á($. mir nicht-hat wo schlafen Es tut mir leid. Žao mi je. leid mir ist Przykro mi. leid mir Je mi líto. ist mir leid Lituji. ich-leide & -. mir leid M &í B<ó, . mir leid Ich habe es eilig. Žuri mi se. eilt mir sich Spieszy mi si}. eilt mir sich Mám nasp–ch. ich-habe eilig Persönlich: Sp–chám. ich-eile & &ý &> B$Ë (-. mir man-muss eilen Persönlich: ³ Bý. ich eile. &í ( é > iBá($. mir man-muss eilen Persönlich: ³ > ÅBá². ich eile. Mir ist übel. Meni je zlo. mir ist übel Niedobrze mi. nicht-gut mir Je mi špatn–. ist mir übel &´Ë (>B&$Ë (. mich übelt &é &ý,$(-. mich übelt Ich möchte ... htio bih m. / htjela bih f. gewollt (m/ f) ich-wäre Chce mi si} will mir sich Cht–l(a) bych wollte (m/ f) ich-wäre & ó* ( ´ mir es-will-sich &í ó* (- ´ mir es-will-sich Beispiele für ein „anonymes Agens“: Der Urheber einer Handlung kann durch verschiedene sprachliche Mittel „verschleiert“ werden: durch Verwendung einer Passiv-Konstruktion (z. B. ein Präteritum-Passiv-Partizip im Singular neutrum), durch eine aktive persönliche Konstruktion ohne Nennung des Handelnden (möglich ist auch eine neutrale Vergangenheitsform), durch reflexive Verben, Verwendung der 3. Person Plural, Modalverben oder Prädikative. Diese Ausdrucksmittel sind einzelsprachlich zu sehen und nicht ohne Weiteres von einer Slavine zur anderen übertragbar. <?page no="217"?> 7 Unpersönliche / Subjektlose Sätze 205 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Es wurden tausende Menschen getötet. bs., kr. Ubijeno je tisuXe ljudi. getötet (PPP) n. Sg.) ist … sr. Ubijeno je hiljade ljudi. Zabito tysice ludzi. getötet (PPP n. Sg.) … Byly zabity tisíce lidí. sie-waren getötet (PPP Pl.) … ? $(> ( Ë ªË ´*$ ²,é°. getötet (PPP n. Sg.) … $(> ($ ´*Å Ë Ë ²,é°. getötet (PPP n. Sg.) … Er wurde getötet. Njega su ubili. ihn sie-sind getötet Ubijen je. getötet (PPP m. Sg.) ist Zabiƒo go. es-tötete ihn Zabito go. getötet (PPP n. Sg.) ihn Zabili go. sie-töteten ihn Zabilo ho. es-tötete ihn "ó @ $Ë o. ihn es-tötete "ó @ $Ë $. ihn sie-töteten ¯>"ó $(> Ë . ihn getötet (PPP n. Sg.) ¯>"ó $Ë $. ihn sie-töteten Man sagt, ... Kaže se ... sagt sich Mówi si} ... sagt sich Mówi … 3. Ps. Pl. (sie sagen) Ÿíká se, ... sagt sich ! > > ´Ë (, ... 3. Ps. Pl. (sie sagen) ; á @(-, ... 3. Ps. Pl. (sie sagen) Partzipien Präteritum Passiv sind mit „PPP“ gekennzeichnet. L-Partizipien bzw. bks. Partizip Aktiv sind nicht gekennzeichnet. Beispiele für ein „beliebiges Agens“: Dass sich die Handlung auf ein beliebiges Agens bezieht, kann durch verschiedene Mittel wie Prädikative oder die Verwendung der 2. Person Singular Präsens ausgedrückt werden. Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Da kann man nichts machen. Tu ti ne možeš ništa uPiniti (uraditi). hier du nicht du-kannst nichts machen Tu se nema šta raditi! hier sich nicht-hat was machen Nic nie zrobisz. nichts nicht du-machst Tu si} nie da nic zrobiX. hier sich nicht gibt nichts machen Nic nenad–láš. nichts nichtmachst-du Nedá se nic d–lat. nicht-gibt sich nichts tun '@( &$* "ó & >,é B-. hier nichts nicht du-tust '@( &Å*ó"> & > ó $B. hier nichts nicht du-machst <?page no="218"?> VII Syntax 206 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Der Müll muss entsorgt / runtergebracht werden. SmeXe mora biti izneseno! Müll muss sein weggebracht Trzeba wyrzuciX/ wynie‡X ‡mieci. man-muss wegbringen Müll Smetí se musí vynést. Müll sich muss wegbringen %ý &> ª& ($ Ë ý > . man-muss wegbringen Müll ' é $& ($ Ë í((´Ë . man-muss wegbringen Müll Beispiele für ein „Null-Agens“: Im Deutschen kennen wir Sätze mit semantisch leerem „es“ wie es regnet, es donnert, es wird hell usw. Ein vergleichbares es gibt es in den hier behandelten Slavinen nicht 24 . Statt dessen kommen häufig avalente Verben zum Einsatz, also Verben, die im Satz keine Leerstelle für andere Satzglieder wie Subjekt oder Objekt eröffnen. Während dt. dämmern monovalent ist, d. h. eine Leerstelle für ein formales Subjekt es eröffnet 25 , lauten die slavischen Entsprechungen (Sätze) nur Svi e. - ¶wita. - Svítá. - -{ ? á ? . - -{i? á~. (siehe unten). Daneben gibt es aber auch einzelsprachliche Unterschiede. Im Polnischen und Ukrainischen können in solchen Kontexten unter Umständen alleinstehende Infinitive, aber auch Substantive wie ‚Durchzug‘ verwendet werden. Letzteres ist auch im Russischen und BKS möglich. Einzelsprachlich können entsprechende Bedeutungen aber auch durch phraseologische (feste) Wendungen ausgedrückt werden. Nachfolgend eine kleine vergleichende (nicht erschöpfende) Beispiel-Auswahl. Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Es wird hell. SviXe. wird-hell Razdanjuje se. wird-Tag sich †wita. wird-hell Ja‡nieje. wird-hell Robi si} jasno. macht sich hell (n) Svítá. wird-hell (á (. wird-hell ( é (. wird-hell i(áÀ. wird-hell i( íÀ. wird-hell Es regnet. Pada kiša. fällt Regen Kiši. regnet Pada. fällt Prší. regnet #,ë( ,> ,-. geht Regen ¯, ,>¶. geht Regen Es donnert. Grmi. donnert Grzmi. donnert H-mí. donnert ! > " $Ë (. Donner donnert ! $ À " > Ë . donnert Donner 24 Unter deutschem Einfluss haben sich entsprechende Konstruktionen allerdings im Sorbischen und im Slovenischen entwickelt; vgl. sorb. Wono so deš uje ‚es sich regnet‘. 25 Eine Leerstelle eröffnet z. B. auch das Verb schlafen (X schläft), bivalent ist lesen (X liest Y), trivalent ist geben (X gibt Y Z). <?page no="219"?> 8 Konstruktionen für dt. haben, sein, es gibt usw . 207 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Es zieht. Ulazi (zrak kroz prozor). kommt (Luft durchs Fenster) Cignie. zieht Przecig. Durchzug Táhne. zieht < > $Ë (. zieht '´"& Ë . zieht Es ist still. Tišina. Stille Cisza. Stille Jest cicho. ist still (n) Je ticho. ist still (n) '$B$&á. Stille '$Ë >. still (n) '$Ë B . Stille '$Ë >. still (n) Es ist windig. Puše. weht sr. Duva. weht Wieje. weht Je v–trno. ist windig (n) +ý (. weht íÀ. weht Es ist zu hören. Muje se. hört sich SƒychaX. hören [Inf.] Je slyšet. ist hören [Inf.] ªË B&>. hörbar )ý($. hören [Inf.] Es ist zu sehen. Vidi se. sieht sich WidaX. sehen [Inf.] Je vid–t. ist sehen [Inf.] $Ë ,&>. sichtbar $,&> Ë . sichtbar 8 Konstruktionen für dt. haben, sein, es gibt usw. Die nachfolgenden Abschnitte sind nach dem Deutschen geordnet - ein Verfahren, das in Lehrwerken und Grammatiken für deutsche MuttersprachlerInnen praktiziert wird, linguistisch gesehen aber anfechtbar ist. Obwohl wir diese Vorgehensweise nicht für ideal halten, ordnen auch wir aus rein praktischen Erwägungen die nachfolgenden Abschnitte nach ihren deutschen Entsprechungen. sein Bei der Entsprechung von deutschem, aber auch slavischem ‚sein‘ (als Vollverb und als Kopula) sind einzelsprachliche Besonderheiten zu beachten: Das BKS unterscheidet betonte und unbetonte Präsensformen sowie synthetische negierte Formen. Nur die betonten Formen können am Satzanfang stehen. Bks. biti erfüllt sowohl die Funktion eines Vollverbs mit der Bedeutung ‚sein‘ im Sinne von ‚existieren‘ als auch die Funktion einer Kopula. Polnisches by ‚sein‘ ist ebenfalls multifunktional. Die entsprechenden Formen können als Kopula oder in der Vollverb-Bedeutung (Bestätigung der Existenz) verwendet werden. Eine Kopulafunktion übernimmt im Polnischen auch das Demonstrativpronomen to (nur im Präsens; siehe oben). Multifunktional ist auch tschechisches být. Im Präsens gibt es mit není eine besondere negierte Form für die 3. Ps. Sg. (‚ist nicht‘). In der Vergangenheit entfällt in der 3. Ps. die Kopula. Das Russische und das Ukrainische weisen im Präsens stark reduzierte Paradigmen von \O? bzw. \ý? auf (siehe Kapitel VI Morphologie, Abschnitt 11). Die russische Präsensform der 3. Ps. Pl. ? ‚sind‘ wird nur in der geschriebenen Sprache als Kopula verwendet (häufig in wissenschaftlichen Definitionen, d. h. vor allem in Lehrbüchern oder wissenschaftlichen Texten). Russ. ? (for- <?page no="220"?> VII Syntax 208 mal 3. Ps. Sg. ‚ist‘) übernimmt verschiedene Funktionen (als Kopula, als Ausdruck für eine Bestätigung (als Synonym für ‚ja‘) oder als Bestätigung der Existenz) und kann sowohl mit einem Singularals auch einem Plural-Subjekt stehen. Außerdem können Kopulawörter wie *{ *=? * oder ´=? ^ (eigentlich ein Demonstrativpronomen ‚dieses‘) entsprechende Auxiliar-Funktionen übernehmen. Einen typografischen Ersatz für eine fehlende Kopula stellt im Russischen und Ukrainischen der Gedankenstrich dar. Im Ukrainischen ist - neben einfachen Sätzen ohne Kopula ( i ? 9é ? ) - die Verwendung der Kopula ~ (negiert á(~)) im Präsens möglich (auch im Plural), in Possessivkonstruktionen ist sie obligatorisch (siehe unten). Eine vergleichbare Funktion kann auch - ‚dies‘ mit der Bedeutung ‚ist‘, ‚sind‘ übernehmen (·? ^ - ? ‚Wer (ist) das? ‘ - µ = ? ‚(Ist) Das Vasyl’? ‘). Für die Wiedergabe des Vollverbs ‚sein‘ greift das Russische auf andere Verben mit der Bedeutung ‚existieren‘ zurück (z. B. russ. ` ? {^{á? ). Lexikalische Lücken können im Russischen außerdem durch *{ *=? * / *{ =? * ‚erscheinen‘ oder andere Umschreibungen gefüllt werden. Das Ukrainische kann auch hier ~ verwenden. Seltener als im Russischen fndet sich in vergleichbaren Kontexten – {á? ‚existieren‘. Nachfolgend einige Beispiele für Kopulaverwendungen (siehe hierzu auch oben Abschnitt 3) einer- und den Ausdruck des ‚Seins‘ andererseits. Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Anna ist Studentin. bs., kr. Ana je studentica. Anna ist Studentin sr. Ana je studentkinja. Anna ist Studentin Anna jest studentk. Anna ist Studentin (I) Anna to studentka. Anna dies-ist Studentin Anna je studentka. Anna ist Studentin Á&& - (@,é&(< . Anna - Studentin ! á&& (@,é&(< . Anna Studentin ! á&& À (@,é&(<>². Anna ist Studentin (I) Bist du Student? / Studierst du? Ich bin Student. Ja, bin ich. Jesi li student? Ja sam student. Jesam. ich-bin (Czy) jeste‡ studentem? Jestem studentem. Tak, jestem. ja, ich-bin Jsi student? Jsem student. Ano, jsem. ja, ich-bin 'ª (@,é&(? ³ (@,é&(. + . ja '$ (@,é&(? ³ (@,é&(. ' <. ja Wer ist das? Ist das Jan? (T)ko je to? wer ist das Je li to Ivan? ist Ptkl. das Ivan Kto to jest? wer das ist Czy to (jest) Jan? Ptkl. das (ist) Jan Kdo je to? wer ist das Je to Jan? ist das Jan ; (> ®(> Ë ? wer das-ist -(> # Ë á&? das-ist Ivan (> ? wer das-ist ³&? das-ist Jan Wir sind zuhause. Mi smo u kuXi. wir wir-sind im Haus Jeste‡my w domu. wir-sind im Haus Jsme doma. wir-sind zuhause ª ,ó . wir zuhause $ ,ó . wir zuhause <?page no="221"?> 209 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ich denke, also bin ich. Mislim, dakle jesam. ich-denke, also ich-bin Mislim, dakle postojim. ich-denke, also ichexistiere My‡l}, wi}c jestem. ich-denke, also ich-bin Myslím, tedy jsem. ich-denke, also ich-bin ³ ª ² Ë , &á*$(, ´ @¶ ( ý². ich ich-denke, das-heißt, ich ich-existiere ³ ª ² Ë , é,> ( -&>, @¶ ( ý². ich ich-denke, also ichexistiere ³ $ ² Ë , ó( ´ Å &ý². ich ich-denke, also ich ichexistiere Ich bin ich. Ja sam ja. ich bin ich Ja to ja. ich dies-ist ich Já jsem já. ich bin ich ³ - ®(> ´ Ë . ich - das-ist ich ³ - ´. ich - das-ist ich Es ist Geld da! Tu je novac. da ist Geld. S pienidze! sind Geld (Pl.) Peníze jsou tady. Geld (Pl.) sind hier +é&-"$ (-! Geld (Pl.) ist. ! óBÅ À! Geld (Pl.) sind. haben BKS, Polnisch, Tschechisch und Ukrainisch weisen Vollverben als Entsprechung für dt. ‚haben‘ auf. Im Ukrainischen sind daneben dem Russischen (das kein vergleichbares ‚haben‘-Verb aufweist) ähnliche Präpositionalkonstruktionen möglich. Im Russischen entspricht dt. haben in der Regel die Präposition y ‚bei‘ + Genitiv, wörtlich ‚bei X Y‘ ( *= 9^ ‚bei mir Haus = ich habe ein Haus‘), im Präsens gegebenenfalls verstärkt durch ? ‚ist‘. Im Präteritum lautet die Konstruktion y X \O (á, ^, ) Y, im Futur y X \ 9 ? Y. Das russische Verb é? bezeichnet zwar auch ein ‚Haben‘, ist aber nur eingeschränkt verwendbar (häufig in phraseologischen Verbindungen); siehe hierzu S. 152. Im Ukrainischen entspricht dem dt. haben neben dem Verb á? ‚haben‘ in der Regel die Präposition y ‚bei‘ + Genitiv + Kopula ~, wörtlich also ‚bei X ist Y‘ ( e é ~ ‚bei mir ist Sohn = ich habe einen Sohn‘). Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ich habe einen Sohn. Imam sina. ich-habe Sohn Ja imam sina. ich ich-habe Sohn Mam syna. ich-habe Sohn Mám syna. ich-habe Sohn ? &´Ë >,$Ë & ª&. bei mir ein Sohn ? &´Ë (ª&. bei mir ist Sohn ? &é À $&. bei mir ist Sohn ³ á² $& Ë . ich ich-habe Sohn 8 Konstruktionen für dt. haben, sein, es gibt usw. <?page no="222"?> VII Syntax 210 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ich habe ein Haus. Imam kuXu. ich-habe Haus Mam dom. ich-habe Haus Mám d¤m. ich-habe Haus ? &´Ë ,> . bei mir Haus &é À ,Å . bei mir ist Haus. ³ á² ,Å . ich ich-habe Haus. Ich hatte ein Haus. Imao / Imala sam kuXu. gehabt (m/ f) ich-bin Haus Miaƒem/ -am dom. ich-hatte (m/ f) Haus M–l jsem d¤m. gehabt (m) ich-bin Haus ? &´ ª Ë ,> . bei mir war Haus ³ ,i . ich hatte (m) Haus &é @ ,i . bei mir war Haus Sie hat eine tolle Idee. (Ona) ima divnu ideju. (sie) hat tolle Idee (Ona) ma ‡wietny pomysƒ. (sie) hat tolle Idee Má výborný nápad. hat tolle Idee ? & ¸ < á & ´ $,é´. bei ihr tolle Idee >&á áÀ < á &@ Å,é². sie hat tolle Idee Das Zimmer hat ein Fenster. Soba ima jedan prozor. Zimmer hat ein Fenster Pokój ma jedno okno. Zimmer hat ein Fenster Pokoj má jedno okno. Zimmer hat ein Fenster ; ó & ( $ é ( >,&ó ><&ó. Zimmer hat ein Fenster ; Å &á( áÀ >,&é Å<&é. Zimmer hat ein Fenster Wir haben Geld. Mi imamo novac. wir wir-haben Geld Mamy pienidze. wir-haben Geld Máme peníze. wir-haben Geld ª $ é ,é&-"$. wir wir-haben Geld $ áÀ > " óBÅ. wir wir-haben Geld es gibt Im Russischen und Ukrainischen gibt es keine direkte Entsprechung zu dt. es gibt; vgl. russ. ’^ {é ó6^ >é { ‚In Moskau viel Museen‘. Bei Betonung des Sachverhalts sind Konstruktionen mit ? ‚ist‘ möglich: ¸é 6 ? ! ‚Geld ist! ‘). Im BKS ist ima ‚es-hat‘ typisch, im Polnischen, Tschechischen (und Ukrainischen) werden häufig die Kopulaformen von ‚sein‘ verwendet. 26 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch In Bochum gibt es viele Museen. U Bochumu ima mnogo muzeja. in Bochum hat viel Museen (G) W Bochum jest du‰o muzeów. in Bochum ist viel Museen (G) V Bochumi je mnoho muzeí. in Bochum ist viel Museen ó @ &ó"> @ é . in Bochum viel Museen (G) ó @ Å (À) "á(> @ éÇ . in Bochum (ist) viel Museen (G) 26 Beispiele aus Berger (1998, 82). <?page no="223"?> 9 müssen / sollen, können, dürfen 211 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Was gibt es Neues? Šta ima novo? was hat neu (n.) Co nowego? was Neues (G) Co je nového? was ist Neues (G) )(> &ó >">? was Neues (G) µ> &> ó">? was Neues (G) Was gab es Neues? Šta je bilo novo? was ist gewesen (n.) neu (n.) Co byƒo nowego? ? was es-war (n.) Neues (G) Co se stalo? was sich es-passierte (n.) )(> ª > Ë &ó >">? was es-war (n.) Neues (G) µ> @ ó &> ó">? was es-war (n.) Neues (G) 9 müssen / sollen, können, dürfen müssen / sollen Die Ausdrucksmittel für dt. (polyseme) ‚müssen‘ bzw. ‚sollen‘ sind vielfältig und einzelsprachspezifisch. Hier eine kleine Auswahl: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch man muss mora s trzeba musí se t-eba &á,> &ý &> & > >,$ > Ë ( é >( í &> & > í,&> man musste gehen Moralo se iXi. gesollt (n.) sich gehen Trzeba byƒo i‡X. man-muss war (n.) gehen Muselo se jít. gemusst (n.) sich gehen %á,> ª > Ë @°($Ë . man-muss war (n.) weggehen % > >,$ > Ë ª > @°($ Ë Ë . notwendig war (n.) weggehen ' é @ ó Å($Ë . man-muss war (n.) gehen % > í,&> @ ó °($. notwendig war (n.) gehen Ich muss (weg)gehen Ja moram iXi. ich ich-muss gehen Musz} i‡X. ich-muss gehen Musím jít pryP. ich-muss gehen weg & &á,> @°($Ë . mir man-muss weggehen &í ( é °($. mir es-muss gehen ³ á²/ ýB@ °($ (Å($Ë ). ich ichhabe/ muss gehen Ich musste (weg)gehen Ja sam morao otiXi. ich ich-bin gemusst (m.) weggehen Musiaƒem i‡X. ich-musste (m.) gehen Musel(a) jsem odejít. gemusst (m/ f) ich-bin weggehen ³ ,ó & ª @°($Ë . ich muss (m. Sg.) war (m. Sg.) weggehen ³ / ý $ @ Å($Ë . ich hatte/ musste (m. Sg.) war (m. Sg.) gehen <?page no="224"?> VII Syntax 212 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ich muss lernen, aber ich habe keine Lust. Moram uPiti, ali nisam raspoložen. ich-muss lernen, … Powinienem si} uczyX, ale nie mam ochoty. ich-soll (m) sich lernen, ... Musím se uPit, ale nemám chu¢. ich-muss sich lernen, ... & &á,> @*$(- ´ Ë , &> @ &´ & ( Ë á&$´. mir man-muss lernen (refl.), … ³ ýB@ *$($ ´ Ë , é & á² á&&´. ich muss lernen (refl.), … Sie soll um acht Uhr nach Hause kommen. Ona treba doXi kuXi oko osam sati (sr. oko osam Pasova). sie muss kommen nach-Hause gegen acht Uhr Ona ma przyj‡X o ósmej. sie hat kommen um acht 27 Má být v osm doma. hat sein um acht zuhause =&á ,> &á &ý(- ´ ó -. sie soll (f) zurückkommen um acht 28 >&á áÀ > &ý($ ´ > ó - Å°. sie hat zurückkommen um acht 29 Das Haus soll geputzt werden. KuXu treba pospremiti (Pistiti). Haus man-muss putzen Dom trzeba posprztaX. Haus man-muss putzen D¤m se má uklidit. Haus sich hat putzen +> &á,> @ á(-. Haus man-muss putzen á(@ ( é $ á($. Haus man-muss putzen Neben Modalverben wie bks. morati, trebati, poln. musie , tsch. muset / musit und ukr. ý ? (neben á? ‚haben‘) kommen hier auch reflexive unpersönliche Konstruktionen wie bks. mora se, tsch. musí se sowie Prädikative wie poln. trzeba, tsch. t†eba, russ. á9^, ý] ^ oder ukr. ? é\ zum Einsatz. Das Polnische verwendet für ‚sollen‘ außerdem das prädikatsbildende Adjektiv powinien, das genau wie ein Verb maskuline, feminine und neutrale Personalendungen im Singular und im Plural maskulin-personale und nicht-maskulinpersonale (Personal- und Sachformen) aufweist: Sg. 1. powinienem m, powinnam f Pl. 1. powinni‡my mp, powinny‡my nmp 2. powiniene‡ m, powinna‡ f 2. powinni‡cie mp, powinny‡cie nmp 3. powinien m, powinna f, powinno n 3. powinni mp, powinny nmp Das Russische und das Ukrainische kennen ebenfalls ein prädikatives Adjektiv ‚sollen‘, das Genus- und Numerusformen (aber keine Personalformen) bildet: Russisch Sg. ó m, o á f, o ó n Pl. o Ukrainisch Sg. m, f, n Pl. 27 Poln. Ona powinna przyj o ósmej hätte hier dagegen die Bedeutung ,sie soll wohl um acht kommen‘ (‚ich habe gehört, dass …‘). 28 Das russ. Beispiel kann beide Lesarten (siehe Fn. 27) transportieren. 29 Das ukr. Beispiel kann beide Lesarten (siehe Fn. 27) transportieren. <?page no="225"?> 9 müssen / sollen, können, dürfen 213 können Für ‚können‘ in der Bedeutung ‚objektive Möglichkeit‘, ‚Fähigkeit‘ sind verschiedene Ausdrücke möglich. BKS, Polnisch, Tschechisch, Russisch und Ukrainisch kennen neben mo i / móc / moct, moci / ^0 / ^6? = , die (neben anderen Bedeutungen wie ‚dürfen‘) eher ein physisches Können ausdrücken, noch umjeti / umie / um t / ? / { í? ( í? ), die ein Können im Sinne von ‚sich auf etwas verstehen‘ meinen. Für unpersönliches ‚man kann‘ werden reflexive Konstruktionen oder Prädikative verwendet. In einigen Fällen - zum Beispiel für dt. ‚eine Sprache können‘ - werden andere lexikalische Mittel als im Deutschen eingesetzt. Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch man kann može se mo‰na m¤že se ó &> ó & man kann nicht ne može se nie mo‰na nem¤že se & - ´Ë & ó & Ich kann nicht schlafen. Ne mogu spavati (spati). nicht ich-kann schlafen Nie mog} spaX. nicht ich-kann schlafen Nem¤žu / nemohu spát. nicht-ich-kann schlafen & & $Ë ( ´. mir nicht schläft-sich Persönlich: ³ & >"ý (-. ich nicht kann schlafen &í & $(- ´ Ë . mir nicht schläft-sich Persönlich: ³ & ó @ á($. ich nicht kann schlafen Ich kann schwimmen. Ja mogu plivati. ich ich-kann ~ Umiem pƒywaX. ich-kann ~ Umím plavat. ich-kann ~ ³ @ é² á (-. ich ich-kann ~ ³ á ². ich ich-schwimme ³ í² á ($. ich ich-kann ~ ³ á ². ich ich-schwimme Ich kann Geige spielen. Umijem (umem) / Mogu svirati violinu. ich-kann spielen Geige Sviram violinu. ich-spiele Geige Umiem graX na skrzypcach. ich-kann spielen auf Geige (Pl) Gram na skrzypcach. ich-spiele auf Geige (Pl) Umím hrát na housle. ich-kann spielen auf Geige Hraji na housle. ich-spiele auf Geige ³ @ é² $" á(- & < $Ë < . ich ich-kann spielen auf Geige ³ $" á² & < $Ë < . ich ich-spiele auf Geige ³ í² " á($ & < $ Å Ë . ich ich-kann spielen auf Geige ³ " á² & < $ Å Ë . ich ich-spiele auf Geige <?page no="226"?> VII Syntax 214 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Ich kann Bulgarisch. Govorim bugarski. ich-spreche Bulgarisch Znam buƒgarski. ich-kenne Bulgarisch Mówi} po buƒgarsku. ich-spreche bulgarisch (adv) Umím bulharsky. ich-kann Bulgarisch Mluvím bulharsky. ich-spreche bulgarisch ³ &á² > "á <$° ´ ªË <. ich kenne bulgarische Sprache ³ "> > ²Ë >- > "á <$. ich spreche bulgarisch (adv) ³ &á² > "á -<@ ó @. ich kenne bulgarische Sprache ³ "> > ²Ë > "á -<>². ich spreche Bulgarisch dürfen Für ‚dürfen‘ in der Bedeutung ‚erlaubte Möglichkeit‘ gibt es im BKS, Polnischen und Tschechischen spezielle Ausdrücke (bks. smjeti / smeti ‚dürfen‘, poln. Prädikativ wolno ‚man darf‘, tsch. sm t ‚dürfen‘), möglich ist allerdings auch der Rückgriff auf ‚(nicht) können‘ (wie im Russischen und Ukrainischen). Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch man darf smije (sme) se wolno smí se ó &> ó & man darf nicht ne smije (sme) se nie wolno nesmí se & - ´Ë & ó & Wir dürfen nicht im Wohnzimmer spielen. Ne smijemo (smemo) se igrati u dnevnoj sobi. nicht wir-dürfen … Nie wolno nam bawiX si} w du‰ym pokoju. nicht man-darf uns ... Nesmíme si hrát v obývacím pokoji. nicht-wirdürfen ... % & - ´Ë $" á(- "> ($Ë &>°. uns nicht-mankann … % & ó & " á($ á Å. uns nicht-mankann … Darf ich mich setzen? Mogu li sjesti (sesti)? ich-kann Ptkl. … Czy mo‰na (mog}) usi‡X? Ptkl. mankann (ichkann) ... M¤žu si sednout? ich-kann ... ó &> (-? man-kann … ó & í ($? man-kann … <?page no="227"?> 10 Satzverkürzung durch Partizipien 215 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Der Patient darf nur Suppe essen. 30 Pacijent smije (sme) samo juhu (sr. supu) jesti. Patient darf ... Pacjent mo‰e je‡X tylko zup}. Patient kann ... Pacjentowi wolno je‡X tylko zup}. Patient (D) man-darf … Pacient m¤že jíst jenom polévku. Patient kann ... > -&ó @ ó &> (- (ó -<> @ . Kranker (D) man-kann … ó > @ ó & æ ($ (í -<$ @ . Kranker (D) man-kann … 10 Satzverkürzung durch Partizipien Komplexe Sätze können auf unterschiedliche Arten verkürzt werden - durch Infinitive, Partzipien, Adverbialpartizipien usw. Nachfolgend eine Übersicht über die Satzverkürzung mithilfe von Adverbialpartizipien bzw. Partizipien. Beispiele: Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Adverbialpartizip Prs. Betrachtend die schwarzen Wolken, sie dachte an ihn. 31 GledajuXi crne oblake sjetila se njega. Patrzc na czarne obƒoki, my‡laƒa o nim. --- Partizipialkonstruktion nicht möglich ! ´,´ & Ë *¸ &ª > <á, >&á ,ý > &¸ . ! ´,´*$ & Ë *ó &Å á $, >&á ,ý > &-ó">. Anna sitzt am Tisch und liest. Sitzend am Tisch, Anna liest. Anna sjedi za stolom i Pita. Ana Pita sjedeXi za stolom. 32 Anna siedzi przy stole i czyta. Anna czyta, siedzc przy stole. Anna siedzi przy stole czytajc. Anna sedí u stolu a Pte. --- Partizipialkonstruktion nicht möglich Á&& $,$Ë ( (> ó $ *$(á (. Á&& *$(á (, $,´Ë (> ó . && $,$( (> ó , *$(á´. ! á&& $,$(- Ë (> ó Å *$(áÀ. ! á&& *$(áÀ, $,´*$ Ë (> ó . ! á&& $,$(- Ë (> ó , *$(á²*$. 30 Beispiel nach Tauscher, E./ Kirschbaum, E. (1985), Grammatik der russischen Sprache. Berlin, 472. 31 D. h. Während sie die schwarzen Wolken betrachtete, dachte sie an ihn. Beispiel aus Rehder (1998b, 263). 32 Andere Wortfolge: Sjede i za stolom, Ana ita. <?page no="228"?> VII Syntax 216 Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Adverbialpartizip Prät. Gesehenhabend Film, sie (îî) gingen in eine Kneipe. 33 Pogledavši film, otišle su u krPmu. Obejrzawszy film, poszly do kawiarni. --- Partizipialkonstruktion nicht möglich > >( é $ - , >&$Ë >B $Ë . >,$ $ B$ - Ë Å - >&$Ë ÅB $ ,> Ë <> * $Ë . Gekommenseiend nach Hause, sie schrieb einen Brief. 34 Došavši kuXi, napisala je pismo. Przyszedƒszy do domu, napisaƒa list. --- Partizipialkonstruktion nicht möglich $,´Ë ,> ó°, >&á & $ á $ - ó. 35 $°Bó B$ ,>,ó @, >&á & $ á $ (á. Geschrieben-habend Brief, sie ging spazieren im Park. 36 Napisavši pismo, otišla je u park šetati. Napisawszy list, spacerowaƒa po parku. --- Partizipialkonstruktion nicht möglich % $ á $ - ó, >&á "@ ´Ë á < . % $ á B$ $ (á, >&á "@ ´ Ë á <@. Part. Prät. Passiv das von Anna gelesene Buch --- Partizipialkonstruktion nicht möglich ksi‰ka przeczytana przez Ann} --- Partizipialkonstruktion nicht möglich <&$Ë " , >*$( && ´ Ë Á&&>° <&$ < Ë , >*$( & Ë ! á&&>² 11 Beispiele für zusammengesetzte Sätze Wir beschränken uns hier auf einige wenige Beispiele für zusammengesetzte Sätze. In Kenntnis der Fragepronomen, der Relativpronomen und der wichtigsten Konjunktionen (siehe die Übersicht zum Grundwortschatz in Kapitel IV Wortschatz) sollten die syntaktischen Konstruktionen an sich keine großen Schwierigkeiten bereiten. 33 D. h. Nach dem Film gingen sie ( ) in eine Kneipe. / Nachdem sie den Film gesehen hatten, … Beispiel aus Rehder (1998b, 263). 34 D. h. Nachdem sie nach Hause gekommen war, schrieb sie einen Brief. Beispiel nach Panzer (1991, 32). 35 Nach Panzer (1991, 32). 36 D. h. Nachdem sie den Brief geschrieben hatte, ging sie im Park spazieren. Beispiel nach Panzer (1991, 32). <?page no="229"?> 11 Beispiele für zusammengesetzte Sätze 217 Relativsatz Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Der Zug, der nach Bochum fährt, kommt erst in zehn Minuten. kr., bs. Vlak koji vozi do Bochuma, dolazi tek za deset minuta. sr. Voz koji saobraXa ... Pocig, ktory jedzie do Bochum, przyjedzie dopiero za dziesi}X minut. Vlak, který jede do Bochumi, p-ijede až za deset minut. " <>(ó ª° é, ( ó @ , $ ó,$( (ó -<> *é 10 $&@(. " é,@¶$° ó @ , $ ó,$( (ó -<> *é 10 $&@( ó(´", ´<$° Ë / ¶> æ, ,> ó @ , $ ý, $Bé 10 $ $& Ë . Das Buch, das du (m.) mir (m.) gegeben hast, habe ich schon gelesen. Knjigu koju si mi dao, veX sam proPitao. Ksi‰k}, któr mi daƒe‡, ju‰ przeczytaƒem. Knihu, kterou jsi mi dal, jsem už p-ePetl. '@ <&$Ë "@, <>(ó @² (ª & , , ´ @ é >*ë . '@ <&$ <@ Ë , ´<ý ($ &í , , ´ >*$(á . Das Mädchen, das ich liebe, heißt Anna. Djevojka koju volim zove se Ana. Dziewczyna, któr kocham, ma na imi} Anna. Dívka, kterou miluji, se jmenuje Anna. +é @B<@, <>(ó @² ´ ² ²Ë , > ý( Á&& . +í *$&@, ´<ý ´ <> á², á($ ! á&&>². Das sind die Freunde, mit denen wir im Urlaub waren. To su prijatelji sa kojima smo bili na odmoru. To s przyjaciele, z którymi byli‡my na wakacjach. To jsou p-átelé, s kterými jsme byli na dovolené. -Ë (> , @ -´Ë , <>(ó ª $ ª ªË $ ó( @ < . , ý Å, ´<$ $ $ Ë @ $Ë @ Å, ý ( Å. Temporalsatz, Objektsatz Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Anna ist glücklich, wenn sie im Büro lesen kann. kr., bs. Ana je sretna, ako može Pitati knjigu u uredu. sr. Ana je sreXna da može Pitati ... Anna jest szcz}‡liwa, je‡li mo‰e czytaX w biurze. Anna je š¢astná, když m¤že Píst v kancelá-i. Á&& *á ( $ , <>",á ó ( *$(á(- < $&é( . ! á&& ¶ $ Ë , <> $ Ë ó *$(á($ ² ó. Anna sagt, dass sie das Leben liebt (liebe). Ana kaže da voli život. Anna mówi, ‰e kocha ‰ycie. Anna -íká, že má ráda život. Anna -íká, že miluje život. Á&& "> > $Ë (, *(> >&á ² $( $ & Ë -. ! á&& <á , ¶> >&á ² $(- Ë $((´Ë . <?page no="230"?> VII Syntax 218 ? Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Anna glaubt, dass Peter morgen aufräumt. Ana vjeruje da Xe Petar sutra (po)spremati. Anna my‡li, ‰e Piotr jutro posprzta. Anna si myslí, že Petr ráno uklidí. Á&& ,ý (, *(> ¸( á ( @ ¸(. ! á&& ,ý À, ¶> ( ó á ( $ é. Aufgabe 1: Lesen Sie die kurzen Fabeln über den Fuchs und den Raben nach Äsop und bestimmen Sie Wortarten und Satzglieder. Gavran i lisica 37 Gavran je ugrabio komad mesa i odletio na drvo. Primijetila ga je lisica koja se htjela domo i mesa, pa je došla ispod drveta i hvalila gavranovu ljepotu. Rekla mu je da nijedna druga ptica ne zaslužuje kraljevsko dostojanstvo koje bi gavran sigurno dobio samo da ima glas. Gavran, žele i dokazati da zna pjevati, ispusti meso i zakriješti svom snagom. Meso padne na tlo, ugrabi ga lisica i re e mu: „Gavrane, da imaš pameti, vladao bi nad svim životinjama! “ Pouka, poanta: Ne treba uvijek nasjesti na laskanje (vjerovati laskanju, dodovoravanju nekoga). Treba biti svjestan svojih mogu nosti. Ne treba sebe precjenjivati ili preuveli avati! Kruk i lis 38 Dawno, dawno temu, g£€boko w lesie ¢y£ sobie kruk. Mia£ pi€kne czarne pióra i nade wszystko uwielbia£ ser. W pobliskim zagajniku mieszka£ stary lis, bardzo sprytny i przebieg£y. Pewnego dnia kruk siedzia£ na czubku drzewa i trzyma£ w dziobie wielki kawa£ek sera. W pewnej chwili ko£o drzewa pojawi£ si€ g£odny i wyn€dznia£y lis. W g£owie za-wita£a mu pewna my-l. - Witaj, kruku! - zawo£a£. Kruk nie odezwa£ si€ ani s£owem i odwróci£ plecami. - Masz przepi€kne pióra, takie po£yskliwe i g€ste. I jakie cudowne, l-ni~ce oczy! - kontynuowa£ lis. Kruk nadal milcza£. - S£ysza£em, ¢e masz te¢ wspania£y g£os... - wyszepta£ lis. Zaciekawiony kruk odwróci£ si€ w jego stron€. - Tak bardzo chcialbym ci€ pos£ucha . Drogi kruku, czy móg£by- co- za-piewa ? - zapyta£ lis. Kruk nie da£ si€ d£ugo prosi . Chrz~kn~£, otworzy£ szeroko dziób, a wtedy ser spad£ na ziemi€. Lis tylko na to czeka£. Szybko porwa£ zdobycz i umkn~£ do zagajnika. Jaki z tej historii mora ? Pycha i pró no cz¢sto odbieraj£ nam rozum. 37 Vorlage aus: http: / / hr.wikisource.org/ wiki/ Ezopove_basne#Gavran_i_lisica (25.2.2009); hier korrigierte Fassung. 38 Nacherzählt von Agata Przyborowska-Stolz. <?page no="231"?> 11 Beispiele für zusammengesetzte Sätze 219 Krkavec a liška 39 Když krkavec ukradl maso, usedl na strom. Tu ho zahlédla liška a zacht¦lo se jí masa. Postavila se pod strom a krkavce chválila, jak je pÁeveliký a krásný. Ješt¦ ho pÁesv¦d ovala, že jenom on m¥že být králem pták¥ a tím by se stal, kdyby m¦l hlas. Takže on, aby jí dokázal, že hlas má, odhodil maso a hlasit¦ zakrákoral. Ale liška pÁib¦hla, maso vzala a Áekla: „Milý krkav e, všechno máš, jen rozum nemáš.“ „ 9 8 0 ( * 40 - "‡ . $ “ > , ' : — Ó, , % " , — "‡ " > "‡ ! , , "‡ "‡ > , "‡ " "‡ . - # "‡ # . ¨ . - > “ : — µ“, , "‡ & " "‡ , "‡ "‡ " > . „ 9 8 i 0 ( * 41 - , “ ' ' Å , , - > , " # ' ' " " Å , # , # , & # " > > % , & " " , " & . ! , ' ' ‹ , & ’, Å # % , , “ ' Å %# , : «¯, - , ’' - ' " " ’! » ¹ ^> ^6^ 0^ ^{– ^{^ ^] { ^{ ? . 39 Vorlage aus: http: / / cs.wikisource.org/ wiki/ Krkavec_a_liška (25.2.2009); hier dem gegenwärtigen Sprachgebrauch angepasste Fassung. 40 aus: http: / / ru.wikisource.org/ wiki/ - _ _ > (à / - _! ) (25.2.2009) 41 aus: http: / / ae-lib.org.ua/ texts/ aesop__fables__ua.htm#01 (25.2.2009) <?page no="233"?> VIII Wortbildung Das Erschließen von Wortbedeutungen und Textinhalten wird erleichtert durch das Erkennen frequenter Morpheme wie Wurzelmorphemen (auch mit ihren morphonologischen Alternationen; siehe Kapitel V Lautentsprechungen), Präfixen und Suffixen - die bei Klein/ Stegmann liebevoll „Fixe“ genannt werden, linguistisch aber unter den Oberbegriff Affixe fallen. In den slavischen Sprachen kann sowohl die Formenals auch die Wortbildung mithilfe von Präfixen (Präfigierung) und / oder Suffixen (Suffigierung) erfolgen. Die Wortbildungsverfahren in den Slavinen sind prinzipiell vergleichbar. Zum Einsatz kommt vor allem Affigierung (Prä- und / oder Suffigierung), ferner Komposition, Wechsel der Wortart (Transposition, z. B. krank º der Kranke) und Abkürzung (Abbreviatur). Mithilfe dieser Verfahren können neue Wörter, d. h. neue Substantive, Verben, Adjektive und Adverbien (Ein-Wort- oder Mehr-Wort- Lexeme) gebildet werden. Doch während die eine Slavine ein neues Wort durch Präund/ oder Suffigierung bildet, setzt eine andere für das entsprechende Äquivalent vielleicht auf das Verfahren der Komposition (z. B. Substantiv plus Adjektiv, Genitivattribut oder Präpositionalphrase). Individuell verschieden verhalten sich die Slavinen auch in Bezug auf Entlehnungen, durch die sich ebenfalls der Lexembestand erweitern lässt, so dass sich hier letztendlich keine verlässlichen „panslavischen Formeln“ ableiten lassen. Wir beschränken uns in diesem Kapitel im Wesentlichen auf einige Beispiele aus dem (personalen) Nominalbereich. 1 Wortbildungsverfahren Nachfolgend einige Beispiele für Affigierung und Komposition. Die Bindestriche illustrieren nur die hier hervorgehobenen Wortbildungselemente Präfix bzw. Suffix; sie entsprechen weder der Orthografie noch der üblichen vollständigen morphologischen Segmentierung. Affigierung BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Suffigierung Lehrer Arbeiter uPi-telj rad-nik nauczy-ciel robot-nik uPi-tel d–l-ník @*$Ë -( - ó(-&$< *$Ë -( - (@*$Ë -( -) > Å(-&$Ë < <?page no="234"?> VIII Wortbildung 222 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Präfigierung Uroma wegfahren, ausführen pra-baba iz-voziti pra-babcia wy-woziX pra-babiPka vy-vážet á @B< ª- > $Ë (- - ý ´ $- ó $($ Präfix-Suffix Ohnmacht, Hilflosigkeit iz-ne-mog-lost bez-sil-no‡X bez-moc-nost ó >¶- &> (- - >- á,- &Å (- Komposition Deutsch BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch Halbfinale polufinale póƒfinal semifinále > @ $&á & Å Å&á Wasserfall vodopad wodospad vodopád >,> á, >,> á, Studentenwohnheim studentski dom dom studencki studentská kolej studentský domov (@,é&* <> > ¶ $Ë ($ (@,é&( -<$° "@ (ó $(>< Bücherregal polica za knjige regaƒ na ksi‰ki police na knihy 1 ó < , ´ <&$" > $Ë ´ , ´ <&$ ó< Suffigierung Die wichtigsten (Präund) Suffixe sind zwar weder in ihren Formen noch in ihren Funktionen identisch, zeigen aber doch gewisse Ähnlichkeiten. Vgl. zunächst die abstrahierte Gegenüberstellung zu nicht-personenbezogenen substantivierenden Affixen. Die hier exemplarisch aufgeführten sowie alle übrigen Suffixe sind in der Regel nicht monosem, zum Teil sogar homonym und nicht ohne Weiteres von einer slavischen Sprache auf eine andere übertragbar. Suffixe im Nominalbereich Die slavischen Sprachen verfügen über die Möglichkeit, mithilfe von Suffixen neue Ausdrücke zur Bezeichnung von Abstrakta, Gegenständen, Orten, Eigenschaften, Kollektiva u. a. m. zu bilden. Die scheinbare Ähnlichkeit sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Suffixe oft einzelsprachlich verschieden sind in Inhalt, Ausdruck und Produktivität. Die nachfolgenden Beispiele sind - auch bei gleichen deutschen Übersetzungen - nicht immer „echte Äquivalente“. Einzelsprachliche Besonderheiten oder Suffixe, die nicht in allen fünf Slavinen vorkommen wie bks. -lište oder tsch. -išt zur Bezeichnung von Ortsangaben (z. B. bks. igralište ‚Spielplatz‘, tsch. letišt ,Flughafen‘) werden nicht aufgeführt. 1 Tsch. auch knižní regál. <?page no="235"?> 1 Wortbildungsverfahren 223 Wir verwenden im Folgenden eine vereinfachte Notierung der Suffixe, indem wir auf die übliche Abgrenzung von Wortbildungssuffixen und Endungen / Flexionsmorphemen verzichten. Wir schreiben zum Beispiel -ica anstelle von präziserem -ic(a), -telka anstelle von -tel-k(a). BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch -acija komunikacija -acja komunikacja -(a)ce kommunikace - $´ <> @&$<á $´ -i´ <> @&Å<á Å´ -anje izdanje Ausgabe; Verlag -anie wydanie Ausgabe -ní vydání Ausgabe - &$ $ ,á&$ Ausgabe -&&´ $, &&´Ë Ausgabe -jenje pokoljenje Generation -enie pokolenie -ení pokolení -é&$ ><> é&$ -&&´ ><> í&&´ -stvo bogatstvo Reichtum ribarstvo Fischerei -stwo / -ctwo bogactwo ryboƒówstwo wydawnictwo Verlag -ství / -ctví 2 bohatství rybá-ství nakladatelství -stvo / -ctvo mužstvo Mannschaft - ( > >"á( ( > ª > ó ( > $ ,á( - ( > - ( > / - ( > a"á( ( > $ á - ( > $, &$Ë ( > -ost starost Alter -o‡X staro‡X Alter -ost starost Sorge -> (- (á > (- Alter -Å (- (á Å (- Alter -izam budizam -izm, -yzm buddyzm -izmus buddhizmus -$ "$ -i , -$ "$Ë -nost odgovornost Verantwortung -(n)o‡X odpowiedzialno‡X -(n)ost odpov–dnost -(&)> (- >( é( ( &&> (- -(&)i (- Å, > Å,á -&Å (- -ka igraPka Spielzeug -ka zabawka -ka hraPka oder Pl. hraPky -< $" ýB< -<a í" B< [mladost] Jugend -e‰ mƒodzie‰ -ež mládež -¸ - > >,¸ - - ó >,- -orija laboratorija -orium laboratorium -o- laborato- -o $´ > (ó $´ -> Å´ > (ó Å´ 2 Die tsch. Suffixe -ctvo und -stvo bilden Bezeichnungen für (belebte) Kollektiva, Gemeinschaften und Mengen, gelten inzwischen aber als unproduktiv. Heute wird zum Beispiel eher lidství ‚Menschheit‘ anstelle von lidstvo verwendet. <?page no="236"?> VIII Wortbildung 224 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch -ana kr. kavana sr. kafana Café 3 -arnia kawiarnia drukarnia Druckerei -árna kavárna tiskárna -&´ (ugs.) <> é°&´ 4 5 - &´, -´ &´ < ’´Ë &´ , @<á &´ Das Vorhandensein ähnlicher Suffixe hat nicht zwangsläufig gleiche Wortbildungen zur Folge. Wo die eine Slavine beispielsweise -stvo (russ. elové estvo ‚Menschheit‘ neben elové nost’ ‚Menschlichkeit‘) verwendet, bildet die andere Slavine das entsprechende Wort mit -o (poln. ludzko ,Menschheit‘); vgl. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch -ica besanica Schlaflosigkeit -o‡X bezsenno‡X -ost nespavost -&$ ó&&$ -´ ó&&´ [nepravda] Ungerechtigkeit -o‡X niesprawiedliwo‡X -nost nespravedlnost - > (- & , $Ë - > (- - Å (- & , $Ë - Å (- -ost unutrašnjost das Innere -e wn}trze -ek vnit-ek -&> (- &ý( &&> (- -&Å (- &ý( ÅB&Å (- Personenbezeichnungen / Movierungssuffixe Im Bereich der Bildung von Berufs-, Funktions- oder Nationalitätenbezeichnungen finden sich Parallelen zwischen den Slavinen, aber eben auch Unterschiede in Bezug auf den Bestand und die Produktivität der hier zum Einsatz kommenden Suffixe. Weitere Besonderheiten sind zu beachten im Bereich der Movierung, d. h. bei der Derivation femininer Personenbezeichnungen (Berufs- und Funktions-, ferner Nationalitätenbezeichnungen) aus maskulinen. Häufig entstehen hier Feminina auf -ka oder -nica, die leicht zu erkennen sind. Allerdings sind diese Suffixe homonym, d. h., sie können in anderen Kontexten auch Gegenstände, Erscheinungen u. a. bezeichnen. Zudem gibt es unter Umständen zu einem maskulinen Suffix mehr als ein feminines Movierungssuffix; vgl. z. B. tsch. -ec: Ukrajinec - Ukrajinka, poslanec ‚Bote‘ - poslankyn , krasavec ,männliche Schönheit‘ - krasavice. Nicht alle möglichen Movierungssuffixe sind heute noch produktiv. Unproduktiv ist beispielsweise russ. - - ( ^9 {é- ,Verkäufer‘) - - -a ( ^9 {` = -a). Im Russischen und Ukrainischen, eingeschränkt auch im Polnischen, können bei Berufs- oder Funktionsbezeichnungen nicht in jedem Fall Movierungen 3 ‚Druckerei‘ ist bks. štamparija oder tiskara. 4 Russ. auch €é. 5 ‚Druckerei‘ ist russ. ? ^6 ဠ*. <?page no="237"?> 1 Wortbildungsverfahren 225 gebildet werden. Je prestigeträchtiger der Beruf / die Funktion, desto unmöglicher wird häufig die Movierung (siehe auch Kapitel VI Morphologie, S. 130). Im Bosnischen, Kroatischen und Serbischen werden zum Teil unterschiedliche Suffixe verwendet (vgl. kr. itatelj vs. sr. italac ‚Leser‘). Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Auswahl der wichtigsten, in der Standardsprache gebräuchlichen (Movierungs-)Suffixe (die in den einzelnen Slavinen wiederum Varianten aufweisen können). Nicht berücksichtigt sind einzelsprachliche Besonderheiten oder umgangssprachliche, stilistisch markierte Suffixe / Movierungen wie russ. 9ó ? ^ _ zu 9ó ? ^ . BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch m f -telj uPitelj -teljica uPiteljica -(i)ciel, -(y)ciel nauczyciel -(i)cielka, -(y)cielka nauczycielka -tel uPitel -telka uPitelka -( - @*$Ë ( - -( -&$ @*$Ë ( -&$ -( - @*$Ë ( - -( -< @*$Ë ( -< m f -ant praktikant -antkinja praktikantkinja -ant praktykant -antka praktykantka -ant praktikant -antka praktikantka - &( <($<á&( - &(< <($<á&(< - &( <($<á&( - &(< <($<á&(< m f -aP prodavaP 6 Verkäufer -aPica prodavaPica -acz badacz Forscher -aczka badaczka -aP prodavaP Verkäufer -aPka prodavaPka - * ( @ á* Trompeter --- - * *$(á* Leser - *< *$(á*< m f -nik pomoXnik -nica pomoXnica -nik pomocnik -nica pomocnica -ník pomocník -nice pomocnice -&$< > ó¶&$< -&$ > ó¶&$ -&$< > Å*&$Ë < -&$ ´ > Å*&$Ë ´ m f -ist(a) turist(a) -istkinja turistkinja -ista, -ysta turysta -istka, -ystka turystka -ista turista -istka turistka -$ ( (@ $Ë ( -$ (< (@ $Ë (< -Å (, -$ ( (@ $Ë ( -$ (< (@ $Ë (< m f -ent korespondent 7 --- / sr. -entkinja sr. korespondentkinja -ent korespondent -entka korespondentka -ent korespondent -entka korespondentka - &( <> >&,é&( -e&(<a <> >&,é&(<a 8 - &( <> >&,é&( - &(< <> >&,é&(< 6 Bks. auch prodavac. 7 Für diese Bedeutung sind die Lexeme pisar, pisarica angemessener. Vgl. daneben student - bs. und kr. studentica, sr. studentkinja. 8 Die russ. fem. Form ist gramota.ru zufolge zwar nicht markiert, möglich ist aber auch die Verwendung der mask. Form ^ ^ 9é ? mit Referenz auf eine Frau. <?page no="238"?> VIII Wortbildung 226 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch m f --- 9 -czyk 10 Du‹czyk Däne -ka Dunka -Pík poruPík Leutnant --- 11 -*$< ¸(*$< -*$ a ¸(*$ a 12 -*$< -ó(*$< -*$ ´ -ó(*$ ´ m f -ar sr. ljekar, lekar -arka sr. ljekarka 13 -arz lekarz -arka lekarka -a- léka- -a-ka léka-ka - - $ $>(é< - - B 14 $ $>(é< B - í< - < í< < m f -tor doktor -torica / -torka kr. doktorica sr. doktorka -tor doktor -torka [doktorka ugs.] 15 -tor doktor -torka doktorka -(> ,ó<(> --- -(> ,><(> --- 16 m f -nik poslanik Bote -nica poslanica -iec posƒaniec -anka posƒanka -ec poslanec -kyn– poslankyn– - > á& -&$ > á&&$ - - Å & - --- 17 m f -iPar matematiPar -iParka matematiParka -yk matematyk -yczka matematyczka -ik matematik -iPka matematiPka -$< ( á($< --- -$< ( á($< --m f -log filolog --- / sr. -inja filologinja -log filolog -lo‰ka [filolo‰ka 18 ] -log filolog -ožka filoložka - >" $ ó >" --- 19 - >" Å ó >" --- 9 Keine Entsprechung. 10 Poln. ‚Leutnant‘ ist porucznik, ‚Pilot‘ ist lotnik, ‚Pilotin‘ lotniczka. 11 Im Tschechischen kann zwar auch fem. poru í ka gebildet werden, allerdings ist diese Form umgangssprachlich. 12 Russ. '? 0 -a ist hinsichtlich seiner stilistischen Neutralität umstritten. Als weibliche Berufsbezeichnung ,Pilotin‘ ist auch '? 0 möglich. 13 Ljekarka ‚Ärztin‘ wird im Serbischen verwendet. ‚Ärztin‘ im Kroatischen und Bosnischen ist doktorica. 14 Russ. \ \ ^? é _ ‚Bibliothekarin‘ ist gebräuchlich. Allerdings sind Movierungen auf -_ häufig umgangssprachlich. 15 Ein besseres Beispiel für Polnisch wäre lektor - lektorka. 16 Eine Movierung ? ó existiert zu ? ó ‚Schauspieler‘. 17 Movierungen sind hierzu im Ukrainischen selten ( ^ á -* ist eine Movierung zu ^ á ). Ein passenderes Beispiel mit Movierung wäre { @^{á - ‚Schützling, Zögling‘ und dazu fem. { @^{á . 18 Die feminine Form wirkt im Polnischen eher künstlich bzw. wird als stilistisch markiert empfunden. 19 Formal möglich ist im Russischen eine Movierung mit -6 *. Allerdings ist die feminine Form € ^ ^6 * = stilistisch markiert. Neutral ist die Verwendung der maskulinen Form bei Referenz auf eine Frau. <?page no="239"?> 1 Wortbildungsverfahren 227 BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch m f -at kandidat -atkinja kandidatkinja -at kandydat -atka kandydatka -at / -át kandidát -atka / -átka kandidátka - ( < &,$,á( - (< < &,$,á(< - ( < &,$,á( - (< < &,$,á(< m f --kralj -ica kraljica --król -ówa królowa --král -ovna královna --- <> ó - -e <> > é --- <> ó - -e <> > é m f --- TurPin -inja Turkinja --- Turek -ynka Turczynka --- Turek -kyn– Turkyn– --- (ý >< -a&< (@ *á&< --- (ý >< - &´ (@ <é&´ m f -en kr. Slaven sr. Sloven -enka kr. Slavenka sr. Slovenka -anin Sƒowianin -anka Sƒowianka -an Slovan -anka Slovanka -´&$& ´&$Ë & -´&< ´Ë &< -´&$& > ’´Ë &$& -´&< > ’´Ë &< m f -ac Ukrajinac -ka Ukrajinka -(i)ec Ukrainiec -ka Ukrainka -ec Ukrajinec -ka Ukrajinka - @< $Ë & -< @< $Ë &< - - @< Ñ& - -< @< Ñ&< m f -ak Slovak -akinja Slovakinja -ak Sƒowak -aczka Sƒowaczka -ák Slovák -enka Slovenka - < > á< - *< > á*< - < > á< - *< > á*< Diminutive Die Slavinen kennen zahlreiche und vielfältige Diminutivsuffixe (und Augmentativsuffixe), die im Text eigentlich problemlos erkannt werden sollten, sofern sie Substantive modifizieren 20 . Typisch sind hier bks. -i , - i , -ak, -ica, - ica, -ka, -ce, - e poln. -ek, -eczek, -ka, -eczka, -ko, -eczko, -enka, -u , -usia, -usio, -u", -unia, -unio tsch. -ek, -ák, -ík, -e ek, -i ek, -á ek, -e ka, -i ka, -e ko, -énka, -ínka, -ének russ. - , -0 , -^ , -' , - -, - , -^0 , -^ , - _ , -- , --^, - - , - -^, -O_ ^ ukr. -^ , - , - - , - (^), -^0^ , -0 , -^ (^), - , - , - , - -, -^0 , - 0 , - , - , --, - , -0, - , - , - 0 , - 0 . 20 Möglich sind aber auch (umgangssprachliche) Diminutive von anderen Wortarten wie Verben, Adjektiven, Adverbien. Beispiele sind tsch. papinkat und ukr. jístonÅky ‚essen‘, ukr. spátonÅky ‚schlafen‘, tsch. mali ký ‚klein‘, tsch. malou ko ‚wenig‘. <?page no="240"?> VIII Wortbildung 228 Nachfolgend Diminutive zu ‚Haus‘, ‚Stern‘, ‚Mama‘. BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch kuXa - kuXica dom - domek d¤m - domek ,> - ,ó $< ,> - ,ó $< zvezda - zvezdica gwiazda - gwiazdka hv–zda - hv–zdiPka ,á - ¸ ,>*< í < - í >&-< mama - mamica mama - mamusia máma - maminka á - á >*< á - á(Å&< Zu frequenten Wörtern wie ‚Mama‘ sind auch mehrere Verkleinerungsformen bildbar; zudem sind spontane, ad hoc-Bildungen möglich. Vgl. russ. á - á ^0 - á - ý * - ý * - á? _ - á _ - ý * - á 0 - á_ - ý 0 oder ukr. á - á? – - ý * - ý * - á ^0 - ý – - ý 0 - á -* - ? ý * - á 0 . Präfigierung Mithilfe von Präfixen 21 (auch in Kombination mit Suffixen) können insbesondere neue Verben, aber auch Aspektpartner und Aktionsarten gebildet werden (vgl. hierzu Kapitel VI Morphologie). Wir stellen die wichtigsten Präfixe vor, verzichten wegen ihrer Polysemie / Homonymie aber auf deutsche Übersetzungen. Ausgangspunkt für die nachfolgende Tabelle war die aus Kempgen 1999 22 übernommene Übersicht über die russischen Präfixe; wir bieten die ergänzte Tabelle in zwei „Sortierungen“: einmal nach BKS und Latinica, einmal nach Russisch und Kyrillica. Zu (einzelsprachlich-slavischen und internationalen) Wortbildungspräfixen vom Typ hyper-/ übervgl. auch Kapitel IV Wortschatz. 21 Nicht unproblematisch (und entsprechend uneinheitlich) ist im Übrigen die Klassifizierung von Präfixen. Bei einer rein formalen Vorgehensweise (man „nimmt“ alles, was vor der Wurzel steht), werden semantische Unterschiede, wie sie z. B. zwischen poln. bez-kar-no ‚Straffreiheit’ oder napisa einerseits und pó -final ‚Halbfinale’ oder wod-o-spad ‚Wasserfall’ andererseits bestehen, nicht erfasst. Trennt man dagegen zwischen „echten“ Präfixen wie na-, do-, o- und „nicht-echten“ wie pó -, entsteht für Letztere ein Einordnungsproblem: Handelt es sich hier tatsächlich um Präfixe oder eher um gebundene lexikalische Morpheme? Und aus der Sicht der Wortbildung stellt sich die Frage: Handelt es sich um eine Derivation oder ein Kompositum? Häufig wird auch zwischen „einheimischen“ und „entlehnten“ (oft internationalen) Präfixen (anti-/ anty-, hyper-/ giper-, mega-) differenziert, die wiederum abzugrenzen sind von lexikalisch noch „vollwertigeren“ wie avia-, bio-, tele-, zoousw. In einigen russischen Grammatiken laufen solche Einheiten unter der Bezeichnung „Präfixoid“. Die Zahl der „echten“ Präfixe ist begrenzt; die Zahl der internationalen Präfixe dagegen steigt. 22 Vgl. Kempgen, S. (1999), Morphemik, in: Jachnow, H. (ed.), Handbuch der sprachwissenschaftlichen Russistik und ihrer Grenzdisziplinen. Wiesbaden, 99ff. <?page no="241"?> 1 Wortbildungsverfahren 229 Latinica-Sortierung BKS Polnisch Tschechisch Russisch Ukrainisch bez- / besbezbez- - / - dododo- ,>- ,>- - ¶>iz- / is- [wy-] [vy-] $ - / $c- [ ª-] [ $-] meGumi}dzymezi- ,@- i nanana- & - & nad- / natnadnad- & ,- & ,najnajnej- & $- & °neniene- & - & - & nedoniedonedo- & ,>- & ,>ninini- &$- &iniz- &$ oooooob- / opob- / obeobo - / o oo o<> >- Å ´od- / otododo(- / o(o- i,preprzep-e- - - - popopo- >- >pod- / potpodpod- >,i,poza- & - > praprapra- - apred- / pretprzedp-ed- ,- / ,o- ,- ,priprzyp-i- $- $propropro- >- >protiv(o)przeciwproti- >($ >- >($prze- * - * raz- / rasroz- / rozeroz- - / - > - / > - > - / ss- / se- - - / sawspóƒspolu- >i - - & ,- [u-] uu- @- @uw- / wev- - / o- - / Å- &@( $- &@( iuzwz- / ws- > - / >c- / c- - / Å- [iz-, is-] wyvy- ª- $zz- / zes-, ‡z- zazaza- / zá- - - <?page no="242"?> VIII Wortbildung 230 Kyrillica-Sortierung Russisch Ukrainisch BKS Polnisch Tschechisch - / - bez- / besbezbez- - / o- -/ @ Å-/ Åuw- / wev- & - > poza- &@( $- &@( iB&->- > - / >c- / c- - / Åuzwz- / ws- - / > o- - / Åwz- ª- $- [iz-, is-] wyvy- ,>- ,>dododo- - ¶>co- zz- / zes-, ‡z- - zazaza- / zá- $ - / $c- [ $-] iz- / is- [wy-] [vy-] ,@- i meGumi}dzymezi- & - & nanana- & ,- & ,nad- / natnadnad- & $- & °najnajnej- & - & neniene- & - & ,>- & ,>nedoniedonedo- &$- &ininini- &$ nizoooooo - / o oo ob- / opob- / obeobo<> >- Å ´okoƒo o(- / o(o- [ i,-] od- / otodod- - - - preprzep-e- >- >popopo- >,i,pod- / potpodpod- papraprapra- ,- / ,o- ,- ,pred- / pretprzedp-ed- $- $priprzyp-i- >- >propropro- >($ >- >($protiv(o)przeciwproti- - / - > - / > - > - / raz- / rasroz- / rozeroz- - - / ss- / se- >i sawspóƒspolu- - & ,nad- / natnadnad- @- @- [u-] uu- * - * prze- <?page no="243"?> 1 Wortbildungsverfahren 231 Interfixe und Postfixe Der Vollständigkeit halber seien hier noch die so genannten Interfixe erwähnt, die dazu dienen, Morpheme miteinander zu verbinden. Da diese Einheiten nur eine Funktion, aber keine eigentliche Bedeutung haben, ist ihr Morphemstatus umstritten. Ein Beispiel für ein Interfix ist das o in den Entsprechungen von ‚Nashorn‘, das die einzelsprachlichen Morpheme für ‚Nase‘ bzw. ‚Horn‘ verbindet: bks. nos-o-rog poln. nos-o-ro ec tsch. nos-o-rožec russ. ^ -^- ó6 ukr. ^ -^- í6 Postfixe, die ganz am Ende einer Wortform, d. h. nach den Suffixen stehen, kennen z. B. das Russische und das Ukrainische mit den Einheiten -sja bzw. -s’ (streng genommen handelt es sich hier um zwei Varianten ein und desselben Postfixes). Einige SlavistInnen fassen hierunter auch Einheiten wie -nibud’, -libo, -ka, -to. Auch für das Tschechische postulieren einige BohemistInnen Postfixe - nach P†íru ní Mluvnice »eštiny (1995, 181) zum Beispiel -si in jakýsi ‚ein gewisser‘. <?page no="245"?> IX Texte und Übungen 1 Aschenputtel Hier finden Sie eine gekürzte und adaptierte Fassung des Aschenputtel-Märchens nach der in der Slavia bekannten französischen Version Cendrillon ou la petite pantoufle de verre (1697) von Charles Perrault (1628-1703). Anna Olshevska hat zunächst die Texte für Ukrainisch und Russisch geschrieben, Rašid Duri und Hedda Karabai -Spengler, Radka Lemmen und Agata Przyborowska-Stolz haben sie dann ins Bosnisch-Kroatisch-Serbische, Tschechische bzw. Polnische übertragen. Sie können die Texte auch hören - unter www.narr-studienbuecher.de. BKS - Pepeljuga Der bks. Text wird hier nur in Latinica in der (i)jekavischen (kroatischen, bosnischen) Variante wiedergegeben. In Klammern stehen die ekavischen (serbischen) Formen. Živio (sr. Živeo) je jednom bogat udovac. On se oženio jednom udovicom koja je bila jako umišljena i ohola - kako još to niko (nitko) nije vidio (video). Imala je dvije (dve) k erke, koje su bile takodje umišljene i ohole kao i njihova majka. Taj je ovjek ( ovek) imao k erku iz prethodnoga braka. Ta je k erka bila vrlo dobra i nježna (nežna). Zbog njene ljepote (lepote) ma eha je odmah duboko zamrzila svoju pastorku. Ma eha je njoj dodijelila (dodelila) najprljavije poslove: njena pastorka je morala prati su•e, rublje i pospremati sobe. Kada je ona sve uradila i bila gotova, djevojka (devojka) je sjela (sela) na pepeo pokraj ognjišta. Zbog toga je svako u ku i nju zvao imenom «Pepeljuga». Ali unato njezinim zakrpama na odje i (ode i) koju je nosila, Pepeljuga je bila sto puta ljepša (lepša) nego njezine polusestre. Jednog dana sin kralja je priredio veliku sve anost, na koju je pozvao plemstvo iz države. Tako•e(r) su ma eha i njene k eri dobile pozivnicu. One nisu govorile ni o emu drugom, nego o sve anosti. Fantazirale su kako bi se lijepo (lepo) kitile i neprestano su se vrtile oko zrcala (ogledala). Naru ile su sebi šešire najnovije mode, a kupile su i najskuplje parfeme. Onda su se sestre i njihova majka obukle i otišle na sve anost. Dok je njihova ko ija vozila oko dvorca, Pepeljuga je sjedila (sedila) na velikim stepenicama dvora i plakala. Odjednom se pojavila vila koja je bila krsna (krštena, krš ena) kuma Pepeljuge. Ona je tješila (tešila) gorko uplakanu djevojku (devojku) i obe ala joj pomo . Vila je išla pred dvor sa Pepeljugom. Vila je uzela najve u tikvu iz vrta, razrezala nju i dirnula je sa arobnim štapi em. U istom trenutku ta tikva se pretvorila u divnu zlatnu ko iju. Zatim je vila uzela šest miševa iz mišolovke i pretvorila ih u šest prekrasnih konja. Onda je ona dirnula jednoga štakora sa njezinim arobnim štapi em, i odmah je stojao ispred njih jedan debeo ko ijaš s velikom bradom. Napokon je vila kazala: <?page no="246"?> IX Texte und Übungen 234 «Dakle, Pepeljugo, sada imaš sve za sve anost. Jesi li vesela? » «Pa da! - Ali moram li i i na tu sve anost u ovim krpama? » - uzdahnula je djevojka (devojka). Vila je dirnula Pepeljugu s njezinom arobnom štapi em i smjesta Pepeljuga je imala na sebi najljepšu (najlepšu) haljinu, svu vezenu od zlata, srebra i dragog kamena. Osim toga Pepeljuga je dobila još jedan par staklenih papu a, koje su bile tako prekrasne da nitko na svijetu (svetu) nije video ljepših (lepših). Na rastanku njezina krsna kuma Pepeljugi je zapovijedila (zapovedila) da ne zaboravi da ne smije biti na sve anoš u dalje od pola no i: arolija u pola no i naime prestaje! Presretna Pepeljuga vozila se do kraljeva dvorca. Kada je ušla u sve anu dvoranu (salu), gdje (gde) su gosti bili ve skupljeni, odjedanput je nastala grobna tišina: tako su svi bili op arani i zaneseni ljepotom (lepotom) nepoznate djevojke (devojke). Princ je ugledao Pepeljugu i poveo je na ples. Ona je plesala tako nježno (nežno), i neprestano je gledala princu u o i, jer nije mogla odvojiti svoje poglede od njega. Dok je plesala, djevojci (devojci) je bilo tako lijepo (lepo), da je skoro zaboravila opomenu vile. Odjedanput je ona ula da sat izbija (kuca) jedan etvrt prije pola no i. Pepeljuga je požurila iz dvorca i pobjegla (pobegla) tako brzo da ju nitko (niko) nije mogao zadržati. Na stepenicama je izgubila jednu staklenu papu u. Princ je tu papu u podigao i uzeo. Pepeljuga je jurila doma (ku i) sasvim bez daha, bez ko ije, bez ko ijaša, u svojoj staroj haljini. Samo jedna staklena papu a ostala je njoj kao uspomena na prekrasno ve e. A princ se zaljubio u tu lijepu djevojku (lepu devojku). Tražio ju je cijelu no i slijede i (slede i) dan. Poslije (posle) nekoliko dana on je zapovijedio (zapovedio) da se u cijeloj (celoj) njegovoj kraljevini traži ta lijepa djevojka (lepa devojka), kojoj bi pristala staklena papu a, da bi je on uzeo za ženu, i da bi ju vodio na dvorac. Poslanici princa su jahali kroz cijelu (celu) kraljevinu i isprobali papu u sa svakom djevojkom (devojkom) - plemkinjom, ali bez uspjeha (uspeha): nijedna djevojka (devojka) plemkinja nije papu u mogla nazuti, obu i na nogu. Najzad su papu u donijeli (doneli) u onu ku u gdje (gde) su živjele (živele) Pepeljuga sa ma ehom i polusestrama. Naravno da su i polusestre Pepeljuge htjele (htele) isprobati papu u. No one su imale prevelike ili predebele noge. Onda je Pepeljuga prišla iz svoga kuta (ugla) kod ognjišta. I papu a je ušla, pristala na njezinu malu nogu tako lako (lahko), kao da je njena nogica ve ekala na ovu papu u. Kada je Pepeljuga izvadila iz džepa drugu papu u i stavila nju na drugu nogu, njezine polusestre skamenile su se od užasa. Odjedanput se vila opet pojavila. Ona je dirnula Pepeljuginu zakrpanu haljinicu arobnim štapi em, i pretvorila je zakrpanu haljinu u prekrasnu odje u (ode u). Ta je odje a (ode a) bila još ljepše (lepše) naki ena nego ona koju je djevojka (devojka) nosila jedan dan prije. Poslanici princa su Pepeljugu odveli na dvorac: Poslije (posle) nekoliko dana su slavili divnu svadbenu sve anost. Übersetzung aus dem Russischen von Hedda Karabai -Spengler und Rašid Duri <?page no="247"?> 1 Aschenputtel 235 Polnisch - Kopciuszek Dawno, dawno temu, ¢y£ sobie pewien bogaty wdowiec, który o¢eni£ si€ z wdow~, tak chytr~ i pysza£kowat~, jakiej nigdy -wiat nie widzia£. Mia£a ona dwie córki, takie same jak ona. A m€¢czyzna mia£ w£asn~ córk€, niezwykle dobr~ i delikatn~. Macocha od razu znienawidzi£a pasierbic€ za urod€ i kaza£a jej wykonywa najbrudniejsze prace domowe - my naczynia, pra ubrania i sprz~ta pokoje. Uporawszy si€ z prac~, dziewczyna siada£a na okopconej dymem i popio£em pod£odze obok pieca i dlatego wszyscy w domu zwali j~ Kopciuszkiem. Odziany w £achmany Kopciuszek by£ pi€kniejszy od swoich sióstr. Pewnego dnia syn króla wyprawia£ bal i zaprosi£ na niego wszystkich znamienitych ludzi w królestwie. Macocha i jej córki równie¢ dosta£y zaproszenie. Siostry rozmawia£y tylko o tym, jak by tu najpi€kniej si€ ubra i bez przerwy kr€ci£y przed lustrami. Zamówi£y najmodniejsze kapelusze i nakupi£y najdro¢szych perfum. Wystroiwszy si€, córki z matk~ pojecha£y na bal. Kiedy ich karoca znikn€£a ju¢ z oczu, Kopciuszek usiad£ na ganku i rozp£aka£ si€. Nagle ukaza£a si€ jej matka chrzestna, wró¢ka. U¢ali£a si€ nad dziewczyn~, która tak gorzko p£aka£a i postanowi£a jej pomóc. Wró¢ka wysz£a z Kopciuszkiem na podwórze, wzi€£a z ogrodu najpi€kniejsz~ dyni€, rozci€£a j~, uderzy£a czarodziejsk~ ró¢d¢k~ - i w okamgnieniu dynia przeobrazi£a si€ we wspania£~, poz£acan~ karoc€. Potem wyj€£a z pu£apki na myszy sze- myszek i przemieni£a je w przepi€kne konie. Nast€pnie tr~ci£a czarodziejsk~ ró¢d¢k~ ogromnego szczura i oto sta£ przed nimi gruby, w~saty woŸnica. Na koniec wró¢ka rzek£a: - No, Kopciuszku, teraz ju¢ masz czym pojecha na bal. Czy si€ cieszysz? - Jak¢eby nie! Ale jak ja tam pojad€ w tych £achmanach? - westchn€£a dziewczyna. Wró¢ka dotkn€£a Kopciuszka ró¢d¢k~ i oto pojawi£a si€ na niej wspania£a suknia, haftowana z£otem, srebrem i kosztownymi kamieniami. Dziewczyna otrzyma£a jeszcze par€ kryszta£owych trzewiczków, tak cudownych, ¢e pi€kniejszych nie mia£ nikt na -wiecie. Na po¢egnanie matka chrzestna nakaza£a jej zapami€ta , ¢e mo¢e by na balu jedynie do pó£nocy, bo wówczas znikn~ wszelkie czary. Dziewczyna pojecha£a do królewskiego pa£acu, nie posiadaj~c si€ ze szcz€-cia. Kiedy Kopciuszek wszed£ do sali, gdzie zebrali si€ go-cie, zapad£a cisza, tak porazi£a wszystkich uroda nieznanej dziewczyny. Królewicz zobaczy£ Kopciuszka i poprosi£ go do ta¡ca. Ta¡czy£a z niezwyk£ym wdzi€kiem, patrz~c królewiczowi ca£y czas w oczy i nie mog~c odwróci wzroku. Dziewczynie by£o tak wspaniale, ¢e zupe£nie zapomnia£a o nakazie chrzestnej i gdy raptem zegar zacz~£ bi za kwadrans dwunast~, Kopciuszek wybieg£ z pa£acu i znikn~£ tak szybko, ¢e nikt nie zdo£a£ go zatrzyma . Na schodach dziewczyna zgubi£a jeden z kryszta£owych trzewiczków, a królewicz go podniós£. Kopciuszek przybieg£ do domu bardzo zdyszany, bez karocy, bez lokajów, w swojej starej, podartej sukience i tylko jeden trzewiczek pozosta£ mu na pami~tk€ czarownego wieczoru. Ale królewicz ju¢ zakocha£ si€ w pi€knej dziewczynie. Szuka£ jej ca£~ noc i ca£y nast€pny dzie¡, a po kilku dniach nakaza£ og£osi <?page no="248"?> IX Texte und Übungen 236 wszem i wobec, ¢e o¢eni si€ z t~ dziewczyn~, na której stop€ b€dzie pasowa£ kryszta£owy trzewiczek i ¢e zostanie ona królewn~ i zamieszka z nim w pa£acu. Pos£a¡cy królewicza jeŸdzili po ca£ym kraju i przymierzali trzewiczek wszystkim dziewcz€tom ze znakomitych rodów, lecz na pró¢no. W ko¡cu przyniesiono trzewiczek i do domu, w którym mieszka£ Kopciuszek z siostrami. Siostry tak¢e chcia£y w£o¢y trzewiczek, ale ten by£ zbyt ciasny na ich grube stopy. Wtedy z k~cika wyszed£ Kopciuszek. Trzewiczek wszed£ na jego male¡k~ nó¢k€ tak szybko i lekko, jakby nó¢ka tylko na to czeka£a. Gdy Kopciuszek wyj~£ z kieszeni drugi trzewiczek i w£o¢y£ na drug~ nó¢k€, siostry a¢ krzykn€£y. Nagle pojawi£a si€ wró¢ka, dotkn€£a ró¢d¢k~ kopciuszkowego ubrania, a ono przemieni£o si€ we wspania£~ sukni€, jeszcze pi€kniejsz~, ni¢ ta poprzednia. Kopciuszka powieŸli do pa£acu, gdzie za kilka dni odby£o si€ wesele. Übersetzung aus dem Ukrainischen von Agata Przyborowska-Stolz Tschechisch - Popelka Žil byl jeden bohatý vdovec a oženil se po druhé s vdovou, s takovou namyšlenou a hrdou, jakou nikdo nevid¦l. Ona m¦la dv¦ dcery, které byly takové jako ona sama. A muž m¦l také svoji dceru, neobvykle dobrou a n¦žnou. Macecha hned znenávid¦la nevlastní dceru za její krásu a dávala jí za úkol d¦lat špinavou práci v dom¦ - mýt nádobí, prát prádlo, uklízet pokoje. Když bylo hotovo s prací, sedávalo d¦v e pÁímo v popelu, rozsypaném vedle krbu, proto jí všichni v dom¦ Áíkali Popelka. Dokonce i v hadrách byla Popelka hez í než její sestry. Jednoho dne uspoÁádal královský syn ples a pozval na n¦j všechny vznešené lidi z království. Macecha s dcerami také obdržely pozvání. Sestry mluvily jenom o tom, jak by se nejlépe oblékly a bez pÁestání se to ily pÁed zrcadly. Objednaly si nejmodern¦jší klobouky a nakoupily nejdražší parfémy. Když se oblékly, jely sestry s macechou na ples. Jakmile jejich ko ár zmizel z dohledu, Popelka si sedla na zápraží a pustila se do plá e. Najednou se objevila její kmotra-kouzelnice. Politovala hoÁce pla ící dívku a rozhodla se jí pomoct. Kouzelnice vyšla s Popelkou na dv¥r, vzala ze zahrady nejlepší tykev, rozÁízla ji, mávla na ní svojí kouzelnickou h¥lkou - a v tom okamžiku se tykev prom¦nila v pÁekrásný pozlacený ko ár. Potom vybrala z pasti šest myší a prom¦nila je v krásné kon¦. Pak se dotkla svojí kouzelnickou h¥lkou obrovské krysy, a v mžiku stál pÁed nimi velmi tlustý ko í s plnovousem. Nakonec Áekla kouzelnice: „Tak vidíš, Popelko, teÇ máš n¦co, v em m¥žeš jet na ples. Máš radost? “ „Jist¦! Jenom, jak tam pojedu v t¦chto hadrách,“ povzdychla si dívka. Kouzelnice se dotkla Popelky svojí h¥lkou, a najednou m¦la na sob¦ krásné šaty vyšívané zlatem, stÁíbrem a drahými kameny. Dívka ješt¦ dostala pár kÁišÈálových stÁeví k¥, takových p¥vabných, jaké ješt¦ nikdo na sv¦t¦ nem¦l. Na rozlou enou jí kmotra pÁikázala si pÁedevším pamatovat, že m¥že na plese z¥stat pouze do p¥lnoci, protože pak všechna kouzla zmizí. Dívka jela do královského paláce celá št¦stím bez sebe. <?page no="249"?> 1 Aschenputtel 237 Když Popelka vešla do sálu, kde už byli hosté, nastalo ticho, tak moc je pÁekvapila krása neznámé dívky. Princ uvid¦l Popelku a vyzval ji k tanci. Tan ila pÁekvapiv¦ velkolep¦ a po celý as se dívala princi do o í a nemohla odtrhnout pohled. Dívce bylo tak krásn¦, a tím zapom¦la na kmotÁen ino upozorn¦ní, když náhle za aly hodiny bít tÁi tvrt¦ na dvanáct. Popelka vyb¦hla z paláce a zmizela tak rychle, že se nikomu nepodaÁilo ji zadržet. Na schodech ztratila dívka jeden ze svých kÁišÈálových stÁeví k¥, a který potom princ zvedl. Bez dechu pÁib¦hla Popelka dom¥, bez ko áru, bez lokaj¥, ve svých starých roztrhaných šatech, pouze jeden stÁeví ek jí z¥stal na památku na kouzelný ve er. Ale princ už se zamiloval do krasavice. Hledal ji celou noc a celý následující den, a za n¦kolik dní oznámil celému národu, že se ožení s tou dívkou, které padne kÁišÈálový stÁeví ek, a že tato dívka se stane princeznou a bude s ním žít v paláci. Vyslanci prince se rozjeli po celé zemi a zkoušeli stÁeví ek všem dívkám ze vznešených rodin, ale zbyte n¦. Nakonec pÁinesli stÁeví ek do domu, kde žila Popelka se sestrami. Sestry také cht¦ly obout stÁeví ek, ale on nepasoval na jejich tlusté nohy. Vtom z rohu vyšla Popelka. StÁeví ek padnul na její malou nožku tak rychle a lehce, jakoby nožka na to jenom ekala. Když Popelka vytáhla z kapsy i druhý takový stÁeví ek a obula si ho na druhou nožku, její sestry ztrnuly. Vtom se objevila kouzelnice, dotkla se svojí h¥lkou Popel iných šat¥, a ony se prom¦nily v pÁekrásné šaty, ješt¦ krásn¦jší než ty pÁedtím. Popelku odvezli do paláce, kde za n¦kolik dn¥ uspoÁádali svatbu. Übersetzung aus dem Russischen von Radka Lemmen Russisch - É -"‡ " ‡ >, , # , ‡ . Š "‡ # , . µ "‡ # , "‡# " . ¨ # “ # > ‰ ‰ % % " - ‡ , , " ‡. Š ' " , ' , ‡ % , ˆ ‰ $ ' . + “ “ $ ' "‡ “ ‰ . ¯ ‡ ‡ " “ ‡“ % . ¨ # “ # # ' . [‰ ‡ , "‡ #' , " . ¯ ‡ ‡ ' ‡“ “ “ . ¯ ' , ‰ ‡ % “ " . ¸ “ # , $ ' ‡ > . - ‰ ‰ - ' " > . ¯ # & % ' ' # . - ' " > ‡' $ ' , % #' % ‡ , ‰, ' " # - ‡ <?page no="250"?> IX Texte und Übungen 238 ' % # % . § ‡' ' ‡“ ‡' “ ‡“ . $ ' " # ‡ ‡, # ‡ # - #. + > ' " > : — + , $ ' , " #‰ “ " . ! ‡ ? — ¸ # ! ! ˆ “ “ “? - “ ' . - ' " > $ ' # , ' , ‡' , " > . ·&‰ ' # x ‡“ " ' # , “ “ ' “, # #' “ "‡ . + & ‰ , # "‡ " # , # ‰ ' " # . ' “ >, " # . ¸ $ ' ' , " , ' , “ ' . § > $ ' ‰ >. ¯ > > , ‰ > , . ' "‡ “ ' , # # "‡ ‰ , # ‡ # " " # > . $ ' ‡" > # "‡ , # ‰ . + > ' “ “ ‡“ " ' # , > " . $ ' " ‡“ ' , " ‡, " , , > , " ' # ‰ # # . + > %" > . ¯ ‰ % # %& , # "ª , # ' , ‰ “ ‡ " ' # , # ˆ ' > " > . § >‡ > “ " ' # ' " ‡“ , . + > " ' # , $ ' ‰ . [‰ ‡ “ " " ' # , “ ‡ . ! ‡' $ ' . ' # " ‰ % "‡ , " . ¸ $ ' ‡ " ' # % , ‰ ‰ ‡ > . - ' " > , # $ ' , , &‰ " ' , # . $ ' >, # ‡ " . Übersetzung aus dem Ukrainischen von Anna Olshevska <?page no="251"?> 1 Aschenputtel 239 Ukrainisch - " " > , %, % # % %, ‹ “ " # . - “ # , “ . µ # " # , # " . ¨ # “ " >% ‹‹ ‹ " " ' " - , , " . Š ' " %, # , ' " , # & ‹‹ § %' %. ! “ § %' " ' ‹“ . Ê ' " “ “ % . ¨ # “ # ' . [ , " & " , " . - ' %' # “ . - ' , Å% ‹“ " . ¸ ‹“ # , § %' Ë . Y Å ‹‹ “ & -# > . - # , # , ' ‹ . ² > ' § %' % Å , & " , , ’% # % # % - " ' # . § ' ' ‹“ # “ . ! # & ’% # % # %, # - . + ' # > : — + , § %' , ’' # ‹“ " . ! ? — µ ! ! ‹ > “ ? - “ # . ² > § %' ’% # %, Å ' , , " > . Ì # ' “ # # , “ “, & & “ " . + & “ & ‹ Å , & " " # , " # . # ‹“ > , # " & . ¸ § %' ' , " , ' , “ ‹ # . § > " # § %' ‹‹ >%. - >% # > , # # > # , . # " “ ' , & " “ & ‹ , # " " # > . § %' " > ' , & “ ‹‹ . + “ “ # " ‹“ ' “ # # , > " . § %' " “ , " , " ‹ , ‹ , > , # # ' ‹ # # . µ > “ %. - ' ‹‹ % # , % , & ’% # %, ' # # , & > # > % > . <?page no="252"?> IX Texte und Übungen 240 ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? § > > ‹“ ‹ # # # “ , . + ' # # , ' § %' . [ “ # # , ‹“ . ! ' § %' . ² # ‹‹ ' , " # . ¸ § %' ' # # , ‹‹ . Y Å # > , ’% # % § %& " , %, & ' ' . § %' > , . Text und Bearbeitung von Anna Olshevska Aufgabe 1: Erzählen Sie das Märchen nach. Aufgabe 2: Welche Arbeiten muss [Aschenputtel] im Haus verrichten? Aufgabe 3: Wie kommt [Aschenputtel] zu seinem Namen? Aufgabe 4: Wie reagieren die Schwestern auf die Einladung zum Ball? Aufgabe 5: Wer hilft [Aschenputtel]? Aufgabe 6: Wer fährt die Kutsche? Aufgabe 7: Was trägt [Aschenputtel] zum Ball? Aufgabe 8: Wie kommt [Aschenputtel] zurück nach Hause? Aufgabe 9: Bestimmen Sie die unterstrichenen Formen und Konstruktionen und nennen Sie die jeweiligen Grundformen (für Verben den Infinitiv, für Substantive den Nominativ Singular usw.). Aufgabe 10: Notieren Sie das jeweilige Paradigma zu [Tochter]. <?page no="253"?> 2 Das Kommunistische Manifest 241 ? ? ? ? Aufgabe 11: Markieren Sie alle „panslavischen“ Wörter. Aufgabe 12: Markieren Sie die Stellen, die für Sie ohne Hilfsmittel (Wörterbuch, Grammatik usw.) nicht verständlich sind. Aufgabe 13: Hören Sie die Audio-Versionen zu den Märchen und sprechen Sie die Texte nach. 2 Das Kommunistische Manifest Die Einführung zum Manifest der Kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels ist ein populärer Text, der in zahlreiche Sprachen, auch in viele slavische, übersetzt wurde. Die Originalausgabe erschien 1848 in London. 1 Aufgabe 1: Lesen Sie den Text und achten Sie dabei darauf, wie Sie vorgehen, um den Inhalt zu verstehen / zu erraten (welche Vergleiche Sie anstellen, was Sie nachschlagen etc.). Erstellen Sie ein Protokoll. BKS (Serbisch) - Manifest Karl Marks, Fridrih Engels - Manifest komunisti ke partije 2 Bauk kruži Evropom - bauk komunizma. Sve sile stare Evrope sjedinile su se u svetu hajku protiv tog bauka, rimski papa i ruski car, Meternih i Gizo, francuski radikali i nema ki policajci. Gde je ona opoziciona partija koju njeni protivnici na vlasti nisu izvikali kao komunisti ku, gde je ona opoziciona partija koja nije u naprednijim opozicionarima i svojim reakcionarnim protivnicima uzvratila prekor koji ih je imao žigosati kao komuniste. Iz ove injenice izlaze dve stvari. Sve evropske sile ve priznaju komunizam kao silu. Uveliko je vreme da komunisti pred celim svetom otvoreno izlože svoja shvatanja, svoje ciljeve, svoje težnje, te da pri i o bauku komunizma protivstave manifest same partije. U tu svrhu sastali su se u Londonu komunisti najrazli itijih narodnosti i sastavili slede i Manifest, koji se objavljuje na engleskom, francuskom, nema kom, talijanskom, flamanskom i danskom jeziku. 1 Marx, K./ Engels, F. (1848), Manifest der Kommunistischen Partei. London. 2 Aus der Ausgabe: Marks, K./ Engels, F. (2005), Komunisti ki manifest. Beograd. Übersetzung: Moša Pijade. Liber : : Fantom slobode 2005-2007. http: / / www.liber.org.yu/ fantom/ tekstovi/ komunisticki_manifest.html (4.2.2009) <?page no="254"?> IX Texte und Übungen 242 Polnisch - Manifest Karol Marks, Fryderyk Engels - Manifest Komunistyczny 3 Widmo kr~¢y po Europie - widmo komunizmu. Wszystkie pot€gi starej Europy po£~czy£y si€ w -wi€tej nagonce przeciw temu widmu: papie¢ i car, Metternich i Guizot, francuscy radyka£owie i niemieccy policjanci. Gdzie jest taka partia opozycyjna, która przez swoich rz~dz~cych przeciwników nie zosta£aby obwo£ana komunistyczn~, gdzie taka, która nie odwzajemni£aby si€ pi€tnuj~cym zarzutem komunizmu zarówno bardziej post€powym opozycjonistom, jak i swym reakcyjnym przeciwnikom? Dwojaki wniosek wyp£ywa z tego faktu. Komunizm zosta£ ju¢ przez wszystkie europejskie pot€gi uznany za pot€g€. Ju¢ najwy¢szy czas, aby komuni-ci otwarcie przedstawili ca£emu -wiatu swoje pogl~dy, swoje cele, swoje d~¢enia i bajce o widmie komunizmu przeciwstawili w£asny manifest partii. W tym celu zebrali si€ w Londynie komuni-ci najró¢niejszych narodowo-ci i naszkicowali nast€puj~cy manifest, który zostanie opublikowany w j€zykach: angielskim, francuskim, niemieckim, w£oskim, flamandzkim i du¡skim. Tschechisch - Manifest Karel Marx, Bed ich Engels - Manifest komunistické strany 4 Evropou obchází strašidlo - strašidlo komunismu. Ke svaté štvanici na toto strašidlo se spojily všechny mocnosti staré Evropy - papež i car, Metternich i Guizot, francouzští radikálové i n¦me tí policajti. Kde je opozi ní strana, která by nebyla svými vládnoucími odp¥rci vykÁi ena jako komunistická, kde je opozi ní strana, která by op¦t potupnou výtku komunismu nevmetla ve tváÁ jak pokrokov¦jším opozi ník¥m, tak i svým reak ním odp¥rc¥m? Z této zkušenosti vyplývá dvojí. Komunismus je již uznáván všemi evropskými mocnostmi za moc. Je svrchovaný as, aby komunisté otevÁen¦ pÁed celým sv¦tem vyložili své názory, své cíle a své snahy a proti báchorkám o strašidle komunismu postavili manifest strany samé. Proto se v Londýn¦ shromáždili komunisté nejr¥zn¦jších národností a sepsali tento manifest, jenž uveÁejní v jazyku anglickém, francouzském, n¦meckém, italském, vlámském a dánském. 3 Aus WikiŸród£a: http: / / pl.wikisource.org/ wiki/ Manifest_Komunistyczny (4.2.2009) 4 Aus der Ausgabe: Marx, K./ Engels, B. (1974), Manifest komunistické strany, v eském pÁekladu L. Štolla. Praha. Wikisource: http: / / cs.wikipedia.org/ wiki/ Komunistick%C3%BD_manifest (4.2.2009) <?page no="255"?> 2 Das Kommunistische Manifest 243 Russisch - , - 5 § " · - . - ‡ · ‡ "ª & ˆ : > , ¨ “ ^ , > ‡ > > . ^ > , % , & , "‡ # ? ^ > , % # " "‡ & " " ‡ > , > ‡ ? ‡ ‡ % ˆ . ¸ . § ‡ ‡, > , . [ ˆ > % - " ‡ ‡“ # ‡“ > %& «¨ », ‡ " - , > , > , , ‡ “. Ukrainisch - , - ! ! 6 § " ³ - . - ‹ ³ "Œ & > > : > , ¨ “ ^ , > > > ‹. > , " # % ‹‹ , & ? > , % # " %# " # ' > ‹, ‹ > ? % > . ¸ ’ ’ . § ‹ , ‹ > , ‹ " ‹ ‹. $ > ’% % - " ' “ > > «¨ », " ’ %, > %, > %, %, % % . 5 Aus: - a: http: / / ru.wikisource.org/ wiki (4.2.2009) 6 Aus: Marks, K./ EngelÅs, F. (1979), Manifest komunisty noji partiji. Kyjiv, 50. <?page no="256"?> IX Texte und Übungen 244 ? ? ? ? ? ? Aufgabe 2: Übersetzen Sie den ersten Satz. Aufgabe 3: Wie gehen Oppositionelle und Regierende mit dem Begriff „Kommunismus“ um? Aufgabe 4: Welche zwei Schlussfolgerungen ergeben sich daraus? Aufgabe 5: In welchen Sprachen soll das Manifest veröffentlicht werden? Aufgabe 6: Markieren Sie alle Internationalismen. Aufgabe 7: Das Manifest enthält im weiteren (hier nicht abgedruckten) Text den berühmten Aufruf Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Finden Sie für „Ihre“ Lesekurs-Slavine die Übersetzung dieses Satzes - zum Beispiel über das Internet. <?page no="257"?> X Zum Schluss Wir wollen nicht verhehlen, dass Interkomprehension auch gründlich schiefgehen kann - und dann einen guten Stoff bietet für multilinguale Witze und Anekdoten wie die folgenden. Von einer Ausnahme abgesehen, sind die russisch-ukrainischen Sprachverwirrungen transliteriert. Hinweise zur „Auflösung“ der Pointen stehen in den Fußnoten. Polnisch - Tschechisch Kurzes Date Polka (Agnieszka), Czech (Petr) A: O, jak pachniesz! Kupi£e- sobie now~ wod€ kolo¡sk~? P: Tak, by£a bardzo droga. My-la£em, ¢e ci si€ spodoba. Naprawd€ a¢ tak Ÿle? A: Nie wiem, o co ci chodzi. Dzisiaj jest tak pi€knie, usi~dŸmy i popatrzmy sobie na zachód nad jeziorem. P: Chyba ¢artujesz! I to ma by romantyczna randka? Przecie¢ dzisiaj nie jest pierwszy kwietnia? A: Nie, pierwszy maja. I tak cieszy£am sie na mi£a majówk€. A ty wszystko psujesz! 1 Polnisch - Russisch Einfach geradeaus Russkij vozmuš aetsja v krugu druzej: - Poljaki nas za idiotov deržat! - Po emu? - sprašivajut druz’ja. - Echal ja v Germaniju, dorogu sprašival, tak mne vse tam rukoj machali i govorili „Íto prosto! “ 2 1 Text von Agata Przyborowska-Stolz. Hier kommen sich folgende Wörter ins Gehege: poln. zapach ‚Duft‘ (= tsch. v#n ), tsch. zápach ‚Gestank‘ (= poln. smród), poln. zachód ‚Westen; Sonnenuntergang‘ (= tsch. západ), tsch. záchod ‚Toilette‘ (= poln. toaleta). Ferner poln. kwiecie" ‚April‘ (= tsch. duben) und tsch. kv ten ‚Mai‘ (= poln. maj). 2 Aus: Razdoburdin, I., Interkomprehension in Anekdoten. Unveröff. Ms., Bochum 2008. Poln. prosto bedeutet auch ‚geradeaus‘, russ. prósto dagegen nur ‚einfach‘. <?page no="258"?> X Zum Schluss 246 Ukrainisch - Russisch Geschäfte V Îpochu zastoja priezžaet mužik iz Kieva v Rossiju obaldevšij. Vse k nemu: «@to? Kak? » On: «Bratcy! Da u nich tam polnyj zarubež. Nalevo posmotriš’ - ital’janskij magazin „Tkanini“, napravo - japonskij magazin „Gudziki“, i ego ne sprosiš’ - vezde po francuzski otve ajut: „Vže nema“». 3 Salz Sidjat gruzin i chochol, piš u prinimajut. Gruzin govorit: - Podaj sol. - Ne sol, a sil’, urka nerusskaja! 4 Bier - Mykolo, ba iv jak moskali kly ut’ naše pivo? - Jak? - Py-yvo (izdevatel’ski). - Povbyvav by … 5 Schnaps - Papa, to takoe „gorilka“? - Íto, synok, na Ukraine tak vodku nazyvajut. - A vot i net! Íto malen’kaja obez’janka! 6 Haltestelle Priechal moskal’ na Zapadenš inu, nužno emu s vokzala do aÎroporta na avtobuse proechat’sja. Podchodit on k dedku i sprašivaet: - Ded, a gde zdis’ ostanivka? - Ne ostanivka, a zupynka, a ty moskaliku vže pry‹chav … 7 3 Aus: Razdoburdin, I., Interkomprehension in Anekdoten. Unveröff. Ms., Bochum 2008. 4 Aus: Belov, N. V. (2003), 5000 Anekdotov so vsego mira. Minsk, 8. Zit. nach Razdoburdin, I., Interkomprehension in Anekdoten. Unveröff. Ms., Bochum 2008. Der Ausdruck chochól ist ein â blason populaire und bedeutet ‚Ukrainer‘. 5 Aus: Belov, N. V. (2003), 5000 Anekdotov so vsego mira. Minsk, 9. Zit. nach Razdoburdin, I., Interkomprehension in Anekdoten. Unveröff. Ms., Bochum 2008. Der Ausdruck moskál’ ist ein â blason populaire und bedeutet ‚Russe‘. 6 Aus: Belov, N. V. (2003), 5000 Anekdotov so vsego mira. Minsk, 9. Zit. nach Razdoburdin, I., Interkomprehension in Anekdoten. Unveröff. Ms., Bochum 2008. 7 Aus: Belov, N. V. (2003), 5000 Anekdotov so vsego mira. Minsk, 11. Zit. nach Razdoburdin, I., Interkomprehension in Anekdoten. Unveröff. Ms., Bochum 2008. Für eine Übersetzung vom Russischen ins Ukrainische reicht es nicht aus, alle russ. o durch ukr. i zu ersetzen. ‚Haltestelle‘ ist russ. ostanóvka, aber ukr. zupýnka. Der Ausdruck moskál’ ist ein â blason populaire und bedeutet ‚Russe‘. <?page no="259"?> X Zum Schluss 247 Zement Dva mužika v Kieve. Idut po ulice. - O, šo ce za mašina? - Cementovoz! - Jak cementovoz? Tam že ljudy! - Ce razve ž ljudy? Ce menty! 8 Bar-Geschäft Vstre ajutsja chochol s kacapom. Kacap i govorit: «Och i udnoj u vas jazyk ukrainskij! Nezabarom - Îto kak, za barom ili net»? Chochol otve aet: «A vaša moskal’ska mova? SRAVNI - y srav y ni»? 9 Tierisch Tak vot sprašivaju: «Kak po-ukrainski kot»? On otve aet kit». Sprašivaju: «A kak kit? » A on ostanovilsja, vytaraš il glaza i mol it. I teper’ ne klanjaetsja. 10 Sprachkurs © “ % ; # , " # & , & " “ > # . - + " , ' . Ê , , - ‹ " « », ? - [ . - µ « »? - ¸ , - ’ # . - ! ’, « » " . [ > . µ , % “ , ’ " « », ? «[ »! - µ «§ & » ? «§ & », ? © . - ¨ ’ % % « %»... - µ , ’ « ». © # ... § « », # « ». - , ¨ “ ... - ! , ’ « " # », « # »? ! ! 8 Aus: Belov, N. V. (2003), 5000 Anekdotov so vsego mira. Minsk, 56. Zit. nach Razdoburdin, I., Interkomprehension in Anekdoten. Unveröff. Ms., Bochum 2008. Der Ausdruck menty entspricht dt. Bullen ‚Polizisten‘ (zu milicija). 9 Aus: Razdoburdin, I., Interkomprehension in Anekdoten. Unveröff. Ms., Bochum 2008. Ukr. nezabárom bedeutet ‚bald‘, russ. sravní ist der Imperativ Sg. zu sravnít’ ‚vergleichen‘. Daneben gibt es noch eine Wurzel sra- ‚scheißen‘ (z. B. russ. srat’); ukr. srav wäre also ‚er hat geschissen‘. Die Ausdrücke kacap ‚Russe‘, moskál’ ‚Russe‘ und chochól ‚Ukrainer‘ sind â blasons populaires. 10 Berühmte Anekdote aus M. Bulgakovs Roman Weiße Garde (Belaja gvardija) von 1923-24. Russ. ^? (kot) bedeutet ‚Katze‘, ebenso ukr. –? (kit). Russ. ? (kit) dagegen ist der ‚Wal‘, was im Ukr. wiederum ? (kyt) heißt. Russ. ? und ukr. –? werden gleich gesprochen, während ukr. ? mit [Ï] gesprochen wird. Siehe auch Jessen, J. (2004), Kiew 1918, in: Die Zeit, 9.12.2004. http: / / www.zeit.de/ 2004/ 51/ Lesefrucht (7.8.2008). <?page no="260"?> X Zum Schluss 248 - + ... , ? - © , # ' % " . § : - ! ' “ > , , & ' > ‹. + , % : - -Y³- ! 11 11 -%" ': „^ ^ – * *`– -–. - 2004. http: / / chtyvo.org.ua/ authors/ Deresh/ Pokloninnya_yaschirtsi.txt (1.3.2009). Auch diese Geschichte spielt mit den Ergebnissen jener Lautwandelprozesse, die zur Entstehung des ukr. i führten (siehe Kapitel V Lautentsprechungen, Abschnitt 8) - und zu dem Irrglauben, dass es ausreiche, alle russ. Vokale durch i zu ersetzen, um einen russ. Text in einen ukr. zu verwandeln. Bei den hier durch zwei Jugendliche „getesteten“ Wörtern funktioniert das „Verfahren“ jedenfalls nicht: ‚Stuhl‘ im Ukrainischen ist (wie im Russischen) ? . ” ist eine Übertragung dieses Wortes in der Bedeutung ‚Stuhlgang‘ ins Ukrainische. Der ‚Elefant‘ ist auch ukr. ^ , ‚Polen‘ ist „ó ` , die ‚Augen‘ sind ó0–, ‚Kehle‘ ist 6^ ? á . Mit – ^6 –? für ‚Nasenrachenraum‘ hätte der Vokalaustausch im ersten Teil fast funktioniert - aber eben nur fast: ukr. ‚Nase‘ lautet tatsächlich – mit i, doch taucht das o dann in Flexion und Wortbildung wieder auf, weshalb hier Ukrainisch und Russisch ^ ^6 ó? a verwenden. Im letzten Absatz machen sich die Jugendlichen darüber lustig, dass selbst die Hähne dem russischen Einfluss erlegen seien und jetzt das r wie in russ. ý (dt. kikeriki) palatalisieren (die (nicht vorkommende) Abfolge weiches r (r ) vor e müsste im Ukrainischen ~ (rje) geschrieben werden; das ukr. Graphem e markiert nicht die Weichheit des vorausgehenden Konsonanten). Die hier beschriebene Situation bildet sehr treffend den Konflikt zwischen der russischen und der ukrainischen Sprache auf dem Gebiet der heutigen Ukraine ab. <?page no="261"?> Anhang 1 Lesekurs Weitere Slavine (Programmvorschlag) Unser Programmvorschlag bezieht auch die Wünsche ein, die Bochumer Studierende in einer (nicht-repräsentativen) Befragung im Wintersemester 2007/ 08 zu Aufbau und Ablauf eines Lesekurses geäußert haben. Die einzelnen Wortarten und Grammatikbereiche können natürlich auch in einer anderen Reihenfolge behandelt werden. Thema 1 Die neue Slavine Zahlen, Fakten, Alphabet, Aussprache Lese- und Ausspracheübungen 2 Lautsystem Vokale, Konsonanten Lese- und Ausspracheübungen 3 Wortschatz Internationalismen; Panslavischer Wortschatz (Grundwortschatz); Falsche Freunde; Präpositionen, Konjunktionen 4 Lautentsprechungen Historische Linguistik 5 Substantiv Kategorien (allgemein); Deklination; Wortbildung 6 Adjektiv Kategorien (allgemein); Deklination / Komparation; Wortbildung 7 Numeralia Kardinal- und Ordinalzahlen 8 Pronomen Die wichtigsten Pronomen 9 Verb Kategorien (allgemein); Konjugation; Wortbildung 10 Tempussystem; Aspekt / Aktionsarten; Modus; Wortbildung Verben der Bewegung Prädikative 11 Partizipien / Passiv 12 Wortbildung Wortbildungsmuster; Affixe (Wiederholung und Zusammenfassung) 13 Syntax Einfacher Satz; Zusammengesetzter Satz 14 Zusammengesetzter Satz Wiederholung: Konjunktionen 15 Text / Stilistik Text / Stilistik Hörverstehen (Audio, Video) <?page no="262"?> Anhang 250 Übungstexte Als Übungstexte bieten sich für den Anfang (kürzere) Gebrauchstexte, d. h. Textsorten wie Zeitungsmeldungen zum aktuellen Tagesgeschehen, Kochrezepte, Wetterberichte, Horoskope, Enzyklopädie-Artikel (wenn möglich illustriert) u. ä. an. Später können dann (adaptierte) literarische (Märchen, Kurzgeschichten, ggf. auch Gedichte) oder wissenschaftliche Texte (z. B. mit philologischem Inhalt) gelesen werden. Der Abschlusstest - mündlich und/ oder schriftlich, mit Hilfsmitteln oder ohne - sollte dagegen einen Originaltext mit „durchschnittlichem Schwierigkeitsgrad“ zum Gegenstand haben. Übungen Neben (auch spielerischen) Übungen zu Wortschatz, Lautentsprechungen, Grammatik und Syntax sollten begleitend Routineformeln, Anreden und kurze kommunikative Standardsituationen trainiert werden. Denn auch bei einem „Lesekurs“ ist erfahrungsgemäß der Wunsch der Studierenden, die neue Sprache auch zu sprechen, vergleichsweise hoch. Entsprechend geschätzt werden gezielte Ausspracheübungen (anhand von Internationalismen, Zungenbrechern, Kinderreimen). Zur Vorbereitung auf den Abschlusstest empfehlen sich zudem kleinere semesterbegleitende Erfolgskontrollen (z. B. durch Multiple-Choice-Übungen, ggf. über eine E-Learning-Plattform zum Selbststudium). <?page no="263"?> 2 Fragebogen zur Datenerhebung (Sprachkenntnisse) 251 2 Fragebogen zur Datenerhebung (Sprachkenntnisse) nein ( weiter mit Frage 12.) ja: _________________________ ggf. Kommentar: _________________ _______________________________ _______________________________ _______________________________ perfekt (schriftlich und mündlich) ich habe gewisse Defizite: _______________________________ _______________________________ _______________________________ _______________________________ _______________________________ wie lange? ich lerne noch __Jahre Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! seit wann? 5. Klasse ________ wo gelernt? Schule Uni … 9. Sprechen Sie eine 2. Sprache, die nicht als Fremdsprache (in der Schule etc.), sondern in der Familie bzw. in Ihrem Geburtsland erworben wurde? 10. Wie gut beherrschen Sie diese Sprache? 11. In welcher Sprache/ welchen Sprachen sprechen Sie zuhause mit Ihrer Familie / einzelnen Familienmitgliedern? Sprache 1. Engl. 2. 3. 12. Welche Fremdsprachen (als Fremdsprachen erlernte Sprachen) kennen / beherrschen Sie? 1. _______________________________ 2. _______________________________ ________ BA anderer: ________________________ w m __________________ Deutschland anderes: _______________________ Deutsch Russisch Polnisch Tschechisch Ukrainisch Weißrussisch Bosnisch/ Kroatisch/ Serbisch (bitte ggf. Variante unterstreichen) andere: ______________________ ggf. Kommentar: ___________________ nur in Deutschland _______________________________ _________________________________ _________________________________ 1. Studiengänge: 2. Fachsemester (im __Se 20__): 3. geplanter Abschluss: 4. Geschlecht: 5. Geburtsjahr: 6. Geburtsland: 7. Muttersprache (nach eigener Einschätzung): 8. Wo haben Sie die Schule besucht? <?page no="265"?> Glossar Altkirchenslavisch Altkirchenslavisch (eher irreführend sind die Bezeichnungen Altbulgarisch, Altslavisch oder Altmakedonisch) ist die älteste slavische Schriftsprache - eine auf der Grundlage eines bulgarisch-makedonischen Dialektes zum Zwecke der Slavenmission im Großmährischen Reich von den Brüdern Kyrill (Konstantin) und Method geschaffene Sprache, die von 862 oder 863 (Beginn der Mission) bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts existierte. Danach spricht man von „Kirchenslavisch mit lokalen (z. B. russischen, bulgarischen, serbischen) Redaktionen“. Der Umfang dieser südslavischen Einzelsprache ist mit rund 30 (überwiegend kirchlich-religiösen) Texten überschaubar. Diese Texte stehen der Sprache Kyrills und Methods am nächsten (weisen also bestimmte sprachliche Merkmale auf) und bilden den so genannten „Kanon des Altkirchenslavischen“. Erhalten sind allerdings fast ausschließlich Abschriften, die ca. hundert bis zweihundert Jahre nach der kyrillo-methodianischen Mission in Mähren und Pannonien datiert werden. Das Altkirchenslavische darf nicht - wie etwa das (Vulgär-)Lateinische für die romanischen Sprachen - als „Mutter“ der heutigen slavischen Sprachen angesehen werden. Diese Rolle fällt dem Urslavischen zu. Dennoch waren (alt-)kirchenslavische Einflüsse sehr wichtig für die Herausbildung slavischer Schriftsprachen. Baltoslavische Spracheinheit Hiermit ist die (nicht unumstrittene) Annahme gemeint, dass Balten und Slaven nach der Auseinanderentwicklung der indogermanischen Sprachen / Dialekte eine Zeit lang eine Sprachgemeinschaft bildeten, die um etwa 500 v. Chr. endete. Grund für diese Annahme sind auffällige Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten, die zwischen den slavischen und baltischen Sprachen bestehen (die aber auch Folge der räumlichen Nähe und entsprechender Entlehnungsprozesse sein könnten). Blasons populaires Verbale ethnische Stereotype, die auf unterschiedliche Arten versprachlicht werden (z. B. in Form von Einzelwörtern, Phraseologismen, Sprichwörtern u. a. m.) und (in der Regel positive) Selbstbilder, also Autostereotypen, und (meist negative) Fremdbilder, Heterostereotypen, vermitteln. Beispiele wären engl. krauts für ‚Deutsche‘, dt. Tommy für ‚Engländer‘, der deutsche Michel oder auch Otto Normalverbraucher. 1 1 Vgl. Grzybek, P. (1994), Blason populaire, in: Koch, W. A. (ed.), Simple Forms. An Encyclopaedia of Simple Text-Types in Lore and Literature. Bochum, 19-25. <?page no="266"?> Glossar 254 Diphthong Ein Diphthong ist eine Vokalsequenz, eine Folge von zwei Vokalen, die mit gleitendem Übergang artikuliert werden und eine Silbe bilden (isosyllabisch). Sie sind zeitlich nicht voneinander abgrenzbar, d. h., man kann nicht wirklich sagen, wo der eine Vokal „aufhört“ und der nächste „anfängt“. Diphthonge im Deutschen sind au, ei/ ai, eu/ äu wie in Maus, Meise / Mai, Meute / Mäuse. Im Slavischen wurden die indogermanischen Diphthonge zu Monophthongen umgewandelt. Grammatische Kategorie Eine grammatische Kategorie wird in der Regel definiert als eine Menge grammatischer Bedeutungen (so genannte Grammeme), die an bestimmten (grammatischen) Morphemen festgemacht sind. Diese Morpheme verbinden sich obligatorisch mit bestimmten Lexemen, wenn diese in der Kommunikation in Form von Wortformen aktualisiert werden. Grammatische Kategorien sind zum Beispiel Numerus, Kasus, Tempus, Aspekt usw. Mithilfe grammatischer Kategorien können die Wörter einer Sprache in Wortarten einsortiert werden: (slavische) Substantive werden u. a. nach Kasus verändert, Verben nach Tempus etc. Grammatische Kategorien sind einzelsprachlich zu betrachten. Grammem Grammeme sind grammatische Bedeutungen wie beispielsweise ‹Singular› und ‹Plural›, die zusammen die grammatische Kategorie N UMERUS konstituieren, oder ‹Perfektivität› und ‹Imperfektivität› für die Kategorie A SPEKT usw. Grapheme Grapheme sind visuell wahrnehmbare (aber trotzdem abstrakte) zweidimensionale Zeichen für sprachliche Laute. Unterschieden werden Monographe (einfache Grapheme) und Mehrgraphe (zusammengesetzte Grapheme, z. B. Di-, Trigraphe). Monographe im Deutschen wären s, c, h, ein (nicht ganz unumstrittener) Mehrgraph sch. Jat’ Jat’ (russ. *? ) ist der Name eines Lautes und eines Buchstabens (kyrillisch ‰™ , transliteriert ). Dieser Laut war offener als e, möglicherweise eine Art ä, vielleicht auch leicht diphthongoid mit einem j- oder i-Vorschlag. Liquida Als Liquiden werden „Fließlaute“ bezeichnet. Hier sind die Laute / l/ und / r/ gemeint. Monophthong Im Gegensatz zum Diphthong ein „einfacher Vokal“ (zum Beispiel a, e, i, o, u). <?page no="267"?> Glossar 255 Movierung Mit Movierung ist die Ableitung (Derivation) weiblicher (femininer) Personen- und Tierbezeichnungen aus männlichen (maskulinen) gemeint - nach dem Muster Lehrer + in (Lehrerin ‚weiblicher Lehrer‘) oder Hund + in (Hündin ‚weiblicher Hund‘). Die Derivation von Maskulina aus Feminina ist dagegen selten (z. B. Witwer < Witwe). Palatalisation / Palatalisierung Eine Palatalisation ist eine Lautangleichung, ein Assimilationsprozess: eine Veränderung eines Konsonanten unter Einwirkung eines neben ihm (davor oder dahinter) stehenden Lautes, meist eines Vokals (möglicherweise auch einer silbischen Liquida) der vorderen Reihe oder eines j (in der Literatur wird die Erweichung von Konsonanten durch nachfolgendes j teils unter „Palatalisation“ behandelt (Aitzetmüller 1978, 13), teils unter „Wirkung von j“ (z. B. Trunte)). Der Konsonant wird von seiner ursprünglichen Artikulationsstelle weg und näher an die Artikulationsstelle des betreffenden Vokals, an den harten Gaumen (Palatum) verschoben. In der Geschichte der slavischen Sprachen werden in der Regel drei Palatalisationen unterschieden, die die Velare g, k, ch betrafen. Die 1. und die 2. Palatalisation waren regressiv, d. h., die drei Velare wurden verändert unter dem Einfluss des nachfolgenden Lautes (KÒV). Die 3. Palatalisation war progressiv: hier bewirkte der dem Konsonanten vorausgehende Laut die Veränderung (V K). Die 1. Palatalisation fiel wohl noch in die urslavische Epoche (um 500 n. Chr.), weshalb wir dieselben Ergebnisse in allen slavischen Sprachen finden (g > ž, k > , ch > š). Die 2. Palatalisation bewirkte den Wandel g > z (bzw. heute dz im Polnischen), k > c, ch > s bzw. š im Westslavischen. Die 3. Palatalisation ähnelt in ihren Ergebnissen der 2., zeigt aber dennoch unterschiedliche Ergebnisse in den slavischen Einzelsprachen. Sie fand unter noch nicht vollständig geklärten Bedingungen statt und wird auch in der Literatur uneinheitlich beschrieben. Alle drei Palatalisationen waren um etwa 650, vielleicht auch erst um 900 abgeschlossen. Von der Palatalisation zu unterscheiden ist die Palatalisierung von Konsonanten, die - als „palatalisierte Konsonanten“ - nicht gleichzusetzen sind mit „Palatalen“. Die Artikulationsstelle der Palatalen (z. B. 0 ( ’) im Russischen) ist der harte Gaumen (Palatum), während palatalisierte Konsonanten (z. B. p vor oder t’ wie in russ. pet’ ‚singen’: / p’/ , / t’/ ) an anderen Artikulationsstellen gebildet werden: zum Beispiel ist p (bi)labial, t dental. In bestimmten Umgebungen werden diese Laute palatalisiert, indem sich bei der Artikulation der Zungenrücken zum Palatum hebt. Vereinfacht ausgedrückt: palatalisierte Laute bleiben labial, dental, nasal usw., werden aber von einer Art „j-Element“ begleitet. Der Unterschied wird deutlich, wenn man laut k und bzw. p und p’ spricht und auf die Artikulationsstelle bzw. die Hebung des Zungenrückens achtet. Vgl. Panzer (1991, 181f.). Referenz Referenz meint den Bezug einer Äußerung auf ein „Objekt“ (im allerweitesten Sinne) der außersprachlichen „Welt“ bzw. der „Wirklichkeit“ (ebenfalls im aller- <?page no="268"?> Glossar 256 weitesten Sinne). Das „Objekt“, auf das sich der Sprecher bezieht, nennt man den Referenten. Durch die vom Sprecher verwendeten sprachlichen Ausdrucksmittel kann dieses Objekt in der jeweiligen Situation identifiziert werden (z. B. Venus - Abendstern - Morgenstern - mein Lieblingsplanet - ... mit Bezug auf ein und dasselbe „Objekt“). Standardsprache Als Standardsprache gilt eine Sprache, die in ihrer schriftlichen, ggf. auch in ihrer mündlichen Variante durch anerkannte Grammatiken und Wörterbücher normiert und kodifiziert wird, die überregional, polyfunktional, stilistisch differenziert und in dieser Form von den SprecherInnen akzeptiert ist. Sie sollte allen Schichten institutionell (z. B. in Schulen) vermittelt werden (institutionelle Distribution - als unterrichtete Sprache und Unterrichtssprache). Eine Standardsprache weist ein hohes Prestige auf. Thema-Rhema-Gliederung Wir kommunizieren, um neue Informationen mitzuteilen. Nach dieser Annahme lassen sich Sätze gliedern in einen Teil, der eine für den Rezipienten bekannte Information enthält, und einen Teil, der eine für den Rezipienten unbekannte, d. h. neue Information transportiert. Die bekannte Information, also das, worüber etwas (Neues) ausgesagt wird, nennt man Thema, die neue Information - das, was über das Thema mitgeteilt wird - bezeichnet man als Rhema. Diese Art der Gliederung, deren Konzeption zurückgeht auf die Prager Schule (Mathesius, Firbas, Beneš), bezeichnet man als Thema-Rhema-Gliederung, als Funktionale Satzperspektive oder auch als Aktuelle Satzgliederung. Die Gliederung ist kontextabhängig, d. h. nur in einem bestimmten Kontext aktuell. Einen Hinweis auf die Identifikation von Thema und Rhema liefert oft die Wortstellung: In der neutralen, nichtemphatischen Rede steht das Thema regelmäßig am Satzanfang, das Rhema eher am Satzende. Das Rhema trägt den Satzakzent. <?page no="269"?> Bibliografie Da sich die Literaturangaben auf so verschiedene Bereiche wie Interkomprehension / Mehrsprachigkeit / Didaktik einerseits und Arbeiten zu slavischen Sprachen (Historisches, Zeitgenössisches, Theoretisches, Lehr- und Nachschlagewerke) andererseits verteilen, haben wir uns gegen eine Vermischung in rein alphabetischer Ordnung und für eine thematische Untergliederung entschieden: 1. Interkomprehension 2. Methoden / Mehrsprachigkeitsdidaktik 3. EuroCom (EuroComGerm, EuroComRom, EuroComSlav) 4. Internationalismen 5. Slavische Sprachen: Vergleichende Darstellungen und Sprachgeschichte 6. Fünf Slavinen: Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Serbokroatisch, Montenegrinisch, Polnisch, Tschechisch, Russisch, Ukrainisch 7. Web-Sites 1 Interkomprehension Doyé, P. (2005), Intercomprehension. Guide for the development of language education policies in Europe: from linguistic diversity to plurilingual education. Reference study. 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Tagungsband des Internationalen Fachkongresses im Europäischen Jahr der Sprachen 2001. Hagen, 9.-10. November 2001. Hagen. <?page no="271"?> 3 EuroCom (EuroComGerm, EuroComRom, EuroComSlav) 259 Klein, H. G./ Reissner, C. (2002), EuroComRom: Historische Grundlagen der romanischen Interkomprehension. Aachen. Klein, H. G./ Stegmann, T. D. ( 3 2000), EuroComRom - Die sieben Siebe: Romanische Sprachen sofort lesen können. 3., korr. Auflage. Aachen. Kus’ko, K. (2002), Die sprachliche Interferenz im Rahmen der Interkomprehensionsproblematik, in: Kischel, G. (ed.), Eurocom. Mehrsprachiges Europa durch Interkomprehension in Sprachfamilien. Tagungsband des Internationalen Fachkongresses im Europäischen Jahr der Sprachen 2001. Hagen, 9.-10. November 2001. Hagen, 463-466. Likomanova, I. (2002), Typological Interrelationship between Slavonic Languages, in: Kischel, G. (ed.), Eurocom. Mehrsprachiges Europa durch Interkomprehension in Sprachfamilien. 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Nicht nur der traditionelle Kanon von Phonetik, Phonologie Morphologie, Wortbildung, Lexikologie, Syntax und Semantik wird behandelt, sondern auch die neueren Forschungsdisziplinen Pragmatik und Textlinguistik. Die synchrone Darstellung wird ergänzt durch einen separaten historischen Teil, der die Genese und Entwicklung vom Altkirchenslavischen bis zur russischen Sprache der Gegenwart skizziert und das Russische in den Kontext der anderen Slavinen einbettet. Das Werk führt parallel zur deutschen auch die russische Fachterminologie ein und besticht durch zahlreiche Abbildungen, Grafiken und Übersichten. Neben Arbeitsaufgaben, Links und weiterführenden Literaturhinweisen gibt der Autor wertvolle praktische Hinweise für ein erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten. Thomas Bruns Einführung in die russische Sprachwissenschaft Mit einem historischen Teil narr studienbücher 2007, VI, 290 Seiten, €[D] 19,90/ Sfr 33,80 ISBN 978-3-8233-6335-4 063507 Auslieferung September 205 5 14.09.2007 15: 08: 56 Uhr