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Aspektdistinktionen im Vergleich

Deutsch/Englisch - Griechisch

0917
2014
978-3-8233-7757-3
978-3-8233-6757-4
Gunter Narr Verlag 
Athina Sioupi

Dieser Band bietet einen Überblick über die umfangreiche Literatur zu der (Nicht-)Progressivform im Englischen, der einfachen und der periphrastischen Form im Deutschen und dem (Im)perfektiv im Griechischen sowie über die Zeitkonstitution von den 1950er Jahren bis heute. Er erläutert kritisch die verschiedenen Ansätze, stellt sie einander gegenüber und beschreibt, mit welchen Verbklassen die peri - phrastische Form im Deutschen kompatibel ist. Zu diesem Zweck werden Belege aus digitalen Korpora der geschriebenen Sprache präsentiert. Zentral ist die Fragestellung, inwieweit die Semantik des Imperfektivs im Griechischen, der Progressivform des Englischen und der periphrastischen Form des Deutschen gleichzusetzen ist. Im Rahmen der formalen Semantik wird ein Ansatz entwickelt, in dem sich die semantische Analyse für das Englische, Deutsche und Griechische in Bezug auf Aspekt bewegt, und es wird gezeigt, wie der Unterschied zwischen der periphrastischen Form im Deutschen und dem mperfektiven Aspekt im Griechischen erklärt werden kann.

<?page no="0"?> Athina Sioupi Aspektdistinktionen im Vergleich Deutsch/ Englisch - Griechisch <?page no="1"?> Aspektdistinktionen im Vergleich 072914 TBL 538 - Sioupi.qxp_072914 TBL 538 - Sioupi Titelei 08.08.14 09: 23 Seite 1 <?page no="2"?> Tübinger Beiträge zur Linguistik herausgegeben von Gunter Narr 538 072914 TBL 538 - Sioupi.qxp_072914 TBL 538 - Sioupi Titelei 08.08.14 09: 23 Seite 2 <?page no="3"?> Aspektdistinktionen im Vergleich Deutsch/ Englisch - Griechisch Athina Sioupi 072914 TBL 538 - Sioupi.qxp_072914 TBL 538 - Sioupi Titelei 08.08.14 09: 23 Seite 3 <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. Publiziert mit freundlicher Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung, Bonn. © 2014 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.narr.de E-Mail: info@narr.de Printed in Germany ISSN 0564-7959 ISBN 978-3-8233-6757-4 072914 TBL 538 - Sioupi.qxp_072914 TBL 538 - Sioupi Titelei 08.08.14 09: 23 Seite 4 <?page no="5"?> Στον πατέρα μου και στον ανεψιό μου, Δημήτρη <?page no="7"?> 7 Danksagung Die vorliegende Studie ist das Ergebnis eines Projektes, das von der Alexander von Humboldt-Stiftung mit einem einjährigen Aufenthalt 2006/ 07 sowie mit einem dreimonatigen Forschungsstipendium im Jahre 2011 am Institut für deutsche Sprache und Linguistik der Humboldt-Universität zu Berlin gefördert wurde. Der Alexander von Humboldt-Stiftung danke ich herzlich für die Druckkostenbeihilfe für die Veröffentlichung dieser Arbeit. Auf dem Weg dorthin habe ich von sehr vielen Menschen wertvolle Unterstützung erfahren. Ich möchte ihnen allen danken. Besonderer Dank gebührt den Betreuern des Projektes, Prof. Dr. Norbert Fries und Prof. Dr. Manfred Krifka am Institut für deutsche Sprache und Linguistik der Humboldt-Universität zu Berlin, für ihre Unterstützung und Hilfe während dieser Jahre. Bei Prof. Dr. Norbert Fries möchte ich mich dafür bedanken, dass er mir die Gelegenheit gab, mich um ein Alexander von Humboldt-Stipendium zu bewerben und für seine Offenheit gegenüber der Studie; er und seine Frau, Christiane Fries, haben dazu beigetragen, dass ich mich in Berlin wie zu Hause fühlte, und dafür bedanke ich mich ganz herzlich. Meine Beschäftigung mit der Frage der Progressivkonstruktion im Deutschen hat insbesondere von den zahlreichen anregenden Gesprächen mit Prof. Dr. Manfred Krifka und den von ihm entwickelten Vorschlägen profitiert. Er hatte trotz seiner vielen Verpflichtungen immer Zeit für mich, auch wenn es spät am Abend vor einem Flug zu einem Kongress sein mußte. Ohne seine Bereitschaft wäre diese Studie nicht die gleiche gewesen. Am Institut für deutsche Sprache und Linguistik möchte ich desweiteren Anina Klein und Birgit Trettin für ihre Unterstützung und Hilfe während meiner beiden Aufenthalte danken. Prof. Dr. Rainer Dietrich und Prof. Dr. Anke Lüdeling danke ich in ihrer jeweiligen Eigenschaft als Institutsdirektoren für das Beschaffen des Arbeitszimmers, das ich im Jahr 2011 die Ehre hatte, mit Prof. Dr. Ewald Lang zu teilen. Diese harmonische Zeit voll anregender Diskussionen über Aspekt mit Prof. Dr. Ewald Lang wird mir immer in dankbarer Erinnerung bleiben. Bei meinem zweiten Kollegen, mit dem ich das Arbeitszimmer teilte, Peter beim Graben, möchte ich mich sehr herzlich für die interessanten Diskussionen sowie für die Hilfe bei den deutschen Daten bedanken. Für die Hilfe bei den deutschen Daten bedanke ich mich ebenfalls bei Christiane Fries, die immer bereit war, sie zu beurteilen. Den Gesprächen mit weiteren Kolleginnen und Kollegen am Institut für deutsche Sprache und Linguistik der <?page no="8"?> 8 Humboldt-Universität zu Berlin, Hans Boas (University of Texas at Austin), Berry Claus, Roland Hinterhölzl, Antonio Machicao y Priemer, Anna McNay, Andreas Nolda, Nicole Schumacher und Elisabeth Verhoeven, verdanke ich viel. Bedanken möchte ich mich bei Prof. Dr. Johannes Dölling (Universität Leipzig), Prof. Dr. Gisbert Fanselow (Universität Potsdam), Prof. Dr. Ulrich Steinmüller (Technische Universität Berlin) und Nikos Katsaounis (Technische Universität Berlin im Jahre 2006/ 07 und jetziger Kollege an der Aristoteles-Universität Thessaloniki), die mich zu einem Vortrag im Kolloquium einluden und mir Gelegenheit gaben, meine Forschung zu präsentieren. Für die Hilfe mit den Korpora aus dem Corpus Query Processor (CQP) der Humboldt-Universität zu Berlin will ich Thomas Krause und Emil Kroymann danken. Während dieser Jahre habe ich sehr von den Gesprächen mit Kollegen und Kolleginnen profitiert, bei denen ich mich ebenfalls ganz herzlich bedanken möchte: Werner Abraham, Stefan Engelberg, Thanasis Georgakopoulos, Florian T. Jäger, Jason Merchant, Alexandros Tantos. Ich verdanke besonders viele Anregungen und Hinweise zu den griechischen Daten den Gesprächen mit Anastasia Giannakidou, Simos Grammenidis, Melita Stavrou und Jannis Veloudis. Mein besonderer Dank gilt hierbei Jannis Veloudis, mit dem ich sehr detailliert die Ansätze zur Zeitkonstitution und zum Persperktivenaspekt im Griechischen diskutiert habe, sowie Melita Stavrou, die alle griechischen Daten einzeln mit mir besprochen hat. Die Verantwortung trage natürlich nur ich. Meinen deutschen Kolleginnen an der Aristoteles-Universität Thessaloniki, Marie Meishner, Judith Schiebel und Valentina Thome möchte ich auch für die Hilfe bei den deutschen Daten danken, sowie meinen Studentinnen und Studenten für ihre Fragen und für die anregenden Diskussionen, die an verschiedenen Stellen zur Klarheit des Buches beigetragen haben. Für ihre technische Hilfe möchte ich Giorgos Katsikas sowie Lena Koritsa und Ioanna Tsakiri herzlich danken. Für die Unterstützung bei der technischen Herstellung des Bandes will ich Frau Burger danken. Ich danke Tillmann Bub, der dieses Unternehmen verlegerisch umsetzt . Thessaloniki, im August 2014 Athina Sioupi e <?page no="9"?> 9 Inhalt Danksagung ...................................................................................................7 Inhalt ...............................................................................................................9 Verzeichnis der Abkürzungen in den Glossierungen............................12 0 Einleitung ...............................................................................................13 1 Aspektualität ..........................................................................................16 1.1 Ebenen der Aspektualität ............................................................16 1.2 Zu den Begriffen Aspekt und Aktionsart .................................18 1.2.1 Aspekt ....................................................................................19 1.2.2 Aktionsart ..............................................................................21 1.2.3 Zeitkonstitution.....................................................................23 1.2.4 Perspektivenaspekt: Perfektiv versus Imperfektiv...........25 1.3 Zusammenfassung .......................................................................37 2 Zeitkonstitution .....................................................................................38 2.1 Sprachphilosophische Grundlage der Unterscheidung ..........38 2.1.1 Vendler (1967) .......................................................................38 2.1.2 Kenny (1963) ..........................................................................43 2.1.3 Lyons (1977)...........................................................................44 2.1.4 Mourelatos (1978)..................................................................45 2.1.5 Moens (1987), Moens und Steedman (1988) ......................46 2.1.6 Parsons (1990)........................................................................46 2.1.7 Kamp und Reyle (1993) ........................................................47 2.1.8 Klein (1994) ............................................................................50 2.1.9 Smith (1991/ 1997) .................................................................51 2.1.10 Sasse (1991, 2001) ..................................................................53 2.2 Formale Erfassung von Telizität/ Atelizität ..............................54 2.2.1 Bennett und Partee: Die Subintervalleigenschaft .............54 2.2.2 Dowty (1979): Lexikalische Dekomposition ......................55 2.2.3 Linguistische Kriterien der Abgrenzung zwischen States - Activities und Accomplishments - Achievements ...........55 2.3 Kompositionelle Telizität ............................................................62 2.3.1 Verkuyl (1972, 1993) .............................................................63 2.3.2 Platzack (1979).......................................................................63 2.4 Krifka (1989): Mereologische Semantik für Verbbedeutungen und NP-Bedeutungen ...............................................................64 2.4.1 Prädikatstypen ......................................................................65 2.5 Zeitkonstitution im Deutschen ...................................................67 2.5.1 Andersson (1972) und Fabricius-Hansen (1986) ...............67 <?page no="10"?> 10 2.5.2 Thieroff (1992) .......................................................................68 2.5.3 Leiss (1992).............................................................................69 2.5.4 Hock und Krifka (2002/ 03)..................................................70 2.5.5 Dölling (2008) ........................................................................71 2.5.6 Engelberg (2000)....................................................................75 2.5.7 Maienborn (2003a, b) ............................................................77 2.5.8 Henriksson (2006) .................................................................83 2.5.9 Zusammenfassung................................................................86 2.6 Zeitkonstitution im Griechischen...............................................87 2.6.1 Moser (1993, 1994, 2008).......................................................87 2.6.2 Nikiforidou (2004).................................................................99 2.6.3 Horrocks und Stavrou (2003, 2007) ....................................99 2.6.4 Tzevelekou (1995, 2009) .....................................................101 2.6.5 Veloudis (2010) ....................................................................104 2.7 Ein Vergleich der Ansätze .........................................................105 3 Perspektivenaspekt .............................................................................107 3.1 Der Progressiv in der Literatur.................................................107 3.1.1 Russinova (1976) .................................................................107 3.1.2 Brons-Albert (1984) .............................................................107 3.1.3 von Stutterheim (1986) .......................................................108 3.1.4 Mugler (1988).......................................................................110 3.1.5 Andersson (1989) ................................................................111 3.1.6 Krifka (1989), Hock und Krifka (2002/ 03) .......................114 3.1.7 Herweg (1990) .....................................................................115 3.1.8 Thieroff (1992) .....................................................................115 3.1.9 Bhatt und Schmidt (1993), Bayer (1993), Schmidt (1995) 116 3.1.10 Ebert (1996), (2000)..............................................................117 3.1.11 Reimann (1996)....................................................................118 3.1.12 Glück und Sauer (1997), Glück (2001) ..............................119 3.1.13 Rödel (2003) .........................................................................120 3.1.14 Ballweg (2004) .....................................................................121 3.1.15 Krause (1997, 2001) .............................................................121 3.1.16 Engelberg (2000)..................................................................124 3.1.17 Dölling (2009) ......................................................................125 3.2 Habitueller Aspekt .....................................................................125 3.3 Perspektivenaspekt im Griechischen.......................................127 3.3.1 Der imperfektive Aspekt....................................................127 3.3.2 Der habituelle Aspekt.........................................................129 3.3.3 Der progressive (oder kontinuative) Aspekt...................131 3.3.4 Der iterative Aspekt............................................................132 3.3.5 Der perfektive Aspekt ........................................................133 <?page no="11"?> 11 3.3.6 Kitis und Tsangalidis (2005) ..............................................142 3.4 Zusammenfassung.............................................................. 145 4 Die Semantik des (Nicht-)Progressivs / (Im)perfektivs.................146 4.1 Zeitkonstitution ..........................................................................146 4.1.1 Nicht-stative versus stative Verben im Deutschen: Dowtys Kriterien.................................................................150 4.1.2 Ereignisse versus Zustände im Deutschen: Weitere Kriterien ...............................................................................156 4.1.3 Nicht-stative versus stative Verben im Griechischen ....161 4.2 Perspektivenaspekt ....................................................................176 4.2.1 Perspektivenaspekt im Griechischen ...............................176 4.2.2 Smiths Ansatz ......................................................................177 4.3 Smiths Kriterien und was sie (nicht) zeigen ...........................181 4.3.1 Der Progressiv im Deutschen ............................................181 4.3.2 Der Imperfektiv im Griechischen .....................................183 4.3.3 Der Perfektiv........................................................................187 4.4 Progressiv = Stativ? ....................................................................190 4.5 Der Ansatz...................................................................................197 4.5.1 Intervall-Semantik..................................................................197 4.6 Zusammenfassung .....................................................................213 5 Zusammenfassung ..............................................................................215 Literaturverzeichnis..................................................................................217 Belegquelle ...........................................................................................233 Anhang: Die Kompatibilität der Progressiv-Konstruktion mit Verbklassen. Belege aus digitalen Korpora 234 1 Am-Konstruktion ........................................................................234 1.1 Accomplishments................................................................234 1.2 Achievements ......................................................................235 1.3 States .....................................................................................237 1.4 Activities (Prozesse)............................................................240 2 Beim-Konstruktion .....................................................................241 2.1 Activities ..............................................................................241 2.2 Accomplishments................................................................243 2.3 Achievements ......................................................................243 Sachregister ..........................................................................................245 ............. ......................... <?page no="12"?> 12 Verzeichnis der Abkürzungen in den Glossierungen 1 erste Person 2 zweite Person 3 dritte Person AKK Akkusativ DAT Dativ DEF Definite F Feminine FUT Futur GEN Genitiv IMP Imperativ IPFV Imperfektiv KL Klitikon M Maskulin N Neutrum NEG Negation NOM Nominativ PFV Perfektiv PL Plural POSS Possessiv SG Singular SUBJ Subjunctive <?page no="13"?> 13 0 Einleitung Der Aspekt, wie die Aktionsart (Zeitkonstitution), bezieht sich auf die Zeitstruktur eines Ereignisses. Im Gegensatz zu der Aktionsart, die als eine Einteilung von verbalen Prädikaten nach inhärenten zeitlichen Eigenschaften gilt (durativ, dynamisch, telisch), handelt es sich bei dem Perspektivenaspekt um die Unterscheidung zwischen Perfektiv und Imperfektiv (vgl. Bache 1982, Krifka 1989, Hock und Krifka 2002/ 03 inter alia). Perfektivität zeigt die Situation als ein unteilbares Ganzes von außen an, während der Imperfektiv auf die interne Struktur der Situation abzielt; die Situation wird nicht als ein Ganzes von außen, sondern von innen betrachtet (Comrie 1976, Dahl 1985, Leiss 1992 inter alia). Im Englischen ist der Progressiv als ein Spezialfall des Imperfektivs anzusehen, der auf nicht-stative Verben beschränkt ist (Smith 1991/ 1997, Hock und Krifka 2002/ 03 inter alia) (vgl. 1a, b): (1) a. John was singing when Mary knocked at the door. Imperfektiv b. John knows / *is knowing Japanese. Perfektiv (aus Smith 1997: 74, Beispiel 27a) Das Deutsche kennt den Aspekt-Unterschied perfektiv-imperfektiv nicht (vgl. 2a-c). Dass etwas im Verlauf ist, kann im Deutschen mit dem Adverb gerade (vgl. 2a aus Thieroff 1992: 70, Beispiel 2a) oder mit Hilfe von periphrastischen Formen wie am/ beim + substantivierter Infinitiv (2b), dabei sein zu + Infinitiv (2c) ausgedrückt werden (vgl. Reimann 1996, Krause 2001, van Pottelberge 2005, Gárgyán 2010): (2) a. Als ich ankam, kochte sie gerade Tee. b. Als ich ankam, war sie am/ beim Teekochen. c. Als ich ankam, war sie dabei, einen Tee zu kochen. Im Griechischen ist der Perspektivenaspekt in jeder Verbform markiert, d.h. dass jedes Verb über zwei Verbformen verfügt, die entweder für den perfektiven (3a, 4a) oder für den imperfektiven Aspekt markiert sind (vgl. 3b, 4b) (Μoser 1994, 2008, Kitis und Tsangalidis 2005, Horrocks und Stavrou 2003, 2007, Giannakidou 2003, 2009, Sioupi 2007, 2011, Veloudis 2010 inter alia): <?page no="14"?> 14 (3) a. etreksa. lief.1SG.PFV 1 ‚Ich lief.’ b. diavasa ena vivlio. las.1SG.PFV ein Buch.AKK ‚Ich las ein Buch.’ (4) a. etrexa. lief.1SG.IPFV ‚ich lief.’ b. diavaza ena vivlio. las.1SG.IPFV ein Buch.AKK ‚Ich las ein Buch.’ In der vorliegenden Arbeit wird der Perspektivenaspekt im Englischen, im Deutschen und im Griechischen untersucht. Im Mittelpunkt stehen folgende Fragestellungen: Wie beziehen sich Ereignisse (er malt ein Bild) und Zustände (er liebt Anna) auf Sprache? Wie wird im Griechischen eine Äußerung im imperfektiven Aspekt analysiert? Ist die Semantik des Imperfektivs im Griechischen dem Progressiv des Englischen und der periphrastischen Form des Deutschen gleichzusetzen? Der Grund für die noch immer unzureichende Analyse der periphrastischen Form am + substantivierter Infinitiv im Deutschen ist darin zu suchen, dass die meisten der bisher vorliegenden Arbeiten sich jeweils nur mit dem morphologisch-syntaktischen Status der periphrastischen Form und mit der Frage, ob sie als Grammatikalisierungsphänomen der deutschen Sprache gilt, befassen. Ausgehend von Forschungslücken halte ich es für wichtig, durch weitere theoretische Forschung zu einer semantischen (formalen) Analyse zu gelangen. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Auffassungen in der Literatur über den Progressiv im Englischen, die periphrastische Form im Deutschen und den Perfektiv/ Imperfektiv im Griechischen sowie über die Zeitkonstitution darzustellen und ggf. miteinander zu vergleichen. Im Rahmen der formalen Semantik wird ein theoretischer Rahmen formuliert, in dem sich meine semantische Analyse in Bezug auf die (nicht-)progressive Form des Englischen, des Deutschen und auf die (Im)perferktivität des Griechischen bewegt. Was den Aufbau der Arbeit betrifft, führt das erste Kapitel in die Problematik des Phänomens Aspektualität ein. Elemente der Aspektualität sind in Einzelanalysen dargestellt worden. Zuerst werden die Begriffe 1 In dieser Studie zeigt die Interlinearglossierung den perfektiven oder den imperfektiven Aspekt an; die Übersetzung des Verbs in den Glossen bietet die Information zu der grammatischen Kategorie Tempus. <?page no="15"?> 15 Aspekt und Aktionsart in der Literatur im Russischen und im Deutschen vorgestellt. Dann wird auf die Zeitkonstitution und den Perspektivenaspekt, nämlich auf die Unterscheidung Perfektiv versus Imperfektiv in den germanischen Sprachen, im Englischen, im Deutschen und zuletzt im Griechischen, eingegangen. Nach diesem kurzen Ausblick auf die Zeitkonstitution kommen wir im 2. Kapitel auf die philosophischen Auffassungen, auf formale Ansichten der (A)telizität und auf die kompositionelle Telizität in der Literatur für das Englische. Danach stelle ich die Zeitkonstitution im Deutschen und im Griechischen dar. Alle diese Ansichten werden bewertet und miteinander verglichen mit dem Ziel, auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten hinzuweisen. Kapitel 3 behandelt den Perspektivenaspekt. Nach einem Ausblick auf die aktuellen Forschungserkenntnisse des Perspektivenaspekts in der Literatur im Deutschen, wird im zweiten Teil dieses Kapitels der Perspektivenaspekt im Griechischen präsentiert; eine Wertung der Ansichten in der Literatur erfolgt. Kapitel 4 widmet sich der semantischen Analyse des Perspektivenaspekts und entwickelt einen Kriterienkatalog zu dem Unterschied zwischen Verben wie schlafen, warten, die in der Literatur als stative Verben bekannt sind, Positionsverben (sitzen, hängen) und stativen Verben wie wissen, wiegen im Deutschen und im Griechischen. Es wird gezeigt, dass sich die Verben schlafen, warten sowie Positionsverben sowohl im Deutschen als auch im Griechischen wie Ereignisse verhalten. Nach einem Überblick über aktuelle Annahmen zu der Frage, ob der Progressiv gleich Stativ ist, wird im letzten Teil dieses Kapitels auf den semantischen Ansatz für die periphrastische Form und für das einfache Verb im Deutschen sowie für den (Im)perfektiv im Griechischen eingegangen. Es wird vorgeschlagen, dass der Unterschied zwischen der progressiven Form im Deutschen (wie auch im Englischen) und der Imperfektivität im Griechischen ist, dass der Progressiv auf Teilereignisse referiert, der Imperfektiv hingegen auf Ereignisse, die im Verlauf sind. States werden auch als Ereignisse analysiert, die eine Eigenschaft denotieren. Der entwickelte Vorschlag wird auch für die im Griechischen States, die über eine inchoative Lesart verfügen, ausgedehnt. Auch dieses Kapitel, wie alle vorangehenden, schließt mit einer Zusammenfassung. Das 5. Kapitel rekapituliert die Grundannahmen der ganzen Studie. Das Literaturverzeichnis und der Anhang vervollständigen die Arbeit. Im Anhang wird eine empirische Untersuchung über die Kompatibilität der periphrastischen Form in der Pressesprache präsentiert. Mit Hilfe von digitalen Korpora wird dargestellt, welche Verbklasse im Progressiv auftritt. <?page no="16"?> 16 1 Aspektualität In diesem Kapitel soll ein Überblick über das Phänomen Aspektualität gegeben werden. Eines der zentralen Probleme, mit denen sich Linguisten bei der Analyse des Phänomens beschäftigt haben, ist die Terminologie, die etwas uneinheitlich ist. In einem ersten Schritt sollen nun die Ebenen der Aspektualität dargestellt werden. Ihre Darstellung folgt der Analyse der Aktionsart und des Perspektivenaspekts, nämlich der Unterscheidung Perfektiv - Imperfektiv/ Nicht-Progressiv - Progressiv. Dann wird der Frage nachgegangen, ob Imperfektiv gleich Progressiv ist. Zum Abschluss wird der Perspektivenaspekt im Griechischen und im Deutschen präsentiert. Traditionell scheint man darin übereinzustimmen, dass sich Aspekt und Aktionsart unter dem Begriff Aspektualität zusammenfassen lassen. Bondarko (1967: 20) betrachtet Aspektualität als eine Kategorie „[…] deren Inhalt ist - Art und Weise, wie die Handlung verläuft und deren Ausdruck - morphologische, wortbildende, lexikalische und kontextuelle Mittel.“ Leiss (1992: 45) zufolge lässt sich Aspektualität etwa folgendermaßen charakterisieren: Mit dem Begriff Aspektualität wird keine Kategorie benannt, sondern eine grammatische Funktion, die auf der lexikalischen Ebene (Verbalcharakter), auf der lexikalisch-grammatischen Ebene (Aktionsarten) und schließlich auf der Ebene der grammatischen Kategorie zum Ausdruck kommt. 2 Mit dem Begriff Aktionsarten sind Unterschiede in der Bedeutung von Verben zu verstehen, wenn sie am Verb morphologisch ausgedrückt werden, in der Form von Präfixen (laufen entlaufen), seltener durch Suffixe und Infixe, während mit Verbalcharakter Eigenschaften wie durativ (arbeiten), punktuell (kommen) zwischen anderen zu zählen sind. Diese Eigen- 2 Aspektualität ist nicht allein auf den verbalen Bereich beschränkt. Im Deutschen wird die „Perspektive durch den Kasusrahmen enkodiert“ (Ickler 1999: 5, zitiert nach Leiss 1992: 53). Trost (1988) teilt Substantive in zwei Klassen ein, wobei er Merkmale verwendet, die er bei der Klassifikation von Verben gewonnen hat. <?page no="17"?> 17 schaften werden in Kapitel 2 erörtert. Nach Rothstein (2007: 62) betrifft Aspektualität „[…] die innere, zeitliche Struktur eines Ereignisses.“ Bondarko (1967: 18-31 zitiert nach Sacker 1983: 25) gelangt zu folgendem Schema für das Russische: Abb. 1 Aspektualität (A.) grammatische A. lexikalische A. Aspekte verbale A nichtverbale A. Aktionsarten adverbielle Bestimmungen (zitiert nach Sacker 1983: 25) Wie in Abbildung (1) gezeigt wird, kann Aspektualität in grammatische und lexikalische unterteilt werden; die lexikalische wird in verbale und nichtverbale Aspektualität eingeteilt. Unter lexikalische verbale Aspektualität fallen lexikalisch-grammatische Gruppen von Verben. Nach Bondarko gehören alle Verben einer Aktionsart an, unabhängig von der formalen Kennzeichnung. Zu dieser Kategorie gehören auch lexikalische Kategorisierungen von Verben in Zustände, Prozesse und Ereignisse. Auf diese Kategorisierungen wird in Abschnitt 1.2.3 eingegangen. Zur nichtverbalen Aspektualität zählen adverbielle Bestimmungen der Zeit, Wiederholung und Dauer. Wenn wir dieses Schema für die Zwecke unserer Untersuchung übernehmen, dann können wir vorschlagen, dass zu der grammatischen Aspektualität der Aspekt gehört, nämlich die Opposition Perfektiv−Imperfektiv/ Progressiv (vgl. 1a, b), während zu der lexikalischen verbalen Aspektualität die Aktionsarten gehören (vgl. 2). Zuletzt sind in die nichtverbale Aspektualität die adverbiellen Bestimmungen einzuordnen, wie die Beispiele (3a, b) aus Rothstein (2007: 63, Beispiele 18a, b) illustrieren: (1) a. I Ana diavase to vivlio. die Anna.NOM las.3SG.PFV das Buch.AKK ‚Anna las das Buch.’ <?page no="18"?> 18 b. I Ana diavaze to vivlio. die Anna.NOM las.3SG.IPFV das Buch.AKK ‚Anna war das Buch am Lesen, las gerade das Buch.’ (2) verblühen, erblühen, aufessen, verbrennen (3) a. Er wurde allmählich berühmt. b. Er wurde schlagartig berühmt. In (3a) und (3b) modifizieren die Adverbien die interne zeitliche Struktur einer Situation: in (3a) handelt es sich um ein duratives Ereignis, während (3b) ein punktuelles repräsentiert. Untersucht man den Begriff genauer, so stellt sich heraus, dass er durch zeitliche Relationen zwischen Ereignissen in Texten erreicht werden kann, wie Rothstein (2007: 63) in folgenden Beispielen bemerkt: (4) a. Maria betrat das Zimmer. Es war stockdunkel. b. Maria machte das Licht aus. Es war stockdunkel. (aus Rothstein 2007: Beispiele 17a, b) In beiden Sätzen ist die Interpretation kontextabhängig: In (4a) ist die Lesart, dass, bevor Maria das Zimmer betrat, es bereits stockdunkel war, in (4b) hingegen wird erst stockdunkel, nachdem Maria das Licht ausgemacht hat. In der vorliegenden Arbeit geht es vor allem um die Semantik des Aspekts, d.h. der Opposition Perfektiv-Imperfektiv/ Progressiv. Konstruktionen wie in (3) und (4) bleiben ganz ausgeklammert. Im Folgenden werden die Termini Aspekt und Aktionsart diskutiert. Als Kernfeld der Kategorie Aspektualität kann Aspekt betrachtet werden (Schwall 1991). Zuvor soll aber noch darauf hingewiesen werden, dass die Begriffe Aspekt und Aktionsart der slawistischen Linguistik entstammen. Der Terminus Aspekt ist eine Lehnübersetzung nach russischem vid, der eine Übersetzung des griechischen Terminus εἶδος ist; erst im 17. Jahrhundert setzte er sich als gleichbedeutend mit dem Begriff Aspekt durch (vgl. Dorfmüller-Karpusa 1983, Hock und Krifka 2002/ 03 inter alia). Er wurde in der Slawistik entwickelt und bezeichnet, wie eine Situation (ein <?page no="19"?> 19 Ereignis, ein Zustand) 3 angesehen werden kann (vgl. Isačenko 1962 für das Russische). 1.2.1 Aspekt Die traditionelle Auffassung der Kategorie Aspekt lässt sich etwa folgendermaßen charakterisieren: Aspects are different ways of viewing the internal temporal constituency of a situation. (Comrie 1976: 3) In Comries Arbeit ist “the different ways of viewing” als Perfektivität vs. Imperfektivität bekannt. Perfektivität zeigt die Situation als ein unteilbares Ganzes an, ohne Distinktion von den verschiedenen Phasen, die die Situation ausmachen; sie bildet eine vollendete Handlung ab, während Imperfektivität die interne temporale Struktur der Situation fokussiert; die Situation wird nicht als ein Ganzes von außen, sondern von innen betrachtet (Comrie 1976: 16, Dahl 1985). Mit der internen temporalen Struktur werden Vorstellungen wie Dauer, Andauern vs. Abgeschlossenheit oder Vollendung einer Verbalhandlung bzw. Verbalsituation verbunden (Leiss 1992: 30). Die Unterscheidung zwischen Vollendung/ Abgeschlossenheit vs. Nichtvollendung/ Nichtabgeschlossenheit wurde zur Basisdefinition für die Distinktion zwischen Perfektiv und Imperfektiv (Bertinetto 1994: 392). Der Imperfektiv wird als der Gegenpart vom Perfektiv behandelt (Comrie 1976, Dahl 1985, Bybee et al. 1994: 25 inter alia). Für das Deutsche bezeichnet Leiss (1992: 47) die Betrachtung eines Prozesses von innen und von außen als „Innen- und Außenperspektivierung“: Ein Verbalgeschehen kann von innen heraus oder als Ganzes von außen betrachtet werden. Beim Aspekt wird der oder die SprecherIn lokalisiert, der oder die im ersten Fall innerhalb des Verbalgeschehens positioniert wird, d.h. er oder sie ist ein Teil des Verbalgeschehens. Das Geschehen wird als nicht begrenzt und als potentiell unabgeschlossen erfahren; es ist kein Ganzes mehr, und es sind keine Konturen zu sehen. Wenn das Geschehen von außen betrachtet wird, befindet sich der oder die SprecherIn außerhalb des Verbalgeschehens und sieht es als Ganzes. Die Handlung bekommt Konturen, ist begrenzt und abgeschlossen. Als Aspekt ist also die Opposition perfektiv - imperfektiv zu verstehen (vgl. Abschnitt 1.2.4), es handelt sich nämlich um eine binäre Kategorie. 3 Den Terminus Situation benutze ich als deutschsprachiges Korrelat zum Ausdruck eventuality in der Terminologie von Bach (1986). Aus stilistischen Gründen benutze ich auch den Begriff Eventualität. <?page no="20"?> 20 Sind in einer Sprache Aspektpaare vorhanden, dann kann mit der Wahl des Verbs gleichzeitig eine bestimmte Perspektive gewählt werden. Sind solche Paare nicht vorhanden, dann fehlt zwar die Wahlfreiheit (die auch in ‚Aspektsprachen’ durch andere grammatische Prozesse eingeschränkt sein kann), doch die Perspektive fehlt nicht. Sie wird von jedem Verb mittransportiert. (Leiss 1992: 33) In manchen Sprachen wird der Aspekt obligatorisch bei jeder finiten Verbform morphologisch markiert; diese Sprachen sind als Aspektsprachen bekannt. Ein repräsentatives Beispiel sind die slawischen Sprachen und das Griechische. Dem Deutschen fehlt diese Systematik und es wird nicht als Aspektsprache eingestuft (Andersson 2004: 10, Thiel 2007: 20). 4 Kommen wir nun zu der Terminologie zur Bezeichnung der Unterschiede zwischen Aspekt (vgl. Bache 1982) und Aktionsart (Francois 1985), die inhomogen ist. Verkuyl (1993) schlägt eine zweigliedrige Unterteilung vor, nämlich die Domäne von outer aspect (viewpoint oder grammatical aspect), die sich auf den slawischen Typ von Aspekt bezieht (Comrie 1976, Smith 1991/ 1997) und die Unterscheidung zwischen perfektiv und imperfektiv widerspiegelt, und den Bereich von inner/ telicity oder predicational aspect, der auf die Differenzierung zwischen telischen (terminativen in seiner Terminologie) und atelischen (durativen in seiner Terminologie) Prädikaten referiert (über Telizitätsaspekt im Russischen, vgl. Schoorlemmer 1995, Schmitt 1996, Borik 2006 inter alia). Verkuyl (1993) vertritt die Auffassung, dass der Vendler‘sche ontologische Unterschied zwischen Accomplishments, Achievements, Activities und States linguistisch nicht relevant ist. Auf die Eigenschaften der oben genannten Kategorien wird in Abschnitt 1.2.3 und in Abschnitt 2.3 eingegangen. Verkuyl (1993) zufolge ist der Telizitätsaspekt (telicity aspect) unabhängig von dem outer aspect (viewpoint oder grammatical aspect). Nach Smith (1991/ 1997) wird Aspekt in situation aspect und viewpoint aspect unterteilt (vgl. Kapitel 2 und 3). Filip (1993) unterscheidet in situation types (oder eventuality types) auf der einen Seite und grammatical aspect ((im)perfectivity) auf der anderen, während de Swart (1998) den Begriff Aktionsart als Synomym für Smiths Terminus situation type verwendet: Er referiert auf die aspektuelle Klasse eines Prädikates, nämlich auf viewpoint oder grammatical aspect, das in ihrem Modell auf der Ebene einer Eventualität-Beschreibung determiniert wird. 4 Seit Streitberg (1891) gilt das Präfix gabeim gotischen Verb als Zeichen der Perfektivierung und auch als Aspektopposition für das Gotische. Zu der Frage, ob im Germanischen auch die grammatische Kategorie des Aspekts vorhanden ist, vgl. Leiss (1992, 69f), Schrodt und Donhauser (2004) inter alia. <?page no="21"?> 21 In der deutschen Literatur wird Aspekt, nämlich die Opposition Perfektiv-Imperfektiv, im Sinne von Perspektivenaspekt (viewpoint aspect) verwendet, während situation aspect unter den Begriffen Situationsaspekt/ Zeitkonstitution/ Aktionsart behandelt wird (vgl. Hock und Krifka 2002/ 03). Krifka (1989) versteht unter Zeitkonstitution eine semantische Distinktion im Verbalbereich, die Ähnlichkeiten zur Distinktion Massennomen - Individualnomen im nominalen Bereich aufweist und häufig mit den Begriffen Aktionsart oder Aspekt bezeichnet wird (vgl. Hock und Krifka 2002/ 03). In Krifkas (1989) Modell sind die Begriffe kumulativ und gequantelt von großer Bedeutung. Als kumulativ werden Ereignisse wie z.B. Wein trinken beschrieben; ein Wein Trinken-Ereignis kann aus zwei oder drei Wein Trinken-Ereignissen bestehen, und deren Zusammenfassung kann wieder unter Wein trinken fallen. Als gequantelte Ereignisse werden auf der anderen Seite Prädikate wie ein Glas Wein trinken charakterisiert, deren Zusammenfassung nicht wieder unter ein Glas Wein, sondern unter zwei Gläser Wein fällt. Krifkas Ansatz wird in Kapitel 2 detailliert diskutiert. Bevor wir - in den nächsten Abschnitten - Zeitkonstitution und Perspektivenaspekt diskutieren, soll noch die Aktionsart erörtert werden. 1.2.2 Aktionsart In diesem Abschnitt möchte ich einen Überblick über die Aktionsart im Russischen und im Deutschen geben. Gute Darstellungen der Aktionsart im Russischen finden sich in Isačenko (1962), Bondarko (1967), und in der neueren Literatur in Filip (1993, 2000), in Schoorlemmer (1995), in Borik (2002/ 2006) inter alia. 1.2.2.1 Aktionsart im Russischen Als Aktionsart in der slawistischen Linguistik wird die semantische Charakterisierung bestimmter derivationsmorphologischer Prozesse am Verb bezeichnet. Die meisten Präfixe können die lexikalische Bedeutung eines Verbs modifizieren oder ändern. Nach Isačenko (1962: 358-359) sind Aktionsarten Verbbedeutungen, die die Verlaufsweise der Handlung ausdrücken: Die Eigenbedeutung des Präfixes verschmilzt mit der Bedeutung des Verbs zu einer Einheit: Es entstehen auf diese Weise neue Verben, neue verbale Lexeme […]. Als Beispiel betrachten wir das Simplexverb pet' (singen), das aktionsartneutral ist (Steinitz 1981). Wenn ihm das Präfix zavorangestellt wird, das <?page no="22"?> 22 der ingressiven Aktionsart zugehört, dann drückt es den Beginn einer Handlung aus: zapet' bedeutet zu singen ‚beginnen‘. 5 Ein Präfix wie po-, das der delimitativen Aktionsart angehört, kann eine zeitlich begrenzte Handlung bezeichnen, z.B. das Verb poigrat', bedeutet ‚eine Weile spielen‘. Eine andere Aktionsart ist die resultative Aktionsart - auch als egressive Aktionsart bekannt -, die eine Handlung bis zum ihren Ende oder das Ende einer Handlung ausdrückt. Ein Beispiel dieser Aktionsart ist das Simplexverb rabotat', dessen Bedeutung ‚arbeiten‘ ist, und prorabotat', das als ‚durcharbeiten‘ verstanden wird (z.B. ein Buch). 6 1.2.2.2 Aktionsart im Deutschen Steinitz (1981) hat die Aktionsartterminologie der slawistischen Linguistik für das Deutsche übernommen und sie nennt sie „Auffassung B“ des Aktionsartbegriffes. Für die „Auffassung B“ führt sie die Begriffe Ingressiv und Resultativ/ Egressiv ein, die im Anschluss an Flämig (1965) „Phasenaktionsarten“ genannt werden, da diese Verben auf zeitliche Phasen eines Verbvorgangs, nämlich auf die Anfangsphase oder die Endphase referieren. Nach Steinitz (1981) verfügt auch das Deutsche über eine Reihe von Aktionsarten. So gibt es ingressive Verben, die durch das Präfix losmarkiert werden (losgehen, losreden, losrennen), während resultative/ egressive mit dem Präfix aus- (ausschlafen, ausreden, auslernen) gekennzeichnet werden. Nach Lang (2011: V-5) modifiziert ein Präfix bei der Aktionsartbildung die Verbbedeutung lediglich bezüglich des Phasenverlaufs; der Situationstyp wird nicht geändert. Gemäß Steinitz (1981) gibt es außer der „Auffassung B“ auch die „Auffassung A“ (vertreten von Andersson 1972). Sie ist Steinitz zufolge ein semantisches Konzept, das mit der Zeitkonstitution gleichzusetzen ist. Nach dieser Auffassung gehört jedes Verb zu einer Aktionsart-Klasse. Nach der „A-Auffassung“ ist Aktionsart universal, während sie nach der „B-Auffassung“ sprachspezifisch ist. Um zusammenzufassen: 5 Zakann auch eine lokative Bedeutung (in der/ die/ das) und eine rein perfektive haben (es gibt keinen lexikalischen Unterschied zwischen perfektiven und imperfektiven Formen) (vgl. Borik 2006: 7). 6 Isačenko (1962) unterscheidet vier Gruppen von Aktionsarten: Aktionsarten mit Phasenbedeutung, mit quantitativer Bedeutung, mit iterativer und mit distributiver Bedeutung. Bondarko (1967) hingegen teilt die Aktionsarten in drei Gruppe ein: die charakterisierten Aktionsarten, die teilweise charakterisierten Aktionsarten und die nicht-charakterisierten Aktionsarten. Diese Diskussion fällt außerhalb des Rahmens dieser Arbeit. <?page no="23"?> 23 In der nicht-slawistischen Literatur werden Aktionsart und Aspekt häufig wie folgt unterschieden: Aktionsarten sind lexikalisch kodierte und durch die Wortbedeutung festgelegte, Aspekte grammatisch kodierte und je nach Sprecherperspektive frei wählbare Darstellungsweisen zeitlicher Eigenschaften von Situationen […]. Auf der Ebene der Aktionsarten werden z.B. Verben und Verbalphrasen danach unterschieden, ob sie auf zeitlich ausgedehnte Situationen referieren (schlafen, ein Buch schreiben), oder auf Situationen ohne signifikante Ausdehnung (knallen, das Licht einschalten), ob auf Situationen mit definiertem Resultatszustand (ein Buch schreiben, das Licht einschalten) oder ohne einen solchen (schlafen, knallen), und so weiter. (Herweg 1990: 31) Es handelt sich um eine semantische Klassifikation von Verben und Verbalphrasen nach Eigenschaften der bezeichneten Situationen. Mit anderen Worten ist Aktionsart mit der lexikalischen Bedeutung des jeweiligen Verbs verbunden, während Aspekt morphologisch am Verb markiert wird. Aktionsart-relevante Eigenschaften von Situationen, die nach Situationstypen klassifiziert sind, sind die folgenden: punktuell vs. durativ, telisch vs. atelisch, statisch vs. dynamisch. Diese werden detailliert in Kapitel 2 erörtert. Krifka (1986, 1989a 1989b), im Anschluss an Garey (1957), verwendet den Begriff Zeitkonstitution (Situationsaspekt), um die Aktionsart- Distinktion „Auffassung A“ zu definieren. Unterschiede der Aktionsart beziehen sich auf Unterschiede in der Natur der Ereignisse selbst. Er übernimmt Vendlers Klassifikation in Activities, Accomplishments, Achievements, States, die im nächsten Abschnitt präsentiert werden. 1.2.3 Zeitkonstitution Unter Zeitkonstitution - auch Situationsaspekt, Aktionsart, lexikalischer Aspekt (vgl. Vendler 1967, Smith 1991/ 1997, Hock und Krifka 2002/ 2003 inter alia) - wird eine Einteilung von Prädikaten im Hinblick auf gewisse inhärente zeitliche Eigenschaften verstanden. Seit Vendler (1967) werden verbale Prädikate in vier grundlegende Situationstypen (auch „Aspektklassen“ genannt) eingeteilt, die über Merkmale wie phasisch vs. nicht phasisch, punktuell vs. durativ und homogen vs. nicht homogen verfügen. Das Merkmal phasisch bezieht sich auf die Phasen des Ereignisses und darauf, ob die Phasen eines Ereignisses identisch oder verschieden sind. Die Situationstypen sind folgende: Activities (laufen, rennen, tanzen) sind Prozessprädikate, die fortgesetzt werden können, ohne dass sich ihr Charakter ändert. Sie denotieren Eventualitäten, die durativ, phasisch und homogen sind. <?page no="24"?> 24 Accomplishments (einen Kilometer rennen, ein Bild malen) sind Prädikate eines ausgedehnten Zustandswechsels. Sie denotieren Eventualitäten, die durativ, phasisch und nicht homogen sind. Ein Accomplishment kann nicht beliebig lange fortgesetzt werden. Achievements (finden, gewinnen, erreichen) stellen einen momentanen Zustandswechsel dar. Sie denotieren Eventualitäten, die punktuell, nicht phasisch und nicht homogen sind. States (sein, wohnen, bleiben) sind Zustandsprädikate; sie denotieren Eventualitäten, die durativ, nicht phasisch und homogen sind (s. auch Dölling 2008). Smith (1991/ 1997) fügt auch die Kategorie Semelfaktive (klopfen, husten) hinzu. Dölling (2008) übernimmt diese Kategorisierung. Ihm zufolge sind Semelfaktive Momentprädikate, die sich auf Eventualitäten beziehen, deren zeitliche Ausdehnung nur als nahezu punktuell angesehen wird. (Dölling 2008: 12) Die Merkmale der Situationstypen werden detailliert in Kapitel 2 erörtert. Nach Hock und Krifka (2002/ 2003) beziehen sich Unterschiede der Zeitkonstitution auf die Beschreibung von Ereignissen. Statt des Begriffs homogen vs. nicht-homogen verwenden sie den Terminus atelisch vs. telisch. Nach Krifka (1989, 1992) werden als telische Prädikate solche Prädikate charakterisiert, die einen natürlichen Endpunkt und/ oder einen Zustandswechsel ausdrücken. Dazu zählen erwachen oder sinken. Im Gegensatz zu den telischen Prädikaten weisen atelische Prädikate keinen natürlichen Endpunkt auf. Joggen ist ein atelisches Prädikat, da es keinen natürlichen Endpunkt impliziert. 7 Es wird nichts darüber gesagt, ob man zu joggen aufhört oder ob man irgendwo ankommt (vgl. Kapitel 2). Comrie (1976), Lyons (1983) inter alia sprechen von Situationen, die telisch oder atelisch sein können. Comrie stellt fest, dass Situationen vom Verb zusammen mit ihren Argumenten (Subjekt und Objekt) beschrieben werden. Ein Verb wie singen kann sowohl telisch als auch atelisch sein. Nach Comrie beschreibt ein Satz wie John is singing eine atelische Situation, während der Satz John is singing a song eine telische Situation wiedergibt, da sie einen Endpunkt impliziert, und zwar, dass John zu dem Ende dieses Liedes kommt. John is singing songs ist atelisch, John is singing five songs ist hingegen telisch. Comrie (1976) zufolge ist die Telizität der Situation nicht nur abhängig vom Vorhanden- oder Nichtvorhandensein eines Objekts, sondern auch 7 Veloudis (2010) zufolge verfügen auch die Activities wie joggen über Grenzen, die implizit festgelegt werden. <?page no="25"?> 25 von Numerus und Determiniertheit/ Nichtdeterminiertheit des Objekts. Im Deutschen oder Englischen ist bei bestimmten Verben der Situationstyp des komplexen verbalen Ausdrucks davon abhängig, ob seine Objekt- DP auf eine spezifische oder unspezifische Quantität referiert. So führt in (5a) die Verbindung von lesen mit einem zählbaren („gequantelten“ nach Krifkas Terminologie) Objekt (zwei Romane) zu einer telischen (oder Ereignis-) Interpretation; eine VP hingegen, die mit einer bloßen Plural-DP („kumulativ“nach Krifka) (Romane) vorkommt, eine atelische (oder Prozess-) Interpretation bezeichnet (5b): (5) a. Anna las zwei Romane in drei Tagen. (telisch, gequantelt) b. Anna las Romane drei Tage lang. (atelisch, kumulativ) Die Unterscheidung telisch/ atelisch gilt auch für den Kasus, wie in (6a, b) illustriert wird: Satz (6a) hat eine telische (oder Ereignis-) Interpretation, da das Verb spazieren mit einer PP im Akkusativ vorkommt und einen Zustandswechsel andeutet. Im Gegensatz dazu wird in (6b) durch die Kombination mit der PP im Dativ in dem/ im Park eine atelische (oder Prozess-) Interpretation bewirkt: (6) a. Andreas spazierte in den Park. (telisch) b. Andreas spazierte in dem Park/ im Park. (atelisch) Im nächsten Abschnitt wird auf den Perspektivenaspekt eingegangen. 1.2.4 Perspektivenaspekt: Perfektiv versus Imperfektiv Wie in Abschnitt 1.2.1 dargelegt, wird das Wesen des imperfektiven Aspekts traditionell als nicht abgeschlossen gesehen, während das des perfektiven als abgeschlossen gesehen wird. Nach Hock und Krifka (2002/ 03: 2) ist die Nichtabgeschlossenheit keine Eigenschaft der Eventualität selbst; sie kann eine Eigenschaft der Referenzzeit 8 sein, von der aus eine Eventualität dargestellt oder betrachtet wird. Nach Reichenbach (1947) ist Referenzzeit (R) der Zeitpunkt/ die Zeitspanne, relativ zu dem/ zu der die Ereigniszeit (Zeitpunkt, zu dem die Eventualität stattfindet) (E) lokalisiert wird. Hock und Krifka (2002/ 03: 2) positionieren sich wie folgt: 8 Die Definition der Referenzzeit ist vage. Comrie (1981, 1985), Fabricius-Hansen (1986), Thieroff (1992) haben Reichenbachs Definition sehr unterschiedlich interpretiert. Diese Diskussion ist nicht relevant für die Zwecke der Analyse. <?page no="26"?> 26 der Aspekt zwingt uns, von der punktuellen Sichtweise von Sprechzeit und Ereigniszeit in eine Sichtweise überzugehen, in der diese Zeiten als ausgedehnt betrachtet werden können, d.h. als Zeitintervalle. Bevor wir die Relation zwischen Ereigniszeit und Referenzzeit in Bezug auf Aspekt betrachten, wenden wir uns Reichenbachs Tempussystem zu. Reichenbach (1947) ermöglichte eine Analyse der natürlichen Sprachen, durch Anwendung der Methoden der symbolischen Logik. Durch die Lokalisierung auf der Zeitachse (a) der Sprechzeit (point of speech) (S), und (b) der Ereigniszeit (point of event) (E), werden alle Tempora des Englischen erklärt und analysiert. Neben der Sprechzeit (R) und der Ereigniszeit (E) führte er für das Tempussystem des Englischen (c) den Begriff der Referenzzeit (point of reference) ein (R). Die Sprechzeit ist die Zeit, die sich auf den Augenblick des Sprechers bezieht. Die Ereigniszeit eines Satzes ist die Zeit, in der der ausgedrückte Zustand gilt oder das ausgedrückte Ereignis sich abspielt; die Referenzzeit eines Satzes ist eine von der Sprechzeit S verschiedene Zeit, auf die in einem Satz referiert wird (z.B. durch ein Zeitadverb), um das Ereignis zu lokalisieren (vgl. Dorfmüller-Karpusa 1983: 13, Hock und Krifka 2002/ 03, Vater 2007). Reichenbach kommt zu folgenden Tabellen, in denen der Ablauf der Zeit als die Richtung auf einer Geraden von links nach rechts repräsentiert wird, wie die Abbildung (2) anzeigt (vgl. Dorfmüller-Karpusa 1983: 13, Hock und Krifka 2002/ 03): Abb. 2 Past Perfect Simple Past Present Perfect I had seen John I saw John I have seen John E R S R,E S E S,R Present Simple Future Future Perfect I see John I shall see John I shall have seen John S,R,E S,R E S E R Nach Hock und Krifka (2002/ 03: 03) ist eine mögliche Sichtweise des Perfektivs und Imperfektivs die folgende: E ist die Ereigniszeit und R die Referenzzeit, ⊆ steht für die Relation des Enthaltenseins: (7) a. Perfektiv: E ⊆ R b. Imperfektiv: R ⊆ E <?page no="27"?> 27 Der Perfektiv drückt aus, dass die Ereigniszeit innerhalb der Referenzzeit liegt, während der Imperfektiv die umgekehrte Relation ausdrückt, und zwar, dass die Referenzzeit innerhalb der Ereigniszeit liegt. Für die Zeitkonstitution spielt die Referenzzeit keine Rolle, da es sich um eine Dimension der Ereignisse selbst handelt; dasselbe Ereignis kann z.B. durch Wein trinken und drei Gläser Wein trinken beschrieben werden (s. Kapitel 2). Betrachten wir ferner, wie der Aspekt im Russischen, im Griechischen und von den germanischen Sprachen im Englischen und im Deutschen realisiert wird. 1.2.4.1 Perspektivenaspekt im Russischen Im Russischen ist Aspekt eine inhärente Markierung des Verbs; d.h., dass jede finite oder infinite Verbform zu einer der beiden Aspekt-Klassen gehören muss (vgl. 8): Sie ist entweder perfektiv oder imperfektiv. Das Gleiche ist im Griechischen (vgl. 9) zu finden, wie wir in Abschnitt 1.2.4.5 und ausführlicher in Kapitel 3 näher betrachten werden: Perfektiv Imperfektiv (8) Russisch: vymyl nozhy myl nozhy. (9) Griechisch: epline ta maherja eplene ta maheria. (aus Horrocks und Stavrou 2003: 300, Beispiele 5a, b) Das Russische verfügt über perfektive Morpheme mit lexikalischem Inhalt. Sie treten mit Activities im perfektiven Aspekt auf. Der perfektive Aspekt wird von Präfixen po- und proangezeigt. (10a) repräsentiert ein imperfektives Verb und (10b) ein perfektives Verb. Das perfektive Verb po-stroil im Beispiel (10b), wird von dem imperfektiven Verb stroil (10a) mit Hilfe des Präfixes poabgeleitet. Poimpliziert, dass die Dauer des Ereignisses kurz ist: (10) a. Petja stroil dom. Petja baute.IPFV (ein/ das) Haus.AKK b. Petja po-stroil dom. Petja PFV-baute (ein/ das) Haus.AKK ‚Petja hat {ein/ das} Haus gebaut.’ (aus Borik 2002: 1, Beispiele 1a, b) Im Allgemeinen werden die perfektiven Formen meistens von den imperfektiven abgeleitet. Imperfektive Verbstämme sind hingegen meistens morphologisch einfach, d.h. nicht abgeleitet, und sie bieten eine Basis für <?page no="28"?> 28 die Derivation perfektiver Formen, z.B. anhand von Präfigierung (vgl. 11a, b, c): (11) a. delat' s-delat' machen, tun.IPFV PFV b. pisat' na-pisat' schreiben.IPFV PFV c. čitat' pro-čitat' lesen.IPFV PFV (aus Borik 2002: 4, Beispiele 5a, b, c) Es existieren aber auch morphologisch komplexe imperfektive Verbformen. Dieses Phänomen ist in den slawischen Sprachen als sekundäre Imperfektivierung (secondary imperfectivization) bekannt. Wie oben angedeutet, können perfektive Formen aus morphologisch einfachen imperfektiven Formen mit Hilfe von Präfixen abgeleitet werden. In diesem Fall ist eine Bedeutungsänderung möglich (vgl. 12). Möglich ist es häufig auch, dass imperfektive Formen mit der neuen lexikalischen Bedeutung, die durch ein Präfix hereingebracht wird, mit Hilfe von besonderen Suffixen abgeleitet werden. Es handelt sich um ein imperfektives Suffix, d.h. eine dem Wortstamm angefügte Wortbildungssilbe im Imperfektiv. Ein solcher Fall wird in (12) gezeigt: (12) pisat' za-pisat' [za-pis]-yva-t' schreiben.IPFV PFV-schreiben.auf schreiben.auf-SI 9 (aus Borik 2002: 6, Beispiel 13) Wie die Beispiele (10a, b), (11a, b, c) und (12) illustrieren, werden aspektuelle Unterschiede mit Hilfe von morphologischen Prozessen wie Präfigierung und Suffigierung kodiert - die Aspekt-Opposition gilt daher im Russischen als morphologische Kategorie. Borik (2006: 7) zufolge listet die Russische Akademie der Grammatik achtundzwanzig Präfixe auf, die eine imperfektive Form zu einer perfektiven umwandeln können. Die Tatsache, dass es keine uniforme perfektive oder imperfektive morphologische Markierung gibt, macht das Phänomen allerdings kompliziert. In dieser Arbeit werde ich auf Aspekt im Russischen nicht weiter zurückkommen. In den folgenden Abschnitten soll der Perspektivenaspekt in den germanischen Sprachen, nämlich im Englischen und im Deutschen sowie im Griechischen betrachtet werden. 9 Abkürzung: SI= sekundäre Imperfektivierung (secondary imperfectivization). <?page no="29"?> 29 1.2.4.2 Perspektivenaspekt in den germanischen Sprachen Nach Ebert (1996, 2000) und Bertinetto und Delfitto (2000) wird in vielen germanischen Sprachen und zwar im Niederländischen, im Friesischen, wie im Fering-Öömrangen (Nordfriesisch) und im Frysk (Westfriesisch), im Dänischen, Isländischen und im Deutschen Progressivität durch präpositionale Konstruktionen ausgedrückt - eine Ausnahme bildet das Englische - wie wir im vorigen Abschnitt gesehen haben. Ebert stellt folgende Typen von präpositionalen Konstruktionen fest: (a) be + in/ at + the + INF für das Niederländische, das Friesische und Deutsche (vgl. 13a-f), (b) be + to + INF für das Isländische (vgl. 13g), und (c) be + at + to + INF für das Dänische (13h). Folgende Beispiele aus Ebert (2000) illustrieren den Fall (13a-f): (13) a. Hat as uun 't köögin. (Fering-Öömrang) b. Hja is oant 't iten-sieden. (Frisiesch) c. Ze is ann het koken. (Niederländisch) d. Sie ist am Kochen. (Deutsch) f. Si isch am choche. (Zürich Deutsch) she is IN/ AT the cooking ‘She is working / cleaning up / cooking.’ g. H ú n er að vinna. (Isländisch) h. Hun er ved at arbejde. (Dänisch) She is AT to work/ clean_up. (aus Ebert 2000: 608, Beispiel 1) 1.2.4.3 Perspektivenaspekt im Englischen Im Englischen wird Aspekt durch verschiedene Verbformen unterschieden, die als Progressivform und Nicht-Progressivform bekannt sind, wie in (14a) gezeigt wird; im Deutschen hingegen wird Aspekt nicht unterschieden, wie (14b) illustriert: „Nicht-progressiv“ „Progressiv“ (14) a. Englisch: washed the knives washing the knives b. Deutsch: wusch die Messer _______ (aus Horrocks und Stavrou 2003: 299, Beispiele 4a, b) Zuerst wenden wir uns der Frage zu, wie Perfektiv und Progressiv im Englischen markiert werden. Der Perfektiv ist phonologisch null, wie (15a) illustriert, während der Progressiv mit einem Auxiliar be und dem Partizip Perfekt II auftritt, wie in (15b) dargestellt wird: <?page no="30"?> 30 (15) a. Mary walked. (Perfektiv) b. Mary was walking. (Progressiv) Im Englischen verfügen nicht alle Verben über diese progressive Form; nur Ereignisverben können im Progressiv auftreten, wie die Beispiele (16a, b) aus Hock und Krifka 2002/ 03: 2, Beispiele (15a, b) illustrieren: (16) a. At noon, John wrote a letter/ will write a letter. (Perfektiv) b. At noon, John was writing a letter / will be writing a letter. (Imperfektiv) Verben, die einen Zustand beschreiben, nämlich stative Verben, werden als progressiv verstanden und können nicht perfektiv, nämlich als abgeschlossen/ vollendet gebraucht werden, da Zustände nicht abgeschlossen/ vollendet sein können; sie treten nicht im Progressiv auf (Hock und Krifka 2002/ 03 inter alia) (vgl. 17a, b): (17) a. By this time, John knew Mary well / John will know Mary well. (Imperfektiv) b. *John is / was knowing Mary. (Beispiel 17a aus Hock und Krifka 2002/ 03: 3, Beispiel 17) 1.2.4.4 Perspektivenaspekt im Deutschen Im Deutschen erscheint diese Konstruktion mit der Präpositionalphrase an und dem bestimmten Artikel − wobei Präposition und Artikel verschmolzen sind − und einem substantivierten Infinitiv. Diese Präpositionalphrase wird mit sein als finitem Verb kombiniert. Sein ist ein besonderes stereotypes Verb, das sowohl als Hilfsverb als auch als Kopula auftritt, während der substantivierte Infinitiv nicht auf ein bestimmtes lexikalisches Verb beschränkt ist, sondern variierbar ist. Diese formale Charakterisierung als am-Progressiv ist nach van Pottelberge (2005) notwendig, da im Deutschen verschiedene Progressivausdrücke existieren, wie er in seinem Beispiel zeigt (2005: 170) „im Aufbau begriffen sein“. Es existieren zwei weitere präpositionale Progressivkonstruktionen mit einem substantivierten Infinitiv: eine mit der Präposition in (im Sterben sein) und eine mit bei (beim Essen sein). Beide haben einen beschränkteren Anwendungsbereich als der am-Progressiv (vgl. Ebert 1996: 46, 48). Die im + substantivierter Infinitiv + sein Konstruktion ist nicht Gegenstand dieser Studie, die beim + substantivierter Infinitiv + sein Konstruktion wird nur am Rande diskutiert. <?page no="31"?> 31 In der Literatur gibt es einen Zusammenhang zwischen dem deutschen am-Progressiv (er ist am Lesen), dem Englischen Progressiv oder Kontinuativ (he is coming) und vor allem dem niederländischen aan-het- Progressiv (hij is aan het lezen). Der progressive Aspekt kann im Deutschen außer der periphrastischen Form am/ beim + substantivierter Infinitiv + sein (18b), mit dem Adverbial gerade (vgl. 18a) sowie mit der Konstruktion dabei sein zu + Infinitiv markiert werden, wie das Beispiel (18c) illustriert, und im Nordwesten mit einer progressiven Form (vgl. 18d): (18) a. Als Peter ankam, las Hans gerade einen Roman. b. Als Peter ankam, war Hans am/ beim Lesen. c. Als Peter ankam, war Hans dabei, einen Roman zu lesen. d. Hans war einen Roman am Lesen, als Peter ankam. (18d) ist als „Rheinische progressive Form“ bekannt, da sie in der regionalen Umgangssprache Westdeutschlands, insbesondere in rheinischen Dialekten oder dem Ruhrgebietsplatt verwendet wird. Charakteristisch ist, dass die Verlaufsform am + substantivierter Infinitiv in Verbindung mit Objekten vorkommt, etwas das standardsprachlich nicht akzeptabel ist. Reimann (1996) sieht die Konstruktionen (18b-d) als Phänomen des ganzen Deutschlands. Mit empirischen Daten von 600 Subjekten in 12 Städten (von Oldenburg bis Passau und Rostock bis Freiburg) hat sie gezeigt, dass drei Viertel von den Subjekten von allen diesen Gegenden des ganzen Deutschlands die Formen (18b-d) akzeptieren, etwas, dass schon in Ebert (1996: 43) und Krause (1997: 52) gezeigt wurde. 10 Im Gegensatz zu dem Englischen ist diese periphrastische Form im Deutschen optional: sie tritt nicht so häufig auf und ist bei vielen Verben blockiert. Auf die Verbklassen, mit denen der Progressiv kompatibel ist, wird in Kapitel 3 eingegangen. Hat die deutsche Progressivform Gemeinsamkeiten mit dem Begriff der Imperfektivität? Leiss (2000: 213) äußert sich wie folgt: „mit den ‚am- Konstruktionen‘ bzw. Verlaufsformen wie ich bin am Nachdenken wird das Vorstellungsbild eines imperfektiven Verbalereignisses aufgerufen.“ Nach Hock und Krifka (2002/ 03: 3) kann der Progressiv als ein Spezialfall des Imperfektivs angesehen werden: „es handelt sich um imperfektivangezeigte Formen, die auf Ereignisverben beschränkt sind.“ Nach Henriksson (2006: 58) stellt Progressivität eine Subkategorie der Imperfektivität dar. Diese Frage wird detailliert in Kapitel 3 erörtert. 10 Für eine Kritik zu Reimanns Arbeit vgl. van Pottelberge (2005). <?page no="32"?> 32 1.2.4.5 Perspektivenaspekt im Griechischen Im Griechischen ist Aspekt in jeder Verbform markiert. Die Aspektopposition Perfektiv-Imperfektiv interagiert mit dem Tempussystem. Es existieren zwei Tempora in der Vergangenheit: (a) der Aorist (eγrapsa = (ich) schrieb.1SG.PFV), der die Eigenschaften des perfektiven Aspekts mit der Vergangenheit kombiniert, und (b) das Imperfekt, das die Eigenschaften des imperfektiven Aspekts mit der Vergangenheit verbindet (eγrafa = (ich) schrieb.1SG.IPFV). Fast jedes Verb im Griechischen verfügt über zwei Verbformen, die entweder für den perfektiven oder für den imperfektiven Aspekt markiert sind. Bei jedem Verb ist eine von beiden Formen selegiert. Die meisten Verben haben sowohl perfektive als auch imperfektive Stämme (mit Ausnahmen), z.B. die imperfektive Form des Verbs γrafo ist γraf(-o) (schreib-e.1SG.IPFV), während die perfektive Form γraps(-o) (schreib-e.1SG.PFV) ist. Der imperfektive Aspekt wird verwendet, um zu zeigen, dass die Handlung im Gang ist, über habituelle oder wiederholte Lesart verfügt. Der perfektive Aspekt auf der anderen Seite wird gebraucht, wenn die Handlung als abgeschlossen oder neutral angesehen wird. Im Griechischen wird der imperfektive Stamm γraf-o für das Präsens (ich schreibe, I write oder Ich bin am Schreiben, I am writing), sowie für das Imperfekt verwendet: e-γraf-a (I used to write oder Ich war am Schreiben, I was writing oder Ich schrieb, I wrote (mehrmals). Die Lesart ist imperfektiv. Im Aorist wird e-γraps-a (ich schrieb) auf der Basis des perfektiven Stamms gebildet und ist perfektiv. Eist die Augmentation, ausschlaggebend für die Bildung des Aorists. Der Stamm des Aorists ist für den perfektiven Aspekt im Griechischen zuständig, während der Stamm des Präsens für den imperfektiven verantwortlich ist (Clairis und Babiniotis 2005: 460). Der imperfektive Stamm γraf- (schreib-) wird verwendet, um das imperfektive Futur θa γraf- (Partikel +schreib) und den imperfektiven Imperativ zu bilden γraf-e (schreib-e), während der perfektive γraps-o (schreibe) für das perfektive Futur θa γraps-o (Partikel +schreibe) und den perfektiven Imperativ γraps-e (schreib-e) benutzt wird. Beide Futurformen werden periphrastisch mit Hilfe der Partikel θa gebildet. Das imperfektive Futur besteht aus dieser Partikel und dem Präsens θa γrafo (ich werde schreiben, mehrmals oder habitual verwendet), das perfektive hingegen aus der Partikel θa und dem abhängigen Stamm γraps-: θa γrapso (ich werde schreiben). Diese Handlung wird als einfache Handlung ohne Referenz auf die Dauer oder Häufigkeit angesehen. <?page no="33"?> 33 Der abhängige Stamm, der aus dem perfektiven Stamm mit den Endungen in der nicht-Vergangenheit besteht, wird in den traditionellen Grammatiken als aorist subjunctive bezeichnet. Zwischen Verbstamm (γraf) und Endung (-o) besteht folgender Unterschied: Der Stamm macht den perfektiven oder den imperfektiven Aspekt des Verbs bekannt, während die Endung über die Person und/ oder die (Nicht-)Vergangenheit des Verbs informiert. Die Endung -o in γrafo (schreiben) enthält Informationen über die Person; hier handelt es sich um die erste Person Singular im Aktiv, im Präsens; sie zeigt auch die verschiedenen Personen des Aktivs im Präsens an: γraf-is (du schreibst), γrafi (er/ sie/ es schreibt), γraf-ume (wir schreiben), γraf-ete (ihr schreibt) γrafun (sie schreiben) (vgl. Holton et al. 1997: 108, 109). Abbildung 3 illustriert am Beispiel des Verbs γrafo (schreiben), wie Tempus und Aspekt interagieren, um die verschiedenen Formen zu bilden. Abb. 3 Aspekt Imperfektiv Perfektiv 11 Tempus/ Modus Nicht-Vergangenheit γraf-o γraps-o ‘I write’ (present) ‘I am writing’ abhängig 12 Präsens Vergangenheit e-γraf-a e-γraps-a ‘I was writing’ ‘I wrote’ ‘I used to write’ Imperfekt Aorist 11 In Philippaki-Warburton et al. (2007) erfolgt die Einteilung der Kategorie Aspekt in drei Kategorien und nicht in zwei, wie in Holton et al. (1997): in progressiviterativen, in perfektiv-punktuellen und in abgeschlossenen Aspekt. Zum abgeschlossenen Aspekt werden folgende Verbtypen gezählt: ixa γrapsi (hatte.1SG.PFV abhängig = ich hatte geschrieben): Vergangenheit, exo γrapsi (habe.1SG.PFV abhängig = ich habe geschrieben): Nicht-Vergangenheit und θa exo γrapsi (FUT habe.1SG abhängig = ich werde geschrieben haben). 12 Die Verbform, die die Kategorien perfektiver Aspekt und nicht Vergangenheit γrapsi (schreibe) kombiniert, ist als abhängig bekannt, da sie nicht als Tempus fungieren kann. <?page no="34"?> 34 Futur θa γraf-o θa γraps-o ‘I shall write’ ‘I shall write’ (e.g. often) (e.g. now) Imperfektiv Futur Perfektiv Futur Imperativ γraf-e γraps-e ‘write’ ‘write’ (e.g. often) (e.g. now) Imperfektiv Perfektiv Imperativ Imperativ (aus Holton et al. 1997: 108-111) 1.2.4.6 Imperfektiv = Progressiv? Kommen wir nun zu der Frage, ob Imperfektiv gleich Progressiv ist. Während manche Sprachen (wie das Russische und das Griechische) eine separate Kategorie haben, um Imperfektivität auszudrücken, kann Imperfektivität in anderen Sprachen in verschiedenen Kategorien aufgeteilt werden. Im Folgenden wird die am meisten typische Aufteilung der Imperfektivität von Comrie (1976: 25) dargestellt (vgl. auch Linhares-Dias 2006: 214, Moser 2008: 74): Abb. 4 Aspekt Perfektiv Imperfektiv Habituell Kontinuativ Nicht-Progressiv Progressiv Wie die Abbildung 4 illustriert, kann der Aspekt in Perfektiv und Imperfektiv unterteilt werden; zu dem Perfektiv gehört nach Comrie (1976) der Aorist (simple past im Englischen John worked here) und der perfektive Aspekt. Das Englische verfügt auch über einen separaten Aspekt, den <?page no="35"?> 35 habituellen 13 , der auf die Vergangenheit begrenzt ist: John used to work here. 14 Der habituelle Aspekt ist eine (Sub)Kategorie des Imperfektivs, gleichgestellt mit dem Kontinuativ (continuous) - der auch als Imperfektiv charakterisiert wird - und der in Nicht-Progressiv (he walked) und Progressiv (he is working) eingeteilt wird, wie in Abschnitt 1.2.4.3 dargelegt. Aus einer detaillierten Analyse des Progressivs und Imperfektivs jenseits einer Auswahl von Sprachen (vgl. Smith 1991/ 1997), ergibt sich, dass der Progressiv im Englischen viele Ähnlichkeiten mit dem sprachübergreifenden Begriff der Imperfektivität aufweist. In der Literatur für das Englische sind zwei Auffassungen zu finden: nach der ersten Auffassung (a) ist der Perspektivenaspekt Perfektiv und Imperfektiv 15 und der englische Imperfektiv ist ein Progressiv (Smith 1991/ 1997), während nach der zweiten (b) der Imperfektiv nicht gleich Progressiv ist (Comrie 1976, Dahl 1985, Lang 2011). 16 Gemäß der ersten Auffassung (a) ist der englische Imperfektiv hauptsächlich ein Progressiv, der Ereignisse aus einer internen Perspektive präsentiert. Der Progressiv fokussiert nicht-stative Situationen, ist durativ und hat Konnotationen von Dynamizität (Smith 1997: 171). Die Frage what happened kann mit einer dynamischen Verbalsituation beantwortet werden: he runs. Dynamizität beinhaltet Bewegung und Veränderung. Eine dynamische Situation wird als zeitlich begrenzt konzeptualisiert. Im Gegensatz dazu reicht das Merkmal [-Dynamizität] für die Darstellung der inhärenten temporalen Struktur der stativen aus. Nach der zweiten Auffassung (b) ist der Imperfektiv nicht gleich Progressiv, und der Progressiv und der Imperfektiv sind nicht austauschbar (Comrie 1976: 32, 33), der eine kann nicht durch den anderen ersetzt werden. Imperfektivität beinhaltet Habitualität und eine Situation kann als habituell angesehen werden ohne dass sie progressiv ist, wie Comries Beispiele (1976: 33) illustrieren: John used to write poems ist ein nicht- Progressiv habitueller Satz, während John used to be writing poems ein Satz 13 Im Deutschen ist die Verbalkonstruktion pflegen + zu + Infinitiv mit der englischen Konstruktion used to vergleichbar (Ich pflege zu lesen), obwohl sie etwas ungebräuchlich ist. 14 Der Satz John worked here kann eine habituelle, aber keine progressive Bedeutung haben. 15 Smith (1991/ 1997) unterscheidet drei Typen von Perspektivenaspekt: den perfektiven, den imperfektiven und den neutralen Aspekt. Den neutralen Aspekt nimmt sie für Sprachen ohne morphologische Markierung an. Auf den letzten Typ wird in dieser Studie nicht eingegangen. 16 Für Lang (2011) ist die Unterscheidung progressive vs. non-progressive im Englischen ‚etwas Anderes‘ wie in folgenden Beispielen gezeigt wird: (a) we were/ have been/ had been building a house when the flood reached Florida, (b) we left/ have left/ had left the town before the flood reached Florida (Lang 2011: V1). <?page no="36"?> 36 in der progressiven Form ist, der nicht inkompatibel mit Habitualität ist (vgl. Kapitel 3). Bei Progressivität handelt es sich um das Betrachten einer Situation von innen, bei Habitualität hingegen um das Von-innen- Betrachten einer sich wiederholenden Situation (Comrie 1976, Krause 2001, Henriksson 2006). In diesem Sinne ist Progressivität ähnlich dem Kontinuativ, auch als Imperfektiv charakterisiert, der nicht durch Habitualität veranlasst ist. Comrie (1976: 26) zufolge bilden Habitualität und Progressivität ein vereinheitlichtes Konzept, wie eine Reihe von Sprachen andeutet, die eine einzige Kategorie haben, um Imperfektivität als ein Ganzes auszudrücken. Trotzdem ist Habitualität allein nicht ausreichend, um progressive Formen zu erlauben oder anzufordern. Auch Dahl (1985) führt die gleiche Distinktion zwischen Progressiv und Imperfektiv ein: der Imperfektiv (a) erscheint nicht mit stativen Prädikaten, (b) kann nicht auf habituelle Konstruktionen angewendet werden, (c) kann ein Ereignis in der Gegenwart, in der Zukunft und in der Futur beschreiben. Aus diesen Gründen schlägt er vor, dass der Progressiv von dem Imperfektiv unterschieden werden muss und dass der Progressiv nicht als eine Unterkategorie des Imperfektivs angesehen werden kann. Lang (2011) vertritt auch die zweite Auffassung. Die aspektuellen Unterschiede der deutschen, englischen und russischen Sprache lassen sich nach Lang (2011: V-1) wie folgt darstellen (vgl. Abb. 5): Abb. 5 Aspekt-Unterschiede perfektiv progressiv imperfektiv Deutsch - - - Englisch -/ + + - Russisch + - + Ich werde diese Kategorisierung der Aspekt-Unterschiede des Deutschen, des Englischen und des Russischen durch das Griechische ergänzen. Abbildung 6 stellt diese Kategorisierung dar: Abb. 6 Aspekt-Unterschiede perfektiv progressiv imperfektiv Deutsch - - - Englisch -/ + + - Russisch + - + Griechisch + - + <?page no="37"?> 37 Auf die formale Analyse des perfektiven und imperfektiven Aspekts, sowie auf die (nicht)-progressive Form werde ich ausführlich in Kapitel 4 kommen. 1.3 Zusammenfassung In diesem Kapitel haben wir erste Hinweise für die Tradition des Aspekts in der sprachwissenschaftlichen Forschung gesammelt. Es wurde versucht, Klarheit in die teils sehr verwirrende Terminologie zu bringen. Begriffe wie Zeitkonstitution und Perspektivenaspekt wurden diskutiert, die für die folgenden Kapitel wesentlich sein werden. <?page no="38"?> 38 2 Zeitkonstitution In diesem Kapitel kommt es zu einer näheren Diskussion der Zeitkonstitution (Situationsaspekt/ Aktionsart). Ich werde die entwickelten Vorschläge vorstellen und ggf. alternative Bewertungen skizzieren. Dabei ist im Auge zu behalten, dass das primäre Interesse dieses Kapitels allein den Auffassungen für die Zeitkonstitution in der Literatur gilt. Zunächst gebe ich in den Abschnitten 2.1, 2.2, 2.3, 2.4 eine Übersicht über die bisherigen sprachphilosophischen Darstellungen der Klassifizierung von Situationstypen, über die formale Erfassung der Telizität/ Atelizität, über die kompositionelle Telizität, und zuletzt über die mereologische Semantik der Zeitkonstitution. In Abschnitt 2.5 gehe ich auf die Zeitkonstitution in der Literatur im Deutschen ein. Der letzte Abschnitt 2.6 ist der Zeitkonstitution im Griechischen gewidmet. 2.1 Sprachphilosophische Grundlage der Unterscheidung Viele Philosophen und Linguisten haben versucht, Kriterien zu erstellen, die erlauben, Situationen zu kategorisieren. Die Idee der Klassifikation von Situationen in Ereignisse, nämlich in Achievements, in Prozesse (Activities und Accomplishments) und in Zustände (States) ist schon in Gilbert Ryle (1949) zu finden und wurde von Anthony Kenny (1963) weitergeführt. Diese Klassifikation ist als ‚Aristotelische’ bekannt, da Kenny die Idee Aristoteles zuordnet (vgl. Abschnitt 2.1.1). Es ist manchmal nicht deutlich, ob die Klassifikation auf Dinge auf der Welt referiert oder auf Teile der Sprache. Wenn sie sich auf Teile der Sprache bezieht, dann handelt es sich manchmal um Verben, manchmal um VPn und manchmal um ganze Sätze. Vendler (1967) breitete die Ideen von Kenny aus. Dowty (1979) entwickelte diese Ideen weiter und schlug eine semantische Theorie des Englischen vor. Bach (1981) und andere diskutieren auch diese Kategorien. 2.1.1 Vendler (1967) Kommen wir nun zurück zu der in Kapitel 1, Abschnitt 1.2.3 eingeführten Vendler’schen Kategorisierung (1957). Vendler, unter dem Einfluss von Ryle (1949), unterscheidet in dem Kapitel “Verbs and Times” seines Buches Linguistics in Philosophy (1967) vier Zeitschemata (time schemata) für <?page no="39"?> 39 das englische Verbsystem. Vendler gibt keine Definition des Begriffs Zeitschema. Es ist aber erkennbar, dass es um charakteristische Bündel von temporalen Eigenschaften geht; auf diese temporalen Eigenschaften referieren die Situationstypen, die er einführt und die folgende sind: Activities, Accomplishments, Achievements, States. In seinem Modell bezeichnen Accomplishments und Activities Vorgänge, die in der Zeit verlaufen, Achievements (punktuelle Ereignisse) und Zustände hingegen nicht. Zunächst sollen die Merkmale der aspektuellen Situationstypen in Abbildung (7) vorgestellt und dann im Detail erörtert werden. Punktuell, phasisch, homogen seien binäre Merkmale mit den Werten „+“ und „−“. Jeder Kombination der beiden Merkmale entspricht ein Zeitschema. Abb. 7 Verben punktuell phasisch homogen Stat(iv)es [−] [−] [+] Activities [−] [+] [+] Achievements [+] [−] [−] Accomplishments [−] [+] [−] Vendler sieht die Punktualität als eine Eigenschaft von Verben an. [+punktuell] steht für punktbezogene Situationen, [−punktuell] für periodenbezogene Situationen. Mit diesem Merkmal hängt eng zusammen, dass eine Situation nicht lange dauert, nämlich, dass sie momentan ist. Eine punktuelle Situation hat keine interne Struktur und ist mit Imperfektivität nicht kompatibel. Das Merkmal phasisch bezieht sich auf die Phasen eines Verbs; ein Verb wie wissen hat das Merkmal [−phasisch], da alle Phasen der Situation er weiß, wo ich wohne identisch sind; im Gegensatz dazu ist das Verb laufen [+phasisch]. In einem Satz wie Anna läuft sind die Phasen der Situation sehr verschieden. In einem Moment hat Anna ihren Fuß auf dem Boden, in einem anderen ist kein Fuß auf dem Boden. Achievements können nicht aus mehreren Phasen bestehen. Das Merkmal Homogenität soll hier in der bekannten Weise verstanden werden: Eine Situation vom Typ S ist genau dann homogen, wenn ihre Teile ebenfalls vom Typ S sind und alle Zusammenfassungen von Situationen des Typs S dem selben Typ angehören. (Herweg 1990: 12) <?page no="40"?> 40 Es referiert auf die Abwesenheit einer inhärenten Grenze (boundary) einer Situation (oder Eventualität); er berücksichtigt die Unterscheidung zwischen telischen und atelischen Eventualitäten. Wie schon in Abschnitt 1.2.3 dargelegt, referiert der Terminus telisch auf Verbalausdrücke, die einen natürlichen Endpunkt implizieren, eine Zustandsveränderung und damit das Erreichen eines Ziels ausdrücken, atelisch dagegen auf Verben, die keinen natürlichen Endpunkt implizieren, auch keine Zustandsveränderung und kein Erreichen des Ziels ausdrücken (Krifka 1989, 2001/ 2 u.a.). Comrie (1976: 44) führt das Beispiel make a chair ein: die Situation, beschrieben von make a chair, enthält einen Endpunkt, im Gegensatz zu einer Situation, die von sing beschrieben wird. Situationen wie die erste sind als telische Situationen gekennzeichnet, während Situationen wie die beschriebene von sing als atelisch bekannt sind. Für das Deutsche wird auch der Terminus Grenzbezogenheit 17 (vgl. Andersson 1972, Hock und Krifka 2002/ 03, Henriksson 2006) verwendet, da die Distinktion in Bezug auf die Grenze für das Deutsche relevant ist. Es handelt sich eher um den Grenzbezug eines Situationstyps und nicht um das Erreichen derselben Grenze, das vom Blickwinkel abhängig ist.(Henriksson 2006: 35) Accomplishments sind auf das Erreichen eines Ziels gerichtet, d.h. [+telisch], Activities und States hingegen verfügen über das Merkmal [−telisch]. Diese Unterscheidung geht auf die Gegenüberstellung von kinesis und energeia von Aristoteles zurück. Aristoteles unterscheidet zwei Handlungstypen, die kinesis und die energeia (vgl. Aristoteles 1048b: 28- 34). Die kinesis (Bewegung) haben eine Begrenzung und streben gegen diese Begrenzung, d.h. es sind „Handlungen, die kein Ziel sind, sondern „nur auf ein Ziel gerichtet sind““ (Thieroff 1992: 25); die energeia (Verwirklichungen nach Krifka 1989, Tätigkeiten nach Welke 2005) dagegen sind Handlungen, die nicht-zielgerichet sind, und die ihr Ziel erreicht haben. Mit kinesis bezeichnet Aristoteles Handlungen wie (etwas) Lernen oder Gesunden, während mit energeia Handlungen wie Sehen, Denken oder Überlegen dargestellt werden. Man kann also nicht sagen: er lernt und hat zugleich gelernt, er wird gesund und ist zugleich gesund gewor- 17 Verkuyl (1993) benutzt den Terminus terminative als Synonym für telic und durative als gleichbedeutend mit atelic; Tenny (1987, 1994), Levin und Rappaport Hovav (1995) und Brinton (1988) verwenden den Begriff delimited vs. non-delimited (d.h. grenzbezogen vs. nicht-grenzbezogen), während Krifka (1989, 1992, 1998, 2001/ 02) die Termini gequantelt (quantized) vs. kumulativ (kumulative) benutzt (vgl. Kapitel 1). <?page no="41"?> 41 den. Dagegen ist es möglich zu sagen: er sieht und hat zugleich gesehen, er denkt und hat zugleich gedacht, er überlegt und hat zugleich überlegt (vgl. auch Krifka 1989, Thieroff 1992, Hock und Krifka 2002/ 03). Welke (2005: 116) leitet aus diesen Annahmen die Definition ab, dass kinesis nur einen Vorzustand (eine Vorphase) ausdrücken, und dass sie einen Nachzustand (eine Nachphase) implizieren. Vendler verwendet bestimmte Kriterien um zu der Kategorisierung dieser vier Klassen zu kommen. Das erste Kriterium ist die Progressivbildung: Activities und Accomplishments sind progressivfähig (vgl. 1a, b), States und Achievements hingegen nicht (vgl. 1c, d): (1) a. I am running. (Activity) b. I am running a mile. (Accomplishment) c. * I am loving. (State) d. * I am reaching the top. (Achievement, nach Vendlers Urteil ungrammatisch) Das zweite Kriterium ist, dass States und Activities eine gewisse Zeit zu ihrer Durchführung beanspruchen. Die Frage ‘For how long…? ’ ‘How long did it take to…? ’ ist mit States und Activities verträglich (vgl. 2a, b). Im Gegensatz dazu sind Accomplishments und Achievements in Frage- Kontexten dieser Form nicht grammatisch, wie die Beispiele (2c, d) illustrieren: (2) a. For how long was he in London? b. For how long did he run? c. * For how long did he run a mile? d. * For how long did he reach the top? Vendler bemerkt anhand von folgenden Beispielen (3a, b) (1967: 104), dass es verwirrend ist, zwischen Accomplishments und Achievements zu unterscheiden: (3) a. It took him three hours to reach the summit. b. He found it in five minutes. Es ist erkennbar, dass das Vendler’sche Modell nicht nur Verben, sondern auch Verbalphrasen untersucht. Das Modell (und besonders die Klasse von Achievements) wurde aber vielfach kritisiert. Der erste Punkt, der kritisiert worden ist (Dowty 1979: 130, Fn. 8), ist, dass seine Grammatikalitätsurteile irreführend sind, da viele States in der progressiven Form auftreten, wie das folgende Beispiel von Parsons (1990: 35) illustriert: You <?page no="42"?> 42 will be wanting to turn right at the next corner. Auch Kopula werden als Zustände charakterisiert; trotzdem können manche von ihnen in der Progressivform auftreten: John is being silly (…being a fool) (Beispiel aus Parsons 1990: 35), John is living in Berlin. Das ist damit verbunden, dass das Verb be über eine spezielle Verwendung verfügt, die bekannte ‘be of action’. Die Bedeutung des ersten Satzes ist, dass sich John dumm verhalten hat z.B. auf einer bestimmten Party und nicht, dass er vom Charakter her dumm ist, und des zweiten, dass es nicht um eine permanente Eigenschaft geht, sondern um eine vorübergehende (John wohnt vorübergehend in Berlin). Diese Interpretation kann nicht als ein Gegenbeispiel gelten, da sie das Verb be als ein Ereignis oder einen Prozess kategorisiert. Nach Parsons weicht in diesen Fällen, in denen ein statives Verb in der progressiven Form auftritt, die progressive Form bis zu einem gewissen Grad von der nicht progressiven ab. Die gleiche Bemerkung gilt für Achievements, da sie auch in der Progressivform auftreten, wie das bekannte Beispiel von Comrie He is dying oder das Beispiel von Parsons (1990: 36) she is winning illustriert. Eventuell existieren zwei Lemmata für win: eins für Achievements und ein anderes für Prozesse. Meistens werden Achievements so verwendet, als ob sie Accomplishments wären. Es scheint also, dass der progressive Test nicht so hilfreich ist. Ein anderer Punkt, auf den sich die Kritik bezieht, ist, dass die Beziehung zwischen Achievements und [-Durativität], nämlich Punktualität vage ist. Es wurde diskutiert, welche Unterscheidung es zwischen Accomplishments und Achievements gibt, da beide Verbklassen Zustandswechselsituationen beschreiben. Die Feststellung, dass Accomplishments durative Ereignisse beschreiben, während Achievements auf Zeitpunkte referieren, wird nicht als das wesentliche Kriterium akzeptiert (cf. Mourelatos 1978, Dowty 1979, Verkuyl 1989). Ein anderes Problem ist die Heterogenität der Achievements, denn diese Klasse enthält intransitive Verben (arrive, leave), transitive (find the key, win the race) und ditransitive (give the child the book). Rothstein (2007: 10) bemerkt, dass problematisch an der Klassifikation, zumindest für die Deutschsprechenden, ist, dass die Termini Zustand und Aktivität anders als in unserem Weltwissen verwendet werden. In Beispiel (4) scheint das Laufen seine Atemlosigkeit zur Folge zu haben; gemäß diesem Kriterium wird das Verb laufen intuitiv als telisches Verb klassifiziert. (4) Er lief zwei Stunden lang. Als er nach Hause kam, war er völlig außer Atem. <?page no="43"?> 43 Nach unserer Intuition hat laufen immer ein Ende. Wenn wir das Verb schlafen in dem Satz Nane schläft betrachten, dann würde schlafen intuitiv als ein Zustand charakterisiert werden, in dem Sinne, dass Nane nichts tut, wenn sie schläft. Trotzdem wird es nach der Vendler’schen Klassifikation als Aktivität bezeichnet. Bei der Ermittlung von Aktionsarten handelt es sich um das Verhalten des einzelnen Verbs in bestimmten sprachlichen Kontexten und nicht um das Wissen über die Welt, wie Rothstein (2007: 10) bemerkt. In Abschnitt 2.6.1 wird auf bestimmte Kriterien zwischen Aktivitäten und States eingegangen werden. 2.1.2 Kenny (1963) Kenny (1963), in Anlehnung an Aristoteles, geht von drei Kategorien aus: die states, die activity verbs, und die performance verbs. Die performance verbs entsprechen Achievements und eventuell auch Accomplishments. 18 Sie können als Verben beschrieben werden, die ein Ziel herbeiführen. Kenny führt folgende Prädikate als Beispiele der drei Kategorien an (zitiert nach Tschirner 1991: 25): States: verstehen, wissen, lieben, bedeuten, fürchten, existieren, können. Activities-Prädikate: zuhören, weinen, lachen, sprechen, in Rom wohnen, streicheln. Performance-Prädikate: erfahren, finden, töten, überzeugen, aufwachsen, ein Haus bauen, waschen etc. Kenny (1963: 176) charakterisiert states, activities and performance verbs so “States may last for a time, and Activities go on for a time; only performances take time.” Als Kriterien zur Abgrenzung der States von den Performance- Prädikaten benutzt Kenny das bereits von Vendler verwendete Kriterium, und zwar die Progressivbildung, da der Progressiv mit States nicht verträglich ist (vgl. 5). Als Konsequenz aus dieser Bemerkung folgt Kenny (1963) zufolge das Kriterium der Kombinierbarkeit mit Zeitrahmenadverbialen ‚in X Zeit‘. Nach Kenny beanspruchen die Performance-Prädikate eine gewisse Zeit. Performance Prädikate lassen sich mit Zeitrahmenadverbien kombinieren, wie in (6a, b) (aus Tschirner 1991: 26) gezeigt wird, 18 Lyons (1977: 711) ist der Auffassung, dass Kenny die Achievements in die Kategorie Activities einordnet. <?page no="44"?> 44 während die Activities-Prädikate mit Zeitdaueradverbien kompatibel sind (vgl. 6c, d): (5) * He is knowing it. (6) a. Wir erreichten Rom in zwanzig Stunden. b. * Wir erreichten Rom zwanzig Stunden lang. c. * Wir blieben in Rom in zwanzig Stunden. d. Wir blieben zwanzig Stunden lang in Rom. 2.1.3 Lyons (1977) Lyons bezeichnet Aspekt als grammatikalische Kategorie und Aktionsart als lexikalische Kategorie. Statt des Begriffes „Aktionsart“ benutzt er den Begriff „aspectual character“. Er unterscheidet statische von dynamischen Situationen. Die dynamischen Situationen werden in durative (Prozesse) und punktuelle (Ereignisse) unterteilt. Verben wie stehen, liegen, wohnen, bleiben sind statisch. Charakteristisch ist, dass sie durativ sind. Beispiele für durative dynamische Verben sind: blühen, schlafen, klingeln; sie repräsentieren einen Vorgang und haben eine zeitliche Ausdehnung. Punktuelle dynamische Verben wie aufblühen, einschlafen, finden drücken ein Ereignis aus, das momentan passiert. Lyons nennt Aktivität einen Vorgang, der von einem Agens kontrolliert wird, wie z.B. singen, gehen, während ein agenskontrolliertes Ereignis wie aufstehen, danken, Akt genannt wird. Lyons führt schließlich die Vendler’schen Termini „accomplishment“ und „achievement“ ein (Lyons 1977: 316f). Accomplishments können abgeschlossen sein, während Achievements mit dem Merkmal Vollendung ausgezeichnet sind. Nach Comrie (1976: 44-48) kann auch der Terminus telisch für dieses Merkmal benutzt werden. Abbildung 8 stellt Lyons Klassifizierung zitiert nach Tschirner (1991: 30, 33, Abb. 8 und 10) dar: Abb. 8 dynamisch durativ telisch Zustand − + − Vorgang + + − (Aktivität) (+agenskontrolliert) accomplishment-Präd. + + + <?page no="45"?> 45 Ereignis + − − (Akt) (+agenskontrolliert) achievement-Präd. + − + 2.1.4 Mourelatos (1978) Mourelatos (1978) diskutiert auch die Aristotelischen Kategorien. Er unterteilt die Situationen in Zustände (States) und in dynamische Situationen (occurrences/ actions) (Mourelatos 1981: 201). Auf der zweiten Ebene werden die dynamischen Situationen in atelische (processes/ activities) und Ereignisse (events/ performances) aufgeteilt; die letzteren werden auf der dritten Ebene in telische (developments/ accomplishments) und in punktuelle Situationen (achievements) unterteilt. Daraus ergibt sich das folgende Schema (vgl. 9): Abb. 9: Situationsklassen bei Mourelatos (1981: 201) Situations States occurences (actions) (Zustände) [dynamische Sit.] Processes events (Activities) (performances) Developments punctual occurences (Accomplishments) (Achievements) (telisch) (punktuell) <?page no="46"?> 46 2.1.5 Moens (1987), Moens und Steedman (1988) Moens (1987), Moens und Steedman (1988) sprechen von Ereignissen (events) und Zuständen (States). Nach ihrer Auffassung kann ein Ereignis entweder atomic oder extended in time sein. Ein Ereignis kann auch über ein consequent state oder über kein consequent state verfügen. Sie unterteilen die atomic Ereignisse in culmination und in point. Zu den culminated Ereignissen gehören Verben wie recognize, spot, win the race, während die Kategorie point-Ereignisse Verben wie hiccup, tap, wink bildet. Unter atomic-Ereignis ist ein punktuelles Ereignis zu verstehen, während unter extended ein duratives Ereingis gemeint ist; mit consequent state wird ein Nachzustand verstanden. 19 Abbildung 10 illustriert den Ansatz von Moens und Steedman (1988: 17, Abb. 1). Abb. 10 EVENTS STATES Atomic Extended understand, love, know, resemble +conseq. State CULMINATION (recognize, spot, win the race) CULMINATED PROCESS (build a house) -conseq. State POINT (hiccup, tap, wink) PROCESS (run, swim, walk, play the piano) 2.1.6 Parsons (1990) Parsons argumentiert im Anschluss an Bach (1986) für die am meisten vertretene Auffassung, nach der die Sätze in drei wichtige Gruppen kategorisiert werden: Ereignisse (event sentences), States (state sentences) und Prozesse (process sentences). Für all drei Kategorien verwendet er den Begriff „Situationen“ oder „Eventualitäten“. Nun sollen diese Kategorien kurz präsentiert werden. Ereignisse (Accomplishments). Ein Satz wie Agatha made a sandwich repräsentiert einen Accomplishment Typ von Situationen, wie Parsons (1990: 20) berichtet. Die Frage wie lange (how long) dient dazu, nach einer 19 Der Begriff von „Nachzustand“ wird von Engelberg benutzt und in Abschnitt 2.5.6 dargestellt. <?page no="47"?> 47 gewissen Zeit zu der Durchführung des Ereignisses zu fragen. Die meisten Ereignisse haben definite Kulminationspunkte. Mit dem Begriff „Kulminationspunkt“ ist ein Endpunkt gemeint. Auch wenn ein Ereignis keinen Kulminationspunkt besitzt, kann eine Frage nach dem Ende des Ereignisses gestellt werden. Ereignisse (Achievements). Nach Parsons (1990) referiert ein Satz wie She won the race auf ein Achievement. Achievements sind momentane Ereignisse. Aus diesem Grund kann die Frage nach der Dauer (wie lang) nicht gestellt werden, da dieses Ereignis über keine Dauer verfügt. States. Der Satz The dress is pink bezieht sich auf einen Zustand. Zustände dauern eine bestimmte Zeit. Die Frage „wie lange dauert dieser Zustand“, kann nicht als richtig gelten. Prozesse. Der Satz Mary runs referiert auf einen Prozess. Prozesse sind wie Ereignisse in dem Sinne, dass „in der Situation etwas passiert“, und wie Zustände, da sie über keinen natürlichen Endpunkt verfügen, „sie bestehen“. In der Literatur sind Prozesse als Activities zu finden. Nach Parsons wird, wenn nach Agatha’s running gefragt wird, vermutlich nach dem ganzen Laufen und nicht nach Teilen des Laufens gefragt. Ein (maximales) Laufen kulminiert, wenn das Subjekt absichtlich mit dem Laufen aufhört. An diesem Punkt möchte ich Kritik an Parsons Ansatz üben. Obwohl ich der Idee des Kulminationspunktes zustimme, wird nicht erklärt, wie ein Prozess zu einem Kulminationspunkt kommt, wenn er über keinen natürlichen Endpunkt verfügt. 2.1.7 Kamp und Reyle (1993) Kamp und Reyle (1993) zufolge können temporale Sätze als Beschreibung von Situationen (Eventualitäten) dargestellt werden. Wie Moens und Steedman (1988) unterscheiden auch Kamp und Reyle zwischen Situationen, die Ereignisse sind, und Situationen, die Zustände sind. Um dies zu illustrieren, benutzen sie als Beispiel das Accomplishment- Verb write. Der Satz Mary wrote the letter beschreibt ein Ereignis, das ein Zeitintervall dauert: die Dauer des Briefschreibens. Das Zeitintervall kommt zu einem natürlichen Endpunkt, wenn der Brief zu Ende geschrieben ist. Wenn das Ereignis unbeendet bleibt, dann können Satz (7a) oder (7b) verwendet werden, um es anzudeuten, wie die Beispiele (5.103) (i) und (ii) aus Kamp und Reyle (1993: 558) illustrieren: (7) a. Mary was writing the letter (but she did not finish it). b. Mary started writing the letter (but she did not finish it). <?page no="48"?> 48 Dem natürlichen Endpunkt oder dem Kulminationspunkt folgt eine Phase, in der eine Äußerung wie Mary has written the letter ausgedrückt werden kann und geht eine Phase voran, die die Phase des Schreibereignisses enthält, das zu einem Kulminationspunkt führt; der Kulminationspunkt ist nicht in dieser Phase enthalten. In diesem Fall ist die Äußerung Mary is writing the letter möglich. Mit anderen Worten unterscheiden Kamp und Reyle (1993: 558) analog zu Moens und Steedman (1988) zwischen einer Vorbereitungsphase (preparatory phase), einem Kulminationspunkt (culmination point) und einem Resultatszustand (result state). Accomplishments, Achievements und Activities folgen dem gleichen Schema, das wie folgt dargestellt wird (vgl. Abb. 11): Abb. 11 Preparatory phase culmination point result state I II III Das Simple Past im Satz Mary wrote the letter referiert auf das Schreibereignis als eine Gesamtheit; diese besteht aus einer Vorbereitungsphase und einem Kulminationspunkt. Die progressive form des Verbs write im gleichen Satz Mary was writing the letter bezieht sich nur auf die Vorbereitungsphase, während das Perfekt im Satz Mary has written the letter auf den Resultatszustand referiert. Mit anderen Worten referiert das Simple Past auf die Phasen I+II, der Progressiv im Präteritum (Mary was writing the letter) ist nur auf die Phase I bezogen und das Perfekt bezieht sich auf die Phase III, d.h. auf den Zustand, der aus dem Ereignis resultiert wird. Achievements (gewinnen, die) haben nach Kamp und Reyle viele Gemeinsamkeiten mit den Accomplishments. Sie unterscheiden sich nur darin, dass die Eventualitäten, die vom Simple Past beschrieben werden, kulminieren, indem sie sich vollziehen, wie das Beispiel von Dölling (2008) illustriert: Mary won the marathon. Der Marathonlauf verfügt über einen Kulminationspunkt. Ein anderes Beispiel ist das Achievement-Verb die im Satz: Mary died at 10.15 p.m.; wenn er wahr ist, dann ist der folgende Satz nicht wahr Mary was dying at 10: 15 p.m. Im Gegensatz dazu ist der Satz Mary wrote the letter at 10: 15 p.m. auffällig, da das Ereignis, das von der VP beschrieben wird (write the letter), eine VP ist, die nicht mit einem bestimmten Zeitpunktadverbial erscheint. Achievements und Accomplishments weisen viele Ähnlichkeiten auf, da das Ereignis, das von ihnen beschrieben wird, einen Kulminationspunkt besitzt. Wenn dieser Punkt <?page no="49"?> 49 erreicht wird, dann kommt auch das Ereignis zu einem Ergebnis. Verben, die zu den Kategorien Activities und Zustände gehören, verfügen über keinen Kulminationspunkt. Wenn kein Kulminationspunkt existiert, dann existieren auch keine verschiedenen Phasen. Das Schema für Zustände kann nach Kamp und Reyle (1993: 562, (5.118)) wie folgt dargestellt werden (vgl. Abb. 12): Abb. 12 state Da Zustände keinen Kulminationspunkt beinhalten, ist die Progressivform mit Zuständen nicht verträglich. Activities weisen zum einen viele Ähnlichkeiten mit Accomplishments und Achievements und zum anderen mit Zuständen auf. Sie verhalten sich wie Zustände, da sie keine Kulminationspunkte besitzen. Das Verb walk enthält, dass ein Zeitintervall des Gehens außerhalb der normalen Dauer verlängert werden kann und immer noch als ein Zeitintervall des Gehens gelten kann. Im Gegensatz zu den Zuständen erlauben Activities den Progressiv: Yesterday morning at 10 Mary was walking. Möglich ist auch, dass ein Kulminationspunkt eingeführt wird, wie z.B. das Ziel des Spazierganges (Yesterday morning Mary walked to the beach) oder der Zeitpunkt (Yesterday morning Mary walked for two hours) (Beispiele aus Kamp und Reyle 1993: 564, (i), (ii)). Der Unterschied zwischen Aktivitäten und Zuständen ist, dass Activities inkomplett sind, da sie von selbst keine Grenze oder keinen Kulminationspunkt haben können; eine Grenze ist nicht „natürlich gesetzt“; sie kann von einer Konstituente des Satzes hinzugefügt werden oder aus dem Kontext erschlossen werden. Um das Verhältnis von Accomplishments, Achievements, States und Activities zueinander zu illustrieren, gestalten Kamp und Reyle (1993: 562) folgende Schemata (Abb. 13): Abb. 13 a. Accomplishments I II III b. Achievements I II III <?page no="50"?> 50 c. Activity verbs I II III d. States Accomplishments fokussieren die Phasen I und II, nämlich die Vorbereitungsphase und den Kulminationspunkt, Achievements hingegen nur die Phase II, den Kulminationspunkt. Die Teile im Kreis sind diejenigen, die von bestimmten nicht-progressiven Formen des Verbs beschrieben werden, insbesondere von Simple Past. Das Schema für Activities enthält keine Teile im Kreis, da Activities keinen natürlich gesetzten Kulminationspunkt haben, wie oben angedeutet; es enthält eine Vorbereitungsphase, wenn das Activity-Verb in Simple Past auftritt. Die Schemata sind aus meiner Sicht etwas irreführend. Activities sollten wie States keine Vorbereitungsphase und keinen Nachzustand besitzen. Ich plädiere in Kapitel 4 für ein Konzept, in dem Activities und Zustände auch über einen Kulminationspunkt verfügen. 2.1.8 Klein (1994) Klein unterscheidet nicht zwischen Aspekt und Aktionsart. Er spricht von “aspect”, er meint aber das, womit Aktionsart gemeint ist (vgl. Vater 2007). Wie Reichenbach (1947) verwendet auch Klein ein dreigliedriges Tempussystem. Bei Klein (1994) erscheinen die drei Reichenbachschen Parameter Sprechzeit, Ereigniszeit und Betrachtzeit (Referenzzeit) (s. Abschnitt 1.2.3) als “time of utterance” (TU), “time of situation” (TSit bzw. T-SiT) und “topic time” (TT). Die Innovation des Kleinschen Tempussystems ist die TT (Topikzeit). Die Topikzeit (TT) legt einen zeitlichen Rahmen außerhalb der Situationszeit (TSit) fest; sie kann der Sprechzeit (TU) vorangehen, folgen oder mit ihr gleichgesetzt sein. Nach Klein (2000: 365) ist Tempus die Relation zwischen Topikzeit und Sprechzeit (TT und TU), während Aspekt die Relation zwischen Topikzeit und Situationszeit (TT und T-SiT) ist, über die die konkrete zeitliche Situierung zu Stande kommt. Bei der progressiven Form ist die TT dem Quellzustand (“source state”) (SS) zugeordnet. „Das heißt, es wird über einen durch die TT ausgewählten Teil des SS gesprochen“ (Welke 2005: 109). <?page no="51"?> 51 Klein unterscheidet (1994: 6) zwischen 0−state-, 1−state- und 2−state- Verben. 0−States sind States (be), 1−States sind imperfektive Verben (be asleep, stay) und 2−States sind perfektive Verben (find, leave). Da States zeitlos sind, wie das folgende Beispiel von Klein (1994: 81, Beispiel 3) illustriert The Nile is in Africa, existiert bei einem 0-state keine Alternative für TT, weder innerhalb noch außerhalb des Zustandes, und TT inkludiert TSit. Bei einem 1−state (Peter was asleep) kann TS TT total inkludieren, TT überlappen oder TT ausschließen. 2−States schließen einen Quellzustand (SS) und einen Zielzustand (target state) (TS) ein. Es gibt auch eine Unterscheidung zwischen Vor- und Nachzustand von T−SS und Vor- und Nachzustand von T−TS. 2.1.9 Smith (1991/ 1997) Nach Smith (1991/ 1997: 19) können Situationen entweder als Zustände (states) oder als Ereignisse (events) kategorisiert werden. Das Modell von Smith (1991/ 1997) übernimmt die Vendler’sche Klassifikation und führt einen weiteren Typ ein, die Semelfaktive (klopfen, husten etc.), die viele Ähnlichkeiten mit den Achievements aufweisen. Sie unterscheiden sich darin, dass sie über keinen Resultatszustand/ Nachzustand und über keine Grenzbezogenheit verfügt. Smith (1991/ 1997) klassifiziert die Situationstypen mit Hilfe eines Bündels definierender Merkmale mit den Werten „+“ und „−“. Die Situationen tragen die Merkmale der [±Stativität], [±Durativität] und [±Telizität], wie in Abbildung 14 illustriert wird: Abb. 14 Situations Static Durative Telic States [+] [+] [−] Activity [−] [+] [−] Accomplishment [−] [+] [+] Semelfactive [−] [−] [−] Achievement [−] [−] [+] (zitiert nach Smith 1997: 20) Zustände (states) sind der einfachste Situationstyp; sie sind durativ und statisch. Sie bestehen aus einer einfachen Zeitspanne, nämlich aus einer undifferenzierten Periode ohne interne Struktur. Die Unterscheidung zwischen Zuständen und Ereignissen kann in der Sprache widergespiegelt werden. Verschiedene Wörter referieren auf Zustände oder Ereignisse. Ein Ereignis passiert/ tritt ein, während ein Zustand anhält/ in Kraft <?page no="52"?> 52 ist/ gilt. Ereignisse sind [−statisch], nämlich [+dynamisch]. Mit Dynamizität hängt auch das Merkmal [+Agentivität] zusammen (vgl. Smith 1991: 67f.). Es handelt sich um die agentive Verursachung der Dynamizität durch das Hinzufügen der zur Bewegung notwendigen Energie, die z.B. dann vorliegt, wenn jemand sich im Laufen befindet. (Henriksson 2006: 3) Ereignisse können telisch oder atelisch sein. Telische Ereignisse denotieren eine Zustandsveränderung, die das Ziel des Ereignisses darstellt. Wenn das Ziel erreicht wird, dann tritt eine Zustandsveränderung auf und das Ereignis ist vollendet. Im Gegensatz zu telischen Ereignissen sind atelische Ereignisse Prozesse. Atelische Ereignisse haben einen arbiträren Endpunkt, d.h. sie können jederzeit enden. Das temporale Schema von Zuständen, Activities, Accomplishments, Achievements, Semelfaktiven kann nach Smith (1997: 23-32) wie folgt (vgl. Abb. 15) dargestellt werden, wobei (I) den initialen Punkt, (F) den finalen Punkt und E ein Ereignis darstellt: Abb. 15 a. Zustände: (I) (F) b. Activities: I……….F Arb c. Accomplishments: I….F Nat R d. Achievements: … E R … e. Semelfaktive: E Zustände verfügen über einen initialen (I) und einen finalen Punkt (F). In (9a) deutet der initiale (I) und finale Punkt (F) in den Klammern an, dass beide nicht Teil der Zustände sind. Für Activities (9b) ist der finale arbiträre Punkt (F Arb ) eine temporale explizite oder implizite Abgrenzung. Activities hören entweder auf oder sie brechen ab. Für Accomplishments repräsentiert F Nat einen natürlichen finalen Endpunkt oder eine Vollendung (vgl. 9c). R ist der Resultatszustand, der am finalen Punkt in Kraft ist. Das temporale Schema von Achievements besteht aus einem einfachen Phase-Ereignis, das eine Zustandsveränderung darstellt. Das Resultat der Zustandsveränderung wird mit R markiert. Achievements enden oder sind abgeschlossen. Zuletzt geben die Semelfaktive (9e) ein einfaches Phase-Ereignis (E) an. Meine Auffassung für Zeitkonstitution weist mit der von Smith (1991/ 1997) grundlegende Gemeinsamkeiten auf. Wie Smith plädiere ich auch für einen Anfangs- und Endpunkt für Zustände sowie für einen finalen arbiträren Endpunkt für Activities. <?page no="53"?> 53 2.1.10 Sasse (1991, 2001) Das Modell von Sasse (2001: 34) ist von großem Interesse, da es sich zum großen Teil auf griechische Daten bezieht. Sasse geht von einem universellen Situationsmodell aus, das auf Breus Vorschlag aufbaut (Sasse 1991: 34). Er verwendet den Begriff „Sachverhalt“ für Situationen. Jeder Sachverhalt verfügt über einen Anfang, eine zeitliche Erstreckung und ein Ende und kann auf der Zeitachse wie folgt dargestellt werden (vgl. Abb. 16): Abb. 16 t -------- G 1 / (SC 1 ) SV 1---------------------------- S ------------------------------------ G 2 / ( SC 2 ) SV 2 Sachverhalt t steht für Tempus, Zeit, und G für Grenze, nämlich für Situationsveränderung (SV). Jede Grenze impliziert eine Situationsveränderung (situation change), d.h. entweder das Eintreten in eine Situation (G 1 oder SC 1 (SV 1 )) oder das Austreten aus einer Situation (G 2 oder SC 2 (SV 2 )). Der Abstand zwischen diesen zwei Grenzen wird Situation genannt und als S markiert. Sasse (2001) geht in seinem Modell von fünf Situationstypen (States of affair) aus. Diese Annahme findet sich häufig in der Literatur. Die fünf Situationstypen sind nach Sasse (1991) die folgenden: (i) Totale Stative (totally stative): sein, wissen, haben, kosten, warten etc. (ii) Inchoative Stative (inchoative stative): lieben, schwitzen, kennenlernen, stehen (iii) Handlungen (actions, i.e. processual states of affairs): arbeiten, laufen, essen, lesen, weinen (iv) Graduelle Terminative (gradually terminative): sterben, beenden, frieren (v) Totale Terminative (totally terminative): finden. Das folgende Schema veranschaulicht die interne Struktur der einzelnen Situationen: (i) Totale Stative (totally stative): SV 1 [S] SV 2 (ii) Inchoative Stative (inchoative stative): [SV 1 S] SV 2 (iii) Handlungen (actions, i.e. processual states of affairs): [SV 1 S SV 2 ] (iv) Graduelle Terminative (gradually terminative): SV 1 [S SV 2 ] <?page no="54"?> 54 (v) Totale Terminative (totally terminative): SV 1 S [SV 2 ] Bei totalen Stativen wird der Sachverhalt, d.h. die Situation, als S verstanden; die Grenzen, nämlich die Situationsveränderungen (SV 1 SV 2 ) werden nicht berücksichtigt. Bei inchoativen Stativen wird die Situationsveränderung (SV 1 ), d.h. das Eintreten in eine Situation und die Situation (S) betont. Bei Handlungen wird der Sachverhalt als S (Situation) mit zwei potentiellen Grenzen SV 1 und SV 2 dargestellt. Sasse nennt Handlungen auch “processual states of affairs”. Für Situationen mit einer inhärenten rechten Begrenzung wird der Begriff “terminative” verwendet. Bei graduellen terminativen wird der Sachverhalt als das Austreten aus einer Situation (SV 2 ) verstanden, wobei die vorige Phase (S) einbezogen wird. Bei totalen terminativen wird der Sachverhalt auch als Situationsveränderung 2 (SV 2 ) betrachtet, wie bei graduellen terminativen, ohne dass die Situation und die Situationsveränderung SV 1 einbezogen werden. Sasse (1991: 32) nimmt an, dass Aspekt und Aktionsart vom kognitiven Standpunkt “the same thing” sind (vgl. auch Vater 2007). Er stellt die absolute Unterscheidung zwischen Aspekt und Aktionsart in Frage. Aber in (2001: 24) argumentiert er für zwei aspektuelle Ebenen. Der Ansatz von Sasse (1991) wird von Moser (1994) für das Griechische übernommen und detailliert in Abschnitt 2.6.1 diskutiert. Kurzum: In diesem Abschnitt habe ich einige neuere Aspektkonzeptionen diskutiert und auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu meinem Aspekt-Ansatz hingewiesen. Im nächsten Abschnitt wird auf die formale Erfassung von Telizität und Atelizität eingegangen. 2.2 Formale Erfassung von Telizität/ Atelizität In diesem Abschnitt werden kurz die formalen Auffassungen zur Telizität/ Atelizität vorgestellt, von denen nur eine als Grundlage weiterer Betrachtungen erwägenswert erscheint. 2.2.1 Bennett und Partee: Die Subintervalleigenschaft Bennett und Partee (1972) verwenden die Subintervalleigenschaft (subinterval property), um zwischen atelischen und telischen verbalen Prädikaten wie run und run a mile zu unterscheiden. Herweg (1990: 38) bemerkt „In der intervallbasierten Temporalsemantik erhalten Sätze ihre zeitabhängigen Wahrheitswerte relativ zu Zeitintervallen, die als modelltheoretische Objekte ausgedehnte zeitliche Perioden repräsentieren.“ <?page no="55"?> 55 Atelische Prädikate, nämlich States und Activities, besitzen die Subintervalleigenschaft; d.h., wenn sie in einem Zeitintervall wahr sind, sind sie auch in seinen Subintervallen wahr. Sie referieren auf Ereignisse, deren Teile typischerweise selber wiederum unter dieses Prädikat fallen. Im Gegensatz dazu beziehen sich telische Prädikate auf Ereignisse, für die dies nicht der Fall ist. Die Subintervalleigenschaft wird in Kapitel 4 ausführlich diskutiert. Ein Verb wie run hat dann folgende Bedeutung (8): (8) Φ ist atelisch, wenn gilt: Wenn [Φ](t) und t´ ⊆ t, dann gilt auch [Φ] (t´). t sei hier ein Zeitintervall, ⊆ steht für die Teilbeziehung zwischen Intervallen aus, [Φ] heiße, dass der Satz Φ zum Zeitintervall t wahr ist. Wenn run für das Zeitintervall t wahr ist, dann ist es auch für jeden Teil von t wahr. 2.2.2 Dowty (1979): Lexikalische Dekomposition Dowty (1979: 60) diskutiert ausführlich die philosophische Literatur zur Zeitkonstitution. Er arbeitet mit der Intervallsemantik, nach der, Sätze einen Wahrheitswert relativ zu Zeitintervallen und nicht zu Zeitpunkten bekommen. Er führt linguistische Kriterien ein und erklärt, wie einige von diesen Kriterien wirken. Betrachten wir nun die Kriterien. 2.2.3 Linguistische Kriterien der Abgrenzung zwischen States - Activities und Accomplishments - Achievements Vendler hat Kennys Ideen weitergeführt und Dowty (1979) hat diese Ideen weiterentwickelt, indem er ein Konzept für eine semantische Theorie für das Englische vorgeschlagen hat. Neuerdings gibt es eine Diskussion darüber in der Literatur. Wie in Kapitel 1.1.4 und in 2.1.1 dargestellt, unterscheidet die traditionelle Klassifikation von Vendler (1967) zwischen States (know, believe, have), Activities (run, walk, swim), Accomplishments (paint a picture, make a chair, draw a circle) und Achievements (recognize, spot, find). Vendler schlägt vor, dass States und Achievements zusammen eine Kategorie (genus) bilden, während Activities und Accomplishments eine andere Kategorie bilden. Das Kriterium ist, dass die erste Kategorie die Progressivform nicht erlaubt, während die zweite sie erlaubt. Er bemerkt auch, dass telische Verben, d.h. Achievements und Accomplishments manche Eigenschaften teilen, z.B. sind sie mit Zeitrahmenadverbien wie ‚in X Zeit lang‘ <?page no="56"?> 56 kompatibel, während atelische, nämlich Activities und States keine solche Eigenschaften teilen. Dowty (1979) versucht zu erklären, warum jede Kategorie oder mehrere Kategorien diese Eigenschaften hat/ haben. 2.2.3.1 States versus Activities und Accomplishments Die Unterscheidung zwischen States und Activities oder konkreter zwischen States zum einen und Activities und Accomplishments zum anderen, ist als die Unterscheidung zwischen stative vs. non-stative bekannt, die Lakoff (1965) in seiner Dissertation ausführlich bespricht. Im Weiteren verwende ich die Termini „statives Verb“ bzw. „Stativ“ und „State“ synonym. Die gewöhnlichen Tests sind die folgenden (vgl. Dowty 1979: 55-56): 20 (i) Progressiv: Accomplishments und Activities treten in der Progressivform auf, wie in (9) illustriert wird: (9) a. I am baking a cake. (Accomplishment) b. I am running. (Activity) Im Gegensatz dazu erscheinen States und Achievements nicht in der Progressivform, wie die folgenden Beispiele zeigen (10a, b): (10) a. * I am knowing the answer. (State) b. *Anna is reaching the summit. (Achievement) Dieses Kriterium ist nicht verlässlich, da sowohl States als auch Achievements in der progressiven Form auftreten, worauf schon in Abschnitt 2.1.1 hingewiesen wurde. (ii) Nur Nicht-Stative treten im Imperativ auf (vgl. 11a, b): (11) a. * Know the answer! (State) b. Run! (Activity) (iii) Nur Nicht-Stative treten mit Adverbien wie deliberately, carefully auf (vgl. 12a, b): (12) a. * She knows the answer deliberately/ carefully. (State) b. She ran carefully. (Activity) 20 Die gleichen Tests für das Deutsche werden in Kapitel 4 durchgeführt. <?page no="57"?> 57 (iv) Nur Nicht-Stative erscheinen als Komplemente von force und persuade, wie (13a, b) zeigen: (13) a. * The teacher forced her to know the answer. (State) b. The teacher persuaded her to run. (Activity) (v) Nur Nicht-Stative treten in Pseudocleft-Konstruktionen auf, wie in (14a, b) illustriert wird: (14) a. * What John did was know the answer. (State) b. What John did was run. (Activity) Zwei weitere Tests, die für die Unterscheidung zwischen States und Activities zur Kenntnis genommen werden, sind folgende: (vi) Simple present referiert auf Präsens mit States; mit Nicht-Stativen liegt aber eine habituelle Interpretation vor (vgl. 15a, b): (15) a. I know the answer → referiert auf Präsens mit States b. I run → habituelle Interpretation mit Nicht-Stativen (vii) Nur Nicht-Stative erscheinen in ‘What happened/ occurred/ took place was (that)’ - Konstruktionen (s. Jackendoff 1983), wie in (16a, b) gezeigt wird: (16) a. What happened was that Bill flew around the pole. (Activity) b. ? What happened was that Max was in Africa. (State) 2.2.3.2 Activities und Accomplishments Activities und Accomplishments verhalten sich unterschiedlich bezüglich der Zeitadverbiale, mit denen sie kompatibel sind: (i) Während Accomplishments mit Zeitrahmenadverbien (‘in X time’) verträglich sind (vgl. 17ab), sind Activities mit Zeitdaueradverbien (‘for X time’) kompatibel (vgl. 18a, b): (17) a. ? John painted a picture for an hour. b. John painted a picture in an hour. (18) a. John walked for an hour. b. (*) John walked in an hour. <?page no="58"?> 58 (ii) Unterschiedlich verhalten sich Activities und Accomplishments bezüglich der folgenden Tests (vgl. 19a, b vs. 20a, b): (19) a. John spent an hour painting a picture. b. It took John an hour to paint a picture. (20) a. John spent an hour walking. b. (*) It took John an hour to walk. Obwohl (19a) und (19b) als akzeptabel beurteilt werden können, beschreibt an hour nicht die Dauer von Johns Handlung wie in John painted a picture in an hour und It took John an hour to paint a picture, sondern gibt die Zeit an, die abläuft, bevor John mit der Arbeit angefangen hat. Wie Parsons (1990: 36, 37) bemerkt, ist in einer elliptischen Konstruktion die folgende Frage möglich: “How long did it take Mary to run”? (“[…] to the store”). Außer dieser Besonderheit scheint dieser Test zu funktionieren. Parsons (1990: 37) charakterisiert diese Unterscheidung so: “Events and Processes (as opposed to States) would take time, whereas States (as opposed to Events and Processes) would last through time.” (iii) Schlussfolgerungen (Entailments) von Activities mit ‚X Zeit lang‘ - Phrasen sind nicht die gleichen wie die von Accomplishments unter der gleichen Bedingung. Wenn John eine Stunde lang lief, dann ist es wahr, dass zu jeder Zeit während dieser Stunde John gelaufen ist. Aber wenn John ein Bild eine Stunde lang gemalt hat, dann ist es nicht der Fall, dass John zu jeder Zeit während dieser Stunde gemalt hat. Dieser Unterschied kann wie folgt präsentiert werden, gemäß Dowty (1979: 57): If φ is an activity verb, then x φed for y time entails that at any time during y, x φed was true. If φ is an accomplishment verb, then x φed for y time does not entail that x φed was true during any time within y at all. (iv) Wie Kenny (1963) bemerkt, unterscheiden sich Activities von Accomplishments in Deduktionsmöglichkeiten des Perfekts aus der progressiven Form: “If φ is an activity verb, then x is (now) φing entails that x has φed. If φ is an accomplishment verb, then x is (now) φing entails that x has not (yet) φed.” (Kenny 1963, zitiert nach Dowty 1979: 57). Comrie (1976: 44) gibt Beispiel (21a, b) an und Dahl (1985: 80) verwendet das perfect future (22a, b): <?page no="59"?> 59 (21) a. John is singing. → John has sung. b. John is making a chair. → * John has made a chair. (22) a. I am singing. → I will have sung. b. I am writing a letter. → * I will have written a letter. Wie Dowty (1979: 57) bemerkt, muss dieser Test vorsichtig angewendet werden. In (21b) kann es wahr sein, dass John jetzt einen Stuhl baut aber auch, dass er schon einen Stuhl gebaut hat, und zwar wenn er einen anderen Stuhl gebaut hat. Aber wie Kenny bemerkt, muss eine Lesart mit weitem Skopus zu jedem Quantor gegeben werden, der mit φ erscheint. (v) Aus Activities und Accomplishments können auch Implikationen abgeleitet werden, wenn die oben genannten Verbklassen als das Komplement von stop auftreten: stop erlaubt auch Verben (Activities und Accomplishments) im Komplementsatz, wie in (23a, b) illustriert wird: (23) a. John stopped painting the picture. b. John stopped walking. Aus (23b) können wir schließen, dass ‘John did walk’, während aus (23a) nicht geschlossen werden kann, dass ‘John did paint a picture’, sondern nur, dass ‘he was painting a picture’, und das bedeutet, dass er das Bild vielleicht beendet hat (vgl. Test iii). (vi) Finish erlaubt nur Accomplishments im Komplementsatz (vgl. 24a, b): (24) a. John finished painting a picture. b. * John finished walking. (vii) Das Adverb almost verhält sich mit Activities und Accomplishments unterschiedlich, wie (25a, b) zeigen: (25) a. John almost painted a picture. b. John almost walked. (25b) enthält die Bedeutung, dass John nicht gelaufen ist, aber (25a) scheint zwei Lesarten zu haben: (a) John hatte die Absicht, ein Bild zu malen, aber er hat seine Meinung geändert und es nicht gemalt und (b) John hat mit dem Malen des Bildes angefangen und es fast, aber nicht vollkommen beendet. Es ist die zweite Bedeutung, die den Activities fehlt. <?page no="60"?> 60 Es gibt auch Activities, die mit einem Komplement auftreten (push a cart, drive a car). Sie können durch ein Activity-Verb wie walk ausgetauscht werden und die Ergebnisse sind die gleichen. (viii) In Bezug auf Skopus-Ambiguitäten können folgende Unterschiede zwischen Accomplishments und Activities festgestellt werden (vgl. Binnick 1969): Accomplishments weisen eine Ambiguität zwischen einer wiederholenden (iterativen) Lesart und einer Lesart auf, in der das Zeitadverbial die Bedeutung abgrenzt; Activities hingegen haben nur eine wiederholende (iterative) Lesart. 2.2.3.4 Achievements Achievements können mit Hilfe von folgenden Tests unterschieden werden: (i) Obwohl Achievements sowohl mit Zeitdauer als auch mt Zeitrahmenadverbien verträglich sind, ist die Akzeptabilität der Verbindung mit dem Zeitdaueradverbial ‚for X time‘ fragwürdig, wie (26a, b) illustrieren: (26) a. John noticed the painting in a few minutes. b. ? ? John noticed the painting for a few minutes. (ii) Das Gleiche gilt für die Distinktion zwischen spend-an-hour/ take-anhour, wie die Beispiele (27a, b) zeigen: (27) a. It took John a few minutes to notice the painting. b. ? ? John spent a few minutes noticing the painting. (iii) Im Gegensatz zu Accomplishments sind Achievements inakzeptabel als Komplemente von finish (vgl. 28): (28) * John finished noticing the painting. (iv) Almost ist weder mit Activities ambig (vgl. 25b), noch mit Achievements (vgl. 29): (29) John almost noticed the painting. (v) Wie Ryle bemerkt, existiert eine Klasse von Adverbien, die nicht kompatibel mit Achievements ist (vgl. 30): <?page no="61"?> 61 (30) ? ? John carefully/ studiously/ attentively discovered the solution. Im Folgenden werden die linguistischen Kriterien, die von Dowty (1979: 57-60) vorgeschlagen werden, zusammengefasst: 21 Kriterium States Activities Accompl. Achiev. 1. non-stative Tests nein ja ja ? 2. habituelle Interpretation in simple Present nein ja ja ja 3. ‚Ø eine Stunde lang‘ OK OK OK schlecht 4. ‚Ø in einer Stunde‘ schlecht schlecht OK OK 5. ‚Ø eine Stunde lang‘ enthält Ø zu jeder Zeit in der Stunde ja ja nein n.a. 6. ‘x is Øing’ enthält X has Øed: n.a. ja nein n.a. 7. Komplement von ‘stop’ OK OK OK schlecht 8. Komplement von ‘finish’ schlecht schlecht OK schlecht 9. Ambiguität mit ‘almost’ nein nein ja nein 10. ‘x Øed in an hour’ enthält ‘x was Øing during’ that hour n.a. n.a. ja nein 11. erscheint mit ‘carefully’ schlecht OK OK schlecht Zur Kritik dieser Kriterien ist Folgendes zu bemerken: Zuerst das Kriterium, das den Imperativ betrifft. Nach diesem Kriterium treten nur Nicht- Stative im Imperativ auf. Es scheint aber, dass die Kopulaverben wie have, be auch im Imperativ auftreten, wie folgende Beispiele illustrieren: have a 21 Die Abkürzungen, die verwendet werden, sind folgende: OK = Der Satz ist grammatisch, semantisch normal, schlecht = Der Satz ist ungrammatisch, semantisch abweichend, n.a. = Dieses Kriterium wird nicht für alle Verben dieser Verbklasse angewendet. <?page no="62"?> 62 seat, be quiet. Dieselben Verben verhalten sich im Deutschen und Griechischen gleich, wie ich in Kapitel 4 demonstriere. Der zweite Punkt ist mit dem ‚in X Zeit‘- Kriterium verbunden. Es muss aber erwähnt werden, dass es mit Achievements eine ‚nach X Zeit‘- Lesart hat, wie folgende Beispiele illustrieren: Smith climbed the mountain in six hours bedeutet ‚das Ereignis dauerte sechs Stunden‘, während Smith reached the summit in six hours die Lesart hat, ‚er erreichte den Gipfel nach sechs Stunden‘ (Beispiele aus Levin 2007: 4, Beispiele 11a, b entsprechend) (vgl. Engelberg 2000 und Sioupi 2009 für die Lesart im Griechischen und im Deutschen). Als dritter Punkt muss darauf hingewiesen werden, dass es zwei Klassen von Achievements gibt: (a) Achievements mit einem abgeschlossenen Prozess, wie reach: the climber reached the summit, the train arrived at the station, und (b) ‘lucky’ Achievements (the student won the lottery, my mother missed the bus) (Beispiele aus Levin 2007: 3, Beispiele 8a,b entsprechend). Beide Klassen haben in Verbindung mit einer ‚in X Zeit‘- Phrase eine fragwürdige Akzeptabilität. Was den letzten Punkt angeht, nämlich das Kriterium (v), dass Activities und Accomplishments als Komplement von ‘stop’ erscheinen können, zeigt Levin (2007) im folgenden Beispiel, dass auch Semelfaktive als Komplemente von stop auftreten können: Kelly stopped blinking. 2.3 Kompositionelle Telizität In diesem Abschnitt werden zwei Konzeptionen vorgestellt, die die Zeitkonstitution mit semantischen Merkmalen beschreiben, die von Verkuyl (1972, 1993) und Platzack (1979). Es ist bekannt, dass die Telizität eines verbalen Ausdrucks auf der Natur der verbalen Argumente beruhen kann, wie Garey (1957) für Aspekt im Französischen illustriert: If there is a direct object, and if this object designates something that has a structure with a temporal ending to it - a game of chess or of tennis, a Beethoven sonata - the expression verb-plus-object is telic. In the contrary case, if the complement of the verb is atelic - aux échecs ‘chess’, du violon ‘the violin’, du Beethoven ‘some Beethoven’ - or if there is no object […], the expression is atelic. (Garey 1957, zitiert nach Krifka 2002: 1) Die Kompositionalität in der Zeitkonstitution wird im Detail von Verkuyl (1972) beschrieben und theoretisch erfasst. <?page no="63"?> 63 2.3.1 Verkuyl (1972, 1993) Wie in Abschnitt 1.2.1 dargelegt, verwendet Verkuyl (1972, 1993) den Begriff “aspectuality”. In seinem Ansatz bilden telische und punktuelle Situationen zusammen die Klasse der “events”. Er stellt states, processes und events nebeneinander und ordnet ihnen die Eigenschaften “bounded”/ “unbounded” statt “telic”/ “atelic” zu. Ihm zufolge ist die Zeitkonstitution nicht ein Merkmal des Verbs, sondern ergibt sich kompositional aus Merkmalen von Teilkonstituenten. Verkuyl schlägt ein Schema für aspektuelle Komposition vor, in dem die Merkmale “±additivity” ([±ADD TO]) und “±specified quantity of A” ([+SQA]) von Bedeutung für Aspektualität sind, wo A die Denotation eines Argumentes ist. [+ADD TO] bedeutet Dynamizität oder Verlauf. Wenn ein Verb dynamisch ist, dann bekommt es dieses Merkmal. [-ADD TO] steht also für statische und atelische (unbounded) Prädikate. Verkuyl betrachtet die beiden Zeitkonstitutionstypen DURATIVE und NONDURATIVE. Ein wichtiger Punkt in diesem Ansatz ist die semantische Beziehung zwischen den Quantitäts-Distinktionen in der Nominalphrase und den durativen Distinktionen im Verbalausdruck und zwar die semantischen Merkmale SPECIFIED QUANTITY OF X ([+SQA]) oder UNSPECIFIED QUANTITY OF X ([−SQA]). Das Merkmal DURATIVE kann Konstruktionen des Typs SPECIFIED QUANTITY OF X zugewiesen werden, und das Merkmal NONDURATIVE Konstruktionen des Typs UNSPECIFIED QUANTITY OF X. Diese Regel gilt nicht für alle Verben, sondern für Bewegungsverben (walk), Verben der Aufführung (play), Verben mit ‚konsumierten‘ Objekten (‘take’-Verben wie drink) und Verben mit effizierten Objekten (‘add to’-Verben wie knit), wie die Beispiele aus (Hock und Krifka 2002/ 03: 1, Beispiele 7a, b, c, d) illustrieren: Walk (*from the train station to the university) for an hour, play (Cello concertos / *a cello concerto) for an hour, drink (whiskey / * a bottle of whiskey) for an hour, knit (mittens / * a pair of mittens) for an hour. Artikellose Plurale (girls) sind als [−SQA] bestimmt, während NPn mit indefinitem oder definitem Artikel (three sandwiches oder the girls) als [+SQA] charakterisiert sind. 2.3.2 Platzack (1979) Platzack (1979) schlägt für das Schwedische einen ähnlichen Ansatz wie Verkuyl (1972) vor, indem er die Zeitkonstitution durch die Komposition von Merkmalen seiner Teilausdrücke erklärt. Als semantischen Theorierahmen verwendet er die interpretative Semantik von Jackendoff (1972). Er arbeitet mit einem einzigen semantischen Merkmal für nominale und <?page no="64"?> 64 verbale Distinktionen, “divisiv” ([±DIVID]), im Gegensatz zu Verkuyl (1972), der zwei verschiedene Merkmale für die Distinktionen im Verbalausdruck und in der Nominalphrase benutzt. Ein divisiver Ausdruck [+DIVID] kann in Teile zerteilt werden, ein [−DIVID] dagegen nicht. Dieses Merkmal bezieht sich sowohl auf Sätze als auch auf NPn. Artikellose Plurale und Massennomina sowie Activity-Sätze tragen das Merkmal [+DIVID], wie die folgenden Beispiele zeigen: (31) a. Peel a carrot: [a carrot] [−DIVID]→ [peel a carrot][ −DIVID] b. Peel carrots: [carrots] [+DIVID] → [peel carrots][+DIVID] Das semantische Merkmal [±DIVID] wird auch auf durative und Zeitrahmenadverbiale ausgedehnt; durative Adverbiale (‚X Zeit lang‘) werden mit dem Merkmal [−DIVID] gekennzeichnet, während Zeitrahmenadverbiale (‚in X Zeit‘) mit dem Merkmal [+DIVID] gekennzeichnet werden. Tenny (1992) und Jackendoff (1996) präsentieren neuere merkmalsbasierte Beschreibungen. Tenny schlägt den Begriff measuring out vor: In Beispielen wie eat an apple misst die Objekts-NP an apple das bezeichnete Ereignis aus. 2.4 Krifka (1989): Mereologische Semantik für Verbbedeutungen und NP-Bedeutungen Krifka (1989) weist darauf hin, dass Ähnlichkeiten zwischen Zeitkonstitution im nominalen Bereich und im verbalen Bereich auftreten, wenn Verben als Ausdrücke aufgefasst werden, die auf Ereignisse referieren. Die Gemeinsamkeiten zwischen NP-Bedeutungen und Verbbedeutungen können dargestellt werden, wenn für beide Bedeutungstypen die Begriffe von Summe und Teil eingeführt werden. Dieses Modell wurde in Link (1983 ) auf die Semantik von Massennomina angewendet. Eigenschaften einer mereologisch strukturierten Menge U, nach Krifka (1989, 1993), Hock und Krifka (2002/ 03: 2) sehen wie folgt aus: (32) a. Summenoperation: Für alle x, y gibt es eine Summe x ⊕ y, welche idempotent, kommutativ und assoziativ ist, d.h. es gilt x ⊕ x=x, x ⊕ y=y ⊕ x, x ⊕ (y ⊕ z)= (x ⊕ y) ⊕ z b. Die Teilrelation ≤ ist definiert als x≤y gdw. x ⊕ y=y Die Relation des echten Teils < als x < gdw. x≤y und x≠y. <?page no="65"?> 65 c. Die Überlappungsrelation ⊗ : x ⊗ y gdw. Es gibt ein z mit z≤x und z≤y d. Restprinzip: Wenn x<y, dann gibt es genau ein z, das nicht mit x überlappt und für das gilt: x ⊕ z=y Erläutern wir kurz die formelle Begriffsbildung. Gemäß (32a) gibt es zu je zwei Objekten x, y im Bereich der Entitäten die Zusammenfassung (Summe) der zwei Objekte x, y, die idempotent, kommutativ und assoziativ sind: Kommutativ (d.h. x ⊔ y = y ⊔ x), da es auf die Reihenfolge in der Zusammenfassung nicht ankommt: assoziativ (d.h. x ⊔ (y ⊔ z=(x ⊔ y) ⊔ z), da es auf die Reihenfolge verschiedener Zusammenfassung nicht ankommt: idem p otent (d.h. x ⊔ x = x), da die Zusammenfassung einer Entität mit sich selbst diese nicht verändert. (Krifka 1989: 229) Als Teilrelation wird die Operation definiert, in der ein Objekt x genau dann als Teil eines Objekts y gilt, wenn die Zusammenfassung von x und y gleich y ist; x liegt bereits in y. Jedes Objekt ist Teil von sich selbst. Dem Begriff der Überlappung entsprechend haben zwei Entitäten einen gemeinsamen Teil. Nach Hock und Krifka (2002/ 03) wurden Summenindividuen insbesondere für die Semantik der Koordination und für Plural NPn entwickelt. In dem Beispiel Anna und Berthold besitzen zusammen ein Boot, trifft das Prädikat besitzen ein Boot auf Anna ⊕ Berthold zu: [besitzen ein Boot] (Anna ⊕ Berthold). 2.4.1 Prädikatstypen Wie in Kapitel 1 präsentiert, unterscheidet Krifka (1989) mit den mereologischen Strukturen verschiedene Prädikatsklassen (vgl. Quine 1960), wie in (33) illustriert wird: (33) a. Ein Prädikat P ist kumulativ gdw: Wenn P(x) und P(Y), dann P(x ⊕ y). b. Ein Prädikat P ist divisiv gdw: Wenn P(x) und y≤x, dann nicht P(y). c. Ein Prädikat P ist gequantelt gdw: Wenn P(x) und y<x, dann nicht P(y). <?page no="66"?> 66 Semantische Distinktionen im Verbalbereich haben Ähnlichkeiten mit Distinktionen im nominalen Bereich. Als kumulativ bezeichnet er Massennomina wie Gold, Wasser, Sand, Reis. Einige Massennomina sind auch gequantelt z.B. Gold, Wasser. Kumulativ sind auch artikellose Plural-NPn wie Birnen, während gequantelte NPn der Art drei Birnen, eine Birne, drei Liter Wasser sind. Konkreter: ein Verb wie laufen gleicht einem Massennomen wie Wein, insofern Teilvorgänge eines Vorgangs, der mit laufen bezeichnet werden kann, in der Regel wieder mit laufen bezeichnet werden können. Umgekehrt gleicht ein Verb wie einschlafen einem gequantelten nominalen Prädikat wie ein Glas Wein, da Teile von Vorgängen, die mit einschlafen bezeichnet werden, im allgemeinen nicht mit einschlafen bezeichnet werden. (Krifka 1989: 96) Verben der ersten Kategorie werden atelisch oder kumulativ genannt, während Verben der zweiten Kategorie als telisch oder gequantelt bezeichnet werden. Andere verbale Prädikate, die kumulativ sind, sind folgende: schlafen, einatmen, trinken, Walzer tanzen. Schlafen ist auch divisiv. Gequantelte Prädikate sind drei Stunden schlafen, drei Liter Wasser trinken, drei Mal einatmen. In Krifkas Modell sind alle Typen von verbalen Prädikaten Ereignisse. Der Unterschied zwischen gequantelten und telischen Prädikaten kann wie folgt beschrieben werden: ein Prädikat swim a mile ist gequantelt und telisch, aber ein Prädikat swim for two hours ist kumulativ und telisch. D.h. dass alle gequantelten Prädikate telisch sind, aber nicht alle telischen Prädikate gequantelt sind. Betrachten wir folgende Beispiele: (34) a. Peter walked. (kumulativ) b. Peter walked two miles. (gequantelt, telisch) c. Peter walked for two hours. (kumulativ, telisch) Das Prädikat walked in (34a) ist kumulativ, während das Prädikat walked two miles in (34b) gequantelt ist. Das Prädikat walked in (34a) ist atelisch, und walked two miles in (34b) telisch ist. Wenn ein Prädikat gequantelt ist, dann ist es Krifka zufolge immer telisch; also ist walked two miles in (34b) gequantelt und telisch. Das Prädikat walked for two hours in (34c) ist nicht gequantelt, sondern kumulativ. Um zusammenzufassen, walked for two hours in (34c) ist ein kumulativ telisches Prädikat, da kein Teil von walk for two hours von dem gleichen Prädikat beschrieben werden kann, d.h. walk for two hours. Es kann von Ausdrücken wie walk, walk for a while oder was <?page no="67"?> 67 walking beschrieben werden, aber nicht von einem „vollen“ Prädikat wie in (34c). 22 In diesem Abschnitt wurden die Auffassungen in der Literatur über Zeitkonstitution im Englischen erläutert. In Krifkas Modell wird das Deutsche als Beispiel einer natürlichen Sprache angeführt. Im Folgenden werden die Auffassungen über Zeitkonstitution im Deutschen präsentiert. 2.5 Zeitkonstitution im Deutschen Der zweite Teil dieses Kapitels befasst sich mit den Ansichten über Zeitkonstitution im Deutschen. 2.5.1 Andersson (1972) und Fabricius-Hansen (1986) In der deutschsprachigen Literatur zu Zeitkonstitution/ Aktionsarten kommen auch Begriffe wie „perfektive“ vs. „imperfektive Verben“ vor; diese Termini werden in der Literatur nicht einheitlich verwendet. Andersson (1972) und Fabricius-Hansen (1986) unterteilen die Verben in drei Aktionsartklassen: (a) in die inhärent perfektiven Verben/ Verbalphrasen, (b) in die inhärent imperfektiven und (c) in die (aktionsart-)neutralen Verben/ Verbalphrasen. Perfektive Verben/ Verbalphrasen beziehen sich auf einen Moment, während imperfektive einen Vorgang in seiner Dauer bezeichnen. Als (a) inhärent perfektive und (b) imperfektive Verben werden Verben kategorisiert, die keine Nominalergänzung in der Form eines artikellosen Stoffnamens oder Plurals verlangen: kommen, finden, verlieren, erreichen, bzw. ähneln, wohnen, 22 De Swart (1998) übernimmt Krifkas Definition gequantelte/ homogene Prädikate (quantized/ homogeneous): states und processes sind homogen, Ereignisse (events) sind gequantelt. In de Swarts Modell korrespondiert ein telisches Prädikat mit einem Ereignis. Sie entwickelt einen Ansatz der aspektuellen Komposition im Rahmen der Discourse Representation Theory (DRT). In ihrem Ansatz wird angenommen, dass “the model-theoretic notions underlying Aktionsart and aspect are the same and can be captured by introducing states, processes and events as ontological entities into the model.” (de Swart 1998: 348). Schematisch kann das Modell wie folgt präsentiert werden: (i) [Tense[Aspect* [eventuality description]]]. Es gibt drei Ebenen von Beschreibung von Eventualität, die mit states, processes und events korrespondieren. Für de Swart gibt es eine Korrelation zwischen den aspektuellen Klassen und dem Typ der Eventualität, den sie denotieren: stative Sätze führen States ein, Prozess-Sätze referieren auf Prozesse und Ereignis-Sätze beschreiben Ereignisse (de Swart 1998: 351). kennen, liegen. Unter (c) den <?page no="68"?> 68 (aktionsart-)neutralen Verben verstehen Andersson (1972) und Fabricius- Hansen (1986) Verben wie schreiben, bauen, die mit einem Präpositionalobjekt eine imperfektive Lesart haben (an einem Buch schreiben) und mit einem Komplement mit Artikel im Akkusativ eine perfektive Proposition ausdrücken (einen Brief schreiben). Zu dieser Klasse gehören auch Verben der Fortbewegung, die mit einem Richtungsadverbial in perfektiven Kontexten erscheinen (in die Stadt gehen), während sie mit einem Lageadverbial in imperfektiven Konstruktionen auftreten (da sein), sowie Verben wie steigen, sich ändern; letztere sind mit Maßadverbialen als perfektiv interpretierbar, ohne Adverbiale als imperfektiv. 2.5.2 Thieroff (1992) Thieroff bezieht Aspekt auf Situationsklassen. Er unterscheidet zwischen Situationsklassen und Aktionsarten. Situationen werden nach telischen und atelischen klassifiziert. In der Tradition der deutschsprachigen Grammatiken wird diese Opposition als Unterschied zwischen Verben betrachtet. Eine Reihe von transitiven Verben können als atelisch oder telisch gebraucht werden, vor allem solche, die mit einem optionalen Akkusativobjekt auftreten: essen, lesen, malen, bauen, anbauen, schreiben. Wenn sie ohne Komplement auftreten, werden sie als atelisch bezeichnet, wie Thieroff (1992) bemerkt: wer gerade isst, hat schon (etwas) gegessen, wer gerade liest, hat schon gelesen etc. Als telisch werden sie verstanden, wenn sie mit einem Komplement gebraucht werden wie ein Bild malen, einen Acker pflügen: wer ein Bild malt, hat es noch nicht gemalt, wer einen Acker pflügt, hat ihn noch nicht gepflügt. Thieroff (1992) sammelt die Beispielverben, die in der Literatur genannt werden. Die Verben lassen sich auf folgende Arten kategorisieren, wie Welke (2005: 122ff) konstatiert: (35) a. Perfektiv: sterben, erwachen, verblühen (intransitiv), bringen, fällen, finden, verlieren, erreichen (transitiv) b. Imperfektiv: ähneln, kennen, liegen, andauern, wohnen, arbeiten, sitzen (intransitiv), wissen, suchen (transitiv) c. imperfektiv oder perfektiv: essen, lesen, bauen, schreiben, kochen, malen, pflügen. <?page no="69"?> 69 2.5.3 Leiss (1992) Wie im vorigen Kapitel dargelegt, kann nach Leiss (1992: 47) ein Geschehen von innen oder von außen betrachtet werden, was als die sogenannte ‚Innen- und Außenperspektivierung‘ bekannt ist. Innenperspektivierung ist mit den Kriterien Additivität und Teilbarkeit verbunden, Außenperspektivierung dagegen mit den Kriterien Nonadditivität und Nichtteilbarkeit. 23 Das Merkmal [ ± Teilbarkeit] bezieht sich auf die Homogenität der Situation. Wenn man die vom Verb realisierte Verbalsituation in Phasen aufteilt und das Resultat immer gleich bleibt, dann handelt es sich um eine teilbare Verbalsituation. Leiss teilt Verben in zwei semantische Gruppen ein: in additive und in nonadditive Verben. Die additiven Verben sind innenperspektivierend, teilbar, wie z.B. lieben, suchen, lesen, wollen, und werden partitiv genannt, die nonadditiven Verben (finden, erblicken, verhungern, gewinnen) hingegen sind außenperspektivierend und nicht-teilbar. Nach Leiss (1992: 47f.) bleiben additive Verben mit sich selbst identisch. Leiss (1992: 47f.) benutzt als Beispiel für die Klasse der additiven Verben das Verb lieben: die geliebten Kinder sind Kinder, die jetzt und jetzt und jetzt etc. geliebt werden. Im Gegensatz zu diesen Verben gibt es Verben wie finden, abbrechen, erobern, aufessen, die nicht mit sich selbst identisch bleiben. Wenn die Verbalsituation aufgeteilt wird, dann bleibt das Resultat nicht das Gleiche. Verben wie finden, erobern, abbrechen etc. geben ganzheitliche Verbalsituationen wieder, die nicht weiter unterteilbar sind: Ein Schlüssel wird nicht jetzt und jetzt und jetzt gefunden. Diese Verben stellen eine Verbalsituation dar, die nicht homogen und nicht teilbar ist und sie werden von Leiss (1992: 48) holistisch genannt. Eine holistische Perspektive ist möglich, wenn sich der Standpunkt des Betrachters außerhalb der Verbalsituation befindet. Eine holistische Verbalsituation kann dauern (kurz oder lang), sie kann aber auch keine Ausdehnung haben, wie bei punktuellen Verben. Punktuelle Verbalsituationen stellen eine Unterkategorie der ersten Gruppe dar; sie sind ganzheitlich. Iterative Verben wie streicheln bilden eine dritte Kategorie, da sie das Merkmal [−teilbar] besitzen; sie sind abgeschlossen, während die Verbhandlung wiederholt wird und somit über das Merkmal [+additiv] verfügt (Leiss 1992: 50, Thiel 2007: 22). Alle drei Merkmale werden in Abbildung 17 dargestellt. 23 Die Kriterien der Additivität/ Nonadditivität und Teilbarkeit/ Nichtteilbarkeit einer Handlung sind von Bach (1981) übernommen, der sich auf diese Unterscheidung aus der Mereologie, der Logik der Teil-Ganzes-Relation bezieht. <?page no="70"?> 70 Abb. 17 Verbeinteilung nach Leiss (1992: 50, Tab. 2) innenperspektivische Grundverben außenperspektivische Aktionsartverben innenperspektivische Aktionsartverben Partitiv = [+additiv] [+teilbar] lieben husten Holistisch = [−additiv] [−teilbar] verlassen abhusten Holistisch + partitiv = [+additiv] [−teilbar] streicheln hüsteln Ich komme nun zu einer Kritik der Konzeption von Leiss. Wie die folgenden Beispiele (36a, b) zeigen, ist der Progressiv mit Kopulaund/ oder Modalverben nicht verträglich: (36) a. * Er ist am Gehenwollen. b. * Er ist am Kranksein. Wenn die Verbalsituation des Gehenwollens und des Krankseins in Phasen aufgeteilt wird, bleibt das Resultat das Gleiche. D.h., dass beide Kategorien additiv und teilbar sind, da sie mit sich selbst identisch sind. Trotzdem sind diese Sätze nicht grammatisch. Es scheint mir, dass die Kriterien (Non)Additivität und (Nicht)Teilbarkeit nicht ausreichen, um die Ungrammatikalität zu erklären, und dass eine andere Klassifizierung notwendig ist. 2.5.4 Hock und Krifka (2002/ 03) Hock und Krifka (2002/ 03: 4) bezeichnen die ontologischen Unterschiede der Eventualitäten, auf die sich verbale Ausdrücke beziehen, als Aktionsart. Diese Unterschiede sind folgende: (a) Zustände oder Ereignisse, die sich auf stative vs. episodische Prädikate beziehen. Die stativen vs. episodischen Prädikate entsprechen der Vendler’schen Kategorisierung von States vs. non-States. (b) Zustände, die habituelle Ereignisse und andere, die einfache Ereignisse darstellen: z.B. Hans raucht vs. Hans ist Schüler. (c) Punktuelle vs. ausgedehnte Ereignisse: Damit sind Vendlers Achievements vs. Accomplishments/ Activities gemeint. (d) Ereignisse, die den Anfang beschreiben wie inchoative/ ingressive, z.B. losgehen oder Ereignisse, wie Terminative/ Resultative, die das <?page no="71"?> 71 Ende denotieren, z.B. aufessen. Sie werden auch als Phasen- Aktionsarten charakterisiert. 24 (e) Ereignisse, die aus wiederholten Ereignissen bestehen. Sie werden iterativa genannt (z.B. wackeln). (f) Zustände, die Ereignissen vorangehen, oder die sich aus Ereignissen entwickelt haben, z.B. das englische Perfekt He has eaten his breakfast. Wie Hock und Krifka (2002/ 03) bemerken, findet sich zwischen Zeitkonstitutionen und Aktionsarten eine Verbindung: ingressive Verben wie losgehen sind telisch und punktuell, da sie den Beginn oder das Ende eines Ereignisses darstellen und der Beginn und das Ende sind als punktuell anzusehen. Diese Verben bilden auch keine Progressivform. Iterative Verben wie wackeln sind atelisch; sie drücken aus, dass eine Handlung wiederholt geschieht. Nach Krifka (1986) können auch die habituativen Verbformen als eine Aktionsart betrachtet werden. Sie sind stativ und atelisch. Krifka schlägt vor, dass auch das Perfekt als Aktionsart angesehen werden kann, als Phasenaktionsart, die einen Zustand ausdrückt, der einem Ereignis folgt. In einem Satz wie Anna hat gegessen ist die Lesart die folgende: Anna befindet sich in einem Zustand, der einem Essens-Ereignis folgt. So ist das Perfekt stativ und atelisch 25 wie stative Verben (wissen, lieben) (vgl. Schrodt und Donhauser 2004). 2.5.5 Dölling (2008) Dölling übernimmt Smiths Klassifikation für fünf Situationstypen, die im Folgenden dargelegt werden. 2.5.5.1 States Gemäß Dölling (2008: 8) beziehen sich States auf Eventualitäten, bei denen eine bestimmte Bedingung über eine ausgedehnte Zeit aufrechterhalten bleibt. Wenn ein Satz φ mit einem verbalen Zustandsprädikat zu einem Zeitintervall [t, t’] wahr ist, dann ist φ auch zu jedem Zeitpunkt t i von [t, t’] wahr. 24 Die Phasen-Aktionsarten fallen nicht im Rahmen dieser Studie. 25 Das Perfekt ist nicht Gegenstand dieser Analyse und wird nicht darauf eingegangen. <?page no="72"?> 72 Zustände haben keine innere Struktur; sie sind total homogen. In den meisten Fällen verfügen sie über einen Anfangspunkt und einen Endpunkt, der nicht ‚natürlich gesetzt‘ ist. 2.5.5.2 Activities Activities referieren auf Eventualitäten, die über eine ausgedehnte Zeit bestehen bleiben. Activities verfügen über einen Anfangs- und Endpunkt, der nicht ‚natürlich gesetzt‘ ist, genau wie Zustände (im Gegensatz zu Parsons (1990) und Kamp und Reyle (1993) für das Englische und in Übereinstimmung mit Veloudis (2010) für das Griechische). Dies erklärt, warum sowohl States als auch Activities mit Zeitdaueradverbialen kombiniert werden können. Activities gliedern in bestimmte Phasen und haben eine innere Struktur, wie Dölling (2008: 8) konstatiert: Wenn ein Satz φ mit einem verbalen Zustandsprädikat zu einem Zeitintervall [t, t’] wahr ist, dann kann φ zu einem Teil von [t, t’] verschieden von einem Zeitpunkt t i wahr sein. Prozesse sind nur ‚partiell‘ homogen, nämlich insofern, als sie jeweils in Zeitintervallen einer bestimmten minimalen Größe stattfinden […]. (Dölling 2008: 8) Dölling (2008: 9) charakterisiert Prozesse auf die folgende Weise: Die (minimalen) Prozesse des Durch-den-Park-laufens-von-Maria bestehen aus Eventualitäten, die nicht ein Durch-den-Park-laufen-von-Maria sind […]. Nach Parsons (1990) und Piñón (1996) sind (minimale) Prozesse Sequenzen von Zustandsänderungen. 2.5.5.3 Accomplishments Accomplishments referieren auf Eventualitäten, die eine innere Struktur haben, genau wie Activities. Dies kann als eine Erklärung gelten, warum sowohl Accomplishments als auch Activities im imperfektiven Aspekt auftreten können. Accomplishments haben eine Vorbereitungs- (oder Entwicklungs)phase und kulminieren in ihrem ‚natürlichen Endpunkt‘. Dieser Punkt wird nach Dölling Kulminationspunkt genannt. Moens und Steedman (1988) sowie Kamp und Reyle (1993) zufolge sind Accomplishments kulminierte Prozesse, d.h. Prozesse, die über einen Kulminationspunkt verfügen. Aus diesem Grund kann kein kulminierter Prozess einer bestimmten Art eine Eventualität derselben Art als echten Teil enthalten wie Dölling (2008: 9) bemerkt: „Wenn ein Satz φ mit einem <?page no="73"?> 73 Accomplishment zu einem Zeitintervall [t, t’] wahr ist, dann ist φ zu keinem echten Teil von [t, t’] wahr.” Deshalb sind Accomplishments mit Zeitrahmen-, aber nicht mit Zeitdaueradverbialen kompatibel. Nach Dölling bezieht sich der Progressiv (bzw. das Imperfektiv) auf (‚gewöhnliche‘) Prozesse. Es ist möglich, dass ein Accomplishment im Progressiv nicht kulminiert, d.h. unvollendet bleibt. Im Englischen referiert ein Satz mit einem Accomplishment im Präsens Perfekt auf einen Resultatszustand, wie (Abb. 18) illustriert: Abb. 18 Maria has written a letter ( ≈ Maria hat einen Brief zu Ende geschrieben) ↓ T t ↑ t’ Maria wrote a letter Ein Accomplishment kann durch ‚Pausen‘ unterbrochen werden und trotzdem kulminieren, wie (Abb. 19) zeigt: Abb. 19 Maria schrieb einen Brief ↓ T t ↑ ↑ ↑ t’ Maria Maria Maria schrieb aß schlief Nach Dölling (2008) stellt dies ein Problem dar, da nicht jeder kulminierte Prozess ein Zustandswechsel sein muss, d.h. zu einem Resultatszustand führen muss, wie das folgende Beispiel zeigt: Florian sang ein Lied. 2.5.5.4 Achievements Achievements sind verbale Prädikate eines unmittelbaren Zustandswechsels, der punktuell ist. Wie States beziehen sie sich auf Eventualitäten, die <?page no="74"?> 74 keine innere Struktur haben. Wie Dölling (2008: 11) feststellt „ein Satz φ mit einem Achievement ist jeweils nur zu einem Zeitpunkt t i wahr.” Aus diesem Grund können sie nicht in der progressiven Form auftreten. Charakteristisch bei Achievements ist, dass ihre Eventualitäten kulminieren, indem sie sich ‚vollziehen‘ (vgl. Abb. 20a, im Vergleich zu 20b, c): Abb. 20 a) Maria won the race. (Maria gewann das Rennen.) ↓ T t t’ ↑ Maria was winning the race b) Maria finished writing the letter. (Maria beendete das Schreiben eines Briefes.) ↓ T t t’ ↑ Maria was writing a letter c) Maria stopped writing the letter. (Maria hörte auf, einen Brief zu schreiben.) ↓ T t ↑ t’ Maria was writing a letter Dölling (2008: 12) weist auf folgendes Problem auf: es gibt verbale Prädikate, ähnlich wie Achievements, die aber nicht auf den End-, sondern auf den Anfangspunkt eines Ereignisses referieren: abfahren, loslaufen, zu schreiben beginnen, die Stadt verlassen etc. Piñón (1996) verwendet die Begriffe „rechte und linke Grenze“ für Achievements. Achievements bezeichnen Grenzsituationen (‘boundary happenings’) und drücken keine Zustandsveränderung aus. Damit ist gemeint, dass sie einen Anfang, ein Ende oder auch beides beschreiben und so mit den linken bzw. rechten Grenzen dieser Ereignisse zusammenfallen. Piňon führt zwei Operatoren ein: einen Anfangsoperator (Beg) und <?page no="75"?> 75 einen Endoperator (End). Auch Zybatow (2003) vertritt die gleiche Auffassung; sie nimmt an, dass die Verben entweder eine rechte oder eine linke Grenze beschreiben. Verben, die rechte Grenzen beschreiben (erreichen, gewinnen, finden, verlieren) sind mit in-Adverbialen kompatibel, während Verben, die linke Grenzen beschreiben (weggehen, abhauen) mit für- Adverbialen verträglich sind. Die Aspektkonzeption von Piňon und Zybatow diskutiere ich nicht im Detail, da sie nicht relevant für meinen Ansatz sind. 2.5.5.5 Semelfaktive Semelfaktive beziehen sich auf Eventualitäten, deren zeitliche Ausdehnung - im Gegensatz zu Achievements - nur als nahezu punktuell angesehen wird. Obwohl es sich in Realität um kulminierte Prozesse handelt, wird angenommen, dass diese Struktur für die Zwecke des ‚Alltagsverständisses‘ vernachlässigbar ist. (Dölling 2008: 11) Dies soll Abb. 21 veranschaulichen: Abb. 21 Maria nieste ↓ T t T t’ t’’ 2.5.6 Engelberg (2000) Engelbergs Konzeption gelangt zu einer Zeitpunkt-Zeitdauer- Unterscheidung. Die Verben werden in punktuelle oder durative mit oder ohne Nachzustand unterteilt. Die Unterscheidung von Verben, die punktuelle Ereignisse bezeichnen und anderen, die sich auf durative Ereignisse beziehen, geht auf Streitberg (1891: 71) zurück, der die „Perfektiva“ in momentane und durativ-perfektive einteilt. Nach Streitberg (1891) besteht die Bedeutung von bestimmten Verben aus einem durativen Teil und <?page no="76"?> 76 einem abschließenden „perfectiven element“. 26 Auch Romberg (1899: 4) unterscheidet zwischen durativen Nachzustandsverben, die auf die Handlungsgrenze beschränkt sind („momentanéité relative“), und punktuellen, bei denen der Schwerpunkt auf einen Moment gelegt wird („momentanéité absolute“). Engelbergs Konzeption hat mit Moens (1987) und Moens und Steedmans (1988) Ansatz Gemeinsamkeiten, wie sie in 2.1.5 dargelegt wurde. Für Moens und Steedman (1988) kann ein Ereignis entweder “atomic” (punktuell) oder “extended in time” (durativ) sein. Ein Ereignis kann auch über einen “salient consequent state” (Nachzustand) oder über keinen “salient consequent state” verfügen (keinen Nachzustand). Die punktuellen Ausdrücke (atomic events) werden in “culmination” (recognize, spot, win the race) und in “point” (hiccup, tap, wink) aufgeteilt. Letztere sind atelisch und entsprechen Engelbergs punktuellen Verben ohne Nachzustand, erstere hingegen sind telisch und den Verben mit Nachzustand entsprechend. Die durativen Verben (extended events) sind in “culminated processes” (build a house, eat a sandwich) und in “processes” (run, swim, walk, play the piano) unterteilt. Die Moens und Steedman-Kategorisierung ist nicht mit der Stelligkeit der Verben verbunden und ist auch bei zweistelligen Verben zu finden (vgl. Abb. 4, Kap. 2.1.5). Bei Engelbergs- Konzeption (2000) handelt es sich um verblexikalische, ereignissortale Beschränkungen, während Vendler verbenthaltende Prädikate klassifiziert. Accomplishments korrespondieren mit Engelbergs Begriff „Durativa mit Nachzustand“, „Activities“ mit „Durativa ohne Nachzustand“ und „Achievements“ mit „punktuellen Verben”. Verben wie gewinnen, die ein duratives Teilereignis präsentieren, dessen Stattfinden präsupponiert ist, werden als punktuelle Verben bezeichnet.In Abbildung (22) wird Engelbergs Verb-Konzeption nach Punktualität, Auftreten eines Nachzustandes und Stelligkeit dargestellt (Engelberg 2000: 65, Abb. 3). Abb. 22 Ohne Nachzustand Mit Nachzustand Punktuelle einstellige zucken, blitzen, knallen platzen, zerbrechen, explodieren Punktuelle zweistellige schlagen, treffen, kneifen sprengen, zerbrechen, erstechen 26 Vgl. auch Wunderlich (1996) und Pustejovsky (1991) für eine Dekomposition eines BECOME-Prädikats (z.B. dry). <?page no="77"?> 77 Durative einstellige joggen, lachen, schnarchen trocknen, schmelzen, erröten Durative zweistellige quälen, schieben, streicheln basteln, reparieren, glätten 2.5.7 Maienborn (2003a, b) Kommen wir nun zu Maienborns Ansatz. Maienborn (2003a, 2003b), Davidson, Donald (1969) folgend, ist der Auffassung, dass Situationen (Ereignisse, Prozesse und Zustände) Ereignisse in der Welt sind, d.h. dass sie „[…] raumzeitliche Entitäten mit funktional eingebundenen Partizipanten sind“ (Maienborn 2003a: 48, s. auch Ehrich 1991, Carlson 1998 inter alia). Diese Kategorisierung beruht auf Vendlers (1967) Klassifikation von Situationstypen in Accomplishments und Achievements (Ereignisse), Activities (Prozesse) und States (Zustände). Ereignisse und Prozesse sind dynamische Situationen, während Zustände statisch sind. Ereignisse verfügen über einen Kulminationspunkt, und zwar sind sie telisch, Prozesse und Zustände hingegen sind atelisch. Maienborn (2003a) unterteilt die Zustandsausdrücke in zwei Typen: in die „D(avidson’schen)-Zustandsverben“ (auch als “locative states” bekannt) und in die „K(im’schen)-Zustandsverben“. Gehen wir zuerst auf die Eigenschaften von D-Zustandsverben ein. Nach Maienborn (2003a, 2003b) können Zustandsverben als richtige Ereignis-Ausdrücke bezeichnet werden: Sie entsprechen Ereignissen und Prozessen. Zu dieser Klasse gehören folgende Verbklassen: (37) D-Zustandsverben: Positionsverben: sitzen, stehen, liegen, hocken, hängen, lehnen… 27 schlafen, ruhen, warten, glänzen, kleben, parken… Maienborn (2003a: 48) präsentiert die Davidson‘sche Ansicht für Ereignisse bzw. für Situationen. Sie haben folgende ontologischen Eigenschaften: (38) Charakteristika von Situationen a. Situationen sind wahrnehmbar. b. Situationen sind in Raum und Zeit lokalisierbar. c. Situationen können variieren in der Art, wie sie stattfinden. 27 Diese Unterkategorie wird von Smith (1991) Klasse von “verbs of posture and location” genannt und hat bestimmte Eigenschaften in vielen Sprachen. <?page no="78"?> 78 Die sprachlichen Situationsdiagnostiken für Eventualitäten sind nach Maienborn (2003a: 49) folgende: (39) Eventualitäten treten als Komplemente von Perzeptionsverben auf. Eventualitäten lassen lokative und temporale Modifikatoren zu. Eventualitäten lassen Modifikatoren zu, die die Art und Weise der Situationskonstitution näher bestimmen, also Manner-Adverbien, Instrumentale, Komitative usw. Betrachten wir nun die zweite Kategorie, die Kim’schen-Zustandsverben. Zu den K-Zustandsverben gehören folgende Verben: wissen, glauben, lieben, hassen, besitzen, ähneln, kosten, entsprechen. Für diese Kategorie werden in der Literatur zwei Termini benutzt: der Vendler’sche Begriff state terms und der Lakoff’sche Begriff statives (1966). 28 K-Zustandsverben kombinieren Kims (1969, 1976) Ansicht (zitiert nach Maienborn (2003a: 5)) “of temporally bound property exemplifications with Asher’s (1993, 2000) conception of abstract objects as mentally constructed entities.” K-Zustandsverben haben nach Maienborn (2003a: 120f) folgende Eigenschaften: (40) Ontologische Bestimmung von K-Zuständen: K-Zustände sind abstrakte Objekte (Subtyp von Fakten) für die Exemplifikation einer Eigenschaft P an einem Träger x zu einer Zeit t. (41) Charakteristika von K-Zuständen: K-Zustände sind als abstrakte Objekte nicht der unmittelbaren Wahrnehmung zugänglich. K-Zustände sind als abstrakte Objekte kognitiven Operationen zugänglich. K-Zustände sind zeitgebundene Entitäten. (42) Sprachliches Verhalten für K-Zustände: K-Zustandsausdrücke treten nicht als Komplemente von Perzeptionsverben auf. K-Zustandsausdrücke sind anaphorisch aufgreifbar. K-Zustandsausdrücke sind mit temporalen Modifikatoren, Tempus, Aspekt usw. kombinierbar. (Maienborn 2003: 122f) 28 Kratzer (1995) verwendet den Begriff “spatiotemporal location”, Chierchia (1995) hingegen den Terminus “Davidsonian argument”. <?page no="79"?> 79 Vendlers (1967) berühmtes Kriterium der Progressivfähigkeit im Englischen gilt als ein klassisches Kriterium für stative Ausdrücke (vgl. Abschnitt 2.1.1 und 2.2.3). Anders als Accomplishments und Activities (vgl. 43a,b), treten die stativen Verben nicht in der Progressivform auf (vgl. 44): (43) a. Anna is crossing the street. (Accomplishment) b. Anna is jogging. (Activity) (44) a. *Anna is loving him. b. *Anna is being tall. Die D-Zustandsverben bilden die progressive Form, wie die folgenden Beispiele zeigen: (45) a. Anna is waiting for the bus. b. Mary is sleeping. Nach diesem Kriterium könnte behauptet werden, dass wait und sleep Verben als Activities (oder Prozessverben nach Mourelatos Terminologie) fungieren. 29 Die Subintervalleigenschaft (vgl. Abschnitt 2.2.1) spricht aber dagegen: Wenn ein Verb wie glänzen für ein Zeitintervall I zutrifft, dann gilt es auch für jedes beliebige Teilintervall I´ ⊆ I. Bei Verben wie (45) muss die Subintervalleigenschaft auf ein bestimmtes Intervallminimun gelten. Mit anderen Worten bestehen die D-Zustandsverben zu atomaren Zeiten, genau wie die K-Zustandsverben, aber anders als die K-Zustandsverben sind sie progressivfähig. Maienborn führt Diagnostiken durch, um zu zeigen, dass die D- Zustandsverben weder zu den Prozessverben noch zu den K-Zustandsverben gehören. Im Folgenden werden Maienborns Kriterien (2003a, b) eingeführt, die zeigen, dass die D-Zustandsverben und die K-Zustandsverben nicht in eine Kategorie eingeordnet werden können, und dass D-Zustandsverben als richtige Eventualitäten fungieren, die statische Davidsonische Eventualitäten denotieren. Parallel dazu wird auch die Kritik von Higginbotham (2005) und Rothstein, S. (2005) zu Maienborns Argumentation dargestellt. Nach Higginbotham (1983) bezeichnen Infinitivkomplemente von Perzeptionsverben Situationen. Das folgende Kriterium zeigt, dass die K- 29 Andere Subkategorien, die zu den Prozessverben gehören sind folgende: Bewegungsverben: laufen, gehen, fahren, Handlungsverben: essen, lesen, schreiben, Witterungsverben: regnen, schneien, winden. <?page no="80"?> 80 Zustandsverben, im Gegensatz zu den D-Zustandsverben, als Infinitivkomplemente von Perzeptionsverben ausgeschlossen sind: (46) a. * Ich sah die Tomaten wiegen. (K-Zustandsverben) b. * Ich hörte Carol die Antwort wissen. c. Ich sah Carol am Fenster stehen. (D-Zustandsverben) d. Ich sah Carol warten/ schlafen. (aus Maienborn 2003b: 5, Beispiele 8a, b und 9a, b entsprechend) Higginbotham (2005) kritisiert dieses Kriterium. Ihm zufolge ist es nicht verlässig. Er erklärt die Ungrammatikalität von (46a, b) auf folgende Weise: Sätze wie (46a, b) im Englischen (I saw the tomatoes weigh 1 kg, I heard Carol know the answer) können weder durch Sehen noch durch Hören wahrgenommen werden (Higginbotham 2005: 352, Beispiele 7, 8). Als Gegenbeispiel benutzt er folgenden Satz: (47) I saw the farmer hope for rain. (Higginbotham 2005: 352 Beispiel 10) Beispiele wie (47) […] carry only the sense that the subject is doing something, e.g., pacing up and down while gazing at the sky. […] (likewise: there is no way somebody characteristically appears who knows an answer, though there are characteristic ways of appearing tired or intelligent, perhaps accounting for the difference between these examples). (Higginbotham 2005: 352) Das zweite Kriterium stellt lokale Modifikatoren dar. K-Zustandsverben sind mit lokalen Modifikatoren nicht verträglich, wie weiter unten dargestellt, während D-Zustandsverben sich mit lokalen Modifikatoren verbinden lassen, wie die Beispiele (15a, b) und (16a, b) aus Maienborn (2003: 8), hier als (48a-d) wiederholt, illustrieren: (48) a. * Die Tomaten wiegen neben den Paprikas ein Kilo. (K-Zustandsverben) b. * Carol weiß gerade an der Tafel die Antwort. c. Paul schläft (gerade) im Auto. (D-Zustandsverben) d. Carol steht am Fenster. Rothstein, S. (2005), wie auch Higginbotham (2005), argumentieren gegen Maienborns Annahme, dass im Satz Carol was tired in the car die PP-Phrase in the car nicht ein lokales, sondern ein Rahmenadverbial ist. Rothstein <?page no="81"?> 81 verwendet folgendes Beispiel als Gegenargument, um zu zeigen, dass die PP-Phrase ein lokales Adverbial ist und auch komparativisch gebraucht werden kann, wie mit dem Satz in Klammern angedeutet wird: “In New York, I am scared in the subway. (In Paris, I am not.)” (Rothstein, S. 2005: 377, Beispiel 4a). 30 Weitere Argumente, warum sich manche Zustände nach Rothstein, S. (2005) nicht mit lokalen Modifikatoren und Manner- Adverbien kombinieren lassen, werden in Kapitel 4, Abschnitt 4.1.1 und 4.1.2 eingeführt. Situationsausdrücke lassen Modifikatoren zu, die die Art und Weise des Gegebenseins einer Situation näher bestimmen. Manner-Adverbien, Komitative, Instrumentalangaben und situationsbezogene Partizipien (Zimmermann 1999) sind die wichtigsten. Alle diese Modifikatoren werden von Maienborn (88) als „Manner-Angaben“ bezeichnet. Folgende Sätze zeigen, dass D-Zustandsverben Manner-Angaben zulassen: (49) a. * Maria ähnelt mit ihrer Tochter Romy Schneider. (K-Zustandsverben) b. * Paul besitzt sparsam/ spendabel viel Geld. c. Paul schläft friedlich/ mit seinem Teddy/ ohne Schnuller. (D-Zustandsverben) d. Carol saß reglos/ kerzengerade am Tisch. (aus Maienborn 2003: 9, Beispiele 18a, b und 19a, b entsprechend) Maienborn führt eine weitere Diagnostik ein, und zwar die „ein bisschen“-Diagnostik. „Ein bisschen“ hat zwei Lesarten: Es kann sowohl als Gradals auch als Situationsmodifikator (SM) verwendet werden, wie (50a-c) illustriert: (50) a. Carol hat ein bisschen geschlafen. (SM-Lesart) b. Carol hat ein bisschen im Garten gesessen. (SM-Lesart) c. Das Fenster hat ein bisschen offen gestanden. (Grad-und SM- Lesart) (aus Maienborn 2003: 11, Beispiele 24a, b, c) Als Gradmodifikator ordnet „ein bisschen“ den Ausprägungsgrad des offen gestandenen Fensters in (50c) auf einer Skala ein. Voraussetzung ist, dass die Situation skalierbar ist (vgl. Kennedy und McNally 1999). Die 30 Zu weiteren Kritikpunkten vgl. Higginbotham (2005), Rothstein, S. (2005). <?page no="82"?> 82 Lesart für Situationsmodifikator (SM) gilt für homogene Situationen, d.h. Prozesse und Zustände. Die Zustandsausdrücke lassen die SM-Lesart von „ein bisschen“ zu. Wie die folgenden Beispiele von Maienborn (2003) zeigen, erfüllen D-Zustandsverben diese Bedingung. Wenn „ein bisschen“ mit D-Zustandsverben kombiniert wird, dann wird die Situationsdauer bewertet (vgl. 50a, b). Als SM bezeichnet „ein bisschen“, dass das Schlafen nicht lange gedauert hat (vgl. 50a), und in (50b), dass das Im-Gartensitzen nicht lange gedauert hat. Als Gradmodifikator gibt „ein bisschen“ in (50c) an, dass das Fenster nicht ganz geöffnet war, und als Situationsmodifikator, dass das Fenster nur einen Spalt offen stand. Statives fehlt es an der SM-Lesart; sie drücken nur eine Grad-Lesart aus. (51) a. * Nach ihrer 5. Heirat hieß Liz ein bisschen Burton. b. * (Kaufen Sie jetzt! ) Diese Aktie kostet nur ein bisschen so wenig. c. Carol ähnelte ein bisschen ihrer Großmutter.(nur Grad-Lesart) (aus Maienborn 2003: 11, Beispiele 26a, b, c) D-Zustandsverben bestehen alle diese Eventualität-Tests. Das zeigt, dass es keinen Unterschied zwischen D-Zustandsverben und Ereignissen gibt (gegen Katz 2000, 2003a): D-Zustandsverben denotieren statische Davidsonische Eventualitäten und sind als D-States bekannt. Der Unterschied zwischen K-Zustandsverben und D-Zustandsverben ist, dass D-Zustandsverben lokale Modifizierer sowie Manner-Adverbien tolerieren, während K-Zustandsverben nicht mit lokalen Modifizierern und Manner-Adverbien kombiniert werden können. Dies lässt sich aus der Tatsache erklären, dass K-Zustände nicht der unmittelbaren Wahrnehmung zugänglich sind und auch, dass sie keine räumliche Ausdehnung haben. Maienborn verwendet als weitere Diagnostik die Negation. Das Denotatum Carol was in the studio und seine Negation sind beide K-Zustände, und sie können mit temporalen Modifikatoren kombiniert werden, wie das folgende Beispiel von Maienborn illustriert: (52) Carol war (nicht) im Studio, und zwar eine Stunde lang. (K-state) (aus Maienborn 2003: 16, Beispiel 38) D-Zustände entsprechen dem Muster von Ereignissen und Prozessen. Wenn der Satz the train arrived negiert wird, drückt er nicht mehr ein Er- <?page no="83"?> 83 eignis aus und ist nicht mit einem lokalen oder einem Manner-Adverbial verträglich; ähnlich verhalten sich Verben wie warten (vgl. 53a-c): (53) a. Der Zug ist (* nicht) angekommen und zwar auf Gleis drei/ pünktlich. (Ereignis) b. Eva aß (* nicht) Pizza, und zwar gierig/ im Garten/ mit Renate. (Prozess) c. Paul wartete (*nicht) auf den Bus, und zwar dort/ lässig/ mit Carol. (D-State) (aus Maienborn 2003: 16, Beispiele 39, 40, 41) Kommen wir nun zu Rothsteins, S. (2005) Kritik zu Maienborns Einteilung von Verben in K-Zustandsverben und in D-Zustandsverben. Rothstein, S. (2005) argumentiert nicht für eine grammatische Aufteilung zwischen den zwei Gruppen, sondern für eine eher pragmatische. Danach verhalten sich States nicht anders als Eventualitäten; die Stabilität von States sowie pragmatische Gründe führen zu der Annahme, dass sie zu verschiedenen Kategorien gehören. Ich werde auf die wichtigsten Argumente dieser Gegenposition in Kapitel 4, in Abschnitt 4.1.1 und 4.1.2 eingehen. Obwohl ich nicht für eine Einteilung in D- und K-Zustandsverben argumentiere, werde ich zeigen, dass sich die Positionsverben sowie Verben wie schlafen, ruhen, warten etc. im Deutschen und im Griechischen wie Ereignisse verhalten (vgl. Kapitel 4). 2.5.8 Henriksson (2006) Die letzte Aspektkonzeption für das Deutsche, die ich in diesem Kapitel diskutiere, ist die von Henriksson (2006). Henriksson schlägt ein Modell von Situationstypen vor, dass Ähnlichkeiten mit dem Modell von Smith aufweist. Was die Merkmale und die Situationstypen betrifft, werden vier Situationstypen (States, Activities, Accomplishments, Achievements) und drei aspektuelle Hauptmerkmale angenommen: [+/ -Dynamizität], [+/ - Durativität], [+/ -Grenzbezogenheit]. Um das Verhältnis von States, Activities, Accomplishments und Achievements zueinander zu illustrieren, schlägt Henriksson (2006: 45) folgendes Modell vor (vgl. Abb. 23): <?page no="84"?> 84 Abb. 23 Situationstypen Nicht dynamische Situationstypen Beispiele States [−Dyn] in Schweden liegen dynamische Situationstypen/ events Beispiele Activities [+Dyn], [−Grenzbez.] [+Dur] essen Accomplishments [+Dyn], [+Grenzbez.] [+Dur] aufbauen Achievements [+Dyn], [+Grenzbez.] [−Dur] abstürzen Was das Merkmal [± Grenzbezogenheit] angeht, handelt es sich darum, ob die Situation eine inhärente Grenze aufweist oder nicht, aber nicht um das tatsächliche Erreichen dieser Grenze. Essen ist ein Verb ohne Grenze, während aufessen ein Verb mit Grenze ist. In der Literatur spielt das Vorliegen oder Nichtvorliegen einer inhärenten natürlichen Grenze eine wesentliche Rolle. Hierbei variieren die Bezeichnungen, zu denen auch Merkmale wie [±telic] (vgl. Smith 1991/ 1997) oder [±Teilbarkeit] (vgl. Leiss 1992) gehören. Das Merkmal [±Teilbarkeit] bezieht sich auf die Homogenität einer Situation (vgl. Abschnitt 2.5.3). In diesem Fall bildet das Verb essen eine homogene und teilbare Verbalsituation ab, während aufessen keine Homogenität aufweist und nicht teilbar ist. Die Distinktion in Bezug auf Grenzbezogenheit und Durativität ist bei dynamischen Situationstypen möglich. Henriksson (2006) geht davon aus, dass Grenzbezogenheit eine Art Resultatstufe impliziert; das Merkmal [±Resultativität] (vgl. Ehrich 1992) ist mit dem Merkmal [±Grenzbezogenheit] verwandt. Dieses Merkmal zielt darauf ab, „inwiefern nach dem potenziellen Erreichen der Grenze […] auch noch ein Resultat vorliegt“ (Henriksson 2006: 36). Henriksson (2006) verwendet das Merkmal [±Resultativität] (Engelbergs verwandte Bezeichnung ist „Nachzustand“) als synonym mit [±Grenzbezogenheit]. Die Merkmale [±Grenzbezogenheit] und [±Resultativität] treten gemeinsam auf. Die Unterscheidung zwischen Activities und Accomplishments ist davon abhängig, ob die Verbalsituation eine natürliche Grenze mit Resultatstufe aufweist (Accomplishment) oder ob es nur einen arbiträreren Endpunkt angibt, wie bei Activities. Das definite oder indefinite Objekt ist von großer Bedeutung (vgl. dazu auch Sioupi 2002b und Kapitel 4, Abschnitt 4.3.3 für das Griechische). <?page no="85"?> 85 States sind nicht-dynamische Situationen, die mit Eigenschaften zu vergleichen sind (in Schweden liegen, Mann sein, ein Lokal kennen). Beispiele wie im Bett liegen, übel sein (Aussagen über eine Person) werden auch als States konzeptualisiert, obwohl deren Durativität anders als bei den States differenziert erscheint. Die in Beispielen angegebenen Zustände wirken daher dynamischer als die vorher aufgeführten states, da durch die vermutlich kürzere Dauer der Situation eine mögliche Veränderung des Zustands impliziert wird. Das Liegen an sich ist immer noch statisch, die eingeschränkte Dauer und potentielle Veränderung dieser Situation deutet aber auf eine gewisse Dynamizität hin. (Henriksson 2006: 47) States wie sein oder liegen drücken keine inhärente Dynamizität aus; der Kontext aber kann zu einer dynamischen Interpretation führen. Hier handelt es sich um Stadienprädikate (stage-level predicates). Ein Kriterium für die Unterscheidung von Individuenprädikaten (individual-level) und von Stadienprädikaten (stage-level predicates), ist die Kompatibilität mit der englischen Progressivform, die nur bei den Stadienprädikaten möglich ist, wie die Beispiele (3: 47), (3: 48) von Henriksson (2006: 47) illustrieren: *Örebro is being in Berlin ist ein Individuenprädikat und nicht verträglich mit der progressiven Form, während Horst is lying in bed ein Stadienprädikat ist und verträglich mit der progressiven Form. Die Unterscheidung zwischen Activities und States, die Stadienprädikate sind, ist, dass Activities über eine inhärente Dynamizität verfügen, während States über eine externe Dynamizität; bei Activities ist die inhärente Dynamizität stärker als die von States. Die dynamische Interpretation kann auch damit zusammenhängen, dass eine schwache agentive Interpretation nicht auszuschließen ist. Wichtig dafür ist auch die Frage, ob außer der Dynamizität auch eine agentive Interpretation möglich ist. Nach Henriksson kann nur in Beispiel (3: 50), hier als (54b) wiederholt, in dem ein geringer Grad von Agentivität vorliegt, eine Activity-Interpretation impliziert sein: (54) a. einige Stunden im Bett liegen. [-Agentivität] (Aussage über ein Kuscheltier) b. einige Stunden im Bett liegen. [+Agentivität] (Aussage über einen Bett-Tester) (aus Henriksson 2006: 48, Beispiele 3: 49, 3: 50) Henriksson vertritt die Auffassung, dass mehrere Lesarten möglich sein müssen, nicht nur für States, sondern auch für andere Situationstypen. <?page no="86"?> 86 Kommen wir nun zu einer Bewertung von Henrikssons Vorschlag. Es ist bereits aus der in 1. geführten Diskussion hervorgegangen, dass die vorgeschlagene Klassifizierung von Situationstypen von Henriksson (2006) große Ähnlichkeit mit den beiden oben erörterten Modellen von Smith und Vendler aufweist. Was die Merkmalswahl betrifft, überwiegen die Ähnlichkeiten mit dem Modell von Smith (s. Abschnitt 2.1.9). Das Merkmal [+Agentivität] ist kein Einteilungskriterium für aspektuelle Klassen; es ist aber von großer Wichtigkeit für die Festlegung von prototypischen Vertreter der States bzw. der Activities und Accomplishments. Die Zuordnungsprobleme sind in den Fällen von Interesse, wo sich die Verbalsituation auf den ersten Blick zwischen zwei unterschiedlichen Situationstypen zu befinden scheint. Ich halte die Einteilung in [ ± dynamische] Sätze für wichtig. Von großer Wichtigkeit ist auch das Merkmal [ ± Resultativität], das zeigt, ob ein Situationstyp ein Resultat impliziert oder nicht. Ich werde aber dagegen argumentieren, dass alle Accomplishments ein Resultat aufweisen (vgl. Kapitel 4). In Abschnitt 2.5.5.3 wurden Beispiele angegeben, die zeigen, dass nicht alle Accomplishments über ein Resultat (Nachzustand) verfügen. Ein anderer Punkt, in dem ich Henriksson nicht zustimme, ist, dass Positionsverben zu States gehören. Auf diese Ansicht wird in Kapitel 4 eingegangen. Obwohl ich auch die These vertrete, dass States nichtdynamisch und mit Eigenschaften zu vergleichen sind, werde ich dafür argumentieren, dass die Positionsverben sitzen, stehen, liegen nicht zu den States-Klassen gehören, sondern dynamisch sind - im Gegensatz zu den States wissen, kennen, lieben, hassen. 2.5.9 Zusammenfassung In diesem Teil wurden die Auffassungen in der Literatur über Zeitkonstitution im Deutschen dargelegt. Es konnten dabei in erster Linie Gemeinsamkeiten hingewiesen werden; gewisse Unterschiede waren auch zu finden. Was die Gemeinsamkeiten betrifft, so verweise ich auf Smiths Merkmale static, durative, telic, auf die Auffassung von Leiss, dass Verben über Merkmale wie Teilbarkeit und Homogenität verfügen, die von Henriksson (2006) übernommen wurden, auf Engelbergs Modell, das Ähnlichkeiten mit Moens und Steedmans Ansicht aufweist, was die Merkmale punktuelle, durative Verben mit oder ohne Nachzustand angeht, auf Döllings Klassifikation, die Smiths Einteilung in States, Activities, Accomplishments, Achievements und Semelfaktive sowie die Unterteilung von Kamp und Reyle in Vorbereitungsphase, Kulminationspunkt und Resultatszustand übernimmt. Die Unterschiede beziehen sich auf <?page no="87"?> 87 Maienborns (2003a) Vorschlag für zwei Arten von Zustandsausdrücken: D(avidson‘sche) Zustandsverben und K(im‘sche) Zustandsverben. Im Folgenden werde ich die Auffassungen in der Literatur über Zeitkonstitution im Griechischen darstellen. 2.6 Zeitkonstitution im Griechischen In diesem Abschnitt möchte ich einen Überblick über den Forschungsstand in Bezug auf Zeitkonstitution im Griechischen geben. Ausführliche Darstellungen des Forschungsverlaufs finden sich in Moser (1993, 1994, 2008), in Tzevelekou (1995, 2009), in Veloudis (2010) und partiell in Giannakidou (2003, 2009) und in Horrocks und Stavrou (2003, 2007). Wenden wir uns zunächst Mosers Ansatz zu. 2.6.1 Moser (1993, 1994, 2008) Moser (1993: 139) übernimmt die Kategorisierung von Sasse (1991: 5), der in seinem Modell von fünf Situationstypen oder States of affair, wie er sie nennt, ausgeht, wie bereits in 2.1.10 diskutiert: 1. Activities: ðulevo (arbeiten), trexo (rennen), troo (essen), ðiavazo (lese), kleo (weinen) 2. Totale Stative: exo (haben), ime (sein), ksero (wissen), kostizo (kosten), periexo (enthalten), aniko (gehören), ziγizo (wiegen). (Individuenprädikate) 3. Inchoative Stative: aγapo (lieben), iðrono (schwitzen), fenome (scheinen/ erscheinen), γnorizo (wissen), stekome (stehen). (Stadienprädikate) 4. Totale Terminative: vrisko (finden), anaγnorizo (erkennen), anakalipto (entdecken). 5. Graduelle/ sukzessive Terminative: peθeno (sterben), arγo (sich verspäten), paγono (frieren), teliono (beenden). Betrachten wir nun die Merkmale jedes Situationstyps. 2.6.1.1 Activities Nach Moser (1994: 87) gehören zu den Activities Verben wie trexo (laufen), perpato (gehen), pezo (spielen), kolibo (schwimmen), xorevo (tanzen), zoγrafizo (malen), γrafo (schreiben). Alle Activities können auch als Accomplishments fungieren, wenn sie mit einer Ergänzung auftreten, z.B. <?page no="88"?> 88 γrafo ena γrama (einen Brief schreiben) (vgl. Krifka 1989, 1992, für das Griechische Chila-Markopoulou und Moser 2001, Sioupi 2002b). 31 Moser (1994: 82), in Anlehnung an Sasse (1991), unterscheidet Activities von States dadurch, dass Activities in ihrer Bedeutung aus inneren Phasen bestehen. Sie verfügen über beide Grenzen, und zwar über die Grenzen des Eintretens in und des Austretens aus eine/ r Situation, nämlich über Sachverhalt 1 (SV 1 ) und Sachverhalt 2 (SV 2 ), wie in Abschnitt 2.1.10 dargelegt wurde. Diese zwei Grenzen setzen nicht weniger einen Teil der Bedeutung fest als im Fall von States. Ein Verb wie trexo (laufen) bezieht sich auf eine Aktivität, die einen Anfangs- und einen Endpunkt besitzt; die gleichen Grenzen sind auch in der Bedeutung eines States wie kimame (schlafen) zu finden. Ein solches Verb hat eine begrenzte Dauer und demzufolge beide Grenzen (die Grenzen des Eintretens und Austretens). 32 Diese können lexikalisch in der Verbbedeutung mit Hilfe von Adverbien ausgedrückt werden, wie die folgenden Beispiele aus Moser (1994: 83, Beispiele 31, 32, hier als 55a, b wiederholt) illustrieren: (55) a. Kimiθika/ kimomun simera apo tis ðio schlief.1SG.PFV/ IPFV heute von die.AKK zwei eos tis teseris. bis die.AKK vier ‚Ich schlief heute von zwei bis vier.‘ b. Etreksa/ etrexa simera apo tis 16: 45 lief.1SG.PFV/ IPFV heute von die.AKK 16: 45 eos tis 17: 10. bis die.AKK 17: 10 ‚Ich lief heute von 16: 45 bis 17.10.‘ Ein Activity-Verb kann als Accomplishment fungieren, wenn das Objekt auf eine bestimmte oder auf viele Entitäten referiert. Folgende Beispiele aus Moser (1994) illustrieren diesen Fall: (56) Activities a. Xtizo spitia. baue Häuser b. Traγuðao balades singe Balladen tu Bob Dylan. 31 Fälle wie ‘eat cherries’ sind in der Literatur als “derived Activities” bekannt (Smith 1991/ 1997). 32 Das Verb sleep gehört nach Smith (1991/ 1997) zu der Kategorie Activities. <?page no="89"?> 89 Bob Dylans. Accomplishments a'. xtizo spiti. baue Haus b'. traγuðao kati balades singe manche Balladen tu Bob Dylan. Bob Dylans. (zitiert nach Moser 1991: 84, Beispiele 35) Der Grund, warum sich ein Activity so verhält, liegt an dem Kulminationspunkt, der für Accomplishments charakteristisch ist. Accomplishments benötigen einen Kulminationspunkt. Bei Verben, deren Objekt nicht auf konkrete Entitäten referiert, fehlt der Kulminationspunkt (57a, b). In diesem Fall handelt es sich um eine allgemeine Eigenschaft. Kommen wir nun zu der Bewertung des vorgestellten Modells von Moser (1993, 1994) über Activities. Ein erster Punkt betrifft den Ansatz der Grenzen des Ein- und Austretens in und aus eine/ r Situation. Der Begriff der Grenzen findet sich bei Smith (1991/ 1997); er wird als Anfangs- und Finalpunkt charakterisiert (vgl. Abschnitt 2.1.9). Der Unterschied ist, dass in Smiths Modell der Finalpunkt bei Activities arbiträr ist. Auch Veloudis (2010) argumentiert für die Grenzen des Ein- und Austretens in bzw. aus eine/ r Activity-Situation für das Griechische (vgl. das gleiche Kapitel, Abschnitt 2.6.4). Ein zweiter Punkt betrifft das Verb kimame (schlafen), das nach Moser (1994) zu den States gehört. In Kapitel 3, in Abschnitt 3.3.5 gehe ich auf die verschiedenen Lesarten des Verbs kimame (schlafen) in der Literatur im perfektiven Aspekt ein, und unten im gleichen Abschnitt, sowie in Abschnitt 2.6.1.2, und in 4.1.3 werde ich zeigen, dass es ein Activity-Verb ist. 33 Ein dritter Punkt betrifft die artikellosen NPn im Singular, die gemäß Moser (1994) als Accomplishments fungieren (vgl. Kapitel 4, Abschnitt 33 Vgl. Giannakidou (2003) dazu. Nach Giannakidou (2003) können Activities, wie kimame (schlafen), eine durative Bedeutung bekommen, wenn sie von einem ‘foradverbial’ modifiziert werden, wie das folgende Beispiel (Giannakidou 2003: 112, Beispiel 42a, b entsprechend) illustriert: (i) a. Ekino to ximona, i Ariadne kimotan 10 ores tin mera. ‘That winter, Ariadne used to sleep for 10 hours a day.’ b. ∃i [i<n ∧ that -winter(i) ∧ MOST [t ∈ C ∧ t ⊆ i; ∧ ∃s sleep (Ariadne, s,t) ∧ duration (t, 10 hours)]]. An dieser Stelle möchte ich hinzufügen, dass die Bedeutung habituell ist; sie wird durch die Phrase ekino to ximona (diesen Winter) markiert. <?page no="90"?> 90 4.3.3.1). Ich habe in Sioupi (2002a, 2002b) dafür argumentiert, dass sie sich wie Activities verhalten und gezeigt, dass das Griechische über einen Null-Determinierer für Singulare in Objekt-Position verfügt. Aus Platzgründen werde ich auf diesen Zusammenhang bei der Analyse der artikellosen Singulare im Griechischen nicht näher eingehen. Der / die interessierte Leser/ in sei auch auf Sioupi (2005) verwiesen, für die Annahme, dass das Griechische und das Deutsche zu verschiedenen Sprachtypen gehören und aus dem Grund das Griechische bestimmte Verbkategorien mit artikellosen Singularen erlaubt, das Deutsche hingegen nicht. 2.6.1.2 States (totale, inchoative States) Moser (1994: 73, 74) argumentiert dafür, dass States aus keinen inneren Phasen bestehen. Sie können über einen Anfangs- und einen Endpunkt verfügen (vgl. Giannakidou 2003, Iatridou et al. 2003 für die gleiche Auffassung, und Tzevelekou 2009 und Veloudis 2010 im gleichen Kapitel für eine andere Auffassung). Manche States wie ksero (wissen), ime (sein), exo (haben), ziγizo (wiegen) (intransitive Form), aniko (gehören), perimeno (warten), apotelume (bestehen) treten nicht im perfektiven Aspekt auf. Die meisten States treten jedoch in der perfektiven Form auf. Der Sasse‘sche Ansatz, von Moser (1994) adaptiert, sieht eine Kategorie für Verben wie aγapo (lieben), stekome (stehen), miso (hassen) voraus, die “inchoative statives” genannt werden. Moser (1994) zufolge können solche Verben auch als statisch kategorisiert werden, wie das Beispiel (Moser 1994: 65, Beispiel 17) illustriert: i γates aγapun ti zesti (Katzen lieben die Wärme). Die stativen Verben können also zwei Lesarten haben: (a) eine allgemeine Lesart, in der das Verb im perfektiven Aspekt auftritt und die innere Phase unberücksichtigt bleibt, wie z.B. to mesimeri kimiθika (ðio ores) (am Mittag schlief ich (zwei Stunden lang)) (aus Moser 1994: 73, Beispiel 1), (b) eine inchoative Lesart, die das Eintreten in einen Zustand impliziert, wie das Beispiel (2b) aus Moser illustriert: molis kaθisa, irθe kapios ke mu ipe na sikotho (als ich saß, kam jemand und sagte, dass ich aufstehen sollte (Moser 1994: 74)). 34 Bei der ersten Lesart wird der Satz als ein abgeschlossenes Ganzes, d.h. perfektiv interpretiert. Die perfektiven Verbformen drücken eine inchoative Lesart aus, die imperfektiven hingegen eine stative. 35 34 Im Griechischen gibt es Verben, die inchoative Bedeutung haben, also Verben mit punktueller Aktionsart (Zeitkonstitution). Zu dieser Kategorie gehören Verben wie γinome (werden), maθeno (lernen), ksipno (aufwachen), ftano (ankommen), emfanizome (erscheinen), anθ i zo (blühen), mavrizo (braun werden), orimazo (reif werden), omorfeno (schön werden), aniγo (öffnen), klino (schließen) etc. 35 Vendler (1967) unterscheidet nicht zwischen stativen und inchoativen Lesarten. <?page no="91"?> 91 Manche von den stativen Verben wie meno (bleiben), zo (leben), ziγizo (wiegen) verfügen über keine inchoative Bedeutung. Auf der anderen Seite existieren auch Verben, die in den perfektiven Formen nur inchoative Bedeutung aufweisen: γnorisa ton Alexanðro perisi (lernte.1SG.PFV den Alexander letztes Jahr kennen ‚letztes Jahr habe ich Alexander kennengelernt’ aus Moser 1994: 75, Beispiel 5b) vs. * γnorisa ton Alexanðro γia ðio xronia (* lernte.1SG.PFV den Alexander zwei Jahre lang kennen aus Moser 1994: 74, Beispiel 5). Bei diesen Verben ist nach Moser charakteristisch, dass die imperfektiven Formen eine andere Bedeutung haben: γnoriza ton Alexanðro perisi bedeutet ‚ich kannte ihn letztes Jahr‘, d.h. wir haben uns schon Jahre früher kennengelernt, während γnorisa ton Alexanðro perisi (lernte.1SG.PFV den Alexander letztes Jahr kennen ‚letztes Jahr habe ich Alexander kennengelernt‘) die Bedeutung hat: ‚wir haben uns letztes Jahr zum ersten Mal getroffen‘. Ein anderes Beispiel ist das Verb zo (leben), das sowohl im perfektiven als auch im imperfektiven Aspekt auftritt, wie sich an den folgenden Beispielsätzen aus Moser (1994: 75, Beispiele 4 und 4a, hier als 58a und 57b) zeigen lässt: (57) a. Ezise (ta perisotera xronia tis zois lebte.1SG.PFV (die meisten Jahre des Lebens.GEN tu) stin Kriti. KL.POSS. 3SG.M) in-die.AKK Kreta ‚Er lebte (die meisten Jahre seines Lebens) auf Kreta.‘ b. Zuse (ta perisotera xronia tis zois lebte.1.SG.IPFV (die meisten Jahre des Lebens.GEN tu) stin Kriti. KL.POSS.3SG.M) in-die.AKK Kreta ‚Er lebte (die meisten Jahre seines Lebens) auf Kreta.‘ In (57a) wird das Ereignis perfektiv dargestellt, während es in (57b) als imperfektiv, d.h. progressiv bezeichnet wird. Diese Daten zeigen, dass der Perspektivenaspekt die Zeitkonstitution beeinflusst. Kommen wir zu einer Kritik des Ansatzes von Moser, der die States betrifft. Auch für mich gilt: States können über Anfangs- und (arbiträre) Finalpunkte verfügen (vgl. Abschnitt 4.1). Ich möchte aber auch Gegenargumente erwähnen, die die Verbunterteilung betreffen. Zunächst ist das Verb kimame (schlafen) kein State, sondern ein Activity. Um Zustände von Activities abzugrenzen, können folgende Kriterien angewandt werden (weitere Kriterien werden in Kapitel 4, in Abschnitt 4.1.3.1 und 4.1.3.2 ausführlich diskutiert): <?page no="92"?> 92 (i) Komplement von Wahrnehmungsverben: Dieses Kriterium ist nur mit Ereignissen kompatibel, wie die Sätze (58) und (59) zeigen (vgl. dazu auch Abschnitt 2.5.7 für das gleiche Kriterium im Deutschen): (58) I Ana iðe ton Petro. die Anna.NOM sah.3SG.PFV den Peter.AKK na kimate. SUBJ schläft.3SG ‚Anna sah Peter schlafen.‘ (59) * I Ana iðe ton Petro die Anna.NOM sah.3.SG.PFV den Peter.AKK na γnorizi. SUBJ kennt.3SG ‚Anna sah Peter kennen‘. (ii) Ereignisbezogene Pronomina sind nur mit Ereignissen verträglich. In (60) bezieht sich afto, abgekürzte Form to (es), auf das Ereignis des Schlafens. Bei States sind keine ereignisbezogenen Pronomina in Folgesätzen möglich (vgl. dazu Krifka 2009: 48 für Beispiele im Englischen, sowie Kapitel 4, Abschnitt 4.1.2) (vgl. 61): (60) O Petros kimate ke i der Peter.NOM schläft.3SG.IPFV und die Ana to iðe. Anna.AKK KL.AKK.3SG.N sah.3SG.PFV (oti o Petros kimate). (dass der Peter.NOM schläft). ‚Peter schläft und Anna hat es gesehen, (dass Peter schläft).‘ (61) * O Petros γnorizi ke i Ana der Peter.NOM weiß.3SG.IPFV und die Anna.AKK to iðe. KL.AKK.3SG.N sah.3SG.PFV ‚* Peter weiß und Anna sah es.‘ Diese Kriterien zeigen, dass es sich bei kimame (schlafen) nicht um ein statives Verb, sondern um ein Ereignis handelt. Ein zweiter Punkt betrifft Mosers Annahme, dass sich viele States im perfektiven Aspekt als inchoative verdoppeln. Zuerst zu der inchoativen Lesart: Smith (1997) nimmt an, dass stative Verben eine inchoative Interpretation bekommen können; diese Interpretation bezieht sich auf den Nachzustand, der sich fortsetzen kann. Es scheint jedoch, dass nicht alle Stative eine inchoative Interpretation haben (s. Smith 1997 für ein ähnli- <?page no="93"?> 93 ches Verhalten der States im Chinesischen). Wir müssen also nach anderen Kriterien umsehen, mit deren Hilfe die inchoative Lesart von der statischen Lesart abgegrenzt werden kann. Ein Hauptkriterium dafür ist: (i) die Verbindung mit dem Adverbial akoma (immer noch) (Krifka pers. Mitt.): inchoative Verben im Griechischen erlauben die Folgerung, dass sich der Nachzustand fortsetzt, wie in (62) illustriert wird: (62) Tin aγapise ke tin KL.AKK.3SG.F liebte.3SG.PFV und KL.AKK.3SG.F aγapa akoma. liebt.3SG.IPFV immer noch. ‚Er liebte sie und er liebt sie immer noch.’ (ii) Ein Zusatzkriterium ist das Kriterium der Kombination mit einem lokalen Modifikator; Ereignisse sind mit lokalen Modifikatoren kombinierbar, die meisten States hingegen nicht (vgl. 63): (63) ? Aγapise tin Ana sto Parisi. liebte.3SG.PFV die Anna.AKK in-das Paris.AKK ‚Er liebte Anna in Paris.’ Der Satz (63) ist nur unter der Bedeutung ‚er verliebte sich in sie’ grammatisch. Es scheint also, dass das Verb aγapo (lieben) nur unter dieser Bedeutung eine Zustandsveränderung ausdrücken kann (vgl. Abschnitt 4.1.3.2 für weitere Kriterien). In Kapitel 4, Abschnitt 4.1.3.2 wird detailliert auf die Eigenschaften von States eingegangen. Ich werde in Anlehnung an Rothstein, S. (2005) dafür argumentieren, dass manche States räumlich lokalisierbar sein können und aus diesem Grund lokale Modifikatoren zugelassen werden. Ein dritter Punkt bezieht sich auf das Verb kaθome (sitzen); das Verb kaθome (sitzen) im Griechischen ist ambig, d.h. es verfügt über zwei Lesarten: über eine inchoative und über eine stative oder resultative Lesart (vgl. Talmy 2000b, Berthele 2006 sowie Abschnitt 4.1.2). Das Beispiel von Moser molis kaθisa, irθe kapios ke mu ipe na sikoθo (als ich saß, kam jemand und sagte, dass ich aufstehen sollte) kann als inchoativ interpretiert werden: Es geht um eine Ereignis-Lesart; es kann aber auch eine resultative (stative) Lesart haben, in dem Sinne, dass die Zustandsveränderung schon stattgefunden hat. 36 36 Smith illustriert den Fall für das Englische mit Hilfe von folgendem Beispiel: John was sitting in the chair (Smith 1991: 116). Die Ereignis-Lesart besagt, dass sich John <?page no="94"?> 94 Ähnlich verhält sich das Verb γnorizo (kennen/ kennenlernen), das im perfektiven Aspekt ausschließlich eine inchoative Lesart hat (Moser 1994). Was die Interpretation des Satzes γnorisa ton Alexanðro perisi (lernte.1SG.PFV den Alexander letztes Jahr kennen ‚letztes Jahr habe ich Alexander kennengelernt’) aus Moser (1994: 75, Beispiel 5b) angeht, möchte ich dafür argumentieren, dass das Verb in diesem Satz über keine inchoative Lesart verfügt; es handelt sich um eine andere Bedeutung, die Bedeutung von „kennenlernen“ und nicht von „kennen“ (zu den verschiedenen Bedeutungen von γnorizo (kennen/ kennenlernen) s. Kapitel 4, Abschnitt 4.1.3.1)). Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn letztes Jahr kennenlernte und jetzt ihn nicht mehr kenne, ist gleich null. Das Adverbial gibt nur den Zeitpunkt an, an dem ich ihn kennenlernte; seit diesem Zeitpunkt kenne ich ihn. Wenn wir die gleichen Kriterien anwenden, um festzustellen, ob dieses Verb als inchoativ fungiert, lässt sich zeigen, dass das Verb nicht kombinierbar mit dem Adverbial akoma („immer noch“) ist, d.h., dass der Nachzustand nicht fortgesetzt wird, wie (64) illustriert: (64) * Γnorisa ton Alexanðro perisi lernte.1SG.PFV den Alexander.AKK letztes Jahr kennen ke ton γnorizo akoma. und KL.AKK.3SG.M kenne.1SG.IPFV immer noch ‚* Ich habe Alexander letztes Jahr kennengelernt und ich kenne ihn immer noch.’ Das zweite Kriterium ist die räumliche Lokalisierung; γnorizo (kennenlernen) lässt lokale Modifikatoren zu, wie (65) illustriert: (65) Γnorisa ton Alexanðro perisi lernte.1SG.PFV den Alexander.AKK letztes Jahr kennen sto Parisi. in-das Paris.AKK ‚Ich habe Alexander letztes Jahr in Paris kennengelernt.’ im Prozess des Sich-Setzens befindet; nach der resultativen Lesart hat John schon gesessen. Der Unterschied zwischen diesen zwei Lesarten ist eine Unterscheidung auf der Ebene des Perspektivenaspekts: Die inchoative Lesart fokussiert eine Zustandsveränderung, während die resultative (imperfektiv) den nachfolgenden Zustand fokussiert. <?page no="95"?> 95 In (64) zeigt die Unverträglichkeit mit dem Adverbial akoma (immer noch), dass γnorizo (kennen/ kennenlernen) nicht inchoativ ist; es handelt sich um ein State, das an einem Ort lokalisierbar sein kann (vgl. 65). Die Inakzeptabilität des Beispiels von Moser, das auch auf die Verbform γnoriso (kennenlernen.PFV) referiert, * γnorisa ton Alexanðro γia ðio xronia (* lernte.1SG.PFV den Alexander zwei Jahre lang kennen), lässt sich damit erklären, dass das Verb γnorizo (kennen/ kennenlernen) sowohl im perfektiven als auch im imperfektiven Aspekt nicht verträglich mit dem Zeitdaueradverbial ‚X Zeit lang’ ist: * γnoriza ton Alexanðro γia ðio xronia (kannte.1SG.IPFV den Alexander zwei Jahre lang). Obwohl States Zeitdaueradverbien wie ‚X Zeit lang’ zulassen, ist γnorizo (kennen/ kennenlernen) nicht mit diesem Adverbial kombinierbar. Es liegt also an der Bedeutung des Verbs, die stabil ist, und die sich nicht ändern kann; aus diesem Grund ist die Annahme, dass γnorizo (kennen/ kennenlernen) X Zeit lang dauern kann, redudant. Rothstein, S. (2005) argumentiert dafür, dass alle States stabil sind. Im Kapitel 4, in Abschnitt 4.1.2 und 4.1.3.1 werde ich darauf eingehen und zeigen, dass nicht alle States stabil sind. Fassen wir kurz zusammen: Nach Moser (1994: 86f.) sind die Unterschiede zwischen Stativen und Activities nicht semantischer, sondern aspektueller Natur. Manche Stative treten nicht in perfektivem Aspekt auf, während bei anderen, die in perfektivem Aspekt auftreten, der perfektive Aspekt den Punkt des Eintretens in den Zustand und nicht den Zustand selbst ausdrückt. Activities verhalten sich anders: die perfektiven Verbformen haben nie eine inchoative Bedeutung. Das ist eventuell mit der These von Vendler verbunden, dass die Aktionsart bei Activities verschieden ist: Activities bestehen aus Phasen, Stative hingegen nicht. Mit anderen Worten sind States statisch, Activities dynamisch. Nach Moser (1994: 87) ist diese Unterscheidung auf der Ebene des Perspektivenaspekts nicht von großer Bedeutung für das Sprachsystem einer Sprache wie das Griechische, da das Griechische die gleiche morphologische Form für den Kontinuativ, d.h. den Progressiv und den Habituell aufweist. Im Englischen hingegen, in dem der Progressiv vom Habituell und vom Kontinuativ unterschieden wird, ist dieses Merkmal von großer Bedeutung. Nach Vendler unterscheiden sich Activities von Stativen dadurch, dass Activities den Progressiv bilden, Stative hingegen nicht. Dieses Kriterium ist aber nicht verlässig, wie schon in Abschnitt 2.1.1 dargelegt. Im Griechischen können sowohl Activities als auch Stative im imperfektiven Aspekt die Bedeutung des Kontinuativs und des habituellen Aspekts haben. <?page no="96"?> 96 2.6.1.3 Totale Terminative (Achievements) Zu dieser Kategorie gehören Verben, wie vrisko (finden), anaγnorizo (erkennen), anakalipto (entdecken), die auf den Punkt des Austretens aus einer Situation referieren (vgl. Moser 1994: 87 und 2.1.10). Sie bilden den Gegenpol der inchoativen Verben, da sie den Kulminationspunkt dieser Ereignisse darstellen. Es ist Moser (1994: 87) zufolge nicht einfach, die inchoativen Verben von den totalen terminativen Verben zu unterscheiden, da jedes punktuelle Ereignis, unabhängig davon, ob es den Höhepunkt der vorigen Handlung darstellt oder nicht, in eine neue Situation einführt. Dieses Konzept findet sich auch in Sasses Schema (Sasse 1991), da beide Grenzen des Schemas, das jedes Ereignis beschreibt (G 1 und G 2 oder SV 1 und SV 2 ) als ‚Zustandswechsel’ charakterisiert wird. In der Tat drücken die totalen terminativen Verben gleichzeitig das Eintreten in einen Zustand aus. Es existieren Verben, die nicht leicht zu kategorisieren sind. Z.B. kann das Verb peθeno (sterben) als total terminativ gekennzeichnet werden, da es sich auf einen Punkt des Austretens von dem Zustand des Lebens bezieht; auf der anderen Seite ist es auch inchoativ. Diese Problematik trifft auch auf Verben wie γenieme (geboren werden), xano (verlieren), ksexnao (vergessen) zu. 37 Meine Kritik zu Mosers Ansatz betrifft die Verben vrisko (finden), anaγnorizo (erkennen), anakalipto (entdecken, erfinden). Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Verben punktuelle Ereignisse mit Nachzustand bezeichnen. Der Begriff des Nachzustands in der Verbbedeutung ist von großer Wichtigkeit nicht nur in der älteren Aktionsartforschung (Romberg 1899: 7, Streitberg 1891), sondern auch in neueren dekompositionellen Ansätzen (Wunderlich 1996, Pustejovsky 1991). Was das Verb finden betrifft, wird nach Engelberg (2000: 72) für das Deutsche, ein vorausgehendes Ereignis (Suchen) kontextuell präsupponiert (vgl. dazu Romberg 1899: 15, Sioupi 2009 für das Griechische). Für das Verb erkennen, ist Engelberg (2000: 74f.) zufolge kein den Agens (oder Experiencer) involvierendes Ereignis, das vorausgeht, lexikalisch präsupponiert oder kontextuell erschlossen werden kann. Was das Verb peθeno (sterben) anbelangt, wird dieses viel in der Literatur diskutiert, sowohl für das Englische als auch für das Deutsche. Gehen wir zuerst auf die Auffassung für das Englische ein. Nach Comrie (1976) kann ein Achievement in der Progressivform auftreten, die Situati- 37 Vendler unterscheidet nicht zwischen inchoativen und terminativen Verben. <?page no="97"?> 97 on auf die es referiert, ist jedoch punktuell. Vlach (1981) analysiert die Achievements im Progressiv als inhärente Accomplishments, d.h. dass sie sich auf den Endpunkt eines korrespondierenden Accomplishments beziehen. Z.B. John dies bezieht sich auf ein Accomplishment-Ereignis und der Satz John is dying ist als Progressiv dieses Accomplishments zu analysieren. Brinton (1988: 174) schlägt für das Englische Folgendes vor: Wenn eine punktuelle Eventualität das Ende eines Prozesses indiziert, dann ist es manchmal möglich, dass sie den Prozess fokussiert (vgl. 66 aus Fagan 1992: 86, Beispiel 78b): (66) He was dying for an hour. (= He was in the process of dying for an hour). Brinton wie auch Vlach argumentieren dafür, dass sich Verben wie die in den meisten Fällen als Accomplishments verhalten. Sie erscheinen im Progressiv mit durativen Adverbialen, da sie den Teil des Prozesses fokussieren, der Teil eines Accomplishments ist, nämlich die Aktivität und nicht den Endpunkt (Brinton 1988: 276ff., nach Fagan 1992: 86f.). Im Deutschen kann sterben wie auch erkennen im Perfekt nicht mit einem durativen Adverbial auftreten, was charakteristisch für Achievements ist. Folgende Beispiele aus Fagan (1992: 86, Beispiele 76, 68b entsprechend) illustrieren den Fall: (67) * Er ist zwei Tage lang gestorben. ‘He died for two days.’ (68) Er hat seinen alten Freund sofort/ * fünf Stunden lang erkannt. ‘He recognized his old friend immediately/ * for five hours.’ Trotzdem kann sterben im Progressiv mit einem durativen Adverbial auftreten (vgl. 69). Das zeigt, dass es sich in diesem Fall um Activities (70) und nicht um Achievements (71) handelt: (69) Er lag zwei Tage lang im Sterben. (70) Sie war zwei Stunden lang beim Tanzen. (71) * Er war eine Stunde dabei, seinen alten Freund zu erkennen. (aus Fagan 1992: 86, Beispiele 77a, b, c) 2.6.1.4 Graduelle/ Sukzessive Terminative (Achievements) Nach Moser (1994: 87) weisen diese Verben sowohl eine durative als auch eine punktuelle Aktionsart auf. Nach Sasse (1991) wird das Verb peθeno <?page no="98"?> 98 (sterben) als ein graduelles/ sukzessives unterteilt, das zu der Kategorie der Achievements gehört (Vendler 1967). Wie schon oben angedeutet, kann das Verb peθeno sowohl als ein Punkt des Austretens von einem Zustand (des Lebens) als auch als ein Punkt des Eintretens in einen anderen Zustand (des Sterbens) angesehen werden (vgl. auch Fagan 1992 für das Englische und das Deutsche). Peθeno (sterben) ist nach Vendlers Kategorisierung punktuell. Es könnte aber auch als ein Prozess angesehen werden, der zum Tod führt. Andere Verben, die zu dieser Klasse gehören, sind arγo (sich verspäten), paγono (frieren) teliono (beenden). Diese Klassifizierung ist Moser (1994) zufolge eher problematisch. Das Verb teliono (beenden) ist das einzige, das als total terminativ kategorisiert werden kann. Die sukzessive Lesart hängt mit der Bedeutung des Verbs zusammen, dass das Buch fast zu Ende geschrieben wurde: (72) Ekini tin epoxi teliona diese die Zeit.AKK beendete.1SG.IPFV to miθistorima mu. den Roman.AKK KL.POSS.1SG ‚Zu dieser Zeit beendete ich die Arbeit an meinem Roman.’ Das Verb frieren ist ein graduelles terminatives Verb, da das Erreichen des Endpunktes einen Prozess voraussetzt. Ich komme nun zu einer Kritik von Mosers Ansatz. Eigentlich könnten nach Moser nur die Verben arγo (sich verspäten) und paγono (frieren) in die Verbklasse „graduelle/ sukzessive terminative“ eingeordnet werden. Wie Moser bemerkt, teilt Sasse (1991) nur das Verb finden in die Verbklasse der totalen terminativen Verben ein. Ich möchte weiter darauf hinweisen, dass die graduelle/ sukzessive Interpretation des Verbs teliono (beenden) (vgl. 73) aus meiner Sicht mit dem imperfektiven Aspekt und nicht mit der Bedeutung des Verbs verbunden ist. Wie das Beispiel (73) illustriert, erhält das Verb teliono (beenden) im perfektiven Aspekt keine graduelle/ sukzessive Lesart, sondern eine abgeschlossene: (73) Teliosa to miθistorima beendete.1SG.PFV den Roman.AKK mu. KL.POSS.1SG ‚Ich beendete die Arbeit an meinem Roman.’ Nach Smith (1991: 54) fokussieren Verben wie begin, start und finish den initialen oder den finalen Punkt eines Ereignisses. Sie sind Accomplishments, wenn sie eine Änderung aus einem Zustand mit einer internen <?page no="99"?> 99 Struktur darstellen, d.h. dass sie einen Prozess und ein Resultat ausdrücken. Das Resultat ist die Änderung in ein duratives Ereignis oder eine Änderung, die von dem finalen Punkt des Ereignisses repräsentiert wird, also ein egressives Resultat. 38 2.6.2 Nikiforidou (2004) Nikiforidou (2004) übernimmt Langackers (1987, 1991, 2001) Ansatz, der dafür argumentiert, dass Perfektivität und Imperfektivität eine wesentliche konzeptuelle Distinktion kodieren, die sowohl den grammatischen als auch den lexikalischen Aspekt (Zeitkonstitution, Aktionsart) betrifft, und die mit einer ähnlicher Distinktion im nominalen System korrespondiert; sie widerspiegelt sich in dem Unterschied zwischen Massen- und zählbaren Nomina. Was den lexikalischen Aspekt angeht, profilieren imperfektive Prozesse eine Relation, die als stabil interpretiert wird, d.h. dass sie nicht geändert wird; perfektive dagegen eine Relation, die sich ändert. Verben wie resembles, have, believe, die nach dem Vendler’schen Modell als states kategorisiert werden, drücken Langacker zufolge imperfektive Prozesse aus; alle andere dagegen perfektive. Anhand dieser Theorie kann jedes Ereignis auf verschiedene Weise wahrgenommen werden. Der englische Progressiv kann als eine interne Perspektive und nicht als ein Ganzes beschrieben werden (vgl. Mackridge 1985). Mit anderen Worten ist der lexikalische Aspekt nach Langacker subjektiv. Nach Nikiforidou bringt Langackers Ansatz für das Griechische die interne Perspektive des Aspekts (vgl. Mackridge 1985) mit der progressiven Interpretation von Moser (1994), Holton et al. (1997) und Clairis und Babiniotis (1999), die mit dem imperfektiven Aspekt assoziiert werden, zusammen. 2.6.3 Horrocks und Stavrou (2003, 2007) Anhand einer Untersuchung der Bewegungsverben gehen Horrocks und Stavrou (2003, 2007) von einer Dreiteilung aus: (a) von “(non-) terminativity“, die eine lexikalische Eigenschaft (Aktionsart) ist, (b) von “(non-) delimitedness“, nämlich von dem Perspektivenaspekt, also von der Unterscheidung zwischen perfektiv und imperfektiv, und (c) von “(a)telicity“, die eine Eigenschaft der Situationstypen ist, die von der VP, also vom Prädikat, denotiert wird. Gehen wir nun auf die Eigenschaften dieser Kategorien ein. 38 Ein anderer Begriff, der in der Literatur benutzt wird, ist der Begriff “phase verbs”. Darauf wird in Abschnitt 3.3.3 eingegangen. Vgl. auch Borik 2002 für das Russische. <?page no="100"?> 100 (a) “Terminativity”/ “non-terminativity”: Anhand von Bewegungsverben, die einen natürlichen Endpunkt involvieren, führen Horrocks und Stavrou (2003, 2007) diesen Terminus ein, der auf die lexikalischen Eigenschaften (Aktionsart) von Verben referiert (go, come, arrive etc.). Z.B. das Verb go in der Phrase went to the station ist ein terminatives Verb, da es über einen Endpunkt verfügt. Im Gegensatz dazu denotieren non-terminative Verben Bewegungen ohne Endpunkt, da sie an einer Stelle lokalisiert sind, wie das folgende Beispiel von Horrocks und Stavrou zeigt: John ran/ swam (in the sea), obwohl in manchen Sprachen wie z.B. im Englischen das gleiche Verb auch eine terminative Lesart in einem bestimmten Kontext haben kann: John swam to the island. (b) “Delimitedness”/ “non-delimitedness”: Der Terminus delimitedness referiert auf Situationen, die vollständig sind und über externe Grenzen (Anfang und Ende) verfügen. In diesem Fall ist das Verb perfektiv markiert aber ohne Angaben über interne temporale Konturen, wie z.B. die Progressivität. Im Gegensatz dazu verfügt eine “nondelimited” Interpretation einer Situation über interne Konturen, aber ohne Angaben über externe Grenzen (vgl. Comrie 1976). (c) “Telicity”/ “atelicity” bezieht sich auf VPn (Prädikate), nämlich auf Verben mit ihren Komplementen oder Adjunkten (vgl. dazu Verkuyl 1972, 1993). Ein telisches Ereignis ist ein Ereignis mit einem natürlichen Kulminationspunkt. Telische Ereignisse sind auf ein Ziel gerichtet, sie beinhalten eine Zustandsveränderung oder eine Ortsveränderung. Atelische Ereignisse sind nicht zielgerichtet; sie sind Prozesse oder Aktivitäten ohne inhärente Endpunkte. Horrocks und Stavrou bemerken, dass es keinen Zusammenhang zwischen “(non-) terminativity” von Verben und “(a)telicity” von Situationen gibt; ein Verb kann “non-terminative” sein, und trotzdem in einer VP auftreten, die eine telische Situation denotiert: (beat the meat flat in half an hour). Moser (2008) argumentiert auch für die Dreiteilung aller Ereignisse in “terminativity”, “telicity” und “perfectivity”. “Terminativity” und “telicity” referieren auf einen finalen Punkt des Ereignisses. Sie unterscheiden sich darin, dass “terminativity” sich auf den finalen Punkt bezieht, der in der Aktionsart inhärent enthalten ist, während “telicity” auf eine abstrakte Ebene referiert, auf den Punkt, an dem “terminativity” und perferktiver oder habitueller Aspekt sich treffen. Moser (2008) übernimmt Langackers (1987) und Nikiforidous (2004) Auffassung für das Griechische, dass Aspekt das Resultat der subjektiver Wahl des Sprechers ist, d.h. beim per- <?page no="101"?> 101 fektiven Aspekt präsentiert der Sprecher das Geschehen als Ganzes, das Grenzen und einen finalen Punkt enthält. An diesem Punkt möchte ich auf die terminologische Verwirrung eingehen, um sie klarzustellen. Wie Horrocks und Stavrou (2003, 2007) bemerken, ist das von Smith (1991) aufgeführte Merkmal “(a)telicity” verwandt mit dem Begriff “(non-)terminativity”. Für Smith ist Telizität ein Terminus für Situationstypen und besonders für Achievements und Accomplishments. In ihrem Ansatz ist Telizität eine Bezeichnung sowohl für Verben als auch für Verbalphrasen, während in Horrocks und Stavrous Ansatz der angesprochene Terminus “terminativity” nur als Terminus für Verben gedacht ist, Telizität hingegen für Verbalphrasen angewendet wird (à la Verkuyl 1993). Die zweite Kategorie, “delimitedness”, referiert auf den grammatischen/ morphologischen Aspekt. Diese Teilung erinnert uns an den morphologischen/ grammatischen Aspekt, also an den „(im)perfektiven Aspekt“ in Sprachen wie dem Russischen oder dem Griechischen. Was die Termini perfektiv-imperfektiv und Endpunkten angeht, weisen sie Gemeinsamkeiten mit Smiths Modell auf in Bezug auf die Anfangs-und Endpunkte. Verwandt mit der internen Kontur ist der Begriff der „Phasen“, der in Comrie (1976), Sasse (1991) und Moser (1994) zu finden ist. Für die dritte Kategorie wird in der Literatur der Begriff kompositioneller Prädikationsaspekt verwendet (vgl. Verkuyl 1972, 1993 sowie hier Kapitel 2.1.12). 2.6.4 Tzevelekou (1995, 2009) Tzevelekou (1995) präsentiert eine detaillierte Analyse des lexikalischen (Aktionsart) und des grammatischen Aspekts im theoretischen Rahmen von Culioli (1990), der zwischen “occurences notionnelles” und “occurences situationnelles” unterscheidet. Tzevelekou beschreibt den grammatischen Aspekt, in dem sie insbesondere einen literarischen Korpus verwendet, der interessante Beschreibungen des Gebrauchs des historischen Präsens und des Imperfekts enthält. Tzevelekou (2009: 244), Lakoff folgend, unterteilt Stative in folgenden Klassen: (a) Stative, die mentale Zustände ausdrücken: ksero (wissen), katalaveno (verstehen), skeftome (denken), θimame (sich erinnern), (b) Kognitionsverben: pistevo (meinen), nomizo (glauben), (c) Volition: θelo (wollen), epiθimo (mögen), elpizo (hoffen), (d) Wahrnehmungsverben: vlepo (sehen), akuo (hören), mirizo (riechen), (e) psychologische Zustände, in denen der Träger, der diese Situation erlebt, das Subjekt sein kann: o Petros aγapa/ misi/ θamvazi ti Maria (Peter liebt/ hasst/ bewundert Maria), o <?page no="102"?> 102 Petros pliti/ ðiaskeðazi me ti Maria (der Peter langweilt sich/ unterhält sich mit Maria), oder ein Akkusativobjekt: to pexniði ðiaskeðazi/ enoxli ti Maria (das Spiel unterhält/ stört Maria), oder ein Dativobjekt 39 : to pexniði aresi sti Maria (das Spiel gefällt Maria), (f) Möglichkeit: boro, ksero (können, wissen), (g) Zustände, die mit dem physikalischen Zustand verbunden sind: pinao, ðipsao, kriono (ich bin hungrig/ ich habe Hunger, ich bin durstig/ ich habe Durst, mir ist kalt), (h) Gleichwertigkeit: miazo, ðiafero (ähneln, unterscheiden), (i) physikalische Eigenschaften: o ilios labi (die Sonne scheint), (j) Körperhaltungen: stekome, kaθome, kimame (stehen, sitzen, schlafen). Tzevelekou (2009: 244) argumentiert am Beispiel des Verbs katalaveno (verstehen) gegen die Ansicht von Comrie (1976: 19), Moser (1994) und Giannakidou (2003), dass das Verb katalaveno (verstehen) im Satz (74b), als inchoativ fungiert, insofern, dass es den Anfang des Zustands des Verbs katalaveno (verstehen) ausdrückt (vgl. dazu Comrie 1976: 19, Moser 1994 und Giannakidou 2003). Sie vertritt die Auffassung, dass die stativen Prädikate im perfektiven Aspekt eine Zustandsveränderung von einem Zustand X zu einem Zustand -X ausdrücken, die als Kontrast zwischen dem Zustand X und dem Zustand -X verstanden werden kann: (74) a. Katalavene tin apopsi su. verstand.3SG.IPFV die Ansicht.AKK KL.POSS.2SG ‚Er verstand deine Ansicht.’ b. Katalave tin apopsi su. verstand.3SG.PFV die Ansicht.AKK KL.POSS.2SG ‚Er verstand deine Ansicht.’ (aus Tzevelekou 2009: 243 Beispiele 11a,b) Tzevelekou bringt eine Reihe von Kriterien, die zeigen, dass der perfektive Aspekt das Verb katalaveno (verstehen) von der Kategorie der stativen Prädikate zu der Kategorie der Achievements verschiebt. 40 So wird das Verb katalaveno (verstehen) als andilamvanome (begreifen) interpretiert. Die folgenden Beispiele aus Tzevelekou (2009: 244, Beispiele 18a, b, hier als 75a, b wiederholt) zeigen dies: (75) a. Eki katalava oti boro na epivioso. da begriff.1SG.PFV dass kann SUBJ überleben ‚Da begriff ich, dass ich überleben kann.’ 39 Im Griechischen tritt der Dativ mit einer PP auf. 40 Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch Smith (1991: 110). <?page no="103"?> 103 b. * Eki katalavena oti boro na da begriff.1SG.IPFV dass kann SUBJ epivioso. überleben ‚* Da begriff ich, dass ich überleben kann.’ Zur Kritik an Tzevelekous Ansatz: Auch für mich gilt, dass stative Verben wie katalaveno (verstehen), keine inchoativen Verben sind. Wie oben angedeutet, Zusatzkriterien, mit Hilfe von denen für diese Auffassung argumentiert werden kann, sind das Kriterium der Kombination mit dem Adverbial akoma sowie mit lokalen Modifikatoren. Wie die folgenden Beispiele illustrieren, sind sie nicht kompatibel mit dem Verb katalaveno (verstehen) (vgl. 76, 77): (76) * Katalave tin apopsi su verstand.3SG.PFV die Meinung.AKK KL.POSS.2SG ke tin katalaveni akoma. und die.AKK versteht.3SG.IMPFV immer noch ‚* Er verstand deine Meinung und er versteht sie immer noch.’ (77) * Katalave tin apopsi verstand.3SG.PFV die Meinung.AKK su sto Parisi. KL.POSS.2SG in-das Paris.AKK ‚* Er verstand deine Meinung in Paris.’ Zunächst fällt auf, dass das Auftreten mit Adverbien wie ksafnika (plötzlich), ekini ti stiγmi (in diesem Moment), γriγora (schnell) ein Fall von Typverschiebung (Type Coercion) ist (vgl. de Swart 1998). Im Englischen ist der Progressiv der Übergang von einer dynamischen Handlung (action) zu dem Zustand der Handlung im Verlauf. Übergänge (Transition) wie Inchoativität und Habitualität im Englischen werden von einer kontextuellen Interpretation, die als “coercion” bekannt ist, beherrscht. Das Ereignis des Lesens eines Buches kann als ein laufendes Ereignis typ-angepasst werden (78a). Ereignisse können auch als States angepasst werden, indem sie dem Satz eine iterative (78b) oder eine habituelle Lesart (78c) zufügen, wie die Beispiele (20b, c, d) aus de Swart 1998: 359, hier als (78a, b, c) wiederholt illustrieren: (78) a. I read a book for a few minutes. <?page no="104"?> 104 b. John played the sonata for about eight hours. c. For months, the train arrived late. Die Typverschiebung ist vom gleichen semantischen Typ wie ein aspektueller Operator wie der Perfekt, der Progressiv oder ein duratives Adverbial. Im vierten Kapitel werde ich gegen Tzevelekous Ansicht argumentieren, dass die Verben, die Körperhaltung ausdrücken, zu den Zuständen gehören. 41 2.6.5 Veloudis (2010) Veloudis’ (2010) Ansatz weist viele Ähnlichkeiten mit dem Vendler’schen Modell auf. Er verwendet auch den Begriff der Grenzen. Es gibt Situationen wie Zustände (ksero (wissen), pistevo (glauben), miso (hassen), aγapo (lieben)), die über keine Grenzen verfügen. Das Beispiel von Veloudis (2010: 15) macht das deutlich: der Satz i Maria aγapuse na oðiγi spor aftokinika (‚Maria liebte es, Sportwagen zu fahren’) enthält keine Anspielung darauf, ab welchem und bis welchem Zeitpunkt dieses Liebesverhältnis gilt, oder ob es immer noch existiert oder nicht. In dem Satz i Maria aγapa na oðiγi spor aftokinita (‚Maria liebt es, Sportwagen zu fahren’) legt der Sprecher den Fokus auf Marias emotionale Einstellung. Accomplishments verfügen über Grenzen und werden von der Situation selbst determiniert. Im Fall trexo tria xiliometra (‚ich renne drei Kilometer’), ist der Beginn des Rennens 0 Kilometer und das Ende 3.000 Meter. Das Gleiche gilt für Situationen wie zoγrafizo enan pinaka (‚ein Bild malen’), xtizo ena spiti (‚ein Haus bauen’) etc. Bei Achievements werden die Grenzen von der Situation bestimmt wie bei Accomplishments. Der Unterschied zwischen Achievements und Accomplishments ist, dass bei Achievements die Grenzen wie Punkte denotiert werden, die sich in einem Moment überlappen: in dem Moment des Ein- oder Austretens, das punktuell ist. Mit einem ‚Klick’ wird der Übergang von ihrer Anwesenheit auf ihre Abwesenheit übertragen oder auch umgekehrt, wie folgende Verbalausdrücke zeigen: vrisko ta kliðia mu (‚meinen Schlüssel finden’), kerðizo ton agona (‚das Spiel gewinnen’) etc. Activities (trexo (laufen), psarevo (angeln) kolibo (schwimmen)) besitzen auch Grenzen, aber sie werden nicht denotiert; sie sind von unserem Weltwissen ableitbar. Ein Unterschied zwischen Activities und Accomplishments ist, dass, auch wenn sie unterbrochen werden, die Situation entwickelt worden ist. Wenn das Laufen von Janis aus irgendeinem 41 Vgl. dazu Tzevelekou (1995: 331-357). <?page no="105"?> 105 Grund unterbrochen wird, dann ist Janis schon gelaufen. Wenn aber eine Accomplishment unterbrochen wird, dann bleibt die Situation unvollständig. D.h. wenn Janis plötzlich das Malen des Bildes unterbricht, dann hat Janis kein Bild gemalt. Diese Eigenschaft von Activities ist auch bei Zuständen anzutreffen (vgl. dazu Lyons 1977: 483). Eine andere Kategorie, die Veloudis hinzufügt, ist die der semelfaktiven Situationen (xtipo (to kuðuni) (klingen), vixo (husten)). Wie bei den Achievements überlappen sich auch bei den Semelfaktiven die Grenzen in einem Moment. Die Semelfaktive führen nicht in eine neue Situation ein. Wenn z.B. Janis hustet, führt sein Husten nicht einen neuen Sachverhalt ein, während wenn man das Licht anmacht, dies den Übergang von einem Punkt zu einem anderen zeigt: Das Licht war aus und jetzt ist es an. So schlägt Veloudis vor, dass diese Unterscheidungen wie folgt revidiert werden kann: die dynamischen Situationen in Prozesse und Ereignisse zu unterteilen, in dem in Betracht gezogen wird, dass die Situation durativ oder punktuell ist. Möglich ist auch, die Prozesse in Activities und Accomplishments aufzuteilen; das ist von der internen Struktur abhängig: Accomplishments zeigen eine Entwicklung zu einem neuen Sachverhalt, während Activities keine Entwicklung zu einem neuen Sachverhalt zeigen. Ereignisse können in Semelfaktive und Achievements unterteilt werden; diese sind die punktuellen Varianten der Achievements und Activities. 2.7 Ein Vergleich der Ansätze Kommen wir nun zu einer Bewertung der Ansätze. Bei der von Moser betrachteten Kategorisierung handelt es sich um eine Klassifizierung, die Gemeinsamkeiten mit Smiths (1991/ 1997) Ansatz aufweist. Ich halte Mosers Ansatz für wichtig, in einigen Punkten weist er jedoch gewisse Schwächen auf. So ist zum Beispiel ihre Einteilung der stativen Verben und der Achievements in jeweils zwei Kategorien nicht ökonomisch. Ich konnte zeigen, wie ich hoffe, dass mit Hilfe von Kriterien festgestellt werden kann, ob ein Verb eine inchoative Lesart hat oder nicht. Die meisten Beispiele, die Moser erwähnt, um zu zeigen, dass ein Verb zu zwei Kategorien gehören kann, sind Fälle der Typverschiebung, wie Giannakidou (2003) und Veloudis (2010) für das Griechische und de Swart (1998) für das Englische zeigen. Was das Modell von Horrocks und Stavrou (2003, 2007) angeht, ist es eher für Bewegungsverben konzipiert. Horrocks und Stavrou (2003, 2007) führen den Begriff der Endpunkte ein, der auch in Smith (1991) zu finden ist. Für (a)telische Verben (“terminative” in Horrocks’ und Stavrous Ter- <?page no="106"?> 106 minologie) vertreten Horrocks und Stavrou im Gegensatz zu Moser die Auffassung, dass die Endpunkte arbiträr sind. Für Horrocks und Stavrou ist von großer Bedeutung, dass eine VP (a)telisch aber aspektuell perfektiv (“delimited”) sein kann. Ich möchte an diesem Punkt bemerken, dass diese Unterscheidung mit der These verbunden ist, dass zur Erfassung der aspektuellen Inhalte zwei Ebenen anzunehmen sind: der lexikalische Aspekt (Aktionsart oder Zeitkonstitution) und der Perspektivenaspekt. Ein Verb kann sowohl im Englischen und Deutschen als auch im Griechischen atelisch und trotzdem perfektiv sein (s. dazu Sioupi 2006, 2007 für das Griechische und das Deutsche). Anstatt der Begriffspaare “perfektiv” vs. “imperfektiv” wird der Begriff “delimited” vs. “non-delimited” verwendet. Es ist aber festzustellen, dass es im Prinzip keinen Unterschied zwischen den beiden Begriffen gibt. Ein “delimited” Ereignis ist in dem Sinne abgeschlossen, dass es eine Situation mit Anfangs- und Endpunkt präsentiert, während ein “non-delimited” Ereignis eine offene Situation (ohne Anfangs- und Endpunkt) darstellt. (A)telicity bezieht sich auf die Annahme, dass Aspekt sich nicht auf Verben, sondern auf Situationsklassen bezieht (vgl. dazu Verkuyl 1993, Borik 2002/ 2006). Beide Annahmen scheinen mir unangemessen zu sein. Abschließend einige Bemerkungen zu den stativen Verben: Wenn man die stativen Verben im Englischen, im Deutschen und im Griechischen vergleicht, gelangt man zu folgender Asymmetrie: (a) im Englischen und im Deutschen treten stative Verben nicht im Progressiv/ Imperfektiv (*loving, *knowing, *am Lieben sein, *am Wissen sein), (b) im Griechischen treten stative Verben wie exo (haben), ime, (sein), ksero (wissen) nicht im perfektiven Aspekt auf; die Verben aγapo (lieben), miso (hassen) treten hingegen im perfektiven Aspekt auf. <?page no="107"?> 107 3 Perspektivenaspekt Es wurde bereits in Kapitel 1 angedeutet, dass Aspekt die interne temporale Struktur der Prädikation darstellt. Folgt man der semantischen Definition von Aspekt, ergibt sich die Sichtweise, Aktionsart von Aspekt abgrenzen zu müssen. Im zweiten Kapitel wurde die Zeitkonstitution (Aktionsart) in der Literatur beschrieben. Im vorliegenden Kapitel wird eine genauere inhaltliche Bestimmung der bereits im ersten Kapitel eingeführten Kategorie Perspektivenaspekt im Deutschen und im Griechischen angestrebt. Zuerst werden die Beiträge aus der Forschungsliteratur chronologisch dargestellt. Im zweiten Teil des Kapitels werden die Auffassungen in der Literatur zum Perspektivenaspekt im Griechischen präsentiert, kritisch besprochen und miteinander verglichen. 3.1 Der Progressiv in der Literatur In den nächsten Abschnitten werden die Ansätze in der Literatur, die sich mit der Progressivform (Verlaufsform) beschäftigt haben, chronologisch präsentiert. 3.1.1 Russinova (1976) Russinova (1976: 120) argumentiert dafür, dass bei den Fügungen mit sein (am Lesen sein, am Kochen sein, am Arbeiten sein) die Tätigkeit in ihrem Verlauf gekennzeichnet werden soll, was im einfachen Satz ich lese nicht so deutlich zum Ausdruck kommt. […] Das einfache Verb gibt den Prozess nur in seinem Verlauf an, ohne ihn wie es bei den an-Konstruktionen der Fall ist noch zeitlich in seinem Verlauf kurz vor seinem Endpunkt zu charakterisieren. 3.1.2 Brons-Albert (1984) Brons-Albert betrachtet diese Konstruktion nicht als ein dialektales Phänomen, dass nur im Rheinland gesprochen wird, sondern als eine Konstruktion, die in der Standardsprache vorkommt (Brons-Albert 1984: 199) und bemerkt, dass ‚die rheinische Verlaufsform’ eine Bereicherung für die <?page no="108"?> 108 deutsche Standardsprache darstellt; so besitzt auch das Deutsche, so Brons-Albert (1984: 202), wie das Englische die Möglichkeit „Handlungen als in ihrem Verlauf, von einem Standpunkt innerhalb des Geschehens, betrachtet zu markieren“. Die Verlaufsform ist mit allen Tempora kombinierbar; nur im Passiv tritt sie nicht auf. Deutsche Modalverben könnten genau wie im Englischen nicht in der Verlaufsform auftreten. Als Beispiel verwendet Brons- Albert die Übersetzung des englischen Satzes (vgl. 1, 1') (1984: 101): (1) He may (will, shall, can) be telling us all about „Verlaufsform“. (1') * Er ist uns alles über die Verlaufsform am erzählen sollen (werden, können, dürfen, müssen…). Der Satz wird grammatisch, wenn das Modalverb nicht in die Progressivform gesetzt wird (vgl. 2): (2) Er soll (wird, könnte, dürfte, muss…) uns alles über die Verlaufsform am erzählen sein. Semantische Restriktionen betreffen Verben der Wahrnehmung (hören) und der Kognition (glauben), wie die folgenden Beispiele aus Brons-Albert (1984: 202) illustrieren: (3) * Ich bin einen Vogel am hören. (4) * Ich bin an Gott am glauben. Vorteile der progressiven Konstruktion sind nach Brons-Albert (1984: 203), zitiert nach Reimann (1996: 68), dass sie vielseitiger als die Form mit ‚gerade’ ist und den Deutschlernern hilft „fehlerfreie Sätze mit dem Infinitiv eines Verbs zu bilden, wenn sie die korrekten Stammformen nicht beherrschen“. Sie sei eine Form bei zusammengesetzten Verben, die im Deutschen nur im Infinitiv benutzt würde (Brons-Albert 1984: 203): (5) a. * ich eislaufe. b. ? ? ich laufe Eis. c. ich bin am Eislaufen. 3.1.3 von Stutterheim (1986) Von Stutterheim (1986) versucht in ihrem Ansatz mit Hilfe von Merkmalen wie [ ± Grenze] und [ ± Dauer] die Eigenschaften des perfektiven und imperfektiven Aspekts darzustellen. Es sind folgende Subkategorien des <?page no="109"?> 109 perfektiven Aspekts zu finden (vgl. Abbildung 24 aus von Stutterheim 1986: 75): Abb. 24 perfektiv neutral anfangsbezogen endbezogen Was den perfektiven Aspekt angeht, betrachtet sie den jeweiligen Sachverhalt zeitlich begrenzt, also abgeschlossen. Der perfektive Aspekt kontrahiert Anfang, Ende und Dauer eines Sachverhaltes zu einer Momentaufnahme des Geschehens. Die zeitlichen Grenzen fallen zusammen und das Ereignis kann als punktuell angesehen werden. 42 Von Stutterheim (1986) weist dem perfektiven Aspekt folgende Eigenschaften zu: [+Grenze] (+G) (linke und rechte) und [−Dauer] (−D). Ein Ereignis kann sowohl im Hinblick auf seine rechte Grenze als auch im Hinblick auf seine linke Grenze dargestellt werden. Im ersten Fall liegt der Schwerpunkt auf dem Ende des Geschehens; im letzten Fall dagegen kann der Anfang eines Geschehens als Bezugspunkt des perfektiven Aspekts auftreten. Von Stutterheim weist darauf hin, dass dies aus pragmatischen Gründen für Ereignisse und Prozesse nicht möglich ist, da der perfektive Aspekt für die Darstellung von Ereignissen und Prozessen die rechte Grenze mit einschließt. Was die Zustände angeht, bemerkt sie Folgendes: Bei Zuständen kann allerdings der perfektive Aspekt eine Kontraktion in Bezug auf den Beginn bewirken. Die Markierung eines Zustandsverbums mit dem perfektiven Aspekt kann die Eintrittsphase in den Fokus rücken. (Von Stutterheim 1986: 75) Bei dem „neutralen Fall“, wie ihn von Stutterheim (1986: 75) nennt, sind beide Grenzen aufgehoben, d.h. sowohl die rechte als auch die linke Grenze fallen zusammen. Möglich ist es auch, dass der Schwerpunkt auf dem Ende des Geschehens liegt; in diesem Fall wird das Geschehen hinsichtlich der rechten Grenzen als zusammengezogen veranschaulicht. Zuletzt stellt der imperfektive Aspekt einen Sachverhalt im Verhältnis zu einem vorgestellten Referenzpunkt im Verlauf dar; er teilt Merkmale der Kategorie „Zustand“: er impliziert eine zeitliche Ausdehnung (+D), 42 Für ein ähnliches Schema zum Anfangs- und Endpunkt der Eventualität vgl. Smith (1991/ 1997) sowie hier Kapitel 4. <?page no="110"?> 110 und schließt eine zeitliche Begrenzung aus (−G). Der habituelle Aspekt wird dem imperfektiven Aspekt zugeordnet, da er die gleichen Merkmale mit dem imperfektiven Aspekt aufweist: (+D), (−G). Die temporalen Merkmale des Aspekts werden in Abb. 25 zusammengefasst (aus von Stutterheim 1986: 76): Abb. 25 imperfektiver Aspekt perfektiver Aspekt Zusammenfall der Grenzen − + rechte Grenze − + linke Grenze −/ + + Dauer + − 3.1.4 Mugler (1988) Mugler (1988: 122) zufolge bezeichnet Imperfektivität die Unabgeschlossenheit und kann nur mit Hilfe einer Zeitbeziehung, d.h. mit einer bestimmten Form der Gleichzeitigkeit dargestellt werden. Mit dem Begriff der Unabgeschlossenheit beim imperfektiven Aspekt sind zwei Annahmen verbunden, die im Wesentlichen von der englischen Progressivform und von dem französischen Imperfekt ausgehen (Mugler 1988: 122, 123): 43 (a) es gibt ein Zeitintervall − „Bezugsintervall des imperfektiven Aspekts“ genannt − zu dem der Prozess „noch unabgeschlossen“ ist; dieses Intervall muss innerhalb des Prozessverlaufs sein und kann mit Hilfe von Temporaladverbien bezeichnet werden, wie Mugler illustriert: at two o’clock I was writing a letter (Beispiel aus Mugler 1988: 123), (b) der Prozess wird zu einem späteren Zeitpunkt abgeschlossen. Die Behauptung der Unabgeschlossenheit beschränkt sich auf das Bezugsintervall. Mugler definiert das Bezugsintervall des imperfektiven Aspekts wie folgt: Wenn es sich innerhalb des Prozessverlaufs befindet, dann bezeichnet es ein echtes Teilintervall des Prozessintervalls. Zu diesem Intervall gilt, dass der Lexemprozess noch nicht abgeschlossen ist, d.h. dass es nicht den letzten Zeitpunkt des Prozesses beinhalten kann. Das Verhältnis zwischen 43 Das französische Imparfait veranschaulicht den allgemeinen imperfektiven Perspektivenaspekt. Es tritt mit Sätzen mit allen Situationstypen auf, wie die Beispiele aus Smith (1997: 73) illustrieren: la mer était calme (the sea was.IPFV calm) (state), l’ enfant pleurait (the child was crying.IPFV) (activity), ils bâtissaient une cabine (they were building.IPFV a cabin) (accomplishment). <?page no="111"?> 111 Prozess- und Bezugsintervall kann mit dem Terminus der „Überlappung“ bestimmt werden. Im folgenden Beispiel von Allen (1966: S 208ff, zitiert nach Mugler 1988: 125, Beispiel b') they were singing and dancing überlappen bei Koordination die Lexemprozesse zweier Progressivformen dasselbe Intervall, d.h. dass sie gleichzeitig ablaufen. In diesem Fall wird das Bezugsintervall nicht identifiziert. Im Satz he was writing when I entered (aus Jespersen 1931: 180, zitiert nach Mugler 1988: 125, Beispiel c) überlappt der Prozess des Schreibens den Prozess des Eintretens und das Bezugsintervall wird mit dem "when-Satz" bestimmt. Bei der zweiten Annahme bezieht sich die Unabgeschlossenheit auf ein Intervall nach der Beendigung des Lexemprozesses. Als Beispiel benutzt Mugler (1988: 126) folgendes: Jemand schreibt eine Symphonie, aber er stirbt bevor er den Schluss komponieren kann. In diesem Fall bezeichnet die Welt diese Symphonie als „unvollendet“. Muglers These ist, dass die Unabgeschlossenheit der Imperfektivität nicht aus der imperfektiven Lexemvariante erschlossen werden kann, sondern nur aus dem Kontext. Was die Perfektivität angeht, sie gibt die Abgeschlossenheit des Lexemprozesses an. 3.1.5 Andersson (1989) Andersson untersucht nicht nur die periphrastische Form am + substantivierter Infinitiv + sein, sondern auch die periphrastischen Formen, die aus dem Verb sein und einer lokativen Präpositionalgruppe oder Adverbialphrase bestehen im-/ am-/ beim-/ dabeiin drei verschiedenen Varietäten des Deutschen: im Standarddeutschen, im „Rheinländischen“ und im Niederdeutschen. Andersson (1989: 101) nimmt an, dass alle telischen und atelischen Verben (außer den Zustandsverben) den Progressiv bilden. Er vertritt die These (wie Heringer 1968, Erben 1972 und DUDEN 1984), dass diese Paraphrasen den progressiven Aspekt ausdrücken und nicht die durative (atelische) Aktionsart, da sie als mögliche Ausdrucksmittel für dynamische Situationen im Hinblick auf die Anfangs-, Mittel- und Endphase verzeichnet werden. Dass es sich um Aspekt handelt, zeigt sich darin, dass diese Paraphrasen auch mit Verben kombiniert werden können, die einen Anfang oder das Ende einer Situation darstellen (am Erblühen/ Verblühen sein, aus Andersson 1989: 96). 44 Andersson bemerkt, dass am-Konstruktionen im Vergleich zu beim-/ dabei-Konstruktionen am meisten verwendet werden, und dass sie nicht 44 Schon in Johanson (1975: 150) ist zu finden, dass die ‚am-Konstruktion’, „die einzige echt aspektuelle Erscheinung des Deutschen“ ist. <?page no="112"?> 112 in allen syntaktischen Umgebungen austauschbar sind, wie das folgende Beispiel von Andersson (1989: 97) illustriert: (6) * Die Preise sind beim/ dabei zu steigen. Die Ungrammatikalität des Satzes (6) zeigt, dass die beim-/ dabei- Konstruktionen nicht kompatibel mit unbelebten Subjekten sind. Andersson behauptet, dass die Progressivform, die mit einem Objekt auftritt, wie z.B. ich bin das Buch am Lesen auf den „rheinischen Dialekt“ beschränkt sei (Andersson 1989: 97f.). Er beschäftigt sich auch mit dem syntaktischen Status der Präpositionen und der Stellung der Präpositionalgruppe im Satz. Die Beispiele (7) und (8) zeigen, dass die am-Form im Mittelfeld auftreten kann: (7) Ich war beim Nachdenken über dieses Problem. (8) Sie waren am Umziehen in die neue Wohnung. (aus Andersson 1989: 98, Beispiele 1, 2) Außer mit direkten Objekten können diese Konstruktionen auch mit Präpositionalphrasen auftreten, wie (9) und (10) illustrieren: (9) Da war der sich mit mir am Streiten. (10) Da draußen ist ein Schiffbrüchiger mit den Wellen am Kämpfen. (aus Andersson 1989: 99, Beispiele 7, 9) Andersson untersucht den Grad der Grammatikalisierung dieser Konstruktion und kommt zu dem Schluss, dass die Kombinierbarkeit dieser Konstruktionen mit direkten Objekten und Präpositionalphrasen wie auch die feste Wortstellung zeigt, dass das Ruhrgebiet auf dem Weg zur Grammatikalisierung ist . 45 45 In der Literatur gibt es eine Diskussion, ob die progressive Konstruktion ein Fall der Grammatikalisierung ist oder nicht. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Grammatikalisierung des Progressivs nicht eigentlicher Untersuchungsgegenstand dieser Studie ist. Deshalb will ich nur einige kurze Randbemerkungen zu diesem Thema machen, um einen exemplarischen Eindruck zu vermitteln. Im Mittelenglischen tritt der Progressiv mit einer Präposition vor dem Gerundium auf, wie das Beispiel aus Jespersen (1949: 168) illustriert: He is on hunting. Die gleiche Konstruktion, die mit einem Auxiliar und mit einem Partizip im Präsens auftritt, erscheint auch im Altenglischen und drückt Habitualität (characterized state) aus. Bybee et al. (1994: 129) erwähnen, dass the majority of progressive forms in our database derive from expressions involving locative elements. Our data, then, corroborate as a world-wide trend the <?page no="113"?> 113 Was die syntaktischen Restriktionen angeht, bildet die rheinische Verlaufsform kein Passiv, ist im Präsens und Präteritum akzeptabel, während sie im Perfekt und Plusquamperfekt nicht völlig ausgeschlossen ist, aber strong tendency in Africa for progressives to derive from locative expressions: Heine et al. (1991) report that they found over a hundred African languages with locative sources for progressive grams. The locative notion may be expressed either in the verbal auxiliary employed or in the use of postpositions or prepositions indicating location-‘at’, ‘in’, or ‘on’. The verbal auxiliary may derive from a specific postural verb, such as ‘sit’, ‘stand’ or ‘lie’ or it may express the notion of being in a location without reference to a specific posture but meaning only ‘be at’, ‘stay’, or ‘live’ or ‘reside’. Bybee et al. (1994: 137) schlagen vor, dass die originale Bedeutung des Progressivs folgende ist: “[…] the subject is located in the midst of doing something.” Es wird für Aktivitäten verwendet, die einen spezifischen Ort für das Subjekt und für die Aktivität implizieren. Diese Konstruktion verfügt explizit oder implizit über folgende Eigenschaften: (a) ein Agens, (b) sie befindet sich räumlich irgendwo, (c) inmitten von, (d) eine Aktivität, (e) in einer Referenzzeit. Die Präposition an hatte im Deutschen den semantischen Wert einer direktionalen oder lokalen Präposition und die Konstruktion bedeutete: ’be located in’. Die Lokalismustheorie geht davon aus, dass lokale Relationen unmarkierte Kategorien sind (Lyons 1977, 1983: 322, Diewald 1997: 70). Heine et al. (1991) stimmen der Auffassung der Unmarkiertheit der lokalen Domäne zu und zeigen mit Hilfe einer Befragung deutscher Muttersprachler, dass die lokale Bedeutung die eigentliche, die ursprüngliche sei. Diewald (1997: 66) zufolge neigen primäre Präpositionen wie an, auf, aus, bei, in etc. zur Verschmelzung (Fusion, Klitisierung) mit dem nachfolgenden Artikel: zum, im, am, ins etc. Die Verschmelzung ist obligatorisch, wenn es sich um stark grammatikalisierte Funktionen handelt, wie in Kombination mit substantivierten Infinitiven (Lehmann 1982: 83, zitiert nach Diewald 1997: 67): Am/ beim/ zum/ im Gehen *an dem/ bei dem/ zu dem/ in dem Gehen. Trotzdem vertritt Diewald die Auffassung, dass es im Deutschen keinen progressiven Aspekt als Verbalkategorie gibt. Gemäß Rothstein (2007: 68) ist die Grammatikalisierung nicht abgeschlossen, da diese Konstruktion deutschlandweit nicht überall verwendet wird und nicht mit allen Verben verträglich ist. Trotzdem kann die rheinische Verlaufsform als progressiver Aspekt betrachtet werden. Van Pottelberge (2004) vertritt eine gegenteilige Auffassung. Ihm zufolge kann sich die Progressiv-Konstruktion historisch nicht aus einer lokativen Konstruktion oder location scheme im Sinne Heines (1993) entwickelt haben, da unter den ältesten Belegen Konstruktionen mit einer lokativen oder auch nur einer kombinierten lokativ-progressiven Dimension überhaupt nicht auftreten. Van Pottelberge (2004) recherchiert die Progressivkonstruktionen in zwei digitalen Korpora, in den CD-ROMs Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka und in Deutsche Dramen von Hans Sachs bis Arthur Schnitzler. Gárgyán (2010) findet diese Korpora problematisch, da sie einseitig nur die neuhochdeutsche Literatursprache vertreten. Gárgyán (2010: 123) zufolge ist die Struktur am + Infinitiv (ohne sein) sowohl im Mittelhochdeutschen als auch im Frühneuhochdeutschen zu finden. <?page no="114"?> 114 als “not very good” charakterisiert wird (Anderson: 1989: 101); die progressive Konstruktion sei auch im Infinitiv möglich: Er kann den Brief schon am Schreiben sein, Der kann höchstens fünf Minuten am Schlafen gewesen sein (Andersson 1989: 101, Beispiele 13, 14). Der Modus bleibt unberücksichtigt. Andersson (1989: 101) geht auch auf semantische Restriktionen ein und bemerkt, dass nur stative Verben (wissen, kennen, besitzen) keinen Progressiv bilden. 3.1.6 Krifka (1989), Hock und Krifka (2002/ 03) Krifka (1989: 177) analysiert „den Progressiv als einen „topologischen“ Operator, der die Referenzweise eines verbalen Prädikats in einer Weise verändert, die mithilfe der Teilbeziehung beschrieben werden kann.“ Er versteht den Progressiv als eine Teilrelation (vgl. Bach 1986) (mereologische Interpretation des Progressivs) und verwendet folgendes Beispiel um die Teilrelation bei Dingen zu erklären. Ein Rad r ist Teil eines Autos auch bevor r an ein Auto montiert wird, da r für ein Auto geschaffen sei. Das liegt in unserem Wissen, dass r Teile von Autos sind. Anhand von diesem Beispiel veranschaulicht Krifka den Progressiv bei Ereignissen: sie sind als Teile eines Ereignisses zu verstehen. Ereignisse wie John is writing a letter sind als Teile eines Schreibens eines Briefes erfasst werden. Bei punktuellen Verben wie in John is winning (Krifka 1989: 178) kann die Progressivform auch als Teilbeziehung verstanden werden, obwohl ein Gewinnens-Ereignis aus keinen echten Teilen besteht. Trotzdem […] können doch andere Ereignisse zu ihm in einem engen kausalen Zusammenhang stehen und damit als „Teile“ des Gewinnensereignisses aufgefasst werden. Beispielsweise kann das Ereignis, dass sich John zweihundert Meter vor dem Ziel des Marathonlaufs an die Spitze des Läuferfeldes setzt, ein solches Ereignis sein. (Krifka 1989: 178) Die Repräsentation des Progressiv-Satzes (11) kann in (11') illustriert werden: (11) John is writing a letter. (11') ∃ e[ [[AG]] (e,j) & PROG(e ˄ λe[ [[write a letter]] (e)]). (aus Krifka 1989: 178, Beispiel 144) Nach Krifka (1989: 178) „[…] ist PROG eine zweistellige Relation zwischen Ereignissen und Eigenschaften über Ereignissen; PROG(e,P) heißt: e ist ein funktionaler Teil eines P-Ereignisses.“ Hock und Krifka (2002/ 3) besprechen zwei mögliche Erklärungen, warum der Progressiv nicht mit Stativen verträglich ist: (a) da Stative <?page no="115"?> 115 keine Ereignisse einführen, können keine Teilereignisse gebildet werden, (b) Stative sind Prädikate von Zuständen, d.h. sie sind divisiv; der progressive Operator ist in diesem Fall überflüssig. Ein ähnliches Problem tritt bei Activities auf, da sie auch divisiv sind. Eine mögliche Lösung ist nach Hock und Krifka (2002/ 3), dass die nicht strikt divisiv sind; sie haben atomare Ereignisse einer bestimmten Größe. Die Progressivform ist strikt divisiv, trifft aber auch auf Teile von atomaren Ereignissen zu. Hock und Krifka (2002/ 3: 3) betrachten den Progressiv für das Deutsche als einen Spezialfall des Imperfektivs (s. Kapitel 1); „es handelt sich um imperfektiv anzeigende Formen, die auf Ereignisverben beschränkt sind. Im Allgemeinen sind Progressiv-Formen markiert.“ Sie vertreten die These, dass es keinen grammatikalisierten Perspektivenaspekt gibt. 3.1.7 Herweg (1990) Herweg (1990: 70) zufolge: […] gibt es im Deutschen keine grammatikalisierte Form der Überführung von durativen Ereignisradikalen in imperfektive Ausdrücke, die etwa dem englischen Progressiv entspräche. Im Deutschen kann lediglich auf komplexe Umschreibungen ausgewichen werden, z.B. auf partitive Konstruktionen (an einer Pizza essen, in einem Buch lesen; diese stehen allerdings nicht für alle durativen Ereignisradikale zur Verfügung; s. z.B. in die Stadt fahren, auf den Berg steigen), auf Umschreibungen mittels dabei sein…zu, im Begriff sein, zu…, unter bestimmten Umständen auf Konstruktionen mit dem Adverb gerade oder auf dialektspezifische Formen wie die „Rheinische Verlaufsform.“ […]. Diese komplexen Konstruktionen machen die Unvollendetheit bzw. das Verlaufsstadium des Ereignisses explizit. 3.1.8 Thieroff (1992) Im Deutschen weist ein Satz wie (12) eine Ambiguität auf, die in anderen Sprachen nicht auftritt (vgl. Thieroff 1992: 70, Beispiel 2b): (12) Als ich ankam, kochte sie Tee. Satz (12) kann einerseits so interpretiert werden, dass das Teekochen zur Ankunftszeit bereits im Prozess war und andererseits, dass das Teekochen in der Folge der Ankunft geschah. Ein solcher Satz kann mit Hilfe von Adverbialen wie gleich, sofort, schnell disambiguiert werden, wie Thieroffs Beispiel (2b), hier als 13a wiederholt, zeigt. Diese Adverbien <?page no="116"?> 116 führen zu einer perfektiven Lesart; Adverbien wie gerade implizieren eine imperfektive Lesart (vgl. Beispiel 2a von Thieroff, hier als 13b wiederholt): (13) a. Als ich ankam, kochte sie gleich/ sofort/ schnell Tee. (perfektiv) b. Als ich ankam, kochte sie gerade Tee. (imperfektiv) Umschreibungen wie dabei/ daran sein zu tun, beim/ am … sein (14a-c) implizieren auch den imperfektiven oder den progressiven Aspekt (vgl. Thieroff 1992: 70). (14) a. Maria ist/ war dabei zu tanzen. b. Maria ist/ war beim Tanzen. c. Maria ist/ war am Tanzen. Andersson (1976) zufolge werden diese Paraphrasen (14a-c) in der geschriebenen Sprache wenig gebraucht. In der gesprochenen Sprache ist die „rheinische Verlaufsform“ am + substantivierter Infinitiv + sein häufig. Thieroff bemerkt, dass diese Paraphrase so oft gebraucht wird, dass man die Frage stellen muss, ob diese Konstruktion auf dem Wege sein kann, eine grammatikalisierte Form der gesprochenen Sprache zu werden. 3.1.9 Bhatt und Schmidt (1993), Bayer (1993), Schmidt (1995) Die einzigen Arbeiten, die die deutsche Verlaufsform syntaktisch analysieren, sind die von Bhatt und Schmidt (1993) und Schmidt (1995). Für Schmidt (1995) ist am, im Gegensatz zu beim, keine P(räpositional) P(hrase), sondern eine Partikel, die den imperfektiven Aspekt realisiere und die Eigenschaften eines Flexems hat (vgl. Glück 2001 für eine andere Auffassung). Die Progressivform gehört zur Kategorie Asp(ekt) P(hrase). Am ist der Kopf der AspP und wird durch ‚bewege a’ mit I(NFL)- Kategorie verbunden. AspP befindet sich über V(erbal) P(hrase). Beyer (1993), der sich mit zum-Konstruktionen befasst hat, bezweifelt, dass am den Kopf einer VP bildet und, dass am als funktionale I(NFL)-Kategorie nicht auch präpositional ist. Wie Andersson (1989), Ebert (1996) und Krause (1997) präsentieren Bhatt und Schmidt (1993) und Schmidt (1995) kategoriale, syntaktische und semantische Restriktionen. Was die syntaktischen Restriktionen angeht, schlagen sie vor, dass sich am +V an einer X°-Position befindet, die an der Peripherie einer VP liegt. So muss am + Ven allen nicht extraponierten Argumenten und Adjunkten folgen, unabhängig davon, ob sie gescrambelt sind oder in der VP verbleiben müssen. Im Hinblick auf die deutsche Sprache, die eine SOV-Sprache ist, müssen Asp und VP adjazent sein (vgl. dazu Andersson 1989: 99). Am und V <?page no="117"?> 117 könnten nur von inkorporierten Elementen oder Nn und Pn unterbrochen werden wie: ich bin am Eislaufen (s. Schmidt 1995: 181). Wie Glück (2001) bemerkt, die Tatsache, dass (15) grammatisch ist, zeigt, dass noch andere Elemente zwischen sein und am INFL intervenieren können: Satz (16) dürfte nach Schmidt (1995) gar nicht geäußert werden, nach Reimann (1996) scheint er ein mündlicher Beleg zu sein: (15) Annette ist schon wieder viel zu lange am Arbeiten. (Glück 2001: 87, Beispiel 23) (16) Ich bin schon die ganze Zeit am Vor-mich-hin-Schniefen. (Schmidt 1995, zitiert nach Reimann 1996: 82, Beispiel 65) 3.1.10 Ebert (1996), (2000) Ebert (1996), wie Andersson (1989) unter anderen, betrachtet den Progressiv als eine progressive Aspektform. Er wird von der dänischen Grenze bis in die Schweiz verwendet, aber in den östlichen Teilen Deutschlands, in Bayern und in Berlin sei sie weniger gebräuchlich (vgl. dazu Kapitel 1, Abschnitt 1.2.4.2 und 1.2.5.3). Der Progressiv ist mit additiven (schlafen) und nonadditiven Verben (finden) kompatibel (vgl. Kapitel 2 zu additiven und nonadditiven Verben) aber nicht mit stativen Verben (bleiben). Ebert diskutiert Daten aus dem Nordfriesischen (Fering-Öömrang), in der die progressive Form, die mit einem punktuellen Verb auftritt, auf eine pretransformative Phase referiert (Ebert 2000: 614, Beispiel 15, hier als (17) wiederholt), oder die Konstruktion hat die Bedeutung von ‘almost’, wie das Beispiel aus dem Deutschen und Zürich Deutschen illustriert (Ebert 1996: 614, Beispiel 16, hier als (18) wiederholt): (17) FerÖöm Ik wiar uun’t/ *laai tu tusliapen, iar Deutsch Ich war am Einschlafen, als at telefon klingert das Telefon klingelt. Der Progressiv ist im Allgemeinen mit direkten Bewegungsverben ausgeschlossen. Fälle mit momentanen Bewegungsverben (Beispiel 16 aus Ebert 1996, hier als (18) wiederholt)) referieren auf eine kurze Zeit vor dem Übergangspunkt: (18) Deutsch Sie ist (gerade) am Rausgehen. ZürichD Si isch (grad) am usegaa. <?page no="118"?> 118 Ebert beschäftigt sich mit morpho-syntaktischen Restriktionen. Die Verlaufsform bildet weder Imperativ noch das Passiv (* Er ist am Massiertwerden, * Sei am Arbeiten). Bezüglich der syntaktischen Restriktionen bemerkt Ebert, dass die am-Konstruktion mit Modalverben verträglich sei (Er wird/ müsste am Arbeiten sein). Was unerwähnt bleibt, ist, dass die Modalverben selbst nicht im Progressiv auftreten (vgl. dazu Abschnitt 3.1.8). Was die Kombinierbarkeit der Progressivform mit Objekten angeht, zeigt Ebert (1996) (wie auch Andersson) im Gegensatz zu Brons-Albert, dass die am-Form nicht kompatibel mit Objekten oder mit Präpositionalobjekten ist (* Die Kinder sind mit einem Ball am Spielen) (aus Ebert 1996: 44, Beispiel 6c) und bemerkt, dass inkorporierte ‘non-referential’ Objekte in der Verlaufsform auftreten können (Anna war am Pilzesuchen) (aus Ebert 1996: 45, Beispiel 7a), (vgl. Schmidt 1995). 3.1.11 Reimann (1996) Reimann (1996) stellt die historische Entwicklung von progressiven Verbformen in den west- und kontinentalgermanischen Sprachen dar. Wie bereits in Kapitel 1 dargelegt, führt sie eine empirische Untersuchung mit Hilfe eines Fragebogens durch und kommt zu dem Schluss, dass die Verlaufsform kein Regionalismus, sondern ein verbreitetes Phänomen in Deutschland ist. 46 Reimann (1996) betrachtet den Progressiv als die deutsche Entsprechung der englischen Progressivform. Neben der historischen Entwicklung untersucht Reimann die morphosyntaktischen und semantischen Restriktionen. Ihren Ergebnissen zufolge erzielten folgende Sätze (19-23) des Fragebogens - zwischen anderen - die höchsten Ergebnisse und kommen „in die Nähe der standardnahen Umgangssprache“ (Reimann 1996: 125). Die Progressivform tritt im Indikativ Präsens Aktiv (vgl. 19), im Konjunktiv Plusquamperfekt (vgl. 20), sowie mit additiven (atelischen) Verben (vgl. 21) auf. Reimann zufolge kann der Progressiv auch im Konjunktiv I auftreten (vgl. 22), sowie im Indikativ Perfekt Aktiv (vgl. 23) (1996: 113). Satz (24) wurde als nicht akzeptabel bewertet, aber er erzielte hohe Ergebnisse „als dialektal akzeptabel“: (19) Mir reichts! Du bist immer nur am Arbeiten und hast nie Zeit für mich. (Reimann 1996: 106, Beispiel 1) (20) Wenn wir nicht gerade am Arbeiten gewesen wären, hätten wir den Schrei der Nachbarin nie gehört. (Reimann 1996: 146, Beispiel 4) 46 Zur Kritik an Reimanns Methodologie vgl. van Pottelberge (2004). <?page no="119"?> 119 (21) Sie sind noch am Überlegen, was zu tun ist. (Reimann 1996: 13) (22) Sie sagen, sie seien am Backen und möchten nicht gestört werden. (Reimann 1996: 146, Beispiel 5) (23) Er ist am Spülen gewesen, als ihn der plötzliche Schmerz überfiel. (Reimann 1996: 113) (24) Sie ist gern am Schlafenmüssen. (Reimann 1996: 114) Wie Ebert (1996) ist auch Reimann der Auffassung, dass die Verwendung anderer Objekte in diesen Konstruktionen wie ich bin das Buch am Lesen (Reimann 1996: 70, Beispiel 26) als regional-umgangssprachliche Varianten aufzufassen ist. 3.1.12 Glück und Sauer (1997), Glück (2001) Glück und Sauer (1997) weisen in der 2. Auflage darauf hin, dass die Progressivform keine Tempusvariante ist. Sie kommen zu dem Schluss, dass sie eine Systembereicherung darstellt. Nach Glücks (2001) Ansicht könnte die Verlaufsform den Beginn einer Umstrukturierung des deutschen Verbsystems darstellen. In dem Fall müsste „die Kategorisierung Aspekt systematisch berücksichtigt werden, d.h. die Grammatiken des Deutschen wären zu revidieren.“ (Glück 2001: 83). Er kommt zu dem Schluss, dass die Konstruktion sein + am + substantivierter Infinitiv alle Voraussetzungen zur Grammatikalisierung erfüllt, und dass sie ein „grammatisches Morphem“ ist (Glück 2001: 91). Was den Status des Progressivs angeht, bezeichnet Glück (2001: 87) am nicht als „Präposition mit inkorporiertem Artikel“, sondern als Partikel (Glück 2001: 87). 47 Für die Bildung des Progressivs sollten Verben folgende Eigenschaften haben [-dynamisch], [-momentan], [-telisch] (Glück 2001: 86). Bezüglich der Unterschiede zwischen am- und im-Konstruktionen weist Glück (2001: 85) darauf hin: die am- und im-Konstruktionen sind nur teilweise austauschbar, da die im-Konstruktion semantisch nicht die gleiche Interpretation hat. Sie zeigt Eventualitäten nicht während ihres Ablaufs, sondern an ihrem Anfang oder an ihrem Ende. Es ist ein Weg, eine dynamische Aktionsart mit Ingressivität oder Egressivität auszudrücken. Charakteristisch ist die ingressive Verwendung der im-Konstruktion mit dem Verb kommen. (25a) bedeutet, dass Wolfgang Erfolg in einem bestimmten Bereich hat, während (25b) ausdrückt, dass der Hörer oder 47 Es würde zu weit führen dies im Detail hier auszuführen. <?page no="120"?> 120 der Sprecher auf eine Art und Weise hört oder sieht, dass Wolfgang kommt: (25) a. Wolfgang ist im Kommen. b. Wolfgang ist am Kommen. (aus Glück 2001: 20, 20i) Für Glück gilt die im-Konstruktion nicht als eine Variante der Progressivform. Die am-Konstruktion kann in der Vergangenheit auftreten, wie im folgenden Beispiel illustriert wird: Jenny ist noch am Frühstücken gewesen, als ich anrief, aber sie ist dann sofort losgegangen (Glück 2001: 94, Beispiel 3). In diesem Fall klärt der Kontext, dass das Frühstücken unterbrochen wurde. Das ist gegen Baudots Vorschlag (2005: 160ff.), der dafür argumentiert, dass die progressiven Konstruktionen im Deutschen zeitlos sind. Was die beim-Konstruktion angeht, wird sie als eine Variante der progressiven Form, bezeichnet. 3.1.13 Rödel (2003) Rödel (2003) untersucht die Häufigkeit und die Distribution des Progressivs. Er fokussiert den Status des Progressivs und die Frage nach Groß- oder Kleinschreibung. Er hat eine Stichprobe mit der Suchmaschine Google erhoben, die „ungefähr 6.140“ Treffer registrierte (Rödel 2003: 103); 48 von diesen Treffern waren knapp 5.000 Progressivformen. Wie Rödel (2003: 103) bemerkt: […] sind alle Treffer von Webseiten ausgeschlossen, die ausschließlich Kleinschreibung bzw. kein logisches Konzept aus Groß-/ Kleinschreibung aufweisen (alle Wörter wurden kleingeschrieben, auch Satzanfänge und Eigennamen). 49 Von den 81 Treffern konnten 61 auf die Verwendung von Groß- oder Kleinschreibung überprüft werden. In Rund 80% der Belege wurde der Infinitiv kleingeschrieben. Es lässt sich feststellen, dass je gebräuchlicher der Progressiv wird, desto häufiger wird er kleingeschrieben. Die Verlaufsform mit am ist jedoch bereits so weit grammatikalisiert, dass die lokale Komponente der Präposition am nicht mehr zu erkennen ist 48 Vgl. dazu Gárgyán (2010), die eine ähnliche Untersuchung der Progressivform mit der Suchmaschine Google durchgeführt hat. 49 Die Problematik Groß/ -Kleinschreibung ist nicht Untersuchungsgegenstand dieser Studie, so dass hier keine theoretische Auseinandersetzung mit der Analyse von Groß-/ Kleinschreibung geleistet werden kann. <?page no="121"?> 121 […]. Es kann in diesem Falle auch kein Substantiv mehr fordern (vergleichbar mit dem Superlativ: am einfachsten). (Rödel 2003: 102) 3.1.14 Ballweg (2004) Ballweg (2004) schlägt vor, dass im Satz Hans schrieb Bücher (Ballweg 2004: 78, Beispiel 25) keine aspektuelle Markierung und somit Offenheit vorliegt, während im Satz Hans war dabei, Bücher zu schreiben (Ballweg 2004: 78, Beispiel 26) die Konstruktion war dabei, zu + Inf. eine atelische Deutung von diesem Satz erzwingt. An diesem Punkt möchte ich auf die Unterscheidung zwischen Progressivität und (A)telizität hinweisen. In Sioupi (2007) habe ich gezeigt, dass (a) (A)telizität und Progressivität Phänomene verschiedener Ebenen sind, und (b) die periphrastische Konstruktion am +substantivierter Infinitiv + sein Progressivität und nicht Atelizität ausdrückt. Die Atelizität einer VP ist von der Verbklasse zu der das Verb gehört, abhängig, nämlich von der Zeitkonstitution. Ballwegs Beispiel Hans schrieb Bücher ist atelisch (kumulativ nach Krifkas Terminologie), da das Verb schrieb mit einer artikellosen NP auftritt. Die Konstruktion Hans war dabei, Bücher zu schreiben drückt auch Atelizität aus, da es um die gleiche atelische VP geht. Eine progressive Konstruktion ist aber nicht unbedingt atelisch; im folgenden Satz ist die progressive Konstruktion Hans war dabei, ein Buch zu schreiben telisch, da das Verb als Komplement mit einem zählbaren Nomen auftritt, d.h. dass es gequantelt ist (vgl. Sioupi 2006). Die Unterscheidung zwischen (A)telizität und (Nicht-)Progressivität ist nicht Gegenstand dieser Studie und aus diesem Grund wird hier nicht näher darauf eingegangen. 3.1.15 Krause (1997, 2001) Krause (1997, 2001) untersucht die progressiven Konstruktionen im Deutschen im Vergleich zu den entsprechenden im Englischen, im Niederländischen (2001) und im Italienischen (1997). Der Schwerpunkt seiner Dissertation (2001) liegt auf den grammatischen Ausdrucksmöglichkeiten für Progressiv-Konstruktionen im Deutschen. Er hat bereits vorliegende Korpora gesprochener Sprache berücksichtigt, sowie Belege, die von ihm und von verschiedenen Informanten gesammelt wurden. Nach Krause ist die Verlaufsform mit fast allen Tempora, allen Personen und beiden Numeri verträglich. Er teilt die Verben in vier Kategorien auf: in Activities, Accomplishments, Achievements und States. Er verzichtet auf die Trennung von Verbklassen und Verbalsituationen. Ebert folgend, vertritt er die <?page no="122"?> 122 Auffassung, dass diese Konstruktionen „aspektuelle Erscheinungen“ sind. Krause (2001) schlägt drei Varianten des Progressivs vor: (a) den fokussierenden Typ, (b) den durativen Typ und (c) den Absentiv. (a) der fokussierende Typ hat folgende Eigenschaften (Bertinetto, Ebert und de Groot 2000: 527): (i) die Fokussierung eines bestimmten Momentes während des Ablaufs des Geschehens (bei Bertinetto istante di focalizzazione, hier im Folgenden Referenzpunkt genannt); (ii) Unbestimmtheit bezüglich des Abschlusses der Handlung oder des Geschehens; (iii) die Bedingung der Semelfaktivität. (Krause 2001: 39) In dem Beispiel (26) wird der Moment fokussiert (Kriterium i): (26) sinds am kochen? (.) machens ruhig weiter (zitiert nach Krause 2001: 40, Beispiel 2.3.2) In Bezug auf das Kriterium (ii) ist die Interpretation offen, ob die Tätigkeit fortgesetzt wird oder nicht. Was das Kriterium (iii) angeht, vollzieht sich der Vorgang nur ein einziges Mal, auch wenn er sich theoretisch noch mehrmals wiederholen könnte. (b) der durative Typ In dem folgenden Beispiel (27) gibt es keinen Referenzpunkt zu bestimmen: (27) Er war die ganze zeit am schreien. (zitiert nach Krause 2001: 41, Beispiel 2.3.4) Der Progressiv referiert auf einen längeren Zeitraum, der durch Adverbialbestimmungen definiert wird. Krause (2001: 41) spricht von einer Mehrfachfokussierung: „[…] d.h. jeder Moment während des betreffenden Geschehens kann hervorgehoben werden, immer wird dieses in seinem Verlauf betrachtet.“ Die Kriterien für die Bestimmung dieses Typs sind ähnlich wie beim fokussierenden Typ. Charakteristisch für diesen Typ ist die Einmaligkeit des Situationsrahmens und unterscheidet sich von der habituellen Lesart. Mit anderen Worten: Auch wenn sich das Geschehen mehrfach wiederholt, wie z.B. das Schreien, so ist dieses nicht als gewohnheitsmäßig zu <?page no="123"?> 123 verstehen. Die Unbestimmtheit bezüglich des Abschlusses der Handlung gilt auch für diesen Typ. (c) der Absentiv Als Absentiv wird im Deutschen der Typ verstanden, der in der Form von sein + Verbinfinitiv (er ist einkaufen) auftritt. Krause (2001: 44) schlägt vor, dass der Absentiv ein möglicher progressiver Funktionstyp ist. Nach de Groot (2000: 695) ist der Absentiv in europäischen, vor allem aber in germanischen Sprachen wie z.B. im Niederländischen, Friesischen, Deutschen, Norwegischen und Schwedischen, aber auch im Ungarischen, Finnischen und Italienischen zu finden. In fast allen diesen Sprachen (mit Ausnahme des Finnischen) ist der Absentiv von anderen Progressivvarianten zu unterscheiden. Im Beispiel (28) (28) „andrea.“ (29) „andrea is was essen.“ (Arzthelferinnen in Bezug auf ihre Kollegin; Krauses Korpus) (zitiert nach Krause 2001: 44, Beispiel 2.3.7) Krause (2001: 42) zufolge befindet sich die Referentin nicht an dem Ort, an dem sie erwartet wurde. Die Person ist also abwesend, daher auch der Begriff „Absentiv“. Der Absentiv ist nicht Gegenstand dieser Arbeit und aus dem Grund wird er nicht analysiert. 50 Thiel (2007: 8ff.) spricht von verschiedenen Verwendungsweisen des Progressivs und nicht von Typen des Progressivs, wie Krause (2001), da verschiedene Faktoren für die Interpretation des Progressivs eine Rolle spielen, wie z.B. der Kontext oder die Adverbiale. Nach Thiel (2007: 10) referiert der Sprecher und nicht der Progressiv auf einen längeren Zeitausschnitt. Der Progressiv an sich ist nicht durativ; er wird so interpretiert. Am Beispiel der folgenden Sätze (29, 30) (Thiel 2007: 10, Beispiele 5, 6) erläutert sie ihre These: beide Aussagen referieren nicht auf einen Zeitpunkt, sondern auf eine Zeitspanne, die durch die Adverbiale definiert wird. Der Progressiv selbst ist nicht fokussierend oder durativ. Die Adverbien sind die Mittel, die die Lesart differenzieren. (29) da war ich echt kurzzeitig am verzweifeln. (30) Mir san bloß am ausfüllen zurzeit. 50 Zum Absentiv vgl. de Groot (2000), Thiel (2007), und Langl (2003) für eine synchrone und diachrone Untersuchung. <?page no="124"?> 124 Ich stimme mit Thiel (2007) überein; es ist nicht der Typ des Progressivs an sich zuständig für die jeweilige Interpretation, sondern die Adverbiale, der Kontext sowie die verschiedenen Verbalkategorien. Der Progressiv im Satz (27) er war die ganze Zeit am schreien fokussiert einen bestimmten Moment, wenn er ohne das Adverbial die ganze Zeit auftritt. Die Adverbialbestimmung spielt in der Tat eine Rolle für die durative Interpretation, aber m.E. es ist nicht, dass (27) als eine potentielle Variante des Progressivs angesehen werden kann. 3.1.16 Engelberg (2000) Engelberg (2000: 74) untersucht die Kompatibilität des Progressivs mit Verbklassen. Er fokussiert den Zusammenhang zwischen Punktualität und der Zulässigkeit und Interpretation der Progressivform und zeigt, dass folgende Verbklassen im Progressiv auftreten können (zu Engelbergs Modell s. Kapitel 2, Abschnitt 2.5.6): (a) punktuelle Verben ohne Nachzustand (s. Kapitel 2). Diese Verben sind nach Vendlers Kategorisierung (1957) als Achievements bekannt; sie werden iterativ interpretiert, wie die Beispiele (78a, d, hier als 31a, b wiederholt) aus Engelberg (2000: 74) zeigen: (31) a. Rebecca war am Klopfen/ am Hüpfen/ Jamaal am Kneifen. b. Ihr Lid war am Zucken. (b) punktuelle Verben mit Nachzustand, die entweder lexikalisch oder kontextuell präsupponieren, dass der Teilnehmer in einem vorausgehenden Ereignis eingeschlossen ist, das in enger Beziehung zu dem punktuellen Ereignis steht. Im Beispiel (32a) wird präsupponiert, dass Rebecca an dem Spiel teilnimmt, und in (32b), dass sie vor dem Ankommen unterwegs war. In (32c) kann eine Krankheit oder eine Verletzung das Sterben verursachen und (32d) kann in einem Kontext auftreten, in dem die Schneelast der Grund des Abbrechens ist: (32) a. Rebecca war (das Spiel) am Gewinnen. b. ? Rebecca war am Ankommen. c. ? Jamaal war am Sterben (lag im Sterben). d. der Zweig war am Abbrechen. (aus Engelberg 2000: 79a, b, c, d) (c) Verben, wie erkennen, erblicken, bemerken, oder erstaunen, die punktuelle Ereignisse mit Nachzustand bezeichnen, für die kein das Agens (o- <?page no="125"?> 125 der Experiencer) involvierendes, vorausgehendes Ereignis lexikalisch präsupponiert ist oder kontextuell erschlossen werden kann, erlauben keinen Progressiv (Engelberg 2000: 74f.): (33) a. ? Rebecca war ihn am Erkennen. b. ? ? Rebecca war den Adler am Erblicken. c. ? ? Rebecca war das am Bemerken. d. ? ? das war Rebecca am Erstaunen. (aus Engelberg 2000: 80a, b, c, d) 3.1.17 Dölling (2009) Der Progressiv […] bezieht sich auf die mittlere Phase eines Ereignisses, ohne dessen Beginn oder Ende einzuschließen. Er ist ein Ausdruck des Sich-Vollziehens, des Im-Gange-Seins eines Vorgangs, im Gegensatz zu dem habituellen Aspekt, der sich „auf eine über einen längeren Zeitraum verteilte Serie von nicht konnektierten Ereignissen der selben Art [bezieht]. Er ist Ausdruck des wiederholten und dabei in einem bestimmten Sinne charakteristischen Auftretens eines Vorgangs. (Dölling 2009: 4) Der Unterschied zwischen Imperfektiv und Progressiv ist, dass der Imperfektiv alle Eventualitäten fokussiert, während der Progressiv nur Nicht-Stative fokussiert. Wie schon in Kapitel 1 dargestellt, ist eine Unterkategorie des Imperfektivs der habituelle Aspekt, der im Folgenden im Deutschen im Vergleich zum Englischen präsentiert wird. 3.2 Habitueller Aspekt Es wurde in Kapitel 1 darauf hingewiesen, dass der habituelle Aspekt im Englischen mit einer Verbform im Präsens oder mit dem habituellen Quasi-Auxiliar ‘used to’ ausgedrückt werden kann, wie die Beispiele (34-36) aus Dölling (2008: 6) illustrieren: (34) Mary dances. (35) Mary used to dance. (36) Mary has/ had the habit of dancing. (aus Dölling 2008: 6, Beispiele 7, 8, 9 entsprechend) Im Deutschen wird die habituelle Lesart mit einer Verbform im Präsens oder im Präteritum dargestellt (vgl. 37); periphrastische Formen wie pfle- <?page no="126"?> 126 gen zu + Infinitiv, die Gewohnheit haben zu + Infinitiv sind auch möglich (38a, b): (37) Maria tanzt/ tanzte. (38) a. Maria pflegt/ pflegte zu tanzen. b. Maria hat/ hatte die Gewohnheit zu tanzen. (aus Dölling 2008: 6, Beispiele 10, 11a, b entsprechend) Im Englischen müssen dynamische Verben im einfachen Präsens habituell interpretiert werden (vgl. 39), während im Deutschen dynamische Verben im Präsens (typischerweise) nur eine progressive und eine habituelle Lesart haben (vgl. 40, a, b): (39) Anna walks to school. (40) Anna geht zur Schule. a. Anna ist dabei, zur Schule zu gehen. b. Anna pflegt zur Schule zu gehen. (aus Dölling 2008: 7, 8, Beispiele 15, 16a, b entsprechend) Im Präteritum haben dynamische Verben (vgl. 41) außer der progressiven (41a) und der habituellen Lesart (41b) auch eine perfektive Lesart (41c), wie Dölling (2008) bemerkt: (41) Anna ging zur Schule. a. Anna ging zur Schule (und kam dort auch an). b. Anna war dabei, zur Schule zu gehen. c. Anna pflegte zur Schule zu gehen. (aus Dölling 2008: 6, Beispiele 17a, b, c entsprechend) Periphrastische Konstruktionen am + substantivierter Infinitiv + sein sind auch mit habitueller Interpretation möglich, wie (42a) illustriert. In (42b) erscheinen beide Prozesse in der gleichen Zeit; ‚immer’ ist ausschlaggebend und zeigt Iterativität und wird von ‚wenn’ signalisiert: (42) a. Sie ist immer nur am Trinken / Arbeiten. b. Wenn ich komme, ist er immer am Telefonieren. (aus Krause 1997: 23, 22, Beispiele 32a, 27b entsprechend) Von Stutterheim (1986) ordnet den habituellen dem imperfektiven Aspekt zu (vgl. 3.1.3). Im folgenden Abschnitt wollen wir uns den Ansätzen im Bereich Aspekt in der Literatur im Griechischen zuwenden. <?page no="127"?> 127 3.3 Perspektivenaspekt im Griechischen Im Griechischen unterscheidet sich die Progressivform von der Nicht- Progressivform morphologisch nicht (Moser vgl. 1994: 42, Holton et al. 1997, Veloudis 2010 inter alia). Wie schon in Kapitel 1, Abschnitt 1.2.4.6 angedeutet, drückt der Imperfektiv neben dem imperfektiven Aspekt den habituellen, den kontinuativen (‘continuous’ in Mosers 1994 Terminologie) oder den progressiven (nach Veloudis 2010) und den iterativen Aspekt aus. Was die Perfektivform angeht, kann sie als ein einzelnes und vollendetes Ereignis angesehen werden, nach Comries Terminologie (1976), ‚als ein Ganzes’. Dahl (1985) sieht den Progressiv nicht als eine Unterkategorie des Imperfektivs. Veloudis (2010: 25) stimmt mit Dahls Auffassung nicht überein (vgl. Kapitel 4 dazu). Veloudis (2010: 29) zufolge können der Progressiv, der Iterativ und der Habituell als Ableitungs-Varianten der Unterscheidung Perfektiv/ Imperfektiv betrachtet werden. Wenden wir uns zuerst dem imperfektiven Aspekt zu. 3.3.1 Der imperfektive Aspekt Nach Holton et al. (1997: 217, Beispiel 1) präsentiert der imperfektive Aspekt im Griechischen eine Situation entweder als andauernd, nämlich progressiv, oder als habituell: (1) Δen γrafi sti mitera NEG schreibt.3SG.IPFV an-die Mutter.AKK tu poli sixna. KL.POSS.3SG.M sehr häufig ‚Er schreibt nicht sehr häufig an seine Mutter.’ Γraf- (schreib) ist der Stamm im imperfektiven Aspekt und das Adverb sixna (häufig) führt zu einer habituellen Interpretation. In den Beispielen (2a, b) aus Moser (1994: 85, Beispiele 36, 37) kann die imperfektive Form die Bedeutung des Kontinuativs (des Progressivs nach Veloudis Terminologie) haben, während in (2c) (Moser 1994: 85, Beispiel 38) die Bedeutung habituell ist. Die Aktionsart wird nicht beeinflusst. (2) a. Etrexa tris ores simera. lief.1SG.IPFV drei Stunden heute ‚Ich lief heute drei Stunden lang.’ (Kontinuativ/ Progressiv) <?page no="128"?> 128 b. Tin ora pu etrexa sto die Zeit.AKK während lief.1SG.IPFV in-den parko arxise na vrexi. Park.AKK begann SUBJ regnen. ‚Zu dem Zeitpunkt, zu dem ich im Park lief, fing es an zu regnen.’ (Kontinuativ/ Progressiv) c. To ximona etrexa mia ora den Winter.AKK lief.1SG.IPFV eine Stunde ti mera. den Tag.AKK ‚Im Winter lief ich eine Stunde pro Tag.’ (Habituell) Die folgende Aussage (3) wird als Kontinuativ (Progressiv) interpretiert: (3) Tin ora pu troγame, xtipise die Zeit.AKK als aßen.1PL.IPFV, klingelte.PFV to tilefono. das Telefon ‚Als wir aßen, klingelte das Telefon.‘ (zitiert nach Moser 1994: 44, Beispiel 20) Adverbiale wie sixna (oft), kaθe evðomaða (jede Woche), mia ora ti mera (eine Stunde pro Tag) erzwingen eine habituelle Interpretation des Imperfektivs, während Adverbiale wie tora (jetzt), afti ti stiγmi (in diesem Moment) zu einer dauernd-progressiven Interpretation des Imperfektivs führen. Gemäß Holton et al. (1997) ist der linguistische und pragmatische Kontext für die richtige Interpretation des Satzes zuständig. Folgende Beispiele aus Holton et al. (1997: 218, Beispiel 5, hier als 4a, b, c angegeben) illustrieren den Fall: (4) „Ti kani o Nikos? “ ‘What is Nick doing? ’ a. „troi.“ (Progressiv) ‘He is eating.’ b. „ðiðaski.“ ‘He teaches, or he is teaching.’ c. „ðiðaski γlossoloγia.“ ‘He teaches linguistics.’ (Habituell) (Holton et al. 1997: 218, Beispiel 5) <?page no="129"?> 129 (4a) hat die Interpretation, dass er jetzt isst, (4b) dagegen ist ambig: es kann entweder bedeuten, dass er gerade/ jetzt unterrichtet, oder dass das Unterrichten sein Beruf ist; (4c) hat eine habituelle Lesart. Auch Moser (1994: 86) argumentiert dafür, dass der imperfektive Aspekt eine andauernde Eigenschaft ausdrücken kann, wie die folgenden Beispiele aus Moser (1994: 86, Beispiel 42, hier als 5a und 5b wiederholt) zeigen: (5) a. „Me ti asxolise? “ mit was beschäftigst.2SG.IPFV (du dich)? ‚Womit beschäftigst du dich? ’ ‚Was bist du von Beruf? ’ b. „Pulao kosmimata.“ verkaufe.1SG.IPFV Schmuck ‚Ich verkaufe Schmuck.’ Fälle, in denen der Imperfektiv für punktuelle Ereignisse benutzt wird, sind auch zu finden, wie das Beispiel aus Moser (1994: 40, Beispiel 6, hier als 6) zeigt: (6) Δen akuse to kuðuni γiati ekini NEG hörte.3SG.PFV das Klingeln.AKK weil diesen ti stiγmi fternizotan. den Augenblick.AKK nieste.3SG.IPFV ‚Sie/ Er hörte das Klingeln nicht, weil sie/ er in diesem Augenblick geniest hat.’ 3.3.2 Der habituelle Aspekt Wie bereits in Kapitel 1, Abschnitt 1.2.4.6, sowie in Abschnitt 3.2 angedeutet, tritt der Habituell im Englischen mit dem habituellen Quasi-Auxiliar used to + Infinitiv auf und wird oft mit dem Iterativ verwechselt. Der Habituell repräsentiert eine regelmäßige Wiederholung. Wie Comrie (1976) bemerkt, ist der habituelle Aspekt im Gegensatz zum iterativen Aspekt nur mit imperfektiven Verbformen verträglich. Die Beispiele (7a, b) aus Comrie (1976: 27), zitiert nach Moser (1994: 43, Beispiele 15, 16), illustrieren den Fall: (7) a. Sally used to throw stones at my window every morning. b. * The lecturer stood up, used to cough five times, and said.... <?page no="130"?> 130 Moser (1994: 43), Comrie (1976: 28-29) folgend, weist darauf hin, dass die Konstruktion used to + Infinitiv im Englischen auch für Zustände, die für eine lange Zeitspanne in der Vergangenheit in Kraft waren, verwendet wird. Comries (1976) Beispiele zitiert nach Moser (1994: 43, Beispiele 17, 18, hier als 8a, b wiederholt) illustrieren den Fall: (8) a. The Temple of Diana used to stand at Ephesus. b. Bill used to belong to a subversive organisation. Veloudis (2010) hält diese Verwendung für fragwürdig, da der Tempel von Diana immer da stand oder sogar ewig da stand und diese Ewigkeit wird als eine Gewohnheit ausgedrückt. Nach Veloudis (2010: 26, 27) addiert der Sprecher bei der Habitualität die Häufigkeit einer Situation im Vergleich zu anderen, die in dem gleichen Zeitraum stattfanden. Außer dieser Lesart kann der habituelle Aspekt auch die Fortsetzung darstellen (Veloudis 2010: 29, 30). Der Satz siniθize na erxete mera para mera (er pflegte alle zwei Tage zu kommen) drückt die Gewohnheit aus, die das Subjekt hatte. Die Beschwerde irθe mono 20 fores se afto to ðiastima (er kam.PFV nur 20 Mal in diesem Zeitraum) kann nicht als habituelle Variante ausgedrückt werden: ? siniθize na erxete mono mera para mera se olo afto to ðiastima (er pflegte in diesem Zeitraum nur alle zwei Tage zu kommen). Die perfektive Verbform siniθise (pflegte zu) in (9a) denotiert keine habituelle Interpretation. Sie wird so interpretiert, dass er daran gewöhnt ist, Spaziergänge allein am Abend zu machen. Der imperfektive Aspekt ist völlig ausgeschlossen, da keine Regelmäßigkeit bei der Wiederholung auftritt (vgl. 9b): (9) a. Siniθise na kani pflegte.3SG.PFV SUBJ macht.3SG.PFV peripato monos ta vra ð ia. Spaziergang.AKK allein die Abende.AKK ‚Er ist daran gewöhnt, abends allein spazieren zu gehen.’ b. * Efaγe sixna mazi ass.3SG.PVF offen zusammen tis ston Zyθo. KL.GEN.3SG.F in-den Zytho.AKK ‚Er ass oft mit ihr in Zythos.’ (aus Veloudis 2010: 27) <?page no="131"?> 131 3.3.3 Der progressive (oder kontinuative) Aspekt Der Progressiv (Kontinuativ) setzt die Imperfektivität einer Situation voraus. Der Progressiv drückt die Beziehung zwischen einer dynamischen Situation und einem temporalen Punkt aus, wie das Beispiel aus Dahl (1985: 91) illustriert: At twelve o‘ clock sharp, John was still writing a letter. Für das Englische ist Comries Beispiel (1976: 38) I’ m living in London charakteristisch, im Gegensatz zu I live in London. Das Erste hat die Interpretation „im Moment“, es ist nämlich temporär, wo das „im Moment“ die Rolle eines Zeitpunktes spielt. Nach Veloudis (2010) kann der Progressiv eine Situation als solche darstellen, die eine Entwicklung in einem bestimmten Moment anzeigt. Der Sprecher fokussiert einen Moment. Das kann eine mögliche Erklärung sein, warum die stativen Situationen nicht im Progressiv auftreten: Den Fokus auf einen Moment zu legen, ist nur dann sinnvoll, wenn diese Situation einen Prozess anzeigt. Die progressive Form wird verwendet, wenn die Situation als dynamisch dargestellt wird. Gemäß Moser (1994) kann die gleiche Form dafür verwendet werden, um das Andauern darzustellen, unabhängig davon, ob das Ereignis im Verlauf ist oder nicht, wie die folgenden Beispiele aus Moser (1994: 44, 45, Beispiele 20, 21, 22 hier als 10, 11a, b wiederholt) illustrieren: (10) Tin ora pu troγame, die Zeit.AKK als aßen.1PL.IPFV xtipise to tilefono. klingelte.3SG.PFV das Telefon.AKK ‚Als wir aßen, klingelte das Telefon.’ (11) a. Tin ora pu troγame, die Zeit.AKK als aßen.1PL.IPFV eftase ke i θia. kam.3SG.PFV und die Tante ‚Als wir aßen, kam auch die Tante.’ b. Tin ora pu troγame, die Zeit.AKK als aßen.1PL.IPFV aftos ðiavaze. er las.3PL.IPFV ‚Als wir aßen, las er.’ In Beispiel (10) wird der Aspekt als Progressiv interpretiert. Ein Ereignis (essen) wird als ein Rahmen präsentiert, in dem ein anderes Ereignis stattfindet (klingeln) (ankommen). Das erste Ereignis kann als progressiv dargestellt werden; es besteht aus zwei Phasen: Während des Ablaufs dieses <?page no="132"?> 132 Ereignisses findet ein anderes Ereignis in einer anderen Phase des Progressivs statt. Das zweite Ereignis (klingeln), (ankommen), kann als punktuell oder als perfektiv präsentiert werden. Möglich ist auch, dass es parallel mit dem ersten Ereignis geschieht; in diesem Fall verwendet der Sprecher den imperfektiven Aspekt, wie das Beispiel (11b) illustriert. 51 Temporale/ aspektuelle Verben sind auch im Griechischen zu finden; sie erscheinen nach einem eingebetteten Satz im Konjunktiv und das Verb tritt immer im Imperfektiv auf. Diese sind als „phase verbs“ bekannt und konkreter als „ingressiv“ (start to V, V-ing, begin to V, V-ing) und „egressiv“ (stop/ finish V-ing, cease to V) (Linhares-Dias 2006: 217, Borik für das Russische 2006: 64). Im Griechischen sind diese Verben arxizo (anfangen), sinexizo, eksakolutho (weitermachen) und stamato (stoppen): 52 (12) a. Ke ksafnika arxise na klei. ‘And suddenly (s)he started crying.’ b. Emis fiγame ala aftos sinexise na traγuðai. ‘We left but he carried on singing.’ (zitiert nach Holton et al. 1997: 219, Beipiele 7a, b) Holton et al. (1997: 219, Beispiele 8a, b) verweisen auch darauf, dass die eingebetteten Konjunktivsätze den Wahrnehmungsverben folgen, wie z.B. akuo (hören), vlepo (sehen), esthanome (sich fühlen), andilamvanome (sich einer Sache bewusst werden) und mit imperfektiven Aspekt auftreten, obwohl auch der Perfektiv möglich ist. (13) a. Δen ton akusame pote na paraponiete. (imperfektiv) ‘We never heard him complain.’ b. Δen ton akusame pote na paraponeθi. (perfektiv) ‘We never heard him complain (once).’ (zitiert nach Holton et al. 1997: 219, Beispiele 8a, b) 3.3.4 Der iterative Aspekt Veloudis (2010: 26) zufolge zeigt der Iterativ die wiederholten Ereignisse innerhalb eines Zeitraumes an, der entweder ausgedrückt oder impliziert wird (vgl. 14): 51 Psaltou-Joycey (2003) verwendet den Begriff “duration” für den Imperfektiv Past. 52 Diese Verben sind nicht Gegenstand der Untersuchung, s. aber dazu Kapitel 4.1.3.1 für die verschiedenen Bedeutungen von arxizo (anfangen). <?page no="133"?> 133 (14) Erxotan kaθe ðefteri mera se olo afto to kam.3SG.IPFV jeden zweiten Tag in all diesen den ðiastima. Zeitraum.AKK ‚Er kam jeden Dienstag in diesem Zeitraum.’ Die imperfektive Form erxotan (kam) fokussiert nicht die „interne temporale Beschaffenheit“ eines Kommens, sondern eine Reihe von nacheinander wiederholten Ereignissen. Der Iterativ kann auch im Perfektiv auftreten, wie das Beispiel aus (Veloudis 2010: 27) illustriert: (15) Irθe ikosi fores se olo afto to kam.1SG.PFV zwanzig Mal in all diesen den ðiastima. Zeitraum.AKK ‚Er kam zwanzig Mal in diesem Zeitraum.’ In beiden Beispielen (14, 15) handelt es sich um die gleiche Wiederholung: Der Sprecher entscheidet sich für die eine oder für die andere Betrachtung. 53 Um zusammenzufassen: Der iterative Aspekt kann eine Situation als imperfektiv (14), perfektiv (vgl. 15) oder iterativ-perfektiv (psarepsa me tin psixi mu olo to kalokeri ‚Ich angelte.1SG.PFV mit meinem Herzen den ganzen Sommer‘) beschreiben (Beispiel aus Veloudis 2010: 29). Weiter werden die Auffassungen in der Literatur zum perfektiven Aspekt vorgestellt. 3.3.5 Der perfektive Aspekt Wie schon in 1.2.1 angedeutet, präsentiert der perfektive Aspekt ein Ereignis als ein Ganzes, als etwas Abgeschlossenes. Der Aorist kombiniert die Eigenschaften des perfektiven Aspekts mit der Vergangenheit. Im Folgenden werden die wichtigsten Auffassungen präsentiert. Nach Dorfmüller-Karpusa (1983: 234) verfügen Sachverhalte über eine innere Struktur, d.h. einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Der Aorist kann nicht unbedingt einen in der Vergangenheit abgeschlossenen Sachverhalt, d.h. die Vollendung der drei Phasen, sondern auch allein einen abgeschlossenen Teil eines Sachverhalts darstellen. Das folgende Beispiel (13) aus Dorfmüller-Karpusa (1983: 233), hier als (16) wiederholt, illustriert den Fall: 53 Psaltou-Joycey (2003) verwendet den Begriff “iteration”. <?page no="134"?> 134 (16) Eno o Γiorγos akuγe iðisis, während der Georg. NOM hörte.3SG.IPFV Nachrichten, kimiθike. schlief.3SG.PFV ‚Während Georg die Nachrichten hörte, schlief er ein.’ Durch den Aorist, d.h. den perfektiven Aspekt, kimiθike (einschlief) wird die erste Phase, nämlich „der Beginn des Vorganges als vollendet“ dargestellt (Dorfmüller-Karpusa (1983: 233)). Es wird nicht dargestellt, ob dieser Vorgang dauert, oder ob er durch einen anderen Vorgang unterbrochen wird, oder ob er zu Ende geht. Dorfmüller-Karpusa (1983) bemerkt, dass die deutsche Übersetzung dieses Problem nicht zum Ausdruck bringt, denn das Verb einschlafen beschreibt den Anfang des Vorgangs/ Zustands des ‚Schlafens‘. Ein anderes Beispiel, das Dorfmüller-Karpusa anführt, ist folgendes (Dorfmüller-Karpusa 1983: 234, Beispiel 15, hier als 17 wiederholt): (17) O Θemistoklis emaθe γalika der Themistokles.NOM lernte.3SG.PFV Französisch tin epoxi pu zuse eksoristos die Zeit.ALL als lebte.3SG.IPFV verbannt sti Makroniso. in-die Makroniso.AKK ‚Themistokles hat Französisch gelernt in der Zeit, als er verbannt auf Makronisos lebte.’(zitiert nach Dorfmüller-Karpusa 1983: 234) In diesem Beispiel wird die Vollendung des Endes eines Vorgangs beschrieben. Das ist der Grund, warum Dorfmüller-Karpusa in der deutschen Übersetzung dieses Beispiels das Tempus Perfekt benutzt, wie sie anmerkt. Ein drittes Beispiel, das Dorfmüller-Karpusa (1983: 234, Beispiel 14) bringt, um zu zeigen, dass der Aorist die Vollendung der mittleren Phase eines Vorgangs beschreibt, ist folgendes (hier als 18 wiederholt): (18) Tin epoxi pu o Axileas spuðaze die Zeit.AKK als der Achill.NOM studierte.3SG.IPFV sto Parisi ezise san kaloγeros. in-das Paris.AKK lebte.3SG.PFV wie Mönch ‚In der Zeit, als Achill in Paris studierte, lebte er wie ein Mönch.’ (zitiert nach Dorfmüller-Karpusa 1983: 234) <?page no="135"?> 135 Dorfmüller-Karpusa (1983) zufolge bezieht sich dieser Satz weder auf den Anfang noch auf den Endpunkt des ‚mönchhaften Lebens’. Ich möchte an diesem Punkt folgende Bemerkung machen: Erstens ist es mir unklar, wie der „Beginn des Vorgangs als vollendet beschrieben“ (Dorfmüller-Karpusa 1983: 233) werden kann; zweitens, die Beschreibung der Phasen des Vorgangs (Anfang, Vollendung) ist mit der Zeitkonstitution (Aktionsart) des Verbs verbunden. Wie ich in Kapitel 2 gezeigt habe und weiter in Kapitel 4, Abschnitt 4.1.3.2 ausführlich diskutiere, ist das Verb kimame (schlafen) ein Activity-Verb. Ob dieses Ereignis andauert oder nicht, wird durch lexikalische Mittel, wie z.B. Zeitdaueradverbiale, etc. bestimmt. Um dies zu illustrieren, verweise ich auf Giannakidou (2003), die dafür argumentiert, dass das Verb kimame (schlafen) verschiedene Lesarten bekommen kann (vgl. dazu 2.6.1.1 sowie Fußnote 33). In Beispiel (19a) (Giannakidou 2003: 111, Beispiel 37a) bekommt das Activity-Verb kimame (schlafen) eine Accomplishment Lesart. Die logische Repräsentation lässt sich durch die Struktur in (19b) (Giannakidou, a.a.O. (37b)) darstellen: (19) a. I Ariaðni kimiθike γia mia die Ariadne.NOM schlief.3SG.PFV für eine ora. Stunde.AKK ‚Ariadne schlief eine Stunde lang.’ b. ∃e ∃t [sleep (Ariadne, e) ∧ e ⊆ t ∧ one-hour(t) ∧ t<n ] In diesem Fall wird sowohl auf den Anfang als auch auf den Endpunkt referiert, da Ariadne in einem Ereignis des Schlafens war, das eine Stunde lang dauerte. Activities können auch Achievement-Lesarten haben, wenn der Satz einen Punktadverbial enthält, siehe Beispiel (20a, b) (Giannakidou 2003: 111, Beispiele 38a, b entsprechend): (20) a. I Ariaðni kimiθike stis enia. die Ariadne.NOM schlief.3SG.PFV um neun ‚Ariadne ist um 9.00 eingeschlafen.’ b. ∃e ∃t [sleep (Ariadne, Paul, e) ∧ t<n ∧ e ⊆ t ∧ t=9 o’ clock]. Hier wird das Ereignis und nicht die erste Phase des Ereignisses als vollendet beschrieben, wofür auch Dorfmüller-Karpusa argumentiert (zu der <?page no="136"?> 136 Bedeutung des Verbs kimame (schlafen) im imperfektiven Aspekt vgl. Abschnitt 2.6.1.1, Fußnote 33)). Diese Lesarten sind in der Literatur als aspektuelle Anpassungen bekannt (vgl. de Swart 1998, Dölling 2001 inter alia). 54 In Bezug auf das Verb maθeno (lernen), Beispiel (17), möchte ich darauf hinweisen, dass es ein statives Verb ist. Stative Verben bestehen nicht aus Phasen, können aber über Grenzen verfügen, wie ich in Kapitel 4 zeige. Nach Dorfmüller-Karpusa (1983) beschreibt das Verb im Aorist, nämlich im perfektiven Aspekt emaθe (lernte.PFV), das Ende des Vorgangs als vollendet. Aus meiner Sicht ist diese Interpretation mit der Zeitkonstitution (Aktionsart) des Verbs maθeno (lernen) und nicht mit dem Tempus (Aorist) verbunden. Das Verb zo (leben) in Beispiel (18) ist auch ein statives Verb; wie schon in Abschnitt 2.6.1.2 und oben angedeutet, besteht es wie alle stativen Verben nicht aus Phasen, und aus diesem Grund kann es auch nicht „die Vollendung der mittleren Phase eines Vorgangs beschreiben“ (Dorfmüller-Karpusa 1983: 234). Kurzum: es ist nicht der Aorist, sondern die Zeitkonstitution (Aktionsart) zuständig für die jeweilige Interpretation des Verbs. In Kapitel 2, Abschnitt 2.6.1.1 wurde diskutiert, dass Moser (1994) - Sasse (1991) folgend - in ihrem Ansatz den Einsatz von Grenzen vorschlägt. Die perfektiven Formen bringen eine von beiden Grenzen der Handlung in den Vordergrund, insbesondere den Punkt des Austretens aus einer Handlung, vgl. (21a, b) aus Moser (1994: 85, Beispiele 39, 40): (21) a. Etreksa poli simera. lief.1SG.PFV viel heute ‚Ich lief heute viel.’ b. Avrio θa trekso pente morgen FUT laufe.1SG.PFV fünf xiliometra adi γia tesera. Kilometer statt für vier ‚Morgen werde ich fünf Kilometer statt vier laufen.’ 54 Die aspektuelle Anpassung ist nicht nur im Griechischen, sondern auch in anderen Sprachen zu finden (vgl. Zucchi 1998 für ähnliche Diskussionen). Nach Giannakidou sind diese Anpassungen keine Fälle lexikalischer Ambiguitäten, da auf der lexikalischen Ebene die V-Bedeutung keine Ereignis-Informationen enthält; es ist der Aspekt, der zu dieser Interpretation führt. Zu dem gleichen Schluss kommt auch Moser (1993). <?page no="137"?> 137 Wie alle Activities drückt das Verb trexo (laufen) im imperfektiven Aspekt ein Ereignis aus, das unbegrenzt sein kann. Mit Hilfe vom Kontext kann diese Unbegrenztheit hervorgerufen werden (vgl. 22a, b): (22) a. „Eγrapses tipota simera? “ schriebst.2SG.PFV nichts heute? ‚Hast du heute was geschrieben? ’ b. „Eγrapsa ke sinexizo na schrieb.1SG.PFV und mache weiter SUBJ γrafo akoma ke tora pu schreibe.1SG.IPFV noch und jetzt während su milao.“ KL.GEN.2SG spreche.1SG.PFV ‚Ich schrieb und mache mit dem Schreiben weiter, auch in dem Moment in dem ich mit dir spreche.’ (aus Moser 1994: 85, Beispiele 41) Activities können eine dauerhafte Eigenschaft ausdrücken, wenn sie in der imperfektiven Form auftreten (23a, b); in diesem Fall verhalten sie sich wie stative Verben. Die perfektiven Verbformen schließen die statische Interpretation aus, wie in (23c, d) aus Moser (1994: 86, Beispiel 42) gezeigt wird: (23) a. „Me ti asxoliste? “ mit was beschäftigt.2PL (ihr euch)? ‚Womit beschäftigen Sie sich? ’ ‚Was sind Sie von Beruf? ’ 55 b. „Pulao kosmimata. “ verkaufe.1SG.IPFV Schmuck.AKK ‚Ich bin Schmuckverkäufer.’ c. „Pulisate tipota simera? “ verkauft.2PL.PFV nichts heute? ‚Haben Sie heute etwas verkauft? ’ d. „Oxi, ðen pulisa tipota, ute nein, NEG verkaufte.1SG.PFV nichts, weder simera ute olokliri tin perasmeni evðomada.“ heute noch ganze die letzte.AKK Woche.AKK ‚Nein, ich habe weder heute noch während der letzten Woche was verkauft.’ 55 Als Höflichkeitsform dient die 2. Person Plural. <?page no="138"?> 138 Der perfektive Aspekt kann für Ereignisse verwendet werden, die Dauer ausdrücken, auch wenn diese Dauer mit Hilfe von Adverbien ausgedrückt wird, vgl. (24) aus Moser (1994: 39, Beispiel 3): (24) Eγrapse to miθistorima tis schrieb.3SG.PFV den Roman.AKK KL.POSS.3SG.F mesa se ðio xronia. innerhalb in zwei Jahren ‚Sie schrieb ihren Roman in zwei Jahren.’ Oft können sowohl der perfektive als auch der imperfektive Aspekt für das gleiche Ereignis verwendet werden (vgl. 25): (25) Perisi to kalokeri ðulepsa/ ðuleva se ena letzten den Sommer.AKK arbeitete.1SG.IPFV/ PFV in ein kruazieroplio. Kreuzfahrtschiff.AKK ‚Letztes Jahr arbeitete ich auf einem Kreuzfahrtschiff.’ (aus Moser 1994: 39, Beispiel 5) (25) referiert auf dasselbe Ereignis; meiner Meinung nach ist die Wahl der perfektiven oder imperfektiven Form von der Perspektive des Sprechers abhängig, d.h. davon, ob er das Geschehen als ein Ganzes von außen, ohne innere Phasen (perfektiv), oder von innen in seinem Verlauf betrachet (imperfektiv) (vgl. Nikiforidou 2004, Moser 2008). Nach Moser (1994: 88f.) deutet der Perfektiv mit absoluten terminativen Verben (Achievements), wie z.B. vrisko (finden), wie die inchoativen Stative immer die Zustandsveränderung an (Beispiel 49 aus Moser 1994: 88, hier als 26 wiederholt), während die imperfektiven Formen den Habituell manifestieren (Beispiele 46, 47 aus Moser 1994: 88, hier als 27, 28 entsprechend wiederholt); der Progressiv wird im Falle von Drehbüchern und Regieaufträgen nicht ausgeschlossen (Beispiel 48 aus Moser 1994: 88, hier als 28 wiederholt): (26) Ti stiγmi akrivos pu vrike to den Moment.AKK genau in dem fand.3SG.PFV das portofoli tis Portemonnaie.AKK KL.POSS.3SG.F xtipise i porta. klopfte.3SG.PFV die Tür.NOM ‚In dem Moment, in dem sie ihr Portemonnaie fand, klopfte es.’ <?page no="139"?> 139 (27) Pote den evriske ta pragmata nie NEG fand.3SG.IPFV die Sachen.AKK tis. KL.POSS.3SG.F ‚Sie fand nie ihre Sachen.’ (28) Ti stiγmi akrivos pu evriske to den Moment.AKK genau in dem fand.3SG.IPFV das portofoli tis Portemonnaie.AKK KL.POSS.3SG.F xtipise i porta. klopfte.3SG.PFV die Tür.NOM ‚In dem Moment, in dem sie ihr Portemonnaie fand, klopfte es.’ Nach Moser (1994: 39) wird sehr oft der perfektive Aspekt für punktuelle Ereignisse verwendet. Das Beispiel (2) aus Moser (1994: 39), hier als (29) wiederholt, illustriert den Fall: (29) Ta matia tu astrapsan apo die Augen KL.POSS.3SG blitzten.3SG.PFV vor θimo. Wut ‚Seine Augen blitzten vor Wut.’ Der perfektive Aspekt stellt Ereignisse als abgeschlossen dar. Wie Comrie (1976: 18) feststellt, fokussiert der perfektive Aspekt, obwohl er auf das Ereignis als ein Ganzes referiert, nicht den Punkt der Vollendung oder den Endpunkt, obwohl er sich sehr oft auf ein abgeschlossenes Ereignis bezieht. Das folgende Beispiel (Moser 1994: 40, Beispiel 9, hier als 30 wiederholt) zeigt, dass das Erscheinen eines Endpunktes nicht notwendig ist: (30) Kaθisame poli. Mipos prepi na sassen.1PL.PFV viel. Vielleicht muss.3SG SUBJ fiγume? gehen.1PL.PFV? ‚Wir haben lange gesessen. Vielleicht sollten wir gehen? ‘ In (30) ist offenkundig, dass der Zustand des Sitzens fortgesetzt wird. Der Sprecher sieht den Zustand als ein Ganzes an, unabhängig davon, ob er zu Ende gekommen ist oder nicht. Wenn man ein Ereignis als ein Ganzes sieht, dann verfügt es über beide Grenzen, die mental oder abstrakt sein können, wie in (30). <?page no="140"?> 140 Der imperfektive Aspekt kann auch auf telische Situationen referieren, wie (31) (aus Moser 1994: 41, Beispiel 12) illustriert: (31) Afto to γrama iða ke diesen den Brief.AKK sah.1SG.PFV und epaθa na to telioso. Tris ores litt.1SG.PFV SUBJ es beende.1SG.PFV. Drei Stunden to γrafa. KL.AKK.3SG.N schrieb.1SG.IPFV ‚Dieser Brief bereitete große Schwierigkeiten. Ich brauchte drei Stunden, um ihn zu schreiben.’ Der Satz wird als abgeschlossen angesehen. Die Verbform eγrafa (schrieb.1SG.IPFV) referiert auf ein Ereignis, das abgeschlossen ist. Zuletzt erwähnt Moser (1994), dass bei Verben, die eine doppelte Bedeutung haben, nämlich eine stative und inchoative, der perfektive Aspekt benutzt wird, nicht um einen vollendeten Zustand, sondern um das Eintreten in einen Zustand darzustellen (vgl. Abschnitt 2.6.1.2): (32) a. Ton Alki ton γnorizes den Alkis.AKK KL.AKK.3SG.M kanntest.2SG.IPFV perisi? letztes Jahr ‚Kanntest du Alkis letztes Jahr? ’ b. Ton Alki ton γnorises den Alkis.AKK KL.AKK.3SG.M lerntest kennen.2SG.PFV perisi? letztes Jahr? ‚Hast du Alkis letztes Jahr kennengelernt? ’ (33) a. Otan γirise, ta peðia als zurückkam.3SG.PFV die Kinder.NOM kimodusan. schliefen.3PL.IPFV ‚Als er/ sie zurückkam, schliefen die Kinder.’ b. Otan γirise, ta peðia als zurückkam.3SG.PFV die Kinder.NOM kimiθikan. schliefen.3PL.PFV ‚Als er/ sie zurückkam, schliefen die Kinder.’ (aus Moser 1994: 41, Beispiele 13, 14 entsprechend) <?page no="141"?> 141 Kommen wir nun zu einer Bewertung des vorgestellten Ansatzes von Moser. In Beispiel (24) handelt es sich um ein Accomplishment, d.h. um ein Verb, das über einen natürlichen Endpunkt verfügt, also um ein telisches Verb. Es ist nicht der Fall, dass die Adverbien die Dauer darstellen, wie Moser erwähnt; das Verb γrafo (grafo) verfügt über das Merkmal [+durativ], wie alle Accomplishments. Das Zeitrahmenadverbial se X ora (‚in X Zeit’) hat in (24) die Bedeutung ‚innerhalb von X Zeit’ (vgl. Engelberg 2000, Sioupi 2009 für das Griechische) und ist mit dem Accomplishment γrafo (schreiben) kompatibel. Bezüglich des Verbs vrisko (finden) im Beispiel (26), ist es nicht der Perfektiv, der eine Zustandsänderung andeutet, sondern der Status des Verbs, und zwar, dass es ein Achievement ist; Achievements drücken eine Zustandsveränderung auch im imperfektiven Aspekt aus (Engelberg 2000 für das Deutsche, Kennedy und Levin 2008, Beavers 2006, 2009 für das Englische, Sioupi 2012 inter alia). Die Interpretation des Satzes (30), der Moser zufolge auf eine Fortsetzung des Zustands hinweist, ist mit dem Adverbial lange verbunden und nicht mit dem Verb kaθome (sitzen). Der Satz kaθisame poli. Mipos prepi na fiγume (Wir haben lange gesessen. Vielleicht sollten wir gehen? ) drückt nicht das aus, was wir tun sollen, sondern stellt eine Feststellung dar, nämlich, dass wir lange saßen. Diese Feststellung betrifft das Adverbial poli (lange) und nicht das Verb kaθome (sitzen) (Veloudis, pers. Mitt.). Ein anderer Punkt betrifft die Annahme, dass der imperfektive Aspekt im Beispiel (31) auf telische Eventualitäten referieren kann (Moser 1994: 41). Dies hängt mit der These von Sioupi (2007) zusammen, dass (Im)perfektivität und Telizität nicht synonym sind. Eine nähere Ausführung dieser These würde den Rahmen dieser Studie überschreiten. Es muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass hier auch die Sprecherperspektive eine Rolle spielt; der Sprecher betrachtet die Situation in ihrem Verlauf, aus diesem Grund wird der imperfektive Aspekt ausgewählt (vgl. Nikiforidou 2004, Veloudis 2010). Ich würde also die gegenteilige These von Moser (1994) vertreten, und zwar folgende: Es ist nicht so, dass sich die imperfektive Form eγrafa (schrieb.1SG.PFV) auf eine abgeschlossene Aktivität bezieht, sondern so, dass die imperfektive Form von dem Inhalt der ersten Proposition erzwungen wird (Veloudis, pers. Mitt.) Zuletzt erwähnt Moser (1994), dass die Verben γnorizo (kennen/ kennenlernen) und kimame (schlafen) in Beispiel (32a,b und 33a,b) sowohl statisch als auch inchoativ auftreten können. Anhand von Kriterien habe ich in Kapitel 2 gezeigt, dass das Verb γnorizo (kennen/ kennenlernen) keine inchoative Interpretation hat und kimame (schlafen) ein Activity-Verb und kein State-Verb ist. In Kapitel 4, Abschnitt <?page no="142"?> 142 4.1.3.2 werde ich ausführlichere Kriterien darstellen, die Ereignisse von States und ihrer inchoativen Lesart unterscheiden. Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass der perfektive Aspekt mit allen Verbklassen grammatische Sätze bildet. 3.3.6 Kitis und Tsangalidis (2005) Kitis und Tsangalidis (2005) (K&T) argumentieren dafür, dass der Imperfektiv im Griechischen als eine von den Comrie‘schen (1976: 25) imperfektiven Subkategorien, d.h. Habituell, Kontinutiv, Progressiv oder Nicht- Progressiv verwendet werden kann (vgl. Kapitel 1, Abschnitt 1.2.4.6, Abb. 4). Konkreter: Er kann eine habituelle Situation oder einen Zustand (34- 36) oder eine kontinuative (progressive) Situation (37) ausdrücken. Letztere korrespondiert mit der englischen past progressive Konstruktion, die eine Situation mit Dauer präsentiert: (34) I manaðes emenan sto spiti die Mütter.NOM blieben.3PL.IPFV in-das Haus.AKK eno i pateraðes ðulevan während die Väter.NOM arbeiteten.3PL.IPFV ektos spitiu. außerhalb Hauses.GEN ‚Mütter pflegten zu Hause zu bleiben, während Väter außerhalb des Hauses arbeiteten.’ (35) Palia mename se spitia ke oxi früher bleiben.3PL.IPFV in Häusern und nicht se ðiamerismata. in Wohnungen ‚Früher lebte man in Häusern und nicht in Wohnungen.’ (36) O Petros piγene stin eklisia der Peter ging.3SG.IPFV in-die Kirche.AKK kaθe Kiriaki. jeden Sonntag ‚Peter ging/ pflegte jeden Sonntag in die Kirche zu gehen.’ (37) O Petros ðuleve oli tin der Peter arbeitete.3SG.IPFV all die Kiriaki. Sonntag.AKK ‚Peter arbeitete den ganzen Sonntag.’ (aus K&T 2005: 145, 146, Beispiele 3-6 entsprechend) <?page no="143"?> 143 K&T (2005) argumentieren gegen die Annahme von Comrie (1976: 26), dass der Imperfektiv nicht auf Situationen referieren kann, die über keine interne Struktur verfügen. Sie präsentieren Beispiele von Verben aus dem Griechischen in imperfektiven Formen, die sich auf Situationen ohne interne Struktur beziehen (vgl. 38): (38) Otan ton skotosa als KL.AKK.3SG.M ermordete.1SG.PFV peθena mazi tu. starb.1SG.IPFV mit KL.AKK.3SG.M ‚Als ich ihn ermordete, starb ich auch mit ihm.’ (aus K&T 2005: 146, Beispiel 7) K&T (2005) übernehmen Kearns (2000) Terminologie. Gemäß Kearns (2000) sind Achievements und Accomplishments bound (telisch), während States und Activities/ Prozesse unbounded (atelisch) sind. 56 K&T (2005) vertreten die Auffassung, dass die Kernbedeutung des Imperfektivs [-bound] ist, während die des Perfektivs [+bound] ist. Folgendes Beispiel (39) repräsentiert eine telische Eventualität, die in einem Jahr abgeschlossen ist und in ihrer Totalität angesehen werden kann: (39) Extise to spiti baute.3SG.PFV das Haus.AKK tu se ena xrono. KL.POSS.3SG in einem Jahr ‚Er/ Sie baute sein Haus in einem Jahr.’ (aus K&T 2005: 150, Beispiel 14) Das gleiche Prädikat im imperfektiven Aspekt fokussiert die interne Struktur, nämlich das Bauen des Hauses. In diesem Fall wandelt der imperfektive Aspekt das Prädikat in Activity um: (40) Extize to spiti tu baute.3SG.IPFV das Haus.AKK KL.POSS.3SG epi ena xrono. für ein Jahr ‚Er/ Sie baute sein/ ihr Haus ein Jahr lang.’ 56 Diese bounded/ unbounded Distinktion ist sowohl für verbale als auch für nominale Prädikate charakteristisch, wie oben bereits angedeutet. (aus K&T 2005: 150, Beispiel 15) <?page no="144"?> 144 K&T (2005: 150) schlagen vor, dass das Merkmal [+boundedness] bei den imperfektiven Formen von Accomplishments und Achievements eine Implikatur, bei perfektiven Formen hingegen Teil der Kernbedeutung ist. Was Achievements angeht, so ist es nicht immer möglich, dass der imperfektive Aspekt ein Achievement in ein Activity umwandelt. Der Grund dafür liegt in der internen Struktur, über die Achievements nicht verfügen, da sie momentane Situationen darstellen. Trotzdem können nach K&T (2005) manche Achievements - besonders diejenigen, die auf kognitive Handlungen referieren - im imperfektiven Aspekt auftreten, wie das folgende Beispiel illustriert. In diesem Fall haben sie eine metaphorische Lesart, in dem sie auf einen kognitiven Prozess referieren: (41) Oso pernuse i ora als verging.3SG.IPFV die Zeit.NOM adilamvanotan / evlepe / katalavene / begriff.3SG.IPFV/ sah.3SG.IPFV/ verstand.3SG.IPFV ðiesθanotan oti ðen θa boruse spürte.3SG.IPFV/ dass NEG FUT konnte na tin vri. SUBJ KL.AKK.3SG.F findet.3SG ‚Als die Zeit verging, begriff / sah/ stellte fest/ spürte er/ sie, dass er/ sie sie nicht finden konnte.’ (aus K&T 2005: 151, Beispiel 18) K&T (2005) fassen zusammen: Wenn der Imperfektiv an ein Achievement angeschlossen ist, kann er nicht-homogene, sich wiederholende Aktionen denotieren. Kommen wir nun zu einer Kritik von K&Ts Ansatz. Es wird darauf hingewiesen, dass der imperfektive Aspekt Accomplishments in Activities umwandelt (vgl. Beispiel 40). In Sioupi (2005) habe ich für die Trennung von (A)telizität und (Im)perfektivität argumentiert, und zwar dafür, dass der imperfektive Aspekt unabhängig von (A)telizität ist. In (40) ist das Prädikat xtizo to spiti (ein Haus bauen) telisch sowohl im perfektiven als auch im imperfektiven Aspekt. Der Grund für den Unterschied zwischen (39) und (40) liegt in dem Adverbial: Das Zeitrahmenadverbial se X ora (‚in X Zeit‘) in Kombination mit perfektivem Aspekt führt einen Nachzustand ein, d.h. dass se X ora (‚in X Zeit‘) nicht nur für die temporale, sondern auch für die aspektuelle Interpretation zuständig ist. Das Zeitdaueradverbial epi X ora (‚X Zeit lang‘) hingegen führt eine temporale, aber keine aspektuelle Information ein; das ist der Grund, warum es nur <?page no="145"?> 145 mit imperfektivem Aspekt kompatibel ist (vgl. Sioupi 2012 für eine detaillierte Analyse). Ich habe auch gezeigt, dass (A)telizität nicht nur vom Verb und seinem Argument abhängig ist, sondern auch von dem Typ der D(eterminier) P(hrase); d.h. wenn ein Prädikat mit einem artikellosen Argument auftritt, stellt dies eine atelische Situation dar, wie das folgende Beispiel illustriert: extise/ extize spiti (baute.3SG.PFV/ baute.3SG.IPFV Haus) (vgl. Sioupi 2002a, 2002b, 2005). Ein zweiter Punkt betrifft die Verben adilamvanome (begreifen), vlepo (sehen), katalaveno (verstehen), ðiesθanome (spüren), die in stative Verben unterteilt werden (vgl. Abschnitt 2.6.3) und aus dem Grund in imperfektivem Aspekt im Griechischen auftreten, obwohl sie nicht aus inneren Phasen bestehen. Insgesamt habe ich in diesem Kapitel die Ergebnisse der Auffassungen in der Literatur für das Deutsche und für das Griechische zusammengestellt. Es hat sich herausgestellt, dass es in der Literatur im Deutschen keine allgemeine Definition für Aspekt gibt und, dass die Auffassungen in Bezug auf die Frage, ob die am-Konstruktion als progressiver Aspekt betrachtet werden kann oder nicht, sehr heterogen sind. Der zweite Teil dieses Kapitels setzte sich zum Ziel, die allgemeine Verwirrung im Bereich Perfektiv vs. Imperfektiv im Griechischen zu klären. Es wurden die bisher gängigen Definitionen und Auffassungen kritisch besprochen und miteinander kontrastiert. 1.3 Zusammenfassung <?page no="146"?> 146 4 Die Semantik des (Nicht-)Progressivs / (Im)perfektivs In diesem letzten Teil gehe ich auf ein formales Modell ein, das die Semantik der Zeitkonstitution und des Perspektivenaspekts, d.h. des (Nicht-)Progressivs im Deutschen und des (im)perfektiven Aspekts im Griechischen darstellt. Zunächst entwickle ich in Abschnitt 4.1 meinen Ansatz, der die Zeitkonstitution im Deutschen und im Griechischen demonstriert. In den Abschnitten 4.1.1, 4.1.2, 4.1.3, 4.1.3.1, 4.1.3.2 werden die wichtigsten Kriterien aufgeführt, um festzustellen, was Verben wie schlafen, warten sowie Positionsverben wie stehen, hängen in beiden Sprachen von Zuständen unterscheidet. In Abschnitt 4.2.1 präsentiere ich meine Annahme zum Perspektivenaspekt im Griechischen. Ich werde auf Smiths (1991/ 1997) Analyse über die semantischen Eigenschaften des Progressivs eingehen (Abschnitt 4.2.2) und sie auf das Deutsche (Abschnitt 4.3.1) und Griechische (Abschnitt 4.3.2) ausdehnen. Das Interesse desAbschnittes 4.4 gilt der Frage, ob der Progressiv im Englischen dem Stativ gleich ist. Im letzten Abschnitt (4.5) entwickle ich mit bestehenden Vorschlägen ein semantisches Modell für Ereignisse und Zustände für die (nicht-)progressive Form im Deutschen und für den (im)perfektiven Aspekt im Griechischen. 4.1 Zeitkonstitution Davidson (1967) führt die ontologische Kategorie der Ereignisse (events) ein; 57 die Ereignisse umfassen Prozesse und Zustände. Nach der Davidson’schen Auffassung sind Ereignisse raumzeitliche Entitäten (vgl. Higginbotham 1985). Die Abgrenzung von Ereignissen, Prozessen und Zuständen ist von Bedeutung in der Literatur zu Tempus und Aspekt. Wie schon in Kapitel 2 angedeutet, unterscheidet Vendler (1967) Ereignisse nach aspektuellen Eigenschaften. Er führt die Kategorien Accomplish- 57 Bach (1986) benutzt den Begriff eventuality, während Higginbotham (1985) und Bierwisch (1988) den Terminus situation verwenden. Für das Deutsche werden zwei Termini verwendet: Sachverhalt (Fabricius-Hansen 2004: 89) und Situation (Ehrich 1992, Vater 2000). <?page no="147"?> 147 ments, Activities, Achievements und States (Vendlers Term, statives nach Lakoff) ein. Zu den States gehören folgende Verben: wissen, glauben, lieben, hassen, ähneln, kosten, besitzen. Positionsverben wie sitzen, stehen, liegen, hängen sowie Verben wie schlafen, ruhen, warten, glänzen werden bei Vendler nicht erwähnt (vgl. dazu Maienborn 2003). Vendlers Kategorisierung wird von den meisten Autoren übernommen. Parsons (1990) spricht von einer Dreiteilung und zwar von Ereignissen (Accomplishments und Achievements), Prozessen (Activities) und Zuständen (States). In diesem Abschnitt präsentiere ich meinen Ansatz zu den Verbklassen. Zuerst gehe ich auf die Eigenschaften der traditionellen Klassen Accomplishments, Achievements, Prozesse und States ein. Für die logische Repräsentation der (Im)perfektivität und des (Nicht-)Progressivs spielt die Unterscheidung zwischen Accomplishments und Achievements auf der einen Seite und Activities auf der anderen keine Rolle. Beide werden als Ereignisse analysiert. Ich gehe von einer Zweiteilung aus, und zwar von Ereignissen, d.h. Prozessen, Accomplishments und Achievements auf der einen Seite und States (Zuständen) auf der anderen. In meinem Ansatz haben Situationen folgende Eigenschaften: Ereignisse (Prozesse): Prozesse werden wie Ereignisse behandelt und analysiert. Ein Satz wie Anna joggt drückt einen Prozess aus. Ich möchte vorschlagen, dass sie über einen Endpunkt verfügen, der aber nicht natürlich, sondern arbiträr ist. Prozesse (wie auch Zustände) sind nach der Subintervalleigenschaft (subinterval property) (vgl. Bennett und Partee 1972, s. dazu auch Dowty 1989, Krifka 1992, 1998, Herweg 1990, 1991) homogene Situationen (divisiv nach Krifkas Terminologie), d.h. Teile eines Prozesses oder Zustands sind wiederum Prozesse oder Zustände desselben Typs (vgl. Kapitel 2). Betrachten wir folgendes Beispiel aus Maienborn (2003: 51ff): wenn es zutrifft, dass Anna während eines Intervalls I joggt, dann gilt auch für beliebige Teilintervalle I´ ⊆ I, dass Anna während I´ joggt. Prozesse sind im Gegensatz zu Zuständen bis zu einem gewissen Grade homogen, denn es gibt bei Prozessen eine untere Schranke für die Subintervalleigenschaft. Wenn bei unserem Beispiel Anna joggt ein kleines Intervall I’ ausgewählt wird und in diesem Intervall Anna an einer Straßenkreuzung hält, dann gilt für I’ nicht mehr, dass Anna joggt. Bei Zuständen gibt es keine untere Schranke: wenn es zutrifft, dass Anna während eines Intervalls I das Bild an die Wand hängt, dann gilt dies zu jedem Intervall I.’ Ein anderes Beispiel ist schlafen, wie in Hock und Krifka 2002/ 03 und Krifka 2007 dargestellt; schlafen ist homogen und gilt für ein Zeitintervall. Wenn es zutrifft, dass Lola innerhalb des Intervalls i schläft, dann gilt für beliebige Teilintervalle i´ ⊆ i, dass ein Ereignis dieser Art zu i’ vorliegt. Krifka (2007) verwendet folgende Notation: Wenn [[φ]] (i), dann <?page no="148"?> 148 gilt für alle i´ mit i´ ⊆ i: [[φ]] (i´). Anhand dieses Kriteriums gehören Situationen, die schlafen bezeichnen zur Kategorie der Zustände. Für Smith (1991/ 1997) werden schlafen, warten zu Prozessen gerechnet. Für eine ähnliche Annahme und für weitere Kriterien dazu wird in Abschnitt 4.1.1 argumentiert. Ereignisse (Accomplishments): Ereignisse sind heterogene Situationen, d.h. dass Teile eines Ereignisses keine Ereignisse desselben Typs sind. Wenn es zutrifft, dass Anna innerhalb des Intervalls I einen Kilometer läuft, so gilt für beliebige Teilintervalle I´ ⊆ I nicht, dass ein solches Ereignis zu I´ vorliegt. Sätze wie Anna baut ein Haus besitzen einen Anfangspunkt (I), eine Entwicklungsphase und einen Endpunkt (oder Finalen Punkt (F)). Während des Hausbauens existiert eine Anfangsphase, in der das Bauen des Hauses beginnt und eine Entwicklungsphase, in der das Haus gebaut wird. Jedes Ereignis verfügt über einen Endpunkt. Es ist jedoch möglich, dass Anna das Hausbauen nie beendet und niemals ein Haus existiert. In Kapitel 2 habe ich darauf hingewiesen, dass es im Griechischen Accomplishments gibt, die im perfektiven Aspekt den Endpunkt erreichen, dieser Endpunkt muss jedoch nicht unbedingt der natürliche sein, er kann auch ein arbiträrer Endpunkt sein. In diesem Fall fungieren sie als Activities. Verben, die über einen arbiträren Endpunkt verfügen können, sind Verben der Konsumption (essen, trinken), die mit einem Massennomen (Milch, Bier, Wein) oder mit einem artikellosen Nomen auftreten können. Ereignisse (Achievements): Ein Satz, der ein Achievement-Verb enthält, d.h. ein Satz wie Anna gewinnt das Spiel drückt ein punktuelles Ereignis aus; es verfügt auch über einen Anfangspunkt und über einen natürlichen Endpunkt wie Accomplishments, der Anfangspunkt jedoch überlappt den Endpunkt (vgl. Smith 1991-1997). Das Spiel gewinnen kommt in dem Moment zu einem Endpunkt, in dem Anna das Spiel gewinnt. Achievements drücken eine Zustandsveränderung aus. Achievements wie auch Accomplishments sind heterogen; d.h. für sie gilt nicht die Subintervalleigenschaft, weil sie nur zu minimalen Zeiten gelten, die als solche keine Teilzeiten haben. Sie gelten nur für ein Zeitintervall und nicht für Teilintervalle. Semelfaktive: Eine andere Kategorie bilden die semelfaktiven Verben wie xtipo (klopfen), vixo (husten). Sie weisen zum einen Ähnlichkeiten mit Achievements auf, indem sie punktuell sind und eine Zustandsveränderung denotieren, und zum anderen mit Activities, da sie über arbiträre Endpunkte verfügen. Semelfaktive bestehen nur aus einem Ereignis, das wiederholt wird. <?page no="149"?> 149 States: States sind Zeiten mit bestimmten Eigenschaften (Krifka 1989, pers. Mitt., Parsons 1990). Smith (1991: 37) zufolge sind States stabile Situationen, die für einen Moment oder ein Intervall anhalten. States sind homogen. Sie können über einen Anfangs- und einen arbiträren Endpunkt verfügen, aber diese Punkte sind nicht Teil der States. Smith (1991: 37) argumentiert dafür, dass “states do not take time, states hold”. Für Dowty (1979, zitiert nach Krifka 1989: 113) sind stative Verben […]elementar; sie drücken eine Eigenschaft oder einen Zustand einer Entität aus. Stative Prädikate sind zeitlich divisiv, da für jedes stative Prädikat V gilt: [[ V]] (x) ist zu T wahr gdw. [[ V]] (x) zu allen Teilintervallen von T wahr ist. (Dowty 1979, zitiert nach Krifka 1989: 113) Das ist die von Bennett und Partee (1972) so genannte Subintervalleigenschaft, wie oben angedeutet. Ich schlage vor, in Anlehnung an Smith (1991/ 1997), dass States über einen Anfangs- und einen Endpunkt verfügen können, dieser Anfangs- oder Endpunkt jedoch von der Situation abhängt. Wenn es sich um eine Situation handelt wie ‚er war reich’, 58 ist es offen, ob er reich geboren wurde oder ob er reich geworden ist. In diesem Fall verfügt die Konstruktion weder über einen Anfangsnoch über einen Endpunkt. Zustände bestehen zu atomaren Zeiten, nämlich zu Zeitpunkten. 59 Eine andere Unterscheidung ist die Unterscheidung zwischen Stadien- und Individuenprädikaten (stage-level und individual-level predicates) (Carlson 1977, Kratzer 1989, Diesing 1992a inter alia). Stadienprädikate unterscheiden sich von letzteren dadurch, dass sie temporäre Eigenschaften darstellen (be available, be angry), während letztere permanente Eigenschaften bezeichnen (be extinct, be a beaver). Ich werde für die Unterscheidung in dynamische und statische Sätze argumentieren (Vendler 1967, Kenny 1963, Mourelatos 1978, Krifka 1992); dynamische Sätze referieren auf Ereignisse, während sich statische Sätze auf Eigenschaften beziehen. Auf diese Unterscheidung gehe ich detailliert in Abschnitt 4.1.2, 4.1.3 und 4.6.1.3 ein. Im Folgenden wende ich die Kriterien, die Ereignisse von States unterscheiden, auf das Deutsche und auf das Griechische an. Zunächst werde ich die Diagnostiken von Lakoff (1965) und Dowty (1979) besprechen. Dann präsentiere ich weitere Kriterien für die Unterscheidung zwischen Ereignissen und Zuständen. Anhand dieser Diagnostiken wird gezeigt, dass die Positionsverben sitzen, stehen, liegen, hocken, hängen, lehnen sowie 58 Ich danke Manfred Krifka für das Beispiel. 59 Zustände können auch durch einen Zustandswechsel repräsentiert werden (vgl. Smith 1991). Auf derartige Fälle im Griechischen werde ich in Abschnitt 4.1.3.2 eingehen. <?page no="150"?> 150 die Verben schlafen, warten, ruhen, glänzen, kleben, parken in beiden Sprachen Ereignisse denotieren und nicht stativ sind. Ich verwende weiterhin auch für die letzte Gruppe den Terminus „statives Verb“ bzw. „Stativ“. Synonym dazu werde ich von „States“ sprechen. Die Daten, die in diesem Kapitel diskutiert werden, sind Beispiele, die von mir in dem Versuch konstruiert wurden, die Kriterien, die in der Literatur für das Englische präsentiert werden, auf das Deutsche und Griechische zu übertragen. Die Grammatikalität der entsprechenden Daten wurde von deutschen und griechischen Muttersprachlern bewertet. Soweit möglich und sinnvoll, werden auch authentische Daten präsentiert. 4.1.1 Nicht-stative versus stative Verben im Deutschen: Dowtys Kriterien Kommen wir nun an dieser Stelle zurück zu den - von Lakoff (1965) vorgeschlagenen - Kriterien, die in Kapitel 2, Abschnitt 2.2.3 für das Englische präsentiert wurden. Ich werde die gleichen Kriterien auf das Deutsche und auf das Griechische (s. Abschnitt 4.1.3) anwenden, um festzustellen, ob die Unterscheidung zwischen stativen und nicht-stativen Ausdrücken, nämlich stativen Verben auf der einen Seite und Activities und Accomplishments auf der anderen auch für das Deutsche vorgenommen werden kann. Anhand dieser Kriterien wird nachgewiesen, dass sich die Verben schlafen, warten etc. sowie die Positionsverben in beiden Sprachen wie Ereignisse verhalten. Als zweites wird gezeigt, dass der aspektuale Charakter des Progressiv semantisch kompatibel mit Stativität zu sein scheint (vgl. auch Filip 2000 für den gleichen Vorschlag für das Englische) (s. Abschnitt 4.4). 1. Das erste und klassische Kriterium ist die Progressivierbarkeit im Englischen. Nach Dowty (1979: 55) lassen nur nicht-stative Verben im Englischen die Progressivform zu (vgl. Kapitel 2). Die Beispiele (1a-e) illustrieren, dass die periphrastische Form im Deutschen mit allen Verbklassen in der Progressivform kompatibel ist, außer mit States, genau wie der Progressiv im Englischen: 60 (1) a. *Peter war am Hassen/ Lieben. (State) b. Peter war am Hausbauen. (Accomplishment) 60 Gárgyán konnte in ihren Korpora nachweisen, dass Stative auch in der periphrastischen Form erscheinen „soweit ich noch am wissen bin […]“ (Gárgyán 2010: 223). Da diese Belege gesprochensprachlich sind und mit google.de gesammelt wurden, werden sie in dieser Studie nicht berücksichtigt. <?page no="151"?> 151 c. Peter war am Laufen. (Activity) d. Peter war am Schlafen/ Warten. (State) e. Peter ist am Sterben. (Achievement) Wie schon in Kapitel 2, Abschnitt 2.6.1.3 dargestellt, sind verschiedene Ansätze zu finden, die die Kompatibilität der Progressivform mit Achievements (1e) zu erklären versuchen, wie z.B. Pustejovskys (1988) Ansatz, nach dem Achievements in der progressiven Form auftreten, da sie über einen Prozess vor dem Kulminationspunkt verfügen, der als ‚im Verlauf’ konzipiert werden kann. Im Folgenden möchte ich auf vier Agentivitäts-Kriterien eingehen, die von Ryle (1949) und Lakoff (1970) eingeführt worden sind, und zwar (a) auf die Imperativbildung, (b) die Kombination mit Manner-Adverbien wie deliberately (absichtlich) (vgl. Wyner 1995, Landmann 2000), carefully (sorgfältig), (c) die Kombination mit force (dazu bringen) und persuade (überzeugen), und zuletzt (d) die Zulässigkeit von Pseudocleft- Konstruktionen mit do (tun) sowie mit happen/ take place (geschehen/ passieren). Unter dem Gesichtspunkt, dass ein Agens vorstellbar ist, wenn ein Ereignis vorhanden ist, können diese Kriterien Stativität diagnostizieren (vgl. Smith 1991/ 1997; für die Anwendung der gleichen Kriterien im Spanischen vgl. Arche 2006). 2. Nur nicht-stative Verben lassen den Imperativ zu; nicht-stative Sätze sind dynamisch und verfügen über ein Agens. Sie sind mit Agentivität verbunden, da nur ein Ereignis, das kontrollierbar ist, als Befehl gelten kann (vgl. Smith 1991/ 1997). States verfügen über kein Agens, zumindest nicht direkt: (2) a. * Weiß die Antwort! (State) b. Baue ein Haus! (Accomplishment) c. Laufe! (Activity) d. Schlaf! / Warte! (State) e. Sitz! 61 (Positionsverb) 3. In der Literatur wird die Frage oft thematisiert, ob stative Verben mit Manner- oder anderen Adverbien verträglich sind (cf. Maienborn 2003, Higginbotham 2005, Rothstein, S. 2005). Nur nicht-stative Verben werden mit Manner-Adverbien wie deliberately (absichtlich) - auch als Agens-orientierte Adverbiale bekannt - sowie mit carefully (sorgfältig) 61 Im Deutschen können die Kopula haben, sein im Imperativ erscheinen: habe Geduld, sei vorsichtig! Die Gründe hierfür liegen jedoch außerhalb des Rahmens dieser Studie. Für eine Analyse zu Kopula vgl. Maienborn (2003). <?page no="152"?> 152 verwendet. Agens-orientierte Adverbien werden als solche analysiert, die eine Beziehung zwischen dem Subjekt und dem Ereignis ausdrücken (vgl. Landman 2000). Schäfer (2005) bezeichnet sie als Einstellungsadverbiale, die die geistige Haltung des Agens bezüglich des vom Verb beschriebenen Geschehens beschreiben (vgl. Schäfer 2005) (cf. 3a-e): (3) a. * Peter wusste absichtlich/ sorgfältig die Antwort. (State) b. Peter baute absichtlich/ sorgfältig ein Haus.(Accomplishment) c. * Peter lief absichtlich/ sorgfältig. (Activity) d. Peter schlief ? ? absichtlich/ * sorgfältig/ wartete √ absichtlich/ * sorgfältig. parkte ? absichtlich/ √ sorgfältig. (State) 62 e. Peter saß * absichtlich/ * sorgfältig auf dem Stuhl. (Positionsverb) Dieses Kriterium scheint nicht verlässlich zu sein, denn ein Activity-Verb ist auch nicht mit diesen Adverbien kompatibel (vgl. 3c). In (3d) stellt absichtlich nicht eine bestimmte Art und Weise zu schlafen dar, sondern Peters Haltung (vgl. Schäfer 2005); die Unvereinbarkeit zwischen schlafen und absichtlich ist damit erklärbar, dass das Agens bei schlafen keine Kontrolle über die durch das Verb ausgedrückte Handlung hat, wie Schäfer (2005) feststellt. Bei warten hingegen kann das Agens eine Handlung kontrollieren (vgl. dazu Fußnote 62). Nach Schäfer (2005) sind diese Adverbien keine Manner-Adverbien. Ein Argument, das dafür spricht, ist ein Paraphrasentest, den Schäfer (2005: 5) verwendet, nämlich der auf-Weise-Test: „Ein Adjektiv X, das als Adverbial der Art und Weise dient kann durch eine Präpositionalphrase der Form auf ADJ Art + Weise ersetzt werden.“ Es kann konstatiert werden, dass dieser Test nicht funktioniert, denn (3d) kann nicht wie folgt paraphrasiert werden: * Peter hat auf absichtliche/ sorgfältige Weise geschlafen. Diese Art von Adverbialen erlauben auch nicht die von Bartsch (1972) eingeführte wobei-Paraphrase, die nach Schäfer (2005) charakteristisch für Manner-Adverbien ist: * Er hat geschlafen, 62 Für manche Muttersprachler ist der Satz Peter schlief/ wartete absichtlich akzeptabel, während sorgfältig mit einparken kombinierbar ist (vgl. Peter parkte sorgfältig ein). <?page no="153"?> 153 wobei er absichtlich/ sorgfältig war. 63 In (3e) lässt sich das Positionsverb sitzen auch nicht mit diesen Adverbien kombinieren. 64 In Maienborn (2003) findet sich die Annahme, dass die Kim’schen Zustandsverben (Vendler: states), d.h. Verben wie wissen, glauben, lieben, hassen, besitzen, ähneln, kosten, entsprechen, mit Manner- oder anderen Adverbien nicht modifizierbar sind (vgl. Abschnitt 2.5.7). Rothstein, S. (2005) argumentiert dafür, dass manche stativen Verben mit Manner-Adverbien modifizierbar sind, genau wie bei Prozessen, Accomplishments und Achievements. Ihr Beispiel illustriert den Fall: John was reluctantly/ deliberately drunk (Rothstein, S. 2005: 378, Beispiel 6). Der Grund, warum Stative nicht leicht modifizierbar sind, ist eher pragmatisch (s. die Erläuterungen in Abschnitt 4.1.2). 4. Nur nicht-stative Verben treten als Komplemente von force (dazu bringen) und persuade (überzeugen) auf, wie die folgenden Beispiele zeigen: (4) a. * Der Lehrer hat sie dazu gebracht, die Antwort zu wissen. (State) b. Peter überzeugte Hans/ brachte Hans dazu, ein Haus zu bauen. (Accomplishment) c. Peter überzeugte/ brachte Hans dazu, zu laufen. (Activity) d. Peter überzeugte/ brachte Hans dazu, zu * schlafen/ brachte Hans dazu, zu √ warten/ √ parken. (State) e. Peter * überzeugte/ * brachte Hans dazu, endlich zu sitzen. (Positionsverb) Der Grund, warum in (4d) schlafen nicht kombinierbar mit überzeugen ist, hängt wieder mit der Kontrolle des Agens über die Handlung zusammen; wenn das Agens (Hans) die Handlung (schlafen) nicht kontrollieren kann, dann kann die gleiche Handlung nicht von einem anderen Agens (Peter) kontrolliert werden. 5. Nur nicht-stative Verben lassen Pseudocleft-Konstruktionen mit do (tun) zu: 63 Frey und Pittner (1999) bezeichnen diese Adverbiale als ereignis-interne Adverbiale, die den Subjektreferenten hinsichtlich des Handlungsvollzugs charakterisieren. Zu dieser Gruppe werden auch Adverbiale wie geschickt gezählt (vgl. dazu Schäfer 2005). 64 Auf die Diskussion, ob diese Adverbien Manner-Adverbien sind oder nicht, kann ich im Rahmen dieser Arbeit nicht näher eingehen. <?page no="154"?> 154 (5) a. * Was Peter tat, war die Antwort wissen. (State) b. Was Peter tat, war ein Haus bauen. (Accomplishment) c. * Was Peter tat, war laufen. (Activity) d. Was Peter tat, war schlafen/ warten/ * parken. 65 (State) e. Was Peter tat, war auf dem Stuhl sitzen. (Positionsverb) (5c) konstatiert, dass ein Activity-Verb wie laufen nicht verträglich mit Pseudocleft-Konstruktionen mit tun ist. 6. Das Kriterium, dass nur nicht-stative Verben, nämlich Verben, die auf Ereignisse referieren, Pseudocleft-Konstruktionen mit happen/ take place (geschehen/ passieren) zulassen, zeigt, dass Eventualitäten im Gegensatz zu Zuständen geschehen (cf. Dowty 1979, Jackendoff 1983): (6) a. * Was geschah/ passierte war, dass Peter die Antwort wusste. (State) b. Was geschah/ passierte war, dass Peter ein Haus baute. (Accomplishment) c. * Was geschah/ passierte war, dass Peter lief. (Activity) d. * Was geschah/ passierte war, dass Peter schlief/ wartete/ (ein)parkte. (State) e. * Was geschah/ passierte war, dass Peter auf dem Stuhl saß. (Positionsverb) f. Was häufig geschah/ passierte war, dass Peter auf dem Stuhl saß. (Positionsverb) g. Was häufig geschah/ passierte war, dass Peter warten musste/ wartete und wartete. (State) h. Was immer wieder * geschieht/ * passiert/ ? ? vorkommt, ist, dass Peter auf dem Stuhl sitzt. (Positionsverb) i. Was immer wieder geschieht/ * vorkommt/ * passiert, ist, dass Peter warten muss / wartet und wartet. (State) Ereignis-Sätze beschreiben die Bewegung eines Themas, während stative Verben die Lokalisierung des Themas an einem Ort ausdrücken. Die oben genannten Beispiele zeigen, dass nicht nur Positionsverben sowie Verben wie warten, schlafen Pseudocleft-Konstruktionen mit geschehen/ passieren nicht zulassen, sondern auch Activities (vgl. 6c). Die Sätze werden grammatisch, wenn sie in Kombination mit dem Frequenzadverbial häufig auftreten aber nicht mit immer wieder (vgl. 6f, g vs. 6h, i); in diesem Fall haben sie eine habituelle Interpretation. 65 Den Satz Was Peter tat, war schlafen scheinen manche Sprecher nicht zu akzeptieren, für andere hingegen ist der Satz in bestimmten Kontexten akzeptabel. <?page no="155"?> 155 Dazu möchte ich auf Maienborns (2003: 60) Bemerkung verweisen, […] dass die Proverben geschehen/ passieren auch zur anaphorischen Wiederaufnahme eines Sachverhaltstyps verwendet werden können. Erzwungen wird dies z.B. in Kombination mit Frequenzadverbien. Der zugrunde liegende Situationstyp spielt dann keine Rolle […]. Wie das Beispiel aus Maienborn (2003: 60, Beispiel 29a, hier als 6j wiederholt) illustriert, sind Positionsverben sowie andere stative Verben zulässig, wenn sie mit Frequenzadverbien auftreten (vgl. 6k). In diesem Fall sind die Verben geschehen/ passieren synonym zu vorkommen und werden als habituell interpretiert: j. weil es häufig geschieht/ passiert/ vorkommt, dass Heidi in der Dämmerung am Fenster steht. k. weil es immer wieder geschieht/ passiert/ vorkommt, dass jemand Valentin heißt. Kenny (1963) argumentiert dafür, dass nur nicht-stative Verben eine habituelle Interpretation im Präsens haben können. Wie Maienborn zeigt, gilt diese Annahme zumindest nicht für das Deutsche. Mit Hilfe dieses Kriteriums hat Maienborn (2003: 60) gezeigt, „[…] dass die Kategorisierung einer Situation als dynamisch sprachlich reflektiert wird.“ Zusammenfassend können wir festhalten, dass die Diagnostiken von Lakoff (1965, 1970) und Dowty (1979) zur Unterscheidung stativer und nicht-stativer Ausdrücke in zweifacher Hinsicht nicht angemessen sind. Es hat sich gezeigt, dass nicht nur nicht-stative Verben, sondern auch Kopula die Imperativbildung zulassen; Verben wie schlafen, warten, Positionsverben sowie andere stative Verben verhalten sich wie Ereignisse, da sie in solchen Kontexten als nicht akzeptabel auftreten, in denen letztere zu finden sind (vgl. Abschnitt 4.1.2). Der Grund der Unverträglichkeit des Verbs schlafen mit manchen Agentivitäts-Kriterien liegt an dem Agens: bei schlafen hat das Agens keine Kontrolle über die durch das Verb ausgedrückte Handlung. Im Gegensatz dazu kann das Agens bei warten eine Handlung kontrollieren. Wie oben angedeutet, handelt es sich bei den letzten vier Kriterien um Agentivitäts-Kriterien und nicht um Stativitäts- Kriterien. Was die Agens-orientierten Adverbien angeht, ist das Activity- Verb laufen ebenfalls nicht verträglich mit ihnen (vgl. 3c); dieses Verhalten teilt laufen mit manchen stativen Verben. Das Kriterium der Zulässigkeit von Pseudocleft-Konstruktionen ist kein verlässliches Kriterium für das Deutsche, da nicht nur Positionsverben und andere Stative in Pseudocleft- Konstruktionen mit den Proverben geschehen/ passieren nicht zulässig sind <?page no="156"?> 156 (vgl. 6e und 6d entsprechend), sondern auch Activities (vgl. 6c). Nur Accomplishments sind mit Pseudocleft-Konstruktionen kombinierbar. Manche der stativen Verben und Positionsverben lassen Pseudocleft- Konstruktionen in Kombination mit dem Frequenzadverb häufig zu (vgl. 6f, g); in diesem Fall sind sie als habituell interpretierbar. Im Folgenden führe ich weitere Kriterien zur Abgrenzung der Ereignisse von Zuständen ein. 4.1.2 Ereignisse versus Zustände im Deutschen: Weitere Kriterien Ereignisse und Dinge können mit derselben Art von Ausdrücken bezeichnet werden, z.B. durch NPn mit definitem Artikel, wie das folgende Beispiel aus Krifka (2009: 45, Beispiel 3b) illustriert: Die Fußballweltmeisterschaft 2006 wird unvergesslich bleiben. In Anlehnung an Krifka (2007: 1,2) nehme ich an, dass Ereignisse Individuen ähneln (vgl. Krifka 2009); sie werden als Entitäten des Universums eingeführt und sind zeitlich und oft räumlich lokalisierbar (s. auch LePore 1985, Ehrich 1991, Maienborn 2003). Mit anderen Worten können Ereignisse durch lokale und temporale Modifikatoren bestimmt werden. Ereignisse geschehen, passieren und dauern während andere Individuen existieren und leben. Individuen sind auch zeitlich und räumlich lokalisierbar: sie befinden sich zu einer konkreten Zeit an einem konkreten Ort und haben eine konkrete Existenzzeit. Sie unterscheiden sich jedoch in folgender Weise von einander: (a) wenn von einem ‚Teil‘ eines Individuums die Rede ist, wird in der Regel von einem räumlichen Teil gesprochen. Krifka (2009) führt als Beispiel Mozarts Zopf ein, der ein Teil von Mozart ist. Im Gegensatz dazu ist ein zeitlicher Teil gemeint, wenn wir von einem ‚Teil‘ eines Ereignisses sprechen; z.B. die ersten zehn Jahre von Mozarts Leben ist ein Teil von seinem Leben, wie Krifka bemerkt. (b) Ereignisse haben generell Partizipanten (Krifka 2009). In dem Satz Pedro bought a donkey findet ein Kaufensereignis statt, bei dem Pedro das Agens ist und der Esel der Partizipant, der im Besitzt von Pedro ist. In der Ontologie der natürlichen Sprachen sollten wir nicht nur Ereignisse annehmen, sondern auch Zustände. Mit anderen Worten können Sätze außer Ereignissen auch Zustände mitteilen. Wie können ereignis- und zustandsbezogene Sätze erfasst werden? Anhand von Kriterien, die sich bei Krifka (2009: 45) inter alia finden. (i) Das erste Kriterium ist die zeitliche und räumliche Lokalisierung: Zustände sind zeitlich, aber nicht räumlich lokalisiert - Ereignisse hingegen sind in Zeit und Raum lokalisierbar - d.h. dass Zustände tempora- <?page no="157"?> 157 le Modifikatoren zulassen, während Ereignisse sowohl temporale als auch lokale Modifikatoren zulassen (Partee 1984, Carlson 1998, Kamp & Ryle 1993, Bäuerle 1994, Dölling 1999, Krifka 2009 inter alia): 66 (7) a. Last year, Pedro owned a donkey. b. Last year, Pedro bought a donkey in the town. (aus Krifka 2009: 47, Beispiele 20a, b) (7a) drückt einen Zustand aus, der zeitlich lokalisierbar ist. Das Temporaladverb last bestimmt die Zeit, in der das Ereignis stattfand, und zwar auf das Jahr vor der Sprechzeit. Räumlich ist der Zustand nicht lokalisierbar. Im Gegensatz dazu drückt (7b) ein Ereignis aus, das mit Hilfe der PP in the town im Raum lokalisierbar ist. (ii) Das zweite Kriterium kommt aus dem Bereich Anaphorik und bezieht sich auf die Pronomina; mit Pronomina kann auf Ereignisse Bezug genommen werden: (7') a. Last year, Pedro owned a donkey. * Juan saw it. b. Last year, Pedro bought a donkey. Juan saw it. (Beispiele aus Krifka 2009: 47, Beispiele 21a, b) In (7' a) ist die Lesart mit Antezedens owned nicht grammatisch; in (7' b) kann sich dagegen it auf das Ereignis des Kaufens des Esels durch Pedro im letzten Jahr beziehen. Bäuerle (1994) positioniert sich dazu, dass Zustände nicht im Raum lokalisierbar sind. Bäuerle (1994) zufolge ist für Zustände die Abbildung in den Raum nicht definiert, während Dölling (1999) zwischen räumlich lokalisierbaren Zuständen (schlafen, sitzen, warten) und räumlich nicht lokalisierbaren Zuständen unterscheidet. Maienborn (1996, 2003) vertritt die Auffassung, dass D-Zustandsverben (sitzen, liegen, stehen) lokale Modifikatoren zulassen (vgl. Abschnitt 2.5.7). Ereignisse bzw. Situationen sind raumzeitliche Entitäten (Higginbotham 1985). Higginbotham (2005), Rothstein, S. (2005) inter alia vertreten die Position, dass Kopula und andere Stative modifizierbar sind, genau wie Prozesse, Accomplishments und Achievements. Wie in 4.1.1. 66 Krifka (1989) zufolge existieren auch Ereignisse, in denen die räumliche Lokalisierung des Individuums keine Rolle spielt: zum Beispiel Otto heiratet Anna, wenn Ferntrauungen möglich sind. <?page no="158"?> 158 angedeutet, ist der Grund, warum manche stativen Prädikate nicht einfach mit Manner-Adverbien kombinierbar sind, ein pragmatischer. Nach Rothstein, S. (2005) sind Stative nicht einfach modifizierbar, da sie stabil und nicht an Räume gebunden sind; die Annahme, dass sie an einem Ort lokalisierbar sind, ist redundant. Ereignisse hingegen sind nicht stabil, es ist also nicht redundant, ein Ereignis zu lokalisieren. Das folgende Beispiel aus Rothstein, S. (1995: 377, Beispiel 4a) zeigt, dass auch in Kopulakonstruktionen ein lokaler Modifikator auftritt, der die Eigenschaft des Statives angibt: “In New York, I am scared in the subway. (In Paris, I am not) ” - die Phrase in Klammern weist darauf hin, dass die lokale Modifikation fakultativ in komparativen Satzgefügen auftreten kann. Diese Unterscheidung reflektiert die Distinktion zwischen Stadien- (schlafen, warten) und Individuenprädikaten (wissen, lieben, ähneln): die ersten bezeichnen räumlich-zeitliche Eigenschaften, die letzten hingegen zeitliche Eigenschaften (Chierchia 1995, Kratzer 1995). Rothstein zufolge demonstriert der Satz “I am tall in Israel and of average height in Holland” (Rothstein, S. 2005: 380, Beispiel 12b), dass Individuenprädikate mit lokalen Modifikatoren in bestimmten Kontexten kompatibel sind. 67 Kurzum: States sowie andere Eventualitäten sind nach Rothstein, S. (2005) das Gleiche, jedoch führen die Stabilität von Stativen und die Pragmatik zu Einschränkungen, die die Modifikatoren betreffen. 68 Die Argumentation in Rothstein, S. und Higginbotham bezieht sich auf die Verträglichkeit der Kopula be mit lokalen Modifikatoren. Eine Anwendung der Kriterien auf die Kopula kann im Rahmen dieser Studie nicht vorgenommen werden (vgl. dazu Maienborn 2003). Mich interessieren die Daten als diagnostisches Mittel. Behandelt werden ausschließlich die Positionsverben (sitzen, stehen, liegen etc.) sowie die Verben schlafen, warten im Deutschen und im Griechischen. In Anlehnung an Rothstein, S. (2005) werde ich die Ereignisse und die Stative gleich behandeln. Ich werde zeigen, dass in der Tat manche Stative räumlich lokalisierbar sind, aber nicht alle Stative stabil sind, weil sie sich ändern können (gegen Rothstein, S. 2005). Was die Ereignisse angeht, sind nicht alle Ereignisse räumlich lokalisierbar (Krifka pers. Mit., vgl. Fußnote 66). Um diesen Ereignis- und Zeitbezug zu erfassen, muss unser Modell Zeiten enthalten. In Abschnitt 4.6 wird das Modell für Ereignisse und Zustände präsentiert. 67 Für Kratzer (1995) sind solche Fälle nur als Uminterpretation des Individuenprädikats in ein Stadienprädikat zu verstehen (vgl. hierzu auch Herweg 1991). 68 Nach Löbner (1988) sind Zustandsaussagen Propositionen, logische Prädikate über Situationen; Zustandswie auch Prozessausdrücke bezeichnen Prädikate über Zeiten. Sie sind wahr oder falsch zu einer gegebenen Zeit. <?page no="159"?> 159 Wenden wir jetzt die gleichen Kriterien auf das Deutsche an, um festzustellen, ob die Positionsverben sitzen, stehen, liegen, hocken, hängen sowie die Verben schlafen, ruhen, warten, kleben, parken Ereignisse mitteilen. (i) Das erste Kriterium, die zeitliche und räumliche Lokalisierung: (8) a. Letzten Freitag saß Casper seltsam im Käfig. b. „Patrick schläft seit zwei Monaten unter der Kersten-Miles- Brücke auf St.Pauli. Er raucht eine Zigarette und sitzt auf einem Sofa […].“ (Quelle: www.taz.de vom 13.03.12) (8a, b) sind zeitlich und räumlich lokalisierbar. Im Gegensatz dazu sind (8c, d) nur zeitlich lokalisierbar, also zählen sie zu den Zuständen, sie teilen Zustände mit: c. Seit heute liebt er sie nicht mehr/ * in Paris. d. Seit heute weiß er es/ * in Paris. Wie oben angedeutet, sind manche Zustände räumlich lokalisierbar, wie Beispiel (8e) illustriert; darauf werde ich in Abschnitt 4.1.3.2 zurückkommen: e. Es kostete 15 Euro in Berlin. (ii) Ereignisbezogene Pronomina: In folgenden Beispielen sind ereignisbezogene Pronomina möglich bei Positionsverben (9a, 9b). Verben wie lieben, wissen lassen keine ereignisbezogenen Pronomina zu (vgl. 9c, d): (9) a. Letzten Freitag saß Casper seltsam im Käfig. Sie sah es. b. „Filmaufnahmen zeigen Marilyn Monroe, wie sie mit Freundinnen auf dem Sofa sitzt und raucht. […]. Das hat noch keiner gesehen - außer dem FBI.“ (Quelle: http: / / www.taz.de/ ! 44821 vom 01.01.14) c. Seit heute liebt er sie nicht mehr. * Sie sieht es. d. Seit heute weiß er es. * Sie sieht es. Anhand dieser Kriterien drücken die Sätze (9a, b), die das Positionsverb sitzen enthalten, Ereignisse aus, während die Sätze (9c, d) Zustände mitteilen. Andere Auffassungen in der Literatur, nach welchen die Positionsverben (sitzen, stehen, liegen) sowie manche States als Ereignisse behandelt <?page no="160"?> 160 werden, werden von Talmy (2000b), Berthele (2006), Fagan (1992), Brinton (1988) und Smith (1991) vertreten. Berthele (2006: 37f), im Anschluss an Talmy (2000b: 27f), kategorisiert Positionsverben des Typs sitzen, liegen, stehen in folgenden Beispielen die Frau steht in der Bibliothek, der Mann liegt im Bett, das Kind sitzt auf dem Stuhl als Co-Ereignis-Verben der Art und Weise (aus Berthele 37f, Beispiele 58-60). Talmy (2000b) zitiert nach Berthele (2006: 38) „[…] unterscheidet drei Haupttypen der Kombination von Aspekt und Ursache einer räumlichen Konfiguration: Stativ, Inchoativ und Agentiv.“ Das Deutsche verfügt über einfache Verbformen für den stativen Typus (Das Kind liegt im Bett. (ebd.: Beispiel 64)), die agentiven Varianten sind Kausativbildungen (Legen wir das Kind doch in dieses Bett. (ebd.: Beispiel 65)), während die inchoativen eine Kombination der letzteren mit dem Reflexivum sich sind (Das Kind legt sich ins Bett. (ebd.: Beispiel 66)). Fagan führt als Beispiel das Verb sitzen an und bemerkt, dass, obwohl sitzen wie auch leben im Deutschen nicht im Progressiv auftreten (Beispiele 84a, b, aus Fagan 1992: 90 hier als 10a, c wiederholt), sie im Englischen grammatische Sätze bilden (Beispiele 86a, b, hier als 10b, d wiederholt): (10) a. * Sie ist dabei, in Bonn zu leben. b. She is living in Bonn c. * Er ist dabei, in meinem Sessel zu sitzen. d. He’s sitting on my chair. Nach Fagan gehören diese Verben im Deutschen und Englischen zu der Kategorie Activities und nicht zu den stativen Verben. Ein Verlauf impliziert eine Sequenz von Aktionen oder Phasen einer Aktivität. Die Situation, die von einem Verb wie leben oder sitzen beschrieben wird, besteht nicht aus Aktionen oder aus sukzessiven Phasen einer Aktivität. Aus diesem Grund können diese Verben nicht in der Progressivform auftreten; sie werden als Stative kategorisiert, da die Situation, die sie beschreiben, keine körperliche Aktivität (verglichen mit Verben wie laufen, tanzen, schwimmen) und/ oder keine sukzessiven Phasen einschließt (verglichen mit Verben wie an einem Buch schreiben, kochen und essen). Brinton (1988: 35) und Smith (1991) argumentieren auch für das Englische dafür, dass Verben wie sit, stand und lie auf handelnde Aktivitäten und nicht auf Stative referieren, und bemerken, dass sie kompatibel mit zwei von Dowtys Kriterien sind: (a) Sie können in Pseudocleft- Konstruktionen auftreten (vgl. 11a) 69 , und (b) der Progressiv dieser Verben enthält das Perfekt (11b): 69 Im Deutschen kann das Verb sitzen auch in Pseudocleft-Konstruktionen auftreten, wie in (5e) gezeigt. <?page no="161"?> 161 (11) a. What he did was sit on the couch. b. He is sitting on the couch impliziert He has sat on the couch. Brinton (1988: 253, Fn. 38) vertritt die Position, dass die Abwesenheit der Bewegung kein Argument ist, diese Verben als stativ (nicht aktiv) zu kategorisieren. In diesem Fall handelt es sich Brinton zufolge um eine Fehlinterpretation des Begriffs der Bewegung und der Änderung. Obwohl es sich hier um keine Bewegung handelt, existiert ein Agens, das etwas tut: “The human subject must intentionally keep himself in a certain position; he does this rather than doing something else.” Ein ähnliches Kriterium existiert nach Fagan (1992: 91, 92) auch für das Deutsche; es zeigt, dass die menschlichen Subjekte der Verben wie leben und sitzen auch etwas tun. Verben wie leben und sitzen können durch Proverben wie machen und tun erfragt werden (vgl. 12a, b): (12) a. „Was macht die Gisela dieser Tage? “ „Nichts Besonderes. Sie lebt bloß mit ihrem Freund in Berlin.“ b. „Was tust du jetzt? “ „Ich sitze im Wartesaal.“ (aus Fagan 1992: 92, Beispiele 90a, b) Stative im Gegensatz zu nicht-stativen Verben können nicht durch diese Proverben erfragt werden; vgl. (13a) mit (13b): (13) a. „Was tut er jetzt? “ „* Er ist krank.“ b. „Was tut sie jetzt? “ „ Sie arbeitet.“ (aus Fagan 1992: 91, Beispiele 88a, 89b) Kurzum: Positionsverben wie sitzen sowie Verben wie schlafen teilen Ereignisse mit. Wenden wir uns nun den gleichen Kriterien im Griechischen zu. 4.1.3 Nicht-stative versus stative Verben im Griechischen Ich werde auch für das Griechische für eine Analyse argumentieren, nach der die Positionsverben und Verben wie schlafen, warten etc. dynamisch sind und Ereignisse anzeigen, während die stativen Verben in Zustands- <?page no="162"?> 162 aussagen auftreten und eine Eigenschaft einer Subjekt-Referenz ausdrücken. Verben wie kaθome (sitzen), stekome (stehen), kremome (hängen), akubo (lehnen) treten in der perfektiven Form auf. Diese sind die Positionsverben. Verben wie kimame (schlafen), ksekurazome (sich ausruhen), perimeno (warten), kolo (kleben), parkaro (parken), γializo (glänzen) erscheinen auch im perfektiven Aspekt. Im Gegensatz dazu treten die meisten stativen Verben wie ksero (wissen), ime (sein), exo (haben), katexo (besitzen), aniko (gehören), apotelume (bestehen), aksizo (sich lohnen) im imperfektiven Aspekt auf, wie schon in Kapitel 2 angedeutet. Nur die Verben zo (leben), aγapo (lieben), miso (hassen) sowie Verben wie miazo (ähneln), kostizo (kosten: intransitiv), ziγizo (wiegen: intransitiv) können im perfektiven Aspekt auftreten. Weiter werden wir die gleichen Kriterien im Griechischen aufführen, um die Unterscheidung zwischen stativen Verben wie exo (haben), ime (sein), aniko (gehören), Positionsverben kaθome (sitzen) und Verben wie kimame (schlafen), perimeno (warten), parkaro (parken) zu rechtfertigen. 4.1.3.1 Dowtys Kriterien Das erste Kriterium betrifft die Progressivierbarkeit. In Kapitel 1 und 2 wird ausführlich gezeigt, dass im Griechischen keine Progressivform, sondern eine morphologische (im)perfektive Form existiert. Im Griechischen treten die meisten stativen Verben im Imperfektiv auf, im Gegensatz zum Englischen. Wenden wir jetzt die Kriterien mit stativen Verben im Imperfektiv an. 1. Das Progressivitäts-Kriterium kann nicht als Kriterium für das Griechische gelten, da alle stativen Verben in der imperfektiven Form auftreten: (14) I Ana iksere tin apantisi / die Anna.NOM wusste.3SG.IPFV dieAntwort.AKK / itan kala / ixe xrono. war.3SG.IPFV gut hatte.3SG.IPFV Zeit.AKK ‚Anna wusste die Antwort/ Anna ging es gut/ hatte Zeit.‘ Im Weiteren wende ich die Agentivitäts-Kriterien an, die in Abschnitt 4.1.1 für das Deutsche dargestellt wurden. 2. Manche stativen Verben bilden keine Imperativform im Griechischen (vgl. 15a), andere hingegen, wie manche Kopula, treten im Imperativ auf (15b, c): <?page no="163"?> 163 (15) a. * Ksere tin apantisi! weiß.2SG.IMP die Antwort! ‚* Weiß die Antwort! ’ (State) b. Exe ipomoni! hab.2SG.IMP Geduld! ‚Habe Geduld! ’ (State) c. Eso etimos! (State) sei.2SG.IMP fertig! ‚Sei fertig! ’ d. Kimisu / Perimene / Parkare! schlaf.2SG.IMP / warte.2SG.IMP / parke.2SG.IMP! ‚Schlaf/ Warte/ Parke! ’ (States) e. Katse! / Ksaplose! sitz.2SG.IMP! / lege.2SG.IMP dich! ‚Sitz! / Lege dich! ’ (Positionsverben) Wie im Englischen und im Deutschen (vgl. Abschnitt 4.1.1) ist dieses Kriterium nicht verlässlich, da die Kopulaverben (15b, c) den Imperativ bilden (vgl. Maienborn 2003 zu den Kopulaverben im Deutschen). 3. Die stativen Verben sind mit sogenannten Agens-orientierten Adverbialen wie epitiðes (absichtlich) sowie mit prosektika (sorgfältig) nicht kompatibel (vgl. 16a); im Gegensatz dazu lassen die Verben kimame (schlafen), perimeno (warten), parken (parkaro) diese Adverbien zu. Da das stative-Verb ksero (wissen) nur den imperfektiven Aspekt aufweist, verwende ich ein anderes statives Verb, das Verb miazo (ähneln), das über eine perfektive Form verfügt: (16) a. * I Ana emiase epitiðes / die Anna.NOM ähnelte.3SG.PFV absichtlich / prosektika ti mitera tis. sorgfältig die Mutter.AKK KL.POSS.3SG.F ‚*Anna ähnelte absichtlich/ sorgfältig ihrer Mutter.’ b. I Ana eγrapse epitiðes / prosektika die Anna.NOM schrieb.3SG.PFV absichtlich / sorgfältig afto to ilektroniko minima. diese die E-Mail.AKK ‚Anna schrieb absichtlich/ sorgfältig diese E-Mail.’ c. ? I Ana etrekse epitiðes / prosektika die Anna.NOM lief.3SG.PFV absichtlich/ sorgfältig (pros to spiti). (in das Haus.AKK) ‚? Anna lief absichtlich/ sorgfältig (nach Hause).’ <?page no="164"?> 164 d. I Ana ? kimiθike / ? perimene/ die Anna.NOM schlief.3SG.PFV / wartete.3SG.PFV / epitiðes / * prosektika parkare epitiðes / prosektika parkte.3SG.PFV absichtlich / * sorgfältig (se afti ti thesi). (in diesen den Parkplatz.AKK) ‚Anna schlief/ wartete/ parkte absichtlich/ sorgfältig (ein).’ 70 e. I Ana kaθise epitiðes / die Anna.NOM saß.3SG.PFV absichtlich / prosektika (stin karekla). sorgfältig (in-den Stuhl.AKK) ‚Anna saß absichtlich/ sorgfältig (auf dem Stuhl).’ Wie schon in Abschnitt 4.1.1 über die entsprechenden Verben im Deutschen dargestellt, setzt sich in der Literatur die Auffassung durch, dass manche Stative mit Manner- und anderen Adverbien verträglich sind (vgl. 4.1.1). Das Agens-orientierte Adverbial absichtlich beschreibt die geistige Haltung des Agens in Bezug auf die vom Verb beschriebene Handlung. Die Verben in (16d) außer parkaro (parken) sind mit Adverbialen wie epitiðes (absichtlich) und prosektika (sorgfältig) nicht kompatibel, wie die entsprechenden im Deutschen (s. Abschnitt 4.1.1). Auch das Activity-Verb trexo (laufen) kann nicht mit prosektika (sorgfältig) kombiniert werden (vgl. 16c). 4. Nur nicht-stative Verben treten als Komplemente von eksanagazo (dazu bringen), piθo (überzeugen) auf, wie die folgenden Beispiele (17a-e) illustrieren: (17) a. * Tin epise/ KL.AKK.3SG.F überzeugte.3SG.PFV/ eksanagase na γnorisi brachte.3SG.PFV (dazu) SUBJ weiß.3SG.PFV tin apantisi/ zisi. die Antwort.AKK / lebt.3SG.PFV ‚* Er/ sie hat sie überzeugt/ dazu gebracht, die Antwort zu wissen/ zu leben.’ b. Tin epise/ eksanagase KL.AKK.3SG.F überzeugte.3SG.PFV/ brachte.3SG.PFV na γrapsi afto 70 Der Satz ist akzeptabler, wenn das Verb parkaro (parken) mit PP-Komplement benutzt wird; in diesem Fall wird es als ‚einparken‘ interpretiert. <?page no="165"?> 165 (dazu) SUBJ schreibt.3SG.PFV diese to ilektroniko minima. die E-Mail.AKK ‚Er/ sie hat sie überzeugt/ dazu gebracht, diese E-Mail zu schreiben.’ c. Tin epise / eksanagase KL.AKK.3SG.F überzeugte.3SG.PFV/ brachte.3SG.PFV na treksi. (dazu) SUBJ läuft.3SG.PFV ‚Er/ sie hat sie überzeugt/ dazu gebracht, zu laufen.’ d. Tin epise / eksanagase KL.AKK. 3SG.F überzeugte.3SG.PFV/ brachte.PFV na ? ? kimiθi / perimeni / parkari. (dazu) SUBJ schläft.3SG.PFV/ wartet.3SG.PFV/ parkt.3SG.PFV ‚Er/ sie hat sie überzeugt/ dazu gebracht, zu schlafen/ warten / parken.’ e. Tin epise / eksanagase KL.AKK.3SG.F überzeugte.3SG.PFV/ brachte.3SG.PFV na kaθisi (stin karekla). (dazu ) SUBJ sitzt.3SG.PFV (in-den Stuhl.AKK) ‚Er/ sie hat sie überzeugt/ dazu gebracht, auf dem Stuhl zu sitzen.’ 71 71 Jannis Veloudis (pers. Mitt.) weist darauf hin, dass Verben wie kimame (schlafen), parkaro (parken) die Kombination mit folgenden Verben zulassen: kataferno (schaffen), palevo (kämpfen), prospaθo (sich bemühen) (vgl. i). Perimeno (warten) hingegen ist mit den oben genannten Verben nicht kombinierbar (vgl. ii): (i) Palevi/ prospaθi na kimiθi/ kämpft.3SG.PFV/ versucht.3SG.PFV SUBJ schläft.3SG.PFV/ parkari. parkt.3SG.PFV ‚Er/ sie kämpft/ versucht zu schlafen/ parken.‘ aber (ii) Palevi / prospaθi na kimiθi / kämpft.3SG.PFV / versucht.3SG.PFV SUB schläft.3SG.PFV/ * perimeni. wartet.3SG.PFV ‚Er/ sie kämpft/ versucht zu ? schlafen/ * warten‘. Mit prospaθi (versucht) ist (ii) akzeptabel. Der Unterschied kann darin liegen, dass die Verben palevo (kämpfen) und prospaθo (sich bemühen) den Versuch, das Bemühen, dass etwas geschehe, bezeichnen. Das Subjekt versucht die Handlung zu kontrollieren. Die Ungrammatikalität hingegen kann darin liegen, dass das Subjekt zu parken oder zu schlafen versuchen kann, aber nicht zu warten. <?page no="166"?> 166 Genau wie im Deutschen lässt das Verb schlafen die Kombination mit eksanagazo (dazu bringen) und piθo (überzeugen) nicht zu. Der Grund liegt an dem Agens: Bei schlafen hat das Agens keine Kontrolle über die durch das Verb ausgedrückte Handlung (vgl. Abschnitt 4.1.1). Was das Verb kaθome (sitzen) anbelangt, das im Gegensatz zum Deutschen im Griechischen kombinierbar mit eksanagazo (dazu bringen) und piθo (überzeugen) ist, handelt es sich um das Verb sich setzen (vgl. Kapitel 2, Abschnitt 2.6.1.2). Diese Unvereinbarkeit betrifft nicht alle stative Verben gleichermaßen. So lassen sich stative Verben wie meno (bleiben) mit eksanagazo (dazu bringen) und piθo (überzeugen) verbinden, wie folgendes Beispiel zeigt: f. Tin epise / eksanagase KL.AKK.3SG.F überzeugte.3SG.PFV / brachte.3SG.PFV na mini. (dazu) SUBJ bleibt.3SG.PFV ‚Er/ sie hat sie überzeugt/ dazu gebracht, zu bleiben.’ Der Grund kann darin liegen, dass in (17a) bei dem stativen Verb ksero (wissen) oder zo (leben) das Agens keine Kontrolle über den durch das Verb ausgedrückten Zustand hat. In (17f) hingegen hat das Agens Kontrolle über den Zustand. Es ist anzumerken, dass sich das stative Verb γnorizo (wissen) in Kombination mit temporalen/ aspektuellen Verben wie arxizo (anfangen) anders verhält. Die folgenden Beispiele illustrieren den Fall: 72 g. Arxise apo noris na γnorizi tis begann von früh SUBJ weiß.3SG.IPFV die diskolies tis zois. Schwierigkeiten.AKK des Lebens.GEN ‚Er/ sie begann von Anfang an die Schwierigkeiten des Lebens kennenzulernen.’ h. *Arxise apo noris na γnorizi tin begann von früh SUBJ weiß.3SG.IPFV die apantisi. Antwort.AKK ‚* Er/ sie begann von Anfang an die Antwort zu wissen.’ Γnorizo (wissen) in (17g) hat eine andere Bedeutung als in (17h), nämlich die, dass das Subjekt mit den Schwierigkeiten des Lebens konfrontiert 72 Auf diese Beispiele hat mich Jannis Veloudis aufmerksam gemacht. <?page no="167"?> 167 wird; in (17h) hingegen hat γnorizo (wissen) die Bedeutung von können/ wissen und ist mit dem aspektuellen Verb anfangen (beginnen) nicht kombinierbar. Die oben dargestellten Daten sprechen dafür, dass diese Kriterien eher im Bereich der Pragmatik anzusiedeln sind als in der Grammatik. Auf die Komplemente von sogenannten ‘phase verbs’ (Phasen-Verben) in der Literatur (to beginn, to continue, to stop) werde ich im Verlauf dieser Arbeit nicht eingehen. Dies ist für weitere Überlegungen nicht relevant (s. dazu Moser 1994 für das Griechische, Borik 2002/ 2006 für das Russische inter alia). 5. Nur nicht-stative Verben erscheinen als Komplemente von Pseudocleft-Konstruktionen mit kano (tun) (vgl. 18a, b, c). Wie im Deutschen können die Verben kimame (schlafen), perimeno (warten), parkaro (warten) sowie die Positionsverben als Komplemente von Pseudocleft- Konstruktionen mit kano (tun) auftreten (vgl. 18d, e): (18) a. *Afto pu ekane o Petros itan was das tat.3SG.IPFV der Peter.NOM, war na γnorisi tin apantisi. SUBJ weiß.3SG.PFV die Antwort.AKK ‚*Was Peter tat, war die Antwort zu wissen.’ b. Afto pu ekane o Petros itan was das tat.3SG.IPFV der Peter.NOM, war na γrapsi ena ilektroniko minima. SUBJ schreibt.3SG.PFV eine E-Mail.AKK ‚Was Peter tat, war eine E-Mail zu schreiben.’ c. Afto pu ekane o Petros itan was das tat.3SG.IPFV der Peter.NOM, war na treksi. SUBJ läuft.3SG.PFV ‚Was Peter tat, war zu laufen.’ d. Afto pu ekane o Petros, itan was das tat.3SG.IPFV der Peter.NOM, war na kimiθi / perimeni / SUBJ schläft.3SG.PFV/ wartet.3SG.PFV / parkari (se afti ti thesi). parkt.3SG.IPFV (in diesen den Parkplatz.AKK) ‚Was Peter tat, war schlafen / warten / (ein)parken.’ e. Afto pu ekane o Petros, was das tat.3SG.IPFV der Peter.NOM itan na kaθisi stin karekla. war SUBJ sitzt.3SG.PFV in-den Stuhl.AKK <?page no="168"?> 168 ‚Was Peter tat, war auf dem Stuhl sitzen.’ 6. Nur nicht-stative Verben erscheinen in Pseudocleft-Konstruktionen mit afto pu eγine (What happened/ occurred/ took place) (19a-e): (19) a. *Afto pu eγine itan oti was das passierte.3SG.PFV war, dass o Petros γnorize tin der Peter.NOM wusste.3SG. IPFV die apantisi. Anwort.AKK ‚Was passierte, war, dass Peter die Antwort wusste. ’ b. Afto pu eγine itan oti was das passierte war, dass o Petros eγrapse ena ilektroniko der Peter.NOM schrieb.3SG.PFV eine Eminima. Mail.AKK ‚Was passierte, war, dass Peter eine E-Mail schrieb.’ c. Afto pu eγine itan oti o was das passierte war, dass der Petros etrekse. Peter.NOM lief.3SG.PFV ‚Was passierte, war, dass Peter lief.’ d. Afto pu eγine itan oti was das passierte war, dass o Petros ? kimiθike / ? perimene / der Peter.NOM schlief.3SG.PFV / wartete.3SG.PFV / parkare (se afti ti thesi) parkte.3SG.PFV (in diesen den Parkplatz.AKK). ‚Was passierte, war, dass Peter schlief/ wartete/ (ein) parte.’ 73 e. Afto pu eγine itan oti was das passierte war, dass o Petros kaθise (stin karekla). der Peter.NOM saß.3SG.PFV (in-den Stuhl.AKK) ‚Was passierte, war, dass Peter auf dem Stuhl saß.’ Dieses Kriterium zeigt, dass sich die Verben kimame (schlafen), perimeno (warten), parkaro (warten) sowie die Positionsverben kaθome (sitzen) im 73 Auch in diesem Satz ist parkaro (parken) mit Komplement (einparken) akzeptabler als ohne Komplement (parken) (vgl. Fußnote 70). <?page no="169"?> 169 Griechischen als nicht-stative Verben verhalten und in Pseudocleft- Konstruktionen auftreten, im Gegensatz zum Deutschen. (Für Zuordnung der Verben von diesem Typ zu den nicht-stativen Verben im Deutschen s. Abschnitt 4.1.1, Kriterium 6). Zusammenfassend sei festzuhalten, dass die Anwendung dieser Kriterien nicht dazu beigetragen hat, das Verhalten der stativen und der Positionsverben im Griechischen von den entsprechenden im Deutschen abzugrenzen. Was diese Kriterien gezeigt haben, ist, das sich die Verben kimame (schlafen), perimeno (warten), parkaro (parken), kaθome (sitzen) in beiden Sprachen anders als die Verben exo (haben), ime (sein), aniko (gehören) verhalten. Alle diese Verben weisen fast das gleiche Verhalten sowohl im Deutschen als auch im Griechischen auf. Um die Unterschiede zwischen den Verben kimame (schlafen), perimeno (warten), stekome (stehen) und aγapo (lieben), miso (hassen) zu rechtfertigen, werde ich weitere Kriterien anführen (vgl. dazu Krifka 2009: 47). 4.1.3.2 Ereignisse versus Zustände im Griechischen: Weitere Kriterien In der Literatur wird sowohl der Ansatz vertreten, dass Zustände nicht im Raum lokalisierbar sind (Maienborn 2003), als auch die gegenteilige Annahme, dass manche Zustände im Raum lokalisierbar sind und mit Manner- oder anderen Adverbialen kompatibel sind (Higginbotham 2005, Rothstein, S. 2005) (vgl. Abschnitt 4.1.2). Wie für das Deutsche wird auch für das Griechische untersucht, ob stative Verben räumlich lokalisierbar sind. Wie in Abschnitt 4.1.2 für das Deutsche dargelegt, sind: (i) Ereignisse sind auch im Griechischen zeitlich und räumlich lokalisierbar (s. auch Krifka 2009). Folgende Verben lassen lokale Modifikatoren zu; der perfektive Aspekt wird so verstanden, dass das Ereignis vor der Sprechzeit liegt. Im Satz (20) schränkt das Temporaladverb xθes (gestern) die Zeit, in der das Ereignis stattfand, ein, und zwar auf den Tag vor der Sprechzeit (vgl. 20): (20) I Ana kimotan / perimene/ die Anna.NOM schlief.3SG.IPFV / wartete.3SG.IPFV / kaθotan xθes stin karekla. saß.3SG.IPFV gestern in-den Stuhl.AKK ‚Anna schlief/ wartete/ saß gestern auf dem Stuhl.’ (ii) Ereignisbezogene Pronomina in Folgesätzen sind bei Ereignissen, jedoch nicht bei Zustandsaussagen möglich (vgl. Beispiel 21 und Abschnitt 4.1.2 für die gegenteilige Position): <?page no="170"?> 170 (21) I Ana kimotan / perimene die Anna.NOM schlief.3SG.IPFV / wartete.3SG.IPFV kaθotan stin karekla. O Γianis saß.3SG.IPFV indem Stuhl. Der Hans to iðe. KL.AKK.3SG.N sah.3SG.PFV ‚Anna schlief/ wartete/ saß im Zimmer. Hans sah es.’ In (21) wird mit dem Pronomen es das Ereignis des Schlafens, des Wartens, des Ruhens wieder aufgenommen. Diese Kriterien gelten auch für Positionsverben, wie die folgenden Beispiele illustrieren (22a, b): (22) a. I Ana kaθotan / stekotan die Anna.NOM saß.3SG.IPFV / stand.3SG. IPFV stin karekla. in-den Stuhl.AKK ‚Anna saß/ stand auf dem Stuhl.’ b. I Ana kaθotan / stekotan die Anna.NOM saß.3SG.IPFV / stand.3SG. IPFV stin karekla. O Γianis inden.AKK Stuhl. Der Hans. NOM to iðe. KL.AKK.3SG.N sah.3SG.PFV ‚Anna saß/ stand auf dem Stuhl. Hans sah es.’ 74 Nach diesen Kriterien drücken Positionsverben sowie Verben wie kimame (schlafen), perimeno (warten) Ereignisse aus, d.h. sie treten in dynamischen Sätzen auf. Gehen wir jetzt auf die Verben aγapo (lieben), miso (hassen), miazo (ähneln), kostizo (kosten: intransitiv) ein, welche in der Literatur zu den Zuständen zählen. Wenden wir das erste (i) Kriterium an, nach welchem Ereignisse, aber nicht (alle) Zustände, die stabil sind, lokale Modifikatoren zulassen (vgl. 23a-c): 74 Zu einer epistemischen Variante des Perzeptionsverbs sehen mit der subordinierenden Konjunktion pu (dass) vgl. (i) (Veloudis pers. Mitt.): (i) O Γianis iðe pu i Ana kaθotan / stekotan der Hans.NOM sah, dass die Anna saß.IPFV/ stand.IPFV stin karekla. inden Stuhl.AKK ‚Hans sah, dass Anna auf dem Stuhl saß/ stand’. <?page no="171"?> 171 (23) a. Aγapise/ * misise tin Ana liebte.3SG.PFV / hasste.3SG.PFV die Anna.AKK sto Parisi. in-das Paris.AKK ‚Er liebte/ * hasste Anna in Paris.’ b. *Emiase tu patera ähnelte.3SG.PFV des Vaters.GEN tu sto Parisi. KL.POSS.3SG.M in-das Paris.AKK ‚*Er ähnelte seinem Vater in Paris.’ c. Kostise 15 Evro sto Verolino. 75 kostete.3SG.PFV 15 Euro in-das Berlin.AKK ‚Es kostete 15 Euro in Berlin.’ (23a) ist als „er verliebte sich in sie“ zu verstehen. Die Verben miso (hassen) und miazo (ähneln) lassen keine lokale Modifikation zu (vgl. 23b). Dieses Kriterium weist den Satz (23c) mit dem Verb kostizi (kosten) als akzeptabel aus und zeigt, dass auch im Griechischen manche States in bestimmten Kontexten räumlich lokalisierbar sind. Wie für das Deutsche (vgl. Abschnitt 4.1.2), werde ich auch für das Griechische dafür argumentieren, dass nicht alle Stative stabil sind, d.h. dass sich manche Stative ändern können (s. auch Rothstein, S. 2005 und Abschnitt 4.1.2 für die Auffassung, dass States stabil sind). Ein solches Verb ist das Verb miazo (ähneln) (vgl. 23d); (23d) impliziert, dass es möglich ist, dass er/ sie seinem Vater ähnelte, aber jetzt ähnelt er/ sie ihm nicht mehr. Folgender Dialog illustriert den Fall: d. „Emiase tu patera tu.“ ähnelte.3SG.PFV des Vaters.GEN KL.POSS.3SG.M ‚Er / sie ähnelte seinem Vater.’ „Tu miazi akoma? “ KL.GEN.3SG.M ähnelt immer noch? ‚Ähnelt er/ sie ihm immer noch? ’ 75 Jannis Veloudis (pers. Mitt.) weist darauf hin, dass der Satz (23c) in dem folgenden Kontext akzeptabler sei: kostise 2 Evro sto Verolino ke 3 Evro sti Θessaloniki (er/ sie/ es kostete.3SG.PFV 2 Euro in Berlin und 3 Euro in Thessaloniki). Möglich ist auch: Vlepo na su kostisi pola lefta. sehe.1SG.IPFV SUB KL.GEN.2SG kostet viel Geld ‚Ich sehe, dass es dich viel Geld kosten wird.’ <?page no="172"?> 172 Das zweite Kriterium (ii) untersucht, ob ereignisbezogene Pronomina in Folgesätzen möglich sind (vgl. 24a-c): (24) a. *Aγapise / misise tin Anna. liebte.3SG.PFV / hasste.3SG.PFV die Anna.AKK O Γianis to iðe. der Hans.NOM KL.AKK.3SG.N sah.3SG.PFV ‚* Er liebte/ hasste Anna. Hans sah es.’ b. * Emiase tu patera tu. ähnelte.3SG.PFV des Vaters.GEN KL.POSS.3SG.M O Γianis to iðe. der Hans.NOM KL.AKK.3SG.N sah.3SG.PFV ‚* Er ähnelte seinem Vater. Hans sah es.’ c. * Kostise 15 Evro. kostete.3SG.PFV 15 Euro. O Γianis to iðe. der Hans.NOM KL.AKK.3SG.N sah.3SG.PFV ‚* Es kostete 15 Euro. Hans sah es.’ (24a-c) zeigen, dass das Pronomen to (es) in Folgesätzen zur Ungrammatikalität führt, es kann also nicht angenommen werden, dass es Ereignisse einführt. (24a, b, c) entsprechen einer nicht-epistemischen Deutung. Sie referieren auf visuelle Hinweise. Zu einer epistemisch betrachteten Variante von Zustandsverben mit ereignisbezogenen Pronomina in Folgesätzen s. Beispiele (24a'-c') (Veloudis pers. Mitt.). Eine epistemische Lesart kommt bei dem Satzkonnektor pu (dass) vor: (24) a'. O Γianis iðe pu o Petros der Hans.NOM sah.3SG dass der Peter.NOM aγapise / misise tin Anna. liebte.3SG.PFV / hasste.3SG.PFV die Anna.AKK ‚Hans sah, dass Peter Anna liebte/ hasste…’ b'. O Γianis iðe oti / pu der Hans.NOM sah.3SG.PFV dass o Petros emiase tu patera der Peter.NOM ähnelte.3SG.PFV des Vaters.GEN tu. KL.POSS.3SG.M ‚Hans sah, dass Peter seinem Vater ähnelte.’ c'. O Γianis iðe oti / pu to stilo der Hans.NOM sah.3SG.PFV dass der Kuli.NOM kostise 2 Evro. <?page no="173"?> 173 kostete.3SG.PFV 2 Euro ‚Hans sah, dass der Kuli 2 Euro kostete.’ Da mich die epistemische Interpretation nur als diagnostisches Mittel interessiert, gehe ich auf die dahinter liegenden Gründe nicht ein. Die von aγapo (lieben), miso (hassen), miazo (ähneln), kostizo (kosten: intransitiv) bezeichneten Situationen gehören bei Anwendung der oben durchgeführten Kriterien zu den stativen Verben. Wie schon in Kapitel 2 dargelegt, verfügen die Verben aγapo (lieben), miso (hassen) über eine inchoative Lesart (vgl. dazu Sasse 1991, Moser 1993, Giannakidou 2009, Iatridou et al. 2003). Tzevelekou (2009) argumentiert am Beispiel des Verbs katalaveno (verstehen) dafür, dass States nicht inchoativ sind, sondern eine Zustandsveränderung denotieren, die einen Kontrast zwischen dem Zustand X und dem Zustand - X darstellt (vgl. Kapitel 2). Nach Smith (1997: 34, 35) können States direkt oder indirekt präsentiert werden. Im ersten Fall fokussiert die Verbkonstellation lexikalisch diesen Zustand (Mary is tall), im zweiten Fall hingegen eine Zustandsveränderung, d.h. eine inchoative Lesart (Mary got angry); daraus folgt, dass der sich hieraus ergebende Resultatszustand fortgesetzt wird. Eine entsprechende Haltung nimmt Löbner (2002: 215, 216) ein, und zwar […] spezifizieren die inchoativen Verben ein Ereignis mit einem bestimmten Resultatszustand, und dieser Zustand lässt sich durch das zugehörige stative Verb oder Adjektiv ausdrücken. Diesen beiden Auffassungen folgend, behandle ich Zustandsveränderung und inchoative Lesart der oben genannten Verben synonym. Fragen wir uns nun, mithilfe welcher Kriterien sie als inchoativ, d.h. als Verben, die eine Zustandsveränderung ausdrücken, identifiziert werden können. Ich will die Diagnostiken, die in Abschnitt 2.6.1.2 durchgeführt worden sind, hier wiederholen: (a) Das erste Kriterium ist die Kombination mit dem Adverbial akoma (immer noch), wie Beispiel (25) illustriert: (25) Aγapise / misise tin Ana ke tin liebte / hasste.3SG.PFV die Anna.AKK und die.AKK aγapa / misi akoma. liebt / hasst.3SG.IPFV immer noch ‚Er liebte/ hasste Anna und er liebt/ hasst sie immer noch.’ <?page no="174"?> 174 Entsprechend diesem Kriterium drücken die Verben aγapo (lieben), miso (hassen) eine Zustandsveränderung aus; wie in Abschnitt 2.6.1.2 angedeutet, wird die inchoative Lesart so interpretiert, dass der Resultatszustand bis jetzt fortgesetzt wird. Diese Verben zählen zu den inchoativen. (b) Das zweite Kriterium: Zustände sind wie Ereignisse zeitlich, aber nicht räumlich lokalisiert (vgl. 26a, b): (26) a. Aγapise tin Ana sto Parisi. liebte.3SG.PFV die Anna.AKK in-das Paris.AKK ‚Er liebte Anna in Paris.’ b. Aγapise ta spor sto Parisi. liebte.3SG.PFV den Sport.AKK in-das Paris.AKK ‚Er/ sie liebte den Sport in Paris.’ Wie oben erwähnt, ist (26a) grammatisch unter der Bedeutung, dass er sich in sie verliebt hat. Der Satz hat eine inchoative Lesart. Ein sprachlicher Kontext, der das Verb aγapo in seiner primären Bedeutung zulässt, ist (26b). Es zeigt sich, dass eine durch den Kontext gestützte Interpretation auch Individuenprädikaten offen steht. Das kann als Unterstützung zu der Annahme herangezogen werden, dass manche stativen Verben räumlich lokalisierbar sind (vgl. 23a-c, sowie Abschnitt 4.1.2 für das Deutsche). Wenden wir jetzt die gleichen Kriterien auf die Verben miazo (ähneln) und kostizo (kosten) an. Das erste Kriterium: (a) Die Kombination mit dem Adverb akoma (immer noch). Betrachten wir den Dialog (27) und den Beispielsatz (28): (27) a. „Emiase tis Anas.“ ähnelte.3SG.PFV der Anna.GEN ‚Er/ sie ähnelte Anna. ’ b. „Tis miazi akoma? “ KL.GEN.3SG.F ähnelt.3SG.IPFV immer noch? ‚Ähnelt er / sie ihr immer noch? ’ (28) Kostise 10 Evro ke kostizi kostete.3SG.PFV 10 Euro und kostet.3SG.IPFV akoma (ðen akrivine). immer noch (NEG teurer wurde.3SG.PFV) ‚Er/ Sie/ es kostete 10 Euro und er/ sie/ es kostet immer noch 10 Euro. (Er/ sie/ es ist nicht teurer geworden).’ <?page no="175"?> 175 Obwohl (27) und (28), wie (25) mit dem Adverbial akoma (immer noch) kombinierbar sind, können sie nicht als inchoativ interpretiert werden. Sowohl das Verb miazo (ähneln) als auch das Verb kostizo (kosten) ist nicht stabil; beide können eine Zustandsveränderung denotieren und der daraus folgende Resultatszustand kann fortgesetzt werden, es wird aber nicht explizit geäußert. Wenn es nicht explizit geäußert wird, dann kann nicht vermutet werden, dass eine Zustandsveränderung stattfindet. 76 (b) Das zweite Kriterium ist die räumliche Lokalisierung. Beispiel (29) lässt keine lokalen Modifikatoren zu, im Gegensatz zu (30), das sie zulässt. Wie oben angedeutet, sind manche Stative nicht stabil und können räumlich lokalisierbar sein; so kann etwa der Preis von Ort zu Ort unterschiedlich sein. Obwohl die Anwendung dieses Kriteriums bei (30) nicht zur Ungrammatikalität führt, kann nicht angenommen werden, dass kostizi inchoativ ist, da nicht explizit geäußert wird, dass der daraus folgende Resultatszustand fortgesetzt wird, wie bei (28): (29) *Emiase tis Anas sto Parisi. ähnelte.3SG.PFV der Anna.GEN in-das Paris.AKK ‚Er/ sie ähnelte Anna in Paris.’ (30) Kostise sto Parisi (10 Evro). 77 kostete.3SG.PFV in-das Paris.AKK (10 Euro) ‚Er/ sie/ es kostete in Paris (10 Euro).’ Zusammenfassend verhalten sich Positionsverben sowie Verben wie kimame (schlafen), perimeno (warten) wie Ereignisse, da sie zeitlich und räumlich lokalisierbar sein können. Was die stativen Verben angeht, hat sich anhand von sprachlichen Kriterien gezeigt, dass (i) manche stativen Verben nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich lokalisierbar sein können, (ii) nicht alle stabil sind, und (iii) manche eine inchoative Lesart haben können. Im Folgenden stelle ich meine Konzeption für den Perspektivenaspekt im Griechischen vor. 76 Das erinnert an das sogenannte Yale-Shooting-Problem (siehe dazu Hanks und McDermott 1987); in diesem Problem finden Aktionen nacheinander statt. Eine Person namens Fred lebt zu einem gewissen Zeitpunkt. Es handelt sich darum, Fred mittels eines Gewehrs zu erschießen. Es gibt zwei Aktionen: In der ersten Aktion ist das Gewehr nicht geladen, es wird durch ‘load’ geladen, während in der zweiten das Gewehr geladen ist; durch ‘shoot’ wird ein Schuss abgegeben mit fatalen Konsequenzen und die Waffe ist nicht mehr geladen. Für diesen Hinweis danke ich Manfred Krifka. 77 S. dazu Fußnote 75. <?page no="176"?> 176 4.2 Perspektivenaspekt 4.2.1 Perspektivenaspekt im Griechischen Wie schon in Kapitel 1 und 3 angedeutet, fokussiert der Perspektivenaspekt die interne (temporale) Natur einer Situation. Beim imperfektiven Aspekt handelt es sich um das Von-innen-Betrachten einer Situation, während beim perfektiven Aspekt die Situation mit beiden Grenzen, d.h. mit Anfangs- und Finalpunkten dargestellt wird. Der imperfektive Aspekt wird in progressiven, iterativen und in habituellen Aspekt unterteilt. Ich möchte an diesem Punkt in Anlehnung an Veloudis (2010) folgende Annahmen machen: Der progressive Aspekt fokussiert einen Moment, den Moment, wo ‚wir uns befinden‘, wie das Beispiel aus Veloudis (2010: 23, Abschnitt 3.3.3) darstellt (hier als (31) wiederholt): (31) Mi mu milas afti NEG KL.GEN.1SG sprich diesen.AKK ti stiγmi. Γrafo kati. den Augenblick.AKK. Schreibe.1SG.IPFV etwas ‚Sprich mich nicht in diesem Moment an. Ich schreibe gerade.’ Die Situation wird im Verlauf dargestellt. Die zweite Unterkategorie, der iterative Aspekt: Hier handelt es sich um eine Gewohnheit. Der Iterativ kann im Perfektiv (vgl. 32a) und im Imperfektiv (vgl. 32b) auftreten: (32) a. Irθe ikosi fores se kam.3SG.PFV zwanzig Male in olo afto to ðiastima. allen diesen.AKK den Zeitraum.AKK ‚Er kam zwanzig Mal in diesem ganzen Zeitraum.’ b. Erxotan kaθe mera olo kam.3SG.IPFV jeden Tag allen afto to ðiastima. diesen.AKK den Zeitraum.AKK ‚Er kam jeden Tag in diesem ganzen Zeitraum.’ Und zuletzt möchte ich im Anschluss an Veloudis (2010) die Unterkategorie des habituellen Aspekts vorschlagen. Hier geht es um das Von-innen- Betrachten einer sich wiederholenden Situation. Nach Krifka et al. (1995) <?page no="177"?> 177 hat der habituelle Aspekt folgende Eigenschaften: (a) er drückt Eigenschaften aus, die wesentlich sind, (b) er ist auch mit Adverbien wie häufig verträglich, (c) er stellt Regularitäten und keine bestimmten Ereignisse dar. Eine vielzitierte Charakterisierung der Habitualität findet sich bei Dahl (1985: 97): “habituality involves quantification over a set of occasions which is given explicitly or by context.” Habitualität kann nur mit imperfektivem Aspekt ausgedrückt werden, wie die Beispiele (33a, b) illustrieren: (33) a. Taksiðeve sixna mazi reiste.3SG.IPFV oft gemeinsam tis sto Parisi. KL.GEN.3SG.F in-das Paris.AKK ‚Er/ sie reiste oft mit ihr nach Paris.’ b. * Taksiðepse sixna mazi reiste.3SG.PFV oft gemeinsam tis sto Parisi. KL.GEN.3SG.F in-das Paris.AKK ‚* Er/ sie reiste oft mit ihr nach Paris.’ Im folgenden Abschnitt präsentiere ich Smiths Ansatz (1991/ 1997) für den perfektiven und den imperfektiven Aspekt im Englischen. 4.2.2 Smiths Ansatz Wie in Kapitel 2 dargelegt, interagiert nach Smith (1997: 66) die aspektuelle Bedeutung eines Satzes mit dem Perspektivenaspekt und der Zeitkonstitution. Beim perfektiven Aspekt wird die Situation mit Anfangs- (‚initial point’, abgekürzt I) und Endpunkt (‚final point’, abgekürzt F) präsentiert und als ein abgeschlossenes Ganzes dargestellt. Der Perfektiv gibt den initialen (I) (Anfangs-) und den finiten (F) (End)punkt der Eventualität an; er ist informationell abgeschlossen. Das Schema des Perfektivs sieht wie folgt aus: (34) Das perfektive Schema I F / / / / / / / (aus Smith 1997: 66, Schema 9) Die Anfangs- und Endpunkte I und F stehen über den Schrägstrichen. <?page no="178"?> 178 Dieses generelle Schema repräsentiert den unmarkierten perfektiven Perspektivenaspekt. Der Perfektiv präsentiert Situationen, die an einem bestimmten Punkt als einfach und abgeschlossen erscheinen. Er stellt ein Ereignis als vollständig mit beiden Endpunkten dar. Im Allgemeinen drückt der perfektive Aspekt abgeschlossene Ereignisse aus; die Ereignisse können entweder als vollendet oder abgeschlossen angenommen werden - das hängt von der Zeitkonstitution des Satzes ab; die Imperfektivform hingegen stellt unabgeschlossene Ereignisse (oder Zustände) dar (vgl. auch Hock und Krifka 2002/ 3). Smith (1997: 69) zufolge sind in den von ihr untersuchten Sprachen Englisch, Französisch, Russisch, Mandarin Chinesisch und Navajo drei verschiedene Relationen zwischen Stativen und dem perfektiven Perspektivenaspekt zu finden: (a) der Perfektiv enthält Änderungen in und aus einem State und trifft auf stative Sätze zu wie im Französischen, (b) der Perfektiv enthält nicht die Endpunkte von States; er präsentiert offene stative Situationen wie im Englischen, (c) der Perfektiv trifft nicht für States zu, wie im Russischen, Chinesischen und Navajo. Was den Imperfektiv angeht, so fokussiert dieser nach Smith (1991/ 1997) Phasen der Eventualität; Anfangs- und Endpunkte werden nicht angegeben. Das bedeutet, dass der Imperfektiv offen ist und dass die Situation in ihrem Verlauf dargestellt wird. Das imperfektive temporale Schema kann wie in (35) dargestellt werden. I und F sind die Anfangs- und Endpunkte. Die Schrägstrichte repräsentieren die durch den Imperfektiv markierte Zeitspanne; die Punkte zwischen den Schrägstrichen und den I und F deuten an, dass keine Anfangs- und Endpunkte angegeben werden. Im Englischen trifft das perfektive Schema nicht auf stative Situationen zu, da Endpunkte nicht in dem temporalen Schema von States auftreten, wie in Abschnitt 2.1.9 angedeutet. Stative Situationen sind offen; ihr temporales Schema enthält keine Änderungen in und aus einem State. Im Perfektiv sind sie flexibel in ihrer Interpretation, d.h. sie sind entweder mit einer abgeschlossenen oder mit einer offenen Situation kompatibel. Smiths Beispiel “Sam owned three peach orchards” (Smith 1997: 170, Beispiel 3a) kann sowohl als abgeschlossen als auch als offen interpretiert werden. Gemäß der ersten Interpretation ist der Zustand beendet; er kann aber auch nicht beendet sein und in der Gegenwart fortgesetzt werden, wie ihr Beispiel zeigt: “Sam owned 3 peach orchards last year, and he still owns them” (Smith 1991: 171, Beispiel 4a). Das zeigt, dass der Perfektiv eines States keine Endpunkte enthält, da Endpunkte eine Zustandsveränderung beinhalten. Mit anderen Worten sind stative Sätze im Perfektiv sowohl mit einer offenen als auch mit einer abgeschlossenen Interpreta- <?page no="179"?> 179 on kompatibel, die vom Kontext abhängt. Letztere trifft nur auf pragmatische Implikationen zu, nicht aber auf semantische. (35) Das imperfektive Schema I../ / / / / / ..F (I(nitial) F(inal)) (aus Smith 1997: 73, Schema 23) Nach Smith (1997: 73) sind die am meisten verwendeten ‘imperfectives’: “[…] the general imperfective and the progressive. The former focuses intervals of all situation types; the latter applies only to non-statives.” Der englische Imperfektiv ist der Progressiv, verfügbar nur für Nichtstative; er fokussiert die internen Phasen von Nicht-stativen. Zunächst will ich auf die von Smith (1991/ 1997) vorgeschlagenen Kriterien zur Unterscheidung des perfektiven und des imperfektiven Aspekts eingehen. Smith (1991/ 1997) führt die folgenden Kriterien auf: das Konjunktions-Kriterium, das Kriterium mit temporalen Sätzen, wie auch das Frage-Kriterium. Nach Smith prüft das Konjunktions- und das Frage- Kriterium, ob der aspektuelle Perspektivenaspekt offen oder abgeschlossen ist; der imperfektive Perspektivenaspekt ist offen, da er Situationen ohne Endpunkte präsentiert, der perfektive hingegen abgeschlossen; er präsentiert Situationen mit beiden Endpunkten. Offene Situationen sind kompatibel mit Aussagen, nach denen die Situation verläuft, andauert oder sie sind nicht vollständig. Mit anderen Worten: Wenn ein Satz mit solchen Aussagen kompatibel ist, handelt es sich um eine offene Situation. Ein sprachlicher Kontext, der den Imperfektiv zulässt, ist das Konjunktions-Kriterium. Die Sätze in (36a, b) sind durch die Konjunktionen but und and miteinander verknüpft: (36) a. Mary was walking to school but she didn’t actually get there. b. Mary was walking to school and she is still walking. (aus Smith 1997: 64, Beispiele 3a, b entsprechend) Beide Sätze sind grammatisch und akzeptabel. Das zeigt, dass der Imperfektiv nicht einschließt, dass Mary ihren Lauf zur Schule vollendet hat. Im Gegensatz dazu ist der Perfektiv nicht kompatibel mit solchen Aussagen, wie in (37a, b) illustriert wird: (37) a. # Mary walked to school but she didn’t actually get there. b. # Mary walked to school and she’s still walking. (aus Smith 1997: 64, Beispiele 4a, b entsprechend) ti <?page no="180"?> 180 Anhand von (37) wird gemäß Smith (1991/ 1997) festgestellt, dass der Perfektiv eine Situation als abgeschlossen präsentiert. Informationen über die Semantik des Perspektivenaspekts geben auch temporale Sätze (z.B. when-Sätze und after-Sätze) an, da sie Situationen in temporalen Relationen präsentieren. When-Sätze erlauben verschiedene Interpretationen; sie führen keine spezifische temporale Relation zu Situationen ein. Die Situationen sind vom Perspektivenaspekt abhängig und sie können als simultan, überlappend oder sukzessiv angesehen werden. Betrachten wir die Beispiele in (38a, b). Der Temporalsatz präsentiert ein punktuelles Ereignis, der Hauptsatz hingegen unterscheidet sich in Dauer und im Perspektivenaspekt: (38) a. Mary was swimming when the bell rang. b. Mary swam when the bell rang. (aus Smith 1997: 64, Beispiele 6a, b entsprechend) (38a) hat nur die Bedeutung, dass das Schwimmen schon zu der Zeit des anderen Ereignisses im Verlauf war. Das zeigt, dass der Imperfektiv semantisch keine Endpunkte enthält. (38b) wird als inchoativ interpretiert; es ist nicht plausibel, dass das Schwimmen, ein duratives Ereignis, in seiner Gänze zur gleichen Zeit auftritt wie die Klingel läutete. Die Interpretation des Satzes (38b), dass das Schwimmen zu der Zeit des anderen Ereignisses begonnen hat, erscheint eher plausibel. Obwohl dieses Kriterium flexibel ist, tritt die sequenzielle Lesart nicht für Sätze im imperfektiven Aspekt im Hauptsatz auf. Voraussetzung für die sequenzielle Lesart ist, dass der Endpunkt einer Situation dem Endpunkt einer anderen folgt. When-Sätze fungieren jedoch als diagnostische Kontexte für die Interpretation vom Perspektivenaspekt (Perfektiv, Imperfektiv/ Progressiv). Das dritte Kriterium liefern die Fragen nach der Fortsetzung einer Situation. Wenn ein Satz eine offene Situation präsentiert, dann sind Fragen nach ihrer Fortsetzung sinnvoll (vgl. 39); wenn die Situation abgeschlossen ist, dann führen diese Fragen zur Inakzeptabilität, wie (40) illustriert: (39) Martin was walking to school. (40) Martin walked to school. Did he get there? (aus Smith 1997: 65, Beispiele 8b, a, c entsprechend) Die Frage ist sinnvoll für den Imperfektiv (39), aber nicht für den Perfektiv (40), da der letzte als Antwort auf die Frage gilt. <?page no="181"?> 181 Allerdings sind die oben genannten Kriterien in der vorliegenden Arbeit nicht detailliert genug untersucht worden. Dies zu tun ist ein Teilziel der vorliegenden Studie. Im Folgenden werden sie für das Deutsche und das Griechische angewendet, um festzustellen, ob der Progressiv im Deutschen und der Imperfektiv im Griechischen offen ist, der Perfektiv hingegen abgeschlossen. 4.3 Smiths Kriterien und was sie (nicht) zeigen 4.3.1 Der Progressiv im Deutschen Der Progressiv im Deutschen hat eine Reihe von interessanten Eigenschaften. Diese Eigenschaften sollen im Folgenden mit Hilfe von den von Smith (1991) vorgeschlagenen Kriterien für das Englische untersucht werden. Wenn wir versuchen, diese Kriterien aufzuführen, dann kommen wir zu den folgenden Ergebnissen. Einen sprachlichen Kontext, der die Progressivform zulässt, illustrieren die Sätze (41a-d) und (42): (41) a. „Hans war die Suppe am Kochen, aber er hat sie nicht fertigge kocht.“ b. „Kochte Hans? “ c. „Nein, er wurde unterbrochen.“ d. „Ja, aber er wurde unterbrochen.“ (42) Hans kochte die Suppe, aber er hat sie nicht fertiggekocht. Bei Fällen wie (41a) ist anzunehmen, dass die Progressivform nicht voraussetzt, dass Hans das Kochen beendet hat. Dieselbe Interpretation erhält der Satz (41b) und (42) im Präteritum. Im Gegensatz zum Englischen präsentiert der perfektive Aspekt im Deutschen, zumindest im Standarddeutschen - auch als “simple aspect” (Smith 1997: 67) bekannt, da er mit der einfachen Form des jeweiligen Verbs markiert wird - d.h. das Präteritum, eine Situation als offen. Das zeigt, dass dieses Kriterium im Deutschen nicht verlässlich ist. Weitere Kriterien zur Unterscheidung von perfektivem Aspekt und progressiver Form sowie zu der Frage, ob der Perfektiv, also das Präteritum im Deutschen offen ist, folgen weiter unten. Hinsichtlich des Kriteriums der temporalen Sätze scheinen andere Beschränkungen im Deutschen als im Englischen vorzuliegen bezüglich der Imperfektivität, die nicht markiert werden muss. Satz (43) weist im Deutschen eine Ambiguität auf: (a) eine Interpretation ist, dass das Schwim- <?page no="182"?> 182 men zur Ankunftszeit bereits im Gange war, (b) eine zweite, dass das Schwimmen in der Folge der Ankunft passierte (s. dazu Thieroff 1992). Dieser Satz kann mit Hilfe von Adverbien, die eine imperfektive (s. 43a') oder eine perfektive (s. 43b') Lesart nötig machen, disambiguiert werden. (44) drückt aus, dass Annas Schwimmen zur Zeit des zweiten Ereignisses schon im Prozess war. (43) Als Hans ankam, schwamm Anna. (43') a. Als Hans ankam, schwamm Anna gerade. b. Als Hans ankam, schwamm Anna sofort/ gleich. (44) Als Hans ankam, war Anna am Schwimmen. Bei der Beurteilung dieser Daten ist zu beachten, dass das einfache Verb zwei Lesarten aufweist: (a) eine imperfektive Vergangenheitslesart (45a), (b) eine perfektive Vergangenheitslesart (45b) (vgl. 45a, b) (s. dazu Schumacher 2011, von Stutterheim 1986 u.a.): (45) a. Als wir nach Hause kamen, telefonierte Paolo gerade. b. Gestern passierte viel. Er entlarvte sich als Politikgangster. (Schumacher 2011: 6, 3, Beispiele (11) und (6) entsprechend) Aus dem oben genannten Grund kann dieses Kriterium nicht auf das Deutsche übertragen werden, da nicht nur die Progressivform, sondern auch das einfache Verb, d.h. das Präteritum über eine offene Lesart verfügt. Das letzte Kriterium liefert das Frage-Kriterium. Auch dieses Kriterium kann im Deutschen nicht angewendet werden. Das Verb kochen wird sowohl im Präteritum (46) als auch in der progressiven Form (47) als offenes Ereignis interpretiert: (46) a. Hans kochte. b. Hat er fertiggekocht? (47) a. Hans war am Kochen. b. Hat er fertiggekocht? Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Smiths Kriterien nicht aufgehen, da sowohl das einfache Verb als auch die Progressivform im Deutschen eine offene Situation präsentieren. <?page no="183"?> 183 4.3.2 Der Imperfektiv im Griechischen Im Sinne der obigen Überlegungen betrachten wir die Eigenschaften des imperfektiven Aspekts im Griechischen. Alle Situationstypen treten im imperfektiven Aspekt auf. Die folgenden Beispiele illustrieren den Imperfektiv mit Activities (s. 48a), Accomplishments (s. 48b), Achievements (s. 48c) und States (s. 48d): (48) a. To peði γeluse. das Kind.NOM lachte.3SG.IPFV ‚Das Kind lachte.’ (Activity) b. I Ana extize ena spiti. die Anna.NOM baute.3SG.IPFV ein Haus.AKK ‚Anna baute ein Haus.’ (Accomplishment) c. I Ana kerðize ton agona. die Anna.NOM gewann.3SG.IPFV das Spiel.AKK ‚Anna gewann das Spiel.’ (Achievement) d. I Ana ixe ena poðilato. die Anna.NOM hatte.3SG.IPFV ein Fahrrad.AKK ‚Anna hatte ein Fahrrad.’ (State) Der Imperfektiv eines Achievements (48c) “focusses a preliminary interval” (Smith 1991: 258). Der Imperfektiv präsentiert keine abgeschlossenen Situationen, obwohl er eine Deduktion über Anfang und Ende erlaubt: er enthält nicht den Endpunkt der Situation. Ich möchte vorschlagen, dass er den gesamten Vorgang fokussiert, ohne den Anfangs- und Endpunkt einzubeziehen. Um dies zu zeigen, wenden wir Smiths (1991/ 1997) Kriterien an. Wenn der Imperfektiv nicht den Endpunkt der Situation beinhaltet, dann ist er mit einer Aussage kompatibel, die zeigt, dass die Situation bis jetzt andauert. Folgende Beispiele illustrieren den Fall: (49) a. Persi to kalokeri extizan ena letzen den Sommer.AKK bauten.3SG.IPFV ein spiti; bori na to Haus.AKK; kann SUBJ KL.AKK.3SG.N xtizun akoma. bauen.3PL.IPFV immer noch ‚Letzten Sommer bauten sie ein Haus; es kann sein, dass sie es immer noch bauen.’ b. To proi traγuðuse. Isos den Morgen.AKK sang.3SG.IPFV Vielleicht traγuðai akoma. <?page no="184"?> 184 singt.3SG.IPFV immer noch ‚Am Morgen sang sie. Vielleicht singt sie immer noch.’ c. Otan itan peði pisteve sta als war Kind glaubte.3SG.IPFV an-die fantasmata.AKK ke pistevi.3SG.IPFV akoma. Gespenster und glaubt immer noch ‚Als er/ sie Kind war, glaubte er/ sie an Gespenster und vielleicht glaubt er/ sie immer noch daran.’ d. I Ana ixe ena poðilato; die Anna.NOM hatte.3SG.IPFV ein Fahrrad.AKK; bori na to exi akoma. kann SUBJ KL.AKK.3SG.N hat.3SG noch ‚Anna hatte ein Fahrrad; es kann sein, dass sie es immer noch hat.’ Da diese Konstruktionen sinnvoll sind, können wir den Schluss ziehen, dass der Imperfektiv Situationen präsentiert, die keine Endpunkte enthalten (wie im Französischen, vgl. Smith 1991/ 1997). Weiter werde ich die entsprechenden Kriterien wie im Deutschen formulieren. Mit ihrer Hilfe wird überprüft, ob der Imperfektiv Anfangspunkte beinhaltet oder nicht. Das erste Kriterium ist das Konjunktions-Kriterium: (50) a. I Ana ðiavaze ke ðiavazi die Anna.NOM las.3SG.IPFV und liest.3SG.IPFV akoma. immer noch ‚Anna las und liest immer noch.’ b. I Ana etroγe ke troi die Anna.NOM aß.3SG.IPFV und isst.3SG.IPFV akoma. immer noch ‚Anna aß und isst immer noch.’ Die Grammatikalität der Sätze (50a, b) zeigt, dass der Imperfektiv auch im Griechischen nicht abgeschlossen ist, da er mit dem Adverbial akoma (immer noch) verträglich ist. Die Beispiele (51a, b) im Perfektiv hingegen illustrieren, dass der Perfektiv nicht kombinierbar mit dem Adverbial akoma (immer noch) ist: <?page no="185"?> 185 (51) a. *I Ana ðiavase ke ðiavazi die Anna.NOM las.3SG.PFV und liest.3SG.IPFV akoma. noch ‚Anna las und liest immer noch.’ b. * I Ana efaγe ke troi die Anna.NOM aß.3SG.PFV und isst.3SG.IPFV akoma. noch ‚Anna aß und isst immer noch.’ Das zweite Kriterium ist das Kriterium mit der subordinierenden Konjunktion otan (als). Im Satz (52) ist der untergeordnete Satz, der Endpunkte enthält, perfektiv. Die sequenzielle Interpretation ist erlaubt, wenn der Hauptsatz im perfektiven Aspekt auftritt (vgl. Abschnitt 4.2.2); da das Verb des Hauptsatzes imperfektiv ist, ist diese Interpretation für Satz (52) ausgeschlossen: (52) Otan xtipise tin porta afti ðiavaze. als klopfte.3SG.PFV die Tür.AKK sie las.3SG.IPFV ‚Als er/ sie an der Tür klopfte, las sie.’ (52) präsentiert überlappende Ereignisse. Die Hauptsatzinformation war im Prozess, als er/ sie an der Tür klopfte. Das heißt, dass der imperfektive Aspekt nicht den Anfangspunkt der Situation beinhaltet. Das dritte Kriterium ist das Frage-Kriterium (vgl. 53): (53) a. O Γianis maγireve otan i Ana der Hans.NOM kochte.3SG.IPFV als die Anna.NOM tilefonise. anrief.3SG.PFV ‚Hans kochte, als Anna anrief.’ b. „telika maγirepse? “ endlich kochte.3SG.PFV ? ‚Hat er fertiggekocht? ’ Nach dem Frage-Kriterium präsentiert der Imperfektiv keine abgeschlossene Situation. Alle drei Kriterien haben gezeigt, dass der Imperfektiv eine offene Situation darstellt. Wenden wir uns nun den Semelfaktiven Verben zu wie xtipo (klopfen), vixo (husten). Ein Verb ist semelfaktiv, wenn es vorläufige Stufen <?page no="186"?> 186 eines punktuellen Ereignisses fokussiert. Nach Smith (1991/ 1997) sind die Semelfaktive im Englischen mit der progressiven Form, mit Zeitdaueradverbialen oder mit anderen Ausdrücken, die Zeitdauer darstellen, nicht kompatibel. Der Imperfektiv (Progressiv) präsentiert ein Intervall ohne Endpunkte; Semelfaktive bestehen nur aus einem punktuellen Ereignis, das einstufig ist und ohne vorläufige Stufen auftritt. Folgende Beispiele aus Smith (1997: 172, Beispiele 8a, b) weisen keine semelfaktive Interpretation auf: “Jane was knocking at the door”, “Allan was coughing”; sie referieren nicht auf ein einzelnes Klopfen oder auf ein einzelnes Husten. Smith (1997: 172) äußert sich dazu wie folgt: “These sentences are neither odd nor ungrammatical, of course. They are interpreted as derived Activities of the multiple action type. The progressive neutrally focuses internal stages of these events.” Die gleiche Interpretation ist auch im Griechischen zu finden, Anna hat mehrmals an die Tür geklopft, wie das folgende Beispiel (54) illustriert: (54) I Ana xtipuse tin porta. die Anna.NOM klopfte.3SG.IPFV die Tür.AKK ‚Anna klopfte an die Tür.’ Zusammenfassend kann gefolgert werden, dass der Imperfektiv den gesamten Vorgang/ das Intervall einer Situation fokussiert, der weder den Anfangsnoch den Endpunkt der Situation beinhaltet. Aus der bisherigen Diskussion ist hervorgegangen, dass der Imperfektiv im Griechischen die gleichen Eigenschaften wie die imperfektiven Formen im Englischen hat, d.h. er präsentiert unvollständige Situationen ohne Endpunkte, im Deutschen hingegen nicht. Ich wollte hier keinen Vergleich zwischen den Progressiv- Konstruktionen im Englischen und im Deutschen und dem imperfektiven Aspekt im Griechischen vornehmen. Mir kam es vielmehr darauf an, zu zeigen, dass im Hinblick auf den essentiellen Unterschied zwischen Imperfektivität im Griechischen und Progressivität im Englischen und im Deutschen nicht nur die periphrastische Form im Deutschen offen ist, sondern auch das einfache Verb, d.h. das Präteritum, das eine aspektuale Festlegung in Bezug auf Perfektivität oder Imperfektivität enthält; es ermöglicht beide Lesarten, die perfektive und die imperfektive. Ich werde weiter dafür argumentieren, dass sich der Progressiv im Deutschen (und im Englischen) auf Teile der Ereignisse bezieht, während er im Griechischen auf das gesamte Ereignis, das im Verlauf ist, referiert. Der nächste Abschnitt ist dem perfektiven Aspekt im Griechischen gewidmet. <?page no="187"?> 187 4.3.3 Der Perfektiv Wie in Abschnitt 4.2.2 angedeutet, präsentiert der Perfektiv im Englischen Ereignisse (Activities, Accomplishments, Achievements) als vollendet oder abgeschlossen mit Anfangs- und Endpunkt, die abhängig von der Zeitkonstitution sind (vgl. Smith 1997: 67, Comrie 1976, Smith 1992, Kamp and Reyle 1993). Der Perfektiv enthält für Activities arbiträre Endpunkte, für Accomplishments hingegen natürliche, während er bei Achievements den “single-state event” fokussiert (Smith 1997: 171) (vgl. Abschnitt 4.1.9). Er wird nicht auf stative Situationen angewandt, da Endpunkte nicht im Schema eines States enthalten sind. Nähere Angaben zum Perfektiv finden sich bei Smith (1991: 105): “[…] in some languages the use of the perfective usually suggests that the final state still obtains, as in the Russian past perfective; others are neutral on this point.” Krifka (1989, 1992) zeigt, dass für manche Sprachen der perfektive Aspekt die Gequanteltheit, d.h. die Telizität des verbalen Prädikats voraussetzt. Z.B. kann im Tschechischen die Aspekt-Markierung zwischen der definiten und der indefiniten Lesart von Massennomen und artikellosen Pluralen unterschieden werden. Der perfektive Aspekt ist nur mit einer definiten Interpretation des Objektes kompatibel, wie die Daten in (55a, b) illustrieren. Ein Verb im perfektiven Aspekt kann ein indefinites Objekt haben, wenn es gequantelt (telisch) ist, wie (55c) zeigt. Krifka (1992: 51) äußert sich wie folgt dazu: “[…] quantization is at least a component of the meaning of perfectivity”: (55) a. Snědl hrušky. ‘He ate the pears/ * pears.’ (perfektiv) b. Jedl hrušky. ‘He ate pears/ ? the pears.’ (imperfektiv) c. Snědl hrušku. ‘He ate a pear/ the pear.’ (perfektiv) (aus Krifka 1992: 49, Beispiele 30b, 30a und 29b entsprechend) Singh (1990, 1991, 1994, 1998) argumentiert für das Hindi dafür, dass der perfektive Aspekt nicht mit Gequanteltheit verbunden ist, sondern mit der Verbklasse. Nicht nur im Hindi, sondern auch in anderen Sprachen wie im Chinesischen und Japanischen kann die perfektive Form mit Accomplishments auftreten, die denotieren, dass die beschriebene Situation einen Endpunkt erreicht hat; dieser Endpunkt muss jedoch nicht unbedingt der natürliche sein, der meistens von einem Accomplishment ausgedrückt wird. Singh (1990, 1991, 1994, 1998: 173) verwendet den Terminus “neutral perfective”, der, wie der Perfektiv, ein Ereignis als Ganzes <?page no="188"?> 188 präsentiert, aber im Gegensatz zum Perfektiv setzt er nicht voraus, dass das Ereignis abgeschlossen ist. Das Hindi weist verschiedene Formen auf, um die natürlichen von den arbiträren Endpunkten hervorzuheben, d.h. der Perfektiv der ‘simple verbs’ wird für einen arbiträren Endpunkt verwendet, während der Perfektiv der sogenannten ‘compound verbs’ (Singh 1998: 173) für natürliche Endpunkte benutzt wird. Die Beispiele aus Singh (1998: 172) illustrieren den Fall der ‘simple verbs’ im Hindi (56) und im Japanischen (57) entsprechend; beide werden üblicherweise als perfektiv analysiert: (56) mĕ- ne aaj apnaa kek khaayaa aur I ERG today mine cake eat.PFV and baakii kal khaaũũ remaining tomorrow eat.FUT ‘I ate my cake today and I will eat the remaining part tomorrow. ’ (57) watashi-wa keeki-o tabeta dakedo keeki-wa I.NOM cake-ACC ate.PFV but cake-NOM mada nokotteiru still remains ‘I ate the cake but some of it still remains.’ (aus Singh 1998: 172, Beispiele 3, 4) Der “neutral perfective” im Hindi ist mit den ‘compound verbs’ verbunden. In (58) und in (59) werden ungrammatische Sätze mit ‘compound verbs’ jeweils aus dem Hindi und dem Japanischen aus Singh (1998: 173) präsentiert: (58) * mĕ- ne kek khaa liyaa, jo I ERG cake eat take.PFV what bacaa hae wo raam khaayegaa remain is that Ram eat.FUT ‘I ate the cake and Ram will eat the rest.’ (59) * watashi-wa keeki-o tabeteshimatta I.NOM cake-ACC ate-finish.PFV dakedo keeki-wa mada nokotteiru but cake-NOM still remains ‘I ate the cake but some of it still remains.’ (zitiert nach Singh 1998: 173, Beispiele 5, 6) Die Ungrammatikalität des zweiten Satzes in (58), der das ‘compound verb’ khaa liyaa enthält, deutet an, dass der natürliche Endpunkt erreicht <?page no="189"?> 189 wird. Im Japanischen (vgl. 59) wird die Vollendung mit Hilfe des Verbs tabeteshimatta impliziert. 4.3.3.1 Der Perfektiv im Griechischen Im Griechischen treten alle Situationstypen im Perfektiv auf; nur wenige States sind ausschließlich im Imperfektiv zu finden (vgl. Abschnitt 2.6.1.2 und 4.1.3). Es existiert keine morphologische Form wie im Hindi, die das Nicht-Abgeschlossene, das Unvollendete ausdrückt. Diese zusätzliche Bezeichnung kann jedoch mit Hilfe eines Determinierers ausgedrückt werden. Genau die gleiche Verbklasse wie im Hindi, d.h. Accomplishments, Verben mit inkrementellem Thema-Argument wie troo (essen), ðiavazo (schreiben), γrafo (schreiben), xtizo (bauen) unter anderem, 78 können im Griechischen im perfektiven Aspekt - wie auch im imperfektiven - mit artikellosen Singularen als Komplemente auftreten. Krifka (1989) zufolge sind DPn als grammatische Objekte von Verben, die die Argumentposition eines inkrementellen Themas besetzen, von Bedeutung für den Situationstyp. Um den Fall zu veranschaulichen, betrachten wir (60a, b): Wenn das Thema-Argument ein zählbares Nomen mit einem definiten Determinierer ist (vgl. 60a), dann hat das verbale Prädikat einen natürlichen Endpunkt und das Ereignis wird als abgeschlossen interpretiert: in (60a) deutet das Verb troo (essen) an, dass der ganze Apfel aufgegessen wurde. Wenn das Thema-Argument hingegen artikellos im Singular auftritt (vgl. 60b), dann fungiert das verbale Prädikat als Activity, d.h. dass das verbale Prädikat einen arbiträren Endpunkt hat und eine Interpretation, bei der Anna nicht den ganzen Apfel aufgegessen hat: 79 (60) a. I Ana efaγe to milo. die Anna.NOM aß.3SG.PFV den Apfel.AKK ‚Anna aß den Apfel.’ b. I Ana efaγe milo. die Anna.NOM aß.3SG.PFV Apfel.AKK ‚Anna aß den Apfel.’ 78 Der Terminus inkrementelles Thema bezieht sich auf Krifka (1989) und Dowty (1991). Ein inkrementelles Thema impliziert, dass das von der DP bezeichnete Objekt Stück für Stück von dem Verb-Ereignis betroffen ist. 79 Diese Bedingung erfasst allerdings Verben wie γrafo (schreiben), xtizo (bauen) nicht. Es ist hier nicht der Ort, auf Verben mit inkrementellem Thema, die mit einem artikellosen Singular auftreten, im Einzelnen einzugehen. Für ausführliche Diskussionen vgl. Sioupi (2002b, 2005). <?page no="190"?> 190 Kurzum: Im Griechischen hat die DP mit Verben mit inkrementellem Thema mit einem definiten oder Null-Determinierer einen Effekt auf die Interpretation des perfektiven Aspekts. Im folgenden Abschnitt gehe ich auf die in der Literatur zum Englischen vieldiskutierte Frage ein, ob der Progressiv im Englischen gleich Stativ ist. 4.4 Progressiv = Stativ? In diesem Abschnitt sollen die wichtigsten Ansätze in der Literatur zu der Frage, ob der Progressiv äquivalent mit dem Stativ ist, für das Englische erörtert werden. Es sind zwei Auffassungen zu finden: A. der Progressiv ist dem Stativ gleich (Bertinetto 1986, Vlach 1981, 1993, Dowty 1986, Parsons 1989, Mittwoch 1988, Kamp und Reyle 1993) und B. der Progressiv kann nicht mit dem Stativ gleichgesetzt werden (Bertinetto 1994, Smith 1991). Ich werde hierzu einen Überblick über die wichtigsten Argumente geben, die in Vlach (1981), Mittwoch (1988), Bertinetto (1986), (1994) und Smith (1991/ 1997) dargestellt werden. Kommen wir nun zu der ersten Auffassung. A. Vlach (1981) zufolge verhalten sich Progressivsätze wie Stativ-Sätze und sollten deshalb als stativ analysiert werden. Vlach (1981) schlägt vor, dass der Progressiv als ein Operator angesehen werden muss. Nähere Angaben zum Operator finden sich bei Vlach (1981: 287): […] the operator Prog, when applied to process sentences, had only one effect - to change the process sentence into a stative […]. Obviously the interpretation for Prog will not do for achievement and accomplishment sentences, but the changing of a process sentence into a stative is central to the meaning of the progressive, so I introduce an operator Stat which does just that and nothing else. In addition, if φ is a sentence of the form NP VP, I will let Proc [φ] be a name denoting the process of NP' s VP-ing, if any. Anhand dieser zwei Definition kann der Operator Prog wie folgt definiert werden (Vlach 1981: 287: 14): “Prog[φ] if and only if Stat[Proc[φ] goes on].” Vlach (1981: 273) verwendet folgende Argumente, um zu zeigen, dass der Progressiv Stativ ist: <?page no="191"?> 191 (i) In lexikalischen stativen Konstruktionen wie in (61) ist Max zu verstehen als jemand, der vor dem Zeitpunkt des Ankommens des Sprechers hier war. (61) Max was here when I arrived. (aus Vlach 1981: 273, Beispiel 1) Im Gegensatz dazu verhalten sich Prozesse (Activities) und Accomplishments im Past Simple nicht gleich, wie die folgenden Beispiele aus Vlach (1981: 273) zeigen: (62) Max ran when I arrived. (Prozess) (63) Max polished his shoes when I arrived. (Accomplishment) In (62) und (63) fängt das Laufen bzw. das Polieren zu dem Zeitpunkt an, an dem der Sprecher ankommt oder auch nach dem Ankommen des Sprechers, aber nicht vor dem Ankommen des Sprechers. Vlach (1981: 273, 2) äußert sich wie folgt für stative Sätze: “A sentence φ is stative if and only if the truth of (Past φ) when I arrived requires that φ was true for some period leading up to the time of my arrival.” Vlachs Definition gemäß sind Sätze im Progressiv stativ (vgl. 64): (64) Max was running when I arrived.(aus Vlach 1981: 274, Beispiel 3) Die Interpretation ist, dass Max schon gelaufen war, als ich ankam. (ii) Der Progressiv wird mit Hilfe des stativen Verbs be (it. stare, im Spanischen und im Portugiesischen estar) gebildet. Welche andere Konstruktion mit be ist nicht-stativ? (iii) Der Progressiv hat oft eine lokative Interpretation oder hat sich aus einer solchen Konstruktion entwickelt: He is on/ at/ a hunting (vgl. dazu Abschnitt 3.1.5, Fußnote 45, wie auch Bybee et al. 1994 inter alia). On/ at/ a sind Präpositionen, hunting eine Gerundium-NP. Wie Vlach (1981: 286) bemerkt, sind die ältesten dieser Formen die Formen mit on oder at, gekürzt auf a, und zuletzt erscheinen sie ohne a, also nur in der progressiven Form. Vlach zufolge ist die Bedeutung “in the process of”; der Satz “John is running”, hat die Lesart John is in process of running. Comrie (1976: 88-103), Andersson (1972), Bybee et al. (1994) weisen darauf hin, dass der Progressiv in vielen Sprachen, die nicht zur gleichen Sprachfamilie gehören, viele syntaktischen Eigenschaften mit den Lokativen gemeinsam hat. Der Lokativ ist stativ. <?page no="192"?> 192 Wenn der Progressiv nicht stativ ist, wie erklärt sich dann die Tatsache, dass sie so viele Gemeinsamkeiten haben? (iv) In manchen Fällen kann eine progressive Konstruktion als eine Kopula-Konstruktion mit einer stativen Bedeutung paraphrasiert werden, wie in (65) gezeigt: (65) Tweetie is flying = Tweetie is in flight. (aus Vlach 1981: 274, Fußnote 3) (v) Der Progressiv kann keinen Progressiv bilden. Vgl. (66): (66) *Max is being running. (aus Vlach 1981: 274, Fußnote 4) Mittwoch (1988: 233f.) wiederholt die Argumente von Vlach und führt zwei weitere ein: (vi) Die Erscheinung von Progressiven und Stativen im Skopus von already. (vii) Die Erscheinung von Progressiven und Stativen im Skopus von seem, wie ihre folgenden Beispiele illustrieren: (67) John seemed to be hungry. (68) John seemed to be running. (69) John seemed to run. (aus Mittwoch 1988, zitiert nach Bertinetto 1994: 397, Beispiele 7a-c) Mittwoch (1988: 234) kommt zu dem Fazit, der Progressiv ist “a subgroup of statives that is sui-generis.” B. Betrachten wir jetzt die zweite Auffassung, nach der der Progressiv nicht gleich Stativ ist (Bertinetto 1994, Smith 1991/ 1997). Zu Punkt (i) konstatiert Smith (1997) folgenden Unterschied zwischen stativen und progressiven Sätzen: Progressive Sätze verfügen nur über eine Lesart, die Lesart der Überlappung, während stative Sätze zwei Lesarten besitzen: eine durative (wie die Lesart im Progressiv) und eine inchoative (inceptive) Lesart. Der Progressiv im folgenden Satz aus Glasbey (1998) kann keine inchoative Lesart bekommen: When I arrived, Fred was phoning the police. Auch Glasbey (1998: 106) weist darauf hin, dass Vlach nicht erwähnt, dass stative Sätze dieser Art eine inchoative Interpretation haben. Der Satz Max was happy when I arrived kann sowohl die Bedeutung bekommen, dass Max zu dem Zeitpunkt froh war, als ich ankam, als <?page no="193"?> 193 auch, dass er vor meiner Ankunft froh war. Glasbey (1998) zufolge muss Vlachs Definition von Stativen modifiziert werden. Gehen wir nun auf Bertinettos (1994) Einwände gegen Vlachs und Mittwochs Auffassung ein: Zu Punkt (ii): Für Bertinetto ist das Auftreten von Kopula-Verben keine Bedingung für den Progressiv; in romanischen Sprachen ist die progressive Bedeutung auch mit einfachen Tempora (Präsens oder Imperfekt) zu finden. In Bezug auf (iii) erwähnt er, dass es unzweifelhaft richtig ist, dass Progressivität in vielen Sprachen mit Hilfe von lokativen Präpositionen ausgedrückt wird; er fügt aber hinzu, dass folgender Satz abweichend ist: “? At 3 o' clock, John was hungry” (Bertinetto 1994: 399, Beispiel 14b). Nur eine kleine Gruppe von Stativen erlaubt eine punktuelle temporale Lokalisierung wie “to be 3 o’ clock, to be on the point of leaving” (Mittwoch 1988: 234), vgl. “At 3 o’ clock, John was on the verge of leaving” (Bertinetto 1994: 399). Zu Punkt (iiii) weist Bertinetto (1994: 339) darauf hin, dass sehr oft keine nominale Paraphrasen möglich sind: „John is eating a sandwich = ? John is in the eating of a sandwich“. Zu Punkt (v): Der Grund, warum der Progressiv keinen Progressiv bilden kann, liegt an morphologischen Restriktionen. Bertinetto bringt folgende Beispiele aus dem Englischen, unter anderen, um zu zeigen, dass manche Verben (stand, lie, live) in beiden Verbformen (im Progressiv und im einfachen Präsens) auftreten, aber mit unterschiedlicher Bedeutung, einer andauernden und einer temporären: “The statue stands in the park”, “The statue is standing in the park [i.e. temporarily]” (Bertinetto 1994: 399, Beispiele 21a, b). Auch Beispiele aus dem Japanischen und dem brasilianischen Portugiesisch, in welchen die Restriktionen der progressiven Morphologie mit Stativen sehr schwach sind, werden zur Kenntnis genommen. Zu Mittwochs Punkt (vi), dass sowohl der Progressiv als auch der Stativ im Skopus von already auftreten können, bemerkt Bertinetto, dass already in Sätzen im Perfekt auftreten kann, wie z.B. “I have already eaten” (Bertinetto 1994: 400). Diese Fälle referieren auf Nachzustände (‘resulting states’). Das würde implizieren, dass sich die Äquivalenz zwischen dem Progressiv und dem Stativ auch auf perfektive Tempora ausdehnen könnte. Zu Mittwochs Punkt (vii): Mittwoch selbst widerspricht dem, dass der Satz (69) “John seemed to run” eine habituelle Lesart bekommen muss, im Gegensatz zu (67) und (68). In diesem Fall scheint es, dass stative und progressive Konstruktionen ein ähnliches Verhalten aufweisen; das betrifft auch habituelle Sätze, die nach Mittwochs Ansicht auch stative sind. <?page no="194"?> 194 Bertinetto bemerkt jedoch, dass diese Ähnlichkeit nicht für alle Sprachen, wie z.B. für das Italienische, gilt. 80 Bertinetto (1986: 189, 1994: 397ff) schlägt drei andere Kriterien vor, um die Ähnlichkeiten zwischen dem Progressiv und den Stativ-Konstruktionen zu rechtfertigen, obwohl er selbst gegen die Auffassung ist, dass der Progressiv mit dem Stativ identifiziert werden kann (Bertinetto 1994). Seine Kriterien sind die folgenden: (viii) Die Kompatibilität des Progressivs und der Stativ-Konstruktionen mit dem temporalen Adverb ‘still’ und ‘for X time’ im Englischen: (70) John was still angry. (71) John was still working. (72) * John worked still. (73) John has been very tired for the last two hours. (74) John has been working very hard for the last two days. (75) ? ? John has worked very hard for the last two days. (aus Bertinetto 1994: 397, Beispiele 8a-c, 9a-c entsprechend) (ix) Die Inkompatibilität mit ‘in X time’. Satz (76) ist nur wenn die Lesart inchoativ (inceptive) ist, akzeptabel. Das Gleiche gilt auch für (77) und in (79) für ‘until’, wo die Sätze eine prospektive und keine wirklich progressive Lesart aufweisen: (76) * John was angry in two minutes. (77) * John was writing a letter in two minutes. (78) John wrote a letter in two minutes. (aus Bertinetto 1994: 397, Beispiele 10a-c) (79) * John was angry/ writing a letter until 3 o' clock. (aus Bertinetto 1994: 398) (x) Die Inkompatibilität mit dem Imperativ: (80) * Possess a car! (81) * Be writing a letter! (aus Bertinetto 1994: 398, Beispiele 11a-c) Bertinetto (1994) kommentiert die Argumente von Bertinetto (1986). Zu (ix): Das ‘in X time’-Kriterium ist ein sehr starkes Kriterium. Es ist nur mit telischen Verben und perfektiven Tempora verträglich, wie er im 80 Für Beispiele aus dem Italienischen vgl. Bertinetto (1994). <?page no="195"?> 195 folgenden Bespiel illustriert: “ * Mary danced/ was dancing in two hours” (Bertinetto 1994: 394: 1a, b). Mit anderen Worten ist das Zeitrahmenadverbial weder mit stativen Verben kompatibel, da stative Verben atelisch sind, noch mit progressiven Konstruktionen. Zum letzten Punkt (x) argumentiert Bertinetto dafür, dass dieser nicht in allen Sprachen ausschlaggebend ist. Im Neuitalienischen ist diese Restriktion sehr stark, aber nicht im Altitalienischen oder sogar im Englischen, da Beispiele im Imperativ zu finden sind, wie “Be working when the boss comes! ” (Bertinetto 1994: 401, Beispiel 17b). Die Inkompatibilität mit dem Imperativ ist für nicht-stative, nicht-agentive Verben wie rain, fall, stumble etc. charakteristisch. Obwohl alle stativen Verben inkompatibel mit dem Imperativ sind, müssen nicht alle, die mit dem Imperativ nicht verträglich sind, als stative berücksichtigt werden. Kommen wir nun zu anderen Einwänden gegen diese Auffassung. In Abschnitt 4.3 haben wir Smiths Kriterien für die Unterscheidung des perfektiven und des imperfektiven Aspekts eingeführt. Nach Smith (1991/ 1997) weisen Sätze im Progressiv und Sätze mit stativen Verben Gemeinsamkeiten auf: (a) Beide stellen offene Situationen ohne Endpunkte dar, (b) sie präsentieren stabile Situationen, obwohl der Progressiv über sukzessive Stufen verfügt, (c) das Intervall, das von einem progressiven Satz fokussiert wird, ist ein Prozess, und Prozesse sind wie States: Sie sind homogen und beinhalten keine Änderung, obwohl sie sukzessive Stufen enthalten, (d) sowohl der Progressiv als auch die stativen Sätze beinhalten die Subintervalleigenschaft und die ‘Wenn-dann-Relation’. Smith (1997: 84) bemerkt, dass just as John has loved Mary from t i to t k entails John loved Mary at t j , so John has been running from t i to t k entails John was running at t j , where t j refers to any of the infinity of points or intervals between t i und t k . Analog dazu äußert sich Dowty (1989: 44, zitiert nach Smith 1997: 84): “The progressive of a sentence S is true at interval I iff there is an interval I` properly containing I such that S is true at I.” Dowty zeigt, dass aus dieser Definition folgt, dass jeder Satz im Progressiv über die Subintervalleigenschaft verfügt. Argumente gegen Vlachs These, dass der Progressiv stativ ist, sind folgende: (a) Der Progressiv ist nie abgeschlossen, da er nicht die Endpunkte des Ereignisses enthält, während der Stativ auch abgeschlossen sein kann. Folgende when-Sätze illustrieren diese Unterscheidung: (81) a. Mary was angry when John broke the glass. b. Mary was singing when John broke the glass. (Smith 1997: 85, Beispiele 50a, b) <?page no="196"?> 196 Satz (81a) ist ambig: entweder war Mary vorher schon wütend oder sie ist zum Zeitpunkt des Ereignisses wütend geworden. Satz (81b) im Progressiv kann nur als „im Verlauf“ interpretiert werden, und im Gegensatz zu den lexikalischen Stativen kann er nie als inchoativ interpretiert werden. (b) Ein weiteres Argument, das zeigt, dass der Progressiv dem Stativ nicht gleich ist, ist Smith zufolge, dass die Imperfektivform im Französischen und Russischen auch bei stativen Sätzen verwendet wird. (c) Ein anderer Unterschied zwischen dem Progressiv und den stativen Verben ist, dass der Progressiv im Gegensatz zu den stativen Verben dynamisch und agentiv ist. (d) Ein letztes Argument, das dafür spricht, dass der Progressiv dem Stativ nicht gleich ist, ist, dass der Progressiv und der Stativ zu verschiedenen aspektuellen Kategorien gehören: Der Progressiv ist eine Unterkategorie des Perspektivenaspekts, während der Stativ zur Zeitkonstitution gehört. Iatridou et al. (2003: 177ff) diskutieren Vlachs Kriterium (68') und bemerken, dass nach seiner Auffassung Stativität als eine Kombination von Situationsaspekt und grammatischem Aspekt angesehen werden kann. Der Satz “John was asleep when I arrived” (aus Iatridou 2003: 178, Beispiel 47) ist für Vlach und für viele andere ein stativer Satz. Trotzdem ist das Prädikat was asleep nicht einfach ein statives Prädikat; es hat das Merkmal [unbounded], 81 wie aus der imperfektiven Form in morphologisch reicheren Sprachen als dem Englischen gezeigt werden kann. Man könnte also behaupten, dass Vlachs Kriterium die Merkmale [stative] + [unbounded] oder nur [unbounded] kontrolliert. Iatridou et al. (2003: 178) gehen davon aus, dass “[…] the latter is the case, as we can show by adding the feature [unbounded] contributed by imperfective/ progressive morphology on a predicate that is clearly not stative (i.e., [-dynamic], etc) […].” (82) John was lifting weights / building a rocket / throwing bricks / …when I arrived. (aus Iatridou et al. 2003: 178, Beispiel 48) Alle Prädikate in (82) halten Vlachs Kriterium für Stativität stand, wie Iatridou et al. konstatieren, und Vlach argumentiert dafür, dass der Progressiv dem Stativ gleich ist. Iatridou et al. (2003: 179) relativieren diese Position wie folgt: “However, if we draw the conclusion with Vlach that lifting weights / building a rocket / throwing bricks… are statives, we have 81 In der von Iatridou et al. (2003) verwendeten Terminologie ist [unbounded] synonym für imperfektiv. <?page no="197"?> 197 clearly left behind the idea that statives are [-dynamic], [-agentive], and so on.”In meiner Analyse ist die mit der Progressiv = Stativ-Äquivalenz verbundene Problematik nicht relevant. Es wird nicht zwischen States und Ereignissen unterschieden; alle Ereignisse sind Zeiten, und States sind auch Zeiten mit bestimmten Eigenschaften. Im Folgenden werde ich meinen Ansatz präsentieren. 4.5 Der Ansatz Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten die progressive (imperfektive) und die perfektive Form im Griechischen und Deutschen untersucht worden sind, kann nun auf den formalen Ansatz eingegangen werden. Ich entwickle mein eigenes Modell und zeige, wie der Perspektivenaspekt im Deutschen und im Griechischen - einer Sprache, in der die Interaktion zwischen Zeitkonstitution und Perspektivenaspekt von Bedeutung ist - erklärt werden kann. Im Anschluss an Krifka (1989, 1992), Hock und Krifka (2002/ 03) werde ich vorschlagen, dass wie im Englischen die periphrastische Form im Deutschen Bezug auf Teilereignisse nimmt, d.h. dass sie sich auf Teile von atomaren Ereignissen - von den kleinsten Teilchen in der Extension eines Prädikats - bezieht. 4.5.1 Intervall-Semantik Im Rahmen der Intervall-Semantik und in Anlehnung an Dowty (1979) und Krifka (1989, 1992, 2010) nehme ich an, dass die Zeit, die ein Ereignis einnimmt, d.h. die Laufzeit, typischerweise ein Zeitintervall ist. Sätze werden bei Zeitintervallen interpretiert; sie erhalten einen Wahrheitswert relativ zu Zeitintervallen. Betrachten wir zuerst was ein Zeitintervall ist. Zeitintervalle sind eine Klasse von ausgedehnten Zeiten. Für Zeiten verwende ich Buchstaben wie t. Eine vielzitierte Charakterisierung von Zeitintervall findet sich bei Krifka (2007: 2) „Ein Zeitintervall ist eine Menge von Zeiten, die die Eigenschaft hat, dass sie aus zwei Zeitpunkten und allen dazwischenliegenden Zeiten besteht […].“ Intervalle können wie folgt definiert werden: (83) Eine Menge von Zeitpunkten T´ ist ein Intervall gdw. gilt: Für alle t, t´ ∈ T´, für alle t´´ ∈ T: Wenn t < t´´ und t´´< t´, dann gilt t´´ ∈ T´. (Krifka 2007: 2, Schema 9) <?page no="198"?> 198 D.h. eine Menge von Zeitpunkten T´ ist ein Intervall genau dann, wenn gilt: Wenn zwei Zeitpunkte t, t´ in T´ liegen, dann liegen auch alle Punkte t´´ zwischen t und t´ in T´; die Vorzeitigkeit wird durch die Bedingung t < t´ ausgedrückt. Wenn t vor t´´ und t´´ vor t´, dann gilt t´´ ist Element von T´. Mit anderen Worten gilt für ein Intervall Folgendes: Wenn zwei Zeitpunkte t, t´ in T´ liegen, dann liegen auch alle Punkte t´´ zwischen t und t´ in T´. Eine andere Beziehung für Intervalle ist die Teilbeziehung, die durch die Teilmengenbeziehung dargestellt werden kann. Unter der Annahme, dass Intervalle als Mengen von Zeitpunkten aufgefasst werden, kann gelten, dass t´´´ ein Teil von t´´ ist. Wir können folgende Notation verwenden: t´´´ ⊆ t´´, wobei ⊆ die Teilbeziehung ist. Die Relation des echten Teils ⊂ kann auch definiert werden. Die Variablen t, t´ stehen für Zeitintervalle. Für die Relation zwischen Intervallen steht das Zeichen für die zeitliche Präzedenzbeziehung <, d.h. wenn zwischen zwei Intervallen t, t´, das Intervall t zur Gänze vor dem Intervall t´ steht. (84) t < t´ gdw. für alle t´´ ⊆ t, für alle t´´´ ⊆ t´ gilt: t´´ < t´´´ (aus Krifka 2007: 3, Schema 12) Die temporalen Beziehungen von Intervallen können graphisch in (85) dargestellt werden: t t´´ (85) T t´ t´´´ (aus Krifka 2007: 3, Diagramm 13) In (85) gilt, dass t < t´´, t < t´´´ und t´ < t´´´, d.h. dass t vor t´´, t vor t´´´ und t´ vor t´´´ ist, also t´´´ ist ein Teil von t´´. Die anderen Zeiten sind temporal ungeordnet, mit anderen Worten: Es ist nicht der Fall, dass t < t´ und t´ < t. In der Intervall-Semantik existieren zwei Arten von Verbausdrücken: Verbalausdrücke, die homogen für ein Zeitintervall gelten wie lieben, wissen (vgl. Dowty 1979, Krifka 1989, von Stechow 1999) und für welche die Teilbeziehung gilt - sie haben die Eigenschaft der Divisität nach Krifkas Terminologie - und Verbalausdrücke, die nur für ein Zeitintervall und nicht für Teile davon gelten, d.h. sie sind nicht divisiv, sie sind gequantelt (laufen, einen Kilometer laufen). Wie schon in Abschnitt 2.2.1 und <?page no="199"?> 199 in 4.1 angedeutet, verwenden Bennett und Partee (1972) für die Eigenschaft, die Krifka ‚Divisität‘ nennt, den Begriff „Subintervalleigenschaft“. Um den Fall zu veranschaulichen, betrachten wir das Prädikat lieben, das homogen ist, und das Prädikat aufwachen, das nicht homogen, d.h. gequantelt ist. Wenn lieben für das Zeitintervall t wahr ist, dann ist es auch für jeden Teil von t wahr. Im Gegensatz dazu ist ein Satz wie Lola wacht auf, um Krifkas vielzitiertes Beispiel zu verwenden, nicht homogen: Nach Krifka (2010) heißt das, wenn Lola nicht so einfach aufwachen kann und sie von 11.00 Uhr bis 11.15 Uhr braucht, um aufzuwachen, dann gilt nicht für das Intervall [11.07 11.08], dass sie zu dieser Zeit aufwacht. Gequantelte Satzbedeutungen stellen das Erreichen eines Zieles dar und dieses Ziel ist das Wachsein. Das Prädikat aufwachen beschreibt den Übergang vom Schlafzustand in den Wachzustand. Der Satz kann nach Krifka für ein Zeitintervall angewendet werden, in dem der Wachzustand erreicht wird (Krifka 2007: 4). Verben, die eine Zustandsveränderung ausdrücken und damit das Erreichen eines Ziels, sind als telisch bekannt, während Verben, die keine Zustandsveränderung und kein Erreichen des Ziels ausdrücken, werden als atelisch bezeichnet (vgl. Kapitel 2). Atelische Prädikate referieren auf Ereignisse, deren Teile typischerweise selbst wiederum unter dieses Prädikat fallen; telische Prädikate hingegen nicht. 82 Diese Unterscheidung kann mit dem Begriff des „natürlichen“ oder „festen“ Endpunktes charakterisiert werden (vgl. dazu Garey 1957, Andersson 1972, Dahl 1985, Verkuyl 1989): Ein Verbalausdruck ist telisch, wenn er einen „natürlichen“ Endpunkt impliziert. Krifka (1989: 236ff) erklärt die Zeitkonstitutionsunterschiede nicht anhand des Begriffes des „natürlichen“ oder „festen“ Endpunktes. Nach Krifka (1989) kann dieser Terminus nicht sinnvoll auf ein einzelnes Ereignis angewendet werden, da ein Lauf-Ereignis zum Beispiel über einen festen Endpunkt verfügt. Der Begriff des festen oder nicht-festen Endpunktes ist nur sinnvoll, wenn wir zur Kenntnis nehmen, wie ein bestimmtes Ereignis beschrieben wird: Wenn ein Ereignis e mit laufen beschrieben wird, folgt, dass es atelisch ist, daraus, dass es Ereignisse e´ gibt, die länger dauern, e als Teil enthalten und mit laufen beschrieben werden können. Wenn dasselbe Ereignis e mit drei Kilometer laufen beschrieben wird, ergibt sich, dass es telisch ist, daraus, dass es keine Ereignisse e´ gibt, die länger dauern, e als Teil enthalten und mit drei Kilometer laufen beschrieben werden können. Ein echter Teil eines Ereignisses (Accomplishments) von drei Kilometer laufen kann nicht mehr unter drei Kilometer laufen fallen, während zwei Laufen-Ereignisse (Activi- 82 Dieses Kriterium unterscheidet auch nominale Prädikate wie Wasser und drei Liter Wasser. <?page no="200"?> 200 ty) wieder unter laufen fallen. Activities haben die Subintervalleigenschaft, wie schon in Abschnitt 2.4.1 und 4.1 dargelegt, sie sind aber mit Krifka nicht strikt divisiv; sie haben atomare Ereignisse einer bestimmten Größe, d.h. alle Entitäten, auf die Activities zutreffen, enthalten als Teil Atome relativ zu diesem Ereignis (Krifka 1989a: 237). Krifka (1989a: 237) positioniert sich wie folgt dazu: Wenn wir die beiden Zeitkonstitutionen telisch/ atelisch durch gequantelte/ kumulative Prädikate über Ereignisse erfassen wollen, so kann der Einfluß der Nominalreferenz von Verbargumenten einfach als eine Art Übertragung der Referenzweise von Verbargumenten auf den gesamten Verbausdruck erklärt werden. Beispielsweise ist drei Äpfel essen demnach gequantelt, weil drei Äpfel gequantelt ist und sich diese Referenzweise auf den Gesamtausdruck drei Äpfel essen überträgt. Die Distinktion zwischen homogenen Verbausdrücken, d.h. divisiven und nicht homogenen, nämlich gequantelten, ist von Bedeutung für meine Belange. Beginnen wir mit dem Perfektiv im Deutschen. 4.5.1.1 Ereignisse: Der Perfektiv und der Progressiv im Deutschen Ich arbeite hier mit der Doppelindex-Theorie des temporalen Bezugs; das Tempus drückt eine Relation zwischen einer Äußerungszeit t („Sprechzeit“ nach Reichenbachs Terminologie) und einer Tempuszeit t´ aus („Referenzzeit“ nach Reichenbachs Terminologie) (vgl. Krifka 1992, 2001/ 2, 2007, pers. Mitt.). Für Aspekt ist die Relation zwischen Tempuszeit t´ und Auswertungszeit t´´ (entsprechend „Referenzzeit“ und „Ereigniszeit“ nach Reichenbachs Terminologie) von Bedeutung (vgl. Abschnitt 1.2.4 und 2.1.8). Der Einfachheit halber nehme ich einen einfachen Index an. Die Perfektivität im Deutschen wird wie im Englischen nicht markiert. Für den Perfektiv nehme ich in Anlehnung an Krifka (2001/ 2) an, dass es keinen Perfektiv-Operator gibt. Ich führe den Begriff des maximalen Intervalls ein. Der Satz (86) hat folgenden propositionalen Gehalt (vgl. 86'): (86) Anna lief. (86') ∃t [t<now ∧ max (t, λt´ [run (A,t´)])] Wobei max(t,P) gilt gdw: t ist ein Intervall - P(t) - - ∃t´ [t ⊏ t´ ∧ t´ ist ein Intervall ∧ P(t´)] <?page no="201"?> 201 “Now” steht für die Äußerungszeit („Sprechzeit“ nach Reichenbachs Terminologie), die Zeit, zu der der Satz geäußert wird. Da es sich um einen Satz im Präteritum handelt, muss die Referenzzeit vor der Äußerungszeit liegen. Die Relation < dient zum Ausdruck der Vorzeitigkeit, während A für Anna steht. Nach (86') handelt es sich um t, t wird als vor jetzt beschrieben und Anna lief zu t. t ist das maximale Intervall von dem Prädikat λ; in dieser Menge von Zeit darf es kein größeres t´ geben. Für dieses maximale Intervall des Prädikats (max(t,P)) gelten folgende Voraussetzungen: (a) t ist ein Intervall, (b) P trifft auf t zu, und (c) es ist nicht der Fall, dass für mindestens ein t´ gilt, t ist ein echter Teil von t´ und t´ ist ein Intervall und P trifft auf t´ zu. Graphisch kann das maximale Intervall wie in (86'') dargestellt werden: maximal (t, P) (86'') Anna lief in einem Intervall a, sie lief in einem Intervall b, aber die Summe von a und b ist kein Intervall a ∪ b (vgl. 86'''): a b a ⊔ b (86''') t Diese Interpretation enthält die abgeschlossene Lesart (perfektive Vergangenheitslesart), die mit Perfekt paraphrasiert werden kann: Anna ist gelaufen. Bei der offenen (imperfektiven) Lesart des Satzes (86, hier als 87 wiederholt) handelt es sich um eine Situation des Verlaufs („ongoingness“ nach Carroll und von Stutterheim 2003, Schiedtová, von Stutterheim und Carroll 2011). Ich schlage folgende logische Repräsentation (87') vor: <?page no="202"?> 202 (87) Anna lief. (87') ∃t [t<now ∧ run (A,t)] Gemäß (87') gibt es ein t, t befindet sich vor jetzt (now) und Anna (A) lief in t.Die logischen Repräsentationen (86') und (87') gelten für die perfektive und imperfektive Form aller Ereignisse. An diesem Punkt möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die Unterteilung von Ereignissen in Activities, Accomplishments und Achievements für meine Analyse keine Rolle spielt. Alle Ereignisse sind Zeiten, Zustände sind auch homogene Eigenschaften von Zeiten; jede Zeit verfügt über einen Endpunkt. Ein Accomplishment hat den gleichen propositionalen Gehalt wie der Activity-Satz in (86') für die abgeschlossene Interpretation und die logische Repräsentation in (87') für die offene Interpretation. Um den Fall zu veranschaulichen, betrachten wir einen Satz mit einem Accomplishment-Verb wie die Straße überqueren. Der Satz Anna überquerte die Straße hat folgende Lesart für die abgeschlossene Interpretation (vgl. 88): (88) ∃t [t<now ∧ max (t, λt´ [cross-the-street (A,t´)])] Wenn P: Accomplishment, wenn P(t), dann: max (t, P) wobei max(t,P) gilt gdw: t ist ein Intervall - P(t) - - ∃t´ [t ⊏ t´ ∧ t´ ist ein Intervall ∧ P(t´)] Nach (88) gibt es ein t, t befindet sich vor jetzt, t ist das maximale Intervall von dem Prädikat λ cross-the-street. Für dieses maximale Intervall des Prädikats (max (t,P)) gelten die gleichen Voraussetzungen wie in (86'), nämlich: (a) t ist ein Intervall, (b) P trifft auf t zu, und (c) es ist nicht der Fall, dass für mindestens ein t´ gilt, t ist ein echter Teil von t´ und t´ ist ein Intervall und P trifft auf t´ zu. Für das maximale Intervall gilt die gleiche Konstellation von (86''). Die offene Interpretation hat folgende logische Repräsentation (88'): (88') ∃t [t<now ∧ cross-the-street (A,t)] <?page no="203"?> 203 Gemäß (88') gibt es ein t, t befindet sich vor jetzt und Anna (A) überquerte die Straße vor jetzt (now). Auf die gleiche Art können auch Achievements (gewinnen) sowie die Verben schlafen, warten, parken, die Ereignisse darstellen, wie in Abschnitte 4.1.1 und 4.1.2 für das Deutsche gezeigt wurde, repräsentiert werden. Wie sich gezeigt hat, kann Progressivität durch verbale Morphologie, wie im Griechischen, oder durch periphrastische verbale Konstruktionen, wie im Englischen und in anderen Sprachen, z.B. im Tschechischen oder im Hindi markiert werden, wie schon in Abschnitt 4.3.3 dargestellt (vgl. Krifka 1989). In manchen Sprachen wie im Deutschen und Niederländischen wird Progressivität mit Hilfe einer Präposition (an / beim) gekennzeichnet. Im Finnischen wird der Progressiv mit dem Partitivkasus markiert, wie das folgende Beispiel aus Krifka (1989: 249, Beispiel 31) zeigt: „Lapsi söi kalaa kun Maija tuli silään = Kind aß Fisch.PART als Maija kam herein“ (vgl. dazu auch Krifka 1992, Dahl 1985: 91, 112). Die periphrastische Form drückt aus, wie schon an verschiedenen Stellen angedeutet, dass ein Ereignis e in seinem zeitlichen Verlauf stattfindet (s. auch Herweg 1990: 108 für den gleichen Vorschlag). Nach Krifka (1992), Hock und Krifka (2002/ 03) ist die mereologische Interpretation des Progressivs die Teilbeziehung, unabhängig davon, ob der Verbalausdruck homogen oder nicht homogen ist. Ein homogener Ausdruck wie sie ist am Laufen trifft auf Teile von Ereignissen zu, die unter das Prädikat laufen fallen (Krifka 1989, Filip 2000). Krifka (1992) nimmt an, dass ein Ereignis wie be drinking a glass of wine, das nicht homogen ist, auf Ereignisse zutrifft, die Teile von Ereignissen sind und auf drink a glass of wine zutrifft. Diese Lesart wird in (89) repräsentiert: (89) PROG = λP λe´∃e [P(e) ∧ e´ ⊑ e] (Krifka 1992: 47, Schema 22) Ich stimme Krifka (1992, Hock und Krifka 2002/ 03, Krifka pers. Mitt.) zu und möchte den mereologischen Ansatz des Progressivs auf das Deutsche anwenden. Für die Progressivform muss zur Kenntnis genommen werden, dass der imperfektive Aspekt die Innenperspektivierung markiert, d.h. dass ein Vorgang „von innen“ gesehen wird (vgl. Comrie 1976, Leiss 1992 inter alia, vgl. auch dazu Abschnitt 4.2). Nach Krifka (2001/ 2: 6) muss „[…] die Zeit zu der der Satz ausgewertet wird, [...] innerhalb einer Zeit liegen, zu der der Satz wahr ist. […] Der Imperfektiv-Operator sagt also, dass die Auswertungszeit […] ein Teil einer Zeit […] ist, zu der der Satz wahr ist.“ <?page no="204"?> 204 In Anlehnung an Krifka (pers. Mitt.) schlage ich die Teilbeziehung vor. Die für (90) anzunehmende progressive Lesart beinhaltet die in (90') angegebene Struktur: (90) Anna ist am Laufen. (90') ∃t [now ⊑ t ∧ ∃t´ [t ⊑ t´ ∧ run (A,t´)] Gemäß (90') gibt es ein t, t ist gleich jetzt (now) und es gibt ein t´ und t ist ein Teil von t´ und Anna läuft in dieser t´. Wenn auf ein Zeitintervall von t zutrifft, dass Anna am Laufen ist, dann gilt für jedes beliebige Intervall t ⊑ t´, dass Anna am Laufen zu t´ ist. Der Ansatz der Teilbeziehung kann auf alle Ereignisse angewendet werden, unabhängig davon, ob sie punktuell (Achievements) (vgl. Anhang, Belege mit Achievements) oder durativ sind (Accomplishments), die über einen finiten natürlichen oder arbiträren Punkt verfügen oder nicht, sowie auf Prädikate wie warten, schlafen, hängen, die sich in beiden Sprachen wie Ereignisse verhalten, wie schon anhand von Dowtys Kriterien gezeigt wurde (vgl. Abschnitt 4.1.1, 4.1.2). Die Analyse für Zustände präsentiere ich in Abschnitt 4.5.1.3. Betrachten wir nun folgenden Satz mit einem Accomplishment-Verb im Progressiv: Anna is crossing the street, welcher wie folgt repräsentiert werden kann: (91) ∃t [t <n ∧ ∃t´ [t ⊑ t´ ∧ cross-the-street (A,t´)]] (91) drückt aus, dass es eine t gibt, t ist vor jetzt (n) und es gibt ein t´ und t ist ein Teil von t´ und Anna is crossing the street in dieser t´. Welche Konsequenzen hat diese Analyse in Bezug auf das von Dowty so genannte Imperfektivitäts-Paradox (“imperfective paradox“)? Wenn wir das Standardbeispiel betrachten, nämlich den Satz Anna ran across the street, dann stellen wir fest, dass dieser Satz beide Interpretationen enthält: Anna ran und Anna was running across the street. Im Gegensatz dazu enthält der Satz Anna was running across the street die Interpretation Anna was running, aber nicht Anna ran across the street (vgl. Kapitel 2). Die mereologische Theorie des Progressivs als Teilereignis könnte als problematisch empfunden werden; konkreter gesagt, wird die Existenz eines Teilintervalls eines bestimmten Ereignisses behauptet, die Existenz des Gesamtereignisses hingegen nicht. Eine mögliche Lösung wäre gemäß Dowty, dass, obwohl der Ereignisteil in der wirklichen Welt existiert, das Gesamtereignis nicht in der wirklichen Welt stattfindet, sondern in einer Welt, die den Intentionen des Sprechers entspricht. <?page no="205"?> 205 Um das Problem zu bewältigen, schlägt Krifka (2001/ 2, 2007, pers. Mitt.) das Modell der verzweigenden Zeit vor. Nach Krifka ist die Zukunft nicht festgelegt, sondern offen, daher ist die Vorstellung der Zeit verzweigend und nicht linear. Nach diesem Modell gibt es zu jeder Zeit mögliche Entwicklungen; manche von diesen sind ‚normale‘ Fortsetzungen, d.h. sie entsprechen bestimmten Erwartungen („Inertia-Welten“), andere sind ‚nicht-normale‘ Fortsetzungen, da sie unseren Erwartungen widersprechen. Graphisch kann die verzweigende Struktur der Zeit wie folgt dargestellt werden: (92') (zitiert nach Krifka 2001/ 2: 12) Ereignisse (Activities, Accomplishments und Achievements) existieren in allen normalen Fortsetzungen. Die tatsächliche Entwicklung ist nur ein Pfad in diesem verzweigenden Baum. Ob sie im wirklichen Weltverlauf existieren, ist noch nicht festgelegt. 83 Wenden wir uns nun dem Aspekt im Griechischen zu. 4.5.1.2 Ereignisse: Der Perfektiv und der Imperfektiv im Griechischen Nach der traditionellen Analyse des Perfektivs (Comrie 1976, Leiss 1992 inter alia) (vgl. dazu Abschnitt 4.2.1) drückt der Perfektiv aus, dass das 83 Auch Auffassungen der kognitiven Linguistik bzgl. Tempus sind hier einzuordnen. Thanasis Georgakopoulos hat mich auf den Beitrag von Núñez und Sweetser (2006: 14) hingewiesen: “In space, things behind ego are visually inaccessible, hence unknown. In temporal experience, Realis (including Past) is known, whereas future is unknown”. Im Aymara, einer Sprache, die im Andenhochland des westlichen Bolivien, südöstlichen Peru und nördlichen Chile gesprochen wird, ist Futur “In back of Ego”, während Vergangenheit “In front of Ego” ist. Zu Details s. auch Núñez und Sweetser (2006). <?page no="206"?> 206 Ereignis „von außen“ gesehen wird oder zeitlich vor der Referenzzeit liegt. 84 Für den Perfektiv möchte ich, wie im Deutschen, den Begriff des maximalen Intervalls einführen. Ein Satz wie (92) hat folgenden propositionalen Gehalt (92'): (92) I Ana etrekse. die Anna.NOM lief.3SG.PFV ‚Anna lief.’ (92') ∃t [t<now ∧ max (t, λt´ [run (A,t´)])] Wobei max(t,P) gilt gdw : t ist ein Intervall - P(t) - - ∃t´ [t ⊏ t´ ∧ t´ ist ein Intervall ∧ P(t´)] Nach (92') geht es um ein t, t befindet sich vor jetzt und t ist das maximale Intervall von dem Prädikat λ; in dieser Menge von Zeit darf es kein größeres t´ geben. Wie schon für das Deutsche dargestellt, gelten für dieses maximale Intervall eines Prädikats folgende Voraussetzungen: (a) t ist ein Intervall, (b) P trifft auf t zu, und (c) es ist nicht der Fall, dass für mindestens ein t´ gilt, t ist echter Teil von t´ und t´ ist ein Intervall und P trifft auf t´ zu. Für das maximale Intervall gilt die gleiche graphische Darstellung wie im Deutschen (86''). Wenden wir uns nun der imperfektiven Lesart zu. Für den Satz (93) gilt die in (93') angegebene Struktur: (93) I Ana etrexe. die Anna.NOM lief.3SG.IPFV ‚Anna war am Laufen.’ (93') ∃t [t <now ∧ run (A,t)] 84 Filip (2000) schlägt für die slawischen Sprachen vor, dass der [PERFECTIVE φ] Ereignisse denotiert, die in ihrer Totalität repräsentiert werden können. Aspekt ist im Lexikoneintrag von Verben mit dem Merkmal [TOT] für den perfektiven Aspekt und [PART +] für den imperfektiven Aspekt markiert. [IMPERFECTIVE φ] denotiert partielle Eventualitäten, bei denen das Merkmal ‚part’ als ‚≤’ zu verstehen ist. <?page no="207"?> 207 In seiner ‚wörtlichen’ Lesart besagt (93'), dass es ein t gibt, t ist vor jetzt (now) und Anna läuft in t. 85 Die logische Interpretation für die perfektive und imperfektive Lesart gilt für alle Ereignisse (Activities, Accomplishments, Achievements), sowie für Verben wie kimame (schlafen), perimeno (warten), parkaro (parken), da sie Ereignisse ausdrücken, wie in Abschnitt 4.1.3.1. und 4.1.3.2 für das Griechische dargestellt wurde. 4.5.1.3 Zustände: Perfektiv und (Im)perfektiv versus (Nicht-)Progressiv Wie in Abschnitt 4.1 dargestellt, gibt es eine Unterscheidung zwischen dynamischen und stativen Sätzen (vgl. Vendler 1967, Kenny 1963, Mourelatos 1978, Krifka et al. 1995). Stative Sätze drücken eine Eigenschaft des Subjekt-Referenten aus, während dynamische Sätze ein Ereignis darstellen, in dem der Subjekt-Referent einbezogen ist. Rothstein, S. (2005) vertritt die Auffassung, dass States von anderen Eventualitäten kein unterschiedliches Verhalten haben (vgl. dazu 4.1.1, 4.1.2). Sie argumentiert dafür, dass States und Eventualitäten‚ “[…] are the same kind of thing“ (Rothstein, S. 2005: 381). Die Konzeption, dass stative Sätze eine Eigenschaft des Subjekt- Referenten ausdrücken, stimmt mit der in der vorliegenden Arbeit vertretenen überein. Zustandsprädikate sind Zeiten mit bestimmten Eigenschaften (von Stechow 1999, Katz 2003b). Für den Imperfektiv im Griechischen wird die Im-Prozess-Beziehung angenommen. Kommen wir nun zu den States wie aγapo (lieben), zo (leben), ziγizo (wiegen), γnorizo (kennen/ kennenlernen) im Griechischen. Wie in 4.5.1 dargelegt, sind stative Prädikate homogen, d.h. wenn lieben für t wahr ist, dann ist es auch für jeden Teil von t wahr. (94) enthält das stative Verb aγapo (lieben) in der imperfektiven Form; für diesen Satz ergibt sich die in (94') angegebene Repräsentation: (94) O Γianis aγapai tin Anna. der Hans.NOM liebt.3SG.IPFV die Anna.AKK ‚Hans liebt Anna.’ (94') ∃t [now ⊑ t ∧ love (J, A, t)] (94') besagt in seiner ‚wörtlichen‘ Lesart, dass es ein t gibt, t Teil von jetzt ist und HansAnna in t liebt. 85 Giannakidou (2003, 2009) argumentiert dafür, dass der Imperfektiv temporal und stativ ist. Für die prinzipiell gleiche Annahme vgl. Sioupi (2012). <?page no="208"?> 208 Für den gleichen Satz im perfektiven Aspekt (95) gibt es zwei Auffassungen in der Literatur, wie schon in Kapitel 2 und in Abschnitt 4.1.3.2 angedeutet: Nach Moser (1994) und Giannakidou (2003, 2009) hat ein Satz wie (95) eine inchoative Lesart; nach Tzevelekou (2009) drückt (195) eine Zustandsveränderung von einem Zustand A zu -A aus. (95) O Γianis aγapise tin Anna. der Hans.NOM liebte.3SG.PFV die Anna.AKK ‚Hans liebte Anna.’ Für die Analyse wird der spezielle iota-Operator (ι) angenommen (von Partee 1987 ident (Id) genannt), der dazu dient, den definiten Artikel zu identifizieren (cf. Chierchia 1998, Krifka pers. Mitt.). Chierchia (1998: 346) zufolge kann der iota-Operator wie folgt definiert werden: (a) ιX = the largest member of X if there is one (else, undefined) (b) the dogs = ι DOGS = the largest pluralities of dogs (c) the dog = ι DOG = the only dog (if there is one)[…] If it applies to a set of pluralities (like the extension of the plural noun dogs) it will refer to the larger plurality of that extension (i.e. the one that compises all of the dogs). If it applies to a set of singularities, it also seeks the largest one[…]. The ι-operator […] selects the greatest element from the extension of a predicate and constitutes typically the meaning of the definite articles (for languages that have it). Die semantische Struktur (95) lässt sich in (95') zuordnen: (95') ιt [love (J,A,t) ∧∀ t´ [love (J,A,t´) → t´ ⊑ t]] Nach (95') trifft ι auf t zu, in dem Janis Anna liebte und für jedes t´ gilt t´ ist ein Teil von t. Dies liefert die gesamte maximale Zeit, zu der ein Zustand besteht und die liegt vor jetzt (now). Graphisch kann dies so dargestellt werden (vgl. 96): t die gesamte maximale Zeit (96) des Zustandes liegt vor n n Um den Fall zu berücksichtigen, dass Zustände mehrfach bestehen können vgl. einen Activity-Satz wie Anna lief in (86) und seine logische Inter- <?page no="209"?> 209 pretation (86'), die für Prädikate wie z.B. verheiratet sein gelten kann. Die graphische Repräsentation ist in (96'), wobei a ein Intervall ist, b ein zweites Intervall ist, wenn angenommen wird, dass jemand mehr als einmal in seinem Leben verheiratet sein kann: 86 a b (96') t Die inchoative Lesart o Γianis aγapise tin Anna kai tin aγapa akoma (Hans hat Anna geliebt und er liebt sie immer noch) kann semantisch wie folgt repräsentiert werden: (97) ιt [love (J,A,t) ∧∀ t´ [love(J,A,t´) → t≤t´]] Nach (97) trifft ι auf t zu, in dem Hans Anna liebte und für jedes t´ von t gilt: t ist die Anfangszeit und liegt vor jetzt oder ist gleich jetzt und die gesamte maximale Zeit liegt vor jetzt. Diese logische Interpretation gilt auch für Fälle wie ti stiγmi pu tin iðe tin aγapise (er verliebte sich in sie in dem Moment, in dem er sie sah). In graphischer Darstellung (vgl. 97'): (97') n Zusammenfassend: Die logische Repräsentation des perfektiven Aspekts für Zustände lässt sich in (98) darstellen, des imperfektiven Aspekts hingegen in (99): (98) ∃t [t < now ∧ t = ιt [love (J,A,t) ∧ ∀ t´ [love(J,A,t´) → t ⊑ t´]]] (99) ∃t [t < now ∧ love (J,A,t)] 86 Vielen Dank an Manfred Krifka, der auf diese Relation zwischen Zustandsprädikaten und Activities hingewiesen hat. <?page no="210"?> 210 Betrachten wir die gleiche Verbkategorie, d.h. die States im Deutschen. Im Deutschen kann ein Satz wie (100) die Interpretation in (100') haben: (100) Hans liebte Anna. (100') ∃t [t <now ∧ love (H,A,t)] Nach (100') bezieht sich (100) auf ein Ereignis, das sich vor jetzt befindet und Hans Anna liebt. Neben der abgeschlossenen Lesart (a) Hans liebte Anna und liebt sie nicht mehr, ist auch die offene Interpretation möglich, und zwar folgende: (b) Hans liebte Anna und liebt sie immer noch. (100') kann aber auch die Bedeutung haben, dass er sie ein Mal in der Vergangenheit geliebt hat und dann ein zweites Mal. In graphischer Darstellung (vgl. 100''): (100'') L (H,A,…) ………………….. Hans liebte Anna n Im Präsens kann die für (101) anzunehmende Lesart die in (101') angegebene Struktur beinhalten: (101) Hans liebt Anna. (101') ∃t [now ⊑ t ∧ love (H,A,t)] Die Repräsentation (101') lässt sich als Ereignis auffassen, das bis jetzt stattfindet, da jetzt eine Teilmenge von t ist. Schematisch kann (101') wie folgt dargestellt werden (vgl. 101''): (101'') L (H,A,…) ………. ............ Hans liebt Anna n (101') enthält auch die Lesart, dass sich Hans in Anna verliebt und plötzlich Hans Anna liebt, wie es durch folgendes Schaubild angedeutet wird: <?page no="211"?> 211 (102) L (H,A) Hans verliebte sich in Anna und plötzlich liebt Hans Anna n Um zusammenzufassen: Der Unterschied zwischen dem Progressiv im Deutschen und dem Imperfektiv im Griechischen ist, dass sich der Progressiv auf Teilereignisse zwischen Intervallen bezieht, während der Imperfektiv auf Ereignisse referiert, die im Verlauf sind. Bezüglich der Zustände wurde eine Analyse vorgeschlagen, in der demonstriert wurde, dass Zustände auch Ereignisse darstellen, die eine Eigenschaft denotieren. Für Zustände, sowie für Verben wie agapo (lieben), die eine inchoative Lesart haben, wurde der iota-Operator eigeführt. Betrachten wir im nächsten Abschnitt den habituellen und den iterativen Aspekt im Griechischen. 4.5.1.4 Habitueller Aspekt Für den propositionalen Gehalt in Satz (103) kann keine logische Repräsentation angegeben werden: (103) troi sixna mazi tis isst.3SG.IPFV häufig gemeinsam KL.GEN.3SG.F sto Zyθo. in-den Zytho.AKK ‚Er/ sie isst mit ihr in Zythos.’ (aus Veloudis 2010: 27) Es handelt sich um einen Zustand, der durch Ereignisse realisiert wird. Diese Lesart ist mit dem perfektiven Aspekt nicht erzielbar (vgl. dazu 4.2.1). Der habituelle Aspekt kann auch mit folgender Konstruktion ausgedrückt werden: (104) Siniθize na kani peripato monos ta vra ð ia. ‚Er pflegte am Abend allein spazieren zu gehen.’ (aus Veloudis 2010: 27) Die griechische Sprache kann Habitualität lexikalisch, aber nicht grammatisch/ morphologisch ausdrücken, um anzuzeigen, dass ein Ereignis immer wieder geschieht. Es handelt sich um Polysemie, d.h. ein Ereignis <?page no="212"?> 212 bezieht sich auf einen Zustand. Das Gleiche ist auch in der deutschen Sprache mit dem Ausdruck ‚pflegen + Infinitiv‘ im Präsens oder im Präteritum zu finden; diese Konstruktion ist etwas ungebräuchlich. Im Englischen ist die Konstruktion used to auf die Vergangenheit begrenzt (I used to read). 87 4.5.1.5 Iterativer Aspekt In diesem letzten Abschnitt geht es um die Darstellung von Iterativität. Nach Krifka (1989: 247) drückt der Iterativ aus, „dass eine unspezifizierte Anzahl von Ereignissen eines bestimmten Typs sich ereignet hat. Die Anzahl kann auch spezifiziert werden […].“ Beim Iterativ findet ein Ereignis häufiger als null Mal statt; aus pragmatischen Gründen ist jedoch zu schließen, dass es häufiger als ein Mal stattgefunden hat. Der iterative Aspekt kann sowohl in perfektiven als auch in imperfektiven Verbformen auftreten, wie (105) illustriert: (105) Irθe/ erxotan 20 fores. kam.3SG.PFV / kam.3SG.IPFV 20 Mal ‚Er/ sie kam 20 Mal.’ Der Ausdruck irθe/ erxotan ikosi fores (er/ sie kam zwanzig Mal) trifft danach auf alle Ereignisse zu, die aus zwanzig sich nicht überlappenden Ereignissen bestehen, die unter kommen fallen. Die semantische Repräsentation von Mal kann auf der Basis einer Operation rekonstruiert werden, die aus einem Ereignisprädikat - hier kommen - eine Maßfunktion für Ereignisse generiert. Den propositionalen Gehalt des Satzes (105) gebe ich in (105') an: (105') ein Mal (P) (e) gdw. P (e) wobei: e’ ⊏ e → - P (e’) zwei Mal (P) (e) gdw.: ∃ e [ein Mal (P) (e) ∧ ∃ e’ [ein Mal (P) (e’) ∧ e | e’] Wenn: n-Mal (P) (e) m-Mal (P) (e’) und e | e’ dann n+m-Mal (P) (e ⊔ e’) 87 Vgl. Henriksson (2006) für die schwedische Entsprechung bruka. <?page no="213"?> 213 Demnach nehmen wir an, ein Prädikat (P) von (e) trifft ein Mal zu, genau dann, wenn das Prädikat (P) von (e) ist, wobei e’ ein echter Teil von e ist, das wieder unter das Prädikat (P) fällt und es ist nicht der Fall, dass P auf e’ zutrifft. Ein Prädikat (P) von (e) trifft zwei Mal zu, genau dann, wenn es ein e gibt, das Prädikat (P) von (e) trifft ein Mal zu und es gibt ein e’, das Prädikat (P) von (e’) trifft ein Mal zu und die Menge aller e für die gilt e’. Im Allgemeinen gilt: wenn das Prädikat (P) von (e) n-Mal zutrifft und das Prädikat (P) von (e’) m-Mal zutrifft und die Menge aller e für die gilt e’, dann trifft das Prädikat n+m-Mal von deren Summe, e und e’ zu. Bei der Anwendung dieses Operators entsteht ein homogener Ausdruck, d.h. dass der resultierende Ausdruck sowohl perfektiv als auch imperfektiv sein kann. 4.6 Zusammenfassung In diesem Kapitel wurde meine eigene Theorie der Zeitkonstitution und des Perspektivenaspekts im Rahmen einer Ereignissemantik entwickelt. Zuerst wurde mein Ansatz über die Zeitkonstitution vorgestellt; dann wurde mit Hilfe von Kriterien festgestellt, dass sich Verben wie schlafen, warten sowie Positionsverben wie sitzen, hängen sowohl im Deutschen als auch im Griechischen als Ereignisse verhalten, während lieben, hassen den Zuständen zugeordnet werden und eine Zustandsveränderung ausdrücken können. Anhand von Smiths Kriterien, die auf das Griechische angewandt wurden, wurde gezeigt, dass der Imperfektiv im Griechischen offen ist, der Perfektiv hingegen abgeschlossen. Für das Deutsche bin ich zu dem gleichen Schluss gekommen, dass sowohl der Progressiv offen ist, als auch das einfache Verb (Präteritum) eine imperfektive Vergangenheitslesart besitzt. In Bezug auf den perfektiven Aspekt im Griechischen wurde gezeigt, dass im Griechischen manche Accomplishments, nämlich Verben mit inkrementellem Thema, auch über arbiträre Endpunkte verfügen können, wenn das Thema-Argument artikellos im Singular auftreten.Zu der Frage, ob der Progressiv gleich Stativ ist, wurden die Auffassungen in der Literatur für das Englische dargestellt. Nach meiner Analyse ist diese Frage irrelevant, da es keinen Unterschied zwischen Ereignissen und Stativen gibt. Im letzten Teil des Kapitels befasste ich mich mit der formalen Analyse des Aspekts. Es wurde ein Modell für das Deutsche und das Griechische vorgeschlagen, das nicht zwischen Ereignissen und Zuständen unterscheidet, da Zustände Zeiten mit bestimmten Eigenschaften sind. Für <?page no="214"?> 214 Ereignisse wurde für das Deutsche wie für das Englische in Anlehnung an Krifka (1989, 1992) die mereologische Interpretation des Progressivs, nämlich die Teilbeziehung, angewandt. Im Griechischen wurde der Progressiv als ‚im Verlauf’ dargestellt. Für die inchoative Lesart oder für die Lesart der Zustandsveränderung der Zustände im Griechischen wurde der iota-Operator eingeführt. Zuletzt wurde die semantische Repräsentation des iterativen Aspekts vorgeschlagen. <?page no="215"?> 215 5 Zusammenfassung In dieser Arbeit wurde der Progressiv im Deutschen im Vergleich zum imperfektiven Aspekt des Griechischen untersucht. Nach einem einführenden Kapitel über die Ebenen der Aspektualität wurde im 2. Kapitel ein Überblick über die Zeitkonstitution in der Literatur für das Englische, das Deutsche und das Griechische gegeben. Im ersten Teil des Kapitels wurden die verschiedenen Auffassungen in der Literatur für das Deutsche dargelegt, mit dem Ziel, Gemeinsamkeiten und Unterschiede darzustellen. Im zweiten Teil wurden die Ergebnisse der Einzelanalysen für Zeitkonstitution im Griechischen zusammengefasst und bewertet bzw. kritisiert. Abschließend wurden alle Ansätze bezüglich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede miteinander verglichen. In Kapitel 3 erfolgte ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum Perspektivenaspekt im Deutschen und im Griechischen. Die Theorien in Bezug auf das Griechische wurden kritisch besprochen. Im letzten Kapitel wurden die gewonnenen Ergebnisse zusammengestellt und in ein formales Modell übertragen. In meinem Ansatz spielt die Unterscheidung zwischen Accomplishments und Achievements auf der einen Seite und Prozessen und States auf der anderen keine Rolle. Beide werden als Ereignisse analysiert. Ich ging von einer Zweiteilung aus, d.h. von Ereignissen und States; States, wie auch Ereignisse, sind Zeiten mit bestimmten Eigenschaften. Was die States angeht, habe ich gezeigt, dass manche in beiden Sprachen wie Ereignisse räumlich lokalisiert sind und dass nicht alle States stabil sind, sondern manche sich ändern können. Mit Hilfe der wichtigsten Kriterien in der Literatur wurde festgestellt, dass Verben wie schlafen, warten sowie Positionsverben wie sitzen, stehen in beiden Sprachen zu den Ereignissen und nicht zu den Zuständen zählen. In Bezug auf (Im)perfektivität/ (Nicht-)Progressivität wurde anhand unterschiedlicher Kriterien gezeigt, dass der Imperfektiv im Griechischen offen ist, der Perfektiv hingegen abgeschlossen. Verben der Konsumption in der perfektiven Form verfügen nicht unbedingt über natürliche Endpunkte, sie können auch arbiträre besitzen. Was das Deutsche angeht, konnte nicht dafür argumentiert werden, dass die Progressivform offen ist, da auch das einfache Verb, d.h. das Präteritum offen ist. Der letzte Punkt in diesem Kapitel widmete sich der Frage, ob sich die Progressivkonstruktion wie Stativ-Sätze verhält. Für meine Analyse ist diese Frage nicht relevant, da ich nicht zwischen States und Ereignissen unterscheide; in meinem Modell sind alle Ereignisse Zeiten, States sind <?page no="216"?> 216 auch Zeiten mit bestimmten Eigenschaften. Aus diesem Grund ging ich nur auf die Auffassungen in der Literatur für das Englische ein. Im letzten Abschnitt wurde meine eigene Theorie entwickelt und gezeigt, wie die bisher diskutierten Zeitkonstitutions-Phänomene im Deutschen, wo der Progressiv nicht morphologisch realisiert wird, und im Griechischen, wo der Imperfektiv morphologisch in allen Verbklassen markiert wird, erklärt werden können. Ich entwickelte ein semantisches Modell für den Progressiv im Deutschen, der auch auf das Englische ausgedehnt werden kann, und für den (im)perfektiven Aspekt im Griechischen, das zwischen Accomplishments, Activities, Achievements und States nicht unterscheidet. Alle Verbklassen sind Ereignisse, die in der Zeit geschehen. Für den perfektiven Aspekt, d.h. für die abgeschlossene Lesart, ist der Begriff des maximalen Intervalls des Prädikats wichtig für beide Sprachen. Meine Analyse unterscheidet zwischen dem imperfektiven Aspekt im Griechischen und dem Progressiv im Deutschen. Für den Progressiv im Deutschen wurde die mereologische Interpretation, d.h. die Teilbeziehung vorgeschlagen (vgl. Krifka 1992, Hock und Krifka 2002/ 3), während der imperfektive Aspekt im Griechischen als ‚im Verlauf‘ analysiert wurde. Zustände mit inchoativer Lesart (oder Zustandsveränderungs-Lesart) im Griechischen wurden mit Hilfe des iota Operators analysiert. Für den habituellen Aspekt konnte keine logische Repräsentation angegeben werden; das Griechische drückt Habitualität nur lexikalisch aus, es handelt sich also dabei um einen Zustand, der durch Ereignisse realisiert wird. Zuletzt wurde die semantische Analyse der Iterativität vorgeschlagen. Der Anhang enthält eine Liste von Verben, die in der Progressivform zu finden sind. Mit Hilfe einer empirischen Erhebung aus den digitalen Korpora der Humboldt-Universität zu Berlin wurde gezeigt, welche Ver b klassen des Deutschen in der Progressivform belegt sind: Alle drei Vendler’schen Verbklassen, d.h. Accomplishments, Activities und Achievements wurden belegt; von den States wurde nur das Verb leben in der Progressivform belegt. <?page no="217"?> 217 Literaturverzeichnis Allen, Rοbert L. 1966. The Verb System of Present-Day American English. Den Haag: Mouton. Andersson, Sven-Gunnar. 1972. Aktionalität im Deutschen. Eine Untersuchung unter Vergleich mit dem russischen Aspektsystem. 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Belegquelle Humboldt-Universität zu Berlin CQP-Webinterface https: / / www.linguistik.hu-berlin.de/ institut/ professuren/ korpuslinguistik/ korpora/ cqp/ <?page no="234"?> 234 Anhang: Die Kompatibilität der Progressiv- Konstruktion mit Verbklassen. Belege aus digitalen Korpora Auf der Basis von Korpusrecherchen wird ermittelt, welche Verbklassen des Deutschen in der Progressivform belegt sind. Die Belege der vorliegenden Arbeit entstammen den Korpora des Instituts für deutsche Sprache und Linguistik der Humboldt-Universität zu Berlin und der IDS- Mannheim, die mithilfe der Abfragesprache Corpus Query Processor (CQP) der Humboldt-Universität zu Berlin online recherchierbar sind. Die Suchen wurden in der Zeitspanne vom 06. bis 12. August 2007 durchgeführt. 88 Die Belege sind nach Verbklassen geordnet. Gleiche Belege wurden nur dann doppelt in die Sammlung aufgenommen, wenn sie in unterschiedlichen Kontexten erschienen sind. Nach jedem Beleg finden sich die Nummer und die Quellenangabe aus den Korpora verschlüsselt. Die Passagen wurden nicht gekürzt. Es werden nur die Belege mit Verbklassen aufgeführt, bei denen die Progressivform auftritt, da der morphosyntaktische Status des Progressivs nicht Teil dieser Studie ist (vgl. dazu Reimann 1996, Krause 2001, Gárgyán 2010). 1 Am-Konstruktion Zuerst wird die am-Konstruktion mit verschiedenen Verbklassen aufgelistet. Die Belegsammlung der Verbklasse Accomplishments stammt aus dem Korpus Konkret und aus Europarl (de). 1.1 Accomplishments (1) Ich muß jetzt raus , sonst kriege ich Ärger . " " Komm , kriegst noch mehr " Er war nur am Geldrausholen . Der ist aber nicht mehr wiedergekommen . Schade . P : Die Sauberkeit der Männer läßt auch zu wünschen (N490/ 12904904 Konkret) Im nächsten Beleg (2) aus dem gleichen Korpus wird ein Genitiv-Attribut verwendet (vgl. dazu Krause 1997: 77, 2001). 88 Die Suchanfrage war: „[pos="V.FIN" & lemma="sein"][pos! ="\$\."]*[word="(am|beim)"][word=".*en" & pos="NN"].“ <?page no="235"?> 235 (2) Wenn Sie mal gerade keinen solchen Satansbraten in der Pfanne haben ? Woran arbeiten Sie gerade ? Sichtermann : Ich bin gerade am Niederschreiben eines Referats . Das Thema heißt * Wiedergewinnung der Mutterrolle . Ich sagte dann : Ach , machen wir lieber (N 272/ 7036872 Konkret) (3) um ein Kind kümmert eigentlich um einen Teil eines Kindes bei der gegenwärtigen Geburtenrate in Europa . In Wahrheit ist das Bild der Familie am Verblassen . Familien sind überall in der Union ein recht hoffnungsloses Gebilde , und deshalb ist vermutlich der Versuch , gemeinsame (N508/ 24427876 Europarl (de)) 1.2 Achievements Achievements konnten in den Korpora des Deutschen nachgewiesen werden (im Gegensatz zu Vendlers Ansatz für das Englische, dass Achievements nicht im Progressiv auftreten vgl. 1.2.1) Im Folgenden verteilen sich die Belege aus dem Korpus Konkret, dem IDS-Korpus Bonner Zeitungskorpus, dem Parole Bücher und aus dem Korpus Parole Zeitschriften. (4) wie frühzeitig ich den Forderungen nach safem Sex folgte.. . Unfaßlich der Satz von Raddatz : " All diese Autoren sind tot (oder am Sterben) . " Das sollte er nicht einmal über die wirklich erkrankten Autoren schreiben . Die Zusendung von Rezensionsexemplaren an (N267/ 6949024 Konkret) (5) historisch-kritischer Arbeit , es hilft nichts : Aus den grünenBänden stammt mein erstes Amerikabild . Ja , die rote Rasse ist am Sterben ! Von Feuerland bis weit über die nordamerikanischen Seen hinauf liegt der kranke Riese ausgestreckt , niedergestreckt , niedergeworfen von (N302/ 7846593 Konkret) (6) Sein Stern war am Verglühen . 1991 hatte er noch 1 , 1 Millionen Dollar verdient , 1992 nur noch 700.000 Dollar . 1994 plante (N25/ 785557 Konkret) (7) seit 1993 auf insgesamt 45 Tote , das sind pro Jahr durchschnittlich etwas mehr als 11 Todesfälle . Die Bundesregierung war bei Redaktionsschluß noch am Zählen . Grenzregime 2 Nach Angaben des Berliner Generalstaatsanwalts Christoph Schaefgen hat es in den 28 Jahren von 1961 bis 1989 (N26/ 820370 Konkret) <?page no="236"?> 236 (8) hat er sich aufgeregt , nur über den Vertrieb . Ein andermal , da war ' s kritisch . Da war ich am Verkaufen , und da hat mir einer gesagt , am Nebentisch sitzen ein paar Staatsanwälte und Richter , und denen hatte (N503/ 13371041 Konkret) (9) kann nicht exportiert werden , sondern sie entsteht aus der konkreten Situation eines jeden Landes . Diese konkreten Bedingungen sind in einigen lateinamerikanischen Ländern gerade am Entstehen . Die Befreiung wird voranschreiten , und das wird keiner verhindern können . Die USA werden es zumindest (N37/ 1137171 Konkret) (10) entwickelt . Dort können und dürfen Hebammen bis auf den Kaiserschnitt alles allein machen . Der Beruf " Frauenarzt " ist am Absterben . Aber bei uns ist der Ärztestand seit der Weimarer Republik ungebrochen stark und darauf bedacht , alles , womit (N81/ 2483437 Konkret) (11) Sommer zur Polizei ging und seine Eltern als Drogenkonsumenten benannte , erntete es Lob von der First Lady . Dabei ist die Drogenepidemie am Abklingen . Daten des Nationalen Instituts für Drogenmißbrauch zufolge geht der Konsum von Kokain , das Heroin der Regierung zufolge als (N96/ 2786112 Konkret) (12) sondern wurde zunehmend zur wohlgeordneten Plantage beschnittener Formationen . Militärpädagogik ist älter als rührselige Erzieherideologie . Am Ende dieses Prozesses ist Kindheit selbst am Verschwinden , der Nachwuchs wird eingeschlossen in die Dreizimmerwohnung , von erfolgsversessenen Eltern mit logischen Klötzen und anderem Lernspielzeug bombardiert und (N256/ 6596034 Konkret) (13) sucht , dann wird man auch irgendeine Arbeit finden " , sagen die " besseren Leute " oft . das kann man im Logan-Bezirk allerdings nicht ernsthaft behaupten . er ist einer der 230 Bezirke in den südlichen Appalachen , wo sieben Millionen Amerikaner wirtschaftlich fast am Ersticken sind . die Appalachen , ein landschaftlich reizvolles Gebirge , ziehen sich von Westvirginia bis Nordalabama hin . seit alters (N24/ 745869 IDS- Mannheim Bonner Zeitungskorpus) (14) uns sowohl das Geld als auch die Beziehungen fehlten . Henrietta und ich waren verzweifelt ; selbst ihr unverwüstlicher Optimismus war am Schwinden . Das Fenster unseres Zimmers im Erdgeschoß stand offen . Plötzlich erschien ein schwarzes Kätzchen , tappte geradewegs zu meiner (N187/ 4738709 Parole Bücher) <?page no="237"?> 237 (15) eine Affinität , die sie veranlassen mochte , sich für meine Kopfgeburt ins Zeug zu legen . Ein weiteres Plus war , daß sich die bedeutende Agentur Connie's um uns kümmerte und unsere Agentin " Blümchen " ( den Spitznamen behielt sie bis ans Lebensende ) wußte , daß die Brücke hinter uns am Einkrachen war . Diese kleine Armee würde sich für uns in die Schanze werfen . Bisweilen brach ein Anflug von Angst (N188/ 4747948 Parole Bücher) (16) steuern und damit die gewünschten Effekte erzielen . Die Einsicht , daß Eigeninitiative etwas Wertvolles für die Gesellschaft bedeutet , ist auch am Sinken . Auch dies müßte in der Diskussion um die Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft wieder mehr in den Vordergrund gestellt werden (N118/ 3235737 Parole Bücher) (17) wollte nicht zulassen , daß ; mich jemand so behandelt . Ich stülpte mir eine Plastiktüte über den Kopf und war am Ersticken . Dann hatte ich diese Vision , wie eine alte Fotografie , von meiner Frau und den Töchtern und entschied (N23/ 545467 Parole Zeitschriften) 1.3 States In den Korpora Konkret, Parole Bücher, Europarl (de) und im IDS-Korpus Mannheimer Korpus 1 konnte von der Verbklasse States das Verb leben nachgewiesen werden. (18) und die Nachforschungen vor Ort ergaben : Jürg Weis ist nicht im Gefecht gefallen , sondern ermordet worden . Er war noch am Leben , als ihm ein Stich in die Herzgegend versetzt wurde und als man ihm mit brutaler Gewalt wenigstens vier Rippen (N304/ 7876933 Konkret) (19) . Zwei Klassenfotos aus dem Frühsommer 1942 . 71 Kinder lachen in die Kamera , Bildunterschrift : " Bei Kriegsende sind nur noch 5 von ihnen am Leben . " Da blickt man in die Gesichter der Gestapo- und SS- Leute , die die 173 Männer des Dorfes erschossen (N305/ 7894878 Konkret) (20) hoch ; Claire saß mit einem Verband ums Bein ihm gegenüber und starrte in den Weltraum hinauf , aber sie war am Leben , Herrgott , sie war.. . Er hörte Danco lachen . › Hey , pendejos , vaya con Dios ! (N306/ 7904066 Konkret) <?page no="238"?> 238 (21) Kern der Gewohnheit , unbequeme Handlungen von behinderten Personen zu psychologisieren und damit vom Tisch zu wischen : " Es ist daher ein Urteil aus einer egoistischen Perspektive , wenn Behinderte darauf bestehen , daß es besser ist , behindert am Leben zu sein , als gar nicht zu existieren." Im Namen von Liberalität und akademischer Freiheit werden behinderte Frauen (N313/ 8043095 Konkret) (22) Gründe . Einer war der wachsende Einfluß einer von ihm für verantwortungslos gehaltenen Intelligenz . 1968 hätte er sich , wäre er noch am Leben gewesen , bestätigt gesehen . Die Frage , weshalb die revoltierenden Studenten sich ausgerechnet zum Sozialismus bekannten , ist letztlich (N315/ 8180825 Konkret) (23) Oder ist es nur ein neuer Trick , eine neue Machenschaft , ' pour faire chier le Juifs ' ? Ist ihnen denn überhaupt bewußt , was für eine groteske und absurde Bewährung da von uns gefordert wird , von uns , die wir schon nicht mehr am Leben sind , die wir von der elenden Erwartung des Nichts schon halb wahnsinnig sind ? Clausner zeigt mir den Boden (N321/ 8380974 Konkret) (24) Denn es galt als ausgemacht , daß heuer der Staatspreis für Kulturpublizistik an die achtzigjährige Hilde Spiel sie war damals noch am Leben gehen werde . Doch wie immer , wenn die Gesellschaft für Intrige glaubt , ihr Amt vernachlässigen zu können (N323/ 8444116 Konkret) (25) sie mit der Floskel " I sometimes wonder " beginnend spekuliert , was aus Ulrike Meinhof hätte werden können , wäre sie noch am Leben : eine grüne Bundestagsabgeordnete oder eine geachtete Journalistin . Dem entgegnet die nunmehr vom synkopierten Groove vorangetriebene Stimme , wie (N330/ 8619288 Konkret) (26) sondern auch die verheerende Wirkung , die die Verklärung solcher Schicksale schon immer auf die Jugend hatte . Jim Morrison wäre zum Beispiel sicher noch am Leben , wenn nicht immer so viel Brimborium um die selbstzerstörerischen Neigungen seiner Heroes Rimbaud und Baudelaire gemacht worden wäre . (N380/ 8619288 Konkret) (27) in seinem Heimatbezirk Prijedor 43.000 von 50.000 Muslimen ermordet oder vertrieben worden " . 43.000 von 50.000 Muslimen aus Prijedor sind jetzt tot oder am Leben . Aus dem Vereinsleben In Altenburg ( Thüringen ) fand am 12 . November " das zweite Treffen der Initiative […] (N435/ 11569641 Konkret) <?page no="239"?> 239 (28) ständig eine Bedienung haben , aber die wär was gewesen , so eine würd ich brauchen , wenn ich heimgekommen bin , war alles gemacht , gewaschen , gekocht , zusammengeräumt , mit den Kindern ist sie spazieren gegangen und der Marina hats bei der Aufgabe geholfen , und das war ja das Wichtigste , daß sie bei den Kindern war , nur gebetet hats halt mit ihnen vorm Essen , aber das mußt einfach in Kauf nehmen , vierzehn Tage bin ich mir vorgekommen wie ein ganz anderer Mensch und es ist wirklich so gewesen , als ob die Maria noch am Leben und als obs noch gesund wär , und sie war ja auch so nicht zuwider , mit der wärs schon (N41/ 352979 Parole Bücher) (29) streitsüchtige Ire war nur ein Soldat aus meinem Zug , mit dem ich die Kutsche eskortierte . keiner von ihnen ist mehr am Leben . und ich konnte ihnen nicht helfen , denn ich bin verantwortlich für die Sicherheit der Kutsche " , entgegnete (N47/ 808206 Parole Bücher) (30) einer Frau durch das Indianergebiet ? " . " wir fuhren mit einer Eskorte " . " von Ihren Soldaten sind nur noch zwei am Leben - und einer davon ist schwer verwundet " , sagte Cortez mit einem Anflug von Hohn . haben Sie wirklich (N48/ 808501 Parole Bücher) (31) halten Schmerzen gewöhnlich besser aus als Männer . Um Ihre Frage zu beantworten : nein . Durch ein technisches Versehen ist sie nicht mehr am Leben . " Ich blieb stehen . Adriani stand auf und sah mir ins Gesicht . " Sie sind hoffentlich nicht (N167/ 4486465 Parole Bücher) (32) Mustangjägers für die Air Force im Zweiten Weltkrieg , und andere hervorragende Köpfe , die von diesem Land aufgenommen worden waren , wären noch am Leben . Ohne ihr Genie hätte der Zweite Weltkrieg und damit die Weltgeschichte selbst eine andere Wendung genommen . Diese Auszeichnung (N176/ 4665000 Parole Bücher) (33) Ladens und der Taliban , möglicherweise aber auch Verbündete aus der Nordallianz waren , die sich übergangen fühlten . Auch ist völlig unklar , ob Osama Bin Laden noch am Leben ist oder nicht . Fest steht , dass sich das El-Kaida-Netzwerk wieder regeneriert hat , sowohl was die Organisation der (N235/ 10107960 Europarl (de)) (34) von Ken Stewart innerhalb dieses Parlaments galt . Er befaßte sich viele Jahre lang mit den Sicherheitsaspekten von Hochseeschiffen . Wäre Ken noch am Leben , hätte er heute abend an meiner Stelle hier die Aus- <?page no="240"?> 240 sprache geführt . Wäre dies jedoch der Fall gewesen , (N337/ 1527154 Europarl (de)) (35) aus denen unser Leben sich zusammensetzt . nämlich , als unsere Kinder schon anfingen , groß zu werden , da war einmal so ein kameradschaftliches Erinnerungsfest , da kamen , soweit sie noch am Leben waren und nicht gerade in kaukasischen oder sibirischen Garnisonen standen , alle die zusammen , die damals an der Niederwerfung (N13/ 99870 IDS-Mannheimer Korpus 1) 1.4 Activities (Prozesse) Die folgenden Belege stammen aus den Korpora Konkret, Parole Bücher, Europarl (de) sowie aus dem IDS- Korpus Mannheimer Korpus 1. (36) Herd jenomme un ringeschütt ' ! Bei dene Geburten , da war de Bärbel dabei un et Elsche . Bärbel war immer am Kochen un Waschen . Heut hat sie auch Haushalt , fünf Kinner . Der Mann is im Moment am Stempele . (N340/ 9046068 Konkret) (37) Du ' s genau wissen willst , Andreas : am 4 . September ist das Dingen fertIg . " Er war schon wieder am Gehen , rief mir ein " Dann bin ich ja gespannt " nach und verschwand im Getümmel . Der Roman . (N445/ 11768556 Konkret) (38) Gewalt gegen Ausländer ist bisher die Ausnahme . Etwa in Berlin . Interview auf einer Baustelle : " Es waren auf der Baustelle ungefähr hundert Leute am Arbeiten , davon waren ungefähr zehn Deutsche und denn ging das wirklich derart zuwege , daß die sich mit Zaunlatten da (N512/ 13553074 Konkret) (39) auf den Regalen stapelten sich Bücher und Zeitschriften , auf dem großen Schreibtisch lag ein aufgeschlagenes Lexikon . " du bist gerade am Arbeiten . dabei wollte ich dich bitten , mit mir eine Kleinigkeit essen zu gehen . für heute abend habe ich (N45/ 790849 Parole Bücher) (40) beschlossenen Maßnahmen abgewickelt ? Die erste Maßnahme , die beschlossen wurde , ist die Nutzung der Stilllegungsflächen . Diese Maßnahme ist am Laufen . Diese Flächen können bereits in den dafür in Frage kommenden Regionen genutzt werden . Die zweite Maßnahme , die (N232/ 10029358 Europarl (de)) <?page no="241"?> 241 (41) wir beschlossen haben , ist , dass Futtergetreide aus Interventionsbeständen in Österreich zur Verfügung gestellt wird . Auch diese Maßnahme ist bereits am Laufen . Von den österreichischen Behörden werden bereits Anträge entgegengenommen . Die dritte und umfangreichste Maßnahme ist das Vorziehen der Vorauszahlungen (N233/ 10029401 Europarl (de)) (42) glaube , im Moment haben wir hier mehr Dolmetscher als Abgeordnete ! Sogar die Besuchertribüne leert sich gerade . Alle sind am Gehen ! Es handelt sich hier um den Abschluß des Vermittlungsverfahrens nicht nur über mobile Maschinen und Geräte , die keine (N421/ 19959408 Europarl (de)) (43) zu .. . ( Lärm ) Einen Augenblick , Herr Santer . Ich bitte alle um Ruhe . Der Kommissionspräsident ist jetzt am Sprechen . Seien Sie bitte so freundlich , den Sitzungssaal leise zu betreten . Ich komme sowieso bald zum Ende meiner (N404/ 19301487 Europarl (de)) (44) alt sie geworden ist . sie sagte : " das kannst du wohl nie vergessen , wie ? " ich war selbst nahe am Weinen und sagte leise : " vergessen ? sollte ich das , Mama ? " sie schwieg , ich hörte nur (N3/ 8458 IDS-Korpus Mannheimer Korpus 1) (45) ihm , hob die Handschuhe auf , die aus seinem Hut gefallen waren , und gab sie ihm . er war wieder nahe am Weinen , machte irgendwelche komischen Bewegungen mit Nase und Lippen und flüsterte mir zu : " kannst du mir nicht auch (N9/ 8458 IDS-Mannheimer Korpus 1) 2 Beim-Konstruktion Im Folgenden wird die Verwendbarkeit der beim-Konstruktion aufgelistet, sortiert nach Verbklassen. Die Belege stammen aus den Korpora Konkret, Europarl (de), Parole Bücher und aus den IDS-Korpora Mannheimer Korpus 1, Bonner Zeitungskorpus. 2.1 Activities (46) Wie sie die eigenen Genossinnen des " Sozialistischen Frauenbunds " überzeugen konnte , erzählt Frigga Haug so : " Wir waren zusammen beim Skilaufen und hatten beschlossen , am nächsten Morgen einen <?page no="242"?> 242 gemeinsamen Ausflug zu machen , also sämtliche Frauen , ob Könner oder (N441/ 11674116 Konkret) Folgende Accomplishments treten ohne Komplement auf und fungieren als Activities: (47) sind mittlerweile auch von Herrn Boselli und Herrn Medina bereits erwähnt worden . Ob der Kompromissänderungsantrag zu den Privatkopien ausreichend ist , muss ich erst noch prüfen , denn ich bin noch beim Lesen als Anwalt habe ich mich in meiner Kanzlei nämlich lange mit dem Thema geistiges Eigentum befasst . Ich muss (N102/ 4376176 Europar (de)) (48) " frater: tuus: est: in: refectorio: beim Essen " , sagte er etwas lauter , " die Herren sind beim Essen , und während des Essens darf nicht gestört werden " . " die Sache ist sehr dringend " , sagte (N4/ 23071 IDS- Mannheim Mannheimer Korpus 1) (49) Kassierer halte das Geld für mich bereit . Ich unterschrieb . Mit meinem Vertrag ging ich zur Buchhaltung . Das war um zwölf Uhr , als alle beim Essen waren und die ganze Stadt ihre traditionelle Mittagspause machte . Der Kassierer hatte soeben sein Schalterfenster geschlossen . Ich klopfte (N181/ 4715203 Parole Bücher) (50) . Sehr geehrter Herr Präsident , sehr geehrter Herr Kommissar ! Ich glaube , dass so wenige von uns da sind , liegt daran , dass die Verhandlungen heute Abend so schnell gegangen sind und einige Kollegen , die reden wollten , noch nicht da , sondern noch beim Essen sind . Ich bitte also , die geringe Präsenz nicht als Zeichen dafür zu werten , dass das Thema ihnen (N83/ 3371394 Europarl (de)) (51) blanken Schmuckteller mit weiß und blauem Muster . da war einmal eine Küche gewesen . ein Mann in grauer Uniform war beim Graben , an einen Schornsteinrest gelehnt sah eine junge Frau ihm zu . er bückte sich und holte zwischen seinen Füßen (N37/ 437837 IDS-Mannheim Mannheimer Korpus 1) (52) Mergelprojekt war ihm wie eine fixe Idee erschienen . aber hatte er das Projekt überprüfen lassen ? nein . Wunschgetreu war noch beim Wägen , welche von Krügers Vorwürfen stimmten , da kam mit einem weiteren Fernschreiben schon Druck: vom Bezirk : was: ist: (N61/ 664127 IDS- Mannheim Mannheimer Korpus 1) <?page no="243"?> 243 2.2 Accomplishments (53) in einigen Abschnitten gestärkt worden , während wir bei anderen vielleicht ein wenig zu viele Zugeständnisse machen mußten . Wir sind derzeit noch beim Schreiben der Texte , wobei der Dialog mit allen Beteiligten bis zur letzten Minute fortgesetzt wird . Ich will damit sagen (N7/ 328962 Europarl (de)) (54) er müßte selber Mathematik studieren ! um diese Zeit wird heftig an das Portal der Kreisleitung gepocht . der Nachtpförtner ist schon beim Teekochen . er hopst nicht gerade zum Eingang . " ja , man ja ! " im Portal erscheint der rotbäckige (N56/ 592707 IDS-Mannheim Mannheimer Korpus 1) 2.3 Achievements (55) Frau hat aufgeseufzt , na ich werd ihms halt sagen , hat sie gesagt , wartens ein bissel . Er ist vor der wieder geschlossenen Tür gestanden , sterben kannst , bis dir einer kommt , hat er gedacht , und er hat sich vorgestellt , wie er nach Hause kommt und mit Maria ist es schon vorbei , und ihm ist eingefallen , wie sie gestern beim Einschlafen gesagt hatte , daß sie sich so gut fühlt wie schon lange nicht mehr . Sie hatte sich auf den (N36/ 340121 Parole Bücher) (56) seinen Fernseher wieder hoch und geht hinein . Servus , sagt Horst und hält ihm die Hand hin , ich bin gerade beim Scheißen . Melzer sieht , daß Horst auf einem großen , rotemaillierten Blechhäfen sitzt , der oben einen Schaumgummiring hat . (N19/ 269839 Parole Bücher) (57) ihm heiß und kalt den Rücken hinunterlief , wenn er erwartungsvoll zu einem Treffpunkt fuhr , wenn er ganz angespannt war beim Überreden eines Mädchens : da war er ganz da , da kam alles vor , der Kopf , der Körper , (N6/ 225696 Parole Bücher) (58) Geschäfte aller Art , Juweliere usw. sind allein in Hamburg an das Notrufnetz angeschlossen , das im Durchschnitt etwa 120mal im Monat die Polizei automatisch benachrichtigt . bei einem Bankeinbruch waren die Beamten schon zur Stelle , als der Kassierer , der den Notruf mit dem Fuß ausgelöst hatte , noch mit erhobenen Händen vor den Verbrechern stand , von denen einer gerade beim Einpacken der Banknoten war . rund 500mal im Monat ist es der Telephonanruf über 01 , der den <?page no="244"?> 244 Streifenwagen zu einem (41/ 1369480 IDS-Mannheim Bonner Zeitungskorpus) (59) den beiden Teilbänden über die Faschistwerdung Benns und anderer , über die Tatsache , daß Macht und Autorität nicht wählerisch sind beim Aussuchen derer , denen sie das Gehirn vollbrunzen , und über die " durch und durch durchdrungenen " Spuren solcher Einsichten (N17/ 665742 Konkret) (60), erschien in der Loge der Zielrichter ein junger Mann von etwa dreißig Jahren in grauem Straßenanzug . der Rennleiter war beim Ansagen eines neuen Laufes , leise im Hintergrund seines erheblich verstärkten Sprechens fing das Mikrofon den Laut einer hellen trägen Stimme (32/ 413913 IDS-Mannheim Mannheimer Korpus 1) (61) Abschwenken des Rades und der Bremston der Reifen ihm den Blick herumzog . wenn das Rad neben ihm hielt , war er noch beim Aufstehen . ich möcht auch ein Rad . wozu . die andern haben auch alle eins . (N36/ 432490 IDS-Mannheim Mannheimer Korpus 1) (62) haben , daß die Sissi , die sie ohnedies nicht kannte , letzte Nacht bei ihm in der Wohnung gewesen war , daß der Sissi beim Ausziehen sogar das schwache Licht der Radioskala zu hell gewesen war und daß es ihm , was bei Maria schon ewig (N31/ 318082 Parole Bücher) (63) zehntausende sind in deiner Lage wir werden alle nicht zahlen " , erklärt man gerade einer älteren Frau . die aus dem " Sektor der Freiheit " angekommenen Zehlendorfer sind beim Auspacken . zum Vorschein kommen Transparente und Handwerkzeug . auf dem sonnenüberfluteten Straßenpflaster werden jetzt die Losungen auf die mitgebrachten Holzträger (3/ 59246 IDS-Mannheim Bonner Zeitungskorpus) (64) sagt sie . Melzer steigt vor ihr über das am Boden liegende Regal und deutet auf die Polsterbank , ich bin erst beim Einrichten , sagt er , setzt sich auf die Bank und stellt die Weinflasche , die er beim Weggehen beim Kierlinger (N14/ 256909 Parole Bücher) <?page no="245"?> 245 Sachregister Accomplishment(s) 20,23, 24, 38- 52, 52, 55, 57-60, 62, 70, 72- 73, 76-77, 79, 83-84, 86, 89, 97, 104, 105, 141, 143-144, 147, 148, 150, 153, 157, 183, 186-187, 199, 202, 204, 205, 207, 213, 215, 216, 234, 242- 243 Achievement(s) 20, 24, 38, 39, 41- 45, 47-49, 50-52, 55-56, 60, 62, 73-77, 83, 84, 86, 96-98, 101-102, 104-105, 121, 124, 138, 141, 143-144, 147-148, 151, 153, 157, 183, 187, 202, 204-206,215-216, 235, 243 Activity(ies) 20, 23, 27, 39-41, 43, 45, 47-52, 55-62, 70, 72, 76, 79, 83-91, 95, 104-105, 115, 121, 135, 137, 143, 147-148, 150, 154, 156, 160, 183, 186- 187, 191, 200, 202, 205, 207, 209, 216, 240-242 Adverbial(phrase) 31, 68, 93-95, 97, 111, 103, 115, 123, 124, 128, 141, 144, 151, 163-164, 169, 173, 175, 184 Frequenzadverbial 154 Manner-Adverbial 83, 151 Zeit(dauer)adverbial 57, 60, 72, 73, 89, 95, 135, 144, 186 Zeit(rahmen)adverbial 64, 75, 141, 144 Agens 44, 96, 113, 124, 151, 152- 153, 155-156,161, 163- 164, 166 Aktionsart(en) 13, 15-18, 20-23, 38, 43-44, 50, 54, 67-68, 70, 71, 90, 95, 97, 99-101, 106, 107, 111, 119, 127, 135-136 Akzeptabilität 60, 62, 95 Argument 24, 62-63, 81, 116, 145, 152, 161, 189, 190, 192, 194-196, 213 Aspektualität 14, 16-18, 63, 215 Atelic, siehe atelisch Atelisch 20, 23-25, 40, 45, 52, 54-56, 63, 66, 68, 71, 76, 100, 106, 111, 121, 143, 145, 195, 199-200 Co-Ereignis-Verben 160 Delimited, siehe grenzbezogen Durativ 13, 16, 18, 20, 23-24, 35, 40, 42, 44, 46, 51, 63- 64, 75-77, 86, 89, 97, 99, 104-105, 111, 115, 122- 124, 141, 180, 192, 204 Dynamisch 13, 23, 35, 44, 45, 52, 63, 84-86, 95, 103, 105, 111, 119, 126, 131, 149, 151, 155, 161, 196, 207 Ereignis 13, 17, 21, 26, 44, 62, 92, 109, 114, 124, 132, 137-139, 146-148, 150- 151, 156-158, 161, 169- 170, 172-175, 177-178, 180, 182, 185-187, 189, 195-197, 199-200, 202- 207,210, 212, 213 Ereignisbezogene Pronomina 92, 159, 169, 172 Ereigniszeit 25-27, 50, 200 Eventualität 19, 20, 23-25, 39, 40, 46-48, 67, 70-75, 78- <?page no="246"?> 6 79, 82-83, 97, 109, 119, 125, 141, 143, 154, 158, 206, 207 Funktional 77, 114, 116 For-adverbial, siehe Zeitdaueradverbial Gequantelt 21, 25, 40, 65-67, 121, 187, 198, 200 Grammatikalisierung 14, 112, 113, 119 Grenzbezogen(heit) 40, 51, 83, 84 Habituell 32, 34-36, 57, 61, 70, 89, 95, 100, 103, 110, 122, 125-130, 142, 154-156, 176-177, 193, 211, 216 Imperfektiv/ Imperfektivität 15, 19, 31, 34, 35, 36, 39, 99, 110, 111, 131, 181, 186 Imperfektivitäts-Paradox 204 In-adverbial, siehe Zeitrahmenadverbial Inchoativ 15, 53-54, 70, 87, 90-96, 102-103, 105, 138, 140- 142, 160, 173-175, 180, 192, 194-196, 208, 209, 211, 214, 216 Iterativ 22, 60, 69, 71, 103, 124, 126-127, 129, 132-133, 176, 211-212 Kumulativ 21, 25, 40, 65-66, 121, 200 Lokalisierung 26, 94, 154, 156, 159, 175, 193 Lokativ 22, 78, 111, 113, 191, 193 Mereologisch 38, 64, 204, 214, 216 Nachzustand 41, 46, 50-51, 75-76, 84, 86, 92-94, 96, 124, 144 Operator 74, 75, 104, 114-115, 190, 200, 203, 208, 211, 213- 214, 216 Perfektiv/ Perfektivität 13-20, 22, 25-39, 51, 67-68, 72, 75, 89, 90-92, 94-95, 98-102, 106, 108-109, 111, 116, 125-134, 132, 138, 141, 148, 169, 176, 176-190, 193-196, 200-207, 209, 213, 216 Perspektivenaspekt 13-16, 21, 25, 27-30, 32, 35, 37, 91, 94, 99, 106-107, 115, 127, 146, 175-180, 196-197, 213, 215 Positionsverben 15, 77, 83, 86, 146-147,149-150, 154- 156, 158-163, 167-168, 170, 175, 213, 215 Progressiv/ Progressivität 7, 14-18, 29-31, 33-37, 41- 43, 48-50, 55-56, 70, 73- 74, 79, 85, 91, 95-97, 99- 100, 103-104, 107-108, 110-128, 131, 138, 142, 145-147, 150-151, 160, 162, 176, 180- 182, 186, 190-197, 200, 203-204, 207, 211, 213-216, 234 Prozess, siehe Activity Punktuell/ Punktualität 16, 18, 23-24, 26, 39, 44-46, 63, 69-71, 73, 75, 86, 96-98, 104, 105, 109, 114, 117, 124, 129, 139, 148, 180, 186, 204 Quantized, siehe gequantelt Referenzzeit 25-27, 50, 113, 200, 201, 206 Resultativ(ität) 22, 70, 84, 86, 93-94 Semelfaktiv(es) 24, 51-52, 62, 75, 86, 105, 148, 185-186 Situationsaspekt 21, 23, 38, 196 States 15, 20, 23-24, 38-41, 43, 24 <?page no="247"?> 7 45-47, 49-51, 53-58, 61, 63, 67, 70, 71-73, 77, 82- 93, 95, 99, 103, 121, 142- 143, 147, 149-151, 153, 158-159, 163, 171, 173, 178, 183, 187, 189, 195- 197, 207, 210, 215-216, 237 Stativ/ (Nicht)-stativ(e) 13, 15, 30, 35-36, 42, 53-54, 56-57, 61, 67, 70-71, 78, 79, 82, 87, 90-93, 95, 101-103, 105-106, 114-115, 125, 131, 136-138, 140, 145- 147, 149-151, 153-158, 160-164, 166-169, 171, 173-175, 178-179, 187, 190-197, 207, 213, 215 Stativität 51, 150-151, 155, 196 Subintervall(eigenschaft) 54, 55, 79, 147-149, 195, 199-200 Telic, siehe telisch Telisch 13, 20, 23-25, 40, 44-45, 52, 54-55, 63, 66-68, 71, 77, 100, 111, 121, 105-106, 140-141, 143-144, 194, 199-200 Telizität(sbegriff) 20, 24, 38, 51, 54, 62, 101, 121, 141, 144- 145, 187 Tempus 14, 33, 53, 134, 136, 200 (Un)bounded/ boundedness 63, 143-144, 196 Verbklasse 15, 42, 59, 61, 77, 98, 121, 124, 142, 150, 187, 189, 216, 234, 237, 241 Vorgang 22, 44, 66-67, 122, 125, 134-136, 183, 186, 203 (Zeit)intervall 26, 47, 49, 54-55, 71-73, 79, 110-111, 147- 149, 185-186, 195, 197- 202, 204, 206, 209, 211 Zeitkonstitution 13-15, 21, 23-24, 27, 38, 52, 55, 62, 67, 87, 90-91, 99, 106-107, 121, 136, 146, 178, 197, 200, 213 Zustand/ Zustandsverben/ Zustandsausdrücke 14, 17, 19, 26, 30, 38-39, 42-47, 49, 51, 52, 70-72, 77-83, 85, 87, 90-91, 95-96, 98, 101-105, 109, 111, 115, 130, 139-140, 142, 146- 149, 154, 156-159, 166, 172-175, 178, 202, 204, 207-209, 211-214, 216 Zustandsveränrung/ Zustandwechsel 24-25, 40, 42, 73, 52, 93, 96, 100, 102, 138, 141, 148-149, 173-175, 199, 208, 213-214, 216 24 <?page no="248"?> Narr Francke Attempto Verlag GmbH+Co. KG • Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen Tel. +49 (07071) 9797-0 • Fax +49 (07071) 97 97-11 • info@narr.de • www.narr.de JETZT BES TELLEN! JETZT BES TELLEN! VERSATZ 190 MM/ 30 MM Sascha Bechmann Bedeutungswandel deutscher Verben Eine gebrauchstheoretische Untersuchung Tübinger Beiträge zur Linguistik 543 2013, 400 Seiten €[D] 64,00/ SFr 80,50 ISBN 978-3-8233-6797-0 Es geht in dieser Arbeit um die Frage, wie Wortbedeutungen über den absichtsvollen Gebrauch verändert werden und welche strukturellen Veränderungen auf der Ebene der Gebrauchsregel dabei festzustellen sind. Die Herausarbeitung von Bedeutungsparametern, die in Wortbedeutungen semantisch wirksam sind und die wichtige Frage, wie die Binnenstruktur einer Gebrauchsregel durch den Wortgebrauch verändert wird, stehen im Zentrum der Arbeit. Der Wandel deutscher Verben wird analysiert, systematisiert und handlungstheoretisch erklärt. Mögliche Entwicklungspfade deutscher Verben werden nachgezeichnet und als sprachliche Realisierungen zweckrationaler Sprecherabsichten aufgedeckt. <?page no="249"?> Dieser Band bietet einen Überblick über die umfangreiche Literatur zu der (Nicht-)Progressivform im Englischen, der einfachen und der periphrastischen Form im Deutschen und dem (Im)perfektiv im Griechischen sowie über die Zeitkonstitution von den 1950er Jahren bis heute. Er erläutert kritisch die verschiedenen Ansätze, stellt sie einander gegenüber und beschreibt, mit welchen Verbklassen die periphrastische Form im Deutschen kompatibel ist. Zu diesem Zweck werden Belege aus digitalen Korpora der geschriebenen Sprache präsentiert. Zentral ist die Fragestellung, inwieweit die Semantik des Imperfektivs im Griechischen, der Progressivform des Englischen und der periphrastischen Form des Deutschen gleichzusetzen ist. Im Rahmen der formalen Semantik wird ein Ansatz entwickelt, in dem sich die semantische Analyse für das Englische, Deutsche und Griechische in Bezug auf Aspekt bewegt, und es wird gezeigt, wie der Unterschied zwischen der periphrastischen Form im Deutschen und dem imperfektiven Aspekt im Griechischen erklärt werden kann.