Französisch in Luxemburg
0917
2014
978-3-8233-7845-7
978-3-8233-6845-8
Gunter Narr Verlag
Christian Timm
Luxemburg zeichnet sich dadurch aus, dass es drei Sprachen mit offiziellen Funktionen gibt, neben dem Französischen sind dies Luxemburgisch und Deutsch. Der kommunikative Alltag der großen Mehrzahl der Luxemburger ist durch eine Diglossie zwischen Luxemburgisch und Französisch geprägt, die im Einzelfall durch den Gebrauch weiterer Sprachen zu einer Polyglossie anwachsen kann. Französisch ist die ausschließliche Sprache der Gesetzgebung und verfügt traditionell über ein sehr hohes Prestige im Lande. Zudem dient es der Kommunikation mit den vor allem romanischsprachigen Immigranten und mit den täglich sehr zahlreich ins Land pendelnden Grenzgängern, die primär frankophon sind.
<?page no="0"?> Christian Timm Französisch in Luxemburg <?page no="1"?> Französisch in Luxemburg <?page no="2"?> Tübinger Beiträge zur Linguistik herausgegeben von Gunter Narr 545 <?page no="3"?> Französisch in Luxemburg Christian Timm <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der RWTH Aachen. © 2014 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. Internet: http: / / www.narr.de E-Mail: info@narr.de Printed in Germany ISSN 0564-7959 ISBN 978-3-8233-6845-8 <?page no="5"?> 5 Inhaltsverzeichnis 0 Einleitung .......................................................................................................7 1 Die sprachliche Situation in Luxemburg..................................................15 1.1 Historisch ............................................................................................17 1.2 Status quo............................................................................................22 1.2.1 Mündlichkeit ...........................................................................25 1.2.2 Schriftlichkeit ..........................................................................41 2 Französisch in Luxemburg.........................................................................53 2.1 Französische Elemente im Luxemburgischen................................79 2.2 Gesprochenes und geschriebenes Französisch in Luxemburg .........................................................................................85 2.2.1 Interferenzen ...........................................................................88 2.2.2 Sprachenwechsel.....................................................................94 3 Französischunterricht in Luxemburg .....................................................105 4 Attitüden der Luxemburger der französischen Sprache gegenüber ...................................................................................................135 4.1 Entstehung und Herausbildung der Einstellungen der Luxemburger den drei offiziellen Sprachen gegenüber .............135 4.2 Heutige Einstellungen der Luxemburger dem Französischen gegenüber................................................................142 5 Schlusswort ................................................................................................157 6 Bibliographie ..............................................................................................165 6.1 Monographien und Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden .................................................................................165 6.2 Internetquellen .................................................................................173 7 Abbildungsverzeichnis .............................................................................175 Anhang Anhang I - Loi du 24 février 1984 sur le régime des Langues. ........................17 Anhang II - Korpus.........................................................................................181 <?page no="7"?> 7 0 Einleitung Luxemburg zeichnet sich wie einige der kleineren Länder in Europa dadurch aus, dass es verschiedene Sprachen mit offiziellen Funktionen gibt. Aufgrund der großen Immigration werden jedoch weitaus mehr Sprachen im Land gebraucht. Im Gegensatz zu Ländern wie Belgien oder der Schweiz, in denen primär geographisch festgelegt ist, wo welche Einzelsprache gesprochen wird, ist die Mehrsprachigkeit in Luxemburg nicht durch diatopische Kriterien definiert, weil die meisten Angehörigen der luxemburgischen Sprachgemeinschaft die drei in Frage stehenden Einzelsprachen Deutsch, Französisch und Luxemburgisch auf sehr hohem Niveau beherrschen und über eine sehr ausgeprägte Bereitschaft verfügen, sich ihrer sprachlichen Umgebung von Fall zu Fall spontan anzupassen, wie aus dem folgenden Zitat hervorgeht: Wenn ich in einen Laden gehe, überlege ich mir immer, ob ich den Verkäufer auf Lëtzebuergesch oder auf Französisch ansprechen soll. Aber ich käme nie auf die Idee, ihn auf Deutsch anzusprechen (JB, lacht). Dieses Zitat eines Studenten aus einer vom Verfasser der vorliegenden Studie abgehaltenen Seminarsitzung an der Université du Luxembourg, das im Zusammenhang mit der Wahl der Sprache für die Anrede eines Unbekannten geäußert wurde, weist bereits auf den Gebrauch und das Ansehen der drei offiziellen und gesetzlich festgelegten Einzelsprachen in Luxemburg hin: Während das Französische die am meisten gesprochene Sprache in Luxemburg ist (Fehlen 2009: 80) und die langue nationale, das Luxemburgische, ein sehr hohes Prestige genießt, trifft auf das Deutsche keines von beiden zu. Es dient neben der Alphabetisierung der Kinder ausschließlich zur Kommunikation mit Deutschen und hat innerhalb der luxemburgischen Sprachgemeinschaft lediglich rezeptive Funktionen vor allem durch viele in deutscher Sprache publizierte Medien. Auch hier ist jedoch ein abnehmender Gebrauch festzustellen, weil journalistische Erzeugnisse vermehrt vor allem in französischer Sprache erscheinen. Von diesen Beobachtungen ausgehend ist das Interesse an der Untersuchung des Französischen in Luxemburg entstanden, zumal die wissenschaftlichen Arbeiten zur sprachlichen Situation im Großherzogtum bislang in erster Linie den Aspekt der Mehrsprachigkeit herausgearbeitet haben. Gerade Studien zum Französischen in Luxemburg fehlen bislang jedoch. Das Französische dominiert die Schriftlichkeit in Luxemburg, so wie es sich auch aus der Gesetzeslage ergibt. Außerdem genießt die französische Sprache in höheren sozialen Kreisen einschließlich des kulturel- <?page no="8"?> 8 len Lebens ein sehr hohes Prestige. Zu diesen beiden alt hergebrachten und in großen Teilen der Bevölkerung allgemein akzeptierten Domänen kommt eine weitere hinzu, die aus der starken Immigration romanischsprachiger Mitbürger, vor allem mit italienischer und portugiesischer Erstsprache, während des letzten halben Jahrhunderts resultiert. Sie sprechen, ebenso wie die große Anzahl frankophoner frontaliers, primär Französisch. Während letztere Französisch als Erstsprache sprechen, sind die meisten luso- und italophonen Immigranten Sprecher von français comme langue étrangère. Beide Bevölkerungsgruppen sind häufig in weniger prestigereichen Berufen tätig, die eine geringere fachliche Qualifikation erfordern und mit denen die Bevölkerung stark in Kontakt kommt. So gilt die Gastronomie inzwischen als fast ausschließlich frankophon, sogar in Grenzorten zu Deutschland wie Echternach wird hier primär Französisch gesprochen; auch im Einzelhandel nimmt der Gebrauch des Französischen spürbar zu. Fehlen (2009: 12) charakterisiert das Französische als „allgemeine Verkehrssprache Luxemburgs, vor allem weil, wegen des enormen Wirtschaftsbooms der letzten 25 Jahre, viele Grenzpendler, hauptsächlich aus Frankreich, in Luxemburg arbeiten.“ Interessanterweise wird Französisch weder von den Luxemburgern noch von den nicht-frankophonen Immigranten als Erstsprache gelernt, sondern als Zweit- oder im Falle der originären Luxemburger genau genommen als Drittsprache erworben. Während Letztere eine möglichst korrekte, sich an der Pariser Norm orientierende Sprachweise anstreben, realisieren die Immigranten das Französische häufig in einer eher als standardfern anzusehenden Form. Angesichts dieser Hintergründe ist es nahezu erstaunlich, dass die Quellenlage zum Französischen im Großherzogtum ausgesprochen dürftig ausfällt. Grundsätzlich können zum einen Interferenzen unterschieden werden, also fest in das Luxemburgische integrierte Entlehnungen wie merci für ‚danke‘ (letzteres ist inexistent) oder courrier interne für ‚Hauspost‘ (letzteres ist ebenfalls inexistent) oder aber innerhalb der Nominalphrase der parallele Gebrauch von Lexemen germanischer und romanischer Provenienz wie in éi schéine bonjour! In anderen Fällen können semantisch entsprechende Lexeme französischen und germanischen Ursprungs frei variiert werden wie in chantier oder Schantjen für ‚Baustelle‘ (vgl. Fehlen 2012: 42). Zum anderen kommt es zu sehr häufigen Sprachenwechsel innerhalb eines Gesprächs, für die sich oft scheinbar keine außersprachlichen Ursachen feststellen lassen, da die Verwendung der Einzelsprachen aus stilistischen Gründen durchaus bewusst variiert wird. Im Französischen, das in Luxemburg gesprochen wird, lassen sich zudem Germanismen ausmachen, die grundsätzlich zwar mit denen im belgischen Französisch vergleichbar sind, sich im Einzelnen hiervon je- <?page no="9"?> 9 doch deutlich absetzen können. In den Fällen, in denen Varianten der französischen Sprache in Belgien und in Frankreich divergieren können, wird gern der belgischen Alternative der Vorzug gegeben; wie beim Lexem für das ‚Flaschenpfand‘, also das in Belgien gebräuchliche vidange anstelle vom in Frankreich üblichen consigne. Gleiches gilt auch für Redewendungen wie ‚entschuldigen Sie mich bitte‘ (veuillez m‘excuser), die in Frankreich dominiert und in der der Gesprächspartner aktiv um Verzeihung gebeten wird, während die Variante ‚ich entschuldige mich‘ (je m‘excuse) in Belgien und Luxemburg wesentlich häufiger zu hören ist, bei der der Aspekt des um Verzeihung Bittens nicht explizit ausgedrückt wird. Dies heißt jedoch nicht, dass je m‘excuse im hexagonalen Französisch gänzlich unbekannt wäre, gerade in östlichen Gebieten wie Lothringen ist es auch zu vernehmen. Daher soll im ersten Kapitel der vorliegenden Untersuchung zunächst die sprachliche Situation in Luxemburg herausgearbeitet werden, zumal das Französische hier seit vielen Jahrhunderten in direktem Kontakt mit dem Deutschen und dem Luxemburgischen steht und sich die Sprachen natürlich gegenseitig beeinflussen. Einem historischen Abriss folgt die Darstellung der aktuellen sprachlichen Situation in Luxemburg. Die beiden Unterkapitel werden mit dem Beginn der Besatzung Luxemburgs durch die deutschen Truppen 1940 abgegrenzt, da dieser das Verhältnis zwischen den drei in Frage stehenden Sprachen Deutsch, Französisch und Luxemburgisch nachhaltig verändert hat. Ab diesem Zeitpunkt büßte das Deutsche als Sprache der Besatzer jegliches Prestige ein und gleichzeitig sind während der deutschen Besatzung die Anfänge einer massiven Aufwertung des Luxemburgischen zu sehen, da es zur Abgrenzung von allem Deutschen diente und sein Gebrauch zu einem wichtigen Merkmal der Résistance gegen die deutsche Besatzung wurde. Als ein symbolischer Höhepunkt ist die im Mai 1945 erfolgte Änderung der offiziellen Bezeichnung des Landes vom Deutschen ‚Luxemburg‘ zum Französischen Luxembourg zu sehen, die seitdem auch im Englischen gebräuchlich ist. Nach dem endgültigen Abrücken der deutschen Truppen im Winter 1945 stand der Ausgrenzung des Deutschen nichts mehr im Wege, weil alles Deutsche, ausdrücklich auch die Sprache, nun vollends diskreditiert war. Dies wirkte sich im Umkehrschluss äußerst positiv auf die Verbreitung des Französischen und des Luxemburgischen aus. Nach 1945 war ein Gleichgewicht zwischen den beiden großen Sprachen Deutsch und Französisch nach Fehlen (2007: 34) nicht mehr möglich. Der Ausbau des Luxemburgischen war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so weit fortgeschritten, als dass auf das Deutsche hätte vollständig verzichtet werden können; somit bildete sich eine utilitaristische Zweckbeziehung zum Deutschen heraus, während das Französische seinen Stand als Bildungs- <?page no="10"?> 10 sprache weiter festigte, was auch für sein Prestige gilt. Das Ansehen des Französischen war in den luxemburgischen Eliten so ausgeprägt, dass Luxemburg 1970 offiziell der Organisation Internationale de la Francophonie beitrat. Die zu dieser Zeit begonnene Entwicklung gipfelte im Sprachengesetz von 1984. Dieses Gesetz schreibt den drei in Frage stehenden Einzelsprachen verschiedene Domänen zu, aus qualitativer und quantitativer Sicht haben die französische und die luxemburgische Sprache eine stärkere Stellung inne als die deutsche. Neben den gesetzlichen Vorgaben sollen in diesem Kapitel vor allem die Veränderungen im Sprachgebrauch in Luxemburg untersucht werden, die einerseits aus der starken Zunahme der nicht originär luxemburgischen Wohnbevölkerung resultieren und zum anderen aus der auffallend hohen Anzahl täglich aus den drei Nachbarländern nach Luxemburg einpendelnden Arbeitnehmer, den in Luxemburg allgemein so genannten frontaliers, die zu über 75% aus dem frankophonen Belgien und aus Frankreich kommen und somit auch primär Französisch sprechen. Im zweiten Kapitel soll neben den Funktionen des Französischen in Luxemburg sein Gebrauch analysiert werden. Zu untersuchen ist hier zunächst der Wortschatz des Luxemburgischen: Einerseits gibt es, wie erläutert, viele Gallizismen, die als Lehnwörter ins Luxemburgische aufgenommen wurden, obwohl mitunter eine germanische Entsprechung vorhanden wäre. Andererseits gilt es in bestimmten sozialen Kreisen als ausgesprochen elegant, das Luxemburgische mit französischen Wörtern anzureichern, für deren Inhalte germanische Entsprechungen zur Verfügung stünden. In afrikanischen Sprachen kann Schmied (1991: 139-140) zufolge der Gebrauch englischer Lexeme auch erfolgen, um soziale Überlegenheit zu kommunizieren. Ähnliches könnte für die Verwendung französischer Lehnwörter im Luxemburgischen gelten. Das Französische in Luxemburg ist keinesfalls homogen, sondern ist durch verschiedenste Einflüsse gezeichnet. Dies zeigt sich beispielsweise in der für das Land so charakteristischen Immigration mit allen Konsequenzen für den Sprach(en)gebrauch oder auf lexikalischer Ebene durch den wechselnden Gebrauch von Belgizismen und den entsprechenden im hexagonalen Französischen üblichen Lexemen. Letzteres wird vor allem durch die Tätigkeit französischer beziehungsweise belgischer Handelsketten in Luxemburg begünstigt. Das in Luxemburg verwendete Französisch zeichnet sich teilweise durch mehr oder weniger starke germanische Interferenzen aus, die aus dem direkten Kontakt mit dem Luxemburgischen resultieren, ursprünglich ein moselfränkischer Dialekt, der der germanischen Sprachengruppe zuzuordnen ist. <?page no="11"?> 11 Diese Interferenzen können sämtliche Aspekte des Sprachsystems auf gesprochensprachlicher Ebene betreffen, neben der lautlichen und der morphosyntaktischen Ebene ist dies vor allem die Semantik. Ein weiterer, in diesem Zusammenhang zu betrachtender Aspekt ist im Sprachenwechsel in der gesprochensprachlichen Kommunikation zu sehen, der in Luxemburg sehr häufig zu beobachten ist und oft nicht auf außersprachliche Faktoren wie das Hinzutreten einer weiteren Person oder mehrerer Personen zurückzuführen ist, die die gerade gebrauchte Sprache eventuell nicht (gut genug) beherrschen würden. Während des Gesprächs mit den selben luxemburgischen Teilnehmern ist es nicht ungewöhnlich, dass die Konversation für den Außenstehenden recht unvermittelt vom Luxemburgischen ins Französische changiert, oder umgekehrt. Auch in der Konstellation des Sprachenwechsels spielt die deutsche Sprache kaum eine Rolle, sofern keine Deutschen in die konkrete kommunikative Situation involviert sind. Während die ersten beiden Kapitel inhaltlich vor allem auf Sekundärliteratur beruhen, bildet ein vom Verfasser der vorliegenden Studie erstelltes Korpus die wesentliche Basis für das dritte und vierte Kapitel: Im dritten Kapitel soll ein Blick auf den Französischunterricht an den allgemeinbildenden Schulen in Luxemburg geworfen werden, da sich Garrett (2010: 163) zufolge Attitüden in jungen Lebensjahren herausbilden, indem sie durch Eltern, Lehrer, Medien oder Individuen angelernt und gefestigt werden. Dieses ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, zumal in der Schule für das Französische als Zielsprache nicht das Luxemburgische als Ausgangssprache herangezogen wird, sondern die deutsche Sprache diese Funktion übernimmt; die Schulkinder lernen also über den „Umweg“ über das Deutsche das Französische. Während sich die Kinder luxemburgischer Eltern über das deutschsprachige Fernsehen und die auf Deutsch erfolgte Alphabetisierung an das Deutsche gewöhnt haben, stellt es für Migrantenkinder eine doppelte Hürde dar, das Französische aus der Persepktive einer weiteren Fremdsprache erlernen zu müssen. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit den Einstellungen der Luxemburger der französischen Sprache gegenüber. Grundsätzlich werden Sprachattitüden nicht immer öffentlich artikuliert und Sprecher sind sich ihrer nicht immer bewusst, wie Garrett (2010: 1-2) erläutert. Zudem können sie sich auf Sprache im Allgemeinen, aber auch auf alle ihre Ebenen beziehen, also auf die Orthographie, auf einzelne Wörter oder den gesamten Wotzschatz einer Sprache, auf ihre Grammatik, Akzente und Aussprache, auf ihre Sprechgeschwindigkeit oder auf ihre Dialekte. <?page no="12"?> 12 Innerhalb des vierten Kapitels wird zunächst die Herausbildung der Attitüden der Luxemburger den drei offiziell im Land gesprochenen Sprachen gegenüber fokussiert, wobei die aktuellen Einstellungen vor allem dem Französischen gegenüber untersucht werden. Im Schlusswort soll neben einem Résumé auch der Frage nachgegangen werden, ob das in Luxemburg gebrauchte Französisch als autochthone Größe innerhalb des französischen Varietätenspektrums anzusehen ist oder ob es nicht doch eher als hybride Varietät zu klassifizieren wäre. Das besagte Korpus ist in den Jahren 2009 bis 2011 unter Studierenden des Bachelor des Sciences de l‘Éducation (BScE) an der offiziell dreisprachigen Université du Luxembourg entstanden, an der der Verfasser der vorliegenden Studie im besagten Zeitraum als enseignant vacataire im Range eines Assistant Professeur Associé tätig gewesen ist, und besteht aus in deutscher oder französischer Sprache verfassten und ausformulierten Essays, die als Seminararbeiten zur sprachlichen Situation in Luxemburg verfasst wurden. In diesem Sinne wird die vorliegende Studie Garretts (2010: 163) Forderung gerecht, Diskursanalysen vorzunehmen. In der Tat wären mit empirischen Vorgehensweisen erhobene Werte zu den Einstellungen der Luxemburger der französischen Sprache gegenüber wenig aussagekräftig, da, wie das Korpus belegt, die Attitüden aufgrund der verschiedenen Funktionen des Französischen in Luxemburg mitunter deutlich ausdifferenziert sind. Die Arbeiten fokussieren neben dem allgemeinen Sprachengebrauch in Luxemburg vor allem die Rolle des Französischen im Lande und gehen der Frage nach, ob eventuelle negative Attitüden der französischen Sprache gegenüber möglicherweise aus der Art und Weise resultieren könnten, wie diese Sprache in der Schule unterrichtet wird. Von sämtlichen in der Untersuchung zitierten Studierenden liegen Einverständniserklärungen für die weitere wissenschaftliche Verwertung der Aussagen vor. Die Arbeiten sind zudem anonymisiert worden. Wenn an diesen von vornherein schriftlich verfassten Arbeiten Modifikationen vorgenommen worden sind, betreffen sie lediglich formale Aspekte wie die Orthographie oder aber die Zeichensetzung, Redundanzen oder Konkordanzen oder die Akzentsetzungen im Französischen; die inhaltlichen Aussagen und Argumentationen wurden weder verändert noch beispielsweise in Bezug auf statistische Angaben aktualisiert. Die schriftlich aufgesetzten Ausführungen der Studierenden sind in beiden Sprachen mitunter etwas umgangssprachlicher formuliert, entsprechende Stellen wurden gekennzeichnet. Sofern sich darunter sprachliche Verbesserungsvorschläge befinden, müssen die monierten Textstellen nicht im engeren Sinne ‚falsch‘ sein, sie fallen allenfalls in der geschriebenen Sprache als eher dem mündlichen Sprachgebrauch zuzuordnend auf. <?page no="13"?> 13 Einige der studentischen Arbeiten, die das Korpus der vorliegenden Studie bilden, werden in den Anhang eingestellt, weil sie sehr originell sind und ihre Argumentation lediglich nachvollzogen werden kann, wenn sie im Ganzen wiedergegeben werden. Auszüge würden die Argumentationskette verwässern. Eine Untersuchung wie die vorliegende kann natürlich nicht ohne die Unterstützung anderer zustande kommen. Die im Folgenden Genannten stehen stellvertretend für alle, die mir mit Rat und Tat zur Verfügung standen. An erster Stelle sei meinen Studierenden des Bachelor des Sciences de l‘Éducation an der Université du Luxembourg gedankt, ohne deren Ausarbeitungen, die auszugsweise im Anhang dieser Untersuchung wiedergegeben sind, diese Arbeit nie entstanden wäre. Ebenso gebührt Sabine Ehrhart, Fernand Fehlen und Peter Gilles allesamt Université du Luxembourg, herzlicher Dank für ihre wertvollen Ratschläge, mit der sie in unterschiedlicher Art und Weise zur Erstellung des Manuskripts, das dieser Studie zugrunde liegt, beigetragen haben. Herrn Gunter Narr und seinem äußerst professionellen und stets kooperativen Team in Tübingen gilt erneut mein bester Dank. Meinen Aachener Studierenden und studentischen Hilfskräften Vanessa Jossa und Christoph Klevesahl sei für umfassendes Bibliographieren und Korrekturlesen gedankt, gleiches gilt für Herrn Jan Siemon für die Erstellung der Formatvorlage. Mein Dank gilt, last but not least, in ganz besonderem Maße meiner Aachener Studentin und studentischen Hilfskraft Noémie Michel für ihre allumfassende äußerst kompetente Unterstützung, die im Einzelnen aufzuzählen den Rahmen an dieser Stelle sprengen würde. Merci beaucoup à vous tous! <?page no="15"?> 15 1 Die sprachliche Situation in Luxemburg Das Großherzogtum Luxemburg zeichnet sich durch eine für europäische Verhältnisse recht komplexe sprachliche Realität aus, was einerseits daran liegt, dass gleich drei Sprachen auf einem relativ überschaubaren Territorium nebeneinander existieren, allgemein von der Bevölkerung beherrscht und mehr oder weniger aktiv verwendet werden. Andererseits ist die Mehrsprachigkeit nicht primär geographisch definiert wie es in Spanien, Italien, Belgien oder in der Schweiz der Fall ist, obwohl es auch hier offiziell zweisprachige Gebiete gibt, wie die entsprechenden spanischen Regionen oder die Städte Bozen, Brüssel oder aber Biel im Schweizer Kanton Bern. Leichte Differenzierungen auf diatopischer Ebene können in Luxemburg insofern vorgenommen werden, als in nördlicheren und östlicheren Landesteilen Luxemburgs das Französische im Alltag der Sprecher weniger präsent ist als im Gebiet um die Hauptstadt und in den südlich davon gelegenen, industriell geprägten Gegenden, dem Minette. Die originären Luxemburger lernen Luxemburgisch 1 als Erstsprache und werden vor allem durch die Kindersendungen im deutschen Fernsehen sehr früh an die deutsche Sprache als Zweitsprache gewöhnt, die sie somit ungesteuert primär durch mediale Rezeption erwerben. Eventuellen Defiziten im Luxemburgischen wird durch das enseignement précoce, in Luxemburg allgemein als précoce bezeichnet, der ab dem vierten Lebensjahr obligatorischen Vorschule, entgegengewirkt. Ab der ersten Grundschulklasse werden die Kinder nicht in ihrer Erstsprache Luxemburgisch, sondern in ihrer Zweitsprache Deutsch alphabetisiert und sie fangen ab dem Ende des zweiten Schuljahres an, Französisch zu lernen. Dem Sprachenunterricht kommt im luxemburgischen Schulcurriculum ein sehr hoher Wert zu, der sich auch in der bemerkenswert hohen Stundenzahl ausdrückt, die das Erlernen von Sprachen einnimmt. Die Kompetenz der Luxemburger in den drei in Frage stehenden Sprachen Luxemburgisch, Französisch und Deutsch ist insgesamt als sehr hoch anzusehen. Als Faustregel für den Gebrauch der drei in Frage stehenden Einzelsprachen geben Fröhlich/ Hoffmann (1997: 1165) an 2 : 1 Bereits die Untersuchung Bach (1931), die hier nur exemplarisch genannt sei, weist anhand phonetischer Merkmale auf dialektologischer Ebene die Eigenständigkeit des Luxemburgischen nach, sowohl in konservativer als auch in innovativer Hinsicht verglichen mit den benachbarten deutschen Dialekten. 2 Alle drei Sprachen, die die luxemburgische Mehrsprachigkeit konstituieren, sowohl mündlich als auch schriftlich zu beherrschen, fordert Trausch (2008: 27) und verteidigt dieses mit ihrer kulturellen Bereicherung, die zugleich eine wichtige Kompo- <?page no="16"?> 16 Je weiter sich der Durchschnittsluxemburger aus seinem engeren Familien- und Freundeskreis entfernt, je stärker er also am gesellschaftlichen Leben teilnimmt, desto häufiger wird er mit der Notwendigkeit, seine diversifizierten Sprachkenntnisse einzusetzen, konfrontiert. Dies bedeutet aber nicht, daß das Lëtzebuergesche an sich thematischen Beschränkungen oder sozialen Stigmatisierungen unterworfen wäre, ganz im Gegenteil. Gänzlich ähnlich und durchaus mit Luxemburg vergleichbar stellt sich die sprachliche Situation in vielen mehrsprachigen Gebieten, wie beispielsweise auch Gibraltar, dar: In der ehemaligen britischen Kronkolonie, die heute zu den British Overseas Territories gehört, ist die Bevölkerungsmehrheit zweisprachig, neben der dort einzig offiziellen Sprache Englisch wird bereits in der Grundschule mit dem Erlernen der spanischen Sprache begonnen. Auch in Gibraltar lässt sich die Mehrsprachigkeit kaum diatopisch definieren, da die individuellen Sprecher zweisprachig sind, beide Sprachen auf sehr hohem Niveau beherrschen und sich grundsätzlich flexibel den sprachlichen Bedürfnissen in der jeweiligen kommunikativen Situation anpassen, so wie es auch in Luxemburg der Fall ist. Zunächst sollen in der vorliegenden Untersuchung die historischen Umstände herausgearbeitet werden, die zur heutigen sprachlichen Situation in Luxemburg geführt haben. Letztere wird im zweiten Abschnitt dieses Kapitels betrachtet. Bis zur Zeit der Besatzung Luxemburgs durch deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg war Luxemburg zwar wie heute ein dreisprachiges Land, die autochthone Sprache, das Luxemburgische, wurde jedoch eher als Dialekt des Deutschen aufgefasst; es hatte noch keinen Status als eigenständige Sprache inne. Als Sprachen im offiziellen Sinne fungierten lediglich Deutsch und Französisch. Mit dem Widerstand gegen die deutsche Besatzung, der sich unter anderem in besonderem Maße durch den ganz bewussten Gebrauch des Luxemburgischen definiert hat, ist sein Prestige im Land deutlich angestiegen und in der Folge wurde sein Status nachhaltig aufgewertet. Dieses ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die deutschen Besatzer Luxemburg umfassend und rücksichtslos germanisieren wollten, indem, neben anderen Maßnahmen, ausschließlich Deutsch gesprochen und geschrienente der luxemburgischen Identität bildet und gleichzeitig ein Erschwernis für die Integration der Ausländer darstellt: „Von allen Luxemburgern wird erwartet, die luxemburgische, deutsche und französische Sprache sprechen und schreiben zu können. Das ist eine außergewöhnliche kulturelle Bereicherung, in der die Luxemburger eine wichtige Komponente ihrer nationalen Identität sehen. Leider erschwert diese Sprachensituation heute den zahlreichen Ausländern, die im Land leben und arbeiten, sich politisch-kulturell zu engagieren und zu integrieren.“ <?page no="17"?> 17 ben werden sollte. Gleichzeitig machten sich die deutschen Besatzer systematisch über alles Französische lustig und zogen es ins Lächerliche. Die so ausgelöste und bis heute andauernde Reorganisation der sprachlichen Situation Luxemburgs lässt einen Schnitt an dieser Stelle als plausibel erscheinen. 1.1 Historisch Die folgenden historischen Ausführungen zur Entstehung der heutigen Triglossie in Luxemburg beruhen im Wesentlichen auf den Darstellungen von Hoffmann (1979) und Davis (1992). Luxemburg tritt am 12. April 963, dem damaligen Palmsonntag, als eigenständiges Territorium in die Geschichte ein, so Hoffmann (1979: 4). Im Jahre 1443 eroberte Philipp der Gute von Burgund die Festung Luxemburg. Die Burgunder herrschten bis zur Übernahme der Macht durch die Spanier im Jahre 1506, die ihrerseits 1684 von den Franzosen abgelöst wurden. Im Folgenden kam es zu wiederholten Machtwechseln: So fiel die Hoheit über Luxemburg 1697 wiederum für kurze Zeit an Spanien, zwischen 1714 und 1795 hielten die Österreicher die Herrschaft über Luxemburg inne, bis zum Jahre 1814 erneut die Franzosen. Die Herrscher trugen allesamt den Titel eines Herzogs von Luxemburg und ließen das Land mehr oder weniger stark seine eigene Verwaltung ausüben und seine Vorrechte wahrnehmen. Davis (1992: 142-143) zufolge waren das Französische und das Deutsche als ebenbürtig anzusehen, bis zum Jahre 1823 fungierte das Lateinische noch teilweise als Schriftsprache; zudem galt die Mehrsprachigkeit in Luxemburg seit jeher als Ausweis von Bildung, Prestige und Macht. Erste Urkunden aus Luxemburg in französischer Sprache datiert Bruch (1953: 71- 75) auf das 13. Jahrhundert; somit fängt das Französische ab diesem Zeitpunkt an, die Position des Lateinischen in dieser Domäne langsam abzulösen. Mit der Zeit verlor Luxemburg Teile seines Territoriums: So ging im Jahre 1659 der südliche Teil des Landes um die Ortschaften Diedenhofen, Montmédy, Marville und Ivoix-Carignan an Frankreich über und mit dem Wiener Kongress 1815 musste Luxemburg sämtliche Gebiete östlich von Mosel, Sauer und Our an Preußen abtreten (Hoffmann 1979: 4). Luxemburg erlangte darüber hinaus infolge des Wiener Kongresses die staatliche Unabhängigkeit in persönlichem Besitz des Königs der Niederlande, dem ausdrücklich auferlegt wurde, eine unabhängige Verwaltung zu gewährleisten. Der niederländische König Wilhelm I von Oranien verwaltete Luxemburg jedoch de facto als 18. Provinz der Niederlande. Nach Weber <?page no="18"?> 18 (1994: 139) wurde Luxemburg „ab 1815 als Großherzogtum persönlicher Besitz des Königs der Niederlande (Wilhelm I.), wobei die Hauptstadt Luxemburg Bundesfestung mit preußischer Besatzung wurde.“ Im Zusammenhang mit einem luxemburgischen Nationalgefühl führt Hoffmann (1979: 7-8) aus, dass dieses 1815 noch nicht existierte, denn anderenfalls hätte Wilhelm I. Luxemburg nicht so verwalten können, wie er es in realiter tat. Im 19. Jahrhundert sehen die Luxemburger lediglich, was sie nicht sein wollen und gelangen somit quasi ex negativo zu ihrem eigenen Selbstverständnis. Neben antideutschen existieren antibelgische und antifranzösische Tendenzen. Das Luxemburgische konnte somit zur Sprache der Mündlichkeit der Luxemburger werden. Luxemburg hat die Belgische Revolution in den Jahren 1830-1839 unterstützt. Der Londoner Vertrag vom 19. April 1839 brachte dem Land die Unabhängigkeit von den Niederlanden mit der Einführung der konstitutionellen Monarchie als Staatsform. Zudem wurden in dieser Vereinbarung die heutigen Grenzen festgelegt, mit denen Belgien mit dem quartier wallon um Arlon im Westen und einem kleinen deutschsprachigen Streifen um St. Vith im Norden für den Verlust von Teilen der Provinz Limburg an die Niederlande entschädigt wurde (vgl. Hoffmann 1979: 4-5; Davis 1992: 143). Horner/ Weber (2008: 72) bezeichnen die drei Gebietsverluste zwischen 1659 und 1839 vielleicht etwas pathetisch als die drei Teilungen von Luxemburg. In Bezug auf die Sprachenfrage bleiben mit der neuen Verfassung von 1848 das Deutsche und das Französische gleichgestellt, wobei Letzteres auch Prestigesprache bleibt, wie Moulin (2006: 307-308) erläutert: Französisch und Hochdeutsch bleiben als die in der Verfassung von 1848 festgelegten Amtssprachen mit ihren Funktionen der schriftlichen und öffentlichen Kommunikation bestehen; auch das Französische behält seinen Charakter als Prestigesprache. Als Mitglied des Deutschen Bundes tritt Luxemburg 1842 dem Deutschen Zollverein bei, den es nach den Vorkommnissen des Ersten Weltkriegs 1919 wieder verlässt. Hoffmann (1979: 5) weist darauf hin, dass Luxemburg im Londoner Vertrag vom 11. Mai 1867 für immer neutral erklärt wurde und dass das Prinzip der immerwährenden Neutralität unter Kollektivschutz der Großmächte gestellt wurde. Über die Ereignisse des Jahres 1867, die durch Napoleons Begehren, Luxemburg zu erwerben, ausgelöst wurden, bemerkt Fehlen (2009: 12): <?page no="19"?> 19 Der beabsichtigte Kauf Luxemburgs durch den französischen Kaiser Napoleon III. führte 1867 zur Luxemburger Krise zwischen Frankreich und Preußen, die im 2. Londoner Vertrag beigelegt wurde: Souverän bleibt der niederländische König, die Preußen zogen jedoch ab, die Festung wurde geschleift 3 und Luxemburg für neutral erklärt. Eine weitere Folge des Londoner Vertrages von 1867 war der Austritt Luxemburgs aus dem Deutschen Bund. Fehlen (2009: 27) betont, dass viele Luxemburger im 19. Jahrhundert ihre Lehr- und Wanderjahre in Frankreich verbracht haben, womit ein beachtlicher Anstieg der Französischkenntnisse zu verzeichnen ist, so dass die Frankophilie in Luxemburg nicht wie in anderen Ländern auf die Gebildeten beschränkt bleibt. In Bezug auf die mentalen Vorbehalte der Luxemburger gegenüber Deutschland und der gleichzeitigen Frankophilie merkt Hoffmann (1979: 9-10) an: Trotz der engen wirtschaftlichen Bande blieb vor allem das Misstrauen gegenüber dem übermächtigen Reiche Bismarcks wach. Das Großbürgertum tätigt zwar seine Geschäfte mit Deutschland, bleibt aber geistig und kulturell nach Frankreich ausgerichtet. Auch im Volke gelten die Sympathien vor allem dem westlichen Nachbarn. Während die jungen Burschen ihren ,Tour de France‘ machen, und sich als Handwerksgesellen oder Dienstboten verdingen, lernen viele junge Mädchen als Haushaltshilfen und Kammerzofen die französische Sprache und französische Lebensart kennen. Dadurch geht die preußisch-deutsche Rechnung nicht auf. Die ausgesprochene Frankophilie der Luxemburger verhindert, daß Luxemburg eines Tages dem wirtschaftlich so einflußreichen Deutschland wie eine reife Frucht in den Schoß fallen könnte. Bis 1890 blieb Luxemburg unter dem Zepter der niederländischen Könige. Wilhelm III. starb 1890 ohne männliche Nachkommen. Da in Luxemburg zu diesem Zeitpunkt noch das Salische Gesetz galt, wurde die Personalunion mit den Niederlanden aufgelöst. Die Krone Luxemburgs ging nunmehr auf die ältere Linie des Hauses Nassau über, sodass dessen Vertreter, der ehemalige Herzog Adolf von Nassau, der dem Walramschen Zweig angehörte, Großherzog von Luxemburg wurde (Hoffmann 1979: 5; Schmitt 1990: 724). Der Walramsche Zweig des Hauses Nassau herrscht bis heute im Großherzogtum Luxemburg; im Jahre 1905 wurde Wilhelm IV. Großherzog, in dessen Regentschaft 1907 die Abschaffung des Salischen Gesetzes fällt, wie Hartweg (1976: 40) bemerkt: 3 Fehlen (2009: 19, Anm. 1) ergänzt: „Da die preußische Festungsbesatzung durchweg protestantisch ist, wird sie als Fremdkörper in einem katholischen Land empfunden.“ <?page no="20"?> 20 Alors que la fille du roi, Wilhelmine, montait sur le trône des Pays-Bas, ce fut le chef de la ligne Walramienne qui devint Grand-Duc. En 1907 la loi salique fut abolie ce qui permit à Marie-Adelaïde de succéder à son père. Somit konnte im Jahre 1912 die Tochter von Wilhelm IV., Maria-Adelheid, Großherzogin von Luxemburg werden, die vor dem Hintergrund ihres nicht eindeutigen Verhaltens während der Zeit der deutschen Besatzung von 1914 bis 1918 die Monarchie in so ernsthafte Gefahr brachte, dass eine Volksabstimmung über ihr Beibehalten durchgeführt wurde. Großherzogin Maria-Adelheid musste 1919 letztendlich zugunsten ihrer Schwester Charlotte abdanken, wie Hartweg (1976: 40) ausführt: 1918, qui avait marqué la disparition du système monarchique dans des nombreux pays, vit au Luxembourg une agitation anti-dynastique et antimonarchique. Un conseil d‘ouvriers et de paysans proclama la République. On rapprocha à la Grande-Duchesse son attitude ambiguë pendant la guerre, trop favorable à l’Allemagne, tout à l’opposé de celle du roi des Belges, et un ordre du jour proposant sa déchéance au Parlement fut repoussé de justesse. La chambre décida l’organisation d’un référendum sur la question dynastique et sur la révision de la Constitution. L’agitation de la rue gagna le Parlement et une motion réclamant l’abdication de la Grande-Duchesse et la déchéance de la dynastie fut votée par la gauche. La Grande-Duchesse Marie-Adelaïde abdiqua le 9 Janvier 1919 et le référendum du 10 mai confirma la forme monarchique du régime, 80% des électeurs (66811 voix) se prononçant en faveur de la Grande-Duchesse Charlotte, sœur de Marie-Adelaïde (16885 voix pour la République). In Bezug auf das Verhalten der luxemburgischen Regierung und von Großherzogin Maria-Adelheid in den Zeiten der deutschen Besatzung und den damit zusammenhängenden Ereignissen für die luxemburgische Monarchie äußern sich auch Horner/ Weber (2008: 74). Sie führen aus, dass einige Luxemburger sogar auf Seiten der französischen Armee kämpften, um ihre Ablehnung gegenüber dem Vorgehen der luxemburgischen Regierung auszudrücken: Sympathising with the Allied forces, a number of Luxembourgers had joined the French army during World War I. One source of national discord concerned the political position of the Luxembourgish government during World War I. Accusations of sympathy with Germany on the part of the monarchy added to increasing momentum in favour of its abolition. As a result, Grand-Duchess Marie-Adelaïde abdicted in favour of her sister, Charlotte. Shortly thereafter, in 1919, a referendum was held wherein the public voted in favour of retaining the monarchy, which had become closely affiliated with the major political party, the Party of the Right, in turn having links to the Catholic Church. <?page no="21"?> 21 Großherzogin Charlotte konnte in der Folge in teilweise erneut schwierigen Zeiten eine sehr lange Regentschaft bis 1964 absolvieren, als sie zugunsten ihres Sohnes Jean abdankte (Hoffmann 1979: 5). Dieser herrschte bis zum Jahre 2000, seitdem ist dessen Sohn Henri Großherzog von Luxemburg. Bezüglich der im weiteren Sinne sprachlichen Situation in Luxemburg weist Davis (1992: 143-144) auf die sich seit ca. 1850 entwickelnde Schwerindustrie hin und stellt gleichzeitig die Anfänge einer eigenen luxemburgischen Literatur fest, die sich im Folgenden zu einer eher als nationalistisch anzusehenden Gattung entwickeln sollte. Zudem bildete sich die Einsicht, dass die Bevölkerung sprachlich den industriellen Bedürfnissen gerecht werden sollte. Das im Jahre 1912 erlassene Schulgesetz, das das Lernen und den Gebrauch von Deutsch und Französisch regelte, orientierte sich hierbei am Sprachgebrauch der Oberschicht. Konkret äußerte sich dies beispielsweise darin, dass die klassischen Sprachen Latein und Griechisch über das Deutsche und das Französische, also über zwei alternierende Ausgangssprachen, erlernt wurden. Die Mehrsprachigkeit definierte in entscheidendem Maße den Bildungserfolg und somit auch das sozioökonomische Ansehen. Im Schulgesetz von 1912 wird das Luxemburgische als Unterrichtsgegenstand definiert, nicht jedoch als eigenständiges Fach eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine offiziell festgelegte Orthographie des Luxemburgischen. Davis (1992: 144) zufolge wurde die einsetzende Ausprägung eines luxemburgischen Nationalgefühls im 20. Jahrhundert durch die beiden Weltkriege unterbrochen, obgleich sich der luxemburgische Nationalismus und der Widerstand gegen die deutsche Besatzung gerade durch den Sprachgebrauch des Luxemburgischen ausgezeichnet haben. Trotz der eindeutigen Festlegungen in den Londoner Verträgen von 1839 und 1867 besetzten deutsche Truppen das Land am 2. August 1914 und blieben bis zum November 1918. Als eine Folge der Missachtung der Londoner Vereinbarungen kündigte Luxemburg Ende des Jahres 1919 seine Mitgliedschaft im Deutschen Zollverein und wandte sich seinem westlichen Nachbarn zu; im Juli 1921 kam es zum Abkommen über den wirtschaftlichen Zusammenschluss mit Belgien. Zu einer bedeutenden Stärkung des Nationalgefühls der Luxemburger trugen dann im Jahre 1939 die großen Feierlichkeiten anlässlich des Zentenariums der staatlichen Unabhängigkeit bei (Hoffmann 1979: 5, 11). Im Zusammenhang mit den territorialen Veränderungen und der Selbständigkeit bemerkt Weber (1994: 139): „1839 durch den Londoner Vertrag geteilt [...], bis 1890 weiterhin von niederländischen Königen, anschließend von eigener Dynastie Nassau-Weilburg regiert und (mit Unterbrechungen 1914 bis 1918 und 1940 bis 1945 durch deutsche Besetzungen) selbständig.“ <?page no="22"?> 22 Den historischen Anlass für die Feiern zur luxemburgischen Eigenständigkeit 1939 sieht Fehlen (2009: 31) kritisch: Angesichts der akuten Bedrohung durch Nazideutschland erstarkten Patriotismus und Sprachpatriotismus. In den 1939 organisierten Jahrhundertfeiern wurde eine mythologisierte Nationalgeschichte in unzähligen, selbst in kleinsten Ortschaften stattfindenden Festumzügen inszeniert und noch bis heute gilt das Datum von 1839, das eigentlich für empfindlichen territorialen Verlust und die Restauration der Herrschaft des niederländischen Königs steht, bei vielen Luxemburgern und auch in Übersichtsartikeln [sic! ] zur Sprachgeschichte als Datum der Unabhängigkeit. 1.2 Status quo Dieser Abschnitt analysiert den mündlichen Sprachgebrauch und später den schriftlichen. Die mediale Unterscheidung ist zu rechtfertigen, weil die drei in Frage stehenden Einzelsprachen in den beiden Domänen unterschiedlich gebraucht werden. Weber (1994: 138) führt in Anlehnung an Fishman (1972) aus, dass die einzelnen Sprachen nicht willkürlich oder zufallsbedingt gebraucht werden, sondern in bestimmten rekurrenten und typisierbaren, sozialen, kulturellen oder psychologischen Situationen, die als Domänen bezeichnet werden können. Während die Mündlichkeit vom Luxemburgischen und vom Französischen dominiert wird, zeichnet sich die Schriftlichkeit durch den überwiegenden Gebrauch des Französischen und des Deutschen aus. Die im letzten Abschnitt begonnenen historischen Ausführungen werden im Zusammenhang mit der Mündlichkeit fortgeführt, zumal die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkrieges vor allem auch den mündlichen Sprachgebrauch zu reglementieren versuchten, was insofern als gründlich gescheitert angesehen werden kann, als durch die diesbezüglichen deutschen Maßnahmen der Widerstand gerade durch den (verbotenen) Gebrauch des Luxemburgischen gestärkt wurde. Davis (1992: 149) bemerkt in diesem Zusammenhang: Luxembourgers consider both the German language and culture as external threats to political and cultural cohesion within their nation. Since World War II, Luxembourg has made a concerted effort to distinguish both its language and culture from that of its German neighbors. Bei der Verwendung der Dichotomie Mündlichkeit versus Schriftlichkeit ist darauf hinzuweisen, dass in der erstgenannten Domäne, wie bereits verschiedentlich erwähnt wurde und im Folgenden zu vertiefen sein wird, in der luxemburgischen Sprachgemeinschaft häufig Sprachwechsel <?page no="23"?> 23 zu verzeichnen sind. Gilles (2011: 47-48) schlägt eine grundsätzliche Unterscheidung in eine monologisch zu bestimmende Textsorte und in einen dialogisch angelegten Diskurs vor. Des Weiteren übt er an dem von Koch und Oesterreicher (1990) entwickelten Nähe-Distanz-Modell für die Beschreibung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit dahingehend Kritik, dass sich die einzelnen konstitutiven Merkmale für Nähe und Distanz nicht immer voneinander trennen ließen und dass es daher letztendlich auch für die Analyse der Kommunikation mit neuen Medien ungeeignet sei; er zieht diesem die beiden Ansätze von „Mündlichkeitspol“ und „Schriftlichkeitspol“ vor. Berg (1993: 100-101) setzt seine Kritik an dem Modell von Koch und Oesterreicher (1990) an den Diskurstraditionen Mündlichkeit versus Schriftlichkeit an: Wenn Luxemburgisch als Sprache und nicht als Dialekt des Deutschen angesehen wird, ist das Modell mit dem Nähe-Distanz-Kontinuum nicht anwendbar, da dem Deutschen in Luxemburg nicht die Attribute einer Distanzsprache zugeschrieben werden: In den seltenen Fällen, in denen Deutsch sprechsprachlich [...] überhaupt verwendet wird, erfolgt dies auf den ausschließlichen Rückgriff auf Hochdeutsch/ Schriftdeutsch/ Standarddeutsch. Zwar bleibt dabei die sprechsprachliche Realisierung meist etwas hinter der standardsprachlichen Norm zurück, ausschlaggebend ist jedoch die subjektive Intention des Sprechers (Berg 1993: 101). Im Einzelnen schlägt Gilles (2011: 49) folgende Beschreibungsdimensionen für die sprachliche Situation in Luxemburg vor: Das Kriterium der Medialität definiert er als Dichotomie, die sich durch die beiden Pole „medial schriftlich“ und „medial mündlich“ auszeichnet. Letzteres wird ergänzt durch ein Kontinuum auf konzeptioneller Ebene, dieses reicht von „konzeptional schriftlich“ bis „konzeptional mündlich“. Gilles (2011: 49) nennt als hierbei zu berücksichtigende Einzelsprachen Luxemburgisch, Deutsch und Französisch und fragt, ob diese nicht durch die unter der luxemburgischen Migrationsbevölkerung weit verbreiteten Sprachen Italienisch und Portugiesisch ergänzt werden sollten. In der konzeptionellen Mündlichkeit dominiert das Luxemburgische nach Gilles (2011: 55-57) deutlich, vor allem bei jüngeren Sprechern dürfte dem Luxemburgischen stets der Vorzug gegeben werden. In Bezug auf den Gebrauch des Luxemburgischen in den elektronischen Medien bemerkt Gilles (2011: 58): <?page no="24"?> 24 Die neuen Medien und ihr primär konzeptionell-mündlicher Charakter können also dazu dienen, breiteren Bevölkerungsschichten den Zugang zur luxemburgischen Textproduktion und -rezeption zu eröffnen, wodurch es dann auch zu einer generellen Stärkung des Luxemburgischen als Schriftsprache kommen kann. Die orthographische Variation im spontan-persönlichen Luxemburgischen ist enorm hoch, phonetisch basierte Ad-hoc-Schreibungen sind neben Anleihen an die standarddeutsche Orthographie weit verbreitet. Gilles (2011: 60) weist auf den Versuch hin, auf der luxemburgischen Wikipedia-Internetseite eine luxemburgische Fachterminologie zu errichten und stellt fest, dass diese sich bereits durch eine „nahezu fehlerfreie Orthographie“ auszeichnet. Dieses Projekt befindet sich noch im Anfangsstadium und es ist nicht klar, in welchem Maße die Seite tatsächlich genutzt wird. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob im Kontext der Mehrsprachigkeit eine spezifisch luxemburgische Fachsprache nötig ist. Gilles (2011: 60) würdigt die luxemburgische Wikipedia-Ausgabe wie folgt: „Die Autoren und Übersetzer testen hier die Leistungsfähigkeit des Luxemburgischen als Fachsprache und leisten damit wertvolle Arbeit am Sprachausbau.“ Auf die Anfänge des Ausbaus des Luxemburgischen geht Fehlen (2007: 34) ein und stellt fest, dass dieser eher von der Mittelschicht denn von der Oberschicht gefördert wurde und ohne explizite politische Unterstützung erfolgt ist: Der Ausbau der Luxemburger Sprache erfolgte tendenziell gegen die Eliten und wurde hauptsächlich von gebildeten Mittelschichten, besonders auch von Grundschullehrern getragen, ohne dass dieser Prozess von einer expliziten Sprachenpolitik begleitet worden wäre. Des Weiteren sieht Fehlen (2007: 36) eine Segmentierung des Arbeitsmarktes in einen Luxemburgisch sprechenden Teil und in einen anderen Teil, in dem das Luxemburgische nicht gesprochen wird. Dieses bringt einen tiefgreifenden Wechsel der Gewichtung innerhalb der legitimen multilingualen Sprachkompetenz mit sich, weil das Luxemburgische einen höheren Stellenwert erhält und zudem stellt seine Kenntnis einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den frontaliers dar. Grundsätzlich kann eine führende Position im Arbeitsleben jedoch kaum ohne entsprechende Französischkenntnisse erworben werden: „Les professions demandant un niveau d’instruction plus élevé sont plus portées vers le français“ (Fehlen 2009: 83). Die eigentliche Ursache für den Unmut in letzter Zeit, nicht nur bei Schülern, gegenüber dem Französischen ergibt sich für Fehlen (2007: 36) aus der Aufwertung des Luxemburgischen und damit verbunden der Zurückweisung der historisch gewachsenen Mehrsprachigkeit und vor <?page no="25"?> 25 allem des Französischen. Dieses wird andererseits als Bedrohung eines konstitutiven Bestandteils der luxemburgischen Identität angesehen. Fehlen (2007: 37) verlangt eine offensive Sprachenpolitik, die sich dieser Thematik nachhaltig annimmt: Angesichts der realen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen bedarf es einer offensiven Sprachenpolitik, die eine Antwort auf die doppelte Frage liefert: Wie kann man die traditionelle Mehrsprachigkeit weiter erhalten und ausbauen und gleichzeitig der Luxemburger Sprache den Platz sichern, der ihr in einem Europa zukommt, das die kleinen Sprachen fördern will, sogar wenn sie nicht Nationalsondern ,nur‘ Regionalsprachen sind? Im Folgenden soll nun der mündliche Sprachgebrauch in Luxemburg analysiert werden, so wie er sich seit 1940 entwickelt hat und die Grundlage für das heutige Sprachengefüge im Land schuf. 1.2.1 Mündlichkeit Den sich ändernden Sprachgebrauch der deutschen Besatzer thematisiert Hoffmann (1992: 155-156): Die Zweisprachigkeit Deutsch-Französisch wurde während der Verantwortung der Besatzung Luxemburgs durch die Wehrmacht von Mai bis August 1940 respektiert, weil die Wehrmacht keine sprachenpolitischen oder ideologischen Ziele verfolgte, sondern an einer reibungslosen Kommunikation interessiert war. Dieses änderte sich jedoch mit der Übernahme der Verwaltung durch die NSDAP im August 1940, als aus dem Gau Koblenz-Trier der Gau „Moselland“ wurde, um Luxemburg an das Großdeutsche Reich zu annektieren. Dieses Vorgehen sollte nach Hoffmann (1992: 156, 158) nach außen hin als Vollziehung des luxemburgischen Volkswillens getarnt werden 4 . In der Folge wurde die französische Sprache aus dem öffentlichen Leben und aus der Schule in Luxemburg verbannt, das Französische wurde lediglich als Unterrichtsfach an humanistischen Gymnasien beibehalten. Auf primitive Weise haben sich die Nazis über alles Französische lustig gemacht und beispielsweise auch die ausschließliche Verwendung der Frakturschrift angeordnet. Horner/ Weber (2008: 74-75) führen aus, dass die Germanisie- 4 Auf die Vorgeschichte der lang sich anbahnenden deutschen Besetzung Luxemburgs zur Nazizeit geht Fehlen (2013: 45) ein: „Die Gleichsetzung von Volk und Sprache, die den deutsch-nationalen Diskurs seit Beginn des 19. Jahrhunderts prägt, muss als Legitimation für die Annexionsgelüste herhalten und führt gar in den 1920er Jahren mit der Westforschung zur Konstituierung einer neuen, interdisziplinären Wissenschaft, die die Rückeroberung der westlichen Marken legitimieren soll.“ <?page no="26"?> 26 rung von Eigennamen und auch Straßennamen vor allem zu Lasten der französischen Bezeichnungen erfolgte, so wurde aus dem marché aux poissons der ‚Fischmarkt‘, aber auch persönliche Eigennamen wurden germanisiert, so wurde aus Jean Juncker der deutsch klingende ‚Johann Junker‘. Kramer (1992: 205) ergänzt, dass die deutschen Besatzer bestrebt waren, die „Gleichschaltung“ durchzuführen und alle luxemburgischen Eigenheiten in der Sprache zu tilgen, wie auch insgesamt den Gebrauch von Französisch in der Öffentlichkeit. Dieses betraf auch Wendungen wie das auf das Französische adieu zurückzuführende äddi als Grußformel oder der Gebrauch von merci villmools, um sich zu bedanken. Nachdem am 10. Mai 1940 die deutsche Wehrmacht in Luxemburg eingefallen war, gingen Großherzogin Charlotte und die Regierung ins Exil, zunächst nach England, später in die USA und nach Kanada (Hoffmann 1979: 5-6). Die Auflehnung gegen die Okkupation erreichte in Luxemburg zwei Höhepunkte: Zunächst am 10. Oktober 1941, als die von den deutschen Besatzern initiierte Volksbefragung mit annektierender Zielsetzung abgebrochen werden musste, und dann im September 1942, als in Luxemburg der erste im besetzten Europa verkündete Generalstreik stattfand, der von allen Schichten getragen wurde und Ausdruck des Protests sowohl gegen die Eingliederung Luxemburgs ins Großdeutsche Reich als auch gegen die Einberufung der jungen Luxemburger in die Wehrmacht war (Hoffmann 1979: 6). Hartweg (1976: 40-41) rekapituliert die Ereignisse im Zusammenhang mit der Besatzung durch das nationalsozialistische Deutschland unter Berücksichtigung des Leidens, das diese für die luxemburgische Bevölkerung bedeutete und erläutert an dieser Stelle die daraus resultierende Ablehnung vor allem der deutschen Sprache: En 1940, la Grande-Duchesse et sa famille quittèrent leur capitale pour Lisbonne, puis l’Amérique, pendant que le gouvernement s’établissait à Londres [sic! ] puis au Canada. Le Gauleiter Simon ordonna la dissolution de la Chambre et du Conseil d’Etat. A la libération la position de la dynastie et de la monarchie se trouva renforcée, la population y ayant trouvé un symbole de la résistance à l’annexion. La dure occupation allemande (mai 1940 - septembre 1944 et retour de l’occupant après l’offensive des Ardennes) avait laissé dans le peuple luxembourgeois une profonde amertume dont les incidences linguistiques furent durables. L’occupant allemand avait voulu proclamer l’annexion de jure du Luxembourg au Reich sur la base de la théorie du ,Volkstum‘, en arguant du fait que la langue maternelle des Luxembourgeois était l’allemand. Un recensement qui eut lieu le 10 octobre 1941 comportait entre autres questions celle de la nationalité et de la langue maternelle; les Allemands avaient exigé la réponse ALLEMAND(E) afin de justifier l’annexion et en prétendant que le luxem- <?page no="27"?> 27 bourgeois n’était pas une langue car il n’y avait pas de nationalité luxembourgeoise; malgré les pressions et les menaces, 97% des luxembourgeois avaient répondu: LUXEMBOURGEOIS(E), ce qui fit échouer l’opération. Comme l’Alsace et la Lorraine thioise, le Grand-Duché fut soumis à une brutale politique de germanisation. Les institutions furent supprimées, l’usage de l’allemand déclaré obligatoire, la grève générale du 1 er septembre 1942 réprimée avec cruauté. Un mouvement favorable à l’intégration au Reich (Volksdeutsche Bewegung) fut organisé et le Grand- Duché rattaché au ,Gau Moselland‘. Les habitants furent forcés d’adhérer aux diverses organisations du parti nazi et 12000 jeunes Luxembourgeois enrôlés de force dans la Wehrmacht (plus de 3000 morts et disparus, 5000 désertions et 5000 déportations) … . Une vague d’arrestations suivit la libération au printemps 1945. En 1943 une modification du code pénal signée par la Grande-Duchesse avait prévu la peine de mort pour ceux qui avaient volontairement combattu contre le Grand-Duché et ses alliés ou favorisé l’annexion, et des peines de prison pour ceux qui avaient collaboré à la destruction des structures étatiques ou pour les dénonciations (ces peines pouvaient aller jusqu’à la peine de mort si la dénonciation avait entraîné la mort d’un patriote). Certains préconisaient même - voulant extirper le mal à la racine - l’annulation de tous les examens passés pendant l’occupation. Une vague d’épuration pourchassa les collaborateurs, et des champs de travail furent organisés pour la reconstruction du pays. Quatre personnes accusées de haute trahison furent exécutées, dont le professeur Damina Kratzenberg, chef de la ,Volksdeutsche Bewegung‘ qui préconisait une germanisation totale du pays. Ce rappel un peu long d’événements récents nous semblait nécessaire pour expliquer que la suppression de l’allemand comme langue officielle était souhaitée par une très large fraction de la population (Hervorhebungen übernommen). Die Fragen 5, 8 und 9 der von den Nazis im Oktober 1941 initiierten „Personenstandsaufnahme“ betrafen nach Fröhlich (1996: 468) die Staatsangehörigkeit, die Volkszugehörigkeit und die Muttersprache und sollten im Sinne der Organisatoren prodeutsch beantwortet werden: „Die Fragen wurden nahezu geschlossen getreu der rasch ausgegebenen Parole ‚driemol lëtzebuergesch‘ beantwortet [...]“, so dass die Befragung gescheitert und eingestellt worden ist, weil die deutschen Besatzer ein anderes Ergebnis erwartet hatten. Mit der Definition des Widerstands vor allem auch über den mündlichen Gebrauch des Luxemburgischen und dem somit maßgeblich entstandenen luxemburgischen Nationalbewusstsein befassen sich ausführlich Horner/ Weber (2008: 74-75): This rebellion against Nazi authority is referred today as dräimol Lëtzebuergesch, ‚three times Luxembourgish‘. A more visible form of resistance took place in 1942, after it was announced that Luxembourgers (than declared <?page no="28"?> 28 to be German citizens) were to be drafted into the Nazi-German army and sent to the Eastern front. This proclamation resulted in the outbreak of numerous strikes in various parts of the country, an event which is referred to today in collective terms as the ‚Generalstreik‘, general strike. [...] This process, in combination with other events, had a great impact on the value of the Luxembourgish language: it allowed for links to be forged between language, national identity and resistance. The voice of Grand Duchess Charlotte served to rally the population during the occupation. Speeches by the sovereign, read in Luxembourgish, were disseminated via the BBC in London, where the monarchy and most of the government had gone into exile. Vor 1940 war es undenkbar, dass die Großherzogin Ansprachen auf Luxemburgisch hielt. Auch hierdurch begünstigt konnte das Luxemburgische zum Kennzeichen der Résistance werden, weil die deutschen Besatzer es Kramer (1992: 205) zufolge als Dialekt wie das Sächsische oder Bayerische behandeln wollten. Den Versuch des nationalsozialistischen Deutschlands, die Luxemburger Eigenständigkeit zunichte zu machen, wertet Kramer (1995: 394) als entscheidenden Faktor dafür, dass die Luxemburger die Aufwertung des Status ihrer eigenen Sprache befürworteten. Dieses gilt auch in Bezug auf die Schriftlichkeit, wie Kramer (1996: 130) feststellt: „[...] [D]ie Résistance artikulierte sich mündlich wie schriftlich ganz selbstverständlich auf Lëtzebuergesch.“ Direkt nach Kriegsende befasst sich Hess (1946: 100) mit der Notwendigkeit einer autonomen Sprache und vergleicht die Situation von Luxemburg mit derjenigen der Niederlande: Die bösen Erfahrungen der Besetzungszeit 1940-1944 haben uns gelehrt, daß eine eigene Sprache gegenüber den Machtansprüchen fremder Gewaltmenschen, die sich mit dem Mäntelchen der Gesetzmäßigkeit umkleiden, eine feste Burg sein kann. Wir wurden hauptsächlich zu Deutschen gestempelt, weil unsere Sprache deutsch sein soll. Einem Usurpator fehlt es nie an Vorwänden; andere Mittel hätten wohl auch dem bösen Zweck genügt. Das Holländische hat sich längstens aus einem Zweig des Niederdeutschen zum eigenen Baum ausgewachsen, und das kam dem Lande zugute, denn aus der Sprache konnte der Feind keine Rute schneiden, mit der er die Holländer in die deutsche Volksgemeinschaft hätte hineinpeitschen können. Am 10. September 1944 wurde Luxemburg durch US-Truppen von der Nazi-Herrschaft befreit, im Laufe der Ardennenoffensive vom 16. Dezember 1944 wurde jedoch ein Drittel des Landes erneut besetzt und ein großer Teil des Nationalvermögens zerstört (Hoffmann 1979: 6). Mitunter tun sich Unklarheiten über den genauen Zeitpunkt des Endes der deut- <?page no="29"?> 29 schen Besetzung des Großherzogtums auf, der aus geographischer Sicht zu differenzieren ist. Pauly (2011: 101-102) spricht in diesem Zusammenhang vom „doppelte[n] Kriegsende“ und führt aus: Vorbereitet von Bombardements durch alliierte Kampfflugzeuge, die nicht nur Eisenbahnanlagen und kriegswichtige Industrien, sondern auch Wohngebiete trafen, erreichte die 5. Panzerdivision der 12. US-Armee am 9. September 1944 die Luxemburger Grenze und zog am 10. September in die Hauptstadt ein. Drei Tage später waren 90% des Territoriums befreit. Wegen Versorgungsengpässen und aus taktischen Gründen rückte die US-Armee nicht in die Grenztäler zu Deutschland vor. [...] [D]ie deutsche Wehrmacht setzte am 16. Dezember 1944 zur Rundstedt-Offensive an [...] und [besetzte] den gesamten Norden des Landes ab Echternach erneut [...]. War das Land bis dahin weitgehend von eigentlichen Kriegshandlungen und -schäden verschont geblieben, führten die erbitterten Kämpfe zwischen der 3. US-Armee unter General Patton und den Wehrmachtseinheiten Ende 1944 zu erheblichen Zerstörungen im Ösling. Erst am 22. Februar 1945 war das Territorium definitiv befreit. Am 14. April 1945 kehrte auch Großherzogin Charlotte aus dem Exil zurück. Der daraufhin ab Anfang 1945 erfolgte Wiederaufbau konnte im Jahre 1952 beendet werden und war finanziell vom luxemburgischen Staat garantiert (Hoffmann 1979: 6). Fehlen (2009: 33) geht auf das Ende der offiziellen Zweisprachigkeit von Deutsch und Französisch ein: „In der Verfassungsänderung vom 6. Mai 1948 wird der Artikel, der das Gleichgewicht zwischen Französisch und Deutsch garantierte, nach hundert Jahren aufgehoben [...].“ Bei der Verfassungsrevision von 1948 lagen gegen das Französische keinerlei politische Bedenken vor, als einzige Amtssprache wäre es den Bedürfnissen des Landes jedoch nicht gerecht geworden, wie Fröhlich (1996: 468) konstatiert. Kramer (1996: 130) pointiert diese Alternative wie folgt: Auch das Französische war keine wirkliche Lösung: Eine relativ problemlose, für alle Alltagssituationen ausreichende Beherrschung dieser schwierigen Sprache durch alle Kreise der Bevölkerung war natürlich illusorisch, so daß eine allzu starke Forcierung der Rolle des Französischen einen Keil zwischen gebildete und weniger gebildete Luxemburger getrieben hätte, was niemand wollen konnte. Die in der Verfassungsänderung von 1948 angekündigte gesetzliche Neuregelung über den Gebrauch der Sprachen ließ bis 1984 auf sich warten und wird im folgenden Abschnitt 1.2.2 der vorliegenden Studie analysiert, da es in erster Linie den offiziellen schriftlichen Sprachgebrauch festlegt. <?page no="30"?> 30 Als eine Folge des Krieges kam es im Jahre 1958 mit Belgien und den Niederlanden zur Schaffung des gemeinsamen Wirtschaftsraums Benelux; bereits 1957 war Luxemburg Gründungsmitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG, die die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg des Landes bis Mitte der 70-er Jahre des 20. Jahrhunderts bilden sollte (Davis 1992: 145). Hartweg (1976: 42-43) weist auf die Bedeutung des Beitritts Luxemburgs nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive hin, sondern geht auch auf seinen Beitrag zur Stärkung der französischen Sprache innerhalb der Europäischen Union ein: Le Luxembourg a fourni à la constitution des Communautés Européennes et du Benelux - comme il l’avait déjà fait au moment de l’Entente Internationale de l’Acier en 1927 - un rapport dépassant de loin son importance démographique et politique. Du point de vue linguistique il a contribué à renforcer la position du français comme langue communautaire. Il n’est donc pas étonnant que la capitale du pays où est né R. Schuman ait été choisie comme siège d’organismes communautaires. Unterdessen hat sich die wirtschaftliche Lage des Landes seit Mitte der 1960-er Jahre deutlich konsolidiert. Seitdem ist die Mosel kanalisiert und der Anschluss Luxemburgs an die Rheinschifffahrt und somit über die belgischen und niederländischen Häfen an die Hochseeschifffahrt gewährleistet, so dass die Stahlprodukte auf dem Seeweg das Land verlassen können (Hartweg 1976: 44). Im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise in Luxemburg kam es 1975 zu einem Absatzrückgang um 28% beim die luxemburgische Schwerindustrie dominierenden Konzern ARBED 5 und damit einhergehend zum Abbau von 25.000 Stellen im Jahre 1970 auf nur noch 11.000 Beschäftigte 1985. Dieser Beschäftigungsrückgang wurde einerseits durch Frühpensionierungen aufgefangen und andererseits durch die starke Ausweitung des tertiären Sektors; nach Davis (1992: 145- 146) wurde so aus einer blue collareine white collar-Arbeitnehmerschaft. Horner/ Weber (2008: 75-76) zufolge erstarkte der Dienstleistungssektor, namentlich die Banken, aufgrund der Stahlkrise in den 1960-er und 70-er Jahren, womit die Basis für den heutigen Wohlstand geschaffen wurde, der dazu führte, dass Luxemburg verstärkt zum Immigrationsland wurde und immer weniger Luxemburger selbst emigrierten. Französisch wird in Luxemburg unabhängig vom Bildungsstandard immer häufiger gesprochen und gleichzeitig kann eine Zunahme des 5 Hartweg (1976: 44) zufolge stützt sich die luxemburgische Stahlindustrie vor allem auf die ARBED, deren genaue Bezeichnung Société Anonyme des Acieries Réunies de Burbach-Eich-Dudelange lautet. In der ARBED aufgegangen sind die HADIR, also die Société Anonyme des Hauts Fourneaux et Acieries de Differdange-St. Ingbert-Rumelange sowie die MMR, was für Société Minière et Métallurgique de Rodange steht. <?page no="31"?> 31 Luxemburgischen in der Schriftlichkeit festgestellt werden, wie Gilles (2011) exemplarisch anhand der luxemburgischen Wikipedia-Homepage dargelegt hat (cf. § 1.2 der vorliegenden Studie). Horner/ Weber (2008: 71) stellen in Zusammenhang mit den beiden genannten Entwicklungen fest: Two [...] recent changes regarding language use in Luxembourg are of direct relevance to the present study as they can be seen to affect Luxembourg’s trilingualism: an increasing use of French as a spoken language together with the more frequent appearance of Luxembourgish as a written language, thus leading to a partial inversion of the traditional roles of Luxembourgish and French in the Grand Duchy. Both developpments are connected to the sociodemographic factors already mentionned: while many of the French-speaking residents and frontaliers also speak Luxembourgish, many others do not and often resort to using French as a lingua franca with Luxembourgish and non-Luxembourgish speakers alike. Auf die Möglichkeit, dass man erstmals in Luxemburg leben könne, ohne Luxemburgisch zu sprechen, so wie es bei 20% der Einwohner der Fall sei, die anstelle dessen vor allem das Französische verwenden, geht Fehlen (2002: 96) ein. In Bezug auf die Veränderungen im Sprachverhalten der luxemburgischen Wohnbevölkerung unterstreicht Fehlen (2011: 6, 7) knapp zehn Jahre später, dass die Stellung des Luxemburgischen innerhalb des Sprachengefüges gesichert ist und sogar als gefestigt angesehen werden kann: Im öffentlichen Leben ist Luxemburgisch wegen der hohen Zahl der Grenzpendler, die weniger multilingual als die Wohnbevölkerung sind, weniger präsent. [...] Auch wenn Luxemburgisch eine kleine Sprache ist, so ist sie keineswegs bedroht. Die Zahl ihrer Sprecher nimmt zu und ihr Ausbau zur Vollsprache besonders auch im schriftsprachlichen Bereich schreitet voran. Leider sind bislang kaum Erhebungen zum tatsächlichen Sprachgebrauch in Luxemburg durchgeführt worden, die explizit die gesprochene Sprache berücksichtigen würden. Dieser Thematik widmen sich aus soziologischer Perspektive vor allem die so genannten Baleine-Studien (Fehlen et al. 1998 und Fehlen 2009) und Davis (1994). Horner/ Weber (2008: 71) halten fest: [...] [I]t is not possible to provide comprehensive statistics on language use in Luxembourg. Statistics are unavailable because the census does not include any questions about language use. Moreover, very little sociolinguistic research based on spoken language use in Luxembourg has been conducted to date. <?page no="32"?> 32 Vor allem in Bezug auf die allgemein besseren Französischkenntnisse stellt Fehlen (2002: 94) einen Anstieg der Mehrsprachigkeit insgesamt fest, der jedoch nicht alle Schichten der luxemburgischen Gesellschaft gleichermaßen erreicht: But also multilingualism is increasing. In general more Luxembourgers speak better French than ever, as they are going to school longer and as they have more opportunities to communicate in that language. This is not true for most elderly and the less educated people, who in many communication situations are forced to use in their own country a foreign language they do not master well. Das Französische ist im Arbeitsalltag in Luxemburg nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl der frontaliers sehr präsent, wie Fehlen (2006: 151) ausführt, und scheint vor allem in der Hauptstadt die wichtigste Sprache für die alltägliche Kommunikation geworden zu sein: Le nombre élevé de travailleurs frontaliers venant de France et de Belgique a contribué à renforcer l’importance du français dans le cadre du travail. Les frontaliers francophones étant surreprésentés dans des secteurs avec un fort contact avec la clientèle, comme le commerce et l’horeca, leur présence dans la vie publique est encore plus importante que leur poids numérique dans les statistiques de l’emploi. Et ceci surtout dans la ville de Luxembourg où la langue française semble devenir la langue de communication principale. Das Paradoxon, dass die Luxemburger das Französische sehr gern unmarkiert, also sich am bon usage orientierend sprechen 6 , das Deutsche hingegen gern mit französischen und luxemburgischen Elementen bereichern, thematisiert Fehlen (2007: 34) und zitiert Kramer (1984: 210) wie folgt: Während man beim Französischen eine möglichst ‚unauffällige‘, das heißt wenig vom Pariser Modell abweichende Sprachform anstrebt, das höchste Ziel also darin besteht, nicht mehr als Luxemburger ‚aufzufallen‘, ist beim Deutschen vielmehr besonders attraktiv, sich durch Verwendung vieler französischer und luxemburgischer Elemente vom Durchschnittsdeutsch abzuheben und Eigenständigkeit deutlich zu machen. Die folgende gut 30 Jahre alte Aussage von Pier/ Schwall (1982: 49) dürfte heute noch in Bezug auf die originären Luxemburger gültig sein: „Tous les Luxembourgeois parlent exclusivement le luxembourgeois, aussi bien en famille que dans leurs relations avec les autorités jusqu’au niveau le 6 Die Angst, im Französischen nicht der sprachlichen Norm gerecht zu werden, ist nach Fehlen (2013: 39) „auch in Luxemburg ein bestbekanntes Phänomen.“ <?page no="33"?> 33 plus élevé.“ Das Sprachverhalten in Luxemburg hat sich in den letzten Jahrzehnten jedoch dahingehend verändert, dass die Vielzahl der Immigranten nicht imstande ist, sich in diesem Ausmaß des Luxemburgischen zu bedienen und daher auf das Französische zurückgreift, das nach dem Sprachengesetz von 1984 über einen exponierten Status im Land verfügt. Die Luxemburger streben es an, entsprechend dem bon usage dem französischen Standard möglichst nahe zu kommen. Diesem Anspruch werden die originären Luxemburger häufig eher mehr denn weniger gerecht; Dietrich (2004a: 312) zufolge besteht beim Fremdsprachenerwerb im Allgemeinen jedoch häufig ein geringer Anpassungsdruck: „Infolge des geringeren Anpassungsdrucks führt der Zweitspracherwerb in den allermeisten Fällen nicht zu dem selben Ergebnis vollständiger Sprachbeherrschung wie es im Erstspracherwerb der Fall ist.“ Dieser kleinere Anpassungsdruck ist bei den Luxemburgern in Bezug auf die Französischkenntnisse jedoch eher weniger festzustellen, im Gegenteil, sie erwarten auch von anderen, Französisch möglichst in Einklang mit dem bon usage zu sprechen; eine Erwartung, der nicht nur die meisten Immigranten im Lande nicht gerecht werden. Zunächst einmal ist zu bedenken, dass die Immigranten in der Regel nicht aus den sozial höheren Schichten ihrer Heimatländer entstammen und somit auch von ihrer Schulbildung her das gesprochene Französisch kaum auf dem Niveau der Pariser Norm erlernt haben. Zudem dient dieser Bevölkerungsgruppe, die vor allem aus romanophonen Ländern stammt, das Französische in erster Linie als Umgangssprache einerseits zur Verständigung untereinander und andererseits zur Kommunikation mit den originären Luxemburgern. Es stellt sich also die Frage, ob und inwiefern sich in Luxemburg im vergangenen halben Jahrhundert eine weitere sprachliche Varietät gebildet hat, also eine Art ‚Umgangsfranzösisch‘, das nur auf gesprochensprachlicher Ebene existiert. Gegen diese dürften sich dann vermutlich auch die in § 4 der vorliegenden Studie zu analysierenden Ressentiments gegen das Französische richten. Bei der Wahl einer Sprache ist die Frage sehr interessant, in welcher Sprache ein Unbekannter angesprochen wird: In der folgenden Abbildung ist links die bevorzugte Einzelsprache der Luxemburger gegenüber ausländischen Gesprächspartnern zu sehen, rechts die von den Ausländern gegenüber den Luxemburgern präferierte Sprache. Während in dieser Situation die Ausländer gut doppelt so häufig das Luxemburgische verwenden, geben die Luxemburger ganz klar dem Französischen den Vorzug. Entsprechendes gilt für Brüssel, wie Kramer (1984: 101) bemerkt: „Ein Unbekannter wird einen in Brüssel selten auf Niederländisch ansprechen, wenn er etwas Französisch kann.“ <?page no="34"?> 34 Die Luxemburger sprechen einen Unbekannten kaum auf Deutsch an; die 8% der Ausländer, die sich an eine ihnen unbekannte Person in Luxemburg auf Deutsch wenden, dürften wahrscheinlich die Deutschen selbst sein, da keinerlei Gründe erkennbar sind, weshalb ein Belgier oder ein Franzose einen Unbekannten in Luxemburg auf Deutsch ansprechen sollte. Problematisch bleibt an dieser Stelle die Abgrenzung von Luxemburgern und Ausländern; es wird nicht näher erläutert, welcher Gruppe beispielsweise die frontaliers zugeordnet werden oder aber die Immigranten. Langues utilisées entre Luxembourgeois et étrangers Langues utilisées entre étrangers et Luxembourgeois luxembourgeois 15% 33% français 79% 58% allemand 2% 8% anglais 2% 1% Abbildung 1. Die Übersicht verdeutlicht auf beeindruckende Weise, dass für die Wahl der Anrede eines Unbekannten für Luxemburger das Deutsche eine zu vernachlässigende Rolle spielt. Auch aus dem Zitat eines Studierenden an der Université du Luxembourg am Anfang der Einleitung der vorliegenden Studie ergibt sich, dass für ihn latent das Luxemburgische und das Französische zur Verfügung stehen, um einen unbekannten Verkäufer anzusprechen, und dass das Deutsche für ihn in dieser Situation nicht in Frage käme. Auch die Informantin 1 (Zeile 104-123) aus der vorliegenden Untersuchung bestätigt den Eindruck, dass dem Deutschen im mündlichen Alltag zumindest eines Teils der Luxemburger kein besonderes Gewicht zukommt. Insofern darf und soll an dieser Stelle die Frage aufgeworfen werden, ob die allgemein proklamierte Dreisprachigkeit der Luxemburger wirklich der alltäglichen kommunikativen Realität entspricht. Gewiss ist an dieser Stelle eine diatopische Differenzierung vorzunehmen, da in den dünner besiedelten und ländlich geprägten Gegenden im Norden und Osten Luxemburgs, die an die germanophonen Gebiete in Belgien und Deutschland grenzen, der alltägliche mündliche Gebrauch der französischen Sprache nicht so große Ausmaße annehmen <?page no="35"?> 35 dürfte 7 wie in der Hauptstadt und ihrer Umgebung sowie im Minette im Süden des Landes. Sollte sich der Eindruck verstetigen, dass das Deutsche im kommunikativen Alltag der luxemburgischen Bevölkerungsmehrheit auf mündlicher Ebene kaum zum Zuge kommt 8 (vgl. Kramer 1986: 243), wäre zu hinterfragen, ob dem Deutschen nicht in der Schule eventuell ein zu großes Gewicht zukommt (cf. § 3 der vorliegenden Studie). Die geringe Verwendung korreliert mit den ablehnenden Attitüden dem Deutschen gegenüber, die Fehlen (2009: 44-45) vor fünf Jahren festgestellt hat: In Luxemburg [wird] Deutsch eindeutig als Fremdsprache empfunden, als die Sprache des großen deutschen Nachbarn, zu dem auch die jungen Generationen noch ein sehr ambivalentes Verhältnis haben. Je niedriger der Bildungsgrad desto größer bei Luxemburgern die Wahrscheinlichkeit über die Medien (Fernsehen, Bild-Zeitung) an der deutschen (Populär-) Kultur teilzunehmen, ohne dafür im gleichen Masse [sic! ] die traditionellen antideutschen Gefühle abzulegen. [...] Deutsch [steht] mit dem Französischen in einem Konkurrenzverhältnis und zwischen beiden gibt es eine klare funktionale Trennung und ein eindeutiges Prestigegefälle: das Französische wird für formelle, juristische und kulturelle Texte verwendet und das Deutsche für Gebrauchstexte. [...] Deutsch wird von den Luxemburgern nicht nur als altmodischste, hässlichste und grobschlächtigste der vier Sprachen [Luxemburgisch, Französisch, Deutsch und Englisch] angesehen, auf einer Zehner-Skala von nützlich bis überflüssig schneidet es auch am schlechtesten ab: [...] Am nützlichsten seien Französisch und Englisch mit je 1,7; gefolgt von Luxemburgisch (2,1) und Deutsch (2,5). Auf einer Skala von schön (1) bis hässlich (10) bekommen die vier Sprachen folgende Bewertung: Französisch wurde von 1044 befragten Luxemburger [sic! ] als die schönste Sprache (Mittelwert 2,1) angesehen, gefolgt von Luxemburgisch (2,5) und Englisch (2,8). Deutsch schnitt am schlechtesten ab (mit einem Mittelwert von 4), dabei fällt auf, dass mit zunehmender Schulbil- 7 Der Verfasser der vorliegenden Studie war bei einem Besuch der wunderschönen, auf drei Seiten von deutschem Gebiet umgebenen Stadt Echternach im Sommer 2010 sehr überrascht, dass die Gastronomie ausschließlich französischsprachig war, sowohl in Bezug auf die Speisekarten als auch in Bezug auf die mündliche Kommunikation mit den Kellnern. 8 Auch in rezenten Überblicksarbeiten zum Deutschen in Luxemburg wie beispielsweise der von Sieburg (2013: 81-106) fällt auf, dass diese primär die luxemburgische Mehrsprachigkeit referieren; auf die in Luxemburg gesprochene und geschriebene deutsche Sprache an sich, also aus linguistischer Perspektive, jedoch nicht weiter eingehen. Gerade in diesem Zusammenhang ist zumindest die Frage aufzuwerfen, ob es nicht doch sprachliche Universalia im Deutschen in Luxemburg gibt, weil die Luxemburger an sich gerade nicht bestrebt sind, Deutsch möglichst an der Norm orientiert zu sprechen oder zu schreiben; wie wiederholt in der vorliegenden Untersuchung ausgeführt, steht dieses im absoluten Gegensatz zum Gebrauch des Französischen. <?page no="36"?> 36 dung Deutsch als hässlicher empfunden wird (Primärschulabschluss 3,1; universitärer Abschluss 4,4). Lehrer (mit 4,7) haben ein besonders schlechtes Bild vom Deutschen. Die Ablehnung der deutschen Sprache durch die luxemburgische Bevölkerung spiegelt sich im direkt sprachlichen Verhalten der Regierung wider, die sie lediglich im Umgang mit germanophonen Staaten verwendet. Zudem hatte sie es abgelehnt, an der Reform der deutschen Rechtschreibung Mitte der 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts mitzuwirken, wie Fehlen (2009: 46) auf beeindruckende Weise schildert: In seiner Außendarstellung benutzt der Luxemburger Staat, der Mitglied der Gemeinschaft der französischsprachigen Staaten ist und regelmäßig an deren Gipfeln teilnimmt, französisch. Deutsch wird nur im bilateralen Verkehr mit deutschsprachigen Staaten gebraucht. Ausdruck der ambivalenten Beziehung zur deutschen Sprache ist die indifferente Haltung des Erziehungsministeriums gegenüber der deutschen Rechtschreibreform. Es hat sich als nicht zuständig für eine Mitarbeit an der zwischenstaatlichen Kommission erklärt und die Wiener Absichtserklärung von 1996, anders zum Beispiel als der weniger betroffene belgische Nachbar, der allerdings eine offizielle deutsche Sprachminderheit hat, nicht unterschrieben, weil, so die zuständige Ministerin, [Luxemburg] nicht deutschsprachig sei. [Question 459 (3.7.96) concernant l’introduction de la réforme de l’orthographe. Von den vier parlamentarischen Anfragen zu diesem Thema waren drei auf Französisch formuliert.] Dass Deutsch faktisch eine Amtssprache ist, fällt ihr als Argument nicht ein. Dass es Unterrichtssprache ist, reicht ihr zur Teilnahme am Reformprozess nicht aus. [Das Ministerium wird nur einen Rundbrief (circulaire ministérielle du 20.3.1997) an die Schulen schicken, um die Modalitäten der ‚selbstverständlichen‘ Übernahme der Reform zu regeln.]. Wie unerwünscht der Gebrauch des Deutschen in offiziellen Situationen heute noch ist und wie schlecht es ankommt, wenn man als Deutscher darauf hinweist, dass Deutsch doch Landessprache in Luxemburg ist, schildert Fehlen (2011b: 167-168) anhand eines beeindruckenden Vorfalls im Rahmen einer Evaluierung durch den Fonds National de la Recherche (FNR), der für sich spricht und keines weiteren Kommentars bedarf: [L’] [...] événement se passe lors de la réunion d’une commission d’évaluation du FNR à laquelle participaient une bonne vingtaine de chercheurs et d’experts externes. Les hésitations du président du conseil scientifique, professeur luxembourgeois d’une université allemande que nous venons de décrire, contrastaient singulièrement avec le comportement abrupt d’un chef de projet, de nationalité allemande ayant été recruté par un centre de recherche luxembourgeois. Ayant eu le malheur de commencer <?page no="37"?> 37 son exposé en allemand, ce dernier s’est fait tout de suite rappeler à l’ordre par la présidente de la séance, une économiste luxembourgeoise enseignant à l’université de Lausanne, le priant de parler français, sous prétexte de la présence ‚d’hôtes étrangers‘. Quand l’orateur a insisté arguant que la langue allemande serait l’une des trois langues administratives du Luxembourg, la désapprobation du public (luxembourgeois) se manifestait par des remarques murmurées faisant allusion à l’occupation des nazis et à l’écho de leurs bottes. Même s’ils se voulaient ironiques et au second degré, ces commentaires détonnaient dans l’atmosphère feutrée d’une réunion scientifique. Le chercheur allemand qui par ailleurs avait une certaine maîtrise du français, comme il allait le prouver au cours de la discussion, continuait dans sa langue maternelle, persuadé du bien fondé de son argument. Le silence glacial qui accompagnait la suite de sa présentation devait lui faire comprendre qu’il y a une différence entre la lettre et l’esprit de la loi. Cet éclat montre néanmoins que la méconnaissance des règles du jeu peut conduire à leur transgression naïve, sans toutefois vraiment contribuer à leur modification. Ein Zurückweichen des Deutschen seit 1945 zu Gunsten des Luxemburgischen konstatiert Hoffmann (1988: 48). Den Zusammenhang zwischen der heutigen Ablehnung der deutschen Sprache seitens der Luxemburger und der daraus folgenden Stärkung des Luxemburgischen und des Französischen auf der einen Seite und der nicht allzu fernen Vergangenheit auf der anderen Seite stellt Scheidweiler (1988: 234) her und er geht auch darauf ein, dass das Deutsche vollständig aus dem Parlament verschwunden ist: Im Zuge der von einem verbrecherischen Regime zu verantwortenden Welle der Deutschfeindlichkeit, die auch zwei, drei Jahrzehnte nach Kriegsende immer noch nicht ganz verebbt ist, wird die Position des Hochdeutschen geschwächt, einmal zugunsten des Französischen, zum anderen zugunsten der Mundart, in der man nun gerne eine eigenständige ‚Sprache‘ erblickt. Seit 1944 ist im Parlament bis heute kein hochdeutsches Wort mehr gesprochen worden. Die Aufwertung des Luxemburgischen zu Lasten des Deutschen in Folge der zweimaligen deutschen Besatzung in relativ kurzer Zeit im vergangenen Jahrhundert thematisiert auch Muller (1995: 4): In der Zwischenzeit, nach den durch zwei deutsche Besatzungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hervorgerufenen Leiden wurde das Deutsche aus den politischen Diskussionen verbannt, die nun meistens auf luxemburgisch geführt werden, und zwar unter Führung des Kammerpräsidenten, der sich der Form halber des Französischen bedient. [...] Unmittelbar nach dem Krieg erlebte man einen spektakulären Auf- <?page no="38"?> 38 schwung des Luxemburgischen im öffentlichen Gebrauch. Das war eine ganz natürliche Reaktion auf vier Jahre stupider linguistischer Tyrannei, während der sogar der Gebrauch des luxemburgischen Standardgrußes ‚bonjour‘ untersagt war. Die deutsche Sprache ist neben dem Parlament für weitere Domänen vom Gebrauch strikt ausgeschlossen, um Luxemburg eindeutig vom deutschen Sprachraum abzugrenzen, wie Fröhlich (1989: 112) ausführt: Das Deutsche wurde - bedingt durch die politischen Ereignisse - im 20. Jahrhundert stark geschwächt und ist für gewisse Bereiche tabu. So wird für Strassen- [sic! ] und Firmenschilder, Wegweiser, Briefköpfe und ähnliches unter keinen Umständen die deutsche Sprache benützt [sic! ], schon allein um keine sichtbaren Verbindungen zum deutschen Sprachraum aufzuweisen. Anders als beim Französischen ist beim Deutschen in Luxemburg schon eher davon auszugehen, dass es eine autonome Varietät im Land geben könnte, obwohl es Fehlen (2009: 46) zufolge „kein Bewusstsein für die Existenz eines ‚luxemburgischen Deutsch‘ [gibt], selbst systematische Abweichungen vom Standard werden nur als Fehler 9 und nicht als eine besondere nationale Varietät aufgefasst.“ Nach diesen Ausführungen über die ablehnenden Einstellungen der Luxemburger dem Deutschen gegenüber verwundert es nicht, dass sie diese Sprache nur ungern verwenden und dass sie folglich auch nicht sonderlich häufig in der alltäglichen gesprochenen Kommunikation zu vernehmen ist; in realiter zeichnet sich die sprachliche Situation in Luxemburg somit durch eine Diglossie zwischen Luxemburgisch und Französisch aus. Aus soziolinguistischer Perspektive hat sich zunächst Ferguson mit mehrsprachigen Gemeinschaften und Zweisprachigkeit auseinander gesetzt: Während sich die Diglossie mit einer High und einer Low- Variante demzufolge auf Sprachgemeinschaften bezieht, referiert der Bilinguismus auf individuelle Sprecher; beide Konzepte bedingen einander und existieren somit auch nebeneinander (cf. Berg 1993: 116-117, 123). Eine Schwierigkeit beim Bilinguismus liegt in der Definition oder auch in der Messung von sprachlicher Kompetenz, entweder können beide Sprachen gleich gut beherrscht werden oder aber es geht um die Fähigkeit, sich in beiden Sprachen verständigen zu können und sie zu verstehen, wie Berg (1993: 125) erläutert. Im luxemburgischen Zusammenhang ist jedoch zunächst zu bedenken, dass von Teilen der Bevölkerung mehr als zwei Sprachen nebenei- 9 Auf die mangelnde Kodifizierung der deutschen Sprache in Luxemburg weist auch Clyne (1994: 269) hin. <?page no="39"?> 39 nander verwendet werden. Wollte man das Theorem des Bilingualismus nach Ferguson nur auf die beiden am meisten benutzten Sprachen, das Luxemburgische und das Französische, anwenden, würde man schon daran scheitern, einvernehmlich festzulegen, welcher Sprache die Funktion der low-variety und welcher die der high-variety zukommt. Vermutlich würden die Zuordnungen nicht nur von Sprecher zu Sprecher variieren, sondern auch spontan in verschiedenen Situationen unterschiedlich sein. Der Begriff der Diglossie ist nicht zuletzt aus diesen Gründen nur schwer zu erfassen, wie Kremnitz (2004: 158) ausführt: „Der Terminus Diglossie ist noch immer umstritten, dennoch wird er ständig, wenn auch mit unterschiedlichen Definitionen, verwendet.“ Des Weiteren bemerkt Kremnitz (2004: 162-163): Das Konzept Fishmans [...] wird einer Revision unterzogen, denn der Bilingualismus des Individuums wird unterteilt in eine (möglichst) bilinguale Kompetenz, von der ein (funktionaler) diglossischer Gebrauch gemacht wird [...]. Dieser Annahme liegt die Auffassung zugrunde, dass die (oft widersprüchlichen bzw. überdeterminierten) Sprachgebrauchsnormen einer Gesellschaft zwar in jeder konkreten Situation präsent sind, dass jedoch das jeweils unterschiedliche Gewicht der spezifischen Variablen (beteiligte Personen, Kommunikationsformen und -fähigkeiten, Ideologien, Themen, usw.) zu im Einzelnen unterschiedlichen Strategien jedes Sprechers führt. Aus diesen individuellen Verhaltensweisen lassen sich kollektive Interferenzerscheinungen erklären, bewusste ebenso wie unbewusste. Gewähnlich [sic! ] wird der Konflikt von den Betroffenen geleugnet und lässt sich nur auf indirekte Weise feststellen, da die dominierte Sprache von den Sprechern zugleich ab- und mythisch überbewertet wird. Es macht aus theoretischer Perspektive keinen wesentlichen Unterschied, wie viele Sprachen genau in einer konkreten kommunikativen Situation in Kontakt stehen, weil zwar mehr Variablen vorkommen, aber keine neuen Probleme kreiert werden, wie Kremnitz (2004: 158) veranschaulicht: Es wird gewöhnlich nicht besonders zwischen Di- und Polyglossie unterschieden, da Polyglossie hier nur als eine komplexere Situation mit mehr Variablen verstanden wird, deren Probleme sich jedoch grundsätzlich nicht von denen der Diglossie unterscheiden. Somit kann an dieser Stelle die sprachliche Situation in Luxemburg als Diglossie charakterisiert werden, die sich in der Mündlichkeit vor allem aus dem Luxemburgischen und dem Französischen zusammensetzt. Diese Diglossie kann im Sinne einer Polyglossie weitere Sprachen integrieren, namentlich wären hier die dritte Sprache mit offiziellen Funktionen in Luxemburg, das Deutsche, zu erwähnen, das sich diatopisch vor allem im <?page no="40"?> 40 Osten und Norden des Landes in der Nähe der germanophonen Gebiete in Belgien und Deutschland finden lässt, und vor allem in städtisch geprägten Gebieten die Sprachen der Luxemburger mit Migrationshintergrund, Portugiesisch und Italienisch. Auch das Englische, das verstärkt im Finanzsektor und in der (vor allem naturwissenschaftlich geprägten) Forschung stets präsenter wird, kann in dieses Diglossiemodell integriert werden. In Anlehnung an Fehlen (2009: 48) kann die mediale Diglossie Luxemburgs wie folgt zusammengefasst werden: Medium Sprechen Schreiben Domäne Tendenziell High Luxemburgisch (bei Bedarf weitere Sprachen) Französisch Tendenziell Low Luxemburgisch, Französisch (bei Bedarf weitere Sprachen) Luxemburgisch, Deutsch Abbildung 2. Während diese Tabelle auf der Ebene der gesprochenen Sprache grundsätzlich offen für weitere Sprachen ist, ist die geschriebensprachliche Ebene in dieser Hinsicht eher abgeschlossen. Im Zusammenhang mit den Varietäten des Luxemburgischen in tendenziell niedrigeren gesprochensprachlichen Domänen ist festzuhalten, dass diese diatopisch markiert sein können oder aber dass es sich um die sich herausbildende Ausgleichskoiné handeln kann. Dieses zu konkretisieren kann nicht Gegenstand der vorliegenden Studie sein, die sich nicht der Variation innerhalb der Varietäten des Luxemburgischen, sondern lediglich des Französischen im Lande annimmt. Für das gesprochene Französisch in den tendenziell niedrigeren gesprochensprachlichen Domänen ist im Vorgriff auf das folgende Kapitel festzustellen, dass hier bis zu drei verschiedene Varietäten auftreten können, neben dem bon usage, der vor allem von den muttersprachlichen frankophonen frontaliers realisiert wird, ist dies das möglichst normgerechte Französisch der originären Luxemburger, das jedoch mit germanischen Interferenzen durchsetzt sein kann. Als drittes kann es sich hier um das normferne Umgangsfranzösisch handeln, so wie <?page no="41"?> 41 es vor allem von romanophonen Immigranten realisiert wird, die sich im Französischen durch ein niedrigeres Normbewusstsein auszeichnen. Der folgende Abschnitt widmet sich der Schriftlichkeit und es ist schon vorab festzustellen, dass, je formaler der Anlass ist, desto wahrscheinlicher auf Französisch geschrieben wird. 1.2.2 Schriftlichkeit Auch im Kontext der Schriftlichkeit in Luxemburg sind die drei Einzelsprachen Luxemburgisch, Deutsch und Französisch zu berücksichtigen, wie aus der vorherigen Abbildung ersichtlich ist. Die französische und die deutsche Sprache sind in Grammatik und Rechtschreibung kodifiziert und für die Luxemburger ist es selbstverständlich, den orthographischen und grammatischen Regeln in beiden Sprachen beim Schreiben möglichst weitgehend zu folgen. Auch das Luxemburgische verfügt über eine voll ausgebaute Grammatik und Orthographie, in der Schule liegt der Schwerpunkt im Sprachenunterricht jedoch auf der möglichst fehlerfreien Beherrschung des Deutschen und Französischen; Rechtschreibregeln und Grammatik des Luxemburgischen werden nur in minimalem Umfang in der Grundschule unterrichtet, weil dem Luxemburgischen nicht der Status eines autonomen Unterrichtsfaches zukommt, sondern neben seinem mündlichen Gebrauch lediglich als Unterrichtsgegenstand in Erscheinung tritt. Ob hierin eine oder eventuell sogar die entscheidende Ursache dafür zu sehen ist, dass die Luxemburger fast ausschließlich im privaten Umfeld in ihrer Sprache schreiben, bleibt spekulativ, wäre aber interessant zu hinterfragen. Moulin (2006: 327) geht davon aus, dass Luxemburger offizielle Korrespondenz lieber in kodifizierten Varietäten erledigen als in ihrer Erstsprache, bei der sie sich oft nicht sicher sind, ob sie korrekt schreiben: Je größer die Unsicherheiten im orthographischen Bereich, desto geringer die Bereitschaft (besonders auf nicht-privater Ebene) zu verschriftlichen. Für das Luxemburgische wird dies besonders greifbar, vor allem in der heutigen, multilingualen Umgebung mit den streng kodifizierten Schriftsprachen Französisch und Deutsch. In letzter Zeit stellt Fehlen (2009: 45) jedoch einen Anstieg des schriftlichen Gebrauchs des Luxemburgischen außerhalb der reinen Privatsphäre fest, der in eine Zweisprachigkeit mit dem Französischen münden kann, sofern es nicht allein verwendet wird: Obwohl es nicht in der Schule unterrichtet wird, nimmt der schriftsprachliche Gebrauch des Luxemburgischen zu. Auch in der Privatkorrespondenz und dies besonders bei jüngeren und gebildeten Luxemburgern, <?page no="42"?> 42 während weniger gebildete deutsch bevorzugen. Die Lehrer nehmen eine Vorreiterstellung ein und schreiben heute in der Primärschule auch ihre Mitteilungen an Eltern auf luxemburgisch und, wenn zweisprachig, dann immer mehr luxemburgisch-französisch. Auch dieser Umstand ist als weiteres Indiz für die im Lande bestehende Diglossie Luxemburgisch-Französisch zu deuten. Mit der Entstehung der Rechtschreibung des Luxemburgischen hat sich Kramer (1995 und 1995a) ausführlich befasst: Die luxemburgische Rechtschreibung basierte zunächst auf der deutschen Orthographie und wurde von Engelmann-Welter maßgeblich gestaltet. Die Regeln waren möglichst liberal formuliert: Die Engelmann-Weltersche Rechtschreibung blieb sozusagen auf halbem Wege zwischen einer wirklich eigenständigen Orthographiereform und einer deutschen Dialektschreibung stehen: Auf einer Seite gab es Ansätze zu unverwechselbaren Phonemwiedergaben, die nicht in deutscher Tradition standen, auf der anderen Seite war aber das ganze System am Deutschen ausgerichtet - so sehr, daß die Kenntnis der deutschen Orthographie absolute Voraussetzung für die Anwendung der Engelmann- Welterschen Rechtschreibung war (Kramer 1995: 398). Nach 1945 war die große Ähnlichkeit der Orthographie des Luxemburgischen mit der deutschen die entscheidende Ursache für die nunmehr veranlasste vollständige Überarbeitung, die sich nicht mehr am Deutschen orientieren sollte, wie wiederum Kramer (1995: 398) erläutert: Eben diese Ausrichtung am Deutschen war es aber, die nach den traumatischen Ereignissen des Zweiten Weltkrieges die Erstellung einer ganz neuen Orthographie unumgänglich zu machen schien. Der Unterrichtsminister Nicolas Margue erteilte dem Phonetiker Jean Feltes den Auftrag, eine völlig eigenständige Orthographie, die sich weder am Französischen noch am Deutschen orientiert, zu erarbeiten. Die ,Lezebuurjer Ortografi‘ erblickte 1946 das Licht der Welt. [...] Sie [war] auch gut durchdacht und gab in der Tat die phonologischen Eigenarten des Lëtzebuergeschen zuverlässig und konsequent wieder. Der Versuch, das Luxemburgische wie beispielsweise das Niederländische ganz vom Deutschen zu lösen und als vollkommen eigenständige Sprache zu etablieren, scheiterte Kramer (1995: 399) zufolge daran, dass die luxemburgische Sprachgemeinschaft nicht bereit war, einen solchen Bruch mit dem Deutschen zu riskieren; die Gefahr einer eigenen „Kleinstnormsprache“, die sämtliche Funktionen einer normierten Sprache einschließlich der Alphabetisierung der Kinder innehat, war den Luxemburgern offensichtlich zu groß. Kramer (1995a: 220) erläutert in diesem Zusammenhang: <?page no="43"?> 43 Ein direkt nach dem Krieg unternommener Versuch, das Lëtzebuergesche bei völliger Abkopplung vom deutschen Schreibsystem zu einer ganz und gar eigenständigen Sprache zu machen (Margues-Feltes-Orthographie) scheiterte schließlich an mangelnder Akzeptanz durch die Bevölkerung, die nicht bereit war, komplizierte Regeln zur Schreibung eines Idioms zu lernen, das man letztlich doch nicht als gleichwertig neben dem Deutschen und Französischen ansah. Nach dem Mißerfolg kehrte man zur alten Regelung zurück, das Lëtzebuergesche in einer an die deutsche Orthographie angelehnten Weise zu schreiben. Auch Fröhlich (1996: 474) sieht die Gefahr einer sprachlichen Isolierung des Großherzogtums und bezweifelt, dass diese von der Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen worden wäre: „Die Abkehr vom bisher geübten Umgang mit der sprachlichen Situation hin zu einer stärker national, das heißt Luxemburgisch orientierten Sprachpolitik würde nicht zuletzt aus handfesten wirtschaftlichen Motiven auf großen Widerstand von seiten [sic! ] der Bevölkerung stoßen.“ Seit dem Jahre 1935 wurde mit durch die deutsche Besatzung bedingten Unterbrechungen an der Erstellung des „Luxemburger Wörterbuches“ gearbeitet, das in den Jahren 1954 bis 1975 in vier Bänden erschien. Seine Orthographie orientiert sich teils an deutschen, teils an französischen Regeln und ließ somit ein einheitliches Rechtschreibsystem vermissen, wie Kramer (1995: 400) ausführt: Das öffentliche Interesse an lëtzebuergeschen Normproblemen erschöpft sich nahezu ausschließlich im orthographischen Bereich. Es gibt immerhin eine ,Luxemburger Grammatik in volkstümlichem Abriß‘ (Bruch 1973), die freilich vom Autor nur deskriptiv, nicht normativ beabsichtigt war. Letztendlich ist es kaum möglich, korrekt Luxemburgisch zu schreiben, ohne die deutsche und die französische Rechtschreibung zu beherrschen, trotz aller Unzulänglichkeiten dieser beiden Orthographiesysteme, wie Bruch (1973: 10-11, Hervorhebungen übernommen) darlegt: L’orthographe luxembourgeoise est consciemment populaire. Elle tient largement compte des habitudes d’écriture et de lecture contractées par le luxembourgeois moyen: la graphie des mots du patois est calquée sur celle des parallèles français ou allemands connus, à moins que les lois phonétiques particulières des patois luxembourgeois ne soient la cause de différences notoires entre les langues administratives et le parler usuel des indigènes. [...] L’orthographe luxembourgeoise conçue selon ces principes ne renonce donc pas aux imperfections phonétiques des systèmes français et allemand: un seul caractère peut représenter plusieurs sons, le même son peut être figuré par des caractères différents, certaines lettres ne représentent aucune réalité phonétique (lettres mortes), la qualité ou la <?page no="44"?> 44 quantité du son ressort de la position du caractère qui le représente, les substantifs (même ceux de provenance française) débutent par des majuscules. So lange sich beispielsweise zentrale Bereiche der Orthographie wie die Großschreibung von Substantiven im Luxemburgischen, auch der aus dem Französischen entlehnten, an der Rechtschreibung des Deutschen orientiert, kann das Luxemburgische nicht zur Alphabetisierung der Schüler dienen, was aber letztendlich auch von niemandem gewollt wird (cf. § 3 der vorliegenden Studie). Die Regeln einer Orthographie können grundsätzlich natürlich an diejenigen einer (benachbarten) und aus systemlinguistischer Perspektive durchaus vergleichbaren sprachlichen Varietät anknüpfen, müssten aber in einem Maße autonom für das Luxemburgische verfasst werden, dass ihr Erlernen ohne Rekurs auf die andere Sprache möglich ist. Obwohl das Luxemburgische also über eine eigene Orthographie, eine Grammatik, ein Wörterbuch und über eine Literatur verfügt, würden die Luxemburger Kramer (1995: 401) zufolge ihre Sprache nie auf eine Stufe mit dem Deutschen, Französischen oder Niederländischen stellen: „Dafür gibt es zwei Hauptgründe, einen inneren, die fehlende Wortschatzfestlegung, und einen äußeren, die Furcht vor sprachlicher Ghettoisierung“. Zudem reicht der Wortschatz des Luxemburgischen aus, um Alltagsrealitäten zu erfassen, wenn man darüber hinaus wollte, hat man auf deutsche oder französische Ausdrücke zurückgegriffen. Etwas oberflächlich bleibt Kramer (1995: 402), indem er zwar ausführt, dass es grundsätzlich oft zwei Möglichkeiten der Bezeichnung gibt, wie er anhand der Beispiele Schrauwenzéier vs. tournevis, Killschaff vs. frigidaire und Eisebunn vs. chemin de fer verdeutlicht, um dann wenig präzise fortzufahren: „Ein hilfreiches französisches oder deutsches Wort ist immer zur Stelle, und auf welche Möglichkeit die Wahl fällt, hängt von sozio- und pragmalinguistischen Umständen ab, nicht aber von sprachstrukturellen Gegebenheiten.“ Vor dem Hintergrund des liberalen Umgangs mit sprachlichen Normen sieht Kramer (1995: 404) den Status quo in Bezug auf das Luxemburgische als gesichert an: Die Geschichte des Hineinwachsens des Lëtzebuergeschen in den Status einer Nationalsprache ohne nennenswerte Konflikte mit den traditionellen Öffentlichkeitssprachen Französisch und Deutsch zeigt, daß unter bestimmten Umständen gerade das Fehlen einer klaren Normierung die Position einer Sprache stärken kann. Solange das Lëtzebuergesche prinzipiell nur die mündliche Alltagssprache ist, die man ausnahmsweise auch schriftlich gebrauchen kann, aber nie verwenden muß, und solange die Regeln für diese schriftliche Ebene so liberal sind, dass der Vorwurf des normwidrigen Sprachgebrauchs kaum erhoben werden kann, solange <?page no="45"?> 45 wird es nicht zu einem Sprachenkonflikt im Großherzogtum kommen - und solange wird die Position des Lëtzebuergeschen gesichert sein. Die in der Regel sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch verfassten Behördenformulare untersucht Fröhlich (1992: 196). Einer nicht repräsentativen Umfrage zufolge füllen 73% der Befragten die französische Version aus, obwohl nur 13% der Befragten ausschließlich die französischsprachige Version gelesen haben. Die große Mehrheit hat somit auch zumindest teilweise die deutsche Fassung studiert, um das korrekte Verständnis sicherzustellen. Von den Befragten lesen 39% zwar ausschließlich den deutschsprachigen Text, aber nur 7% füllen das Formular dann auf Deutsch aus. Somit ist die Interpretation naheliegend, dass die Lektüre der französischen Version von Behördenformularen als recht schwierig empfunden wird und der deutsche Text zur Absicherung des Verständnisses „mitgelesen“ wird. Trausch (1987: 99) zufolge wird Deutsch lediglich dazu gebraucht, um sicherzustellen, dass die Inhalte wirklich von allen verstanden werden: „La règle se résume un peu dans une formule du genre: autant de français que possible, autant d’allemand que nécessaire.“ Krier (1992: 55-56) fasst das Zusammenwirken der französischen und der deutschen Sprache in Luxemburg wie folgt zusammen: Les textes législatifs et juridiques sont rédigés en français, qui est la langue de l’administration, de la juridiction et de la correspondance officielle. A cela s’ajoute un élément socio-psychologique, le prestige dont jouit le français, qui, suite à l’application des langues d’enseignement est l’indice de la culture de chacun et de son appartenance à une couche sociale plus élevée. L’allemand est utilisé à côté du français pour donner des informations susceptibles d’être comprises par tout le monde. Die deutliche Dominanz des Französischen gegenüber dem Deutschen in der luxemburgischen Schriftlichkeit ergibt sich direkt aus dem Sprachengesetz von 1984, in dem es in Artikel 2, Satz 2 unmissverständlich heißt, dass ausschließlich der französischsprachige Text rechtsgültig ist. Grundlage für das Sprachengesetz ist die ebenfalls in französischer Sprache geschriebene luxemburgische Verfassung („Constitution du Grand-Duché de Luxembourg“) in der Fassung von 1948, in der seitdem im Artikel 29 formuliert steht: „La loi réglera l’emploi des langues en matière administrative et judiciaire.“ Dieses Sprachengesetz ließ fast vierzig Jahre auf sich warten, trat dann am 24. Februar 1984 in Kraft und wird im Anhang der vorliegenden Untersuchung vollständig wiedergegeben. Das Sprachengesetz unterscheidet drei Kategorien von Sprachen; während alle drei in Frage stehenden Einzelsprachen als Verwaltungs- und Rechtssprache verwandt werden können, ist das Luxemburgische allein Nationalsprache und die Gesetzgebung erfolgt ausschließlich auf <?page no="46"?> 46 Französisch. Somit kommt der französischen und der luxemburgischen Sprache gegenüber dem Deutschen jeweils eine weitere Funktion zu; die beiden erstgenannten sind dem Deutschen vom Gesetz her also sowohl quantitativ als auch qualitativ überlegen. Des Weiteren fällt auf, dass sich aus der Gesetzeslage keine offizielle Sprache ergibt. Die bemerkenswert privilegierte Stellung der französischen Sprache innerhalb des Sprachengefüges in Luxemburg charakterisiert Trausch (1987: 98-99) wie folgt: Cette loi donne pour ainsi dire au luxembourgeois ses lettres de noblesse, mais pour l’essentiel elle ne fait que rappeler les usages. Le français garde sa prééminence en tant que langue de la législation. Il maintient également sa prépondérance comme langue de l’administration - toujours sur le plan de l’écrit -, et on est en droit de penser qu’il continuera à bénéficier de l’autorité de la tradition et du poids de la routine administrative [...]. Pour notre propos on retiendra la place privilégiée que cette loi maintient au français. On verra donc continuer cet état si paradoxal, si étonnant et qui, autrefois, a paru scandaleux aux yeux des Allemands: celui qui accorde à l’emploi du français une place éminente dans un pays germanophone par nature. Etwas differenzierterer Meinung in Bezug auf das Sprachengesetz von 1984 ist Fehlen, der kritisiert, dass die luxemburgische Verwaltung das Luxemburgische verwenden dürfe, dieses jedoch unterlässt. Die Bestimmungen des Artikels 3 des Sprachengesetzes von 1984, demzufolge alle drei Sprachen Arbeitssprachen der öffentlichen Verwaltungen sind, bezeichnet Berg (1993: 28) als „realitätsfern“, weil faktisch die Ausschließlichkeit des Französischen gilt, da fast der gesamte öffentliche Schriftverkehr in französischer Sprache verfasst wird. Das Französische dominiert die staatliche Verwaltung, weil das Referenzmaterial überwiegend auf Französisch verfasst ist. Berg (1993: 29) weist jedoch selbst darauf hin, dass viele Beamte der sachlich gesehen unzutreffenden Auffassung sind, Französisch sei die einzig offizielle Sprache von Luxemburg, wobei vermutlich auch das Prestige des Französischen einen Einfluss hat. Wie sehr überzeugt höhere Mitarbeiter der luxemburgischen Verwaltung davon sind, dass die offizielle Sprache, derer sie sich zu bedienen haben, ausschließlich das Französische ist, belegt folgender Vorfall, den Fehlen (2011b: 168-169) ausführlich schildert, in dem ein Deutscher sich auf einer international besetzten Informationsveranstaltung danach erkundigt, ob er seine Frage auf Luxemburgisch stellen dürfe, obwohl im bisherigen Verlauf der Sitzung Französisch gesprochen wurde: Le podium est occupé par des acteurs politiques dont deux ministres et des experts français, néerlandais, portugais et luxembourgeois. Les exposés se font en français et la séance de questions-réponses entre le public et <?page no="47"?> 47 les spécialistes placés sur l’estrade se fera, évidemment, en français. Nombre d’étrangers prennent la parole en français même s’ils le parlent mal ou le parlent avec un fort accent qui rend leur propos quelquefois difficilement compréhensibles. Les contributions des Luxembourgeois se font dans un français châtié, car ceux d’entre eux le maîtrisant moins bien s’auto-excluent du débat par crainte d’être stigmatisés pour leur accent ou d’éventuelles fautes grammaticales. La discussion durait depuis un certain temps quand un orateur commença sa contribution par la question: ‚Däerf ee Lëtzebuergesch schwätzen? ‘ (Est-il permis de parler le luxembourgeois? ). Un murmure parcourut la salle, de rares applaudissements d’abord hésitants, puis plus appuyés se firent entendre. Une vague de soulagement traversa l’audience en réaction à l’intervention du jeune quadra qui avait osé faire ce que bon nombre de participants s’interdisaient. Et il l’avait fait d’une façon naturelle, pas sur le ton du défi emphatique de quelqu’un qui transgresse une règle. Il avait cependant un léger accent qui le trahissait comme locuteur non-natif. La langue luxembourgeoise dont il revendiquait l’utilisation dans cette enceinte, n’était pas sa langue maternelle, mais une langue apprise comme langue étrangère. Et c’est le fait d’avoir investi dans cet apprentissage qui lui donnait la possibilité, l’autorisait en quelque sorte, de poser cette question. Au lieu de donner une réponse simple à une question simple, le haut fonctionnaire qui animait le débat se lance dans un développement formaliste sur le régime linguistique instauré par la loi de 1984 et les trois langues administratives du Luxembourg [...]. L’intervenant [Il s’agissait d’un ressortissant allemand, occupé dans une institution internationale.] ayant compris va continuer en français avec un fort accent allemand. Est-ce qu’il a été intimidé par le développement du juriste ou était-il fier de pouvoir, après son coup d’éclat, montrer qu’il maîtrisait aussi le français, gagnant ainsi sur tous les tableaux en se faisant d’abord le porte-parole de ceux qui se condamnaient au silence, puis en montrant que son intégration linguistique ne s’arrêtait pas à la maîtrise du luxembourgeois, mais qu’il maniait aussi le français? Neben der Verwaltung wird auch allgemein im Arbeitsleben eher auf Französisch denn auf Deutsch oder gar Luxemburgisch geschrieben, wie Fröhlich (1989: 111) feststellt: „Beruflicher wie amtlicher Schriftverkehr bedienen sich in den seltensten Fällen des Lëtzebuergeschen, sondern überwiegend des Französischen oder, weniger häufig und vom Adressaten abhängig, des Deutschen.“ Der Status der Dreisprachigkeit nach dem Sprachengesetz von 1984 wird als typisch luxemburgisch empfunden, die Meinungen über seine Vor- und Nachteile gehen Fröhlich (1996: 463) zufolge jedoch auseinander. Mögliche Konflikte der Mehrsprachigkeit werden gern überspielt, wie Fröhlich (1996: 464) beteuert: „Diese Dreisprachigkeit wird von den Betroffenen als quasi konfliktfrei empfunden beziehungsweise einem Beobachter von außerhalb so dargestellt.“ Die <?page no="48"?> 48 Tatsache, dass die luxemburgische Bevölkerung grundsätzlich am Beibehalten der Dreisprachigkeit interessiert ist, erläutert Kramer (1986: 247): Luxemburg könnte ein einsprachiges Land sein, wenn es wollte; die linguistische Voraussetzung, relative sprachliche Homogenität, wäre gegeben. Die Folge wäre allerdings ein völliger Verlust der Weltoffenheit und ein Gefangensein im Käfig der Kleinstsprache Lëtzebuergesch, schließlich und endlich ein Bruch mit allen Traditionen des Landes. So ist es verständlich, daß niemand zu diesem Schritt bereit ist; das Land ist dreisprachig, weil seine Bürger die Dreisprachigkeit wollen, weil sie bereit sind, das Opfer zu bringen, das der Erwerb zweier fremder Sprachen mit sich bringt. Jedes luxemburgische Kind ist einsprachig, jeder luxemburgische Erwachsene dreisprachig [...]. In Zusammenhang mit der Stärkung des Luxemburgischen durch das Sprachengesetz von 1984 merken Horner/ Weber (2008: 112-115) an, dass wesentliche Lobbyarbeit dafür von der Actioun Lëtzebuergesch geleistet wurde und dass seitdem ein zunehmender Gebrauch des Luxemburgischen in der Schriftlichkeit festzustellen ist. Eine wesentliche Aufgabe der Actioun Lëtzebuergesch besteht in der „Reinhaltung“ des Wortschatzes des Luxemburgischen, wofür auf recht oberlehrerhafte Weise Gréng a Rout Lëschten verfasst werden, also grüne und rote Wörterlisten, um die Vermeidung unnötiger fremder Ausdrücke sicherzustellen. Die Actioun Lëtzebuergesch wurde nicht von den sprachlichen und gebildeten Kreisen des Landes initiiert, wie Fehlen (2009: 34) ausführt: Ihr größtes Verdienst [der Actioun Lëtzebuergesch] ist es , das Sprachengesetz von 1984, die wichtigste sprachenpolitische Maßnahme der Luxemburger Geschichte überhaupt, durchgesetzt zu haben, gegen den Widerstand all jener, hauptsächlich unter den Gebildeten, die die langsam gewachsene Mehrsprachigkeit als eine natürliche Selbstverständlichkeit verstanden, die keiner weiteren sprachenpolitischen Maßnahmen bedurfte. Im Jahre 1998 wurde der Conseil permanent de la langue luxembourgeoise (CPLL) gegründet, dessen Bezeichnung in französischer Sprache kurios anmutet. Der CPLL ist in der Öffentlichkeit nicht so deutlich sichtbar wie die Actioun Lëtzebuergesch, was dahingehend kritisiert wird, dass die Regierung das Luxemburgische nicht genügend stärken würde. Die Rechtschreibreform von 1999 war die erste Aufgabe des CPLL, eine weitere ist die Erstellung eines neuen Luxemburgisch-Wörterbuchs. Die Aufwertung des Luxemburgischen dürfte längerfristig nur schwer mit der Mehrsprachigkeit zu vereinbaren sein, wie Fehlen (2009: 50) zufolge das Bildungsbürgertum befürchtet: <?page no="49"?> 49 Die allgemeine Aufwertung des Luxemburgischen durch Normierung und Grammatikalisierung stößt auf den Widerstand jener Bildungsbürger, für die diese Änderung ‚nicht denkbar‘ ist, weil sie eine Abwertung des von ihnen erworbenen sprachlichen Kapitals beinhaltet. Vor Gericht dominiert weiterhin das Französische, was Berg (1993: 28) recht pragmatisch mit dem Beibehalten des in französischer Sprache verfassten napoleonischen Rechts in Luxemburg erklärt, obwohl trotz der Ausschließlichkeit des Französischen im Bereich der Jurisdiktion vor Gericht alle drei Sprachen verwendet werden. In Strafrechtsangelegenheiten werden zudem oft Dolmetscher hinzugezogen, um sicherzustellen, dass der Angeklagte wirklich alle Details versteht. In sehr regelmäßigen Abständen kommt es vor, dass kurzerhand spontan Zuschauer oder Gerichtsschreiber zu Dolmetschern vereidigt werden (Berg 1993: 27). Im Jahre 2003 wurde die Université du Luxembourg gegründet, in der auch verschiedene bereits bestehende Bildungsinstitutionen aufgegangen sind. Von Anfang an war eine starke naturwissenschaftliche Ausrichtung dieser neuen Bildungseinrichtung vorgesehen. In den Naturwissenschaften ist das Englische als internationale Wissenschaftssprache seit Längerem sehr stark verbreitet, so dass es nicht verwundert, dass sich die an der Université du Luxembourg neu gegründeten Naturwissenschaften primär des Englischen bedienen. Diesem Trend kann sich deren wahrscheinlich wichtigster Geldgeber, der Fonds National de la Recherche (FNR), ebenfalls nicht entziehen. Hierin dürfte jedoch keine wesentliche Gefahr für die Stellung des Französischen im Lande zu sehen sein, da es sich hier um Neugründungen handelt und somit keine altbewährte Domäne des Französischen in Gefahr gerät. 10 Der Schriftverkehr der Gemeinden wird in deutscher und französischer Sprache geführt, wie Berg (1993: 29-30) erläutert. Flurnamen werden in der Regel auf Luxemburgisch in den Katasterämtern eingetragen und seit den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts gingen viele Gemeinden dazu über, französische Straßennamen durch luxemburgische zu ersetzen, weil dieses Vorgehen den tatsächlichen Sprachgebrauch der Bevölkerung berücksichtigt, die immer die luxemburgischen Bezeichnungen verwendet hat. Grundsätzlich bestehen in der Toponomastik verschiedensprachige 10 In der Tat mutet der sich verstärkende Gebrauch des Englischen und seine Propagierung durch den FNR, wie Fehlen (2011b: 170-172) sie darstellt, vor dem Hintergrund des Sprachengesetzes von 1984 befremdend an, weil letzteres das Englische nicht berücksichtigt. Da es sich bei Drittmittelanträgen und deren Bewilligung und Ablehnung nicht um legislative Akte, sondern um Verwaltungsvorgänge handelt, dürften hierfür neben dem Französischen auch das Luxemburgische und Deutsche verwendet werden. <?page no="50"?> 50 Bezeichnungen nebeneinander, wie rue du moulin und Millewé, oft jedoch ohne internen Bezug wie rue Notre-Dame und Enneschtgass, wie Chiocchetti (1985: 106) feststellt: „Questa complicazione è generalmente accettata senza particolari problemi, né esistono spinte ad una normalizzazione della toponomastica in alcun senso.“ Das „Primat der Ausschließlichkeit des Französischen“ wird Berg (1993: 31-33) zufolge in den verschiedenen Verwaltungen unterschiedlich gehandhabt: Während bei Polizei und Gendarmerie im Schriftgebrauch das Deutsche dominiert, erfolgt die sprechsprachliche Kommunikation ausschließlich auf Luxemburgisch. Beim Militär hingegen erfolgt die weiterführende Ausbildung in Belgien, Frankreich oder in den USA, nicht jedoch in Deutschland, weshalb das luxemburgische Militär als französischsprachig angesehen werden kann. In den letzten Jahren erscheinen in Luxemburg verstärkt Zeitungen auf Französisch und mitunter auf Luxemburgisch, worin Horner/ Weber (2008: 101) eine Herausforderung für das Deutsche sehen 11 . Luxemburgische Belletristik wird in allen drei Sprachen verfasst, Sachbücher hingegen kaum auf Luxemburgisch; seit den 1970-er Jahren jedoch ist in Bezug auf Bücher zu Heimatkunde, Folklore, Geschichte und Schulbücher für den Luxemburgisch-Unterricht ein zunehmender Gebrauch des Luxemburgischen festzustellen (Berg 1993: 63, 67-68). Übersetzungen ins Luxemburgische aus dem Deutschen und dem Französischen erübrigen sich Berg (1993: 78-79) zufolge aufgrund der entsprechenden Sprachkenntnisse der Luxemburger, aus anderen Sprachen sind sie kaum rentabel, so dass mit Ausnahme von Märchen kaum Übersetzungen ins Luxemburgische erfolgen. Insgesamt ist das kulturelle Leben in Luxemburg stark durch die französische Sprache geprägt, wie die Informantinnen 1 (Zeile 342-361), 4 (Zeile 111-127) und 7 (Zeile 200-219) der vorliegenden Studie ausführen. In diesem Zusammenhang geht Berg (1993: 70-72) darauf ein, dass in Luxemburg kein eigenes hauptberufliches Theaterensemble existiert, weshalb in den Theatern vor allem Gastspiele aus den Nachbarländern Belgien, Deutschland und Frankreich zur Aufführung gelangen, die in den jeweiligen Sprachen dargeboten werden. Luxemburgischsprachige 11 In Bezug auf die Verbindungen zwischen Presse und politischen Parteien führen Horner/ Weber (2008: 101-102) aus, dass das „Luxemburger Wort“, in dem private Anzeigen aller Art publiziert werden, La Voix du Luxembourg, die portugiesischsprachige Zeitung Contacto, der Verlag Imprimerie St. Paul sowie der Hörfunk- und Fernsehsender RTL der konservativen CSV und der katholischen Kirche nahestehen; das „Tageblatt“, le Quotidien, le Jeudi, und der portugiesischsprachige Correio der sozialistischen LSAP; das Lëtzebuerger Journal der demokratischen DP und die Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek ist als kommunistisch anzusehen. <?page no="51"?> 51 Laienensembles bestehen in der Stadt Luxemburg und in Esch-sur- Alzette. Auch das Filmschaffen war bis zu Beginn der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts äußerst bescheiden und zurückhaltend; die luxemburgischen Kinos beziehen ihre Filme primär aus Belgien, wo in der Regel die Originalfassungen mit Untertiteln gezeigt werden. Dieses führt dazu, dass in Luxemburg die Untertitel der Filme nicht nur auf Französisch, sondern auch auf Niederländisch eingeblendet werden (Berg 1993: 77-78). Einen Überblick über das literarische Schaffen in Luxemburg in allen drei in Frage stehenden Einzelsprachen gibt die Studie Stoll (1997). Die Verbreitung der Standardvarietät des Luxemburgischen sieht Berg (1993: 161-162) als bildungspolitisches und sprachpädagogisches Problem an, da die Schule lediglich das Erlernen der passiven Rezeption des Luxemburgischen vorsieht, nicht hingegen seine aktive Verwendung. So ist die Orthographie zwar verbindlich festgelegt, Verstöße werden jedoch nicht geahndet. Der Staat beteiligt sich nicht aktiv an der inneren Normierung des Luxemburgischen, diese geht von der Gesellschaft aus, so wie sich der Staat auch bei der Verbreitung des Luxemburgischen zurückhält, diese überlässt er den Sprechern. Das Luxemburgische als Schulfach bleibt auf die Rezeption von Belletristik beschränkt, auf Lesewettbewerbe, auf das tägliche Fernsehprogramm und die Einrichtung eines Literaturarchivs. Eine umfassende und vollständige Standardisierung des Luxemburgischen wird Berg (1993: 163-164) zufolge von niemandem gefordert oder angestrebt, das Ziel sei lediglich, eine funktionsfähige Alternative zu Französisch und Deutsch in Form einer funktional ausgebauten Erstsprache zu schaffen, ohne dass die Verdrängung von Deutsch und/ oder Französisch dabei angestrebt würde. Im Zusammenhang mit der Mehrsprachigkeit, die für Luxemburg so charakteristisch ist, ist festzustellen, dass diese nicht allen Luxemburgern gleichermaßen aufgrund tatsächlicher Schwächen in einer oder mehrerer der in Frage stehenden drei Einzelsprachen zur Verfügung steht. Weder die frontaliers noch die meisten Immigranten oder gar die originären Luxemburger sind allesamt homogen dreisprachig, viele sprechen lediglich eine der Sprachen oder vielleicht auch mehrere auf akzeptablem Niveau, haben aber Schwierigkeiten, sich in einer oder mehreren Sprachen auszudrücken. Fehlen (2012: 46) pointiert, dass die Mehrsprachigkeit vor allem in der Elite anzutreffen ist: Manchmal liest man: ‚der Luxemburger Trilingualismus in seiner Eigenheit sei die eigentliche Muttersprache des Luxemburgers‘ [...]. Diese Formulierung greift zu kurz, weil sie die unterschiedlichen Grade der Beherrschung der drei Sprachen sowie die divergierenden Einstellungen zur Mehrsprachigkeit in den verschiedenen gesellschaftlichen Milieus über- <?page no="52"?> 52 sieht. Sie beschreibt jedoch eine Norm, die von den Eliten realisiert wird und von daher ließe sich zusammenfassen: Die Dreisprachigkeit, besser noch die Mehrsprachigkeit, stellt die ‚eigentliche Muttersprache‘ der Luxemburger Eliten dar. Kommen wir nun zum Französischen in Luxemburg, das im Land wie andernorts zwar als Einzelsprache wahrgenommen wird, jedoch stets im Kontext der Mehrsprachigkeit zu sehen ist. <?page no="53"?> 53 2 Französisch in Luxemburg Obwohl Luxemburg seit 1970 der Organisation Internationale de la Francophonie angehört, gilt das Land grundsätzlich insofern als germanischsprachig, als das Luxemburgische eine germanische Sprache ist, wenn auch diejenige mit dem höchsten Anteil an französischen Einflüssen: „Le luxembourgeois est la langue germanique avec le plus grand pourcentage d’éléments romans, plus précisément d’éléments français“ (Bender- Berland, Kramer, Reisdœrfer 2003: VI). Oestreicher (1984: 33) geht auf die germanische Betonung der zahlreichen Gallizismen im Luxemburgischen ein und bemerkt im Zusammenhang mit ihrem hohen Gebrauch, dass dieser auf gewisse Vorbehalte stoßen kann: [L]es termes d’emprunt d’origine française sont très nombreux dans le parler luxembourgeois. C’est d’ailleurs ce qui le distingue fortement du dialecte mosellan parlé sur la rive allemande de la Moselle et dans l’arrière-pays où l’environnement, le bain unilingue allemand, n’a pas permis l’entrée ou le maintien des nombreux termes français dans un dialecte qui, scientifiquement, est le même que celui parlé dans le Grand- Duché. [...] Il est évident que tous ces termes se prononcent et s’écrivent ‚à la luxembourgeoise‘: le signe le plus rélévateur est le déplacement de l’accent tonique sur le radical, ce qui démontre l’influence germanique. Sans qu’on puisse établir une règle générale, il est curieux de constater que dans ce ‚patois au vocabulaire campagnard‘ beaucoup de termes d’origine française désignent un certain luxe, un certain raffinement ou ont un caractère de solennité, de mondanité. Le fait est que, d’une part, le public n’aime pas, pour des raisons diverses, le recours exagéré à des termes allemands et que, d’autre part, il se moque avec un malin plaisir de ceux qui émaillent leur discours de trop de termes français. On demande à celui qui parle ou écrit en luxembourgeois d’employer un langage naturel à l’écart de tous les excès dans les deux sens. Auf die Unterschiede in der Außenwahrnehmung Luxemburgs in sprachlicher Hinsicht in den beiden Nachbarländern Frankreich und Deutschland geht Bender-Berland (2000: 33) auf prägnante Weise ein: Für den Franzosen ist Luxemburg ein französischsprachiges Land und er erwartet, auf Französisch angesprochen zu werden. Der deutsche Besucher weiß, daß er in seiner Muttersprache verstanden wird, muß aber oft erfahren, dass er damit nicht in jeder Situation klarkommt. <?page no="54"?> 54 Mit der Wahrnehmung der sprachlichen Verhältnisse in Luxemburg durch Ausländer und dem Luxemburgischen als Erstsprache im Lande befasst sich ebenfalls Scheidweiler (1988: 231): Nichts ist irriger als die von Ausländern vertretene Meinung, der Luxemburger hätte zwei Muttersprachen. Ist das Land auch zweisprachig, so ist doch das Volk, vom Premierminister bis zum Clochard, durchweg einsprachig; als Muttersprache erkennt es mit Recht nur die Mundart an, die ihm in die Wiege gelegt wurde. Eventuell abgesehen von einigen frankophonen Immigranten lernen die Luxemburger Französisch als Zweitbeziehungsweise, sofern man denn will, als Drittsprache. Hieraus resultiert direkt, dass sich die Luxemburger ausschließlich am bon usage orientieren und nicht an einer anderen Varietät der französischen Sprache. Der französischen wie auch der deutschen Sprache kommt in Luxemburg der Status einer Zweitsprache zu, so wie es aus anderen zweisprachigen Territorien bekannt ist, wie in den betreffenden Regionen Spaniens, in Südtirol und in weiten Teilen Afrikas. Fehlen (2013: 56) ist zuzustimmen, wenn er ausführt: Da Französisch und Deutsch in Luxemburg alltagsrelevant sind und darüber hinaus eine identitätsstiftende Funktion übernehmen - und sei es nur eine negative - können sie als Zweitsprachen oder langues secondes bezeichnet werden. Besonders für Französisch ist diese Bezeichnung hilfreich, da sie im frankophonen Kontext gängiger ist und eine Situation konnotiert, die der Luxemburger nahekommt, inklusiv dem negativen Aspekt der kolonialen Abhängigkeit [...]. Reisdœrfer (2008: 107) hat eine Formulierung geliefert, die mit der Nuance zwischen étranger (fremd) und étrange (seltsam) spielt, um das Gefühl vieler Luxemburger gegenüber dieser Sprache zum Ausdruck zu bringen: Weil sie sie regelmäßig gebrauchen, ist sie ihnen nicht fremd, kommt ihn [sic! ] aber merkwürdig und sonderbar vor: ‚Tout en n’étant pas étrangère, [le français] reste une langue étrange‘. Nicht zu unrecht weist Fröhlich (1996: 466) darauf hin, dass die Existenz einer luxemburgischen Varietät des Französischen bezweifelt werden muss: „Daß es im Grunde kein wirkliches français régional luxembourgeois zu geben scheint, hängt damit zusammen, dass das erklärte Ziel der Luxemburger darin besteht, das Standardfranzösische möglichst fehlerfrei zu beherrschen.“ Dieser Einschätzung von Fröhlich ist vollumfänglich zuzustimmen. Germanische Interferenzen im in Luxemburg gesprochenen Französisch, wie sie in § 2.2.1 der vorliegenden Studie herausgearbeitet werden, reichen nicht aus, um eine eigene Varietät anzunehmen, da die originären Luxemburger bemüht sind, sich an der Pariser Norm zu orientieren und <?page no="55"?> 55 diesem Anspruch durchaus auch gerecht werden, vor allem, wenn sie über die entsprechende Bildung verfügen. Dieses verhält sich anders mit den zahlreichen, vor allem romanophonen, Immigranten, die nicht immer erstrebt zu sein scheinen, das Französische entsprechend dem bon usage zu realisieren. Unter dem Terminus ‚romanophon‘ werden in Luxemburg die Immigranten mit romanischer Erstsprache subsumiert, die aufgrund der sprachlichen Nähe zum Französischen in der Regel dieses Idiom verwenden, um sich in ihrem luxemburgischen Alltag zu verständigen. Dieser Ausdruck ist im hexagonalen Französisch eigentlich unüblich, wird aber im luxemburgischen Französisch mit dieser Bedeutung verwendet und könnte daher als ‚Luxemburgismus‘ angesehen werden. Fehlen (2013: 64) hält fest: Die Zahl der Portugiesen hat am stärksten zugenommen, da sie die Rolle der Italiener in der klassischen Arbeiterimmigration übernommen haben. Zusammen mit den Franzosen und den Belgiern sowie kleineren Kontingenten aus anderen romanischen Ländern (Spanien, Brasilien, usw.) werden sie unter der Bezeichnung ‚Romanophone‘ zusammengefasst und erscheinen im sprachpolitischen und auch bildungspolitischen Diskurs meist als ein monolithischer Block. Die so entstandene, standardferne Varietät des Französischen könnte zunächst als Umgangsfranzösisch bezeichnet werden, wobei sie über keinerlei feste Regeln verfügt, aber als solche Gegenstand von Attitüden wurde, wie die entsprechenden Ausführungen in § 4 der vorliegenden Studie aufzeigen werden. Wie in der vorliegenden Studie des Weiteren deutlich wird, sind gerade in weniger gut bezahlten Tätigkeiten, die zudem besonders publikumsintensiv sind, viele frankophone frontaliers anzutreffen, die dem Prestige des Französischen nicht unbedingt zuträglich sind, wie Fehlen (2013: 66) anmerkt, weil sich somit das umgangssprachliche Französisch stärker ausbreitet: Viele der Grenzpendler aus Frankreich und Belgien arbeiten im Handel und Gaststättengewerbe. Durch sie ist die französische Sprache im öffentlichen Raum präsent, wird aber gleichzeitig abgewertet, da es sich hier um gering qualifizierte und schlecht bezahlte Jobs handelt. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass unter den besonders prekarisierten Leiharbeitern die Grenzpendler aus Frankreich überproportional vertreten sind. [...] Mit der vermehrten Präsenz von frankophonen Muttersprachlern auf allen Ebenen der Erwerbshierarchie wird ein umgangssprachliches Französisch und keineswegs ein franko-luxo-lusitanisches Pidgin zur Verkehrssprache im Großherzogtum Luxemburg. Aufgrund der vor allem starken Immigration von Portugiesen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war befürchtet worden, dass sich eine <?page no="56"?> 56 morphologisch stark reduzierte Pidginsprache herausbilden könnte (Fehlen 2013: 66). Hierüber und über das Missverständnis zwischen originären Luxemburgern und Immigranten über den Status des Französischen als Integrationssprache in Luxemburg schreibt Fehlen (2013: 66-67): Eine solche Mischsprache mit stark reduzierter Morphologie hat sich keineswegs herausgebildet und entspricht eher den Phantasmen des luxemburgischen Bildungsbürgers der 1970er Jahre, der mit der Ablösung der italienischen Immigrationswelle durch eine, zumindest in den Anfangsjahren, weniger gebildeten portugiesischen konfrontiert war. Der negativ konnotierte Begriff des franko-luxo-lusitanischen Pidgins hat jedoch einen realen Hintergrund. Für portugiesische Einwanderer, die immerhin 16% der Wohnbevölkerung ausmachen, sowie für andere, die keine der drei Landessprachen beherrschen, ist Französisch das Eintrittstor in die Luxemburger Gesellschaft. Von ihnen wird es als ‚Integrationssprache‘ empfunden, was aus ihrer Perspektive verständlich ist, was aber im Widerspruch zur Auffassung der meisten Luxemburger steht, die überzeugt sind, dass die eigentliche Integration nur über die Luxemburger Sprache vollzogen werden kann und sich daran stören, dass einige Ausländer ein Leben lang in Luxemburg leben ohne seine Nationalsprache zu lernen [Nach einer Erhebung aus dem Jahre 2008 geben ca. 20% der befragten Einwanderer an, auch nach 40 Jahren Präsenz im Lande kein Luxemburgisch zu sprechen [...]]. In wenigen Punkten gehen die Einschätzungen zwischen Luxemburgern und Ausländern so weit auseinander als [sic! ] in diesem [...]. [O]b man Französisch als Integrationssprache bezeichnen kann, hängt von der Definition dieses Begriffes ab. Wird darunter die Teilnahme am Erwerbsleben verstanden, so ist die Antwort eindeutig ja; wird darüber hinaus jedoch eine weitergehende Teilnahme am gesellschaftlichen Leben [...] einbezogen, so ist die Antwort genauso eindeutig nein, da besonders letztere Domäne die Beherrschung der drei Landessprachen voraussetzt. Auch Weber (1994: 142) fokussiert, dass besonders viele der Immigranten aus romanophonen Ländern in Berufen mit Publikumskontakt arbeiten, mit denen auch gerade Besucher aus anderen Ländern am ehesten und sichersten in Berührung kommen. Beim Einkaufen, Essen und Trinken wird sehr häufig auf Französisch kommuniziert, weil das Personal kein Luxemburgisch (oder Deutsch) spricht. So entsteht bei vielen Luxemburg- Besuchern, sofern sie das Land (noch) nicht so gut kennen, der Eindruck, Französisch sei die gängige Umgangssprache der Luxemburger. Das stimmt jedoch insofern nur teilweise, als die französische Sprache die Umgangssprache der in Luxemburg lebenden oder arbeitenden Menschen ist, die frankophon sind und kein Luxemburgisch können. <?page no="57"?> 57 Dieses präzisiert Weber (1994: 143) und plädiert für eine Beschreibung des in Luxemburg gesprochenen Französisch, wobei er die unterschiedlichen Attitüden einerseits gegenüber dem „Bildungsfranzösischen der bürgerlichen Elite“ und andererseits gegenüber dem im alltäglichen Arbeitsleben gesprochenen Französisch thematisiert: Ich möchte an die zitierten Fakten die These anschließen, daß das als Verkehrssprache im öffentlichen und beruflichen Leben verwendete Französisch sich in vielem von dem Bildungsfranzösisch der bürgerlichen Elite in wissenschaftlichen Vorträgen, Politikerreden, Anwaltsplädoyers oder Beiträgen zur Kulturbeilage der Tageszeitung unterscheidet. Ein Indiz dafür ist, daß das Prestige der beiden Varietäten unterschiedlich ist. Es besteht zwischen lëtzebuergeschsprachigen Luxemburgern eine gewisse Unzufriedenheit darüber, daß sie außer Haus in vielen Situationen gezwungen sind, Französisch zu sprechen [...]. Eine genauere Untersuchung des Umgangsfranzösischen wäre interessant und würde nähere und fundiertere Aussagen ermöglichen. Zu erwarten sind syntaktische und lexikalische Vereinfachungen, sowie eine große fachsprachliche Variation - je nach beruflich-sozialer Umgebung. Webers Plädoyer für die Beschreibung des von ihm so bezeichneten Umgangsfranzösischen kann nur zugestimmt werden, wobei zu bedenken ist, dass es über keinerlei feste Regeln verfügt und letztendlich vor allem im Bewusstsein der luxemburgischen Bevölkerung präsent ist, weil es so deutlich vom bon usage abweicht. Hierin unterscheidet es sich im Übrigen maßgeblich vom Französischen, das die täglichen Pendler aus Belgien und Frankreich, die frontaliers, verwenden, da diese Französisch als Erstsprache erworben haben und es somit entsprechend der Pariser Norm realisieren. Mit diesen beiden Varietäten befassen sich auch die studentischen Arbeiten, die das Korpus für die vorliegende Untersuchung bilden. Mit dem normfernen Umgangsfranzösisch der Immigranten setzen sich die Informanten 2 (Zeile 055-067), 4 (Zeile 037-050), 5 (Zeile 052-060, 095- 112, 320-349, 510-516), 7 (Zeile 117-132), 10 (Zeile 064-074) und 11 (Zeile 291-329) auseinander. Das Französische der frontaliers thematisieren die Ausarbeitungen der Informantinnen 4 (Zeile 015-032) und 10 (Zeile 075- 090) 12 . Die Informantin 3 (Zeile 070-087) stellt im Zusammenhang mit den sprachlichen Verhaltensweisen der frontaliers die überaus interessante und zutreffende Beobachtung an, dass sich die Luxemburger in dieser Situation ihrer sprachlichen Umgebung anpassen, während die monolingualen frankophonen Pendler dieses nicht tun. Das Verhalten der Lu- 12 Zu ergänzen sind die beiden studentischen Ausarbeitungen, die die beiden in Frage stehenden Funktionen nicht klar trennen und miteinander vermischen (Informantinnen 1 (Zeile 379-417) und 13 (Zeile 012-058). <?page no="58"?> 58 xemburger steht des Weiteren dem sprachlichen Verhalten der Deutschschweizer entgegen, die sogar Schweizerdeutsch sprechen, wenn ihr Gesprächspartner offensichtlich kein deutscher Muttersprachler ist, wie Franceschini (2003: 114) darlegt. In Luxemburg kommt dem Französischen ohne Zweifel ebenfalls die Funktion einer Bildungssprache zu. Entsprechend verhält es sich mit der englischen Sprache in den meisten anglophonen Ländern Afrikas, in denen es in der Regel ebenfalls nicht als Erstsprache erworben wird, sondern ebenfalls als Zweit- oder Drittsprache. Spencer (1991: X) zufolge werden neben dem Englischen weitere europäische Sprachen wie Französisch oder Portugiesisch in Afrika nicht als Erstsondern als Zweitsprache oder auxiliary languages verwendet. Das Englische dient demzufolge in Afrika vor allem als Sprache von Bildung, Verwaltung, Handel, Journalismus, Legislative, für internationale Angelegenheiten und als Sprache zur Verständigung zwischen Menschen mit keiner anderen gemeinsamen Sprache. Die Funktion des Englischen als Bildungssprache in Afrika sowie in den weiteren von Spencer (1991) genannten Domänen ist mit der entsprechenden Stellung des Französischen in Luxemburg vergleichbar, vor allem in Bezug auf seine Funktion als Verständigungssprache für die Immigranten einerseits untereinander und andererseits mit den originären Luxemburgern. Auf diese Thematik geht § 2.2 der vorliegenden Untersuchung ein. Anders als in Luxemburg in Bezug auf das Französische sind in Afrika kaum anglophone Gebiete vorstellbar, in denen Englisch die althergekommene, ursprüngliche Sprache ist. Insofern erscheint der Ansatz der Studie Doppagne (1971) zunächst etwas ungewöhnlich, die sich mit den originär frankophonen Gebieten Luxemburgs befasst, in denen Französisch als Erstsprache tradiert wurde und die später sprachlich gesehen germanisiert wurden. In der vorliegenden Monographie mit dem Titel „Französisch in Luxemburg“ soll auch auf diese Siedlungen eingegangen werden. Doppagne (1971: 4) nennt drei Weiler im Norden Luxemburgs, in denen zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch Wallonisch gesprochen wurde: Doncolz und Sonlez, die zu Winseler gehören, und Watrange, das der Gemeinde Harlange zugeordnet ist. In Rodange im Süden des Landes gab es zudem einen lothringischen Dialekt, an den sich Ältere noch zu Doppagnes Zeiten erinnern konnten, der aber in Folge der Industrialisierung des Ortes zu Anfang des 20. Jahrhunderts verschwand. Während in diesen vier Orten der romanische Dialekt einem germanischen weichen musste, war der einzige frankophone Ort Luxemburgs, in dem sich die romanische Varietät länger halten konnte, Lasauvage, das zu Differdange gehört, etwa 4 Kilometer Luftlinie von Longwy entfernt. <?page no="59"?> 59 Die Ortschaft zählte Doppagne (1971: 5) zufolge Ende des 19. Jahrhunderts weniger als 100 Einwohner; die Industrialisierung durch den Bergbau ließ die Einwohnerzahl auf ca. 1000 anwachsen. Kirchlich gehörte Lasauvage zum zwei Kilometer entfernten französischen Saulnes, seit 1948 jedoch zur Diözese Luxemburg. Zu Doppagnes Zeiten alte Bewohner von Saulnes wussten noch zu berichten, dass in Lasauvage Lothringisch gesprochen wurde, im Ort selbst scheint die Erinnerung daran inzwischen jedoch bereits erloschen zu sein. Mit dem Wechsel der Diözesenzugehörigkeit wurde in der Dorfschule von Lasauvage erst im Jahre 1948 die in Luxemburg übliche Sprachenfolge eingeführt, so dass auch dieser Ort peu à peu germanisiert wurde. Zusammenfassend erläutert Doppagne (1971: 6), dass es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch fünf romanischsprachige Ortschaften in Luxemburg gab, nämlich Doncolz, Sonlez und Watrange mit wallonischem Dialekt im Norden Luxemburgs, die später germanisiert wurden; gleiches geschah mit Rodange, in dem Lothringisch gesprochen wurde, und Lasauvage, das am längsten frankophon bleiben konnte, weil es durch seine Lage im Tal von anderen luxemburgischen Gemeinden abgeschnitten war und daher auf das französische Saulnes fixiert war und zudem bis Mitte des 20. Jahrhunderts zahlreiche französische Minenarbeiter dort arbeiteten. Während sich die von Doppagne (1971) analysierten Gebiete im Süden (Rodange und Lasauvage) und Norden (Doncolz, Sonlez und Watrange) des heutigen Luxemburg befinden, wenden sich Bender-Berland, Kramer und Reisdœrfer (2003: VII, Anm. 6) dem so genannten Moselromanischen zu, das entlang der Mosel und somit im Osten des Landes gesprochen wurde: Dans le Dictionnaire des Éléments Français du Luxembourgeois, nous ne pouvons pas traiter les plus anciens éléments romans du luxembourgeois qui appartiennent à une langue qu’on appelle aujourd’hui roman mosellan (all. Moselromanisch). Cette langue, issue du latin régional, s’est éteinte au cours du dixième siècle en laissant des traces dans la toponymie et dans les dialectes germaniques mosellans. Le roman mosellan était parlé le long de la Moselle, des alentours de Remich jusqu’à Gondorf. En territoire luxembourgeois, seuls les dialectes des communes le long de la Moselle et du cours inférieur de la Sûre ont un substrat roman mosellan, mais quelques mots de ce substrat ont pu pénétrer aussi dans le hinterland. Malgré les recherches intenses des dernières décennies, il n’existe pas d’étude spécialisée sur les éléments luxembourgeois qui remontent au roman mosellan. <?page no="60"?> 60 Ce type d’étude doit méthodiquement différer beaucoup des recherches sur les mots français en luxembourgeois, et ainsi nous nous sommes décidés après maintes réflexions, à ne pas surcharger notre dictionnaire par l’inclusion des éléments romans mosellans qui méritent une étude à part. Da es in der vorliegenden Studie um das heute gesprochene und geschriebene Französisch in Luxemburg geht, das stets neben dem Luxemburgischen stand und steht, sei darauf hingewiesen, dass die französische Sprache seit dem späten 11. Jahrhundert für offizielle und administrative Angelegenheiten verwendet wird 13 . Im Jahre 1442 deklarierte Philipp von Burgund die französische Sprache zur administrativen und offiziellen Sprache von Luxemburg, diese Funktion behielt das Französische ununterbrochen bis heute bei (vgl. Davis 1992: 142). Innerhalb des sich mit der Zeit entwickelten luxemburgischen Sprachengefüges fehlte bislang eine allgemein akzeptierte Standardvarietät des Luxemburgischen, die seine verschiedenen diatopischen Varietäten überdachen würde. Die Dachsprachenfunktion für die einzelnen luxemburgischen Varietäten wurde und wird noch wie bis vor ungefähr 60 Jahren auch in Flandern für das Flämische vom Standardfranzösischen übernommen. Die Stellung des Französischen in Luxemburg ist zumindest insofern mit derjenigen in Belgien vergleichbar, als es einerseits in beiden Ländern in sehr engem Kontakt mit germanischen Sprachen steht und andererseits auch im in Luxemburg gesprochenen Französisch gern der belgischen Variante der Vorzug vor einer eventuellen französischen gegeben wird. Fuchs (1988: 5) gibt zwei Definitionen von Belgizismus, zum einen sind hiermit Abweichungen von der französischen Norm gemeint, die „global jede Abweichung im belgischen Französisch als Belgizismus bezeichnet, wobei die Bezeichnung eigentlich etwas Negatives ausdrückt“, die negative Konnotation wird jedoch durch den Zusatz „de bonne loi“ versucht abzumildern. Zum anderen werden sprachliche Phänomene berücksichtigt, die außerhalb von Belgien auf dialektaler oder regionalsprachlicher Ebene als Archaismus gelten. Grundsätzlich können Belgizismen auch in Frankreich vorkommen; diatopisch sind die Belgizismen durchaus unterschiedlich verteilt 14 . 13 Wie der Titel der Untersuchung Houdremont (1897) bereits andeutet, untersucht deren Verfasser auf gut 50 Seiten vor allem luxemburgische Urkunden in französischer Sprache, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, und gibt diese wieder. Aus französistischer Perspektive wäre es interessant zu analysieren, welche (alt-) französische (-n) Varietät (-en) hier verwendet wurde. 14 Barrera-Vidal (1995: 82-84) versucht mittels einer Gegenüberstellung darzulegen, dass viele Belgizismen im Wortschatz deutschen Ursprungs sind. Einige der hier selektiv wiedergegebenen Beispiele haben einen Bezug zur administrativen Termino- <?page no="61"?> 61 Der frankophone Teil Belgiens ist sprachlich gesehen relativ heterogen (Fuchs 1988: 6); das Wallonische in den Regionen Liège, Verviers, Namur, Charleroi, La Louvière und Nivelles hat Wallonien seinen Namen gegeben; in Belgien wird jedoch in den Regionen um Mons und Tournai auch Pikardisch gesprochen, im Süden Belgiens in der Gegend um Virton befinden sich lothringische Dialekte und im Gebiet um das Mitte des 19. Jahrhunderts von Luxemburg abgetretene Arlon ist ein germanisches Substrat in Form des moselfränkischen Dialekts erhalten geblieben. Wallonien ist zugleich das nördlichste romanischsprachige Gebiet, das rundum von germanischen Sprachen umgeben ist und mehr oder minder starkem Adstrateinfluss unterliegt; in Belgien ist dieser vor allem niederländischen Ursprungs, Luxemburgisch und Deutsch sind in diesem Zusammenhang weniger prägnant. Allgemein ist das in Belgien gesprochenen Französisch durch viele Archaismen gekennzeichnet, so wie es auch in der Schweiz und in Kanada der Fall ist; Fuchs (1988: 7) spricht in diesem Kontext vom „français des aires latérales“. Gleichzeitig ist das belgische Französisch durch viele Neologismen geprägt, da Wallonien außer zur napoleonischen Zeit nie zu Frankreich gehört hat und somit nicht der französischen Sprachpolitik und -steuerung unterlegen hat; das Gleiche gilt für Luxemburg. Wahrscheinlich ist hier eine der Ursachen für die auffällige Vitalität gerade der französischen Varietäten in Belgien zu sehen. Während das französische Superstrat in Wallonien auf romanische Dialekte trifft, befindet sich das Französische in Brüssel in einem germanischsprachigen Milieu wie eine Insel ungefähr 15 Kilometer nördlich der logie. In der linken Spalte befindet sich das im hexagonalen Französisch gebräuchliche Lexem, in der Mitte der in Belgien übliche Ausdruck und rechts die deutsche Entsprechung: baguette - pain français - französisches Brot, meringue - baiser - Baiser, route/ avenue - chaussée - Chaussée, chocolat - praline - Praline, matin/ matinée - avant-midi - Vormittag, faites donc - faites seulement - machen Sie nur, ce soir - aujourd’hui soir - heute Abend, viens! - tu viens une fois! - Komm einmal! , année universitaire - année académique - akademisches Jahr, salle de cours - auditoire - Auditorium, bureau du doyen - décanat - Dekanat, professeur titulaire - professeur ordinaire - ordentlicher Professor, un chien laid - un laid chien - ein hässlicher Hund, il est assez fort - il est fort assez - er ist stark genug, dans la rue - sur la rue - auf der Straße, avoir des difficultés - avoir dur - (es) schwer haben. <?page no="62"?> 62 romanisch-germanischen Sprachengrenze, in dem das Niederländische Fuchs (1988: 9) zufolge zweifach präsent ist: Einerseits als Substrat zum Französischen in Form des niederländischen Dialekts der Region, dem Brabantischen, und andererseits als Adstrat in hochsprachlicher Form. Hierin ist nun ein deutlicher Unterschied zur Situation in Luxemburg auszumachen, da das Germanische in Form des Luxemburgischen zwar als Substrat zum Französischen gesehen werden kann, es existiert jedoch kein Adstrat in Form des Hochdeutschen, dem in Luxemburg lediglich eine minimale kommunikative Funktion auf Ebene der gesprochenen Sprache zukommt. Seit dem 13. Jahrhundert ist nach Fuchs (1988: 10-12) dokumentiert, dass im originär niederländischsprachigen Brüssel Französisch gesprochen wird, bereits im 14. Jahrhundert ist es in der Oberschicht weit verbreitet. Die Französierung von Brüssel vollzieht sich in einem langen, über die Jahrhunderte dauernden Prozess. Ab dem Anfang des 18. Jahrhunderts ist das Französische die eindeutig präferierte Sprache von Hof, Regierung und Verwaltung; die französische Sprache wird die Sprache der sozialen Oberschicht. Während im Jahre 1830 keine der zu Brüssel gehörenden Gemeinden eine frankophone Mehrheit hatte, hat spätestens seit 1947 keine mehr eine niederländischsprachige. Während in den flämischen Städten und vor allem auch in Brüssel die höher gestellten Schichten immer mehr Französisch sprachen, sind die entsprechenden Kreise in der Hauptstadt Luxemburgs dem Luxemburgischen stets treu geblieben. Ob Französisch von der überschaubaren luxemburgischen Bourgeoisie überhaupt im engeren Kreis verwendet wurde, wäre interessant zu erforschen. Gerade aus heutiger Sicht ist die Stellung des Französischen in den Städten Flanderns äußerst interessant, zumal sich aus sozialer Perspektive deutliche Parallelen zum Stand des Französischen in der luxemburgischen Oberschicht ergeben, die, anders als in Flandern, bis heute andauert. Fuchs (1988: 13-14) zufolge ist die französische Sprache in Flandern lokal auf wenige Städte beschränkt. Zunächst nur vom Adel verwendet, breitete sich das Französische später auch im Bürgertum aus. Diese sind die einzigen beiden sozialen Schichten in Flandern, die Träger der französischen Sprache sind. Wie in Luxemburg bis heute ist der Gebrauch des Französischen bis ins 18. Jahrhundert hinein zudem ein absolutes soziales Merkmal; die wohlhabende und tonangebende Schicht spricht Französisch, während das einfache Volk Flämisch spricht. In Luxemburg ist die Schichtenzugehörigkeit Kramer (1992: 208-209) zufolge am „Grad der Korrektheit der Aussprache als Merkmal sozialer Zuordnung“ messbar: Viele gebildete Luxemburger sprechen Französisch wie Muttersprachler. An der Betonung französischer Wörter ist der soziale Status des Sprechers <?page no="63"?> 63 beobachtbar: Während die unteren Schichten das Französische mit deutscher Intonation akzentuieren, betonen die oberen Schichten eher den französischen Regeln entsprechend. Seit in den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts das Allgemeen Beschaafd Nederlands (ABN) eingeführt wurde, wurde durch die Etablierung dieser Hochsprache das Argument der frankophonen Bevölkerung hinfällig, dass man ihr nicht zumuten könne, anstelle des hochentwickelten Französischen eine zurückgebliebene Sprache lernen und sprechen zu müssen, wie Fuchs (1988: 14) darlegt 15 . Die Anzahl der muttersprachlich frankophonen Flamen in der älteren Generation ist inzwischen äußerst überschaubar, lediglich in Gent gibt es noch einen bedeutenderen Anteil der Bevölkerung, der französisch spricht, die so genannten „fransquillons“ die einsprachigen frankophonen Flamen. Aus heutiger Perspektive wirkt diese flämische Bevölkerungsgruppe wie ein Paradoxon, weil allgemein mit dem Terminus ‚Flame‘ einhergeht, dass dieser das Flämische als Erstsprache erwirbt. Aufgrund der flämischen Sprachenpolitik 16 ist es nunmehr sowieso unerlässlich, die flämische Sprache zu beherrschen, daher gibt es heute nur noch wenige fransquillons. In Gent, Antwerpen und Ostende wird Französisch noch teilweise in der Mittelschicht verwendet, die Sprecher sind aber bilingual und ihr Französisch hat inzwischen einen deutlichen niederländischen, also germanischen, Anstrich auf phonetischer, syntaktischer und lexikalischer Ebene (Fuchs 1988: 14). Die derzeitig streng territorial getrennte Zweisprachigkeit in Belgien, die in den beiden Landesteilen Wallonien und Flandern de facto zur Einsprachigkeit führte, resultiert aus der Weigerung der flämischen Kommunen, im Rahmen der Volkszählung ihren Bürgern die Bögen auszuteilen, die nach dem Sprachgebrauch fragten, weil vor allem in den Brüsseler Vorortgemeinden verstärkt festzustellen war, dass die magische Grenze von 30% frankophonem Bevölkerungsanteil immer öfter überschritten wurde, so dass die betroffenen Gemeinden offiziell die Zwei- 15 In Bezug auf das ABN in den Niederlanden und in Belgien bemerkt Kramer (1984: 119): „Als Besonderheit ist festzuhalten, daß - auf Grund der früheren Bedrohung durch das höhere Prestige des Französischen - mehr oder weniger alle Gallizismen aus der Normsprache ferngehalten werden, was häufig zu der merkwürdigen Situation führt, daß ein Gallizismus im ABN der Niederlande ganz normal ist, während er im ABN Belgiens bekämpft wird [...].“ 16 Barrera-Vidal (1995: 85) vermisst in Belgien vollkommen zu recht eine „amtliche Sprachlenkungspolitik“ auf nationaler Ebene, so wie er einen Widerspruch sieht zwischen der „Tendenz, sich von Frankreich irgendwie sprachlich abzusondern, um die eigene kollektive Identität zu dokumentieren“ und dem „Willen, sich sprachlich dem französischen und ganz speziell dem Pariser Modell anzupassen.“ <?page no="64"?> 64 sprachigkeit einzuführen hatten, wie Kramer (1984: 91-95) veranschaulicht. Im Einzelnen führt Kramer (1984: 95) aus: Der Grundgedanke der Reform ist darin zu sehen, daß die individuelle Entscheidung über die Familiensprache, die bis dahin mehr oder weniger gegolten hatte, aufgehoben wird; vielmehr muß prinzipiell die Sprache der Zone, in der man wohnt, für alle Äußerungen, die über den strikt privaten Bereich hinausgehen, verwendet werden. Für die beiden Sprachgebiete wird somit das Prinzip strikter Einsprachigkeit festgelegt: der Norden des Landes verwendet das Niederländische und nur das Niederländische, der Süden das Französische und nur das Französische. Ausnahmen von dieser rigorosen Einsprachigkeit gelten nur a) für einige eng umschriebene Gemeinden mit Ausnahmeregelungen, b) für die deutschsprachigen Ostkantone, c) für die Hauptstadt Brüssel, bei der absolute Zweisprachigkeit dekretiert wird, obwohl nur etwa zwanzig bis dreißig Prozent der Bevölkerung zur niederländischen Sprachgruppe zu rechnen sind. Im großen und ganzen kam die Regelung den flämischen Vorstellungen wesentlich näher als den Forderungen der Wallonen: das Französische wurde aus seiner Stellung als Kultursprache eines großen Teiles der flämischen Bourgeoisie vertrieben, die nunmehr kaum noch eine Möglichkeit hatte, ihre Kinder in frankophonen Schulen erziehen zu lassen, [...] die Brüsseler Zweisprachigkeit gereichte den niederländischsprachigen Bürgern (die im Gegensatz zu den französischsprachigen Bürgern normalerweise die andere Landessprache beherrschen) zum Vorteile, bei den Gemeinden mit Ausnahmeregelungen achtete man ebenfalls mehr auf die Wahrung der Rechte der Flamen. Die somit vor gut 50 Jahren notwendig gewordene Festlegung der Sprachengrenze erfolgte ohne Befragung der betroffenen Bevölkerung, wie Kramer (1984: 97) bemerkt. Ebenso wenig wurde die Tatsache berücksichtigt, dass sich beispielsweise die Hauptstadt Brüssel nicht durch entsprechend starke Migrationsbewegungen von einer majoritär niederlandophonen zu einer primär frankophonen Kommune entwickelt hat, sondern weil die originär flämische Bevölkerung vor allem aufgrund des höheren Prestiges des Französischen dazu überging, diese Sprache anzunehmen (Kramer 1984: 99-100). Wie in Luxemburg war es auch in Belgien üblich, dass soziale Unterschiede auch in den verwendeten Sprachen ihren Ausdruck fanden, wie Kramer (1984: 100) erläutert: Seit der Unabhängigkeit Belgiens fanden soziale Differenzierungen mehr und mehr ihre sprachliche Wiederspiegelung: die oberen Klassen bedienten sich des Französischen, also setzte sozialer Aufstieg - von Ausnahmen abgesehen - Französierung voraus. <?page no="65"?> 65 Während die soziale Oberschicht in Flandern jedoch das Französische auch untereinander pflegte, nutzt die luxemburgische Elite untereinander stets das Luxemburgische, wie Fehlen (2012: 45) darlegt: Während Aufsteiger, besonders im Bildungsmilieu, ein verkrampftes Verhältnis zum Schulfranzösisch an den Tag legen, brauchen Macht- und Wirtschaftseliten ihre Beherrschung der großen Kultursprachen nicht unter Beweis zu stellen, da diese wegen ihrer grenzüberschreitenden Familienbande und Geschäftsbeziehungen für sie keine Fremdsprachen sind. Sie sprechen unbefangen Luxemburgisch, ohne ihm allerdings einen allzu hohen Stellenwert zuzuschreiben. Dennoch leisteten sie einen zweifachen Beitrag zum Ausbau der Luxemburger Sprache. Erstens, indem sie „onst Däitsch“ als Alltagssprache benutzten und nicht auf Französisch, wie die Fransquillon in Flandern, oder auf Hochdeutsch, wie die Bourgeoisie im Elsass zurückgriffen, um sich vom Volke abzuheben. [...] Zweitens, indem sie Luxemburgisch in der öffentlichen Geselligkeit pflegten [...]. Durch die Abwendung Flanderns von jeglichen französischen Einflüssen und Anregungen ist gerade das dortige kulturelle Leben merklich reduziert worden, ohne dass für Ersatz, beispielsweise in germanophonen Ländern, gesorgt worden wäre, wie Kramer (1984: 112-113) konstatiert: Das Opfer, das dieser Einsprachigkeit zuliebe gemacht wurde, war allerdings nicht klein: das einstmals blühende französische Kulturleben Flanderns existiert nicht mehr, die Verbindung zur frankophonen Welt ist mehr oder weniger abgerissen. [...] An die Stelle der alten Verbundenheit mit der Frankophonie ist jedoch nicht etwa eine stärkere Verwurzelung in der germanischen Welt getreten: die englisch- und deutschsprachige Kultur blieb im Grunde fremd, und bei allen Banden zu den Niederlanden bleibt stets die Furcht latent, vom größeren Partner aufgesogen zu werden. In Luxemburg dürfte niemand ernsthaft ein Interesse daran haben, den Weg Flanderns in die geistige und intellektuelle Einöde zu folgen, der sich aus der gänzlichen Aufgabe des Französischen ergeben würde, wie mit Kremnitz (2004: 162) festzuhalten ist: „Auch die Begrenzung auf Sprachen (unter Ausschluss von Varietäten) muss man als Rückschritt ansehen [...].“ Abgesehen hiervon beruht die anhaltende starke Stellung des Französischen in Luxemburg vor allem auf dem seit 30 Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Boom, der für die hohe Zahl primär frankophoner frontaliers verantwortlich ist. Im Zusammenhang mit dem Französischen in Luxemburg ist heute die Frage der Integrationsproblematik besonders aktuell, weil sehr viele der Zuwanderer aus romanischsprachigen Ländern nach Luxemburg kommen, die sich grundsätzlich gern der französischen Sprache bedienen, auch weil sie fast jeder versteht. Mit der seit einem guten halben Jahr- <?page no="66"?> 66 hundert deutlich zunehmenden Immigration nicht zuletzt aufgrund des stark gestiegenen wirtschaftlichen Wohlstands verschiebt sich das Sprachengefüge in Luxemburg, weil sehr viele der Zugezogenen eine romanische Erstsprache sprechen, namentlich Italienisch oder Portugiesisch. Sprechern dieser Sprachen fällt es aus sprachtypologischer Perspektive leichter, sich auf Französisch auszudrücken, als auf Luxemburgisch, wie Fehlen (2011: 3-4) erläutert: Luxemburgisch ist die Muttersprache der Luxemburger und die Nationalsprache des Großherzogtums Luxemburg; daneben beherrschen die Luxemburger in der Regel die deutsche Sprache. Ihre Französischkenntnisse hängen oft vom Grad der Schulbildung ab. Die Gleichung je gebildeter, desto frankophoner, stimmt immer weniger, da Luxemburger mit Vorfahren aus Italien oder anderen romanischsprachigen Ländern einen leichteren Zugang zum Französischen haben und neuerdings viele in einem französischsprachigen Umfeld arbeiten. Gerade wegen der zahlreichen frankophonen Arbeitnehmer sieht Christophory (1992: 175) die Stellung des Französischen bereits als gefestigt an und verweist auf die soziale Funktion, die der Kenntnis des Französischen innerhalb der luxemburgischen Gesellschaft zukommt und sieht Luxemburg als de facto zweisprachiges Land an: Die Beherrschung des Französischen ist noch immer ein Maßstab für die soziale Stellung, die französische Sprache war und ist ein gesellschaftliches Sanktionsmittel, eine Hürde für jeden Aufsteiger [...]. Heute, bei 30% Ausländern, davon fast 25% romanischen Ursprungs, und mit 12% der aktiven Bevölkerung, die aus den französischsprechenden Nachbarregionen kommt, wird die Luxemburger Gesellschaft faktisch also langsam zweisprachig. In der Hauptstadt Luxemburg gilt es als Zeichen besonderer Eleganz, Französisch zu sprechen und sein Gebrauch gilt als Markenzeichen der sozialen Elite, wie Fröhlich/ Hoffmann (1997: 1165) ausführen. Ähnlich äußert sich Kellermann (2001: 222, 278) in Bezug auf Gibraltar darüber, dass je höher die sprachliche Kompetenz im Englischen ist, desto stärker der soziale Status eines Sprechers innerhalb der Gesellschaft ansteigt und dass die sichere Beherrschung von Spanisch und Englisch eine Voraussetzung für die Integration in die Gesellschaft Gibraltars darstellt 17 . 17 Auch Neidig (2008: 58) stellt in Gibraltar einen direkten Zusammenhang zwischen Sprachbeherrschung und sozialer Gruppenzugehörigkeit her: „In den sozial schwächeren Gruppen wird zwar auch Englisch gesprochen, vorzugsweise jedoch Spanisch, oder es wird vom Code-switching Gebrauch gemacht.“ <?page no="67"?> 67 Der Umbruch von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft führt Christophory (1992: 175-177) zufolge zu einem indirekten Ausländerproblem: Während höher qualifizierte Ausländer durch ihre bessere Beherrschung des Französischen einfacher Arbeit finden, gehen niedriger qualifizierte Luxemburger leer aus. Hier entsteht die Gefahr der Verkennung gesellschaftlicher Zusammenhänge und der Projektion diffuser Ressentiments auf Ausländergruppen. Außerdem wohnt fast ein Drittel aller Erwerbstätigen nicht in Luxemburg und diese haben daher weder ein Bedürfnis zur Integration noch eines zum Erlernen des Luxemburgischen. Sehr beeindruckend sind die aktuellen Zahlen des luxemburgischen Statistikamtes in Bezug auf die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung im Lande. Luxemburg ist seit geraumer Zeit das Land mit dem höchsten Ausländeranteil der gesamten EU, seit knapp zehn Jahren liegt der Anteil konstant deutlich oberhalb von 40% und nähert sich langsam, aber stetig der 50%-Marke an. Ein Blick auf die weiter unten stehende Abbildung zeigt, dass die Immigranten aus romanischsprachigen Ländern die größten Anteile stellen, namentlich die Portugiesen mit 16,4% der Gesamtbevölkerung, die Franzosen mit 6,6%, die Italiener mit 3,4% und die Belgier mit 3,3%. Selbst wenn aus der letzten, die Belgier betreffenden Angabe die flämisch- und deutschsprachigen herausgezählt würden, verändert dieses wenig an der Tatsache, dass die Anzahl der Zuwanderer aus den genannten vier Ländern sich auf ein knappes Drittel der Gesamtbevölkerung beläuft. Diese zahlenmäßig sehr starke Bevölkerungsgruppe dürfte in ihrem luxemburgischen Alltag außerhalb der heimischen Umgebung wesentlich öfter Französisch als Luxemburgisch oder gar Deutsch sprechen, da ihre Erstsprachen aus systemlinguistischer Perspektive dem Französischen ähnlicher sind als den beiden genannten germanischen Sprachen. In diesem Zusammenhang bemerkt Goudaillier (1996: 776): „Le portugais, l’italien et l’anglais ne jouent aucun rôle dans la vie publique et sociale (sauf dans quelques cafés et magasins où le portugais et l’italien sont utilisés pour la communication).“ Fehlen (2011: 5) zufolge ist das Französische die am meisten gesprochene Sprache in Luxemburg: <?page no="68"?> 68 60% der Ausländer [geben] an, Luxemburgisch zu sprechen und dieser Prozentsatz hat seit 1997 noch zugenommen. Französisch ist jedoch die allgemeine Verkehrssprache Luxemburgs und dies besonders in der Hauptstadt und im Süden des Landes. 96% der Wohnbevölkerung sprechen Französisch, gefolgt von Luxemburgisch mit 78% und Deutsch mit 75% 18 . Luxemburg hat Davis (1992: 148) zufolge die zur cultural cohesion beitragende Immigration aus wirtschaftlichen und demographischen Gründen stets gefördert, zumal die Geburtenrate seit 1945 negativ ist. Die Portugiesen leben nicht gleichmäßig über das Land verteilt, sondern siedeln sich in einigen Kommunen an, so haben 14 der 118 luxemburgischen Gemeinden einen Bevölkerungsanteil von Portugiesen, der oberhalb von 20% liegt, Larochette, Echternach oder die Hauptstadt, wie Fehlen (1999: 11) hervorhebt. Im Zusammenhang mit der starken Immigration von Portugiesen nach Luxemburg bemerkt Davis (1992: 149): First, unlike a previous influx of Italian immigrants, the Portuguese have failed to assimilate in Luxembourg. These immigrants tend to maintain their own language and culture within Portuguese ,ghetto‘ communities and use French for interaction with native Luxembourgers. In addition, many Portuguese untend to return home after saving money through the higher wages generally offered in Luxembourg. Therefore, the Portuguese have presented an element of fragmentation within society rather than becoming contributors to economic and population growth as intended by the government. Secondly, the influx of foreigners during the creation of an international banking industry has contributed to an increased use of languages of wider communication (English, French, and German) among Luxembourgers in both the work and social domains. Die Herkunft vieler portugiesischstämmiger Immigranten der ersten Generation aus ländlicheren Gebieten im Landesinneren Portugals und das damit verbundene recht niedrige Bildungsniveau thematisiert Beir-o (1999: 21-22) wie auch die daraus folgenden bescheidenen Ansprüche an das Leben in der neuen Heimat Luxemburg: La majorité de ces familles sont originaires de régions rurales situées à l’intérieur du pays, ils [sic, elles] sont donc issues d’un milieu social pauvre. Une caractéristique commune à la plupart des personnes de la première génération est le faible niveau d’instruction, qui ne dépasse guère la quatrième année de l’école primaire, le niveau de scolarité obligatoire à cette époque. Parmi les familles interrogées, il n’y a qu’un père qui 18 In Bezug auf das Deutsche bemerkt Fehlen (2009: 85) „L’allemand [...] perd son statut de ‚deuxième langue la mieux parlée‘ au profit du français. En 1997 il devançait dans cette fonction le français de 16 points; en 2008 il le suit avec 2 points.“ <?page no="69"?> 69 est allé au-delà de la quatrième année. [...] Sans qualifications, la majorité des couples interrogés travaillent dans le nettoyage et dans la construction, le plus souvent en tant qu’ouvriers non qualifiés. La différence se situe au niveau des perspectives d’améliorer leur situation puisque, au Luxembourg, ces immigrés ont un salaire plus élevé que dans leur pays d’origine, ce qui leur permet de faire quelques économies, ce qui était impossible avec un salaire normal au Portugal. Um so viel wie möglich zu verdienen, machen viele Arbeitnehmer bereitwillig Überstunden oder arbeiten neben ihrer regulären Beschäftigung zusätzlich auf privaten Baustellen oder betätigen sich nebenher gärtnernd (Beir-o 1999: 48). Den grundsätzlichen Gehorsam der Portugiesen, die unter dem nachwirkenden Eindruck des Salazar-Regimes in Portugal stehen, aus der ersten Generation von Immigranten schildert Beir-o (1999: 50) folgendermaßen: Nés sous le régime de Salazar, une dictature sans contestation et sans révolte sous laquelle les parents ont déjà grandi, les immigrés portugais de la première génération ont été éduqués de façon à accepter tout travail sans se plaindre, leur condition d’ouvrier ne leur permettant pas la protestation. Die viele Arbeit lässt den portugiesischen Immigranten der ersten Generation Beir-o (1999: 73) zufolge kaum Gelegenheit, die im Lande gesprochenen Sprachen zu lernen, so dass sie oft unter sich bleiben und ihre freie Zeit in den verschiedenen portugiesischen Vereinen verbringen. Die Portugiesen sind sich durchaus bewusst, dass in Bezug auf ihre Sprachkenntnisse in Luxemburg erwartet wird, entweder die Landessprache oder aber ein korrektes Französisch sprechen zu müssen, wie Beir-o (1999: 87-88) pointiert. Abgesehen davon, dass offizielle Dokumente wie Kontoauszüge oder Telefonrechnungen in Luxemburg in der Regel auf Französisch redigiert sind, haben auch die Lehrwerke für den Erwerb des Luxemburgischen Französisch oder Deutsch als Referenzsprache, so dass zum Lernen der Landessprache zunächst möglichst gute Kenntnisse des Französischen, gerade auch auf schriftlicher Ebene vonnöten sind, wie Beir-o (1999: 96) ausführt: „Les cours de luxembourgeois se basent davantage sur le français écrit et sur le français parlé. La plupart des Portugais ne maîtrisent aucune grammaire et ils ne savent pas écrire couramment le français. De ce fait, réussir un de ces cours relève de l’exploit.“ Zudem kritisiert Beir-o (1999: 172-173), dass die Luxemburger sich schwer damit tun, Französisch zu sprechen, während die portugiesischen Immigranten es nicht korrekt beherrschen, weil es für beide eine Fremdsprache ist: Le problème est que la langue de la communication, le français, est une langue étrangère pour tout le monde. Les Luxembourgeois, avec qui les <?page no="70"?> 70 Portugais pourraient avoir plus d’interactions, ont du mal à s’exprimer dans cette langue, tandis que les Portugais sont loin de la maîtriser. Die lusophonen Einwohner Luxemburgs aus Portugal und von den Kapverdischen Inseln haben Klein (2005: 7) zufolge ein äußerst niedriges Niveau an sprachlichen Kompetenzen, was vor dem Hintergrund der von Beir-o (1999) geschilderten Biographien der betreffenden Personen durchaus zutreffen kann und offensichtlich die Integration erschweren dürfte. Die soziale Integration der Portugiesen scheint, anders als bei den Italienern, schon aufgrund des starken Wachstums dieser Gruppe schwieriger zu sein, wie Fröhlich/ Hoffmann (1997: 1158) vermuten. Die italienischen Immigranten hingegen gelten heute als vorbildlich in die luxemburgische Gesellschaft integriert und sie könnten den portugiesischen als Vorbild dienen, wie Fehlen (2006a: 27-28) erläutert: Jusqu’à une période récente, l’Italien était synonyme d’immigré, alors même que les statistiques montrent que les immigrés venant d’Allemagne étaient plus nombreux jusqu’à la fin de la deuxième guerre mondiale. Aujourd’hui, il est synonyme de ‚bon immigré‘, celui qui a sû s’intégrer, celui que l’on propose en modèle aux Portugais. Die Immigranten italienischer Herkunft haben nie mehr als 40% der ausländischen Bevölkerung in Luxemburg ausgemacht und ihre Anzahl ist seit 1970 um mehr als die Hälfte zurückgegangen, wie Fehlen (2006a: 28- 32) feststellt, zudem arbeiten viele von ihnen in Berufen, die eine höhere Qualifikation erfordern, wie als Handwerker oder Angestellte in den Finanzdienstleistungen oder in internationalen Organisationen, sie haben somit einen sozialen Aufstieg absolviert. Das Italienische ist die Sprache in Luxemburg, die nach den drei Einzelsprachen mit offiziellem Status und dem Englischen an fünfter Stelle der am häufigsten gesprochenen Sprachen steht, also noch vor dem Portugiesischen (Fehlen 2006a: 38). Neben den italienischen Immigranten und den Luxemburgern italienischer Herkunft liegt diese hohe Stellung des Italienischen daran, dass relativ viele nicht-italienischstämmige Mitglieder der luxemburgischen Wohnbevölkerung Italienisch als Fremdsprache erlernen, weil sie es als Sprache der Kultur, der Zivilisation oder schlicht als Sprache der Ferien ansehen. Das Interesse an der italienischen Sprache spiegelt sich auch darin wieder, dass sie gleichfalls an fünfter Stelle der Sprachen steht, die die luxemburgische Wohnbevölkerung gern lernen würde. Hier ist das Interesse für das Italienische größer als das für das Deutsche; neben den zuvor genannten Sprachen steht das Spanische noch vor der Sprache von Dante Alighieri, wie Fehlen (2006a: 41) erläutert. <?page no="71"?> 71 Seit den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts ist ein Rückgang der Anzahl an italienischen Immigranten festzustellen, den Gallo (1987: 600) einerseits dadurch erklärt, dass viele Italiener durch Einbürgerungen die luxemburgische Staatsangehörigkeit erwerben und dass es einen Negativsaldo bei der Einwanderung gibt 19 . Italienische Immigranten könnten tendenziell eine etwas bessere Reputation haben als portugiesische, weil ihre Sprache in Luxemburg über ein höheres Prestige verfügt, wie Hartmann-Hirsch (1991: 962, Hervorhebungen übernommen) bemerkt: Italienisch ist sicher die Vernakulärsprache der italienischen Einwandererfamilien, soweit die italienischen Familien noch ihre eigene Sprache sprechen, doch hat diese Sprache in Luxemburg ‚bereits‘ den Status einer ‚Reise- und Kultursprache‘, während Portugiesisch eine reine Einwanderersprache ist, die allenfalls von einigen Luxemburgern, die im sozialen Bereich oder im Unterrichtswesen arbeiten, gelernt wird, um die häufig noch mühselige ‚frankophone‘ Kommunikation zu erleichtern. Während die Immigration aus Portugal, Italien und Frankreich quantitativ deutlich dominiert, spiegeln die weiteren Zahlen durchaus auch die von Davis genannte jüngere Orientierung zu einer Dienstleistungsgesellschaft, vor allem im Bankensektor und durch die Einrichtungen der Europäischen Union, wider. Im Einzelnen setzt sich die Zuwanderung während der vergangenen Jahrzehnte wie folgt zusammen: 19 Entsprechend äußern sich Fröhlich/ Hoffmann (1997: 1158). <?page no="72"?> 72 Année Population 1981 1991 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Population totale (x1000) 364,6 384,4 439,5 444,1 448,3 455,0 461,2 469,1 dont: Femmes 186,7 196,1 223,0 225,2 227,3 230,3 233,1 237,0 Luxembourgeois 268,8 271,4 277,2 277,3 277,6 277,2 277,5 277,8 Étrangers 95,8 113,0 162,3 166,7 170,7 177,8 183,7 191,3 dont: Portugais 29,3 39,1 58,7 59,8 61,4 64,9 67,8 70,8 Italiens 22,3 19,5 19,0 19,1 19,0 19,0 19,0 19,1 Français 11,9 13,0 20,0 20,9 21,6 22,2 23,1 24,1 Belges 7,9 10,1 14,8 15,4 15,9 16,2 16,3 16,5 Allemands 8,9 8,8 10,1 10,1 10,2 10,5 10,8 10,9 Britanniques 2,0 3,2 4,3 4,5 4,7 4,7 4,7 4,8 Néerlandais 2,9 3,5 3,7 3,6 3,6 3,6 3,7 3,7 Autres UE 10,6 6,6 9,2 9,7 9,7 10,3 12,4 14,5 Autres … 20 9,2 22,5 23,5 24,6 26,4 25,9 26,9 Étrangers en % 26,3 29,4 36,9 37,5 38,1 39,1 39,8 40,8 Abbildung 3. 20 Legende: … Daten nicht verfügbar. <?page no="73"?> 73 Année [cont.] Population 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Population totale (x1000) 476,2 483,8 493,5 502,1 512,4 524,9 537,0 dont: Femmes 240,4 244,2 248,7 252,7 257,4 263,0 268,6 Luxembourgeois 277,9 277,9 278,0 285,7 291,9 295,0 298,2 Étrangers 198,3 205,9 215,5 216,4 220,5 229,9 238,8 dont: Portugais 73,7 76,6 80,0 79,8 82,4 85,3 88,2 Italiens 19,1 19,1 19,4 18,2 18,1 18,1 18,3 Français 25,2 26,6 28,5 29,7 31,5 33,1 35,2 Belges 16,5 16,5 16,8 16,7 16,9 17,2 17,6 Allemands 11,3 11,6 12,0 12,0 12,0 12,3 12,4 Britanniques 4,9 5,0 5,3 5,5 5,5 5,6 5,7 Néerlandais 3,8 3,8 3,9 3,9 3,9 3,9 3,9 Autres UE 16,5 17,9 19,5 20,5 21,5 23,2 24,8 Autres 27,3 28,8 29,6 30,1 28,7 31,2 32,7 Étrangers en % 41,6 42,6 43,7 43,1 43,0 43,8 44,5 Abbildung 3 ( Fortsetzung). Während in Luxemburg auf nationaler Ebene also fast die Hälfte der Einwohner ausländischer Herkunft ist, beläuft sich ihr Anteil in der Hauptstadt inzwischen auf fast zwei Drittel, wobei hier über 40% der Zuwanderer als romanischsprachig angesehen werden können: <?page no="74"?> 74 Abbildung 4 21 . 21 Am Rande sei mit Bos/ Reding (2007: 30) auf Folgendes hingewiesen: „Die Gemeinde Fels gilt mit 63,8% Ausländern (vorwiegend Portugiesen) sogar als die Gemeinde mit dem höchsten Ausländeranteil in Europa“. <?page no="75"?> 75 In Bezug auf die Sprachen, die die Immigranten in Luxemburg verwenden 22 , ist mit Fehlen (2000: 80, 81) festzuhalten, dass das Französische zwar die Zugangspforte für die Neuhinzugekommenen bildet, Luxemburgisch jedoch fungiert als Integrationssprache. Als in Luxemburg integriert gelten Immigranten, wenn sie die Landessprache beherrschen. Auch Horner (2005: 174) hebt den wichtigen Zusammenhang zwischen der Beherrschung der Landessprache und der Integration in die luxemburgische Gesellschaft hervor: The author [of the present article] emphasises the role of the Luxembourgish language with regard to the ‚integration of foreigners‘, hinting at a malleable interpretation of Luxembourgish identity. In other words, anyone can become ‚Luxembourger‘ if they adhere to certain linguistic norms, which means that they must learn Luxembourgish. Therefore, this process should be made as easy as possible for those who are willing to be ‚integrated‘. Vor allem die zweite und dritte Generation der Immigranten, die das luxemburgische Schulsystem durchlaufen haben, dürften so in die luxemburgische Gesellschaft integriert werden. Auch Fehlen (2009: 164) bemerkt, dass die Früchte der Mühen des Erlernens des Luxemburgischen nicht die Immigranten selbst, sondern erst die Generation der Kinder ernten wird: Comme ouvrier du bâtiment ou femme de ménage ils n’ont pas besoin du luxembourgeois. L’apprentissage du luxembourgeois ne modifiant en rien leur position sociale, il est compréhensible de le considérer comme ‚intégration gadget‘. Leurs enfants cependant, loin d’être une menace pour la langue luxembourgeoise, seront les porteurs de son avenir, car ils l’apprendront, non pas par goût, mais par nécessité pour trouver un meilleur emploi que leur parents, voire pour accéder au secteur protégé du marché de l’emploi. 22 Die vom luxemburgischen Statistikamt Statec zur Verfügung gestellten Daten bestätigen eindeutig den Trend, dass das Luxemburgische verstärkt von Immigranten, gerade auch portugiesischer Provenienz, gelernt und verwendet wird. Ebenfalls ergibt sich aus den Zahlen, dass das Französische in diesen Kreisen mit zunehmender Aufenthaltsdauer in Luxemburg als Umgangssprache langsam in den Hintergrund tritt. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Untersuchung sind diese Daten jedoch nur äußerst bedingt aussagefähig, da in den Befragungen im Rahmen der Volkszählung im Jahre 2011 nur die luxemburgische Wohnbevölkerung berücksichtigt werden konnte. Die täglich ins Land einpendelnden frontaliers sind in den Statec-Daten daher nicht erfasst. Da die Verwendung der französischen Sprache in Luxemburg jedoch gerade auch durch diesen häufig monolingualen Personenkreis verursacht wird, sind die Daten für unsere Fragestellung unerheblich und somit zu vernachlässigen. <?page no="76"?> 76 Zu den schon sehr hohen prozentualen Anteilen von Ausländern in der luxemburgischen Wohnbevölkerung kommt hinzu, dass, wie bereits verschiedentlich angedeutet, knapp die Hälfte der in Luxemburg Beschäftigten täglich aus den angrenzenden Nachbarländern Belgien, Deutschland und Frankreich ins Land pendelt und abends wieder zurückfährt. Auch von diesen Pendlern kommt der mit Abstand größte Anteil aus französischsprachigen Gebieten. Bei den täglich Pendelnden ist nicht davon auszugehen, dass eine nennenswerte Anzahl aus den flämisch- und deutschsprachigen Landesteilen Belgiens stammt, so dass gut 75% der frontaliers als frankophon anzusehen sind. Sie tragen den maßgeblichen Anteil dazu bei, dass die französische Sprache im luxemburgischen Alltag sehr präsent ist, weil sie meistens keinerlei Interesse daran haben, in die luxemburgische Gesellschaft integriert zu werden und daher auch nicht die Landessprache lernen: Au 4 e trimestre 2012, ils [les frontaliers] représentent ainsi 44% des salariés au Luxembourg (157.600 frontaliers), avec 78.800 frontaliers venant de France (50%), 39.600 frontaliers venant de Belgique (25,1%) et 39.300 venant d’Allemagne (24,9%). 23 Weil Luxemburg über kein Hinterland verfügt, in dem neue Arbeitskräfte rekrutiert werden könnten, müssen fehlende Mitarbeiter in Nachbarländern gesucht werden, wie Fehlen (2009: 133) erläutert. Den relativen Anstieg der frontaliers unter den Beschäftigten beziffert Fehlen (2009: 134) wie folgt: „Rappelons que si l’emploi salarié au Luxembourg a été multiplié par 1,6 entre 1995 et 2007, le nombre de travailleurs frontaliers a été multiplié, quant à lui, par 2,5 durant cette même période.“ Zudem thematisiert Fehlen (2009: 160) die aus linguistischer Perspektive äußerst interessante, sich verändernde biographische Zusammensetzung der Pendler, die nicht mehr eine homogene frankophone (oder deutschsprachige) Einheit bilden, sondern zunehmend auch aus Luxemburgern bestehen, die ihr Heimatland aufgrund der hohen Immobilienpreise verlassen haben, und zudem aus Immigranten, die wahrscheinlich ebenfalls aus diesem Grund nicht direkt nach Luxemburg eingewandert sind, sondern in die angrenzenden Gebiete der drei Nachbarländer, um von dort aus täglich ins Großherzogtum einzupendeln: Parmi les frontaliers se trouvent d’une part de plus en plus de Luxembourgeois qui ont quitté leur pays pour fuir la pression du marché immobilier [Un chiffre pour illustrer l’ampleur du phénomène: 2469 Luxem- 23 Quelle: http: / / www.lesfrontaliers.lu/ article/ 449004/ frontaliers-de-z/ leluxembourg-recrute-le-nombre-de-frontaliers-est-en-hausse, entnommen am 12. September 2013, ergänzt am 6. August 2014. <?page no="77"?> 77 bourgeoises et Luxembourgeois travaillant au Luxembourg habitent, en mars 2007, dans les régions limitrophes des pays voisins (741 en Belgique, 979 en Allemagne et 749 en France).] et d’autre part des immigrés qui sont venus s’installer dans la Grande-Région, pour prendre un emploi au Luxembourg [Berger (2005) les appelle „frontaliers d’adoption“, pour les distinguer des frontaliers natifs qui sont nés dans la Grande Région et évalue leur proportion à 9% de l’ensemble des travailleurs frontaliers.]. Il faudra donc garder en tête que les frontaliers de France ne sont pas nécessairement des frontaliers de nationalité française et pas nécessairement originaires de Lorraine. La même chose étant vraie pour les deux autres pays voisins. Zudem weist Fehlen (2006a: 36) exemplarisch darauf hin, dass vor zehn Jahren ein knappes Viertel der in Luxemburg Beschäftigten mit italienischer Staatsangehörigkeit frontaliers waren, von denen der größte Teil in Frankreich wohnt. Auf die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung nach Nationalitäten und auf die täglich ins Land einpendelnden frontaliers gehen Horner/ Weber (2008: 69-70) gleich zu Beginn ihrer sehr interessanten Darstellung ein, während die in der vorliegenden Untersuchung wiederholt berücksichtigte Studie Berg (1993) einem heute etwas veraltet wirkenden Ansatz folgte, für den sie aus verschiedenen Gründen stark kritisiert worden ist. Ein wesentlicher Schwachpunkt betrifft die Domänenzuordnungen, die der Verfasser für die drei in Frage stehenden Sprachen durchführt und die ganz offensichtlich die Immigranten und die täglichen Pendler unberücksichtigt lässt: Berg zufolge ist das Luxemburgische in vielen Domänen konkurrierendes Medium schriftsprachlicher Kommunikation; eine domänenspezifische Dominanz ist nicht erkennbar, es wird in geringem Umfang in mehreren Domänen verwendet. Das gesprochene Luxemburgisch ist hingegen in allen Domänen einziges Medium sprechsprachlicher Kommunikation in informellen Situationen; in den meisten Domänen umfassend vertreten, in vielen davon ausschließlich. Einen tendenziellen Verlust der Ausschließlichkeit zugunsten des Französischen stellt Berg (1993: 80) fest, wie auch seine starke Präsenz auch in formelleren Situationen. Für eine im Jahre 1993 publizierte Studie mutet es gänzlich kurios an, wenn Berg (1993: 80) die Funktion des gesprochenen Französisch lediglich als „Medium sprechsprachlicher Kommunikation nur in formellen Situationen einzelner Domänen“ charakterisiert und somit die romanophonen Immigranten zu diesem Zeitpunkt, an dem ihr Anteil bei knapp 20% der Wohnbevölkerung lag (s. Abb. 3) gänzlich außer Acht lässt. Das geschriebene Französisch erkennt Berg (1993: 80) als in allen Domänen konkurrierendes, vielfach dominierendes Medium in den meisten formellen und informellen Situationen an. Das Deutsche ist demzufolge in vielen Domänen konkurrierendes Medium <?page no="78"?> 78 schriftsprachlicher Kommunikation in formellen und informellen Situationen, während sich das gesprochene Deutsch auf wenige formelle Situationen in einzelnen Domänen beschränkt (Berg 1993: 80). Fundamentale Kritik vor allem an der Studie Berg (1993) wird von Horner/ Weber (2008) vorgetragen, weil diese die starke und für die sprachliche Situation doch sehr wichtige Zuwanderung der vergangenen Jahrzehnte vollständig unberücksichtigt lässt. Gänzlich zu widersprechen ist dieser Auffassung nicht. Aufgrund der Relevanz und der Argumentation soll die Wiedergabe etwas ausführlicher erfolgen: The term Luxembourger is employed repeatedly without explanation as to wether it refers to Luxembourgish citizens or members of an ethnic (or national) group. In this manner, Berg’s (1993: 2) decision to describe language use among Luxemburger in Luxemburg leads to a series of generalisations about a community that is never clearly defined. [...] Along these lines, Berg’s afore mentioned statements suggest that citizenship is not the (only) defining characteristic of a ‚Luxembourger‘. He seems to be implicitly defining a ‚Luxembourger‘ as someone who speaks only Luxembourgish with other ‚Luxembourgers‘, thus suggesting that one must speak Luxembourgish with other ‚Luxembourgers‘ in order to be considered a Luxembourger, i.e. an in-group member. In other words, his statements indicate that there is a direct link between language use and Luxembourgish ethnic (or national) identity, which is understood to be synonymous with the dominant group in Luxembourg [...]. Berg briefly acknowledges that his description of the sociolinguistic situation does not take into account a large number of people living and/ or working in Luxembourg, but in the interest of ‚science‘ he must restrict his study to one group. In this manner, he is able to justify the omission of two statistically significant groups of people, the first being resident foreigners and the other being the French, Belgian and German frontaliers employed in Luxembourg. If these individuals are removed from discussion, it is impossible to capture the reality of the current Luxembourgish language situation. By removing a large percentage of the resident population and the workforce, inter-group and intra-group dynamics are left unexplored, which may constitute the key to understanding the overall picture. Furthermore, Berg does not specifically state who is actually considered to be part of his casestudy. [...] [Berg] suggests that there is no room for multiple group membership, nor are any other language patterns possible in his description of language use among ‚Luxembourgers in Luxembourg‘ (Horner/ Weber 2008: 78-79). Die vollkommen zu recht kritisierte und 20 Jahre später keinesfalls mehr aufrecht zu haltende Sichtweise von Berg (1993: 155-156) gipfelt in seiner Aussage, dass Sprachpolitik per se „auffällig konservativ“ ist und alle <?page no="79"?> 79 Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erfasst. Im sozialpolitischen Sinne habe die luxemburgische Sprachpolitik folgendes Verdienst erworben: [Die] recht erfolgreiche und problemlose Integration und Assimilation der ausländischen Arbeitnehmerkontingente vor allem aus der Romania, die in zwei großen Einwanderungswellen zu Beginn des Jahrhunderts (Italiener) bzw. in den 1960er und 1970er Jahren (Portugiesen) den defizitären Arbeitsmarkt kompensierten, ist somit nicht zuletzt das Verdienst einer kohärenten Sprachpolitik des produktiven Trilingualismus. Im Anschluss an diese eher soziolinguistischen Ausführungen soll der Fokus nun auf linguistische Aspekte gelegt werden. 2.1 Französische Elemente im Luxemburgischen Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie steht das in Luxemburg verwendete Französisch, nicht so sehr das Luxemburgische, das sich jedoch durch einen besonders hohen Anteil französischer Elemente von seinen germanischen Schwestersprachen abgrenzt. Daher soll nur kurz auf einige Phänomene hingewiesen werden, die an sehr unterschiedlichen Stellen in der Literatur thematisiert wurden. Französische Vornamen sind in Luxemburg grundsätzlich heute noch sehr verbreitet, wie Fehlen (2002: 85) erläutert: „Until very recently the Luxembourgers had an official French Christian name in their passport, whereas they used its popular Luxembourg version in every day life 24 .“ Im Zusammenhang mit der phonetischen Realisierung der ins Luxemburgische entlehnten französischen Wörter führt Weber (1994: 154, Hervorhebungen übernommen) aus, dass diese mitunter initialbetont werden wie in „rideau“, „souvenir“ und „gendarmerie“ oder dass sie auf der Stammsilbe betont werden wie beispielsweise „enseignement“ und „enregistrement“, oder aber einfach so wie im Französischen, also „étude“ und „volume“. Die Studie Doppagne (1971: 15) ist eine der wenigen, die konkret auf phonetische Besonderheiten des in Luxemburg gesprochenen Französisch eingeht: 24 Es mutet kurios an, dass die Namensgebung aus der Zeit der deutschen Besatzung Luxemburgs bis heute (Februar 2014) Bestand hatte. Erst jetzt wurde beschlossen, dass die betroffenen Personen nunmehr ohne Kosten und ohne weitere bürokratische Hindernisse ihre Namen ändern lassen können und die französischen oder luxemburgischen Entsprechungen zu ihren eingedeutschten Namen in die offiziellen Melderegister und allen damit verbundenen Dokumenten eintragen lassen können (s. http: / / www.gouvernement.lu/ 3500221/ 11-braz-kersch, entnommen am 27. Februar 2014, ergänzt am 6. August 2014). <?page no="80"?> 80 Il nous appartient ici de dire un mot des originalités luxembourgeoises du français pratiqué au Grand-Duché: Il y a d’abord une question d’accent et de prononciation. Le français parlé par les Luxembourgeois révèle d’abord une nasalisation imparfaite des voyelles an et on qui les rend à peu près semblables. A cause du substrat germanique, le luxembourgeois n’éprouve pas le besoin de respecter la loi des trois consonnes. Il se passe facilement de voyelle d’appui dans les groupes de consonnes qui font obstacle au français; le Luxembourgeois dira sans difficulté et sans sourciller: Louer un appart’ment pour quatr’s’maines [...]. La dernière consonne prononcée d’un mot, si elle est sonore, le luxembourgeois l’assourdit: grande se prononce grante, image se dit imache, courbe se dit courpe [...]. Particulière aux Luxembourgeois cette habitude [...] de sonoriser la consonne sourde quand elle se présente en liaison: le Français dit un grand homme en liant par T, le Luxembourgeois dira un grand homme en liant par D; il dira aveg un couteau pour avec un couteau (Hervorhebungen übernommen). In Bezug auf grammatische Strukturen, die das Luxemburgische aus dem Romanischen übernommen hat, nennt Kramer (1995a: 220) die analytische Steigerung des Adjektivs mit méi, wie in méi schéin analog zum Französischen plus beau. In den benachbarten deutschen Dialekten auf der östlichen Seite der Mosel finden wir hingegen die im Deutschen übliche synthetische Adjektivsteigerung, also schéiner. Gleiches gilt für die Bildung des Futurs mit goën ,gehen‘ in Verbindung mit dem Infinitiv des Verbs wie in elo gi mer gläich goën, was im Französischen als alors, on va s’en aller tout de suite realisiert würde. Ebenfalls auf den Einfluss des Französischen führt Kramer (1995a: 220) zurück, dass einige Substantive das Genus ihrer französischen Entsprechungen übernommen haben: Botter, Eck, Koel werden anders als im Deutschen dem Maskulinum zugeordnet wie ihre französischen Entsprechungen beurre, coin, charbon. Umgekehrt gehören Fënster, Flou und Plaz der femininen Substantivklasse an, wie ihre französischen Entsprechungen fenêtre, puce und place. Beim Substantiv kannte das Altfranzösische noch zwei Kasus, den aus dem lateinischen Nominativ hervorgegangenen casus rectus oder cas sujet und den casus oblicuus oder cas régime, der den Akkusativ fortsetzte. Morphologisch gesehen leben im Neufranzösischen nur die Formen des cas régime fort, die jedoch die (nominativische) Funktion des Subjektkasus übernommen haben (vgl. Hasenohr 2006). Entsprechende Entwicklungen im Luxemburgischen führt Muller (1995: 2) auf romanischen Einfluss zurück: „Der Luxemburger Akkusativ hat zum Beispiel die Funktion eines Nominativs angenommen - wie in den romanischen Sprachen.“ In Bezug auf das Kasussystem und den Satzbau des Luxemburgischen stellen auch Fröhlich/ Hoffmann (1997: 1170) romanische Einflüsse fest: <?page no="81"?> 81 Die an und für sich germanische Syntax des Lëtzebuergeschen ist [...] romanisch beeinflusst, wie sich zum Beispiel an der fehlenden Nominativ- Akkusativ-Markierung zeigen läßt. Das Resultat ist ein starres Satzschema, weil, um Mißverständnisse zu verhindern, das Subjekt immer in Kopfstellung stehen muß und keine Inversion möglich ist [...]. Der Einfluss des Französischen auf das Luxemburgische ist besonders im Wortschatz zu spüren, das sehr große Maß an Entlehnungen gerade aus dem Französischen gilt als entscheidendes Kennzeichen des Luxemburgischen. Bußmann (2008: 164) definiert die Entlehnung wie folgt: Entlehnung: Vorgang und Ergebnis der Übernahme eines sprachlichen Ausdrucks beziehungsweise einer sprachlichen Struktur [...] aus einer Fremdsprache in der Muttersprache, meist in solchen Fällen, in denen es in der eigenen Sprache keine Bezeichnung für neu entstandene Sachen beziehungsweise Sachverhalte gibt. Schanen (1984: 381) veranschaulicht das Ausmaß an Gallizismen im Luxemburgischen und Entlehnungen aus dem Deutschen: C’est cette surcharge lexicale en emprunts à l’allemand moderne et surtout depuis 1945 au français, que fait dire au Luxembourgeois de la rue, malgré sa volonté d’indépendance et sa fierté, que son Platt n’est somme toute pas une langue, mais un simple dialecte germanique avec moult gallicismes. Im Zusammenhang mit den lexikalischen Entlehnungen ins Luxemburgische sind insbesondere auch die Studien Weber (1994) und Bender- Berland, Kramer und Reisdœrfer (2003) zu diskutieren: Nach Weber (1994: 160) sind Ausgangssprachen für Entlehnungen ins Luxemburgische im EDV-Bereich Englisch, Französisch und Deutsch, tendenziell auch in dieser Reihenfolge. Zudem weist Weber (1994: 166) darauf hin, dass das Luxemburgische, anders als das Deutsche, nicht nur intensiv aus dem Englischen, sondern auch aus dem Französischen entlehnt. Bender- Berland, Kramer und Reisdœrfer (2003: VI, VIII) verfassen ein Wörterbuch mit französischen Elementen im luxemburgischen Wortschatz (2003) und unterscheiden in diesem Zusammenhang fünf Arten von Entlehnungen aus dem Französischen: On trouve beaucoup d’éléments français dans le Luxemburger Wörterbuch et dans d’autres dictionnaires, mais normalement sans commentaire, sans bibliographie et souvent sans indications sur l’emploi et sur la signification précise en luxembourgeois (qui n’est pas nécessairement identique à la française). [...] [M]ots wallons entrés par voie orale au Moyen Age ou pendant l’Ancien Régime; mots lorrains entrés par voie orale au Moyen Age ou pendant l’Ancien Régime; mots français empruntés de longue date, entrés avant le XIX e siècle et adaptés complètement au système lin- <?page no="82"?> 82 guistique du luxembourgeois; mots français modernes peu adaptés, entrés entre 1839 et 1940; ces mots font partie du vocabulaire luxembourgeois normal de tous les jours; mots ou locutions français, entrés après la Deuxième Guerre mondiale, non adaptés (ou très peu adaptés) et souvent échangeables avec les mots correspondants allemands entrés eux aussi en luxembourgeois. Die Entlehnungen sind Bender-Berland, Kramer und Reisdœrfer (2003: VIII) zufolge in der Regel dem regulären Französisch entnommen. Ein mögliches und wohl auch einschlägiges Kriterium für die Bestimmung der endgültigen Zugehörigkeit zum Wortschatz des Luxemburgischen sehen die Verfasser des Wörterbuches darin gegeben, dass sich der in Frage stehende originäre Gallizismus der luxemburgischen Morphologie anpasst, vor allem in Bezug auf die Numerus- und Genusmarkierung beim Substantiv: La plupart des mots français qu’on rencontre en luxembourgeois proviennent simplement du français courant actuel. Normalement les mots gardent leur prononciation française, sauf que l’articulation des voyelles est plus lâche (comme il est normal dans les langues germaniques) et qu’ils sont marqués par l’accent d’intensité (généralement il frappe la dernière syllabe du mot, mais il y a beaucoup de cas où il est déplacé à la première syllabe, ce qui est aussi une tendance des langues germaniques). [...] Les substantifs français qui font vraiment partie intégrante du vocabulaire luxembourgeois forment leur pluriel selon le modèle luxembourgeois, c’est-à-dire en -(e)n (Associéën, Apporen, Madamen) 25 et, dans les (rares) cas où un mot français est passé au neutre, en -er (Appartamenter). [...] Deux types de substantifs prennent généralement une forme d’adaptation: La désinence -(t)ion se change en -(t)ioun (Actioun, Additioun, Ambitioun), et la désinence -ment ne se prononce pas -(m-), mais (-ment) (le genre flotte - les emprunts plus anciens sont neutres, les emprunts plus récents gardent leur genre masculin) [...]. Le comportement de la désinence -ment est peutêtre une réminiscence de l’époque hollandaise. En effet, -ment se prononce -(ment) en néerlandais [...] et tous les mots en -ment sont neutres; le pluriel néerlandais se forme en -en [...] (Bender-Berland, Kramer, Reisdœrfer 2003: VIII; VIII, Anm. 7). Da grundsätzlich jedes französische Wort in das Luxemburgische aufgenommen werden kann, ist die Auswahl für die Verfasser des Wörterbuches recht schwierig, zumal der Gebrauch einiger Gallizismen in be- 25 Die luxemburgische Pluralbildung auf -en tritt nach Weber (1994: 163) auch bei nicht assimilierten französischen und englischen Wörtern und Abkürzungen auf wie in den Beispielen computeren, formaten, (hard)disken, pinnen (von PIN), PCen, imprimanten oder operateuren. <?page no="83"?> 83 stimmten Kontexten lächerlich oder unangepasst wirken kann 26 . Im Zusammenhang mit den Gallizismen im Luxemburgischen bemerkt Informantin 5 (Zeile 393-405) in ihren Ausführungen, dass ihr Gebrauch in der Hauptstadt des Großherzogtums als besonderes Statussymbol angesehen wird. Bender-Berland, Kramer, Reisdœrfer (2003: IX) führen im Einzelnen aus: Le choix des mots qu’on pourrait raisonnablement inclure dans un dictionnaire des éléments français du luxembourgeois n’est pas facile. En principe, chaque mot français peut à chaque moment être employé en luxembourgeois, parce qu’on peut partir du fait que la connaissance de la langue française (si imparfaite soit-elle) est un trait distinctif du paysage linguistique du Grand-Duché. Mais la réalité est beaucoup plus compliquée: Il y a des mots français qu’on ne peut pas remplacer par des mots d’origine germanique, il y a des cas où l’on peut employer tant le mot français que le mot germanique correspondant, il y a des situations où l’application d’un mot français est absolument ridicule, et il y a beaucoup de degrés intermédiaires entre ces diverses possibilités. Mögliche stilistische Unwägsamkeiten beim adäquaten Gebrauch von Gallizismen im Luxemburgischen diskutiert auch Fehlen (2009: 40), die daraus resultieren können, dass sich der normgerechte Gebrauch vor allem durch das mitunter eher subjektive Sprachempfinden regelt: Es gibt bis heute keine allgemein anerkannte Normierungsinstanz [...], aber trotzdem existieren eine Gewohnheitsnorm und ein ‚allgemeines Sprachempfinden‘ für Korrektheit und soziale Wertigkeit der verschiedenen Sprachstile. Auch wenn die Entlehnung einzelner Wörter, Redewendungen oder gar ganzer Satzteile aus dem Französischen in der formellen Sprache [...] öfter vorkommen mag als in der Alltagssprache, so kann man nicht sagen, dass französische Entlehnungen systematisch als ‚vornehmer‘ empfunden werden. Falsch gebraucht, erscheinen sie affektiert oder sogar lächerlich [...]. 26 Vielleicht ist in der Vielzahl der vor allem französischen Lehnwörter im Luxemburgischen die Ursache dafür zu sehen, dass Schanen (2004: 5) im Vorwort seines Luxemburgisch-Führers darauf hinweist, dass es sich bei dem Idiom nicht um eine Patchworksprache handelt, sondern um eine vollständig ausgebaute Sprache: „Dans ce livre, je regrouperai d’abord des informations permettant de comprendre le contexte de ce Lëtzebuergesch que l’on considère habituellement comme une langue patchwork, comme un dialecte bâtard culturellement mixte, mais qui est somme toute (et c’est ce qu’il s’agit de montrer) une langue non moins cohérente qu’une autre, et même relativement homogène, si l’on s’en tient à ses articulations proprement linguistiques.“ <?page no="84"?> 84 Maßgebliche Bezugsgröße für die Verfasser des Wörterbuches der französischen Elemente im Luxemburgischen ist das so genannte Wierderbuch, das „Luxemburger Wörterbuch“, sowie das von Henri Rinnen im Jahre 1988 herausgegebene dictionnaire français-luxembourgeois, das sich jedoch durch das Manko auszeichnet, dass sich in ihm häufig wenig präzise Hinweise wie „comme en français“ finden, da es für französischsprachige Benutzer geschrieben wurde (Bender-Berland, Kramer, Reisdœrfer 2003: IX, X). Um bestimmen zu können, ob eine Entlehnung aus dem Französischen älteren Ursprungs ist, prüfen Bender-Berland, Kramer und Reisdœrfer (2003: XIV) in den Dialekten der ursprünglich luxemburgischen Gebiete um St. Vith, Prüm und Bitburg, die Luxemburg an Belgien und Preußen abtreten musste, ob ein Lexem dort nachgewiesen ist. Vor allem dient das achtbändige Rheinische Wörterbuch (RhWb) als wichtiges Vergleichsmaterial. Die lange Jahre über einzige Studie, die sich der Gallizismen im Luxemburgischen angenommen hatte, ist im Jahre 1954 von Southworth vorgelegt worden und besteht vor allem aus Wörterlisten, wie Bender- Berland, Kramer und Reisdœrfer (2003: VI) kritisieren: Il y a même un recueil particulier des mots français en luxembourgeois [...] mais ce travail modeste, publié il y a presqu’un demi siècle, ne donne qu’une liste de mots, rangés par champs sémantiques, mais privés de tout commentaire. In der Tat kann Southworth (1954) wohl kaum Wissenschaftlichkeit im heutigen Sinne bestätigt werden, er erhebt jedoch den Anspruch, dass sämtliche von ihm genannten Gallizismen ausschließlich verwendet werden und ihre germanischen Entsprechungen meistens vermieden werden. Das Ziel seiner Zusammenstellungen von Lexemen beschreibt Southworth (1954: 4) wie folgt: „In the following lists I have attempted to include only those words which are used with sufficient frequency to justify their being considered as current, and which are likely to be understood by all Luxemburgers of whatever degree of education“. Southworth geht auf verschiedene singuläre Phänomene ein, wie die Bildung von Hybridformen, beispielsweise „Haupt-gare“ (Southworth 1954: 8), oder aber darauf, dass das „-i“ im Auslaut bei Substantiven diphthongiert werden kann wie in „tapisserie“, das als „tapisserei“ realisiert wird, und mutmaßt, dass dieses auf deutschen Einfluss wie in ,Bücherei‘ oder ,Brauerei‘ zurückzuführen wäre (Southworth 1954: 11, 13). Er nennt des Weiteren den Gebrauch einzelner Lexeme wie „enchanté“ oder „excusez“ und bemerkt, dass das Französische „merci“ zu „mercién“ verbalisiert wird, das häufiger als das germanische ,danken‘ gebraucht wird. Am meisten beeindruckt an der Studie Southworth (1954) jedoch die seitenlange Liste <?page no="85"?> 85 französischer Verben, deren Stamm durch Hinzufügen der Verbendung „-éieren“ ins Luxemburgische entlehnt werden kann 27 . Während die lexikalischen Entlehnungen aus dem Französischen relativ einfach festzustellen sind, vor allem wenn sie morphologisch dem Luxemburgischen angepasst sind, ist ihre adäquate Verwendung schon schwieriger und stets mit sozialen oder sogar politischen Fragen verbunden. Gänzlich unübersichtlich wird es beim Blick auf die Phonetik, wie Fehlen (2012: 42-43) veranschaulicht: Auch wenn es keine wissenschaftlich-empirische Arbeit zu dieser Fragestellung gibt, darf man davon ausgehen, dass die Präferenz für französische Entlehnungen sowie deren französisierende Intonation einen sozialen Marker darstellt. Wer Lycée Technique als Lycée Teschnik ausspricht, wird als ungebildet stigmatisiert. In gehobenen Kreisen findet man oft französische Vornamen - wie Julie, Marie, Antoine -, die nicht, wie das gemeinhin geschieht, mit einer luxemburgischen Intonation ausgesprochen werden. Dies gilt auch zum Beispiel für den Komponisten Mozart, der im gehobenen Luxemburgisch mit der Betonung auf der zweiten Silbe und langgezogenem A auf beaux-arts reimt. Dies zeigt, dass die Norm nicht auf einer objektiven ‚Richtigkeit‘ beruht - anders als im Französischen besagt die Luxemburger Regel, dass fremde Namen ihre Herkunftsform und -betonung beibehalten -, sondern eine Konvention ist, die im angesprochenen Beispiel einerseits die Frankophilie und andererseits die Vertrautheit mit einem kulturellen Milieu ausdrücken soll. Die in diesem Abschnitt diskutierten französischen Einflüsse auf das Luxemburgische betreffen letzteres grundsätzlich gleichermaßen im Gesprochenen wie im Geschriebenen. Im Folgenden soll der Blick nun auf das gesprochene und geschriebene Französisch gerichtet werden. 2.2 Gesprochenes und geschriebenes Französisch in Luxemburg Die Quellenlage zum gesprochenen Französisch in Luxemburg ist als ausgesprochen dünn zu bezeichnen; linguistische Analysen im Engeren fehlen vollständig. Hier ist zudem zu berücksichtigen, dass sich kaum 27 An dieser Stelle sei nur eine Auswahl dieser Verben wiedergegeben: „arrêter, abîmer, accoucher, annoncer, bouger, changer, circuler, condamner, conserver, consulter, décider, déplacer, déranger, diriger, discuter, dominer, embêter, enseigner, escorter, évacuer, éviter, se fiancer, fixer, forcer, (se) gêner, insister, inspirer, interprêter, inviter, lancer, liquider, permettre, préférer, présenter, presser, prévenir, priver, raffiner, ranger, réagir, réaliser, refuser, remplacer, (se) renseigner, saboter, servir, soigner, tolérer, toucher, transporter“ (Southworth 1954: 13-19). <?page no="86"?> 86 eine konkret zu fixierende Varietät des gesprochenen Französisch wird finden lassen, da zum einen die Einflüsse verschiedenster Bevölkerungsgruppen und beispielsweise diejenigen des Handels zu verschieden sind und andererseits, weil die Luxemburger die möglichst standardnahe Realisierung des Französischen anstreben. Weber (1994: 130) wirft die sehr berechtigte Frage auf, wie es dazu kommt, dass viele Ausländer, die Luxemburg nicht kennen, den Eindruck haben, dass das Land französischsprachig sei. Er verweist in seinen Ausführungen auf die verschiedenen Domänen, die der französischen Sprache in der luxemburgischen Gesellschaft heute zukommen, vor allem auch auf die äußerst wichtige der sozialen Abgrenzung der höheren Schichten nach unten hin: In der Gegenwart erfüllt das Französische eine doppelte Funktion. Einerseits spielt es weiterhin die traditionelle, sich seit dem 19. Jahrhundert fortsetzende und unangetastete Rolle, die ungefähr mit dem Begriff Bildungssprache beschrieben werden kann: 1. [...] Der Grad seiner Beherrschung [des Französischen] ist von der Bildung abhängig und individuell unterschiedlich, in den meisten Fällen jedoch nicht so hoch wie bei echten native speakers. [...] 2. Französisch ist Rechtssprache (Legislation und Jurisdiktion) in bestimmten Schlüsselbereichen und Verwaltungssprache (oberhalb der kommunalen Ebene). Nur der französische Wortlaut von Gesetzen ist rechtsverbindlich (außer bei der Steuergesetzgebung). [...] Bei Gericht werden Plädoyers und Urteile auf französisch [sic! ] formuliert. Die Behörden (außer kommunalen [sic! ]) verkehren intern auf Französisch, extern auch auf Deutsch oder - wozu sie das Sprachengesetz von 1984 verpflichtet - auf Lëtzebuergesch. 3. Da das Lëtzebuergesche keine eindeutige Prestige-Variante besitzt [...] wird diese Rolle vom Französischen übernommen und zwar in zweierlei Hinsicht: 1. durch den aktiven oder passiven Gebrauch des Französischen selber; 2. durch die Durchsetzung des Lëtzebuergeschen mit französischen Einschüben. Der öffentliche Gebrauch des Französischen wird, zumindest von den Kreisen, die ihn praktizieren, stark positiv bewertet. Es sind dies vor allem (groß)bürgerliche und intellektuelle Kreise, deren gesellschaftliche Vorrangstellung bewirkt, daß Französisch als soziales Bewertungsmerkmal fungiert [...] und auch bewußt eingesetzt wird [...] als ,gesellschaftliches Sanktionsmittel, eine Hürde für jeden Aufsteiger‘ (Christophory 1992, 175). Ein elaborierter Kode im Lëtzebuergeschen zeichnet sich dadurch aus, daß er mit französischen Wörtern, satzeinleitenden oder satzverbindenden Floskeln (z. B. ,vu que‘, ,étant donné‘, ,par conséquent‘) oder ganzen Phrasen und Redensarten durchsetzt ist. In zurückliegenden Jahrzehnten groß in Mode, scheint seine Beliebtheit gegenwärtig abzunehmen, weil es chic geworden ist ,richtig‘ Lëtzebuergesch zu sprechen. Andererseits erfüllt Französisch die Funktion einer lingua franca im Umgang mit Pendlern und Zuwanderern aus romanischen Ländern (Weber 1994: 140-141). <?page no="87"?> 87 Im Wortschatz zeigt sich Weber (1994: 143) zufolge, dass bei der Kommunikation zwischen luxemburgischen und romanischen oder französischen Muttersprachlern nicht nur Französisches in das Luxemburgische eindringt, sondern dass innerhalb bestimmter Gruppen interessanterweise auch luxemburgische oder deutsche Ausdrücke aus Fachterminologien in die französische Umgangssprache aufgenommen werden. Leider liefert Weber (1994) hierfür keine Belege, nicht zuletzt aus diesem Grund erscheint die Analyse des in Luxemburg gesprochenen Französisch als so sehr wünschenswert. Weber (1994: 154) betont, dass sich die Luxemburger grundsätzlich bemühen, das Französische 28 nach dem Pariser Standardmodell 29 auszusprechen 30 . Diese Feststellung ist insofern wichtig, als somit in letzter Konsequenz die Frage nach einem eigenen luxemburgischen Standard des Französischen zu verneinen wäre. Interessanterweise wird die Frage einer eigenen Standardvarietät auch in den anglophonen Ländern Afrikas diskutiert, in denen das Englische nicht als Erstsprache tradiert wird. Schmied (1991: 171-172) bemerkt: In contrast to English as National Language nations, England and the United States in particular, it is not certain whether there are yet also institutionalized varieties of English in Africa, that is, national African standard Englishes which are generally accepted. 28 Bezüglich der Aussprache des Deutschen in Luxemburg bemerkt Weber (1994: 154): „Die Aussprache des Deutschen weicht vor allen Dingen bei der Satzintonation von der Standardaussprache ab: die sogenannte ,Luxemburger Schaukelmelodie‘ [...] wird von deutschen Hörern normalerweise als französischer Akzent interpretiert. Charakteristisch ist die spirantische Aussprache des j im Anlaut (nach französischem Vorbild; im Lëtzebuergeschen auch bei Wörtern germanischer Herkunft) und die (im Rheinland übliche) Nichtunterscheidung von [ch] und [sch]. Auch in das Deutsche werden häufiger französische Fremdwörter übernommen.“ 29 Berg (1993: 140-141) weist Kramers (1984: 210) Behauptung zurück, dass Luxemburger beim Gebrauch des Deutschen absichtlich mit vielen französischen und luxemburgischen Elementen interferieren würden, anders als beim Französischen, das sie möglichst unauffällig, also an der Pariser Norm orientiert, sprechen würden. Ein subjektiver Eindruck scheint hier verallgemeinert worden zu sein, denn den Sprechern wird ein reflektierender Sprachgebrauch unterstellt, dem Sprecher wird also eine virtuelle Kompetenz des Deutschen zugeschrieben, die er eigentlich kaum haben kann. 30 Im Zusammenhang mit den Abweichungen vom Standardenglischen in den afrikanischen Varietäten bemerkt Schmied (1991: 185): „syntactic deviation is tolerated to a lesser degree than phonetic deviation and it is not so often associated with a particular social or ethnic group. This does not mean that everything is allowed in pronounciation because some deviations are clearly stigmatized, whereas others are rarely noticed.“ <?page no="88"?> 88 Die Akzeptanz einer nationalen Varietät als pädagogische und soziolinguistische Norm für eine Sprachgemeinschaft hängt nach Schmied (1991: 172) entscheidend von der Stellung der Sprache in dem Land ab; so wird in den Ländern mit English as National Language eine eigene Norm kodifiziert, während in denen mit English as Second Language und vor allem in den Ländern mit English as International Language die Frage einer eigenen Norm kontrovers diskutiert bleibt. In Luxemburg hingegen kommt die Frage nach einer eigenen Varietät des Französischen nicht auf, weil allgemein angestrebt und von anderen erwartet wird, dass das Französische dem bon usage entsprechend realisiert wird. 2.2.1 Interferenzen Interferenzen können in verwandten oder in nicht-verwandten Sprachkombinationen vorkommen. Den Ursprung für das theoretische Konzept von Interferenz verortet Berg (1993: 134-135) bei Weinreich, bei dem eine Abweichung von der Norm vorkommt, die meist als Folge eines Sprachkontakts auftritt. In Luxemburg orientiert sich die Sprachgemeinschaft beim Gebrauch der deutschen und französischen Sprache grundsätzlich an der jeweiligen durch die Schule vermittelten Norm. Interferenzen lassen sich Berg (1993: 136) zufolge in Luxemburg in allen sechs in Frage kommenden Sprachenpaarkombinationen nachweisen. Ungewöhnlich zahlreiche Interferenzen stellt Berg (1993: 141-142) in der Richtung Deutsch - Luxemburgisch dar, die auf allen Ebenen der Sprache anzutreffen sind und in allen grammatischen Kategorien vorkommen; sie werden tendenziell konventionalisiert und könnten daher die interne Struktur des Luxemburgischen langfristig verändern. Auch Interferenzen Französisch - Luxemburgisch sind sehr häufig, diese sind jedoch aufgrund der unterschiedlichen Sprachstrukturen deutlicher erkennbar. Die Vielzahl von Interferenzen in diesen beiden Richtungen haben nach Berg (1993: 142) vor allem zwei Ursachen, einerseits ein geringes Sprachbewusstsein, weil sie keinen normverletzenden Charakter haben, da die Sprecher die Begriffe kennen; andererseits liegen ihnen sprachstrukturelle Defizite aufgrund fehlender Nomenklaturen zugrunde. Die Wahl der Sprache für die Entnahme von Interferenzen erfolgt extralinguistisch aufgrund des jeweiligen Fachgebietes, so wird bei Themen wie der Umwelt gern aus dem Deutschen entlehnt, bei juristischen Themen eher aus dem Französischen. Des Weiteren stellt Berg (1993: 143) Interferenzen zwischen dem in Luxemburg gesprochenen Französischen und Deutschen fest, beide sind Nicht-Muttersprachen der Luxemburger. Diese Interferenzen erweisen sich als sehr stabil, vor allem in der Presse wie in „Zivilstandsbeamter (officier de l’état civil)“, „Erfolg kennen (connaître un <?page no="89"?> 89 succès)“, „das Immöbel (l’immeuble)“ oder im „Rundtischgespräch (table ronde)“. Entsprechende Lehnübersetzungen lassen sich auch in anderen mehrsprachigen Gebieten feststellen, wie beispielsweise in Gibraltar: Das Spanische se supone que entspricht dem Englischen it is supposed, das im Spanischen von Gibraltar als está supuesto que anzutreffen ist. Neidig (2008: 66) gibt als weiteres Beispiel das spanische Verb devolver und seine englische Entsprechung to give back an, das die Basis für das in Gibraltar vorkommende dar para atrás bildet. Eine erfreulich ausführliche und seriöse Untersuchung zu den Interferenzen des in Luxemburg gesprochenen Französischen hat Bender- Berland (2000) vorgelegt, die sich vor allem mit lexikalischen und phraseologischen Interferenzen beschäftigt. Das der Studie zugrunde liegende Korpus ist innerhalb eines recht kurzen Zeitraumes in den ersten Monaten des Jahres 1999 entstanden. Bender-Berland (2000: 38) geht davon aus, dass sich wahrscheinlich viele heute in Frankreich veraltete Wörter im in Luxemburg gebrauchten Französisch halten konnten, weil sie zwischenzeitlich ins Luxemburgische entlehnt wurden: Wenn man den Wortschatz betrachtet, kann man dennoch einige Wörter aufzählen, die von einem Franzosen in einem bestimmten Kontext nicht auf Anhieb verstanden werden. Es handelt sich zum Teil um Wörter, die in Frankreich weniger verwendet werden, weil sie zum Teil veraltet sind oder im Laufe der Zeit eine andere Bedeutung bekommen haben. In diese Kategorie ordnet Bender-Berland (2000: 38-39) folgende Beispiele ein: en égard à anstelle von en ce qui concerne, nonobstant anstelle von malgré oder en dépit de; blouse anstelle von chemisier; fabrique anstelle von usine und poche anstelle von sac à main. Der Terminus le week-end bezeichnet in Luxemburg neben dem Wochenende auch die ‚Zweitwohnung‘ oder das ‚Landhaus‘. Großer Beliebtheit im Französischen Luxemburg erfreut sich das Präfix préwie in préscolaire anstelle von maternelle, oder in prévente für die Bezeichnung eines ‚Vorverkaufs‘ oder die précommande, mit der eine ‚Vorbestellung‘ gemeint ist (Bender-Berland 2000: 40). Weitere Wendungen verstehen Franzosen zwar, würden sie aber nicht aktiv anwenden, wie den nicht seltenen Gebrauch des Adjektivs alternatif/ -ve wie in centre de culture alternative oder matériaux alternatifs. Gleiches gilt für place de travail anstelle von emploi, place de jeux anstelle von terrain oder place de parking anstelle von parking (Bender-Berland 2000: 40-41). <?page no="90"?> 90 Besonders kurios ist der Gebrauch von respectif und respectivement im luxemburgischen Französisch, das gern mit der Bedeutung ‚beziehungsweise‘ verwendet wird, auf Französisch jedoch ‚jeweilig‘ heißt, etwa wie in en ce qui concerne chacun en particulier (Bender-Berland 2000: 41). Bereits Doppagne (1971: 18-19) hatte bemerkt: Plus étonnant peut-être le sens très particulier qu’a pris l’adverbe respectivement qui devient le synonyme courant de la conjonction ,et‘. Mon frère et moi se dit en luxembourgeois Mon frère respectivement moi. L’origine de cet abus se trouve dans certaines constructions où nous retrouvons le vrai sens du respectivement français, sans en retrouver pour autant l’emploi syntaxique correct: ,Mon frère respectivement moi, nous avons 23 et 26 ans‘ ce qui doit être traduit par Mon frère et moi, nous avons respectivement 23 et 26 ans. Vor 14 Jahren noch weist Bender-Berland (2000: 41) darauf hin, dass sich eine Verbindung aus dem Adverb ensemble und der Präposition avec im hexagonalen Französischen ausschließen würden. Heute ist dieser Ausdruck jedoch mitunter im Osten Frankreichs, namentlich in Lothringen, anzutreffen 31 . Für die weiteren Analysen liegen der Studie Bender- Berland (2000) vor allem Beispiele aus kommerziellen Anzeigen in der luxemburgischen Presse im Jahr 1999 zugrunde. Dieser Befund ist daher interessant, weil sich die Werbesprache in der Druckpresse gern spontan geben möchte, obwohl sie medial der Schriftlichkeit zuzuordnen ist. Bender-Berland (2000: 42) ist es gelungen, eine beeindruckende Ansammlung von faux amis zu erstellen, die vor allem bei direkten Übertragungen aus dem Luxemburgischen oder Deutschen ins Französische entstanden sind, insbesondere, wenn das Wort „französisch klingt“. Einschlägige Beispiele für den nicht dem französischen Standard entsprechenden Gebrauch von Verben sind: „Pour remercier ... F.S. faisait écouter en revanche quelques pièces de piano“ anstelle von „Pour remercier … F.S. faisait écouter ,en retour‘ quelques pièces de piano“ oder „Comment le Luxembourg se profile-t-il? " anstelle von „Quelle image le Luxembourg donne-t-il? “ oder aber „Quelle figure fait-il? “ (Bender-Berland 2000: 42). Bender-Berland (2000: 42) zufolge werden Verben häufig anders als im hexagonalen Französischen üblich präfigiert wie in „Suivre ses études“ anstelle von „,poursuivre‘ ses études“ oder aber „n’hesitez pas à nous joindre dans le succès“ anstelle von „n’hesitez pas à nous ,rejoindre‘ dans le succès“. Ebenso sind Verwechslungen mit formal ähnlichen Wörtern feststellbar wie in „Nos administrations communales ne rengorgent-elles pas toutes 31 Frau Sabine Ehrhart, Université du Luxembourg, sei für diesen Hinweis herzlich gedankt. <?page no="91"?> 91 coalitions confondues“ anstelle von „Nos administrations communales ne ,regorgent‘-elles pas toutes coalitions confondues“ oder in „Sa réalisation pourrait débuter avant la fin de la législation“ anstelle von „Sa réalisation pourrait débuter avant la fin de la ,législature‘“. Des Weiteren beobachtet Bender-Berland (2000: 42-43) Verwechslungen sinnverwandter Verben wie in „Il apparaît du rapport du secrétaire général“ anstelle von „Il ,ressort‘ du rapport du secrétaire général“ oder aber „Les bus sont surpeuplés“ anstelle von „Les bus sont ,bondés‘“ oder aber „Dépasser toutes les expectatives“ anstelle von „Dépasser toutes les ,attentes‘“ oder wie in „Le SI fera tout le nécessaire pour propager les nombreuses manifestations“ anstelle von „Le SI fera tout le nécessaire pour ,diffuser‘ les nombreuses manifestations“ oder aber „Le SI fera tout le nécessaire pour ,faire connaître‘ les nombreuses manifestations“. Auch beim Gebrauch von semantisch ähnlichen Präpositional- und Adverbialphrasen stellt Bender-Berland (2000: 43) Verwechslungen fest, wie in „au moment voulu et en respect de vos possibilités“ anstelle von „au moment voulu et ,selon‘ vos possibilités“ oder aber wie in „Afin que la décision soit prise dans le cadre de la conférence intergouvernementale fidèlement aux Traités“ anstelle von „Afin que la décision soit prise dans le cadre de la conférence inter-gouvernementale ,conformément‘ aux Traités“. Während die vorherigen Beispiele von frankophonen Erstsprachlern wohl korrekt verstanden werden (können), ist dies bei den folgenden wahrscheinlich kaum möglich, die aufzeigen, dass Französisch für die Luxemburger eine Zweitsprache ist und dass das Sprachgefühl täuschen kann, wie Bender-Berland (2000: 43-44) beizupflichten ist, wie in „En effet, souscrit sa copine“ anstelle von „En effet, ,approuve‘ sa copine“ oder aber wie in „Faut-il ou peut-on rouvrir le paquet agricole? - En aucun cas, car si tel se faisait, alors Berlin sera un échec“ oder aber wie in „Je n’ai pas honte de l’affirmer par peur qu’une perle tombe de ma couronne“. Zudem bemerkt Bender-Berland (2000: 44) häufig Satzstrukturen, die im Französischen so eigentlich nicht vorkommen, das betrifft beispielsweise Unterbrechungen in der strikten Abfolge von Subjekt und Prädikat wie in „Tandis que l’enquête à l’encontre des deux conservateurs qui ont mis cette affaire sur la place publique se poursuit“ oder aber wie in „L’acte de vente d’un montant de 163.775 Flux de l’école Jenker à l’Etat a été approuvé majoritairement“ oder aber „Une enquête préalable dans le cadre de la procédure disciplinaire des fonctionnaires telles qu’elle est prévue par la loi modifiée du 16 avril 1979 sur le statut des fonctionnaires avait été entamée à l’encontre“. Muttersprachler des Französischen würden Unterbrechungen zwischen dem Verb und seinen Objekten nicht so realiseren, wie Bender- <?page no="92"?> 92 Berland (2000: 44) sie nachweist, weil sie gegen die entsprechenden grammatischen Regeln verstoßen würden, wie in „L’artiste observe pour créer son graphisme le squelette“ oder wie in „Cette dernière mesure serait appliquée selon des modalités à définir à ces personnes“ oder aber „Le Grand-Duc vante devant ses hôtes parmi eux de nombreux hommes d’affaires japonais les mérites de la monnaie unique“ oder wie in „Les liens entre les Maisons souveraines servent, à travers l’histoire, de fil conducteur“. Im Zusammenhang mit den grammatischen Besonderheiten des in Luxemburg verwendeten Französisch nennt Bender-Berland (2000: 45-46) beim Gebrauch der Vergangenheitstempora, dass allgemein das passé simple ziemlich häufig benutzt wird, was seltsam klingt, wenn überhaupt kein historischer Bezug besteht. Allgemein erkennt man Luxemburger bei ihrem ansonsten meistens recht guten Französisch besonders gut am mitunter eigenwilligen Gebrauch der Vergangenheitstempora. Bender- Berland schlussfolgert daraus, dass dieser kein Schwerpunkt im französischen Grammatikunterricht in Luxemburg zu sein scheint. Das passé simple wird offensichtlich mit den anderen beiden Vergangenheitstempora passé composé und imparfait einfach nach Belieben abgewechselt, wie aus den folgenden einschlägigen Beispielen hervorgeht: „Romano Prodi a montré ses qualités de gestionnaire et de tacticien quand il fut [anstelle von était] au pouvoir en Italie“ oder aber in „La menace fut claire et elle était [anstelle von fut] plusieurs fois répétée ... au cours de la journée. ... Dans la salle ,Bellevue‘ de l’Hôtel Intercontinental, les pourparleurs se poursuivaient [anstelle von poursuivirent] des heures durant. ... De sorte que la dégressivité était de nouveau sur la table des négociations où elle fut déjà [anstelle von avait déjà été oder aber s’était déjà trouvée], à l’initiative française“ oder aber in „Pour remercier et pour clôturer cette charmante soirée F.S. faisait [anstelle von a fait oder fit] écouter ... “. Entsprechend auch in „Après les exposés fort applaudis, les deux orateurs répondaient [anstelle von ont répondu oder répondirent] volontiers à une multitude de questions structurelles émanant de l’auditoire“ oder in „Le bourgmestre avait invité jeudi à une petite réception. Toutes les félicitations allaient [anstelle von sont allées oder allèrent] à Noémie“ (Bender- Berland 2000: 45-46). Eine weitere Interferenz vor allem im geschriebenen Französisch in Luxemburg sieht Bender-Berland (2000: 46-47) in der häufigen Verwendung beider Formen des Artikels wie in „R. Prodi a été désigné comme le successeur de Santer“, „Son ambition est de devenir un mannequin professionnel“, „Au début, cette collection appartenait à la Banque Lambert. Depuis une dizaine d’années, elle est devenue une collection privée“ oder <?page no="93"?> 93 in „Nous ne nous appelons pas pour rien une alliance entre écolos et libéraux“. Ebenfalls findet man den bestimmten Artikel vor dem Datum und bei Eigennamen wie „samedi, le 25 avril“ oder in „Le S-Bank et le minicash se trouve sic! à présent dans votre galerie à coté du C A“ (Bender- Berland 2000: 47). Außerdem dokumentiert Bender-Berland (2000: 47) den pleonastischen Gebrauch der beiden Pronomina en und dont in einer Aussage wie in „voilà la mésaventure de celle qui a accueilli un malade dont la progéniture s’en foutait [anstelle von se foutait] royalement jusqu’au jour de l’héritage“ oder aber in „Les auditeurs, captivés, ont pu attester d’un haut degré de raffinement sonore, dont on ne peut qu’en redemander [anstelle von que redemander]" oder „dans les écoles primaires des auteurs se sont déjà fait inviter. On pourrait en faire [anstelle von pourrait faire] de même dans les établissements secondaires“ oder aber in „N’en doutons pas qu’il essaiera de convaincre l’ami Gerhard d’imiter le ‚bon exemple‘“ anstelle von „Ne doutons pas qu’il essaiera de convaincre l’ami Gerhard d’imiter le ‚bon exemple‘“. Auffälligkeiten bemerkt Bender-Berland (2000: 48) des Weiteren beim Gebrauch von lequel und laquelle als Relativpronomen, der im Französischen nicht üblich ist, und sich eventuell als Interferenz aus dem Gebrauch von ‚welcher‘ und ‚welche‘ als ebenfalls zumindest traditionell nicht übliche Relativpronomen im Deutschen erklären lässt. Als Beispiele hierfür dienen Konstruktionen wie „Mais on n’a pas seulement bâti sur les apparences ce qui aurait signifié sacrifier l’essence de ce lieu de culture, lequel est en effet loin d’être une construction creuse“ oder „Le propriétaire est prié de se présenter au commissariat, lequel se trouve actuellement en possession de cet agent.“ Zu Unsicherheiten kommt es auch im Gebrauch von entre, das die Auswahl zwischen einzelnen Elementen bezeichnet und parmi, um eine kollektive Bedeutung anzugeben (Bender-Berland 2000: 48) wie in „une sélection qui s’est révélée difficile entre [anstelle von parmi] près de 1000 photos“ oder in „le tirage au sort entre [anstelle von parmi] les réponses justes.“ Unregelmäßigkeiten treten außerdem beim Gebrauch von pendant, das auf die Vergangenheit bezogen ist, und pour auf, das eine zukünftige Handlung indiziert. Bender-Berland (2000: 48) illustriert ihre Erläuterungen an folgenden beiden Beispielen: „ils se sont mis à danser pour [anstelle von pendant] 4 heures sans interruption“ und „un bouchon qui retarde les conducteurs pour [anstelle von pendant] 2 heures.“ Allgemeine Unsicherheiten beim Gebrauch von Präpositionen beziehungsweise beim Numerus konstatiert Bender-Berland (2000: 48) eben- <?page no="94"?> 94 falls, wie bei aller à la toilette anstelle von aller aux toilettes oder bei „être intéressée pour se séparer de quelque chose“ anstelle von „être intéressée à se séparer de quelque chose“, ebenso bei „L’engagement social d’une société se mesure par son comportement vis-à-vis des citoyens les plus vulnérables“ anstelle von „L’engagement social d’une société se mesure à son comportement vis-à-vis des citoyens les plus vulnérables“, oder bei „faire allusion sur les travaux“ anstelle von „faire allusion aux travaux.“ Als Belgizismen klassifiziert Bender-Berland (2000: 48) die Belege „aller à la Moselle“ anstelle von „aller sur les bords de la Moselle“ und entsprechend „aller à la Côte“ anstelle von „aller sur la Côte.“ Doppagne (1971: 17) stellt zudem die Verwendung von s’il vous plaît antelle von je vous en prie fest, so wie es im Französischen in Belgien gebraucht wird 32 . Grundsätzlich ist im Kontext der germanischen Interferenzen die Frage aufzuwerfen, inwiefern der Gebrauch von Belgizismen, sofern sie auf germanischen Einfluss zurückzuführen sind, auch für das Französische in Luxemburg charakteristisch ist. Goudaillier (1996: 772-773) 33 weist darauf hin, dass sich das luxemburgische Verwaltungssystem am belgischen orientiert, was insofern zu Konsequenzen für den französischen Wortschatz in Luxemburg führt, als dieser sich an der belgischen Terminologie orientiert: „l’emploi de bourgmestre pour designer le maire d’une ville.“ 2.2.2 Sprachenwechsel Das linguistische Phänomen des Sprachenwechsels wird meistens als ‚Code-switching‘ bezeichnet und setzt die gute Kenntnis mindestens zweier Sprachen voraus, die gleichzeitig bei den Sprechern auf verschiedene Weise angesehen sein können. Zwei- oder Mehrsprachigkeit kann auf verschiedene Art und Weise entstehen und die in Kontakt stehenden Einzelsprachen genießen bei den Sprechern durchaus unterschiedliches Ansehen, wie Kellermann (2001: 90, 268) exemplarisch in Bezug auf Gibraltar darlegt: Obwohl Englisch dort seit 1713 als alleinige Amts- und Schriftsprache fungiert, war es nicht die Sprache der Bevölkerung, da diese wenig Kontakt zur Garnision vor Ort hatte, in der es zunächst ausschließlich gesprochen wurde. Mit der Zeit jedoch entwickelte sich das Englische zur Sprache einer sozialen und wirtschaftlichen Elite. Spanisch gilt heute als gefühlsbetonte Sprache, die für Heim und Familie steht, 32 Nicht zuletzt aufgrund der besonders engen wirtschaftlichen Verbindungen Luxemburgs zu Belgien stellt auch Fuhrmann (1987: 82-83) den Gebrauch von Belgizismen im Französischen in Luxemburg fest, der von Luxemburgern jedoch gern negiert wird. 33 Bereits Kramer (1992: 209) hat einen großen Anteil von „Statalismen“ im luxemburgischen Französisch konstatiert. <?page no="95"?> 95 während Englisch Distanz vermittelt und verwendet wird, um Autorität auszudrücken. Bußmann (2008: 106-107) definiert das Code-switching wie folgt: Code-Switching: Wechsel zwischen verschiedenen Sprachen (zum Beispiel Spanisch und Guaraní in Paraguay [...]) oder Varietäten eines Sprachsystems (standardisierte vs. nicht-standardisierte Varietäten beziehungsweise Dialekt vs. Hochsprache) bei bi/ multilingualen beziehungsweise bi/ multidialektalen Sprechern innerhalb eines Gesprächs. Die Wahl einer Varietät sowie das Auftreten des Code-Switchings selbst werden insbesondere gesteuert durch situative Faktoren wie Grad der Formalität, Thema, Beziehung der Gesprächsteilnehmer zueinander [...]. Code-Switching basiert auf gesellschaftlich normierten Bewertungen sprachlicher Kodes als angemessen für jeweils spezifische situative Kontexte (Domänen), zum Beispiel Schule, Familie, Behörde. Anders als in älteren Definitionen ist es heute somit üblich, auch Varietäten aus verschiedenen Sprachfamilien miteinander im Zusammenhang des Code-switchings zu betrachten, wie aus Bußmanns obigen Beispiel aus Paraguay hervorgeht, wo Code-switching zwischen einer romanischen und einer indigenen Sprache stattfindet. Code-switching kann nach Neidig (2008: 36-37) inter-sentential, also zwischen zwei Sätzen, oder intra-sentential, das heißt innerhalb eines Satzes, realisiert werden. Somit sind die Grammatiken beider beteiligter Varietäten involviert. Grundsätzlich wird bei hoher Kompetenz in beiden Varietäten nicht gegen Sprachregeln verstoßen. Beim so genannten ‚extrasententialen Code-switching‘ werden lediglich Interjektionen und Diskursmarker aus der anderen Varietät benutzt. Die Analyse von Code-switching kann aus verschiedenen Perspektiven heraus erfolgen, aus grammatischem, soziolinguistischem oder psycholinguistischem Interesse, wie Neidig (2008: 38-42) erläutert. Im ersten Fall wird die syntaktische Basis bestimmt, die auch als ‚Matrixsprache‘ bezeichnet wird; diese lässt sich jedoch häufig nicht eindeutig feststellen. Bei der soziolinguistischen Herangehensweise werden soziale und äußere Faktoren einschließlich soziokultureller Aspekte versucht zu bestimmen, die einen Sprecher zum Sprachenwechsel veranlassen. Beim psycholinguistischen Code-switching stehen kognitive Prozesse für den Sprachenwechsel im Vordergrund. Das Code-switching kann auch ohne Intention, also unbewusst, erfolgen. Es kann jedoch nicht immer genau festgelegt werden, ob der Sprachenwechsel bewusst oder unbewusst erfolgt. Des Weiteren lassen sich folgende Motive und Funktionen für das Codeswitching feststellen: Die referentielle Funktion ist meistens themenbezogen und geschieht daher in der Regel bewusst. Bei der direktiven Funk- <?page no="96"?> 96 tion soll der Gesprächspartner durch die Sprachwahl einbezogen oder ausgeschlossen werden. Die expressive Funktion dient dazu, die (zweisprachige) Identität des Sprechers hervorzuheben. Bei der phatischen Funktion soll einer Äußerung besonderer Nachdruck verliehen werden, der Unterton wird verändert, wie beispielsweise bei der Pointe eines Witzes. Sie ist schwierig von der poetischen Funktion abzugrenzen. In Luxemburg kaum anzutreffen ist die metasprachliche Funktion des Codeswitchings, bei der der Sprachenwechsel als solcher kommentiert wird. Mittels des Code-switchings können also durchaus Emotionen und Bewertungen zum Ausdruck gebracht werden. Das Code-switching resultiert keinesfalls aus mangelhafter Sprachbeherrschung, wie zunächst angenommen wurde; im Gegenteil, heute gilt es als Merkmal sprachlicher Kompetenz, das bewusst eingesetzt werden kann. Bilinguale haben gegenüber Monolingualen den Vorteil, mit dem Wechsel der Sprache strategische Effekte in der Kommunikation erzielen zu können. Grundsätzlich setzt Code-switching keine besonders hohe Sprachkompetenz voraus; lediglich intra-sententiales Code-switching erfordert hohe Kompetenz in beiden Sprachen. In verschiedenen mehrsprachigen Sprachgemeinschaften kann Code-switching unterschiedlich bewertet werden, wie Neidig (2008: 41) ausführt. Die sprachliche Situation in Gibraltar ist so stark durch Code-switching geprägt, dass sich ein eigener Terminus herausgebildet hat, Yanito. Da dieses Phänomen in Gibraltar wissenschaftlich in der vergangenen Zeit relativ gut erfasst und analysiert wurde und Parallelen zur sprachlichen Situation in Luxemburg offensichtlich sind, soll im Folgenden das Yanito ausführlicher betrachtet werden. Kellermann (2001: 88) definiert es wie folgt: The result was the emergence of a localised form of Andalusian Spanish enriched by lexical borrowings from Genoese, Arabic, Hebrew, and English. The linguistic variety initially functioned as the lingua franca among Gibraltar’s originally polyglot civilian population. As it became more and more widespread, it received the Spanish name Yanito. Die Matrixsprache des Yanito ist Spanisch, das sich jedoch grundsätzlich von den benachbarten andalusischen Dialekten unterscheidet, wie Kellermann (2001: 299-300) erläutert: Während die Syntax in der Regel spanischbasiert ist, also vor allem spanische Verben, Präpositionen und Konjunktionen verwendet werden, kommen die Substantive primär aus dem Englischen. Kellermann (2001: 134-135) zufolge identifizieren sich die Gibraltarer mit dem Yanito und schätzen es, es wird häufig aber auch als <?page no="97"?> 97 unvollständiges Spanisch bezeichnet 34 . Innerhalb der gibraltarischen Gesellschaft genießt das Yanito ein verborgenes, nicht offen bekundetes Prestige; vor allem nach außen hin, wenn Gibraltarer mit anderen ethnischen Gruppen zusammentreffen, kennzeichnet es die ethnische Identität der Gibraltarer (Kellermann 2001: 139). Zudem hilft das Yanito den Gibraltarern, sich weder als britisch noch als spanisch bezeichnen zu müssen, somit können sie sich mit seiner Hilfe auch aus dem (politischen) Konflikt zwischen Großbritannien und Spanien um den Status von Gibraltar heraushalten, wie aus dem folgenden Zitat eines Informanten von Kellermann (2001: 138) deutlich wird: When Gibraltarians speak among themselves, we are quite unique, in the sense that we mix up the two languages. Half our sentence might be in English and the other half is in Spanish. So, if you get a Spanish person and an English person listening into our conversations they might both get the gist of what’s being said, but neither of the two fully understands it because we tend to mix up the two languages. Wie in Gibraltar kommt dem Englischen auch in Afrika die Aufgabe als Bildungssprache innerhalb der verschiedenen afrikanischen Sprachgemeinschaften zu und ist insofern wiederum mit dem Französischen in Luxemburg vergleichbar. Ebenfalls wie in Luxemburg kann in den afrikanischen Ländern mit Englisch als Zweitsprache das Englische verwendet werden, um soziale Überlegenheit zu kommunizieren, wie Schmied feststellt. Im Einzelnen erläutert Schmied (1991: 3, 138-139, 141): [A]n important, but often forgotten, side-effect of English in Africa is its influence on African languages [...], which in turn influence the forms of English used. It is also worth remembering that a basic question underlying language use in all sectors is the complex phenomenon of language attitudes. [...] The influence of the English language on African languages varies considerably. In general, the strength of English penetration into an African language depends on the position of English in the sociolinguistic environment, which in turn depends largely on the length and intensity of 34 Während das Yanito von der ortsansässigen Bevölkerung positiv konnotiert wird, sehen es einige Informanten in der rezenten Untersuchung von Weston (2012: 17) offensichtlich kritischer: „There was near total agreement that Yanito (refering to the local Code-switching variety of Spanish and English supplemented by Gibraltarian lexical items) was the language of the street. One speaker noted that it was very difficult for many Gibraltarians to speak in monolingual Spanish when travelling in Spain, as people do not know the Spanish equivalents. Another speaker agreed with the assessment, noting that the language situation is ‚really a mess because the older generation sort of separated the one from the other, and spoke either Spanish or English, but could speak both, whereas now we are just getting a mix of the two‘.“ <?page no="98"?> 98 contact with English. [...] As English is used in Africa as a language of education, especially of higher and technical education, it is not surprising that African speakers are used to English in certain mental activities like abstraction, analogizing and discussing technical matters. [...] However this is not only a question of speech habits but also of language competence in technical registers of African registers. In certain domains it is quite natural to use English material to expand African languages in areas where they have not been used before. Code-switching kann auch Garrett (2010: 12) zufolge benutzt werden, um soziale Identitäten und Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft auszudrücken. Somit kann es dazu dienen, zu indizieren, ob jemand zur Ingroup oder zur Outgroup gehört. Garrett (2010: 11) weist darauf hin, dass Codeswitching zudem oft von Einsprachigen abgelehnt wird: Amongst bilinguals and multilinguals, codeswitching is a powerful feature of informal communication. Speakers may switch between languages without necessarily being aware of it, to signal solidarity with a particular social or ethnic group, for example, or to express their attitude toward the listener (friendly, distant, etc.). But codeswitching is often frowned upon, espacially by monolinguals, and dismissed as ‚gibberish‘ [...], and given labels such as ‚Tex-Mex, Franglais, Japlish‘, usually meant derogatorily. Auch in Luxemburg ist zu beobachten, dass Sprachenwechsel oft unbewusst erfolgen. Voraussetzung für den Sprachenwechsel ist zunächst der Sprachenkontakt, dessen theoretisches Fundament Berg (1993: 130) zufolge von Weinreich mit seinem Werk „Languages in Contact“ (1953/ 1977) gelegt wurde. Demzufolge stehen Sprachen in Kontakt, wenn sie von einem Sprecher im Wechsel gebraucht werden, wobei mögliche Parameter für den Wechsel Interferenzen, psychologischer und soziokultureller Status von Sprachen und Attitüden sein können. Berg (1993: 131-133) bezeichnet in Anlehnung an Clyne mit Code-switching den Wechsel zwischen verschiedenen Sprachen innerhalb eines Textes. Wesentlichen Einfluss auf Code-switching haben demzufolge Situationsvariablen wie Gesprächspartner, Domäne, Ort, Thema oder das Rollenverhältnis. In Bezug auf Code-switching in Luxemburg führte Berg (1993: 133) Folgendes aus, das heute allerdings als widerlegt anzusehen ist: <?page no="99"?> 99 In Luxemburg ist unbewusstes Code-Switching unter Einheimischen so gut wie inexistent. Die funktionelle Verteilung der drei Sprachen ist, besonders im sprechsprachlichen Bereich, (und auf diesen konzentrieren sich die Untersuchungen zu Code-Switching), rigoros, so dass in ein und derselben Situation für die Dauer einer Sprechhandlung grundsätzlich weder der alternative Gebrauch von zwei oder drei Sprachen noch der spontane und unbewusste Wechsel von der einen Sprache in die andere in Frage kommen. Das aus der Soziolinguistik hinreichend bekannte Konzept eines sprachlichen Kontinuums zieht Fehlen (2002: 85) zu Hilfe, um den französischen Einfluss auf das Luxemburgische zu veranschaulichen: „The French influence on Lëtzebuergesch manifests itself by mechanisms, which constitute a continuum between borrowing and code-switching.“ Das Codeswitching kommt, anders als zum Beispiel in Gibraltar, in Luxemburg nicht so zum Tragen, wie Fehlen (2012: 42) zuzustimmen ist: Ein Code-Switching, also ein Wechseln vom Luxemburgischen in eine andere Sprache, ist für Luxemburgischsprecher in einer Alltagssituation ungewöhnlich und Bedarf eines Anlasses. Zum Beispiel die Präsenz anderssprachiger Gesprächsteilnehmer. Da die Beherrschung des Französischen, ebenso wie die der deutschen Bildungssprache, für Luxemburger eindeutig mit dem Bildungsniveau und der sozialen Stellung korreliert, werden Bildungsbürger solche Situationen aufsuchen, nicht nur um ihre Sprachkompetenzen zur Schau zu stellen, sondern auch, um sie zu pflegen und so zu erhalten [...], während Angehörige bildungsferner Milieus sie meiden werden. Die Existenz von so genanntem „pragmatischen Code-switching“, bei dem ein Zuruf in einer anderen Sprache erfolgt und in dieser beantwortet wird, gibt Berg (1993: 133-134) jedoch zu, wenn danach wieder in die ursprünglich gewählte Sprache zurückgewechselt wird. Der Rückgriff auf (einzelne) französische Wörter im Laufe eines Gesprächs stellt Berg zufolge jedoch kein Code-switching dar, da diese „Lehnwortcharakter“ hätten 35 . Berg (1993: 134) charakterisiert Code-switching in Luxemburg eher als ein institutionelles oder gesellschaftliches Phänomen denn als ein 35 Im Zusammenhang mit Entlehnungen in den afrikanischen Varietäten des Englischen bemerkt Schmied (1991: 141): „Domains associated with traditional culture, such as agriculture, food and rites, tend to find their expression in African languages [...] because English equivalents do not exist or are considered inappropriate by Africans. Domains associated with modern European life and inventions, such as technology, administration, education, sports and entertainments, tend to be expressed in English terms, even if that entails incorporating them as loans into an African language context.“ <?page no="100"?> 100 spontan unbewusstes individuelles. Schmied (1991: 183) erläutert, dass Code-switching in Afrika allgemein stigmatisiert wird, weil es zum schlechteren Beherrschen der betreffenden Sprachen führen könne: „Code-switching and particularly code-mixing are often criticized, not only by conservative school-masters, but despite these negative attitudes there is little evidence that it leads to ‚semilingualism‘, with reduced competence in both languages.“ Diese Befürchtung gilt definitiv nicht für Luxemburg. Selbst wenn Code-switching in Luxemburg weniger häufig vorkommen mag als beispielsweise in Gibraltar, darf in diesem Zusammenhang jedoch das grundsätzliche empirische Problem nicht verkannt werden, das hinter diesem Dilemma steckt: Sprachenwechsel sind empirisch äußerst schwer zu belegen und auch kaum durch questionnaires zu erfragen 36 . Der Verfasser der vorliegenden Untersuchung hat im Zug von der Stadt Luxemburg in den Vorort Walferdange selbst erlebt, dass ein Sprachenwechsel vorkommen kann, der sich anscheinend nicht anhand einschlägiger linguistischer oder außersprachlicher Faktoren erklären lässt: Im benachbarten Viererabteil saßen drei Luxemburgisch sprechende Studentinnen, die später am Campus Walferdange der Université du Luxembourg aussteigen sollten. Als kurz vor Abfahrt des Zuges eine vierte Kommilitonin zu den dreien stieß, wechselten letztere sofort ins Französische. Dieser Sprachenwechsel ließe sich im Sinne der direktiven Funktion des Code-switchings nach Neidig (2008: 40) so interpretieren, dass die besagte Vierte kein Luxemburgisch spricht und die anderen drei den luxemburgischen Konventionen entsprechend sofort die Sprache gewechselt hätten, um sie am Gespräch teilhaben zu lassen. Zur großen Verwunderung des Beobachters dieser so weit in Luxemburg vollkommen alltäglichen Situation wechselten diese vier Personen kurz vor dem Aussteigen in Walferdange erneut die Sprache, nunmehr ins Luxemburgische, so dass die Erklärung für den ersten, vermeintlich direktiven, Sprachenwechsel hinfällig wurde, da die besagte vierte Studentin doch die luxemburgische Sprache beherrschte. 36 Bei einer Befragung von Informanten mittels eines questionnaires zum Sprachgebrauch am Arbeitsplatz in Luxemburg konstatiert beispielsweise Kraemer (1993: 164), dass ein gutes Drittel der Befragten diese Fragen nicht beantwortet hat. <?page no="101"?> 101 Die vierte Studentin wurde bei ihrem Zusammentreffen mit ihren drei Kommilitoninnen offensichtlich nicht sofort als zur In-group gehörig empfunden 37 ; Fehlens (2009: 41) Interpretation dürfte für die Erklärung der geschilderten Situation nicht unbedingt weiterführend sein: In einer innerluxemburgischen Sprechsituation werden die Sprecher, wenn sie sich nicht kennen und egal wie verschieden ihr sozialer Status ist, nie eine andere Sprache benutzen. Sollte ein Hinzukommender jedoch aus irgendeinem Grund als Ausländer identifiziert werden, wird der Einheimische in der Regel auf das Französische oder Deutsche ausweichen. Anders als Berg (1993) und Fehlen (2009) geht Krier (1992: 64) davon aus, dass Sprachenwechsel nicht immer etwas zu bedeuten haben, weil sie nicht immer bewusst erfolgen 38 . Für ihre Untersuchungen hat Krier (1992) insofern ein gutes Korpus zusammen gestellt, als sie Reden im luxemburgischen Parlament auf den Sprachenwechsel hin untersucht hat. Krier (1992: 65-66) geht von nur zwei in diesem Kontext relevanten Sprachen aus und bezeichnet mit L 1 das Luxemburgische und mit L 2 das Französische: L’alternance langagière se dégage comme faculté rhétorique et stylistique pour mettre en œuvre les aspects contrastifs, emphatiques et connotatifs qui se rapportent à l’information et la persuassion. On peut dire que cette faculté des bilingues est analogue à celle des monolingues de changer de registre stylistique [...]. Des propositions entières en L 2 , en contraste avec L 1 , permettent de hiérarchiser le message; ce sont des exclamations reflétant une réaction émotionelle, elles sont aussi insérées comme paranthèses dans l’énoncé, afin de renforcer l’information transmise; elles ont une valeur commentative et déterminent le degré d’implication de l’orateur dans son discours. Den subjektiven Beobachtungen des Verfassers der vorliegenden Studie folgend ist in der Tat in Gibraltar das Code-switching zwischen der englischen und der spanischen Sprache stärker verbreitet als das zwischen der luxemburgischen und der französischen in Luxemburg. Der Erkenntnis von Berg (1993), dass vor dem Hintergrund der sehr zahlreichen Entlehnungen des Luxemburgischen aus dem Französischen zumindest intrasententiales Code-switching in Luxemburg offensichtlich kaum vorkommt, ist zuzustimmen. Aus demselben Grund ist die Existenz von 37 Ob hieraus jedoch auf induktive Weise geschlussfolgert werden sollte, dass die vierte Person einen Migrationshintergrund hat, kann an dieser Stelle vor allem mangels entsprechender Informationen nicht geklärt werden. 38 Auch Knowles (1980: 355) versucht Motive für Code-switching in Luxemburg zu erarbeiten, gibt aber zu, dass sich diese nicht immer finden lassen. <?page no="102"?> 102 extrasententialem Code-switching weitgehend auszuschließen, da nichtluxemburgische Diskursmarker in der Regel als entlehnt anzusehen sind. Intersententiales Code-switching zwischen Luxemburgisch und Französisch ist jedoch durchaus verbreitet und anzutreffen. Die französische Sprache in Luxemburg kann wie in anderen mehrsprachigen Gesellschaften kaum isoliert betrachtet werden, da sie zentral in die Mehrsprachigkeit des Landes eingebunden ist. Gleichzeitig ist das Französische die am meisten gesprochene Sprache in Luxemburg. Für die alltägliche aktive mündliche Kommunikation reichen den Luxemburgern in der Regel Luxemburgisch und Französisch aus, das Deutsche hat hier keinerlei weitere Relevanz. Daher scheint es sich bei der luxemburgischen Mehrsprachigkeit zumindest auf mündlicher Ebene um eine Zweisprachigkeit von Luxemburgisch und Französisch zu handeln. Dieser Eindruck verstärkt sich durch den zunehmenden Gebrauch des Luxemburgischen in den neuen Medien (cf. § 1.2 der vorliegenden Untersuchung). Die Verwendung der deutschen Sprache hat in Luxemburg seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges stark abgenommen und sie konnte sich in der Zwischenzeit keine neuen Domänen im Land erschließen. Einen vergleichbaren Rückgang der deutschen Sprache konstatiert Franceschini (2003: 112) in der Schweiz. In Bezug auf das gesprochene Französisch lassen sich deutlich zwei Varietäten definieren. Einerseits die möglichst standardnahe, sich am bon usage, also an der Pariser Norm, orientierende, die zu realisieren die Luxemburger anstreben und die sie von sich selbst und von anderen erwarten anzustreben. Diesem letzten Desiderat entspricht das Französische einer Vielzahl von Immigranten jedoch nicht, weshalb hier eine zweite Varietät des Französischen zu konstatieren ist, die nach Weber (1994) als ‚Umgangsfranzösisch‘ bezeichnet werden soll. Der Begriff Umgangsfranzösisch soll in der vorliegenden Studie nicht im Sinne von Bußmanns ( 4 2008: 759) Definition der Umgangssprache als Terminus für den großen und heterogenen Bereich von Sprachvarietäten zwischen Standardsprache einerseits und kleinräumig gebundenen Dialekten andererseits verwendet werden, sondern im Sinne vom Englischen colloquial speech. Bußmann definiert diese Stilschicht als für informellere, private Situationen angemessener erscheinende Varietät diaphasisch. In der vorliegenden Arbeit soll der Terminus Umgangsfranzösisch jedoch weder diatopisch noch diaphasisch definiert und gebraucht werden, sondern diastratisch, also als eine sozial gekennzeichnete Varietät des Französischen, die nicht dem Standard entspricht, und von denjenigen Sprechern verwendet wird, die in der Mehrzahl aus sozial niedriger stehenden Schichten stammen und dem bon usage nicht gerecht werden, weil sie ihn nicht beherrschen und sich dieses Umstandes zudem häufig nicht bewusst sind. <?page no="103"?> 103 Die obigen Ausführungen haben aufgezeigt, dass das Phänomen des Code-switchings, also der Sprachenwechsel, in Luxemburg nicht so relevant ist wie in anderen mehrsprachigen Sprachgemeinschaften, namentlich in Gibraltar. Die Einstellungen der Luxemburger dem Französischen gegenüber und sein Prestige werden sich in Kapitel 4 jedoch umso klarer herausarbeiten lassen. Ob die Zukunft des Französischen in Luxemburg wirklich so negativ zu sehen ist, wie Fehlen (2011b: 160) sie schildert, darf bezweifelt werden: „Du moment que les bases politiques et sociologiques de la francophilie ont disparu, le statut du français comme langue de prestige se perpétue surtout par une inertie institutionnelle et sociale, notamment à travers les mécanismes de sélection de l’école.“ Diese Aussage ist zumindest als Aufforderung zu verstehen, den Französischunterricht in den allgemeinbildenden Schulen zu reformieren und die Kenntnisse im Französischen gerade auch verstärkt in bildungsferneren Kreisen auszubauen. <?page no="105"?> 105 3 Französischunterricht in Luxemburg Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass der französischen Sprache durch die Gesetzgebung in Luxemburg eine herausgehobene Funktion zukommt (vgl. § 1.2.2). Des Weiteren ist Französisch nachwievor Prestigesprache, und ob das Englische ihm diese Rolle ernsthaft streitig machen kann, darf bezweifelt werden, weil dem Französischen schon als ausschließliche Sprache der Legislative eine prädestinierte Stellung innerhalb des luxemburgischen Sprachengefüges zukommt, die kaum vom Englischen übernommen werden kann. Fehlen (2009: 82) bemerkt: „Vu l’organisation du système scolaire, le français joue toujours le rôle de langue de sélection dans le lycée luxembourgeois [...] et, de par cette fonction, il est considéré comme la langue de prestige du pays, même si ce titre lui est disputé de plus en plus par l’anglais.“ Vor diesen Hintergründen sind das Erlernen des Französischen und der Französischunterricht in den luxemburgischen Schulen von besonderem Interesse, zumal die möglichst standardnahe Beherrschung der französischen Sprache als Bildungsmerkmal gilt (Fehlen 2002: 94) 39 . Für Gibraltar gilt, dass je höher die sprachliche Kompetenz im Englischen ist, desto höher ist auch der soziale Status des Sprechers wie Kellermann (2001: 222, 268) ausführt. Eine ganz offensichtliche Parallele besteht hier zu Luxemburg, wo festzustellen ist, dass je höher die sprachliche Kompetenz im Französischen ist und je stärker sie sich am bon usage orientiert, desto höher ist der soziale Status eines Sprechers. Kellermann (2001: 273) weist zudem darauf hin, dass die sichere Beherrschung von Spanisch und Englisch eine Voraussetzung für die Integration in die Gesellschaft Gibraltars darstellt; auch dieses entspricht wiederum der Situation in Luxemburg, wo zur Gesellschaft nur gehören kann, wer Französisch und Luxemburgisch auf sehr hohem Niveau beherrscht. Dieses gilt jedoch in dieser Form nicht für das Deutsche. Daher ist der Französischunterricht wie auch das gesamte Sprachencurriculum an den Schulen in Luxemburg von besonderem Interesse, wobei das 39 Entsprechendes gilt grundsätzlich für die Beherrschung der englischen Sprache in den anglophonen Ländern Afrikas. Schmied (1991: 186, Anm. 4) weist darauf hin, dass ein Mehr an Bildung im Freundeskreis jedoch auch zu größerer sozialer Distanz führen kann: „Although English usually signals ‚plus education’, socially meaningful features seem to vary both in their saliency and their connotations from situation to situation [...]. Thus when a newsreader uses English this does not emphasize his education, but the status of English as an official language, and the signal ‚plus education’ may be interpreted as positive by superiors at work, but as negative by friends from early schooldays.“ <?page no="106"?> 106 Französische im luxemburgischen Bildungssystem immer im Zusammenhang mit den anderen beiden offiziellen Sprachen zu sehen ist, zumal es für originäre Luxemburger schwerer zu erlernen ist, wie Fehlen (2013: 61) beizupflichten ist: Französisch ist in der Tat für Luxemburgisch-Sprecher wegen seiner größeren Distanz [aus systemlinguistischer Perspektive] schwerer zu erlernen als Deutsch. Dies wird jedoch durch eine pädagogische Tradition verstärkt, die Französisch nicht als funktionale Kommunikationssprache unterrichtet, und deren längst eingeforderte, aber nie vollzogene Reform der Dauerbrenner der didaktischen Diskussion in Luxemburg darstellt [...]. Einen wesentlichen Vorteil im Aufrechterhalten der dreisprachigen Identität Luxemburgs sehen Horner/ Weber (2008: 85) auch gegenüber den Nachbarländern, und weisen darauf hin, dass die multikulturelle Mehrsprachigkeit als Modell für Harmonie und Toleranz gepriesen und so auch von den Ministerien verbreitet wird. Das Bild des dreisprachigen Luxemburgers relativieren Horner/ Weber (2008: 84) jedoch, weil vor allem Sprecher aus unteren sozialen Schichten offensichtlich mit dem korrekten Gebrauch des Französischen Schwierigkeiten haben: The important point is that certain varieties of French are more valuable than others in given contexts, which calls into question the blanket claim that French is the ‚language of prestige‘. Indeed. French has a prominent place in Luxembourgish society as a written language, but its role as a spoken language is thorny and can be a sore point among some Luxembourgish speakers. Speakers’ statements about how difficult it is to speak in French are not commonly mentioned in the academic literature and tend to be invisible in official discourse, perhaps as they would tarnish the idealised image of the trilingual Luxembourger [...]. Wenn diese Aussage von Horner/ Weber zutreffen sollte, dürfte eine Ursache für schlechte Kenntnisse des Französischen in den sozial niedrigeren Schichten wohl auch im Französischunterricht in Luxemburg zu sehen sein. Dieser dürfte eher in qualitativer denn in quantitativer Hinsicht zu hinterfragen sein; zu wenig Unterricht im Französischen dürfte es in Luxemburg kaum geben, zumal von den vorgesehenen Stunden keine ausfallen dürfen. Horner/ Weber (2001: 46) präzisieren: In einigen Jahrgängen des Lycées werden bis zu 50% der Stunden dem Erlernen von Sprachen gewidmet (in der Sprachensektion, der ‚division supérieure‘ ist dieser Prozentsatz sogar noch höher). Betrachtet man den Französischunterricht, muß man feststellen, dass jeder Schüler, der das gesamte luxemburgische Schulsystem durchläuft, ungefähr elf Jahre lang Französischstunden absolviert (4,5 Jahre in der Grundschule und 6 oder <?page no="107"?> 107 7 Jahre in der Oberstufe). Mit anderen Worten: diese Schüler nehmen im Laufe ihrer gesamten Schullaufbahn an etwa 2000 Französischunterrichtsstunden teil. Mit der französischen Sprache sind manche Luxemburger aus sozial niedrigeren Milieus oft weniger vertraut als mit der deutschen, weil sie sich gern deutschsprachige Fernsehprogramme ansehen, die, wie auch Filme oder deren Synchronisierungen, aufgrund der sprachtypologischen Ähnlichkeiten der beiden germanischen Varietäten einfacher zu verstehen sind als die französischen Entsprechungen. Diese Gewohnheiten setzen schon bei den Kleinkindern ein, die bereits von zu Hause her mit deutschsprachigen Fernsehprogrammen aufwachsen, die kindgerecht sind. Für den zunächst unklar erscheinenden und daher deutlich zu differenzierenden Status des Deutschen in der luxemburgischen Primärschule scheint es zunächst sinnvoll zu sein, sich in dieser Frage einigen grundlegenden Konzepten zuzuwenden: Im Band zur Soziolinguistik der Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft definiert Dietrich (2004: 305-306) das Konzept der Erstsprache 40 folgendermaßen: Eine Folge der Vielfalt natürlicher, sozialer und individueller Lebensbedingungen ist, dass sich die Menschen, soziale Gruppen und Sprachgemeinschaften hinsichtlich ihres sprachlichen Wissens und ihrer Verwendung in der Kommunikation unterscheiden. Das tritt besonders dort ins Bewusstsein, wo unterschiedliche soziale Strukturen und Funktionen mit der Verwendung verschiedener Sprachen einhergehen, wie etwa unter Bewohnern von Grenzgebieten, zwischen Immigranten und Einheimischen und zwischen Angehörigen mehrsprachiger Nationen. [...] Die Erstsprache ist Sprache der Bezugsperson von Säugling und Kleinkind. Dass der Spracherwerb mit dem Beginn des Lebens beginnt, führt dazu, dass der Mensch schon sehr früh eine besondere Aufmerksamkeit für Stimme und Sprechen der Bezugsperson entwickelt [...]. Während die Erstsprache der originären Luxemburger ohne jeden Zweifel das Luxemburgische ist, ist diese bei den zahlreichen Immigranten in Luxemburg die jeweilige Muttersprache, neben dem Portugiesischen also 40 Zur Abgrenzung der beiden Konzepte Erst- und Muttersprache erläutert Dietrich (2004: 310): „Die Erstsprache eines Menschen ist die zuerst gelernte; ihre lexikalische und grammatische Gliederung wirkt sich auf die Entwicklung sprachbezogener, außersprachlicher kognitiver Teilsysteme des Menschen, besonders die sprachvorbereitende kognitive Planung von Äußerung und Text aus. Als Muttersprache eines Menschen wird die Sprache bezeichnet, die er mit Mitgliedern derselben Kulturgemeinschaft als Erstsprache gemeinsam hat und zu der eine affektive Bindung besteht. In der Beschreibung von gesellschaftlichen Mehrsprachigkeitssituationen wird als Erstsprache diejenige bezeichnet, die von den meisten Mitgliedern als Erst- und Zweitsprache beherrscht wird und die den höchsten sozialen Status hat.“ <?page no="108"?> 108 eine Vielzahl weiterer Sprachen, wie durchaus auch die beiden anderen offiziellen Sprachen des Landes, Französisch und Deutsch. Die Zweitsprache bestimmt Dietrich (2004a: 312) nun folgendermaßen: Als Zweitsprache wird die Sprache bezeichnet, die ein Mensch nach Abschluss des Erwerbs einer ersten Sprache, also ab dem Alter von ca. 5 Jahren, erwirbt [...]. Erst- und Zweitspracherwerb weisen Gemeinsamkeiten und charakteristische Unterschiede auf. Gemeinsam ist beiden zunächst einmal, dass das erstwie das zweitsprachliche Wissen in Sprachverwendungssituationen im Alltag erworben werden. Daraus ergibt sich eine klare Priorität der mündlichen Verwendungsmodalität vor der schriftlichen in beiden Erwerbstypen. Zweitsprachliche Kompetenz umfasst immer die mündliche Kommunikationsfähigkeit, Schreib- und Lesefähigkeit können enthalten sein. Im Zweitspracherwerb spielen - wie im Erstspracherwerb - systematische unterrichtliche Maßnahmen keine Rolle beim Aufbau des sprachlichen Wissens [...]. In unserem Kontext ist nun noch die Abgrenzung von Zweit- und Fremdsprache äußerst wichtig, die Dietrich (2004a: 312-313) wie folgt zieht: Mit dem Begriffspaar Zweitsprache/ Fremdsprache wird in erster Linie auf Unterschiede in Inputbedingungen beim Erwerb Bezug genommen. Als Zweitsprache wird die Sprache bezeichnet, die ungesteuert erworben, als Fremdsprache diejenige, die ausschließlich oder überwiegend im Klassenzimmer gelernt worden ist. [...] Der L2-Erwerb führt im Unterschied zum L1-Erwerb in den meisten Fällen nicht zur vollständigen Beherrschung der Zielsprache und in aller Regel nicht zu der selben sozialen und emotionalen Bindung. Mit den Begriffen Fremdsprache und Zweitsprache sind Unterschiede in den Erwerbsumständen gefasst. Fremdsprache ist diejenige, die ein Mensch vermittels Unterricht lernt, Zweitsprache diejenige, die ohne spezifische unterrichtliche Maßnahmen wie die Erstsprache in der alltäglichen Kommunikation erworben wird. Für die Schule in Luxemburg ist somit zunächst festzustellen, dass die originären luxemburgischen Schüler in der Grundschule von ihrem Elternhaus her meistens bereits ungesteuert Deutsch als Zweitsprache erworben haben, während dies bei ihren nicht-originär luxemburgischen Klassenkameraden in der Regel nicht der Fall ist, sie müssten nunmehr Deutsch als Fremdsprache erwerben. Fehlen (2002: 94) bemerkt, dass das Deutsche auf schriftlicher Ebene lediglich zur Verschriftlichung des gesprochenen Luxemburgisch dient und dass die Luxemburger auch nicht zu viele Mühen darauf verwenden, diese Sprache korrekt zu beherrschen. Die erste wirkliche Fremdsprache ist für die originären Luxemburger demzufolge daher das Englische: <?page no="109"?> 109 Luxembourgers also speak better German, as they are inundated by German mass media, especially television. So Lëtzebuergesch is deeply penetrated by German due to the lack of distance between these two languages. Even if functionnally standard-Lëtzebuergesch has undoubtedly the status of a language, linguistically it is moving closer to standard- German. [...] An understanding of German is required, but an overly good mastery is not well considered. German is used to write down what is said and thought in Lëtzebuergesch. English is the first real foreign language Luxembourgers have to master. Ab der ersten Klasse werden die Schulkinder auf Deutsch alphabetisiert, also nicht in ihrer Erstsprache, aber in einer Sprache, die für die originären Luxemburger den Status einer Zweitsprache, für die anderen jedoch den einer Fremdsprache innehat. In den Grundschulen in Luxemburg wird ab dem zweiten Halbjahr der zweiten Klasse mit dem Französischunterricht angefangen, wenn die Kinder also sieben bis acht Jahre alt sind. Ausgangssprache für den Französischunterricht bildet jedoch nicht das Luxemburgische, wie beim Erwerb des Deutschen, sondern die deutsche Sprache. Das heißt, dass einige Kinder eine Fremdsprache aus der Perspektive einer anderen lernen, andere hingegen aus der einer Zweitsprache. Mit den Unklarheiten des Sprachenunterrichts an den luxemburgischen Schulen und den unausgesprochen bestehenden hohen Voraussetzungen im Sprachencurriculum befasste sich Hartmann-Hirsch (1991: 965, Anm. 6) bereits vor gut 20 Jahren auf sehr kritische Weise: ‚Fremdsprachenunterricht! ‘ Es handelt sich um einen zu beschreibenden Begriff! Wäre der Deutsch- und Französischunterricht in Luxemburg als Fremdsprachenunterricht konzipiert, so könnten viel mehr Schüler seinen Anforderungen gerecht werden; der Status der beiden offiziellen Sprachen hat zur Folge, daß Deutsch und Französisch mit der Zielvorgabe einer muttersprachlichen Kompetenz, die häufig sogar bereits als Ausgangspunkt vorausgesetzt wird (für den Deutschunterricht in der Grundschule! ) unterrichtet werden; man geht von einer zumindest passiven Kompetenz der Schulanfänger - via Fernsehen beispielsweise - aus, auf dieser - oft nicht vorhandenen - intuitiven Basis wird aufgebaut; es handelt sich keinesfalls um systematisches Lernen einer Fremdsprache. Das nicht einfach zu durchschauende Sprachencurriculum an den luxemburgischen Schulen mit seinen hohen Erwartungen in Bezug auf die bereits mit der Einschulung geforderten Sprachenkenntnisse diskutiert Fröhlich (1989: 106) vor dem Hintergrund eines konkreten Beispiels einer primär lusophonen Klasse: So befinden sich zum Beispiel die luxemburgischen Volksschüler in der Gemeinde Larochette in der Minderzahl gegenüber den portugiesischen <?page no="110"?> 110 Kindern der Ortschaft, welche zumindest vor ihrer Einschulung nur die portugiesische Sprache beherrschen, in der Primärschule dann die offizielle Unterrichtssprache Deutsch gleichzeitig mit dem in der Schule quasi inoffiziellen Lëtzebuergesch und ein Jahr später das wie eine Muttersprache unterrichtete Französisch erlernen müssen. Seit längerer Zeit ist zudem zu beobachten, dass in allen Fächern auch in höheren Klassen Luxemburgisch als zweite Unterrichtssprache neben der jeweils offiziellen Unterrichtssprache Französisch oder Deutsch fungiert, wie Fehlen (2013: 72, Anm. 46) ausführt 41 . Die hohen Erwartungen an die sprachlichen Kompetenzen im luxemburgischen Schulsystem spiegeln sich auch in den verschiedensprachigen Schulbüchern wider, die aus einem Land mit der Sprache stammen, in der das betreffende Unterrichtsfach in dem jeweiligen Schuljahr unterrichtet wird, wie Lebrun/ Beardsmore (1993: 108-109) beobachtet haben: In the complex linguistic programme found in Luxembourg it is interesting to note that the textbooks and manuals are not generally specifically designed for the system but tend to be imported from neighbouring countries. Manuals used are in the language which serves as the medium of instruction; for example in grade 2 of the secondary programme, where biology is taught through German, the manual is Biologie Heute (Hannover), whereas in grade 6, where the medium is French the same course is based on the manual Hygiène et biologie humaines (Paris). Der Bezug von Schulbüchern aus dem Ausland wäre an sich nicht weiter tragisch, wenn diese nicht von ihren sprachlichen Anforderungen her für Muttersprachler geschrieben wären; die luxemburgischen Schüler jedoch sind dabei, die in Frage stehenden Sprachen Französisch und Deutsch erst zu lernen, wie auch Hansen-Pauly (2003: 95) kritisiert: „Die Lehrbücher, die fast ausschließlich aus dem Ausland kommen, sind natürlich nicht für Sprachlernende geschrieben und setzen bei den Schülern sowohl beim Leseverständnis als auch bei den Ausdrucksfähigkeiten das Niveau eines Muttersprachlers voraus.“ Auf die schwierige Stellung des Französischen und des Deutschen für die Mehrheit der originären luxemburgischen Bevölkerung zwischen Schulsprache, Fremdsprache und Verwaltungssprache geht ebenfalls Fehlen (2006: 151) ein: 41 Entsprechendes hat Fuhrmann (1987: 21) bereits vor gut einem Vierteljahrhundert vermutet. <?page no="111"?> 111 En effet, pour la très grande majorité des Luxembourgeois, le français et l’allemand sont des langues apprises à l’école, mais que l’on ne peut pas vraiment qualifier de langues étrangères, puisqu’elles ont été consacrées par la loi sur les langues de 1984 comme les langues administratives du pays. Im Zusammenhang mit den sprachlichen Kompetenzen der Luxemburger in den drei in Frage stehenden Einzelsprachen bemerkt Fehlen (2002: 94, Hervorhebungen übernommen) 42 Folgendes und hebt hervor, dass Luxemburgisch und Französisch die beiden Sprachen sind, die in verantwortungsvollen beruflichen Positionen auf hohem Niveau beherrscht werden müssen: Instead of a legitimate language Luxembourg rather knows a legitimate multilingual language competence, which requires a subtile understanding of the combination of different varieties of the three languages officially in use in Luxembourg: First, a profound knowledge of Lëtzebuergesch, in the dialect of central Luxembourg - the koiné - with numerous adoptions from the French language. These adopted words are supposed to show that the ‚borrower‘ is familiar with handling French and that he is expert in the area of language in which Lëtzebuergesch is lacking. Then, a high level of scholastic French, where the written language is as important as the spoken language. The French required is classic and ritual, rather than concerning everyday communication. French undoubtedly constitutes the language of prestige in Luxembourg: those who speak French ‚well‘ (to distinguish this with other varieties of French! ) are equally those who are political decision-makers, who direct the economy and who have an important impact on cultural life. 42 In der BALEINE-Studie führten Fehlen et al. (1998: 17) Entsprechendes aus und ergänzten, dass eine zu gute Kenntnis des Deutschen in Luxemburg nicht erwünscht sei, weil es nur dazu diene, auf Luxemburgisch Gedachtes oder Gesagtes schriftlich festzuhalten: „L’apport principal de l’étude BALEINE est d’avoir montré que, derrière l’apparente polyglossie du Luxembourg, se cache une compétence légitime unique bien définie qui exige une combinaison très subtile de maîtrise, certes à des niveaux différents, de différentes variétés des trois langues usuelles du pays à laquelle s’ajoute une maîtrise de l’anglais en tant que première langue vraiment étrangère. A) La compétence légitime exige d’abord une connaissance approfondie du luxembourgeois, dans le dialecte du centre (la koiné), avec de nombreux emprunts à la langue française. Ces emprunts sont censés montrer que le locuteur est habitué à manier le français, qu’il est expert dans un domaine pour lequel la langue luxembourgeoise n’a pas de mots. B) Puis une bonne connaissance d’un français scolaire, la pratique de l’écrit étant au moins aussi importante que celle de l’oral. La communication sur les choses de la vie quotidienne n’est pas la compétence principale de cette variété de français classique et rituel. [...] C) La connaissance de l’allemand est exigée, mais sa (trop) bonne maîtrise n’est pas bien vue. L’allemand est utilisé pour noter ce qui est pensé ou dit en luxembourgeois.“ <?page no="112"?> 112 An dieser Stelle kann somit festgehalten werden, dass Französisch zweifellos die Prestigesprache in Luxemburg darstellt, ihrem Erlernen in der Schule kommt somit eine besondere Bedeutung zu. Luxemburgische Kinder im Alter von ungefähr acht Jahren lernen bereits die drei Landessprachen. Die Anlage dieses Sprachencurriculums führt jedoch zu einer starken sozialen Selektion, die insbesondere für die Kinder der (romanischsprachigen) Immigranten von Nachteil ist, weil diese das Französische über die Ausgangssprache - oder über den Umweg - Deutsch erlernen müssen, das für sie eine weitere Fremdsprache darstellt, während es für die originären Luxemburger eine Zweitsprache ist. Statistisch ist erwiesen, dass gerade die nicht-originär luxemburgischen Schüler große Schwierigkeiten mit der Abfolge des Sprachenlernens haben. Gleiches gilt für Migrantenkinder, die erst mit zehn, elf Jahren nach Luxemburg kommen und somit nicht das luxemburgische Sprachencurriculum von Anfang an durchlaufen. Kraemer (1993: 173) weist offen auf die Schwierigkeiten und Probleme des luxemburgischen Sprachencurriculums hin, an dem aber aus Gewohnheit festgehalten werden sollte: Il est vrai que cette réussite est acquise au prix d’un système d’enseignement particulièrement sélectif. L’option plurilingue, constitue [sic! ] une lourde hypothèque à tous les niveaus, mais surtout pour l’école primaire. Les risques et les inconvénients d’un tel système ne sont pas négligeables: surmenage des élèves faibles et moyens, fautes d’interférence, accent douteux, difficultés à l’expression orale. Mais dans l’ensemble, le système a fait ses preuves et, malgré quelques contestations sporadiques, nul ne songe sérieusement à toucher au trilinguisme, ressenti comme un élément essentiel de l’identité culturelle luxembourgeoise. Im benachbarten Belgien oder Frankreich gehen viele der in fortgeschrittenerem Alter ins Land kommenden Kinder von Immigranten zur Schule, während die Kinder der Mitglieder der Führungsebenen der europäischen und internationalen Organisationen die internationale Schule in Luxemburg besuchen (Fehlen 2002: 95). Die Schwierigkeiten gerade romanophoner Immigrantenkinder mit der Sprachenfolge im luxemburgischen Schulsystem stellt Fehlen (2002: 95) ausführlich dar: For the children of newcomers, and especially those coming from Latinate countries, the teaching of reading and writing in German, using the method of ,mother tongue German‘ presents a nearly insurmountable hurdle. In the high school (lycées), the situation for pupils of Latinate origins is not favorable either. Before attaining the scholastic level where French becomes the means of selection, pupils must proof their knowledge of German. <?page no="113"?> 113 And their shortcomings in German exclude their entry into the top classes in secondary education, where French is the language principally used and relegates them to the lower classes, where German dominates. Auch Hartmann-Hirsch (1991: 970) befasst sich mit den Kindern, die in den Nachbarländern zur Schule gehen und konstatiert, dass sie zumindest vor gut zwei Jahrzehnten numerisch im zuständigen Ministerium nicht erfasst waren: „Ca. 4.000-5.000 Schüler fahren täglich in die einsprachigen Nachbarländer, wo sie ‚problemlos‘ Schule und Berufsausbildung abschließen können; hierüber liegen nicht einmal präzise Zahlen beim Erziehungsministerium vor! “ Die primäre Unterrichtssprache auf dem weiterführenden Lyzeum ist Französisch, zu dem viele Kinder aus Immigrantenkreisen keinen Zutritt erlangen, weil sie bereits am Deutschen gescheitert sind. Im so genannten enseignement secondaire technique hingegen, das viele Kinder oder Jugendliche aus diesen sozialen Kreisen besuchen (müssen), ist die dominierende Unterrichtssprache jedoch Deutsch. Das heißt, dass die Migrantenkinder in gewisser Weise doppelt gestraft sind, weil sie zum einen auf die primär deutschsprachige Sekundarschule gehen müssen und weil sie zum anderen gerade aus sprachlichen Gründen den Übergang auf das Lyzeum nicht geschafft haben. Unter den Schülern, die in Luxemburg das enseignement préscolaire und die Primärschule besuchen, haben Immigrantenkinder Mitte der 90-er Jahre einen Anteil von ungefähr 40%, wie Haselmann (1998: 96) bemerkt. In der entsprechenden ministeriellen Veröffentlichung heißt es in Bezug auf die Sprachenfolge in den Schulen: À l’enseignement secondaire général (à partir de 12 ans; classes de 7 e à 1 re ): Jusqu’en classe de 5 e (3 e année de l’enseignement secondaire), la langue véhiculaire est l’allemand pour toutes les disciplines, sauf pour le français et les mathématiques. […] À partir de la classe de 4 e (4 e année de l’enseignement secondaire), toutes les disciplines sont enseignées en français, sauf les cours d’allemand et d’anglais où la langue cible est utilisée. […] À l’enseignement secondaire technique (à partir de 12 ans; classes de 7 e à 13 e ): Dans les classes inférieures, la langue véhiculaire est l’allemand, sauf en mathématiques, enseignées en français. […] Dans les classes supérieures, la langue véhiculaire est en règle générale l’allemand, sauf pour certaines matières enseignées en français. 43 Im Folgenden werden die Schularten und die allgemeine Schulpflicht in Luxemburg erörtert, wobei die entsprechenden aktuell verfügbaren An- 43 Quelle: http: / / www.men.public.lu/ fr/ systeme-educatif/ langues-ecoleluxembourgeoise/ index.html, entnommen am 29. Januar 2014, ergänzt am 6. August 2014. <?page no="114"?> 114 gaben des luxemburgischen Erziehungsministeriums (Ministère de l’Éducation Nationale et de la Formation professionelle, abgekürzt MEN) zugrunde gelegt werden 44 . Die Schulpflicht beginnt im Alter von vier Jahren und erstreckt sich über neun Jahre: Tout enfant habitant le Luxembourg âgé de 4 ans révolus avant le 1 er septembre doit fréquenter l’école fondamentale. 45 L’enseignement fondamental (obligatoire et gratuit) comprend 9 années de scolarité, réparties en 4 cycles d’apprentissage qui remplacent les années d’études. Le 1 er cycle (enfants de 3 à 5 ans) comprend une année d’éducation précoce dont la fréquentation est facultative et deux années d’éducation préscolaire faisant partie de l’obligation scolaire. Les 2 e (enfants de 6 et 7 ans), 3 e (enfants de 8 et 9 ans) et 4 e (enfants de 10 et 11 ans) cycles constituent quant à eux l’ancien enseignement primaire. Chaque cycle d’apprentissage a en principe une durée de 2 ans. Aux cycles 2 à 4, l’alphabétisation se fait en allemand, alors langue d’enseignement de toutes les branches, à l’exception du français. L’apprentissage du français commence au 5 e trimestre du cycle 2 (Hervorhebungen übernommen). 46 44 Wie bereits mehrfach angesprochen, besteht das der vorliegenden Studie zugrunde liegende Korpus vor allem aus studentischen Darstellungen. Deren Verfasser sind vor und um 1990 geboren worden, weshalb an dieser Stelle auch Veränderungen im luxemburgischen Schulsystem, die sich seit ihrer Schulzeit ergeben haben, berücksichtigt werden sollen: So hat sich mit der allgemeinen Schulpflicht und der ganztägigen Betreuung der Kinder durch die Schule zu der Zeit, als die Probanden selbst die Schule besucht haben, die Studie von Prost-Heinisch, Loesch-Berger und Schroeder-Thommes (1992) befasst, also zu einem Zeitpunkt, zu dem die Informanten selbst begonnen haben, das luxemburgische Bildungssystem zu durchlaufen. So halten Prost-Heinisch, Loesch-Berger und Schroeder-Thommes (1992: 93; 95) fest: „La loi luxembourgeoise oblige tous les enfants domiciliés au Luxembourg et âgés de 5 - 15 ans à aller à l’école, quelle que soit leur nationalité. Les parents sont cependant libres d’inscrire leur enfant dans une classe du préscolaire dès 4 ans [...]. Les enfants sont accueillis le matin à l’école dès 7.30h. A midi, les enfants prennent leur repas à la cantine de l’école. Ensuite, des moniteurs leur proposent des activités récréatives très variées tous les après-midi libres. En fin d’après-midi, les enfants sont aidés à faire leurs devoirs.“ 45 Quelle : http: / / www.men.public.lu/ fr/ fondamental/ offre-scolaireorganisation/ organisation-enseignement-fondamental/ index.html, entnommen am 12. Januar 2014, ergänzt am 6. August 2014. 46 Quelle: http: / / www.guichet.public.lu/ citoyens/ fr/ enseignementformation/ enseignement-primaire/ inscription-public/ inscription, entnommen am 12. Januar 2014, ergänzt am 6. August 2014. <?page no="115"?> 115 Während die Teilnahme am ersten Jahr der éducation préscolaire vor einiger Zeit noch fakultativ erfolgte, muss sie heute obligatorisch besucht werden 47 : L’éducation préscolaire ("d’Spillschoul" en luxembourgeois) s’adresse aux enfants de 4 à 6 ans. Elle comprend une période de 2 années dont la fréquentation est obligatoire et gratuite (Hervorhebungen übernommen). 48 In der sich anschließenden sechsjährigen école primaire werden die Kinder in deutscher Sprache alphabetisiert und fangen an, Französisch zu lernen, so dass sie sich bereits mit acht Jahren in allen drei Landessprachen Luxemburgs ausdrücken können 49 : Au cycle 1 (enfants de 3 à 5 ans), une importance particulière est accordée à l’apprentissage du luxembourgeois, langue de communication de ce cycle. Puis, aux cycles 2 à 4 (enfants de 6 à 11 ans), l’alphabétisation se fait en allemand, alors langue d’enseignement (langue véhiculaire) de toutes les disciplines, à l’exception du français. L’apprentissage du français commence au 5 e trimestre du cycle 2. 50 Nach der sechsjährigen Primärschule 51 können die luxemburgischen Kinder wählen, auf welche weiterführende Schule sie gehen wollen, sofern 47 Zu Prost-Heinisch, Loesch-Berger und Schroeder-Thommes’ (1992: 90) Zeiten war der Besuch des ersten Jahres der éducation préscolaire noch nicht obligatorisch: „Le système d’éducation luxembourgeois se compose de plusieurs cycles: l’éducation préscolaire: 2 années (la 1 ère n’est pas obligatoire), l’enseignement primaire: 6 années; l’enseignement post primaire: de 3 à 7 années d’études“. Sie fahren in Bezug auf die heute als précoce bezeichnete Vorschule fort, dass ihre wesentliche Aufgabe in der Vermittlung von Luxemburgisch-Kenntnissen liegt: „Les classes d’éducation préscolaire, plus connues sous le nom „Jardins d’enfants“ („Spillschoul“) ont pour but de permettre aux enfants étrangers de se familiariser avec la langue luxembourgeoise (le luxembourgeois est utilisé comme langue véhiculaire à l’école primaire, du moins au cours des premières années d’études).“ 48 Quelle: http: / / www.guichet.public.lu/ citoyens/ fr/ enseignementformation/ education-prescolaire/ publique/ inscription/ index.html, entnommen am 12. Januar 2014, ergänzt am 6. August 2014. 49 Im Zusammenhang mit der Primärschule vor etwa 20 Jahren erläutern Prost- Heinisch, Loesch-Berger und Schroeder-Thommes (1992: 91), dass „Le programme, qui est le même pour toutes les écoles primaires du pays, est fixé par le Ministère de l’Education Nationale. Il comprend les branches d’enseignement suivantes: le luxembourgeois, l’allemand, le français [...].“ 50 Quelle : http: / / www.men.public.lu/ fr/ systeme-educatif/ langues-ecoleluxembourgeoise/ index.html, entnommen am 12. Januar 2014, ergänzt am 6. August 2014. 51 Während Prost-Heinisch, Loesch-Berger und Schroeder-Thommes seinerzeit noch darauf hinwiesen, dass diejenigen, die befürchten, ihre Kinder würden mit diesem recht komplexen Sprachencurriculum überfordert werden, die Möglichkeit haben, <?page no="116"?> 116 ihre Ergebnisse bei der Evaluierung befürwortend sind. 52 Im Zusammenhang mit dem Übergang zur weiterführenden Schule heißt es in der entsie in eine der wenigen frankophonen Schulen im Lande anzumelden, lässt sich in den heutigen offiziellen Informationen des Ministère de l’Éducation nationale et de la Formation professionnelle keinerlei Hinweis auf die frankophonen Schulen im Lande finden. Prost-Heinisch, Loesch-Berger und Schroeder-Thommes (1992: 92, 104) weisen auf die Existenz der vor zwei Jahrzehnten nicht sonderlich zahlreichen frankophonen Schulen hin, deren Besuch sich jedoch sehr gut für Kinder eignen würde, die vermutlich nicht lange in Luxemburg bleiben werden: „[L]es classes francophones […] accueillent les enfants étrangers venant d’arriver au pays et ne connaissant ni le luxembourgeois, ni le français, ni l’allemand. Ces classes fonctionnent de la même façon que les classes primaires normales, mais l’accent est surtout mis sur l’apprentissage des langues [...]. Parmi les enfants inscrits, on compte une majorité d’enfants francophones. Le tableau scolaire comprend 5 années de primaire. La seconde langue enseignée est l’allemand. Les autres branches enseignées correspondent à celles des programmes européens. L’avantage est, qu’un enfant qui a commencé sa scolarité dans cette école, peut, à n’importe quel moment, la poursuivre dans une école comparable à l’étranger en cas de mutuation de ses parents.“ 52 Bei Prost-Heinisch, Loesch-Berger und Schroeder-Thommes (1992: 108) heißt es seinerzeit: „Après la 6ème année d’études primaires, l’élève qui décide de poursuivre ses études, doit choisir parmi trois types d’enseignement post-primaire: l’enseignement secondaire proprement dit; l’enseignement secondaire technique [ou] l’enseignement complémentaire. Pour faire son choix, il lui est recommandé de tenir compte de l’avis que lui ont donné plusieurs experts, par le biais de tests psychologiques et scolaires effectués au cours de la 6ème année primaire [...]. [L’] enseignement secondaire [proprement dit] est dispensé dans les lycées. Pour entrer en 7e secondaire ou classe d’orientation, l’élève doit réussir un examen d’admission qui porte sur la matière de la sixième année d’études primaires (le même exame [sic! ] pour tous les établissements d’enseignement secondaires [sic! ] du pays). [...] La classe d’orientation a pour but de permettre aux élèves de s’adapter aux études secondaires. Après cette première année de secondaire, l’élève choisit (en classe de 6ème) entre l’enseignement classique (avec latin comme troisième langue) et l’enseignement moderne (avec l’anglais comme troisième langue). L’élève qui opte pour l’enseignement classique, ne commencera l’anglais qu’une année plus tard (en classe de 5e).“ Ebenfalls für den Besuch des enseignement secondaire technique war Prost-Heinisch, Loesch-Berger und Schroeder-Thommes (1992: 109-110) zufolge eine bestandene Aufnahmeprüfung für die Zulassung erforderlich. Diejenigen Schüler, die weder die Zugangsberechtigung für das enseignement secondaire proprement dit noch diejenige für das enseignement secondaire technique erlangt haben, mussten seinerzeit das enseignement complémentaire besuchen, wie die Verfasserinnen erläutern: „L’enseignement complémentaire accueille les enfants qui ne veulent pas se présenter aux examens d’admission au sécondaire et au secondaire technique, ou ceux qui ont échoué à cet examen“ (Prost-Heinisch, Loesch-Berger und Schroeder-Thommes 1992: 111). Über das enseignement complémentaire lassen sich heute keine Informationen mehr in den offiziellen Quellen des Ministère de l’Éducation nationale et de la Formation professionnelle finden, offensichtlich besuchen die wirklich schlechten Schüler nunmehr ebenfalls das enseignement secondaire technique. Für diese stehen jetzt Vorbereitungskurse zur Verfügung, wie Koenig (2007: <?page no="117"?> 117 sprechenden Broschüre des luxemburgischen Ministère de l’Éducation nationale et de la Formation professionnelle: À la fin de l’année scolaire, il [l’enfant] sera orienté vers une classe de 7 e de l’enseignement secondaire ou de l’enseignement secondaire technique. À partir de 2012-2013, les bilans intermédiaires et les bilans de fin de cycle remplacent les bulletins à notes chiffrées en tant qu’outils d’évaluation utilisés dans la procédure d’orientation. Les modalités du passage de l’École fondamentale au lycée sont adaptées en conséquence. Les grandes lignes de la procédure d’orientation en vigueur depuis 1996 sont maintenues. Le conseil d’orientation, composé de l’inspecteur et du titulaire de classe de votre enfant ainsi que de professeurs de l’enseignement secondaire et secondaire technique, se prononce sur l’orientation de votre enfant. L’avis d’orientation, formulé et motivé par le conseil d’orientation, est dorénavant appelé décision d’orientation pour souligner son caractère contraignant. Les éléments à la base de la décision d’orientation restent inchangés: les apprentissages et la progression de votre enfant, consignés dorénavant dans les bilans intermédiaires et le bilan de fin de cycle; l’avis du titulaire de classe et l’avis des parents; l’avis du psychologue si les parents le demandent. Dans ce cas, le psychologue participe au conseil d’orientation avec voix consultative. les résultats de votre enfant aux épreuves nationales, appelées épreuves communes. Ces épreuves en allemand, français et mathématiques sont les mêmes pour tous les élèves du pays. Elles informent sur les performances de votre enfant par rapport à la moyenne nationale et, ce qui est nouveau, elles renseignent sur le développement des compétences de votre enfant par rapport aux niveaux de compétence attendus à la fin de ce cycle. La décision d’orientation qui est transmise aux parents vers la fin de l’année scolaire donne droit à une admission à une des classes suivantes: Enseignement secondaire [ou] Enseignement secondaire technique. 53 477) ausführt: „Technical secondary education includes a preparatory phase that inducts pupils who have not attained the objectives of primary education. According to their abilities, they are given assistance to catch up and to make their way into one of the regular classes of technical secondary education, or at least to acquire a minimal but vital education that will allow them either access to vocational training leading to a certificate of technical and vocational initiation, or entry into working life.“ 53 Quelle: Broschüre des Ministère de l’Éducation nationale et de la Formation professionnelle (2013): „Que faire après le 4 e cycle de l’enseignement fondamental? “ online unter: http: / / www.men.public.lu/ catalogue-publications/ fondamental/ passage- <?page no="118"?> 118 Nach diesen Ausführungen zum aktuellen luxemburgischen Schulsystem, seiner Sprachenfolge und dem Übergang von der Primärauf die Sekundarschule soll an dieser Stelle auf einen wichtigen und seit Langem umstrittenen Punkt eingegangen werden, bei dem dringender Reformbedarf besteht: Der Französischunterricht sollte deutlich früher einsetzen, da der französischen Sprache im öffentlichen Leben Luxemburgs und für den sozialen Aufstieg eine so entscheidende und vor allem vom Gesetz auch so gewollte schwerwiegende Rolle zukommt. Diese Forderung erheben in dem der vorliegenden Studie zugrunde liegenden Korpus die Informanten 1 (Zeile 556-567) und 5 (Zeile 165-179). Gleichzeitig sollte überlegt werden, ob die Alphabetisierung nicht zumindest fakultativ auf Französisch erfolgen könnte. Entsprechend äußern sich auch die beiden Informanten 2 (Zeile 223-229) und 8 (Zeile 377-383), deren Ausführungen das Korpus der vorliegenden Studie bilden. Auch Fehlen (2002: 96) konstatiert einen steigenden Druck von romanischsprachigen Einwanderern, eine Alphabetisierung auf Französisch anzubieten. Eine Alphabetisierung auf Luxemburgisch wird letztendlich wegen der Gefahr einer sprachlichen Isolierung von niemandem ernsthaft gewollt und sollte daher auch nicht in Erwägung gezogen werden. Für diesen Vorschlag spricht sich in den keinesfalls repräsentativen Ausführungen im Korpus der vorliegenden Studie lediglich die Informantin 1 (Zeile 255-262) aus, während Informantin 11 (Zeile 190-198, 462-472) ausschließlich auf Französisch alphabetisieren würde. Sollten sich die offiziellen Domänen des Luxemburgischen weiter ausbreiten, würde sich die Frage der Sprache der Alphabetisierung unter ganz anderen Vorzeichen neu stellen. Fehlen (2009: 56-57) sieht im Unterrichten des Französischen als Umgangssprache ebenfalls eine entscheidende Aufgabe für die Schule in Luxemburg: Eine weitere Normierung und Standardisierung des Luxemburgischen und dessen Vordringen in Domänen, besonders des Schriftsprachlichen, die ihm bis heute versperrt waren und die damit einhergehenden Kompetenzverluste sowohl im Deutschen als auch im Französischen, scheinen wahrscheinlich und stehen keineswegs im Widerspruch zur zunehmenden Bedeutung des Englischen innerhalb der europäischen [sic! ] Union und der globalisierten Wirtschaft. Gegen diesen zwangsläufig scheinenden Trend stellt der Erhalt der einzigartigen Mehrsprachigkeit, besonders des Französischen, allerdings nicht mehr als Prestigesondern als Verkehrssprache, eine große Herausforderung für das Luxemburger Bildungssystem dar. fondamental-es-est/ que-faire-apres-la-4eme/ fr.pdf, entnommen am 12. Januar 2014, ergänzt am 6. August 2014. <?page no="119"?> 119 Auf die Gefahr für luxemburgische Kinder, dass sie wegen der strukturellen Nähe des Luxemburgischen und des Deutschen weder die Zweitnoch die Erstsprache korrekt beherrschen würden, geht Fehlen (2007: 36) ein. Aus dieser Ausgangslage heraus Französisch zu lernen, sei schon für luxemburgische Kinder diffus, erst recht aber für diejenigen von Immigranten 54 : Der Sprachenunterricht ist auf Luxemburger Kinder zugeschnitten, die Deutsch als Zweitsprache über den Fernsehkonsum gelernt haben. Der Begriff der Zweitsprache bezeichnet in der Sprachendidaktik eine Sprache, die zwar nicht Muttersprache ist, aber wegen ihrer Präsenz in alltäglicher Kommunikation von einer Fremdsprache unterschieden werden muss [...]. [E]s ist das hidden curriculum, das eine diffuse Dreisprachigkeit zur Norm und zur Voraussetzung aber nicht zum Gegenstand des Unterrichts macht, an dem die Immigrantenkinder scheitern (Fehlen 2007: 36). In jedem Fall sollte als Ausgangssprache für den Französischunterricht Luxemburgisch eingeführt werden, so dass Kinder mit Migrationshintergrund mithalten können, ohne das Deutsche zu beherrschen, dem, wie dargelegt, im öffentlichen Leben in Luxemburg keine weitere Funktion zukommt. Um tagesaktuelle Informationen zu erhalten, können sich ausschließlich frankophone Personenkreise problemlos an französischsprachigen Medien orientieren, auch luxemburgischer Provenienz. So ist vorläufig festzustellen, dass das derzeitige Sprachencurriculum an den luxemburgischen Schulen den sprachlichen Realitäten und Anforderungen in der Gesellschaft nicht gerecht wird und daher dringend überarbeitet werden sollte. Bereits vor fast 30 Jahren hat Kramer (1986: 242-243) ausgeführt: „Die Schule ist die einzige Stelle, an der jeder Luxemburger gezwungen ist, selbst aktiv deutsch zu sprechen [...].“ Das tatsächliche Alter der Schüler ist in den einzelnen Klassenstufen markant höher als das Regelalter, während es in der Primärschule und im Lycée um ungefähr 20% über dem Regelalter liegt, sind es auf dem secondaire technique über 60% der Schüler, die älter als das Regelalter sind, wie Bos/ Reding (2007: 19) unter Bezugnahme auf das Bildungsministerium feststellen. Dieses dürfte auf die sehr hohen Quoten an Wiederholern in den einzelnen Klassen zurückzuführen sein. Versetzungsrelevant sind lediglich die Noten in den Fächern Französisch, Deutsch und Mathematik (Bos/ Reding 2007: 19). Auf die auffallend hohe Anzahl nicht ausgebildeter Lehrkräfte in Luxemburg gehen Bos/ Reding (2007: 25) ein: 54 In Bezug auf den Französischunterricht in Luxemburg pointiert Fehlen (2009: 50): „[Es ist ein] Paradoxon, dass Kinder aus romanophonen Familien in einem Schulsystem, das die perfekte Beherrschung des Französischen zu seinem Hauptlernziel macht, stark benachteiligt sind.“ <?page no="120"?> 120 Die luxemburgischen Vor- und Primärschulen sind stark geprägt vom Lehrermangel. Da jedoch kein Unterricht ausfallen darf, werden sogenannte Lehrbeauftragte (chargé de cours) eingestellt, die über ein Abitur sowie eine minimale Einführung ins Unterrichten verfügen [...]; im Schuljahr 2005/ 2006 stellen sie ein Viertel der Lehrkräfte dar. Dabei fällt auf, dass der Anteil der nicht ausgebildeten Lehrkräfte bei den Förderlehrerinnen und -lehrern (cours d’appui) mit 36,0% besonders hoch liegt. Dieser hohe Anteil an nicht hinreichend qualifizierten Lehrkräften verwundert um so mehr, als die luxemburgischen Ausgaben für die Schulen deutlich über denen anderer Länder liegen. Die hohen Kosten relativieren sich jedoch, wenn sie in Bezug zum Bruttoinlandsprodukt und zu den staatlichen Gesamtausgaben gesetzt und mit denen vergleichbarer Länder in Relation gesetzt werden, wie Bos/ Reding (2007: 28) ausführen: Der [OECD-] Bericht stellt fest, dass die Ausgaben pro Schüler OECD-weit nirgends so hoch sind wie in Luxemburg. Die zusammengezogenen Kosten für Primär- und Sekundarausbildung eines Schülers belaufen sich im OECD-Durchschnitt auf 81.485 USD. Luxemburg gibt dagegen 205.000 USD pro Schüler aus. An zweiter Stelle rangiert die Schweiz mit 133.000 USD. Diese Angaben relativieren sich, wenn man sie mit den öffentlichen Ausgaben und dem Bruttoinlandsprodukt vergleicht. In Luxemburg betragen die Ausgaben für das Schulwesen 9,1 Prozent des öffentlichen Haushalts und 3,8 Prozent des BIP. Dies entspricht durchaus dem OECD-Durchschnitt. Belgien und Frankreich geben zum Beispiel 4,1 Prozent des BIP für ihre Schulen aus. Trotz der absolut gesehen hohen Ausgaben Luxemburgs für seine Schulen haben luxemburgische Schüler im internationalen Vergleich ein besonders negatives Bild von der Schule an sich, wie Berg et al. (2007: 271) ausführen. Hinzu kommt, dass sich, verglichen mit anderen Ländern, die Schüler nirgendwo so negativ über das Klima an den Schulen äußern wie in Luxemburg, Berg/ Valtin (2007: 253) sprechen in diesem Zusammenhang von einem „atypischen“ Zustand. Außerdem fühlen sich luxemburgische Schüler in der Schule nicht sicher und sie sind der Überzeugung, dass die Lehrer sie nicht genügend unterstützen würden (Berg/ Valtin 2007: 254). Offensichtlich besteht an den luxemburgischen Schulen dringender Reformbedarf in verschiedenerlei Hinsicht. Darauf, dass Reformen im luxemburgischen Schulsystem geplant sind, weist auch Koenig (2007: 483-484) hin. Die Schulen in Luxemburg sind, verglichen mit denen der Nachbarländer, in dem Sinne nach Fehlen (2002: 95) sehr selektiv, als die soziale Selektion primär über Sprachkenntnisse erfolgt: Französisch gilt als schwer zu erlernende Sprache und wird eher wegen grammatischer Fra- <?page no="121"?> 121 gen gelernt denn als Kommunikationsmittel genutzt. Außerdem bemerkt er eine allgemeine Angst, Französisch als Prestigesprache nicht so gut sprechen zu können, wie es in Luxemburg erwartet wird. Unbestritten bilden die Schulnoten in den sprachlichen Fächern neben denen in Mathematik eine entscheidende Hürde für die Versetzung, wie dargelegt wurde, namentlich die im Französischen und im Deutschen. Über die soziale Selektion der Noten im Fach Deutsch referieren Bos/ Reding (2007: 36): Mehr als ein Drittel aller portugiesischen Kinder erfüllen nicht das Unterrichtssoll (im Gegensatz zu rund 14 Prozent der luxemburgischen Kinder). Während rund 44 Prozent der luxemburgischen Kinder eine Empfehlung für den klassischen Sekundarbesuch erhalten, trifft dies nur auf lediglich 16 Prozent der portugiesischen Schülerinnen und Schüler zu; rund 25 Prozent dieser Schüler scheitern an ungenügenden Noten in schriftlichem Deutsch [...]. Grundsätzlich streben die Luxemburger an, Französisch auf höchstmöglichem Niveau entsprechend der Pariser Norm zu beherrschen. Der Europäische Referenzrahmen für Sprachen fordert nunmehr, dass nicht mehr das möglichst vollständige Erlernen von Einzelsprachen im Mittelpunkt des Fremdsprachenunterrichts stehen sollte. Vielmehr sollte die kommunikative Kompetenz in verschiedenen Sprachen erworben werden, was zu einer Entschärfung der derzeitigen Situation in Luxemburg führen könnte. Aus dem Europäischen Referenzrahmen für Sprachen zitiert Ehrhart (2009: 37): Sprachen und Kulturen werden [...] nicht in strikt voneinander getrennten mentalen Bereichen gespeichert, sondern bilden vielmehr gemeinsam eine kommunikative Kompetenz, zu der alle Sprachkenntnisse und Spracherfahrungen beitragen und in der die Sprachen miteinander in Beziehung stehen und interagieren. In verschiedenen Situationen können Menschen flexibel auf verschiedene Teile dieser Kompetenz zurückgreifen, um eine effektive Kommunikation mit einem bestimmten Gesprächspartner zu erreichen. [...] Aus dieser Perspektive ändert sich das Ziel des Sprachunterrichts ganz grundsätzlich. Man kann es nicht mehr in der Beherrschung einer, zweier oder vielleicht dreier Sprachen sehen, wobei jede isoliert gelernt und dabei der ‚ideale Muttersprachler‘ als höchstes Vorbild betrachtet wird. Vielmehr liegt das Ziel darin, ein sprachliches Repertoire zu entwickeln, in dem alle sprachlichen Fähigkeiten ihren Platz haben. Das derzeitige Sprachencurriculum an den luxemburgischen Schulen ist auf den möglichst korrekten und vollständigen Erwerb der jeweiligen <?page no="122"?> 122 Einzelsprachen ausgerichtet 55 und wird nicht zuletzt daher der Tatsache, dass die luxemburgischen Schulkinder vor dem Hintergrund der hohen Immigration über sehr verschiedene sprachliche Hintergründe verfügen, in seiner derzeitigen Form nicht gerecht, wie Davis (1992: 152) bereits vor mehr als 20 Jahren thematisiert hat: National curricula focus on language learning through both language classes and other subjects in which French and German are used as mediums of instruction. National examinations which concentrate on language ability are given at the end of primary school and determine whether students will attend college preparatory, technical, or extended primary schools. The type of school and program students attend subsequently determines their future job opportunities. This system is based on the assumption that all students have equal opportunity for foreign language learning and, thus, for educational and socioeconomic achievement. The assumption of equal language opportunity, however, ignores the differential rates of language and literacy acquisition likely to occur in various population segments within a multilingual nation ... . This suggests that effective language programs require knowledge of how children learn not only the grammar of a language, but also the community attitudes and values associated with language use. Children in Luxembourg are likely to come to school with vastly different language experiences and attitudes. The present national system not only ignores differences among students, but prevents variation in school curricula to meet local community needs. Die Wichtigkeit der möglichst guten und korrekten Kenntnis der verschiedenen in Luxemburg gebrauchten Einzelsprachen diskutiert Davis (1992) kontrovers in Hinblick auf die sozialen Konsequenzen, die das Beherrschen dieser Sprachen mit sich bringt, wobei Davis’ Klasseneinteilungen als umstritten angesehen werden können und daher auch stark kritisiert wurden. In der Tat bestimmt sich, wie Fehlen (2002) herausge- 55 Das Kultusministerium berücksichtigt mit den Lehrplänen nicht nur originäre luxemburgische Kinder aus unteren sozialen Schichten nicht hinreichend, sondern genauso wenig immigrierte Kinder, die nicht Luxemburgisch als Muttersprache sprechen, wie Davis (1992: 160) kritisiert: „The Ministry of Education not only faces challenges in educating working class children from Luxembourgish communities, but also those from Portuguese and other language/ cultural backgrounds. The Ministry has taken an ,immersion’ approach to the schooling of non-native students. In effect, these children are expected not only to learn Lëtzebuergesch through exposure in their first year of schooling, but also to acquire French and German language skills beginning after kindergarten sic! . Numerous studies ... have shown that in cases in which the language and culture of a group is perceived as subordinate to that of the language(s)/ culture they are immersed in, the result is submersion, i.e. these children fail to achieve the language skills necessary for classroom interaction and study.“ <?page no="123"?> 123 stellt hat, die soziale Schichtzugehörigkeit in Luxemburg über die Bildung. Davis (1992: 154-155) führt über die Zusammenhänge zwischen der möglichst umfassenden Beherrschung der in Frage stehenden Einzelsprachen und deren sozialen Ansehen aus: Luxembourgers view the elite as those with university educations who work in professions such as law, medicine, government, secondary education, and upper management. Since there is no degree program university in Luxembourg, these individuals have usually attended universities abroad where they experience extensive use of a foreign language (e.g., French, German, or English). Through their experiences abroad and business associations at home, elite Luxembourgers have the opportunities, language skills, and inclination for maintaining social relations with those of other language backgrounds. These individuals tend to entertain those of other nationalities at home and in restaurants; shop and vacation abroad; and prefer the elite language of French for television, films, conferences, theatre, and reading material. In these ways, the patterns of social behavior among the upper class provide opportunities and expectations for extensive foreign language interaction. ... Middle class individuals have usually not gone to university nor had any other kind of extended sojourn abroad. The ,middle class‘ in Luxembourg involves a continuum of those on the upper levels who aspire to elite patterns of social behavior to those of the lower stratum who maintain ,traditional‘ Luxembourgish expectations for social interaction . This group of people normally works in occupations such as managers, technicians, primary school teachers, or clerical workers. Because of their lack of experience in living abroad and practice in speaking foreign languages, this group is generally less likely to have non-native friends with whom they would use other languages. However, these individuals commonly aspire to elite patterns of social behavior and, therefore, tend to shop or vacation abroad, attend theatre performances and conferences, and prefer French films, television, music, and reading material ... . Lower class individuals have generally received only a primary school education and are semior unskilled laborers. They tend to speak only Lëtzebuergesch and read or listen to German - the language closest to their own dialect. This group generally remains isolated from the foreign community. Although lower class Luxembourgers often work with Portuguese and Italian unskilled laborers, they tend to avoid and often criticize these immigrants for not learning Lëtzebuergesch. In addition, lower class members rarely have the financial means for vacations or shopping abroad which would expose them to other languages. These individuals may watch their favorite television programs or movies (such as ,Dallas‘ and French comedies) in French, but generally prefer German television, radio programs, and music. Members of this group rarely go to films and almost never attend thea- <?page no="124"?> 124 ter performances (unless related to employment opportunities). In these ways, lower class individuals not only have the least amount of language instruction through primary schooling, but also the most limited foreign language experience of the different classes ... . In Luxembourg, individuals from different classes not only possess differing amounts of economic and cultural capital, but also ,language capital‘ in the sense of variation among classes in the amount of instruction and experience they possess in foreign languages use across channels. Although the lower class immigrant workers use foreign languages extensively, the languages of these workers are not ,commodities‘. In other words, neither Portuguese nor the perceived ,pidgin‘ French of workers are valued within Luxembourgish society. Im Korpus, das der vorliegenden Studie zugrundeliegt, fokussieren die Informanten 2 (Zeile 184-198), 3 (Zeile 489-512), 7 (Zeile 414-422) und 12 (Zeile 360-371), welchen Einfluss die Einstellungen der Lehrer der französischen Sprache gegenüber auf die Motivation für den Französischunterricht bei den Schülern ausüben kann. Die Informantin 6 (Zeile 122-247) legt besonders überzeugend und ausführlich dar, wie die negative Einstellung der Französischlehrerin dieser Sprache gegenüber auch ihre Schwester jahrelang daran gehindert hat, dieser Sprache gegenüber eine positive Einstellung zu gewinnen und wie sie aus der so erworbenen negativen Grundhaltung heraus große Schwierigkeiten hatte, die Sprache zu erlernen. Ihre mangelhaften Französischkenntnisse bereiteten ihr später zudem noch berufliche Schwierigkeiten. Davis (1992: 155-156) zufolge bestimmt die Erfahrung beim Sprachenlernen, die Kinder außerhalb der Schule machen und mit in die Schule bringen, und ihr Umgang mit Sprachen maßgeblich ihren schulischen Erfolg. Luxemburgische Lehrer tendieren dazu, Intelligenz über die Fähigkeit zu definieren, Fremdsprachen zu erlernen: For the children growing up within different socioeconomic and language communities, the amount of cultural and language capital they bring to educational settings greatly determines their schooling success. In addition, Luxembourg teachers have experienced or adopted upper or middle class social expectations for parent and child behavior related to schooling. Therefore, children also possess differing degrees of social capital depending on the extent to which values and experiences of the different communities coincide with school expectations. ... The single most important set of factors determining school success in Luxembourg involves values for foreign language learning. Teacher values and beliefs about language use have been shaped by both historical circumstances and educational policies. Based on the historical need for languages of wider communication, teachers - like most Luxembourgers from the upper and middle classes - <?page no="125"?> 125 have come to define intelligence in terms of the ability to learn languages. Teachers also value the specific skills which reflect both the nationalized curricula and their own language learning experiences at school. However, student experiences with foreign language values vary greatly among different communities. Hinzu kommt als entscheidender sozialer Faktor, dass Kinder in den Familien aus der Oberklasse Fremdsprachen zu schätzen lernen, weil sie ihre Eltern in den entsprechenden Situationen Französisch, Deutsch und Englisch sprechen hören und somit die jeweiligen Domänen der Sprachen auch selbst kennen lernen; Erfahrungen, die Kinder aus anderen sozialen Schichten in dieser Art nicht machen können, so Davis (1992: 156-158): Through exposure to multilingualism, upper class children not only acquire familiarity with several languages, but also the rules for appropriate usage. One rule-governed area of interaction involves distinguishing among the persons, places and situations in which different languages are used. For example, children may learn that French is used at restaurants in Luxembourg, German is spoken while shopping in Germany, and English is spoken with particular family friends. In addition, these children not only learn that switching between languages during a conversation is a normal and expected pattern of interaction, but they also acquire the rules for codeswitching according to setting, person, topic, and purpose ... . Values for literacy in upper class homes are also imparted through extensive parental multilingual reading and writing for both personal and official purposes. These parents spend time reading novels, newspapers, magazines, and non-fiction material in French, German, and - increasingly - English. ... Through seeing their parents read and write, children come to value these activities and begin to learn the purposes and functions of texts. Parents also impart values for both multilingualism and literacy through reading story books to children in French or German and asking questions about the texts in Lëtzebuergesch. ... Through exposure to languages within the home and community, upper class children bring to school positive values for language learning and familiarity with multilingual usage. These values and skills help children make a smooth transition to school expectations for classroom use of two foreign languages - French and German - by the end of second grade. ... Since upper class children are familiar with using different languages according to the situation, they have few problems associating languages with subject matter ... . In addition, through story book talk, students from upper class homes are familiar with school practices of reading and writing in one language and talking about the text in another. ... In this way, code-switching in elitehomes and the schools follow similar patterns of language choice according to personal versus public topics and situations. Since middle class <?page no="126"?> 126 children usually have not acquired language skills in similar ways or to the same extent as those from upper class homes, they usually go through a period of adjustment at school in learning to speak foreign languages, change languages according to subject matter and purpose, and comprehend all the subtleties involves in teacher use of code-switching. However, parents‘ positive values for language learning as well as expectations that school success will lead to upward mobility generally motivate and assist these children in recognizing and accepting language use which differs from their own experience. Unabhängig von der Definition und der heutigen Relevanz sozialer Klassen und Schichten sieht Davis (1992) als Gegenpol zur Oberschicht die Arbeiterklasse („working class“), in der das Erlernen und der Gebrauch von Fremdsprachen nicht geschätzt wird. Zudem werden Kinder in diesem Milieu vom Erlernen von Fremdsprachen sogar noch abgehalten. Zweifellos kommen Erfahrungen, wie Davis (1992: 158-159) sie schildert, vor: In contrast to upper and middle class communities, working class children learn that Lëtzebuergesch is used and valued for nearly all forms of social interaction. In addition, parents generally do not value foreign language learning. Parental attitudes toward foreign language use are formed by their past and current experiences which, in turn, greatly influence the ways in which children perceive their interaction with non-natives. In terms of school, parents have experienced foreign language curricula which focus on reading and writing with little attention to oral skills. For working class individuals who have few opportunities for foreign language interaction in social situations, this lack of spoken language practice further restricts the ability to develop oral fluency. In addition, because these individuals are generally unsuccessful with the language focused school curricula at primary school, they expect continued failure in foreign language communication. Finally, limited oral foreign language practice and difficulties with reading and writing continue as lower class individuals go on to post primary or technical schools. These schools further inhibit language learning by placing considerable greater emphasis on vocational training than development of language skills. ... A lthough children commonly learn some French and German from television programs, working class parents actively discourage children from speaking other languages during play activities. ... Luxembourg lower class parents engage in counter-culture activity by avoiding foreign language interaction, ridiculing the use of other languages by members of their community, and discouraging children from speaking French or German. In Luxemburg dürften einige Kinder erstmals das Französische in der Schule erleben. Levey (2008: 166) weist darauf hin, dass in Gibraltar hin- <?page no="127"?> 127 gegen nur in wenigen Fällen Kinder erstmals in der Schule mit Englisch in Kontakt kommen, dem dort die Funktion der Prestigesprache zukommt. Wenn dieses doch der Fall ist, dürfte es sich hierbei vor allem um Kinder aus bildungsferneren Schichten handeln. Eltern aus der luxemburgischen Arbeiterklasse lesen hauptsächlich auf Deutsch. Um Informationen wie Rezepte, Kontoauszüge und Kataloge zu bekommen, bitten sie Nachbarn um Übersetzungen oder Erklärungen für offizielle Korrespondenz, falls sie etwas schreiben müssen. Zudem kaufen Eltern aus der Arbeiterklasse ihren Kindern eher Bilderbücher als mit Text versehene Kinderbücher. Davis (1992: 159) führt aus: Because working class children have limited opportunities for French or German interaction and through experience with negative attitudes toward foreign language use, children learn to perceive speaking other languages as both difficult and unacceptable within their community. Vollkommen zutreffend kritisieren Horner/ Weber (2008) die Studie Davis (1994) dahingehend, dass sie den Sprachgebrauch ausschließlich auf sozialer Ebene betrachtet, weil soziale Schichten heutzutage immer schwieriger zu bestimmen sind. Gleichzeitig ist es jedoch ein Verdienst dieser Arbeit, dass sie die Annahme der Triglossie von der gesamten luxemburgischen Gesellschaft widerlegt und in dieser Hinsicht auch die Ergebnisse der Untersuchung Berg (1993), zumal vor allem die Arbeiterschicht nur ungern Französisch spricht: Finally, Davis (1994) and Fehlen (2002) both call attention to the fact that there exists socio-economic stratification among the autochthonous Luxembourgish-speaking population, which correlates in part with the speakers’ competence in other languages, especially French. [...] O ne cannot simply label Luxembourgish as a minority language and French as a majority language. More importantly, the preoccupation with whether or not to classify Luxembourgish as a minority language contributes to the failure to acknowledge the existence of speakers of vernacular and contact varieties of French and/ or Portuguese, that is, language varieties that are stigmatised within the framework of the state educational system (Horner/ Weber 2008: 83). Mit dem Französischunterricht an den allgemeinbildenden Schulen in Luxemburg haben sich die Informanten, deren Ausführungen das Korpus der vorliegenden Studie bilden, ausführlich befasst und viele von ihnen beurteilen ihn als zu sehr auf den Erwerb des bon usage fixiert, indem sie ausführen, dass im Französischunterricht zu wenig Wert auf das Erlernen des gesprochenen Französisch gelegt wird, weil der Unterricht zu stark auf den korrekten Erwerb der französischen Grammatik ausgerichtet und insgesamt zu schriftlastig ist, wie die Informanten 1 (Zeile 067-073, 275- <?page no="128"?> 128 290, 568-588), 2 (Zeile 199-222), 3 (Zeile 321-347, 395-455), 4 (Zeile 269- 302), 5 (Zeile 203-230, 239-254, 429-477) und 8 (Zeile 226-254) erläutern. Nachdenklich stimmt die Aussage von Informantin 4 (Zeile 269-273), derzufolge französische Grammatik als Selbstzweck betrieben werde, und von Informantin 5 (Zeile 473-476), dass die Art und Weise des Französischunterrichts zweifellos ein Grund für die Ablehnung des Französischen als Sprache sei. Vor allem das Französische, das zur lingua franca der Immigranten wurde, worauf die Schule jedoch noch nicht reagiert habe, betrachten Horner/ Weber (2008: 87-88) und fokussieren die direkten Konsequenzen der weitreichenden demographischen Veränderungen auf das Sprachengefüge innerhalb der luxemburgischen Gesellschaft während der vergangenen Jahrzehnte: [Luxembourgish] used to be, and still is, the spoken language of a large part of the population, whereas French used to be not only the main language of state administration and legislation but also the language of ‚high‘ culture widely used - especially in its standard written form - by the bourgeoisie and upper-class citizens. While this is to some extent still the case, the far-reaching demographic changes of the last few decades have led to a dramatic shift in the use of French. It has come to be used increasingly as a lingua franca among people living and working in Luxembourg. [...] The consequences for the educational system are enormous. While schools continue to teach a highly formal French (as this used to be the main social format available for that language), they are now faced with a major challenge; namely, the presence of a large number of students speaking vernacular and contact varieties of French. Yet the school system has failed to respond to this challenge, and the basic structure has remained unchanged for almost a hundred years: it demands that students meet strict language requirements in standard written German and French from primary school upward, and in some additional languages (at the present time mostly English) at secondary level. Die von Horner/ Weber vorgetragene Kritik am ausschließlichen Erlernen des bon usage in der Schule in Luxemburg ist gewiss gerechtfertigt, ließe sich aber allgemein auf das Lernen von Français comme langue étrangère anwenden, der sich leider grundsätzlich nicht der Variation im sprachlichen Diasystem annimmt. So lässt sich diatopische Variation auch in direkter frankophoner Nachbarschaft von Luxemburg feststellen 56 . 56 Als besondere Schwierigkeit bei der Untersuchung der sprachlichen Situation Gibraltars bezeichnet Levey (2008: 171), dass es keine benachbarte englische Sprachgemeinschaft gibt, auf die Einflüsse diatopisch zurückgeführt werden könn- <?page no="129"?> 129 Die unflexible Sprachenfolge in der luxemburgischen Schule führt dazu, dass die meisten Schüler das lycée technique besuchen müssen, insgesamt schließen nur 16,7% der Schüler eines Jahrgangs ihre Schullaufbahn mit dem Abitur ab 57 , führen Horner/ Weber (2008: 88-89) aus und konstatieren, dass es nur wenige Alternativen zum staatlichen Schulsystem gibt, da auch private und kirchliche, also die katholischen Schulen, den staatlichen Lehrplänen folgen. Die einzigen Ausnahmen vom staatlichen Schulcurriculum sind die Waldorfschule, die Europäische Schule und die Internationale Schule, deren Besuch jedoch recht teuer ist und die sich daher nicht jeder leisten kann. In Bezug auf die an der Schule in Luxemburg verwendeten Sprachen bemerken Horner/ Weber (2008: 93): Languages other than Luxembourgish are depicted as instrumental resources, necessary for dealing with people considered as outsiders. Thus, French and German (as well as English) are considered auxiliary additions to the ‚mother tongue‘ within the framework of this text. Clearly, the model of trilingualisme perpetuated by the school system is strictly circumscribed: it does not, for instant, include ‚immigrant‘ languages such as Italian and Portuguese. In der PISA-Studie vom Dezember 2001 war Luxemburg drittletzter Teilnehmer in den Disziplinen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften (Horner/ Weber 2008: 93-95). Die Verteidiger des derzeitigen luxemburgischen Schulsystems verweisen darauf, dass das Land nicht mit anderen Ländern verglichen werden kann und von Auswärtigen nicht verstanden wird; Reformen im Bildungswesen werden seitdem jedoch verstärkt gefordert. Im Schuljahr 2003/ 2004 waren 63,6% der Schüler luxemburgische Staatsangehörige, ein gutes Drittel der Schüler hatte somit jedoch einen anderen Pass, weshalb die Möglichkeit der Wahl der Sprache der Alphabetisierung gefordert wird: A choice between German-language literacy and French-language literacy would seem even more obvious as both German and French are officially recognised in the 1984 language law [...] [M]any ‚foreign‘ students are not admited to, or are ‚eliminated‘ from, the lycées classiques because of the high level required in German. Indeed, 37,9% of lycée technique students are non-Luxembourgish, as against only 16,5% of lycée classique students [...] (Horner/ Weber 2008: 96). Zahlreiche Politiker behaupten, dass eine mögliche Alphabetisierung auf Französisch der Integration im Wege stünde. Eine andere Möglichkeit ten, sondern dass letztere grundsätzlich aus allen Gegenden Großbritanniens oder der anglophonen Welt stammen könnten. 57 Diese Angabe bezieht sich auf das Jahr 2005. <?page no="130"?> 130 besteht für Horner/ Weber (2008: 120) in einer mehrsprachigen Schule: „An alternative scenario would be to embrance societal multilingualism and to introduce a flexible multilingual school system that would work towards meeting the needs of all members of the society.“ An dieser Stelle soll nochmals ausdrücklich dafür plädiert werden, das Sprachencurriculum an der luxemburgischen Schule klarer und flexibler zu gestalten und entsprechend zu reformieren. So sollte landesweit eine Alphabetisierung in französischer Sprache zumindest angeboten werden. Um nicht zwei sprachlich parallele Schulsysteme entstehen zu lassen, wie es zum Beispiel leider im größten Teil Südtirols der Fall ist 58 , müssten die Schüler später wieder zusammengeführt werden und dabei das Recht erhalten, ihre schriftlichen Arbeiten in der Sprache ihrer Wahl zu verfassen, so wie es in der Regel bereits an der Université du Luxembourg gehandhabt wird. Gerade in Fächern wie Mathematik und den Sachfächern müssten hierfür terminologische Vokabelverzeichnisse verwendet werden, um sicherzustellen, dass den Schülern ermöglicht wird, ihre schriftlichen Ausarbeitungen auf Französisch oder Deutsch zu verfassen. Unter Verweis auf Ehrhart (2009) und den Europäischen Referenzrahmen für Sprachen, demzufolge der Erwerb einer Sprache nicht vollumfassend erfolgen muss, ist die Frage zu diskutieren, ob an den luxemburgischen Schulen nicht zu viel Deutsch unterrichtet wird und ob es wirklich möglichst vollständig erworben werden muss. Wenn man letztendlich zu der Schlussfolgerung gelangt, dass das Deutsche im bisherigen Umfang weiterhin die Schule prägen soll, obwohl seine kommunikativen Funktionen außerhalb der Schule wie dargelegt äußerst überschaubar bleiben, ist zumindest eine klare konzeptionelle Trennung im Unterricht von Deutsch als Zweitsprache vorrangig für originär luxemburgische und Deutsch als Fremdsprache vor allem für Immigrantenkinder vorzunehmen. Auch die Ausführungen von Informantin 8 (Zeile 363-365) aus dem Korpus der vorliegenden Untersuchung pointieren, dass nicht jeder alle Sprachen „mit maximaler Kompetenz“ zu beherrschen brauche. In diesem Sinne äußern sich die Informantinnen 1 (Zeile 079-090, 098-103), 3 (Zeile 456-468) und 5 (Zeile 123-138), indem sie mehr oder weniger direkt ausführen, dass die deutsche Sprache im kommunikativen Alltag der Luxemburger vor allem Sprache der Schule und der Medien wäre, für sie 58 Die sprachliche Situation von Luxemburg ist weniger vergleichbar mit der in Südtirol insgesamt als vielmehr mit der in den Südtiroler ladinischsprachigen Tälern und im Aosta-Tal, weil auch hier neben der Erstsprache zwei weitere Sprachen bestehen; neben dem Italienischen das Deutsche beziehungsweise das Französische (Chiocchetti 1985: 96, Anm. 2). <?page no="131"?> 131 ansonsten aber keine weitere Bedeutung hätte. Diese Tatsache bestätigen die Erhebungen von Bos/ Reding (2007: 14): „Die erhobenen Daten zu den Sprachkenntnissen und dem Sprachgebrauch ergeben, dass lediglich drei Prozent der Schüler die Testsprache Deutsch im Alltag sprechen, 53% benutzen sie außerschulisch nie.“ Aus dieser Charakterisierung der Funktionen des Deutschen im kommunikativen Alltag der Luxemburger kann geschlussfolgert werden, dass Deutsch im luxemburgischen Schulsystem so unterrichtet werden sollte, dass die passive Rezeption der Sprache sichergestellt ist, so dass Deutsch problemlos verstanden werden kann, sowohl auf gesprochener als auch auf geschriebener Ebene. Es wäre zu überlegen, ob der aktive gesprochene und geschriebene Ausdruck im Deutschen in der luxemburgischen Schule nicht vernachlässigt werden könnte. Nachdenklich stimmt die Aussage von Informantin 3 (Zeile 468-488), dass das Französische in den Nebenfächern als weitere Hürde dienen würde. Unabhängig vom im Einzelfall schwer zu überprüfenden Wahrheitsgehalt dieser Aussage reicht allein der Verdacht aus, dass eine solche Schikanierung als möglich erachtet wird, um hier Änderungen vorzunehmen, damit sich dieser Verdacht nicht erhärtet. Der pragmatische Vorschlag dieser Studentin, wie diesem Verdacht entronnen werden könnte, überzeugt nicht zuletzt wegen seiner einfachen und schnell zu realisierenden Umsetzbarkeit: Die in Frage stehenden Nebenfächer sollten auf Deutsch unterrichtet und die Stunden für den Deutschunterricht zugunsten des Französischunterrichts gekürzt werden. Ebenfalls sehr kritisch setzen sich Horner/ Weber (2001: 47-48) mit dem derzeitigen Sprachencurriculum an den luxemburgischen Schulen auseinander, weil dieses lediglich als Vorwand dienen würde, die Mehrsprachigkeit, die in ihrer idealen Form lediglich von den gesellschaftlich besser gestellten Kreisen erlebt und gelebt wird, als Mittel zur sozialen Selektion beizubehalten: Tatsächlich ist er [der Sprachenunterricht in Luxemburg] nämlich nicht nur hoffnungslos veraltet und ineffizient, sondern trägt auch noch in krassester Weise zur Verfestigung des sozialen Status quo bei. In der offiziellen Rhetorik wird immer wieder der Mythos von der Dreisprachigkeit als ‚konstitutives Element‘ oder ‚Pfeiler‘ der kulturellen Identität Luxemburgs hervorgehoben. [...] Doch es handelt sich jedenfalls um einen Mythos mit bösartigen Folgen: er dient seit Jahrzehnten dazu, eine Unterrichtspolitik der sprachlichen Diskriminierung zu rechtfertigen. In der Tat verbirgt sich hinter dem Mythos der Dreisprachigkeit die schlimmste Form des Assimilationismus. Von ausländischen Schülern wird erwartet, dass sie sich assimilieren, doch wird ihnen das vollkommen unmöglich gemacht durch die Anforderung, gleich drei Sprachen zu lernen, die für sie in den meis- <?page no="132"?> 132 ten Fällen drei Fremdsprachen sind (Luxemburgisch, Französisch, Deutsch). Wenn sie an diesen Anforderungen dann scheitern, kann es ihnen wiederum als mangelnde Bereitschaft zur Integration ausgelegt werden. Die größte Barriere für den Erfolg ausländischer Schüler in der Luxemburger Oberstufe sind die hohen Anforderungen an ihre Deutschkenntnisse. Doch die Sprachenpolitik in den Lycées classiques hat nicht nur zur Folge, dass eine Mehrzahl der ausländischen Schüler scheitert, sie eliminiert zudem eine beträchtliche Zahl von luxemburgischen Schülern. In eine ähnliche Richtung geht Fehlens (2013a: 53) Argumentation, derzufolge jedoch zum einen die kommunikativen Aspekte der Zweitsprache gestärkt werden sollten und zum anderen die Rolle des Luxemburgischen forciert werden sollte: Kinder lernen Sprachen, wenn diese einen lebensweltlichen Bezug für sie haben. Durch diesen werden Fremdsprachen zu Zweitsprachen, das heißt Sprachen, die eine Teilnahme am sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Leben ermöglichen. [...] Die Lernschwierigkeiten im Deutschen für die einen Kinder und im Französischen für die anderen kommen größtenteils daher, dass sie diese nicht als Zweitsprache, sondern als fremde, überflüssige Sprache erleben. Für Kinder aus Arbeiterfamilien (mit oder ohne Migrationshintergrund) erfolgt die gesellschaftliche Integration und der berufliche Aufstieg hauptsächlich über die Luxemburger Sprache. Dessen sind sich auch portugiesisch stämmige Schüler bewusst, die keineswegs gegen mehr Luxemburgisch in der Schule sind. Deutsch, das für ihre luxemburgischsprachigen Kameraden die Hauptmediensprache ist, spielt in ihrem Alltag allerdings kaum eine Rolle. Die Migrantenkinder besuchen im Allgemeinen das komplette luxemburgische Bildungssystem, es ist somit davon auszugehen, dass sie die précoce besucht haben, deren wesentliche Aufgabe darin besteht, wie im vorliegenden Kapitel dargelegt wurde, eventuelle sprachliche Defizite im Luxemburgischen zu kompensieren. Gerade vor diesem Hintergrund ist die Frage aufzuwerfen, wieso dieser stets größer werdende Schülerkreis eine weitere germanische Sprache, das Deutsche, lernen soll, das für diese Schüler in ihrem zukünftigen Leben keine weitere Relevanz haben dürfte und ihnen zudem nicht klar als Fremdsprache beigebracht wird. Fehlen (2013a: 53) stellt fest: Im Schuljahr 2011/ 2012 hatten nur noch 38,3% der im Kindergarten (heute 1. Zyklus der Grundschule) eingeschulten Kinder Luxemburgisch als Muttersprache. [...] Wenn dieser Jahrgang nach zwei Jahren in den 2. Zyklus, die frühere Primärschule, kommt, werden also ungefähr zwei Drittel der Kinder Grundkenntnisse in Luxemburgisch als Fremdsprache erworben <?page no="133"?> 133 haben. Wenn man an der Einheitsregelschule festhalten will, müsste der Sprachenunterricht und besonders die Gewichtung der drei Sprachen aus der Perspektive dieser Mehrheit, für die Luxemburgisch eine Fremdsprache ist, neu reflektiert werden. Es macht keinen Sinn, die nach den beiden ersten Jahren Grundschule mühsam erlernte Unterrichtssprache Luxemburgisch zugunsten des Deutschen zu verdrängen. Denn nicht nur für die „Romanophonen“ sondern für jeden, der Deutsch und Luxemburgisch als Fremdsprachen lernen muss, stellt die Verwandtschaft zwischen beiden eine zusätzliche Schwierigkeit dar. Als weiteren wichtigen Grund dagegen, dass ausnahmslos alle Schüler so früh wie derzeit die deutsche Sprache in der Grundschule lernen sollen, führt Fehlen (2013a: 53-54) an, dass in diesem Zusammenhang die Frage des früher ins Curriculum einsetzenden Erlernens des Englischen gestellt werden sollte: Die im Titel [des Aufsatzes] gestellte Frage nach der Zahl der Sprachen in der Grundschule bedarf einer nuancierten Antwort, besonders wenn man die Forderung nach einem frühzeitigeren Beginn für das Englischlernen in Betracht ziehen will. Doch letztlich handelt es sich nicht um eine pädagogische sondern um eine sprachpolitische Frage: Welche Sprachen braucht mittelfristig eine immer kosmopolitischer werdende Luxemburger Gesellschaft und ihr überregionaler Arbeitsmarkt? Mit einem gewissen Maß an Verwunderung ist abschließend zum Französischunterricht an den allgemeinbildenden Schulen in Luxemburg festzustellen, dass das luxemburgische Sprachencurriculum insgesamt seit mindestens zwei Jahrzehnten kontrovers diskutiert wird, ohne dass sich irgendwelche maßgeblichen Veränderungen zugetragen hätten, wie sich exemplarisch an der äußerst wichtigen Frage einer zumindest fakultativen Alphabetisierung auf Französisch feststellen lässt. Diese sollte nunmehr unverzüglich eingeführt werden, nicht zuletzt, um den gesetzlichen, sozialen und sprachlichen Realitäten im Lande gerecht zu werden: Französisch als ausschließliche Sprache der Gesetzgebung sollte von möglichst vielen Luxemburgern, ausdrücklich auch von sozial niedriger stehenden Kreisen, auf hohem Niveau beherrscht werden, um in geringerem Ausmaß als bislang auf Übersetzungsdienste der Nachbarschaft angewiesen zu sein, wie es Davis (1992) beobachtet und bemerkt hat (siehe weiter oben in diesem Kapitel). Hieraus folgt, dass der Französischunterricht auch für die auf Deutsch alphabetisierten Kinder früher beginnen sollte und dass ihm auch gerade im secondaire technique ein größeres Gewicht zukommen sollte. Durch eine verbesserte Kompetenz der bildungsfernen Bevölkerungskreise im Französischen ließe sich zudem einerseits der Elitestatus der <?page no="134"?> 134 französischen Sprache relativieren, indem die Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Bezug auf die möglichst korrekte Beherrschung des Französischen reduziert werden würden, und andererseits die Kommunikationshindernisse zwischen diesem Teil der luxemburgischen Gesellschaft und den frontaliers und den Immigranten reduzieren. Auch wenn sich dieses Kapitel des Französischunterrichts in Luxemburg annimmt, ist an dieser Stelle nachdrücklich dafür zu plädieren, das Deutsche in der Grundschule konzeptionell eindeutig als Zweit- oder aber als Fremdsprache zu unterrichten. Da die Schüler für diesen Zweck getrennt unterrichtet werden müss(t)en, in der Regel wahrscheinlich zunächst zwischen originären Luxemburgern für den Zweitsprachenunterricht und den Immigrantenkindern für den Unterricht für Deutsch als Fremdsprache unterschieden werden müsste, kann in diesem Zusammenhang auch die Frage einer möglichen Alphabetisierung auf Französisch neu diskutiert werden. Im Übrigen dürften mittelfristig auch weite Kreise der sozial besser gestellten originären Luxemburger ihr Interesse an einer Alphabetisierung in französischer Sprache bekunden, um so früher mit dem Englischunterricht beginnen zu können. Dem gesprochenen Französisch ist zudem in der Schule mehr Gewicht beizumessen, wie es inzwischen aber auch getan wird, um sich den geänderten sozialen und somit sprachlichen Gegebenheiten im Lande anzupassen. Zudem ist in den Ausführungen zum Französischunterricht in Luxemburg erkennbar geworden, dass dieser durchaus auch einen Einfluss auf die Einstellungen der Luxemburger gegenüber der französischen Sprache haben kann, die nun im folgenden Kapitel betrachtet werden sollen. <?page no="135"?> 135 4 Attitüden der Luxemburger der französischen Sprache gegenüber In diesem Kapitel werden nun die Attitüden, die die Luxemburger vor allem gegenüber dem Französischen haben, analysiert. Das Luxemburgische wird in seiner Funktion als Nationalsprache anerkannt und allgemein positiv konnotiert. Die Einstellungen der deutschen Sprache gegenüber, die der Verfasser der vorliegenden Studie unter luxemburgischen Studierenden ausmachen konnte, wären als eher neutral zu bezeichnen. Deutsch ist nicht die Nationalsprache und wird, wie in § 1.2.1 dargelegt, als unschön empfunden und entsprechend negativ konnotiert. Da man die deutsche Sprache jedoch problemlos versteht und sich auch ohne größere Schwierigkeiten auf Deutsch verständlich machen kann, wird sie ohne großes Aufsehen akzeptiert, obwohl dem Deutschen auf mündlicher Ebene ansonsten keine weitere Funktion im kommunikativen Alltag der Luxemburger zukommt. Das Deutsche dient heutzutage lediglich in der Grundschule zur Alphabetisierung der Schüler und ein guter Teil der Zeitungen ist in deutscher Sprache redigiert; Bos/ Reding (2007: 32) bringen die vor allem rezipierende Funktion, die dem Deutschen in Luxemburg heute zukommt, auf den Punkt, indem sie darauf hinweisen, dass Deutsch „vor allem gelesen und ‚ferngesehen‘“ wird. 4.1 Entstehung und Herausbildung der Einstellungen der Luxemburger den drei offiziellen Sprachen gegenüber Während sich dieser Abschnitt mit den Attitüden der Luxemburger gegenüber den drei in Frage stehenden Einzelsprachen aus historischer Perspektive befasst, werden die aktuellen Einstellungen der Luxemburger vor allem der französischen Sprache gegenüber im Abschnitt 4.2 analysiert. Mit den Einstellungen der Luxemburger den drei in Frage stehenden Einzelsprachen gegenüber und mit ihrer Entstehung hat sich sehr ausführlich Trausch in einem Aufsatz aus dem Jahre 1987 befasst 59 . Zu- 59 Unverständlicherweise wird die Publikation Trausch (1987) in den gängigen Studien zur sprachlichen Situation in Luxemburg kaum rezipiert, obwohl sie auch in der vom Ministère de l’Éducation nationale et de la Formation professionelle (MEN) herausgegebenen Broschüre „Le francais à l’école primaire“ enthalten ist, mit der die angehenden luxemburgischen Gymnasiallehrer, die aufgrund fehlender entsprechen- <?page no="136"?> 136 nächst ordnet er die Sprachen hierarchisch in einer Pyramide an, wobei das Französische deren Spitze formt, weil es die anderen beiden Varietäten zusammenhält und weil es über eine herausragende Stellung im Land verfügt. Trausch (1987: 97) bemerkt im Einzelnen: Au Luxembourg, les trois langues sont superposées dans une hiérarchie pour laquelle on pourrait retenir l’image de la pyramide. En allant de la base vers le haut, on aurait le luxembourgeois, puis l’allemand, enfin le français. Cette image est révélatrice car, si elle illustre la prééminence du français placé en haut, elle en montre aussi les limites, toute pyramide se rétrécissant en direction du haut. Die französische Sprache überdacht mit dem Bild von Trausch also die beiden im Land ebenfalls verwendeten germanischen Varietäten, weil sie ohne diese Spitze nicht existieren könnten. Ein besonders großes Verdienst der Studie Trausch (1987) besteht darin, gerade auch aus historischer Perspektive seit der Mitte des 19. Jahrhunderts aufzuzeigen, wie sich das Zusammenspiel und das Ansehen der drei in Frage stehenden Einzelsprachen entwickelt und verändert hat. Im Jahre 1839 hat Luxemburg die Möglichkeit gehabt, die Ausbalancierung zwischen Deutsch und Französisch zu überprüfen, weil Luxemburg damals seinen frankophonen Teil an Belgien abtreten musste und somit nur noch der germanophone Teil übrig geblieben ist. 60 Trotzdem hat man davon abgesehen, auf das Französische zu verzichten und somit die bis dato festgeschriebene Vormachtstellung des Französischen beibehalten. Diese Entscheidung wird 1843 mit dem ersten Schulgesetz bestätigt, mit dem Französisch neben Deutsch als verpflichtend in der Grundschule eingeführt wird. Die luxemburgischen Kinder lernen seitdem bereits in der Grundschule zwei Fremdsprachen. Die Vorrangstellung des Französischen in Luxemburg gegenüber dem Deutschen hat die im Lande Herrschenden nicht gestört, auch die Habsburger nicht. Die Sprachenfrage ist in Luxemburg spätestens seit diesem Zeitpunkt als eine soziale anzusehen. So ist Trausch (1987: 105-106) zufolge die Beibehaltung des Französischen nicht zu Lasten des Deutschen erfolgt und der Einrichtungen im Land selbst im (benachbarten) Ausland studiert haben, über die sprachliche Situation im Land informiert werden. Vor diesem Hintergrund gilt meiner Aachener Studentin und studentischen Hilfskraft Vanessa Jossa umso größerer Dank dafür, dass sie mich auf diese Studie aufmerksam gemacht hat. 60 Seit dem Jahr 1839 gebrauchte lediglich noch die Verwaltung der Stadt Luxemburg das Französische, das sie spätestens seit dem 13. Jahrhundert verwendet hat, obwohl das Stadtgebiet inmitten von deutschsprachigem Gebiet gelegen ist (Trausch 1987: 103). <?page no="137"?> 137 entsprach den Interessen der oberen Schichten, nach deren Meinung die unteren Klassen lediglich die deutsche Sprache beherrschen sollten: Pourquoi ce maintien du français dans un pays où plus personne n’est francophone de naissance? A entendre certains germanophiles luxembourgeois et nombre de pangermanistes de la fin du siècle, cette option serait avant tout due à l’esprit de routine et de facilité de fonctionnaires peu désireux de sortir des ornières administratives. Sans vouloir sous-estimer les pesanteurs de la fonction publique, on peut écarter ces explications simplistes. Les responsables de 1839 sentaient qu’en abandonnant le français ils toucheraient à une tradition pluriséculaire et risqueraient de détruire irrémédiablement un régime linguistique certes complexe, mais original et valorisant. En optant pour le français, ils ne prenaient pas position contre l’allemand. Ils empêchaient tout simplement ce dernier de devenir la langue dominante. En s’accrochant au français, ils pouvaient tout au plus lui opposer un barrage. Chacune des langues aurait son territoire, délimité pour l’allemand par les nécessités de la vie pratique et pour le français par la volonté culturelle de la classe dirigeante: l’allemand comme langue d’écriture et de lecture des classes populaires - à l’époque essentiellement la paysannerie -, d’où sa fonction comme langue de l’Eglise (prière, prêche et catéchisme) et de la presse [...], le français comme langue écrite des notables, de tous ceux qui, par leurs fonctions, leur culture ou leur richesse, exercent un rayonnement. L’apprentissage du français dès l’école primaire doit assurer l’indispensable mobilité sociale vers le haut. Das Festhalten am Französischen in Luxemburg in der Folge von 1839 sieht Trausch (1987: 106-107) als Politikum an und gibt in dieser Hinsicht dem deutschen Botschafter im Lande recht, der dies vor dem 1. Weltkrieg genau so gesehen hat. Luxemburg hat wegen der germanischen Landessprache keine Schwierigkeiten, sich von seinen westlichen (und südlichen) Nachbarn Belgien und Frankreich abzugrenzen und kann seine kulturelle und sprachliche Eigenständigkeit gegenüber dem östlichen Nachbarn Preußen beziehungsweise später Deutschland gerade durch das Beibehalten des Französischen und somit der Mehrsprachigkeit bewahren: L’emploi des langues est aussi un fait culturel, un fait de civilisation et, en dernière analyse, une question politique. S’il faut une preuve, il suffit de regarder du côté de notre voisin et partenaire économique, la Belgique. L’emploi des langues n’est jamais innocent. Au contraire, il est toujours significatif. L’ambassadeur d’Allemagne à Luxembourg avait bien analysé la situation en notant, à la veille de la guerre 1914-1918 qu’au Luxembourg les luttes linguistiques sont précisément de nature politique [...]. Il a mis le doigt sur le nœud du problème: la volonté des Luxembourgeois de se démarquer de leurs voisins. C’est facile face aux Belges et aux Français, <?page no="138"?> 138 puisque les Luxembourgeois se placent de l’autre côté de la frontière linguistique; c’est difficile du côté des Allemands à cause de la communauté de la langue, le luxembourgeois étant considéré comme un dialecte du haut allemand. Pour les Allemands l’emploi des langues au Luxembourg était à la fois un contresens et un affront, au moins jusqu’en 1945 (Trausch 1987: 106-107). Gerade auch in Deutschland spielt Trausch (1987: 107) zufolge im Zusammenhang mit der Schaffung des deutschen Nationalstaates zu Bismarcks Zeiten die Sprachenfrage eine besondere Rolle, weil der Gebrauch der Sprache Goethes und die der Dichter der Romantik zum Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Kriterium der ethischen Zugehörigkeit zu Deutschland gehörte. Zudem wurde das Verhalten der Luxemburger zunehmend als illoyal und nicht zu Deutschland dazugehörig verunglimpft, so dass letztere gar nicht anders konnten, als die französische Sprache beizubehalten: En effet, maintenir au français un cachet de langue officielle apparaissait aux yeux des nationalistes allemands - ceux de 1848 comme ceux de 1914 et 1940 - comme un reniement. Cette façon de voir des Allemands repose en fin de compte sur les théories développées par les penseurs romantiques allemands à la fin du XVIII e et au début du XIX e siècle, et qui font de l’expression linguistique le critère final de l’appartenance ethnique. Ce qui n’était que théorie dans une Allemagne cosmopolite et divisée en de multiples Etats - celle de Goethe par exemple - devenait actualité politique avec la marche vers l’unité de l’Allemagne. Beaucoup dépendait dès lors des idées des dirigeants politiques allemands. Certains, tel Bismark [sic! ], se méfiaient de ces théories dont la logique menait tout droit à un ,Großdeutschland‘ que le chancelier de fer savait inacceptable pour l’Europe. Mais avec Guillaume II et l’audience croissante des pangermanistes - le ,Alldeutscher Verband‘ est fondé en 1891 - les choses changent. Les reproches faits aux Luxembourgeois, êtres ingrats et bâtards s’accompagnent d’un bruit de bottes inquiétant. Les Luxembourgeois ne pouvaient que repousser les conclusions que les nationalistes allemands tiraient des prémisses établies par les penseurs romantiques. S’accrocher à l’emploi du français devenait un moyen d’affirmer l’identité luxembourgeoise face à ce monstre tentaculaire qui est à leurs yeux l’Allemagne wilhelmienne. Mais il n’y a que le danger de l’extérieur qui les guette: il y a péril dans la demeure même. Le spectre qui les agite périodiquement est celui de la germanisation, non pas de l’extérieur, par la force, mais de l’intérieur (Trausch 1987: 107). Luxemburg gehörte seit 1842 dem Deutschen Zollverein an, was nach Trausch (1987: 108) zunächst insofern folgenlos blieb, als das Land aus ökonomischer Sicht unterentwickelt war. Mit dem wirtschaftlichen Auf- <?page no="139"?> 139 schwung ab etwa 1870 kamen jedoch verstärkt Deutsche nach Luxemburg, bereits 1910 gab es dort einen Ausländeranteil von 15,2%, wovon gut die Hälfte (54,8%) Deutsche waren. Zudem kam auch recht viel deutsches Kapital nach Luxemburg, die Eisenbahn war beispielsweise ganz in deutschem Besitz, so dass bereits von einer pénétration pacifique Luxemburgs seitens der Deutschen gesprochen wurde. Mit Kriegsende 1945 sinkt das Prestige Deutschlands in Luxemburg auf seinen absoluten Tiefpunkt, gleichzeitig steigt dasjenige Frankreichs, wie Trausch (1987: 108) darlegt: En 1945, le prestige d’Allemagne est au point zéro. Celui de la France, sérieusement ébranlé par la surprenante défaite de 1940, remonte rapidement. Francophilie et germanophobie battaient leur plein. Während der 60-er und 70-er Jahre des 20. Jahrhunderts veränderten sich die äußeren politischen Bedingungen in Europa, die für das Französische in Luxemburg nicht nur vorteilhaft erscheinen. Trausch (1987: 108-109) weist darauf hin, dass mit der deutsch-französischen Aussöhnung, letztendlich manifestiert mit dem Elysée-Vertrag von 1963, für Luxemburg die deutsch-französischen Spannungen entfallen, die seit den 60-er Jahren des 19. Jahrhunderts andauerten, also über 100 Jahre lang. Gleichzeitig entsteht durch die föderale Bundesrepublik ein neues Deutschlandbild, das durchaus den Vergleich mit Frankreich oder Großbritannien aufnehmen kann. Trausch (1987: 110-111) analysiert die Herausbildung der Frankophilie in den östlich an Frankreich angrenzenden Gebieten von Flandern bis zur Schweiz; etwas Vergleichbares hat es in Bezug auf Kultur, Sprache und Gesellschaft Deutschlands in seinen Nachbarländern nie gegeben: La francophilie est un phénomène qui, jusqu’à présent, a trop peu attiré l’attention des historiens. Au tournant des XIX e et XX e siècles, on la trouve fortement implantée dans un liséré qui borde la frontière orientale de la France. Du nord au sud, de la Belgique (aussi bien en pays flamand qu’en pays wallon) à la Suisse en passant par le Luxembourg et l’Alsace germanophone. Elle est certes un phénomène de classe et trouve son terrain nourricier dans les haute et moyenne bourgeoisies. La francophilie est un phénomène bien original auquel l’Allemagne, au même moment et dans le même espace - les Français parlent volontiers des marches de l’Est - n’a rien d’équivalent à opposer. Die Frankophilie war also auch in Luxemburg besonders verbreitet, weil sehr viele Luxemburger ihren tour de France absolviert und nach der Rückkehr ihren Frankreich-Aufenthalt idealisiert haben. <?page no="140"?> 140 Das große Ausmaß der Frankophilie in Luxemburg manifstiert sich Trausch (1987: 111-112) zufolge darin, dass sie vom Bürgertum ausgehend auch in die niedrigeren sozialen Schichten vordrang, lediglich den ländlichen Bereich konnte sie nicht erreichen. Ein Rückgang der Frankophilie war zunächst in Flandern festzustellen, seit den späten 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts auch in Luxemburg. Stark dazu beigetragen haben dürfte der Bau des französischen Atomkraftwerkes Cattenom direkt an der luxemburgischen Grenze, zudem sind auch die politischen Beziehungen zwischen Frankreich und Luxemburg abgekühlt (Trausch 1987: 112-114). Auch das Verhältnis zwischen Großbritannien und Spanien hat sich, allerdings bereits früher im 20. Jahrhundert, nicht zuletzt wegen des Streits um den politischen Status der seinerzeitigen britischen Kronkolonie Gibraltar, abgekühlt, was zu weitreichenden, bis heute andauernden Veränderungen der Attitüden der Gibraltarer, in diesem Fall gegenüber der spanischen Sprache, führte: Während des spanischen Bürgerkrieges wollte sich Neidig (2008: 47-49) zufolge die Bevölkerung Gibraltars durch den Gebrauch des Englischen von den spanischen Flüchtlingen abgrenzen. Durch die spätere Evakuierung der bis dato primär hispanophonen gibraltarischen Zivilbevölkerung während des zweiten Weltkrieges, die hauptsächlich nach Großbritannien und Irland erfolgte, kam diese erstmals stärker mit der englischen Sprache in Kontakt, obwohl die Schüler aus Gibraltar wegen der sprachlichen Situation in der Regel unter sich blieben. Während der Schließung der Grenze Gibraltars durch Spanien von 1969 bis 1985 wurde den Gibraltarern dann ihr natürliches Hinterland genommen; wer Gibraltar verlassen wollte, musste dieses auf dem Seeweg über Marokko oder auf dem Luftweg über Großbritannien tun. Die spanische Isolierung Gibraltars hat die Einstellung der Gibraltarer zu Spanien, und damit auch zur spanischen Sprache, nachhaltig verändert. Gibraltar war vollständig von Großbritannien abhängig, Englisch breitete sich in immer mehr Domänen aus und die jüngere Generation ist, anders als die ihrer Eltern, ausgesprochen anglophil, obwohl Spanisch heute noch von mehr als zwei Dritteln der Bevölkerung gesprochen wird. Parallel zum Ansehensverlust des Französischen in Luxemburg scheint die Germanisierung Luxemburgs zuzunehmen, die vor allem durch die Rezeption der Medien begünstigt wird, da der Zugang zu deutschsprachigen Zeitungen und vor allem Fernsehprogrammen aus sprachlicher Perspektive sehr viel einfacher ist als zu frankophonen. <?page no="141"?> 141 Hier ist jedoch zu betonen, dass es sich ausschließlich um die passive Rezeption deutschsprachiger Medien handelt, aktiv wird das Deutsche außer in den genannten überschaubaren Kontexten nicht gebraucht. Fröhlich (1996: 463) geht auf die allmähliche Entwicklung des Verhältnisses zum östlichen Nachbarn ein: Die Beziehungen zu Deutschland wurden nur langsam, und erst durch die Nachkriegsgeneration, von ihrer historischen Last befreit. Im ausgehenden 20. Jahrhundert stellt sich Luxemburg wieder als nach allen Seiten offenes Land dar, welches auch das Aufeinandertreffen der beiden Kulturräume als eben für sich typisch darzustellen imstande ist. Während dieser Zeit sind die positiven Attitüden dem Luxemburgischen gegenüber deutlich angestiegen, wie sich in seinem zunehmenden Gebrauch auch in der Domäne der Schriftlichkeit in familiären Anzeigen oder in Aushängen in Geschäften widerspiegelt. Diese Tendenzen tragen mit dazu bei, dass das Prestige des Französischen sinkt, obwohl seine Domänen gesichert sind. Trausch (1987: 114-116) plädiert daher dafür, etwas für den Erhalt des Französischen zu unternehmen, um es nicht zum Kennzeichen einer Elite und der Bergarbeiter werden zu lassen. Konkret sollte vor allem der mündliche Ausdruck im französischen Schulunterricht nachhaltig verbessert werden. Aus luxemburgischen Kindern werden demzufolge zwar nie authentische Frankophone werden, aber der Grad der Beherrschung des Französischen ist entscheidend. Gerade auch wegen der starken Zuwanderung aus romanischsprachigen Ländern sieht Trausch (1987: 117-118) das Französische in Luxemburg nicht ernsthaft in Gefahr und vergleicht es mit der Situation vor genau 100 Jahren, als die Hälfte der Ausländer im Lande Deutsche waren: Le facteur favorable, c’est la forte présence étrangère au Luxembourg. Avec ses 26% d’étrangers, le pays bat tous les records en la matière, du moins en Europe. Or cette forte présence étrangère est aux deux tiers d’origine latine. Les Portugais viennent en tête (30.000), suivis des Italiens (22.300) et des Français (12.000). Quel changement par rapport à 1914 quand la moitié des étrangers étaient allemands! Le français est devenu une langue véhiculaire dans la société luxembourgeoise. Il est une langue de travail et une langue de communication entre la majorité des étrangers et les autochtones. Alors, le français sauvé par les Portugais et les Italiens? Pourquoi pas? Neben der wohl zutreffenden Hypothese von Trausch, dass Luxemburg die französische Sprache auch aufgrund der zahlreichen lusophonen und italophonen Immigranten erhalten bleiben wird, dürfte aus heutiger Perspektive jedoch vor allem der hohe Anteil frankophoner frontaliers maßgeblich hierzu beitragen. Die frontaliers kommen morgens ins Land, um <?page no="142"?> 142 ihrer täglichen Arbeit nachzugehen und fahren abends wieder heim. An einer Integration in die luxemburgische Gesellschaft dürften sie daher in der Regel kaum interessiert sein. Somit dürften sie auch ein nicht sonderlich ausgeprägtes Bedürfnis verspüren, die Landessprache zu erlernen, zumal sie auch kaum gewillt sein dürften, nach Feierabend womöglich noch auf eigene Kosten Luxemburgischkurse zu besuchen. Sollten Arbeitgeber zur Finanzierung der Sprachkurse bereit sein und deren Besuch während der Arbeitszeit gestatten, könnte das Interesse am Erlernen des Luxemburgischen in diesem Personenkreis zunehmen, ob hierdurch jedoch die Stellung des Französischen jemals ernsthaft in Gefahr gebracht werden könnte, ist aus heutiger Sicht stark zu bezweifeln, seine Stellung ist also auch aufgrund der frontaliers als gesichert anzusehen. Im Folgenden sollen die Attitüden der Luxemburger gegenüber dem Französischen in unserer Zeit betrachtet werden. 4.2 Heutige Einstellungen der Luxemburger dem Französischen gegenüber Einstellungen gegenüber Sprachen sind immer mit Attitüden den Sprechern dieser Sprachen gegenüber verbunden, wie Horner/ Weber (2008: 86) feststellen und wie es auch für Luxemburg gilt. Attitüden Sprachen und ihren Sprechern gegenüber sind zudem nicht statisch; ein Mitglied einer Sprachgemeinschaft kann zu verschiedenen Zeitpunkten verschiedene Einstellungen äußern, die durchaus auch innerhalb eines Gespräches changieren können, wie Garrett (2010: 163) ausführt. Aus genau diesem Grunde sind sie mit eher statistischen Methoden wie Likert-Skalen schwer zu erfassen, weil auf diese Art Mittelwerte berechnet werden, die die Dynamik von sich verändernden Einstellungen nicht erfassen können. Garrett (2010) plädiert daher grundsätzlich für Diskursanalysen, wie sie auch in der vorliegenden Studie vorgenommen werden, weil Attitüden dynamisch sind; sie sind für Individuen zugänglich und bilden interpretative Argumente um zu verstehen, wie sie aufgebaut sind. Zudem sind Attitüden stark von sozialen Situationen abhängig. Wichtig, aber nicht ausschließlich konstituierend für Attitüden sind Garrett (2010: 225) zufolge die Dimensionen Prestige, soziale Attraktivität und Dynamik. In Wales wurde nach Garrett (2010: 204-205) in einer Untersuchung zu Attitüden gegenüber Dialekten, in der zwischen Welshness und Prestige unterschieden wurde, festgestellt, dass die Varietäten im Raum Cardiff von Minenarbeitern geprägt sind und sich somit durch einen hohen Grad an Welshness auszeichnen, aber über ein niedriges Prestige verfügen. Englisch in Wales kann daher nicht als eine einzige Varietät <?page no="143"?> 143 angesehen werden, es besteht vielmehr aus verschiedenen Varietäten, die zugleich kein einheitliches Prestige genießen und von den verschiedenen sozialen Schichten wiederum unterschiedlich bewertet werden. Ähnlich verhält es sich mit der französischen Sprache in Luxemburg, weil auch zumindest zwei Varietäten, die von der luxemburgischen Sprechergemeinschaft deutlich differenziert werden, nebeneinander bestehen: Einerseits der möglichst unmarkiert und korrekt zu realisierende bon usage und andererseits das Umgangsfranzösische, das oft von den romanophonen Immigranten verwendet wird, die sich nicht unbedingt die Realisierung der Pariser Norm zum Ziel gesetzt haben, sondern für die diese standardferne Varietät des Französischen als pragmatisches Mittel zur Kommunikation untereinander und mit originären Luxemburgern dient. Fehlen (2009: 224) befürchtet, dass das Ansehen des Französischen in Luxemburg insgesamt dadurch leiden könnte, dass sich in den vergangenen Jahren das nicht mit dem bon usage korrespondierende Umgangsfranzösisch immer stärker im Land ausgebreitet hat und unterstellt somit, dass die Luxemburger die verschiedenen Domänen der Sprache nicht voneinander unterscheiden würden: La dévalorisation du français comme langue de prestige et de culture [...] se trouve accentuée par un élément intrinsèquement luxembourgeois. La pénurie de main-d’œuvre, suite au boom économique de ces vingt dernières années, a nécessité le recours aux travailleurs frontaliers majoritairement francophones. Cela renforce le caractère véhiculaire du français, évolution qui s’était amorcée avec la vague d’immigration portugaise dans les années 1980. Obwohl das Ansehen des Französischen in Luxemburg leiden könnte, sieht Fehlen (2009: 224-225) die Stellung der Sprache im Land nicht nachhaltig gefährdet, weil es sein Prestige eben gerade auch aufgrund seiner staats- und gesellschaftsinternen Funktionen innehat, die überhaupt nicht in Frage gestellt sind: Même si le français est en train de perdre la fonction de langue de prestige, il n’est pas pour autant réduit à sa seule fonction de langue de communication avec la population étrangère. Il reste toujours la langue de l’excellence scolaire, [...] la langue de la haute administration publique et de la juridiction. Eine äußerst interessante Erkenntnis für luxemburgische Studierende besteht im Zusammenhang mit den hier zu diskutierenden Fragestellungen regelmäßig darin festzustellen, dass es bislang kaum Studien gibt, die die Einstellungen der Luxemburger gegenüber den drei im Lande verwendeten Einzelsprachen untersucht haben. Die Ursache für fehlende <?page no="144"?> 144 Untersuchungen zum Prestige der drei Einzelsprachen in Luxemburg könnte Horner/ Weber (2008: 84) zufolge darin liegen, dass die bisherigen Beschreibungsansätze auf Binaritäten beruhen, in Luxemburg aber drei Sprachen miteinander interagieren. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dass die Luxemburger das Deutsche auf gesprochensprachlicher Ebene nie von sich aus aktiv verwenden (würden), es wird lediglich im Gespräch mit deutschen Muttersprachlern benutzt und dient der passiven Rezeption deutschsprachiger Medien. Wie bereits wiederholt erwähnt, dominieren bei der alltäglichen Wahl der Sprache vollkommen unbestritten das Luxemburgische und das Französische, so dass für die soziolinguistische Analyse der gesprochensprachlichen Ebene in Luxemburg von einer Diglossie zwischen diesen beiden Sprachen auszugehen ist. Der Mangel an Studien, die sich mit den Attitüden den Sprachen in Luxemburg gegenüber befassen, fällt gerade auch vor dem Hintergrund auf, dass das Französische in der jüngeren Generation nicht mehr über das Prestige zu verfügen scheint, das es offensichtlich noch in ihrer Elterngeneration innegehabt hat. Die französische Sprache gilt aus sprachtypologischer Sicht als eher komplex und vor allem auch als Fremdsprache schwer zu erlernen. Dieser Eindruck bestätigt sich den Luxemburgern durch schlechte Schulnoten im Fach Französisch, die in vielen Fällen Ursache für das Nicht-Erreichen des jeweiligen Klassenziels sind, so dass viele Luxemburger glauben, die französische Sprache nicht gut genug zu beherrschen und daher in letzter Konsequenz befürchten, sich lächerlich zu machen, wenn sie sie benutzen. Entsprechende Bedenken ergeben sich aus den Ausführungen der Informantinnen 1 (Zeile 071-078, 504-513) und 3 (Zeile 202-224) aus dem Korpus, in denen das Französische wegen mangelnder Beherrschung abgelehnt wird. Aus dieser negativen Attitüde dem Französischen gegenüber wird nun im Sinne von Garrett (2010) aktives Handeln, oder, um genauer zu sein, Unterlassen, indem es die betroffenen Sprecher vermeiden, die Sprache zu verwenden. 61 Ähnlich äußert sich auch Informantin 4 (Zeile 212-228, 303-307), die persönliche Misserfolge in Form von schlechten Bewertungen im Französischunterricht als Gründe für die Ablehnung der französischen Sprache thematisiert. Informantin 6 (Zeile 207-226) verweist auf ihre Schwester, die mangels Beherrschung der Sprache alles Französischsprachige ablehnt. Auf die mangelnde Beherrschung des Französischen geht auch Informant 8 (Zeile 170- 180) ein, demzufolge diese zu offenen feindlichen Einstellungen dem 61 Auch Angewohnheiten teilen nach Garrett (2010: 31-32) insofern Eigenschaften von Attitüden, als sie angelernt sind und gleichfalls stabil und andauernd sind, sie gehören zu den Verhaltensroutinen, anders als die Attitüden, über die dafür eher gesprochen wird. <?page no="145"?> 145 Französischen gegenüber führen kann. Auf mit Selbstzweifeln geplagte Luxemburger beim Gebrauch des Französischen weisen die Informantinnen 4 (Zeile 299-302) und 7 (Zeile 386-389) hin. Mangelndes Vertrauen in die eigenen Kenntnisse des Französischen führen die Informantinnen 7 (Zeile 284-289) und 12 (Zeile 343-350) an, die bis zu Selbstzweifeln beim Französischsprechen gehen können. Fehlen (2009: 42) bemerkt in diesem Zusammenhang: Wenn man von schulischen Situationen und dem Gerichtswesen [...] absieht, beschränkt der mündliche Gebrauch des Französischen sich heute praktisch auf den Umgang mit sprachlich nicht integrierten Ausländern. Weil deren Präsenz in der Arbeitswelt, besonders in Handel und Gaststättengewerbe, allerdings stark zugenommen hat [...], kommt es zu einer Banalisierung des Französischsprechens. Da jedoch dessen Beherrschung für Luxemburger eindeutig mit dem Bildungsniveau und der sozialen Stellung korreliert, wird für manchen von ihnen der Kauf eines Croissant zum sozialen Offenbarungseid: Man könnte durchaus mit der Bedienung kommunizieren, aber man schämt sich vor den eigenen Landsleuten in der Warteschlange [...]. Den hohen Anspruch, der in Luxemburg an die Realisierung des Französischen gelegt wird und der nicht einfach zu erreichen ist, gibt Informantin 10 (Zeile 169-219) als Grund für vermeintliches Scheitern im Französischen an. Auch Fehlen (2009: 49) bemerkt die hohe Erwartungshaltung an die Französischkenntnisse, die in großem Widerspruch zu den Erwartungen an das Deutsche stehen: „Die Unbefangenheit, mit der viele Luxemburger die deutsche Sprache behandeln, steht dabei im Kontrast zur verkrampften Überkorrektheit im Umgang mit der französischen Sprache.“ Eine Vielzahl der Ausführungen der Informantinnen und Informanten aus dem Korpus der vorliegenden Studie verdeutlichen, dass die negativen Attitüden dem Französischen gegenüber aus der vermeintlich schlechten Beherrschung der Sprache resultieren. Da die ablehnende Haltung dem Französischen gegenüber in dem Sinne zu direktem Handeln führt, dass die betroffenen Sprecher es vermeiden, sich in dieser Sprache zu verständigen, ist zu hinterfragen, ob der Französischunterricht an den allgemeinbildenden Schulen des Landes zielführend ist. Vor dem Hintergrund, dass luxemburgische Schüler während ihrer Schullaufbahn gewiss nicht zu wenige Französischstunden absolviert haben und es sich bei den entsprechenden Äußerungen im Korpus der vorliegenden Studie nicht um Einzelfälle handelt, muss der luxemburgische Französischunterricht an sich offensichtlich auf den Prüfstand gestellt werden, zumal in § 3 der vorliegenden Studie bereits festgestellt <?page no="146"?> 146 wurde, dass ablehnende Haltungen der Lehrer dem Französischen gegenüber auf die Art ihres Unterrichts Einfluss haben und sich auch auf die ihnen anvertrauten Schüler übertragen. Zudem spielen Angstgefühle und mangelndes Selbstvertrauen speziell im Gespräch mit französischen Muttersprachlern für Informantin 3 (Zeile 257-289) eine Rolle für die Ablehnung der französischen Sprache. Ähnliches stellt Levey (2008: 49) für Gibraltar fest: Obwohl die Gibraltarer zweisprachig sind, fehlt es ihnen mitunter an Selbstvertrauen, die jeweilige Sprache zu verwenden, wenn sie mit monolingualen Englisch- oder Spanischsprechern in Kontakt sind und ausschließlich auf Englisch oder Spanisch kommunizieren müssen. Viele Luxemburger sind wegen des stark angestiegenen Gebrauchs des Französischen im Lande verängstigt, was insbesondere in den alltäglichen Dienstleistungen zutagetritt, weil das Französische scheinbar die luxemburgische Nationalsprache und somit auch die luxemburgische Identität verdrängen würde. Hier ist jedoch zu bedenken, dass sich sehr häufig nicht genügend einheimische Mitarbeiter für die in Frage stehenden Tätigkeiten finden lassen, weshalb diese von den wie aufgezeigt mehrheitlich frankophonen frontaliers verrichtet werden (müssen), die wegen des seit Jahrzehnten anhaltenden wirtschaftlichen Booms so zahlreich ins Land einpendeln. Ein weiterer Grund für die Ablehnung der französischen Sprache in Luxemburg besteht somit in der als solche empfundenen Bedrohung der eigenen nationalen Identität, wie die Informanten 1 (Zeile 525-546), 2 (Zeile 124-129), 4 (Zeile 175-197) und 8 (Zeile 132-155) auf beeindruckende Weise darstellen. Die diesbezüglichen Ausführungen von Informantin 7 (Zeile 315-345) kulminieren im zweimaligen Gebrauch des Ausdrucks „Rassismus“ (Zeile 320, 343), dessen sie die Luxemburger bezichtigt. Diese Argumentationen sind in der Tat verwunderlich, weil das Französische, wie in der vorliegenden Studie wiederholt deutlich wurde, einen wesentlichen Bestandteil der luxemburgischen Identität ausmacht. Bislang gibt es allgemein wenige empirische Untersuchungen zu den Attitüden gegenüber einer Zweit- oder Drittsprache wie dem Französischen in Luxemburg, wie Schmied (1991: 163) auch für die englische Sprache in Afrika feststellt. Garrett (2010: 6) führt aus, wie Attitüden entstehen und wie sie das Handeln beeinflussen können, denn bemerkenswert ist der Zusammenhang zwischen Attitüden und einerseits dem Verhalten und andererseits der Einschätzung von den Sprechern selbst. Garrett (2010: 10-11) zufolge existieren starke negative Einstellungen auch ganzen Sprachen gegenüber, die oft Minderheitensprachen sind, wie das Welsh in Wales oder das <?page no="147"?> 147 Maori auf Neuseeland: „In-migrant minority languages tend to attract the most negative attitudes from majority language communities.“ Diese Übertragung der Ablehnung bestimmter Bevölkerungsgruppen, in diesem Falle sogar, wie von Garrett (2010) ausgeführt, von Immigranten und mit ihnen auch der von ihnen bevorzugt gesprochenen Sprache, lässt sich in Luxemburg in Bezug auf das gesprochene Französisch feststellen, wenn sich die Sprecher nicht die Mühe machen, es möglichst in Einklang mit dem bon usage zu realisieren. Dieses betrifft vor allem die romanophonen Immigranten. In den Ausführungen im Korpus gehen die Informanten 2 (Zeile 124-138) und 4 (Zeile 198-212) auf den Zusammenhang zwischen der Ablehnung von Immigranten und der von ihnen gebrauchten Sprache ein, namentlich dem Französischen. Aus den letztgenannten Erläuterungen wird bereits ersichtlich, dass es durchaus auch Luxemburger gibt, die es bewusst ablehnen, im eigenen Land eine Fremdsprache zu sprechen, die sich somit dezidiert gegen die mehrsprachige luxemburgische Gesellschaft aussprechen. Auch Informantin 12 (Zeile 237-244) beschreibt die Ablehnung des Gebrauchs des Französischen im Umgang mit einer konkreten Bevölkerungsgruppe, in diesem Fall jedoch für die Kommunikation mit frontaliers, obwohl diese Französisch in der Regel als Erstsprache erlernt haben und es daher so weit in Einklang mit dem bon usage sprechen (sollten). Eine typische Konsequenz der Mehrsprachigkeit, nämlich im eigenen Land vermeintlich gezwungen zu sein, eine Fremdsprache sprechen zu müssen, obwohl das Französische in Luxemburg über einen offiziellen Status verfügt, thematisiert Informantin 6 (Zeile 049-079). Von Medizinern wird daher beispielsweise erwartet, dass sie zwei der drei in Frage stehenden Einzelsprachen beherrschen. Vor dem Hintergrund von Protesten von Patienten gegen diese Regelung verweist der zuständige Minister auf den Ärztemangel in Luxemburg und bemerkt, dass eine restriktive Handhabung der Sprachenfrage nicht im Interesse des Landes wäre, wie Fehlen (2008: 52) exemplarisch ausführt und fortfährt: „Krankenpfleger und andere Angestellte des Gesundheitssektors werden mit einer schwammigen Formulierung verpflichtet, ‚sich die zum Ausüben des Berufes notwendigen sprachlichen Kenntnisse anzueignen‘.“ Grundsätzlich lassen sich Attitüden, nicht nur Sprachen gegenüber, nur schwer definieren, wie Garrett (2010: 19) erläutert: „The concept of attitude, however, is not easily defined. Definitions vary in their degree of elaboration and in the weighting given to different features of attitudes.“ Attitüden sind angelernt, spätestens mit dem Eintritt in die Schule werden nach Garrett (2010: 22-23) durch die Alphabetisierung und das normgerechte Schreiben bei den Schülern meistens unbewusst Attitüden zum Standard und zu standardfernen Varietäten ausgebildet. Standardnahe <?page no="148"?> 148 Varietäten werden mit prestigereicherer Arbeit verbunden. Attitüden sind insofern affektiv, als sie Gefühle über ihren Gegenstand involvieren. Verhaltenskomponenten von Attitüden prädisponieren uns, in einer gewissen Weise zu handeln: Wenn einem Schüler beispielsweise die spanische Sprache gefällt, könnte er zunächst kognitiv erfahren, dass Spanisch lernen einen tieferen Einblick in die Kulturen der hispanophonen Länder gibt; auf affektiver Ebene könnte er später erfreut darüber sein, spanischsprachige Literatur zu lesen; und drittens könnte er konkretes Verhalten offenbaren, indem er Geld spart, um einen Spanischkurs zu besuchen (Garrett 2010: 23). Soziale Inklusion oder Exklusion ist ein wichtiger Faktor der Sprachpolitik in multilingualen Situationen, in denen Standardvarietäten ein höheres Prestige und eine größere Legitimität genießen als standardferne Varietäten (Garrett 2010: 23). Letztgenannter Punkt ist für das Französische in Luxemburg zu bestätigen, weil die Luxemburger selbst, wie mehrfach ausgeführt, anstreben, das Französische möglichst standardnah zu realisieren, während es viele romanophone Immigranten im Lande nicht standardnah sprechen. Das sich an der Pariser Norm orientierende Französisch ist allgemein in Luxemburg recht positiv konnotiert, das standardferne Umgangsfranzösische genießt hingegen keinen guten Ruf. In dieser Hinsicht ist die luxemburgische Sprachgemeinschaft eventuell als weniger tolerant anzusehen, zumal beispielsweise in der mehrsprachigen Gesellschaft Gibraltars eine besonders ausgeprägte Toleranz in sprachlichen Fragen herrscht, wie Levey (2008: 168) feststellt und wie sie allgemein in anglophonen Ländern besteht, zumal die native speakers regelmäßig gern damit kokettieren, außer dem Englischen keine weiteren Sprachen zu beherrschen. Die Rolle des Französischen als Bildungssprache, in der die Sprache also positiv mit Bildung und Intellekt konnotiert wird, thematisieren die Informanten 2 (Zeile 049-054, 101-110) und 3 (Zeile 120-133) in ihren Ausführungen, wobei hier die am Pariser Standard orientierte, also dem bon usage möglichst nahekommende Varietät, gemeint ist. Die von Trausch (vgl. § 4.1 der vorliegenden Studie) skizzierte Entstehung der positiven Attitüden dem Französischen als Bildungssprache und als Sprache der Intellektuellen besteht bis heute unvermindert fort, vor allem in denjenigen Kreisen der luxemburgischen Gesellschaft, die sich ohne größere Mühen in gepflegtem Französisch ausdrücken können und die häufig nicht zuletzt auch deswegen beruflich erfolgreich sind. Die Unterschiedlichkeit der Einstellungen der Luxemburger der französischen Sprache gegenüber und die Bedeutung der Schule in diesem Zusammenhang erläutert Fehlen (2006: 152): <?page no="149"?> 149 Si les Luxembourgeois dotés d’un fort capital culturel et par conséquent maniant bien les langues étrangères (surtout le français) sont ravis de pouvoir faire montre de leur compétences linguistiques, d’autres, moins instruits, seront mal à l’aise s’ils sont obligés de parler français dans un commerce ou un restaurant. Non pas parce qu’ils ne sauraient s’exprimer et communiquer avec le personnel, mais parce qu’ils ne se sentiront pas à la hauteur de la norme que l’école luxembourgeoise leur a inculquée. Ils préféreront donc des commerces où ils seront servis dans leur langue. Einer Varietät, der gute Bedingungen für beruflichen Erfolg bescheinigt werden, werden zugleich oft fehlende Möglichkeiten für einen vertrauten Umgang zugeschrieben (Garrett 2010: 54). So arbeitet Garrett (2010: 72-73) verschiedene Parameter zum Französischen in Frankreich heraus, zu denen zum einen die berufliche Ausstrahlung mit den Faktoren kulturell, ehrgeizig und scharfsinnig und zum anderen die soziale Ausstrahlung mit Möglichkeiten wie jemanden gern haben oder gesellig sein, gehören; sowie das Parameter Kraft, das sowohl die Kriterien Überlegenheit als auch politischen Opportunismus und die Betonung des Französischen umfasst. Stärker als die anderen spiegeln die ersten beiden Faktoren Überlegenheit wider 62 . Während diatopisch gesehen Garrett (2010: 73) zufolge die Varietäten des Französischen in der Provence, im Elsass und in der Bretagne am stärksten akzentuiert sind, gilt diejenige von Paris als am wenigsten markiert. Daher sind Sprecher mit Pariser Akzent am höchsten bei der beruflichen Ausstrahlung bewertet worden; der Elsässer Akzent hingegen wurde am schlechtesten beurteilt 63 . Auch diastratische 62 Zu einer differenzierten Analyse im Wortschatz innerhalb des Englischen wurde festgestellt, dass das auf dem Lateinischen basierende Vokabular im Zusammenhang mit Formalität und Intelligenz bevorzugt wird, weil es dominierend, formeller und ehrgeiziger gegenüber dem germanischen Wortschatz wirkt, wie Garrett (2010: 88-89) ausführt. Letzterer hingegen wird bevorzugt im Zusammenhang mit Informalität und Vertrautheit verwendet, der Gebrauch des germanisch basierten Wortschatzes gilt generell als flexibler und hilfsbereiter. Ein Sprecher mit geringer lexikalischer Diversität wird zudem als weniger geeignet für eine Beschäftigung mit hoher technischer Expertise empfunden, aber als geeignet für einfachere Arbeiten. 63 Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie zum Prestige der Varietäten des Dänischen. So wird das Kopenhagener Dänisch mit der städtischen Arbeiterklasse assoziiert und hat gleichwohl in der jüngeren Generation in letzter Zeit stark an Ansehen gewonnen und ist nunmehr häufiger in (nationalen) Medien zu hören, wie Garrett (2010: 79-81) darlegt. Die Varietät von Seeland hingegen wird eher mit älteren Leuten vom Lande assoziiert, während das Standarddänische wiederum traditionell mit hohem sozialen Status und korrekter Sprechweise assoziiert wird; Letzteres wird an den dänischen Schulen unterrichtet. Die jüngeren Sprecher bewerten die Kopenhagener Varietät positiv, wie auch die nicht so stark markierte Varietät von Seeland, lediglich die stärker markierte Varietät von Seeland wurde abgelehnt, weil sie als zu ländlich gilt. <?page no="150"?> 150 Faktoren wurden in dieser Studie berücksichtigt, wie das unterschiedliche Alter der Informanten. So sind verschiedene Bewertungen mitunter jeweils anderen Altersgruppen zuzuordnen: Während ältere Informanten allgemein großzügiger im Urteilen sind und sie Nachteile regionaler Akzente nicht so stark wie jüngere differenzieren, haben Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren meistens eine gefestigte Meinung zur Standardvarietät. Der Studie gelang zudem der Nachweis von der hierarchischen Anordnung von Attitüden: So gilt im Französischen zum Beispiel ein starker spanischer Akzent als besonders negativ (Garrett 2010: 76-77). Diese Ergebnisse lassen sich gut auf das Französische in Luxemburg übertragen, hier gilt die Pariser Norm als unmarkiert und daher als erstrebenswert, während das Umgangsfranzösische primär romanophoner Immigranten negativ bewertet wird 64 . Im Zusammenhang mit der communication accomodation theory 65 untersucht Garrett (2010: 105-106, 109) Phänomene wie Sprechgeschwindigkeit, Code-switching oder Akzentuierung. Die Ergebnisse werden zum einen in Konvergenzen, also den Versuch, sprachliche Dissonanzen zu reduzieren oder zum anderen in Divergenzen unterteilt, bei denen sprachliche Differenzen betont werden. Wenn Konvergenzverhalten erkannt wird, reagieren Hörer verständnisvoll, weil sie einen Fortschritt bemerken; weniger verständnisvoll hingegen erfolgen die Reaktionen, wenn es vor allem wegen äußeren Drucks geschieht. Wenn ein Sprecher jedoch nicht konvergiert, führt das zu sehr negativen Reaktionen des Hörers, weil das Verhalten wohl auf mangelnder Anstrengung beruht, die Sprache möglichst standardnah zu beherrschen. Etwas moderater sind die Reaktionen, wenn es an mangelnden Sprachkenntnissen liegt. Mit diesem Ansatz lassen sich die Abneigungen der Luxemburger gegenüber dem mehrheitlich von den romanophonen Immigranten gesprochenen Umgangsfranzösischen erklären: Da sie aufgrund ihrer italienischen oder portugiesischen Muttersprache einen relativ einfachen Zugang zum Französischen haben und da sie es somit besser und einfacher als das Luxemburgische verstehen, achten sie womöglich nicht so sehr auf eine möglichst standardnahe 64 Die Sprecher von Mexican-American English werden stets schlechter beurteilt als Sprecher von Standard American English und sie werden gern der Unterschicht zugeordnet; im Allgemeinen werden standardferne Sprecher als sozial niedrig eingeschätzt, während Sprecher von Standardakzenten sozial sehr hoch bewertet werden, wie Garrett (2010: 94) ausführt. Sprecher, die wegen des gleichen Dialekts zur in-group gezählt werden, werden im direkten Dialektvergleich mit höherem Status und höherer Solidarität bewertet als andere; wird die andere Gruppe jedoch mit Standardenglisch-Sprechern verglichen, wird sie in beiden Größen deutlich besser bewertet, sogar als die Sprecher der in-group (Garrett 2010: 102). 65 Sie wird auch als speech accomodation theory bezeichnet. <?page no="151"?> 151 Ausdrucksweise. Sofern ihnen ihr eigenes eher standardfernes Französisch als solches überhaupt bewusst ist, dürften sie sich damit zufrieden geben, weil Französisch schlechthin als schwierig zu erlernende und korrekt zu beherrschende Sprache gilt. Der Unterschied zu den originären Luxemburgern ist nun darin zu sehen, dass Letztere sich aufgrund dieses Bewusstseins umso mehr Mühe geben und sich anstrengen, möglichst standardnahes Französisch zu sprechen oder aber es gänzlich vermeiden, Französisch zu sprechen 66 . Für Garrett (2010: 111-112) liegt die Motivation zum Konvergieren gerade im Versuch, sich selbst zu verbessern, um zu vermeiden, in den „foreigner talk“ zu verfallen. Lautliche Abweichungen werden nach Garrett (2010: 116) am wenigsten geduldet: As much of the language attitudes research reviewed in this book has shown, phonological behaviour carries regular and specific social mea- 66 Für die vorliegende Studie ist die Untersuchung zu Attitüden gegenüber der englischen Sprache in Finnland von Interesse, obwohl sie dort keinen offiziellen Status innehat. In einem konstruierten Leserbrief mit dem Titel „Is English our second mother tongue? “ filtert Garrett (2010: 160-161) drei Argumente heraus: Erstens verliert Finnisch seine Vitalität zugunsten des Englischen, zweitens sollte gesetzlich die Reinheit von Sprachen wie dem Finnischen vor dem Angriff des Englischen geschützt werden und außerdem sei die Kompetenz der Finnen im Englischen nicht gut genug, es komme zu sehr viel Code-switching, weshalb britische Englischlehrer nach Finnland kommen sollten, um den Finnen korrekteres Englisch beizubringen. Studentische Probanden formulierten eigene Meinungen zu den Vorschlägen des fingierten Leserbriefs, die dann in positive beziehungsweise negative Attitüden zum Englischen eingeteilt wurden. Die drei positiven Attitüden konkretisieren sich im empirischen Argument, demzufolge es sich beim Sprachwandel um ein globales, historisch verankertes Phänomen handelt, des Weiteren in einem nationalistischen Argument, das den Status der finnischen Sprache und der finnischen Identität verteidigt, zumal die Finnen allgemein Fremdsprachen auf sehr hohem Niveau beherrschen. Als drittes kommt das utilitaristische Argument hinzu, das die praktischen Vorteile für Finnen und die internationale Kommunikation durch Verwendung englischer Wörter und durch die Englischkenntnisse umfasst. Die negativen Argumente gliedern sich nach Garrett (2010: 161-162) wie folgt: Es gibt ein sich absonderndes Argument, das die reinen Finnisch-Sprecher von denen trennt, die die Sprachen vermischen und verdammt diese, zudem sieht es sie als unterlegen an. Das national-romantische Argument, demzufolge den Finnen und ihren nationalen Eigenheiten mehr Respekt gezollt werden sollte, führt zur Ablehnung von Nicht- Finnischem, während für Finnisches auf emotionale und poetische Art und Weise plädiert wird. Das fatalistische Argument konstruiert eine Teilung oder einen Konflikt zwischen gewöhnlichen Finnen und solchen, die die Korrektheit der Sprache erklären, wobei die Finnischsprecher als Opfer sozialer Institutionen wie dem Schulsystem und der Medien gesehen werden, folglich wird Englisch als Mode und Oberflächlichkeit empfunden. Das vierte, das realistische Argument, suggeriert, dass der Vorstoß des Englischen ins Finnische und in die Finnischsprecher schädlich ist und gegen Demokratie und Gleichheit arbeitet. <?page no="152"?> 152 nings in a speech community (such as intelligence, competence, level of education, social class, trustworthiness, kindness) in a way that is unlikely with some other features studied in accomodation research (e.g. utterance length). [...] As Coupland [1984] notes, the accomodation motivation of ‚desiring social approval‘ does not capture the way in which attitudinal dimensions (social attractiveness, comptence, etc.) profile independently with different phonological varieties. Zwischen Attitüden gegenüber Sprachen im Allgemeinen, gegenüber bestimmten soziolinguistischen Aspekten und gegenüber bestimmten sprachlichen Varietäten unterscheidet Schmied (1991: 164) 67 . Letztere sieht 67 Schmied (1991: 168-171) stellt fünf Argumente heraus, die sprachliche Überzeugungen unterstützen: kommunikative, nationale, persönliche, pädagogische und kognitive Argumente. Die kommunikativen Argumente hängen vor allem vom soziolinguistischen Umfeld des individuellen Sprechers ab. Englisch eignet sich dieser Ansicht zufolge besser dafür, komplexe Kontexte auszudrücken, jedoch weniger gut dafür, mit älteren Mitbürgern zu kommunizieren: „English may, however, be less effective, even inappropriate, for communication with the older generations, because it suggests that the young generation abandon old costums and values together with the language.“ Diese Einstellung in Bezug auf die Kommunikation mit älteren Mitbürgern lässt sich ähnlich in Luxemburg feststellen, weil viele zwischenzeitlich recht betagte Luxemburger während der Zeit der deutschen Besatzung kein Französisch lernen konnten und zudem auch hier stets die Befürchtung ins Feld geführt wird, Althergebrachtes aufzugeben. Die zweite Argumentationslinie nach Schmied (1991: 169, Hervorhebung übernommen), die nationale, wird gern gegen das Englische ins Feld geführt, wobei wiederum das Bildungsargument aufgegriffen wird: „Fortunately for the English language, many Africans believe that an African identity can also be expressed in English and that English may indicate class but does not necessarily create it - this depends on the educational opportunities (and the financial background of the family). [...] A strong English as Second Language argument would be ‚English-medium education means equal chances for all children in their future, because English is the basis for all further education’ [...], but this is often only moderately supported, since [...] it is English language teaching, and the achieved standards which are considered essential, and not English language use in other subjects.“ Diese Argumentation lässt sich keinesfalls auf Luxemburg übertragen, weil seit dem zweiten Weltkrieg unumstritten feststeht, dass die luxemburgische Identität maßgeblich gerade auch durch den Gebrauch der autochthonen Sprache zum Ausdruck gebracht wird (cf. § 1.2). Der Französischunterricht in Luxemburg wurde in der vorliegenden Studie im vorherigen dritten Kapitel behandelt. Die dritte Argumentationslinie nach Schmied ist die persönliche, die stets auf die vorangegangene, die nationale, rekurriert, und die sich gegenseitig beeinflussen beziehungsweise unterschiedliche Perspektiven hervorheben, wie Schmied (1991: 170) ausführt: „Personal integrative arguments are necessarily linked to national arguments, as when an individual wants to integrate into a larger community, a whole nation or subgroup of it. ‚Speaking good English shows that someone belongs to the modern, educated society’ [...] would be a typical belief linking English with the modernizing, developing sector and the national élite. The <?page no="153"?> 153 er als problematisch an, weil hier die Frage von Normen berührt wird. Dieser Punkt ist für die Stellung des Französischen in Luxemburg relevant, weil bei weitem nicht alle Sprecher, namentlich die romanophonen Immigranten, dem bon usage nahekommen, während die Luxemburger dessen Beherrschung selbst anstreben und dieses nicht nur von sich selbst, sondern auch von anderen erwarten. Einstellungen Sprache gegenüber sind stets auch eine politische Frage, weshalb es nicht als gesichert angesehen werden kann, dass Attitüden öffentlich, beispielsweise im Interview, so direkt geäußert werden wie im privaten Umfeld. opposite view would be that ‚English is an élitist language thus separating educated Africans from the common people’ [...], which is closely linked to national arguments [...].“ Die von Schmied vorgetragene persönliche Argumentationslinie verbindet soziale mit sprachlichen Kompetenzen und lässt sich sehr gut auch auf Luxemburg anwenden, da auch hier gute Französischkenntnisse mit einem hohen Bildungsstand verknüpft werden. Gleiches gilt für Gibraltar, wo der Sprachgebrauch nach Levey (2008: 96-97) sozial stratifiziert ist, die höheren Schichten bevorzugen Englisch, die anderen Spanisch. Die Klassenzugehörigkeit per se allerdings reicht nicht aus, um die sprachliche Variation in Gibraltar zu erklären, weil sich die Klassenzugehörigkeit aus dem Grad an Bildung ergibt: So haben die höheren Schichten meistens in Großbritannien studiert. Zur Bildung gehören allgemein auch Reisen nach außerhalb der Iberischen Halbinsel. Englisch besitzt in Gibraltar zudem das größere Prestige. Sehr interessant ist die Tatsache, dass die Immigranten ebenfalls Englisch bevorzugen (Levey 2008: 97), also offensichtlich die Sprache, die in stärkerem Maße für Internationalität steht; so wie es mit dem Französischen im luxemburgischen Sprachengefüge der Fall ist, das ebenfalls von den dortigen Immigranten bevorzugt wird. Von besonderer Relevanz bei Schmieds Definition der persönlichen Argumente ist der letzte Satz des vorherigen Zitats, da den weniger gebildeten Luxemburgern gute Französischkenntnisse durchaus als elitäres Kriterium zur Definition und Abgrenzung der gebildeten Kreise dienen. Die Ursprünge dieses Verhaltens hat Trausch (1987) aufgezeigt (cf. § 4.1 der vorliegenden Studie). Als pädagogisches Argument bezeichnet Schmied (1991: 170) die empirisch schwer zu belegende Annahme, dass gute Englischkenntnisse auch gute Qualifikationen in anderen Metiers vermuten lassen; eine Einschätzung, die auch in Luxemburg häufig in Bezug auf das Französische geäußert wird: „A [...] statement in situations where English is used as a medium of instruction would be ‚If a student is good at English, he is good at other subjects, too’ [...]. Although this belief is held by many people, it is difficult to prove.“ Das kognitive Argument bildet das fünfte und letzte nach Schmied (1991: 171) und ist wiederum im Zusammenhang mit dem vorherigen zu sehen, weil das ausschließliche Beherrschen afrikanischer Sprachen implizieren würde, weniger gebildet zu sein: „We must also bear in mind that English is normally not replacing the African languages (and will probably never do so for the vast majority of Africans), but is rather an additional language for the wider domains beyond those for which the mother tongue is habitually used.“ Dieser Umkehrschluss nach Schmied ist auch auf Luxemburg anwendbar und dürfte in der von Davis (1992) geschilderten Ablehnung des Französischen in den unteren gesellschaftlichen Schichten seinen Ausdruck finden. <?page no="154"?> 154 Schmied (1991: 164-165) hebt hervor, dass die Einstellungen gegenüber Englisch als Zweitsprache und Englisch als internationale Sprache zwischen Anglophonen und Nicht-Englischsprechern variieren und von sozialen und Bildungsfaktoren abhängen und führt aus: Expressions of positive or negative feelings towards a language in general may reflect impressions of linguistic difficulty or simplicity, ease or difficulty of learning, the degree of importance or status it has in the community or even the importance of the people who use it as a first or second language. Sometimes one hears languages described as ‚beautiful‘ or ‚precise‘ by Europeans as well as Africans. These characterizings are to a large extent subconscious and it is not possible to explain them fully on a purely rational basis. They seem to be directly related neither to phonological, morphological or semantic features of the language so described, nor to the sociolinguistic background of the informants’ speech community, although both must obviously contribute to the stereotype. Im Zusammenhang mit den Attitüden, die die originären Luxemburger dem Französischen gegenüber innehaben, ist zunächst festzuhalten, dass das Französische im Großherzogtum als Zweitbeziehungsweise, um genau zu sein, als Drittsprache fungiert, das heißt, dass es für die wenigsten Luxemburger die Erstsprache ist. Daher ist nicht zu erwarten, dass es so positiv konnotiert wird, wie die Landessprache der originären Luxemburger, das Luxemburgische. Zudem sind die beiden grundsätzlich verschiedenen Funktionen zu differenzieren, die das Französische in Luxemburg innehat: Während das Französische als Sprache der Bildung und der gesellschaftlichen Elite nachwievor allgemein geschätzt wird und über ein hohes Prestige verfügt, wird seine Rolle als Kommunikationsmittel mit den frontaliers und den Immigranten wesentlich differenzierter gesehen: Während sich die originären Luxemburger größte Mühe geben, das Französische in Einklang mit dem bon usage zu realisieren, orientiert sich die Vielzahl der romanophonen Immigranten nicht an der Pariser Norm. Das Umgangsfranzösische hat sich in Luxemburg während des letzten halben Jahrhunderts herausgebildet und die Attitüden dieser in das luxemburgische Sprachengefüge neu hinzugekommenen Varietät gegenüber sind bei vielen originären Luxemburgern negativ. Zum einen kann dies auch am mangelnden Konvergenzverhalten der Immigranten im Sinne von Garrett (2010) liegen, offen zutage getreten ist in den Ausführungen der Informanten, die die Basis für das Korpus der vorliegenden Untersuchung bilden, dass die Ablehnung der Immigranten auf die von ihnen verwendeten Sprache projiziert wird, das Umgangsfranzösische, das sich überhaupt erst mit den Immigranten im Land ausgebreitet hat. <?page no="155"?> 155 Da die frontaliers das Französische in der Regel als Erstsprache sprechen und somit standardgerecht realisieren, wird in diesem Fall nicht deren Französisch per se abgelehnt, sondern der Befürchtung Ausdruck verliehen, dass die tagtäglich so zahlreich ins Land einpendelnden Grenzgänger die luxemburgische Identität in Gefahr bringen könnten, da im luxemburgischen Alltag durch sie der Gebrauch der französischen Sprache spürbar zugenommen hat. Sehr nachdenklich stimmt die wiederholt in den Ausführungen der Informanten anzutreffende Aussage, dass negative Attitüden dem Französischen gegenüber, die oft aus persönlichen Misserfolgen im schulischen Französischunterricht resultieren, die betroffenen Personen insofern zu konkretem Handeln verleiten, als sie es möglichst vermeiden oder sich gar weigern, in ihrem Alltag Französisch zu sprechen, weil sie der Überzeugung sind, Französisch nicht zu können. In diesem Zusammenhang ist nochmals an einen verfrüht einsetzenden Französischunterricht an den allgemeinbildenden Schulen in Luxemburg zu appellieren, der zudem anderen Vorgaben und Zielen folgen sollte. <?page no="157"?> 157 5 Schlusswort Die Analysen und Ausführungen in den vorangegangenen Kapiteln haben deutlich gemacht, dass die Existenz einer eigenen luxemburgischen Varietät des Französischen zu verneinen ist. Zwar kann ein hoher Gebrauch von Belgizismen festgestellt werden, da die originären Luxemburger jedoch bestrebt sind, das Französische entsprechend den Regeln des bon usage zu realisieren, kann das in Luxemburg gesprochene Französisch weder als Varietät des belgischen Französisch angesehen werden noch als eine des hexagonalen Französischen. Insgesamt realisieren die Luxemburger das Französische sowohl im Gesprochenen als auch im Geschriebenen auf sehr hohem Niveau und werden somit ihrem Anspruch, das Französische möglichst nahe an der Pariser Norm zu realisieren, weitgehend gerecht. Eine Ausnahme ist lediglich in der Art der dargelegten Germanismen festzustellen, die aus linguistischer Perspektive jedoch nicht erfasst oder beschrieben werden sollten, weil es sich hierbei in der Regel um Interferenzen handelt, deren Zusammenstellung wie eine Fehlergrammatik 68 wirken würde. Für das Sprachengefüge in Luxemburg ist jedoch zu konstatieren, dass während des vergangenen halben Jahrhunderts eine weitere gesprochensprachliche Varietät hinzugekommen ist, nämlich das so genannte Umgangsfranzösische der vor allem romanophonen Immigranten. Sie setzen sich oft nicht das Ziel, das Französische möglichst normgerecht zu realisieren. Hierin ist wahrscheinlich auch eine Ursache für die Ablehnung dieser Varietät des Französischen zu sehen, weil die Zuwanderer sich, ganz im Gegenteil zu den originären Luxemburgern, gerade nicht bemühen, möglichst standardnahes Französisch zu sprechen. Vielen Immigranten dient die französische Sprache, die im Lande zudem über einen offiziellen Status verfügt, primär zur Verständigung untereinander und mit den originären Luxemburgern. Die Funktionen des Französischen, die es zwischen letzteren innehat, bleiben den Immigranten somit verschlossen. Unter den originären Luxemburgern verfügt das Standardfranzösische über ein hohes Prestige, auf je höherem Niveau es entsprechend dem bon usage gebraucht wird, desto höher wird der Bildungsstand des Sprechers eingestuft und somit steigt auch sein soziales Ansehen. Zudem überdachte das Französische bislang die verschiedenen Varietäten des Luxembur- 68 Diesen Eindruck erweckt genau aus diesem Grunde beispielsweise die Untersuchung Krier (1981), die zudem auf der Befragung von lediglich zwei Informanten beruht. <?page no="158"?> 158 gischen, wobei es hier durch den stetigen Ausbau der luxemburgischen Koiné zurzeit zu umfassenden Veränderungen kommt. Ähnliches hat sich vor ungefähr 60 Jahren in Bezug auf die Varietäten des Flämischen in Belgien zugetragen, die bis zum Ablösen durch das Allgemeen Beschaafd Nederlands ebenfalls vom Französischen überdacht wurden. Von den drei im Sprachengesetz von 1984 genannten Einzelsprachen kommt dem Französischen innerhalb des luxemburgischen Sprachengefüges insofern ein besonderer Status zu, als es rein quantitativ gesehen die meisten Funktionen auf sich vereint, vor allem diejenige, alleinige Sprache der Legislative zu sein. Die Verwaltung gibt dem Französischen ganz offensichtlich den Vorzug vor den anderen beiden Sprachen Luxemburgisch und Deutsch; manche wenden ein, dass dieses sogar stärker erfolgt, als vom Sprachengesetz vorgesehen, demzufolge die drei Sprachen gleichberechtigt benutzt werden könnten. Da es im Gesetz jedoch unmissverständlich heißt, dass ausschließlich der französische Text rechtsgültig ist („fait foi“), ist es nicht verwunderlich, dass gerade die Sprache Voltaires so häufig und gern verwendet wird. Wenn im Großherzogtum unzweifelhaft klare Vorbehalte gegen die französische Sprache bestehen, so betrifft dieses weniger seine althergebrachten Funktionen als Bildungs- und Verwaltungssprache als vielmehr die durch den starken Zuzug vor allem romanophoner Immigranten neu entstandene, standardferne Varietät des Französischen, und ihre Sprecher, die sich nicht bemühen, der Pariser Norm entsprechendes Französisch zu sprechen, so wie es die Luxemburger selbst tun. Diese Varietät lässt sich wie das Französische der originären Luxemburger kaum sinnvoll aus sprachwissenschaftlicher Perspektive beschreiben, weil wiederum lediglich Interferenzerscheinungen erfasst werden würden, in diesem Fall primär innerromanische, während es sich im anderen Fall um germanische handeln würde. Obwohl eine linguistische Beschreibung des Französischen der Immigranten in Luxemburg primär einer Zusammenstellung innerromanischer Interferenzen entsprechen würde, bildet die von ihnen primär verwendete Sprache ein scheinbar geeignetes Objekt, um die Ablehnung gegenüber den Immigranten zum Ausdruck zu bringen. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die Ablehnung einer Bevölkerungsgruppe auf ihre Sprache projiziert wird. Die meisten Luxemburger trennen diese meistens klar von den ebenfalls zahlreichen frontaliers, die Französisch größtenteils als Erstsprache sprechen und denen somit kaum der Vorwurf gemacht werden kann, die Regeln und Maßgaben des bon usage zu missachten. Wenn ein kleiner Teil der originären Luxemburger die Immigranten und die frontaliers nicht eindeutig voneinander trennt und somit auch den Unterschied im Gebrauch von Französisch als Erst- und Zweitsprache ignoriert und da- <?page no="159"?> 159 her gleichsam „alles Französische“ zurückweist, dürfte die Ablehnung gegenüber dem Französischen der Immigranten diese selbst betreffen, im Falle der frontaliers hingegen wird somit offensichtlich die Angst zum Ausdruck gebracht, dass sie den originären Luxemburgern ihre Arbeitsplätze wegnehmen könnten. In diesem Kontext wird verkannt, dass im Lande jedoch zu wenige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, die die durch den seit mindestens zwei Jahrzehnten andauernden wirtschaftlichen Boom ausgelöste verstärkte Nachfragenach nach Arbeitskräften befriedigen können. Französisch kann heute ohne Zweifel als die am meisten in Luxemburg gesprochene Sprache angesehen werden, vor allem, wenn die werktäglich ins Land einströmenden frontaliers mitberücksichtigt werden, die wie dargelegt primär frankophon sind. Gleichzeitig ist die luxemburgische Gesellschaft heute ebenfalls zweifellos als mehrsprachig anzusehen, wobei hier drei wichtige Präzisierungen vorzunehmen sind: Die frontaliers, die täglich aus Belgien und Frankreich nach Luxemburg kommen, um ihrer Arbeit nachzugehen, sind häufig monolingual Französisch. Da die französische Sprache überall im Lande verstanden wird und aufgrund ihres offiziellen Status besteht für diese Bevölkerungsgruppe keine zwingende Notwendigkeit, Luxemburgisch oder gar Deutsch zu lernen. Des Weiteren beherrschen die deutlich vor 1940 geborenen originären Luxemburger häufig kein Französisch, weil sie es in der Schule während der deutschen Besetzung nicht lernen durften. In den vergangenen rund 70 Jahren hätte diese Bevölkerungsgruppe jedoch genügend Zeit gehabt, dieses Defizit zu kompensieren. Außerdem kann in Luxemburg in Bezug auf die Mehrsprachigkeit insofern eine leichte diatopische Variation ausgemacht werden, als das Französische in den ländlich geprägten Gebieten im Norden und Osten des Landes im Alltag deutlich weniger präsent ist als in den anderen Landesteilen und es den Bewohnern hier somit durchaus schwerer fallen kann, ihre in der Schule erworbenen Französischkenntnisse in einer konkreten Situation anzuwenden. Grundsätzlich soll die Existenz der luxemburgischen Dreisprachigkeit nicht in Abrede gestellt werden, sie muss jedoch insofern in Frage gestellt werden, als das Deutsche von den originären Luxemburgern kaum aktiv verwendet wird. Im kommunikativen Alltag der originären Luxemburger wird auf mündlicher Ebene lediglich zwischen Luxemburgisch und Französisch gewählt, die deutsche Sprache kommt ausschließlich mit germanophonen Gesprächspartnern zum Einsatz. Somit kann festgehalten werden, dass in Luxemburg häufiges Code-switching zwischen Luxemburgisch und Französisch auf intrasententialer Ebene angetroffen werden kann, aufgrund der großen Anzahl von Gallizismen im Wortschatz des Luxemburgischen ist intersententiales und extrasententiales Code- <?page no="160"?> 160 switching keinesfalls auszuschließen, aber deutlich weniger typisch für den Sprachenwechsel in der luxemburgischen Sprachgemeinschaft. Zusammenfassend kann auf der Ebene der gesprochenen Sprache eine Diglossie zwischen Luxemburgisch und Französisch festgestellt werden, die um weitere Sprachen zu einer Polyglossie erweitert werden kann. Obwohl das Deutsche somit im alltäglichen mündlichen Sprachgebrauch kaum eine Rolle spielt, weil die originären Luxemburger fast ausschließlich zwischen den beiden die Diglossie konstituierenden Sprachen Luxemburgisch und Französisch wechseln, kommt ihm ein extremes Gewicht in der Schule zu. In § 3 haben wir gesehen, dass eine Informantin darauf hinwies, dass Deutsch über die Medien vor allem passiv rezipiert wird und zu einer „Schulsprache“ verkommen ist. Das heutige Sprachencurriculum in der luxemburgischen Schule erinnert stark an die Ausbildung von deutschen Volljuristen, derzufolge erst einmal jeder alles Mögliche können muss, bevor er sich auf ein Teilgebiet spezialisieren kann. Die luxemburgische Sprachenfolge ist in ihren Grundzügen seit gut anderthalb Jahrhunderten nicht mehr wesentlich verändert worden. Von daher kann dieses Sprachencurriculum dem inzwischen auch schon wieder 30 Jahre alten Sprachengesetz auch nicht gerecht werden, weil seit den 40-er Jahren des 19. Jahrhunderts Französisch und Deutsch in Luxemburg gleichberechtigt nebeneinander standen, was spätestens seit der entsprechenden Verfassungsänderung 1948 jedoch nicht mehr der Fall ist. Vor diesem Hintergrund muss die vorliegende Studie an dieser Stelle dafür plädieren, das Sprachencurriculum in den allgemeinbildenden Schulen in Luxemburg einerseits den veränderten gesetzlichen Voraussetzungen und andererseits den veränderten sozialen Realitäten anzupassen, indem der Französischunterricht zulasten des Deutschunterrichts massiv gestärkt wird und auch früher einsetzt. Die Französischkenntnisse gerade auch der unteren sozialen Schichten müssen ausgebaut werden, nicht zuletzt, um dem „Elite-Status“ des Französischen entgegenzuwirken. Auch die Ausführungen im Korpus, das dieser Untersuchung zugrunde liegt, zweifeln nicht an, dass das Sprachencurriculum den sozialen Gegebenheiten im Lande nicht gerecht wird. Konkret müsste also tatsächlich landesweit eine fakultative Alphabetisierung auf Französisch angeboten werden und für die auf Französisch alphabetisierten Kinder müsste ein Fach Deutsch als Fremdsprache mit dem Ziel eingeführt werden, dass die Kinder umfassend passive Sprachkenntnisse des Deutschen erwerben können. Dieses Fach müsste den bislang unklaren Status des Faches Deutsch zwischen erst- und zweitsprachlichem Unterricht ablösen. In höheren Klassen müssten beide Gruppen gemeinsam unterrichtet werden, um das Schulsystem nicht sprachlich zu spalten. Die bereits eingesetzten Bemühungen, dem mündlichen Sprachgebrauch im Französischen <?page no="161"?> 161 mehr Gewicht im Französischunterricht zukommen zu lassen, sollten selbstredend fortgesetzt werden. Auch die Informanten des dieser Untersuchung zugrunde liegenden Korpus beklagen die hohe Schriftlastigkeit des bisherigen Französischunterrichts. Aufgrund dieser Argumente und vor dem Hintergrund der seit nunmehr 30 Jahren veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen in Sprachfragen und vor demjenigen der kommunikativen Bedürfnisse im Alltag erscheint eine Anpassung des schulischen Sprachencurriculums an die geänderten sozialen Voraussetzungen in Luxemburg unerlässlich, die nun jedoch offensichtlich auch konkret geplant sind. Eine (alternativ anzubietende) Alphabetisierung in französischer Sprache hätte den weiteren Vorteil, früher mit dem Englischunterricht anfangen zu können und dürfte nicht zuletzt aus diesem Grunde auch sozial höher stehenden Kreisen entgegen kommen. Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive wäre abschließend noch für eine verstärkte Analyse und Beschreibung von Zweit- (oder gar Dritt-) sprachen zu plädieren. Während Luxemburg und Gibraltar zwei der wenigen autonomen mehrsprachigen Territorien in Europa sind, in denen die einzelnen Sprachen nicht territorial voneinander abgegrenzt sind, sondern jeweils die gesamte Bevölkerung als zwei- oder dreisprachig anzusehen ist, ist diese Sitation in anderen Kontinenten, namentlich Afrika, weitaus verbreiteter. In mehrsprachigen Gesellschaften sollte auch gerade die jeweilige Zweitsprache stärker in den wissenschaftlichen Fokus treten. Von besonderem Reiz wäre es, die luxemburgische Diglossie mit derjenigen der frankophonen Staaten Afrikas zu vergleichen, weil das Französische in beiden Gebieten als Zweitsprache fungiert. In Luxemburg werden Kinder zudem nicht in ihrer Erstsprache alphabetisiert, auch dieses Phänomen ist in Europa nicht sehr weit verbreitet und verdient es, wissenschaftlich aufgearbeitet zu werden. Insgesamt ist die sprachliche Situation in Luxemburg als sehr wegweisend und äußerst vorbildlich für ein vereintes Europa anzusehen, wenn auch bestimmte Dinge, die unmissverständlich benannt wurden, im Sinne eines weiterhin friedlichen und gemeinsamen Zusammenlebens der verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Lande angepasst werden sollten. Die Position des Französischen ist nicht zuletzt aufgrund des hohen Anteils an frankophonen frontaliers ohne jeden Zweifel als gesichert anzusehen, da diese wohl nicht zuletzt aufgrund ihrer alltäglichen Lebensumstände keine sonderlich ausgeprägten Intentionen verfolgen, sich auf sprachlicher Ebene anzupassen, wie Fehlen (2009: 103) feststellt: <?page no="162"?> 162 Les frontaliers sont beaucoup moins motivés à s’intégrer linguistiquement que les étrangers résidents [...] et il ne faut donc pas s’étonner d’entendre parfois de la bouche des vendeuses ou des serveuses et de leurs collègues masculins l’injonction: ‚Parlez français, s.v.p.! ‘ Bei aller Schwierigkeit, die Prognosen stets aufwerfen, ist doch davon auszugehen, dass sich in naher Zukunft keine großen Veränderungen im luxemburgischen Sprachengefüge auftun werden, da es derzeit noch stark durch diejenigen geprägt ist und weiterhin verteidigt werden wird, die davon profitieren, wie Fehlen (2009: 223) beizupflichten ist: Tout le poids de l’histoire linguistique, inscrit dans les règlements et les lois (rédigés en français), ne sera pas changé du jour au lendemain. Et tous ceux qui dans leur jeunesse ont appris le français comme langue de culture auront tendance à s’oppposer à son érosion, qui entraîne la dévalorisation de leur capital linguistique. Gerade auch aus diesem Grunde ist das Sprachencurriculum in der luxemburgischen Schule diesen Gegebenheiten anzupassen. Heute ist davon auszugehen, dass sich das Luxemburgische innerhalb der luxemburgischen Mehrsprachigkeit nicht in Gefahr befindet, weil es zunehmend die Rolle einer Zweitsprache ausfüllen und somit in neue Domänen vordringen kann, die originär dem Französischen oblagen. Der Status des Luxemburgischen als Vehikulärsprache festigt sich vor allem bei den Jüngeren, gerade auch portugiesischer Herkunft. Aufgrund des anhaltenden starken wirtschaftlichen Wachstums kommen gleichzeitig verstärkt primär monolinguale frankophone frontaliers ins Land, wie Fehlen (2009: 227) konstatiert: [...] [S]uite à la croissance rapide de la population active, notamment de la population des frontaliers, le personnel dans les commerces et les cafés ne parlant pas le luxembourgeois a augmenté en nombre et en proportion. Aus diesen Ausführungen geht hervor, dass es noch nie so viele Luxemburgischsprecher wie heute gegeben hat und zeitgleich wurde in Luxemburg noch nie so viel Französisch wie derzeit gesprochen. Notabene, dieser Status quo resultiert vor allem aus der starken wirtschaftlichen Nachfrage nach Arbeitskräften, die aufgrund des fehlenden Hinterlandes aus den Nachbarländern angeworben werden müssen. Diese sprachexternen Bedürfnisse führen zu Verschiebungen innerhalb des luxemburgischen Sprachengefüges, von denen das Deutsche in keiner Weise profitieren konnte. Wie in der Schweiz hat es die deutsche Sprache auch in Luxemburg während der vergangenen Jahrzehnte nicht (mehr) geschafft, sich neue Domänen zu erschließen - in Luxemburg wie dargelegt im Gegensatz zum Luxemburgischen und zum Französischen. <?page no="163"?> 163 Die Luxemburger werden sich jedoch damit abfinden müssen, dass auf mündlicher Ebene neben die von ihnen präferierte prestigereiche Varietät des Französischen, die sich am bon usage orientiert und deren korrekte Realisierung angestrebt wird, während des vergangenen halben Jahrhunderts eine weitere getreten ist, das Umgangsfranzösische, das sich nicht an der Pariser Norm orientiert und vor allem, aber nicht ausschließlich, von den romanophonen Immigranten zur Verständigung untereinander, mit den originären Luxemburgern und mit den frontaliers verwendet wird. Je stärker die Immigranten jedoch in die luxemburgische Gesellschaft integriert sein wollen, desto besser müssen ihre Kenntnisse im Luxemburgischen sein, wie es sich bereits bei der zweiten (und dritten) Generation der Migranten zeigt. Insofern dürfte das Umgangsfranzösische der Immigranten eine temporäre Erscheinung bleiben. Da das Französische aufgrund seiner Aufgaben und Funktionen innerhalb von luxemburgischer Gesellschaft und Staat als in seiner Existenz gesichert anzusehen ist, wird seine sich an der Pariser Norm orientierende Varietät weiterhin Bestand haben. Es wird sich jedoch eventuell einen Teil seines Prestiges zurückerobern müssen - und das gegen das Englische, das dem Französischen in seinen staatlich festgelegten Funktionen jedoch nicht ernsthaft gefährlich werden kann und wird. <?page no="165"?> 165 6 Bibliographie 6.1 Monographien und Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden Bach, Adolf (1931): Die sprachliche Stellung Luxemburgs. 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August 2014. <?page no="175"?> 175 7 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Magère, Esmein, Poty (1998): La situation de la langue française parmi les autres langues en usage au Grand-Duché de Luxembourg. Centre culturel français; S. 61. Abbildung 2: In Anlehnung an : Fehlen, Fernand (2009): BaleineBis - Une enquête sur un marché linguistique multilingue en profonde mutation. Luxemburgs Sprachenmarkt im Wandel. Luxembourg: SESOPI Centre Intercommunautaire (Recherche Etude Documentation, 12); S. 48. Abbildung 3: Quelle: http: / / www.statistiques.public.lu/ stat/ TableViewer/ tableView.aspx? Reportl d=384&IF_Language=fra&MainTheme=2&FldrName=1, entnommen am 12. September 2013, ergänzt am 6. August 2014. Abbildungen 4: Quelle: http: / / www.vdl.lu/ La+Ville/ La+ville+en+chiffres-p-71512.html, entnommen am 12. September 2013, ergänzt am 6. August 2014. <?page no="177"?> Anhang <?page no="179"?> 179 Anhang I - Loi du 24 février 1984 sur le régime des Langues. Nous JEAN, par la grâce de Dieu, Grand-Duc de Luxembourg, Duc de Nassau; Notre Conseil d’Etat entendu; De l’assentiment de la Chambre des Députés; Vu la décision de la Chambre des Députés du 25 janvier 1984 et celle du Conseil d’Etat du 7 février 1984 portant qu’il n’y a pas lieu à second vote; Avons ordonné et ordonnons: Art. 1 er . Langue nationale La langue nationale des Luxembourgeois est le luxembourgeois. Art. 2. Langue de la législation Les actes législatifs et leurs règlements d’exécution sont rédigés en français. Lorsque les actes législatifs et réglementaires sont accompagnés d’une traduction, seul le texte français fait foi. Au cas où des règlements non visés à l’alinéa qui précède sont édictés par un organe de l’Etat, des communes ou des établissements publics dans une langue autre que la française, seul le texte dans la langue employée par cet organe fait foi. Le présent article ne déroge pas aux dispositions applicables en matière de conventions internationales. Art. 3. Langues administratives et judiciaires En matière administrative, contentieuse ou non contentieuse, et en matière judiciaire, il peut être fait usage des langues française, allemande ou luxembourgeoise, sans préjudice des dispositions spéciales concernant certaines matières. Art. 4. Requêtes administratives Lorsqu’une requête est rédigée en luxembourgeois, en français ou en allemand, l’administration doit se servir, dans la mesure du possible, pour sa réponse de la langue choisie par le requérant. <?page no="180"?> 180 Art. 5. Abrogation Sont abrogées toutes les dispositions incompatibles avec la présente loi, notamment les dispositions suivantes: - Arrêté royal grand-ducal du 4 juin 1830 contenant des modifications aux dispositions existantes au sujet des diverses langues en usage dans le royaume; - Dépêche du 24 avril 1832 à la commission du gouvernement, par le référ. intime, relative à l’emploi de la langue allemande dans les relations avec la diète; - Arrêté royal grand-ducal du 22 février 1834 concernant l’usage des langues allemande et française dans les actes publics. - Mandons et ordonnons que la présente loi soit insérée au Mémorial pour être exécutée et observée par tous ceux que la chose concerne. Château de Berg, le 24 février 1984. Jean Le Président du Gouvernement, Ministre d’Etat, Pierre Werner Le Ministre de la Justice, Colette Flesch Le Ministre de la Fonction Publique, René Konen. 69 69 Quelle: http: / / eli.legilux.public.lu/ eli/ etat/ leg/ loi/ 1984/ 02/ 24/ n1, entnommen am 12. September 2013, ergänzt am 6. August 2014. <?page no="181"?> 181 Anhang II - Korpus Ausführungen von Informantin 1 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 [...] Fragt man in Luxemburg nach der offiziellen Sprache, können die Antworten variieren. Die einen beziehen sich auf die Landessprache und auf die Muttersprache der Luxemburger, also auf das Luxemburgische, während die anderen damit die Sprache der Regierung, das Französische, meinen. In der Tat gibt es im Luxemburger Land nicht eine, sondern drei Amtssprachen: Luxemburgisch, Französisch und Deutsch. Dadurch, dass Luxemburg ein kleines Land ist mit einer großen Anzahl an Pendlern und Ausländern, musste die Nation sich sprachlich weiterbilden, wodurch auch die drei Sprachen aufgetreten sind. Die drei luxemburgischen Sprachen belegen verschiedene Rollen in der Politik, in der Gesellschaft und auch im Alltag der Bewohner Luxemburgs. Im Folgenden werde ich mich mit diesen Rollen auseinander setzen und mich fragen, ob diese sprachliche Situation ideal ist. Des Weiteren werde ich versuchen, Ansätze, die sich auf das Sprachenkurrikulum der Schule beziehen, zu geben, die diese sprachliche Situation verbessern oder positiv beeinflussen könnte. [...] Die [...] Aufgabenverteilung der Sprachen [nach dem Gesetz von 1984] ist in meinen Augen sehr vorteilhaft. Obwohl es idealer [sic! ] wäre, wenn die Gesetzgebung sich nicht nur auf das Französische beschränken würde, finde ich, dass die konstitutionell festgelegte Mehrsprachigkeit in Luxemburg den Luxemburgern und den Ausländern ermöglicht, sich mitzuteilen und am alltäglichen und politischen Leben teilzuhaben. Das Luxemburgische wird als Landessprache und Amtssprache beschrieben, die jedoch nicht die einzige ist. Somit können die Luxemburger ihre Sprache, die Teil ihrer Identität ist, bewahren, und die Immigranten werden nicht durch ihre Schwierigkeiten mit dieser Volkssprache ausgegrenzt. Zu bemerken ist jedoch auch, dass die Mehrheit der Luxemburger zwar Luxemburgisch spricht, sich aber beim schriftlichen Verfassen im Deutschen oder im Französischen wohler fühlt. [...] Wie bereits erwähnt wird das Luxemburgische als Landes- oder Volkssprache bezeichnet, die jedoch fast ausschließlich der verbalen Kommunikation dient. Da die luxemburgische Sprache in der Schule nur als Nebenfach unterrichtet wird, in dem Grammatik und Rechtschreibung eine nebensächliche oder sogar gar <?page no="182"?> 182 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 keine Rolle spielen, lernen nur die wenigsten Bürger [auf] Luxemburgisch [zu] schreiben. In der Tat beherrschen nur sehr wenige Luxemburger die richtige Grammatik und Rechtschreibung ihrer Landessprache. Trotzdem verfassen sehr viele Luxemburger Briefe an ihre Freunde und Familienmitglieder oder kleine elektronische Botschaften, wie zum Beispiel E-mails oder SMS, auf Luxemburgisch. Zu bemerken ist hier aber, dass jeder seine eigene Schreibweise benutzt. Die einen schreiben zum Beispiel dat mit einem, andere mit zwei „a“. Obschon die Luxemburger meistens ihre eigene Rechtschreibung anwenden, ist es meiner Meinung nach für die Leser nicht schwer zu erkennen, was der Schreiber meint. Ob dat nun mit zwei oder mit einem „a“ geschrieben wird, ändert nichts an der Sinnhaftigkeit des Satzes. Jeder kann es lesen, jeder versteht es. Obschon die Luxemburger die vielen Schreibarten erkennen und verstehen können, werden die anderen Sprachen, also das Deutsche und Französische, eher zum Briefeschreiben benutzt, besonders wenn das Schreiben an die Regierung oder andere bürokratische Institutionen adressiert wird. In diesen Sprachen fühlt man sich beim Schreiben sicherer, man kennt die richtige Grammatik und das nötige Vokabular und kann bei Schwierigkeiten auf Wörterbücher und Ähnliches zurückgreifen. Persönlich greife ich meistens zum Französischen, da ich den Satzbau, die Grammatik und das nötige Vokabular für das Verfassen solcher Briefe besser beherrsche. Des Weiteren glaube ich auch, dass jeder Angestellte, ob Luxemburger, Pendler oder Ausländer einer solchen Institution das Französische eher als das Deutsche beherrscht. Trotz allem stehen die Luxemburger der französischen Sprache etwas misstrauisch entgegen. Sie mögen die Sprache nicht, weil sie wesentlich komplizierter als das Deutsche ist und die Mehrheit glaubt, dass sie diese nicht beherrschen. Zu erwähnen ist ebenfalls, dass die Schule ihren Französischunterricht so sehr auf die Grammatik und Rechtschreibung richtet, dass die Schüler sich überfordert fühlen und anfangen, die Sprache zu verabscheuen. Ich selbst habe bereits einige Schüler kennengelernt, die von der Grammatik der Sprache so verwirrt wurden, dass sie ihnen zum Groll wurde. Diese vermeiden in ihrem Alltag die französische Sprache, was in unserem Land auf Dauer äußerst anstrengend [ist], mögen die französisch sprechenden Verkäufer nicht und weigern sich außerhalb der Schule die Sprache zu gebrauchen. Oft vergessen diese, dass das Französische ein Teil ihres Landes, also auch ihrer Identität ist. <?page no="183"?> 183 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 Das Deutsche spielt besonders in der Schule eine wichtige Rolle. Obwohl sie erst in der Grundschule eingesetzt wird, leitet die deutsche Sprache die meisten Fächer, sowohl in der Grundschule als auch in den ersten Jahren des Gymnasiums. Besonders wichtig ist, dass die Kinder mit der deutschen Sprache alphabetisiert werden. Nebenfächer wie Geschichte und Geografie, aber auch Mathematik werden in deutscher Sprache unterrichtet. Die Schüler gewöhnen sich schneller an das Deutsche als an das Französische, das erst zwei Jahre später in der Schule eingeführt wird, weil es nicht nur in der Schule unterrichtet wird, sondern auch weil sie ihre meisten Fernsehprogramme [sic! ] in deutscher Sprache schauen. Persönlich glaube ich, dass das Französische, das in der sprachlichen Realität sehr oft auftaucht, den Luxemburgern näher gebracht werden sollte. Da einige von ihnen sich als Schüler von ihr überfordert fühlen, akzeptieren sie diese nicht. Ideal wäre die sprachliche Situation in Luxemburg nur, wenn die französische Sprache respektiert und gerne angewandt werden würde. Des Weiteren glaube ich auch, dass das Deutsche etwas zu kurz kommt. Obwohl alle Luxemburger diese Sprache fast einwandfrei beherrschen, nutzen sie diese nur im Unterricht, zum Lesen von Büchern und zum Fernsehen. Was die zwischenmenschliche Kommunikation angeht, bleibt die deutsche Sprache in Luxemburg größtenteils im Hintergrund. [...] Im Alltag spielen die drei Amtssprachen verschiedene Rollen, sind jedoch nicht alle täglich präsent. In meinem Alltag werden das Luxemburgische und das Französische für die verbale Kommunikation wesentlich öfters als das Deutsche gebraucht. Beim Einkaufen, beim Bestellen von Nahrungsmitteln und beim Bezahlen muss man sich in Luxemburg immer fragen, welcher Sprache man sich bedienen soll. Kennt man den Verkäufer oder die Verkäuferin und ihre sprachlichen Gewohnheiten, kann man sich leicht anpassen und muss nicht lange überlegen. Ist man jedoch in einem fremden Laden oder Einkaufszentrum, gestaltet sich die Situation schon etwas heikler. Ich schaue mir immer die Leute erst an, bevor ich sie anspreche, da es Gesichtszüge gibt, die einem die Herkunft der Person etwas näher bringen können. Daneben höre ich auch, wie sie mit ihren Mitarbeitern oder anderen Kunden sprechen, um mich dann anpassen zu können. Wenn ich mir nicht sicher bin, welche Sprache im Laden gesprochen wird, spreche ich die Person <?page no="184"?> 184 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 auf Französisch an. Handelt es sich um einen Ausländer, einen Luxemburger oder einen Pendler, sind die Chancen, eine gleichsprachige Antwort zu erlangen, groß. Des Öfteren höre ich jedoch Luxemburger, die sich über solche Situationen beschweren. Diese haben die Gewohnheit, ihre verbale Kommunikation auf das Luxemburgische zu beschränken und fühlen sich persönlich angegriffen, wenn ihre Gesprächsperson sie bittet, auf Französisch zu sprechen. Ich habe bereits Situationen beobachtet, in denen sich der Kunde weigerte Französisch, eine Sprache, die er einigermaßen beherrschte, zu sprechen, sodass die Verkäuferin eine luxemburgisch sprechende Kollegin rufen musste, die dann die Bestellung des Kunden aufnahm. Obwohl ich verstehe, dass die Luxemburger in ihrer Heimat am liebsten ihre Volkssprache sprechen wollen, finde ich solche Szenen schockierend und respektlos. Vergessen sollte man bei solchen Situationen nicht, dass es sich nicht um einen Ausländer, sondern auch um einen Pendler handeln kann. Die meisten Leute, die sich über solche Erlebnisse beschweren, argumentieren, dass Leute, die in Luxemburg leben oder arbeiten, die Landessprache beherrschen sollten. Ich jedoch glaube, dass es besonders für Pendler eine fast unlösbare Aufgabe ist. Da sie nur für ihren Beruf nach Luxemburg kommen, kann man meiner Meinung nach nicht von ihnen erwarten, dass sie noch Abendklassen [sic, abendliche Kurse] besuchen. Die Ausländer, die bereits als Kinder [nach Luxemburg gekommen sind] oder die sogar im Land geboren wurden, erlernen die luxemburgische Sprache im Kindergarten oder in der Grundschule. Diese Kinder kommen meistens erst in der Schule mit dem Luxemburgischen in Berührung und erlernen es durch Interaktion mit dem Lehrpersonal und den luxemburgischen oder weiterentwickelten Mitschülern. Besonders ältere, ausländische Mitschüler, die diese Erfahrungen bereits durchlebt haben, sind für neue Schüler eine große Stütze. Dank der Accueil-Klassen können auch Kinder, die bereits in einem fortgeschrittenen Alter nach Luxemburg immigriert sind, die Sprache lernen. In diesen Klassen können sich die Kinder auf ihre Sprachprobleme konzentrieren und Luxemburgisch lernen. Jedoch gilt auch für diese Kinder, dass auf Deutsch alphabetisiert wird. Dies ist auch meiner Meinung nach ein großes und schwerlösliches [sic, schwer lösbares] Problem des Schulsystems. Obwohl das luxemburgische Schulsystem für immigrierte Kinder zwar nicht ideal ist, versucht es aber, diese Schüler so gut wie möglich zu integrieren. <?page no="185"?> 185 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 Was die erwachsenen Ausländer betrifft, stellt sich die sprachliche Situation kompliziert dar. Je nachdem aus welchem Land sie stammen, ist es für die Immigranten leichter, das Französische oder Deutsche zu erlernen. Portugiesen und Italiener lernen Französisch, Kroaten und andere Osteuropäer eher Deutsch. Da die luxemburgischen Mitbürger diese beiden Sprachen meistern, benötigen die Immigranten die Landessprache nicht, um mit den Luxemburgern zu kommunizieren. Die sprachliche Flexibilität der Luxemburger erleichtert den Ausländern das alltägliche Leben. Obwohl sich die Luxemburger immer an die Sprache ihres Gesprächspartners anpassen, stört es manche sehr, dass sie in Luxemburg nicht überall luxemburgisch sprechen können. In Geschäften arbeiten Ausländer und Pendler, die die Landessprache nicht verstehen und deshalb auf Französisch angesprochen werden müssen. Einige dieser Luxemburger meinen dann, dass die luxemburgische Sprache aussterben wird, weil die Ausländer sich keine Mühe geben wollen, um diese zu lernen und dass dies zeigt, dass sich diese nicht in ihr neues Land integrieren wollen. Persönlich kann ich diese Aussagen verstehen, jedoch bin ich nicht dieser Meinung. Durch die Tatsache, dass die Luxemburger sich sprachlich anpassen, sehen die Ausländer sich als integriert [an] und fühlen sich nicht verpflichtet, die Landessprache zu lernen. Französisch reicht für die alltägliche Kommunikation völlig aus und ist, wie im Gesetz auch festgehalten, eine der offiziellen Sprachen. Wieso sollte man dann noch eine weitere Sprache lernen? Diese Idee fundiere ich [sic! ] auf den Vergleich der sprachlichen Situation der Immigranten in Luxemburg mit der in anderen Ländern. In Luxemburg erlernen die Ausländer die Landessprache nicht, weil jeder Französisch spricht. Die Ausländer, die trotzdem Luxemburgisch lernen wollen, können in verschiedenen Städten luxemburgische Abendsprachkurse belegen. Diese Kurse werden einmal die Woche abends besucht. Jedoch wird dieses Angebot nur von wenigen angenommen. Um die geringe Anzahl an Teilnehmern zu erklären, gibt es, neben der Tatsache, dass viele Französisch oder Deutsch als ausreichend ansehen, zwei Gründe. Als erstes arbeiten die meisten Immigranten den ganzen Tag über und fühlen sich zu müde, um danach noch in die Schule zu gehen. Der zweite Grund ist, dass sich viele schämen. Beschämend ist für sie, dass sie im Erwachsenenalter wieder zur Schule gehen. Sie <?page no="186"?> 186 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 haben auch Angst, sich vor den anderen zu blamieren und ausgelacht zu werden. Zu bemerken ist auch, dass besonders die portugiesischen Erwachsenen, die über vierzig Jahre alt sind, die Grundschule in ihrem Land nur während vier Jahren besucht haben, was dazu führen kann, dass ihre Schreibkompetenzen limitiert sind. Diese Gründe, die ich gut verstehen kann, werden von den Luxemburgern oft nicht als gültig angenommen. Schlussfolgernd glaube ich, dass die Sprachsituation in Luxemburg nicht nur unvorteilhaft ist. Die Politik begrenzt sich nicht auf eine Sprache, die Ausländer, Kinder und Pendler werden integriert, die Luxemburger beherrschen alle die drei Amtssprachen. Jedoch ist dieses Sprachsystem keineswegs fehlerfrei. Ausländer beherrschen nur eine Sprache, den Luxemburgern ist das Französische verhasst. [...] Obwohl man die Nachteile des luxemburgischen Sprachsystems nicht von einem Tag auf den anderen und auch nicht alle beseitigen kann, könnte die Schule die sprachliche Situation in Luxemburg positiv beeinflussen. Hierfür müsste das Sprachkurrikulum verändert werden. Obwohl es in der Schule unterrichtet wird, spielt das Fach Luxemburgisch eine sehr nebensächliche Rolle. Man beschäftigt sich in diesen Stunden mit luxemburgischen Geschichten und Märchen, die in der Klasse vorgelesen oder abgespielt werden, und Diskussionen werden über diese geführt. Die luxemburgische Grammatik und Rechtschreibung wird fast überhaupt nicht beachtet. [...] Um die Sprachsituation in Luxemburg positiv zu verändern, würde ich mehr Wert auf das Luxemburgische als Fach legen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass die Luxemburger und die kleinen Ausländer [sic! ] die Landessprache sprechen und schreiben lernen. Hiermit könnte man zum Teil auch die Luxemburger zufrieden stellen, die meinen, dass die luxemburgische Sprache verschwinden wird. Dadurch könnte die Landessprache nicht mehr nur zur verbalen, sondern auch zur schriftlichen Kommunikation dienen und, wenn nötig, die Rolle des Französischen in der Politik einnehmen. Ein weiterer Aspekt der luxemburgischen Schule ist, dass alle Kinder auf Deutsch alphabetisiert werden. Unabhängig von ihrer Erstsprache oder von ihren deutschen Sprachkenntnissen lernen alle Schüler das ABC durch die deutsche Sprache kennen. Sie lernen die neue Sprache und die neuen Buchstaben und Wörter zur gleichen Zeit. Aus den mehrfachen Wiederholungen, die das Schreibenlernen fordert, lernen die Kinder leicht die deutsche Sprache zu beherrschen. <?page no="187"?> 187 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 Obwohl diese Methode das leichte Erlernen der deutschen Sprache ermöglicht, glaube ich, dass es besser wäre, wenn andere Sprachen zur Alphabetisierung gebraucht würden. Ideal wäre, wenn die Kinder, die erst vor kurzem immigriert sind, das ABC in ihrer Muttersprache erlernen könnten, was sich jedoch als ziemlich schwierig erweist, da nicht alle Sprachen vom Lehrpersonal beherrscht werden. Des Weiteren kann ein chinesisches Mädchen wohl schlecht das europäische Alphabet [sic! ] über seine Muttersprache lernen. Auf luxemburgisch zu alphabetisieren wäre meiner Meinung nach ideal. Die Landessprache würde als Schreibbasis dienen und so würden die Kinder ihre Landessprache besser kennen lernen. Dies zählt auch für die immigrierten Kinder, die somit nicht eine weitere Fremdsprache wie Deutsch, sondern die Landessprache leichter lernen würden. Diese Situation kann jedoch nur entstehen, wenn das Luxemburgische sich als Fach besser durchsetzt und ernst genommen wird. Ein anderes Problem, das die Mehrsprachigkeit in Luxemburg mit sich bringt, ist der Groll, den einige Luxemburger gegen die französische Sprache hegen. Sie sprechen die Sprache nicht gerne und weigern sich, diese außerhalb der Schule zu benutzen. Auch wenn das Luxemburgische als Fach in der Schule ernst genommen würde, würde dies nicht viel an der Tatsache verändern, dass die Ausländer und Pendler auf das Französische zurückgreifen. Ich glaube, dass auch in diesem Fall die Schule einiges verändern könnte. Ich möchte jetzt nicht übertreiben und vorschlagen, dass die Kinder bereits im Kindergarten mit dieser Sprache konfrontiert werden, aber ich glaube, dass sie so früh wie möglich mit dem Französischen in Kontakt kommen sollen. Sie sollen die Sprache hören, bevor sie diese schreiben lernen. In der Schule, bereits in den ersten Stunden, müssen die Schüler nicht das Französische, sondern das französisch Schreiben lernen. In der Tat wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Schüler die komplizierte Rechtschreibung und Grammatik dieser komplexen Sprache beherrschen. Natürlich sind diese Aspekte der Sprache sehr wichtig, jedoch ist das Sprechen meiner Meinung nach noch wichtiger. Das Schreiben wird für Klassenarbeiten und für wichtige Briefe an Bürokraten gebraucht, das Sprechen jedoch wird jeden Tag und in diversen Situationen benötigt. Was ich damit sagen will, ist, dass man in der Schule mehr Wert auf das freie Sprechen als auf das Schreiben legen sollte. Ich glaube, dass die Schüler sich von der Sprache leichter begeistern <?page no="188"?> 188 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 lassen würden, wenn sie die Welt mündlich auf Französisch erkundigen [sic! ] würden, als im Klassenzimmer Diktate zu schreiben. [...] Abschließend möchte ich bemerken, dass die sprachliche Situation in meinen Augen zwar verbessert werden kann, jedoch nicht als schlecht bezeichnet werden sollte. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile, so auch das Sprachsystem Luxemburgs. Ich glaube jedoch, dass durch mehr Respekt gegenüber den Sprachen und den Sprechenden diese Situation sich wesentlich verbessern würde. Man braucht keine großen Reformen in den Schulen um das sprachliche Verhalten der Menschen zu verändern. Würde jeder die Sprache seines Gegenübers akzeptieren und seine sprachlichen Fehler, Missgriffe und Tollpatschigkeiten akzeptieren, würde keiner sich mehr für seine Sprache schämen. Aber natürlich beschreibe ich hier eine wunderschöne, rosa Vision. [...] Au Luxembourg, il existe trois langues officielles: le luxembourgeois, l’allemand et le français. Ces trois langues ont des différents rôles, mais elles sont toutes les trois d’une importance capitale. D’après la constitution luxembourgeoise, le luxembourgeois est la langue nationale, l’allemand, le luxembourgeois et le français sont les langues administratives et judiciaires et le français est la langue de la législation du Luxembourg. Même si la langue nationale du peuple luxembourgeois est, selon la constitution, le luxembourgeois, le français peut être décrit comme la langue dominante. Autrefois, le français était la langue de l’élite et de la bourgeoisie. Les personnes qui maîtrisaient cette langue faisaient partie d’un haut rang social très respecté. Or, de nos jours, le rôle de cette langue a changé de la langue élitaire vers la langue courante du peuple. Dans les paragraphes suivants, je vais illustrer la situation de la langue française au Luxembourg et décrire l’attitude des Luxembourgeois envers cette langue étrangère qui fait néanmoins partie de leur identité. Dans le monde de la politique luxembourgeoise, le français est la langue de la législation, de l’administration et de la justice. Les écrits et documents associés à ces domaines sont rédigés et publiés en français. Si le texte de ces écrits est composé dans une autre langue tel que l’allemand, c’est le texte français qui doit être suivi. [...] [La disposition] de l’article 2 [de la loi du 24 février 1984 sur le régime des langues] montre clairement que la langue française domine le monde politique au Luxembourg. Or, on pourrait contre-argumenter que, même si les textes sont en français, les <?page no="189"?> 189 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 discussions des hommes politiques, qui ont lieu dans le Parlement, sont tenues en luxembourgeois. En effet, lors des réunions politiques, les politiciens échangent leurs idées dans la langue nationale. Néanmoins, les textes qui sont suscités par ces discussions sont rédigés en français et souvent les hommes politiques doivent faire recours à des mots de la langue francophone [sic, fran aise] pour pouvoir exprimer leurs idées. Vu de ce côté, la langue nationale du Luxembourg est une langue pauvre avec un vocabulaire très insuffisant. Il faut donc se tourner vers le français pour pouvoir décrire des situations politiques. Ceci est l’origine des idées sur la situation linguistique au Luxembourg vu de l’étranger. En effet, beaucoup de politiciens étrangers définissent le Luxembourg comme pays francophone. Mais le français n’est pas seulement la langue dominant la politique, mais aussi le monde de la culture au Luxembourg. Même si cette langue n’est plus vue comme un signe de noblesse, elle reste une langue fine et belle. Ainsi, les publicités et annonces d’événements culturels tels que des pièces de théâtre sont rédigés en français. Dans les théâtres luxembourgeois, il existe une partie de pièces allemandes et quelques unes, très rares, dont la langue est le luxembourgeois, or la majorité sont des pièces françaises ou utilisant cette langue. Personnellement, je n’ai assisté qu’une seule fois à une pièce qui se déroulait en luxembourgeois, tandis que j’en ai déjà vues plus d’une douzaine en français. Cet aspect de la langue française touche aussi le cinéma. Ainsi, les films montrés au cinéma en version originale sont soustitrés en français et non pas en allemand ou en luxembourgeois. Les films peuvent être montrés un peu plus tard avec la synchronisation allemande, mais la première et avant-première des films étrangers suivent le sous-titrage français. Pour ce point-ci, je dois néanmoins ajouter que d’autres facteurs, tels que les enjeux budgétaires, peuvent eux-aussi jouer un rôle important. Un domaine dans lequel l’allemand et le luxembourgeois dominent est le monde des médias. Ainsi, le journal de la chaine luxembourgeoise RTL est diffusé en luxembourgeois et la majorité des articles du quotidien „Luxemburger Wort“ est redigée en allemand. Or, pendant ces dernières années, le français a gagné de plus en plus d’envergure dans le monde de l’information. Le journal télévisé de RTL a été pourvu de sous-titres français, ce qui a attiré un grand nombre d’étrangers qui ne parlent pas la langue natale [sic, maternelle] luxembourgeoise. Des quotidiens, comme <?page no="190"?> 190 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 la „Voix du Luxembourg“ ou „Le Quotidien“, ne publient que des articles français, tel que le quotidien gratuit, „L’Essentiel“. Néanmoins, un élément du monde des médias reste clos: la radio. En effet, les émissions et informations diffusées sur les chaines sont uniquement en luxembourgeois. Toutefois, il ne faut pas oublier que le monde des médias au Luxembourg ne se limite pas aux trois langues officielles. En effet, il existe au moins un hebdomadaire portugais et deux stations de radio portugaises. Le rôle le plus important de la langue française au Luxembourg est toutefois la communication verbale. Vu la petite taille et le nombre d’étrangers, le Luxembourg se voit confronté à un grand nombre de différentes langues. Les frontaliers et les immigrés ne parlent pas tous la langue natale [sic, maternelle] du pays. C’est alors que le français entre en jeu comme langue commune. Les frontaliers belges et français font recours à leur langue maternelle, à la langue qu’ils parlent dans le pays où ils habitent. Les immigrés, surtout les Portugais qui forment la plus grande unité d’étrangers au Luxembourg, ont plus de facilité pour apprendre le français que la langue natale [sic, maternelle] du pays. Les Luxembourgeois apprennent le français à l’école. Ainsi, le français est utilisé comme langue de communication. C’est ce grand nombre de citoyens et de main d’œuvres étrangers qui règle le quotidien linguistique du Luxembourg. Dans des magasins ou boutiques, les vendeurs et vendeuses ne parlent très souvent que le français. Il s’agit ici de travailleurs frontaliers ou étrangers. Or, il existe aussi des vendeurs qui utilisent le français comme langue de communication, même s’ils maîtrisent le luxembourgeois. Ils abordent leurs clients en français car ainsi ils peuvent être presque sûrs qu’ils auront une réponse ou que la personne interloquée [sic! ] les comprend. Les Luxembourgeois maîtrisent presque tous le français, les étrangers qui ne le parlent pas, le comprennent. Si les vendeurs luxembourgeois se rendent compte que leur client parle le luxembourgeois, ils changent souvent de langue. Les boutiques et magasins ne sont qu’un exemple d’un grand nombre de services à la clientèle utilisant le français comme langue de communication. Par expérience, j’ai pu constater que les immigrés qui sont accostés en luxembourgeois par des vendeurs sont tentés de ne pas se laisser aider par cette personne. Pour eux, les vendeurs qui leur parlent en luxembourgeois veulent montrer leur supériorité par le biais de la langue luxembourgeoise. Les immigrés se sentent stupides, parce qu’ils ne maîtrisent pas la <?page no="191"?> 191 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 langue et leur interlocuteur leur paraît ainsi peu sympathique. Or, il faut ajouter qu’il s’agit d’une affaire de caractère: certaines personnes en font un problème, d’autres pas. Néanmoins, cet exemple montre que la langue française est essentielle pour une bonne communication dans la vie quotidienne. Dans le domaine des services à la clientèle, il faut aussi mentionner les institutions banquières. Même si le banquier est Luxembourgeois et communique en luxembourgeois avec son client, la langue française reste omniprésente. Comme pour les discussions des politiciens qui utilisent un grand nombre d’expressions étrangères, ce phénomène s’explique par le biais de la pauvreté linguistique de la langue natale [sic, maternelle] des Luxembourgeois. Des mots français comme „virement“ sont repris dans les phrases luxembourgeoises, vu qu’il n’existe aucun équivalent dans le vocabulaire luxembourgeois. En effet, il existe des mots français qui sont intégrés à la langue luxembourgeoise et qui font maintenant partie de ce vocabulaire. [...] Cette description des rôles de la langue française dans la réalité et dans la vie quotidienne du Luxembourg montre que cette langue étrangère est d’une importance capitale, non seulement pour la communication entre Luxembourgeois et non Luxembourgeois. Or, les attitudes et réactions des Luxembourgeois lors de l’emploi de la langue française varient selon les sujets et les personnes. J’aimerais préciser que dans les paragraphes suivants les idées et descriptions que je vais rédiger sont une globalisation qui ne dépeint pas le comportement de tous, mais d’une partie du peuple luxembourgeois. Tout d’abord, la majorité des Luxembourgeois accepte le fait que les textes politiques soient rédigés et publiés en français. Très souvent, les communiqués qui sont envoyés au peuple ne sont pas seulement rédigés en français, mais sont aussi accompagnés par une traduction allemande. De ce mode, le texte français, même si c’est celui-ci qui fait foi, ne doit pas être lu. Un argument qui défend l’utilisation de la langue française est le fait que la grammaire et l’orthographe luxembourgeoise n’est pas très répandue. C’est pourquoi le luxembourgeois n’est pas utilisé pour des textes officiels. Les Luxembourgeois n’y voient aucune inconvenance, vu qu’ils savent que leur vocabulaire luxembourgeois et la propre connaissance de la grammaire et de l’orthographe de leur langue sont très limités. De même, il existe des termes politiques qu’ils connaissent en français, mais dont ils ne reconnaissent pas le sens s’il est noté en allemand. Ceci est aussi le cas pour les expressions <?page no="192"?> 192 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 que les clients luxembourgeois utilisent lors des entretiens avec leur banquier. Notons par exemple que le mot français „virement“ est bien connu et utilisé par les Luxembourgeois lors de leurs transactions. La notion équivalente allemande de Giro [sic, Überweisung] est elle presque inconnue et très rarement utilisée. Dans ce cas, les Luxembourgeois font recours à la langue française et l’apprécient pour sa fonction correctrice de la langue luxembourgeoise. Or, ceci n’est pas le cas pour tous les rôles qui sont joués par la langue française au Luxembourg. Tandis qu’ils apprécient la langue française quand elle corrige le manque de richesse de leur langue, ils préféreraient avoir plutôt recours à la langue allemande pour les autres domaines. Ainsi, une partie des Luxembourgeois préfère lire les articles rédigés en allemand plutôt que les reportages français. Dans ce cas, il existe beaucoup de Luxembourgeois qui s’énervent, parce que les articles sont publiés en français. Or, d’après mon expérience, ceci dépend du sujet de l’article et du vocabulaire qui y est utilisé. Plus frappant est l’utilisation de la télévision. En effet, les Luxembourgeois regardent beaucoup plus de chaines allemandes que de françaises. Comme ils préfèrent l’allemand, qui leur semble plus facile, ils regardent des émissions et films allemands. Ceci est très présent chez les enfants, adolescents et jeunes adultes qui préfèrent zapper les chaines allemandes que de regarder un film intéressant, mais en français. Parfois, cette attitude négative envers les chaines françaises ne vient pas de la propre expérience, mais est projetée des [sic, par les] parents vers les [sic, aux] enfants. Une autre explication pour cette tendance vers la télévision allemande est l’école. Vu que les élèves apprennent l’allemand au début de leur carrière scolaire, ils comprennent les émissions allemandes et ne sont pas prêts à regarder des programmes français dont ils ne comprennent pas le contenu. Le rôle de la langue française au Luxembourg qui agace le plus les Luxembourgeois est la communication verbale. Ainsi, j’ai déjà observé des Luxembourgeois, dans des magasins ou dans des boutiques, qui ne se pliaient pas à la langue française utilisée par leur interlocuteur. IIs répondaient en luxembourgeois à des questions françaises et continuaient leurs commandes en luxembourgeois, même s’ils s’étaient déjà rendus compte que le vendeur ne maîtrisait pas cette langue. J’ai même déjà eu l’occasion d’assister à une scène dans un grand magasin où le client, qui maîtrisait bien le français, a demandé d’être servi par un Luxembourgeois. Cet exemple montre clairement qu’il existe des Luxembourgeois qui <?page no="193"?> 193 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 ont une attitude très négative envers le français. Même si on pouvait dire que ces personnes n’ont une attitude négative envers le français parce que cette langue semble remplacer la langue natale [sic, maternelle] du pays, on pourrait néanmoins aussi se demander, si les réactions face à un interlocuteur germanophone seraient les mêmes. Tout compte fait, une telle réaction démontre un grand manque de tolérance et de respect envers autrui. Néanmoins, il faut aussi noter qu’il existe des personnes luxembourgeoises qui n’aiment pas utiliser la langue française parce qu’elles pensent qu’elles ne la maîtrisent pas. Ces personnes ont peur de se ridiculiser [sic! ], parce qu’elles ont besoin de formuler leur phrase en luxembourgeois, de la traduire en français avant de pouvoir articuler leur demande. Elles ont peur de passer pour stupide ou qu’on se moque d’elles à cause de leurs fautes. Ces personnes-ci souhaitent que les vendeurs parlent le luxembourgeois pour ne plus être affrontés avec [sic, par] leur maladresse et leurs problèmes avec la langue française. Or, ces Luxembourgeois ne pensent pas aux étrangers et frontaliers qui se verraient confrontés au même problème. Résumant les points précédents, on pourrait dire que les Luxembourgeois, ou une partie des Luxembourgeois, n’aiment guère la langue française. IIs s’agacent quand ils trouvent un article intéressant qui est néanmoins rédigé en français, ils s’énervent quand le seul film qu’ils voudraient voir à la télévision ou au cinéma passe sur une chaine française ou sous-titré en français. Or, ce qui gêne la plupart des Luxembourgeois est l’emploi de la langue française comme langue de communication verbale dans les services à la clientèle. [...] À ce stade de la discussion s’impose une question: D’où vient cette attitude négative envers la langue française? D’un coté, on pourrait argumenter que les Luxembourgeois ont peur que le français puisse remplacer leur langue natale [sic, maternelle]. Ils aiment le luxembourgeois, chérissent leur langue et ne veulent pas que celle-ci disparaisse. Cette peur est liée au grand nombre d’immigrants et de frontaliers qui dominent le quotidien du pays. Ils travaillent et habitent dans le pays des Luxembourgeois, ils ont envahi les territoires luxembourgeois. Les étrangers leur prennent la terre et les emplois, donc, les Luxembourgeois veulent garder un aspect de leur identité, du pays maternel qui leur reste: leur langue maternelle. Or, à mes yeux, ceci est une explication peu valable. Même s’il y a de plus en plus d’immigrés et de frontaliers, je ne crois pas que la langue natale [sic, maternelle] du Luxem- <?page no="194"?> 194 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555 556 557 558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 bourg puisse être éradiquée. Il est bien vrai qu’il y a beaucoup de résidents luxembourgeois qui ne maîtrisent pas la langue du pays, or leurs enfants, qui visitent des écoles luxembourgeoises, apprennent la langue natale [sic, maternelle]. En plus, si les Luxembourgeois veulent protéger leur langue natale [sic, maternelle] de l’extinction, il faudrait, d’après moi, commencer à apprendre la langue, non seulement sous forme orale, mais aussi sous forme écrite. En plus, je me demande si les Luxembourgeois auraient la même attitude négative envers la langue allemande, si celle-ci prenait le statut de la langue française au sein du Luxembourg. S’il y avait un flot d’immigrés de l’ouest de l’Europe qui ont plus de facilité à apprendre l’allemand que le français, les Luxembourgeois auraient-ils aussi un certain dégoût envers la langue allemande? Reprenons l’exemple donné au-dessus. Si les Luxembourgeois devaient parler à leur vendeur en allemand, est-ce qu’ils accepteraient la langue étrangère? À mon avis, la réponse à cette question est oui. Pour fonder ma réponse, j’aimerais me baser sur le rôle du français dans le système de l’éducation au Luxembourg. Les enfants luxembourgeois ne sont confrontés à la langue française qu’à l’âge d’environs neuf ans. Leur langue natale [sic, maternelle], qui est la langue courante dans l’école maternelle, est le luxembourgeois, leur langue d’alphabétisation est l’allemand. Ce n’est qu’au bout de deux années d’école maternelle et de deux ans d’école primaire que le français fait lentement son entrée dans la vie des petits Luxembourgeois. Or, beaucoup d’enfants luxembourgeois ont d’énormes problèmes avec cette nouvelle langue. Ils sont trop habitués au luxembourgeois et à l’allemand et ont besoin de temps avant de s’habituer aux sons de la langue française. Un facteur plus important que l’apparition tardive du français est la forme comment la langue est enseignée. Tout d’abord, la langue française est une langue très difficile et complexe, vu la multitude d’irrégularités. Des verbes irréguliers, des mots qui ont les mêmes sons mais s’écrivent autrement, des accents et des terminaisons qui s’écrivent mais qui ne s’entendent pas [sic, qui ne se réalisent à l’oral] ne sont que quatre exemples montrant la complexité de la langue française. Pour acquérir cette langue, les élèves doivent s’inculquer les multiples anomalies linguistiques, ce qui coûte beaucoup de temps et de patience. Or, beaucoup d’élèves, surtout ceux qui sont au lycée, ne sont pas prêts à consacrer une telle attention à une langue aussi complexe. Des mauvaises expériences avec la langue dans [sic, à] l’école primaire <?page no="195"?> 195 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590 591 592 593 594 595 596 597 598 599 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610 611 612 613 614 615 616 617 618 619 620 621 622 jouent un rôle capital dans ce cas. Si l’élève à l’école primaire ne voit pas que ses efforts sont récompensés, il perdra sa confiance en soi. Au lycée, lorsque la langue devient de plus en plus complexe, il perd tout son intérêt dans [sic, pour] la langue étrangère et celleci devient pour lui un fardeau. Au long de ma propre histoire scolaire, j’ai pu rencontrer de tels élèves. J’ai observé des élèves, pour lesquels le français n’était qu’un obstacle scolaire et non la langue dominant le quotidien luxembourgeois. Néanmoins, je crois qu’il y a un remède à ce problème: ces élèves devraient être beaucoup plus motivés. Leurs efforts, si petits qu’ils soient, doivent être notés et récompensés pour que l’élève puisse voir que son travail n’était pas en vain. Lorsque le français devient un problème, les élèves ne peuvent plus être comparés les uns aux autres. Ils ont tous des compétences individuelles qui évoluent avec le temps. Néanmoins, les élèves plus faibles sont démotivés, car, par le biais des devoirs en classe, ils sont comparés aux autres élèves qui ont plus de facilités linguistiques. Je crois que les élèves luxembourgeois auraient une attitude moins négative envers le français, si leurs compétences actuelles seraient [sic, étaient] comparées à leurs résultats passés et non aux résultats actuels de leurs condisciples. Or, cette situation ne peut pas être mise en pratique, non seulement à cause du plan d’étude qui globalise les compétences à acquérir, mais aussi à cause du personnel scolaire. Il faut noter qu’un instituteur a entre quinze et vingt élèves dans sa classe et que la langue française n’est pas la seule matière qui doit être enseignée. Mettre en place des moyens de progression et d’évaluation individuelle pour cette multitude d’élèves s’annonce impossible. De même qu’au lycée, les professeurs ont un nombre très important d’élèves. Ainsi, même si on pourrait [sic, pouvait] mettre en place un tel dispositif pour les classes primaires, les élèves seraient confrontés à la vieille situation des devoirs en classe communs lors de leur entrée au lycée. Toutefois, dans les écoles, on essaye déjà d’évaluer et de motiver les élèves selon leurs compétences individuelles par le biais du portfolio, or, les devoirs en classe et la classification hiérarchique dans la classe selon les compétences scolaires sont encore les facteurs primaires de la réussite scolaire. Un autre aspect scolaire qui pourrait être à l’origine du rejet luxembourgeois de la langue française est la fixation sur la langue écrite et le manque de pratique à l’oral. Ainsi, les élèves traitent une douzaine de fiches sans néanmoins avoir formulé et prononcé une seule phrase française. Dans [sic, À] l’école, l’écrit domine <?page no="196"?> 196 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636 637 638 639 640 641 642 643 644 645 646 647 648 d’une telle façon, que l’oral vient à se perdre. Au lieu de construire eux-mêmes des phrases, les élèves doivent rédiger une dictée. Même s’ils ont la possibilité d’écrire des histoires inventées ou des textes similaires, il existe une grande différence entre l’oral et l’écrit. Pour l’écrit, ils peuvent se prendre le temps qu’ils [sic, dont ils] ont besoin, peuvent reformuler leurs phrases ou même les éffacer, ce qui n’est pas le cas pour la langue parlée. À mes yeux, les Luxembourgeois seraient beaucoup plus favorables à utiliser la langue française pour leurs communications s’ils auraient [sic, avaient] eu plus de pratique à l’école. Jouer des situations fictives de la realité quotidienne, improviser des pièces de théâtres ou décrire une scène de leur vie quotidienne sont trois exemples d’activités qui, d’après moi, aideraient les enfants à évoluer dans leur emploi du français que de traiter une demi-douzaine de fiches écrites. Tout d’abord, on doit noter que la langue française est une des langues dominantes au Luxembourg dans de nombreux secteurs de la vie quotidienne. Dans la politique, la culture ou dans les médias, on rencontre tous les jours la langue française qui dans ces situations ne suscite pas trop de réactions négatives. Certes, il y a des personnes qui ne regardent pas la télévision ou ne lisent pas de reportages français, mais le nombre de réactions négatives est limité. L’attitude négative que les Luxembourgeois ont envers le français ne peut pas être ignorée lorsqu’il s’agit de la communication entre Luxembourgeois et des étrangers ou frontaliers, surtout dans le domaine des services à la clientèle. Ausführungen von Informant 2 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 Le Grand-Duché de Luxembourg est certes un pays très petit situé au centre de l’Europe, entre la France, la Belgique et l’Allemagne, mais connu à travers le monde pour sa situation économique enviable. En effet, considéré comme paradis fiscal, le Luxembourg, plus précisément le marché du travail luxembourgeois a attiré des milliers d’immigrants depuis le début du XX ème siècle (à ce moment surtout grâce à l’industrialisation) et continué de séduire d’innombrables frontaliers et immigrants venus de tous les coins du monde. Cependant, en ce qui a trait à la langue nationale, le luxembourgeois se voit de plus en plus négligé dans le monde du travail, pendant que les langues étrangères, comme l’allemand, le portugais, l’italien et surtout le français, s’y imposent au point de <?page no="197"?> 197 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 051 052 053 054 prendre le monopole. Néanmoins, même si le luxembourgeois est la langue nationale du pays depuis 1984, il est nécessaire de préciser que le Grand-Duché a deux autres langues officielles, le français et l’allemand. En effet, à travers les lois du 24 février de cette même année sur le régime des langues, le Luxembourg induit l’utilisation de la langue française et allemande - en tant que langue obligatoire ou langue au choix - dans les affaires administratives et gouvernementales. Cette caractéristique rend la situation linguistique du Luxembourg exceptionnelle. De plus, le système linguistique luxembourgeois est même considéré comme l’un des plus complexes des pays de l’Europe [...]. Dans cette optique, nous allons, dans un premier temps analyser les différentes fonctions de la langue française au Grand-Duché, puis discuter l’attitude des Luxembourgeois envers cette langue et finalement réflechir si cette attitude a un lien avec le système scolaire. [...] Le grand nombre d’immigrants et de frontaliers au Luxembourg, ainsi que les lois fixant les trois langues officielles du pays, indiquent d’ores et déjà que le Grand-Duché accueille différentes langues étrangères au quotidien et révèle en même temps le caractère multilingue du pays. D’après mon parcours personnel et mes expériences propres, j’ai pu constater que la langue française, entre les différentes langues étrangères représentées au Grand-Duché, detient une position omniprésente et prédominante du point de vue de la vie au quotidien au Luxembourg. Or, pour pouvoir soutenir cette affirmation, il me semble justifié et nécessaire d’analyser et de clarifier l’utilisation de la langue française au Luxembourg. Tout d’abord, il est nécessaire de préciser une fois de plus que le français est une des trois langues reconnues par la constitution du Grand-Duché de Luxembourg de 1984. Plus précisément, elle est qualifiée comme une des trois langues officielles du pays, au même titre que le luxembourgeois et l’allemand. Par ailleurs, le français est arrêté par la loi comme la langue des actes législatifs et de leurs règlements d’exécution. En ce qui concerne les actes administratifs et judicaires, le Grand-Duché laisse le choix entre l’utilisation du luxembourgeois, du français ou de l’allemand. De plus, de nombreux politiciens et autres personnes occupants de hauts postes dans la société, aussi considérés comme les „intellectuels“, utilisent fréquemment le français pour souligner un certain prestige. Un caractère esthétique est alors dérivé de l’emploi du français contrairement aux langues germaniques. <?page no="198"?> 198 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 093 094 095 096 En même temps, le français peut être considéré comme la langue des étrangers et immigrants du pays. Si on considère le fait que beaucoup d’immigrants n’ont pas les qualifications linguistiques ou académiques nécessaires pour exercer des postes du secteur bancaire par exemple, il paraît évident que la plupart d’entre eux ne trouve un emploi que dans le secteur secondaire, dans l’industrie. Un problème qui se pose alors est l’isolation croissante des immigrants dans le monde du travail luxembourgeois, c’est-à-dire que pendant leurs temps de travail, ils ne sont donc pas du tout dépendant du luxembourgeois, car ils travaillent surtout avec d’autres immigrants, qui parlent majoritairement des langues romanophones [sic, romanes] comme l’italien, le portugais et le français. Toutefois, en dehors du contexte professionnel, le français a également une fonction importante en tant que langue de publication et de promotion des services. Par exemple, en regardant les publications des grandes surfaces, magasins de tout genre ou restaurants, on constate que la langue majoritairement utilisée est le français. De même, les cartes au restaurant, les affiches sur les vitrines des boutiques, ainsi que plein d’autres articles de publicité sont principalement rédigés en français. L’utilisation de la langue française, en tant que langue de publication et de transmission d’informations, peut également être observée à travers les différents médias, comme par exemple les sites internet. En observant des sites qui se terminent par „.lu“ on constate qu’ils sont surtout rédigés en français. Il en va de même pour les publications des différents ministères ou autres publications du gouvernement comme „Le Luxembourg en chiffres“. Il est même étonnant de noter, que ces sources d’informations et publications ne sont pas disponibles dans les autres langues officielles du Grand-Duché, c’est-à-dire l’allemand et le luxembourgeois. En général, on constate que pour la plupart des sources médiatiques du Luxembourg le français représente une langue récurrente, utilisée sans cesse. D’ailleurs, dans ce sens, le français est même plus pratiqué que la langue luxembourgeoise, que l’on retrouve que très rarement à l’écrit. [...] S’y ajoutent de nombreuses chaines télévisées, ainsi que des stations de radio françaises, diffusées quotidiennement au Luxembourg. En outre, pour illustrer l’omniprésence de la langue française dans la société luxembourgeoise, il ne suffit pas de mentionner la fonction médiatique et publicitaire de la langue française. De fait, le français tient un rôle bien plus important dans l’enseignement luxembourgeois que dans les médias. En effet, l’enseignement de <?page no="199"?> 199 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 la langue française commence dès la deuxième année à l’école fondamentale. Cependant, celle-ci est uniquement pratiquée à l’oral jusqu’à ce que l’enseignement de la langue française écrite debute l’année suivante. Au lycée, la place du français devient encore plus importante, puisque les matières secondaires sont enseignées en français, à partir de la classe de 4 ème (respectivement 10 ème dans l’enseignement secondaire technique). Pour ainsi dire, il est impossible d’obtenir un diplôme de fin d’études secondaires dans un lycée luxembourgeois, sans avoir un certain niveau de maîtrise de la langue française. Donc, pour réussir les examens du bac, il faut avoir des connaissances de la langue française orale et écrite. La réussite au niveau scolaire, et par la suite dans le milieu professionnel, dépend fortement de la maîtrise de la langue française.[...] La réalité linguistique montre une omniprésence incontournable de la langue française au pays du Luxembourg, qui, à mon avis, implique chez certains Luxembourgeois une hostilité envers le fran ais. Beaucoup de Luxembourgeois partagent l’avis que la langue française est trop utilisée dans leur pays. Elle semble omniprésente et poursuit les habitants ayant la nationalité luxembourgeoise. Même si la langue propre à leur pays représente la langue nationale, il est quasiment plus imaginable de commander un livre de pain [sic! ] (Pond Brout) en luxembourgeois, sans avoir une réaction stupéfiante de la part du vendeur. En general, les Luxembourgeois se plaignent du fait qu’au quotidien ils sont pratiquement toujours obligés d’avoir recours à une langue „étrangère“, officielle mais pas nationale. De plus, ils éprouvent la peur que leur langue luxembourgeoise, qui peut être qualifiée comme unique et appartenant à leur propre culture, soit de plus en plus refoulée à travers la langue française. Cela développe un certain sens de haine que les Luxembourgeois commencent à ressentir face aux immigrants et aux frontaliers. Ces derniers devraient par respect, aux yeux des Luxembourgeois, au moins arriver à comprendre le luxembourgeois, la langue nationale du pays. La réalité, par contre, nous présente très souvent le contraire, et le pays compte parmi ses habitants de nombreux immigrants, qui, au fil de dix ans, par exemple, sont toujours incapables de comprendre la langue luxembourgeoise. Cette attitude de mépris envers la langue étrangère (ainsi de la perspective du Luxembourgeois que de la perspective de l’immigrant) me semble d’avoir ses origines dans la difficulté d’étudier une langue étrangère. <?page no="200"?> 200 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 De plus, une frustration nait par le fait que le luxembourgeois et l’allemand (qui se situe beaucoup plus proche de la langue maternelle d’un enfant luxembourgeois) soient des langues germaniques, alors que le français représente une langue romane. Cela signifie, que la langue luxembourgeoise et la langue française se distinguent grammaticalement, ainsi que par leur syntaxe, c’est-àdire la construction des phrases. Il est donc extrèmement difficile de maîtriser parfaitement ces deux langues, fortement opposées, à la fois. Cela conduit vers le fait que la plupart des Luxembourgeois se penchent plutôt vers la langue allemande et négligent, par la suite, la langue française. Ainsi en résulte qu’ils ne savent pas vraiment se débrouiller dans la conduite d’une conversation et qu’ils ne privilégient aucunement l’utilisation de cette langue étrangère à la leur au quotidien. De plus, la première alphabétisation de l’enfant est realisée en allemand et ce n’est qu’à la deuxième année de l’école primaire que le français est ajouté. [...] Comme je viens de l’expliquer plus haut, la langue française occupe une place importante, voire indispensable, au quotidien au Grand-Duché. Cependant, l’attitude des Luxembourgeois face à cette langue est plutôt négative. D’après moi, cette perception des Luxembourgeois est surtout due aux deux volets suivants: Premièrement, l’omniprésence de la langue française dans les situations de la vie au quotidien explique sa prépondérance face au luxembourgeois qui se retrouve uniquement à la deuxième place/ à l’arrière-plan. En effet, beaucoup de Luxembourgeois se sentent lésés, voire même offensés, par le fait de ne pas pouvoir recourir à utiliser leur langue première dans leur propre pays et d’être obligés de s’exprimer en français pour accomplir les besoins quotidiens. Le deuxième volet qui pourrait expliquer l’attitude des résidents face à la langue française réside dans la difficulté d’apprendre/ de maîtriser une langue romanophone [sic, romane], comme le français par exemple, en tant que personne ayant une langue germanophone [sic, germanique] comme langue première (et vice-versa). En ce qui concerne le premier élément volet, il me semble difficile, voire impossible de changer la situation actuelle, car l’utilisation du français est déja trop ancrée dans la société. De plus, on ne peut pas envisager de survire économiquement sans la main-d’œuvre supplémentaire des immigrants et frontaliers français, puisque la prospérité de l’économie du Grand- Duché dépend de ces ressources. En ce qui a trait au deuxième <?page no="201"?> 201 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 volet expliqué ci-dessus, il parait évident que l’école et plus précisément l’enseignement de la langue française influence fortement l’attitude des Luxembourgeois. Comme déjà évoqué [plus en haut], les Luxembourgeois font souvent ressentir une attitude négative par rapport à la langue française. Logiquement, il existe également des enseignants, ayant la langue luxembourgeoise comme langue maternelle, qui présentent un certain manque d’enthousiasme pour enseigner leurs matières en français. À travers le fait qu’un instituteur ou une institutrice représente un modèle, c’est-à-dire que les élèves prennent exemple sur eux, ce manque de motivation et cette mauvaise attitude envers cette langue étrangère sont contagieux. Il est donc bien possible que l’attitude négative face à la langue française soit transmise aux élèves de la part des enseignants. (Cela est évidemment aussi valable pour l’instance de socialisation de la „famille“) Mais ce n’est non seulement [sic! ] l’attitude de l’instituteur qui est déterminante pour la façon de laquelle un enfant se positionne par rapport à une langue. La manière d’enseigner de l’instituteur a également une grande influence sur l’enfant. En infligeant aux enfants un énorme vocabulaire, de nombreux verbes, ainsi que des problèmes grammaticaux, celui-ci développe évidemment un certain dégoût vis-à-vis de la langue. C’est justement ce problème qui occupe vraiment une place essentielle dans l’enseignement. À mon avis, la manière d’enseigner est souvent orientée vers une fausse direction. La langue française, au début, est quasiment juste traitée avec des feuilles bourrées de vocable et de verbes inconnus à l’enfant [sic! ], devrait être abordée de façon plus vivante afin que l’enfant puisse prendre plaisir à apprendre cette nouvelle langue. Ce qui est surtout très important, c’est de faire parler les enfants. Plus ils parlent, plus ils se sentiront capables de maîtriser la langue, et plus ils progresseront dans celle-ci. Je pense également qu’il est imaginable de mettre à jour les lois grammaticales écrites, parallèlement à l’épreuve orale. En effet, les enfants luxembourgeois qui ressentent un dégoût face à la langue française, ou respectivement une peur de défaillance, n’oseront aucunement employer cette langue étrangère durant leur future vie. Il est donc important, que nous, en tant que futurs enseignants, soient conscients du fait, que l’enseignement des langues doit être transformé en des cours participatifs [sic! ], dans [sic! ] le but que les enfants acquièrent la capacité de s’exprimer librement, sans immédiatement être pénalisé pour des fautes grammaticales. <?page no="202"?> 202 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 À travers le curriculum scolaire, un grand problème s’ajoute systématiquement à travers l’alphabétisation allemande. Les enfants immigrants ayant une langue maternelle romane et non germanique, sont ainsi complètement dépassés. À mon avis, on devrait leur mettre à disposition une alphabétisation française, pour ensuite, en deuxième lieu, essayer de les intégrer au mieux possible dans l’enseignement „normal“. [...] Après avoir analysé les différentes fonctions de la langue fran aise au Grand-Duché, nous pouvons conclure que le français tient un rôle extrèmement important au Luxembourg. Il est présent dans quasi tous les domaines du pays, comme par exemple dans la vie professionnelle, dans les publications, ainsi que dans la majorité des sources médiatiques et évidemment dans le système scolaire. Or beaucoup de Luxembourgeois se voient brusqués par le fait d’être obligé d’avoir recours à une langue autre que leur langue maternelle. C’est en fait la fierté des Luxembourgeois face à leur langue qui mime à une mauvaise posture envers l’omniprésence de la langue française. De plus, le luxembourgeois est un symbole de la liberté et de l’indépendance du Luxembourg de par son histoire qui risque de disparaître au fur et à mesure que les autres langues étrangères se développent dans le pays. Il est à remarquer que malgré ce probleme, qui, à mon avis, repose sur des bases éthiques, il reste toutefois indispensable et inévitable pour la vie quotidienne des Luxembourgeois. Ceci implique une sorte de dilemme entre l’indispensabilité de la langue française et du mépris de celle-ci par la population luxembourgeoise [sic! ]. Comme déjà signalé, je suis d’avis que c’est très important pour les futurs enseignants qu’ils se proposent d’enseigner de manière vivante les langues pratiquées au Grand-Duché. C’est par la pratique (sans entraves), d’une langue à l’école, que celle-ci sera utilisée aussi généreusement au quotidien parascolaire. Ceci devrait, apriori, améliorer l’attitude générale envers le français, par une morale plus positive, dérivée de l’enseignant et de sa manière d’enseigner le français. Ausführungen von Informantin 3 001 002 003 004 Um die Frage angemessen beantworten zu können, welche Funktionen die französische Sprache heute in Luxemburg hat, ist es in erster Linie von fundamentaler Bedeutung, die Aspekte, die die heutige sprachliche Realität im Lande auszeichnen, zu definieren <?page no="203"?> 203 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 und genauer zu erläutern. Die in unserer heutigen Zeit in Luxemburg vorherrschende sprachliche Realität zeichnet sich vor allem durch eine sehr ausgeprägte Sprachenvielfalt wie auch durch das Phänomen der Mehrsprachigkeit aus. Die für das Land Luxemburg charakteristische Sprachenvielfalt resultiert in erster Linie aus dem hohen Maß an Migration wie auch aus dem Fakt, dass täglich etwa 127.000 nicht in Luxemburg ansässige Grenzpendler über die Grenzen die Luxemburg mit Frankreich, Belgien und Deutschland verbinden, ins Land strömen, um hier ihrer alltäglichen beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Des Weiteren ist es auch wichtig zu erwähnen, dass sich die aktuelle Sprachensituation in Luxemburg dadurch auszeichnet, dass es gleich drei Amtssprachen, das Luxemburgische, das Deutsche, wie auch das Französische, gibt. Während das Luxemburgische dem im Jahre 1984 eingeführten Sprachgesetz zufolge als die Nationalsprache des Landes anzusehen ist, nimmt das Französische die Rolle der Sprache der Gesetzgebung ein. Des Weiteren gelten alle drei Sprachen als sogenannte „langues administratives et judiciaires”, was soviel bedeutet, dass sie in erster Linie in den Behörden und Verwaltungen des Landes, wie auch im luxemburgischen Gerichtswesen zur Verwendung kommen. Während das Luxemburgische, das die Muttersprache des Großteils der Bevölkerung des Landes darstellt, bevorzugt im mündlichen Sprachgebrauch, wie auch bei der Kommunikation über die neuen Medien, wie beispielsweise beim Schreiben von SMS oder auch E-Mails, verwendet wird und zudem als ein Symbol der luxemburgischen Identität anzusehen ist, findet die deutsche Sprache ihre Verwendung in erster Linie im Gebrauch der Schriftsprache und wird im Gegensatz zum Luxemburgischen und Französischen auch vermehrt von den Druckmedien verwendet, was daran deutlich wird, dass eine große Anzahl an Zeitungen und Büchern in der deutschen Sprache verfasst wird. Was das Französische betrifft, so kann in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass die luxemburgischen Gesetzestexte in französischer Sprache niedergeschrieben worden sind, so dass dem Französischen vor allem die Funktion der Gesetzessprache wie auch der Verwaltungssprache zukommt und es somit beispielsweise für administrative Zwecke, wie auch zum Verfassen öffentlicher Mitteilungen, verwendet wird. Was die Rolle der französischen Sprache im schulischen Kontext betrifft, so beginnt für die luxemburgischen Schüler der Französischunterricht in der zweiten Hälfte der zweiten Klasse der Grundschule und wird zu Beginn während lediglich drei Stunden <?page no="204"?> 204 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 pro Woche, von der dritten bis zur sechsten Klasse, dann allerdings während sieben Unterrichtseinheiten pro Woche, unterrichtet. Was den Sekundarbereich betrifft, so kann eine leichte Zunahme des Französischunterrichts gegenüber dem zur weiteren Förderung der deutschen Sprache eingeplanten Deutschunterricht festgestellt werden, wobei zudem zu beachten ist, dass in der Sekundarstufe die Nebenfächer, wie beispielsweise Geschichte, Geographie und auch Biologie, ab der vierten Klasse ebenfalls auf Französisch und nicht mehr auf Deutsch unterrichtet werden, so dass die Mehrzahl der Fächer in französischer Sprache vermittelt wird. Demzufolge kann festgehalten werden, dass das Französische nach dem Deutschen die zweite Fremdsprache darstellt, die die Schüler im schulischen Kontext erlernen und, dass der französischen Sprache in den höheren Schulen, wie beispielsweise im Gymnasium, zudem die Funktion der Hauptunterrichtssprache zukommt. Eine weitere überaus wichtige Funktion wird dem Französischen in Bezug auf den luxemburgischen Arbeitsmarkt und die damit einhergehenden Grenzgänger, von denen mehr als die Hälfte der insgesamt etwa 127.000 täglich aus den drei Nachbarländern Frankreich, Belgien und Deutschland nach Luxemburg einreisenden Pendlern aus der französischen Grenzregion stammen, zuteil. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass die Franzosen im Gegensatz zu den Luxemburgern nicht als mehrsprachig angesehen werden können, sondern, dass sie lediglich ihre Muttersprache, nämlich das Französische, beherrschen. Da sich die Grenze zu Frankreich im Süden Luxemburgs befindet, kann das Phänomen der französischsprachigen Grenzgänger auch in erster Linie in der südlichen Region Luxemburgs, der sogenannten „Minetteregion“ beobachtet werden. Dadurch, dass die Luxemburger die französische Sprache bereits in der Grundschule lernen und sie dem Französischen demzufolge im Bereich der schriftlichen Verwendung wie auch im Bereich des mündlichen Sprachgebrauchs mächtig sind, die frankophonen Arbeitnehmer, wie bereits erwähnt, allerdings lediglich das Französische als einzige Sprache beherrschen, passen sich die Luxemburger in der Mehrzahl den sprachlichen Fähigkeiten der französischen Grenzgänger an und kommunizieren, da der luxemburgische Arbeitsmarkt auf die ausländischen Arbeitnehmer angewiesen ist, in französischer Sprache mit den Pendlern. Auch ist es wichtig zu erwähnen, dass wohl die meisten Verkäufer und Kassiererinnen in <?page no="205"?> 205 089 090 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 den Supermärkten und Geschäften in Luxemburg französischer oder belgischer Abstammung sind, so dass es auch nicht weiter verwunderlich ist, dass man beim Einkaufen meist mit der französischen Sprache konfrontiert wird. Da es in solchen Situationen dann eben meist auch der Fall ist, dass diese Verkäufer außer dem Französischen keiner anderen Sprache mächtig sind, kann oft beobachtet werden, dass die Luxemburger Gespräche bereits von sich aus auf Französisch beginnen, da sie sowieso davon ausgehen, dass der Verkäufer sie mittels dem Gebrauch der französischen Sprache begrüßen und im weiteren Verlauf des Verkaufsgesprächs auch auf Französisch beraten wird. Zudem muss berücksichtigt werden, dass eine große Anzahl der nach Luxemburg immigrierten Populationen aus dem romanischen Sprachraum stammt. So können beispielsweise die portugiesischen Mitbürger erwähnt werden, die in den meisten Fällen wohl zuerst die französische Sprache erlernen, bevor sie sich das Luxemburgische aneignen. Dies kann damit begründet werden, dass das Portugiesische und das Französische der gleichen Sprachgruppe, nämlich der der romanischen Sprachen, angehören, so dass diese Sprachen mehr miteinander gemeinsam haben, als es beispielsweise zwischen der luxemburgischen Sprache und dem Portugiesischen der Fall ist und den aus Portugal stammenden Einwohnern der Erwerb der französischen Sprache somit wesentlich leichter fällt. In diesem Zusammenhang kann dementsprechend festgehalten werden, dass sich die französische Sprache durch die vermehrte Zuwanderung zu einer Art Kontaktsprache zwischen den Einheimischen und den Einwanderern entwickelt hat und sie als allgemein verständliche Verkehrssprache die Kommunikation zwischen den verschiedenen Menschengruppen ermöglicht und aufrechterhält. Demzufolge nimmt die französische Sprache als sogenannte „lingua franca” eine gewisse Sonderstellung im sprachenreichen Luxemburg ein. Wirft man einen Blick auf die frühere Stellung des Französischen, so ist zu bemerken, dass die französische Sprache in der Vergangenheit in erster Linie die Rolle einer elitären Sprache, mit der auch eine gewisse Anerkennung seitens der Gesellschaft einherging, einnahm. Zudem deutete die Beherrschung des Französischen darauf hin, dass der jeweilige Sprecher ein gewisses Maß an Bildung genossen haben musste, wodurch die französische Sprache sich zu einem Merkmal von Personen mit einem hohen Bildungsstand und zu einer äußerst erstrebenswerten Fähigkeit entwickelte. Da das Französische, wie bereits im Vorfeld erwähnt, auch heutzutage beispielsweise vermehrt im Gymna- <?page no="206"?> 206 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 sium unterrichtet wird, kann diese Aussage in einer etwas abgeschwächten Form auch in Bezug auf die heutige Zeit durchaus noch als geltend [sic, gültig] angesehen werden. Was die französische Sprache in Bezug auf den Schriftgebrauch betrifft, so kann festgehalten werden, dass das Französische in diesem Bereich eine eher untergeordnete Rolle spielt, da beispielsweise das Angebot an deutschsprachigen Medien, wie zum Beispiel Zeitungen und Bücher, wesentlich breiter und vielseitiger ist und die französischen Medien im Gegensatz dazu eher ein Schattendasein führen. Nichtsdestotrotz empfinde ich es als wichtig, den Stellenwert der französischen Sprache in der luxemburgischen Medienlandschaft eingehender zu beleuchten. Wie eben bereits erwähnt, spielt die deutsche Sprache in der Medienlandschaft und vor allem in den Druckmedien, wie beispielsweise in Zeitungen, zu denen das „Luxemburger Wort“ und das „Tageblatt“ gezählt werden können, aber auch in Zeitschriften und Büchern eine übergeordnete Rolle. Jedoch finde ich es erwähnenswert, dass sich in der letzten Zeit in Bezug auf die vermehrte Verbreitung der französischen Sprache auf diesem Gebiet so einiges getan hat; so sind in der letzten Zeit beispielsweise die beiden kostenlosen luxemburgischen Tageszeitungen „L’Essentiel” und „Point 24” herausgebracht worden, deren Artikel, die das internationale Tagesgeschehen beschreiben, allesamt auf Französisch verfasst werden. Zudem kann erwähnt werden, dass die französischsprachige Tageszeitung „L’Essentiel”, die eigentlich in erster Linie für die frankophonen Grenzgänger ins Leben gerufen wurde, heutzutage von der arbeitenden Allgemeinheit gelesen wird. Zudem ist es der Fall [sic! ], dass die von der luxemburgischen Tageszeitung „Tageblatt“ herausgegebene Gratiszeitung in sämtlichen Zielgruppen mehr Leser für sich gewinnen kann, als dies beispielsweise beim „Luxemburger Wort“ der Fall ist. Des weiteren finde ich es ebenfalls von besonderer Bedeutung, dass der zweite Sender des luxemburgischen Fernsehanbieters RTL seinen Zuschauern während der gesamten Sendezeit einen französischen Untertitel einblendet, damit eben auch den französischsprachigen Einwohnern die Möglichkeit zuteil wird, sich mit Hilfe des luxemburgischen Medienangebots zu informieren. [...] Ich persönlich bin der Ansicht, dass man die luxemburgische Bevölkerung [...] zuerst einmal in zwei große Kategorien, einerseits die ältere Generation, die die Schule während der Zeit des Nationalsozialismus besuchte und andererseits die jüngere Generation, die nach dieser Zeit zur Schule gegangen ist, einteilen <?page no="207"?> 207 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 muss. Was die ältere Generation, die die luxemburgischen Schulen um das Jahr 1940 besuchte, betrifft, so ist es in diesem Zusammenhang wichtig festzuhalten, dass die französische Sprache ab dem 6. August 1940 von den Nationalsozialisten in Luxemburg verboten wurde, so dass das Französische nicht lediglich aus dem alltäglichen Sprachgebrauch verschwand, da man beispielsweise die vorher üblichen französischen Bezeichnungen für Herr und Frau, Monsieur und Madame, nicht mehr verwenden durfte und auch sämtliche Straßen- und Familiennamen vom Französischen ins Deutsche umgeändert und sozusagen „eingedeutscht” wurden, sondern auch aus dem schulischen Bereich zugunsten der deutschen Sprache verdrängt wurde. Demzufolge hatten beispielsweise meine Großeltern nicht die Möglichkeit, die französische Sprache in der Schule zu erlernen, so dass ihre Kenntnisse bezüglich des Französischen als sehr begrenzt angesehen werden können. In diesem Zusammenhang ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass die aus dieser Generation stammenden Luxemburger die französische Sprache wenn überhaupt nur in einem sehr begrenzten Maße beherrschen, sie dementsprechend große Probleme haben, sich mit Hilfe des Französischen auszudrücken und sie auch versuchen, einen größtmöglichen Bogen um den Gebrauch dieser Sprache zu machen. Der für die beiden Kategorien charakteristische Unterschied zeichnet sich demzufolge in erster Linie durch das Maß an erfahrener Bildung im Bereich der französischen Sprache aus: Während die älteren Generationen die französische Sprache aufgrund historischer Ereignisse nicht beziehungsweise nur begrenzt während ihrer Grundschulzeit erlernen konnten, waren und sind die jüngeren Generationen dazu verpflichtet, die französische Sprache in der Grundschule zu erwerben. In diesem Zusammenhang kann in Bezug auf die Einstellung der Luxemburger dem Französischen gegenüber festgehalten werden, dass die ältere luxemburgische Bevölkerung der französischen Sprache aufgrund ihrer mangelnden Beherrschung wohl eher negativ eingestellt ist, da sie sich wohl recht schwer damit tut, sich mittels des Französischen zu unterhalten und sie demzufolge den Gebrauch der französischen Sprache meidet. Bezüglich der Ansichten und Einstellungen, die die jüngere Generation der französischen Sprache gegenüber vertritt, kann in erster Linie darauf hingewiesen werden, dass diese Personen das Französische so, wie es auch heutzutage noch in den luxemburgischen Schulen üblich ist, ab der zweiten Hälfte der zweiten Klasse von Grund auf gelernt haben. Trotzdem muss in diesem Zusammenhang darauf <?page no="208"?> 208 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 hingewiesen werden, dass auch die jüngere Generation der französischen Sprache, trotz eigentlich recht guter Kenntnisse im Bereich der Schriftsprache wie auch im Bereich der mündlichen Kommunikation, eher negativ und mit einer gewissen Abneigung begegnet. Als möglichen Grund dafür kann bezüglich des luxemburgischen Schulsystems erwähnt werden, dass die deutsche Sprache nicht nur wegen dem von ihr im schulischen Alltag eingenommenen zeitlichen Umfang sondern auch durch den Fakt, dass die Alphabetisierung konsequent in deutscher Sprache erfolgt, in gewisser Weise als bevorzugte Sprache erscheint. Zudem ist es auch von besonderer Bedeutung festzuhalten, dass die meisten luxemburgischen Kinder von klein auf in engem Kontakt zu der deutschen Sprache stehen, da sie beispielsweise in erster Linie durch das deutschsprachige Fernsehen mediatisiert werden und sie beim Fernsehen fast ausschließlich auf die deutschen Sender zurückgreifen. Dieser Fakt resultiert meiner Ansicht nach in erster Linie daraus, dass die deutschen Fernsehsender einfach ein größeres Angebot an ansprechenden Sendungen anbieten und das Programm im Vergleich zum Französischen im Allgemeinen als abwechslungsreicher und interessanter angesehen werden kann. Zudem können die Einstellungen der Luxemburger der französischen Sprache gegenüber auch aus dem Blickwinkel der unterschiedlichen Sprachgruppen betrachtet werden. Während es sich beim Französischen um eine romanische Sprache und beim Deutschen um eine Sprache, die der germanischen Sprachgruppe angehört, handelt, kann das Luxemburgische als Mischung aus germanischen und romanischen Einflüssen, die sich allerdings stärker am Germanischen orientiert, angesehen werden. In diesem Zusammenhang ist es dann auch nicht weiter erstaunlich, dass das Deutsche aufgrund der stärkeren Anlehnung des Luxemburgischen an die germanische Sprachgruppe für die Luxemburger, was den Aspekt der Grammatik wie auch den der Aussprache betrifft, einfacher zu erlernen ist. Des Weiteren finde ich es erwähnenswert, dass sich die Luxemburger oftmals schwer damit tun, mit frankophonen Personen zu kommunizieren, da diese den Gebrauch der französischen Sprache perfekt beherrschen und ständig in Kontakt mit der französischen Sprache stehen, was die meisten Luxemburger wohl nicht von sich behaupten können. Auch ich selbst mache immer wieder die Erfahrung, dass ich während einer Unterhaltung mit einem Franzosen immer sehr unsicher in Bezug auf die richtige Wortwahl bin und ich immer etwas überlegen muss, bis ich auf die passenden Bezeichnungen stoße. <?page no="209"?> 209 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 Durch die mangelnde Praxis in Bezug auf die Kommunikation mittels der französischen Sprache findet man die Wörter oftmals nicht auf Anhieb, so dass man immer zuerst eine Weile überlegen muss, bis man den richtigen Begriff findet, was natürlich negative Auswirkungen auf den Sprachfluss hat, da er durch das ständige Suchen nach den passenden Ausdrücken ins Stocken gerät und somit auch im allgemeinen gebremst wird. Mir persönlich ist es zudem immer etwas peinlich, wenn ich nicht fließend mit einer frankophonen Person kommunizieren kann, da ich es im Luxemburgischen wie auch im Deutschen gewohnt bin, fließend und ohne Schwierigkeiten bezüglich des Wortschatzes zu sprechen. Im Großen und Ganzen kann man meiner Ansicht nach von einer sogenannten Hassliebe der Luxemburger bezüglich der französischen Sprache sprechen, da die Luxemburger zwar einerseits stolz darauf sind, dass sie des Französischen mächtig sind, sie die französische Sprache auf der anderen Seite allerdings als schwierige Sprache ansehen, bezüglich deren tatsächlichen Gebrauchs sie eine gewisse Scheu entwickelt haben. In diesem Zusammenhang spielt meiner Meinung nach auch der Kontext, in dem man die französische Sprache verwendet, eine fundamentale Rolle. So unterscheidet sich das im schulischen Kontext gesprochene Französisch von dem, das man im alltäglichen Leben mit frankophonen Gesprächspartnern spricht beispielsweise dadurch, dass die in der Schule angewandte französische Sprache zum besseren Verständnis der Schülerschaft wesentlich langsamer und auch deutlicher ausgesprochen wird als dies in einer gewöhnlichen Alltagskonversation mit einem frankophonen Mitbürger oder Grenzgänger in der Regel der Fall ist. Befindet man sich dann allerdings in einer außerschulischen Gesprächssituation mit einem Franzosen wieder, dann sieht die Realität bereits ganz anders aus, da diese Personen wesentlich schneller, undeutlicher und möglicherweise auch mit einem Akzent sprechen, was vielen Luxemburgern Verständnisprobleme bereitet. Zudem bin ich der Ansicht, dass die Einstellung der luxemburgischen Bevölkerung in Bezug auf die französische Sprache auch an die geographischen Gegebenheiten Luxemburgs gebunden ist. Während man im Süden des Landes auf Grund der Grenze zu Frankreich und den damit einhergehenden französischsprachigen Berufspendlern in einem relativ engen Kontakt mit der französischen Sprache steht, gehe ich persönlich davon aus, dass man im Norden des Landes, wo ich auch selbst lebe, dadurch, dass Luxemburg im Osten an Deutschland und im Norden an den <?page no="210"?> 210 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 deutschsprachigen Teil Belgiens grenzt, vermehrt deutschsprachige Grenzgänger antreffen kann, die ihrerseits meist lediglich die deutsche Sprache beherrschen und man somit im sogenannten Ösling, außer in den Geschäften, eher wenig mit der französischen Sprache in Berührung kommt und einem dementsprechend auch einfach die nötige Übung im regelmäßigen Umgang mit dem französischen Sprachgebrauch fehlt. Auch dieser Fakt kann möglicherweise gewisse Auswirkungen auf die Ansichtsweisen der nördlichen Bevölkerung Luxemburgs bezüglich der französischen Sprache haben, da diese Personen beispielsweise eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der französischen Sprache entwickeln, da sie sich ganz einfach sagen, dass sie das Französische im normalen Alltag sowieso nicht verwenden müssen und sie diese Sprache somit auch nicht besonders gut beherrschen müssen. Demzufolge geben sich die Meisten auch keine große Mühe, um ihre Französischkenntnisse auch wirklich in der Praxis anzuwenden, wodurch sie allerdings eine gewisse Übung hätten und sie sich dadurch möglicherweise auch etwas verbessern könnten. In Bezug auf den eben erwähnten Begriff der Praxis finde ich es auch überaus wichtig zu erwähnen, dass ich davon ausgehe, dass auch die eine oder andere Gegebenheit im schulischen Kontext die Einstellung der Luxemburger in Bezug auf die französische Sprache in eine negative Richtung lenkt. In den luxemburgischen Schulen wird meiner Meinung nach der mündliche Sprachgebrauch der französischen Sprache viel zu sehr vernachlässigt. Im alltäglichen Unterrichtsgeschehen stehen vor allem die korrekte Beherrschung der Grammatik wie auch das Auswendiglernen der unterschiedlichen und im besten Falle auch noch unregelmäßigen Verben eine übergeordnete Rolle. Dementsprechend werden die Schüler in erster Linie darauf getrimmt, dass sie hochkomplexe Zeiten wie beispielsweise den Conditionnel présent [sic! ] oder auch den Passé simple, die in einer gewöhnlichen Konversation, wenn überhaupt, lediglich sehr selten zur Verwendung kommen, beherrschen sollen, obwohl sie diese äußerst schwierigen Zeiten nur während einer bestimmten Zeit ihrer schulischen Ausbildung behandeln und sie auch im späteren Verlauf ihrer schulischen Laufbahn nicht mehr auf diese Zeiten zurückgreifen müssen. Wenn dies der Fall ist, dann sehe ich nicht ein, warum die Schüler solch komplexe Zeiten, die einerseits im mündlichen Sprachgebrauch keine fundamentale Rolle spielen und die auch in alltäglichen Unterhaltungen nur überaus selten benutzt werden und die andererseits auch lediglich in vereinzelten Fällen beim schriftli- <?page no="211"?> 211 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 chen Verfassen von Aufsätzen angewandt werden, erlernen müssen. Ich persönlich würde es sinnvoller finden, wenn man den Schülern wirklich die Aspekte der französischen Sprache beibringen würde, die sie auch im späteren Verlauf ihrer schulischen Bildung wie auch im außerschulischen Leben gebrauchen können, wozu meiner Meinung nach eben in erster Linie die Förderung des mündlichen Sprachgebrauchs gezählt werden kann. [...] Ich persönlich kann mir sehr gut vorstellen, dass die ablehnende Einstellung der Luxemburger gegenüber dem Französischen daraus resultiert, wie die französische Sprache in Luxemburg unterrichtet wird. Was das Erlernen der französischen Sprache im luxemburgischen Schulwesen betrifft, so ist es vor allem von Bedeutung zu erwähnen, dass das Französische für die Schüler nach dem Deutschen, das die Sprache darstellt, in der die luxemburgischen Schüler alphabetisiert werden, bereits die zweite Fremdsprache darstellt, die ihnen in der Grundschule von Grund auf vermittelt wird. Zudem sehe ich es ebenfalls als einen wesentlichen Faktor an, dass während die Schüler in Bezug auf den Erwerb der deutschen Sprache bereits von zu Hause aus, beispielsweise durch das deutschsprachige Medienangebot, einen gewissen Kontakt zu der deutschen Sprache pflegen und sie somit bereits vor dem Eintritt in die Schule über gewisse Kenntnisse bezüglich der Sprache verfügen, die Kinder in Bezug auf den Erwerb der französischen Sprache, die im alltäglichen Leben oftmals als die Sprache der Elite und der Verwaltungen angesehen wird und im alltäglichen Sprachgebrauch in vielen luxemburgischen Familien wenn überhaupt lediglich eine untergeordnete Rolle spielt, nicht von diesem außerschulischen Kontakt mit der französischen Sprache profitieren können. Dementsprechend kann festgehalten werden, dass sich der Erwerb des Französischen in erster Linie im schulischen Kontext abspielt, wo die Schüler dann allerdings mit einer komplett neuen, ungewohnten und vor allem fremden Sprache konfrontiert werden. In diesem Zusammenhang möchte ich lediglich kurz darauf verweisen, dass die Eltern meiner Ansicht nach eine Art Schlüsselfunktion in Bezug auf den frühen Erwerb der französischen Sprache einnehmen. Sie haben die Möglichkeit, das Kind beispielsweise durch das Schauen französischsprachiger Fernsehprogramme wie auch durch das Vorlesen von Geschichten in französischer Sprache bereits auch vor dem eigentlichen Schuleintritt gezielt mit dem Französischen in Kontakt zu bringen und das Kind somit langsam und behutsam an die noch unbekannte Sprache heranzu- <?page no="212"?> 212 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 führen. Zudem kann erwähnt werden, dass das Kind die im außerschulischen Umfeld stattfindenden Konfrontationen mit der französischen Sprache durch die Einbindung dieser in positive Erlebnisse, wie beispielsweise das Horchen einer Geschichte [sic! ], nicht als wirkliches Lernen empfindet und der französischen Sprache somit mit einer positiven Einstellung begegnet. Zudem kann festgehalten werden, dass die französische Sprache auf Grund der stärkeren Anlehnung des Luxemburgischen an das Deutsche weniger Gemeinsamkeiten mit der luxemburgischen Sprache aufweist und sich die französische Sprache durch den Gebrauch spezifischer Symbole, zu denen beispielsweise die Akzente gezählt werden können, für die luxemburgischen Schüler bereits von Anfang an als schwieriger Lerninhalt erweist. Im Zusammenhang damit, wie die französische Sprache in der Schule in Luxemburg vermittelt wird, finde ich es in erster Linie erwähnenswert, dass meiner Ansicht nach vor allem dem mündlichen Sprachgebrauch nicht genügend Wertschätzung entgegengebracht wird und dass dieser Aspekt im Schulalltag regelrecht vernachlässigt wird. Im Allgemeinen Unterrichtsgeschehen geht es in erster Linie darum, dass die Schüler den Schriftspracherwerb beherrschen, so dass die auf Grund des Erlernens der Grammatik und der Verben geopferte Zeit auf Kosten der Förderung des mündlichen Ausdrucks geht. Auch finde ich es wichtig zu erwähnen, dass die französische Sprache, die im Vergleich zum Deutschen doch die eine oder andere zusätzliche Schwierigkeit, wie beispielsweise die komplizierte Grammatik und die zahlreichen unregelmäßigen Verben, mit sich bringt, den Schülern im schulischen Kontext als eine äußerst komplizierte und schwierige Sprache vermittelt wird, da der Akzent im alltäglichen Unterrichtsverlauf in erster Linie auf eben diese Aspekte der Grammatik wie auch auf die komplexen Verben und deren Konjugation in allen nur erdenklichen Zeiten gelegt wird. Zudem wird auch besonders viel Wert auf die fehlerlose Beherrschung der Schriftsprache gelegt, so dass auch bei vielen Erwachsenen noch beobachtet werden kann, dass sie ganz besonders aufpassen, wenn sie einen Text in französischer Sprache verfassen, da sie während ihrer Schulzeit darauf getrimmt worden sind, bloß keine Fehler zu schreiben [sic! ]. [...] Die durch die Reduktion des Unterrichts auf die wirklich relevanten, wichtigen und auch in der weiteren Zukunft anwendbaren Aspekte der französischen Sprache gewonnene Zeitersparnis könnte dann auch dazu genutzt werden, um mehr Raum für den <?page no="213"?> 213 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 mündlichen Sprachgebrauch zu schaffen, der meiner Meinung nach im alltäglichen Unterrichtsverlauf viel zu kurz kommt. So müsste beispielsweise mehr Zeit für Gespräche, Diskussionen und themenspezifische Rollenspiele eingeplant werden, damit die Schüler von Anfang an vermehrt die Möglichkeit erhalten, sich auch mit einem noch recht limitierten Wortschatz auszudrücken, auszutauschen und auch mit der gesamten Klasse zu diskutieren, da auf diese Art und Weise das Vokabular der Schüler schnell und vor allem auch unbewusst erweitert wird. Zudem kann ich mir vorstellen, dass solche Übungen des freien und ungezwungenen Ausdrucks den Schülern auch mehr Lust auf den Gebrauch der französischen Sprache machen würden. So kann man beispielsweise Diskussionen bezüglich außerschulischer Themengebiete veranstalten, bei denen man die Schüler beispielsweise ganz einfach dazu befragt, was sie am Wochenende so alles gemacht und erlebt haben oder, dass zum Beispiel jeder Schüler die Möglichkeit erhält, sein Lieblingshobby vorzustellen und genauer zu erläutern. In diesem Zusammenhang finde ich es auch sinnvoll, wenn man den Schülern die Möglichkeit gibt, Projekte oder Referate zu einem bestimmten Thema vor der Klasse abzuhalten, da sie dann auch bereits an die Tatsache gewöhnt werden, wie es ist, vor anderen Menschen zu stehen und vor diesen zu sprechen. In der Realität sieht die Situation meiner Meinung nach allerdings ganz anders aus, da die Vermittlung der französischen Sprache den Schülern, durch das Pochen auf die Grammatik, die Verben wie auch auf die Rechtschreibung, jeglichen Spaß am Erwerb dieser neuen Sprache zunichte macht und bei den meisten, die sich an ihre Schulzeit und im speziellen an den Erwerb der französischen Sprache zurückerinnern, in erster Linie negative Erinnerungen oder sogar mit dem Lernen des Französischen verbundene Ängste hochkommen. Da das Französische bei den meisten luxemburgischen Schülern zu Hause wie auch im allgemeinen außerschulischen Leben gegenüber dem Deutschen, mit dem die Kinder bereits von klein auf durch das deutschsprachige Fernsehen konfrontiert werden, worüber sie sich die deutsche Sprache, da diese gewisse Ähnlichkeiten mit dem Luxemburgischen aufweist, bereits in einem gewissen Maße autonom beibringen und sie sich auch bereits einen nicht zu unterschätzenden Wortschatz aneignen, lediglich eine untergeordnete Rolle spielt, ist es mir zudem nicht ganz verständlich, warum dem Deutschen in den weiterführenden Klassen immer noch eine, dem Französischen übergeordnete, Bedeutung <?page no="214"?> 214 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508 zukommt und man nicht mehr Wert auf den Ausbau der Kenntnisse der Schüler in der französischen Sprache legt. Zudem muss ich behaupten, dass ich selbst nicht sehr viel Sinn darin sehe, dass die Nebenfächer ab der vierten Klasse des „Enseignement secondaire classique“ auf Französisch unterrichtet werden, da die Schüler dort in erster Linie auf ganz spezifische Themen bezogene Begrifflichkeiten lernen, die als eine Art Fachjargon bezeichnet werden können und mit denen sie wiederum in ihrem späteren Leben, außer natürlich wenn sie ein Studium auf [sic! ] einem dieser Gebiete einplanen, nicht wirklich etwas anfangen können. Zudem sehe ich, und es wird wohl auch vielen anderen gleichermaßen ergangen sein, den Gebrauch der französischen Sprache in diesem spezifischen Fall in erster Linie als eine zusätzliche Schwierigkeit an, die es den Schülern erschwert, die sowieso bereits komplexen Inhalte des Geographie- oder auch des Biologieunterrichts zu verstehen und ihnen eigentlich nicht wirklich dabei hilft, ihre allgemeinen Französischkenntnisse weiter auszubauen, so dass ich es in diesem Zusammenhang als sinnvoller ansehen würde, wenn man die Nebenfächer bis zum Abschluss in deutscher Sprache unterrichten würde und im Gegensatz dazu einen Abstrich bei den deutschen Unterrichtseinheiten machen würde die dann dem Französischunterricht zugutekommen würden. In Bezug auf die Sekundarstufe finde ich es zudem wichtig zu erwähnen, dass sich auch die arrogante und überhebliche Art der Professoren, auf die Einstellung, die die Schüler der französischen Sprache gegenüber vertreten, auswirken kann. Da dem Französischen die Rolle der Verwaltungssprache zukommt, sie zudem von einer bedeutenden politischen wie auch kulturellen Tradition geprägt wird und die französische Sprache zudem als die Sprache der Intellektuellen angesehen werden kann, halten sich viele Professoren, die Französisch als Fach unterrichten, für etwas Besseres und glauben, dass sie ihren Kollegen übergeordnet sind. Diese Einstellung vertreten die Professoren allerdings auch während des Unterrichts und verstehen beispielsweise nicht, dass es auch Schüler gibt, die sich etwas schwerer mit dem Erwerb der französischen Sprache tun und beispielsweise mit Problemen in Bezug auf das Verständnis der Grammatik zu kämpfen haben, so dass manche Lehrpersonen die Ansicht vertreten, dass sie eine Regel nicht noch einmal erklären müssen, sondern dass es ausreicht, wenn sie die Schüler darauf hinweisen, wo sie die betreffenden Informationen noch einmal nachschlagen können. Demzufolge ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass die Schülerschaft in <?page no="215"?> 215 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539 540 541 542 543 Anbetracht solcher Verhaltensweisen seitens der Lehrperson, die nicht dazu bereit ist, ihnen eine Regel bei Verständnisproblemen ein weiteres Mal zu erklären, nach einiger Zeit an Lust und vor allem auch an Motivation verlieren. [...] Luxemburg kann in Anbetracht des vermehrten Maßes an Migration, wie auch in Bezug auf den Fakt, dass täglich etwa 127.000 Pendler aus Frankreich, Deutschland und Belgien ins Land strömen, damit sie hier ihrer Arbeit nachgehen können, als ein sogenannter melting-pot, also als ein regelrechter Schmelztiegel der unterschiedlichsten Sprachen angesehen werden. Menschen aus den verschiedensten Nationen leben in Luxemburg und beeinflussen und bereichern natürlich auch die in Luxemburg herrschende Sprachenvielfalt ungemein. In Bezug auf die perfekte sprachliche Situation in Luxemburg finde ich es zuerst einmal wichtig zu erwähnen, dass ich persönlich unter einer solchen Situation verstehe, dass ein Höchstmaß an Kommunikation und natürlich auch an gegenseitigem Verständnis gewährleistet ist. Demzufolge setzt eine perfekte sprachliche Situation voraus, dass alle Menschen während eines Gesprächs wenigstens von einer gemeinsam beherrschten Sprache Gebrauch machen können, mit Hilfe derer sie und auch ihr jeweiliger Gesprächspartner sich ausdrücken können und die die beiden Sprecher auch problemlos verstehen. In diesem Zusammenhang kann erwähnt werden, dass ich mir die perfekte sprachliche Situation in Luxemburg so vorstelle, dass alle Personen die in Luxemburg leben jeweils die vier Sprachen, zu denen Luxemburgisch, Deutsch, Französisch und auch Englisch gezählt werden können, erlernen und, dass auch die täglich über die Grenzen nach Luxemburg strömenden Pendler die englische Sprache beherrschen müssen, damit sie sich nicht lediglich mit der luxemburgischen Bevölkerung, sondern auch mit allen anderen Grenzgängern mit Hilfe der gemeinsam beherrschten englischen Sprache untereinander unterhalten können, so dass beispielsweise auch die Deutschen und die Franzosen eine gemeinsame Sprache besitzen, mit Hilfe derer auch sie miteinander kommunizieren können. Ausführungen von Informantin 4 001 002 003 Die französische Sprache ist sehr präsent in Luxemburg und besitzt vielfältige Funktionen, sie fungiert erstens als eine der offiziellen Landes-, also Amtssprachen. So werden die Gesetzestexte <?page no="216"?> 216 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 auf Französisch im Mémorial veröffentlicht und in den staatlichen Verwaltungen wird vorwiegend auf Französisch geschrieben. Dementsprechend sind dann zudem alle öffentlichen geschriebenen Informationen, wie zum Beispiel Presseberichte oder Regeln, Gebrauchsanweisungen und sonstige Informationen öffentlicher Güter und Dienstleistungen, auf Französisch festgehalten. Während das Luxemburgische eher auf die Funktion der mündlichen Sprache beschränkt ist, gilt das Französische neben dem Deutschen als Schriftsprache. So werden die meisten offiziellen Briefe, oder Bewerbungsschreiben oder Reklamationen auf Französisch geschrieben. Dazu kommt, dass die meisten Grenzpendler aus Frankreich und dem belgischen Wallonien stammen und daher Französisch als Erstsprache beherrschen. Weil die meisten Grenzpendler im Privatsektor arbeiten, findet man sie vor allem im Bankgewerbe, in großen Firmen, Geschäften oder in der Gastronomie. Besonders in Geschäften und Restaurants wird immer mehr Französisch gesprochen. Während 1997 noch 78 Prozent der Luxemburger beim Einkauf ihre Erstsprache benutzten, waren es circa zehn Jahre später noch 44 Prozent, der Rest verständigte sich auf Französisch. Somit ist das Französische auch die Kommunikationssprache zwischen den französischsprachigen Grenzpendlern und den Einheimischen. Erklärt werden kann dieses Phänomen dadurch, dass die Grenzpendler teilweise nur während ein paar Jahren [sic! ] in Luxemburg arbeiten und sie deshalb den Aufwand vermeiden wollen, Luxemburgisch zu lernen. Zudem bleiben viele Grenzpendler unter sich, lernen wenig Luxemburger kennen, und fahren meist nach der Arbeit sofort wieder nach Hause. Es gibt jedoch auch viele Pendler, welche sich Mühe geben, Luxemburgisch zu lernen. Viele besuchen Kurse zu diesem Zweck, entweder freiwillig oder weil es ihre Arbeitsstelle so vorgeschrieben hat. Eine weitere Funktion der französischen Sprache ist für viele Menschen die der Integrationssprache. Die meisten Immigranten in Luxemburg stammen aus Ländern, deren Sprachen mit dem Französischen identisch oder verwandt sind. Dies sind vor allem Italien, Portugal, die Kapverdischen Inseln, Belgien und Frankreich selbst. [...] Es kann also davon ausgegangen werden, dass das Französische für viele Immigranten die idealere [sic! ] Integrationssprache ist, da es ihrer Erstsprache am ähnlichsten und daher leichter zu <?page no="217"?> 217 046 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 erlernen ist. Das Französische ist für diese Menschen oft eine Art erste Etappe, um später dann auch noch Luxemburgisch zu lernen. Jedoch bleibt es für manche Immigranten die einzige Integrationssprache, da sie sich mit Französisch alleine gut im Alltag durchschlagen können. Die französische Sprache in Luxemburg hat aber auch die Funktion, über ihr Erlernen den Luxemburgern mehr Möglichkeiten zu bieten, über die Landesgrenzen hinaus mit französischsprachigen Menschen zu kommunizieren, in anderen, französischsprachigen Ländern zu studieren und zu arbeiten. Die Mehrsprachigkeit der Luxemburger kann ihre Karrierechancen erhöhen, da es in fast jeden [sic, allen] Bereichen sehr gefragt ist, wenn mehrere Sprachen fließend gesprochen werden können. Somit kann man sagen, dass das Französische für die Einheimischen Luxemburgs eine Art Tor für mehr persönliches und nationales Entwicklungspotential bedeutet. Würden die Luxemburger nur Luxemburgisch sprechen können, wäre dies innerhalb von Europa ein undenkbarer Zustand. Nun könnte man argumentieren, dass das zusätzliche Erlernen von Englisch genügen würde, da dies die allgemeine Vehikulationssprache [sic! ] innerhalb von Europa und international ist. Jedoch ist Luxemburgs geografische Situation eine sehr spezifische durch die Tatsache, dass das Land an drei verschiedene Länder grenzt, darunter zwei hauptsächlich frankophone. Dadurch, dass die Luxemburger mehrere Sprachen beherrschen, sind sie flexibler und können stärker von den umliegenden Ländern profitieren und umgedreht auch. Wegen der oben geschilderten Vorteile der Mehrsprachigkeit wird Französisch bereits ab dem zweiten Schuljahr in der Primärschule eingeführt. Im klassischen Gymnasium wechselt dann ab dem vierten Jahr die Sprache aller Fächer (außer Deutsch) von Deutsch auf Französisch. Auch auf der Universität Luxemburg sind manche Fächer auf Französisch, und in manchen Studienrichtungen können die Studenten die Sprache der Examen aussuchen, wobei neben Deutsch und Englisch auch Französisch erlaubt ist. Aus diesem Grund ist Französisch in Luxemburg zusätzlich als eine der Schulsprachen zu bezeichnen. Seit 1944 wird allerdings in den Ministerien und Verwaltungen sowie in höheren Schulen Französisch schriftlich benutzt, Luxemburgisch aber nach wie vor bevorzugt gesprochen. Die Medienwelt ist ebenfalls vom französischen Einfluss geprägt, weshalb eine weitere Funktion des Französischen die der Mediensprache ist. Zwar gibt es keinen französischen Fernsehsen- <?page no="218"?> 218 088 089 090 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 der in Luxemburg, aber man kann verschiedene Sender aus Frankreich empfangen und RTL Luxemburg gibt seit einigen Jahren eine gekürzte Version ihrer [sic, seiner] Nachrichten heraus. In Radio und Presse ist das Französische noch stärker vertreten. Es existieren einige rein frankophone Landeszeitungen wie zum Beispiel „Le quotidien“, die Wochenzeitung „Jeudi“ oder die Gratiszeitungen „L’essentiel“ und „Point 24“, und im Luxemburger Wort sind auch in jeder Ausgabe eine bestimmte Anzahl von Artikeln auf Französisch geschrieben. Zudem kann man in jedem Zeitungsladen Presse aus Frankreich finden und im Radio ist es ebenfalls möglich, französische Sender zu empfangen. In den meisten Bücherhandlungen [sic! ] gehört ein Teil mit französischsprachigen Büchern zum Inventar und es gibt sogar eine librairie française, das heißt eine Buchhandlung, die ausschließlich französische Literatur anbietet. Auch das Kino ist gezeichnet vom französischen Einfluss: Regelmäßig werden Filme aus französischer Produktion gezeigt und die meisten internationalen Filme sind mit französischen Untertiteln versehen. Es gibt jedoch auch luxemburgische Filmproduktionen, welche auf Französisch gedreht worden sind. Die Werbung im Kino ist ebenfalls zu einem beträchtlichen Teil in französischer Sprache, teilweise sogar für Produkte und Dienstleistungen, welche eigentlich von luxemburgischen Firmen angeboten werden. Das Französische prägt nicht nur die Film- und Bücherlandschaft, sondern die allgemeine kulturelle Szene Luxemburgs. Viele Theater besitzen französische Namen, wie beispielsweise das „Grand Théâtre“. Und manche kleinere Theater führen ausschließlich französische Theaterstücke im Programm. Manche Kulturagenten stellen das kulturelle Programm auf Französisch vor, in manchen Galerien gibt es französische Kataloge und in den meisten Museen sind die Erklärungen und Beschriftungen auf Französisch, meist neben Deutsch oder Englisch. Das Französische fungiert also auch als kulturelle Sprache, um den kulturellen Austausch zu fördern. Wäre die gesamte kulturelle Szene auf die luxemburgische Sprache reduziert, könnten viel weniger Menschen am Geschehen teilnehmen. Der Einsatz des Französischen erlaubt es, dass auch Immigranten und Grenzpendler von der reichhaltigen Kultur Luxemburgs profitieren können. Und Partizipation am kulturellen Geschehen eines Landes ist ja nicht zuletzt ein wichtiger Integrationsfaktor. [...] Die Einstellungen der Luxemburger zum Französischen sind schwierig, klar zu ermitteln, da sich viele Luxemburger in einer <?page no="219"?> 219 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 gespaltenen Beziehung zum Französischen befinden, d.h. dass sie sowohl positive als auch negative Einstellungen dieser Sprache gegenüber haben. Es gibt viele positive, aber auch viele negative Aspekte, die von den Luxemburgern empfunden werden, und ich denke, dass die wenigsten Menschen nur positiv oder nur negativ über das Französische denken, sondern dass es Schnittpunkte und Nuancen gibt. Für viele Luxemburger, besonders jene, die noch vom 2. Weltkrieg betroffen waren, bedeutet das Französische eine klare Abgrenzung und Erlösung vom Deutschen, das den Luxemburgern während der Nazi-Herrschaft aufgezwungen wurde. Damals mussten die Luxemburger ihre Namen insofern ändern, als sie „richtig Deutsch“ klangen, und es war ihnen verboten, auf einer anderen Sprache als Deutsch zu kommunizieren. Nach der Befreiung von der Nazi-Herrschaft im Jahre 1944 wurde dann der Landesname offiziell von „Luxemburg“ in Luxembourg geändert und auch ab diesem Zeitpunkt alle Gesetze nur noch auf Französisch veröffentlicht. So war dann auch Französisch nach dem 2. Weltkrieg als Prestigesprache, als Zeichen von noblesse angesehen. Viele Luxemburger, besonders aus der Hauptstadt, pflegten und pflegen es immer noch, zu zeigen, wie gut sie die französische Sprache beherrschten. Noch heute lassen manche Luxemburger des Bildungsbürgertums und der „Oberschicht“ beim Sprechen bewusst französisches Vokabular mit einfließen, obwohl für dieses Vokabular luxemburgische Wörter existieren. Ein Beispiel: „Ech fléihen léiwer mam avion an d’Vakanz“ (Ich fliege lieber mit dem Flugzeug in die Ferien). Manche Luxemburger benutzen also auch heute noch die französische Sprache, um sich hervorzuheben und von der „ungebildeten Unterschicht“ oder „normalen“ Luxemburgern abzugrenzen. Zu ihnen gehören durchaus auch viele Leute aus meinem Alter! Studien zeigen jedoch, dass durch die Tatsache, dass immer mehr Luxemburger Französisch als Zweitsprache beherrschen, der Prestigestatus des Französischen kontinuierlich sinkt. Die meisten Luxemburger wissen zudem die vielfältigen Vorteile des Französischen als Zweitsprache zu schätzen, sowie die Mehrsprachigkeit allgemein: So gilt die Mehrsprachigkeit laut dem Unterrichtsministerium (2010) als wahre Sprache Luxemburgs. Der größte Teil der Luxemburger ist sich der mit der Mehrsprachigkeit einhergehenden Flexibilität in der Kommunikation und der beruflichen Chancen bewusst, sowie der Tatsache, dass sie problemlos in französischsprachigen Ländern studieren und leben können. [...] <?page no="220"?> 220 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 Es gehört heutzutage zum Identitätsgefühl der Luxemburger, dass sie mehrere Sprachen fließend sprechen können, und sie sind stolz darauf. Negative Einstellungen sind vor allem die Angst mancher Luxemburger vor der Überfremdung, bedingt durch die Sprachenvielfalt im Land. Sie empfinden die Mehrsprachigkeit, und besonders das fast omnipräsente Französische, als Bedrohung der luxemburgischen Identität. Sehr konservative Luxemburger können sich nicht mit dem Gedanken der Mehrsprachigkeit identifizieren und finden, überall sollte nur Luxemburgisch gesprochen werden. Diese protektionistisch eingestellten Luxemburger empfinden es als Zumutung, in ihrem eigenen Land jeden Tag andere Sprachen, vor allem Französisch, sprechen zu müssen. Sie können sich nicht damit identifizieren und sie empfinden es als anstrengend und als entwürdigend, in „dem eigenen Land“ von einer Sprache in die andere wechseln zu müssen. Damit zusammen hängt die Befürchtung, dass die luxemburgische Sprache aussterben könnte, wenn weiterhin die Mehrsprachigkeit gefördert wird. Es ist jedoch bekannt, dass die luxemburgische Sprache in den letzten Jahren eher wieder Aufschwung bekommen hat, weil sie als Integrationssprache gefördert wird und viele Anstrengungen in diese Richtung unternommen worden sind, wie zum Beispiel ein größeres Angebot von Sprachkursen, teils staatlich subventioniert. Zudem gibt es immer mehr einflussreiche luxemburgische Schriftsteller, wie etwa Guy Rewenig, und auch Songwriter, die die kulturelle Landschaft prägen. Manche Luxemburger mögen das Französische nicht nur aus dem Grund der potentiellen Bedrohung des Luxemburgischen nicht, sondern weil sie diese Sprache mit den Immigranten assozieren. Diese Luxemburger empfinden es dementsprechend nicht nur als unbequem und unfair, dass sich teilweise in „ihrem“ Land sprachlich anpassen müssen, nein, sie wollen den Ausländern schlicht und ergreifend nicht den Gefallen tun, Französisch zu reden. Sie schalten auf stur, versuchen so viel wie möglich nur Luxemburgisch zu reden, und manche schreiben wütende Leserbriefe oder gründen extrem patriotische, teils rassistische Gruppen in sozialen Netzwerken, in denen sie sich dann über die Bedrohung Luxemburgs und der luxemburgischen Sprache beklagen und darüber, welche Zumutung es ist, in den Geschäften französisch sprechen zu müssen. Glücklicherweise sind die meisten Luxemburger aber toleranter und nicht so engstirnig. Die Beziehung zur französischen Sprache ist für manche Luxemburger auch dadurch gestört, <?page no="221"?> 221 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 dass sie sie als schwierige Sprache empfinden. Viele Luxemburger erfahren das Erlernen der französischen Sprache als anstrengend oder gar problematisch, weil die Struktur und die Aussprache des Französischen sich ziemlich vom Luxemburgischen und Deutschen unterscheiden. Sie haben dementsprechend häufig schlechte Noten in der Schule erhalten, manche bereits in der Grundschule, andere erst in der Sekundarschule. So empfinden viele Luxemburger das Französische während der Schulzeit und teilweise noch darüber hinaus als Hindernis, als persönliche Niederlage. Durch die teils traumatischen schulischen Erfahrungen mit dieser Fremdsprache, vermeiden es manche Luxemburger, später in einem französischsprachigen Land zu studieren. Viele rühren nie mehr ein französisches Buch an oder vermeiden allgemein weitgehend den Kontakt mit der französischen Sprache, nicht nur schriftlich, sondern auch mündlich. Wie gesagt, gibt es bei den Einstellungen meiner Ansicht nach viele Überschneidungen und Nuancierungen. So sehen beispielsweise verschiedene Luxemburger zwar in der Sprachenvielfalt und in der starken Präsenz des Französischen eine Konkurrenz für die luxemburgische Sprache, erkennen aber gleichzeitig die vielfältigen Vorteile der Mehrsprachigkeit und sind stolz darauf. Andere haben nie Probleme beim Erlernen der französischen Sprache gehabt und finden trotzdem, dass das Französische landesweit zu stark dominiert und dass das Luxemburgische zusätzlich geschützt werden muss. Es gibt also Nuancen. Oder es gibt Luxemburger, welche sich jahrelang beim Aneignen des Französischen geplagt haben, und sich aber niemals weigern würden, in einem Laden oder Restaurant französisch zu sprechen. Ich denke, dass allgemein die wenigsten Luxemburger ausschließlich Luxemburgisch beherrschen wollen würden, weil sie sich mehr oder weniger bewusst sind, inwiefern sie sonst eingeschränkt wären. Deshalb denke ich auch, dass sich kaum Luxemburger finden ließen, deren Abneigung dem Französischen gegenüber dermaßen ausgeprägt ist, dass sie den Status des Französischen ganz abschaffen wollen würden. Zwar gibt es bestimmt einige, welche der Meinung sind, Luxemburgisch und Englisch würden genügen, doch habe ich das Gefühl, dass die Mehrzahl der Luxemburger die Vielsprachigkeit im Land begrüßt, auch wenn es für manche teilweise in irgendeiner Hinsicht anstrengend sein mag. [...] Wie bereits erwähnt haben viele Luxemburger eine zumindest teilweise negative Einstellung gegenüber der französischen Sprache. Ob dies nun an der Methode liegt, wie das Französische in <?page no="222"?> 222 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 den Luxemburger Schulen unterrichtet wird, kann nicht verallgemeinernd gesagt werden, weil es Nuancen in der Arbeit der verschiedenen Lehrpersonen gibt. Fest steht jedoch, dass in den meisten Klassen das Französische exklusiv über die lehrerzentrierte Stoffvermittlung gelaufen ist. Zudem wurden in fast jeder Klasse dieselben, vom Programm vorgeschriebenen Schulbücher benutzt, die dann meist linear abgearbeitet wurden: Nach der Unité 1 wurde die Unité 2 behandelt und so weiter, wobei eine Unité in dem obligatorischen Schulbuch einem Kapitel entsprach mit einem Oberthema, beispielsweise La fête und verschiedenen sprachtechnischen Aufgaben. Die Aufgaben waren abwechselnder grammatischer Natur, dann galt es, einen Text zu lesen oder anzuhören und zu verstehen. Die Grammatik mitsamt den Verben wurde meist sehr trocken und theoretisch durch Frontalunterricht umgesetzt, und ohne sich auf das Vorwissen und die Interessen der Schüler zu berufen. Die Grammatik war so gesehen vor allem Selbstzweck und befand sich in einem luftleeren Raum. Bei den meisten Aufgaben und Prüfungen mussten die Schüler wie in den meisten anderen Fächern auch, das vorgekaute Wissen dann genauso wiedergeben, ohne dass sie es selbst aktiv hätten erarbeiten können. Zudem wurde von jedem Schüler derselbe Rhythmus verlangt und Differenzierung war vielen Lehrpersonen ein Fremdwort. Am interessantesten fand ich es immer, wenn ein Buch gelesen und darüber diskutiert wurde, wenn ein französischer Film angesehen oder eine Geschichte vorgelesen wurde oder wenn man Aufsätze schreiben sollte. Dies alles war konkreter, man konnte als Kind Assoziationen mit seiner eigenen Lebenswelt herstellen und die französische Sprache als etwas Spannendes, Bereicherndes wahrnehmen. Leider habe ich, genauso wie viele andere Luxemburger, nicht oft von diesen kindgerechteren Methoden profitieren dürfen. Ich denke, dass der Sprachenunterricht in Luxemburg lange Zeit von vielen Lehrern zu trocken und zu weit entfernt von dem sozio-kulturellen Hintergrund der Kinder durchgeführt wurde, und dass die Kinder zu wenig Möglichkeiten zur Partizipation und zum freien Ausdruck hatten. Schade finde ich es auch, dass nicht genug auf das Gesprochene geachtet wurde, dass die einzelnen Schüler pro Stunde vielleicht höchstens einbis zweimal etwas sagen konnten. Deshalb hat auch der Umgang mit der mündlichen Sprache gelitten und manche Luxemburger haben nie gelernt, fließend Französisch zu sprechen. Die fehlerintolerante <?page no="223"?> 223 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 Atmosphäre in vielen Klassen hat natürlich nichts an der Situation verbessern können. Deshalb verbinden viele Luxemburger heute noch die französische Sprache mit der Verletzung ihres Selbstvertrauens und Schamgefühlen, und fühlen sich teilweise immer noch gehemmt, Französisch zu sprechen oder zu schreiben. Also würde ich schon sagen, dass die beschriebene, weit verbreitete Unterrichtsweise vielen Luxemburgern den potentiellen Spaß am Erlernen dieser Sprache genommen, beziehungsweise bei manchen eine bis nach der Schule anhaltende Abneigung des [sic! ] Französischen hinterlassen hat. Ich finde es schade, dass die Vermittlung der französischen Sprache oft so trocken und rigide stattfand und immer noch stattfindet. Besonders Luxemburg als Ort, in dem die Mehrsprachigkeit praktizierte Realität ist, bietet so viele Möglichkeiten, die Fremdsprachen im Kontext zu erlernen. Es würden sich zahlreiche Möglichkeiten bieten für interessante und sinnvolle Situationen, in denen Schüler implizit statt nur explizit lernen können. Zum Beispiel durch Projekte wie eine multilinguale Schülerzeitung mit einer bestimmten Anzahl französischer Artikel, für welche die Schüler Interviews mit Grenzpendlern durchführen könnten oder eine Kritik über einen französischsprachigen Film verfassen könnten. Oder durch das gemeinsame Schreiben und Inszenieren von französischsprachigen (oder mehrsprachigen) Theaterstücken, welche anschließend den Eltern und Freunden vorgeführt werden könnten. [...] Auf die Frage, was in meinen Augen eine perfekte sprachliche Situation in Luxemburg sei, so muss ich sagen, dass ich die Situation insgesamt bereits eher gut finde. Ich schätze die Mehrsprachigkeit und erkenne ihre Vorteile, für mich persönlich, wie auch für das ganze Land und die Großregion. Damit die sprachliche Situation „perfekt“ ist, müsste sich aber noch einiges ändern. So ist es beispielsweise eine Tatsache, dass die Dreisprachigkeit im Luxemburger Schulsystem vielen Kindern mit sozial schwachem Hintergrund Probleme bereitet, und ein Hindernis für ihre berufliche Laufbahn darstellt. Eine größere Auswahl an Ganztagesschulen, in denen den Schülern professionelle Unterstützung zukommt, und vermehrt staatlich subventionierte Nachhilfekurse, könnten hier Abhilfe schaffen. Auch bin ich der Meinung, dass jene Menschen, welche sich entscheiden, für längere Zeit in Luxemburg zu arbeiten oder zu leben, sich die Mühe geben sollten, Luxemburgisch zu lernen. Es bleibt eine Tatsache, dass dies die Integration erleichtert und dadurch die Partizipation in Gesellschaft und Kultur, sowie das Verständnis für das Land. <?page no="224"?> 224 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 In diesem Kontext bedauere ich das Phänomen, dass immer noch keine wirkliche soziale Mischung stattfindet. Die meisten Luxemburger bleiben unter sich, sowie auch die Grenzpendler und die verschiedenen Immigranten. Immer noch gibt es Viertel, in denen vor allem Ausländer oder Menschen mit weniger finanziellen Mitteln leben, und in anderen die bürgerliche luxemburgische Mittel- und Oberschicht. Es gibt Viertel, wie der Rollingergrund, das untere Bonneweg oder das Bahnhofsviertel, die bei vielen Luxemburgern unbeliebt sind aufgrund ihrer Unterrepräsentation. Ich würde es begrüßen, wenn ein größerer interkultureller Dialog stattfinden würde. So könnte der Staat sich für mehr Sozialwohnungen in den teuren Vierteln einsetzen, um mehr Heterogenität zu ermöglichen und der Ghettoisierung und sozialen Verdrängung entgegen zu wirken. Ausführungen von Informantin 5 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 Insbesondere wenn es um das Französische geht, müsste jeder über grundlegende Kompetenzen verfügen, handelt es sich hierbei doch um die Sprache der Gesetzgebung. Eine Sprache, die sich bekanntermaßen durch ihren „gehobenen“ Charakter und ihre etwas verschleierte Ausdrucksweise auszeichnet. Jeder Bürger steht in der Pflicht, die Gesetze des Landes zu kennen und sie zu respektieren. Folglich müsste er auch imstande sein, die betreffenden Gesetzestexte zu lesen und zu verstehen, was wiederum grundlegende Sprachkenntnisse im Französischen voraussetzt. Demnach müsste jeder Bürger und jede Bürgerin des Großherzogtums in der Lage sein, die Gesetzestexte zu rezipieren und demnach über überdurchschnittlich hohe Kompetenzen im Bereich der französischen Sprache verfügen. [...] Das Luxemburgische stellt vor allem die mündliche Sprache im alltäglichen Leben dar und verkörpert darüber hinaus auch in einem gewissen Sinne das Symbol nationaler Identität. Dieser Tatsache wird ja auch im Sprachengesetz von 1984 Rechnung getragen, wenn hier das Luxemburgische als Nationalsprache definiert wird. Die Entwicklung der neuen Medien und der damit verbundene Wandel im Bereich der Kommunikation führen gegenwärtig in gewisser Weise zu einer Regression des Deutschen und Französischen gegenüber einer Progression des Luxemburgischen. Spielte in der Vergangenheit das Luxemburgische für Luxemburgisch- <?page no="225"?> 225 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 sprechende als Schriftsprache kaum eine Rolle, so änderte sich dies grundlegend mit dem Aufkommen von E-Mail, SMS oder Blogs. Was das Deutsche anbelangt, so kann man sagen, dass man dieser Sprache in Luxemburg insbesondere als Schriftsprache oder genauer gesagt als Sprache der Medien begegnet. Das Deutsche wird nämlich vor allem gelesen (z.B. in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern) und ‚ferngesehen‘. In der Tat bedienen sich viele nationalen Zeitungen und Zeitschriften der deutschen Sprache. Auch wenn sich durch das Aufkommen von französischen Medien (zum Beispiel „L’Essentiel“) gegenwärtig der Trend hin zum Französischen verschiebt, so bevorzugen dennoch viele Luxemburger die deutschen Ausgaben von Tageszeitungen. Dies ist mit Sicherheit nicht zuletzt auf die Tatsache zurückzuführen, dass die meisten mit dieser Sprache vertrauter sind als mit dem Französischen. Aufgrund mangelnder luxemburgischer Angebote sehen sich bereits Kleinkinder deutschsprachige Zeichentrickfilme und andere Medienangebote an und entwickeln dabei eine gewisse Präferenz für diese Sprache. Verstärkt wird dies dann beim Eintritt in die Grundschule dadurch, dass Deutsch die Sprache der Alphabetisierung ist. Durch den frühen und intensiven Kontakt mit dieser Sprache entwickelt sich bei Menschen, die Luxemburgisch als ihre Muttersprache nennen, eine gewisse Vertrautheit mit dem Deutschen. Französisch ist nicht nur Verwaltungs- und Gesetzessprache, sondern man trifft auch im Alltag vielfach auf diese Sprache, zum Beispiel in Form von Straßennamen, im Geschäftsbereich, aber auch im Restaurant. Ein gewisser Bedeutungszuwachs des Französischen ist zudem auf die Tatsache zurückzuführen, dass seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts der Anteil hauptsächlich romanischsprachiger Bürger stetig gewachsen ist. Diese Menschen sprechen häufig kein oder nur wenig Luxemburgisch und nehmen das Deutsche als eine ihnen fremde Sprache wahr. Demnach bedienen sich diese Bürger in der Regel des Französischen als sogenannte „Verkehrssprache“ („langue véhiculaire“), um im Alltag mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren. [...] Während das Englische im Sprachengesetz keine Beachtung findet und auch im privaten Bereich der meisten Einwohner Luxemburgs eine eher untergeordnete Rolle spielt, bietet sich in der Arbeitswelt ein völlig anderes Bild. Sowohl in der Wirtschaft als auch auf dem Gebiet der Wissenschaften spielt das Englische nämlich als internationale Verkehrssprache eine bedeutende Rolle. <?page no="226"?> 226 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 Luxemburg ist nicht nur der Sitz zahlreicher europäischer und internationaler Institutionen, sondern auch der neuntgrößte internationale Finanzplatz der Welt. Außerdem haben viele weltweit tätige Unternehmen ihren Sitz oder Zweigstellen in Luxemburg. Darüber hinaus kommt dem Englischen auch als internationale Wissenschaftssprache im Bereich der Universität eine zunehmende Bedeutung zu. Wissenschaftliche Publikationen mit internationalem Anspruch werden in der Regel in englischer Sprache publiziert und auch auf zahlreichen Kongressen und in vielen universitären Lehrveranstaltungen ist Englisch die Kommunikationssprache. Folglich kann man sagen, dass dem Englischen in Luxemburg als Wirtschafts- und Wissenschaftssprache sowie als Sprache der internationalen Verständigung eine bedeutende Rolle zukommt - auch wenn diesbezüglich nichts im Sprachengesetz erwähnt wird. [...] Im Allgemeinen kann man sagen, dass die konkreten Sprachgewohnheiten stark von den jeweiligen sozialen Domänen (Privatbereich, Beruf und Arbeitswelt, Alltagsleben und Medien) abhängig sind. Während in der Familie in den meisten Fällen nur eine einzige Sprache (nämlich die Muttersprache) gesprochen wird, finden im Freundeskreis und erst recht am Arbeitsplatz häufig mehrere Sprachen Verwendung. Dabei verlieren die jeweiligen Muttersprachen mit zunehmendem Öffentlichkeitsgrad der Domäne an Bedeutung. Die Sprachgewohnheiten der Luxemburger werden jedoch nicht ausschließlich von den sozialen Domänen bestimmt, sondern richten sich auch nach dem ethischen und sozialen Hintergrund sowie nach dem Alter und dem Bildungsstand des jeweiligen Sprachbenutzers. [...] Betrachtet man die Zahlen zur Zuwanderung etwas genauer, so stellt man fest, dass ein großer Anteil der ausländischen Bürger romanischer Abstammung [sic! ] ist und zum überwiegenden Teil wenig oder gar kein Luxemburgisch spricht. Darüber hinaus stellt auch das Deutsche für diese Bevölkerungsgruppe in der Regel eine fremde Sprache dar, mit der sie recht wenig anfangen können. Demnach bildet sich in der Regel das Französische als „Verkehrssprache“ heraus, die die Kommunikation zwischen Immigranten und Einheimischen ermöglicht. Für die meisten Neuzuwanderer, insbesondere aus der Romania, ist das Französische im Umgang mit der autochthonen Bevölkerung die bevorzugte Kommunikationssprache und damit in gewisser Weise auch das „Eingangstor“ in die luxemburgische Gesellschaft. Demgegenüber steht die zunehmende Relevanz, die dem Luxemburgi- <?page no="227"?> 227 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 schen als Integrationssprache beigemessen wird. Innerhalb der luxemburgischen Öffentlichkeit gilt nämlich immer noch verstärkt die Annahme, dass der wirklich „integrierte Immigrant“ Luxemburgisch sprechen müsse. [...] Aufgrund der allgemeinen Entwicklungen sollten meiner Ansicht nach alle sprach- und kulturpolitischen Konzepte auf die Wertschätzung und den Erhalt der Mehrsprachigkeit zielen. Daher ist es grundlegend, dass das Schulsystem Luxemburgs in besonderem Maße von der Mehrsprachigkeit geprägt ist und dem Sprachenunterricht eine hervorgehobene Stellung im Curriculum zugesprochen wird. Das Sprachenlernen steht wie bereits erörtert im Kontext einer sprachpolitisch gewollten Mehrsprachigkeit sowie im Kontext interkultureller Bezugsfelder. Demnach ist es keineswegs verwunderlich, dass die Kultur der Mehrsprachigkeit als Unterrichtsprinzip an Luxemburger Schulen gilt. [...] Es fällt allerdings auf, dass der deutschen Sprache - nicht allein in Bezug auf den zeitlichen Rahmen - von allen Sprachen im Curriculum die größte Bedeutung beigemessen wird. Deutsch ist im enseignement primaire die Unterrichtssprache in den Fächern Mathematik und Sachkunde. Im enseignement secondaire und secondaire technique erfolgt der Sach- und Fachunterricht mit Ausnahme der Mathematik auf [sic! ] den untersten Klassen ebenfalls auf Deutsch. Angesichts der Tatsache, dass das Deutsche im Sprachengesetz vom Februar 1984 nicht besonders hervorgehoben wird und auch im öffentlichen Leben eine eher untergeordnete Rolle spielt, mag dieser Sachverhalt erstaunen. Umso verwunderlicher ist es, dass die Alphabetisierung nach wie vor konsequent auf Deutsch erfolgt. Diese Sprache stellt nicht nur für Kinder luxemburgischer Herkunft, sondern insbesondere auch für die Mehrheit der Schüler mit Migrationshintergrund eine Fremdsprache dar. Angesichts der zunehmenden Relevanz des Luxemburgischen als Integrationssprache finde ich es höchst erstaunlich, dass die Nationalsprache kaum zum Tragen kommt. Auch wenn in der öffentlichen Diskussion die Bedeutung der luxemburgischen Sprache als Integrationssprache hervorgehoben wird und man oftmals behauptet, das Luxemburgische könnte als Vehikularsprache den Spracherwerb fördern, so findet die Nationalsprache jedoch kaum Beachtung im Lehrplan und damit auch nicht im schulischen Alltag. Insbesondere in der Grundschule würden sich Fächer wie Sachkunde gut dazu eignen, die Schüler mit Migrationshintergrund verstärkt an die luxemburgische Sprache heranzuführen, indem ihnen grundlegende Begrifflichkeiten in der Nationalsprache ver- <?page no="228"?> 228 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 mittelt würden. Dies würde der Integration sicherlich förderlicher sein als ein Unterricht auf Deutsch - eine Sprache, die sowohl in der Gesetzgebung als auch im öffentlichen Leben wenig Bedeutung hat und zudem für die Mehrheit der romanischsprechenden Immigranten eine völlig fremde Sprache darstellt, der sie im alltäglichen Leben in Luxemburg zudem selten begegnen. Die Tatsache, dass der schriftlichen Beherrschung des Luxemburgischen im schulischen Unterricht bislang nur eine geringe Relevanz beigemessen wurde, finde ich durchaus gerechtfertigt. Handelt es sich hierbei doch um eine Sprache, die in erster Linie als mündliche Sprache im Alltag zum Tragen kommt. Aufgrund der Gegebenheit, dass nur sehr wenige öffentliche Dokumente auf Luxemburgisch verfasst werden, ist es hier nicht erforderlich, Kompetenzen im Bereich der Schriftlichkeit zu fördern. [...] Der Französischunterricht beginnt im zweiten Halbjahr der zweiten Klasse der Grundschule und umfasst zunächst drei, in der dritten bis sechsten Klasse jeweils sieben Wochenstunden. Im Sekundarbereich erhöht sich die Stundenzahl des Französischunterrichts leicht gegenüber dem Deutschunterricht. Angesichts der Tatsache, dass dem Französischen im Sprachengesetz eine zentrale Bedeutung als Verwaltungs- und Gesetzessprache beigemessen wird, finde ich es erstaunlich, dass dieser Sprache relativ wenig Beachtung vor allem in der Frühförderung zukommt. Französisch wird in Luxemburg nicht nur als sogenannte „Bildungssprache“ angesehen, sondern dient darüber hinaus gewissermaßen als lingua franca im Umgang mit Nachbarn, Grenzpendlern und Zuwandern aus romanischen Ländern. Dementsprechend wäre eine frühe Förderung des schriftlichen und vor allem auch mündlichen Sprachhandelns sinnvoll. Ausgehend von der Tatsache, dass das Französische auch die Sprache der Gesetzgebung ist, wäre es zudem notwendig, den verstehenden Umgang mit Texten in dieser Sprache intensiver zu üben. Wie bereits oben angemerkt, kommt dem Englischen in Luxemburg eine grundlegende Bedeutung als Wirtschafts- und Wissenschaftssprache sowie als Sprache der internationalen Verständigung zu. Zwar werden alle Schüler ab der achten Klasse mit Englisch als vierter Sprache konfrontiert, doch nimmt diese Sprache im Curriculum nur eine untergeordnete Stellung ein. Im Sinne der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Standortsicherung wäre es womöglich sinnvoller, dem Englischen bereits in früheren Jahren Einzug in den Stundenplan zu gewähren. Meiner Ansicht nach wäre es hier überlegenswert, den zeitlichen Rahmen des <?page no="229"?> 229 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 Deutschunterrichts zu Gunsten des Englischen zu reduzieren. Auf jeden Fall müssten jedoch Wege und Mittel gefunden werden, den zeitlichen Rahmen für das Erlernen des Englischen zu erweitern und die Sprachförderung zu intensivieren. Aufgrund der Tatsache, dass das Englische erst spät im schulischen Curriculum auftaucht, verfügen viele Schulabgänger lediglich über elementare Kenntnisse. Da dem Englischen eine grundlegende Bedeutung als Wirtschafts- und Wissenschaftssprache zukommt, müssten die künftigen Arbeitnehmer jedoch über einen breiteren Wortschatz verfügen, als dies gegenwärtig der Fall ist. Im Allgemeinen ist zu beobachten, dass in Luxemburg der Schwerpunkt des Sprachenunterrichtes auf dem Bereich der schriftlichen Sprachkompetenz und der Beachtung orthografischer und grammatikalischer Regeln liegt, während den mündlichen Sprachkompetenzen nur eine geringfügige Bedeutung beigemessen wird. Lediglich im Rahmen des Abschlussexamens wird verlangt, dass die Schüler auch ihre Kompetenzen im Mündlichen unter Beweis stellen. Aufgrund der Tatsache, dass das freie Sprechen weder in den drei Amtssprachen noch im Englischen regelmäßig geübt und gefördert wird, sehen sich viele Abiturienten hier einer ungewohnten Situation gegenüber, die ihnen einige Probleme bereitet. Angesichts der gegenwärtigen, demografisch und sozioökonomisch bedingten Sprachbedürfnissen gilt es jedoch der mündlichen Sprachpraxis im Sprachenunterricht mehr Gewicht zu verleihen und damit Kompetenzen im Bereich der Alltagskommunikation zu fördern. Meiner Ansicht nach sollte Sprachenunterricht nicht vordergründig auf das Erlernen des schriftlichen Sprachenhandeln im Allgemeinen und der Rechtschreibung im Besonderen reduziert werden. Auch das mündliche Sprachhandeln sowie der Aspekt des Hörens dürfen nicht vernachlässigt werden. Aufgrund der Tatsache, dass die Mehrsprachigkeit in Luxemburg ein zentraler Bestandteil der sozialen Interaktion und Kommunikation darstellt, gilt es, die Schüler/ innen derart zu fördern, dass sie grundlegende Kompetenzen im Bereich des verstehenden Zuhörens und des alltäglichen miteinander Sprechens entfalten. Es sollte bereits in frühen Jahren der Grundstein für die Entwicklung einer gewissen Gesprächskultur entwickelt werden. Des Weiteren bin ich auch der Überzeugung, dass der Sprachenunterricht die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen stärker berücksichtigen müsste. Wir leben gegenwärtig in einer sogenannten „Wissensgesellschaft“, in der die Medien eine zentra- <?page no="230"?> 230 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 le - wenn nicht sogar die wichtigste - Rolle als Informationsquelle besitzen. Meiner Ansicht nach gilt es demnach auch den verstehenden und reflexiven Umgang mit Texten und Medien zu fördern. [...] Abschließend möchte ich sagen, dass ich der Ansicht bin, dass das perfekte Sprachencurriculum in Luxemburg künftig mehr Gewicht auf die Förderung der mündlichen Sprachpraxis legen sollte. Stand bislang das Erlernen des schriftlichen Sprachenhandelns inklusive der Rechtschreibung im Vordergrund, so denke ich, dass die aktuellen demografischen und sozioökonomischen Gegebenheiten ein Umdenken erfordern. Künftig sollten die Fähigkeiten Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben gleichwertig im schulischen Unterricht gefördert werden. Ein Land wie Luxemburg, in dem die Mehrsprachigkeit seit ewigen Zeiten ein fester Bestandteil des sozialen Miteinanders bildet, sollte bestrebt sein, bereits in frühen Jahren den Grundstein für die Entwicklung einer Sprachkultur zu legen. In diesem Sinne gilt es Kompetenzen im Bereich des verstehenden Zuhörens und des miteinander Sprechens zu fördern - ein Aspekt, der im Sprachenunterricht bislang jedoch eine untergeordnete Rolle spielte. Sprache hat nämlich nicht nur eine instrumentale Funktion als Mittel der zwischenmenschlichen Verständigung, sondern sie trägt auch zur Entwicklung personaler, sozialer und (trans-) kultureller Kompetenzen bei. Sprache ist das Medium, das es den Heranwachsenden nicht nur ermöglicht, ihr kulturelles Umfeld zu erschließen, sondern auch Formen des verantwortlichen und toleranten Umgangs mit ihren Mitmenschen zu erwerben und zu praktizieren. Damit trägt Sprache grundlegend zur Entwicklung der Identität bei. Die besondere Sprachensituation des Landes erfordert die Ausbildung inter- und transkultureller Kompetenzen und genau in diesem Bereich hat der Sprachenunterricht einen entscheidenden Beitrag zu leisten. [...] Rares sont les pays au monde où, comme au Luxembourg, la population utilise sur tout le territoire et dans les différents domaines de la vie privée, professionnelle, sociale, culturelle et politique, plusieurs langues écrites et orales. Le multilinguisme se trouve inscrit dans la loi depuis 1984. Le luxembourgeois („Lëtzebuergesch“) y est défini comme langue nationale, le français comme langue de la législation, alors que le français, l’allemand et le luxembourgeois ont en commun le statut de langues administratives et judiciaires. [...] <?page no="231"?> 231 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 Comme aucune langue ne porte le statut de langue officielle au Luxembourg, le français, l’allemand et le luxembourgeois sont partout présents [sic, présents partout] à des degrés différents et se partagent les rôles de langue de travail, de rédaction, de communication formelle et informelle. Au contraire d’autres [sic, à d’autres] pays multilingues, tels que la Suisse, le Canada ou la Belgique, où la distribution des langues est géographique, au Luxembourg elle est fonctionnelle, ce qui signifie que l’usage d’une langue dépend de la situation. Ce sont, en outre, les mêmes personnes qui jonglent avec des langues différentes en fonction des moments de la journée et des circonstances. [...] Dans ce contexte il convient de noter que 53% des Luxembourgeois parlent plus d’une langue avec leurs amis et que 56% parlent plus d’une langue au travail [...]. Incontestablement, le moindre geste de la vie quotidienne amène à emprunter différents chemins linguistiques. Dans le travail suivant nous allons nous consacrer principalement au rôle que joue la langue française au sein de la société luxembourgeoise. Après avoir analysé la fonction du français dans la realité linguistique du pays, nous allons nous adonner aux attitudes générales des autochtones luxembourgeois vis-à-vis de cet idiome. Dans un dernier temps, nous allons étudier l’éventuel impact de l’enseignement linguistique sur le développement de certains ressentiments à l’égard de la langue française. [...] Le Luxembourg est un pays multilingue: la langue nationale est le luxembourgeois qui est aussi une des langues administratives au même titre que le français et l’allemand. Selon la loi sur le régime des langues du 24 février 1984, le français ainsi que le luxembourgeois et l’allemand, sont définis comme étant les „langues administratives et judiciaires“ du pays. [...] Ainsi, tous les actes législatifs sont rédigés en français et cette langue joue un rôle principal sur le plan juridique à tous les niveaux de l’administration publique. L’importance du français pour la circulation des documents officiels reste donc incontestée. [...] Le français a toujours joué un rôle important dans la vie quotidienne au Luxembourg, comme le démontrent entre autres les enseignes routières et l’appellation des rues, avenues et places publiques [...]. Néanmoins, suite à de profondes modifications socio-culturelles et économiques, le rôle de la langue française a connu un essor important au cours des dernières décennies. <?page no="232"?> 232 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 Ainsi, la fonction de la langue française est entre autre fortement liée au contexte démographique du Grand-Duché de Luxembourg. Depuis le début de l’industrialisation vers 1870, le Luxembourg a connu une forte croissance démographique. Celleci s’explique essentiellement par une immigration constante depuis la fin du 19 ème siècle. En pourcentage, le Luxembourg héberge plus d’étrangers que tout autre pays de l’Union européenne, à savoir 215 500 personnes pour seulement 493 500 habitants [...]. Les Portugais représentent de loin la plus grande communauté étrangère au Grand-Duché, suivis des Français, des Italiens, des Belges et des Allemands. La plus grande majorité des immigrés est donc issue de pays latins [sic! ]. En général, ces personnes considèrent le luxembourgeois comme étant une langue étrangère assez difficile à apprendre. Ils préfèrent donc recourir à la langue française qui devient ainsi la langue véhiculaire entre autochtones et immigrés. De cette façon, le français constitue un lien entre les différentes communautés vivant [sic! ] au Luxembourg et son importance pour le monde du travail reste incontestée. Mais le luxembourgeois en tant que „langue nationale“ reste toujours une passerelle vers l’intégration. En effet, un grand nombre de Luxembourgeois sont de l’avis que „l’immigré intégré“ doit impérativement parler le luxembourgeois. Cependant, il faut constater que les étrangers vivant et travaillant au Luxembourg sont peu nombreux à apprendre le luxembourgeois. Les raisons tiennent plus à des facteurs extérieurs qu’à une prétendue mauvaise volonté des étrangers: tous les Luxembourgeois, par leur cursus scolaire, acquièrent une certaine maîtrise du français. Comme la majorité des étrangers viennent de pays latins [sic! ] (Portugal, Italie, France, Belgique - car au Luxembourg, les Belges flamands n’hésitent pas à utiliser le français...), le français est devenu la langue de communication - entre eux et avec les Luxembourgeois. [...] Dans ce contexte, le français parlé dans le pays se répartit en niveaux différents et reflète entre autres le statut social de chacun. Ainsi, une distinction se dessine entre les immigrants, en majorité des Portugais, qui considèrent le français comme une langue étrangère et fonctionnelle, les fonctionnaires européens, les cadres hautement qualifiés des banques et des groupes commerciaux et enfin les transfrontaliers francophones. [...] La fréquence d’emploi du français dépend également de la region dans laquelle on travaille et vit. Alors que le luxembourgeois <?page no="233"?> 233 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 est surtout parlé dans les communes rurales de l’est et du nord, le français joue un rôle non négligeable au centre du pays, surtout dans la capitale et dans les zones du sud à forte densité d’immigrés. On trouve également des usages linguistiques différents d’une génération à l’autre. Ces différences reflètent les modifications socio-culturelles et économiques profondes connues par la société durant les dernières décennies. Si la communication parmi les jeunes, notamment ceux de la capitale, s’effectue à présent en grande partie en français, l’ancienne génération qui a été scolarisée durant la Seconde Guerre mondiale, dispose, en revanche, de connaissances limitées en français. Il en résulte des problèmes de compréhension au quotidien, par exemple lors d’un séjour à l’hôpital, où le personnel soignant est majoritairement francophone. En guise de conclusion, on peut dire que la langue française est non seulement une langue administrative et judiciaire, mais qu’elle joue aussi un rôle primordial en tant que langue d’intégration et véhiculaire dans notre société polyglotte. Il faut cependant noter que, même si le français est entre-temps devenu la „lingua franca“ dans la communication entre autochtones et étrangers, la véritable langue d’intégration reste toujours le luxembourgeois. Ainsi, le rôle de la langue française est assez ambigu et son emploi démontre d’importantes différences régionales et interpersonnelles. [...] Les attitudes des Luxembourgeois face à la langue française font preuve d’une grande diversité, et sont - certes - par moments assez ambivalentes. Tout d’abord, le français est sans doute celle des trois langues officielles du pays à laquelle on attribue le plus grand prestige. Ceci est principalement dû au rôle que le français joue en tant que langue judicaire. Par conséquence [sic, „En conséquence“ oder „Par conséquent“], le français est considéré comme une langue parlée par les gens cultivés („Bildungssprache“) et les autorités („Obrigkeitssprache“). En effet, on peut constater que l’usage du français se répartit en niveaux différents et qu’il reflète souvent le statut social du locuteur. Le français est réputé comme étant la langue des gens distingués voire cultivés. Par conséquent, certaines personnes - surtout sur le territoire de la capitale - font un grand nombre d’emprunts à la langue française pendant qu’elles parlent en luxembourgeois [sic, quand elles parlent le luxembourgeois] afin de démontrer leur statut social supérieur et leur culture générale élevée. Ceux qui <?page no="234"?> 234 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 prétendent que la langue française soit la véritable langue fédératrice [sic, fédérale] des Luxembourgeois ignorent cependant l’importance symbolique de la langue nationale et le fait que la compétence linguistique ainsi que l’attitude envers le français, divergent significativement d’une personne à l’autre. [...] En effet, comme on a déjà constaté plus haut, il existe de grandes différences dans les emplois linguistiques d’une génération à l’autre. Tandis que les jeunes n’ont en général pas de problèmes pour communiquer en français, l’ancienne génération qui fut scolarisée pendant la Seconde Guerre mondiale ne possède que des connaissances limitées dans cette langue. Ainsi, ils rencontrent fréquemment des problèmes de compréhension dans leur vie quotidienne, notamment lors d’un séjour à l’hopital, où la majorité du personne1 est francophone. Il en résulte que ce sont surtout les gens plus âgés qui éprouvent des ressentiments à l’égard de la langue française. Mais il faut dire que, même si les jeunes générations sont en général assez habiles dans [sic, à] l’usage de la langue française, le français est majoritairement ressenti par les Luxembourgeois - jeunes ou agés - comme une langue apprise, une langue étrangère assez éloignée de leur langue maternelle. [...] On peut conclure que les gens qui ont l’habitude de parler le français dans leur vie quotidienne sont plus à l’aise quand il s’agit de s’exprimer dans cette langue étrangère et qu’ils développent moins d’émotions négatives face à cet idiome. La pratique régulière d’une langue étrangère a un effet positif sur les compétences linguistiques et mime par conséquent au fait que l’on se sent plus à l’aise en utilisant cette langue. En général, on peut dire que, lorsqu’ils doivent s’exprimer en français, les Luxembourgeois demeurent très soucieux de toute grammaticalité. Ils sont en effet marqués par le souvenir d’un apprentissage rigoureux à l’école [qui] montre clairement que même les autorités rendent [sic, se rendent] compte que l’enseignement a un certain impact sur les attitudes des citoyens envers les différentes langues étrangères. Dans ce contexte, nous allons analyser de plus proche [sic, de plus près] les facteurs qui exercent une influence sur le développement d’éventuels ressentiments face à la langue française. [...] Nombreux sont les Luxembourgeois qui décrivent le français comme étant une langue scolaire un peu fastidieuse à apprendre. Par conséquent, on peut deviner que l’enseignement de la langue française à l’école est à l’origine des ressentiments éprouvés par <?page no="235"?> 235 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 un grand nombre d’autochtones luxembourgeois vis-à-vis du français. Il convient alors d’analyser les principes et le déroulement de cet enseignement. L’enseignement des langues au Luxembourg s’appuie en premier lieu sur l’apprentissage de la langue écrite. Les élèves doivent surtout s’approprier les règles grammaticales et celles de l’orthographe, tandis que l’expression orale ne joue qu’un rôle subordonné. La prééminence de l’apprentissage de la langue écrite se déroule au détriment de la communication orale quotidienne. Les élèves ne sont pas encouragés à s’exprimer librement dans les différentes langues apprises à l’école. En plus, le fait que ce sont surtout leurs fautes grammaticales qui sont sans cesse corrigées, empèche le développement d’une confiance dans leurs compétences linguistiques. Face aux besoins linguistiques liés principalement au développement démographique et socio-économique, il faudrait néanmoins encourager d’avantage la pratique orale au sein de l’enseignement linguistique. Vu que le français est la langue véhiculaire du pays et qu’elle possède une grande importance pour la réussite sociale, il conviendrait de trouver des moyens permettant de développer des compétences au niveau de l’expression orale et de remédier ainsi aux déficits linguistiques: En effet, les difficultés de certains élèves dans la maîtrise de la langue française contrastent largement avec l’importance de cette langue au sein de la société luxembourgeoise. Il faudrait renforcer la confiance des élèves luxembourgeois dans leurs compétences linguistiques au lieu d’accentuer tout le temps leurs déficits. Le Grand-Duché - en tant que meltingpot - nécessite la communication entre les différentes communautés et a donc besoin de citoyens qui ont confiance en eux et peuvent s’exprimer librement malgré des déficits éventuels. Comme on vient de le constater, la façon dont la langue française est enseignée dans les écoles luxembourgeoises est sans doute une cause principale des ressentiments éprouvés envers le français. Néanmoins, l’école ne peut pas être considérée comme étant le seul bouc émissaire. Il existe également d’autres raisons. Tout d’abord, on peut constater que l’aversion à l’égard de la langue française a ses racines souvent déjà dans la petite enfance des Luxembourgeois. Puisqu’il n’existe guère de productions luxembourgeoises, les enfants consacrent beaucoup de temps à regarder des bandes dessinées en langue allemande supposées être plus proche de leur langue maternelle que le français. Entrant à l’école, ils sont, par conséquent, déjà largement habitués à <?page no="236"?> 236 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 l’allemand et ils ont développé une certaine préférence pour cette langue qui leur est devenue familière. Les difficultés que certains élèves luxembourgeois rencontrent face au français sont alors partiellement dues au fait qu’ils ne sont pas conscients de l’importance de la langue française dans la société luxembourgeoise. Eux, qui passent leur temps avec des émissions télévisées allemandes et ne connaissent pas encore le monde du travail, ne se rendent pas compte que le français va jouer un rôle central dans leur vie antérieure. Ceci est aussi indirectement renforcé par l’attitude de l’enseignement scolaire qui met l’accent clairement sur la langue allemande pendant les premières années d’études. [...] La langue véhiculaire de l’enseignement primaire reste l’allemand et même au cours des premières années de l’enseignement secondaire, la plupart des matières sont étudiées en allemand. Ce n’est que plus tard que la langue véhiculaire pour toutes les matières autres que les cours de langue, devient le français dans l’enseignement secondaire classique, tandis que l’allemand demeure prédominant en section technique. Ce changement de la langue véhiculaire est assez abrupt et prend les élèves au dépourvu. Face aux difficultés causées par cette alternance des langues, beaucoup d’entre eux développent des ressentiments à l’égard de la langue française qu’ils considèrent comme bouc émissaire de leurs problèmes ou même de leurs échecs scolaires. En outre, on peut dire que l’attitude et le comportement de certains frontaliers et immigrés ont largement contribué à une hostilité croissante envers la langue française. Vu qu’ils exigent souvent l’emploi du français de manière peu charmante („Parlez français, s’il vous plaît! “), notamment dans le domaine du commerce et de la gastronomie, ils sont considérés par les Luxembourgeois comme très réfractaires à tout apprentissage linguistique. Les Luxembourgeois sont en général assez fiers de leur langue nationale et ils ne veulent pas être forcés à parler dans une langue qui leur cause certains problèmes. Il est alors évident qu’ils développent des émotions négatives envers cet idiome étranger qui leur est quasiment apposé par des tiers. Neanmoins, ceci ne veut pas dire que les Luxembourgeois ne sont pas fiers de leur plurilinguisme et qu’ils ne veulent pas entrer en contact avec les étrangers. Tout au contraire. Les Luxembourgeois ont en général l’habitude de s’adapter de leur plein gré aux besoins linguistiques <?page no="237"?> 237 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555 556 557 558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 568 d’autrui - pourvu que leur interlocuteur apprécie leur contention [sic! ]. Le cas échéant le Luxembourgeois peut se montrer assez têtu et il refuse toute autre complaisance. En général, on peut dire que les attitudes des Luxembourgeois à l’égard de la langue française sont influencées de plusieurs côtés. Il existe certes des raisons liées à l’enseignement scolaire des langues, mais on ne peut pas nier que beaucoup de Luxembourgeois développent, dès leur petite enfance, une préférence pour l’allemand. Ils considèrent cette langue comme étant plus proche de leur langue maternelle et donc plus facile à acquérir que le français. Cette estimation avantage souvent l’emploi de la langue allemande au détriment du français. [...] En guise de conclusion, il faut constater que l’étude des attitudes des Luxembourgeois à l’égard de la langue française ne peut pas donner lieu à des généralisations. Certes, la langue française est considérée par la grande majorité des Luxembourgeois comme une langue scolaire voire une langue étrangère un peu fastidieuse à apprendre. Mais, il existe quand-même une grande variation des points de vue au sein de la population luxembourgeoise. C’est notamment une question de région et de génération, mais aussi d’expériences individuelles. Dans ce contexte, l’apprentissage rigoureux de la langue française à l’école est souvent à l’origine d’un certain malaise face au français. Les Luxembourgeois sont en général assez soucieux de toute grammaticalité lorsqu’ils doivent s’exprimer en français. Ceci gène toute spontanéité et donne naissance au développement de ressentiments. Néanmoins, ces expériences sont très individuelles et n’exercent pas la même influence sur toutes les personnes. Ainsi, chaque Luxembourgeois a ses propres préférences. Tandis que les uns savent s’exprimer aisément en français, les autres se sentent mal à l’aise et évitent le plus possible de recourir à cette langue. Une société polyglotte, cosmopolite et multiculturelle vit de l’échange entre les différentes nationalités ou groupes ethniques et a besoin d’une langue de communication, voire d’une langue véhiculaire permettant de relier les différentes communautés. Dans le cas du Grand-Duché, c’est notamment le français qui s’est progressivement établi en tant que lingua franca pour les échanges entre autochtones luxembourgeois et étrangers. La langue française joue donc un rôle primordial dans la vie publique de notre pays. La charge de l’école consisterait donc à encourager les citoyens luxembourgeois à avoir confiance dans [sic, en] leurs compétences linguistiques et à entrer en contact avec des interlocu- <?page no="238"?> 238 569 570 571 572 573 574 teurs étrangers - malgré d’éventuels déficits. Vu que la langue française est la langue véhiculaire entre les différentes communautés qui vivent et travaillent au Luxembourg, il faudrait surtout promouvoir l’expression orale dans cette langue afin de garantir non seulement une coexistence paisible, mais surtout un échange et une interaction vivants. Ausführungen von Informantin 6 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 Luxemburg ist ein eher kleines Land in Bezug auf Fläche und Einwohnerzahl. Noch sind die Menschen luxemburgischer Nationalität in der Mehrzahl, doch die Zahl sinkt von Jahr zu Jahr immer weiter. Es ist bekannt, dass wir eine große Anzahl von Einwanderern und auch Grenzgängern haben, die jeden Tag ins Land kommen um zu arbeiten. Davon ableitend kann man sagen, dass Luxemburg eine große Vielfalt an Kulturen vereint, was mit sich bringt, dass wir zu einem multilingualen Land wurden. Bereits im Grundschulalter beherrschen die Kinder in Luxemburg mindestens drei Sprachen: Luxemburgisch, Deutsch und Französisch, sowie eventuelle weitere Erst- und Zweitsprachen. [...] Ich habe mich [...] darauf konzentriert, mir Meinungen von Freunden und Bekannten zum Thema „Französische Sprache in Luxemburg” einzuholen, um meiner Arbeit einen subjektiven sowohl als auch objektiven [sic! ] Aspekt zu geben. Dazu habe ich eine kleine Umfrage darüber gestartet, welche Funktion die Luxemburger Bürger der französischen Sprache zuschreiben und wie sie ihr selbst gegenüber stehen. Die Befragten sind zwischen 14 und 53 Jahren alt und sind unterschiedlicher Herkunft; die Mehrheit unter ihnen ist jedoch luxemburgischer Herkunft. Des Weiteren habe ich mich mit dem Lehrpersonal der Grundschule meines Heimatdorfes, sowie mit Eltern von Grundschul- und Lyzeumskindern unterhalten, um einen Einblick in den Unterricht der französischen Sprache in der heutigen Zeit zu bekommen und um mir deren Meinungen einzuholen. Ich basiere mich [sic! ] auf die Menschen des Schulwesens, da ich den schulischen Einblick interessant finde wegen meines Studiums der Erziehungswissenschaften und meinem späteren Beruf. [...] Heutzutage ist die französische Sprache zu einer allgegenwärtigen Sprache geworden, die nicht nur im Staat sondern auch in den Schulen und in den Medien benutzt wird. Die legislativen Akte werden in der französischen Sprache [sic! ] verfasst, was wie- <?page no="239"?> 239 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 derum eine große Bedeutung für die Rechtsauffassung [sic! ] hat, da man ausschließlich der französischen Sprache Glauben schenken darf, was die Bereiche der Administration anbelangt. In den Schulen ist es der Fall, dass die deutsche Sprache in der Grundschule als sogenannte Verkehrssprache benutzt wird und später im Lyzeum die französische Sprache diese Rolle übernimmt und ebenfalls die Sprache des Abiturs ist. Die französische Sprache ist seit längerem ein wesentlicher Bestandteil der luxemburgischen Identität. Heute sprechen nicht nur Einheimische die Sprache, sondern vor allem Portugiesen und Franzosen, die in unserem Land leben oder jeden Tag hierher zur Arbeit kommen sowie auch andere Nationen [sic! ], die nach Luxemburg immigriert sind. Das Französische ist eine nützliche und wichtige Sprache der Kommunikation geworden und ihr Wert wird stetig steigen, da die luxemburgische Sprache immer weiter abnehmen wird, da sie nur von einer Minorität, weltweit gesehen, gesprochen wird. Schüler luxemburgischer Herkunft stehen der französischen Sprache eher skeptisch und negativ gegenüber. Kommentare wie „Unterdrückung der luxemburgischen Sprache“, „Wir haben keine andere Wahl als sie zu sprechen“ und „Unsere nationale Sprache ist Luxemburgisch“ sind nicht selten zu hören. Es denken jedoch nicht alle so, Ausnahmen gibt es immer wieder. Vier von fünf von mir befragte Personen, die luxemburgischer Herkunft sind, stehen mit der französischen Sprache auf Kriegsfuß; sie wird nur zu schulischen Zwecken und in den Ferien benutzt und widerstandslos angewandt. Diese vier Personen fühlen sich überrumpelt vom Zwang, die französische Sprache sprechen zu müssen, da sie fester Bestandteil unseres Alltags wurde, und beugen sich nun dem Druck, da sie ihrer Meinung nach keine andere Wahl haben. Vereinzelte wären sogar glücklich darüber, wenn es sie nicht mehr geben würde („Sie geht mir tierisch auf den Geist“). Genau betrachtet haben diese Personen nichts gegen die Sprache selbst, sondern nur gegen den allgegenwärtigen Gebrauch der Sprache im Alltag, da man kaum noch ohne sie kommunizieren kann. Es ist also im Grunde genommen eine Ablehnung gegen den Gebrauch der Sprache und keine Ablehnung gegen das Französische als Sprache. Diese Ablehnung gegen den Gebrauch führt sogar bis zum Punkt, dass man dem Fremdenhass teilweise verfällt, da die Menschen Missgefallen am Gebrauch empfinden. Ausländer, die diese Sprache mit uns sprechen wollen, werden zum Opfer dieser Ablehnung; das Missfallen färbt auf die Men- <?page no="240"?> 240 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 schen ab, man meutert dagegen, dass sie in Luxemburg wohnen und sich nicht die Mühe machen, die sogenannte Landessprache sprechen zu lernen. Die Ablehnung des Gebrauchs der Sprache bringt eine Ablehnung der Fremden mit sich, die französisch sprechen; man findet, dass sie sich anpassen sollen. [...] Vergleicht man die Aussagen der befragten Personen ausländischer Herkunft mit denen der Luxemburger, kann man relativ klare Abweichungen finden. Auch hier wurden fünf Personen befragt, zu bemerken ist jedoch auch, dass nur eine komplett ausländischer Herkunft ist und die anderen vier einen Elternteil luxemburgischer Abstammung besitzen. In diesen Antworten findet man nicht die strikte Ablehnung gegenüber der französischen Sprache und ihres Gebrauches, man hat das Gefühl, sie wären toleranter, weil sie oder ihre Eltern zweisprachig aufgewachsen sind. So findet man unter den Antworten, dass Französisch eine sehr schöne Sprache mit vielen Akzenten ist und jeder sie sprechen können sollte. Des Weiteren tauchen Antworten auf, die besagen, dass das Erlernen der Sprache sehr schwierig ist. Nur eine Person gibt an, dass ihrer Meinung nach die französische Sprache etwas zu oft in unserem Alltag verwendet wird; sie ist vollkommen damit einverstanden, dass wir verschiedene Sachen und Aktivitäten auf Französisch erledigen, würde es jedoch begrüßen und sich darüber erfreuen, wenn die luxemburgische Sprache einen Aufschwung in unserem Land hätte und verstärkt öfters gesprochen würde. [...] Beim Durchlesen der Antworten des Lehrpersonals sieht man, dass der größte Teil dem Gebrauch der französischen Sprache in unserem Alltag offener gegenüber steht. Hier finden sich jedoch auch welche, die eine ablehnende Einstellung ihr gegenüber haben. Diese werden allerdings von der Mehrheit überschattet, die die multilinguale Situation Luxemburgs und den alltäglichen Gebrauch des Französischen begrüßt. Unter den Antworten des Lehrpersonals kann man herauslesen, dass die Mehrheit, die eine ablehnende Einstellung gegenüber dem Französischen hat, eher luxemburgischer Herkunft ist als ausländischer. Was nicht heißen tut [sic! ], dass die Luxemburger alle die französische Sprache verabscheuen. In der Kategorie der Erziehungsberechtigten sieht es ähnlich aus wie bei dem Lehrpersonal; die Mehrheit begrüßt die multilinguale Situation des Landes, während nur ein geringer Prozentsatz den Gebrauch der französischen Sprache im Alltag ablehnen würde. In diesem Prozentsatz finden sich überwiegend Personen lu- <?page no="241"?> 241 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 xemburgischer Herkunft und Menschen aus den Regionen des Balkans wieder. Zu bemerken ist zudem, dass immer mehr Eltern ihre Meinungen ändern, wenn sie erwachsen werden. Diese Meinungen wurden dann noch einmal angepasst mit der Einschulung ihres Nachwuchses. Ich erachte es durchaus für möglich, dass ablehnende Einstellungen aus der Art und Weise resultieren, wie die französische Sprache in Luxemburg unterrichtet wird. Die ersten Begegnungen mit der Sprache finden normalerweise außerhalb des Unterrichts statt, doch mit dem Eintritt in die Grundschule und dem Besuch des Zyklus 2.2 beginnt das Lernen der Fremdsprache. Ich denke, dass die Einstellung des Lehrers oder der Lehrerin gegenüber der Sprache eine ausschlaggebende Rolle spielt, da sich kleine Kinder doch sehr beeindrucken und fast manipulieren lassen. Meine Meinung werde ich mit Beispielen ausführen [sic! ], die Bekannte in der Grundschule erlebt haben. [...] In der Liste der positiven Erfahrungen mit Unterricht der französischen Sprache in unserem Land sind nur zwei Erlebnisse von drei verschiedenen Personen aufgetaucht. Eine heute 32-jährige Frau berichtete mir von ihren Erlebnissen in der Grundschule als sie ungefähr neun Jahre alt war. Sie erzählt, dass ihre Klassenlehrerin eine hoch motivierte und offene Frau war, die sehr um das Wohlergehen und den Erfolg ihrer Schüler bemüht war. Ihr Unterricht war, nach Angaben meiner Bezugsperson, sehr vielseitig und spannend. Sie unterrichtete in jeder der drei offiziellen Sprachen und veranstaltete Theateraufführungen und Sketche in diesen Sprachen, an denen die Kinder freiwillig teilnehmen konnten. Ihre damalige Klasse kann man mit den heutigen Zyklen 3.1 und 3.2 gleichstellen. Die Frau, die heute als Lehrerin für Französisch an einem Gymnasium arbeitet, erläuterte mir, dass ihre Begeisterung für die französische Sprache aus der Begeisterung für Sprachen entstand. Sie betont auch, dass sie bemüht war, jede der drei Sprachen gleich viel zu benutzen und ihre Begeisterung ist auf alle übergesprungen. Jeder Sprache wurde ähnlich viel Zeit eingeräumt; keine kam in ihrem Unterricht zu kurz. An diesem Beispiel kann man erkennen, dass es Lehrpersonal gibt, das die Sprachen gleich stellt, und nicht eine der anderen vorzieht. Des Weiteren ist zu bemerken, dass man Begeisterung den Kindern durchaus vermitteln kann, wenn man seinen Unterricht vielseitig und interessant gestaltet und auf seine Schüler eingeht. Ein weiteres positives Erlebnis haben mir zwei ehemalige Mitschüler erzählt. Diese Erfahrung bezieht sich auf ihre Gymnasial- <?page no="242"?> 242 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 zeit (15 Jahre). Im Gegensatz zu ihren ersten Jahren mit der französischen Sprache und Lehrern, deren Unterricht sie eher trocken, langweilig und als überbewertet empfanden, erlebten sie mit ihrem neuen Lehrer etwas vollkommen anderes; die Unterrichtsgestaltung des Lehrers am Gymnasium war vielfältiger und interessanter, da er auf den Themen der Interessen der Schüler aufgebaut war und die Sprache bewusst gelehrt wurde. Zudem wurden Aufgabenbereiche des späteren Lebens in diesem Kurs angeschnitten und auf Französisch ausgearbeitet, damit die Schüler einen Eindruck davon bekommen, wie wichtig diese Sprache in unserem Land ist und damit sie sehen, dass es einen Nutzen hat und von Vorteil ist, sie zu erlernen. Beide berichten, dass sie seit diesem Jahr am Gymnasium wieder Spaß an der französischen Sprache und ihrem Gebrauch gefunden haben und ihr somit positiver gegenüber standen als viele, die diese Erfahrung nicht gemacht haben. Es wurden jedoch auch viele negative Stimmen laut, als ich das Thema des Unterrichts der französischen Sprache angesprochen habe. Herausgesucht habe ich mir zwei Beispiele, um in diesem Projekt ein Gleichgewicht zwischen positiven und negativen Erfahrungen beizubehalten, da sie nur der Beantwortung und Erläuterung der Fragestellung dienen. [...] Über das erste Erlebnis verfüge ich über genaue Einblicke, da es meine kleine Schwester betrifft und ich die Situation also quasi hautnah miterlebt habe. Bei ihrer Einschulung sagte ihre damalige Klassenlehrerin bei der ersten Versammlung, dass sie sich dem Untergrad annehmen würde, da ihre Französischkenntnisse zu wünschen ließen und sie dem Programm des Obergrades nicht gewachsen sei. Dies hatte keinerlei Einfluss auf die Einstellung meiner Schwester gegenüber der französischen Sprache. Ihre ablehnende Einstellung entstand erst, als sie den vierten Zyklus besuchte und die gleiche Klassenlehrerin hatte wie im Untergrad, die damals gestanden hatte, die französische Sprache selbst nicht gut zu beherrschen. Die Unterrichtsmethode war ziemlich klar definiert: der luxemburgischen und der deutschen Sprache galt der Vorrang, Französisch wurde nur noch in den wenigen restlichen Stunden unterrichtet und dies auch nur flüchtig. Die Aufgaben, die die Schüler bekamen, waren dem Leistungsgrad eines Zyklus 2.2 angepasst und autonom durften die Kinder nicht arbeiten; die Aufgaben wurden zusammen in der Klasse ausgefüllt. So kam es, dass niemand eigene Fehler machen konnte um die Wörter und Ausdrücke später richtig zu schreiben, da sie aus ihren <?page no="243"?> 243 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 Fehlern gelernt haben. Aufsätze auf Französisch schreiben oder ein Buch zu lesen wurde niemals in der Klasse angesprochen; der Unterricht der französischen Sprache wurde sozusagen zum Pausenfüller. Die Lehrerin machte gegenüber den Kindern keinen Hehl darum, wie sie persönlich zu dieser Sprache stand und diese Meinung färbte auf ihre Schüler ab. Die Folgen dieses Unterrichts zeigten sich deutlich am Verhalten meiner Schwester; sie lehnte alles Französischsprachige kategorisch ab. Probleme tauchten bei der Mehrheit der Schüler im Aufnahmetest fürs Gymnasium auf, den viele durch diesen Mangel an Unterricht nicht bestanden. Weiterführend tauchten Probleme in der Mathematik auf, da diese ab der Septima ausschließlich auf Französisch unterrichtet wurde. Mittlerweile bessert sich die Einstellung meiner Schwester gegenüber der französischen Sprache nach und nach, was auch mit der Einführung der Zeitung „L’essentiel“ zusammenhängt, die sie mehr oder weniger regelmäßig anfängt zu lesen. In Einkaufszentren beispielsweise lehnt sie die französische Sprache jedoch nach wie vor ab; sie verabscheut es mit Menschen reden zu müssen, die die luxemburgische Sprache nicht sprechen, und weiß sich auch oft nicht auszudrücken, da sie dies nie gelernt hat und ihr die Basis für alltägliche Vokabeln fehlt. Ihre Erklärung hierzu ist, dass sie in Luxemburg wohnt und nicht in Frankreich und somit nicht gezwungen werden kann, in ihrem eigenen Land die französische Sprache benutzen zu müssen, um der Frau hinter dem Tresen verstehen zu geben, dass sie zum Beispiel zwei Brötchen möchte. Ein weiteres Beispiel handelt von einem jungen Mann, der schlechte Erfahrungen mit der französischen Sprache in der Grundschule sowie auch im Gymnasium gemacht hat. Im Zyklus 4 lehnte die Klassenlehrerin es ab, der französischen Sprache mehr Zeit zu widmen, um auf eventuelle Probleme der Schüler näher eingehen zu können. Dies führte mit sich, dass der Mann im Lyzeum diverse Klassen wiederholen musste, da er mangelhafte Französischkenntnisse besaß, und somit nicht in allen Fächern zurecht kam und mit ungenügender Note abschloss. Die Ablehnung gegenüber dem Französischen entstand in den Jahren, da er wegen schlechter Beherrschung der Sprache immer wieder gehänselt und mit schlechten Noten bestraft wurde. Dies hängt mit dem Unterricht der Lehrpersonen zusammen, der nicht differenziert genug gewesen ist und damit, dass er es selbst nicht schaffte, sich Hilfe zu holen, da er die Sprache ablehnte und sie ihm nicht wichtig erschien. Heute <?page no="244"?> 244 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 hat diese Ablehnung der französischen Sprache die Konsequenz, dass er weder Ausbildungsplatz noch Arbeit finden konnte, die seiner Qualifikation entsprachen. Er musste den Weg über die Armee auf dem „Herrenberg“ gehen um nicht auf der Straße zu landen. [...] Für mich persönlich gibt es zwei mögliche perfekte sprachliche Situationen in Luxemburg. Die erste Situation ist relativ begrenzt und beruht auf meinen früheren Ansichten. Perfekt im weitesten Sinne des Wortes wäre es für mich gewesen, wenn jeder Einwohner des Luxemburger Landes meine Erstsprache, also Luxemburgisch, sprechen würde. Weiterhin habe ich auch daran gedacht, dass jeder Mensch, der hier arbeitet, ebenfalls die luxemburgische Sprache beherrschen sollte. Es ging mir nicht darum, dass jeder Mensch diese Sprache schreiben kann, mir hätte es genügt, wenn jeder sie annähernd verstanden und gesprochen hätte, da sich die Luxemburger selbst nicht auf eine Grammatik einigen können. Die zweite mögliche Situation in meinen Augen sieht jetzt, nach dem Abschluss des Gymnasiums und dank des Beginns des Studiums in Erziehungswissenschaften, anders aus. Eine perfekte sprachliche Situation in Luxemburg wäre, wenn jeder Einwohner die luxemburgische Sprache verstehen und sprechen könnte und zusätzlich die französische sowie die deutsche Sprache schriftlich und mündlich beherrschen würde. Jeder, der hier im Land wohnen würde, wäre mit den anderen Einwohnern gleichgestellt; natürlich würde es immer wieder welche geben, die sich benachteiligt fühlen, doch hätten somit alle die gleichen Chancen. Die Luxemburger würden sich nicht mehr darüber beschweren, dass sich die ausländischen Einwohner keine Mühe machen und man ihnen zu viel entgegenkommen würde und die Bürger ausländischer Herkunft hätten die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt wie die Luxemburger. Des Weiteren sollte jeder Einwohner diese drei Sprachen auch als solche akzeptieren und ihren Gebrauch pflegen. Dies würde in dieser imaginären perfekten sprachlichen Situation zudem mit sich führen, dass der Sprachunterricht in den Schulen revolutioniert würde; alle Sprachen würden mit gleichem Enthusiasmus und Begeisterung unterrichtet werden und somit den Interessen und Anliegen der Schüler angepasst. [...] Abschließend könnte man sagen, dass es ein relativ komplexes Thema ist. Die französische Sprache ist in Luxemburgs Alltag allgegenwärtig; man kann sie nicht über einen längeren Zeitraum umgehen und muss die sprachliche Situation in Luxemburg ak- <?page no="245"?> 245 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 zeptieren, wie sie sich uns darstellt. Ich denke, dass es keine Entschuldigung gibt, die französische Sprache in Luxemburg weder zu dulden noch zu akzeptieren, da sie in der Verfassung als administrative sowie legislative Sprache für das Land niedergeschrieben ist und wir somit verpflichtet sind, sie anzunehmen. Luxemburg ist ein kleines Land mit einer geringen Einwohnerzahl, die luxemburgische Sprache wird irgendwann aussterben, was wir nur schwerlich bis gar nicht verhindern könnten. Wir sind sprachlich gesehen eine Minorität, die nicht gegen die französische Sprache ankommen wird, die auf vielen Plätzen auf der Erde von einer großen Menschenmenge gesprochen wird. Vor ein paar Jahren war ich ebenfalls ein Verfechter der Luxemburger Sprache [sic! ] und habe immer wieder darum gekämpft, sie weiter zu verbreiten und habe an öffentlichen Stellen die luxemburgische Sprache als einzig akzeptierte vorgegeben, damit jeder teilhaben konnte und sich nicht ausgeschlossen fühlte. Bis ein Lehrer mir die Augen öffnete und mich mit der Realität konfrontierte. Jetzt sehe ich ein, dass wir auf diese Sprache angewiesen sind und sie zudem in manchen Fällen zu unserem Vorteil nutzen können. Zudem finde ich, dass es sehr wichtig ist als zukünftiges Lehrpersonal, dass man eine objektive Ansicht über dieses Thema hat und die Sprache, sei es jetzt die französische oder eine andere, nicht kategorisch ablehnt. Wir sind in unserem Beruf Vorbilder für die Erwachsenen von morgen, die ihre Meinungen an ihre eigenen Kinder weiterleiten. Wir haben die Möglichkeit, die Kinder bereits in einem frühen Alter mit dem Thema zu sensibilisieren und sie auf ihre Zukunft und die Zukunft unseres Landes vorzubereiten. Auf diesem Weg könnten wir eventuell einen Umschwung erleben, damit die Bürger die französische Sprache nicht mehr verabscheuen und ablehnen wegen der hohen Anzahl von Ausländern, die diese Sprache mit uns sprechen. Ausführungen von Informantin 7 001 002 003 004 005 006 Die französische Sprache, eine romanische Sprache, genannt die Sprache der Liebe, die Sprache, welche geschätzt von fünfhundert Millionen Menschen weltweit gesprochen wird. Eine Sprache, welche in unserem Land Luxemburg viel gesprochen wird. Um aber näher auf die Situation der französischen Sprache in Luxemburg eingehen zu können, werden wir einen kurzen Blick auf die <?page no="246"?> 246 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 047 048 Geschichte von Luxemburg im Zusammenhang mit der französischen Sprache sowie verbunden mit der Migration und den Grenzgängern, werfen. Auch den Multikulturalismus werden wir erwähnen und näher auf die Sprachen und die sprachliche Entwicklung eingehen. Da im Jahr 2010 in Luxemburg das vierzigjährige Jubiläum der Frankophonie gefeiert wurde, konnte man viel Informationen über die Entwicklung der französischen Sprache im Zusammenhang mit der Geschichte Luxemburgs finden. So erfuhr ich in einem Zeitungsartikel zum Jubiläum, dass im Mittelalter nur im Gerichtshof und der hohen Verwaltung Französisch gesprochen wurde, die französische Sprache galt als eine noble Sprache, welche von den gehobenen Leuten in Luxemburg gesprochen wurde. Sie war Sprache der Politik, der Diplomatie und der Bourgeoisie. Dies hängt zusammen mit dem Code Napoléon, welcher 1804 in die Gesetzgebung eingeführt wurde. Der moselfränkische Dialekt, wie Luxemburgisch definiert wird, war den normalen Bürgern, den „Bauern“ überlassen. 1843 wurde dann die Entscheidung getroffen, dass Französisch und Deutsch in den Schulen unterrichtet werden sollten. Sehr interessant zu erfahren war auch, dass sich das Vokabular im Luxemburgischen im 19. Jahrhundert um ungefähr fünfhundert Wörter aus dem Französischen vergrößert hat. Dies hängt damit zusammen, dass in diesem Jahrhundert sehr viele Luxemburger nach Frankreich emigriert sind und so ihre luxemburgische Sprache verändert haben. [...] In Luxemburg werden drei Sprachen als Amtssprachen angesehen: Luxemburgisch, Deutsch und Französisch. Man kann von Trilingualismus reden, wir haben in Luxemburg eine Situation der Triglossie, was nichts anderes bedeutet als Dreisprachigkeit. Im Gesetz ist die luxemburgische Sprache seit 1984 als unsere nationale Sprache definiert, hier ist die französische Sprache als die Sprache der Gesetzgebung festgehalten. Gemeinsam haben die drei Sprachen, dass sie als offizielle Sprachen Luxemburgs akzeptiert sind. Wir haben also in Luxemburg keine definierte „offizielle Sprache“, demnach teilen sich die drei Sprachen ihre Rollen auf und agieren in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel dem formellen oder informellen Bereich. Auf die Funktionen der französischen Sprache werden wir später eingehen. Zu unseren drei offiziellen Amtssprachen kommen aber dann, durch die große Anzahl von Immigranten und Grenzgängern, auch noch viele andere Sprachen wie Portugiesisch, Italienisch, Jugoslawisch [sic! ]. <?page no="247"?> 247 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 Zu erwähnen ist auch, dass jeder Luxemburger multilingual ist, in der Schule lernt er alle Amtssprachen, sowie Englisch im Gymnasium. Auch wird dem Luxemburger das Erlernen von weiteren Sprachen ermöglicht: im Gymnasium gibt es neben freiwilligen Sprachkursen auch auf der Sektion A [sic! ] („langues vivantes et littérature“) das obligatorische Erlernen von Spanisch, Portugiesisch oder altem Griechisch. [...] Wie bereits erwähnt ist die französische Sprache als Sprache der Gesetzgebung definiert, in dem Sinne hat sie eine formelle Funktion. Die legislativen Akte und Rechtsakte sind auf Französisch verfasst, nur diese Sprache wird in den Bereichen der öffentlichen Verwaltung akzeptiert. Ein Beispiel für die Wichtigkeit der französischen Sprache im Gerichtswesen ist, dass luxemburgische Jura-Studenten in Frankreich oder Luxemburg studieren müssen, Studien in anderen Ländern wie zum Beispiel England werden in Luxemburg in dem Bereich nicht anerkannt, da alles Gerichtliche auf Französisch verfasst ist. Im Parlament, in der Chambre des Députés, gewinnt die luxemburgische Sprache jedoch immer mehr an sprachlichem Gebrauch. Wenn man politische Debatten verfolgt, bemerkt man, dass diese fast nur noch auf Luxemburgisch gehalten werden, nur noch wenige Minister debattieren auf Französisch. Dies könnte bei Wahldebatten damit zusammenhängen, dass viele Luxemburger die luxemburgische Sprache vorziehen und sich von Politikern, welche in ihrer Muttersprache reden, eher angesprochen fühlen, als von Ministern, die in der französischen Sprache von sich überzeugen wollen. Man kann also behaupten, dass die französische Sprache die Funktion der Kommunikation im formellen Bereich an die luxemburgische Sprache abgegeben hat, sie jedoch ihre Funktion im Schriftlichen behalten hat. In der formellen Kommunikation ist es aber trotzdem immer noch die Entscheidung des Politikers, des Ministers, in welcher Sprache er oder sie sich äußern will. Um aber wieder auf die Chambre des Députés und die schriftliche Funktion der französischen Sprache zurückzukommen, ist es interessant zu erwähnen, dass, wie ich gelesen habe, die Debatten neuerdings auf Luxemburgisch transkribiert werden, die Gesetzestexte und Fragen an den Staat jedoch auf Französisch bleiben. Obwohl laut Gesetz von 1984 Verwaltungsbriefe der Einwohner auf Französisch, Deutsch oder Luxemburgisch verfasst werden dürfen, wird trotzdem größtenteils auf die französische Sprache zurückgegriffen. Ich persönlich, zum Beispiel, schreibe automatisch auf Französisch, wenn es um etwas Formelles, eine Anfrage, eine Entschuldigung, geht. Es ist <?page no="248"?> 248 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 einem in Luxemburg eigentlich schon eingeprägt, auf Französisch zu schreiben, wenn man sich an jemanden adressiert [sic! ], den man nicht kennt oder welcher zum Beispiel eine höhere Position hat. So ist es dann auch, wenn man auf Deutsch oder Luxemburgisch an die Verwaltung schreibt, bekommt man trotzdem eine Antwort auf Französisch. Als Zusammenfassung kann man sagen, dass die französische Sprache im formellen Bereich eine schriftliche Rolle hat, wobei das Luxemburgische eher als Kommunikationssprache angesehen wird. Wenn man aber nun einen Blick in die Arbeitswelt wirft, bekommt die französische Sprache als Kommunikationsmittel wieder eine höhere Bedeutung, hierzu nun mehr bei der Beschreibung der sozialen Funktion der Sprache. [...] Der Gebrauch der französischen Sprache als Kommunikationsmittel in der Arbeitswelt gewinnt [...] an Bedeutung. Dies ist zu verbinden mit der Anzahl an französischsprachigen Immigranten und Grenzgängern, welche [...] sehr hoch ist. So wird an luxemburgischen Arbeitsplätzen mehr Französisch gesprochen als Luxemburgisch. Eine Studie von 2009 der Uni.lu zeigt, dass bei Stellenangeboten (aus zwei luxemburgischen Zeitungen) die Nachfrage nach Französisch im Transport- und Kommunikationswesen bei 100% liegt, im Baugewerbe bei 97%, in der Industrie bei 90%, im Handel, der Gastronomie und den Reparaturwerkstätten bei 89%, im Immobilienwesen bei 87%, im öffentlichen Dienst, Schul- und Gesundheitswesen bei 82% und im Finanzwesen bei 75%. Nur im Finanzwesen ist die französische Sprache unterrepräsentiert. Wer spricht denn nun Französisch in Luxemburg? Natürlich die Franzosen, welche an zweiter Stelle der Immigranten in Luxemburg stehen und an erster Stelle der Grenzgänger, jedoch auch andere Ausländer, welche in Luxemburg wohnen und/ oder arbeiten. Hiermit meine ich vor allem die Italiener und Portugiesen, welche fließend Französisch sprechen können. Die französische Sprache, eine romanische Sprache genau wie ihre Muttersprache, fällt ihnen leichter als zum Beispiel Deutsch oder Luxemburgisch. Da wir Luxemburger die französische Sprache in der Schule lernen, fällt es uns meistens nicht schwer, unsere ausländischen Mitbürger zu verstehen und unterhalten uns mit ihnen auf Französisch, sei es im Alltag oder im Berufsleben. [...] Um aber auf die soziale Funktion der französischen Sprache zurückzukommen, ist sie im Alltag ein Mittel zu Verständigung mit unseren ausländischen Mitbewohnern, welche die luxemburgische Sprache nicht beherrschen. Stellen wir uns doch einmal <?page no="249"?> 249 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 einen Tag in Luxemburg vor, an welchem wir nur Luxemburgisch reden und auf luxemburgische Unterhaltungsmedien zurückgreifen wollen. Es ist einfach unmöglich, außer man bleibt zu Hause sitzen, benutzt kein Telefon, schaut kein Fernsehen, liest keine Zeitung usw. Geht man hinaus, zum Beispiel in ein Geschäft, steht die französische Sprache im Vordergrund. Es besteht bereits eine Art Automatismus, wenn man einen Angestellten um Rat fragt, Französisch zu reden, auch wenn man im Nachhinein manchmal herausfindet, dass dieser Luxemburgisch spricht. Er antwortet auf Französisch, da er glaubt, der Klient könne nur Französisch. Auf der Internetseite der Europäischen Union habe ich gelesen, dass in Luxemburg die luxemburgische Sprache am meisten im Norden (68%) und am wenigsten in der Hauptstadt (45%) gesprochen wird, dies würde ich damit verbinden, dass in der Hauptstadt viele ausländische Bewohner oder Grenzgänger beschäftigt sind, wir im Norden größtenteils noch Bauern haben, welche während ihrer Arbeit die luxemburgische Sprache benutzen. Worauf wir später noch eingehen, ist der Gebrauch der luxemburgischen Sprache beim schulischen Personal, er liegt bei 75%, hier wird also die französische Sprache nicht so benutzt. Bei den Arbeitern ohne qualifizierte Formation dominiert die französische Sprache mit 46%. Man kann also behaupten, dass die französische Sprache im luxemburgischen Alltag stark vorhanden ist, sei es in der Arbeiterwelt oder in der Verständigung mit unseren ausländischen Bewohnern. [...] Stellt sich nun die Frage der Funktion der französischen Sprache in der Medienwelt und Kultur. Beginnen wir erst einmal in der Medienwelt, mit der Presse. Hier muss man einsehen, dass die deutsche Sprache in der Presse dominiert, unsere beiden größten Zeitungen, das „Tageblatt“ und das „Luxemburger Wort“, sind auf Deutsch verfasst, so sind auch die dazugehörende Websites im Internet auf Deutsch. Jedoch kann man trotzdem behaupten, dass die luxemburgische Presse mehrsprachig ist. Oft kommt es vor, wenn man Zeitung liest, dass sich Abschnitte auf Französisch mit einschleichen, meistens ist dies bei Abschnitten über Gesetze, welche, wie wir bereits gesehen haben, auf Französisch verfasst sind. Nehmen wir als Beispiel die „Essentiel“, welche komplett auf Französisch geschrieben ist. Hier handelt es sich um eine Gratiszeitung, welche man morgens überall mitnehmen kann, hauptsächlich an den Bushaltestellen und am Bahnhof. Darin werden die Menschen kurz auf Französisch über die wichtigsten Ereignisse des Vortages <?page no="250"?> 250 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 und über die Veranstaltungen des Tages informiert. Im Gegensatz zum „Tageblatt“ und zum „Luxemburger Wort“ findet man hier nur im Internet Artikel auf Deutsch. Ich will die beiden Hauptzeitungen aber jetzt nicht als „deutsch“ hinstellen, oft findet man Artikel in verschiedenen Sprachen. Wir haben hier in Luxemburg eigentlich keine Vorschrift, was die Sprache der Journalisten betrifft. [...] Im Kino haben wir keine Untertitel auf Luxemburgisch, sondern auf Französisch und Niederländisch. Hier bleibt die luxemburgische Sprache komplett von der Leinwand, außer natürlich es handelt sich um einen luxemburgischen Film. Es werden jedoch auch französischsprachige Filme in Luxemburg gedreht, nennen wir zum Beispiel den 2010 erschienen Film „Trouble No More“ von Andy Bausch. Hier sind ungefähr die Hälfte der Schauspieler Franzosen, so wird im Film Französisch und Luxemburgisch geredet. Oder der Film „Elle ne pleure pas, elle chante“, welcher im Jahr 2010 erschien, dieser ist komplett französischsprachig. Was das Radio in Luxemburg betrifft, ist auch hier die luxemburgische Sprache dominant. Man kann sogar behaupten, dass im luxemburgischen Radio nur Luxemburgisch gesprochen wird, außer es werden Interviews von Leuten gesendet, die Französisch sprechen. Jedoch haben wir in Luxemburg einen guten Empfang für die ausländischen Sender, so dass unsere französischsprachigen Einwohner Sender in ihrer Sprache hören können. Was unsere Kultur betrifft, finden wir vor allem im Theaterbereich die französische Sprache wieder. Da ich sehr oft ins Theater gehe, kann ich behaupten, dass ich hier schon mehr französische Stücke gesehen habe als luxemburgische. Sehr oft werden französische Stücke übernommen, so kommen auch viele französische Schauspieler, um in den luxemburgischen Theatern zu spielen. Jedoch werden auch Stücke von luxemburgischen Regisseuren in Französisch verfasst. Als Beispiel kann man „Les Errances d’Ulysse“ nennen, aufgeführt letztes Jahr, wo ich auch mitgewirkt habe. Es handelt sich um eine der bekanntesten griechischen Mythen, die Geschichte des Helden Odysseus. Ich kann mich an ein Gespräch mit dem Regisseur erinnern, als ich ihn fragte, warum er das Stück in Französisch inszenieren wollte. Er antwortete mir, dass es durch die französische Sprache einen größeren Ausdruck bekommen würde und so auch besser ankommen würde, als zum Beispiel in der luxemburgischen Sprache. Ich bin auch der Meinung, dass man <?page no="251"?> 251 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 sich im Theater besser in der französischen Sprache ausdrücken kann, als in Luxemburgisch. Französisch ist für mich die Sprache der Poesie, so auch die Sprache der Kultur. [...] Kommen wir nun zur Funktion in der Schule. Im Jahre 1843 wurde entschieden, Französisch in den Schulen zu unterrichten. Dies hing damit zusammen, dass das Land Luxemburg Angst vor einer zu starken Germanisierung hatte, so werden beide Sprachen, Französisch und Deutsch, parallel unterrichtet. Wichtig zu wissen ist, dass ein luxemburgisches Kind im ersten Schuljahr beginnt, Deutsch zu lernen und im zweiten mit der französischen Sprache anfängt. Jedoch werden die Kinder heutzutage sehr früh mit der französischen Sprache konfrontiert, da es immer öfter vorkommt, dass die ausländischen Kinder im Kindergarten noch kein Luxemburgisch können und so versuchen, auf Französisch zu kommunizieren. In der Primarschule sind Luxemburgisch und Deutsch die Verkehrssprachen, jedoch hat sich die französische Sprache in Klassen mit hoher Anzahl an Kindern aus Immigrantenfamilien als Verkehrssprache eingebürgert. Hier ist Französisch auch die Hauptsprache in der Verständigung mit den ausländischen Eltern (Portugiesen, Italienern [...]). Im klassischen Lyzeum bleibt die Verkehrssprache in den ersten Jahren Deutsch, wechselt aber dann in den Nebenfächern wie Geschichte, Geografie, Ökonomie, Chemie und Physik ins Französische, was aber oft zu Verständnisschwierigkeiten führt. Einem Dokument des Unterrichtsministeriums vom März 2010 über die Reform des Sekundarunterrichts ist zu entnehmen, dass Multilingualismus eine gute Basis für zukünftige Studien, den Eintritt in die Berufswelt und für bürgerliches Engagement bildet. Als Defizite aber werden schulisches Scheitern, Mangel an Verständnis von nicht linguistischen Fächern und Entstehung einer Kluft unter den Schülern verschiedener Nationalitäten angeführt, wenn es keine einheitliche, obligatorische Sprache gibt. Im technischen Lyzeum bleibt die deutsche Sprache jedoch dominant. Was die Universität Luxemburgs betrifft, steht diese unter dem Zeichen des Multilingualismus, was die französische Sprache natürlich mit einbegreift. Der Student kann frei entscheiden, welche Sprache, ob Luxemburgisch (nur wenn fehlerfrei und nach Absprache mit dem Dozenten), Deutsch, Französisch oder Englisch, er benutzt, um seine Examen und Hausarbeiten zu verfassen. Französisch als Verkehrssprache der Seminare hat die Universität meistens nur, wenn die Dozenten ausschließlich französischsprachig sind, zum Beispiel hat die Universität viele belgische Dozenten. [...] <?page no="252"?> 252 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 Die Einstellung der Luxemburger gegenüber der französischen Sprache, eine schwierige Frage. Außer der Generation meiner Großeltern, die kein oder nur wenig Französisch gelernt haben, kann man sagen, dass viele Luxemburger offen sind, was die französische Sprache betrifft. Es ist in Luxemburg schon normal, wenn man zum Beispiel bei einer Firma anruft, automatisch Französisch zu sprechen und manchmal erst nach ein paar Sätzen zu merken, dass der andere auch Luxemburgisch sprechen kann. Für mich persönlich ist es überhaupt kein Problem, in Geschäften oder im Restaurant Französisch zu sprechen, da es erstens eine Amtssprache in Luxemburg ist und zweitens auch nicht so kompliziert ist. Andererseits bin ich aber auch der Meinung, dass es für die ältere Generation, sowie auch manchmal für unsere Generation schwierig ist, sich in gewissen Situationen auf Französisch zu erklären [sic! ]. Richtig kompliziert wird es um Beispiel in der Werkstatt, da bereitet es mir Schwierigkeiten zu erklären, was an meinem Auto nicht funktioniert, da fehlt es mir an technischen Ausdrücken. Auch bei Reparaturen im Haus oder an elektrischen Geräten. Beim Arzt kann dies auch Probleme bereiten. Jedoch bin ich der Meinung, dass es genügend luxemburgischsprachige Ärzte und Handwerker gibt, so dass man sie sich aussuchen kann. Was meinen Freundeskreis betrifft, kann ich behaupten, dass dieser sehr offen mit der französischen Sprache umgeht, keine Probleme hat sich auszudrücken und sich auch nicht davor scheut. Jedoch sieht es im Großen und Ganzen in Luxemburg anders aus. Viele Luxemburger werden unsicher, wenn sie Französisch reden müssen, sie glauben, sie müssten aufpassen, dass sie keinen einzigen Fehler machen, was auch mit dem Unterrichten des Französischen in der Schule zusammenhängt, worauf wir aber später noch näher eingehen werden. Die meisten Luxemburger haben eine negativere Einstellung zum Französischen als zum Beispiel zum Deutschen. Dies hängt damit zusammen, dass die luxemburgische Sprache dem Deutschen eher nahe kommt, und die Luxemburger von klein auf mit der deutschen Sprache in Kontakt stehen, vor allem wegen des Faktes, dass wir in unserem Land fast ausschließlich deutsches Fernsehen schauen. Hierzu kann man auch erwähnen, dass Kleinkinder oft spontan in einer imaginären deutsch klingenden Sprache plappern. In unserer Gesellschaft, in der der Fernseher leider oft bei Kindern als „Babysitter“ benutzt wird, sind diese meistens schon von klein auf an die deutsche Sprache gewöhnt. Auch die meisten Bücher, die die <?page no="253"?> 253 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 Kinder in Luxemburg bekommen, sind in deutscher Sprache verfasst. Die Kinder verbinden die deutsche Sprache mit den Sendungen, die sie im Fernsehen schauen, und den Büchern, die sie lesen, verbinden also etwas Angenehmes mit dieser Sprache. Selten sind diese Kinder mit der französischen Sprache konfrontiert, viele begegnen dieser zuerst in der Schule. Meiner Meinung nach hat die negative Einstellung der Luxemburger zur französischen Sprache primordial [sic! ] damit zu tun, dass neben dem Vokabular die Grammatik zu verschieden von dem für uns näheren germanischen Sprachstamm ist. Beim Gebrauch des Französischen muss man immer abstrakter und rationeller überlegen gegenüber dem intuitiven Deutschen. Demnach muss ein Luxemburger sich viel mehr anstrengen, wenn er Französisch spricht, hier wäre es dann eine Frage der Energiekonservierung. Wenn wir schon beim Thema Gehirn und Energieverbrauch sind, können wir zum nächsten Punkt übergehen: dem übertriebenen Patriotismus bei vielen Einwohnern unseres Landes. Die Aversion vieler Luxemburger gegenüber dem Französischen entsteht meiner Meinung nach durch den hohen Anteil von Rassismus, welcher in unserem Lande herrscht. Wenn man schon alleine im Internet auf Facebook surft, stößt man auf Tausende luxemburgische, faschistische Seiten, auf denen Ausländer in unserem Land aufs Schlimmste verfeindet werden, unter dem Vorwand, das Luxemburger Land so zurück zu bekommen wie es einmal war, die Luxemburger Sprache zu erhalten und ausländische Sprachen aus dem Lande zu verbannen. [...] Klar finde ich es auch nicht freundlich, wenn man von französischsprachigen Angestellten sofort mit „Parlez français“ unterbrochen wird, man sollte aber solche Vorkommnisse nicht verallgemeinern. Der Rassismus geht in diesem Lande so weit, dass, wie ich auf einer Internetseite gelesen habe, Grenzgänger als Zerstörer der Umwelt, und Ausländer als Verbrecher beschimpft werden, welche das Land schnell verlassen sollten. Wir haben in Luxemburg sogar Gruppen von Menschen, welche als Mission haben, die französische Sprache sowie die Ausländer aus dem Lande zu verbannen, mit Slogans wie „Lëtzebuerg de Lëtzebuerger“ („Luxemburg den Luxemburgern“) oder „Et muss Lëtzebuergesch a Lëtzebuerg geschwat ginn“ („Es muss Luxemburgisch in Luxemburg gesprochen werden“). Die Menschen versuchen sogar in die Politik zu kommen, um ihren Willen durchsetzen zu können. Hier gibt es eine schwerwiegende und meiner Meinung nach sehr gefährliche Aversion gegenüber dem Multikulturalismus. Die Abneigung <?page no="254"?> 254 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 gegenüber dem Französischen resultiert hier aus dem Rassismus gegenüber zum Beispiel Portugiesen und Franzosen, es wird behauptet, diese würden die Kriminalität ins Land bringen. In dem Falle ist dies zu vergleichen mit der Aversion in Deutschland gegenüber dem Türkischen oder in den Vereinigten Staaten gegenüber dem Spanischen. So kann man behaupten, dass es einen großen Kontrast in den Einstellungen zum Französischen gibt: Manche Menschen, zu denen ich mich persönlich auch zähle, sind sehr offen und reden automatisch Französisch, auch wenn es mal Unsicherheiten gibt, andere Menschen haben eine radikale Aversion gegenüber der Sprache, sei es aus Lernproblemen bis hin zu rassistischen Gründen. [...] Französisch wird, nach der Meinung befragter Lehrer und Lehrerinnen in Luxemburg, genau richtig unterrichtet und zwar als Fremdsprache. Ich bin der Meinung, dass Französisch in der Schule oft so gelehrt wird, dass nach einem strengen Lehrplan unterrichtet wird, man springt von Kapitel zu Kapitel ohne großartig darüber zu diskutieren. Oft wird vergessen, dass man eine Sprache besser lernt, wenn man sie viel spricht, anstatt Hunderte von Aufgaben auszufüllen [sic! ]. Dies ist jedoch aus meiner Erfahrung zu sehen. Ich kann nicht behaupten, dass die französischen Lehrbücher in der Grundschule nicht gut sind, es gibt viel Zusatzmaterial wie Übungsblätter und CDs, zudem sind die Themen abwechslungsreich. Ich würde es jedoch als wichtiger empfinden, viel Französisch mit den Kindern zu reden, sie zum Beispiel jeden Tag auf Französisch erzählen zu lassen, was sie am vorherigen Tag gemacht haben und sie auch untereinander Französisch reden lassen. So können auch die ausländischen, französischsprachigen Kinder eine große Hilfe sein. Es ist bewiesen, dass peer teaching gute Lernerfolge als Resultat hat, so könnte man luxemburgischsprachige Kinder zu französischsprachigen Kindern setzen, sie in ihrer Fremdsprache reden lassen und sich gegenseitig verbessern lassen. Hiermit will ich sagen, dass die Kinder in den luxemburgischen Grundschulen nicht genügend lernen, sich in der französischen Sprache auszudrücken, luxemburgische Kinder haben kein angeborenes Gefühl fürs Französische, was, wie wir bereits gesehen haben, unter anderem daraus resultiert, dass wir viele deutsche Wörter im Luxemburgischen haben, und überwiegend deutsches Fernsehen geschaut wird. Das Hauptgewicht in der Grundschule sowie auch später in den Gymnasien wird auf die <?page no="255"?> 255 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 Grammatik gesetzt, schreibt man „tu joue“ anstatt „tu joues“, sind sofort ein bis zwei Punkte weg 70 . Wenn die Luxemburger sich nun in der französischen Sprache ausdrücken, sind sie sehr besorgt um ihre Grammatik, werden unsicher, da sie während dem Reden keine falschen Redewendungen gebrauchen wollen. Man kann behaupten, dass sie quasi geprägt von dem peinlich genauen Grammatikunterricht sind. Die französische Sprache wirkt dann formell, geprägt von Vorsicht und Hyperkorrektur. Dieser Fokus auf die Grammatik im Französischen steht in starkem Kontrast zum, für mich fast unverständlichen, mangelnden Interesse an der luxemburgischen Rechtschreibung. Im Gymnasium bleibt dieser Fokus auf die Grammatik bestehen, die Ausdrucksweise nimmt jedoch an Wichtigkeit zu. Zu den schriftlichen Prüfungen kommen mündliche Prüfungen. Jedoch behandeln diese wiederum keine Alltagsthemen, sondern beschäftigen sich mit großen Schriftstellern, wie Zola oder Maupassant. Aus meiner Gymnasialschulzeit kann ich berichten, dass die Mehrzahl der Schüler den Französischunterricht nicht gerne besuchte. Dies war sogar der Fall, als ich in einer Klasse war, welche auf Sprachen und Literatur spezialisiert war. Der Französischunterricht wurde immer als zu kompliziert angesehen. Die Ablehnung gegenüber der französischen Sprache kann also daraus resultieren, dass beim bisherigen Bewertungssystem in der Schule, also mit Punkten und Noten, die Schüler oft schlechte Resultate, also schlechte Erfahrungen mit dem Französischen gemacht haben. Dasselbe gilt aber auch für französischsprachige Kinder, die oft im Mündlichen besser sind, aber ähnliche Probleme im Schriftlichen haben. [...] Ich will aber auch noch beifügen [sic! ], dass die Einstellung der Schüler zum Französischunterricht oft mit der Einstellung des Lehrpersonals zusammenhängt, denn das Klassenklima hängt vom Lehrermerkmal ab und die Schülermerkmale werden durch das Klassenklima beeinflusst. Hat der Lehrer zum Beispiel eine negative Einstellung zur französischen Sprache, zum Französischunterricht, kann dies zu einem Transfer auf die Kinder führen. Es ist ja auch sehr oft üblich in der Grundschule, dass die Verkehrssprache im Französischunterricht das Luxemburgische ist. [...] 70 Diese Angabe bezieht sich auf das in Luxemburg verwendete französische Notensystem. Im deutschen würde es sich um eine oder zwei Drittelnoten handeln, also eine 2,3 anstelle einer 2,0 oder einer 1,7. <?page no="256"?> 256 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 Eine perfekte sprachliche Situation in Luxemburg wäre für mich eine Situation, in welcher alle Sprachen, im Zusammenhang mit dem Multikulturalismus, in Luxemburg akzeptiert und toleriert sind. Wenn man ein Luxemburger ist, spricht man drei Sprachen, besser sogar noch vier. Wie sagt ein französisches Sprichwort: „C’est en forgeant que l’on devient forgeron“. Die Luxemburger sollen offener gegenüber der französischen Sprache werden, denn sie ist nun mal nicht mehr wegzudenken in [sic! ] unserem Land. Natürlich gibt es Gebiete, in denen das Luxemburgische gesprochen und verstanden werden sollte, hier denke ich an die Kinder- und Altenbetreuung, das Gesundheitswesen und die Schule. Wenn zum Beispiel das Lehrpersonal ein fehlerhaftes Luxemburgisch spricht, imitieren es die Kinder in dieser Sprache, sowie dann auch im Deutschen. Da wir in Luxemburg drei Amtssprachen haben, könnte man es so machen, dass alles in diesen drei Sprachen publiziert wird, damit jeder alles versteht. Hierbei denke ich vor allem an den Bereich des Gesetz- und Rechtswesens. Was die Erhaltung der luxemburgischen Sprache betrifft, sollte diese gepflegt werden, da sie Bestandteil unserer luxemburgischen Kultur ist. Ich bin der Meinung, dass jeder Einwohner und Grenzgänger in Luxemburg, so auch in der ganzen Welt, so viele Sprachen wie möglich lernen sollte, so wird die Verständigung, die Kommunikation viel leichter. Zudem lernt man somit andere Kulturen kennen, woraus resultieren könnte, dass manche Luxemburger offener und toleranter werden. Eine perfekte Situation in Luxemburg für mich wäre, wenn niemand ein Problem damit hätte, auf irgendeine Art und Weise mit dem anderen zu kommunizieren, und wenn es nur mit Handzeichen wäre. Kommunikation ist eine Absicht, keine Erwartung. In Luxemburg gibt es so viele Möglichkeiten Sprachen zu lernen, fast jede Sprache kann man in Sprachkursen erlernen, wir haben alle Möglichkeiten und viele lassen sie ungenutzt. Luxemburgischkurse werden sogar gratis angeboten. Aus meiner Sicht ist jedoch das eigentliche Problem in Luxemburg nicht der Mangel an Anerkennung der Sprachen, sondern der Mangel an Anerkennung des Multikulturalismus. Wir müssen in Luxemburg mit der Toleranz gegenüber den Sprachen, die französische Sprache natürlich mit inbegriffen, und dem Multikulturalismus beginnen. So möchte ich meine Arbeit mit einem Zitat von J. W. Goethe beenden: „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ <?page no="257"?> 257 Ausführungen von Informantin 8 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 Um die Funktion und Rolle der französischen Sprache in der heutigen sprachlichen Realität in Luxemburg zu analysieren, muss zunächst auf die sehr spezifische Sprachsituation in Luxemburg eingegangen werden. Die Sprachsituation in Luxemburg ist durch eine bewegte Geschichte geprägt. Abwechselnd wurde das Land von unterschiedlichen Mächten besetzt. So wurde [...] die sprachliche Positionierung des Landes zum Politikum. Die Alltagssprache blieb für die meisten Einwohner Luxemburgisch. Dies erklärt aber nur zum Teil die institutionelle Dreisprachigkeit in Luxemburg, die seit 1984 offiziell festgelegt ist. Zum anderen war das Land nämlich seit jeher durch seine geringe Größe gezwungen, eine große wirtschaftliche Offenheit an den Tag zu legen. So wurde das Land seit Ewigkeiten durch immer wieder neue Einwanderungswellen geprägt. Diese Immigrationswellen sind bis heute nicht abgerissen. Hinzu kommt heute, dass bedingt durch die geographische und sprachliche Lage, vor allem aber der hohen Löhne wegen, täglich eine sehr hohe Zahl von Grenzgängern ins Land strömt. Alle diese Faktoren haben dazu geführt, dass die Mehrsprachigkeit auch heute noch fester Bestandteil der luxemburgischen Kultur ist. Dabei fallen in den letzten Jahren besonders die zahlreichen Immigranten und Grenzgänger ins Gewicht, deren sprachlicher Einfluss nicht von der Hand zu weisen ist. Da es also keine offizielle Sprache im Großherzogtum gibt, sind Französisch, Deutsch und Luxemburgisch in unterschiedlichem Maße präsent. Sie teilen sich ihre formellen und informellen Rollen als Arbeits-, Schrift- und Verständigungssprache. Somit führt die geringste sprachliche Handlung des alltäglichen Lebens jeden Einzelnen auf unterschiedliche sprachliche Wege. [...] Man kann die geographische Situation Luxemburgs - zwischen dem romanischen und dem germanischen Raum - nicht außer Acht lassen, um die Verteilung der Sprachen zu erklären. Vor allem die starke Konzentration an Grenzgängern in den grenznahen Regionen (Deutsche im Osten, Franzosen im Süden, Belgier im Westen) beeinflussen den alltäglichen Sprachengebrauch in diesen Regionen. Doch die Verteilung der Sprachen in Luxemburg ist im Gegensatz zu Ländern wie [...] der Schweiz oder Belgien, in denen je nach Region verschiedene Sprachen gesprochen werden, weniger geographisch, als viel mehr funktionell <?page no="258"?> 258 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 und individuell bedingt. So hängt es von der Person selbst, vom Kontext und vom Gesprächspartner ab, welche Sprache gesprochen wird. [...] Wenn etwas für die breite Öffentlichkeit bestimmt ist, so wird sich meistens der französischen Sprache bedient, da man mit dieser Sprache die meisten Leute erreicht. Würde man sich der luxemburgischen oder deutschen Sprache bedienen, hätten sehr viele Menschen Verständigungsprobleme. So hat das Französische in den letzten Jahren immer mehr an Einfluss gewonnen. Meiner Meinung nach ist die deutsche Sprache eigentlich vor allem noch in der Schule und im Privatgebrauch der einheimischen Bevölkerung zu finden. Was das Luxemburgische angeht, so scheint es vor allem in den „geschützten“ Bereichen vorzukommen, in denen die ausländische Bevölkerung noch nicht in jenem Ausmaß Fuß gefasst hat, als dies in „weniger geschützten“ Bereichen (charakterisiert durch eine starke Präsenz an Ausländern) der Fall ist. Ansonsten dominiert meines Erachtens die französische Sprache. Vor allem in Luxemburg-Stadt und im Süden des Landes ist die französische Kultur allgegenwärtig. Alles was schriftlich festgehalten wird, ist hier auf Französisch geschrieben. Auch die Verständigung erfolgt hier hauptsächlich in der französischen Sprache. Doch die französische Sprache ist nicht nur hier auf dem Vormarsch. Allmählich ist sie überall wiederzufinden. Ein Beispiel hierfür ist der größte luxemburgische Fernsehsender, der seit Kurzem eine Kurzversion der Nachrichten („5 minutes“) auf Französisch anbietet. Auch auf lokaler Ebene ist die Tragweite des Französischen immer öfters zu sehen. So müssen Elternversammlungen in den Schulen landesweit zusätzlich zum Luxemburgischen neuerdings fast immer auch auf Französisch gehalten werden. Gehen wir nun auf die Verwaltung des luxemburgischen Staates ein. Hier werden alle gesetzgeberischen Texte auf Französisch verfasst. Auf allen Ebenen der öffentlichen Verwaltung ist die französische Sprache demnach als Schriftsprache maßgebend. Jedoch muss man wissen, dass der Bürger seine Gesuche an die Verwaltung auf Französisch, Deutsch oder Luxemburgisch verfassen kann, ohne dass diese aber unbedingt gehalten wäre, seiner Vorliebe Rechnung zu tragen. Auch was die gesprochene Sprache anbelangt, so ist das Französische allmählich verschwunden. In den reguläre Debatten wird normalerweise Luxemburgisch gesprochen, auch wenn zahlreiche Ausdrücke aus dem Französi- <?page no="259"?> 259 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 schen gebraucht werden oder davon entlehnt sind („de Code pénal“ oder „en Debat an der Chambre“) und die Minister es gelegentlich bei wichtigen Reden vorziehen, Französisch zu sprechen. Interessant ist, dass die Sprachenverwendung an diesem sehr offiziellen Ort nicht ausdrücklich geregelt ist, so dass die Politiker sich hier bis zu einem gewissen Grad an ihren persönlichen Vorlieben orientieren können. So erfolgt die schriftliche Wiedergabe der Debatten auf Luxemburgisch, jedoch werden die Fragen an die Regierung und die Gestzestexte hier auf Französisch verfasst. Was die Rolle des Französischen im Schulsystem betrifft, so wird Französisch in der zweiten Hälfte des Cycle 2.2 eingeführt. Hier wird jeweils drei Stunden pro Woche Französisch unterrichtet. Im Cycle 3.1 stehen dann sieben Stunden Französisch auf dem Programm. Verkehrssprache in allen anderen Fächern im Grundschulunterricht ist Deutsch. Was die Verkehrssprache ab dem enseignement post-primaire betrifft, so hängt dies davon ab, ob man das enseignement secondaire classique oder das enseignement secondaire technique besucht. In den unteren Klassen beider Schulformen werden die meisten Fächer auf Deutsch unterrichtet. Nur Mathematik wird schon in den unteren Klassen des enseignement secondaire classique auf Französisch unterrichtet. In den oberen Klassen hingegen werden im klassischen Sekundarunterricht mit Ausnahme der Sprachen alle Fächer auf Französisch unterrichtet, während im technischen Sekundarunterricht weiterhin das Deutsche dominiert. Ob diese Ausrichtung der Verkehrssprachen sinnvoll ist, wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit geklärt werden. Darüber hinaus werden im technischen Unterricht jedoch auch schon Klassen angeboten, in denen man die deutsche Sprache nicht im gleichen Ausmaß wie in den traditionellen Klassen beherrschen muss. Man kann also festhalten, dass die französische Sprache in allen Bereichen immer mehr an Bedeutung gewinnt, das Schulsystem dieser Entwicklung jedoch hinterherhinkt, da die deutsche Sprache hier immer noch dominiert. Deshalb muss man sich auch fragen, welche Einstellung der Luxemburger dem Französischen eigentlich gegenüber hat? [...] Zunächst muss gesagt werden, dass ich unter Luxemburgern in diesem Falle die einheimische Bevölkerung verstehe, wenngleich ich weiß, dass auch Personen mit Migrationshintergrund die luxemburgische Staatsangehörigkeit besitzen können. In diesem Punkt werde ich den Begriff „Einheimische“ deshalb auch dem Begriff „Luxemburger“ vorziehen. <?page no="260"?> 260 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 Außerdem muss hervorgehoben werden, dass die Frage nach den Einstellungen der Luxemburger dem Französischen gegenüber eigentlich nur subjektiv beantwortet werden kann, da jeder einen anderen Standpunkt hinsichtlich dieser Frage vertritt, welcher aus den persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen resultiert. Insgesamt ist unter den Einheimischen jedoch ein gewisser „Trend“ gegenüber dem Französischen zu erkennen. Zum einen gibt es Menschen, die die luxemburgische Sprache als nationale Identität ansehen und es nicht gerne sehen, wenn überall in Luxemburg andere Sprachen gesprochen werden. Sie befürchten, dass die luxemburgische Sprache durch die Präsenz dieser Sprachen nach und nach verdrängt wird. Vor allem der „arrogante Monolinguismus“, den manche Grenzgänger und verschiedene Teile der ausländischen Bevölkerung an den Tag legen, verärgert viele Einheimische. Unter „arrogantem Monolinguismus“ versteht man allgemein die Gewohnheit einiger Bürger, sich erst gar nicht die Mühe zu machen, die einheimische Sprache zu lernen oder sich ihrer zu bedienen. Sie erwecken den Eindruck, als wollten sie sich erst gar nicht an die hiesigen Gepflogenheiten anpassen. Da die Mehrheit der Ausländer und Grenzgänger hierzulande Französisch spricht, stehen viele Einheimische der französischen Sprache demnach kritisch gegenüber. Hier gibt es jedoch moderate und extreme Positionen. Während einige fürchten, dass die luxemburgische Sprache wegen der starken Präsenz des Französischen verschwindet, sehen andere den Gebrauch der französischen Sprache im alltäglichen Leben als Angriff auf die nationale Identität und Kultur. Letztere prangern an, dass die vielen französischsprachigen Ausländer sich nicht genug an Luxemburg anpassen und wegen der Sprachensituation auch nicht müssen. Ihnen ist die französische Sprache deshalb ein Dorn im Auge. Zum anderen gehört die luxemburgische Sprache der germanischen Sprachgruppe an. Die französische Sprache hingegen gehört zur romanischen Sprachgruppe und ist uns deshalb fremder, als dies z.B. für die deutsche Sprache der Fall ist, die auch der germanischen Sprachgruppe angehört. Viele Einheimische beherrschen die deutsche Sprache demnach auch besser als die Französische und stehen ihr offener gegenüber. In vielen einheimischen Haushältern [sic! ] herrscht eine wahre „deutsche Kultur“. So schaut man sich z.B. bereits von Kindesalter ausschließlich deutsche Fernsehsender an. Dies spiegelt sich auch in den Printmedien wieder, die meistens auf Deutsch gekauft <?page no="261"?> 261 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 werden. So haben viele Einheimische eine verkrampfte Beziehung zum Französischen, da sie die Sprache schlichtweg nicht beherrschen. Ein weiterer Grund für die negative Einstellung gegenüber dem Französischen resultiert aus dem ineffizienten Französischunterricht in der Schule. Die meisten Einheimischen fühlen sich nach ihrer absolvierten Schulkarriere noch immer unsicher im Französischen und gehen ihr am liebsten aus dem Wege. [...] Man muss also sagen, dass viele Einheimische dem Französischen ängstlich gegenüber stehen, da sie die französische Sprache nicht richtig beherrschen und sie ihnen somit Probleme im Alltag bereitet. Einige finden das jedoch nicht schlimm und versuchen, dieses Problem zu beheben, indem sie sich im Französischen verbessern wollen. Andere jedoch vermeiden diese Sprache, wo es nur geht, oder stehen dem Französischen sogar immer feindlicher gegenüber. So regen sich viele Einheimische darüber auf, dass das Luxemburgische immer mehr auf Kosten des Französischen in den Geschäften und im Alltag verschwindet. Oft tun sie dies jedoch nicht nur aus Angst, dass die luxemburgische Sprache verschwindet, sondern viel mehr unbewusst, weil sie die französische Sprache nicht beherrschen und ihnen so ihre eigenen Schwächen aufgezeigt werden. Da die französische Sprache in der Schule unterrichtet wird, dürfte das Französische der einheimischen Bevölkerung jedoch eigentlich keine Probleme bereiten. Kann es also sein, dass die ablehnende Einstellung gegenüber dem Französischen hauptsächlich aus der Art und Weise resultieren könnte, wie die französische Sprache in der Schule in Luxemburg unterrichtet wird? Dies versuche ich nun im Folgenden herauszufinden. [...] Einerseits ist es einleuchtend, dass der einheimischen Bevölkerung die französische Sprache schwerer als die deutsche Sprache fällt, da die französische Sprache nicht wie die deutsche und die luxemburgische Sprache der germanischen Sprachgruppe, sondern der romanischen Sprachgruppe angehört. Die Konsequenz davon ist, dass die einheimische Bevölkerung dem Französischen aus dem Weg geht. Auch ihre Kinder schauen oft ausschließlich deutsches Fernsehen. Da sie dem Französischen aus dem Weg gehen, beherrschen sie es wiederum nicht. So entsteht hier ein ständiger Teufelskreis. Andererseits haben luxemburgische Schüler [...] schon nach der Grundschule mehr als 1000 Französischstunden gehabt und auch im Sekundarunterricht wird diese Tendenz fortgesetzt. Vor <?page no="262"?> 262 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 allem Schüler aus dem enseignement secondaire classique (in dem die Verkehrssprache ab der Quarta mit Ausnahme der Sprachen in allen Fächern Französisch ist) müssten sich spätestens nach erfolgreich absolvierter Abschlussklasse wohler in der französischen Sprache fühlen. Doch wenn man sich an unserer Universität unter den Einheimischen umhört, so verabscheuen die Meisten sogar hier noch die französische Sprache. Kaum vorzustellen, wie die sprachliche Kompetenz im Französischen dann bei einheimischen Schülern aussieht, die den technischen Unterricht besucht haben, wo dem Sprachenunterricht im Allgemeinen weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird und die Verkehrssprache Deutsch ist. Wie kann es also sein, dass es der Schule in all diesen Jahren nicht gelingt, ihren Schülern gute Französischkenntnisse beizubringen und ihnen somit die Angst vor dieser Sprache zu nehmen? Eigentlich ist es die Aufgabe der Schule, ein angenehmes Lernklima zu schaffen und somit die Lust am Französischen bei ihren Schülern zu wecken. Dies scheint der Schule allerdings nicht zu gelingen. In der Grundschule dominieren im Französischen vor allem repetitive Übungen zu Grammatik und Orthographie. Meistens läuft der Unterricht nach demselben Schema ab: Präsentation eines neuen Bereiches der Grammatik durch die Lehrerin und anschließende schriftliche Reproduktion durch die Kinder. Diese Übungen sind wenig anspruchsvoll, monoton und lassen dem Schüler keinen Raum sich frei auszudrücken. Auch wird hier viel Wert aufs Auswendiglernen gelegt, da die Aufgaben sehr kontextbezogen sind und der Schüler oft systematisch vorgehen muss. Der Französischunterricht ist demnach in der Grundschule vom Formalismus geprägt. Die persönliche Ausdrucksfähigkeit findet dabei weder im Mündlichen noch im Schriftlichen viel Platz. Insgesamt kommt das Mündliche auch wegen des Schriftlichen zu kurz. Dem Schriftlichen wird einfach zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. So verschwenden wir unsere Zeit damit, alle möglichen Zeitformen auswendig zu lernen, die in der mündlichen Sprache eigentlich kaum vorkommen. In der Sekundarschule ist der Französischunterricht meistens genauso rigide. Auch hier kommt der aktive Gebrauch der Sprache zu kurz. Der Unterricht beruht auf einer Transmission der Sprachkenntnisse auf den Schüler. Meistens redet, erklärt und erzählt dabei nur die Lehrkraft. Sie macht den größten Teil der Arbeit. Die Schüler nehmen größtenteils eine passive Rolle ein. Die aktive Kontribution der Schüler zum Unterricht - sei dies nun schriftlich oder mündlich - fällt sehr gering aus. Selbst schreiben <?page no="263"?> 263 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 muss während dem Unterricht eigentlich kaum noch jemand etwas. Auch die mündliche Partizipation während dem Unterricht ist sehr gering, da man eigentlich immer nur die selben, von der Lehrkraft vorbereiteten und erwarteten, Antworten geben kann. Komplexe Sprachkenntnisse werden eigentlich nur während Prüfungen im Schriftlichen erfordert. Im enseignement secondaire classique müsste Französisch ab der Quarta eigentlich auch in allen anderen Fächern Verkehrssprache sein, doch viele Lehrkräfte unterrichten einerseits aus Bequemlichkeit oder anderseits aus Angst vor Verständnisproblemen bei den Schülern, lieber auf Luxemburgisch. So verschlimmert sich die Situation immer mehr. Des Weiteren ist die „negative Evaluation“ ein Grund für die Demotivierung der Schüler. Dadurch, dass im Französischen (wie jedoch auch in anderen Fächern) hauptsächlich geschaut wird, was der Schüler falsch geschrieben hat, entwickeln viele Schüler ein angespanntes Verhältnis zum Französischen. Alles in allem muss man also festhalten, dass hier in Luxemburg eine implizite hierarchische Gliederung der Kompetenzen zu Gunsten des Schriftlichen im Französischunterricht herrscht. Auch ist die automatische und systematische Wiedergabe von formellen Inhalten nicht repräsentativ für die Sprachkenntnisse der Schüler. Zwar wissen die luxemburgischen Schüler z.B. die Verben in sämtlichen Zeitformen zu bilden, doch können die meisten unter ihnen sich weder im Mündlichen noch im Schriftlichen richtig ausdrücken. Der Unterricht muss deshalb näher an der Realität sein. Andernfalls entstehen Spannungen zwischen den formellen Anforderungen des Unterrichts und dem intuitiven Bedürfnis des Schülers sich ausdrücken zu wollen. Die Erfahrungen im Luxemburgischen zeigen, dass ausländische Kinder die luxemburgische Sprache so schnell lernen, weil hier nicht das Schriftliche, sondern die mündliche Interaktion im alltäglichen Leben der Kinder im Vordergrund steht. Man sollte sich etwas mehr an diesem Beispiel inspirieren, ohne jedoch das Schriftliche zu vernachlässigen. Der funktionale Aspekt der Sprache - nämlich die Kommunikation zwischen den Menschen - muss wieder in den Mittelpunkt rücken. Der aktive Gebrauch der französischen Sprache muss wieder im Vordergrund stehen. Dabei sollte vor allem die schriftliche und mündliche Ausdrucksfähigkeit trainiert werden, da unzureichende Sprachkenntnisse im Französischen hierzulande oft zu Frustration und Unsicherheit im Alltag führen. Da die neue Schulreform dem Mündlichen wesentlich mehr Bedeutung verleiht, kann man hoffen, dass Besserung in Sicht ist. Die Umsetzung dieser Richtli- <?page no="264"?> 264 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 nien wird wahrscheinlich jedoch noch sehr lange dauern, da die traditionellen Ideen noch in den Köpfen der Lehrkräfte festgebrannt sind. [...] Die gesellschaftliche und sprachliche Heterogenität Luxemburgs ist eigentlich einmalig in Europa. In keinem anderen europäischen Land gibt es so viele sprachliche Identitäten wie in Luxemburg. So muss man heutzutage im Alltag mehrmals am Tag die Sprache wechseln. Dabei hängt der Sprachengebrauch davon ab, mit wem man redet. Diese sprachliche Komplexität scheint viele einheimische Bürger zurzeit jedoch zu überfordern, da sie nicht genügend Sprachkenntnisse besitzen (vor allem im Französischen) und sich in ihrer eigenen Gesellschaft fremd fühlen. Die perfekte sprachliche Situation für Luxemburg wäre, wenn die Menschen in den umliegenden Ländern auch mehrere Sprachen sprechen würden. Dies ist jedoch nicht der Fall und dies können wir auch nicht ändern. Da Luxemburg ein sehr kleines Land ist und wirtschaftlich gesehen von den ausländischen Arbeitskräften abhängig ist, um zu überleben, müssen wir uns deshalb an diese anpassen. Viele französische und deutsche Bürger kommen nach Luxemburg, da sie sich hier in ihrer eigenen Muttersprache unterhalten können und nicht zuerst eine Fremdsprache lernen müssen. Zwar gibt es Bürger die behaupten, dass sich die einheimische Bevölkerung in keinem anderen Land an den Sprachgebrauch der Ausländer anpassen muss, doch ist dies hier anders kaum möglich. Hier muss auch gesagt werden, dass die luxemburgische Sprache dabei nicht verschwinden darf und wird. So wird die luxemburgische Sprache immer ein wichtiger Faktor für die Integration ausländischer Bürger sein. Vor allem ausländische Kinder lernen diese Sprache sehr schnell. Auch muss in Zukunft darauf geachtet werden, dass die luxemburgische Sprache an Orten, die für die breite Öffentlichkeit gedacht sind, nicht verschwindet. Ein Beispiel für diese Bestrebung ist eine luxemburgische Supermarktkette, die damit wirbt, dass alle Angestellten auch die luxemburgische Sprache beherrschen. Meiner Meinung nach muss in Bereichen, in denen Angestellte nicht in direkten Kontakt mit den Kunden treten, nicht unbedingt Luxemburgisch gesprochen werden. Nebenbei erwähnt, wäre es sowieso unrealistisch dies zu erwarten. Da wir uns in einem melting pot von unterschiedlichen Sprachen befinden, nehmen wir fremde Wörter auch eher in unseren Wortschatz auf als dies in anderen Ländern der Fall ist. So entwickeln wir uns immer mehr zum „Weltbürger“. Wenn man jetzt eine radikale Richtung einschlagen würde, könnte man in <?page no="265"?> 265 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 Erwägung ziehen, nur noch Englisch in Luxemburg zu sprechen, um die Kommunikation zu vereinfachen. Ein ähnliches bewusst und planmäßig ausgearbeitetes Sprachprojekt gibt es bereits. So entwickelte man die Plansprache „Esperanto“, eine leicht erlernbare, neutrale Sprache, die für Erleichterung der internationalen Verständigung gedacht war. Ein solches Projekt kann jedoch nicht funktionieren, da die Menschen ihre Traditionen nicht aufgeben und etwas Fremdes übernehmen wollen. So ist eine solche Idee auch in Luxemburg kaum realistisch, da die einheimischen Menschen die luxemburgische Sprache als nationale Identität ansehen und sich gegen eine solche Idee zu wehren wüssten. Um die diffuse und komplexe Sprachensituation, mit der wir konfrontiert werden, zu meistern, ist meines Erachtens der Plurilinguismus die einzig wahre Lösung. Um dieses Ziel zu erreichen, muss etwas an der schulischen Ausbildung unseres Nachwuchses geändert werden. In einem Schulsystem, in dem der Sprachenunterricht im Schnitt ungefähr 40% des Unterrichts einnimmt, muss die Sprachendidaktik umso performanter [sic! ] sein. Wie Pisa auch 2010 wieder zeigte, ist dies jedoch nicht der Fall. Auch ist es wichtig, dass das politische Profil der Sprachenerziehung mit dem generellen wirtschaftlichen, und kulturellen Rahmen kompatibel ist. Dies heißt nicht, dass die kommunikative Realität Luxemburgs den sprachlichen Schulalltag bestimmt. Jedoch ist es wichtig, dass man die sprachliche Schultradition nicht blind und unabhängig von sprachlichen Realitäten weiterführt. Die Hebung der sprachlichen Flexibilität [sic! ] muss dabei im Vordergrund stehen, da sie die Anpassung an sich ändernde Sprachsituationen ermöglicht. Der Plurilinguismus muss deshalb auch weiterhin in der Schule gefördert werden. Jedoch muss man sich fragen, ob jedes Individuum dabei eine maximale Kompetenz in jeder Sprache besitzen muss, da die Präsenz der vielen Ausländer und Grenzgänger sowieso das alltägliche Leben und die Zugangsbedingungen zum Arbeitsmarkt ändern. Mit Ausnahme einiger spezieller Arbeitsplätze ist die maximale Beherrschung der vier Sprachen keine Notwendigkeit mehr. Allerdings glaubt man in der Politik noch immer, dass die Auferlegung desselben sprachlichen Parcours für alle Schüler noch immer funktionieren würde. Jedoch zeigen genau diese Maßnahmen Grenzen auf, da sie die unterschiedlichen Sprachhintergründe der Schüler nicht in Betracht ziehen und somit vielen Schülern die Karriere verbauen. Vor allem französischsprachige Bevölkerungsgruppen können oftmals nicht den Erfordernissen im Deutschen gerecht werden. <?page no="266"?> 266 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 Deshalb wäre es sinnvoll, die Einführung einer zusätzlichen Alphabetisierung in der französischen Sprache zumindest in Erwägung zu ziehen. Denn bei der Alphabetisierung in der deutschen Sprache haben die französischsprachigen Kinder jeweils eine zusätzliche Schwierigkeit zu meistern, da sie die Alphabetisierung in einer ihr fremden Sprache [sic! ] bewältigen müssen. Auch könnte man den Gebrauch bilingualer Schulbücher einführen. Dies sind nur einige Vorschläge, um den unterschiedlichen Sprachprofilen der Schüler gerecht zu werden. Da Bildung die Zukunft der Gesellschaft bestimmt, muss also hier angesetzt werden. Damit die Schüler offener für die Sprachen werden, muss auch mehr auf die individuellen Rhythmen der Kinder in Bezug auf die Sprachenerwerbung [sic! ] eingegangen werden. Dabei sollte auch eine vorzeitige Selektion der Schüler, auf Basis ihrer erworbenen Sprachenkenntnisse, vermieden werden, da dies zu zusätzlichen Frustrationen hinsichtlich dieser Sprache führt. Schlüsselpunkt in der Sprachenausbildung unserer Kinder muss jedoch werden, dass die Lernziele kommunikativen Zwecken dienen. Das, was man mit der betroffenen Sprache fähig ist zu tun, muss begünstigt werden und nicht mehr die formalen Aspekte der Sprachbeherrschung. Auch werden in der modernen Kommunikation die mündlichen Kompetenzen immer wichtiger. Die traditionelle Sprachenausbildung hier in Luxemburg wird dieser Entwicklung zurzeit noch nicht gerecht. Man muss jedoch einsehen, dass sich dies in Zukunft ändern muss. [...] Wenn man die sprachliche Diversität Luxemburgs betrachtet, kann eigentlich nur der Plurilinguismus als wahre Nationalsprache der Luxemburger betrachtet werden. Auch werden wir uns in Zukunft alle immer mehr zum „Weltbürger“ entwickeln. Sprache wird eigentlich nur noch benötigt, damit sich Menschen gleicher oder unterschiedlicher Herkunft verständigen können. Auch werden sich die unterschiedlichen Sprachen dabei immer mehr vermischen. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, müssen wir uns diesen Begebenheiten anpassen. Dabei ist es an der Politik, die sprachliche Richtung unseres Landes zu bestimmen. Wichtig wird sein, dass Änderungen in der Sprachpädagogik unseres Schulsystems vorgenommen werden, da Bildung die Zukunft unseres Landes sichert. Ein Mentalitätswechsel ist unabdingbar! <?page no="267"?> 267 Ausführungen von Informantin 9 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 In der Tat muss man sich als Luxemburger oftmals selbst in Frage stellen, denn ich selbst habe auch die dumme Angewohnheit, wenn ich einen Menschen mit südländischem Teint vor mir stehen habe [sic! ], dass ich dann gleich Französisch mit der Person rede. Zu oft ist es dann schon vorgekommen, dass die besagte Person mir dann peinlicherweise auf Luxemburgisch geantwortet hat. Wir Luxemburger müssen uns eigentlich an der eigenen Nase [sic! ] nehmen, denn woher sollen die „Ausländer“ die Gewohnheit bekommen, Luxemburgisch zu sprechen oder überhaupt Luxemburgisch zu lernen, wenn wir stets in „ihrer“ Sprache mit ihnen kommunizieren? Man muss sich doch die Frage stellen, wieso man als Ausländer überhaupt die luxemburgische Sprache braucht, wo doch fast jeder in Luxemburg auch Deutsch, Französisch oder Englisch spricht. In solchen Momenten bin ich fast schon etwas zornig über mein eigenes Verhalten. Anstatt diese Menschen zu motivieren und zum Erlernen der luxemburgischen Sprache anzuregen, machen wir ihnen das Leben leichter, indem wir eine Sprache benutzen, bei der die meisten Ausländer dann keine Probleme mehr haben, um sich verständlich zu machen. Doch immer wieder werde ich zum Teil von Ausländern, die hierher gezogen sind, zum Teil von Grenzgängern oder auch von Leuten, die für kurze Zeit als Gast in unserem Land wohnen, gefragt, welche Sprache wir denn hierzulande sprechen würden. Bisher habe ich immer geantwortet, dass Luxemburgisch wohl unsere Muttersprache wäre, dass wir jedoch bereits sehr früh in der Grundschule und teilweise auch schon eher mit dem Deutschen bekannt gemacht werden. Der Unterricht, der den französischen Spracherwerb angeht, beginnt in der letzten Phase der zweiten Hälfte des zweiten Zyklus’ der Grundschule (sprich nach den Faschingsferien im sogenannten „2. Schuljahr“) mit mündlichen Aufgaben. Im dritten Zyklus wird dann auch der Schriftspracherwerb in der französischen Sprache geübt. Hier wird ebenfalls die Lesekompetenz in der „neuen Sprache“ geschult. [...] Geht man jetzt von der Dreisprachigkeit, die ja zweifelsohne in Luxemburg besteht, aus, so stellt sich die Frage, welche Funktion(en) diese drei Sprachen denn überhaupt in der modernen Gesellschaft, aber auch, und vielleicht in unserem Kontext ganz besonders, im Schulalltag haben. [...] Hiermit wird also deutlich, dass die Sprache in den ersten Schuljahren eher als praktisches Instrument der Kommunikation <?page no="268"?> 268 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 verwendet wird. Einige Jahre später jedoch dient sie ferner dem Lösen der Aufgaben und dem Textverständnis. [...] Am Sprachengesetz von 1984 wurde bis heute nichts geändert, sodass das Luxemburgische nach wie vor lediglich im alltäglichen Sprachgebrauch angewendet wird und für die öffentlichen Dokumente doch eher auf das Französische zurückgegriffen werden muss. Demzufolge kann man an dieser Stelle bereits behaupten, dass die französische Sprache in unserem Land doch einen relativ hohen Stellenwert gegenüber dem Luxemburgischen einnimmt. Diese Feststellung kann man ebenfalls zum Teil auf die Situation auf dem Arbeitsmarkt übertragen. [...] Durch die hohe Zahl an lusophonen Arbeitern in der Baubranche ist die Verständigungssprache meistens Französisch. Aber auch im Kommerz [sic, Einzelhandel] findet man sehr viele frankophone Bedienungen, die einen nicht immer ganz höflich bitten „En français, s’il vous plaît! “, wenn man nach etwas auf luxemburgisch fragt. [...] Dies könnte gegebenenfalls wegen der Alphabetisierungssprache Deutsch und der Einschulungssprache Luxemburgisch sein, da die Eltern auch davon profitieren und versuchen, die neuen Sprachen gemeinsam mit ihren Kindern zu lernen. Daher denke ich, dass das Luxemburgische als primäre Funktion wohl die Bildung der Gedanken im Kopf hat und als sekundäre Funktion die Interaktion in der Landessprache. Das Deutsche wird zumindest im Grundschulalter und bei älteren Personen oftmals als Schriftsprache benutzt. Das Französische hat meines Erachtens im Erwachsenenalter tatsächlich eher eine legislative [sic! ] Funktion. Befasst man sich etwas detaillierter mit der sprachlichen Situation im Alltag, so stellt man fest, dass wir in Luxemburg in einer sehr vielschichtigen, multikulturellen Gesellschaft leben. Daher ist es womöglich auch wenig verwunderlich, dass man im alltäglichen Leben nicht nur einer Sprache, nämlich dem Luxemburgischen, begegnet. [...] Es dürfte eigentlich meiner Meinung nach nur eine einzige Lösung für das sprachliche Durcheinander in der Grundschule geben. Ein plausibles Sprachencurriculum für die Früherziehung/ Grundschule müsste erstellt werden. Sicherlich hat das neue Schulgesetz bereits einige Hürden überwunden und zahlreiche Problemzonen gemindert, jedoch bin ich persönlich noch nicht ganz zufrieden, geschweige denn überzeugt von dem, was in der Früherziehung an Differenzierung in puncto Sprachentwicklung und Frühförderung zurzeit passiert. Es gibt sicherlich immer Aus- <?page no="269"?> 269 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 nahmefälle, bei denen bereits innovativer gearbeitet wird in der Früherziehung. Allerdings habe ich leider zumal aus meiner eigenen Region noch nichts von derartigen Neuerungen gehört. Erst neulich habe ich mit einem deutschen Mann gesprochen, der seit vier Jahren hier in Luxemburg lebt und sich bemüht, unsere Sprache zu sprechen und nun auch Abendkurse besucht, um seinen deutschen Akzent zu mindern. Dieser besagte Mann [sic! ] hat zwei kleine Kinder, von denen der älteste Junge ein Jahr lang einen deutschen Kindergarten besuchte und nun hier zur Schule geht. Laut Äußerungen des Vaters habe der Junge keine größeren Schwierigkeiten mit der luxemburgischen und der französischen Sprache, da er bereits im deutschen Kindergarten kleine französische Lieder und Abzählreime mitgesungen habe. Ich habe mit dem Vater über diese Studienarbeit geredet und er war der Meinung, dass die französische Sprache hierzulande zu spät in dem Curriculum vorgesehen sei. In der Tat kann man argumentieren, dass Kinder sich zumal in jungen Jahren sehr viel Wissen aneignen können, ohne jedoch gleich überfordert zu sein. Ich persönlich denke, dass wir als Erwachsene immer befürchten, dass die Kinder mit zu viel Stoff nicht klar kämen und später alles Wissen vermischen würden. Allerdings bezweifle ich dies mittlerweile stark. Eher glaube ich, dass man die kleinen, mündlichen Übungen wie gerade erwähnt durchaus bereits in die Früherziehung integrieren sollte, da die Kinder in dieser Zeit noch nicht übersättigt sind von Mathematik und anderen Fächern. Baut man die französische, die deutsche und die luxemburgische Sprache geschickt in kleine Spiele oder gar Lieder ein, so macht das Erlernen von neuen Wörtern, Zahlen und kleinen Sätzchen viel mehr Spaß und Freude als wenn man die grammatischen Regeln später zunächst als trockene Theorie im Buch durchkauen muss. [...] Je veux brièvement décrire la situation actuelle dans notre pays ainsi que l’attitude que certains Luxembourgeois ont par rapport à la langue française. II faut tout de même considérer que cette partie sera très subjective, car je ne peux envisager que ce qu’il y a dans mon quotidien. De plus, mon travail de recherche sera accompagné de mon [sic, ma] propre opinion sur la relation entre l’attitude du corps enseignant par rapport à la langue française et la manière d’enseigner cette langue par la suite. La question, s’il y a en fait une relation entre ces deux ou non, se pose manifestement et elle sera alors traitée aussi bien que possible après. [...] <?page no="270"?> 270 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 Plus tard dans la trajectoire [sic, le cursus] scolaire, le français devient un moyen de compréhension de textes plus complexes qui sont souvent accompagnés de questions de contrôle et d’évaluation de la lecture. L’apprentissage de la langue française vise donc surtout une réalisation efficace et correcte de la langue dans des conditions variées. [...] Ainsi on pourrait déjà conclure que dans [sic, qu’à] l’âge adulte, le français représente plutôt une réalité „francophone“, car nous parlons plus de français que nous [ne] l’écrivons. Pour les écoliers, cette réalité représente une autre [sic, Pour les écoliers existe une autre réalité], car à l’âge de scolarité, les enfants sont plutôt „francographes“ puisqu’ils écrivent beaucoup en français, mais le parler reste plutôt défavorable [sic, mais le français oral reste un problème]. Néanmoins, le français reste une langue écrite dans notre pays. En plus, il faut mentionner qu’il existe au Luxembourg aussi une école européenne au Kirchberg et une école francophone luxembourgeoise à Walferdange sur le site de l’université même. Malheureusement, ce site doit probablement être fermé, car le bâtiment est délabré. La question concernant le nouveau site a déjà causé beaucoup d’agitations. [...] Peut-être toutes les attitudes nonchalantes viennent de la posture que certains Luxembourgeois ont par rapport à la langue française? Peut-être tout cela vient de notre éducation, qui a visé surtout l’apprentissage de l’allemand dans l’école primaire et non le français? Peut-être qu’il y a une liaison entre ce phénomène de ne pas pouvoir trop bien [sic, pas suffisamment] parler et comprendre cette langue et le phénomène d’avoir honte de prononcer une faute dans cette langue romane? [...] Peut-être sommes-nous trop fainéants pour nous efforcer à lire dans une langue qui nous est un peu étrange [sic, dont nous nous servons moins librement]? Des réponses „correctes“ à toutes ces questions ne peuvent pas être fournies, car c’est en effet dans chacun de nous personnellement que la réplique se retrouve [sic, que se trouve la réplique]. Ce qui est certain en ce qui concerne les attitudes des Luxembourgeois par rapport à la langue française est que les Luxembourgeois sont à chaque fois ravis qu’un francophone essaye de parler ou au moins de comprendre le luxembourgeois. Ceci montre que les Luxembourgeois sont bien contents [sic, langage familier] des frontaliers qui viennent à chaque jour [sic, qui viennent chaque jour] se déplacer pour travailler <?page no="271"?> 271 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 dans notre pays, mais qu’ils souhaitent d’autre part que les Francais apprennent notre langue. Une idée répandue, que je partage franchement, est que les étrangers qui habitent au Luxembourg ou bien qui viennent chaque jour dans notre pays pour gagner ici leur argent [sic, leur argent ici], apprennent ou comprennent au moins le luxembourgeois. Honnêtement, je suis parfois un peu énervée si je me trouve dans un magasin ou chez un médecin et que je dois m’expliquer dans une langue qui n’est pas la mienne. De ce fait, je comprends et j’encourage même l’initiative, qu’il y a [sic, ait] des restrictions sur le marché de travail [sic, marché du travail], si on ne parle pas le luxembourgeois. Certains patrons souhaitent même que leurs employé(e)s font [sic, fassent] des cours du soir en luxembourgeois s’ils ne maîtrisent pas encore assez bien la langue. C’est alors normalement le patron qui paye les cours pour ses employés. Dans certains métiers, comme par exemple celui du pharmacien ou du médecin, je trouve que c’est indispensable qu’on comprenne notre langue. Ainsi, pour revenir à mon exemple d’une visite médicale, des personnes plus agées ont souvent plus de facilités à s’exprimer dans la langue luxembourgeoise que dans le français [sic, en luxembourgeois qu’en français] ou dans toute autre langue parlée au Luxembourg. Venons maintenant à mon opinion personelle concernant la relation entre une éventuelle attitude négative du côté des enseignant(e)s vis-à-vis de la langue française et de la manière dont cette langue est enseignée à l’école. Déjà au début, je dois confirmer que je ne sais pas exactement s’il y a une relation ou non entre les attitudes du corps enseignant d’une part et l’enseignement du français d’autre part. D’un côté, je crois qu’un enseignant devrait être aussi professionnel qu’il puisse séparer les sentiments personnels négatifs qu’il éprouve pour une langue de l’aspect scolaire avec son curriculum et notamment les leçons de français. D’autant plus, je suis certaine que les progrès scolaires dépendent non seulement de l’enseignement subi, mais en partie majoritaire de la motivation de chaque élève. Cet argument en tête, on peut conclure qu’alors chaque enfant pourrait faire bonne figure, n’importe quelles attitudes les enseignant(e)s ont. Les performances dépendraient donc de la motivation intrinsèque que chaque enfant possède normalement. De l’autre côté, je suis convaincue que certains enseignants n’aiment pas du tout cette langue. Ils ne se sentent pas trop [sic, langage familier] à l’aise et ils ne veulent pas l’utiliser plus que nécessaire. Ce sont souvent ces enseignant(e)s-ci qui expliquent leurs cours en luxembourgeois ou en allemand et ne <?page no="272"?> 272 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 lisent que les phrases de l’exercice en français. Là, je suis imbue [sic, certaine] que les élèves sentent cette attitude péjorative vis-àvis à [sic, de] l’utilisation du français. Certainement, ils adoptent, au pire, une telle position, ce qui complique le futur apprentissage. Un tel enseignant peut alors influencer d’après mon opinion négativement toute une classe. A mon avis, ce n’est pas facile pour la personne qui enseigne une classe de parler dans une langue qui n’est peut-être pas la sienne [sic, sa langue maternelle]. Mais en tout cas, il faut être conscient dès le début qu’on n’a pas le libre choix comme instituteur ou institutrice d’opter pour un certain horaire avec des restrictions et des matières facultatives. Ce sont les collègues les plus anciens qui peuvent choisir le degré de la classe [sic! ], la classe même et les leçons préférées. Après tout, à mon avis, des éventuelles [sic, d’éventuelles] attitudes négatives par rapport à la langue française peuvent résulter dans certains cas de la façon dont l’enseignant(e) instruit ses élèves, car l’instituteur ou l’institutrice joue dans la plupart des classes toujours [sic! ] un rôle de locomotive et constitue la personne la plus respectable dans la vie scolaire des enfants. De ce fait, une liaison [...] amicale pourrait entraîner certainement que les enfants voudraient être d’accord avec tout ce que l’enseignant(e) fait ou proclame. Ils voudraient, dans le cas le plus défavorable, perdre [sic, Ils perdraient dans le cas le plus défavorable] leur volonté et leur aptitude de [sic, leur volonté de et aptitude à] prononcer leur propre opinion sur [sic, à propos de] la langue française ou toute autre matière. Ausführungen von Informantin 10 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 Je vais analyser minutieusement un aspect de la culture française à savoir la langue. D’abord, j’insisterai sur les fonctions du français au Luxembourg de même que sur les attitudes des Luxembourgeois face à la langue française. Ensuite, je ferai un transfert sur l’apprentissage scolaire de la langue française dans les écoles fondamentales du pays. Pour soutenir mon argumentation, je vais avoir recours à des questionnaires élaborés par moi-même et distribués à un échantillon de 11 adultes [membres de famille, ami(e)s: 3 personnes âgées de 15 à 20 ans, 4 personnes âgées de 21 à 30 ans, 2 personnes âgées de 31 à 40 ans, 2 personnes âgées de 41 à 60 ans (10 personnes de <?page no="273"?> 273 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 nationalité luxembourgeoise et 1 personne de nationalité française] et toute une classe d’élèves âgés de 10-11 ans [16 élèves: 12 élèves de nationalité luxembourgeoise, 3 élèves de nationalité portugaise, 1 élève de nationalité italienne]. 71 [...] Tous les textes législatifs sont rédigés en français, c’est-à-dire qu’au niveau de toutes les administrations publiques uniquement la langue française est reconnue. Ce fait a été souligné par une de mes personnes questionnées qui a précisé que la correspondance avec les autorités publiques (ministères, communes etc.) se fait en français. A ce point, il faut mentionner qu’au fil du temps deux genres de français se sont développés au Luxembourg. D’un côté, il y a le français d’instruction utilisé par une élite bourgeoise dans des discours politiques, des plaidoyers d’avocats et des contributions culturelles. [...] De l’autre côté, la langue française est devenue une langue véhiculaire dans la vie quotidienne des Luxembourgeois. Le français n’est donc pas seulement la langue de la législation et des intellectuels du pays, mais il a également une grande importance dans la vie de tous les jours. „J’aimerais une baguette et des croissants, s’il vous plaît“, „Est-ce que vous avez ce pantalon en taille 36? “, „Est-ce que vous pouvez m’envoyer quelqu’un pour réparer le chauffage? “, „Est-ce que vous pouvez me couper les cheveux? “ Cette énumération pourrait être continuée jusqu’à l’infini. Chaque jour, tout résident du Luxembourg doit utiliser la langue française pour communiquer. En dépouillant mes questionnaires sur le recours à la langue française dans la vie quotidienne, j’ai pu constater l’importance qu’accordent les questionnés au français. Les adultes parlent le français avant tout dans les magasins, dans les restaurants, à l’école et à l’université, pendant des entretiens entre collègues de travail ou ami(e)s, au foyer (personnes francophones) et à l’étranger. En ce qui concerne ma propre personne, je peux retenir que j’utilise le français également lors des achats, dans les restaurants, dans les banques, à l’université, pendant les stages pratiques, chez les médecins, dans les conversations avec ma tante de nationalité française, de même que dans les discussions avec mon entraîneur de basket provenant d’Arlon, mais également lors de mes séjours à l’étranger. En plus, une personne a mentionné qu’il [sic, qu’elle (< la personne)] est confrontée à la langue française dans les mé- 71 Leider liegen keine Gesamtergebnisse vor, die Informantin zitiert lediglich einzelne Antworten aus ihrem Korpus. <?page no="274"?> 274 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 dias, ce qui est vrai, car de nombreuses chaînes de télévision ainsi que de stations de radio diffusent en langue française. En outre, il y a des articles français dans les quotidiens (par exemple: „Luxemburger Wort“, „Tageblatt“, „L’Essentiel“, „Point 24“, „le Quotidien“, „La Voix du Luxembourg“) et hebdomadaires comme „Le Jeudi“. Les réponses des élèves paraissent semblables aux réponses des adultes. Quant à eux, le français est parlé en famille (enfants romans [sic, enfants de familles romanophones]), en classe, entre copains et surtout dans les magasins et les restaurants. En résumé, on peut donc dire que la langue française est indispensable pour communiquer aussi bien dans le commerce que dans la vie professionnelle, dans les institutions scolaires et dans les loisirs. Il se pose alors la question pourquoi [sic, la question de savoir pourquoi] le français est maintenu dans un pays où la langue nationale est depuis 1984 le luxembourgeois. [...] En considérant le haut taux d’immigrants en provenance du Portugal, de la France, de l’Italie et de la Belgique, il devient clair qu’il y en a beaucoup qui ont une langue maternelle romane et que ces immigrants ont, par conséquent, une plus grande aisance à apprendre la langue française. Bien que les Luxembourgeois veuillent considérer la langue luxembourgeoise comme langue d’intégration, le français reste „la langue d’entrée vers la société luxembourgeoise“. A ce nombre considérable d’immigrants résidant au [sic, sur le] territoire luxembourgeois s’ajoute, vu la situation géographique du Luxembourg, un nombre pas moins important de 149 400 frontaliers qui, jour après jour, regagnent le Luxembourg pour venir travailler. Ce phénomène est retrouvé moins souvent à la campagne, mais surtout dans les grandes villes luxembourgeoises comme Esch-sur-Alzette et Luxembourg-ville. Surtout pendant les heures de pointe, les frontaliers transforment ces villes en villes majoritairement francophones. En tant que Luxembourgeois, on est forcément souvent en contact soit avec des immigrants, soit avec des frontaliers. Ceci concerne tous les domaines de la vie quotidienne, à savoir le commerce, la restauration, les banques, les loisirs, les écoles et universités. Comme un grand nombre d’étrangers ne maîtrise pas ou mal le luxembourgeois, il faut avoir recours à une langue compréhensible aux [sic, pour les] deux parties (Luxembourgeois et étrangers). [...] A mon avis, les Luxembourgeois ont tellement l’habitude de parler le français dans la vie quotidienne qu’ils emploient automa- <?page no="275"?> 275 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 tiquement le français face à des personnes „de traits étrangers“. Personnellement, j’ai fait cette expérience à maintes reprises. Par exemple, j’ai commandé mon jus d’orange en français chez le serveur qui m’a après souhaité une bonne journée en luxembourgeois: „Merci an nach e schéinen Dag! 72 “ En tout cas, la langue française assume la fonction de langue de partage entre personnes de différentes nationalités. Elle veille à une meilleure compréhension dans la vie de tous les jours. En effet, la langue française est donc omniprésente au Luxembourg. Toutefois, elle ne l’est pas seulement dans notre petit pays, mais sur les cinq continents du monde. [...] La langue française comme langue mondiale donne accès non seulement à notre pays, mais permet aussi à chaque individu de prendre part aux événements mondiaux. L’apprentissage et l’usage de la langue française sont donc presque une condition absolue pour pouvoir survivre dans notre monde de plus en plus globalisé. Le ministère des affaires étrangères français préconise la langue française comme langue de travail des grandes institutions internationales (ONU, UNESCO, etc.) et d’organisations régionales (Union européenne, Union africaine). La connaissance de la langue française apporte des atouts au niveau de l’individu luxembourgeois, car elle laisse tomber les barrières linguistiques et permet, par exemple, de faire ses études dans un pays francophone. Dans mes questionnaires, une étudiante luxembourgeoise m’a confirmé que ses bonnes connaissances en français lui ont facilité non seulement ses études à Strasbourg, mais aussi le contact avec des étudiants du monde entier. [...] La langue française peut donc être considérée comme langue administrative, langue des intellectuels, langue de communication, langue de partage et langue mondiale. Reste à voir, par la suite, l’attitude, des Luxembourgeois face à la langue française. La langue française est-elle appréciée, souhaitée ou plutôt rejetée? [...] A ce sujet, je trouve mes questionnaires assez expressifs et représentatifs, car je pense qu’ils correspondent à la réalité. La totalité des adultes questionnés jugent la connaissance de la langue française comme indispensable pour se débrouiller dans la vie de tous les jours. Leurs réponses unanimes s’appuient sur les arguments connus: la langue française est indispensable dans les magasins, les restaurants, au travail, à l’école, dans les entretiens avec les étrangers, etc. 72 Merci et encore une bonne journée. <?page no="276"?> 276 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 L’évaluation des questionnaires montre que la plupart des adultes (7) a une attitude ambiguë face à la langue française. D’un côté, ils la jugent indispensable et d’un autre côté, ils expriment une attitude plutôt négative en mentionnant qu’ils n’aiment pas la parler. Pour justifier leur réponse, 3 personnes ont mentionné qu’elles se sentent mal à l’aise en parlant la langue française, car elles ne la maîtrisent pas assez bien. D’autres préfèrent parler l’allemand et réclament plus d’efforts aux étrangers pour apprendre la langue luxembourgeoise. Une lycéenne a précisé: „Trop de gens parlent cette langue et ne se donnent pas la peine d’apprendre le luxembourgeois“. Je pense pourtant qu’il ne faut pas généraliser cette prétention, car j’ai vu dans un reportage à la télévision que la demande pour des cours d’apprentissage du luxembourgeois est en hausse permanente. Neuf sur onze questionnés indiquent qu’ils préfèrent parler, lire et écrire en allemand tandis que les deux autres (femme francophone, étudiante de Strasbourg) donnent la préférence à la langue française. De même, l’auto-évaluation des compétences linguistiques allemandes et françaises tend vers une meilleure maîtrise de l’allemand. En ce qui concerne ma personne, je dois avouer que je préfère parler, écrire et lire en allemand, car j’ai beaucoup plus de facilité de [sic, à oder pour] me servir de la langue allemande. Tout de même, je suis, comme les questionnés, consciente que la maîtrise de la langue française est importante pour se tirer d’affaire au Luxembourg, mais aussi dans le monde entier. Malgré ma préférence pour la langue allemande, j’aime bien le français, car c’est une langue très belle, mélodieuse et romantique ce qui n’est pas vrai [sic, pas le cas] pour la langue allemande. En fait, j’ai toujours bien aimé les cours de français à l’école et l’apprentissage de cette langue ne m’a jamais posé de problèmes. Cependant, mon point de vue n’est pas très répandu. Mes questionnaires, mes expériences pendant ma propre scolarité et mes stages lors de ma formation à l’université m’ont détrompée: beaucoup d’élèves de nationalité luxembourgeoise n’aiment pas trop apprendre le français à l’école. En tant que future enseignante, je me pose donc la question pourquoi [sic, la question de savoir pourquoi] il existe cette attitude plutôt négative des Luxembourgeois face à l’apprentissage scolaire de la langue française. La méthode d’enseignement de la langue française a-t-elle une influence sur cette attitude? En me basant sur les questionnaires (4 sur 11 adultes et 10 sur 16 enfants), <?page no="277"?> 277 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 j’ai pu détecter des arguments justifiant cette attitude négative. L’apprentissage de la langue française est décrit comme assez compliqué, ennuyeux et il est souvent mis en relation avec de mauvaises notes ce qui, par conséquent, entraîne une forte démotivation et même résignation. Ce fait, je l’ai pu constater [sic, j’ai pu le constater] de nouveau dans mon stage pratique de ce semestre. Un garçon de nationalité luxembourgeoise et âgé de neuf ans s’est panché auprès de moi. Il était très déçu de sa note insuffisante en français. Il avait régulièrement appris ses leçons, mais n’arrivait tout de même pas à obtenir une bonne note. En effet, à l’exception du français, cet élève a de très bonnes notes. Ce garçon me rappelait ma meilleure copine [sic, amie] qui doit refaire le bac à cause d’un échec en français. Dans mon questionnaire, elle a donné une réponse très frappante: „Franséich ass komplizéiert, ech gi net waarm mat hir. Et kann irgendwéi kee mir se schmackhaft man […]“. Sans vouloir faire de reproches aux enseignants qui doivent suivre les programmes fixés par le ministère de l’éducation national (plan d’études), il est vrai que souvent ils n’arrivent pas à donner le goût pour la langue française à leurs élèves. Les cours de français aux écoles primaires, de même qu’aux lycées, se limitent souvent à l’apprentissage par cœur de vocables, la récitation de verbes, l’apprentissage de la grammaire et de ses exceptions, la lecture de textes et de livres souvent peu intéressants, la consolidation de la matière par exercices, etc. [...] A mon avis, c’est exactement cette exigence de l’emploi plus que parfait du français qui insécurise un grand nombre d’élèves. Ils ont peur de faire des fautes et essaient par la suite d’éviter autant que possible le recours à la langue française. [...] Ce manque de confiance, je l’ai surtout pu constater [sic, j’ai surtout pu le constater] chez ma meilleure copine [sic, amie] déjà citée. Elle est si convaincue de ne pouvoir ni parler ni écrire le français qu’elle pense qu’il ne vaut nullement la peine d’étudier pour l’examen en français. A son avis, elle va échouer en tous les cas. En considérant la structure des cours de français, je me demande quand même ce qui distingue ces leçons des cours d’allemand fortement préférés par les élèves (dix sur douze élèves de nationalité luxembourgeoise préfèrent parler, lire et écrire en allemand, quatre sur quatre élèves de nationalité portugaise respectivement italienne préfèrent parler, lire et écrire en français). De toute façon, je peux dire de ma propre expérience que même <?page no="278"?> 278 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 dans les cours d’allemand les élèves doivent apprendre des verbes, faire des exercices, écrire des rédactions, etc. Pourquoi donc cette préférence pour l’allemand? [...] Probablement, le contact précoce des élèves avec la langue allemande est source de le préférence pour cette langue. Dans les écoles primaires du Luxembourg, les élèves sont alphabétisés en allemand et apprennent donc à écrire et à parler l’allemand avant le français qui est seulement introduit au deuxième trimestre de la deuxième année d’études. En plus, les élèves luxembourgeois, contrairement aux élèves romanes [sic, dont la langue maternelle est romane], possèdent, grâce aux similarités entre la langue luxembourgeoise et la langue allemande qui sont deux langues germaniques, une plus grande aisance et facilité à apprendre l’allemand que le français qui est une langue romane. Ils ont moins besoin de bachoter les vocables, car beaucoup de mots leur sont déjà familiers. Il est vrai que la progression de la langue française en tant que langue véhiculaire dans la vie quotidienne a donné lieu à la revendication de la langue française comme langue d’alphabétisation. A mon avis, la langue française comme langue d’alphabétisation rendrait plus difficile l’initiation à l’écriture pour les élèves luxembourgeois. [...] Je doute cependant du fait que l’introduction de la langue française comme langue d’alphabétisation puisse contribuer à une attitude plus positive suivie d’une meilleure maîtrise de cette langue. La langue française comme langue d’alphabétisation ne faciliterait pas les choses pour les élèves luxembourgeois qui doivent faire face à deux difficultés: premier contact avec les lettres et une langue étrangère qui, contrairement à l’allemand, n’est pas si proche de leur langue maternelle. Certes, les élèves portugais, français, belges, etc. profiteraient de ce changement, mais malheureusement au détriment de leur connaissance en langue luxembourgeoise et en langue allemande, deux langues qui sont quand même importantes dans la vie de tous les jours. L’alphabétisation en français ne serait donc ni favorable pour les élèves luxembourgeois ni favorable pour les élèves non luxembourgeois. A mon avis, l’origine du mépris de la [sic, face à la] langue française ne remonte donc pas au fait que l’allemand est la langue d’alphabétisation mais surtout à la façon d’instruire cette langue aux écoles primaires. Je pense qu’un problème majeur des cours de langue française est la vue souvent limitée sur l’aspect cognitif, voire la justesse <?page no="279"?> 279 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 296 297 298 299 dans l’emploi de la langue. Cependant, les facteurs affectifs ne doivent pas être négligés dans l’apprentissage linguistique. Il est important de faire comprendre aux élèves que les fautes, soit à l’écrit, soit à l’oral, font partie du processus d’apprentissage. En plus, des compliments, des félicitations ont un effet très positif sur la motivation des élèves. [...] Seule la mise en place d’un climat de confiance peut à mon avis mettre fin à cette insécurité ressentie par beaucoup d’élèves en employant la langue française. Certes, la grammaire et l’apprentissage de vocables sont incontournables dans l’apprentissage d’une langue étrangère. Après tout, je pense que les enseignants ne doivent pas trop se fixer sur ces aspects de la langue. En fait, l’enseignement de la grammaire peut partiellement se faire de façon implicite. Par exemple, lorsqu’un élève écrit une rédaction, il est automatiquement confronté à des questions grammaticales sans s’en rendre compte. [...] En guise de conclusion, je veux souligner que, grâce à l’évaluation des questionnaires, l’étude de la littérature abordant le thème de l’apprentissage linguistique et mes propres réflexions, je me suis rendu compte que, vu la situation géographique du Luxembourg, une vie quotidienne sans recours à la langue française n’est ni possible ni souhaitable. Pour garantir une vie pacifique et un échange entre les gens de différentes nationalités dans notre pays multiculturel, l’emploi du français est absolument nécessaire. La langue de Molière et le verbe de Brassens gardent leur place dans la société luxembourgeoise. Toutefois, un changement devra avoir lieu au niveau de l’enseignement de la langue française pour améliorer l’attitude souvent négative face à cette dernière et pour rendre plus à l’aise les gens luxembourgeois dans l’emploi du français. Il reste à attendre quels fruits l’approche par compétences apportera [sic, apportera par conséquent/ en conséquence] quant à la maîtrise de la langue française. Questionnaire distribué aux adultes Dans le cadre de mes études à l’université du Luxembourg, je dois réaliser un travail sur l’importance de la langue française au Luxembourg. Je serais très contente de bénéficier de ton aide. Merci d’avance! Réponds de préférence en français. Si tu choisis une autre langue, aucun problème, mais justifie ton choix svp! Merci. 1) Quelle est ta nationalité? <?page no="280"?> 280 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 2) Quelle importance accordes-tu à l’apprentissage scolaire de la langue française? Pourquoi? 3) Penses-tu qu’au Luxembourg la langue française est indispensable pour se débrouiller dans la vie de tous les jours? Pourquoi? 4) Si tu as le choix de lire/ d’écrire un texte en français ou bien en allemand, quelle langue choisirais-tu? 5) Préfères-tu parler la langue française ou bien la langue allemande? 6) Comment évalues-tu tes compétences en Français sur une échelle allant de 0 à 10? 7) Comment évalues-tu tes compétences en Allemand sur une échelle allant de 0 à 10? 8) Où et quand fais-tu recours à la langue française? 9) Aimes-tu parler le français? Justifie! 10) En résumé, la langue française est pour moi une langue… Questionnaire distribué aux élèves 1) Quelle âge as-tu? 2) Quelle nationalité as-tu? 3) Es-tu une fille ou un garçon? 4) Aimes-tu apprendre le français à l’école? Pourquoi? 5) Si tu as le choix de lire/ d’écrire un texte en français ou bien en allemand, quelle langue choisirais-tu? 6) Préfères-tu parler la langue française ou bien la langue allemande? 7) Où utilises-tu la langue française? À la maison, dans les magasins, au restaurant, à l’école ou d’autres: 8) Avec quelle(s) personne(s) communiques-tu en français? Ausführungen von Informantin 11 001 002 003 004 005 006 007 008 Die luxemburgische Sprache gilt in Luxemburg als tägliche Umgangssprache. Sie wird nicht von allen Einwohnern gesprochen und verstanden. Sie ist ein Mittel für das Volk, sich an das Land durch Volkszugehörigkeit und Staatszugehörigkeit gebunden zu fühlen. Viele sind der Meinung, dass die luxemburgische Sprache durch das Zunehmen der ausländischen Gesellschaft abnimmt und vom Aussterben bedroht ist. Diese Aussage nehme ich persönlich eher skeptisch entgegen. Es gibt so viele Möglichkeiten, <?page no="281"?> 281 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 Luxemburgisch zu lernen, sei es per Internet oder in Abendkursen und sie werden von den Zuwandern auch tatsächlich genutzt, sonst würden nicht immer wieder neue luxemburgische Lernbücher auf den Markt kommen. Ich muss jedoch zugeben, dass ich schon der Meinung bin, dass viele Zuwanderer Luxemburgisch lernen, doch ich bin mir auch bewusst, dass dies oft nur der Fall ist, weil die meisten Arbeitgeber im Luxemburger Land Grundkenntnisse der luxemburgischen Sprache für eine Arbeitsstelle fördern. Die deutsche Sprache hat höchsten Stellenwert in Luxemburg. In allen Schulen, besonders in der Grundschule, werden die Kinder in vielen Fächern auf Deutsch unterrichtet. Fakt ist, dass die Kinder hier im Land im Alter von sechs Jahren auf Deutsch alphabetisiert werden, nicht auf Luxemburgisch, wie man logischerweise denken würde. Die erste Sprache, die die Kinder in der Schule schreiben lernen, ist somit die Deutsche. Weiterhin ist zu bemerken, dass die aktuellen medialen Techniken und Tageszeitungen überwiegend auf Deutsch vorhanden sind. Wenn Kinder fernsehen, schauen sie überwiegend deutsche Kanäle, wenn sie ein Computerspiel kaufen, so sind die Anleitungen in deutscher Sprache erklärt, oder wenn sie auf dem Esstisch eine Zeitung liegen sehen, lesen sie deutsche Sätze. Es ist selten, dass Kinder in diesen Situationen mit der luxemburgischen Sprache konfrontiert werden. Französisch hat meiner Meinung nach von den drei Sprachen den höchsten Stellenwert erreicht. Die französische Sprache gilt in Luxemburg vorherrschend für die Gesetzgebung und als Sprache für administrative Bereiche. Früher galt sie als Sprache der Elite, die sich mit Kultur, Politik und Bildung beschäftigte. Heute ist sie für das ganze Volk erreichbar und steht somit als lingua franca fest. Sie wird schon in der Grundschule im Alter von acht Jahren in den Unterricht mit einbezogen. Mit der Zeit nimmt sie dann eine immer größere Wichtigkeit an, sodass verschiedene Fächer, wie zum Beispiel Mathematik, in den Luxemburger Sekundarschulen auf Französisch unterrichtet werden. Die drei Einzelsprachen haben also alle eine gewisse Funktion. Jede Sprache hat sich mit der Zeit in einen konkreten Bereich der Gesellschaft niedergelassen und besteht in den verschiedenen Bereichen als vorherrschende Sprache. Dennoch muss man sagen, dass die drei Sprachen nicht getrennt bestehen. Sie sind alle ein Teil der Gesellschaft und ergänzen sich auch oft. Wie wäre zum Beispiel das Erlernen französischer Vokabeln möglich, ohne ihre Bedeutung auf Deutsch oder Luxemburgisch erklären zu können? [...] <?page no="282"?> 282 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 Die sprachliche Realität im Alltag in Luxemburg sieht so aus, dass es kein homogenes gesprochenes Luxemburgisch mehr gibt, sondern in der Regel spricht jeder Einwohner im Alltag mehr als eine Sprache. Einerseits kommt dies daher, dass wir hier im Land drei offizielle Sprachen haben und die, die hier in Luxemburg zur Schule gegangen sind, sich auch in den drei verschiedenen Sprachen verständigen können. Man braucht sie zum Beispiel um die formalen Unterlagen zu klären, um in der Bildung weiter zu kommen, oder einfach um sich auf der Straße mit jemandem zu unterhalten. Andererseits ist die Mehrsprachigkeit im Alltag auch dadurch verstärkt, dass eine große Vielfalt an heterogenen Kulturen hier zusammentreffen und all diese Kulturen unter sich eine Sprache aussuchen müssen, um sich zu verständigen. Mehrsprachigkeit ist in der alltäglichen Verständigung zur Selbstverständlichkeit geworden. Es ist äußert selten, dass irgendwo nur eine Sprache gesprochen wird. Vielleicht kann dies bei monolingualen Familien, Betrieben oder Freundeskreisen der Fall sein, aber ansonsten ist die Gesellschaft eher auf Zwei- oder Mehrsprachigkeit aufgebaut. Dies macht sich dadurch bemerkbar, dass die Gespräche mit einem unbekannten heutzutage immer öfters damit beginnen, dass man sich nach der bevorzugten Sprache erkundigt und sich dann auf eine gemeinsam geteilte Sprache einigt. Wenn man einen Tag in Luxemburg beschreibt, so stellt man fest, dass das Luxemburger Volk ein sehr flexibles Volk ist. Geht man morgens zum Beispiel zum Bäcker, so grüßt man mit Moien und da der Bäcker kein Luxemburgisch spricht, führt man das Gespräch auf Deutsch weiter. Geht man zum Mittagessen ins Restaurant, so steht die ganze Speiseliste auf Französisch da [...] und man wird höflich gebeten, den Kellner auf Französisch anzusprechen, da er das Luxemburgische kaum versteht. Hängt dies vielleicht damit zusammen, dass Luxemburg täglich 70 000 Grenzgänger aus Frankreich, Belgien und Deutschland aufnimmt und damit der Gesamtteil ausländischer Arbeitskräfte mehr als 50% des Arbeitsmarktes ausmacht? Fahren wir in unserem Tagesablauf weiter. Am Nachmittag, vor Schulbeginn, unterhält man sich mit den Freunden auf Luxemburgisch. Hier ist zu bemerken, dass das, was die Jugendlichen heutzutage reden, kein homogenes Luxemburgisch mehr ist, sondern eher eine Mischung von allen Sprachen die sie beherrschen. Dieses Phänomen tritt deshalb auf, weil die Jugendlichen wissen, dass der andere über dieselben Kompetenzen verfügt und <?page no="283"?> 283 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 so, wenn ihm ein Wort nicht sofort in einer gegebenen Sprache einfällt, wird eine andere benutzt in der das fehlende Wort sofort auftaucht. Man könnte dann so etwas haben wie: „Dans le restaurant j’ai dit au Kellner de m’apporter d’Rechnung“. Klingt äußerst anpassungsbedürftig, ist aber im alltäglichen Sprachjargon der luxemburgischen Jugendlichen mit inbegriffen. Führt man unsere Reise nun weiter, so kommt man in den Unterricht. In den Luxemburger Schulen wird viel Wert darauf gelegt, die Kinder in mindestens drei Fremdsprachen kompetent zu machen; Deutsch, Französisch und Englisch. Aussagen wie zum Beispiel „Il est impensable d’abandonner le trilinguisme, trait caractéristique du système éducatif luxembourgeois“ kann man im nationalen Bericht zur Reform des Sprachenunterrichts lesen. Hier muss man jedoch hinzufügen, dass im Lehrplan steht, die Lehrkräfte sollen die Unterrichte [sic! ] in den jeweiligen Sprachen durchführen, dies aber nie eingehalten wird. Meistens ist es so, dass Luxemburgisch während den Unterrichtsstunden als lingua franca bevorzugt wird. Erklärungen, Aussagen oder Berichte finden auf Luxemburgisch statt. An dieser Stelle möchte ich nur kurz ein Zitat von Jean Claude Junker hervorheben, was mir zu diesem Thema besonders aufgefallen ist: „Nous ne serions rien, si nous nous limitions à communiquer en luxembourgeois, mais nous ne serions pas ce que nous sommes si nous n’avions pas le luxembourgeois“. Geht man nach dem Unterricht nach Hause, so verwenden wir wiederum einen ganz anderen Sprachgebrauch [sic! ]. Jede Familie ist anders und hat ihre eigenen Sprachgewohnheiten. Ist man in einer monolingualen Familie aufgezogen worden, so wird man nur die eine Sprache abends im Kreise der Familie reden. Ist man in einer bilingualen Familie groß geworden, so erhöht sich die Möglichkeit zum Code-switching unter den verschiedenen Sprachen überzugehen. Wir können festhalten, dass es sehr wohl drei offizielle Einzelsprachen in Luxemburg gibt, doch dass der sprachliche Alltag in Luxemburg mehr als nur diese drei Sprachen einbindet. Dies führt so weit, dass viele sich in dieser Mehrsprachigkeit sogar heimisch fühlen und sie als „die luxemburgische Sprache“, also eine Zusammensetzung von vielen Einzelsprachen, sehen. [...] Luxemburg hat sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und ist aktuell bei einer ausländischen Bevölkerungsrate, die ungefähr 50% der Gesamtbevölkerung ausmacht. Wie sieht die sprachliche Situation der Immigranten aus? Um dies zu erläutern möchte ich <?page no="284"?> 284 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 zunächst die sprachliche Situation der ersten Immigrantenwelle der italienischen und portugiesischen Zuwanderer schildern. [...] Die sprachliche Situation der ersten Immigrantenwelle kann sich meiner Meinung nach in zwei teilen lassen: einerseits die erste Generation und andererseits die zweite Generation, die Kinder der Immigranten. Die Immigranten selbst, sowohl die portugiesischer Herkunft wie auch diejenigen italienischer, sind zum großen Teil in Luxemburg angekommen und konnten nicht mehr als ihre Erstsprache. Weil die französische Sprache mehr Gemeinsamkeiten mit dem Portugiesischen und dem Italienischen hat als das Luxemburgische, konnten die Immigranten sich diese vielleicht besser aneignen. Was das Verstehen der Wörter angeht, so glaube ich, haben sie die Bedeutung versucht, an ihre Erstsprache zu knüpfen. Mit der Zeit hat sich diese Generation so gut in Luxemburg eingelebt, dass sie sich meist ohne Schwierigkeiten auf Französisch verständigen kann. Weiterhin bemerke ich, dass viele von ihnen nun versuchen, in luxemburgische Abendkurse zu gehen. Warum, das habe ich noch immer nicht richtig verstanden. Eigentlich bräuchten sie es nicht, da sie ja mit dem Französischen zurechtkommen. Doch ich glaube, dass viele Immigranten sich mittlerweile verantwortlich für ihr Ankunftsland fühlen und versuchen, mit eigenen Mitteln dazu beizutragen, dass die luxemburgische Kultur im Allgemeinen nicht verloren geht. Was die Kinder der Immigrantenfamilien angeht, sehen wir, dass sie keine weiteren Sprachprobleme haben. Die meisten sind schon in Luxemburg aufgewachsen und sind auch hier zur Schule gegangen. Was jedoch bemerkenswert ist, ist, dass viele Kinder in eine Sonderschule gehen, um die Sprache und die Kultur ihrer Herkunft zu erlernen. Diese Generation stellt sich ihre eigene Identität und Sprachidentität zusammen, indem sie an beide Kulturen anknüpft. Das Resultat ist dann das bekannte Codeswitching. [...] Meistens sind es Jugendliche, die sich ihre Sprachidentität so zusammensetzen, dass sie Teile der beiden Sprachkulturen zusammenmixen und zu einer großen einheitlichen Sprache formen. Die neuen Zuwanderer hingegen sind nicht mehr so offenherzig, die luxemburgische Sprache zu erlernen. Oft sehen sie die luxemburgische Kultur als minderwertig und unwichtig an. Sie versuchen mit allen Mitteln, ihre Sprache durchzusetzen und machen nur selten einen Versuch, auf die Einwohner einzugehen. Normal- <?page no="285"?> 285 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 erweise ist es so, dass kein Zusammenleben zwischen den Kulturen stattfindet, sondern jeder für sich in seiner Gruppe zusammenlebt. Es gibt also einen wesentlichen Unterschied zwischen Generationen, die versucht haben, sich mit der luxemburgischen Kultur vertraut zu machen und jenen, die diese Kultur manchmal sogar verachten. [...] Könnte ich etwas am Sprachcurriculum ändern, so würde ich die meisten Änderungen in der Grundschule durchführen. In der Vorschule würde ich soweit keine Abweichungen vornehmen. Die Vorschulen fördern heutzutage genügend die luxemburgische Sprache als Kommunikationsmittel, das die Kinder erlernen sollen. Die ersten Umgestaltungen würde ich in der Grundschule einführen. Ich würde damit beginnen, die Schüler nicht auf Deutsch zu alphabetisieren, sondern auf Französisch. Mit dem Französischen hat man hier im Land weniger Verständnisschwierigkeiten als mit dem Deutschen. Schließlich werden alle administrativen Unterlagen auf Französisch behandelt, für jeden Arbeitsplatz braucht man Französischkenntnisse und außerdem gilt sie als lingua franca in der Gesellschaft. Da frage ich mich immer wieder, wo der Sinn dabei ist, die Kinder unbedingt zuerst auf Deutsch zu alphabetisieren. Weiterhin würde ich mir als Änderung vornehmen [sic! ], dass die luxemburgische und die deutsche Sprache ab dem zweiten Schuljahr gleich gelehrt werden. Beide Sprachen haben Regeln und Konventionen, also warum sollten wir die Eine der Anderen bevorzugen? Dies würde ich so einführen, dass die französische Sprache weiterhin als Hauptsprache bestehen bleibt und die beiden anderen die gleichen Unterrichtsstunden zur Verfügung hätten. Somit würde der Unterricht sich nicht nur auf das Auswendiglernen von kleinen Gedichten oder anderen Texten beschränken, sondern die Schüler hätten die Gelegenheit, sich richtig mit der Sprache auseinanderzusetzen, sie lesen, schreiben und richtig einsetzen zu können. Die Nebenfächer würden ab dem dritten Schuljahr in den drei verschiedenen Einzelsprachen abwechselnd gehalten werden. Dieses System würde die Verbindung der drei Einzelsprachen bevorzugt unterstützen. Die Schüler sollen lernen, nicht nur in einer Sprache zu denken und zu handeln, sondern sie sollen fähig sein, von der einen Sprache in die andere zu wechseln, ohne Wort für Wort übersetzen zu müssen. Nun werden viele denken, dass man die Kinder mit einem solchen System überfordern würde, doch dem stimme ich nicht zu. Es gibt immer weniger Kinder die <?page no="286"?> 286 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 monolingual aufwachsen. Schon als Kleinkind lernen viele Kinder, zwei Sprachen gleichzeitig und in der Vorschule kommt meistens auch noch die Verständigung auf Luxemburgisch dazu. Was das Erlernen von Sprachen in der Sekundarschule angeht, so denke ich, würde ich nicht viel ändern. Ich würde darauf bestehen, dass Englisch mit in den Unterrichtsplan einbezogen wird und die Kinder somit wenigstens die Grundkenntnisse dieser Sprache erlernen. Was ich vielleicht ändern würde, wäre den Schülern eine größere Auswahl an fakultativem Sprachunterricht zu bieten. Wenn ich ein eigenes Beispiel hier vorführen kann, so sage ich aus eigener Erfahrung, dass ich in der Sekundarschule Spanisch und Italienisch gelernt habe, und wenn noch Auswahl zur Verfügung gestanden hätte, dann hätte ich versucht, noch weitere Sprachen zu lernen (aktuell spreche ich sieben Sprachen). Dies würde ich deswegen einführen, weil es immer Schüler gibt, die sich dafür interessieren und eine gewisse Wissensgierde [sic, Wissbegierde] für andere Sprachen entwickeln und die Schule ein hervorragende Möglichkeit bietet, eine neue Sprache zu lernen. [...] Die sprachliche Situation, wie sie heutzutage existiert, ist keine schlechte Lösung für das Problem. In Luxemburg kann sich keiner beschweren, dass er die Sprache nicht kann, da es drei offizielle Sprachen gibt. Es wird auch keiner gezwungen, die drei Sprachen perfekt zu beherrschen, oftmals genügt eine, um hier im Land zurechtzukommen. Die Mehrsprachigkeit in Luxemburg hat sogar etwas sehr Modernes an sich. Nehmen wir schon alleine das Beispiel unserer Universität. Hier ist es den Studenten oft frei, in welcher Sprache sie ihre Berichte verfassen wollen. Für Erasmusstudenten oder Studenten ausländischer Herkunft sind die Kurse auch deshalb attraktiv, da viele Dozenten bereit sind, ihren Kurs in verschiedenen Sprachen zu gestalten. [...] Dans mon présent rapport, il s’agit d’analyser le rôle de la langue française au Luxembourg. Ceci me permet de relancer quelques questions fondamentales: quelle est la position du français au Luxembourg? Quelle est l’attitude que les Luxembourgeois ont envers cette langue? Comment le français est-il introduit dans les écoles luxembourgeoises? Les réponses à ces questions me permettront peut-être de trouver une réponse au fait que les Luxembourgeois puissent eventuellement avoir dévéloppé une attitude plutôt répulsive au fil du temps envers la langue française. <?page no="287"?> 287 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 Fait est que, dans les temps qui courent, le peuple luxembourgeois se sent souvent découragé, voire a même peur et horreur de parler le français. Souvent on entend à l’école par exemple: „Je vous l’écrirai en n’importe quelle langue, tant que ce ne soit pas le français.“ Mais pourquoi ce phénomène de répulsion, est-il présent dans la société? Est-ce un phénomène fondé ou simplement une manie qui s’est propagée dans les têtes des habitants luxembourgeois? Ces questions me semblent toutes sans réponse. Néanmoins, je vais dorénavant essayer de trouver l’origine de ce mal ou, qui sait, même trouver une explication plausible? [...] La langue française est à mon avis la plus parlée au Luxembourg. En tout cas, elle est d’une importance majoritaire [sic, capitale] dans le pays. [...] Par [...] la loi du 24 février 1984, on peut voir l’importance qui revient à la langue française. Elle ne compte pas devant la loi comme langue nationale, mais elle compte pourtant comme langue de la législation. D’après cette loi, tous les textes qui font partie de règlements ou d’actes législatifs doivent nécessairement être rédigés en français. D’autant plus, le texte français est devant la loi luxembourgeoise le seul véridique, le seul à faire vraie foi. Le français apparaît aussi dans l’administration et les affaires judiciaires. Ici, elle [sic, il (<le français)] n’a pas de monopole, pas tous les textes ne doivent obligatoirement être rédigés en français, mais il faut dire que dans la plupart du temps le français est quand même employé de préférence dans ces affaires. On pourrait presque croire que le français est introduit dans la communauté comme langue forcée à parler et à écrire. Pour que le peuple soit capable de comprendre les lois, il faut qu’il soit capable de lire et de comprendre le français. Si ceci n’est pas le cas, il n’a pas accès à la législation et par conséquent il n’arrivera pas à suivre les déroulements du pays. Or, je ne crois pas que la fonction de la langue française au Luxembourg se restreint aux affaires bureaucratiques. Analysons brièvement la communauté luxembourgeoise. La communauté luxembourgeoise est loin d’être constituée que de Luxembourgeois. Le taux de Luxembourgeois vivant au Luxembourg est en voie de baisse. Actuellement près de 50% de la communauté totale luxembourgeoise est étrangère. Si nous approfondissons nos recherches dans l’histoire, nous verrons que les premiers immigrés à être accueillis au Luxembourg étaient les Italiens, puis les Portugais. Souvent ces gens ne savaient parler autre langue que leur langue maternelle, le luxembourgeois leur semblait peu familier et lointain. Déjà à cette époque, la majorité <?page no="288"?> 288 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 des Luxembourgeois savait parler, bien ou mal, le français. Vu que le français était plus près de l’italien et du portugais, les différentes communautés communiquaient ensemble en français. Des statistiques montrent que les luxembourgeois utilisent comme langue de communication avec les immigrés 79% le français, 15% le luxembourgeois et que 2% l’allemand et l’anglais. Tous faisaient un effort; les luxembourgeois pour parler le français, les immigrés pour le comprendre et essayer de le parler. Avec le temps ce phénomène est resté et les immigrés ont vu que la langue française leur suffisait pour se faire comprendre au Luxembourg et pour suivre des démarches du pays d’accueil. Ainsi, on ne peut pas leur reprocher de ne pas avoir voulu apprendre le luxembourgeois. Le fait que beaucoup d’immigrés ne parlent pas le luxembourgeois me semble une évolution purement historique et partiellement fonctionnelle. Pourquoi apprendre une langue si l’on n’en a pas besoin? La suite de ce phénomène est que les luxembourgeois emploient ce système maintenant avec tous les immigrés. Pour faciliter la compréhension aux nouveaux venus, ils sont près à faire un effort et à se surmonter pour parler le français. Par conséquent, la langue nationale est en voie d’extinction. Ouvrons à ce stade un autre volet, celui du travail frontalier. [...] On pourrait dire que deux tiers des frontaliers sont francophones. Ces frontaliers représentent presque 50% du marché du travail au Luxembourg. Il s’y ajoutent les Italiens et les Portugais et on a alors certains locaux de travail dans lesquels on peut être sûr que si l’on parle le luxembourgeois, il n’y aura pas beaucoup de monde qui comprendra quelque chose. De plus, les instructions et les plans de travail sont majoritairement élaborés en français pour assurer la compréhension de tous. Plus loin encore, n’est-ce pas que toutes nos plaques d’indications routières, par exemple, sont signalisées en français? A la frontière, nous n’arrivons pas à Lëtzebuerg, mais au „Luxembourg“. La plupart de nos rues et de nos boulevards sont eux aussi indiqués avec des mots français (par exemple „route du Luxembourg“). Mais ceci n’est pas tout! Quand on va au supermarché, les aliments ou les achats en général sont désignés en français. Les médias qui nous entourent, beaucoup en est du français (exemple: www.gouvernement.lu). Par la présentation de ces trois observations, je voulais brièvement montrer que la langue française a une fonction primordiale au Luxembourg. Elle sert comme langue législative, certes, mais elle domine aussi le quotidien du pays, que ce soit dehors dans la <?page no="289"?> 289 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 communauté ou dans les locaux de travail. De certaine forme, le Luxembourg se vend lui-même sous le biais de la langue française. [...] Généralement, on a tendance à croire que les luxembourgeois ne savent pas, ou très mal, parler le français. Dans les écoles par exemple, on entend souvent: „Oui, c’est normal qu’il n’ait pas de bons points en français, il est luxembourgeois.“ Ceci revient à la même affirmation qu’on entend dire sur les immigrés: „Oui, c’est normal qu’il ait des difficultés en allemand, il est portugais.“ Mais, ne serait-ce pas qu’un prétexte? A mon avis, les gens ont une certaine prédisposition de tels préjugés [sic, à pareils préjugés] au monde. Je crois que, si l’on fait face à une situation, dans ce cas l’apprentissage de la langue française avec une pensée sceptique et négative d’avance on ne pourra pas attendre de résultats éclatants. [...] Mon opinion personnelle est que des recommandations de ce type renforcent chez l’apprenant luxembourgeois [sic, les étudiants luxembourgeois] le sentiment qu’il n’est vraiment pas capable d’apprendre correctement la langue française. Je ne crois pas qu’on puisse décourager les apprenants à tel point de leur dicter comment faire par peur ou par conviction que de toute façon ils vont échouer [sic! ]. Malheureusement, c’est ce qui trop de fois se déroule dans la tête des luxembourgeois. Souvent ils ont une attitude pessimiste et répulsive envers le français. La langue française leur semble une langue forcée à comprendre. Elle est partout, dans les médias, sur les papiers, à l’école, etc. Celui qui ne comprend pas le français, risque de ne pas comprendre moitié de ce qu’il est sensé savoir. Selon mon point de vue, ce phénomène se produit majoritairement à cause des préjugés formulés apriori. On ne donne aucune chance à la langue française de se faire sympathiser, elle est tout de suite classée comme incompréhensible, difficile à apprendre et de toute façon à éviter. Paradoxe cette attitude, quand on réalise que le français nous poursuit partout. [...] Jusqu’à présent j’ai exposé l’importance de la langue française dans la société en général, mais jetons maintenant un coup d’œil sur l’importance de la langue française dans les écoles luxembourgeoises. Ce qu’on sait par la bouche du peuple c’est [sic, l’avis du peuple est] que le français est une langue qui doit absolument être apprise à l’école. C’est selon la majorité une langue très difficile à apprendre et même si beaucoup de parents pensent savoir justifier l’échec de leurs enfants en ce qui concerne le français, ils admettent quand-même qu’il faut passer par là. [...] <?page no="290"?> 290 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 On voit qu’en réalité le français n’occupe pas vraiment une place primordiale dans l’enseignement luxembourgeois. La place qui est dediée au français est tout simplement restreinte aux cours de français. Or, ce qui pose peut-être des problèmes, c’est les objectifs que les enfants doivent atteindre dans ce cours de français selon le plan d’études. [...] Le plan d’études ne met [...] pas en avance l’apprentissage de la langue française, mais durant les cours de français des aptitudes bien professionnelles doivent être acquises. Les enfants doivent être capables de se mouvementer dans la langue française de telle façon [sic, d’employer la langue française d’une façon telle] qu’ils n’aient pas de problèmes à maintenir une conversation débout. Il est toutefois important de préciser qu’à un certain moment le français l’importe sur l’allemand. Jusqu’en troisième année d’études, l’allemand a à sa disponibilité neuf heures de cours par semaine, à partir de la troisième année d’études plus que cinq. A partir d’ici, le français prendra le dessus avec sept heures de cours par semaine. On voit donc une nette augmentation de l’importance du français à un très jeune âge. [...] Grâce au contact entre le Luxembourg et la France qui persiste depuis plusieurs centaines d’années, le luxembourgeois a pris quelques allures du français. On pourrait même croire que, dans certains aspects, le luxembourgeois soit plus proche du français que de l’allemand. Néanmoins, si l’on observe les apprentissages des élèves à l’école, on constate que le français leur est nettement plus difficile à apprendre que l’allemand. Comme on a vu auparavant, le français est initialement conçu comme langue tertiaire à apprendre mais, au fur et à mésure, elle prend des mesures très importantes. La mise en œuvre du plan d’études n’est pas toujours évidente. Fait (ou préjugé) est que le français est une langue assez difficile à apprendre. Elle a beaucoup de temps, des formes irrégulières, une grammaire assez complexe avec de nombreuses exceptions et un riche vocabulaire. Bref, tout ceci doit de préférence être appris à l’école primaire, une fois qu’au lycée deux tiers des cours se tiendront en français et qu’à cette époque le français doit être présent comme langue facilement compréhensible et communicable. Or, la réalité est toute autre. Au lieu de donner une chance à la langue française de se présenter comme langue de culture aux élèves, elle est maintes fois décrite comme langue d’horreur. Dès la fin de la deuxième année d’études, le personnel éducatif empile une montagne de feuilles avec des vocables à apprendre devant <?page no="291"?> 291 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 les élèves qui les découragent vite. L’apprentissage du français se limite normalement aux exercices prévus dans le plan d’études, soit: grammaire et vocabulaire. Que ceci soit intéressant à faire ou plutôt répugnant, c’est une imposition du gouvernement. Comme si ceci ne suffirait [sic, suffisait] pas, chaque petit texte qui pourrait être amusant d’une forme ou d’une autre est décortiqué et tout mot devra être traduit par les élèves, bout par bout. Apparemment, on essaierait de découvrir ainsi si les enfants ont compris le texte ou non. Je trouve cela un peu absurde et ridicule. Je n’apprends pas le sens d’un texte qu’en le traduisant et en faisant de lui un tas de mots qui m’énervent parce que je ne les comprends pas. Quoi qu’il en soit, au plus tard en quatrième année d’études vient l’introduction à la grammaire avec toutes ses exceptions. Ceci se propage jusqu’en sixième année d’études. Ici, tout doit être compris et il n’y a pas droit à l’erreur, car les tests nationaux pour l’orientation attendent en mai. Tous doivent être conditionnés, même les plus faibles. II faut préciser que, déjà en troisième année d’études, les élèves n’arrivent souvent pas à suivre les exceptions des verbes irréguliers. On peut dire que la mise en œuvre du plan d’études n’est pas toujours facile à mettre en place. Je crois que les professeurs essayent de faire de leur mieux, mais vu que le plan exige tant de connaissances et que la pression est tellement haute, il n’y reste plus le temps pour jouer. Il faut exiger toujours le maximum des élèves et les lever à la hauteur de notre système scolaire. Cette attitude envers l’apprentissage de la langue française à l’école pourrait bien être une explication pour l’attitude un peu atténuante des luxembourgeois envers le français. La langue est enseignée comme quelque chose d’imposé, quelque chose qu’il faut absolument apprendre et maîtriser à la lettre. Souvent elle est même exposée comme rivale de l’allemand. Pourtant, si on laisserait [sic, laissait] une chance aux enfants de se familiariser de forme ludique avec la langue française, je crois que cette attitude négative diminuerait. Pour ceci il faudrait changer un peu le système scolaire. A mon avis, j’alphabétiserais les enfants en français et pas en allemand. Ceci est fondé sur mon opinion que le français a adopté une place primordiale dans notre société. Il faudrait laisser du temps aux enfants pour découvrir la langue, peut être par des jeux, des petites pièces de théâtre inventées avec eux ou des histoires, et non par du vocabulaire et l’analyse de texte. De cette forme, ils se sentiraient plus proches de la langue, ce qui élimine- <?page no="292"?> 292 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 rait l’attitude répugnée. Certes, tout ceci est très difficile de mettre en place mais, néanmoins je dirais que cela vaudrait le coup d’essayer. Ce serait peut être la seule façon de conditionner les enfants pour ce qui les attend dans leur future société. [...] Tout au long de ce rapport, j’ai essayé d’exposer le rôle de la langue française dans la réalité linguistique au Luxembourg. En ouvrant différents volets, on a vu que le français tient une place d’honneur au Luxembourg. Dans l’administration, elle compte comme la langue législative et seule érédible. Dans la société, elle est la lingua franca par le biais de laquelle les différentes communautés au Luxembourg arrivent à interagir ensemble. De plus, elle est la langue qui domine les noms de nos rues, de nos boulevards, etc. Finalement, à l’école, elle est la langue à maîtriser. La liste semble être infinie. [...] Le français a donc un rôle très important au Luxembourg et même si le peuple luxembourgeois le considère maintes fois comme obstacle, il n’en est rien. Je crois que cela ne passe que d’une simple idée que les gens se sont faits au cours des années. J’aimerais bien conclure ce rapport en disant que la langue française devrait être enseignée différemment dans les écoles, que l’on devrait cesser de l’envisager comme négative, mais l’introduire de forme ludique. Ainsi, les jeunes générations ne connaîtraient plus cette attitude pessimiste envers la langue française et se sentiront plus à l’aise pour l’employer. Ausführungen 73 von Informantin 12 001 002 003 004 005 006 007 008 009 Le français fait déjà partie, depuis un certain temps, de la vie de tous les jours au Luxembourg. Le français a occupé une place importante dans l’histoire du Luxembourg. Au Moyen-âge, le français représentait la langue des nobles. Il était seulement parlé à la cour ou par des privilégiés. Il était vu comme une langue distinguée. Durant l’occupation allemande, les nazis se sont attaqués au multilinguisme du Luxembourg, le luxembourgeois a été réduit à l’allemand. Le français, quant à lui, fut banni de toutes les institutions (l’Administration, l’école et la justice). Il ne régnait plus 73 Zu dieser Ausarbeitung ist anzumerken, dass die französische Informantin in ihrer Muttersprache bei der Kommasetzung offensichtlich den Regeln des Deutschen gefolgt ist. Diese zahlreichen Kommata, die für das Französische untypisch sind, wurden hier jedoch belassen. <?page no="293"?> 293 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 051 qu’une atmosphère allemande au Luxembourg. Le luxembourgeois et le français étant les deux langues du pays à être persécutés durant la Seconde Guerre mondiale. Elles sont devenues, après que le Luxembourg soit libéré de l’emprise nazie, les langues principales du pays aux dépens de l’allemand. C’est ainsi que le français a obtenu sa place dans l’Administration et dans l’enseignement. [...] Le français a pour rôle d’être la seule langue législative au Luxembourg. Tous les actes législatifs et leur règlement d’exécution sont écrits en français. En revanche en ce qui concerne le plan administratif et judiciaire on peut faire usage du français, du luxembourgeois ou de l’allemand. Pour formuler une requête administrative on a ainsi le choix entre les trois langues. L’administration préfère utiliser le français comme langue écrite et le luxembourgeois comme langue orale, tant pour le travail, que pour la communication. Le discours annuel de l’Etat est proclamé tous les ans en luxembourgeois par le premier ministre Jean- Claude Juncker, tout comme le discours de Noël prononcé par le Grand-duc Henri. Le français a une importance administrative et économique, c’est pour cela qu’il est utilisé comme langue d’enseignement au Luxembourg. Au Luxembourg, les enfants apprennent trois langues étrangères. A l’école primaire, l’allemand est enseigné dès la 1 ère année de l’enseignement primaire, c’est-à-dire à partir du cycle 1 et le français à partir de la 3 ème année de l’enseignement primaire, dès le cycle 2.2. Durant l’enseignement secondaire, au Lycée technique comme classique, les mathématiques ne se font plus qu’en français, dès la 1 ère année. De plus, la troisième langue étrangère fait partie du programme: l’anglais. Plus tard, en 4 ème année d’étude secondaire, au lycée classique, les matières secondaires, telles que l’histoire, les sciences naturelles, la géographie, et plus tard, la physique et la chimie se font en français. Le fait que les élèves luxembourgeois ont appris durant leur scolarité 4 langues (le luxembourgeois, l’allemand, le français et l’anglais) cela leur donne [sic, leur donne] la possibilité de pouvoir étudier [sic, la possibilité d’étudier] dans des universités germanophones, francophones et anglophones. A l’Université du Luxembourg, les cours se déroulent en allemand, français et luxembourgeois et voir même [sic, et luxembourgeois, voire même] en anglais. Ceci est un atout pour les étudiants, car après leurs études, leur bonne maîtrise des langues leur sera propice sur le marché du travail. <?page no="294"?> 294 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 093 Il existe aussi des établissements privés au Luxembourg, comme l’école française, l’école privée Notre-Dame Sainte-Sophie, l’école européenne ou l’école primaire et le lycée Vauban, où le français y est enseigné [sic, où le français est enseigné]. Dans ces écoles, l’instruction est conforme à l’enseignement français. Plus tard, ces élèves auront la possibilité d’obtenir un baccalauréat français. Il n’y a pas que des français ou des frontaliers qui agréent à cet enseignement. Il existe aussi des Luxembourgeois qui font leurs études dans ces établissements. Les panneaux de circulation, c’est-à-dire les noms de rues ou des localités, sont écrits en français et en luxembourgeois. Les informations routières sont inscrites en français, par exemple „interdiction de circuler du …au…“. Quant au permis de conduire, celui-ci est aussi rédigé [sic, Le permis de conduire est également rédigé] en français. La carte d’identité luxembourgeoise, elle, est notée en français et en anglais. Dans les médias luxembourgeois, on peut retrouver la langue française. La chaîne de télévision luxembourgeoise RTL a instauré depuis quelques années des sous-titres français du journal télévisé. Ainsi, en tant que francophone, on a la possibilité de s’informer sur l’actualité luxembourgeoise et mondiale. De plus, pour les francophones, il existe une édition quotidienne, „5 minutes“, où les nouvelles de la journée sont annoncées en français. Dans la presse écrite, les journaux sont généralement rédigés en allemand, tel que le „Luxemburger Wort“ et le „Tageblatt“. Par contre, ces journaux consacrent quelques pages françaises [sic, à la langue française] dans leur ensemble. A côté de ceux-ci, on peut retrouver des journaux quotidiens comme „La voix“ (qui est la version française du „Luxemburger Wort“), „Le Quotidien“, „Le Jeudi“ (un hebdomadaire) ou le journal gratuit „L’Essentiel“. Ces derniers sont des journaux luxembourgeois rédigés en français. Les francophones ou les frontaliers ont des journaux, qui leur sont adressés, au Luxembourg. Ils restent ainsi informés de l’actualité nationale et internationale. Les Luxembourgeois sont aussi la cible de tels journaux, étant donné que la langue française est vue comme une langue littéraire qui attirent [sic, attire] beaucoup de Luxembourgeois. Le journal quotidien gratuit „Le point 24“ est rédigé d’un côté en français et de l’autre en allemand. Ce journal a compris que le multilinguisme est important au Luxembourg et il s’en est donc servi pour pouvoir cibler un plus grand nombre de lecteurs. Pouvant capter [sic, recevoir] de nombreuses et diffé- <?page no="295"?> 295 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 rentes chaînes et stations radio au Luxembourg, on a ainsi la possibilité d’écouter différentes langues. De plus, on capte [sic, on reçoit] facilement les chaînes françaises comme TF1, France 2, France 3 ou M6, tout comme les chaînes belges, RTBF, RTL-TVI ou Club RTL, par exemple. En ce qui concerne la radio, il n’est pas facile de capter [sic, recevoir] les stations françaises. Il est plus facile de capter [sic, recevoir] les stations belges comme Nostalgie, NRJ (belge), Fun Radio (belge) si on se trouve près d’une frontière belge. Une personne se situant près d’une autre frontière pourra écouter les stations radio de ce pays voisin. Lors des [sic, Dans les] offres d’emplois, le français est la langue la plus demandée. De plus en plus d’offres exigent des connaissances linguistiques de trois langues. Cette demande varie selon le secteur d’activité. Le français est demandé dans toutes les branches. La langue anglaise est surtout exigée dans le secteur financier. Le luxembourgeois quant à lui est demandé dans le secteur de la communication et du transport, ainsi que dans l’administration public [sic, publique] et le secteur de la santé. Le Luxembourg a été un pays d’immigration, surtout romanophone, durant le siècle dernier. Tout d’abord, ce sont les italiens qui se sont établis au Luxembourg. Ensuite ce sont les portugais, qui à leur tour se sont implantés [sic, installés] au Grand-Duché. De plus de [sic, En plus de] l’immigration, s’est additionné [sic, multiplié] le cas des frontaliers. Tous les jours, des frontaliers belges et français viennent travailler au Luxembourg. Ces francophones participent au fait d’utiliser le français dans le monde du travail. Le Luxembourg est entouré par la France, la Belgique et l’Allemagne. Il a su s’adapter à cet emplacement et en fait son point fort. Le fait que la plupart des Luxembourgeois sachent parler le français et l’allemand, permet au Luxembourg de meilleures relations internationales avec ses pays voisins. De plus, le Grand-Duché de Luxembourg fait partie du Benelux, une union entre la Belgique, les Pays-Bas et le Luxembourg. Cette entente économique, nous la retrouvons dans notre vie de tous les jours. Lorsque l’on achète des emballages [sic, produits], on peut remarquer sur les emballages [sic! ] que les langues qui y sont inscrites sont le français et le néerlandais, car toutes les deux sont les langues officielles du Benelux. Le français fait donc partie de la vie de tous les jours des Luxembourgeois. De plus, le français est une langue de communication entre les différents langages vivants au Luxembourg. Les romanophones [sic, Les personnes <?page no="296"?> 296 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 ayant comme langue maternelle une langue romane] parlent couramment le français. Les francophones utilisent le français entre eux, mais ils l’utilisent aussi en tant que langue de communication avec les étrangers et les Luxembourgeois. Etant donné que la plupart des étrangers maîtrisent le français et que celui-ci est utilisé [sic, cette langue est utilisée], dans la langue administrative [sic, le secteur administratif], le choix du français en tant que langue de communication entre des personnes de différentes langues maternelles est un choix logique. Lorsque les Luxembourgeois s’adressent à des étrangers, ceux-ci utilisent en premier lieu le français, puis le luxembourgeois et ensuite l’allemand et l’anglais. Quant aux étrangers, ils utilisent comme les Luxembourgeois s’adressent à eux, d’abord le français, ensuite le luxembourgeois et seulement ensuite l’allemand et l’anglais. Ceci engendre que le français est la deuxième langue parlée dans le pays. Le français a donc une forte importance sur le lieu du travail, mais aussi d’un point de vue sociale [sic, social]. Dans la langue luxembourgeoise, on peut retrouver plusieurs termes français, comme par exemple „merci“, „pardon“, „fourchette“, „propriétaire“. Pour certains mots, il suffit de remplacer la terminaison française -ion par le -ioun en luxembourgeois, par exemple „direction“ devient alors „Directioun“. [...] Les Luxembourgeois peuvent avoir différentes attitudes à l’égard du français, elles peuvent être critiques, tout comme indifférentes, ne faisant pas la différence entre les autres langues, elles peuvent être positives. Il y a une différence d’attitude entre les trois générations: les jeunes d’aujourd’hui, leurs parents et les personnes âgées. Il s’agit surtout de l’ancienne génération de Luxembourgeois qui conteste l’utilisation du français. Durant la seconde guerre mondiale, le français n’était pas enseigné à l’école primaire, c’est de là que provient cette difficulté à parler français pour certains Luxembourgeois. C’est pourquoi il est difficile pour ces personnes de parler le français. Ils n’arrivent pas à formuler de phrases ou à se faire comprendre. Ces personnes préfèrent utiliser l’allemand, qui est une langue plus proche du luxembourgeois et celle qu’ils ont appris durant leur scolarité. Si ces personnes ne parlent pas français, ce n’est pas parce qu’ils n’ont pas envie de parler français, mais c’est parce qu’ils ne savent pas le parler. Ces personnes se trouvent avec un [sic, ont un] sérieux problème lorsqu’elles sont hospitalisées, car le personnel soignant est souvent francophone et lorsqu’il s’agit d’expliquer le problème, les personnes âgées ne peuvent pas s’exprimer. <?page no="297"?> 297 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 Un problème que j’ai pu apercevoir à maintes reprises, c’est lorsqu’une personne francophone demande à une personne luxembourgeoise: „En français, s’il vous plaît? “ Pour cette situation, il existe trois scénarios différents. Le premier scénario est celui où la personne luxembourgeoise reformule sans la moindre hésitation sa demande en français. Le deuxième scénario est celui où la personne luxembourgeoise se sent un peu agressée, car elle doit utiliser une langue avec laquelle il [sic, elle (< la personne)] ne se sent pas à l’aise. Elle bégaye ou a du mal à formuler sa demande, étant donné qu’elle a été prise par surprise et qu’elle doit maintenant formuler une demande en français. Elle a du mal, mais reformule tout de même sa phrase en français. Souvent, ces personnes ne sont pas vraiment fières d’elles, pourtant pour ma part, je pense qu’elles peuvent l’être, parce que cette mise en situation est vraiment difficile lorsque l’on ne s’y attend pas et chaque phrase que l’on formule dans une langue avec laquelle on a des difficultés est un pas vers la confiance en soi. Le 3 ème scénario est celui où le Luxembourgeois ne se donnent [sic, donne] même pas la peine de répondre à la demande de la personne francophone et ne reformule pas sa question. Il [sic, Elle (< la personne)] essaie alors de trouver une autre personne parlant le luxembourgeois. Il peut même arriver, et cela dans les plus graves cas [sic, dans les cas les plus graves], que certains répondent: „Je suis ici dans mon pays, alors je parle la langue que je veux! “ Ces Luxembourgeois ont une attitude raciste, face au personnel francophone, car ils sont agacés que [sic, par le fait que] les Français, ne parlant que le français, ne se donnent même pas la peine d’apprendre la langue du pays. Pourtant cette accusation est fausse, il n’y a pas tous les frontaliers qui ne savent pas parler le luxembourgeois. Certains prennent des cours au centre de langues, afin d’avoir une base en luxembourgeois. Mais, il est vrai qu’il reste un grand nombre de personnes, ne sachant pas parler le luxembourgeois. Mais comment devrait-il faire? [sic, Mais comment cela se fait-il? ] Le luxembourgeois est une langue germanique, tandis que le français est une langue romane, ceci génère une grande difficulté, car les tournures de phrases sont différentes et cela [sic, différentes ce qui] engendre souvent des malentendus. De plus, les frontaliers passent plus ou moins 1 à 2 heures dans leurs voitures simplement pour aller au travail, après cela une journée de 7 à 8 heures les attend et ensuite ils doivent reprendre la route, souvent bouchonnée et refaire toutes ces heures de voi- <?page no="298"?> 298 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 ture. D’où vient ainsi la question comment trouver le temps pour apprendre le luxembourgeois? [sic, Ainsi une nouvelle question peut être formulée, celle de comment trouver le temps d’apprendre le luxembourgeois? ] Il faut avouer que certains francophones, en formulant la question de demander à leur interlocuteur de reformuler leur phrase [sic! ], ne sont pas toujours très aimables. La question: „En français, s’il vous plaît? “ peut facilement devenir une exclamation: „En français! “ Cela n’est donc pas plus [sic, pas oder plus, nicht beides] une demande mais presque un ordre. Une attitude négative des Luxembourgeois peut se résulter [sic, peut résulter] d’une attitude hautaine provenant d’une personne francophone. Les parents de la jeune génération font partie de ceux qui peuvent avoir une attitude critique ou positive envers la langue française. Cette critique à l’égard du français peut être due à son utilisation dans la plupart des branches d’activités dans le domaine du travail. Pour les Luxembourgeois, il faut donc parler français pour pouvoir se faire comprendre. Une autre critique fortement présente dans la mentalité des Luxembourgeois c’est que [sic, Luxembourgeois est que] les frontaliers qui viennent travailler tous les jours au Luxembourg pique la place [sic, langage familier, prennent la place] des Luxembourgeois sur le marché du travail. Pourtant il faut regarder le bénéfice que ces travailleurs rapportent [sic, apportent] au Luxembourg et que ferait le Luxembourg sans ses frontaliers? La jeune génération a aussi deux avis différents sur l’utilisation de la langue française. Premièrement, le français enseigné à l’école qui est souvent vécu par les élèves comme un moyen de sélection, car au lycée classique, l’enseignement se fait à partir de la 4 ème , qu’en français. Les élèves sont donc obligés de parler en français. De plus, le français est souvent vécu comme facteur d’échec. Malgré cela, les jeunes d’aujourd’hui sont ceux qui ont le plus de compréhension pour la langue française. Ils font partie de ceux qui côtoient le français tous les jours, au supermarché, à l’école, avec des amis [sic, entre amis]. Ils ont grandi dans le multilinguisme qui est omniprésent au Luxembourg. C’est pourquoi ils devraient faire partie de ceux qui ont une attitude positive à l’égard du français. Mais le français n’est pas que reproches aux yeux des Luxembourgeois, certains ne font pas de différences entre les trois langues officielles du pays. Malgré tous ces reproches que les Luxembourgeois peuvent faire au français, ceux-ci n’ont pas en tête [sic, langage familier, <?page no="299"?> 299 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 n’ont pas l’intention] de renoncer au français. Au contraire, ils perçoivent le français comme moyen de communication entre différentes nationalités. En effet, les Luxembourgeois utilisent le français comme langue de communication avec les étrangers. La plupart des étrangers, ici au Luxembourg, parlent en plus de leur langue maternelle, le français et le luxembourgeois, mais pour la plupart, il s’agit surtout du français [sic! ]. Dans le monde du travail, le français est la langue à savoir. Avec tous les frontaliers qui viennent travailler au Luxembourg, dont la majorité est francophone, il est préférable de savoir parler le français. De plus, les nationalités les plus répandues au Luxembourg sont langues romanes [sic, sont ceux des interlocuteurs de langues romanes]. Il est plus facile pour une personne qui a comme langue maternelle une langue romane d’en apprendre une autre, comme le français. Pour ma part, en tant que française, je n’ai jamais ressenti d’attitudes négatives à l’égard de ma nationalité. Quand nous sommes arrivés au Luxembourg et que je suis rentrée en 3 ème année d’étude à l’école primaire, on m’a accueillie les bras ouverts. Tous les élèves se sont donnés du mal à essayer de me [sic, pour me] parler en français (et ce n’était que leur 1 ère année à étudier cette langue), on m’a aidé à apprendre le luxembourgeois et mon instituteur m’a aidé à essayer de rattraper [sic, m’a aidé à rattraper] les autres élèves en allemand. Il est vrai que pour moi, je me sens à la fois Française et Luxembourgeoise. Pourtant il faut dire que lorsque j’ai la possibilité de parler français, je l’utilise, même si je m’exprime aussi aisément en français qu’en luxembourgeois. Peut être est-ce dû au fait que le français soit ma langue maternelle. Pourtant ma petite sœur qui a toujours été en contact avec le luxembourgeois préfère s’exprimer en luxembourgeois. Même dans ma rue, nos voisins sont toujours serviables et même si mon père ne sait pas parler le luxembourgeois, mes voisins lui parlent en français et n’ont pas peur de s’exprimer. Pourtant j’ai pu constater lors de la fête des voisins que lorsque les Luxembourgeois ont la possibilité de parler luxembourgeois ils restent alors entre eux. En tant qu’étranger on se sent mis alors à l’écart [sic, on se sent alors mis à l’écart] lorsque l’on ne comprend pas la langue. En résumé, je dirais que les Luxembourgeois se donnent du mal à essayer de parler [sic, se donnent du mal pour parler] avec un francophone, que ce soit pour faire la conversation ou pouvoir <?page no="300"?> 300 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 se rendre mutuellement service. Par contre, lorsqu’ils se retrouvent en groupe, ils ne font plus attention à essayer de parler français, mais parlent alors dans leur langue maternelle au dépens des personnes ne sachant et ne comprenant pas le luxembourgeois. Je ne critique point cette attitude, puisque je pense que ce comportement est humain, n’importe quels groupes de personnes de même nationalité se conduiraient de la même manière. [...] Le Grand-Duché, craignant que l’enseignement devienne trop germanique [sic! ], a instauré l’apprentissage du français et de l’allemand à l’école primaire. L’enseignement débute en cycle 1 avec le luxembourgeois. Ainsi, il se focalise sur la langue du pays, afin que les enfants développent une certaine base de vocabulaire. Les enfants de nationalités autres que le luxembourgeois [sic! ] ont ainsi la possibilité d’acquérir, au même niveau que les Luxembourgeois, cette langue nationale. Les élèves sont ainsi en contact avec la langue luxembourgeoise, ils apprennent à s’exprimer et à comprendre le luxembourgeois. Ensuite, l’alphabétisation se fait en allemand. Le cycle 2 se base sur la langue allemande pour apprendre à écrire et à lire aux enfants luxembourgeois. Etant donné que les Luxembourgeois ont plus de faciliter [sic, facilité] à apprendre l’allemand; d’où leur même base germanique. L’allemand sera la langue la plus importante durant leurs études en école primaire, car toutes les matières (excepté le français) se font en allemand. Durant la dernière année du cycle deux, cycle 2.2., les élèves ont un premier contact avec le français, mais celui-ci n’est pas encore authentique. Ils savent répondre à des questions du type „qui? “, „qu’est-ce que? “, „où? “. C’est seulement durant les cycles 3 et 4, où le français sera vu plus en détail. L’enseignement du français et de l’allemand ne se font [sic, fait] pas de manière parallèle durant l’enseignement en primaire, étant donné que les élèves font leur alphabétisation [sic, sont alphabétisés en allemand] en allemand et que seulement deux ans après, ils apprennent convenablement le français. Cette différence d’apprentissage ne joue guère en faveur de l’engouement du français par les Luxembourgeois. Dans l’enseignement secondaire, les mathématiques se font en première année (en 7 ème ) en français. Plus tard, les matières secondaires, telles que l’histoire, les sciences naturelles, la géographie, la physique et la chimie se font en français. Le français prend alors un rôle considérable au lycée. Le français enseigné à l’école est surtout basé sur l’écrit. L’oral quant à lui n’est pas vraiment pris en compte et cela posera problème [sic! ] plus tard, car étant donné que beaucoup de Luxembourgeois ne <?page no="301"?> 301 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 parlent pas français ou essaient d’échapper à l’oral en français, ils auront plus tard des problèmes à parler aisément en français. Ils manquent de confiance en soi, en ce qui concerne l’oral en français et réfléchissent longtemps, voulant faire une phrase parfaite, avant de se lancer à parler [sic, avant d’oser parler]. Un point important dans l’enseignement est le ressentiment que les enseignants ont pour une certaine matière afin qu’ils l’enseignent convenablement aux enfants. Or le problème est tel qu’étant donné que les enseignants ont eux aussi été élèves à un certain moment, ils ont eux aussi des difficultés à être à l’aise avec la langue française. Ainsi, ils renvoient ce malaise aux enfants, qui eux alors obtiennent la même vision du français que leur enseignant et acquiert [sic, acquièrent] ainsi des difficultés à écrire ou à parler en français. En tant qu’enseignant, il est ainsi important de savoir donner envie d’apprendre et de s’intéresser à n’importe quelle matière, même si cette matière est notre point faible, afin que les élèves restent en éveil et assimilent tout un savoir. La manière dont le français, ou n’importe quelle autre matière, est enseignée est importante. Le fait que le français est souvent enseigné négativement [sic, avec un sentiment négatif] par les enseignants luxembourgeois joue un rôle sur l’attitude [sic, en ce qui concerne l’attitude] des élèves par après envers le français. C’est ainsi que les élèves se représentent le français comme facteur d’échec, étant donné qu’il ne leur ait pas été appris de manière enthousiaste par les enseignants. [...] Personnellement, je pense qu’il existe une bonne situation linguistique au Luxembourg, mais à mes yeux, elle n’est pas parfaite. Les points forts de cette situation linguistique sont le fait que le Luxembourg a su faire de sa situation géographique un atout. Le Luxembourg, n’étant pas un grand pays, a su s’adapter et à utiliser [sic, a utilisé] ces capacités linguistiques pour en faire un avantage: Chaque Luxembourgeois sait parler plus ou moins correctement la langue nationale de ses pays voisins, c’est-à-dire le français (pour la France et la Belgique) et l’allemand. De plus, les Luxembourgeois apprennent l’anglais à l’école, ce qui est important pour les relations internationales. En outre, certains peuvent y rajouter l’apprentissage de l’italien ou de l’espagnol. En moyenne, un Luxembourgeois sait parler et écrire quatre langues: le luxembourgeois, l’allemand, le français et l’anglais. Ceci fait donc penser à une situation linguistique parfaite, mais le problème, c’est que [sic, le problème est que] ce multilinguisme <?page no="302"?> 302 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 n’est pas vécu comme un atout, mais plutôt comme un problème. Etant donné qu’il y a beaucoup de différentes nationalités au Luxembourg, cela se répercute sur tout le monde. Chaque nationalité est un peu influencée par une autre et fait partager son savoir, ainsi, chacun élargit son champ de vision. Le Luxembourg pourrait être ainsi un pays cosmopolite où le mélange d’identité et de savoir serait un modèle de vie pour tout le monde. Seulement voilà, ceci n’est qu’une idylle [sic, utopie]. Les nationalités restent souvent entre elles et se côtoient à certaines occasions. Cet échange de culture et de savoir ne se fait que rarement. Les gens habitent dans un même pays, mais n’acquièrent pas de nouveaux [sic, nouvelles] mœurs. Dans l’enseignement, la même faute se reproduit. Chaque élève vient à l’école avec différents savoirs, il faut en tenir compte et les utiliser dans l’enseignement afin de structurer l’apprentissage de chaque enfant convenablement. Le Luxembourg, étant un pays cosmopolite, certains élèves ont une autre langue maternelle que le luxembourgeois, c’est pourquoi tous les élèves n’ont pas le même niveau linguistique. Il faut ainsi prendre en compte chaque niveau linguistique de chaque élève et développer ce savoir afin d’atteindre un même niveau en fin de scolarité. C’est-à-dire, un élève francophone sera fort en français et n’aura pas de problème de compréhension, il faudra tout de même faire attention à sa grammaire, mais il n’éprouvera pas autant de difficulté qu’un élève luxembourgeois par exemple. Alors que son point fort est le français, il sera confronté à des difficultés en allemand ou bien même en luxembourgeois. Au contraire, un élève luxembourgeois ou germanophone aura plus de facilité avec l’allemand, mais aura du mal avec la langue française. Il faut ainsi se focaliser sur les difficultés afin de les combler et les amener à un bon niveau et en même temps continuer à accroître les connaissances linguistiques de la langue maternelle ou forte. L’anglais, étant la langue la plus utilisée dans le monde lors d’échange linguistique [sic! ] entre différentes langues, on pourrait penser qu’il serait important de l’intégrer alors dans le cursus de l’école primaire. Cela fut mon avis pendant un long moment. Pourtant après maintes réflexions, je pense que l’enseignement primaire est assez chargé avec l’allemand et le français. Il est important d’acquérir une bonne base dans une langue (ici au Luxembourg, il s’agirait en l’occurrence de deux langues) avant de commencer à s’investir dans l’apprentissage d’une autre. Peut être l’instaurer pendant les deux dernières an- <?page no="303"?> 303 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 nées de primaire, mais seulement avec des notions très basiques afin qu’au lycée, le développement et l’acquisition de la langue se fassent [sic, se font] plus en profondeur. Durant le cycle 1, l’enseignement ne se fait qu’en luxembourgeois. Pourtant l’âge dans lequel les enfants se trouvent est le moment propice pour apprendre au mieux une langue, c’est pour cela qu’il serait important de leur faire entendre d’autres langues que le luxembourgeois, par exemple en chantant des chansons françaises, allemandes ou anglaises ou bien savoir compter jusqu’à 10 dans une autre langue. Ainsi, les enfants auront déjà l’ouïe [sic, des capacités auditives] pour ces langues. Pour ma part, je pense qu’une alphabétisation en français serait de bonne envergure pour les Luxembourgeois. Etant donné qu’ils ont plus de facilités avec la langue allemande, cela serait en leur intérêt de commencer par l’alphabétisation d’une langue plus complexe pour continuer avec une langue qui leur soit plus familière. En commençant par l’alphabétisation de la [sic, en] langue française, je pense que les trois langues officielles, le français, l’allemand et le luxembourgeois, seraient toutes les trois au même niveau de difficultés [sic, difficulté]. Au niveau de l’école secondaire, du lycée, il faudrait pouvoir donner la possibilité aux élèves de choisir plus tôt une option et ainsi, les élèves pourraient commencer à apprendre une 5 ème selon leur envie. C’est seulement en 5 ème année d’études secondaire classique, donc en 3 ème , que les élèves peuvent soit se spécifier en langues et apprendre ainsi une 5 ème langue ou bien choisir une option langue [sic! ]. De plus, le choix des langues est restreint, l’élève a le choix restreint entre l’espagnol et l’italien. Pourquoi ne pas instaurer d’autres langues à apprendre comme par exemple le chinois qui devient une langue de plus en plus importante au niveau international et commercial. Le russe quant à lui fait aussi partie des langues importantes dans le monde de la finance. En ce qui me concerne, j’aurais aimé apprendre la langue des signes. Je pense qu’il faut agrandir le choix de langue et que l’option langue soit instaurer [sic, devrait être instaurée] plus tôt, car pour être franche, trois années pour apprendre convenablement une langue en option, cela donc deux heures par semaines, n’est pas suffisant. Je pense que le multilinguisme, le fait d’avoir une connaissance langagière aussi vaste, est un atout pour le Luxembourg et on devrait agir en conséquence afin de le préserver. [...] Un Luxembourgeois qui essaierait d’utiliser uniquement sa langue maternelle durant toute une journée, reviendrait à être une <?page no="304"?> 304 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513 prouesse [sic! ]. Ainsi, la question suivante se pose: Est-il possible de passer une journée entière au Luxembourg en parlant une seule langue? Durant nos journées [sic, Au courant d’une journée], nous utilisons de plus en plus de mots provenant de différentes langues. Notre vocabulaire et notre savoir linguistique à évoluer [sic, a évolué] au fil du temps. Nous jouons avec les mots en fonction des circonstances et des personnes que l’on côtoie. Les Luxembourgeois excellent dans la transition d’une langue à une autre. Ce jeu de mots, d’expressions et de langues est un atout pour ce petit pays qui ne s’est pas laissé marcher sur les pieds par ses pays voisins. Le français fait partie des langues que les Luxembourgeois aiment manier. Pourtant durant leur enseignement [sic, carrière scolaire], une barrière s’est développée entre le français et les Luxembourgeois. Cette barrière représente l’oral et la mise en pratique de cette langue enseignée à l’école, surtout apprise comme langue écrite [sic! ]. Cette barrière doit être brisée. Il faudrait plébisciter le fait de parler, en commençant déjà à l’école primaire. Les enfants, tout comme les adultes, doivent apprendre à avoir confiance en soi en ce qui concerne l’utilisation du français: ne pas avoir peur du ridicule, d’une faute prononcée, ignoré [sic, d’ignorer] un mot. Au contraire, il faudrait se jeter à l’eau et parler français. Cela aiderait à régler cette attitude négative des Luxembourgeois envers le français, le malaise de la langue serait ainsi envolé [sic, se serait ainsi envolé]. A mon avis, le fait que le français est [sic, soit] omniprésent au Luxembourg montre que les Luxembourgeois ne souhaitent pas renoncer au français. Il joue un rôle important pour ce pays. Le français a sa place dans l’histoire du Luxembourg. Son importance dans l’administration, la législation, la justice et l’économie est présente. Il a été instauré dans l’enseignement luxembourgeois et il établit une relation entre différentes langues. Pourquoi le Luxembourg devrait-t-il s’en passer? Je pense qu’il s’agit de faire évoluer la mentalité des gens, que ce soit des Luxembourgeois envers les francophones, tout comme les francophones envers les Luxembourgeois. Afin qu’il y ait une bonne entente entre les deux parties et que le Luxembourg puisse continuer à être un pays cosmopolite où en tant qu’étranger ou simple touriste, on ait toujours la possibilité de trouver quelqu’un qui puisse nous indiquer le chemin ou autre information nécessaire à un inconnu. Avant d’écrire ce développement sur la langue française au Luxembourg, je pensais que les Luxembourgeois avaient une atti- <?page no="305"?> 305 514 515 516 517 518 519 520 tude beaucoup plus négative à l’encontre des francophones, même si je ne l’ai pas encore ressenti. Pourtant en écrivant et en relisant, je pense que le Luxembourg est un pays qui malgré sa préférence pour l’allemand en tant que langue orale, apprécie vraiment la langue française. Même si elle est vécue comme obligation ou comme échec, je pense que les Luxembourgeois sont fiers de pouvoir parler cette langue, qu’ils aiment et qu’ils détestent à la fois. Ausführungen von Informantin 13 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 La situation linguistique au Luxembourg est très particulière par rapport aux autres pays de l’Europe. En effet depuis la loi du 24 février 1984, le Luxembourg reconnaît les trois langues du Luxembourg, le luxembourgeois, le français et l’allemand comme des langues officielles. Cette reconnaissance permet de valoriser l’identité luxembourgeoise, mais ne résout pas le fait [sic, problème] que cette langue n’est pas suffisamment élaborée comme [sic, en tant que] langue écrite et qu’elle n’est pas maîtrisée par un nombre suffisant de Luxembourgeois. Cette loi reflète bien la complexité de la situation linguistique au Luxembourg. Ce fait est une conséquence du taux d’immigrés très élevé. [...] À ceci s’ajoutent des frontaliers non-résidents [...] qui viennent chaque jour travailler au Luxembourg. La plupart de ces gens préfèrent parler le français, dû au fait qu’ils viennent le plus souvent de régions ayant une langue romane comme langue officielle. En conséquence, la langue française joue un rôle primordial dans la vie culturelle, sociale et politique du Luxembourg. Cependant beaucoup de Luxembourgeois ont des attitudes négatives envers la langue française. Ceci est majoritairement dû à la crainte que le luxembourgeois serait remplacé par le français. [...] Au Luxembourg, la langue française joue différents rôles. Ceci est majoritairement dû au fait qu’une langue est étroitement liée [...] à la culture ainsi qu’aux personnes habitant le Luxembourg. La situation linguistique du Luxembourg suit le fil de l’histoire dans sa logique [sic, dans sa chronologie]. [...] De plus, la langue française est la langue de la législation, ce qui est dû à l’application du code civil napoléonien. Ainsi toutes les lois, le système pénal et beaucoup d’administrations utilisent le français comme langue de référence. Or ceci découle le fait que [sic, du fait que] le français joue le rôle du moyen de communication et de fonctionnement dans l’Etat luxembourgeois. Ceci <?page no="306"?> 306 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 046 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 montre encore une fois que le français joue un rôle central dans le quotidien au Luxembourg car il est pratiquement impossible de s’intégrer dans le monde du travail sans maîtriser le français. Dans les années 1890 [sic, Dans les années 90 du 19e siècle], le Luxembourg a connu une grande vague d’immigration grâce à l’industrialisation. De ce fait, le Luxembourg, qui était devenu un pays d’émigration (beaucoup de Luxembourgeois ont émigrés aux Etats-Unis), s’était transformé en un pays d’immigration qui a filé la fortune et la reconnaissance du Luxembourg dans les airs [sic, langage familier]. D’abord, il y avait surtout des immigrés polonais et allemands, suivis par des italiens, et plus tard, dans les années 1960 [sic, dans les années 60], des portugais. Aux immigrés s’ajoute le taux élevé de frontaliers qui viennent chaque jour travailler au Luxembourg. De ceci découle du fait que c’est tout à fait normal de parler français dans les magasins ou dans les restaurants, du fait [étant donné] que ces métiers sont surtout „occupés“ par des frontaliers ou des immigrants. La langue, qui devrait servir comme „branche commune“ était très vite claire [sic, langage familier], même inéluctable: le français. Vu que la majorité des immigrants et des frontaliers viennent de la France et de la Belgique [...], c’est plus facile pour eux d’apprendre le français [sic! ] que d’apprendre l’allemand ou même le luxembourgeois. Le français est ainsi devenu la langue commune entre natifs, frontaliers et immigrés. En conclusion, on peut donc retenir que la fonction de la langue française au Luxembourg découle majoritairement du fait qu’elle est un médium [sic, intermédiaire] de communication dans tous les domaines au Luxembourg. [...] En réfléchissant aux attitudes des Luxembourgeois envers la langue française, j’ai immédiatement pensé à la génération plus âgée, qui a beaucoup de problèmes de se familiariser avec la croissance de l’importance du français dans la vie de tous les jours. Ceci est d’abord dû au fait qu’un nombre important de ces personnes a fréquenté l’école lors de la Seconde guerre mondiale, quand l’allemand a influencé une grande partie de notre système scolaire et même de la vie de tous les jours. [...] De plus, une grande partie de ces personnes qui ont fréquenté l’école pendant ces années, ou même un peu avant ou après, n’ont pas eu la chance de continuer leurs études au lycée, et n’ont donc pas non plus eu la possibilité d’approfondir leurs connaissances de français. De cette façon, les personnes âgées ont beaucoup de problèmes à s’exprimer dans les magasins ou bien de comprendre les médecins parlant souvent le français. Il faut cependant ajouter <?page no="307"?> 307 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 que certaines personnes âgées maîtrisent très bien la langue française, mais ne sentent pas [sic, ne se sentent pas] à l’aise de la parler parce qu’ils sont d’avis qu’il n’existe qu’une langue officielle, c’est-à-dire le luxembourgeois. On peut noter que la langue luxembourgeoise s’avait développée [sic, s’était développée] rapidement avant la Seconde guerre mondiale et est devenue pendant cette phase un symbole de résistance contre les occupants - „Mir wölle bleiwen waat mir sin“. En résumé, il faut cependant dire qu’on ne peut généraliser les attitudes des personnes âgées parce qu’il existe un nombre important de personnes qui sait très bien se débrouiller avec la langue française. Une attitude négative envers la langue française peut également résoudre du fait [sic, découler du fait] que les natifs luxembourgeois se sentent souvent agressés dans leur fierté, quand ils sont forcés de [sic! ] parler le français chez le boulanger ou dans d’autres magasins (une affirmation qu’on peut souvent lire dans des lettres de lecteurs du „Luxemburger Wort“). Ils sont donc obligés de parler, dans leur propre pays, une langue étrangère, qu’ils ont parfois du mal à pratiquer correctement. Personnellement, je ne pense pas que le français est tellement difficile à apprendre pour la majorité luxembourgeoise, mais le fait qu’ils sont forcés à le faire dans leur pays, provoque une sorte de barrière pour l’apprentissage. Vu qu’il est devenu une condition de maîtriser la langue française au Luxembourg afin de passer son quotidien [sic! ], les Luxembourgeois se sentent peut être un peu démunis de leur identité [sic! ]. Cette répulsion de beaucoup de Luxembourgeois envers la langue française peut aussi résulter du fait que beaucoup de frontaliers français et/ ou belges, refusent d’apprendre le luxembourgeois, parce qu’ils savent que les Luxembourgeois comprennent le français puisqu’ils l’apprennent à l’école. Cette affirmation peut être visualisée par [sic! ] un événement que j’ai entendu l’année dernière à la radio luxembourgeoise. Un clown devant entretenir les petits enfants au théâtre ne parlait que luxembourgeois jusqu’au moment où une mère se fâcha, en français, parce qu’elle et son enfant ne comprenaient rien. Elle voulait que le clown répète tout en français. Le clown traduisait donc tout en français, ce qui avait pour suite que les blagues n’étaient plus comiques. Ainsi le but, qui était de faire rire les enfants, était raté. Il faut cependant un peu nuancer cette affirmation parce que les Luxembourgeois oublient souvent que les étrangers n’ont pas vécu dans un milieu plurilingue. Pour eux, le fait de parler plusieurs langues, comme <?page no="308"?> 308 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 on le fait au Luxembourg, est exceptionnel et représente un grand défi. Au début ils veulent surtout trouver du travail et par l’intermédiaire du français réussir à s’intégrer convenablement. De plus, il ne faut pas oublier que le luxembourgeois est beaucoup plus proche de l’allemand que du français et par ce fait, un grand nombre de luxembourgeois appréhendent de parler français [sic, évitent le français] et ceci souvent par crainte de ne pas trouver les mots justes, de bafouiller ou de se ridiculiser. Ainsi dans la vie de tous les jours, où le français joue quand même un rôle primordial, ils se sentent constamment attaqués et essaient de se défendre en revendiquant qu’au Luxembourg tout le monde devrait parler luxembourgeois. Un dernier aspect qui pourrait provoquer des attitudes négatives des Luxembourgeois envers la langue française est le fait que le français est en train de devenir le monopole [sic, de s’attribuer le monopole] au Luxembourg. Au moins cela représente la crainte d’un nombre élevé de Luxembourgeois. Ceci est renforcé par le fait qu’en 2009 l’Unesco présentait son atlas des langues menacées. Parmi ces langues figurait le luxembourgeois comme langue incertaine. [...] Finalement, il faut noter que la langue française n’est pas vue par tous les Luxembourgeois comme une attaque à l’intégrité luxembourgeoise. La nouvelle génération, c’est-à-dire les enfants d’immigrés nés au Luxembourg font la scolarisation [sic, sont scolarisés] dans les écoles luxembourgeoises et apprennent alors le luxembourgeois. Cette nouvelle génération est en train de faire changer l’opinion envers le français chez les jeunes. Les jeunes Luxembourgeois ont beaucoup de copains [sic, d’amis] francophones dans leur classe et ne font aucune différence entre copains [sic, amis] français ou luxembourgeois. Pour ces enfants, parler français, allemand ou luxembourgeois n’a plus rien d’extraordinaire. [...] Dans les écoles luxembourgeoises, la langue française est enseignée en général à partir du cycle 2.2, en [sic, au] troisième trimestre. À ce moment, les élèves sont déjà habitués au luxembourgeois et à l’allemand. L’enseignement du français se fait alors sur la base de quelques mots allemands qui sont traduits en français. En fait, pendant les premières années à l’école fondamentale, l’enseignement du français se fait uniquement par la mémorisation de vocables qui doivent [sic, doit] être recraché moment d’un devoir [sic, langage familier]. La production orale [sic, l’exercice à l’oral] est cependant peu encouragée. Or, on sait très bien que des listes interminables de vocables n’éveillent pas l’intérêt d’un élève. <?page no="309"?> 309 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 De plus, l’enseignement du français n’est pas fait pour la vie de tous les jours. Pour une grande majorité des élèves, le français est une branche qu’il faut apprendre pour réussir. De cette façon, les élèves ne savent pas faire de lien avec leur vie quotidienne et ne voient pas vraiment le sens de l’enseignement du français. Mais c’est à ceci que les élèves doivent s’adapter pendant une longue période de l’enseignement. Afin que cette attitude négative envers la langue française disparaisse, il faudrait de nombreux changements et ceci au niveau de l’enseignement du français, mais également au niveau de l’insertion du monde extérieur à l’école [sic, de la prise en compte du monde]. Au niveau de l’enseignement du français, il me parait essentiel de s’éloigner un peu plus du français théorique et de s’orienter plus vers un monde pratique où l’enfant peut reconnaître le sens et l’importance du français. Ceci peut être réalisé par [sic, de] différentes manières: Premièrement, les écoles luxembourgeoises ont la possibilité de chercher une classe en France ou bien en Belgique (ou bien d’autres pays francophones) avec laquelle les élèves peuvent s’échanger en français. Ceci peut être fait par lettres, e-mails ou bien par salon de discussion [sic! ]. On peut même élargir l’échange en se rendant dans le pays concerné et se réunir sur place afin de communiquer. Dans un même temps on fait connaissance de la culture. L’échange avec les personnes francophones leur permet alors de voir le sens de l’apprentissage du français, c’est-à-dire l’interaction avec autrui. Une autre possibilité qui se peut dérouler [sic, qui peut avoir lieu] au niveau de l’école est celle d’une intégration plus forte de la production orale [sic, de l’exercice oral] dans l’enseignement du français. Ceci peut se faire par des jeux de rôle qui ont pour sujets des scènes de la vie quotidienne, comme par exemple „faire des courses“, „s’échanger avec un camarade“, „prendre un rendez-vous chez le médecin“. Un apprentissage oral plus poussé ne veut cependant pas dire que la production écrite [sic, de l’exercice écrit] doit être négligée. Au contraire cette dernière consiste [sic, est] un élément nécessaire. A ceci s’ajoute l’idée que le système d’évaluation prend non seulement en compte la production écrite [sic, de l’exercice écrit] mais également la production orale [sic, de l’exercice oral]. Il faut cependant noter que les socles de compétences consistent [sic, représentent] un premier pas de la différenciation de l’évaluation [sic! ]. Or, non seulement des changements au niveau de l’enseignement en classe mais également l’insertion des parents [sic, l’intervention des parents] peut entraîner une attitude plus <?page no="310"?> 310 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 positive envers la langue française. D’abord, les parents luxembourgeois peuvent favoriser l’attitude des enfants envers le français en leur proposant également des dessins animés ou bien des DVD en français parce que la plupart des enfants a tendance à regarder des chaines allemandes. Lors de l’enfance la télévision peut quand même avoir un impact important sur l’attitude dans une langue et également sur la réception de nouveaux mots. Une autre méthode serait par exemple d’organiser une fois par semaine des diners francophones en famille afin de s’exprimer également à la maison en français. Je sais que ceci est lié à certaines contraintes, mais cela peut créer un changement intéressant. Au niveau de l’attitude négative envers la langue française, on peut retenir que l’enseignant seul ne peut pas changer la vision des Luxembourgeois envers le français. Il y a cependant la possibilité d’apporter son aide dans une réforme ou plutôt un changement d’approche [sic! ] qui doit intégrer les parents, le corps enseignant et le ministère de l’éducation. [...] À mon avis, une situation linguistique parfaite doit s’inscrire dans la devise de „Unité dans la diversité“. Ceci renvoie [sic, se rapporte] premièrement à l’idée que tous les citoyens du Luxembourg doivent ressentir le sentiment d’appartenance à une „maison commune“ qui est le Luxembourg. Afin de garantir ce sentiment la gestion des langues doit amener à l’intercompréhension entre les individus participant à cette communauté et à la garantie pour chacun du respect de ses spécificités linguistiques et culturelles. Il s’agit donc de créer un pont entre la diversité linguistique qui la caractérise et un enseignement pluriel des langues et ce, afin d’éclaircir la faisabilité et la pertinence de ce processus. Afin de réaliser l’objectif cité dans l’alinéa précédent [sic, le paragraphe précédant], il me parait essentiel de conserver le plurilinguisme (comme il est actuellement pratiqué au Luxembourg) puisqu’il permet une meilleure intercompréhension entre les individus des différentes nations. D’abord, il faut noter que la signification de la langue française et allemande reflète non seulement une identité politique, mais également une identité nationale, qui s’est formée de [sic, à partir de] la coexistence du monde romane et germanophone [sic, romanophone et germanophone]. En maintenant ces deux langues, le Luxembourg reste le symbole d’un lieu de rencontre entre la culture romane et germanophone [sic, germanique] ainsi qu’entre beaucoup d’autres cultures. La reconnaissance de la langue luxembourgeoise renforce et enrichit le bilinguisme traditionnel. Si je soutiens l’idée que le Luxembourg reconnaît les trois <?page no="311"?> 311 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 langues du Luxembourg, le luxembourgeois, le français et l’allemand comme des langues officielles, je suis cependant d’avis que la législation devrait également être rédigée en allemand ou luxembourgeois parce que de nombreuses personnes vivant au Luxembourg ont des difficultés à comprendre les textes législatifs. Personnellement, je me demande s’il ne serait [sic! ] pas utile que tous les citoyens vivant au Luxembourg apprenaient le luxembourgeois afin d’avoir une langue commune. [...] Il faut cependant noter que l’Etat luxembourgeois ainsi que les personnes luxembourgeoises doivent fournir de l’aide concernant cet apprentissage, c’est-à-dire leur donner le temps et l’espace de l’apprendre et de le pratiquer. Ceci m’amène à dire que [sic! ] la situation ne peut rester comme elle l’est pour le moment. [...] Après avoir décrit la situation linguistique parfaite plus globalement, je vais par la suite me concentrer sur la situation linguistique parfaite à l’école fondamentale. Concernant l’enseignement des langues à l’école, je pense qu’il faudrait également soutenir le plurilinguisme puisque des enquêtes ont montré que la majorité des enfants âgés de trois à neuf ans vivant au Luxembourg sont confrontés à plus d’une langue dans leur famille et, beaucoup d’entre eux, même à trois ou plus. Plus fondamentalement, je suis d’avis que la confrontation du trilinguisme institutionnel avec la diversité linguistique et culturelle oblige l’école à repenser sa manière de soutenir le développement culturel des enfants. Afin de garantir la devise de l’„Unité dans la diversité“, je pense qu’il est d’abord important de promouvoir un enseignement interculturel car la négligence de ceci [sic, celle-ci] entraine souvent des conflits à l’école. De cette façon on peut par exemple envisager que chaque enfant a [sic, ait] la possibilité de représenter son pays avec la langue correspondante. Ce n’est que lorsque le transfert d’informations (plus de connaissances sur les autres cultures [sic! ]) a lieu, que les élèves peuvent apprendre à comprendre les raisons de certaines valeurs et comportements. Une meilleure compréhension conduit à moins de rejet, et donc à une coexistence plus pacifique. Ceci est une base fondamentale pour que le plurilinguisme est [sic, soit] non seulement accepté à l’école mais également dans la société luxembourgeoise. De plus, je le trouverais intéressant de soutenir l’acquisition des compétences linguistiques par les échanges et les interactions quotidiennes. [...] II ne faut cependant pas négliger l’enseignement de la langue luxembourgeoise à l’école fondamentale car celle-ci constitue à mon avis une langue d’intercompréhension [sic, d’échange] entre <?page no="312"?> 312 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 tous les enfants. [...] Afin de soutenir et de promouvoir cet apprentissage, les enseignants pourraient favoriser la communication entre les enfants parlant luxembourgeois et les enfants parlant une autre langue. Le fait que les petits enfants communiquent souvent dans leur langue maternelle entraine que chaque partie entend des nouveaux mots et les intériorise peu à peu. À part des mots appris lors de l’interaction, il me semble essentiel de lire des histoires luxembourgeoises aux enfants et de les soutenir par des images (visualisation) afin qu’ils entendent de nouveaux mots et les mémorisent. Ainsi tous les enfants (luxembourgeois ou non) apprennent de façon amusante à articuler des mots différents et renforcent donc leur lexique luxembourgeois [sic, améliorent leur vocabulaire luxembourgeois]. Au cycle 2, 3 et 4 de l’école fondamentale, je ferais attention à ce que les élèves parlent une autre langue que le luxembourgeois seraient [sic, soient] assis (pendant quelques heures de la semaine) à coté d’un enfant n’ayant peu ou pas de problèmes avec la langue luxembourgeoise. De cette façon les élèves peuvent s’aider mutuellement, c’est-à-dire co-construire [sic, construire ensemble] des situations d’apprentissages. De cette façon, les élèves apprennent à la fois de [sic, à] promouvoir et à consolider leurs compétences linguistiques et peuvent demander de l’aide à un camarade s’ils en ont besoin. Finalement, je suis d’avis que la diversité linguistique et l’intégration au système institutionnel ne s’excluent que dans une logique assimilatrice et homogénéisante de la société. Si cette dernière s’ouvre à la diversité, sans oublier la langue luxembourgeoise, elle profitera de la créativité inépuisable des enfants pour construire non seulement des situations d’apprentissages mais également leur avenir social. Un tel développement ne devient possible que par l’effort conscient des enseignants de [sic, pour] dépasser les tensions entre la diversité des ressources linguistiques des enfants et la nécessite de s’approprier les discours dominants du contexte culturel dans lequel ils vivent. [...] Pour conclure, on peut donc dire que la langue française joue un rôle primordial dans la situation linguistique du Luxembourg. Ceci est particulièrement dû au passé historique [sic, au passé] du Luxembourg ainsi qu’à un taux élevé d’immigrés et de frontaliers. Malgré la reconnaissance de trois langues officielles au Luxembourg, un nombre élevé de Luxembourgeois montrent une aversion contre la langue française. Afin de réduire cette antipathie contre le français, il me parait utile de changer l’enseignement traditionnel de la langue française à l’école fondamentale en met- <?page no="313"?> 313 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 tant plus de poids sur l’exemple oral [sic, l’exercice à l’oral] et la propagation de sens [sic! ] de cette langue. À partir du moment où on ne se sent plus à l’aise de parler une langue quelconque, les ressentiments envers cette langue diminuent certainement. Finalement, je suis d’avis qu’il s’agit d’un grand défi afin de [sic, pour] réaliser une situation linguistique parfaite au Luxembourg parce que cette dernière est fortement liée au contexte social, culturel et politique du pays. Impliquer ce fait revient à dire qu’il faut créer une situation linguistique qui fonctionnerait selon la divise de l’ „Unité dans la diversité“ c’est-à-dire en propageant un milieu plurilingue qui favorise l’intercompréhension et inclut la langue luxembourgeoise. Concernant l’enseignement des langues à l’école, je suis d’avis qu’il faut s’ouvrir vers la diversité afin de profiter de ces ressources non seulement pour les situations d’apprentissage mais également pour l’avenir social. <?page no="315"?> Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Postfach 25 60 · D-72015 Tübingen · Fax (0 7071) 97 97-11 Internet: www.narr.de · E-Mail: info@narr.de Die vorliegende Studie befasst sich mit den wissenschaftsgeschichtlichen Quellen des spanischen Funktionalismus. Während der politischen Isolierung Spaniens im 20. Jahrhundert war es Alarcos Llorach, der als einziger spanischer Sprachwissenschaftler wissenschaftliche Kontakte ins Ausland unterhalten konnte. Durch ihn gelangten verschiedene Strömungen des europäischen Strukturalismus nach Spanien. Vor allem die Kopenhagener Glossematik, die Prager Phonologie und die französische Dependenzgrammatik prägten so die spanische Grammatikographie. Bei Alarcos Llorach verschmelzen glossematische und dependenzgrammatische Ansätze zu einem eigenen Satzmodell, das von seinen Schülern Hernández Alonso, Gutiérrez Ordóñez und Martínez García angewendet und weiterentwickelt wird. Diese Studie untersucht sowohl Alarcos Llorachs Ansätze als auch die Ergebnisse seiner Schüler. Christian Timm Europäischer Strukturalismus in der spanischen Grammatikographie Tübinger Beiträge zur Linguistik, Band 516 2010, 376 Seiten, €[D] 68,00/ SFr 107,00 ISBN 978-3-8233-6472-6 <?page no="316"?> Narr Francke Attempto Verlag GmbH+Co. KG • Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen Tel. +49 (07071) 9797-0 • Fax +49 (07071) 97 97-11 • info@narr.de • www.narr.de JETZT BES TELLEN! Geneviève Bender-Berland Johannes Kramer (Hrsg.) Dictionnaire Étymologique des Éléments Français du Luxembourgeois Fascicule 7 (Identitéit - Moquette) 2014, 96 Seiten, €[D] 48,00 / SFr. 61,80 ISBN 978-3-8233-4508-4 La langue nationale du Grand-Duché de Luxembourg, le luxembourgeois, est la langue d’origine germanique comportant le plus grand nombre d’éléments français, mais jusqu’à ce jour aucune étude linguistique d’importance n’a été entreprise dans ce domaine, de sorte que l’absence d’un dictionnaire présentant l’histoire des éléments français du luxembourgeois est évidente. Le Dictionnaire Étymologique des Éléments Français du Luxembourgeois, dont est proposé ici le septième des dix fascicules prévus, enregistre tous les mots français répertoriés dans le Luxemburger Wörterbuch, auxquels s’ajoute une quantité considérable d’emprunts plus récents relevés dans des sources lexicographiques contemporaines et sur un corpus propre; les exemples tirés de la banque de données Lux- Texte illustrent les mots français que l’on trouve dans le luxembourgeois tel qu’on le parle et l’écrit actuellement. Le dictionnaire retrace par ailleurs l’histoire de ces mots français depuis l’antiquité et décrit leur position dans le luxembourgeois d’aujourd’hui. <?page no="317"?> Luxemburg zeichnet sich dadurch aus, dass es drei Sprachen mit offiziellen Funktionen gibt, neben dem Französischen sind dies Luxemburgisch und Deutsch. Der kommunikative Alltag der großen Mehrzahl der Luxemburger ist durch eine Diglossie zwischen Luxemburgisch und Französisch geprägt, die im Einzelfall durch den Gebrauch weiterer Sprachen zu einer Polyglossie anwachsen kann. Französisch ist die ausschließliche Sprache der Gesetzgebung und verfügt traditionell über ein sehr hohes Prestige im Lande. Zudem dient es der Kommunikation mit den vor allem romanischsprachigen Immigranten und mit den täglich sehr zahlreich ins Land pendelnden Grenzgängern, die primär frankophon sind.
