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Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel / Tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en los procesos de cambio lingüístico

1209
2015
978-3-8233-7945-4
978-3-8233-6945-5
Gunter Narr Verlag 
Esme Winter-Froemel
Araceli López Serena
Álvaro Octavio de Toledo y Huerta
Barbara Frank-Job

Der in der Romanistik erarbeitete Begriff der Diskurstraditionen hat in zahlreichen Untersuchungen Anwendung gefunden und kann als ein wesentliches Instrument der Sprachwandelforschung gelten. Dabei wurden unterschiedliche inhaltliche Präzisierungen vorgenommen, die insbesondere hinsichtlich der Abgrenzung von Textsorten sowie der Bestimmung des Verhältnisses von Diskurstraditionen und Einzelsprache divergieren. Ausgehend von dieser Feststellung plädiert der vorliegende Band dafür, den Begriff um den des Diskurstraditionellen zu ergänzen, um die theoretische und deskriptive Bedeutung dieses Aspekts von Sprache für die Sprachwandelforschung neu auszuloten. Hierzu werden Fallstudien zu Sprachwandelprozessen in den romanischen Sprachen mit sprachwandeltheoretischen und methodologischen Überlegungen zur Umsetzung dieses Konzepts in korpuslinguistischen Analysen zusammengeführt.

<?page no="0"?> Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel Tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en los procesos de cambio lingüístico herausgegeben von Esme Winter-Froemel, Araceli López Serena, Álvaro Octavio de Toledo y Huerta und Barbara Frank-Job <?page no="1"?> Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel / Tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en los procesos de cambio lingüístico <?page no="2"?> Herausgegeben von Barbara Frank-Job und Thomas Haye 141 <?page no="3"?> Esme Winter-Froemel, Araceli López Serena, Álvaro Octavio de Toledo y Huerta und Barbara Frank-Job (Hrsg.) Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel Tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en los procesos de cambio lingüístico <?page no="4"?> Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Werkdruckpapier. © 2015 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Internet: www.narr.de E-Mail: info@narr.de Printed in the Germany ISSN 0940-0303 ISBN 978-3-8233-6945-5 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. <?page no="5"?> Inhaltsverzeichnis / Índice general Widmung / Dedicatoria IX Esme Winter-Froemel / Araceli López Serena / Álvaro Octavio de Toledo y Huerta / Barbara Frank-Job Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel: Zur Einleitung Tradiciones discursivas, tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en los procesos de cambio lingüístico. Introducción .............. 1 I Diskurstraditionen und Diskurstraditionelles in der Sprachtheorie Tradiciones discursivas y tradicionalidad discursiva en la teoría lingüística Sebastian Greußlich Varietäten, Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles: Zentrale Konzepte der Varietätenlinguistik als Problem und Chance der Fachkommunikation ........................................................................................... 31 Johannes Kabatek Wie kann man Diskurstraditionen kategorisieren? ........................................ 51 Angela Schrott Techniken des Erzählens zwischen einzelsprachlichen Traditionen und Diskurstraditionen ...................................................................................... 67 <?page no="6"?> Inhaltsverzeichnis VI II Einzelsprachliches, Diskurstraditionelles und Innovationen im Diskurs Aspectos idiomáticos, aspectos discursivo-tradicionales e innovaciones en el discurso Rafael Cano Aguilar Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? ................................................ 91 Wulf Oesterreicher Le concept de ‘formalisation discursive’ - Dynamiques des innovations, options stylistiques et transformation dans l’espace variationnel d’une langue historique ............................................................. 113 Richard Waltereit Conventions, changement et la formule de politesse s’il vous plaît ........... 137 III Diskurstraditionen und Diskurstraditionelles lateinischen Ursprungs und ihr Einfluss auf Entwicklung und Ausbau der romanischen Sprachen Tradiciones discursivas y elementos discursivo-tradicionales del latín y su influencia sobre el desarrollo y la elaboración de las lenguas romances Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Korpuslinguistische Untersuchungen zum Spätlatein .................................................................... 159 Ana Llopis Cardona Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu ......................................................................................................... 183 Santiago del Rey Quesada El “latín cotidiano” como referencia estilística en la conformación del discurso dialógico castellano (s. XVI) ...................................................... 209 <?page no="7"?> Índice general VII IV Korpuslinguistische und psycholinguistische Perspektiven auf Diskurstraditionen und Diskurstraditionelles in der Entwicklung einzelner romanischer Sprachen Perspectivas de la Lingüística del corpus y de la Psicolingüística sobre las tradiciones discursivas y la tradicionalidad discursiva en la historia de lenguas romances particulares Eva Varga Altfranzösische Formulierungstraditionen. Zur Beziehung von „Diskurstraditionellem“ und Syntax ............................................................. 233 Charlotte Coy / Birgit Umbreit Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung und Verbreitung von Existenzkonstruktionen am Beispiel von frz. il y a + strong NP .......... 261 Alessandra Castilho Ferreira da Costa “Por quanto esta he minha ultima vontade do modo que tenho dito”: Tradições discursivas, textuais e linguísticas em testamentos norte-rio-grandenses dos séculos XVIII a XX ............................................... 285 Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico ........ 317 Anhang / Apéndice Übersetzungen der Abstracts / Traducciones de los resúmenes ................ 351 Angaben zu den Beiträgerinnen und Beiträgern / Informaciones sobre los autores ............................................................................................... 359 Index / Índice analítico ..................................................................................... 371 <?page no="9"?> Widmung / Dedicatoria Die Organisation unserer Sektion auf dem Romanistentag war inspiriert durch eine lange Reihe von Vorträgen und Workshops am Romanischen Seminar der Universität Tübingen zum Themenfeld der Diskurstraditionen, die stets in sehr leidenschaftliche, aber durchweg von einem tiefen gegenseitigen Respekt geprägte Diskussionen mündeten, an denen viele der im vorliegenden Band versammelten Beiträgerinnen und Beiträger sowie Herausgeberinnen und Herausgeber teilhatten. In diesem wissenschaftlichen Austausch wurde immer wieder deutlich, dass trotz der zahlreichen in der deutschen Romanistik erschienenen Publikationen das theoretische und methodologische Potential dieses Konzepts bei Weitem noch nicht ausreichend ausgeschöpft ist, so dass die Idee zur Sektion entstand. Peter Koch hat diese Idee von Beginn an aufs Engste begleitet und war auch als Teilnehmer für die Würzburger Sektion gemeldet, musste dann aber seine Teilnahme kurzfristig absagen. Sein plötzlicher Tod im Juli 2014 hinterließ uns in großer Fassungslosigkeit und tiefer Trauer. Bei der Vorbereitung der Publikation wurde immer wieder deutlich, wie untrennbar er mit der Thematik des Bands verbunden ist und stets sein wird. Wulf Oesterreicher beteiligte sich intensiv an den Diskussionen der Sektion und stellte noch kurz vor seinem Tod im August 2015 die Endversion seines Beitrags fertig, der hier postum abgedruckt ist. Dass nun auch er, fast genau ein Jahr nach seinem engen Freund Peter Koch mitten aus seinem wissenschaftlichen Schaffen gerissen wurde, erfüllt uns ebenso mit tiefer Trauer. Jede und jeder von uns, wie auch die meisten der Beiträgerinnen und Beiträger zu diesem Band, waren seit langer Zeit enge und teilweise engste Kollegen, Mitarbeiter, Doktoranden und Habilitanden und vor allem Freunde der beiden und hatten noch viele Pläne für gemeinsame Themen und Projekte. Wir widmen diesen Band, der einen kleinen Ausschnitt aus ihrer umfangreichen wissenschaftlichen Wirkkraft beleuchtet, dem ehrenden Andenken an unsere Kollegen, Lehrer, Vorbilder, Ratgeber, Doktorväter und Freunde Peter Koch und Wulf Oesterreicher. Trier, Sevilla, München und Bielefeld, im Oktober 2015 Esme Winter-Froemel Araceli López Serena Álvaro Octavio de Toledo y Huerta Barbara Frank-Job <?page no="10"?> Widmung / Dedicatoria X La decisión de organizar una sección sobre tradicionalidad discursiva y cambio lingüístico en el Congreso de Romanistas Alemanes celebrado en Würzburg en el año 2013 estuvo, en parte, inspirada por toda una larga serie de conferencias y seminarios en torno a la cuestión de las tradiciones discursivas que habían ido teniendo lugar, durante los años anteriores, en el Instituto de Romanística de la Universidad de Tubinga, y que desembocaban, irremediablemente, en apasionadas -aunque, naturalmente, siempre respetuosas- discusiones en las que tomaron parte muchos de los autores cuyos trabajos se recogen en este volumen. Este intercambio científico de opiniones sirvió para constatar que, pese al gran número de publicaciones dedicadas, en el ámbito de la Romanística, a la cuestión de las tradiciones discursivas, el potencial teórico y metodológico de este concepto estaba lejos de haberse agotado; de ahí que nos pareciera conveniente dedicarle una sección. Peter Koch, que se había implicado personalmente con esta idea desde el principio y había confirmado su presencia como ponente invitado en la sección, finalmente se vio obligado a cancelar su participación muy pocos días antes de que se celebrase el congreso. Su repentina muerte en julio de 2014 nos conmocionó y entristeció profundamente. Durante la preparación de la publicación siempre tuvimos presente lo mucho que adeudan a su obra las páginas que el lector tiene ahora entre sus manos. Wulf Oesterreicher sí que participó, como siempre de manera muy intensa, en las discusiones de la sección, y nos hizo llegar, poco antes de su propia muerte, occurida el pasado mes de agosto, la versión final de su contribución, que se publica póstumamente en este volumen. Su desaparición, acaecida justamente un año después del fallecimiento de su gran amigo Peter Koch, cuando aún se encontraba en plena actividad científica, nos causa una pena igual de honda. Tanto los coordinadores de este volumen como la mayoría de los autores que participan en él hemos sido colegas, compañeros y discípulos de uno u otro o de ambos, y aún teníamos no pocos planes para proyectos conjuntos que los implicaban. Como muestra de la deuda intelectual que tenemos contraída con ellos, así como de nuestro profundo afecto personal, nos gustaría dedicar el presente volumen a la memoria de nuestros entrañables colegas, maestros, modelos, consejeros y añorados amigos Peter Koch y Wulf Oesterreicher. Trier, Sevilla, München y Bielefeld, octubre de 2015 Esme Winter-Froemel Araceli López Serena Álvaro Octavio de Toledo y Huerta Barbara Frank-Job <?page no="11"?> Esme Winter-Froemel / Araceli López Serena / Álvaro Octavio de Toledo y Huerta / Barbara Frank-Job Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel: Zur Einleitung / Tradiciones discursivas, tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en los procesos de cambio lingüístico. Introducción 1 Einleitende Bemerkungen Diskurstraditionen stellen heute ein zentrales Konzept der synchronen und diachronen Sprachwissenschaft ebenso wie der Sprachtheorie dar, und ihre Relevanz für die individuelle Ausdruckswahl im Diskurs, für die Entstehung und Weitergabe von Normen innerhalb des einzelsprachlichen Varietätengefüges und für die Ausbreitung neuer sprachlicher Techniken in historischen Einzelsprachen wurde vielfach herausgestellt. Gleichzeitig hat die relative Offenheit des Konzepts zu umfassenden Diskussionen, etwa zu seinem Verhältnis gegenüber den Einzelsprachen sowie zur „Größe“ bzw. dem Abstraktionsgrad der mit diesem Begriff erfassten Einheiten, geführt. Im September 2013 fand auf dem Würzburger Romanistentag eine Sektion zum Thema „Diskurstraditionelles im Sprachwandel“ statt, deren Grundidee es war, den Begriff der Diskurstraditionen um den des Diskurstraditionellen zu ergänzen, um die theoretische und deskriptive Bedeutung dieses Aspekts von Sprache für die Sprachwandelforschung neu auszuloten. Dabei ging es um die Frage, inwiefern der Bereich des Diskurstraditionellen neben dem Bereich des Einzelsprachlichen in konkreten Texten / Diskursen aufscheint und, verstanden als Teil des sprachlichen Wissens, als Erklärungsinstrument zu einem besseren Verständnis von Innovationen und einer adäquateren Modellierung von Sprachwandel beitragen kann. Der vorliegende Band stellt ausgewählte Beiträge zu dieser Diskussion vor, die sowohl den sprachtheoretischen Status des Traditionellen in der Sprachwissenschaft als auch seine Relevanz für deskriptive Untersuchungen in der Sprachwandelforschung und die damit verbundenen methodologischen Herausforderungen untersuchen. Bevor wir zur Vorstellung der <?page no="12"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 2 Beiträge dieses Bands kommen, sollen im Folgenden in wesentlichen Zügen die Entwicklung und einige zentrale Aspekte der Diskussionen um das Konzept der Diskurstraditionen und des Diskurstraditionellen nachgezeichnet werden. 2 Diskurstraditonen und Diskurstraditionelles Seit seiner Einführung war der Begriff der Diskurstradition, der zunächst bewusst relativ offen umschrieben und mit einer sehr breiten Varianz an Beispielen gefasst war („Textsorten, Gattungen, Stile, rhetorische Genera, Gesprächsformen, Sprechakte usw.“, Koch 1997: 45; vgl. Koch 1987: 31), zahlreichen Eingrenzungen, Interpretationen und Diskussionen unterworfen, die sich mehr oder weniger schlüssig aus den jeweiligen Forschungskontexten und sprachtheoretischen Auffassungen ergaben. Ebenso hat der Begriff in zahlreichen deskriptiven Untersuchungen unterschiedlicher Fokussierungen Anwendung gefunden (vgl. u.a. Jakob / Kabatek 2001, Pons 2008 sowie die weiter unten zitierten Arbeiten). Aus diesen Entwicklungen wurde ersichtlich, wie fruchtbar und wissenschaftstheoretisch und -historisch notwendig das Konzept der Diskurstraditionen insbesondere für die diachrone Sprachwissenschaft, aber auch für die Soziolinguistik und Varietätenlinguistik 1 und nicht zuletzt auch für die Sprachtheorie war und noch immer ist. Gleichzeitig zeigen die Entwicklungen jedoch, dass weitere begriffliche und theoretische Klärungen sowie umfassendere deskriptive Analysen erforderlich sind, um das Potential eines entsprechenden Ansatzes auszuloten und auszuschöpfen. Auch wenn es unmöglich erscheint, hier einleitend auch nur einen Teil der Diskussionen zusammenzufassen (vgl. hierzu u.a. Aschenberg / Wilhelm 2003, Schrott / Lebsanft im Druck sowie die Beiträge von Kabatek und Greußlich in diesem Band), soll im Folgenden an ihre wesentlichen Grundlagen erinnert werden. In seiner Textlinguistik betont Eugenio Coseriu: Schließlich - und das erscheint mir besonderws wichtig - haben Texte auch ganz besondere Traditionen, und zwar unabhängig von einer bestimmten Sprache. (Coseriu 1981: 40) Coseriu unterscheidet dabei zwischen einzelsprachlichen und übereinzelsprachlichen Traditionen. Während er unter Ersteren „feste Formeln, z.B. für Anrede, Begrüßung oder ähnliches“ (ibid.), also Modelle zur sprachlichen Bewältigung wiederkehrender kommunikativer Aufgaben innerhalb von 1 Vgl. zu diesem theoretischen Ansatz López Serena (2006) und (2013). <?page no="13"?> Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel 3 Diskursen versteht, geht es bei Letzteren um Muster für ganze Diskurse oder Texte: 2 Gerade bei übereinzelsprachlichen Texten - hierzu gehören z.B. die literarischen Gattungen - dürfte es unmittelbar einleuchten, daß es so etwas wie eine Tradition der Gestaltung solcher Texte gibt, die völlig unabhängig von der Tradition des Sprechens nach einem bestimmten historisch tradierten Muster ist, d.h. unabhängig von den historischen Einzelsprachen.“ (ibid.) Brigitte Schlieben-Lange hebt in ihren Überlegungen zu Traditionen des Sprechens (1983: 45) insbesondere deren Leistung hervor, eine Verbindung zwischen den universellen Bedingungen und Möglichkeiten des Sprechens (und Schreibens) und der sprachlichen Gestaltung von Diskursen einerseits und den jeweiligen historisch gültigen Kommunikationsbedingungen und entsprechenden Problemlösungen in textuellen Traditionsbildungen andererseits herzustellen. Die Betrachtung des Traditionellen erlaubt es also (und macht es gleichzeitig erforderlich), der grundlegenden sozio-kommunikativen Situiertheit von Sprache ebenso Rechnung zu tragen wie der ständigen Orientierung von Sprechern an Mustern und Normen (vgl. Rastier 2001). Beides spielt im Konzept des universell gültigen Kontinuums der Konzeption sprachlicher Äußerungen zwischen den Polen der Nähe und der Distanz (Koch / Oesterreicher 1985; 2011 [ 1 1990] / 2007) eine zentrale Rolle, das als multidimensionaler Raum zusammenspielender Parameter von Kommunikationsbedingungen verstanden wird. Denn auf historischer Ebene führen rekurrente kommunikative Aufgaben unter sich wiederholenden Bedingungen zur Ausbildung typischer Lösungen und damit zur Ausbildung von Diskurstraditionen (Koch 1987; 1997; 2008; Oesterreicher 1997; 2007). So bestimmt Oesterreicher Diskurstraditionen als […] konventionalisierte Kristallisationskerne von bestimmten Parameterwerten der [...] Kommunikationsbedingungen und mehr oder weniger strikt vorgeprägten Versprachlichungsanforderungen einerseits sowie von bestimmten gesellschaftlich determinierten inhaltlich-thematischen Wissenskomplexen andererseits. (Oesterreicher 1997: 25) Hier wird den Diskurstraditionen also eindeutig das Historische als Ort zugewiesen (vgl. Koch 1997). 3 2 Die soziokulturelle Einbettung des Sprechens ist dann von Schlieben-Lange (1983) besonders in den Fokus der Analysen historischer Texte gerückt worden. 3 Zur Frage, ob Diskurstraditionen ein Pendant auf der universellen Ebene besitzen, äußert sich Peter Koch (1997: 45) sehr vorsichtig. Wilhelm (2001) unterscheidet zwischen (universell gültigen) „Diskurstypen“ und (historischen) „Diskurstraditionen“, wobei Ersteren der Status universeller kommunikativer Aufgaben zukommt. Als Beispiele hierfür nennt Wilhelm das „Erzählen“, „Beschreiben“ und „Argumentieren“. <?page no="14"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 4 Kabatek (2011) weist dabei jedoch auf grundlegende Unterschiede gegenüber der Historizität der Einzelsprachen hin und spricht daher hier von einer „zweiten“ Historizität gegenüber der „ersten“ Historizität der Einzelsprachen: 4 Sprachsysteme sind historische Objekte, die vor den Sprechern als Techniken erlernt werden und mit denen sie individuelle Äußerungen schaffen. Die Sprachsysteme selbst sind nicht statisch, sondern werden durch die jeweiligen dynamischen Prozesse der Weitergabe und des Dialogs ständig verändert: Sprachen wandeln sich. Die individuellen Äußerungen sind historisch einmalig und in der Geschichte in ihrer Einmaligkeit räumlich und zeitlich situiert; sie können sich aber auf andere individuelle Ereignisse beziehen, diese wiederholen und verändern. Diese zweite Historizität, für die vielleicht der Begriff der Tradition angemessener ist, ist als kulturelle Tradition anderen Kulturtraditionen (etwa der Architektur, der Tradition des Kochens oder der Tradition sprachbegleitender Gesten) vergleichbar, das Besondere jedoch ist im Falle der Sprache, dass primäre und sekundäre Historizität in einem Objekt zusammenfallen. (Kabatek 2011: 92; vgl. 2005a; 2005b) Auch die Beziehung der Diskurstraditionen zu den Regeln der Einzelsprache ist komplex: Entscheidend ist […] die Tatsache, daß Diskurstraditionen keineswegs in den Regeln einer Einzelsprache enthalten sind, daß sie aber teilweise den Einsatz bestimmter Sprachvarietäten und Verbalisierungsmuster selegieren. (Oesterreicher 1997: 20) Als Orientierungen für die Produktion und Rezeption von Diskursen / Texten fungieren Diskurstraditionen wie ein Filter, der aus allen möglichen Äußerungen die üblichen bzw. die für einen Kommunikationstyp besonders angemessenen bzw. prestigeträchtigen und vorbildlichen Formen auswählt. 5 Gleichzeitig können gerade die Bedingungen, die die Wahl von Versprachlichungsverfahren für einen bestimmten Text / Diskurs vorgeben, diskurstraditionell so gestaltet sein, dass sie z.B. aus Gründen der Expressivität für sprachliche Innovationen und für deren Verbreitung in besonderer Weise offen sind (Octavio de Toledo 2008; 2011; 2014). In solchen Fällen kann die Diskurstradition selbst zum Motor für Veränderungen im Sprachsystem werden. Umgekehrt wirkt sich die Orientierung an Diskurstraditionen häufig konservierend auf die Wahl der sprachlichen Formate aus, indem etwa Modelle zur Gestaltung von Texten oder auch einzelne Konstruktionen als typisch für die betreffende Diskurstradition über lange Zeiträume hinweg Verwendung finden. 4 Vgl. hierzu ausführlich auch López Serena (2011; 2012). 5 Cf. hierzu ausführlicher Koch (1988: 341f.). <?page no="15"?> Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel 5 Die zahlreichen Untersuchungen zur Rolle von Diskurstraditionen in Sprachwandel und Sprachgebrauch, die in den vergangenen Jahrzehnten für nahezu alle romanischen Sprachen, für unterschiedliche kommunikative Praxisbereiche und historische Epochen, unternommen worden sind 6 , von der Ausdifferenzierung schriftlicher Texttraditionen im Mittelalter 7 bis zur Rolle des Traditionellen bei der sprachlichen Ausgestaltung neuer Kommunikationsformen im World Wide Web, 8 machten deutlich, dass eine Differenzierung des Konzepts Diskurstradition in unterschiedliche Abstraktionsgrade sinnvoll ist. So kann man etwa, wie dies Wilhelm (2001) exemplarisch tut, unterscheiden zwischen kleinteiligeren Mustern für Formulierungen („Formeln“) 9 , komplexeren Modellen / Mustern für ganze Interaktionstypen („Text- oder Diskursgattungen“) und kommunikativen Bezugsbereichen oder Sinnwelten („Diskursuniversen“ nach Coseriu) 10 : Diskursuniversen sind also kulturgeschichtlich aufeinander aufbauende ‚Welten‘, die durch das Verhältnis von Sprecher, Zeichen und Welt bestimmbar sind. Sie werden manifest in ‚Diskursen‘, alltäglichen, fiktionalen, religiösen oder wissenschaftlichen, und diese Diskurse haben jeweils Traditionen. Diskursuniversen sind damit die allgemeinsten Umfelder, in denen Diskurse situiert sind, gewissermaßen Rahmen, in denen Diskurstraditionen verortet sind, ohne dass die Universen selbst für uns überhaupt noch in ihrer Traditionalität manifest werden, allenfalls in diesem allgemeinkulturgeschichtlichen Sinne, der jedoch gewissermaßen hinter die konkreten Traditionen getreten ist. (Kabatek 2011: 96) Terminologisch wird dieser Binnendifferenzierung von Abstraktionsgraden für Traditionelles in der Sprache daher inzwischen von einigen Autoren dadurch Rechnung getragen, dass zwischen Diskursuniversen, Diskurstraditionen im engeren Sinne für die Ebene der Gestaltung von Texten / Dis- 6 Z.B. Koch (1993); Frank / Hartmann (1997); Selig (1995); Jacob / Kabatek (2001); Pons Rodríguez (2008) für romanische Diskurstraditionen im Mittelalter; Frank-Job (2008; 2009) für diskurstraditionelle Orientierungen bei der Gestaltung neuer Kommunikationsformen im WWW. 7 Selig (1995); Philipp-Sattel (1996); Frank / Hartmann (1997); Frank (1998). 8 Frank-Job (2008). 9 Vgl. hierzu den Beitrag von Oesterreicher in diesem Band. In der gesprächsanalytischen Forschung wurde bereits verschiedentlich auf die Bedeutung der Orientierung der Sprecher an „Vorgeformtem“ für die Interaktion hingewiesen, cf. Dausenschön-Gay / Gülich / Krafft (2007). 10 Coseriu (1981: 39): „Texte sind - ganz im Gegensatz zu den historischen Einzelsprachen - durch das Universum der Rede bedingt. Es gibt keine besondere „Sprache“ (im Sinne unserer 2. Ebene, also im Sinne von „historisch gewordener und überlieferter Technik des Sprechens“) etwa für die Mythologie, für die Wissenschaft oder für die Literatur, aber das Universum der Rede ist jeweils ein völlig anderes, je nachdem, ob man seine Aussage innerhalb der Mythologie, der Wissenschaft oder der Geschichte macht.“ <?page no="16"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 6 kursen und - meist in adjektivischer Verwendung - diskurstraditionellen Äußerungsformaten für nach Modellen gestaltetete Äußerungen („Formeln“ bei Wilhelm 2001), Interaktionsabschnitte (wie z.B. Begrüßung, Verabschiedung in Gesprächen) bzw. Textteile (z.B. Protokoll und Eschatokoll in Urkunden; cf. Castilho da Costa in diesem Band) unterschieden wird. Als Oberbegriff für sämtliche Phänomene, die auf die Einwirkung des Traditionellen auf Sprache zurückzuführen sind, kann dann das Substantiv Diskurstraditionelles verwendet werden, wie dies im Titel unseres Bands geschieht. Bei der Betrachtung des Diskurstraditionellen können sodann verstärkt nicht nur die jeweiligen Gestaltungsmuster selbst, sondern auch das Wissen der Sprecher um diese in den Blick genommen werden. Diskurstraditionen und Diskurstraditionelles können demnach als Elemente der Sprachkompetenz und als Instrumente der Sprachwandelforschung konzipiert werden. Im Hinblick auf den Ablauf von Sprachwandel (vgl. Winter-Froemel 2008; 2011) kann der Bereich des Diskurstraditionellen zunächst bei der Betrachtung der sprachlichen Innovationen als potentieller Erklärungsfaktor auf der Ebene des Diskurses in den Blick genommen werden. Ebenso scheint die Dimension des Diskurstraditionellen aber auch für die Verbreitung von Innovationen relevant (vgl. Octavio de Toledo 2008; 2011). Diese partielle Neufokussierung eröffnet neue Perspektiven auf die Bedeutung der Dimension des Traditionellen für eine Theorie der Sprache und des Sprachwandels im Allgemeinen sowie für die Gestaltung und Interpretation konkreter Texte und Diskurse durch die Sprecher. Vor diesem Hintergrund will der vorliegende Band konkrete Fallstudien mit sprachtheoretischen und methodologischen Überlegungen verbinden, um die Leistungen des Konzepts des Diskurstraditionellen im Zusammenspiel mit dem Einzelsprachlichen im Sprachwandel sichtbar zu machen. Die Beiträge dieses Bands sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden. 3 Diskurstraditionen und Diskurstraditionelles in der Sprachtheorie Eine erste Gruppe von Beiträgen nähert sich den Diskurstraditionen und dem Diskurstraditionellen in einer sprachtheoretischen Perspektive. Von Anfang der Diskussion an steht der Begriff des Traditionellen in engster Beziehung zu einer Sprachauffassung, welche der kommunikativen Situiertheit von Sprache als ontologischer Grundbedingung ebenso Rechnung trägt wie der grundsätzlichen kognitiven Orientierung von Sprechern an Mustern oder Traditionen (vgl. Rastier 2001). Wie nun aber die genaue Zuordnung von Diskurstraditionen zur allgemeinen Sprechfähigkeit des Menschen, der historischen Einzelsprache und der individuellen Äußerungsebene aussieht, <?page no="17"?> Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel 7 blieb zunächst unbestimmt und wurde unterschiedlich gesehen. Sebastian Greußlich fasst diese Diskussion vor dem Hintergrund von Coserius Sprachtheorie zusammen, wobei er insbesondere den Abgrenzungen zu benachbarten Konzepten aus der Varietäten- und Soziolinguistik und der Einordnung der Diskurstraditionen in Coserius Drei-Ebenen-Modell des Sprachlichen und im Hinblick auf die Dimensionen der sprachlichen Variation Beachtung schenkt. Dabei plädiert Greußlich für eine Abkehr von klassifikatorischen Herangehensweisen und für eine Perspektive, die das Prinzip der Prototypikalität ebenso berücksichtigt wie die Möglichkeit von Überschneidungsbereichen und Mehrfachzuordnungen. Johannes Kabatek widmet sich der grundsätzlichen Frage nach dem eigentlichen Ort und der Funktion des Traditionellen in der Sprachtheorie. Er plädiert nicht nur für die Beibehaltung eines offenen und weiten Begriffs von Diskurstradition (der Gattungen einschließt, aber darüber hinaus prinzipiell alle Arten sprachlicher Traditionsbildungen umfasst), sondern insbesondere für eine Umkehrung der Perspektive in den theoretischen Überlegungen hin zu einer Betrachtung ausgehend von den Texten / Diskursen. Damit erweitert er die Diskussion bezüglich der Bestimmung von Diskurstraditionen um die bislang wenig beachtete Frage nach der Tätigkeit des Kategorisierens, die bei der Produktion und Rezeption von Texten im Sinne einer Orientierung von Sprechern und Hörern an Typischem, Wiederholbarem unweigerlich vorgenommen wird. Die Stärke des Konzepts des Traditionellen liegt für ihn also gerade im heuristischen Prinzip, das Traditionshafte am Sprachlichen in den Texten selbst aufzuspüren und so relevante Ebenen und Manifestationsformen des Traditionellen, wie sie für die Sprachnutzer selbst von Bedeutung sind, identifizieren zu können. Schließlich eröffnet Kabatek mit dem Begriff der Traditionskompositionalität den Blick auf die Komplexität, die Traditionelles auf allen Ebenen in individuellen Texten aufweist. Angela Schrott untersucht am Beispiel französischer und spanischer Verbalkategorien aus dem Diskursbereich des Erzählens - einerseits imperfektiver Aspektformen der Vergangenheit (imparfait bzw. imperfecto), andererseits der Präsensformen (présent bzw. presente) - den Zusammenhang zwischen universellen sprachlichen Funktionen und einzelsprachlichen Techniken. Als theoretische Basis dient ihr ein Modell der linguistischen Pragmatik, das auf Coserius Systematik der allgemeinen Struktur der Sprache und der Sprachkompetenz aufbaut. Der Beitrag leitet damit gleichzeitig zu den stärker deskriptiv ausgerichteten Untersuchungen des zweiten und dritten Teils des vorliegenden Bands über. <?page no="18"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 8 4 Einzelsprachliches, Diskurstraditionelles und Innovationen im Diskurs Die im zweiten Teil des Bands zusammengeführten Einzeluntersuchungen illustrieren eindrücklich die ungeheure Vielfalt, in der Traditionelles auf den verschiedenen Strukturebenen von Texten und bei der Betrachtung von Sprachlichem auftritt. Eine erste Gruppe von Beiträgen widmet sich der Rolle des Diskurstraditionellen - im Zusammenspiel mit dem Bereich des Einzelsprachlichen - für sprachliche Innovationen, d.h. auf der Ebene der Texte / Diskurse. Rafael Cano Aguilar untersucht die parataktische Aneinanderreihung von Propositionen als Element einer historischen Stilistik. Am Beispiel der spanischen Humanistenkomödie des 16. Jahrhunderts, in der unterschiedliche konzeptionelle Profile koexistieren, insofern als sie Eigenschaften dramatischer, narrativer und dialogischer Diskurstraditionen verbindet, zeigt er, dass dieselbe Versprachlichungstechnik einmal den nähesprachlichen Charakter der Diskurstradition auch in ihrer verschriftlichten Form ausweist, im anderen Fall dagegen als literarisches Stilelement der Distanzsprache fungiert. Das Beispiel illustriert somit die ganze Komplexität des Zusammenhangs zwischen einzelsprachlicher Technik und Diskurstradition. Auch Wulf Oesterreichers Beitrag befasst sich mit dem komplexen Wechselverhältnis zwischen beiden Bereichen. Er führt hierzu den Begriff der „diskursiven Formalisierung“ (formalisation discursive) ein, welche er als entscheidenden Ausgangspunkt für Sprachwandel und intensiven Ausbau auf der Ebene der individuellen und aktuellen Verwendungen ansieht. Dabei zeigt er auf, dass diese nicht nur bei Prozessen des intensiven Ausbaus in Richtung des Distanzbereichs eine wichtige Rolle spielt, sondern sich immer wieder auch auf Bestrebungen der Sprecher zurückführen lässt, ihre Äußerungen im Sinne eines als „elegant“ eingeschätzten Stils zu gestalten, insbesondere durch Orientierung an der Rechts- oder Verwaltungssprache (vgl. Verwendungen von frz. lequel, dont, moi-même, personnellement, sp. mismo, die in Sprachwandel münden können). Der Beitrag von Richard Waltereit widmet sich der theoretischen Herausforderung der Unterscheidung von Sprachwandel im Bereich der Einzelsprachen und Varietäten einerseits und Wandel im Bereich des Diskurstraditionellen andererseits. Diese Herausforderung stellt sich in historischen Korpusanalysen, bei denen bestimmte Wandelphänomene häufig nur in Teilbereichen der Korpora nachweisbar sind. Unter Bezugnahme auf Morgans (1977) Unterscheidung zwischen Sprachkonventionen und Gebrauchskonventionen werden Bedeutungen innerhalb der Sprache generalisierten konversationellen Implikaturen gegenübergestellt, für die sich jeweils unterschiedliche Wandelpfade nachweisen lassen; auf dieser <?page no="19"?> Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel 9 Grundlage lassen sich Wandelphänomene im Bereich der Diskurstraditionen präziser bestimmen. 5 Diskurstraditionen und Diskurstraditionelles im Sprachwandel Die letzte Gruppe von Beiträgen des vorliegenden Bands stellt qualitative und / oder quantitative Studien vor, die gezielt der Rolle von Diskurstraditionen und Diskurstraditionellem im Verlauf von Sprachwandelprozessen nachgehen und deren Bedeutung für die Innovation und Verbreitung einzelsprachlicher Techniken untersuchen. Dabei geht es zunächst um den Einfluss des Lateinischen auf die romanische Sprachentwicklung und den Sprachausbau. Barbara Frank-Job und Bianca Henrichfreise stellen in ihrem Beitrag Ergebnisse eines korpuslinguistischen Forschungsprojekts zum Spätlatein vor, das zunächst quantitativ diskurstraditionelle Profile für nicht klassische Verwendungsformen des Verbs habere erstellt, die Übergangskontexte zu späteren Verwendungen des Verbs als Auxiliar darstellen. Am Beispiel der beiden Diskurstraditionen „Urkunden“ und „Predigten“ kann gezeigt werden, dass die beiden Diskurstraditionen sehr unterschiedliche Verteilungen der nicht klassischen Verwendungsformen von habere aufweisen. Die qualitative Auswertung der Fallbeispiele ergibt für beide Diskurstraditionen einen hohen Anteil jeweils typischer formelhafter Wendungen, deren (sehr seltenes) Auftreten in der jeweils anderen Diskurstradition möglicherweise als Indiz für eine Verbeitung der Technik über Diskurstraditionen hinweg gewertet werden kann. Die Untersuchung zeigt insgesamt sehr deutlich, dass nähesprachliche Techniken im Spätlatein auch längerfristig nur in klar eingrenzbaren funktionellen Bereichen von schriftlichen Diskurstraditionen Verwendung finden und von einer sukzessiven Ausbreitung über die Grenzen einzelner Diskurstraditionen hinweg nicht die Rede sein kann. Ana Llopis Cardona untersucht in ihrem Beitrag die Konstruktion in hoc sensu in zwei spezifischen Diskurstraditionen aus dem theologischen Bereich, die sich für die Entwicklung dieser Konstruktion als wesentlich erweisen: patristische Bibelkommentare und scholastische quaestiones. Der Konstruktion kommt im ersten Fall eine topikalisierende Funktion im Kontext der genaueren Textauslegung zu. Im Übergang zur Scholastik bleibt der topikalisierende Charakter der Konstruktion zwar erhalten, doch gleichzeitig verschiebt sich ihre Funktion dahingehend, dass sie nun eine wichtige Rolle im Gang der Argumentation einnimmt. Damit geht eine Loslösung von der Redeerwähnung einher, die schließlich Möglichkeiten einer Übernahme in die romanischen Sprachen und einer Verbreitung über den theologischen Bereich hinaus eröffnet. Der Beitrag beleuchtet dabei auch <?page no="20"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 10 das Wechselspiel des Diskurstraditionellen mit anderen Arten kultureller Traditionen. Santiago del Rey Quesadas Beitrag widmet sich der Bedeutung des von Erasmus von Rotterdam propagierten „Alltagslateins“ (latín cotidiano) in der Stilistik des Siglo de Oro, spezieller im Hinblick auf die Herausbildung einer Tradition des literarischen Dialogs im Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Hierzu werden ausgewählte konversationelle Formeln und diskursive Strategien in dialogischen Texten aus dem betreffenden Zeitraum analysiert, die die Wirkung des erasmusschen Ideals erkennen lassen. Insgesamt belegen die drei skizzierten Beiträge damit im Bereich des Diskurstraditionellen wichtige Einflüsse des Lateinischen auf die Entwicklung und den Ausbaus der romanischen Sprachen. Ebenso spielen diskurstraditionelle Faktoren auch in der weiteren Entwicklung der romanischen Sprachen eine wichtige Rolle, wie die letzten vier Beiträge des vorliegenden Bands aufzeigen. Der Frage, inwieweit Verbstellungsstrukturen als diskurstraditionelles Merkmal gelten und tradiert werden können, geht der Beitrag von Eva Varga nach. Entgegen klassischen Analysen des Altfranzösischen als V2- Sprache weisen korpuslinguistische Befunde auf eine große Varianz in der Verbstellung in Texten hin. Nach Varga können diese mit Hilfe diskurstraditioneller Faktoren sinnvoll erklärt werden: So lassen sich in den ältesten Prosahistoriographien des Französischen (Prosachroniken von Robert de Clari, Geoffroy de Villehardouin und Henri de Valenciennes) stereotype lexikalische „Textbausteine“ nachweisen, die aus der altfranzösischen Epentradition stammen und den Verbstellungstyp SXV / OXV aufweisen. Damit ergeben sich hier wiederum neue Perspektiven auf das komplexe Wechselspiel zwischen Diskurstraditionellem und Einzelsprachlichem, bei dem sowohl diskurstraditionelle Elemente an veränderte sprachliche Strukturen angepasst als auch umgekehrt beibehalten und somit in stilistischen Kontrast zu den Letzteren treten können. Charlotte Coy und Birgit Umbreit stellen eine diachrone Langzeitstudie auf der Grundlage des französischen Textkorpus Frantext vor, in der die Verbreitung der Konstruktion „il y a + strong NP“, untersucht wird. Dabei kann gezeigt werden, dass die Häufigkeit dieser Konstruktion trotz ihrer semantischen Auffälligkeit seit dem 14. Jh. stetig zunimmt, wobei sich unterschiedliche Einflüsse diskurstraditioneller Faktoren nachweisen lassen: So ergeben sich Abhängigkeiten von der konzeptionellen Ausprägung der jeweiligen Diskurstradition hinsichtlich der globalen Häufigkeit der Konstruktion, aber auch spezieller hinsichtlich der Frequenz bestimmter Verwendungsprofile. Darüber hinaus lassen sich teilweise auch spezifischere kommunikative Aufgaben innerhalb bestimmter Genres benennen, die Verwendungen von „il y a + strong NP“ begünstigen. <?page no="21"?> Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel 11 Der Beitrag von Alessandra Castilho Ferreira Da Costa analysiert 16 brasilianische Testamente aus Rio Grande do Norte aus dem 18.-20. Jahrhundert und beschreibt langfristige Veränderung dieser Diskurstradition auf makro- und mikrostruktureller Ebene. Dabei kann insgesamt ein prägender Einfluss bestimmter Modelltexte, aus dem Bereich der ars moriendi / des bem morrer sowie aus dem Bereich juristischer Laientexte, festgestellt werden. Zum einen zeichnet die Beiträgerin nach, wie sich im Laufe der Entwicklung der Testamente deren Makrostruktur verändert: In den formelhafteren Teilen (Protokoll und Eschatokoll) fallen religiöse Formeln weg, Textteile werden verschoben und Formelelemente aus benachbarten Diskurstraditionen werden übernommen. Zum anderen kann die Beiträgerin auf Mikroebene anhand der jeweils präferiert eingesetzten Junktionstechniken (nach Raible 1992) aufzeigen, dass in dieser Diskurstradition die beiden genannten Traditionsstränge weitergeführt werden, die unterschiedliche konzeptionelle Profile aufweisen. Im Beitrag von Óscar Loureda Lamas und Lola Pons Rodríguez schließlich wird die diachrone Entwicklung von Diskurspartikeln im Spanischen in den Blick genommen, die wiederum komplexe Modalitäten des Zusammenspiels der Historizität der Einzelsprache und der Historizität des Diskurses veranschaulichen. Dabei muss die Entwicklung der Diskurspartikeln nicht mehr als Ausnahme zu klassischen Grammatikalisierungsprozessen gelten, sondern kann als ein Übergang konzipiert werden ausgehend von idiomatischen Einheiten über ihre Realisierung in aktuellen Diskursen hin zu einer prozeduralen Bedeutung, die anhand der durchgeführten eye-tracking-Studien nachgewiesen werden kann. Zusammenfassung und Danksagungen Die Beiträge des vorliegenden Bands zeigen, ebenso wie die Diskussionen innerhalb der Sektion auf dem Romanistentag, das große Potential des Begriffs des Diskurstraditionellen für Betrachtungen von Sprachwandelprozessen auf. Dabei erweist sich das Traditionelle als wesentlicher Bereich des Sprachlichen, der einerseits klar vom Bereich des Einzelsprachlichen abgegrenzt ist, andererseits aber auf vielfältige Weise mit diesem interagiert. Das komplexe Zusammenspiel beider Bereiche wirft theoretische und methodologische Fragen auf, von denen einige in den vorliegenden Beiträgen behandelt werden, noch viele aber weiterführend zu klären sind. Gleichzeitig eröffnet sich ein partiell neuer Blick auf die historische Dimension des Sprachlichen in ihrer gesamten Breite und Komplexität. Wir danken den Sektionsteilnehmern und Beiträgern für ihre engagierte Mitwirkung an der Sektion und diesem Band. Ebenso danken wir den Organisatoren des Würzburger Romanistentags für die Aufnahme der Sek- <?page no="22"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 12 tion in das Programm der Tagung sowie Tillmann Bub vom Gunter Narr Verlag für die stets freundliche und hilfsbereite Begleitung bei der Vorbereitung der Publikation. Für die freundliche Unterstützung bei der Finanzierung der Druckkosten danken wir der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Sonderforschungsbereich 833 der Eberhard Karls Universität Tübingen. Darüber hinaus danken wir Sara Ohlmann und Anne Klein für die sehr sorgfältige und zuverlässige Unterstützung bei der Formatierung der Beiträge und Erstellung der Druckvorlage. <?page no="23"?> Tradiciones, tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en el cambio lingüístico 13 1 Presentación Las tradiciones discursivas constituyen actualmente un concepto fundamental tanto de la Lingüística descriptiva -sincrónica y diacrónica- como de la teoría lingüística; su relevancia en la selección individual de formas de expresión en el discurso, en el surgimiento y difusión de normas dentro de cada diasistema particular y en la propagación de nuevas técnicas idiomáticas dentro de una determinada lengua histórica se ha puesto de manifiesto en numerosas ocasiones. Al mismo tiempo, la relativa vaguedad del concepto ha conducido a amplias discusiones relativas tanto a su estatus en relación con las lenguas históricas como al alcance o grado de abstracción más pertinente para la unidad designada por este término. En septiembre de 2013 se celebró, en el marco del Congreso de la Asociación Alemana de Romanistas que tuvo lugar en Würzburg, una sección sobre el tema de la tradicionalidad discursiva en el cambio lingüístico, cuyo punto de partida fue el deseo de destacar la idoneidad de manejar el concepto de tradicionalidad discursiva como complemento necesario de la noción, ya asentada, de tradiciones discursivas, con el propósito de abordar, desde una perspectiva ligeramente distinta, el significado teórico y descriptivo de este aspecto del lenguaje para el estudio del cambio lingüístico. Se trataba, entre otras cosas, de dar respuesta a la cuestión de en qué medida el ámbito de la tradicionalidad discursiva -entendido como parte de la competencia lingüística de los hablantes- se manifiesta, junto con el de los aspectos lingüísticos idiomáticos, en textos / discursos concretos, y de cómo emplearlo como instrumento explicativo para una mejor comprensión del fenómeno de las innovaciones lingüísticas a fin de lograr una modelización más adecuada de los procesos de cambio lingüístico. El presente volumen reúne una selección de las comunicaciones que se presentaron en dicha sección, en las que se prestó atención tanto al estatus teórico de la tradicionalidad discursiva dentro de la Lingüística, como a su relevancia para la investigación de cariz descriptivo de procesos de cambio lingüístico, así como a los desafíos metodológicos que este tipo de investigación plantea. Antes de detenernos en la presentación pormenorizada de los contenidos de cada una de ellas, creemos conveniente esbozar, siquiera brevemente, una somera aproximación al desarrollo y los aspectos centrales de los debates actualmente vigentes a propósito de los conceptos de tradición discursiva y tradicionalidad discursiva. <?page no="24"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 14 2 Tradiciones discursivas y tradicionalidad discursiva en la teoría lingüística Desde su introducción en la teorización lingüística, el concepto de tradición discursiva -en cuya formulación original, deliberadamente vaga e imprecisa, se ejemplificó con una amplia y variada gama de casos (“Textsorten, Gattungen, Stile, rhetorische Genera, Gesprächsformen, Sprechakte usw.“ [‘clases de textos, géneros, estilos, formas retóricas, formas discursivas, actos de habla, etc.’], Koch 1997: 45; cf. Koch 1987: 31)- ha sido objeto de numerosas delimitaciones, interpretaciones y discusiones, derivadas de manera más o menos congruente a partir de contextos de investigación y concepciones teóricas diferentes. La aplicación de esta noción se ha extendido también a numerosos trabajos descriptivos centrados en muy distintos objetos de estudio (cf., entre otros, Jakob / Kabatek eds. 2001, Pons 2008; cf. también las referencias mencionadas infra). Por una parte, estos desarrollos pusieron de manifiesto la extraordinaria fecundidad de este concepto y su importancia epistemológica, especialmente para la Lingüística diacrónica, pero también para la Sociolingüística y la Lingüística de las variedades 1 , así como para la propia teoría lingüística. Por otra parte, sin embargo, la proliferación de aproximaciones, tanto especulativas como aplicadas, al fenómeno de la tradicionalidad discursiva ha servido, por una parte, para cuestionar hasta qué punto podría ser necesario o no lograr una mayor precisión terminológica y conceptual (o mantener en su imprecisión inicial la noción de tradición discursiva) y, por otra, para poner de relieve la necesidad de emprender análisis descriptivos de mayor alcance que contribuyan a aprovechar mejor todo el potencial inherente a este enfoque. Dado que en esta breve introducción no resulta posible dar cuenta ni siquiera de una mínima parte de las discusiones habidas en este sentido (cf. a este respecto Aschenberg / Wilhelm 2003, Schrott / Lebsanft en prensa y las contribuciones de Kabatek y Greußlich en este volumen), nos limitaremos a recordar, simplemente, y a grandes trazos, algunos aspectos esenciales. En su Lingüística del texto, afirmaba Eugenio Coseriu: Finalmente, y esto es muy importante, los textos tienen también sus tradiciones peculiares, independientes de las lenguas. (Coseriu 2007, § 5.1.3.5) Como se ve, Coseriu diferencia entre tradiciones idiomáticas y tradiciones supraidiomáticas, o lo que es lo mismo, entre tradiciones idiomáticas y tradiciones discursivas. A la hora de ilustrar las primeras, cita las fórmulas fijas que existen por ejemplo para el tratamiento, los saludos, etc. (ibíd.), es 1 Sobre este último marco teórico, cf. López Serena (2006) y (2013). <?page no="25"?> Tradiciones, tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en el cambio lingüístico 15 decir, modelos para la realización lingüística de las tareas comunicativas que se llevan a cabo en los discursos. En el caso de las segundas, se refiere a patrones para la construcción de discursos o textos completos 2 : En el caso de los textos supraidiomáticos, entre los que se encuentran, por ejemplo, los géneros literarios, debería resultar evidente que existe una configuración tradicional enteramente independiente de la tradición del hablar según una técnica transmitida históricamente (= independiente de las lenguas históricas). (Coseriu 2007: § 5.1.3.5. b) Por su parte, en sus reflexiones sobre las tradiciones del hablar (Traditionen des Sprechens), Brigitte Schlieben-Lange (1983: 45) destacaba sobre todo la rentabilidad de estas para establecer una conexión entre las condiciones y posibilidades universales del hablar (y del escribir) y la configuración lingüística de los discursos por un lado, y entre ambas y las condiciones comunicativas y las pautas tradicionales de construcción textual de carácter histórico, por otro lado. La consideración de lo tradicional permite (al mismo tiempo que obliga a) dar cuenta de cómo la lengua está fundamentalmente anclada en su contexto socio-comunicativo y de cómo los hablantes se guían constantemente por modelos y normas que les sirven de orientación (cf. Rastier 2001[2012]). Ambos aspectos desempeñan un papel esencial en el continuo concepcional conformado por las diferentes estrategias de verbalización lingüística que se dan entre los polos de la inmediatez y la distancia comunicativa (Koch / Oesterreicher 1985 ; 2011 [ 1 1990] / 2007), continuo que se entiende como un espacio multidimensional determinado por la interacción entre los valores paramétricos de diferentes condiciones comunicativas. En el nivel histórico la repetición de determinadas tareas comunicativas en unas mismas circunstancias situacionales conduce a la formación de patrones reiterados de actuación comunicativa y, con ello, a la conformación de tradiciones discursivas (Koch 1987; 1997; 2008 ; Oesterreicher 1997; 2007). En este sentido, Oesterreicher define las tradiciones discursivas como […] convencionalizaciones resultantes, por una parte, de la cristalización de determinados valores paramétricos de las distintas condiciones comunicativas, vinculados con requisitos de expresión lingüística más o menos estrictos, y, por otra, de acervos de conocimiento de contenido socialmente determinado (Oesterreicher 1997: 25; la traducción es nuestra) De esta forma las tradiciones discursivas quedan ubicadas de manera inequívoca en el nivel histórico (cf. Koch 1997) 3 . Con todo, Kabatek (2011) 2 El encaje sociocultural del hablar fue puesto de relieve por Schlieben-Lange (1983), especialmente en relación con el análisis de textos históricos. 3 Sobre la cuestión de si las tradiciones discursivas tienen algún equivalente en el nivel universal, la postura de Peter Koch (1997: 45) es de extrema precaución. Wilhelm (2001) <?page no="26"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 16 advierte sobre la diferencia fundamental que existe con respecto la historicidad de las lenguas; de ahí que hable, a este respecto, de una segunda historicidad frente a la primera historicidad de las lenguas: Los sistemas lingüísticos son objetos históricos adquiridos por los hablantes como técnicas mediante las que producir enunciados individuales. Los sistemas no son estáticos sino que cambian constantemente debido a los procesos dinámicos de transmisión y de diálogo: las lenguas cambian. Los enunciados individuales son históricamente únicos y en la historia de su unicidad están situados en el tiempo y en el espacio; no obstante, pueden referirse a otros enunciados individuales, repetirlos tal cual y también tomarlos como punto de partida modificarlos. Esta segunda historicidad, para la que el término de tradición sea quizá el más adecuado, es comparable con otras tradiciones culturales (como la de la arquitectura, la de la cocina, la de los gestos paralingüísticos), pero la particularidad en el caso de las tradiciones lingüísticas radica en que la primera y la segunda historicidad coinciden en el mismo objeto. (Kabatek 2011: 92; la traducción española es una adaptación, hecha por nosotros a partir de una versión española del original alemán proporcionada por el propio autor, y que sirvió de base para la publicación de este trabajo en rumano [Kabatek 2015]; cf. también Kabatek 2005a; 2005b) La relación de las tradiciones discursivas con las propias reglas lingüísticas idiomáticas es asimismo compleja: Lo decisivo es […] el hecho de que las tradiciones discursivas no están, en modo alguno, contenidas en las reglas idiomáticas de la lengua, pero también que, al mismo tiempo, seleccionan parcialmente la inserción de determinadas variedades lingüísticas y patrones de verbalización. (Oesterreicher 1997: 20; la traducción es nuestra) Como orientación para la producción y recepción de discursos / textos, las tradiciones discursivas funcionan como un filtro encargado de seleccionar, de entre todas las formas de expresión posibles, bien aquellas más usuales, bien las más adecuadas para un determinado tipo de comunicación, o bien las más prestigiosas y ejemplares 4 . Al mismo tiempo, las condiciones que fijan la selección de unos determinados procedimientos de verbalización para un determinado texto / discurso pueden estar conformadas de tal manera en relación con la tradicionalidad discursiva que por razones de expresividad se presten especialmente a acoger innovaciones lingüísticas o a la difusión de estas (Octavio de Toledo 2008; 2011; 2014). En tales casos la tradición discursiva puede actuar, por sí misma, como motor propulsor de diferencia entre “tipos discursivos” (universalmente válidos) y “tradiciones discursivas” (de carácter histórico). Adscribe a las primeras el estatus de tareas de comunicación universales y pone como ejemplos de ellas la narración, la descripción y la argumentación. Cf. también, a este respecto, López Serena (2011; 2012). 4 Cf., a este respecto, Koch (1988: 341s.). <?page no="27"?> Tradiciones, tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en el cambio lingüístico 17 cambios en el sistema lingüístico. A la inversa, el seguimiento de las tradiciones discursivas suele influir de forma conservadora en la selección de los formatos lingüísticos, en la medida en que los modelos para la construcción tanto de textos completos como de enunciados individuales extienden sus usos, considerados típicos para la tradición discursiva correspondiente, a lo largo de dilatados espacios de tiempo. Los numerosos estudios sobre el papel desempeñado por las tradiciones discursivas en el uso y en el cambio lingüísticos, emprendidos, en las últimas décadas, en casi todas las lenguas románicas, para diferentes ámbitos de la comunicación y distintas épocas históricas 5 , y que abarcan desde la diferenciación de tradiciones textuales escritas en la Edad Media 6 hasta el papel de lo tradicional en la configuración lingüística de nuevas formas de comunicación en la World Wide Web 7 , parecen indicar que podría resultar pertinente llevar a cabo una diferenciación del concepto de tradición discursiva en distintos niveles de abstracción. Así, tal como propone por ejemplo Wilhelm (2001), se podría distinguir entre patrones de complejidad mínima para la formulación (fórmulas) 8 , modelos o patrones de mayor complejidad atingentes a tipos de interacciones completas (géneros textuales o discursivos) y ámbitos de referencia comunicativa o universos de sentido (universos del discurso, de acuerdo con la terminología de Coseriu) 9 : Los universos del discurso son, pues, mundos culturalmente adquiridos y construidos uno sobre el otro, que se definen según la relación entre hablante, signo y mundo. Se manifiestan en discursos: cotidianos, ficcionales, religiosos o científicos. Y estos discursos poseen sus tradiciones respectivas. Los universos de discurso son, así, los contornos más generales en los que se sitúan los discursos o textos; son como marcos en los que se ubican las tradiciones discursivas sin que los universos mismos manifiesten su tradicionalidad más allá de ese sentido general cultural e histórico, encubierto prácticamente en su totalidad por las tradiciones concretas. (Kabatek 2011: 5 Cf. p.e. Koch (1993), Frank / Hartmann (1997), Selig (1995), Jacob / Kabatek (2001), Pons Rodríguez (2008) para el estudio de tradiciones discursivas en la Edad Media; Frank-Job (2008; 2009) para la orientación discursivo-tradicional en la conformación de nuevas formas de comunicación en la WWW. 6 Selig (1995); Philipp-Sattel (1996); Frank / Hartmann (1997); Frank (1998). 7 Frank-Job (2008). 8 Cf., a este respecto, la contribución de Oesterreicher en este volumen. En el ámbito del análisis del discurso se ha llamado muchas veces la atención sobre el significado de la orientación, por parte del hablante, hacia formas fijas disponibles para la interacción (cf. Dausenschön-Gay / Gülich / Krafft 2007). 9 “A diferencia de las lenguas históricas, los textos están condicionados por el universo de discurso [omitimos nota] […]. Aunque no existe ninguna lengua especial, en el sentido de “técnica de hablar históricamente constituida y transmitida”, para la mitología, la ciencia o la literatura, el universo de discurso es, sin embargo, distinto según se hable en el marco de la mitología, de la ciencia o de la historia” (Coseriu 2007, § 5.1.3.3.). <?page no="28"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 18 96; la traducción española es una adaptación, hecha por nosotros a partir de una versión española del original alemán proporcionada por el propio autor, y que sirvió de base para la publicación de este trabajo en rumano [= Kabatek 2015]) Terminológicamente, esta diferenciación interna de grados de abstracción de lo tradicional en el lenguaje ha sido considerada por varios autores, que han distinguido entre universos de discurso, tradiciones discursivas en sentido estricto para el nivel de la conformación de textos / discursos, y -esto último casi siempre en usos adjetivos- formatos de expresión discursivo-tradicionales, en alusión a modelos de configuraciones de expresión formulaicos (“fórmulas”, según Wilhelm 2001), segmentos interaccionales (como por ejemplo el saludo o la despedida en las conversaciones) o fragmentos textuales (como los exordios y protocolos finales de los testamentos; cf. Castilho da Costa en este volumen). Como hiperónimo para todo este conjunto de fenómenos referidos a la influencia de lo tradicional en el lenguaje, se podría emplear el sustantivo tradicionalidad discursiva, tal como ocurre en el título de esta obra. La consideración de la tradicionalidad discursiva permite hacer hincapié en la necesidad de no centrarnos únicamente en los modelos de configuración discursiva, sino en tener también en cuenta el conocimiento que el hablante tiene sobre ellos. Las tradiciones discursivas y la tradicionalidad discursiva se pueden concebir, pues, como elementos de la competencia lingüística de los hablantes y como instrumentos del estudio del cambio lingüístico. En relación con su participación en el cambio lingüístico (cf. Winter-Froemel 2008; 2011), se puede recurrir al ámbito de la tradicionalidad discursiva como potencial factor explicativo de las innovaciones lingüísticas características del nivel del discurso. Y la dimensión de lo discursivotradicional parece también relevante con respecto a la difusión de las innovaciones (cf. Octavio de Toledo 2008; 2011; 2014). El replanteamiento parcial del ámbito de lo discursivo-tradicional que permite el uso del adjetivo (o del sustantivo tradicionalidad discursiva) podría abrir nuevas perspectivas con respecto al significado de la dimensión de lo tradicional para la teorización sobre el lenguaje y sobre el cambio lingüístico en general, así como para la consideración de los procesos de producción e interpretación de textos y discursos concretos por parte de los hablantes. Sobre ese trasfondo, el presente volumen ofrece una combinación de estudios de caso y reflexiones teóricas y metodológicas que comparten el objetivo común de hacer visible el alcance del concepto de tradicionalidad discursiva, aplicado, en conjunción con la perspectiva lingüística idiomática, al fenómeno del cambio lingüístico. <?page no="29"?> Tradiciones, tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en el cambio lingüístico 19 3 Tradiciones discursivas y tradicionalidad discursiva en la teoría lingüística Un primer grupo de contribuciones se aproxima a las tradiciones y la tradicionalidad discursivas desde el punto de vista de la teoría lingüística. Desde los inicios de la discusión en torno a la noción de lo “tradicional“, se ha subrayado la íntima relación en que esta se encuentra tanto con una concepción del lenguaje que tiene en la situacionalidad comunicativa uno de sus fundamentos ontológicos como con la orientación cognitiva básica de los hablantes hacia la búsqueda de patrones modélicos o tradiciones (cf. Rastier 2001). Queda por determinar, sin embargo, y es objeto de controversia cómo se incardinan exactamente las tradiciones discursivas en el marco general de la facultad del lenguaje o en el de las lenguas históricas particulares y las manifestaciones lingüísticas individuales. Sebastian Greußlich retoma esta discusión sobre el trasfondo de la teoría lingüística de Coseriu, prestando atención principalmente a la delimitación de sus nociones respecto de otras afines en el ámbito de la lingüística de variedades y la sociolingüística, así como a la ubicación de las tradiciones discursivas dentro del modelo coseriano de tres niveles del hablar y su relación con las dimensiones de la variación lingüística. Greußlich defiende en su texto la renuncia a procedimientos de clasificación taxonómica y la adopción de una perspectiva que dé cabida tanto a la noción de prototipicidad como a la posibilidad de solapamientos entre las categorías teóricas, así como a adscripciones múltiples de los elementos categorizados. Johannes Kabatek dedica su artículo a la cuestión fundamental del locus y la función de lo tradicional en la teoría lingüística. Sostiene la necesidad y utilidad de un planteamiento amplio y abierto del concepto de tradición discursiva, que incluya a los géneros pero se extienda a la creación de toda clase de tradiciones lingüísticas. Urge, según este autor, revertir la perspectiva y partir no de las tradiciones mismas, sino de los textos o discursos que las manifiestan, con lo que se amplía la discusión en torno a la capacidad de identificar tradiciones concretas, al tiempo que se suscita la cuestión -hasta ahora escasamente abordada- de la actividad categorizadora en sí, como resultado necesario de la orientación de hablantes y oyentes durante el proceso de producción y recepción de textos a aquellos elementos característicamente reconocibles y reproducibles. El valor del concepto de tradicionalidad se sustenta, pues, en el principio heurístico que permite reconocer aquellos elementos susceptibles de ser tradicionales en los textos y, así, identificar manifestaciones y dimensiones de lo tradicional relevantes para el productor lingüístico mismo. Finalmente, Kabatek plantea, mediante la aplicación del concepto de composicionalidad al de tradición discursiva, la inherente complejidad mediante la que lo tradicional se manifiesta en cada texto concreto. <?page no="30"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 20 Angela Schrott, por su parte, investiga, a partir del ejemplo concreto de la expresión de ciertas categorías tempoaspectuales del francés y el español en la modalidad discursiva de la naracción (de un lado, formas aspectualmente imperfectivas del pasado, imparfait frente a imperfecto; de otro, formas imperfectivas orientadas al momento del habla, présent bzw. presente), las relaciones existentes entre las funciones lingüísticas universales y las técnicas propias de cada lengua particular. Se sirve para ello de un modelo teórico de pragmalingüística basado en el sistema coseriano de la estructura general del lenguaje y la competencia lingüística. El trabajo tiende, así, por otra parte un puente idóneo hacia las contribuciones de carácter marcadamente descriptivo que integran las secciones segunda y tercera de este volumen. 4 Aspectos idiomáticos, aspectos discursivo-tradicionales e innovaciones en el discurso Las distintas investigaciones sobre fenómenos particulares ilustran bien a las claras la increíble diversidad de las manifestaciones de la tradicionalidad patente tanto en los diferentes niveles estructurales que conforman los textos como a través de la observación de los hechos lingüísticos. Un primer grupo de trabajos se centra en el papel que desempeña la tradicionalidad (en correlación con las características de las lenguas individuales) en la aparición de innovaciones lingüísticas, esto es, en el plano de los textos y discursos. Rafael Cano Aguilar explora la yuxtaposición paratáctica de oraciones y periodos como manifestación de una estilística histórica. Tomando como objeto de estudio la comedia humanística del siglo XVI español, dentro de la que coexisten diversos perfiles concepcionales y se dan la mano rasgos de tradiciones discursivas de carácter tanto narrativo como dramático y dialógico, Cano muestra que la misma técnica de expresión lingüística sirve en ocasiones para poner de relieve el carácter oralizante y de inmediatez comunicativa de la tradición en su ámbito medial escrito, mientras que en otros casos se emplea, por el contrario, como elemento estilístico caracterizador de la lengua de la distancia comunicativa. El estudio ilustra perfectamente, de este modo, la complejidad de las relaciones entre tradiciones discursivas y técnicas lingüísticas propias de las lenguas individuales. También el trabajo de Wulf Oesterreicher se ocupa de los complejos y cambiantes vínculos entre ambos ámbitos. Para ilustrarlos, introduce el concepto de formalización discursiva (formalisation discursive), que entiende como un punto de partida de primera importancia para la consideración del cambio lingüístico y la elaboración intensiva en el nivel de los usos individuales y actuales. Demuestra, además, que dichos usos no solo desempeñan un papel crucial en la la elaboración intensiva que se encamina <?page no="31"?> Tradiciones, tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en el cambio lingüístico 21 hacia la distancia comunicativa, sino que igualmente pueden observarse en los esfuerzos del hablante por formular sus intervenciones en un estilo tenido por “elegante“, tal y como se manifiesta, en particular, en su tendencia a adoptar fenómenos propios del lenguaje jurídico y administrativo (cf. por ejemplo el uso de los elementos del fr. lequel, dont, moi-même, personnellement, o del esp. mismo), tendencia que bien puede desembocar en un cambio lingüístico. La contribución de Richard Waltereit aborda el reto teórico de la distinción entre el cambio lingüístico en el ámbito de las lenguas particulares y las variedades, por un lado, y en el de la tradicionalidad discursiva, por otro, tal y como puede observarse a través del análisis de corpus lingüísticos de carácter histórico, en los que con frecuencia los fenómenos de cambio solo se manifiestan en determinadas porciones del corpus. Combinando la distinción de Morgan (1977) entre convenciones lingüísticas y convenciones de uso con la diferencia entre significados de lengua e implicaturas convencionales generalizadas, Waltereit distingue para un caso y otro senderos evolutivos distintos, a partir de los cuales puede precisarse con mayor claridad el modo en que proceden los cambios lingüísticos en el ámbito de las tradiciones discursivas. 5 Tradiciones discursivas y tradicionalidad en los procesos de cambio lingüístico El último conjunto de contribuciones al presente volumen agrupa estudios de carácter cuantitativo o cualitativo cuyo propósito principal es mostrar el protagonismo de la tradicionalidad o las tradiciones discursivas en el desarrollo de procesos de cambio lingüístico, así como en en la innovación y la difusión de técnicas lingüísticas propias de las lenguas particulares. Entre estos trabajos se encuentran, en primer lugar, aquellos que exploran la influencia del latín en la evolución y la elaboración lingüísticas de las lenguas románicas. Barbara Frank-Job y Bianca Henrichfreise exponen en su trabajo los resultados de un proyecto de investigación basado en datos de un corpus del latín tardío. Dan cuenta, en primer lugar, de los datos cuantitativos que permiten caracterizar el perfil de tradicionalidad de los empleos no clásicos del verbo habere, que constituyen el punto de partida de los posteriores usos de habere como auxiliar en las lenguas románicas. A partir del ejemplo de las tradiciones discursivas del diploma y el sermón, concluyen que una y otra muestran proporciones claramente divergentes de dichos empleos no clásicos. El análisis cualitativo de los ejemplos muestra una alta proporción de expresiones formulaicas propias de cada tradición, cuya escasez en la otra constituye un indicio de que la difusión de este esquema se produjo a través <?page no="32"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 22 de técnicas particulares en tradiciones discursivas específicas. En conjunto, el estudio muestra que las técnicas propias de la inmediatez comunicativa en el latín tardío solo encontraron reflejo, a más largo plazo, en dominios funcionales claramente delimitables de tradiciones discursivas concretas, de forma que no puede hablarse de una difusión sucesiva del fenómeno con abstracción de las tradiciones discursivas individuales que lo manifiestan. Ana Llopis Cardona investiga la suerte de la construcción in hoc sensu en dos tradiciones discursivas de tipo teológico que se revelan decisivas para su evolución: las glosas patrísticas y las quaestiones escolásticas. La construcción desarrolla en primer lugar una función topicalizadora en un entorno en que se hace explícita una determinada interpretación de un texto. En la transición a la Escolástica se mantiene el carácter topicalizador de la construcción, pero se le suma la idea de que el fragmento introducido resulta de especial importancia en la argumentación. La secuencia se independiza progresivamente de los contextos citativos, lo que permite su adopción en las lenguas románicas y su difusión más allá de las tradiciones teológicas. En este sentido, la contribución pone igualmente de manifiesto la mutua implicación de la tradicionalidad discursiva y otras formas de tradición cultural. El artículo de Santiago del Rey Quesada examina la influencia del latín cotidiano promovido y propagado por Erasmo en la estilística del Siglo de Oro a través de la emergencia de la tradición del diálogo erasmiano, en que puede identificarse de forma particularmente reveladora la tensión entre oralidad y escritura. El autor analiza con detalle fórmulas conversacionales concretas y estrategias discursivas que caracterizan el discurso dialógico de dicha tradición, mostrando cómo se configura en términos lingüísticos el ideal de esa “lengua cotidiana“ erasmiana, proceso para el que Del Rey acuña el nuevo concepto teórico de contraelaboración. Las tres contribuciones recién sintetizadas coinciden en mostrar la variedad de los modos en que el latín influyó, por vía de la tradicionalidad discursiva, en el desarrollo y la elaboración de las lenguas romances. Factores de esta clase desempeñan también un importante papel en la evolución ulterior de las variedades románicas individuales, como ilustran los cuatro artículos que cierran este volumen. Eva Varga plantea en su trabajo hasta qué punto las alternativas en el orden de palabras pueden constituirse en rasgo tradicional y, por tanto, resultar caracterizadoras en términos de tradicionalidad discursiva. Frente a los análisis clásicos que presentan al francés antiguo como lengua del tipo V2, el examen de datos procedentes de los corpus revela una considerable variación de la posición del verbo finito en los textos. Según Varga, esta variación puede ser explicada mediante factores de tradicionalidad: así, en los textos historiográficos en prosa más antiguos del francés (las crónicas de Robert de Clari, Geoffroy de Villehardouin y Henri de Valenciennes) se encuentran “bloques textuales“ estereotipados que proceden de la tradición <?page no="33"?> Tradiciones, tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en el cambio lingüístico 23 épica del francés antiguo y prefieren el orden SXV / OXV. Se abren, con ello, nuevas perspectivas acerca de la compleja interacción de la tradicionalidad con las características (sintácticas, en este caso) de las lenguas particulares, que habilita tanto la adaptación de elementos tradicionales a nuevos entornos lingüísticos como el fenómeno contrario, esto es, la preservación de esquemas en sus nichos tradicionales. Charlotte Coy und Birgit Umbreit proponen un estudio diacrónico de largo aliento sobre la base del corpus del francés Frantext que presta atención a la extensión de la construcción il y a + SN “fuerte“ (esto es, las existenciales en que se contraviene el conocido efecto de definitud). Demuestran las autoras que la frecuencia de esta construcción cobra un significativo auge, a pesar de su carácter sintáctica y semánticamente marcado, a partir del siglo XIV. Ese proceso revela la intervención de diversos factores de naturaleza tradicional: existen, de entrada, correlaciones evidentes de frecuencia en función del perfil concepcional de las diferentes tradiciones discursivas, que se acentúan si se examina el empleo del esquema en determinados entornos concretos. Las autoras logran, por lo demás, identificar tareas comunicativas específicas dentro de ciertos géneros que favorecen el empleo de il y a + SN “fuerte“. El trabajo de Alessandra Castilho Ferreira Da Costa analiza 16 testamentos brasileños de los siglos XVIII-XX producidos en la región de Río Grande del Norte, describiendo la paulatina modificación de esta tradición discursiva en su macroestructura y microestructura. El análisis revela un claro influjo de los textos de la tradición del ars moriendi (port. bem morrer), que proporcionaron modelos para la redacción de estos testamentos, y también de determinados textos jurídicos de tipo administrativo. La autora se detiene, por un lado, en las alteraciones macroestructurales del testamento a lo largo de la historia: en las secciones formularias (protocolo y escatocolo) se acaban perdiendo las fórmulas religiosas, se altera el orden de las piezas constituyentes del texto y se adoptan elementos formales de las tradiciones afines. Por otra parte, y en el plano microestructural, la autora examina las técnicas de junción (en el sentido de Raible 1992), mostrando cómo confluyen en esta tradición discursiva dos haces de rasgos tradicionales que poseen distinto perfil concepcional. Finalmente, en la contribución de Óscar Loureda Lamas y Lola Pons Rodríguez se parte del desarrollo de partículas discursivas en la diacronía del español para poner de manifiesto la complejidad y diversidad de los modos en que interaccionan la historicidad de las lenguas particulares y la historicidad del discurso. Al hilo de un detallado examen de diversos fenómenos concretos, los autores apuestan por abolir la separación entre los procesos clásicos de gramaticalización y la evolución de las partículas discursivas, proponiendo un mecanismo común y general que, partiendo de las unidades idiomáticas y a través de su realización en discursos particu- <?page no="34"?> Winter-Froemel / López Serena / Octavio de Toledo y Huerta / Frank-Job 24 lares, desemboca en la codificación de un significado de procesamiento. El desarrollo de dicha clase de instrucciones procedimentales se apoya descriptivamente en los resultados de diversos experimentos realizados mediante el método del registro del movimiento ocular en tareas de lectura (eye tracking). Palabras finales y agradecimientos Las contribuciones del presente volumen muestran, como ya lo hizo el intercambio de ideas durante las sesiones de la sección congresual que está en su origen, el considerable potencial de la noción de tradicionalidad discursiva de cara al examen de los procesos de cambio lingüístico. Lo tradicional se revela en estos trabajos como dimensión crucial de lo lingüístico, claramente distinguible, por un lado, del ámbito de las lenguas particulares y, por otra parte, en continua interacción con él a través de muy variadas vías. La compleja relación entre lo tradicional y lo específico de cada lengua suscita preguntas teóricas y metodológicas que en parte quedan planteadas y se abordan con detalle en los artículos que aquí presentamos; muchas otras cuestiones, claro está, quedan abiertas y piden aún aclaración y estudio. Esperamos, con todo, que este volumen permita afianzar la validez y utilidad de la perspectiva que ofrece la tradicionalidad para el estudio de la dimensión histórica de las lenguas en toda su amplitud y complejidad. Queremos agradecer, por último, a los participantes en la sección y a los autores presentes en este volumen su compromiso y colaboración inestimables en el desarollo de una y otra empresa. Agradecemos igualmente a los organizadores del Congreso de Romanistas Alemanes (Romanistentag) en Würzburg la admisión de la sección en su programa; y al Sr. Bub de la editorial Gunter Narr su ayuda siempre cordial y eficaz en las tareas que han conducido a esta publicación. Por su amable colaboración en la financiación de los costes de impresión debemos igualmente encarecer la ayuda de la Deutsche Forschungsgemeinschaft y del proyecto de investigación Sonderforschungsbereich 833 de la Universidad de Tübingen. Agradecemos, en fin, a Sara Ohlmann y Anne Klein su ayuda meticulosa y atenta en el formateado de los trabajos y la preparación del original de imprenta. <?page no="35"?> Tradiciones, tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en el cambio lingüístico 25 Bibliographie / Referencias bibliográficas Aschenberg, Heidi / Wilhelm, Raymund (Hrsg./ eds.) (2003). Romanische Sprachgeschichte und Diskurstraditionen, Tübingen, Narr. Coseriu, Eugenio ( 2 1981 [ 1 1980]). Textlinguistik. Eine Einführung. Hrsg. u. bearb. von Jörn Albrecht, Tübingen, Narr. Coseriu, Eugenio (2007). Lingüística del texto. Introducción a la hermenéutica del sentido. Edición, anotación y estudio previo de Óscar Loureda Lamas, Madrid, Arco / Libros. Dausendschön-Gay, Ulrich / Gülich, Elisabeth / Krafft, Ulrich (2007). Vorgeformtheit als Ressource im konversationellen Formulierungs- und Verständigungsprozess, in: Hausendorf, Heiko (Hrsg.), Gespräch als Prozess. 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Die Anerkennung ihrer Prototypikalität sowie die strikte Unterscheidung von begrifflichem Gehalt und Formen der Kommunikation entschärfen einschlägige Polemiken, befördern den Austausch zwischen benachbarten Fächern und Disziplinen und begünstigen didaktische Belange der akademischen Lehre. 1 Einleitung Spätestens mit Erscheinen der Gesprochenen Sprache in der Romania (Koch / Oesterreicher 1990) ist die Varietätenlinguistik zu einem der prägenden Paradigmen zumindest der deutschsprachigen Romanistik geworden. 1 Während sie seitdem umfangreiche empirische Erträge sowohl synchroner als auch diachroner Ausrichtung erbracht hat, ist zugleich die Diskussion um den Status und die angemessene Operationalisierung ihrer zentralen Konzepte nie abgerissen. Dies betrifft insbesondere dasjenige der Diskurstradition, und zwar spätestens seit dem diesbezüglich grundlegenden Beitrag Koch (1997), und das der Varietät im Verhältnis zu den Dimensionen des coseriuschen Diasystems - Diatopik, Diastratik und Diaphasik. Parallel dazu ist, wie Krefeld zu Recht sagt, der Begriff der Diskurstradition in vielen Fällen zu einer topischen Referenz abgesunken (Krefeld 2011: 101), wobei der Bestimmung seines Umfangs und der Reflexion auf seine 1 Der forschungsgeschichtliche Kontext kann hier nicht angemessen entfaltet werden, insbesondere nicht die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückreichende Auseinandersetzung mit der gesprochenen Sprache als Problem der Sprachwissenschaft. Mit Söll 1974 und Schlieben-Lange 1983 sei hier nur auf zwei im engsten Sinne wichtige Referenzen verwiesen. Vgl. auch Sinner (2014: 39-90). <?page no="42"?> Sebastian Greußlich 32 Verwendung dann keine angemessene Aufmerksamkeit mehr geschenkt wird. So eröffnet Sinner seine Einführung in die Varietätenlinguistik aus gutem Grund mit der systematischen Differenzierung der Begriffe „Variation“, „Varianz“ und „Varietät“ (Sinner 2014: 18-29). Dabei zeigt sich, dass die fachlichen Wurzeln der einzelnen Forscherpersönlichkeiten etwa in Germanistik oder Anglistik, oder paradigmatisch in der Soziolinguistik oder der Dialektologie, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, wenn der Status der fraglichen Konzepte bisweilen sehr unterschiedlich rekonstruiert wird. In neueren Beiträgen wird aber auch das Bestreben deutlich, die Grenzen zwischen verschiedenen Paradigmen, die konvergierende Erkenntnisinteressen verfolgen, zu überbrücken, so etwa im Verhältnis zur Textlinguistik oder zur Soziolinguistik. Im vorliegenden Beitrag sollen diese Zusammenhänge zumindest exemplarisch anhand einiger maßgeblicher Entwicklungen in der jüngeren Diskussion aus fachkommunikativer Sicht beleuchtet werden. Das Ziel dabei ist, herauszuarbeiten, wo ggf. Konvergenzpunkte liegen, an denen eine fach- und paradigmenübergreifende Verständigung besonders ertragreich sein kann, und zwar gerade auch mit Blick auf die akademische Lehre in zunehmend interdisziplinär geprägten Studiengängen. Ein wesentlicher Gesichtspunkt dabei ist die Unterscheidung begrifflicher Differenzierungen, die eine rein heuristische Funktion haben, von solchen, die dazu dienen, empirische Daten objektiv anders zu kategorisieren. Im Zusammenhang mit Letzteren soll deutlich gemacht werden, dass eine konsequente Konzeptualisierung von Kategorien als prototypisch besser geeignet ist, kommunikative Barrieren zwischen Paradigmen und Fächern abzubauen, als primär terminologische Zugeständnisse, deren inhaltliche Konsequenzen nicht immer klar werden. Das Konzept des Diskurstraditionellen steht (auch) in diesem Zusammenhang, insoweit es die Möglichkeit eröffnet, die Entwicklung einzelner sprachlicher Phänomene in den Blick zu nehmen, ohne dabei den für die Varietätenlinguistik charakteristischen hermeneutischen Zugang aufzugeben; die assoziative Koppelung an die Beschreibung vollständiger funktioneller Sprachen wird dabei unterlaufen (Albrecht 1986: 77); es soll jedoch im Weiteren deutlich werden, dass diese Flexibilisierung des Zugriffs auf die Daten nicht nur empirisch geboten ist, sondern auch methodologisch konsequent und nicht zuletzt kommunikativ hilfreich. 2 Zentrale Konzepte der Varietätenlinguistik aus fachkommunikativer Sicht Die für das Folgende grundlegende These ist, dass ein substanzieller Teil einschlägiger Beiträge jüngeren Datums vor allem kommunikative Barrieren bearbeitet, die sich institutionell als Fachgrenzen oder epistemisch in Form <?page no="43"?> Varietäten, Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles 33 divergierender Prämissen und analytischer Konzepte unterschiedlicher sprachwissenschaftlicher Paradigmen ausprägen können. Anhand einiger exemplarisch aufgegriffener Konstellationen soll aufgezeigt werden, dass eine Reihe von Schlüsselkonzepten der Varietätenlinguistik nicht allein im Hinblick auf ihren begrifflicher Gehalt und die sich daraus ergebende sachgerechte Anwendung problematisiert werden, sondern zugleich auch im Hinblick auf ihre kommunikative Vermittelbarkeit; es zeigt sich, dass begriffliche Innovationen oder Umwidmungen nicht immer daruf zielen, die Leistungsfähigkeit varietätenlinguistischer Modelle zu steigern, sondern ggf. darauf, den Grad ihrer Anschließbarkeit zu erhöhen. Konkret sollen folgende drei Begriffsfelder beleuchtet werden: a) Texte und Gattungen b) Diskurstraditionen und Diskursgemeinschaften c) Varietäten und die Dimensionen der Varietätenkette Sie sind deshalb nicht strikt getrennt voneinander zu behandeln, weil sich im konkreten Fall ja stets mehrere von ihnen zu einem varietätenlinguistischen Modell verbinden. Aus diesem Grund werden im Folgenden nicht die Begriffe selbst, sondern vielmehr die Form ihrer Problematisierung als Ordnungskriterium dienen. 2.1 Begriffe und Termini in der Diskussion Die Varietätenlinguistik besitzt fachbezogen ein je sehr unterschiedliches Gewicht. Während sie in der Hispanistik sehr präsent ist, 2 wird sie zwar in der deutschsprachigen, weit weniger aber der französischsprachigen Französistik rezipiert; Italianistik und Lusitanistik bewegen sich in je spezifischen Konstellationen dazwischen. Die Bezüge zu ihren erkenntnis- und sprachtheoretischen Voraussetzungen sind jedoch auch in der Hispanophonie trotz der vergleichsweise prominenten Rolle, die sie dort spielt, mit zunehmender Dauer ihrer Rezeption tendenziell verloren gegangen. Diese Tendenzen haben sich, wie in der gegebenen Konstellation auch erwartbar, am direktesten ausgewirkt auf die Operationalisierung des Begriffs der Diskurstradition sowie auf die Frage einer sachgerechten Rekonstruktion der Bezüge von Text und Kontext. In dieser Situation sind nun zum einen Versuche unternommen worden, die Schärfung der fraglichen Begriffe zu erreichen, indem vernachlässigte Implikationen und Prämissen der Sprachtheorie Coserius erneut rekonstruiert und historisch eingebettet werden (López Serena 2009); zum anderen ist eine Reihe von jüngeren Stellungnahmen zu Fragen der Geltung und des Umfangs der Begriffe „Diskurstradition“, „Gattung“ und „Text“ durch das 2 Vgl. nicht zuletzt die spanische Übersetzung der Gesprochenen Sprache in der Romania (Koch / Oesterreicher 2007). <?page no="44"?> Sebastian Greußlich 34 Bestreben charakterisiert, eine analytische Trennung von unverzichtbaren begrifflichen Gehalten einerseits und prinzipiell veränderlichen, rein konventionellen Aspekten der Benennung andererseits zu erreichen. So verfolgt Kabatek (2011a und 2011b) mit der Explikation des Verhältnisses von „Genre“ und „Diskurstradition“, letztlich das Ziel, die Intension des Begriffs der Diskurstradition detailliert zu explizieren, nicht, unbekannte Implikationen beider Begriffe zu identifizieren. Auf dieser Basis ist es vor allem möglich, seinen Status im Verhältnis zu weltweit und in benachbarten Fächern geläufigeren Konzepten der Textanalyse zu kennzeichnen. Diese Deutung wird auch durch das im Folgenden wiedergegebene Resümee nahegelegt: Das wirkliche Potenzial des Begriffs der Diskurstradition geht also weit über die konkrete Beschreibung einer bestimmten Form von Tradition der Texte hinaus. Es geht darum, die ganze Bandbreite des Traditionellen in Texten aufzudecken und in allen Fragen der sprachlichen Beschreibung - gerade auch denjenigen der Grammatik oder der Pragmatik - die Bedeutung textueller Tradition zu bestimmen. Daher sind seine Konsequenzen viel weitreichender als die des Gattungsbegriffs […]. (Kabatek 2011b: 99) Dieses Vorgehen hat seinen Sinn in der Überwindung fachbezogener kommunikativer Barrieren. Während nämlich in der (insbesondere brasilianischen) Lusitanistik die Varietätenlinguistik in den letzten Jahren verstärkt im Rahmen groß angelegter Forschungsprojekte in Anspruch genommen wird, 3 scheinen dort zugleich ihre historisch-systematischen Prämissen nach wie vor weitgehend ausgeklammert zu bleiben. 4 Vergleichbares gilt für den Beitrag Koch / Oesterreicher (2008), in dem vorgeschlagen wird, den Begriff „Text“ dezidiert zur Kennzeichnung von sprachlichen Kommunikaten einzusetzen, welche die Anforderungen an Kohärenz und Kohäsion, die für Distanzsprache charakteristisch sind, erfüllen: Von daher scheint es doch sinnvoll, im Hinblick auf die sprachliche Gestaltung eine Kategorie TEXT zu definieren als Typ von Äußerungen, die unter den kommunikativen Bedingungen der Distanz entstanden sind und die Versprachlichungsstrategien der Distanz widerspiegeln. Um jede Art von sprachlicher Äußerung unabhängig von der Konzeption bezeichnen zu kön- 3 Etwa „História do Português Paulista“. Vgl. auch Sinner (2014: 22). 4 So auch in den theoretischen Beiträgen in Shiro / Charaudeau / Granato (2012), in denen die Varietätenlinguistik als separates Paradigma zur Kenntnis genommen wird, ihre Voraussetzungen jedoch nur bruchstückhaft; noch deutlicher in Company (2008), wo es heißt: La etiqueta género discursivo se recubre casi totalmente con el término registro empleado por Biber […] y la tradición sociolingüística, pero creo que atiende también al concepto más amplio de tradiciones discursivas, empleado por las corrientes de la Nueva Filología […] (2008: 37). <?page no="45"?> Varietäten, Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles 35 nen, verwenden wir den Terminus DISKURS. […] Für uns ist ein Text mithin ein DISTANZDISKURS. (Koch / Oesterreicher 2008: 204) Dieser Schritt überrascht insofern, als die Varietätenlinguistik auf die Bestimmung eines ihr eigenen Textbegriffs zuvor weitgehend verzichtet hatte, die nicht zwingend erschien in Anbetracht dessen, dass das Konzept „Diskurstradition“ im Vordergrund stand, das von derartigen Festlegungen per se frei ist. Allerdings wird die Verständigung mit Vertretern der klassischen Textlinguistik dadurch erheblich begünstigt. 5 Der Prototyp eines Textes im obigen Sinn wäre also zum Beispiel ein Zeitungsartikel, insofern Distanzsprache prototypischerweise ja im Medium der Schrift erscheint. Das Beispiel zeigt, dass sich die vorgeschlagene Begriffsbestimmung in hohem Maße mit alltagsweltlichen Intuitionen über Texte deckt. Dieses prototypische Verständnis des Textbegriffs, das nicht auf abgeschlossenen, definitorischen Merkmalskatalogen beruht, verweist zugleich auf die spezifische Leistungsfähigkeit der Varietätenlinguistik. Wir kommen später darauf zurück. Ausdrücklich auf die Intension des Begriffs der Diskurstradition zielt hingegen López Serena mit ihrem Bemühen, ihn mit dem Gattungsbegriff in ein gemeinsames Modell zu integrieren und beide Begriffe zugleich zu schärfen. Sie erläutert diesbezüglich: Volviendo al ejemplo del mítin electoral: […] este género […] admite manifestaciones históricas diferentes o, lo que es lo mismo, se puede realizar mediante tradiciones discursivas diferentes, será necesario discriminar entre las características funcionales constantes del género y constitutivas de él (lo que, en analogía con la distinción coseriana entre sistema y norma, podríamos decir que pertenecería a su sistema) y los rasgos específicos de la realización históricamente determinada de este género por medio de tradiciones discursivas particulares. (López Serena 2011: 77) Diese Zusammenhänge finden sich in dem in Abb. 1 dargestellten Schema wieder (López Serena 2011: 79). Aus den begrifflichen Bezügen, die in diesem Schema erfasst sind, ergeben sich jedoch Konsequenzen, die über das Terminologische hinausgehen und unter Umständen den prototypischen Charakter der varietätenlinguistischen Kategorien zur Disposition stellen. 5 Was insofern besonders nahe liegt, als der Beitrag Bestandteil eines Sammelbandes zur Textlinguistik ist. Das Verhältnis zu Coserius Textbegriff bleibt dabei aber ausgeklammert. <?page no="46"?> Sebastian Greußlich 36 NIVEL DOMINIO TIPO DE REGLAS universal actividad del hablar reglas elocucionales histórico sistema reglas idiomáticas lengua histórica particular norma reglas propias de cada norma consuetudinaria en particular formas discursivas independientes de las idiomáticas género sistema reglas discursivas funcionales, constantes, constitutivas del género tradición discursiva norma reglas discursivas propias de las diversas subdeterminaciones históricas que pueda presentar un género actual / individual discurso Abb. 1: aus López Serena (2011: 79) Konkret zeigt sich dies an einem prinzipiellen und einem empirischen Problem: Das prinzipielle Problem besteht darin, dass zwar einerseits geschlossene Merkmalsmengen, die zu taxonomischen Klassifikationen als Ordnungsprinzip führen und in der Textlinguistik aus theoretischen Gründen erforderlich sind, von der Verfasserin für die Varietätenlinguistik zu Recht und begründetermaßen abgelehnt werden (López Serena 2011: 68); andererseits bleibt der spezifische Status der „Gattung“ in dem vorgeschlagenen Modell jedoch unterbestimmt. Würde man ihn als Bezeichnung für Typen von Texttypen fassen und damit analog zu den „Diskursuniversen“ nach Schlieben- Lange (1983) verstehen, so handelte es sich dabei um die bloße Umbenennung eines Konzeptes, das selbst gleich bliebe; schließt man diese Option aus, dann stellt sich die Frage nach den empirischen Entsprechungen des Konzepts „género“ im oben dargestellten Modell, die sich von Diskursuniversen wie etwa Literatur, Geschichtsschreibung, Wissenschaft etc. unterscheiden müssen, zugleich aber der historischen Ebene angehören. Die Diskussion einschlägiger Fallbeispiele zeigt die praktischen Schwierigkeiten, die sich aus den angedeuteten begrifflichen Problemen ergeben. So kommt es empirisch zu einer Gleichsetzung dessen, was im obigen Beispielfall als Gattung angegeben wird (also der Wahlversammlung) mit sozialen Institutionen. Es ist zwar zweifellos richtig, dass kommunikative Praxen ganz entscheidend daran mitwirken, Institutionen zu stabilisieren und ihre Dauerhaftigkeit zu gewährleisten, eine soziale Institution ist aber nicht deckungsgleich mit den sprachlich-kommunikativen Aspekten der Handlungen, durch die sie konstituiert wird, sondern umfasst ggf. weitere <?page no="47"?> Varietäten, Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles 37 Modi der Semiose. 6 Dies gilt für Wahlversammlungen, die ihre Funktion nicht primär aufgrund sprachlicher Konventionen erfüllen, sondern aufgrund der Durchführung einer Wahl; und analog für zahllose weitere Fälle, wie Elternabende oder Pressekonferenzen, die sich durch die Anwesenheit von Eltern und Lehrern beziehungsweise Pressevertretern konstituieren, nicht allein durch das Beantworten von Fragen. Ein im Ansatz analoger Vorschlag, der auf eine begriffliche Binnendifferenzierung im Rahmen varietätenlinguistischer Modellbildung abzielt, betrifft das Konzept der Diskursgemeinschaft, eingeführt in Becker (2004: 37ff.) als Komplement der „Diskurstradition“ und aktuell wieder intensiv diskutiert. Auch die in diesem Fall zu beobachtenden Konsequenzen sind analog. Lebsanft fasst in seiner Besprechung des genannten Bandes den empirischen Sachverhalt wie folgt: Als politische Diskurstraditionen erweisen sich also bestimmte Textsorten. Inhaltlich werden die nach den entsprechenden Konventionen verfassten Texte auf die politischen Konzepte der jeweiligen Parteien bezogen, wobei diese Organisationen entsprechend als Diskursgemeinschaften fungieren sollen […]. (Lebsanft 2006: 536) Der Begriff der Diskursgemeinschaft im Sinne Beckers ist also vollständig enthalten in dem der sozialen Institution; konkret ist er in der genannten Studie auf politische Parteien bezogen. Auch hier stellt sich die Frage, ob er eine spezifische Leistungskraft besitzt, und empirisch ist festzustellen, dass eine Gleichsetzung von sozialer Praxis, hier die politische Arbeit in einer Partei, mit sprachlich-kommunikativer Praxis zustande kommt, wie sie auch im Fall des mítin electoral zu sehen war. 7 Dazu bemerkt Lebsanft unter Verweis auf Coseriu (1988): Es gibt zwar auch bei Texten oder Textsorten Gemeinschaften. Sie sind es aber nicht deshalb, weil sie bestimmte Texte oder Textsorten verwenden. Es ist gerade umgekehrt: Sie sind zuerst Gemeinschaften, und eben deshalb verwenden sie diese oder jene Texte. (Lebsanft 2006: 535) Diese Beobachtung konvergiert mit dem Umstand, dass soziale Institutionen eben nicht ausschließlich auf der Basis sprachlicher Kommunikation beste- 6 Für grundlegende Ausführungen zum Konzept „Institution“ vgl. Acham (1992); Berger / Luckmann ( 22 2009). 7 Vgl. in diesem Sinne auch die grundsätzlichen und unbedingt bedenkenswerten Ausführungen in Lebsanft (2006: 532 f.). <?page no="48"?> Sebastian Greußlich 38 hen. 8 Auf derselben Linie argumentiert in impliziter Anlehnung an Lebsanft auch Koch, wenn er festhält: […] las lenguas históricas (o sus variedades) definen a los grupos (es decir a las comunidades lingüísticas), mientras que son los grupos (profesionales, religiosos, literarios, etc.) los que definen a las tradiciones discursivas. (Koch 2008: 55) Zuletzt ist die Frage Che cos'è una comunità discorsiva? (Wilhelm 2011) von Raymund Wilhelm zu Recht als Ebenenproblem kenntlich gemacht worden. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Historisierung des Begriffs der Sprachgemeinschaft, da dieser seinerseits das systematische Korrelat eines historischen Sonderfalls ist, der uns in der Gegenwart nur kontingenterweise (noch) besonders nahe liegt: In linea generale possiamo supporre che le comunità discorsive, allo stesso modo delle comunità linguistiche, sono più o meno chiaramente marcate nella percezione dei parlanti. È probabile che nessuna comunità discorsiva abbia mai raggiunto quel grado di coesione che l'ideologia nazionale attribuisce alle comunità linguistiche dei rispettivi ‘popoli’. È pure vero che una tale ipostasi della comunità dei parlanti di una lingua nazionale è un caso geograficamente e storicamente circoscritto […]. (Wilhelm 2011: 163) Es wird in dieser Sicht deutlich, dass die Sprachgemeinschaft in unserer Gegenwart (noch) den Prototyp einer Diskursgemeinschaft bildet, wobei jedoch zu fragen ist, ob nicht beide Begriffe verzichtbar sind, wenn es darum geht, historische Konstellationen sprachlicher Kommunikation zu rekonstruieren; wenn also etwa der Austausch innerhalb von Gelehrtennetzwerken des Mittelalters zum Thema wird oder literarische Kommunikation an frühneuzeitlichen Höfen, dann gilt, dass die Sprachgemeinschaft unter Umständen kein angemessener Bezugsrahmen dafür ist, zugleich ist es jedoch eine offene Frage, ob der Begriff der Diskursgemeinschaft demjenigen der Diskurstradition etwas hinzufügt, das Erkenntnisse ermöglicht, die ansonsten nicht zu haben wären. Zusammenfassend bleibt zunächst festzuhalten, dass Anstrengungen, das Verhältnis zwischen traditionsreichen Konzepten wie dem der Gattung und Kernkonzepten der Varietätenlinguistik zu klären, nach wie vor unternommen werden und in jüngerer Zeit sogar eher intensiviert worden sind. Dabei sind folgende Tendenzen auszumachen: 8 Das zur Illustration des Konzepts der Diskursgemeinschaft des Öfteren bemühte Beispiel des Sonetts liegt nur auf den ersten Blick anders. Betrachtet man seine Genese und ursprüngliche Pragmatik, wird deutlich, dass für seine Genese ganz konkrete institutionelle Zusammenhänge maßgeblich waren. Auf einer grundsätzlicheren Ebene ist im Übrigen einfach ungeklärt, welchen institutionellen Status Diskursgemeinschaften haben (Lebsanft 2015: 97). <?page no="49"?> Varietäten, Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles 39 a) Integration und Harmonisierung von Schlüsselkonzepten, die ihrer Genese und ihren Implikationen nach nicht ohne Weiteres kompatibel sind, jedoch auf einen gemeinsamen Gegenstand zielen. b) Die Fokussierung des institutionellen Aspekts sprachlicher Kommunikation, die mit der Erinnerung an die Historizität des Konzepts der Historischen Sprache einhergeht. 9 Die bisher gesichteten Problemzusammenhänge haben gezeigt, dass die Kategorien, auf die die Begriffe verweisen, prototypisch strukturiert sind und genau dann problematisch werden, wenn dazu übergegangen wird, sie definitorisch zu fassen und als geschlossen vorzustellen. So ist eine literarische Gattung zwar ggf. der Prototyp einer Diskurstradition, nicht jede Diskurstradition kann jedoch klassifikatorisch gefasst werden wie in einer Gattungslehre; der prototypische Text ist geschrieben und elaboriert, ob mündliche Rede deshalb aber notwendig einen Diskurs produziert und keinen Text, ist fragwürdig. Dieser Gesichtspunkt macht sich auch in der Modellbildung und Darstellung bemerkbar. 2.2 Modelle in der Diskussion Die bisher problematisierten begrifflichen Zusammenhänge haben auch Eingang in schematische bildliche Darstellungen gefunden, die ihrerseits in einschlägigen Diskussionen den Status kanonischer Referenzen erlangt haben. Anhand zweier zentraler Probleme soll im Folgenden exemplarisch aufgezeigt werden, dass bildliche Darstellungen auf der einen Seite ohne Zweifel geeignet sind, die Verständigung griffig und anschaulich zu machen, wodurch ihr Erfolg wesentlich mitbedingt sein dürfte, andererseits aber auch Missverständnisse verstetigen, sobald diese einmal Teil eines kanonischen Schemas geworden sind. Konkret geht es um den Status der „Diskurstradition“ im Drei-Ebenen-Modell und der „Diaphasik“ beziehungsweise der gesprochenen Sprache in der Varietätenkette. Zu Recht hat Lebsanft verschiedentlich herausgestellt (besonders: Lebsanft 2005; 2006; 2015), dass der Diskursbegriff, dessen Flexibilität sich die Varietätenlinguistik zunutze macht, den Nachteil der Unterbestimmtheit mit sich bringt. Ausgehend von einem Verständnis des Diskursbegriffs als eminent auf individuelle Rede bezogen hebt er insbesondere hervor, dass ebendort, in der individuellen Rede, alle drei von Coseriu analytisch differenzierten Abstraktionsebenen, also die universelle, die historische und die individuelle, synchronisiert werden: 9 Die Darlegungen Wilhelms zur Diskursgemeinschaft sind insoweit eine konsequente Fortentwicklung seiner Idee einer Sprachgeschichte als Kommunikationsgeschichte (2003). <?page no="50"?> Sebastian Greußlich 40 Weder heißt bei Coseriu ,individuell‘ ,einmalig‘, noch fällt […] ,historisch‘ mit ,diachronisch‘ zusammen. Durch diese Missverständnisse entfunktionalisiert Koch die individuelle Ebene des ,Diskurses‘. […] Angemessen verstanden folgt nach Coseriu die Verfertigung von individuellen ,Diskursen‘ […] den Regeln des expressiven Wissens, so dass ,Texte‘ aufgrund von Traditionen verfasst werden, die dieses Wissen gestaltet. […] Texttraditionen gehören folglich auf die - wohlverstandene - individuelle Ebene. Diese Zuordnung fokussiert zugleich den inneren Zusammenhang des Sprechens des Einzelnen mit demjenigen der ,Anderen‘. (Lebsanft 2006: 536f.) Dieser berechtigte Hinweis ist auch als kritische Auseinandersetzung mit dem bekannten Drei-Ebenen-Schema zu verstehen, in dem der Begriff der Diskurstradition bekanntlich mit dem der Historischen Sprache parallelisiert und auf der historischen Ebene verortet wird. Insbesondere die Identifizierung von „individuell“ mit „aktuell“, die gelegentlich auch in einer Anführung beider Ausdrücke zugleich zum Ausdruck kommt (Koch 2008), ist bei Koch nicht näher begründet worden. Universelle Ebene Sprechtätigkeit Historische Ebene Einzelsprache Diskurstraditionen Aktuelle Ebene Diskurs / Text Abb. 2: Koch (2008: 54) Noch nicht geklärt ist damit allerdings die Frage, ob eine adäquate analytische Verortung der Diskurstraditionen eine eindeutige Entscheidung entweder für die historische oder die individuelle Ebene erfordert. Dem ist nicht notwendigerweise so. In einer vor geraumer Zeit von Kabatek (2001) geprägten Metapher ist stattdessen von einem eslabón zwischen individueller und historischer Ebene die Rede; es wird also von einem dialektischen Verhältnis zwischen beiden ausgegangen. 10 Diese Sichtweise widerspricht nicht dem stichhaltigen Hinweis Lebsanfts, die individuelle Ebene sei 10 Vgl. auch Stehl (2012: 43), wo der Aspekt betont wird, dass das Wissen über funktionelle Sprachen ursprünglich durch Interaktion mit einem Anderen zustande kommt und insofern nicht per se individuell sein kann, sondern aufgrund seiner Genese durch Dialogizität zwischen Individualität und Geschichtlichkeit steht. <?page no="51"?> Varietäten, Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles 41 der Ort, an dem der Sprecher Neues durch Anknüpfen an Bekanntes schafft. Das macht die Kreativität des Sprechens aus. Daraus ergibt sich, dass auch die individuelle Ebene ihre Geschichte hat […]. (Lebsanft 2005: 32) 11 Zwar liegt das expressive Wissen bei Coseriu auf der individuellen Ebene, „die vom Individuum angenommene einzelsprachliche Tradition ist die Bedingung ihrer Überschreitung im Diskurs“ (Lebsanft 2015: 93); ob dieses expressive Wissen allerdings einfach mit dem Konzept „Diskurstradition“ zu identifizieren ist, ist keineswegs klar. Als das eigentliche Problem erweist sich die schematische Parallelisierung der Diskurstraditionen mit den historischen Techniken des Sprechens (wie im oben zitierten Schema), insofern sie den Umstand verschleiert, dass Diskurstraditionen und Varietäten zwar aufs Engste miteinander verknüpft sind, jedoch einen sprachtheoretisch klar unterschiedlichen Status haben. Man kann davon sprechen, dass Diskurstraditionen als Komplexe von sprachlichen Normen aufzufassen sind, 12 während Varietäten als Komplexe von sprachlichen Regeln aufzufassen sind. Diskurstraditionen bedingen die Varietätenwahl und ermöglichen die Bewertung der Angemessenheit einer solchen Wahl im Einzelfall. Während der Begriff der Varietät somit als integraler Bestandteil sprachtheoretischer Modellierung anzusehen ist, und zwar auf der historischen Ebene, 13 insofern Varietäten als Regelkomplexe unmittelbar die Strukturierung sprachlicher Äußerungen betreffen, gilt für Diskurstraditionen, dass sie analytisch außerhalb einer im engen Sinne sprachtheoretischen Modellbildung stehen und nicht primär die Sprache in ihrer Gestalt, sondern den Sprecher in seinem Verhalten betreffen. Mit dieser Deutung konvergiert auch der Umstand, dass Diskurstraditionen in der Varietätenlinguistik als systematischer Anknüpfungspunkt für die Operationalisierung von (im Einzelfall je als erklärungsmächtig zu erweisenden) nicht-sprachlichen Kontexten dienen, mithin also der kritisch diskutierte und oft missverstandene Ort sind, an dem die Varietätenlinguistik über die Sprache hinausgeht beziehungsweise die Sprache als (nur ein) Mittel der Kommunikation greifbar wird (Schrott 2014: 8ff.), sowie der weitere Umstand, dass sie von Varietäten unterschiedlicher Sprachen ausgefüllt werden können, ohne dass die Anknüpfung an eine Diskurstradition hinreichende Bedingung für die Begründung einer Gemeinschaft wäre. Ein nicht appro- 11 Vgl. für eine ausführlichere Herleitung dieses Gesichtspunkt die Ausführungen in Lebsanft (2015: 91). 12 Zur systematischen Differenz von Normen und Regeln und ihrem Zusammenhang mit dem Institutionenbegriff vgl. auch Schönrich (2002). In Bezug auf eine Theorie der Sprachwissenschaft, die diesen Faktor als konstitutiv für die Urteile berücksichtigt, die in der Sprachwissenschaft gefällt werden, vgl. ausführlich und instruktiv López Serena (2009). 13 Wobei die in Wilhelm 2011 zu Recht erinnerte Unterscheidung Coserius in „historischen Status“ und „historisches Wesen“ hier maßgeblich ist. <?page no="52"?> Sebastian Greußlich 42 bierter Hochstapler etwa wird nicht dadurch Arzt, dass er den medizinischen Fachjargon beherrscht. 14 Und anders als „Varietät“ und „Diskurs“ hat die „Diskurstradition“ den Charakter einer Heuristik. Der begründeten Kritik an der Auffassung, „das individuelle Sprechen sei ein Bereich, in dem die ‚drei übrigen Bereiche lediglich angewandt werden‘“ (Lebsanft 2005: 32), wird damit Rechnung getragen. Eine wiederum vergleichbare Problemkonstellation, die daraus resultiert, dass eine kategoriale Unterscheidung und Zuordnung postuliert wird, wo es sich um komplementäre analytische Perspektiven handelt, liegt in der schon älteren Diskussion um die Dimension der Diaphasik vor. Insbesondere geht es um das Postulat, eine Dimension rein konzeptioneller Varianz ohne diasystematische Implikationen sei der Varietätenkette vorzuschalten. Dieser Vorschlag ist in enger Anlehnung an die empirischen Gegebenheiten im Französischen entwickelt worden (Koch 1999), an denen sich zwischenzeitlich auch eine umfangreiche Diskussion über die Diglossiefrage entzündet hat. 15 Die Einschlägigkeit der in diesem Zusammenhang oft referierten Phänomene wie négation simple, Gebrauch des passé composé und passé simple u.a., ist später im Zuge einer eingehenden Diskussion (Dufter / Stark 2002: 100) bestritten worden. Hier sollen allerdings zwei andere Gesichtspunkte festgehalten werden: a) Die Frage, ob hier spezifische einzelsprachliche Verhältnisse verabsolutiert worden sind, ist berechtigt, ebenso aber die umgekehrte Frage, ob ähnliche empirische Problemlagen in anderen Einzelsprachen nur deshalb nicht so deutlich ins Gewicht fallen, weil sich dort das Verhältnis zur Norm aus historischen Gründen anders und flexibler gestaltet. b) Insofern es sich bei dem erweiterten Modell der Varietätenkette lediglich um eine Heuristik handelt, kann es nicht darum gehen, im Einzelfall ein Merkmal entweder der einen oder der anderen Dimension eindeutig zuzuordnen (Krefeld 2011: 105f.); stattdessen können relevante Phänomene aus universeller wie einzelsprachlicher Perspektive anvisiert werden, solange dabei vorausgesetzt wird, dass es sich bei den Dimensionen der Varietätenkette weder um eindeutig abgegrenzte Kategorien handelt noch um objektiv identifizierbare Eigenschaften. Auch eine maximale Verbreitung und allgemeine Akzeptanz von bestimmten gesprochensprachlichen Merkmalen in einer Sprachgemeinschaft bedeutet nicht, dass man es nicht zugleich mit einem Problem der Situationsangemessenheit dieser 14 Vgl. dazu auch Schrott (2014: 30ff.). 15 Ohne hier die lange Reihe einschlägiger Beiträge vollständig wiedergeben zu können, sei als repräsentativ für die oft polemische Diskussion stellvertretend auf Hunnius (2003) und Koch (2004) verwiesen. <?page no="53"?> Varietäten, Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles 43 Merkmale zu tun haben kann (Albrecht 1986: 75). 16 Instruktiv in diesem Sinne ist indirekt auch die in Sinner (2014: 169-208) rekapitulierte Diskussion um die diasystematische Verortung konkreter Varietätentypen wie Gruppensprachen, Fachsprachen u.ä. Die Dimension „einzelsprachlichgesprochen“ sollte also nicht verabsolutiert und gegen die Varietätenkette abgegrenzt werden, als Heuristik leistet sie jedoch zugleich gute Dienste, insofern sie als Reflex des Verhältnisses aufgefasst werden kann, das eine bestimmte Sprachgemeinschaft zur Norm pflegt, sowie damit verknüpft als Indikator für diglossische Tendenzen wie etwa im Französischen. Entscheidende systematische Klärungen in diesem Sinne liefert Selig (2011), wo deutlich herausgearbeitet wird, dass die Varietätenkette trotz ihrer systemlinguistischen Provenienz als genuin phänomenologisches Konstrukt zu verstehen und entsprechend zu operationalisieren ist (Selig 2011: 123). Eindeutige kategoriale Zuordnungen können in diesem Rahmen gar nicht erfolgen. Die anthropologische Fundierung sprachlicher Varianz, die mit der Diamesie modellhaft zum Ausdruck gebracht wird, hat einen grundsätzlich anderen methodologischen Status und ist mit den konkreten empirischen Gegebenheiten in einer historischen Einzelsprache nicht direkt verknüpft. Man kann nun zu der Auffassung kommen, dass auch in diesem Fall die Form der Kommunikation über Begriffsinhalte zur Polemik beigetragen hat, da das einschlägige und weithin bekannte Schema in der Tat suggeriert, es gebe eine unüberbrückbare Trennung des anthropologischen Fundaments von der Empirie der Variation und Varianz sowie eine Hierarchie der beiden Sphären. 1a Nähe Distanz 1b ‚Nähe‘ ‚Distanz‘ 2 niedrig diaphasisch hoch 3 niedrig diastratisch hoch 4 stark diatopisch schwach Abb. 3: Koch / Oesterreicher (1990: 113) 16 Die in Albrecht (1990: 70f.) geäußerte Kritik gründet ebenfalls auf der Annahme, auszugehen sei von einer Reihenfolgebeziehung zwischen universeller und einzelsprachlicher Dimension. Dies muss jedoch nicht so sein. universalessentiell einzelspr. kontingent nicht markiert markiert STATUS DIASYSTEMA- TISCHE MARKIERUNG <?page no="54"?> Sebastian Greußlich 44 Beides ist jedoch, wie aus Selig (2011) hervorgeht, nicht gegeben. Die etablierten Begriffe können indes mit Gewinn auf empirische Gegebenheiten angewendet werden. Dabei ist allerdings erneut festzuhalten, dass diese eben prototypische Kategorien bezeichnen, was impliziert, dass die eindeutige Zuweisung eines Phänomens zu einer bestimmten Kategorie nicht immer angemessen ist und dass es kein Defizit ist, wenn die drei Dimensionen der Varietätenkette unterschiedliche Typen von Sprachvarietät erfassen. 17 Diese Sicht impliziert selbstverständlich nicht, dass jede denkbare Kategorisierung zulässig wäre; vielmehr ist dabei entscheidend, die Zuweisung von Phänomenen zu Varietätendimensionen ihrerseits zum Gegenstand eines transparenten hermeneutischen Prozesses zu machen. Ein solcher Prozess muss auf der Einsicht basieren, dass das Wissen der Sprecher über Sprache prototypisch organisiert ist, und kann hinsichtlich der Zuweisung konkreter Phänomene zu bestimmten Varietätendimensionen dann zumindest Indizien liefern und Plausibilität erzeugen. 2.3 Die Wiederentdeckung der Prototypikalität Dezidiert ausgearbeitet wird der prototypische Charakter von Varietäten derzeit wieder in der Perzeptiven Varietätenlinguistik, die damit teils auch zur Wiederentdeckung verschütteter Ideen der älteren Varietätenlinguistik beiträgt. Der Varietätenlinguistik liegt (implizit) ein prototypisches Verständnis von Merkmalen und Varietäten zugrunde, das sich an dem orientiert, was sich schon immer und gerade auch vor und außerhalb der Sprachwissenschaft als sprachliche Varietät par excellence aufdrängt, nämlich am Dialekt. In diesem speziellen Fall liegen relativ klare Kovariationen zwischen außersprachlichen und sprachlichen Variablen vor. Die diatopische Markierung erfolgt zudem durchgängig, im wörtlichen Sinn in jeder Silbe. (Krefeld / Pustka 2010: 18) Varietäten müssen also keineswegs immer als vollständige funktionelle Sprachen aufgefasst und beschrieben werden. Das Konzept „Diskurstraditionelles“, das seinerseits ja ebenso auf den Bezug einzelner Phänomene zu bestimmten Varietäten und Diskurstraditionen verweist und nicht die Identifizierung vollständiger funktioneller Sprachen voraussetzt, steht in diesem nun wieder hoch aktuellen Zusammenhang. Nimmt man die Prototypikalität des Varietätenbegriffs ernst, wird auch die Anschlussfläche für die Berücksichtigung der Wahrnehmung von Varietäten durch Sprecher sowie ihres Wissens über Varietäten deutlich. 18 Beide sind ihrerseits prototypisch 17 In diesem Sinne grundsätzlich auch schon Albrecht (1986), aktueller Dufter / Stark (2002) sowie Krefeld (2010). 18 Vgl. auch Stehl 2012, wo dieser Aspekt ebenfalls anknüpfend an die Diatopik entfaltet wird und methodisch breiten Raum einnimmt. <?page no="55"?> Varietäten, Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles 45 strukturiert und einschlägige Studien zeigen, dass Sprecher keine vollständige Kenntnis von Varietäten haben, Wissen und Wahrnehmung vielmehr auf prototypischen Merkmalen beruhen, die unter Umständen den Status eines Stereotyps annehmen; Differenzen zwischen Wahrnehmung und deskriptivem sprachwissenschaftlichem Befund sind somit zu erwarten. Wenn solche Differenzen festgestellt werden, dann stellen sie eigentlich ein Problem der Sprachsoziologie dar, das in die Linguistik integriert worden ist. Ob die Probleme der ideologischen Implikationen von Sprecherurteilen mit dem bisherigen Instrumentarium eingeholt werden können, soll hier offen bleiben. Klar ist aber, dass die Inanspruchnahme einer Varietätendimension für ein konkretes Phänomen letztlich hermeneutisch auch durch die Perspektive der Sprecher gedeckt sein muss, wenn artifizielle Konstrukte vermieden werden sollen. Die Notwendigkeit, sich mit der Bewertung von Sprache durch Sprecher auseinanderzusetzen, hat mindestens zwei wichtige, positive Folgewirkungen: a) Die Varietätenlinguistik wird ausdrücklich auf die Soziolinguistik verwiesen, wo im Rahmen der Attitude-Forschung die genannten Fragen bereits länger Thema sind (Lasagabaster 2 2008). Die bestehenden Bestrebungen, den Austausch mit benachbarten Paradigmen voranzubringen, können dadurch weiter an Dynamik gewinnen. b) Die methodologische Reflexion auf das Sprecherwissen über Sprache und die Berücksichtigung der damit verbundenen Werturteile kann eine kommunikative Brücke zwischen sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen und denen anderer geistes- und sozialwissenschaftlicher Domänen bilden. Dieser Aspekt ist für die akademische Lehre von wachsender Bedeutung. Nicht zuletzt kann sie auch eine solche kommunikative Brücke in die nicht-akademische Öffentlichkeit bilden, wo reflexiv abgesicherte Bewertungen zunächst einmal schlicht besser verständlich sein dürften als der spezifische Objektivitätsanspruch einer wissenschaftlichen Disziplin. 3 Varietätenlinguistik, Diskurslinguistik, Pragmatik, Grammatik - Perspektiven einer Annäherung Wie bis hierher deutlich geworden ist, vollzieht sich die Auseinandersetzung um die adäquateste Interpretation von varietätenlinguistischen Modellen und die Suche nach einer Form der begrifflichen Differenzierung, die ebenso angemessen wie erkenntnisfördernd ist, vor dem Hintergrund benachbarter Paradigmen und Fächer mit konvergierenden Erkenntnisinteressen, auch dann, wenn dies nicht in jedem Einzelfall eigens betont wird. Die Varietätenlinguistik verdankt bereits ihre Entstehung der Auseinandersetzung mit älteren Paradigmen, die sich dem Ziel verschreiben, ein Verständnis von Sprache als Kommunikationsinstrument wiederzugewinnen und <?page no="56"?> Sebastian Greußlich 46 insofern der ‚Pragmatischen Wende‘ der Sprachwissenschaft zugehören. 19 In diesem Sinn gilt es, auf der Fachebene neben der Romanistik mindestens die Germanistik und Anglistik zu berücksichtigen, auf der Ebene der Paradigmen die Soziolinguistik, die Textlinguistik und die zuletzt an Dynamik gewinnende Diskurslinguistik. Tut man dies, so ergeben sich daraus unter Umständen auch neue Perspektiven auf die akademische Lehre in fächerübergreifend angelegten Studiengängen wie etwa Renaissance-Studien, Lateinamerika-Studien u.ä., und zwar vor allem deshalb, weil die Varietätenlinguistik unterschiedliche Aspekte ihrer Untersuchungsobjekte integriert, die in den vorgenannten Paradigmen dafür je stärker vertieft werden, sodass ihre komplementäre Nutzung am ehesten ein schlüssiges Gesamtbild entstehen lässt. 20 Dazu einige abschließende Bemerkungen: Während die Varietätenlinguistik eine im Kern romanistische Entwicklung darstellt, die die Grenzen dieses Faches nur sporadisch überspringt, ist es der Textlinguistik und auch der Diskursanalyse, sei es als kritische linguistische Diskursanalyse, sei es als Konversationsanalyse, gelungen, in allen drei Fächern gleichermaßen Fuß zu fassen. Schon deshalb ist es sinnvoll, in einen Austausch mit ihren Vertretern einzutreten und das Nebeneinander, das bestehende Konvergenzen ungenutzt lässt, zu überwinden. So stellt etwa die weit gediehene Erschließung von Fachtexten durch eine textlinguistisch orientierte Fachsprachenforschung, gerade auch in diachroner Perspektive, auch für die Varietätenlinguistik einen erheblichen Gewinn dar, ohne dass diese deshalb gezwungen wäre, der Textlinguistik auch auf dem Weg der taxonomischen Klassifikation von Textsorten über geschlossene Merkmalsmengen zu folgen. Viel spricht dafür, diesen Unterschied deutlich zu markieren, ebenso wie die Einsicht in den prototypischen Charakter des Textbegriffs, die sich in der Varietätenlinguistik deutlich zeigt und als Errungenschaft betrachtet werden kann. Dass damit eine Reihe diffiziler Definitionsprobleme entfällt, die die Textlinguistik intensiv beschäftigt hat, ist ein Vorteil für die Verständigung über die Phänomene, die zu erklären sind. Konversationsanalyse und kritische Diskursanalyse sind zwei Paradigmen, die sich ebenfalls seit geraumer Zeit in allen drei Fächern etabliert haben und über einen im Verhältnis zur Varietätenlinguistik je spezifischeren Fokus verfügen. Zielt erstere auf die Konstitution mündlicher Rede und nimmt Anleihen bei der Ethnomethodologie, so geht es Letzterer um die Offenlegung impliziter Machtstrukturen in konkreten Diskurszusammenhängen in kritischer Absicht. 21 Für die Varietätenlinguistik sind dies beides nur Optionen, keine verbindlichen Festlegungen, und insofern zeigt sich 19 Eine systematische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Pragmatik und Varietätenlinguistik findet sich in Schrott / Völker (2005). 20 Vgl. in diesem Zusammenhang auch das bewusst provokativ formulierte Motto „Kulturwissenschaft als Sprachwissenschaft“ in Schrott (2014: 37). 21 Vgl. zuletzt etwa das Themenheft Januschek / Redder / Reisigl (2012). <?page no="57"?> Varietäten, Diskurstraditionen, Diskurstraditionelles 47 auch hier ihr integrativer Charakter. Eine Auseinandersetzung mit dem von Foucault inspirierten Diskursbegriff der kritischen Diskursanalyse sowie mit der jüngst stark hervortretenden, vor allem germanistisch geprägten Diskurslinguistik, die bestrebt ist, diesen Diskursbegriff für linguistische Belange weiter zu entwickeln, ist dringend geboten, da hier nicht nur sachliche, sondern vor allem auch terminologische Überschneidungen entstehen, die nicht zur Transparenz beitragen und bisher von beiden Seiten weitgehend unbeachtet geblieben sind. Symptomatisch für diesen Umstand ist das jüngste Erscheinen eines Wörterbuchs der interdisziplinären Diskursforschung (Wrana et al. 2014). In dieser nicht unproblematischen Konstellation liegt aber auch eine große Möglichkeit: Insoweit nämlich die Konstitution von Wissen in der sprachlichen Kommunikation einen zentralen Fragehorizont aktueller Diskurslinguistik darstellt (Felder / Müller 2009), bietet sich eine ideale Anschlussmöglichkeit an die phänomenologische Hermeneutik der Varietätenlinguistik, mit der sie dieses Element teilt. Ein nicht zu vernachlässigender Gesichtspunkt liegt außerdem darin, dass eine systematische und konstruktive Auseinandersetzung mit Begriffen und Methoden der Diskursanalyse auch deshalb geboten ist, weil diese eine wesentliche Rolle bei der Erhebung von Sprecherwissen über Sprache spielt, dessen hermeneutische Relevanz hier bereits thematisiert worden ist. Diese knappen Hinweise sollten zumindest im Ansatz zeigen, dass die Varietätenlinguistik gerade deshalb, weil sie in Auseinandersetzung mit älteren Ansätzen, die der ,Pragmatischen Wendeʻ im weitesten Sinne zugehören, entstanden ist, auch in der Lage ist, diese zu integrieren und es in der analytischen wie auch didaktischen Praxis gestattet, die elaborierteren Methoden spezialisierterer Paradigmen zur Vertiefung unterschiedlicher Aspekte flexibel zu nutzen. Der Austausch mit diesen Paradigmen muss jedoch organisiert sein und sollte nicht beliebig und sporadisch erfolgen. 22 Die jüngeren Beiträge zur Auseinandersetzung um Begriffe und Modelle weisen in diese Richtung und sollten aus den genannten Gründen systematisch weiter entwickelt werden. Eine zentrale Errungenschaft der letzten Jahre, die gerade auch im Konzept des Diskurstraditionellen treffend zum Ausdruck kommt, ist die Einsicht in die Prototypikalität der Begriffe, sei es „Text“, „Diskurs“, „Mündlichkeit“, „Schriftlichkeit“, „Varietät“ oder „Diskurstradition“. Sie unterläuft jeden strengen Definitionsversuch und gewährleistet die Offenheit der Varietätenlinguistik für den Anschluss von Wissensbeständen benachbarter Paradigmen ebenso wie Disziplinen, zum Beispiel ideologiekritischer Überlegungen der Diskursanalyse oder sprachsoziologischer oder auch sozialpsychologischer Problematisierungen von Sprecherhaltung und -wahrnehmung. Auf dieser Basis kann die Varietätenlinguistik Wichtiges 22 Wichtig in diesem Zusammenhang ist das Konzept „reflexive Interdisziplinarität“, entfaltet in Oesterreicher (2009). <?page no="58"?> Sebastian Greußlich 48 leisten, indem sie aufzeigt und praktisch belegt, dass Werturteile ein integraler Bestandteil geisteswissenschaftlicher Erkenntnis sein können, solange sie methodisch transparent erarbeitet und auch kommuniziert werden (Agud 2010). Der reflexive Umgang mit normativen Urteilen macht das Abwägen von denkbaren Alternativen und das Verstehen divergierender Beurteilungen eines Sachverhalts durch Reflexion auf ihre jeweiligen Voraussetzungen erst möglich. An dem Erhalt dieser Fähigkeit, die als geisteswissenschaftliche Kernkompetenz verstanden werden kann, sollte uns gelegen sein. Bibliographie Acham, Karl (1992). Struktur, Funktion und Genese von Institutionen aus sozialwissenschaftlicher Sicht, in: Melville, Gert (Hrsg.), Institutionen und Geschichte. 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In einem zweiten Teil werden dann Kategorien zur Erfassung von Diskurstraditionen vorgestellt, die gerade kein vorgefertigtes Korsett darstellen, sondern offene, universelle Dimensionen möglicher Kategorisierungen: neben der Vorunterscheidung der Diskursuniversen sind dies, als Kategorien der Form, Diskursformen, Diskurszonen und Diskursformeln; als Kategorien des Inhalts Diskursdomänen, Diskursthemata und Diskursmotive. 1 Einleitung Es ist auffällig, dass trotz mittlerweile jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Thema Diskurstraditionen einerseits so zentrale Fragen wie die von deren möglicher Subkategorisierung weitgehend ungelöst sind und dass andererseits bei allem lokalen Erfolg des Paradigmas dessen Rezeption weitgehend auf die Romanistik beschränkt geblieben ist, und ich denke, beide Punkte hängen eng miteinander zusammen: einerseits wird der Begriff nicht einheitlich verwendet und scheint eine Art Passepartout- Ausdruck für eine ganze Restschublade von Phänomenen zu sein, die mit anderen, etablierten Begrifflichkeiten und Systemen nicht erfasst werden können oder durch diese partialisiert werden, andererseits verliert er gerade dadurch seinen operativen Wert und bleibt eine Art modisches, weitgehend vages Etikett. Nun sollte zumindest die wiederholte Beschäftigung mit dem Thema zu Fortschritt führen, aber oft bleibt der Eindruck, dass es diesen kaum gibt und nach wie vor disperse Ansichten um einen gemeinsamen Punkt kreisen, wie Menschen, die um einen Tisch sitzen und diskutieren, wobei immer wieder neue hinzukommen und andere gehen und die Gespräche damit ohne wirkliche thematische Progression eigentlich stehenbleiben oder zirkulär sind. Es sollte jedoch möglich sein, über das Geleistete hinauszugehen und nicht nur dabei zu verharren, stets die unbestrittene Relevanz des Begriffs der Diskurstraditionen zu betonen oder an diesem oder jenem Punkte anzudeuten, dass hier Diskurstraditionen eine Rolle spielen. Die Einführung <?page no="62"?> Johannes Kabatek 52 des Begriffs 1 war ein Geniestreich, und dies nicht nur aufgrund von dessen Form und rezeptionsfreundlicher terminologischer Gestalt, sondern vor allem aufgrund von dessen Notwendigkeit und sorgfältig durchdachter theoretischer Einbindung, deren ursprüngliche Fassung leider nie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde - ein Manko, das zu beheben eigentlich eine Pflicht gegenüber dem Schöpfer des Begriffs ist, der sich hierum nun leider nicht mehr selbst kümmern kann. Aber Peter Koch hat den Begriff auch weiterentwickelt, er hat präzisiert, was er darunter versteht und nicht versteht, und er hat durch die später hinzugefügte Unterscheidung zwischen Diskurstraditionen und Diskurstraditionellem weitere Perspektiven eröffnet und Missverständnissen den Boden genommen. Ich möchte in den folgenden kurzen Gedanken nicht nur das immer wieder offen gebliebene Thema der Kategorisierung von Diskurstraditionen erneut aufnehmen, sondern dieses auch einbetten in eine umfassendere Auffassung von in irgendeiner Weise durch Tradition bedingten Phänomenen und Traditionen, die auch Kategorien und, wenn man so will, Einheiten entsprechen. 2 Mir geht es darum, die Reflexionen zum Thema der Kategorisierbarkeit und der Kategorisierungen von Diskurstraditionen zu verbinden mit zwei Sichtweisen, die mit den Termini Energeia und Ergon umschrieben werden könnten: die diskursive Energeia bezieht sich auf die Tätigkeit des Schaffens von Texten oder Diskursen, während sich das diskursive Ergon auf das Produkt bezieht. Die erste Frage, ob es überhaupt nötig ist, zwischen diskursiver Energeia / diskursivem Ergon und Energeia / Ergon tout court zu unterscheiden, möchte ich unbedingt bejahen: ich habe seit jeher befürwortet, einer Sprachaufassung, die die ganze Sprache vom Text her betrachten will, eine Absage zu erteilen, und ich bin auch nach wie vor davon überzeugt, dass die Hauptaufgabe der Linguistik in der Beschreibung und Erklärung der sprachlichen Energeia besteht (und hierbei insbesondere ihrer Einzelsprachlichkeit und nur auf deren Basis auch ihrer möglichen Universalität) und dass die Beschäftigung mit Texten und Diskursen für die Linguistik kein Selbstzweck ist, sondern innerhalb einer Einbettung des Diskurses in 1 Erstmals (ausführlich und unveröffentlicht ) in Koch (1987), erstmals (kurz) öffentlich in Koch (1988), dann ausführlicher und öffentlich in Koch (1997) und Oestereicher (1997). 2 Eine erste Präsentation des Versuchs der Kategorisierung von Diskurstraditionen hatte ich im April 2011 in Tübingen im Rahmen des von Christophe Gérard organisierten Kolloquiums Les traditions discursives en question: quelles normes entre la langue et le texte? , an dem auch Peter Koch und Wulf Oesterreicher teilnahmen, vorgestellt; eine erweiterte Version stellte ich auf dem von Alessandra Castilho organisierten 1. Symposium zu Diskurstraditionen (Simpósio Internacional de Estudos de Tradições Discursivas) in Natal / Brasilien im Oktober 2012 vor. Ich danke allen, die durch ihre Kritik zu dem vorgestellten Modell beigetragen haben. <?page no="63"?> Wie kann man Diskurstraditionen kategorisieren? 53 eine umfassende Sprachauffassung stattfindet. 3 Die Aufgabe der Diskurstraditionenforschung ist dabei diejenige, die ganze Trageweite von Diskurstraditionen und Diskurstraditionellem zu erfassen und zugleich zu zeigen, inwiefern eine grammatische Beschreibung ohne die Einbeziehung der Relevanz des Diskurstraditionellen gar nicht in voller Adäquatheit ihrem Objekt entsprechen kann. 2 Was sind eigentlich Diskurstraditionen? Den Bemerkungen zu diskursivem Ergon und Energeia möchte ich eine kurze Rekapitulation einer Sichtweise auf Diskurstraditionen vorschalten, wie ich sie in verschiedenen Arbeiten präsentiert habe, da bekanntlich das Verständnis dessen, was Diskurstraditionen sind, keinesfalls einheitlich ist und insbesondere der Grad des Umfangs und der Kategorisiertheit von Diskurstraditionen nicht von allen sich mit diesem Thema Beschäftigenden als einheitlich angesehen wird. Mein Ausgangspunkt war dabei stets die Coseriu / Schlieben-Lange / Kochsche Filiation von Gedanken - insbesondere die frühe Bestimmung des Begriffs bei Peter Koch - aber auch die von dieser Schultradition unabhängig rational begründete Suche nach dem rechten Platz des Traditionellen in der Sprachtheorie, und hier habe ich stets die Gleichsetzung des Diskurstraditionenbegriffs mit einem starren Gattungsbegriff abgelehnt, nach der Formel, dass Gattungen ohne Zweifel Diskurstraditionen sind, nicht aber umgekehrt, da unter Gattungen meist etwas Reduzierteres verstanden wird als das, was ich meine, mit dem Begriff Diskurstradition bezeichnen zu können und worin m.E. dessen ganzes innovatives Potenzial steckt. Dabei sollte auch hier nicht unerwähnt bleiben, dass es einen umfassenden Begriff von Gattungen (im Sinne von „genres discursifs“ in der Tradition Bachtins) gibt, der tatsächlich dem der Diskurstraditionen sehr nahe kommt, dass der Begriff Gattungen aber zu sehr besetzt ist, um uns hier Eindeutigkeit zu liefern. Und weitgehend ablehnen würde ich eine Auffassung, die etwa in einer historisch-linguistischen Studie sagt, es seien auch die Diskurstraditionen berücksichtigt worden, da zwischen Lyrik, literarischer Prosa und Sachprosa unterschieden wurde. Ich wäre zumindest skeptisch gegenüber der Frage, in wieweit Lyrik oder Sachprosa wirklich Diskurstraditionen sind (bei allem Diskurstraditionellen und dem Vorhandensein einer Kategorie ist die objektive Beschreibung hier hochproblematisch), und ich würde mich vehement dagegen wehren, dass damit „die Diskurstraditionen“ berücksichtigt wurden. 3 In Coserius Sprachauffassung einer „integralen Linguistik“ gibt es keine wirkliche Priorität eines der Aspekte: Coseriu fordert bekanntlich die Betrachtung aller drei Ebenen des Sprachlichen - der universellen, der historischen und der individuellen - unter dem Aspekt von Dynamis, Energeia und Ergon (cf. Coseriu 1955-56). <?page no="64"?> Johannes Kabatek 54 Wie mehrfach betont, schlage ich eine radikale Umorientierung vor, der zufolge nicht von etablierten Kategorien ausgegangen werden sollte, sondern vom Traditionellen in Texten und von den allenfalls sich etablierenden Kategorien. In Kabatek (2015a) hatte ich es folgendermaßen betont: Die ganze Diskussion um die Diskurstraditionen krankt m.E. an einem Perspektivenproblem: Es wird von bestimmten Kategorisierungen des Wiederholten oder Wiederholbaren ausgegangen und dann gefragt, welche Diskurstradition jeweils vorliegt. Ab dem Moment jedoch, wo wir vom Terrain der Kategorien ausgehen, versperren wir uns dem Prozess des Kategorisierens selbst. Ich hatte dabei an einer Beispielpassage aus dem altspanischen Conde Lucanor versucht zu zeigen, wie hier eine juristische Tradition evoziert wird, wobei die Passage zugleich in der Tradition der Exempla-Literatur steht und innerhalb dieser bestimmte Binnentraditionen evoziert, abwandelt und damit auch erneut etabliert. Hier liegt aus meiner Sicht das besondere Potenzial, das in dem Begriff steckt: in der Abkehr von der Suche nach einem gewissen globalen Stempel, den wir einem Text aufdrücken und mit dem wir ihn in eine bestimmte Schublade stecken und der Wendung hin zur umfassenden Suche und Rekonstruktion von Traditionsbezügen im Text, einer somit zutiefst philologischen Beschäftigung, die zugleich linguistische Relevanz hat. 4 Die unmittelbare Konsequenz dieser Sichtweise ist die der möglichen Vielheit von Diskurstraditionellem in einem einzigen Text. Der Conde Lucanor ist nicht Repräsentant einer einzigen bestimmbaren Diskurstradition (auch wenn die Gattung der Exempla-Literatur als dominierende Kategorisierung dies nahezulegen scheint); in ihm finden sich, in einer particolar combinazione, sehr unterschiedliche Traditionsbezüge, deren Gesamtheit einer Traditionskompositionalität entspricht, die für die textuelle Gesamtinterpretation Relevanz hat. Dabei ist für die Aufgabe der textuellen Gesamtin- 4 Die vorgeschlagene Umwertung ist nichts als die konsequente Fortsetzung von Coserius Umdrehung der Saussure’schen Doktrin von der Priorität der langue als Ausgangspunkt für alle linguistische Forschung (Coseriu 1955-56). Wenn Coseriu dagegen das Sprechen als Ausgangspunkt postuliert, so eben deshalb, weil im Sprechen alles ist und nicht von einer reduktiven Abstraktion aus der Blick auf Phänomene verstellt ist, die durch diese Abstraktion herausgefiltert wurden. Diese konsequente Betrachtung der Sprache als Energeia widerspricht auch jeder formalen Sprachwissenschaft, bei der die Form vor die Sprache gesetzt wird und somit nur das erkannt werden kann, was durch die formalen Kategorien erfassbar ist. Man könnte hier einwenden, eine solche Umdrehung sei gar nicht möglich, weil die Erkenntnis von Objekten immer mit apriorischen Kategorien zusammenhängt. Doch macht der hermeneutische Charakter der Linguistik es möglich, dass auch völlig neue Traditionsbezüge gefunden werden können - und schließlich beruhen auch die Kategorien der formalen Linguistik nicht auf gegebenen Objekten, sondern auf einer Setzung, der ebenfalls ein hermeneutischer Prozess zugrunde liegt. <?page no="65"?> Wie kann man Diskurstraditionen kategorisieren? 55 terpretation die möglichst umfassende Kenntnis aller dieser Traditionsbezüge wichtig oder vielleicht unabdingbar - und deshalb treffen wir uns bei der Betrachtung der Diskurstraditionen im Falle literarischer Texte mit unseren Kollegen aus der Literaturwissenschaft - es ist die Aufgabe der Interpretation jedoch nicht die der Linguistik. Für die Linguistik hingegen muss es darum gehen, die Relevanz der Traditionskompositionalität für sprachliche Phänomene zu erkennen und zu berücksichtigen, denn die zentrale Hypothese, die den Begriff der Diskurstraditionen für die Linguistik unabdingbar macht ist die, dass ein Text in einer bestimmten Synchronie nicht unmittelbar als Repräsentant dieser Synchronie gelten kann, weil er in Traditionen eingebunden ist, die auch grammatische Konsequenzen haben. Einer Synchronie entspricht daher auch kein homogenes System (bzw. es muss ihr nicht entsprechen), sondern eine gewisse Pluralität von Systemen, die in unterschiedlichen textuellen Traditionen erscheinen, die sich untereinander beeinflussen. Eine adäquate Grammatikbeschreibung muss also diese textuelle Variation berücksichtigen, bei der nicht etwa jeder Texttradition eine Grammatik entspricht, sondern bestimmte grammatische Elemente eher oder häufiger in bestimmten Traditionen vorkommen als in anderen, wobei die Präferenzen sich diachron zu verschieben pflegen. Insofern ist es im genannten Beispiel des Conde Lucanor wichtig zu wissen, dass an einer bestimmten Stelle des Textes die Tradition der altspanischen juristischen Fueros evoziert wird, weil dies mit einer bestimmten Form eines Konditionalsatzes zusammenhängt, also mit einem grammatischen Element; oder es ist, um ein anderes Beispiel zu nennen, wichtig, die Tradition der Eingangsformeln in den Briefen des brasilianischen 19. und frühen 20. Jahrhunderts von den Binnentexten zu unterscheiden, weil wir tendenziell in beiden Bereichen verschiedene Grammatiken der Anrede finden. 5 3 Begriffsübertragungen Mit dem Begriff der Traditionskompositionalität wurde ein erster Terminus genannt, der aus anderen Bereichen der Linguistik in die Diskurstraditionenforschung übernommen werden kann. Ich hatte dies auch für andere Begriffe vorgeschlagen und möchte heute ein solches metaphorisches Vorgehen noch weitertreiben und bei der diskursiven Energeia bewusst von bereits in der Linguistik etablierten Termini ausgehen, nicht nur, weil diese uns weitgehend geläufig sind, sondern auch, weil sie uns erlauben, bestimmte Phänomene besser zu fassen. Und vielleicht sollte es ja auch die Aufgabe der Linguisten sein, beim Blick auf den Text nicht zu versuchen, zu 5 Cf. Lopes (2012). <?page no="66"?> Johannes Kabatek 56 mittelmäßigen Literaturwissenschaftlern zu werden, sondern von der eigenen Fachkenntnis auszugehen und diese für die Textanalyse zu nutzen. Bei einer auf die Sprechtätigkeit blickenden Sicht geht es bezüglich der Diskurstraditionen um das Mehr, das der Sprecher im Rückgriff auf die Tradition zur Verfügung hat. Bei einer bestimmten kommunikativen Handlung sind nicht nur die Dimensionen Sprache (als System und Norm) und die „pragmatische Einbettung“ der Handlung zu betrachten, sondern eben auch die Tradition. Ich begegne einem Menschen auf dem Weg zum Büro am Morgen und ich sage Guten Tag, nicht nur, weil dies meiner kommunikativen Absicht, der Pragmatik des Grußes und meiner Kenntnis des deutschen Sprachsystems entspricht, sondern weil man so sagt, weil dies traditionell ist; und ich sage buenos días oder bom dia und nicht día bueno oder dia bom sogar unter Umständen gegen meine Kenntnis des spanischen oder portugiesischen Sprachsystems, aber eben weil man so sagt, weil das die Tradition so will, mit all den damit verbundenen Effekten - bis hin zu dem Effekt der Präsenz des Textes auch ohne seine Äußerung und der damit verbundenen Verletzung von Höflichkeitsnormen: das Nicht-Guten-Tag- Sagen ist bedeutungsvoll, weil es im Gegensatz zur Erwartung und zur gesellschaftlichen Norm steht. Ein solches Mehr der Tradition finden wir in allen Texten, von der Formel über das Alltagsgespräch bis zum Roman, und es manifestiert sich in konkreten sprachlichen Elementen, in Inhaltsbezügen oder in formalen Texteigenschaften. Mit Blick auf das Sprachsystem ist dieser zusätzliche semiotische Wert von Texten aufgrund von Tradition dann besonders bedeutsam, wenn er zu Abweichungen führt, wenn die Tradition eine eigene Grammatik in sich trägt und diese über die Tradition in den Kontext einer anderen Grammatik getragen wird. Wir können hier, in Anlehnung an den Begriff des Sprachkontakts, von Textkontakt sprechen. Aber Textkontakt ist nicht nur das in Kontakt treten von Texten mit Texten, sondern auch das in Kontakt treten von Sprachen, ja Sprachen treten immer über Texte in Kontakt. Seit Weinreich ist es üblich zu sagen, dass der Ort des Sprachkontaktes der Kopf des Mehrsprachigen ist, aber es ist noch mehr: es ist der konkrete Text oder Diskurs, über den Sprachen in Kontakt treten. 6 Nicht „das Englische“ und „das Deutsche“ beeinflussen sich als abstrakte Größen, sondern das Englische des Computerhandbuchs, des wissenschaftlichen Aufsatzes oder der Late Night Show tritt mit dem Deutschen des Computerhandbuches, des wissenschaftlichen Aufsatzes oder der Late Night Show in Kontakt. Ich hatte an galicischen Fernsehnachrichten diese sprachliche Interferenz über den Text beschrieben, und Ähnliches ließe sich auch für baskische oder katalanische Fernsehnachrichten oder für viele andere übernommene Textsorten feststellen. Dabei äußert sich der Kontakt 6 Cf. Kabatek (1996). <?page no="67"?> Wie kann man Diskurstraditionen kategorisieren? 57 immer je nach kultureller Stimmung 7 in zweierlei Richtung, entweder durch Übernahme von Elementen oder durch deren Ersetzung durch eigenes Material, und der deutsche Computer ist letztlich ebenso Anglizismus wie der französische Ordinateur, aber mit genau entgegengesetztem kulturellen Vorzeichen, genauso wie die alfonsinische Rechtssprechung trotz ihrer scheinbar vollkommen kastilischen Gestalt dennoch hochgradig latinisierend ist, wenn auch in einem nicht unmittelbar sichtbaren, bewusst dorthin verbannten Subtext. 8 Diskurstraditionen sind aber nicht nur Orte sprachlicher Interferenz; wir können auch von rein textueller oder diskursiver Interferenz sprechen, wenn Texte zueinander in Kontakt treten. Die beim Sprachkontakt beobachteten Phänomene positiver und negativer Interferenz finden sich auch beim Textkontakt. 9 Ein immer wieder genanntes Beispiel ist die Prosifizierung des altspanischen Cid-Epos, die einerseits bewusst die gereimten Verse des Epos in Prosa umwandelt, dabei aber nicht ganz vermeiden kann, dass auch in der Prosaversion immer wieder Reime vorkommen, die auf die epische Vorlage zurückgehen - wobei eben auch das vollständige Vermeiden von Reimen eine Art der Interferenz wäre, denn auch dieses wäre schließlich vor dem Hintergrund des Vorbildes zu sehen und auf das Vorbild zurückzuführen. 10 Hier manifestiert sich die Interferenz dann nicht durch die Präsenz einer anderen Sprache, sondern eines anderen textuellen Modells, das bei der Schaffung des neuen Textes präsent war. Bei allem Kontakt ist Interferenz also per definitionem da, aber sie ist in unterschiedlichem Maße manifest. In Queneaus Exercices de style ist in diesem Sinne die textuelle Interferenz mit allen Versionen in allen 99 Variatio- 7 In Kabatek (2015b) wurde vorgeschlagen, den Begriff der „Sprachkultur“ viel weiter zu fassen als traditionell üblich und darunter alle jene gemeinschaftlichen Traditionsphänomene zu zählen, die auf metasprachliche Konventionen zurückgehen und nicht nur die institutionellen oder öffentlichen sprachpflegerischen Diskurse. Damit gehört auch die Kultur der Akkomodation (passen sich Sprecher an andere an, wird in Standard kommuniziert, wird symmetrisch oder asymmetrisch kommuniziert) oder die Frage der allgemeinen Offenheit oder des Widerstandes gegenüber Fremdem in Kontaktsituationen zur Sprachkultur. 8 Cf. Kabatek (2006). 9 Zu den Begriffen „positive“ und „negative“ Interferenz siehe Kabatek (1997). 10 Man könnte über die Operationalisierbarkeit des Interferenzbegriffs streiten, wenn dieser auch auf Phänomene ohne jede Auswirkung erweitert wird. Es scheint mir aber unvermeidlich, den Interferenzbegriff bei der Tätigkeit des Individuums anzusetzen und nicht bei den Sprachen (in diesem Sinne wird in Kabatek 1997 bewusst gegen Weinreich und im Sinne von Coseriu 1977 argumentiert). Damit ist Interferenz grundsätzlich per definitionem gegeben, wenn mehrere Sprachen in der Kompetenz eines Sprechers präsent sind. <?page no="68"?> Johannes Kabatek 58 nen präsent, aber die Kunst des Textes 11 besteht gerade darin, dass jeder der 99 Texte so daher kommt, als sei er völlig eigenständig. Da der Interferenzbegriff für Textkontaktphänomene ein sinnvoller ist (und dies wurde bereits in verschiedener Form an unterschiedlichen Stellen festgestellt) kann man fragen, ober die terminologische Analogie noch weitergehen darf. Sicherlich gibt es auch so etwas wie Text-Switching, wenn ein Text plötzlich und ohne Übergang von einer Tradition in eine andere wechselt, etwa bei der Rolle des Chors in der Tragödie, bei Federico García Lorcas unvermitteltem Wechsel zur Lyrik im Theaterstück inmitten von Bodas de Sangre oder wenn in Borges‘ Biblioteca de Babel der Leser plötzlich mit der aus der Narrativik in die Anrede switchenden Frage „tú, que me lees, ¿estás seguro de entender mi lenguaje? “ überrascht. 12 Der diskursive Wechsel kann fest etabliert werden und zur sozialen Praxis der Di- oder Polytextualität führen, wenn verschiedene Diskurstraditionen mit unterschiedlichen Funktionen sich in einem bestimmten Kommunikationszusammenhang gegenseitig bedingen, etwa in der Abfolge von Gesang, Prosa, Gebet, und Predigt in der Messe. Ein weiteres Begriffspaar, das sicherlich nur metaphorisch, dann aber wohl mit gewissem Nutzen übertragen werden kann, ist das der Pidginisierung und der Kreolisierung. Selbstverständlich hinkt die Übertragung auf Diskurstraditionen in vielerlei Hinsicht, aber ein Aspekt ist unbedingt hervorzuheben: Sprache wandelt sich je nach historischer Konstellation in variierendem Rhythmus; bestimmte externe Bedingungen beschleunigen oder verlangsamen Sprachwandelprozesse. Ein Extremfall von Beschleunigung ist die Pidginisierung und die Kreolisierung: binnen Jahrzehnten entsteht etwas vollkommen Neues, weil kommunikative Konstellationen gegeben sind, die zu dieser Neuentstehung kaum eine Alternative zulassen. Solche Momente des beschleunigten Wandels sind Schlüsselmomente für die Sprachwandelforschung, und sie ergeben sich in ähnlicher Form auch bei weniger radikalen Wandelprozessen; ich möchte nur die Stichworte Guerre de Cent ans oder Revolución fonológica del Siglo de Oro nennen, zwei in der romanischen Sprachgeschichte umfassend beschriebene Umwälzungsszena- 11 Wie man sieht, ist es bei dem Begriff „Text“ problemlos möglich, ihn als taxonomischen Begriff auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig zu verwenden: für jeden der 99 Texte wie für den Gesamttext der Exercises. 12 Es gibt hier selbstverständlich auch Grade der Traditionalität von „Switching“. Für die Literatur ist das Wechseln zwischen direkten Redepassagen und Erzählung ja etwa im Roman eine fest etablierte, kaum überraschende Technik; der besondere Effekt bei Borges‘ Switch liegt vielleicht insbesondere im vermeintlichen Heraustreten des Autors aus dem Text und der unmittelbaren Leseransprache, wie wir sie auch bei Calvino oder Bertone finden. Doch auch dies ist keinesfalls neu, denken wir etwa an Unamuno oder, in weiterem Sinne, eine lange Tradition bis zur Publikumsanrede in den mittelalterlichen Epen oder in der Antike. <?page no="69"?> Wie kann man Diskurstraditionen kategorisieren? 59 rien, in denen letztlich externe Entwicklungen zu einer zumindest scheinbaren Beschleunigung von Sprachwandelprozessen geführt haben. Allerdings ist zu unterscheiden zwischen Umwälzungen, die tatsächlich völlig Neues entstehen lassen (wie ein Pidgin oder ein Kreol) und solchen, bei denen bereits Vorhandenes durch Veränderungen im Varietätengefüge anders sichtbar wird als zuvor. Ich möchte nun diese Begriffe nicht überstrapazieren und eben nur in Anführungszeichen von „textueller Kreolisierung“ sprechen, aber es geht dabei eben um die Emergenz von neuen Diskursen und ihrer Traditionen aufgrund bestimmter historischer Konstellationen: die Übertragbarkeit liegt in der Kurzfristigkeit der Vorgänge, der Tatsache, dass neue Diskurstraditionen, die dann anschließend lange Zeit relativ stabil bleiben können, oft in kurzen Phasen, in dynamischen Schlüsselmomenten entstehen. Auslöser können bestimmte kulturelle Ereignisse sein, technische Neuerungen, institutionelle Veränderungen. Hier liegt inzwischen eine ordentliche Zahl untersuchter Beispiele vor: die Arbeiten zu den Chroniken über die Eroberung und Kolonisation Amerikas, wo eine wirklich neue Welt zu neuen Texten führt; Arbeiten zu Schlüsselmomenten wie der Renaissance des römischen Rechts im Mittelalter, der Entstehung des Buchdrucks, der Französischen Revolution und ihrer Folgen bis hin zu Arbeiten zur Veränderung kommunikativer Praktiken durch Smartphones. Es sind jeweils Momente, in denen Traditionelles unter veränderten Kommunikationsbedingungen neu konfiguriert und kreativ neu gestaltet werden muss, um dann kommunikative Praktiken zu etablieren, die nicht mehr nur pragmatisch-situativ begründet sind, sondern sich durch rekurrente Muster auszeichnen, die mit rekurrenten Konstellationen verbunden werden. 4 Traditionen identifizieren Insgesamt kann sicherlich gesagt werden, dass unabhängig von der Frage der Begrifflichkeiten für mögliche Subkategorien bislang der Schwerpunkt der Diskurstraditionenforschung auf der Energeia lag, eben auf der Untersuchung von Dynamiken, Emergenzmomenten, Tätigkeiten von Sprechern und Schreibern in bestimmten diskursiven Konstellationen: auf Diskurstraditionellem und auf dessen Schaffung und nicht auf etablierter Tradition. Damit soll nicht ausgeschlossen sein, dass auch die Diskurstraditionen als Ergon betrachtet und kategorisiert werden können, aber hier lag in den letzten Jahren nicht die Priorität, weil es hier auch schon zahlreiche Arbeiten insbesondere im Bereich der Texttypologie gab und die Diskurstraditionenforschung gerade nicht an starren Kategorien und Schubladen interessiert war. Wenn wir aber zu einer Kategorisierung von Diskurstraditionen gelangen wollen, so muss dies m. E. eben gerade von der erwähnten Umkehrung <?page no="70"?> Johannes Kabatek 60 her geschehen und nicht von den etablierten Kategorien ausgehend. Denn ansonsten geschieht genau das, was immer geschieht, wenn neue Objekte von bestehenden Einteilungen aus betrachtet werden: wir werden sie nie in ihrer ganzen Vielfalt wahrnehmen. So ist es, wenn wir versuchen, die Grammatik einer Fremdsprache von den Kategorien der Muttersprache ausgehend zu beschreiben und dabei starr bleiben, oder wenn wir mit onomasiologisch festgezurrten Scheinuniversalien an eine Einzelsprache gehen und deren Partikularitäten nicht sehen, weil sie nicht in unserem Raster vorgesehen sind. Methodisch ist dies aber eine problematische Forderung, denn wie sollen wir es denn sonst tun, wenn wir nun einmal von etwas ausgehen müssen? Es sind die Objekte ja nur über die Anschauung erfassbar und diese ist kategorial geprägt. Wir könnten, anstatt etwa von aus der Texttypologie bekannten Kategorien auszugehen, die einzelsprachlichen Namen der Texte zum Ausgangspunkt machen, wie dies im Falle des Spanischen getan wurde. 13 Aber auch hier ist Vorsicht geboten: erstens sind die Namen von Texten nicht strukturiert wie Wortfelder in anderen Bereichen, da wir hier eine Reihe von artifiziellen Termini haben, die mit „natürlichen“ Begriffen koexistieren. Zweitens aber geht es bei der Traditionalität gerade nicht nur um die bereits vorhandenen Gefäße, sondern um das, was in ihnen ist. Um die Traditionen der Inhalte von Gläsern in einer Cocktailbar zu beschreiben liefern die Formen und Namen der Gläsertypen nur Anhaltspunkte, und sie können sogar falsche Fährten liefern. Wie aber sollen wir zur wahren Traditionalität gelangen? Ich denke, es muss auch hier wie bei allen Geisteswissenschaften im Gegensatz zur naturwissenschaftlichen Hypothesenbildung und Experimentbasierteit auf der Basis von umfassender Expertenkenntnis, Intuition und Empathie geschehen, der Empathie des Linguisten, der als Produzent von Texten selbst weiß, woraus Texte schöpfen können und zu schöpfen pflegen, der aber seine Intuitionen nur zum Ausgangspunkt macht für eine systematische Suche nach Traditionellem mit dem Ziel, die ganze Bandbreite möglicher Traditionen so gut wie möglich zu identifizieren. Dabei mag es durchaus sein, dass auch Objektivierungen möglich sind. Die technischen Möglichkeiten zur Untersuchung von Corpora erlauben die Identifikation rekurrenter Muster, wobei diese von der unmittelbaren Wiederholung von Elementen bis zur Rekurrenz von bestimmten Konstellationen - etwa bei den Mitteln zur Satzverknüpfung - reichen können. 14 Besonders vielversprechend erscheint gegenwärtig eine symbiotische Zusammenarbeit von Expertenintuition und automatisierter Analyse. 13 Cf. Loureda Lamas (2003). 14 Cf. hierzu die Arbeiten des Projekts B 14 des SFB 441, etwa Kabatek / Obrist / Vincis (2010). <?page no="71"?> Wie kann man Diskurstraditionen kategorisieren? 61 5 Traditionskompositionalität Im Gegensatz zu einer Betrachtung „von oben“, von den Kategorien aus, soll es also um eine „bottom up“-Sichtweise gehen, die nicht von „Genres“ oder „Gattungen“, „Textsorten“ oder auch „Texttypen“ ausgeht, sondern von der Suche nach Traditionellem in Texten oder Diskursen. Dabei wäre es der Komplexität des Gegenstandes Text nicht angemessen, würde man erwarten, dass es - ähnlich wie bei den Klassifikationen „von oben“ - auch bei der Betrachtung „von unten“ zu klaren, eindeutigen, monodimensionalen Kategorien kommen wird: es geht stattdessen um die erwähnte Komposition von Traditionen. Diese kann horizontal (oder syntagmatisch) sein, wenn in einem Text verschiedene Abschnitte unterschiedliche Traditionen evozieren, oder vertikal (oder paradigmatisch), bei möglicher Kopräsenz verschiedener Traditionsbezüge. So ist eine französische Parlamentsrede eines konservativen Enarchen zugleich Parlamentsrede, konservativ und „Enarchisch“ (und zudem noch Französisch! ) - und alle diese Bezüge sind simultan gegeben und lassen sich aufgrund der Konfiguration der Textoberfläche mehr oder weniger rekonstruieren (wobei die Oberfläche hier keinesfalls nur auf die Ausdrucksebene bezogen ist, sondern den Inhalt unbedingt mit einschließt). Wenn Petrarca schreibt „quand’io mi volgo indietro a mirar gli anni“ und wir zunächst bei Garcilaso den Vers Cuando me paro a contemplar mi estado, dann bei Lope de Vega Cuando miro los años que he pasado und schließlich bei Quevedo Cuando me vuelvo atrás a ver los años finden, so ist der Traditionsbezug zumindest doppelt: die jeweiligen Verse sind jeweils Teil eines Sonetts, und die Tradition ist damit einerseits die der Textform, andererseits die des Motivs des Rückblicks auf die Lebensjahre. Der Träger der poetischen Form ist per definitionem Überträger auch weiterer textueller, sprachlicher und inhaltlicher Elemente, und so übernimmt der spanische Petrarkismus nicht nur Formen und Motive, sondern auch sprachliche Elemente aus der italienischen Tradition. Dabei geht es aus linguistischer Sicht wie gesagt nicht um die literarische Hermeneutik, also um die Interpretation der Gedichte von Petrarca, Lope oder Quevedo, sondern um die Identifikation der traditionellen Elemente - um die Beziehung dieses Textes zu anderen Texten. Für die Linguistik ist es dabei prinzipiell kein Unterschied, ob es sich, wie hier, um Sonette, um Kochrezepte oder um einen Dialog in Berliner Schnauze handelt. 15 15 Cf. Koch (1987). <?page no="72"?> Johannes Kabatek 62 6 Kategorien „vom Text aus“ Wenn wir nun die Kategorien „vom Text aus“ etablieren wollen, so müssen wir prinzipiell mit einer offenen Liste von Möglichkeiten rechnen und darauf gefasst sein, dass es notwendig sein muss, die Kategorien feiner zu gliedern und umfassender darzustellen. Wir beginnen zunächst mit der Übernahme des Begriffs des Rede- oder Diskursuniversums, einer Art semiotischer Grundkonstellation, die das Verhältnis von Subjekt und Objekt bestimmt, wie es im Text zum Ausdruck kommt. Wir könnten diese vorgeschaltete Unterscheidung eventuell ausklammern, doch ist sie sicherlich der Rahmen für Traditionelles und vielleicht - zumindest im Falle des Universums der Wissenschaft - auch selbst traditionell. Auch Raymund Wilhelm, von dessen Bestimmung ich hier Verschiedenes übernehme, nimmt die Diskursuniversen mit in die Kategorisierung hinein. 16 Nach dieser Vorunterscheidung ist die erste Differenzierung, die bei der Beschreibung der Kategorien notwendig erscheint diejenige zwischen der Ausdrucksseite des Textes und seinem Inhalt. Insgesamt möchte ich die folgenden sechs Kategorien vorschlagen: als Kategorien der Form Diskursformen, Diskurszonen und Diskursformeln; als Kategorien des Inhalts Diskursdomänen, Diskursthemata und Diskursmotive. Die Diskursform leitet sich aus dem an der Textoberfläche sichtbaren Aufbau des Textes ab. Ein Sonett hat eine kanonische Form mit verschiedenen Unterformen, ein Alltagsgespräch hat zwischen Gruß und Verabschiedung eine offene Form, die jedoch keinesfalls ungeordnet und dennoch schwerlich weiter formal fassbar wäre. Die Form kann vom strikt vorgegebenen Formular bis zur völligen Offenheit sehr stark variieren. Die Diskurszone bezieht sich auf die bereits erwähnte Horizontalität des Textes: seine unterschiedlichen Bereiche. Der Beginn und das Ende sind besonders sensible Zonen eines Textes oder Diskurses, aber auch jenseits dieser Randzonen gibt es oft Zonen, die Orte einer Eigenständigkeit und einer eigenständigen Dynamik sind. Dies ist etwa bekannt aus der mittelalterlichen Betrachtung von Urkunden und dem mäandernden Romanisch vom Zentrum des Textes hin zu seiner Peripherie; oder es ist bekannt aus der diskurstraditionell differenzierten Anredeforschung, wie sie von Célia Lopes (2012) am bereits erwähnten Beispiel des brasilianischen Portugiesisch präsentiert wurde: die Form você taucht in Briefen im 19. und frühen 20. Jh. keinesfalls an allen Orten gleichzeitig auf; sie schleicht sich gewissermaßen über bestimmte weniger saliente Zonen des Briefes in die Brieftradition hinein. 16 Cf. Wilhelm (2001) und Kabatek (2011). <?page no="73"?> Wie kann man Diskurstraditionen kategorisieren? 63 Eine weitere Größe auf formaler Seite - und auch hier kann ich mich an Raymund Wilhelm anlehnen - ist die Formel. Hier handelt es sich nicht um Form im Sinne einer bestimmten Abfolge (die übrigens genau gesehen nicht vom Inhalt unabhängig bestimmbar ist); hier geht es vielmehr um die unmittelbare Wiederholung von sprachlichem Material, die natürlich auch variierend sein kann. Es gibt dabei verschiedene Funktionen von Formeln, von der autonomen Formel als Text über die Indexformel (die einen Diskurstypen als solchen indizierende Formel wie es war einmal) bis hin zur frei in Texte als komplexe Zeichen einfügbare Formeln. Auf der Inhaltsseite können wir zunächst Diskursdomänen unterscheiden, die durch kulturelle Praktiken oder Institutionen bestimmt werden und die im Gegensatz zu den Diskursuniversen nicht rein semiotisch durch das Verhältnis von Subjekt und Objekt bestimmbar sind. Eine Wurzel ziehen ist in der Domäne des Gartenbaus etwas anderes als in der Mathematik, und dies ist für den Text selbstverständlich relevant. Beim Diskursthema geht es um das dominante Thema eines Textes, wie es von der Texttypologie beschrieben wurde: die zentrale Funktion des Textes, etwa im Falle eines Plädoyers die Funktion, andere zu überzeugen. Auch wenn es in vielen Texten ein dominantes Textthema geben mag, kann es natürlich auch Binnenthemen geben, mit unterschiedlicher Progression und Regression im Text. Beim Motiv schließlich geht es um literarische und nichtliterarische Topoi, um konventionalisierte Implikaturen und um bestimmte mit einer Zeichenkombination verbundene Wissensbestände, die oft nicht aus der ersten Ebene der Zeichenkenntnis erschließbar sind, sondern eines zusätzlichen Wissens bedürfen. Diese hier nur kurz skizzierten Kategorien im Einzelnen zu präzisieren und zu exemplifizieren wäre Aufgabe einer umfassenden Abhandlung; hier muss ich es bei diesen Andeutungen belassen. Wie gesagt ist es durchaus denkbar, dass noch weitere Kategorien hinzugefügt werden müssen. So scheint es etwa für die von Peter Koch zitierte Berliner Schnauze noch anderer als der erwähnten Kategorien zu bedürfen: die Berliner diskursive Eigenart lässt sich der Domäne des Alltags zurechnen, innerhalb derer es kulturell verschiedene rhetorische Traditionen auf einem Kontinuum zwischen Höflichkeit und Unhöflichkeit gibt, die je nach Grad der Konventionalisierung paradoxe Wirkungen haben können (wie aus der Unhöflichkeitsforschung bekannt, sind konventionalisierte Unhöflichkeiten meist Ausdruck von Nähe und Vertrautheit). Auch könnte man sich fragen, ob es eine weitere Kategorie für gewisse allgemeine diskursive Konstellationen (im Sinne Foucault’scher Diskurse) gibt, die zunächst nicht traditionell, sondern als Konstellationen eher universell oder allgemein sind, dann aber den Rahmen für die Herausbildung diskursiver Traditionen bilden. So ist dem „Diskurs der Krise“ eigen, dass in den Krisen Topoi wie „diese Krise ist schlimmer als <?page no="74"?> Johannes Kabatek 64 alle anderen“ oder „diese Krise endet nie“ traditionell werden, an die sich nach den Krisen niemand mehr erinnert, oder es zeigt sich als Konstante im Diskurs von nach Emanzipation strebenden Minderheiten, dass bezüglich der Mehrheit gesagt wird, sie verstehe die Minderheit nicht bzw. sie wolle die Minderheit nicht verstehen. Zentral ist einerseits, dass die Kategorien sich aus der zuvor identifizierten Traditionalität ableiten lassen müssen - und dabei keine Art der Traditionalität ausgeschlossen werden darf - und dass sie andererseits kombinierbar sind und simultan vorliegen können. Gerade aus den Kombinationsmöglichkeiten - eben der erwähnten Traditionskompositionalität - ergibt sich ein reichhaltiger semiotischer Baukasten, der unzählige Evokationen erlaubt und nicht nur den Reiz der Kommunikation ausmacht, sondern einfach essentiell mit dieser verbunden ist. 7 Schluss Der Titel mag auf den ersten Blick mehr Erwartungen geweckt haben, als schließlich erfüllt werden konnten, da die vorgestellten Kategorien nur sehr knapp und mithin fragmentarisch vorgestellt wurden. Dennoch scheint mir die zentrale Richtung klar genug angedeutet zu sein: nicht von den vorgebackenen Kategorien ausgehend an die Texte gehen, sondern für alle denkbaren Traditionsbezüge offen sein. Die unendliche Reichhaltigkeit von Traditionellem in Texten kann zu Gruppen gebündelt und kategorisiert werden, und ein Vorgehen nach den skizzierten Kriterien kann methodischer Ausgangspunkt der Diskurstraditionenanalyse sein. Mit stets offenem Blick für den ganzen Reichtum des Traditionellen in Texten und seiner jeweilig möglichen Funktion. Bibliographie Coseriu, Eugenio (1955-56). Determinación y entorno. Dos problemas de una lingüística del hablar, in: Romanistisches Jahrbuch 7, 24-54. Coseriu, Eugenio (1977). Sprachliche Interferenz bei Hochgebildeten, in: Kolb, Herbert / Lauffer, Hartmut (Hrsg.), Sprachliche Interferenz: Festschrift für Werner Betz, Tübingen, Niemeyer, 77-100. Kabatek, Johannes (1996). Die Sprecher als Linguisten. Interferenz- und Sprachwandelphänomene dargestellt am Galicischen der Gegenwart, Tübingen, Niemeyer. Kabatek, Johannes (1997). Zur Typologie sprachlicher Interferenzen, in: Moelleken, Wolfgang / Weber, Peter (Hrsg.), Neuere Forschungsarbeiten zur Kontaktlinguistik. [Festschrift für Peter Nelde zum 55. Geburtstag], Bonn, Dümmler, 232-241. 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Die vergleichende Untersuchung dieser Verwendungen aus Sicht der linguistischen Pragmatik geht der Frage nach, worin die Traditionalität und Historizität dieser narrativen Techniken bestehen und wie deren Geschichte zwischen Diskurstraditionellem und Einzelsprachlichem erfasst werden kann. 1 Zum Aufbau Diskurstraditionen und einzelsprachliche Traditionen sind zwei Typen von Traditionalität, deren Zusammenwirken maßgeblichen Anteil an der Gestaltung narrativer Techniken und diskursiver Organisationen des Erzählens hat. Grundlage für die folgende Analyse der Interaktion von Diskurstraditionellem und Einzelsprachlichem in den Techniken des Erzählens ist ein Modell der linguistischen Pragmatik, das auf der Basis des Coseriu’schen Systems der Sprachkompetenz drei Felder und Perspektiven der Pragmatik unterscheidet (Abschnitt 2). Nachdem so der theoretische Rahmen etabliert ist, werden die einzelsprachlichen Mittel vorgestellt, die für Tradition und Innovation des Erzählens eine zentrale Rolle spielen: zum einen die imperfektiven Aspektformen der Vergangenheit im Französischen und Spanischen (imparfait und imperfecto), zum anderen die Präsensformen présent und presente (Abschnitt 3 und 4). Alle Formen haben gemeinsam, dass sie in narrativen Kontexten Verwendung finden, für die sie aufgrund ihrer Semantik nicht prädestiniert sind. Daher ist zu klären, auf welche Weise sich diese Verwendungen - imparfait narratif und imperfecto narrativo bzw. Prä- <?page no="78"?> Angela Schrott 68 sensformen in narrativen Kontexten - in die Muster des Erzählens einreihen. Im letzten Abschnitt (5) werden die Traditionen des Erzählens im Modell der linguistischen Pragmatik situiert. Dabei wird nach einer Vertiefung der kulturgeschichtlichen Zusammenhänge präzisiert, wie einzelsprachliche Traditionen und Diskurstraditionen bei beiden Typen ineinandergreifen, und es wird aufgezeigt, wie Diskurstraditionen über ihre Relation zu universellen Prinzipien des Sprechens erfasst werden. Dabei spielen das Grice’sche Kooperationsprinzip und seine Maximen eine zentrale Rolle. 2 Regeln und Traditionen des Sprechens in der linguistischen Pragmatik Eine zentrale Frage der linguistischen Pragmatik ist, welchen Prinzipien, Regeln, Traditionen und Normen die Sprecher folgen, wenn sie kommunikative Aufgaben bewältigen. Das Coseriu’sche Modell der Sprachkompetenz erschließt die linguistische Systematik dieser Regeln und Traditionen und bietet sich daher als theoretisches Fundament pragmalinguistisch angelegter Studien an. Ausgangspunkt ist Coserius bekannte Definition des Sprechens als universelle, allgemein-menschliche Tätigkeit, die immer in bestimmten historischen Einzelsprachen erfolgt und in konkreten Kommunikationssituationen ausgeübt wird, in denen die Sprecher als Individuen agieren (Coseriu 1988: 70). Das Drei-Ebenen-Modell der allgemeinen Strukturen der Sprache und der Sprachkompetenz ist die systematische Ausfaltung dieser Definition. 1 Die Interpretation der Coseriu’schen Systematik als Modell der linguistischen Pragmatik liegt aus zwei Gründen nahe. Zum einen geht es Coseriu primär um das Sprechen als Tätigkeit im Sinne der energeia, zum anderen versteht er die Sprachkompetenz in ihrer Gesamtheit als eine kulturelle Kompetenz. Beides entspricht der Perspektive der linguistischen Pragmatik als kulturbezogene Sprachwissenschaft, die das Sprechen in konkreten Situationen und Handlungskontexten untersucht. Bekanntlich unterscheidet Coseriu in seinem Modell neben der universellen, historischen und individuellen Ebene die drei Gesichtspunkte von energeia, dynamis und ergon. Da es in meiner Studie primär um Regeln und Traditionen des Sprechens geht, liegt der Fokus im Folgenden auf dem Gesichtspunkt des Wissens und damit auf der Trias von allgemein-universellen Regeln, idiomatischen oder einzelsprachlichen Traditionen und Dis- 1 Zur ursprünglichen Fassung des Modells vgl. Coseriu (1981: 272 und 1988: 70, 95f., 121-125). Zur Diskussion des Modells in der romanischen Sprachwissenschaft vgl. Schlieben-Lange (1983: 138-140), Koch (1997: 45-47 und 2008: 53-65), Oesterreicher (2001: 1558f.), Lebsanft (2005: 30-32), Loureda (2007: 30f., 35f.), Kabatek (2005: 158-160 und 2011: 91-93), Wilhelm (2001: 467-470 und 2011: 125-130) sowie Schrott (2011b: 194-197 und 2014: 7-11). <?page no="79"?> Techniken des Erzählens und ihre Traditionen 69 kurstraditionen. Die allgemein-universellen Regeln und Prinzipien des Sprechens umfassen übereinzelsprachliche Regeln, wie z.B. das Grice’sche Kooperationsprinzip, sie sind sprachübergreifend, gehören keiner Sprache an und sind ein nicht-sprachliches Wissen, das verbale Interaktionen anleitet. Die einzelsprachlichen oder idiomatischen Traditionen bilden das sprachliche Wissen, das dazu befähigt, eine Sprache zu verstehen und zu sprechen. Den dritten Wissensbestand bilden die Diskurstraditionen als kultureller Leitfaden für die Auswahl sprachlicher Mittel und deren Arrangement zu einem Text im Rahmen der jeweiligen Gattung oder Textsorte. Die Diskurstraditionen sind damit das kulturelle Regulans für die als Regulatum fungierenden einzelsprachlichen Mittel. 2 Für den hier unternommenen Vergleich zwischen dem Französischen und Spanischen ist von Bedeutung, dass eine Diskurstradition als kulturelles Wissen nicht an eine bestimmte Einzelsprache gebunden ist und daher das Sprechen in unterschiedlichen Sprachen anleiten kann. 3 Die drei Wissenstypen sind damit durch zwei Oppositionen unterschieden: Historizität vs. Universalität und Sprachlichkeit vs. auf das Sprechen bezogene Kulturalität. Hinsichtlich der ersten Opposition verfügen lediglich die universellen Regeln und Prinzipien über universelle Gültigkeit, während einzelsprachliche Traditionen und Diskurstraditionen historisch veränderlich sind und gemeinsam die doppelte Traditionalität der Sprache ausmachen. Was die zweite Opposition betrifft, so sind allein die einzelsprachlichen Traditionen ein sprachliches Wissen, das die Beherrschung einer Sprache ausmacht, wogegen die allgemeinen Regeln des Sprechens und die Diskurstraditionen außerhalb des idiomatischen Wissens stehen und dessen Gebrauch anleiten. Diese drei Wissenstypen sind die Basis für ein Modell der linguistischen Pragmatik, das drei Felder und Perspektiven unterscheidet: 4 2 Zur Unterscheidung von Regulans und Regulatum vgl. Koch (2005: 231f.). 3 Zum Wissenstyp der Diskurstraditionen und deren Historizität vgl. Coseriu (1988: 89f.), Koch (1997: 45 und 2008: 53), Oesterreicher (1997: 23f.), Lebsanft (2005: 30f.), Wilhelm (2011: 126-128), López Serena (2011: 72) und Schrott (2014: 9-11, 29-32). 4 Zu den Ebenen und Perspektiven der Pragmalinguistik vgl. auch Schrott (2011b: 194- 197 und 2014: 7-11). <?page no="80"?> Angela Schrott 70 (1) Regeln und Traditionen universelle Regeln und Prinzipien einzelsprachliche Traditionen Diskurstraditionen Regulatum Regulans (2) Felder der Pragmatik universelle Pragmatik einzelsprachliche Pragmatik diskurstraditionelle Pragmatik (3) Perspektiven der Pragmatik universelle Perspektive einzelsprachliche Perspektive kulturelle Perspektive Abb. 1: Felder und Perspektiven der linguistischen Pragmatik Die allgemeinen Regeln und Prinzipien des Sprechens stehen im Fokus der allgemein-universellen Pragmatik, die verbale Interaktionen in einer universellen Perspektive betrachtet. Die einzelsprachliche Pragmatik dagegen untersucht sprachliche Strukturen einzelner Sprachen und ihre semantischpragmatischen Funktionsprofile und nimmt damit eine einzelsprachliche Perspektive ein. Dagegen stellt das Feld der diskurstraditionellen Pragmatik und die damit verbundene kulturelle Perspektive eine Fokussetzung dar, die verbale Interaktionen als kulturelle Tätigkeit untersucht und damit Teil einer Kulturgeschichte der Kommunikation ist. Einzelsprachliche und diskurstraditionelle Pragmatik und die mit ihnen verbundene einzelsprachliche und kulturelle Perspektive haben gemeinsam, dass ihr Forschungsinteresse vor allem im Historischen und Traditionellen liegt, weshalb sie die für den Sprachwandel besonders relevanten Perspektiven und Felder darstellen. 3 Imperfektive Formen und narrative Strukturen 3.1 Imparfait und imperfecto als imperfektive Aspekte in der Vergangenheit Unter den Begriff des imparfait narratif im Französischen und des imperfecto narrativo im Spanischen fasst man Verwendungen, bei denen die imperfektiv markierten Formen in narrativen Strukturen auftreten und Sachverhalte versprachlichen, die zeitlich aufeinander folgen und eine Sukzession bilden. Diese Verwendung ist erklärungsbedürftig, weil imperfektive Formen in diesen Kontexten starken Restriktionen unterliegen und stattdessen perfektiv markierte Formen erwartbar sind. 5 Ausgangspunkt für die Funktionsprofile von imparfait und imperfecto ist die Opposition von perfektivem und imperfektivem Aspekt bei der Ver- 5 Vgl. Togeby (1982: 319) und Becker (2010b: 19-21). <?page no="81"?> Techniken des Erzählens und ihre Traditionen 71 sprachlichung vergangener Sachverhalte in den romanischen Sprachen. 6 Den perfektiven Widerpart zum imperfecto bildet im Spanischen das pretérito indefinido, im Französischen stehen dem imparfait als perfektive Formen passé simple und passé composé gegenüber. 7 Aspektuell markierte Formen haben die Eigenschaft, dass sie Handlungen und Ereignissen eine zeitliche Kontur aufprägen. Das Charakteristikum des imperfektiven Aspekts von imparfait und imperfecto ist, dass er ein Ereignis oder eine Handlung unter Ausblendung der zeitlichen Begrenzungen als einen Sachverhalt versprachlicht, der „schon und noch“ in Realisierung begriffen ist. Im Unterschied dazu präsentieren perfektiv markierte Formen Sachverhalte als begrenzt in der Zeit und sind prädestiniert zum Ausdruck von zeitlichen Abfolgen. Reiht man mehrere perfektiv versprachlichte Sachverhalte zu einer Sequenz, dann bilden deren Begrenzungen zueinander eine Sukzession und begründen so eine narrative Diskursorganisation. 8 Dagegen versprachlichen imparfait und imperfecto keine Abfolge in der Zeit, da sie aufgrund der Ausblendung von Begrenzungen keine voneinander abgegrenzten Handlungen ausdrücken können. Während die Qualität der perfektiven Formen im Ausdruck von Sukzessionen liegt, haben imparfait und imperfecto das Charakteristikum, dass sie eine „Ankersituation“ implizieren und in einen Text einbringen. Diese Besonderheit rührt daher, dass imparfait und imperfecto durch ihre Aspektsemantik Sachverhalte versprachlichen, die in einer bestimmten Situation in der Vergangenheit „schon und noch“ realisiert werden und auf diese Weise eine Situation implizieren, in der diese sich vollziehende Handlung zeitlich lokalisiert und verankert ist. 9 Da die Ankersituation kein bloßer Zeitpunkt, sondern eine Situation ist, hat sie eine zeitliche und eine personale Dimension. Diese personale Dimension enthält einen Akt der Wahrnehmung und ein wahrnehmendes Subjekt, das den Sachverhalt im Zuge seiner Realisierung beobachtet. Aus diesem Grund etabliert eine Sequenz imperfektiver Formen in einem Text keine Sukzession, sondern versprachlicht vielmehr ein Gefüge aus Ereignissen 6 Zur Opposition von Imperfektivität und Perfektivität im Französischen vgl. Togeby (1982: 318-320), Pollak ( 2 1988: 20-82, 117-124), Mitko (2000: 23-25, 83-103), Becker (2010a: 83-86, 92), Schrott (2011a: 140-142, 145-147); zum Spanischen vgl. Togeby (1953: 65-77), García Fernández (2004: 31-37, 51-62) und Schrott (2012: 331f.); zum romanischen System der Verbalkategorien allgemein Coseriu (1976: 91-118). 7 Diese Funktion des perfektiven Aspekts übernimmt in der gesprochenen Sprache sowie in bestimmten schriftlichen Textsorten auch das passé composé, vgl. Togeby (1982: 412-415), Mitko (2000: 96-102) und Schrott ( 2 2008: 301f.). 8 Zum passé simple als Form der Sukzession und Narration vgl. Togeby (1982: 319) und Becker (2010b: 19-21); zum préterito indefinido vgl. Schrott (2012: 332). 9 Zum Konzept der „Ankersituation“ vgl. Schrott (2011a: 141). Ein der Ankersituation verwandtes Konzept findet sich in der Definition des imparfait als anaphorischmeronymische Form bei Berthonneau / Kleiber (1993: 56-62 und 1999: 154). <?page no="82"?> Angela Schrott 72 und Handlungen, deren zeitliche Ordnung nicht näher bestimmt ist und die gleichsam in zeitlicher Juxtaposition zueinander stehen. 3.2 Imparfait narratif und imperfecto narrativo Aus dieser Gegenüberstellung wird bereits klar, dass in narrativen Kontexten perfektive Formen die Regel sind, weshalb imparfait narratif und imperfecto narrativo als Abweichungen erscheinen und einen besonderen Effekt erzeugen. 10 Die zentrale Frage ist daher, welche Wirkung imperfektive Formen haben, wenn sie in narrativen Strukturen als imparfait narratif und imperfecto narrativo Sachverhalte versprachlichen, die aus Textverständnis und Weltwissen heraus nur als Komponenten einer Sukzession deutbar sind. Grundsätzlich lassen sich bei dieser Verwendung imperfektiver Aspektformen zwei Typen unterscheiden: ein Typ, der auf die zeitliche Dimension der Ankersituation abhebt, und ein zweiter Typ, bei dem die personale Dimension und deren wahrnehmendes Subjekt im Zentrum stehen. 11 Zunächst zum zeitlichen Typ: (1) Il y a 50 ans, le 11 octobre 1963, le poète et dramaturge Jean Cocteau succombait à un malaise cardiaque, quelques heures après sa grande amie Édith Piaf. Un épisode sombre pour la France. Cocteau était devenu l’ami et le confident de la Môme depuis qu’il avait lancé sa carrière au théâtre en 1940. Il a appris son décès le 11 octobre, alors que le corps de la chanteuse était transporté à Paris. Pour lui rendre hommage, Cocteau a rédigé le jour même un texte qu’il a lu à la radio. Quelques heures plus tard, il mourait des suites d’une crise cardiaque dans sa maison de Milly-la-Forêt, dans le département de l’Essonne. (<http: / / ici.radio-canada.ca/ nouvelles/ arts_et_spectacles/ 2013/ 10/ 10/ 008-cocteau-piaf-mort.shtml>) (2) Por último incorporaron a un batería, Peter Best, y consiguieron un concierto para tocar en Hamburgo, en un local de dudosa fama llamado Kaiserkeller. Su primera aventura alemana terminó prematuramente con la expulsión de Harrison del país debido a su minoría de edad y la posterior expulsión de McCartney y Best por gamberrismo. […] Best dejó el grupo por profundas desavenencias con el resto de sus miembros y fue sustituido por Ringo Starr (Richard Starkey). Poco después, Sutcliffe moría en Alemania víctima de un 10 Zum imparfait narratif vgl. Togeby (1982: 341-345), Pollak ( 2 1988: 124-144), Bres (2005: 63-66), Berthonneau / Kleiber (1999: 144, 152f.) und Schrott (2011a: 148-157), vgl. ferner die Beiträge in Labeau / Larrivée (Hrsg.) (2005). Zum imperfecto narrativo im Spanischen vgl. Weinrich ( 6 2001: 140-148), García Fernández (2004: 72-75); einen Überblick zum „narrativen Imperfekt“ in den romanischen Sprachen geben Coseriu (1976: 129-169) und Dauses (1981: 35-42). 11 Zur Unterscheidung der beiden Typen des imparfait narratif vgl. Schrott (2011a: 150- 159) und (2015: 131-134). <?page no="83"?> Techniken des Erzählens und ihre Traditionen 73 derrame cerebral. La formación de The Beatles quedó definitivamente consolidada con John Lennon, Paul McCartney, George Harrison y Ringo Starr. (<http: / / www.biografiasyvidas.com/ biografia/ b/ beatles.htm>) In Beispiel (1) geht es um die miteinander befreundeten Künstler Édith Piaf (la Môme) und Jean Cocteau, die beide unmittelbar nacheinander im Oktober 1963 verstarben. Aus dem biographischen Duktus, aber auch aus den Tempusformen (plus-que-parfait, passé composé) sowie aus den temporalen Angaben (le 11 octobre 1963, quelques heures plus tard) geht hervor, dass der im imparfait versprachlichte Tod Cocteaus Teil einer zeitlichen Sukzession ist. Auch in Text (2) liegt ein narrativer Text vor, der die Anfänge der Beatles erzählt und entsprechend durch das perfektive pretérito indefinido dominiert ist. Eine Etappe dieser Sukzession ist der Tod von Peter Sutcliffe, wobei die zeitliche Abfolge sowohl durch den Kontext als auch durch die temporale Angabe poco después deutlich markiert ist. In beiden Beispielen kontrastiert die narrative Struktur markant mit dem imperfektiven Aspekt. 12 In beiden Textausschnitten folgt aus Kontext und Textsemantik das Vorliegen einer Sukzession, die durch temporale Angaben noch verdeutlicht wird. Damit kollidiert die imperfektive Aspektsemantik mit der temporalen Semantik des Kontextes: Der Kontext beinhaltet zeitliche Begrenzungen, doch der imperfektive Aspekt widerspricht diesen Textstrukturen und erzeugt einen semantischen Kollisionseffekt, der die imperfektiv versprachlichte Handlung akzentuiert. Während der erste Typ damit auf einer Aufmerksamkeit erzeugenden semantischen Kollision beruht, funktioniert der zweite Typ der narrativen Verwendung subtiler und bindet die personale Dimension der Ankersituation und die Präsenz eines wahrnehmenden Subjekts ein. Auch dieser Typ ist sowohl für imparfait als auch für imperfecto belegt: (3) Mais avant qu’il [Yvars] les eût rejoints, ils se retournèrent soudain vers les portes de l’atelier qui venaient de s’entrouvrir. Ballester, le contremaître, apparaissait dans l’embrasure. Il ouvrait l’une des lourdes portes et, tournant alors le dos aux ouvriers, la poussait lentement sur son rail de fonte. (Albert Camus: L’hôte, in: L’exil et le royaume, Paris, Gallimard, 1963, 67) (4) Sintió el ruido de un hierrecillo. Rosario entraba una llave en la invisible cerradura, y abría cuidadosamente la puerta en cuyo umbral se habían sentado. Leve olor de humedad, inherente a toda pieza cerrada por mucho tiempo, salía de aquel recinto oscuro como una tumba. Pepe Rey se sintió llevado de la mano, y la voz de su prima dijo muy débilmente: - Entra. 12 Zum Konzept der Kollision zwischen Kontext und entgrenzendem imperfektiven Aspekt vgl. auch Blumenthal (1986: 102) und Bres (2005: 9). <?page no="84"?> Angela Schrott 74 (Benito Pérez Galdós: Doña Perfecta, <http: / / www.cervantesvirtual.com/ obra-visor-din/ dona-perfecta-novela-original--0/ html/ ff498544-82b1-11dfacc7-002185ce6064_5.html#I_18_>) In beiden Textausschnitten wird eine Sukzession geschildert. So versprachlichen die imparfait-Formen in (3) aufeinanderfolgende Handlungen. Als Yvars ankommt, drehen die Arbeiter sich um, der Vorarbeiter Ballester erscheint im Türrahmen, öffnet einen Türflügel und schiebt ihn zurück. Entscheidend ist in diesem Kontext die personale Dimension des imparfait. Ballesters Handlungen werden im Spiegel der Wahrnehmung der Arbeiter präsentiert. Sie sind in der geschilderten Situation als wahrnehmende Subjekte präsent, die eine Handlung Ballesters nach der anderen beobachten und auf diese Weise eine Sequenz von Wahrnehmungsakten vollziehen. Auf diese Weise ist jede Handlung Ballesters zeitlich simultan zu einem Wahrnehmungsakt in der Ankersituation. Analog funktioniert das imperfecto im Textausschnitt (4) aus dem Roman Doña Perfecta. Auch hier kann die Handlungssequenz sinnvoll nur als Sukzession in der Zeit gedeutet werden: Rosario steckt den Schlüssel ins Schloss, öffnet die Tür und ein Geruch nach Feuchtigkeit dringt aus der nun geöffneten Türe. Entscheidend ist auch hier die personale Dimension und die Existenz eines kontextgegebenen Wahrnehmungsakts. Die einzelnen Handlungen werden aus der Perspektive von Pepe Rey geschildert, der als wahrnehmendes Subjekt fungiert. Jede der Handlungen Rosarios ist simultan zu einem Wahrnehmungsakt, der imperfektive Aspekt lässt die Handlungen jeweils als im Moment der Wahrnehmung „schon und noch“ in Realisierung begriffen erscheinen. In beiden Texten (3) und (4) wird damit jede im imparfait bzw. imperfecto versprachlichte Handlung in einem Wahrnehmungsakt perspektiviert. Die imperfektiven Formen referieren zwar auf Handlungen, die in der außersprachlichen Wirklichkeit (oder in der fiktionalen Welt des Romans) zeitlich aufeinanderfolgen, versprachlichen diese aber eben nicht als Sukzession, sondern als Juxtaposition von Handlungen, deren jede für sich auf einen eigenen Wahrnehmungsakt zurückgeht. Die auf der Ebene der Referenz gegebene Sukzession wird so zu einer Juxtaposition umgewandelt. 3.3 Imparfait narratif und imperfecto narrativo zwischen Aspektsystem und Diskurstraditionen Die im vorangehenden Abschnitt analysierten Verwendungen von imparfait und imperfecto, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkommen, werfen angesichts der doppelten, einzelsprachlichen und diskursiven Traditionalität des Sprechens die Frage auf, ob imparfait narratif und imperfecto narrativo auf Veränderungen der einzelsprachlichen Traditionen oder auf einen Wandel der Diskurstraditionen des Erzählens zurückgehen. Als imperfektive Formen sind imparfait und imperfecto Teil des Aspekt- und Tempussystems des <?page no="85"?> Techniken des Erzählens und ihre Traditionen 75 Französischen bzw. Spanischen. Damit gehören diese Formen und ihr semantisch-pragmatisches Profil zu den einzelsprachlichen Traditionen beider romanischer Sprachen. Die erste zu prüfende Hypothese ist, dass beide Aspektformen sich in ihrem aspektuellen Profil verändern und aus diesem Grund in narrativen Kontexten eingesetzt werden, in denen sie vor dem 19. Jahrhundert nicht auftreten konnten. Dies würde bedeuten, dass imperfektiver und perfektiver Aspekt im System der Verbalkategorien der Vergangenheit sich einander angenähert haben und das Profil des imperfektiven Aspekts dabei so „abgeschliffen“ wurde, dass imparfait und imperfecto Funktionen übernehmen können, die zuvor perfektiven Formen vorbehalten waren. 13 Ein solcher Wandel im Bereich der einzelsprachlichen Traditionen müsste ein Prozess sein, bei dem sich die aspektuelle Semantik der Formen und damit auch das Aspektsystem im Bereich Vergangenheit einschneidend verändern. Prinzipiell ist diese These bedenkenswert, da das romanische Verbalsystem bereits mehrere Veränderungen hinsichtlich der Aspektmarkierungen durchlaufen hat und z.B. die Verwendung von imparfait und passé simple im Altfranzösischen bzw. von imperfecto und indefinido in altspanischen Texten anderen Mustern folgt. Diese Hypothese eines Wandels der einzelsprachlichen Traditionen hat allerdings einen Schwachpunkt: Die Idee einer Abschleifung des imperfektiven Aspekts widerspricht dem Faktum, dass die Verwendung von imparfait oder imperfecto in narrativen Kontexten einen besonderen Effekt erzeugt, der gerade auf der imperfektiven Semantik der Form beruht, die mit einem zeitliche Begrenzungen fordernden Kontext kontrastiert. Auch die von mir unterschiedenen zwei Typen - zeitlich und personal - basieren auf der intakten imperfektiven Semantik von imparfait und imperfecto. Die zweite, alternative Hypothese geht daher davon aus, dass die neue, narrative Verwendung imperfektiver Formen nicht auf einem Wandel im idiomatischen Wissen basiert, sondern vielmehr auf einer veränderten Technik, perfektive und imperfektive Formen in erzählenden Kontexten einzusetzen. 14 Für diese Hypothese spricht, dass die Verwendungen in beiden romanischen Sprachen dank des imperfektiven Aspekts funktionieren und dass die Konstanz des Aspektsystems durch das aktuelle 13 Im Französischen könnte eine solche Ausdehnung des imparfait plausibel erscheinen, da das perfektive passé simple, das im Gegenwartsfranzösischen seit geraumer Zeit auf die geschriebene Sprache beschränkt ist, eine rückläufige Tendenz aufweist, sodass eine mögliche Ausdehnung des imparfait dazu dienen könnte, Aufgaben des passé simple zu übernehmen. Diese Argumentation würde - wenn man sie für das Französische hypothetisch annimmt - jedoch nicht für das Spanische gelten, da hier das pretérito indefinido eine in gesprochener und geschriebener Sprache gleichermaßen vitale Form darstellt (vgl. Alarcos Llorach 1972: 15-22, 27, 49). 14 Vgl. hierzu Blumenthal (1986: 102f., 107), der eine systemlinguistische Erklärung ablehnt, stattdessen eine historische Erklärung wählt und die Ausdehnung der imparfait- Verwendung auf die „Entlinearisierung“ des (literarischen) Erzählens zurückführt. <?page no="86"?> Angela Schrott 76 Verwendungsspektrum der Aspektformen gestützt wird, das im Französischen und Spanischen eine intakte Opposition von Imperfektivität und Perfektivität dokumentiert. Der Wandel in den narrativen Techniken kann daher nicht aus dem idiomatischen Wissen kommen, sondern entstammt der kulturellen Traditionalität des Sprechens und damit dem Bereich der Diskurstraditionen. Der imperfektive Aspekt wird in narrativen Diskursorganisationen gezielt als kulturelle Technik eingesetzt, um die maßgeblich von den perfektiven Formen getragene Sukzessivität und Linearität des Erzählens aufzubrechen. 15 Während perfektive Formen vergangene Sachverhalte zu einer durchgängigen Kette von Ereignissen oder Handlungen aufreihen, lösen die imperfektiven Formen diese Reihung auf und erzeugen - je nach Textstruktur - eine semantische Kollision von Entgrenzung vs. Begrenzung oder den Effekt eines wahrnehmenden Subjekts und damit eine Perspektivierung. Dieser Wandel im 19. Jahrhundert ist im Kontext literarischer Traditionen zu sehen, die den Sehakt betonen und das Erzählte perspektivierend schildern. 4 Erzählen mit der Gegenwart: présent und presente in narrativen Texten 4.1 Présent und presente im Profil Die Formen présent und presente sind im Verbalsystem des Französischen und Spanischen in zweifacher Hinsicht besondere Formen. Zum einen haben présent und presente das Charakteristikum, dass die von ihnen versprachlichten Sachverhalte in der Sprechsituation präsent sind und dem ego-hic-nunc des Sprechens und der Interaktion angehören. 16 Beide Formen drücken Sachverhalte aus, die im weitesten Sinne gegenwärtig und simultan zur Situation der Versprachlichung sind. 17 Présent und presente schließen den Sprechakt ein, wobei die zeitlichen Begrenzungen der versprachlichten Handlungen offen bleiben und kontextuell gefüllt werden. Diese Ausblendung der Grenzen ist ein Hinweis auf die imperfektive Markierung beider Formen. 18 Zum anderen werden présent und presente (und andere Präsensformen) jedoch auch zum Ausdruck zukünftiger oder vergangener Ereig- 15 Vgl. Schrott (2011: 159-161) und (2015: 132f.). 16 Vgl. Togeby (1982: 311f.), Mellet (2000: 103f. und 2001: 30-35). 17 Dabei kann es sich im Französischen um Sachverhalte handeln, die aktuell realisiert werden, jedoch auch um virtuell präsente Sachverhalte, wie z.B. Gewohnheiten oder gnomische Aussagen. Im Spanischen ist die Verwendung mit Gegenwartsbezug eingeschränkter, weil das presente hier mit mehreren Verbalperiphrasen konkurriert, die eine aktuelle Realisierung ausdrücken. 18 Zur aspektuellen Markierung des présent vgl. Mellet (2001: 32-35) und Gosselin (2000: 59f.). <?page no="87"?> Techniken des Erzählens und ihre Traditionen 77 nisse und Handlungen verwendet. So fungieren beide Formen mit Bezug auf noch zu realisierende Handlungen als praesens pro futuro und in Kontexten mit Vergangenheitsreferenz als historisches Präsens. 19 Präsensformen erscheinen daher als polyvalente Formen, die auf Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges referieren können. Trotz dieser Weite und Unterdeterminiertheit hinsichtlich der zeitlichen Referenz sind présent und presente keine semantisch leeren Formen. 20 Die Frage nach der Semantik des Präsens löst sich nämlich, wenn man sich vor Augen führt, dass Tempus- und Aspektformen keine Abbilder zeitlicher Referenzen in der Wirklichkeit sind, sondern vielmehr ein eigenes sprachliches System zeitlicher Orientierung konstruieren. Im Fall von présent und presente ist ausschlaggebend, dass die Formen die Sprechsituation als ego-hic-nunc implizieren. Diese Sprechsituation hat eine personale (ego), eine räumliche (hic) und eine zeitliche Dimension (nunc), wobei für die temporal-aspektuelle Semantik die personale und zeitliche Dimension ausschlaggebend sind. Diese Verankerung im ego-hicnunc macht deutlich, dass présent und presente (und Präsensformen allgemein) über eine bloß zeitliche Simultaneität zum Sprechakt nicht erfasst werden. Vielmehr beinhalten sie neben der zeitlichen Lokalisierung immer auch einen Bezug auf den Sprecher und haben damit eine temporale und eine personale Dimension. Diese Zweidimensionalität ist eine Analogie zu imparfait und imperfecto, die über die ihnen inhärente Ankersituation ebenfalls personale und zeitliche Dimension besitzen. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass présent und presente sich auf eine Situation beziehen, in der der Akt der Versprachlichung und der Sprecher situiert sind, während imparfait und imperfecto eine Ankersituation einschließen, die einen Wahrnehmungsakt und ein wahrnehmendes Subjekt in der Vergangenheit enthält. Für imparfait und imperfecto ist diese Ankersituation und ihre Zweidimensionalität zentral für das Funktionieren in narrativen Texten. Die Frage ist, ob dies für présent und presente in ähnlicher Weise gilt. 4.2 Präsensformen in narrativen Strukturen: présent narratif und presente narrativo Die Verwendung von Präsensformen zum Ausdruck vergangener Ereignisse ist eine Technik, die sich in einem weiten Spektrum von Textsorten und Diskurstypen findet und in unterschiedlichen Realisierungsformen und Subtypen das Kontinuum von Nähe- und Distanzsprache abdeckt. So 19 Zum Verwendungsspektrum des französischen présent vgl. Togeby (1982: 311f.), Schrott (1997: 144-146 und 2 2008: 302f.), vgl. ferner die Beiträge in Le Goffic (Hrsg.) (2007); zum presente im Spanischen vgl. Togeby (1953: 122f.), Baez Pinal (2000: 76-82), Sánchez Prieto (2010: 11-15) und Schrott (2012: 330). 20 Zur Hypothese eines présent ohne temporale oder aspektuelle Semantik vgl. Serbat (1980: 37f.), Gosselin (2000: 56) und Mellet (2000: 101f.). <?page no="88"?> Angela Schrott 78 werden Präsensformen in historisch-berichtenden Textsorten verwendet (praesens historicum), aber auch in retrospektiven Teilen journalistischer Texte und in mündlichen Erzählungen, seien es kurze erzählende Passagen in Gesprächen oder elaboriertere performed stories. Der Effekt dieser Verwendungen wird dabei meist als Aktualisierung beschrieben, bei der Vergangenes als gegenwärtig präsentiert wird. 21 Aus dem Spektrum vergangenheitsbezogener Präsensverwendungen greife ich im Folgenden einen Verwendungstyp heraus, bei dem présent und presente in einer narrativen Struktur verwendet werden und Sachverhalte versprachlichen, die sinnvoll nur als zeitliche Sukzession verstehbar sind. 22 Damit konzentriert sich die Analyse von présent und presente in Kontexten der Vergangenheit auf eine Struktur, die in analoger Weise auch bei imparfait narratif und imperfecto narrativo gegeben ist. Diese Beschränkung stellt sicher, dass beide Verwendungen in ihren Profilen vergleichbar sind. Auch hierzu ein französisches und ein spanisches Beispiel: (5) Ce site fut le théatre, le 8 mai 1769, du dernier affrontement entre les troupes de Pascal Paoli et l’armée française. [...]. Le 8 mai Paoli fait retraverser le Golo à 2000 hommes qui passent imprudemment à l’attaque, sont repoussés et regagnent en désordre le pont qu’ils ne peuvent plus franchir [...]. Pris dans cette souricière, ils sont massacrés. (Guide Michelin: Corse, Clermont-Ferrand, Michelin et C ie , 1985, 112) (6) El hombre que se hizo español -y dejó de ser un “guiri”- en 1984 camina hacia un extremo de su casa, abre la puerta de un pequeño despacho y deja ver más libros y más carpetas y más películas. „Es la segunda parte del material que he utilizado”, aclara. Toda la investigación partió de los ficheros que reunió durante la pesquisa y escritura de las biografías de Lorca y Dalí. A partir de esas notas elaboró una cuidadosa cronología con los detalles de la vida de Luis Buñuel Portolés (1900-1983). (<http: / / elpais.com/ elpais/ 2013/ 09/ 06/ eps/ 1378490466_933775.html>) Im französischen Beispiel (5) wird die erzählende Passage durch ein passé simple eingeleitet, das den zeitlichen Rahmen setzt und deutlich macht, dass es sich um eine Abfolge vergangener Ereignisse handelt. Die présent-Formen treten in einer Reihung auf, die ikonisch die Sukzession in der Vergangenheit abbildet, wobei Kontext und Weltwissen klarmachen, dass es sich nur um eine Sukzession handeln kann und nicht etwa um simultan ablaufende Sachverhalte. Das présent narratif rückt damit an die Stelle einer perfektiv markierten Form. Im spanischen Text (6), der aus einem Porträt über den Schriftsteller und Historiker Ian Gibson stammt, wird der zeitliche Rahmen 21 Zu Funktionsweisen und Effekten von Präsensformen in Erzählungen vgl. Mellet (1980: 6-8, 10f.), Fludernik (1991: 367-370, 386-393), Weinrich ( 6 2001: 192, 249, 284). 22 Zum présent historique im Französischen vgl. Gosselin (2000: 61, 65-67) und Facques (2007: 240f.); zum presente histórico Baez Pinal (2000: 90-92), Sánchez Prieto (2010: 87f.). <?page no="89"?> Techniken des Erzählens und ihre Traditionen 79 durch die journalistische Textsorte gesetzt, in der der Autor seine zeitlich in der Vergangenheit liegende Begegnung mit Gibson schildert. Auch hier versprachlichen die presente-Formen keine simultanen Sachverhalte, sondern zeitlich aufeinanderfolgende Handlungen, weshalb auch in diesem Beispiel alternativ eine perfektiv markierte Vergangenheitsform möglich wäre. In beiden Beispielen zeigt sich, dass die Präsensformen einen Effekt der Aktualisierung erfüllen. In (5) werden die entscheidenden Kampfhandlungen im présent wiedergegeben, was den Spannungsbogen steigen lässt; zudem erscheinen die Handlungen durch die gemeinsame présent-Form als eine Einheit. In (6) gibt das presente die Handlungen des interviewten Protagonisten wieder. Durch das présent werden diese Handlungen aktualisiert, sodass der Leser dem Protagonisten gleichsam durch das Haus folgt und miterlebt, wie neue Dokumente präsentiert werden. Der Effekt der Aktualisierung ergibt sich grundlegend aus der Tatsache, dass Vergangenes durch Verbformen wiedergegeben wird, die primär gegenwärtige und aktuelle Sachverhalte ausdrücken. Diese Wirkung erschließt sich noch genauer, wenn man bedenkt, dass présent und presente in ihrer Semantik die Sprechsituation mit ihrer temporalen (nunc) und personalen Dimension (ego) beinhalten. Bei der Verwendung von Präsensformen kann nun entweder die zeitliche oder die personale Dimension in den Vordergrund rücken. Wird die temporale Dimension fokussiert, dann versprachlichen présent und presente Ereignisse, die in der Sprechsituation verankert sind und durch ihre Simultaneität zum Sprechakt Gegenwärtigkeit und damit Aktualität besitzen. Liegt der Fokus dagegen auf der personalen Dimension, dann rückt der Sprecher in den Vordergrund und der versprachlichte Sachverhalt erscheint als „nah am Sprecher“ und auf diese Weise als aktuell. Diese Relevanz für den Sprecher ist die Basis für die aktualisierende Wirkung der Präsensformen in narrativen Kontexten. 4.3 Présent narratif und presente narrativo zwischen Einzelsprachlichem und Diskurstraditionellem Wie im Fall der narrativen Verwendungen von imparfait und imperfecto, so stellt sich auch hier die Frage, ob présent narratif und presente narrativo zum einzelsprachlichen oder zum diskurstraditionellen Wissen gehören. Im Fall von présent und presente bietet es sich zudem an, die Verwendung für vergangene Sachverhalte mit dem praesens pro futuro zu vergleichen, um auch kontrastiv die Besonderheit der narrativen Funktionen zu beschreiben. Das praesens pro futuro im Französischen und Spanischen beschreibt künftige Handlungen, die in der Sprechsituation bereits geplant sind und <?page no="90"?> Angela Schrott 80 damit als Plan oder Programm schon existieren. 23 Typische Beispiele sind etwa Elle part demain pour le Pérou und El mes que viene me voy de vacaciones. 24 In beiden Beispielen ist der zukünftige Sachverhalt eine planbare Handlung, die als Programm bereits die Faktizität besitzt, die sonst Sachverhalte auszeichnet, die in der Sprechsituation realisiert werden. Aufgrund dieser Faktizität ist das praesens pro futuro eine Funktion von présent und presente, die in Opposition zur epistemischen Modalität der Futurformen (futur simple vs. futur périphrastique bzw. futuro simple vs. futuro perifrástico) steht. Diese Opposition zu den Futurformen macht deutlich, dass das praesens pro futuro bei der Versprachlichung von Futurität in Konkurrenz zu anderen Verbalformen steht und eine Funktion erfüllt, die sich durch ein System von Oppositionen - Faktizität vs. epistemische Modalität - innerhalb des Sprachsystems erklärt. Zudem ist der Gebrauch des praesens pro futuro nicht an bestimmte Kontexttypen gebunden, sondern lediglich auf den Ausdruck künftiger Sachverhalte beschränkt, die planbar sind. In Erzählungen verwendete Präsensformen dagegen sind - wie auch imparfait narratif und imperfecto narrativo - an Kontexte der narrativen Diskursorganisation und an einen bestimmten Ort innerhalb der narrativen Struktur gebunden. So kann eine narrativ eingesetzte Präsensform nicht am Beginn einer Erzählung stehen, sondern benötigt ein (minimales) die Vergangenheit evozierendes Setting und tritt in aller Regel innerhalb dieser Einrahmung auf. Diese Gegenüberstellung macht die unterschiedliche Traditionalität beider Formen deutlich. Das praesens pro futuro erhält sein Funktionsprofil im Gefüge der Verbalformen des Sprachsystems und ist eine einzelsprachliche Tradition, deren Wandel das einzelsprachliche System der jeweiligen Sprache betrifft. Dagegen erklärt sich das Präsens in narrativen Strukturen nicht aus dem einzelsprachlichen System, sondern aus den Traditionen der Diskursgestaltung in Erzählungen. Ein Wandel dieser narrativen Funktion ist ein kultureller Wandel im diskurstraditionellen Wissen und in der Kulturtechnik des Erzählens. 5 Diskurstraditionen des Erzählens im Modell der linguistischen Pragmatik 5.1 Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches Die narrativen Präsensformen sowie imparfait narratif und imperfecto narrativo haben gemeinsam, dass sie Diskurstraditionen des Erzählens sind und damit ein kulturspezifisches und historisch wandelbares Wissen darstellen. Die 23 Zum présent futural im Französischen vgl. Schrott (1997: 147-150), zum praesens pro futuro im Spanischen Baez Pinal (2000: 84-90). 24 Die zitierten Beispiele finden sich bei Riegel / Pellat / Rioul (2005: 300) und Alarcos Llorach (1994: 156). <?page no="91"?> Techniken des Erzählens und ihre Traditionen 81 Diskurstradition, imperfektive Formen in narrativen Strukturen zu verwenden, bildet sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Frankreich aus, findet sich zunächst in Romanen und Reisebeschreibungen und breitet sich im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts auf eine Vielzahl von Textsorten und Gattungen aus, darunter zahlreiche journalistische Textsorten, wie etwa Reportagen oder Konzertkritiken. 25 Die „Erfolgsgeschichte“ des imparfait narratif erklärt sich aus den Möglichkeiten, die der imperfektive Aspekt den Autoren des 19. Jahrhunderts bot, um bisherige Erzählmuster zu variieren. Insbesondere die dem imparfait eigene personale Dimension des wahrnehmenden Subjekts eröffnete neue, perspektivierende Techniken des Erzählens. Das imparfait war damit ein einzelsprachliches Mittel, das es erlaubte, die für den Realismus zentrale Betonung des Sehakts und der Perspektive in Texten umzusetzen und das lineare Erzählen zu subjektivieren. Diese zuerst in französischen Texten belegte Diskurstradition breitet sich schon im 19. Jahrhundert auf andere romanische Sprachen und auch auf das Spanische aus. Dabei ist diese Ausbreitung keine sprachliche, sondern eine kulturelle Beeinflussung. Das imparfait narratif als Diskurstradition, die eine Aspektform des Französischen anders als bisher ausschöpft, manifestiert sich zunächst in französischen (literarischen) Texten, verlässt mit diesen Texten Frankreich und erreicht Autoren anderer Sprach- und Kulturräume. Da das imparfait narratif an das romanische Aspektsystem und seine Opposition imperfektiver und perfektiver Formen gebunden ist, kann diese Tradition nur von romanischsprachigen Kulturen bzw. Literaturen übernommen werden, da nur diese über eine imperfektive Form verfügen, die im Sinne neuer Erzähltechniken entsprechend „ausgebeutet“ werden kann. Das imparfait narratif und seine Äquivalente in anderen romanischen Sprachen dokumentieren auf diese Weise exemplarisch die Historizität des diskurstraditionellen Wissens: Die Diskurstradition beginnt in einem konkreten Kulturraum, wird von einer bestimmten Gruppe von Autoren in bestimmten Gattungen angewandt und dehnt sich dann auf weitere Kulturräume, literarische Strömungen und Gattungen, auch jenseits der Literatur, aus. Wendet man sich dem narrativen Präsens zu, dann fällt es deutlich schwerer, diese Diskurstradition in ihrer Historizität zu rekonstruieren, da sie in äußerst vielen Sprach- und Kulturräumen verbreitet ist. Ein Grund für die weite Verbreitung ist, dass narrative Präsensverwendungen auf dem elementaren Kontrast zwischen der Vergangenheitsreferenz der Handlung und ihrem Ausdruck durch eine auf das ego-hic-nunc bezogene Präsensform beruhen. Dieser Kontrast erfordert als sprachliches Material im Tempussystem lediglich eine Opposition zwischen einem (im Kontext erwartbaren) Vergangenheitstempus und einer Präsensform, die von den temporalen 25 Zu Entstehung und Ausbreitung des imparfait narratif vgl. Togeby (1982: 314-342), Blumenthal (1986: 49-51, 100f.), Pollak ( 2 1988: 125-127). <?page no="92"?> Angela Schrott 82 Systemen der allermeisten Sprachen geleistet werden kann. Das narrative Präsens stellt damit weniger spezifische Anforderungen an das sprachliche Ausgangsmaterial als das imparfait narratif, das ein romanisches Aspektsystem fordert und daher nur in den romanischen Sprachen nachzubilden war. Da das narrative Präsens ein weniger spezifisches einzelsprachliches Profil erfordert, ist es mit einer weit größeren Zahl an Einzelsprachen kompatibel und realisierbar als imparfait narratif und imperfecto narrativo. Der Vergleich von imparfait narratif und imperfecto narrativo mit den narrativen Präsensformen belegt so, dass die unterschiedlich große Verbreitung von Diskurstraditionen auch auf die Spezifik des sprachlichen Materials zurückführbar ist, auf das eine Diskurstradition zurückgreift: Je spezifischer die eingesetzten einzelsprachlichen Traditionen innerhalb der Sprachen und Sprachfamilien sind, umso geringer ist die Reichweite, die eine Diskurstradition erlangen kann. 5.2 Diskurstraditionen und Universelles: narrative Techniken und das Grice’sche Kooperationsprinzip Verbreitung und Allgemeinheit von Diskurstraditionen sind damit an einzelsprachliche Strukturen gekoppelt, doch ist diese Rückbindung nur eine Seite der Medaille. Um auch die andere Seite dieser Medaille zu sehen, gilt es, neben einzelsprachlichen Traditionen und Diskurstraditionen auch den dritten Wissensbestand einzubeziehen: die allgemeinen Regeln und Prinzipien des Sprechens, bei denen das Grice’sche Kooperationsprinzip mit seinen vier Maximen eine herausgehobene Rolle spielt. 26 Das Kooperationsprinzip und die Maximen der Quantität, der Qualität, der Relevanz sowie die Maxim of Manner, in deren Zentrum die Forderung nach Klarheit (Be perspicuous) steht, sind allgemeine Regeln, die durch Diskurstraditionen historische Ausformungen erhalten. So impliziert etwa die Forderung nach perspicuitas immer eine historisch bedingte Vorstellung angemessener Klarheit und die Maxime der Relevanz hängt davon ab, was eine bestimmte Kultur als angemessenen Grad an Relevanz betrachtet. Diskurstraditionen können nun in unterschiedlicher Relation zu den Maximen stehen: Sie können bestimmten Maximen näher stehen als anderen, vor allem aber können sie Maximen nicht nur erfüllen und stützen, sondern auch unterlaufen und durchbrechen. So gibt es etwa Diskurstraditionen arkanen Sprechens wie das Rätsel, die gezielt mit der Maxime der perspicuitas brechen. Grundsätzlich haben Diskurstraditionen, die Grice’sche Maximen erfüllen und stützen, eine größere Nähe zum Kooperationsprinzip und 26 Zum Kooperationsprinzip vgl. Grice (1989: 26); den Zusammenhang von Historizität und Universalität bei den Grice’schen Maximen behandelt Lebsanft (2005: 29f.). Zur Relation zwischen Diskurstraditionen und Kooperationsprinzip vgl. auch Schrott (2015: 129f., 136). <?page no="93"?> Techniken des Erzählens und ihre Traditionen 83 damit zu einem universellen Prinzip als Diskurstraditionen, die eine Maxime verletzen. Daher besitzen Diskurstraditionen, die den Maximen folgen, eine höhere Kooperativität und eine höhere Allgemeinheit als Diskurstraditionen, die Maximen widersprechen. Letztere weisen eine geringere Kooperativität auf, haben eine geringere Allgemeingültigkeit und sind stärker historisch und kulturspezifisch geprägt. Wenn Maximen und Diskurstraditionen zueinander in Relation gesetzt werden können, dann stellt sich die Frage, in welcher Beziehung imparfait narratif und imperfecto narrativo einerseits sowie présent narratif und presente narrativo andererseits zum Kooperationsprinzip stehen. Zunächst zur Relation von présent narratif und presente narrativo zu den Grice’schen Maximen. Die Technik der Aktualisierung von Vergangenem beinhaltet, dass abgeschlossene Ereignisse als aktuell dargestellt und damit als hochgradig relevant präsentiert werden. Damit sind die Präsensformen an die Maxime der Relevanz anschließbar: Ausgewählte Ereignisse erscheinen durch die Wahl des Präsens relevanter als andere und dem Rezipienten werden verschiedene Grade an Aktualität und Relevanz angezeigt. Komplexer gestaltet sich der Fall von imparfait narratif und imperfecto narrativo, die sich nicht direkt von einer Maxime herleiten lassen. Allerdings ist eine indirekte Ableitung möglich. So beinhaltet die Maxim of Manner als Submaxime die Forderung nach Ordnung (Be orderly). Diese Ordnung kann man auch als zeitlich geordnete Wiedergabe von Handlungen deuten. Da das imparfait narratif die Linearität des Erzählten auflöst, ist es eine Technik, die diese narrative Ordnung gewissermaßen durchbricht und damit die Maxime der Klarheit unterläuft. Die unterschiedliche Verbreitung beider Typen kann daher auch in Verbindung zu den Maximen gebracht werden: (1) Je näher eine Diskurstradition einer Maxime steht, umso allgemeingültiger und verbreiteter ist sie; (2) Diskurstraditionen, die Maximen erfüllen, sind allgemeingültiger und verbreiteter als Diskurstraditionen, die Maximen brechen oder unterlaufen. Die Verknüpfung von Diskurstraditionen und Maximen ruft das eingangs eingeführte Modell der linguistischen Pragmatik auf. Für imperfecto narrativo und imparfait narratif gilt, dass beide Formen einen Bruch mit der Maxime der perspicuitas beinhalten und nur über die Verletzung einer Maxime mit dem Kooperationsprinzip verbunden sind. Die Diskurstradition hat daher einen geringen Grad an Allgemeinheit und einen hohen Grad an Historizität. Damit sind imperfecto narrativo und imparfait narratif ein Gegenstand der diskurstraditionellen Pragmatik, bei dem universelle Regeln eine untergeordnete Rolle spielen. Dagegen sind présent narratif und presente narrativo Diskurstraditionen, die direkt mit der Maxime der Relevanz verbunden sind und diese erfüllen und stützen. Als Diskurstraditionen haben sie folglich einen hohen Grad an allgemein-universeller Regelhaftigkeit und einen geringeren historisch-kulturspezifischen Anteil. Das Funktionieren <?page no="94"?> Angela Schrott 84 von présent narratif und presente narrativo als Diskurstraditionen erschließt sich daher am besten in einer engen Verzahnung von diskurstraditioneller und universeller Pragmatik. Trotz dieser unterschiedlichen Verteilung allgemein-universeller und historischer Anteile sind sowohl imperfecto narrativo und imparfait narratif als auch présent narratif und presente narrativo ein kulturelles, diskurstraditionelles Wissen, das aus dem Verbalsystem des Spanischen oder Französischen bestimmte Formen für spezifische Kontexte auswählt. Beide Typen sind aus diesem Grund nicht Teil der Geschichte der einzelsprachlichen Traditionen, sondern gehören zu einer Kulturgeschichte der Diskurstraditionen des Erzählens. Die Frage, ob bei der Bildung beider Diskurstraditionen ein Sprachwandel vorliegt, hängt vom Konzept der Sprache und Sprachkompetenz ab, das man zugrunde legt. Versteht man unter Sprache in Opposition zu Kultur allein die einzelsprachlichen Traditionen, dann liegt im Fall des imparfait narratif und seiner romanischen Entsprechungen kein Sprachwandel im engeren Sinne vor, da der Wandel nicht das Aspektsystem, sondern dessen diskurstraditionellen und damit kulturell bedingten Einsatz betrifft. Versteht man dagegen die Sprachkompetenz insgesamt im Sinne Coserius als eine kulturelle Größe, dann betrifft Sprachwandel gleichermaßen die einzelsprachlichen Traditionen und die sprachbezogenen Diskurstraditionen. In diesem Sinne liegt im Fall des imparfait und imperfecto in narrativen Kontexten Sprachwandel vor. Ob und wie sich die Diskurstradition von presente narrativo und présent narratif gewandelt hat, zeichnet sich weniger deutlich ab. Selbstverständlich können hier diachron angelegte und sprachvergleichende Korpusauswertungen weitere Erkenntnisse bringen. Doch geht es nicht allein um die Auswertung eines Korpus, sondern auch um die Überlegung, dass Diskurstraditionen in unterschiedlicher Weise historisch sind und ihr Wandel daher auch unterschiedlich zu beschreiben ist. Da imparfait narratif und imperfecto narrativo einen hohen historischen Anteil haben, unterliegen sie stärker der geschichtlichen Formung und lassen sich in Entstehung und Ausbreitung relativ gut eingrenzen. Für das narrative Präsens liegt der Fall anders. Es ist aufgrund seiner hohen Allgemeinheit in so vielen Sprachen und Kulturen gebräuchlich, dass die Frage nach Entstehung und Verbreitung anders zu stellen und zu beantworten ist. Der Erkenntnisgewinn liegt nicht im Auffinden des Ursprungs oder der Entstehung, sondern vielmehr in der Beschreibung der Ausdifferenzierung dieser Diskurstradition und in der Analyse, wie das Allgemeine in den verschiedenen Subtypen wieder zum Besonderen wird. Im Fall der Diskurstraditionen ist Historizität nicht gleich Historizität: Während eingegrenzte Diskurstraditionen mit hohem historischen Anteil über eine sich von Anfang an markant abzeichnende Geschichte verfügen, haben sehr weit verbreitete Diskurstraditionen mit hohem allgemein-univer- <?page no="95"?> Techniken des Erzählens und ihre Traditionen 85 sellen Anteil zu Beginn häufig eine conjectural history, die erst in ihren späteren Ausdifferenzierungen genauer dokumentiert werden kann. Bibliographie Alarcos Llorach, Emilio (1972). Estudios de gramática funcional del español, Madrid, Gredos. Alarcos Llorach, Emilio (1994). Gramática de la lengua española, Madrid, Espasa. Baez Pinal, Gloria Estela (2000). 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Resumen El concepto de yuxtaposición no ha planteado hasta ahora grandes problemas teóricos. En general, se ha estudiado su presencia en función de los parámetros cronológico, sociocultural y situacional, para concluir con su adscripción a la oralidad, o situaciones de inmediatez o cercanía comunicativa, y a fases “primitivas” de la evolución lingüística. Sigue sin resolverse en qué plano del funcionamiento lingüístico se sitúa, y desde qué perspectiva, sintáctica estricta o sintáctico-discursiva, debería analizarse; no constituye una forma claramente segmentable que corresponda con regularidad a contenidos específicos, ni parece disponer de rasgos formales recurrentes. De ahí que quizá lo mejor sea partir del análisis de enunciados con secuencias intuitivamente “yuxtapuestas”, y establecer sobre ellos una cierta tipología. Al mismo tiempo, se determinará en qué tipos de textos y ámbitos de discurso se dan preferentemente estas secuencias. En este trabajo se ha realizado el análisis sobre un tipo textual muy interesante: la comedia humanística del siglo XVI, heredera en buena parte de la Celestina, y que, como esta, combinaba formas de lengua de la distancia con intentos de mímesis de la interacción dialogada coloquial. A este conjunto se añaden los pasos de Lope de Rueda, plasmación del lenguaje coloquial y popular de su tiempo. 1 El tratamiento de la llamada “yuxtaposición oracional“ en la teoría y la descripción gramaticales se encuentra con una cuestión previa, aún no resuelta: ¿se trata de un fenómeno propiamente sintáctico, es materia de la Gramática, o se mueve más bien en el plano de la construcción textual y discursiva, y por tanto caería bajo la Lingüística del texto o el Análisis del discurso? Y, desde la perspectiva del historiador de la lengua: ¿los cambios en la presencia e intensidad de la yuxtaposición en relación con otros mecanismos de interrelación oracional tienen que ver con la sintaxis histórica (incluso con la teoría del cambio lingüístico en el plano sintáctico)? ; ¿o se trata de alteraciones en el estilo de la escritura, por lo que habrían de incluirse en un análisis histórico del discurso, y más propiamente aún en la Estilística histórica y en el estudio de los cambios en los principios retóricos? En principio, estas deberían considerarse cuestiones previas al análisis, de naturaleza metodológica, que tienen que ver con la delimitación del objeto de estudio y su atribución, excluyente o no, a distintos ámbitos del quehacer científico filológico. No obstante, dada la práctica ausencia de estudios sobre la yuxtaposición oracional, con suficiente base empírica, en la <?page no="102"?> Rafael Cano Aguilar 92 historia del español, quizá sea preferible intentar dilucidar sus condiciones de uso en diferentes tradiciones, partiendo de una imagen apriorística de la ‘yuxtaposición oracional’, para ver si se logran establecer sus rasgos distintivos, sus entornos habituales, sus intenciones de sentido …, y así llegar a una definición adecuada del concepto y a su ubicación más acertada en el seno de los estudios filológicos (véanse Cano 2011, 2012 y en prensa). 1.1 De la visión tradicional de los historiadores de las lenguas en relación con la yuxtaposición, la resumida bajo el rótulo de “hipótesis de la parataxis”, ya se dio cuenta hace tiempo en otro trabajo (Cano 1998): para muchos historiadores, la yuxtaposición, subsumida con diversos tipos de coordinación en el conjunto de la parataxis, o disposición independiente formal, gramaticalmente, de las secuencias oracionales de núcleo verbal finito 1 , supondría un modo de organización primaria, inmediata, no elaborada, propio de determinadas situaciones filogenéticas, ontogenéticas e históricosociales (en general: adquisición del lenguaje, lenguas “primitivas”, estratos socioculturales “bajos”, registros no formales, “inicios” de una lengua histórica …, y, por último, su adscripción al ámbito de la interacción inmediata (conversación) a través del medio oral). Los procesos de elaboración que se van desarrollando al compás del desarrollo de la textualidad escrita producirían un progresivo incremento, en uso y variedad, de las relaciones basadas en la hipotaxis (relaciones internas de subordinación y dependencia), más complejas y acordes con mecanismos cognitivos y argumentativos más elaborados, con el consiguiente retroceso de las paratácticas, siempre más simples y elementales. En diversos trabajos (además del citado Cano 1998, véanse también, entre otros, Cano 2001 y 2002) se intentó mostrar que, al menos en los primeros textos castellanos, dicha hipótesis carece de sólido fundamento real, y que las relaciones paratácticas (sindéticas y asindéticas) e hipotácticas se reparten en los textos según parámetros que no tienen que ver con mecanismos evolutivocronológicos (de una lengua “primitiva” a otra “madura”). Ahora bien, esta visión de los modos de organización sintáctica de los enunciados como evolución lineal, progresiva, de unos a otros no es exclusiva de los historiadores “tradicionales”. En la teoría de la gramaticalización dichos modos suelen verse como una cadena de gramaticalización: parataxis > hipotaxis [interordinación] > subordinación; es decir, desde la 1 Que la yuxtaposición es, en principio, solo una variante formal (“asindética”) de la coordinación es idea compartida también por muchas descripciones gramaticales sincrónicas: Tesnière, Dik, Lyons (véase Martínez Marín 1978: 26 y ss.); Gutiérrez Ordóñez (1997: 336); RAE / ASALE (2009: § 31.2b, 2403s.), entre otros. <?page no="103"?> Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? 93 máxima independencia sintáctica y mínima integración semántica (parataxis) a la mínima independencia y la máxima integración (subordinación) (Girón 2006: 396, con abundante bibliografía sobre la cuestión). Dicha visión ha sido matizada por Girón, quien concibe la tal cadena, no como un cambio cronológico en el orden citado, sino como la combinación en cualquier momento histórico de una lengua de esas tres posibilidades en función de las estrategias retóricas propias de las respectivas tradiciones discursivas (Girón 2006: 395, 398) 2 . En las más recientes contribuciones a la teoría de la gramaticalización apenas se hallan nuevas aportaciones a las relaciones entre parataxis e hipotaxis (Lehmann 2002). Solo ocasionalmente hay referencias como las de Leuschner (2008: 238-240), a propósito de la conversión del enunciado latino quam vis en adverbio y luego en subordinante concesivo (o concesivo-condicional) como una muestra del reanálisis de las secuencias paratácticas con quamvis como oraciones complejas, de modo que estas se hicieron así, sintáctica y semántica-pragmáticamente, subordinadas (aparte, se discuten casos de duda entre la interpretación paratáctica o hipotáctica en determinadas situaciones). O las de Breban et al. (2012), a propósito de la pérdida del subordinante inglés that al gramaticalizarse secuencias predicativas como I think en un marcador de calificación evidencial o modal de una aserción, si bien no señalan que en estos casos se pasa de una secuencia formalmente hipotáctica a otra paratáctica (del tipo de los “comentarios” de que se tratará más adelante), es decir, el proceso inverso al único tradicionalmente considerado. 1.2 Ya se ha visto cómo en el marco de la teoría de la gramaticalización se ha recurrido a las “tradiciones discursivas” para explicar los diferentes pesos en la historia de las lenguas de los modos de organización sintáctica del enunciado 3 . A su vez, en los estudios de sintaxis histórica desarrollados al amparo de ese marco teórico se da también una cierta tensión entre la visión lingüístico-evolutiva y la que atiende ante todo a las distintas tradiciones textuales. Un caso paradigmático sería el análisis realizado por Kabatek (2001: 102 y ss.; véase también Kabatek 2004) de tres tradiciones situadas en 2 Igualmente, en Girón (2008): “[…] relaciones extraoracionales e interoracionales como una cadena de gramaticalización especial, en la que la variación diacrónica cede su puesto a la variación textual” (366); “[…] el factor cronológico es sustituido por el retórico o textual” (371); “la elección de un miembro u otro no depende de la cronología, como en las otras cadenas de gramaticalización, sino de las tradiciones discursivas” (371s.). 3 Cf. Aschenberg / Wilhelm (2003), Kabatek (2005ª; ed. 2008), Koch (1995; 1997), López Serena (2011 y coord. 2006), Oesterreicher (1997; 2003; 2007; 2008; 2011a; 2011b; 2012), Stehl (1992) y Wilhelm (2001), entre otros. <?page no="104"?> Rafael Cano Aguilar 94 un mismo ámbito discursivo, el jurídico: fazañas, fueros y partidas, en relación con sus distintos modos de organización sintáctica. Mientras que las fazañas recurren sobre todo a una disposición lineal, yuxtapuesta, los fueros explicitan las relaciones por medio de distintos tipos de subordinación (causal, condicional, relativa), y, finalmente, las partidas muestran una estructura textual mucho más compleja. En este proceso hay una clara dimensión evolutiva: las fazañas preceden a los fueros (en romance) y unas y otros a las partidas; pero en la organización sintáctica no habría propiamente sustitución de unos modos por otros sino integración: las técnicas de las fazañas (el “primer estadio”) se integran en las del segundo, los fueros, y ambas en las del tercero, las partidas 4 ; ahora bien, para el caso contrario, que las técnicas del segundo y tercer estadios estén también en el primero, hay que recurrir al latín, o al provenzal (Kabatek 2001: 111): de este modo, la evolución se saca del terreno propio del romance castellano y se hacen entrar en juego contactos de lenguas que a través de la adopción de nuevas tradiciones discursivas modifican y amplían los modos sintácticos de organización del discurso. Estudios como este se apoyan en la teoría de las escalas del continuo “agregación” - “integración” elaborado por Raible (1992 y 2001), que si bien se plantea en principio como una escala de complejidad de modos alternativos disponibles simultáneamente para los hablantes y para los elaboradores de textos, no deja de tener una dimensión dinámica, histórica, una cierta imagen de evolución. 2 En esta contribución nos proponemos analizar los modos en que se produce la yuxtaposición en un tipo textual más o menos bien definido, la comedia de tradición celestinesca e inspiración humanista, género vivo en especial en la primera mitad del XVI. No se trata, obviamente, de una tradición discursiva concreta, sino de un subgénero literario situado entre la tradición dramática (sin ser textos destinados a la representación), el diálogo humanístico (con el que comparte reflexiones, argumentaciones y exposiciones, pero no las peripecias en interacción de los participantes, verdaderos personajes), y la “novela” dialogada. Interesan especialmente estos textos por ser quizá los primeros en donde se trató verdaderamente de mimetizar el coloquio, de 4 Sin embargo, los estudios realizados sobre las Partidas alfonsíes parecen revelar una mínima, si no nula, presencia de la relación lineal, yuxtapuesta, en ellas (tampoco la yuxtaposición parece tener ningún papel en el relato histórico alfonsí). No se ve, pues, cómo se han integrado las técnicas de las fazañas en las Partidas, a no ser que se identifiquen en un mismo modo (como parataxis, según es habitual) la yuxtaposición (asindética) y la coordinación e ilación con e(t). <?page no="105"?> Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? 95 construir situaciones de interacción entre dos o, generalmente, más participantes, situaciones que iban desde montajes extremadamente elaborados y sofisticados hasta otros que intentaban producir diálogos que orientaran con verosimilitud a actuaciones conversacionales, incluso propias de estratos “bajos” y registros “relajados” (si bien siempre dirigidos, como es de esperar, hacia la intención significadora global del texto). En este punto, se establecerá el contraste, si lo hay, con los pasos de Lope de Rueda, quizá la primera producción escrita en castellano que se planteó de forma sistemática la construcción de diálogos volcados a la inmediatez comunicativa, con personajes pertenecientes en general a los escalones bajos de la sociedad de su tiempo 5 ; tampoco aquí ha de olvidarse la intención cómica que preside, como objetivo final, la construcción del texto, y que se traduce en la aparición de personajes y procedimientos lingüísticos estereotipados. 2.1 La proporción de casos de yuxtaposición en el conjunto de secuencias oracionales con núcleo predicativo finito es superior, en general, en el corpus utilizado 6 a la de textos en prosa de carácter narrativo, argumentativo o expositivo. En la Celestina la yuxtaposición se acerca al 10% del total de relaciones interoracionales, ligeramente por encima de la coordinación, pero muy lejos de los porcentajes de subordinación (dominante: en torno al 40% del total) 7 . En la Comedia Thebayda el porcentaje es semejante al de la Celestina en la escena 1, pero disminuye drásticamente (entre un 3,5 y un 4%) en la escena 10, en la que, curiosamente, los personajes se limitan casi por entero a criados y prostitutas (con un incremento paralelo de la coordinación: del 19 al 23%). En la escena 1 de la Comedia Serafina nuevamente el porcentaje de yuxtaposición se aproxima al 10%, para descender hasta aproximadamente algo menos del 7% en la 4: de nuevo, como en la Thebayda llama la atención 5 No hay muchos estudios propiamente lingüísticos sobre estos tipos de textos. Sobre las comedias humanísticas Herrero Ruiz de Loizaga elaboró su Tesis doctoral inédita, precisamente para estudiar los modos de relación interoracional (entre ellos, la yuxtaposición). Para los pasos de Lope de Rueda es imprescindible el estudio de Bustos Tovar (1998). Para otras referencias, véanse Alonso Asenjo (1992), Ariza (1991), Canet Vallés (1993), Martínez Marín (1978). 6 Se han hecho los cómputos sobre: autos I y XII de la Celestina; las escenas 1 y 10 de la Comedia Thebayda; las escenas 1 y 4 de la Comedia Serafina; escenas 2 y 5 de la Comedia Cornelia; escenas 1, 15 y 43 de la Comedia Florinea; y, finalmente, los pasos 1, 4 y 7 de Lope de Rueda. 7 Ha de señalarse, no obstante, el carácter muy aproximado de tales cómputos. Las proporciones variarían según el análisis que se haga de secuencias introducidas por que con o sin vinculación a núcleo oracional precedente (y con sentido difuso o inclasificable en esa vinculación); o según se consideren, yuxtapuestas o plenamente independientes, secuencias disímiles que se acumulan en largas tiradas expositivas o descriptivas. No cabe, pues, ninguna precisión cuantitativa en este punto. <?page no="106"?> Rafael Cano Aguilar 96 que esa bajada se dé en una escena dominada por los criados. Porcentajes muy semejantes a este último se hallan en las escenas analizadas de la Comedia Cornelia o Carmelia de Timoneda. Por último, en la Florinea se da la menor presencia porcentual de estructuras yuxtapuestas: los porcentajes no llegan en ninguna de las escenas analizadas al 4%, sin que parezca haber razones específicas para tal descenso. Por su parte, los pasos de Lope de Rueda vuelven a una presencia ciertamente notable de la yuxtaposición, que llega al 10% del total, y aun lo supera, de modo que, por lo general, se sitúa por encima de la coordinación. Podría aducirse para este incremento el carácter más “popular” y “coloquial” de tales textos; sin embargo, hay que tener en cuenta, en primer lugar, que el porcentaje de los pasos viene a ser similar al de la Celestina o al del primer acto de la Thebayda, donde los personajes no son precisamente del mismo ámbito que los de Rueda, al menos en su actuación lingüística; y, en segundo, que más relevancia para la caracterización sociolingüística de estos textos tienen otros rasgos sintácticos, entre ellos el aumento del porcentaje de oraciones “sueltas”, no encadenadas a otras, lo que se justifica por el incremento de las réplicas monooracionales (y aun puramente nominales), con lo que se tiende a dar una imagen de coloquio rápido, vivaz e inmediato. 2.2 Ahora bien, más que toscos recuentos, que dada la naturaleza escurridiza de los elementos que se computan nunca podrán ser exactos (susceptibles, pues, de dar una imagen distorsionada), son otros los aspectos que han de tenerse en cuenta en el estudio de la yuxtaposición. En primer lugar, habrá que determinar si es posible, y hasta qué punto, discriminar entre la yuxtaposición de secuencias oracionales dentro de un mismo período o en períodos (o párrafos) distintos. Si en relaciones gramaticalizadas, como la coordinación o la subordinación, ello puede ser difícil, mucho más lo será en una relación como esta, sin claros elementos distintivos, y con muy fluidas relaciones de sentido entre sus miembros. Carente por completo del acceso a la entonación (que los editores de textos antiguos intentan recrear mediante la puntuación), el investigador habrá de guiarse por el sentido de las secuencias que se encadenan, por el sentido de su vinculación, y por la recurrencia de ciertos elementos lingüísticos. En este punto, puede afirmarse que la yuxtaposición se mueve entre un máximo de integración, la que se da en las completivas sin nexo: (1) … donde te suplico ordenes y dispongas de mi persona (Celestina, XII, 212) (2) Temor tengo no redunde algún inconveniente (Serafina, IV) y una mayor “soltura” en la vinculación, especialmente en secuencias expositivas o argumentativas: <?page no="107"?> Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? 97 (3) … que cosas vemos en esta vida, que ponen espanto: las azeytunas no estan plantadas, y las auemos visto reñidas (Pasos, 7º) o en las que suponen algún tipo de comentario, juicio o valoración sobre otra parte del discurso: (4) Muchos me parescieron; nunca en tal peligro me vi de veras (Florinea, esc. 13) Ahora bien, yuxtaposiciones como las del tipo de completivas sin nexo son prácticamente una excepción en el conjunto. En general, en la yuxtaposición no cabe suponer una vinculación precisa de índole sintáctica. Y es justamente en esos casos donde aparecen los procedimientos que vienen a remachar, más allá del sentido que se desprende de su adjunción, la unión entre las secuencias. En principio, el establecimiento de relaciones fóricas, mecanismo que, naturalmente, no es exclusivo de las relaciones de yuxtaposición, sino que aparece en cualquier tipo de vinculación interoracional (Herrero 2005: 27s.). Por otra parte, como elementos catafóricos no actúan solo los pronombres; también pueden hacerlo sustantivos de carácter más o menos genérico, o es el mismo verbo el que, por su significado o por su utilización, prefigura una secuencia posterior 8 : (5) … que cosas vemos en esta vida, que ponen espanto: las azeytunas no estan plantadas, y las auemos visto reñidas. (Pasos, 7º) (6) Valame Dios señor, vuessa merced no me quiere entender: hoy he yo plantado vn renueuo de azeytunas … (Pasos, 7º) Otro de los vínculos que suelen señalarse para las secuencias yuxtapuestas es la continuidad en los papeles sintácticos (sujeto, objeto, etc.), en el tiempo y modo del núcleo verbal, en el orden de los elementos de cada secuencia. Ello suele desembocar en claras disposiciones paralelísticas, con repetición de estructuras, elementos y orden interno, todo lo cual muestra origen e intención evidentemente retóricos: (7) Esto hize, estotro me dixo, tal donayre passamos, de tal manera la tome, assi la bese, assi me mordio, assi la abrace, assi se allego. (Celestina, I, 56) (8) … que yo soy la que he ganado, yo so la bienaventurada en serviros, yo soy la que os he dado mil enojos, yo soy la culpada. (Thebayda, esc. 12) (9) Garrote trae, riendo se viene, de buen tiempre allega … ¡Ha, ha! (Pasos, 1º) También constituye un mecanismo de conexión (y cohesión) el que se trate de actos enunciativos del mismo tipo, en especial cuando con ellos no se constituyen meras secuencias de aserciones. Especialmente en las series de 8 No otra es formalmente la relación que se establece entre un verbo de “decir” que anuncia la secuencia, en forma de discurso directo, que viene a rellenar el contenido de ese verbo, lo “dicho”. <?page no="108"?> Rafael Cano Aguilar 98 exclamaciones, vuelve a darse acumulación expresiva por motivos retóricos (lenguaje “elaborado”): (10) ¡O cómo eres ingrato! ¡O cómo no tienes agradecimiento! ¡O cómo eres desconoscido y ningún amor mora contigo! (Thebayda, esc. 10) (11) ¿Qué’s esto, señor maestro? ¿En qué vas pensando? (Cornelia, esc. 5) Frente a ello, son muchas las ocasiones en que entre las secuencias que se adjuntan en el decurso no se dan especiales elementos de vinculación, y las relaciones significativas que podrían establecerse son vagas e imprecisas; es muy habitual, en esos casos, que se sumen frases que responden a distintas actuaciones enunciativas. Podría considerarse que se trata de segmentos enunciativos independientes. No obstante, contra tal suposición está el hecho de que se trata de secuencias dentro del parlamento de un personaje: esta pertenencia convierte por sí misma en relevante la adjunción de tales secuencias, de modo que el receptor (el lector) se ve obligado a inferir que si están unidas es por algo 9 . Por otro lado, no es infrecuente que esa yuxtaposición de elementos aparentemente independientes se haga para mostrar el desconcierto de un personaje ante determinada situación, su indecisión a la hora de actuar …: la sintaxis suelta corresponde a un pensar que se pretende descoordinado, lo que acerca estos pasajes, relativamente, a una mayor inmediatez comunicativa: (12) Crito, retraete ay. Mi primo viene. ¡Perdida soy! (Celestina, I, 36) (13) ¿No oyes? No querríe que amaneciese. En mi parecer está. Con todo esso, dizen bien que … (Thebayda, esc. 12) O también responde a movimientos rápidos por parte del personaje, reflejándose así verbalmente la agitación de su comportamiento: (14) Passos oygo. Aca descienden. Haz, Sempronio, que no lo oyes. Escucha, y dexame … (Celestina, I, 45) (15) Ea, dueña, ¿qué aguardáis? Dalde rezio (Pasos, 9º) Como se ha apuntado más arriba, probablemente sean los “comentarios” el tipo de yuxtaposición más “suelto”, más lejano a cualquier clase de vinculación sintáctica gramaticalizada. Son expresiones con las que el locutor respectivo se refiere, con intenciones muy variadas, a su(s) propio(s) enunciados: puede valorarlo(s), incluirlo(s) dentro de un comportamiento general (para lo que se suele aducir un refrán), realizar alguna consideración metalingüística … En general, se sitúan tras el segmento textual al que se 9 Naturalmente, la puntuación, ni la original ni, menos aún, la dada por los editores, puede sernos de utilidad en este punto. <?page no="109"?> Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? 99 refieren, aunque, en principio, como construcciones “parentéticas” que son, podrían situarse antes o en el interior del enunciado 10 : (16) Assi, que donde no ay varon todo bien fallece: con mal esta el huso quando la barua no anda de suso. (Celestina, IV, 90) (17) Y bachillera me pareçe esta moça. Maravillada me estoy. (Serafina, IV) (18) … no nos pudo despachar mas presto la buñolera, no, no, la pastelera quise dezir. (Pasos, 1º) 11 (19) … que trayda a la memoria altera el supuesto del paciente, como haría pongo exemplo-, que si tú estuviesses enamorada … (Florinea, esc. 25) Se asemejan en forma a estas secuencias comentario aquellas en que se ha dislocado el orden de las completivas de “decir”, de modo que lo dicho se enuncia en primer lugar, y en segundo lugar, adjuntado sin nexo, el verbo de “decir”, en bastantes casos dotado de una mayor fuerza ilocutiva que la del mero decir. Se trata, pues, de una de las varias formas de “discurso directo”: (20) Hartos dolores y duelos ay, yo te asseguro. (Thebayda, esc. 15) (21) … pues todos peccamos en Adán, dize la Escriptura. (Florinea, esc. 15) La inserción de estos comentarios, como secuencias yuxtapuestas, es en principio neutra en cuanto a sus condiciones de uso discursivo. Pero una variante, relativa, de tal adjunción sí puede considerarse propia de la enunciación oral, muy habitual además en la enunciación de la época, las imprecaciones (invocaciones a personajes superiores, maldiciones, etc.): (22) ¿Qué te pareçe de Franquila, Galterio, assí gozes de lo que más desseas? (Thebayda, esc. 10) (23) … que como vienes -Dios te guarde- muy endelgada y la mañana es fresca … (Florinea, esc. 15) (24) Que bien te das a ello, bendita sea la madre que te pario, que … (Pasos, 1º) Se trata de expresiones repetidas, que desembocan habitualmente en fraseología construida. 10 Para este tipo de construcciones, pueden verse Dehé / Kavalova (eds.) (2007), Fuentes Rodríguez (1998), Schneider (2007). Ha de señalarse que Herrero, en su Tesis (1990) también se ocupa de este tipo de yuxtapuestas, a las que denomina igualmente parentéticas. 11 Es muy interesante la presencia de esta corrección. Justamente, uno de los fenómenos habituales en la oralidad es la vuelta atrás, con el borrado de selecciones previamente realizadas en un paradigma para su utilización discursiva. Estos borrados no suelen incorporarse a la escritura: aquí, pues, Lope de Rueda ha sabido captar e incorporar uno de los rasgos tipificadores de la oralidad. <?page no="110"?> Rafael Cano Aguilar 100 2.3 Como ya se ha indicado más arriba, las completivas sin nexo son un tipo especial de yuxtaposición, en el que más que adjuntar secuencias parece que se ha producido una detracción del elemento conector que. Sus orígenes y sus usos las vinculan más bien a un tipo de lengua elaborada, y más propio de ciertas tradiciones escriturales (Cano 2011): en el discurso más cuidado es donde aparecen en nuestros textos, o en el pregón (escrito) que acompañó al cadalso a los criados de Calisto: (25) “Manda la justicia mueran los violentos matadores” (Celestina, XIII, 231) [la frase “mueran…” podría entenderse como el discurso directo emitido como orden por la justicia] Fuera de ahí apenas se hallan situaciones de yuxtaposición equiparables a las prototípicas relaciones interoracionales. Solo en un caso la contraposición entre los dos segmentos yuxtapuestos podría entenderse en sentido condicional, en una construcción que, aparte del énfasis expresivo, parece remitir a una cierta proximidad comunicativa: (26) No sepas burlar, Parmeno; sacarte han el alma sin saber quien (Celestina, XII, 207) 12 [es la primera la que vendría a ser la prótasis] Por lo demás, solo se hallan, y no en forma muy abundante, secuencias en las que el segundo segmento viene a constituir una motivación referida al primero; en general, una motivación de su enunciación, lo que las acercaría al tipo de causales de vinculación no tanto gramatical cuanto pragmática: (27) Dichoso fueste; no feziste sino llegar y recaudar. (Celestina, VIII, 157) (28) Dentro hablan. Huéspedes deven aver en tu absencia. (Florinea, esc. 4) (29) Que bien te das a ello, bendita sea la / madre que te pario, que tan bien te apañas a la sisa: todo mochacho que sisa, no puede dexar de ser muy honrrado. (Pasos, 1º) Las situaciones de enunciados de este tipo son diversas, tanto en entorno como en personajes: no parece, pues, que se puedan utilizar como elementos caracterizadores claros en ningún sentido. Algo así podría decirse de otras secuencias yuxtapuestas en las que la relación, direccionalmente inversa a la anterior, también se muestra vaga, por lo general: aquellas en que el segmento posterior viene a constituir una cierta consecuencia del anterior, o, 12 Las siguientes secuencias con el mismo valor son internamente coordinadas, aunque yuxtapuestas entre sí como periodos: “No seas lisonjero […] y jamas lloraras duelos agenos. No tomes en lo que te cumple el consejo de Celestina, y hallarte has a escuras …” (Celestina, XII, 207). Esta última y la de arriba son más claramente condicionales (la primera frase de este último par, negativa, es antifrástica, pues se está pidiendo “toma el consejo de Celestina”; también lo es la primera del ejemplo de yuxtaposición: se implica que “sepas burlar”). <?page no="111"?> Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? 101 simplemente, se establece un vínculo de ilación. Si el elemento consecutivo muestra modalidad imperativa, ello es indicio que apunta hacia enunciaciones más habituales en la inmediatez: (30) A la puerta llaman; corre. (Celestina, I, 40) (31) Assentada estoy. Di lo que quisieres. (Thebayda, esc. 3) (32) Bien lo creo, no te enojes (Pasos, 3º) [esta combinación de frase asertiva y mandato subsecuente es la más habitual en los Pasos para estas yuxtaposiciones ilativo-consecutivas] En los demás casos, los entornos pueden ser neutros o elevados: (33) Algo he dormido, tornar quiero a mi primero y principal intento. (Thebayda, esc. 14) (34) Gran desmayo le a tomado; çierto, verdaderamente le amava. (Serafina, VI) (35) Pues yo allá cené. Por mí no se detenga la vianda. (Florinea, esc. 12) En todo caso, al igual que en las relaciones de “motivación”, en estas ilativas la relación de consecuencia se da, no entre hechos, sino entre una aserción y la consecuencia lógica (enunciativa) que de la primera puede inferirse. Son, pues, verdaderas “consecutivas de la enunciación” (Girón 2011). Cuando la yuxtaposición parece responder a los valores de la coordinación, en especial la aditiva, su empleo resulta claramente marcado (a no ser que se trate de una suma donde el coordinante solo aparece ante el último término). En estos casos, más claramente aún que en los anteriores, nos hallamos ante la figura del asyndeton, de efecto “patético encarecedor” (Lausberg 1990 [1960]: II, § 709) o “martilleante” (Lausberg 1983 [1963]: § 328), por la adición de secuencias que refieren una serie de hechos (narrativa), desarrollan situaciones o estados (expositiva, descriptiva), e, incluso, acumulan deseos (optativa). En estos casos suele producirse una acumulación de elementos múltiples que puede extenderse en largas tiradas. Y es aquí donde se dan los casos de disposición paralela en el orden de los elementos de cada miembro oracional, de repetición de los actantes y circunstantes, de continuidad en tiempos y modos del núcleo verbal. El conjunto ofrece una imagen claramente elaborada, que en la Celestina puede aparecer en boca de cualquier personaje, no tanto en el resto de comedias, y, salvo excepciones, no se da en los pasos de Rueda; así, en la Thebayda esta forma de yuxtaposición convive con otros procedimientos típicos de la prosa retórica y elaborada. La yuxtaposición, por tanto, en estos casos forma también parte del estilo gravis o sublime. Ello puede darse, según se ha dicho, en series narrativas, raras ya después de la Celestina: <?page no="112"?> Rafael Cano Aguilar 102 (36) Cortaron las hadas sus hilos, cortaronle sin confession su vida, cortaron mi esperança, cortaron mi gloria, cortaron mi compañia (Celestina, XX, 289) [habla Melibea] (37) … que yo no lo hize; salteada fuy, requerida fuy, pidiéronme palabra de lo que no pensé. (Florinea, esc. 35) Las secuencias descriptivas y expositivas son, en cambio, habituales a todos los textos (salvo en los pasos, donde se dan en muy escasa medida). En ellas se produce la misma acumulación verbosa que en la narración, con un grado semejante de elaboración: (38) Todas me obedescian, todas me honrrauan, de todas era acatada, ninguna salia de mi querer; lo que yo dezia era lo bueno, a cada qual daua cobro. No escogian mas de lo que yo les mandaua: […] coxo o tuerto o manco, aquel auian por sano quien mas dinero me daua. Mio era el prouecho … (Celestina, IX, 176) (39) A quien no me quiere no lo busco. De mi casa me vienen a sacar, en mi casa me ruegan. (Celestina, XII, 224) Tanto en esta obra como en las demás, la acumulación de secuencias con estos fines enunciativos va acompañada de los procedimientos de disposición paralelística ya señalados (paralelismo que permite variación en los elementos de la serie): (40) Estos son, en fin, tus descuidos, estos son tus menosprecios siempre, este es el poco caso que de la persona hazes. (Thebayda, esc. 12) (41) Para todas las cosas ay medio, para todas las enfermedades ay sus medicinas aplicadas, para todas las llagas ay cura y defensivos. (Serafina, II) (42) Porque en verme delante vos, vuestra majestad ata mi lengua, vuestra alteza desvanesce mi juyzio, vuestro valor despide mi baxeza, vuestro merescer entierra mi atrevimiento. (Florinea, esc. 32) Los mismos procedimientos y formas de la expresión pueden hallarse en secuencias optativas, e incluso en otras de carácter imperativo. Hay que señalar, no obstante, que ese carácter “elaborado” en las secuencias optativas e imperativas aparece prácticamente solo en la Celestina: (43) Vaya con nosotros llanto, acompañenos soledad, siganos desconsuelo, vistanos tristeza, cubranos luto y dolorosa xerga. (Celestina, XIX, 283) (44) Por Dios, no corrompas mi plazer, no mezcles tu yra con mi sofrimiento, no rebueluas tu descontentamiento con mi descanso, no agues con tan turuia agua el claro liquor del pensamiento que traygo, no enturuies con tus embidiosos castigos y odiosas reprehensiones mi plazer. Recibeme con alegria … (Celestina, VIII, 153s.) <?page no="113"?> Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? 103 Las sumas de elementos, hasta ahora alusivos a distintas referencias, pueden convertirse en simples procedimientos de variación sobre un mismo contenido (asyndeton multívoco, en la terminología retórica: Lausberg 1983 [1963]: § 328). En principio, pueden adoptar también los esquemas paralelísticos, si bien, en estos casos, ello no es tan frecuente: (45) Leydo has donde yo; en vn coraçon estamos. (Celestina, XII, 207) (46) Esta es mi embaxada, a esto fue mi venida. (Thebayda, esc. 15) El paralelismo, pero en este caso combinado con la utilización de términos antitéticos, sirve para establecer relaciones de contraposición (equivalentes, pues, a adversativas): (47) Mi ynocencia me da osadia, tu presencia me turba en verla ayrada. (Celestina, IV, 93) (48) Echaua de si en bulliendo vn olor de almizque; yo hedia al estiercol que lleuaua dentro en los çapatos. (Celestina, XIX, 276) Pero nuevamente es este texto, la Celestina, el único que dispone las contraposiciones en tal forma elaborada. En todos estos contextos, la yuxtaposición oracional constituye una aplicación de preceptos retóricos, y pertenece por tanto a un tipo de lengua altamente elaborado, dentro de la tradición literaria de la época. Pero, frente a ellos, en otros contextos, o incluso en contextos de sentido semejantes pero de modo de uso muy diferente, la yuxtaposición responde a modos enunciativos diferentes, más vinculados a actuaciones cercanas a la inmediatez comunicativa, a situaciones de discurso rápido adecuado a comportamientos que han de ser ágiles. En ellos aparece, pues, una cierta mímesis de actuaciones conversacionales en aras de la verosimilitud de lo que se está representando. Es lo que ocurre en los casos de repetición de elementos léxicos, en este caso verbales, que constituyen así una repetición de secuencias oracionales 13 . Ello suele coincidir con otros procedimientos “coloquializantes”: uso especialmente abundante de fraseología y refranes (por lo demás, constantes en estas obras, en especial en boca de los personajes “populares”), y sobre todo reiteración de construcciones pospuestas introducidas por que, de valores difusos. La repetición se da en aserciones, preguntas, pero sobre todo en mandatos: (49) ¡El es, el es, por los sanctos de Dios! (Celestina, I, 51) 13 Martínez Marín (1978: 80) se refirió a estas repeticiones, frecuentes en la Celestina y en otros textos prerrenacentistas y renacentistas, como “construcciones amplificadas”. También Herrero, en su Tesis, llamó la atención sobre los usos y valores de tales repeticiones. <?page no="114"?> Rafael Cano Aguilar 104 (50) ¿Adónde vas, Pinardo, adónde vas? (Serafina, VI) (51) Mirá qué pico, mirá qué pico … (Pasos, 7º) Pero donde quizá la aproximación a modos propios más bien de la inmediatez, incluso típicamente “orales”, se da en mayor grado en estos textos es en determinadas series de carácter imperativo, en las que el mandato se descompone en diversas (dos o tres como mucho) secuencias oracionales, en imperativo o en subjuntivo con negación. Ya se ha señalado cómo en la Celestina podrían darse acumulaciones “optativas” o “conativas” en entornos y con modos propios de la elaboración. Pero en ese mismo texto aparecen otras configuraciones, o las mismas formalmente, pero en situaciones diferentes: en principio, la exigencia de que el receptor haga lo ordenado con rapidez. Para ello, pueden acumularse los imperativos (o repetirse, según se acaba de ver), que pueden referirse a la misma acción o a diferentes pero de secuencia inmediata y obligada: (52) Allegate aca a mi, ven aca … (Celestina, I, 51) (53) Ve con Dios, junta tras ti la puerta. (Celestina, VIII, 153) O bien el imperativo va seguido por otra secuencia, en principio de la misma fuerza ilocutiva, pero en forma negada con subjuntivo; esa secuencia, más que otro mandato, introduce una cierta justificación de la orden dada o previene de posibles efectos indeseados de la orden: (54) Dilo, dilo, no ayas empacho … (Celestina, XII, 223) (55) Tente, señor, no baxes (Celestina, XIX, 282) Estos dos tipos de secuencias imperativas con yuxtaposición interna son prácticamente los únicos con tal valor que encontramos en las otras comedias humanísticas y en los pasos. En estos textos, con mayor abundancia en la Comedia Florinea y en los pasos, tales construcciones se convierten en el tipo más abundante de yuxtaposición oracional, bien en forma de serie de imperativos: (56) Espera, espera, espera. Entra, Galterio hermano … (Thebayda, esc. 3) (57) Anda, anda, vete. (Cornelia, esc. 3) (58) Calla, calla, dexa hablar a Lydorio. Di, di, no enmudezcas. (Florinea, esc. 1) (59) Mochacho, toma essos pollos, ciérrame esa gelosía. (Pasos, 3º) (60) Calla, hermanico, ten paciencia. (Pasos, 10º) O, también con más frecuencia, con la posterior frase negativa en subjuntivo (que en algunos casos sí puede ser la repetición de la misma orden, o una nueva): (61) ¡Corre, corre, Galterio, no te detengas! (Thebayda, esc. 1) <?page no="115"?> Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? 105 (62) Entrad, entrad, no ayáis vergüença. (Serafina, III) (63) Calla, no seas torpe. (Cornelia, esc. 2) (64) Buelve acá, hermano Polytes, no des enojo a Floriano. (Florinea, esc. 3) (65) Calla, no llores … (Pasos, 3º) 14 En otros casos, bastante frecuentes, la secuencia negativa con presente de subjuntivo adquiere una nueva forma y un nuevo sentido. El verbo ya no aparece en segunda persona, y por tanto no es variante, en frase negativa, del imperativo, dotado, pues, de fuerza de orden. Se encuentra en tercera persona, y su sujeto es alguien o algo distinto al interlocutor, de modo que la secuencia viene a constituir más bien una frase optativa (o “final sin nexo”, como también ha sido analizada), manifestación de función expresiva y de subjetividad del hablante, con la que se refiere a posibles efectos indeseados en caso de que la orden no se cumpla: (66) Bota presto, echa hazia casa de Celestina, no nos atajen por nuestra casa. (Celestina, XII, 214) (67) ¡O, por tu vida, Galterio, que me dexes! No sienta algo Amintas. (Thebayda, esc. 10) (68) Y calla; está quedo, no te oya Floriano. (Florinea, esc. 1) (69) Quítala de ay, no la vea. (Pasos, 9º) Esta secuencia con forma negativa y presente de subjuntivo, y los valores que se le han señalado, puede aparecer también detrás de frases asertivas, u optativas (no imperativas). En los textos analizados, tal posibilidad se da siempre en entornos más o menos “inmediatos” (por los personajes, la situación o la intención comunicativa) 15 : (70) Dios nos libre de traydores, no nos ayan tomado la calle por donde tenemos de huyr. (Celestina, XII, 208) (71) Mirad, que parece que hablan, no venga alguien de fuera de casa. (Thebayda, esc. 1) (72) … que tu señora se ha tendido, no sea algún desmayo. (Florinea, esc. 15) 14 Puede darse también el orden inverso: “No vayas alla sin tus coraças; tornate a armar” (Celestina, XIX, 281), “No seas importuno. Calla, déxalo [y] huélguese” (Thebayda, esc. 12), “No te menees; está queda” (Florinea, esc. 15), “Ora no me quebreys la cabeça, mira mochacha que te mando, que …” (Pasos, 7º). 15 De este tipo de yuxtaposición, precisamente en textos del XVI, generadora de un esquema fraseológico de larga suerte en español, no sea que (desde el XIX, no vaya a ser que), ya he hablado en otro lugar (Cano 2011). <?page no="116"?> Rafael Cano Aguilar 106 No es raro que en las secuencias yuxtapuestas se produzca la adjunción de diversos segmentos con relaciones internas de sentido diferentes entre unos y otros. Esta situación suele corresponder con una secuencia de pensamientos que, en lugar de seguir un hilo narrativo, argumentativo, etc., constante, se mueve en diversas direcciones en lapsos temporales muy breves. Tal rapidez elocutiva corresponde más bien a situaciones más cercanas a la inmediatez comunicativa, y los diferentes autores desarrollan así otros mecanismos de mímesis “oralizante”: ciertamente, no es obligado, pero es habitual que tales configuraciones sintáctico-discursivas se produzcan en situaciones de conflicto y rapidez en la trama, y en boca sobre todo de personajes “bajos”: (73) No es mas menester, bien se de que pie coxqueas. Yo te sanare (Celestina, I, 28) [la segunda parece motivadora; la tercera, consecuencia de lo anterior] (74) ¡Escucha, escucha! ¿Oyes, Parmeno? ¡A malas andan! ¡Muertos somos! Bota presto … (Celestina, XII, 214) (75) Nunca vi buen exemplo d’esas conversaciones. No me entres por aý. Da al diablo amistad de la justicia. So color d’eso, ponte en sus manos, verás. Bueno estaría yo si … (Thebayda, esc. 8) (76) Antes oyo hablar a la puerta. Ya tocaron; la seña es aquella. Allá voy. (Florinea, esc. 43) (77) Esta deve de ser la posada; llamar quiero. ¿Quién est’acá? (Pasos, 4º) En algunos de estos casos no es fácil recuperar una relación de sentido entre los segmentos de las secuencias, por lo que se da la situación ya descrita en § 2.2. de máxima falta de integración entre ellos, de modo que el analista vacila entre seguir considerando la secuencia como dotada de coherencia discursiva, o ver ya una simple amalgama de elementos independientes: solo la imaginación de la situación factual a que pueden corresponder tales discursos (situación única, o de sucesivos pasos encadenados) permite seguir viendo ahí una secuencia coherente cuyos lazos internos hay que reconstruir. 3 Por lo expuesto hasta ahora, tanto en este trabajo como en los otros donde se ha realizado el estudio sobre textos medievales parece claro que la llamada yuxtaposición no es un mecanismo gramatical de combinación de unidades oracionales en una unidad gramatical superior. Las razones para hablar de “yuxtaposición” y no de secuencias inconexas tienen que ver solo con la construcción del discurso, con las situaciones en que este se produce y con <?page no="117"?> Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? 107 los efectos de sentido que se pretenden. La conexión por medios lingüísticos (elementos fóricos, recurrencia de actantes, modos y tiempos, etc.) ni es constante, ni siquiera mayoritaria, ni tampoco es elemento diferencial; y la unión por los llamados ilativos o conectores extrao supra-oracionales, si bien daría en apariencia secuencias igualmente yuxtapuestas, no obstante, por la naturaleza y funcionamiento de dichos elementos se sitúa en otro apartado del análisis discursivo-lingüístico. Mientras que coordinación y subordinación tienen dimensión gramatical y dimensión discursiva (en distintos grados, variables además según las distintas situaciones), en la yuxtaposición, tal como se concibe habitualmente y como la hemos analizado aquí, solo hay dimensión discursiva. Su lugar está fuera de la gramática formal, pero no, claro, de una sintaxis del discurso (descriptiva o histórica) 16 . La yuxtaposición es uno de los elementos que han sido utilizados para la construcción de determinadas tradiciones de discurso, y que, por tanto, los investigadores han de ser capaces de recuperar. Como se ha señalado en trabajos anteriores (cf. Cano 2012 y en prensa), en la Edad Media caracterizó a los textos poéticos, en especial en las tradiciones juglaresca y clerical; pero a finales del XV pareció desplazarse a la prosa de ficción, a las “novelas sentimentales”. En conjunto, se situó, pues, durante todo este periodo en tradiciones pertenecientes a las formas más elaboradas de la construcción textual (ciertamente, en este punto, la textualidad medieval no ofrece demasiadas alternativas). Y ello continúa en buena parte en los textos aquí analizados, pertenecientes a una nueva tradición, o a un nuevo género literario, pero que se pretendían incardinar en una antigua tradición latina. Esta vinculación de la yuxtaposición a las formas “altas” del discurso pudo ser reforzada en esta época (quizá también en las anteriores, pero ello es menos seguro) por esa misma tradición latina: así, en el prólogo de la Celestina se ve cómo el fragmento latino de Petrarca está organizado en torno a la yuxtaposición (claramente retórica), y así se mantiene en la traducción que se hace del fragmento; claro que la yuxtaposición prácticamente no vuelve a aparecer en dicho prólogo (aunque sí lo hace profusamente la de nivel suboracional). En su tesis doctoral sobre las traducciones castellanas de los Colloquia de Erasmo, Santiago del Rey (2013) observa una clara “tendencia hacia un tipo de estructura discursiva más analítico y paratáctico” en el latín de los humanistas (134), tendencia también visible en Erasmo, según ya habían detectado diversos estudiosos de su latín. Del mismo modo observa cómo en muchas ocasiones los traductores de Erasmo no mantienen la yuxtaposición del original: en la mayoría de los casos se sustituye esta por algún tipo de nexo entre los dos segmentos oracionales yuxtapuestos en latín; el manteni- 16 Véase Kabatek (2005b: 39s.) para la cuestión de si existe verdaderamente una sintaxis autónoma, no discursiva, y en qué partes de la estructura sintáctica puede situarse. <?page no="118"?> Rafael Cano Aguilar 108 miento puede deberse a razones muy específicas (estructuras paralelísticas, asíndeton de numerosos miembros …) (366). Ahora bien, la yuxtaposición no es un modo configurativo unidimensional. Admite variedades, no solo en los sentidos que es capaz de transmitir sino en los entornos e intenciones de su utilización. Los textos analizados son quizá los primeros en castellano 17 donde la presencia de determinadas configuraciones en modo asindético puede deberse al intento de mimetizar situaciones “coloquiales”, “relajadas” y “populares” en la escala de las variaciones de distancia / inmediatez comunicativas, diafásicas y diastráticas respectivamente, por lo que es de suponer que actuaciones enunciativas de este tipo estarían presentes en la actuación oral de la época, como nuestra intuición y el conocimiento de lo que ocurre en la actualidad nos hacen suponer con bastante fundamento. Partiendo, pues, de la presencia minoritaria que la yuxtaposición tiene normalmente, ha de concluirse que esta no se ha utilizado como rasgo básico caracterizador de determinados tipos de textos. Pero tampoco su presencia puede ser interpretada unidireccionalmente, ni se han de tener en cuenta solo los tipos de texto (o las tradiciones textuales): importan, y mucho, los tipos de actuaciones lingüísticas que se producen dentro de esos tipos y tradiciones. Porque si bien es cierto que determinadas clases de yuxtaposición, con sentidos diversos (las secuencias narrativas, descriptivas y expositivas por un lado, las repeticiones por otro), se vinculan a formas diferentes de situación y discurso, dentro de un mismo tipo textual, también lo es que secuencias yuxtapositivas de un mismo sentido (por ejemplo, secuencias imperativas) pueden vincularse a distintas formas y niveles de enunciación y responder a tradiciones enunciativas diferentes. En este sentido, se puede decir que los textos aquí analizados, por un lado continúan una tradición (“alta”, “elaborada”) de utilización de la yuxtaposición, renovada por el renovado conocimiento del latín; pero por otra generan una nueva forma de utilización de ese mecanismo configuracional del discurso, a partir de un intento, parcial, fragmentario, pero real, de mímesis de la oralidad en cuyas raíces ideológicas habría que seguir profundizando. 17 La presencia de modos semejantes en el Corbacho no es relevante en este sentido: ahí lo que se da es más bien acumulación de todos los posibles actos discursivos que las mujeres puedan dar en las situaciones a que se alude: son “ejemplos” sueltos, aislados, de posibles producciones lingüísticas, no construcciones globales de interacciones lingüísticas. <?page no="119"?> Yuxtaposición oracional: ¿sintaxis o discurso? 109 Referencias bibliográficas Fuentes documentales Comedia Thebayda (1521). 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(Andrés de Tapia) Estamos aquí en lo que es la Diputación de Galicia. (Santiago de Compostela, Consejero municipal) Boris Becker weilt auf Kuba und nimmt an einem Kongress über kubanische Zigarren teil. (Radiosendung) Résumé Dans l’histoire des langues romanes, nous connaissons de longues phases d’une élaboration, qui montre une forme extensive de l’appropriation successive de nouveaux domaines discursifs. Le phénomène corrélatif de cette élaboration extensive est une élaboration intensive qui produit des innovations et des changements des moyens linguistiques dans les domaines morphosyntaxique, syntaxique et lexical, ainsi que dans le champ de la structuration du discours. Ces processus d’élaboration d’une langue de distance ont enrichi les vocabulaires, restructuré les systèmes verbaux, élaboré les paradigmes des prépositions et créé des systèmes efficaces de conjonctions. Cette élaboration et ces changements linguistiques avaient toujours leur origine dans des emplois individuels et actuels, ce que nous pouvons désigner par le terme de formalisation discursive. Or, il est important de voir que la formalisation discursive, qui relève du <?page no="124"?> Wulf Oesterreicher 114 domaine conceptionnel, ne se limite pas du tout aux processus d’élaboration intensive ; ce phénomène beaucoup plus vaste se trouve également dans les tentatives de certains locuteurs de se démarquer par un style qu’ils jugent ‘élégant’. En exposant toute une gamme d’exemples qui témoignent de l’universalité de ce phénomène, le présent article propose des réflexions sur les contextes variés et sur les domaines fonctionnels dans lesquels nous pouvons observer cette formalisation discursive. 1 Introduction Ma contribution part de la description d’un type d’innovation que je veux désigner par le terme de formalisation discursive. Si nous entendons par formalisation discursive l’activité d’une verbalisation qui dans les discours ou textes actuels s’oriente sur une forme linguistique jugée - à juste titre ou à tort comme on voit dans les exemples cités en tête de l’article - comme plus élaborée, plus réussie et élégante, on voit tout suite qu’on se trouve dans un champs ouvert que j’essaierai d’illustrer par des exemples qui montreront les réussites et les échecs de formulations dans les textes ou discours. Bien que l’affinité conceptionnelle de la formalisation discursive avec la distance communicative pourrait paraître évidente, on rencontre des exemples du phénomène dans toute la gamme du continuum conceptionnel entre le parlé et l’écrit, entre l’immédiat communicatif et la distance communicative. En plus, nous allons voir que cet effort n’aboutit aucunement à des résultats homogènes parce que les locuteurs, les formes et les fonctions qui agissent dans ce processus sont très différents et variables, et qu’ils obéissent à des motivations plutôt incommensurables. L’importance des différentes traditions discursives est crucial dans ces processus, car le fonctionnement communicatif de quelques-unes de ces traditions est considéré par la communauté linguistique en question comme particulièrement réussi, représentatif et prestigieux; les sujets parlants cherchent à s’adapter aux verbalisations et formulations qui représentent des ‘formes canoniques’ et déterminent la production discursive et textuelle postérieure. Ceci est vrai non seulement pour les traditions dans les domaines discursifs élaborés comme dans le domaine de la littérature, la religion, du droit, de l’administration, des sciences, etc., mais aussi pour les formes linguistiques des discours et textes de la vie quotidienne. Dans une autre perspective le phénomène est bien connu dans l’histoire des langues : il existe de longues phases d’une élaboration qui se montre dans l’appropriation successive de nouveaux domaines discursifs. 1 Le phénomène corrélatif de cette élaboration extensive est une élaboration intensive qui produit des innovations et des changements des moyens linguistiques dans les domaines phonétique, morphologique, morphosyntaxique, syntaxique et lexi- 1 Koch / Oesterreicher (1994 : 589) ; Frank-Job (2003 ; 2006). <?page no="125"?> Le concept de ‘formalisation discursive’ 115 cal ainsi que dans le champ de la structuration des discours, phénomènes qui sont visibles surtout dans les standardisations naissantes. 2 Ces processus d’élaboration d’une langue de distance, qui couvrent seulement en partie les phénomènes d’une formalisation discursive, ont enrichi les vocabulaires, restructuré les systèmes verbaux, élaboré les paradigmes des prépositions, créé de nouveaux systèmes de conjonctions, etc. 3 Tous ces changements linguistiques ont leur origine dans les innovations discursives et dans l’expansion successive de ces innovations. Il est pourtant évident que les états linguistiques et discursifs ainsi constitués ne sont jamais des acquis durables, et cette historicité définit la totalité des phénomènes linguistiques et textuels à l’exception des aspects universaux impliqués. Les faits mentionnés concernent l’histoire de nos langues, mais dans ma contribution ils ne sont pas au centre de mon intérêt, qui ne vise pas seulement les innovations acceptées et intégrées dans les normes prescriptives des langues, mais aussi les innovations et changements linguistiques qui fonctionnent dans les différentes dimensions du non standard et qui étonnent par la violation des attentes normatives. 2 La formalisation discursive et les trois niveaux du langage Je dois rappeler ici très brièvement un aspect théorique de mon argument : Est fondamental pour la compréhension de ce qui suit, a) la distinction de Eugenio Coseriu entre innovations et changement linguistique et b) la modélisation des trois aspects du phénomène langagier - à savoir la distinction des niveaux universel, historique et actuel. 4 Primo, la formalisation discursive se définit dans une approche universaliste comme phénomène qui doit être expliqué dans la perspective de l’activité de parler (Sprechtätigkeit). L’activité de parler répond aux exigences communicatives qui définissent dans les communautés linguistiques respectives le continuum entre l’immédiat communicatif et la distance communicative. Par principe, le sujet parlant choisit plus ou moins librement les éléments de sa langue qu’il utilise dans sa verbalisation ; cependant, ce choix est déterminé par les situations communicatives, la compétence linguistique et le savoir expressif du locuteur, et il est en relation avec l’image que le sujet se fait de lui-même et de sa propre performance ainsi que de celle de son / ses interlocuteur / s. Cette perspective universaliste explique la variabilité des formulations, déterminées par les conditions communicatives et situationnelles : 2 Cf. Kloss (1978 : 37ss.) ; Koch / Oesterreicher (1990, 128s. ; 1994, 589ss.) ; Schlieben- Lange (1997 : 266) ; Frank-Job (2008) ; Koch / Oesterreicher (2011 : 135-154, 183-196, 223-236) ; Frank-Job / Henrichfreise (dans ce volume). 3 Cf., par exemple, Raible (1992 et 1994) ; Bossong (1979). 4 Cf. surtout Coseriu (1958 / 1973 et 1981 : 35-47) ; Oesterreicher (1979 ; 1988). <?page no="126"?> Wulf Oesterreicher 116 ainsi naissent aussi les différentes formes fragmentées et incomplètes, brèves ou longues, explicites ou implicites, les discours figurés, hyperboliques et ludiques, etc. Occasionnellement, le discours actuel est même caractérisé par des innovations ad hoc, mais, plus souvent encore, par des formes déviantes, des ‘fautes’ et des ‘erreurs’, etc. 5 Ce sont les locuteurs stylistiquement peu sûrs des normes linguistiques et discursives qui ont tendance à se tromper sur le statut et la valeur des formes et les constructions de leurs formulations. Ainsi les gens peu lettrés que nous designons en italien et en espagnol avec les termes semicolti ou semicultos témoignent bien du phénomène. 6 Il est évident que notre sujet touche aux phénomènes connus sous le titre d’hypercorrection, et quelquefois aussi les étymologies dites populaires peuvent être considérées comme formalisations discursives. 7 Dans l’actualité nous assistons à certaines formes d’un langage qui se veut politiquement correct et qui se sert de la formalisation discursive pour éviter des références jugées trop ‘directes’ ; ainsi, l’expression black english est remplacée par African American English (AAE) et African American Vernacular English (AAVE), et dans cette perspective, on discute en Bolivie l’emploi de la forme indígena campesino originario pour remplacer le lexème simple indio ... 8 Secundo, bien que la formalisation discursive comme phénomène actuel et discursif ne soit qu’indirectement pertinente sur le niveau historique, ce qui fait que les concepts du niveau actuel et universel ne sont plus opérants et doivent être adaptés, on doit constater qu’au moment où le résultat d’un effort individuel d’élaboration et de formalisation discursive est devenu, par les processus d’extension, de lexicalisation et de grammaticalisation une technique et règle linguistique chez un groupe de locuteurs, c’est-à-dire, un élément dans une variété d’une langue historique (dans le sens de Coseriu), ces ‘formalisations transformées’ intéressent la linguistique diachronique et la description synchronique. Pour la description des phénomènes sur le niveau historique sont importants les concepts d’espace variationnel et de chaîne de variétés, que j’ai développé avec Peter Koch en partant d’une idée importante de Coseriu ; évidemment, ces concepts se réfèrent exclusivement au niveau historique et 5 Cf. Bally (1965) ; Frei (1929) ; Oesterreicher (1981 : 159s.) ; Bally dit : « Il y a une pathologie linguistique, qui est une exagération du fonctionnement normal et le fait mieux comprendre par contrecoup » (Bally 1965 : 25). 6 Cf. Oesterreicher (1994). 7 En allemand, le concept de ’bemühte Schriftlichkeit‘ de Schlieben-Lange (1997) couvre partiellement ces phénomènes. 8 Cf. Casas Gómez (2012) ; Hudabiunigg (2012). - Je me rappelle encore très bien ma surprise lorsque, en 1997, les éditeurs d’un livre me demandaient de changer dans mon article la formulation « illiterate people » en « people with little experience in writing », ce qui, évidemment, n’est pas du tout la même chose … <?page no="127"?> Le concept de ‘formalisation discursive’ 117 présupposent l’existence d’une langue historique. 9 Cela veut dire que les formes en question, nées par un effort formalisateur discursif, dans la langue et dans ses variétés ne se retrouvent pas forcément proches du domaine de la distance communicative ; il arrive régulièrement que certains résultats d’une formalisation discursive, entrés dans l’espace variationnel, finissent par changer à l’intérieur de la langue historique leur marque diasystématique. Et c’est ici que les traditions discursives interviennent, car non seulement l’extension et la propagation des formalisations discursives, mais aussi les changements internes et la perte de certaines formes linguistiques sont conditionnés par les modèles discursifs et textuels qui fonctionnent dans les différents domaines discursifs et qui présentent pour les sujets parlants différents degrés d’appréciation et de prestige. Tout cela est résultat des relations dynamiques entre traditions et domaines discursifs à l’intérieur de ce que j’appelle ‘la sémiotique sociale’ 10 qui, pourtant, n’est pas seulement constituée par la modalité discursive. La sémiotique sociale recourt aussi à d’autres modes sémiotiques qui constituent ce que, avec une formule heureuse, François Rastier appelle « notre entour ». 11 Le niveau historique englobe donc toutes les généralisations et régularités qui sont possibles à partir des données linguistiques discursives actuelles. Même si les traditions discursives, les genres ou modèles textuels, ne coïncident pas avec les techniques et les règles de nos langues historiques et constituent des ensembles indépendants et structurés à part, ils motivent les innovations et renforcent la diffusion, la propagation et la perte des formes et constructions. Dans ce sens, ils déterminent la formation de règles et de techniques idiomatiques. Tertio, c’est au niveau actuel et individuel de la parole que l’on trouve dans les discours et les textes les données qui, dans l’emploi, se caractérisent par un choix libre des éléments linguistiques ; parfois elles sont elles-mêmes des innovations ad hoc. 12 D’un point de vue méthodologique, il est très important d’essayer de retracer dans les discours et les textes individuels les voies de distribution et d’expansion des formalisations discursives, et cette diffusion et généralisation se produit d’abord, il faut le répèter, dans le cadre de certaines traditions discursives et dans les différents domaines de la sémiotique sociale. Ainsi, la linguistique peut relever les emplois des phénomènes qui sont passés du domaine discursif-actuel au domaine idiomatique, à savoir à l’espace variationnel de la langue. Lorsqu’on ignore l’importance de ce passage du discursif concret à l’idiomatique, il se produit un grave malenten- 9 Cf. Oesterreicher (2001 et 2010). 10 Cf. Oesterreicher (2009 et 2014a) ; pour les traditions discursives cf. Schlieben-Lange (1983) ; Koch (1997a) ; Wilhelm (2001) ; Aschenberg / Wilhelm (2003). 11 Rastier (1997 : 77). 12 Cf. Oesterreicher (1999) ; cf. aussi López Serena / Loureda Lamas (2013). <?page no="128"?> Wulf Oesterreicher 118 du qui rend impossible la description adéquate des phénomènes en question ; pour la compréhension correcte du statut des phénomènes, il faut donc séparer les niveaux, respecter le passage du discursif à l’idiomatique et focaliser l’espace variationnel d’une langue. Les processus complexes de la formalisation discursive, souvent imprévisibles, discontinus et même contradictoires, constituent un véritable défi pour la linguistique de corpus. 13 Les procédés trop ingénus qui caractérisent maints travaux de ce type sont incapables de capter la spécificité du phénomène. Par-là, notre approche dégage un problème fondamental de la linguistique de corpus - car il est évident qu’avant de pouvoir identifier les phénomènes en question dans un corpus quelconque, il faut construire celui-ci en vue des finalités investigatives, c’est-à-dire qu’il faut d’abord connaître les types de phénomènes en question qui, évidemment, n’apparaissent pas dans n’importe quel discours ou texte, et lorsqu’on croit avoir identifié les formes dans un discours ou texte , il n’est pas du tout sûr qu’il s’agisse encore du type de formalisation de départ, parce que le passage à l’idiomatique localise les unités linguistiques dans les différentes dimensions de l’espace variationnel. 14 3 Dimensions de la formalisation discursive - implications méthodologiques Dans une perspective très générale, on pourrait structurer et illustrer la formalisation discursive dans les discours et textes par quelques exemples et par un schéma très sommaire à quatre dimensions, qui donnera au moins une première idée de la diffículté de relever les exemples et de la complexité du phénomène en question. Cette perspective accentue en plus le fait que la formalisation discursive n’accuse pas du tout une directionnalité évolutive. Déjà sur le plan de l’expression, la formalisation discursive ne se trouve pas seulement caractérisée par des simplifications ou des réductions (en allemand : Kürzungen), car elle se sert aussi bien d’amplifications et d’enrichissements, des expansions formelles de différents types (en allemand : Erweiterungen). Ces deux mouvements, plutôt quantitatifs, ne coïncident aucunement avec un autre axe qui est de nature sémantico-pragmatique et qui se réfère à la compréhension de l’énoncé ; il s’agit donc d’un aspect qualitatif fondamental de la verbalisation : D’une part, on rencontre une dynamique de différents types de processus d’explicitation, qui tendent à faciliter la compréhension (en allemand : Verdeutlichung) ; d’autre part, il apparaît ce que l’on pourrait 13 Pour les langues romanes cf. Pusch / Raible (2002) et Pusch / Kabatek / Raible (2005) ; Reich (2002) ; Rastier (2008). 14 Cf. Oesterreicher (1988). <?page no="129"?> Le concept de ‘formalisation discursive’ 119 appeler compactification, condensation et raréfaction (en allemand : Verknappung); cette condensation implique souvent une formulation recherchée et plus élaborée qui, à la limite, peut même mener à une opacité voulue. 15 Il est évident que toutes ces opérations et options sont dans les discours et textes corrélatives aux différentes conditions communicatives qui déterminent le continuum entre l’immédiat communicatif et la distance communicative et permettent, favorisent ou exigent même l’emploi de différents procédés linguistiques. Nous savons aussi que dans les langues historiques, ces options se trouvent en relation plus ou moins claire avec des valorisations pragmatiques, des impératifs stylistiques et des normes de traditions discursives. Autrement dit, après les formulations individuelles et les innovations ad hoc dans les discours actuels, les formes et les constructions généralisées s’insèrent dans une technique historique, qui accuse régulièrement une affinité avec certaines traditions discursives et certains emplois pragmatiques, ce qui présente une grande difficulté, par exemple, pour les illettrés ou les gens peu lettrés, les semicolti, et pour tous ceux qui apprennent une langue. Nous retenons trois points : A) On ne peut juger clairement de l’évolution du changement produit par la formalisation discursive que dans la perspective ex post; on ne peut jamais prévoir quelle formulation va l’emporter - ce qui rend difficile la détermination exacte des voies de l’adoption des formes. B) Il faut dans tous les cas compter pendant un certain temps avec la coexistence de différentes formulations; le plus souvent, les formes en concurrence montrent différentes marques diasystématiques. C) Tout cela est crucial pour la conceptualisation adéquate du changement linguistique, et par là, pour la théorie de la grammaticalisation et les processus de lexicalisation, pour le changement phonétique et les procédés de structuration des discours et des textes. Évidemment, tout changement de marque diasystématique doit être qualifié de changement linguistique. On a déjà constaté que l’on peut rencontrer les résultats de la formalisation discursive sur tous les niveaux de la structuration linguistique ; dans ce qui suit, je vais me concentrer pourtant sur les aspects grammaticaux. 15 Il est évident que les processus mentionnés sont fondamentaux pour la pragmatique, surtout pour la structure informationnelle des énoncés et pour les problèmes d’une référentialisation réussie; cf. Watzlawick / Beavin / Jackson (1969) ; Kleiber (1997) ; Fauconnier (2004) ; Horn / Ward (2004) ; Murguía (2005) ; Dufter / Jacob (2010). <?page no="130"?> Wulf Oesterreicher 120 4 Les traditions discursives et la variabilité des styles 4.1 Les différentes traditions discursives et les domaines discursifs ont des affinités avec différents styles qui exigent des formes linguistiques variées dans le langage de chaque jour, celui du domaine administratif, religieux, scientifique, le discours artistique, littéraire, publicitaire, etc. Nous commençons par les domaines proches de la distance communicative. Ainsi la formalisation dans le langage liturgique et religieux et la formalisation des genres littéraires accusent-elles des formes connues qui pourtant ne sont pas du tout homogènes et rarement prévisibles ; elles peuvent être caractérisées, du moins en partie, par les quatre concepts et les dimensions que je viens d’exposer ; dans ces formalisations on peut relever déjà un certain nombre de phénomènes stylistiques très intéressants. Que l’on pense seulement aux bénédicités et aux grâces avant ou après le repas (1), qui, malgré la structure rythmique (et la rime), représentent une tradition discursive très simple 16 en comparaison avec la syntaxe et le sémantisme de l’oraison Hanc igitur liturgique du Canon Missae dans la forme établie par Saint Grégoire (2) : (1) - « Bénissez-nous, ô mon Dieu, ainsi que la nourriture que nous allons prendre et donnez du pain à ceux qui n’en ont pas. Nous vous rendons grâce de tous vos bienfaits. » - « Das Brot ernährt dich nicht, was dich im Brote speist, ist Leben und ist Geist. » (Angelus Silesius) (2) « Hanc igitur oblationem servitutis nostrae, sed et cunctae familiae tuae, quaesumus, Domine, ut placatus accipias : diesque nostros in tua pace disponas, atque ab aeterna damnatione nos eripi, et in electorum tuorum iubeas grege numerari. Per Christum Dominum Nostrum. Amen. » Et dans l’Antiquité, la tradition de la rhétorique, les discours de Démosthène ou de Cicéron représentaient par la clarté, la grâce de la construction, la justesse des mots etc. l’idéal de la concinnitas ; pourtant dans l’historiographie romaine Tacite est loin de suivre toujours dans ses textes cet idéal et choisit un tout autre type de formalisation discursive ; je rappelle son jugement tranchant et célèbre par sa brièveté sur l’empereur Galba : 16 Cf. ici le ’classique‘ Jolles (1930 / 1999). - Cf. aussi une prière du soir très connue en Allemagne : « Müde bin ich, geh’ zur Ruh’, schließe beide Äuglein zu. Vater, laß die Augen dein über meinem Bette sein. Hab ich Unrecht heut getan, sieh’ es, lieber Gott, nicht an! Deine Gnad’ und Jesu Blut machen allen Schaden gut. Alle, die mir sind verwandt, Gott, laß ruhn in deiner Hand. Alle Menschen groß und klein, sollen dir befohlen sein. Kranken Herzen sende Ruh, nasse Augen schließe zu, laß den Mond am Himmel steh’n und die stille Welt beseh’n. » <?page no="131"?> Le concept de ‘formalisation discursive’ 121 (3) « Omnium consensu capax imperii nisi imperasset … » Ce style épigrammatique, qui se sert souvent de la forme d’un distique, se caractérise par une brièveté pleine d’esprit ; il est évident, que ce style, à travers les époques, est limité à certains genres littéraires. Pour donner un exemple de la Renaissance, je cite la magnifique et célèbre épitaphe pour Raffaël dans le Pantéon, un distique du cardinal Pietro Bembo de l’an 1520 : (4) « HIC ILLE EST RAPHAEL TIMVIT QUO SOSPITE VINCI RERUM MAGNA PARENS ET MORIENTE MORI . » 17 Une toute autre direction d’une formalisation discursive prend au Moyen- Âge, surtout avec Marcabru et Arnaut Daniel dans le sud de la Gaule transalpine, le trobar clus qui contraste avec le trobar leu, plus populaire et beaucoup plus accessible. Il faut donc compter, déjà dans les domaines religieux, littéraire et historiographique, même à l’intérieur d’un seul genre, avec une multiplicité de types de formalisations discursives, déterminée non pas par la langue historique mais par des options stylistiques avec leurs motivations très complexes. Je me permets de renvoyer ici encore aux textes historiographiques de Jules César, ‘champion’ de l’ordre SOV ; cet ordre de constituantes, qui est souvent identifié avec le type latin tout court, était déjà abandonné à l’époque de César, et pas seulement dans le latin parlé ; ce trait ‘rétro’, mais prestigieux, César le prend au style des anciens textes juridiques. Cette option priscam imitari severitatem (Cicéron) est un exemple clair d’une formalisation discursive archaïsante ; en effet, l’ordre SVO s’est déjà s’est déjà généralisé à ce moment. 18 Je ne veux pas reprendre ici mes considérations sur les verbes de mouvement, les prédicats psychiques et les constructions dites réfléchies du latin tardif. On voit clairement que, par exemple, dans les textes des traditions discursives des auctores rei rusticae, c’est-à-dire, dans les auteurs de traités d’agriculture, de livres de cuisine, de construction et d’architecture, on rencontre - dans la perspective du latin classique - des ‘fautes’ qui, pourtant, sont presque toujours une sorte de formalisation discursive au service d’une clarification et d’une explicitation des relations actancielles et verbales. Ces constructions préfigurent d’ailleurs les constructions romanes dans un domaine central de la grammaire verbale, mais, à coup sûr, ne correspondent pas à une formalisation discursive recherchée et élaborée. 19 17 Je donne une traduction de l’épitaphe : ‘Ci-gît le grand Raffaël. Tant qu’il vivait, la grande mère de toutes les choses craignait d’être vaincue, et quand il mourut, de mourir.’ 18 Cf. Panhuis (1984) ; Pinkster (1991) ; Oesterreicher (1996). 19 Cf. Oesterreicher (1996). <?page no="132"?> Wulf Oesterreicher 122 (5) - « non notavi mihi fuga Ascolti » - « Episcopus se vadit » - « Se vocat Sebastopolim » Pour donner un exemple moderne d’un type d’option stylistique dans le discours, on peut discuter une remarque de Charles Bally (1965 : 356s.) qui se trouve dans un passage de son livre Linguistique générale et linguistique française ; Bally cite et confronte deux formulations de la Stylistique française d’Eloi Legrand ( 19 1968), livre qui continue à rendre service dans les écoles francaises (pour le moment la dernière édition date de 1972 ; cf. Legrand 6 1977) : (6) - « Ils cédèrent parce qu’on leur promit formellement qu’ils ne seraient pas punis » vs. - « Ils cédèrent à une promesse formelle d’impunité » Bally est d’accord avec Legrand qui qualifie la première phrase de « style écolier » et exige pour le « parler élégant » la phrase au « style substantif ». Il est évident que la complexification et la condensation syntaxique de la phrase pluripropositionnelle en une ‘simple’ construction verbale ‘bi-valente’ qui caractérise la deuxième phrase (x cède à y) résulte - dans la perspective diachronique ! - d’une formalisation discursive très réussie qui, justement, est le fruit d’une élaboration linguistique interne qui ne caractérise pas seulement le français écrit. Pour l’allemand, on peut illustrer ce type de construction avec la célèbre première phrase du livre Erkenntnis und Interesse de Jürgen Habermas (1968) qui montre des nominalisations et des ajouts qui s’intègrent tous à la structure basale du verbe bivalent unternehmen : 20 (7) « Ich unternehme den historisch gerichteten Versuch einer Rekonstruktion der Vorgeschichte des neueren Positivismus in der systematischen Absicht einer Analyse des Zusammenhangs zwischen Erkenntnis und Interesse. » D’ailleurs, il faudrait discuter toutes ces constructions, dans une perspective universaliste et typologique, à l’aide du vaste tableau théorique que Wolfgang Raible présente dans son livre magistral Junktion. Eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration (1992). 21 Pour en revenir au français, non seulement dans le langage des grands journaux, mais aussi dans le journalisme et la publicité en général, on assiste à une prolifération d’une forme intéressante de stylisation discursive qui a déjà produit des changements linguistiques évidents : Avec des verbes déterminés, on trouve de nouvelles configurations actancielles et un change- 20 Cf. aussi Polenz (1985). 21 Cf. aussi Koch (1997b). <?page no="133"?> Le concept de ‘formalisation discursive’ 123 ment sémantique qui, me semble-t-il, est en train de s’émanciper de sa marque « non standard ». 22 C’est la scalarité traditionnelle des réalisations des actants ‘sujet’, ‘complément direct’, ‘complément indirect’ et ‘complément prépositionnel’ qui se trouve affectée par ces constructions qui montrent une sorte de ‘transitivité directe’ et même des réductions actancielles’ : (8) « L’art ‘engagé’ est souvent soupçonné de trahir la cause de l’art […] l’engagement se traduit réellement dans l’œuvre quand il interroge aussi les moyens artistiques. » (Evelyne Pieiller, LE MONDE diplomatique, juillet 2013, 22) (9) « Penser l’homme - Treize études sur Jean-Jacques Rousseau » (Claude Habib / Pierre Manent (éds.), Paris, Classiques Garnier, septembre 2013) Et en ce qui concerne la réforme des rythmes scolaires avec la ‘semaine de quatre jours’ qui veut défendre les « parents perturbés, les enfants épuisés et les enseignants humiliés », un commentaire exige : (10) « Lorsque localement il y a une volonté [d’avoir quatre jours et demi, WOE], il ne faut pas que nous soyons un frein, mais que l’on accompagne. » (Luc Chatel, Libération, 3 octobre 2013, 11) Et, bien sûr, un vert, un écologiste convaincu, qu’ « il pense sa nourriture » ... Dans ce contexte, on peut citer aussi, évidemment avec une analyse et interprétation différente, une phrase célèbre de Charles de Gaulle qui affirmait en 1958 : (11) « J’ai invité la natalité à monter - ce qu’elle a d’ailleurs bien voulu faire » Nous avons déjà insisté sur le fait que dans la perspective universaliste, les efforts d’une formalisation discursive ne se rencontrent pas seulement dans les domaines discursifs proches de la distance communicative que nous avons (avec l’exception des exemples du latin vulgaire) focalisés jusque maintenant. Ce sont les formes du langage de chaque jour et les registres informels, qui ont une affinité claire avec la langue parlée, qui doivent nous intéresser maintenant. 4.2 Lorsque nous rencontrons dans un texte ou dans un discours des formulations comme (12), (13), (14), (15) et (16), nous sommes d’abord plus ou moins choqués. Mais il faut voir que ces formulations sont, sans doute, le résultat d’un effort de formalisation discursive de la part de locuteurs qui, il est vrai, ne sont pas très sûrs stylistiquement. Il n’est pas surprenant que toutes ces 22 Cf. Krötsch / Oesterreicher (2002) ; cf. aussi Oesterreicher (1991). <?page no="134"?> Wulf Oesterreicher 124 formulations sont marquées comme très basses dans les dimensions diastratique et diaphasique de l’espace variationnel du français : (12) - « Je le dis à peu près comme je me souviens personnellement. » - « Je pense personnellement » - « Le patron a dit que le téléphone demandait Clément Vauquer, dont c’était moi qu’il s’agissait […] Le téléphone demandait si je voulais un travail » - « C’est comme ça que j’en suis arrivé par-devers moi à m’occuper des femmes. » (Fred Vargas 1997 : 51, 53) 23 L’effort d’une formalisation discursive ‘ratée’ est bien visible aussi dans un procès-verbal, rédigé par un gendarme allemand : (13) « Der Zweck der Fahrt war dahingehend … » Et lorsqu’on demande à un allemand, qui est de retour d’un voyage en Italie, s’il a visité aussi Rome, on peut recevoir la réponse : (14) « In Rom persönlich nicht » (vs. « In Rom nicht ») Et la réponse à la simple question « Und wo sind Sie denn her ? » (‘Vous venez d’où ? ’) prononcée dans une conversation entre un allemand et quatre étrangers dans le bistro de l’ICE surprend, parce que le contexte n’exige pas de focalisation, mais un simple constat prédicatif : (15) «Ich bin selbst Türke » (vs. « Ich bin Türke ») Bien que certains exemples des types cités soient fréquents chez les étrangers qui parlent les langues citées comme L2, il ne s’agit pas du tout de constructions que l’on pourrait qualifier comme learner variety. Pour terminer ce paragraphe, encore quelques exemples extrêmement intéressants d’une formalisation discursive, proscrits par la norme prescriptive de l’espagnol, mais extrêmement fréquents : (16) - « Lo que es la diputación de Lugo consiste en … » (vs. « La diputación de Lugo consiste en … ») - « Estamos aquí en lo que es el centro de Guadalajara. » (vs. « Estamos aquí en el centro de Guadalajara. » - « Voy a encender lo que es la tele. » (vs. « Voy a encender la tele. ») - « Vamos a hablar de lo que viene siendo la nueva ley contra la discriminación femenina. » (vs. « Vamos a hablar de la nueva ley contra la discriminación. ») - « Quiero hablar del tema de nuestras vacaciones en Italia. » (vs. « Quiero hablar de nuestras vacaciones en Italia. ») 23 Cf. Oesterreicher (2014b). <?page no="135"?> Le concept de ‘formalisation discursive’ 125 Pour nous, ces exemples très frappants, violent tous sévèrement ‘la logique grammaticale’. Pourtant, il faut concéder que ces formulations avaient à l’origine pour les sujets parlants des fonctions qui mériteraient une analyse approfondie. En plus, il faut reconnaître que, théoriquement, presque toutes ces formulations pourraient sous des conditions précises se grammaticaliser et perdre leur marque diasystématique très basse. Nous revenons sur ce point dans notre ‘Conclusion fenêtre’. 5 Mismo en espagnol - une analyse exemplaire À première vue, sont beaucoup moins déviants les exemples suivants d’une formalisation discursive en espagnol, pourtant qualifiés de ‘vulgaires’ par la grammaire officielle : (17) « Recogida de la basura : Se ruega a los vecinos que no saquen la basura al descansillo antes de la hora de la recogida de la misma ». Cette formalisation discursive anaphorique avec article + mismo - les linguistes sont d’accord que cette construction ‘imite’ le discours juridique et administratif (‘estilo cancilleresco’) 24 - n’est pas seulement critiquée par la Real Academia Española (RAE), mais tous les Manuales de Estilo la refusent (cf. Ramoneda 2008 ; cf. aussi Casado Velarde 1990 ; Colombo / Soler 2003 ; Mellado Prado 2006) ; on critique surtout un emploi abusif de cette construction. Ainsi, par exemple en Espagne, dans une classe d’histoire ou dans un travail écrit, si quelqu’un s’exprime sur la Reconquista, on rencontrera peutêtre la formulation suivante qui, au fond, n’est pas du tout incorrecte : (18) « En dichas fases de cambios sociales y culturales acceden a la escritura personas que antes estaban excluidas del uso de la misma. » Mais évidemment, le bon usage évite « uso de la misma » et « dichas fases » ; il préfère une formulation moins pédante et lourde comme la suivante : (19) « En estas fases de cambios sociales y culturales acceden a la escritura personas que antes estaban excluidas de su uso. » (Oesterreicher 2012 : 236) Je veux discuter ici brièvement cette construction artículo + mismo pour illustrer et approfondir une série d’arguments et de concepts utilisés jusqu’ici ; par là, je veux sensibiliser le lecteur pour les problèmes d’une évalution normative : il faut mentionner que pour exprimer le sens de la construction, sont parfaitement possibles différentes formulations et options stylistiques qui existent dans la langue ; ainsi sont fonctionnellement équivalentes (mais 24 Cf. MAP (1990) ; dans ce contexte cf. aussi Raible (1985). <?page no="136"?> Wulf Oesterreicher 126 non pas totalement synonymes ! ) les constructions avec le possessif su, que l’on vient de voir, puis avec le démonstratif de éste, avec le pronom personnel tonique de él ou l’atonique lo ; quelquefois apparaît une construction coordinative, et on trouve même des formulations avec un nucléus vide. Toutes ces constructions qui évitent artículo + mismo coexistent dans l’espagnol actuel. Pour illustrer ces formes en concurrence, je cite, en abrégé, quelques exemples que j’adapte de Joaquín Garrido (1991 : 95-96 ) : 25 (20) - « Fue registrado el coche y los ocupantes del mismo / sus ocupantes » - « La leyenda aparece en la misma figura, y se fotografía como parte de la misma / de ésta » - « El autobús llegó a Segovia y los jubilados bajaron del mismo / de él » - « Los invitados llegaban con los abrigos al comedor, y un camarero les fue recogiendo los mismos / se los fue recogiendo » - « Trazado de hoyos y apertura de los mismos / Trazados y apertura de hoyos » - « Compré este libro porque el mismo estaba bien escrito / porque ø estaba bien escrito » Si nous revenons au jugement négatif mentionné plus haut, on doit pourtant discuter une ambigüité évidente du discours normatif de la grammaire espagnole. Beaucoup de locuteurs ont tendance à juger positivement l’emploi de articulo + mismo ; ils l’apprécient comme une formulation explicite, élaborée et même élégante : « una fórmula explícita y elegante » (Gómez Font 2006 : 103). D’un point de vue variationniste, il faudrait donc contrôler les jugements prescriptifs et discuter la normativité de la construction. Je pense que Daniel Sáez Rivera (2011 : 361) a raison de voir une sorte de « esquizofrenia normativa » dans la position de la RAE, vu qu’elle condamne un emploi qu’elle utilise d’ailleurs elle-même dans son Diccionario … Une analyse linguistique approfondie montre dans des contextes déterminés même des ‘avantages’ de la construction articulo + mismo sur les autres formulations citées en (20) ; dans ce sens Sáez Rivera affirme : […] el mismo anafórico se nos presenta como una herramienta lingüística de gran valor por sus propiedades para la precisión local, temporal y textual. Frente a otras estructuras que prefieren los gramáticos, presenta diversas ventajas : 1. Frente al posesivo, posee flexión de género, que ofrece mayores posibilidades de concordancia y por ello mayor transparencia, facilidad y distancia en la localización de su antecedente anafórico. 25 Je ne suis donc pas du tout d’accord avec la formulation de Jacques de Bruyne qui dit : « Mismo wird im heutigen Spanisch immer häufiger in Formulierungen benutzt, in denen es eigentlich ein Demonstrativ-, Possessiv-, Relativ- oder Personalpronomen ersetzt » (de Bruyne 2002 : 260, § 577 ; c’est moi qui souligne). <?page no="137"?> Le concept de ‘formalisation discursive’ 127 2. Frente al demostrativo este, el mismo es solamente anafórico (y no catafórico […]). 3. Tiene más cuerpo fónico que los pronombres y que la misma categoría vacía que se puede emplear en su lugar, por lo que es más prominente desde un punto de vista fonético. » (Sáez Rivera 2011 : 382s.) Mais, encore une fois, les ‘avantages’ mentionnés, qui sont en relation évidente avec les critères exposés en 3. (réduction, expansion, explicitation), ne mènent pas nécessairement à l’adoption de la construction par la communauté linguistique. De toute façon, il sera très intéressant de suivre le trajet de la construction artículo + mismo dans l’espace variationnel de l’espagnol. Passons rapidement à un autre emploi de mismo, qui est aussi résultat d’une formalisation discursive et qui fait écho à un contexte juridique et administratif ; à côté de cette présumée ‘origine prestigieuse’, la construction présente aussi certains ‘avantages’, ce qui pourrait avoir motivé son adoption. Cette formalisation discursive nous montre une autre configuration syntaxique très intéressante : l’emploi anaphorique de mismo, qui s’est développé dans les langues romanes à partir de la valeur identificatoire référentielle du mot latin metipsimus, 26 est à la base en espagnol d’une nouvelle relative explicative : (21) - « Los policias pararon a cinco delincuentes, mismos que portaron armas » ( = que / los que / los cuales) - « Esta situación ha propiciado el aumento de las importaciones, mismas que se han incrementado en un cincuenta por ciento » ( = que / las que / las cuales) - « Cada molécula de mi organismo, así, fue sujeta a un prolongado e intenso bombardeo, mismo que se apaciguó en el momento de sentarme [...] » ( = que / el que / el cual) Cette relative s’est déjà répandue en Amérique, surtout au Mexique, et son emploi est fréquent dans le discours journalistique, la publicité, les textes scientifiques, et, occasionnellement, on la rencontre même dans la littérature. Avec un peu d’imagination, on peut conjecturer que mismo que va s’imposer dans le proche avenir à côté de que, el que, el cual comme forme d’une relative tout à fait acceptée dans les régions mentionnées. Comme les espagnols pratiquement ne connaissent et n’acceptent pas cet emploi 27 , cela 26 Pour être exact, il s’agit d’une forme du latin vulgaire qui se compose par trois éléments -met + ipse + issimus = metipsimus. 27 Ainsi, il est significatif que la RAE évite de parler de ’relative’ et choisit le terme ‘explétif‘; après avoir commenté les différents emplois de mismo, surtout les valeurs comme « IDENTIFICATIVO » et « ENFÁTICO », la Nueva gramática de la lengua española constate : « El quinto valor de mismo es EXPLETIVO. Se documenta en México, Centroamérica y el área andina. Recientemente se ha registrado también en el habla juvenil de ciertas regiones rioplatenses. Este último uso, que no ha pasado a la lengua culta, se <?page no="138"?> Wulf Oesterreicher 128 signifierait - et cet aspect est autrement fascinant - que la relative explicative mismo que pourrait être intégrée dans la liste des phénomènes jugés caractéristiques pour l’espagnol - langue pluricentrique. 28 6 Conclusion fenêtre 6.1 Nous avons vu que la formalisation discursive, qui à l’origine dépend de l’activité de parler et se manifeste originairement dans les discours ou textes actuels, se définit par un aspect conceptionnel et ne se limite pas à l’explication historique des innovations qui contribuent aux processus d’élaboration intensive phonétique, grammaticale et lexicale qui se manifestent dans l’histoire de la standardisation de nos langues (cf. 1.). Ce phénomène universel est visible en synchronie dans toutes les options stylistiques réussies qui caractérisent les discours et textes des différents domaines de la distance communicative ; mais, le phénomène apparaît aussi dans les efforts de certains locuteurs de vouloir se profiler par un style ‘recherché’ qu’ils jugent - très souvent à tort - comme ‘explicite’, plus ‘élégant’, plus ‘prestigieux’. Avant de parler des formes grammaticalisées et des règles linguistiques localisées dans l’espace variationnel d’une langue historique, il faut donc passer d’abord par la discursivité concrète, les actes de parole qui se manifestent au niveau actuel et individuel du langage ; les sujets parlants emploient ces éléments et ces constructions qu’ils jugent ‘explicites’ et ‘prestigieux’ dans des contextes communicatifs dans lesquels ces emplois surprennent, soit positivement, soit négativement, et ne correspondent pas du tout aux expectatives communicatives. Cela vaut aussi pour les phénomènes phonétiques, morphonologiques et lexicaux que nous avons négligés pour pouvoir analyser des phénomènes syntaxiques cruciaux pour la structuration grammaticale et discursive. Il faut préciser encore une fois que notre sujet n’intéresse pas la chaîne de variétés en tant que telle qui permet de décrire, dans la synchronie, les emplois systématiques de certains éléments linguistiques d’une dimension variationnelle déterminée dans une autre dimension 29 ; il est connu que ces passages accusent une directionnalité claire qui est déterminée par la succession du domaine diatopique passant par le diastratique pour arriver à la dimension diaphasique. Est connu aussi le fait que la chaîne de variétés se crea a partir del primero [identificativo, WOE], pero posee rasgos en común con el segundo [enfático, WOE]. » (RAE 2009 : 977). 28 Cf. Clyne (1992) ; Oesterreicher (2000) ; Lebsanft et al. (2012). 29 Cf. López Serena (2007). <?page no="139"?> Le concept de ‘formalisation discursive’ 129 structure fondamentalement suivant le profil conceptionnel entre l’immédiat communicatif et la distance communicative. 30 Contrairement à la chaîne des variétés, les formalisations discursives qui utilisent les gradations, par exemple, du diaphasique dans les discours et textes sont pertinentes ici, mais, évidemment, elles ne motivent pas - il faut toujours dire pour le moment - de changements linguistiques. Pour donner un exemple lexical, le verbe weilen ‘séjourner’, qui porte en allemand la marque diaphasique ‘soutenu’, prononcé dans la phrase suivante par un journaliste à la télévision est un emploi ou ridicule ou très ironique d’une formalisation discursive. Dès 1974, Ludwig Söll a analysé ces types de gradation dans la dimension diaphasique avec les exemples kriegen, bekommen, erhalten : (23) « Boris Becker weilt auf Kuba und nimmt an einem Kongress über kubanische Zigarren teil. » Ces phénomènes cas de formalisation discursive résultent d’un choix individuel, d’un effort individuel pour réaliser une formulation jugée plus adéquate, plus élégante ou prestigieuse, mais on a vu aussi des emplois ironiques. Pour le moment, tous ces emplois ne représentent pas de changement linguistique. Il n’est pas étonnant que l’on rencontre ici surtout des échos du langage administratif ou juridique et du discours médiatique et journalistique. 31 Je terminerai ce paragraphe avec une citation que j’aime beaucoup et qui nous montre la complexité du phénomène et les possibilités d’un emploi ‘ludique’. Dans son livre Juan de Mairena. Sentencias, donaires, apuntes y recuerdos de un profesor apócrifo le grand poète espagnol Antonio Machado présente Mairena dans sa clase de Retórica y Poética et nous donne une ‘leçon linguistique et poétologique’ … Mairena. - Señor Pérez salga a la pizarra y escriba : ‘Los eventos consuetudinarios que acontecen en la rúa’. El alumno escribe lo que se le indica. Mairena. -Vaya usted pasando eso en lenguaje poético. El alumno, después de meditar, escribe : ‘Lo que pasa en la calle’. Mairena. - No está mal. (Machado 1989 : 1909) 30 Cf. surtout Koch / Oesterreicher (2011 : 16-18). 31 Cf., p.ex., López Serena / Pons Rodríguez (2011). <?page no="140"?> Wulf Oesterreicher 130 6.2 Comme je l’ai annoncé, je vais réfléchir encore brièvement, dans une perspective strictement linguistique, sur les contextes et les domaines fonctionnels des différents types de formalisation discursive grammaticalement pertinents. Vu la variabilité des emplois des formes et constructions citées et pour éviter le reductionnisme homogénéisant des généralisations trop rapides, force est d’analyser une série d’aspects sémantico-pragmatiques impliqués. Jusqu’à maintenant, je me suis contenté à peu près de caractériser les efforts des locuteurs dans les discours et les textes à l’aide de concepts comme ‘précision’, ‘prestige’, ‘transparence’ et ‘élégance’ qui correspondent d’ailleurs très bien au terme ‘formalisation’ et à sa caractéristique conceptionnelle. Or, une analyse des fonctions des exemples cités nous montre que l’on doit admettre une plurifonctionnalité intéressante. Car, aux concepts explicatifs que je viens de mentionner, s’ajoutent encore d’autres aspects qui impliquent la possibilité des effets d’une motivation multiple : a) Ainsi, on peut voir dans les exemples [12] - [16] aussi un effort d’insistance, une intensification de la position des acteurs ou de l’action ainsi qu’un effort pour donner plus de force à une constituante nominale [17] - [20]; surtout les exemples « je pense personnellement », « je […] par deversmoi », « dont c’était moi » etc. et la prolifération de lequel, dicho, mismo etc. renvoient à la même chose. b) Quelques-unes des constructions, par l’effet d’un renvoi référentiel, d’une référentialisation ‘dédoublée’ ou d’une répétition des constituantes, rappellent a) les dislocations syntaxique du type « Elle est bête, Madeleine », « Madeleine, elle est bête» et même b) les constructions dites écho 32 du type « si chiama Bolognese si chiama» ou bien : « ‘Nothing to do as usual, I suppose’, said Nessie severly […] ‘And isn’t that the best thing? ’, said Hamish cheerfully. ‘No crime, no battered wives, and not even a drunk to lock up.’ ‘Then the police station should be closed down. The police station should be closed down’, said Jessie […]. ‘It’s a sin and a shame to see a well-built man lazing about. A sin and a shame.’ » (Beaton 1988, 224). Ces constructions montrent une certaine expressivité. c) Surtout si l’on prend en considération aussi l’intonation, l’emploi des formules du type « Estamos aquí en lo que es el centro de Guadalajara », qui sont des expansions dans le sens décrit dans 3., rappellent ou même se rapprochent des phénomènes d’hésitation : cf. surtout les exemples en [16] : « Vamos a hablar de lo que viene siendo la nueva ley contra la discriminación femenina », « Voy a hablar del tema de las vacaciones », etc. d) Certaines formulations peuvent, bien sûr, devenir des routines personnelles, et, chez quelques locuteurs, un emploi abusif mène à ce que l’on 32 Cf. Dovicchi (2010). <?page no="141"?> Le concept de ‘formalisation discursive’ 131 pourrait même désigner comme de véritables tics stylistiques : « je me souviens personnellement », « je pense personnellement », « ich persönlich nicht », « Voy a encender lo que es la tele. », etc. e) Si l’on fait abstraction des exemples phonétiques et lexicaux, qui, en général, ont une toute autre portée, on constate que dans nos exemples grammaticaux, d’une part, ce sont les actants, surtout les rôles sémantiques du sujet, des interlocuteurs et des compléments qui se trouvent concernés par les procédés que nous avons présentés. D’autre part, les sujets parlants qui doivent assurer la référence des constituants nominaux dans la phrase, renforcent la détermination nominale ; comme nous l’avons vu, ce sont surtout les constructions relatives qui acquièrent une importance spéciale. f) Finalement, quelques types de formalisation discursive que nous avons présentés, particulièrement les anaphoriques, sont un moyen très efficace pour marquer la progression propositionnelle; par là, ils accentuent la cohésion discursive et textuelle. 33 Cette première application du concept ‘formalisation discursive’, malgré certaines imprécisions définitoires que je regrette, a permis de subsumer et regrouper toute une série de phénomènes très divers et très intéressants, dont le dénominateur commun, le ‘lien formalisateur’, échappaient jusqu’ici à l’attention des linguistes. Bibliographie Aschenberg, Heidi / Wilhelm, Raymund (éds.) (2003). Romanische Sprachgeschichte und Diskurstraditionen, Tübingen, Narr. 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A titre d’exemple, je montre comme la lecture courante, mais pas littérale, de s’il vous plaît comme requête polie est devenue sa lecture conventionnelle, laquelle exclut en français actuel une lecture basée sur le sens littéral du verbe plaire. Ceci nous permet d’établir que la première lecture ne peut être comprise comme pertinente que pour les traditions discursives, alors que la seconde relève des conventions des langues historiques. De façon plus générale, l’une des difficultés auxquelles est confrontée la recherche sur les traditions discursives est le fait que celles-ci se manifestent toujours sous forme de langues historiques. Or, le présent article montre que les genres textuels et discursifs peuvent être caractérisés par des implicatures spécifiques ; ceci pourrait permettre de mieux opérationnaliser les définitions et les distinctions des traditions discursives. 1 Introduction * * Je remercie Ulrich Detges, Esme Winter-Froemel et l’auditoire de notre section au Romanistentag à Würzburg pour leurs questions et suggestions. Le débat sur la distinction entre traditions discursives et langues historiques est largement confiné à la communauté des linguistes variationnistes d’inspiration cosérienne. La présente contribution cherche à relier ce débat à des concepts linguistiques élaborés dans la linguistique anglo-saxonne, surtout la théorie des actes de langage et la pragmatique gricéenne. Partant, j’appliquerai ma proposition à la trajectoire diachronique de la formule de politesse s’il vous plaît. Ceci nous permettra d’affiner le concept de la tradition discursive et son opérationnalisation. <?page no="148"?> Richard Waltereit 138 2 Traditions discursives et langues historiques comme conventions 2.1 La récurrence comme signe de conventionnalité Puisque et les langues historiques et les traditions discursives relèvent du « niveau historique » cosérien (Coseriu 1981), elles sont des conventions. Or, comme on sait et comme l’a souligné Lewis (1969), les conventions en matière de langage n’ont pas été « convenues » ; elles ne sont pas le résultat de délibérations ensuite mises en pratique comme, par exemple, les conventions du code de la route. Comme le dit Lewis, les conventions dans le domaine du langage répondent à un problème de coordination entre locuteur et interlocuteur et elles sont caractérisées par leur régularité (1969 : 36-42). La « coordination » mène à des actions complémentaires de plusieurs agents, dont les contributions, dans leur ensemble, produisent un résultat qui satisfait les besoins des agents au moins aussi bien, et souvent mieux, que la poursuite de stratégies individuelles non-coordonnées. En effet, parler à autrui n’a de sens que si l’autre répond à votre parole ; autrement dit, lui adresser la parole est un effort dont le succès repose sur l’espoir que l’autre est capable de répondre et qu’il en a la volonté. La régularité est à son tour la répétition d’une même stratégie de coordination utilisée avec succès précédemment. Ceci implique que les conventions sont foncièrement diachroniques, car la régularité ne peut qu’être établie à travers le temps, et n’en sera que renforcée. L’une des difficultés de distinguer entre langue historique et tradition discursive réside dans le fait qu’elles sont exprimées par la même forme. Autrement dit, les traditions discursives ne peuvent se manifester que dans les langues historiques. Par conséquent, la distinction exige une base théorique solide, et ne peut être opérationnelle que par le biais d’une comparaison entre communautés discursives qui ne partagent pas la même langue ou variété (voir Koch 1997). C’est ici que le modèle proposé par J. Morgan (1977) peut être utile. Sa proposition est bien connue dans le milieu des théoriciens des actes de langage, mais beaucoup moins, voire pas du tout, dans les débats autour des traditions discursives. Or, il semble qu’elle soit particulièrement pertinente pour la distinction entre traditions discursives et langues historiques. 2.2 La proposition de J. Morgan (1977) Le problème que Morgan se propose de résoudre est que les phrases comme « Pouvez-vous passer le sel ? » sont ambiguës. Elles sont couramment utilisées comme des requêtes polies ; c’est sans doute leur acception la plus naturelle. Pourtant, une telle phrase peut toujours être utilisée comme question littérale, donc comme question au sujet de la capacité de l’inter- <?page no="149"?> Conventions, changement et la formule de politesse s’il vous plaît 139 locuteur de passer le sel. En effet, pour être comprise comme une requête polie, il faut que la question littérale demeure une interprétation possible. Par conséquent, l’ambiguïté susmentionnée n’en est pas vraiment une ; au contraire, l’indirect de la requête ne se dégage qu’à travers une double lecture. Comme l’explique Morgan, ceci a pu paraître comme un problème dans le débat sur les actes de langage indirects des années 1970. Après tout, à l’époque beaucoup de linguistes croyaient que le sens des actes de langage indirects se calculait en éliminant le sens littéral de l’énoncé. La solution de Morgan réside alors dans le recours aux conventions comme outils théoriques. Il propose en effet que les deux acceptions de l’énoncé reflètent deux types de conventions. L’acception littérale représente les conventions de la langue (‘conventions of language’), autrement dit le lexique et la grammaire d’une langue. Les conventions d’une langue sont son inventaire de paires forme-sens. On voit facilement que cela correspond à la « langue historique » cosérienne. Par contre, l’autre type de conventions qu’envisage Morgan est un peu plus difficile à cerner. Morgan les appelle conventions relatives à la langue (‘conventions about language’). Ce type de convention rattache une forme linguistique non pas à un sens, mais à une situation. Ainsi, dans les cultures occidentales, pour saluer quelqu’un, il y a l’habitude de lui demander s’il est en bonne santé, ou de le lui augurer. Il y a des formules prévues à cet effet, par exemple « ça va ? », « Vous allez bien ? », ou bien l’anglais « How are you ? », qui a succédé au plus ancien « How do you do ? ». Cette habitude est d’ailleurs à l’origine même du mot saluer, comme l’a démontré Emile Benveniste dans son célèbre article sur la délocutivité (Benveniste 1966). Dans d’autres cultures, par contre (Morgan 1977 : 13), il peut être normal, comme forme de salutation, de demander à l’autre s’il a bien mangé. Autrement dit, même si la demande « vous allez bien ? » conserve toujours son sens de ‘demande au sujet du bien-être de l’interlocuteur’, elle est la forme usuelle de saluer quelqu’un, ou d’entamer une conversation. Morgan en conclut que le savoir relatif à l’usage de ces formes est un savoir non pas linguistique, mais culturel. Il n’en est pas moins conventionnel ; seulement, il s’agit de conventions culturelles relatives à l’usage de la langue plutôt que de conventions proprement linguistiques. Il s’ensuit que ces conventions culturelles peuvent être plus ou moins strictes dans leur rattachement à des expressions données. Ainsi, pour les lettres formelles il y a des formules de salutation dont on exige parfois le respect mot à mot ; par contre, pour les rencontres informelles, l’une des conventions les plus importantes est probablement de dire quelque chose quoi que ce soit, de ne pas rester silencieux. Dans le premier cas, la convention rattache des situations à des expressions précises ; dans le second, le lien entre situation et expression est beaucoup plus indirect et ne se crée qu’à l’instant même où celle-ci est utilisée. Autrement dit, avec les conventions relatives à la langue, non seulement les formes sont reliées à un autre type <?page no="150"?> Richard Waltereit 140 de contenu qu’avec les conventions de la langue, mais aussi le lien lui-même est de nature différente. Les conventions relatives à la langue sont-elles des conventions de traditions discursives? Comme on sait, le concept de « tradition discursive » est l’objet de controverses et il est donc loin d’être bien défini. Même au sein des linguistes qui souscrivent au modèle cosérien, il n’y a pas de consensus. En effet, la gamme de propositions s’étend d’une conception étroite, qui tend à un certain scepticisme face à l’existence même de traditions langagières en dehors des langues historiques (Aschenberg 2002), à une notion très large, qui effectivement inclut même les langues historiques (Kabatek 2005). On trouve un excellent résumé du débat dans Fabellini (2010 : 118-123). Tous partagent pourtant l’intuition que la production des énoncés (textes et discours oraux) est régie par un savoir qui, bien que historique et variable, dépasse la seule connaissance des langues et des variétés. De même, tous partagent la conviction que les énoncés présentent des traces de ce savoir. Le débat se caractérise par un effort d’accommoder ces intuitions dans le cadre du modèle des « niveaux du langage » cosériens, donc d’y ajouter une entité théorique sans toucher à son apparente cohérence. Sans trop entrer dans ce débat parfois très subtil, il semble possible d’affirmer que les conventions relatives à la langue dont parle Morgan doivent relever des traditions discursives. Après tout, ce sont des conventions qui sous-tendent l’énonciation ; elles sont culturellement variables, donc historiques ; et elles dépassent, de par leur définition même, la création de relations forme-sens (voir Koch 1997 : 48). Le contraste qu’ont perçu les romanistes d’inspiration cosérienne entre ces deux genres de conventions est donc en réalité plus ancien, et il est indépendant du modèle cosérien. 2.3 Pas une simple affaire de figement diachronique Quel est le rapport des deux types de conventions avec la diachronie ? Bien sûr, les deux ne peuvent s’établir qu’avec le temps ; puisque ce sont des conventions, ils ont été créés dans un processus de récurrence de stratégies de coordination. Pourtant, ils ne sont pas dans un rapport diachronique où l’un serait le résultat de l’autre. Plus spécifiquement, les conventions relatives à la langue ne sont pas le résultat d’un figement diachronique de conventions de la langue. Le figement diachronique des conventions de la langue ne peut produire que d’autres conventions de la langue. On le voit avec la fossilisation de formules idiomatiques, comme couper les cheveux en quatre, qui est une paire forme-sens et dans son acception littérale et dans son acception figurative. En revanche, les conventions relatives à la langue sont souvent associées au sens littéral d’un énoncé. Dans ce cas-là, elles se caractérisent par le choix exclusif de cet énoncé pour la convention en question, alors que d’autres seraient parfaitement compatibles avec elle. A <?page no="151"?> Conventions, changement et la formule de politesse s’il vous plaît 141 titre d’exemple, Morgan (1977 : 25s.) évoque les formules pour dire son nom au téléphone. Alors qu’il est normal de dire « C’est Marcel » ou « C’est Marcel à l’appareil », et ce en utilisant les mots avec leur sens littéral, il serait parfaitement possible de dire « Je suis Marcel ». Cette dernière stratégie, inusitée en français, est en revanche courante en italien (« sono Gianni »). La convention relative à la langue prescrit donc ce qui se dit ou écrit communément dans une situation donnée ; il n’est pas vraiment important si c’est le sens littéral ou figuratif des mots utilisés. Ceci dit, Morgan (1977 : 22) prévoit la possibilité qu’une forme utilisée exclusivement dans une convention relative à la langue acquiert effectivement cette convention relative à la langue comme son sens. L’expression française au revoir pourrait compter comme exemple. Après avoir été utilisée habituellement, avec son sens littéral, comme formule de prendre congé de quelqu’un (et uniquement dans ce contexte), elle a acquis cette signification comme son sens. Elle est désormais utilisée de façon quasi-automatique même s’il est très improbable qu’on revoie la personne. La réanalyse en question se matérialise dans une certaine contraction phonétique : [oʀvwaʀ] au lieu de [oʀəvwaʀ], avec chute de l’e instable dans un contexte qui ne le permettrait pas normalement. Cette observation de Morgan nous invite à une réflexion sur la nature des conventions relatives à la langue. Si une convention relative à la langue peut passer à être le sens d’une séquence de mots, n’est-ce pas dire qu’en fin de compte, le sens des conventions relatives à la langue n’est pas de nature différente que celui des conventions de la langue ? Non, car même si une expression acquiert comme son sens en langue celui d’une convention relative à la langue, cela ne rend pas cette conventions relatives à la langue une simple paire forme-sens. Le fait que « au revoir » passe à être une formule pour prendre congé ne touche pas à la convention culturelle sousjacente. Il y a toujours et encore l’obligation sociale de prendre congé, même s’il y a des mots spécialisés pour cela, et même si ces mots n’ont pas d’autre sens que de s’acquitter de ladite obligation. En effet, on peut parfaitement s’acquitter de cette obligation en utilisant d’autres mots que « au revoir ». Pour résumer : les conventions de la langue ne peuvent pas devenir conventions relatives à la langue par simple changement diachronique, non plus que les conventions relatives à la langue peuvent se transformer en conventions de la langue. 2.4 Conventions relatives à la langue et pragmatique gricéenne L’utilité du concept de la « convention relative à la langue » a été perçue dans certains débats sur les implicatures conversationnelles. Selon Grice (1975), les implicatures conversationnelles reflètent un contenu que le locuteur veut communiquer sans que ce contenu soit le sens des mots <?page no="152"?> Richard Waltereit 142 utilisés. En effet, Grice distingue deux types d’implicatures conversationnelles : les implicatures conversationnelles particularisées (PCI) et les implicatures conversationnelles généralisées (GCI). Les PCI dépendent du contexte situationnel ; elles ne se décodent que comme inférence. Considérons ce petit dialogue : (1) Pierre : T’as envie de boire un coup après le boulot ? Yves : J’ai mal dormi déjà hier. Alors que l’énoncé d’Yves n’est pas une réponse à l’interrogation globale émise par Pierre, il sera compris comme une forme de décliner l’offre faite par A. Cette lecture ne se crée qu’en situation ; c’est une PCI. Une GCI, en revanche, partage avec les PCI le fait qu’elle n’est pas le sens conventionnel des mots utilisés ; elle diffère pourtant des PCI en ce qu’il s’agit ici d’une inférence qui se fait habituellement et qui se comprend même sans connaître la situation d’énonciation. Comme exemple, prenons le pronom indéfini quelques-uns. Son sens conventionnel sera ‘un nombre indéfini, supérieur à 1’. Quand on l’emploie en se référant à un ensemble donné (une famille, un groupe d’étudiants, etc.), son emploi signale normalement qu’on parle d’un sous-ensemble, voire d’une minorité, donc pas tous les membres de l’ensemble. Pourtant, la référence à la totalité de l’ensemble n’est pas exclue : (2) Quelques-uns, même tous, sont venus. La référence habituelle, sans pour autant être conventionnelle, au sousensemble avec quelques-uns est un exemple-phare pour les GCI (voir Levinson 2000 : 16). Ce qui lie les GCI aux conventions relatives à la langue, c’est la communication indirecte conventionnalisée. Les actes de langage indirects conventionnalisés sont indirects mais ils sont aussi la forme habituelle de les accomplir. Bien sûr, ce sont des conventions culturelles, non pas linguistiques. Dire « Pouvez-vous ouvrir la fenêtre ? » est certes plus indirect que dire « ouvrez la fenêtre », mais c’est aussi la manière habituelle de faire une telle requête, sans que cela exige un contexte particulier. Il convient donc de classer la requête comme une GCI. Poser une question au sujet de la capacité de l’interlocuteur de faire l’acte en question comme moyen de le lui demander, c’est une forme de communication indirecte qui s’est établie en français depuis le XVII e siècle (Frank 2007). Cette même forme de communication indirecte est aussi l’exemple-phare pour les conventions relatives à la langue dont Morgan (1977) se sert à plusieurs reprises dans son article (voir aussi Väyrynen 2013 : 107). Est-ce dire que les GCI et les conventions relatives à la langue sont la même chose ? Non ; car les deux concepts impliquent des perspectives très différentes. Alors que les GCI reflètent un sens associé à des mots (bien que de forme non-codée), les conventions relatives à la langue font référence à une convention qui conduit les locuteurs à se servir <?page no="153"?> Conventions, changement et la formule de politesse s’il vous plaît 143 du langage. Autrement dit, les GCI adoptent la perspective sémasiologique, alors que les conventions relatives à la langue impliquent une perspective onomasiologique. Ceci veut dire que les deux concepts peuvent se recouvrir, mais qu’ils ne sont pas coextensifs. Dans le cas de la communication indirecte conventionnalisée, conventions relatives à la langue et GCI se recouvrent et elles reflètent deux perspectives sur le même phénomène. En revanche, la GCI attachée à quelques-uns, évoquée plus haut, n’est pas pour autant une convention relative à la langue, car la convention en jeu est uniquement linguistique, non pas culturelle. A contrario, il y a des conventions relatives à la langue qui ne peuvent pas être pour autant des GCI. Morgan (1977 : 14s.) évoque la coutume, lors des obsèques, de dire quelque chose en consolation à la famille. En effet, cette dernière convention ne peut être saisie que d’un point de vue onomasiologique, car il y a évidemment une grande variété de moyens et de formes linguistiques potentiellement aptes à consoler quelqu’un. Ce n’est donc pas une GCI. Dans les cas où les deux concepts couvrent les mêmes phénomènes, sontils effectivement la même chose, avec la seule différence que celle-ci est saisie par des perspectives différentes ? Nous avons vu que les conventions relatives à la langue sont des conventions culturelles alors que les GCI sont des conventions linguistiques. Nous avons vu aussi, avec la phrase au revoir, que même là où le seul sens d’une expression linguistique est de mettre en action une convention relative à la langue, cette convention relative à la langue n’est pas pour autant reléguée au statut de convention de la langue. Elle ne cesse d’être une convention culturelle. A plus forte raison, une GCI, même si les phénomènes linguistiques auxquels elle s’applique coïncident avec ceux d’une convention relative à la langue, est toujours un concept d’un ordre différent de celle-ci. Une telle GCI (par exemple, poser la question « pouvez-vous … » avec le sens d’une requête) attribue du sens à un énoncé ; en revanche, la convention relative à la langue correspondante ne met pas simplement en relation un énoncé à un sens. La convention n’est pas une simple paire forme-sens « la requête polie est véhiculée par les mots ’pouvez-vous …’». La convention culturelle pertinente ici est plutôt un impératif de comportement, quelque chose comme « Si vous faites une requête, formulez-la de manière respectueuse et courtoise », et la formule « pouvez-vous … » n’est qu’un moyen parmi d’autres pour la suivre. 2.5 Pragmatique gricéenne et changement linguistique Dans Hansen / Waltereit (2006), nous avons étudié le rôle des types d’implicatures pour le changement linguistique. Les GCI, du fait d’être plus « générales » que les PCI, peuvent apparaître comme une étape inter- <?page no="154"?> Richard Waltereit 144 médiaire entre les PCI et le contenu codé, autrement dit les conventions de langue. Tel semble être le point de vue de Morgan lui-même (1977 : 1s.) : I hope to end up with a framework that gives a reasonable picture of the diachronic transition from indirectly conveyed to literal meaning, and allows the possibility of intermediate points on the natural-conventional scale. C’est aussi le point de vue formulé dans Traugott / Dasher (2002 : 35) ; selon lequel les inférences généralisées se placent entre les inférences particularisées et le contenu codé, conventionnalisé, dans la trajectoire diachronique du sens. Or, dans Hansen / Waltereit (2006), nous avons proposé que les GCI ne sont que très rarement une étape intermédiaire entre PCI et conventions de langue. Nous avons fourni une série d’arguments contre l’idée que les GCI occupent une position intermédiaire. Sans les passer en revue tous, limitonsnous à mentionner deux principes dont ceux-là découlent : primo, les GCI sont un phénomène d’interface entre sémantique et pragmatique à part entière, qui ne se limite pas à une simple étape du changement linguistique ; secundo, alors que les PCI sont saillantes et occupent une position de premier plan (par rapport au sens littéral de l’énoncé), les GCI passent normalement inaperçues et sont donc un phénomène d’arrière-plan (par rapport au sens littéral de l’énoncé). Le sens codé, le but de la trajectoire présumée, serait de son tour en premier plan lorsqu’il correspond à l’intention communicative du locuteur. On voit mal donc comment les GCI peuvent être une étape intermédiaire dans le processus. Selon Hansen / Waltereit (2006 : 252s.), il n’y a qu’une seule voie pour le passage des PCI vers le sens conventionnel via les GCI. C’est le cas notamment pour les expressions de conventionnalité indirecte, dont la lecture littérale devient agrammaticale suite à des changements linguistiques survenus indépendamment. Comme exemple, nous citions la formule anglaise how do you do ? , laquelle, après avoir développé la GCI habituelle d’une formule de salutation, a perdu son sens littéral de ‘demande relative au bien-être de l’interlocuteur’. Puisque la formule de salutation est désormais la seule lecture possible, elle est devenue à son tour le sens littéral de l’énoncé. Mais pourquoi ce dernier a-t-il perdu son ancien sens littéral ? Sans doute parce qu’en anglais actuel l’actualisation de ce sens exigerait désormais l’usage du présent progressif (« how are you doing ? ») (Hansen / Waltereit 2006 : 253). C’est donc un changement linguistique survenu ailleurs, plus précisément dans la sémantique des temps verbaux, qui a dérobé la formule de son ancien sens littéral, et a donc transformé la GCI en nouveau sens littéral. Ce n’est que sous ces conditions très spécifiques et rigoureuses qu’une GCI peut être une étape intermédiaire vers la conventionnalisation linguistique. <?page no="155"?> Conventions, changement et la formule de politesse s’il vous plaît 145 2.6 Résumé Dans cette section, j’ai placé le concept romaniste de tradition discursive dans un contexte épistémologique différent, à savoir la théorie des actes du langage et la pragmatique gricéenne. Nous avons vu que les traditions discursives correspondent aux « conditions relatives à la langue » dans le cadre proposé par J. Morgan (1977). Elles correspondent aussi partiellement aux implicatures conversationnelles généralisées (GCI) de Grice, avec pourtant la différence que celles-ci sont un concept sémasiologique alors que les conventions relatives à la langue sont un concept onomasiologique. Dans la section qui suit, je vais traiter de la trajectoire diachronique de la formule s’il vous plaît, ce qui nous permet d’approfondir notre étude du rapport entre conventions de la langue et conventions relatives à la langue. 3 Le changement diachronique de s’il vous plaît 3.1 Quel est le rôle de il dans s’il vous plaît ? Si l’on se demande quelle est la fonction du pronom il dans la formule s’il vous plaît, il est sans doute naturel de penser que c’est un pronom personnel dont la fonction est de référer à l’action qu’on demande à l’interlocuteur. Telle est l’interprétation qui semble sous-tendre l’emploi de s’il vous plaît dans (3) : (3) Alors à votre avis, c’est quoi un ami ? Et un meilleur ami ? Je suis largué, aidez-moi s’il vous plaît. Et s’il ne vous plaît pas, c’est pas grave … [Jane Byrne, Damian Henderson, Sophie Jobson, Lauren Léchelle : French B for the IB Diploma Student Book, London 2014] Dans ce message, paru dans un manuel de français pour apprenants anglophones, l’auteur semble utiliser le pronom il comme pronom cataphorique pour l’action qu’il demande à ses lecteurs (lui expliquer ce qu’est c’est un ami et un meilleur ami). On ne saurait expliquer autrement la reprise de la formule s’il vous plaît par sa prétendue négation s’il ne vous plaît pas. Or, il dans s’il vous plaît ne peut guère être un pronom personnel cataphorique. Car les pronoms personnels français reflètent la nature de leur référent ; en particulier, ils distinguent entre choses et événements. Plus spécifiquement, les choses et les personnes prennent les pronoms personnels il ou elle ; les événements, par contre, ne peuvent être repris par ces pronoms. Ils sont repris par cela ou ça, et par le s’ils sont des compléments d’objet direct. L’action future demandée est un événement, pas une entité ; par conséquent, il ne peut être un pronom personnel cataphorique pour référer à cette action. Seuls cela ou ça pourraient remplir cette fonction, comme le fait l’auteur de (4), de façon un peu ludique: <?page no="156"?> Richard Waltereit 146 (4) Mais quelles lamentations ? Avez-vous seulement perçu des gens en train de se lamenter au mur? Absolument pas, alors s’il vous plaît ou même si cela ne vous plaît pas, cessez d’utiliser cette formule désobligeante pour Israël. La preuve en est qu’elle est toujours employée par les ennemis des Juifs et d’Israël. (Forum jssnews.com, 23/ 4/ 2014) Dans ce message paru dans un forum d’échanges sur internet, l’auteur s’oppose à l’usage du nom « mur des lamentations » pour le mur de l’Ouest à Jérusalem. La reprise du pronom il par le pronom cela, elle-même suivie de l’injonction de s’abstenir d’utiliser le nom « mur des lamentations », indique que l’auteur joue sur le rôle un peu ambigu du pronom dans s’il vous plaît. Donc, il dans s’il vous plaît ne peut qu’être pronom impersonnel. En nous servant de la terminologie de la tradition grammaticale française (cf., p.ex. Grevisse 1990), nous pouvons dire que le pronom il est le sujet grammatical de la construction. Dans cette même tradition, le sujet grammatical a une contrepartie, le sujet logique, exprimée soit par un groupe infinitival (5a), soit par une complétive (5b). (5) a. Il arrive à Sophie de s’endormir devant la télé. b. Il plaît à Pierre que sa femme lui cuisine ce plat. Le dédoublement terminologique du sujet dans ces constructions rend compte du dédoublement de la fonction du sujet : il a une fonction grammaticale, visible dans sa position et son accord avec le verbe, et une fonction pour la structuration de l’information dans le discours. Dans le cas des constructions impersonnelles, le pronom il manque en effet de contenu informationnel, alors qu’il conserve sa fonction grammaticale. Pourtant, nous savons que l’usage de s’il vous plaît avec sujet grammatical mais sans sujet logique est très commun et naturel, comme dans Fermez la fenêtre s’il vous plaît ou en effet comme dans (3) et (4). Il faut en conclure que cet usage, que j’appellerai usage isolé, n’est pas conforme à la grammaire du français moderne (« agrammatial ») et doit être une construction idiomatique. Pour corroborer cette conclusion, il suffit de prendre en considération des constructions semblables en français moderne - des verbes avec complément d’objet indirect qui admettent un sujet impersonnel. La « paire minimale » la plus simple, c’est sans doute plaire / déplaire. Dans le corpus FRANTEXT, je n’ai pas trouvé une seule attestation de s’il vous déplaît en usage isolé. On en trouve, bien sûr, des exemples avec sujet logique : (6) c’est bien pour cela que vous, vous ne devez pas le faire. S’il vous déplaît de le servir, demandez à vos parents de vous rappeler, sous un prétexte quelconque. (H. de Montherlant, La reine morte, 1942, FRANTEXT) <?page no="157"?> Conventions, changement et la formule de politesse s’il vous plaît 147 Le même constat s’impose pour le verbe convenir, également impersonnel avec complément d’objet indirect. On trouve naturellement des exemples avec sujet logique : (7) S’il vous convient de marcher un peu (C. Farrère, L’homme qui assassina, 1907, FRANTEXT) (8) S’il vous convient de vous expliquer dans cette chambre avec votre jardinier, venez-y (H. de Balzac, L’Envers de l’histoire contemporaine, 1850, FRANTEXT) Pourtant je n’en ai pas trouvé, dans FRANTEXT, une seule attestation en usage isolé. Ceci confirme le statut exceptionnel de s’il vous plaît. Est-ce dire que de tels énoncés sont des « fautes de français » ? Bien sûr que non ; mais cela montre que s’il vous plaît est une formule figée, qui sans sujet logique ne permet pas de lecture littérale. Ce figement a bien dû se produire à un certain temps, ou durant une certaine période. Or, cela peut s’être déroulé de deux manières. La première en est que l’usage isolé de s’il vous plaît est la forme elliptique d’énoncés avec sujet grammatical et sujet logique. Dans ce cas-là, s’il vous plaît isolé portait un sens sous-entendu et se serait ensuite autonomisé, à l’instar de mots-phrases comme oui, issu d’un pronom anaphorique hoc qui comportait le sens de la proposition sur laquelle il renvoyait (voir Waltereit 1996). La deuxième possibilité, c’est qu’à une époque antérieure du français, s’il vous plaît n’était pas agrammatical. Selon cette analyse, la formule n’aurait pas eu besoin de sujet logique à cette époque-là et le pronom il aurait eu une autre fonction. Dans ce qui suit, je vais sonder ces alternatives, et je vais explorer le rôle des traditions discursives dans ce processus. 3.2 L’usage de s’il vous plaît en ancien français La formule s’il vous plaît, avec ou sans pronom explétif, est utilisée très communément en ancien français : 1 (9) Par ta mercit, si tei plaist, me cunsent Que mun nevold poisse venger Rollant ! (Chanson de Roland, fin XI e s.) [‘Par pitié, s’il te plaît, permets-moi que je puisse venger mon neveu Roland ! ’] (10) Et dist, si com il li pot dire: Ostez vostre lyeon, biax sire, Se vos plest (Yvain, ca. 1177) [‘Et il dit, dans la mesure où il en était capable: Enlevez votre lion, sire, s’il vous plaît’] 1 Les attestations de l’ancien français sont toutes prises des corpus BFM et FRANTEXT. C’est moi qui les ai traduites. <?page no="158"?> Richard Waltereit 148 (11) Vous y verrés, s’il vous plaist a la lire, Le mal que j’ay (Ch. D’Orléans, Ballades, 1415) [‘Vous y verrez, s’il vous va de la lire, le mal que j’ai’] On voit très bien dans ces exemples qu’en ancien français, la structure s’il vous plaît est utilisée avec des requêtes, donc dans des contextes très semblables à ceux d’aujourd’hui. Les exemples (9) et (10) sont des requêtes très directes, véhiculées à l’aide de l’impératif ; (11), en revanche, est une requête un peu plus indirecte, formulée dans une véritable structure conditionnelle. Notons d’ailleurs que comme en français moderne, il y a variation entre s’il vous plaît et s’il te plaît. L’usage du tu et du vous à l’époque n’était pas rigide, voire apparemment incohérent (Labelle 1992), et dans le contexte de ce travail, je n’y accorderai donc pas beaucoup d’importance. La formule est d’ailleurs très fréquente déjà à l’ancienne époque de la langue. Comparons son taux d’occurrence dans la base de données BFM (ancien français) à celui dans le corpus FRANTEXT (toutes périodes confondues). Dans les deux cas, le motif de la requête comprend toutes les variantes considérées (avec et sans pronom impersonnel, vous / tu, plaît / plaist). Table 1 : Occurrences de s’il vous plaît Nombre d’occurrences Nombre total de mots Taux BFM (ancien français) 108 3 550 000 3,042 x 10 -05 FRANTEXT (toutes périodes) 4 386 277 413 739 1,581 x 10 -05 Il semble donc qu’en ancien français la formule est même presque deux fois plus fréquente que si l’on considère toutes périodes confondues ! Cette différence en proportion est d’ailleurs extrêmement significative statistiquement (p = 1,257 x 10 -11 , χ 2 ). Quant aux contextes discursifs de s’il vous plaît, notre formule se trouve surtout dans la littérature courtoise au sens large, comme les romans de Chrétien de Troyes, la Chanson de Roland, et le Couronnement de Louis. Surtout dans le très ancien français, la formule ne se trouve guère en dehors de ce genre. Les occurrences plus tardives sont dans une gamme de genres un peu plus large, toujours dominée par la littérature, mais dépassant le type courtois - comme les Cent nouvelles nouvelles. Nous en concluons que notre formule est née dans un contexte discursif lié aux relations féodales et <?page no="159"?> Conventions, changement et la formule de politesse s’il vous plaît 149 courtoises, où les relations sociales sont caractérisées par un grand effort de manifester son respect pour autrui. Bien sûr, la gamme de genres de l’ancien français est moins large et moins développée que celle du français moderne. On pourrait donc douter de la pertinence de ces chiffres, car les types de contextes susceptibles d’accueillir s’il vous plaît peuvent ne pas être les mêmes en ancien français qu’en français moderne. Néanmoins, on peut présumer que dans son ensemble, la littérature de l’ancien français n’est ni plus ni moins « dialogale » que celle du français moderne, et que la comparaison des occurrences de s’il vous plaît est donc pertinente. 3.3 Emploi productif et transparent Non seulement la formule était-elle utilisée plus fréquemment, elle était aussi plus transparente. Par « transparent » je veux dire que ses composantes étaient plus variables qu’aujourd’hui. L’importance de ce constat réside dans le fait que la plus grande variabilité d’une construction peut suggérer que celle-ci est compositionnelle et non pas figée, et par conséquent en conformité avec la grammaire de la langue. Il faut toutefois se garder de faire des conclusions trop hâtives : Comme l’ont démontré Nunberg / Sag / Wasow (1994), la compositionnalité d’une construction n’est pas en contraste direct avec son degré de conventionnalisation. En effet, une construction conventionnalisée peut être compositionnelle (p.ex. l’anglais take advantage), ou bien non-compositionnelle (p.ex. l’anglais kick the bucket). Autrement dit, la variabilité grammaticale n’est qu’un indice indirect de la compositionnalité. En effet, même si l’on accepte que s’il vous plaît soit une construction figée en français moderne, il faut constater qu’elle conserve un brin de variabilité, à savoir dans la forme d’adresse (s’il vous plaît vs. s’il te plaît). 3.3.1 Coordination Le verbe dans s’il vous plaît en usage « isolé » en ancien français peut être coordonné : (12) Sire, s’il vous plaist et agrée, Je vous diray m’entencion. (Miracles de Notre-Dame, 1357) [‘Sire, s’il vous plaît et agrée, je vous dirai mon intention.’] Le fait que le verbe puisse être coordonné avec un autre verbe indique que la construction était compositionnelle. Si les composantes de la construction peuvent contracter des relations syntaxiques avec des syntagmes en dehors de la construction elle-même - en l’occurrence, le verbe agréer -, cela veut dire que son sens global est construit à partir du sens de chacune de ses composantes. <?page no="160"?> Richard Waltereit 150 3.3.2 Emploi à la troisième personne En ancien français, la formule en question est utilisée non seulement à la deuxième personne, mais aussi à la troisième : (13) Et je pri Deu que, s’il li plest, Ja tant demorer ne me lest. (Yvain, ca. 1177) [‘Et je prie Dieu que je n’aie plus à attendre, s’il lui plaît.’] (14) ce poise moi que a fere le me couvient, et soit la bataille demain, s’il plest a monseigneur Gauvain. (La Mort le roi Artu, 1230) [‘Cela me préoccupe que je dois le faire, et la bataille sera pour demain, si cela plaît à seigneur Gauvain.’] L’emploi à la troisième personne est particulièrement courant dans la formule se Deu plaist ‘s’il plaît à Dieu’ : (15) Je l’amenrai, se Deu plaist et je vif (Couronnement de Louis, ca. 1130) [‘Je l’amènerai, si Dieu le veut et que je vive’] (16) Par lui avrum, se Deu plaist, bone aiude (Vie de St Alexis, ca. 1050) [‘Grâce à lui, si Dieu le veut, nous aurons de l’aide’] En effet, cette formule a 65 attestations dans le corpus BFM, dont aucune avec le pronom impersonnel. L’emploi à la troisième personne vient soutenir l’impression que la construction isolée, sans infinitif ou complétive, n’était pas agrammaticale à l’époque. 3.3.3 Concordance des temps et choix des temps verbaux Cette impression est encore renforcée par la variabilité des temps verbaux, laquelle s’avoisine à une véritable concordance des temps. (17) Et pour ceste cose vauroie je mout volentiers, s’il vous plaisoit, savoir ki vous estes, avant que […] (Tristan en prose, ca. 1300) [‘et pour cela je voudrais très volontiers savoir qui vous êtes, s’il vous plaît, avant que …’] (18) Mais se il vous plaisoit, dites moi une chose que je vous obliai a demander. (Suite du roman de Merlin, ca. 1230) [‘Mais s’il vous plaît, dites-moi une chose que j’ai oublié de vous demander.’] (19) Qui que il soit, fait li nouviaus chevaliers, je vausisse bien, s’il vous pleust, que vous vous en tenissiés de parler a ceste fois. <?page no="161"?> Conventions, changement et la formule de politesse s’il vous plaît 151 (Suite du roman de Merlin, ca. 1230) [‘Qui qu’il soit, dit le jeune cavalier, j’aurais voulu, s’il vous plaît, que vous vous absteniez de parler cette fois.’] Dans ces exemples (d’ailleurs, tous en sont de parfaites requêtes), la concordance des temps entre s’il vous plaît et une autre proposition crée une véritable structure conditionnelle, où la formule s’il vous plaît est la protase et l’autre proposition l’apodose. Autrement dit, la formule n’est pas qu’une simple structure parenthétique dont la syntaxe ne serait pas liée à celle de la phrase qui l’accueille ; au contraire, la concordance des temps vient intégrer la formule dans la structure de la phrase-matrice, et elle est comme une proposition subordonnée à part entière. On voit donc que le fait que s’il vous plaît manquait de complétive ou d’infinitif n’empêchait pas son intégration syntaxique ; voici donc un fait supplémentaire qui vient renforcer l’idée que la formule pouvait permettre une lecture littérale à l’époque. 3.3.4 Alternative pronom impersonnel / zéro Finalement, la compositionnalité de la formule peut être reflétée dans le choix entre présence (20) ou absence (21) du pronom impersonnel. (20) Vous y verrés, s’il vous plaist a la lire, Le mal que j’ay (Ch. D’Orléans, Ballades, 1415) [‘Vous y verrez, s’il vous va de la lire, le mal que j’ai eu’] (21) Ceste besoigne, se vous plaist, m’otreiez, Tresqu’a treis anz que verrons comment iert. (Couronnement de Louis, ca. 1130) [‘Accordez-mois, s’il vous plaît, cette faveur, jusqu’à ce que d’ici trois ans nous verrons comment il sera.’ ] En très ancien français, on ne trouve que la construction sans pronom impersonnel, alors que plus tard, celui-ci devient de plus en plus fréquent (cf. Piatt 1898). Contrairement à ce qu’on pourrait penser, ce processus ne répond pas directement au déclin du système casuel de l’ancien français (cf. Mathieu 2006). 3.4 Les sujets logiques sous-entendus Nous avons établi que la formule s’il vous plaît, bien que très fréquente déjà en ancien français (voire plus fréquente que dans la langue moderne), jouissait d’une variabilité grammaticale plus grande que dans la langue contemporaine. Le verbe permettait des coordinations ; la construction s’utilisait à la troisième personne, non seulement à la deuxième ; le temps verbal pouvait s’accorder avec celui de la proposition-matrice de sorte que l’ensemble constituait une véritable construction conditionnelle ; et il y avait, du moins en principe, le choix entre présence ou absence du pronom <?page no="162"?> Richard Waltereit 152 impersonnel. Tout cela concourt à soutenir l’idée qu’en ancien français, la construction était conventionnelle mais compositionnelle. Cette variabilité s’est désormais réduite au choix entre le tu et vous ; et comme on a vu plus haut, même avec cette souplesse résiduelle, la formule n’est pas conforme à la grammaire du français actuel. Autrement dit, aujourd’hui elle est toujours et encore conventionnelle mais aussi largement non-compositionnelle. Le fond du problème est pourtant dans la syntaxe même des constructions impersonnelles en ancien français. Exigent-elles un sujet logique, comme le font celles du français moderne ? Si tel est le cas, alors toute la variabilité grammaticale que nous avons mise en évidence n’est que superficielle, et ne compte pas comme indice de compositionnalité. Pourtant, dans le cas contraire, même l’emploi isolé de s’il vous plaît en ancien français serait conforme à la grammaire de la langue à l’époque, et sa variabilité syntaxique ne serait que l’indice naturel et fiable d’une compositionnalité sous-jacente. Comment peut-on trancher sur cette question ? Il nous faudrait des éléments indépendants pour vérifier si en ancien français les constructions impersonnelles admettaient un sujet logique implicite. Il me semble qu’en effet cette possibilité existait : (22) Se je vos ai fol apelé, Je vos pri qu'il ne vos an poist, Que se je puis et il me loist, G’irai vostre honte vangier. (Yvain, ca. 1177) [‘Si je vous ai traité de fou, je vous prie de ne pas vous en préoccuper, car si je le peux et si cela m’est permis, j’irai vous venger’] (23) Ne li ofrez mie avenant, Fet li rois, que plus i estuet, S’ele plus porchacier se puet, Au moins jusqu’a.xiiii. jorz Au jugemant de totes corz. (Yvain, ca. 1177) [‘Votre offre n’est pas raisonnable, dit le roi, car elle [la demoiselle] a droit à plus. Elle a le droit de réfléchir encore pendant 40 jours, selon la pratique de tous les tribunaux.’] Dans ces exemples, les deux de Chrétien de Troyes, nous trouvons des constructions impersonnelles ; avec le pronom explétif (il ne vos an poist ‘vous ne vous en préoccupez pas’ ; il me loist ‘il m’est permis’), et sans (i estuet ‘il y faut’). Deux d’entre eux (il me loist et i estuet) ont en commun d’avoir un complément indirect pronominal, ainsi qu’une structure argumentale qui exige aussi un complément direct propositionnel avec une fonction de focus (autrement dit un sujet logique) tout comme s’il vous plaît. Or, dans les deux cas, tel complément n’est pas actualisé : ni avec il me loist, ni avec i estuet. Il est pourtant sous-entendu : dans (22), le et cela dans la traduction est le représentant cataphorique de la proposition suivante (vous venger) ; dans (23), le complément direct de estuet est sous-entendu (attendre plus de temps). Nous voyons donc que les constructions impersonnelles en ancien français <?page no="163"?> Conventions, changement et la formule de politesse s’il vous plaît 153 pouvaient admettre un complément focal (un sujet logique) sous-entendu. Il convient de remarquer que le sujet logique n’est ni représenté comme proposition, ni sous forme de pronom. Autrement dit, l’argument n’est pas actualisé. 3.5 Un changement PCI > GCI > sens conventionnel Nous concluons qu’en ancien français, les constructions impersonnelles pouvaient admettre un sujet logique implicite, et que par conséquent l’emploi d’une telle construction était licite selon la grammaire de l’époque. La grammaire de l’ancien français est donc différente sous cet aspect de la grammaire du français moderne. Dans le contexte de cette étude, nous ne pouvons pas approfondir la question de savoir pourquoi les sujets logiques ne peuvent plus être laissés implicites. Ce résultat nous permet d’établir la pertinence de ce changement pour les traditions discursives. Rappelons que pour passer d’une PCI par une GCI au sens conventionnel, la lecture littérale d’une GCI doit devenir agrammaticale pour des raisons indépendantes (voir ci-dessus, 2.5.). Tel semble être le cas pour notre formule s’il vous plaît. Puisqu’elle était très fréquente en ancien français (en fait plus fréquente qu’aujourd’hui), elle devait être une formule courante déjà à l’époque. Sa fréquence élevée dès le très ancien français, en combinaison avec sa conformité avec la grammaire de la langue à l’époque, nous permet d’affirmer qu’il s’agissait d’une GCI en ancien français. Bien sûr, la formule doit avoir acquis ce statut généralisé d’une manière ou d’une autre, autrement dit : elle doit être issue d’une PCI (voir Hansen / Waltereit 2006 : 252 et Frank 2007) ; mais cela s’est probablement passé avant le passage à l’écrit du français. Plus tard, avec l’impossibilité des constructions impersonnelles de prendre un sujet logique sous-entendu, la formule est devenu agrammaticale et n’a pu conserver son usage qu’en devenant une construction figée dont l’ancien sens impliqué (la requête polie) est désormais devenu sens littéral. 4 Conclusion Dans cette contribution, j’ai montré comme la lecture courante, mais pas littérale, de s’il vous plaît comme requête polie est devenue sa lecture conventionnelle, laquelle exclut en français actuel une lecture basée sur le sens littéral du verbe plaire. Notre outillage théorique nous a permis d’établir que la première lecture ne peut être comprise comme pertinente que pour les traditions discursives, alors que la seconde relève des conventions des langues historiques. <?page no="164"?> Richard Waltereit 154 En même temps, j’ai proposé que la distinction langue historique - tradition discursive, courante dans la linguistique variationnelle d’inspiration cosérienne, fait écho à deux propositions théoriques courantes dans la linguistique anglo-saxonne : premièrement, elle reprend presque parfaitement la distinction entre conventions de la langue et conventions relatives à la langue, établie par Morgan (1977) dans le contexte de la théorie des actes de langage ; deuxièmement, elle correspond à certains éléments du modèle gricéen des implicatures conversationnelles généralisées. Ceci pourrait inspirer la recherche future et sur les traditions discursives et sur la pragmatique théorique. Plus particulièrement, rappelons que l’une des difficultés auxquelles est confrontée la recherche sur les traditions discursives, c’est le fait que celles-ci se manifestent toujours sous forme de langues historiques, et sont donc matériellement identiques à ces dernières. Or, le présent article a montré que les genres textuels et discursifs peuvent être caractérisés par certaines implicatures ; ceci pourrait permettre de mieux opérationnaliser les définitions et les distinctions des genres textuels, et par conséquent des traditions discursives. Bibliographie Corpus et textes Balzac, Honoré de : L’envers de l’histoire contemporaine, Paris 1977. BFM = Base de français médiéval, ICAR, Université de Lyon 2, CNRS, ENS de Lyon <http: / / txm.bfm-corpus.org/ >. Chanson de Roland, éd. par G. Moignet, Paris 1972. Charles d’Orléans : Ballades, éd. par P. Champion, Paris 1923. Chrétien de Troyes : Chevalier au Lion ou Yvain, éd. par P. Kunstmann, Ottawa, Nancy 2009. 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Mit Hilfe computergestützter Kookkurrenzanalysen wurde die Ausbreitung nicht klassischer Verwendungen des Verbs habere im Spätlateinischen über unterschiedliche diskursive Räume hinweg untersucht. Am Beispiel zweier umfassender Teilkorpora von Urkunden und Predigten aus dem 4.-12. Jahrhundert wird gezeigt, dass die Verteilung der Auxiliargefüge mit habere und ihrer typischen Kookkurrenten diskurstraditionelle Profile aufweist, die interessante Erkenntnisse für die Ausbreitung der neuen Techniken liefert. 1 Vorüberlegungen: Ein komplexes Modell des Sprachwandels Zentrale Voraussetzung für die hier vorgestellte Projektarbeit ist eine universell und metahistorisch gültige Modellierung von Sprachwandel in seiner sozio-historischen Umgebung (Raible 1996; Koch 1997; 2006; Frank 1998; Frank-Job 2005; Fitch 2007). Zu diesem Modell gehört die für jede Sprachwandeltheorie fundamentale Unterscheidung zwischen individueller Innovation sprachlicher Ausdrucksformen und deren kognitiv-konzeptuellpragmatische Grundlagen einerseits und ihre soziale Diffusion in Kommunikationshandlungen unter sich wandelnden sozio-historischen Bedingungen andererseits (Coseriu 1958: 44-46, 1974; Frank 1998; Oesterreicher 2001; Koch 2005). Im Unterschied zur sprachlichen Innovation, die unter Verweis auf ihre Bedeutung für die Sprachtheorie sowie auf den Zusammenhang von Sprache und Kognition im Zentrum von Sprachwandeluntersuchungen steht 1 , werden den Ausbreitungsprozessen, sicherlich auch aufgrund des dafür zu leistenden Analyseaufwands, erst in den letzten Jahren empirische 1 Cf. im Zusammenhang mit den hier interessierenden Grammatikalisierungserscheinungen v.a. die wichtigen Arbeiten von Ulrich Detges und Richard Waltereit (Detges 1999; Detges / Waltereit 2008; 2011). <?page no="170"?> Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise 160 Studien gewidmet. 2 Die Ausbreitung einer neuen sprachlichen Technik stellt jedoch nach Coseriu 2001 erst die notwendige Voraussetzung für Sprachwandel dar. Das historische Problem des Sprachwandels ist mithin nicht die Feststellung, wie ein bestimmter Sprachmodus aufkam (wie er aufkommen konnte), sondern wie er sich als Tradition konstituierte und konstituieren konnte, das heißt, auf welche Weise und unter welchen kulturellen und funktionellen Bedingungen er sich in ein System von schon traditionellen Verfahren einfügte und einfügen konnte. (Coseriu 1974: 128) Sowohl für eine Untersuchung der Diffusion von Wandelphänomenen in der Kommunikation als auch für die Untersuchung der Gebrauchsbedingungen für die neuen sprachlichen Techniken kommt eine besondere Bedeutung den einzelsprachlichen Varietätenräumen (Coseriu 1988, Koch 2003) und der historisch-übereinzelsprachlichen Ebene Diskurstraditionen zu (Koch 1997; Oesterreicher 1997; Frank-Job 2003; Aschenberg / Wilhelm 2003). Dabei fungiert das Sprechen (Schreiben) in Diskurstraditionen als Filter, der für die Sprecher das jeweils aktuelle sprachliche Handeln bestimmt: Varietäten können nicht, wie dies oft noch heute in bestimmten Richtungen der Soziolinguistik geschieht, allein mit Hilfe von sprach- und diskursexternen Kriterien und Parametern bestimmt werden; derartige Kriterien sind etwa: ‚Alter‘, ‚Generation‘, ‚Religion‘ [...]. Es ist vielmehr zu berücksichtigen, daß Sprecher und Sprechergruppen über eine plurale Kompetenz verfügen, die diskurstraditionell aufgefächert ist [...]. (Oesterreicher 2001: 1568) Die konkrete Sprachpraxis, d.h. die interindividuelle Kommunikationstätigkeit, ihre historischen Bedingungen und Bedürfnisse und ihre Einbettung in spezifische kulturelle Traditionen, bildet die entscheidende Vermittlungsinstanz zwischen individuellen Neuerungen und deren kollektiver Sanktionierung in der sozialen Norm. Diskurstraditionen, verstanden als konventionalisierte und kulturell bestimmte Zugriffsweisen auf Wirklichkeit, die in der Kommunikation mit anderen ausgehandelt, bestätigt und weitergetragen werden, spielen daher eine zentrale Rolle für die 2 Eine romanistische Korpuslinguistik hat sich vor etwa zehn Jahren konstituiert und beschäftigt sich seither intensiv mit dem Aufbau großer Datenkorpora und den Möglichkeiten der semiautomatischen Analyse langfristiger Wandelprozesse. Für einen Überblick cf. Pusch / Kabatek / Raible (2005) sowie <http: / / www.corporaromanica.net/ >. Die Diffusion von sprachlichen Techniken über verschiedene Diskurstraditionen hinweg wurde bisher allerdings noch nicht systematisch untersucht. Einzige Ausnahme ist Tara (2014), der Verbalperiphrasen mit habere von klassischer Zeit bis ins 8. Jahrhundert untersucht. Er geht allerdings nicht nach Diskurstraditionen, sondern nach einzelnen Autoren vor. <?page no="171"?> Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Untersuchungen zum Spätlatein 161 Verbreitung und kollektive Akzeptanz sprachlicher Neuerungen. Damit liefern sie das notwendige heuristische Bindeglied zwischen sprachexternen (sozialen, kulturellen) Faktoren und sprachinternen Wandelerscheinungen. Ihre Untersuchung erlaubt es, die im Kommunikationsakt beteiligten Instanzen, deren sich im historischen sozialen Prozess wandelnde Interessen und Bedürfnisse und deren Entscheidungen für spezifische kulturelle Formen in die Beschreibung des Sprachwandels einzubeziehen und damit auch wesentliche Elemente zur Erklärung von Sprachwandelprozessen zu erhalten (Frank-Job 2005, 2009, 2010). So wirkt, wie Peter Koch dies in der unten abgebildeten Skizze zusammenfasst, die individuelle Sprechtätigkeit im aktuellen Diskurs unter den Bedingungen diskurstraditioneller Normen wiederum auf die Weiterentwicklung und Veränderung dieser Normen ein und wirkt, wenn dies in vielen individuellen Übernahme-Akten geschieht, - als Prozess der unsichtbaren Hand (Keller 1994: 2003) - über die Diskurstradition hinausgehend auf die gesamte Einzelsprache. Abb. 1: Koch (2006: 247) Die Übernahme einer neuen Form vollzieht sich notwendigerweise stets in aktuellen Diskursen. Sie stellt sich dar als einzelne Selektionsentscheidung für die zur Wahl stehende „neue“ gegenüber einer älteren Technik in einem konkreten kommunikativen Akt und innerhalb einer spezifischer Diskurstradition, deren Norm durch die Übernahme um die neue Form erweitert wird. Eine individuelle Innovation im Diskurs wird also erst dann zum Sprachwandel, wenn sie über eine Vielzahl von individuellen Übernahmeentscheidungen zum Teil einer Tradition des Sprechens oder Schreibens wird. <?page no="172"?> Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise 162 Erst wenn derartige individuelle Übernahmen zahlreich werden (im Sinne eines „invisible hand“-Prozesses, Keller 1994; 2003) und damit die neue Form als Element der akzeptierten Norm einer Diskurstradition in die kollektive Praxis der Sprachgemeinschaft eingeht, kann man von Sprachwandel sprechen. Derartige Übernahmepraktiken lassen sich auf der Mikroebene der aktuellen Interaktion mit Mechanismen und Prozessen erklären, die die Grundlage sozialen Kooperationsverhaltens darstellen: Sie folgen, so konnten es aktuelle Forschungen aus dem Bereich der Kommunikationsforschung belegen, dem in gelingender Interaktion vorherrschenden Prinzip der Kooperativität der Interaktionspartner, das sich in fortlaufenden gegenseitigen Abstimmungsprozessen manifestiert. Diese reichen von ressourcenschonend unbewusst ablaufendem Priming („alignment“ im Sinne von Pickering / Garrod 2004; 2007; de Ruiter et al. 2006; 2012) bis zu bewussten Imitationshandlungen, die sich an sozialen Bewertungen und Prestige-Modellen orientieren (Labov 2006; Frank-Job 2015). 3 Sprachliche Anpassung an den Interaktionspartner findet also jederzeit und überall als unreflektierter Prozess statt, hinzu kommt situationsbedingt das Bedürfnis der Sprecher nach Expressivität (die Wahl einer neuen Ausdrucksform lenkt die Aufmerksamkeit des Interaktionspartners auf das sprachliche Zeichen selbst), das Streben nach Imitation eines Prestigemodells (Labov 2006; Trudgill 1972) oder das Befolgen expliziter diskurstraditioneller Normen. 4 Für die Untersuchung langfristiger Wandelprozesse sind also v.a. die Diffusionsprozesse als diskurstraditionell eingebettete und von den soziokulturellen Bedingungen der Kommunikation motivierte Sprecherentscheidungen erklärungs- und beschreibungsrelevant. 3 Umfangreiche empirische Untersuchungen von kommunikativem Alignment und weiteren kooperativen Prozessen in face-to-face-Interaktionen konnten in den vergangenen Jahren zeigen, dass diese sich auf alle Strukturebenen der Sprache und weitere in der Kommunikation genutzte Modalitäten auswirken (Mehler / Lücking / Menke 2011; Behnel / Cummins / Sichelschmidt / de Ruiter 2013). Bewusste Imitationsprozesse sind sowohl im Bereich der expressiven Mündlichkeit zu erwarten (Koch / Oesterreicher 1996) als auch im Bereich institutionalisierter und hochgradig formelhafter Diskurstraditionen der Schriftlichkeit. 4 Eine sprachliche Technik verbreitet sich häufig zunächst als Stilelement eines spezifischen Diskurstyps. Beispiele hierfür liefern Innovationen, die über Fachsprachen in die Umgangssprache gelangen, wie z.B. integrative syntaktische Versprachlichungstechniken, die erstmals in der französischen Wissenschaftssprache des 14. Jahrhunderts auftreten und sich als sprachliche Technik in die gesamte Distanzsprache ausbreiten (Frank-Job 2007) oder distanzsprachliche Modelle zum Aufbau komplexer Argumentationsschemata, die aus der lateinischen Ars Dictaminis übernommen und dann für unterschiedliche italienische Diskurstraditionen genutzt werden (Koch 1987). Weitere Beispiele liefern die Beiträge von Angela Schrott, Charlotte Coy / Birgit Umbreit und Alessandra Castilho Ferreira da Costa in diesem Band. <?page no="173"?> Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Untersuchungen zum Spätlatein 163 Historische Erkenntnis muß in jedem Fall nach dem Ort und dem Zeitpunkt der Übernahme von Innovationen und Veränderungen in einem Idiom fragen, sie muß also den konkreten Zeitkern von sprachlichen Erscheinungen freilegen. Dieser Zeitkern ist ein theoretisches Konzept, das nichts mit der Suche nach Erstbelegen zu tun hat, sondern mit der Zuordnung solcher Erscheinungen zu Sprachtechniken und mit ihrer Einordnung in Diskurstraditionen. (Oesterreicher 2001: 1583f.) Zentral für die empirische Untersuchung der Diffusionsprozesse ist vor diesem Hintergrund also die systematische Erfassung der unterschiedlichen kommunikativen Praxisbereiche mit ihren Diskurstraditionen und der darin getroffenen Selektionen sprachlicher Formen und Techniken: Sprachliche Formen müssen in Texten aufgesucht werden [...]; auch in der Grammatikalisierungsforschung müssen die beschriebenen Formen von der Diskurspragmatik der jeweiligen Textsorten her interpretiert werden. (Oesterreicher 2001: 1582) Eine solche Untersuchung der Selektion sprachlicher Formen in historischen Kommunikationsakten ist heute durch die Edition umfangreicher digitaler Dokumentenkorpora möglich geworden. Auch wenn die Überlieferungssituation und die noch immer lückenhafte Editionslage für historische Dokumente es nicht erlauben, die in Frage stehenden sprachlichen Wandelprozesse zwischen klassischem Latein, Spätlatein und Mittelalter in der genannten Komplexität zwischen Innovation, Übernahme und Selektion als Ganze zu erfassen, ist man doch heute in der Lage, über das früher übliche Zitieren immer derselben wenigen historischen Textbeispiele als Belegstellen für neue Sprachtechniken hinauszugehen und auf der Basis umfangreicher Korpusanalysen deren Diffusion über unterschiedliche Bereiche schriftlicher Diskurstraditionen hinweg zu verfolgen. 2 eHumanities-Desktop Für unser aktuelles Projekt 5 steht mit dem eHumanities Desktop 6 gleich in mehrfacher Hinsicht eine geeignete Arbeitsumgebung zur Verfügung. Zum 5 Das Verbundprojekt wird seit 2013 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung innerhalb der Förderlinie „Digital Humanities“ gefördert und vereinigt drei romanistisch-linguistische, ein historisches und ein texttechnologisch / informatisches Teilprojekt. Die hier dargestellten Untersuchungen wurden von Teilprojekt 2.1 „Identifying and Describing Phenomena of Linguistic Change: Possession / Obligation durchgeführt. Zur Projektbeschreibung cf. <http: / / www.comphistsem.org/ projects.html>. Das Untersuchungskorpus wurde in Kooperation mit verschiedenen digitalen Editionsprojekten zusammengestellt, die Nutzungs- und Bearbeitungsrechte freigegeben haben. Im Zusammenhang mit dem genannten Teilprojekt entsteht derzeit eine korpuslinguistische Dissertation von Bianca Henrichfreise. <?page no="174"?> Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise 164 einen stellt der Desktop bereits heute einen umfangreichen Grundstock eines umfassenden Referenzkorpus spätlateinischer Dokumente zur Verfügung. Er enthält derzeit neben der digitalisierten Patrologia Latina verschiedene Korpora spätlateinischer Gesetzestexte, Urkunden- und Heiligenviten, aber auch das Gesamtkorpus der MGH, sowie weitere Einzeltexte aus Antike, Spätantike und Mittelalter. Zum anderen bietet der eHumanities Desktop verschiedene Analyse- und Bearbeitungswerkzeuge, die es erlauben, die Dokumente zu lemmatisieren und zu annotieren, die Dokumente nach historischen und philologischen Kriterien texttypologisch zu kategorisieren, Subkorpora zu definieren und für diese Kookkurrenzanalysen und / oder Netzwerkanalysen durchzuführen, sowie statistische Auswertungen der Analyseergebnisse vorzunehmen und auf vielfältige Weise zu visualisieren (Mehler / Gleim / Waltinger / Diewald 2010; Frank-Job 2011; Mehler / Diewald / Waltinger / Gleim et al. 2011). 7 Die Analysemöglichkeiten, die der eHumanities Desktop zur Verfügung stellt, eignen sich zu allererst für ein onomasiologisches Vorgehen: Es geht also um die systematische Suche nach Spuren für die Ausbreitung einer neuen sprachlichen Technik innerhalb verschiedener Diskurstraditionen und darin innerhalb spezifischer pragmatischer Kontexte. Sodann kann eine Analyse der textuellen und diskurspragmatischen Kontexte erfolgen, in denen die neuen Techniken auftreten. Erst in zweiter Linie kann auch - etwa anhand einer automatischen Kontextanalyse - untersucht werden, welche parallelen sprachlichen Techniken in vergleichbaren Kontexten neben den gesuchten neuen Formen verwendet werden bzw. in entsprechenden Kontexten durch die neuen ersetzt werden. Auf diese Weise entstehen textuelle und diskurspragmatische Profile für sprachliche Techniken, die es erlauben, die Verbreitungswege sprachlicher Neuerungen in unterschiedlichen Diskurstraditionen und über unterschiedliche soziokulturelle Kommunikations- und Aufgabenbereiche hinweg aufzuzeigen. Dies soll im Folgenden anhand der Analyseergebnisse zweier Teilkorpora aufgezeigt werden. 3 Korpora und Korpusbearbeitung Innerhalb des derzeit zur Verfügung stehenden Gesamtkorpus konnten wir bisher zwei Teilkorpora umfassend auswerten. Dabei handelte es sich zum einen um sämtliche in Frankreich überlieferten lateinischen Original- 6 Cf. für ausführliche Beschreibungen des eHumanities Desktops: Gleim / Mehler / Waltinger / Menke (2009); Gleim / Warner / Mehler (2010). 7 Auf der URL <http: / / www.hucompute.org/ ressourcen/ ehumanities-desktop> wird der Desktop vorgestellt, unter <http: / / www.hucompute.org/ video-lectures> werden verschiedene seiner Anwendungen mit Lehrvideos illustriert. <?page no="175"?> Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Untersuchungen zum Spätlatein 165 urkunden aus der Zeit zwischen 324 und 1121, zum andern um sämtliche in der Patrologia Latina enthaltenen Predigten aus dem 3.-13. Jahrhundert. Zunächst wurden die beiden genannten Teilkorpora automatisch erstellt. Hierzu wurde die in Kooperation von Linguisten und Historikern vorgenommene Subkategorisierung und entsprechende Annotation der Dokumente des Korpus nach Diskurstraditionen genutzt. 8 In beiden Teilkorpora wurden Kookkurrenzanalysen für sämtliche belegte Flexionsformen des Verbs habere durchgeführt. Die Kookkurenzanalysen wurden statistisch ausgewertet und sämtliche Belegstellen für nicht klassische Verwendungsformen von habere wurden qualitativen Analysen unterzogen. 4 Erläuterungen zu den untersuchten Grammatikalisierungsprozessen Im Fokus unserer Untersuchungen steht die Ausbreitung der Verwendung von habere als Auxiliar. Auf der Basis qualitativer Analysen wurden drei Typen von Belegen unterschieden, wobei auch solche Textstellen gewertet wurden, die sog. Brückenkontexte darstellen, also Äußerungen, die sowohl eine klassische Lesart mit habere als Vollverb als auch eine neue Lesart mit habere als Auxiliar erlauben: Der erste Typ betrifft Belege für habere mit PPP als Vorläufer des romanischen periphrastischen Perfekts 9 , der zweite Typ umfasst Belege von habere mit Infinitiv als Vorläufer für das romanische Futur 10 ; der dritte Typ fasst weitere nicht klassische Verwendungen von habere zusammen, die auf eine funktionale Ausweitung (und gleichzeitig semantische Verlagerung) von habere in Richtung auf eine Auxiliarisierung hindeuten. Dabei handelt es sich in den allermeisten Fällen um Konstruktionen, in denen habere das klassisch-lateinische esse als Hilfsverb ersetzt, so z.B. bei 8 Das Teilkorpus „Predigten“ wurde vom historischen Teilprojekt unserer Forschergruppe nach historisch-funktionalen und inhaltlichen Gesichtspunkten bestimmt. Die Erstellung der zugrundeliegenden Texttypologie und deren Anwendung erfolgte in enger Kooperation mit der Arbeitsgruppe Historische Semantik von Prof. Dr. Bernhard Jussen, Goethe-Universität Frankfurt. 9 Bekanntlich nutzt z.B. bereits Cicero in seinen Privatbriefen periphrastische Perfektformen, wie z.B. im ersten Brief an Brutus: „Clodi animum perspectum habeo, cognitum, judicatum“ [‚Ich habe Clodius‘ Charakter studiert, erkannt und beurteilt‘; M. Tullius Cicero, Letters to and from Brutus, Epistola I, ed. L. C. Purser, <http: / / www.perseus.tufts.edu/ hopper/ text? doc=Perseus: text: 1999.02.0007>, licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 United States License.]. Wir können also davon ausgehen, dass für nähesprachliche Diskurstraditionen die periphrastischen Verwendungen von habere spätestens seit klassischer Zeit zur Norm nähesprachlicher Varietäten gehören. 10 Nahezu sämtliche Belegstellen dieses Typs weisen eine modale Vorform des periphrastischen Futurs mit deontischer Lesart auf. <?page no="176"?> Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise 166 Passiv- oder Gerundivkonstruktionen 11 . Zu jedem dieser drei Typen folgen nun kurze Erläuterungen an Korpusbeispielen. 5 Habere + PPP Ursprünglich bestand im klassischen Latein keine grammatische Beziehung zwischen dem PPP und dem Prädikat, da das Partizip als Attribut an das Bezugswort gebunden war. Eine Ausnahme bilden die zusammengesetzten Formen des Perfekt Passivs, die mit esse als Hilfsverb konstruiert werden. Zunehmend wurde jedoch bei bestimmten Kollokationen mit habere der Agens des Prädikats auch als Agens des Partizips verstanden. So finden sich schon in vorklassischer Zeit Belege für die Kollokation „scriptum habeo“ (Väänänen 1985: § 300). Schließlich tritt auch ein aspektueller und temporaler Wert (Abgeschlossenheit / Vergangenheit) hinzu, der sich im romanischen periphrastischen Perfekt fortsetzt (vgl. Ramat 1982; Fleischman 1983; Pinkster 1987; Salvi 1987; Detges 2000; Fruyt 2011). Anhand der textuellen Belege kann heute in vielen Fällen nicht mehr nachvollzogen werden, ob der Autor und / oder Leser bei einer Verbindung aus habere und PPP bereits Agensidentität angenommen oder die Konstruktion möglicherweise schon temporal verstanden hat. Nur bei wenigen Stellen gibt es Hinweise darauf, dass die Zusammensetzung temporal gebraucht und / oder verstanden worden sein könnte. Dementsprechend befinden sich unter unseren Belegstellen möglicherweise viele Konstruktionen, die vom Autor und / oder Leser noch im klassischen Sinne aufgefasst wurden. Mit Heine / Kuteva (2007) können derartige Stellen als „bridging“ oder „switch contexts“ verstanden werden, mithin als Textstellen, die mögliche Reanalyseprozesse beim Rezipienten auslösen können (cf. auch Heine 2002; Fruyt 2011). 12 So kann die Kollokation „scriptum habeo“ im einen Kontext eher klassisch im Sinne von „wir haben als Geschriebenes“ verstanden werden: At ille: Basili, praejudicium mihi facis. Non ivi ego ad eum, sed ille venit ad me, abrenuntiando Christum, mecumque est sponsione pactuatus, et ecce scriptum habeo et in die judicii coram communi judice deferam illud. Sanctus autem Domini dixit: Benedictus Dominus Deus meus, non deponet populus iste manus ab excelso coeli, nisi reddideris scriptum. (Vita Basilii, 9. Jahrh. PL DocNum 65022, 0305B) [‚Jener [= der Teufel] aber [sprach]: „Basilius, du tust mir Unrecht. Nicht ich bin zu ihm gegangen, sondern jener kam zu mir, indem er Christus abschwor 11 Zur Entwicklung des lateinischen Passivparadigmas cf. Green (1991). 12 Einen aktuellen Überblick über Diskussionen zur Bestimmung von Brückenkontexten gibt Traugott (2012). <?page no="177"?> Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Untersuchungen zum Spätlatein 167 und mit mir hat er einen Vertrag geschlossen und da habe ich es schriftlich [„als Geschriebenes“] und am Tag des Jüngsten Gerichts werde ich jenes in der Gegenwart des Richters berichten.“ Der vom Herrn Geheiligte aber sagte: „Mein Geheiligter Herrgott, dieses Volk wird die Hände nicht vom erhabenen Himmel wegnehmen, außer du gäbest das Geschriebene zurück.“‘] Im anderen Fall eher in der temporalen Bedeutung als periphrastisches Perfekt: Unde quod potui, ut memoravi, scriptum habeo in libello officiali (Amalarius Metensis (775-850), De Ordine Antiphonarii, PL Dokument 66475, 1301C) [‚Daher habe ich, was ich konnte, um es zu erinnern, aufgeschrieben im Liber Officialis‘] 6 Habere + Infinitiv Das Futur findet im klassischen Latein regelmäßig Verwendung. Im Spätlatein (und höchstwahrscheinlich auch bereits früher in der gesprochenen Nähesprache) werden verschiedene expressivere Alternativen auch in der Schriftsprache geläufig, dabei handelt es sich um periphrastische Konstruktionen mit Modalverben wie velle, posse, debere. Zu diesen Parallelformen zum synthetischen Futur gehören auch Verbindungen von habere mit einem Infinitiv, die in der Regel deontisch im Sinne von „(etwas) zu tun haben“ oder „etwas tun müssen“ zu verstehen sind. Die meisten dieser Konstruktionen erscheinen in Verbindung mit einem aktiven präsentischen Infinitiv und einer präsentischen Form im Indikativ, und nur einige wenige stehen - durch Konjunktionen bedingt - im Konjunktiv. 13 Ein weiterer Konstruktionstyp wird jedoch mit einer Form von habere im Konjunktiv Präsens in einem Hauptsatz gebildet wie im folgenden Fall: „audire habeant in judicio“ (PL Dokument 4260). In diesem Fall scheint dem Autor der obligative Nebensinn, der der Konstruktion bereits zugrunde liegt, nicht ausgereicht zu haben, wodurch er zu einem zweiten Ausdruck der Obligation gegriffen hat. Damit wird eine futurische Lesart für habere + Infinitiv möglich und so lässt sich diese Konstruktion als Beleg für ein „Ausbleichen“ der Semantik von habere im Spätlatein und damit eine zunehmende Grammatikalisierung verstehen. Unter den Belegstellen im Korpus finden sich zudem mehrere Konstruktionen von habere mit einem Infinitiv im Passiv: 13 Beispiele für diese Verbindung sind: „habet abundare“ (PL Dokument 5349); „habes accedere“ (PL Dokument 6344); „habemus accipere“ (PL Dokumente 6046, 514 und 3098). <?page no="178"?> Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise 168 In eo vero quod etiam Verbum Die et Deus aeternus erat, nec confortari indigebat, nec habebat augeri. (Beda, Homiliae, 7. / 8. Jh., PL Dokument 8189) [‚Aber dadurch, dass sowohl das Wort Gottes als auch Gott ewig waren, brauchte er weder gestärkt zu werden, noch hatte er gefördert zu werden‘] Auch solche Verbindungen lassen sich als Ausgangspunkt für die Ausbreitung der neuen Konstruktion verstehen (Fleischman 1982: 55). Die Obligation bleibt hier als Nebenbedeutung erhalten. 7 Habere als Ersatz für esse In der dritten Kategorie, die unter „andere Beispiele“ zusammengefasst werden, finden sich Verbindungen mit habere, die nicht dem klassischen Latein entsprechen, und die eine Erweiterung der Funktionskontexte (und damit gleichzeitig der Extension) des Verbs belegen, wodurch gleichzeitig eine zunehmende semantische Ausbleichung von habere in diesen Kontexten belegt ist. Es handelt sich dabei um zusammengesetzte Formen, die klassisch mit esse auftreten. Dies gilt insbesondere für zwei Ausdrucksbereiche: für unpersönliche Ausdrücke und für Passivkonstruktionen: „Quod tantum malum”, inquit, „fecisti, ut a tam multis custodibus necesse habeas custodiri? “ (Hélinand von Froidmont, Flores Helinandi, 12. / 13. Jh., PL Dokument 5350) [‚Was hast du, sagte er, so Schlechtes getan, dass du nötig hast, von so vielen Wächtern bewacht zu werden? ‘] „Necesse est“ 14 fungiert im klassischen Latein als unpersönlicher Ausdruck der Notwendigkeit. Klassisch wird es mit Dativ konstruiert. Im Teilkorpus Predigten treten nun zunehmend Konstruktionen von „necesse“ und habere auf, wobei die Fügung durch die Endung des Hilfsverbs personalisiert wird (also in der 1. oder 2. Person steht). Diese Konstruktion lässt sich interpretieren als Verbindung aus dem klassischen „necesse est“ und der neueren Konstruktion von habere + Infinitiv. Sie gilt als typisch für religiöse Diskurstraditionen (Fruyt 2011). Einige Belegstellen kombinieren eine Form von habere mit einem Gerundivum. 15 Die Gerundiva stehen bei diesen Konstruktionen ausschließlich im Akkusativ und haben alle ein Bezugswort im Satz. Dennoch überträgt sich der grundsätzlich im Gerundivum enthaltene futurische Nebensinn in 14 Gleiches gilt für die Konstruktion „opus est“. 15 Beispiele u.a.: „quaerenda habemus“ (PL Dokument 6047); „habet in potestate amittendam“ (PL Dokument 6048); „pascendos habemus“ (PL Dokumente 6048 und 6344); „offerenda non habeo“ (PL Dokument 514); „flendum habet“ (PL Dokument 3098). <?page no="179"?> Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Untersuchungen zum Spätlatein 169 gewissem Maße auch auf das Prädikat. Dadurch ergibt sich eine Konstruktion, die von einigen Forschern als Vorläuferkonstruktion der späteren Infinitivkonstruktionen betrachtet wird (Pinkster 1987). habebat xenodochium aedificandum, quod modo videtis aedificatum. (Augustinus, Sermones de diversis, 4. / 5. Jh., PL Dokument 6049) [‚Er hatte ein zu bauendes Pilgerhaus / ein Pilgerhaus zu bauen, welches ihr nun als Gebautes seht‘] Im zweiten Teil unseres Beitrags sollen nun erste quantitative Auswertungen unserer Korpusanalysen für die beiden untersuchten Teilkorpora Urkunden und Predigten vorgestellt werden. 8 Quantitative Analysen: Urkundenkorpus Das erste Teilkorpus umfasst 4932 digitalisierte Originalurkunden, die in französischen Archiven überliefert sind, wobei der weitaus größte Teil der Dokumente auch tatsächlich in Frankreich entstanden ist. Die Dokumente verteilen sich folgendermaßen auf den Untersuchungszeitraum: 16 16 Die Dokumente stammen von der französischen Datenbank CN-TELMA („Traitement électronique des manuscrits et des archives“) und werden von einem vom CNRS geförderten Digitalisierungsprojekt der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt: <http: / / www.cn-telma.fr/ publication/ chartes-originales-anterieures-1121-conservees -en-france>. Die Datenbank bietet Zugang zu 4932 digitalisierten „Chartes originales antérieures à 1121 conservées en France“. Die zeitliche Begrenzung des Korpus auf das Jahr 1121 wird mit der zu jener Zeit stark ansteigenden Produktion von Urkundenabschriften begründet. Die Editoren schließen die Existenz zweifelhafter PL Dokumente oder Fälschungen in ihrem Korpus nicht aus. - In unserer Grafik wurden aus Platzgründen die vier PL Dokumente aus der Zeit vor dem 7. Jahrhundert ebenso wenig berücksichtigt, wie die mehr als 1500 PL Dokumente aus den ersten 20 Jahren des 12. Jahrhunderts. <?page no="180"?> Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise 170 Abb. 2: In Frankreich überlieferte Originalurkunden 7.-11. Jahrhundert [Datenquelle: CNRS-IRHT - 2012, <http: / / www.cn-telma.fr/ originaux/ index/ >] Alle klassischen Wortformen 17 und alle in der Datenbank enthaltenen abweichenden Graphemvarianten 18 des Verbs habere wurden auf nichtklassische Verwendung untersucht. In den 4932 Dokumenten finden sich insgesamt 5337 Wortformen, die auf das Lemma habere zurückzuführen sind. Hiervon weisen 35 - größtenteils die dritte Person Singular und Plural - nicht klassische Verwendungsformen von habere auf, die mit dem Auxiliarisierungsprozess in Zusammenhang gebracht werden können. Von den drei unterschiedenen nicht klassischen Verwendungen von habere ließen sich für das Urkundenteilkorpus 209 Belege für den ersten Typ (habere + PPP), 27 Belege für den zweiten Typ (habere + Inf.) und 265 Belege für den dritten Typ finden. In der unten abgebildeten Tabelle sind die 20 häufigsten Wortformen mit den entsprechenden Belegstellen aufgeführt. 17 Dazu zählen vier Tempora (Präsens, Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt), die jeweils im Indikativ und Konjunktiv untersucht wurden, das Futur I, sowie für alle genannten Formen Aktiv und Passiv. 18 Es handelt sich dabei überwiegend um typisch spätlateinische Graphemvarianten, bei denen das anlautende „h“ fehlt (z.B. „abet“ statt „habet“) oder bei denen „e“ durch „i“ ersetzt wurde (z.B. „habiat“ statt „habeat“). <?page no="181"?> Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Untersuchungen zum Spätlatein 171 Tab. 1: Ergebnisse der Kookkurrenzanalysen für französische Urkunden gesamt PPP Infinitiv andere Beispiele habetur 144 55 1 4 habentur 72 35 0 1 habeant 730 29 6 10 habemus 236 16 3 9 habet 441 12 3 4 habeat 424 11 6 2 habebant 268 7 1 3 habuerit 88 6 0 1 habent 157 5 1 2 habuit 340 3 0 7 haberet 144 3 0 3 haberent 103 3 0 4 habebat 583 2 2 2 habeatur 232 2 0 157 habuerunt 107 2 0 2 habeo 195 1 1 6 habebam 93 1 1 0 habebit 107 0 0 0 habebunt 83 0 0 2 habuerat 71 0 0 1 Die auffällig unterschiedliche Verteilung der einzelnen Wortformen lässt sich mit der hohen Formelhaftigkeit der Urkunden erklären, denn einige dieser Formeln werden als nicht klassische Verwendungen von habere konstruiert: Hierzu gehören Formeln mit „habetur“ und „habentur“ die beide mit PPP konstruiert werden (26,1% und 16,6% aller Belege). Die meisten Formeln kombinieren habere mit dem Partizip scriptum. Auch die Konjunktiv Präsens-Formen „habeat“ und „habeant“ werden formelhaft mit PPP konstruiert und weisen zusätzlich die meisten Belege für deontische bzw. futurische Konstruktionen auf (zusammen 44,4%). Schließlich fällt die konjunktivische Passivform „habeatur“ auf, die hochfrequent in unpersönlichen Ausdrücken auftritt, in denen sie klassisch esse ersetzt. Die Statistik der häufigsten Kookkurrenten für die einzelnen Wortformen von <?page no="182"?> Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise 172 habere im eHumanities Desktop erlaubt es, schnell derartige formelhafte Konstruktionen zu identifizieren. Bei allen drei nicht klassischen Verwendungstypen lässt sich erst ab Beginn des 8. Jahrhunderts ein verstärktes Auftreten in den Urkunden aus Frankreich entdecken. In allen drei Typen lässt sich aber auch ein leichter Rückgang an Fundstellen zwischen 900 und 1000 feststellen. Eine starke Zunahme erleben vor allem die Verbindungen von „habere“ und PPP und Infinitiv wieder ab dem 11. Jahrhundert, was sicherlich ganz allgemein auf den starken Anstieg der Schriftproduktion in dieser Zeit zurückführen ist (Keller 1990: 178ff.). Abb. 3: Zeitliche Verteilung der Belegstellen im Teilkorpus frz. Urkunden 9 Quantitative Analysen: Predigtkorpus Da die einzelnen Predigtsammlungen in der Datenbank nicht exakt datiert sind, sondern nur den Lebensdaten der Autoren zugewiesen werden können und da es darüber hinaus zahlreiche anonym oder unsicher zuordenbare Predigtsammlungen gibt, kann dieses Teilkorpus nur grob in Zeitreihen geordnet werden. Hinzu kommt, dass die Patrologie Latina vor allem Predigten einzelner bedeutender Autoren wie Augustinus oder Bernhard von Clairvaux enthält. Dadurch lässt sich beispielsweise die hohe Zahl von Texten aus den Jahren um 400 bzw. um die Wende zum 12. Jahrhundert erklären. Daher lässt sich in diesem Teilkorpus keine repräsentative zeitliche Entwicklung untersuchen. <?page no="183"?> Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Untersuchungen zum Spätlatein 173 Abb. 4: Zeitliche Verteilung der Dokumente im Teilkorpus Predigten Das Teilkorpus Predigten enthält 20587 konjugierte Formen von habere, welche sich auf 77 unterschiedliche Wortformen verteilen. Von diesen weisen 49 insgesamt 1449 nicht klassische Verwendungen von habere auf. Dabei fällt auf, dass Passivformen bis auf habetur und habeatur keine Belege liefern. Die nicht-klassischen Verwendungen von habere wurden wie zuvor in drei Typen unterteilt, die sich wie folgt auf die genannten Belegstellen verteilen: 19 Abb. 5: Nicht klassische Verwendungsformen von habere in spätlateinischen Predigten 19 Berücksichtigt wurden hier nur diejenigen Flexionsformen, bei denen nicht-klassische Formen überhaupt belegt sind, und davon nur die 30 häufigsten. Vergleichsgröße sind alle Vorkommen der entsprechenden Flexionsform von habere. <?page no="184"?> Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise 174 Abb. 5 und Tab. 2 zeigen einen kleinen Ausschnitt aus der Verteilung der Fundstellen der verschiedenen Formen von habere. Die Form „habeo“ erzielt im Vergleich zu seiner Gesamttrefferzahl prozentual die meisten Treffer alle drei Typen nicht klassischer Formen zusammen gezählt (19%). 20 Auffällig sind bei dieser Form die 86 Fundstellen, die in Verbindung mit einem Infinitiv auftreten, welche allerdings durch das wiederholte Auftreten dreier Bibelzitate 21 zu erklären sind. Tab. 2: Belegstellen zu den häufigsten Wortformen von habere im Predigtkorpus gesamt PPP Infinitiv andere Beispiele habeo 662 14 86 26 habes 1375 55 16 13 habet 6063 93 169 73 habemus 1367 92 18 55 habetis 556 16 7 8 habent 2258 34 85 44 haberis 2 - - habetur 339 10 - 1 habemur 4 - - habentur 114 2 - habeam 156 3 1 2 habeas 172 5 3 4 habeat 1101 31 24 18 habeamus 412 13 5 5 habeatis 120 1 1 habeant 422 5 13 3 20 In der Grafik und der folgenden Tabelle fehlen die Wortformen von habere, die keinen oder nur sehr wenige Belege liefern. 21 „adhuc multa habeo vobis dicere“ (Joh 16.12), welches teilweise mit leicht verändertem Satzbau oder Lexikon auftritt; „ego cibum habeo manducare“ (Joh. 4.32), das teilweise ebenfalls leicht verändert erscheint; und „baptismo habeo baptizari“ (Lk 12.50), bei welchem das Substantiv „baptismo“ in einigen Stellen durch das Synonym „baptisma“ ersetzt wird. <?page no="185"?> Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Untersuchungen zum Spätlatein 175 Auch Formen der zweiten Person sind mehrfach in den Predigten vertreten, wie die Anzahl an Fundstellen von „habes“ zeigt, die doppelt so viele Treffer bietet wie „habeo“. Sie liefert ebenfalls zahlreiche interessante Verwendungen, was einerseits durch den persönlichen Charakter der Textsorte, andererseits durch den zunehmend unpersönlicheren Charakter von „habes“ nicht verwunderlich ist. Die Form „habet“ bietet die meisten Treffer in allen drei Kategorien, hat jedoch auch die höchste Gesamttrefferzahl. Des Weiteren breiten sich die Fundstellen außerdem im Passiv, Konjunktiv und in der Vergangenheit aus, wenn auch in geringerem Maße. Einige Predigtsammlungen liefern wesentlich mehr Belegstellen für die neue Technik als andere. So finden wir etwa in den Predigten des Augustinus mehr als die Hälfte aller Belegstellen (58,6%) aus dem 4. / 5. Jahrhundert. Von den insgesamt 170 Fundstellen bei Augustinus finden sich alleine 112 in der Sammlung „Sermones de Scripturis“. Damit bestätigt sich die Vermutung, dass der von Augustinus bewusst als sermo humilis und damit volksnah gewählte Stil (Banniard 1992: 75) für die christliche Unterweisung des Volkes sich auch auf die Wahl nähesprachlicher Darstellungstechniken im Verbalbereich auswirkt. Weitere hervorstechende Beispiele sind die Autoren Beda Venerabilis (7. / 8. Jh.), Hrabanus Maurus (8. / 9. Jh.) und Haimo von Halberstadt (9. Jh.), die jeweils über 90% der Treffer ihrer Zeit bieten. Auch diese drei Autoren verwenden in ihren Predigten alle drei Typen von nicht-klassischen Verwendungsformen von habere. In den untersuchten Predigten konnten insgesamt 566 zum Teil sehr unterschiedliche Verwendungen einer Form von habere in Verbindung mit einem Partizip Perfekt Passiv ermittelt werden. Die Fundstellen erstrecken sich über 147 verschiedene Kookkurrenzverben, unter denen die Partizipien von „aperire“, „claudere“, „parare“ und „praeparare“, „peccare“, „praecingere“, „recondere“, „reponere“ und „scribere“ durch häufigere Treffer hervorstechen. Die erhöhte Anzahl lässt sich in manchen Fällen auf den Gebrauch in Zitaten aus der Bibel zurückführen, welche zum Teil wörtlich zitiert, zum Teil aber auch leicht variiert werden. 10 Abschließender Vergleich der Ergebnisse für die untersuchten Diskurstraditionen Insgesamt bieten die 308 untersuchten Predigten zahlreiche unterschiedliche Belegstellen zu allen drei nicht-klassischen Verwendungstypen von habere. Von den insgesamt 20.587 vorhandenen Formen des Verbs sind 1.449 (7%) für diese Untersuchung relevant. Auch wenn die zuvor analysierten <?page no="186"?> Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise 176 französischen Urkunden im Vergleich prozentual mehr Treffer liefern, findet sich in den Predigten fast die dreifache Menge an interessanten Textstellen. Die Anzahl an Dokumenten unterscheidet sich im Vergleich der beiden Teilkorpora stark, ebenso die Gesamtwortzahl der Texte. Während die Datenbank der französischen Originalurkunden insgesamt 4.932 Urkunden mit 1.691.053 Wörtern aufweist, enthalten die 308 Predigtsammlungen, die auf dem eHumanities Desktop verfügbar sind, zusammen 7.921.024 Wörter. Die Belege aus den Predigten verteilen sich auf alle drei Kategorien, in den Urkunden erscheinen dagegen kaum Verbindungen aus habere mit einem Infinitiv. Die mit Abstand häufigsten Belege für nicht klassische Verwendungen von habere in den Predigten stehen in direktem Zusammenhang mit Bibelzitaten: sei es, dass der Bibeltext selbst die periphrastische Wendung enthält, sei es, dass der intertextuelle Verweis, der auf das Bibelzitat hinweist, eine Wortform von habere (häufig die zweite Singular in verallgemeinernder Funktion oder eine unpersönliche 3. Person Sg., die beide das semantische Konzept „Lokalisierung“ ausdrücken mit dem PPP „scriptum“ kombiniert 22 ). Die hohe Frequenz, in der die metatextuelle Markierung von Bibelzitaten wie auch die Zitate selbst in Predigten auftritt, trägt maßgeblich dazu bei, dass sich in dieser Diskurstradition die neue Technik stark ausbreitet. Dies steht offensichtlich in Zusammenhang mit dem einfachen Stil, den christliche Autoren insgesamt und Prediger im Besonderen seit Augustinus pflegen, was die Übernahme von Konstruktionen aus der Nähesprache einschließt. Die Belege aus den Urkunden stammen dagegen vor allem aus den formelhaften Teilen, also den Protokollen und Eschatokollen und verwenden periphrastisches Perfekt zum Ausdruck der Abgeschlossenheit (und damit auch Rechtsgültigkeit) von (juristisch relevanten) Handlungen. Möglicherweise spielt für den Einsatz periphrastischer Formen in den Urkundenformeln deren höhere Expressivität gegenüber den älteren synthetischen Formen eine Rolle. So werden auch in den Urkunden (hier besonders im Eschatokoll) vor allem die neuen Konstruktionen für metatextuelle Verweise verwendet. Und in den Kombinationen aus PPP mit unpersönlichen Formen von habere (z.B. „scriptum habetur“), sowie weiteren unpersönlichen Ausdrücken („firmior habeatur“), erweitert sich das Funktionsspektrum von habere um Funktionen, die klassisch Passivkonstruktionen mit esse innehatten. 22 Und damit liegt nahe, dass auch dieser semantische Kontext zur Grammatikalisierung des periphrastischen Perfekts beigetragen haben mag. Speziell mit den langfristigen Veränderungen der Ausdrücke von Existenz und Lokalisierung vom Latein zum Romanischen befasst sich das von Peter Koch initiierte, nun von Sarah Dessì-Schmid weitergeführte Tübinger Teilprojekt 1 unserer Forschergruppe. <?page no="187"?> Diskurstraditionelles im Sprachwandel: Untersuchungen zum Spätlatein 177 Dieser frequente Gebrauch passiver Formen von habere unterscheidet den Sprachgebrauch der Diskurstradition Urkunden deutlich von dem der Predigten. Während im Urkundenkorpus 97 von 226 Fundstellen (42,9%) eine Passiv-Konstruktion aufweisen, sind es bei den Predigten nur 18 von 566 (3,2%). Obwohl nur 27 Verbindungen aus einem Infinitiv und einer Form von habere in den Urkunden auftauchen, lassen sich einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Predigten feststellen. Sowohl in den Urkunden aus Frankreich als auch in den untersuchten Predigten sind die Konstruktionen deontisch zu verstehen. Die Obligation wird in den rechtlichen Texten an vielen Stellen mit dem Gebrauch des Konjunktivs verstärkt, was in den Predigten nur in einem einzigen von insgesamt 508 Belegen der Fall ist. Was eine mögliche Ausbreitung der häufigsten nicht-klassischen Konstruktionen mit habere von einer Diskurstradition zur anderen betrifft, ist schließlich lediglich ein einziger Beleg anzuführen: In zahlreichen Predigten wird, wie oben bereits erwähnt, die folgende Bibelstelle zitiert: Adhuc multa habeo dicere vobis, sed non potestis illa modo portare. (Johannes 16.12, zit. In Anon. De Spirito Sancto, PL 1101) [‚Ich habe Euch noch Vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen‘] In einer einzigen Urkunde wird diese Konstruktion in einer Aufzählung von Schenkungen, also im Textteil der Urkunde, verwendet: Iterum vobis aliquid habeo dicere de hoc quod domnus Senecesis episcopus conqueritur (Charte 4165, Année : 1051) 23 [‚Weiter habe ich euch etwas zu sagen über das, worüber sich der Bischof von Senez beschwert‘] Auch wenn ein einziger Beleg sicherlich nicht für den Befund einer Ausbreitung von Diskurstradition zu Diskurstradition ausreichen mag, sticht sie doch aus der Gesamtmenge der Belegstellen im Urkundenkorpus deutlich heraus. Dieser Fall zeigt, dass gerade die umfassende quantitative Analyse großer Datenkorpora, die klare diskurstraditionelle Profile für die Verbreitung der neuen habere-Formen sichtbar macht, vor diesem Hintergrund den Aussagewert einer einzigen Textstelle herauszustellen vermag. 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La documentación recopilada revela que la innovación y adopción de la construcción in hoc sensu está ligada a dos tradiciones discursivas medievales pertenecientes al universo de discurso de los teólogos, a saber: las glosas patrísticas y las quaestiones escolásticas, tradiciones vinculadas a periodos destacables de la historia de la teología. Así pues, este estudio evidencia, por una parte, la asociación entre tradiciones discursivas y unidades lingüísticas que se constituyen en signos representativos de estas. Por otra parte, explica la incidencia de agentes externos (históricos, culturales, etc.) en la determinación de una tradición discursiva, que forma parte de un fenómeno cultural complejo. 1 Introducción * * Agradezco a Salvador Pons y a los dos evaluadores anónimos los comentarios sobre versiones previas de este trabajo. También quiero expresar mi agradecimiento a Jorge Tárrega, Alfonso Esponera y Ferran Grau por las orientaciones y sugerencias que me comunicaron en el transcurso de su elaboración. En los distintos universos de discurso (poético, jurídico, científico, teológico, etc.) se generan y conforman tradiciones discursivas (TD en adelante) a fin de satisfacer necesidades pragmático-discursivas surgidas en un transcurso histórico; la producción de estas TD requiere con frecuencia expresiones nuevas o renovadas. Ese parece ser el caso de la construcción in hoc sensu (ihs en adelante), cuyo uso, a tenor de los resultados del corpus, se circunscribe a textos teológicos del medioevo y se vincula especialmente a dos TD: las glosas bíblicas y las quaestiones escolásticas. En este estudio, se ha intentado trazar la evolución de ihs tomando como referencia las ocurrencias recopiladas (sección 2); seguidamente, se muestra la relación de la ruta evolutiva de ihs con respecto a las TD mencionadas y, por ende, a la historia de la teología (secciones 3 y 4); no profundiza en la caracterización de estas TD, que son abordadas en cuanto que condicionan la adquisición de nuevos usos. Finalmente, se sintetizan los aspectos más relevantes comentados a lo largo del artículo y se reflexiona en torno a la relación entre TD y cambio lingüístico (sección 5). <?page no="194"?> Ana Llopis Cardona 184 2 In hoc sensu en los corpus 1 Con el fin de que la documentación cumpliera mínimamente el criterio de representatividad, se consultaron diez corpus electrónicos y algunas obras catalogadas en bibliotecas electrónicas 2 . Se recopilaron un total de 125 ocurrencias procedentes de los siguientes corpus: Tabla 1: Resultados de ihs en los corpus consultados CORPUS N.º de ocurrencias Bibliotheca Teubneriana Latina 4 (BTL) 4 Corpus Alberti Magni (CAM) 32 Corpus Documentale Latinum Gallaeci 0 Corpus Scriptorum Latinorum 0 Corpus Thomisticum (CT) 19 3 IntraText digital Library - Latina (ITDLL) 6 4 Library of Latin Texts (CLCLT7) 12 (15) 5 Monumenta Germaniae Historiae (MGH) 2 (10) 6 Patrología Latina (PL) 40 7 Perseus Collection Greek and Roman materials 1 Obras de bibliotecas digitales 9 No se registraron ocurrencias de la construcción ihs en obras escritas durante el periodo clásico, pues los casos obtenidos en la Bibliotheca Teubneriana Latina datan de los siglos IV y V y se emplea sensu con el significado de acepción. En la colección Perseus, se documentó un caso en In Vergilii Georgica commentarii de Servio Honorato (IV), pero el texto es de dudosa autentici- 1 Somos conscientes de las limitaciones cuantitativas y cualitativas de los estudios diacrónicos, y más si cabe, de estudios del latín. La indagación aquí presentada no es ajena a estas dificultades. Aunque se han intentado subsanar algunos escollos (p.e. alteraciones en ediciones y transcripciones digitales), han persistido otros, entre ellos, una cantidad baja de ocurrencias en textos anteriores al siglo XII (aunque en cierto modo representativa) y un número muy reducido de textos de los siglos XIV y XV. 2 Las bibliotecas fueron The Latin Library, Bibliotheca Augustana de Augsburg, The Internet Archive, The Franciscan Archive y Documenta Omnia Catholica. 3 Se han descartado los casos de obras de dudosa autenticidad (un caso), falsamente atribuidas (un caso) y aquellos en los que no se comporta como construcción, como muestra la interposición de un signo de puntuación entre sensu y hoc. 4 De las quince ocurrencias, nueve proceden de textos posteriores al siglo XVI. 5 Descontando las ocurrencias que se repiten en la PL, los resultados se distribuyen en los siguientes periodos: una ocurrencia antes de 500 d.C., dos antes de 735 d.C., nueve antes de 1500 d.C. y tres antes 1965 d.C. 6 Solo dos de los resultados no aparecían en la PL. 7 Estos sesenta y dos casos comprenden cuarenta de autores medievales, nueve de autores modernos y once en notas a pie de página. <?page no="195"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 185 dad, ya que fue copiado y sometido a numerosas modificaciones por los amanuenses, como prueban las variaciones entre los manuscritos. De los seis resultados de autores medievales de IntraText digital Library - Latina, cinco se encontraron en dos obras de Pedro Abelardo (1079-1142), que era ante todo un filósofo y un lógico formado en la Escuela Episcopal de París que influyó mucho en la teología escolástica (ver 4.2.). En Monumenta Germaniae Historiae se hallaron dos casos que no pertenecían al ámbito teológico: el primero en la obra Defensor pacis del filósofo italiano Marsilio de Padova (XIV) y el segundo en Oeconomica del escritor alemán Conrado de Megenberg (XIV); ambos autores estudiaron en la Universidad de la Sorbona. El resto de casos procede de corpus que compilan obras de teólogos (Corpus de Alberto Magno y Corpus de Tomás de Aquino) y también documentos eclesiásticos (Patrología Latina, Library of Latin Texts CLCLT7). En conclusión, esta pesquisa constata que ihs fue una construcción ligada al latín medieval de los teólogos; en particular, los datos del corpus muestran que se empleó desde el siglo IV en textos principalmente de teología bíblica -son escasos los textos de carácter eclesiástico 8 - y después se transfirió a textos de teología escolástica 9 (XII-XIII). Desde el punto de vista cronológico, los resultados fueron los siguientes: Tabla 2 : Resultados del corpus por siglos Siglo N.º de ocurrencias IV 6 10 V 3 11 VI 1 VIII 1 IX 14 X 2 XI 3 XII 27 XIII 59 XIV 8 XV 1 8 Las secuencias de las actas conciliares en las que se emplea ihs son comentarios exegéticos, de modo que se pueden considerar textos de teología bíblica. En los textos de órdenes religiosas (procedentes del Renacimiento Carolingio), sensu equivale a acepción, al igual que los textos de gramática y literatura de los siglos IV. 9 No obstante, como se verá más adelante (4.1.), el estilo de la teología bíblica de la Patrística continúa en la Baja Edad Media en los monasterios conviviendo con la teología escolástica. 10 De las seis ocurrencias, una es de Servato y la otra de Diómedes. 11 Las tres proceden de Prisciano. <?page no="196"?> Ana Llopis Cardona 186 A lo largo de la Alta Edad Media el latín dejó de ser la lengua de comunicación 12 ; no obstante, se seguía empleando en determinados entornos, entre ellos el de la enseñanza e investigación teológica. Como se observa en la tabla 2, los siglos que cuentan con un mayor número de casos coinciden con periodos de florecimiento cultural y teológico: el Renacimiento carolingio en el siglo IX y la Alta Escolástica en los siglos XII y XIII. Llama la atención el alto número de resultados en los siglos XII y XIII en comparación con los siglos XIV y XV 13 ; esta diferencia se debe en cierto modo a que hubo una menor producción de obras en el periodo de decadencia de la Escolástica (XIV y XV), caracterizada por la repercusión de la vida eclesial -altercada por el cisma de occidente- en el campo teológico. 3 La ruta evolutiva de in hoc sensu El análisis de las ocurrencias del corpus ha conducido a distinguir dos periodos en la evolución de ihs: una etapa de adquisición de nuevos usos (modificador oracional y marcador discursivo), y una segunda etapa en la que se crea y difunde un nuevo uso con la función de modificador oracional, pero no se extiende la función de marcador discursivo. A continuación se muestran los resultados cuantitativos: Tabla 3: Funciones de ihs ‘Sensu’ = acepción Modificador intraorac. 1 Modificador intraorac. 2 Modificador oracional 1 Modificador oracional 2 Marcador discursivo Innovación IV-IX 11 5 2 3 1 3 Periodo posterior X-XV 2 8 9 17 41 3 Intraoracional u oracional 1. ‘Sensu’ se refiere a tema o asunto. Intraoracional u oracional 2. ‘Sensu’ se refiere a punto de vista. 12 Seguimos la distribución tradicional que establece el final del latín en el siglo VII y fija una etapa intermedia hasta el IX. 13 Hay que tener en cuenta que la Patrología Latina de autores medievales llega hasta 1216 y la relativa a autores modernos comienza en 1500; Jean Paul Migne, artífice de la primera edición, cesó la recopilación en 1216 debido a la ingente cantidad de obras filosóficas y teológicas escritas a partir de esa fecha. Del resto de corpus consultados, solo se hallaron ocurrencias en Library of Latin Texts (dos casos) y en Monumenta Germaniae Historiae (dos casos). En la búsqueda realizada en archivos y bibliotecas digitales, se encontraron cuatro textos de obras del siglo XIV y un texto del siglo XV. <?page no="197"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 187 Los casos de construcción libre 14 , modificador intraoracional y modificador oracional se documentan por primera vez en fechas muy cercanas entre sí -en el siglo IV, es decir, en el latín tardío-. Más tarde, en el Renacimiento carolingio (IX) se hallan las primeras evidencias de ihs con la función de marcador discursivo de continuación y marco. La ruta previsible de una construcción con núcleo nominal que termina funcionando como marcador discursivo es adverbio verbal > adverbio oracional > marcador discursivo (Traugott 1995; Traugott / Dasher 2002); sin embargo, en ihs las primeras fases concurrieron en el tiempo. Adverbio verbal y oracional >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Marcador discursivo Construcción libre (siglo IV) (siglo IX) La innovación como modificador oracional no fue un proceso progresivo sino una adquisición abrupta, fenómeno poco habitual en las fases de gramaticalización (cf. Pons Bordería 2008), sí fue gradual la adquisición del uso como marcador discursivo. ¿A qué pudo deberse la primera irrupción? La respuesta pone en evidencia la importancia de factores que van más allá de lo meramente lingüístico y el potencial explicativo de las TD. Dejamos esta cuestión para más adelante (ver 4) y acometemos de momento la “cara” lingüística de la evolución de ihs cuya explicación se completará al tratar la relación de ihs con las TD; aunque la exposición sea dual, en el fenómeno real se integran ambas caras sin posibilidad de disociación. 3.1 Periodo de adquisición de nuevos usos (IV-IX) 3.1.1 Adquisición del uso como modificador oracional Para dar cuenta de la adquisición de la función de modificador oracional, examinamos los criterios que Brinton / Traugott (2005: 104-110) establecen para la gramaticalización 15 . Al aplicarlos, notamos que están ausentes los 14 En los casos catalogados como construcción libre, sensu posee el sentido de ‘acepción’ de una palabra o expresión. El carácter deíctico textual de hoc se circunscribe a la definición o explicación expresada antes y puede ser identificada textualmente; por tanto, el significado de ihs es más concreto que cuando se refiere a un asunto o punto de vista (casos catalogados como modificador). Respecto a la posibilidad de alternar con otros adjetivos determinativos o con otras preposiciones, se han identificado variantes en todos los usos (ver 3.1. y 3.2. para los casos de modificador), lo que indica que era una construcción en vías de fijación formal. 15 Se han descartado del análisis la frecuencia, la productividad y la generalidad tipológica. En estudios diacrónicos de esta índole, resulta difícil determinar la mayor o menor frecuencia de uso del elemento gramaticalizado; en cualquier caso, a tenor de la documentación recopilada, parece haber un aumento de uso en los siglos XII y XIII. Respecto a la productividad (Brinton / Traugott 2005: 109; véase también Dostie 2004: 35), puesto que el estudio versa sobre una construcción, no se puede revisar si hubo <?page no="198"?> Ana Llopis Cardona 188 siguientes rasgos: fusión de los constituyentes, reducción fonológica, desmotivación -ihs no llega a perder completamente la composicionalidad semántica- y gradualidad, como se ha señalado antes. Por el contrario, sí se efectúan los siguientes cambios: la descategorización, la fijación de la unidad, el reanálisis, el cambio semántico y el debilitamiento del contenido, la subjetivización y, como consecuencia de los anteriores, la unidireccionalidad -esto es, la adquisición de valores más generales y abstractos sin que pueda haber retorno al paso anterior-. En lo que sigue revisamos los rasgos de gramaticalización que presenta. a. Respecto a la descategorización, sensu no varía la flexión en el número ni en el caso (Hopper / Traugott 2003 [1993]: 103; Traugott 1995: 14; Dostie 2004: 35; Brinton 2005: 284). La preposición in exige acusativo o ablativo, pero sensu queda fijado en caso ablativo y número singular, como suele suceder en las partículas o conjunciones (Fruyt 2011: 689s.). b. En cuanto a la fijación de la unidad, durante el periodo que abarca del IV al X siglo, ihs se estableció como forma preferente respecto a in eo sensu, sub hoc sensu y ex hoc sensu, posibles variantes registradas en la Patrología Latina 16 . Aunque estas variantes también se comportan algunas veces como adverbios oracionales, funcionan con mayor frecuencia como adverbios intraoracionales y presentan una mayor movilidad posicional. La clave de esta preferencia podría estar en el sentido más general de in (situación) en comparación con ex (procedencia) y sub (lugar / debajo de), preposiciones que restringen los posibles usos de sensu. Por otra parte, en los corpus consultados no se han documentado casos 17 en los que sensu presente complementos o modificadores (p.e. in hoc altero sensu o in hoc stricto sensu) o que se intercalen otros términos (p.e. in hoc etiam sensu o in hoc igitur sensu). c. Abordamos de manera conjunta el reanálisis y el debilitamiento del contenido, pues, en realidad, el reanálisis es un reanálisis sintáctico-semántico, un cambio simultáneo en el funcionamiento y en el significado (Traugott 2010: 277; Eckardt 2006: 3); asimismo, generalmente el reanálisis sintáctico corre parejo con el cambio de posición. Como modificador intraoracional aparece junto al verbo (complemento circunstancial) o junmás gramaticalizaciones en un supuesto paradigma de marcadores de continuación y de topicalizadores. En cuanto a la generalidad tipológica, en el caso de que se reprodujera el mismo proceso en otras lenguas (p.e. en lenguas romances), se trataría de un fenómeno de contagio lingüístico y no de paralelismo. 16 Tras realizarse una cala en la PL a partir de la voz sensu, se obtuvieron resultados con las preposiciones ex y sub y con el demostrativo eo, de manera que se estudiaron estas construcciones como posibles variantes. Los resultados durante este periodo fueron con ihs (24 ocurrencias), ex hoc sensu (6), sub hoc sensu (7) e in eo sensu (8). 17 La búsqueda se hizo en los diez corpus mencionados en la sección 2. Solo se documentó et in hoc autem sensu en el texto de Servio Honorato (IV), pero es cuestionable si el texto que tenemos reproduce exactamente el originario. <?page no="199"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 189 to al sustantivo o adjetivo que complementa, mientras que como modificador oracional ihs se sitúa generalmente en posición inicial o inicial relativa -cuando le antecede un conector (et, igitur) u otra partícula-, posición ligada a la función de adverbio oracional y a la introducción del tópico 18 . Sirva de ilustración el siguiente ejemplo: (1) Unge caput tuum, et faciem tuam lava, ne videaris jejunans hominibus (Id. VI, 17). Ergo contra Christi praecepta facimus, qui publice jejunium indicimus, et vidente toto populo pariter cum ipso jejunamus? Et in hoc sensu oportet intelligi, ut nemo pro laude humana, sed pro peccatorum indulgentia, vel pro misericordia divina jejunet. (Augustinus Hipponensis (atr.), Classis prima. De veteri et novo testamento. Sermo LXIII. De verbis Evangelii Matthaei, cap. VI, 1-6. PL) [Trad. esp. ‘Unge tu cabeza y lava tu rostro, y no muestres tu ayuno a los hombres”. Entonces ¿cumplen los preceptos de manera contraria a Cristo quienes declaran públicamente el ayuno, y ayunan igualmente a la vista de todo el pueblo? Y en este sentido / asunto hay que comprender que no se ayuna para la gloria humana, sino para la indulgencia de los pecadores o la misericordia divina.’] Acerca de las modificaciones semánticas, hay que señalar que, salvo los casos de construcción libre, tanto los usos de modificador intraoracional como los de modificador oracional coinciden en el nivel semántico con la reducción de la voz sensu a dos sentidos: punto de vista o planteamiento y tema o asunto 19 . No hay, por tanto, una completa desemantización 20 , pero sí tiene lugar una abstracción o síntesis esquemática del contenido -en este caso del contenido que retoma-, como sucede a menudo en la gramaticalización (Sweetser 1988: 132; Traugott / König 1991). 18 En esta línea, Pinkster (1995: 228s.), en su estudio sobre el orden de las palabras en latín, señalaba que las primeras posiciones son ocupadas por conectores, adverbios anafóricos, pronombres relativos o interrogativos y los constituyentes tema, pero sobre todo la primera posición está reservada al tópico. En latín, con frecuencia se expresaba mediante la preposición de + ablativo, construcción característica del papel semántico de área (de tópico o límites de la cualidad) (Luraghi 2010: 84). 19 Ambos sentidos aparecen registrados en el Oxford Latin Dictionary: 9. “That which occurs to the mind, an idea, thought. 10. (rhet.) A self-contained expression, a sentence or period” (OLD 2000: 1736), acepción que también se encuentra en el diccionario de Forcellini: “Sic ipse quoque sententiae, et cogitata sensus dicuntur. Item pro periodo occurrit” (Forcellini 1965: 313). 20 Se ha subrayado que la desemantización consiste en una pérdida completa del significado de origen; en esta línea, Brinton / Traugott (2005: 108) describen la desemantización (bleaching) como “weakening of meaning through generalization, most especially loss of contentful meaning”. Sin embargo, ya está suficientemente rebatida y argumentada la tesis de que no es necesaria la total desemantización (bleaching) para que se produzca la gramaticalización (Dostie 2004: 39; Fruyt 2011: 702s., entre otros). <?page no="200"?> Ana Llopis Cardona 190 El cambio semántico descrito se aprecia en casos tempranos. En el texto del Concilio de la Galia, ihs retoma la cuestión o tópico de la gracia de Dios. (2) Et ne aliquis putet, sicut iam supra dictum est, solum sanctum augustinum dei gratiam atentius commendasse, et in hoc sensu credat a sancto hieronymo discordasse, legat titulum infra scriptum, et uideat quomodo in hoc ipso opere sanctum augustinum beatus hieronymus conlaudauerit. (Concilia Galliae, 511-695. CLCLT-7) [Trad. esp. ‘Y para que nadie piense, como se ha dicho más arriba, que San Agustín fue el único que introdujo la gracia de Dios con atención, y en esta cuestión no crea que discrepa de San Jerónimo; que lea el título escrito abajo y que vea cómo en esta misma obra San Jerónimo había alabado a San Agustín.’] d. Finalmente, falta por comentar la subjetivización, un fenómeno complejo y difícil de perfilar que, a nuestro modo de ver, es inseparable del contexto discursivo 21 y, según el caso, del género, cuya importancia entronca con la gramaticalización producida en el marco de las tradiciones discursivas, esto es, con las necesidades pragmáticas que las generan (ver 4). Teniendo en cuenta que el reanálisis se produce en contextos que presentan discurso referido de alguna autoridad -con frecuencia la Biblia-, se podría colegir que recurrían a ihs para guiar al lector u oyente sobre el asunto al que se refería lo que decían, para marcar que se procedía a interpretar un pasaje y, en algún caso, para introducir una cita, pero, en definitiva, se utilizaba para facilitar al oyente que siguiera el hilo discursivo. En estas motivaciones es donde se refleja la subjetivización, en la medida en que el hablante sitúa lo dicho en la enunciación, en el trasfondo o background del segmento discursivo anterior 22 . Así, en la base de esta gramaticalización de ihs subyacen estrategias de índole pragmática y discursiva, como ocurre en otras muchas gramaticalizaciones (Baldi / Cuzzolin 2011: 868; Traugott / Dasher 2002: 187). 3.1.2 Adquisición del uso como marcador discursivo La identificación de ihs como marcador discursivo conector 23 pasa por el cumplimiento de una serie de requisitos: la ausencia de otro conector, la posición preferentemente inicial, cierta abstracción y debilitamiento de los sentidos de sensu (comentado en 3.1.1), la capacidad de deixis discursiva 21 La importancia del factor contextual ha sido reconocida por varios autores (Diewald 2002: 104-106; Heine 2002: 85), también Brinton / Traugott (2005: 107) mencionan que la gramaticalización es “highly context-dependent”. 22 Véase Givón (1987) para la conexión entre background y foreground. 23 La concepción de conector como una clase de marcador discursivo se encuentra en varios autores (Portolés 1998; Martín Zorraquino / Portolés 1999; Pons Bordería 1998, 2006; Montolío 2001; Cortés / Camacho 2005; López Serena / Borreguero 2010; Llopis 2014). <?page no="201"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 191 (Portolés 2000), la unión de dos unidades contiguas generando una nueva (Montolío 2001; Cortés / Camacho 2005; Llopis 2014), la adquisición de un valor pragmático-discursivo determinado, en este caso la función de continuación de tópico o perspectiva junto a la función de marco (cadrage 24 ). Examinamos a continuación los rasgos idiosincrásicos de ihs marcador discursivo conector. a. Ciertamente, en los textos latinos era habitual el uso de la conjunción copulativa et en diversas construcciones, entre ellas junto a otro conector o adverbio (Marouzeau 1949: 75-80); en el latín tardío se usaba en forma pleonástica, por ejemplo, et etiam = etiam, etc. (Bassols de Climent 1963 [1956]: 97). Así pues, la presencia de et no descarta la catalogación de ihs como conector; sin embargo, su ausencia verifica que no hay lugar a dudas de que la conexión solo es realizada por ihs. b. La capacidad de deixis discursiva se halla en el significado composicional de ihs: debido al demostrativo hoc y al significado metalingüístico de sensu, la unidad es en sí misma de naturaleza deíctico-discursiva. Remite, pues, a un contenido de dicto (Hopper / Traugott 2003: 185). c. El reanálisis de ihs a conector requiere la adquisición de la capacidad para unir el antes con el después (Pons Bordería 1998: 206; 2006: 82), capacidad que se prueba cuando la referencia anafórica de hoc no permite explicar que ihs apunte también a lo que se va a decir. En este sentido, resulta crucial que se sitúe en posición inicial. d. En cuanto a los cambios en ihs como unidad, ihs adquiere una función metadiscursiva de continuación y marco, que se especifica en dos funciones: continúa la información anterior e inserta el segmento discursivo que presenta en un marco o fondo que retoma una cuestión o punto de vista comunicado antes. La función discursiva de continuación es difícil de discernir y demostrar, dado que la relación de continuación no es creada por el conector, sino que este explicita o especifica la relación semántico-discursiva existente entre los dos segmentos discursivos. A nuestro modo de ver, en el siguiente texto 25 se observan los rasgos mencionados: 24 Para Charolles (1997: 33), un marco discursivo es un bloque de información relacionado por un aspecto circunstancial, temático o informativo originado por expresiones introductorias, los “adverbios marco” (adverbs cadratifs); estos se caracterizan por “jouer un rôle original dans ce guidage: ils servent à la répartition des informations textuelles en fonction des circonstances attachées aux états de choses communiqués ou à leur énonciation.” (Charolles 2003: 14). Algunos adverbios marco contribuyen a su vez a las relaciones de coherencia temática del discurso, a la conexión entre el background y el foreground, entre el discurso anterior y el discurso introducido. 25 Los otros casos en que ihs funciona como marcador discursivo proceden de Sedulio Escoto y de Hincmaro de Reims, teólogos del Renacimiento Carolingio. <?page no="202"?> Ana Llopis Cardona 192 (3) Non autem salvantur omnes, nec vero redimuntur. Non itaque vult salvari alios omnes aut redimi nisi qui redimuntur atque salvantur. In hoc sensu beatus Augustinus invenitur in libro cujus jam supra meminimus, qui Enchiridion dicitur. (Lupo de Ferrières, Liber de tribus quaestionibus. Incipit liber. PL) [Trad. esp. 26 ‘Pero no se salvan todos, ni siquiera son redimidos. Así pues, no quiere que sean salvados todos los otros o que sean redimidos, sino quienes son redimidos y salvados. En este sentido San Agustín se pronuncia en el libro que he mencionado antes, llamado Enchiridion.’] Partiendo de la clasificación funcional propuesta por Kroon (1998), se podría decir que ihs marcador discursivo funciona como una señal de la continuación temática de la información, que, al explicitar la estructura temática, contribuye a la coherencia intratextual. 3.2 Periodo posterior a las innovaciones (X-XV) Durante este periodo, ihs se utiliza con bastante frecuencia en movimientos discursivos de antecedente-consecuente en los que se sitúa al comienzo de la consecuencia o conclusión, que es enunciada mediante dos estructuras oracionales 27 : a. et ihs + vera / falsa + locutio + est (16 casos) (4) Hanc uero partem quam probat intellectus generum et specierum cassos esse determinauit utpot sophisticam, cuius argumentationis prima propositio sit uera et falsa. Vera est ita: Omnis intellectus habitus de re aliter, quam res se habet, id est qui concipit rem aliter quam sit, cassus est et uanus. Et in hoc sensu falsa est adsumptio, cum intellectus generum et specierum non concipiant res aliter esse quam sunt. (Pedro Abelardo, Logica nostrorum petitioni sociorum. De genere. ITDLL) [Trad. esp. ‘[…] la primera proposición de la argumentación es verdadera y falsa. La verdadera es así: todo intelecto tenido sobre algo de manera distinta a la que ese algo se da, es decir, que concibe ese algo de manera distinta a como es, está vacío y hueco. Y en este sentido la premisa es falsa, ya que el intelecto de los géneros y especies no conciben que las cosas sean de otra manera a la que son.’] b. et ihs + verbo (sequitur, procedit, etc.) + sustantivo (conclusio, ratio, etc.) (23 casos) 26 Es posible que se haya empleado invenio en el sentido de excogitar o entender (primera y segunda acepción específica del diccionario de Forcellini (1965 [1771]: 924), pero la presencia del sujeto junto a la voz pasiva dificulta la traducción, obligando a omitir el sujeto: En este sentido se excogita / entiende en el libro […]. 27 También se hallaron dos ocurrencias en las que se emplea etiam en posición intermedia: et in hoc etiam sensu procedit objectio (Alberto Magno, CAM) y et in hoc etiam sensu vera est (Tomás de Aquino, CT). <?page no="203"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 193 (5) et in hoc sensu bene sequitur inconueniens, ut supra ostensum est. (Pedro Abelardo) et in hoc sensu non potest concludi, quod mali disciplina bona (Alberto Magno) et in hoc sensu sequitur conclusio, ergo Filius est res a qua ipse est. (Alberto Magno) et in hoc sensu probatur major. (Alberto Magno) et in hoc sensu procedit objectio, qui falsus est (Tomás de Aquino) et in hoc sensu ratio procedebat. (Tomás de Aquino) Unde in hoc sensu procedit conclusio: unde est fallacia compositionis. (Tomás de Aquino) En estas estructuras, sensu retoma un planteamiento. Ihs va precedido de et, conjunción que podía adquirir una acepción causal-ilativa (“y por ello”), especialmente en la segunda premisa de un silogismo (Bassols de Climent 1963 [1956]: 93); de ahí que se podría considerar que en estos usos et in hoc sensu hace las veces de un conector ilativo. No obstante, puesto que siempre aparece junto a et, no se puede concluir que ihs se comporta per se como conector; antes bien, ihs actúa como el marco de referencia que bien permite la calificación de la verdad o falsedad de un planteamiento expresado con palabras genéricas (adsumptio, locutio), bien da paso a la valoración de la congruencia o incongruencia del razonamiento anterior. Como después comentaremos (4.2), estos usos son representativos del estilo dialéctico iniciado por Pedro Abelardo (1079-1142), a quien pertenecen los dos primeros testimonios. Los nuevos usos como modificador oracional trajeron consigo un aumento en las variantes 28 , especialmente de sub hoc sensu en la primera estructura y de ex hoc sensu en la segunda. En particular, sub hoc sensu ocupa con frecuencia una posición final, lo que manifiesta una mayor integración en la oración. A pesar de estos usos, ihs prevaleció como construcción preferida; quizás el empleo siglos atrás le había conferido un peso en la tradición. También se identificaron casos en los que la relación de antecedenteconsecuente viene dada tanto por el contenido de los segmentos discursivos como por la presencia de in hoc sensu, precedido por la conjunción et e incluso con el adverbio etiam intercalado (et in hoc etiam sensu) 29 . (6) Unde erit comparatio dilectionis Dei perfectae, quae extendit se etiam ad proximum, ad dilectionem Dei insufficientem et imperfectam, quia hoc mandatum habemus a Deo, ut qui diligit Deum, diligat et fratrem suum. 28 En la Patrología Latina se han documentado de este periodo 12 casos en ex hoc sensu (cinco de los cuales proceden de Pedro Lombardo), 11 en sub hoc sensu y 4 en in eo sensu en comparación con los 14 casos de in hoc sensu. Es llamativo el resultado de sub hoc sensu en el Corpus Alberti Magni (31 casos frente a los 32 de in hoc sensu) y en el Corpus Thomisticum (10 casos de sub hoc sensu y 19 de in hoc sensu). 29 Se documentaron tres ocurrencias en el Corpus Thomisticum. <?page no="204"?> Ana Llopis Cardona 194 Et in hoc sensu dilectio proximi praeeminet. (Tomás de Aquino, Summa Theologiae II-II, q. 27 a. 8 co. CT) [Trad. esp. ‘De ahí viene la comparación entre un amor perfecto, que abarca también el amor al prójimo, y un amor incompleto e imperfecto de Dios, porque tenemos mandado por Dios que el que le ame, ame también al hermano. En este sentido / punto de vista, prevalece el amor del prójimo.’] Asimismo, hay algunas evidencias de su uso como marcador discursivo (3 casos). En el siguiente texto ihs enlaza el contenido de los segmentos discursivos. (7) Si autem cum dicitur, Christus secundum quod homo est persona, et secundum quod notet unitatem vel identitatem suppositi hominis ad suppositum divinum: tunc ipse in eo quod vel secundum quod homo, est persona. In hoc sensu distinguendae sunt etiam omnes sequentes quaestiones de individuo et supposito, et re naturae: praecipue secundum opinionem secundam, quam solam tenemus: quia illa ponit, quod cum dico hoc, demonstrato Christo, demonstratur in duabus naturis, et in tribus substantiis propter unionem. (Alberto Magno, Lib.3, d.X, art.I, p.188. CAM) [Trad. esp. ‘Pero si, cuando se dice: Cristo, precisamente porque es hombre, es persona, según señale unidad o identidad del hombre subordinado a la subordinación divina: entonces él mismo en tanto que es hombre, es persona. En este sentido / En este tema, se han de distinguir también todas las preguntas subsiguientes sobre el individuo, no solo del subordinado, sino también sobre la naturaleza. Principalmente a partir de la segunda opinión que es la única que tenemos.’] Así las cosas, ¿se puede hablar de gramaticalización de ihs como marcador discursivo con un número tan reducido de casos? La respuesta es, en efecto, negativa, las escasas evidencias recopiladas impiden llegar a esta conclusión. Aunque se documenten ocurrencias con un claro comportamiento conectivo en siglos posteriores (latín moderno), este uso no acredita el desarrollo de la gramaticalización, sino quizás el contagio de la gramaticalización en lenguas romances a los textos escritos en latín. <?page no="205"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 195 4 Tradiciones Discursivas e in hoc sensu 4.1 El concepto de Tradición Discursiva: breves apuntes El concepto de TD 30 abarca formas textuales muy heterogéneas que se singularizan por su tradicionalidad, es decir, por su transmisión y reiteración en el seno de una comunidad histórica; se puede referir, por tanto, a un estilo (literario o de otra índole), a un género determinado por factores histórico-culturales o a fórmulas discursivas fijadas (saludos, felicitaciones, juramentos, etc.) (cf. Koch 2008). Dada esta variedad de fenómenos, López Serena (2011) realiza una encomiable revisión a fin de perfilar los conceptos colindantes al de TD y el de TD mismo. Esta autora propone restringir el concepto de TD a “subdeterminaciones históricas de los modelos textuales más generales que constituyen los géneros” (López Serena 2011: 76, 86). En nuestra opinión, esta disquisición hace patente la necesidad de especificar la o las TD objeto de estudio -si se trata de un ámbito, un estilo, un género, un subgénero, etc.-, tarea que puede resultar ardua por la existencia de “filiaciones discursivas” (cf. Koch 2008), por la dificultad de perfilar el conjunto de rasgos de algunos estilos y ámbitos, o por la confluencia de rasgos de estilo y género en los textos analizados. Como han señalado varios autores (Kabatek 2004a; 2004b; 2005; Koch 1997; 2008; Oesterreicher 1997; 2007; entre otros), estas diversas formas textuales presentan como TD una serie de características comunes: (a) son fruto de la repetición, (b) proceden de un grupo social o de un movimiento cultural como respuesta a necesidades pragmático-discursivas específicas del contexto histórico en el que surgen, (c) pertenecen al nivel histórico en la vertiente textual, es decir, a la historicidad textual 31 (Koch 1997) o secundaria (Kabatek 2005), (d) presentan una ubicación particular en el continuo concepcional entre la proximidad y la distancia comunicativa y (e) están sujetas a transformación. Este conjunto de parámetros se aprecia en las formas textuales complejas y en menor medida en las formas textuales simples 32 . 30 Este concepto, esbozado por Coseriu (cf. 2007: 137-139), ha sido desarrollado por sus discípulos (Schlieben-Lange 1983, Koch 1997; Oesterreicher 1997; Kabatek 2001; 2005; entre otros). Para un estado de la cuestión (sentidos, dificultades de aplicación), véase Kabatek (2005) y más recientemente López Serena (2011). 31 Estos autores diferencian dos aspectos en el nivel histórico de las lenguas: la historicidad lingüística o primaria, concerniente al sistema lingüístico de una comunidad lingüística, y la historicidad de los textos o secundaria, referida a los textos que están vinculados a entornos específicos. 32 Su brevedad y simplicidad posibilitan que sean incorporadas a la tradición lingüística misma (Coseriu 2007: 138), es decir, que se hayan adoptado en distintas variedades de la lengua (p.e. saludo), por lo que pueden llegar a concebirse como fenómenos menos representativos de la historicidad textual. <?page no="206"?> Ana Llopis Cardona 196 Por su parte, los estilos y los géneros como TD poseen además ciertos rasgos discursivos -o en términos de Koch (1997 ; 2008), reglas discursivas- en cuanto que seleccionan y organizan la información de manera semejante, y presentan una idiosincrasia lingüística, que es observable tanto en la frecuencia de uso de determinados mecanismos y unidades lingüísticas (Girón 2008) como por habilitar unidades lingüísticas para nuevos usos (Jacob / Kabatek 2001: IX; Koch 2008; Oesterreicher 2008). En los estudios de marcadores discursivos, se ha indagado y demostrado la correlación entre tipos y frecuencia de juntores y distintas TD (Kabatek 2005; Pons Rodríguez 2008); por otra parte, se ha advertido que algunos MD del español proceden de calcos del latín que se introdujeron en el castellano a través de ciertas TD, tales son los casos de esto es (id est) (Pons Bordería 2008) y de así las cosas (rebus sic stantibus) (Pons Rodríguez 2015) transferidos a partir de TD jurídicas, o el caso de en este sentido (in hoc sensu), cuyas primeras documentaciones pertenecen a la prosa catequética (Llopis 2011). A continuación, se tratará de determinar las TD que influyeron en las innovaciones y adopciones descritas sobre ihs, si bien su precisa caracterización queda para investigaciones posteriores. 4.2 La relación de in hoc sensu con ciertas TD y con la historia de la teología En este punto se perfilan los periodos de la historia de la teología y las TD a las que estuvo ligada la aparición y evolución de ihs. Los dos periodos distinguidos comprenden la etapa histórica del medioevo y coinciden con los periodos del proceso evolutivo descritos en el apartado anterior (3). El primer periodo abarca del siglo IV al X. Los primeros usos de ihs tienen lugar durante el esplendor de la Patrística 33 (IV-V) y marcan este periodo, pues son reproducidos a lo largo de estos siglos. En el Renacimiento carolingio (IX), el siguiente tramo histórico en el que se atestiguan ocurrencias, hay un resurgimiento del quehacer teológico tras el declive del final de la Patrística, pero se prosiguen a grandes rasgos la temática e intereses de la Patrística. El segundo periodo se extiende desde el siglo XI hasta el XV. El siglo XI es un siglo de transición que, si bien se concentra en la interpretación del Cantar de los Cantares, presenta los primeros indicios de la Escolástica con los textos de Anselmo de Canterbury. La Escolástica alcanza su esplendor en los siglos XII y XIII, comienza su declive en el XIV y se podría decir que prevalece hasta el XV. 33 Cf. las etapas de la Patrística en Illanes / Saranyana (1996: XVII). <?page no="207"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 197 4.2.1 Primer periodo. Desde el esplendor de la Patrística hasta el Renacimiento carolingio Las primeras ocurrencias de ihs en las que sensu no significa ‘acepción’ corresponden a escritos de Ambrosio de Milán (340-397), de Rufino de Aquilea (345-411) y de Agustín de Hipona (354-430), autores pertenecientes a la edad de oro de la Patrística que constituyeron un referente para los teólogos de la Edad Media. La Patrística se caracteriza por un estilo de hacer teología marcadamente bíblico y hermenéutico, esto es, trataban las cuestiones de fe y doctrina partiendo de la comprensión y discernimiento del sentido de los textos de las Sagradas Escrituras 34 . Entre los géneros más representativos de este modo de hacer teología se encuentran las glosas bíblicas 35 , y es en ellas donde comienza su andadura ihs. Estas glosas se intercalan en distintos tipos de obras, a saber: comentarios bíblicos, sermones, tratados teológicos, apologías, epístolas y documentos conciliares; de manera que se podría hablar de una TD que se inserta en diversas TD entre las cuales se estableció una “filiación discursiva” (cf. Koch 2008) cuyas notas más características eran la presencia de exégesis bíblica y la importancia de la auctoritas de la Biblia y, con el tiempo, de los Padres de la Iglesia. Estas glosas 36 se componen del versículo o mención de un pasaje bíblico y de su interpretación, en cuyo segmento aparece ihs. (8) Et quod in capitulo compilator subjunxit, ad hoc siquidem facit Sapientis dictum: Parata sunt derisoribus judicia, et mallei percutientes stultorum corporibus (Prov. XIX, 29), in hoc sensu potest convenienter intelligi positum, quo posuit, poenam sane malum meritum eorum exsequentem, uti Deum qui omnia prospicit, praescivisse, et praedestinasse quia justus est. (Hincmaro de Rheims, Praedestinatione dei et libero arbitrio posterior dissertatio, cap. XII, PL) [Trad. esp. ‘Y en cuanto a lo que puso el compilador en la cabecera, a esto corresponde la palabra del Sabio: castigos para los arrogantes y azotes para la espalda de los necios (Prov. XIX, 29). En este sentido puede suponerse con razón lo que supuso: La pena que sigue a su desmerecimiento, como Dios 34 Entre los Padres de la Iglesia, destacan Orígenes o Agustín de Hipona, quienes dictaron reglas hermenéuticas y distinguieron tipos de sentido que repercutieron en la exégesis después practicada. 35 Como afirma Lobrichon (2000: 612), “more than genre, the gloss was a literary form characteristic of the teaching and interpretation of the manuals used in the medieval schools of the West, in particular for exegesis of the Bible”. 36 Exceptuando los casos en que ‘sensu’ significa acepción, ihs aparece en fragmentos de glosas bíblicas y en un texto en que se comenta una obra de otro autor, en concreto en un texto de Juan Casiano (IV) en el que interpreta un enunciado de la Vida de San Agustín escrita por Possidio. Así, a pesar de que el número de textos recopilados es bajo (14 casos), los resultados son en cierto modo significativos. <?page no="208"?> Ana Llopis Cardona 198 que lo ve todo con antelación, él la ha conocido y diseñado previamente, porque él es justo.’] En el comentario exegético, el autor recurre a veces a autoridades reconocidas como apoyo de la postura defendida, de manera que ihs recupera el tópico al que remite la alusión. (9) Sanctus Gregorius papa in Moralibus (Lib. IV, c. 11), exponens locum illum, non computetur in diebus anni (Job XIII), eumdem sensum asserit his verbis. [...] Nec mirandum duo clarissima lumina doctorum, beatum Augustinum et Hieronymum, et post illos Gregorium et Bedam, in hoc sensu inveniri, cum eorum doctrina ex evangelica pendeat auctoritate. (Lupo de Ferrières, Collectaneum de tribus quaestionibus, PL) [Trad. esp. 37 ‘[…] No resulta sorprendente que dos brillantes sabios, san Agustín y san Jerónimo, y después de ellos Gregorio y Beda, se pronuncien en este tema, ya que su sabiduría depende de la autoridad evangélica.’] En este escenario, la función de ihs consistía en marcar la presencia de discurso ajeno, de un discurso al que se le había conferido el valor de ser una autoridad; era, en definitiva, una marca de intertextualidad. Así pues, el nacimiento de la teología cristiana y de las glosas en particular, como nueva tradición textual, trajo consigo el uso de ihs, un elemento lingüístico si no nuevo, renovado. En cierto modo la construcción ihs apunta a las glosas, las cuales a su vez evocan un universo discursivo teológico interesado por el discernimiento de los sentidos de las Escrituras. La TD de las glosas, a pesar de la transformación experimentada por el género 38 , fue ganando en profundidad histórica a lo largo de los siglos; estas reminiscencias perduraron incluso durante la Escolástica en los textos de teología bíblica practicada en los monasterios. Sirva como ilustración el siguiente texto: (10) Nam et Dominus sicut hic dixit de Maria, quod optimam partem elegit, ita et Petro suas oues recommendauit sub sui amoris examine, tribus ei uicibus hoc impressit. Et in hoc sensu potest intelligi quod Bernardus scripsit sermone tercio in Assumpcione Domine dicens: Suscipiat Martha Dominum in domum suam, cui nimirum credita est dispensatio domus. (Juan de Caulibus, Meditaciones uite Christi, CLCLT-7 39 ) [Trad. esp. ‘Pues el Señor, como este dijo de María, como eligió la mejor parte, así también cuando confió sus ovejas a Pedro bajo el control de su 37 Véase la nota 25. 38 En la entrada sobre las glosas bíblicas en latín, Lobrichon (2000) expone las modificaciones de este género a lo largo de la Edad Media. 39 En otras ediciones aparece “ita cum Petro” en lugar de “ita et Petro” y “Virg.” en vez de “in Assumpcione Domine”. <?page no="209"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 199 amor, le señaló esto tres veces. Y en este sentido se puede entender lo que escribió Bernardo en el tercer sermón de la Asunción del Señor, diciendo: reciba Marta al Señor en su casa, a quien sin duda se ha confiado la administración de la casa.’] Finalmente, con respecto a la variación concepcional, los documentos en que se insertaban estas glosas probablemente fueron escritos para ser leídos en voz alta, como era costumbre en la Edad Media. Así, aunque primara la distancia sobre la proximidad, la distancia era tamizada por concebirse en una mixtura medial -de lo gráfico a lo fónico-, esto es, en el ejercicio de escrituralización se tenía muy en cuenta que se dirigía a un auditorio. Se intentaba, por tanto, que la cohesión textual fuera explícita y transparente - en este caso indicando el background mediante ihs- para que se pudiera seguir y comprender bien el discurso en el acto de oralización, no en vano el texto tenía también un fin pastoral. 4.2.2 Segundo periodo. Desde la preescolástica hasta el final de la Baja Escolástica Del periodo preescolástico, en el corpus se obtuvo un texto de Anselmo de Canterbury (1033-1109) y documentos vinculados a uno de los núcleos temáticos por excelencia del siglo XI, el Cantar de los cantares. De la Alta Escolástica (de 1100 a 1300), se documentaron un gran número de ocurrencias procedentes de obras de diversos teólogos, sobre todo de Alberto Magno (1193 / 1206-1280), Buenaventura de Fidanza (1218-1270) y Tomás de Aquino 40 (1224 / 1225-1274). De la Baja Escolástica (de 1300 a 1500) solo se hallaron diez ocurrencias, dos de ellas en disciplinas distintas a la teología (ver 2). En la Escolástica se produjo un viraje en el modo de abordar y enseñar el contenido de la fe: la teología se tornó especulativa. Esta transformación se gestó en las escuelas catedralicias, cuyos máximos representantes fueron Anselmo de Laon en la escuela de Laon y Pedro Abelardo en la de París, esta última recibió la aprobación papal como Facultad de Teología en 1215 41 . Los autores, aunque contaran con las autoridades, demostraban sus tesis mediante razonamientos. En este sentido, tuvo una gran influencia la obra de Pedro Abelardo Sic et non en la que desarrolló el método dialéctico, cuyas técnicas se aplicaron al modelo de enseñanza que repercutió a su vez en los géneros (cf. García Extremeño 1971 : 795; Grabmann 1949 [1928]: 5). Las 40 Curiosamente, los usos de ihs en las obras de Francisco Suárez o Melchor Cano, teólogos tomistas de la Escolástica barroca -la Segunda Escolástica-, son semejantes a los de Tomás de Aquino. 41 Esta facultad fue apoyada por parte de las autoridades eclesiásticas a lo largo del siglo XIII, ejercía de hecho y derecho un monopolio en los debates de teología. A la fundación de París, le siguió Oxford, y solo en el siglo XIV el Papado comenzó a legitimar facultades de teología en otras universidades europeas (Bolonia, 1364; Toulouse, 1366; Heidelberg, 1386; Viena, 1389; Colonia, 1393) (cf. De Ridder-Symoens 1994). <?page no="210"?> Ana Llopis Cardona 200 formas fundamentales de enseñanza eran la lectio y la disputatio. En la lectio se comentaban algún punto doctrinal a partir de algún fragmento del Libro de las Sentencias de Pedro Lombardo y de sentencias de autoridades (Biblia, Padres de la Iglesia o Concilios) (Grabmann 1949 [1928]: 5). Después tenía lugar la disputatio, que se desarrollaba de la siguiente manera: el maestro planteaba un problema, los alumnos aducían argumentos a favor y en contra, el maestro aclaraba sutilmente las aparentes contradicciones entre los argumentos y resolvía el problema (cf. Bataillon 2000: 1203). Esta segunda parte fue incrementando su importancia y dio lugar a las quaestiones. La técnica de las cuestiones es lo más difundido y representativo del método escolástico y se ha considerado, a su vez, un género literario 42 . Respecto al carácter transversal de las cuestiones, Bataillon (2000: 1203) nota que “this pattern (the pattern of the quaestio) appears not only in actually disputed questions, but also in many written works that were never the object of oral teaching, like the great theological summae of the 13 th century”. En efecto, la técnica y disposición de las cuestiones se seguía en las cuestiones disputadas, en las cuestiones quodlibetales, en las sumas teológicas e incluso en los comentarios. Por consiguiente, las cuestiones podrían catalogarse no solo como género, sino también como muestra del estilo dialéctico de la Escolástica, estilo que imponía un patrón tanto en la exposición magistral como en la producción escrita. En la formulación de las cuestiones, en concreto en la calificación y resolución de los argumentos 43 , se recurría a veces a ihs (ver 3.2.). Esta construcción aparece documentada por primera vez en un tratado de lógica de Pedro Abelardo (3 casos); posteriormente se hallará en obras teológicas 44 , entre las que destaca los Comentarios a las Sentencias de Pedro Lombardo 45 (25 casos). Como se ha indicado en 3.2., en estos textos ihs introducía segmentos discursivos, constitutivos de las cuestiones, en los que se dilucidaba la verdad o falsedad de la sentencia expuesta (et ihs + vera / falsa + locutio + est) 42 Bataillon (2000: 1203) señala que “the quaestio of medieval scholasticism represents a well-defined literary genre”. Otros géneros literarios escolásticos son las sentencias, las distinciones, los comentarios (de la Biblia, de sentencias o de obras filosóficas), las sumas y los opúsculos (cf. García Extremeño 1971). 43 En concreto, en la parte que se titulaba “Respondeo dicendum” o en la “Solutio”. Véase en Grabmann (1949 [1928]: 6s.) la explicación del esquema escolástico de las cuestiones y de las sumas. 44 En el siglo XVI estas estructuras se documentarán en obras de Francisco de Vitoria y sobre todo de Francisco Suárez, autores de la segunda escolástica. 45 Los estudios de teología, de carácter analítico y lógico, precisaban de compendios, de ahí surgieron las sumas y otras compilaciones doctrinales, como el Libro de las Sentencias de Pedro Lombardo (1156), de reconocido éxito tanto por los comentarios posteriores como por el reconocimiento público de que fuese la base del currículo de los dos primeros cursos de Teología (Concilio Laterano 1215). En esta obra no se emplea ihs sino ex hoc sensu (4 veces). <?page no="211"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 201 o se manifestaba la conclusión del planteamiento desarrollado (et ihs + verbo [sequitur, procedit, etc.] + sustantivo [conclusio, ratio, etc.]). En este contexto discursivo, ihs ya no evocaba el discurso referido y bíblico sino las cuestiones, el estilo dialéctico del escolasticismo 46 . En este espacio comunicativo se forjó un nuevo uso en ihs, construcción que se avenía al estilo preciso y claro requerido para seguir bien un razonamiento; ihs cumplía una finalidad en el dominio discursivo-comunicativo de la exposición académica -oral o escrita 47 -: la de marcar más explícitamente el segmento discursivo consecutivo o conclusivo y remitir al marco al que se refería tal conclusión (in hoc sensu). Como se ha señalado antes (2), durante este periodo solo se encontraron dos casos procedentes de textos foráneos al universo discursivo teológico; en estas ocurrencias ihs se sitúa en el segmento conclusivo y presenta una estructura semejante a la de los textos de la Escolástica. Veamos uno de ellos: (11) Si vero hec inseparabilitas referatur ad rem, quo modo passive dicitur, eiusdem rei omnino potest ese usus et dominium, non tamen propter hoc idem est dominans et utens; potest enim aliquis licite uti re non sua consentiente domino rei, ut ex precedente capitulo palam fuit; et ideo in hoc sensu neganda est. (Marsilio de Padova, Defensor pacis, 1324, MGH) [Trad. esp. ‘Pero si esta inseparabilidad se refiere a la cosa, como se dice pasivamente, de la misma cosa puede haber perfectamente un uso y un dominio, aunque no por esto mismo es dominante y poseedor. En efecto, alguien puede lícitamente utilizar esta cosa no suya, sin consertirlo el señor de la cosa, como ha quedado claro en el capítulo precedente. De ahí que en este asunto debe ser negada.’] Más allá del siglo XV, se documenta ihs en textos de diversas disciplinas (matemáticas, historia, derecho, política, etc.) y en contextos discursivos diferentes; por consiguiente, se podría decir que se extiende a otros textos académicos y científicos. Se mantiene como un elemento propio de la distancia comunicativa, una distancia marcada por tratarse de una lengua cuya producción oral se restringía a determinados contextos y cuya producción escrita menguaba en detrimento de la escritura en lenguas romances. 46 Respecto al estilo de exposición escolástico, Brown (2006: 283) afirma que “to a very great extent the Latin of the schools was a language with a particular purpose. The instructor was expected to present his materials clearly and understandably, using a classroom language allied more closely to logic than to rhetoric”. 47 No se ha pretendido ofrecer aquí una recontextualización de los textos de las ocurrencias. Coincidimos con Oesterreicher en que “el texto presenta, por principio, solo un segmento lingüístico de un evento comunicativo completo, “deformando” este segmento, además, en el sentido de la lengua de la distancia, de la escrituralidad” (Oesterreicher 2001: 215). <?page no="212"?> Ana Llopis Cardona 202 Como colofón a esta sección, se ofrece en la siguiente figura una síntesis de la evolución de ihs en relación con las TD y la historia de la teología. IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV modificador oracional marcador discursivo mod. oracional (nuevos usos) glosas bíblicas quaestiones Patrística Renacimiento Escolástica Carolingio universo discursivo teológico ----------------------------------------------introducción al universo académico Figura 1: La ruta evolutiva de ihs, TD e historia de la teología 5 Reflexiones finales El análisis de corpus ha revelado que la construcción ihs se adoptó durante el medioevo en el universo discursivo de los teólogos; en concreto, estuvo vinculada fundamentalmente a dos TD: primero, a las glosas bíblicas, y más tarde, también a las quaestiones o al estilo dialéctico del Escolasticismo. El surgimiento de estas TD trajo consigo la reinvención de elementos existentes en la lengua mediante la atribución de valores nuevos, de este modo se satisfacían las nuevas necesidades pragmático-discursivas a las que se enfrentaban los escritores de estos textos. Si en la Patrística se recurrió a ihs como una marca de intertextualidad, de ligazón entre versículo o pasaje bíblico e interpretación, en la Escolástica se empleó en los movimientos discursivos antecedente-consecuente para introducir la consecuencia o conclusión; se acomodó, por tanto, a las nuevas técnicas de expresión. En el marco de estas TD, ihs experimentó un primer reanálisis al funcionar como modificador oracional en algunos de los primeros usos (s. IV); más tarde, en el Renacimiento Carolingio se atestiguan los primeros usos de la función de marcador discursivo de continuación y marco. La documentación recopilada no muestra que este comportamiento se difundiera en los siglos posteriores, en los que sí se registran muchos usos de ihs como modificador oracional. Así las cosas, se podría decir que en ihs tuvo lugar una innovación (la de marcador discursivo), que no se llegó a extender y a adoptar como regla en estas TD. Ahora bien, los escasos testimonios de <?page no="213"?> Tradiciones discursivas medievales e innovaciones: el caso de in hoc sensu 203 los siglos XIV y XV impiden llegar a conclusiones definitivas, por lo que esta cuestión permanece incógnita. En último término, este estudio ha subrayado la importancia de considerar el peso de las TD, y por ende, de los factores histórico-culturales, con respecto a la evolución de unidades lingüísticas. Sin la indagación históricocultural, la explicación quedaría sesgada, como sucede en algunos estudios de gramaticalización que, a pesar de considerar el contexto o la interacción, se basan en una concepción inmanentista del lenguaje. Referencias bibliográficas Corpus de latín Alarcon, Enrique (dir.) (2006). Corpus Thomisticum, Pamplona, Fundación Santo Tomás de Aquino, disponible en: <http: / / www.corpusthomisticum.org> [Consulta: noviembre de 2011]. Camden, David (dir.) (2009). 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Asimismo, se intenta demostrar esta influencia tomando como ejemplos algunos textos dialógicos castellanos de la época. 1 “Latín cotidiano” y latín humanístico * El de “latín cotidiano” es un concepto aún no asentado en la bibliografía y que alude a una de las corrientes en boga dentro del latín convencionalmente conocido como humanístico o renacentista. En efecto, la vocación humanística de muchos de los escritores de la época los llevó a proponer un medio de comunicación eficaz común a la Europa letrada. El latín, por supuesto, era la lengua más idónea desde su perspectiva. Por ello, se hacía necesario instruir a la juventud para dotarlos de las estrategias lingüísticas y discursivas más importantes para el intercambio conversacional, que ayudaran a hacer fluida la conversación en latín de los interlocutores 1 . La práctica de escribir coloquios escolares para enseñar latín 2 e incluso otras lenguas * Este trabajo se inició en el marco del proyecto FFI2011-23573, “Variación y adaptación en la interacción lingüística en español”, y se ha concluido dentro del proyecto “Tradiciones discursivas, tradiciones idiomáticas y unidades de análisis del discurso en la historia del español moderno” (FFI2014-51826-P), ambos financiados por el Ministerio de Economía del Gobierno de España. Agradezco a Álvaro Octavio de Toledo la lectura y comentarios hechos al borrador de este artículo, así como la propuesta del término “contraelaboración” para el concepto que explicaré más abajo. 1 Cabe destacar aquí la importancia que revestía en este subgénero del diálogo la práctica de la varietas rerum et verborum, cuya naturaleza retórica ya había explicado Erasmo en su De copia (Chomarat 1981: 715, 850). Sin duda puede decirse que la abundancia es una de las características más llamativas del estilo de Erasmo. 2 Uno de los más famosos fue la Linguae latinae exercitatio de Vives, obra centrada en el magisterio lingüístico del latín y exenta de las resonancias ideológicas de los Colloquia erasmianos y que, tras la prohibición de estos en España, consiguió gran éxito editorial (cf. Gómez 1988: 132). <?page no="220"?> Santiago del Rey Quesada 210 modernas 3 se hizo, así pues, frecuente en esta época (Gómez 2006: 237), llegando a constituir un importante subgénero del diálogo en el siglo XVI 4 . Aunque en el primer tercio del s. XVI gozó de cierta popularidad la Paedologia de Mosellanus (1517), que se esforzaba en la práctica del buen latín hablado, sin duda el punto de partida de este tipo de manuales lo constituye la primera edición de los Colloquia de Erasmo, de 1518, obra que recogía algunos apuntes utilizados en sus clases de preceptuación y que se publicó sin la autorización del autor. Se trataba de una serie de formulae orientadas a ofrecer a los estudiantes numerosas estrategias de intercambio lingüístico (saludos, ofrecimientos, expresión de buenos deseos, etc.), basadas principalmente en ejercicios de sinonimia y abundancia verbal (Bierlaire 1977: 21) que ayudaran a hacer fluida la conversación en latín de los interlocutores. El repentino y creciente éxito del volumen publicado por primera vez en 1518 hizo que Erasmo se decidiera a elaborar una edición refrendada por él y que se multiplicaran las ediciones por Europa. Entre 1522 y 1533, Erasmo fue añadiendo nuevos coloquios, y así también fue creciendo a su vez el interés moralizante de la obra; tanto es así que, en la edición de marzo de 1522, el volumen ya indica la finalidad que guía al autor: non solum ad linguam 3 Así lo demuestran las obras que cita Jesús Gómez (1988: 134s.): los Colloquia et Dictionariolum octo linguarum: Latinae, Gallicae, Belgicae, Teutonicae, Hispanicae, Italicae, Anglicae, et Portugalicae (1558); el Diccionario, Coloquios o diálogos en cuatro Lenguas, flamenco, francés, español y italiano (1558); o los Colloquia familiaria cum dictionario quatuor linguarum, teutonicae, gallicae, latinae, et hispanicae (1560). Un primer acercamiento al estudio de los coloquios escolares del XVI lo ofreció hace ya más de un siglo Massebieau (1878). También Vian Herrero (2009: 446) se refiere al diálogo como “una representación más o menos estilizada de las actividades de la tradición educativa de colegios, escuelas, universidades y academias literarias, que enriquecieron y adaptaron a los viejos clásicos durante la Edad Media y los Siglos de oro”. Una perspectiva más lingüística en el estudio de este tipo de diálogos la encontramos en Sáez Rivera (2005; 2008: 1185-1201). Sobre todo a partir del siglo XVII, comenzaron, por lo demás, a proliferar los tratados sobre conversación sobre los que puede consultarse el clásico estudio de Burke (1993). 4 “El Renacimiento había creado el coloquio escolar, cultivado sobre todo en Alemania, para convertir el latín en una lengua familiar, hablada por los estudiantes. El acentuado carácter instrumental de estos manuales de conversación condiciona profundamente su forma literaria. La Linguae latinae exercitatio consiste en una serie de conversaciones, con carácter independiente, sobre las actividades cotidianas de los estudiantes de Brujas: ir a la escuela, comer, pasear o jugar […]. El diálogo está construido por breves réplicas en las que los interlocutores, sin el carácter funcional de maestro y de discípulo, hacen observaciones circunstanciales sobre el marco dialogal. Proliferan, por tanto, las referencias deícticas al mundo externo y las alusiones espaciotemporales. En algún caso, esta actividad referencial es todo el contenido semántico del diálogo” (Gómez 1988: 132). <?page no="221"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 211 puerilem expoliendam, verum etiam ad vitam instituendam 5 ‘no solo para perfeccionar la lengua de los muchachos, sino también para prepararlos para la vida’. Así pues, desde los primeros años, los Coloquios se conciben como “un manuel latin, pour apprendre, à la fois, les bonnes manières et le beau langage” (Halkin / Bierlaire / Hoven 1972: 5). El contenido moral de la obra irá creciendo hasta la edición definitiva de 1533, ya que de la conversación de los personajes el lector podía extraer reglas de conducta y lecciones de piedad (Bierlaire 1977: 51) que se esparcían “libre pero informalmente” al lado de las observaciones del autor acerca de “temas corrientes” (Thompson 1978: xxi). Este contenido moral, exponente en numerosas ocasiones de la corriente denominada “humanismo cristiano” 6 con la que se asocia por antonomasia al humanista holandés, era precisamente el peligro que verían los detractores de Erasmo en los siguientes años y el que provocaría la censura de los Coloquios en la mayor parte de Europa 7 . No obstante, su indudable rentabilidad pedagógica hizo que pocos años después de su aparición ya surgieran antologías “e incluso una edición tan bien expurgada que sin ningún escrúpulo podían utilizarla escolares católicos” (Augustijn 1986: 181s.). En cualquier caso, tras la publicación no reconocida de los Colloquia en 1518, es sabido que hubo más coloquios o diálogos en latín para las escuelas, hasta el punto de que se cuentan más de veinte autores de esta clase de obras y una media de unas sesenta ediciones de cada uno de esos libros. Por supuesto, el otro gran éxito editorial de esta índole en el Renacimiento fue la Linguae latinae exercitatio de Juan Luis Vives. Se calculan unas 110 ediciones de los Coloquios de Erasmo desde 1522 hasta finales del siglo XVI; más de 200, sin embargo, para la Linguae latinae exercitatio de Vives solo desde 1539. Sin duda la prohibición de los Coloquios, que pasó a engrosar la nómina del Índice de libros prohibidos, contribuyó al éxito y a la difusión de la obra de Vives 8 . 5 Se trata ya de “parlare di cose importanti con tono quotidiano e scherzoso, di «castigare ridendo» i costumi del tempo” (Prosperi 2002: XXVIII-XXIX). 6 Bajo esta denominación entiende Thompson (1965: xvi, n. 4) “the interactions, as assumed or emphasized by Erasmus, of Christian wisdom and classical culture: classical education and ethics illuminated, modified, or corrected by Christian truth”. 7 Prosperi (2002: XLIII) resume bien la aportación de los Coloquios como exponente literario del “humanismo cristiano”: “I Colloquia, in realtà, avevano fatto molto di piú, disegnando positivamente un tipo di moralità fondata sui Vangeli e sulla sapienza antica, che si oponeva in tutto alla religione dei frati. Le dispute teologiche, l’ossessiva insistenza su voti, pelegrinaggi, culto dei santi, digiuni, la concezione della castità femminile, la pratica della confessione e degli altri sacramenti erano realtà viste da Erasmo come superstizioni, soppravivenze pagane o ebraiche, lontane dalla pietas cristiana a cui si dovevano educare i giovani lettori dei Colloquia”. 8 Como explica García Ruiz (2005: 30), “[p]aradójicamente, a medida que aumentaba el número de los Colloquia de Erasmo y la riqueza de su contenido, se multiplicaban las <?page no="222"?> Santiago del Rey Quesada 212 El latín preceptuado en los Coloquios de Erasmo, la Linguae latinae exercitatio y otros manuales de enseñanza de esta lengua es el que se propone como “latín cotidiano” asumible por los jóvenes letrados europeos. Por supuesto, no se trata de un latín dejado al azar e independiente de los modelos clásicos, que, al contrario, siguen muy presentes. No obstante, [s]i los humanistas querían sobrepasar el formulismo de las gramáticas en verso y los viejos manuales de redacción epistolar, para dar paso a un latín hablado con fluidez y elegancia, debían fomentar constantes prácticas de pronunciación. Los libros de coloquios respondieron a esa necesidad. (González González / Gutiérrez Rodríguez 1999: 58) ¿Cómo se podía conseguir un “latín cotidiano” que efectivamente satisficiera las necesidades de comunicación en la oralidad, cuando en este ámbito, en gran amplitud de registros, ya se habían consolidado como instrumento de intercambio lingüístico las lenguas vernáculas? Según Chomarat (1981: 821), la elección del latín o de la lengua vernácula en Europa dependería de factores diastráticos, por un lado, ya que las personas no alfabetizadas no podrían tener acceso al aprendizaje del latín, y diafásicos, por otro, pues ese latín se limitaría a determinados contextos comunicativos, es decir, no se emplearía en situaciones informales, familiares, etc. En efecto, el autor habla de dos tipos de humanistas: los que hacen del latín una lengua de aparato y prefieren la lengua vulgar también como vehículo literario y los que intentan hacer del latín la lengua corriente, escrita y hablada, dejando la lengua vernácula para los registros más informales. Tomando el latín erasmiano como prototipo de “latín cotidiano”, según el planteamiento de este autor no se descarta el empleo de la lengua vulgar - como en los Coloquios el empleo de determinado vocabulario, limitado a la esfera de lo cotidiano, se corresponde con la forma vernácula que el propio Erasmo usa en su día a día-, aunque desconocemos los parámetros comunicativos que, en la concepción variacional de Erasmo, impondrían el uso de una u otra lengua en uno u otro contexto. Desde luego la escritura, ya no como concepción sino como medio comunicativo, sigue restringida a la esfera lingüística del latín, aunque, en muy concretas ocasiones, puedan percibirse interferencias debidas a la interacción entre distancia e inmediatez ediciones pero se hacían menos aptos para el fin escolar para el que habían sido escritos. Desde el punto de vista pedagógico, eran excesivamente complejos y los contenidos cada vez más polémicos y mordaces”. Y más adelante: “[e]s indudable que en el mundo católico, la prohibición de Erasmo y de otros autores protestantes de diálogos benefició al manual de Vives. En los lugares donde Erasmo no fue prohibido, muchas veces se prefirió a Vives por su idoneidad escolar. En los ambientes protestantes gozó de gran aceptación, introducido a veces con algunos pequeños retoques en las fórmulas de piedad y editado junto a otros autores como Erasmo, Schotten, Cordier y otros” (García Ruiz 2005: 31). <?page no="223"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 213 comunicativas 9 . Sin embargo, aun sin faltar a la evidencia de la existencia y el uso de la lengua vulgar en determinadas situaciones de máxima familiaridad y coloquialidad, el interés de humanistas como Erasmo consiste en dotar al latín, estancado en la esfera comunicativa de la escrituralidad durante la Edad Media, de las herramientas necesarias para poder ser empleado en situaciones comunicativas propias de la inmediatez. Se trataría aquí de un intento, programado, artificial y, como tal, condenado al fracaso, que, parafraseando a Koch y Oesterreicher (2007 [1990]: 187s.), podríamos denominar de “contraelaboración” (cf. figura 1) a la vez extensiva e intensiva 10 : por un lado, se pretende que una lengua con la capacidad de ser empleada en todas las tradiciones discursivas propias de la escrituralidad (elaboración extensiva) pueda desplazarse al ámbito de tradiciones susceptibles de incorporar características discursivas propias de la inmediatez; por otro lado, este primer movimiento de contraelaboración motiva el desarrollo de estrategias lingüísticas (elaboración intensiva), como la potenciación de los elementos deícticos o una integración sintáctica menos exhaustiva, con preferencia por la parataxis y las inferencias pragmáticas entre enunciados, prototípicas de la oralidad concepcional, aunque por supuesto la variación retórica, la precisión léxica y la cohesión sintáctica, características propias de la elaboración intensiva de una lengua, también sean fundamentales para la consolidación de este nuevo latín “cotidiano”. En la figura 1 intento representar gráficamente estos diferentes movimientos de eleboración. A lo largo de la Antigüedad y de la Edad Media siguió existiendo un latín propio de la escrituralidad concepcional que apenas sobrepasaba hacia abajo el área más cercana a la máxima distancia comunicativa. En el otro extremo, el latín vulgar, tanto de la antigüedad como de la Edad Media, ofrecería mayores posibilidades de variación en su uso, pero, de cualquier manera, nunca traspasaría las esferas concepcionales cercanas a la inmediatez, tal como le ocurriría al primitivo romance. Progresivamente, gracias en gran parte a la influencia del modelo latino del otro extremo del espectro variacional en el continuum entre inmediatez y distancia, el romance irá incrementando su presencia en otras zonas del continuum hasta hacerse con el ámbito de la distancia comunicativa en virtud de un proceso de elaboración intensiva y extensiva. Por supuesto, el romance continuará siendo vehículo de la comunicación en situaciones comunicativas propias de la inmediatez comunicativa. Por su parte, el latín, cada vez con menos fuerza desde el siglo XVI en Europa, continuará existiendo como lengua de la distancia próxima al extremo del continuum hasta algún momento, pero, a la vez, en el siglo XVI, Erasmo inicia ese proceso de contra- 9 La distinción terminológica entre ‘concepción’ y ‘medio’ y entre ‘distancia’ e ‘inmediatez’ comunicativas proviene de Peter Koch y Wulf Oesterreicher (2007 [1990]). 10 El concepto de ‘elaboración’ parte de Kloss ( 2 1978). <?page no="224"?> Santiago del Rey Quesada 214 elaboración consciente que hace del latín una lengua tendente hacia las zonas bajas del continuum, aunque sin intención de alcanzar el extremo colindante con realidades discursivas caracterizadas también por una marca diastrática y diafásicamente baja. El modelo naciente de lenguas vernáculas aptas para la conversación culta influiría también en la concepción del latín cotidiano erasmiano. La influencia de este modelo favoreció la evolución paralela de un modelo de lengua en romance que se adaptara a las necesidades de los hablantes cultos en romance, un modelo que continuó aún después de la tentativa frustrada de Erasmo y que motivó la corriente de naturalidad estilística que, en castellano, alcanza su más famosa expresión en la máxima de Juan de Valdés (“escribo como hablo”). Figura 1: Procesos de elaboración y “contraelaboración” en el continuum entre distancia e inmediatez comunicativas y su área de confluencia en la literatura castellana del XVI Por cuestiones de espacio no podemos ejemplificar por extenso las características de este “latín cotidiano”, pero baste este fragmento extraído del Colloquium senile para dar muestra de algunos fenómenos representativos: (1) Eusebius: Quare si videtur, conueniemus in idem diuersorium. Ibi per ocium de caeteris conferemus affatim. Huguitio auriga: Vnde tam miseram sarcinam nactus es, lusce? Henricus auriga: Imo quo tu defers istud lupanar, ganeo? Hu: Debueras istos frigidos senes alicubi effundere in vrticetum, vt calescerent. He: Imo tu istum gregem cura vt praecipites alicubi in profundam lamam, vt refrigerentur. Nam calent plus satis. <?page no="225"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 215 Hu: Non soleo praecipitare sarcinam meam. He: Non? Atqui nuper vidi te sex Cartusienses deiecisse in coenum sic, vt pro candidis emergerent nigri. Tu interim, quasi re bene gesta, ridebas. Hu: Nec iniuria. Dormiebant omnes ac multum ponderis addebant carrui meo. He: At mei senes egregie subleuarunt currum meum, per totum iter perpetuo garrientes. Nunquam vidi meliores. Hu: Non soles tamen talibus delectari. He: Sed hi seniculi boni sunt. Hu: Qui scis? He: Quia per eos ter bibi per viam ceruisiam insigniter bonam. Hu: Ha ha he. Sic tibi boni sunt. [ASD: Senile, lín. 437-456, pp. 387s.] 11 En este ejemplo se perciben muchas características correspondientes a los parámetros que Koch y Oesterreicher (2007 [1990]: 26s.) consideran prototípicos de la inmediatez comunicativa, entre ellas la presencia de vocativos, como lusce y ganeo, con intención humorística; la utilización de unidades discursivas que, como la pregunta de Henrico que inicia turno, non? , asumen, repitiéndolo, un elemento de la intervención anterior para ponerlo en cuestión presuponiendo la falsedad de lo dicho; el empleo de marcadores contraargumentativos propios del discurso conversacional, como imo; la aparición de unidades interjectivas como ha ha he, que remiten a un contexto extralingüístico concreto en el que se evoca la risa del interlocutor y que, por tanto, aumenta el grado de expresividad y de espontaneidad de la comunicación (parámetros c e i de Koch y Oesterreicher, ibid.); y, en general, la rapidez de cambio de turno, que potencia el grado de dialogicidad 11 Una traducción completa del fragmento podría ser la siguiente: Eusebio. Por lo cual, si os parece bien, iremos a la misma posada. Allí hablaremos tranquilamente y con detenimiento sobre otras cosas. Huguición carretero: ¿De dónde has sacado tan miserable carga, tuerto? Henrico carretero: ¿Y adónde llevas tú ese burdel, calavera? Hu: Deberías echar a esos fríos viejos en algún ortigal, para que tomen calor. He: Más bien procura tú tirar ese ganado en algún cenagal hondo, para que se refresquen. Porque están más calientes de lo que sería suficiente. Hu: No suelo tirar mi carga. He: ¿No? Pues hace poco te vi arrojar al lodo seis cartujanos de tal manera que de blancos salieron negros. Tú, entretanto, como de cosa bien hecha, te reías. Hu: Y con justicia: estaban todos durmiendo y daban mucho peso a mi carro. He: Por el contrario, mis viejos han aligerado a la perfección mi carro, charlando sin parar durante todo el camino. Hu: Pero tú no sueles pasarlo bien con tales hombres. He: Ya, pero estos viejecitos son buena gente. Hu: ¿Por qué lo dices? He: Porque gracias a ellos he bebido tres veces por la carretera una cerveza realmente buena. Hu: ¡Ja, ja, ja! ¡Por eso te parecen buena gente! <?page no="226"?> Santiago del Rey Quesada 216 (parámetro h). Además, en el conjunto del coloquio, el episodio es meramente digresivo (y funciona como colofón textual), por lo que, en parte, contribuye a la desviación temática que se había mantenido uniforme durante el diálogo de los ancianos (parámetro j). 2 Erasmo como modelo estilístico de los diálogos renacentistas castellanos Erasmo fue siempre un escritor preocupado por el estilo, como da a entender el hecho de que revisara constantemente sus trabajos, reelaborándolos para conseguir un grado de elocuencia cada vez mayor. El cuidado que Erasmo ponía en la elaboración del latín tenía que ver con su deseo de revitalizar la lengua. Con él, como se ha dicho, el latín aspira a vivir en la conversación, meta de la que los Coloquios son partícipes. Por ello, numerosos autores han estudiado las raíces erasmianas del “escribo como hablo” de Juan de Valdés 12 (cf. figura 1). Claro que el “cómo se habla” también requiere una formación previa. Hablar sin afectación no es lo mismo que hablar sin elocuencia. Para Erasmo, el hablar bien se consigue a partir de las mismas fuentes de las que depende el escribir bien (Tunberg 2004: 149). En efecto, el escritor holandés se rebela contra el extremo ciceronianismo imperante en la época y opta por un estilo más ecléctico y abarcador de distintos modelos de la Antigüedad. Precisamente quejándose el autor de quienes, obcecados en Cicerón, subestimaban el magisterio de Virgilio o Tito Livio, escribe en una carta a su amigo Jorge Haloin: Ego nec hos probo qui neglectis in totum praeceptionibus, ex autoribus petunt loquendi rationem, nec hos qui praeceptis addicti non versantur in euoluendis autoribus. Praecepta volo esse pauca, sed optima: quod reliquum est arbitror petendum ex optimis quibusque scriptoribus, aut ex eorum 12 Así, López Grigera (1986: 493s.) postula: “me atrevería a atribuir a influencia suya [de Erasmo] dos ideas que los españoles manejaron ampliamente para la lengua castellana. Me refiero al «escribo como hablo» valdesiano, y al «huir la afectación» […]. Erasmo insiste, en su polémica contra los ciceronianos romanos, que [sic] el latín que él escribe es el mismo que habla, no como los ciceronianos -Bembo por ejemplo- que escriben un latín químicamente puro dentro del ciceronianismo, pero que no lo hablan, pues hablan en vulgar. Entre el puro coloquio espontáneo y el cuidadísimo estilo ciceroniano está el estilo también cuidado pero aparentemente natural y sin afectación”. Y Cano Aguilar (1991: 50) escribe: “no hemos de olvidar que también «huir de la afectación» y «escribir como se habla» no son sino las recomendaciones más evidentes del magisterio retórico de Erasmo, aceptadas y defendidas con entusiasmo por los prosistas españoles seguidores suyos”. <?page no="227"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 217 colloquio qui sic loquuntur vt illi scripserunt 13 . [OEDER, núm. 1115, lín. 28- 34, p. 290; año de la carta: 1520] Es esta la formulación especular de la máxima de Valdés: “hablo como escribo”. Efectivamente, Erasmo plantea aquí una cuestión de estilo, de registro: el ideal para él consiste en el hablar que tiene como guía la lectura de las autoridades. Por lo que respecta al problema de la elección de la lengua, en España se prefirió emplear el potencial estilístico erasmiano en la escritura de diálogos en lengua vernácula (aunque no siempre) que pudieran llegar a un mayor número de lectores. Para autores como Rallo Gruss (2002), la elección de la lengua vernácula en castellano supone un claro distanciamiento del magisterio erasmiano, una ruptura que habría que estudiar, después de tanto como se ha defendido la influencia erasmiana en las letras castellanas del Renacimiento. En mi opinión, sin embargo, tal ruptura no existe. Considero que el intento frustrado de revitalización del latín conversacional a manos de Erasmo desembocó, sin embargo, en la especialización del discurso dialógico en lengua castellana. Efectivamente, los mecanismos de textualización de la oralidad fueron adaptados con asombrosa pericia a la lengua romance. La naturalidad estilística se concibe, pues, como un precepto translingüístico que encaja a la perfección con el ideal humanista que evoluciona en lo literario hacia la individualización del yo y del tú dialógicos, así como la del contexto comunicativo. Esta evolución es fundamental para explicar el “salto cualitativo” que se produce entre los mecanismos de textualización del diálogo medieval y los del diálogo renacentista, según entiende Bustos (2007: 208). Creo que la influencia de Erasmo, y particularmente la de sus Coloquios y las traducciones castellanas de estos como reflejo de ese “latín cotidiano” es fundamental para entender ese cambio (cf. Del Rey 2015). Por seguir con la metáfora de Bustos, la obra de Erasmo, y particularmente los Coloquios, fueron un trampolín que impulsó la especialización de la técnica dialógico- literaria. Para que ello fuera posible, debemos suponer una extensa difusión de los Coloquios erasmianos. De esta da cuenta el dato de la existencia de traducciones manuscritas de los Colloquia que corrían entre el público alfabetizado de Castilla, entre el que había un alto porcentaje de mujeres atraídas por temas candentes que trataba Erasmo como el del matrimonio y el de la educación de los hijos. El hecho, además, de que encontremos traducciones distintas para un mismo coloquio (hasta cuatro diferentes para 13 Una traducción del fragmento sería: “yo no estoy de acuerdo con los que, totalmente despreocupados de los preceptos, buscan el arte de hablar en las autoridades, ni con los que, abandonados a los preceptos, no se detienen en leer a las autoridades. Los preceptos quiero que sean pocos, pero los mejores; lo que resta, considero que se debe buscar en los mejores escritores o en la conversación de los que hablan como aquellos escribieron”. <?page no="228"?> Santiago del Rey Quesada 218 el Uxor mempsigamos ‘La mujer que se queja del matrimonio’) es un indicio al menos llamativo de la popularidad que la obra erasmiana tuvo en nuestro país. Sin duda los escritores de diálogos en el XVI habrían accedido a los Coloquios, tanto en latín como en sus romanceamientos contemporáneos, y se habrían empapado del estilo conversacional de Erasmo. En el siguiente apartado trataré de escoger algunos ejemplos representativos de cómo ese “latín cotidiano” se convierte en una referencia estilística para los escritores de diálogos españoles, muy particularmente para los traductores de los Coloquios. 3 La naturalidad de estilo en el discurso dialógico 3.1 Fluidez en el intercambio de turnos conversacionales Frente al diálogo de tipo doctrinal, con abundantes fragmentos monológicos, a la manera de Cicerón y San Agustín, es característico de los coloquios erasmianos el intercambio de turnos fluido, que es patente en la única traducción 14 que conservamos del fragmento (1) que propuse anteriormente como característico de ese latín conversacional al que aspira Erasmo: (1’) E. por lo qual site paresce juntamente nosapeemos en vn meson y alli conferiremos en ociosidad delos otros abundosamente. H: a donde hallastetan miserable carga tuerto? En: mas adonde lleuas tu essa puteria frequentadorde tauernas? H: Deuierasechar estos frios viejos en algun ortiguero para que callentassen. En: Mas ten tu cuydadode despeñaresse ganado en vn hondo lodo: para que seresfrien porque estan mas calientes delo quees menester. H: Nosuelo despeñar mi carga. En: No? no ha mucho que te viechar en vn cieno seysfrayles de la cartuxa : de tal manera que de blancos salieron negros y tu reyste y estauas gozoso como de hecho muy señalado. H: No sin causa : dormian se todos y acrescentauan mucho peso ami carro. En: Mis viejos notable mente aliuiaron mi carro parlando por todo el camino / nunca los vi mejores. H: No suelestu deleytarte con los tales? En: Si, mas estos viejos son buenos. H: Como lo sabes? En: Porque a su causa beui tres vezes enel camino cerueza muy buena. 14 Se puede suponer que el otro traductor del Senile sintió cierto pudor en mantener un pasaje en el que el carro de los ancianos (protagonistas de todo el coloquio) es contrastado, en un cuadro prácticamente costumbrista, con otro de prostitutas y en el que se incluye, además, una alusión malintencionada hacia los cartujanos. <?page no="229"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 219 H: Ha ha he: y por esso teparescieron buenos. [Bat. 479, lín. 27-22, f. XXVIIIv-XXIXr] 3.2 Caracterización enunciativa de las secuencias de apertura Otro ejemplo interesante es el de las secuencias de apertura de muchos de los coloquios erasmianos, pródigas en elementos deícticos, verbos de movimiento, de lengua y de percepción que configuran la situación enunciativa en la que se desarrollará el diálogo 15 , como se observa en los siguientes ejemplos (original y traducción), correspondientes al inicio del Colloquium senile: (2) E: Quas nouas aues hic ego video? Nisi me fallit animus aut parum prospiciunt oculi, video tres veteres congerrones meos considentes, Pampirum, Polygamum et Glycionem. Certe ipsi sunt. Pa: Quid tibi vis cum tuis vitreis oculis, fascinator? Congredere propius, Eusebi. Po: Salue multum, exoptate Eusebi. G: Bene sit tibi, vir optime. E: Saluete, vos omnes vna salute pariter mihi charissima capita. Quis deus aut casus deo felicior nos coniunxit? Nam nemo [O-Q: nostrum], credo, vidit alium annis, opinor, iam quadraginta. Mercurius caduceo suo non potuisset melius nos in vnum contrahere. Quid hic agitis? Pa: Sedemus. E: Video, sed qua de causa? Po: Opperimur currum, qui nos deuehat Antuuerpiam. E: Ad mercatum? Po: Scilicet, sed spectatores magis quam negociatores. Quanquam aliis aliud est negocii. E: Et nobis eodem est iter. [ASD: Senile, lín. 3-20, pp. 375s.] (2’) E: QUe nueuas aues son las que veo / si el coraçon no me engaña / o mis ojos veen menos de lo que suelen : yo veo sentados A mis tres viejos fanfarrones. Pamphiro. Poligamo. Glicion. Ciertamente ellos son. Pa: Que nos quieres con tus ojos vedriados ojador : allegate aca mas cerca eusebio. Po: Dios te salue muy desseado eusebio. G: En buen ora estes buen varon. E: Dios os salue a todos de vna mesma salud / mis muy desseados amigos : que dios : o que caso tan venturoso nos ayunto / porque creo que a mas de quarenta años que ninguno de nosotros vio al otro : no nos pudiera mejor ayuntar mercurio con su embaxador / que hazeys aqui? Pa: Estamos sentados. E: Bien lo veo mas pregunto la causa? Po: Esperamos vn carro que nos leue a antuuerpia. 15 Elementos también analizados por Leal (2008) en su estudio sobre el diálogo medieval. <?page no="230"?> Santiago del Rey Quesada 220 E: Al mercado? Po: Assi es / mas nuestro camino es mas por mirar que por negociar : avn que algunos tienen otro negocio. E: tambien es alla mi camino. [Bat. 479, lín. 16-15, f. XVIIv-XVIIIr] (2’’) E: UAla me dios: que nueua manera de gente es aquella? Por cierto si yo no me engaño o estoy ciego / aquellos que alli estan sentados son mis tres amigos antiguos Pampiro / Poligamo y Glicion / con quien yo solia siempre passar tiempo en el estudio / ellos son sin duda. Pa: Que es lo que miras con tus negros antojos aojador? Allegate allegate aca Eusebio. Po: O mi desseado Eusebio vengais muy en buen hora. G: Dios te de lo que desseas hombre honrrado. E: De os dios a todos juntamente tanto bien como yo desseo . Por mi fe que es grande la ventura que aqui nos ha ajuntado porque creo yo que ha bien quarenta años que no nos vimos los vnos a los otros / sin duda el dios Mercurio con su nigromancia y industria / no nos pudiera traer assi todos juntos tan aproposito que hazeis aqui? Pa: Estamonos sentados. E: ya yo lo veo esso: pero no pregunto sino que es lo que hazeis. Po: Esperamos vn carro que nos lieue a Enuers. E: Al mercado? Po: Assi es: pero mas para mirar que para negociar / aun que en la verdad cada vno de nosotros tiene alla algo que negociar. E: Lo mejor del mundo viene que yo tanbien voy alla. [Bat. 478, lín. 1-26, f. x2r] En muchos diálogos renacentistas se encuentra una apertura más o menos similar de la obra, abundante en señales deícticas que configuran el marco enunciativo del diálogo: (3) Juan: La más deleitosa salida y más a mi gusto de toda la ciudad y de mayor recreación es ésta del camino francés, así por la frescura de las arboledas, como por gozar de la diversidad de las gentes, variedad de naciones, multitud de lenguas y trajes que señor Santiago nos da por huéspedes en este su peregrinaje. Mata: Como todas las cosas que debajo de la luna están tienen su haz y envés, tampoco ésta se puede escapar, por donde yo la tengo poco en uso. Juan: Al menos es cierto que aunque Dios la criara perfecta, en vuestra boca no le tiene de faltar un «sino», como es de costumbre; ¿qué tacha o falta tiene? Mata: No me la iréis a pagar en el otro mundo, así Dios me ayude. Juan: Si no me habláis más alto, este aire que da de cara no me deja oír. Mata: Digo que es gran trabajo que por todo el camino a cada paso no habéis de hablar otra cosa sino «Dios te ayude». Verdaderamente, como soy corto de vista, aquel árbol grueso y sin ramas que está en medio del <?page no="231"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 221 camino todas las veces que paso junto a él, pensando que me pide, le digo: «Dios te ayude». Juan: Buen remedio. Mata. Eso es lo que deseo saber. Juan: Darles limosna y callar. [1557, Viaje de Turquía] 16 (4) Miçilo: ¡O líbreme Dios de gallo tan maldito y tan vozinglero! Dios te sea adverso en tu deseado mantenimiento, pues con tu ronco y importuno vozear me quitas y estorbas mi sabroso y bienaventurado sueño, holganza tan apazible de todas las cosas. Ayer en todo el día no levanté cabeça trabajando con el alesna y cerda, y aún sin dificultad es passada la media noche y ya me desasosiegas en mi dormir. Calla; si no en verdad que te dé con esta horma en la cabeça, que más provecho me harás en la olla cuando amanezca, que hazes ahí vozeando. Gallo: Maravíllome de tu ingratitud, Miçilo, pues a mí que tanto provecho te hago en despertarte por ser ya hora conveniente al trabajo, con tanta cólera me maldizes y blasfemas. No era eso lo que ayer dezías renegando de la pobreza, sino que querías trabajar de noche y de día por haber alguna riqueza. Miçilo: ¡O Dios inmortal! ¿Qué es esto que oyo? ¿El gallo habla? ¿Qué mal agüero o monstruoso prodigio es éste? Gallo: ¿Y deso te escandalizas, y con tanta turbaçión te maravillas, o Miçilo? Miçilo: Pues, cómo ¿y no me tengo de maravillar de un tan prodigioso aconteçimiento? ¿Qué tengo de pensar sino que algún demonio habla en ti? Por lo cual me conviene que te corte la cabeça, porque acaso en algún tiempo no me hagas otra más peligrosa ilusión. ¿Huyes? ¿Por qué no esperas? Gallo: Ten paçiençia, Miçilo, y oye lo que te diré, que te quiero mostrar cuán poca razón tienes de escandalizarte, y aun confío que después no te pessará oírme. Miçilo: Agora siendo gallo, dime: ¿tú quién eres? Gallo: ¿Nunca < > oíste dezir de aquel gran philósopho Pithágoras, y de su famosa opinión que tenía? Miçilo: Pocos çapateros has < > visto [te] entender con filósofos. A mí a lo menos poco me vaga para entender con ellos. [Cristóbal de Villalón, ca. 1555, Crótalon] 3.3 Topicalización y focalización en el inicio del turno Otro de los rasgos característicos del discurso dialógico que puede hallarse con gran frecuencia tanto en los Coloquios erasmianos como, sobre todo, en sus traducciones castellanas es el de la dislocación a la periferia izquierda 16 Todos los textos que, aparte de los Coloquios de Erasmo, son aducidos como ejemplos en este trabajo están extraídos del [CORDE]. <?page no="232"?> Santiago del Rey Quesada 222 del enunciado que constituye inicio de turno para destacar así un tópico o un foco 17 . En latín, la relativa libertad en el orden de palabras puede hacernos dudar sobre si un determinado segmento entra en la órbita de la topicalización o de la focalización. No obstante, la mayoría de las veces interpretaciones marcadas de este tipo son más que probables, como se observa en las secuencias topicalizadas de (5) y (6), sobre todo teniendo en cuenta que Erasmo suele mantener en los Colloquia el orden oracional SVO: (5) E: Post annos aliquot, puella crebro sibi gratulata est, quod contigisset tali marito nubere; qui nisi contigisset, eram, inquit, omnium mulierum perditissima. X: Talium maritorum non minus rara est copia, quam alborum coruorum. [ASD: Um, lín. 225-229, p. 307] -E: Despues passados algunos años: la moça muchas vezes regozijada le daua muchas gracias: porque le auia caydo en suerte tal marido: que si topara con otro: era: dize: la mas perdida de todas las mugeres. X: de tales maridos no ay menos poca abundancia: que de cueruos blancos. [Bat. 474, lín. 23-27, f. a6v] -E: Despues passados algunos años ella muchas vezes se regozijaua entre si porque le auia dios dado vn tal marido: conosciendo que si con otro topara fuera la mas malauenturada muger del mundo. X: De tales maridos no ay menos abundancia que de cueruos blancos. [Bat. 479, lín. 9-15, f. CXII 2 r] -E: que despues la muger no cabia en si de plazer por auer alcançado tal marido que si tal no le hallara yo fuera dezia ella la mas perdida muger y de menos valor que vuiera en el mundo. X: De tales maridos tan pocos ay como cueruos blancos. [Bat. 478, lín. 3-8, f. h1r] (6) E: In quo mari occurrit iste scopulus, aut quod habet nomen? Pa: Mare non possum dicere, sed scopulus plurimorum infamis exitiis, Latine dicitur alea; quomodo vos Graeci nominatis nescio. [ASD: Sen, lín. 265-267, p. 383] -E: En que mar encontraste esta peña: o que nombre tiene? Pa: El mar no lo puedo dezir mas la peña es famada con destruymiento de muchos: los griegos no se como la llamays : en latin nombrase alea o juego. [Bat. 479, lín. 20-24, f. XXIIIIv] -E: En que mar ay roca tan peligrosa? o dime el nombre della? Pa: El mar no le puedo dezir: pero la roca como ha destruydo a otros muchos / ya es muy notoria y llamase en latin Alea: y en castellano juego: en griego no se como os la llamays. [Bat. 478, lín. 25-2, f. y1r-y1v] Puede observarse una radicalización de esta tendencia en las traducciones de los Coloquios, con mayor intensidad en determinados intérpretes, como 17 Cf. Dufter / Octavio de Toledo (2014). <?page no="233"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 223 ocurre en el caso de Luján en el siguiente ejemplo de foco en formulación que gravita hacia el polo de la inmediatez de acuerdo con el continuum entre distancia e inmediatez comunicativas (cf. n. 10): (7) X. Ego citius pro lecto substrauissem illi fasciculum vrticarum aut tribolorum. [ASD: Um, lín. 251s., p. 308] -X. yo mas presto en lugar de cama le estendiera vn haçe de hortigas: o de abrojos. [Bat. 474, lín. 24s., f. a7r] -X. yo mas presto en lugar de cama le estendiera vn haz de ortigas o de abrojos. [Bat. 479, lín. 2-4, f. CXIIIr] -X. yo te prometo que la cama que yo le diera fuera vn haz de espinos o de hortigas. [Bat. 478, lín. 25-27, f. h1v] -E: Vn haz de hortigas,y aliagas le pusiera yo por cama. [Luj, lín. 23s., f. 48v] Como se puede comprobar en los siguientes ejemplos (8-11), es habitual encontrar segmentos enunciativos topicalizados y focalizados como inicio de turno en muchos de los diálogos renacentistas, con diversas funciones comunicativas adyacentes, como la de enfatizar el contraste dialéctico mediante un tópico empleado como elemento ecoico (8), la de rehusar la respuesta aludiendo a la pregunta con un pronombre anafórico que exige la reduplicación con el clítico (9), la de focalizar un segmento que potencia la fuerza ilocutiva del enunciado debido a una mayor implicación emocional (10) o la de rechazar o valorar negativamente el contenido de la intervención previa mediante un enunciado irónico de carácter exclamativo 18 con anteposición de un adjetivo de significado positivo integrado, a su vez, en un predicado nominal antepuesto (11): (8) Mata: […] pero cuánto habéis visto u oído que han restituido. Juan: Restituir no les vi jamás; pero vender hartas camisas y pañizuelos que mujeres devotas les dan, infinitas, entre las cuales, por no ir lejos, esta semana vendió unos tres, y se andaba con todo el frío que hacía en vivas carnes. [1557, Viaje de Turquía] (9) Eusebio: Pues veamos, ¿por qué se señalaron estas siete cosas? Arzobispo: Eso preguntadlo vos al que las señaló; pues yo, ni lo sé, ni se me da nada por saberlo. [Juan de Valdés, 1529, Diálogo de doctrina cristiana] (10) Mercurio: ¿No te parece, Carón, que habrás bien menester tu galera? Carón: La vida me has dado Mercurio. Nunca tú me sueles traer sino buenas nuevas. ¿Cómo no me dices nada de España? [Alfonso de Valdés, 1528, Diálogo de Mercurio y Carón] 18 Es la naturaleza exclamativa del enunciado la que sustenta su interpretación irónica, pues el carácter factitivo de la exclamación motiva la posibilidad de evaluación del enunciado por parte del oyente como verdadero o falso (cf. Octavio de Toledo / Sánchez López 2009: 969). <?page no="234"?> Santiago del Rey Quesada 224 (11) Arcidiano: Tenía ya el Papa hecha otra nueva liga, muy más recia que la primera, en que el Rey de Inglaterra también entraba, y el Papa prometía de descomulgar al Emperador y a todos los de su parte, y privarlo de los reinos de Nápoles y Sicilia, y continuar contra él la guerra hasta que por fuerza de armas le hiciese restituir al Rey de Francia sus hijos. Latancio: Gentil cosa era esa. ¿No fuera mejor hacer volver el ejército que encender otro nuevo fuego? [Alfonso de Valdés, 1529, Diálogo de las cosas acaecidas en Roma] 3.4 Fórmulas de inicio de turno conversacional Elementos que he estudiado detenidamente son las fórmulas que se encuentran a principio de turno de las intervenciones de los personajes para rastrear de qué manera las formulae más utilizadas por Erasmo en este contexto constituyen un elemento reiterativo que caracteriza una determinada tradición discursiva y que considero sintomáticas de ese “latín cotidiano” que abandera el autor holandés. Para ello he rastreado un corpus extenso de Coloquios erasmianos en latín y he realizado búsquedas más o menos exhaustivas de variantes en el CORDE teniendo en cuenta sobre todo cómo los intérpretes de los Colloquia resolvían las fórmulas latinas en castellano. Dado que resulta imposible en este trabajo desarrollar por extenso los resultados relativos a las diferentes fórmulas de inicio, haré una cala en la fórmula latina Bona verba para ofrecer una pequeña muestra del tipo de estrategia discursiva a la que me refiero en este apartado. En cualquier caso, en la figura 2 se puede observar de manera sinóptica cómo la mayoría de las fórmulas estudiadas (Del Rey en prensa) se concentran en el período que he marcado como SO (1520 a 1700), a veces con más o menos continuidad en el período PSO (1701-1975), frente a los resultados obtenidos para ASO (antes de 1520) 19 . En efecto, la fórmula de inicio de turno conversacional Bona verba es recurrente en los Colloquia. Mediante ella se reprende al interlocutor por una afirmación previa que el receptor considera inaceptable o por el uso de ciertos vocablos considerados inadecuados. Se trata de un enunciado metalocutivo de reacción que expresa, pues, el desacuerdo del interlocutor sin que se vea dañado el “contexto acomodaticio“ (Haverkate 1998: 180s.) favorable a la cortesía verbal: (12) Ma: An igitur vis, ut posthac abs te deflectam noxios oculos? ‘¿Acaso quieres que después aparte de ti mis ojos culpables? ’ Pa: Bona verba. Imo magis afflecte ‘Habla bien. Más bien vuélvelos hacia mí’. [DERCF: Proci et Puellae] 19 Por supuesto estos datos son necesariamente aproximativos y su representatividad dependiente de la del [CORDE] para los diferentes períodos considerados. Con todo, los resultados son significativos. <?page no="235"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 225 (13) Le: Quid eo? ‘¿Por qué [mandaste a tu hijo] allí [a París]? ’ Ae: Vt Magister nobis redeat stultior, quam exierat ‘Para que regresara a nosotros un profesor más tonto de lo que se había ido’. Le: Bona verba ‘Habla bien’. [DERCF: Domestica confabulatio] En las traducciones castellanas de los Coloquios se opta por un enunciado verbal que integra un verbo de percepción y uno de lengua: Mira(d) (bien) lo que dices / dizes / decís / dezís. Por supuesto el primero debe entenderse en sentido figurado y guarda relación con el valor recriminativo que se asocia con frecuencia al imperativo del verbo mirar: (14) X: Superi male faxint, qui ius hoc nobis ademerunt. E: Bona verba. Sic visum est Christo. [ASD: Um, lín. 83s., p. 303] -X: Mal haga dios a los que tal derecho nos quitaron. E: Que buennas [sic] palabras 20 . Assi le parescio a Christo que se deuia hazer. [Bat. 474, lín. 14-16, f. a4r] -X: Mal haga dios a los que tal derecho nos quitaron. E: Mira lo que dizes: cata que assi lo ordeno christo. [Bat. 479, lín. 14-16, f. CVIIv] -X: Mal le haga dios a quien essa ley reuoco. O: Mira lo que dizes que lo establecio assi jesu christo. [Bat. 478, lín. 21s., f. g4r] -E: No se que mouio a quien tal derecho quito. D: Christo lo quito 21 . [Luj, lín. 11-13, f. 30v] (15) X: [Dotem prodigit q]uibus ipsi visum fuerit; vino, scortis, alea. E: Bona verba. X: Atqui sic res habet. [ASD: Um, lín. 29-31, p. 302] -X: [Gasta la dote e]n las [cosas] que a el le paresce. en beuer: en putas: en juegos. E: Buena cosa. X: assi es como te digo. [Bat. 474, lín. 30-32, f. a3r] -X: [Gasta la dote e]n lo que ael le paresce : en beuer, con putas y tambien en juegos. E: Mira lo que dizes! E: Assi es como te digo! [Bat. 479, lín. 22-24, f. CVIr] -X: [Gasta la dote e]n lo que a el se le antoja: en vino y mugeres y juegos. O: Mira lo que dizes que es esso cosa rezia. X: Es laverdad como yo lo digo. [Bat. 478, lín. 12-15, f. g3r] 20 Morejón ofrece una traducción literal con enunciado exclamativo que su enmendador corrige de manera radical. Es posible que Morejón desconociera el significado pragmático de la fórmula erasmiana, pues yerra sistemáticamente cuando se enfrenta a este segmento - cf. también (15). 21 Luján ha variado la sintaxis del texto de manera que no se conserva la fórmula en su versión. <?page no="236"?> Santiago del Rey Quesada 226 -E: Ha le [el dote] quarteado sin hauer hecho delicto porque lo merezca […]. El vn quarto a putas , el otro a naypes , el otro a vino , y el otro alcahuetas […]. D: Mira bien lo que dizes, templa tu enojo, no digas cosa de que quiça despues te arrepentiras […]. E: Assi es como te digo. [Luj, lín. 10-22, f. 28v] El resultado global para esta fórmula es de 48 ocurrencias, de las cuales 30 (62,5%) pertenecen al período SO (16, 17 y 18) y ninguna a ASO, por lo que no puede hablarse de tradición autóctona previa en este sentido. Tal vez se trate aquí de influencia directa de las traducciones castellanas de los Colloquia sobre el discurso dialógico coetáneo y posterior: (16) Mili: Aunque no quedasse con nosotros quedariamos bien seguros, que no nos lo lleuas tu contigo. Cli: Mira lo que dizes Milicio, que no me suenan bien esas palabras. Mili: Bien cayo, en lo que quieres dezir: y no tienes en este caso de que reprehenderme: por que aunque hable de Dios, como comunmente aca solemos tratar las cosas terrestres, que lleuandolas vno no pueden quedar en lugar, donde las tomo. [Diego Núñez Alba, 1552, Diálogos de la vida del soldado] (17) Palatino: Entretanto, encomendémonos a Dios y a la buena gente deste lugar, que si no nos acogen de grado, por fuerza mal recado tenemos, según lo tienen bien cercado. Pinciano: Mirá lo que decís, que no es lugar, sino villa, y la más leal del reino. [Juan de Arce de Otárola, 1550, Coloquios de Palatino y Pinciano] (18) Artillero: Muchos años ha que tiro plaça y en diversas occasiones me he hallado a servirla. General: Mirad bien lo que dezís, hermano, porque yo os prometo que havéys llegado a parte a pedirla donde os harán bien sudar el copete. [Luis Collado, 1592, Plática manual de artillería] <?page no="237"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 227 Figura 2: Estadísticas de aparición de diversas fórmulas conversacionales por épocas según los datos del [CORDE]. 4 Conclusión Fórmulas como la analizada o las relacionadas en la figura 2 y estrategias discursivas como las presentadas en el apartado precedente pueden considerarse elementos de tradicionalidad discursiva que caracterizan el “latín cotidiano” como ideal erasmista y que, desde mi perspectiva, están en la base de la creación y de la conformación del diálogo literario en el Renacimiento español, sin que deban desestimarse por supuesto otras influencias, como la de la literatura italiana y la de otras tradiciones discursivas de plena vigencia en la época. En cualquier caso, numerosos estudiosos de la literatura renacentista coinciden en que el legado de los Coloquios fue determi- <?page no="238"?> Santiago del Rey Quesada 228 nante en el ulterior desarrollo del género 22 . El interés del autor holandés por emplear un registro de lengua asimilable al habla culta que pudiera convertirse en vehículo de comunicación cotidiano entre los jóvenes europeos favoreció el desarrollo de fórmulas conversacionales y esquemas discursivos que, trasladados a las lenguas vernáculas, propiciaron también la asimilación de dichas fórmulas y esquemas a las lenguas naturales. Así contribuyeron a la construcción de los cimientos de un tipo de literatura permeable a las estrategias lingüísticas tendentes a la textualización de la oralidad. Referencias bibliográficas Fuentes documentales Traducciones castellanas de los Coloquios de Erasmo [Bat. 474 23 ]: Colloquio de Erasmo intitulado Institucion del matrimonio christiano: traduzido de latin en lengua castellana por Diego Morejon, 21 de abril de 1528 (ejemplar carente de los folios 8 y 9, conservado en la Bayerische Staatsbibliothek de Múnich). [Bat. 475]: Colloquio de Erasmo llamado Mempsigamos, 1528 (versión corregida de Morejón, conservada en la Universidad de Gante). [Bat. 478]: Colloquios familiares, 1529 (se trata de una colección de 11 coloquios, entre ellos el Pietas puerilis y el Uxor mempsigamos, traducciones de Virués, y el colloquium Senile, traducción anónima. Este volumen se encuentra en la Biblioteca de la Universidad de Valencia, y se puede consultar en la red: <http: / / trobes.uv.es/ >). [Bat. 479]: Los coloquios de Erasmo, Sevilla (Juan Cromberger), 28 de septiembre de 1529 (colección de 11 coloquios, el Pietas Puerilis y el Senile provenientes de una traducción anónima previa [Bat. 477] y el Uxor mempsigamos en copia del traductor anónimo de Morejón [Bat. 475], volumen conservado en la Biblioteca Nacional de Francia). [Luj]: Coloquios matrimoniales, Pedro de Luján (1550). Copia de 1589 hecha en Zaragoza y conservada en el Fondo Antiguo de la Biblioteca de la Universidad de Sevilla. El coloquio segundo de esta obra es, fundamentalmente, una traducción del Uxor mempsigamos erasmiano. Otros corpus de consulta [ASD] Halkin, Léon-E. / Bierlaire, Franz / Hoven, René (eds.) (1972). Opera omnia Desiderii Erasmi Roterodami, Ordinis primi tomus tertius: Colloquia, Amsterdam, North-Holland Publishing Company. 22 Cf., entre otros muchos, los juicios que al respecto se expresan en los estudios de Gómez (1988) o Vian (1982). 23 La numeración se corresponde con la establecida por Bataillon (2007 [1966]: LII-LIII) en su bibliografía. Por lo demás, en los ejemplos he utilizado las siguientes abreviaturas correspondientes a los coloquios: Pp=Pietas puerilis, Um=Uxor mempsigamos, Sen=colloquium Senile. <?page no="239"?> El “latín cotidiano“ como referencia estilística 229 [CORDE] Real Academia Española. Corpus Diacrónico del Español [en línea], <http: www.rae.es>. [DERCF] Desiderius Erasmus Roterodamus, Colloquia familiaria [en línea], <http: / / www.stoa.org/ hopper/ text.jsp? doc=Stoa: text: 2003.02.0006>. [OEDER] (1922). Opus epistolarum Desiderii Erasmi Roterodami. Editado por P. S. Allen y H. M. Allen, Oxford, Clarendon Press, IV, 1519-1521. 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En busca del ideal de naturalidad estilística a partir de las fórmulas de inicio de turno en el diálogo (s. XVI), en: Revista de Filología Española. Dufter, Andreas / Octavio de Toledo, Álvaro (eds.) (2014). Left sentence peripheries in Spanish: diachronic, variationist and typological perspectives, Amsterdam / Philadelphia, John Benjamins. García Ruiz, M.ª Pilar (2005). Introducción, en: Vives, Luis, Los diálogos (Linguae latinae exercitatio). Estudio introductorio, edición crítica y comentario de M.ª Pilar García Ruiz, Pamplona, Ediciones Universidad de Navarra, 27-112. Gómez, Jesús (1988). El diálogo en el Renacimiento español, Madrid, Cátedra. Gómez, Jesús (2006). La caracterización del personaje dialógico desde la ficción conversacional, en: Baranda Leturio, Consolación / Vian Herrero, Ana (eds.), El personaje literario y su lengua en el siglo XVI, Madrid, Editorial Complutense, 217-241. González González, Enrique / Gutiérrez Rodríguez, Víctor (1999). 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Los paratextos dialógicos y su contribución a la poética del diálogo en los siglos XV a XVII, en: Arredondo, M.ª Soledad / Civil, Pierre / Moner, Michel (comps.), Paratextos en la literatura española (siglos XV-XVIII), Madrid, Casa de Velázquez, 395-446. <?page no="241"?> Teil IV / Parte IV Korpuslinguistische und psycholinguistische Perspektiven auf Diskurstraditionen und Diskurstraditionelles in der Entwicklung einzelner romanischer Sprachen Perspectivas de la Lingüística del corpus y de la Psicolingüística sobre las tradiciones discursivas y la tradicionalidad discursiva en la historia de lenguas romances particulares <?page no="243"?> Eva Varga Altfranzösische Formulierungstraditionen Zur Beziehung von „Diskurstraditionellem“ und Syntax Abstract Schon seit längerer Zeit befasst sich die historische Syntaxforschung mit der Eigenart alter Texte und konzentriert sich darauf, möglichst „echte“ Formen der Syntax aus den Texten herauszufiltern. Dieser Artikel nimmt eine Perspektive ein, die die syntaktischen Strukturen altfranzösischer Texte vor dem Hintergrund ihrer Diskurstraditionen beleuchtet. Er fokussiert dabei bestimmte Formen des Formulierens, die nur aus der Übernahme älterer Diskurstraditionen erklärt werden können. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Syntax der formelhaften Elemente ebenfalls übernommen wurde. Diese Überlegung eröffnet neue Möglichkeiten für die Syntaxforschung, welche berücksichtigen sollte, dass gewisse Satzstrukturen möglicherweise nur existierten, weil sie zu formelhaften „Textbausteinen“ dazugehörten und als solche ohne sprachsystematische Verankerung tradiert wurden. 1 Einleitung Die Grundlage für die folgenden Ausführungen sind sieben altfranzösische Texte, die - zu unterschiedlichen Graden - derselben Diskurstradition angehören: zwei Heldenepen (Chanson de Roland und Chanson des Saisnes), zwei Reimchroniken (Chanson de Jerusalem und Chanson d’Antioche) und drei altfranzösische Prosachroniken (La conquête de Constantinople von Clari sowie von Villehardouin und die Histoire de l’Empereur Henri de Constantinople von Valenciennes). 1 Am Beispiel dieser Texte sollen einige Bezüge von Diskurstraditionen aufgezeigt werden: zum einen der Bezug zu Diskursen bzw. Diskurstypen, zum anderen der Bezug zu „Diskurstraditionellem“ und schließlich der Bezug zum Sprachsystem. 1 Die Texte sind in chronologischer Reihenfolge aufgelistet: Das Chanson de Roland ist der älteste Text und entstand im Übergang vom 11. zum 12. Jahrhundert, das Chanson des Saisnes stammt aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert, ebenso die zwei Reimchroniken. Die Prosachroniken werden auf die ersten 20 Jahre des 13. Jahrhunderts datiert. Die Texte wurden teils manuell, teils computergestützt ausgewertet - im Falle des Rolandslieds anhand des Syntactic Reference Corpus for Medieval French (Stein / Prévost 2013). <?page no="244"?> Eva Varga 234 Im Zentrum dieses Artikels steht ein Merkmal einer altfranzösischen Diskurstradition, das ich „Formulierung“ nennen möchte (vgl. Varga 2015). Eine Formulierung zeichnet sich durch eine Reihe grammatischer und somit auch syntaktischer Eigenschaften aus. Im Folgenden wird es um die Frage gehen, ob die Syntax einer Formulierung lediglich deren sprachsystematische Grundlage darstellt oder ob sie fest zur Formulierung gehört, sodass sie unveränderlich ist und damit prinzipiell unabhängig vom Sprachsystem. Dieser Aspekt ist von Relevanz für die Syntaxforschung zum Altfranzösischen, die sich dringend mit der Frage befassen muss, welche Satzstrukturen überhaupt repräsentativ für das mittelalterliche Französisch sind. 2 Diskurstraditionen In Anlehnung an Coseriu (1980) erarbeiten Schlieben-Lange (1983) und Koch (1987) die erste Definition von Diskurstraditionen. 2 Diese nimmt ihren Ausgangspunkt bei der Unterscheidung von zwei verschiedenen Bereichen sprachlicher Historizität. 3 Auf der einen Seite gibt es die Regeln des Sprachsystems, die wir durch den Erwerb von einzelsprachlicher Grammatik und Lexikon beherrschen. Jeder Diskurs wird von uns nach den grammatischen und lexikalischen Vorgaben unserer Sprache gebildet, die wir als Techniken erwerben. Dies ist der einzelsprachliche historische Bereich. Auf der anderen Seite sind unsere Äußerungen allerdings auch durch bestimmte tradierte Grundmuster von bereits Geäußertem geprägt, die prinzipiell unabhängig von den Regeln des Sprachsystems sind (vgl. Koch 1987: 59). Gemeint sind etwa Formen der Strukturierung, Stile, Ausdrucksweisen, Formulierungen, Höflichkeitsformen etc. Sie richten sich an jeweils eigenen Regeln aus, die sich überhaupt erst als Regeln konstituieren, wenn sie immer wieder Anwendung finden. Koch definiert diese Traditionsformen als „konventionalisierte Typisierungen durch Verallgemeinerung aus Einzeldiskursen“ (Koch 1987: 59). 2 Zahlreiche Untersuchungen trugen in den letzten drei Jahrzehnten zur Ausdifferenzierung dieser Definition bei, darunter: Koch (1997 u.a.); Oesterreicher (1997; 2001 u.a.); Frank-Job (2003; 2005 u.a.); Kabatek (2005a; 2005b; 2011 u.a.). 3 Erste Gedanken hierzu formuliert schon Coseriu ( 4 2007 [1980]), der von der historischen Tradition des Textes spricht ( 4 2007: 11, 53). Allerdings sieht sein Modell der drei Ebenen des Sprachlichen ( 4 2007: 10, 46-54) das Eingliedern von Diskurstraditionen auf der historisch-einzelsprachlichen Ebene nicht vor. Erst Koch (1987: 33) erklärt die Diskurstradition zum Bestandteil der historischen Ebene und grenzt sie von der einzelsprachlichen Historizität ab. Über die weitere Diskussion zu den Bereichen sprachlicher Historizität siehe u.a. Kabatek (2005a: 151-153, 2011: 91-93). <?page no="245"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 235 Die Relation eines Diskurses bzw. Diskurstyps zu seiner Diskurstradition scheint reziprok: 4 Einerseits benötigt eine Diskurstradition den wiederholten Diskurs, um sich zu manifestieren und durch ihn zum Vorschein zu treten. Andererseits wird aber der Diskurs erst zu einem bestimmen Diskurstyp, wenn er gewissen Traditionen folgt, die ihn von anderen Diskurstypen abgrenzen. So besteht auf den ersten Blick eine wechselseitige Beziehung. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass ein Diskurstyp nicht nur einer einzelnen Diskurstradition angehören muss, sondern einer Bandbreite kopräsenter, in sich differenzierter Traditionselemente entsprechen kann. Gleichzeitig gehören in umgekehrter Perspektive einer Diskurstradition oft auch mehrere Diskurstypen an. Die Grenzen von Diskurstradition und Diskurstyp sind also nie identisch (vgl. Kabatek 2011: 94, 98f.). Im Hinblick auf (primär) schriftsprachliche Diskurstraditionen lässt sich dies am Beispiel der ersten altfranzösischen literarischen Diskurstypen veranschaulichen. Einem der frühsten Typen, dem heldenepischen Diskurstyp, sind nicht nur die mündlich und ab dem 11. Jahrhundert auch schriftlich fixierten Chansons de Geste zuzuschreiben (vgl. Koch / Oesterreicher 2 2011: 143), sondern auch die ersten in der Volkssprache verfassten Reimchroniken. Dieser Diskurstyp unterscheidet sich deutlich vom Heldenepos, da es sich um eine erste Form historiographischer Berichterstattung handelt. Dennoch zeigen viele in ihm enthaltene Merkmale (Form, Stil, inhaltliche Darstellung, etc.), dass der damals etablierte epische Diskurstyp weitergeführt wurde. Selbst in den ersten Prosachroniken treten hier und da typische Eigenschaften des Heldenepos auf, was darauf zurückgeführt wurde, dass die Epenproduktion im 12. und 13. Jahrhundert auf ihrem Höhepunkt angelangt und derart populär war, dass sich die Verfasser der ersten Prosatexte fast zwangsläufig an dem Vorrat epischer Schreibmuster orientierten (vgl. Schon 1960: 142f.). Im Falle der Prosachroniken scheinen diese Muster allerdings mit Elementen einer lateinischen historiographischen Diskurstradition vereint worden zu sein, und demnach kommen in diesem Diskurstyp verschiedene Diskurstraditionen (oder Elemente davon) zusammen, die letztlich einen neuen Typ zum Vorschein bringen, der dann wieder eine neue und veränderte Tradition ausbildet. Diskurstraditionen sind also nicht starr, sondern verändern sich, wenn sie gepaart werden, in neue Diskurstypen eingehen oder einfach über einen langen Zeitraum hinweg bestehen. Eine Veränderung vollzieht sich aber nie 4 Mit Diskurs ist nach Koch (1987) die aktuelle und individuelle Rede gemeint, die tradierten Grundmustern (Diskurstraditionen) folgt. Der Begriff Diskurstyp steht für die Menge an Äußerungen, die sich nach den gleichen Grundmustern ausrichten. Auf den Begriff Textsorte wird im Folgenden verzichtet, da er sich mit der Definition eines Diskurstyps weitestgehend deckt, in der Tradition von Koch (1987: 29, 35) aber den Ergebnischarakter von Diskursen fokussiert (Text = Ergebnis), der in diesem Artikel nicht im Vordergrund steht. <?page no="246"?> Eva Varga 236 ad hoc, denn ihr voraus muss das Erscheinen neuer Elemente und deren allmähliche Etablierung im Diskurs gehen. Dies bedeutet, dass eine Veränderung immer nur Teile und niemals die gesamte Tradition betreffen kann. Im Falle der mittelalterlichen Texte entsprechen diese Teile spezifischen Techniken der Textproduktion, die in den damaligen Schreibstätten erlernt wurden. 5 Es handelt sich um eine ganze Reihe unterschiedlicher Elemente. Zum einen wären da Elemente inhaltlicher Art. In dem in der Volkssprache neu entstandenen historiographischen Diskurs, den Prosaromanen, finden wir eine (relativ) realitätsgetreue Darstellung von kriegerischen Schlachten, die in allen Texten ähnlich ist, sich aber deutlich von der Darstellung des Kriegsgeschehens im Heldenepos abgrenzt. Es ist anzunehmen, dass insbesondere soziale und geistesgeschichtliche Veränderungen zu dieser Zeit eine neue Kommunikationsform verlangten, die auf eine wahrheitsgetreue Berichterstattung abzielte und sich vom heldenepischen Diskurstyp - mit seinen fiktiven und zur Übertreibung neigenden Bildern - lösen wollte. Es geht nicht mehr um einen Helden, der sich hunderten von Gegnern stellt oder seinem Feind den Speer mitten durch die Brust rammt. Die Darstellung des Kreuzritters und seiner Kämpfe ist in den Chroniken nüchterner. Es wird also deutlich, dass sich der neue, in Prosa geführte Diskurstyp durch seine Art der inhaltlichen Beschreibung deutlich vom alten heldenepischen Typ absetzt. Die Inhaltsdarstellung in einem Diskurs kann entweder ohne Vorgabe sein, oder der Autor bedient sich spezifischer Lexeme, Wortverbindungen und Formulierungen, um dem immer wiederkehrenden Inhalt auf diese Weise eine immer wiederkehrende äußere Gestalt zu geben. In diesem Fall ist das traditionelle Element nicht nur von inhaltlicher Art, sondern betrifft auch den lexikalischen Bereich. Auch dies zeigen die altfranzösischen Heldenepen und Reimchroniken: Dort werden beispielsweise Zwei-Mann- Kampfszenen - über einen Zeitraum von mindestens 100 Jahren - immer wieder auf dieselbe Art, durch den Einsatz derselben oder sehr ähnlicher Phrasen beschrieben (siehe Beispiel 5 in Abschnitt 3). Neben diesen inhaltlich und lexikalisch geprägten Merkmalen sind weiterhin Charakteristika zu nennen, die auf der Ausdrucksebene liegen. Sie betreffen ausschließlich den Aufbau, die Struktur und die Form des Diskurses. Hierzu kann die Sprachform (Vers vs. Prosa), der Sprachduktus, der Rückgriff auf rhetorische Stilmittel oder die Ausdruckstechnik gezählt werden. Der im Heldenepos belegte, zur Übertreibung neigende Duktus wäre ein solches Merkmal. Er wird formal durch das Anhäufen vieler Attri- 5 Gleßgen (2008) zeigt, dass die Schreiber im Mittelalter sehr stark an die Vorgaben vorherrschender Schreibschulen gebunden waren. Diese Schulen oder lieux d’écritures wurden von ihm in einer umfassenden Studie zu altfranzösischen Urkunden als wichtigster Parameter für die Spezifik mittelalterlicher Texte identifiziert. <?page no="247"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 237 bute erzielt. Außerdem zeichnet sich das Epos durch Techniken wie die Dopplung synonymer Ausdrücke oder das häufige Wiederholen von Sätzen oder Satzteilen aus. Eine vollständige Beschreibung von Elementen, die charakteristisch für einen Diskurstyp bzw. eine -tradition sein können, erweist sich aufgrund ihrer Vielfalt als nahezu unmöglich. Dennoch wird deutlich, dass Diskurstraditionen niemals feste Konstrukte sind, sondern eine Zusammenfügung vieler verschiedener verschachtelter Bestandteile, die unterschiedliche Schichten des Diskurses betreffen und diese verändern können. Diskurstraditionen müssen wir demnach als einen abstrakten Sammelbegriff fassen, der verschiedene konkrete Traditionserscheinungen - das Diskurstraditionelle - einschließt. 3 Formulierungen und Formulierungstraditionen Eine Untersuchung der bereits genannten Heldenepen und Chroniken brachte zum Vorschein, dass sich die ihnen zugrundeliegende Diskurstradition durch ein großes Repertoire an stereotypen Phrasen auszeichnet (vgl. Varga 2015). Diese Phrasen wurden von den Schreibern im Mittelalter wiederholt eingesetzt und entwickelten sich auf diese Weise zu markanten „Textbausteinen“. Den Kern dieser Bausteine bilden nicht selten Kollokationen, d.h. charakteristische, häufig auftretende, usuell gebrauchte, syntaktisch fixierte Verbindungen von zwei Wörtern, zwischen denen eine Affinität besteht. 6 Allerdings stimmen die hier gemeinten Phrasen nicht in jedem Punkt mit der Definition einer Kollokation überein. Einige Merkmale, wie die Affinität der Elemente oder ihr binärer Charakter, sind im Falle der Phrasen nicht immer vorhanden. Es gibt Sätze oder Satzteile, die entweder keine Kollokationen enthalten (siehe Beispiel 6) oder größer als eine Kollokation sind, weil sie außer einem Kollokator und seiner Basis noch weitere Elemente fixiert haben. Aus diesem Grund wird in diesem Artikel nicht von Kollokationen die Rede sein. Der Begriff „Formulierung“ scheint treffender, weil diese Phrasen Mehrwortkombinationen sind, die durch ihre Wiederholung zu starren habitualisierten Wendungen wurden. 7 Im Folgenden sollen drei Parameter berücksichtigt werden, um Formulierungen näher zu bestimmen: a) die sprachsystematische Verankerung, b) die Verwendung im allgemeinen Sprachgebrauch (also in vielen verschiedenen Diskurstypen einer Sprache), c) die Frequenz innerhalb eines oder innerhalb mehrerer Diskurstypen. Eine Mehrwortkombination, die Teil des 6 Diese Definition ist nicht exhaustiv. Siehe zu einer umfassenderen Definition Bischof (2007: 37, 91f.). 7 Allerdings ist dieser Formulierungsbegriff nicht in einem traditionellen Verständnis zu lesen, nach dem nur fixierte Redensarten der Rechtssprache gemeint sein können (vgl. Kluge 24 2002). <?page no="248"?> Eva Varga 238 allgemeinen Sprachgebrauchs ist und mit den Vorgaben des Sprachsystems übereinstimmt, hat in der Regel den geringsten Grad an Formelhaftigkeit. Im Grunde genommen erfüllt fast jeder von uns verwendete Satz diese Bedingungen, weshalb er nicht automatisch eine Formulierung darstellt. 8 Ein formelhafter Charakter ergibt sich erst durch häufige Wiederholung innerhalb eines bestimmten Diskurses. Ein Satz wie „Der Wind weht …“ hat im Prinzip nichts Formelhaftes. Wird er allerdings in einem Diskurstyp, wie z.B. dem Wetterbericht, regelmäßig und oft wiederholt, wird er zum stereotypen Merkmal dieses Typs. Dies schließt nicht aus, dass er in anderen Diskurstypen auftritt, allerdings nie in allen und nie mit gleicher Frequenz. Einen anderen Formulierungstyp stellen Phrasen dar, die nicht zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören, aber trotzdem konform mit den Regeln des Sprachsystems sind. Der Einsatz bestimmter Wörter oder Ausdrucksweisen kann hier bereits die Zugehörigkeit der Phrase zu einem bestimmten Diskurstyp anzeigen. Der Satz „Von Südwesten stellt sich ein Hoch ein …“ wird in der Regel sofort auf distanzsprachlich-erzählende Diskurse über das Wetter eingegrenzt. Diese Phrase wird zur Formulierung, wenn sie über längere Zeit im gleichen Diskurstyp Anwendung findet und / oder wenn sie sehr häufig darin auftritt. Ein weiterer Typ wäre durch eine Phrase gegeben, die nicht im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt wird und deren Elemente auch nicht (mehr) Bestandteil des Sprachsystems sind. Dieser Fall tritt sicherlich bei Phrasen auf, deren Wortschatz veraltet ist. Ob auch die Syntax ein Kriterium für diesen Typ sein kann, wird noch zu diskutieren sein. Der formelhafte Charakter dieses Typs wäre jedenfalls hoch, weil seine nicht mehr geläufigen Bestandteile in der Regel ein Kennzeichen für einen hohen Grad an Diskurstypenspezifität darstellen. Doch auch in diesem Fall wäre das Kriterium der Frequenz maßgeblich, um von einer Formulierung sprechen zu können. Im Hinblick auf die hier untersuchten alten Diskurstypen ist die getroffene Differenzierung natürlich schwer zu bestimmen. Vom heutigen Standpunkt aus können wir nicht nachvollziehen, ob eine spezifische Phrase im allgemeinen Sprachgebrauch etabliert war. Es mangelt an der Bandbreite alter Texte, die die vielen verschiedenen Diskurstypen eines früheren Sprachgebrauchs abdecken könnten. Trotzdem scheint das Kriterium der Frequenz und die Verschiedenheit der diskutierten Texte einen Versuch wert, eine Differenzierung von Formulierungstypen vorzunehmen. Die Formulierungen der hier besprochenen Texte sind zwischen 5 und 40 Mal in einem Text wiederholt. Eine einzelne Phrase für sich genommen ist also nicht zwangsläufig ein Diskursmerkmal, wenn man bedenkt, dass ein 8 Eine Ausnahme stellen Grußformeln wie „Grüß Gott! “ dar, weil sie trotz ihres verbreiteten Gebrauchs formelhaften Charakter haben. Ihre Formelhaftigkeit ergibt sich allerdings vor allem durch ihre nicht mehr volle pragmatische Motiviertheit. <?page no="249"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 239 Text aus hunderten oder tausenden Sätzen besteht. Allerdings wurde im Rahmen der angesprochenen Analyse (vgl. Varga 2015) deutlich, dass die Schreiber im Mittelalter aus einer großen Palette an Formulierungen schöpften. 9 Es ist folglich die Gesamtsumme an Formulierungen, die dem Diskurstyp eine charakteristische Form verleiht. Formulierungen wurden verwendet, um Ausschnitte des Handlungsgeschehens auszudrücken. In dieser Funktion wurden sie tradiert, sodass in Anlehnung an den Begriff der Diskurstradition in einer diachronen Perspektive auch von der Formulierungstradition die Rede sein kann. Die folgenden, verschiedenen Formulierungen zugehörigen Beispiele mögen dies illustrieren. Sie zeichnen sich durch eine große Ähnlichkeit im Inhalt und der Form aus und werden vom Hörer oder Leser deshalb als das gleiche diskurstraditionelle Merkmal wahrgenommen. Allerdings zeigt der Vergleich dieser Beispiele auch Differenzen im Lexikon und der Grammatik, insbesondere wenn man die Beispiele eines Textes mit einem anderen vergleicht (siehe zur unterschiedlichen Syntax weiter unten). Dies kann auf zeitlich oder (schreib)schulisch bedingte Präferenzen der Manuskriptschreiber hindeuten, die jedoch nichts an dem Gesamteindruck ändern, dass es sich um jeweils eine Formulierung(stradition) handelt. In (1) wird der Wechsel von Tag und Nacht geschildert. In den Sätzen, die dieser Formulierung angehören, sind mehrere semantisch benachbarte Kollokationen enthalten: (tres)passer + jurs, tresaler + jurs, decliner + jurs, etc. bzw. (tres)passer + nuit, tresaller + nuit, etc. Was das Lexikon betrifft, ist die Formulierung also variabel, das Erscheinen oder Vergehen des Tages und der Nacht wird durch unterschiedliche Begriffe ausgedrückt (tresaler, trespasser, etc. ‚schwinden, vorübergehen’, approchier, apareistre, venir, etc. ‚nähern, erscheinen, kommen’): 10 (1) Roland Tresvait le jur la noit est aserie (717, Rol) Tresvait la noit e apert la clere albe (737, Rol) Passet la noit si apert le cler jor (3675, Rol) Passet li jurz la noit est aserie (3658, Rol) … [+2] Saisnes La nuiz va aprochant si declina le jor (7347, Sais) La nuiz est trespassee si aparut li jors (7450, Sais) 9 Zur Veranschaulichung der großen Summe an Formulierungen wurden einige Beispiele, die im Folgenden nicht thematisiert werden können, in den Anhang aufgenommen. 10 Um eine möglichst authentische Abbildung der Formulierungen zu erzielen, wurde hier und im Folgenden auf die häufig erst in moderneren Editionen hinzugefügte Interpunktion verzichtet. <?page no="250"?> Eva Varga 240 Antioche Or est la nuis venue et li jors trespassé (4662, Ant) La nuis est revenue li jors prist a passer (4471, Ant) Li jors est trespassés si revint li vespree (4660, Ant) Li jors est aparus et prist a esclairier (4722, Ant) … [+2] Jerusalem Or est li nuis venue li jors est trespassés (2519, Jer) Li jors est trespassés li nuis est accomplie (1368, Jer) Li jors est trespassés li nuis est aproismie (5501, Jer) Li nuis est revenue li jors est trespassés (1567, Jer) Li nuis est revenue li jors est trespassés (3793, Jer) … [+3] Formulierung (2) beschreibt die Schlacht. Sie bekommt ihren formelhaften Duktus durch die Wiederholung immer gleicher Attribute. La bataille est merveilluse […] (Die Schlacht ist gewaltig) heißt es im Rolandslied. Die Autoren der späten Verstexte tauschen das Attribut merveilluse durch grans (groß) aus. (2) Roland La bataille est merveilluse e […] (1320, Rol) La bataille est merveilleuse e […] (1412, Rol) La bataille est e merveillose e grant (1653, Rol) La bataille est merveilluse e […] (3381, Rol) … [+ 3] Saisnes Mout fu grans la bataille […] (3808 AR, Sais) Mout fu grans la bataille […] (3828 AR, Sais) … [+ 2] Jerusalem Molt fu grans la bataille […] (85, Jer) Molt fu grans la bataille […] (8638, Jer) Moult fu grans la bataille et mervillouse et […] (9149, Jer) … [+ 3] Antioche Molt fu grans la bataille et […] (1518, Ant) Molt fu grans la bataille […] (3712, Ant) … [+ 2] Die nächste Formulierung beschreibt das Anbrechen des Tags. Im Rolandslied beginnt sie mit dem Verbgefüge clers est / fu oder estoit (hell ist / war), also mit einem prädikativen Adjektiv und einer finiten Verbform, der das Subjekt li jurz (der Tag) folgt. Im Anschluss steht ein weiteres Subjekt, soleil (Sonne), und ein weiteres prädikatives Adjektiv - entweder luisanz (strahlend) oder bels (schön). Es ist anzunehmen, dass wir es hier mit drei verschiedenen Kollokationen zu tun haben: cler estre + jurz und bel estre + jurz neben luisanz estre + soleil. Im Jerusalem enthält die Formulierung <?page no="251"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 241 noch das Partizip resbaudis (wieder aufgegangen) und das Verb rajer (strahlen). (3) Roland Clers fut li jurz e bels fut li soleiz (1002, Rol) Clers est li jurz e li soleilz luisant (2646, Rol) Clers fut il jurz e li soleil luisanz (3345, Rol) Jerusalem Li jors fu bels et clers et li solaus luisans (2231, Jer) Li jors fu bels et clers li solaus resbaudis (2984, Jer) Li jors fu bels et clers et li solaus raia (3559, Jer) … [+ 3] Villehardouin Et al matin fist mult bel jor et mult cler (78, Vil) Et li jors fu bels et clers […] (119, Vil) Valenciennes Li jours estoit biaus […] (519, Val) Li jors estoit biaus et […] (526, Val) Li jours estoit si biaus […] (536, Val) Formulierung (4) beschreibt das Ertönen verschiedener Instrumente des Kriegsheers. Der Kern dieser Formulierung ist faire soner (ertönen lassen) + cors / buisines / grailles / etc. Es handelt sich in diesem Fall um mehrere benachbarte Kollokationen: faire soner + cors, faire soner + buisines, etc. Das Objekt des Satzes ist nur semantisch spezifiziert [+ Instrument], es variiert durch die Lexeme cors (Hörner), buisines (Trompeten), grailles (Trompeten oder kornettähnliche Instrumente) taburs oder tinbres (Trommeln), etc. Den Beginn der Phrase bilden häufig ein Adverbial, Konjunktionaladverbien wie si (so), lors (nun) oder dont (also) oder das Subjekt il (er): (4) Roland En Sarraguce fait suner ses taburs (852, Rol) Si fait suner ses cors e ses buisines (1468, Rol) … [+ 2] Saisnes il fait soner ses graisles (2482 LT, Sais) il fait sonner ses graisles (2740 AR, Sais) Lors fist soner un graille […] (6445 LT, Sais) … [+ 3] Jerusalem Lors fist soner son tinbre […] (658, Jer) Lors font soner .X. tinbres […] (1791, Jer) Dont font soner lor grailles (3008, Jer) Il fait soner son tinbre et en graille […] (660, Jer) Il font soner les grailles […] (4532, Jer) … [+ 14] <?page no="252"?> Eva Varga 242 Antioche Dont fait soner .I. graille (2384, Ant) Dont fait soner ses grailles […] (2856, Ant) Lors fait soner ses grailles (5433, Ant) Lors fait soner ses grailles et ses tabors tinbrer (5450, Ant) … [+ 5] Clari si fisent sonner buisines […] (41, 29, Cla) si faisoit ses buisines d’argent sonner et ses timbre (74, 18, Cla) et faisoit ses buisines d’argent sonner et ses timbres (70, 11, Cla) et faisoit sonner ses buisines d’argent et ses timbres et […] (76, 20, Cla) In Beispiel (5) geht es um die Darstellung einer Kampfszene. Es wird beschrieben, dass ein Agens seinem Gegner eine besonders gute große oder gefährliche Waffe (espiet, escut, lance, etc.) mitten in den Körper, die Brust oder das Herz stößt. (5) Roland Sun grant espiet par mi le cors li mist (1248, Rol) Sun bon espiet enz el cors li enbat (1266, Rol) Sun fort escut par mi le cors li mist (1305, Rol) Par mi li piz sun espiet li mist fors (1947, Rol) … [+ 4] Saisnes Son espié li conduist par mi andeus les flans (3944 AR, Sais) Par mi le cors li guie son espié an botant (2419 LT, Sais) Par mi le gros dou piz son confenon li guie (3673 LT, Sais) Par mi le gros dou piz li met le confenon (4604 LT, Sais) Par mi le gros do piz son roit espié li guie (4640 LT, Sais) … [+ 9] Jerusalem Par mi le cors li guie son bon espiel trençant (395, Jer) Par mi le gros del cuer li fist le fer baignier (1666, Jer) Par mi le gros del cuer li mist l'espiel forbi (3924, Jer) Antioche Par mi le gros del cuer li mist l’espiel trençant (493, Ant) Par mi le gros del cuer li mist l’espiel fraisnin (1388, Ant) Par mi le gros del cuer mist de l’anste .I. tronçon (1399, Ant) Par mi le gros del cuer li mist l’espiel trançant (1655, Ant) Par mi le gros del cuer son roit espiel li guïe (8742, Ant) … [+ 5] Sowohl die Frequenz der bisher besprochenen Formulierungsbeispiele als auch ihre Verbreitung in verschiedenen Texten sind ausschlaggebende Kriterien, um die einzelnen Phrasen als charakteristisch für den ihnen zugrundeliegenden Diskurstyp zu bezeichnen. Wie geläufig diese Formulierungen im Allgemeinen waren, d.h. ob sie auch in weiteren Diskurstypen eingesetzt wurden, lässt sich hier nicht beantworten. Dies wäre im Rahmen <?page no="253"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 243 einer Untersuchung weiterer altfranzösischer Diskurstypen und -traditionen zu überprüfen. Alle fünf dargestellten Beispiele haben die Funktion, Inhalte des Handlungsgeschehens abzubilden. Allerdings gibt es auch Phrasen, die in erster Linie auf die Strukturierung und den Zusammenhalt der Erzählung abzielen. Die folgende Formulierung dient dazu, eine Handlung einzuleiten und durch den anaphorischen Gehalt von icest (dieser) die textuelle Kohäsion zu erzielen. Stereotyp ist nur die Floskel A icest / icel / etc. mot / parole (Bei diesen / jenen Worten), die sicherlich in vielen weiteren Diskurstypen vorkommt und womöglich auch zum allgemeinen Sprachgebrauch damals zählte. Charakteristisch für den hier untersuchten Diskurstyp ist sie, weil sie von den Autoren häufig benutzt wurde. (6) Roland A icest mot si s’esbaldissent […] (1524, Rol) A icest mot Franceis se fierent enz (1939, Rol) A icest mot […] se pasmet (1988, Rol) A icel mot l’un a l’altre ad clinet (2008, Rol) … [+ 11] Saisnes A cest mot […] li uns l’autre desfie (3667, LT) A cest mot li uns l'autre […] deifie (1328 R, 7156 LT, Sais) A icest mot s’en tornent […] (2386 AR, Sais) A cest mot s’en departent […] (2576 AR, Sais) … [+ 11] Jerusalem A icestes paroles se sont as cevals pris (1078, Jer) A icestes parole fu tans escus saisis (1202, Jer) A iceste parole fait corner […] (6076, Jer) A cest mot s’esclaiscierent […] (9075, Jer) … [+ 4] Antioche A cest mot s’eslaisierent […](1455, Ant) A cest mot laisent corre […] (1532, Ant) A iceste parole avala […] (1006, Ant) A iceste parole se vont […] (1669, Ant) … [+ 14] Clari Et a ches paroles s’agenouillierent […] (4, 9, Cla) A ches paroles se partirent […] (59, 1, Cla) A ches paroles s’en parti […] (60, 1, Cla) Mit Beispiel (7) legt der Autor seinen Protagonisten die Phrase „Lieber möchte ich tot sein als …“ in den Mund. In allen untersuchten Verstexten ist der Beginn der Formulierung identisch. Varianz ergibt sich durch den Infinitiv, der nur semantisch spezifiziert ist [Übergang zu einem -lebendigen Zustand]. Was das Lexikon betrifft, treten mehrere Möglichkeiten auf. Im <?page no="254"?> Eva Varga 244 frühen und späten Epos steht morir (sterben), in den Reimchroniken daneben estre mors (tot sein), estre ocis (getötet werden) oder perdre la teste bzw. la vie (den Kopf bzw. das Leben verlieren). Es ist anzunehmen, dass diese Formulierung kein Spezifikum der hier untersuchten Diskurstradition ist, sondern als konventionalisierte Redensart allgemein üblich war. (7) Roland Meilz voelt murir que […] (536, Rol) Melz voeill murir que […] (1091, Rol) Mielz voeill murir que […] (1701, Rol) … [+ 3] Saisnes miaz vuel morir […] (3816 LT, Sais) Jerusalem Miux vauroient morir […] (98, Jer) Miux vaudroie estre mors […] (182, Jer) Miux vauroie estre ocis […] (6538, Jer) Miux voel perdre la teste que […] (7267, Jer) … [+ 5] Antioche Mais mius voel estre mors qu’ […] (4207, Ant) Miux vauroit estre ocis […] (4751, Ant) Miux voel perdre la vie […] (6423, Ant) Mius voelent tot morir qu’ […] (7410, Ant) … [+ 4] Im Hinblick auf alle dargestellten Beispiele kann noch Folgendes angemerkt werden: Die genaue Betrachtung der Formulierungen zeigt, dass diese nicht nur lexikalisch, sondern auch syntaktisch variabel sein können, und dass die Syntax in einigen Fällen zwischen den Texten variiert. Zum Beispiel ist in (1) (Tresvait le jur …) nur im Rolandslied Verbanfangsstellung belegt. In den übrigen Verstexten werden Verb-Zweit(V2)-Strukturen verwendet (Li jors est trespassés …). Ebenso hat in (3) (Clers fut li jurz e …) nur das Rolandslied eine Struktur mit initialem prädikativen Adjektiv und postverbalem Subjekt. Alle anderen Texte ersetzen diese Struktur durch eine S-V-Adj-Syntax (Li jors fu bels e clers …). In (2) besteht der umgekehrte Fall. An die Stelle der S-V-Adj- Syntax des Rolandslieds (La bataille est e merveillose e grant) tritt in den Chroniken eine Konstruktion mit fokalisiertem Quantor (Moult fu grans la bataille et mervillouse). Eine Formulierungstradition besitzt folglich das Potential, sich im Prozess des Tradierens nicht nur lexikalisch, sondern auch syntaktisch zu verändern. Es stellt sich allerdings die bereits skizzierte Frage, ob auch der umgekehrte Fall möglich ist und das Tradieren einer Formulierung gerade nicht bewirkt, dass die syntaktische Form verändert wird. Diese Frage scheint aufgrund verschiedener Beobachtungen zu übersetzungs- und textbasierten „Entlehnungen“ einer spätmittelalterlichen Schreibpraxis durchaus begründet. Es wurde mehrfach dargestellt, dass die <?page no="255"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 245 Schreiber im Mittelalter syntaktische Strukturen des Lateins - ganz bewusst - aufgrund einer gewissen Ehrfurcht vor der heiligen Schrift in ihren volkssprachlichen Texten kopierten, obwohl sie in der Volkssprache nicht mehr üblich waren (vgl. Fleischer / Schallert 2011: 42). Diese kopierten Strukturen wurden sogar teilweise weiter tradiert und selbst in Texten eingesetzt, die keine Übersetzungen waren (vgl. Fleischer / Schallert 2011: 45-47). Im Falle der hier herangezogenen Texte sind keine Übersetzungen gegeben, denn das Heldenepos hat keinen lateinischen Ursprung und die Chroniken sind nachweislich keine Übersetzungen (vgl. Schon 1960). Dennoch könnten syntaktische Strukturen durch Formulierungen in Texten verbreitet worden sein, obwohl sie eigentlich nicht mehr zeitgemäß waren. Allerdings wäre nicht das Übersetzen für diese Verbreitung verantwortlich, sondern das Tradieren von stereotypen Textelementen eines frühromanischen Diskurstyps. 4 Die Syntax von Formulierungstraditionen: Relevanz für die historische Syntaxforschung Die Untersuchung von Formulierungstraditionen auf ihre syntaktische Struktur hin erweist sich im Kontext der seit Jahrzehnten geführten Diskussion über die altfranzösische Syntax als fruchtbar. Von besonderem Interesse für die historische Forschung ist die Position des Verbs in der Satzstruktur. Das Altfranzösische zählt zu den sogenannten V2-Sprachen (vgl. Marchello- Nizia 1995 u.a.), also zu der Sprachgruppe, in der das finite Verb unabhängig von der Position des Subjekts im Aussagesatz an zweiter Stelle auftreten muss und nach CP bewegt wird. Traditioneller Weise rechnet man zu den V2-Sprachen fast alle modernen und alten germanischen Sprachen (vgl. den Besten 1983; Axel 2007 u.a.). Allerdings können die altgermanischen Sprachen und auch das Altfranzösische nicht als V2-Sprachen beschrieben werden, die den heutigen entsprechen. Das Altfranzösische zeigt syntaktische Strukturen, die mit einer modernen V2-Grammatik keinesfalls konform sind. Gemeint sind u.a. V>2-Strukturen mit initialem Argument (S-X-V, O-X-V). Diese Strukturen wurden als Überreste eines lateinischen Sprachstadiums angesehen, was jedoch im Widerspruch zu einer traditionellen V2-CP-Analyse steht. Die traditionelle generative Analyse geht davon aus, dass das Festlegen des V2-Parameters alle Nicht-V2-Strukturen ausschließen muss. V>2-Strukturen in einer V2-Sprache wären demnach nur durch CP-Rekursion zu erklären, was aber abgelehnt wurde (vgl. Kaiser 2002: 28). In jüngerer Zeit ging man dazu über, V>2-Sätze durch eine aufgespaltene CP-Ebene mit funktionalen Projektionen für mehrere vor dem Verb auftretende Elemente zu erklären (vgl. Benincà / Poletto 2004 u.a.; Mathieu 2013). Nur im Rahmen eines solchen Phrasenprojektionsmodells ist <?page no="256"?> Eva Varga 246 es möglich, die Vereinbarkeit von V>2-Strukturen mit einem CP-System aufzuzeigen. Allerdings unterscheidet sich die Analyse des Altfranzösischen damit deutlich von der des Deutschen oder anderer moderner V2-Sprachen. Es wird ein neuer und vollkommen anderer Typ einer V2-Sprache postuliert. Die größte Schwachstelle dieser Interpretation ergibt sich aus typologischer Perspektive: Heute ist keine einzige V2-Sprache belegt, die mit dem Altfranzösischen in dieser Hinsicht vergleichbar wäre und selbst die altgermanischen Sprachen weisen deutliche Differenzen auf (vgl. Varga 2015). Die Gegenposition lautet folglich, dass das Altfranzösische nie eine V2-CP-Struktur besaß und V2- und auch V>2-Sätze IP-Strukturen sind (vgl. Kaiser 2002). Die V2bzw. Sprachtypen-Debatte zum Altfranzösischen kann an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. Ich möchte jedoch ein Detail hinzufügen, das zur Bereicherung der Diskussion beitragen kann: Es zeichnet sich ab, dass V>2-Strukturen mit initialem Komplement nicht im altfranzösischen Sprachsystem verankert waren, sondern nur (noch) in einigen Texten mit spezifischer Diskurstradition auftreten. 5 Altfranzösische S-X-V- und O-X-V-Formulierungen Die These, dass V>2-Strukturen mit initialem Komplement nicht im Sprachsystem des Altfranzösischen existierten, kann anhand von Formulierungstraditionen überprüft werden, die sowohl S-V-Xals auch S-X-V-Sätze (bzw. O-V-X- und O-X-V-Sätze) enthalten. 11 Alle Formulierungen des Rolandslieds mit initialem Subjekt gehören einer Art Metaformulierungstradition an, die weitere Subformulierungstraditionen beinhaltet. Diese Metaformulierungstradition ist dadurch gekennzeichnet, dass in ihr eine Herrscher- oder Gegnerfigur als Agens auftritt. Die Subjektposition ist demnach inhaltlich determiniert, lexikalisch allerdings an mehrere Ausdrücke gekoppelt: li empereres (der Kaiser), li amirals (der Admiral), li dux (der Herzog), li quens (der Graf), li reis (der König) und li arcevesques (der Bischof). Der Gegner wird als (felun) paien und li sarrasins dargestellt. Exemplarisch kann die folgende Subformulierung (8) zur Veranschaulichung herangezogen werden: 12 (8) [Ein Herrscher X ruft einer Person zu] 11 Formulierungstraditionen mit ausschließlich S-X-Vbzw. O-X-V-Sätzen sind nicht belegt. Dies ist jedoch nicht verwunderlich, da der Gesamtanteil an V>2-Strukturen in den meisten altfranzösischen Texten sehr niedrig ist. 12 Subformulierungen zeichnen sich dadurch aus, dass in ihnen neben der ersten auch die zweite und dritte syntaktische Position semantisch spezifiziert ist. <?page no="257"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 247 Roland V>2 V2 Li amiralz la sue gent apelet (3396, Rol) Li amiralz en apelet sun frere (3311, Rol) … [+ 6] Antioche V>2 V2 Li amirals Soudans Corbaran apela (5351, Ant) Li amirals apele Buiemont le marcis (9514, Ant) … [+ 2] Jerusalem V2 V2 V2 Li amirals Soudans en apela Brehier (8189, Jer) Li amirals apele l'aupatris et Morgant (8229, Jer) L'amirals en apele Carcan […] (8278, Jer) … [+ 3] Trotz der Tatsache, dass bei der Metaformulierung lediglich die Subjektposition eindeutig definiert ist, kann von einer Formulierung die Rede sein, denn es hat sich gezeigt, dass die ihr zugehörigen S-X-V-Phrasen den weitaus größten Teil aller S-X-V-Sätze des Rolandslieds überhaupt darstellen (79%) und folglich wichtige Strukturierungselemente des Diskurstyps bilden. Nur 15 weitere Sätze mit S-X-V-Syntax sind belegt, die nicht zu dieser Metaformulierungen gehören. Die folgende Tabelle erfasst die Frequenz der Metaformulierung in den sieben analysierten Texten: Tabelle 1: Metaformulierungen mit S-X-V- und S-V-X-Struktur Formulierung Rol Sais Antio Jer Clar Villeh Valen V>2 a. Li empereres 15 26% 12 22% 2 9% / 4 4 12% 5 4 12,5% 1 1 6% b. Li amirals 8 33% 0 0% 1 10% 2 12% / 0 0% / c. Li dux 8 1 62% 3 19% 2 5% 0 0% 0 0% 0 0% / d. Li quens 19 3 36% 2 8% 7 1 17% 2 4% 1 1 12,5% 1 7% 1 1 8% e. Li reis 9 24% 6 7% 2 8% 14 1 10% 1 20% 3 27% 0 0% f. Li arcevesques 2 14% 0 0% / / / 0 0% 0 0% g. Sarrasins 2 50% 0 0% 3 1 18% 2 8% 0 0% / / h. (felun) Paiens 8 1 22% 1 6% 4 3 14% 4 2 7% 0 0% / / V2 a. Li empereres 42 74% 42 78% 20 91% / 30 88% 35 87,5% 17 94% b. Li amirals 16 67% 1 100% 9 90% 15 88% / 0 0% / c. Li dux 5 38% 13 81% 39 95% 37 100% 0 0% 0 0% / d. Li quens 32 64% 22 92% 35 83% 49 96% 7 87,5% 13 93% 12 92% e. Li reis 28 76% 81 93% 22 92% 124 90% 4 80% 8 73% 1 100% f. Li arcevesques 12 86% 3 100% / / / 0 0% 0 0% g. Sarrasins 2 50% 0 0% 14 82% 24 92% 1 100% / / h. (felun) Paiens 29 78% 16 94% 25 86% 50 93% 0 0% / / Hochgestellte Zahl: Fälle, in denen das präverbale Subjekt nicht initial steht <?page no="258"?> Eva Varga 248 Bei der Auswertung der Zahlen (a-f) lässt sich festhalten, dass alle Formulierungen - mit der Ausnahme von li arcevesques (der Bischof) - im Roland in 24% bis 62% der Fälle eine V>2-Struktur aufweisen. Im Gegensatz dazu sind im Saisnes V>2-Strukturen mit maximal 22% belegt, und in den Reimchroniken mit maximal 17%. In den Prosatexten liegen die Prozentzahlen im V>2-Bereich zwischen 6% und 27%. Die genauere Analyse dieser Zahlen zeigt allerdings, dass das Subjekt in nur sechs der insgesamt 17 Sätze initial steht. In allen anderen Fällen handelt es sich um X-S-V-Strukturen, in denen die Position von X durch ein adverbiales Element besetzt ist. S-X-V wird hier also durch eine als „modern“ eingestufte AP-S-V-Struktur (mit détachement) ersetzt. Im Falle der letzten zwei Formulierungen sind die Okkurrenzen insgesamt niedrig und gehen im Falle der Prosa gegen Null. Trotz dieser Tatsache scheinen diese Ergebnisse die bereits gewonnenen Erkenntnisse zu bestätigen. Auch hier ist der Anteil an V>2-Strukturen im Roland am größten. V>2-Sätze liegen zwischen 22% und 50%, wohingegen es in den anderen Verstexten nicht über 18% sind. In der Prosa ist die Formulierung mit nur einem Satz belegt und dieser enthält eine V2-Struktur. Als Ergebnis der Auswertung kann festgehalten werden, dass eine S-X-V-Syntax (V>2) innerhalb dieser Formulierungstraditionen in den späten Verstexten deutlich seltener auftritt als im Roland, und dass umgekehrt die Anzahl an S- V-X-Strukturen (V2) prozentual betrachtet in den späteren Texten deutlich zunimmt. In den Prosatexten ist das Vorkommen von V>2-Strukturen relativ groß, es handelt sich hier aber nicht mehr um S-X-V-Sätze. Tabelle 2 bezieht sich auf Formulierungen mit initialem (Präpositional)- Objekt, die ebenfalls sowohl V2als auch V>2-Sätze mit einschließen. Es sind insgesamt nur drei Formulierungen, was jedoch nicht erstaunt, denn ein initiales Objekt ist im Altfranzösischen generell nicht häufig (vgl. Marchello-Nizia 1995: 53, 54, 56). (9) [Mit dem Sporn gibt Person X (s)einem Pferd oder Schlachtross die Sporen] V>2 Des esperons puis brochet le cheval (3341, Rol) V>2 Des esperons ben brochet sun cheval (3429, Rol) V2 Des esperons a or brocha tantost Vairon (6712 LT, 915 R, Sais) V2 Des esperons a or a brociet Capalu (6947, Jer) … (10) [Mitten durch oder in den Körper (ein Körperteil) stößt Person X eine Waffe] siehe Beispiel (5) (11) [Auf (s)ein Pferd oder Schlachtross steigt Person X] V>2 En sun destrer Baligant est muntet (3155, Rol) V>2 En Tencendur sun bon cheval puis muntet (2993, Rol) V2 En son ceval monta […] (8116, Jer) <?page no="259"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 249 V2 En lor cevaus monterent […] (9787, Jer) V2 En .I. destrier monta (3938, Ant) … Tabelle 2: Formulierungen mit initialem (Präpositional)objekt Formulierung Rol Sais Antio Jer Clar Villeh Valen V>2 (9) Mit dem Sporn … 2 29% 1 1 17% 0 0% 0 0% 1 1 100% / 1 1 100% (10) Mitten durch … 5 I 100% 2 14% 1 10% 0 0% 0 0% / / (11) Auf ein Pferd … 4 1 I 27% 3 1 II 9% 1 1 5% 3 2 I 23% 0 0% 0 0% 2 2 50% V2 (9) Mit dem Sporn … 5 71% 5 83% 2 100% 3 100% 0 0% / 0 0% (10) Mitten durch … 0 0% 12 86% 9 90% 3 100% 0 0% / / (11) Auf ein Pferd … 11 73% 30 91% 19 95% 10 77% 2 100% 4 100% 2 50% Hochgestellte arabische Zahl: V>2-Strukturen, in denen das (Präpositional)objekt nicht initial erscheint und das initiale Element - eine AP oder ein Nebensatz - in Extraposition steht Hochgestellte römische Zahl: V>2-Strukturen, in denen das Präpositionalobjekt nicht initial steht, das initiale Element aber Bestandteil des Satzes ist Aus der Tabelle wird ersichtlich, dass V>2-Strukturen im Rolandslied zwischen 27% und 100% ausmachen und in den späteren Verstexten maximal 23%. Dies bedeutet, dass der V2-Anteil in den späten Texten also wieder deutlich größer ist als im Rolandslied. In der Prosa sind die Formulierungen teilweise gar nicht belegt oder das Vorkommen ist sehr niedrig (1-4 Sätze). Allerdings schwanken hier die Prozentzahlen zwischen 0% und 100%. Wenn man die Prosabelege genauer betrachtet, erklärt sich dieses Ergebnis. Ihre initiale Position wird bei V>2-Stellung von einem adverbialen Satzelement und nicht von einem (Präpositional)objekt besetzt. Es liegt also eine AP-O-V- Struktur vor. Auch im Falle dieser Formulierungen kann demnach festgehalten werden, dass eine deutliche Differenz zwischen dem frühen und dem späten Verstext besteht, weil V>2-Sätze im Rolandslied häufiger auftreten als im Saisnes, Antioche oder Jerusalem. Ein deutlicher Unterschied zwischen den Vers- und Prosatexten ergibt sich, weil in letzteren V>2-Stellung nur mit initialer AP existiert. Aufgrund dieser Ergebnisse kann nun die Frage gestellt werden, welche Umstände bewirkten, dass V>2-Strukturen in den Formulierungstraditionen mit initialem Argument im Rolandslied wesentlich häufiger belegt sind als <?page no="260"?> Eva Varga 250 in den späteren Verstexten und in der Prosa. Die Tatsache, dass in den Prosatexten überhaupt keine S-X-V- oder O-X-V-Formulierungssätze existieren - obwohl diese Texte nur kurze Zeit nach den späten Verstexten entstanden - lässt vermuten, dass sie dem Prosaschreiber nicht angemessen für seinen Text erschienen. Allerdings muss auch gefragt werden, warum der Autor eines späten Verstextes V>2-Strukturen ebenfalls kaum einsetzte, obwohl es der Autor eines frühen Verstextes tat. Sicherlich muss man diesen Unterschied auf die verschiedenen Entstehungszeiträume zurückführen. Warum allerdings überhaupt noch V>2-Strukturen im späten Verstext bestehen, bleibt unklar. Wenn sie nicht mehr zeitgemäß waren, dürften sie eigentlich gar nicht existieren. 13 Eine Antwort auf diese Frage könnte lauten, dass der Autor eines mittelalterlichen Manuskripts aufgrund seiner textuellen Kompetenz veranlasst war, bei spezifischen Diskurstypen bestimmte Formulierungen zu verwenden und deren vielleicht ungewöhnliche Syntax - entgegen seiner sprachlichen Kompetenz - beizubehalten. Wie wir auch heute von Gedichten oder Witzen her wissen, kann eine veraltete oder fremde Syntax innerhalb bestimmter Diskurstypen durchaus korrekt und wünschenswert erscheinen. Die Tatsache, dass in den jüngeren Verstexten bereits viel häufiger eine V2-Syntax gewählt wurde als im Rolandslied, mag das Indiz dafür sein, dass V>2-Sätze als unpassend empfunden worden waren. Hier und da wurden sie aber dennoch beibehalten, weil es die Formulierung eigentlich vorschrieb. Dieser Zwang zur Einhaltung von diskursspezifischen Merkmalen wird in der jungen, im Entstehen begriffenen altfranzösischen Prosa vermutlich schwächer gewesen sein. Die strengen Strukturen des Verstextes scheinen dort zugunsten eines freieren Sprachduktus und einer freieren Syntaxgestaltung aufgebrochen, weshalb keine V>2-Strukturen mehr übernommen wurden. Auch der älteste Text, das Rolandslied, kann von dem Verfahren der Syntaxtradierung bereits betroffen sein. Diese Annahme scheint begründet, da V>2-Stellung auch im Rolandslied mit ca. 11% keine frequente Struktur war (vgl. Marchello-Nizia 2000: 6). Allerdings lässt sie sich nicht hinreichend überprüfen, weil keine Heldenepen in schriftlicher Form vorliegen, die ein bis zwei Jahrhunderte vor dem Rolandslied entstanden. Die bisher formulierten Überlegungen bleiben also hypothetisch. Sie haben aber bereits an Tragweite gewonnen, da das Auftreten oder Nichtauftreten von V>2-Strukturen nachweislich keine informationsstrukturelle Funktion hatte und auch die Versform bzw. der Reim der Verstexte in 13 Die zeitliche Chronologie der sieben Texte wurde auch durch die herangezogenen Manuskripte garantiert. Das älteste Manuskript ist dasjenige des Rolandslieds, die jüngsten diejenigen der Prosachroniken. Der Vergleich vier unterschiedlicher Manuskripte des Chanson des Saisnes zeigte zudem, dass sich keine syntaktischen Differenzen aufgrund unterschiedlicher Manuskripte ergeben. <?page no="261"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 251 Zusammenhang mit den diskurstraditionellen Merkmalen gebracht werden konnten (vgl. Varga 2015). 6 Fazit Die These der Syntax-Tradierung durch das Übernehmen stereotyper Phrasen erweist sich im Falle der besprochenen S-X-V- und O-X-V-Strukturen als sehr wahrscheinlich. Dies bedeutet, dass dort, wo ein V>2-Muster mit initialem Argument in den Formulierungen beibehalten wurde, die Syntax Teil der Tradition ist und nicht mehr Teil des Sprachsystems. Die Syntaxforschung sollte dies berücksichtigen und keine sprachsystematischen Erklärungen für das Auftreten dieser Strukturen geben. Die Annahme einer gesplitteten CP-Ebene zur Erklärung von V>2-Sätzen mit initialem Argument scheint überflüssig, weil die Strukturen vermutlich schon zu Entstehungszeiten des Rolandslieds nur noch an die Formulierung gebunden waren und niemals einen Reanalyseprozess durchliefen. Was das Verhältnis von Diskurstradition und Sprachsystem betrifft, bleibt festzuhalten, dass die untersuchten Formulierungstraditionen den syntaktischen Veränderungen des Sprachsystems weitestgehend angepasst wurden, aber eben nicht in jedem Fall. Somit zeigt sich zum wiederholten Male, dass sich das Diskurstraditionelle nicht dadurch auszeichnet, dass es gegen die Regeln des Sprachsystems verstößt. Es schließt diese mit ein, sodass hier „primäre und sekundäre Historizitäten in einem Objekt zusammenfallen“ (Kabatek 2011: 92). Wie soeben gezeigt wurde, ist ein solcher Verstoß aber durchaus möglich und steigert den Grad an Spezifität eines Diskurstyps. Dies wiederum bekräftigt aufs Neue, dass das Diskurstraditionelle trotzdem über die Grenzen und Regeln der einzelsprachlichen Grammatik hinausgehen kann. Bibliographie Axel, Katrin (2007). Studies on Old High German Syntax. Left sentence periphery, verb placement and verb second, Amsterdam / Philadelphia, John Benjamins. Benincà, Paola / Poletto, Cecilia (2004). Topic, Focus and V2. Defining the CP sublayers, in: Rizzi, Luigi (Hrsg.), The Structure of CP and IP. The Cartography of Syntactic Structures, New York / Oxford, Oxford University Press, 52-76. Besten, Hans den (1983). On the interaction of root transformations and lexical deletive rules, in: Abraham, Werner (Hrsg.), On the Formal Syntax of Westgermania. 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[Es ertönen Trompeten / Trommeln / Hörner / etc.] Roland Sunent mil grailles […] 1004 Sunent cil graisle e derere e devant 1832 Sunent cil greisle e derere e devant 3118 Sunent cez greisles 3309 [+2] Saisnes Sonent cor et buisines et graile […] 1104 LT Sonnent cor et buisines et graisle et olifant 1265 AR Sonent cor et buisines antor et anviron 5373 LT Sonent cors et busines […] 366 R Sonent cors et busines 1828 R [+3] Antioche Sonent cors et buisines grailles […] 5290-91 Tant sonerent buisines […] 643 Dont sonerent .I. graille […] 1516 Isnelement sonerent le grant cor […] 3117 [+8] Jerusalem Sonent tabors et tinbres cil cor […] 80 Sonent cors et buisines et grailles de metal 1971 Sonent cor et buisines et graille […] 6614 Sonent cors et buisines et ces cors d’olifant 8227 Sonent cors et buisines tabors […] 9050 Sonnent groilles d’arain tabor et calimiel 9146 [+15] [Im (großen) Getümmel kämpft / schlägt / etc. Person X] Roland En la grant presse or i fiert cume ber 1967 En la grant presse mil colps i fiert e plus 2090 En la grant presse cumencet a ferir 2057 En la grant presse i fierent as paiens 2070 E la grant presse les vait tuz envaïr 2129 Saisnes Enz en la greignor presse fiert et frape et flaele 3980 AR En la presse se fiert a guise de lupart 1985 AR An la presse s’ambat de la gent paienie 4826 LT <?page no="265"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 255 An la presse s’ambat […] 4953 LT En la presse se fiert […] 3967 AR [+4] Jerusalem En le presse des Turs se sont feru […] 8578 En mi la gregnor presse est li perce froissie 6857 En mi la grignour presse vont ferir […] 9212 [+2] Antioche En la presse gregnor s’est li ber enbatus 8693 En le presse se fiert a loi de combatant 8646 En le presse en entra a guise de lïon 8665 En le presse se mist a guise de lupart 8754 En le presse se fiert 9148 [+5] [Niemals sah (k)ein Mensch solch / so / sehr / etc. …] Roland Unkes nuls hom ne vit tel […] 3322 Unches nuls hom nel vit […] 1476 Unques nuls hom tel […] ne vit 2888 Unches mais hom tel ne vit […] 1460 Saisnes Onques nus hom ne vit plus […] 1589 AR Jerusalem Onques nus hom ne vit encor si […] 8178 Onques nus hom ne vit si […] 8275 onques hom ne vit tés 8983 Antioche Onques nus hom del mont n’en vit tant […] 5720 Villehardouin Onques de tant de gent nus hom plus […] ne vit 58 [Meines Wissens nach / Durch mein Wissen …] Roland Mien escientre plus ad de .II.C. anz 552 Men escient dous cenz anz ad passet 524 Men escientre dous cenz anz ad e mielz 539 Men escientre nes osent aproismer 2073 [3+] Jerusalem Par le mien escïent ce sont Arrabiant 179 Par le mien escïent il le comperront chier 242 Par le mien escïent ja s’entreferiscant 4245 Par le mien escïentre ja i ara folie 6840 Par le mien escïentre cascuns est mer passés 7599 [3+] Antioche Par le mien escïentre ja vausist forsener 4784 Par le mien escïentre ja fust vis esragiés 9376 [+3] <?page no="266"?> Eva Varga 256 [Schnell (und geschwind) geht / ersteigt / bewaffnet sich / etc. Person X ] Roland Isnelement li ber resailit sus 2085 Isnelement sur tute sa gent chet 2536 Isnelement issent […] 2767 Isnelement sur lor piez releverent 3575 Isnelement se drecent sur lur piez 3884 [2+] Saisnes Tot et isnelement s’an est an piez levez 1632 R Tost et isnelemant s’est au roi adresciez 3232 LT Tost et isnelemant est sor ax ambatu 3705 LT Isnelement s’adoubent […] 1928 AR Isnelement s’adoubent […] 2641 AR Isnelement s’adoubent et montent es chevaus 2644 AR Isnelement s’adoube […] 2706 AR Isnelement s’adoubent […] 2779 AR Isnelement remontent sor les destriers d’Espaigne 2629 AR [10+] Jerusalem Tost et isnelement soit ja li asaus mis 1194 Tost et isnelement descendent del lairis 1205 Tost et isnelement fu la vile asiegee 1344 Isnelement et tost s’en est d’illuec tornés 3767 Isnelement et tost a trait le brant forbi 5814 Isnelement et tost a se broigne vestie 7948 Isnelement et tost son auberc endossa 6890 Isnelement remontent […] 2445 Isnelement remontent 2861 Isnelement monterent es destriers abrievés 8015 [+11] Antioche Isnelement et tost met la main a l’espee 3671 Isnelement et tost a pris .I. durghemant 5518 Isnelement et tost a Buiemont mandé 4305 Isnelement s’en issent […] 8062 Isnelement s’en issent […] 8193 Isnelement s’arma […] 3936 Isnelement s’arma […] 3635 Isnelement s’arma […] 5935 Isnelement s’adoube […] 8788 Isnelement monterent sor les cevals norois 1468 Isnelement monta 5606 Isnelement monta 6236 Isnelement monta sor .I. destrier d’Arrage 8410 Isnelement monta sor .I. destrier bauçan 8781 Isnelement monterent 9269 <?page no="267"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 257 Isnelement en monte el destrier sejorné 9510 [+4] [Es / So schlägt Person X einen Gegner X] Roland E vait ferir un paien Malun 1353 E vunt ferir un paien Timozel 1382 vait ferir Oliver 1313 Si vait ferir Turgis de Turteluse 1282 Si vait ferir Escremiz de Valterne 1292 si vait ferir Chernuble 1325 Si vait ferir Engeler de Guascoigne 1537 Si vait ferir li riche duc Sansun 1574 Si vait ferir Gerin […] 1618 si vait ferir Bevon 1891 Si vait ferir Torleu le rei persis 3354 Si vait ferir le cunte Guineman 3464 [+18] Saisnes Et vait ferir un Saisne […] 1672 AR Et vait ferir un Saisne […] 1956 AR Et vait ferir un Saisne 2303 AR Et vait ferir Berart […] 1964 AR Et vait ferir Morgant le seignor de Tudele 3974 AR Et va ferir Garin […] 333 R Et va ferir Butor […] 3269 LT Et va ferir Rispeut […] 3941 AR Et va ferir Berart […] 4658 LT Et va ferir Garin d’Anseüne la grant 5012 LT Et va ferir un Saisne […] 5186 LT Et va ferir le conte 5213 LT Vait ferir Bruncosté […] 2663 AR Vait ferir Salemon […] 2727 AR Vait ferir Escorfaut […] 3968 AR Va ferir Firamor […] 424 R Va ferir Guiteclin […] 4049 LT Va ferir un François […] 4602 LT Va ferir Pincenart le roi de Canelie, 4637 LT Va ferir Murgaifier le seignor de Nubie 4820 LT Va ferir un paien […] 4842 Va ferir Murgalant 5035 LT Va ferir Guiteclin […] 5302 LT Va ferir Guiteclin […] 5327 LT Si va ferir le Saisne […] 4877 LT Si va ferir le Saisne […] 6714 [+18] <?page no="268"?> Eva Varga 258 Antioche Et vait ferir .1. Turc 1341 Et vait ferir .I. Turc […] 1405 Et vait ferir .I. Turc […] 1423 Et vait ferir Torgis 1652 Et vait ferir Torcan […] 2064 Et vait ferir Orgaie […] 2073 Et vait ferir Gasson […] 2510 Et vait ferir .I. Turc […] 3662 Et vait ferir .I. Turc […] 4725 Et va ferir Guillelme […] 8910 Vait ferir l’un paien […] 1356 Vait ferir Ricenet […] 2099 Vait ferir Tomicant […] 2110 Vait ferir Corbabel 6382 Si vait ferir .I. Turc […] 8525 [+5] Jerusalem Et vait ferir un Turc 483 Et vait ferir Harpin […] 1673 Vait ferir […] le fil Brehier 1664 Vait ferir Lucifer […] 8475 Vait ferir Aceré […] 8483 Se vont ferir es Turs 5693 Se vont ferir es Turs 6834 Se vait ferir li quens […] 8659 [+14] [Person X spaltet die Brust / das Herz / den Körper / den Kopf / die Rüstung am Körper / etc.] Roland Trenchet le piz […] 1200 trenchet li le coer […] 1278 Trenchet l’eschine […] 1333 Trenchet le cors […] 1372 Trenchet la teste […] 1586 Trenchet le nes e la buche 1646 Trenchet la teste […] 1956 Trenchet la coife […] 3436 Trenchent les quirs e cez fuz […] 3583 [+10] Saisnes Trencherons lor les testes et les ners et les os 1105 AR Trencherai li la teste […] 1309 AR Tranchent cordes et lices […] 2439 LT Tranchent testes et braz et foies et pormon 4599 LT Tranchent et braz et testes et foies et pormon 4885 LT Trancheront lor les testes […] 6948 LT <?page no="269"?> Altfranzösische Formulierungstraditionen 259 La coraille li trenche le foie et le polmon 3140 AR Le cuer li a trenchié et l’eschine et la loigne 3819 AR La teste li trancha 7365 LT [+30] Antioche Et trença l’amiral le fie et le poumon 8024 Les testes lor trençoient 1644 Les testes lor trencierent 2126 Les testes lor trencierent […] 3328 La teste li trençoient […] 3353 Les testes lor trencierent et les bus et les pis 3756 Les testes lor trencierent […] 4766 Se li trença la teste […] 560 Si lor trencent les testes […] 603 Se li trence le teste […] 1370 Si li trença la teste […] 6228 II lor trencent les testes […] 1583 II lor trencent les testes […] 3186 [+9] Jerusalem Detrencent ces clavains escus et talevas 92 Lor detrencent les testes et les bras et les pis 8802 Le pis et le coraille li a trenciet […] 378 La coife li trença […] 4039 L’orelle li trença […] 5869 La teste li trença […] 8502 La coife li trença […] 9296 Il li trence l’esquine et le cuer et le pis 454 Il li trence le pis le fie et le polmon 545 Il lor trencent les cuers […] 6916 [+14] <?page no="271"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung und Verbreitung von Existenzkonstruktionen am Beispiel von frz. il y a + strong NP De cette tendance à considérer les choses perçues comme des absolus est née je crois une manie de mon style, qui consiste à multiplier les « il y a ». (J.-P. Sartre, Carnets de la drôle de guerre: septembre 1939-mars 1940, 1983) Abstract Der vorliegende Artikel behandelt die französische Existenzkonstruktion il y a in Kombination mit einer sog. „strong NP“. Bekanntermaßen sind solche definiten NPs, die neben verschiedenen definiten Artikeln auch Personalpronomina und Eigennamen umfassen, vielfach nach il y a belegt, obwohl sie eigentlich als ungeeignet für die (typischerweise indefiniten) Nominalphrasen in Existenzkonstruktionen gelten. Der Beitrag zeichnet auf der Grundlage einer Korpusrecherche in Frantext zum einen die Verwendung und Verbreitung der verschiedenen Arten von strong NPs nach, zum anderen zeigt er, inwiefern letztere an bestimmte diskurstraditionelle Faktoren geknüpft sind. Hier ist einerseits die Unterscheidung zwischen eher nähesprachlich und eher distanzsprachlich konzipierten Gruppen von literarischen Genres relevant, andererseits finden sich aber auch ganz spezifische Diskurstraditionen unterhalb der Ebene einzelner Texte oder Autoren. 1 Einleitung * * Herzlichen Dank an Katrin Feierling-Sülzle, Wanda Rothe und Rebekka Schray für die Hilfe bei der Auswertung der Daten! Jean-Paul Sartre bemerkt in seiner stilistischen Selbstanalyse eine Vervielfachung des Gebrauchs von il y a. Eine ganz spezielle Gruppe von Verwendungen der französischen Existenzkonstruktion, nämlich il y a gefolgt von einer sogenannten strong NP, soll in unserem Beitrag in den Mittelpunkt gerückt werden. Strong NP werden wir im Folgenden als Sammelbegriff verwenden, um Nominalphrasen mit definitem Artikel, Demonstrativ- oder Possessivartikel, Personalpronomen und Eigennamen zu bezeichnen. Seit Milsark (1977) den Begriff der „Definiteness Restriction“ geprägt hat, wird in der Literatur über das Vorkommen bzw. Nicht-Vorkommen dieser sogenannten „starken“ Nominalphrasen nach Existenzkonstruktionen wie englisch there is, französisch il y a oder spanisch hay diskutiert (u.a. Suñer 1982, Abbot <?page no="272"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 262 1993, Ward / Birner 1995, Dobrovie-Sorin / Beyssade 2004, Beaver / Francez / Levinson 2005, Leonetti 2008, McNally 2011). In Bezug auf das Französische gehen die Meinungen auseinander. So gibt es einerseits Autoren, die davon ausgehen, dass die Definiteness Restriction im Französischen gilt (Dobrovie- Sorin / Beyssade 2004), andererseits aber auch Autoren, die dies verneinen (Martin 2002). Empirisch betrachtet, sind starke Nominalphrasen nach il y a zwar nicht völlig ausgeschlossen, aber doch deutlich in der Minderheit. Meulleman (2012) ermittelt in einem Korpus aus Zeitungstexten 14% starke Nominalphrasen in Kombination mit il y a. Im vorwiegend literarisch geprägten Korpus Frantext finden sich im 20. und 21. Jahrhundert (im Folgenden Jh.) ca. 6% starke Nominalphrasen unmittelbar nach il y a (Coy einger.). Vergleicht man die produktivsten Autoren in Frantext, so zeigt sich, dass Sartre il y a in Kombination mit einer definiten Nominalphrase tatsächlich überdurchschnittlich häufig benutzt, und nur noch von Barrès und Claudel übertroffen wird (s. Abb. 1; Sartre = Datenpunkt 35, Barrès = 28, Claudel = 31). Abb. 1: Frequenz von il y a + strong NP bezogen auf die Gesamtzahl der Wörter der jeweiligen Autoren 1 1 Erfasst sind alle Autoren, die mit mehr als 1 Million Wörtern in Frantext vertreten sind. Die Ziffern verweisen auf folgende Autoren: 1 d‘Urfe; 2 Corneille; 3 Sévigné; <?page no="273"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 263 Zudem erkennt man eine generelle Zunahme der Konstruktion im Lauf der Zeit. Während zu Beginn die Frequenz recht niedrig bleibt und bis Ende des 19. Jh. auch Autoren vertreten sind, die nur selten il y a + strong NP verwenden (z.B. Verne [23], Maupassant [25]), verschiebt sich die „Grundfrequenz“ im 20. Jh. deutlich nach oben. Dort erreichen die konservativsten Autoren (Gide [29], Martin du Gard [32], Mendès-France [39]) einen Wert, der im 19. Jh. schon über dem Durchschnitt liegt. Gleichzeitig nimmt die Streuung der Autoren zu. Dies lässt darauf schließen, dass die Verwendung von il y a + strong NP im Laufe der Zeit „normaler“, bzw. weniger markiert wird und die Autoren somit mehr Spielraum haben, ihren persönlichen Stil auf diesem Gebiet auszuprägen (vgl. auch Sartres Selbsteinschätzung, der explizit von „mon style“ spricht). Doch gibt es textuelle Faktoren, die über persönliche Vorlieben einzelner Autoren hinausgehen? Welche Rolle spielen Diskurstraditionen, und wie ist das Verhältnis von Nähe- und Distanzsprache bei der Verwendung von il y a + strong NP? Diese Fragen soll im Folgenden geklärt werden. Als umfangreiches, mehrere Epochen und Textsorten umfassendes Korpus hat sich Frantext 2 als am besten geeignete Basis erwiesen, 3 um solche mögliche diskurstraditionelle Faktoren im Zusammenhang mit il y a + strong NP sowohl synchronisch als auch diachronisch zu beleuchten (s. auch Coy einger.: 5f.). Die Studie bezieht sich auf den Zeitraum von 1300 bis heute, setzt also ungefähr mit der mittelfranzösischen Periode ein. 4 Gesucht wurde nach y a 5 in allen Tempora und Modi, inklusive Verneinung, 4 Marivaux; 5 Prevost l‘Abbé; 6 Voltaire; 7 Rousseau; 8 Diderot; 9 Stael; 10 Chateaubriand; 11 Stendhal; 12 Dumas Père; 13 Sue; 14 Lamartine; 15 Balzac; 16 Michelet; 17 Sand; 18 Sainte-Beuve; 19 Hugo; 20 Flaubert; 21 Goncourt; 22 Zola; 23 Verne; 24 Daudet; 25 Maupassant; 26 Loti; 27 Bourget; 28 Barrès; 29 Gide; 30 Proust; 31 Claudel; 32 Martin du Gard; 33 Genevoix; 34 Queneau; 35 Sartre; 36 de Gaulle; 37 Beauvoir; 38 Mauriac; 39 Mendès-France; 40 Garat; 41 Roubaud. 2 Base textuelle FRANTEXT, ATILF - CNRS / Université de Lorraine. <http: / / www.frantext.fr>. Die für die vorliegende Studie verwendeten Daten stammen von Ende 2013. Spätere textuelle Erweiterungen des Korpus sind nicht berücksichtigt. 3 Eine ergänzende Hinzuziehung von Korpora auf der Basis gesprochener Sprache wäre zwar wünschenswert, konnte aber im Rahmen der hier vorgestellten Studie nicht geleistet werden. 4 Der Grund für den Verzicht auf das Altfranzösische ist die hier aufgrund der optionalen Verwendung der Pronomen und des schwankenden Artikelgebrauchs besonders aufwendige Suche. Zudem haben erste Abfragen auf der Basis des Korpus von 2013 keine Okkurrenzen für il y a + strong NP ergeben (s. Coy einger.: 6). 5 Das Pronomen il wurde nicht in die Abfrage eingeschlossen, da es sowohl in den frühen Texten des 14. und 15. Jh. als auch in den späten Texten ab dem 19. Jh. nicht unbedingt in der Existenzkonstruktion verwendet wird. Im Falle der moderneren Texte ist das Fehlen von il charakteristisch für informelle Register bzw. Texte, die der Nähesprache nahestehen (s. auch Coy einger.: 6). <?page no="274"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 264 unmittelbar gefolgt von einem definiten Artikel, Demonstrativ- oder Possessivartikel, betonten Personalpronomen oder Eigennamen. 6 Der Beitrag ist gegliedert wie folgt: Kapitel 2 stellt verschiedene Typen von strong NPs vor, während Kapitel 3 zunächst auf den Begriff der Diskurstradition eingeht (3.1) und dann diskurstraditionelle Faktoren auf der Ebene der im Korpus Frantext unterschiedenen Genres (3.2) sowie auf der Ebene der Texte und Autoren (3.3) beschreibt. Kapitel 4 schließt mit einem Fazit. 2 Typen von il y a + strong NP Die Belege von il y a + strong NP lassen sich in verschiedene Typen zusammenfassen (s. Coy einger.). Zu unterscheiden sind einerseits Nominalphrasen, die zwar äußerlich definit sind, aber deren Referenzialität reduziert ist, wie z.B. bei einem Superlativ (Bsp. 1), einer kataphorischen Verwendung des Determinierers (Bsp. 2) oder einem abstrakt-generischen Gebrauch der Nominalphrase, die dann auf einen type anstatt auf ein konkretes token referiert (Bsp. 3) (s. dazu auch Beaver / Francez / Levinson 2005). (1) si la compagnie m’a gardé, c’est qu’il n’y avait pas le plus petit reproche à me faire. (E. Zola, La Bête humaine, 1890) 7 (2) Là, au vingtième chapitre […], il y avait les lignes suivantes, que je n’ai pu jamais oublier : « les grandes guerres de la Romagne […] » (A. Dumas Père, Le comte de Monte Christo, 1846) (3) ce que je ne m’explique pas, c’est que ces choses-là existent encore, maintenant qu’il y a le divorce … (L. Aragon, Les Voyageurs de l’impériale, 1947) Andererseits können nach il y a auch echt definite und referenzielle Nominalphrasen stehen. Die Konstruktionen sind dann entweder ein sogenanntes List Reading, d.h. eine Aufzählung im Diskurs relevanter Entitäten (Bsp. 4), ein Reminder, d.h. eine Erinnerung an eine im Diskurs relevante Entität (Bsp. 5) oder eine Lokalisierung (Bsp. 6) (zu lokalisierendem Gebrauch von il y a s. Koch 2012). 8 In allen diesen Fällen ist il y a in erster Linie präsentativisch und nicht existenziell. (4) - Attends, fit Larivoire. Similien va te raccompagner. - Mais non, Larivoire, mais non : c’est pas la peine, malgré la politesse : il y a la lune, 6 Für il y a + definiter Artikel und il y a + Demonstrativartikel wurde für den Zeitraum ab 1881 wegen der großen Anzahl der Belege jeweils nur eine Zufallsauswahl bearbeitet. 7 Soweit nicht anders angegeben, stammen alle zitierten Beispiele aus Frantext. 8 Davon unbenommen können abstrakt-generische Nominalphrasen natürlich auch in Aufzählungen oder mit erinnernder Funktion vorkommen (vgl. le divorce in Bsp. 3), d.h. dass List Reading und Reminder nicht allein auf konkret-referenzielle Nominalphrasen beschränkt sind. <?page no="275"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 265 il y a les étoiles. Je verrai mon chemin. Et elle sortit dans la nuit. (J. Roumain, Gouverneurs de la rosée, 1944) (5) Tant pis, on se verra demain. - Il y a la manifestation demain. Je ne sais pas quand elle finira. - Ah, la manifestation ! (C. Etcherelli, Élise ou la vraie vie, 1967) (6) Nous sommes revenus par Bellevue … Nous avons pris au bout de l’avenue du château par un chemin à droite … un petit chemin charmant … Il y avait la Seine en bas … on la voyait dans les arbres … […] c’était superbe … (E.de Goncourt, Soeur Philomène, 1861) Ein besonderer Fall des präsentativischen Gebrauchs von il y a ist die sogenannte „construction événementielle“ (Dobrovie-Sorin / Beyssade 2004: 81- 84), die sich durch eine zweiteilige Struktur auszeichnet (Bsp. 7). (7) - alors, tout va bien là-bas ? […] - oui, oui … il y a le garde champêtre qui s’est cassé le bras … le père Canivet est mort … Monsieur le curé a perdu sa bourse, […] autrement, tout va bien. (E. Zola, Une page d’amour, 1878) Im ersten Teil, eingeleitet durch il y a, wird eine Entität eingeführt, über die im zweiten Teil, eingeleitet durch ein Relativpronomen, etwas ausgesagt wird. Der Relativsatz ist dabei kein klassischer Relativsatz im Sinne der Modifizierung eines Nomens, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil der Konstruktion und hat eine prädikative Funktion (s. ebd.). Die il y a … qui Konstruktion ist typisch für gesprochene Sprache (s.u.) und wird in Abschnitt 3.2.1. näher besprochen. Die hier genannten Beispiele (1-7) für die verschiedenen Typen von il y a + strong NP sind auch insofern repräsentativ, als sie die besondere Rolle der Mündlichkeit, genauer gesagt der Nähesprache, 9 andeuten: Ein Großteil der Belege stammt aus direkter Rede, d.h. aus nachgebildeter Mündlichkeit. Dieser Trend ist in den früheren Jahrhunderten noch stärker als im ausgehenden 19. und 20. Jh., aus dem die obigen Beispiele stammen. Auch eine teils starke diastratisch und / oder diaphasisch niedrige Markierung zeichnet viele Belege aus. In Beispiel (8), einem der frühesten Belege für il y a + Possessivartikel, wird die diastratisch niedrige Markierung z.B. an phonetischen (acoutez, alle(s), queuque, cheux statt écoutez, elle(s), queleque, chez) und morphologischen (Personalendung -ont statt -ent) Merkmalen deutlich. 10 9 Zum Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Konzeption und Medium, und den Begriffen Nähe- und Distanzsprache s. Koch / Oesterreicher ( 2 2011: 3-19). Es versteht sich von selbst, dass Frantext als literarisches Korpus nur geschriebene Texte enthält. Diese können jedoch von ihrer Konzeption her ganz oder teilweise nähesprachlich geprägt sein und damit typische Charakteristika der gesprochenen Sprache aufweisen. 10 Es handelt sich hier eher um eine diastratische als eine diatopische Markierung. Der „paysan patoisant“ (Blanc 1985: xxiii) ist in Dancourts Stücken eine häufig anzu- <?page no="276"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 266 (8) Blaise : Acoutez, il m’est avis que celles de ce pays-ci commençont à faire de même, alles se dégourdissont. Il y a notre Madame la Baillive, par exemple. Mme Guimauvin : Hé bien, Madame la Baillive ? Blaise : Alle loge depuis queuque temps cheux elle […] (F. Carton Dancourt, Les Eaux de Bourbon, 1711) Eine diaphasisch niedrige Markierung, erkennbar in Beispiel (9) in erster Linie am Einsatz markierter Lexik (carrément, marcher à côté de ses pompes, mec), häuft sich vor allem im 20. Jh. Die Verwendung von apostrophiertem qu‘ statt qui und das Weglassen des unpersönlichen il bei fallait, y avait sind hingegen, im Zuge des Einrückens diastratisch und diaphasisch niedrig markierter Merkmale in den Bereich des „Gesprochenen“ in der Varietätenkette, nicht mehr unbedingt diaphasisch markiert, sondern gehören bereits, diaphasisch neutral, zur Varietät ‚gesprochen‘ (s. Koch / Oesterreicher 2 2011: 3, 17, 161, 168, 177). Auch die Konstruktion (il) y a … qui selbst, die hier verwendet wird, ist typisch für das gesprochene Französisch bzw. die französische Nähesprache (ebd., 114 Fn. 58, 181; s. auch Abschnitt 3.2.1 des vorliegenden Beitrags). (9) Il marchait carrément à côté de ses pompes, fallait que je le soutienne, comme un mec qu’a trop bu. Y avait toute la famille qui nous suivait, la sympathique famille Loraga, Monsieur, Madame, les chérubins jolis. (B. Blier, Les Valseuses, 1972) Der Einsatz sprachlicher Merkmale aus dem Nähebereich erzielt in der Literatur, die generell eher einem distanzsprachlichen Ideal verpflichtet ist, einen starken Effekt. Die weitere Untersuchung wird allerdings zeigen, dass die Verwendung von il y a + strong NP keinesfalls nur auf nähesprachliche Passagen beschränkt ist. Vielmehr müssen innerhalb der Gruppe il y a + strong NP noch einmal verschiedene Konstruktionen unterschieden werden, die jeweils unterschiedliche Verwendungspräferenzen haben. treffende, stereotype Figur. Dancourt schafft zu dessen Charakterisierung einen „parler type“ (ebd.: xxvi). Dessen Merkmale basieren zwar auf dem Dialekt der Ile-de- France, er bleibt jedoch ungeachtet des Schauplatzes des jeweiligen Stückes, und damit der regionalen Herkunft des jeweiligen Bauern, immer derselbe, und dient damit mehr der sozialen als der regionalen Charakterisierung (s. ebd.: xxiii, xxv-xxvii). <?page no="277"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 267 3 Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von il y a + strong NP im Korpus Frantext 3.1 Diskurstraditionen Der hier verwendete Begriff der Diskurstradition geht auf Koch (1987) zurück, wobei sich das dahinterstehende Konzept auch bereits als „Texttradition“ bei Coseriu (1980) und Schlieben-Lange (1983) findet. 11 Gemeint sind Komplexe von Diskursregeln, die auf der Basis der Sprechregeln sowie der Sprachregeln operieren, aber im Unterschied zu ersteren nicht universal, sondern historisch und konventionell sind und im Gegensatz zu letzteren gerade nicht (oder allenfalls zufällig) an Sprachgemeinschaften gebunden sind. (Koch 1988: 342, Hervorhebung im Original). Solche „Diskursnormen“, die „intersubjektiv gültig sind und den jeweiligen Sinn eines Textes mitkonstituieren: Textsorten, Gattungen, Stile usw.“ (Koch 1988: 342, Hervorhebung im Original) sind also auf der einzelsprachlichhistorischen Ebene (s. z.B. Coseriu 1980: 7, 35-47) angesiedelt, gehen dabei aber über einzelsprachliche Sprachsysteme hinaus. Es handelt sich um historisch gewachsene Konventionen im Hinblick auf die Gestaltung von mündlichen oder schriftlichen Äußerungen (von der Begrüßung eines Bekannten oder Unbekannten über Verkaufsgespräche bis hin zur typischen Gestaltung von ganzen Textsorten wie Kochrezepten, Märchen oder Krimis), die über mehrere Sprachen oder sogar Kulturkreise hinweg ähnlich funktionieren und somit an bestimmten Formulierungsweisen, Stilen oder anderen übereinzelsprachlichen Merkmalen erkennbar sind. Im Hinblick auf die so definierten Diskurstraditionen können im Korpus Frantext hilfsweise die dort unterschiedenen genres littéraires herangezogen werden, die unterschiedliche Textsorten wie Brief, Roman, Traité, Memoiren u.a. umfassen. 12 Zwar sind Begriffe wie Genre, Gattung oder Textsorte nicht per se deckungsgleich mit dem der Diskurstradition, dennoch besteht ein gewisser Überschneidungsbereich (Kabatek 2011: 93, 99), da eine Diskurstradition durchaus einem bestimmten Genre entsprechen kann (bspw. das 11 S. u.a. auch Koch (1997), Oesterreicher (1997), Frank-Job (2005), Kabatek (2005, 2011), Varga (2015) sowie die Einleitung zum vorliegenden Band und die Beiträge von Greußlich, Kabatek, Oesterreicher und Frank-Job. 12 Für die vorliegende Studie wurden einige genres littéraires, die ähnliche Charakteristika aufweisen, noch einmal zusammengefasst. Dadurch konnte die bisweilen geringe Quantität einzelner Genres in Frantext und damit auch die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht werden. Im Einzelnen wurden so die folgenden quantitativ relativ stark vertretenen Gruppen unterschieden: Brief, Memoiren / Tagebuch, Roman / Nouvelle / Conte, Theater, Traité / Essai. In geringerem Umfang sind die folgenden Gruppen vertreten: Entretien / Interview, Pamphlet, Poesie / Liedtexte, Presse und Reiseerzählung. Weiterhin existiert in Frantext auch eine Kategorisierung von Texten als „non renseigné“. Letztere wurden hier nicht einbezogen. <?page no="278"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 268 bereits erwähnte Märchen), auch wenn einzelne Diskurstraditionen zumeist kleinteiliger sind als ganze Gattungen: So beinhaltet das Genre Zeitung / journalistischer Text ganz unterschiedliche Diskurstraditionen wie Reportage, Leitartikel, Leserbrief oder Kolumne; und auch innerhalb eines Briefes wären die typischen Anrede- und Schlussformeln noch einmal vom eigentlichen Inhaltsteil zu differenzieren. Im Bewusstsein der lediglich partiellen Äquivalenz von Diskurstraditionen und genres littéraires können letztere aber möglicherweise durchaus Aufschluss über einen Zusammenhang zwischen der französischen Existenzkonstruktion und bestimmten diskurstraditionellen Faktoren geben. So soll im Folgenden geprüft werden, ob die einzelnen Typen von il y a + strong NP - in einem bestimmten Zeitraum oder generell - bevorzugt in bestimmten genres littéraires auftreten, welche Funktion sie in diesen Fällen erfüllen und ob es sich ggf. um eine eigenständige Diskurstradition handelt. Die Auswertung der Okkurrenzen aus den verschiedenen genres littéraires erfolgte manuell. Für den quantitativen Vergleich zwischen verschiedenen Genres und / oder Zeiträumen erwies sich die Berechnung der Relation zwischen der Anzahl der Okkurrenzen für ein bestimmtes Phänomen (z.B. il y a + Eigenname) und der Gesamtwortzahl des entsprechenden Genres (ggf. in einem bestimmten Zeitraum) als geeignet: Im Gegensatz zur Berechnung des Verhältnisses zur Gesamttreffermenge oder zur Anzahl der Texte wird so am besten den Tatsachen Rechnung getragen, dass die verschiedenen Genres nicht nur in unterschiedlichem Maße in Frantext vertreten sind (z.B. fünf Pressetexte gegenüber 1.222 Romanen, Stand März 2015), 13 sondern im Normalfall auch einen unterschiedlichen Umfang (s. z.B. Liedtext gegenüber Roman) und damit ein unterschiedliches Potenzial für Okkurrenzen von il y a + strong NP haben. Zum Zwecke der besseren Handhabbarkeit der Zahlen wurde das Ergebnis der Division mit 10 7 multipliziert. Für einzelne Aspekte wurden auch einfache prozentuale Verhältnisse bestimmt. 3.2 Diskurstraditionelle Faktoren für die genres littéraires nach Frantext Betrachtet man die verschiedenen il y a + strong NP-Typen im Hinblick auf die an Frantext orientierten genres littéraires, zeigt sich zunächst dieselbe Tendenz wie bei der allgemeinen Auswertung (s. Coy einger.): Mit Ausnahme der nur marginal vertretenen Genres wie Presse oder Pamphlet dominiert bei Weitem das List Reading, gefolgt von Lokalisierungen und Reminder-Fällen. Dennoch lässt sich feststellen, dass bestimmte Phänomene durchaus mit einzelnen Genres zusammenhängen. Eine deutliche Gruppen- 13 Ähnliches gilt für die verschiedenen Zeiträume: Der weitaus größte Teil der Texte stammt aus dem 20. Jh. <?page no="279"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 269 bildung ergibt sich z.B. aus der auf Koch / Oesterreicher (1985) zurückgehenden Unterscheidung zwischen Nähe- und Distanzsprache. Einige Genres weisen eine Affinität zur Nähesprache auf, weil sie z.B. viele dialogische Passagen enthalten (Entretien / Interview, Theater) oder in erster Linie persönlich-private Erfahrungen thematisieren (Tagebuch / Memoiren). Es ist zu erwarten, dass sich in diesen Gruppen häufiger Okkurrenzen von il y a … qui (s.o., Bspe. 7 und 9) sowie andere in der Nähesprache verortete Phänomene finden. Das Auftreten von il y a + strong NP in den eher distanzsprachlich konzipierten Genres, z.B. Traité / Essai 14 ist hingegen vermutlich an sachlich konzipierte Texte mit entsprechend inhaltlich und syntaktisch dichteren und insgesamt komplexeren Strukturen geknüpft (s. auch Kap. 3.2.2). Weitere Genres, wie z.B. Brief, Poesie / Liedtexte und Roman / Nouvelle / Conte, weisen Potential sowohl für näheals auch für distanzsprachliche Phänomene auf, je nachdem z.B., an wen ein Brief adressiert ist oder ob die il y a + strong NP-Okkurrenz in einer dialogischen, narrativen oder deskriptiven Romanpassage vorkommt. Auch stehen einige, vor allem jüngere, Romane im Ganzen der Nähesprache nahe (z.B. der 1932 erschienene Voyage au bout de la nuit von Céline oder die Werke von Queneau). 3.2.1 Nähesprachliche Phänomene Um sicherzustellen, dass (il) y a … qui wirklich als ein gesprochen-nähesprachliches Phänomen eingeordnet werden kann (s. z.B. Koch / Oesterreicher ²2011: 181), wurden für die Auszählung der Okkurrenzen dieses Typs von il y a + strong NP nur eindeutig gesprochen-dialogische Passagen betrachtet. Dabei bestätigen sich die oben ausgeführten Vermutungen. So zeigt das folgende Schaubild die Entwicklung dieser Konstruktion über mehrere Jahrhunderte hinweg für die Genres Memoiren / Tagebuch, Theater, Traité / Essai, Brief, Roman / Nouvelle / Conte und, ab dem 20. Jh., Entretien / Interview: 15 14 Zur Distanzsprache tendieren auch andere in Frantext unterschiedene Genres wie z.B. Pamphlete oder Reiseerzählungen. Diese werden aufgrund des geringen Vorhandenseins entsprechender Texte aber im Folgenden bei quantitativen Auswertungen nicht berücksichtigt. 15 Begonnen wird mit dem 16. Jh. Vorher sind in den (mit Ausnahme des definiten Artikels nur vereinzelt auftretenden) Okkurrenzen von il y a + strong NP (s. Coy einger.: 9) keine Okkurrenzen von (il) y a … qui in gesprochen-dialogischer Umgebung vorhanden. In Frantext unterschiedene Genres, die insgesamt nur sehr wenige Okkurrenzen umfassen, werden in den Schaubildern nicht einbezogen. Eine Ausnahme in Abb. 2 stellt die Gruppe Entretien / Interview dar, die erst ab dem 20. Jh. in Frantext belegt ist, für (il) y a … qui in gesprochener Sprache aber einen sehr hohen Wert aufweist. <?page no="280"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 270 Abb. 2: (il) y a … qui in gesprochener Sprache pro Zeitraum und genre littéraire Wie Abb. 2 zeigt, sind in der Gruppe Theater, gefolgt von Roman / Nouvelle / Conte die frühesten Okkurrenzen von (il) y a … qui in gesprochener Sprache belegt. 16 Ihr Vorkommen schwankt bis zum 19. Jh., in dem erstmals auch Belege aus den Genres Brief und Memoiren / Tagebuch auftreten. Im 20. bzw. beginnenden 21. Jh. zeigt sich ein deutlicher Anstieg der Werte für alle Genres. Erstmalig sind hier auch die Gruppe Traité / Essai mit einem sehr niedrigen Quotienten und die Gruppe Entretien / Interview mit einem sehr hohen Quotienten vertreten. Insgesamt spiegelt die Entwicklung auch eine Zunahme nähesprachlicher Passagen über die Jahrhunderte hinweg in allen hier betrachteten genres littéraires wider. Der extreme Ausschlag beim Entretien / Interview rührt neben der verhältnismäßig geringen Gesamtwortzahl dieses Genres, das in Frantext erst ab 16 Das Genre Theater umfasst hier und im Folgenden sowohl Komödien als auch Dramen. Klassische, dem bon usage verpflichtete Tragödien, wie z.B. von Racine oder Corneille, sind jedoch nicht darunter, da sie keinerlei Belege von il y a + strong NP aufwiesen. Entgegen der ursprünglichen Annahme, dass die nicht-kanonische Konstruktion il y a + strong NP vor allem in Komödien zu finden ist, stammen 50% der Okkurrenzen von il y a … qui im Genre Theater aus Dramen, und zwar zumeist aus dem 20. Jh. (u.a. Werke von Claudel, Sartre und Anouilh). Letztere zeichnen sich durch einen modernen Sprachgebrauch aus, sodass nähesprachliche Passagen hier nicht prinzipiell ausgeschlossen sind. <?page no="281"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 271 dem 20. Jh. vertreten ist, natürlich hauptsächlich von dessen prinzipiell nähesprachlichen Konzeption her (s. Bsp. 10). Auch wenn es sich zum Teil um medial schriftliche Interviews, die einen gewissen Planungsgrad aufweisen, handelt, ist die Sprache durch eine fingierte Spontaneität gekennzeichnet. Originär mündliche Interviews zeichnen sich hingegen durch eine deutlich ungeplantere Sprache und damit durch eine echte Spontaneität aus. (10) […] elle était en quarantaine, elle aussi, je crois bien que Pompidou et sa femme étaient là, il y avait Me Floriot qui nous agressait toutes les deux, son ton était du genre: « Elles aiment bien les Arabes, hein, les p’tites dames … » (S. Signoret, La nostalgie n’est plus ce qu’elle était, 1976 [Entretien / Interview]). Die interne Heterogenität der Entretien / Interview-Gruppe ist vermutlich auch der Grund dafür, dass die Werte bei den zweit- und drittstärksten Gruppen Theater und Roman / Nouvelle / Conte deutlich niedriger sind. In diesen literarischen Gattungen spielt gesprochen-dialogische Sprache zwar eine zentrale Rolle, die Dialoge der Protagonisten sind vom Autor aber sorgsam geplant und sollen nur in bestimmten Passagen explizit eine spontan-nähesprachliche Wirkung erzielen. Entsprechende Textstellen sind, wie Bsp. (11) zeigt, erkennbar an Überbrückungsphänomenen wie Pausen (hier simuliert durch …), Füllwörtern (voilà) oder Floskeln (je m’en vais vous dire), und natürlich der Verwendung von (il) y a … qui selbst (zum Auslassen des il in der Varietät ‚gesprochen‘ s.o., Bsp. 9). (11) Joussiaume, souriant au vague, s’expliqua : - chef … voilà … je m’en vais vous dire … y a ma sœur qui se marie mardi. - allons, tant mieux, fit Hurluret; un cocu de plus. (G. Courteline, Le Train de 8 h 47, 1888 [Roman / Nouvelle / Conte]). Die Gruppen Brief und Memoiren / Tagebuch sind ab dem 19. Jh. mit leicht steigender Tendenz belegt. Trotz eines generell weiteren Spektrums an Elaboriertheit und Planung verfügen sie aufgrund ihres eher privaten Charakters 17 über eine gewisse Affinität zur Nähesprache: (12) dépêche-toi donc d’en envoyer une copie terminée ou non à Copeau. Et aussi il y a Gallimard et Jean Schlumberger qui attendent l’autre. Songe que si tu veux risquer le prix Goncourt, il faut te dépêcher pour que l’édition soit prête. (J. Alain-Fournier Rivière, Correspondance (1905-1914), 1926). Insgesamt zeigt sich, dass (il) y a … qui vor allem in Verbindung mit NPs, die Eigennamen oder Possessivbegleiter enthalten, auftritt (zusammen 82% aller 17 Eine Sichtung der in Frantext unter Correspondance versammelten Werke zeigt, dass diese überwiegend von „Literaten“ wie Mme de Sévigné, Diderot, George Sand, Balzac, Flaubert, Sartre etc. stammen und meist dem Verfasser / der Verfasserin persönlich bekannte und vertraute Adressaten haben. <?page no="282"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 272 Vorkommen in gesprochener Sprache). Dies ist darauf zurückzuführen, dass hier im Vergleich zu den anderen NP-Typen die höchste Definitheit und Referenzialität vorliegt (Coy einger.: 22), was sich wiederum besonders gut für die durch (il) y a … qui zum Ausdruck gebrachte Eventivität eignet. Demgegenüber finden sich in der eher distanzsprachlichen Textsorte Traité / Essai, um die es im folgenden Abschnitt gehen wird, nur im 20. / 21. Jh. marginale Vorkommen dieser Konstruktion. 3.2.2 Distanzsprachliche Phänomene Ein näherer Blick auf das distanzsprachliche Genre par excellence, die Gruppe Traité / Essai, zeigt, dass hier vor allem im 18. und 19. Jh. unter den strong NPs generische, d.h. nicht-referenzielle und zudem abstrakte Verwendungen vorzuherrschen scheinen (Bsp. 13). Dies ist nicht weiter verwunderlich, da es in dieser Textsorte gerade und mehr als in anderen Genres darum geht, theoretische Konzepte mit einer gewissen Allgemeingültigkeit zu erörtern oder zu propagieren. (13) L’amour-goût s’enflamme et l’amour-passion se refroidit par les confidences. Outre les dangers, il y a la difficulté des confidences. En amourpassion, ce qu’on ne peut pas exprimer (parce que la langue est trop grossière pour atteindre à ces nuances), n’en existe pas moins pour cela, seulement comme ce sont des choses très fines on est plus sujet à se tromper en les observant. (Stendhal, De l’amour, 1822 [Traité / Essai]). Bezüglich der verschiedenen NP-Typen besteht dieser Zusammenhang beim definiten und, etwas weniger ausgeprägt, beim Demonstrativartikel, wo allerdings auch häufig Kataphern auftreten. Eigennamen und Personalpronomina sind hingegen naturgemäß immer referenziell und mit Ausnahme einiger weniger Eigennamen wie z.B. Feiertagen nie abstrakt. Auch die Possessivartikel sind nahezu alle referenziell und haben eine starke Affinität zu Konkreta, die 76,9% aller Okkurrenzen ausmachen. Unter diesen bezeichnet die NP am häufigsten Personen (s. Bsp. 8), aber auch Körperteile und das Substantiv „nom“ sind gehäuft zu finden. Im Folgenden sollen daher exemplarisch die abstrakt-generischen il y a + strong-NP-Okkurrenzen mit dem definiten Artikel näher beleuchtet werden. Wenn das Auftreten solcher NPs wie vermutet in erster Linie die Distanzsprache kennzeichnet, sollten diese in den der Nähesprache nahe stehenden Genres deutlich seltener auftreten als in der Gruppe Traité / Essai. Das folgende Schaubild zeigt die Entwicklung der abstrakt-generischen NPs vom 16. bis zum 19. Jh. 18 18 Zur Beschränkung auf bestimmte Zeiträume und Genres s. Anm. 15. <?page no="283"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 273 Abb. 3: Abstrakt-generische NPs pro Zeitraum und genre littéraire Für die distanzsprachliche Gruppe Traité / Essai zeigt sich beginnend mit dem 16. Jh. eine stetige Zunahme der abstrakt-generischen NPs bis zum Ende des 19. Jhs. mit einem größeren Sprung vom 17. zum 18. Jh. Für das 20. bzw. 21. Jh. lässt sich ein starker Abfall feststellen. Im Vergleich dazu sind die Werte für die beiden eher nähesprachlichen Genres Memoiren / Tagebuch und Theater über alle Zeiträume hinweg deutlich niedriger, sodass sich die Annahme geringerer Vorkommen von abstrakt-generischen NPs in der Nähesprache zunächst bestätigt. Auch hier kann eine Zunahme der Okkurrenzen bis zum Ende des 19. Jhs. mit einem anschließenden Rückgang konstatiert werden, wobei im Genre Theater erst im 17. Jh. Belege zu verzeichnen sind, deren Zahl dann aber kontinuierlich bis zum 19. Jh. ansteigt. In der Gruppe Memoiren / Tagebuch sind abstrakt-generische NPs bereits im 16. Jh. belegt, ihre Anzahl schwankt in den folgenden beiden Jahrhunderten allerdings leicht. Dass die Werte für das Genre Theater überwiegend noch geringer sind als für Memoiren / Tagebuch, erklärt sich aus dem stark dialogischen Charakter des Theaters: Hier sind viele il y a + strong-NP-Vorkommen in die Situation eingebunden und haben deiktischen Charakter, während die Gruppe Memoiren / Tagebuch eine stärkere Situationsentbindung aufweist und je nach Autor auch gehäuft abstrakte Konzepte eine Rolle spielen (z.B. politischer oder gesellschaftlicher Natur in den Memoiren Charles de Gaulles). Was die Gruppe Roman / Nouvelle / Conte betrifft, so zeigt sich eine Affinität zu den nähesprachlichen Genres: Quantitativ liegen die Vorkommen jeweils zwischen denen für Theater und Memoiren / Tagebuch. Die Zunah- <?page no="284"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 274 me der Werte bis zum 19. Jh. mit einem Rückgang ab dem 20. Jh. wiederholt sich auch hier. Offensichtlich spielen abstrakt-generische NPs nach il y a + definiter Artikel über die Jahrhunderte hinweg im Genre Roman / Nouvelle / Conte keine zentrale Rolle. Die Textsorte Brief schließlich weicht nicht nur von den anderen Genres, sondern auch von den Erwartungen ab. Zunächst ist ein exponentieller Anstieg vom 17. zum 18. Jh. zu verzeichnen, wo die Okkurrenzen bereits einen Höhepunkt erreichen, der weit über allen anderen Werten für die verschiedenen Zeiträume und Genres liegt. 19 Im 19. Jh. sinkt der Wert, liegt aber immer noch auf der Höhe desjenigen für Traité / Essai und fällt dann im 20. / 21. Jh. im selben Maße wie die Vergleichswerte der anderen Gruppen ab. Zeigt sich also für das Genre Brief ein deutlicheres Potenzial für distanzsprachliche Phänomene als angenommen? Die Betrachtung der einzelnen Okkurrenzen ergibt vielmehr, dass zwei Drittel der abstraktgenerischen NPs bei Briefen im 18. Jh. und immerhin noch knapp 30% der entsprechenden Treffer im 19. Jh. eine Superlativkonstruktion enthalten, die als expressiv gelten kann (s. die gegenüber dem Liebhaber zum Ausdruck gebrachte Empörung im untenstehenden Bsp. 14) und damit auf dem Kontinuum zwischen Distanz- und Nähesprache weiter entfernt vom distanzsprachlichen Pol angesiedelt ist als z.B. die nicht superlativische Konstruktion des Bsp. (13). (14) Vous, m’écrire de faux prétextes aussi froidement, tandis qu’une lettre de l’évêque m’apprend que vous ne pensez pas à partir, et une autre de Mme D’Hénin qu’il n’y a pas le moindre danger pour vous dans le voyage et que si vous l’aviez voulu, depuis un mois il serait fait ! Ces deux lettres me viennent avec les vôtres. Elles m’expliquent l’insultant persiflage dont vous abîmez ma vie depuis quatre mois. (Germaine de Staël, Lettres inédites à Louis de Narbonne, 1794). Zwar sind solche expressiven Superlative nach il y a im 18. Jh. und 19. Jh. auch in den anderen vier Genres vertreten, bezogen auf die jeweilige Gesamtwortzahl ergibt sich für die Briefe jedoch im Vergleich ein weitaus höherer Quotient, 20 sodass die abstrakt-generischen strong NPs in der Gruppe Brief in der Tat als weniger distanzsprachlich eingestuft werden können als die der anderen Genres. Durch die große Beliebtheit der Superlativkonstruktionen im 18. Jh. erklärt sich auch der starke Ausschlag der Gruppe Brief in Abb. 3. Auffälligerweise finden sich unter den 12 Okkurrenzen im 18. Jh. neun verneinte Superlative (s. Bsp. 14) sowie zwei 19 Die Wortmenge ist hier nur unwesentlich geringer als in den Vergleichszeiträumen. 20 Und zwar für das 18. Jh. (auch hier multipliziert mit 10 7 ): 74,1 bei den Briefen gegenüber 27,5 (Memoiren / Tagebuch), 12,6 (Roman / Nouvelle / Conte), 3,9 (Theater) und 9,8 (Traité / Essai); für das 19. Jh. hat der Brief immerhin noch einen Wert von 17,1 gegenüber 9,6 (Memoiren / Tagebuch) und 10,5 (Traité / Essai). <?page no="285"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 275 Irrealiskonstruktionen. In allen Fällen wird der Superlativ mit moins, moindre oder plus petit / plus léger gebildet, bezeichnet also immer die geringstmögliche Menge der Bezugseinheit. Während im 17. Jh. bezüglich beider Aspekte mehr Variabilität besteht, ist im 19. Jh. das Verhältnis zwischen affirmativen und negativen Superlativen sowie solchen in Irrealiskonstruktionen ausgeglichen, die Dominanz von moindre bzw. plus léger setzt sich mit elf von 15 Treffern jedoch fort. Im 20. Jh. findet sich überhaupt nur noch ein Superlativ im Genre Brief, diesmal affirmativ und mit der Bezeichnung der größtmöglichen Menge (le plus de différence …). Insgesamt betrachtet besteht also im 18. und 19. Jh. die Tendenz, in Briefen Superlative zu gebrauchen, um in expressiver Weise das geringe Ausmaß oder die geringe Bedeutung von oftmals insgesamt negierten Bezugseinheiten herauszustellen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die abstrakt-generischen NPs im 18. und 19. Jh. ihren Höhepunkt erreichen, während sich in den vorangehenden Zeiträumen eine Präferenz für konkret(-materiell)e NPs zeigt, gegenüber der sich erst im 17. Jh. langsam Abstrakta durchsetzen. Im 20. und 21. Jh. hingegen tritt in erster Linie eine Zunahme referenzieller NPs auf (s. auch Coy einger.: 11), wohingegen abstrakte NPs an sich weiterhin quantitativ eine wichtige Rolle spielen. 3.3 Diskurstraditionelle Faktoren auf der Ebene der Texte und Autoren Auch unterhalb der Ebene der genres littéraires finden sich Phänomene im Zusammenhang mit il y a + strong NP, die diskurstraditionell bedingt sind. Diese können einerseits wieder ein oder mehrere Genre(s) betreffen, andererseits auch bei einzelnen Autoren gehäuft auftreten. Charakteristisch ist, dass sie eng an bestimmte narrative (3.3.1), strukturierende (3.3.2) oder ästhetische (3.3.3) Situationen und Intentionen gebunden sind, die in direktem Zusammenhang mit der einzelnen Diskurstradition stehen. 3.3.1 il y a in Aufzählungen mit Eigennamen Zwar sind List Readings insgesamt der häufigste Konstruktionstyp bei il y a + strong NP, in Verbindung mit Eigennamen fällt jedoch eine spezielle Untergruppe auf, die in den Beispielen in (15) veranschaulicht ist: (15) a. jeudi 9 mai. dîner chez Charles Edmond. Il y a Halévy, le vaudevilliste, About, Marchal, le peintre, De Najac, le vaudevilliste. La grande nouvelle de ce monde, c’est que Juliette Beau, Juliette la marseillaise, joue ce soir à la salle de la Tour d’Auvergne. (E. de Goncourt / J. de Goncourt, Journal: mémoires de la vie littéraire, t. 1: 1851-1863, 1863) b. Un après-midi, dans ma chambre de l’hôtel Mistral où de nouveau nous habitions, eut lieu notre première réunion. Il y avait Cuzin, Desanti, trois ou quatre de leurs amis, Bost, Jean Pouillon, Merleau-Ponty, <?page no="286"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 276 Sartre, moi. Desanti proposa, avec une rieuse férocité, d’organiser des attentats individuels: contre Déat, par exemple. (S. de Beauvoir, La force de l’âge, 1960 [Memoiren]) c. On fête mon anniversaire chez Franck. Sandra est là. Il y a Marie- Odile C., Fornier, etc. … François, avec son petit air d’enfant sage en bout de table… … Je suis un homme heureux […] (J.-L. Lagarce, Journal 1977- 1990, 2007) Es handelt sich hierbei um die narrative Schilderung von sozialen Ereignissen wie Abendessen, Empfängen, Treffen, Feiern oder Ähnlichem, die vor allem im Genre Tagebuch / Memoiren gehäuft auftritt und einer festgelegten dreiteiligen Struktur folgt: Zunächst wird die Art der Veranstaltung mittels eines Oberbegriffs kategorisiert (dîner in 15a, réunion in 15.b, fête d’anniversaire in 15c), dann die Anwesenden mittels präsentativischem il y a + Eigenname (bisweilen auch + definiter Artikel oder Possessivartikel) aufgezählt und schließlich eine zentrale Episode im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung herausgegriffen (15a und 15b) oder die dort bzw. beim Erzähler vorherrschende Stimmung beschrieben (15c). Diese konkrete Erzählsituation ist besonders typisch für Genres, in denen menschliche Beziehungen, gesellschaftliche Ereignisse oder gemeinschaftliche Erlebnisse eine zentrale Rolle spielen, also neben Memoiren / Tagebuch auch Brief, Entretien / Interview und einige Romane. Man könnte hier vielleicht von einer Diskurstradition der subjektiven Schilderung sozialer Ereignisse sprechen, die entweder für den Autor selbst im Tagebuch festgehalten oder an einen Leser gerichtet wird. Aufgrund der präsentativischen Funktion von il y a steht dieser Konstruktionstyp der Nähesprache nahe und ist zudem charakteristisch für bestimmte Autoren: Von den insgesamt 90 eindeutigen Fällen, von denen die allermeisten im 19. und 20. Jh. zu finden sind, entfallen z.B. 19 auf die Gebrüder Goncourt, 13 auf Simone de Beauvoir, acht auf Claude Mauriac und jeweils vier auf Jean d’Ormesson und Marie Bashkirtseff. 3.3.2 il y a cette (ADJ) différence (que) Eine ganz andere Funktion erfüllt eine kataphorische Wendung, die zu il y a + Demonstrativartikel zu rechnen ist und dort die häufigste NP unter den Kataphern darstellt: (16) a. […] la violence et la vérité ne peuvent rien l’une sur l’autre. Qu’on ne prétende pas de là néanmoins que les choses soient égales : car il y a cette extrême différence, que la violence n’a qu’un cours borné par l’ordre de Dieu, qui en conduit les effets à la gloire de la vérité qu’elle attaque : au lieu que la vérité subsiste éternellement, et triomphe enfin de ses ennemis, parce qu’elle est éternelle et puissante comme Dieu même. (B. <?page no="287"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 277 Pascal, Les Provinciales ou les Lettres écrites par Louis de Montalte à un provincial de ses amis et aux RR.PP. Jésuites, 1657 [Pamphlet]) b. Le tonnerre a lieu dans le delta comme dans la Syrie; mais il y a cette différence entre ces deux pays, que dans le delta et la plaine de Palestine, il est infiniment rare l’été, et plus fréquent l’hiver ; dans les montagnes, au contraire, il est plus commun l’été, et infiniment rare l’hiver. (Comte de Volney, Voyage en Égypte et en Syrie, 1787 [Reisebericht]) c. Mais le principal usage que nous devons faire de cette Passion, c’est quand la Force est aux prises avec la douleur, et qu’elle attaque ces ennemis effroyables qui tâchent de triompher de son courage: Car il y a cette difference entre la Patience et la Force ; que la premiere se contente de souffrir, et que la seconde veut agir ; que l’une attend les maux, que l’autre va chercher ; que l’une se cache par modestie, que l’autre se produit par generosité ; que l’une est douce, que l’autre est severe ; que l’une, à proprement parler, souffre des peines qu’elle ne peut éviter, et que l’autre endure des tourmens, dont elle pourroit bien s’exprimer: […]. (J.-F. Senault, De l’usage des passions, 1641 [Traité / Essai]) d. Cependant il y a cette différence entre le courtisan et le philosophe, que l’un épie l’occasion de flatter, et que l’autre la fuit ; que l’un souffre de sa dissimulation, en rougit, se la reproche, et que l’autre s’en applaudit. (D. Diderot, Essai sur la vie de Sénèque le philosophe, sur ses écrits, et sur les règnes de Claude et de Néron, 1778 [Traité / Essai]). Wie die Beispiele (16a-d) illustrieren, wird il y a cette (ADJ) différence (que) 21 benutzt, um zu erläuternde Unterschiede zwischen zwei oder mehr Entitäten anzukündigen und dadurch bereits im Vorfeld besonders zu betonen. 22 Gleichzeitig wird so eine übersichtlichere Strukturierung komplexer Sachverhalte und damit einhergehend langer Sätze erzielt (s. insbesondere Bsp. 16c). Es liegt nahe, dass eine Affinität zwischen dieser formelhaften Diskurstradition der strukturierten Hervorhebung von Sachverhalten und theoretisch-distanzsprachlich konzipierten Genres besteht: Zwar tritt sie in nahezu allen genres littéraires auf, die Gruppe Essai / Traité ist aber mit 64,5% am weitaus häufigsten vertreten. Auffällig ist zudem, dass die Formel nur 21 Bisweilen findet sich nach différence anstatt que ein Doppelpunkt. Auch in diesem Fall handelt es sich um eine Katapher. Ferner kann wie in Bsp. (16a) nach dem Demonstrativartikel optional noch ein Adjektiv auftreten. 22 Es ließe sich vermuten, dass es sich um eine feststehende Wendung im Sinne einer phraseologischen Einheit handelt. Dagegen spricht die Absenz dieser Wendung in den einschlägigen historischen und zeitgenössischen Wörterbüchern, ihre geringe Idiomatizität und die Tatsache, dass eine gewisse Variabilität mit anderen Abstrakta in der NP auftritt, so z.B. il y a ce danger, cette difficulté, cet avantage que. Man könnte hier also mit Varga (im vorliegenden Band) auch von einer „Formulierung“ sprechen. <?page no="288"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 278 äußerst selten, in fünf von 121 Fällen, in gesprochen-dialogischen Abschnitten vorkommt. An zweiter Stelle steht die Gruppe Roman / Nouvelle / Conte mit 12,4%, welche sich zumindest in narrativ-deskriptiven Passagen ebenfalls für die Verwendung komplexer Satzstrukturen eignet. In den anderen Genres liegen die Zahlen zwar insgesamt betrachtet nur im einstelligen Bereich, es zeigt sich jedoch, dass zwischen 1651 und 1800 die Vorkommen von il y a + Demonstrativartikel in den Gruppen Pamphlet, Presse und Reisebericht zu 100% aus il y a cette (ADJ) différence (que) bestehen. Auch diese drei Genres sind eher in den Bereich der Distanzsprache einzuordnen. Während die betreffende Formel im Reisebericht besonders dazu genutzt wird, um Regionen, Völker oder landestypische Sitten miteinander zu vergleichen (Bsp. 16b), geht es in Pamphlet, Presse und Traité / Essai bevorzugt um die Hervorhebung von Unterschieden zwischen abstrakten Konzepten (Bsp. 16a, 16c) oder um Typisierungen (Bsp. 16d). Dies spiegelt sich auch darin wider, dass die mittels il y a cette (ADJ) différence (que) verglichenen Konzepte mehrheitlich generisch verwendet werden (insgesamt 72,6%). Abb. 4: Anteil von il y a cette (ADJ) différence (que) an den Vorkommen von il y a + Demonstrativartikel pro Zeitraum in der Gruppe Traité, Essai Was das Genre Traité / Essai angeht, so kommt il y a cette (ADJ) différence (que), wie Abb. 4 zeigt, im Untersuchungsmaterial um das Jahr 1600 auf und erreicht zu diesem Zeitpunkt anteilsmäßig auch gleich den quantitativen Höhepunkt, der bis ungefähr 1800 relativ konstant jeweils bei knapp der Hälfte der gesamten Okkurrenzen von il y a + Demonstrativartikel aus der <?page no="289"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 279 Gruppe Traité / Essai liegt. Danach nehmen die Vorkommen von il y a cette (ADJ) différence (que) immer stärker ab und finden sich nach 1951 nur noch sehr vereinzelt. Die einst beliebte Formel ist also im 20. Jh. aus der Mode gekommen und wird heute kaum noch verwendet, wie eine aktuelle Überprüfung in Google bestätigt. Offensichtlich werden inzwischen andere Verfahren der Strukturierung und Betonung bevorzugt und haben das kataphorische il y a cette (ADJ) différence (que) verdrängt. 3.3.3 il y a + strong NP im Refrain Ein weiterer spezifischer Diskurstraditionstyp im Zusammenhang mit il y a + strong NP ist auf ein bestimmtes genre littéraire beschränkt, und zwar auf die Gruppe Poesie / Liedtexte. Hier bildet il y a + strong NP sehr häufig einen Refrain, in dem eine Existenzkonstruktion immer wieder in gleicher oder variierter Form aufgenommen und so zu einem strukturierenden, aber auch ästhetisierenden Merkmal des Textes wird: (17) a. Dans la nuit il y a naturellement les sept merveilles du monde et la grandeur et le tragique et le charme. Les forêts s’y heurtent confusément avec des créatures de légende cachées dans les fourrés. Il y a toi. Dans la nuit il y a le pas du promeneur et celui de l’assassin […]. Il y a toi. […] Toi qui restes insaisissable […] Toi qui m’appartiens […] Dans la nuit il y a les merveilles du monde. Dans la nuit il n’y a pas d’anges gardiens mais il y a le sommeil. Dans la nuit il y a toi. Dans le jour aussi. (R. Desnos, Les espaces du sommeil, Corps et biens, 1930) b. Autour du monde, Autour du monde, Il y a des brunes, il y a des blondes. Il y a des grands, Il y a des petits. Il y a des méchants, Il y a des gentils. Il y a des villes Et des campagnes. Il y a des îles Et des montagnes. <?page no="290"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 280 Il y a le jour, Il y a la nuit. Il y a l’amour, La vie. […] Il y a l’Espagne, Chaude et fleurie […] Il y a la Chine Très chimérique Et les machines De l’Amérique. […] Il y a Narbonne, Charmante et bonne. Il y a Marseille Et son soleil. […] Il y a Paris, bonjour ma blonde, Reine du monde. Il y a la Seine, Amis, j’arrive ! […] Il y a Paris, bonjour ma blonde, Reine du monde Paris, Paris, Paris ! (C. Trenet, Autour du monde, 1959, Text von R. Breton - 1948) c. […] Tant qu’il y aura ceux d’en face pour tenir ce qui est à nous sous la semelle de leurs bottes, Tant qu’il y aura cette injustice, tant qu’il y aura cette force contre la justice qui est la plus forte, Tant qu’il y aura quelqu’un qui n’accepte pas, tant qu’il y aura cette face vers la justice qui appelle, Tant qu’il y aura un Français avec un éclat de rire pour croire dans les choses éternelles, Tant qu’il y aura son avenir à plaquer sur la table, tant qu’il y aura sa vie à donner, Sa vie et celle de tous les siens à donner, ma femme et mes petits enfants avec moi pour les donner, […] Tant que vous voudrez, jusqu’à la gauche ! tant qu’il y en aura un seul ! Tant qu’il y en aura un de vivant, les vivants et les morts tous à la fois ! Tant que vous voudrez, mon général ! Ô France, tant que tu voudras ! (P. Claudel, Tant que vous voudrez, mon général ! , 3 poèmes de guerre, 1915) <?page no="291"?> Diskurstraditionelle Faktoren der Verwendung von frz. il y a + strong NP 281 So geht es in Bsp. (17a) um eine nächtliche Atmosphäre, in der verschiedene Dinge und Eindrücke lokalisiert werden, die vor allem aber durch die Existenz bzw. Präsenz der vom Autor angesprochenen Frau geprägt wird. Den Refrain bildet zunächst il y a toi am Strophenende, das erst syntaktisch erweitert wird, dann mit Toi qui am Strophenanfang variiert und schließlich am Ende des Gedichts wieder aufgenommen wird. Zusätzliche Okkurrenzen von il y a + definiter Artikel (und ein negierter Fall) treten zu Beginn und am Ende des Gedichts auf, dienen aber in erster Linie der Untermalung des zentralen il y a toi. Auch in Bsp. (17b), das eine in Paris kulminierende Weltreise nachzeichnet, wird die Existenz verschiedener Menschen, Landschaften und Orte zum zentralen Thema gemacht. Hier tritt il y a zunächst mit weak NPs im Plural und drei generischen strong NPs im Singular auf und geht dann zu einer Aufzählung von Orts- und Flussnamen über, die wiederum verschiedene und für die jeweilige Region charakteristische Eindrücke transportieren. Bsp. (17c) schließlich wechselt zwischen den Konstruktionen tant qu’il y aura und tant que + Verb, wobei bei ersterer sowohl Demonstrativals auch Possessivartikel und weak NPs zu finden sind. Es handelt sich hier um eine unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs entstandene patriotische Verpflichtungserklärung gegenüber Frankreich. Wie die Beispiele verdeutlichen, finden sich in einigen Texten aus der Gruppe Poesie / Liedtexte also alle Varianten von il y a + strong NP, die innerhalb eines Gedichts untereinander, aber auch im Wechsel mit weak NPs variieren. Die Existenz- oder ggf. auch Präsenzkonstruktion eignet sich insofern besonders für die Beschreibung von subjektiven Eindrücken und Stimmungen, als das Vorhandensein bestimmter Entitäten jeweils als auslösendes Moment herangezogen wird. Dies gilt besonders für die Beispiele (17a) und (17b), aber auch für (17c), wo durch die Verwendung des Futurs eine starke patriotische Überzeugung und Treue zum Vaterland untermauert wird. Durch diese verschiedenen Refrains werden die Gedichte bzw. Lieder formal strukturiert, aber auch inhaltlich verdichtet und zu einer inneren Abgeschlossenheit geführt. Die Existenzkonstruktionen dienen also inhaltlichen, zugleich aber auch ästhetischen Zwecken, sodass es hier zu der für die Lyrik charakteristischen Verschränkung von Form und Inhalt kommt. Nur zum Teil spiegeln die Okkurrenzen von il y a + strong NP in den obigen Beispielen auch die größere Freiheit und Innovationsfreudigkeit, die man im Allgemeinen mit lyrischer Sprache assoziiert, wider. Dies trifft zwar für die Verwendung von il y a toi in (17a) zu, da Personalpronomen nach il y a noch deutlich weniger etabliert sind als die anderen strong NPs (Coy einger.: 7-9), andererseits wird hier aber gerade auch mit bereits verbreiteten Typen von il y a + strong NP sowie mit dem unmarkierten il y a + weak NP gearbeitet. Insgesamt bildet il y a + strong NP im Genre Poesie / Liedtexte also über Refrains eine Diskurstradition der Existenz von Dingen, <?page no="292"?> Charlotte Coy / Birgit Umbreit 282 die bestimmte Stimmungen oder Gefühle auslösen, und trägt damit zur charakteristischen Subjektivität der Lyrik bei. 4 Fazit Wie die vorangehende Analyse gezeigt hat, wirken diskurstraditionelle Faktoren in unterschiedlicher Weise auf die durch die Okkurrenzen aus Frantext belegte, der Definiteness Restriction zuwiderlaufende stetige Zunahme von il y a mit verschiedenen Arten von strong NPs seit dem 14. Jh. ein. Aus der Affinität bestimmter Genre-Cluster zur Nähe- oder zur Distanzsprache ergibt sich einerseits eine Häufung gesprochen-nähesprachlicher Phänomene wie (il) y a … qui in Entretien / Interview, Theater, Roman / Nouvelle / Conte und tendenziell auch in Brief und Memoiren / Tagebuch, welche seit dem 19., vor allem aber seit dem 20. Jh. auch verstärkt Eingang in schriftliche Texte finden. Andererseits finden sich distanzsprachliche Phänomene wie z.B. abstrakt-generische, nicht oder nur eingeschränkt referenzielle strong NPs typischerweise in theoretischen Texten der Gruppe Traité / Essai, wobei der Höhepunkt entsprechender Okkurrenzen im 18. und 19. Jh. zu beobachten ist. Im 20. und 21. Jh. hat ein Wandel hin zu spezifischen und voll referenziellen strong NPs stattgefunden, der sich in diesem Zeitraum auch in einem höheren Anteil von Possessivartikeln, Eigennamen und Personalpronomen nach il y a widerspiegelt. Ferner lassen sich Einzelphänomene beobachten, die durch die Erfordernisse bestimmter Genres an Existenzbzw. Präsenzkonstruktionen zu erklären sind und zur Herausbildung von Mikro-Diskurstraditionen im Zusammenhang mit il y a + strong NP geführt haben, so z.B. die subjektive Schilderung sozialer Ereignisse in Memoiren / Tagebuch, eine spezifische Strukturierungsformel im Traité / Essai und die häufige Wiederaufnahme von il y a + NP zur formalen und inhaltlichen Verdichtung von Eindrücken und Stimmungen in Poesie und Liedtexten. Bibliographie Abbott, Barbara (1993). A pragmatic account of the definiteness effect in existential sentences, in: Journal of Pragmatics 19, 39-55. Base textuelle FRANTEXT, ATILF - CNRS / Université de Lorraine. <http: / / www.frantext.fr>. Beaver, David / Francez, Itamar / Levinson, Dmitry (2005). 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Definiteness and the English existential, in: Language 71, 722-742. <?page no="295"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa “Por quanto esta he minha ultima vontade do modo que tenho dito”: Tradições discursivas, textuais e linguísticas em testamentos norte-rio-grandenses dos séculos XVIII a XX Resumo Segundo a hipótese forte do modelo de TD, a língua varia n-o somente de acordo com dialetos, socioletos e estilos, mas também de acordo com as diferentes tradições de textos ou tradições discursivas. Em outras palavras, as tradições internas aos textos condicionam a seleç-o de elementos de diferentes sistemas linguísticos (Kabatek 2008: 9). No presente estudo, essa hipótese é testada por meio da investigaç-o de testamentos norte-riograndenses dos séculos XVIII a XX a partir de critérios textuais, discursivos e linguísticos, com o fim de verificar quais partes do texto tendem ao conservadorismo das formas e quais s-o menos fixadas e, portanto, mais abertas ao uso do vernáculo. Na análise das tradições internas aos testamentos norte-rio-grandenses dos séculos XVIII a XX, s-o utilizados os seguintes critérios: a) as unidades de estruturaç-o textual, b) as relações de evocaç-o com outros gêneros textuais, como manuais de bem morrer e tratados jurídicos seculares e c) as tendências de uniformizaç-o no uso de técnicas de junç-o. Os instrumentos teóricos e metodológicos advêm da Diplomática (Spina 1997) e dos estudos em Tradições Discursivas (Koch / Oesterreicher 1990; Koch 1997; Raible 1992; Kabatek 2006; 2008). Os resultados demonstram a influência de duas filiações históricas: de um lado, da ars moriendi católica; de outro, da iluminista. As duas tradições diferenciam-se quanto à express-o de conteúdos (religiosos, por exemplo) e às estratégias de verbalizaç-o. O segmento textual menos formulaico nos testamentos pertencentes à tradiç-o da ars moriendi católica é o dispositio, mais influenciado pela imediatez comunicativa. Com relaç-o aos nexos coesivos, nos testamentos da tradiç-o da ars moriendi, os esquemas de junç-o da causalidade aparecem de modo privilegiado na arenga, que tem funç-o justificativa, ao passo que, nos testamentos de influência iluminista, a arenga n-o está presente ou, quando presente, pode ser mais concisa. Ambas as tradições s-o tipicamente marcadas por construções subordinadas e preposições, isto é, por maior integraç-o sintática, o que aponta para a proximidade do gênero testamento ao eixo da distância comunicativa. O trabalho contribui, assim, com a comprovaç-o do condicionamento de elementos linguísticos segundo TD. 1 Introduç-o Dos documentos históricos de que linguistas se utilizam para a descriç-o diacrônica de uma língua, os testamentos constituem fontes relevantes, já que, de um lado, como documentos jurídicos, s-o arquivados e conservados <?page no="296"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 286 em diferentes sincronias e, por outro, trazem informações quanto a aspectos culturais, econômicos, religiosos, jurídicos, linguísticos de uma sociedade. Contudo, o exame dessas fontes permite a identificaç-o de diferentes variedades linguísticas e estilos em um só documento, desde o estilo formal, jurídico e religioso até o cotidiano. Em outras palavras, há partes do texto mais ou menos formulaicas, mais ou menos próximas da oralidade e da escrituralidade e, assim, também elementos linguísticos de diferentes sistemas (cf. Kabatek 2008: 9). O objetivo do presente trabalho é a identificaç-o de tradições internas ao testamento, de modo a reconhecer quais partes do texto tendem ao conservadorismo das formas e quais s-o menos fixadas e, portanto, mais abertas ao uso do vernáculo. A hipótese que seguimos aqui é a de que um dos fatores a influenciar a produç-o dos testamentos norte-rio-grandenses dos séculos XVIII a XX s-o os modelos de testamentos disponíveis em textos reguladores, tais como sugeridos pela literatura espiritual da ars moriendi, mais especificamente, dos manuais de bem morrer, e de tratados jurídicos laicos. Com a identificaç-o dessas tradições internas, buscamos fornecer subsídios para o estudo das características linguísticas que começam a estar refletidas na documentaç-o fragmentária que os acidentes da história nos deixaram (cf. Mattos e Silva 2004: 113), já que é na comparaç-o das diferentes tradições que se identificam tais características. Nesse sentido, podemos dizer que nenhum fato linguístico é um “fato bruto” (cf. Koch 1997: 59) - é sempre um fato linguístico que se apresenta em distorç-o discursivo-tradicional, que n-o ocorre sem motivaç-o textual. A presente análise será desenvolvida sob os seguintes aspectos: a) sob o aspecto da tradicionalidade tipológica desses dados, isto é, das características macroestruturais do gênero; b) sob o aspecto da tradicionalidade discursiva, isto é, das relações que se estabelecem entre esses testamentos e outros textos e discursos reguladores, a exemplo dos manuais de bem morrer, que desempenham um papel relevante nas normatizações textuais e linguísticas; c) sob o aspecto da tradicionalidade linguística, centrada nas técnicas de junç-o (Raible 1992), como estratégias de verbalizaç-o previstas pelo contínuo de imediatez e distância comunicativa (Koch / Oesterreicher 2007 [1990]). Os dados analisados compreendem 16 testamentos provenientes do Rio Grande do Norte, como a tabela 1 abaixo ilustra. Este estudo está organizado em três etapas principais: a) identificaç-o das unidades de estruturaç-o textual da macroestrutura dos testamentos analisados (organizaç-o textual); b) identificaç-o de relações de evocaç-o que se estabelecem entre diferentes textos reguladores e os testamentos do corpus; c) identificaç-o de normatizações e uniformizações no uso de técnicas de junç-o por influência de um determinado padr-o textual. <?page no="297"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 287 Tabela 1: Testamentos do corpus Proveniência Período Século XVIII Século XIX Século XX Instituto Histórico e Geográfico de Natal Pedro Tavares Romeyro, 1767 1 Joana da Rocha, 1768 Manoel Gonçalves Dur-o, 1796 Manoel Morais, 1798 Victoriano Rodrigues, 1717 Anna Araujo Pereira, 1871 José Rodrigues Cherem, 1870 Felipa Vasconcellos, 1870 Joaquim Ribeiro Dantas, 1882 Ruperto Sá, 1816 Miguel Ferreira da Rocha, 1862 Antonio Ribeiro de Morais, 1941 Francisca Amelia da Silva, 1941 Joaquim Avelino Nascimento, 1937 Maria Roza Medeiros, 1939 Teófilo Alves Moraes, 1940 Total de exemplares 5 6 5 Número de palavras 8.179 palavras 7.407 palavras 4.944 palavras 2 Da macroestrutura dos testamentos Nossa consideraç-o do nível textual leva em conta subsídios fornecidos pela Diplomática a respeito da organizaç-o textual de documentos públicos e privados de caráter histórico. O testamento é identificado como documento particular, quer dizer, como registro que tem o fim de conservar um direito individual, tratando-se, portanto, de um texto pertencente à esfera jurídica (cf. Spina 1997: 18s.). Como documento jurídico, esse gênero textual atende à definiç-o proposta por Theodor Sickel (apud Spina 1997: 19) de documento diplomático: “um testemunho escrito de um fato de natureza jurídica, coligido com a observância de certas formas determinadas, destinadas a conferir-lhe fé e dar-lhe força de prova”. Na terminologia diplomática, os documentos podem também ser denominados “instrumentos”. Na partiç-o analítica de documentos, a Diplomática (Spina 1997: 53-56) propõe os seguintes componentes macroestruturais: o texto (que constitui o corpo do documento e contém o fato registrado), o protocolo (serve de moldura do documento, e contém as fórmulas que conferem a ele perfeiç-o legal), subdividido em protocolo inicial (constituído de exórdio / abertura) e 1 Transcriç-o de Alessandra Castilho Ferreira da Costa: testamentos de Pedro Tavares Romeyro e de Joana da Rocha. Transcriç-o de Maria da Conceiç-o Barros: testamentos de Anna Araujo Pereira, José Rodrigues Cherem, Antonio Ribeiro de Morais e Francisca Amelia da Silva. Os demais testamentos foram transcritos por Bibiana Jost Perinazzo. <?page no="298"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 288 em escatocolo ou protocolo final (constituído de uma peroraç-o / conclus-o). O protocolo inicial é composto de invocaç-o divina, intitulaç-o, endereço e saudaç-o. Por outro lado, o texto compreende preâmbulo, notificaç-o, narrativa ou exposiç-o, dispositivo e cláusulas cominatórias (penais, espirituais), de garantia, de renúncia, de corroboraç-o. Já o escatocolo engloba data (elemento topográfico e elemento cronológico) e validaç-o (subscriç-o, assinaturas, selos, sinais). Elementos dessa constituiç-o formal de documentos podem ser verificados em nossos dados. Os testamentos analisados seguem a organizaç-o macroestrutural identificada na Diplomática (protocolo inicial-textoescatocolo). A estrutura básica comum é a mesma dos documentos dispositivos. Contudo, as unidades de estruturaç-o textual menores que compõem tais partes no testamento apresentam organizaç-o interior diferente daquela identificada em outros documentos diplomáticos. Exemplo disso é a estrutura do protocolo inicial nos testamentos em quest-o. Como apontado, na Diplomática, o protocolo inicial de qualquer documento jurídico é constituído por invocaç-o divina, intitulaç-o, endereço e saudaç-o (cf. Spina 1997: 56). Contudo, nos testamentos, observa-se uma organizaç-o textual em que a saudaç-o n-o parece ser um elemento obrigatório, já que n-o ocorre em nenhum dos dados coletados. Da partiç-o analítica do protocolo inicial conclui-se que variações de combinaç-o das unidades de estruturaç-o textual podem se constituir em novo formulário textual, embora a macroestrutura protocolo-texto-escatocolo mantenha-se constante na diacronia. Como se verifica no corpus, outras unidades de estruturaç-o textual podem compor o protocolo inicial, o texto e o escatocolo. A tabela abaixo ilustra os elementos típicos da macroestrutura dos testamentos dos séculos XVIII e XIX analisados, distinta daquela identificada nos testamentos do século XX: Tabela 2: Macroestrutura dos testamentos norte-rio-grandenses dos séculos XVIII e XIX Unidade Retórica Protocolo inicial Invocatio Notificatio Datatio Intitulatio Inscriptio Arenga Sana-Mente Narratio Continuaç-o do notificatio <?page no="299"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 289 Texto Dispositio Encomendar a alma Fazer pedidos pios Nomear testamenteiros Ordenar local de sepultamento Encomendar missas Declarar filiaç-o, estado civil Nomear herdeiros Estabelecer o legado Corroboratio Atestar a (última) vontade livre; Pedir execuç-o do testamento; etc. (cláusulas finais) Escatocolo Datatio Subscriptio Apprecatio Nos dados dos séculos XVIII e XIX analisados, o testamento é iniciado com uma invocaç-o, que pode ser à Trindade, à Sagrada Família ou a Deus. Segue, ent-o, o notificatio, em que se anuncia o teor do documento que se está a apresentar. Esta unidade retórica aparece frequentemente interpolada pelas unidades datatio, intitulatio, inscriptio e arenga, como o exemplo abaixo mostra. A finalizaç-o do notificatio é feita por meio de uma fórmula introdutória do dispositio (“na forma seguinte”). O inscriptio, como se verifica no mesmo exemplo, n-o ocorre em todos os testamentos analisados. Em nossos dados, a arenga, em que o enunciador apresenta suas motivações (muitas vezes, religiosas) para a produç-o do documento, pode ser combinada ao próprio narratio, como, por exemplo, a indicaç-o da situaç-o do enunciador quanto à existência de problemas de saúde (ou n-o), frequentemente por meio da fórmula Sana-Mente. Essa última fórmula tem também por funç-o assegurar a validade do testamento e comprovar a capacidade mental do testador. <?page no="300"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 290 Tabela 3: Macroestrutura do protocolo inicial dos testamentos dos séculos XVIII e XIX, a exemplo do testamento de Pedro Tavares Romeyro (1767) Invocatio Em nome da Santissima Trindade Padre Filho e Espirito san-|to trez pessoas distintas eum Só Deos verdadeyro: Notificatio Saybaõ quan-|tos este instrumento virem que Datatio sendo no anno do Nascimento |de nosso Senhor JESUS christo, de mil setecentos Setenta e sete|aos dezesete dias do mês de Janeyro do dito anno Intitulatio eu Pedro Tava-|res Romeyro Inscriptio --- Arenga Sana Mente estando em meo perfeyto juízo, entendimento | que nosso Senhor medeo, depe e com saúde Narratio porem temendo-|do me da morte como vivente , e dezejando por minha alma | no caminho da Salvaç-o por n-o saber quando Deos será | servido levarme para Si Continuaç-o do notificatio fasso este testamento na forma se-|guinte. O dispositio é iniciado com a encomendaç-o da alma a Deus e com uma série de pedidos pios, que tem por fim assegurar a salvaç-o da alma do enunciador. Isso quer dizer que, no período do século XVIII a XIX, o testamento é usado como um documento (religioso) que tem influência suficiente para beneficiar a alma do testador. Segue-se, ent-o, a nomeaç-o dos testamenteiros (que devem aceitar o pedido “por serviço a Deus”), a ordenaç-o do local de sepultamento e os pedidos de missa. Todos esses atos de fala representam legados espirituais e precedem os legados materiais, de cunho patrimonial, de modo que há uma hierarquia entre os interesses da alma e os da matéria. Os legados materiais só podem ser atribuídos a partir da identificaç-o de herdeiros necessários ou n-o. Por isso, a parte “material” do dispositio apresenta uma sequência de declaraç-o de filiaç-o e estado civil, de instituiç-o dos herdeiros e estabelecimento dos legados materiais. Um dos requisitos de validade do testamento é a manifestaç-o da vontade livre e soberana do testador em suas disposições, garantindo que n-o tenha sido induzido ou coagido a legar seus bens. Por isso, as disposições s-o finalizadas com a afirmaç-o de última vontade do testador e de desejo de que o documento valha como testamento ou como codicílio. Essa afirmaç-o de última vontade faz parte das cláusulas finais de garantia, de renúncia e de corroboraç-o. Além de atestar sua livre vontade, outros atos de fala como pedir o cumprimento do testamento segundo as leis do país e indicar escrita de próprio punho (ou n-o) têm o papel de garantir o cumprimento de determinações legais para que o documento tenha validade, compondo, portanto, o corroboratio. <?page no="301"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 291 Tabela 4: Macroestrutura do texto dos testamentos dos séculos XVIII e XIX, a exemplo do testamento de Pedro Tavares Romeyro (1767) Texto Dispositio Encomendar a alma Premeyramente encómendo minha alma a San-|tissima Trindade que acreou, Fazer pedidos pios erogo ao Padre Eterno pela mor-|te epayxaõ deseo unigenito Filho a queyra receber como re-|cebeu aSua estando para morrer na arvore da vera Cruz|e a meu Senhor JESUS christo pesso por Suas devinas cha-|gas que ja que nesta vida meder mercê de dar Seu precio-|so sangue, e merecimento de seos trabalhos, me fassa tam-|bem merce na vida que esperamos dar opremio Delles, que |e a gloria. Pesso e rogo a glorioza virgem Maria e Senhóra | nossa da Aprezentaç-o e do Rozario e a todos os Santos da | Corte Celestial especialmente ao domeo nome , e Anjo da | minha guarda: queyraõ por mim interceder, e rogar a meu | Senhor JESUS christo agora, equando minha [deste cor-]|po sair, porque como verdadeyro christaõ prostesto de mor-|rer e viver em afé catolica, e crer oque tem, e cre a San-|ta Madre Igreja Catolica de Roma, e e nessa fé espero sal-|var minha alma n-o por meos merecimentos mas peloz | da Santissima Payxaõ do unigenito filho de Deos. Nomear testamenteiros Rogo a minha mulher Donna Anna Ferreyra da Sylva, e a meu | Sobrinho o cabo de esquadra Felipe Barboza Romey-|ro e ao Capitaõ Joze Pedro de vasconcelos, por Serviço de |nosso Senhor, e por me fazerem merce, queyraõ ser meos | testamenteyros. Ordenar local de sepultamento Meu corpo Será Sepultado na Igreja Ma-|triz de Nossa Senhora da Apresentaç-o desta cidade em o habito doSerafico Padre Sam Francisco, e me acompa-|nharaõ as companias de que sou Irmaõ, e as mais quehouverem, como sabem o Reverendo vigário e todos os ma-|is clerigos que Se acharem prezentes, fazendoce me officio| de corpo prezente alem do da obrigaçao, Encomendar missas e mediraõ [corroído 2 ] | corpo prezente todos os Reverendos sacerdotes [corroído 3 ] |-rem no dia do meu falecimento pela [esmola] [corroído] minha alma deyxo que meu Reverendo [corroído]. [mediga] duas capelas de missas pela esmola consumada Deyxo | mais que se me digaõ por minha alma duas missas a Nos-|as Senhora da Apresentaç-o e outras duas à Nossa Senhora | do Rozario, e duas ao Anjo daminha guarda duas ao San-|to domeu nome duas ao glorioso Padre [ilegível] Antonnio | e quatro missas pela almas de meu [Pay] e de minha May| a virgem Nossa Senhora da Aprezentaç-o. Declarar filiaç-o, estado civil Declaro que | sou natural dacidade de Olinda filho legitimo de | Antonio [Goncalvez] Romeyro e de sua mulher Donna | Antonia Thereza Tavarez ambos falecidos. Sou cazado | com Donna Anna Ferreyra da Sylva, e naõ tendo filhos | vivos della, ou descendentes legítimos que sejaõ meos herdey-|ros necessários, como taobem naõ tendo querentes que | o sejaõ, 2 Provavelmente, as palavras que faltam s-o “missa de” (“medir-o missa de corpo prezente”). 3 Provavelmente, a palavra que n-o aparece é “estiverem”. <?page no="302"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 292 Nomear herdeiros e por isso nomeyo einstituo por minha universal | herdeyra a mesma minha mulher Donna Anna Ferrey-|ra da Sylva Estabelecer o legado Declaro que em todo em onze ha os credores | seguintes: […]Declaro que a | conta de meos Saldoz decapitaõ de Infantaria [inint.] | te prezidio recebi Sic[o]enta mil reiz que Se descon- | tar-o do Almoxarife na premeyra mostra entr[e]gando | este recibo que tem meo em Seo poder Corroboratio cláusulas finais espirituais, de garantia, de renúncia, de corroboraç-o Declaro que | quero valha esta Sedula na melhor forma quece for pos-|sa quando naõ valha como testamento valha como | codeçilio, ou qualquer doaçaõ causa mortiz e como [dispo]|siç-o ao causaz piaz e para satisfazer meos legados ao | [causas] pias e dar expediente ao maiz que neste meu tes- |tamento [inint.] torno a pedir a minha mulher Donna An | na MorreyradaSilva ea meo Sobrinho (Felippe Barboza | Romeyro e ao Capitaõ Jose Pedro de Vasconcelos por Servi | ço de Deos, e [por] me fazerem merce, queiraõ [attestar] Serem me-|os testamenteyros, como no prencipio deste meo testamento.| Pesso aos quaiz e a cada hum in [Solidum] dou todos os meoz | poderes e fasso meos administradorez, feitorez e procuradorez | como necessario for para tomarem posse e desporem de | meos bens como for precizo para meo enterramento pa-|go de minhaz dividaz e mais dispoziçoens oque declaradaz, | e por quanto esta hé minha ultima vontade do modo | que tenho dito, pesso as justiçaz de Sua Magestade fideli-|sima, Secularez e Eclesiazticaz, cumpraõ e fassaõ intey- |ramente cumprir, dentro de dous annoz, os quaiz [consedo] | aos ditoz meoz testamenteyroz, para darem Suaz Contaz| e por estas conforme este testamento ao que direy| me [inint.], tendo pedido ao tenente Jose Baptizta Freyre, que| este por mim escrevesse, que tao bem Se[inint.] Convém fazer uma observaç-o sobre a parte do dispositio em que se estabelecem os legados materiais: é nessa parte do texto que os dados apresentam as maiores variações de formulaç-o. Se considerarmos a tens-o entre formulário textual e liberdade individual (cf. Reiffenstein 2009: 48), o estabelecimento de legados materiais é a parte desse formulário em que as formas linguísticas s-o menos reguladas e normatizadas por modelos anteriores e mais propícia ao aparecimento de inovações linguísticas, embora sejam identificadas algumas estruturas formulaicas como “declaro que” e “mando”. Cabe também distinguir o escatocolo da aprovaç-o de testamento, que segue o escatocolo, no caso de testamentos cerrados. A aprovaç-o é o documento em que o tabeli-o afirma ter recebido o testamento, fechado (“cosido”), por parte do testador, na presença de testemunhas, “limpo e sem vício”. Trata-se, pois, de outro gênero textual. O escatocolo nos dados analisados é composto apenas de local e data (datatio), assinatura do testador (subscriptio) e assinatura das testemunhas (apprecatio), além dos selos e sinais, que asseguram a validade do documento (tabela 5): <?page no="303"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 293 Tabela 5: Macroestrutura do escatocolo dos testamentos dos séculos XVII a XIX, a exemplo do testamento de Pedro Tavares Romeyro (1767) Escatocolo Datatio nesta Ci-|dade do Natal aos dezenove de Janeyro de mil setecen-|tos e Secenta eSete.. Subscriptio Pedro Tavarez Romeyro Apprecatio (assinatura das testemunhas, selos sinais) Como testimunha que escrevi Jose Bap-|tista Freyre. A macroestrutura dos testamentos do século XX do nosso corpus apresenta algumas rupturas com relaç-o a esse modelo textual. Muitos dos elementos de cunho religioso / soteriológico (n-o todos) deixam de ocorrer (como, por exemplo, o invocatio); outros sofrem alterações. Uma alteraç-o relevante é a introduç-o de partes do corroboratio já no protocolo inicial 4 , de modo a assegurar a validade do documento desde seu princípio, com a indicaç-o de que determinadas solenidades externas ao testamento foram obedecidas e de que determinações legais foram cumpridas: Tabela 6: Macroestrutura do protocolo inicial dos testamentos do século XX, a exemplo do testamento de Antonio Ribeiro de Moraes (1941) Protocolo inicial Notificatio Saibam quantos esta virem, que Datatio aos trinta| (30) dias do mês de Agosto, do ano de mil novecentos e qua-|renta e um (1941), Inscriptio nesta cidade de Natal, Capital do Estado| do Rio Grande do Norte, Republica dos Estados Unidos do| Brasil, perante mim, tabeli-o Início do Intitulatio Compareceu em a Avenida| Deodoro, nº 300(trezentos), Corroboratio Cláusulas (presença de testemunhas) onde a chamado fui vindo e| tambem perante as cinco testemunhas idôneas abaixo qua-|lificadas e assinadas, e a tôdo êste ato presentes,-- Cont. do intitulatio o senhor|Antônio Ribeiro de Morais, Arenga Narratio doente,deitado em uma ca-|ma, brasileiro, viuvo, com sessenta e quatro anos de idade,| militar (reformado), 4 Tal modificaç-o pode ter sido influenciada por outra tradiç-o discursiva, a exemplo dos depoimentos de testemunhas oculares, que tipicamente ocorrem no início do texto, do ponto de vista diacrônico. <?page no="304"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 294 Inscriptio domiciliado e residente nesta capital,| em a referida casa, Corroboratio Cláusulas (presença de Testemunhas meu conhecido e das cinco testemunhas| aludidas, estas tambem minhas conhecidas, o qual o senhor| Antonio Ribeiro de Morais, ditas testemunhas e eu, tabeli-o| interino, reconhecemos ser o próprio Cláusulas (Sana-Mente 5 ; Livre Vontade) e achar-se, pelo acêrto| Acerto com que ditou suas declarações, e respondeu ás per-|guntas que lhe fizemos, em perfeita capacidade mental,| livre de qualquer coaç-o e induzimento, do que, de tu-|do acima, dou fé. Início do notificatio E pelo mesmo senhor Antonio Ribei- |ro de Morais, em seguida, Cont. do corroboratio Cláusulas (presença de testemunhas) sempre presentes as teste-|munhas, Cláusulas (língua Portuguesa) foi-me dito, em lingua nacional 6 , Cont. do notificatio que deseja-|va fazer, como por este instrumento efetivamente faz|, o seu testamento, com as seguintes declarações e dis-|posições: N-o somente o protocolo inicial sofre rupturas, mas a estrutura do texto apresenta modificações em relaç-o à macroestrutura dos testamentos dos séculos XVIII e XIX. Na dispositio, os atos de fala “encomendar a alma” e “fazer pedidos pios”, “encomendar missas” e “ordenar a forma de sepultamento”, cristalizados na tradiç-o romana jurídico-religiosa e normatizados 5 Observa-se na tabela 6 que a fórmula sana mente ocorre no interior da arenga nos testamentos dos séculos XVIII e XIX, ao passo que ocorre no interior do corroboratio nos testamentos do século XX. Tal tipo de elemento fixo pode aparecer em diferentes unidades de estruturaç-o textual em funç-o de sua tradicionalidade discursiva e, consequentemente, de sua composicionalidade. 6 A cláusula a respeito da Língua Portuguesa ocorre particularmente em alguns dos testamentos do século XX analisados. No testamento de Antonio Ribeiro de Morais (30/ 08/ 1941), indica-se que “foi-me dito, em lingua nacional”; no de Teófilo Alves de Moraes (03/ 08/ 1940), salienta-se o fato de que o testador estava “falando em língua nacional”. Também no testamento de Francisca Amélia da Silva (26/ 07/ 1941), afirmase que “todas as declarações da testadora foram feitas no idioma nacional”. Dado o parco tamanho de nosso corpus, n-o é possível dizer se se trata de um elemento totalmente fixo ou se pode ser alternado com formulações como “em língua portuguesa” ou “na nossa língua”, entre outros. <?page no="305"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 295 pelos manuais de bem morrer, deixam de ocorrer - com uma única exceç-o. Embora os legados espirituais percam sua precedência na linearidade textual, verifica-se, entre as disposições em ambos exemplares analisados, um ato de fala pertencente à tradiç-o discursiva do legado espiritual nos testamentos: a afirmaç-o da fé católica como terceira disposiç-o. Apesar dessa ruptura, a declaraç-o de filiaç-o e de estado civil e herdeiros necessários, o estabelecimento do legado patrimonial e as cláusulas finais garantem a identidade diacrônica entre os testamentos do século XX e os dos séculos anteriores: Tabela 7: Macroestrutura do texto dos testamentos dos século XX, a exemplo do testamento de Antonio Ribeiro de Moraes (1941) Texto Dispositio Declarar filiaç-o Primeira: - Nasceu nesta cidade e tem sessen-|ta e quatro anos de idade, é filho legitimo de Manoel| Ribeiro de Morais e de Joaquina Ribeiro de Morais, am-|bos já falecidos Declarar estado civil e herdeiros necessários Segunda: - Casou-se com dona Ana| Barbosa de Morais, que faleceu ha muitos anos e cu-|já data n-o recorda, deste consórcio n-o tendo havido| filhos, tendo ele testador havido com dona Maria Soa-|res Dantas, maior, solteira, sem nenhum impedimen-|to para casar-se e com quem vive maritalmente, Nomear herdeiros qua-|tro filhos, os quais deu os nomes e prenomes de Jo-|sé Ribeiro de Morais, Izabel Ribeiro de Morais, Elza| Ribeiro de Morais e Terezinha Ribeiro de Morais, | nascidos nesta capital, respectivamente a 8 de novembro| de 1924, 12 de dezembro de 1927, 13 de maio de 1935 e | 15 de fevereiro de 1940, registrados este ultimo no 4º| cartorio, a fls. 150 v. , do livro 59, e os demais no 1º car-| tório, nos livros numeros 22, fls. 66, 25, fls. 241 e 48, fls.| 19 r., em ordem sucessiva, conforme os documentos com-| prabatorios em poder dele testados os quais deseja| beneficiar por sua morte; Confessar a fé Terceira: - É católico, após-|tólico, romano, em cuja religi-o deseja morrer; Estabele-cer o legado Prevalecendo-se, portanto, deste testamento, começa| por determinar, como determina, que todos os seus| bens móveis, imóveis e valores, estes representados por|notas promissórias e duplicatas, sejam partilhadas em | em igualdade de condições com os seus referidos filhos José, |Izabel, Elza e Terezinha Ribeiro de Morais, pois n-o tendo| outros herdeiros necessários, instituindo seus ditos filhos| naturais seus únicos e <?page no="306"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 296 universais herdeiros; Quinta: - Que| é possuidor de uma casa situada à Avenida Deodoro, nu-|mero 300, bairro da Cidade Nova, desta capital, com uma |porta e uma janela de frente e mais três janelas de lado,| construída de tijolo e taipa, coberta de telha comum, encra-|vada em terreno foreiro do Patrimônio Municipal, o qual| mede 388, m 2 80 (quadrados) de superfície e se limita ao|Norte, por Amilio Avila, com 84, m 00; ao Sul, por Pio Barre-|to, com idêntica demins-o; a Leste pela mencionada Ave-|nida Deodoro, com 7, m20 e ao Oeste, pôr Francisco Apolô- |nio, com 7, m 60, conforme se vê com a carta de aforamento|nº 749, de 20 de novembro de 1922, casa e terreno acima| descritos deseja, como disse acima, que fique pertencendo|, por sua morte, aos seus ditos filhos. Nomear testamenteiros Nomeia e institue| seu testamenteiro o senhor Leonilo do Bonifacio Nascimen-|to, brasileiro, casado, funcionário publico federal aposentado,|domiciliado e residente nesta capital, para o que dá por|abonado em juízo e fóra dêle, a quem pede tudo faça| no sentido de que ao seus legatários n-o seja creada a| menor dificuldade em receber o seu legado Declarar filiaç-o, estado civil Declaro que | sou natural dacidade de Olinda filho legitimo de | Antonio [Goncalvez] Romeyro e de sua mulher Donna | Antonia Thereza Tavarez ambos falecidos. Sou cazado | com Donna Anna Ferreyra da Sylva, e naõ tendo filhos | vivos della, ou descendentes legítimos que sejaõ meos herdey-|ros necessários, como taobem naõ tendo querentes que | o sejaõ, Nomear herdeiros e por isso nomeyo einstituo por minha universal | herdeyra a mesma minha mulher Donna Anna Ferrey- |ra da Sylva Estabele-cer o legado Declaro que em todo em onze ha os credores | seguintes: […] Declaro que a | conta de meos Saldoz decapitaõ de Infantaria [inint.] | te prezidio recebi Sic[o]enta mil reiz que Se descon- | tar-o do Almoxarife na premeyra mostra entr[e]gando | este recibo que tem meo em Seo poder Corroboratio cláusulas finais E pôr esse mo-| do disse ele testador que havia por feitas suas declarações|testamentárias, manifestando sua última vontade. Assim| o disse, diante de mim, tabeli-o, e das cinco testemunhas| referidas, sempre presentes, as quais assinam comigo es-|ta disposiç-o, depois de escrita e lida por mim, tabeli-o, em | voz alta, na presença do mêsmo testador, digo, na presen- |ça das mêsmas testemunhas, <?page no="307"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 297 A macroestrutura do escatocolo modifica-se pouco. Permanecem nos testamentos do século XX as unidades de estruturaç-o textual subscriptio e apprecatio. O datatio, que nos exemplares dos oitocentos e novecentos, ocorria antes do subscriptio, n-o foi identificado nos exemplares do século XX, aparecendo apenas no protocolo inicial e na aprovaç-o do testamento, assinada pelo tabeli-o: Tabela 8: Macroestrutura do escatocolo dos testamentos do século XX, a exemplo do testamento de Antonio Ribeiro de Moraes (1941) Escatocolo Subscriptio e a rogo do mesmo testador,| que por seu estado de doença, n-o pode escrever, Apprecatio (assinatura das testemunhas, selos sinais) assina a| primeira testemunha Antonio Felismino de Brito, brasi-|leiro, solteiro, funcionário publico federal; Lucio Bonifacio|Bonifacio do Nascimento, brasileiro, casado, funcionário pu-|blico federal; Teofilo Alexandrino dos Anjos, brasileiro, ca-|sado, funcionário publico federal; Geraldo dos Santos, brasileiro, casado, comerciário, e José Lucas do Nascimento,| brasileiro, casado, funcionário publico estadual, todos re-|sidentes nesta capital. No próximo item, os aspectos macroestruturais aqui abordados ser-o investigados do ponto de vista de sua ligaç-o com textos anteriores. Partindo do pressuposto de que tradições nunca surgem ex nihilo, mas têm de se ligar sempre a algo já dado (Koch 1997), apresentarei convergências entre nossos dados e textos anteriores. 3 Os testamentos e o nível discursivo: os manuais de bem morrer e outros textos reguladores Koch (1997: 64) defende que se deve contar com certo conservadorismo das tradições discursivas, isto é, nelas permanecem elementos constituintes de tradições subjacentes. No presente item, buscamos investigar as relações de evocaç-o que se estabelecem entre diferentes textos reguladores e os testamentos analisados. Por isso, faremos por uma breve revis-o histórica, começando pelo surgimento da ars moriendi. Do final do século XII ao longo de todo o século XIII, a Igreja Católica elaboraria a doutrina do Purgatório, que passaria a ser definida como dogma no Segundo Concílio de Lyon (1274) e se estabeleceria no sistema de crenças do catolicismo. Como efeito dos ensinos a respeito do Purgatório e da epidemia de peste negra na Baixa Idade Média (1348), havia-se instalado um sentimento de medo e ansiedade sobre a morte na sociedade europeia. Seja <?page no="308"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 298 porque muitos clérigos temiam dar assistência aos doentes, seja porque muitos morreram em virtude dessa atividade, a Igreja passou a oferecer manuais de auto-ajuda para os moribundos. Em tempos de praga, n-o se podia sempre contar com a visita do padre, de modo que essas instruções deveriam ser lidas (e provavelmente memorizadas), enquanto ainda se tinha saúde, para serem usadas nos dias e nas horas da morte (cf. Verhey 2011: 81). Logo após o Concílio de Constança (1414-1418), esses tratados de bem morrer começaram a aparecer sob os títulos de Speculum Artis Bene Moriendi ou Tractatis Artis Bene Moriendi (cf. Verhey 2011: 86). Durante o Concílio de Trento (1545-1563) e no período a ele posterior, a doutrina do Purgatório foi reforçada como reaç-o às doutrinas protestantes. Nesse período de Contra-Reforma e sob a influência dessa doutrina, elaboram-se normatizações no âmbito do Concílio de Trento, que influenciaram, por sua vez, as determinações das Ordenações Filipinas (1595). Embora tais textos apresentassem regulamentações para os testamentos, entre outros diplomas, n-o continham um modelo ou formulário para sua redaç-o. Por outro lado, havia uma grande necessidade comunicativa de instruir os fiéis católicos na preparaç-o para a morte e fornecer modelos de testamento, já que os fiéis católicos tinham nos testamentos um meio de assegurar sua salvaç-o do Purgatório, encomendando missas por suas almas e doando bens à Igreja. Como resultado dessa necessidade comunicativa de redigir testamentos, há uma proliferaç-o de manuais manuais de bem morrer, a exemplo do Breve aparelho e modo fácil para ensinar a bem morrer um crist-o, do jesuíta Estevam de Castro, publicado em 1621 em Portugal, do Mestre da vida que ensina a viver e morrer santamente, escrito por Jo-o Franco e publicado entre 1731 e 1882, e do Devoto instruído na vida e na morte (1828), do padre Frei Manoel de Maria Santíssima, publicado em 1784 (apud Rodrigues / Dilmann 2013: 2-4), da Escola de Bem Morrer aberta a todos os christ-os, & particularmente aos moradores da Bahia nos exercícios de piedade, que se praticaõ nas tardes de todos os Domingos pelos Irm-os da Confraria da Boa Morte (1701), do padre Antonio Maria Bonucci, e da A morte suave, e santa: ou preparaç-o para a morte, obra recopilada dos santos padres e de gravissimos authores em piedade, e letras, I e II parte, dedicada ao glorioso patriarca S. José por hum seu indigno servo (1781, anônimo). Dentre todos esses manuais em português, o Breve Aparelho e modo fácil para ensinar a bem morrer um crist-o, de Estevam de Castro, teve o maior êxito editorial, com dez edições. É certo que as Constituições Primeiras do Arcebispado da Bahia (1707), primeiro código de leis eclesiásticas criado na colônia brasileira, regulavam a prática testamentária, a partir dos preceitos do Concílio de Trento, servindo de orientaç-o para todo o território da colônia. Contudo, as Constituições Primeiras também n-o apresentavam uma fórmula de redaç-o dos testamentos. Ora, entre os séculos XVII e XIX no Brasil, a facç-o de testamentos era <?page no="309"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 299 prática discursiva comum entre católicos de diferentes estratos sociais na colônia, que também tinham, como os europeus, necessidade de garantir a salvaç-o de suas almas. Por isso, também no Brasil, os manuais de bem morrer como o Breve Aparelho circularam entre católicos ao longo do século XVIII. Os achados de Rodrigues / Dilmann (2013) d-o-nos algumas pistas a respeito do papel desses manuais de prática testamentária na formaç-o dos testamentos brasileiros. Segundo esses historiadores, o manual de Estevam de Castro parece ter influenciado fortemente a elaboraç-o de testamentos brasileiros. 7 Esses autores afirmam ainda que, entre os séculos XVII e XIX, a facç-o de testamentos era prática discursiva comum entre católicos de diferentes estratos sociais e que “a redaç-o dos testamentos era feita ou pelo próprio sujeito que testava ou, a seu rogo, por um indivíduo de sua confiança, podendo ser um sacerdote (em geral o confessor), pessoa leiga de confiança (que podia ser um membro de irmandades ou amigo) ou notário”. Nesse sentido, os manuais de bem morrer cumpriam um papel facilitador da produç-o textual, já que apresentavam modelos que tornavam a produç-o do testamento mais simples. Além desse caráter modelar e simplificador, tais manuais desempenhavam também um papel selecionador, pois todo modelo restringe as possibilidades de produç-o de sentido, bem como de formulaç-o linguística. Ora, é esse caráter modelar, simplificador e restritivo que dá suporte ao conservadorismo de formas textuais e linguísticas, ao passo que a inovaç-o representa sempre uma ruptura com modelos anteriores (sejam textuais ou linguísticos). Essas relações conservadoras que se estabelecem entre os manuais de bem morrer e os testamentos brasileiros dos séculos XVIII e XIX, culminando com escolha de determinadas formas linguísticas, s-o objeto de consideraç-o de historiadores: A leitura de testamentos dos séculos XVII a meados do XIX nos permite verificar que estes documentos seguiam muitas vezes um padr-o e que, dependendo do recorte temporal e espacial, poderiam existir expressões, frases ou 7 Seria ingênuo supor que o modelo proposto no Breve Aparelho tenha sido elaborado por Castro ex nihilo. Antes, sua origem parece remontar a modelos anteriores, dadas as semelhanças detectáveis entre as formulações contidas nesse manual e determinadas fórmulas latinas. Tal é o caso da fórmula “condo testamentum meum in hunc modum” que origina a formulaç-o portuguesa “faço este testamento na forma seguinte”, adotada e difundida pelo manual de Castro. A hipótese de que o manual de Castro tenha sido a fonte a partir da qual testadores, notários e religiosos tiveram acesso ao modelo de testamento ali proposto fundamenta-se em duas evidências: a) em primeiro lugar, o sucesso editorial obtido pelo Breve Aparelho implica necessariamente uma grande variedade de cópias desse modelo circulando na sociedade portuguesa e brasileira por pelo menos 100 anos; b) em segundo lugar, observa-se nos dados n-o somente algumas semelhanças, mas com frequência cópias exatas do modelo ali proposto. <?page no="310"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 300 parágrafos que se repetiam idêntica ou semelhantemente em vários deles, 8 em que pesem as especificidades que possam ter, as quais quase sempre estavam vinculadas aos testamentos escritos de próprio punho pelo testador. N-o é novidade para os estudiosos que este padr-o era resultante da existência de uma literatura espiritual que, no mundo português, foi editada principalmente nos séculos XVII e XVIII, destinada a instruir os fiéis nas matérias da fé e na preparaç-o para a morte. (Rodrigues / Dimann 2003: 2) Entre os testamentos norte-rio-grandenses dos séculos XVIII e XIX em nosso corpus e os manuais de bem morrer verificam-se evocações, relações intertextuais e interdiscursivas 9 que se cristalizam, tornam-se tradicionais e funcionam como fios do tecido textual. A tabela abaixo comprova algumas dessas convergências: Tabela 9: Exemplos de formulações convergentes entre o Breve Aparelho e os testamentos analisados Breve aparelho (1621) (p. 100 a 105) Testamentos norte-rio-grandenses Invocatio Em nome da Santissima Trindade, Padre, Filho, Spirito Sancto, três pessoas, & hum sò Deos verdadeiro (p. 100) (1) Em nome da Santissima Trindade Padre Filho e Espirito san-|to trez pessoas distintas eum Só Deos verdadeyro (1768) Notificatio Saybaõ quantos este instromento virem […] faço este testamento na forma seguinte. (2) Saybaõ quan-|tos este instrumento virem que […] fasso este testamento na forma se-|guinte (1768) Datatio como no anno do Nascimento de nosso Senhor Jessu Christo, de mil, & c. a tantos de tal mês (3) em como no ano do nac mento| de Nosso Senhor JESUS christo de mil setecentoz e | Sincoenta e [corroído] aoz vinteeSete [dias] domez de Fevereiro [corroído] | ano (1768 10 ) Intitulatio eu N (4) Eu Joana da Rocha Tavares (1768) Arenga (Sana- Mente) estando em meu perfeito juízo, & entendimẽto que nosso Senhor me deu; ou doẽte em cama (se estiver doente) (5) estan-|do em meu perfeito juízo eEntendimento que Nosso Senhor medeo, (1768) Arenga & c. Temendome da morte, (6) temendo-me da morte, (1768) 8 Grifo nosso. 9 Koch (1997) estabelece diferença entre o conceito de intertextualidade e o de interdiscursividade. 10 O testamento de Joana da Rocha contém o título “Testamento com que faleceo aViúva Joana| da Rocha, em des de Julho de mil setecentoz | eSecentaEoito”. Contudo, no protocolo inicial, a indicaç-o de data n-o confere com esse título, como se verifica acima. <?page no="311"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 301 Arenga & desejando por minha alma no caminho da salvaç-o, (7) e dezejando por minha alma no Caminho da | Salvasaõ (1768) Arenga por n-o saber o que Deos nosso Senhor de mim quer fazer, & quando será servido de me levar para Si, (8) por naõ Saber oque Nosso Senhor de mim quer fazer, equando Serâ | Servido Levar-me para Si (1768) Dispositio Primeiramente encomendo minha alma à Sanctíssima Trindade, que a criou, (9) Premeyramente encómendo minha alma a San-|tissima Trindade que acreou, (1767) Dispositio & rogo ao Padre Eterno pella morte & payxaõ de seu unigenito Filho a queira receber, como recebeo a Sua, estando pera morrer na arvore da Vera Cruz; (10) eRogo ao Eterno Pai, que pela morte de Seu | Unigenito Filho a-queira Receber, (1768) Dispositio & a meu Senhor Jessu Christo peço por suas divinas chagas, que já que nesta vida me fez merce de dar seu precioso sangue, & merecimentos de seus trabalhos, me faça t-bem mercê na vida que esperamos dar o premio delles, que he a gloria; (11) e a meu Senhor JESUS christo pesso por Suas devinas cha-|gas que ja que nesta vida meder mercê de dar Seu precio-|so sangue, e merecimento de seos trabalhos, me fassa tam-|bem merce na vida que esperamos dar opremio Delles, que |e a gloria. (1767) Dispositio & peço, & rogo à gloriosa Vorgem Maria nossa Senhora Madre de Deos & a todos os Santos da Corte Celestial, particularmente ao meu Anjo da guarda, & ao santo do meu nome. N. & a tal santo N. N. a quem tenho devoçaõ queiraõ por mim interceder, (12) Pesso e rogo a glorioza virgem Maria e Senhóra | nossa da Aprezentaç-o e do Rozario e a todos os Santos da | Corte Celestial especialmente ao domeo nome , e Anjo da | minha guarda: queyraõ por mim interceder, (1767) Dispositio & rogar a meu Senhor Jessu Christo, agora, & quando minha alma deste corpo sair; (13) e rogar a meu | Senhor JESUS christo agora, equando minha [deste cor- ]|po sair, (1767) Dispositio porq como verdadeiro christaõ protesto de viver, & morrer em a santa fee catholica, & crer o que tem & cree a Sancta Madre Igreja de Roma; & em esta fe espero de salvar minha alma, n-o por meus merecimentos, mas pellos da Santissina Payx-o do unigenito Filho de Deos. (14) porque como verdadeyro christaõ prostesto de mor-|rer e viver em afé catolica, e crer oque tem, e cre a San-|ta Madre Igreja Catolica de Roma, e e nessa fé espero sal-|var minha alma n-o por meos merecimentos mas peloz | da Santissima Payxaõ do unigenito filho de Deos. (1767) Dispositio Rogo a tal, ou taes pessoas, por serviço de N. Senhor, & por me fazer ẽ merce, queir- ser meus testamẽteiros. (15) Rogo ameu Primo oCapitam Mor Joaõ | de Oliveira e Freitas, e meu Compadre Teodozio Ferreira, eo Sar=|gento Mor Manuel Fernandes de Oliveira que por Servisso de Deos quei=|raõ Ser meus Testamenteiroz. (1768) <?page no="312"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 302 Dispositio Meu corpo serà sepultado em tal Igreja, ou Mosteiro, & em o habito de tal Religiaõ, & levado com tal, ou tal acompanhamento, & tais, ou tais cõfrarias; & peço (se for Irmaõ da Misericordia) ao senhor Provedor, & Irmaõs da Mesa da santa Misericordia acompanhem meu corpo na sua tumba, & toda a irmandade, & com a bandeira da santa casa; e se naõ for irm- peça o que se custuma fazer a todos deixando algũa esmola a dita confraria da Misericordia. (16) Meu corpo Será Sepultado na Igreja Ma-|triz de Nossa Senhora da Apresentaç-o desta cidade em o habito doSerafico Padre Sam Francisco, e me acompa-|nharaõ as companias de que sou Irmaõ, e as mais quehouverem, como sabem o Reverendo vigário e todos os ma-|is clerigos que Se acharem prezentes, fazendoce me officio| de corpo prezente alem do da obrigaçao, (1767) Dispositio Porminha alma deixo tais, ou tais suffragios, Missas, officios, &c. E se arrecea, que a fazenda naõ abrangerà, diga deixos tantos mil reis, ou cruzados, pera que se dem de esmola a quẽ me diga tantas Missas, ou faça tais suffragios por minha alma. (17) Deyxo | mais que se me digaõ por minha alma duas missas a Nos-|as Senhora da Apresentaç-o e outras duas à Nossa Senhora | do Rozario, e duas ao Anjo daminha guarda duas ao San-|to domeu nome duas ao glorioso Padre [ilegível] Antonnio. (1767) Dispositio Declaro, q sou natural de tal parte, filho de fulano, & fulana, legitimo, ou n-o legitimo; declaro que naõ sou casado, ou sou casado em tal parte, cõ fulana, & que tenho, ou naõ tenho tais herdeiros necessarios, filhos, ou descendentes, ou ascendentes, &c. (18) Declaro que | sou natural dacidade de Olinda filho legitimo de | Antonio [Goncalvez] Romeyro e de sua mulher Donna | Antonia Thereza Tavarez ambos falecidos. Sou cazado | com Donna Anna Ferreyra da Sylva, e naõ tendo filhos | vivos della, ou descendentes legítimos que sejaõ meos herdey-|ros necessários, como taobem naõ tendo querentes que | o sejaõ […]. (1767) Dispositio Declaro, que tenho tais, & tais dividas (se as tiver) que se haõ de pagar do monte, por serem contrahidas pera administràçaõ minha, & da família: & tais se pagaraõ, da minha ametade (se a tiver) & tais, quero que fiquẽ (19) Declaro que devo defa-|zenda ao Sargento mor Francisco Machado de [O]liveyra] | [Barroz] oque constar deSeu livro (1767) Dispositio Declaro, nomeo, & instituo por meu herdeiro universal de tudo o que depois de pagas minhas dividas, & compridos meus legados restar de minha fazenda, a tal pessoa, Igreja, Mosteiro, Hospital, Cõfraria, ou qualquer outra obra pia: (20) Declaro que nomeio, e instituo | por minha erdeira universal aminha alma de tudo oque | depois de cumpridoz meus Legadoz restar deminha fazen-|da [[fazenda]], (1768) <?page no="313"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 303 Corroboratio E aqui declare, que quer que esta mesma cedula, se por algum caso naõ valer como testamento valha como codicillo, & qualquer doaçaõ casa mortis, & como disposiçaõ ad causas pias, & pello melhor modo que em direito poder ser. (21) Declaro que | quero valha esta Sedula na melhor forma quece for pos- |sa quando naõ valha como testamento valha como | codeçilio, ou qualquer doaçaõ causa mortiz e como [dispo]|siç-o ao causaz piaz [inint.] (1767) Corroboratio Pera comprir meus legados ad causas pias aqui declarados, & dar expediência ao mais que neste meu testameto ordeno, torno a pedir ao senhor fulano, ou fulanos, por serviço de Deos nosso Senhor, & por me fazerem merce, queiraõ aceitar serem meus testamenteiros como no princípios deste testamẽto peço, aos quais, & a cada hum in solido dou todo os poder que em direito posso, & for necessário pera de meus bẽs tomarem, & venderem o que necessario for pera meu enterramento, & comprimento de meus legados, & paga de minhas dividas. (22) e para satisfazer meos legados ao | [causas] pias e dar expediente ao maiz que neste meu tes- |tamento torno a pedir a minha mulher Donna An | na MorreyradaSilva ea meo Sobrinho (Felippe Barboza | Romeyro e ao Capitaõ Jose Pedro de Vasconcelos por Servi | ço de Deos, e [por] me fazerem merce, queiraõ [attestar] Serem me-|os testamenteyros, como no prencipio deste meo testamento.| Pesso aos quaiz e a cada hum in [Solidum] dou todos os meoz | poderes e fasso meos administradorez, feitorez e procuradorez | como necessario for para tomarem posse e desporem de | meos bens como for precizo para meo enterramento pa-|go de minhaz dividaz e mais dispoziçoens oque declaradaz, (1767) Corroboratio E por quanto esta He a minha ultima vontade, do modo que tenho dito me assino aqui, ou rogo ao escriv- assine por mim, por eu n-o saber, ou naõ poder assinar. (23) Eporquanto esta | é aminha ultima vontade do modo que tenho dito […] epor eu naõ Saber Ler nem escrever pedê á Paulo Coelho, que este por mim escrevesse, eameu| rogo assinasse (1768) Escatocolo Em tal lugar, Villa, ou Cidade, ou quinta, ou navio, &c. A tantos de tal mes & era, assinarseà por elle, & depois da aprovaçaõ (que vai adiante) se assinarà com as testemunhas o mesmo testador, & naõ sabendo, como digo, ou naõ podendo assinar: hũa das testemunhas assine por elle: dizendo; que assina a rogo do testador, por naõ saber, ou naõ poder escrever. (24) nesta mesma Povoassaõ de Mopebú em | o dito dia mez, eano atraz declarado. = Assino a rogo de | Joana da Rocha, e como testemunha que o escrevi = | Paulo Coelho. = (1768) Recorde-se que os testamentos católicos representavam uma fonte de valores para os cofres de sacerdotes, paróquias, irmandades e conventos, deixando, por vezes, os herdeiros consanguíneos com poucos recursos financeiros. Segundo Rodrigues (2008: 4), nesse contexto, o governo do Marquês de Pombal implementou, novas leis regulamentando o ato de testar, entre 1766 e 1769. Com a Lei da Boa Raz-o (1769), Pombal tinha por objetivo promover <?page no="314"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 304 a transferência dos valores gastos com a Igreja para os herdeiros consangüíneos dos testadores. A autora afirma que o impacto destas medidas sobre a prática testamentária tanto na Colônia como no Reino foi significativo, dando início a um processo de transformaç-o dos testamentos num exclusivo mecanismo de transmiss-o de heranças, que se concretizaria somente na segunda metade do século seguinte. S-o os tratados seculares de testamentos e sucessões que passam a oferecer modelos para a produç-o textual de testamentos que atendessem às regulações da Lei da Boa Raz-o, a exemplo do Tratado regular e pratico de testamentos, e successões ou compendio methodico das principaes regras e principios que se podem deduzir das leis testamentarias, de Antonio Joaquim Gouvêa Pinto, publicado em 1844. Os modelos de testamento propostos pelo Breve Aparelho e pelo Tratado regular podem ser reconhecidos em parte dos dados aqui analisados por meio das diferentes técnicas de junç-o que adotam preferencialmente. No próximo item, apontaremos alguns indícios de como tradições anteriores podem influenciar a escolha de determinados fenômenos linguísticos, a exemplo dos juntores. 4 Os testamentos e o nível microestrutural Quem assina um contrato com outra pessoa ou faz um testamento tem todo interesse de que o contrato ou o testamento sejam absolutamente compreensíveis. Como conseqüência (cf. Raible 1992: 197), os textos do universo discursivo do Direito exigem um alto grau de planejamento e de coerência, o que Raible entende ser típico da escrituralidade (ou na terminologia de Bühler, típico do Sprachwerk, a “obra linguística”, isto é, a reflex-o sobre o próprio enunciado). Raible entende que o grau de planejamento de um texto traz consequências para a escolha das técnicas de junç-o, isto é, para a escolha das formas linguísticas que s-o usadas para expressar uma relaç-o semântica. Dessa perspectiva teórica, assume-se, portanto, a hipótese de correlaç-o entre determinados padrões textuais (mais ou menos planejados) e a preferência por determinadas técnicas de junç-o (advérbios juntivos, conjunções coordenativas, conjunções subordinativas, construções participiais e gerundiais, grupos preposicionais e preposições simples). Neste item, pretendo verificar se, no nível microestrutural, especificamente, nas técnicas de junç-o, podemos observar a presença de tendências de regulaç-o, normatizaç-o e uniformizaç-o, decorrentes dos padrões textuais, ou se há espaço para as possibilidades de variaç-o. Pergunta-se, assim: há maiores ou menores variações de formulaç-o nesses dados e se, sim, em que partes do texto? <?page no="315"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 305 Observemos, primeiramente, as tendências de uniformizaç-o de relações semânticas e técnicas de junç-o no invocatio nos testamentos, apenas dos séculos XVIII e XIX, já que n-o há ocorrência de invocatio nos dados do século XX. Essa TD é constituída, do ponto de vista diacrônico, por uma constância na express-o da relaç-o semântica de motivo (na terminologia de Raible, Veranlassung 11 ) e no uso de grupos preposicionais, especificamente do grupo preposicional “em nome de”, como técnica de integraç-o sintática: Invocatio (1) Em nome da Santissima Trindade Padre Filho e Espirito san-|to trez pessoas distintas eum Só Deos verdadeyro (1767) (2) Jezus, Maria e Jozé = Em Nome da| Santissima Trindade, Padre, Filho, Espi-|rito Santo (1871) No notificatio, verifica-se a ocorrência da relaç-o de correspondência (na terminologia de Raible, Zuordnung). As formas linguísticas s-o as locuções adverbiais juntivas “na maneira seguinte” e “na forma seguinte”. Dos testamentos do século XVIII, um deles apresenta também a express-o de correspondência com a utilizaç-o de grupo preposicional (“na forma de”). Dos testamentos do século XX, um apresenta a express-o de correspondência por meio de locuç-o adverbial juntiva “pela maneira seguinte”, ao passo que outros apresentam a express-o de inclus-o (Einschluss) por meio de preposiç-o simples “com” (“com as seguintes declarações e disposições”). Em suma, há uma tendência de express-o de correspondência por meio da junç-o por correferência (advérbios juntivos) no notificatio. Notificatio (3) Saybaõ quan-|tos este instrumento virem que […] fasso este testamento na forma se-|guinte (1767) (4) vou proceder a este meo Testa-|mento, e ultima vontade, a | fim de dispor de meos bens, na| forma da Constituiç-o, e mais Leis| do Imperio, para depois de mi-|nha morte (1871) (5) Saibam quantos esta virem […] E pelo mesmo senhor Antonio Ribei-|ro de Morais […] foi-me dito, em lingua nacional, que deseja-|va fazer, como por este instrumento efetivamente faz|, o seu testamento, com as seguintes declarações e dis-|posições (1941) No datatio, n-o há dúvida que se observa a express-o da relaç-o de tempo, por exemplo, na especificaç-o do ano de facç-o do testamento. Nos testamentos dos séculos XVIII a XX, essa parte do texto conta com a express-o de tempo por meio de locuç-o preposicional: “no anno do” (1654, 1653, 1767), “no ano do” (1768), “no ano de” (1941, 1941). 11 “Veranlassung meint solche Gruppen wie im Namen von“ (Raible 1992: 13). <?page no="316"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 306 Datatio no protocolo inicial (6) sendo no anno do Nascimento |de nosso Senhor JESUS christo, de mil setecentos Setenta e sete|aos dezesete dias do mês de Janeyro do dito anno (1767) (7) em como no ano do nacimento| de Nosso Senhor JESUS christo de mil setecentoz e | Sincoenta e [corroído] aoz vinteeSete [dias] domez de Fevereiro [corroído] | ano (1768) (8) que aos trinta| (30) dias do mês de Agosto, do ano de mil novecentos e qua-|renta e um (1941) (9) que aos vinte e seis dias do mês de julho do ano de mil |novecentos e quarenta e um, da era Crist- (1941) Como apontado acima, a arenga tem caráter justificativo e descritivo, apresentando as motivações do enunciador para a elaboraç-o do testamento e sua situaç-o de saúde. Uma tendência uniformizante nesse movimento de justificaç-o e descriç-o de situaç-o é a express-o das relações de causalidade e / ou modo: Arenga (10) estan-|do em meu perfeito juízo eEntendimento que Nosso Senhor medeo, (1768) (11) Achan-|dome em meo perfeito juízo, senhor de|mim, e de todas as potencias e | faculdades mentais, e com perfeito|conhecimento do que fazer (1870) (12) doente, deitado em uma ca-|ma, […] pelo 12 acêrto| com que ditou suas declarações, e respondeu ás per-|guntas que lhe fizemos, em perfeita capacidade mental,| (1941) (13) temendo-me da morte, (1768) (14) porem temendo-|do me da morte como vivente (1767) (15) dezejando por minha alma | no caminho da Salvaç-o (1767) (16) dezejando por minha alma no Caminho da | Salvasaõ (1768) (17) por n-o saber quando Deos será | servido levarme para Si (1767) (18) por naõ Saber oque Nosso Senhor de mim quer fazer, equando Serâ | Servido Levar-me para Si (1768) 12 No trecho “pelo acêrto| com que ditou suas declarações, e respondeu ás per-|guntas que lhe fizemos, em perfeita capacidade mental”, observa-se a express-o de conteúdo evidencial, dado que a observaç-o de que o testador tem “perfeita capacidade mental” é fundamentada por meio da observaç-o direta de fatos ditar declarações acertadamente e responder a perguntas). <?page no="317"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 307 Em nossos dados, observa-se que a express-o de causalidade e de modo, na arenga, ocorre predominantemente por meio de construções gerundiais (exemplos (34), (35), (38), (39), (40) e (41) acima). A fórmula “timens diem mortis meæ”, usada na arenga de testamentos latinos, por exemplo, contém o particípio presente do latim (“timens”) com caráter adjetival. No português arcaico, essa forma foi substituída por “tem̃ete”. As duas formas, particípio presente latino e gerúndio, compartilhavam alguns traços semânticos (concomitância temporal, modo, causa), contudo, o gerúndio suplantou o particípio presente, porque n-o desempenha somente uma funç-o adjetiva, mas sempre adverbial (cf. Simões, 2007: 38). Na arenga dos testamentos analisados, a fórmula “temendo-me da morte” é uma resposta à tradiç-o de justificar a facç-o do testamento e de narrar a situaç-o do enunciador, em que, portanto, a express-o de circunstâncias desempenha um papel relevante. Nesse sentido, há na arenga, como unidade retórica justificativa, a preferência pela express-o de circunstância por meio de construções gerundiais, tais como “estando”, “achando”, “temendo” e “desejando”. No dispositio, que é o centro pragmático do testamento, encontramos diferentes tipos de convergências entre os grupos de testamentos, mais frequentemente entre os testamentos dos séculos XVIII e XIX. Como a parte mais autoral do formulário textual, é a menos formulaica e que mais está sujeita à variaç-o. Nessa zona textual, observa-se a presença de fenômenos típicos da oralidade, tais como anáforas discursivas, mecanismos de reformulaç-o, redobro sintático, falta de concordância, entre outros. Observem-se os seguintes exemplos: Anáfora discursiva (19) Declaro que naõ devo | nada apessoa algũa, Salvo Se a contrair depois deste testa=|mento, aqual Se pagarâ. (Joana da Rocha 1768, Natal) O exemplo (44) traz uma sintaxe incompleta, já que as formas “a” e “a qual” n-o retomam um antecedente explícito na superfície textual, mas um elemento linguístico que é resultado de uma inferência (“N-o possuo dívida”). Mecanismos de reformulaç-o (20) Primeiramente en-|comendo a minha a Deos,| digo a minha Alma a Deos| que a criou […] (Felipa Rodrigues de Vasconcellos, 1865, Mipibu) Nas dificuldades de produç-o retrospectivas, o emissor recorre a determinados procedimentos de correç-o ou reformulaç-o, típicos das condições de produç-o da imediatez comunicativa (cf. Koch / Oesterreicher 2007 [1990]: 88). Essa reformulaç-o retrospectiva é explicitada pelo item “digo” em (45), que introduz uma nova formulaç-o da sentença anterior “encomendo a minha a Deos”, em que o item “alma” havia sido esquecido. <?page no="318"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 308 Redobro 13 (21) […] todos estes filhos e filhas casamos em sua vida della dita mulher. (Capit-o Domingos Fernandes, 1652, S-o Paulo) (22) […] naõ tendo filhos | vivos della, ou descendentes legítimos que sejaõ meos herdey-|ros necessários, como taobem naõ tendo querentes que | o sejaõ, e por isso nomeyo einstituo por minha universal | herdeyra a mesma minha mulher Donna Anna Ferrey-|ra da Sylva. (Pedro Tavares Romeyro, 1767, Natal) (23) […] e posto que eu atrás digo que quando casaram lhes n-o dei nada comtudo faço declaraç-o que Thomé Fernandes levou uma duzia de peças […] (Capit-o Domingos Fernandes, 1652, S-o Paulo) Por redobro entende-se que um sintagma X é retomado por um sintagma Y, correferencial ou cofuncional (cf. Castilho 2012: 271). Segundo Moraes de Castilho (2004: 56), o redobro ocorre quando uma dada funç-o é preenchida mais de uma vez. Em (46), há o redobro dos pronomes possessivos “sua” / “della”, que tem por objetivo uma precis-o semântica por meio de repetiç-o da mesma classe. Já em (47), a express-o de causalidade é concretizada por meio da forma gerundial “tendo” bem como pela locuç-o adverbial “por isso”. Algo análogo ocorre em (48), em que a express-o de oposiç-o ocorre tanto por meio de “posto” quanto por meio de “comtudo”. Falta de concordância (24) Declaro que a escrava| Maria, de idade de vinte e oito| annos, os escravos Diogo, de ida-|de de sete annos,Salustiano, de| idade de três, e Maria de ida-|de de dous annos, filhos daquel-|la escrava Maria, Alexandri- |na, de idade de nove annos,Tho-|mazia, de idade de quarenta| e tres annos,criada, depois de| minha morte ficar-o todos| libertos, como de livre nascessem,|gozando de sua liberdade, e o| meo testamenteiro lhe passa-|rá as suas cartas de liberdade (Felipa Rodrigues de Vasconcellos, 1865, Mipibu). Koch / Oesterreicher (2007 [1990]: 121) afirmam que as condições de imediatez comunicativa ou oralidade, tais como privacidade, familiariedade, implicaç-o emocional, espontaneidade, referência o aqui e agora, etc., possibilitam e favorecem uma formulaç-o menos cuidada e, em consequência, mais tolerante com relaç-o à concordância sintática. Dado que a testadora, D. Fellipa Vasconcellos, n-o sabia ler nem escrever (como consta em seu testamento), podemos supor que esse trecho do estabelecimento de seus legados 13 O redobro ocorre tanto em textos literários quanto n-o-literários do português medieval (cf. Moraes de Castilho 2005). Também no espanhol, até o século 18, esse fenômeno pode ser encontrado em textos da escrituralidade (cf. Saralegui 1992). <?page no="319"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 309 foi por ela ditado ao Sr. Manoel Rolim - uma situaç-o de produç-o que oferece restrições de planejamento do texto e favorece a ocorrência de faltas de concordância. Em (49), há falta de concordância de número da forma “lhe” (singular), que retoma “todos” (plural). Apesar de ser a zona textual menos formulaica, o dispositio contém, entre outras tradições, a distribuiç-o dos legados a indivíduos, instituições ou grupos. Nesses legados, observa-se a recorrência de fórmulas como “declaro que deixo” ou “deiyxo que”. (25) Deyxo | mais que se me digaõ por minha alma duas missas (1767) (26) Declaro que | sou natural dacidade de Olinda filho legitimo de | Antonio [Goncalvez] Romeyro e de sua mulher Donna | Antonia Thereza Tavarez ambos falecidos. (1767) (27) Declaro que deixo Se me-digaõ aoz Santoz assima | referidoz de minha devossaõ á cada um uma Missa com aesmo=|La de trezentos e vinte, que Se diraõ com brevidade. (1768) Segundo Raible (1992: 22), a forma mais extrema de integraç-o sintática reside no fato de que certas relações, especialmente importantes em uma língua, recebam o papel sintático de 1º, 2º e 3º actantes. A fórmula “declaro que” corresponde ao que Raible identifica como “orações objetivas” (“Objektsätze”, p. 104): trata-se de um estado de coisas encaixado em outro estado de coisas em que normalmente há um verbo de percepç-o sensorial, 14 como é o caso dos verba dicendi. Em “declaro que”, teríamos, portanto, o verbo “declaro” como núcleo de um estado de coisas e a oraç-o iniciada pelo transpositor “que” como o estado de coisas encaixado, isto é, como o segundo actante do estado de coisas superordenado “declaro”, em que o primeiro actante é o sujeito nulo. As relações semânticas expressas por meio dos papéis sintáticos de 1º e 2º actantes s-o as de causador (Verursacher), isto é, “sujeito de”, e causado (Verursachtes), isto é, “objeto de”. A representaç-o de um estado de coisas com dois participantes é a estrutura mínima de junç-o (e a mais integrativa), a partir da qual todas as outras relações semânticas se organizam (cf. Raible 1992: 143). No corroboratio, identificam-se convergências do século XVIII ao XX, em funç-o do caráter obrigatório das cláusulas finais, que garantem a validade do documento. O desejo do enunciador de que o testamento se cumpra é justificado predominantemente por meio da express-o de causalidade, como se verifica a seguir: (28) e por quanto esta he minha ultima vontade do modo | que tenho dito, pesso as justiçaz de Sua Magestade fideli-|sima, Secularez e Eclesiazticaz, cumpraõ e fassaõ intey-|ramente cumprir, dentro de dous annoz, os 14 “[…] verba dicendi, sentiendi, sciendi, Verben der Sinneswarnehmung” (Raible 1992: 105). <?page no="320"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 310 quaiz [consedo] | aos ditoz meoz testamenteyroz, para darem Suaz Contaz| e por estas conforme este testamento (1767) (29) Eporquanto esta | é aminha ultima vontade do modo que tenho dito […] epor eu naõ Saber Ler nem escrever pedê á Paulo Coelho, que este por mim escrevesse, eameu| rogo assinasse (1768) (30) e depois de escripto e lido pelo|mesmo escriptor, por o achar con-|forme havia ditado, por n-o sa-|ber ler nem escrever, pedi a Ig-|nacio Garcia da Trindade, este por a meo rogo assignasse por ser es-|ta a minha unica e ultima vontade (1870) (31) E pôr esse mo-| do disse ele testador que havia por feitas suas declarações|testamentárias, manifestando sua última vontade. […] e a rogo do mesmo testador,| que por seu estado de doença, n-o pode escrever, (1941) Observa-se acima que a express-o de causalidade é atualizada por meio de diferentes técnicas de integraç-o sintática, tais como subordinaç-o com “porquanto” e anteposiç-o da subordinada e preposiç-o simples “por” seguida de construç-o infinitiva. No caso da construç-o gerundial “manifestando”, há a express-o de consequência, dado que a manifestaç-o de última vontade é efeito da causa (ter feito as disposições testamentárias). Essas técnicas correspondem aos níveis IV (subordinaç-o), V (construções gerundiais e participiais) e VII (preposições simples) do contínuo de integraç-o sintática proposto por Raible. Isso significa que s-o técnicas mais próximas do polo da integraç-o sintática e que indicam maior sintonia do texto com a escrituralidade. Por fim, típico do escatocolo nos testamentos dos séculos XVIII a XIX é a express-o de motivo (Veranlassung) por meio do grupo preposicional “a rogo de”, quando o testador n-o pode ele mesmo assinar. Nesse caso, para que o documento n-o perca sua validade, é necessário que uma das testemunhas assine em lugar do testador e que o documento indique ser essa assinatura autorizada pelo próprio: (32) nesta mesma Povoassaõ de Mopebú em | o dito dia mez, eano atraz declarado. = Assino a rogo de | Joana da Rocha, e como testemunha que o escrevi = | Paulo Coelho. = (1768) (33) Villa de Coité doze de | Novembro de mil oitocentos e set-|tenta= Arrogo da Testadora Anna| de Araujo Pereira = Francisco da Costa Cirne (1871) (34) Povoaç-o de Santa Cruz dezesette de| Julho de mil oitocentos settenta=| Arogo do Testador Ignacio Jozé Rodrigues Cherein= Manoel | Timotheo Ferreira Lustoza= Como Tes-|temunha (1870) As tendências de uniformizaç-o na utilizaç-o de técnicas de junç-o em diferentes zonas textuais dos testamentos (invocatio, notificatio, datatio, arenga, <?page no="321"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 311 dispositio, corroboratio, escatocolo) permitem reconhecer pelo menos dois modelos textuais: o modelo Breve Aparelho e o modelo Tratado regular e prático. Os itens linguísticos, bem como as relações semânticas e as técnicas de integraç-o sintática que constituem ambos os modelos s-o apresentados nas tabelas abaixo: Tabela 10: Itens linguísticos do modelo textual Breve Aparelho Modelo Breve Aparelho Unidade Retórica Técnicas de Integraç-o Sintática Relações Semânticas Itens Linguísticos Invocatio Grupo preposicional (VI) Motivo “em nome da” Notificatio Advérbio Juntivo (II) Correspondência “na forma seguinte” Datatio Grupo preposicional (VI) Tempo “no ano de”; “no anno do”; “no ano do” Arenga Construç-o gerundial (V) Preposiç-o simples + Inf. Modo / Causa Causa “estando”, “temendo”; “desejando”; “dezejando”; “achando” “por” Dispositio Papel actancial (VIII) Causadorcausado “declaro que”, “declara que”, “declarou que” Corroboratio Preposiç-o Simples + Inf. Subordinaç-o (IV) Causa Causa “por” “por quanto”; “porquanto” Escatocolo Grupo preposicional (VI) Motivo “a rogo do”; “arogo do”; “arrogo da”; “a rogo de” <?page no="322"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 312 Tabela 11: Itens linguísticos do modelo textual Tratado regular e prático Modelo Tratado regular e prático Unidade Retórica Técnicas de Integraç-o Sintática Relações Semânticas Itens Linguísticos Invocatio Grupo preposicional (VI) Motivo “em nome da” Notificatio Grupo preposicional (VI) Temporal “para depois de (minha morte)” Arenga Subordinaç-o Campo de Influência “em cuja fé / religi-o protesto viver e morrer” Dispositio Construç-o gerundial Condicionalidade “falecendo …, desejo ser sepultado” Corroboratio Preposiç-o Simples + SN Instrumento “por este testamento revogo …” Escatocolo Grupo preposicional (VI) Motivo “a rogo do”; “arogo do”; “arrogo da”; “a rogo de” O gráfico 1 a seguir mostra como os juntores típicos dos modelos BA e T se dividem entre os grupos de testamentos do nosso corpus: Percebemos três diferentes tendências entre as populações com relaç-o ao uso dos juntores típicos de cada modelo. Nos testamentos do século XVIII, predominam os itens linguísticos do modelo Breve Aparelho, ao passo que nos testamentos do século XIX, os dois modelos, Breve Aparelho e Tratado regular e prático coexistem. Nos dados do século XX, há clara preferência pelos itens linguísticos do modelo Tratado regular e prático. Gráfico 1: Distribuiç-o dos juntores típicos dos modelos BA e T por século <?page no="323"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 313 No gráfico 2 a seguir, verificamos como as relações semânticas de motivo, correspondência, tempo, causa, condicionalidade, instrumento e campo de influência (na terminologia de Raible, “Veranlassung”, “Zuordnung”, “Zeit”, “Ursache”, “Bedingung”, “Einflußbereich”) se distribuem nos três cortes diacrônicos: Gráfico 2: Distribuiç-o das relações semânticas de motivo, correspondência, tempo, causa, condicionalidade, instrumento e campo de influência pelo corpus Com relaç-o à distribuiç-o das relações semânticas pelos grupos de testamentos, a principal diferença entre os 3 cortes reside na express-o de causalidade. Dado que a causalidade nos testamentos ocorre em grande parte na arenga de cunho religioso / soteriológico, pode-se entender por que sua distribuiç-o é mais alta nos dados do século XVIII e se torna mais baixa nos dados do século XIX e XX: nos cortes posteriores, o modelo laico de testamento acaba por impor-se. Com relaç-o à distribuiç-o dos juntores típicos pelos graus de integraç-o sintática, o seguinte gráfico mostra que a técnica de junç-o mais frequente em todos os três cortes é a subordinaç-o. <?page no="324"?> Alessandra Castilho Ferreira da Costa 314 Gráfico 3: Distribuiç-o dos níveis de integraç-o sintática dos juntores típicos pelo corpus Outro aspecto relevante que o gráfico permite observar é que no geral o testamento se mostra como um gênero que dá preferência a técnicas mais integrativas, já que as técnicas mais agregativas como advérbios juntivos e coordenaç-o têm pouca representatividade entre os juntores típicos. Também se pode observar que há uma certa tendência dos dados relativos aos séculos XIX e XX de apresentarem maior frequência no uso de grupos preposicionais e preposições simples, que s-o as técnicas mais integrativas do eixo sintático proposto por Raible. Nesse sentido, os dados relativos a esse período parecem se aproximar mais da distância comunicativa que os dados relativos ao século XVIII. 5 Considerações finais Na análise apresentada, a hipótese de que diferentes filiações históricas d-o preferência a diferentes técnicas de junç-o pôde ser comprovada por meio da identificaç-o de duas diferentes filiações históricas em nossos dados: o modelo textual proposto pelo Breve Aparelho e aquele proposto pelo Tratado regular e prático. Com a identificaç-o dos juntores típicos dessas duas tradições discursivas, pudemos reconhecer as famílias de textos internas ao nosso agrupamento de testamentos. Nesse sentido, o presente estudo corrobora a tese de Kabatek (2006) de que as técnicas de junç-o funcionam como sintomas de tradições discursivas. <?page no="325"?> Tradições discursivas, textuais e linguísticas 315 Com relaç-o às variedades linguísticas empregadas nos dados analisados, observa-se nas partes mais formulaicas desses textos o uso de formulações que remetem a sincronias anteriores, como é o caso das convergências entre testamentos norte-rio-grandenses do século XVIII que atualizam o modelo do Breve Aparelho, elaborado no século XVII em português europeu. Ao mesmo tempo, nas partes menos formulaicas observou-se a influência de fenômenos típicos da oralidade e, portanto, do vernáculo da época. Assim, um mesmo texto apresenta aspectos linguísticos de diferentes sistemas e essa heterogeneidade interna deve ser considerada em estudos de mudança linguística. Na tarefa de identificar os entornos dos textos, entendemos que as relações de evocaç-o que se estabelecem entre um determinado texto e outros textos anteriores s-o fundamentais para a compreens-o do sentido desse texto. Uma análise preliminar de textos reguladores que estabelecem relações interdiscursivas com os exemplares de um determinado gênero e influenciam a adoç-o de determinadas formas linguísticas é, portanto, um procedimento hermenêutico para a pesquisa de textos de sincronias passadas. Buscamos apontar a relevância desse procedimento, destacando a influência de manuais de bem morrer e de tratados jurídicos na produç-o de testamentos norte-rio-grandenses dos séculos XVIII a XX. Referências Castilho, Ataliba Teixeira (2012). Nova Gramática do Português Brasileiro, S-o Paulo, Contexto. Castro, Estevam de (1677). Breve aparelho e modo fácil para ajudar a bem morrer um crist-o, com a recopilaç-o da matéria de tratamentos, e penitência, várias orações devotas, tiradas da Escritura Sagrada, e do Ritual Romano de N. S. P. Paulo V, acrescentada da devoç-o de várias missas, Lisboa, Ofcina Miguel Menescal. Kabatek, Johannes (2006). Tradições discursivas e mudança linguística, in: Lobo, Tânia (ed.), Para a Historia do Português Brasileiro VI, Salvador, EDUFBA, 505-527. Kabatek, Johannes (2008). Introducción, in: Kabatek, Johannes (ed.), Sintaxis histórica del español y cambio lingüístico. Nuevas perspectivas desde las Tradiciones Discursivas, Madrid, Iberoamericana / Vervuert, 7-16. Kabatek, Johannes (ed.) (2008). Sintaxis histórica del español y cambio lingüístico. Nuevas perspectivas desde las Tradiciones Discursivas, Madrid, Iberoamericana / Vervuert. Koch, Peter (1997). 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Gramaticalizaç-o de ende / en e de porende / porém, in: Filologia e Linguística Portuguesa 6, 53-100. Moraes de Castilho, Célia Maria (2005). O processo de redobramento sintático no português medieval: formaç-o das perífrases com estar, Campinas, Universidade Estadual de Campinas, tese de doutoramento, Disponible em línea <http: / / www.bibliotecadigital.unicamp.br/ document/ ? code=vtls000355735>. Pinto, António Joaquim de Gouveia (1813-1844). Tratado regular, e prático de testamentos, e successões; ou, Compendio methódico das principaes regras, e principios que se podem deduzir das leis testamentarias, tanto patrias, como subsidiarias: illustrados, e aclarados com as competentes notas, Na of. de S.T. Ferreira. Raible, Wolfgang (1992). Junktion. Eine Dimension der Sprache und ihre Realisierungsformen zwischen Aggregation und Integration, Heidelberg, Winter. Reiffenstein, Ingo (2009). Sprachvariation im 18. Jahrhundert. 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A partir de un análisis de eye tracker se sostiene que el significado procedimental de las partículas discursivas supone un comportamiento cualitativamente distinto de formas homónimas no gramaticalizadas como partículas; ello contradice la idea común de que el debilitamiento semántico atribuido a estas formas suponga también un coste de procesamiento menor. 1 Introducción * Hoy parece comúnmente aceptado que las partículas discursivas no constituyen una clase gramatical. Suelen considerarse, más bien, una clase funcional, ya que la característica que permite agrupar elementos gramaticalmente muy heterogéneos es el hecho de que todos ellos desempeñan alguna función en la construcción del discurso 1 . Esta clase funcional 2 se define por * Este trabajo ha sido desarrollado con el apoyo del proyecto del MINECO “La escritura historiográfica en español: variantes y variación”, dirigido por Lola Pons Rodríguez (FFI 2013-45222), y del proyecto “Partículas discursivas y cognición”, dirigido por Óscar Loureda. 1 Según Antonio Briz (2008), “la marcación del discurso por parte de estas partículas consiste básicamente en cuatro funciones: a) la conexión, argumentativa (valgan como ejemplos prototípicos además, encima), reformuladora (por cierto, es decir) o estructuradora (por una parte … por otra parte); b) la modalización, que supone normalmente una intensificación o atenuación de lo que se dice en un miembro del discurso y desde el punto de vista del hablante (¡ojo! , eso sí, tía, bueno); c) la focalización, que destaca un elemento expreso -el foco- frente a una alternativa expresa o sobreentendida. Las partículas focales pueden tener un significado escalar (incluso, hasta, ni siquiera) o no tenerlo (también, tampoco); y d) el control del contacto, que se centra en la relación entre hablante y oyente (sea el caso de mira, ¿eh? )”. Salvador Pons Bordería (2006) señala tres funciones de orden más general: la interaccional, la modal y la de conexión, y subordina a esta última las funciones argumentativa y metadiscursiva. Por su parte, López Serena y Borreguero Zuloaga (2010: 440ss.) también encuentran en las partículas discursivas tres macrofunciones, si bien solo parcialmente coincidentes con las distinguidas por Salvador Pons: la interaccional, desempeñada por las partículas <?page no="328"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 318 un haz de criterios (Portolés 2014). Constituye una clase integrada por un conjunto de elementos que originariamente pueden pertenecer a varias clases de palabras pero que se caracterizan por haber perdido la flexión morfológica o haberla reducido en extremo, como el caso de ciertos verbos mira / mire, oye / oiga (criterio morfológico); por no formar parte de la estructura predicativa de la oración, lo que favorece su movilidad respecto del enunciado en el que incide (criterio sintáctico); y por no alterar las condiciones de verdad del enunciado (criterio semántico). A estos rasgos hay que añadir aún otro: las partículas discursivas funcionan como guías de rutas inferenciales en el procesamiento del texto 3 . Esta propiedad supone la discursivas que aparecen en las interacciones orales para “señalar los movimientos conversacionales de los interlocutores”; la metadiscursiva, concerniente al proceso mismo de expresión lingüística de los contenidos que configuran el discurso, en la que las autoras distinguen ulteriormente dos tipos de mecanismos cohesivos, “los que tienen como objetivo la estructuración y ordenación del discurso con el fin de facilitar al receptor su procesamiento, y los que se refieren a la formulación misma de los elementos que materializan lingüísticamente el contenido textual y que manifiestan la relación entre el hablante y su propio discurso (soporte en la planificación sobre la marcha del discurso, cambios en la planificación, reformulaciones, etc.)” (ídem: 441); y, por último, la cognitiva, “que engloba todas aquellas funciones adoptadas por los marcadores para poner de relieve las relaciones que se establecen a) entre los contenidos proposicionales de los diversos elementos oracionales e interoracionales del texto, es decir, el tipo de relación lógica que existe entre ellos y su papel en la construcción argumentativa del discurso (función lógico-argumentativa); b) entre los contenidos expresados lingüísticamente en el discurso y los conocimientos compartidos o presupuestos por los participantes en la comunicación, que le permiten al destinatario poner en marcha distintos mecanismos cognitivos de deducción e inducción (función inferencial); c) entre el contenido textual y la actitud del hablante, que expresa desde su grado de compromiso con la veracidad de cuanto afirma hasta su disposición afectiva o emotiva respecto de lo dicho (función modalizadora de la enunciación)” (ídem: 441s.). 2 El concepto de “clase funcional” reducido a una mera “función discursiva” es aceptado con muchas reservas por José Portolés (2014: 204), quien atribuye la característica de “desempeñar la función discursiva” a todas las unidades y construcciones lingüísticas: “El principal problema de hablar de clase discursiva o función discursiva se encuentra en que, si se reconocen estos valores discursivos en una serie de palabras, ¿carecen de ellos el resto? ¿No son ‘discursivos’ los nombres o los verbos cuando se utilizan en enunciados concretos? […] Existe una tendencia -que no comparto- dentro de los estudios lingüísticos que envía al discurso o a la pragmática las unidades lingüísticas o las construcciones sintácticas que no reflejan o contribuyen con claridad a la proposición semántica: ahora bien, todas las unidades y construcciones -desde las más sencillas para el gramático hasta las más complejas- poseen en su uso real valores discursivos y condicionan una interpretación contextualizada de acuerdo con su gramática y su semántica”. 3 “Los ‘marcadores del discurso’ son unidades lingüísticas invariables, no ejercen una función sintáctica en el marco de la predicación oracional -son, pues, elementos marginales- y poseen un cometido coincidente en el discurso: el de guiar, de acuerdo con sus distintas propiedades morfosintácticas, semánticas y pragmáticas, las inferencias que se realizan en la comunicación” (Martín Zorraquino / Portolés 1999: 4057). <?page no="329"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 319 diferencia entre un significado conceptual y un significado procedimental, desarrollada por los autores de la Teoría de la Relevancia y aplicada al estudio de las partículas discursivas por Diane Blakemore, según la cual las partículas discursivas serían elementos que tendrían fundamentalmente un significado procedimental y no serían capaces de suscitar representaciones de entidades físicas o conceptuales en la mente de los hablantes 4 . La distinción entre significado conceptual y significado procedimental a propósito de las partículas discursivas subraya la función interpretativa de estas unidades, y con ello, su dimensión cognitiva: En su origen está la constatación de que no todos los elementos lingüísticos contribuyen del mismo modo al proceso interpretativo: algunos lo hacen aportando representaciones conceptuales, y otros, por el contrario, lo hacen especificando la manera en que tales representaciones deben combinarse, entre sí y con la información contextual, para obtener la interpretación del enunciado, es decir, imponiendo restricciones sobre la fase inferencial de la interpretación. (Escandell / Leonetti 2004: 1728) Estos argumentos se han empleado con frecuencia tanto desde el punto de vista sincrónico, para la descripción del comportamiento de las partículas discursivas, como desde el punto de vista diacrónico (Nicolle 1998), para explicar la formación de estas unidades. Desde el punto de vista diacrónico, las partículas discursivas han llegado a codificar, generalmente a partir de un significado conceptual previo, un significado procedimental “más abstracto y más ligado a los datos contextuales para su interpretación” (Escandell / Leonetti 2004: 1736). Este proceso es una clase de cambio lingüístico que se ha solido enmarcar dentro de las cadenas, de génesis de gramática, que llamamos gramaticalización. Se trata aquí de un cambio por convencionalización de inferencias pragmáticas, lo que, por un lado, es esperable si la semántica procedimental codifica restricciones sobre la fase inferencial de la interpretación 5 . 4 Como señala Murillo (2010), la distinción entre significado procedimental y conceptual no corresponde directamente a dos tipos de palabras (gramaticales y léxicas, respectivamente), sino que ambos tipos de significado están presentes, en mayor o menos medida en todas las clases de palabras. 5 La gramaticalización puede ser completada en tanto que explicación inmanente e intragramatical. Si bien típicamente esta teoría ha observado los procesos de génesis de partículas discursivas a partir de la génesis de implicaturas que se terminan adhiriendo a una forma hasta hacerla por regla general extrapredicativa, en los últimos años, la descripción de la historia de determinadas unidades ha permitido comprobar que, además de procesos de creación “de abajo arriba” de estas formas, hay también procesos “de arriba hacia abajo” que ofrecen no pocas muestras de procesos de aparición de partículas discursivas por calco de otra lengua (para el español, típicamente el latín) y posterior extensión vía textual de una forma ya plenamente usada como partícula discursiva. Estos cambios han sido objeto de estudio por parte de <?page no="330"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 320 Un ejemplo de este tipo de cambio lingüístico por gramaticalización es el de la partícula modal del español por lo visto (Pons Rodríguez 2010b; García Pérez 2013). Por lo visto significa inicialmente, en el nivel oracional, ‘a causa de / a partir de las cosas vistas’, como fundamento de una aserción, dada su naturaleza causal. Así se emplea comúnmente en discursos hasta el siglo XIX, momento a partir del cual por lo visto ya no tiene relación con el acto de percepción físico: (1) Claros varones, viendo la sangrienta / batalla entre don Diego, que a retado / a Çamora, y teniendo bien en cuenta / todo lo que sobre ello a resultado / fallamos por lo visto que sea esenta / Çamora, y a don Diego le sea dado. (1579, Juan de la Cueva, Comedia de la muerte del rey Sancho) (2) En la tendencia, al parecer íntima, de González a no presentarse pesa, por lo visto, la creencia de que, tras dos años de continuos escándalos y fenómenos de corrupción, su presencia en la arena electoral constituye un factor adicional de crispación, al margen de un cierto agotamiento moral. (1995, La Vanguardia, 30 / 1995, España) Este es el recorrido comúnmente considerado de la gramaticalización, influido por aspectos semántico-cognitivos (“ver” con los ojos > “ver” con la mente). Se trata de un proceso por el que se fija estructuralmente, como esquema, lo que originalmente era solo una estrategia discursiva. Aparentemente se presenta como un proceso “unidireccional”, que crea lengua desde el discurso, en el se produce una ampliación de alcance respecto de la predicación (la partícula se “externaliza” y gana “autonomía”) y en el que la partícula discursiva sufre un “debilitamiento” semántico en tanto que pierde capacidad referencial. La gramaticalización es “unidireccional” si se considera como el paso de una unidad léxica a una gramatical, pero no lo es en otros sentidos: un ejemplo como el de vaya 6 muestra que la dirección de la gramática oracional a la gramática discursiva solo puede ser una tendencia, pues las partículas la Teoría de las Tradiciones discursivas. Cf. al respecto Pons Rodríguez (2010b y 2015) y Garrido Martín (2015). 6 En Octavio de Toledo (2001-2002) se presenta su evolución, que recorre un “viaje de ida y vuelta”, en palabras del autor, desde la gramática básica (como en (i)) hasta la gramática del discurso (como en (ii)), y de aquí de nuevo al nivel oracional, como cuantificador exclamativo intensivo (como en (iii)), proceso este que tiene lugar en el español decimonónico: (i) -Señora, la siesta entra muy caliente; aquí dormiréis hasta que venga la fría. Y en tanto enbiaré a Gandalín aquella villa y traernos ha con que nos refresquemos. -Vaya -dixo Oriana; ¿mas quien gelo dará? (Garci Rodríguez de Montalvo, Amadís de Gaula). (ii) Vaya, ahora dos dosquines graciosos y picantes de Roma (Jerónimo de Barrionuevo, Avisos). (iii) Vaya doncella que me he echado (Benito Pérez Galdós, La de Bringas). <?page no="331"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 321 discursivas no siempre son el final del proceso de gramaticalización 7 ; el ejemplo de por cierto, por su parte, revela que una cadena unidireccional que va del significado proposicional al textual y, finalmente, al expresivo presenta serios contraejemplos 8 ; y, por último, el ejemplo de así las cosas 9 (Pons Rodríguez 2015) muestra que la unidireccionalidad no se puede entender como regla, si se considera que toda gramaticalización es de “abajo arriba”, esto es, como convencionalización de inferencias pragmáticas, pues se trata de un caso de gramaticlaización por tradiciones discursivas. Como se dijo, el paso de un significado conceptual a uno procedimental suele caracterizarse como “generalización”, “debilitamiento / desgaste semántico”, “empalidecimiento” o “desemantización” (attrittion, Lehmann 1985: 307, semantic bleaching, Heine / Reh 1984: 15). En relación con el término “debilitamiento” se organiza una red conceptual que se basa en términos como “reducción semántica”, “decoloramiento semántico”, “agotamiento semántico”, “erosión”, u otros menos marcados como “abstracción” o “generalización” (generalization 10 ; Bybee / Pagliuca 1985), todos ellos empleados para definir y describir el paso de un significado “más pleno” a un significado “menos pleno” y por tanto “más empobrecido” (cf. también Garachana 1999: 73). El problema de la terminología, aun no siendo crucial, orienta a ciertas inexactitudes a partir de un hecho cierto, a saber, que este “debilitamiento” se refiere al hecho de que la función de marcación del discurso se puede producir a partir de una pérdida paulatina del significado 7 Es decir, la gramaticalización como “change whereby lexical items and constructions come in certain linguistic contexts to serve grammatical functions or grammatical items develop new grammatical functions” (Traugott 2001: 1) no puede ser equiparada sin más con una cadena que pasa de la esfera oracional a la discursiva. 8 El paso de lo textual a lo expresivo no siempre se advierte con esta linealidad (cf. Garachana 1999). Ciertas unidades, como la partícula modal por cierto, pasan primero del nivel oracional al textual, adquiriendo valores gramaticales transfrásticos, para posteriormente volver a hacer el recorrido de la gramaticalización hasta generar una nueva partícula discursiva, esta vez con carácter modal o “expresivo”. Así, en la gramaticalización de por cierto existen dos valores de lengua (Estellés 2009). De un valor como sintagma libre, con el significado (en parte “persistente”, cf. Hopper 1991: 22) de ‘por verdad’, se genera en la Edad Media un valor evidencial, y desde este valor se deriva un segundo valor de carácter digresivo sobre cuya antigüedad no hay aún acuerdo entre los investigadores (López Izquierdo 2006: 74; Bustos 2002: 80; Porcar / Velando 2008). 9 Presente en castellano desde el siglo XV, es una copia de la fórmula del derecho latino medieval REBUS SIC STANTIBUS , que expresaba la necesidad de mantener un acuerdo siempre que no hubiesen cambiado las circunstancias existentes en el momento del pacto. Este sintagma latino circula entre los libros de derecho canónico y mercantil medievales, y pervive en la escrituralidad, en general, en la variedad lingüística de la legislación y la jurisprudencia, muy particularmente. 10 Se define como “the loss of specific features of meaning with the consequent expansion of appropriate contexts of use for a gram[atical marker]” (Bybee / Perkins / Pagliuca 1994: 289). <?page no="332"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 322 de origen de estos elementos, es decir, a partir de una desemantización que afecta sobre todo al significado conceptual y a la capacidad referencial del signo (Fischer 2006). Al tiempo que ciertos elementos lingüísticos pierden la capacidad de suscitar representaciones conceptuales durante la interpretación de los enunciados, estos van ganando sistemáticamente valores relacionales que actúan en la organización discursiva imponiendo restricciones sobre la fase inferencial de la interpretación 11 . En el presente trabajo, en primer lugar, queremos aportar datos que subrayan el carácter procedimental del significado de las partículas discursivas en sincronía y que, desde el punto de vista de la diacronía, permiten sostener que las propiedades de la gramaticalización de las partículas discursivas se orientan con bastante exactitud a las propiedades del significado procedimental 12 . En segundo lugar, y a raíz de lo anterior, si el paso de un significado fundamentalmente referencial a un significado fundamentalmente instruccional o procedimental fuera un “debilitamiento” absoluto, cabría esperar que los costes de procesamiento de estas unidades fueran en relación con los de unidades con un significado léxico o bien menores cuantitativamente hablando o bien menos relevantes en el discurso. En este sentido la lingüística diacrónica puede aprovechar argumentos aportados por la lingüística empírica. En este sentido aportaremos argumentos desde el método experimental. Proponemos, así, un enfoque complementario de las lingüísticas teórica y descriptiva para los estudios de gramaticali- 11 Más recientemente se habla de “subjetivización” en tanto que enriquecimiento de las funciones pragmáticas en perjuicio de las semánticas en la medida en que las unidades gramaticalizadas pasan de estar orientadas al enunciado a estarlo a la enunciación (Sweetser 1990; Traugott 1995: 31). En realidad, la subjetivización no debe interpretarse, en el caso de las partículas discursivas, como el paso de un significado “objetivo” a uno “subjetivo” o modal, sino más bien como el resultado de la voluntad o intención del hablante por “marcar” o introducir en el discurso alguna instrucción relativa a alguna de estas esferas: a) la proyección del hablante sobre lo que dice o sobre su decir, b) el contacto entre las personas que participan en el discurso o c) la organización argumentativa, formulativa, estructural o informativa del discurso. En suma, se trata siempre de la convencionalización de una instrucción que antes fue accesible solo como implicatura conversacional, ya se trate de una instrucción relativa a la perspectiva del hablante sobre el texto, a la relación intersubjetiva o interaccional, o al control metadiscursivo (cf. nota 1). Estos significados no configuran un mundo objetivo, constituido por “estados de cosas”, sino por relaciones creadas por la lengua durante la fijación de contenidos de conciencia. 12 Cf. también Nicolle (1998: 16): “In terms of the conceptual / procedural distinction, I will argue that the semantic change driving grammaticalization (taken as a composite functional and formal development) is the addition of procedural information to the semantics of an expression, alongside the conceptual information already encoded. In other words a grammaticalizing expression comes to constrain the interpretation of the associated utterance in some way, whilst continuing to encode information with the potential to give rise to a conceptual representation”. <?page no="333"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 323 zación, estudios en los que se ha abundado en las causas y en la motivación del cambio y con los que se han subrayado, más allá de las manifestaciones sígnicas del cambio lingüístico, sus motivaciones cognitivas. 2 El significado procedimental y las partículas discursivas Si la comprensión de los enunciados se realiza a partir de cómputos inferenciales, y dado que su descodificación ni es automática ni se lleva a cabo mediante una heurística perfecta, es esperable que en las lenguas haya formas, como las partículas discursivas, que restrinjan esas operaciones, pues estas restricciones guiarían al oyente / lector hacia los efectos esperados y le ahorrarían esfuerzo de procesamiento. Desde los estudios de Blakemore (por ejemplo, 1987; 1992; 1997) se defiende la diferencia entre el significado procedimental y el significado conceptual, de carácter representacional: el significado conceptual es la información léxica sobre el contenido proposicional de los enunciados 13 , mientras que el significado procedimental es la información sobre cómo procesar ese significado conceptual y sobre cómo restringir las inferencias de las secuencias discursivas en las que aparecen 14 . Los elementos procedimentales requieren la existencia de alguna representación conceptual sobre la que poder actuar. Este requisito hace que la relación entre los elementos procedimentales y los conceptuales sea “asimétrica” (Escandell / Leonetti 2004: 1730), ya que son las instrucciones de procesamiento las que actúan sobre los contenidos conceptuales, y no al contrario. Los desarrollos de la pragmática léxica ponen de manifiesto la adaptabilidad del significado conceptual frente a la rigidez del significado procedimental: el significado conceptual se adapta al contexto, mientras que el procedimental impone restricciones en el contexto. El significado conceptual, en efecto, se une al conocimiento enciclopédico; las expresiones procedimentales, en cambio, no están relacionadas con tal conocimiento 15 . El sig- 13 “Más específicamente, tras los últimos avances de la teoría en el campo de la pragmática léxica (Carston 2002; 2004), el significado conceptual es información sobre el contenido proposicional de las representaciones mentales codificadas por los enunciados. Debido a que el significado lingüístico está en gran medida subdeterminado por el contexto, ya no puede afirmarse que los enunciados contengan proposiciones o condiciones de verdad: son las representaciones mentales enriquecidas pragmáticamente las que pueden tenerlas” (Murillo 2010: 243). 14 Cf. Blakemore (1987; 1992; 1997), Sperber / Wilson (1995), Portolés (2001 1998 ; 2004), Carston (2002; 2004), Escandell / Leonetti (2004) y Murillo (2010). 15 “Las entradas léxicas de tipo conceptual dan acceso siempre al conocimiento enciclopédico. La ‘contaminación’ enciclopédica del significado no afecta, sin embargo, a las expresiones procedimentales. Estas contienen sólo rasgos de tipo computacional; carecen de contenido representacional y por lo tanto no están asociadas con el conocimiento enciclopédico” (Escandell / Leonetti 2004: 1731; cf. también Pons Bordería 2008). <?page no="334"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 324 nificado conceptual es flexible y adaptable al contexto. Esta característica lo opone al significado procedimental y es decisiva para entender los aspectos composicionales o combinatorios de la semántica: ¿En qué consiste, pues, esta maleabilidad del significado conceptual? Consiste en la posibilidad de ajustar los conceptos, es decir, hacerlos más restringidos, más específicos, o bien más laxos, más abarcadores, en función de los factores contextuales (Escandell / Leonetti 2004: 1733). Estas divergencias explicarían por qué son costosos de entender enunciados como (6) y no (3), (4) y (5): (3) Paula es de Teruel y, sin embargo, es habladora. (4) Paula es de Teruel y, por tanto, es habladora. (Portolés 2001 [1998]: 22) (5) Su familia es de origen chino y, sin embargo, es un torero excelente. (6) #Su familia es de origen chino y, por tanto, es un torero excelente. (Montolío 1998: 32s.) En (3) y (4) el significado proposicional se adapta a las instrucciones proporcionadas por la partícula discursiva, ya que a priori ser de Teruel no implica una tendencia especial hacia ser más o menos habladora. En cambio, en (6) tal adaptación resulta costosa y el enunciado resulta pragmáticamente extraño por ser incompatible con nuestro conocimiento del mundo. Las instrucciones dadas por las partículas discursivas permanecen constantes en los enunciados (3) a (6), tanto si los supuestos necesarios para sustentar dicha relación están dados de antemano (como en (5)), como si no lo están (como en (3) y en (4)), en cuyo caso deben construirse específicamente para la ocasión. En síntesis, el significado conceptual puede adaptarse al procedimental -como en (3), en (4) y en (5)-, pero no al contrario 16 . 3 Las partículas discursivas y el procesamiento de la información: el método experimental Mediante un análisis de eye tracker se registran el procesamiento de enunciados completos y el de cada una de las unidades léxicas que lo componen por separado, resultados sobre los que se hallan los costes que promedia una palabra bajo esas condiciones experimentales. Tomamos la fijación ocular como parámetro principal de medición del esfuerzo de procesamiento (cf. 16 “Lo conceptual está afectado por los datos del contexto activado, en el sentido de que es el contexto el que le impone sus condiciones, como hemos visto en los fenómenos de ajuste conceptual. Lo procedimental, en cambio, impone sus condiciones al contexto, y es capaz de provocar la inserción de los supuestos adecuados para satisfacer sus instrucciones de procesamiento” (Escandell / Leonetti 2004: 1734). <?page no="335"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 325 Rayner 1998). Desde el punto de vista oculomotriz, el ojo humano reconoce signos sucesivamente durante la lectura a través de desplazamientos no lineales. Cuando leemos parece que los ojos perciben de manera continua y uniforme a través de las líneas escritas, pero, en realidad, avanzan a pequeños saltos llamados movimientos sacádicos (cf. Just / Carpenter 1980) que se alternan con períodos de relativa quietud llamados fijaciones. Las fijaciones permiten la percepción y la extracción de la información y reflejan, así, directamente el esfuerzo cognitivo. Las fijaciones y los costes de procesamiento que indican se analizan por medio de tres variables: total reading time o tiempo total de lectura, first-pass dwell time y second-pass dwell time. El tiempo total de lectura corresponde a la suma de la duración de todas las fijaciones sobre un área de interés, es decir, nos ofrece el tiempo total de extracción de la información a través del ojo. Dado que ello comprende tanto la primera lectura como las relecturas sucesivas, el tiempo total de lectura no nos permite distinguir entre procesos de bajo nivel 17 y procesos de alto nivel (en síntesis, reconstrucción del supuesto comunicado y activación de la ruta inferencial). Para obtener una imagen más aproximada de los costes de cada uno de estos procesos recurrimos al first-pass dwell time y al second-pass dwell time. El first-pass dwell time equivale al tiempo de extracción de información durante la primera lectura. Es el resultado de la suma de todas las fijaciones realizadas sobre una palabra antes de abandonarla para fijar la mirada en otra. En este sentido, muestra cómo tienen lugar los procesos de bajo nivel, hasta la primera construcción sintáctica y semántica. Por su parte, el second-pass dwell time proporciona un valor aproximado de los costes de procesamiento necesarios para la “reconstrucción” del supuesto comunicado (cf. Hyönä et al. 2003). El experimento con las partículas focales, el primero, y con los conectores contraargumentativos, el segundo, fue diseñado de modo que cada lector lee un enunciado en cada condición. Los enunciados estudiados se esconden en medio del doble de enunciados distractores para que el lector no pueda tomar conciencia del objeto del experimento. Cada enunciado aparece en la pantalla de forma aleatoria para evitar el posible efecto de diferentes grados de atención de los participantes. En los enunciados se han controlado distintos tipos de variables ocultas (frecuencia de las palabras, longitud, etc.). El resultado obtenido es una media equivalente al procesamiento de una palabra de siete caracteres leída en esas condiciones. El experimento de las partículas focales fue realizado por un grupo homogéneo compuesto por 30 hablantes nativos de español; el de los conectores argumentativos, por 20. 17 Descodificación semántica, reconocimiento de la clase de palabra, de la estructura argumentativa y sintagmática, atribución a los diversos elementos léxicos de una función sintáctica determinada e integración sintáctico-semántica de todos los funtivos de la oración. <?page no="336"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 326 Todos tenían un alto nivel educativo (grado universitario) y una edad comprendida entre 20 y 40 años. Los enunciados se presentan en una pantalla con un eyetracker RED 500 (SMI Research) en la que tres caracteres de texto equivalen a un ángulo de visión de un grado. Los participantes se sitúan a 70 centímetros del monitor. Se registran los resultados de la acción de los dos ojos durante la extracción de la información y se calcula automáticamente una media. El experimento se graba con una resolución temporal de 500 hz. Los lectores leen en silencio (= lectura mental) de forma autocontrolada, es decir, el lector decide libremente sobre su ritmo de lectura, lo que evita que los resultados se vean condicionados externamente por el investigador. Durante el test (dura aproximadamente treinta minutos) se programan pausas para evitar efectos debidos al cansancio o a la falta de concentración del sujeto sometido a la prueba. La variable independiente que hemos medido, tanto en el caso de los conectores argumentativos como en el caso de las partículas focales, es la pre-sencia / ausencia de la partícula discursiva. En el caso de la partícula focal incluso se observa el comportamiento de la presencia / ausencia en combina-ción con tres condiciones distintas: en enunciados con una estructura SVO y con foco en el objeto en que la alternativa solo puede alcanzarse por medio de un enriquecimiento contextual (Natalia estudia incluso noruego / Natalia estudia noruego), en un enunciado con una alternativa unimembre dada sintagmática-mente (Natalia estudia español, incluso noruego / Natalia estudia español y noruego) y en un enunciado con una alternativa plurimembre en forma de encadena-miento (Natalia estudia español, francés, incluso noruego / Natalia estudia español, francés y noruego). Puesto que la estructura informativa se activa a partir de un contexto, antes de comenzar con la lectura de los enunciados, los participantes del experimento leyeron una lámina con unos datos que conforman la información de fondo de los enunciados. Para los enunciados anteriores se presentó a Natalia, una chica a la que le gusta estudiar lenguas, como el español o el francés. Este contexto actúa como información dada en nuestros enunciados, de modo que “noruego” es el foco informativo o foco del enunciado en ausencia de partícula discursiva, y foco marcado en presencia de incluso. En estos enunciados foco y alcance coinciden. En el caso de los conectores el contexto es más sencillo: presenta a unos niños que acuden con su madre al pediatra, un hombre especialmente preocupado por la dieta de sus jóvenes pacientes. 4 La partícula focal incluso y sus costes de procesamiento Las partículas focales determinan la estructura informativa de un enunciado (cf. Rooth 1996). Así, en (5), (6) y (7): (7) Natalia estudia incluso partícula focal noruego foco <?page no="337"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 327 (8) Natalia estudia [español] alternativa , incluso partícula focal noruego foco (9) Natalia estudia [español, francés] alternativa , incluso partícula focal noruego foco el adverbio incluso presenta el elemento sobre el que incide, en este caso noruego, como foco del enunciado. Desde el punto de vista diacrónico incluso fue un cultismo latino utilizado pioneramente por el prehumanista aragonés Juan Fernández de Heredia en el siglo XIV como variante del participio regular incluido; en sus primeras ocurrencias en español, incluso funcionaba como adjetivo y, como tal, además de presentar concordancia, mostraba valores y posiciones de adjetivo: (10) el mayor fructo está en la moralidat inclusa en estos significado. (1427, Enrique de Villena, Traducción y glosas de La Eneida) Este uso aún está refrendado por el primer diccionario de la Real Academia Española en el siglo XVIII, pero, al menos desde el XVI (García Pérez 2013: 353-4) se localizan muestras de un empleo con valor adverbial, propagado especialmente a partir del siglo XVIII. Son indicios de ese cambio la fijación morfológica de la forma y su variación semántica, que pasa de señalar una inclusión referencial a indicar una “inclusión nocional por vía metafórica” (García Pérez 2013: 354). El temprano ejemplo de Las Casas evidencia un uso escalar semejante al de formas como hasta o aun: (11) Ahora bien, entre esos actos, no sólo figuran los de regir y enseñar a la plebe encomendada, y proveerla en lo espiritual, sino también el defenderla y preservarla de todos los peligros, aflicciones y opresiones, incluso corporales”. (Fray Bartolomé de las Casas, 1552, Tratado sobre los indios que han sido hechos esclavos, ápud García Pérez 2013: 354) Hoy incluso forma parte del paradigma de los adverbios de foco “inclusivos” (cf. König 1991). Ambos convocan una escala aditiva, en la que el foco y los elementos de la alternativa se suman, a diferencia de las partículas focales “exclusivas” (por ejemplo, solo), donde la alternativa no se añade al foco (cf. Horn 1969, van der Auwera 1985). La alternativa puede estar sintagmáticamente presente, como en (8 o en 9) o no (en 7), donde solo es alcanzable contextualmente. El operador de foco incluso codifica una instrucción escalar, es decir, introduce un elemento al que marca como más informativo que las alternativas 18 . En los resultados del tiempo total de lectura observamos que los costes de procesamiento de la partícula focal incluso son significativamente más 18 Un valor dentro de una escala es más informativo que otro si modifica en mayor medida las suposiciones existentes en la mente del interlocutor (cf. Portolés 2004: 255- 256). <?page no="338"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 328 elevados que los de las demás palabras del enunciado, todas de significado léxico, salvo el nombre propio, Natalia, que no es un nombre de clase: Tabla 1: Tiempo total de lectura (milisegundos) partícula focal palabra léxica ANOVA 19 Natalia estudia incluso noruego 962,61 ms 439,84 ms [F(1.60) = 19.39, p < .01] muy significativo Natalia estudia español, incluso noruego 903.96 ms 470,37 ms [F(1.60) = 11.63, p < .01] muy significativo Natalia estudia español, francés, incluso noruego 739,22 ms 422,65 ms [F(1.60) = 8.92, p < .01] muy significativo Bajo estas condiciones, los costes de procesamiento de una unidad con significado procedimental son, estadísticamente hablando, significativamente más elevados que los de la media de las demás palabras. Aisladas las demás variables, podemos atribuir este hecho a la diferecnia específica, esto es, a que incluso codifica convencionalmente una instrucción relacional que incide directamente en la organización de la estructura informativa y del supuesto comunicado en los enunciados (cf. Portolés 2010): un segmento textual es más informativo que otro o que un supuesto alcanzable contextualmente. Así, en la medida en que la partícula focal pierde significado representativo (‘incluido’) y gana un papel en la organización informativa, pasa a “articular” el discurso y a dirigir mediante su esquema de significado las rutas inferenciales. Esta función resulta en este caso cuantitativamente más costosa que la mera representación de una realidad (como la que hace una palabra léxica del enunciado). “Más costosa” no debe significar que toda partícula discursiva en cualquier circunstancia presenta más costes de procesamiento que una unidad de significado léxico, sino que de alguna manera determina el proceso inferencial y la reordenación de los segmentos textuales cuando el estímulo que proporciona el significado lexico del enunciado no es suficiente. Tiene un valor más bien cualitativo. Ello se comprueba cuando se someten a la 19 Para determinar la significación estadística usamos un nivel alfa de .05. Un resultado de la prueba (p) por debajo de ese valor nos aporta un nivel de confianza del 95% de que las diferencias observadas no se deben al azar, como indicaría la hipótesis nula, y de que, por tanto, los resultados de la muestra son generalizables a la población, como indica la hipótesis alternativa. Cuando el resultado de la prueba es p < .01, decimos que son estadísticamente “muy significativos”; con resultados p > .01 y < .05, decimos que es estadísticamente “significativo”. <?page no="339"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 329 lectura los anteriores enunciados, pero esta vez sin la partícula discursiva. Cuando no se emplea el operador focal, el contenido léxico de los enunciados no tiene por qué ser un estímulo mínimo suficiente para activar la ruta inferencial escalar: esta ruta puede activarse por el contraste de una información dada (“español” o “español y francés”) y una nueva (“noruego”) en Natalia estudia español y noruego y Natalia estudia español, francés y noruego, o por el contraste de una informacion conocida y almacenada en la memoria y una información nueva en Natalia estudia noruego. Si eso es así, entonces debemos suponer que la forma de la organización informativa cambiará cuando la estructura no contiene una marca procedimental de foco contrastivo, presentando menos relieves y quedando en buena medida eliminadas las jerarquías informativas. En el enunciado Natalia estudia noruego los resultados obtenidos en el tiempo total de lectura son los siguientes: Tabla 2: Tiempo total de lectura (milisegundos) Natalia estudia noruego foco media del enunciado 708,19 ms 576,69 ms ANOVA F[(1.60) = 0.77, p = .38] no significativo Ahora los costes de procesamiento de las distintas áreas léxicas, especialmente el foco informativo “noruego”, respecto de la media de las demás palabras no presentan diferencias significativas desde el punto de vista estadístico, es decir, podemos sostener con estos datos en la mano que el procesamiento de la información no presenta relieves y que durante la construcción que el lector hace del supuesto comunicado no parece que se susciten rutas inferenciales contrastivas (“Natalia, además de noruego, estudia otras lenguas”, por ejemplo), que, como vimos en la tabla 1, se canalizan convencionalmente por el operador focal y resultan más costosas. Un comportamiento análogo se observa en el enunciado Natalia estudia español y noruego, en el que tampoco se advierten áreas informativamente más relevantes y con más costes de procesamiento que otras: Tabla 3: Tiempo total de lectura (milisegundos) Natalia estudia español y noruego alternativa foco media del enunciado 627,45 ms 485,00 ms 433,71 ms ANOVA alternativa vs foco alternativa vs media foco vs media <?page no="340"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 330 F[(1.60) = 1.05, p = .30] no significativo F[(1.60) = 2,48, p = .12] no significativo F[(1.60) = 0,23, p = .62] no significativo Por su parte, en el enunciado Natalia estudia español, francés y noruego existe un encadenamiento léxico que puede suscitar más fácilmente un ordenamiento, sin recurrir a supuestos almacenados en la memoria, y con ello orientar al lector hacia una ruta inferencial escalar: Tabla 4: Tiempo total de lectura (milisegundos) Natalia estudia español, francés y noruego alternativa foco media del enunciado 633,37 ms 441,96 ms 425,93 ms ANOVA alternativa vs foco alternativa vs media foco vs media F[(1.60) = 2.50, p = .11] no significativo F[(1.60) = 3,64, p = .06] no significativo F[(1.60) = 0,03, p = .85] no significativo Los resultados muestran que la alternativa es una zona de procesamiento de la información que tiende a ser más elevada que la media del enunciado. Este hecho se origina durante la relectura (second-pass dwell time), cuando se concentra la atención en esta área con el fin de articular la relación entre los miembros del encadenamiento (cf. tabla 6). Dicho de otro modo, parece que el simple encadenamiento léxico puede suscitar costes de procesamiento complejos debido a la existencia de un “ordenamiento”. Añadamos un argumento más en este sentido. Desde el punto de vista teórico y descriptivo se ha defendido la idea de que las partículas focales, como incluso, tienen un significado fundamentalmente procedimental y, por tanto, inciden directamente en la recuperación de la estructura informativa y del supuesto comunicado por un enunciado (cf. Portolés 2010). Este procesamiento es de “alto nivel” y debería reflejarse en el second-pass dwell time (cf. Holmqvist et al. 2011), que registra el tiempo de refijación en las distintas áreas de interés después de haberlas abandonado tras una primera lectura. El second-pass dwell time, por consiguiente, permite verificar si la instrucción gramati-calizada por la partícula discursiva exige una redistribución de la información. Los costes de la alternativa durante el first-pass dwell time no son estadísticamente significativos, de modo que la integración sintáctica y semántica no genera diferencias significativas entre las áreas (tabla 5): <?page no="341"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 331 Tabla 5: First-pass dwell time (milisegundos) Natalia estudia español, francés y noruego alternativa foco media del enunciado 238,66 ms 290,32 ms 222,02 ms ANOVA alternativa vs foco alternativa vs media foco vs media F[(1.60) = 1.06, p = .30] no significativo F[(1.60) = 0,37, p = .54] no significativo F[(1.60) = 1,93, p = .16] no significativo Se originan en el second-pass dwell time, es decir, en la reconstrucción informativa del enunciado (tabla 6): Tabla 6: Second-pass dwell time (milisegundos) Natalia estudia español, francés y noruego alternativa foco media del enunciado 394,71 ms 151,65 ms 203,91 ms ANOVA alternativa vs foco alternativa vs media foco vs media F[(1.60) = 5.85, p = .01] significativo F[(1.60) = 4,03, p = .04] significativo F[(1.60) = 0,42, p = .85] no significativo La alternativa presenta costes de procesamiento más elevados que el foco y que la media de una palabra del enunciado, es decir, la implicatura escalar parece activarse muy levemente en forma de contraste entre la información nueva (“noruego”) y la alternativa dada como información conocida. En cualquier caso, se reconoce la posibilidad de un estímulo mayor que en los enunciados Natalia estudia noruego o Natalia estudia francés y noruego. El razonamiento presentado hasta aquí acerca del papel determinante de una partícula focal sería más coherente si la partícula focal tuviera mayores costes de procesamiento que las palabras léxicas durante la relectura o second-pass dwell time. Si observamos los datos este hecho parece encontrar significativos apoyos desde el punto de vista estadístico: <?page no="342"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 332 Tabla 7: Second-pass dwell time (milisegundos) partícula focal palabra léxica ANOVA Natalia estudia incluso noruego 719,77 ms 255,56 ms [F(1.60) = 15.99, p < .01] muy significativo Natalia estudia español incluso noruego 667.13 ms 286,54 ms [F(1.60) = 10.50, p < .01] muy significativo Natalia estudia español, francés, incluso noruego 445,94 ms 233,19 ms [F(1.60) = 4.79, p = .03] significativo Estos datos permiten argumentar que la partícula discursiva focal incluso restringe los cómputos inferenciales y guían al lector hacia los efectos esperados (= establecer una escala informativa). Esta acción supone que la partícula resulta costosa localmente, hecho que se refleja en la comparación de esa área con las demás (de contenido léxico o no procedimental) tanto si consideramos el tiempo total de lectura como si, más concretamente, consideramos el tiempo de relectura, cuando se activa la ruta inferencial: los costes de procesamiento de la unidad que introduce esta información, en relación con la media de los costes de las palabras de los respectivos enunciados, son un 181% más altos en Natalia estudia noruego, un 132% en Natalia estudia español, incluso noruego y un 91% mayores en Natalia estudia español, francés, incluso noruego 20 . Si las partículas focales, al tiempo que añaden información convencionalizada, restringen los cómputos inferenciales, lo esperable es que los costes de enunciados con partícula focal y sin ella se nivelen: la partícula discursiva “añade” una instrucción local, que genera por consiguiente costes de procesamiento elevados (véase tabla 4), pero es una instrucción marcada que “reduce” posibilidades semánticas y que regula los costes globales. Ello se comprueba en la tabla 8, donde se confirma este equilibrio: 20 En el enunciado Natalia estudia español, francés, incluso noruego el peso de la partícula focal es significativamente más bajo que en los otros dos enunciados porque la instrucción escalar se puede alcanzar, además de convencionalmente (mediante la partícula), como implicatura escalar conversacional, también por medio de una ruta activada por el encadenamiento léxico. <?page no="343"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 333 Tabla 8: Tiempo total de lectura (milisegundos) media del enunciado ANOVA 21 Natalia estudia incluso noruego 570,54 ms [F(1.60) < 0.01, p = .94] no significativo Natalia estudia noruego 576,69 ms Natalia estudia español, incluso noruego 557,09 ms [F(1.60) = 0.03, p = .85] no significativo Natalia estudia español y noruego 570,54 ms Natalia estudia español, francés, incluso noruego 485,97 ms [F(1.60) = 0.81, p = .36] no significativo Natalia estudia español, francés y noruego 445,93 ms 5 Los conectores contargumentativos (sin embargo) y consecutivos (por tanto) 5.1 La gramaticalización de sin embargo y por tanto Por tanto es hoy, según García Izquierdo (1998: 176) el conector ilativo más frecuente en español (en un corpus de textos periodísticos), con un 41,8% del total de ocurrencias de ilativos. Su sentido consecutivo, construido sobre la capacidad fórica de tanto, ha experimentado un relevante cambio en la historia de la lengua española, ya que ha pasado de tender un lazo con lo previo como aditamento causal a funcionar como partícula discursiva de ámbito supraoracional. Cuando Martín Zorraquino / Portolés (1999: 4101s.) hablaban del antecedente necesario de por tanto aludían claramente a un significado correferencial que ha mantenido la forma, aun variando su ámbito: “El conector por tanto introduce el miembro del discurso en el que se halla como un consecuente que se obtiene después de un razonamiento a partir de otro miembro que actúa como antecedente”. Esta forma pertenece por su esquema de formación al amplio grupo de conectores romances que incluyen un elemento deíctico; en efecto, la estructura que suma a la preposición por (con sentido causal-consecutivo) con un pronombre subyace a formas como por ello / por esto / por eso, donde es 21 Para determinar la significación estadística usamos un nivel alfa de 0,05. Un resultado de la prueba (p) por debajo de ese valor nos aporta un nivel de confianza del 95% de que las diferencias observadas no se deben al azar, como indicaría la hipótesis nula, y de que, por tanto, los resultados de la muestra son generalizables a la población, como indica la hipótesis alternativa. Cuando el resultado arroja es p < 0,01, decimos que son estadísticamente “muy significativos”; con p > 0,01 y < 0,05, decimos que es estadísticamente “significativo”; con p > 0,05 y < 0.09 decimos que hay una “tendencia” a que los datos sean estadísticamente significativos. <?page no="344"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 334 reconocible también la señalación efectuada por los neutros (pronombre personal o demostrativo), e igual configuración presenta por ende, con adverbio deíctico. De todos los mencionados, por tanto, con claros empleos discursivos ya en el XV, es el que menos uso tiene en la Edad Media, frente a su profusión actual (Eberenz 2000: 125): (12) Mas assi como su trabajo fué por demás, assí será el tuyo en vazío, y por tanto no quieras lo que hazer no se puede. (1495, Luis de Lucena, Repetición de amores, ápud Eberenz 2000: 123) Para el siglo XVI “tanto sigue teniendo valor demostrativo y señalamiento anafórico en muchos casos, con lo que la secuencia por tanto se asemeja mucho en su funcionamiento a por esto y por eso” (Herrero Ruiz de Loizaga 2003: 363). En el XVII no solo se multiplican los ejemplos de por tanto gramaticalizado sino que también se consolida su variante por lo tanto “forma peculiar que muestra la moderna gramaticalización para esta función de la secuencia, y la pérdida del valor anafórico, y aún pronominal, de tanto en esta expresión, pues sólo esto explica la anteposición del neutro lo” (Herrero Ruiz de Loizaga 2003: 371): (13) Paréceme que se hace hora de nos ir para nuestros albergues, por lo tanto comencémonos a mover, que, si nos andan tan bien los pies, como el señor Licenciado ha bullido la compostura de las manos, presto seremos en casa. (1589, Juan de Pineda, Diálogos familiares de la agricultura cristiana, ápud CORDE) Por su parte, sin embargo fue uno de los primeros marcadores discursivos del español estudiados en clave de gramaticalización. Garachana Camarero (1998; 1999) caracterizó el tránsito de esta forma, que en su inicio significó de forma transparente el resultado de sus respectivos referentes (preposición + sustantivo): ‘careciendo de obstáculo o problema’: (14) Ca a la sazon que Julio cesar fue muerto; Octauiano finco en Roma por cabeça del so uando. E des que ouo ell Jmperio cuemo auedes oydo; auie grand sabor de uenir a tierras de occident. & porque lo pudiesse fazer mas sin enbargo; trabaiosse luego de quebrantar a aquellos sos enemigos que mataran a so tio. (1270, Alfonso X, General estoria) El posterior recorrido de sin embargo hasta ser un nexo concesivo 22 y, luego, una partícula discursiva de valor adversativo se basaba en una evolución semántica que la autora explicaba en términos cognitivos de forma conjunta con otro sintagma de historia similar, no obstante: “El desarrollo del sentido de concesión en sin embargo y no obstante se explica como el resultado de un proceso metafórico por el que la idea de ausencia de un obstáculo en el 22 De hecho en torno al sustantivo embargo existe un nexo concesivo en la Edad Media: non embargante que. <?page no="345"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 335 mundo exterior se proyecta sobre el dominio del pensamiento”. La cronología se escinde, pues, en las dos etapas de evolución; señalaba Garachana que el sentido concesivo está habilitado desde el siglo XV y el adversativo al menos desde el XVII 23 . (15) La segunda manera en que se deja de cometer es cuando la sílaba que se había de quitar es larga, por tener en sí el acento, como corrí a las montañas, donde no se quita la i, antes se cuenta por sílaba sin embargo que la siguiente dición comience en vocal. (1602, Luis Alfonso de Carvallo, Cisne de Apolo) (16) Salí tan sin dinero como enamorado, y acordándome del refrán que dice “tanto te quiero cuanto me cuestas”, le dije a mi primo si era pretensión aquélla de muchos días, y respondióme que no se alcanzaban tan brevemente aquellas conquistas, pero que la fuerte batería del tiempo todo lo rendía con el oro, sin embargo que aquellas damas aspiraban a matrimonio. (1644, Antonio Enríquez Gómez, Vida de don Gregorio Guadaña) Con todo, aún en el XIX el itinerario de la secuencia sin embargo hasta su inclusión en el grupo de las partículas discursivas no estaba completo, de forma que “[e]n la primera mitad de siglo XIX, sin embargo podía recibir complementos y conservaba una relación de significado con el nombre embargo” (Martín Zorraquino / Portolés 1999: 4061): (17) Estas dos obras no se pueden llamar traducción, ni aun imitación; pues sin embargo de que en lo general de las fábulas sigue Oliva a los originales, en lo particular los varía casi enteramente. (1737, Ignacio de Luzán, Poética) 5.2 Las instrucciones de los conectores sin embargo y por tanto En el caso de los conectores argumentativos se trata de comprobar hasta qué punto la presencia de un conector en los enunciados, que funciona como instrucción procedimental para marcar o explicitar la unión y / o la orientación argumentativa existente entre los dos segmentos discursivos, facilita la recuperación del supuesto ostensivamente comunicado y varía los costes de procesamiento durante la lectura. Se analizó para ello el funcionamiento de dos tipos de conectores, el contraargumentativo sin embargo y el consecutivo por tanto. Sin embargo marca una orientación contraargumentativa entre los miembros discursivos que conecta. Cuando esa instrucción del conector no se hace de forma explícita, como en (17), el procesamiento del enunciado en su conjunto debería ser más costoso, pues falta el (permítase la metáfora) “conmutador” argumentativo que articule el fondo de la relación: 23 Aunque señala en nota: “Tal vez un rastreo más detenido en textos anteriores al XVII permitiese adelantar la datación de esta acepción de sin embargo”. <?page no="346"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 336 (18) Estos niños comen mucho dulce. Sin embargo, están sanos. (19) #Estos niños comen mucho dulce. Están sanos. En el caso de por tanto, el conector no marca la relación, sino que en condiciones normales solo la hace explícita, pues los miembros discursivos que conecta ya están coorientados argumentativamente (como en (19)): (20) Estos niños comen mucha fruta. Por tanto, están sanos. (21) Estos niños comen mucha fruta. Están sanos. Los costes de procesamiento de los conectores son en parte distintos de los presentados por incluso. En general, cuantitativamente hablando, no parecen advertirse costes más elevados en el procesamiento del conector en relación con el procesamiento de las unidades con valor léxico. Sí parecen advertirse, en cambio, efectos cualitativos en el conjunto de miembros discursivos afectados por la relación del conector, de modo que el conector actúa como un “regulador” que determina los valores relativos de las áreas en las que incide. Consideremos en primer lugar el conector contrargumentativo sin embargo: Tabla 9: Tiempo total de lectura (milisegundos) conector palabra léxica miembro 1 miembro 2 [Estos niños comen mucho dulce] M1 . [Sin embargo] conector , [están sanos] M2 315,90 ms 243,76 ms 330,55 ms ANOVA conector vs M1 conector vs M2 M1 vs M2 F[(1.38) 1.31, p = .25] no significativo F[(1.38) = 0.04, p = .82] no significativo F[(1.38) = 2.37, p = .13] no significativo [Estos niños comen mucho dulce] M1 . [Están sanos] M2 323,19 ms 529,48 ms ANOVA F[(1.38) = 6.30, p = .01] significativo En un enunciado como Estos niños comen mucho dulce. Sin embargo, están sanos el conector sin embargo no presenta costes de procesamiento significativamente más elevados que los miembros que conecta, el primer miembro discursivo “Estos niños comen mucho dulce” con el segundo “(Estos niños) están sanos”. Comparados entre sí los costes de procesamiento de los dos miembros discursivos conectados, tampoco se observan, estadísticamente <?page no="347"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 337 hablando, costes de procesamiento significativos. En síntesis, el conector sin embargo introduce un argumento en el segundo miembro del que se implica una conclusión que contradictoria respecto de otra conclusión que se deriva de un argumento expresado en el primer miembro discursivo 24 . Cuando no se emplea el conector, y por tanto el contenido procedimental no está presente en la cadena sintagmática, la relación entre los dos miembros discursivos es asimétrica. En el segundo miembro se advierten costes de procesamiento significativamente más elevados (529,48 ms) en relación con el miembro precedente (323,19 ms), esto es, el segundo miembro registra un incremento respecto del primero de un 63%. Este incremento muestra que el segundo miembro discursivo, “Están sanos”, es más costoso de construir y que la relación antiorientada de este miembro en relación con el precedente no es fácilmente accesible si no se marca ese giro argumentativo mediante un “conmutador”. Los elevados costes de procesamiento del segundo miembro, así, se pueden explicar por la combinación de dos variables: la falta de una marca que explicite la relación que podría inferirse de los contenidos proposicionales de los fragmentos textuales conectados y el hecho, de orden más general, de que la oposición es una relación que debe ser marcada, bien por medio un conector, como usualmente ocurre en la lengua escrita, o bien por medio de distintos mecanismos contextuales anclados en presupuestos compartidos, algo que ocurre habitualmente en la lengua oral. La instrucción de sin embargo en las condiciones del enunciado considerado significa reducir costes de procesamiento, pues expresa un tipo determinado de función argumentativa y contribuye a imponer interpretaciones muy específicas a los fragmentos del discurso que afecta. Ello se observa con claridad si comparamos los valores relativos de ambos enunciados por áreas: Tabla 10: Tiempo total de lectura (milisegundos) miembro 1 miembro 2 [Estos niños comen mucho dulce] M1 . [Sin embargo] conector , [están sanos] M2 243,76 ms 330,55 ms [Estos niños comen mucho dulce] M1 . [Están sanos] M2 323,19 ms 529,48 ms ANOVA M1 vs M1 M2 vs M2 F[(1.38) = 2.01, p = .16] no significativo F[(1.38) = 5.83, p = .02] significativo 24 Desde el punto de vista argumentativo, el segundo argumento introducido por el conector tiene mayor fuerza argumentativa porque reorienta la conclusión del discurso anterior. <?page no="348"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 338 El contraste del miembro discursivo “Estos niños comen mucho dulce” en las dos condiciones dadas, precediendo o no a un conector contraargumentativo, no revela diferencias significativas desde el punto de vista estadístico. En cambio, el segundo miembro “Están sanos” introducido por el conector sin embargo ve reducidos sus costes de procesamiento de forma significativa cuando es introducido por el conector: los costes del segundo miembro discursivo se reducen un 37%. En el caso de sin embargo es el conector mismo el que crea la relación; en otros casos, como por tanto, el conector se limita a explicitar una orientación argumentativa presente en los miembros del enunciado, favoreciendo el procesamiento de una continuación dada. En efecto, un enunciado como (20): (22) Estos niños comen mucha fruta. conduce por su orientación argumentativa a conclusiones esperables expresas como las de (21) y no conduce a conclusiones contrarias, como las de (22), pues crearía enunciados pragmáticamente extraños. (23) Estos niños comen mucha fruta. Están sanos. (24) #Estos niños comen mucha fruta. No están sanos. Así, el contenido léxico del enunciado (todas las palabras de (20), salvo el demostrativo) contiene una orientación argumentiva a disposición del lector para activar una ruta inferencial consecutiva, y no por ejemplo, contrargumentativa. La presencia del conector por tanto incide sobre un contenido léxico que ya introduce en el enunciado una instrucción argumentativa. Por ello sería posible conjeturar que por tanto es menos relevante en el procesamiento del enunciado si se trata, en enunciados como (23) o (24), de activar la misma ruta inferencial causa-consecuencia: (25) Estos niños comen mucha fruta. Están sanos. (26) Estos niños comen mucha fruta. Por tanto, están sanos. Los resultados obtenidos en nuestro experimento son los siguientes: <?page no="349"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 339 Tabla 11: Tiempo total de lectura (milisegundos) conector palabra léxica miembro 1 miembro 2 [Estos niños comen mucha fruta] M1 . [Por tanto] conector , [están sanos] M2 504,11 ms 378,67 ms 556,84 ms ANOVA conector vs M1 conector vs M2 M1 vs M2 F[(1.38) = 1.94, p = .17] no significativo F[(1.38) = 0.25, p = .62] no significativo F[(1.38) = 3.55, p = .07] no significativo [Estos niños comen mucha fruta] M1 . [Están sanos] M2 379,23 ms 625,42 ms ANOVA F[(1.38) = 10.95, p < .01] muy significativo Cuando no existe conector consecutivo y la conexión solo es articulable a partir de la descodicación léxica, los costes de procesamiento del segundo miembro discursivo, el que introduce la consecuencia, son significativamente mucho más elevados que los del primer miembro, que introduce el argumento causal: los valores del segundo miembro suponen un incremento de un 64% respecto de los costes del primer miembro. Por tanto, en ausencia de marca hay de nuevo una relación asimétrica entre los constituyentes. Cuando, en cambio, se introduce un conector consecutivo y se hace explícita la relación por medio de un significado procedimental, los costes totales del segundo miembro se aceleran y se reducen significativamente, tanto que no presentan diferencias estadísticamente significativas, de acuerdo con nuestro nivel de confianza, en relación con valores obtenidos para el primer miembro. Ello no significa que por tanto sea una unidad sin significado procedimental, sino que su significado actúa sobre una base argumentativa, que en condiciones normales parece ser un estímulo suficiente mínimo para activar la ruta inferencial causa-consecuencia. Este argumento se comprueba en el contraste de los miembros discursivos bajo las dos condiciones dadas. En estas condiciones, el impacto de por tanto en el enunciado no genera diferencias globales estadísticamente significativas en el procesamiento del enunciado unido por el conector y el enunciado yuxtapuesto si se considera el tiempo total de lectura: <?page no="350"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 340 Tabla 12: Tiempo total de lectura (milisegundos) miembro 1 miembro 2 [Estos niños comen mucha fruta] M1 . [Por tanto] conector , [están sanos] M2 378,67 ms 556,84 ms [Estos niños comen mucha fruta] M1 . [Están sanos] M2 379,23 ms 625,42 ms ANOVA M1 vs M1 M2 vs M2 F[(1.38) < 0.01, p = .99] no significativo F[(1.38) = 0.51, p = .48] no significativo Falta por comprobar cómo se comportan estas unidades y los enunciados a los que afectan durante el second-pass dwell time, esto es, durante la fase de reconstrucción del supuesto comunicado. En este sentido, las diferencias entre los enunciados articulados o no por el conector contraargumentivo sin embargo se originan en el segundo miembro discursivo durante el second-pass dwell time: Tabla 13: Second-pass dwell time (milisegundos) miembro 1 miembro 2 [Estos niños comen mucho dulce] M1 . [Sin embargo] conector , [están sanos] M2 114,37 ms 119,75 ms [Estos niños comen mucho dulce] M1 . [Están sanos] M2 187,55 ms 385,90 ms ANOVA M1 vs M1 M2 vs M2 F[(1.38) = 2.05, p = .16] no significativo F[(1.38) = 17,16, p < .01] muy significativo Ello quiere decir que la presencia del conector sin embargo no varía los resultados del primer miembro en relación con los observados en ese mismo primer miembro cuando sin embargo no está presente; la presencia de sin embargo sí consigue disminuir significativamente los costes del segundo miembro, un 51%, que es la diferencia atribuible a la posibilidad de establecer una conexión argumentativamente antiorientada a partir de una marca procedimental (un “conmutador”) o no. En el caso de por tanto el impacto es solo en parte análogo. Habíamos observado que las diferencias en el procesamiento del enunciado unido por el conector y el enunciado yuxtapuesto no eran estadísticamente significa- <?page no="351"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 341 tivas en el tiempo total de lectura (cf. tabla 12). Sin embargo, la presencia del conector invierte la estrategia de extracción de la información (cf. tabla 14, abajo). En efecto, en ausencia de conector el mayor coste de procesamiento corresponde a la integración sintáctica y semántica del segundo miembro en relación con el primero, por ello el first-pass dwell time del segundo miembro presenta costes significativamente más elevados que los del primer miembro (297,33 ms vs 132,41 ms, un 124% más altos); con la presencia del conector se marca la conexión, de ahí que los costes del first-pass dwell time no presenten diferencias significativas (p = .41), y se suscita una ruta inferencial procedimental, de ahí que los costes de procesamiento del segundo miembro discursivo durante el second-pass dwell time sean significativamente más altos que los del primer miembro (un 77%, compárese 326,08 ms vs 184,21 ms). La tabla de resultados completa es la siguiente: Tabla 14: First pass y second-pass dwell time (milisegundos) first-pass dwell time [milisegundos] ANOVA M1 vs M2 miembro 1 miembro 2 [Estos niños comen mucha fruta] M1 . [Por tanto] conector , [están sanos] M2 132,53 ms 172,25 ms F[(1.3) = 0.77, p = .41] no significativo [Estos niños comen mucha fruta] M1 . [Están sanos] M2 132,41 ms 297,33 ms F[(1.38) = 6.95, p = .01] significativo ANOVA M1 vs M1 M2 vs M2 F[(1.38) = 0.01, p = .90] no significativo F[(1.38) = 1.15, p = .28] no significativo second-pass dwell time [milisegundos] ANOVA M1 vs M2 miembro 1 miembro 2 [Estos niños comen mucha fruta] M1 . [Por tanto] conector , [están sanos] M2 184,21 ms 326,08 ms F[(1.38) = 4.54, p = .04] significativo [Estos niños comen mucha fruta] M1 . [Están sanos] M2 191,86 ms 290,68 ms F[(1.38) = 2.29, p = .14] no significativo ANOVA M1 vs M1 M2 vs M2 F[(1.38) < 0.01, p = .99] no significativo F[(1.38) = 2.84, p = .10] no significativo <?page no="352"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 342 En suma, el conector regula la estrategia de acceso a la implicatura convencional e invierte la estrategia de extracción de la información. Cuando el conector está presente, los costes de la articulación sintáctica disminuyen y se activan áreas de distinto valor en el procesamiento de la estructura argumentativa, mientras que si falta el conector y hay un corte sintáctico (yuxtaposisión) no marcado procedimentalmente, es la articulación de la sintaxis la que genera los mayores costes. En estas condiciones, por tanto presenta un valor procedimental, que condiciona el cómo de los valores relativos de las unidades que articula, pero dado que el conector incide en una orientación argumentativa de los enunciados preexistente, ni los costes de procesamiento del conector ni los costes totales del enunciado con y sin conector son significativos. 6 Conclusiones Mediante pruebas experimentales de lectura controlada (eye tracking) y su análisis en función de los parámetros tiempo total de lectura, first-pass dwell time y second-pass dwell time, estos dos últimos asociados, respectivamente, al procesamiento de bajo y alto nivel, se ha recogido información acerca de la naturaleza del significado de las partículas discursivas. Nuestro primer objetivo era descubrir pautas cognitivas sobre qué cadena de gramaticalización se ajusta mejor a la gramaticalización de las partículas discursivas. En este sentido, las partículas discursivas poseen, como unidades gramaticalizadas, un significado procedimental. En ocasiones ello se observa (como en la partícula focal incluso) en mayores costes de procesamiento en relación con las palabras léxicas, costes que se comprueban en el tiempo total de lectura y que emanan del tiempo empleado para reconstruir la instrucción escalar durante la relectura (second-pass dwell time). En otras ocasiones esos valores más significativos no son esencialmente cuantitativos, sino cualitativos, en la medida en que la partícula discursiva regula los costes de las áreas en las que incide, como en el caso de los conectores contrargumentativos, sin embargo, y consecutivos, por tanto. ¿Cómo se manifiesta la acción de un conector como sin embargo en una es-tructura contraargumentativa indirecta? Cuando no existe conexión marcada, el coste total de procesamiento del segundo miembro es difícil de integrar en el miembro precedente, pues en ausencia de marca convencional y bloqueado el acceso al contexto, nada orienta a esa conexión. Cuando se marca explícita-mente esta relación, el conector no presenta más costes de procesamiento que los miembros que enlaza, con lo cual se regula y se nivela el procesamiento de las partes del enunciado. El conector contraargumentativo hace que la estructura argumentativa progrese, enlazando para ello <?page no="353"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 343 diversos miembros discursivos y señalando explícitamente las relaciones que se establecen entre los distintos contenidos discursivos. Por tanto, por su parte, tiene un perfil como partícula discursiva más bajo, lo que es esperable si existe una vía alternativa, la léxica, para activar la ruta inferencial. Ello no significa que por tanto sea una unidad sin significado procedimental, sino que su significado actúa sobre una base argumentativa, que en condiciones normales es un estímulo suficiente para activar la relación causa-consecuencia. El conector regula la estrategia de acceso a la implicatura convencional e invierte la estrategia de extracción de la información. Cuando el conector está presente, los costes de la articulación sintáctica disminuyen y se activan áreas de distinto valor en el procesamiento de la estructura argumentativa, mientras que si falta el conector y hay un corte sintáctico (yuxtaposición) no marcado procedimentalmente, es la articulación de la sintaxis la que genera los mayores costes. En estas condiciones, por tanto presenta un valor procedimental, que condiciona el cómo de los valores relativos de las unidades que articula, pero dado que el conector incide en una orientación argumentativa de los enunciados preexistente, ni los costes de procesamiento del conector ni los costes totales del enunciado con y sin conector son significativos. En general, las partículas discursivas implican dos funciones movidas por fuerzas opuestas: por un lado, añaden más información convencionalizada al enunciado, pero, por otra, la marcan, y con ello facilitan el procesamiento reordenándolo. El equilibrio de estas propiedades genera que el enunciado que las contiene no presente más costes globales de procesamiento que el enunciado que no las contiene 25 . Secundariamente, debido a la función de cada partícula hay procesamientos parcialmente distintos, o dicho en otras palabras, se gramaticaliza un significado procedimental, y dentro de él, una función dada, bien de carácter interactivo (que no han sido objeto de nuestro estudio, pero que se halla en partículas discursivas como ¿no? , ¿verdad? , bueno, etc.), bien con carácter modal (de las que tampoco nos hemos ocupado aquí, pero que se advierte en partículas discursivas como al parecer, posiblemente, supuestamente, etc.), o en partículas que actúan en el plano textual, como las patículas focales, que actúan en el plano informativo, o 25 La cognición humana puede controlar una amplia variedad de inputs al mismo tiempo. Tiene acceso permanente a los datos almacenados en la memoria y es capaz de llevar a cabo un eficiente procesamiento atencional de la información. Sin embargo, las características ambientales y los datos memorizados presentan en cada momento diferentes grados de accesibilidad y durante el procesamiento solamente se pueden tener en cuenta limitadas fracciones de información a un mismo tiempo. Esto significa que para que el procesamiento sea eficiente el individuo tiene que seleccionar adecuadamente aquellos datos procedentes del exterior y de su memoria que serán relevantes para el procesamiento de un determinado estímulo ostensivo (Wilson / Sperber 2012: 272). La partícula parece dirigir este proceso de selección. <?page no="354"?> Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez 344 los conectores contraargumentativos o consecutivos, que actúan en el plano argumentativo. Por eso podemos representar la cadena del modo que sigue: significado conceptual > significado procedimental marcación modal marcación textual marcación de la interacción La gramaticalización de las partículas discursivas, desde el punto de vista semántico, se vincula a procedimientos de tipo inferencial, pues conlleva la pérdida de sustancia semántica (relativa al qué de la aprehensión de la realidad) y un paulatino incremento del contenido “relacional” , “subjetivo”, “discursivo” o “expresivo”. Dado el comportamiento cualitativamente distinto, creemos que es más idóneo hablar de contenido “procedimental”. A esta propiedad se subordinan todas las demás. En concreto, esta cadena implica una “subjetivización” si se entiende como el proceso por el cual los agentes del hablar ponen el foco de atención en el desarrollo y fijación de estrategias discursivas concretas en forma de instrucciones (modales, interactivas o textuales) (cf. Traugott 1995). En el caso del así llamado “debilitamiento“ del significado referencial vinculado a una ampliación del alcance estructural y la fijación / autonomía expresiva cabe concluir lo siguiente: es cierto que en la gramaticalización de una partícula discursiva se advierte el paso de un significado fundamentalmente representacional (en el marco de la función representativa) a un significado fundamentamente instruccional (unido a la función informativa) originado en la voluntad “subjetiva” o intencional de pautar el discurso, pero, como se ha visto, este paso no es tanto un “debilitamiento“ como una “conversión” o “transformación” del tipo de significado (de significado conceptual y significado procedimental). En general, las palabras afectadas por este cambio dejan de describir entidades más o menos concretas de la realidad externa y pasan a expresar sentidos procedimentales. Y en este sentido, el contenido representacional o conceptual se subordina (o se incorpora) a un esquema instruccional que provoca una restricción de las inferencias 26 . Por lo demás, estos esquemas instruccionales no son “más 26 Según Nicolle (1998: 10), „in the case of a formally lexical expression used functionally / semantically as a gram, the newly encoded procedural information is automatically recovered each time the expression is processed, since it provides an effort-reducing processing constraint on the interpretation of the associated clause. If the resulting interpretation achieves adequate contextual effects on its own, the interpretation process should cease, according to the criterion of consistency with the principle of relevance”. Como hemos visto, las partículas no necesariamente facilitan el procesamiento de la información si por „facilitar” se implica reducir costes automáticamente en los enunciados o que las partículas no suponen costes debido a que su significado se automatiza. Su acción es más compleja, como se puede comprobar en los datos aquí aportados, pues las partículas activan rutas inferenciales inequívocamente y activan con ello un reordenamiento que optimiza los esfuerzos de procesamiento. <?page no="355"?> Partículas discursivas, gramaticalización y debilitamiento semántico 345 abstractos” que los significados léxicos de los que proceden, sino, simplemente, un significado de otro orden, más rígido y no vinculado al conocimiento enciclopédico, y capaz de provocar la inserción de los supuestos adecuados para satisfacer sus instrucciones de procesamiento. En fin, hemos aportado datos empíricos basados en el método experimental para justificar el valor procedimental de las partículas discursivas. Este método sirve para comprobar cómo se comporta una partícula ya gramaticalizada y para caracterizar, digámoslo así, el punto final del proceso. Hacia atrás solo cabe hipotetizar, conjeturar que las distintas fases del cambio las formas homónimas deben suponer un comportamiento cognitivo cualitativamente distinto. Hacia atrás, medir estos pasos, evidentemente, no es posible. Los datos aportados sirven más bien para el futuro, sobre todo si se emplean para mostrar costes de unidades que no han llegado al final del proceso de gramaticalización (como por ello, por esto, etc.). Así podremos describir costes cognitivos de distintas etapas en la formación de una partícula discursiva y determinar en qué medida estos costes condicionan la gramaticalización. En el caso de la creación de partículas discursivas por tradiciones discursivas, el método experimental tropieza con sus propios límites, pues el calco supone, desde el punto de vista cognitivo, la entrada desde el primer momento de una instrucción de procesamiento, de modo que la motivación cognitiva del cambio debe explicarse a partir de sus manifestaciones sígnicas. Referencias bibliográficas Auwera, Johan van der (1985). Only if, en: Logique et Analyse 109, 61-74. Blakemore, Diane (1987). Semantic constraints on relevance, Oxford, Blackwell. Blakemore, Diane (1992). Understanding utterances, Oxford, Blackwell. Blakemore, Diane (1997). Non-truth conditional meaning, en: Linguistische Berichte 8, 92-102. Briz, Antonio (2008). Presentación, en: Briz, Antonio / Pons, Salvador / Portolés, José (eds.), Diccionario de partículas discursivas del español (DPDE), disponible en línea, <www.dpde.es>. Bustos Tovar, José Jesús de (2002). 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Se pone de relieve que el eje de la discusión está vertebrado en torno a dos cuestiones: la estructura prototípica que tienen categorías fundamentales como “variedad“, “tradición / tradicionalidad discursiva“, “texto“, “oralidad / escrituralidad“ y las dimensiones de la cadena de variedades. Tanto el reconocimiento del carácter prototípico de las categorías como la diferenciación estricta del contenido conceptual y su forma de ser comunicado contribuyen a superar ciertas polémicas, fomentan el intercambio entre carreras y disciplinas vecinas y favorecen las exigencias didácticas de la enseñanza universitaria. Johannes Kabatek: ¿Cóme se pueden categorizar las tradiciones discursivas? El presente trabajo discute, en primer lugar, la cuestión de la definición de las Tradiciones discursivas (TD) y propone - en analogía con el postulado de Coseriu (1955-56) de considerar el hablar como punto de partida de todo trabajo lingüístico - describir las TD no a partir de categorizaciones preestablecidas sino desde la identificación de elementos tradicionales en los textos. En la segunda parte, se propone una serie de categorías para la descripción de las TD. Estas, sin embargo, no se presentan como limitaciones sino como dimensiones universales abiertas para posibles categorizaciones. Aparte de la distinción preliminar de los universos del discurso, se distinguen, en el plano formal, las formas discursivas, las zonas discursivas y las fórmulas discursivas; y en el plano del contenido, los dominios discursivos, los temas discursivos y los motivos discursivos. <?page no="362"?> Übersetzungen der Abstracts 352 Angela Schrott: Las técnicas de la narración entre la tradiciones idiomáticas y las tradicitones discursivas En la intersección de cambio lingüístico, tradiciones discursivas y saber idiomático, la presente contribución analiza técnicas narrativas en francés y español y describe cómo en éstas concurren tradiciones discursivas y tradiciones idiomáticas de una lengua determinada. Como base teórica nos servimos de un modelo de la pragmática que se funda en el sistema de la estructura general de la lengua y de la competencia lingüística propuesto por Coseriu. Las categorías verbales que se emplean con distinto efecto en las estructuras narrativas son, por un lado, las formas de aspecto imperfectivo del pasado - el imparfait francés o bien el imperfecto español - y por el otro, las formas del presente del francés y el español, présent y presente respectivamente. El análisis comparativo de estos usos desde el punto de vista de la pragmática quiere responder a la pregunta de en qué consiste la tradicionalidad e historicidad de estas técnicas narrativas y cómo su historia puede ser concebida entre la tradicionalidad discursiva y la idiomaticidad. Rafael Cano Aguilar: Juxtaposition: Syntax oder Diskurs? Der Begriff der Juxtaposition hat bislang keine größeren theoretischen Probleme aufgeworfen. Im Allgemeinen wurde ihr Auftreten in Abhängigkeit von bestimmten Parametern (chronologischen, soziokulturellen und situationellen) untersucht, und sie wurde auf dieser Grundlage im Bereich der Mündlichkeit bzw. in Situationen der kommunikativen Nähe sowie in „primitiven“ Phasen der Sprachentwicklung verortet. Ungeklärt bleibt jedoch, auf welcher sprachlichen Ebene sie zu verorten ist und aus welcher Perspektive, einer streng syntaktischen oder einer syntaktisch-diskursiven, sie zu analysieren ist. Sie stellt weder ein klar eingrenzbares Phänomen dar, das regelmäßig mit bestimmten Inhalten verbunden ist, noch scheint sie rekurrente formale Charakteristika aufzuweisen. Daher erscheint es vorteilhaft, von einer Analyse von Äußerungen auszugehen, die intuitiv als „juxtaponierend“ einzustufende Sequenzen beinhalten, und auf dieser Grundlage eine Typologie auszuarbeiten. Gleichzeitig soll bestimmt werden, in welchen Texttypen und Diskursbereichen entsprechende Sequenzen bevorzugt auftreten. Im vorliegenden Beitrag wird die Analyse einer sehr interessanten Gruppe von Texten vorgestellt: der humanistischen Komödie des 16. Jahrhunderts, die großteils in der Tradition der Celestina steht und wie diese sprachliche Formen der kommunikativen Distanz mit dem Bestreben einer Mimesis der umgangssprachlichen dialogischen Interaktion verbindet. Zusätzlich werden die Pasos von Lope de <?page no="363"?> Traducciones de los resúmenes 353 Rueda analysiert, die umgangssprachliche und populäre Sprachformen der damaligen Zeit aufweisen. Wulf Oesterreicher: Der Begriff der ‚diskursiven Formalisierung’ - Dynamiken der Innovationen, stilistische Wahlmöglichkeiten und Transformation im Varietätenraum einer historischen Einzelsprache Die Geschichte der romanischen Sprachen weist lange Phasen des Ausbaus auf, während derer sich die Sprachen sukzessive neue Diskursbereiche aneignen. Als Entsprechung zu diesem extensiven Ausbau findet ein intensiver Ausbau im morphosyntaktischen, syntaktischen und lexikalischen Bereich sowie im Bereich der Diskursstrukturierung statt, der Innovationen und Wandel der sprachlichen Ausdrucksmittel bewirkt. Im Zuge des Ausbaus der Distanzsprache wird der Wortschatz erweitert, das Verbalsystem neu strukturiert, das Präpositionalsystem erweitert und ein System von Konjunktionen geschaffen, das den vielfältigen und komplexen Ausdrucksbedürfnissen der Distanzsprache gerecht wird. Dieser Ausbau und diese Sprachwandelprozesse haben ihren Ursprung stets im individuellen und aktuellen Sprachgebrauch, was im Begriff der diskursiven Formalisierung gefasst werden kann. Die diskursive Formalisierung, die auf der konzeptionellen Ebene zu verorten ist, beschränkt sich jedoch nicht auf Prozesse des intensiven Ausbaus; es handelt sich um ein viel umfassenderes Phänomen, das auch im Bestreben einiger Sprecher erkennbar wird, durch einen als ‚elegant’ empfundenen Stil aufzufallen. Der vorliegende Beitrag stellt zahlreiche Beispiele für diskursive Formalisierung vor, die von der Universalität des Phänomens zeugen, und liefert dadurch Überlegungen zu den vielseitigen Kontexten und Funktionsbereichen, in denen die diskursive Formalisierung auftritt. Richard Waltereit: Konventionen, Wandel und die Höflichkeitsformel s’il vous plaît Ich zeige in diesem Artikel, dass die in der coserianischen Varietätenlinguistik übliche Unterscheidung zwischen Einzelsprache und Diskurstradition mit zwei in der Linguistik bereits etablierten Konzepten in Verbindung steht: zum einen nimmt sie fast nahtlos die Unterscheidung von Morgan (1977) zwischen „conventions of language“ and „conventions about language“ auf; zum anderen entspricht sie bestimmten Elementen des Grice’schen Modells der Konversationsimplikaturen. Als Beispiel untersuche ich die historische Entwicklung der französischen Bittformel s’il vous plaît, die in der heutigen Sprache nicht mehr <?page no="364"?> Übersetzungen der Abstracts 354 wörtlich als Antezedens eines Konditionalsatzes gelesen werden kann. Die Lesart als Bittformel ist diskurstraditionell, während die ältere, wörtliche, Lesart den Konventionen einer Einzeslprache entspringt. Eine allgemeine Schwierigkeit ist, dass Diskurstraditionen sich nur in Einzelsprachen äußern, von ihnen also materiell nicht unterschieden sind. Dieser Aufsatz zeigt nun, dass Diskursgenres durch bestimmte Implikaturen charakterisiert sind; dies kann eine bessere Operationalisierung des Unterschieds von Einzelsprache und Diskurstradition ermöglichen. Ana Llopis Cardona: Mittelalterliche Diskurstraditionen und Innovationen: die Konstruktion in hoc sensu Der vorliegende Beitrag stützt sich auf Untersuchungen verschiedener Korpora des Lateinischen. Anhand der schriftlichen Zeugnisse wird erkennbar, dass Innovation und Übernahme der Konstruktion in hoc sensu an zwei mittelalterliche Diskurstraditionen geknüpft sind, die dem theologischen Diskursuniversum zugehören: die patristischen Glossen und die quaestiones der Scholastik, die beide eng mit bestimmten Epochen der Theologiegeschichte verknüpft sind. Die Untersuchung weist daher einerseits de Verbindung zwischen Diskurstraditionen und sprachlichen Einheiten nach, die zu deren Darstellung dienen. Andererseits erläutert der vorliegende Beitrag die Bedeutung externer (historischer, kultureller, usw.) Faktoren für die Prägung bestimmter Diskurstraditionen, die als Bestandteile komplexer kultureller Phänomene gelten können. Barbara Frank-Job / Bianca Henrichfreise: La tradicionalidad discursiva en el cambio lingüístico: estudios de corpus en torno al latín tardío Con base en una concepción del cambio lingüístico que pone de relieve el papel de la progresiva difusión de los fenómenos a través de las variedades y las tradiciones discursivas, el presente trabajo expone los primeros resultados cuantitativos y cualitativos del análisis de los corpus desarrollados dentro del proyecto “Computational Historical Semantics”. Se investiga, mediante el empleo de análisis informatizados de cooccurrencia, la difusión de los empleos no clásicos del verbo habere en distintas constelaciones discursivas del latín tardío. El estudio de dos corpus parciales de diplomas y sermones de los ss. IV-XII muestra la existencia de perfiles de tradicionalidad en la selección de habere o de los auxiliares rivales en las perífrasis, lo que permite establecer interesantes conclusiones acerca de la extension de estas nuevas técnicas de auxiliación. <?page no="365"?> Traducciones de los resúmenes 355 Santiago del Rey Quesada: Das Alltagslatein als stilistische Referenz in der Ausbildung eines dialogischen Diskurses im Kastilischen (16. Jh.) In diesem Artikel wird aus einer varietätenlinguistischen und historischen Perspektive untersucht, wie das von Erasmus von Rotterdam konzipierte „Alltagslatein“ die Gestaltung des Ideales eines natürlichen Stils, den viele Autoren des kastilischen „Siglo de Oro” übernehmen, beeinflusst. Um diesen Einfluss zu beweisen, werden einige dialogische Texte der Epoche analysiert. Eva Varga: Tradiciones formulísticas del francés antiguo. Consideraciones sobre la tradicionalidad discursiva y la sintaxis Ya desde hace algún tiempo, las investigaciones acerca de la sintaxis histórica se preocupan por la calidad específica de los textos antiguos y por dilucidar hasta qué punto pueden extraerse de ellos “verdaderas” informaciones sintácticas. Este artículo trata las estructuras sintácticas que se encuentran en textos escritos en el francés antiguo desde una perspectiva que las vincula con ciertas tradiciones discursivas. Se enfocan tradiciones específicas a la hora de formular ciertos aspectos que eran parte de una práctica medieval de escribir. Como mostraremos, los textos medievales contienen muchas formulaciones que solamente pueden ser explicadas a través de una técnica discursiva pretérita. En este contexto cabe preguntarse hasta dónde la estructura sintáctica misma pudo ser trasmitida por la técnica discursiva, lo que abre nuevas perspectivas para las investigaciones en sintaxis histórica, pues quizá algunas estructuras sintácticas existían solo en la medida en que formaban parte de ciertas expresiones fijas con una larga tradición de uso que podían ser trasmitidas sin formar parte del sistema lingüístico operante en un momento histórico dado. Charlotte Coy / Birgit Umbreit: Factores discursivo-tradicionales del empleo y la difusión de construcciones existenciales. El ejemplo del francés il y a + strong NP) El presente artículo trata de la construcción existencial francesa il y a en combinación con la así llamada “strong NP“. Como es sabido, estos sintagmas nominales determinados, que aparte de varios artículos determinados comprenden pronombres personales y nombres proprios, están muy extendidos a pesar de ser considerados como inadecuados para las típicamente <?page no="366"?> Übersetzungen der Abstracts 356 indeterminadas construcciones existenciales. En base a una investigación de corpus en Frantext nuestra contribución traza el uso y la difusión de los diferentes tipos de strong NP y muestra en qué medida estos últimos son relacionados con determinados factores de tradicionalidad discursiva. En relación con esto, es relevante por un lado la distinción entre grupos de géneros literarios con una afinidad o a la inmediatez o a la distancia comunicativa, por otro lado se encuentran tradiciones discursivas muy específicas debajo del nivel de los individuales textos o autores. Alessandra Castilho Ferreira da Costa: “Por quanto esta he minha ultima vontade do modo que tenho dito”: Diskurstraditionen, Texttraditionen und sprachliche Traditionen in Testamenten des 18.- 20. Jahrhunderts aus Rio Grande do Norte Gemäß der starken Hypothese des Diskurstraditionen-Modells variiert die Sprache nicht nur nach Dialekten, Soziolekten und Stilen, sondern auch nach verschiedenen Text- oder Diskurstraditionen. Mit anderen Worten, die internen Traditionen der Texte beeinflussen die Auswahl von Elementen verschiedener Sprachsysteme (Kabatek 2008: 9). In der vorliegenden Studie wird diese Hypothese durch die Untersuchung von Testamenten des 18., 19. und 20. Jahrhunderts aus Rio Grande do Norte (Brasilien) anhand textueller, diskursiver und sprachlicher Kriterien überprüft, um zu verifizieren, welche Textzonen zur Konservierung der Formen tendieren und welche weniger fixiert sind und somit auch offener für die Volkssprache. Die Analyse stützt sich auf folgende Kriterien: a) textuelle Struktureinheiten, b) Evozierungen anderer Textsorten wie Sterbebücher und juristischer Handbücher, c) Standardisierungstendenzen bei der Verwendung Junktionstechniken. Die theoretischen und methodologischen Werkzeuge kommen aus der Diplomatik (Spina 1997) und dem Diskurstraditionen-Modell (Koch / Oesterreicher 1990; Koch 1997; Raible 1992; Kabatek 2006; 2008). Die Ergebnisse zeigen den Einfluss zweier historischer Filiationen: auf der einen Seite die der katholischen ars moriendi; auf der anderen die der Aufklärung. Die beiden Traditionen unterscheiden sich sowohl in Bezug auf Inhaltsausdruck (z.B. religiösen) als auch in Bezug auf Verbalisierungsstrategien. In den zur katholischen Tradition der ars moriendi gehörigen Testamenten ist die Textzone dispositio weniger formelhaft als andere und auch intensiver von der Nähesprache geprägt. Was die Junktionstechniken anbelangt, erscheinen in den Testamenten dieser Tradition die kausalen Junktionstechniken in privilegierter Weise, vor allem in der arenga-Textzone, die eine rechtfertigende Funktion erfüllt, während in den zur Aufklärungstradition gehörigen Testamenten diese Textzone nicht vorhanden oder stark reduziert ist. Beide Traditionen <?page no="367"?> Traducciones de los resúmenes 357 sind durch präpositionale und subordinierende Konstruktionen charakterisiert, das heißt, durch eine stärker integrative Syntax, was auf die Affinität der Textsorte Testament zur kommunikativen Distanz hinweist. Die Arbeit trägt somit dazu bei nachzuweisen, dass sprachliche Elemente durch Diskurstraditionen beeinflusst werden. Óscar Loureda Lamas / Lola Pons Rodríguez: Diskurspartikeln, Grammatikalisierung und semantic bleaching Der vorliegende Beitrag untersucht die Semantik der Diskurspartikeln (ausgehend von Analysen zu Formen wie por tanto und incluso), ihren Verarbeitungsaufwand und die Implikationen, die sich hieraus für die übliche Charakterisierung dieser Formen als Ergebnisse eines semantic bleaching ergeben. Ausgehend von einer eye tracking-Studie wird dafür argumentiert, dass die prozedurale Bedeutung der Diskurspartikeln eine qualitativ andere Verarbeitung aufweist als die der homonymen nicht als Partikeln grammatikalisierten Formen; dies widerspricht der allgemeinen Annahme, dass das semantic bleaching, das diesen Formen zugeschrieben wird, auch zu einer Verringerung des Verarbeitungsaufwands führt. <?page no="369"?> Angaben zu den Beiträgerinnen und Beiträgern / Informaciones sobre los autores Prof. Dr. Rafael Cano Aguilar, Catedrático de Lengua Española Departamento de Lengua Española, Lingüística y Teoría de la Literatura Facultad de Filología Universidad de Sevilla C/ Palos de la Frontera, s/ n 41004 Sevilla Spanien rcano@us.es Licenciado en Lingüística Hispánica (1973) y Doctor en Filología Hispánica (1976) por la Universidad Complutense de Madrid. Profesor en esta Universidad de 1975 a 1984. Catedrático de Lengua Española en la Universidad de Sevilla desde 1984. Coordinador del programa de Doctorado “Lingüística de la enunciación” (2005-2014) y del Máster de Estudios Hispánicos Superiores (2010-…) en la Universidad de Sevilla. Director de la revista Philologia Hispalensis, secretario de la Revista de Historia de la Lengua Española, miembro de consejos editoriales y asesores de numerosas revistas y publicaciones. Secretario de la Asociación de Historia de la Lengua Española (2000-2015) y vicepresidente de dicha Asociación (2015-…). Miembro correspondiente de la Real Academia Española desde 2004. Patrono de la Fundación Ramón Menéndez Pidal desde 2008. Patrono de la Cátedra Alfonso X el Sabio (Puerto de Santa María, Cádiz). Ha dirigido varios proyectos de investigación con financiación competitiva de carácter nacional y autonómico. Investigador principal del grupo de investigación “El español hablado en Andalucía”. Sus áreas preferentes de investigación se concentran en la sintaxis histórica del español, en especial en lo referido a la conformación sintáctica de los textos antiguos, y en la problemática discursiva y pragmática que plantean, en los problemas de la oración compleja, y en la historia de los conectores extrao supra-oracionales. Igualmente, investiga en diversos aspectos históricos del desarrollo del español en Andalucía, tanto en lo referente a los hechos lingüísticos como a la conciencia sobre el andaluz y lo andaluz, dentro y fuera de Andalucía. <?page no="370"?> Angaben zu den Beiträgerinnen und Beiträgern 360 Dra. Alessandra Castilho Ferreira da Costa, Professora Adjunta Universidade Federal do Rio Grande do Norte Programa de Pós-Graduaç-o em Estudos da Linguagem Avenida Senador Salgado Filho, 3000, Campus Universitário, Azul-o Natal, RN 59078-970 Brasilien alessandracastilho.costa@hotmail.com Studium in Letras - Portugiesisch („bacharelado” und „licenciatura“) an der Universidade de S-o Paulo (1997), Magisterstudium im Fach Germanistische Linguistik an der Universidade de S-o Paulo (1999), Promotion in germanistischer Sprachwissenschaft (Forschungsgebiet: interkulturelle Textlinguistik) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (2005), Deutschland, Postdoktorat in Philologie und Portugiesisch (Forschungsgebiet: Diskurstraditionen) an der Universidade de S-o Paulo (2010), Postdoktorat in Sprachwissenschaft (Forschungsgebiet: Sprachkontakt, Kulturkontakt und Diskurstradition) an der Karls-Universität Heidelberg (2013). Professora Adjunta III (Universitätsprofessor) für Texproduktion und -rezeption an der Universidade Federal do Rio Grande do Norte (UFRN) seit 2010. Charlotte Coy, M.A. Eberhard Karls Universität Tübingen SFB 833, Projekt C4 Nauklerstr. 35, R. 1.04 72074 Tübingen charlotte.coy@uni-tuebingen.de www.sfb833.uni-tuebingen.de Charlotte Coy (M.A.), Studium der Mathematik, allgemeinen Sprachwissenschaft, Romanistik und Musikwissenschaft an den Universitäten Konstanz, Tübingen und Paris IV - Paris Sorbonne. 2010 Magister Artium (mit Auszeichnung) an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Titel der Magisterarbeit: „Zur lexikalischen Motivation der recommandations officielles der Délégation générale à la langue française et aux langues de France. Erstellung des Motivationsprofils als Beitrag zu einer lexikalisch-typologischen Einordnung des Französischen“. Aktuelles Promotionsprojekt zur Ambiguität von Existenz und Lokalisierung in den romanischen Sprachen im Sonderforschungsbereich 833 der Universität Tübingen. <?page no="371"?> Informaciones sobre los autores 361 Dr. Santiago del Rey Quesada Alexander von Humboldt-Stiftung / Ludwig-Maximilians-Universität München Institut für Romanische Philologie der Universität München Schellingstr. 3, Vordergebäude 80799 München sdelrey@romanistik.uni-muenchen.de Santiago del Rey Quesada es licenciado en Filología Hispánica y Filología Clásica (2008). Obtuvo el título de doctor en Lengua Española por la Universidad de Sevilla (2013) con la tesis “El discurso dialógico en el siglo XVI: las traducciones castellanas de los Coloquios de Erasmo”. Su actividad investigadora se centra en los ámbitos del Análisis Histórico del Discurso, el Diálogo y la Historia de la Traducción. Ha realizado estancias de investigación en las universidades de Múnich y Tubinga. En esta última ha sido profesor entre 2013 y 2014. Es autor de más de una decena de capítulos de libro y artículos en revistas especializadas de alcance nacional e internacional (p.ej.: “Oralidad y escrituralidad en el diálogo literario: el caso de los Coloquios de Erasmo”, en José Jesús de Bustos Tovar, Rafael Cano Aguilar, Elena Méndez García de Paredes y Araceli López Serena (eds.) (2011), Sintaxis y análisis del discurso hablado en español. Homenaje a Antonio Narbona, Sevilla: Secretariado de Publicaciones de la Universidad de Sevilla, II, 695-711; “El diálogo entre enunciación y género: una perspectiva desde la hispanística”, Romanistisches Jahrbuch 64 (2013), 217-237; “Traducir la pregunta: la modalidad interrogativa en las versiones castellanas de los Coloquios de Erasmo”, Boletín de la Real Academia Española, tomo XCIII, cuaderno CCCVIII (2013), 433-485; “Los Proverbia Senecae en los Adagia de Erasmo”, ALIENTO 5 (2013), La traversée européenne des Proverbia Senecae: de Publilius Syrus à Érasme et au delà, 193-217). Actualmente disfruta de una beca postdoctoral concedida por la fundación Alexander von Humboldt para la realización de un proyecto de investigación en la Universidad Ludwig-Maximilian de Múnich. Prof. Dr. Barbara Frank-Job Universität Bielefeld Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft Arbeitsbereich Linguistik romanischer Sprachen Postfach 100131 33501 Bielefeld barbara.job@uni-bielefeld.de <?page no="372"?> Angaben zu den Beiträgerinnen und Beiträgern 362 Studium in Freiburg und Toulouse (Romanistik, Germanistik, Latein, lat. Philologie des Mittelalters). Dissertation 1992 zur Verschriftlichung der romanischen Sprachen im Mittelalter, Habilitation 1999 zur Ausdifferenzierung französischer Textsorten. Wiss. Mitarbeiterin im Freiburger SFB 321 „Übergänge und Spannungsfelder zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit“, Hochschuldozentin in Tübingen, Gastprofessur an der Humboldt- Universität Berlin, seit 2004 Professorin für Sprache und Kommunikation / Linguistik romanischer Sprachen an der Universität Bielefeld. Forschungsschwerpunkt: Sprachliche Dynamik in Diachronie und Synchronie. Verschiedene Forschungsprojekte zur spätlateinischen und frühromanischen Korpuslinguistik. Mitherausgeberin des Bandes Passage à l’écrit des langues romanes (Selig / Frank / Hartmann 1992), des Inventaire systématique des langues romanes (Frank / Hartmann 1997) und des Bandes Les marqueurs discursifs dans les langues romanes (2006, zus. mit Martina Drescher); zahreiche Beiträge zu Sprachwandeltheorie und Fallstudien zum Sprachwandel in der Romania. Zuletzt Koautorin (mit Maria Selig) von Kap. 3 „Early Evidence and Sources“ des Oxford Guide to the Romance Languages (ed. Adam Ledgeway / Martin Maiden, Oxford University Press 2016). Seit 2015 Mitherausgeberin der Reihe ScriptOralia. Dr. Sebastian Greußlich Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Institut VII: Romanistik Am Hof 1 53113 Bonn sebastian.greusslich@uni-bonn.de www.romanistik.uni-bonn.de/ die-bonner-romanistik/ lehrende/ herrsebastian-greusslich Studium der Romanistik, Slavistik und Philosophie an den Universitäten München, Toruń (Polen) und Salamanca (2000-2006). Promotion 2011 (summa cum laude) mit der Arbeit „Text, Autor und Wissen in der historiografia indiana der Frühen Neuzeit. Die Décadas von Antonio de Herrera y Tordesillas“ (ausgezeichnet mit dem Förderpreis der Münchner Universitätsgesellschaft). Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Internationalen Doktorandenkolleg „Textualität in der Vormoderne“ (2006-2009) sowie am Institut für Romanische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (2009-2014); assoziierter Mitarbeiter im Projekt B5 „Wissenstraditionen in der Christianisierung Amerikas“ des SFB 573 „Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit“ der Universität München (2009-2013); seit 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Klassische und Romanische <?page no="373"?> Informaciones sobre los autores 363 Philologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Aktuell Habilitationsprojekt zur Diachronie der Attribution im Französischen. Bianca Henrichfreise, M.Ed. Universität Bielefeld Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft Arbeitsbereich Linguistik romanischer Sprachen Postfach 100131 33501 Bielefeld bhenrichfreise@uni-bielefeld.de Studium der Geschichtswissenschaft, der Latinistik und der Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld. 2013 Master of Education an der Universität Bielefeld. Masterarbeit im Fach Latein zu den Elegien des Properz. 2013 Projektmitarbeiterin im linguistischen Teilprojekt des transdisziplinären Forschungsprojektes „Linguistic networks“, von 2013-2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Verbundprojekt „Computational Historical Semantics“ (beide Projekte gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung; Leitung Prof. Dr. Barbara Job). Aktuelles Promotionsprojekt zur Ausbreitung des lateinischen Verbs habere als Auxiliar in unterschiedlichen Diskurstraditionen im Spätlatein. Prof. Dr. Johannes Kabatek Romanisches Seminar der Universität Zürich Zürichbergstrasse 8 8032 Zürich Schweiz kabatek@rom.uzh.ch Geboren 1965 in Stuttgart. Studium der Romanistik, Politik- und Musikwissenschaft in Tübingen und Málaga. 1991 M.A.; 1995 Dr. phil. in Tübingen (mit einer Arbeit über Sprachkontakt in Nordwestspanien). Zwischen 1991 und 1998 wiss. Mitarbeiter und Assistent an den Universitäten Tübingen und Paderborn, 1998-1999 Assistent in Tübingen; 2000-2001 Professurvertretung in Erfurt; 2001-2004 Lehrstuhl in Freiburg im Brsg.; 2004-2013 Lehrstuhl in Tübingen; seit September 2013 Lehrstuhl für iberoromanische und vergleichende romanische Sprachwissenschaft an der Universität Zürich. Gastprofessuren in den USA, in Brasilien, in Chile, in Spanien. Mehr als 100 Aufsatzpublikationen. Forschungsgebiete: Romanische Sprach- <?page no="374"?> Angaben zu den Beiträgerinnen und Beiträgern 364 wissenschaft (Ibero-Romanisch, Französisch); Sprachkontakt, Minderheitensprachen, spanische Sprachgeschichte, Galicisch, Katalanisch, Brasilianisches Portugiesisch, Historische Sprachwissenschaft, historische Syntax, gesprochene und geschriebene Sprache. Dra. Ana Llopis Cardona Dpto. Didáctica de la lengua y la literatura Facultad de Psicología, Magisterio y Ciencias de la Educación Universidad Católica de Valencia “San Vicente Mártir” C/ Sagrado Corazón, n.º 5 Godella 46110 ana.llopis@ucv.es Ana Llopis Cardona es profesora contratada de la Universidad Católica de Valencia “San Vicente Mártir” y miembro del grupo de investigación Val.Es.Co. Se doctoró en Lengua Española por la Universidad de Valencia en 2011, después de realizar estancias de investigación en el Colegio de México y en la Universidad de Birmingham. Su actividad investigadora se centra en el Análisis del Discurso y la Pragmática con especial atención a los marcadores discursivos, tanto en su vertiente sincrónica como diacrónica. Es autora del monográfico Aproximación funcional a los marcadores discursivos. Análisis y propuesta lexicográfica (2014), publicado por Peter Lang, así como de diversos capítulos y artículos publicados en revistas especializadas (Revista Española de Filología, Rilce, Comunicación y Sociedad, entre otras). Ha colaborado en la redacción de entradas del Diccionario de partículas discursivas del español, y actualmente participa como investigadora del proyecto Es.Var.Atenuación. En 2015 ha disfrutado de una beca postdoctoral concedida por el Directorio de Intercambio Académico Alemán (DAAD) para realizar una estancia de investigación en la Universidad de Heildelberg. Dra. Araceli López Serena, Profesora Titular de Universidad Dpto. de Lengua Española, Lingüística y Teoría de la Literatura Facultad de Filología Universidad de Sevilla C/ Palos de la Frontera, s/ n 41004 Sevilla Spanien cheilop@us.es grupo.us.es/ ehandalucia <?page no="375"?> Informaciones sobre los autores 365 Araceli López Serena es actualmente Profesora Titular de Lengua Española en la Universidad de Sevilla. Tras la obtención del título de doctor, fue Profesora visitante en la Universidad de Passau (Alemania) (2005) y Profesora Colaboradora en la Facultad de Formación del Profesorado de la Universidad de Extremadura entre 2005 y 2007. Ha sido, además, investigadora invitada en diversas universidades de Alemania (Múnich, Tübingen, Berlín, Heidelberg), Estados Unidos (Nueva York) y Francia (Université Vincennes-Saint-Denis / Paris 8). En el ámbito de la investigación, ha participado, como investigadora a tiempo completo, en proyectos como “Análisis del discurso, pragmática y configuración sintáctica en español hablado y escrito”, “Tipología textual y oralidad: del español clásico a nuestros días”, “Conciencia lingüística y usos idiomáticos en la Andalucía de la Era de la Información” y “Variación y adaptación en la interacción lingüística en español”). Actualmente dirige un proyecto sobre “Tradiciones idiomáticas, tradiciones discursivas y unidades de análisis del discurso en la historia del español moderno”. Prof. Dr. Óscar Loureda Lamas Institut für Übersetzen und Dolmetschen Plöck 57a 69117 Heidelberg oscar.loureda@iued.uni-heidelberg.de Óscar Loureda es Doctor en Filología Hispánica por Universidad de La Coruña y, actualmente, Catedrático de Teoría de la Traducción y Lengua Española en la Universidad de Heidelberg (Alemania). En 2011 funda en dicha universidad alemana el Centro de Estudios de Iberoamérica, del que es director desde entonces, y confunda ese mismo año, con un amplio grupo de doctorandos e investigadores, el Heidelberg University Language and Cognition Lab. Su labor docente e investigadora se centra fundamentalmente en la semántica léxica del español, la lexicografía, los problemas de lingüística general aplicados al español y, sobre todo, en los estudios sobre el texto, ámbito este en el que ha realizado estudios de gramática del texto del español, de tipología textual y de lingüística del texto. Actualmente desarrolla investigaciones pragmáticas de carácter experimental, además de estudios en la interfaz de las ciencias sociales y las humanidades relativos a cómo distintos fenómenos migratorios, demográficos y económicos determinan el papel de la lengua española en la sociedad iberoamericana e internacional. <?page no="376"?> Angaben zu den Beiträgerinnen und Beiträgern 366 Prof. Dr. Álvaro Octavio de Toledo y Huerta Institut für Romanische Philologie der Universität München Abteilung Sprachwissenschaft Schellingstr. 3, Vordergebäude 80799 München lafacera@hotmail.com Álvaro S. Octavio de Toledo y Huerta es profesor (Juniorprofessor) de Lingüística Románica en la Universidad de Múnich. Se doctoró en Lingüística Románica por la Universidad de Tubinga, tras haber estudiado en la Complutense de Madrid, la Sorbona y la Universidad Nacional Autónoma de México. Ha colaborado igualmente en cursos y seminarios con las universidades de Cambridge, Harvard, Vanderbilt, Lovaina, Toulouse-Le Mirail o la Carolina de Praga, entre otras. El grueso de su investigación se centra en la historia lingüística del español, con particular interés por la gramaticalización y sus problemas, la evolución de la estructura informativa y la configuración sintáctica de los textos (pre)clásicos y (pre)modernos. Prof. Dr. Wulf Oesterreicher (1942-2015) Wulf Oesterreicher studierte u.a. bei Eugenio Coseriu in Tübingen und wurde 1977 in Freiburg bei Hans-Martin Gauger promoviert, wo er maßgeblich am Sonderforschungsbereich 321 Übergänge und Spannungsfelder zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit mitwirkte. Ebenda erfolgte 1989 die Habilitation. 1991 wurde er als Professor an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufen; weitere Rufe, darunter an die Johann-Wolfgang- Goethe-Universität Frankfurt, lehnte er ab und übernahm 1994 in München als Nachfolger von Wolf-Dieter Stempel den sprachwissenschaftlichen Lehrstuhl für Romanische Philologie, den er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2010 innehatte. Seit 2003 war Wulf Oesterreicher ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er wirkte u.a. als Vorsitzender des Deutschen Romanistenverbands (1997-2001) und als Sprecher des Sonderforschungsbereichs 573 Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit (2002-2008). Seit 2010 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. <?page no="377"?> Informaciones sobre los autores 367 Dra. Lola Pons Rodríguez, Profesora Titular de Universidad Departamento de Lengua Española, Lingüística y Teoría de la Literatura Facultad de Filología Universidad de Sevilla C/ Palos de la Frontera s/ n 41004 Sevilla Spanien lolapons@us.es www.lolapons.es y www.nosolodeyod.com Lola Pons Rodríguez trabaja como profesora titular en la Universidad de Sevilla. También ha impartido docencia de Dialectología y de Fonética Histórica, respectivamente, en las universidades de Tubinga y Oxford, donde acudió como profesora invitada en los cursos 2006 / 2007 y 2008 / 2009. En su investigación pueden constatarse dos líneas fundamentales de trabajo. Por un lado, la Historia de la lengua española, tema del que realizó su tesis doctoral y sobre el que ha escrito también un manual (La lengua de ayer, 2010) de uso extendido en las universidades españolas y europeas. Por otro lado, la Sociolingüística urbana y el reflejo del multilingüismo, asunto en el que ha trabajado en torno al concepto del paisaje lingüístico, sobre el que versa también uno de sus libros. En ambas líneas de investigación ha aportado resultados en forma de artículos en revistas de investigación y libros; y al respecto de esos temas ha participado en congresos internacionales e impartido diversas conferencias en universidades españolas y extranjeras. Actualmente es la Investigadora Principal de un proyecto sobre textos de la Baja Edad Media (Historia15: FFI 2013-45222) que a su vez es la consolidación de otro previo. Sus últimos artículos han aparecido en la Revista de Filología Española, Internacional Journal of Education and Research y RILCE. Mantiene desde 2009 el blog de Historia de la lengua www.nosolodeyod.com. Prof. Dr. Angela Schrott Institut für Romanistik Universität Kassel Kurt-Wolters-Str. 5 34125 Kassel angela.schrott@uni-kassel.de www.uni-kassel.de/ fb02/ ? id=23921 <?page no="378"?> Angaben zu den Beiträgerinnen und Beiträgern 368 Angela Schrott ist Professorin für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Kassel. Studium der Romanistik und Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1997 Promotion zur Semantik und Pragmatik futurischer Tempusformen im Französischen an der Ludwig- Maximilians-Universität München. 2006 Habilitation an der Ruhr-Universität Bochum zur historischen Dialoganalyse am Beispiel altspanischer Texte. Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (1993-1995) und an der Ruhr-Universität Bochum (1995- 2000). Habilitationsstipendiatin der DFG (2000-2003). Akademische Rätin an der Universität Regensburg (2003-2007). Seit 2007 Professorin an der Universität Kassel. Gastprofessuren u.a. an der Universidad de Valencia, an der Universidad Nacional de Córdoba und der Universidad Nacional de Cuyo / Mendoza sowie an der Universidad de Buenos Aires. Seit 2011 Mitherausgeberin der Reihe „Historische Dialogforschung“. Mitglied im Netzwerk „Mittelalter und Renaissance in der Romania (MIRA)“ sowie im Forschungsnetzwerk „Fraseología de la lengua castellana en su diacronía: desde los orígenes hasta el siglo XVIII“ (FRASLEDIA). Forschungsschwerpunkte sind Tempus und Aspekt in den romanischen Sprachen, historische Pragmatik und Dialogforschung, Deixis in den romanischen Sprachen, kontrastive Pragmatik, Textlinguistik und Diskurstraditionen sowie Diskurslinguistik. Birgit Umbreit, M.A. Eberhard Karls Universität Tübingen SFB 833, Projekt C4 Nauklerstr. 35, R. 1.04 72074 Tübingen birgit.umbreit@uni-tuebingen.de www.sfb833.uni-tuebingen.de Studium der Romanistik (Französisch, Spanisch) und Neueren Deutschen Literaturwissenschaft in Tübingen und Lyon II. 2014 Promotion an der Universität Tübingen zum Thema Direktionalität der lexikalischen Motivation. Tätigkeiten als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Ruhr-Universität Bochum sowie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Sonderforschungsbereichen 441 „Linguistische Datenstrukturen“ (Tübingen), 732 „Incremental Specification in Context“ (Stuttgart) und 833 „Bedeutungskonstitution“ (Tübingen). Forschungsschwerpunkte: Lexikalische Motivation, Konversionen, Existenz- und Lokalisierungskonstruktionen. <?page no="379"?> Informaciones sobre los autores 369 Eva Varga, M.A. Eberhard Karls Universität Tübingen Romanisches Seminar Wilhelmstraße 50, Z. 440 72074 Tübingen eva.varga@uni-tuebingen.de Eva Varga studierte an der Eberhard Karls Universität Tübingen Romanische Philologie (Französisch, Spanisch) und Empirische Kulturwissenschaft. Derzeit ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Romanischen Seminar der Eberhard Karls Universität Tübingen. Von 2010 bis 2014 promovierte sie am Lehrstuhl von Prof. Dr. Peter Koch zum Verhältnis von Verbstellung und Diskurstraditionen im Altfranzösischen. Die Promotion schließt sie 2015 bei Prof. Dr. Sarah Dessì Schmid ab. 2010 und 2011 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Ihres Doktorvaters. In den Wintersemestern 2012 / 13 und 2013 / 14 arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Linguistik / Romanistik in Stuttgart. Eva Varga war außerdem Promotionsstipendiatin des Studienwerks Villigst. Dr. habil. Richard Waltereit Newcastle University School of Modern Languages Newcastle NE1 7RU Vereinigtes Königreich richard.waltereit@ncl.ac.uk www.ncl.ac.uk/ sml/ staff/ profile/ richard.waltereit Maîtrise Lettres Modernes (U Poitiers) 1992; Dr. phil. (FU Berlin) 1997; Habilitation (U Tübingen) 2002. Seine Interessensschwerpunkte liegen im Bereich der synchonischen und diachronischen Semantik und Pragmatik, insbesondere Metonymie, Argumentstruktur, Grammatikalisierung, Reanalyse, Diskursmarker, Reflexivkonstruktionen und konversationelle Implikaturen. Prof. Dr. Esme Winter-Froemel Universität Trier FB II, Romanistik 54286 Trier winterfroemel@uni-trier.de <?page no="380"?> Angaben zu den Beiträgerinnen und Beiträgern 370 Esme Winter-Froemel ist Professorin für Romanistische Sprachwissenschaft an der Universität Trier. Sie studierte an der Eberhard Karls Universität Tübingen, der Université de Nantes (1999 Licence in Lettres modernes, mention littérature comparée) und der Università degli Studi di Pisa. 2009 Promotion an der Universität Tübingen zu Entlehnung und Lehnwortintegration; 2014 Habilitation zu Ambiguitätsphänomenen im Bereich des Verbs (Übergänge von Indefinitheit zu 1. Person Plural). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des Sprachwandels, der Ambiguität und der kognitiven Semantik. Mitgliedschaft im Graduiertenkolleg 1808 Ambiguität: Produktion und Rezeption und im Sonderforschungsbereich 833 Bedeutungskonstitution; seit 2013 Leitung des Projekts C4 im SFB 833. Weitere aktuelle Forschungsprojekte widmen sich pragmatischen und varietätenlinguistischen Effekten bestimmter Typen von Lehnwörtern (vgl. hierzu den Beitrag mit Alexander Onysko im Journal of Pragmatics 43 [2011]) und dem Wortspiel (Leitung des wissenschaftlichen DFG-Netzwerks Dynamik des Wortspiels, Herausgabe der De Gruyter-Buchreihe The Dynamics of Wordplay). <?page no="381"?> Index / Índice analítico Auxiliarisierung / auxiliarización 165, 170 Definiteness Restriction / restricción de definitud 261- 262, 282 Dialog / diálogo 4, 10, 16, 22, 61, 94-95, 142, 149, 209-211, 216- 220, 223, 227, 271 Dialogizität / dialogicidad 8, 10, 40, 215, 269, 271, 273, 278 Diamesie / dimensión diamésica Variation / variación, Nähe-Distanz-Kontinuum / continuum entre inmediatez y distancia Diaphasik / dimensión diafásica Variation / variación Diastratik / dimensión diastrática Variation / variación Diatopik / dimensión diatópica Variation / variación Diskurs / discurso 1, 3-8, 11, 13, 15-20, 22-23, 35, 39-42, 47, 52, 56-57, 91, 94, 97, 99-100, 103, 106-108, 114-120, 122-123, 125-130, 140, 146, 161, 209, 215, 217-218, 221, 226, 233- 238, 254, 264, 317-318, 320- 322, 328, 333, 337, 344 Diskursdomänen / dominios discursivos 62-63 Diskursformeln / fórmulas discursivas 62 Diskursformen / formas discursivas 62 Diskursmotive / motivos discursivos 62 Diskursthemata / temas discursivos 62 Diskurszonen / zonas discursivas 62 Diskursforschung / Estudios sobre el discurso 47 diskursive Formalisierung / formalización discursiva 114- 125, 127-131 diskursive Interferenz / interferencia discursiva 57 Diskursmarker, Diskurspartikeln / marcadores discursivos, partículas discursivas 11, 186- 187, 190-192, 194, 196, 202, 317-349 Diskurstyp / tipo de discurso 3, 63, 77, 162, 233, 235-239, 242- 243, 245, 247, 250-251 Distanzsprache / lengua de la distancia Variation / variación Energeia, Ergon 52-55, 59, 68 Erasmus von Rotterdam / Erasmo de Róterdam 10, 209- 213, 216-218, 221 Existenzkonstruktionen / construcciones existenciales 261-284 Expressivität / expresividad 4, 16, 98, 100, 105, 115, 130, 162, 167, 176, 215, 274-275, 321, 344 eye tracking 11, 24, 324, 326, 342 Fachkommunikation / comunicación especializada 31 <?page no="382"?> Index 372 Formulierung / formulación 5, 234, 236-244, 246, 248-251, 277 Formulierungstradition / tradición de formulación 237, 239, 244-246, 248-249, 251, 254 Gattung / género 2-3, 7, 14-15, 17, 19, 23, 33-36, 38-39, 53-54, 69, 81, 94, 107, 117, 120-121, 140, 148-149, 154, 190, 192, 195-200, 209-210, 228, 267- 268, 271, 286-287, 292, 314-315 Glosse / glosa 183, 197-199, 202 Goldenes Zeitalter / Siglo de Oro 10, 22, 210 Grammatikalisierung / gramaticalización 11, 23, 92-93, 116, 119, 159, 163, 165, 167, 176, 187-190, 194, 203, 319-323, 333-334, 344-345 Grice, Herbert Paul Grice’sche Maximen / Máximas de Grice 82 Grice’sches Kooperationsprinzip / principio de cooperación de Grice 68-69, 82-83 Grice’sche Pragmatik / pragmática de Grice 137, 141, 143 Humanistenkomödie / comedia humanística 94-108 Hyperkorrektion / hipercorrección 116 il y a 10, 23, 261-284 imparfait, imparfait narratif 7, 20, 67, 70-75, 77-80, 82-84 imperfecto, imperfecto narrativo 7, 20, 67, 70-75, 77-80, 82-84 Implikaturen / implicaturas 8, 21, 141-143, 154, 319, 322, 331- 332, 342-343 generalisierte konversationelle Implikaturen / implicaturas conversacionales generalizadas 142, 145, 154 konventionelle (konventionalisierte) Implikaturen / implicaturas convencionales (convencionalizadas) 63 konversationelle Implikaturen / implicaturas conversacionales 141 Innovation, sprachliche / innovación lingüística 1, 4, 6, 8, 16, 18, 20-21, 33, 114, 117, 128, 159, 161-163, 186-187, 192, 196, 202, 292 ad hoc-Innovation / innovación (creación) ad hoc 116, 117, 119 Juan de Valdés 214, 216, 223 Juxtaposition / yuxtaposición 91-92, 94-98, 100-101, 103- 104, 107-108 Kategorisierung / categorización 7, 32, 44, 51-52, 54, 59, 62, 164- 165, 188, 267, 276 Kompositionalität / composicionalidad 149, 151- 152, 188, 294, 324 Kontext / contexto 31, 33, 41 Kookkurrenzanalyse / análisis de cooccurrencias 164-165, 171, 175 Korpuslinguistik / Lingüística del corpus 9, 10, 118, 160, 163 <?page no="383"?> Index 373 Latein / latín humanistisches Latein / latín renacentista 209 Spätlatein / latín tardío 9, 21, 163-164, 167, 170, 173 Mikro-Diskurstradition / micro tradición discursiva 282 Mündlichkeit, Schriftlichkeit / oralidad, escrituralidad 10, 22, 39, 47, 99, 108, 162, 212- 213, 217, 228, 235, 265, 286, 307-308, 315, 321 Nähe-Distanz-Kontinuum / continuum entre inmediatez y distancia Variation / variación Nähesprache / lengua de la inmediatez Variation / variación Patristik / Patrística 185, 196- 197, 203 Pragmatik / pragmática 7, 20, 34, 45-47, 56, 59, 67-70, 75, 80, 83- 84, 93, 100, 118-119, 130, 137, 141, 143-145, 154, 159, 163- 164, 183, 190-191, 195, 202, 213, 225, 238, 307, 318-319, 321-324, 338 diskurstraditionelle Pragmatik / pragmática discursivotradicional 70 einzelsprachliche Pragmatik / pragmática idiomática 70 universelle Pragmatik / pragmática universal 70 présent, présent narratif 7, 20, 67, 76-80, 83-84 presente, presente narrativo 7, 20, 67, 76- 79, 83-84 Prototypikalität / prototipicidad 7, 19, 44, 47, 317 prozedurale Bedeutung / significado procedimental 319, 322-324, 328, 339, 342-344 satzinterne Partikeln / modificadores oracionales 186-187, 189, 193, 202 Scholastik / escolástica 9, 183, 185-186, 196, 198-202 Soziolinguistik / Sociolingüística 2, 7, 32, 45-46, 96, 160 sprachliches Wissen / saber lingüístico 1, 40-41, 44-45, 47, 69, 139-140 Stil / estilo 2, 8, 10, 14, 21, 91, 101, 120-122, 128, 175-176, 185, 193, 195-197, 200-202, 209, 216-218, 234-235, 261, 263, 267, 286 Syntax-Tradierung / arrastre sintáctico 251 Testament / testamento 285-316 Textkontakt / contacto textual 56-57 Textlinguistik / Lingüística del texto 2, 14, 32, 35-36, 46, 91 Traditionskompositionalität / composicionalidad tradicional 7, 54-55, 61, 64 Übersetzung / traducción 16, 18, 33, 107, 121, 152, 192, 215, 217- 219, 221, 225-226, 228, 245, 335 Umgangssprache / lengua coloquial 94, 96, 103, 108, 162 Variation / variación 7, 199, 209, 213, 317, 327 Diaphasik / dimensión diafásica 31, 39, 42, 108, 124, 128- 129, 212, 265-266 <?page no="384"?> Index 374 Diastratik / dimensión diastrática 31, 108, 124, 128, 212, 214, 265-266 Diatopik / dimensión diatópica 31, 43-44, 128, 265 Distanzsprache / lengua de la distancia 8, 20, 34-35, 77, 115, 162, 201, 213, 238, 263, 265- 266, 269, 272-274, 278, 282 Nähe-Distanz-Kontinuum / continuum entre inmediatez y distancia 43, 114-115, 119, 199, 213-214, 223, 274 Nähesprache / lengua de la inmediatez 8, 9, 165, 167, 175- 176, 263, 265, 269, 282, 307-308 stilistische Variation / variación estilística 120 Varietäten / variedades lingüísticas 8, 31-33, 41, 44- 45, 47, 138, 143, 160, 165, 266, 271, 286, 315, 321 Varietätenkette / cadena de variedades 33, 39, 42-44, 116, 128-129, 266 Varietätenlinguistik / Lingüística de las variedades 2, 7, 31-39, 41, 44-47, 154 Varietätenraum / espacio variacional 59, 117-118, 124, 127-128, 160 Wortstellung / orden de palabras 121, 189 V2-Stellung / orden de palabras V2 10, 22, 245-246, 248 <?page no="385"?> Índice analítico 375 análisis de cooccurrencias / Kookkurrenzanalyse 164-165, 171, 175 arrastre sintáctico / Syntax- Tradierung 251 auxiliarización / Auxiliarisierung 165, 170 cadena de variedades / Varietätenkette 33, 39, 42-44, 116, 128-129, 266 categorización / Kategorisierung 7, 32, 44, 51-52, 54, 59, 62, 164- 165, 188, 267, 276 comedia humanística / Humanistenkomödie 94-108 composicionalidad / Kompositionalität 149, 151- 152, 188, 294, 324 composicionalidad tradicional / Traditionskompositionalität 7, 54-55, 61, 64 comunicación especializada / Fachkommunikation 31 construcciones existenciales / Existenzkonstruktionen 261- 284 contacto textual / Textkontakt 56-57 contexto / Kontext 31, 33, 41 continuum entre inmediatez y distancia / Nähe-Distanz- Kontinuum variación / Variation dialogicidad / Dialogizität 8, 10, 40, 215, 269, 271, 273, 278 diálogo / Dialog 4, 10, 16, 22, 61, 94-95, 142, 149, 209-211, 216- 220, 223, 227, 271 dimensión diafásica / Diaphasik variación / Variation dimensión diamésica / Diamesie variación / Variation, continuum entre inmediatez y distancia / Nähe-Distanz- Kontinuum dimensión diastrática / Diastratik variación / Variation dimensión diatópica / Diatopik variación / Variation discurso / Diskurs 1, 3-8, 11, 13, 15-20, 22-23, 35, 39-42, 47, 52, 56-57, 91, 94, 97, 99-100, 103, 106-108, 114-120, 122-123, 125-130, 140, 146, 161, 209, 215, 217-218, 221, 226, 233- 238, 254, 264, 317-318, 320- 322, 328, 333, 337, 344 dominios discursivos / Diskursdomänen 62-63 formas discursivas / Diskursformen 62 motivos discursivos / Diskursmotive 62 temas discursivos / Diskursthemata 62 zonas discursivas / Diskurszonen 62 Energeia, Ergon 52-55, 59, 68 Erasmo de Róterdam / Erasmus von Rotterdam 10, 209-213, 216-218, 221 escolástica / Scholastik 9, 183, 185-186, 196, 198-202 espacio variacional / Varietätenraum 59, 117-118, 124, 127-128, 160 estilo / Stil 2, 8, 10, 14, 21, 91, 101, 120-122, 128, 175-176, 185, 193, 195-197, 200-202, 209, 216-218, 234-235, 261, 263, 267, 286 <?page no="386"?> Índice analítico 376 Estudios sobre el discurso / Diskursforschung 47 expresividad / Expressivität 4, 16, 98, 100, 105, 115, 130, 162, 167, 176, 215, 274-275, 321, 344 eye tracking 11, 24, 324, 326, 342 formalización discursiva / diskursive Formalisierung 114-125, 127-131 formulación / Formulierung 5, 234, 236-244, 246, 248-251, 277 fórmulas discursivas / Diskursformeln 62 género / Gattung 2-3, 7, 14-15, 17, 19, 23, 33-36, 38-39, 53-54, 69, 81, 94, 107, 117, 120-121, 140, 148-149, 154, 190, 192, 195-200, 209-210, 228, 267- 268, 271, 286-287, 292, 314-315 glosa / Glosse 183, 197-199, 202 gramaticalización / Grammatikalisierung 11, 23, 92-93, 116, 119, 159, 163, 165, 167, 176, 187-190, 194, 203, 319-323, 333-334, 344-345 Grice, Herbert Paul Máximas de Grice / Grice’sche Maximen 82 pragmática de Grice / Grice’sche Pragmatik 137, 141, 143 principio de cooperación de Grice / Grice’sches Kooperationsprinzip 68-69, 82-83 hipercorrección / Hyperkorrektion 116 il y a 10, 23, 261-284 imparfait, imparfait narratif 7, 20, 67, 70-75, 77-80, 82-84 imperfecto, imperfecto narrativo 7, 20, 67, 70-75, 77-80, 82-84 implicaturas / Implikaturen 8, 21, 141-143, 154, 319, 322, 331- 332, 342-343 implicaturas convencionales (convencionalizadas) / konventionelle (konventionalisierte) Implikaturen 63 implicaturas conversacionales / konversationelle Implikaturen 141 implicaturas conversacionales generalizadas / generalisierte konversationelle Implikaturen 142, 145, 154 innovación lingüística / Innovation, sprachliche 1, 4, 6, 8, 16, 18, 20-21, 33, 114, 117, 128, 159, 161-163, 186-187, 192, 196, 202, 292 innovación (creación) ad hoc / ad hoc-Innovation 116, 117, 119 interferencia discursiva / diskursive Interferenz 57 Juan de Valdés 214, 216, 223 latín / Latein latín renacentista / humanistisches Latein 209 latín tardío / Spätlatein 9, 21, 163-164, 167, 170, 173 lengua coloquial / Umgangssprache 94, 96, 103, 108, 162 lengua de la distancia / Distanzsprache variación / Variation <?page no="387"?> Índice analítico 377 lengua de la inmediatez / Nähesprache variación / Variation Lingüística de las variedades / Varietätenlinguistik 2, 7, 31- 39, 41, 44-47, 154 Lingüística del corpus / Korpuslinguistik 9, 10, 118, 160, 163 Lingüística del texto / Textlinguistik 2, 14, 32, 35-36, 46, 91 marcadores discursivos, partículas discursivas / Diskursmarker, Diskurspartikeln 11, 186-187, 190-192, 194, 196, 202, 317-349 micro tradición discursiva / Mikro-Diskurstradition 282 modificadores oracionales / satzinterne Partikeln 186-187, 189, 193, 202 oralidad, escrituralidad / Mündlichkeit, Schriftlichkeit 10, 22, 39, 47, 99, 108, 162, 212- 213, 217, 228, 235, 265, 286, 307-308, 315, 321 orden de palabras / Wortstellung 121, 189 orden de palabras V2 / V2- Stellung 10, 22, 245-246, 248 Patrística / Patristik 185, 196- 197, 203 pragmática / Pragmatik 7, 20, 34, 45-47, 56, 59, 67-70, 75, 80, 83- 84, 93, 100, 118-119, 130, 137, 141, 143-145, 154, 159, 163- 164, 183, 190-191, 195, 202, 213, 225, 238, 307, 318-319, 321-324, 338 pragmática discursivotradicional / diskurstraditionelle Pragmatik 70 pragmática idiomática / einzelsprachliche Pragmatik 70 pragmática universal / universelle Pragmatik 70 présent, présent narratif 7, 20, 67, 76-80, 83-84 presente, presente narrativo 7, 20, 67, 76- 79, 83-84 prototipicidad / Prototypikalität 7, 19, 44, 47, 317 restricción de definitud / Definiteness Restriction 261- 262, 282 saber lingüístico / sprachliches Wissen 1, 40-41, 44-45, 47, 69, 139-140 Siglo de Oro / Goldenes Zeitalter 10, 22, 210 significado procedimental / prozedurale Bedeutung 319, 322-324, 328, 339, 342-344 Sociolingüística / Soziolinguistik 2, 7, 32, 45-46, 96, 160 testamento / Testament 285-316 tipo de discurso / Diskurstyp 3, 63, 77, 162, 233, 235-239, 242- 243, 245, 247, 250-251 tradición de formulación / Formulierungstradition 237, 239, 244-246, 248-249, 251, 254 traducción / Übersetzung 16, 18, 33, 107, 121, 152, 192, 215, 217- 219, 221, 225-226, 228, 245, 335 variación / Variation 7, 199, 209, 213, 317, 327 <?page no="388"?> Índice analítico 378 continuum entre inmediatez y distancia / Nähe-Distanz- Kontinuum 43, 114-115, 119, 199, 213-214, 223, 274 dimensión diafásica / Diaphasik 31, 39, 42, 108, 124, 128-129, 212, 265-266 dimensión diastrática / Diastratik 31, 108, 124, 128, 212, 214, 265-266 dimensión diatópica / Diatopik 31, 43-44, 128, 265 lengua de la distancia / Distanzsprache 8, 20, 34-35, 77, 115, 162, 201, 213, 238, 263, 265-266, 269, 272-274, 278, 282 lengua de la inmediatez / Nähesprache 8, 9, 165, 167, 175-176, 263, 265, 269, 282, 307-308 variación estilística / stilistische Variation 120 variedades lingüísticas / Varietäten 8, 31-33, 41, 44-45, 47, 138, 143, 160, 165, 266, 271, 286, 315, 321 yuxtaposición / Juxtaposition 91-92, 94-98, 100-101, 103- 104, 107-108 <?page no="389"?> ScriptOralia herausgegeben von Barbara Frank-Job und Thomas Haye Bisher sind erschienen: Frühere Bände finden Sie unter: http: / / www.narr-shop.de/ reihen/ s/ scriptoralia.html 115 Klaus Jacobi (Hrsg.) Gespräche lesen Philosophische Dialoge im Mittelalter 1999, 523 Seiten €[D] 99,- ISBN 978-3-8233-5425-3 116 Thomas Baier (Hrsg.) Studien zu Plautus’ Amphitruo Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 27 1999, 243 Seiten €[D] 54,- ISBN 978-3-8233-5426-0 117 Lore Benz (Hrsg.) Terenz und die Tradition Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 28 2000, nicht verfügbar ISBN 978-3-8233-5427-7 118 Lore Benz (Hrsg.) ScriptOralia Romana Die römische Literatur zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 29 2001, 347 Seiten €[D] 64,- ISBN 978-3-8233-5428-4 119 Ulrike Auhagen Der Monolog bei Ovid Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 30 1999, 244 Seiten €[D] 48,- ISBN 978-3-8233-5429-1 120 Stefan Pfänder Aspekt und Tempus im Frankokreol Semantik und Pragmatik grammatischer Zeiten im Kreol unter besonderer Berücksichtigung Von Französisch-Guayana und Martinique 2000, 282 Seiten €[D] 54,- ISBN 978-3-8233-5430-7 121 Stefan Faller (Hrsg.) Studien zu Plautus’ Persa Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 31 2001, 315 Seiten €[D] 59,- ISBN 978-3-8233-5431-4 122 Eckard Lefèvre Plautus’ Aulularia Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 32 2001, 227 Seiten €[D] 49,- ISBN 978-3-8233-5432-1 123 Reinhard Wendt (Hrsg.) Sammeln, Vernetzen, Auswerten Missionare und ihr Beitrag zum Wandel europäischer Weltsicht 2001, 218 Seiten €[D] 48,- ISBN 978-3-8233-5433-8 <?page no="390"?> 124 Claus D. Pusch Morphosyntax, Informationsstruktur und Pragmatik Präverbale Marker im gaskognischen Okzitanisch und in anderen Sprachen mit CD-Rom 2001, X, 305 Seiten €[D] 69,- ISBN 978-3-8233-5434-5 125 Ulrike Auhagen (Hrsg.) Studien zu Platus’ Epidicus Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 33 2001, 349 Seiten €[D] 64,- ISBN 978-3-8233-5435-2 126 Claus D. Pusch, Wolfgang Raible (Hrsg.) Romanistische Korpuslinguistik Romance Corpus Linguistics Korpora und gesprochene Sprache Corpora and Spoken Language 2002, VIII, 506 Seiten €[D] 128,- ISBN 978-3-8233-5436-9 127 Thomas Baier (Hrsg.) Studien zu Plautus’ Poenulus Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 34 2004, 320 Seiten €[D] 128,- ISBN 978-3-8233-6063-6 128 Rolf Friedrich Hartkamp / Florian Hurka (Hrsg.) Studien zu Plautus’ Cistellaria Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 35 2004, 491 Seiten €[D] 120,- ISBN 978-3-8233-6078-0 129 Rolf Friedrich Hartkamp Von leno zu ruffiano Die Darstellung, Entwicklung und Funktion der Figur des Kupplers in der römischen Palliata und in der italienischen Renaissancekomödie Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 36 2004, 266 Seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-6079-7 130 Claus D. Pusch / Johannes Kabatek / Wolfgang Raible (Hrsg.) Romanistische Korpuslinguistik II Romance Corpus Linguistics II Korpora und diachrone Sprachwissenschaft Corpora and Diachronic Linguistics 2005, VIII, 587 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6148-0 131 Sybille Paulus Wissenschaftliche Textsorten in der italienischen Renaissance Der Sprachwechsel aus dem Lateinischen in der astronomischen, meteorologischen und kosmologischen Literatur 2005, 434 Seiten €[D] 128,- ISBN 978-3-8233-6165-7 132 Katrin Eberle Plautus’ Aulularia in Frankreich Die Rezeption der Figur des Geizigen von Pierre de Larivey bis Albert Camus Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 37 2006, 226 Seiten €[D] 58,- ISBN 978-3-8233-6219-7 <?page no="391"?> 133 Eckard Lefèvre Plautus’ Rudens Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 38 2006, 223 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-6237-1 134 Marc-Olivier Hinzelin Die Stellung der klitischen Objektpronomina in den romanischen Sprachen Diachrone Perspektive und Korpusstudie zum Okzitanischen sowie zum Katalanischen und Französischen 2007, XIV, 286 Seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-6346-0 135 Amina Kropp Magische Sprachverwendung in vulgärlateinischen Fluchtafeln (defixiones) Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 39 mit CD-Rom 2008, 341 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6436-8 136 Heiner Böhmer Grammatikalisierungsprozesse zwischen Latein und Iberoromanisch 2010, XII, 548 Seiten €[D] 128,- ISBN 978-3-8233-6564-8 137 Esther Strätz Sprachverwendung in der Chat- Kommunikation Eine diachrone Untersuchung französischsprachiger Logfiles aus dem Internet Relay Chat 2010, 207 Seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-6611-9 138 Eckard Lefèvre Plautus’ Bacchides Reihe A: Altertumswissenschaftliche Reihe, Band 40 2011, 205 Seiten €[D] 68,- ISBN 978-3-8233-6681-2 139 Anja Reinkemeyer Die Formenvielfalt des langage SMS im Wechselspiel zwischen Effizienz, Expertise und Expressivität Eine Untersuchung der innovativen Schreibweise in französischen SMS 2013, 350 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-6743-7 140 Santiago del Rey Quesada Diálogo y traducción Los Coloquios erasmianos en la Castilla del s. XVI 2015, 510 Seiten €[D] 78,- ISBN 978-3-8233-6925-7 141 Esme Winter-Froemel / Araceli López Serena / Álvaro Octavio de Toledo y Huerta / Barbara Frank-Job (Hrsg.) Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel / Tradicionalidad discursiva e idiomaticidad en los procesos de cambio lingüístico 2015, X, 378 Seiten €[D] 98,- ISBN 978-3-8233-6945-5 142 Daniel Kallweit Neografie in der computervermittelten Kommunikation des Spanischen Zu alternativen Schreibweisen im Chatnetzwerk www.irc-hispano.es 2015, XII, 432 Seiten €[D] 88,- ISBN 978-3-8233-6926-4 <?page no="392"?> Der in der Romanistik erarbeitete Begriff der Diskurstraditionen hat in zahlreichen Untersuchungen Anwendung gefunden und kann als ein wesentliches Instrument der Sprachwandelforschung gelten. Dabei wurden unterschiedliche inhaltliche Präzisierungen vorgenommen, die insbesondere hinsichtlich der Abgrenzung von Textsorten sowie der Bestimmung des Verhältnisses von Diskurstraditionen und Einzelsprache divergieren. Ausgehend von dieser Feststellung plädiert der vorliegende Band dafür, den Begriff um den des Diskurstraditionellen zu ergänzen, um die theoretische und deskriptive Bedeutung dieses Aspekts von Sprache für die Sprachwandelforschung neu auszuloten. Hierzu werden Fallstudien zu Sprachwandelprozessen in den romanischen Sprachen mit sprachwandeltheoretischen und methodologischen Überlegungen zur Umsetzung dieses Konzepts in korpuslinguistischen Analysen zusammengeführt. ISBN 978-3-8233-6945-5