Ereignisse als komplexe Ganze in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt
Ereignisstrukturierte grammatisch-semantische Analysen im deutsch-ungarischen Sprachvergleich
1029
2018
978-3-8233-9214-9
978-3-8233-8214-0
Gunter Narr Verlag
József Tóth
Die vorliegende Monographie behandelt einen aktuellen Forschungskomplex der modernen lexikalischen Semantik. Die Studie stellt Repräsentationsmodelle zur Beschreibung von mentalen Wortbedeutungen vor: Sie folgt der Annahme des Sprachwissenschaftlers Stefan Engelberg, dass die Bedeutungsrepräsentation eines Verbs in der Repräsentation seiner Ereignisstruktur besteht. In Anlehnung daran werden von der konzeptuellen Ebene ausgehend intern strukturierte Ereigniskomplexe im Deutschen und Ungarischen modelliert und auf sprachlicher Ebene diskutiert. Die Grundlage der Forschungsarbeit bilden neben Einzelbeispielen in erster Linie Textbelege aus Günter Kunerts Kurzgeschichte Zentralbahnhof (1972) und ihrer ungarischen Übersetzung von Mária Ember Központi pályaudvar (Übersetzung einer früheren Auflage aus dem Jahr 1969). Ein vordringliches Ziel besteht darin, den semantischen Gehalt der in den Ereignisstrukturen verwendeten Prädikate und Relationen im Deutschen und im Ungarischen möglichst präzise zu bestimmen.
<?page no="1"?> Beiträge zur Interkulturellen Germanistik Herausgegeben von Csaba Földes Band 12 <?page no="3"?> József Tóth Ereignisse als komplexe Ganze in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt: ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analysen im deutsch-ungarischen Sprachvergleich <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.d-nb.de abrufbar. © 2018 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de E-Mail: info@narr.de Druck: Universitätsdruckerei der Pannonischen Universität Veszprém Arbeitsnummer: 2018/ 83 Printed in Hungary ISSN: 2190-3425 ISBN: 978-3-8233-8214-0 <?page no="5"?> Inhalt V Für Bence <?page no="6"?> Inhalt VI <?page no="7"?> Inhalt VII Inhalt Vorwort des Reihenherausgebers ................................................... XI Vorwort des Verfassers .................................................................... XIII 1 Einleitung und Abgrenzung des Themas.......................... 1 1.1 Bedeutung und Semantiktheorien ................................................ 1 1.2 Forschungsüberblick ..................................................................... 2 1.3 Gegenstand und Zielsetzung ......................................................... 6 1.4 Fragestellungen und Hypothesen ................................................. 7 1.5 Methodenauswahl und Korpus ..................................................... 8 1.6 Theoretische Fragen ...................................................................... 16 1.7 Aufbau der Arbeit .......................................................................... 21 2 Forschungskontext: Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz .......................... 23 2.1 Die Problematik von Bedeutungskonzeptionen........................... 23 2.2 Bedeutungsbeschreibungsmodelle in der Linguistik des 20. Jahrhunderts ...................................................................... 24 2.2.1 Behavioristische Bedeutungsauffassungen ................................... 24 2.2.2 Gebrauchs- und handlungstheoretische Bedeutungskonzepte ..................................................................... 25 2.2.3 Zeichentheoretische Bedeutungskonzepte................................... 25 2.2.4 Kontextuelle Theorien der Bedeutung.......................................... 26 2.2.5 Strukturalistische semantische Theorien ..................................... 26 2.3 Kognitive Semantik: Zwischen Modularismus und Holismus ..... 27 2.3.1 Modelle zur Repräsentation lexikalischer Bedeutungen und konzeptueller Inhalte .................................................................... 30 2.3.1.1 Merkmals- und Prototypenbeschreibung ..................................... 31 2.3.1.2 Weitere Modelle zur Repräsentation von Wortbedeutungen: Netzwerkmodelle, schematheoretische Modelle, Konnektionismus, prozedurale Semantik, multimodales Modell..................................................................... 35 <?page no="8"?> Inhalt VIII 2.4 Der ereignisstrukturbasierte Ansatz: Ereignisstrukturen als Repräsentation der Wortbedeutung........ 38 2.5 Zwischenbilanz .............................................................................. 41 3 Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse deutscher und ungarischer Verben ..................... 45 3.1 Beschreibung und Darstellung der lexikalischen Bedeutung - Analyse der Ereignisstrukturen als Repräsentation der verbalen Bedeutung................................................................. 45 3.1.1 Ereignisstruktur von einseifen - beszappanoz .............................. 46 3.1.2 Ereignisstruktur von schlafen - alszik........................................... 47 3.1.3 Ereignisstruktur von fällen - ki-/ ledönt, kivág .............................. 47 3.1.4 Ereignisstruktur von fangen - el-/ megfog, elkap........................... 48 3.1.5 Ereignisstruktur von niederbrennen - fel-/ leéget, felperzsel, földig éget .................................................... 49 3.1.6 Ereignisstruktur von zerbrechen - (tr.) szét-/ összetör, eltör........ 49 3.1.7 Zwischenbilanz .............................................................................. 51 3.2 Ereignisstruktur der Verben mit den Präfixen los-, ab- und anim Deutschen sowie ihrer Entsprechungen im Ungarischen.............................................................................. 51 3.2.1 Ereignisstruktur von losbrennen - égni kezd / losfahren - [jármű] útnak indul, meg-/ el-/ nekiindul ........................................ 52 3.2.2 Ereignisstruktur von losbinden - elold(oz) / losketten bzw. láncától megszabadít, láncról elold............................................... 54 3.2.3 Ereignisstruktur von losdrücken - [fegyvert] elsüt ....................... 55 3.2.4 Ereignisstruktur von abdrücken - le-/ megnyom, [lőfegyvert] elsüt, (el)taszít, -tol, -lök, le-/ összeszorít, magához szorít, ölelget, lenyomatot készít, megmintáz ............... 57 3.2.5 Ereignisstruktur von anstreichen - (be)mázol, (be)fest, megjelöl, megérint, súrol ............................... 57 3.2.6 Zwischenbilanz .............................................................................. 58 3.3 Ereignisszenen in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers: Ereignisschemata, semantische Teilnehmer, semantische Rollen................................................... 59 3.3.1 Grundlegende Ereignisschemata im Deutschen........................... 59 3.3.2 Einordnung unterschiedlicher Arten von Ereignissen anhand von Ereignisschemata im Ungarischen......................................... 64 3.3.3 Zwischenbilanz .............................................................................. 68 <?page no="9"?> Inhalt IX 4 Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analysen deutscher und ungarischer Verben: Ereignisse als komplexe Ganze in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt von Sprechern und Schreibern ................................................................... 69 4.1 Analysemethode ............................................................................ 69 4.2 Komplexe Darstellung der Analyseergebnisse: Konzeptuelle Ereignisschemata und Teilnehmerrollen im Sprachvergleich... 70 4.2.1 Kontrastive Einzelanalysen ........................................................... 70 4.2.2 Zwischenbilanz .............................................................................. 86 4.3 Komplexe Darstellung der Analyseergebnisse: die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich ............ 88 4.3.1 Kontrastive Einzelanalysen ........................................................... 88 4.3.2 Zwischenbilanz .............................................................................. 119 4.4 Komplexe Darstellung der Analyseergebnisse: lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich ......................................... 121 4.4.1 Kontrastive Einzelanalysen ........................................................... 121 4.4.2 Zwischenbilanz .............................................................................. 144 5 Zusammenfassung und Ausblick ...................................... 145 6 Literatur .............................................................................. 153 7 Abkürzungen ...................................................................... 167 8 Anhang ............................................................................... 169 <?page no="10"?> Inhalt X <?page no="11"?> Inhalt XI Vorwort des Reihenherausgebers Die lexikalische Semantik, in deren Rahmen sich der vorliegende Band verorten lässt, richtete ihre disziplinäre Aufmerksamkeit traditionell auf Fragen wie: Was bedeutet ein Wort? Aus welchen Bedeutungsbausteinen setzt es sich zusammen? Wie ist die Wortbedeutung zu beschreiben? Der wissenschaftliche Werdegang dieser Disziplin hat mittlerweile einen fortgeschrittenen Entwicklungsstand und eine beträchtliche Breite erreicht. Wenngleich die moderne Semantikforschung, die allgemein durch einen starken Einfluss der formalen Logik geprägt ist, sich meist nicht mehr dem einzelnen Wort, vielmehr dem Satz zuwendet (vgl. die Wahrheitsbedingungen-Semantik oder ihre Variante, die Mögliche-Welten-Semantik), bleibt festzustellen, dass die lexikalische Semantik nach wie vor über ein nicht unbedeutendes Potenzial verfügt. Manche Theoriekonzepte der lexikalischen Semantik bedienen sich bestimmter Methoden der lexikalischen Dekomposition, die ihrerseits zum einen auf Diskussionsstränge der französischen Linguistik (etwa im Sinne von A. J. Greimas und B. Pottier), zum anderen auf die generative Semantik zurückgehen. Die ersten spezifisch ereignisstrukturellen Theorien haben sich in der Folge von J. Pustejovskys Publikationen herausgebildet. Ein prägender Initiator und Vertreter des ereignisstrukturbezogenen Ansatzes ist im deutschen Sprachraum S. Engelberg, auf den in der vorliegenden Monographie an zahlreichen Stellen Bezug genommen wird. Die Bedeutung eines Verbs wird nach Engelberg dadurch näher spezifiziert, dass im Lexikoneitrag eine Gesamtheit von Eigenschaften der vom Verb bezeichneten Ereignisse angegeben wird. Diese lexikalische Ereignisstruktur steht im Zentrum der Arbeit von J. Tóth. Sie fokussiert auf intra- und insbesondere auf interlinguale lexikalisch-semantische Analysen, die Bedeutungssysteme und -strukturen in einer sprachvergleichenden Annäherung aufdecken können. Dabei wird davon ausgegangen, dass Verben auf komplexe, intern strukturierte Ereignisse referieren; die Bedeutungsrepräsentation eines Verbs besteht in der Repräsentation seiner Ereignisstruktur. Dies bedeutet, dass Verben Ereignisse bezeichnen, die aus miteinander über verschiedene Relationen verknüpfte Teilereignisse verschiedener Art bestehen. Diese Teilereignisse sind wiederum über semantische Relationen mit den Ereignispartizipanten verbunden - wie dies bereits Engelberg erkannte. <?page no="12"?> Vorwort des Reihenherasgebers XII Durch Anwendung des Ereignis-Konzeptes konnte Tóth u.a. nachweisen, dass sowohl in der deutschen als auch in der ungarischen Sprache dieselben semantischen Inhalte vorliegen. Unterschiede gibt es nur auf der Ebene der sprachlichen Realisierung dieser Inhalte in den zwei Sprachen. Es ist deutlich geworden, dass Ereignisstrukturen imstande sind, kulturspezifische Bedeutungsstrukturen darzustellen. Ein Ergebnis der Studie ist, dass die Ereignisstrukturen in eine Rahmentheorie zur Repräsentation der Argumentstruktur und Valenz von Verben eingebettet wurden. Die vorliegende Monographie geht auf die gleichnamige Habilitationsschrift des Verfassers zurück, die 2016 an der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt angenommen wurde. Herrn Tóth wurde anschließend die Lehrbefähigung für das Fach Germanistische Sprachwissenschaft erteilt. Sowohl als wissenschaftlicher Mentor der Habilitationsschrift wie auch als Herausgeber der Reihe „Beiträge zur Interkulturellen Germanistik“ freue ich mich, diese Abhandlung nun der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorlegen zu können. Ich wünsche dem Band eine gute Aufnahme. Erfurt, im Dezember 2017 Csaba Földes <?page no="13"?> <?page no="15"?> 1 Einleitung und Abgrenzung des Themas 1.1 Bedeutung und Semantiktheorien Der Gebrauch der Sprache(n) durch den Menschen ist ein kognitiver Prozess, der durch die Semantik determiniert wird. Wenn Bedeutung eine Grundkategorie von allem Sprachlichen darstellt, dann kommt der lexikalischen Semantik eine bevorzugte Rolle zu, da die Wörter im Satz und Text konstitutiv sind. Angesichts der verschiedenen theoretischen Ansätze im Bereich der Verbalsemantik ist es schwierig und weitgehend unmöglich, verbindliche und unanfechtbare Methoden für ihre Analyse zu verwenden. Es ist aber durchaus möglich und sinnvoll, Modelle miteinander zu vergleichen, sie weiterzuentwickeln bzw. neue herauszuarbeiten und so an verbsemantische Fragen heranzugehen. Dies soll im Rahmen dieser Arbeit aus Gründen, die im Folgenden noch dargelegt werden, vor allem mit Bezug auf die ereignisstrukturbasierte Semantiktheorie geschehen. Für die Semantikforschung der letzten mehr als zwei Jahrzehnte ist ein starker Einfluss der formalen Logik charakteristisch (logische oder formale Semantik) (vgl. z.B. Lohnstein 1996: 1ff.; Löbner 2003: 80ff.). Im Mittelpunkt dieser Ansätze steht nicht mehr das einzelne Wort, sondern der Satz. Unter den zahlreichen modernen semantischen Konzeptionen ist die Wahrheitsbedingungen- Semantik zum vorherrschenden Paradigma der formalen linguistischen Semantik geworden (vgl. z.B. Lyons 1991: 21ff., 1992: 160ff.). Besonders fruchtbar hat sich in diesem Zusammenhang für die Linguistik eine spezielle Variante, die sog. Mögliche-Welten-Semantik (vgl. z.B. Cresswell 1991: 71ff.) erwiesen, als deren Konkurrent die Situationssemantik (vgl. z.B. Barwise 1991: 80ff.) betrachtet werden kann. Ältere semantische Theorien waren weitgehend semantische Konzeptionen der Arbitrarität und beschrieben Bedeutungen einzelner Wörter. Die lexikalische Semantik oder die Wortsemantik steht jedoch noch immer im Blickfeld der Forschung (vgl. Dietrich 1997: 227ff.; Poethe 2014: 23ff.; Altmann 2014: 39ff. u.a.). Seit der so genannten „kognitiven Wende“ in der Psychologie und auch in der Linguistik hat man sich der Frage zugewandt, wie Wortbedeutungen im Gehirn von Menschen repräsentiert werden. Die konkurrierenden Modelle zur Repräsentation von Wortbedeutungen (Merkmalsmodelle, Netzwerkmodelle, Schema-Theorien, Konnektionismus, prozedurale Semantik etc.) besitzen keine einheitliche Methode. Sie führen zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen (vgl. <?page no="16"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 2 z.B. Bierwisch 1983: 64ff.; Schwarz 1992: 75ff., Blutner 1995: 227ff.; Tóth 2007a: 178ff.). Andererseits sind sie aber auch nicht immer als sich gegenseitig strikt ausschließende Alternativen zu betrachten. 1.2 Forschungsüberblick Bevor die Zielsetzung der vorliegenden Habilitationsschrift im Einzelnen dargelegt wird, werden hier einige Überlegungen zur lexikalischen Semantik vorausgeschickt, um zu zeigen, aus welcher Position heraus diese Abhandlung geschrieben wurde. Dabei ist das vorrangige Ziel, auf der Grundlage der Forschungsliteratur die Entwicklung und auf diese Weise den gegenwärtigen Stand der lexikalischen Semantik einzuschätzen. Es ist unbestritten, dass die verschiedenen semantischen Theorien verschiedene Zielsetzungen und Gegenstandsbereiche haben. So unterscheiden sich auch ihre Forschungsergebnisse voneinander. Die Ansätze untersuchen unterschiedliche semantische Eigenschaften und Wortarten und werden auf unterschiedliche Weise an syntaktische Theorien angebunden. Insofern sind sie zum größten Teil nicht vergleichbar. Was diese semantischen Theorien jedoch verbindet, ist die Idee, es mit der Bedeutung von Wörtern zu tun zu haben. Denken wir nur z.B. an die Merkmalsemantik (Wotjak 1971: 1ff.; Lüdi 1985: 64ff. u.a.), die Prototypensemantik (Kleiber 1993: 29ff.; Blutner 1995: 227ff., Mangasser-Wahl 1996: 83ff.; Kiefer 2000: 65ff.; Loppe 2010: 40ff. u.a.), die formale und generative Semantik (Ballweg 1995: 1ff.; Löbner 2003: 314ff. u.a.) oder an die Wortfeldsemantik (Geckeler 1971: 1ff., 1993: 11ff.; Wotjak 1971: 1ff.; Lutzeier 1981: 1ff., Tóth 2004: 8ff. u.a.). Diese Vielfalt an theoretischen Ansätzen sagt weniger etwas über die Qualität der einzelnen Theorien aus, als vielmehr etwas über eine Teildisziplin der Linguistik, über die lexikalische Semantik. Wenn man einen Blick auf die Verbsemantik ausgangs der 1970er-Jahre richtet, so ist unter den verschiedenen Ansätzen die Diskrepanz in der theoretischen Orientierung und den betrachteten Daten eindeutig wahrzunehmen (Engelberg 2000: 1ff.). In der generativen Semantik (Lange 2002: 242) ging es bei der Suche nach der Verbbedeutung in ganz unterschiedlicher Weise um die Erklärung des Verhältnisses zwischen der syntaktischen Struktur von Sätzen und ihrer Bedeutung. Die Kasustheorie (Fillmore 1968: 1ff.) und andere Thetarollenansätze (Klenk 2003: 91ff.) befassten sich mit semantischen Kategorisierungen von Verbargumenten, es handelte sich dabei auch darum, wie diese in der Syntax abgebildet werden. Die Valenztheorie (Helbig 1982, 1992; Helbig/ Schenkel 7 1983, Schumacher 1986 u.a.) war u.a. mit dem Problem der Argumentenstruktur konfrontiert und versuchte auch die Frage zu beantworten, welche operationalen Verfahren zur Distribution von Verben in bestimmten <?page no="17"?> Forschungsüberblick 3 Konstruktionen zeigen können, was die Argumente eines Verbs sind. Im Zusammenhang mit verbsemantischen Fragestellungen entstanden auch die ersten merkmalsemantisch orientierten Ansätze zur Aspektkomposition (vgl. z.B. Kiefer: 2006: 259ff.). 1 Sie orientieren sich in erster Linie an den Aspekt- und Adverbialphänomenen. Parallel dazu arbeitete die traditionelle Aktionsartforschung an Verbklassifikationen, die stark auf Wortbildungsdaten gerichtet waren (Engelberg 2000: 2). Engelberg (2000: 2) resümiert den Forschungsstand der lexikalischen Semantik der 1970er-Jahre treffend: Dieser Vielfalt an Theorien im Bereich der Bedeutung von Verben liegt eine Heterogenität der verschiedenen Ansätze sowohl hinsichtlich der Fragestellungen und Problemorientierung (syntaktisch, satzsemantisch, aspektuell, argumentstrukturell) als auch hinsichtlich der herangezogenen Daten (Argumentrealisierung, syntaktische Distribution, Wortbildung, Aspektformen, Distribution hinsichtlich Adverbklassen) zugrunde. Einen wirklichen Theorienpluralismus, wie ihn das von Wirth/ Moravcsik durchgeführte Experiment in der Syntax voraussetzte, gab es in der lexikalischen Semantik der 70er Jahre nicht, wohl auch nicht innerhalb des mit der Verbbedeutung befaßten Bereichs, denn Theorienkonkurrenz kann sich nur auf der Basis vergleichbarer Forschungsziele und eines zumindest in den Grundzügen gleichen, implizit vorausgesetzten Datenkorpus entwickeln. Innerhalb der Verbsemantik haben sich in den 1980er-Jahren zwei Richtungen etabliert, einerseits entstanden formalsemantische Arbeiten in erster Linie zur aspektuellen Bedeutung von Verben, andererseits lexikalisch-dekompositionelle Arbeiten zu Linkingphänomenen (z.B. Dowty 1979). Im Mittelpunkt der verbsemantischen Forschungen der 1980er-Jahre stehen auf diese Weise Aspektualitäts- und Linkingphänomene. Man kann beispielsweise eine Beschränkung des Interesses seitens der formalen lexikalischen Semantik auf die so genannten logischen Wörter (Konjunktionen, Negations- und andere Funktionswörter) (Jacobs 1991: 560ff.; Lang 1991: 597ff. u.a) beobachten. Seitdem werden in der formalen, satzsemantisch orientierten Semantik jedoch die Bedeutungen nicht-logischer Wörter in kompositionellen Prozessen untersucht (Engelberg 2000: 3f.). Engelberg (2000: 3f.) verweist auf der einen Seite auf Ergebnisse, die v.a. in Theorien zur Aspektkomposition und zur adverbialen Modifikation von Verben erzielt wurden, auf der anderen Seite auf lexikalisch-dekompositionelle Ansätze, die zur Erklärung der Linkingphänomene, der Abbildung von lexikalisch-semantischen auf syntaktische Strukturen beigetragen haben. Engelberg (2000: 4f.) grenzt für die lexikalisch-semantische Dekompositionstheorie zwei 1 Vgl. dazu die Aspekttheorien von Vendler, Verkuyl, Dowty, Pusteyovsky und Smith in: Kiefer 2006: 259ff. <?page no="18"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 4 Typen lexikalischer Semantik voneinander ab: Der eine Typ erklärt die Abbildung von semantischen auf syntaktische Strukturen, der andere legt den Schwerpunkt auf semantische Interpretationen. Die Verbsemantik in den 1990er-Jahren und auch seither ist durch eine Vielzahl von diversen Forschungsansätzen gekennzeichnet. Bis Ende der 1980er-Jahre liefen die aspektorientierten formalen lexikalischen verbsemantischen und die linkingorientierten, meist dekompositionellen lexikalischen verbsemantischen Forschungen unverbunden nebeneinander her. Danach begannen sich beide Forschungsrichtungen einander zuzuwenden (Engelberg 2000: 4). Folgen dieser Entwicklungen sind laut Engelberg (2000: 4): Die Berücksichtigung aspektueller Daten in Linkingtheorien wie etwa in Tenny (1987, 1988), van Voorst (1988) oder Grimshaw (1990), die Entstehung neuer Theorien wie der Ereignisstrukturtheorie Pustejovskys (1988, 1991) und in die Erweiterung dekompositioneller Theorien wie der lexikalischen Dekompositionstheorie (Wunderlich 1992, 1996) und z.T. auch der konzeptuellen Semantik Jackendoffs (1983/ 1995, 1996) um ereignisbezogene Notationen. Darüber hinaus beschäftigten und beschäftigen sich auch andere Theorien mit der Explikation der Bedeutung von Verben. Einige von diesen Theorien seien an dieser Stelle erwähnt: die Wortfeldtheorie (Hoberg 1970: 1ff.; Geckeler 1971: 1ff., 1993: 11ff. u.a.), die Theorie semantischer Netze (Quillian 1967: 410ff., 1988: 1ff. u.a.), frame -basierte Theorien (Busse 2012: 23ff.) 2 und die Prototypentheorie (Kleiber 1993: 29ff.; Mangasser-Wahl 1996: 83ff. u.a.). Es ist zu beachten, dass seitdem eine Reihe von weiteren semantischen Theorien dazugekommen ist, z.B. die kognitive Semantik (Schwarz: 1994: 9ff.; Wildgen 2008: 65ff. u.a.) 3 und zahlreiche dekompositionsbasierte Semantiken wie die konzeptuelle Semantik (Wiese 1999: 93ff.), 4 die Zwei-Ebenen-Semantik (Bierwisch 1983a: 61ff.; Lang 1994: 25ff.), die lexikalische Dekompositions-grammatik (Wunderlich 1996: 169ff.) und auch weitere dekompositionelle Ansätze (Kutscher 2009: 14ff.). 5 Die lexikalische Semantik weist in den 2000er-Jahren zahlreiche Forschungsbereiche auf, unter denen auch der Verbsemantik eine hervorragende 2 Vgl. dazu die frühen Anfänge und theoretischen Fundierungen in der Frame-Idee von Minsky und Barlett in: Busse 2012: 23ff. 3 Vgl. dazu die kognitiven Modelle und Methaphern von Lakoff, die Raum- und Prozess-Semantik von Talmy sowie die kognitive Bildsemantik von Langacker in: Wildgen 2008: 65ff. 4 Vgl. dazu das Modell der „Conceptual Semantics” von Jackendoff in: Wiese 1999: 93ff. 5 Vgl. mit dekompositionellen Ansätzen von Levin und Rappaport in: Kutscher 2009: 14ff. <?page no="19"?> Forschungsüberblick 5 Stelle eingeräumt wird. 6 In Sammelbänden wurden beispielsweise folgende Forschungsschwerpunkte gesetzt: A) Intra- und transphrastische Aspekte der Kompositionalität von Bedeutungen, Dimensionen semantischer Flexibilität und Stabilität bei Autosemantika und Synsemantika, semantische Flexibilität und kommunikative Gattungen, semantische Flexibilität und Bedeutungskonstitution in der „Experten- Laien-Kommunikation“ (Pohl/ Konerding 2004); B) Repräsentation von Semantik im Grundwortschatz, Phänomene semantischer Übertragung im Sprachkontakt, lexikalische Semantik innerhalb der Computerlinguistik und ihrer Hilfs- und Nachbarwissenschaften (Langer/ Schnorbusch 2005); C) Unbestimmtheit und die Semantik/ Pragmatik-Schnittstelle, Unbestimmtheit im Spannungsfeld textualer Merkmale, Unbestimmtheit von Lexikonausschnitten, Unbestimmtheit im interkulturellen Kontext, semantische Unbestimmtheit interdisziplinär (Pohl 2010); D) Wort - Bedeutung, Sinn und Wirkung, lexikalisch-semantische Universalien, vergleichende Analyse des Mehrdeutigkeitsgrades des deutschen und russischen Wortschatzes, ungarische kulturspezifische Ausdrücke und deren deutsche und englische Übersetzung (Smolińska 2011); E) Sprachkontakt, Sprachtypologie und Universalien, Verbsemantik im Deutschen und im Sprachvergleich, kommunikativ-pragmatische und pragmalinguistische Ansätze in der Diskursanalyse: synchron/ diachron (Iagupova, Kaliuščenko/ Kątny, Roll 2013); F) semantische Produktions- und Verarbeitungsprozesse komplexer Wörter, semantische Analysen ausgewählter Wortbildungseinheiten und -arten, Wortbildungs-semantik kontrastiv (Michel/ Tóth 2014). Es lässt sich feststellen, dass diese Entwicklungen innerhalb der Verbsemantik dazu geführt haben, dass sich die lexikalische Semantik als eigenständige linguistische Disziplin etabliert hat. 6 Da die Darstellung der Entwicklung von Valenz- und Dependenztheorie seit den 1990er-Jahren den Rahmen und die Zielsetzung dieser Arbeit sprengen würde, sei nur auf einige grundlegende Arbeiten hingewiesen: Weber (1992), Heringer (1996), Ágel (2000, 2003, 2006), Eroms (2000), Welke (2011). <?page no="20"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 6 1.3 Gegenstand und Zielsetzung Ausgehend von einer klassifizierenden Schwerpunktsetzung bei den Modellen der linguistischen Bedeutungsbeschreibung sowie von einer Reduktion der Vielzahl von Bedeutungsdefinitionen werden in der vorliegenden Habilitationsschrift die Repräsentationsmodelle zur Beschreibung von Wortbedeutungen im Gedächtnis (z.B. Schwarz 1992: 75ff.; Dietze 1994: 45ff.; Kiefer 2000: 65ff.; Löbner 2003: 188ff.; Tóth 2006b: 363ff.; 2007a: 175ff., b: 225ff.) miteinander verglichen (vgl. Kap. 2). Es wird in Anlehnung an Engelberg (2000: 32f.) davon ausgegangen, dass die Bedeutungsrepäsentation eines Verbs in der Repräsentation seiner Ereignisstruktur besteht, was bedeutet, dass Verben Ereignisse bezeichnen, die aus diversen miteinander über verschiedene Relationen verknüpften Teilereignissen verschiedener Sorten bestehen. Diese Teilereignisse sind wiederum über semantische Relationen verbunden. Strukturierte Ereigniskomplexe können im Deutschen und im Ungarischen modelliert werden, um so den ereignisstrukturbasierten Ansatz vor dem Hintergrund einer vergleichenden grammatisch-semantischen Analyse weiterzuentwickeln (vgl. Kap. 3 und 4). In der Abhandlung wird auf diese Weise der Versuch unternommen, von der konzeptuellen Ebene ausgehend intern strukturierte Ereigniskomplexe im Deutschen und Ungarischen zu modellieren und miteinander zu vergleichen. Beabsichtigt wird, mögliche Komponenten komplexer Ereignisse auf konzeptueller Ebene zu diskutieren, um dadurch die kontrastive Analyse unterschiedlicher sprachlicher Strukturierungen deutscher und ungarischer Verben zu untermauern. Im Mittelpunkt der Abhandlung stehen konzeptuelle Ereignisschemata sowie ihre sprachlichen Abbildungen im deutsch-ungarischen Sprachvergleich. Es wird untersucht, wie konzeptuelle Ereignisschemata durch sprachliche Strukturen abgebildet werden. Zunächst wird betrachtet, wie der Linearisierungsprozess verläuft. Sätze sind aber nicht nur linear, sondern auch hierarchisch geordnet, deshalb wird auch ihre hierarchische Struktur veranschaulicht (vgl. Kap. 4). Die Grundlage der Forschungsarbeit bilden neben Einzelbeispielen in erster Linie Textbelege aus Günter Kunerts Kurzgeschichte Zentralbahnhof (1972) sowie aus ihrer ungarischen Übersetzung von Mária Ember Központi pályaudvar (1969) (vgl. Kap. 4). In der Arbeit wird untersucht, wie konzeptuelle Ereignisschemata durch die sprachliche Struktur im Deutschen und im Ungarischen abgebildet werden. Die Ereignisstrukturen sollen in eine Rahmentheorie zur Repräsentation der Argumentenstruktur und Valenz der Verben eingebettet werden. Ein vordringliches Ziel besteht auch darin, den semantischen Gehalt der in den Ereignisstrukturen verwendeten Prädikate und Relationen im Deutschen und im Unga- <?page no="21"?> Gegenstand und Zielsetzung 7 rischen möglichst präzise zu bestimmen und zu vergleichen. Als Ergebnis ist das gesamte semantische Kenntnissystem als Ereignisstruktur zu modellieren (vgl. Kap. 4). Ereignisse sind in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers verankert. Die Verankerung der Elemente eines Ereignisses kann auch durch grammatische Faktoren ausgedrückt werden, deren Untersuchung jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Dementsprechend ist geplant, die verankernden Elemente eines Satzes in den Mittelpunkt zukünftiger verbsemantischer Untersuchungen zu stellen (vgl. Kap. 5). 1.4 Fragestellungen und Hypothesen 1. In dieser Arbeit wird von der Arbeitshypothese ausgegangen, dass die Explikationsmodelle der Bedeutung (Merkmalstheorie, Prototypentheorie, Ereignisstruktursemantik etc.) von der jeweiligen Sprachkultur unabhängig sind, dass sie jedoch zur Beschreibung sprach- und kulturspezifischer Bedeutungsstrukturen in intra- und interlingualen grammatisch-semantischen Untersuchungen effektiv beitragen können. Eine kontrastiv angelegte (deutsch-ungarische) ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse kann zur Weiterentwicklung der Ereignis-struktursemantik einen Beitrag leisten. 2. Es wird im Gegensatz zu Schwarz (1992: 78ff.) vorausgesetzt, dass die Prototypentheorie nicht den Merkmalsmodellen zuzurechnen ist. Viele Anhänger der Prototypentheorie wie Rosch, Lakoff, Taylor, Blutner, Bibok etc. gehen nicht von einer Dekompositionalisierbarkeit in Merkmale aus. 7 3. Es wird davon ausgegangen, dass im mentalen Lexikon des Menschen die Bedeutungen der Verben in Form von Ereignisstrukturen repräsentiert sind. So kann die vorliegende kontrastive (deutsch-ungarische) ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse als Grundlage für ein Bedeutungsbeschreibungsmodell angesehen werden. 4. Das Ereignis wird in der vorliegenden Habilitationsschrift als komplexes Ganzes in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Menschen aufgefasst, das eine innere Struktur aufweist, die sich mit einer adäquaten linguisti- 7 Vgl. dazu die Entwicklung der Prototypentheorie von Rosch in drei Phasen und die Arbeiten weiterer Vertreter der Prototypentheorie wie z.B. Lakoff, Putnam, Taylor, Bibok, Blutner in: Bibok 1994: 18ff., in: Blutner 1995: 227ff., in: Mangasser-Wahl 1996: 83ff.; 2000: 15ff., in: Schmid 2000: 33ff., in: Müller/ Weiss 2000: 55ff. sowie die Prototypentheorie in der russischen Linguistik in: Dobrovol’skij 2000: 129ff. <?page no="22"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 8 schen Methode beschreiben lässt. Die untersuchten deutschen und ungarischen Verben unterscheiden sich in ihrer ereignisstrukturellen semantischen Struktur. Der ereignisstrukturbasierte Ansatz ist geeignet, semantisch relevante Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. 5. Es wird angenommen, dass die Einordnung von Ereignissen im Deutschen und Ungarischen anhand von Ereignisschemata möglich ist und es keine gravierenden Unterschiede in beiden Sprachkulturen auf konzeptueller Ebene im Bereich der untersuchten Konzepte gibt. Auf der konzeptuellen Ebene ergeben sich also zwischen den deutschen und ungarischen verbalen Ereignisstrukturen kaum Unterschiede, auf der sprachlichen Ebene gibt es jedoch zwischen den zwei genetisch nicht verwandten und auch typologisch unterschiedlichen Sprachen gravierende Unterschiede. 6. Bei der vergleichenden Analyse der deutschen bzw. der ungarischen Sätze sind unter dem Einfluss der deutschen Satzlehre neuere Bezeichnungen für Satzglieder im Ungarischen einzuführen. Die gleichen Ergebnisse sind dank dem Einfluss der ungarischen Satzlehre auch im Deutschen zu erwarten. 1.5 Methodenauswahl und Korpus Dieses Unterkapitel setzt sich zum Ziel, eine mögliche Arbeitsmethode vorzustellen, mit der sprach- und kulturspezifisch strukturierte Ereigniskomplexe im Deutschen und Ungarischen modelliert und miteinander verglichen werden können. Auf diese Weise soll der ereignisstrukturbasierte Ansatz vor dem Hintergrund einer vergleichenden verbsemantischen Analyse weiterentwickelt werden. Zunächst werden die konzeptuellen Ereignisschemata festgelegt. Es wird dann untersucht, wie konzeptuelle Ereignisschemata durch die sprachliche Struktur im Deutschen bzw. im Ungarischen abgebildet werden. Dabei wird vor allem betrachtet, wie der Linearisierungsprozess, d.h. die Produktion von Sätzen/ Syntagmen als lineare Abfolge von Zeichen, verläuft. Sätze sind aber nicht nur linear, sondern auch hierarchisch geordnet, deshalb wird auch ihre hierarchische Struktur veranschaulicht. Im Weiteren wird in diesem Unterkapitel zudem das Korpus vorgestellt. Es wird hier am Isotopiekonzept (Greimas 1971: 3ff.; Schulte-Sasse/ Werner 1991: 63ff.) aufgezeigt, dass der zum Korpus gewählte Text ein kohärenter Text ist, der die Grundlage für die kontrastive Analyse zusammenhängender, komplexer Ereignisstrukturen bilden kann. Den Ausgangspunkt für eine vergleichende Analyse bilden Konzepte bzw. konzeptuelle Muster (z.B. Schwarz 1992: 55ff., Ziem 2008: 3ff., Weber 2010: 27ff.). Die Analysen geben eine Antwort auf die Fragen, wie Konzepte in deutschen und ungarischen Sätzen zueinander in Beziehung gesetzt werden. Durch <?page no="23"?> Methodenauswahl und Korpus 9 Sätze kann sprachlich ausgedrückt werden, wie komplexe Ereignisse in unserer Vorstellungs- und Erfahrungswelt konstruiert werden. Von der konzeptuellen Seite her betrachtet bestehen solche Ereignisse immer aus mehreren Elementen. Es wird ein Ereignis als strukturiertes Ganzes beschrieben, indem jeweils die relevanten Hauptteilnehmer (Teilnehmerrollen) ausgewählt und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Ein Teilnehmer tritt in einer bestimmten Teilnehmerrolle auf. Unter Teilnehmer sind begriffliche Einheiten zu verstehen, die durch ein Verb, das ein bestimmtes Ereignis bezeichnet, zueinander in Beziehung gesetzt werden können (2003: 95f.). Jedes Ereignis ist für sich genommen einzigartig, doch lassen sich in Anlehnung an Pörings und Schmitz (2003: 86ff.) Ereignisse nach einer begrenzten Anzahl von Typen kategorisieren, d.h. in so genannte Ereignisschemata einteilen. Der Kreis der Ereignisschemata von Pörings und Schmitz (2003: 86ff.) ist erweiterungsbedürftig. Diesen Ereignisschemata sind auf der sprachlichen Seite jeweils typische Satzmuster zuzuordnen. In diesen sprachlichen Formen spiegelt sich wider, wie die Sprecher auf konzeptueller Ebene die Teilnehmer in einem Ereignis miteinander in Beziehung setzen. Ein komplexes, in sich vollständiges Ereignis in deutscher und ungarischer Sprache zu beschreiben, heißt also alle möglichen, jedoch relevanten kleinen Details, die sich in irgendeiner Weise an diesem Ereignis beteiligen, in beiden Sprachen zu bestimmen und zu beschreiben (Pörings und Schmitz 2003: 86ff.). Die von mir modifizierte und erweiterte Arbeitsmethode von Pörings/ Schmitz (2003: 86ff.) will das Verhältnis zwischen einem Ereignis und dem Satz, mit dem dieses Ereignis beschrieben werden kann, in beiden Sprachen parallel explizieren. Dieses Ereignis ist nämlich in beiden Sprachen durch einen Prozess der Abstraktion unterschiedlichen Grades gekennzeichnet. Der Vergleich geschieht bei jeder Komponente des Beschreibungsmodells parallel. Im Folgenden gehe ich auf die vier Komponenten des Beschreibungsmodells ein: 1. Festlegung der konzeptuellen Ereignisschemata im Sprachvergleich: In der Abhandlung wird zunächst bestimmt, welchem Ereignisschema die vorliegenden deutschen und ungarischen Verben im Korpus 8 zugeordnet werden können. Bei der Konstruktion von Ereignissen ist einer begrenzten Anzahl von konzeptuellen Mustern zu folgen, die Ereignisschemata genannt werden. Die Prädikate werden sowohl im Deutschen als auch im Ungarischen kursiv gedruckt. 8 Die Textbeispiele sind Günter Kunerts Kurzgeschichte Zentralbahnhof (1972) sowie ihrer ungarischen Übersetzung von Mária Ember Központi pályaudvar (1969) entnommen. <?page no="24"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 10 In der Forschungsliteratur (Pörings und Schmitz 2003: 86ff.) werden vor allem folgende prototypische Ereignisschemata unterschieden: a) Das Essivschema lässt sich durch: Wie ist etwas? Was ist was? erfragen und kennzeichnet unterschiedliche Arten des Seins (z.B. Identifikation, Kategorisierung, Zuschreiben einer Eigenschaft, Ortsangabe, Existenzbehauptung). b) Das Vorgangs- oder Prozessschema bezeichnet einen momentan stattfindenden Prozess und kann mit: Was geschieht gerade? erfragt werden. Im Mittelpunkt steht dabei eine so genannte Autonomieskala, auf der das Patiens in unterschiedlichem Maße autonom erscheint. c) Das Handlungsschema antwortet auf die Frage: Was tut jemand? Das Agens wird dabei als Ursprung der aufgebrachten Energie angesehen und die Energie wird auf ein Patiens übertragen, wobei das Agens das Ausführende der Handlung ist. d) Mit dem Erfahrungsschema (Was erfährt, fühlt, sieht jemand? ) wird die mentale Verarbeitung des menschlichen Kontaktes mit der Umgebung konstruiert. e) Das Besitzschema (Was hat jemand/ etwas? ) assoziiert einen Besitzer (kann nicht nur menschlich sein) mit einem Besitztum (z.B. materieller, mentaler Besitz, Betroffenheit, Ganzes-Teil-Beziehung, Verwandtschaftsbeziehung). f) Das aus einem Vorgangsschema bzw. einem Handlungsschema kombinierte Bewegungsschema (Ursprung-Weg-Ziel-Schema) wird erfragt mit: Wohin bewegt sich jemand? g) Das ebenfalls aus je zwei verschiedenen Schemata (aus dem Besitz- und dem Vorgangsschema oder aus dem Handlungsschema und dem Bewegungsschema) kombinierte Übertragungsschema (Wer gibt wem was? ) impliziert einen Anfangs- und einen Ergebniszustand. Bei der Analyse der komplexen deutschen und ungarischen Ereignisstruktur ist zunächst die Zugehörigkeit des jeweiligen Ereignisses auf der konzeptuellen Ebene zu einem entsprechenden Ereignisschema festzustellen. Wie diese Schemata sprachlich zum Ausdruck gebracht werden können (Satzglieder, Satzmuster, Wortstellung, morphologische Gestalt der Lexeme etc.) wird in einem weiteren Arbeitsschritt bestimmt. Des Weiteren wird ebenfalls erörtert, wie die Teilnehmer eines Ereignisses auf der konzeptuellen Ebene miteinander in Beziehung stehen. 2. Festlegung der Teilnehmerrollen im Sprachvergleich: An dieser Stelle werden die relevanten Hauptteilnehmer (Teilnehmerrollen) ausgewählt und miteinander in Beziehung gesetzt. Zur Beschreibung eines <?page no="25"?> Methodenauswahl und Korpus 11 Ereignisses müssen die relevanten Aspekte des Ereignisses (z.B. Zeit, Ort, Teilnehmer) ausgewählt werden. In einem Ereignis sind ein oder mehrere begriffliche Einheiten involviert, die als Teilnehmer des Ereignisses bezeichnet werden. Teilnehmer sind in der Regel Personen, Tiere oder Dinge (z.B.: Agens, Patiens). Die Ereignisschemata umfassen eine oder mehrere semantische Teilnehmerrollen (Agens, Patiens, Essiv, Objekt, Experiens, Ziel, Empfänger etc.) (vgl. z.B. Sommerfeldt/ Schreiber/ Starke 4 1996: 45ff.; Löbner 2003: 173ff.; Hummel 2004: 212ff.; Schneider 2004: 457ff.; Wotjak 2004: 3ff.; Welke 2011: 140ff.). 3. Sprachliche Struktur: die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich: Die Sätze sind sowohl hierarchisch als auch linear geordnet. Hier werden die Satzkonstituenten, also die Kompositionsstruktur der deutschen bzw. der ungarischen Sätze, bestimmt (Engel 2004: 90ff.; Keszler/ Lengyel 2008: 163ff.). Zusätzlich werden auch Satzbauplan und Satzmuster angegeben sowie fakultative Satzglieder durch Klammerung gekennzeichnet. Auf diese Weise kann sowohl die Minimalals auch die Maximalstruktur der Sätze in beiden Sprachen wahrgenommen werden. Es wird diskutiert, wie konzeptuelle Muster typischerweise im Deutschen bzw. im Ungarischen sprachlich zum Ausdruck gebracht werden können. 4. Sprachliche Struktur: die lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich: Auf der sprachlichen Ebene spiegelt die Wortstellung eines Satzes wider, wie die Teilnehmer eines Ereignisses auf der konzeptuellen Ebene zueinander in Beziehung gesetzt werden. Zunächst wird die morphologische Gestalt der einzelnen Teilnehmer im Deutschen und Ungarischen bestimmt und danach wird betrachtet, wie der Linearisierungsprozess in beiden Sprachen verläuft. Hier wird ersichtlich, auf welche Weise die zwei Sprachen von den verschiedenen Positionen für die einzelnen Satzkonstituenten Gebrauch machen. Die lineare Struktur eines Satzes ist nur ein Aspekt der komplexen Struktur deutscher und ungarischer Sätze. Darüber hinaus bestehen hierarchische Beziehungen zwischen den Satzbestandteilen. Von diesen, besonders von den Satzkonstituenten, stehen einige mit bestimmten Konstituenten in einem engeren Zusammenhang als mit anderen. Die verschiedenen Ebenen des Denkens werden in geschriebener oder gesprochener Sprache linear, d.h. in räumlicher bzw. zeitlicher Abfolge, zum Ausdruck gebracht. Konzeptuelle Ereignisschemata werden durch sprachliche Strukturen abgebildet, weshalb es wichtig ist, zu beschreiben, wie dieser Linearisierungsprozess verläuft (Pörings und Schmitz <?page no="26"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 12 2003: 97f.). In verschiedenen Sprachen nimmt der Linearisierungsprozess die unterschiedlichsten Formen an, wie die folgenden Beispiele illustrieren: (1) Andreas hat es seiner Mutter gegeben. (E sub + PK: HV + E akk + E dat + PK: Part.) (Engel 2004); (2) András odaadta az anyukájának. (S + PK: V + Dat.best.) (Keszler/ Lengyel 2008). Im Vergleich der zwei Sprachen gibt es verschiedene Positionen für die einzelnen Satzkonstituenten. Jede der zwei Sprachen macht von diesen Positionen auf eine je eigene Weise Gebrauch. Hierarchische und lineare Strukturen hängen eng miteinander zusammen. Ein Hörer muss bei der Verarbeitung eines Satzes dessen Kompositionsstruktur erkennen. So lässt sich die hierarchische Struktur eines Satzes mit einem Baumdiagramm 9 darstellen: Satz Nominalphrase Prädikatsphrase Andreas Hilfsverb Verbalphrase Nominalphrase Nominalphrase Verb Andreas möchte seiner Mutter Bücher schenken. Die lineare Struktur sieht im eigenen Beispielsatz wie folgt aus: Subjekt + Hilfsverb + ind. Objekt + dir. Objekt + Verb. Die linearen Abfolgen im Satz stellen Satzmuster dar, worunter die strukturellen Rahmen, die für die Grundtypen von Sätzen im Deutschen und Ungarischen existieren, zu verstehen sind. Im Falle jedes Satzes ist so auch zu bestimmen, welches Satzmuster der Aussagesätze (z.B. kopulatives, intransitives, transitives, ditransitives etc.) vorliegt. Es besteht nämlich eine systematische Beziehung zwischen Ereignisschemata und Satzmustern (Pörings und Schmitz 2003: 98). Zusammenfassend lassen sich die einzelnen Komponenten der vergleichenden Analysemethode schematisch wie folgt darstellen: 9 Vgl. dazu das Baumdiagramm des Satzes sowie die dreistufige hierarchische Struktur (untere Ebene = Verb + Nominalphrase + Nominalphrase, nächsthöhere Ebene = Verbalphrase + Hilfsverb, höchste Ebene = Prädikatsphrase + Nominalphrase) in: Pörings/ Schmitz (2003: 97). <?page no="27"?> Methodenauswahl und Korpus 13 1. Konzeptuelle Ereignisschemata im Sprachvergleich: a) Ereignis, konzeptuelle Ereignisschemata → Wie viele und welche Teilereignisse werden im Deutschen und im Ungarischen zum Ausdruck gebracht? b) Teilereignisse (dauernd, punktuell etc.) → Prozess, Zustand, Vorgang, Bewegung etc. Bezeichnen die deutschen und die ungarischen Verben dauernde oder punktuelle Teilereignisse? Um welche Sorten von Teilereignissen geht es im Deutschen bzw. im Ungarischen? c) Relationen zwischen den Teilereignissen → kausal, temporal (gleichzeitig, aufeinanderfolgend) etc. Welche Relationen bestehen zwischen den deutschen und ungarischen Teilereignissen? d) Sind die thematischen Argumente im Deutschen und im Ungarischen in alle Teilereignisse involviert? e) Sind die einzelnen Teilereignisse durch die verbale Proposition im Deutschen bzw. im Ungarischen impliziert oder präsupponiert? 2. Ereignisschemata und Teilnehmerrollen im Sprachvergleich: Essivschema, Vorgangsschema, Handlungsschema, Erfahrungsschema, Besitzschema, Bewegungsschema, Übertragungsschema etc. sowie Agens, Empfänger Essiv, Experiens, Objekt, Patiens, Ziel, etc. Welchen Ereignisschemata können die deutschen und ungarischen verbalen Inhalte zugeordnet werden? Welche und wie viele Teilnehmer sind im Deutschen bzw. im Ungarischen an den Teilereignissen beteiligt? 3. Hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich: Satzglieder, Minimal- und Maximalstruktur der Sätze, Satzbauplan und Satzmuster. Aus welchen Satzkonstituenten setzt sich die Minimalbzw. die Maximalstruktur der deutschen und ungarischen Sätze zusammen? 4. Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich: Linearisierungsprozess und morphologische Gestalt/ Ausdrucksform der einzelnen Konstituenten. Wie sieht die lineare Struktur der Sätze und die morphologische Ausdrucksform der einzelnen deutschen bzw. ungarischen Konstituenten aus? <?page no="28"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 14 Das Korpus Das Korpus bildet ein deutscher literarischer Text, Günter Kunerts Kurzgeschichte: Zentralbahnhof (1972), und dessen ungarische Übersetzung von Mária Ember: Központi pályaudvar (1969). 10 Inhalt Die Geschichte handelt von einer nicht näher identifizierbaren Person, dem Jemand, der in einem amtlichen Schreiben dringend aufgefordert wird, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt am Zentralbahnhof zu seiner Hinrichtung einzufinden. Bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung wird eine Bestrafung in Aussicht gestellt. Für diesen Jemand ist auf der Herrentoilette des Hauptbahnhofs die Kabine 18 vorgesehen. Weder von seinen Freunden noch von seinem Rechtsanwalt bekommt er einen guten Rat oder Hilfe. Angesichts der verwirrenden, grotesken, surrealen Situation fühlt sich Jemand isoliert. Er kommt pünktlich und unterwürfig zu seiner Hinrichtung. Es erscheinen zwei Toilettenmänner und ziehen einen Leichnam aus der Bahnhofstoilette. Der Leser weiß nicht so recht, was eigentlich passiert ist. Analyse der Kurzgeschichte Für den Leser ist diese Geschichte eine Metapher für den Tod im Konzentrationslager. Natürlich ist nicht ein Bahnhof, sondern ein Konzentrationslager gemeint. Es lässt sich vermuten, dass die Handlung zur Zeit des Nationalsozialismus spielt. Man kann den Text sicherlich auch auf andere historische Ereignisse/ Tötungsmechanismen beziehen, wie beispielsweise auf den Stalinismus. Kunert ist jüdischer Abstammung, setzt sich in seinem Werk mit dem Problem der Staatsgewalt auseinander, und beschreibt ausführlich und kritisch und mit pessimistischer Grundstimmung beunruhigende Probleme der Vergangenheit und versucht auf diese Weise, den Leser zum Nachdenken zu zwingen. Er lebte viele Jahre seines Lebens in der DDR, er sah den Staat und die Politik in seinen Werken skeptisch und pessimistisch. Der literarische Text kann als kohärent angesehen werden, Isotopien werden durch Lexeme konstruiert, die über ein dominant gesetztes Sem miteinander verbunden sind. Die einmal schon dominant gesetzten semantischen Merkmale werden auch in anderen Lexemen des Textes dominant (Greimas 1971, Schulte-Sasse 7 1977). Bei der Dominantsetzung einzelner Seme bleiben die 10 Die ungarische Übersetzung (1969) ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Grundlage einer früheren Veröffentlichung entstanden. <?page no="29"?> Methodenauswahl und Korpus 15 anderen Seme latent vorhanden. So werden auch in der Kurzgeschichte von Kunert (1972) all die Lexeme verwendet, in denen jeweils andere Seme dominieren. Homogene Bedeutungsebenen mit dominant-rekurrenten Semen sind in Kunerts Kurzgeschichte zu eruieren (Tóth 2005: 398f.): I. privat, intim, individuell, Individuum = intime Sphäre 1. Absatz: 11 Wohnung, Frühstückstisch, Tasse, sonniger Morgen 2. Absatz: leichte Bekleidung 5. Absatz: daheim, seine durchfeuchteten Laken, sich wälzen, schlaflos, lauschen, Sorgen 6. Absatz: fröstelnd, kurzärmeliges Sporthemd, Leinenhose, das Leichteste, Bekleidung, besitzen, gähnen 7. Absatz: einsamer Schritt, nach Hause gehen, euphorische Stimmung, die Kehle, lächelnd, sich setzen, das Schloss verriegeln 8. Absatz: leichtbekleidet, Leichnam. II. amtlich, offiziell, Staat = amtliche Sphäre 1. Absatz: Jemand, amtliches Schreiben, Aufforderung 2. Absatz: befehlen, amtlicher Druck, laufendes Jahr, zwecks, Hinrichtung, einfinden, vorsehen, Nichtbefolgung, Aufforderung, verwaltungsdienstlich, Verordnung, Bestrafung, anordnen, empfehlen, reibungsloser Ablauf, auf dem grauen, lappigen Papier 4. Absatz: sich begeben, Eingabe machen, den Termin einhalten, Repressalien, Hinrichtung, Druckfehler 5. Absatz: der Beorderte. III.kollektiv, Kreis von Menschen = kollektive Sphäre 2. Absatz: Herrentoilette, Zentralbahnhof, Kabine 3. Absatz: Freunde, Getränke, Imbiss, Hilfsangebot 4. Absatz: Herrentoilette, Zentralbahnhof, Rechtsanwalt, abwarten, Vertrauen 5. Absatz: Zentralbahnhof, Nachbar 6. Absatz: Zentralbahnhof, beschäftigungsloser Gepäckträger, der Boden 7. Absatz: Herrentoilette, Kabine, Vertrauen 11 Die Absatznummern beziehen sich auf die Nummerierung an den Seitenrändern des im Anhang abgedruckten Textes. <?page no="30"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 16 8. Absatz: zwei Toilettenmänner, Kabine, Zentralbahnhof, Zug, erreichen, verlassen, Dach, Rauch, Lokomotiven. Die untersuchte Kurzgeschichte weist eine komplexe Isotopie auf. Die drei Grundoppositionen bilden das Intime, das Amtliche und das Kollektive. Die Kurzgeschichte selbst stellt in acht Abschnitten ein komplexes Ereignis dar, welches aus einer Reihe von Teilereignissen besteht, die sich dann wieder aus Teilereignissen zusammensetzen wie beispielsweise: Ein Jemand stößt auf ein amtliches Schreiben, Hilfesuchen bei Freunden und Anwalt, bedeutungsvolles Kopfschütteln der Freunde, man atmet wohl auf, der Beorderte wälzt sich schlaflos, er lauscht dem Summen einer Fliege, er läutet an der Tür des Nachbarn, durch das Guckloch glotzt ihn ein Auge an, er betritt den Zentralbahnhof, er schiebt eine Münze ins Schließwerk, er riegelt das Schloss zu. Für den Leser ist der Text sprachlich betrachtet gut verständlich. Syntax und Wortschatz sowie die Handlung im Präsens sind gut nachvollziehbar. Die Aussage der präzisen, beschreibenden und nicht zu langen Sätze ist jedoch nicht gleich zu erfassen. Der deutsche Text besteht aus 44 Sätzen, der ungarische ebenfalls aus 44 Sätzen. Es gibt in Zentralbahnhof 77 verbale Prädikate, in Központi pályaudvar 70, die den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit bilden. 1.6 Theoretische Fragen Im Rahmen einer ereignissemantischen Untersuchung stellt sich zunächst die Frage, was unter dem Begriff Ereignis zu verstehen ist. Unter dem Begriff Ereignis verstehen Pörings und Schmitz (2003: 86) in einem sehr weiten Sinne einen Zustand, einen Vorgang, eine Handlung, eine Erfahrung, eine Besitzrelation, eine Bewegung oder eine Übertragung. In der Forschungsliteratur (Pörings und Schmitz 2003: 87ff.; Tóth 2010a: 182ff.) werden Ereignisse nach einer begrenzten Anzahl von Typen kategorisiert; so werden folgende Ereignisschemata unterschieden: Essivschema, Vorgangsschema, Handlungsschema, Erfahrungsschema, Besitzschema, Bewegungsschema, Über-tragungsschema. 12 12 Vgl. dazu ¸Ereignis ʻ als semantische Kategorie in: Näßl 1996: 67ff. <?page no="31"?> Theoretische Fragen 17 Für die Begriffsklärung lässt sich die Arbeit von Engelberg (2000: 213ff.) heranziehen, in der verschiedene Auffassungen von Ereignissen vorgestellt und kritisiert werden. Den klassischen Ausgangspunkt stellt die analytische Philosophie dar (Engelberg 2000: 217). Es stellt sich auch die Frage, wie Ereignisse als solche festgestellt werden können. Dazu braucht man ohne Zweifel ein spezifisches Identitätskriterium bzw. Identitätskriterien oder anders gesagt: sortenidentifizierende Eigenschaften für Ereignisse. Bei der Bestimmung des Ereignisbegriffs sind sowohl feinkörnige als auch grobkörnige Ereignisauffassungen zu berücksichtigen, denn Ereignisse sind als konkrete Entitäten in Raum und Zeit oder auch im Bereich der Propositionen bzw. der Eigenschaften aufzufassen. Ereignisse werden zum einen als Relata kausaler Beziehungen, als zeitlich gebundene Sachverhalte oder als Eigenschaftsexemplifikationen, zum anderen als Entitäten in Raum und Zeit, als Raumzeiten aufgefasst (vgl. z.B. Davidson 1985, Stöcker 1992, Engelberg 2000). In der weiteren Forschungsliteratur (Engelberg 2000) finden sich auch andere Vorschläge für Identitätskriterien (Ereignisse in Raum, Zeit und möglichen Welten; Ereignisse in möglichen Welten; Eigenzeit und Eigenraum, Ereignisse als Veränderungen), die Ereignisse als abstrakte Partikularia auffassen. Bezug genommen wird dabei auf mögliche Welten, Ereignisräume und Veränderungen in Identitätskriterien für Ereignisse. Lombards Auffassung (1986) beispielsweise (zitiert nach Engelberg 2000: 262f.) beruht auf dem Begriff der Veränderung und des Eigenschaftsraums. Ein Eigenschaftsraum besteht aus einer Menge einander ausschließender, statischer, nicht-relationaler Eigenschaften und ein Gegenstand verändert sich, wenn er zu zwei distinkten Zeiten zwei distinkte Eigenschaften aus einem bestimmten Eigenschaftsraum innehat, sich also von einer zu einer anderen Eigenschaft ‚bewegt ʻ . Ereignisse sind nun solche Bewegungen in Eigenschaftsräumen. Auch in der Wahrnehmungspsychologie sind zahlreiche Positionen anzutreffen: Unter Ereignissen versteht z.B. Gibson (1979) (zitiert nach Engelberg 2000: 275) „jede Art von Änderungen chemischer, mechanischer oder biophysischer Art“. Andere Wissenschaftler (Shaw/ Flascher/ Mace 1994) heben hervor, dass Ereignisse keine kognitiven Konstrukte, sondern eher physikalische, grundlegende Entitäten darstellen. In der Fachliteratur werden Ereignisse im Weiteren auch als Exemplifizierungen von Veränderungstypen an Entitäten in einem Zeitintervall aufgefasst (Engelberg 2000: 264ff.). In Anlehnung an Engelberg (2000) werden in dieser Arbeit Ereignisse als Exemplifizierungen von Veränderungen aufgefasst. Was ist, existiert, wird Enti- <?page no="32"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 18 tät 13 genannt. Zu den Arten von Entitäten gehören u.a. auch Ereignisse als grundlegende ontologische Basissorte. Ereignisse sind zählbar, räumlich und zeitlich lokalisiert, denn sie sind an ihre raumzeitlichen Regionen gebunden, sie müssen auch wahrnehmbar, kontingenterweise unterscheidbar sein und müssen eine gewisse Ablaufgeschwindigkeit haben. Das Ereignis ist in erster Linie an Bewegungen meist visuell (seltener auch akustisch oder haptisch) wahrnehmbar, wobei das Verhältnis zwischen dem Wahrnehmenden und seiner Umwelt bestimmt werden kann. Ereignisse müssen über eine Eigenzeit und einen Eigenraum verfügen. 14 Für mich stellt der ontologie- und epistemologieberücksichtigende Ereignisbegriff eine konzeptuelle Größe dar, die sog. Ereignisargumente besitzt. Es geht dabei um den Ereignisbezug von Verben, der in den Bedeutungsrepräsentationen von Verben eine zentrale Rolle spielt. Wichtig sind dabei aber auch die intuitiven Auffassungen von Ereignissen. Die Zusammenhänge zwischen den epistemologischen Aspekten (epistemische Individuierung, begründete Urteile, Intuitionen über Ereignisse) erfordern darüber hinaus, sich mit psychologischen Theorien über Ereigniswahrnehmung zu beschäftigen. Ich bin der Ansicht, dass bei der Weiterentwicklung der ereignisstrukturbasierten Theorie linguistisch-ontologische und epistemologische Fragestellungen im Rahmen einer Kognitionstheorie aufeinander bezogen sein müssen und auch semantische Rollen sowie temporale Eigenschaften zu berücksichtigen sind. Zur Erklärung des Wesens von Ereignissen können philosophisch-ontologische und wahrnehmungspsychologische Theorien beitragen. Im Anschluss an Engelberg (2000: 254) wird angenommen: „dass die Ereigniszeit mit dem Ende eines bestimmten, konstanten Zustands beginnt und mit Beginn eines anderen konstanten Zustands endet.“ Nach Engelbergs präzisierter Ereignisauffassung (2000: 319) beinhalten Ereignisstrukturen vier Komponenten: (1) eine mereologische Beziehung zwischen dem vom Verb bezeichneten Ereignis und seinen Teilereignissen; (2) Sortenprädikate (PKT, DUR) über Teilereignisse; (3) temporale und kausale Relationen zwischen Teilereignissen; 13 Vgl. mit der klassischen und zeitgenössischen Auffassung dieses Grundbegriffs der Ontologie in: Rehfus, Wulff (2003) UTB-Online-Wörterbuch Philosophie: Das Philosophielexikon im Internet. 14 Vgl. dazu die besondere ereignisstrukturierende Kraft des Verbs, den Ereignisbegriff in der Gedächtnisarchitektur sowie die Struktur des Ereignisbegriffs in: Schneider: 2004: 449ff. <?page no="33"?> Theoretische Fragen 19 (4) semantische Relationen zwischen thematischen Argumenten und Teilereignissen bzw. zwischen thematischen Argumenten und Prädikationen über Teilereignisse. Ein Ereignis ist also ein Komplex aus einer Menge von unmittelbaren Teilereignissen. Engelberg (2000: 319ff.) bestimmt so, was unter einem unmittelbaren Teilereignis und der Vollständigkeit von Ereignisstrukturen zu verstehen ist, und formuliert die Möglichkeit der Modifikation von Teilereignissen und temporalen Relationen in lexikalischen Ereignisstrukturen. Außerdem gibt er ein Ereignisstrukturschema für direkte und indirekte Verursachung an. In Anlehnung an ihn unterscheide ich Typen von Relationen zwischen den Teilereignissen (temporale, kausale, konsekutive oder konzessive). Bei den temporalen Relationen ist eine von ihnen (Präzedenz, unmittelbare oder überlappende Präzedenz, temporale Identität, früher Beginn) spezifiziert. Die Welt, in der der Mensch lebt, ist nicht statisch, sondern vielmehr dynamisch. Neben dem Bestehenden, was auch nicht ständig konstant ist, ereignet sich von Minute zu Minute, von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag etwas Neues, etwas Besonderes, etwas Unerwartetes, etwas Merkwürdiges, was die Welt und so auch unser Leben immer vorwärtstreibt. Aufbauend auf die zur Verfügung stehenden Definitionen, Einordnungen und Abgrenzungen wird meine Begriffsbestimmung folgendermaßen formuliert: Ereignisse sind als konkrete Entitäten in Raum und Zeit (raumzeitliche Entitäten) oder auch im Bereich der Propositionen bzw. der Eigenschaften aufzufassen. Sie können ihre kausale Rolle aus der kausalen Rolle ihrer Teile gewinnen. Ereignisse sind zählbar, räumlich und zeitlich lokalisiert, denn sie sind an ihre raumzeitlichen Regionen gebunden, sie müssen auch wahrnehmbar, kontingenterweise unterscheidbar sein und müssen eine gewisse Geschwindigkeit haben. Ereignisse unterbrechen für kürzere oder längere Zeit die Kontinuität des nicht konstanten Daseins. Sprecher konstruieren alle Szenen in ihrer Vorstellungs- und Erfahrungswelt als komplexe Ereignisse, die aus Teilereignissen bestehen, und auf der konzeptuellen Ebene einem oder mehreren Ereignisschemata zugeordnet werden können, deren Inhalt dann auf der sprachlichen Ebene durch Sätze sprachlich zum Ausdruck gebracht wird. Von der konzeptuellen bzw. der sprachlichen Seite her gesehen bestehen solche komplexen Ereignisse immer aus mehreren Komponenten. (Gerade diese Komponenten werden in der vorliegenden Abhandlung im Weiteren unter die Lupe genommen.) Von der konzeptuellen Seite her gesehen drückt jeder Satz ein Ereignis aus, das aus mehreren Teilereignissen besteht oder bestehen kann. Ein Ereignis kann als komplexes Ganzes in unserer Vorstellungs- und Erfahrungswelt beschrieben werden. Das Ereignis wird aus der Perspektive betrachtet, in der es <?page no="34"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 20 von demjenigen konstruiert wird, der den Satz äußert. Bei der Bestimmung der komplexen Ereignisstruktur kann es vorkommen, dass mehrere vorhergehende Teilereignisse in Frage kommen können. Zu den Teilereignissen zählt m.E. nur das Teilereignis, welches dem Eintritt des Ereignissen unmittelbar vorangeht. In diesem Zusammenhang stellen sich weitere Fragen: Welche Verben haben eine Ereignisstruktur? Was sind Ereignisverben? Mit der Auseinandersetzung mit charakteristischen Eigenschaften von Ereignissen, Teilen von Ereignissen und Ereignistypen ist die Problematik eng verbunden, welche Verben auf welche Weise auf charakteristische Eigenschaften Bezug nehmen und welche syntaktischen und semantischen Eigenschaften diese widerspiegeln. Linguisten haben versucht, Verben nach bestimmten Kriterien zu klassifizieren. Wenn man beispielsweise die semantische Klassifikation von Engel (2004: 212) heranzieht, kann man die Verben auf dreierlei Weise subklassifizieren: nach der Art des Geschehens, nach dem Ablauf dieses Geschehens sowie nach der Intensität. Nach der Geschehensart unterscheidet Engel Zustandsverben (auch Zustände sind nach meiner Auffassung als Ereignisse aufzufassen, die aber nicht durch dynamische Prädikate beschrieben werden können), Vorgangsverben, Tätigkeitsverben und Handlungsverben (als Subklasse der Tätigkeitsverben, immer mit Bezug auf ein betroffenes Objekt). Nach dem Geschehensablauf sind die Verben entweder atelisch oder telisch. Als Unterklassen der atelischen Verben sind durative und iterative Verben zu unterscheiden. Zu den telischen Verben gehören inchoative (ingressive) Verben, terminative (egressive) Verben, affektive Verben, effektive sowie punktuelle Verben. Intensiva umfassen Augmentativa und Diminutiva. Nach der Explikation möglicher Ereignisstrukturen einiger ausgewählter Beispielverben der angegebenen Engel’schen semantischen Subklassen in Kapitel 3 kann man ohne Weiteres darauf schließen, dass alle Verben über eine Ereignisstruktur verfügen bzw. verfügen können. Weitere relevante Begriffe der ereignisstrukturbasierten Analyse wie z.B. Ereignisstruktur, Ereignisschema, Argumentenstruktur, semantische Rollen etc. werden in Kapitel 2, 3 und 4 kurz angesprochen. Da in der vorliegenden Abhandlung eine kontrastive grammatisch-semantische Analyse vorliegt, werde ich mich auch mit der Problematik der Kontrastivität befassen. Kontrastivität impliziert eine systematische Gegenüberstellung oder einen Vergleich von sprachlichen Strukturen zweier oder mehrerer Sprachen mit dem Ziel, Einblicke in die Strukturunterschiede dieser Sprachen vor allem auf synchroner Ebene zu bekommen. So wird eine Grundlage für die Angewandte Linguistik geschaffen. Die Kontrastive Linguistik (KL) entwickelte sich als eigenständige sprachwissenschaftliche Disziplin im Gefolge des amerikanischen Strukturalismus. Die KL stellt einen großen Komplex dar und ist in den letzten Jahrzehnten wieder in den Vordergrund des linguistischen Diskur- <?page no="35"?> Theoretische Fragen 21 ses gerückt (Heupel 1973, Spillner 1997, Tóth 2001; 2010a,b; 2011, Tekin 2012 u.a.). Für Bußmann (1990: 149) gilt als Hauptproblem der KL: die Auswahl eines für die Beschreibung der zu vergleichenden Sprachen geeigneten Grammatikmodells sowie die Auffindung eines „tertium comparationis“ als Grundlage der Kontrastierung von Einheiten beider Sprachen. Als Hauptarbeitsbereiche der theoretischen und angewandten KL sind Phonetik und Grammatik anzusehen, aber auch weitere Teildisziplinen der Linguistik wie Lexikologie, Semantik und Pragmatik liefern Belege für das zunehmende Interesse an Problemen der systemorientierten KL, deren Gegenstand zudem diatopische und diastratische Varietäten einer Sprache sein können. 15 In der vorliegenden Habilitationsschrift geht es nicht um die Problematik der Interkulturalität, sondern um die der Kontrastivität. Da aber Fragen der Interkulturalität bzw. Kultursensitivität berührt werden, werden diese kurz diskutiert. Wierlacher (2003) betrachtet Interkulturalität als Prinzip kulturbewussten Mitdenkens des Anderen und Fremden, er bestimmt sie als Relationsbegriff und forschungsleitendes Prinzip des Wechselspiels kulturdifferenter Wahrnehmungen bzw. als Modus kooperativer Selbstaufklärung und wissenschaftlicher Partnerschaft sowie als Konstitutionsprozess und Ausdruck einer kulturellen Überschneidungssituation und als kreatives Millieu aktiver Toleranz. In den folgenden Abschnitten wird nicht auf die Problematik der Interkulturalität (vgl. hierzu z.B. Földes 2003, 2007a,b,c, 2008, 2009; Heringer 2004; Kühn 2006) eingegangen, zumal dies den Rahmen dieser Abhandlung sprengen würde. Im Vordergrund weiterer Forschungsarbeit stehen jedoch sprach- und kultursensitive intra- und interlinguale grammatisch-semantische Untersuchungen. Kontrastivität und Interkulturalität bzw. Sprach- und Kultursensitivität in der lexikalischen Semantik werden vom mir als komplementär betrachtet. 1.7 Aufbau der Arbeit Nach einer kurzen Einführung in die Problematik der lexikalischen Semantik, insbesondere der Wortbedeutung (Kapitel 1) werden die ersten Schritte des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses gemacht (Kapitel 1). Bevor Hypothesen 15 Vgl. zum Forschungsstand der KL sowie zur Heterogenität des Ist-Standes der intra- und interlingualen semantischen Beschreibung der lexikalischen Einheiten (Coseriu 1972, Nickel 1973, Rein 1983, Schepping 1985, Kühlwein 1990, Reichmann 1991, Brdar Szabó/ Brdar 1993, Kolečková 1995, Kaliuščenko 2013, Prykhodko 2013). Vgl. dazu auch zahlreiche Sammelbände (Shichiji 1991, Ehrhardt/ Zorman (2005) u.a). <?page no="36"?> Einleitung und Abgrenzung des Themas 22 aufgestellt werden, wird das Thema der Habilitationsschrift abgegrenzt, indem das Forschungsziel definiert und die Methoden, mittels derer es erreicht werden soll, expliziert werden. Es erfolgt die Vorstellung des begrifflichen Apparates. Den eigentlichen Untersuchungsgegenstand bilden ein deutsch- und ungarischsprachiges Korpus. Aus der Komplexität des Forschungsthemas ergibt sich die Präsentation zahlreicher linguistischer Explikationsmodelle der Bedeutung in Kapitel 2. In Kapitel 3 wird die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse deutscher und ungarischer Verben erörtert, die durch die dort vorgestellte Analysemethode einen neuen, kontrastiven Ansatz in der ereignisstrukturbasierten Semantik darstellt. Kapitel 4 präsentiert die kontrastive, deutsch-ungarische grammatisch-semantische Analyse der Verbbedeutungen, die als komplexe Ereignisse in unserer Vorstellungs- und Erfahrungswelt modelliert und auf diese Weise in Form von Ereignisstrukturen kontrastiv dargestellt werden können. Der Zusammenfassung der Forschungsergebnisse in Kapitel 5 folgen die Abkürzungen, das Literaturverzeichnis und der Anhang mit dem deutschen literarischen Text und dessen ungarischer Übersetzung. <?page no="37"?> Ereignisstrukturen als Repräsentation der Wortbedetung 23 2 Forschungskontext: Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 2.1 Problematik von Bedeutungskonzeptionen Der Begriff der lexikalischen Bedeutung ist eng mit philosophisch-erkenntnistheoretischen, psychologischen und auch sprachsoziologischen Auffassungen verbunden (Schippan 1992: 121ff.; Schwarz 1992: 75ff.), so hat sich im Laufe der Wissenschaftsgeschichte eine beinahe unübersehbare Menge von verschiedenen, vielfach verflochtenen Bedeutungsbestimmungen und -konzeptionen herausgebildet. Auch heute sind in der Forschungsliteratur weitere neuere Theorien zu finden. Zu diesen gehört auch der ereignisstrukturbasierte Ansatz (Engelberg 2000: 31ff.; Glatz 2001: 33ff.; Maienborn 2011: 802ff. u.a.). Die Problematik der Bedeutungsbeschreibungsmodelle wird erörtert, um damit gleichzeitig einige Grundlinien und Wendepunkte in der Geschichte der Entwicklung der Bedeutungskonzeptionen aufzuzeigen. Da inhaltlich zusammengehörende Ansätze nicht immer chronologisch aufeinander folgen und bei einzelnen Linguisten Perspektivenwechsel auftreten, wird nicht strikt historisch-chronologisch verfahren. Es ist im Rahmen dieser Abhandlung nicht das Ziel, sich mit den Stärken und den Schwächen der einzelnen Theorien auseinanderzusetzen. Es wird von einer klassifizierenden Schwerpunktsetzung ausgegangen und unter diesem Gesichtspunkt ein Überblick über mögliche Gruppierungen der relevanten Bedeutungstheorien geboten. In dem vorliegenden Kapitel geht es um die Modelle der Repräsentation von Wortbedeutungen im Langzeitgedächtnis. Es handelt sich neben den wohlbekannten Bedeutungsbeschreibungsmodellen des 20. Jahrhunderts in erster Linie um die Merkmals- und Prototypentheorie (Schwarz 1992: 75ff.; Mangasser-Wahl 2000: 15ff.; Müller/ Weiss 2000: 55ff.; Schmid 2000: 33ff.; Geeraerts 2002: 284ff. u.a.). Weitere Modelle wie Netzwerkmodelle, schematheoretische Modelle, Konnektionismus, prozedurale Semantik (Göpferich 1998: 213ff.; Pishwa 1998: 56ff.; Wolfer 2007: 5ff. u.a.) und der integrative Ansatz von Schwarz (1992: 91ff., 2002: 277ff.) werden ebenfalls behandelt. Es soll veranschaulicht werden, inwiefern Merkmalsmodelle sowie andere Konzeptionen zur adäquaten Repräsentation lexikalischer Bedeutungen und konzeptueller Inhalte beitragen können. So wird davon ausgegangen, dass die Prototypense- <?page no="38"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 24 mantik im Gegensatz zur Auffassung von Schwarz (1992: 78ff.) nicht den Merkmalsmodellen zuzurechnen ist. Stattdessen plädiere ich bei der Untersuchung der zentralen Wortart Verb - was die Perspektiven weiterer Forschungen anbelangt - für eine semantische Theorie, die darauf basiert, dass Verben auf strukturierte Ereignisse referieren, die modelliert werden können. 2.2 Bedeutungsbeschreibungsmodelle in der Linguistik des 20. Jahrhunderts In diesem Unterkapitel werden folgende Konzepte dargelegt: behavioristische Bedeutungsauffassungen, gebrauchs- und handlungstheoretische Bedeutungskonzepte, zeichentheoretische Bedeutungskonzepte, kontextuelle Theorien der Bedeutung, strukturalistische semantische Theorien (analytische Modelle, Merkmalstheorien) (Lyons 1991: 1ff.; Schippan 1992: 121ff.). 2.2.1 Behavioristische Bedeutungsauffassungen Als Verhaltenstheorie der Bedeutung wird jede Bedeutungstheorie verstanden, die darauf beruht, dass Sprache nichts anderes als Verhalten ist, das öffentlich beobachtbar, vollständig physikalisch und ferner ohne mentalistische Entitäten wie Begriffe, Ideen, Gedanken, Denkprozesse ausreichend beschreibbar ist. Die speziellere Variante einer Verhaltenstheorie der Bedeutung stellt die behavioristische Bedeutungsauffassung dar, wonach die Bedeutung das Resultat einer bestimmten Art von kommunikativem Verhalten beim Senden und Empfangen sprachlicher Signale sei (Schippan 1992: 122f.). Physikalisch und physiologisch erfassbare Äußerungen und Wörter sind kausal mit den Situationen, in denen sie vorkommen, verbunden und Bedeutungen lassen sich durch die Beobachtung des kommunikativen Verhaltens als Resultat des Reizes und der Reaktion beschreiben (Lyons 1991: 7ff.). Bedeutungen sind demnach außersprachlicher Natur und Elemente der Stimulus-Reaktion-Beziehung. Bloomfield zufolge sei so der eigentliche Gegenstand der Sprachwissenschaft der physikalisch zugängliche Sprachakt, auf den die jahrzehntelange antimentalistische Haltung der amerikanischen strukturalistischen Sprachwissenschaft beruhte (Lyons 1991: 7ff.; Schippan 1992: 122f.). <?page no="39"?> Bedeutungsbeschreibungsmodelle in der Linguistik des 20. Jahrhunderts 25 2.2.2 Gebrauchs- und handlungstheoretische Bedeutungskonzepte Die Grundidee der Gebrauchs- und Handlungstheorien, die Sprache als Regelkenntnis erklären, besteht darin, dass Bedeutungen ausschließlich in Handlungen entstehen und nur im Zusammenhang sprachlichen Handelns als Handlungsvoraussetzungen und Handlungselemente beobachtet und beschrieben werden können. Bedeutungen lassen sich aus den Gebrauchsweisen, -bedingungen und -regeln der Wörter ableiten, Bedeutungen sind als Ergebnisse kognitiver Prozesse im sprachlichen Handeln anzusehen (Schippan 1992: 123f.). Laut Lyons (1991: 7ff.) lassen sich Bedeutung-als-Gebrauch-Theorien in starke und schwache gebrauchstheoretische Ansätze teilen. Bedeutung kann entweder mit Gebrauch identifiziert werden oder die Bedeutung eines Ausdrucks wird nur durch seinen Gebrauch bestimmt (Lyons 1991: 7ff.). 1 2.2.3 Zeichentheoretische Bedeutungskonzepte Die traditionellsten zeichentheoretischen Bedeutungstheorien sind die Referenztheorie und die konkurrierende oder komplementäre Ideationstheorie. Die Referenztheorie 2 versteht unter Bedeutung einen Referenten, d.h. ein außersprachliches Bezugsobjekt des sprachlichen Zeichens (oder in manchen Versionen, die Beziehung zwischen sprachlichem Ausdruck und dem Referenten), während Ideationstheorien 3 die Idee, den Gedanken oder den Begriff als Bedeutung annehmen. Die Unterteilung der Referenztheorien in verschiedene Teilklassen beruht auf der philosophisch und psychologisch kontroversen Unterscheidung von Nominalismus und Realismus. Die Ideationstheorie der Bedeutung ist von Nominalisten und Realisten vertreten worden. Zur Entwicklung der modernen semantischen Theorien hat der Konzeptualismus, der als Alternative sowohl zum Nominalismus als auch zum Realismus dargestellt wird, wesentlich beigetragen (Lyons 1991). Zeichentheoretische Bedeutungskonzepte fassen Bedeutungen als zeichenkonstitutiv auf. Es sind viele Zeichenmodelle entwickelt worden (Ogden und Richards 1923, Stern 1931, Zvegincev 1957, Ullmann 1967, Heger 1964), die komplizierte Verhältnisse verallgemeinernd in überschaubarer Form verdeutlichen. Sie lassen die sprachlichen Zeichen dennoch statisch als isolierte Größe erscheinen. Aus den unterschiedlichen Modellierungen ergeben sich zahlreiche 1 Vgl. dazu die Gebrauchstheorie der Bedeutung in: Loppe 2010: 83ff. 2 Vgl. dazu drei wichtigste Argumente gegen die Referenztheorie bei Lyons (1991). 3 Vgl. dazu die Standardeinwände gegen die Ideationstheorie bei Lyons (1991). <?page no="40"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 26 Bedeutungsauffassungen 4 wie z.B. die referentielle Bedeutung, die denotative Bedeutung, die konnotative Bedeutung, die relationelle Bedeutung (Schippan 1992: 125ff.). Schippan (1992: 129ff.) ordnet das Konzept Bedeutung als Wissensrepräsentation zu den zeichentheoretischen Bedeutungsauffassungen, nach denen Bedeutungen mentale Inhalte sind. Bedeutungen der Wörter sind durch Formative gegliederte Wissenskomplexe. Unter Wortbedeutung versteht sie: […] das auf Wortformative bezogene Wissen […], dessen Elemente durch Widerspiegelungstätigkeit gewonnen werden. Diese Elemente, Merkmale werden im Erkenntnisapparat festgehalten, sind vernetzt und werden in der sprachlichen Kommunikation in unterschiedlichen Bündelungen aktiviert. So sind Bedeutungen dynamisch und offene Strukturen. (Schippan 1992: 131) 2.2.4 Kontextuelle Theorien der Bedeutung Kontextuelle Theorien der Bedeutung können ebenfalls als starke (sie identifizieren die Bedeutung eines Ausdrucks mit der Menge der Kontexte, in denen er benutzt wird) oder als schwache Theorien (die Bedeutung eines Ausdrucks wird durch die Kontexte bestimmt, in denen er vorkommt) klassifiziert werden (Lyons 1991). Es gibt eine historisch relevante starke kontextuelle Theorie, die sog. distributionelle Theorie (Harris 1951), der die Kollokationstheorie der lexikalischen Bedeutung (Firth 1957, Halliday 1966, Sinclair 1966) sehr ähnelt (Lyons 1991). 2.2.5 Strukturalistische semantische Theorien Zu den strukturellen Auffassungen der Bedeutung gehört jeder Ansatz, der davon ausgeht, dass Sprachsysteme abstrakte Strukturen sind, zwischen deren bedeutungstragenden Elementen substitutionelle und kombinatorische Beziehungen bestehen. Die Identität dieser Elemente ist gerade von diesen paradigmatischen und syntagmatischen Beziehungen herzuleiten. Analytische Auffassungen gehen von der Annahme aus, dass Bedeutungen einzelner Wörter nichts Atomares sind. So sind Wortbedeutungen in kleinere Bedeutungsmerkmale, -komponenten zerlegbar. Die kleinsten Beschreibungseinheiten lassen sich aus der Zerlegung realer sprachlicher Einheiten ableiten (Konzept der Seme). Bedeutungen der Lexeme können somit durch die Erfassung ihrer relevanten semantischen Merkmale voneinander abgegrenzt und beschrieben werden 4 Zu den Kritikpunkten an den Zeichenmodellen vgl. Schippan (1992: 128). <?page no="41"?> Bedeutungsbeschreibungsmodelle in der Linguistik des 20. Jahrhunderts 27 (Lyons 1991, Schippan 1992). 5 Neben dem Konzept der Seme sei an dieser Stelle auch auf das Konzept der Noeme verwiesen. Es geht davon aus, dass Noeme nicht aus einer Einzelsprache, sondern erkenntnistheoretisch-logisch zu bestimmen und als kleinste interlinguale Erkenntniseinheiten in einem Noematikon zu erfassen sind (Henrici 1975, Schippan 1992). Die Merkmalstheorie geht auf das klassische aristotelische Kategorienmodell (auch Modell der notwendigen und hinreichenden Bedingungen (NHB) genannt) zurück. Merkmalssemantiker suchen nach den kleinsten Bedeutungsmerkmalen, deren spezifische Kombination zu Bedeutungen von sprachlichen Einheiten führt. Lüdi (1985) nennt folgende Argumente für die Zerlegbarkeit von Wortbedeutungen: das Prinzip der Kombinatorik, das Prinzip der Analysierbarkeit, das Prinzip der Paraphrasierbarkeit und das Prinzip der Distinktivität. Bezüglich der Techniken der Merkmalsanalyse hebt Lüdi (1985) die semasiologische und die onomasiologische Analyse hervor, innerhalb der ersten sind zwei Vorgehensweisen die paradigmatische (z.B. Gebrauchsbedingungen, Testverfahren, distinktive Merkmale in lexikalischen Feldern) (Geckeler 1971, 1978; Tóth 2004) und die syntagmatische Methode (Inhaltsbeschreibung auf der Basis der gesamten semantisch-syntaktischen Distribution) zu unterscheiden. Da aber Lexeme auch als Glieder semantischer Netze anzusehen sind, vermitteln Seme zwischen paradigmatischen und syntagmatischen Nachbarn in einem semantischen Netz. In der Theorieentwicklung sind unterschiedliche Richtungen und Hypothesen merkmalsanalytischer Konzepte zu unterscheiden. Was die Methode der Beschreibung der Bedeutung betrifft, lassen sich zwei grundlegende Varianten voneinander abgrenzen, die erste arbeitet mit binären Vorzeichen (+/ -), die zweite mit elementaren Prädikaten und Argumenten (Wotjak 1971, Wunderlich 1991, Linke/ Nussbaumer/ Portmann 1994, Kiefer 2000). Es ist leicht ersichtlich, dass Bedeutungen keine klar voneinander abzugrenzenden Einheiten sind und dass es Merkmale gibt, die wichtiger als andere sind. Das bedeutet aber nicht, dass die Komponentialsemantik in die Prototypentheorie überführbar ist. 2.3 Kognitive Semantik: Zwischen Modularismus und Holismus Wenn man die derzeitige Forschungslage der Kognitiven Semantik überblickt, ist man mit einem überaus heterogenen Bild konfrontiert, das einerseits 5 Vgl. Lyons (1991): Die lexikalische Komposition von Katz/ Fodor (1963) und ihren Anhängern sowie von Dowty (1979) hat ihre Vorläufer in den USA in den Schriften von Goodenough (1956) und Lounsbury (1956), in Europa in den Arbeiten von Jakobson (1936), Hjelmslev (1943/ 1956), Prieto (1956), Sørensen (1958), Greimas (1966) und Pottier (1967). <?page no="42"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 28 durch die Menge an verschiedenen theoretischen Ansätzen und andererseits durch die mangelnde Homogenität auf der begrifflich-definitorischen Ebene der einzelnen Forschungsansätze gekennzeichnet ist. Die Gründe dafür sind im Fehlen einer verbindlichen Theorie der menschlichen Semantik zu suchen. Was die Erforschung der menschlichen Sprachfähigkeit betrifft, gehen aus der Forschungsliteratur zur Kognitiven Linguistik zwei zentrale Fragestellungen hervor. Die eine bezieht sich auf die Art und Weise der mentalen Repräsentation des Sprachwissens, die zweite auf die Aktualisierung dieses Wissens in konkreten Äußerungssituationen. Die Kognitive Linguistik offenbart einen Dualismus, den zwei grundlegende, aber weitgehend entgegengesetzte Positionen, der Modularismus und der Holismus, prägen. Mit diesem Dualismus beherrschen zwei entgegengesetzte Positionen die Forschungsdiskussion in der Kognitiven Semantik. Dieser Dualismus ist auch für die gesamte Kognitionsforschung kennzeichnend (Schwarz 1992, 3 2008: 16ff.; Loppe 2010: 27ff.). Anhänger des modularen Ansatzes in der Kognitiven Linguistik betrachten Sprache als ein neben anderen kognitiven Subsystemen existierendes autonomes Subsystem der Kognition. Vertreter des modularen Ansatzes sind vor allem Bierwisch (1983) und Lang (1988), die eine modulare, zweistufige Bedeutungsrepräsentation postulieren. Repräsentationen werden auf der semantischen und der konzeptuellen Ebene als zwei unterschiedliche Module der Kognition voneinander abgegrenzt. Im Gegensatz zu den Einheiten der ersten Ebene, die an lexikalische Einheiten gebunden sind und von den Prinzipien des Sprachsystems determiniert werden, ist die zweite sprachunabhängig und bildet den Rahmen für alle Erfahrungen des Menschen. Die Semantik als eine Komponente des sprachlichen Systems wird von dem allgemeinen konzeptuellen Kenntnissystem abgegrenzt. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht das mentale Lexikon, genauer gesagt die Organisation und die Strukturierung seiner inhärenten und sprachspezifischen Komponenten sowie seine Beziehungen zu anderen kognitiven Wissenssystemen (Schwarz 1992). Vertreter des holistischen Ansatzes (Jackendoff 1983, Lakoff 1987, Langacker 1988 u.a.) betrachten Sprache als ein Epiphänomen der menschlichen Kognition. So sind sprachliche Strukturen nicht von den Funktionen des sprachlichen Systems zu trennen und als Ergebnis komplexer mentaler Prozeduren anzusehen (Schwarz 1992). Semantische und konzeptuelle Strukturen beziehen sich aufeinander, Sprachfähigkeit ist in allgemeine kognitive Fähigkeiten untrennbar eingebunden. Da der holistische Ansatz keine Unterscheidung zwischen semantischer und konzeptueller Struktur postuliert, fallen Bedeutungen mit den konzeptuellen Einheiten zusammen (Schwarz 1992). Ziel der semantischen <?page no="43"?> Kognitive Semantik: Zwischen Modularismus und Holismus 29 Forschungsarbeit kann nur sein, die Gesetzmäßigkeiten zwischen den beiden Subsystemen der menschlichen Kognition eingehender zu untersuchen. 6 Schwarz (1992) hebt unter den Veränderungen der modernen Semantikforschung folgende Komponenten hervor: Erstens steht fest, dass durch die folgenreiche psychologisierende Erweiterung der linguistischen Semantik in die Analysen auch kognitionspsychologische Aspekte miteinbezogen wurden. Methodologische Erweiterungen der kognitiven Semantikforschung sind im Rahmen der interdisziplinären Kognitionswissenschaft sowohl von der psychologischen Gedächtnistheorie wie auch von der neurowissenschaftlichen Gehirnforschung zu erwarten. Zweitens sind semantische Forschungen, in denen die Bedeutungen als kognitive Einheiten aufgefasst werden, theoretisch und empirisch-experimentell. In den Vordergrund gerückt ist die Untersuchung der Beziehung zwischen der semantischen und der konzeptuellen Komponente. Des Weiteren betreffen referenzsemantische Erklärungen auch den Realitätsbezug von sprachlichen Einheiten und Strukturen. Relevant sind viertens neben dem Bedeutungsinhalt auch die repräsentationalen Aspekte von Bedeutungen. Das Interesse konzentriert sich nicht zuletzt auch auf prozedurale Aspekte in konkreten Referenzsituationen. Bezüglich der vielfältigen und konträren Vorschläge zur Bedeutungsdefinition in der Forschungsliteratur lässt sich feststellen, dass eine exakte und umfassende Definition fehlt. Von den zahlreichen Definitionsvorschlägen sei an dieser Stelle auf den differenzierteren von Bierwisch (1983a: 65f.) <ins, <<<pt, syn, sem>, ct, m>, ias, cs>> 7 nur hingewiesen. Schwarz (1992) vertritt eine Definition, nach der Bedeutungen im mentalen Lexikon gespeicherte kognitive Einheiten sind. Diese mentalen Einheiten repräsentieren Informationen im internen Modus der Kognition. Eine zentrale Frage ist, wie das komplexe Repräsentationssystem zur Darstellung mentaler Inhalte aufgebaut ist. In den holistischen Semantiktheorien werden lexikalische Wortbedeutungen und Konzepte gleichgesetzt. Schwarz (1992: 16ff.) vertritt dagegen die entgegengesetzte Position, sie seien nicht identisch. Schwarz (1992: 23) spricht von Bedeutung nur dann, „wenn es sich um eine mentale Einheit handelt, die im Langzeitgedächtnis an eine phonologische Repräsentation und ein syntaktisches Subkategorisierungsraster gebunden ist.“ Schwarz (1992: 23ff.) unterscheidet 6 Das sehen aber nur die Modularisten so. Für Holisten gibt es keine Subsysteme, entsprechend ist Schwarz (1992) den überzeugten Modularistinnen zuzuordnen. 7 Vgl. mit den Strukturaspekten einer sprachlichen Äußerung und den ihnen zugrunde liegenden Kenntnissystemen in Bierwisch (1983a: 65f.). Die Symbole bedeuten: ins = ein physikalisch beschreibbares Signal, pt = phonetische Repräsentation, syn = morpho-syntaktische Repräsentation, sem = semantische Repräsentation der Äußerung, ct = Kontext, m = eine bestimmte kontextuell bedingte Bedeutung, ias = ein bestimmter Interaktionsrahmen, cs = ein spezieller kommuniktaiver Sinn. <?page no="44"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 30 drei Aspekte (den Bedeutungsinhalt, die Repräsentation und die Verarbeitung), die mit dem Bedeutungsbegriff eng verbunden sind. 8 Holistische Semantiktheorien setzen hingegen lexikalische Wortbedeutungen und konzeptuelle Einheiten gleich. Aus der Forschungsliteratur zur modernen Semantik geht hervor, dass alle semantischen Deskriptionen lediglich Approximationen an die lexikalische Bedeutung liefern, die sich teilweise widersprechen. Um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, setzt sich Schwarz (1992: 91ff.) für einen integrativen Ansatz ein. Nach ihrer Ansicht erbringt nur ein solcher Zugang, der sowohl induktive als auch deduktive Arbeiten zulässt, tragbare Forschungsergebnisse für eine mentalistisch, interdisziplinär und dynamisch orientierte Kognitive Semantiktheorie. Der integrative Ansatz von Schwarz (1992: 91ff.) wird im Rahmen der interdisziplinären Kognitionsforschung in einer Drei-Stufen-Semantik als multimodales Repräsentationsmodell expliziert, in dem drei Repräsentationsebenen zu differenzieren sind: die amodale konzeptuelle Ebene, die Ebene der lexikalischen Bedeutungen und die Ebene der aktuellen Bedeutungen. 9 2.3.1 Modelle zur Repräsentation lexikalischer Bedeutungen und konzeptueller Inhalte Die theoretische Relevanz des integrativen Ansatzes von Schwarz (1992) 10 nicht abstreitend, konzentriert sich dieses Unterkapitel exemplarisch auf die Haupttypen der Wortbedeutungsmodelle. Zu einigen von ihnen liegen auch für die Wortart Verb schon umfangreichere Analyseergebnisse vor (vgl. z.B. Wotjak 1971, Schepping 1982, Wunderlich 1991, Tóth 2001). Zweifellos gibt es verschiedene Hypothesen bezüglich der Struktur des mentalen Lexikons. Sie untersuchen alle die Wortbedeutung und ihre Repräsentation im Langzeitgedächtnis, wofür die Strukturhypothese 11 zentral ist. Sie weisen unterschiedliche theoreti- 8 Vgl. zu den Schwierigkeiten mit diesen drei Aspekten in: Schwarz 1992: 23. 9 Vgl. zur Explikation des Verhältnisses zwischen Bedeutungen und Konzepten drei verschiedene Erklärungsansätze (Ein-, Zwei-, Drei-Stufen-Semantik) in: Schwarz/ Chur ( 6 2014). 10 Das Verhältnis zwischen konzeptuellen Einheiten, lexikalischen Bedeutungen und aktuellen Bedeutungen wird im Rahmen einer Drei-Stufen-Semantik expliziert. 11 Die Wissensmenge im semantischen Langzeitgedächtnis ist nicht eine zufällige Anordnung von Einheiten, sondern ein Gebilde aus unterschiedlich strukturierten Komponenten. Bezüglich seiner Organisation sind weitere Hypothesen abzuleiten: das Ökonomie-Prinzip, das Prinzip der kognitiven Interdependenz und das Prinzip der Frequentalität (Schwarz 1992). <?page no="45"?> Kognitive Semantik: Zwischen Modularismus und Holismus 31 sche Grundlagen auf, schließen einander jedoch nicht prinzipiell gegenseitig aus, manche sind sogar ineinander überführbar. 2.3.1.1 Merkmals- und Prototypenbeschreibung An erster Stelle seien die unterschiedlichen Ausprägungsvarianten der Merkmalsemantik und die Prototypenkonzeption erwähnt. Die erste geht von der Annahme aus, dass Bedeutungen durch eine Menge von atomaren Merkmalen expliziert werden können. Die Merkmalstheorie geht auf das Modell der notwendigen und hinreichenden Bedingungen zurück. Es ist leicht ersichtlich, dass Bedeutungen keine klar voneinander abzugrenzenden Einheiten sind und dass es Merkmale gibt, die wichtiger sind als andere. Die Prototypentheorie ist als Gegenentwurf zur Merkmalstheorie vorgeschlagen worden. Wortbedeutungen sind nicht analytisch aus einer Merkmalsstruktur zu ermitteln, sondern werden holistisch an mentalen Prototypen gemessen. Wortbedeutungen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit mit dem besten Exemplar der jeweiligen Kategorie. Der Prototyp repräsentiert den besten Vertreter der Kategorie, es gibt auch Exemplare, die weniger typisch für die Kategorie sind und es gibt auch welche, die an der Peripherie der Kategorie angesiedelt sind. Die Beziehungsstruktur des semantischen Lexikons bestimmen die Prototypen und die zwischen den Bedeutungen bestehenden Familienähnlichkeiten. Bedeutungen können mittels gewichteter Bedingungen beschrieben werden. Problematisch erweist sich, inwiefern mit Prototypen die interne Strukturierung von Bedeutungen, insbesondere die von abstrakten Bedeutungen beschrieben werden kann. Kleiber (1990/ dt.1993) unterscheidet auch eine erweiterte Version der Prototypentheorie, in der kein Prototyp mehr existiert. Es gibt nur prototypische Effekte, und die Relation, die die Kategorie zusammenhält, ist die der Familienähnlichkeit. Da man auch bei der Prototypentheorie auf semantische Primitiva zurückgreift, zählt Schwarz (1992) die prototypische Semantiktheorie 12 zu den Merkmalsmodellen. Beide Konzepte sind m.E. nicht nur als zwei unterschiedliche Ausprägungsvarianten der Merkmalsmodelle mit unterschiedlichen Inhalten anzusehen, sondern es handelt sich dabei um zwei unterschiedliche Modelle der Bedeutungsbeschreibung. 13 Im Gegensatz zur Merkmalsemantik/ Komponentialsemantik weist die Prototypentheorie eine andere Struk- 12 Um der Prototypentheorie gerecht zu werden, muss man ihre Vertreter lesen. Klassiker sind mittlerweise Lakoff 1987, Taylor 1995, ganz zu schweigen von neueren Arbeiten etwa von Croft/ Cruse 2004: 76ff. 13 Die Prototypensemantik ist in vielerlei Hinsicht nicht mit der Merkmalsemantik vereinbar. Am allerwenigsten aber ist die Prototypentheorie mit strukturalistischen Vorstellungen von Sprache als System in Einklang zu bringen. <?page no="46"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 32 turierung der jeweiligen Kategorie auf, die mit einem anderen begrifflichen Instrumentarium beschrieben werden kann. Beide Konzepte können zur Beschreibung der lexikalischen Bedeutung bestimmter Wortschatzbereiche dienen, beide haben unterschiedliche Annahmen und Instrumentaria, aber sie können nur bedingt in ein gemeinsames semantisches Modell integriert werden. Für Einheiten bestimmter Wortschatzbereiche erweist sich eher die Merkmalsanalyse, für andere dagegen eher die Prototypenanalyse als angemessen. Somit können sie nicht als einander ausschließend, sondern als komplementär angesehen werden. Wo die Merkmalsanalyse nicht mehr helfen kann, kann die Prototypentheorie angewendet werden. Das Prototypenkonzept kann weiterhelfen, es kann zwar die Merkmalsemantik nicht einfach ersetzen, sie aber doch sinnvoll ergänzen. Die Komponentialsemantik ist auch m.E. in die Prototypentheorie überführbar (Linke/ Nussbaumer/ Portmann 2 1994: 159), was aber nicht bedeutet, dass sie einander entsprechen. Beide Konzeptionen weisen unterschiedliche Organisationsprinzipien auf. Die prozedurale Komponente der semantischen Kompetenz wird weder in der Merkmalsnoch in der Prototypentheorie hinreichend berücksichtigt. Beide Konzeptionen konzentrieren sich - wenn auch auf unterschiedliche Weise - mehr auf die Intra-Ebene konzeptueller Einheiten, wobei strukturelle Prinzipien dieser Binnenstruktur auf unterschiedliche Weise transparent gemacht werden. Die semantische Komponentenanalyse eignet sich besonders gut für die Bedeutungsbeschreibung von Autosemantika, allerdings lassen sich damit Bedeutungen aller Teilbereiche des Lexikons nicht auf adäquate und exhaustive Weise beschreiben. Die Verwandtschaftsbezeichnungen (Linke/ Nussbaumer/ Portmann 2 1994: 147) sind beispielsweise dafür speziell geeignet, in abstrakten Bereichen dagegen ist die Sem-Analyse problematisch. Die Standardversion der Prototypentheorie hat einen sehr breiten Anwendungsbereich (Kleiber 1990/ dt. 1993: 73ff.; Tóth 2007b: 229ff.). Sie ist auf jedes Phänomen, das eine Kategorisierung impliziert, so z.B. auf Farbadjektive, Benennungen natürlicher Arten, auf Ausdrücke für Artefakte etc. anzuwenden. Neben Substantiven werden beispielsweise auch Verben, Präpositionen und Demonstrativa untersucht. Die erweiterte Prototypenkonzeption (Kleiber 1990/ dt. 1993: 109ff.) bedeutet eine Öffnung zum Bereich der lexikalischen Polysemie. Der Begriff der Kategorie verschiebt sich dabei zu dem der lexikalischen Bedeutung, und so stellt diese Version in erster Linie eine Theorie der semantischen Struktur polysemer lexikalischer Einheiten dar. Im Anschluss an Lüdi (1985) sind Merkmalsanalysen jedoch nicht in Frage zu stellen. Es ist ihm zuzustimmen, wenn er behauptet (Lüdi 1985: 97): <?page no="47"?> Kognitive Semantik: Zwischen Modularismus und Holismus 33 […], daß eine bestimmte, in den 60er Jahren entwickelte strukturalistische Form der Merkmaltheorie heute als überholt bezeichnet werden muß. Es sind vor allem drei Grundannahmen, die zurückgenommen werden müssen: (a) die Hypothese, daß Wortbedeutungen restlos in distinktive Merkmale aufgelöst werden können; (b) die Hypothese, daß das von der Distinktivität reflektierte kategoriale Denken für die Sprache absolut determinierend sei; (c) die - von Anfang an umstrittene - Auffassung vom Wortschatz […] als Feld von konstanten Größen. 14 Lüdi (1985) sieht Perspektiven der semantischen Merkmalanalyse im Einbau der Variation in die Theorie und in ein logisches oder psychologisches Erklärungsmodell. 15 Schippan (1992: 186) verweist auf die Tendenzen, die diese Konzeption in neue sprachtheoretische und psychologische Zusammenhänge einordnen: (a) Das betrifft die Nutzung der Merkmalstheorie für die Erklärung sprachlichen Handelns. Sollen die Möglichkeiten der Speicherung und Aktivierung lexikalischen Wissens im Gedächtnis beschrieben, semantische Vernetzungen verdeutlicht werden, so werden semantische Merkmale als „Knoten“ solcher Netze notiert. (b) Die Merkmalsbestimmung bleibt notwendig für die Feststellung semantischer Beziehungen im Wortschatz […]. (c) Schließlich greift auch die diachronische Bedeutungstheorie auf analytische Konzepte zurück, wenn sie den Bedeutungswandel beschreibt. Die Annahme stabiler und variabler Seme macht den Prozeß der Ausbildung neuer Bedeutungen erklärbar. In diesem Sinne wird an dieser Stelle trotz ungelöster Probleme für die praktische Anwendbarkeit einer revidierten merkmalsemantischen Konzeption als nützliches Instrument zur Bedeutungsexplikation von Teilbereichen des lexikalisch-semantischen Systems plädiert, es wird jedoch mit Schwarz/ Chur (1993: 45) Folgendes hinzugefügt: „Die Merkmaltheorie muß aber integriert werden in 14 Hervorhebungen im Original. 15 Auch m.E. lautet die Frage nicht Merkmalsemantik, ja oder nein, sondern „ welche Ausprägung der Merkmalsemantik man für welche Erklärungszwecke wählen soll, und vor allem auch wieviel Merkmalsemantik in einem Gesamtmodell Platz hat.“ (Lüdi 1985: 99; Hervorhebung im Original.) <?page no="48"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 34 ein psychologisch plausibles Modell des semantischen Gedächtnisses und in ein Modell der Sprachverarbeitung.“ Die lexikalische Semantik verwendet die Auffassung des Prototyps als Gesamtheit gewisser Eigenschaften in Form der Beschreibung der Begriffsbzw. der Wortbedeutungen durch Prototypizitätsbedingungen. Das ist aber nicht die Auffassung von Linguisten wie Lakoff, Taylor, Langacker etc., die eher von Protypenwissen als Schemawissen ausgehen, das keineswegs die Form einer metasprachlichen „Language of mind“ hat. Der Unterschied zwischen der Prototypensemantik und der Komponentialsemantik offenbart sich in der Eigenart der festgestellten Bedeutungskomponenten. Sowohl die Komponentialals auch die Prototypentheorie können die Wortbedeutung mit Hilfe semantisch distinktiver Komponenten explizieren. Bei der prototypischen Beschreibung handelt es sich um solche Elemente, die den besten Vertreter der Klasse auszeichnen. Beide Theorien können in dem Sinne vergleichbar sein, dass es semantische Komponenten geben kann, die entweder im zentralen oder im peripheren Bereich anzusetzen sind oder die bei der Beschreibung eines Semems gewichtiger für ein Konzept sind als andere. Sollte der Versuch unternommen werden, Typizitätsbedingungen anzugeben, stößt man bei der Prototypenkonzeption auf ähnliche Probleme wie bei der Merkmalanalyse: Wie kann man zu den Typizitätsbedingungen kommen, wie viele muss man von ihnen zur adäquaten Explikation der Bedeutung angeben, wie sieht die Hierarchie der aufgestellten Bedingungen aus etc. Unter Berücksichtigung kognitiv orientierter semantischer Theorien konkurrieren in der lexikalischen Semantik besonders seit den 1990er-Jahren diese zwei Arten von Bedeutungsbeschreibungsmodellen: analytische und holistische. Seit der kognitiven Wende in der Psychologie und in der Linguistik hat man sich immer verstärkt mit der mentalen Repräsentation der Wortbedeutungen im Gehirn des Menschen auseinandergesetzt. Alltagsbegriffe sind nicht nur - und oft gar nicht - nach dem Prinzip der eindeutigen distinktiven Merkmale aufgebaut. Dafür hat sich die Komponentialsemantik, die Semantik des Entweder-Oder, als unzulänglich erwiesen. Holistische Modelle sind als Gegenentwurf zu analytischen Modellen entwickelt worden. Die Prototypentheorie (Semantik des Mehr oder Weniger) ist vor allem eine Theorie der Kategorisierung, in zweiter Linie ist sie aber eine semantische Theorie der lexikalischen Bedeutungen. Was das Verhältnis Intension-Extension betrifft, ist in der Prototypentheorie nicht mehr derselbe Doppelparallelismus zu finden wie in dem NHB-Modell (Kleiber 1990/ dt. 1993: 15, 72). Nach der Prototypentheorie sind Wortbedeutungen nicht mehr durch gemeinsame Merkmale definiert, die in Opposition zu den Merkmalen anderer Bedeutungen stehen, sondern sind als Ganzheiten in Gestalt ihrer besten Vertreter aufzufassen (Kleiber 1990/ dt. 1993: 33ff.) Die lexikalische Bedeutung <?page no="49"?> Kognitive Semantik: Zwischen Modularismus und Holismus 35 gründet nun auf der Ähnlichkeit mit dem Prototyp. Alltagsbegriffe kennen Kernzonen mit besonders typischen Vertretern, die Prototypen genannt werden und immer peripherere Zonen untypischer Vertreter. In der Theorieentwicklung der Prototypensemantik sind verschiedene Phasen und so als Ergebnis der kontinuierlichen Neufokussierung der Forschungsinteressen auch verschiedene Ausprägungsvarianten zu unterscheiden (Kleiber 1990/ dt. 1993: 109ff.; Bibok 1994: 18ff.; Blutner 1995: 227ff.; Dörschner 1996, Mangasser-Wahl 1996: 85ff., 2000: 15ff.). Die Differenzierung ist davon abhängig, mit welchen Termini die innere Struktur der Kategorie ausgedrückt wird. In der ersten Version der Prototypensemantik haben die Kategorien in dem Sinne eine innere Struktur, dass bestimmte Vertreter der gegebenen Kategorie typischere Exemplare sind als die anderen. In der zweiten Version wird der Grad der Repräsentativität auf der Grundlage so genannter Typizitätsbedingungen mit dem der Zugehörigkeit zu einer Kategorie identifiziert. Das Grundprinzip der dritten, erweiterten Version ist im Begriff der Familienähnlichkeit zu suchen. Der Prototyp bedeutet kein konstituierendes Prinzip der Kategoriestruktur mehr, sondern nimmt nur noch den untergeordneten Rang prototypischer Effekte ein, die lediglich eine Folge der Kategoriestrukturen bzw. der idealisierten kognitiven Modelle sind (Kleiber 1990/ dt. 1993). Diese Modelle basieren auf folgenden Strukturprinzipien: propositionalen Strukturen, bildhaften Schemastrukturen, metaphorischen und metonymischen Erweiterungen (Kleiber 1990/ dt. 1993). 2.3.1.2 Weitere Modelle zur Repräsentation von Wortbedeutungen: Netzwerkmodelle, schematheoretische Modelle, Konnektionismus, prozedurale Semantik, multimodales Modell Es gibt eine Reihe von weiteren Modellen zur Repräsentation von Wortbedeutungen im Langzeitgedächtnis, auf deren intensive Auseinandersetzung hier der Zielsetzung der Arbeit entsprechend verzichtet wird. Den meisten Netzwerkansätzen 16 (Collins/ Quillian 1969, Collins/ Loftus 1975, Findler 1979, Wender/ Colonius/ Schulze 1980, Waltons-Evens 1988 u.a.) liegen die gleichen Grundannahmen (Prozess- und Strukturannahme) zugrunde. 17 Bedeutungen werden in dieser Theorie als konzeptuelle Knoten in einem hie- 16 Als Wegbereiter dieser Modelle gelten psychologische Assoziationstests und vor allem die strukturalistischen Wortfeldtheorien. 17 Bei Collins und Loftus (1975) stehen die Vernetzung und die Ähnlichkleitsbeziehungen zwischen Konzepten im Vordergrund und nicht die hierarchische Organisation des Netzwerkes. Hier wird auch die Gebrauchshäufigkeit berücksichtigt. <?page no="50"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 36 rarchisch organisierten Netzwerk betrachtet, sie stehen in systematischen Relationen zu anderen Konzeptknoten. Die Bedeutung eines Konzeptes ergibt sich gerade aus dieser Relation. Nach den mentalistischen schematheoretischen Modellen sind konzeptuelle Einheiten des Wissens in komplexen, die Aspekte von Realitätsbereichen kohärent abbildenden Zusammenhängen abgespeichert. Es handelt sich dabei um strukturierte Wissensbereiche bzw. komplexe Wissensinhalte. In der Forschungsliteratur werden diese komplexen und variablen, hierarchisch aufgebauten Repräsentationsbzw. Organisationseinheiten, die als Voraussetzung und Ergebnis aller Informationsverarbeitungsprozesse gelten, unterschiedlich benannt: Schemata, Frames, 18 Rahmen, Rezepte, Orientierungsbereiche, Skripts bzw. Szenarios (Minsky 1975, Wettler 1980, Klix 1980, Sanford/ Garrod 1981, Konerding 1993 etc.). 19 Schema-Theorien erweitern den Netzwerkansatz um mehrere Struktur- und Prozessannahmen (Schwarz 1992) und tragen deutlich der Tatsache Rechnung (Schwarz 1992: 86), „daß Bedeutungen zusammen mit komplexen kognitiven Domänen, die Wissen über die Welt strukturiert repräsentieren, abgespeichert sind.“ Keller (1990: 298f.) argumentiert dafür, daß konnektionistische Modelle im Prinzip als symbolische Modelle ergänzende repräsentationale Modelle des Geistes zu betrachten sein könnten insofern, als sie Aufschluß über die Eigenschaften und Beschränkungen der Mechanismen geben, die auf einer subpsychologischen Ebene operativ sind und daher nicht notwendig in einer symbolverarbeitenden psychologischen Kognitionstheorie behandelt werden müssen […]. Konnektionistische Modelle mit distrubuierten Repäsentationen eignen sich […] besser zur Modellierung der neuronalen Hardware als zur Modellierung der psychologischen Kognition. Im Parallel-Distributed-Processing-Ansatz 20 von Rumelhart/ Mc Clelland (1986), der in den Bereich konnektionistischer Modelle fällt, werden neuronale und mentale Verarbeitungsprinzipien aufeinander bezogen. Bedeutungen werden in Form von sog. Aktivitätsmustern in konnektionistischen Netzwerken repräsentiert. Informations-speicherung und -verarbeitung lassen sich in Analogie zu den neuronalen Erregungsmustern im Gehirn konzipieren. Die Kommunikation der neuronenähnlichen Konzepteinheiten untereinander geschieht 18 Vgl. dazu die Frame-Idee bei Fillmore, Minsky, Bartlett sowie weitere Frametheoretische Ausdifferenzierungen in: Busse 2012: 23ff. 19 Vgl. z.B. bei Konerding (1993: 34ff.) das Restaurant-Script und bei Schwarz (1992: 85f.) das GEBEN-Schema und die Szene BESTELLEN. 20 Im PDP-Modell werden Eigenschaften und Prozeduren neuronaler Netzwerke in einem simulationsfähigen Format abgebildet. <?page no="51"?> Kognitive Semantik: Zwischen Modularismus und Holismus 37 durch die Vermittlung von Aktions-potentialen, wobei sich die Aktivierung parallel im Netzwerk ausbreiten kann. Wissen verteilt sich über die Synapsen der Netzwerke. Die mentale Ebene kann daher von der neuronalen Ebene nicht strikt getrennt werden. Die Konzepte sind durch exzitatorische oder inhibitorische Relationen miteinander verknüpft. So sind die Zusammenhänge von verschiedenen Zuständen im Netzwerk assoziativer Natur. Die Repräsentationen sind distribuiert, die Strukturhypothese gilt nicht. 21 Ein weiterer Ansatz zur Repräsentation von Bedeutungen ist die prozedurale Semantik, die die Bedeutungen als dynamische Gegebenheiten, als Resultat sprachlich-kognitiver Prozesse ansieht (Johnson-Laird 1983, 1987; Rieger 1985). Bedeutung wird hier als ein Programm von Prozeduren repräsentiert. 22 Im Mittelpunkt dieses Modells steht der Prozess der Bedeutungskonstitution. Anfang, Verlauf und Ende semantischer Interpretationsprozesse werden erfasst (Rieger 1985). Schwarz (1992: 87) fasst die Grundannahmen der prozeduralen Semantik wie folgt zusammen: - Alle sprachverarbeitenden Prozesse verlaufen nach festgelegten Regeln. - Sprecher und Hörer verleihen Äußerungen Bedeutungen. Sprachliche Äußerungen per se besitzen keine semantischen Eigenschaften. - Wortschätze sind nur didaktische Abstraktionen. Wörter erhalten erst im Zusammenhang mit syntaktischen Positionen eine Bedeutung. - Es besteht ein offenes System von sprachlichen Einheiten und assoziierten Kontextklassen. Mentale Modelle, die Teile komplexer Wissensdomänen darstellen, fungieren als Kontexte. Der letzte Ansatz, der hier nur kursorisch angesprochen wird, ist das integrative, multimodale Repräsentationsmodell von Schwarz (1992). Sie kommt zur Schlussfolgerung: Das gesamte semantische Kenntnissystem im LZG ist als Netzwerk zu modellieren, in dem die Bedeutungen untereinander durch bestimmte Relationen verbunden sind. Bei der lexikalischen Aktivierung nehmen sie Aktionspotentiale auf und geben sie an andere Bedeutungen weiter: Die Einheiten in semantischen Netzen haben somit sowohl Inputauch als Output-Funktionen. (Schwarz 1992: 91) 21 Der Autor der Abhandlung vertritt die Position, dass ohne Strukturhypothese semantische Repräsentationen nicht adäquat erklärt werden können. 22 Dieses Modell stützt sich auf die Repräsentationsformen der Produktionssysteme (geordnete Mengen von wenn-dann-Verknüpfungen), „die deklarative Wissensinhalte in prozeduralem Format abbilden, um kognitive Prozesse simulieren zu können“. (Schwarz 1992: 88) <?page no="52"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 38 Für sie ist die Semantik eine Schnittstelle zwischen dem sprachlichen System und dem konzeptuellen System der menschlichen Kognition. Die semantische und die konzeptuelle Ebene sind nicht gleichzusetzen. Drei Repräsentationsebenen sind zu unterscheiden: die amodale konzeptuelle Ebene, die Ebene der lexikalischen Bedeutungen und die Ebene der aktuellen Bedeutungen. 23 Die semantische Kompetenz umfaßt ein Repräsentationssystem im LZG und ein System von Prozeduren, das Teile dieses Repräsentationssystems in konkreten Situationen aktualisiert und auf entsprechende Referenzbereiche abbildet. Das semantische System setzt sich aus funktional relativ unabhängigen (da einzeln störbaren), aber miteinander verknüpften Subsystemen zusammen. (Schwarz 1992: 105f.) 2.4 Der ereignisstrukturbasierte Ansatz: Ereignisstrukturen als Repräsentation der Wortbedeutung Ereignisstrukturbasierte Verbrepräsentationen haben seit Anfang der 1990er- Jahre eine gewisse Verbreitung innerhalb lexikalisch-semantischer Arbeiten gefunden (Pustejovsky 1988, 1991, 1995; Grimshaw 1990; Abraham 1990, 1993; Wunderlich 1992, 1996, 1997; Engelberg 1994a,b, 1995a,b, 2000; Meienborn 1996, 2011; Kiefer 2006; Tóth 2010b). In der Forschungsliteratur sind zahlreiche Einzeluntersuchungen zu finden (Kaufmann 1995, Härtl 1999, Glatz 2001, Zybatow 2001, Kutscher 2009 u.a.). 24 In der vorliegenden lexikalisch-grammatisch-semantischen Untersuchung wird von der Grundannahme der ereignisstrukturbasierten semantischen Theorie ausgegangen: Verben referieren auf komplexe, intern strukturierte Ereignisse (Pustejovsky 1988, 1991, 1995; Engelberg 2000). Die Bedeutungsrepräsentation eines Verbs ergibt sich im Wesentlichen aus der Repräsentation seiner komplexen Ereignisstruktur, was bedeutet, dass Verben strukturierte Ereignisse verschiedenen Typs bezeichnen, die aus diversen miteinander über verschiedene Relationen verknüpften Teilereignissen verschiedener Sorten bestehen. Die- 23 Die Einheiten der konzeptuellen und der semantischen Repräsentationsebene sind im LZG, die der dritten Ebene dagegen als Resultat eines komplexen Informationsverarbeitungsprozesses im KZG repräsentiert. 24 Vgl. dazu die detaillierte Beschreibung des Teilprojektes „Ereignisstrukturen. Grammatische und konzeptuelle Komponenten der Äußerungsinterpretation (2003- 2006)“ sowie die Publikationen auf der Homepage der DFG-Forschungsgruppe der Universität Leipzig (Leitung: Johannes Dölling). Vgl. dazu auch das Projekt „Verben und Argumentstrukturen“ (2011-2013) sowie die Publikationen auf der Homepage des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim (Leitung Stefan Engelberg). <?page no="53"?> Kognitive Semantik: Zwischen Modularismus und Holismus 39 se Teilereignisse sind wiederum über semantische Relationen mit den Ereignispartizipanten verbunden (Engelberg 1994, 1995a,b, 2000; Kiefer 2000, 2006; Tóth 2006, 2007, 2010). Engelberg (2000: 32f.) geht von den folgenden Maximen aus: 1. Die Verben bezeichnen Ereignisse, die aus mehreren Teilereignissen bestehen können. 2. Teilereignisse können Ereignisse, Prozesse oder Zustände sein. Verben können sich dabei auf die Bezeichnung von dauernden oder punktuellen Teilereignissen beschränken. 3. Zwischen den Teilereignissen können z.T. kausale, jedoch immer auch temporale (z.B. gleichzeitige, aufeinander folgende) Relationen bestehen. 4. Die den thematischen Argumenten entsprechenden Partizipanten sind nicht notwendigerweise in alle Teilereignisse involviert. An die Teilereignisse, in die sie involviert sind, sind sie durch bestimmte semantische Relationen (Agens, Patiens etc.) gebunden. 5. Das Stattfinden der einzelnen Teilereignisse ist durch die offene verbale Proposition entweder impliziert oder präsupponiert. Innerhalb lexikalisch-semantischer Arbeiten gewannen ereignisstrukturbasierte Auffassungen, besonders von Pustejovskys Theorie der Event Structures (1988, 1991) ausgehende, an Verbreitung. Linguisten haben versucht, zwei Traditionen der Verbsemantik miteinander zu verbinden: auf der einen Seite aspektuellaktionsartliche Klassifikationen, auf der anderen Theorien zur lexikalischen Dekomposition. Aspektualitätsklassifikationen und CAUSE-BECOME-Dekompositionen haben die Entwicklung von Ereignisstrukturen motiviert (Engelberg 2000). Im Weiteren werden von verschiedenen verwandten Theorien zwei kurz präsentiert. Pustejovsky (1988, 1991) ergänzt dekompositionelle Verbbeschreibungen durch Ereignisstrukturen, indem er von der semantischen Repräsentation der Verben auf drei Ebenen, darunter auch auf der Ebene der Ereignisstruktur, ausgeht. Jeder verbale Ausdruck kann ihm zufolge einem der drei Ereignistypen state, process oder transition zugeordnet werden. Ereignistypen sind entweder primitiv oder komplex, im letzteren Fall stellen sie ein Ereignis mit zwei Teilereignissen dar, bei denen das erste Teilereignis dem zweiten zeitlich vorangeht. Die zweite Ebene, eine minimale Dekomposition, ist mit jedem der Subereignisse verbunden. Aus der ersten und der zweiten Ebene ist die dritte Ebene, die der lexikalischen Dekomposition abzuleiten 25 Engelberg (2000) kritisiert 25 Vgl. Beispiele für die Ereignistypen in: Pustejovsky 1991: 57ff. <?page no="54"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 40 die Interpretation der auf den drei Ebenen spezifizierten Beschreibungen sowie die empirische Adäquatheit der ereignisstrukturellen Distinktionen. Von den an Pustejovsky anschließenden Konzeptionen (1988, 1991) seien hier nur der Ereignisstrukturansatz von Grimshaw (1990) und der von Parsons (1990) hervorgehoben. Nennenswert ist auch Wunderlichs Ereignisstrukturauffassung (1992, 1996). Abschließend sei Engelbergs Ereignisstrukturidee (2000) skizziert. Engelberg geht - wie alle hier erwähnten Ansätze - davon aus, dass Verben intern strukturierte Ereignisse bezeichnen (Engelberg 1994, 1995). Er präzisiert (2000) lexikalische Ereignisstrukturen als semantische Repräsentationen von Verben, die vier Komponenten beinhalten: erstens eine zwischen dem vom Verb bezeichneten Ereignis und seinen Teilereignissen bestehende mereologische Relation, zweitens Sortenprädikate über Teilereignisse, drittens temporale und kausale Beziehungen zwischen Teilereignissen und viertens semantische Relationen zwischen thematischen Argumenten und Teilereignissen bzw. zwischen thematischen Argumenten und Prädikationen über Teilereignisse. Der Aufbau von Ereignisstrukturen basiert auf folgenden fünf Bereichen (Engelberg 2000, Tóth 2003): 1. der Komplexität von Ereignissen 2. den Sorten von Teilereignissen 3. den Relationen zwischen Teilereignissen 4. der Partizipanz an Teilereignissen und 5. auf implizierten vs. präsupponierten Teilereignissen Engelbergs (2000) Ereignisstrukturen werden in Form von Bedeutungspostulaten mit den Prädikatkonstanten verbaler Lexeme verknüpft. Aus der Spezifizierung der Teilereignisse ergibt sich die Vollständigkeit der Ereignisstrukturen. 26 Verben können entweder durative oder punktuelle Teilereignisse bezeichnen, deshalb sind sowohl Punktualität wie auch Durativität zu bestimmen. 27 Die temporalen z.T. kausalen Relationen zwischen den Teilereignissen sind ebenfalls bestimmt. 28 Thematische Rollen beruhen auf semantischen Relationen, die im Rahmen von Bedeutungspostulaten relativ zu Teilereignissen zu spezifizieren sind. 29 Engelberg notiert in den Ereignisstrukturen Implikationen und Präsuppositionen aus der vom verbalen Prädikat ausgehenden offenen Propositi- 26 Vgl. zum 1. Bereich in: Engelberg 2000: 321ff. 27 Vgl. zum 2. Bereich ebd. 299ff. 28 Vgl. zum 3. Bereich ebd. 325ff. 29 Vgl. zum 4. Bereich ebd. 213. <?page no="55"?> Ereignisstrukturen als Repräsentation der Wortbedetung 41 on. 30 In der Forschungsliteratur (Engelberg 2000) wird die Relevanz der Repräsentation von Zuständen und Nachzuständen aufgezeigt und die der Unterscheidung zwischen durativen und punktuellen Ereignissen. Man liest auch über die Phänomene, die mit den temporalen Relationen zwischen Teilereignissen und den Relationen zwischen Teilereignissen und semantischen Argumenten zu tun haben. Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit ist die oben dargelegte Grundannahme der Theorie zur Repräsentation der Verbbedeutung (Engelberg 2000). Hier wird darüber hinaus die Ansicht vertreten, dass die Bedeutungen von Verben in diesem Sinne sowohl im Deutschen als auch im Ungarischen als komplexe Ereignisstrukturen repräsentiert und vergleichbar sind. Intern organisierte Ereignisstrukturen deutscher und ungarischer Verben lassen sich des Weiteren in unserer Vorstellungs- und Erfahrungswelt als Ganzes sowohl auf der konzeptuellen als auch auf der sprachlichen Ebene mit Hilfe der in Unterkapitel 1.5 vorgestellten Komponenten explizieren. Um die komplexe Ereignisstruktur der Verben zu beschreiben, ist die Unterscheidung von Teilereignissen, die Unterscheidung von andauernden und punktuellen Ereignissen sowie die Analyse des Verursachungsereignisses und des verursachten Ereignisses (die des Nachzustandes) äußerst wichtig. Die den thematischen Argumenten entsprechenden Partizipanten werden einzelnen Teilereignissen zugeordnet. Ereignisstrukturen werden als lexikalisch-semantische Repräsentationen vorgeschlagen. Hier wird die Position vertreten, dass jedes deutsche und ungarische Verb über eine Ereignisstruktur verfügt, denn das Verb ist die einzige Wortklasse, die die kategoriale Bedeutung Prozess, Geschehen oder Sein , die kategorialen Merkmale bindbar an Person, in der Zeit verlaufend, eine bestimmte Geltung ausdrückend in der grammatischen Kategorie Person, Tempus und Modus besitzt (Sommerfeldt/ Starke 1992: 39f.). Das Verb trägt das verallgemeinerte grammatische Bedeutungsmerkmal Prozesshaftigkeit . Es legt als den Satz strukturierendes Prädikat die Valenz fest, konstruiert grammatisch zusammen mit dem Subjekt den syntaktischen Aufbau des Satzes, ordnet den dargestellten Sachverhalt zeitlich ein, drückt die Stellungnahme des Sprechers/ Schreibers zum Geltungsgrad der Aussage aus, akzentuiert eine Blickrichtung bezüglich des Geschehens und bestimmt durch die Aktionsart die Verlaufsweise eines Geschehens (Sommerfeldt/ Starke 1992). 2.5 Zwischenbilanz 30 Vgl. zum 5. Bereich ebd. 334. <?page no="56"?> Ereignisstrukturen als Repräsentation der Wortbedetung 42 Im Anschluss an Karcher (1979) kann die Vielzahl der Bedeutungsdefinitionen auf eine überschaubare Zahl von folgenden grundlegenden Bedeutungstheorien reduziert werden: die relationale Bedeutungsauffassung (Bedeutungen werden als Relation zwischen beispielsweise einem Formativ und einem Bewusstseinsinhalt aufgefasst), die autonome Bedeutungsauffassung (Bedeutung wird im Rahmen der Zeichenqualität als relativ selbstständige psychische Tatsache betrachtet), die operationale Bedeutungsauffassung (Bedeutungen werden definiert, indem ihre pragmatische Wirkung bzw. ihre Gebrauchsbedingungen beschrieben werden). Es ist leicht festzustellen, dass beispielsweise die Referenztheorie auf der relationalen, die Widerspiegelungstheorie auf der autonomen, die behavioristische Bedeutungstheorie und die Gebrauchs- und Handlungstheorie auf der operationalen Bedeutungsauffassung beruhen. Da keine der genannten Theorien vollständig ist, gelangt Karcher (1979) zu der Schlussfolgerung, alle Aspekte der relevantesten Theorien in eine vierte, übergeordnete Theorie zu integrieren, auch wenn nicht alle Dimensionen der Bedeutung erfasst werden können. Die meisten von Linguisten, Philosophen und Psychologen konzipierten Bedeutungstheorien können unter einer der folgenden Überschriften gruppiert werden: Verhaltenstheorien, behavioristische Auffassungen, zeichentheoretische Bedeutungskonzepte, gebrauchs- und handlungstheoretische Bedeutungskonzepte, kontextuelle Theorien der Bedeutung, strukturalistische semantische Theorien (analytische Modelle), kognitiv orientierte semantische Theorien (holistische Modelle), formale semantische Theorien, kognitive Semantiktheorien. Es war nicht meine Absicht, zu beurteilen, welche Theorie zu rechtfertigen und welche als veraltet und verfehlt abzuschreiben ist. Jede von den erwähnten Bedeutungstheorien hat verschiedene mehr oder weniger gut entwickelte Varianten. Diese Theorien schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sie sind auch schon innerhalb der jeweiligen Oberkategorie eher als komplementär anzusehen. Auf der anderen Seite ist zu betonen, dass beinahe jedes Modell zur Beschreibung der lexikalischen Bedeutung bestimmter Wortschatzbereiche angemessen sein kann. Die semantische Komponentenanalyse eignet sich beispielsweise besonders gut für die Bedeutungsbeschreibung von Autosemantika, allerdings nur für bestimmte Wortschatzbereiche. Die Verwandtschaftsbezeichnungen sind beispielsweise dafür speziell geeignet, die Sem-Analyse in abstrakten Bereichen ist aber problematisch. Es ist klar, und das gilt auch für die anderen Bedeutungsauffassungen, dass die Merkmalsemantik (Beschreibung mit semantisch-distinktiven Merkmalen) die lexikalische Bedeutung aller Teilbereiche des Lexikons nicht auf einfache, adäquate und exhaustive Weise beschreiben kann. Für einige Wortschatzbereiche ist also die eine Auffassung - <?page no="57"?> Zwischenbilanz 43 wie zum Beispiel die Komponentenanalyse - geeigneter, Bedeutungen zu beschreiben als ein anderer Ansatz. Da Bedeutungen nicht stabil und festumrissen sind oder semisch immer restfrei beschrieben werden können, kann ein anderes Konzept bei ihrer Explikation - wie zum Beispiel der prototypische kognitive Ansatz - weiterhelfen, der auch Grenzzonen und Übergänge berücksichtigen kann. Auf bestimmte graduell beschreibbare Wortschatzbereiche kann eher das Prototypenkonzept angewendet werden, für andere Bereiche kann es zwar die Merkmalsemantik nicht einfach ersetzen, sie aber doch sinnvoll ergänzen. Es kann z.B. Seme geben, die gewichtiger für ein Konzept sind, und solche, die peripherer sind (Tóth 2007b: 229ff.). Das analoge Kategorisierungsmodell (prototypische Struktur) ist m.E. keine Alternative zu digitalen Modellen (Merkmalsemantik). Sie sind in dem Sinne komplementär, dass sie sich bei bestimmten Kategorien ergänzen können, in einem anderen Sinne aber sind sie alternativ, da man bei bestimmten Kategorien nur mit einer kategorienspezifischen Vorgehensweise vorankommen kann. Alles in allem schließe ich mich der Meinung von Schwarz 31 (1992: 90f.) an: Es scheint mir wichtig festzuhalten, daß man die konkurrierenden Modelle nicht immer als sich gegenseitig strikt ausschleißende Alternativen betrachten sollte. Vielmehr haben diese verschiedenen Ansätze alle eine gewisse Berechtigung, allerdings nur hinsichtlich bestimmter Teilaspekte des semantischen Gedächtnisses. Jedes Modell deckt somit einen gewissen Teil einer kognitiven Semantiktheorie ab. Mangasser-Wahl (1996: 94) formuliert ähnlich: Die parallele Existenz mehrerer alternativer Beschreibungsmodelle der Bedeutung (z.B. Prototypen, Stereotypen- oder Framemodell) stellt somit kein Problem dar, denn jedes Modell [auch das ereignisstrukturbasierte von J. T.] 32 erläutert relevante Aspekte des komplexen Phänomens der Bedeutung und kann einen Teil zum „Mosaik“ der Bedeutung beitragen. Beide Modelle, die Merkmalsemantik und die Prototypensemantik sind m.E. miteinander zu verbinden. Es kann nämlich Merkmale geben, die typischer, gewichtiger für einen Begriff sind als für einen anderen. Die Explikation der 31 Weitere kritische Anmerkungen zu Repräsentationsmodellen und deren Vergleich finden sich bei Schwarz 1992: 88ff. Vgl. dazu die Problematik von informationeller und prozessualer Äquivalenz der Repräsentationen, der Komplexitäts-, Dekompositions- und Aktivierungshypothese, dem Prinzip der Referentialität, der Problematik der kontextuellen Faktoren bei den Repräsentationsmodellen, der Vernachlässigung der modalitätsspezifischen Charakteristika unterschiedlicher Verarbeitungskodes und der Bedeutungsrepräsentation von Abstrakta bei den Modellansätzen. 32 Hinzufügung vom Verfasser. <?page no="58"?> Lexikalische Semantik und der ereignisstrukturbasierte Ansatz 44 Wortbedeutung kann auf diese Weise auf einer prototypischen Merkmalstruktur entweder mit oder ohne Prototyp basieren (Tóth 2013). Die Prototypentheorie ist in erster Linie eine kognitivistische Theorie der Kategorisierung. Als solche ist sie von zentraler Bedeutung für holisitische, funktionalistische, nicht-modulare neuere Ansätze der kognitiven Semantik. Aus der Forschungsliteratur zur Bedeutungsproblematik geht hervor, dass alle semantische Deskriptionen nur Approximationen an die lexikalische Bedeutung liefern. Schwarz (1992) meint, dass die Kognitive Semantiktheorie mentalistisch, inter-disziplinär und dynamisch ist. Im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen steht ein weiterentwickelter ereignisstrukturbasierter Ansatz, insbesondere die Problematik der Ereignisstrukturen als Repräsentationen der verbalen Bedeutungen (Tóth 2006). Dabei wird der Versuch unternommen, sprach- und kulturspezifisch strukturierte Ereigniskomplexe im Deutschen und Ungarischen zu modellieren und miteinander zu vergleichen, um so die Theorie zur Repräsentation der Bedeutung als Ereignisstruktur vor dem Hintergrund einer vergleichenden verbsemantischen Analyse weiterzuentwickeln. Kontrastiv angelegte semantische Analysen, die bedeutungserschließende Einsichten vermitteln, haben den Vorteil, dass sie nicht nur Einblicke in die Strukturierung der Fremdsprache, sondern auch in die der Muttersprache gewähren (Tóth 2001). Ziel dieser Untersuchungen ist die Analyse und Beschreibung der lexikalischen Bedeutung als Ereignisstruktur. Die Ereignisstruktursemantik als Ansatz für die Bedeutungsbeschreibung wird dadurch weiterentwickelt, dass der Aufbau von Ereignisstrukturen (Komplexität von Ereignissen, Sorten von Teilereignissen, Relationen zwischen Teilereignissen, Partizipanz an Teilereignissen, implizierte und präsupponierte Teilereignisse) expliziert wird. Dabei wird die Idee konkretisiert, dass die den thematischen Argumenten des Verbs entsprechenden Partizipanten in bestimmten semantischen Relationen zu bestimmten Teilereignissen stehen. Die Beschreibung der Ereignis- und Prädikat-Argument-Strukturen und die der semantischen Relationen bildet in der vorliegenden Abhandlung die Basis verbsemantischer Repräsentationen. Es soll auch gezeigt werden, in welchem Maße die Ereignisstruktur eine unabhängige Repräsentationsebene darstellt. <?page no="59"?> Ereignisszenen in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers 45 3 Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse deutscher und ungarischer Verben 3.1 Beschreibung und Darstellung der lexikalischen Bedeutung - Analyse der Ereignisstrukturen als Repräsentation der verbalen Bedeutung In diesem Unterkapitel wird exemplifiziert, wie die Ereignisstruktur deutscher Verben in der Forschungsliteratur beschrieben wird. Die deutschen Beispiele stammen entweder aus der Forschungsliteratur, oder es handelt sich um eigene Analysebeispiele für die mögliche Beschreibung und Darstellung der Ereignisstruktur. Daneben wird die Ereignisstruktur der ungarischen Entsprechungen mit dem gleichen Beschreibungsverfahren wiedergegeben. An einigen ausgewählten Verben (Verben mit den Präfixen los-, ab- und ansowie ihren ungarischen Entsprechungen) wird des Weiteren auch veranschaulicht, dass sich Bedeutungen aus komplexen Ereignisstrukturen zusammensetzen. Die Analysen lehnen sich an die ereignisstrukturbasierte Methode von Engelberg (2000) an. In der Literatur wird kontrovers diskutiert, ob Zustandsverben wie z.B. schlafen oder sitzen überhaupt eine Ereignisstruktur aufweisen können (vgl. z.B. Tóth 2009: 749f.). In dieser Arbeit gehe ich davon aus, dass auch Zustände Ereignisse darstellen, denn nichts, was in der Zeit verläuft, ist statisch, alles geschieht irgendwo, irgendwann aus einem bestimmten Grund unter Mitwirkung von Akteuren. Bei den anderen nach der Geschehensart unterschiedenen semantischen Subklassen der Verben, bei den Vorgangs- und Tätigkeitverben muss eine Ereignisstruktur vorliegen. So drücken z.B. sich bewölken, rollen, tanzen oder fällen ein Ereignis aus. Nach der Geschehensart sind die Ereignisverben in drei Subgruppen, in Zustands-, Vorgangs- und Tätigkeitsverben einzuordnen. Nach der Aktionsart sind die Verben zweifach zu klassifizieren, es gibt atelische und telische Verben. Jene können weiter subklassifiziert werden in durative und iterative Verben. Diese sind in weitere Subklassen zu differenzieren, in ingressive, egressive, affektive, effektive und punktuelle. Sowohl atelische als auch telische Verben besitzen eine komplexe Bedeutungsstruktur, die ein Ereignis darstellt. Da Augmentativa und Diminutiva ein äußerst intensives bzw. ein abgeschwächtes Geschehen beschreiben, müssen sie ebenfalls eine Ereignisstruktur aufweisen (Engel 2004). Im Folgenden wird die Ereignisstruk- <?page no="60"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 46 tur an deutschen Beispielverben sowie deren ungarischen Äquivalenten 1 einiger semantischer Subklassen exemplifiziert. Bevor ich hier meine Analysen präsentiere, sage ich in einer Einleitung zu dem Kapitel, wie ich vorgehe und wie meine Analysen zu lesen sind. Ich habe folgende deutsche und ungarische Verben ausgesucht (einseifen - beszappanoz; schlafen - alszik; fällen - ki-, ledönt, kivág; fangen - el-, megfog, elkap; niederbrennen - fel-/ leéget, felperzsel, földig éget; zerbrechen - (tr.) szét-/ összetör, eltör), denn sie haben alle eine klare Ereignisstruktur, deren Teilereignisse gezeigt werden können. An erster Stelle wird die jeweilige Argumentenstruktur (x, y) der deutschen und der ungarischen Verben angegeben, an zweiter Stelle wird ihre komplexe Ereignisstruktur modelliert und kommentiert. 3.1.1 Ereignisstruktur von einseifen - beszappanoz Das Verb einseifen referiert auf den Ereigniskomplex folgenden Typs: Ereignisstruktur von einseifen: (ts.) einseifen: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[+DUR] : x AGENS , y PATIENS ) < ˃ ( → I e 2[+DUR] : y PATIENS ) < ( → I z: y PATIENS ) Ereignisstruktur von beszappanoz (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 462): (ts.) beszappanoz: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[+DUR] : x AGENS , y PATIENS ) < ˃ ( → I e 2[+DUR] : y PATIENS ) < ( → I z: y PATIENS ) Der Satz (Peter hat dem Opa das Gesicht vor dem Rasieren eingeseift.) beschreibt eine Menge zueinander geordneter Ereignisse und Zustände. Auf die Frage Was ist geschehen? ist zu antworten: Peter tat etwas bezüglich des Gesichtes seines Opas. Er rieb es vermutlich mit Seife und Wasser ein. Gleichzeitig und dadurch verursacht wurde das Gesicht seines Opas immer nasser und schaumiger, bis die betreffende Stelle mit Seifenschaum bedeckt war. Das ist ein Ereigniskomplex, der die Situation modelliert. Die ungarische Entsprechung beszappanoz (Péter a borotválkozás előtt beszappanozta nagyapja arcát.) referiert auf den Ereigniskomplex gleichen Typs. Das zweiwertige Verb beszappanoz bezieht sich auf ein erstes Teilereignis e 1 , das nicht punktuell, sondern von einer gewissen Dauer (+DUR) ist. An diesem Teilereignis sind ein Agens (Peter) und ein Patiens (das Gesicht seines Opas) beteiligt. Zeitlich parallel dazu (<>) findet ein zweites Teilereignis e 2 statt. An diesem Ereignis ist nur das Pa- 1 Vgl. dazu die Äquivalenzbeziehungen und die potentiellen Äquivalente auf der Basis interlingual konstanter Größen sowie die Problematik der Äquivalenzrelationen bei Koller 1992: 96ff. und 159ff. <?page no="61"?> Beschreibung und Darstellung der lexikalischen Bedeutung 47 tiens beteiligt. Abgeschlossen wird dieser Ereigniskomplex durch den nachfolgenden (<) Zustand z, der darin besteht, dass das Gesicht des Opas mit Seifenschaum bedeckt ist. 3.1.2 Ereignisstruktur von schlafen - alszik Ereignisstruktur von schlafen 2 : (intr.) schlafen: x nom E-STR: ( → I e 1[+DUR/ PUNKT] : x AGENS ) < ( → I e 2[ZUSTAND] : x [PASSIVES AGENS] ) < ( → I z: x [AGENS] Ereignisstruktur von alszik (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1374): (intr.) alszik: x nom E-STR: ( → I e 1[+DUR/ PUNKT] : x AGENS ) < ( → I e 2[ZUSTAND] : x [PASSIVES AGENS] ) < ( → I z: x [AGENS] Das erste Teilereignis (e 1 ) (Norbert schläft.) ist hier als Verursachungsereignis aufzufassen, an dem der Täter noch aktiv beteiligt ist. Diese Phase des Ereignisses kann momentan oder andauernd sein. Zeitlich danach folgt ein zweites Teilereignis (e 2 ), das einen andauernden Zustand darstellt, in dem der Täter (x) nur noch passiv anwesend ist. In der dritten Phase des Ereigniskomplexes liegt ein sog. Nachzustand (z) vor, der die möglichen nachfolgenden Aktivitäten des Täters, der vorher noch passiv war, involviert. Das zweite Teilereignis trägt den Bedeutungskern. Es ist ersichtlich, dass das deutsche und das ungarische Verb (Norbert alszik.) die gleiche Ereignisstruktur haben. 3.1.3 Ereignisstruktur von fällen - ki-/ ledönt, kivág Ereignisstruktur von fällen (Engelberg 2000: 80): (ts.) fällen: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[+DUR/ PUNKT] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → I e 2[+PKT] : y PATIENS ) < ( → I z: y PATIENS ) Ereignisstruktur von ki-, ledönt, kivág (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 530): (ts.) ki-, ledönt, kivág: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[+DUR/ PUNKT] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → I e 2[+PKT] : y PATIENS ) < ( → I z: y PATIENS ) 2 Engelberg (2000: 125) stellt die Struktur des Lexikoneintrags von schlafen wie folgt dar: schlafen 1 : SYN-VAL: / nom SEM-VAL: λx[ +BELEBT ]λe[SCHLAF 1 (x,e)] schlafen 2 : SYN-VAL: akk/ nom SEM-VAL: λE[ +SCHLAF ]λx[ +BELEBT ]λe[SCHLAF 2 (x,e) & E(e)] <?page no="62"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 48 Das erste Teilereignis (e 1 ) der Wortgruppe (Er fällt den Baum.) umfasst Aktivitäten, die das Fällen eines Baumes ausmachen. Es findet statt, bevor der Baum fällt. An diesem dauerhaften (+DUR) oder momentanen (+PUNKT) Teilereignis sind Agens (x) und Patiens (y) beteiligt. Zeitlich danach (<) findet ein zweites Teilereignis (e 2 ) statt, das von dem ersten Teilereignis impliziert wird (I). Daran ist nur das Patiens (y) beteiligt. Es geht in dieser Phase des Ereigniskomplexes um ein punktuelles Ereignis (+PUNKT), welches von einer sehr kurzen Dauer charakterisiert ist. Das Agens ist bei fällen genau genommen nur bis kurz vor dem Einsetzen des Nachzustandes, also dem Liegen des Baums (z), beteiligt. Abgeschlossen wird der Ereigniskomplex durch den nachfolgenden (<) Zustand (z), der darin besteht, dass der Baum gefallen ist. Es ist auch in diesem Fall deutlich, dass das deutsche Verb und seine ungarischen Äquivalente (Kidönti; ledönti; kivágja a fát.) die gleiche Ereignisstruktur besitzen. 3.1.4 Ereignisstruktur von fangen - el-/ megfog, elkap Die Ereignisstruktur des deutschen Verbs lässt sich folgendermaßen modellieren: Ereignisstruktur von fangen (Engelberg 2000: 34): (ts.) fangen: x nom , y akk E-STR: ( → p e 1 : y PATIENS ) < ( → I e 2 : x AGENS , y PATIENS ) < ( → I z: x, y) Ereignisstruktur von el-, megfog, elkap (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 533): (ts.) elkap, elfog, megfog: x nom , y akk E-STR: ( → p e 1 : y PATIENS ) < ( → I e 2 : x AGENS , y PATIENS ) < ( → I z: x, y) Auf die Frage Was ist geschehen? ist zu antworten: Der Ball fliegt zunächst in der Luft, der Torwart greift ihn dann mit den Händen aus der Luft, und er ist dann schon in seinen Händen. Das Fliegen des Balls ist in diesem Fall nicht impliziert, sondern präsupponiert. In diesem Fall geht das erste Teilereignis e 1 (das Fliegen des Balls) dem zweiten Teilereignis e 2 (dem Greifen des Balls mit den Händen) voraus, welchem ein Nachzustand z (das Vorhandensein des Balls beim Torwart) folgt. Das ist ein Ereigniskomplex, der die Situation modelliert. (Der Torwart hat im Strafraum den Ball gefangen.) Am ersten Teilereignis (e 1 ) ist nur ein Patiens (y) beteiligt. Zeitlich danach (<) findet ein zweites Teilereignis (e 2 ) statt. Es hatte eine bestimmte Dauer. Daran sind das Agens (x) und das Patiens (y) beteiligt. Abgeschlossen wird dieser Ereigniskomplex durch den nachfolgenden (<) Zustand (z), der dadurch gekennzeichnet ist, dass der Torwart den Ball in seinen Händen hält. An diesem letzten Teilereignis sind wiederum sowohl das Agens als auch das Patiens beteiligt. Die Ereignisstruktur der <?page no="63"?> Beschreibung und Darstellung der lexikalischen Bedeutung 49 ungarischen Entsprechungen (el-, megfog, elkap) kann wie die des deutschen Äquivalents dargestellt werden. (A kapus a büntetőterületen belül elkapta/ elfogta/ megfogta a labdát.) 3.1.5 Ereignisstruktur von niederbrennen - fel-/ leéget, felperzsel, földig éget Die Ereignisstruktur kann man wie folgt modellieren: (ts.) niederbrennen (Engelberg 2000: 80): x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[+PKT] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → I e 2[+DUR] : y PATIENS ) < ( → I z: y PATIENS ) (ts.) fel-/ leéget, felperzsel, földig éget (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1160): x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[+PKT] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → I e 2[+DUR] : y PATIENS ) < ( → I z: y PATIENS ) Auf die Frage Was ist geschehen? ist zu antworten: Thomas hat die alte Scheune angezündet, so dass sie brannte und am Ende völlig niedergebrannt war. So können die Teilereignisse der komplexen Ereignisstruktur eindeutig festgelegt werden. In diesem Fall (Thomas hat die alte Scheune niedergebrannt.) geht das erste Teilereignis e 1 (das Anzünden der alten Scheune) dem zweiten Teilereignis e 2 (dem Niederbrennen der alten Scheune) voraus, welchem ein Nachzustand z (das Niedergebranntsein der alten Scheune) folgt. Das ist ein Ereigniskomplex, der die Situation modelliert. Am ersten Teilereignis (e 1 ) sind ein Agens (x) und ein Patiens (y) beteiligt. Zeitlich danach (<) findet ein zweites Teilereignis (e 2 ) statt. Es hatte eine bestimmte Dauer. Daran ist nur das Patiens (y) beteiligt. Abgeschlossen wird dieser Ereigniskomplex durch den nachfolgenden (<) Zustand (z), der darin besteht, dass die alte Scheune niedergebrannt ist. An diesem letzten Teilereignis ist wiederum nur das Patiens beteiligt. Die Ereignisstruktur der ungarischen Entsprechungen (fel-/ leéget, felperzsel, földig éget) (Tamás porig égette/ leégette a régi pajtát/ csűrt.) kann auf die gleiche Weise dargestellt werden. 3.1.6 Ereignisstruktur von zerbrechen - (tr.) szét-/ összetör, eltör Die Bedeutung von zerbrechen impliziert, dass jemand, beispielsweise der Kellner, etwas mit dem Glas tut, und es ist impliziert, dass das Glas daraufhin zerbricht (Der Kellner hat das Glas zerbrochen. / A pincér szét-/ összetörte a poha- <?page no="64"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 50 rat). 3 Auf die Frage, was passiert ist, ist zu antworten: Der Kellner hatte das Glas in der Hand, zufällig war es ihm aber aus der Hand gefallen, so dass es am Ende zerbrach. Die Ereignisstruktur sieht folgendermaßen aus: (ts.) zerbrechen: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1 : x Agens , y Patiens ) < ( → I e 2 [PKT] : x Agens , y PATIENS ) < ( → I z : y PATIENS ) Das erste Teilereignis e 1 (das Glas in der Hand des Kellners) geht dem zweiten Teilereignis e 2 (das Fallen des Glases aus der Hand des Kellners) voraus, welchem ein Nachzustand z (das Zerbrechen des Glases) folgt. Das ist ein Ereigniskomplex, der die Situation modelliert. Am ersten Teilereignis (e 1 ) sind ein Agens (x) und ein Patiens (y) beteiligt. Zeitlich danach (<) findet ein zweites Teilereignis (e 2 ) statt, in dem das Verb zerbrechen auf die Bezeichnung eines punktuellen Teilereignisses beschränkt ist. Daran sind das Agens (x) und das Patiens (y) beteiligt. Abgeschlossen wird dieser Ereigniskomplex durch den nachfolgenden (<) Zustand (z), der darin besteht, dass das Glas kaputt ist. An diesem letzten Teilereignis ist aber nur das Patiens (y) beteiligt. 4 Die Ereignisstruktur der ungarischen Entsprechungen (tr. szét-/ összetör, eltör) (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1820) kann wie folgt dargestellt werden: (ts.) szét-/ összetör: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1 : x Agens , y Patiens ) < ( → I e 2 [PKT] : x Agens , y PATIENS ) < ( → I z : y PATIENS ) Es ist festzustellen, dass die Struktur des deutschen Ereigniskomplexes mit der des ungarischen Ereigniskomplexes übereinstimmt. Unterschiede zwischen den zwei genetisch und auch typologisch unterschiedlichen Sprachen, dem Deutschen und dem Ungarischen, kann es auch in diesem Fall höchstens hinsichtlich der sprachlichen Realisierung des komplexen, intern strukturierten Ereignisses geben. Auf der konzeptuellen Ebene lassen sich zwischen den beiden Sprachen in diesem Fall keine Unterschiede nachweisen. 3 Es ist deutlich: Es gibt zwei Arten, „zerbrechen“ zu gebrauchen: transitiv (jd. zerbricht etwas) und intransitiv (etwas zerbricht). Im Fall des Glases, das zufällig aus der Hand des Kellners fällt, handelt es sich um die zweite Variante. 4 Der Ereigniskomplex kann immer die Situation modellieren. Als Beispiel stehe hier ein Fall für Gedankenspiele. Die Ereignisstruktur der folgenden Szene kann ebenfalls beschrieben werden: Science-fiction: Ein Glas steht auf dem Tisch. Die Aliens nähern sich im Raumschiff. Der Tisch vibriert. Plötzlich zerbricht das Glas. Diese Szenario weist teilweise eine andere Ereignisstruktur auf, denn es liegt kein aktiver Täter vor. <?page no="65"?> Beschreibung und Darstellung der lexikalischen Bedeutung 51 3.1.7 Zwischenbilanz Es lässt sich schlussfolgern, dass mit dem vorliegenden Beschreibungsmodell komplexe sprachspezifische Bedeutungsstrukturen aufgedeckt werden können. Es ist auch festzustellen, dass in den hier untersuchten Fällen die Strukturen der deutschen Ereigniskomplexe mit denen der ungarischen Ereigniskomplexe zusammenfallen. Unterschiede zwischen den zwei genetisch und auch typologisch unterschiedlichen Sprachen, dem Deutschen und dem Ungarischen, gibt es in diesem Fall lediglich hinsichtlich der sprachlichen Realisierung der komplexen, intern strukturierten Ereignisse. 5 Die Kultursensitivität zwischen den beiden Sprachen hat in diesem Fall einen sehr niedrigen Grad, deshalb lassen sich weder inhaltliche noch kulturelle Unterschiede nachweisen. Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, ob es sprachliche Inhalte gibt, wo Unterschiede nicht nur auf der Ebene der sprachlichen Realisierung existieren, sondern schon in der Ereignisstruktur. 3.2 Ereignisstruktur der Verben mit den Präfixen los-, ab- und anim Deutschen sowie ihrer Entsprechungen im Ungarischen Ich befasse mich im Folgenden mit der Bedeutungsrepräsentation von Verben mit den Präfixen los-, ab- und anim Deutschen und mit ihren Entsprechungen im Ungarischen und der Frage, welche Rolle Ereignisargumente in solchen Repräsentationen spielen können. Bei der Analyse der Bedeutungsstruktur, genauer gesagt der Ereignisstruktur der Verben mit den Präfixen los-, ab- und ansowie ihrer ungarischen Entsprechungen ist es angebracht, immer von den jeweils zum Ausdruck gebrachten Konzepten auszugehen, denn die sprachliche Strukturierung erfolgt nicht nur durch das jeweilige Verb. Wenn der Forscher nach sprachlichen Inhalten in der einen und dann in der anderen Sprache sucht, stellt sich immer die Frage, ob die deutschen sprachlichen Inhalte gleichermaßen auch in der ungarischen Sprache zu finden sind. Es ist plausibel anzunehmen, dass es in beiden Sprachen Inhalte gibt, die sich gleichen, es gibt aber auch welche, die sich in den beiden Sprachen unterscheiden. Deshalb wird nach den lexikalisch-semantischen Merkmalen im Deutschen und im Ungarischen gefragt. Dabei stellt sich die Frage, ob diese Unterschiede mit Hilfe der ereignisstrukturbasierten Analyse aufzudecken sind: 5 Ob das auch für andere deutsche und ungarische Verben gilt, wird in Kapitel 4 nachgewiesen. <?page no="66"?> Ereignisszenen in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers 52 dt. Inhalte ← Konzept → ung. Inhalte lexikalisch-sem. M. (Merkmale) ← Ereignis → lexikalischsemantische M. sprachliche Realisierung ← → sprachliche Realisierung An dieser Stelle werden einige deutsche Verben mit den Präfixen los-, ab- und ansowie ihre ungarischen Äquivalente analysiert. 3.2.1 Ereignisstruktur von losbrennen - égni kezd / losfahren - [jármű] útnak indul, meg-/ el-/ nekiindul Die Ereignisstruktur des Verbs losbrennen 6 bzw. égni kezd kann wie folgt modelliert werden: (intr.) losbrennen: E-STR: ( → I e 1 : x AGENS , y PATIENS ) < ( → e 2[+INGRESSIV] : y PATIENS ) (intr.) égni kezd (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029): E-STR: ( → I e 1 : x AGENS , y PATIENS ) < ( → e 2[+INGRESSIV] : y PATIENS ) Beispiele: Auch das nachgelegte Holz (nicht zu groß) brennt erst mal los, und dann fällt die Flamme zusammen, […]. 7 Az utólag tűzre tett fa (nem túl nagyok) égni kezd, és utána a láng kialszik, […]. 8 Für den Sprachvergleich ist es auch wichtig, auf die morphologischen Unterschiede zwischen den jeweiligen deutschen und ungarischen Verben einzugehen. Dem ungarischen Verb (Prädikat) kezd und dem Infinitiv (Objekt) égni 6 Dem Sprachgefühl des Muttersprachlers nach ist das ein sehr seltsames Verb. Man findet es nicht in den einschlägigen Wörterbüchern (Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache 2000, Duden 2001). Das ungarische Gegenstück ist jedoch gebräuchlich, im Deutsch-ungarischen Großwörterbuch von Halász/ Földes/ Uzonyi (1998: 1029) sind beide Verben verzeichnet. Dabei gibt es immer die Gefahr, dass man von einem ungarischen oder deutschen Verb ausgeht und ein entsprechendes Gegenstück in der anderen Sprache findet, das nicht gebräuchlich ist. 7 http: / / www.kachelofen-profis.de/ kachelofen-forum/ topic.php? id=573&highlight=&s =mnl6s4qhe08u9dl1p7370rkrd3 (gesehen am 05.12.2014) 8 Übersetzung von J. T. <?page no="67"?> Ereignisstruktur der Verben mit den Präfixen los-, ab- und an- 53 entsprechen im Deutschen das abtrennbare Präfix (Verbzusatz) los- und der Infinitiv brennen. Das erste Teilereignis e 1 (das Anzünden eines bestimmten Materials) geht dem zweiten Teilereignis e 2 (dem Beginn dieses Ereignisses) voraus. In diesem Fall ist kein Nachzustand z vorhanden. Am ersten Teilereignis (e 1 ) sind ein Agens (x) und ein Patiens (y) beteiligt. Zeitlich danach (<) findet ein zweites Teilereignis (e 2 ) statt. Es ist ingressiv. Daran ist aber nur das Patiens (y) beteiligt. Die Ereignisstrukturen sind im Deutschen und im Ungarischen gleich. Die Ereignisstruktur des Verbs losfahren bzw. [jármű] útnak indul, meg-/ el- / nekiindul kann wie folgt modelliert werden: (intr.) losfahren: y nom E-STR: ( → I e 1 : x AGENS , y PATIENS ) < ( → e 2[+INGRESSIV] : y PATIENS ) (intr.) [jármű] útnak indul, meg-/ el-/ nekiindul (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029): y nom E-STR: ( → I e 1 : x AGENS , y PATIENS ) < ( → e 2[+INGRESSIV] : y PATIENS ) Dem deutschen abtrennbaren Präfix los- und dem deutschen Verb fahren entsprechen im Ungarischen die abtrennbaren Präfixe (Verbzusätze) meg-/ el- / neki und das Verb indul. Das Verb losfahren kann auch die ungarische Entsprechung útnak indul haben, wobei fahren mit indul, das abtrennbare Präfix losmit dem ungarischen präfigierten Substantiv útnak übersetzt wird. Beispiele: Bitte alle einsteigen, der Zug fährt los! 9 Kérem mindenki szálljon be/ fel, a vonat azonnal indul! 10 Das erste Teilereignis e 1 (der Fahrer setzt das Fahrzeug in Bewegung) geht dem zweiten Teilereignis e 2 (dem Beginn dieses Ereignisses/ der Bewegung) voraus. In diesem Fall ist kein Nachzustand (z) vorhanden, als Ergebnis kann höchstens das Fahren des Zuges angesehen werden. Am ersten Teilereignis (e 1 ) sind ein Agens (x) und ein Patiens (y) beteiligt. Zeitlich danach (<) findet ein zweites Teilereignis (e 2 ) statt. Es ist ingressiv. Daran ist aber nur das Patiens (y) beteiligt. Wenn wir von dem Ereignis-Konzept ausgehen, können wir feststellen, dass in der deutschen und in der ungarischen Sprache dieselben Inhalte zum Ausdruck gebracht werden. Was die Inhalte betrifft, gibt es zwischen den beiden 9 http: / / www.amazon.de/ Bitte-alle-einsteigen-Zug-f%C3%A4hrt/ dp/ 3473326046 (gesehen am 05.12. 2014) 10 Übersetzung von J. T. <?page no="68"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 54 Sprachen keine Unterschiede. Unterschiedlich ist nur die sprachliche Realisierung der Inhalte in den beiden Sprachen (losbrennen und égni kezd / losfahren und [jármű] útnak indul, meg-/ el-/ nekiindul). Das Präfix los- und der ungarische Verbteil kezd sowie der Teil útnak bzw. die Präfixe meg-/ el-/ nekiverweisen im Deutschen und im Ungarischen auf den Beginn des Ereignisses. Die gleiche Ereignisstruktur weisen folgende deutsche los-Verben und auch ihre ungarischen Entsprechungen auf, so kann bei den Verben mit dem Präfix losfolgende erste semantische Gruppe unterschieden werden: Gruppe 1 kennzeichnet den Anfang eines Ereignisses: (intr.) losarbeiten = nekifog a munkának (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1028) (intr.) losbellen = ugatni kezd (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (intr.) losbeten = imádkozni kezd (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (intr.) losbrennen = égni kezd (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (intr.) losfahren = [jármű] útnak indul, meg-/ el-/ nekiindul (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (intr.) losheulen = elkezd sírni/ bőgni (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (intr.) loskläffen = csaholni kezd (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1030) (intr.) loslaufen = nekiiramodik, futni kezd (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1030). 3.2.2 Ereignisstruktur von losbinden - elold(oz) / losketten bzw. láncától megszabadít, láncról elold Die Ereignisstruktur des Verbs losbinden bzw. elold(oz) kann wie folgt modelliert werden: (ts.) losbinden: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[DURATIV] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → z [RESULTATIV] : y) (ts.) elold(oz) (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029): x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[DURATIV] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → z [RESULTATIV] : y) Dem deutschen abtrennbaren Präfix losentspricht beim ersten Verb losbinden das ungarische Präfix el-. Die Ereignisstruktur besteht aus einem ersten Teilereignis (e 1 ), das durativ ist. Abgeschlossen wird dieser Ereigniskomplex durch den nachfolgenden (<) Zustand (z), der darin besteht, dass das Ergebnis des Ereignisses vorliegt. Die Ereignisstruktur des Verbs losketten bzw. láncától megszabadít, láncról elold ist wie folgt zu modellieren: (ts.) losketten: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[DURATIV] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → z [RESULTATIV] : y) <?page no="69"?> Ereignisstruktur der Verben mit den Präfixen los-, ab- und an- 55 (ts.) láncától megszabadít, láncról elold (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1030): x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[DURATIV] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → z [RESULTATIV] : y) Die Ereignisstruktur besteht aus einem ersten Teilereignis (e 1 ), das durativ ist. Abgeschlossen wird dieser Ereigniskomplex durch den nachfolgenden (<) Zustand z, der darin besteht, dass das Ergebnis des Ereignisses vorliegt. Die gleiche Ereignisstruktur weisen auch die ungarischen Entsprechungen auf, die alle ein Ereignis kennzeichnen, in dem etwas von etwas getrennt wird. Die gleiche Ereignisstruktur weisen folgende deutsche Verben und auch ihre ungarischen Entsprechungen auf, so lässt sich bei den Verben mit dem Präfix losfolgende zweite semantische Gruppen unterscheiden: Gruppe 2 kennzeichnet ein Ereignis, etwas wird von etwas getrennt: (ts.) losbekommen = el-/ kiszabadít, leold (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (ts.) losbinden = elold(oz) (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (ts.) losbrechen = letör, leválaszt (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (ts.) losdrehen = ki-/ el-/ lecsavar, meglazít (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (ts.) loseisen = (be-/ odafagyott tárgyat) le-/ kiolvaszt (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (ts.) loshaken = leakaszt, láncról elereszt (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (ts.) losketten = láncától megszabadít, láncról elold (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1030) (ts.) losklopfen = kopogással leválaszt, ütéssel szétválaszt, lever (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1030) (ts.) loskoppeln = [ebet] elenged, levesz a láncról. (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1030) 3.2.3 Ereignisstruktur von losdrücken - [fegyvert] elsüt Die Ereignisstruktur des Verbs losdrücken bzw. [fegyvert] elsüt kann wie folgt dargestellt werden: (ts.) losdrücken: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[PUNKTUELL] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → z [RESULTATIV] : y) (ts.) [fegyvert] elsüt: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[PUNKTUELL] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → z [RESULTATIV] : y) <?page no="70"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 56 Beispiele: Du würdest in der Aufregung vielleicht wirklich die Pistole losdrücken. 11 Izgatottságodban talán tényleg elsütöd a pisztolyt. 12 Die Ereignisstruktur besteht aus einem ersten Teilereignis (e 1 ), das punktuell ist. Das erste Teilereignis (e 1 ) (das Auslösen des Ereignisses) geht dem Nachzustand z (dem Ergebnis dieses Ereignisses) voraus. Am ersten punktuellen Teilereignis (e 1 ) sind ein Agens (x) und ein Patiens (y) beteiligt. Zeitlich danach (<) erfolgt der Nachzustand. Daran ist aber auch in diesem Fall nur das Patiens (y) beteiligt. Die gleiche Ereignisstruktur weisen folgende deutsche Verben und auch ihre ungarischen Entsprechungen auf, die sich bei den Verben mit dem Präfix losdurch die folgende dritte semantische Gruppe unterscheiden lassen: Gruppe 3 bezeichnet ein punktuelles Ereignis, dessen Endergebnis impliziert ist: (ts.) losdrücken = [fegyvert] elsüt (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (er fuhr wütend auf ihn los) = nekimegy (vkinek), rátámad (vkire), kifakad (vki ellen), nekitámad, felfortyan (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (intr.) loshauen = rávág, közéje vág, szétüt (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1029) (intr.) losplatzen = (hirtelen/ indulatosan) kitör, kifakad (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1030) (intr.) losschießen = nekilendül/ -rohan (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1030) (ts.) lossprechen = felment, felold, (vall) feloldoz (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 1030). 11 https: / / books.google.de/ books? id=9fsTAQAAQBAJ&pg=PT92&lpg=PT92&dq=Du+ würdest+in+der+Aufregung (gesehen am 05.12.2014) 12 Übersetzung von J. T. <?page no="71"?> Ereignisstruktur der Verben mit den Präfixen los-, ab- und an- 57 3.2.4 Ereignisstruktur von abdrücken - le-/ megnyom, [lőfegyvert] elsüt, (el)taszít, -tol, -lök, le-/ összeszorít, magához szorít, ölelget, lenyomatot készít, megmintáz Die Ereignisstruktur des Verbs abdrücken bzw. le-/ megnyom, [lőfegyvert] elsüt, (el)taszít, -tol, -lök, le-/ összeszorít, magához szorít, ölelget, lenyomatot készít, megmintáz kann wie folgt dargestellt werden: (ts.) abdrücken: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[PUNKTUELL] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → z [RESULTATIV] : y) (ts.) le-/ megnyom, [lőfegyvert] elsüt, (el)taszít, -tol, -lök, le-/ összeszorít, magához szorít, ölelget, lenyomatot készít, megmintáz (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 7): x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[PUNKTUELL] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → z [RESULTATIV] : y) Beispiele: Aber meine zweite Pistole wollte ich nicht abdrücken, […]. 13 De a második pisztolyomat nem akartam elsütni, […]. 14 Die Ereignisstruktur besteht aus einem ersten Teilereignis (e 1 ), das punktuell ist. Das erste Teilereignis e 1 (das Auslösen des Ereignisses) geht dem Nachzustand z (dem Ergebnis dieses Ereignisses) voraus. Am ersten punktuellen Teilereignis (e 1 ) sind ein Agens (x) und ein Patiens (y) beteiligt. Zeitlich danach (<) erfolgt der Nachzustand z. Daran ist aber auch in diesem Fall nur das Patiens (y) beteiligt. Die gleiche Ereignisstruktur weisen auch die ungarischen Entsprechungen auf, die ebenfalls ein punktuelles Ereignis bezeichnen, dessen Endergebnis impliziert ist. 3.2.5 Ereignisstruktur von anstreichen - (be)mázol, (be)fest, megjelöl, megérint, súrol Die Ereignisstruktur des Verbs anstreichen bzw. (be)mázol, (be)fest, megjelöl, megérint, súrol (Halász/ Földes/ Uzonyi 1998: 111-112) lässt sich wie folgt darstellen: 13 https: / / www.google.de/ ? gws_rd=ssl#q=ich+wollte+die+Pistole+nicht+abdr%C3% BCcken (gesehen am 05.12.2014) 14 Übersetzung von J. T. <?page no="72"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 58 (ts.) anstreichen: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[+DUR] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → I z [+DUR] : y PATIENS ) (ts.) (be)mázol, (be)fest, megjelöl: x nom , y akk E-STR: ( → I e 1[+DUR] : x AGENS , y PATIENS ) < ( → I z [+DUR] : y PATIENS ) Beispiele: Luftfahrtenthusiasten und Sammler sollten sich den 5. September 2010 rot in ihrem Kalender anstreichen . 15 A repülés iránt lelkesedőknek és a gyűjtőknek 2010. szeptember 5-ét pirossal kellene megjelölni a naptárukban. 16 Sowohl das verursachende als auch das verursachte Ereignis ist beim deutschen Verb und bei seinen ungarischen Entsprechungen durativ. Dem Nachzustand (z), der durativ ist, geht ein erstes ebenfalls duratives Teilereignis voraus, in dem sowohl das Agens (x) als auch das Patiens (y) vorhanden sind. Auch in diesem Fall weisen die ungarischen Äquivalente die gleiche Ereignisstruktur auf. 3.2.6 Zwischenbilanz Bei den herangezogenen deutschen Beispielverben und ihren ungarischen Entsprechungen gibt es keine semantischen Unterschiede zwischen den Ereignisstrukturen. Unterschiede gibt es nur auf der Ebene der sprachlichen Realisierung. Daraus ergibt sich die Frage, ob es bestimmte Bereiche gibt, in denen auch inhaltliche Unterschiede mit Hilfe der ereignisstrukturbasierten Analyse aufgedeckt werden können. Es ist anzunehmen, dass sich auch bei der Analyse der Ereignisstruktur weiterer deutscher und ungarischer präfigierter bzw. suffigierter Verben keine semantischen Unterschiede aufdecken lassen. Die weitere Forschungsarbeit richtet sich deshalb auf sprachspezifische Unterschiede in den beiden Sprachen, die mit Hilfe der in Kapitel 1.5 vorgestellten ereignisstrukturbasierten Analysemethode beschrieben werden können. 15 www.linguee.de/ deutsch-englisch/ uebersetzung/ rot+im+kalender+anstreichen.html (gesehen am 05.12.2014) 16 Übersetzung von J. T. <?page no="73"?> Ereignisstruktur der Verben mit den Präfixen los-, ab- und an- 59 3.3 Ereignisszenen in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers: Ereignisschemata, semantische Teilnehmer, semantische Relationen Wie oben ausgeführt, drückt jeder Satz von der konzeptuellen Seite her gesehen, ein Ereignis aus, das aus mehreren Teilereignissen besteht oder bestehen kann. In der vorliegenden Abhandlung wird das Ereignis aus der Perspektive dessen betrachtet, der den Satz sagt. In diesem Kapitel wird auch ein Überblick über prototypische konzeptuelle Muster (Ereignisschemata) im Deutschen und Ungarischen gegeben, die so miteinander verglichen werden können. Schauen wir uns nun unsere eigenen Beispielsätze an und untersuchen wir, wie der Sprecher/ Schreiber in ihnen mögliche Ereignisszenen in seiner Vorstellungs- und Erfahrungswelt konstruiert. a) Mein Freund ist müde. (Zustand) b) Das 44. Linguistische Kolloquium in Sofia lief planmäßig ab. (Vorgang) c) Norbert steht vom Stuhl auf. (Handlung) d) Das achtjährige Kind weiß schon, dass es gefährlich ist, bei Rot über die Straße zu gehen. (Erfahrung) e) Mein junger Nachbar hat ein nagelneues Auto. (Besitzrelation) f) Peterchen kletterte aus dem Küchenfenster und sprang über den Zaun. (Bewegung = Vorgang + Ursprung - Ziel) g) Mein Neffe hat seinem Freund das Fotoalbum gegeben. (Übertragung) Die einzelnen Ereignistypen können in zusammengesetzten Sätzen auch miteinander kombiniert vorkommen wie z.B.: a) Norbert wurde krank, hatte ein Diätbuch in der Hand und gab es an den Arzt weiter. (Vorgang/ Erleiden + Besitzrelation + Bewegung/ Handlung/ Transfer) b) Das Wasser ist flüssig und kocht schnell. (Zustand + Vorgang) c) Die neue Sekretärin hat eine starke Erkältung, deshalb steht sie erst gegen 8 Uhr auf. (Besitzrelation + Vorgang) 3.3.1 Grundlegende Ereignisschemata im Deutschen In diesem Kapitel wird ein Überblick über grundlegende Ereignisschemata gegeben. Ein Ereignis wird als komplexes Ganzes in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt beschrieben. In der Forschungsliteratur (Pörings und Schmitz 2003: 87ff.) werden Ereignisse nach einer begrenzten Anzahl von Typen kategorisiert. An dieser Stelle sollen diese prototypischen konzeptuellen Muster <?page no="74"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 60 (Ereignisschemata) kurz erörtert werden, um zu zeigen, welche begrifflichen Einheiten (semantische Teilnehmer) auf konzeptueller Ebene in einem komplexen Ereignis miteinander in Beziehung gesetzt werden können (Pörings und Schmitz 2003: 87ff.). (1) Das Essivschema im Deutschen: Das Essivschema referiert auf unterschiedliche Arten des Seins: a) Die große Fläche auf der Karte ist die Tiefebene. b) Der Balaton ist ein See. c) Debrecen ist in Ostungarn. d) In Österreich gibt es viele Wälder. e) Der Balaton ist nicht tief. Teilnehmerrollen sind in den Beispielsätzen: Identifikation (a), Kategorisierung (b), Ortsangabe (c), Existenzbehauptung (d) oder Zuschreiben einer Eigenschaft (e). Der nicht aktive Hauptteilnehmer des Sein-Schemas erscheint jeweils als Patiens, der zweite Teilnehmer als Essiv. (2) Das Vorgangsschema im Deutschen: Durch ein Vorgangsschema wird eine konzeptuelle Einheit mit einem momentan stattfindenden Prozess in Beziehung gesetzt. a) Es donnerte die ganze Nacht. b) Der Ball flog ins Tor. c) Die Suppe kocht. d) Meine Großmutter ist vor zwei Wochen gestorben. e) Der Hund bellt. Die in diesem Prozess eingebundene konzeptuelle Einheit nimmt die Rolle des Patiens ein. Es stellt sich dabei die Frage nach dem Grad der Autonomie des Patiens im Prozess. Die Autonomie-Skala kann in den Beispielsätzen von a bis e verfolgt werden. Die Teilnehmer tragen aber nicht selbst zu der Energie bei, die während des Prozesses entsteht, sie sind vielmehr vom Prozess betroffen. Das Patiens ist in den Beispielsätzen ein meteorologisches Phänomen (a), ein lebloses Objekt (b, c), ein Mensch (d) oder ein Tier (e). Es drückt im Beispielsatz (a) eine physikalische oder anthropologische Lage aus, es kommt im Beispielsatz (b) durch einen Energieanstoß ins Rollen, die Energie ist im Satz (c) mitgedacht. Im Beispielsatz (d) wird das Patiens als Organismus dargestellt, der unterschiedlichen Prozessen unterliegen kann, Beispiel (e) zeigt einen angeborenen Reiz-Reaktions-Reflex, wobei der Hund autonomer erscheint als z. <?page no="75"?> Ereignisszenen in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers 61 B. der Ball (b), die Suppe (c) oder die Großmutter (d). Die Energie des Hundes (e) wird stärker wahrgenommen als die des Patiens im Beispiel (d) oder (c). (3) Das Handlungsschema im Deutschen: Die in einem Handlungsschema eingebundene konzeptuelle Einheit bestimmt die Quelle der aufgebrachten Energie und damit erscheint in erster Linie ein menschliches Agens als Ausführender einer Handlung als Hauptteilnehmer. Das Agens führt aus eigenem Antrieb die Handlung durch, es spielt die Rolle des Agens als Ursprung der Energie, die auf ein Patiens (zweiter Teilnehmer) übertragen wird. a) Das Kind badet in der Badewanne. b) Norbert liest den ganzen Abend. c) Er liest die Geschichte eines berühmten Physikers. d) Er schreibt ein neues Buch. e) Am Abend zerbrach er das Glas. Die Energie erscheint im Satz (a) und (b) in der Handlung selbst, in (a) ist kein Objekt möglich, in (b) wird es impliziert. In Satz (c) ist das Objekt betroffen, in Satz (d) entsteht dagegen ein neues Objekt. In Satz (e) wird die Energie auf ein Patiens übertragen, das vernichtet wird. (4)Das Erfahrungsschema im Deutschen: Mit einem Erfahrungsschema konstruieren wir, wie der Mensch den menschlichen Kontakt mit der kulturellen und natürlichen Umgebung und Umwelt mental verarbeitet. Es geht dabei um körperliche, soziale und kulturelle Erfahrungen. Der Hauptteilnehmer ist in einem Erfahrungsschema weder passiv noch aktiv, er ist als Erfahrungszentrum oder als Experiens zu bezeichnen, das mentale Erfahrungen wie Wahrgenommenes, Gedanken, Gefühle, Wünsche etc. registriert und verarbeitet. Als zweiter Teilnehmer tritt entweder ein konkretes Objekt (a) oder eine abstrakte Denkeinheit mit einem Ereignisschema (b- d) auf. Die zweite Teilnehmerrolle in einem Erfahrungsschema wird also mit einem Patiens besetzt, das von keiner Energieeinwirkung betroffen ist. a) Das Mädchen sieht eine Spinne. b) Es weiß, dass sie auch gefährlich sein kann. c) Trotzdem will es sie mit der Hand packen. d) In wenigen Minuten spürt es einen stechenden Schmerz. (5) Das Besitzschema im Deutschen: Das Besitzschema hat mehrere Erscheinungsformen: <?page no="76"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 62 a) Mein Onkel hat ein nagelneues Auto. b) Peter hat in der Klasse immer die interessantesten Gedanken. c) Der Arzt hat Grippe. d) Dieses alte Auto hat nur drei Räder. e) Mein Cousin hat eine hübsche Schwester. Als Prototyp gilt hier ein menschlicher Besitzer (a), der ein Objekt besitzt (a). Der Hauptteilnehmer kann neben einem menschlichen Besitzer (a-c, e) auch ein nichtmenschlicher (d) sein. In der Rolle des zweiten Teilnehmers (Patiens) erscheinen entweder eine mentale Entität (b), eine Betroffenheit (c), ein Ganzes mit seinen Teilen (d) oder ein Mitglied einer Kategorie (e). Es geht auch beim Besitzschema nicht um eine Energieübertragung zwischen dem Besitzer und dem Patiens. (6)Das Bewegungsschema im Deutschen: Das Bewegungsschema ist komplexer als die bisherigen Schemata, weil es eine Kombination aus mehreren Schemata darstellt. Es wird maximal aus drei Komponenten gebildet, aus einem Ursprung, einem Weg und aus einem Ziel. Am ersten Punkt beginnt der Prozess oder die Handlung, am zweiten erscheint der Weg, der zurückgelegt wird, und am dritten das Ziel, auf das der Prozess oder die Handlung hinauslaufen. Es handelt sich hier um eine mögliche Kombination aus einem Vorgangsschema oder aus einem Handlungsschema mit den erwähnten Punkten. a) Das Benzin ist aus dem Tank auf den Boden gelaufen. Vorgangsschema + Ursprung - Ziel b) Der Junge kletterte vom Hof aus die Dachrinne hinauf in den ersten Stock. Handlungsschema + Ursprung - Weg - Ziel c) Die Studententage gingen von Mittwoch, 5 Uhr nachmittags, die ganze Nacht hindurch bis Freitag, 11 Uhr. Vorgangsschema + Beginn - Dauer - Ende d) Die Programmierer programmierten von abends um 8 bis morgens um 9 Uhr. Handlungsschema + Beginn - Ende Wie Beispiel (a) zeigt, wird ein Vorgangsschema im räumlichen Sinne auf einen Ursprung und dann auf ein Ziel übertragen. In (b) wird das Handlungsschema im räumlichen Sinne nicht nur auf Ursprung und Ziel bezogen, sondern auch noch auf den Weg dazwischen ausgedehnt. Das zeitliche Bewegungsschema (c) besteht aus der Kombination aus einem Vorgangsschema mit den Punkten Beginn, Dauer und Ende, in (d) aus der Kombination aus einem Handlungsschema mit den Punkten Beginn und Ende. Im Bewegungsschema stehen die <?page no="77"?> Ereignisszenen in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers 63 einzelnen Elemente alle gleichermaßen im Vordergrund, deshalb können sie auch unabhängig voneinander ausgedrückt werden: a/ 1) Das Benzin ist aus dem Tank gelaufen. Vorgangsschema + Ursprung a/ 2) Das Benzin ist auf den Boden gelaufen. Vorgangsschema + Ziel b/ 1) Der Junge kletterte vom Hof aus in den ersten Stock hinauf. Handlungsschema + Ursprung - Ziel b/ 2) Der Junge kletterte die Dachrinne empor in den ersten Stock hinauf. Handlungsschema + Weg - Ziel b/ 3) Der Junge kletterte in den ersten Stock hinauf. Handlungsschema + Ziel c/ 1) Die Studententage gingen von 5 Uhr mittwochnachmittags bis um 11 Uhr am Freitag. Vorgangsschema + Beginn - Ende c/ 2) Die Studententage gingen die ganze Nacht hindurch bis um 11 Uhr am Freitag. Vorgangsschema + Dauer - Ende c/ 3) Die Studententage gingen bis um 11 Uhr am Freitag. Vorgangsschema + Ende c/ 4) Die Studententage gingen um 5 Uhr mittwochnachmittags los. Vorgangsschema + Beginn d/ 1) Die Programmierer programmierten von abends um 8 Uhr. Handlungsschema + Beginn d/ 2) Die Programmierer programmierten bis morgens um 9 Uhr. Handlungsschema + Ende Pörings und Schmitz (2003: 92) stellen richtig fest, dass eine Hierarchie für das Ursprung-Weg-Ziel-Schema gilt. Das Ziel ist in der Regel viel wichtiger als der Ursprung und Ursprung sowie Ziel sind viel wichtiger als der Verlauf. Teilnehmer in Teilnehmerrollen sind Agens, Patiens und Ziel. (7) Das Übertragungsschema im Deutschen: Auch im Übertragungsschema werden verschiedene Schemata kombiniert, und zwar entweder das Besitz- und das Vorgangsschema oder das Handlungs- und das Bewegungsschema. Das Übertragungsschema impliziert zwei Zustände: einen Anfangszustand und einen Ergebniszustand, die sich an folgenden Beispielen erklären lassen: <?page no="78"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 64 a) Der Professor hat seiner Assistentin die Tischvorlage gegeben. b) Der Professor hat die Tischvorlage an seine Assistentin weitergeleitet. c) Nur weiß ich nicht, welche Farbe ich dem Wohnzimmer geben soll. In (a) besitzt der Professor die Tischvorlage (Anfangszustand) und gibt sie an die Assistentin (Ergebniszustand), so dass sie schließlich im Besitz der Assistentin ist. Der erste Teilnehmer ist in diesem Fall das Agens und die zweite Teilnehmerin ist die Empfängerin (die neue Besitzerin), in deren Besitz die Tischvorlage ab jetzt ist. Als dritter Teilnehmer erscheint das Patiens. In (b) ist die Assistentin die Besitzerin, die die Tischvorlage wahrscheinlich nur vorübergehend besitzt. Im abstrakteren Beispiel (c) erscheint das Wohnzimmer in der semantischen Rolle des Empfängers. 3.3.2 Einordnung unterschiedlicher Arten von Ereignissen anhand von Ereignisschemata im Ungarischen Im Folgenden werden unterschiedliche Arten von Ereignissen anhand von Ereignisschemata im Ungarischen mit eigenen Beispielsätzen eingeordnet. (1) Das Essivschema im Ungarischen: Der Zustand des Seins wird auf konzeptueller Ebene auch im Ungarischen auf die gleiche Weise ausgedrückt. a) A nagy felület a térképen az alföld. / Die große Fläche auf der Landkarte ist die Tiefebene. b) A Balaton egy tó. / Der Balaton ist ein See. c) Debrecen Kelet-Magyarországon van. / Debrecen ist in Ostungarn. d) Ausztriában sok erdő van. / In Österreich gibt es viele Wälder. e) A Balaton nem mély. / Der Balaton ist nicht tief. Die Teilnehmer in Teilnehmerrollen der deutschen Beispielsätze entsprechen denen des Ungarischen: Identifikation (a), Kategorisierung (b), Ortsangabe (c), Existenzbe-hauptung (d) oder Zuschreiben einer Eigenschaft (e). Als nicht aktiver Hauptteilnehmer des Sein-Schemas erscheint das Patiens, als zweiter Teilnehmer das Essiv. (2) Das Vorgangsschema im Ungarischen: Der momentan stattfindende Prozess wird auch im Ungarischen offensichtlich durch ein Vorgangsschema konstruiert. Die Autonomie-Skala ist im Deutschen und im Ungarischen die gleiche. <?page no="79"?> Ereignisszenen in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers 65 a) Egész éjjel dörgött az ég. / Es hat die ganze Nacht gedonnert. b) A labda a kapuba került. / Der Ball gelangte ins Tor. c) A leves forr. / A leves fő. / Die Suppe kocht. d) Nagymamám két héttel ezelőtt meghalt. / Meine Großmutter ist vor zwei Wochen gestorben. e) A kutya ugat. / Der Hund bellt. Die Teilnehmer in Teilnehmerrollen der ungarischen Beispielsätze entsprechen denen im Deutschen. Als Hauptteilnehmer des Vorgangsschemas erscheint auch im Ungarischen das Patiens. (3) Das Handlungsschema im Ungarischen: Die Handlung wird auf konzeptueller Ebene im Ungarischen auf die gleiche Weise ausgedrückt. Auch im Ungarischen kann man beide Extreme des Handlungsschemas (a) und (e) mit den jeweiligen Zwischenstufen (b), (c), (d) beobachten. In (a) ist kein direktes Objekt möglich, Satz (b) impliziert auch im Ungarischen ein Objekt, d.h. ein Buch oder eine Zeitung. Im Gegensatz zu Satz (d), in dem ein neues Objekt entsteht, erscheint in Satz (c) auch im Ungarischen ein Objekt, das von der Handlung betroffen ist. In Satz (e) ist das Objekt obligatorisch und es zerbricht auch im Ungarischen. a) A gyerek a kádban fürdik. / Das Kind badet in der Badewanne. b) Norbert egész este olvas. / Norbert liest den ganzen Tag. c) Egy ismert fizikus történetét olvassa. / Er liest die Geschichte eines bekannten Physikers. d) Új könyvet ír. / Er schreibt ein neues Buch. e) Este eltörte a poharat. / Er hat am Abend das Glas zerbrochen. (4)Das Erfahrungsschema im Ungarischen: Die Struktur des Ereignisschemas auf der konzeptuellen Ebene sowie die Teilnehmer und die Teilnehmerrollen der deutschen Beispielsätze entsprechen denen des Ungarischen: a) A kislány lát egy pókot. / Das kleine Mädchen sieht eine Spinne. b) Tudja, hogy az veszélyes is lehet. / Sie weiß, dass sie auch gefährlich sein kann. c) Mégis meg akarja fogni a kezével. / Es will sie trotzdem mit der Hand packen. d) Néhány perc múlva szúró fájdalmat érez. / Nach einigen Minuten spürt es einen stechenden Schmerz. Das Patiens ist auch im Ungarischen von keiner Energieeinwirkung betroffen. <?page no="80"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 66 (5) Das Besitzschema im Ungarischen: Neben dem (menschlichen) Besitzer treten auch im Ungarischen ein beweglicher oder übertragbarer materieller (a) oder ein mentaler (b) Besitz, eine Betroffenheit von einer Krankheit, eine Teil-Ganzes-Relation (c) oder Verwandtschaftsbeziehungen (d) auf: a) A szomszédomnak vadonatúj autója van. / Mein Nachbar hat ein nagelneues Auto. b) Péternek vannak az osztályban mindig a legérdekesebb ötletei. / Peter hat in der Klasse immer die interessantesten Ideen. c) Az orvos influenzás. / Der Arzt hat eine Grippe. d) Ennek a régi autónak csak három kereke van. / Dieses alte Auto hat nur drei Räder. e) Az unokatestvéremnek csinos lánytestvére van. / Mein Cousin hat eine hübsche Schwester. Das Besitzschema wird auf konzeptueller Ebene im Ungarischen auf die gleiche Weise ausgedrückt wie im Deutschen. (6) Das Bewegungsschema im Ungarischen: Das Bewegungsschema referiert auch im Ungarischen auf drei mögliche Punkte (Ursprung - Weg - Ziel) und weist so auf konzeptueller Ebene die gleiche Struktur auf: a/ 1) A benzin kifutott a tankból. / Das Benzin ist aus dem Tank gelaufen. Vorgangsschema + Ursprung a/ 2) A benzin kifutott a földre. / Das Benzin ist auf den Boden gelaufen. Vorgangsschema + Ziel b/ 1) A fiú az udvarról mászott fel az első emeletre. / Der Junge kletterte vom Hof in den ersten Stock. Handlungsschema + Ursprung - Ziel b/ 2) A fiú az ereszen mászott fel az első emeletre. / Der Junge kletterte das Regenrohr entlang in den ersten Stock. Handlungsschema + Weg - Ziel <?page no="81"?> Ereignisszenen in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers 67 b/ 3) A fiú felmászott az első emeletre. / Der Junge kletterte in den ersten Stock. Handlungsschema + Ziel b/ 4) A fiú az udvarról mászott fel. / Der Junge kletterte vom Hof hinauf. Handlungsschema + Ursprung c/ 1) A diáknapok szerda délután 5 órától péntek 11 óráig tartottak. / Die Studententage dauerten/ gingen am Mittwoch von 5 Uhr nachmittags bis 11 Uhr am Freitag. Vorgangsschema + Beginn - Ende c/ 2) A diáknapok egész éjjel tartottak péntek 11 óráig. / Die Studententage dauerten/ gingen die ganze Nacht hindurch bis 11 Uhr. Vorgangsschema + Dauer - Ende c/ 3) A diáknapok péntek 11 óráig tartottak. / Die Studententage dauerten/ gingen bis 11 Uhr am Freitag. Vorgangsschema + Ende c/ 4) A diáknapok szerda délután 5 órától kezdődtek. / Die Studententage gingen am Mittwoch von 5 Uhr nachmittags los. Vorgangsschema + Beginn d/ 1) A programozók este 8 órától programoztak. / Die Programmierer programmierten von 8 Uhr abends. Handlungsschema + Beginn d/ 2) A programozók reggel 9 óráig programoztak. / Die Programmierer programmierten bis 9 Uhr morgens. Handlungsschema + Ende Für das Ursprung-Weg-Ziel-Schema gilt auch im Ungarischen das Ziel-vor- Ursprung-Prinzip. Im Ursprung-Weg-Ziel-Schema erscheinen auch im Ungari- <?page no="82"?> Die theoretische Basis der grammatisch-semantischen Analyse 68 schen als Hauptteilnehmer ein Agens und als weitere Teilnehmer ein Patiens bzw. ein Ziel. Auch im Ungarischen erscheinen als Hauptteilnehmer ein Agens und als weitere Teilnehmer ein Patiens bzw. ein Ziel. (7) Das Übertragungsschema im Ungarischen: Die Struktur des Übertragungsschemas auf der konzeptuellen Ebene sowie die Teilnehmer und die Teilnehmerrollen der deutschen Beispielsätze entsprechen denen des Ungarischen: a) A professzor odaadta a tanársegédjének a kiosztmányt. / Der Professor gab seinem Assistenten die Tischvorlage. b) A professzor továbbította tanársegédjének a kiosztmányt. / Der Professor gab die Tischvorlage an seinen Assistenten weiter. c) Csak azt nem tudom, hogy milyen színűre fessem a házat. / Ich weiß nur nicht, welchen Anstrich ich dem Haus geben soll. In Beispiel (c) wird das Übertragungsschema im Ungarischen sprachlich anders wiedergegeben. Das Haus erscheint als Patiens. 3.3.3 Zwischenbilanz Es wurde in diesem Kapitel ersichtlich, dass die Einordnung von Ereignissen im Deutschen und Ungarischen anhand von Ereignisschemata möglich ist und die Teilnehmer in den Teilnehmerrollen der deutschen Beispielsätze denen der ungarischen Sätze entsprechen. So kann festgestellt werden, dass es in den beiden Sprachkulturen auf konzeptueller Ebene keine gravierenden Unterschiede im Bereich der untersuchten Konzepte gibt. Im Mittelpunkt der folgenden Untersuchungen steht die Frage, wie die Ereignistypen in der deutschen und ungarischen Sprache realisiert werden, d.h. welche sprachlichen Elemente des Satzes (Satzmuster, Wortstellung etc.) uns helfen, das Ereignis in Bezug auf Faktoren des Sprechens wie Sprecher, Hörer, Ort, Zeitpunkt und weitere Bedingungen zu positionieren. Ein Satz stellt nämlich ein sowohl konzeptuell wie auch sprachlich in sich abgeschlossenes Ganzes dar. Es soll auch untersucht werden, wie diese Schemata sprachlich zum Ausdruck gebracht werden können. <?page no="83"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 69 4 Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse deutscher und ungarischer Verben: Ereignisse als komplexe Ganze in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt von Sprechern und Schreibern 4.1 Analysemethode Die einzelnen Arbeitsschritte einer vergleichenden Analysemethode, mit der sprach- und kulturspezifische Bedeutungssysteme im Deutschen und Ungarischen verglichen werden, lassen sich als Antworten auf die folgenden vier aufeinander aufbauenden Gruppen von Fragen beschreiben: (1) Konzeptuelle Ereignisschemata und Teilnehmerrollen im Sprachvergleich: Welche Ereignisschemata bzw. Teilnehmerrollen liegen vor? In Frage kommen dafür das Essivschema, das Vorgangsschema, das Handlungsschema, das Erfahrungsschema, das Besitzschema, das Bewegungsschema, das Übertragungsschema etc. bzw. Agens, Empfänger, Essiv, Experiens etc. (2) Teilereignisse im Sprachvergleich: a) Mit wie vielen Teilereignissen hat man es zu tun? b) Welche zeitliche Struktur haben die Teilereignisse (dauernd, punktuell etc.) und um welche Typen von Ereignissen im weitesten Sinn handelt es sich (Prozess, Zustand, Vorgang, Bewegung etc.)? c) Welcher Art sind die Relationen zwischen den Teilereignissen (kausal, temporal etc.)? d) Sind die thematischen Argumente in alle Teilereignisse involviert? e) Sind die einzelnen Teilereignisse durch die verbale Proposition impliziert (i) oder präsupponiert (p)? (3) Hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich: <?page no="84"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 70 Wie ist die syntaktische Struktur von Sätzen in beiden Sprachen, z.B. im Hinblick auf Satzglieder, Minimal- und Maximalstruktur der Sätze, Satzbauplan und Satzmuster, zu beschreiben? (4)Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich: Welche Linearisierungsstrategien sowie morphologische Realisierungen und Ausdrucksformen der einzelnen Satzkonstituenten finden sich in beiden Sprachen? Diese vier Arbeitsschritte finden sich im Folgenden nacheinander wieder, indem ich die oben formulierten Fragen systematisch für unterschiedliche Verben beantworte. Die Textbeispiele sind Günter Kunerts Kurzgeschichte Zentralbahnhof (1972) sowie ihrer ungarischen Übersetzung von Mária Ember Központi pályaudvar (1969) entnommen. Ich gehe Kunerts Text Satz für Satz durch. Meine Wahl ist auf diese Erzählung gefallen, da dieser Text aus einer Reihe von aufeinanderfolgenden, gut nachvollziehbaren Teilereignissen besteht. 4.2 Komplexe Darstellung der Analyseergebnisse: Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen im Sprachvergleich In diesem Kapitel werde ich zunächst Einzelanalysen deutscher und ungarischer Verben durchführen und vorstellen (4.2.1) und anschließend ein Zwischenfazit ziehen (4.2.2), aus dem die Analyseergebnisse hervorgehen. 4.2.1 Kontrastive Einzelanalysen Im Folgenden wird zunächst für eine Reihe deutscher und ungarischer Beispielsätze bestimmt, welchem Ereignisschema sie jeweils zugeordnet werden können. Danach werden Teilereignisse und Teilnehmerrollen nach ihrer Quantität und Qualität bestimmt und die beiden Sprachen in dieser Hinsicht miteinander verglichen. Die Prädikate werden in den folgenden Analysen jeweils kursiv hervorgehoben. Nach dem jeweiligen deutschen bzw. ungarischen Satz steht an erster Stelle der Schematyp, der auch aus einer Kombination mehrerer Schemata bestehen kann, dann folgt die Beschreibung der Ereignisstruktur. Es werden Zahl und zeitliche Struktur der Teilereignisse, Relationen zwischen den Argumenten und den Teilereignissen sowie semantische Rollen festgelegt. Es gibt so viele Vorschläge zu einer Typologie semantischer Rollen, dass es notwendig erscheint, an dieser Stelle auf das „Inventar“ semantischer Rollen hinzuweisen. Die Grundlage meiner Verwendungsweise in dieser Abhandlung <?page no="85"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 71 ist das Konzept der semantischen Rollen von Sommerfeldt/ Schreiber/ Starke ( 4 1996: 45ff.), denn es ist eine feldmäßige Darstellung (Agens, Patiens, Resultat, Adressat, Instrument, Lokativ). Ihr Inventar wurde mit weiteren Teilnehmerrollen wie z.B. Essiv, Erfahrungszentrum, Ziel etc. (Pörings und Schmitz 2003: 95) ergänzt. (1a) An einem sonnigen Morgen stößt ein Jemand innerhalb seiner Wohnung auf ein amtliches Schreiben: es liegt auf dem Frühstückstisch neben der Tasse. Vorgangsschema + Essivschema stößt → Teilereignisse, punktuell, Vorgang, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert liegt → Teilereignisse, dauernd, Zustand, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert (1b) Egy napfényes reggelen Valaki a lakásában hivatalos írásra bukkan: a reggelizőasztalon hever, a csésze mellett. Vorgangsschema + Essivschema bukkan → Teilereignisse, punktuell, Vorgang, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert hever → Teilereignisse, dauernd, Zustand, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert (2a) Wie es dahin kam, ist ungewiß. Vorgangsschema + Essivschema kam → Teilereignisse, dauernd, Vorgang, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert ist ungewiß → 1 Teilereignis, Zustand, Essiv, Patiens (2b) Nem lehet tudni, hogyan került oda. Essivschema + Vorgangsschema <?page no="86"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 72 lehet tudni → 1 Teilereignis, Zustand, Essiv, Patiens került oda → Teilereignisse, dauernd, Vorgang, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert (3a) Kaum geöffnet, überfällt es den Lesenden mit einer Aufforderung: Vorgangsschema + Vorgangsschema geöffnet → 1 Teilereignis, punktuell, Vorgang, Patiens überfällt → 1 Teilereignis, dauernd, Vorgang, Patiens (3b) Kinyitja, és máris a következő felszólítással támadnak rá a sorok: Handlungsschema + Vorgangsschema kinyitja → 2 Teilereignisse, Handlung, Agens, Patiens, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert támadnak → 1 Teilereignis, dauernd, Vorgang, Patiens (4a) Sie haben sich, befiehlt der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier, am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes zwecks Ihrer Hinrichtung einzufinden. Handlungsschema + Handlungsschema haben sich einzufinden → 2 Teilereignisse Agens, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert befiehlt → 1 Teilereignis, Agens, Patiens (4b) Jelenjék meg, parancsolja a hivatalos nyomtatvány a tépett szélű szürke papíron, folyó év november 5-én, reggel 8 órakor a központi pályaudvar férfimosdójában, kivégzése céljából. Handlungsschema + Handlungsschema jelenjék meg → 2 Teilereignisse, Agens, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert parancsolja → 1 Teilereignis, Agens, Patiens <?page no="87"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 73 (5a) Für Sie ist Kabine 18 vorgesehen. Essivschema ist vorgesehen → 1 Teilereignis, Zustand, Patiens (5b) Az Ön számára kijelölt fülke száma: 18. Essivschema 18 → kein verbales Prädikat (6a) Bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung kann auf dem Wege der verwaltungsdienstlichen Verordnung eine Bestrafung angeordnet werden. Handlungsschema kann angeordnet werden → 1 Teilereignis, Agens, Patiens (6b) Ha eme felszólításnak nem tesz eleget, közigazgatási úton bírságolás rendelhető el. Handlungsschema + Handlungsschema tesz eleget → 1 Teilereignis, Agens, rendelhető el → 1 Teilereignis, Agens, Patiens (7a) Es empfiehlt sich leichte Bekleidung, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Essivschema + Handlungsschema empfiehlt sich → 1 Teilereignis, Patiens zu garantieren → 1 Teilereignis, Agens, Patiens (7b) A súrlódásmentes lebonyolítás érdekében könnyű ruházat ajánlatos. Essivschema ajánlatos → 1 Teilereignis, Patiens <?page no="88"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 74 (8a) Wenig später taucht der solchermaßen Betroffene verzagt bei seinen Freunden auf. Bewegungsschema taucht auf → 2 Teilereignisse, punktuell, Bewegung, Agens, Ort, Argument in alle Teilereignisse involviert, impliziert (8b) Az ily módon Érintett hamarosan csüggedten beállít barátaihoz. Bewegungsschema beállít → 2 Teilereignisse, punktuell, Bewegung, Agens, Ort, Argument in alle Teilereignisse involviert, impliziert (9a) Getränke und Imbiß lehnt er ab, fordert hingegen dringlich Rat, erntet aber nur ernstes und bedeutungsvolles Kopfschütteln. Handlungsschema + Handlungsschema + Erfahrungsschema lehnt ab → 1 Teilereignis, Handlung, Agens, Objekt fordert → 1 Teilereignis, Handlung, Agens, Objekt erntet → 1 Teilereignis, Erfahrung, Experiens, Objekt (9b) Az inniés ennivalót elhárítja, viszont annál követelődzőbben kér tanácsot, de csak komoly és jelentőségteljes fejcsóválásban van része. Handlungsschema + Handlungsschema + Erfahrungsschema elhárítja → 1 Teilereignis, Handlung, Agens kér → 1 Teilereignis, Handlung, Agens van része → 1 Teilereignis, Erfahrung, Experiens (10a) Ein entscheidender Hinweis, ein Hilfsangebot bleibt aus. Vorgangsschema bleibt aus → 1 Teilereignis, Vorgang, Patiens <?page no="89"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 75 (10b) A döntő értesülések közlése, a segítség felajánlása elmarad. Vorgangsschema elmarad → 1 Teilereignis, Vorgang, Patiens (11a) Heimlich atmet man wohl auf, wenn hinter dem nur noch begrenzt Lebendigen die Tür wieder zufällt, und man fragt sich, ob es nicht schon zuviel gewesen ist, sie ihm überhaupt zu öffnen. Handlungsschema + Vorgangsschema + Handlungsschema + Essivschema + Handlungsschema atmet auf → 1 Teilereignis, Handlung, Agens zufällt → 2 Teilereignisse, Vorgang, Agens, Patiens, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert fragt sich → 1 Teilereignis, Handlung, Agens gewesen ist → 1 Teilereignis, Patiens zu öffnen → 2 Teilereignisse, Handlung, Agens, Patiens, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert (11b) Barátai titokban bizonyára még fel is lélegeznek, amikor a Már Csak Meghatározott Ideig Élő mögött becsukódik az ajtó, és azon töprengenek, vajon nem kockáztattak-e már azzal is túl sokat, hogy egyáltalában ajtót nyitottak neki. Handlungsschema + Vorgangsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema fel is lélegeznek → 1 Teilereignis, Handlung, Agens becsukódik → 2 Teilereignisse, Vorgang, Agens, Patiens, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert töprengenek → 1 Teilereignis, Handlung, Agens kockáztattak-e → 1 Teilereignis, Agens, Patiens nyitottak → 2 Teilereignisse, Handlung, Agens, Patiens, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert <?page no="90"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 76 (12a) Lohnte es denn, wer weiß was alles auf sich zu laden für einen Menschen, von dem in Zukunft so wenig zu erwarten ist? Essivschema + Erfahrungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema lohnte es → 1 Teilereignis, Essiv weiß → 1 Teilereignis, Patiens, Experiens zu laden → 1 Teilereignis, Patiens zu erwarten ist → 1 Teilereignis, Patiens (12b) Érdemes-e, ki tudja, miféle veszélyeket vállalni valakiért, akitől a jövőben már aligha várhatunk bármit is? Essivschema + Erfahrungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema érdemes-e → 1 Teilereignis, Essiv tudja → 1 Teilereignis, Patiens, Experiens vállalni → 1 Teilereignis, Patiens várhatunk → 1 Teilereignis, Patiens (13a) Der nun selber begibt sich zu einem Rechtsanwalt, wo ihm vorgeschlagen wird, eine Eingabe zu machen, den Termin (5. Nov.) aber auf jeden Fall einzuhalten, um Repressalien auszuweichen. Bewegungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema begibt sich → Bewegung, 1 Teilereignis, Agens, Ziel vorgeschlagen wird → 1 Teilereignis, Patiens zu machen → 1 Teilereignis, Patiens einzuhalten → 1 Teilereignis, Patiens auszuweichen → 1 Teilereignis, Patiens (13b) Az Illető felkeres egy ügyvédet, aki azt javasolja neki, hogy írjon egy beadványt, ám a megadott időpontot (vagyis november 5-ét) a még súlyosabb következmények elkerülése érdekében mindenképpen tartsa be. Handlungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema <?page no="91"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 77 felkeres → Bewegung, 1 Teilereignis, Agens, Ziel javasolja → 1 Teilereignis, Patiens írjon → 1 Teilereignis, Patiens tartsa be → 1 Teilereignis, Patiens (14a) Herrentoilette und Zentralbahnhof höre sich doch ganz erträglich und vernünftig an. Erfahrungsschema höre sich an → 1 Teilereignis, Experiens (14b) Férfimosdó és központi pályaudvar, az egészen elviselhetően és értelmesen hangzik. Erfahrungsschema hangzik → 1 Teilereignis, Experiens (15a) Nichts werde so heiß gegessen wie gekocht. Handlungsschema + Handlungsschema werde gegessen → 1 Teilereignis, Patiens (werde) gekocht → 1 Teilereignis, Patiens (15b) Nem eszik olyan forrón a kását, mint ahogyan főzik. Handlungsschema + Handlungsschema eszik → 1 Teilereignis, Patiens főzik → 1 Teilereignis, Patiens (16a) In Wirklichkeit sei „Einrichtung“ gemeint. Essivschema sei gemeint → 1 Teilereignis, Essiv <?page no="92"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 78 (16b) Valójában „kiképzés” akart lenni. Essivschema akart lenni → 1 Teilereignis, Essiv (17a) Durchaus denkbar findet es der Rechtsanwalt, daß man von seinem frisch gebackenen Klienten verlange, er solle sich einrichten. Erfahrungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema findet → 1 Teilereignis, Experiens, Patiens verlange → 1 Teilereignis, Agens, Patiens solle sich einrichten → 1 Teilereignis, Agens (17b) Az ügyvéd szerint igenis elképzelhető, hogy új sütetű kliensét ki akarják képezni. Handlungsschema ki akarják képezni → 1 Teilereignis, Agens (18a) Abwarten. Handlungsschema abwarten → 1 Teilereignis, Handlung (18b) Várjuk csak ki a végét. Handlungsschema várjuk ki → 1 Teilereignis (19a) Man muß Vertrauen haben! Besitzschema muß haben → 1 Teilereignis, Besitzer, Patiens <?page no="93"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 79 (19b) A bizalom rendkívül fontos! Essivschema fontos → 1 Teilereignis, Patiens, Essiv (20a) Vertrauen ist das wichtigste. Essivschema ist das wichtigste → 1 Teilereignis, Patiens, Essiv (20b) A bizalom a fő! Essivschema fő → 1 Teilereignis, Patiens, Essiv (21a) Daheim wälzt sich der zur Herrentoilette Beorderte schlaflos über seine durchfeuchteten Laken. Handlungsschema wälzt sich → 1 Teilereignis, Agens (21b) Otthon a Férfimosdóba Rendelt Egyén álmatlanul hánykolódik nyirkos lepedőjén. Handlungsschema hánykolódik → 1 Teilereignis, Agens (22a) Erfüllt von brennendem Neid lauscht er dem unbeschwerten Summen einer Fliege. Erfahrungsschema lauscht → 1 Teilereignis, Experiens, Patiens <?page no="94"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 80 (22b) Majd szétveti az irigység, úgy hallgatja egy légy gondtalan zümmögését. Vorgangsschema + Erfahrungsschema szétveti → 1 Teilereignis, Patiens hallgatja → 1 Teilereignis, Experiens, Patiens (23a) Die lebt! Handlungsschema lebt → 1 Teilereignis, Agens, durativ (23b) Ez él! Handlungsschema él → 1 Teilereignis, Agens, durativ (24a) Die hat keine Sorgen! Besitzschema hat → 1 Teilereignis, Besitzer, Patiens (24b) Ennek semmi gondja! Besitzschema semmi [nincs] → 1 Teilereignis, Besitzer, Patiens (25a) Was weiß die schon vom Zentralbahnhof? ! Erfahrungsschema weiß → 1. Teilereignis, Experiens, Patiens (25b) Mit tud ez a központi pályaudvarról? ! Erfahrungsschema tud → 1. Teilereignis, Experiens, Patiens <?page no="95"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 81 (26a) Man weiß ja selber nichts darüber … Erfahrungsschema weiß → 1. Teilereignis, Experiens, Patiens (26b) Hiszen ő maga sem tud róla semmit … Erfahrungsschema tud → 1. Teilereignis, Experiens, Patiens (27a) Mitten in der Nacht läutet er an der Tür des Nachbarn. Handlungsschema läutet → 2 Teilereignisse, Handlung, Agens, Patiens, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert (27b) Az éjszaka kellős közepén becsönget a szomszédja ajtaján. Handlungsschema becsönget → 2 Teilereignisse, Handlung, Agens, Patiens, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert (28a) Durch das Guckloch glotzt ihn ein Auge an, kurzfristig, ausdruckslos, bis der Klingelnde kapituliert und den Finger vom Klingelknopf löst. Handlungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema glotzt an → 1 Teilereignis, Agens, Patiens, Handlung kapituliert → 1 Teilereignis, Agens, Handlung löst → 1 Teilereignis, Agens, Patiens, Handlung, punktuell (28b) A kukucskálón át egy szempár mered rá rövid ideig, kifejezéstelenül, míg végre a Csengető feladja a harcot, és leveszi ujját a csengőről. Handlungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema mered rá → 1 Teilereignis, Agens, Patiens, Handlung <?page no="96"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 82 feladja → 1 Teilereignis, Agens, Handlung leveszi → 1 Teilereignis, Agens, Patiens, Handlung, punktuell (29a) Pünktlich um acht Uhr morgens betritt er am 5. Nov. den Zentralbahnhof, fröstelnd in einem kurzärmeligen Sporthemd und einer Leinenhose, das Leichteste, was er an derartiger Bekleidung besitzt. Bewegungsschema + Besitzschema betritt → 1 Teilereignis, Agens, Ziel, Bewegung besitzt → 1 Teilereignis, Besitzer, Patiens (29b) November 5-én pontosan reggel 8-kor belép a központi pályaudvarra, didereg rövid ujjú sportingében és vászonnadrágjában; ez a legkönnyebb öltözete. Bewegungsschema + Vorgangsschema belép → 1 Teilereignis, Agens, Ziel, Bewegung didereg → 1 Teilereignis, Vorgang, Agens öltözete → substantivisches Prädikat (30a) Hier und da gähnt ein beschäftigungsloser Gepäckträger. Handlungsschema gähnt → 1 Teilereignis, Handlung, Agens (30b) Itt-ott egy-egy unatkozó hordár ásítozik. Handlungsschema ásítozik → 1 Teilereignis, Handlung, Agens (31a) Der Boden wird gefegt und immerzu mit einer Flüssigkeit besprengt. Handlungsschema + Handlungsschema wird gefegt → 1 Teilereignis, Handlung, durativ, Patiens (wird) besprengt → 1 Teilereignis, Handlung, durativ, Patiens <?page no="97"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 83 (31b) A padlót söprik éppen, és valamiféle folyadékkal locsolják. Handlungsschema + Handlungsschema söprik → 1 Teilereignis, Handlung, durativ, Patiens locsolják → 1 Teilereignis, Handlung, durativ, Patiens (32a) Durch die spiegelnde Leere der Herrentoilette hallt sein einsamer Schritt: Kabine 18 entdeckt er sofort. Erfahrungsschema + Erfahrungsschema hallt → 1 Teilereignis, Experiens entdeckt → 1 Teilereignis, Experiens, Patiens (32b) Magányos léptei visszhangot vernek a férfimosdó tükrökkel szegélyezett ürességében; a 18-as fülkét nyomban felfedezi. Erfahrungsschema + Handlungsschema visszhangot vernek → 1 Teilereignis, Experiens, Patiens felfedezi → 1 Teilereignis, Experiens, Patiens (33a) Er schiebt eine Münze ins Schließwerk der Tür, die aufschwingt, und tritt ein. Handlungsschema + Vorgangsschema + Bewegungsschema schiebt → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert aufschwingt → 1 Teilereignis, Vorgang, Patiens tritt ein → 1 Teilereignis, Bewegung, Agens, Ziel (33b) Bedob egy érmét a zárszerkezetbe, az ajtó hirtelen kinyílik és ő belép. Handlungsschema + Vorgangsschema + Bewegungsschema bedob → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert kinyílik → 1 Teilereignis, Vorgang, Patiens belép → 1 Teilereignis, Bewegung, Agens, Ziel <?page no="98"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 84 (34a) Wild zuckt in ihm die Gewißheit auf, daß gar nichts passieren wird. Vorgangsschema + Vorgangsschema zuckt auf → 1 Teilereignis, Patiens, Vorgang passieren wird → 1 Teilereignis, Patiens, Vorgang (34b) Heves bizonyosság villan fel benne: semmi sem fog történni! Vorgangsschema + Vorgangsschema villan fel → 1 Teilereignis, Patiens, Vorgang fog történni → 1 Teilereignis, Patiens, Vorgang (35a) Man will ihn nur einrichten, weiter nichts! Handlungsschema will einrichten → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert (35b) Csak ki akarják képezni, semmi más! Handlungsschema ki akarják képezni → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert (36a) Gleich wird es vorüber sein, und er kann wieder nach Hause gehen. Vorgangsschema + Bewegungsschema wird vorüber sein → 1 Teilereignis, Patiens, Vorgang kann gehen → 1 Teilereignis, Agens, Ziel (36b) Hamarosan túl lesz rajta, és mehet haza megint! Vorgangsschema + Bewegungsschema túl lesz → 1 Teilereignis, Patiens, Vorgang mehet → 1 Teilereignis, Agens, Ziel <?page no="99"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 85 (37a) Eine euphorische Stimmung steigt ihm in die Kehle, lächelnd riegelt er das Schloß zu und setzt sich. Vorgangsschema + Handlungsschema + Handlungsschema steigt → 1 Teilereignis, Patiens, Vorgang riegelt zu → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert setzt sich → 2 Teilereignisse, Agens, Handlung, Argumente in alle Teilereignisse involviert, impliziert (37b) Az öröm hulláma elszorítja torkát, mosolyogva tolja be a reteszt és leül. Vorgangsschema + Handlungsschema + Handlungsschema elszorítja → 1 Teilereignis, Agens, Patiens, Vorgang tolja be → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert leül → 2 Teilereignisse, Agens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert (38a) Eine Viertelstunde später kommen zwei Toilettenmänner herein, öffnen mit einem Nachschlüssel Kabine 18 und ziehen den leichtbekleideten Leichnam heraus, um ihn dann in die rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofes zu schaffen, von dem jeder wußte, daß ihn weder ein Zug jemals erreicht noch verlassen hatte, obwohl oft über seinem Dach der Rauch angeblicher Lokomotiven hing. Bewegungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Erfahrungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Vorgangsschema kommen herein → 2 Teilereignisse, Agens, Ziel, Bewegung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert öffnen → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert <?page no="100"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 86 ziehen heraus → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert zu schaffen → 1 Teilereignis, Patiens, Handlung wußte → 1 Teilereignis, Experiens erreicht / verlassen hatte → 1 Teilereignis, Agens, Patiens, Handlung hing → 1 Teilereignis, Patiens, Vorgang (38b) Negyedóra múltán két vécésember jön be, álkulccsal kinyitják a 18-as fülkét, és kihúzzák a könnyű öltözetű hullát, hogy eltüntessék a vörös téglás központi pályaudvar mélyében, amelyről mindenki tudta, hogy még soha egyetlen vonat sem érte vagy hagyta el, habár a tető fölött gyakran gomolygott állítólagos mozdonyok füstje. Bewegungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Erfahrungsschema + Handlungsschema + Handlungsschema + Vorgangsschema jön be → 2 Teilereignisse, Agens, Ziel, Bewegung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert kinyitják → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert kihúzzák → 2 Teilereignisse, Agens, Patiens, Handlung, Argumente nicht in alle Teilereignisse involviert, impliziert eltüntessék → 1 Teilereignis, Patiens, Handlung tudta → 1 Teilereignis, Experiens érte / hagyta el → 1 Teilereignis, Agens, Patiens, Handlung gomolygott → 1 Teilereignis, Patiens, Vorgang 4.2.2 Zwischenbilanz In den angeführten Ereignissen sind mehrere begriffliche Einheiten wie zum Beispiel Teilnehmer in unterschiedlichen semantischen Teilnehmerrollen (Agens, Besitzer, Empfänger, Erfahrungszentrum, Essiv, Objekt, Patiens, Ziel etc.) involviert (Löbner 2003). Eindeutig lässt sich feststellen, dass jeder deutsche und jeder ungarische Satz von der konzeptuellen Seite her gesehen ein Ereignis ausdrückt und es zwischen den deutschen bzw. ungarischen Sätzen bezüglich der Zuordnung zum jeweiligen Ereignisschema keine Unterschiede gibt. Auf diese Weise wird die Hypothese bestätigt, dass beide Sprachen auf semantischer Ebene von den gleichen konzeptuellen Mustern ge- <?page no="101"?> Konzeptuelle Ereignisschemata, Teilereignisse und Teilnehmerrollen 87 steuert werden. Unterschiede sind in den sprachlichen Ausdrucksformen zu beobachten. In einigen ungarischen Sätzen (s.o. Satz 5b, 6b, 7b, 12b, 13b, 20b) wird das dem deutschen Pendant entsprechende Konzept nicht durch ein einfaches Prädikat (bestehend aus einem Verb), sondern durch ein zusammengesetztes (nominal-verbales) Prädikat, durch ein zusammengesetztes Prädikat mit einem Nullhilfsverb oder mit einer Nominalphrase versprachlicht. In einigen deutschen Sätzen (z.B. 6a) erscheint eine Nominalphrase, für die im ungarischen Satz ein zusammengesetztes Prädikat verwendet wird. In anderen deutschen Sätzen (z.B. 17a) hat man es mit mehreren Schemata (ausgedrückt mit einem verbalen Prädikat) zu tun, was in den ungarischen Sätzen (z.B. 17b) dagegen nur mit einem Schema (ausgedrückt mit einem verbalen Prädikat) realisiert wird. In Satz (19a) und (19b) sehen wir Fälle der eher seltenen Art, in denen unterschiedliche Schemata vorliegen. In anderen deutschen Sätzen (z.B. 22a) entsprechen einem Schema (ausgedrückt mit einem verbalen Prädikat) im ungarischen Satz zwei Schemata (ausgedrückt mit verbalen Prädikaten). In weiteren deutschen Sätzen (z.B. 29a) erscheinen die Schemata (ausgedrückt mit verbalen Prädikaten) teilweise an anderen Stellen als im ungarischen Satz (29b). Was die Qualität und die Quantität der Teilereignisse anbelangt, bestehen Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Ungarischen nur in dem einen Fall, in dem die deutsche Partizipialkonstruktion (3a) im Ungarischen mit einem Prädikat (3b) ausgedrückt wird. Dem verbalen Prädikat in (5a) entspricht im Ungarischen (5b) kein verbales Prädikat, sondern ein Numerale. In (6a) liegt im ersten Satzteil eine Nominalphrase vor, im Ungarischen (6b) dagegen ein verbales Prädikat. In (6a) erscheint im ersten Satzteil eine Nominalphrase, im Ungarischen (6b) dagegen ein verbales Prädikat. Das deutsche verbale Prädikat (7a) wird mit einem adjektivischen Prädikat ins Ungarische (7b) übersetzt. Unterschiedlich ist die Argumentenstruktur des Deutschen in (11a) (ob es nicht schon zuviel gewesen ist) und des Ungarischen in (11b) (vajon nem kockáztattak-e már azzal is túl sokat). Im Ungarischen taucht ein Handlungsverb mit einem Agens auf, im Deutschen dagegen das Verb sein. In (12a) entspricht dem deutschen verbalen Prädikat im Ungarischen (12b) ein adjektivisches Prädikat. In (17a) sind drei Prädikate enthalten, von denen in (17b) aber nur das dritte Prädikat als verbal erscheint. Das zweite Prädikat erscheint im ungarischen Satz (17b) gar nicht und das erste ist ein adjektivisches Prädikat (17b). (19a) und (19b) unterscheiden sich auch auf der konzeptuellen Ebene, (19a) kann einem Besitzschema, (19b) dagegen einem Essivschema zugeordnet werden, wobei wir es im Ungarischen (19b) mit einem adjektivischen Prädikat zu tun haben. Auch in (20b) taucht im Ungarischen im Gegensatz zum Deutschen (20a) ein substantivisches Prädikat auf. In (22a) liegt eine Partizipialphrase vor, in (22b) dagegen ein verbales Prädikat. Dem Satz (24a) entspricht <?page no="102"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 88 im Ungarischen ein nominal-verbales Prädikat (24b). In (29a) entspricht das erste verbale Prädikat dem des Ungarischen (29b). Für das zweite ungarische Prädikat (29b) steht im Deutschen eine Partizipialkonstruktion (2a), für das zweite deutsche verbale Prädikat (29a) steht im Ungarischen ein substantivisches Prädikat (29b). 4.3 Komplexe Darstellung der Analyseergebnisse: die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich Die Sätze in der von mir als Korpus ausgewählten Erzählung sind sowohl hierarchisch als auch linear geordnet. Im folgenden Kapitel wird auf die Veranschaulichung der hierarchischen Struktur der Sätze eingegangen, es werden die Satzkonstituenten, also die Kompositionsstruktur der deutschen bzw. der ungarischen Sätze, bestimmt und verglichen (Engel 2004; Keszler/ Lengyel 2008). Zusätzlich werden auch Satzbauplan und Satzmuster angegeben sowie fakultative Satzglieder durch Klammerung gekennzeichnet. An dieser Stelle wird diskutiert, wie konzeptuelle Muster typischerweise im Deutschen bzw. im Ungarischen sprachlich zum Ausdruck gebracht werden können. 4.3.1 Kontrastive Einzelanalysen (1a) Satzglieder im Deutschen An einem sonnigen Morgen stößt ein Jemand innerhalb seiner Wohnung auf ein amtliches Schreiben: es liegt auf dem Frühstückstisch neben der Tasse. (Satz 1) A temp → an einem sonnigen Morgen, PK → stößt, E sub → ein Jemand, A loc → innerhalb seiner Wohnung, E prp → auf ein amtliches Schreiben (Satz 2) E sub → es, PK → liegt, A loc / E sit → auf dem Frühstückstisch, E sit / A loc → neben der Tasse (1b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen stoßen <sub prp> [An einem sonnigen Morgen] stößt ein Jemand [innerhalb seiner Wohnung] auf ein amtliches Schreiben: liegen <sub sit> es liegt auf dem Frühstückstisch [neben der Tasse] oder es liegt [auf dem Frühstückstisch] neben der Tasse. <?page no="103"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 89 (1c) Satzglieder im Ungarischen Egy napfényes reggelen Valaki a lakásában hivatalos írásra bukkan: a reggelizőasztalon hever, a csésze mellett. (Satz 1) Att q → napfényes, Best temp → reggelen, S → Valaki, Best loc → lakásában, Att q → hivatalos, Best asem → írásra, PK → bukkan (Satz 2) Best loc → reggelizőasztalon, PK → hever, Best loc → a csésze mellett (1d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen bukkan <sub Best asem > hever <{sub} Best loc > [Egy napfényes] [reggelen] Valaki [a lakásában] [hivatalos] írásra bukkan: a reggelizőasztalon hever, [a csésze mellett]. (2a) Satzglieder im Deutschen Wie es dahin kam, ist ungewiß. E sub (Ergänzungssatz-Komplex: Subjektsatz) → wie es dahin kam, PK → ist, E prd → ungewiß (2b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen sein <sub prd> [sub: hier Ergänzungssatz-Komplex: Subjektsatz] Wie es dahin kam, ist ungewiß. (2c) Satzglieder im Ungarischen Nem lehet tudni, hogyan került oda. (unterordnender zusammengesetzter Satz: Haupt- und Nebensatz/ Objekt) (HS) PK → nem lehet, O → tudni, (NS/ Objekt) Best mod → hogyan, PK → került oda (2d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen lehet <O> <?page no="104"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 90 odakerül < Best mod > [Nem] lehet tudni, hogyan került oda. (3a) Satzglieder im Deutschen Kaum geöffnet, überfällt es den Lesenden mit einer Aufforderung. A temp → kaum geöffnet, PK → überfällt, E sub → es [= das amtliche Schreiben], E Akk → den Lesenden, E prp → mit einer Aufforderung (3b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen überfallen <sub akk prp> [Kaum geöffnet], überfällt es den Lesenden mit einer Aufforderung: (3c) Satzglieder im Ungarischen Kinyitja, és máris a következő felszólítással támadnak rá a sorok. (HS) PK → kinyitja, (HS) Best temp → máris, Att q → következő, Best ins → felszólítással, PK → támadnak rá, S → sorok (3d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen kinyitja < - > rátámad <sub> Kinyitja, [és] [máris] [a következő] [felszólítással] támadnak rá a sorok: (4a) Satzglieder im Deutschen Sie haben sich, befiehlt der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier, am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes zwecks Ihrer Hinrichtung einzufinden. (Satz 1) PK → befiehlt, E sub → der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier, E akk → (= Satz 2) (Satz 2) E sub → Sie, PK → haben sich … einzufinden, A temp / E sit → am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr, E sit / A loc → in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes, A fin → zwecks Ihrer Hinrichtung <?page no="105"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 91 (4b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen befehlen <sub akk> haben sich … einzufinden <sub sit> [Das] befiehlt der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier: Sie haben sich … [am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr] / am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes / [in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes] [zwecks Ihrer Hinrichtung] einzufinden. (4c) Satzglieder im Ungarischen Jelenjék meg, parancsolja a hivatalos nyomtatvány a tépett szélű szürke papíron, folyó év november 5-én, reggel 8 órakor a központi pályaudvar férfimosdójában, kivégzése céljából. (Satz 1) parancsolja, Att q → hivatalos, S → nyomtatvány, Att q → tépett szélű, szürke, Best loc → papíron, O → (Satz 2) (Satz 2) PK → jelenjék meg, Att q → folyó, Att p → év, november, Best temp → 5-én reggel 8 órakor, Att q → központi, Att p → pályaudvar, Best loc → férfimosdójában, Best fin → kivégzése céljából (4d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen megjelenik <sub> parancsolja <sub> Jelenjék meg, parancsolja a [hivatalos] nyomtatvány [a] [tépett] [szélű] [szürke] [papíron], [folyó] [év] [november 5-én, reggel 8 órakor] [a] [központi] [pályaudvar] [férfimosdójában], [kivégzése céljából]. (5a) Satzglieder im Deutschen Für Sie ist Kabine 18 vorgesehen. E prp → für Sie, PK → ist … vorgesehen, E sub → Kabine 18 (5b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen sein, vorsehen (im Passiv) <sub prp> Für Sie ist Kabine 18 vorgesehen. <?page no="106"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 92 (5c) Satzglieder im Ungarischen Az Ön számára kijelölt fülke száma: 18. Best asem → Ön számára, Att q → kijelölt, Att p → fülke, S → száma, PK → 18 (5d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen <-> Az Ön számára kijelölt fülke száma: 18. (6a) Satzglieder im Deutschen Bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung kann auf dem Wege der verwaltungsdienstlichen Verordnung eine Bestrafung angeordnet werden. A kaus → bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung, PK → kann … angeordnet werden, A mod → auf dem Wege der verwaltungsdienstlichen Verordnung, E sub → eine Bestrafung (6b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen können, anordnen (im Passiv) <sub> [Bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung] kann [auf dem Wege der verwaltungsdienstlichen Verordnung] eine Bestrafung angeordnet werden. (6c) Satzglieder im Ungarischen Ha eme felszólításnak nem tesz eleget, közigazgatási úton bírságolás rendelhető el. Att identif → eme, Best asem → felszólításnak, PK → nem tesz eleget, Att q → közigazgatási, Best mod → úton, S → bírságolás, PK → rendelhető el (6d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen nem tesz eleget <[sub] Best asem > rendelhető el <sub > [Ha] eme felszólításnak [nem] tesz eleget, [közigazgatási] [úton] bírságolás rendelhető el. <?page no="107"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 93 (7a) Satzglieder im Deutschen Es empfiehlt sich leichte Bekleidung, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. PK → es empfiehlt sich, E sub → leichte Bekleidung, Angabesatz-Komplex, Finalsatz → um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren (7b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen es empfiehlt sich <sub>, Angabesatz-Komplex, Finalsatz Es empfiehlt sich leichte Bekleidung, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. (7c) Satzglieder im Ungarischen A súrlódásmentes lebonyolítás érdekében könnyű ruházat ajánlatos. Att q → súrlódásmentes, Att p → lebonyolítás, Best asem → érdekében, Att q → könnyű, S → ruházat, PK → ajánlatos (7d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen ajánlatos <sub > [A] [súrlódásmentes] [lebonyolítás] [érdekében] [könnyű] ruházat ajánlatos. (8a) Satzglieder im Deutschen Wenig später taucht der solchermaßen Betroffene verzagt bei seinen Freunden auf. A temp → wenig später, PK → taucht … auf, E sub → der solchermaßen Betroffene, A mod → verzagt, E sit → bei seinen Freunden (8b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen auftauchen <sub sit> [Wenig später] taucht der solchermaßen Betroffene [verzagt] [bei seinen Freunden] auf. <?page no="108"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 94 (8c) Satzglieder im Ungarischen Az ily módon Érintett hamarosan csüggedten beállít barátaihoz. Att q → ily, Best mod → módon, S → Érintett, Best temp → hamarosan, Best mod → csüggedten, PK → beállít, Best loc → barátaihoz (8d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen beállít <sub Best loc > Az [ily] [módon] Érintett [hamarosan] [csüggedten] beállít barátaihoz. (9a) Satzglieder im Deutschen Getränke und Imbiß lehnt er ab, fordert hingegen dringlich Rat, erntet aber nur ernstes und bedeutungsvolles Kopfschütteln. E Akk → Getränke und Imbiß, PK → lehnt … ab, E sub → er, PK → fordert, A abt → hingegen, A mod → dringlich, E Akk → Rat, PK → erntet, A abt → aber, A abt → nur, E Akk → ernstes und bedeutungsvolles Kopfschütteln (9b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen ablehnen <sub akk> fordern <sub akk> ernten <sub akk> Getränke und Imbiß lehnt er ab, fordert [hingegen] dringlich Rat, erntet [aber] [nur] ernstes und bedeutungsvolles Kopfschütteln. (9c) Satzglieder im Ungarischen Az inniés ennivalót elhárítja, viszont annál követelődzőbben kér tanácsot, de csak komoly és jelentőségteljes fejcsóválásban van része. O → inni-, ennivalót, PK → elhárítja, Best gm → annál, Best mod → követelődzőbben, PK → kér, O → tanácsot, Att q → komoly, jelentőségteljes, Best asem → fejcsóválásban, PK → van része (9d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen elhárítja <{sub} akk> <?page no="109"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 95 kér <{sub} akk> van része <{sub} Best asem > Az inniés ennivalót elhárítja, [viszont] [annál] [követelődzőbben] kér tanácsot, [de] [csak] [komoly] [és] [jelentőségteljes] fejcsóválásban van része. (10a) Satzglieder im Deutschen Ein entscheidender Hinweis, ein Hilfsangebot bleibt aus. E sub → ein entscheidender Hinweis, E sub → ein Hilfsangebot, PK → bleibt aus (10b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen ausbleiben <sub> [Ein entscheidender Hinweis], ein Hilfsangebot bleibt aus. Ein entscheidender Hinweis, [ein Hilfsangebot] bleibt aus. (10c) Satzglieder im Ungarischen A döntő értesülések közlése, a segítség felajánlása elmarad. Att q → döntő, Att p → értesülések, S → közlése, Att p → segítség, S → felajánlása, PK → elmarad (10d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen elmarad <sub Att p > [A] [döntő] [értesülések közlése], a segítség felajánlása elmarad. A(z) [döntő] értesülések közlése, [a] [segítség felajánlása] elmarad. (11a) Satzglieder im Deutschen Heimlich atmet man wohl auf, wenn hinter dem nur noch begrenzt Lebendigen die Tür wieder zufällt, und man fragt sich, ob es nicht schon zuviel gewesen ist, sie ihm überhaupt zu öffnen. A mod → heimlich, PK → atmet … auf, E sub → man, A abt → wohl, Angabesatz-Komplex, Konditionalsatz → wenn hinter dem nur noch begrenzt Lebendigen die Tür wieder zufällt, E sub → man, PK → fragt sich, Ergän- <?page no="110"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 96 zungssatz-Komplex, Akkusativsatz, Infinitivgefüge → ob es nicht schon zuviel gewesen ist, sie ihm überhaupt zu öffnen (11b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen aufatmen <sub>, Angabesatz-Komplex, Konditionalsatz sich fragen <sub>, Ergänzungssatz-Komplex, Akkusativsatz, Infinitivgefüge [Heimlich] atmet man [wohl] auf, [wenn hinter dem nur noch begrenzt Lebendigen die Tür wieder zufällt, und man fragt sich, ob es nicht schon zuviel gewesen ist, sie ihm überhaupt zu öffnen.] (11c) Satzglieder im Ungarischen Barátai titokban bizonyára még fel is lélegeznek, amikor a Már Csak Meghatározott Ideig Élő mögött becsukódik az ajtó, és azon töprengenek, vajon nem kockáztattak-e már azzal is túl sokat, hogy egyáltalában ajtót nyitottak neki. S → barátai, Best mod → titokban bizonyára, PK → fel is lélegeznek, Best loc → Már Csak Meghatározott Ideig Élő mögött, PK → becsukódik, S → ajtó, Best asem → azon, PK → törprengenek, PK → nem kockáztattak-e, Best ins → azzal, Best gm → túl, O → sokat, Best mod → egyáltalában, O → ajtót, PK → nyitottak, Best dat → neki (11d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen fel is lélegeznek <{sub}> becsukódik <sub> töprengenek <{sub}> kockáztatnak <{sub}> nyitottak <{sub} O> [Barátai] [titokban] [bizonyára] [még] fel [is] lélegeznek, [amikor] [a Már Csak Meghatározott Ideig Élő mögött] becsukódik az ajtó, [és] [azon] töprengenek, [vajon] [nem] kockáztattak-e [már] [azzal] [is] [túl] [sokat], [hogy] [egyáltalában] ajtót nyitottak [neki]. (12a) Satzglieder im Deutschen Lohnte es denn, wer weiß was alles auf sich zu laden für einen Menschen, von dem in Zukunft so wenig zu erwarten ist? <?page no="111"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 97 PK → lohnte es, A abt → denn, Ergänzungssatz-Komplex, Subjektsatz, Infinitivgefüge → wer weiß was alles auf sich zu laden für einen Menschen, von dem in Zukunft so wenig zu erwarten ist (12b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen es lohnt <sub>, Ergänzungssatz-Komplex, Subjektsatz, Infinitivgefüge Lohnte es [denn], [wer weiß was alles auf sich zu laden für einen Menschen, von dem in Zukunft so wenig zu erwarten ist? ] (12c) Satzglieder im Ungarischen Érdemes-e, ki tudja, miféle veszélyeket vállalni valakiért, akitől a jövőben már aligha várhatunk bármit is? PK → érdemes-e, S → ki, PK → tudja, Att q → miféle, O → veszélyeket, PK → vállalni, Best asem → valakiért, Best temp → jövőben, Best mod → aligha, PK → várhatunk, O → bármit (12d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen tudja <sub> vállalni <O> várhatunk <{sub} O> Érdemes-e, ki tudja, [miféle] veszélyeket vállalni [valakiért], [akitől] [a jövőben] [már] aligha várhatunk bármit [is]? (13a) Satzglieder im Deutschen Der nun selber begibt sich zu einem Rechtsanwalt, wo ihm vorgeschlagen wird, eine Eingabe zu machen, den Termin (5. Nov.) aber auf jeden Fall einzuhalten, um Repressalien auszuweichen. E sub → der, A abt → nun, A mod → selber, PK → begibt sich, E dir → zu einem Rechtsanwalt, Angabesatz-Komplex, Lokalsatz, Infinitivgefüge, Infinitivgefüge, Finalsatz → wo ihm vorgeschlagen wird, eine Eingabe zu machen, den Termin (5. Nov.) aber auf jeden Fall einzuhalten, um Repressalien auszuweichen <?page no="112"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 98 (13b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen sich begeben <sub dir> vorschlagen <sub dat> machen <sub akk> einhalten <sub akk> ausweichen <sub dat> Der [nun] [selber] begibt sich zu einem Rechtsanwalt, wo ihm vorgeschlagen wird, eine Eingabe zu machen, den Termin (5. Nov.) aber auf jeden Fall einzuhalten, um Repressalien auszuweichen. (13c) Satzglieder im Ungarischen Az Illető felkeres egy ügyvédet, aki azt javasolja neki, hogy írjon egy beadványt, ám a megadott időpontot (vagyis november 5-ét) a még súlyosabb következmények elkerülése érdekében mindenképpen tartsa be. S → Illető, PK → felkeres, O → ügyvédet, S → aki, O → azt, PK → javasolja, Best dat → neki, PK → írjon, O → beadványt, Att q → megadott, O → időpontot, (O → 5-ét, Best p → november) Best gm → még, Att q → súlyosabb, Att p → következmények, Best kaus → elkerülése érdekében, Best mod → mindenképpen, PK → tartsa be (13d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen felkeres <sub O> javasolja <sub > írjon <sub O> tartsa be <sub O> Az Illető felkeres egy ügyvédet, aki azt javasolja [neki], hogy írjon egy beadványt, ám a megadott időpontot (vagyis november 5-ét) [a még súlyosabb következmények elkerülése érdekében] [mindenképpen] tartsa be. (14a) Satzglieder im Deutschen Herrentoilette und Zentralbahnhof höre sich doch ganz erträglich und vernünftig an. <?page no="113"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 99 E sub → Herrentoilette und Zentralbahnhof, PK → höre sich … an, A abt → doch, A mod → ganz, E mod → erträglich, E mod → vernünftig (14b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen sich anhören <sub mod> Herrentoilette und Zentralbahnhof höre sich [doch] [ganz] erträglich und vernünftig an. (14c) Satzglieder im Ungarischen Férfimosdó és központi pályaudvar, az egészen elviselhetően és értelmesen hangzik. S → férfimosdó, Att qual → központi, S → pályaudvar, S → ez, Best gm → egészen, Best mod → értelmesen, Best mod → elviselhetően, PK → hangzik (14d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen hangzik <sub Best mod > Férfimosdó és központi pályaudvar, az [egészen] elviselhetően és értelmesen hangzik. (15a) Satzglieder im Deutschen Nichts werde so heiß gegessen wie gekocht. E sub → nichts, PK → werde … gegessen wie gekocht, E prd → so heiß (15b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen essen und kochen (im Passiv) <sub prd> Nichts werde so heiß gegessen wie gekocht. (15c) Satzglieder im Ungarischen Nem eszik olyan forrón a kását, mint ahogyan főzik. PK → nem eszik, Best gm → olyan, Best mod → forrón, O → kását, Best mod → ahogyan, PK → főzik <?page no="114"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 100 (15d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen eszik <sub O> főzik <sub O> Nem eszik olyan forrón a kását, mint ahogyan főzik. (16a) Satzglieder im Deutschen Hinrichtung? E sub → Hinrichtung (16b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen − Hinrichtung? (16c) Satzglieder im Ungarischen Kivégzés? PK → kivégzés (16d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen − Kivégzés? (17a) Satzglieder im Deutschen Wahrscheinlich ein Druckfehler. A mod → wahrscheinlich, E sub → ein Druckfehler (17b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen − [Wahrscheinlich] ein Druckfehler. (17c) Satzglieder im Ungarischen <?page no="115"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 101 Valószínűleg sajtóhiba. Best mod → valószínűleg, PK → sajtóhiba (17d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen − [Valószínűleg] sajtóhiba. (18a) Satzglieder im Deutschen In Wirklichkeit sei „Einrichtung“ gemeint. A mod → in Wirklichkeit, PK → sei … gemeint, E sub → Einrichtung (18b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen meinen (im Zustandspassiv) <sub mod> [In Wirklichkeit] sei „Einrichtung“ gemeint. (18c) Satzglieder im Ungarischen Valójában „kiképzés” akart lenni. Best mod → valójában, S → kiképzés, PK → akart lenni (18d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen akart lenni <sub> [Valójában] „kiképzés” akart lenni. (19a) Satzglieder im Deutschen Warum nicht? (19b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen − <?page no="116"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 102 (19c) Satzglieder im Ungarischen Miért ne? [lenne] Best kaus → miért, [PK → lenne] (19d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen − Miért ne? [lenne] (20a) Satzglieder im Deutschen Durchaus denkbar findet es der Rechtsanwalt, daß man von seinem frisch gebackenen Klienten verlange, er solle sich einrichten. A abt → durchaus, A mod → denkbar, PK → findet es, E sub → der Rechtsanwalt, Ergänzungssatz-Komplex, Akkusativsatz → daß man von seinem frisch gebackenen Klienten verlange, er solle sich einrichten (20b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen finden <sub −>, Ergänzungssatz-Komplex, Akkusativsatz [Durchaus] denkbar findet es der Rechtsanwalt, daß man von seinem frisch gebackenen Klienten verlange, er solle sich einrichten. (20c) Satzglieder im Ungarischen Az ügyvéd szerint igenis elképzelhető, hogy új sütetű kliensét ki akarják képezni. Best asem → az ügyvéd szerint, Best mod → igenis, PK → elképzelhető, Att q → új sütetű, O → kliensét, PK → akarják, O → kiképezni (20d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen elképzelhető <sub>, Subjektsatz Az ügyvéd szerint [igenis] elképzelhető, hogy [új] [sütetű] kliensét ki akarják képezni. <?page no="117"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 103 (21a) Satzglieder im Deutschen Abwarten. PK → abwarten (21b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen abwarten <-> Abwarten. (21c) Satzglieder im Ungarischen Várjuk csak ki a végét. PK → várjuk … ki, Best adv → csak, O → a végét (21d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen várjuk ki <sub O> Várjuk csak ki a végét. (22a) Satzglieder im Deutschen Und Vertrauen! E sub → Vertrauen (22b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen <-> Und Vertrauen! (22c) Satzglieder im Ungarischen És legyünk bizalommal! PK → legyünk, [S → mi], Best inst → bizalommal <?page no="118"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 104 (22d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen <[S] Best inst > És legyünk bizalommal! (23a) Satzglieder im Deutschen Man muß Vertrauen haben! E sub → man, PK → muß … haben, E akk → Vertrauen (23b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen haben <sub akk> Man muß Vertrauen haben! (23c) Satzglieder im Ungarischen A bizalom rendkívül fontos! S → bizalom, Best gm → rendkívül, PK → fontos (23d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen fontos <sub> A bizalom [rendkívül] fontos! (24a) Satzglieder im Deutschen Vertrauen ist das wichtigste. E sub → Vertrauen, PK → ist, E prd → das wichtigste (24b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen sein <sub prd> Vertrauen ist das wichtigste. (24c) Satzglieder im Ungarischen A bizalom a fő! <?page no="119"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 105 S → bizalom, PK → fő (24d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen fő <sub> A bizalom a fő! (25a) Satzglieder im Deutschen Daheim wälzt sich der zur Herrentoilette Beorderte schlaflos über seine durchfeuchten Laken. A loc → daheim, PK → wälzt sich, E sub → der zur Herrentoilette Beorderte, A mod → schlaflos, A loc → über seine durchfeuchten Laken (25b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen sich wälzen <sub> [Daheim] wälzt sich der zur Herrentoilette Beorderte [schlaflos] [über seine durchfeuchten Laken]. (25c) Satzglieder im Ungarischen Otthon a Férfimosdóba Rendelt Egyén álmatlanul hánykolódik nyirkos lepedőjén. Best loc → otthon, Best loc → Férfimosdóba, Att qual → Rendelt, S → Egyén, Best mod → álmatlanul, PK → hánykolódik, Att qual → nyirkos, Best loc → lepedőjén (25d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen hánykolódik <sub> [Otthon] [a Férfimosdóba] [Rendelt] Egyén [álmatlanul] hánykolódik [nyirkos] [lepedőjén]. (26a) Satzglieder im Deutschen Erfüllt von brennendem Neid lauscht er dem unbeschwerten Summen einer Fliege. <?page no="120"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 106 A mod → erfüllt von brennendem Neid, PK → lauscht, E sub → er, E dat → dem unbeschwerten Summen einer Fliege (26b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen lauschen <sub dat> [Erfüllt von brennendem Neid] lauscht er dem unbeschwerten Summen einer Fliege. (26c) Satzglieder im Ungarischen Majd szétveti az irigység, úgy hallgatja egy légy gondtalan zümmögését. Best mod → majd, PK → szétveti, S → irigység, Best mod → úgy, PK → hallgatja, Att p → egy légy, Att q → gondtalan, O → zümmögését (26d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen hallgatja <[sub] O>, modaladverbiale Unterordnug (Modalsatz) Majd szétveti az irigység, úgy hallgatja egy légy gondtalan zümmögését. (27a) Satzglieder im Deutschen Die lebt! E sub → die, PK → lebt (27b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen leben <sub> Die lebt! (27c) Satzglieder im Ungarischen Ez él! S → ez, PK → él (27d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen él <[sub]> [Ez] él! <?page no="121"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 107 (28a) Satzglieder im Deutschen Die hat keine Sorgen! E sub → die, PK → hat, A neg → keine, E akk → Sorgen (28b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen haben <sub akk> Die hat [keine] Sorgen! (28c) Satzglieder im Ungarischen Ennek semmi gondja! Best dat → ennek, PK → semmi, S → gondja (28d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen semmi [nincs] <sub> [Ennek] semmi gondja! (29a) Satzglieder im Deutschen Was weiß die schon vom Zentralbahnhof? ! E akk → was, PK → weiß, E sub → die, A abt → schon, E prp → vom Zentralbahnhof (29b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen wissen <sub akk> Was weiß die [schon] (vom Zentralbahnhof)? ! (29c) Satzglieder im Ungarischen Mit tud ez a központi pályaudvarról? ! O → mit, PK → tud, S → ez, Att q → központi, Best asem → pályaudvarról <?page no="122"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 108 (29d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen tud <sub akk> Mit tud ez [a központi pályaudvarról]? ! (30a) Satzglieder im Deutschen Man weiß ja selber nichts darüber … E sub → man, PK → weiß, A abt → ja, A mod → selber, A neg → nichts, E prp → darüber (30b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen wissen <sub prp> Man weiß [ja] [selber] [nichts] darüber … (30c) Satzglieder im Ungarischen Hiszen ő maga sem tud róla semmit… S → ő maga, PK → sem tud, Best asem → róla, O → semmit (30d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen tud <sub Best asem > [Hiszen] ő maga [sem] tud róla [semmit]… (31a) Satzglieder im Deutschen Mitten in der Nacht läutet er an der Tür des Nachbarn. A temp → mitten in der Nacht, PK → läutet, E sub → er, A loc → an der Tür des Nachbarn (31b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen läuten <sub> [Mitten in der Nacht] läutet er [an der Tür des Nachbarn]. <?page no="123"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 109 (31c) Satzglieder im Ungarischen Az éjszaka kellős közepén becsönget a szomszédja ajtaján. Att pos → az éjszaka, Att qual → kellős, Best tem → közepén, PK → becsönget, Att pos → szomszédja, Best loc → ajtaján (31d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen becsönget <sub> [Az éjszaka] [kellős] [közepén] becsönget [a szomszédja] [ajtaján]. (32a) Satzglieder im Deutschen Durch das Guckloch glotzt ihn ein Auge an, kurzfristig, ausdruckslos, bis der Klingelnde kapituliert und den Finger vom Klingelknopf löst. A loc → durch das Guckloch, PK → glotzt … an, E akk → ihn, E sub → ein Auge, A mod → kurzfristig, A mod → ausdruckslos, Angabesatz-Komplex, Temporalsatz → bis der Klingelnde kapituliert und den Finger vom Klingelknopf löst (32b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen anglotzen <sub akk>, Angabesatz-Komplex, Temporalsatz [Durch das Guckloch] glotzt ihn ein Auge an, [kurzfristig], [ausdruckslos], bis der Klingelnde kapituliert und den Finger vom Klingelknopf löst. (32c) Satzglieder im Ungarischen A kukucskálón át egy szempár mered rá rövid ideig, kifejezéstelenül, míg végre a Csengető feladja a harcot, és leveszi ujját a csengőről. Best loc → a kukucskálón át, S → egy szempár, PK → mered rá, Att q → rövid, Best tem → ideig, Best mod → kifejezéstelenül, temporaladverbiale Unterordnung (Temporalsatz) (32d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen mered rá <sub>, temporaladverbiale Unterordnung, Temporalsatz <?page no="124"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 110 [A kukucskálón át] egy szempár mered rá [rövid] [ideig], [kifejezéstelenül], míg végre a Csengető feladja a harcot, és leveszi ujját a csengőről. (33a) Satzglieder im Deutschen Pünktlich um acht Uhr morgens betritt er am 5. Nov. den Zentralbahnhof, fröstelnd in einem kurzärmeligen Sporthemd und einer Leinenhose, das Leichteste, was er an derartiger Bekleidung besitzt. A temp → pünktlich, A temp → um acht Uhr morgens, PK → betritt, E sub → er, A temp → am 5. Nov, E akk → den Zentralbahnhof, A mod → fröstelnd, A mod → in einem kurzärmeligen Sporthemd und einer Leinenhose, E akk → das Leichteste, Apposition, Attributsatz → was er an derartiger Bekleidung besitzt (33b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen betreten <sub akk>, Apposition, Attributsatz [Pünktlich] [um acht Uhr morgens] betritt er [am 5. Nov.] den Zentralbahnhof, [fröstelnd] [in einem kurzärmeligen Sporthemd und einer Leinenhose], [das Leichteste, was er an derartiger Bekleidung besitzt.] (33c) Satzglieder im Ungarischen November 5-én pontosan reggel 8-kor belép a központi pályaudvarra, didereg rövid ujjú sportingében és vászonnadrágjában; ez a legkönnyebb öltözete. A q → november, Best temp → 5-én, Best mod → pontosan, Best temp → reggel, Best temp → 8-kor, PK → belép, A q → központi, Best loc → pályaudvarra, PK → didereg, A q → rövid, A q → ujjú, Best loc → sportingében, Best loc → vászonnadrágjában, S → ez, A q → legkönnyebb, PK → öltözete (33d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen belép <sub Best loc > didereg <sub> [November] [5-én] [pontosan] [reggel] [8-kor] belép [a központi] pályaudvarra, didereg [rövid] [ujjú] [sportingében és vászonnadrágjában]; ez a [legkönnyebb] öltözete. <?page no="125"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 111 (34a) Satzglieder im Deutschen Hier und da gähnt ein beschäftigungsloser Gepäckträger. A loc → hier und da, PK → gähnt, E sub → ein beschäftigungsloser Gepäckträger (34b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen gähnen <sub> [Hier und da] gähnt ein beschäftigungsloser Gepäckträger. (34c) Satzglieder im Ungarischen Itt-ott egy-egy unatkozó hordár ásítozik. Best loc → itt-ott, Best quant → egy-egy, Best qual → untakozó, S → hordát, PK → ásítozik (34d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen ásítozik <sub> [Itt-ott] [egy-egy] [unatkozó] hordár ásítozik. (35a) Satzglieder im Deutschen Der Boden wird gefegt und immerzu mit einer Flüssigkeit besprengt. E sub → der Boden, PK → wird … gefegt … besprengt, A temp → immerzu, A ins → mit einer Flüssigkeit (35b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen fegen (im Passiv) <sub> besprengen (im Passiv) <sub> Der Boden wird gefegt und [immerzu] [mit einer Flüssigkeit] besprengt. (35c) Satzglieder im Ungarischen A padlót söprik éppen, és valamiféle folyadékkal locsolják. <?page no="126"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 112 O → padlót, PK → söprik, Best temp → éppen, Best qual → valamiféle, Best ins → folyadékkal, PK → locsolják (35d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen söprik <sub O> locsolják <sub O> A padlót söprik [éppen], és [valamiféle] [folyadékkal] locsolják. (36a) Satzglieder im Deutschen Durch die spiegelnde Leere der Herrentoilette hallt sein einsamer Schritt: Kabine 18 entdeckt er sofort. A loc → durch die spiegelnde Leere der Herrentoilette, PK → hallt, E sub → sein einsamer Schritt; E akk → Kabine 18, PK → entdeckt, E sub → er, A mod → sofort (36b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen hallen <sub> entdecken <sub akk> [Durch die spiegelnde Leere der Herrentoilette] hallt sein einsamer Schritt: Kabine 18 entdeckt er [sofort]. (36c) Satzglieder im Ungarischen Magányos léptei visszhangot vernek a férfimosdó tükrökkel szegélyezett ürességében; a 18-as fülkét nyomban felfedezi. A qual → magányos, S → léptei, O → visszhagot, PK → vernek, A p → férfimosdó, Best ins → tükrökkel, A qual → szegélyezett, Best loc → ürességében, A iden → 18-as, O → fülkét, Best temp → nyomban, PK → felfedezi (36d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen vernek <sub akk> felfedezi <sub akk> [Magányos] léptei visszhangot vernek a [férfimosdó] [tükrökkel] [szegélyezett] [ürességében]; a [18-as] fülkét [nyomban] felfedezi. <?page no="127"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 113 (37a) Satzglieder im Deutschen Er schiebt eine Münze ins Schließwerk der Tür, die aufschwingt, und tritt ein. E sub → er, PK → schiebt, E akk → eine Münze, E dir → ins Schließwerk der Tür, Relativsatz → die aufschwingt, PK → tritt ein (37b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen schieben <sub akk dir> eintreten <sub> Er schiebt eine Münze ins Schließwerk der Tür, die aufschwingt, und tritt ein. (37c) Satzglieder im Ungarischen Bedob egy érmét a zárszerkezetbe, az ajtó hirtelen kinyílik és ő belép. PK → bedob, O → érmét, Best loc → zárszerkezetbe; S → az ajtó, Best mod → hirtelen, PK → kinyílik, S → ő, PK → belép (37d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen bedob <sub akk> kinyílik <sub> belép <sub> Bedob egy érmét a [zárszerkezetbe], az ajtó [hirtelen] kinyílik és ő belép. (38a) Satzglieder im Deutschen Wild zuckt in ihm die Gewißheit auf, daß gar nichts passieren wird. A mod → wild, PK → zuckt … auf, A loc → in ihm, E sub → die Gewißheit, Ergänzungssatz-Komplex, Attributsatz → daß gar nichts passieren wird (38b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen aufzucken <sub> [Wild] zuckt [in ihm] die Gewißheit auf, [daß gar nichts passieren wird.] <?page no="128"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 114 (38c) Satzglieder im Ungarischen Heves bizonyosság villan fel benne: semmi sem fog történni! A quali → heves, S → bizonyosság, PK → villan fel, Best loc → benne, S → semmi sem, PK → sem fog történni (38d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen villan fel <sub> fog történni <sub> [Heves] bizonyosság villan fel [benne]: semmi sem fog történni! (39a) Satzglieder im Deutschen Gar nichts! A abt → gar, E sub → nichts (39b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen <-> (39c) Satzglieder im Ungarischen Az égvilágon semmi! Best loc → égvilágon, S → semmi (39d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen <-> [Az égvilágon] semmi! (40a) Satzglieder im Deutschen Man will ihn nur einrichten, weiter nichts! E sub → man, PK → will … einrichten, E akk → ihn, A ord → nur, A mod → weiter, A neg → nichts <?page no="129"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 115 (40b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen einrichten, wollen <sub akk> Man will ihn [nur] einrichten, [weiter] [nichts]! (40c) Satzglieder im Ungarischen Csak ki akarják képezni, semmi más! PK → ki akarják, O → képezni, S → semmi más (40d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen ki akarják <O> [Csak] ki akarják képezni, [semmi más]! (41a) Satzglieder im Deutschen Gleich wird es vorüber sein, und er kann wieder nach Hause gehen. A temp → gleich, PK → wird es vorüber sein, E sub → er, PK → kann … gehen, A mod → wieder, E dir → nach Hause (41b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen vorüber sein <-> gehen, können <sub dir> [Gleich] wird es vorüber sein, und er kann [wieder] nach Hause gehen. (41c) Satzglieder im Ungarischen Hamarosan túl lesz rajta, és mehet haza megint! Best temp → hamarosan, PK → túl lesz, Best asem → rajta, PK → mehet, Best loc → haza, Best temp → megint (41d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen túl lesz <sub Best asem > mehet <sub> [Hamarosan] túl lesz rajta, és mehet [haza] [megint]! <?page no="130"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 116 (42a) Satzglieder im Deutschen Vertrauen! E sub → Vertrauen (42b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen <-> Vertrauen! (42c) Satzglieder im Ungarischen Bizalom! S → bizalom (42d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen <-> Bizalom! (43a) Satzglieder im Deutschen Vertrauen! E sub → Vertrauen (43b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen <-> Vertrauen! (43c) Satzglieder im Ungarischen Bizalom! S → bizalom <?page no="131"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 117 (43d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen <-> Bizalom! (44a) Satzglieder im Deutschen Eine euphorische Stimmung steigt ihm in die Kehle, lächelnd riegelt er das Schloß zu und setzt sich. E sub → eine euphorische Stimmung, PK → steigt, Pertinenzdativ als Attribut des Nomens / E dat → ihm, E dir → in die Kehle, A mod → lächelnd, PK → riegelt … zu, E sub → er, E akk → das Schloß, PK → setzt sich (44b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen steigen <sub fr. dat dir> zuriegeln <sub akk> sich setzen <sub> Eine euphorische Stimmung steigt ihm in die Kehle, [lächelnd] riegelt er das Schloß zu und setzt sich. (44c) Satzglieder im Ungarischen Az öröm hulláma elszorítja torkát, mosolyogva tolja be a reteszt és leül. A p → öröm, S → hulláma, PK → elszorítja, O → torkát, Best mod → mosolyogva, PK → tolja be, O → reteszt, PK → leül (44d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen elszorítja <sub O> tolja be <[sub] O> leül <[sub]> Az öröm hulláma elszorítja torkát, mosolyogva tolja be a reteszt és leül. (45a) Satzglieder im Deutschen Eine Viertelstunde später kommen zwei Toilettenmänner herein, öffnen mit einem Nachschlüssel Kabine 18 und ziehen den leichtbekleideten <?page no="132"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 118 Leichnam heraus, um ihn dann in die rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofes zu schaffen, von dem jeder wußte, daß ihn weder ein Zug jemals erreicht noch verlassen hatte, obwohl oft über seinem Dach der Rauch angeblicher Lokomotiven hing. A temp → eine Viertelstunde später, PK → kommen … herein, E sub → zwei Toilettenmänner, PK → öffnen, A ins → mit einem Nachschlüssel, E akk → Kabine 18; PK → ziehen … heraus, E akk → den leichtbekleideten Leichnam; Angabesatz-Komplex, Finalsatz → um ihn dann in die rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofes zu schaffen; Relativsatz → von dem jeder wußte; Ergänzungssatz-Komplex, Akkusativsatz → daß ihn weder ein Zug jemals erreicht noch verlassen hatte; Angabesatz-Komplex, Konzessivsatz → obwohl oft über seinem Dach der Rauch angeblicher Lokomotiven hing (45b) Satzmuster und Satzbauplan im Deutschen hereinkommen <sub> öffnen <sub akk> herausziehen <sub akk> Angabesatz-Komplex, Finalsatz Relativsatz Ergänzungssatz-Komplex, Akkusativsatz Angabesatz-Komplex, Konzessivsatz [Eine Viertelstunde später] kommen zwei Toilettenmänner herein, öffnen [mit einem Nachschlüssel] Kabine 18 und ziehen den leichtbekleideten Leichnam heraus, [um ihn dann in die rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofes zu schaffen, von dem jeder wußte, daß ihn weder ein Zug jemals erreicht noch verlassen hatte, obwohl oft über seinem Dach der Rauch angeblicher Lokomotiven hing]. (45c) Satzglieder im Ungarischen Negyedóra múltán két vécésember jön be, álkulccsal kinyitják a 18-as fülkét, és kihúzzák a könnyű öltözetű hullát, hogy eltüntessék a vörös téglás központi pályaudvar mélyében, amelyről mindenki tudta, hogy még soha egyetlen vonat sem érte vagy hagyta el, habár a tető fölött gyakran gomolygott állítólagos mozdonyok füstje. Best temp → negyedóra múltán, A quant → két, S → vécésember, PK → jön be; Best inst → álkulccsal, PK → kinyitják, Att ident → 18-as, O → fülkét; PK <?page no="133"?> Die hierarchische Struktur der Sätze im Sprachvergleich 119 → kihúzzák, Best qual → könnyű, Best qual → öltözetű, O → hullát; (finaladverbiale Unterordnung, Finalsatz) PK → eltüntessék, A qual → vörös, A qual → téglás, A qual → központi, A p → pályaudvar, Best loc → mélyében; (possessiver Attributsatz) Best asem → amelyről, S → mindenki, PK → tudta; (Objektsatz) Best temp → soha, A quant → egyetlen, S → vonat, PK → érte, PK → hagyta el; Best loc → tető fölött, Best gm → gyakran, PK → gomolygott, A qual → állítólagos, A pos → mozdonyok, S → füstje (45d) Satzmuster und Satzbauplan im Ungarischen jön be < sub > kinyitják < sub O > kihúzzák < sub O > eltüntessék < sub > tudta < sub Best asem > érte, hagyta el < sub > gomolygott < sub > [Negyedóra múltán] [két] vécésember jön be, [álkulccsal] kinyitják a [18as] fülkét, és kihúzzák a [könnyű] [öltözetű] hullát, hogy eltüntessék a [vörös] [téglás] [központi] [pályaudvar] [mélyében], amelyről mindenki tudta, hogy [még] [soha] [egyetlen] vonat sem érte vagy hagyta el, habár a [tető fölött] [gyakran] gomolygott [állítólagos] [mozdonyok] füstje. 4.3.2 Zwischenbilanz Werden die deutschen Satzglieder mit den ungarischen bzw. die deutschen Satzmuster und Satzbaupläne mit den ungarischen verglichen, lässt sich feststellen, dass es zwischen den zwei Sprachen gravierende Unterschiede gibt. In den deutschen Beispielsätzen finden sich Ergänzungen (subklassenspezifisch, in der Regel obligatorisch) und Angaben (aspezifisch vom Verb abhängig, fakultativ). Ergänzungen mit dem zentralen Verb konstituieren die Minimalstruktur des Satzes, die sich in den Satzmustern niederschlägt. Mit dem Hinzutritt der Satzangaben ergibt sich die Maximalstruktur des Satzes, die dem Satzbauplan entspricht. Wenn der Satz keine Angaben enthält, sind Minimal- und Maximalstruktur identisch. In jedem Beispiel ist die Gleichheit, die Ähnlichkeit oder eben der Unterschied zwischen den deutschen und ungarischen Sätzen auch bezüglich der Satzbaupläne bzw. der Satzmuster ersichtlich (Engel 2004: 104ff.). In den deutschen Sätzen kommen neben dem Prädikat folgende Ergänzungen und Angaben vor: Subjekt, Akkusativ-, Präpositiv-, Situativ-, Dativ-, Direktiv- und Prädikativergänzung sowie Temporal-, Lokal-, Final-, Instrumen- <?page no="134"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 120 tal-, Negativ- und Abtönungsangabe. Was die komplexen Sätze anbelangt, sind im Deutschen Ergänzungssatz-, Angabesatz- und Attributsatz-Komplexe zu finden (Engel: 2004: 138ff.). Die wort- und satzzentrierte Grammatik der ungarischen Sprache folgt den früheren klassischen Traditionen der Grammatikschreibung, es werden aber auch schon die neuesten Forschungsergebnisse berücksichtigt (z.B. Keszler/ Lengyel 2008). Auch die ungarischen Sätze werden von mir in Minimalsätze (die außer dem Prädikat nur ihre obligatorischen Satzglieder enthalten) und erweiterte, maximale Sätze (enthalten außer dem Minimalsatz Erweiterungen, fakultative, freie Satzglieder) unterteilt. In der vorliegenden Arbeit wurde - infolge der strukturellen Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Ungarischen - die Terminologie der deutschsprachigen ungarischen Grammatik von Keszler/ Lengyel (2008) berücksichtigt. Entsprechend den Konstruktionsprinzipien des Ungarischen, einer finnougrischen Sprache, finden sich im Korpus außer dem Prädikat folgende Satzglieder: Subjekt, Objekt, asemantische Bestimmung, Lokal-, Temporal-, Modal-, Kausal-, Grad- und Maß-, Instrumental- und Finalbestimmung sowie Possessiv- und Qualifizierungsattribut (Qualitäts-, Identifizierungs- und Quantitätsattribut). Im deutschen Korpus gibt es neben den einfachen Sätzen auch zahlreiche Sätze mit mindestens zwei Verben. Komplexe Sätze (Satzgefüge) weisen folgende Ausbauformen auf: Nebensatzgefüge, Infinitivgefüge, Hauptsatzgefüge und Partizipialgefüge. Im Deutschen findet man Ergänzungssatz-Komplexe, Angabesatz-Komplexe sowie Attributsatz-Komplexe. Ausbauformen in den Ergänzungssatz-Komplexen für Subjekt-, Akkusativ- und Präpositivsätze sind: dass, wenn, Fragewort, Infinitiv ohne Subjunktor, Infinitiv mit Subjunktor zu und eingebetteter Hauptsatz. Als Situativ- und Prädikativsätze kommen in denselben definite Nebensätze vor. Ausdrucksformen für Angabesatz- Komplexe sind: Nebensätze (Subjunktorsätze), Infinitivkonstruktionen, abhängige Hauptsätze und Partizipialphrasen. Als Ausdrucksformen für Attributsatz- Komplexe zum Nomen erscheinen Nebensätze (als Ergänzungen), Infinitivkonstruktionen (als Ergänzungen oder Angaben), Relativsätze (als Ergänzungen oder Angaben) und Partizipialphrasen (als Angaben). 1 1 Vgl. dazu die komplexen Sätzen in: Engel 2004: 134-161. <?page no="135"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 121 4.4 Komplexe Darstellung der Analyseergebnisse: Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich Auf der sprachlichen Ebene spiegelt die Wortstellung eines Satzes die Beziehung wider, in der die Teilnehmer eines Ereignisses auf der konzeptuellen Ebene zueinander stehen. Zunächst wird die morphologische Gestalt der einzelnen Teilnehmer im Deutschen und im Ungarischen bestimmt und danach wird betrachtet, wie der Linearisierungsprozess in beiden Sprachen verläuft. Hier wird ersichtlich, auf welche Weise die zwei Sprachen von den Positionen für die einzelnen Satzkonstituenten Gebrauch machen. 4.4.1 Kontrastive Einzelanalysen (1a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen An einem sonnigen Morgen stößt ein Jemand innerhalb seiner Wohnung auf ein amtliches Schreiben: es liegt auf dem Frühstückstisch neben der Tasse. an einem sonnigen Morgen → Präpositionalphrase, stößt → Verb, ein Jemand → Nominalphrase, innerhalb seiner Wohnung → Präpositionalphrase, auf ein amtliches Schreiben → Präpositionalphrase, es → Pronomen, liegt → Verb, auf dem Frühstückstisch → Präpositionalphrase, neben der Tasse → Präpositionalphrase (Satz 1) A temp + PK + E sub + A loc + E prp (Satz 2) E sub + PK + A loc / E sit + E sit / A loc (1b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Egy napfényes reggelen Valaki a lakásában hivatalos írásra bukkan: a reggelizőasztalon hever, a csésze mellett. egy → unbestimmter Artikel, napfényes → Adjektiv, reggelen → Substantiv, Valaki → Indefinitpronomen, a → bestimmter Artikel, lakásában → Substantiv, hivatalos → Adjektiv, írásra → Substantiv, bukkan → Verb: a → bestimmter Artikel, reggelizőasztalon → Substantiv, hever → Verb, a → bestimmter Artikel, csésze → Substantiv, mellett → Postposition (Satz 1) Att qual + Best temp + S + Best loc + Att qual + Best asem + PK (Satz 2) Best loc + PK + Best loc <?page no="136"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 122 (2a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Wie es dahin kam, ist ungewiß. wie → Interrogativpronomen, es → Pronominalform, dahin → Adverb, kam → Verb → Subjektsatz, ist → Verb, ungewiß → prädikatives Adjektiv E sub (Ergänzungssatz-Komplex: Subjektsatz) + PK + E prd (2b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Nem lehet tudni, hogyan került oda. nem → Negationswort, lehet tudni → Verb, hogyan → adverbiales Pronomen, került oda → Verb (unterordnender zusammengesetzter Satz: Haupt- und Nebensatz/ Objekt) (HS) PK + O + (NS/ Objekt) Best mod + PK (3a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Kaum geöffnet, überfällt es den Lesenden mit einer Aufforderung: kaum → Adverb, geöffnet → Partizip Perfekt → Partizipialkonstruktion, überfällt → Verb, es → Pronominalform, den Lesenden → Nominalphrase, mit einer Aufforderung → Präpositionalphrase A temp + PK + E sub + E Akk + E prp (3b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Kinyitja, és máris a következő felszólítással támadnak rá a sorok: kinyitja → Verb, és → Konjunktion, máris → Adverb, a → bestimmter Artikel, következő → Adjektiv, felszólítással → Substantiv, támadnak rá → Verb, a → bestimmter Artikel, sorok → Substantiv PK + Best temp + Att qual + Best ins + PK + S <?page no="137"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 123 (4a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Sie haben sich, befiehlt der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier, am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes zwecks Ihrer Hinrichtung einzufinden. Sie → Pronomen, haben sich … einzufinden → Verbalphrase, befiehlt → Verb, der amtliche Druck → Nominalphrase, auf dem grauen, lappigen Papier → Präpositionalphrase, am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr → Präpositionalphrase, in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes → Präpositionalphrase, zwecks Ihrer Hinrichtung → Präpositionalphrase PK + PK + E sub + A loc + A temp / E sit + E sit / A loc + A fin (4b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Jelenjék meg, parancsolja a hivatalos nyomtatvány a tépett szélű szürke papíron, folyó év november 5-én, reggel 8 órakor a központi pályaudvar férfimosdójában, kivégzése céljából. Jelenjék meg, parancsolja → Verb, a → bestimmter Artikel, hivatalos → Adjektiv, nyomtatvány → Substantiv, a → bestimmter Artikel, tépett szélű → Adjektiv, szürke → Adjektiv, papíron → Substantiv, folyó → Adjektiv, év → Substantiv, november → Substantiv, 5-én → Adverb, reggel → Adverb, 8 órakor → Adverb, a → bestimmter Artikel, központi → Adjektiv, pályaudvar férfimosdójában → Substantiv, kivégzése → Substantiv, céljából → Postposition PK + PK + Att qual + S + Att qual + Best loc + Att qual + Att pos + Best temp + Att qual + Att pos + Best loc + Best fin (5a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Für Sie ist Kabine 18 vorgesehen. für Sie → Präpositionalphrase, ist … vorgesehen → Verbalphrase, Kabine 18 → Nominalphrase E prp + PK + E sub <?page no="138"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 124 (5b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Az Ön számára kijelölt fülke száma: 18. az → bestimmter Artikel, Ön → Personalpronomen, számára → Postposition, kijelölt → Adjektiv, fülke száma → Substantiv, 18 → Adjektiv (Numerale) Best asem + Att qual + Att pos + S + PK (6a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung kann auf dem Wege der verwaltungsdienstlichen Verordnung eine Bestrafung angeordnet werden. bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung → Präpositionalphrase, kann … eingeordnet werden → Verbalphrase, auf dem Wege der verwaltungsdienstlichen Verordnung → Präpositionalphrase, eine Bestrafung → Nominalphrase A kaus + PK + A mod + E sub (6b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Ha eme felszólításnak nem tesz eleget, közigazgatási úton bírságolás rendelhető el. ha → Konjunktion, eme → Demonstrativpronomen, felszólításnak → Substantiv, nem → Negationswort, tesz eleget → Verb, közigazgatási → Adjektiv, úton → Substantiv, bírságolás → Substantiv, rendelhető el → Verb Att identif + Best asem + PK + Att qual + Best mod + S + PK (7a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Es empfiehlt sich leichte Bekleidung, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. es empfiehlt sich → Verbalphrase, leichte Bekleidung → Nominalphrase, um … zu → Subjunktor, einen reibungslosen Ablauf → Nominalphrase, garantieren → Verb PK + E sub + Angabesatz-Komplex, Finalsatz → um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren <?page no="139"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 125 (7b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen A súrlódásmentes lebonyolítás érdekében könnyű ruházat ajánlatos. a → bestimmter Artikel, súrlódásmentes → Adjektiv, lebonyolítás → Substantiv, érdekében → Postposition, könnyű → Adjektiv, ruházat → Substantiv, ajánlatos → Adjektiv Att qual → súrlódásmentes, Att pos → lebonyolítás, Best asem → érdekében, Att qual → könnyű, S → ruházat, PK → ajánlatos (8a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Wenig später taucht der solchermaßen Betroffene verzagt bei seinen Freunden auf. wenig → Adverb, später → Adverb, taucht … auf → Verbalphrase, der solchermaßen Betroffene → Nominalphrase, verzagt → Adverb, bei seinen Freunden → Präpositionalphrase A temp + PK + E sub + A mod + E sit (8b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Az ily módon Érintett hamarosan csüggedten beállít barátaihoz. az → bestimmter Artikel, ily módon → Adverb, Érintett → Substantiv, hamarosan → Adverb, csüggedten → Adverb, beállít → Verb, barátaihoz → Substantiv Att qual + Best mod + S + Best temp + Best mod + PK + Best loc (9a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Getränke und Imbiß lehnt er ab, fordert hingegen dringlich Rat, erntet aber nur ernstes und bedeutungsvolles Kopfschütteln. Getränke und Imbiß → Substantiv, lehnt … ab → Verbalphrase, er → Pronomen, fordert → Verb, hingegen → Konjunktor, dringlich Rat → Nominalphrase, erntet → Verb, aber → Abtönungspartikel, nur → Abtönungspartikel, ernstes und bedeutungsvolles Kopfschütteln → Nominalphrase E Akk + PK + E sub + PK + Konj + A mod + E Akk + PK + A abt + A abt + E Akk <?page no="140"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 126 (9b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Az inniés ennivalót elhárítja, viszont annál követelődzőbben kér tanácsot, de csak komoly és jelentőségteljes fejcsóválásban van része. az → bestimmter Artikel, inni-, ennivalót → Substantiv, és → Konjunktion, elhárítja → Verb, viszont → Konjunktion, annál → Adverb, követelődzőbben → Adverb, kér → Verb, tanácsot → Substantiv, de → Konjunktion, csak → Abtönungspartikel, komoly → Adjektiv, és → Konjunktion, jelentőségteljes → Adjektiv, fejcsóválásban → Substantiv, van → Verb, része → Substantiv O + PK + Best gm + Best mod + PK + O + Att qual + Best asem + PK (10a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Ein entscheidender Hinweis, ein Hilfsangebot bleibt aus. ein entscheidender Hinweis, ein Hilfsangebot → Nominalphrase, bleibt aus → Verbalphrase E sub + E sub + PK (10b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen A döntő értesülések közlése, a segítség felajánlása elmarad. a → bestimmter Artikel, döntő → Adjektiv, értesülések közlése → Substantiv, a → bestimmter Artikel, segítség felajánlása → Substantiv, elmarad → Verb Att qual + Att pos + S + Att pos + S + PK (11a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Heimlich atmet man wohl auf, wenn hinter dem nur noch begrenzt Lebendigen die Tür wieder zufällt, und man fragt sich, ob es nicht schon zuviel gewesen ist, sie ihm überhaupt zu öffnen. heimlich → Adverb, atmet … auf → Verbalphrase, man → Indefinitpronomen, wohl → Abtönungspartikel, wenn → Subjunktor, hinter dem nur noch begrenzt Lebendigen → Präpositionalphrase, die Tür → Substantiv, wieder → Adveb, zufällt → Verb, und → Konjunktor, man → Indefinitpronomen, fragt sich → Verbalphrase, ob → Subjunktor, es → <?page no="141"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 127 Pronominalform, nicht → Negationspartikel, schon → Rangierpartikel, zuviel → Gradpartikel, gewesen ist → Verbalphrase, sie → Pronomen im Akkusativ, ihm → Pronomen im Dativ, überhaupt → Rangierpartikel, zu → Infinitivpartikel, öffnen → Verb A mod + PK + E sub + A abt + Angabesatz-Komplex, Konditionalsatz, E sub + PK + Ergänzungssatz-Komplex, Akkusativsatz, Infinitivgefüge (11b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Barátai titokban bizonyára még fel is lélegeznek, amikor a Már Csak Meghatározott Ideig Élő mögött becsukódik az ajtó, és azon töprengenek, vajon nem kockáztattak-e már azzal is túl sokat, hogy egyáltalában ajtót nyitottak neki. barátai → Substantiv, titokban → Adverb, bizonyára → Adverb, még → Partikel, fellélegeznek → Verb, is → Partikel, amikor → Konjunktion, a → bestimmter Artikel, Már Csak Meghatározott Ideig Élő → Substantiv, mögött → Postposition, becsukódik → Verb, az → bestimmter Artikel, ajtó → Substantiv, és → Konjunktion, azon → Demonstrativpronomen, töprengenek → Verb, vajon → Partikel (bestimmt die Satzart), nem → Negationswort, kockáztattak → Verb, e → Partikel, már → Abtönungspartikel, azzal → Demonstrativpronomen, is → Partikel, túl → Partikel, sokat → Adjektiv (Numerale), hogy → Konjunktion, egyáltalában → Adverb, ajtót → Substantiv, nyitottak → Verb, neki → Personalpronomen S + Best mod + PK + Best loc + PK + S + Best asem + PK + PK + Best ins + Best gm + O + Best mod + O + PK + Best dat (12a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Lohnte es denn, wer weiß was alles auf sich zu laden für einen Menschen, von dem in Zukunft so wenig zu erwarten ist? lohnte es → Verbalphrase, denn → Abtönungsangabe, wer → Interrogativpronomen, weiß → Verb, was → Interrogativpronomen, alles → Indefinitpronomen, auf sich zu laden … zu erwarten ist → Verbalphrase, für einen Menschen → Präpositionalphrase, von dem → Relativpronomen mit Präposition, in Zukunft → Präpositionalphrase, so wenig → Adverbialphrase PK + A abt + Ergänzungssatz-Komplex, Subjektsatz, Infinitivgefüge <?page no="142"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 128 (12b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Érdemes-e, ki tudja, miféle veszélyeket vállalni valakiért, akitől a jövőben már aligha várhatunk bármit is? érdemes → Adjektiv, e → Partikel, ki → Interrogativpronomen, tudja → Verb, miféle → Interrogativpronomen, veszélyeket → Substantiv, vállalni → Verb, valakiért → Indefinitpronomen, akitől → Relativpronomen, a → bestimmter Artikel, jövőben → Adverb, már → Abtönungspartikel, aligha → Adverb, várhatunk → Verb, bármit → Pronomen, is → Partikel PK + S + PK + Att qual + O + PK + Best asem + Best temp + Best mod + PK + O (13a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Der nun selber begibt sich zu einem Rechtsanwalt, wo ihm vorgeschlagen wird, eine Eingabe zu machen, den Termin (5. Nov.) aber auf jeden Fall einzuhalten, um Repressalien auszuweichen. der → Demonstrativpronomen, nun → Abtönungspartikel, selber → Demonstrativpronomen, begibt sich → Verbalphrase, zu einem Rechtsanwalt → Präpositionalphrase, wo → W-Fragewort, ihm → Pronomen im Dativ, vorgeschlagen wird → Verbalphrase (im Passiv), eine Eingabe → Nominalphrase, zu → Infinitivpartikel, machen → Verb, den Termin (5. Nov.) → Nominalphrase, aber → Konjunktor, auf jeden Fall → Adverbialphrase, einhalten → Verb, zu → Infinitivpartikel, um … zu → Subjunktor, Repressalien → Substantiv, ausweichen → Verb, zu → Infinitivpartikel E sub + A abt + A mod + PK + E dir + Angabesatz-Komplex, Lokalsatz, Infinitivgefüge, Infinitivgefüge, Finalsatz (13b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Az Illető felkeres egy ügyvédet, aki azt javasolja neki, hogy írjon egy beadványt, ám a megadott időpontot (vagyis november 5-ét) a még súlyosabb következmények elkerülése érdekében mindenképpen tartsa be. az → bestimmter Artikel, Illető → Substantiv, felkeres → Verb, egy → unbestimmter Artikel, ügyvédet → Substantiv, aki → Pronomen, azt → Pronomen, javasolja → Verb, neki → Pronomen, hogy → Konjunktion, írjon → Verb, egy → unbestimmter Artikel, beadványt → Substantiv, ám → Partikel, a → bestimmter Artikel, megadott → Adverb, időpontot → <?page no="143"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 129 Substantiv, (vagyis → Konjunktion, november → Substantiv, 5-ét → Adjektiv, Numerale), a → bestimmter Artikel, még → Adverb, súlyosabb → Adjektiv, következmények → Substantiv, elkerülése → Substantiv, érdekében → Substantiv, mindenképpen → Adverb, tartsa be → Verb S + PK + O + S + O + PK + Best dat + PK + O + Att qual + O + (O + Best pos) + Best gm + Att qual + Att pos + Best kaus + Best mod + PK (14a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Herrentoilette und Zentralbahnhof höre sich doch ganz erträglich und vernünftig an. Herrentoilette → Substantiv, und → Konjunktor, Zentralbahnhof → Substantiv, höre sich … an → Verbalphrase, doch → Abtönungspartikel, ganz → Adverb, erträglich → Adverb, und → Konjunktor, vernünftig → Adverb E sub + PK + A abt + A mod + E mod + E mod (14b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Férfimosdó és központi pályaudvar, az egészen elviselhetően és értelmesen hangzik. férfimosdó → Substantiv, és → Konjunktion, központi → Adjektiv, az → Demonstrativpronomen, egészen → Adverb, elviselhetően → Adverb, és Konjunktion, értelmesen → Adverb, hangzik → Verb S + Att qual + S + S + Best gm + Best mod + Best mod + PK (15a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Nichts werde so heiß gegessen wie gekocht. nichts → Negationspartikel, werde … gegessen … gekocht → Verbalphrase (im Passiv), wie → Vergleichspartikel, so heiß → Adverbialphrase E sub + PK + E prd (15b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Nem eszik olyan forrón a kását, mint ahogyan főzik. <?page no="144"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 130 nem → Negationswort, eszik → Verb, olyan → Adverb, forrón → Adverb, a → bestimmter Artikel, kását → Substantiv, mint → Konjunktion, ahogyan → Adverb, főzik → Verb PK + Best gm + Best mod + O + Best mod + PK (16a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Hinrichtung? Hinrichtung → Substantiv E sub (16b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Kivégzés? kivégzés → Substantiv PK (17a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Wahrscheinlich ein Druckfehler. wahrscheinlich → Adverb, ein Druckfehler → Pronominalphrase A mod + E sub (17b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Valószínűleg sajtóhiba. valószínűleg → Adverb, sajtóhiba → Substantiv Best mod + PK (18a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen In Wirklichkeit sei „Einrichtung“ gemeint. in Wirklichkeit → Präpositionalphrase, sei … gemeint → Verbalphrase, Einrichtung → Substantiv A mod + PK + E sub <?page no="145"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 131 (18b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Valójában „kiképzés” akart lenni. valójában → Adverb, kiképzés → Substantiv, akart lenni → Verb Best mod + S + PK (19a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Warum nicht? warum → Interrogativpronomen, nicht → Negationspartikel (19b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Miért ne? miért → Interrogativpronomen, ne → Negationswort Best kaus + [PK lenne] (20a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Durchaus denkbar findet es der Rechtsanwalt, daß man von seinem frisch gebackenen Klienten verlange, er solle sich einrichten. durchaus → Abtönungspartikel, denkbar → Adverb, findet → Verb, es → Pronominalform, der Rechtsanwalt → Substantiv, daß → Subjunktor, man → Indefinitpronomen, von seinem frisch gebackenen Klienten → Präpositionalphrase, verlange → Verb, er → Personalpronomen, solle sich einrichten → Verbalphrase A abt + A mod + PK + E sub + Ergänzungssatz-Komplex, Akkusativsatz (20b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Az ügyvéd szerint igenis elképzelhető, hogy új sütetű kliensét ki akarják képezni. az → bestimmter Artikel, ügyvéd → Substantiv, szerint → Postposition, igenis → Modalwort, elképzelhető → Adjektiv, hogy → Konjunktion, új → Adjektiv, sütetű → Adjektiv, kliensét → Substantiv, ki akarják → Verb, képezni → Verb Best asem + Best mod + PK + Att qual + O + PK + O <?page no="146"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 132 (21a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Abwarten. abwarten → Verb PK (21b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Várjuk csak ki a végét. várjuk ki → Verb, csak → Adverb, a → bestimmter Artikel, végét → Substantiv PK + Best adv + O (22a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Und Vertrauen! und → Konjunktor, Vertrauen → Substantiv E sub (22b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen És legyünk bizalommal! és → Konjunktion, legyünk → Verb, bizalommal → Substantiv PK + [S] + Best inst (23a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Man muß Vertrauen haben! man → Indefinitpronomen, muß … haben → Verbalphrase, Vertrauen → Substantiv E sub + PK + E akk (23b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen A bizalom rendkívül fontos! <?page no="147"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 133 a → bestimmter Artikel, rendkívül → Adverb, fontos → Adjektiv S + Best gm + PK (24a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Vertrauen ist das wichtigste. Vertrauen → Substantiv, ist → Verb, das wichtigste → substantiviertes Adjektiv E sub + PK + E prd (24b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen A bizalom a fő! a → der bestimmte Artikel, bizalom → Substantiv, a → bestimmter Artikel, fő → Substantiv S + PK (25a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Daheim wälzt sich der zur Herrentoilette Beorderte schlaflos über seine durchfeuchten Laken. daheim → Adverb, wälzt sich → Verbalphrase, der zur Herrentoilette Beorderte → Nominalphrase, schlaflos → Adverb, über seine durchfeuchten Laken → Präpositionalphrase A loc + PK + E sub + A mod + A loc (25b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Otthon a Férfimosdóba Rendelt Egyén álmatlanul hánykolódik nyirkos lepedőjén. otthon → Adverb, a → bestimmter Artikel, Férfimosdóba ( → Adverb) Rendelt ( → Partizip) Egyén → Substantiv, hánykolódik → Verb, nyirkos → Adjektiv, lepedőjén → Substantiv Best loc + Best loc + Att qual + S + Best mod + PK + Att qual + Best loc → lepedőjén <?page no="148"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 134 (26a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Erfüllt von brennendem Neid lauscht er dem unbeschwerten Summen einer Fliege. erfüllt → Partizip Perfekt, von brennendem Neid → Präpositionalphrase, lauscht → Verb, er → Personalpronomen, dem unbeschwerten Summen einer Fliege → Nominalphrase A mod + PK + E sub + E dat (26b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Majd szétveti az irigység, úgy hallgatja egy légy gondtalan zümmögését. majd → Adverb, szétveti → Verb, az → bestimmter Artikel, irigység → Substantiv, úgy → Adverb, hallgatja → Verb, egy → unbestimmter Artikel, légy → Substantiv, gondtalan → Adjektiv, zümmögését → Substantiv Best mod + PK + S + Best mod + PK + Att pos + Att qual + O (27a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Die lebt! die → Demonstrativpronomen, lebt → Verb E sub + PK (27b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Ez él! ez → Demonstrativpronomen, él → Verb S + PK (28a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Die hat keine Sorgen! die → Demonstrativpronomen, hat → Verb, keine → Negationswort, Sorgen → Substantiv E sub + PK + A neg + E akk <?page no="149"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 135 (28b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Ennek semmi gondja! ennek → Demonstrativpronomen, semmi → Indefinitpronomen, gondja → Substantiv Best dat + PK + S (29a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Was weiß die schon vom Zentralbahnhof? ! was → Interrogativpronomen, weiß → Verb, die → Demonstrativpronomen, schon → Abtönungspartikel, vom Zentralbahnhof → Präpositionalphrase E akk + PK + E sub + A abt + E prp (29b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Mit tud ez a központi pályaudvarról? ! mit → Interrogativpronomen, tud → Verb, ez → Demonstrativpronomen, a → bestimmter Artikel, központi → Adjektiv, pályaudvarról → Substantiv O + PK + S + Att qual + Best asem (30a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Man weiß ja selber nichts darüber… man → Indefinitpronomen, weiß → Verb, ja → Abtönungspartikel, selber → Demonstrativpronomen, nichts → Indefinitpronomen, darüber → Pronominaladverb E sub + PK + A abt + A mod + A neg + E prp (30b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Hiszen ő maga sem tud róla semmit… <?page no="150"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 136 hiszen → Adverb, ő → Personalpronomen, maga → Reflexivpronomen, sem → Negationswort, tud → Verb, róla → Adverb, semmit → Indefinitpronomen S + PK + Best asem + O (31a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Mitten in der Nacht läutet er an der Tür des Nachbarn. mitten in der Nacht → Präpositionalphrase, läutet → Verb, er → Personalpronomen, an der Tür des Nachbarn → Präpositionalphrase A temp + PK + E sub + A loc (31b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Az éjszaka kellős közepén becsönget a szomszédja ajtaján. az → bestimmter Artikel, éjszaka → Substantiv, kellős → Adjektiv, közepén → Substantiv, becsönget → Verb, a → bestimmter Artikel, szomszédja → Substantiv, ajtaján → Substantiv Att pos + Att qual + Best tem + PK + Att pos + Best loc (32a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Durch das Guckloch glotzt ihn ein Auge an, kurzfristig, ausdruckslos, bis der Klingelnde kapituliert und den Finger vom Klingelknopf löst. durch das Guckloch → Präpositionalphrase, glotzt … an → Verbalphrase, ihn → Personalpronomen im Akkusativ, ein Auge → Substantiv, kurzfristig → Adverb, ausdruckslos → Adverb, bis → Subjunktor, der Klingelnde → substantiviertes Adjektiv, kapituliert → Verb, und → Konjunktor, den Finger → Substantiv, vom Klingelknopf → Präpositionalphrase, löst → Verb A loc + PK + E akk + E sub + A mod + A mod + Angabesatz-Komplex, Temporalsatz (32b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen A kukucskálón át egy szempár mered rá rövid ideig, kifejezéstelenül, míg végre a Csengető feladja a harcot, és leveszi ujját a csengőről. <?page no="151"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 137 a → bestimmter Artikel, kukucskálón → Substantiv, át → Postposition, egy → unbestimmter Artikel, szempár → Substantiv, mered rá → Verb, rövid → Adjektiv, ideig → Substantiv, kifejezéstelenül → Adverb, míg → Konjunktion, végre → Adverb, a → bestimmter Artikel, Csengető → Substantiv [Partizip], feladja → Verb, a → bestimmter Artikel, harcot → Substantiv, és → Konjunktion, leveszi → Verb, ujját → Substantiv, a → bestimmter Artikel, csengőről → Substantiv Best loc + S + PK + Att qual + Best tem + Best mod + temporaladverbiale Unterordnung (Temporalsatz) (33a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Pünktlich um acht Uhr morgens betritt er am 5. Nov. den Zentralbahnhof, fröstelnd in einem kurzärmeligen Sporthemd und einer Leinenhose, das Leichteste, was er an derartiger Bekleidung besitzt. pünktlich → Adverb, um acht Uhr morgens → Präpositionalphrase, betritt → Verb, er → Personalpronomen, am 5. Nov. → Präpositionalphrase, den Zentralbahnhof → Substantiv im Akkusativ, fröstelnd → Adverb, in einem kurzärmeligen Sporthemd und einer Leinenhose → Präpositionalphrase, das Leichteste → substantiviertes Adjektiv, was → Relativpronomen, er → Personalpronomen, an derartiger Bekleidung → Präpositionalphrase, besitzt → Verb A tem + A temp + PK + E sub + A temp + E akk + A mod + A mod + E akk + Attributsatz (33b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen November 5-én pontosan reggel 8-kor belép a központi pályaudvarra, didereg rövid ujjú sportingében és vászonnadrágjában; ez a legkönnyebb öltözete. november → Substantiv, 5-én → Adjektiv [Numerale], pontosan → Adverb, reggel → Substantiv A pos + Best temp + Best mod + Best temp + Best temp + PK + A qual + Best loc + PK + A qul + A qual + Best loc + Best loc + S + A qual + PK (34a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Hier und da gähnt ein beschäftigungsloser Gepäckträger. <?page no="152"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 138 hier → Adverb, und → Konjunktor, da → Adverb, gähnt → Verb, ein beschäftigungsloser Gepäckträger → Nominalphrase A loc + PK + E sub (34b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Itt-ott egy-egy unatkozó hordár ásítozik. itt-ott → Adverb, egy-egy → Adjektiv [Numerale], unatkozó → Adjektiv, hordár → Substantiv, ásítozik → Verb Best loc + Best quant + Best qual + S + PK (35a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Der Boden wird gefegt und immerzu mit einer Flüssigkeit besprengt. der Boden → Substantiv, wird gefegt … besprengt → Verbalphrase, und → Konjunktor, immerzu → Adverb, mit einer Flüssigkeit → Präpositionalphrase E sub + PK + A temp + A inst (35b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen A padlót söprik éppen, és valamiféle folyadékkal locsolják. a → bestimmter Artikel, padlót → Substantiv, söprik → Verb, éppen → Adverb, és → Konjunktion, valamiféle → Pronomen, folyadékkal → Substantiv, locsolják → Verb O + PK + Best temp + Best qual + Best ins + PK (36a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Durch die spiegelnde Leere der Herrentoilette hallt sein einsamer Schritt: Kabine 18 entdeckt er sofort. durch die spiegelnde Leere der Herrentoilette → Präpositionalphrase, hallt → Verb, sein einsamer Schritt → Nominalphrase, Kabine 18 → Nominalphrase, entdeckt → Verb, er → Personalpronomen, sofort → Adverb A loc + PK + E sub + E akk + PK + E sub + A mod <?page no="153"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 139 (36b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Magányos léptei visszhangot vernek a férfimosdó tükrökkel szegélyezett ürességében; a 18-as fülkét nyomban felfedezi. magányos → Adjektiv, léptei → Substantiv, visszhangot → Substantiv, vernek → Verb, A qual + S + O + PK + A pos + Best ins + A qual + Best loc + A iden + O + Best temp + PK (37a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Er schiebt eine Münze ins Schließwerk der Tür, die aufschwingt, und tritt ein. er → Personalpronomen, schiebt → Verb, eine Münze → Substantiv, ins Schließwerk der Tür → Präpositionalphrase, die → Relativpronomen, aufschwingt → Verbalphrase, und → Konjunktor, tritt ein → Verbalphrase E sub + PK + E akk + E prp + Relativsatz + PK (37b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Bedob egy érmét a zárszerkezetbe, az ajtó hirtelen kinyílik és ő belép. bedob → Verb, egy → unbestimmter Artikel, érmét → Substantiv, a → bestimmter Artikel, zárszerkezetbe → Substantiv, az → unbestimmter Artikel, ajtó → Substantiv, hirtelen → Adverb, kinyílik → Verb, és → Konjunktion, ő → Personalpronomen, belép → Verb PK + O + Best loc + S + Best mod + PK + S + PK (38a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Wild zuckt in ihm die Gewißheit auf, daß gar nichts passieren wird. wild → Adverb, zuckt … auf → Verbalphrase, in ihm → Präpositionalphrase, die Gewißheit → Substantiv, daß → Subjunktor, gar → Adverb, nichts → Indefinitpronomen, passieren wird → Verbalphrase A mod + PK + A loc + E sub + Ergänzungssatz-Komplex, Subjektsatz <?page no="154"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 140 (38b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Heves bizonyosság villan fel benne: semmi sem fog történni! heves → Adjektiv, bizonyosság → Substantiv, villan fel → Verb, benne → Adverb; semmi sem → Substantiv, fog történni → Verb A quali + S + PK + Best loc + S + PK (39a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Gar nichts! gar → Adverb, nichts → Indefinitpronomen A abt + E sub (39b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Az égvilágon semmi! az → bestimmter Artikel, égvilágon → Substantiv, semmi → Indefinitpronomen Best loc + S (40a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Man will ihn nur einrichten, weiter nichts! man → Indefinitpronomen, will … einrichten → Verbalphrase, ihn → Pronomen im Akkusativ, nur → Abtönungspartikel, weiter → Adverb, nichts → Indefinitpronomen E sub + PK + E akk + A ord + A mod + A neg (40b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Csak ki akarják képezni, semmi más! csak → Adverb, ki akarják képezni → Verb, semmi → Substantiv, más → Adjektiv PK + O + S <?page no="155"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 141 (41a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Gleich wird es vorüber sein, und er kann wieder nach Hause gehen. gleich → Adverb, wird es vorüber sein → Verbalphrase, und → Konjunktor, er → Personalpronomen, kann … gehen → Verbalphrase, wieder → Adverb, nach Hause → Präpositionalphrase A temp + PK + E sub + PK + A mod + E dir (41b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Hamarosan túl lesz rajta, és mehet haza megint! hamarosan → Adverb, túl lesz → Verb, rajta → Postposition, és → Konjunktion, mehet → Verb, haza → Adverb, megint → Adverb Best temp + PK + Best asem + PK + Best loc + Best temp (42a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Vertrauen! Vertrauen → Substantiv E sub → Vertrauen (42b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Bizalom! bizalom → Substantiv S (43a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Vertrauen! Vertrauen → Substantiv E sub → Vertrauen (43b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Bizalom! <?page no="156"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 142 bizalom → Substantiv S (44a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Eine euphorische Stimmung steigt ihm in die Kehle, lächelnd riegelt er das Schloß zu und setzt sich. eine euphorische Stimmung → Nominalphrase, steigt → Verb, ihm → Personalpronomen, in die Kehle → Präpositionalphrase, lächelnd → Adverb, riegelt … zu → Verbalphrase, er → Personalpronomen, das Schloß → Nominalphrase, und → Konjunktor, setzt sich → Verbalphrase E sub + PK + Pertinenzdativ als Attribut des Nomens / E dat + E dir + A mod + PK + E sub + E akk + PK (44b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Az öröm hulláma elszorítja torkát, mosolyogva tolja be a reteszt és leül. az → bestimmter Artikel, öröm → Substantiv, hulláma → Substantiv, elszorítja → Verb, torkát → Substantiv, mosolyogva → Adverb, tolja be → Verb, a → bestimmter Artikel, reteszt → Substantiv, és → Konjunktion, leül → Verb Att pos + S + PK + O + Best mod + PK + O + PK (45a) Ausdrucksform und Wortstellung im Deutschen Eine Viertelstunde später kommen zwei Toilettenmänner herein, öffnen mit einem Nachschlüssel Kabine 18 und ziehen den leichtbekleideten Leichnam heraus, um ihn dann in die rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofes zu schaffen, von dem jeder wußte, daß ihn weder ein Zug jemals erreicht noch verlassen hatte, obwohl oft über seinem Dach der Rauch angeblicher Lokomotiven hing. eine Viertelstunde später → Nominalphrase, kommen … herein → Verbalphrase, zwei → Zahlwort, Toilettenmänner → Substantiv, öffnen → Verb, mit einem Nachschlüssel → Präpositionalphrase, Kabine 18 → Nominalphrase, ziehen … heraus → Verbalphrase, den leichtbekleideten Leichnam → Nominalphrase, um … zu → Subjunktor, ihn → Personalpronomen im Akkusativ, dann → Adverb, in die rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofes → Präpositionalphrase, schaffen → Verb, von dem → <?page no="157"?> Lineare Struktur der Sätze im Sprachvergleich 143 Präpositionalphrase, jeder → Indefinitpronomen, wußte → Verb, daß → Subjunktor, ihn → Personalpronomen im Akkusativ, weder … noch → Konjunktor, ein Zug → Substantiv, jemals → Adverb, erreicht … verlassen hatte → Verbalphrase, obwohl → Subjunktor, oft → Adverb, über seinem Dach → Präpositionalphrase, der Rauch angeblicher Lokomotiven → Nominalphrase, hing → Verb A temp + PK + E sub + PK + A ins + E akk + PK + E akk + Angabesatz-Komplex, Finalsatz + Relativsatz + Ergänzungssatz-Komplex, Akkusativsatz + Angabesatz-Komplex, Konzessivsatz (45b) Ausdrucksform und Wortstellung im Ungarischen Negyedóra múltán két vécésember jön be, álkulccsal kinyitják a 18-as fülkét, és kihúzzák a könnyű öltözetű hullát, hogy eltüntessék a vörös téglás központi pályaudvar mélyében, amelyről mindenki tudta, hogy még soha egyetlen vonat sem érte vagy hagyta el, habár a tető fölött gyakran gomolygott állítólagos mozdonyok füstje. negyedóra → Substantiv, múlva → Postposition, két → Adjektiv [Numerale], vécésember → Substantiv, jön be → Verb, álkulccsal → Substantiv, kinyitják → Verb, a → bestimmter Artikel, 18-as → Adjektiv [Numerale], fülkét → Substantiv, és → Konjunktion, kihúzzák → Verb, a → bestimmter Artikel, könnyű → Adjektiv, öltözetű → Adjektiv, hullát → Substantiv, hogy → Konjunktion, eltüntessék → Verb, a → bestimmter Artikel, vörös → Adjektiv, téglás → Adjektiv, központi → Adjektiv, pályaudvar → Substantiv, mélyében → Substantiv, amelyről → Relativpronomen/ Konjunktion, mindenki → Indefinitpronomen, tudta → Verb, hogy → Konjunktion, még → Adverb, soha → Adverb, egyetlen → Adjektiv, vonat → Substantiv, sem → Konjunktion, érte → Verb, vagy → Konjunktion, hagyta el → Verb, habár → Konjunktion, a → bestimmter Artikel, tető → Substantiv, fölött → Postposition, gyakran → Adverb, gomolygott → Verb, állítólagos → Adjektiv, mozdonyok → Substantiv, füstje → Substantiv Best temp + A quant S + PK + Best inst + PK + A ident + O + PK + Best qual +Best qual + O + (finaladverbiale Unterordnung, Finalsatz) PK + A qual + A qual + A qual + A pos + Best loc + (possessiver Attributsatz) Best asem + S + PK + (Objektsatz) Best temp + A quant + S + PK + PK + Best loc + Best gm + PK + A qual + A pos + S <?page no="158"?> Vergleichende ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse 144 4.4.2 Zwischenbilanz Aus dem Vergleich der morphologischen Gestalt und der Wortstellung der Satzkonstituenten beider Sprachen werden einerseits die Unterschiede zwischen den deutschen und den ungarischen Wörtern bezüglich der Wortartzugehörigkeit, andererseits Unterschiede bezüglich der Reihenfolge der einzelnen Satzglieder und der Satzkonstituenten in beiden Sprachen erkennbar. Bei der Bestimmung der Satzkonstituenten und der Wortklassen der deutschen und der ungarischen Beispielsätze wurden Engels Deutsche Grammatik (2004) und Keszlers/ Lengyels deutschsprachige Ungarische Grammatik (2008) herangezogen. Wie der Linearisierungsprozess in den Sätzen des Korpus verläuft, zeigt die Reihenfolge der Ausdrucksformen der einzelnen Wortarten sowie die Reihenfolge der Satzglieder und der Gliedsätze in 1a-45b deutlich. Die Ergänzungen können im Deutschen in folgenden Ausdrucksformen realisiert werden: Nominalphrase im Nominativ, Akkusativ, Dativ; Pronominalphrase im Nominativ, Akkusativ, Dativ; spezielle Präposition mit Nominal- oder Pronominalphrase; Adverb; Nebensatz und Infinitivkonstruktion. Für die Angaben gibt es folgende Ausdrucksformen: Adjektive, Adverbien, Präpositionalphrasen, akkusativische Nominalphrasen, Nebensätze, Partikeln. 2 Das Subjekt im Ungarischen kann folgende Ausdrucksformen haben: Substantive und substantivische Pronomina in Subjektfunktion im Nominativ wie auch Infinitive. Das Objekt im Ungarischen kann mit einem Substantiv, mit einem substantivischen Pronomen oder mit einem Infinitiv realisiert werden. Als freie und gebundene Adverbialbestimmungen (asemantische Bestimmung, Lokal-, Temporal-, Modal-, Kausal-, Grad- und Maß-, Instrumental- und Dativbestimmung) können im Ungarischen ein endsuffigiertes oder mit Postposition versehenes Substantiv oder substantivisches Pronomen, ein Adjektiv (Numerale) mit adverbialer Endung sowie ein adjektivisches (numeralisches) Pronomen, ein Adverb und ein adverbiales Pronomen, ein Infinitiv, ein Partizip mit adverbialer Endung oder ein Verbaladverb auftreten. Das Attribut (Qualifizierungsattribut, Possessivattribut, Apposition) wird im Ungarischen durch Adjektive (Numeralien), adjektivische (numeralische) Pronomina, Partizipien, Substantive oder durch substantivische Pronomina ausgedrückt. Darüber hinaus erscheinen im Ungarischen neben zahlreichen Funktionswörtern, zu denen die Hilfsverben und ihre Derivate, die Postpositionen, die Verbzusätze, die Konjunktionen, die Partikeln, die Artikel und die Negationswörter zählen, auch Satzäquivalente, unter denen Modalwörter im Korpus vorkommen. 3 2 Vgl. dazu die erweiterte Partikelauffassung in: Engel 2004: 383-442. 3 Vgl. dazu die Klassifizierung der Funktionswörter und der Satzäquivalente in: Keszler/ Lengyel 2008: 96-117. <?page no="159"?> Zusammenfassung und Ausblick 145 5 Zusammenfassung und Ausblick Im Zentrum meiner kontrastiven ereignisstrukturbasierten grammatischsemantischen Analyse stand die Explikation der komplexen Ereignisstrukturen deutscher und ungarischer Verben. Die Abhandlung setzte sich zum Ziel, komplex strukturierte verbale Ereignisse näher zu bestimmen 1 und Ereignisstrukturen deutscher und korrespondierender ungarischer Verben zu vergleichen. Es wurde der Versuch unternommen, auf diese Weise einen angemessenen Ansatz zur Repräsentation der Verbbedeutung zu konzipieren bzw. den ereignisstrukturbasierten Ansatz vor dem Hintergrund einer vergleichenden verbsemantischen Analyse weiterzuentwickeln. Als ein Resultat der Abhandlung ist anzusehen, dass Repräsentationen von Ereignisstrukturen in eine Rahmentheorie der Argumentstruktur und Valenz von Verben einzubetten sind. Als ein weiteres Ergebnis lässt sich festhalten, dass das gesamte semantische Kenntnissystem als System von Ereignisstrukturen zu modellieren ist. Meine kontrastiv angelegte (deutsch-ungarische) ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse leistet somit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Theorie der Ereignisstruktursemantik. Ziel der hier vorgelegten Arbeit war es, im Rahmen einer ereignisstrukturbasierten Semantik eine Theorie zur Repräsentation von Verbbedeutungen zu entwickeln und sie für den Sprachvergleich nutzbar zu machen. Es zeigte sich, dass eine solche Theorie auf Argumentstrukturen bzw. auf die Valenz der Verben Bezug zu nehmen hat. Mein vordringliches Anliegen bestand darin, den semantischen Gehalt der in den Ereignisstrukturen verwendeten Prädikate und Relationen im Deutschen und im Ungarischen zu bestimmen. Mit der vorgelegten Analyse wurde nachgewiesen, dass die Einordnung von Ereignissen im Deutschen und im Ungarischen anhand von Ereignisschemata möglich ist. Es wurde deutlich, dass es, bezogen auf das hier verwendete Korpus, auf konzeptueller Ebene keine gravierenden Unterschiede zwischen den beiden genetisch nicht verwandten und typologisch unterschiedlichen Spra- 1 Vgl. dazu die Diskussion über Ereignisontologie und Ereigniswahrnehmung in: Engelberg (2000) sowie über die Individuationsbedingungen und Alternativ-Vorschläge, die kausale Rolle der Ereignisse und die Semantik der Ereignissätze in: Stoecker (1992). <?page no="160"?> Zusammenfassung und Ausblick 146 chen gibt. Dies ist jedoch auf der sprachlichen, d.h. der grammatischen Ebene sehr wohl und in einem erheblichen Maße der Fall. Eine der wichtigsten Fragen der Arbeit war es, welche Konsequenzen sich daraus für die ereignisstrukturbasierte Semantiktheorie ergeben. In diesem Zusammenhang waren drei Themenbereiche zu beachten: die Problematiken (a) der Ereignis- und (b) der Argumentstruktur sowie (c) die Analyse der semantischen Relationen. Die zentrale Komponente der Bedeutung eines Verbs besteht in der Repräsentation seiner Ereignisstruktur. Neuere Befunde ergaben sich in der Darstellung und Beschreibung der lexikalischen Bedeutung als Ereignisstruktur. Diese Befunde betrafen die Explikation des Aufbaus von Ereignisstrukturen (Komplexität von Ereignissen, Sorten von Teilereignissen, Relationen zwischen Teilereignissen, implizierte und präsupponierte Teilereignisse), vor allem aber auch die Beschreibung der Partizipanz an Teilereignissen und die Konkretisierung der Idee, dass die Partizipanten, die den thematischen Argumenten des Verbs entsprechen, in bestimmten semantischen Relationen zu bestimmten Teilereignissen stehen. Meine Analysen deuten darauf hin, dass die Ereignisstruktur von Verben eine unabhängige Repräsentationsebene darstellt. Die Entwicklung eindeutiger Kriterien für die Ermittlung von Teilereignissen sowie eine ontologische Fundierung des Ereignisbegriffs (vgl. hier S. 16ff.) konnten in dieser Arbeit jedoch noch nicht geleistet werden. In der Forschungsliteratur ist auf die Relevanz der Repräsentation von Zuständen und Nachzuständen für die Ereignisstruktur hingewiesen worden und damit auf die Unterscheidung zwischen durativen und punktuellen Ereignissen (Engelberg 2000: 63ff.). In diesem Zusammenhang sind auch temporale Relationen zwischen Teilereignissen und Relationen zwischen Teilereignissen und semantischen Argumenten diskutiert worden (Engelberg 2000: 78ff.). Meine Arbeit hat sich u.a. auch der Darstellung dieses Problemkreises gewidmet. Aus der Forschungsliteratur ging hervor, dass die Grundannahme der ereignisstrukturbasierten Theorie auch feinere Analysen im Bereich von adverbialer Modifikation (Zeitpunktadverbiale, Zeitspannenadverbiale, Zeitdaueradverbiale, Prospektivadverbiale) und interlexematischen Relationen ermöglicht (Engelberg 2000: 78). Die Beschreibung der Prädikat-Argument-Strukturen bildete auch in dieser Arbeit die Basis verbsemantischer Repräsentationen. Als problematisch erwies sich die Frage, über wie viele Argumente ein bestimmtes verbales Prädikat verfügt. In der Arbeit wurde nachgewiesen, dass die Argumentauffassung von Engelberg (2000) zusätzlich durch die unterschiedliche Einbindung von Argumenten und Modifikatoren in Ereignisstrukturen begründet ist. Ich habe für die Einführung von Ereignisargumenten in die semantische Repräsentation plädiert, um zahlreiche sprachliche Phänomene (adverbiale Modifikation, Phasen- und Ereignisverben, Ereignisnomen, deadjektivische Adverbien, anaphori- <?page no="161"?> Zusammenfassung und Ausblick 147 sche Wiederaufnahme, Quantifikation, Aspekt, temporale Phänomene etc.) erklären zu können. Die vorliegende Abhandlung setzte sich zugleich zum Ziel, die Theorie zur Repräsentation der Verbbedeutung vor dem Hintergrund einer kontrastiven, ereignisstrukturbasierten grammatisch-semantischen Analyse weiterzuentwickeln. Aus fremdsprachenphilologischer Perspektive haben kontrastiv angelegte semantische Analysen, die bedeutungserschließende Einsichten vermitteln, den Vorteil, dass sie nicht nur Einblicke in die Strukturierung der Fremdsprache, sondern auch in die der Ausgangssprache gewähren. Hier wurde dafür plädiert, dass die Bedeutungsrepräsentation eines Verbs im Wesentlichen in der Repräsentation seiner Ereignisstruktur besteht. Andere semantische Explikationsmodelle sind auch von der jeweiligen Sprachkultur unabhängig. Sie können - ähnlich meinem Modell - zur Beschreibung sprach- und kulturspezifischer Bedeutungsstrukturen in intra- und interlingualen grammatischsemantischen Untersuchungen effektiv beitragen. Im mentalen Lexikon sind die Bedeutungen der Verben in Form von Ereignisstrukturen repräsentiert. So kann meine kontrastive (deutsch-ungarische) ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analyse als Grundlage für ein Bedeutungsbeschreibungsmodell angesehen werden. Der Ertrag der vorliegenden Habilitationsschrift besteht u.a. darin, dass diese verbalen Bedeutungen in den Ereignisstrukturen nicht nur mit der Engelberg‘schen Methode expliziert werden können, sondern auch mit meiner in Kapitel 1.5 vorgestellten komplexen Methode. Die vier Komponenten meines Bedeutungsbeschreibungsmodells (1. Festlegung der konzeptuellen Ereignisschemata im Sprachvergleich, 2. Festlegung der semantischen Teilnehmerrollen im Sprachvergleich, 3. Analyse der hierarchischen Struktur der Sätze im Sprachvergleich, 4. Analyse der linearen Struktur der Sätze im Sprachvergleich) bilden die Grundlage für die kontrastive Analyse der deutschen und ungarischen Verben. Mein Modell der Beschreibung von lexikalischer Bedeutung ist im Stande, intern strukturierte, komplexe Ereignisstrukturen aufzudecken und sie dadurch bezogen auf die beiden Sprachen miteinander vergleichbar zu machen. Als Ergebnis der Analyse wurde über den Nachweis von Parallelen auf der konzeptuellen Ebene hinaus festgestellt, auf welche unterschiedliche Weisen die konzeptuelle Ebene in den zwei Sprachen auf der sprachlichen Ebene bezüglich der semantischen Rollen, der Satzglieder, der Gliedsätze, der Wortstellung und der morphologischen Ausdrucksmöglichkeiten abgebildet wird. Ein weiterer Ertrag der Arbeit besteht in den Komponenten des Bedeutungsbeschreibungsmodells, mit denen die Unterschiede und Ähnlichkeiten bzw. Parallelen in den zwei Sprachen nachgewiesen werden können. Auf diese Weise kann in beiden Sprachen ein Ereignis als komplexes Ganzes in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des <?page no="162"?> Zusammenfassung und Ausblick 148 Menschen aufgefasst werden. Es weist eine innere Struktur auf, die mit der dargelegten Methode beschrieben werden kann. Im Gegensatz zu Schwarz (1992) vertrete ich die Position, dass die Komponentialsemantik und die Prototypentheorie bei der Beschreibung der lexikalischen Bedeutung zwar einander ergänzen können, aber sie nicht unter einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können, denn sie sind mit unterschiedlichen Zielsetzungen entstanden, sie haben diverse Bedeutungsbestimmungen und arbeiten mit einem anderem Begriffsapparat. Der prototypentheoretische Ansatz kann so nicht den Merkmalsmodellen zugerechnet werden. Er arbeitet mit Typizitätsbedingungen, Prototypen, mehr oder weniger guten Vertretern der jeweiligen Kategorie sowie mit kognitiven idealisierten Abbildern. Verben verfügen über eine komplexe Ereignisstruktur, sie enthalten das Bedeutungsmerkmal „Prozesshaftigkeit“. Die Leistungen der Verbform im Satz ergeben sich aus ihrer kategorialen Bedeutung, ihrer lexikalischen Semantik, ihrer morphologischen Prägung und aus ihrem syntaktischen Fügungswert. Durch die untersuchten deutschen Sätze und deren ungarische Entsprechungen kann sprachlich ausgedrückt werden, wie komplexe, in sich vollständige Ereignisse in unserer Vorstellungs- und Erfahrungswelt abgebildet werden. Von der konzeptuellen Seite her gesehen bestehen solche Ereignisse immer aus mehreren begrifflichen Einheiten, die durch ein bestimmtes, für sich genommen ein einzigartiges Ereignis bezeichnendes Verb zueinander in Beziehung gesetzt werden können. Diesen Ereignisschemata sind auf der sprachlichen Seite typische hierarchische und lineare Strukturen zuzuordnen. So wurde in der vorliegenden Abhandlung aufgezeigt, inwiefern ein deutscher Satz und dessen ungarisches Äquivalent sowohl konzeptuell als auch sprachlich in sich abgeschlossene Ganze gleicher, ähnlicher bzw. eher unterschiedlicher Strukturen besitzen. Das Verhältnis zwischen einem Ereignis und dem Satz, mit dem dieses Ereignis ausgedrückt wird, ist in beiden Sprachen durch unterschiedliche Prozesse der Abstraktion gekennzeichnet. Es wurde in Kapitel 4 gezeigt, dass es zwischen der deutschen und der ungarischen Grammatikographie erhebliche Unterschiede gibt, was zumindest teilweise auf die genetische und typologische Unterschiedlichkeit der Sprachen zurückgeführt wurde. Es wurde aber auch deutlich gemacht, dass die beiden unterschiedlichen Traditionen der Syntaxforschung ein Potenzial zur wechselseitigen Befruchtung und Bereicherung besitzen. Bei der vergleichenden Analyse der deutschen und der ungarischen Sätze lassen sich unter dem Einfluss der deutschen Satzlehre (vgl. z.B. Eroms 2000: 171ff.; Engel 2004: 90ff.) Bezeichnungen für Satzglieder im Ungarischen erstellen, die von denen in der traditionellen ungarischen Grammatikschreibung gebräuchlichen abweichen (vgl. z.B. Bencédy/ Fábián/ Rácz 8 1991; A. Jászó 1991; Keszler/ Lengyel 2002, 2008). Analoge Ergebnisse sind vom Standpunkt der <?page no="163"?> Zusammenfassung und Ausblick 149 ungarischen Satzlehre auch für das Deutsche zu erwarten. Weitere Ergebnisse der Abhandlung sind also syntaxtheoretischer Art. In diesem Zusammenhang können Deutsch und Ungarisch als komplementär betrachtet werden, denn syntaktische Analysemethoden sowie syntaktische Bezeichnungen können die beiden Sprachen voneinander übernehmen. In der ungarischen syntaktischen Analyse sind beispielsweise Attribute (Qualifizierungsattribut: Qualitätsattribut, Identifizierungsattribut, Quantitätsattribut und Possessivattribut sowie Apposition) meistens als freie, seltener als gebundene Erweiterungen zu unterscheiden, im Deutschen erscheinen sie dagegen als Teile der Nominal- oder Pronominalphrase. Attribute zu kennzeichnen wäre auch im Deutschen sinnvoll. Im Deutschen könnten auch Appositionen, die im Ungarischen als Attributivapposition oder als Identifizierungsapposition auftreten, unterschieden werden. In der deutschen Dependenzverbgrammatikschreibung werden Ergänzungen in der Regel als obligatorisch, Angaben hingegen immer als fakultativ charakterisiert. Auf diese Weise wird auch terminologisch ein Unterschied zwischen Ergänzungen und Angaben gemacht. In der Grammatikographie des Ungarischen werden freie und gebundene Erweiterungen terminologisch meist gleich behandelt. Auch bei der Klassifizierung der Adverbialbestimmungen ist im Ungarischen zwischen gebundenen Adverbialbestimmungen (Ergänzungen) und freien Adverbialbestimmungen zu unterscheiden. Im Ungarischen bräuchte man neuere Bezeichnungen für die freien und gebundenen Erweiterungen: kötelező/ kötött határozói bővítmény = obligatorische/ gebundene Adverbialergänzung und szabad határozó = freie Adverbialbestimmung. Im Deutschen erscheinen sie entweder als modifikative oder situative Angaben oder als Adverbialergänzungen. Jede Subklasse der ungarischen Adverbialbestimmungen ist entweder eine gebundene Adverbialbestimmung (Ergänzung) (kötelező/ kötött határozói bővítmény) oder eine freie Adverbialbestimmung (szabad határozó). Nur die asemantische Bestimmung und die Vergleichsbestimmung können im Ungarischen eine gebundene Bestimmung sein, deshalb schlage ich dafür folgende Termini vor: asemantische Bestimmung = aszemantikus, kötelező/ kötött határozói bővítmény (das ist eine Adverbialbestimmung mit einer nicht eindeutig bestimmbaren Bedeutung) bzw. Vergleichsbestimmung = (össze)hasonlító kötelező/ kötött határozói bővítmény. Im Deutschen könnten die Attribute (dem Ungarischen ähnlich) als selbstständiges Satzglied erscheinen (Keszler/ Lengyel 2008: 199ff.). Ich halte es für äußerst wichtig, die Minimalstruktur der Sätze nicht nur im Deutschen, sondern auch im Ungarischen zu bestimmen. Bei meiner Analyse habe ich in jedem Fall auch die Minimalstruktur der ungarischen Sätze angegeben. <?page no="164"?> Zusammenfassung und Ausblick 150 Was die Wortartenzugehörigkeit der Lexeme betrifft, geht es in der Grammatikschreibung des Deutschen u.a um Verbal-, Nominal-, Präpositional- und Pronominalphrasen. Bei der Bestimmung der jeweiligen Wortart werden im Ungarischen die Phrasen weiter gegliedert, was auch im Deutschen sinnvoll wäre, denn man kann in diesem Fall auch im Deutschen die Wortartenzugehörigkeit der einzelnen Wörter der Phrasen bestimmen. Im Ungarischen werden die Zahlwörter als Subklasse der Adjektive aufgefasst. 2 Ich plädiere dafür, die Kardinalzahlen, die Bruchzahlen, die Ordinalzahlen, die Vervielfältigungszahlen und die Gattungszahlwörter sowohl im Deutschen als auch im Ungarischen in die traditionelle Wortklasse der Numeralia (Zahlwörter/ számnév) einzuordnen. Die deutschen und ungarischen Adjektive mit quantitativer Bedeutung können auch weiterhin nicht Numeralia genannt werden. Ich schließe mich der weiten Partikelauffassung von Engel (2004: 383ff.) an. 3 So ist es auch im Ungarischen sinnvoll, die nicht flektierbaren Wörter, in die Subklassen der Partikeln der deutschen dependenziellen Verbgrammatik (Engel 2004: 383ff.) einzuordnen. So gäbe es im Ungarischen neben dem verbalen und dem nominalen Bereich Partikeln, zu denen im Ungarischen die Artikel, die Konjunktionen (Subjunktoren und Konjunktoren), die Negationswörter, die Postpositionen, die Satzäquivalente und weitere Partikeln wie die Abtönungspartikeln, Adverbien, die Fokuspartikeln, die Gradpartikeln, die Rangierpartikeln und die Satzart bezeichnenden Partikeln gehören würden. Ich halte es ebenfalls für notwendig, im Deutschen ein dem Ungarischen ähnliches Notationssystem einzuführen, wobei die einzelnen Satzglieder sowie die Beziehungen der einzelnen Gliedsätze zueinander adäquat bezeichnet werden könnten (Keszler/ Lengyel 2002: 181ff., 2008: 241ff.). Die Ergebnisse, die diese Arbeit erbracht hat, stellen keineswegs den Endpunkt der Forschungen zu den behandelten Themenbereichen dar, sondern eröffnen neue Fragen und Aufgaben. Es ist klar, dass die Grenzen zwischen den Sprachen und Sprachgemeinschaften offen sind, ebenso wie die Staatsgrenzen in der EU. Eine Begleiterscheinung dieser Offenheit ist der Kontakt der Sprachen, was gleichzeitig auch den Kontakt der Inhalte impliziert. Dieser Kontakt war in der Geschichte auch schon früher sehr stark, denken wir nur an das Zeitalter der Reformation. Die Interkulturalität stellt begrifflich eine andere Qualität dar als die Kontrastivität. Interkulturalität ist eine Art Grundeinstellung oder Anschauung des Menschen und stellt Sprach- und Kulturwissenschaftler vor die Aufgabe zu untersuchen, was durch eine Interaktion zweier 2 Vgl. dazu die Quantitätsadjektive in: Keszler/ Lengyel 2004: 54 sowie die Zahlwörter in: Engel 2004: 339f. 3 Vgl. dazu auch die Partikeln im weiteren Sinne in: Hentschel/ Weydt 4 2013: 248ff. <?page no="165"?> Zusammenfassung und Ausblick 151 oder mehrerer Sprachbzw. Kommunikationskulturen entsteht. Kontrastierung ist eine Methode des Strukturalismus: Sie findet sich seit den 1960er- Jahren in vielen linguistischen Arbeiten und dient vor allem praktischen Zielsetzungen. Es ist aber vielversprechend, auch in diesem Fall über die strukturalistische Methode hinauszugehen. Führt ein Linguist vergleichende lexikalischsemantische Untersuchungen durch, so kann er nicht an der Grenze der sprachlichen Strukturen stehenbleiben. Er muss sich auf begriffliche Inhalte beziehen, die beiden Sprachen gemeinsam sind bzw. sie unterscheiden. Die Frage ist, mit welcher Methode diese Inhalte beschrieben bzw. verglichen werden können. Ist dabei die bisherige kontrastive Methode anwendbar? Das wird bejaht: Die kontrastive Methode kann in eine interkulturell-semantische Untersuchung integriert werden, indem sie die Zielsetzung verfolgt, Ereignisstrukturen in den zu vergleichenden Sprachen zu explizieren. Die Forschungsarbeit kann in der ereignisstrukturbasierten Semantik unter Berücksichtigung der Kontrastivität und Interkulturalität fortgesetzt werden. In der hier vorgelegten Arbeit habe ich eine mögliche, noch nicht voll entwickelte linguistische Methode vergleichender kontrastiver verbsemantischer Analyse vorgestellt. Mit dieser Methode kann zukünftig auch das Besondere in interkulturellen Kontexten, z.B. die Interaktion deutscher und ungarischer Sprachbzw. Kommunikationskulturen, untersucht werden. Die zentrale, aber bis jetzt noch offene Frage lautet, ob kontrastive semantische Analysen nur Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen zwei Sprachen (d.h. nur zwischenkulturelle Sprachkonstellationen) aufdecken oder ob dadurch auch interkulturelle Sprachkonstellationen bzw. interkulturelle Interaktionssituationen aufgedeckt werden können. Es ist zu erwarten, dass kontrastive intra- und interlinguale semantische Untersuchungen, die als integrative, methodische Bestandteile einer interkulturellen Semantik anzusehen sind, es ermöglichen, auch Interkulturalität (Wierlacher 1987, 2001; Wierlacher/ Bogner 2003; Földes 2003, 2007a,b,c; Kühn 2006; Tóth 2010a) und insbesondere interkulturelle Effekte und kulturspezifische Eigentümlichkeiten zu analysieren. Ich habe mich in der vorliegenden Abhandlung auf intra- und interlinguale grammatisch-semantische Untersuchungen konzentriert, die sprachspezifische Bedeutungssysteme aufdecken können. Kontrastive, kultursensitive semantische Untersuchungen dieser Art sind in Zukunft häufiger als bisher erwünscht. Mein Beschreibungsmodell kann in Zukunft um die Analyse so genannter verankernder Elemente erweitert werden. Ereignisse werden nämlich nicht nur in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt des Sprechers/ Schreibers verankert. Jede Äußerung weist zahlreiche weitere so genannte Verankerungselemente auf, die durch grammatische Faktoren ausgedrückt werden können (Pörings und Schmitz 2 2003). Weitere sprachliche Elemente des Satzes helfen uns, das Ereignis in Bezug auf uns selbst sowie den Ort und Zeitpunkt unseres Spre- <?page no="166"?> Zusammenfassung und Ausblick 152 chens/ Schreibens zu positionieren. Deshalb sollten die verankernden Elemente eines Satzes im Mittelpunkt weiterer vergleichender deutsch-ungarischer verbsemantischer Untersuchungen stehen. Die konzeptuelle Verankerung eines Ereignisses durch weitere sprachliche Elemente (Verankerungselemente: Satzmodus, Einstellung des Sprechers, Tempus, Betrachtungsperspektive etc.) sollte in einer weiteren Untersuchung dargestellt werden. Damit ist am Ende dieser Arbeit deutlich, dass die hier präsentierte kontrastive ereignisstrukturbasierte Analyse deutscher und ungarischer Verben nur ein Beitrag zu einem Forschungsprogramm darstellt, dessen größten Teil abzuarbeiten noch vor uns liegt. <?page no="167"?> Literatur 153 6 Literatur Abraham, Werner (1990): A Note on the Aspect-Syntax Interface. In: Mascaró, Joan/ Nespor, Marina (Hrsg.): Grammar in Progress. Glow Essays for Henk van Riemsdijk. Dordrecht. S. 1-12. Abraham, Werner (1993): Ergativa sind Terminativa. In: Zeitschrift für Sprachwissenschaft 12. S. 157-184. Ágel, Vilmos (2000): Valenztheorie. Tübingen. (Narr-Studienbücher). Ágel, Vilmos et al. (Hrsg.) (2003, 2006): Dependenz und Valenz. 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Kleine Prosa, Erzählungen, Aufsätze. München. Kunert, Günter (1969): Kicsi zöld emberkék. Fordította: Ember, Mária. Budapest. <?page no="181"?> 167 7 Abkürzungen ( ) [ ] Fakultative Ergänzungen werden in runde Klammern, Angaben in eckige Klammern gesetzt. { } Das Zeichen steht für explizit nicht ausgedrückte Satzglieder. ˂-˃ ohne jegliche Ergänzung im Deutschen/ ohne jegliches Subjekt, Objekt, Bestimmung im Ungarischen A temp Temporalangabe im Deutschen A loc Lokalangabe im Deutschen Att ident Qualifizierungsattribut → Identifizierungsattribut Att pos Possessivattribut im Ungarischen Att qual Qualifizierungsattribut → Qualitätsattribut im Ungarischen Att quan Qualifizierungsattribut → Quantitätsattribut im Ungarischen Best adv Adverbialbestimmung im Ungarischen Best asem asemantische Bestimmung im Ungarischen Best dat Dativbestimmung im Ungarischen Best gm Grad- und Maßbestimmung im Ungarischen Best ins Instrumentalbestimmung im Ungarischen Best lok Lokalbestimmung im Ungarischen Best temp Temporalbestimmung im Ungarischen Best kaus Kausalbestimmung im Ungarischen E sub Subjekt im Deutschen E akk Akkusativergänzung im Deutschen E dat Dativergänzung im Deutschen E prp Präpositivergänzung im Deutschen E sit Situativergänzung im Deutschen E mod Modifikativergänzung im Deutschen E prd Prädikativergänzung im Deutschen O Objekt im Ungarischen S Subjekt im Ungarischen PK Prädikat im Deutschen/ Ungarischen <?page no="182"?> Anhang 168 <?page no="183"?> Anhang 169 8 Anhang Günter Kunert (1972): Zentralbahnhof. In: Tagträume in Berlin und andernorts. München: Hanser, S. 50-51. Zentralbahnhof An einem sonnigen Morgen stößt ein Jemand innerhalb seiner Wohnung auf ein amtliches Schreiben: es liegt auf dem Frühstückstisch neben der Tasse. Wie es dahin kam, ist ungewiß. Kaum geöffnet, überfällt es den Lesenden mit einer Aufforderung: Sie haben sich, befiehlt der amtliche Druck auf dem grauen, lappigen Papier, am 5. November des laufenden Jahres morgens acht Uhr in der Herrentoilette des Zentralbahnhofes zwecks Ihrer Hinrichtung einzufinden. Für Sie ist Kabine 18 vorgesehen. Bei Nichtbefolgung dieser Aufforderung kann auf dem Wege der verwaltungsdienstlichen Verordnung eine Bestrafung angeordnet werden. Es empfiehlt sich leichte Bekleidung, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Wenig später taucht der solchermaßen Betroffene verzagt bei seinen Freunden auf. Getränke und Imbiß lehnt er ab, fordert hingegen dringlich Rat, erntet aber nur ernstes und bedeutungsvolles Kopfschütteln. Ein entscheidender Hinweis, ein Hilfsangebot bleibt aus. Heimlich atmet man wohl auf, wenn hinter dem nur noch begrenzt Lebendigen die Tür wieder zufällt, und man fragt sich, ob es nicht schon zuviel gewesen ist, sie ihm überhaupt zu öffnen. Lohnte es denn, wer weiß was alles auf sich zu laden für einen Menschen, von dem in Zukunft so wenig zu erwarten ist? Der nun selber begibt sich zu einem Rechtsanwalt, wo ihm vorgeschlagen wird, eine Eingabe zu machen, den Termin (5. Nov.) aber auf jeden Fall einzuhalten, um Repressalien auszuweichen. Herrentoilette und Zentralbahnhof höre sich doch ganz erträglich und vernünftig an. Nichts werde so heiß gegessen wie gekocht. Hinrichtung? Wahrscheinlich ein Druckfehler. In Wirklichkeit sei „Einrichtung“ gemeint. Warum nicht? Durchaus denkbar findet es der Rechtsanwalt, daß man von seinem frisch gebackenen Klienten verlange, er solle sich einrichten. Abwarten. Und Vertrauen! Man muß Vertrauen haben! Vertrauen ist das wichtigste. <?page no="184"?> Anhang 170 Daheim wälzt sich der zur Herrentoilette Beorderte schlaflos über seine durchfeuchten Laken. Erfüllt von brennendem Neid lauscht er dem unbeschwerten Summen einer Fliege. Die lebt! Die hat keine Sorgen! Was weiß die schon vom Zentralbahnhof? ! Mitten in der Nacht läutet er an der Tür des Nachbarn. Durch das Guckloch glotzt ihn ein Auge an, kurzfristig, ausdruckslos, bis der Klingelnde kapituliert und den Finger vom Klingelknopf löst. Pünktlich um acht Uhr morgens betritt er am 5. Nov. den Zentralbahnhof, fröstelnd in einem kurzärmeligen Sporthemd und einer Leinenhose, das Leichteste, was er an derartiger Bekleidung besitzt. Hier und da gähnt ein beschäftigungsloser Gepäckträger. Der Boden wird gefegt und immerzu mit einer Flüssigkeit besprengt. Durch die spiegelnde Leere der Herrentoilette hallt sein einsamer Schritt: Kabine 18 entdeckt er sofort. Er schiebt eine Münze ins Schließwerk der Tür, die aufschwingt, und tritt ein. Wild zuckt in ihm die Gewißheit auf, daß gar nichts passieren wird. Gar nichts! Man will ihn nur einrichten, weiter nichts! Gleich wird es vorüber sein, und er kann wieder nach Hause gehen. Vertrauen! Vertrauen! Eine euphorische Stimmung steigt ihm in die Kehle, lächelnd riegelt er das Schloß zu und setzt sich. Eine Viertelstunde später kommen zwei Toilettenmänner herein, öffnen mit einem Nachschlüssel Kabine 18 und ziehen den leichtbekleideten Leichnam heraus, um ihn dann in die rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofes zu schaffen, von dem jeder wußte, daß ihn weder ein Zug jemals erreicht noch verlassen hatte, obwohl oft über seinem Dach der Rauch angeblicher Lokomotiven hing. <?page no="185"?> Anhang 171 Günter Kunert: Központi pályaudvar . In: Günter Kunert (1969): Kicsi, zöld emberkék. Budapest: Európa Kiadó, S. 20-22 [übersetzt von Mária Ember]. Központi pályaudvar Egy napfényes reggelen Valaki a lakásában hivatalos írásra bukkan: a reggelizőasztalon hever, a csésze mellett. Nem lehet tudni, hogyan került oda. Kinyitja és máris a következő felszólítással támadnak rá a sorok: Jelenjék meg, parancsolja a hivatalos nyomtatvány a tépett szélű szürke papíron, folyó év november 5-én, reggel 8 órakor a központi pályaudvar férfimosdójában, kivégzése céljából. Az Ön számára kijelölt fülke száma: 18. Ha eme felszólításnak nem tesz eleget, közigazgatási úton bírságolás rendelhető el. A súrlódásmentes lebonyolítás érdekében könnyű ruházat ajánlatos. Az ily módon Érintett hamarosan csüggedten beállít barátaihoz. Az inniés ennivalót elhárítja, viszont annál követelődzőbben kér tanácsot, de csak komoly és jelentőségteljes fejcsóválásban van része. A döntő értesülések közlése, a segítség felajánlása elmarad. Barátai titokban bizonyára még fel is lélegeznek, amikor a Már Csak Meghatározott Ideig Élő mögött becsukódik az ajtó, és azon töprengenek, vajon nem kockáztattak-e már azzal is túl sokat, hogy egyáltalában ajtót nyitottak neki. Érdemes-e, ki tudja, miféle veszélyeket vállalni valakiért, akitől a jövőben már aligha várhatunk bármit is? Az Illető felkeres egy ügyvédet, aki azt javasolja neki, hogy írjon egy beadványt, ám a megadott időpontot (vagyis november 5-ét) a még súlyosabb következmények elkerülése érdekében mindenképpen tartsa be. Férfimosdó és központi pályaudvar, az egészen elviselhetően és értelmesen hangzik. Nem eszik olyan forrón a kását, mint ahogyan főzik. Kivégzés? Valószínűleg sajtóhiba. Valójában „kiképzés” akart lenni. Miért ne? Az ügyvéd szerint igenis elképzelhető, hogy új sütetű kliensét ki akarják képezni. Várjuk csak ki a végét. És legyünk bizalommal! A bizalom rendkívül fontos! A bizalom a fő! Otthon a Férfimosdóba Rendelt Egyén álmatlanul hánykolódik nyirkos lepedőjén. Majd szétveti az irigység, úgy hallgatja egy légy gondtalan zümmögését. Ez él! Ennek semmi gondja! Mit tud ez a központi pályaudvarról? ! Hiszen ő maga sem tud róla semmit … Az éjszaka kellős közepén becsönget a szomszédja ajtaján. A kukucskálón át egy szempár mered rá rövid ideig, kifejezéstelenül, míg végre a Csengető feladja a harcot, és leveszi ujját a csengőről. November 5-én pontosan reggel 8-kor belép a központi pályaudvarra, didereg rövid ujjú sportingében és vászonnadrágjában; ez a legkönnyebb öltözete. Itt-ott egy-egy unatkozó hordár ásítozik. A padlót söprik éppen, és valamiféle folyadékkal locsolják. Magányos léptei visszhangot vernek a férfimosdó tükrökkel szegélyezett ürességében; a 18-as fülkét nyomban felfedezi. Bedob egy érmét a zárszerkezet- <?page no="186"?> Anhang 172 be, az ajtó hirtelen kinyílik és ő belép. Heves bizonyosság villan fel benne: semmi sem fog történni! Az égvilágon semmi! Csak ki akarják képezni, semmi más! Hamarosan túl lesz rajta, és mehet haza megint! Bizalom! Bizalom! Az öröm hulláma elszorítja torkát, mosolyogva tolja be a reteszt és leül. Negyedóra múltán két vécésember jön be, álkulccsal kinyitják a 18-as fülkét, és kihúzzák a könnyű öltözetű hullát, hogy eltüntessék a vörös téglás központi pályaudvar mélyében, amelyről mindenki tudta, hogy még soha egyetlen vonat sem érte vagy hagyta el, habár a tető fölött gyakran gomolygott állítólagos mozdonyok füstje. <?page no="187"?> B EITRÄGE ZUR I NTERKULTURELLEN G ERMANISTIK (BIG) Hrsg. von Csaba Földes ISSN 2190-3425 Bd. 1: Földes, Csaba (Hrsg.): Deutsch in soziolinguistischer Sicht. Sprachverwendung in Interkulturalitätskontexten. 2010 (BIG-Sammelbände); VIII + 158 S.; ISBN 978-3-8233-6571-6. Bd. 2: Németh, Attila: Dialekt, Sprachmischung und Spracheinstellungen. Am Beispiel deutscher Dialekte in Ungarn. 2010 (BIG-Monographien); VI + 246 S.; ISBN 978-3-8233-6572-3. Bd. 3: Földes, Csaba (Hrsg.): Interkulturelle Linguistik im Aufbruch. Das Verhältnis von Theorie, Empirie und Methode. 2011 (BIG-Sammelbände); VIII + 359 S.; ISBN 978-3-8233-6682-9. Bd. 4: Fáy, Tamás: Sekundäre Formen des Foreigner Talk im Deutschen aus übersetzungswissenschaftlicher Sicht. 2012 (BIG-Monographien); VIII + 176 S.; ISBN 978-3-8233-6714-7. Bd. 5: Földes, Csaba (Hrsg.): Interkulturalität unter dem Blickwinkel von Semantik und Pragmatik. 2014 (BIG-Sammelbände); IX + 279 S.; ISBN 978-3-8233-6905-9. Bd. 6: Burka, Bianka: Manifestationen der Mehrsprachigkeit und Ausdrucksformen des ‚Fremden‘ in deutschsprachigen literarischen Texten. Exemplifiziert am Beispiel von Terézia Moras Werken. 2016 (BIG-Monographien); XI + 230 S.; ISBN 978-3-8233-8013-9. Bd. 7: Földes, Csaba (Hrsg.): Zentren und Peripherien - Deutsch und seine interkulturellen Beziehungen in Mitteleuropa. 2017 (BIG-Sammelbände); IX + 305 S.; ISBN: 978-3-8233-8075-7. Bd. 8: Földes, Csaba (Hrsg.): Interkulturelle Linguistik als Forschungsorientierung in der mitteleuropäischen Germanistik. 2017 (BIG-Sammelbände); IX + 285 S.; ISBN: 978-3-8233-8076-4. <?page no="188"?> Bd. 9: Földes, Csaba/ Haberland, Detlef (Hrsg.): Nahe Ferne - ferne Nähe. Zentrum und Peripherie in deutschsprachiger Literatur, Kunst und Philosophie. 2017 (BIG-Sammelbände); IX + 223 S.; ISBN: 978-3-8233-8077-1. Bd. 10: Földes, Csaba (Hrsg.): Themenfelder, Erkenntnisinteressen und Perspektiven in der Germanistik in Mitteleuropa. 2018 (BIG-Sammelbände); IX + 252 S.; ISBN: 978-3-8233-8078-8. Bd. 11: Földes, Csaba (Hrsg.): Sprach- und Textkulturen - interkulturelle und vergleichende Konzepte. 2018 (BIG-Sammelbände); IX + 330 S.; ISBN: 978-3-8233-8086-3. Bd. 12: Tóth, József: Ereignisse als komplexe Ganze in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt: ereignisstrukturbasierte grammatisch-semantische Analysen im deutsch-ungarischen Sprachvergleich. 2018 (BIG-Monographien); XIII + 172 S.; ISBN: 978-3-8233-8214-0.