Technikkommunikation
0107
2014
978-3-8385-3214-1
UTB
Im Beruf oder im Alltag - Menschen haben in allen Lebensbereichen Kontakt und Umgang mit technischen Produkten. Ob und wie diese Interaktion gelingt, hängt ganz wesentlich vom Wissen und den Fertigkeiten ab, wie man Technik nutzt. Die Vermittlung dieses Wissens ist Aufgabe der Technikkommunikation.
Das Buch führt in die linguistischen Grundlagen der professionellen Kommunikation über Technik und Technikgebrauch ein.
Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Böhlau Verlag · Köln · Weimar · Wien Verlag Barbara Budrich · Opladen · Farmington Hills facultas.wuv · Wien Wilhelm Fink · München A. Francke Verlag · Tübingen und Basel Haupt Verlag · Bern · Stuttgart · Wien Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung · Bad Heilbrunn Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft · Stuttgart Mohr Siebeck · Tübingen Orell Füssli Verlag · Zürich Ernst Reinhardt Verlag · München · Basel Ferdinand Schöningh · Paderborn · München · Wien · Zürich Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich UTB XXXX UTB (M) Impressum1_09.indd 1 20.11.2008 11: 01: 47 Uhr Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Böhlau Verlag · Köln · Weimar · Wien Verlag Barbara Budrich · Opladen · Farmington Hills facultas.wuv · Wien Wilhelm Fink · München A. Francke Verlag · Tübingen und Basel Haupt Verlag · Bern · Stuttgart · Wien Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung · Bad Heilbrunn Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft · Stuttgart Mohr Siebeck · Tübingen Orell Füssli Verlag · Zürich Ernst Reinhardt Verlag · München · Basel Ferdinand Schöningh · Paderborn · München · Wien · Zürich Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich UTB XXXX UTB (M) Impressum1_09.indd 1 20.11.2008 11: 01: 47 Uhr 3214 Rothkegel.indd 1 09.11.09 14: 08 Annely Rothkegel Technikkommunikation Produkte • Texte • Bilder UVK Verlagsgesellschaft mbH Rothkegel.indd 3 09.11.09 14: 08 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8252-3214-6 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Verlag Huter & Roth KG, Wien 2010. www.huterundroth.at Lizenznehmer: UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz Satz und Layout: Haller & Haller, Wien Einbandgestaltung : Atelier Reichert, Stuttgart Illustration aus: Paul Mijksenaar & Piet Westendorp: OPEN HERE. The Art of Instructional Design. Thames & Hudson 1999 (mit freundlicher Genehmigung) Druck und Bindung : CPI - Ebner & Spiegel, Ulm UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstr. 24 · 78462 Konstanz Tel. 07531-9053-21 · Fax 07531-9053-98 www.uvk.de Annely Rothkegel ist Professorin für Angewandte Sprachwissenschaft an der Technischen Universität in Chemnitz. Dank Dieses Lehrbuch ist über einen längeren Zeitraum hinweg entstanden, in dem Studierende an verschiedenen Orten und an einzelnen Themen und Aufgabenstellungen gearbeitet haben. Mein Dank geht an die Studierenden der Technikkommunikation in Kursen und Studiengängen an den Hochschulen in Antwerpen, Chemnitz, Hannover, Hildesheim, Joensuu/ Savonlinna, Paris, Warschau, Wien. Für die Unterstützung bei der Manuskripterstellung bedanke ich mich herzlich bei den Absolventen des Studiengangs der Technikkommunikation an der TU Chemnitz, bei Mark Hempel für die einfallsreiche Ausführung der Abbildungen, bei Steve Richter für die nie enden wollenden Arbeiten an den Verzeichnissen und bei Falk Arnold für das unermüdliche Korrekturlesen der sich ständig erneuernden Kapitel. Doch erst durch das Lektorat von Dr. Michael Huter (Wien) ist dieses Buch in der vorliegenden Form zustande gekommen. Ihm ein besonderes Dankeschön für die anregende und konstruktive Kooperation. A. R. Rothkegel.indd 4 09.11.09 14: 08 1 Einführung in die Technikkommunikation 8 2 Inhalte: Produktwissen in der Technikkommunikation (Semantik) 12 2.1 Objekte, Wissen, Begriffe 13 2.1.1 Technische Produkte als Modelle im Kopf 13 2.1.2 Wie gehen wir sprachlich mit Objekten um oder was ist ein Begriff? 15 2.1.3 Was wollen wir über unser Objekt erfahren? 16 2.1.4 Welche Rolle spielt die Fachsprache? 20 2.2 So viele Objekte und Begriffe: Relationen und Ordnungssysteme 24 2.2.1 Wie bringen wir Ordnung in die Vielzahl von Begriffen? 25 2.2.2 Wie gehen wir mit der Komplexität von Objekten um? 30 2.2.3 Was gehört zusammen: Wort- und Begriffsfelder 31 2.2.4 Objekte in räumlichen Beziehungen: was ist wo? 33 2.2.5 Zu klein und zu abstrakt: Metaphern machen räumliche Strukturen 36 vorstellbar 2.3 Objekte in Funktion 39 2.3.1 Die Proposition: Basiseinheit für Sachverhalte 39 2.3.2 Abhängigkeiten von Zuständen und Ereignissen 42 2.3.3 Effizierte Objekte 43 2.3.4 Wie führt man Messgrößen als abstrakte Objekte ein? 46 2.3.5 Funktionsprinzip und Alltagserfahrungen 48 2.4 Akteure und Nutzungsszenarien in der Mensch-Maschine-Interaktion 50 2.4.1 Was verstehen wir unter Handeln mit Technik? 51 2.4.2 Software: ein Trio aus Akteur, Aufgabe und System 59 2.4.3 Was nicht sein soll: Handlungen in der Negation 62 2.4.4 Risikomodell und Sicherheitsmaßnahmen 66 2.4.5 Nutzermodelle und Inferenzen 70 2.5 Zusammenfassung 72 3 Situationen: die Akteure sprechen miteinander (Pragmatik) 74 3.1 Interaktionen im Kommunikationsraum 75 3.1.1 Was verstehen wir unter Kommunikation? 75 3.1.2 Kommunikationsmodelle für Menschen und Technik 77 3.1.3 Sprachhandlungen: die Basiseinheiten der Kommunikation 78 3.2 Die Searle’schen Sprechaktklassen in der Technikdokumentation 81 3.2.1 Klasse I (Repräsentativa): Sagen, was der Fall ist 81 3.2.2 Klasse II (Direktiva): Was die Anderen tun sollen 84 3.2.3 Klasse III (Kommissiva): Zu was sich der Sprecher verpflichtet 88 3.2.4 Klasse IV (Expressiva): Beziehungsarbeit 90 3.2.5 Klasse V (Deklarativa): Realität herstellen 92 I N H A L T S V E R Z E I C H N I S Rothkegel.indd 5 09.11.09 14: 08 6 3.3 Handlungsmuster: Sequenzen und Dialoge 93 3.3.1 Was haben Teppiche und Kommunikation gemeinsam? 93 3.3.2 Komplexe Handlungsmuster: INFORMIEREN, INSTRUIEREN, RAT-GEBEN 94 3.3.3 Dialogische Strukturen im Kommunikationsraum 97 3.4 Technisch vermittelte Kommunikation 102 3.4.1 Kommunikationsformen 102 3.4.2 Turbo-Kommunikation und Sprachgebrauch 106 3.4.3 Akteure und Gemeinschaften 107 3.5 Kommunikationsräume in der Arbeitswelt 109 3.5.1 Das Produkt als Motor der Kommunikation 109 3.5.2 Das Produkt kommt (groß) raus: Probleme der Experten-Nichtexperten- 112 Kommunikation 3.5.3 Corporate Identity und Arbeitsplatz 114 3.6 Zusammenfassung 118 4 Zugänge zum technischen Wissen im Text (Textanalyse) 120 4.1 Theorien, Modelle, Strukturen 121 4.1.1 Was ist ein Text, was ein Dokument? 121 4.1.2 Eisbergmodell und Textebenen 123 4.1.3 Textualitätskriterien: Sieben auf einen Streich 124 4.1.4 Textsorten und Merkmale 128 4.1.5 Textanalyse: Strategien und Repräsentationen 130 4.2 Textstrukturen: Konzepte, Themen und Funktionen 132 4.2.1 MindMapping für die Bionik 133 4.2.2 Der Werkstoff im Fokus 136 4.2.3 Zum Thema „Thema“: Makrostrukturen von Gebrauchsanleitungen 137 4.2.4 Wie funktionieren Tipps? 142 4.2.5 Hypertextbasis: Miniaturen und Monument 144 4.3 Informationsfortschritt in der linearen Textorganisation 150 4.3.1 Vorwärts und rückwärts: Prinzipien der Fortsetzung 150 4.3.2 Wie fängt es an, wie geht es weiter und was steht am Ende? 154 4.3.3 Problemlösungen in der deskriptiven Themenentfaltung 158 4.3.4 Trotz Nachteil völlig ok: Erklärung und Argumentation 165 4.3.5 Entscheidungen treffen: Schritt-für-Schritt im FlowChart 170 4.3.6 Navigieren: Wandern und Wählen im Endlostext 172 4.4 Textdesign: die Spitze des Eisbergs 174 4.4.1 Eine Form für Inhalt und Funktion 174 4.4.2 Eine alte Geschichte mit Bildern: Technische Dokumentation 176 4.4.3 Interface- und Webdesign 180 4.5 Zusammenfassung 182 5 Arbeiten am Text: Technisches Wissen für die Kommunikation 184 aufbereiten (Textproduktion) 5.1 Einführung: Was ist Textarbeit? 185 Rothkegel.indd 6 09.11.09 14: 08 7 5.1.1 Warum schreiben und lesen wir Texte? 185 5.1.2 Theorie und Praxis: nah beieinander oder aneinander vorbei? 186 5.1.3 Standardisierung und/ oder Kreativität? 187 5.1.4 Normen, Richtlinien und Gesetze 189 5.1.5 Anleitung zur Anleitung: Ratgeber und Redaktionsleitfäden 192 5.1.6 Industrielle Dokumentenerstellung 193 5.1.7 Resümee und Ankündigung: Modularisierung der Textarbeit 195 5.2 Modul I: Textarbeit Vorbereiten 196 5.2.1 Management der Textarbeit 196 5.2.2 Welches Modell vom Zieltext? 198 5.2.3 Die Schreibaufgabe 200 5.2.4 Das Textprofil 202 5.3 Modul II: Vom Null-Text zum Text (Fünf Phasen der Textproduktion) 203 5.3.1 Wissensarbeit und Sachkompetenz (Phase I) 203 5.3.2 Wissen in Themen transformieren (Phase II) 206 5.3.3 Sequenzieren (Phase III) 210 5.3.4 Formulieren (Phase IV) 212 5.3.5 Präsentieren (Phase V) 215 5.4 Modul III: Vom Alt-Text zum Neu-Text (Textmodifikation) 217 5.4.1 Ein Text ist schon da? 217 5.4.2 Themenwechsel warum nicht? 218 5.4.3 Textfunktionen austauschen - wie praktisch! 220 5.4.4 Andere Adressaten - (k)ein Problem? 221 5.4.5 Visualisieren: Informieren durch Bilder 222 5.4.6 Kann es etwas weniger sein? 225 5.4.7 Bitte ein anderes Medium! 227 5.5 Modul IV: Optimieren (Textqualität) 228 5.5.1 Ist der Text gut? Gut für wen? 228 5.5.2 Ist der Text brauchbar? Wo stecken mögliche Fehler? 231 5.5.3 Revidieren, Korrigieren und Reparieren, Adaptieren 233 5.6 Modul V: Textmanagement 236 5.7 Zusammenfassung 241 6 Horizonte der Technikkommunikation 244 Glossar 246 Literatur 253 Quellen 277 Verzeichnis der Abbildungen 278 Sachregister 280 Rothkegel.indd 7 09.11.09 14: 08 1 E inführu n g in di e Te c h nik kommu nik atio n Vertraut ist uns Technik vor allem über ihre Produkte. Wir sind umgeben von technischen Produkten, die uns faszinieren, in Rage bringen oder die wir wie selbstverständlich nutzen. Wir vertrauen ihnen bei Ernährung und Kleidung, Fortbewegung und Transport, Sport und Spiel, beim Umgang mit Informationen im Alltag und Beruf. Als Produkte sind sie Artefakte, die in unterschiedlichen kulturellen Kontexten hergestellt, vertrieben, konsumiert und wieder entsorgt werden. Als Werkzeuge und Helfer erleichtern sie es uns, wiederum andere Gegenstände herzustellen, sie zu verarbeiten oder Serviceleistungen und Kommunikation zu ermöglichen. Technische Produkte sind permanent eingebunden in unsere Tätigkeiten, häufig sogar bestimmen sie nicht nur den Ablauf, sondern auch die Ergebnisse und nicht selten sogar die Ziele unseres Tuns. Rothkegel.indd 8 09.11.09 14: 08 9 Einleitung Dies alles geschieht nicht nur einfach so, sondern wird durch Kommunikation in Gang gebracht, unterstützt, gesteuert, begleitet. In der Öffentlichkeit geht es um die Diskussion über gesellschaftliche Entwicklungen, bei denen technische Innovationen sowie Technikfolgen eine Rolle spielen. Vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist die Technische Dokumentation zum Produktgebrauch. Der Markt verlangt Produktdokumentationen für die Werbung. Museen, Messen, Ausstellungen sowie die Medien präsentieren den aktuellen Stand der Möglichkeiten, aber auch historische Entwicklungen sowie Zukunftsvisionen. Einbezogen in die Kommunikation über Technik und Technikgebrauch sind Akteure aus ganz verschiedenen Fachgebieten und in unterschiedlichen Rollen: Entwickler, Entscheidungsträger, Käufer, Verkäufer, Bediener, Nutzer, Entsorger und nicht zuletzt die, die wir bei all dem Technikgeschehen nicht vergessen sollten: die Technikautoren und -autorinnen. Für sie ist dieses Buch geschrieben. Technische Sachverhalte, das ist das eine, darüber sprechen und schreiben, das ist das andere. Technikkommunikation ist in erster Linie Kommunikation. 1 Es geht also nicht um „Technik light“, sondern um „Kommunikation pur“. Im Vordergrund stehen Kommunikationsaufgaben, die mit sprachlichen und/ oder visuellen Mitteln gelöst werden. Die theoretischen Grundlagen dazu stammen aus der Angewandten Sprachwissenschaft. 2 In den Blick kommt aber auch die Problematik der Theorie-Praxis-Relation. 3 In der Theorie fragt man, was ist der Fall und warum ist es so, wie es ist. Die Praxis interessiert dagegen, wofür ist etwas gut und welche Vorteile oder Nachteile sind damit verbunden. Während sich die Praxis am Produkt und normativ orientiert, geht es in der Wissenschaft um Analyse und Deskription. In der kommunikativen Strategie der Argumentation treffen sich beide, wenn auch mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Das vorliegende Lehrbuch baut Brücken. Die zentralen Themen werden in vier Kapiteln behandelt. Die beiden ersten Kapitel führen in die linguistischen Grundlagen der Semantik (Kapitel 2) und Pragmatik (Kapitel 3) ein. Begriffe und Sachverhalte zum 1 Die Wortkomposition kann verschiedene Relationen zwischen den Teilen enthalten: So verbindet man mit „Medienkommunikation“ die Bedeutung „Kommunikation in und durch Medien“, mit „interkultureller Kommunikation“ ist „Kommunikation zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen gemeint“. „Technikkommunikation“ bedeutet „Kommunikation über Technik“, ähnlich wie „Gesundheitskommunikation“ als „Kommunikation über Gesundheit“ verstanden wird. Verschiedentlich wird auch Technikkommunikation mit „Technikvermittelter Kommunikation“ oder „Kommunikationstechnik“ verwechselt. 2 Zu Einführungen und Überblicksdarstellungen vgl. Pörings/ Schmitz 2003, Knapp et al. 2004, Adamzik 2004a, Linke et al. 2004, vgl. auch das Linguistikportal: www.linse.uni-due.de sowie www.linguistics-online.de 3 Technische Kommunikation (oder Technische Redaktion/ Dokumentation) deckt etablierte Berufsfelder wie u.a. Technischer Redakteur oder Technikjournalist ab, die in Verbänden organisiert sind: in Deutschland die Gesellschaft für Technische Kommunikation: www.tekom.de, in der Schweiz: www.tecom.ch, in den USA die Society for Technical Communication: http: / / stc.org. Rothkegel.indd 9 24.11.09 11: 25 10 Kapitel 1 Produktwissen sowie sprachliche Handlungen in Situationen unterschiedlicher Kommunikationsräume bilden die Basis für die Zugänge zum technischen Wissen im Text (Kapitel 4). Als linguistisches Instrument dazu bietet sich die Textanalyse an, die anhand repräsentativer Analyse- und Darstellungsmethoden an ausgewählten Beispieltexten demonstriert wird. Ausgangspunkt ist das „Eisbergmodell“ vom Text, das uns die Verbindung vom unsichtbaren Wissen mit den sichtbaren Ausdrucksformen von Sprache und Bild gestattet. Als Text gilt dabei gleichermaßen der Printwie der Online-Text. Nun sind wir gerüstet für die umgekehrte Perspektive: die kommunikative Umsetzung von Wissen in Texte (Kapitel 5). Nach der Betrachtung gängiger Ansätze der Textproduktion in Theorie und Praxis widmen wir uns der Textarbeit in fünf Modulen: Vorbereitung (I), Produktion (II), Modifikation (III), Optimierung (IV) und Textdokumentation (IV). Mit den Schreibaufgaben stehen vierzehn Muster zum Planen und Ausführen zur Verfügung, die die Leser nach Bedarf an ihre eigenen Schreibsituationen anpassen können. Als Ausblick schauen wir schließlich noch auf den Horizont einer „Technikkultur“ (Kapitel 6). Abb. 1.1 skizziert den thematischen Zusammenhang der Kapitel. (1) Einführung in die TK (5) Umsetzung von technischem Wissen in Text (4) Zugänge zum technischen Wissen im Text (3) Situationen Kommunikation - Pragmatik - (2) Inhalte Produktwissen - Semantik - (6) Horizonte der TK Abb. 1.1 Thematische Struktur des Lehrbuchs als Lesehilfe Worum es nicht geht, sind Rezepte zum schnellen Abarbeiten von Tagesaufgaben. Ziel des Lehrbuchs ist, dass die Leser ihren Blick für Phänomene der Wissenskommunikation schärfen, Verständnis für die Zusammenhänge des Sprachgebrauchs entwickeln sowie theoretisch fundierte Kompetenzen für den Umgang mit Kommunikationsaufgaben erwerben. Die Präsentation erfolgt, soweit thematisch angemessen, in einem Format mit mehreren Informationslinien: Problembeschreibung, The- Rothkegel.indd 10 09.11.09 14: 08 11 Einleitung orie- und Literaturdiskussion, Beispieltext mit Analyse und grafischer Repräsentation. An der Wissensvermittlung haben die über 60 Abbildungen, zu denen ebenfalls die Tabellen gerechnet werden, einen starken Anteil. Die ca. 40 Beispieltexte sind vorwiegend dem Bereich der Experten- Nichtexperten-Kommunikation entnommen. Neben der exemplarischen Demonstration der Analysemethoden repräsentieren sie gleichzeitig Fälle der Anwendung in der Praxis. Die analysierten Texte stammen vorwiegend aus Fach- und Sachbüchern, Ratgebern, Fach-, Verbands-, Club- und Kundenzeitschriften sowie Gebrauchsanleitungen (vgl. Quellenverzeichnis). Die Beispieltexte wie auch einzelne nachkonstruierte Einzelsätze sind unter dem Gesichtspunkt ausgewählt, wie sie sich zur Veranschaulichung der jeweils beschriebenen Phänomene eignen. Sie sind nicht als Mustertexte zu verstehen. Die Gebrauchsanleitungen und Ratgeber verteilen sich auf die letzten 15 Jahre (mit Ausnahme einer Anleitung zur Singer Nähmaschine aus dem Jahr 1962). Sie unterscheiden sich nicht nur in stilistischen Merkmalen, sondern spiegeln auch teilweise die Situationen der jeweiligen Technikeinführung für die Nutzer und Kunden. So kann man bei den zeitaktuellen Beispielen eine Versachlichung einerseits und Kumulation rechtlicher Angaben andererseits beobachten. Ersteres hängt mit der Trennung von werbenden „Pre-Sale-Dokumenten“ und informierenden „Post-Sale-Dokumenten“ zusammen, Letzteres mit der Zunahme an Gesetzen und Richtlinien. Adressiert sind neben Lernenden und Lehrenden des Fachs Technikkommunikation auch Fachleute der Praxis, die sich in der Weiterbildung spezialisieren möchten. Mit den ausführlichen Literaturhinweisen bietet das Buch Möglichkeiten zum Einstieg in eine vertiefte wissenschaftliche Beschäftigung in der Forschung und/ oder zur weiteren Qualifikation. Der interdisziplinäre Charakter der Zugangsweise spricht sowohl geisteswie auch ingenieurwissenschaftlich Interessierte an, die gerne „Brücken bauen“. Rothkegel.indd 11 09.11.09 14: 08 2 I n h a lte : P ro d u ktwi s s e n in d e r Te c h nik kommu nik atio n ( S e m a ntik) Im Alltag wie auch im Beruf sind wir von einer Fülle von Objekten umgeben, die als technische Produkte konstruiert, hergestellt, verkauft, gekauft, genutzt und schließlich entsorgt werden. Ihre Vielfalt ordnen wir in begrifflichen Systemen, ihre Funktionen und wie wir damit umgehen, beschreiben wir mit sprachlichen Mitteln. Welchen Beitrag die Semantik dazu leistet, ist Gegenstand dieses Kapitels. Rothkegel.indd 12 09.11.09 14: 08 13 Semantik 2.1 Objekte, Wissen, Begriffe 2.1.1 Technische Produkte als Modelle im Kopf Immer wenn wir sprechen, zuhören, schreiben oder lesen, haben wir es mit Inhalten zu tun. Wir beziehen uns auf Personen, Objekte und/ oder Sachverhalte, die uns in der jeweiligen Kommunikationssituation als relevant erscheinen. So regeln wir z.B. unseren Umgang miteinander, wir konstruieren Geschichten und Theorien, wir zeigen auf, welchen Vorteil man durch den Gebrauch einer Maschine hat und wie man dies bewerkstelligt oder was man besser nicht damit tun sollte. Dieser Bezug zwischen der Welt und dem, was wir über sie wissen und wie wir sie sehen, wird durch Sprache hergestellt. Wir verwenden also Sprache, um etwas darzustellen und zu bewirken. Sprache ist der Weg zu einem Ziel. In der Kommunikation über Technik und Technikgebrauch gibt es unterschiedliche Perspektiven auf das Objekt ‚technisches Produkt‘. Entsprechend kommen verschiedene Wissensbestände zum Tragen. In Abhängigkeit von den Herkunftsdomänen (Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik) erscheint es zusätzlich in verschiedenen Zuständen im Produktlebenszyklus mit Konzeptstufe, Konstruktion, Produktion, Transport, Distribution, Nutzung oder Konsumtion, Entsorgung bzw. Recycling. Im Übergang von einem zum nächsten Zustand bleiben einige Wissensbestände weiterhin relevant, andere verschwinden und neue kommen hinzu. Dennoch bleibt es „unser Objekt“, um das sich die gesamte Thematik dreht. Es erscheint in unterschiedlichen Kontexten: als technische Konstruktion, als Anwendung oder Applikation im engeren Sinne und als Nutzung in den unterschiedlichsten Nutzungsszenarien. Auch wenn es „unser Objekt“ ist, betrachten wir es in verschiedenen Perspektiven. Jedes Mal haben wir ein anderes Modell von ihm im Kopf. 1 Dies betrifft das Verhältnis des Ganzen zu den Teilen, die Funktionen und den Gebrauch in unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Betriebsintern bleiben dabei die Investitionsmaschinen, betriebsextern geht es um Bereiche wie Haushalt, Verkehr, Medizin, Sport, Büro. Weiterhin unterscheidet man die Produktorientierung und die Nutzerorientierung als zwei mögliche Perspektiven, in denen eine Dokumentation 1 Mit den Untersuchungen des Psychologen Johnson-Laird (1983) ist der Begriff des „mentalen Modells“ in die wissenschaftliche Diskussion gekommen. Auch wenn dieser Begriff relativ vage geblieben ist (oder gerade deswegen), bildet er dennoch ein hilfreiches Instrument, um die wesentlichen Aspekte eines Gegenstands hervorzuheben, die oberflächlich nicht zugänglich, für das Verständnis aber zentral sind. Wesentlich ist die Relation der Analogie, d.h. einzelne Merkmale des Modells entsprechen dem Original. Bei physikalischen Objekten schreibt man Modellen einen bildhaften Gehalt zu. Den Zusammenhang mit Begriffen diskutiert Kutzner (1991), den Bezug zum Maschinenmodell Jakob (1991), zur Softwareentwicklung Dutke (1994). Rothkegel.indd 13 09.11.09 14: 08 14 Kapitel 2 den Gebrauch eines technischen Gerätes thematisiert. Bei der Produktorientierung ist das Gerät Thema und bindet die Aufmerksamkeit des Nutzers, er operiert quasi in der Rolle als ausführender Teil des Geräts, er „bedient“ das Gerät, damit es gut oder sogar optimal funktionieren kann. Bei einer Dokumentation in Nutzerperspektive bilden die Handlungen, Vorstellungen und Gefühle der Nutzer das Thema, das Gerät bildet als Werkzeug quasi eine Erweiterung des Nutzers, das Gerät dient ihm optimal oder eben nicht. Mit der Perspektive verbinden sich Haltungen, die schließlich in eine generelle Haltung der Technik gegenüber einmünden können. Technische Konzepte, Konstruktionen und die Herstellung gehören zum technischen Bereich. Hier werden Kontexte naturwissenschaftlichmathematischer Modellierungen mit denen der Technik kombiniert. Mit der Anwendung kommen die Aufgaben, mit der Nutzung kommen die Menschen als Akteure in den Blick. Der Bereich der Anwendung bezieht Funktionen und Funktionalitäten ein, die mit dem Zweck des Objektes zu tun haben. Hier setzen wir das Objekt als Werkzeug ein, um ein anderes Produkt herzustellen oder eine Serviceleistung zu unterstützen. Nehmen wir als Beispiel eine Textverarbeitungssoftware. Wir wenden sie an, um einen Text einzugeben oder zu editieren. Dies ist nur möglich, weil die Software in der Menüführung ein implizites Modell von der Textform enthält. Modelle sind zunächst Vorstellungen, die wir mit einem Gegenstand oder Sachverhalt verbinden, wobei es nur auf die wichtigen Aspekte ankommt. In Modellen stellen wir Zusammenhänge dar, die ansonsten nicht unmittelbar zugänglich sind. In dieser Sicht haben sie auch die Funktion von Verstehensmustern. Sie zeigen an, wie ein Begriff oder Sachverhalt zu verstehen ist. Entsprechend besteht z.B. ein „Text“ im Sinne der Textverarbeitung aus den Komponenten „Datei“, „Seitenlayout“, „Typografie“. Nehmen wir das Beispiel der Gehprothese. Die Konstruktion enthält ein Modell der menschlichen Fortbewegung. Sonst wäre eine Anwendung nicht sinnvoll. In der Funktion von Spiel- oder Sportgeräten werden entsprechende Modelle des Spielens (Computerspiele, Kinderspielzeug) bzw. der betreffenden Sportarten einbezogen. Fahrerassistenzsysteme bilden in der Anwendung bestimmte Fahrsituationen auf der Straße ab. Smart textiles sind geprägt durch Anpassungen ihrer Eigenschaften an Außenweltfaktoren wie z.B. Temperatur, Feuchtigkeit usw. Mit der Objektnutzung kommen schließlich auch die Eigenschaften und Gewohnheiten der Menschen zum Tragen. Neue Kontexte, die sie von außen mitbringen, erweitern den Bezugsrahmen. Auch werden Anwendungen und Zielsetzungen einbezogen, die nichts mehr mit dem Zweck des Funktionierens zu tun haben, dennoch auf Stabilität und Sicherheit Rothkegel.indd 14 09.11.09 14: 08 15 Semantik des Objekts zurückwirken. In diesem Zusammenhang mag ein Objekt ein Werkzeug oder Mittel bleiben, so kann es gleichzeitig zum Prestigeobjekt oder Ärgernis mutieren. Ein Automobil bleibt nicht nur ein Objekt, das „läuft und läuft“, sondern wird in verschiedenen Nutzungsszenarien ein Bestandteil des Verkehrs mit den beteiligten Akteuren und anderen Aspekten wie Sicherheit, Ökonomie und Umweltschutz. Oder es wird als Ware betrachtet, für die Personen in den Rollen von Produzenten, Betreibern, Verkäufern, Beratern, Werbefachleuten, Entscheidungsträgern, Normen- und Gesetzgebern sowie Käufern Aufmerksamkeit zeigen. In der Kommunikation erscheint ein Objekt also in ganz unterschiedlichen Perspektiven. Auch wenn wir das gleiche Objekt meinen, sprechen wir über verschiedene Eigenschaften und bringen es je nach Interesse mit Personen oder anderen Objekten in Verbindung. Um dies zu bewerkstelligen, verwenden wir die Sprache. Sie bietet uns die Instrumente an, mit denen wir die Welt sehen und einteilen können. Dazu gehören die Begriffe einerseits und die Einteilung allen Geschehens in Zustände, Ereignisse bzw. Vorgänge und Handlungen andererseits. Mit diesem semantischen Rüstzeug können wir unterschiedliche Modelle vom technischen Produkt als Basis der Darstellung entwickeln. 2.1.2 Wie gehen wir sprachlich mit Objekten um oder was ist ein Begriff? Zu Beginn zwei Szenen. Szene 1: Experten aus verschiedenen Fachgebieten äußern sich, wenn sie auf Tagungen oder Meetings im Betrieb miteinander reden, ungefähr so: Wir verwenden die gleichen Wörter, aber wir verstehen uns nicht. Szene 2 als authentische Begebenheit: Ein Chemiker geht über den Gemüsemarkt und regt sich auf über das, was er dort zu lesen bekommt: Bei uns alles ohne Chemie! . Warum die Aufregung? Was ist geschehen? Es ist ein Missverständnis der klassischen Art. Natürlich ist Natur ohne Chemie nicht denkbar. Doch der Ausdruck Chemie wird in verschiedenen Kontexten mit jeweils verschiedener Bedeutung verwendet, einmal im Fachgebiet „Chemie“ mit den fachspezifischen Merkmalen, ein andermal im Alltag mit den spezifischen Merkmalen von gesundheitsschädlichen Pflanzenschutzmitteln. Je nach Kontext haben wir es mit verschiedenen Begriffen zu tun, wenn wir das Lexem Chemie verwenden. Die Beziehung Begriff und Sache ist schwierig. Im Alltag gibt es Meinungen, die ebenfalls zu Missverständnissen führen. So hört man Äußerungen wie: Lasst uns über die Sache reden, nicht über Begriffe. Dem steht die Tatsache entgegen, dass die Begriffe uns den Zugang zu den Sachen Rothkegel.indd 15 09.11.09 14: 08 16 Kapitel 2 eröffnen. Eine weitere irreführende Meinung ist, dass Wörter die Welt abbilden. Vielmehr ist es so, dass wir Sprache zur Konstruktion von Bedeutung verwenden, die wir unserer Wirklichkeit zuordnen. Unser Sprachgebrauch wird zur Brille, mit der wir die Welt sehen. Dabei verwenden wir die Regeln der Semantik. 2 Wir verbinden einen sprachlichen Ausdruck mit einem Gegenstand oder Sachverhalt in der Realität. Man sagt, wir „referieren“ auf ihn oder wir stellen eine Referenz her. 3 Diese Eigenschaft von Sprache bildet die Basis dafür, dass wir uns miteinander über die Welt - mehr oder weniger gut - verständigen können. Kommunikationsprobleme ergeben sich in mehrfacher Hinsicht, wenn Personen unterschiedliche Gegenstände meinen oder überhaupt nicht wissen, was sie identifizieren sollen (ich weiß nicht, worum es geht) und somit keine Referenz herstellen können. Bei Mehrdeutigkeit oder Ungenauigkeit ist die grundlegende Strategie, die wir auch im Alltag benutzen, dass wir den Kontext berücksichtigen. Aber auch die Ausdrücke selbst geben Aufschluss über ihre Bedeutung, wenn man sie in ihren Beziehungen zueinander betrachtet. In der Semantik behandelt man daher nicht allein die Referenz, sondern weitere semantische Relationen zwischen den Ausdrücken, die als Sinnrelationen bezeichnet werden. Entsprechend werden Ausdrücke nicht isoliert, sondern in der Gegenüberstellung von Paaren oder in Relationen innerhalb einer Gruppe betrachtet. Dabei spielen verschiedene Ordnungsrelationen eine Rolle: Ober-Unterbegriffs-Relationen bei der Bildung von Taxonomien (Klassifikationssysteme), Teil-Ganzes- Relationen bei der Bildung von Meronymien, Wort- und Begriffsfelder sowie die Bildung von Metaphern. Dies ist unser linguistischer Werkzeugkasten, mit dem wir Objekte klassifizieren, identifizieren, definieren und beschreiben. 2.1.3 Was wollen wir über unser Objekt erfahren? Oder was wissen wir bereits darüber? Nun könnte man zunächst annehmen, dass das Wissen der Leute ja sehr verschieden sein kann und dass diese Fragen gar nicht in dieser generellen Form sinnvoll beantwortet werden können. Dennoch erschließt sich uns hier ein hilfreicher Zugang zu 2 Eine Einführung mit Gesamtüberblick bieten Löbner (2003) und Schwarz/ Chur (2007). Zu den semantischen Sinnrelationen, die in den folgenden Abschnitten behandelt werden, bieten die Linguistik-Einführungen kurze Überblicksdarstellungen unter der Thematik Semantik und Lexikologie an: Fleischer et al. (2002), Linke et al. (2004), Adamzik (2004a), speziell zur Lexikologie Herbst (2003), Hass (2005), Eisenberg (2006a). 3 Eine umfassende Behandlung der Personen-, Objekt-, Zeit- und Ortsreferenz findet sich in Vater (2005). Rothkegel.indd 16 09.11.09 14: 08 17 Semantik den uns interessierenden Objekten. In der Schematheorie 4 geht man dagegen davon aus, dass wir die Welt wahrnehmen und in ihr agieren gemäß bestimmter Standards von Erfahrungen und Erwartungen. Ein Schema wird als Bündelung von allgemeinen Kategorien beschrieben, die für den einzelnen vorkommenden Fall spezifiziert werden. So gehören zum allgemeinen Schema für ein Haus solche Kategorien wie Höhe, Länge, Breite, Stockwerke, Keller, Dach, Fenster, Türen sowie die Materialien und Farben. Die Spezifikationen beziehen sich dann u.a. auf die Höhe eines konkreten Hauses, die Anzahl der Stockwerke und Fenster, vielleicht die Farbe Gelb des Anstrichs, usw. Das Miteinandervorkommen solcher Kategorien charakterisiert, auf welche Art wir Zusammenhänge zwischen verschiedenen Wissensinhalten zu einem bestimmten Objekt herstellen. 5 Aus Formularen ist dieses Vorgehen gut bekannt. Eine Person ist z.B. charakterisiert durch Namen, Alter, Geschlecht, Wohnort, Geburtsort, eventuell Ausbildung und Beruf oder Hobby und Sternkreiszeichen, je nach Relevanz in den unterschiedlichen Kontexten. Mit Kategorien gliedern wir die „Welt“ so, wie dies für uns bzw. im Fach als relevant erscheint. Entsprechend erfassen wir z.B. Objekte nach ihren räumlichen Ausmaßen von Länge, Breite, Höhe oder Objektzustände nach Bezugsgrößen wie Temperatur, Geschwindigkeit und Dehnung. Die Zusammenstellung der Kategorien innerhalb der Schemata ist variabel. Ihr Format der Repräsentation durch Leerstellen und Füller oder formal ausgedrückt durch Attribut-Wert-Paare erleichtert die Vergleichbarkeit sowie die weitere Arbeit an und mit ihnen. Sie sind prinzipiell endlos erweiterbar durch Ergänzungen. Die Rekursivität, d.h. die Einbettung eines neuen Schemas in eine Kategorie eines vorhandenen Schemas ermöglicht jeden Grad von Komplexität. In Abb. 2.1 werden zwei solcher Wissensschemata gegenübergestellt, die sich beide auf das Objekt Pkw beziehen und auch im gleichen kommunikativen Kontext (ADAC-Clubzeitschrift) verwendet werden, dennoch unterschiedliche Konfigurationen aufweisen. 6 Schema_1 beschreibt die 4 Schnotz (1994) entwickelt den Schemabegriff als zentralen Begriff für die Darstellung (Repräsentation) von Wissen. Es ist verbunden mit Wissenserwerb sowie Wissensweitergabe. Die Schematheorie ist beeinflusst durch die Theorie der mentalen Modelle (vgl. Anm.1). Während Modelle als Strukturmodelle die Komplexität der Realitätsausschnitte reduzieren, erfassen Schemata die Vielfalt der Kombinatorik von Kategorien. Dennoch spielt für beide der Detaillierungsgrad (Granularität) eine wichtige Rolle. 5 In der Linguistik ist vor allem die Frame-Theorie bekannt geworden. Hier wird der Schemabegriff auf die statischen Konfigurationen von Objekten angewendet. Es ist das Verdienst von Fillmore (1977), die Aspekte des Wissens mit der Semantik des Sprachgebrauchs in Verbindung gebracht zu haben. In Konerding (1993) findet sich eine entsprechende Systematik zur Strukturierung lexikalischer Ausdrücke. In den Artikeln des Sammelbandes von Metzing (1980) wird deutlich, dass und wie Frames dem Wissenszusammenhang in Texten zugrunde liegen (vgl. Kapitel 4). Ziem (2008) betrachtet Frames als Grundlage der semantischen Kompetenz. 6 Die Daten sind ADACmotorwelt 6/ 2008, 18 entnommen. Rothkegel.indd 17 09.11.09 14: 08 18 Kapitel 2 technischen Daten eines Pkw. Schema_2 bündelt Kategorien hinsichtlich einer Bewertung im Rahmen eines technisch orientierten Testverfahrens. Hier entsprechen die Werte den Noten, mit denen die Einschätzung ausgedrückt wird. Schema_1: Motor = […] • Leistung = […] • Max. Drehm. = […] • U/ min 0-100 km/ h = […] • Verbrauch = […] • Co2-Emmission = […] • Länge/ Breite/ = […] • Höhe Kofferraum = […] • Preis = […] • Schema_2: Karosserie/ = […] • Kofferraum Innenraum = […] • Komfort = […] • Motor/ Antrieb = […] • Fahreigenschaften = […] • Sicherheit = […] • Umwelt = […] • Abb. 2.1 Zweimal Pkw-Schema im Vergleich (Beschreibung (1) und Bewertung (2)) Die Schema-Idee stammt aus der Wahrnehmungspsychologie der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts und besagt, dass bereits unsere Wahrnehmung durch Wissensschemata geprägt ist. Auch wenn uns nur wenige Informationen zu einem Objekt zugänglich sind, nehmen wir dennoch das Ganze wahr. Die relevanten Elemente des Objekts und deren Beziehungen zueinander sind uns mental präsent. Wir kennen die Kategorien für den jeweiligen Objekttyp und können sie auf den Einzelfall anwenden. Verfügen wir über ein derartiges Wissensschema, können wir auch aktuell nicht zugängliche Informationen ergänzen. So „wissen“ wir, wenn wir vor einem Pkw stehen, dass er vier Räder hat, auch wenn wir nur zwei sehen. Wir brauchen nicht um das Objekt herumzugehen, um die Vollständigkeit der Räder zu überprüfen. Dies ist natürlich nur möglich, wenn wir dieses Wissen zuvor durch Lernen aufgebaut haben. Insofern lassen sich unterschiedliche Wissensstände bei Lernern durch jeweils unterschiedlich komplexe Schemata erklären und darstellen. Auch kulturelle Unterschiede können wir mit dem Schemakonzept erfassen. So unterscheiden sich Kulturen u.a. dadurch, dass sie unterschiedliche Konfigurationen von Kategorien mit einem Begriff verbinden. Weil wir als Personen in verschiedenen Kontexten leben und somit Unterschiedliches gelernt haben, verfügen wir auch über unterschiedliche Schemata in unserem Wissen und damit über nicht oder nur schwer vergleichbare Wissensbestände. Dieser Fakt beleuchtet, auf welche Weise Verständigung ermöglicht bzw. behindert wird. Beziehen sich die Kom- Rothkegel.indd 18 09.11.09 14: 08 19 Semantik munikationspartner auf unterschiedliche Wissensschemata bei gleichen Ausdrücken (vgl. Beispiel „Chemie“), ist Missverstehen vorprogrammiert. Hier hilft dann nur noch Metakommunikation, d.h. die Kommunikationspartner sprechen darüber, welche Kategorien oder Merkmale für sie relevant sind. Im kognitiven Sinn können gelernte Schemata ebenfalls auch zu Barrieren werden, wenn wir nichts anderes wahrnehmen können als das, was in die gebündelten Kategorien passt, wie es beim Vorurteil der Fall ist. Andererseits ergeben sich eine Reihe von Vorteilen, wenn wir ein Schema parat haben: schneller Umgang mit nur teilweise bekannten Phänomenen, Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Objekten des gleichen Typs (mit gleichen Kategorien, aber unterschiedlichen Werten) und der Mix mehrerer Schemata aus verschiedenen Domänen. Letzteres eröffnet die Möglichkeit, mit komplexen Wissensbeständen im Text zu arbeiten. [2a] Schema = KRAFT (Physik) Kraftfluss = […] • Kraftänderung = […] • Kraftwirkung • Typ = [Druck] • Fortpflanzung in • Gas = […] • Flüssigkeit = [flüssig, gallertartig] • Masse = [weich] • [2b] Schema = MESSEN (Sensormesstechnik) Messgröße = Druck {bar, Pascal} • Messprinzip = [statisch, dynamisch; wegmessend; • spannungsmessend] Messaufnahme/ Typen = [Absolutdruck, Referenzdruck, • barometrischer Druck, Differenzdruck] Abb. 2.2 Zweimal Druck-Schema im Domänenmix (Physik (2a) und Sensorenmesstechnik (2b)) Beispieltext Messgröße Druck aus einem Fachbuch demonstriert die Verbindung von Physik und Technik, die in Abb. 2.2 als Schemata dargestellt sind. Der Begriff Druck erscheint in beiden Schemata, die das kontextuelle Hintergrundwissen liefern, auch wenn dies im Text nicht explizit thematisiert wird. Auf diese Weise wird Druck über die Einbettung in ein Physik- Schema KRAFT (Kraftfluss, Kraftänderung, Kraftwirkung) einerseits und in ein Technik-Schema MESSEN (im Bereich von Sensoren/ Messwertaufnehmer) andererseits expliziert. Rothkegel.indd 19 09.11.09 14: 08 20 Kapitel 2 Messgröße Druck (Fachbuch Bosch 2007, 74) Die Messgröße Druck ist eine in Gasen und Flüssigkeiten auftretende, allseits wirkende, nicht gerichtete Kraftwirkung. Sie pflanzt sich in Flüssigkeiten, jedoch auch noch sehr gut in gallertartigen Substanzen und weichen Vergussmassen fort. Zur Messung dieser Drücke gibt es dynamisch und statisch wirkende Messwertaufnehmer. Mit der Darstellung von Wissensbeständen in Form von Wissensschemata verfügen wir über eine Strategie bei der Einarbeitung in einen bisher unbekannten Gegenstandsbereich. Diese Strategie kann auch für die systematische Fixierung von Rechercheergebnissen bei der Vorbereitung einer Dokumentation eingesetzt werden. Möglicherweise machen sich aber Probleme bemerkbar, die mit den beteiligten Fachausdrücken zu tun haben. Kommen z.B. Ausdrücke wie Messwertaufnehmer und Sensor vor, muss man wissen, ob der gleiche Gegenstand in der Realität gemeint ist, d.h. ob es sich um den gleichen Referenten handelt, oder linguistisch ausgedrückt, ob es sich um Synonyme handelt, was hier der Fall ist. Dazu mehr im nächsten Abschnitt. 2.1.4 Welche Rolle spielt die Fachsprache? Ein Fachgebiet ist in seinem Gegenstandsbereich und den zugeordneten Begrifflichkeiten systematisch geordnet. Gerade das ist es, was - kommunikativ betrachtet - ein Fachgebiet ausmacht und es von anderen Fachgebieten unterscheidet. 7 In dieser Sichtweise spricht man von Fachkommunikation und Fachsprachen. 8 Zentral ist hierbei die Terminologie, die die Begriffssystematik eines Faches zusammen mit den sprachlichen Ausdrucksmitteln festlegt. 9 Zu klären ist zunächst, wie diese Relation zwischen Begriff und sprachlichem Ausdruck zu verstehen ist, die als Terminus be- 7 Die Fachgebiete werden dabei in zwei Schichtungen differenziert: horizontal als verschiedene Disziplinen und Branchen, vertikal innerhalb einer Disziplin ausgehend von einer abstrakten Wissenschaftssprache bis zur konkreten Werkstatt- und Verbrauchersprache (ausführliche Darstellung verschiedener Ansätze in Roelcke (2005, 38ff)). 8 Die Literatur zu Fachkommunikation und Fachsprachen ist vielfältig und doppelt das Spektrum der Sprachwissenschaft unter dem Gesichtspunkt des fachlichen Wissens. Zu den Einführungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten gehören Möhn/ Pelka (1984), Fluck (1996), Roelcke (2005). Spezielle Aspekte werden in den Sammelbänden Spillner (1994) und Hoffmann et al. (1998) behandelt. Mit der Relation Allgemeinsprache (merkmalarm) und Fachsprache (merkmalreich) beschäftigen sich Schräder (1992, Kfz-Wortschatz) und theoretisch orientiert Kalverkämper (1990) und Jahr (1993). Die mündliche Fachkommunikation in Laborgesprächen (Chemie) untersucht Munsberg (1995) empirisch anhand von Videoaufnahmen. 9 Die Terminologie bildet ein selbständiges Fachgebiet mit eigenen Methoden in Theorie und Praxis (Felber/ Budin 1989). Dabei spielt die Terminologiearbeit eine zentrale Rolle. Sie ist Grundlage für die Ordnung und den Transfer von Wissen (Arntz et al. 2004), für die Übersetzung (Gerzymisch- Arbogast 1996) sowie für die digitale Verwaltung und das Management (Mayer 1998, Schmitz 2001, Wright/ Budin 1997/ 2001). Zur Begriffsbildung in der Terminologielehre selbst hat DIN eigene Normen festgelegt (DIN 2342, 2004). Rothkegel.indd 20 09.11.09 14: 08 21 Semantik zeichnet wird. Basis für das Verständnis, wie der Umgang mit Bedeutung funktioniert, ist die Zeichentheorie. 10 In unserem Ansatz beziehen wir uns auf das semiotische Dreieck. Ein sprachliches Zeichen stellt danach immer eine Relation zwischen dem Gegenstand der Welt (Referent), über den wir reden, einem Begriff (Klassenkonzept) und bestimmten Ausdrücken (Benennungen) einer Einzelsprache her. Nur wenn eine formgebundene Einheit diese Funktion erfüllt, ist sie ein Zeichen und bildet als Träger von Bedeutung ein Kommunikationsmittel. Dies gilt ebenfalls für visuelle und akustische Zeichen. Anders als Anzeichen, die eine kausale Verbindung zwischen Form und Bedeutung signalisieren ( z.B. Rauch als Anzeichen für ein Feuer), sind die Bedeutungszuordnungen bei den Zeichen konventionell vereinbart. Gibt es eine Vereinbarung der Art, dass zwei Rauchwölkchen bedeutet: wir treffen uns am Nachmittag, und drei Wölkchen: wir essen zusammen, dann sind die Rauchwölkchen in der Kombination von zwei oder drei Exemplaren ebenfalls Zeichen geworden. In der Terminologielehre 11 gibt es im Weiteren die Festlegung, dass einem Begriff jeweils nur ein bestimmter sprachlicher Ausdruck als Benennung zugeordnet sein soll. Im Sprachgebrauch ist es allerdings durchaus üblich, mehrere Benennungen für einen Begriff zu verwenden, z.B. Fernsprecher als Fachausdruck und Telefon in der Alltagssprache, wobei sich beide Ausdrücke auf den gleichen Referenten in der Welt beziehen. Die Ausdrücke Fernsprecher und Telefon sind Synonyme. Abb. 2.3 listet einige Beispiele mit mehreren Benennungen als Synonyme auf. Differential (Differentialgetriebe, Verteilergetriebe, Ausgleichsgetriebe) Drehmoment (Torsionsmoment) Frontantrieb (Vorderradantrieb) Gang (Gangstufe, Übersetzungsstufe) Kardanwelle (Gelenkwelle) Planetengetriebe (Umlaufrädergetriebe, Planetenradgetriebe) Abb. 2.3 Benennungen: Standard und Synonyme 10 Ein Zeichen (nicht zu verwechseln mit Buchstaben oder Satzzeichen) ist zu verstehen als eine Relation (einführende Darstellung in Keller 1995, vgl. auch Adamzik 2000). Es gibt zweiseitige Relationen mit der Zuordnung von Inhalt und Form im Sinne der Theorie des Schweizer Sprachwissenschaftlers de Saussure (einer der Mitbegründer der modernen Sprachwissenschaft) oder als dreiseitige Relation. Hier gibt es verschiedene Ansätze. Im Sinne des semiotischen Dreiecks geht es um die Relationen zwischen Referent, Konzept und Wort; im Sinne der Zeichenverwendung der Sprachtheorie von Bühler (1934/ 1999) ist das Zeichen die Grundform der Sprachfunktion mit den Relationen zwischen Inhalt (Darstellung), Sender (Symptom) und Empfänger (Appell). Als Zeichenarten werden Indexe (Anzeichen), Ikons (Abbildungen) und Symbole (Sprache) unterschieden. 11 Göpferich/ Schmitt (1996) weisen darauf hin, dass eindeutige Benennungsstrategien in der technischen Kommunikation eine Notwendigkeit sind. Im Sammelband von Hennig/ Tjarks-Sobhani (2008) sind alle wesentlichen diesbezüglichen Fragestellungen aus der Praxis angesprochen. Rothkegel.indd 21 09.11.09 14: 08 22 Kapitel 2 Bei der Verständigung können Synonyme Probleme bereiten insofern, als unklar bleibt, ob zwei Benennungen auf den gleichen oder auf zwei verschiedene Referenten verweisen. Um mehr Verständigungssicherheit zu erreichen, legen Normierungsorganisationen den Sprachgebrauch definitorisch fest. 12 Das umgekehrte Phänomen, nämlich dass ein Wort mehreren Referenten zugeordnet ist, wird als Polysemie bezeichnet. Sie ist ebenfalls eine potenzielle Quelle für Fehlkommunikation. Immerhin hilft der Kontext, in dem es dann schon klar wird, was gemeint ist. Viele technische Ausdrücke, vor allem Werkstückbenennungen, stammen aus dem Inventar der Alltagssprache. So ist z.B. die alltagssprachliche Brücke von der Brücke als Teil einer Waschanlage zu unterscheiden. 13 Aber auch in den verschiedenen Branchen werden gleiche Benennungen für verschiedene Begriffe verwendet. Eine Welle findet sich sowohl in der Optik als auch zur Benennung eines Getriebeteils im Automobil. Allerdings entstehen auch Gewohnheiten einer eigentlichen Falschverwendung. Die Batterie im Auto ist eigentlich ein Akkumulator. 14 Insofern ist es wichtig, Wörter und Begriffe nicht gleichzusetzen und den Stellenwert des Begriffs zu beachten. 15 Zu unterscheiden sind im Weiteren Gattungs- und Individualbegriffe: wir verwenden Wörter, die auf einen Gegenstand der Welt verweisen und dabei zugleich auf die Klasse, in die der Gegenstand eingeordnet ist. Verwenden wir z.B. den Ausdruck Fahrerassistenzsystem, gibt es zwei Zuordnungen. Im Gebrauch als Individualbegriff verweisen wir auf ein bestimmtes Gerät, das in der Realität existiert: Beispiel Individualbegriff F. hat sich das Fahrerassistenzsystem x noch nachträglich in ihr/ sein Auto einbauen lassen. Andererseits wissen wir, dass es sich um eine Objektklasse im Bereich der Automobiltechnik handelt: Beispiel Gattungsbegriff Fahrerassistenzsysteme gelten als zukunftsträchtige Innovationen. Doch wie kommen die komplexen Benennungen wie Fahrerassistenzsysteme oder geschlechtsneutral Fahrassistenzsysteme überhaupt zustande? 12 Roelcke (2005, 112 ff) skizziert den langen Entwicklungsweg der nationalen Fachsprachennormung und der internationalen Harmonisierung. 13 In Schräder (1992) findet sich eine Vielzahl von Beispielen aus dem Bereich der Kraftfahrzeugtechnik. Vgl. auch Anker als Schiffsanker und als Linkadresse im Hypertext, die Lebensdauer von Batterien oder erschöpfte Batterien. 14 Gressmann (2002, 79). 15 Hierauf weisen King/ Reinhold (2008) mit Nachdruck hin. Sie beziehen sich dabei auf Begriffsordnungen, die als Ontologien vollständige Realitätsbereiche abbilden. Die Nähe von Wissen und Terminologie ist ebenfalls Thema in Budin (1996). Rothkegel.indd 22 09.11.09 14: 08 23 Semantik Hierzu gibt die Lehre von der Wortbildung (Morphologie) Auskunft. 16 So spielt die Klassenbildung für die Wortkompositionen in der Fach- und insbesondere in der Sprache der Technik mit ihren immer neuen Objekten eine wichtige Rolle. Bleiben wir bei den Maschinenklassen und demonstrieren dies an einigen Beispielen: DETERMINATION : der Ausgangsbegriff ist der Oberbegriff (Werkzeugmaschine), der durch einen zusätzlichen spezifizierenden Begriff (Drehen) determiniert und nach ihm neu benannt wird: Werkzeugmaschine + Drehen = Drehbank. KONJUNKTION : durch die Kombination von Teilen wird ein neuer Begriff gebildet; dabei geht es um die Kombination der jeweils spezifizierenden Ausdrücke (Mähen, Dreschen): Mähmaschine + Dreschmaschine = Mähdrescher. DISJUNKTION : der Endbegriff stellt den Oberbegriff von zwei Teilen dar; die Spezifikationen gehen dabei verloren: Drehbank + Fräsbank = Werkbank. Sehr gebräuchlich in der Fachsprache sind Verkürzungen. Dabei kommen in den technischen Fachsprachen Bildungen vor, die die Allgemeinsprache in diesen Formen nicht aufweist: abmanteln für Isolierung abmachen, ausbauchen für Hohlkörper aufweiten. Die Möglichkeit der deutschen Wortbildung zu Mehrfachkombinationen wird in den Fachsprachen vielfach genutzt. Dabei entstehen semantisch hochkomplexe Gefüge wie z.B. der Spurverlassenswarner, der ein Fahrerassistenzsystem benennt, das den Autofahrer warnt, wenn die Spur auf der Straße durch das Fahrzeug verlassen wird. Das Problem der mehrgliedrigen Komposition besteht darin, dass die semantischen Relationen zwischen den Teilen nur implizit sind, d.h. durch Wissen erschlossen werden müssen. So verstehen wir unter Energiearmut möglicherweise, dass es wenig verfügbare Energie gibt. Eine andere Bedeutung bezieht sich aber darauf, dass energiearm ist, wer mehr als 10 % seines Einkommens für Energie (Gas, Strom) ausgeben muss. Auch bei der Flexion gibt es Besonderheiten, z.B. fachspezifische Pluralbildungen wie Stähle, Wässer, Drücke. Der Tendenz der Verlängerung durch Kombinatorik steht die Tendenz zur Verkürzung gegenüber. Kurzwörter und Abkürzungen sind in den technischen Fachsprachen sehr gebräuchlich. Diese Strategie findet sich 16 Die Morphologie ist eine Subdisziplin innerhalb der Sprachwissenschaft. Sie beschäftigt sich mit den Morphemen als kleinste selbständige Bedeutungseinheiten (vgl. Phoneme als kleinste bedeutungsunterscheidende Einheiten wie „a“ und „o“ in Rasen und Rosen). Aus Morphemen werden die Wörter nach den Wortbildungsregeln der Flexion, Derivation (Ableitung) und Komposition gebildet; vgl. Donalies (2005). Rothkegel.indd 23 09.11.09 14: 08 24 Kapitel 2 ebenfalls in der Alltagssprache. Kurzwörter werden durch Weglassen von Wortteilen gebildet: Kolbenmotor (aus Rotationskolbenmotor) oder Kopfwörter wie Navi (aus Navigationssystem). Abkürzungen beziehen sich auf die Aneinanderreihung der Anfangsbuchstaben (Initialwörter): ABS (Anti-Blockier-System). Wenn dabei aus den Anfangsbuchstaben eine sprechbare Einheit entsteht, haben wir es mit Akronymen zu tun, auch wenn der Ausdruck fremdsprachlich ist: EPROM (Erasable Read Only Memory), SIM- Karte (Subscriber Identity Module), GPS (Global Positioning System), USB (Universal Serial Bus). Anglizismen sind insbesondere im IT -Bereich sehr verbreitet, wobei sie häufig „eingedeutscht“ werden, z.B. mit deutschsprachiger Flexion in Entlehnungen wie downloaden, canceln, powern oder in Wortkompositionen wie Smartsensor (Synonym: intelligenter Sensor). Nicht eingedeutscht sind dagegen Ausdrücke wie smart textiles oder intelligent textiles, auch kommt es zu Mischformen wie High-Tech-Textilien. Alternativen liegen vor z.B. mit Stand-by und Schlafzustand, Airbag und Prallsack, Adapter und Netzteil, zappen und schalten. Einen Extrabereich der Wortbildung umfasst die Konstruktionsstrategien für technische Marken- und Eigennamen. 17 Hier kommen auch Ableitungen der Art vor, dass ein Objekt als ilafloniert charakterisiert wird, d.h. es ist mit einer Antihaftschicht der Firma Ilaflon versehen. Der spezifische Fachwortschatz wird systematisch erfasst in Wörterbüchern, Lexika, Enzyklopädien, Glossaren oder Thesauri (Singular: Thesaurus). Die praktische Arbeit der Erstellung solcher strukturierten Sammlungen wird als Terminographie bezeichnet. 18 2.2 So viele Objekte und Begriffe: Relationen und Ordnungssysteme Mit Begriffen ordnen wir unsere Welt der Objekte und Sachverhalte. Dabei sind die Begriffe selbst semantisch geordnet. Dies hilft uns bei der Verständigung, kann aber auch zu Missverständnissen führen. Ebenfalls nicht leicht ist die Orientierung im Raum. Welche sprachlichen Mittel helfen uns? 17 Hierzu gibt es eine Reihe von Untersuchungen für den deutschen und internationalen Bereich, u.a. Lötscher (1992), Fraas/ Klemm (2005). 18 Diese Arbeit betrifft sowohl die theoretische Aufarbeitung, die empirische Erfassung und die elektronische Organisation in Datenbanken; vgl. Schmitz (2004), auch www.termnet.org (International Network for Terminology). Rothkegel.indd 24 09.11.09 14: 08 25 Semantik 2.2.1 Wie bringen wir Ordnung in die Vielzahl von Begriffen? Der Ordnung der Objekte in einem Sachbereich steht die Klassifikation der einschlägigen Begriffe gegenüber. Klassifikationen bilden Hierarchien über mehrere Ebenen von Überordnung bzw. Unterordnung hinweg. Besteht eine gewisse Vollständigkeit hinsichtlich der zusammenhängenden Begriffe eines Sachgebiets, spricht man von einem Begriffsystem oder einer Taxonomie. 19 Begriffe werden durch Merkmale spezifiziert. Von ihnen hängt die Einteilung in die jeweiligen Klassen ab. Dabei gilt eine Regel, dass die Merkmale der übergeordneten Klasse auf die untergeordneten Klassen „vererbt“ werden. Wenn man also weiß, dass ein Airbag zur Klasse der „passiven Sicherheitstechnik“ gehört, und man auch weiß, welches Funktionsmerkmal für diese Klasse kennzeichnend ist, nämlich die [Minderung von Unfallfolgen], weiß man gleichzeitig, dass ein Airbag im Hinblick auf die Funktion konstruiert ist, bei einem Aufprall eines Fahrzeugs die möglichen Unfallfolgen in ihrer Schwere zu mindern. Dieses Phänomen kennen wir aus dem Alltagwissen. Wenn wir wissen, dass x ein Lebewesen ist, wissen wir, dass es - anders als ein Nicht-Lebewesen wie ein Tisch - auf Nahrung angewiesen ist. Diese Eigenschaft von Klassifikationssystemen erleichtert die Verständigung im Fach in der Weise, dass nicht jeder Begriff immer neu erläutert werden muss, sondern dass man sich auf die gemeinsame Kenntnis der fachlichen Klassifikationen verlassen kann. Funktioniert das nicht, gibt es Kommunikationsprobleme. Klassen sind durch ihre Elemente festgelegt. Wir sprechen vom Bedeutungsumfang eines Begriffs (Extension). So gehören zur Klasse der „passiven Sicherheitstechnik“ neben den Airbags weitere Objekte wie u.a. die Gurte oder spezielle Knautschzonen in der Karosserie. Die den Begriffen zugeordneten Merkmale machen den Bedeutungsinhalt aus (Intension). Hervorgehoben sind solche Merkmale, die zur Differenzierung der Klassen dienen. Abb. 2.4 zeigt eine Klassifikation von Sensoren, die nach dem Merkmal [Messprinzipien] geordnet sind (Daten aus Bosch 2007, 28ff). Druck- Sensor Zug-Kraft- Sensor Infrarot- Sensor [...] Geschwindigkeits- Sensor Drehmoment-Kraft- Sensor Sensoren Temperatur- Sensor Abb. 2.4 Taxonomie zum Objekt Sensoren 19 In der Linguistik spricht man von Taxonomien, wenn es um die systematisch-hierarchische Ordnung von Begriffen geht. Richtet sich die Perspektive auf den Sachbereich selbst, so spricht man von Ontologien. Die Ebene der Begriffe stellt eine Verbindung zwischen den Wissensorientierten Ontologien und den konkreten sprachlichen Ausdrücken her. Rothkegel.indd 25 09.11.09 14: 08 26 Kapitel 2 In diesem Fall spiegelt sich die Begriffsbildung auf der Ebene der Wortbildung wider. Der Klassenbegriff Sensor stellt das Determinatum dar, das Klassenunterscheidende Merkmal hat die Funktion des Determinans. Letzteres kann durch verschiedene sprachliche Mittel, z.B. Adjektive, ausgedrückt werden. Abb. 2.5 demonstriert dies an einer einfachen Taxonomie zum Objekt Heftgeräte 20 , in der alle Subtypen eines Angebots erfasst sind. Heftgeräte (H.) Mini-H. Block-H. Elektrisches H. Stand-up H. Flachheftgerät Extrastarkes Flachheftgerät Abb. 2.5 Taxonomie zum Objekt Heftgeräte Klassifikationen sind nicht nur hilfreich für die Ordnung von Objekten in Form von Taxonomien. Sie sind praktisch anwendbar bei Verfahren des Suchens und Findens, z.B. in Katalogen, Stücklisten, bei der Lagerhaltung oder bei der Suche nach Informationen im Internet. Als begriffliche Ordnungen bilden sie Wissenssysteme, die den jeweiligen Wissensstand zum Gegenstandsbereich in einem Fach oder in einem Betrieb abbilden. Insofern als sich Klassifikationen nach unterschiedlichen Merkmalen konstruieren lassen, können einzelne Begriffe mehreren systematisch geordneten Bereichen zugeordnet werden. Auf diese Weise erscheinen Objekte bzw. deren Begriffe in unterschiedlichen Perspektivierungen, d.h. jeweils bestimmte Merkmale werden hervorgehoben, andere vernachlässigt. Unterschiedliche Sichtweisen wie auch die Kombination mehrerer Taxonomien in komplexen Wissenssystemen können die Ursache von Missverständnissen sein. Dies gilt vor allem für die Experten-Nichtexperten-Kommunikation und die interkulturelle Kommunikation. In der Regel unterscheiden sich die Merkmalsausprägungen eines Begriffs in der Fachsprache von der Merkmalsausprägung dieses Begriffs in der Alltagssprache. Wir veranschaulichen dies am Begriff „Qualität“. In der merkmalarmen Alltagssprache gibt es neben den Bedeutungen wie Beschaffenheit und Brauchbarkeit die Lesart „Güte“ im Sinne einer Wertstufe. 21 In der merkmalreichen Fachsprache versteht man unter „Qualität“ dagegen die 20 Als Quelle vgl. www.leitz.com. 21 Vgl. Bedeutungswörterbuch DUDEN (Band 10; 2002). Rothkegel.indd 26 09.11.09 14: 08 27 Semantik variabel festgelegten Anforderungen. Das Textbeispiel Qualität gibt Aufschluss darüber: Qualität (Böge, Lexikon Technik 1997, 336) Qualität: Auch mit Beschaffenheit, Güteklasse, Befähigung, Wertbeständigkeit und Brauchbarkeit beschrieben. Güte eines Produkts einer Sach- oder Dienstleistung im Hinblick auf seine Eignung für den Verwender. Erst der Bezug auf die Anforderungen erlaubt ein Urteil über die Qualität. Sie ist ein Gesamtausdruck aus Teilqualitäten, die sich bei jeder differenzierbaren Eigenschaft eines Produkts bilden lassen. Der Qualitätsbegriff kann subjektiv und objektiv interpretiert werden. Die Qualität kann durch technische und Marketingmaßnahmen beeinflusst werden und unterliegt der Qualitätssicherung. Wir können den Begriff Qualität, wie er im Beispieltext vorkommt, nach folgenden Informationsarten strukturieren: BEGRIFF Qualität BENENNUNG Qualität, Beschaffenheit, Güteklasse, Befähigung, Wertbeständigkeit, Brauchbarkeit KLASSE Güte eines Produkts einer Sach- oder Dienstleistung MERKMAL Anforderungen und Teilqualitäten, subjektiv und objektiv zu interpretieren, durch technische und Marketingmaßnahmen beeinflusst, unterliegt der Qualitätssicherung Wenn wir wissen möchten, welche Position ein Begriff in einem Klassifikationssystem einnimmt, fragen wir nach der Definition. Definitionen bilden eine weitere Anwendung von Klassifikationen. Häufig stehen sie am Anfang eines Fachtextes und grenzen damit den gemeinten Referenzbereich ab. Man unterscheidet verschiedene Definitionsarten nach ihrer Leistungsfähigkeit. 22 Wichtig sind die Inhaltsdefinition und die operationale Definition. Mit der Inhaltsdefinition werden die Zugehörigkeit eines Begriffs zu einer Klasse sowie seine Abgrenzung von anderen Mitgliedern dieser Klasse festgelegt. Verwendet wird die Form: a ist b mit Merkmal c. Beispiel Inhaltsdefinition: Qualitätsmerkmal (Böge, Lexikon Technik 1997, 336) Bezeichnung für die an den Elementen einer Gesamtheit interessierenden Eigenschaften, die in individuell unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. 22 Vgl. Wörterbuch zur technischen Kommunikation und Dokumentation (Hennig/ Tjarks-Sobhani 1998) Rothkegel.indd 27 09.11.09 14: 08 28 Kapitel 2 Bei der operationalen Definition geht es ebenfalls um die Zuordnung zu einer Klasse, doch das Merkmal gibt einen für das Objekt typisches Funktionsprinzip an: Beispiel Operationale Definition: Dieselmotor (Duden Technik 2001, 168) Beim Dieselmotor wird der Kraftstoff unter hohem Druck über die Einspritzdüse direkt in den Verbrennungsraum eingespritzt. Es gibt mehrere Probleme bei der Erstellung von Klassifikationen. So bilden die Merkmale selbst eine Systematik mit Über- und Unterordnungen, was zu Kreuzklassifikationen führt. Man muss sich also entscheiden, welches Klassenmerkmal als übergeordnet gelten soll. Als Konsequenz erscheinen die Begriffe in unterschiedlichen Relationen zueinander. Wir veranschaulichen dies am Beispiel der determinierten Signale in der Sensortechnik, die nach den Merkmalen analog/ diskret (Abb. 2.6) bzw. kontinuierlich/ diskontinuierlich (Abb. 2.7) subklassifiziert werden können (Daten aus Bosch 2004, 302ff und 312ff). analog determinierte Signale digitale Signale Übrige Mehrpunktsignale Dreipunktsignale diskontinuierlich diskontinuierlich diskontinuierlich diskontinuierlich Mehrpunktsignale Zweipunktsignale kontinuierlich kontinuierlich kontinuierlich kontinuierlich diskret Abb. 2.6 Klassifikation Signale (analog/ diskret) Auch lassen sich nicht immer alle Elemente auf die existierenden Klassen eines Wissenssystems verteilen, weil sie nicht gleichermaßen über die Klassen bildenden Merkmale verfügen. Was ist z.B. ein typischer Hammer, der europäische oder der amerikanische? Diese Unterscheidung mag relevant sein, wenn es darum geht, dass das Symbol „Hammer“ zum Kenntlichmachen von Rettungswegen (Einschlagen einer Fensterscheibe) verwendet wird. 23 Semantisch finden wir diese Art von Unterscheidung in 23 Schmitt (1998) referiert eine Vielzahl von Beispielen, die insbesondere bei der Übersetzung und in der interkulturellen Kommunikation eine Rolle spielen. Rothkegel.indd 28 09.11.09 14: 08 29 Semantik der Prototypentheorie wieder. Sie besagt, dass bestimmte Elemente einer Klasse als die „besten Vertreter“ der Klasse fungieren, während andere eher am Rande stehen, räumlich gesehen im Zentrum oder in der Peripherie eines semantischen Feldes. 24 Zweipunktsignale analog analog determinierte Signale digitale Signale Übrige Mehrpunktsignale Übrige Mehrpunktsignale Dreipunktsignale Dreipunktsignale diskontinuierlich Mehrpunktsignale Mehrpunktsignale Zweipunktsignale kontinuierlich Abb. 2.7 Klassifikation Signale (kontinuierlich/ diskontinuierlich) Ebenfalls Probleme bereiten die Antonyme (schwer-leicht, Sicherheit-Gefahr), die auf einer Skala vorzustellen sind. Aufgrund ihrer Graduierbarkeit verfügen sie über besondere semantische Eigenschaften, die in der Implikationsbeziehung ausgedrückt werden. Die semantische Implikation ist eine „wenn, dann“-Relation: Wenn der Motor läuft, verbraucht er Treibstoff. Entsprechend gilt auch: Wenn der Motor nicht läuft, verbraucht er keinen Treibstoff. Die Negation des einen Teils hat die Negation des anderen Teils zur Folge. Für Gegenausdrücke gilt dies gleichermaßen: Wenn der Motor steht, verbraucht er keinen Treibstoff und Wenn der Motor nicht steht, verbraucht er Treibstoff. Nicht so ist es bei den antonymen Ausdrücken. Hier impliziert ein Ausdruck x zwar die Negation des Gegenausdrucks y (Wenn ein Objekt lebensgefährlich ist, dann gilt auch, dass es nicht sicher ist), aber der negierte Ausdruck x impliziert nicht den Gegenausdruck (*Wenn ein Objekt nicht lebensgefährlich ist, dann ist es sicher). 25 Das Beispiel vermittelt andeutend die Problematik der Semantik von Begriffen. Vorsicht ist generell geboten. Betrachten wir noch das Beispiel vom Begriff „Restrisiko“. Die Bedeutung kann abweichend von der regelhaften Wortbildung im Fach definitorisch festgelegt werden. Hier gilt ein anderes Konzept als z.B. für Ausdrücke wie Restmüll, Restzeit, Restschul- 24 Die Prototypentheorie erfasst das Problem, dass nicht alle Merkmale einer Klasse auf jedes Element zutreffen. Vgl. Literatur zur Semantik und Kleiber (1998). 25 Die Verwendung von * kennzeichnet eine nicht zulässige Formulierung. Die Darstellung „falscher“ Beispiele gehört zum semantischen Verfahren der Oppositionsbildung. Dabei ist leichter zu erkennen, was der Fall ist und warum es so sein muss, weil es andersherum falsch wäre. Rothkegel.indd 29 09.11.09 14: 08 30 Kapitel 2 den, bei denen Rest ein Merkmal enthält wie [klein, gering]. Restrisiko bedeutet dagegen das Risiko, das besteht, wenn alle festgelegten Maßnahmen zur Schadensvermeidung getroffen sind. Dennoch kann ein sehr großer Schaden entstehen, wenn es durch bestimmte Einwirkungen z.B. zu einer Explosion eines Gefahrenstoffes kommt. 2.2.2 Wie gehen wir mit der Komplexität von Objekten um? Wir zerlegen sie in Teile und diese wiederum in deren Teile. Während es bei der Klassifikation um abstrakte Zuordnungen geht, die man wissen muss, erfordern Beschreibungen den Blick auf die Objekte selbst. Hier kommt semantisch die Ganzes-Teil-Relation zum Tragen, die ebenfalls Hierarchien bildet. Eine solche hierarchische Struktur bildet einen Gegenstand in seinen Bestandteilen ab. Dies wird als Meronymie bezeichnet. Charakteristische Verben sind bestehen aus, enthalten, geben (es gibt). Beispiel Ganzes-Teil-Relation (Handbuch Adobe FrameMaker 7.0, 2002, 3) Das FrameMaker-Hilfesystem enthält sämtliche Informationen aus dem FrameMaker-Handbuch sowie Tastaturbefehle, Farbabbildungen und weitere detaillierte Informationen zu einigen Funktionen. Bremspedal Übertragungsmedium Pedal Pkw-Bremsanlage Schläuche Bremskraftverstärker Bremspedalmodul Pedalachse Pedalblock Betätigungseinrichtung Übertragungseinrichtung Leitungen Bremskraftminderer Hauptzylinder hängende Bauart Energieversorgungseinrichtung Radbremsen Abb. 2.8 Meronymie: Baugruppen einer Pkw-Bremsanlage Der Unterschied der Relationen (Ober-Unterbegriff bzw. Ganzes-Teil) zeigt sich deutlich an folgender Gegenüberstellung. Bei Ober-Unterbegriffsrelationen können Aufzählungen durch Nennung des Oberbegriffs Rothkegel.indd 30 09.11.09 14: 08 31 Semantik plus „andere“ abgekürzt werden, was bei Ganzes-Teil-Relationen in dieser Form nicht möglich ist: Beispiel Gegenüberstellung Ober-Unterbegriff und Ganzes-Teil (1) Software als Oberbegriff zu Textverarbeitungsprogramm: Textverarbeitungsprogramme und andere Software sind verfügbar. (2) Hubkolben als Teile des Dieselmotors: *Hubkolben und andere Motoren sind verfügbar. aber: Einzelne Hubkolben und vollständige Motoren sind verfügbar. Ganzes-Teil-Relationen bilden ebenfalls wie die Ober-Unterbegriffs- Relationen Hierarchien, die ein Objekt oder einen Sachbereich beschreiben (vgl. Abb. 2.8; Daten zusammengestellt aus Bosch 2004, 46 ff). 2.2.3 Was gehört zusammen: Wort- und Begriffsfelder In der Semantik betrachtet man nicht nur die regelhaften Bedeutungsbeziehungen zwischen Paaren von Wörtern oder Begriffen, sondern auch das Phänomen der Gruppenbildung. Wortfelder sind solche Gruppierungen, die eine interne Systematik besitzen, die durch die Systematik der Merkmale festgelegt ist. 26 So lassen sich Verben wie gehen, laufen, springen, schwimmen, tauchen, fliegen usw. als Wortschatz der „Fortbewegung“ mit den unterscheidenden Merkmalen [zu Land], [zu Wasser], [in der Luft] und weiteren Untermerkmalen in der Weise ordnen, dass jedes Verb sich vom anderen durch mindestens ein Merkmal unterscheidet. In Abb. 2.9 demonstrieren wir die Struktur eines Wortfeldes in Form einer Matrix am Beispiel von Verben im Bereich „Fertigungsverfahren“ (Daten aus Awiszus 2007). Fertigungsverfahren Gießen Schmieden Abschneiden Schweißen Anstreichen Härten Form - Entstehung x Form - Veränderung x Form - Entfernung x Form - Hinzufügung x Aussehen - Veränderung x Substanz - Veränderung x Abb. 2.9 Wortfeld Fertigungsverfahren 26 Das Konzept der Wortfeldtheorie stammt aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Eine moderne Konzeption findet sich in Lutzeier (1993). Rothkegel.indd 31 09.11.09 14: 08 32 Kapitel 2 Wortfelder gestatten einen schnellen Überblick über die Unterschiede von Bedeutungen innerhalb eines abgegrenzten Wortschatzes. Mit Bezug zu den verschiedenen technischen Fachsprachen steht uns damit ein linguistisches Instrument zur Verfügung, mit dem wir Objekte, Prozesse und Tätigkeiten sortieren können, die in einem Sachbereich zusammen gehören. Wir gehen dabei von einzelnen Wörtern aus, die wir in ein Feld mit gemeinsamen und differenzierenden Merkmalen einordnen. Das Instrument der Bedeutungssortierung können wir auch auf abstrakte Vorgänge und Begriffe anwenden. Dabei gehen wir von den Begriffen aus und systematisieren die einzelnen Spezifikationen. Im folgenden Beispiel ordnen wir - relativ grob - die Differenzierungen, die für Begriffe im Bereich der Qualitätssicherung eine Rolle spielen. Die wichtigen Unterbegriffe und Merkmale entnehmen wir dem nächsten Textbeispiel Qualitätssicherung. Die oben dargestellte Definition des Begriffs Qualität wird hier ergänzt durch die Systematik der Merkmale innerhalb eines Begriffsfeldes. Qualitätssicherung (Böge, Lexikon Technik 1997, 336) (1) Alle organisatorischen und technischen Maßnahmen, die der Schaffung und Erhaltung der Konzept- und Ausführungsqualität dienen. (2) In der Qualitätsplanung werden die Qualitätsmerkmale ausgewählt sowie ihre geforderten und zulässigen Ausprägungen für ein Produkt und Verfahren festgelegt. (3) Dies geschieht im Hinblick auf die durch die Anwendung oder eine Norm gegebenen Erfordernisse und deren Realisierbarkeit. (4) Die Qualitätssteuerung (auch als Qualitätslenkung oder Qualitätsregelung bezeichnet) enthält die Vorgabe der geplanten Produkt- und Ausführungsanforderungen sowie deren Überwachung mit erforderlicher Korrektur der Ausführung bei der Produkterstellung. (5) Unter Verwendung der Ergebnisse der Qualitätskontrolle sollen die vorgegebenen Qualitätsanforderungen erfüllt werden. Es können Maßnahmen veranlasst werden, die qualitätsmindernde Störungen im Produktionsprozess beseitigen helfen. (6) Die Qualitätskontrolle oder auch Qualitätsprüfung ist der Soll-Ist- Vergleich, bei dem festgestellt wird, in wieweit Produkte die an sie gestellten Qualitätsanforderungen erfüllen. (7) Sie enthält sowohl die Überprüfung der Entwurfsqualität als auch der Ausführungsqualität. Analyse: Der Begriff Qualitätssicherung umfasst drei Phasen eines Prozesses, in dem das Produkt wie auch sein Entstehungsprozess als operationable Größen erfasst werden. Bei den weiteren Spezifikationen werden Produkt- und Prozessqualität unterschieden. Abb. 2.10 skizziert die beteiligten Komponenten und deren Relation zueinander. Rothkegel.indd 32 09.11.09 14: 08 33 Semantik Qualität sichern Qualität planen (Entwurf) Qualität steuern (Ausführung + Kontrolle) Qualität kontrollieren (Überprüfung / Vergleich) Erfordernisse / Merkmale Produkt (Soll) x x Prozess (Soll) x x Vorgaben / Anforderungen Prozess (Ist) x x Produkt (Ist) x x Abb. 2.10 Begriffsfeld Qualitätssicherung (Qualitätssicherung) Die Qualitätsplanung legt die Merkmale für den Soll-Wert von Produkt und Prozess fest. Differenziert wird dabei zwischen den Merkmalen selbst und ihren objektbezogenen Ausprägungen. Diese wiederum sind bezogen auf ausgewählte Anwendungen oder Normen. Aber auch die Realisierbarkeit spielt eine Rolle. Die Soll-Werte orientieren sich am Erwünschten, das auch realisierbar ist. Als Benennungen kommen weiterhin Synonyme wie Entwurfsqualität und Konzeptqualität in Frage. Die Qualitätssteuerung bezieht sich auf die Ausführung. Hier entsteht das konkrete Produkt. Auch hier gibt es Synonyme: Steuerung wird ebenfalls als Lenkung oder Regelung bezeichnet (englisch: control). Die Steuerung orientiert sich an Anforderungen, die als Vorgaben festgelegt werden. Beim Prozess der Ausführung können bereits Korrekturen stattfinden, wenn die Produktqualität gefährdet ist. Die Qualitätskontrolle bezieht sich auf Maßnahmen der Überprüfung (englisch: check). Die Ausdrücke Qualitätskontrolle und Qualitätsprüfung sind synonym. Hier geht es um den Vergleich der Soll- und Ist-Werte im Hinblick auf Produkt und Prozess. Die Daten der Ausführungsqualität werden mit den Daten der Entwurfsqualität verglichen. 2.2.4 Objekte in räumlichen Beziehungen: was ist wo? Die räumliche Erfassung der Welt ist ein uraltes Thema, mit dem sich die Menschen bereits im Altertum beschäftigt haben. 27 Die Sprache bietet eine Reihe von Möglichkeiten, räumliches Wissen über Objekte zum Ausdruck zu bringen. Dabei zeigt sich, dass Raumstrukturen bereits in der Semantik des Wortschatzes verankert sind. Beispiele sind Positionsverben wie liegen, stehen, hängen, die durch Achsen und Betrachterstandpunkt ein- 27 Orientierung und Konstellationen im Raum behandeln Wenz (1997), Schmaucks (2000) und Fleischhacker (2006). Dabei spielen mentale Raummodelle eine wichtige Rolle (Kelter/ Kaup 1995). Der Bezug zum Sprachgebrauch wird in Gutermann (1996, im Vergleich Deutsch-Französisch) und Vater (2005 mit Raumreferenz und Raumdeixis) hergestellt. Rothkegel.indd 33 09.11.09 14: 08 34 Kapitel 2 gegrenzt werden. So sagt man: eine Flasche steht auf dem Tisch (vertikale Achse), aber: der Bleistift liegt auf dem Tisch (horizontale Achse). Ausdrücke wie vor und hinter, rechts und links können ohne Bezugnahmen zum Betrachterstandpunkt nicht eindeutig identifiziert werden. Adjektive wie groß, hoch, schnell sind nur in Relation zu den jeweiligen Objekten interpretierbar. So ist ein kleiner Elefant immer noch wesentlich größer als eine große Maus. Deiktische Ausdrücke wie hier, da, dort erhalten eine Bedeutung erst im Kontext, in dem sie geäußert werden. Wir beschäftigen uns im Folgenden mit den charakteristischen Eigenschaften der Objektbezogenen Raumdarstellung. Die Frage stellt sich: Was sind die relevanten Kategorien, mit denen Raum erfasst wird, und welche Funktionen kommen dabei zum Tragen? So spielen Form, Achse, Dimension, Lage relativ zu den Raumachsen und räumliche Relationen zu anderen Objekten mit Inklusion, Nähe und Kontakt eine wichtige Rolle (Gutermann 1996, 150f). Abb. 2.11 demonstriert dies an ausgewählten Beispielen. Dabei werden folgende Merkmale explizit gemacht: [Ort], [Ausgangspunkt], [Ziel], [Richtung], [Pfad]. Was die Funktion betrifft, unterscheiden wir drei Fälle (nach Gutermann, 1996, 33): LOKALISIERUNG: Der Überwachungsbildschirm befindet sich im Vorraum. IDENTIFIZIERUNG: Der Schalter rechts von der Auslösetaste. BESCHREIBUNG: Am Bedienungspaneel sieht man ein mitlaufendes Band. Die Veränderung räumlicher Beziehungen spielt in der Darstellung technischer Sachverhalte eine wichtige Rolle. Hier kommt es darauf an, dass die Teilgegenstände geortet und identifiziert werden und dass die räumliche Struktur vorstellbar gemacht wird. Mit dem Thema „Sattelneigung am Fahrrad einstellen“ behandelt unser Beispieltext eine Alltagsaufgabe. Wichtig ist, dass eine Vorstellung erzeugt wird, in der die beteiligten Objektteile in eine neue Konfiguration gebracht werden. Dies setzt voraus, dass die frühere Konfiguration als räumliche Struktur wahrgenommen wird. Ein Modell für die Vermittlung solcher Konfigurationen ist der Nachvollzug der „Blickwanderung“ von einem Teil zum nächsten Teil. Als „imaginärer Wanderer“ führt uns der Textautor durch den jeweiligen Raum. Rothkegel.indd 34 09.11.09 14: 08 35 Semantik Relation Formulierungsbeispiel Objekt (Teile) und Objekt (Ort) In die diagonal aufgeteilten Bremskreise ist ein Bremsdruckminderer integriert. Vorgang und Objekt (als Ort) Darstellung am Monitor Objektachse und Raumachse eingehängter Motorblock Objektachse und Objektachse Darüber hinaus bewegt sich das Wischerblatt stets parallel zu den Luftströmungen. Richtungsvektor und Raumachse senkrechte Verschiebung Richtungsvektor und Objektachse Bewegung längs zum Lagerungstisch Ausgangspunkt Mehrere Mikroprozessoren komprimieren die vom Folienabtaster kommenden Bilddaten. Richtung Steigt der Druck bei Drehzahlzunahme an, wird der Kolben gegen die Feder nach links gedrückt. Drehpunkt Die Armstütze besteht aus einem Haltearm mit Auflageplatte, der um seine senkrechte Achse geschwenkt und um seine horizontale Achse von 0 Grad bis 60 Grad gekippt werden kann. Objekt und Distanz kleinster Abstand zwischen kopfseitiger Gerätekante und Zentralstrahl 38 cm. Objekt und Pfad Die Zündspule: Während der Strom im Primärstromkreis fließt, speichert die Zündspule Energie in Form eines Magnetfeldes. Abb. 2.11 Relationen im Raum Sattelneigung einstellen (Anleitung HERCULES Herrenfahrrad) (1) Zur Einstellung der Sattelneigung lösen Sie den Innensechskant- Bolzen/ die Sechskantmutter mit einem 14 mm Gabelschlüssel/ 6 mm Inbusschlüssel. (2) Die Satteloberfläche muss parallel zum Boden verlaufen oder etwas nach hinten geneigt sein. (3) Diese Positionen entlasten Arme und Hände, was eine bequemere Fahrhaltung ermöglicht. (4) Ziehen Sie alle Innensechskant-Bolzen/ Sechskantmuttern wieder fest (Drehmoment bis 180 kgfcm). (5) Das richtige Vor- oder Zurückschieben des Sattels kann ebenfalls den Fahrkomfort und die Fahrleistung steigern. (6) Lösen Sie dazu wieder den Innensechskant-Bolzen/ die Sechskantmutter. (7) Mit dem rechten Pedal in der 3-Uhr-Position und der Hacke Ihres rechten Fußes mittig zur Achse muss Ihr Schienbein etwa senkrecht zum Boden stehen. Rothkegel.indd 35 09.11.09 14: 08 36 Kapitel 2 Analyse: Es gibt zwei räumliche Positionen, die als Resultate von Aktionen zustande kommen, die als Aktionen selbst nicht genannt werden. Die Ausgangskonfiguration ist die, dass das betreffende Fahrrad auf dem Boden steht. In (2) orientiert sich die räumliche Konfiguration an der horizontalen Achse, die der Boden bietet. Sie bestimmt die optimale Lage des Sattels hinsichtlich dieser Achse. Dem entsprechen die Ausdrücke parallel oder etwas nach hinten geneigt. In (7) geht es um die Lage des Sattels mit Bezug zum Lenker. Hier wird vorausgesetzt, dass die Person auf dem Sattel sitzt und überprüfen kann, dass unter den genannten Bedingungen (rechtes Pedal in 3-Uhr-Position und rechte Hacke mittig zur Fahrradachse) eine zum Boden senkrechte Achse (hier: Schienbein) entsteht. 2.2.5 Zu klein und zu abstrakt: Metaphern machen räumliche Strukturen vorstellbar Was geschieht, wenn das zu beschreibende Objekt sehr groß oder sehr klein ist und nicht in die Dimensionen üblicher menschlicher Vorstellungswelten passt? In diesen Fällen bilden wir Analogien aus Bereichen, die uns geläufig sind und an denen wir die typischen Eigenschaften unseres Objekts veranschaulichen. Kurz: wir verwenden Metaphern. Galten früher Metaphern im Gebrauch von Fachsprachen als verpönt (Ischreyt 1965, 45), so hat man seit der kognitiven Wende in den 90er Jahren eine andere Auffassung. Störel (1997, 45) formuliert dies so: „Die Zeiten, in denen die Metapher im Fach als ornamentales Füllsel abgetan wurde, sind vorbei. Gegenwärtig richtet sich die Diskussion auf die kognitive Potenz metaphorischer Mittel. Im Fachtext realisierte Bilder können Erfahrungsgeleitete oder fachtheoretische Konzeptionen vertreten bzw. heuristische Modelle anregen.“ In kognitiver Sicht gelten Metaphern als sprachliche Mittel der Konzeptualisierung. 28 Dabei werden zwei voneinander unabhängige Domänen in Beziehung gesetzt, z.B. die Domäne Wasser (Natur) und die Domäne Geld. So sprechen wir vom Kapitalfluss, von Geldquellen oder Finanzströmen. Die Bedeutung des Begriffs Wasser mit allen Merkmalen bildet den Ausgangsbereich, die Bedeutung Geld entspricht dabei dem Zielbereich, in dem eine Auswahl von Wasser-Merkmalen nun als Geld-Merkmale gilt. Auch und insbesondere in Naturwissenschaften und Technik ist das me- 28 Die theoretischen, linguistisch relevanten Erläuterungen finden sich in Lakoff/ Johnson (2003) und Liebert (1992). Folgende Vertiefungen oder Anwendungen beziehen spezifische Aspekte ein: mit Bezug zur Technik Jakob (1991), Schlosser (1999); als Modelle für die Wissenschaften Draaisma (1999), als Orientierungsmuster und zur Wissensvermittlung Geideck (2003), Drewer (2007); zum Verstehen neu entstandener Metaphern Schumacher (1997). Rothkegel.indd 36 09.11.09 14: 08 37 Semantik taphorische Verfahren für die Konzeptualisierung von neu entstehenden Objekten oder Phänomenen gebräuchlich. Oft erkennen wir die durch ständigen Gebrauch „verblassten“ Metaphern nicht mehr als solche. Dies trifft z.B. für den Bereich der Elektrizität zu, wenn wir vom fließenden Strom sprechen oder in der Optik von Wellen. Umgekehrt liefert die Technik den Ausgangsbereich für Metaphorisierungen in anderen Lebensbereichen, so mit der Maschinen- oder Computer-Metapher, wenn das menschliche Herz mit einem Motor (und umgekehrt) oder Denken mit der Informationsverarbeitung im Computer verglichen wird. Metaphern sind beteiligt an Wissensvermittlung, Theoriebildung und der Benennung von Neuem. Sie werden verwendet zur Bildung von Modellen, die als Muster die Sicht auf die Welt strukturieren. Dies gilt gleichermaßen für Wissenschaft, professionelle Praxis und Alltag. Doch kommen wir zurück zu unserem sehr kleinen Objekt. Wie beschreibt man die Oberfläche eines Chips? Der Beispieltext Mikrochip EPROM gibt wieder, was man sieht, wenn man ihn durch ein Elektronenmikroskop betrachtet. Eine Auflistung mit Zellen und Leitern als Ganzes- Teil-Struktur würde den Eindruck nicht erfassen. Mit einer Metapher gelingt es aber besser. Die Analogie zur Berg-und-Tal-Landschaft veranschaulicht sehr gut die geometrisch-räumliche Oberflächenstruktur. Hier geht es um oben und unten oder Oberseite und Boden, links und rechts, wobei die Blickbewegung durch den Blick des Betrachters festgelegt ist. Mikrochip EPROM (Time Life Bücher 1989, 15) (1) Der Blick auf ein EPROM (Erasable Programmable Read Only Memory) durch ein Rasterelektronenmikroskop zeigt, dass die Oberfläche des Chips ein erstaunliches Durcheinander aus Regelmäßigkeiten und Unregelmäßigkeiten aufweist. (2) Reihe um Reihe mehr oder weniger identischer Muster scheinen aus Materialien zu bestehen, die in groben Hügeln aufeinander gestapelt sind. (3) Die auffälligsten Merkmale auf dem Chip sind Strukturen, die Quadraten ähneln. Sie sind die Transistoren des Chips, also die Stellen, an denen Datenelemente oder -bits gespeichert werden. (4) Vertikal verläuft ein Leiter, der mit der linken Seite eines jeden Vierecks zu verschmelzen scheint. (5) Er ermöglicht den Zugang zu den Speicherzellen, um Informationen zu speichern oder abzurufen. (6) Aus Aluminium bestehend, das Atom für Atom aufgebracht ist, schlängeln sich diese Leiter von oben nach unten kontinuierlich über die zerklüftete Oberfläche des Chips. Rothkegel.indd 37 09.11.09 14: 08 38 Kapitel 2 (7) Hauptmerkmale dieser Oberfläche sind zusätzliche Aluminiumleiter, die den Chip horizontal durchqueren. (8) Sie bringen Strom an die Speicherzelle. (9) Jede Zelle hat zwei solcher Stromleitungen; die eine läuft an der Oberseite des Quadrats, die andere am Boden entlang. (10) Der Leiter am Boden einer Zelle wird von dem Leiter an der Oberseite der unteren Zelle durch einen flachen Graben getrennt. (11) Sein Boden ist mit Siliziumdioxid beschichtet, einem elektrischen Isolator, der Kurzschlüsse zwischen der Stromversorgung zu den angrenzenden Zellenreihen verhindert. Modell = Metapher: Berg- und Tal- Landschaft (unregelmäßig) Modell = Fläche (geometrisch / regelmäßig) (1) Raumstrukturen (2) (6) 2-dimensional (4/ 5) vertikale Leiter (Informationen abrufen) (7) horizontale Leiter (versorgen Zellen mit Strom) (10/ 11) Graben (für Isolation) Leiter (8/ 9) oben unten oben unten (3) Quadrate (Zellen / Transistoren für Datenspeicherung) aufgestapelte Hügel schlängeln sich über die zerklüftete Oberfläche 3-dimensional Abb. 2.12 Raumerfassung durch Parallelisierung von Geometrie und Metapher „Berg-und-Tal“ (Mikrochip EPROM) Analyse: Erfasst werden Formen und Funktionen. Ein Problem der Beschreibung dieses kleinen Objekts besteht darin, dass es einerseits eine als Rothkegel.indd 38 23.11.09 12: 32 39 Semantik unregelmäßig erscheinende dreidimensionale Struktur des Chips gibt und andererseits eine zweidimensionale, regelmäßige Struktur von Oberflächenformen. In Abb. 2.12 ist diese Gegenüberstellung schematisch hervorgehoben. Das Problem wird in der Weise gelöst, dass die Oberfläche als klare geometrische Form aus Quadraten (= Transistoren) und Linien (= Leiter) in Beziehung gesetzt wird zu einer Berg-und-Tal-Landschaft, die als Metapher die dreidimensionale unregelmäßige Schichtung der Zellen wiedergibt. Hier erscheinen die aufgestapelten Hügel, es schlängeln sich die Leiter über die zerklüftete Oberfläche und die Tiefe zwischen den Leitern, die die Quadrate jeweils unten und oben tangieren, wird durch einen isolierenden Graben gebildet. 2.3 Objekte in Funktion Objekte werden erst interessant, wenn sie in Sachverhalte eingebunden sind. Hier sind sie in ihren Funktionen erkennbar und werden Komponenten von Vorgängen. Als Zustände und Ereignisse können wir technische Sachverhalte systematisch analysieren und beschreiben. 2.3.1 Die Proposition: Basiseinheit für Sachverhalte Ordnen wir einem Objekt eine bestimmte Eigenschaft zu, sprechen wir von einem Objektzustand. Ein Zustand (z) ist ein statischer Sachverhalt: das Mobile ist leicht, das Auto ist fünf Jahre alt. Ein Ereignis (e) geschieht, wenn ein Zustand A in einen Zustand B übergeht: die Software wird installiert, das Auto beschleunigt. Vorgänge gehören in diesem Sinne zu den Ereignissen. Gegenüber dem Zustand kommt beim Ereignis der Faktor Zeit hinzu. Es gibt ein Vorher und Nachher: das Auto, das beschleunigt, fährt zunächst langsam, dann schnell bzw. schneller. Zustände und Ereignisse werden in Sätzen ausgedrückt. Der Satz ist die syntaktische Form für die Darstellung von Sachverhalten. Ob in einem Satz ein Zustand (die Klappe ist geschlossen) oder ein Ereignis (die Klappe öffnet sich) ausgedrückt ist, hängt von der Semantik des Verbs ab. Die Semantik von sich öffnen betrifft zwei Zustände. Im Ausgangszustand ist die Klappe geschlossen, im Zielzustand ist sie offen. Das Verb bestimmt auch, wie viele und welche Einheiten im Satz vorkommen können. In diesem Sinne ordnet man Verben eine Wertigkeit (Valenz) zu. 29 Aus der syntaktisch bestimmten Wortklasse Verb wird die semantisch bestimmte 29 Ein Valenzwörterbuch zu den deutschen Verben steht mit Schumacher et al. (2004) zur Verfügung. Rothkegel.indd 39 09.11.09 14: 08 40 Kapitel 2 Einheit Prädikat. Wir unterscheiden ein- und mehrstellige Prädikate. Der Satz Der Motor ist neu enthält ein einstelliges Prädikat (neu sein) und beschreibt einen Zustand. Der Satz Der Motor springt an enthält ebenfalls ein einstelliges Prädikat (anspringen) und beschreibt ein Ereignis. Liegt der Fall vor: Die Kartonagen bestehen aus Altpapier, so haben wir es mit einem zweistelligen Prädikat (bestehen) und einem Zustand zu tun. Im Satz Das Gerät beginnt mit dem Kochvorgang geht es um ein zweistelliges Prädikat (beginnen) bei einem Ereignis. Warum machen wir diese Unterscheidungen? Wir tun dies, weil uns vor allem die Semantik des Satzes interessiert. Wir wollen wissen und beschreiben, wie sich die Bedeutung des Satzes zusammensetzt. Das Verb hat dabei die Funktion des Prädikats, das weitere Einheiten an sich binden kann. Solche semantischen Einheiten, die an ein Prädikat (P) gebunden sind, nennt man Argumente (A). Die Bedeutungsstruktur eines Satzes lässt sich entsprechend als Prädikat-Argument-Struktur darstellen. Sie hat die Form: P (A 1 , A 2 , …., A n ). Diese Strukturdarstellung der Satzbedeutung wird als Proposition bezeichnet. Wir verwenden die propositionale Darstellung als semantische Repräsentation für Sachverhalte. 30 Diese Darstellungsart gestattet es, die im Text thematisierten Sachverhalte systematisch zu erfassen. Auch gelten semantische Repräsentationen - im Gegensatz zur syntaktischen Struktur des Satzes - als von der Einzelsprache unabhängig. Die Notation für Propositionen lehnt sich an die Prädikatenlogik an. Für unsere Beispielsätze oben ergeben sich folgende Repräsentationen, wobei die Wertigkeit des Prädikats deutlich sichtbar wird: geschlossen sein (Klappe) sich öffnen (Klappe) neu sein (Motor) anspringen (Motor) bestehen (Kartonagen, aus Altpapier) beginnen (Gerät, mit Kochvorgang) In der propositionalen Darstellung werden die semantischen Beziehungen, auf die es in der Kommunikation ankommt, explizit gemacht. Dieses Vorgehen entspricht einer kognitionswissenschaftlich orientierten Methode und hat Parallelen zu den gedächtnis-theoretischen Vorstellungen der mentalen Informationsverarbeitung. Sie gestattet im Weiteren das Sichtbarmachen und die systematische Darstellung davon, wie wir mit Inhalten im Text umgehen. 30 In semantisch-philosophischer Sicht besteht die Welt aus Sachverhalten (Armstrong 2005). Insofern ist es konsequent, die Proposition als prädikatenlogische Sachverhaltsstruktur im Sinne einer semantischen Basiseinheit zu verstehen (Einzelheiten in Goldrei 2005). Rothkegel.indd 40 09.11.09 14: 08 41 Semantik Als Basiseinheit der Sachverhaltsdarstellung bildet die Proposition eine Brücke zwischen Textinhalt und Satz. Pörings/ Schmitz (2003) haben sieben Schemata der Satzbedeutung herausgearbeitet. Für Zustände gilt das ESSIVSCHEMA (lat. esse = sein). Es ist strukturiert durch die Fragen Wie ist etwas oder Was ist was? Dabei unterscheiden wir fünf spezifische Funktionen: IDENTIFIKATION: Der Wirkungsgrad ist das Verhältnis von gewonnener Arbeit zu aufgewendeter Wärmeenergie > Verhältnis sein (Wirkungsgrad, Arbeit, Wärmeenergie) KATEGORISIERUNG: Elektrogeräte sind kein Kinderspielzeug > sein (Elektrogeräte, kein Kinderspielzeug) ZUSCHREIBUNG: Das Kältemittel Isobutan ist leicht giftig > leicht giftig sein (Kältemittel Isobutan) ORTSANGABE: Der Pfeil zeigt nach links > zeigen (Pfeil, nach links) ZEITANGABE: Der Wasserkocher ist jetzt betriebsbereit > betriebsbereit sein (Wasserkocher, jetzt) EXISTENZBEHAUPTUNG: Es sind keine Fehler vorhanden > nicht vorhanden sein (Fehler) Das VORGANGSSCHEMA ist strukturiert durch die Frage Was geschieht (gerade)? Hierher gehören Sätze wie: Die Signallampe leuchtet auf > aufleuchten (Signallampe) Der Kältemitteldampf gibt die vorher aufgenommene Wärme ab > abgeben (Kältemitteldampf, Wärme) Das letzte Beispiel enthält mit vorher aufgenommene eine eingebettete Proposition. Es gibt also zwei Propositionen. Dies kann wie folgt erfasst werden: (1) abgeben (Kältemitteldampf, Wärme (2)) (2) vorher aufgenommen haben (Kältemitteldampf, Wärme) Als Vollform würde man dies in etwa so ausformulieren: der Kältemitteldampf gibt die Wärme ab, also die Wärme, die der Kältemitteldampf vorher aufgenommen hat. Es können komplexe Sachverhaltsgefüge entstehen, in denen technische Prinzipien oder Funktionsweisen dargestellt werden. Dabei gibt es typische Muster für Ereignisabfolgen, z.B. temporale Relationen, Ursa- Rothkegel.indd 41 09.11.09 14: 08 42 Kapitel 2 che-Folge-Beziehungen, finale und konditionelle Relationen. Mit Blick auf unser Objekt im Mittelpunkt gilt generell Folgendes: ein Zustand ist demnach immer ein Objektzustand. Im Ereignis verändern sich die Objektzustände. Dies geschieht nach kontrollierten Einwirkungen durch das jeweilige technische Verfahren. 2.3.2 Abhängigkeiten von Zuständen und Ereignissen Komplexe Vorgänge spielen sich häufig in Sequenzen ab, bei denen Abhängigkeiten zwischen Zuständen und Ereignissen thematisiert werden. Exemplarisch demonstrieren wir zwei Fälle aus der Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten. Beispiel Vorgang - Bedingung (1) Ereignis-1: Die Uhr schaltet sich ein, (2) Ereignis-2: wenn die Temperatur den angegebenen Wert erreicht hat. (2) ist Bedingung für (1); im Hinblick auf die Zeitrelation besteht Gleichzeitigkeit zwischen beiden Ereignissen, ausgedrückt durch wenn. In der propositionalen Repräsentation sieht dies wie folgt aus: (1) sich einschalten (Uhr, wenn (2)) (2) erreicht haben (Temperatur, angegebener Wert) Die Reihenfolge in der sprachlichen Realisierung ist nicht vorgegeben. Dennoch muss die Relation durch sprachliche Mittel klar zum Ausdruck gebracht werden. Wir stellen dazu das nächste Beispiel mit der Relation Ursache-Folge in zwei Versionen der Realisierung dar. Beispiel Folge - Ursache (1) Folge/ Zustand: Das Gerät ist blockiert, (2) Ursache/ Ereignis: weil es zu früh aus der Station genommen wurde. In der propositionalen Repräsentation wird dies wie folgt erfasst: (1) blockiert sein (Gerät, weil (2)) (2) genommen worden sein (Gerät, aus Station, zu früh) In der zweiten Version vertauschen wir die Reihenfolge und müssen dazu die Pronominalisierung entsprechend ändern. Beispiel Ursache - Folge (1) Ursache/ Ereignis: weil das Gerät zu früh aus der Station genommen wurde, (2) Folge/ Zustand: ist es blockiert. Rothkegel.indd 42 09.11.09 14: 08 43 Semantik Semantisch, d.h. in der propositionalen Repräsentation hat die Vertauschung keine Konsequenz, denn die Bedeutung bleibt ja gleich. Lediglich die Referenzangabe in (2) muss angepasst werden. (1) genommen worden sein (Gerät, aus Station, zu früh) (2) blockiert sein (Gerät, weil (1)) 2.3.3 Effizierte Objekte Wie verbalisieren wir die technische Herstellung von Objekten? Durch festgelegte Verfahren entsteht ein neues Objekt, das vorher nicht existiert hat. Das Objekt wird effiziert, z.B. Papier, das aus anderen Materialien hergestellt wird, oder eine Suppe, die sich wesentlich von ihren einzelnen Zutaten unterscheidet. Anders ist es, wenn das Objekt affiziert wird. In diesem Fall existiert es bereits und erhält eine neue Eigenschaft. Dies ist z.B. der Fall, wenn wir ein Möbelstück neu anstreichen oder eine Suppe würzen. Die Herstellung von Objekten erfolgt in der Regel in festgelegten Teilschritten, in denen sich die Objektzustände sukzessive verändern. Dabei spielen Gerätschaften eine nicht unerhebliche Rolle. Das Textbeispiel Papierherstellung vermittelt den Herstellungsprozess von Papier unter Einsatz verschiedener Maschinen oder Maschinenteile wie Siebe, Holländer, Pressen, Stahlzylinder. Papierherstellung (Sachbuch Götsching 1990, 78/ 79) Die heute üblichen Rohstoffe der Papierherstellung sind Holz, vor allem Kiefer, Fichte und Birke, Stroh, dazu gehören Alfagras und Esparto, Lumpen, Farben und Altpapier. Die Holzstämme werden zunächst zu etwa zwei Meter langen Holzknüppeln zersägt und anschließend in ganz kleine Stückchen zerhackt. Danach werden diese winzigen Holzpartikeln zu großen Platten gepresst. In einem so genannten Holländer werden dann die vorher gepressten Platten in Wasser aufgelöst und gemahlen. Während dieses Mahlvorganges wird Zellstoff, Altpapier, Kaolin und Leim hinzu gegeben. Dieser wässrige Stoffbrei wird von dem Holländer auf ein sehr schnell laufendes Endlossieb gepumpt. Dort läuft ein Großteil des Wassers durch die Maschen des Siebs ab, die zurückbleibende nass-lockere Stoffmasse ist die fast fertige Papierbahn. Diese wird nun durch riesige Stahlzylinder geführt, wo die Papierbahn getrocknet und geglättet wird. Am Ende des Zylindersystems wird die Papierbahn zu großen Rollen aufgerollt. Der Text behandelt die Veränderungen der Objektzustände vom Ausgangsstoff Holz bis zum Zielzustand Papier. Um die einzelnen Teilschritte zu identifizieren, zerlegen wir den Text in Propositionen. In der propositionalen Analyse (Abb. 2.13) wird leicht sichtbar, wie sich die in den Argumenten ausgedrückten Objekte schrittweise verändern. Rothkegel.indd 43 09.11.09 14: 08 44 Kapitel 2 Nr. Prädikat Argumentstelle 1 Argumentstelle 2 Argumentstelle 3 (1) sein Rohstoffe Holz, …, Stroh (2) gehören dazu [Rohstoffe] Alfagras, …, Altpapier zunächst (3) zersägt werden Holzstämme Holzknüppel anschließend (4) zerhackt werden Holzknüppel Stückchen danach (5) gepresst werden Holzpartikel Platten dann (6) aufgelöst werden Platten Holländer in Wasser und (7) gemahlen werden Platten Holländer während (8) hinzu gegeben Zellstoff Zeit: (7) Mahlvorgang während (9) gepumpt werden [8] Stoffbrei von Holländer auf Endlossieb (10) ablaufen Wasser durch Maschen (11) sein Stoffmasse Papierbahn nun (12) geführt werden Papierbahn durch Stahlzylinder (13) getrocknet werden Papierbahn wo und (14) geglättet werden [Papierbahn] [wo] (15) aufgerollt werden Papierbahn Rollen Ende Zylindersystem Abb. 2.13 Zustände und Vorgänge in der Liste der Propositionen (Papierherstellung) Rothkegel.indd 44 09.11.09 14: 08 45 Semantik Zur Darstellungsweise ist Folgendes zu bemerken: Da es sich um die Analyse eines Vorgangs handelt und die Nennung möglicher Akteure daher nicht relevant ist, behalten wir die Passivform für die Bezeichnung des Prädikats bei. Insofern spezifiziert das Prädikat zersägt werden als Ereignis den Übergang vom Ausgangsobjekt Holzstämme zum Zielobjekt Holzknüppel. Interessant ist im Weiteren der Unterschied zwischen der syntaktischen Form des Satzes und der Darstellung der Satzbedeutung. Auf der grammatischen Ebene, so bei der Koordination von Sätzen, gilt bei gleichem Subjekt die Regel der Subjekttilgung (vgl. (13) und (14)). Auf der Ebene der Semantik bleibt das entsprechende Argument erhalten. Die syntaktische Konstruktion wo die Papierbahn getrocknet und geglättet wird verstehen wir als zwei Ereignisse, die die Papierbahn betreffen: die Papierbahn wird getrocknet und die Papierbahn wird geglättet. In diesen Fällen wiederholen wir das Argument und setzen es in eckige Klammern. Ähnlich verfahren wir bei den Pronominalisierungen. Pronomen stehen für nominale oder satzwertige Einheiten, die vorher im Text genannt sind. Auch diese fügen wir in eckigen Klammern hinzu. Eine Spezialität bietet der Verweis auf einen Satz bzw. eine ebenfalls im Text erwähnte Proposition. In der Proposition (8) während des Mahlvorgangs wird auf die Proposition (7) verwiesen, wo der Mahlvorgang beschrieben wird. Auch in (9) ergibt sich eine Besonderheit. Hier wird ein Stoffbrei eingeführt, der bereits ein effiziertes Objekt darstellt und als Ergebnis des Mischvorgangs in (8) entstanden ist. Dieses Phänomen kennzeichnen wir ebenfalls in der propositionalen Beschreibung. Sie liefert also nicht nur die Liste der einzelnen Ereignisse, sondern gibt ebenfalls Verknüpfungen an, die durch Bezugnahmen auf bereits eingeführte Argumente zustande kommen. Dargestellt wird ein Prozess, in dem die betreffenden Objekte schrittweise ihre Zustände verändern. Der Prozess besteht darin, dass ein Ausgangsobjekt zu einem neuen Zielobjekt übergeht und dieses wiederum als Ausgangsobjekt für ein neues Zielobjekt fungiert. Dies ist der typische Fall von Herstellungsprozessen, die durch Mischung und Bearbeitung gekennzeichnet sind. Ähnlich ist es bei der Herstellung von Stahl, von Mahlzeiten, Zahnpasta, Medikamenten usw. Alle Ereignisse bzw. Vorgänge zielen auf den Endzustand, das neu entstandene Objekt. Die propositionale Analyse macht die verschiedenen Objektzustände während des Herstellungsprozesses explizit. In aufeinander folgenden Einzelschritten geht es um Holz (als Rohstoff), Holzstämme, Holzknüppel, Holzstückchen, Holzpartikel, Platten, Stoffbrei (wässrig), Stoffmasse (nasslocker), Papierbahn (fast fertig), Papierbahn, Papierbahn (auf Rollen). Dieses Phänomen ist mit Blick auf die Referenzsemantik höchst interessant, insofern als der Referent während des Prozesses permanent seine Identität Rothkegel.indd 45 09.11.09 14: 08 46 Kapitel 2 ändert. Eine wesentliche Aufgabe von Gebrauchstexten ist andererseits die eindeutige Objektidentifikation. Diese wiederum wird unterstützt durch ein semantisches Mittel: die Wiederholung der beteiligten semantischen Rollen. Betrachten wir die Liste der Propositionen in Abb. 2.13, fällt auf, dass die Argumente in einer sich wiederholenden Charakteristik vorkommen: als Ausgangs OBJEKT , Ziel OBJEKT , das im nächsten Vorgang wieder Ausgangs OBJEKT ist oder MITTEL (Wasser, Kaolin, Leim) und INSTRUMEN- TE (Holländer, Endlossieb, Stahlzylinder, Zylindersystem). In dieser spezifischen Kombination charakterisieren sie den typischen Vorgang. 2.3.4 Wie führt man Messgrößen als abstrakte Objekte ein? Die Veränderung von Objektzuständen ist in der Regel verbunden mit Voraussetzungen und Bedingungen, die quantifiziert sein können, d.h. mit genauen Zahlenangaben für die jeweiligen Messgrößen. Hierbei handelt es sich häufig um physikalisch bestimmte Begriffe wie z.B. Temperatur, Masse oder Druck. Die jeweiligen Maß- oder Messeinheiten sind standardisiert und werden fachsprachlich als „Einheiten“ bezeichnet (nach DIN). Für Wärme bzw. für die Quantifizierung der Größe „Temperatur“ werden die Einheiten Kelvin, alltagssprachlich aber eher Grad Celsius verwendet. Möchte man vermitteln, welchen Zusammenhang es zwischen Messgrößen und den sie quantifizierenden Einheiten gibt, könnte man z.B. folgende Festlegung heranziehen: 1 Kelvin ist der 237,16te Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunkts des Wassers (Männich 1980, 82). Was ist nun der Tripelpunkt? Nach DUDEN 5 ist er im Zustandsdiagramm eines Stoffes der Schnittpunkt der Gleichgewichtskurven (= Sublimations-, Verdampfungs- und Schmelzkurve). Jetzt kann man nachfragen: was ist eine Sublimationskurve? Und so kann es immer weiter gehen. Ein anderer Zugang ist für die Wissensvermittlung denkbar, so etwa eine begriffliche Erklärung, wie sie im Beispieltext Temperatur gegeben wird. Hier wird der Begriff Temperatur mit Hilfe von Ursache-Folge-Ereignissen eingeführt. Temperatur (Sachbuch Lesch 2003, 38/ 39) (1) Wenn man physikalische Vorgänge untersucht, die mit der Erwärmung oder Abkühlung eines Körpers zusammenhängen, braucht man den Begriff „Temperatur“. (2) Man kann ihn mit Hilfe der Eigenschaften und der Bewegung der Teilchen eines Körpers erklären. (3) Teilchen eines Körpers sind z. B. Atome und Moleküle. (4) Diese Teilchen bewegen sich ständig. (5) Deshalb haben die Teilchen eines Körpers kinetische Energie. Rothkegel.indd 46 09.11.09 14: 08 47 Semantik (6) Wenn man einen Körper erwärmt, so bewegen sich seine Teilchen schneller. (7) Deshalb vergrößert sich die kinetische Energie der Teilchen. (8) Die Temperatur des Körpers steigt. (9) Wenn man einen Körper abkühlt, so verringert sich die Energie der Teilchen. (10) Die Temperatur des Körpers fällt. (11) Für die Temperatur benutzt man die Einheiten Kelvin (K) und Grad Celsius (C). (12) Die Temperatur ist eine physikalische Größe. (13) Physikalische Größen braucht man zur genauen Beschreibung physikalischer Vorgänge und Zustände. (14) Jede physikalische Größe ist das Produkt aus einem Zahlenwert und einer Einheit. (15) Beispiel: T (Größe) = 305 (Zahlenwert) K (Einheit). Analyse: Der Begriff Temperatur ist ein abstraktes Objekt. Auch wenn wir als Lebewesen Temperaturunterschiede wahrnehmen können, verfügen wir nicht über einen eingebauten Messapparat, der uns die genauen Werte vermittelt, die wiederum in ein bestimmtes Maßsystem mit entsprechenden Skalen passen müssen. Das Kelvin ist die Einheit der in der Physik gebräuchlichen absoluten Temperatur. Diese spiegelt die physikalische Bedeutung der Temperatur wider, die an der Bewegung von Teilchen oder Körpern festgemacht wird. Bei Null-Bewegung ist man entsprechend bei null Kelvin angekommen. Die dargestellte Erklärung gehört also in den fachsprachlichen Bereich der Physik. Hier werden vier Ereignisse in einer Ursache-Folge-Kette miteinander verknüpft. Abb. 2.14 hebt diesen Zusammenhang der Begriffserklärung hervor. Erwärmung Teilchen schneller kin. Energie größer Temperatur höher Körper e1 e2 e3 e4 Abkühlung Teilchen langsamer kin. Energie kleiner Temperatur niedriger Abb. 2.14 Vorgänge als Ursache-Folge-Kette (Temperatur) Rothkegel.indd 47 23.11.09 12: 33 48 Kapitel 2 Der Zustand eines Körpers bildet dabei den Ausgangspunkt für die erste Zustandsveränderung e1 (Erwärmung bzw. Abkühlung). Daraus folgt als zweite Veränderung e2 eine Beschleunigung bzw. Verlangsamung der Teilchen, was wiederum zur Folge hat, dass sich in einer dritten Veränderung e3 die kinetische Energie erhöht bzw. verringert. Dies hat dann in der vierten Veränderung e4 zur Folge, dass die Temperatur steigt oder fällt. Interessant ist das generelle Verfahren, in dem ein abstraktes Objekt durch den Zusammenhang konkreter, physikalischer Objektzustände dargestellt wird. 2.3.5 Funktionsprinzip und Alltagserfahrungen Objekte des täglichen Gebrauchs werden häufig in der Weise vermittelt, dass das wirkende Funktionsprinzip mit Alltagserfahrungen zusammengebracht wird. Im folgenden Beispieltext geht es um die Darstellung der Funktionsweise eines Kühlschranks (Typ Kompressor). Die wechselwirkend eingesetzte Kälte- und Wärmeerzeugung, die als Kreislauf in (10) charakterisiert ist, wird dabei in Verbindung gebracht mit Materialien in flüssigem und dampfförmigem Zustand und deren durch Druck bewirkten Zustandsänderungen. Wie kann nun dieser Vorgang sprachlich strukturiert und gleichzeitig veranschaulicht werden? Eine mögliche Strategie ist die der geeigneten Segmentierung von Teilschritten, die es gestattet, einerseits die jeweiligen Zwischenergebnisse zu fixieren, andererseits passende Analogien korrekt zuzuordnen. Kühlschrank (Sachbuch Gressmann 2002, 6/ 7) (1) Man badet in 35°C warmem Wasser, steigt aus der Badewanne und friert, obwohl die Temperatur im Badezimmer 24°C beträgt. Erst wenn alles Wasser auf der Haut verdampft ist, hört das Frösteln auf. (2) Nach einem ähnlichen Vorgang erzeugt ein Kühlschrank Kälte. (3) Wasser verdampft auch bei Temperaturen unterhalb des Siedepunktes. Wenn ein Luftzug über die Haut streicht, verdampft das Wasser noch schneller. Die zum Verdampfen notwendige Wärme wird dem verbleibenden Wasser und der Umgebung entzogen: Diese kühlt sich deshalb ab. (4) Tupft man etwas Kölnisch Wasser oder Spiritus (Alkohol) auf den Handrücken und pustet darüber, spürt man eine starke Abkühlung (Alkohol ist eine Flüssigkeit, die schon bei einer geringen Temperatur verdampft und deshalb schneller Wärme entzieht). (5) Noch schneller verdampft eine Flüssigkeit - und entzieht dabei der Umgebung Wärme -, wenn der Druck über der Flüssigkeit vermindert wird. So sinkt die Temperatur auf -20°C, wenn man den Dampf über dem Äther absaugt, also den Dampfdruck vermindert. Rothkegel.indd 48 09.11.09 14: 08 49 Semantik (6) Umgekehrt gibt jede Flüssigkeit beim Übergang vom dampfförmigen in den flüssigen Zustand Wärme ab, die so genannte Kondensationswärme. Setzt man dabei den Dampf unter Druck, steigt der Siedepunkt der Flüssigkeit. (7) Im Kompressor-Kühlschrank läuft Ähnliches ab: (8) Im Verdampfer befindet sich das (noch) flüssige Kältemittel und darüber Kältemitteldampf. Die von einem Elektromotor angetriebene Pumpe saugt den Dampf ab, vermindert dadurch den Druck über der Flüssigkeit und beschleunigt die Verdampfung. Dem Kühlraum mit dem Kühlgut und dem Kältemittel selbst wird Wärme entzogen. (9) Der Kältemitteldampf wird dann vom Kompressor in das Röhrensystem des Kondensators gepresst, komprimiert und dabei erwärmt. (Das Kondensator-Röhrensystem befindet sich an der Rückwand außerhalb des Kühlschranks.) Der nun unter höherem Druck stehende Kältemitteldampf gibt über die Kühlrippen des Kondensators die vorher aufgenommene Wärme (Kondensationswärme) an die Außenluft ab und verflüssigt sich dabei. (10) Anschließend strömt das flüssige Kältemittel über den Trockner und dann durch ein enges Kapillarrohr, verringert hier seinen Druck und gelangt schließlich wieder in den Verdampfer, wo der Kreislauf von Neuem beginnt. Analyse: Mit der Segmentierung der Teiltexte ist bereits der erste Schritt der Analyse vorweggenommen. Wir gehen von einer Segmentierung in 10 Teiltexte aus, die wiederum drei Ereignisketten bilden. Diese Ereignisketten beschreiben das gleiche Phänomen unter jeweils verschiedenen Gesichtspunkten: Alltagserfahrung (Kältegefühl) Wasser (1), Luft (3), Spiritus (4) SCHARNIERSATZ (2): Analogie zu Kühlschrank Technisches Prinzip Druckminderung > Verdampfen > Wärmeentzug > Kälte (5) Druckerhöhung > Verflüssigen > Wärmeabgabe (6) SCHARNIERSATZ (7): Analogie zu Kühlschrank Anwendung als Kreislauf Verdampfer (Kältemittel und -dampf) > Druckverminderung > Kälte im Kühlraum (8) Erwärmung des Kältemitteldampfes > Druckerhöhung > Verflüssigung > Wärme im Außenraum (9) Flüssiges Kältemittel > Trockner > Kapillarrohr > Druckverminderung (10) > zurück zu Verdampfer und Vorgang (8) Rothkegel.indd 49 09.11.09 14: 08 50 Kapitel 2 Schauen wir uns nun etwas genauer an, wie die drei Ereignisketten aufeinander bezogen sind. Abb. 2.15 skizziert diesen Zusammenhang. Dabei spielen die Scharniersätze (2) und (7) eine wichtige Rolle. Sie verbinden einerseits die Alltagserfahrung, andererseits das technische Prinzip mit der Anwendung auf das technische Objekt Kühlschrank. Im ersten Fall ist das Vorgehen induktiv: ausgehend vom Beispiel hin zur Anwendung. Im zweiten Fall ist es deduktiv: ausgehend vom allgemeinen Prinzip hin zur Anwendung. Die parallele Dreifach-Darstellung der Kälte-Wärme- Erzeugung wird zusammengehalten durch die zweimalige Analogisierung zwischen den Komponenten. Alltagserfahrung Verdampfen (Wasser) (1) • Verstärkung (Luft, • Spiritus) (3, 4) Technisches Prinzip Druckminderung • Verdampfen Kälte (5) Dampf verflüssigen • Druckerhöhung Wärme (6) Kühlschrank Anwendung / Vorgang Verdampfer: Druckminderung Kälte (Kühlraum) (8) (10) Erwärmung von Dampf Verflüssigen Wärme (Außenraum) (9) analog (2) analog (7) Abb. 2.15 Vorgänge als Kreislauf (Kühlschrank) 2.4 Akteure und Nutzungsszenarien in der Mensch-Maschine-Interaktion Wir verwenden Werkzeuge, um schneller, effektiver und effizienter zu sein, wenn wir neue Objekte produzieren, verändern oder Service anbieten. Als Akteure beziehen wir uns auf technische Objekte und beziehen sie in unsere Handlungen ein. Wir bestimmen sogar unsere Handlungen nach ihnen, je nachdem welche Möglichkeiten sie uns bieten. Wir sind in Mensch-Technik-Interaktionen verwickelt. Dieser Abschnitt liefert das linguistische Rüstzeug für die Darstellung von Techniknutzung. Rothkegel.indd 50 09.11.09 14: 08 51 Semantik 2.4.1 Was verstehen wir unter Handeln mit Technik? Wenn wir handeln, geschehen Veränderungen von Zuständen. Dies ist gleich wie bei den Vorgängen oder Ereignissen. Neu hinzukommen die Akteure. Sie bewirken, dass eine bestimmte Veränderung stattfindet, weil sie es so wollen. Diese Absicht, auch Intention genannt, ist sehr wichtig. Sie macht Handeln zu einem Tun mit Verantwortung für die Folgen. Betrachten wir ein Ereignis wie im Satz die Temperatur steigt, bezieht sich die Frage warum steigt die Temperatur (nicht)? auf den Status einer Erklärung. Im Hinblick auf eine Handlung wie P. hat nicht gebremst kann dagegen die Frage nach der Verantwortung gestellt werden: Warum hat P. nicht gebremst? P. hätte das Hindernis sehen und darauf reagieren müssen. Es ist die Schuld von P., dass der Unfall passiert ist. Handeln bedeutet, dass eine erwünschte Veränderung intentional herbeigeführt wird oder dass eine unerwünschte Veränderung, die ohne Eingreifen eintreten würde, nicht verhindert wird. Dieser Ansatz für die Erfassung von Handlungen stammt aus der Handlungslogik. 31 Danach sind Zustände, Ereignisse und Handlungen systematisch aufeinander bezogen. Betrachten wir Ereignisse als Veränderungen von Zuständen, dann sind Handlungen mit Absicht herbeigeführte Ereignisse. Die Ableitung von Handlungen aus Zuständen und Ereignissen ermöglicht eine präzise Beschreibung der Veränderung von Objektzuständen und damit die Bestimmung einzelner Phasen in technischen Prozessen. Danach können wir spezifizieren, was wir z.B. unter erhitzen, berechnen, installieren usw. verstehen. Diese Möglichkeit hat den Handlungsbegriff aus der Handlungslogik für die linguistische Beschreibung von Sachverhalten interessant gemacht. 32 Die oben eingeführte Proposition als Beschreibungseinheit für Sachverhalte und die Satzbedeutung wird somit durch eine weitere Argumentstelle, nämlich die für den AKTEUR , ergänzt. Entsprechend wird die Form der Proposition, wie wir sie oben eingeführt haben, in folgender Form spezifiziert: P (Akteur, A 2 , …, An). Wie bei den Zuständen und Vorgängen gehören semantische Rollen mit spezifischen Merkmalen ebenfalls zu den Handlungen. Wir kennen sie bereits aus der Grammatik. Hier sind sie als W-Fragen konventionalisiert. Sie kennzeichnen die Komponenten, mit denen das Tun der Akteure in bestimmten Konfigurationen gegliedert ist (Abb. 2.16). In der semantischen Theorie der Tiefenkasus geht man davon aus, dass alle Handlungen 31 Einen wichtigen Impuls zur Erfassung und Beschreibung von Handlungen verdanken wir dem Philosophen von Wright (1977, orig. 1968). Er hat einen operationablen Handlungsbegriff entwickelt, der für die Analyse von Prozessen im Bereich der Technik sehr gut geeignet ist. 32 Eine Anwendung auf sprachliche Strukturen der Handlungsbeschreibung und des sprachlichen Handelns findet sich in Rehbein (1977). Dieser theoretische Ansatz war vor allem maßgebend für empirische Handlungsanalysen. Rothkegel.indd 51 09.11.09 14: 08 52 Kapitel 2 als bestimmte Konfigurationen solcher semantischer Rollen erfasst werden können (u.a. Beaugrande/ Dressler 1981, 53ff). WER AKTEUR Verursacher einer Handlung WAS OBJEKT Gegenstand einer Handlung WOMIT INSTRUMENT Mittel für die Ausführung einer Handlung WODURCH VERFAHREN Verfahren/ Methode der Ausführung einer Handlung WO ORT Ort einer Handlung WOHIN RICHTUNG räumliche Gerichtetheit einer Handlung WANN ZEIT Zeit eines Sachverhalts (Zeitpunkt, Zeitdauer) WORAUF ZIEL Ausrichtung einer Handlung (Endzustand) WOZU ZWECK Zweck einer Handlung WARUM GRUND Grund/ Motivation einer Handlung Abb. 2.16 Semantische Rollen als Komponenten von Handlungen Pörings/ Schmitz (2003), die wir bereits bei den Sachverhaltsschemata zu Zuständen und Vorgängen herangezogen haben, unterscheiden drei weitere Schemata, bei denen Akteure eine Rolle spielen. Beim HANDLUNGS- SCHEMA lautet die Frage: Was tut Akteur? Beim BEWEGUNGSSCHEMA fragt man: Wohin bewegt sich Akteur bzw. wohin bewegt er ein Objekt, das sich dann an einem anderen Ort befindet? Das TRANSFERSCHEMA folgt der Frage: Wem gibt Akteur etwas? Die folgenden Beispiele veranschaulichen die unterschiedlichen Konfigurationen der semantischen Rollen. Die Rolle AKTEUR ist von der Bedeutung her immer obligatorisch, auch wenn sie syntaktisch nicht explizit gemacht ist. Die anderen semantischen Rollen können häufig auch fakultativ sein (hier mit geschweiften Klammern gekennzeichnet). Sie müssen im Satz nicht realisiert werden, gehören aber zur Satzbedeutung und erscheinen deswegen in der Propositionsdarstellung mit den entsprechenden semantischen Rollen. HANDLUNGSSCHEMA: P (AKTEUR, VERFAHREN, {OBJEKT}) Gehen Sie wie folgt vor > vorgehen (AKTEUR = Sie, VERFAHREN = wie folgt) BEWEGUNGSSCHEMA: P (AKTEUR, OBJEKT, ORT) Das Gerät immer auf einer geraden Unterlage aufstellen > aufstellen (AKTEUR = implizit, OBJEKT = Gerät, ORT = auf gerader Unterlage) TRANSFERSCHEMA: P (AKTEUR, BETEILIGTE, OBJEKT, {GRUND}, {ZWECK}) Bei Problemen schreiben Sie uns einfach eine Mail > schreiben (AKTEUR = Sie,BETEILIGTE = uns,OBJEKT = Mail,GRUND = Probleme) Rothkegel.indd 52 09.11.09 14: 08 53 Semantik Handlungen finden nicht einfach statt, sie sind in unterschiedliche Modi und Modalitäten eingebunden. Sie finden also in unterschiedlichen „Welten“ statt. Sie erscheinen in affirmativer Form (Existenzform: ja) oder negiert (Existenzform: nein), sie sind notwendig, möglich, wünschbar, erlaubt, geboten oder verboten und schließlich sind sie noch nützlich (vorteilhaft) oder schädlich (nachteilig). In der sprachlichen Realisierung verwenden wir dazu die Verbformen im Indikativ oder Konjunktiv sowie die Modalverben. Wir unterscheiden folgende Modalitäten und ihre sprachlichen Entsprechungen: NOTWENDIGKEIT (keine Alternativen, eventuelle Gefahr): müssen bzw. die entsprechenden Nominalisierungen (es ist notwendig, dass; es besteht die/ keine Notwendigkeit, dass); nicht dürfen; Infinitiv + zu (ist zu beachten); MÖGLICHKEIT (Fähigkeit, Alternativen): können; es besteht die Möglichkeit; möglich ist, dass; Konjunktiv bei Alternativen (Sie könnten auch x benutzen); WÜNSCHBARKEIT (Ziele): Zielangaben oder Vermeidung von unerwünschten Ergebnissen (wollen, möchten; um die Datei zu sichern; um zu vermeiden, dass; ) ERLAUBNIS (Berechtigung): können, Sie sind (nicht) berechtigt; GEBOT (Einschränkung): sollen; (Konjunktiv: sollten); achten Sie darauf, dass; x sollte immer geschlossen sein; VERBOT (Warnung): müssen, dürfen nicht, auf keinen Fall; nie; EMPFEHLUNG (Nützlichkeit): Konjunktiv: sollten (nicht); es ist (nicht) ratsam; Die Auflistung macht deutlich, dass Modalverben hoch mehrdeutig sind und auf diese Weise zu Missverständnissen führen können. Modalverben sind Hilfsverben und werden in Kombination mit Vollverben verwendet. Es handelt sich um folgende Ausdrücke: dürfen, mögen/ möchten, können, müssen, sollen, wollen. Handlungen sind in sich selbst strukturiert. Die relevanten Parameter unterscheiden wir in der Zuordnung zu einem Handlungsrahmen, einem Kern und einer Peripherie. Kern und Peripherie kommen gleichermaßen zum Tragen bei von den Nutzern als Akteure verantworteten Handlungen wie in Vorgängen, die nur indirekt durch die Konstruktion der technischen Geräte und Systeme durch die Hersteller verantwortet werden. Beides, Handlungen und Vorgänge, fassen wir unter dem Oberbegriff des Prozesses zusammen. In Abb. 2.17 erfassen wir den übergeordneten Handlungsrahmen, Prozesskern und Prozessperipherie und spezifizieren innerhalb dieser Gruppierung die Parameter der Handlungsbeschreibung. Rothkegel.indd 53 09.11.09 14: 08 54 Kapitel 2 Handlungsrahmen Ausgangszustand • Ergebniszustand (Resultat) • Intention (Akteur) • Prozesskern Ziel • Strategie (Alternativen) • Ausführung (Alternativen) • Effekt • Prozessperipherie Voraussetzungen • Bedingungen • Risiken • Folgen • Abb. 2.17 Handlungsrahmen und Prozesskomponenten Der Handlungsrahmen ist gegeben durch den Ausgangszustand und den Ergebniszustand, die sich in der Regel auf einen Objektzustand beziehen. Dazu kommt die Intention des Akteurs, weswegen es überhaupt zu einem Handeln mit Technik kommt. Im Prozesskern sind drei Ebenen wichtig. Wenn wir sagen, wir wollen unseren Datenbestand sichern, dann wissen wir, dass das Ziel der relevanten Handlungen mit dem Sichern von Dateien zu tun hat. Wir wissen aber nicht automatisch, welche Funktionalität der Software wir nutzen können, d.h. mit welcher Strategie die Sicherung zustande kommt. In der Menüführung wird uns z.B. das Kommando SPEICHERN oder SPEICHERN UNTER angeboten. Jetzt müssen wir außerdem noch wissen, wie wir das Kommando ausführen, z.B. durch Klicken mit der Maus oder durch Bewegung des Cursors über das Touchpad. Die Zustandsveränderung der jeweiligen Datei ist mit dem Ende der Ausführung abgeschlossen. Der erreichte Effekt muss aber nicht mit dem Ergebniszustand der intendierten Handlung wie „Sicherung des Datenbestandes“ identisch sein. So könnte es durchaus sein, dass bei SPEICHERN UNTER eine andere Datei überschrieben wird, wenn man sich im Dateinamen geirrt hat. Dennoch wäre der Effekt, dass die betreffende Datei gesichert ist, erreicht, wenn auch nicht der intendierte Ergebniszustand der „Sicherung des Datenbestandes“. Die interne Struktur von Handlungen kann also auf vier Ebenen beschrieben werden: Ziel, Strategie, Ausführung und Effekt. Vorzusehen ist im Weiteren die Möglichkeit der Alternativen sowohl bei den Strategien als auch bei den Ausführungen und als Konsequenz bei deren Effekten. Neben diesem Prozesskern gibt es die Peripherie mit Voraussetzungen, Bedingungen, Risiken und möglichen Folgen. Die Parameter der Peripherie können sowohl den Strategien als auch den Ausführungen zugeordnet werden. Beim Beispiel Laden einer Elektrischen Zahnbürste wird es klar. Es gibt vier Objekte, die an dem beschriebenen Prozess beteiligt sind: Ladeteil, Handstück, Netzsteckdose und Netzstecker mit Kabel als Verbindung zum Ladeteil. Rothkegel.indd 54 09.11.09 14: 08 55 Semantik Laden einer Elektrischen Zahnbürste (Braun, oral-b 4729) AUSGANGSZUSTAND: Gerät ist nicht betriebsbereit PROZESSKERN: Ziel: Laden Strategie-1: Ladeteil an Netzspannung anschließen Ausführung: Netzstecker in Steckdose stecken Strategie-2: Handstück auf Ladeteil setzen Ausführung: Handstück an markierter Position des Ladeteils einrasten lassen Effekt: Stromzufuhr zu Handstück ist vorhanden PROZESSPERIPHERIE: (kein) Risiko: Ihre Zahnbürste hat ein wasserfestes Handstück, ist elektrisch sicher und kann ohne Bedenken im Bad benutzt werden. ERGEBNISZUSTAND: Gerät ist betriebsbereit In der Verbindung von Parametern aus Prozesskern und Prozessperipherie entsteht eine Vielfalt von Kombinationsmöglichkeiten. Häufig wiederholte Kombinationen und Sequenzen bezeichnen wir als Muster, die für die Planung und Beschreibung von Handlungen eingesetzt werden können. Im Folgenden betrachten wir in einem weiteren Schritt die Handlungsparameter, die wir mit der Interaktion von Mensch und Maschine verbinden können. Die Mensch-Maschine-Interaktion lässt sich beschreiben als Sequenz von Aktionen und Reaktionen, die wechselseitig durch Akteur und Maschine (bzw. Gerät oder System) ausgeführt werden. 33 Aktionen sind initiierend, d.h. sie setzen eine Ereigniskette in Gang. Reaktionen sind nicht nur als reagierend zu betrachten, sondern zugleich als richtungweisend für die Art der Fortsetzung, d.h. durch die Reaktion wird entschieden, in welche Richtung sich die Ereigniskette entwickelt. Sowohl Akteure als auch Maschinen führen Aktionen und Reaktionen durch. In der Sequenz von Aktion und Reaktion mischen sich Handlungen, die von Akteuren verantwortet und ausgeführt werden, und Vorgänge, die als Ereignisfolgen der technischen Konstruktion ablaufen und nur indirekt in dieser Konstruktion verantwortet sind. Ein wichtiger Typ der Reaktion durch die Maschine ist die Kontrollanzeige über den aktuellen Objektbzw. Systemzustand. Ein Beispiel für eine derartige Aktion-Reaktion-Sequenz ist ein weiteres Textfragment Elektrische Zahnbürste I, das an das oben eingeführte Beispiel der Nutzung einer elektrischen Zahnbürste anschließt. Die Zuordnung der Aktion bzw. Reaktion ist durch A (Akteur) und G (Gerät) gekennzeichnet. 33 Speziell zur Mensch-Computer-Interaktion gibt es zahlreiche Literatur. Uns interessieren vor allem Wagner (2002) mit den sprachwissenschaftlichen Aspekten, Heinecke (2004) und Dahm (2006) mit den Grundlagen. Rothkegel.indd 55 09.11.09 14: 08 56 Kapitel 2 Elektrische Zahnbürste I (Braun, oral-b 4729) (1) A-Aktion Schließen Sie das Ladeteil an die Netzspannung an und setzen Sie das Handstück auf das Ladeteil. (2) G-Reaktion Die grüne Ladekontroll-Leuchte blinkt während des Aufladevorgangs. (3) A-Aktion Wenn Sie das Handstück dann nach Gebrauch wieder auf das Ladeteil setzen, (4) G-Reaktion blinkt das grüne Licht erneut, um wiederum den Ladevorgang anzuzeigen. (5) G-Aktion Wenn die Zahnbürste vollständig aufgeladen ist, leuchtet die Ladekontrolllampe permanent. (6) G-Aktion Die rote Ladekontroll-Leuchte beginnt zu blinken, wenn der Ladezustand des Akkus niedrig ist. (7) A-Reaktion Es ist Zeit, Ihre Zahnbürste wieder aufzuladen. Ein typisches Interaktionsmuster, das zyklisch verläuft, entsteht bei Korrekturen von Fehlern. Das Gerät überprüft die Aktionen des Akteurs und veranlasst ihn zu Anpassungen. Beispieltext Elektrische Zahnbürste II dokumentiert einen solchen Fall. Elektrische Zahnbürste II (Braun, oral-b 4729) (1) Führen Sie die Aufsteckbürste mit leicht kreisenden Bewegungen langsam von Zahn zu Zahn. (2) Putzen Sie das Zahnfleisch ebenso wie die Zähne, zuerst die Kauflächen, dann die Außenseiten und schließlich die Innenseiten. (3) Drücken Sie nicht zu fest auf und schrubben Sie nicht. (4) Um optimale Reinigungsergebnisse zu erzielen, verfügt G über eine sensitive Andruckkontrolle, die einen angemessenen Andruck sicherstellt. (5) Wenn Sie die Bürste zu fest andrücken, (6) werden die Seitwärtsbewegungen fortgesetzt, (7) aber die Vor- und Rückwärtsbewegungen setzen aus. (8) Das dadurch veränderte Laufgeräusch zeigt an, (9) dass Sie den Druck vermindern sollten. Analyse: Das Nutzungsszenario enthält neben Akteur und Gerät das zu bearbeitende Objekt als affiziertes Objekt, also die Zähne. Es entsteht nicht als ein neues, effiziertes Objekt (wie das Objekt Papier bei der Papierherstellung), sondern es kommt darauf an, dass die Nutzung des Gerätes eine optimale Wirkung auf dieses Objekt hat. Abb. 2.18 listet die beschriebenen Handlungen, Vorgänge und Zustände auf und ordnet sie in die übergeordnete Prozessbeschreibung und die Analyse des Interaktionsmusters Rothkegel.indd 56 09.11.09 14: 08 57 Semantik ein. Die Prozessbeschreibung enthält den Prozesskern mit Ziel, Strategie, Ausführung und Effekt sowie einen Parameter aus der Peripherie mit der Angabe eines möglichen Fehlers als Risiko. Von zentralem Interesse sind die Strategien der Aktionen und Reaktionen (vgl. Abb. 2.18). Die initiierende Aktion des Akteurs (Aktion I) ist charakterisiert als Strategie der Putztechnik mit dem Risiko des „zu festen Andrückens“. Darauf reagiert das Gerät mit dem Einsatz der Strategie der Andruckkontrolle (Reaktion II). Diese hat den Effekt, dass das Gerät mit einer Anzeige seinerseits eine Aktion durchführt, worauf der Akteur mit der Strategie der Korrektur (Reaktion III) reagiert und in einer Schleife zur Aktion I zurückkehrt. Handlungsrahmen • Ausgangszustand Zähne + vorbereitetes Gerät Interaktion (A, G) Prozesse (Kern, Peripherie) Handlungen, Vorgänge, Zustände Aktion (A) Ziel Strategie Ausführung Teilaktionen Fehler (Risiko) Bedingung Zähne reinigen Putztechnik (1) führen (A, Bürste, von Zahn zu Zahn, ...) (2) putzen (A, Zahnfleisch) putzen (A, Zahn) (3) nicht drücken / schrubben (A) (5) zu fest (Andruck) I Reaktion (G) Ziel Strategie Ausführung Teilaktionen Effekt optimales Reinigungsergebnis (4) Andruckkontrolle (6) fortsetzen (G, Seitenbewegungen) (7) aussetzen (G, Vor- und Rückwärtsbewegungen) II Aktion (G) Anzeige (8) verändertes Laufgeräusch III Reaktion (A) Ziel Strategie Ausführung Anpassung Korrektur (9) vermindern (A, Andruck) • Ergebniszustand (Resultat) optimale Reinigung der Zähne Abb. 2.18 Interaktionsmuster mit Korrekturschleife Rothkegel.indd 57 09.11.09 14: 08 58 Kapitel 2 Handlungen und Interaktionen werden geplant, durchgeführt, überprüft und bewertet. Dabei sind in der Regel jeweils unterschiedliche Personen mit unterschiedlichen Zielen beteiligt. Es entsteht ein Handlungsfeld, in dem die intendierten Ziele aus verschiedenen Blickwinkeln spezifiziert werden (vgl. Abb. 2.19). Die Parameter der Handlungsbeschreibung (im engeren Sinne), verbunden mit der Einordnung in die verschiedenen Modalitäten, gelten gleichermaßen für die Situationen der Planung als Soll- Zustand, für die Durchführung (Ist-Zustand) und deren Vergleich in der Kontrolle und Bewertung. Modalität Durchführung Ausgangszustand • Aktion Ziel Prozess- Strategie kern Ausführung Reaktion Effekt Voraussetzung Prozessperipherie Bedingung Risiken (Fehler, Gefahren) Folgen Ergebniszustand (Resultat) • Handlungsumfeld Planung (Soll) Kontrolle / Bewertung (Ist) Abb. 2.19 Handlungsfeld Betrachten wir einige Szenarien, die im Handlungsfeld auftreten können. Bei der Planung von Handlungen geht es darum, dass sie als Handlungsplan, Leitfaden oder Instruktion in der Weise dokumentiert werden, dass andere sie in die Tat umsetzen und bewerten können. Dieses Szenario ist denkbar in Planungsbüros oder als Aufgabe für Technische Redakteure. Sie führen eine Tätigkeitsanalyse im Hinblick auf ein bestimmtes Produkt durch und „übersetzen“ ihre Analyseergebnisse in einen Handlungsplan, der den Nutzern in der Dokumentation vermittelt wird. Bei der Planung werden die anstehenden Handlungen durch die Planer antizipiert. Mit der Durchführung der Handlungen kommen andere Personen in die Szene: die Nutzer des betreffenden Geräts, deren Interesse sich auf die herzustellenden oder zu bearbeitenden Objekte richtet. Bei der Überprüfung ( z.B. Qualitätskontrolle) geht es dagegen um Entscheider, die auf der Grundlage von Soll-Zustand und Ist-Zustand eine Bewertung vornehmen (zu den Prüfkriterien wie Vollständigkeit, Korrektheit, Gebrauchstauglichkeit vgl. Kapitel 5). Rothkegel.indd 58 09.11.09 14: 08 59 Semantik 2.4.2 Software: ein Trio aus Akteur, Aufgabe und System Wenn man sagt „Ich weiß, was ich zu tun habe und wie es geht“, dann meinen wir eine Aufgabe mit einem vorgegebenen Ausgangszustand und einem erwarteten Resultat und den bekannten Schritten dorthin. Sagt man dagegen „Ich weiß nicht, wie es (weiter)geht“, dann meinen wir ein Problem mit Lücken auf dem Lösungsweg dorthin oder wir müssen überhaupt noch eine Lösung finden. Der Umgang mit Aufgaben ist typisch für die Nutzung des technischen Produkts Software. 34 Es ist eng verbunden mit dem technischen Produkt Computer als Hardware. Computer sind multifunktional. Sie fungieren als Werkzeuge zur Produktion von neuen oder veränderten Objekten (Texte, Grafiken, Multimediaprodukte), als Verwaltungsinstrumente für Daten und zur Bereitstellung von Information, als Transfer- und Distributionsvehikel für den Datenaustausch und schließlich als Präsentationsmedium. Entsprechend erfüllen die Softwareprogramme unterschiedliche Funktionen und sind in unterschiedliche Arten von Aufgaben eingebunden. Gemeinsam ist ihnen die Benutzerschnittstelle. Als Interface oder Benutzungsoberfläche bezeichnet, ist sie der Ort der Mensch-Maschine-Interaktion. In diesem Kapitel zum Produktwissen beschränken wir uns auf den Gebrauch von Computer und Software im Sinne von Werkzeugen. 35 Ein Werkzeug ist in seiner Konstruktion auf die Produkte oder Serviceleistungen ausgerichtet, zu deren Bearbeitung oder Entstehung es beitragen soll. Dies ist trivial, hat aber Konsequenzen für das Verständnis von Software. Sie enthält implizit die Modelle der Objekte im Zielzustand sowie die Modelle der Aufgaben im Handlungsfeld der Akteure. Diese Aufgaben müssen sich nun mit den von den Akteuren bestimmten Aufgaben, z.B. ein Referat schreiben, decken. Hackos/ Redish (2000, 55ff) verbinden die Aufgabenanalyse (task analysis) mit der Arbeit der Nutzer. In diesem Kontext ergeben sich Fragen wie: Welche Ziele verfolgen die Nutzer? Welche Unterstützung erhalten sie durch das gewählte Softwarewerkzeug? Welche Probleme treten auf ? Wie kann man herausbekommen, wie das Design oder Redesign eines Softwareprodukts sein sollte? Während man in Produktbezogener Sicht vor allem die Funktionalitäten anschaut, richtet sich ein Aufgabenbezogener Blick auf Ziele, Handlungen und Entscheidungen der Akteure. Abb. 2.20 veranschaulicht die Relation Akteur, Aufgabe, System anhand eines dynamischen Dreiecks als Modell. Der Akteur definiert einerseits ein Ziel, das die Entscheidung zum Einsatz eines Systems in Stra- 34 Die Informationen zum Produkt Software, die für die Nutzung relevant sind, werden in der Software- Dokumentation erfasst (Knapheide 1999, Grünwied 2007). 35 Zur Funktion des Computers als Kommunikationsmedium vgl. Kapitel 3, zur Funktion als Präsentationsmedium vgl. Kapitel 5. Rothkegel.indd 59 09.11.09 14: 08 60 Kapitel 2 tegie und Ausführung bestimmt. Andererseits richtet sich seine Intention auf Entscheidungen, die den Ausgangszustand seiner Daten in Richtung Zielzustand verändern. Z A Z Z Aufgabe System Strategien Intention Ausführung Ziel Akteur Abb. 2.20 Aufgabenmodell in der Relation Akteur-Aufgabe-System Machen wir uns diesen Sachverhalt an einem einfachen Beispiel klar. Das Ziel eines Akteurs könnte darin bestehen, ein Abstract mit 300 Wörtern zu produzieren. Eine Textverarbeitungssoftware wird eingesetzt, die neben den Aufgaben der Tipp- und Layout-Arbeit die Überprüfung der Länge des im Entstehen begriffenen Textes unterstützt. Der Akteur hat die Absicht, möglichst keine überflüssige Textlänge zu produzieren. Daher definiert er den Text-Ausgangszustand für die Überprüfung bei einer Länge, die er selbst als etwa die Hälfte einschätzt. Die Angabe zu Z A vermittelt ihm durch Abgleich mit Z Z (= 300 Wörter) die Information, wie viel Text noch zu schreiben ist. Diese Aufgabe der Längenüberprüfung mag er noch einbis zweimal durchführen, möglicherweise wieder einige Wörter löschen, bis der Abgleich 300 Wörter ergibt. Die Unterstützung durch das System kann sich der Autor nutzbar machen, indem er die Aufgabe „Text mit 300 Wörtern herstellen“ in Einzelschritte zerlegt und dabei die Funktionalität „Wörter zählen“ einsetzt (,die er unter dem Menüpunkt „Extras“ entdeckt haben muss). Software als technisches Produkt ist prototypisch für die Phänomene der Mensch-Maschine-Interaktion. Insbesondere die Eigenschaft der Interaktivität macht das Produkt interessant für eine Nutzerbezogene Orientierung beim Technikgebrauch. In dieser Ausrichtung ist die Tendenz zu Assistenzsystemen zu verstehen. An die Stelle einer vollständigen Übernahme von Aufgaben und vollautomatischen Abläufen tritt Arbeitsteilung Rothkegel.indd 60 09.11.09 14: 08 61 Semantik und gezielte Hilfe (user assistance), die den Akteuren Entscheidungsspielräume lässt, ihnen aber zeitraubende und möglicherweise lästige Teilschritte im Arbeitsfluss (work flow) abnimmt. Zu den Anwendungsfeldern dieser Art gehören vor allem Unterstützungssysteme für das kooperative Arbeiten, das im professionellen Bereich zunehmend an Bedeutung gewinnt. Als Beispiele wären Assistenzleistungen zu nennen wie die Dokumentation des Arbeitsfortschritts, die dynamische Anpassung der Ablaufplanung während der Ausführung von Projekten, die Verfügbarkeit von Mitteilungen und Unterlagen oder die Terminplanung und Terminübersicht. In diesem Kontext übernimmt die Benutzerschnittstelle eine tragende Funktion. Über sie werden die Leistungen des Softwareprogramms für die Akteure zugänglich und umgekehrt nehmen hier die Akteure Einfluss auf den Fortgang der Arbeitsereignisse. 36 Systemmeldungen kommentieren als Reaktionen des Systems die Aktionen der Nutzer. Zentral sind Erfolgsmeldungen (Vorgang ist erfolgreich abgeschlossen), Warnmeldungen vor der Ausführung einer Aktion mit negativen Folgen (Vorgang überschreibt existierenden Dateiinhalt) und Fehlermeldungen bei Abläufen, bei denen das Ziel der Aktion nicht erreicht wird. Es gibt Grundanforderungen an benutzerfreundliche Systemmeldungen, die als Norm festgelegt sind (DIN EN ISO 9241): Die vermittelten Informationen sollen den Akteur befähigen, den Dialog zu steuern, Fehler zu erkennen und weitere Handlungsschritte zu bestimmen, was einschließt, dass er die aus dem Meldungsfenster und den Schaltflächen auslösbaren Funktionen eindeutig identifizieren kann. Die Mitteilungen sollen verständlich in Terminologie und Stil sein. Damit sind wir an einem Punkt, der häufig in seiner Bedeutung unterschätzt wird: die symbolische Vermittlung von Information als Charakteristik der Mensch-Computer- Schnittstelle. Hinsichtlich der Nutzung mischen sich hier die Probleme des Technikgebrauchs mit denen des Sprachgebrauchs. Vom „Wording“ spricht man, wenn es um die Formulierungen geht, denen wir auf dem Bildschirm als Nutzer begegnen. Abgesehen von „Platzproblemen“, die die Softwareproduzenten und danach die Übersetzer beim Lokalisieren zu lösen haben, geht es um Korrektheit und Konsistenz der Oberflächenterminologie, die schließlich die Nutzer bei ihren Such- und Entscheidungsprozessen unterstützen oder aber auch behindern können. Bei den Bildern kommen vor allem visuelle Metaphern zum Tragen. Beispiele sind Müllkorb oder Mülltonne, die die Löschfunktion anzeigen, oder Schere und Pinsel zur Bearbeitung von Text. Doch auch diese Bilder bzw. Piktogramme sind Zeichen, d.h. ihre Bedeutung erschließt sich nicht 36 Arbeiten zur so genannten Software-Ergonomie zielen auf die Nutzerorientierung bei der Softwareentwicklung: Oppermann et al. (1988), Wandmacher (1993), Dutke (1994), Eberleh (1994). Sprachliche und computerlinguistische Aspekte werden in Lutz (2001) berücksichtigt. Rothkegel.indd 61 09.11.09 14: 08 62 Kapitel 2 einfach aus der Abbildung, sondern muss als Metaphernbedeutung interpretiert und gelernt werden. Insofern ist die selbsterklärende Gestaltung von Benutzeroberflächen ein nachvollziehbarer Wunsch, steht aber in Konflikt mit den Instrumenten der Bedeutungsvermittlung durch Sprache und Bild, auf die wiederum nicht verzichtet werden kann. Technikkompetenz ist somit eng verbunden mit Sprach- und Bildkompetenz. Diese Tatsache gilt umso mehr, je unsichtbarer die Technik für die Nutzer ist. Wie kann man dennoch dem Nutzer als Akteur entgegen kommen? Diese Frage ist gekoppelt an Fragen nach der Gebrauchstauglichkeit („Software-Usability“) und der Gebrauchsfreundlichkeit („Software- Ergonomie“). Ersteres zielt auf die Aufgabenmodellierung, Letzteres auf die Berücksichtigung von Nutzereigenschaften. Eine Benutzeroberfläche soll in der Weise gestaltet sein, dass sich die (noch) unerfahrenen Nutzer sicher fühlen, ohne auf die Hilfe Dritter angewiesen zu sein, und dass erfahrene Nutzer das jeweilige System effizient nutzen können. Beides setzt voraus, dass die Softwareentwicklung auf der Basis von Nutzungsanalysen durchgeführt wird. Nutzungsszenarios sind zu definieren, die für eine Simulation in Betracht kommen. 37 Dies entspricht der Planungsphase im Handlungsfeld (vgl. oben Abb. 2.19), in der relevante Interaktionsmuster für die antizipierten Aufgaben erarbeitet werden. 2.4.3 Was nicht sein soll: Handlungen in der Negation Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie […]! Veränderungen von Objektzuständen, als Prozesse ablaufend oder als Handlungen durch Akteure intendiert und ausgeführt, können zu zwei Arten von Ergebniszuständen führen: Das Ergebnis ist erwünscht und entspricht den Erwartungen der Akteure, oder im negativen Fall ist das Ergebnis nicht erwartet und unerwünscht. Unerwünschte Ergebniszustände kommen zustande, weil Bedingungen und Faktoren auftreten, die nicht vorhersehbar oder nicht vermeidbar sind oder einfach nicht beachtet worden sind und Störungen bewirken. Dieser Sachverhalt gilt generell für jegliche Art von Prozessen. Ist die Mensch-Maschine-Interaktion im Fokus, sind beide, Akteur und System, mögliche Verursacher für unerwünschte Ergebniszustände, die einen Verlust oder Schaden bedeuten. Akteure können Fehler machen, von falschen Voraussetzungen ausgehen, keine Kenntnis von den Folgen einer Aktion oder Reaktion haben. Aufseiten des Produkts gibt es Eigenschaften, die als solche bestimmte Gefahren bergen wie z.B. Elektrizität oder 37 Auf „benutzerfeindliche“ Gestaltung von Software verweist Geiser (1998). Positive Vorschläge finden sich in Felix/ Uhr (2000), Haase (2005), Jacko (2007). Rothkegel.indd 62 09.11.09 14: 08 63 Semantik die betroffenen Produkte verwenden so genannte Gefahrenstoffe (z.B. Kältemittel in Kühlanlagen), von denen unter bestimmten Bedingungen Gefahren ausgehen können. Gefahren können auch von außen kommen, so Glatteis und Schnee, die die Mobilität der Verkehrsmittel einschränken. Mögliche Schäden, die bei so genannten Schadensereignissen auftreten, sollen möglichst verhindert oder zumindest minimiert werden. Doch wie geht man mit dem Problem der Selektion und der Antizipation um? Welche Sachverhalte sollen thematisiert werden? Und wie werden sie mitgeteilt? Die folgende Liste Welt in der Negation führt exemplarisch eine Reihe solcher negierter Sätze auf. Welt in der Negation Finger und Gegenstände gehören nicht ins Geräteinnere. (Treton, Radio 30281) Ein nicht bestimmungsgemäßer Gebrauch kann zu Gefahren für Gesundheit und das Leben führen. (Treton, Radio 30281: Gefahr eines elektrischen Schlages) Stellen Sie sicher, dass der Beifahrer seine Füße am Boden hat (nicht auf dem Armaturenbrett, auf dem Sitz, in der Karten- und Zeitungstasche oder am Seitenfenster). (Volvo V70, 13) Der Airbag ersetzt nicht das Anlegen des Sicherheitsgurts! (BMW 316, 15 ) Nie Kinder mit dem Gerät spielen lassen. (Siemens Herd HE 230.12) Ist die Beschreibung des Funktionierens und des Gelingens durch die Teilschritte festgelegt, die einen vorgegebenen Ablauf ausmachen, so sind Störungen prinzipiell unbegrenzt möglich. Die Welt in der Negation, also alles was im Hinblick auf die Nutzung eines Gerätes nicht sein und geschehen soll, kann im Prinzip gar nicht beachtet, geschweige denn dokumentiert werden. Dennoch: Wie kann man für Sicherheit sorgen? In der Praxis der Technischen Dokumentation gehört die Gefahrenanalyse zu den zentralen Anforderungen. Leitlinien finden sich in den Normen wie die DIN-Norm (DIN Deutsches Institut für Normung) oder die ISO (International Standardization Organization, ISO 3864 und EN 61310, EN 80416) oder die amerikanische ANSI-Norm (ANSI American National Standards Institute, insbesondere ANSI Z535.6 38 ). Im Kern beziehen sie sich mehr oder weniger übereinstimmend auf vier Punkte, die im Hinblick auf die jeweils potentielle Gefahr relevant sind (Abb. 2.11). 38 American National Standard for Product Safety Information in Product Manuals, Instructions, and Other Collateral Materials. Rothkegel.indd 63 09.11.09 14: 08 64 Kapitel 2 Grad der Gefahr Aufmerksamkeit soll erzeugt werden Art und Quelle der Gefahr die Aufmerksamkeit soll auf die Gefahrenquelle gelenkt werden mögliche Folgen das für den Fall geeignete Handeln soll deutlich gemacht werden Maßnahmen zur Gefahrenabwehr Verfahren/ Methode der Ausführung einer Handlung Abb. 2.21 Gefahrenaspekte Die Gefahr wird weiterhin im Hinblick auf die mögliche Schadensschwere graduiert. Dies kann in Dreierstufen, aber auch in Viererstufen erfolgen. Häufig werden Personenschäden (Tod, schwere Verletzung, leichte Verletzung) und Sachschäden (schwer, mittel, gering) miteinander und in Zuordnung zu Signalwörtern (in Großbuchstaben) gekoppelt. Die folgende Skala wird häufig in dieser oder einer modifizierten Form verwendet: GEFAHR (DANGER): unmittelbar drohende Gefahr mit Tod oder schwersten Verletzungen als Folge WARNUNG (WARNING): möglicherweise gefährliche Situation mit Tod oder schwersten Verletzungen als Folge ACHTUNG oder VORSICHT (CAUTION): gefährliche Situation mit geringfügigen Verletzungen oder möglichen Sachschäden HINWEIS: möglicherweise schädliche Situation mit leichten Produkt- oder Umgebungsschäden als Folge Die Anwendung auf einzelne Fälle mag in der Praxis nicht unproblematisch sein, so etwa die Zuordnung von GEFAHR oder WARNUNG . Hier kommt eine Unterscheidung zum Tragen, die mit dem theoretischen Begriff des Risikos zu tun hat. Darauf kommen wir wegen der Brisanz des Begriffs „Sicherheit“ in 2.4.4 gesondert zurück. Vorweg sei lediglich gesagt, dass Risiko oder Sicherheit als Fachbegriffe zu verstehen sind, deren Bedeutungen sich nicht oder nur teilweise mit den Alltagsbedeutungen decken. Der Fachbegriff Risiko bezieht die Größe der Eintrittswahrscheinlichkeit sowie die Schadensschwere ein. Eine Gefahr der Stufe „unmittelbar drohend“ trifft etwa zu, wenn in der unmittelbaren Nähe von laufenden Maschinen gearbeitet wird. Die Gefahr ist hier permanent präsent. Eine „möglicherweise gefährliche Situation“ liegt vor, wenn aufgrund einer Einwirkung von außen eine derartige Situation entstehen könnte. Der Unterschied zwischen GEFAHR und WARNUNG betrifft also nicht die Schwere der Rothkegel.indd 64 09.11.09 14: 08 65 Semantik Folgen, sondern die Wahrscheinlichkeit des Schadenseintritts. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Lenkung der Aufmerksamkeit. Abb. 2.22 zeigt die gleichzeitige Verwendung von Signalwörtern mit entsprechenden Piktogrammen (gelbes Dreieck), die den Gefahrentyp kennzeichnen (z.B. GEFAHR , Piktogramm gelb: Stromschlag durch Drehstrom (400 VAC), WARNUNG : Explosion). Die Norm DIN EN 1050 führt entsprechende Festlegungen hinsichtlich der Form und Farbkennung an. Farbkennungen gemäß der amerikanischen ANSI-Norm (Z535.1) mit z.B. rotem Quadrat für DANGER sind in Europa nicht erlaubt. 39 GEFAHR unmittelbar drohende Gefahr mit Tod oder schwersten Verletzungen als Folge (z.B. Stromschlag) WARNUNG möglicherweise gefährliche Situation mit Tod oder schwersten Verletzungen als Folge (z.B. Explosion) ACHTUNG gefährliche Situation mit geringfügigen Verletzungen oder möglichen Sachschäden Abb. 2.22 Signalwörter und Piktogramme Ein Gerät, konstruiert fürs Funktionieren und die entsprechende Anwendung, kommt im Bereich der Nutzung mit Komponenten zusammen, die über den engeren Einsatz hinausgehen. Dabei wird Sicherheit im Dreiklang von Gefahrenquelle, mögliche Folgen als Schadensereignis und Maßnahmen zur Gefahrenabwehr oder zum Schutz von Personen und Objekten vermittelt. Im Sicherheitshinweis finden sich mehr oder weniger vollständige Beschreibungen der drei Kategorien, die im Weiteren mit Beschreibungen hinsichtlich physikalischer oder chemischer Eigenschaften von beteiligten „Gefahrenstoffen“ und daraus entstehenden Gefahren verbunden sein können. SICHERHEITSHINWEIS (Siemens Herd HE 230.12) MASSNAHME: Vorsicht bei Speisen, die mit hochprozentigen alkoholischen Getränken zubereitet werden. GEFAHRENQUELLE/ EIGENSCHAFT: Alkohol verdampft bei hohen Temperaturen. 39 Vgl. ANSI Z535.1 Safety color code, ANSI Z535.3 Criteria for safety symbols, ANSI Z535.4 Product safety signs and labels; Angaben aus Gabriel (2007, 57). Rothkegel.indd 65 23.11.09 12: 33 66 Kapitel 2 GEFAHRENQUELLE/ PROZESS: Unter ungünstigen Umständen können sich die Alkoholdämpfe im Backofen entzünden. FOLGE: Verbrennungsgefahr! Gefahrenquellen und mögliche Folgen bilden ein Szenario, dem ein Gegenszenario mit Maßnahmen zur Prävention gegenüber steht. Die knappen Beispiele machen deutlich, dass die Akteure in unterschiedlichen Rollen agieren (Fachleute, Nutzer, Dritte), dass als Schadensziele Objekte und Personen betroffen sind und dass die Handlungen in unterschiedlichen Modalitäten thematisiert werden. Im folgenden Abschnitt gehen wir auf die Begriffe Risiko, Gefahr, Schutz und Sicherheit in generalisierter Form ein. Sie bilden ein zusammenhängendes Begriffsfeld, in das sich die zu planenden Maßnahmen einordnen lassen. 2.4.4 Risikomodell und Sicherheitsmaßnahmen „Risiko“ und „Sicherheit“ sind theoretische Begriffe, d.h. ihre Bedeutungen sind abhängig von den Denkmodellen, die man auf die Realität projiziert. Als Fachbegriffe sind sie eng miteinander verknüpft. Anders als beim Alltagsbegriff „Sicherheit“ mit der Bedeutung „Abwesenheit von Gefahr“ oder „es kann nichts passieren“, spielen Risiko und Gefahr beim Fachbegriff „Sicherheit“ eine zentrale Rolle. Interessant sind Zuordnungen wie „Sicherheit als noch akzeptables Risiko“ oder „Sicherheit als Maßnahmen im Umgang mit Gefahren“. Die unterschiedlichen Sichtweisen haben mit dem Kontext zu tun, in dem die Begriffe entwickelt worden sind. In der Risikoforschung (Überblick in Banse/ Bechmann 1998), die sich als Reaktion auf schwere Technikunfälle in den 80er Jahren entwickelt hat, ist ein allgemeines begriffliches System um den Begriff „Risiko“ herum etabliert worden, in dem ähnliche Risiko- und Schadensereignisse mit Blick auf verschiedene Disziplinen und Branchen erfasst werden. Allerdings konzentriert sich das Interesse in den verschiedenen Disziplinen auf unterschiedliche Schwerpunkte. Naturwissenschaften und Technik stellen die Kontrollierbarkeit bzw. Unkontrollierbarkeit in den Vordergrund. Im Finanz- und Versicherungswesen geht es um Gewinn und Verlust und in den Sozialwissenschaften um die Relation zwischen Akteuren (im Sinne von Betreibern von Großtechnologien wie z.B. Chemiebetriebe oder Kernkraftwerke) und Betroffenen ( z.B. Bürger, Anwohner). Was ist mit Kontrollierbarkeit bei technischen Produkten gemeint? Kurz: es sind die technischen Maßnahmen, die im Umgang mit Gefahren Rothkegel.indd 66 09.11.09 14: 08 67 Semantik getroffen werden (vgl. Modell der Risikosituation in Abb. 2.23). Zunächst bezieht man sich auf ein zahlenmäßig berechenbares Risikomodell mit der Relation von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensschwere des möglichen Schadensereignisses. Hier gilt die Regel, dass die Schwere eines Schadensereignisses im umgekehrten Verhältnis zur Häufigkeit seines Auftretens steht. Also: ein sehr schwerer Unfall kommt selten vor, leichte Unfälle dagegen treten häufig auf. In diesem Sinne stellt die Eintrittswahrscheinlichkeit des unerwünschten Ereignisses eine Hypothese dar. Diese wiederum stützt sich auf Erfahrungswerte oder auf statistische Berechnungen, d.h. die Hypothese selbst enthält einen gewissen Unbestimmtheitsfaktor. Man spricht hier von Graden der Zuverlässigkeit. Eine Reihe von Maßnahmen lassen sich als Maßnahmen zur Reduktion des Risikos einordnen. Sie tragen dazu bei, entweder die Häufigkeit des Vorkommens oder die Schwere des Schadens zu verringern. 40 Der zugrunde liegende Risikobegriff umfasst einerseits eine Risikobewertung, andererseits die Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Schadensereignis. Wir bringen beides in Beziehung miteinander in einem Modell der Risikosituation (Abb. 2.23). Hierzu gehören im Weiteren die Risiko-Akzeptanz durch die Akteure und Betroffenen sowie der Grad der Wiederherstellbarkeit, der sich gleichermaßen auf die in Mitleidenschaft gezogenen Personen, Objekte, Infrastrukturen oder die Umwelt als mögliche Schadensziele beziehen. Hier spielen weitere Spezifikationen wie Anfälligkeit (Das Endlos-Band ist bei längerer Anwendung anfällig für Überhitzung) und Verletzlichkeit (Darauf achten, dass der Sicherheitsgurt nicht am Hals anliegt) eine Rolle. Während die Risikobewertung eine abstrakte Angelegenheit von Berechnungen oder Statistiken ist, orientieren sich die Maßnahmen auf das konkrete Schadensereignis. Hier wiederum kommen zwei Sichtweisen in Betracht. Der Schwerpunkt liegt entweder auf der Gefahrenabwehr gegenüber der Gefahrenquelle oder auf den Schutzmaßnahmen, mit denen die potentiellen Schadensziele vor den schädlichen Einwirkungen aus der Gefahrenquelle geschützt werden. Die Maßnahmen der Gefahrenabwehr beziehen sich auf die Konstruktion und den Betrieb des Gesamtprodukts wie auch der Teile. Insofern spricht man von Betriebssicherheit. Als Maßnahmen der Präventionen geht es hierbei um die „aktive Sicherheit“, d.h. um die Vermeidung von Gefahr oder Schaden. So ist beim Auto die Rede von „Fahrsicherheit“ in Bezug auf die Aktionen des Fahrers wie Lenken (auch Kurvenverhalten) und Bremsen, soweit dies durch die technischen Teile beeinflusst wird. 40 Dies trifft z.B. für das folgende Zitat aus Bosch (2004, 270) zu: „Im statistischen Mittel stirbt jede Minute ein Mensch auf der Welt an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Bosch verfolgt das Ziel, mit der Entwicklung von aktiven und passiven Fahrerassistenzsystemen der Unfallhäufigkeit und der Unfallschwere entgegenzuwirken.“ Rothkegel.indd 67 09.11.09 14: 08 68 Kapitel 2 Risikosituation Gefahrenabwehr (Gefahrenquelle) Schutzmaßnahmen (Schadensziel) Situationsfaktoren Maßnahmen gegen Schadensereignis Risikobewertung Ort / Region [...] Umstände Zeit Risikoformel • Eintrittswahrscheinlichkeit • Schadensschwere Akzeptanz • vernachlässigbar • akzeptabel • nicht akzeptabel Wiederherstellbarkeit • wieder herstellbar • teilweise wieder herstellbar • nicht wieder herstellbar Gefahrentyp • Strom • Gift • Explosion • [...] Schadensschwere • sehr hoch • hoch • mittel • niedrig Aufmerksamkeitslenkung • dringlich • mittel • leicht Typ • Personen • Objekte • Infrastruktur • Umwelt Eigenschaften • Anfälligkeit • Verletzlichkeit Abb. 2.23 Risikomodell und Sicherheitsmaßnahmen „Konditionssicherheit“ betrifft die Unterstützung des Fahrers im Hinblick auf die Versorgung durch Be- und Entlüftung sowie durch gute Sitze, die der Ermüdung oder bestimmten Beschwerden entgegenwirken, die die Aufmerksamkeit des Fahrers beeinträchtigen könnten. Mit der „Bedienungssicherheit“ ist die ergonomische Platzierung von Hebeln und Schaltern gemeint. Auch sollen Verwechslungen und Fehlbedienungen möglichst präventiv ausgeschaltet werden. Die „Wahrnehmungssicherheit“ bezieht sich auf die Art der Scheinwerfer sowie die Realisierung einer möglichen Rundumsicht durch den Fahrer. Bei den Schutzmaßnahmen stehen die Schadensziele im Fokus. Als Schadensziele kommen Personen, Objekte, Infrastrukturen und Umwelt Rothkegel.indd 68 09.11.09 14: 08 69 Semantik in Betracht (vgl. Insassenschutz, Kinderschutz). Hierher gehört auch die passive Sicherheit. 41 Passive Sicherheit bezieht sich auf Maßnahmen, die der Verhinderung von Unfallfolgen bzw. deren Verminderung dienen. Hier geht es also um reaktive Maßnahmen während eines Unfallereignisses. Weiter werden eine „innere passive Sicherheit“ und eine „äußere passive Sicherheit“ unterschieden. Erstere bezieht sich auf den Schutz der Insassen und wird technisch realisiert durch Airbags und Gurte. Letztere bezieht sich auf Maßnahmen, die das Verletzungsrisiko anderer Verkehrsteilnehmer außerhalb des Fahrzeugs bei einem Unfall minimieren. Dies kann z.B. eine nach unten gezogene Vorderkarosserie sein, die einen erfassten Fußgänger über sich gleiten lässt und verhindert, dass er überfahren wird, was weitaus schlimmere Folgen nach sich ziehen würde. Hinsichtlich der Benennungen aktiv und passiv werden auch andere Bedeutungen verwendet, so z.B. mit Bezug zu Fahrerassistenzsystemen. Diese sind es, die die Maßnahmen zur Gefahren- oder Schadensabwehr ergreifen. Aktive Assistenten greifen ins Fahrgeschehen ein (Spurhalteassistenten, Tempomat), passive Assistenten warnen (visuell oder akustisch) die Akteure. Hier liegt wiederum ein anderes Sicherheitsmodell zugrunde als bei der Bedeutung von Sicherheit im Sinne von Risikoreduktion. Bei den Assistenzsystemen haben wir es mit der Rollenverteilung in einem Partnermodell zu tun. Aktiv bedeutet „initiierend, entscheidend“, passiv bedeutet dagegen „unterstützend“, wobei die Entscheidung beim Akteur bleibt. Schließlich unterscheidet man im Hinblick auf Techniksicherheit zusätzlich noch die Begriffe safety und security. Beim deutschen Ausdruck Sicherheit existiert diese Unterscheidung auf Benennungsebene nicht, wohl aber auf Begriffsebene (Betriebssicherheit oder Produktsicherheit gegenüber Schutzmaßnahmen wie Virenschutz, Datenschutz). Maßnahmen für safety beziehen sich auf nicht intendierte, aber vorhersehbare Gefährdungen, z.B. die Verwendung von brennbarem Gas im Kühlsystem eines Kühlschranks, das eingekapselt wird, oder plötzlicher Nebel beim Autofahren, den spezielle Nebelscheinwerfer doch durchdringen können. Mit security sind dagegen Maßnahmen gemeint, die auf intendierte Bedrohungen reagieren, z.B. die mit krimineller Absicht durchgeführte Einschleusung von Viren im Computernetz. Mit der Unterscheidung von safety und security kommen die Intentionen der Akteure ins Spiel, die ihre Handlungen bestimmen. Die Skala reicht von Haltungen der Kooperation und positiven Ergebnisorientierung über Risikobereitschaft bis zu Schadensabsichten. Eine offene Frage ist, welche Art von Sicherheit durch techni- 41 Stieniczka (2006) beschreibt den spannenden Weg in der Automobilentwicklung von der aktiven Sicherheit zur passiven Sicherheit. Dieser Übergang wurde ermöglicht durch die Erkenntnis, dass Maßnahmen zur Prävention oder Unfallvermeidung nicht ausreichen, um die Zahl von Unfällen zu verringern. Rothkegel.indd 69 09.11.09 14: 08 70 Kapitel 2 sche Sicherheit garantiert werden kann. Diese Frage führt uns unmittelbar zu den Nutzern selbst. 2.4.5 Nutzermodelle und Inferenzen Was wissen wir über die Nutzer und Nutzerinnen? Zwar sind Anforderungen an adressatengerechte Darstellungen geläufig, doch wer sind sie eigentlich, die Adressaten? Welche operationalisierbaren Konsequenzen hat die Adressaten- oder Zielgruppenorientierung auf die Wissensselektion? Und wie lassen sich die Adressaten bestimmen? In der Regel geht es um Hypothesen, wenn die Rede davon ist, dass Wissensstand, Gewohnheiten, aber auch biologische, soziale, psychologische, kulturelle und körperliche Eigenschaften zu berücksichtigen sind. 42 Welches und wie viel Produktwissen sind für Nutzer von Interesse? Die Beantwortung dieser Frage kann kein Rezept sein. Die Vielfalt von Objekteigenschaften, Gebrauchssituationen und individuellen Besetzungen der Nutzerrolle durch Personen unterschiedlicher Art, ja sogar durch die gleiche Person in unterschiedlicher Weise je nach Objekt und Gebrauchssituation, lassen kein einheitliches Konzept zu. Der Rat, man solle nicht alles über den gleichen Kamm scheren, hat hier seine volle Berechtigung. Möglicherweise ist es angemessener von typischen Nutzungssituationen zu sprechen als von Nutzertypen. Hier ist noch Forschung gefragt. Auch müssen wir beachten, dass die Nutzer als Akteure im Umgang mit Technik gleichzeitig als Leser oder Betrachter agieren. Diese Situation begründet ihren Wissensbedarf, der sich durchaus von den Informationsangeboten seitens der Hersteller unterscheiden kann, für die die Rechtssicherheit eine vorrangige Bedeutung hat. Auch wenn die Nutzer oder Nutzer-Leser nicht sehr klar in Erscheinung treten, brauchen wir eine Vorstellung von Ihnen, um sie zu adressieren. Ähnlich wie beim technischen Objekt kann ein mentales Modell hilfreich sein, das eine Bezugnahme zu Handlungen und Aufgaben gestattet. Ein Nutzermodell erfasst schematisch und generalisierend solche Aspekte, die Konsequenzen für die Kommunikation über Technik haben. Drei Perspektiven kommen zusammen: Akteur, technisches Objekt und Situation der Nutzung. Was die Akteure betrifft, so greift man hier gerne auf Typologien aus Psychologie oder Soziologie zurück, die für andere Kontexte entwickelt worden sind. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ausbildung sind plausibel als Einflussgrößen, ihre Umsetzung in konkrete kommunikative Strategien bleibt aber unklar. Für Kinder ist anderes Wissen 42 Ansätze dazu in Körndle (1993), Freudenthal (1999), Wolter (2007). Rothkegel.indd 70 09.11.09 14: 08 71 Semantik relevant als für Erwachsene. Das ist eine Binsenweisheit, erfasst aber nicht die Abhängigkeit von Objekt und Gebrauchssituation. Der Bezug auf jeweils nur ein Merkmal führt zu unrealistischen Verkürzungen. So kommt es zu Beispielen wie „Das Motorradhandbuch für Frauen“ (Bobke 2005) oder „Seniorengerechtes Konstruieren“ (Biermann/ Weißmantel 1995), die dazu neigen, die angesprochene Nutzergruppe als Defizitmodelle zu entwerfen. Eine andere realitätsnähere Möglichkeit bezieht sich auf Unterscheidungen im Lernprozess: Anfänger, Fortgeschrittene, Profis und Experten. Die Relation zwischen Nutzer und Objekt spiegelt sich in den Begriffen Gebrauchstauglichkeit (usability) und Gebrauchsfreundlichkeit (ergonomy). Gebrauchstauglichkeit zielt auf die Effektivität, d.h. inwieweit die intendierten Aufgaben und Zwecke erfasst werden. Dabei geht es um die Funktionen eines Gerätes und die verwendeten Funktionsprinzipien, aber auch um Qualität und Sicherheit. Gebrauchsfreundlichkeit bezieht sich dagegen auf die Effizienz, d.h. die Relation von Aufwand und Wirkung. So fragt man etwa, mit wie vielen Klicks gelangt man zur gewünschten Information, oder wie viele Ressourcen sind notwendig (z.B. Energie). Auch kann das Design betroffen sein, wenn es darum geht, wie komfortabel die Schalter am Produkt zu erreichen sind. Durch Nutzerintegration in die Produktentwicklung können Optimierungen auf diese Weise bereits kommunikativ im Vorfeld von Produktion und Vertrieb erreicht werden (zu den Möglichkeiten und Grenzen vgl. Reinicke 2004). Vom Objekt her kommen Faktoren der Domäne ins Spiel. Bei Hausgeräten spielt nun der Alltag eine Rolle. Sportgeräte sind in die Aktivitäten beim Wettbewerb involviert. Zum Verkehrsmittel kommt der Verkehr hinzu. Informationstechnologie wird am Arbeitsplatz verwendet und ist in dortige Abläufe eingebunden. Aus diesen verschiedenen zusätzlichen Domänen ergeben sich Nutzungssituationen mit weiteren Kontextfaktoren. Diese wiederum stehen in Verbindung mit den erwünschten sowie nicht-erwünschten Resultaten. Unser Beispieltext Fernlenkauto bezieht sich auf eine Spielsituation als Nutzungssituation, in der Kinder die Akteure sind. Das Objekt ist ein ferngesteuertes Spielzeugauto. Thematisiert sind typische Spielhandlungen und deren Risiken. Diese haben zu tun mit dem Nutzermodell, das in diesem Text entworfen wird. Es bezieht Erfahrungswissen darüber ein, was Kinder denken und wie sich verhalten. Fernlenkauto (Die Ludolfs Car, DICKIE) (1) Einen sicheren Platz wählen und nicht auf der Straße fahren. (2) Nicht über Sand oder durch Pfützen fahren, da dies das Leistungsvermögen herabsetzen kann. Rothkegel.indd 71 09.11.09 14: 08 72 Kapitel 2 (3) Die Beschaffenheit des voraus liegenden Geländes im Auge behalten und auf Hindernisse achten. Der Sender und der Funkempfänger des Fahrzeugs sind empfindliche Instrumente. (4) Fahrzeug und Sender nicht neben Wärmequellen verwahren und längere direkte Sonnenbestrahlung vermeiden. (5) Fahrzeug und Sender möglichst nicht über Nacht außer Haus belassen. Die sich nachts niederschlagende Feuchtigkeit schadet den mechanischen Teilen. Analyse: Unmittelbar am Anfang erscheint der Ausdruck sicher bzw. sicherer Platz in (1). Was damit gemeint ist, folgt unmittelbar darauf: nicht auf der Straße. Antizipiert wird ein Kinderalltagswissen, dass Autos auf die Straße gehören. Dass dies für Kinder und Spielzeugautos gefährlich wäre und daher nicht gilt, muss also erwähnt werden. Auch Alltagswissen über Vorlieben von Kindern wie „durch Pfützen gehen“ wird antizipiert in (2), hier nun verbunden mit einer Fachinformation hinsichtlich einer nicht optimalen Nutzung des Gerätes. (3) bezieht sich auf die Verletzlichkeit des Produkts (empfindliche Instrumente). Das Risiko wird - ohne Hinweis auf den Schaden, der zu inferieren ist - genannt. Inferenzen sind Schlussfolgerungen, die in der Verbindung von expliziten Äußerungen im Text und dem Hintergrundwissen der Leser gezogen werden. Auch (4) nennt nur die zu vermeidenden Zustände. Dass Risiken bestehen und welche möglichen Schäden zu erwarten sind, wird nicht explizit gemacht. In (5) schließlich wird der mögliche Schaden genannt, der durch eine sonst schadlose Gewohnheit (Spielzeug nachts im Garten liegen lassen) hervorgerufen wird. Der adressatengerechte Umgang mit Wissen erschließt sich aus der Art und Weise, welches Wissen explizit gemacht wird und was nur implizit, d.h. durch Inferenzen zugänglich ist. Die Entscheidung für das explizite oder implizite Vorgehen ist also abhängig von der Entscheidung, was für die Adressaten relevant oder passend sein könnte. 2.5 Zusammenfassung Dieses Kapitel ist den technischen Produkten als den zu beschreibenden Objekten gewidmet. Im Vordergrund steht, wie sie mit den Mitteln der Semantik in ihren unterschiedlichen Facetten als Modelle erfasst werden können. Begonnen hatten wir mit dem Wissen über technische Produkte und wie wir es in Form von Schemata repräsentieren. Als Verbindung zur Sprache haben wir die Begriffe kennen gelernt und gesehen, wie sie in Hierarchien und Feldern komplexe Strukturen bilden, mit denen wir vollständige Sachbereiche beschreiben können. Ihr Beitrag zur Termino- Rothkegel.indd 72 09.11.09 14: 08 73 Semantik logie hat uns erkennen lassen, wie wichtig die Unterscheidung zwischen Begriff und Benennung, also zwischen Denkeinheit und Wort, ist. Auch Metaphern sind uns in ihrer kognitiven Leistung begegnet. Durch Rückgriff auf einen bekannten, konkreten Bereich vermitteln sie Aspekte eines Gegenstands oder Sachverhalts, die man sonst nicht wahrnehmen würde. Für die Darstellung der Objekte in ihren Funktionen benötigen wir neue sprachliche Instrumente. Die semantische Einteilung aller Sachverhalte in Zustände, Ereignisse (Vorgänge) und Handlungen, die systematisch auseinander abgeleitet werden, erleichtert die Beschreibung der für technische Vorgänge typischen Ursache-Folge-Ketten oder Kreisläufe. Mit der Mensch-Maschine-Interaktion erweitert sich der Horizont noch einmal. Die Akteure treten auf den Plan. Aufgabenorientierung und Nutzungsszenarios bringen weitere Kontexte ein. Auch das, was nicht sein soll oder nicht gemacht werden soll, spielt eine Rolle. So sollen Risiken und Gefahren vermieden oder zumindest verringert werden. Und schließlich interessiert noch, wie man auf der Basis von Inferenzen zu Alltags- und Fachwissen etwas über die Akteure als Nutzer erfahren kann. Schlüsselwörter: Mensch-Maschine-Interaktion (Akteur, Aufgabe, Benutzungsoberfläche, Gebrauchsfreundlichkeit (ergonomy), Gebrauchstauglichkeit (usability), Handlung, Nutzer, Nutzungsszenario, Objekt) Semantik (Bedeutung, Fachsprache, Inhalt, Metapher, Polysemie, Proposition, Referenz, Sinnrelationen, Synonyme, Wortfeld, Zeichen) Terminologie (Begriff, Benennung, Klassifikation, Meronymie, „Sicherheit“ (als Begriff), Taxonomie) Wissen (Domäne, Modell, Schema) Literaturauswahl zu zentralen Themen: Fachkommunikation und Terminologie: Arntz et al. 2004, Handbuch: Hoffmann et al. 1999, Schubert 2007 Grundlagen der Semantik: Löbner 2003, Adamzik 2004b Modelle, Wissen und Wissenschema: Schnotz 1994 Rothkegel.indd 73 09.11.09 14: 08 3 S itu atio n e n : di e A kte ure s pre c h e n mite in a n d e r ( P ra g m atik) Wenn wir über Technik sprechen, geschieht dies in unzähligen Situationen, die immer wieder neu, in ihrem kommunikativen Kern aber dennoch gleich sind. Als Akteure wirken wir aufeinander ein. Wir machen Mitteilungen, bauen Beziehungen auf, verändern die jeweils aktuelle Situation, wir arbeiten. Wie wir das mit sprachlichen und technischen Mitteln anstellen, ist Thema dieses Kapitels. Rothkegel.indd 74 24.11.09 11: 34 75 Pragmatik 3.1 Interaktionen im Kommunikationsraum 3.1.1 Was verstehen wir unter Kommunikation? In der Kommunikation wird das Wissen über Produkte „flüssig“. Es wird zum Fließen gebracht im Ping Pong der Interaktion zwischen Menschen. So spricht man von den spezifischen Bedingungen der interpersonalen Kommunikation, die sich von den Eigenschaften der Mensch-Maschine- Interaktion total unterscheiden. Während hier der Informationsaspekt im Vordergrund steht, geht es bei der Kommunikation zwischen Personen in erster Linie darum, dass sie auf dem Weg über die Information aufeinander Einfluss nehmen. Dabei verändern sie die Situationen um sich herum und zugleich sich selbst. Kommunikation verstehen wir als Handeln. Als Instrument für die Ausführung der kommunikativen Handlungen verwenden wir die Sprache. 1 Wir teilen uns Sachverhalte und Ereignisse, Meinungen und Gefühle mit, wir wollen andere überzeugen, sie in ihren Bemühungen unterstützen oder behindern. Wir wollen sie dazu bringen, selbst etwas zu tun, indem wir sie dazu auffordern, oder sie von etwas abhalten, indem wir sie warnen. Wir lassen uns etwas berichten oder erzählen, wir sind mehr oder weniger aufmerksam und reaktionsbereit. Als Akteure sind wir in komplexe Kommunikationssituationen involviert und handeln in wechselnden Rollen. Agieren und Reagieren sind die Basisstrategien, mit denen wir aufeinander einwirken oder einzuwirken versuchen. Dies geschieht mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Zielen, unvermittelt face-to-face oder vermittelt durch Medien sowie im Umfeld der Arbeitswelt. Die Dynamik der Kommunikation ist zu sehen in einem komplexen Bezugssystem einer Vielzahl von Faktoren. In der Metapher des Kommunikationsraums wird dieses Bezugssystem transparent. Räumlich und zeitlich strukturiert entstehen einzelne Kommunikationsereignisse, die im Kommunikationsraum ihre Koordinaten erhalten. Auf diese Weise lassen sie sich isolieren und beschreiben. Abb. 3.1 skizziert die zentralen Komponenten in ihrem Zusammenhang. Im Zentrum stehen die Akteure. Gemeinsam ist ihnen, dass sich ihre kommunikativen Aktivitäten um die Themen Technik und Technikgebrauch drehen. Sie treten in unterschiedlichen Rollen auf. Je nach Produkt sind sie Autofahrer und Verkehrsteilnehmer, Sportler oder Spieler, Hausfrau oder Hausmann und als professionell Arbeitende aktiv in einer Vielzahl beruflicher Tätigkeiten eingebunden. Von Belang sind Faktoren wie 1 Neben der Sprache gibt es weitere Kommunikationsmittel, die als Zeichen fungieren, z.B. visuelle und akustische Zeichen. Rothkegel.indd 75 09.11.09 14: 08 76 Kapitel 3 Wissen, Machbarkeit, Nützlichkeit, Wünschbarkeit, aber auch Wirtschaftlichkeit, Qualität, Komfort und Sicherheit, daneben Prestige und Image sowie Spaß und Ästhetik. Im Hinblick auf die Wissenskommunikation agieren und reagieren sie als Experten, Nichtexperten oder Halbexperten. Als Lerner sind sie Novizen oder Fortgeschrittene. Neben individuellen Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Größe usw. spielen ebenfalls kulturelle Merkmale eine Rolle. Betrachten wir die situativen Bedingungen, so kommen vor allem die Umfelder der Arbeitswelt in Betracht. Auch gesellschaftliche Aspekte sind prägend. Sie treten in Erscheinung u.a. als Gesetzgeber, Normenausschüsse, Verbraucherschutzorganisationen oder politische Einrichtungen. Akteure A A A A A Medien (Vermittlung) Umfelder (Arbeitswelt) Sprachhandlungen Relationen zwischen Akteuren Rollenmerkmale von Akteuren Abb. 3.1 Komponenten des Kommunikationsraums Die Akteure transportieren nicht nur Information im Kommunikationsraum, sondern sie transformieren sie. Ein Sachverhalt wird zur Behauptung, Mitteilung oder Erklärung, zur Empfehlung oder Warnung. Ein komplexer Text wird zur Erzählung oder Argumentation. Diesen Aspekt der Kommunikation bezeichnet man in der Linguistik als Kommunikationsfunktion oder Textfunktion. Während die Inhalte unmittelbar, also in Sätzen und Texten ausgedrückt werden, sind die Funktionen nur mittelbar zu erkennen. Sie müssen aus den Formulierungen der Sachverhalte und dem Kontext erschlossen und interpretiert werden. So ist es z.B. ein Unterschied, ob ein Satz die Funktion der Information hat (Der Kältemitteldampf wird dann vom Kompressor in das Röhrensystem gepresst) oder die Funktion einer Instruktion, was zu tun ist (Regelmäßige Rothkegel.indd 76 09.11.09 14: 08 77 Pragmatik Wartung durch den Hersteller durchführen) bzw. was nicht zu tun ist (Die Teile des Kältemittelkreislaufes nicht beschädigen). Kommunikationsereignisse sind - anders als technische Produkte - nicht unmittelbar sichtbar und beobachtbar. Welche Funktion jeweils zum Ausdruck gebracht wird, muss von den Autoren entsprechend umgesetzt und von den Lesern interpretiert werden. Eine Information wird erst „funktional“ und brauchbar, wenn die Äußerung, in die sie verpackt ist, interpretiert werden kann. Sowohl die Umsetzung seitens des Autors sowie die Interpetation seitens des Lesers sind mit Kommunikationsrisiken verbunden. Leicht können Missverständnisse entstehen, z.B. beim Verwechseln von Beschreiben und Bewerten, von Informieren und Instruieren, von Behaupten und Werben. Diese Aktivitäten des Beschreibens, Instruierens, Bewertens usw. werden in der Linguistik als sprachliche Handlungen oder Sprachhandlungen betrachtet. Sie gelten als die Basiseinheiten der Kommunikation und können komplexe Muster in mündlichen Dialogen wie auch in schriftlichen Texten bilden. Bevor wir uns ausführlich mit ihnen beschäftigen, sollten wir erst noch klären, was wir überhaupt unter Kommunikation verstehen. 3.1.2 Kommunikationsmodelle für Menschen und Technik Der Begriff der Kommunikation ist derartig vieldeutig, dass er eigentlich unbrauchbar wäre, hätte er nicht einen simplen Kern: Sender und Empfänger stehen miteinander in Verbindung durch einen Inhalt, der gesendet bzw. empfangen wird. Diese Basis ist Ausgangspunkt sowohl für Modelle der Kommunikationstechnik als auch der Kommunikationswissenschaft. Das kommunikationstechnische Modell von Shannon/ Weaver (1949/ 1995) differenziert im Weiteren die Komponenten des Kanals (Trägermedium) und mögliche Störungen (Rauschen), die Inhalte werden als Signale spezifiziert. Dieses Modell, häufig ergänzt durch die Aspekte von Rückkopplung und Schleifen, wird auch heute noch zur Darstellung von Informationsflüssen im Betrieb angewendet. Es verfolgt die Bewegung der Information von Punkt zu Punkt, nicht aber die Inhalte und was bei den Akteuren geschieht. Der Inhalt selbst und der Umgang mit ihm im Hinblick auf die Beteiligten sind dagegen von Interesse in kommunikationswissenschaftlichen Modellen (Überblick in Schmidt/ Zurstiege 2007). Auch in diesem Bereich wurde ein Modell aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägend, das Kommunikationmodell von Karl Bühler (1934/ 1982/ 1999). Das Bühler’sche Modell basiert auf einer Sprachtheorie, die den Sprachgebrauch in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellt. Als Ein- Rothkegel.indd 77 09.11.09 14: 08 78 Kapitel 3 heit des Sprachgebrauchs gilt das Zeichen. Die drei Komponenten Sender, Empfänger und das Dargestellte sind weiter spezifiziert in folgender Weise: Die Äußerung des Senders (Sprechers) enthält Informationen über den Sprecher selbst (Symptomcharakter des Zeichens), ist zu verstehen als Appell an den Hörer (Signalcharakter des Zeichens) und wird vermittelt durch symbolische Einheiten (Symbolcharakter der Sprache). Dieser Ansatz ist vielfach aufgenommen und weiterentwickelt worden. Dabei hat die Relation zwischen Sender und Empfänger mehr und mehr die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Dies betrifft vor allem das Verständnis vom Sprechen als Handeln, wobei einerseits der Sender (Sprecher) im Sinne der geäußerten Inhalte auf den Empfänger (Hörer) einwirkt und andererseits zwischen beiden eine soziale Beziehung aufgebaut, stabilisiert oder abgebaut wird. 2 3.1.3 Sprachhandlungen: die Basiseinheiten der Kommunikation Was tun wir, wenn wir sprechen oder schreiben? Was sind sprachliche Handlungen? Wie kann man sie beschreiben und systematisch erfassen? Es gibt mehrere Bezeichnungen, die teils synonym, teils übergreifend verwendet werden: Sprechakt und Sprechhandlung, wenn Gesprochenes und Dialogisches gemeint sind, Sprachhandlung und sprachliche Handlung, wenn die Äußerungen unabhängig von der mündlichen oder schriftlichen Repräsentationsform betrachtet werden. Auch sprechen wir von kommunikativen Handlungen, wenn neben der Sprache andere Zeichensysteme verwendet werden, z.B. Bilder, Töne, Mimik, Gestik. Generell gilt: Immer wenn wir sprechen oder schreiben (und hören oder lesen), handeln wir in bestimmter Weise. Der Titel des bahnbrechenden Werks von John Austin (1962, dt. 1989) „How to do things with words“, formuliert die grundsätzliche Annahme der Sprachhandlungstheorie, die den Sprachgebrauch mit seinen kommunikativen Voraussetzungen und Folgen in den Mittelpunkt des Interesses stellt. Anders als in der Semantik mit der Systematik der Bedeutungsbildung (vgl. Kapitel 2) geht es hier um die Sichtweise der Pragmatik, in der die Äußerungsformen und die Bedingungen ihres Gebrauchs im Kontext 2 Auf die Unterschiede zwischen den technikbezogenen und den personenbezogenen Ansätzen verweist Weingarten (1990), wobei der Titel des Buches „Information ohne Kommunikation“ diesen Unterschied griffig erfasst. Das technische Modell wird u.a. auch in betriebswirtschaftlichen Ansätzen der Kommunikationstheorie verwendet (Sottong/ Müller 1998). Neben Schmidt/ Zurstiege (2007) finden sich weitere Einführungen in Burkart 2007 und Schulz von Thun 2004 mit der Anwendung eines erweiterten Bühler’schen Modells auf Situationen in Wirtschaftsunternehmen. Er verwendet die eingängige Metapher des „Vier-Ohren-Modells“ der Kommunikation, in dem die Beziehung zwischen den Akteuren im Vordergrund steht. Das Modell von Bühler wird ausführlich in Krallmann/ Ziemann (2001) vorgestellt. Der Bereich von Kommunikationsstörungen wird in Fiehler (1998) behandelt. Rothkegel.indd 78 09.11.09 14: 08 79 Pragmatik aufeinander bezogen werden. Von Interesse ist, wie und warum Sprachhandlungen gelingen oder misslingen. Mit dem Wissen über Sprachhandlungen verfügen wir über einen Schlüssel für die Analyse von Kommunikationsproblemen und Fehlkommunikation sowie über Möglichkeiten der Kommunikationsoptimierung. Es ist das Verdienst von Austins Schüler, John Searle (1969, dt. 1971), Kriterien für eine Klassifikation von Sprechakten mit den spezifischen Bedingungen ihres Gelingens vorgelegt zu haben. Dieser Ansatz, der als grundlegend in der Sprachwissenschaft aufgenommen worden ist, hat sich ebenfalls im Bereich der Fachkommunikation (Schröder 2003, Pogner 2001) etabliert und wird unter dem Etikett „Funktionsdesign“ ebenfalls für die Technische Dokumentation proklamiert (Muthig/ Schäflein-Armbruster 2008). Auch wenn leicht einzusehen ist, dass Sprachhandlungen ein wichtiges Instrument der Kommunikation sind, ist es nicht so offensichtlich, welche Handlungen in den aktuellen Kommunikationsereignissen ausgeführt werden und woran wir das erkennen können. Im Folgenden beschäftigen wir uns mit der Unterscheidung von Handlungen wie Anleiten, Auffordern, Beschreiben, Berichten, Begründen, Definieren, Erklären, Vergleichen, Empfehlen, Raten/ Abraten, Warnen. Aber auch Werben und Wettbewerben, Bewerten und Kommentieren wie auch Argumentieren, Versprechen und Sich-Verpflichten kommen vor. Sie bilden typische Kombinationen und Sequenzen, in denen das Produktwissen monologisch oder dialogisch kommuniziert wird. • Lokution: Vorsicht! Starke Hitzeentwicklung. Lexik: Vorsicht (Signalwort) starke Hitzeentwicklung (Nominalgruppe) Syntax: Imperativsatz aus verkürztem Hauptsatz (Starke Hitzeentwicklung bei Objekt x ist möglich.) • Proposition: (a) achtsam sein (Akteur, auf (b)) (b) entwickeln (Objekt, starke Hitze) • Illokution: WARNEN (Gefahr) • Perlokution: Akteur hält sich fern vom Objekt Abb. 3.2 Vier Ebenen der Sprachhandlung Machen wir uns zunächst einmal klar, was wir unter Sprachhandlungen im linguistischen Sinn verstehen. Der Ansatz von Searle (1969) hilft uns dabei. 3 Sprachhandlungen weisen eine interne Struktur mit vier Ebenen 3 Zur Einführung sei auf Hindelang (2000) und Staffeldt (2008) verwiesen. Eine ausführliche Einordnung in verschiedene Sprachtheorien liegt mit dem dreibändigen Buch von Ehlich (2007) vor. Rothkegel.indd 79 09.11.09 14: 08 80 Kapitel 3 auf: die Lokution als hörbzw. sichtbare Äußerung (lekikalische und syntaktische Form), die Proposition als der geäußerte Sachverhalt, die Illokution als die Bewirkungsabsicht des Sprechers im Hinblick auf den Hörer (also die eigentliche Handlung) und die Perlokution als die erzielte Wirkung. Abb. 3.2 demonstriert die vier Ebenen in schematischer Darstellung anhand der Äußerung: Vorsicht! Starke Hitzeentwicklung. Gegenstand der linguistischen Systematik ist die Verbindung von Lokution, Proposition und Illokution. Die Perlokution, die wie die anderen drei Ebenen immer mit vorhanden ist, bleibt in unserem Zusammenhang außer Betracht. Sie gehört zum menschlichen Verhalten und damit in den Untersuchungsbereich der Psychologie. So kann im Beispiel für Abb. 3.2 nicht vorausgesagt werden, ob sich der Hörer tatsächlich entsprechend der Warnung verhält und sich, wie in der Illokution vom Sprecher intendiert, vom Objekt entfernt hält. Von linguistischem Interesse ist dagegen das Miteinander von Lokution (Form), Proposition (Inhalt) und Illokution (Funktion). Nach Searle (1969) lassen sich die Sprechakte auf der Basis der folgenden Kriterien klassifizieren: (a) Der illokutionäre Zweck (illocutionary point) entspricht den kommunikativen und praktischen Absichten, die ein Sprecher im Hinblick auf den Hörer verfolgt. Die Frage ist, wer ist wie involviert. (b) Es geht um die psychologische Einstellung (psychological state) zum Sachverhalt, die der Sprecher durch den Sprechakt zum Ausdruck bringt; (c) Es geht um die Entsprechungsrichtung (direction of fit), d. h. die Relation zwischen Inhalt und (Welt-)Zustand. Zwei Möglichkeiten gibt es: Die Realität ist Ausgangspunkt und die Äußerung folgt ihr, oder die Äußerung ist Ausgangspunkt und die Realität wird entsprechend hergestellt. Auf der Grundlage dieser Kriterien hat Searle (1969) fünf Sprechaktklassen unterschieden. So ist es möglich, dass wie einzelne Äußerungen spezifizierten Funktionen zuordnen können, die wir mit den entsprechenden Verben wie BERICHTEN , BESCHREIBEN , GARANTIEREN , LOBEN , MITTEILEN , VERSPRECHEN , ZUSCHREIBEN usw. benennen. Solche metasprachlichen Ausdrücke werden im Folgenden durch Großschreibung gekennzeichnet. Mit der Identifikation und Differenzierung von Sprachhandlungen verfügen wir über ein Instrument, das eine Brücke zwischen den sprachlichen Äußerungen und ihren situationsgebundenen Bedeutungen ermöglicht. Im nächsten Abschnitt veranschaulichen wir die fünf Sprechaktklassen anhand von Beispielen aus dem Bereich der Technikdokumentation, die wir jeweils mit einer kurzen Analyse kommentieren. Rothkegel.indd 80 09.11.09 14: 08 81 Pragmatik 3.2 Die Searle’schen Sprechaktklassen in der Technikdokumentation Ob sich die theoretisch bestimmten Sprechaktklassen in der Praxis der Kommunikation wieder finden lassen? Wir machen einen Versuch. Beispiele zeigen auf, was in der Kommunikation geschieht. 3.2.1 Klasse I (Repräsentativa): Sagen, was der Fall ist. Es geht um Darstellungshandlungen mit Informationsfunktion und folgenden Kriterien: (a) Der Sprecher möchte bewirken, dass der Hörer etwas weiß, was ihm vorher unbekannt war. (b) Die Einstellung zum Sachverhalt ist zu charakterisieren als Wissen oder Meinen. (c) Die Welt wird sprachlich abgebildet, wie sie seitens des Sprechers gesehen und eingeschätzt wird. Die Proposition entspricht den Tatsachen. Die Repräsentativa sind die umfangreichste Klasse. Gehen wir von einem Kommunikationsmodell aus, in dem der Sprachgebrauch eine zentrale Rolle spielt, beziehen sich die kommunikativen Handlungen dieser Klasse auf die Darstellung von Inhalten, z.B. BEHAUPTEN , BESCHREIBEN , DEFINIEREN , ERLÄUTERN , KOMMENTIEREN , ZUSAMMENFASSEN . BESCHREIBEN (Grohe, Technische Produktinformation Spültischbatterie) (1) Diese Armatur ist mit einer Mengenbegrenzung ausgestattet. (2) Damit ist eine stufenlose Durchflussmengenbegrenzung um bis zu 50% möglich. (3) Werkseitig ist der größtmögliche Durchfluss voreingestellt. Analyse: Beschreibungen zielen auf ein seitens des Schreibers angenommenes Wissensdefizit des Lesers. Was die Art der Inhalte betrifft, geht es um eine Ganzes-Teil-Relation in (1) und um die Spezifikation der Eigenschaften des hervorgehobenen Teils in (2) und (3). DEFINIEREN als Inhaltsdefinition (Produktinformation zu COSIMA 2.1, Software, Dokufy 2004/ 2005): (1) COSIMA ist ein Redaktionssystem (2) zur modernen Erstellung, Verwaltung und Produktion von technischen Dokumenten. Analyse: Beim Definieren wird ein Objekt (konkret oder abstrakt) einer Klasse zugeordnet (1) mit zusätzlicher Angabe von Merkmalen (2), die es Rothkegel.indd 81 09.11.09 14: 08 82 Kapitel 3 von den anderen Mitgliedern der Klasse unterscheidet. Es geht um Abgrenzung und Unterscheidung sowie um die Einordnung in eine begriffliche Ordnung des jeweiligen Referenzbereichs. In der Negation geht es dagegen um Klassenausschluss: DEFINIEREN mit Klassenausschluss (ADACmotorwelt, Sonderheft, 4/ 2008, 9) In manchen Ländern wie z. B. Österreich sind M+S-Reifen mit weniger als vier Millimetern Profiltiefe nach den Buchstaben des Gesetzes gar keine Winterreifen mehr. PARAPHRASIEREN (Günther/ Schlenker-Schulte 2006, 11; Barrierefreiheit in den Medien) (1) Eine barrierefreie Webseite ist somit eine Internetseite, die problemloses Lesen und Navigieren mit den derzeit zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln ermöglicht. (2) Grundsätzlich gilt: Je mehr JavaScript, Animationen, Flash und ähnliche Elemente verwendet werden, desto eher wird die Webseite nicht barrierefrei sein.. Analyse: Beim Paraphrasieren sagt man dasselbe noch einmal mit anderen Worten. So wird in diesem Beispiel in (1) gesagt, was der Fall ist und in (2), was nicht der Fall ist. Dieses Verfahren eignet sich für die Erläuterung von Fachbegriffen, wobei formal das Muster der Definition verwendet wird. BEWERTEN (positiv bis negativ; aus Testbericht zum Objekt Automobil, Brigitte 20/ 2008, Autor: D. Kilian) (1) Endlich hat man mal bei der Entwicklung eines neuen Autos auf eines dieser fest eingebauten Navigationssysteme verzichtet, die schweineteuer und meist schon veraltet sind, wenn der Wagen ausgeliefert wird. Stattdessen hat der neue X auf dem Armaturenbrett eine Steckvorrichtung für ein mobiles Tomtom-Navi […]. (3) Das finde ich großartig. […] (4) Der Innenraum ist eher unauffällig gestaltet, (5) das Armaturenbrett selbst für mich, der ich wahrlich kein Freund der tausend Knöpfe bin, extrem spartanisch geraten. Analyse: Bewertungen ordnen einem Objekt oder Sachverhalt eine positive oder negative Einschätzung gemäß einer zugrundegelegten Norm zu, an der sich der Sprecher bzw. Schreiber orientiert. Diese Norm enthält einen Maßstab mit positiven und negativen Werten, die sich auf einer Skala verteilen. Unser Beispiel bezieht sich auf einen Testbericht in einer Frauenzeitschrift, die sich mit einer Reihe von Alltagsthemen beschäftigt. Dazu gehört auch das Thema Auto. Der Autor, der über seinen Test berichtet, Rothkegel.indd 82 09.11.09 14: 08 83 Pragmatik ist namentlich aufgeführt. Der verwendete subjektive Maßstab wird durch die gewählte Ich-Form deutlich gemacht (3). Die Bewertungen selbst werden durch Attribute in Form von Adjektiven bzw. Adverben ausgedrückt. In (1) entsteht eine positive Einschätzung aufgrund des Nicht-Vorhandenseins eines Objekts, dem die negativ besetzten Eigenschaften schweineteuer und veraltet zugeordnet werden. In den negativen bis neutralen Bereich der hier gewählten Skala gehören die als Adverben realisierten Attribute unauffällig und spartanisch. Insgesamt erscheint die Bewertung mit sowohl positiven als auch neutralen bis leicht negativen Wertzuordnungen als moderat. BEWERTEN (negativ bis positiv) (Auszüge aus Testbericht zu Navigationsgeräten) (ADACmotorwelt 12/ 2008, 46; Autor: K. Brieter) (1) Zwölf aktuelle Navigationsgeräte im Test: (2) Perfekt war keines, manche zeigten inakzeptable Schwächen - die unzureichende Befestigung eines Geräts kann sogar gefährlich werden. [Auflistung der Mängel]: (3) schlechter Bildaufbau mit Grafikfehlern; sehr kurze Akkulaufzeit; langsame Reaktion bei Zieleingabe; nervende Bestätigungsansage; Routenführung zum Teil falsch; Menüstruktur manchmal unklar; (starke) Vibrationen; wackelige Halterung; Eingaben nicht intuitiv; (4) nur ein Teil des auf der Verpackung angegebenen Kartenumfangs ist installiert; kein Spurassistent; [Auflistung positiv bewerteter Punkte]: (5) gute Bildschirmaufteilung; einfache Bedienung; kompaktes Gehäuse; (6) Fahrspurempfehlung; Diebstahlschutz durch PIN-Eingabe; zeigt Umweltzone an; Analyse: (1) und (2) bilden den Vorspann eines Testberichts, der in einer Clubbzw. Fachzeitschrift abgedruckt ist. Der angelegte Bewertungsmaßstab wird explizit und als verschärft aufgeführt. Die festgelegten Kategorien (u.a. Handhabung, Bedienungsanleitung, Montage, Gerätebedienung, Akkulaufzeit, Navigation, Sprachausgabe, Grafische Darstellung, Routenführung) sowie eine Notenskala sichern die Vergleichbarkeit. Tester (Techniker) und Autor sind nicht identisch. Die Bewertung insgesamt fällt eher negativ aus (Generell zeigt der Test, dass etliche Hersteller ihre Hausaufgaben nicht erledigt haben.) Die negative Bewertung wird vor allem durch „negative“ Adjektive wie schlecht, kurz, langsam, nervend, falsch, unklar, wackelig ausgeführt (3) oder durch Hinweise auf Fehlen eines als positiv bewerteten Objekts (4). Dennoch gibt es positive Bewertungen, die entsprechend Rothkegel.indd 83 09.11.09 14: 08 84 Kapitel 3 durch „positive“ Adjektive wie gut, einfach, kompakt ausgedrückt sind (5) oder durch Nennung von erwünschten Funktionalitäten (6). Bewertungen können, anders als in Testberichten, auch indirekt ausgedrückt sein. So gibt es z.B. Anwenderberichte in Fachzeitschriften, die von den Herstellern initiiert sind und die die Gebrauchsanleitungen mit werbender Funktion ergänzen. 4 3.2.2 Klasse II (Direktiva): Was die Anderen tun sollen Für Aufforderungshandlungen und Quasi-Aufforderungen gelten folgende Kriterien: (a) Sprecher möchte die Welt in seinem Sinn verändern und richtet Forderungen an den Hörer. Der Hörer soll eine Handlung ausführen. (b) Als Einstellung zum Sachverhalt gilt eine Wunschhaltung. (c) Die Tatsachen sollen entsprechend der Proposition geändert werden. Instruktionen sind die dominierenden Sprachhandlungen in Gebrauchs- und Bedienungsanleitungen. 5 Als Anleitungshandlungen unterscheiden sie sich von den Aufforderungshandlungen im eigentlichen Sinn, z.B. BITTEN oder FRAGEN , dadurch, dass es nicht sinnvoll ist, von sozialen Sanktionen zu reden, wenn die Hörer oder Leser den erwünschten Handlungen nicht nachkommen. So erwartet man auf eine Frage eine Antwort, auf eine Bitte eine Zustimmung und eine dazu passende Aktion oder eine Ablehnung. Reagiert der Hörer nicht in entsprechender Weise, kann die Reaktion eingefordert werden (z.B. Warum antwortest Du mir nicht? ). Auch kann der Hörer generell die Kommunikation blockieren und seine Nicht-Bereitschaft signalisieren (z.B. Ich möchte jetzt nicht über dieses Thema sprechen.) Dies ist anders bei Instruktionen. Möchte man einen Staubsauger benutzen, so wäre es lächerlich, in ähnlicher Weise auf eine Anleitung zu reagieren. Insofern haben Anleitungen eher eine Informationsfunktion als eine Aufforderungsfunktion. Was sie dennoch mit ihnen gemeinsam haben, ist die Gerichtetheit auf mögliche zukünftige Aktionen der Leser oder Nutzer sowie den Aspekt der Entsprechungsrichtung. Die Äußerungen beziehen sich auf erwünschte Veränderungen von Objekten und Sachverhalte. Dabei ist es aber eher der Wunsch des Nutzers als der des Produzenten, aus dessen Sicht die Anleitung produziert wird. In diesem Sinne sind Instruktionen als Quasi-Aufforderungen zu betrachten. 4 Die Darstellung des Anwenderberichts als „Success Story“ ist in Weissgerber (2007) untersucht. 5 Zur direktiven Kommunikation vgl. Göpferich (1996, Kraftfahrzeugtechnik), im Technikbereich weiterhin Satzger (2002), Damm (2005), zu Fragen Yang (2003). Rothkegel.indd 84 09.11.09 14: 08 85 Pragmatik Warum sie leicht zu den Aufforderungen gezählt werden, ist die Tatsache, dass sie morphosyntaktisch wie Aufforderungen ausgedrückt werden, z.B. durch infinitivische Imperative. Deutlich wird damit die Unterscheidung von Aufforderungshandlung (Ebene der Pragmatik) und die Ausführung durch einen Aufforderungssatz oder andere Satzmuster (Ebene der Syntax). Beispiele für Direktiva sind u.a. AUFFORDERN , BITTEN , FRAGEN , RATEN , WARNEN , WERBEN . ANLEITEN (Gebrauchsanleitung, Siemens Staubsauger elektronic 1300) (1) Anschlusskabel in der erforderlichen Länge aus dem Gerät herausziehen und an das Netz anschließen. (2a) Das Auslösen der Sicherung ist vermeidbar, (2b) indem Sie vor dem Einschalten des Gerätes […] und erst danach eine höhere Leistungsstufe wählen. (3) Staub, Fäden, Fusseln und Haare werden gründlich entfernt, Teppiche durch Bürstsaugen aufgefrischt und der Flor gelockert. (4) Bürstsaugen nur mit voller Saugkraft. (5) Spannung: siehe Typenschild auf der Unterseite des Gerätes. Analyse: Anhand dieses Beispiels betrachten wir die verschiedenen syntaktischen Möglichkeiten, in denen Anleitungen ausgedrückt sein können. (1) ist realisiert in Form des imperativischen Infinitivs, der neben dem Imperativ selbst als Standardformulierung gilt. (2) entspricht einer impliziten Anleitung. Umformuliert könnte sie lauten wie folgt: Sie können das Auslösen der Sicherung vermeiden, indem […] oder Vermeiden Sie das Auslösen der Sicherung, indem […]. (2a) bezeichnet die Handlungsstrategie, während (2b) die Ausführung angibt. Die Handlungsoptionen sind in (3) durch das Passiv realisiert. Hier geht es um die möglichen und erwünschten Resultate in der Objektperspektive: entfernter Staub, aufgefrischter Teppich, gelockerter Flor. (4) verwendet wiederum den imperativischen Infinitiv, der implizit den Akteur enthält. Dies ist üblich und stellt kein Kommunikationsproblem dar. Was interessant ist, ist die Verwendung der Partikel nur. Damit wird die Anleitung zu einer Warnung. Nur impliziert die Möglichkeit von Alternativen, d.h. es sind auch geringere Saugkraftstärken verfügbar. Diese dürfen aber nicht verwendet werden, weil sie zu unerwünschten Ergebnissen (Verluste, Schäden) führen, die es zu vermeiden gilt. (5) enthält einen expliziten Imperativ, der sich allerdings nicht auf eine Handlungsoption im Rahmen der unmittelbaren Gerätenutzung bezieht, sondern auf eine Leseaufforderung. Ein Infinitiv wäre bei dieser Verwendung eine Abweichung (*auf das Typenschild schauen! ). Auch geht es nicht um die Anleitung zu einer mit dem Verb sehen ausgedrückten Handlung, Rothkegel.indd 85 09.11.09 14: 08 86 Kapitel 3 sondern um die Aufforderung zu einem Vergleich von Daten: Produktdaten und Daten des Nutzungskontextes. Was weiterhin implizit bleibt, ist der folgende Sachverhalt. Bei Übereinstimmung kann die Gerätenutzung fortgesetzt werden. Bei Nicht-Übereinstimmung ist die Gerätenutzung nicht gestattet. Es kann eine unerwünschte, weil gefahrvolle Situation entstehen. Auch hier liegt implizit eine Warnung vor. Leseaufforderungen haben einen Sonderstatus im Bereich der Instruktionshandlungen. Die Aktionen bzw. Interaktionen an und mit der Maschine sind gekoppelt mit einem Referenzsystem, das als sprachlich oder visuell ausgeführter Wissenstransfer selbst den Gegenstand der Aufmerksamkeit bildet. Häufig befindet sich der Verweis auf Lesbares am Gerät selbst wie im nächsten Beispiel. Referenzobjekt ist ein Aufkleber oder ein Schild, das für die Identifikation durch den Leser klassifiziert ist, so als Typenschild in (1) oder als Leistungsschild in (2). LESEAUFFORDERUNG mit Verweis auf Text am Produkt (Bedienungsanleitung, Bauknecht Kühlschrank KR 2005): (1) Elektrische Anschlussbedingungen und Angaben auf dem Typenschild müssen übereinstimmen. (2) Dieses Gerät ist FCKW- (im Kältekreislauf: R 134a) oder FKW-frei (im Kältekreislauf: R 600a - Isobutan). Detaillierte Angaben siehe Leistungsschild am Gerät. Die Referenz kann sich auch auf Beschriftungen in Bildern beziehen wie im nächsten Beispiel. Bei dieser Verweisart werden so genannte Referenzbuchstaben bzw. Referenzziffern verwendet. Das Verfahren ist bereits durch Leonardo da Vinci eingeführt worden und wird seit dieser Zeit in der Verbindung von Fließtext und Abbildungen angewendet. LESEAUFFORDERUNG mit Referenzzeichen (Grohe, Technische Produktinformation, Spültischarmatur) (1) 1. Hebelunterteil (B) herunterziehen, siehe Abb. 3. (2) 2. Gewindestift (C) mit Innensechskantschlüssel 3mm lösen, siehe Abb. 4. (3) 3. Hebel (D) abziehen. (4) 4. Kappe (E) abschrauben. (5) 5. Veränderung des Durchflusses durch Drehung der Innensechskantschraube mit einem Innensechskantschlüssel 1,5 mm. […], siehe Abb.5. In einer dritten Art gilt die Leseaufforderung der vorliegenden Dokumentation. In den beiden folgenden Beispielen unterscheiden wir zwei Fälle. In (1) haben wir es mit einem üblichen Seitenverweis innerhalb eines Textes zu tun. Solche Verweise bilden die thematische Strukturierung im Text Rothkegel.indd 86 09.11.09 14: 08 87 Pragmatik ab, wobei Überschriften und Seitenzahlen als Referenzsystem verwendet werden. Hier ist die Leseaufforderung in eine Empfehlung eingebunden. Empfehlungen sind dadurch charakterisiert, dass eine Präferenz aus mehreren Handlungsalternativen angegeben wird. In (2) wird generell auf einen Text bzw. einen Teiltext zusammen mit einer Sanktionsankündigung verwiesen für den Fall, dass die Aufforderung von den Nutzern nicht beachtet wird. Insofern haben wir es hier mit einer echten Aufforderungshandlung und nicht mit einer Quasi-Aufforderung zu tun. LESEAUFFORDERUNG mit Referenz auf Teil- oder Gesamtdokumentation (1) Referenz auf Überschrift, Seitenangabe (Handbuch, Photoshop 7.0, 57). Über das Dateiinformationsfeld am unteren Rand des Anwendungsfensters […] können Sie sich die aktuelle Bildgröße anzeigen lassen. (Siehe „Anzeigen von Datei- und Bildinformationen“ auf Seite 42.) (2) Referenz auf Gesamtbzw. Teiltext mit Sanktionsankündigung (Bedienungsanleitung, Bauknecht Kühlschrank KR 2005) Lesen Sie bitte vor Inbetriebnahme des Gerätes die in der Gebrauchs- und Montageanweisung aufgeführten Informationen sorgfältig durch. Gebrauchs- und Montageanweisung ggf. für Nachbesitzer sorgfältig aufbewahren. Der Hersteller haftet nicht, wenn die nachstehenden Hinweise nicht beachtet werden. Es zeigt sich, dass Anleitungen in komplexen Handlungsgefügen und unterschiedlichen Formulierungen realisiert sind. Dies mag mit dazu beitragen, dass Dokumentationen mit instruktivem Charakter hohe kognitive Anforderungen an die Leser stellen. Dabei kommen unterschiedliche Grade der Explizitheit zum Tragen, die das Verstehen und Identifizieren der betreffenden Sprachhandlung erleichtern (höhere Explizitheit) bzw. erschweren (höhere Implizitheit). Auf einige Muster der Kombinatorik von Anleitungshandlungen in Instruktionen kommen wir im nächsten Abschnitt zurück. Was die Leseaufforderungen betrifft, so möchten wir abschließend nochmals darauf hinweisen, dass es vor allem zwei Aspekte sind, die zu Kommunikationsproblemen führen können. Der eine Aspekt betrifft die inhaltliche Verweisstruktur, die durch Leseaufforderungen hergestellt wird und für deren Verständnis ein erhöhter kognitiver Aufwand vorausgesetzt wird. Der andere Aspekt betrifft die Kooperationsbereitschaft der Leser, sich auf ein „Bündnis“ (compliance) zwischen Hersteller und Nutzer einzulassen. Seitens der Hersteller liegen hierzu rechtliche Verpflichtungen vor, seitens der Leser und Nutzer ist die Situation offen, solange nichts „passiert“. Rothkegel.indd 87 09.11.09 14: 08 88 Kapitel 3 3.2.3 Klasse III (Kommissiva): Zu was sich der Sprecher verpflichtet. Bei den Selbstverpflichtungshandlungen werden folgende Kriterien angewendet: (a) Der Sprecher verpflichtet sich selbst zu zukünftigen Handlungen, die als Veränderungen für den Hörer erwünscht sind. Er legt sich auf eine oder mehrere Handlung(en) fest. (b) Die Sprechereinstellung entspricht einer Verpflichtung. (c) Die Tatsachen sollen an den in der Proposition dargestellten Zustand angepasst werden. Generell gehören zu den Kommissiva Handlungen wie ANBIETEN , DRO- HEN , EINLADEN , GARANTIEREN , SICH VERPFLICHTEN , VERSPRECHEN . Mit Bezug zur Technikkommunikation skizzieren wir mehrere Arten von Selbstverpflichtungen von Herstellern, deren Formulierungen von formell juristisch bis informell reichen und dabei schließlich ins Marketing übergehen. Mit dem Gerätesicherungs- und Produkthaftungsgesetz (GSPG) ist die Technische Dokumentation zum Bestandteil des Produkts geworden. Dies bedeutet, dass der Hersteller in gleicher Weise für das technische Produkt wie für die Dokumentation haftet. Unvollständigkeit der Information, sachliche Unkorrektheit sowie unverständliche Darstellung stehen juristisch gesehen auf der gleichen Stufe wie die Funktionaliät des technischen Produkts. In diesem Kommunikationsumfeld geht es vor allem um Gesetzeskonformität und rechtliche Absicherung des Herstellers. Dafür steht hoch standardisierte, formelhafte Sprache zur Verfügung. Garantiererklärungen 6 wie im nächsten Beispiel sind aus entsprechenden Textbausteinen zusammengesetzt, die auf eine Vielzahl von Produkten angewendet werden. SELBSTVERPFLICHTEN in Form von Garantieleistung mit Einschränkung (Produktinformation, Elektrische Zahnbürste, Braun Oral-B) (1) Wir gewährleisten eine 2-jährige Garantie ab Kaufdatum. (2) Folgendes wird von der Garantie nicht gedeckt: Schäden aufgrund von unsachgemäßer Benutzung, normale Abnutzung oder Gebrauch, vor allem der Aufsteckbürsten, sowie Mängel, die eine unerhebliche Auswirkung auf den Wert oder den Betrieb des Geräts haben. 6 Garantieerklärungen haben nichts zu tun mit der Illokution ERKLÄREN im Sinne von Begründen (Repräsentativa) wie etwas anhand eines Beispiels erklären oder im Sinne von Deklarativa wie sich für befangen erklären. Dies zeigt, dass man vom verwendeten Verb aus nicht auf die Illokution schließen kann. Ein ähnliche Bildung liegt vor bei „Konformitätserklärung“, d.h. der Erklärung der Übereinstimmung mit den Richtlinien der EU, vgl. Beispiel SELBSTVERPFLICHTEN gemäß Konformitätserklärung, auch www.ce-zeichen.de. Rothkegel.indd 88 09.11.09 14: 08 89 Pragmatik Die Nutzer werden gleichermaßen in die Verantwortung und damit in die Entlastung des Herstellers einbezogen: SELBSTVERPFLICHTEN mit Entlastung durch Verantwortungsabgabe an Nutzer (Braun Oral-B, s. o.) Die Garantie erlischt, wenn Reparaturen von unbefugten Personen vorgenommen oder keine Original-Braun-Ersatzteile benutzt werden. Neben der juristischen gibt es eine zweite Schiene, auf der technische Produkte in das gesellschaftliche Umfeld einbezogen werden. Dies betrifft die technischen Standards der „Zunft“, die auf den „Anerkannten Regeln der Technik“ basieren, d.h. auf den Normen, die auf der Grundlage von Einzelfällen durch die Organisationen (DIN, ISO; VDI) festgelegt werden. 7 Die beiden nächsten Beispiele demonstrieren möglichen Formulierungen, mit denen das Versprechen auf die Erfüllung bestimmter Standards im Hinblick auf technisches Funktionieren, Komfort und Sicherheit zusammengefasst wird. Hier wird Bezug genommen auf die Phase im Produktlebenszyklus, in der das Produkt unter der Aufsicht und Verantwortung des Herstellers steht. Der Hersteller verpflichtet sich zu technischem Niveau und Gesetzeskonformität. SELBSTVERPFLICHTEN gemäß Norm/ Gesetz (Bedienungsanleitung, WIK Wasserkocher 9511) Die Sicherheit entspricht den anerkannten Regeln der Technik und dem Gerätesicherheitsgesetz. SELBSTVERPFLICHTEN gemäß CE (Kaufhof, Quartzwecker Everyday) CE Dieser Artikel entspricht allen verbindlichen Normen. Die Konformität (und nicht die Qualität), die mit der CE-Kennzeichnung verbunden ist, wird im nächsten Beispiel explizit ausgedrückt. SELBSTVERPFLICHTEN gemäß Konformitätserklärung (Produktinformation, Braun Oral-B, Elektrische Zahnbürste) Dieses Gerät entspricht den EU-Richtlinien EMC 2004/ 108/ EC und Niederspannung 2006/ 95/ EC. Das folgende Beispiel bezieht sich auf die Schlussphase im Produktlebenszyklus, also die nachhaltige Entsorgung, in die auch der Nutzer einbezogen ist. Während die gesetzlichen Bestimmungen keinen Spielraum lassen, fördern die hier genannten Arten der Selbstverpflichtung das Image und 7 Aus der Erfahrung und in Bezug auf ausgewählte Fälle werden „Regeln der Technik“ abgeleitet. Bei Übereinstimmung mit den Rechtsnormen (Richtlinien, Gesetzen) gelten sie als „Allgemein anerkannte Regeln der Technik“ und finden in den nationalen und internationalen Normen ihren Niederschlag (vgl. www.umweltdatenbank.de/ cms/ lexikon/ lexikon-r/ regeln-der-technik.html). Rothkegel.indd 89 09.11.09 14: 08 90 Kapitel 3 die Selbstdarstellung des Herstellers. In diesem Fall steht die gesellschaftliche Verantwortung im Vordergrund. SELBSTVERPFLICHTEN mit Selbstdarstellung (WIK Wasserkocher 9511) Dieser Wasserkocher ist entworfen worden mit der Absicht, die Materialwiederverwendung zu unterstützen. Alle Materialien sind leicht trennbar und recyclebar. Im letzten Beispiel der Klasse mischen sich die allgemeinen gesellschaftlichen Werte mit den Werten, die aktuell für den Nutzer im Alltag relevant sind. Umweltschutz als unstrittiger Wert steht auf der einen Seite (3), die Bedeutung von Schnelligkeit und Sparsamkeit als aktuelle Werte einer bestimmten Epoche bilden den zweiten Strang (1-2). SELBSTVERPFLICHTEN mit Werbung (WIK Wasserkocher 9511) (1) Schneller als Microwelle oder Herdplatte, spart Energie und Zeit. (2) Zuleitungsunabhängig, volle Bewegungsfreiheit ohne lästiges Kabel. (3) Umweltfreundlich: recyclebare, leicht trennbare Materialien. Abschließend bleibt zu bemerken, dass d ie Selbstverpflichtung mit dem gleichzeitigen image-fördernden Effekt (nach dem Motto: wir richten uns nach den Wünschen der Kunden und den gesellschaftlichen Leitideen) eine werbewirksame Funktion hat. Direktiva und Kommissiva bilden unter dem Aspekt der Werbung eine gemeinsame Konfiguration. 8 3.2.4 Klasse IV (Expressiva): Beziehungsarbeit. Expressionshandlungen beziehen sich auf psychische Einstellungen des Sprechers/ Schreibers zum geäußerten Sachverhalt: (a) Sprecher etabliert und stabilisiert damit soziale Kontakte, indem er (s)eine psychische Einstellung zum geäußerten Sachverhalt ausdrückt. (b) In diesem Fall sind (a) und (b) gleich. (c) Es gibt keine Entsprechungsrichtung, da keine Veränderungen von Objektzuständen stattfinden. Handlungen dieser Klasse beziehen sich auf die Herstellung, Stabilisierung oder Beendigung sozialer Beziehungen. Mit Blick auf unser Kommunikationsmodell ergeben sich drei Möglichkeiten: die Selbstdarstellung (Senderbezug), die Fremddarstellung (Empfängerbezug) sowie die Relation zwischen Sender und Empfänger. Beispiele sind BEDAUERN , BEGLÜCK- 8 Zu den Strategien und Ausdrucksmitteln im Bereich der Werbung vgl. Janich (2003). Rothkegel.indd 90 09.11.09 14: 08 91 Pragmatik WÜNSCHEN , DANKEN , GRÜSSEN , KLAGEN . Wichtig ist: Expressiva entsprechen nicht dem unmittelbaren Ausdruck von empfundenen Gefühlen. Sie werden verwendet, um Gefühle zu formulieren, was in bestimmten Situationen üblich ist. In diesem Sinne sind sie stark konventionalisiert. Beispiele des Alltags sind Grußkarten mit standardisierten Texten für die Beziehungspflege zu bestimmten Anlässen. Expressionshandlungen kommen in der Regel am Anfang von Produktinformationen und Gebrauchsanleitungen vor. Sie stellen eine Art BEGRÜßUNG dar und haben die Funktion von Beziehungsarbeit. Dabei geht es vor allem um Stabilisierung von Vertrauen zwischen Hersteller und Nutzer durch Hinweise auf Qualität und Funktionalität des Produkts. Die Sprachhandlungen finden im so genannten Post-Sale-Bereich statt. Anders als im Pre-Sale-Bereich, wo erst für Aufmerksamkeit und den Kauf des Produkts geworben wird und alle Vorteile und positiven Bewertungen im Vordergrund stehen, geht es hier um die Kundenbindung. Die Kunden müssen nicht mehr überzeugt, sondern bestätigt werden. Informationen zum Produkt sowie Vertrauensarbeit für längerfristige Kooperation stehen im Vordergrund. BEGLÜCKWÜNSCHEN als Vertrauensarbeit (Gebrauchs- und Einbauanweisung, ZANUSSI Glaskeramik-Kochflächen 2226) (1) Lieber Kunde (2) Wir gratulieren Ihnen zum Kauf eines ZANUSSI-Glaskeramik-Kochfeldes. (3) Sie haben damit auf Qualität und Dauerhaftigkeit gesetzt. Analyse: In diesem Beispiel besteht die Sprachhandlung des Beglückwünschens aus mehreren Teilhandlungen. Der Hersteller spricht den Kunden an (1) und lobt ihn (2). Die Handlung des LOBENS ist verbunden mit der Handlung des BEGRÜNDENS in (3), die wiederum gekoppelt ist mit einem impliziten VERSPRECHEN hinsichtlich der Güte des Produkts. Diese wiederum RECHTFERTIGT das Konsumverhalten des Käufers. Insgesamt erscheint BEGLÜCKWÜNSCHEN als ein Bündel von Illokutionen wie LOBEN , BEGRÜNDEN , VERSPRECHEN und RECHTFERTIGEN , die zusammen die Vertrauensarbeit ausmachen. Ob der Kunde diesen Vertrauensvorschuss tatsächlich dem Hersteller entgegenbringt, ist eine Sache der Perlokution, d.h. dies ist von der Äußerung selbst unabhängig. Zum stilistischen Vergleich führen wir ein Beispiel aus einer Gebrauchsanweisung für eine Nähmaschine aus dem Jahr 1962 an. Vorweg gesagt, die Einbeziehung des Nutzers gilt hier in verstärktem Maße. Man kann sogar von einer gewissen Verschiebung der Perspektive ausgehen, zumal die erwartete Haltung der Kundin (hier Besitzer) im Vordergund steht und nicht die des Sprechers. Die Situation könnte in der Weise gedeu- Rothkegel.indd 91 09.11.09 14: 08 92 Kapitel 3 tet werden, dass ihr und nicht dem Sprecher die eigentlichen Expressionshandlungen in der Vertrauensarbeit unterstellt werden (vgl. (3) und (4)). AUSDRUCK-GEBEN der Kundenzufriedenheit (Gebrauchsanleitung, Singer Zickzack-Nähmaschine 402, 1962) (1) Als Besitzer der […] haben Sie eine zuverlässige, leicht laufende Zick- Zack-Nähmaschine, (2) die durch ihre einfache Arbeitsweise hervorragend ist. (3) Sie werden die wirklich bemerkenswerte Nähleistung, sowie die Möglichkeiten, die sie Ihnen bietet, bewundern. (4) Sie werden über die schönen Stiche, ob Geradstich, Zickzackstich oder Motivstickerei, erfreut sein. 3.2.5 Klasse V (Deklarativa): Realität herstellen. Die Realität wird durch die Sprachhandlung erst hergestellt. Zu den Deklarationshandlungen gehören z.B. BENENNEN , ERNENNEN , HEIRATEN , KÜNDIGEN , TAUFEN . Als Kriterien gelten folgende Festlegungen: (a) Sprecher/ Schreiber gibt zu erkennen, was in einem bestimmten institutionellen Rahmen der Fall sein soll. Dies ist allerdings nur möglich auf der Basis seiner festgelegten Position, Rolle und Macht innerhalb eines institutionellen Rahmens. (b) Es gibt keine Einstellungsäußerung. (c) Der geäußerte Sachverhalt und die Realität werden zur Deckung gebracht, d.h. der geäußerte Sachverhalt wird durch die Sprachhandlung hergestellt. Sprachhandlungen dieser Art sind seltener als die anderen. Doch kommen auch sie im Rahmen der Technikkommunikation vor. Auf zwei Phänomene gehen wir im Folgenden kurz ein: die Namensgebung von Produkten und Marken sowie die Patentierung eines Produkts. Die Namensgebung eines Produkts ist Angelegenheit des Marketing und rechtlich geschützt. Neben der juristischen Seite gibt es aber auch eine linguistische. So kommen die Phonetik mit den Aspekten Aussprache, Klang und Rhythmus sowie die Semantik mit der Überprüfung möglicher Konnotationen oder symbolischer Assoziationen ins Spiel. Diese Faktoren können gleichermaßen bei der Übernahme bzw. Übersetzung ein Problem werden, wenn die Produkte im globalisierten Warenverkehr die Ländergrenzen passieren und die Namen in anderen Sprach- und Kulturräumen funktionieren sollen. 9 Die Patentierung eines Produkts erfolgt dagegen nach 9 Die Festlegung und die Übersetzung von Marken-, Firmen- und Produktnamen ist nicht trivial. Die linguistischen Gesichtspunkte werden dargestellt in Lötscher (1992), Fraas/ Klemm (2005), zu interkulturellen Problemen Sergo Bürge (2002). Rothkegel.indd 92 09.11.09 14: 08 93 Pragmatik streng institutionalisierten Regeln und festgelegten Verfahren. Diese werden von eigens dazu beauftragten Personen durchgeführt (Patentanwälte, Patentämter). 10 Die Analysen haben gezeigt, dass alle fünf Klassen der Sprechaktklassifikation nach Searle (1969) in der Technikkommunikation ihren Platz haben. Diese Beobachtung bestätigt wiederum die Tatsache, dass sich Technikkommunikation durch den Inhalt, nicht aber durch den Anteil an Sprachhandlungstypen von anderen Arten des Kommunikationsgeschens unterscheidet. Dennoch besteht die Annahme, dass es bestimmte Präferenzen im Hinblick auf die Kombinatorik von Sprachhandlungen gibt. 3.3 Handlungsmuster: Sequenzen und Dialoge Erst in der Kombinatorik der Illokutionen erhält die Kommunikationssituation ihr Profil. Jetzt wird es noch etwas komplexer, aber nicht komplizierter. 3.3.1 Was haben Teppiche und Kommunikation gemeinsam? Wie sich die Muster im Teppich in immer wiederkehrenden Elementen, Formen und Farben zusammensetzen und als Ganzes wiederholt oder variiert werden, so kommen Sprachhandlungen, abhängig von der Kommunikationssituation, in Mustern der Kombinatorik vor. Mit der Vorstellung vom Muster verbinden sich zwei Konzepte. Einerseits geht es um die strukturelle Zusammensetzung, andererseits um eine Art Vorlage oder Anleitung, die immer wieder verwendet werden können. Was die Struktur betrifft, so haben wir es mit Teilhandlungen (Ganzes-Teil-Relation), Subhandlungen (Über-Unterordnung) und Sequenzen zu tun. Letztere wiederum können monologisch oder dialogisch sein. Im Dialog kommt die Ebene des Sprecherwechsels mit der Sequenz von Aktion und Reaktion hinzu. Hier kommen Interaktionssequenzen zum Tragen, die relativ festgelegt sind. So erwartet man auf eine Frage eine Antwort. Darauf kann wiederum eine Nachfrage folgen. Einer Behauptung folgt eine Bestätigung oder ein Widerspruch, einer Einladung eine Zustimmung oder Ablehnung. Wie die einfachen Sprachhandlungen, so zielen auch komplexe Sprachhandlungsmuster entweder auf die Sache und den Inhalt oder auf die Beteiligten und deren Beziehung zueinander. Das 10 Linguistische Probleme, die mit den rechtlichen Festlegungen einhergehen, werden in Arntz et al. (2004) thematisiert. Vgl. auch www.dpma.de (Deutsches Patent- und Markenamt). Rothkegel.indd 93 09.11.09 14: 08 94 Kapitel 3 jeweilige Muster wird entsprechend der dominierenden Sprachhandlung eingeordnet. Im Folgenden veranschaulichen wir die Prinzipien der Musterbildung anhand von Beispielen, in denen der Aufbau von Themen im Vordergrund steht. Gemeinsam ist ihnen die Gegenüberstellung von zwei thematischen Aspekten, die die Themenentwicklung vorantreibt. Dabei mischen sich Sprachhandlungen, die diese Gegenüberstellung organisieren, mit denen der jeweils dominierenden Illokution. 3.3.2 Komplexe Handlungsmuster: INFORMIEREN, INSTRUIEREN, RAT-GEBEN Muster des INFORMIERENS betreffen folgende Aussagen: Was ist der Fall - was, wann, wie, warum, wozu? Ein geläufiges Muster der Technikbeschreibung ist die historische Gegenüberstellung von „früher“ und „jetzt“. Dabei gibt es die Möglichkeit des Vergleichens. Verglichen wird, inwieweit es Veränderungen gegeben hat und was gleich geblieben ist. Das folgende Textfragment ist ein Beispiel für die Beschreibung des Funktionsprinzips der Nähmaschine auf der Basis dessen, was gleich geblieben ist. INFORMIEREN: Wie funktioniert eine Nähmaschine? (S. Roth, Stern- Journal 44/ 2008, 16) (1) Der Amerikaner Elias Howe entwickelte 1843 die erste Nähmaschine, (2) die es ermöglichte, mehrere Stofflagen zu verbinden - mit Hunderten von Stichen pro Minute. (3) Bis heute entstehen Maschinennähte durch ein Zweifadensystem. (4) Dabei verknüpft sich das Garn, das über den Fadengeber zur Nadel geführt wird, mit dem Unterfaden aus dem Spulengehäuse. Analyse: Das verwendete Muster INFOMIEREN ist dreigliedrig mit den Teilen Einführung des Produkts (1), Beschreibung des Funktionsprinzips (2) und Vergleich (3), der eine Spezifikation einschließt (4). Die Einführung nennt das Produkt und seinen Konstrukteur und ordnet es historisch mit Jahresangabe ein (erste Nähmaschine, 1843). In der Beschreibung wird die Neuheit des Funktionsprinzips angedeutet. Dies wird gleichzeitig mit dem Vergleich zu heute weiter spezifiziert. Muster des Informierens über Objekte sind in der Regel aus Sprachhandlungen des BESCHREIBENS , VERGLEICHENS und SPEZIFIZIERENS zusammengesetzt. Im nächsten Beispiel geht es um das Handlungsmuster INSTRUIE- REN: Was ist zu tun, wozu, warum, wann, mit welchem Resultat? Hier wird der Informationsfortschritt bewerkstelligt durch Sprachhandlungen wie ANLEITEN zur unmittelbaren physikalischen Handlung, BEGRÜNDEN Rothkegel.indd 94 09.11.09 14: 08 95 Pragmatik durch Angabe des Zwecks der Handlung, BESCHREIBEN des Resultats und durch EMPFEHLEN von Alternativen. 11 INSTRUIEREN: Taschenwärmer (Gebrauchsanleitung, CEPEWA Taschenwärmer) (1) Das Metallplättchen im Beutel ein - oder zweimal knicken, (2) damit die Flüssigkeit kristallisiert. (3) Der Taschenwärmer erwärmt sich auf 50o C bis 55o C und kühlt je nach Außentemperatur innerhalb von ca. einer Stunde wieder ab. (4) Durch gelegentliches Kneten hält die Wärme um ca. ½ Stunde länger an. (5) Vor dem nächsten Gebrauch den Taschenwärmer ca. 8 Minuten in kochendes Wasser legen, (6) bis sich die Kristalle wieder vollständig verflüssigt haben. Analyse: Anders als bei Objekten, wo sich als Kontrastierung gleiche Eigenschaften verschiedener Objekte oder verschiedene Eigenschaften gleicher Objekte anbieten, bezieht sich die Kontrastierung beim Beispieltext Taschenwärmer auf verschiedene Modi der zentralen physikalischen Handlung. Hier geht es um die Gegenüberstellung von „in Funktion setzen“ in (1-4) und „außer Funktion setzen“ in (5-6). Die dominierende Illokution ist in (1) im infinitivischen Imperativ ausgedrückt, (2) liefert die Begründung, (3) das Resultat. Die komplexe Sprachhandlung des RAT-GEBENS kommt in Situationen vor, in denen es einen Problemfall gibt. Ausgedrückt wird üblcherweise die Problembeschreibung sowie eine Problemlösung. Wir skizzieren im Folgenden zwei Muster. RAT-GEBEN: Arbeitsmedizinische Aspekte beim Verwenden von Computern (Ratgeber, Verwaltungs-Berufsgenossenschaft Hamburg, 1996 ) (1) Muskelverspannungen und Ermüdungserscheinungen machen vielen Computerbenutzern zu schaffen. (2) Die meisten dieser Beschwerden können jedoch auch durch andere Aktivitäten ausgelöst werden. (3) Wenn Sie beispielsweise in Ihrer Freizeit eine Sportart wie Radfahren betreiben, bei der die Handgelenke stark beansprucht werden (4) und zudem die Tastatur Ihres Computers nicht richtig bedienen, (5) ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass Sie Probleme mit den Handgelenken bekommen. (6) Persönliche Faktoren, wie der allgemeine Gesundheitszustand, die Konstitution oder auch Stress, können ebenfalls dazu beitragen, dass derartige Beschwerden auftreten. (7) Aber natürlich spielen auch die unmittelbaren Arbeitsbedingungen eine Rolle, wenn es um das Wohlbefinden am Arbeitsplatz geht. 11 Zu mündlichen Instruktionen vgl. Fickermann (1994), Jaskolka (2000). Rothkegel.indd 95 09.11.09 14: 08 96 Kapitel 3 (8) Damit die gesundheitlichen Beschwerden nicht auftreten, (9) sollten Sie folglich während der Arbeit und in Ihrer Freizeit stets auf eine körpergerechte Haltung achten und Überanstrengungen vermeiden. Analyse: In Arbeitsmedizinische Aspekte geht es um die Beschreibung des gesamten Problemfeldes, dem eine einheitliche Problemlösung zugeordnet wird. Das Problem wird zunächst in einer Behauptung genannt (1), die durch eine zweite Behauptung ergänzt wird (2), die sich auf die Ursachen des Problems bezieht. Insgesamt werden vier Situationen aufgezählt, die für die Ursachen in Betracht kommen (3, 4, 6, 8) und die in positiver oder negativer Weise mit dem Problem zusammenhängen: Beschwerden in (5) und (7), sowie Wohlbefinden in (9) und Nicht-Beschwerden in (10). Daraus werden Schlussfolgerungen abgeleitet, die einerseits durch ZU- RATEN in (11: körpergerechte Haltung) und ABRATEN in (12: Überanstrengung vermeiden) ausgeführt sind und die die Problemlösung darstellen. Insgesamt gehören folgende Sprachhandlungen zu dieser Ausprägung des Musters RAT-GEBEN : BEHAUPTEN , BESCHREIBEN von Situationen und ZURATEN bzw. ABRATEN als FOLGERN . ZURATEN , das die Vermeidung von Negativfolgen bei möglichen Alternativen einbezieht, ist dringlicher als EMPFEHLEN , das lediglich eine Präferenz wegen bestimmter Vorteile kennzeichnet. ZURATEN ist das positive Pendant zum negativen ABRATEN . Im nächsten Textbeispiel wird dem Problem eine nochmal höhere Dringlichkeit zugeordnet. Anstelle des ABRATENS tritt hier als Schlussfolgerung das WARNEN vor einer Gefahr. RAT-GEBEN mit WARNEN: Erlaubt, aber nicht ratsam (ADACmotorwelt, Sonderheft, 4/ 2008, 9) (1) Der in vielen Fällen penible und detailverliebte Gesetzgeber lässt den Autofahrern bei der Wahl der Bereifung überraschend viele Möglichkeiten. (2) Allein die Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern und das Verbot der Mischbereifung sind festgeschrieben. (3) Eine Mischbereifung wäre, wenn man Reifen der radialen Bauweise mit Diagonal-Reifen kombiniert. (4) Obwohl es nicht verboten ist, muss auch dringend davon abgeraten werden, Sommer- und Winterreifen am Fahrzeug zu kombinieren. (5) Die Eigenschaften dieser beiden Reifenarten sind aufgrund ihres speziellen Anforderungsprofils nicht zu vergleichen. (6) Die unterschiedlichen Haftwerte können zu einem unkalkulierbaren Kurvenverhalten führen, (7) beispielsweise dem plötzlichen Ausbrechen des Fahrzeughecks in rasant gefahrenen Kurven. Rothkegel.indd 96 09.11.09 14: 08 97 Pragmatik (8) Aber auch beim Bremsen können Situationen entstehen, (9) bei denen das Fahrzeug plötzlich ins Schleudern kommt. (10) Optimale Fahreigenschaften lassen sich nur mit gleichwertigen Reifen erzielen. Analyse: Kontrastiert sind solche Situationen, die als Vorschrift erfasst sind und solche, die nicht als Vorschrift erfasst sind, obwohl auch sie gleichermaßen eine Gefahrenquelle darstellen. Der Informationszuwachs ist darauf gerichtet, diese Lücke seitens des Gesetzgebers durch Ratgeberhandlungen zu kompensieren. Ähnlich wie im vorigen Beispiel sind folgende Sprachhandlungen vertreten: BEHAUPTEN in (1 und 2) sowie mit einer begrifflichen Erläuterung in (3). (4) ist als WARNEN zu interpretieren, auch wenn die Formulierung muss dringend abgeraten werden verwendet wird. In (5) schließt sich die Begründung an. Das Teilmuster WARNEN ist bestimmt durch das NENNEN von Gefahrenquelle, Folgen und Maßnahmen der Vermeidung. Dies geht über das schwächere ABRATEN hinaus, bei dem die Verbindlichkeit fehlt. Im Text werden zwei Fälle genannt, die im Hinblick auf Gefahrenquelle und Folgen beschrieben werden (6 und 7 sowie 8 und 9). Die Maßnahmen sind in (10) zusammengefasst. 3.3.3. Dialogische Strukturen im Kommunikationsraum Wenn wir miteinander reden, verändert sich etwas. Wir führen Sprachhandlungen aus, die die jeweilige Situation zu einer anderen macht. Die Art der Handlung bestimmt, welche Veränderung der Kommunikationssituation stattfindet. Diese kann informations- oder personenbezogen sein. So kann es zu Informationsflüssen kommen, die die Akteure im Wechsel ihrer Interaktionsrollen erzeugen. Oder es geht um die beteiligten Personen, die im Rahmen der Imagearbeit Selbst- und Partnerdarstellung betreiben und die Beziehung zueinander aufbauen bzw. stabilisieren oder wieder beenden. In der realen Kommunikation kommen die verschiedenen Aspekte, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung, immer zusammen vor. Wie einige der oben aufgeführten Beispiele gezeigt haben, mischen sich Selbst- und Kundendarstellung mit den Informationen zum jeweiligen Produkt, das ja auch als Ware gesehen wird. Uns interessiert im Folgenden, auf welche Art und Weise Information und Informationsflüsse durch die im Dialog entstehenden Interaktionsstrukturen erzeugt und getragen werden. Verteilen sich die Sprachhandlungen auf zwei oder mehrere Sprecher, entstehen dialogische Strukturen. Auch wenn die Kommunikationssituation die jeweilige Ausprägung beeinflusst, gibt es unabhängig davon allgemein geltende Eigenschaften. In der Theorie behandelt man solche Strukturen Rothkegel.indd 97 09.11.09 14: 08 98 Kapitel 3 in verschiedenen Perspektiven. So sind es einmal die Sequenzen und mögliche Sequenzmuster von Sprachhandlungen, die für die Dialoganalyse interessant sind (Weigand 2004). Die Organisation des Sprecherwechsel untersucht man vor allem in der amerikanisch geprägten Konversationsanalyse (Überblick in Fritz/ Hundsnurscher 1994). In der Gesprächslinguistik betrachtet man dagegen den Dialog als Textform, in der sich Inhalte und Themen entfalten (Brinker/ Sager 2006). Alle drei Aspekte sind für die Aktivitäten im Kommunikationsraum der Technikkommunikation relevant. Insofern werden sie kurz erläutert, bevor wir sie anhand eines Analysebeispiels veranschaulichen. In Abb. 3.3 sind die Kategorien für Analyse und Beschreibung aufgelistet. • Äußerung: o sprachliche Äußerungen (Inhalte) o Kontaktsignale (back-channel-behavior): • Hörersignale: ja, mhm, genau, eben, mimisch-gestisch, Einstellungsbekundung (ist ja unglaublich) • Vergewisserungssignale von S: nicht? , verstehst du? • Gesprächsschrittübernahme: ja, also • Gliederungssignale (Gliederung des Themas) • Schritt (Zug/ “turn“): solange S spricht • Sprecherwechsel: Organisation des Sprecherwechsels (turn taking) o Art des Zustandekommens: durch Fremdzuweisung (Wort erteilen) oder o Selbstzuweisung (Wort ergreifen) o Art des Verlaufs: glatter Wechsel, Wechsel nach Pause, Wechsel nach Unterbrechung • Sequenz: Sprechaktsequenzen (Modell: Aktion - Reaktion) • Phase: o Gesprächseröffnung (Begrüßung) o Gesprächsverlauf (Themeneinführung, -fortsetzung, -wechsel, -abschluss) o Gesprächsbeendigung (Fazit, Dank, Verabschiedung, Neuvereinbarung) • Image: Selbstbild und Partnerbild (Konstruktion/ Dekonstruktion) Abb. 3.3 Beschreibungskategorien für die Dialoganalyse Im Dialog ordnet sich die Kombinatorik der Sprachhandlungen in die Interaktionssequenz mit dem Sprecherwechsel ein. Die Muster solcher Sequenzen sind zwei- oder dreigliedrig. Dem initiierenden Sprechakt folgt ein reaktiver bzw. respondierender Sprechakt. So initiiert eine Frage eine Antwort oder eine Nachfrage, auf eine Behauptung folgt eine Bestätigung oder Widerspruch, auf einen Vorwurf folgt eine Rechtfertigung, auf eine Attacke eine Verteidigung oder ein Gegenangriff. Man geht in der Theorie davon aus, dass unsere Kommunikation in dieser Weise organisiert ist und durch eine überschaubare Reihe derartiger Sequenzen beschrieben werden kann. Dies gilt sowohl für mündliche als auch für schriftlich fixierte Dialoge (Sander 2002). Rothkegel.indd 98 09.11.09 14: 08 99 Pragmatik In der Konversationsanalyse ist das mündliche, synchrone Gespräch Gegenstand der Untersuchung. Das wissenschaftliche Interesse richtet sich hier auf die Sprecher- und Hörerrolle, die abwechselnd von den Beteiligten in der Interaktion übernommen wird. Die Organisationsstruktur solcher Übernahmen steht im Mittelpunkt der Analyse. Interaktionen ohne Sprecherwechsel werden als monologisch bezeichnet. Als Beispiel für die mündliche Variante kann ein Vortrag (ohne Diskussionsteil), für die schriftliche Variante jeder in sich abgeschlossene Text gelten. Mischformen entstehen bei zusätzlichem technischen Einsatz, etwa durch gleichzeitige Präsentation von fixierten Bildern oder einer schriftlich fixierten Powerpoint-Präsentation. Die Merkmale für Kommunikationsformen wie [flüchtig] und [veränderbar] lassen sich parallel zuordnen zu [nicht fixiert] und [fixiert]. So kann eine Äußerung im mündlichen Gespräch nicht rückgängig gemacht werden. Ein fixierter Text dagegen kann beliebig oft verändert werden. Mit Blick auf die Praxis bevorzugt man bestimmte Gesprächstypen, auf die die jeweiligen Analysemethoden angewendet werden. Dazu gehören u.a. Beratungsgespräche (Brünner 2000) und Reklamationsgespräche (Schnieders 2005). Auch Interviews bilden Untersuchungsgegenstände. Interviews sind beliebt und häufig in der Experten-Nichtexperten- Kommunikation. Die dialogische Vermittlung von Wissen erscheint attraktiver als die Vermittlung in monologischer Form. Gleichzeitig bietet sie Experten die Gelegenheit, das Image ihres Expertentums zu pflegen. Sandig (2007) stellt anhand von Beispielen linguistische Merkmale zusammen, die als Indikatoren für Expertentum in Frage kommen. Bogner et al. (2005) verweisen auf Methoden für Experteninterviews. Die folgende Analyse bezieht sich auf ein verschriftliches Experteninterview. Interview: Flugzeuge fallen nicht vom Himmel (Interview, ADACmotorwelt 1/ 2009, 87) Vorspann: Lufthansa-Pilot D.D. versucht in Seminaren, Menschen die Flugangst zu nehmen. (1) M: Herr D, wie gefährlich ist der Beruf Pilot? (2) D: Ich halte das Flugzeug für das sicherste Verkehrsmittel überhaupt. (3) Es wird ständig gewartet, und auch die Piloten werden laufend kontrolliert. (4) So etwas finden Sie in der Schifffahrt oder im Straßenverkehr nicht. (5) M: Wie sieht die Überwachung der Flugzeuge genau aus? (6) D: Neben den täglichen und wöchentlichen Wartungen kommt eine Maschine alle fünf bis sieben Jahre zum so genannten D-Check. […] Danach ist die Maschine quasi wieder nagelneu. Rothkegel.indd 99 09.11.09 14: 08 100 Kapitel 3 (7) M: Auch die Besatzung trägt große Verantwortung. Wie werden die Piloten überprüft? (8) D: Jeder Pilot muss vier Mal im Jahr im Flugsimulator sein Können unter Beweis stellen. […] (9) M: Gelten diese Regeln weitweit? (10) D: Ja. Die ICAO (International Civil Aviation Organization) legt die internationalen Vorschriften im Luftverkehr fest. […] (11) M: Würden Sie bedenkenlos in jedes Flugzeug steigen? (12) D: Nein. Es gibt ein paar Fluggesellschaften […], die den Sicherheitsanforderungen nicht entsprechen. […] (13) M: Was würde passieren, wenn alle Triebwerke gleichzeitig ausfielen? (14) D: Das ist ziemlich unwahrscheinlich. […] Trotzdem wäre die Maschine auch bei einem Totalausfall immer noch steuerbar, ähnlich wie ein Segelflugzeug. Flugzeuge fallen also nicht einfach vom Himmel. (15) M: Auch nicht bei Turbulenzen? (16) D: Nein. Turbulenzen sind ähnlich wie Schlaglöcher auf der Straße. Es ruckelt zwar, aber sie stellen keine Gefahr für das Flugzeug dar. (17) M: Welche Tipps haben Sie für Menschen mit Flugangst? (18) D: Am besten informieren Sie die Flugbegleiter vor dem Start. Die Crew kann Ihnen dann alles erklären, etwa wenn ein Geräusch Sie verunsichert. (19) Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, die Angst mit Beruhigungsmitteln oder Alkohol zu bekämpfen. Analyse: In der verschriftlichen Fassung fallen die Kontaktsignale weg, auch der Sprecherwechsel ist „glatt“ organisiert. Interaktionsziel ist die kooperative Themenbearbeitung. Hauptthema ist das Problem Flugangst bzw. wie man damit umgehen kann. Die Problembehandlung erfolgt in Form des INFORMIERENS , also nach der Strategie „Wissen reduziert Angst“, insbesondere das Wissen über die Sicherheit von Flugzeugen bzw. des Fliegens. Glaubwürdigkeit wird durch die Expertenschaft des Befragten ausgewiesen: Er wird als Pilot einer renommierten Luftfahrtgesellschaft eingeführt. Der Interviewer ist Redakteur einer Zeitschrift. Dies können wir aus dem Publikationsmedium, der Überschrift sowie der Vorstellung des Experten im Vorspann entnehmen. Der Gesprächsverlauf mit der Interaktion zwischen dem Interviewer als Fragendem und dem Experten als Antwortendem hat eine klare Struktur. Sie ist in Abb. 3.4 wiedergegeben. Analyse: Es gibt zwei Teile. Im Teil (1-16) wird das Teilthema Sicherheit behandelt, der Schlussteil (17-18) enthält eine Beratung für den aktuellen Problemfall. Schauen wir uns zunächst an, wie die Kooperation bei der Rothkegel.indd 100 09.11.09 14: 08 101 Pragmatik Einführung (Thema) (1) FRAGEN (2) BEHAUPTEN (sicher) (gefährlich ? ) (3) BEGRÜNDEN (Gerät, Personen) (4) VERGLEICHEN (Auto, Schiff) (5) NACHFRAGEN (6) SPEZIFIZIEREN (Check) (7) NACHFRAGEN (8) SPEZIFIZIEREN (Regeln) (9) NACHFRAGEN (10) BESTÄTIGEN (ja) (weltweit ? ) SPEZIFIZIEREN (Vorschriften) (11) NACHFRAGEN (12) VERNEINEN (jedes Flugzeug ? ) EINSCHRÄNKEN (sicher) (13) FRAGEN (14) BEHAUPTEN (keine Gefahr) (neues Teilthema: Gefahrensituation-1/ VERGLEICHEN (Segelflugzeug) technisch) (15) FRAGEN (16) BEHAUPTEN (sicher) (Gefahrensituation-2/ Wetter) VERGLEICHEN (Auto) Abschluss (Thema) (17) BITTEN (Tipps/ (18) ZURATEN (ok) Flugangst) (19) ABRATEN (nicht ok) ermöglicht folgt folgt folgt folgt folgt folgt folgt folgt folgt folgt ermöglicht ermöglicht ermöglicht folgt folgt folgt folgt folgt Fortsetzung folgt Abb. 3.4 Interaktionssequenzen im Dialog (Flugzeuge fallen nicht vom Himmel) Themenbearbeitung in den Interaktionssequenzen funktioniert. Dies geschieht in zwei Richtungen. Wir überprüfen, welche reaktive Handlung Rothkegel.indd 101 09.11.09 14: 08 102 Kapitel 3 jeweils auf welche initiierende Handlung „folgt“ und an welchen Stellen der Reaktion die nächste initiierende Handlung „ermöglicht wird“. Auf die erste FRAGE (1) folgt die BEHAUPTUNG des Experten, das Flugzeug sei das sicherste Verkehrsmittel (2). Dies BEGRÜNDET er mit Bezug auf die Überwachung von Gerät und Personen (3) und fügt noch einen VERGLEICH mit Auto und Schiff an (4). Sowohl Gerät als auch die Personen bilden nun solche Ermöglichungspunkte. Hier kann im Hinblick auf genauere Informationen NACHGEFRAGT werden. Der Interviewer tut dies auch in (5) und (7). Der Experte gibt Auskunft, indem er SPEZIFIKATIO- NEN in (6) und (7) angibt. Mit der SPEZIFIKATION der Regeln in (7) liegt wiederum ein Ermöglichungspunkt vor, den der Interviewer in (9) nutzt. Auf seine erste FRAGE hat es also mittlerweile drei NACHFRAGEN zur Themenfortsetzung gegeben. Während die ersten Nachfragen in (5) und (7) gewisse Spezifikationen erwarten ließen, geht es bei den Nachfragen in (9) und (10) um ENTSCHEIDUNGSFRAGEN , die auch entsprechend beantwortet werden: in (10) mit Ja ( BESTÄTIGUNG ) und in (12) mit Nein ( VERNEINUNG ). Mit der Frage in (13) wird ein Themenwechsel im Sinne eines Teilthemas eingeführt. Hier und in (15) geht es um ausgewählte Gefahrensituationen (technische Probleme, Wetterprobleme). Als Antworten folgen die BEHAUPTUNGEN , dass keine Gefahren bestehen (14) bzw. die Situation dennoch sicher sei (16). Diese Behauptungen werden durch VERGLEICHE mit dem Segelflugzeug bzw. Auto gestützt. Mit (17) wird wiederum ein Themenwechsel eingeführt, der zugleich den Abschluss der Themenbearbeitung signalisiert. Waren es bisher immer Fragen bzw. Nachfragen, so schließt sich hier eine BITTE um einen RATSCHLAG des Interviewers an. Dem folgt der Experte mit dem positiven Rat ( ZURATEN ), was zu tun ist (18) und negativem Rat ( ABRATEN ), was zu vermeiden ist (19). 3.4 Technisch vermittelte Kommunikation Kommunikation ohne Technik? Undenkbar. Doch welchen Einfluss hat sie darauf, worüber und wie wir miteinander sprechen? 3.4.1 Kommunikationsformen Wenn Personen am gleichen Ort und zur gleichen Zeit miteinander reden, nennt man dies in der Linguistik eine Face-to-Face-Kommunikation. Besteht dagegen eine räumliche und/ oder zeitliche Distanz, sodass man Rothkegel.indd 102 09.11.09 14: 08 103 Pragmatik sich nicht sehen und hören kann, haben wir es mit vermittelter Kommunikation zu tun. Wir brauchen ein Hilfsmittel, um Kommunikation dennoch zu ermöglichen. Insofern als ein technisches Gerät diese Vermittlung auf direkte Weise bewerkstelligt, handelt es sich um technisch vermittelte Kommunikation. Solche Kommunikationsereignisse sind z.B. über Telefon oder als E-Mail möglich. Aber auch die indirekte technische Aufbereitung, etwa beim Buchdruck oder anderen Printprodukten, ist ebenfalls gemeint. Wir können leicht erkennen, dass die Kommunikation jeweils unterschiedlich verläuft, auch wenn die Botschaften gleich oder zumindest ähnlich sind. Entsprechend den Kommunikationsbedingungen unterscheiden sich die Kommunikationsformen des Sprachgebrauchs. Wir wollen nun wissen, wie wir diese Unterschiede erfassen können. Grundsätzlich gibt es drei Aspekte, die eine Rolle spielen. 12 Wichtig ist, ob es einen Sprecherwechsel der Akteure gibt, ob die Äußerung flüchtig oder korrigierbar ist und in welcher Repräsentationsform die Äußerung ausgedrückt ist: mündlich, schriftlich oder in Gebärdensprache. In Abb. 3.5 sind die Spezifikationen zusammengestellt. Merkmalschema (Eigenschaften) Akteure mündlich flüchtig (nicht korrigierbar) mit Sprecherwechsel (dialogisch) schriftlich veränderbar/ löschbar synchron asynchron Gebärdensprache ohne Sprecherwechsel (monologisch) Repräsentationsformen (Sprache) Inhalte Abb. 3.5 Merkmale von Kommunikationsformen Die Merkmale verteilen sich in den Kommunikationsereignissen auf unterschiedliche Weise. In der dialogischen Kommunikation unterscheidet man den synchronen, also den unmittelbar aufeinander folgenden, und den asynchronen Sprecherwechsel. Beim synchronen Sprecherwechsel 12 In der Fachliteratur gibt es verschiedene Ansätze, in denen Merkmale des Sprachgebrauchs und Eigenschaften der eingesetzten Kommunikationsmittel in Beziehung gesetzt werden. Dürscheid (2003, 42) spricht von Kommunikationsmedien und korrespodierenden Kommunikationsformen, so der Bezug von Handy und SMS, Computer mit Internet und E-Mail, Anrufbeantworter und Ansage. Rothkegel.indd 103 09.11.09 14: 08 104 Kapitel 3 sind z.B. Überlappungen möglich, d.h. die beiden Partner sprechen gleichzeitig. Dies kann im Face-to-Face-Gespräch, aber auch beim Telefonieren vorkommen. Beim asynchronen Wechsel gibt es dagegen eine Zeitspanne zwischen den Zügen, die unbestimmt kurz oder lang sein kann, Eingriffe in den Redebeitrag des einen Partners durch den anderen Partner sind aber nicht möglich. Dies gilt u.a. auch fürs Chatten, wobei es aus technischen Gründen keine Überlappungen geben kann. Insofern als die Akteure aber gleichzeitig „online“ und auf beiden Seiten die Kommunikationskanäle geöffnet sind, besteht im Sinne von Heinemann/ Viehweger (1991, 44) eine „quasi-synchrone“ Gesprächssituation. Äußerungen ohne Sprecherwechsel gelten generell als monologisch, egal ob sie gesprochen oder geschrieben sind. Was die Inhalte betrifft, unterscheidet man flüchtige, d.h. nicht korrigierbare Äußerungen von solchen, die verändert oder gelöscht werden können. Flüchtig ist der Gebrauch der mündlichen Sprache sowie der Gebärdensprache. Die Flüchtigkeit des gesprochenen Wortes ist sprichwörtlich: Ein gesprochenes Wort kann nicht mehr zurückgeholt werden. Auf den Mix von Mündlichkeit und Schriftlichkeit beim Kommunizieren über das Internet gehen wir im nächsten Abschnitt nochmal ein. Als primäre Kommunikationsform gilt das Face-to-Face-Gespräch mit den Eigenschaften [mündlich], [dialogisch, synchron], [spontan] und [flüchtig]. 13 Im Bereich der Technikkommunikation kommen Faceto-Face-Gespräche vor allem am Arbeitsplatz vor: Arbeitsgespräch, Meeting, Experteninterview oder Experten-Nichtexperten-Kommunikation in Gesprächen beim Messeauftritt. Anders als im Alltagsgespräch gibt es einschränkende Vorgaben bei der Themenwahl und Themenentwicklung. Dies gilt auch für produktbezogene Gespräche im Alltag. So lässt sich z.B. ein (noch) unerfahrener Nutzer bestimmte Funktionalitäten eines Geräts durch Freunde oder Familienmitglieder erklären. Oder Gespräche mit Handwerkern, die sich um Installation, Wartung oder Reparatur technischer Geräte kümmern, folgen den Bedingungen der Face-to-Face-Kommunikation mit der Organisation des synchronen Sprecherwechsels. 14 Hierbei stehen die deiktischen Möglichkeiten der gemeinsamen Person-, Zeit- und Ort-Referenz zur Verfügung. Unter den Bedingungen, dass die Personen zur gleichen Zeit und im gleichen Raum präsent sind und mit- 13 Dies gilt nur im Vergleich von gesprochener und geschriebener Sprache. Günther, Klaus B. (1993) weist darauf hin, dass die Schrift für die Gehörlosen die Basis für den Sprachgebrauch darstellt. 14 Die empirische Analyse von Gesprächen gehört zum Gegenstand der Soziolinguistik: Hartung (2004), Fiehler et al. (2004), Brinker/ Sager (2006), Schwitalla (2006), Becker-Mrotzek/ Brünner (2009). Zu bedenken sind allerdings die praktischen wie auch rechtlichen Schwierigkeiten bei diesem Forschungsfeld. Langsam aber zunehmend kommt dennoch die mündliche Fachkommunikation in den Blick, Gespräche mit technischen Inhalten sind allerdings wenig untersucht. Hier besteht Forschungsbedarf. Rothkegel.indd 104 09.11.09 14: 08 105 Pragmatik einander sprechen, kann der Verweis auf sie selbst, auf Zeit und Ort durch Pronomen (ich, Sie, hier, jetzt) hergestellt werden. Diese Möglichkeiten müssen in anderen, z.B. durch räumliche Distanz und/ oder zeitliche Asynchronität gekennzeichneten Kommunikationssituationen in geeigneter Weise kompensiert werden. Hier ist ein gemeinsamer Bezug auf die aktuelle Situation nicht gegeben. Kommunikationstechnologie ermöglicht Kommunikation über die Bedingungen der Face-to-Face-Kommunikation hinweg, in der die Akteure nicht auf raumzeitliche Nähe angewiesen sind. Der Einsatz technischer Mittel hat allerdings Konsequenzen hinsichtlich der Gesamtorganisation, des Ablaufs und der Gestaltung der Kommunikation, möglicherweise auch hinsichtlich der Selektion der Inhalte und vermittelten Funktionen. Die situativen Merkmale selbst werden zu Inhalten des Gesprächs. Haben wir es mit räumlicher Distanz zu tun, z.B. bei einem Telefonat, ist es notwendig, dass sich die Personen zu Beginn des Gesprächs identifizieren. Je nach Technologie und deren Einsatz wird diese Leerstelle technisch durch Anzeige von Nummer oder Namen gefüllt. Was dennoch verbal mitzuteilen ist, ist der jeweilige Standort. Verläuft die Kommunikation über Kontinente und Zeitgrenzen hinweg, sind ebenfalls Datums- und Zeitangaben relevant. Konventionen dieser Art sind wiederum aus der schriftlichen Briefkommunikation vertraut. Dennoch verändert sich etwas mit dem Einsatz eines „neuen“ Mediums. So ist zwar der Ablauf der Kommunikation bei E-Mail und konventionellem Brief asynchron, d.h. mit zeitlichen Versetzungen der jeweiligen Sprecherbzw. Schreiberbeiträge, doch verbinden sich mit dem elektronischen Medium gewisse Erwartungen hinsichtlich der zugestandenen Zeitspanne zwischen Aktion und Reaktion. Aus der Möglichkeit wird ein „gefühltes Muss“, aus Chancen der Kommunikation werden Zwänge und Barrieren. In diesem Sinne spricht man von „Medienkompetenz“ und meint die Kompetenz zum adäquaten Einsatz eines Kommunikationsmittels. Handelt es sich um eine technische Innovation, werden zunächst die vorher vertrauten Gewohnheiten auf das neue Medium übertragen. Und nicht immer entsteht generelle Akzeptanz. Die Einführung des Telefons (in Deutschland ab ca. 1880) mag dazu ein Beispiel liefern. In der „Geschichte des Telefons“ beschreibt Baumann (2000, 15) die Situation wie folgt: „Der heute wechselseitige Verlauf von Gesprächen muss in den Anfangsjahren des Telefonierens erst erlernt werden. Der Geschäftsverkehr ist eher knapp und orientiert sich am militärischen Sprachgebaren, wo zur Bestätigung wichtige Befehle vom Adressaten wiederholt werden. Um in der ungewohnten Verständigungsform einen geregel- Rothkegel.indd 105 09.11.09 14: 08 106 Kapitel 3 ten Gesprächsverlauf zu gewährleisten, müssen laut ‚Anweisung zur Benutzung der Fernsprecheinrichtungen‘ nach den einzelnen Fragen und ‚Mitteilungen‘ ein ‚Bitte Antwort‘ oder ‚Schluss‘ dem telefonischen Gegenüber einen Sprecherwechsel signalisieren.“ Der Einfluss der Kommunikationsmittel erstreckt sich nicht nur auf die Kommunikationsformen sondern ebenfalls auf den Sprachgebrauch selbst und die sozialen Relationen zwischen den Akteuren. 3.4.2 Turbo-Kommunikation und Sprachgebrauch Die Beschleunigung der Verhaltens- und Handlungsabläufe durch den Einsatz technischer Hilfsmittel gilt in besonderem Maße für die Abläufe von Kommunikationsereignissen. Entsprechend interessiert sich die Linguistik seit geraumer Zeit für den Einfluss der Kommunikationstechnologie auf die interpersonale Kommunikation und den Sprachgebrauch. Die generelle Frage ist, ob und wenn, wie sich der Sprachgebrauch und möglicherweise die Sprache selbst verändern. 15 Im Vordergrund des Interesses steht die Computervermittelte Kommunikation (CMC, computer mediated communication). 16 Die Kommunikationsform E-Mail spielt hier eine hervorgehobene Rolle. 17 Dabei steht das Interesse am Kontinuum von Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Zentrum (Dürscheid 2003). Die Aufmerksamkeit richtet sich auf spezifische Weisen des Sprachgebrauchs wie Verkürzung, Fehlertoleranz und Bildlichkeit. Die Kommentare reichen von anfänglichen Befürchtungen der Degrammatikalisierung (Pansegrau 1997) bis zu Hinweisen auf eine mittlerweile wieder eingependelte Normalität (Schmitz 2003). Als Verkürzungen werden Telegrammstil mit unvollständigen Sätzen (habe Mail erhalten), Initialwörter (OOTB out of the box) sowie unmittelbares Anknüpfen an die gesendete Mail (nett! ) beobachtet. Der Strenge der Kürze stehen häufig humorvoll-ironische Formulierungen oder Comicsprache (juchu, jubel, jubilier) gegenüber. Die Fehlertoleranz lässt darauf schließen, dass Mails nicht nur schnell und wie Gesprochenes geschrieben, sondern in gleicher Weise auch schnell und flüchtig gelesen werden. Das in der Kommunikation ohnehin verbreitete Missverstehen wird also besonders gefördert. Insofern eignen sich Mails nicht für jeden Inhalt, es sei denn, man nutzt die Mail als Printtext. Hier zeigt sich das doppelte 15 In der Literatur spricht man von Medien und Medienwandel: Hess-Lüttich et al. (1996), Weingarten (1997), Schmitz/ Wenzel (2002), Höflich (2003), Möller (2006). 16 In diesem Zusammenhang wird das gesamte Spektrum der kommunikationsorientierten Linguistik neu abgehandelt, u.a. Androutsopoulos (2006), Dürscheid (2006), Herring (1997), Herwig (2004), Höflich (1997), Handler (2001), Siever et al. (2005). 17 Vgl. Günter/ Wyss (1996), Dürscheid (2003), Ziegler/ Dürscheid (2002), Meder (2006). Rothkegel.indd 106 09.11.09 14: 08 107 Pragmatik Potenzial von Mündlichkeit und Schriftlichkeit dieser Kommunikationsform. 18 Eine kreative Umsetzung der medialen Möglichkeiten durch vermehrte Bildlichkeit wird ebenfalls als Äquivalent zur Präsenzkommunikation verstanden. Neben Großschreibung ( DANKE ) stehen vielseitige Inventare von Emotikons (emotion + icon) zur Verfügung, mit denen nonverbal auf Befindlichkeiten hingewiesen, Kommentare zum Inhalt oder Text und Inhalte selbst vermittelt werden. Im Lexikon der Emotikons (Sanderson 1997, 309-315) finden sich sowohl bereits konventionalisierte „Smilies“ wie das Ur-Emotikon : -) oder okkasionelle Formen wie : ] (ein netter Zwerg, der wirklich gerne Dein Freund wäre). Emotikons wie auch die Verwendung wiederholter Sonderzeichen (mehrfache Ausrufe- oder Fragezeichen) stehen für „Emotionalisierung“ und werden als Kompensation der „Depersonalisierung“ in der Fernkommunikation betrachtet. Vergleichsmaßstab bleibt die Face-to-Face-Situation, deren Simulation weiterhin Ziel der audiovisuellen Technologieentwicklung ist. Wie diese wiederum Art und Ablauf von Kommunikationsereignissen beeinflusst, bleibt ein Gegenstand der Forschung. 19 3.4.3 Akteure und Gemeinschaften Die Unabhängigkeit der Partner von der gemeinsamen Präsenz oder Visà-vis-Situation bewirkt nicht nur eine Beschleunigung der Kommunikation, sondern verändert die sozialen Beziehungen zwischen den Akteuren, die wiederum das kommunikative Verhalten der Beteiligten verändert. Dies ist eine Beobachtung, die bei Untersuchungen der Kommunikation in Computernetzen gemacht wird. 20 So spricht man von der „Ubiquität“, der Allgegenwart und Verfügbarkeit der Teilnehmer, die bereits mit dem Telefon und dann verstärkt mit dem Internet (Hardware) und den Diensten des World Wide Web (Software) ein Merkmal der Kommunikation geworden sind. Zu den Kommunikationsformen gehören neben E-Mail (Post) im Weiteren Mailing-Listen (Postverteiler), Newsgroups oder Foren (Diskussionsgruppen) und Online-Konferenzen (Chat, Blog) zur Verfügung. Nicht von ungefähr erscheinen Benutzerordnungen (Netikette) 21 , die sowohl auf praktische, mediengerechte Anforderungen zielen (Fassen 18 Zu Modellen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit vgl. die Beiträge in Baurmann et al. (1993), Günther/ Wyss (1996, 70) sprechen von „verschrifteter Mündlichkeit“ oder „mündlicher Schriftlichkeit“. 19 Loenhoff/ Schulte (2006) berichten über entsprechende Erfahrungen mit Videokonferenzen, die an der Universität Essen in einem Forschungsprojekt untersucht worden sind. 20 Vgl. Runkehl (1998), Thimm (2000), Beißwenger (2001), Siever et al. (2005), Überblick in Misoch (2006). 21 Vgl. Shea (1994/ 2009), Storrer (2001a). Rothkegel.indd 107 09.11.09 14: 08 108 Kapitel 3 Sie sich kurz! ) wie auch auf den sozialen Umgang (Vergessen Sie niemals, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt! ). Es bilden sich Gruppen (Cyber-Communities) mit ihren eigenen Werten, Regeln und Umgangsformen (Eckkramer/ Eder 2000, Dorta 2005). Beim Chatten ( IRC , Internet Relay Chat) mit der Möglichkeit zur „Camouflage“ durch Selbsterfindung mit Phantasienamen entstehen virtuelle Ereignisse in virtuellen Kommunikationsräumen, die als „Second Life“ dem „Real Life“ der interpersonalen Begegnung gegenüberstehen. 22 Betrachtet man dieses Phänomen in kommunikationswissenschaftlicher Perspektive, so interessiert hier vor allem die Mischung von Privatem und Öffentlichem, von Individual- und Massenkommunikation, von Gruppenzugehörigkeit und Anonymität. Die Kanäle (Channels) zu bestehenden Diskussionsgruppen sind frei zugänglich, jeder kann einen eigenen Kanal eröffnen und für andere anbieten. Diese Zugänglichkeit und das Problem der Kontrolle betreffen alle Informations- und Kommunikationsangebote, die das WWW ermöglicht (Suchmaschinen, Wikis). Als ständig sich verändernde Sammlung von Webseiten stellt die Online-Enzyklopädie Wikipedia eine Art Prototyp der „demokratischen“ Wissenserstellung dar. Jeder kann Artikel lesen, einstellen und verändern. 23 Mit der politischen Forderung „Internet für alle“ besteht der prinzipielle Anspruch auf Partizipation an einer „Kommunikationsgesellschaft“, die die „Informationsgesellschaft“ abgelöst hat und in der die Zugänglichkeit zu den Kommunikationsmedien zum demokratischen Selbstverständnis gehört. In diesem Zusammenhang kommen die Probleme der Barrierefreiheit und ihrer Umsetzung ins Spiel. 24 Die Umsetzung enthält linguistische Fragen, wenn es z.B. darum geht, dass Geräusche für Gehörgeschädigte und Bilder für Sehgeschädigte verbalisiert werden müssen. Die Darstellung bezieht sich auf „Nur-Text“, der von Ersteren gelesen und von Letzteren durch automatisiertes Vorlesen eines Screenreaders gehört werden kann. Im Rahmen der Technikkommunikation sind zwei Anwendungen von Computernetzen von Belang: Lernen in Netzen und der Einsatz von Netzen am Arbeitsplatz, z.B. als Intra-Netz, in dem die Akteure durch „Instant Messages“ in einen quasi-kopräsenten Kommunikationsraum eingebun- 22 Husmann (1998) analysiert eine Reihe authentischer Dialoge und beschreibt die Unterschiede von virtueller und ‚Real Life‘-Kommunikation. 23 In Pentzold (2007) findet sich eine kritische Analyse zu den Auseinandersetzungen, die von „Autoren“ um die Präsenz in Wikipedia ausgetragen werden. 24 Zum Punkt Barrierefreiheit gibt die Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen mit kommunikativer Behinderung (Universität Halle-Wittenberg) Broschüren heraus; vgl. Schlenker-Schulte (2004), Günther/ Schlenker-Schulte (2006). Des Weiteren existieren Initiativen und Stiftungen, die sich mit der Umsetzung barrierefreier Webseiten beschäftigen (www.einfachfueralle.de; www.webforall.info; Arbeitskreis „Barrierefreies Internet“ www.akbi.de; Barrierefrei Informieren und Kommunizieren (BIK) www.bik-online.de). Rothkegel.indd 108 09.11.09 14: 08 109 Pragmatik den sind. Damit kommen wir in die Arbeitswelt mit ihren spezifischen Ausprägungen der Kommunikation. 3.5 Kommunikationsräume in der Arbeitswelt Ein spezifischer Kommunikationsraum bildet sich um das Produkt herum. Die Kommunikationssituationen verlagern sich zunehmend in den öffentlichen Raum. Arbeitsplatz und Organisationen, Kulturelles und Interkulturelles kommen in den Blick. 3.5.1 Das Produkt als Motor der Kommunikation In modernen Gesellschaften nimmt die Anzahl der Objekte, mit denen sich die Menschen umgeben, ständig zu. Sowohl im Beruf wie auch im Alltag spielen Produkte eine zentrale Rolle. Sie bilden die wirtschaftliche Grundlage für Existenz und Lebensstil. Dass dies so ist, hat mit Kommunikation zu tun. Sie schafft die Bedingungen für die Entstehung und Verbreitung von Produkten, für Innovationen gleichermaßen wie für den begeisterten oder kritischen Umgang mit ihnen. Stellen wir uns in einem Gedankenspiel vor, alle Produkte wären verschwunden. Mit ihnen wären gleichzeitig ganze Gebirge von Texten verschwunden, unsere Kommunikation untereinander wäre sicherlich äußerst stark reduziert, unzählige Berufe wären überflüssig. Kurz: unsere Arbeitswelt erschiene unvorstellbar.In diesem Abschnitt betrachten wir einige Kommunikationssituationen, die sich in spezifischer Weise um das Produkt herum entfalten. Als Kommunikationsraum steht die Organisation im Zentrum, also ein Betrieb, ein Unternehmen, Ausstellungsmacher oder Museen, die mit technischen Objekten professionell zu tun haben. Das jeweilige Produkt selbst, das in Kapitel 2 im Vordergrund steht, spielt hier allerdings keine Rolle. Uns interessieren die Akteure, deren Kommunikation untereinander und den jeweiligen Bezugsrahmen, in dem die Kommunikation steht. Abb. 3.6 zeigt die Komponenten dieses Kommunikationsraums auf. Was diese Konstellation interessant macht, ist die Tatsache, dass wir es hier mit einem öffentlichen bzw. organisationsintern öffentlichem Raum zu tun haben, der sich von privaten Kommunikationsräumen unterscheidet. Kommunikative Handlungen wie Ankündigung, Rechtfertigung, Entschuldigung und Schweigen haben einen anderen Status (Ebert 2004, 285). Der privaten interpersonalen Kommunikation steht die Organisa- Rothkegel.indd 109 09.11.09 14: 08 110 Kapitel 3 tionsgebundene Kommunikation gegenüber. Die Adressaten sind zwar gezielt nach bestimmten Merkmalen ausgesucht, bleiben aber persönlich anonym. Management (Corporate Identity) Organisationsintern öffentlich Produktorientierung (Produktlebenszyklus) öffentlich IV Arbeitsplatz- Kommunikation I Know-How- Kommunikation III Image- Kommunikation II Experten- Nichtexperten- Kommunikation intern Akteure extern Abb. 3.6 Kommunikationsräume in der Arbeitswelt Quer dazu ergeben sich thematische Bezüge, die einerseits durch die Nähe zum Produkt, andererseits durch Managementaufgaben bestimmt sind. Das Produkt selbst tritt in den Hintergrund. Im Vordergrund steht die Organisation selbst. Entsprechend unterscheiden wir vier Perspektiven der Kommunikation, die sich durch die Kombination der beiden Achsen intern und extern sowie Produktbezug und Management-Bezug ergeben. Bei unserer Betrachung starten wir mit den Bereichen, in denen die Kommunikation durch den unmittelbaren Produktbezug bestimmt ist. Sie begleitet den gesamten Produktlebenszyklus, der intern in der Organisation beginnt, extern in der Konsumtion wirkt und mit Entsorgung oder Recycling wieder in den Zyklus zurückkehrt. Organisationsintern geht es um das Know-How zum Produkt bzw. Produktionsprozess (Bereich I). Als Akteure sind Ingenieure und Werkstattleute gefragt. Arbeit und Produkte sind dokumentiert in Texten wie Lastenheft, Pflichtenheft, Konstruktionsunterlagen, Entwicklungsdokumentation, Fertigungsanweisungen, Werkstatthandbüchern. Dabei werden in der Regel stark standardisierte Vorlagen bis hin zu Formularen verwendet. Die Kommunikation ist in erster Linie durch das Erfahrungswissen der Experten, dem Know-How, geprägt. Den Bezugsrahmen bilden die „Regeln der Technik“, die zusammen mit den Normen als „Anerkannte Rothkegel.indd 110 09.11.09 14: 08 111 Pragmatik Regeln der Technik“ gelten. Als „Best Practice“-Erfahrungen aus Einzelfällen steuern sie die Informationsflüsse (vgl. Anm. 7). Zielt die Kommunikation nach außen, hin zu Kunden oder Publikum, verschieben sich die Wissenshorizonte (Bereich II). Die Perspektive ist die der Nutzung, des Marketing, der Präsentation von Exponaten oder der öffentlichen Diskussion technischer Themen. Neben den Experten erscheinen die Nicht-Experten auf den Bühnen im Kommunikationsraum. Beide lassen sich aufeinander ein, was wir als Experten-Nichtexperten- Kommunikation bezeichnen. Den Niederschlag davon finden wir in Technischen Dokumentationen, Produktinformationen für Ausstellungen, Messen und Museen sowie die Präsentation von Technik in Medien und Webauftritten. Nicht nur das Produkt wirkt nach außen, sondern die Organisation selbst (Bereich III). In ihrem Bezug zu anderen Organisationen und generell in ihrer gesellschaftlichen Einbindung gibt es einerseits gesetzlich geregelte Verpflichtungen zum „Öffentlich-Machen“ des Geschäftsverlaufs, andererseits ein organisationseigenes Interesse an Selbstbild und Selbstdarstellung. Außer dem vorgeschriebenen jährlichen Geschäftsbericht veröffentlichen Organisationen weitere Berichte, die vor allem der Image-Arbeit dienen. Dies geschieht durch Konstruktion oder Stabilisierung einer Corporate Identity. Sie prägt entscheidend das Management der Organisation. Das Verständnis der Organisation als eine zusammengehörige soziale Gruppe setzt sich in der internen Perspektive fort (Bereich IV). Am Arbeitsplatz und in den Managementaufgaben treffen externe und interne Aspekte zusammen. Die Akteure sind Führungskräfte und Mitarbeiter, die die Organisation in Gang halten. Dabei mischen sich öffentliche und private Merkmale der Kommunikation. Des Weiteren haben Kommunikationstechnologie sowie soziale und kulturelle Faktoren einen Einfluss auf die Interaktionen am Arbeitsplatz. In der Realität überlappen sich die Bereiche, die - linguistisch gesehen - insgesamt unter Aspekten der Unternehmenskommunikation abgehandelt werden (Bungarten 1991, Becker-Mrotzek/ Fiehler 2002). Zum Abschluss der Thematik greifen wir zwei linguistisch relevante Perspektiven heraus: die Experten-Nichtexperten-Kommunikation als Übergang von der internen zur externen produktorientierten Kommunikation und Aspekte der Corporate Identity, die sich im Management nach außen und innen an den Arbeitsplätzen spiegelt. Rothkegel.indd 111 09.11.09 14: 08 112 Kapitel 3 3.5.2 Das Produkt kommt (groß) raus: Probleme der Experten-Nichtexperten-Kommunikation Man könnte annehmen, es handele sich um eine unglückliche Affäre, die Sache mit den Experten und Nichtexperten? Sie brauchen sich, aber sie passen nicht zusammen. Warum ist das so? Von den vielfältigen Gründen behandeln wir drei: Kommunikationsprobleme des Wissenstransfers, der keiner ist, Partner, die keine sind und Kommunikationsformen mit hohen Risiken. Und dennoch funktioniert es irgendwie. Wenn wir als Nicht-Experten etwas Fachliches erfahren möchten, in dem wir keine Kompetenz haben, wenden wir uns mit unserem Vokabular und unseren Denkmodellen an Experten. Wenn wir als Experten zu einer fachlichen Frage um Auskunft gebeten werden, antworten wir wiederum in unserem Vokabular und auf der Basis unserer Denkmodelle. Gehen wir davon aus, dass Wissen in Schemata organisiert ist, so leuchtet ein, dass wir als Experten und Nichtexperten unterschiedliche Schemata verwenden, z.B. wenn wir von Geld, Wasser oder Kräften sprechen. Das Nichtexperten-Schema ist generalisierter, weniger spezifisch und detailliert als das Experten-Schema oder umfasst ganz andere Kategorien. Dies ist in sich stimmig, da ja Expertentum gerade in der stärkeren Spezifizierung und Variierung besteht. Im Alltag würde uns diese Präzisierung eher behindern. In einer technisierten Alltagswelt überlappen sich die Lebenswelten und auch im Alltag, privat oder beruflich, müssen wir auf Fachwissen zurückgreifen, wenn wir Technik einsetzen oder Entscheidungen darüber treffen. Doch wie kann Verständigung in der Experten- Nichtexperten-Kommunikation gelingen? Mit dem Begriff vom Wissenstransfer beziehen wir uns bereits auf ein bestimmtes Kommunikationsmodell, das wir überprüfen wollen. Die Vorstellung könnte in der Weise strukturiert sein, dass Wissen vom Experten zum Nichtexperten transferiert wird. Dieses „Containermodell“ (auch als „Nürnberger Trichter“ bekannt), in dem das Wissen von einem gefüllten Container (Experte) in einen ungefüllten Container (Nichtexperte) übergeht, erweist sich als unrealistisch, wenn wir beachten, was wir bereits oben mit den unterschiedlichen Schemata angesprochen haben. Ein konstruktivistisches Modell, das insbesondere zum Verständnis des Lernens verwendet wird (Gerstenmaier/ Mandl 1995), erscheint hier eher plausibel. Danach erfolgt Kommunikation in der Weise, dass die beteiligten Akteure jeweils ihre eigenen Wissens-Schemata auf der Basis des Vorhandenen konstruieren. 25 Dies gilt sowohl für Experten wie für 25 Dies wird unter verschiedenen Aspekten in den Beiträgen des Sammelbandes von Reinmann-Rothmeier/ Mandl (2004) verdeutlicht. Rothkegel.indd 112 09.11.09 14: 08 113 Pragmatik Nichtexperten. Worin sie sich unterscheiden, betrifft die Art des Wissens. Professionelles Fachwissen steht Alltagswissen gegenüber, systematisch geordnete Klassifikationen kontrastieren mit praktischer Handlungskompetenz. Hörning (2001) spricht von den „Experten des Alltags“. Sie sind also keine „leeren Container“, sondern sie bringen ihrerseits Wissen mit. Dies mag die Verständigung erschweren. Statt Transfer des Wissens ist Perspektivenübernahme gefragt. So erwartet man von den Experten, dass sie über beide Perspektiven, Fach und Alltag, verfügen und den Perspektivenwechsel gezielt in der Kommunikation einsetzen. Was die Relation zwischen Experten und Nichtexperten betrifft, spielt nicht nur das Wissen selbst eine Rolle, sondern auch die mit Fachwissensvorsprung verbundene asymmetrische soziale Relation zwischen den Kommunikationspartnern. In der Metapher des „Wissensgefälles“ erscheinen Bewertungen leicht wie selbstverständlich. Der Ausdruck „Wissensdivergenz“ erscheint eher neutral und vermeidet es, den Spezialisten als den Normalfall und den Laien als das Defizitmodell dazu zu betrachten. Wer gehört zu den Experten? Generell geht man von Merkmalen wie Fachgebundenheit, Ausbildung, möglicherweise nachgewiesene Qualifikation und Berufspraxis aus. Dennoch gestatten diese Merkmale nur bedingt Rückschlüsse auf die Art der Wissensbestände und das jeweilige Wissensniveau. Dazu kommen die horizontale und vertikale Schichtung mit ihren Unterschieden, wie sie für die Fachkommunikation angenommen werden (Wichter 1994, Wichter et al. 2001, Villiger/ Gerzymisch-Arbogast 2007). Überhaupt sollte nicht vergessen werden, dass „Experte“ keine Personeneigenschaft darstellt, sondern an eine Rolle gebunden ist. Dabei sollten wir Wissensrollen und soziale Rollen unterscheiden. Im Hinblick auf das Wissen sind wir alle gleichzeitig Experten und Nichtexperten sowie Alltagsexperten. 26 Wenn Nichtexperten die Experten um Rat fragen, wollen Sie keine Experten werden. Sie wollen also nicht wissen, in welchem Zusammenhang die jeweiligen Begriffe stehen, was genau der Unterschied ist oder welche Merkmale und Mehrdeutigkeiten bei Bedeutungen vorliegen. Sie interessiert genau die Information, die sie in einem spezifischen Fall benötigen. 27 26 Dabei kommt eine weitere interessante Differenzierung von Wissen zum Tragen: die Unterscheidung von Unwissenheit (Ignoranz) und Nicht-Wissen. Bei Ignoranz fehlt die Einsicht darüber, dass man etwas nicht weiß. Eigentlich weiß man ja alles. Bei Nicht-Wissen ist man sich darüber klar, welches Wissen fehlt und zu erwerben ist. Experten wissen also auch, was sie wissen und was sie nicht wissen. Nicht-Experten wissen häufig nicht, dass und was sie nicht wissen. Dies erschwert natürlich die Kommunikation zwischen Experten und Nichtexperten. Die Frage stellt sich hier, wie „Nicht- Wissen“ erzeugt werden kann. 27 In Hesse (1998) wird die Relevanz von Fachwissen für Nichtexperten entsprechend relativiert. Rothkegel.indd 113 09.11.09 14: 08 114 Kapitel 3 Eine andere Situation liegt vor, wenn es um Lernen und Lehren geht. In diesem Fall ist Expertentum pur gefragt. 28 Die enge Verflechtung von Wissen und Sprache bietet indirekte Möglichkeiten zur Brückenbildung, die eher den Status von Transformationen als den eines Transfers haben. Das Wissen bleibt bei beiden Partnern nicht das Gleiche, wie es vorher war. Für Anpassung und Perspektivenwechsel gibt es unterschiedliche Strategien in den verschiedenen Kommunikationssituationen. Dies reicht von Standards, wie wir sie als Technische Dokumentation der betriebsexternen Kommunikation kennen, bis zur Popularisierung von Wissenschaft, wie sie in öffentlichen Medien und Museen praktiziert wird. Auch das Sachbuch und der populärwissenschaftliche Zeitschriftenartikel gehören dazu. 29 Schweibenz (2006) nennt die Möglichkeit der Wissensvermittlung durch Geschichten-Erzählen, wie es im Museum stattfindet oder stattfinden könnte. 30 Als wichtig erscheint die Strategie der Reduktion von Informationsfülle und Komplexität, auch wenn die Präzision dabei verloren geht. Was die Sprache bietet, sind Paraphrasen, Metaphern, Analogien, Erklärungen. 31 Der Mix von Wissenssystemen kommt dem Informationsbedürfnis der Nichtexperten entgegen, was die Beliebtheit von Wikipedia bestätigt. Andererseits fragt sich, wie und ob die Qualität des Wissens sowie das Vertrauensverhältnis zwischen Informationsgebern und Informationsnehmern garantiert werden kann, wenn die öffentlich bekannten Qualifikationen nur noch bedingt eine Rolle spielen und stattdessen Selbstkontrolle gefragt ist. 3.5.3 Corporate Identity und Arbeitsplatz Die Organisation, z.B. als Unternehmen, umfasst eine soziale Gruppe der Arbeitswelt, die ihrerseits einen eigenen Kommunikationsraum bil- 28 Auf die Vielfalt der Literatur zum Lernen oder E-Learning, die pädagogisch bzw. kognitiv ausgerichtet ist, gehen wir hier nicht ein. Dies ist ein eigener Sachbereich. Von linguistischem Interesse sind eher die dialogischen Muster und wie sich in ihnen die Wissensvermittlung entwickelt. Als Beispiel sei lediglich auf Baßler (1996) hingewiesen, wo die technikbezogene Situation in der Lehrwerkstatt untersucht wird. 29 Gläser (1994) vergleicht die Textsorte Sachbuch unter sprachlich-kultureller Perspektive. 30 Die öffentliche Wissensvermittlung stellt eine spezifische Herausforderung der Experten-Nichtexpertenkommunikation dar; vgl. auch Lepenies (2003), zu Fernsehnachrichten für Kinder vgl. Gornik (1996). 31 Hierzu gibt es eine Reihe von Ansätzen und Analysen, die auf die unterschiedlichsten Fachgebiete angewendet werden: Wichter et al. (2001), Wichter (2004, Wortschatz), Busch (2004, Wissenstransfer), Braun/ Kohn (2005, Mehrsprachigkeit), Simmonaes (2005), Rothkegel (2008, Konzeptvergleich zu Risiko und Sicherheit), Wissenstransfer in der gesellschaftlichen Kommunikation Stenschke/ Wichter (2009). Rothkegel.indd 114 09.11.09 14: 08 115 Pragmatik det. Dieser dehnt sich einerseits nach außen aus, andererseits verästelt er sich in vielfacher Weise nach innen an den Arbeitsplätzen. In Art und Umfang ist beides von Größe und Bedeutung der Organisation abhängig. Dabei ist das Selbstverständnis der Organisation wichtig für die Arbeit nach außen und innen. Während dieses Selbstverständnis früher historisch, häufig in Familienunternehmen über Generationen hinweg gewachsen war, wird es heute durch Image-Arbeit als Corporate Identity hergestellt. Der jährliche öffentliche Geschäftsbericht, der durch das Bilanzrichtliniengesetz in seiner Grundstruktur festgelegt ist, wird in den freien Teiltexten zunehmend für die Selbstdarstellung genutzt (Bang 2000, Ebert 2004). Das wichtige Instrument ist dabei das Leitbild, das auch in anderen Berichten, in Mitarbeiter- und Kundenzeitschriften (Bischl 2000, Gueller 2005) und in Webauftritten explizit oder implizit zum Ausdruck gebracht wird. Anders als der offizielle Geschäftsbericht ist das Leitbild zukunftsorientiert. Im Zentrum stehen die Leitbildkonzepte, die als gesellschaftliche Werte zugleich als Wettbewerbsfaktoren eingesetzt werden. Markant hervorgehoben werden ausgewählte Schlüsselbegriffe, auf die die Kommunikation extern und intern fokussiert (Geideck 2003). Diese Strategien zielen gleichermaßen auf andere konkurrierende Organisationen im nationalen oder internationalen Umfeld. Das Produkt selbst, das die wirtschaftliche Basis des Unternehmens darstellt, tritt dabei in den Hintergrund. Es wird zum Symbolträger für einen kulturellen Wert. So wird z.B. das Produkt „Automobil“ durch das Konzept „Mobilität“ als Merkmal einer modernen Gesellschaft ersetzt. In das Leitbild gehen weiterhin die Wertsetzungen des aktuellen öffentlichen Diskurses ein. Der Schlüsselbegriff der Nachhaltigkeit, der 1987 von den Vereinten Nationen als Prinzip der Gesellschaftsentwicklung fixiert wurde, ist ein Beispiel für eine solche Begriffs-Migration. 32 Leitbildkonzepte spielen auch für das Management in der Innensicht der Organisation eine Rolle. Als Beispiel sei das Konzept „Arbeiten und Lernen“ genannt, bei dem die fachliche und persönliche Entwicklung der Mitarbeiter zu den Zielen der Organisation gehören (Prange 2002). Die Aktivitäten zur betrieblichen Schulung und Weiterbildung sind hier einzuordnen. Im Weiteren geht es um die Art der Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, zwi- 32 Der Umweltbericht der Volkswagen AG (2003) ist auf den Begriff der Nachhaltigkeit ausgerichtet (www.mobilitaet-und-nachhaltigkeit.de). Hier findet sich auch der Hinweis auf die Entwicklung von Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die unter der Moderation des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Global Reporting Initiative (GRI) erarbeitet werden (www.globalreporting.org). Rothkegel.indd 115 09.11.09 14: 08 116 Kapitel 3 schen den Mitarbeitern untereinander und den Bezug der Mitarbeiter zum Selbstbild der Organisation. In diesem Sinne spricht man von der Unternehmenskultur. Sie schließt die kommunikativen Strategien bei Entscheidungsfindung und Problemlösungen ein. 33 So gibt es Vorschläge, die sich auf den Einsatz narrativer Kommunikationsstrategien beziehen (Loebbert 2003, Frenzel et al. 2004). Auch die täglichen Kommunikationsereignisse wie Konferenzen, Meetings, Verhandlungsführung, Arbeitsbesprechungen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Als besonders wichtig für gelingende Arbeitsplatz-Kommunikation erweisen sich dabei die Kompetenzen zur Situationswahrnehmung und -einschätzung. Dies betrifft insbesondere die interkulturelle Kommunikation am Arbeitsplatz. Neben Arbeitseinstellung, Rollenverständnis und Sachkompetenz haben kulturelle Prägungen einen erheblichen Einfluss auf das kommunikative Handeln der Akteure. 34 So ist auch weniger die indviduelle Persönlichkeit im Blick als vielmehr die durch kulturelle Zugehörigkeit impliziten Werte, Normvorstellungen und Interaktionsgewohnheiten, die - sind sie gleich - die gemeinsamen Aktivitäten erleichtern und - sind sie verschieden - zu Kommunikationsbarrieren werden. „Kultur“ bedeutet dabei das „Selbstverständliche“, das „Unauffällige“, das wir nicht hinterfragen und das dennoch immer vorhanden ist (Hansen 2000). Davon ist jeder betroffen, insofern ist es privat. Dennoch ist es nicht singulär, sondern kennzeichnet kleine, große und auch sehr große Gruppen, die man als Völker oder Nationen bezeichnet. Nun gibt es eine Reihe von Stereotypen, die man solchen Gruppen zuordnet. Sie sind sehr grob und letztlich in der Arbeitswelt nicht zu gebrauchen. Erforderlich sind empirische Studien, die feinere Differenzierungen gestatten. 35 In der Literatur wendet man häufig das Kategoriensystem von Hofstede (2001) an, das mit Bezug auf die Wirtschaft erarbeitet worden ist. In der Anwendung erweisen sich aber auch solche Kategorien wie Individualismus versus Kollektivismus, Formalität versus Informalität oder hohe und niedrige Machtdistanz als zu grob. Sie müssen, angepasst an 33 Förster (2004) führt das „Corporate Wording“ ein und propagiert, dass alle Organisationsmitglieder „mit einer Sprache sprechen“. Zur Sprachplanung in internationalen Unternehmen mit der Einführung von Englisch als Unternehmenssprache beschäftigt sich Vollstedt (2002). Wittel (1996) spricht von einer Belegschaftskultur, weiterhin Heinen (1997), Weissmann (2004). 34 Eine empirisch vergleichende Untersuchung zu Arbeitseinstellungen in Europa, Nordamerika und Japan findet sich in Kern (2004). 35 Dies ist eine Forderung insbesondere für Fragestellungen der Technischen Kommunikation, wo noch starker Forschungsbedarf herrscht (Hoft 1997, Wang 2000, Min-Sun 2002, Hayhoe 2006, Barnum/ Li 2006); zu Selbst- und Fremdbildern in der Geschäftskommunikation Glahn (2005), zu interkulturellen Wissenstransformation Geisenhanslüke/ Rott (2008); zu den wichtigen Problemfeldern mit Literaturhinweisen Rothkegel (2007), Rösch (2008). Rothkegel.indd 116 09.11.09 14: 08 117 Pragmatik die ausgewählten Kommunikationssituationen, weiter differenziert und kombiniert werden. 36 Interessant sind Beobachtungen, die sich auf ganz spezifische Kommunikationssituationen beziehen, so z.B. auf Meetings, Projektbesprechungen, Geschäftsverhandlungen. 37 Die Kommunikation hat eher Aussichten auf Erfolg, wenn man in Rechnung stellt, dass es unterschiedliche Strategien und Handlungssequenzen der Problemlösung gibt. So kommt es nicht nur darauf an, was gesagt wird, sondern wann und warum es gesagt wird. Beispielsweise erzeugt man im französischen Kontext in der Regel ein Problemfeld von vielen Punkten aus, während im deutschen Kontext ein sequenzielles Vorgehen auf eine Zielvorgabe hin bevorzugt wird. Bei der Suche von Problemlösungen wiederum verbringen die deutschen Kollegen viel Zeit mit der Ursachenanalyse, während den amerikanischen Kollegen nachgesagt wird, dass sie eher am Lösungsweg interessiert sind (Krüger 2007, 29). Was die Zielbestimmung selbst betrifft, so erarbeiten sie mehrere Alternativen, aus denen schließlich eine ausgewählt wird, wobei Korrekturen während des gesamten Prozesses möglich sind, während man in einer deutschen Abteilung ein Endziel erarbeitet, das nur schwerlich Korrekturen zulässt (Krüger 2007, 70). Kulturelle Prägungen wirken sich auch auf Gruppenunterschiede im gleichen Sprachumfeld aus. Tannen (1994) untersucht empirisch, „Wie Frauen und Männer am Arbeitsplatz miteinander reden“, was sich auf amerikanische Betriebe beschränkt. Hier gibt es Beispiele für den schwierigen Mix von Privatem im persönlichen Sinne und dem Umfeld der Unternehmensöffentlichkeit. 38 Eine andere Forschungsschiene betrachtet den Einfluss der technischen Kommunikationsmittel wie E-Mail, Intra- Net und Blogging auf Informationsflüsse und Arbeitskommunikation. 39 36 Krüger (2007) entwickelt in ihrer Untersuchung der Kommunikation in amerikanischen Unternehmen ein feinmaschiges Raster, das auch die konträren Merkmale erfasst, so etwa den Mix von individualistischer und pragmatischer Sachlichkeit mit „Small Talk“ als „face-work“ (Gesichtswahrung, Imagearbeit), was ansonsten eher kollektivistischen Kulturen zugeschrieben wird. Auch sollte das informelle Kommunikationsverhalten nicht mit Privatheit oder geringerer Machtdistanz verwechselt werden. Generell wichtig, auch beim Small-Talk, zu wissen ist, welche Tabu-Themen es gibt, um Tabubrüche zu vermeiden, die zum Abbruch der Kommunikation führen können. Zu vielen Einzelheiten vgl. auch die Beiträge in Thomas et al. (2003), Bergemann/ Sourisseaux (2003). Zu den Grundsätzen interkultureller Kommunikation Klussmann (2004), Bredella/ Christ (2007), Heringer (2007), Foeldes (2007), aus sprach- und technikbezogener Sicht Schmitt (1989), Zhu (2003). 37 Vgl. Dannerer (1999), Menz (2000), Crijns/ Thalheim (2006). 38 Zum „Talk at work“ vgl. auch Drew/ Heritage (1992), zum Schreiben am Arbeitsplatz Jakobs et al. (2005), generell zur „business“-Kommunikation Giannetti (1995), Trosberg et al. (2005), für Führungskräfte Steinmetz (2005), zu Beziehungsaspekten in beruflicher Kommunikation Poro (1999), zur „Softkommunikation“ im Betrieb Kleinberger/ Kleinberger (2003). 39 Einen generellen Zugang zur Gestaltung von Arbeit durch Technik eröffnet Paul (2004). Speziell zum Einfluss der Kommunikationtechniken vgl. Holland/ Wiest (1991), Janich (1994), Bricklin (1998), Geissler (2004), Kiepas (2006). Rothkegel.indd 117 09.11.09 14: 08 118 Kapitel 3 Insbesondere Letzterem wird eine positive Wirkung in der Weise nachgesagt, dass die Blogger verstärkt ihre Arbeitstätigkeit reflektieren, wenn sie darüber - unternehmensöffentlich - schreiben. Unabhängig von diesem Einzelaspekt gilt Kommunikation aber immer als Hauptvoraussetzung für effektives Arbeiten. Im Bereich der Mensch-Maschine-Mensch-Kommunikation (z.B. Piloten im Flugbetrieb, Levesque 2006) ist die gelingende Kommunikation nicht nur für den Arbeitserfolg, sondern darüber hinaus für die Techniksicherheit unerlässlich. Schließlich soll noch ein Punkt angesprochen werden, der die historisch-gesellschaftliche Dimension von Organisationen betrifft. Das Innen und Außen der Organisation sind Gegenstände von Chroniken und Archivierung (Diskussion in Schweizerisches Wirtschaftsarchiv 2006). In Werksarchiven werden Dokumentationen zu wichtigen Daten, Ereignissen und Personen aufbewahrt. Im Schweizerischen Wirtschaftarchiv (2006) diskutiert man, ob dies sinnvoll und zeitgemäß ist: eine Dokumentation der Kommunikation über Kommunikationsräume der Arbeitswelt. 3.6 Zusammenfassung Der zentrale Gegenstand der Technikkommunikation ist - wie könnte es anders sein - die Kommunikation. Zunächst haben wir die wichtigen Phänomene kennen gelernt und erfahren, wie sie in linguistisch-pragmatischen Theorien eingeschätzt werden und welche Methoden sich daraus für die Analyse von Kommunikationssituationen ergeben. Die Modellierung des Kommunikationsraums mit Akteuren, Sprachhandlungen, Medien der Vermittlung sowie den Umfeldern Arbeitsplatz und Organisation bietet eine Orientierung beim Umgang mit Kommunikationsproblemen. Das Konzept der Sprachhandlung eröffnet hierzu einen Zugang, der die Analyse, Beschreibung und Systematisierung ermöglicht. Beispiele aus ausgewählten Situationen machen uns deutlich, wie selbstverständlich wir in der Praxis damit umgehen, obwohl die präzise Interpretation der Sprachhandlungen auch problematisch sein kann. Hervorgehoben wurde die Rolle der Kommunikationstechnologie, die mehr und mehr die fehlenden Bedingungen von Face-to-Face-Situationen in der Fernkommunikation kompensiert. Einblicke in einige Situationen aus der Arbeitswelt haben uns schließlich den Blick auf gesellschaftliche Dimensionen der Kommunikation gelenkt. Rothkegel.indd 118 09.11.09 14: 08 119 Pragmatik Schlüsselwörter: Kommunikation (K-form, K-modell, K-situation; Arbeitsplatz-K, Computervermittelte K, Experten-Nichtexperten-K, Face-to-Face-K, Interkulturelle K, Unternehmens-K) Sprachhandlung (Dialog, Interaktionssequenz, Pragmatik, Sprechakt) Literaturauswahl zu zentralen Themen: Kommunikation: Zur Einführung findet man alle relevanten Begriffe in Burkart 2007; Schmidt/ Zurstiege 2007 bieten darüber hinaus eine grundsätzliche Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der Kommunikationswissenschaft. Sprachhandlung und Dialog: Zur Einführung in Sprechakte und Sprechakttheorie bieten Hindelang 2000 und Staffeldt 2008 sowohl ausführliche Diskussion als auch anschauliche Beispiele; einen Überblick über Dialog-, Gesprächs- und Konversationsanalyse findet man im Handbuch von Fritz/ Hundsnurscher 1994, Analysemethoden werden in Brinker/ Sager 2006 dargestellt, den Bezug zur gesprochenen Sprache stellt Schwitalla 2006 her. Experten-Nichtexperten-Kommunikation: Für den lexikalischen Bereich gibt Wichter 2004 einen ausführlichen Überblick, Busch 2004 ist auf die gesellschaftliche Kommunikation bezogen, Braun/ Kohn 2005 beziehen den sprachlich-kulturellen Bereich ein. Computervermittelte Kommunikation: Der Einfluss des Mediums auf kommunikatives Verhalten, Gesprächsstrukturen und Sprachgebrauch wird in den Beiträgen in Handler 2001 und Dürscheid 2006 aus einer Vielzahl von Perspektiven betrachtet. Unternehmenskommunikation: Das gesamte Spektrum der Themen wird in Becker-Mrotzek/ Fiehler 2002 angesprochen, der Medienbezug steht bei Thimm 2002 im Vordergrund, die Hervorhebung der Unternehmenskultur findet sich in Weissmann 2004. Rothkegel.indd 119 09.11.09 14: 08 4 Z u g ä n ge z um te c h ni s c h e n Wi s s e n im Text ( Texta n a ly s e ) Wir verstehen Texte als Formate für die Organisation, Darstellung und Verteilung von Inhalten und Funktionen. Es sind die Textstrukturen, über die wir technische Informationen erschließen können. Dazu verwenden wir ausgewählte Methoden der Textanalyse, deren Ergebnisse in Textrepräsentationen dokumentiert werden. Wir wollen erfahren, was es mit dem Gegenstand Text auf sich hat, welche Texteigenschaften für den gezielten Umgang mit Texten und Dokumenten relevant sind und wie wir die Vielfalt von Textstrukturen systematisch erfassen und beschreiben können. Rothkegel.indd 120 24.11.09 11: 33 121 Textanalyse 4.1 Theorien, Modelle, Strukturen 4.1.1 Was ist ein Text, was ein Dokument? Schauen wir in die Wortgeschichte: Mit dem lateinischen Ausdruck „textus (Gewebe)“, der Ausgangspunkt sowohl für Text als auch für Textil ist, verbindet sich die Vorstellung einer Struktur, die durch Verknüpfung von horizontalen und vertikalen Linien oder Fäden entsteht. Beim Text entspricht dies der zweidimensionalen Form von Zeilen und Spalten, wie sie flächenhaft auf einem Blatt Papier oder auf dem Bildschirm erscheint. Dabei handelt es sich um den sichtbaren Teil des Textes mit Wörtern und Sätzen. Das, worum es eigentlich geht, bleibt unsichtbar: Informationen, Themen, kommunikative Absichten, im Text angelegte Wirkungen. Entsprechend unterscheiden wir die Textoberfläche und die Texttiefe. Diese Sichtweise lehnt sich an die Idee der Transformationsgrammatik an, in der die Satzstruktur aus dem regelhaften Zusammenspiel von Satz-Tiefe und Satz-Oberfläche entwickelt wird (Chomsky 1957). Aufgegriffen wurde sie in den Anfängen der Textlinguistik durch van Dijk (1980), der mit der Makrostruktur das Konzept vom Text als Struktur eingeführt hat. Das Modell von Texttiefe und Textoberfläche gestattet die Analyse von Textphänomenen in der Weise, dass sie in einen Erklärungszusammenhang gebracht werden können. Auch in unserem Ansatz verbinden wir die Komponenten der Texttiefe (Textthema, Textfunktion) mit den Komponenten der Textoberfläche (Lexik, Syntax). Die Verbindung ergibt sich einerseits durch die Parameter der Textorganisation (Sequenzstruktur), andererseits durch die Merkmale des Textdesigns (Gestalt). Diesen Zusammenhang erfassen wir in einem Textmodell, das wir das Eisbergmodell nennen. Die Frage, was einen Text von anderen sprachlichen Äußerungen unterscheidet, wird mit den sieben Textualitätskriterien beantwortet, die de Beaugrande/ Dressler (1981) als grundlegend für die Textbestimmung betrachten. Wir werden ausführlich auf sie eingehen. Eine andere Sicht ist die der Unterscheidung von textinternen und textexternen Merkmalen. 1 Mit textintern sind solche Phänomene gemeint, die - explizit oder implizit - mit dem Text selbst verbunden sind (z.B. Lexik, Thema, Funktion, Paragrafenstruktur). Als textextern gelten Parameter wie Autor, Sender, Leser, Zeit und Ort der Publikation. Die Kombinatorik solcher Parameter gestattet eine Klassifikation von Texten als Textsorten. Die Zugehörigkeit eines Textes zu einer bestimmten Textsorte (z.B. Vortrag oder Gebrauchs- 1 Diese Unterscheidung, die vor 20 Jahren in die damalige Textlinguistik eingeführt worden ist, gilt auch noch heute. Vgl. Heinemann/ Viehweger (1991), Heinemann/ Heinemann 2002, Adamzik 2004b). Rothkegel.indd 121 09.11.09 14: 08 122 Kapitel 4 anweisung) bestimmt wiederum die Wahl der sprachlichen Mittel. Als lexikalische Ausdrücke und syntaktische Satzformen bilden sie die Textoberfläche. Schließlich prägen die medialen Bedingungen das Textformat im Hinblick auf Präsentation und Distribution (Verteilung). So lassen sich Printtexte von Hypertexten unterscheiden. Wann spricht man von Dokumenten? Hierzu gibt es verschiedene Ansätze. Zum Technischen Dokument wird ein Text durch die Rechtsverbindlichkeit der Inhalte. Desgleichen gilt ein Anspruch auf objektive Nachvollziehbarkeit in der Realität. Objektivierung bedeutet, dass die Inhalte personenunabhängig verstehbar sind. Es geht ausschließlich um Denotate eines bestimmten Referenzbereichs und nicht um Konnotate, die eine subjektive Sichtweise der Dinge enthalten. 2 Interessant ist ebenfalls die Idee, Grammatiken als Dokumente einer Sprache zu betrachten (Schneider-Mizony 2008). Mit ihrem normativen Anweisungscharakter zum Sprachgebrauch haben sie Ähnlichkeiten mit Technischen Dokumentationen. Hier hat sich die Bezeichnung Dokument generell für elektronisch gespeicherte Daten durchgesetzt. Nichtsdestoweniger gelten für alle Arten von Dokumenten alle Eigenschaften, die auch für Texte gelten. Insofern betrachten wir den Text als die Grundform. Dies gilt unabhängig davon, ob der Text online oder in Printformaten verfügbar ist, sowie ob er Bilder enthält oder nicht. In beiden Richtungen, Rezeption und Produktion, öffnet der Text ein Fenster, das Ein- und Ausblicke gewährt. Es sind Einblicke, die die Rezipienten gewinnen, indem sie in eine „Textwelt“ von Sachverhalten und Szenarien, Intentionen und Einstellungen schauen, die die Textproduzenten konstruieren und ihnen anbieten. Es sind Ausblicke der Textproduzenten, die einen Text in die Welt ungewisser und riskanter Kommunikationsräume schicken, aus denen freundliche und/ oder unfreundliche Reaktionen zurückkommen. Die nach außen zielende Präsentation ist anschlussfähig für Erwiderungen und gleicht damit einer initiierenden Sprachhandlung. Die Reaktionen können weitere Texte sein, in denen Ideen und Informationen aufgegriffen und weiter verarbeitet werden, es können aber auch Kommentare mit Anerkennung und Kritik sein. Sie kommen von Lesern, Nutzern, Beobachtern oder Konkurrenten, die ihrerseits Textproduzenten geworden sind. In diesem Sinne arbeiten alle zusammen am Aufbau von Text-Netzen (Fraas 1997, Adamzik 2000, Ostapenko 2007). 3 2 Dies trifft ebenfalls auf Dokumentationen in anderen Sachbereichen zu, z.B. der Medizin (Baisch et al. 2006). Eine Nähe besteht weiterhin zu Dokumentarfilmen, die gleichzeitig eine Unterhaltungsfunktion haben (Glynne 2008 mit Tipps zur kreativen Gestaltung). Auch in der literaturwissenschaftlichen Betrachtung spricht man von Dokumenten, z.B. mit Blick auf Reisebeschreibungen. Sie vermitteln Wissenswertes und gelten als zeit- und personenunabhängig (im Vergleich von objektivem Dokument und subjektivem „Monument“ vgl. Knopper 2008). 3 Gibt es eine einheitliche Thematik, etwa Klimaschutz oder technische Innovationen, spricht man von Diskursen: Ehlich (1994), Brünner et al. (1999). Rothkegel.indd 122 09.11.09 14: 08 123 Textanalyse 4.1.2 Eisbergmodell und Textebenen Ein Text, wie er vor uns liegt oder am Bildschirm erscheint, ist - metaphorisch gesprochen - nur „die Spitze vom Eisberg“. Was man auf der Oberfläche wahrnehmen kann, also Wörter, Sätze, Abschnitte und Teiltexte, ist lediglich ein kleiner Teil des Gegenstandes Text. Der interessantere und gewichtigere Teil bleibt zunächst verborgen in der Texttiefe. Zur Texttiefe gehören das Thema mit dem Wissen im Hintergrund, die Textfunktion mit der beabsichtigten Wirkung auf die Kommunikationspartner, die implizite Mitteilung zur Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern. Was wir an der Oberfläche sehen, sind allein die Formen: das Layout und die Typografie, vielleicht Bilder, möglicherweise Farben oder bewegte Bilder in Multimedia-Texten. Dennoch bilden die sichtbare Textoberfläche und die verstehbare Texttiefe eine Einheit. In einem komplexen Beziehungsgefüge entsteht ein neuer Zusammenhang von Aussagen, der eine „Textwelt“ eröffnet. Wollen wir von diesem Potenzial profitieren, müssen wir es uns erschließen. Im Alltag machen wir dies intuitiv. In der Profession nutzen wir Methoden und Modelle, anhand derer wir uns orientieren können. Dazu führen wir ein Textmodell ein, das solche Aspekte integriert, die für die Informationserschließung hilfreich sind. Wir greifen auf die oben eingeführte Metapher zurück und nennen es das Eisbergmodell Text (Abb. 4.1). Lexik Syntax Textdesign Textorganisation Textfunktion Textthema Abb. 4.1 Eisbergmodell Text Werden im Satz Akteure und Objekte zusammengebracht, um Sachverhalte zu bilden, so werden im Text Sachverhalte miteinander verknüpft, um komplexe Szenarien, Ereignisfolgen oder Erklärungs- und Argumentationsketten entstehen zu lassen. Insgesamt haben wir es mit einem kognitiv Rothkegel.indd 123 09.11.09 14: 08 124 Kapitel 4 hochkomplexen Gegenstand zu tun, bei dem wir mehrere Textebenen unterscheiden. Dieses Konzept der Textebene geht auf die Textlinguistik in der Mitte der neunziger Jahre zurück (Motsch 1996). Als Kern betrachten wir das Textthema mit seiner Einbindung in eine kommunikative Funktion. Es gilt die Voraussetzung, dass Inhalt, Funktion und Form eine Einheit bilden. Dabei, so die weitere Annahme, spiegelt die Form die durch sie vermittelten Inhalte und Funktionen. Wir erkennen bereits an der Form, wie ein Text inhaltlich aufgebaut ist und möglicherweise sogar, welche Textthematik und Textfunktion ein Dokument hat. Wir wollen es aber etwas genauer wissen und auch präzise beschreiben können. Damit können wir professionell am Text arbeiten. Die Komponenten der Texttiefe sind hierarchisch organisiert und werden auch in dieser Form repräsentiert. Durch Strategien der Textorganisation und des Textdesigns werden sie an die Oberfläche vermittelt. Auf der Ebene der Textorganisation spielt die Linearität als Strukturierungsprinzip die zentrale Rolle. Die hierarchische Struktur des Verstehens von Zusammenhängen steht parallel zu den sequenziellen Strukturen der Präsentation von Abschnitten mit Überschriften, Sätzen und Wörtern. Dies wiederum entspricht unseren kognitiven Bedingungen der Wahrnehmung im räumlichen oder zeitlichen Nacheinander der Einheiten. Auf der Ebene des Textdesigns geht es schließlich um die Gestaltung der sprachlichen und visuellen Oberflächenformen zusammen mit Layout und Typografie. 4.1.3 Textualitätskriterien: Sieben auf einen Streich Was einen Text als kommunikative Einheit ausmacht, legen de Beaugrande/ Dressler (1981, 50-215) in sieben Textualitätskriterien fest. Von der Texttheorie her kommen kognitive und pragmatische Aspekte zusammen: Wissenszusammenhang mit der Kohärenz, grammatischer Zusammenhang auf der Oberfläche mit der Kohäsion, die Rolle von Produzent und Rezipient in den Kriterien der Intentionalität und Akzeptabilität, der informationelle „Mehrwert“ des Textes in der Informativität, der Einfluss der Kommunikationssituation in der Situationalität und der Beziehungszusammenhang des einzelnen Textes zu anderen Texten in der Intertextualität. Eine Kollektion von Wörtern oder Sätzen, die diesen Kriterien nicht genügen, gelten als nicht-kommunikativ und damit als „Nicht-Texte“. Alle Kriterien müssen erfüllt sein. Dies gilt für jedes Textexemplar, also für jede Vorkommensweise eines Textes. Rothkegel.indd 124 09.11.09 14: 08 125 Textanalyse Die Textualitätskriterien gehören zu den Basisfestlegungen der pragmatischen Textlinguistik, wie sie Anfang der achtziger Jahre entwickelt worden ist. In gleicher Kombinatorik oder in Varianten bilden sie bis heute die linguistisch fundierte Grundlage für die Beschäftigung mit Texten. 4 Im Folgenden skizzieren wir die einzelnen Kriterien im Hinblick auf ihre Relevanz für die Analyse von Textstrukturen und den darin verpackten technischen Informationen. Bei der KOHÄSION (de Beaugrande/ Dressler 1981, 3-4) geht es um die Oberfläche, also die sichtbaren Wörter und wie sie miteinander verbunden sind. Die Beschreibungsebene ist die der Grammatik und Lexik. Die Kohäsion sorgt für die Stabilität des Textes. Dabei kommt die Metapher vom „Gewebe“ (lat. textus) wieder in den Blick. Ein Stoff kann mehr oder weniger fest gewebt sein, so auch ein Text. Es gibt Verbindungen zwischen den Einheiten, die sich dicht oder locker über den Text verteilen. Wie soll man sich solche Verbindungen vorstellen? Einmal geht es um das wiederholte Vorkommen gleicher Referenten. Dabei bezieht man sich mehrfach auf das gleiche Objekt oder den gleichen Sachverhalt. Auf diese Weise kommt der gemeinte Referenzbereich deutlich zum Ausdruck. Wir kennen dies aus Texten über das Automobil im Verkehr, über ein Gerät im Haushalt, über die Software am Arbeitsplatz. Die Kohäsion ist umso stärker und damit der Text umso stabiler, je häufiger auf das gleiche Objekt Bezug genommen wird. Dieses Verfahren erleichtert das Verständnis der Leser. Erschwert ist das Verständnis, wenn es eine Vielzahl von Referenzbereichen gibt, die jeweils nur einmal angesprochen werden. Dies ist der Fall, wenn in jedem Satz ein neuer Punkt zur Sprache kommt. Dann ist die Kohäsion nur schwach, möglicherweise fehlen die Verbindungen zwischen den meisten Einheiten oder sie sind sehr locker. Anders und bildlich ausgedrückt, der Text als Struktur fällt auseinander oder in sich zusammen. Man unterscheidet eine Reihe von Kohäsionsmitteln wie Rekurrenz (Wiederholung), Junktion (Verbindung) und die Organisation der Tempora im Text. Unter dem Aspekt der Fokusbildung (Konzentration auf einen Schwerpunkt im Referenzbereich) behandeln wir die Kohäsion anhand eines Beispiels in Abschnitt 4.2.2, unter dem Aspekt der Fortsetzung im Textverlauf beschäftigen wir uns in Abschnitt 4.3.3 mit weiteren Rekurrenzmitteln. Im Folgenden schauen wir uns an, was unter Rekurrenz im Sinne der Wiederholung zu verstehen ist. Sie kann auf verschiedene Art und Weise gestaltet sein. 4 Dazu gehören van Dijk (1980), de Beaugrande/ Dressler (1981), Brinker (1985) (1. Aufl.), Heinemann/ Viehweger (1991), Renkema (1993), Rothkegel (1993a), Vater (2001), Heinemann/ Heinemann (2002), Jürgens/ Gansel (2002), Adamzik (2004b), Brinker (2005) (6. Aufl.), Sandig (2006). Rothkegel.indd 125 09.11.09 14: 08 126 Kapitel 4 Vollständige Rekurrenz liegt bei Wiederholung des gleichen Wortlauts (Ansage) vor: (1) Die Ansage wird jetzt vorgespielt. (2) Die Ansage ist und bleibt gespeichert. Die Wiederholung kann sich auch nur auf einen Teil einer Wortkomposition beziehen (Partielle Rekurrenz), so Schlüsselbart in (3) und Schlüssel in (4) sowie Code in (3) und Wechselcode in (4): (3) Der Schlüsselbart wird als gültiger mechanischer Code erkannt. (4) Ein neuer Wechselcode wird zwischen Schlüssel und Steuergerät vereinbart. Die Wiederholung bezieht sich auf syntaktische Strukturen oder Inhalte. Beim Parallelismus werden syntaktische Strukturen wiederholt: z. B. Verb, Zeitadverb, Raumadverb, Verbzusatz: (5) Der Bumerang steigt zunächst steil auf und stürzt dann senkrecht ab. Bei der Paraphrase geht es um die Wiederholung von Inhalten, wobei eine andere Ausdrucksform gewählt wird: (6) Wenn wir nur von Qualität sprechen, meinen wir die Güte eines Produkts. Werden sowohl Struktur als auch Inhalte wiederholt, wobei einige Elemente ausgelassen werden, spricht man von Ellipsen. Die ausgelassenen Elemente müssen allerdings aufgrund des Vorgängersatzes rekonstruierbar sein: (7) Alle reden vom Wetter. Wir nicht. (Wir reden nicht vom Wetter.) Zwischen Wiederholung und Ersatz von Elementen (Substitution) stehen Proformen. Als Wortklassen kommen Pronomen (sie, unser) und Pronominaladverben (dort, hier) in Betracht. Sie stehen für Nomen, aber auch für Sätze. Sie selbst haben keine Referenz, sondern stellen Referenz über den Bezug zu anderen Einheiten im Text her. Der wiederholte Bezug auf einen bestimmten Referenten im Text wird als Koreferenz bezeichnet. KOHÄRENZ ist das zweite Kriterium der Textualität (de Beaugrande & Dressler 1981, 5-6). Als zentraler Begriff des Textzusammenhangs hat er einen hohen Stellenwert, wenn es darum geht, ob ein Text als gut oder schlecht bewertet wird. Kohärenz gilt als Basis für das Verstehen von Texten. Hier spielen thematische Strukturbildung sowie Inferenzen (Schlussfolgerungen) und Wissenszusammenhang eine Rolle. Wichtig ist, wie die Begriffe aufeinander im Text bezogen sind. Sachverhalte sind durch Kohärenzrelationen miteinander verbunden, die für die Organisation der Fortsetzung sorgen. Dazu gehören Addition und Kontrastierung, Kausalität in den Ausprägungen von Ursache und Wirkung, Ermöglichung und Rothkegel.indd 126 09.11.09 14: 08 127 Textanalyse Folge, Grund und Folge, im Weiteren Mittel und Zweck sowie zeitliche und räumliche Nähe und Distanz. Mit der INTENTIONALITÄT als drittem Kriterium (de Beaugrande/ Dressler 1981, 8) sind wir in der Nähe zur Illokution im Sinne der Sprechakttheorie (vgl. Kapitel 3). Brinker (2005, 102 ff) führt in Entsprechung zu den fünf Sprechaktklassen fünf Arten der Textfunktion ein: Informationsfunktion (Repräsentativa), Appellfunktion (Direktiva), Obligationsfunktion (Kommissiva), Kontaktfunktion (Expressiva), Deklarationsfunktion (Deklarativa). In der Sicht auf die Rezipienten geht es um die AKZEPTABILITÄT (de Beaugrande/ Dressler 1981, 9). Mit diesem vierten Kriterium wird die Kooperationsbereitschaft der Rezipienten angesprochen, die ihrerseits zum Textverständnis beitragen. Zwar kann der Produzent durch geeignete Mittel die Kohärenzbildung beim Rezipienten erleichtern, doch ohne Mitarbeit des Rezipienten funktioniert es nicht. Anders als gut meinende Ratgeber glauben machen wollen, reicht die Beachtung einiger Schreibregeln nicht aus, um das Textverstehen durch die Rezipienten zu garantieren. Es gibt Grenzen der Einflussnahme, auch können verschiedene Strategien miteinander in Konflikt stehen. So ist ein kurzer Text nicht unbedingt verständlicher als ein langer Text. Will man es kurz machen, ist zwar weniger Aufmerksamkeit notwendig, doch ist die dann möglicherweise zu gering, um das angemessene Verständnis zu entwickeln. Defekte oder abweichende Texte benötigen ebenfalls mehr Aufmerksamkeit, weil der Leser auf eigene Regie Reparaturen anbringen muss. Erscheint ihm dies zu mühsam, wird er schließlich das Weiterlesen verweigern. Das fünfte Kriterium bezieht sich auf die INFORMATIVITÄT (de Beaugrande/ Dressler 1981, 10-11). Unsere Aufmerksamkeit erhöht sich, wenn wir Neues erfahren. Was unüblich ist, betrachten wir genauer, auf Unerwartetes hören und reagieren wir mit mehr Bereitschaft als auf Gewohntes. Doch wird uns zu viel Neues angeboten, sind wir kognitiv überfordert und steigen aus dem Text aus. Deshalb schätzen wir die eingespielten Muster und eingeführten Standards. Schließlich ist es die Balance zwischen Bekanntem und Unbekanntem, die einen Text attraktiv macht. Die SITUATIONALITÄT als Textualitätskriterium meint die Wechselwirkung zwischen Text und Situation (de Beaugrande/ Dressler 1981, 12). Der Text ist durch die intendierte Situation seines Gebrauchs geprägt, verändert aber seinerseits die Situation, in der er aktuell gebraucht wird. Die Gebrauchssituationen für Technische Dokumentationen lassen sich hier einordnen. So achten z.B. Nutzer darauf, dass bestimmte Vorgänge beim Umgang mit Geräten störungsfrei ablaufen (Situationskontrolle). Eine andere Situation liegt vor, wenn es um die Entscheidung geht, welches Gerät Rothkegel.indd 127 09.11.09 14: 08 128 Kapitel 4 oder welche Art von Software und welche Funktionen für die Lösung von Aufgaben eingesetzt werden sollen. In diesem Fall geht es um Management (Situationslenkung). Für Situationen des ersten Falls bietet sich die Strategie der Schritt-für-Schritt-Anleitung an, im zweiten Fall die Strategie der Vermittlung eines mentalen Modells, wobei die Leser eine Gesamtvorstellung vom Produkt und seiner Anwendung aufbauen können. Zwei weitere Aspekte sind hinzuzufügen: die Rolle von Effektivität und Effizienz. Effektivität bezieht sich auf die maximalen Erfolgschancen. Wird das anvisierte Ziel in der Weise erreicht, wie es geplant war? Kommt eine Instruktion auch als Instruktion beim Leser an? Gelingt die Herstellung einer Grafik mit der Software X, wie es im Entwurf vorgesehen war? Fragen dieser Art zielen auf die Effektivität. Effizient sind dagegen die Strategien und Ausführungsmodalitäten, mit denen die jeweiligen Ziele erreicht werden. Hier geht es um die Relation von Aufwand und Wirkung. Bequemlichkeit und Komfort, Nutzungsmöglichkeiten im Hinblick auf Ressourcen, Kosten, all dies sind Aspekte von Effizienz. Das Einsparen von Arbeitsschritten durch Wiederverwendbarkeit von Dokumenten oder Dokumentteilen gehört z.B. zu diesen Strategien. Als siebtes Kriterium gilt die INTERTEXTUALITÄT (de Beaugrande/ Dressler 1981, 12-13). Texte funktionieren generell intertextuell. Bei der Betrachtung einer Textart müssen andere Textarten mit in Betracht gezogen werden (Klein/ Fix 1997). Dies gilt insbesondere für die Fachkommunikation (Griffig 2006). Adamzik (2000) spricht von Textnetzen. Textarten im Bereich der Technikkommunikation sind durch den Gegenstand „Technik“ und „technisches Produkt“ miteinander verbunden. Dabei geht es um Bezugnahmen auf andere Texte in expliziter oder impliziter Weise. Explizite Bezugnahmen erfolgen durch Verweise, z.B. auf Bestimmungen, Richtlinien, aber auch auf andere Produktbeschreibungen. Intertextuelle Verknüpfungen werden ebenfalls durch Zitate hergestellt. Dies gilt vor allem in wissenschaftlichen, aber auch in werbenden Texten, in denen Äußerungen von Wissenschaftlern zur Untermauerung der Glaubwürdigkeit von Behauptungen zitiert werden. Implizite Bezugnahmen finden sich u.a. in der internen und externen Unternehmenskommunikation (Leitbild, Geschäftsbericht, technische Daten, Konstruktionsdokumente, Produktinformationen, Werbekampagnen). 4.1.4 Textsorten und Textmerkmale Die textpragmatische Sicht zielt auf Sprache im Gebrauch, d.h. auf Texte. Nun gibt es Texte „wie Sand am Meer“. Nicht der einzelne Text als solcher Rothkegel.indd 128 09.11.09 14: 08 129 Textanalyse interessiert, sondern das Typische, das viele einzelne Textexemplare in einer Gruppe oder Klasse zusammenfasst. Von Textsorten spricht man, wenn inhaltlich-funktionale Eigenschaften vorliegen, die brauchbare Unterscheidungen gestatten. So können wir leicht erkennen, ob ein Text ein Gesetzestext ist, eine technische Instruktion, eine Buchankündigung, ein Gedicht, ein Wetterbericht oder ein Sportkommentar, um beliebige Beispiele zu nennen. Mit dieser Textsortenkompetenz verbinden wir Erwartungen im Hinblick auf bestimmte Textmuster (Fix 1999), wenn wir einen Text lesen oder produzieren. Diese Erwartungen beruhen auf Erfahrungen und fördern das Textverständnis. Insofern als Erwartungen und Erfahrungen kulturell geprägt sind, ist das Verständnis an den kulturellen Kontext gebunden (Simmler 1997, Fix 2008). In der Textlinguistik bemüht man sich, die jeweils typischen Merkmale zu bestimmen. Wie dies bei Klassifikationen üblicherweise vorkommt, ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten der Gruppierung. Nichtsdestoweniger gibt es in der Forschung einen Konsens darüber, dass wir generell bei Lesern und Schreibern von einer Textsortenkompetenz ausgehen können. 5 Hinsichtlich der Klassifikation von Merkmalen werden textinterne und textexterne Merkmale unterschieden. Zu den externen Merkmalen gehören Autor und Rezipient, Textfunktion, Situation und Erscheinungszeit, Intertextualität, Medium. Die textinternen Merkmale beziehen sich auf Wortwahl (Lexik), Satzbaumuster (Syntax), Thema und Themenentfaltung, Textmuster, Stil bzw. Stilschicht, Abfolgen, Abbildungen und Illustrationen. Die Merkmale und Merkmalkonfigurationen finden ihre Parallelen in den verwendeten sprachlichen Ausdrücken. Die Zuordnung eines Textes zu einer Textsorte erleichtert Schreiben und Lesen sowie Verstehen und Einordnen von Inhalten. Die Merkmale sind Meta-Informationen zu den Textinformationen sowie zum kommunikativen Kontext dieser Textinformationen. Die Merkmale, die Textthema und Textfunktion betreffen, bestimmen in der Regel die Bezeichnung der Textsorte. Häufig wird die Illokution als Funktion explizit angegeben: Software-Dokumentation (Thema: Software, lllokution: Dokumentieren) Wetter-Bericht (Thema: Wetter, lllokution: Berichten) 5 Die Untersuchungen beziehen sich auf unterschiedliche Schwerpunkte: Textsorten im Allgemeinen in Adamzik (2000), nach Fachgebieten Kalverkämper/ Baumann (1996), zu Naturwissenschaften und Technik Göpferich (2005) und Ostapenko (2007), zu spezifischen Eigenschaften bestimmter Textsorten Diewald (1991), zur Typologie von Gebrauchstexten in Abhängigkeit dominanter Sprechaktklassen Rolf (1993) und schließlich zu Gebrauchsanleitungen als Textsorte im historischen Kontext Nickl (2000) und Zirngibl (2003). Rothkegel.indd 129 09.11.09 14: 08 130 Kapitel 4 Gebrauchsanleitung (Thema: Produktgebrauch, Illokution: Anleiten) Mechanik-Lehrbuch (Thema: Mechanik, Illokution: Lehren) Textsorten sind inhaltlich-funktional festgelegt und von Kommunikationsformen zu unterscheiden. Diese sind durch Medien, Ort sowie Art und Weise der Produktion, Präsentation und Distribution von Texten bestimmt. Die Frage ist: Wo und wie ist eine bestimmte Information zugänglich. Beispiele sind: Buch (Print), E-Book, E-Mail, Telefonat, SMS, Website, TV-Sendung, Zeitungstext, Messepräsentation. Zwar sind Kommunikationsformen prinzipiell offen für alle Inhalte und Funktionen, üben aber dennoch einen Einfluss auf Selektion, Strukturierung und Gestaltung von Inhalten aus. 6 Im Alltag unterscheidet man durchaus, ob man sagt „ich muss noch eine Email schreiben“ (Kommunikationsform) oder „ich muss noch einen Antrag auf Verlängerung stellen“ (Textsorte bzw. Textsortenvariante). Daneben gibt es eine Reihe von Mix-Bezeichnungen wie Fernsehnachrichten, Firmen-Website, Firmen-Internetauftritt, Beschwerdebrief usw. Bei der Bezeichnung Online-Hilfe sind Funktion (Instruktion) und Thema (Software) implizit festgelegt. Sie gilt daher als eigene Textsorte. 4.1.5 Textanalyse: Strategien und Repräsentationen Wir sollten unterscheiden, ob wir einen Text lesen, um ihn zu verstehen (was ist die Kernaussage? ) oder ob wir gezielt Informationen suchen, die wir weiter verwenden wollen oder ob wir den Text professionell unter bestimmten Aspekten analysieren möchten (de Beaugrande 1997). Sowohl in der Forschung als auch in den didaktischen Umsetzungen findet sich eine Vielzahl von Literatur, die sich mit dem Textverstehen und der Textverständlichkeit beschäftigen. Ersteres bezieht sich auf die Aktivitäten der Leser, Letzteres auf Texteigenschaften. 7 Spezifischer auf den Wissenserwerb durch Texte ausgerichtet sind dagegen Arbeiten wie Schnotz (1994) oder Jahr (2007). 6 An sehr unterschiedlichen Beispielen wird dies verdeutlicht in Hess-Lüttich et al. (1996), Herwig (2004), Schmitz (2004). 7 Zu den häufig zitierten Ansätzen gehören das Hamburger Verständlichkeitsmodell, das erstmals als Ergebnis einer Testreihe von Langer/ Schulz von Thun/ Tausch 1974, dann 1993 in einer neueren Fassung, später nochmal 2002 veröffentlicht wurde. Es ist zunächst durch Groeben (1982) und Groeben/ Christmann (1989) systematisiert und durch Göpferich (2006, 136 ff) im Hinblick auf die Technische Dokumentation erweitert worden. Grob gesprochen handelt es sich um vier Prinzipien der Verständniserleichterung: Kürze, Einfachheit, Gliederung, kognitive Stimulanz. Letzteres richtet sich auf den Faktor Aufmerksamkeit, die durch Attraktivmacher oder kognitive Dissonanz länger aufrecht erhalten bleibt. Rothkegel.indd 130 09.11.09 14: 08 131 Textanalyse Im Hinblick auf professionelle Lese- und Schreibaufgaben möchten wir z.B. wissen, welche Begriffe aus welchen Domänen im Text vorkommen oder welche Themen in welchen Perspektiven ausgearbeitet sind. Wir wollen feststellen, ob wir es mit einem narrativen oder argumentativen Text zu tun haben, ob wir Handlungsanleitungen erwarten können, um eine Aufgabe zu lösen oder ob wir Einschätzungen und Bewertungen finden, die möglicherweise unsere Entscheidungen unterstützen. Eventuell wollen wir Texte miteinander vergleichen, um zu erfahren, in welchen Inhalten sie sich unterscheiden oder wir wollen sie danach bewerten, ob sie in der Qualität gleich oder verschieden sind. Die bisher skizzierten Orientierungsquellen wie Textebene, Textualität oder Textmerkmale werden nun ergänzt durch eine Reihe ausgewählter Strategien der Textanalyse. Dabei legen wir fest, auf welche Texteinheit wir uns beziehen wollen und welche Art von Informationen uns interessiert. Mit Blick auf unser Eisbergmodell werden wir im Folgenden die thematischen und funktionalen Strukturen, die Prinzipien der Fortsetzung in der Textorganisation sowie die Eigenschaften der Textoberfläche analysieren. Diese Einteilung schließt die gemeinsame Behandlung von Printtexten und Hypertexten (Online-Texten) ein. Wir gehen davon aus, dass die medialen Unterschiede durchaus ihre Auswirkungen auf Strukturierung und Gestaltung entsprechender Texte haben, dass aber grundsätzlich gleiche oder ähnliche Prinzipien gelten. Die Erfahrung lehrt mittlerweile (nach der anfänglichen Abgrenzung und Hypertext-Euphorie in den neunziger Jahren), dass die strukturellen Texteigenschaften bei Hypertexten in verstärktem Maße zur Geltung kommen. Im Hinblick auf beide behandeln wir die thematischen und funktionalen Textstrukturen, die makrostrukturellen Grundlagen der HypertextMap, die Navigationsstrukturen im Rahmen der Interaktivität und das Textdesign. Bei Letzterem findet die visuell-sprachliche Aufbereitung von Informationen für Bildschirm und Interface besondere Beachtung. Was die zu betrachtenden Texteinheiten betrifft, unterscheiden wir die Dimensionen global und lokal. Mit „global“ ist das Textganze einschließlich der Paragrafenstruktur gemeint, „lokal“ bezieht sich dagegen auf kleinere Texteinheiten wie Wörter, Sätze oder Topics. Auch gibt es eine Richtung, in der der Text in der Analyse abgearbeitet wird: top down oder bottom up. Bei „top down“ geht man vom Textganzen aus, das sukzessive in kleinere Gruppierungen bis zu den Sätzen bzw. Propositionen hinunter zerlegt wird, im Strukturbaum also von oben nach unten. Bei „bottom up“ geht man von den Propositionen aus und gruppiert sie sukzessive zu komplexeren Einheiten, also im Strukturbaum von unten nach oben. Die erste Strategie ist vorteilhaft, wenn das Thema und die Sachverhalte relativ Rothkegel.indd 131 09.11.09 14: 08 132 Kapitel 4 vertraut sind. Kennt man sich dagegen nicht mit dem Thema aus, wählt man die zweite Strategie und beginnt bei den einzelnen Sätzen, möglicherweise bei einzelnen Wörtern. Im Normalfall benutzt man beide Strategien im Wechsel. Eine andere Dimension der Analyse bezieht sich auf die beiden Betrachtungsweisen, in denen der Text erscheint: statisch und dynamisch. In der statischen Sicht betrachtet man den Text unabhängig von Leser oder Schreiber in seiner Ganzheit und mit den dazugehörigen Texteigenschaften. Mit der dynamischen Sicht ist die Vorstellung verbunden, wie sich Schreiber oder Leser linear von Punkt zu Punkt durch den Text bewegen. Diese Dimensionen gelten gleichermaßen für Printformate wie für Onlineformate. Vermischungen der Dimensionen, wie sie in der Literatur durchaus vorkommen können, führen zu Verwirrung. So sollte klar sein, dass hierarchische Strukturen keine Reihenfolge abbilden, auch wenn die Elemente gezwungenermaßen hintereinander dargestellt sind, und dass Sequenzstrukturen keine hierarchischen Relationen enthalten. Darauf kommen wir bei den Analysebeispielen später nochmals zurück. Wichtig ist, dass die Ergebnisse der Analyse dokumentiert werden. Hier kommen vor allem grafische Visualisierungen in Betracht wie etwa hierarchische oder sequenzielle Strukturdarstellungen, die den Text „repräsentieren“. Diese Textrepräsentationen gestatten die Zuordnung metasprachlicher Beschreibungen zu den einzelnen Textteilen. 8 Sie sind Voraussetzung für eine objektiv nachvollziehbare Identifikation der ermittelten Inhalte und gewährleisten Vergleichbarkeit des Textmaterials. Dabei greifen wir auf Standards der grafischen Repräsentation zurück: Schemata, semantische Netze, MindMapping, hierarchische Baumstrukturen oder sequenzielle Verkettungsmuster. 4.2 Textstrukturen: Konzepte, Themen und Funktionen Wie stellen wir fest, worüber ein Text handelt und was den inhaltlichen Zusammenhang bildet? In diesem Abschnitt geht es um den begrifflichen Aufbau von Referenzbereichen und wie darin fokussiert wird. Weiterhin geht es um die Strukturierung von Printtexten und Hypertexten durch Themen, was die Grundlage für das Textverständnis bildet. Die relevanten Strukturmuster sind MindMap, Makrostruktur und die Variante der Makrostruktur in der HypertextMap. Sie alle repräsentieren die inhaltlichstrukturellen Bedingungen für die Kohärenzbildung. 8 Unter „objektsprachlich“ versteht man die sprachlichen Äußerungen selbst. So sind die Beispieltexte für die Analysen objektsprachlich. Für die Darstellung der Analyseergebnisse verwendet man dagegen metasprachliche Ausdrücke. Sie gehören zur linguistischen Fachsprache. Rothkegel.indd 132 09.11.09 14: 08 133 Textanalyse 4.2.1 MindMapping für die Bionik Im Text kommen in der Regel mehrere Wissensbereiche (Domänen) zusammen. Es ist gerade die Leistung der Organisationsform Text, dass hier neue inhaltliche Zusammenhänge aus verschiedenen Wissensbereichen gebildet werden. Dies geschieht in der Weise, dass ausgewählte Konzepte aus den zu verbindenden Domänen in bestimmten Textstrukturen miteinander kombiniert werden. Aus der Kombinatorik entwickeln Schreiber und Leser die Kohärenz des Textes. Als Textualitätskriterium (de Beaugrande/ Dressler 1981) gehört die Kohärenz zu den nicht unmittelbar am Text ablesbaren Texteigenschaften. Kohärenzbildung ist angewiesen auf die mentale Aktivität von Schreibern und Lesern, die zwischen der Verwendung der Konzepte im Text und dem eigenen, durch diese Konzepte aktivierten Wissen eine Verbindung herstellen. 9 Dabei kann der Text die Kohärenzbildung fördern, aber auch behindern, wenn die Relationen zwischen den Konzepten im Text unklar bleiben. Wir veranschaulichen dies am Beispieltext aus dem Bereich der Bionik, in dem die Natur als Vorbild für Technikentwicklungen fungiert. Thematisch geht es darum, wie die Funktionsweise des Facettenauges von Insekten für die Solartechnik nutzbar gemacht wird. Der Mottenaugen-Effekt (Bionik, Landesmuseum für Technik und Arbeit 2003, 51/ 52) (1) Vom tiefen Blick ins Mottenauge … Schon Anfang der sechziger Jahre hat man auf den Cornealinsen der Facettenaugen von Nachtfaltern (Heterocera) eine extrem feine Oberflächenstruktur entdeckt. Die an sich schon winzig kleinen, chitinigen Einzelfacetten von nur 0,015 bis 0,040 mm Durchmesser haben kegelförmige Nippel in regelmäßiger Anordnung. Der gegenseitige Mittenabstand dieser Nippel beträgt nur etwa 0,0002 Millimeter. Interessanterweise existieren diese Nippel hauptsächlich bei nachtaktiven Insekten wie Nachtfaltern („Motten“), Netzflüglern (Neuroptera) und Köcherfliegen (Trichopera). Bienen, tagaktive Libellen, Käfer oder Heuschrecken haben dagegen völlig glatte Linsenoberflächen. Die Nippelstruktur der Augenlinse bewirkt einen allmählichen Übergang zwischen dem Brechungsindex des durchsichtigen Chitins der Linse und desjenigen der umgebenden Luft. Dadurch wird die Reflexion merklich gemindert und die Lichtdurchlässigkeit der Linse gesteigert, ein Umstand, der für die damit ausgestatteten Insekten, etwa beim frühzeitigen Erkennen von Feinden, überlebenswichtig ist. Der Tagfalter (Schmetterling), der ebenfalls solche Augennippel besitzt, profitiert offensichtlich von dem zweiten Vorteil einer solchen Augenstruktur: 9 Zur Rolle des Wissens für die Kohärenzbildung im Text vgl. Metzing (1980), Rickheit (1991), Leinfellner (1992), Schnotz (1994). Rothkegel.indd 133 09.11.09 14: 08 134 Kapitel 4 Die Reflexion wird auf die Hälfte reduziert. Bei zusammengefalteten Flügeln ist der Schmetterling perfekt getarnt; viel von seiner Tarnung würde er einbüßen, wenn seine großen Facettenaugen im Licht glitzern würden. (2) … zur hochwertigen Breitband-Entspiegelung Diesen „Mottenaugen-Effekt“ nutzt man zur Erzeugung solarer Entspiegelungen transparenter Abdeckungen sowie hochwertiger visueller Entspiegelungen. Mikrostrukturen selbst mit einer Periodizität von unter 0,00022 mm kann man bereits im preiswerten Prägeverfahren herstellen. Damit lässt sich die visuelle Transmission von Glas auf über 98 % steigern. Zum Vergleich hat unentspiegeltes Glas nur 91,5 %. Gegenüber den herkömmlichen Beschichtungen bei Brillengläsern und Objektiven sind Mottenaugenstrukturen jedoch nicht nur preisgünstiger herzustellen: Sie wirken über einen breiten solaren Strahlungsbereich (350 bis 18000 nm Wellenlänge), während herkömmliche Beschichtungen nur für den sichtbaren Teil des Sonnenspektrums (380 bis 780 nm Wellenlänge) optimiert sind. Dies ist insbesondere beim Einsatz dieser Strukturen in der Solartechnik von großer Bedeutung: Die unvermeidlichen Glasabdeckungen bewirken an jeder Seite der Glasscheibe Energieverluste durch Reflexion von ca. 4 % bei 0° Einfallswinkel und von ca. 17 % bei 70° Einfallswinkel. Die breitbandige Entspiegelung durch mikrostrukturierte Oberflächen nach dem Vorbild der Natur kann diese Verluste deutlich senken. Wir nähern uns zunächst dem Text, indem wir die zentralen Konzepte herausfiltern und sie zu Gruppen bündeln. In Abb. 4.2 sind die Relationen zwischen den einzelnen Konzeptfeldern in Form einer MindMap dargestellt. Eine MindMap setzt sich, wie alle formalen grafischen Darstellungen, aus einem Gefüge mit durch Kanten verbundenen Knoten zusammen. Mindmapping ist zentriert auf einen Begriff bzw. auf die als Zentren festgelegten Begriffe, von denen sich die Hauptthemen nach außen verzweigen. Diese Repräsentationsform bildet Nähe und Distanz der einzelnen Begriffe (Knoten) in Bezug auf den zentralen Begriff ab. Die vom Zentrum ausgehenden Kanten sind bestimmt als Basisrelationen wie Ober-Unterbegriff, Ganzes-Teil, Funktion, Eigenschaft, Grund, Wirkprinzip, Historie usw. Sie kennzeichnen Generalisierungen, wie sie in hierarchischen Makrostrukturen als Knoten der oberen Hierarchieebene eingesetzt werden. Anders als in Makrostrukturen sind die Verknüpfungen in der MindMap assoziativer Art. Abgebildet wird eine relativ lockere inhaltliche Struktur um einen begrifflichen Kern herum. Sie ist für Aufgaben wie die begriffliche Bestandsaufnahme zu einem Stichwort gut geeignet. 10 10 Diese Methode ist ursprünglich für das spontane Zusammenstellen von Einfällen in einer Gruppe entwickelt worden, was durch Software unterstützt werden kann (MindManager). Rothkegel.indd 134 09.11.09 14: 08 135 Textanalyse Insektentypen Linsenoberfläche Einzelfacette: Abstand = 0,0002 mm Herstellung: Periodizität = 0,00022 mm Glas/ Breitbandentspiegelung (Nutzung/ Solartechnik) Vorteil-1: Strahlenbereich = 350 - 1800 nm (statt 380 - 788 nm): Minderung von Energieverlusten Vorteil-1: Tarnung (Tagfalter) Facettenauge (Insekten) Oberfläche Glasscheibe Vorteil-2: Feind- Früherkennung (Nachtfalter) Effekt-1 Reduktion/ Reflexion Effekt-2 Steigerung Lichtdurchlässigkeit Vorteil-2: Transmission = 98% (statt 91%) Nippelstruktur: (Brechungsindex) I II III Abb. 4.2 Gemeinsames Zentrum im Domänenmix der Bionik (MindMap Der Mottenaugen-Effekt) Die Domänen Insektenforschung und Solartechnik sind im Text in zwei Abschnitten bereits klar getrennt. Die Frage ist, was sie verbindet. Nach dem ersten Überfliegen haben wir verstanden, dass ein bestimmtes Prinzip aus dem Wissensbereich Insektenforschung für die Solartechnik genutzt wird. Hier liegt also der Kern der MindMap-Struktur. Wenn wir genauer nachlesen, stellen wir fest, dass es die Art der Nippelstruktur auf dem Facettenauge einiger Insektenarten ist, die aufgrund des spezifischen Brechungsindexes zwischen Linse und Luft zwei Effekte bewirkt: die Reduktion der Reflexion und die Steigerung der Lichtdurchlässigkeit. Diese Effekte sind mit Vorteilen verbunden und dies gilt gleichermaßen für die Insekten wie für die Nutzung der Effekte bei der Breitbandentspiegelung. Bei den Tagfaltern fördert die Reduktion der Reflexion die Möglichkeiten Rothkegel.indd 135 09.11.09 14: 08 136 Kapitel 4 der Tarnung, bei den Nachtfaltern ist die Steigerung der Lichtdurchlässigkeit vorteilhaft für die Früherkennung von Feinden. Diese Struktur von Effekten und Vorteilen ist parallelisiert in der Domäne der Solartechnik. Hier führt die Reduktion der Reflexion zu einem erweiterten Strahlenbereich (350 - 1800 nm statt bei herkömmlicher Methode 380 - 788 nm), was wiederum eine Minderung des Energieverlustes bedeutet. Die Steigerung der Lichtdurchlässigkeit erhöht die Transmission auf 98 % (statt bei der herkömmlichen Methode auf 91 %). Was ein technisches und Kostenbezogenes Problem darstellen könnte, ist die Herstellung der Nippel im Mikrobereich. Hierzu liefert der Text in beiden Teilen entsprechende Größenordnungen: Natur 0,0002 mm und Technik 0,00022 mm. Auch wird im ersten Teil eine Kurztypologie der Insekten geliefert, die sich an den Eigenschaften der Linsenoberfläche der Facettenaugen orientiert. Dabei werden drei Gruppen unterschieden: Gruppe I (Linsenoberfläche mit Nippel) bei Nachtfaltern, Netzflüglern und Köcherfliegen, Gruppe II (Linsenoberfläche mit Nippel) bei Tagfaltern und als Gegenbeispiele Gruppe III (Linsenoberfläche glatt) bei Bienen, Libellen, Käfern, Heuschrecken. In der Textrepräsentation wird die Symmetrie der Sachverhaltsdarstellung deutlich. Sie ist Kernstück der Wissensdarstellung und Basis für die Kohärenzbildung. Ihr liegen zwei für die Technikdarstellung typische Wissensschemata zugrunde. Das eine Schema bezieht sich auf die Relationierung von Prinzip und Effekt (Ursache - Wirkung - Folge), das andere Schema betrifft die Abwägung von Vorteilen mit quantitativen Angaben. 4.2.2 Der Werkstoff im Fokus Kohäsion, ebenfalls ein Textualitätskriterium (de Beaugrane/ Dressler 1981), sorgt gleichermaßen für die Bildung von Zusammenhang. Dabei geht es um ein Oberflächenphänomen, d.h. die Mittel der Kohäsionsbildung sind explizit, also durch sprachliche Mittel ausgedrückt. In diesem Abschnitt interessiert uns die statische Perspektive gekoppelt mit dem lokalen Zugriff. Kohäsionsbildung in der dynamischen Perspektive der Fortsetzung im Text ist Gegenstand der Textorganisation in Abschnitt 4.3. Die mehrfach wiederholte Referenz auf ein Objekt oder deren Objektklasse wird als Koreferenz bezeichnet. 11 Sie zeigt an, welcher Referenzbereich im Fokus, d.h. im Brennpunkt des Interesses steht. Betrachten wir unter diesem Aspekt nochmals unseren Beispieltext Der Mottenaugen-Effekt (Teil 2), so kann man feststellen, dass die Objektklasse Glas den Refe- 11 In Vater (2005) findet sich ein Überblick über die gesamte Referenz-Linguistik. Rothkegel.indd 136 09.11.09 14: 08 137 Textanalyse renzbereich fokussiert, auf den der Mottenaugen-Effekt angewendet wird. Dabei geht es nicht um den Wortlaut Glas, sondern um alle Referenten, die in der Objektklasse erfasst sind: Brillenglas, Objektiv, Glasabdeckung, Glasscheibe. Diesen Zusammenhang stellen wir wiederum in einer zentrierten MindMap (Abb. 4.3) dar. Verwendung Eigenschaft unentspiegelt Typen Glas entspiegelt Glasscheiben Glasabdeckungen (Solartechnik) Objektive Brillengläser Abb. 4.3 Koreferenz und Fokus für den Werkstoff (MindMap Der Mottenaugen-Effekt, Teil 2) 4.2.3 Zum Thema „Thema“: Makrostrukturen von Gebrauchsanleitungen Was interessiert am Text? In der Regel ist es das Textthema. Dabei geht es nicht um das Wissen über Gegenstände, Sachverhalte oder Ereignisse als solches. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich vielmehr auf bestimmte Fragestellungen, auf die der Text Antworten gibt. 12 Es sind die Themen, in die das jeweilige Wissen „verpackt“ ist. Auf eine knappe Formulierung gebracht, sagt die pragmatische Texttheorie dazu Folgendes: Der Text ist eine Antwort auf eine Frage und diese Frage ist das Thema. Beispiele wären etwa: Wie funktioniert das Gerät X? Welche technische Innovation ist in Produkt Y realisiert? Warum muss man bei Kraftmaschinen den Verlust durch Abwärme in Kauf nehmen? Van Dijk (1980, 45/ 50) spricht von Themenwörtern und Themensätzen, die die Aussage eines Textes „auf den Punkt bringen“. Für die Darstellung der entsprechenden Textstrukturen bietet sich die hierarchische Makrostruktur an, die von van Dijk (1980) eingeführt worden ist und weiterhin als Vorbild für die Darstellung von Textstrukturen 12 Auf den Text als Antwort auf eine Frage macht bereits Hellwig (1984) aufmerksam. Eine ausführliche Diskussion zum Thema „Thema“ findet sich in Lötscher (1987). Rothkegel.indd 137 09.11.09 14: 08 138 Kapitel 4 gewirkt hat. 13 Der Analyseansatz ist global und statisch. Wesentlich ist die Gruppierung der Texteinheiten auf mehreren Hierarchieebenen. In der Fassung von van Dijk (1980) wird die unterste Ebene durch die Propositionen gebildet. Als Prädikat-Argument-Strukturen repräsentieren sie die Bedeutung des Kernsatzes. Durch fortgesetzte Gruppierung von einer Ebene zur nächsten erhält man schließlich die Gesamtstruktur des Textes, die als Verknüpfungsstruktur von Knoten grafisch dargestellt wird. Der oberste Knoten bildet dabei den Gesamttext ab. Van Dijk hatte vier Makroregeln als Strategien angegeben, mit denen man von den Propositionen zur Makrostruktur des Gesamttextes kommt. Diese Strategien (Tilgen, Selektieren, Generalisieren, Konstruieren) haben sich zwar in der strikten Form der präzisen Ableitung nicht gehalten, doch sind die zwei zugrunde liegenden Prinzipien weiterhin gültig. Einerseits gibt es eine Gewichtung der Relevanz der Informationen, die es erlaubt, dass Informationen weggelassen werden. Dabei findet eine Verdichtung (Kondensation) statt. Dies betrifft vor allem die unteren Hierarchieebenen, die noch relativ „nahe“ am Wortlaut des Textes sind. Andererseits geht es um Hinzufügung eigener Verstehensleistungen, die sich in der Zusammenfassung von Knoten und deren Neu-Benennung äußern. Insofern bildet die Makrostruktur auf den oberen Hierarchieebenen die Kohärenz des Textes ab. Bestehen keine Vorgaben durch ein Inhaltsverzeichnis und Überschriften, kann es zu unterschiedlichen Generalisierungen kommen, wenn verschiedene Personen eine solche Makrostrukturanalyse durchführen. Makrostrukturen beziehen sich auf Teiltexte wie auch auf umfangreiche Gesamttexte. Häufig bilden Inhaltsverzeichnisse oder Übersichtspläne die Makrostruktur im Sinne einer Grobstruktur des jeweiligen Textes ab. Im Bereich der Technischen Dokumentation sind die Haupt-Fragestellungen zum großen Teil vorgegeben, die thematische Bearbeitung ist stark standardisiert. Unterschiede ergeben sich in erster Linie aufgrund der Spezifik des betreffenden Produkttyps. Abb. 4.4 skizziert eine derartige Standardstruktur für eine Gebrauchsanleitung, bezogen auf ein Haushaltsgerät. Was weniger geläufig ist, sind textinterne Strukturierungen. Immer, so auch hier, geht es um die Gruppierung thematisch zusammengehöriger Einheiten, die wiederum Gruppen bilden können. Formal betrachtet, werden Knoten und deren Relationen in einer Netz- oder Baumstruktur festgelegt. Anders als in den Schemadarstellungen von Wissensstrukturen sind hier die einzelnen Gruppen thematisch bestimmt, d.h. es gilt der jeweilige Beitrag der betreffenden Textpassage zur Beantwortung der zugrunde liegenden Fragestellung. Entsprechend erhalten die einzelnen Knoten im Strukturbaum ein eigenes Label, d.h. eine das Teilthema cha- 13 Vgl. Heinemann/ Viehweger 1991, Heinemann/ Heinemann (2002), Brinker (2005). Rothkegel.indd 138 09.11.09 14: 08 139 Textanalyse rakterisierende Überschrift. Solche Überschriften können als Ausdrücke oder Teilsätze explizit im Text stehen und übernommen werden oder sie werden, wenn dies nicht der Fall ist, aufgrund des Textzusammenhangs konstruiert. In diesem Sinne repräsentieren Makrostrukturen den Textplan des Autors bzw. das Verständnis der Leser vom Text. Funktionsprinzip Makrostruktur Gebrauchsanleitung (Standard Haushaltsgerät) Gebrauch Produktbeschreibung Reparatur Aufbau Technische Daten Leseaufforderung Hersteller- Leser- Mitteilung Entsorgung Service Adresse Haftung Garantie Aufstellen Reinigen Funktionen Einsatzbedingungen Erstgebrauch weiterer Gebrauch Abb. 4.4 Typische Makrostruktur für Gebrauchsanleitung (Standard Haushaltsgerät) Die Theorie lautet: Wenn man als Leser einem Text eine derartige Makrostruktur zuordnen kann, bedeutet dies, dass man den Text verstanden hat. Diese Zuordnung selbst ist wiederum als mentaler (kognitiver) Prozess zu verstehen. Im Hinblick auf eine Professionalität im Umgang mit Texten kann man in einem nächsten Schritt erwarten, dass diese Struktur auch beschrieben oder als Textrepräsentation explizit gemacht wird. Anhand von Beispieltext Bitmaps und Vektorgrafiken aus dem Photoshop-Handbuch wird im Folgenden demonstriert, wie der objektsprachliche Text durch die Zuordnung einer Textrepräsentation metakommunikativ angereichert wird. Die zunächst noch grobe Makrostruktrur in Abb. 4.5 wird in Abb. 4.6 durch eine Verfeinerung ergänzt. Bitmaps und Vektorgrafiken (Handbuch Adobe Photoshop 7.0, 2002, 53/ 54) (1) Computergrafiken lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Bitmaps und Vektorgrafiken. (2) Sie können beide Kategorien in Photoshop und ImageReady verwenden. (3) Eine Photoshop-Datei kann zudem sowohl Bitmapals auch Vektordaten enthalten. Rothkegel.indd 139 09.11.09 14: 08 140 Kapitel 4 (4) Sie müssen die Unterschiede zwischen diesen beiden Kategorien kennen, um Grafiken effizient zu erstellen, zu bearbeiten und zu importieren. (5) Bitmaps werden auch als Rasterbilder bezeichnet. Bei Bitmaps wird für die Darstellung von Bildern ein Farbraster (aus so genannten Pixeln) verwendet. (6) Jedem Pixel ist eine bestimmte Position und ein Farbwert zugewiesen. (7) Ein Fahrradreifen in einem Bitmap besteht z. B. aus einem Mosaik von Pixeln an dieser Position. (8) Bei Bitmaps werden nicht Objekte oder Formen, sondern Pixel bearbeitet. (9) Bitmaps sind das gängigste elektronische Medium für Halbtonbilder wie z. B. Fotos oder digitale Gemälde, da sie Schattierungen und Farben in feinen Abstufungen wiedergeben können. (10) Bitmaps sind auflösungsabhängig, d. h. sie enthalten eine feste Zahl an Pixeln. (11) Beim Skalieren auf dem Bildschirm oder Ausdrucken mit einer zu niedrigen Auflösung können daher Details verloren gehen oder Unebenheiten auftreten. (12) Vektorgrafiken bestehen aus Linien und Kurven, die durch mathematische Objekte, so genannte Vektoren, definiert werden. (13) Vektoren beschreiben Bilder anhand ihrer geometrischen Eigenschaften. (14) Ein Fahrradreifen in einer Vektorgrafik besteht z. B. aus der mathematischen Definition eines Kreises mit einem bestimmten Radius an einer bestimmten Position und in einer bestimmten Farbe. (15) Verschiebungen, Größen- oder Farbänderungen führen nicht zu Einbußen bei der Bildqualität. (16) Vektorgrafiken sind auflösungsunabhängig, d. h. Detailtreue und Bildschärfe bleiben auch beim Skalieren und Drucken mit einer anderen Auflösung erhalten. (17) Sie eignen sich daher insbesondere für Grafiken, in denen Linien auch bei unterschiedlichen Größen gestochen scharf sein müssen (z.B. Logos). Analyse: Das hier verwendete Strukturierungsmuster ist der Vergleich von zwei Bildformaten: Bitmaps und Vektorgrafiken. Die explizite Adressatenorientierung wird in der Weise ausgedrückt, dass auf die Wichtigkeit der Kenntnis über die Unterschiede hingewiesen wird. Sie sei relevant für eine zweckmäßige Entscheidung bei der Bildarbeit. Der Vergleich ist auf diese Weise eingerahmt durch die Nennung der beiden Typen (1) und den Adressatenbezogenen Zweck der Information (4). Der Vergleich selbst ist wiederum gegliedert in einen Teil, der die Gleichheiten nennt (2-3) und einen anderen Teil, der sich auf die Unterschiede bezieht (5-17). Bei Letzterem finden sich die beiden Gruppierungen entsprechend für Bitmaps (5-11) und Vektorgrafiken (12-17). Abb. 4.5 erfasst diese Strukturierung, Rothkegel.indd 140 09.11.09 14: 08 141 Textanalyse wobei ein wesentlicher Aspekt hinzukommt: die Vergleichsparameter, die den Vergleich erst ermöglichen. Typen (1) Zweck/ Adressaten (4) Kenntnis über Unterschiede von Computergrafiken Bildarbeit verschieden (5-17) V V (12-17) Vektorgrafiken (V) gleich (2-3) B B (5-11) Bitmaps (B) Parameter Vergleich Abb. 4.5 Makrostruktur (grob) für Objektbeschreibung (Bitmaps und Vektorgrafiken) ja (2) ja (2) ja (3) ja (3) Bitmaps Parameter Vektorgrafiken Pixel (5,6,8) mathematische Objekte (12,13) Halbtonbilder (Schattierungen, Farbabstufungen) (9) Grafiken mit scharfen Linien (17) Mosaik von Pixeln (7) mathematische Definition Kreis (14) feste Anzahl von Pixeln (10) nein (16) Verlust von Bildqualität (11) Erhalt von Bildqualität (16) Vergleich (Eigenschaften) von Bitmaps/ Vektorgrafiken Gleichheit Verwendbarkeit in Photoshop und ImageReady Miteinander-Vorkommen in einer Photoshop-Datei Unterschiede Bildherstellung Beispiel: Fahrradreifen Auflösungsabhängigkeit Konsequenz für Bildqualität (Detailtreue, Bildschärfe) bei Veränderungen Eignung Abb. 4.6 Makrostruktur (Detail) für Objektvergleich (Bitmaps und Vektorgrafiken) Rothkegel.indd 141 09.11.09 14: 08 142 Kapitel 4 In Abb. 4.6 wird die verfeinerte Struktur des Vergleichs abgebildet. Sie erfasst den Bezug der einzelnen Knoten zu den verwendeten Vergleichsparametern. Diese werden im Fließtext mit genannt, ohne dass sie als Vergleichsparameter hervorgehoben sind. Dennoch erscheinen sie in der Makrostruktur in expliziter Weise, weil sie das Zustandekommen bzw. das Verständnis des Vergleichs wiedergeben. 4.2.4 Wie funktionieren Tipps? Wie bei Instruktionen sind bei Tipps die Inhalte funktional in imperativische Aufforderungen eingebettet, z.B. Lenken Sie gefühlvoll (vgl. unten (7)). Gleichermaßen richtet sich die Intentionalität auf die Verhaltenssteuerung. Doch etwas ist anders beim TIPP-GEBEN . Diese Sprachhandlung entspricht eher einer auf den Einzelfall bezogenen Form des RAT-GEBENS . Wir haben es mit einem situativen Kontext zu tun, der durch ein Problem charakterisiert ist. Die Kommunikation orientiert sich an der Problembearbeitung, insbesondere an der Problemvermeidung. Anhand von Beispieltext Wintertipps zeigen wir auf, wie die Textfunktion in der Illokutionsstruktur repräsentiert werden kann. Sie bildet eine eigene Ebene in der Texttiefe. 14 Wintertipps (ADACmotorwelt, Sonderheft 2008, 16. Der kleine Reifenratgeber) (1) Befreien Sie den Wagen vor Fahrtantritt komplett von Schnee und Eis - nur ein kleines Guckloch in der Scheibe ist zu wenig und verboten. (2) Nehmen Sie auf längeren Fahrten im Winter eine warme Decke und eine Thermoskanne mit Heißgetränk mit. (3) Montieren Sie nur die für das Fahrzeug zugelassenen Winterreifen. (4) Fahren Sie nicht mit weniger als vier Millimetern Profiltiefe. (5) Füllen Sie das Frostschutzmittel in der Scheibenwaschanlage rechtzeitig auf. (6) Erhöhen Sie im Vergleich zu sommerlichen Straßenverhältnissen den Abstand zum Vordermann. (7) Lenken Sie gefühlvoll: behutsam anfangen und kräftig weiterlenken - aber nie abrupt. (8) Eine Probebremsung gibt Klarheit, wie glatt die Fahrbahn wirklich ist - schauen Sie vorher aber unbedingt in den Rückspiegel. (9) Führen Sie bei einer Fahrt in die Berge stets Schneeketten und/ oder eine geeignete Anfahrhilfe mit. (10) Packen Sie für alle Fälle einen Türschlossenteiser in Ihre Manteltasche. 14 Zu Sprachhandlungen in der Textstruktur vgl. Brandt/ Rosengren 1992, Rothkegel 1993b, Schröder 2003). Rothkegel.indd 142 09.11.09 14: 08 143 Textanalyse Analyse: Die Illokution AUFFORDERN gehört zur Sprechaktklasse der Direktiva (vgl. 3.2.2). Die Intention des Sprechers zielt auf die zukünftigen Aktivitäten der Adressierten als Akteure. Ziehen wir den Kontext in Betracht, in dem die Tipps gegeben werden, so geht es um das Autofahren unter den risikoreicheren Bedingungen winterlicher Witterung, d.h. es kann Probleme geben. Der Nutzungskontext bezieht sich auf vorsorgende Maßnahmen, die trotzdem für Sicherheit und Komfort sorgen. Diese Maßnahmen dienen der Problemvermeidung und sind Gegenstand des RAT-GEBENS . Die differenzierende Repräsentation dieser Textillokutionsstruktur ist in Abb. 4.7 dargestellt. RAT-GEBEN (Problemvermeidung) durch AUFFORDERN (Maßnahmen) WARNEN (Sicherheitsmaßnahmen) (1) HINWEISEN (Sicherheitsmaßnahmen) (3, 4, 5) (6, 7, 8) EMPFEHLEN (Komfortmaßnahmen) (2) (9) (10) unmittelbar vor FE • Fahrsicherheit • Objektzustand / Verbot • vor FE • Betriebssicherheit • Objektzustand • vor FE • in den Bergen • Helferobjekt (Schneeketten) • während FE • Fahrsicherheit • Akteursverhalten • vor FE • für alle Fälle • Helferobjekt (Türschloss- • enteiser) vor FE • Längere Fahrt • Helferobjekt (Decke, Heiß- • getränk) Abb. 4.7 Textfunktion in der Illokutionsstruktur (Wintertipps) Rothkegel.indd 143 09.11.09 14: 08 144 Kapitel 4 RAT-GEBEN bezeichnet die dominierende Illokution des Gesamttextes. Sie wird ausgeführt durch eine Reihe von lokalen Aufforderungen, die die syntaktischen Formulierungen in imperativischer Form bestimmen. Während in Beratungsgesprächen zunächst die Identifikation des Problembereichs ansteht, bevor Problemlösungen erarbeitet werden, wird dieser Problembereich bei Tipps als bekannt vorausgesetzt. Außerdem wird ein gewisses Erfahrungswissen über den alltäglichen Umgang mit den anstehenden Problemen vorausgesetzt, so etwa in (1), wenn auf einen verbotenen Objektzustand, oder wenn in (2), (9) und (10) auf mögliche Erleichterungen der Situation durch Helferobjekte Bezug genommen wird. Allen Maßnahmen gemeinsam ist die Funktion der Prävention vor dem Fahrereignis (FE) bzw. während des Fahrereignisses. Es lassen sich weitere Illokutionstypen unterscheiden, aus denen die Gesamtillokution zusammengesetzt wird. WARNEN und HINWEISEN gehören zum Problembereich Sicherheit. Sie werden differenziert durch die hier üblichen Graduierungen (vgl. 2.4.2). WARNEN bezieht sich auf den verbotenen Objektzustand in (1), während HINWEISEN auf Maßnahmen zielt, die die Betriebssicherheit vor dem FE und mit Blick auf den Objektzustand betreffen (3, 4, 5) sowie auf die Fahrsicherheit mit Blick auf das Akteursverhalten (6, 7, 8). Weiterhin gibt es die Illokution EMPFEHLEN . Sie bezieht sich auf Komfortmaßnahmen als Prävention vor dem Fahrereignis. Hier spielen die spezielle Situation mit vorausgesetztem Erfahrungswissen sowie die jeweils passenden Helferobjekte eine Rolle (2, 9, 10). Die Analyse in Abb. 4.7 zeigt außerdem, dass die Textfunktion und insbesondere die Subfunktionen einen strukturierenden Einfluss auf die thematische Struktur haben. 4.2.5 Hypertextbasis: Miniaturen und Monument Die Unterscheidung Printtext und Hypertext bezieht sich auf die mediale Realisierung. Printtexte folgen dem Linearitätsprinzip des zeitlichen bzw. räumlichen Nacheinanders der Textteile, während Hypertexte im digitalen Medium durch eine Vernetzungsstruktur gekennzeichnet sind. Bush (1945), der neben Nelson 20 Jahre später als Namengeber (Nelson 1987) zu den „Vätern“ des Hypertextes gehört, hat diese Form mit der Organisation des menschlichen Denkens in Verbindung gebracht. Ausgangspunkt und Fokus beziehen sich dabei nicht auf den Text im linguistischen Sinn, sondern auf die Computertechnologie. Mit der technisch ermöglichten Vernetzung von Computern als Internet (Hardware) und der Vernetzung durch Software im WWW wird Datentransfer zur vielfältig genutzten Rothkegel.indd 144 09.11.09 14: 08 145 Textanalyse Kommunikationsform rund um den Globus. 15 In den euphorischen Anfängen der Verbreitung hat diese Art der Vernetzungsstruktur eine rege Diskussion ausgelöst, die immer wieder neu aufgegriffen wurde. 16 Interessant in unserem Kontext ist die Frage, welche Konsequenzen diese Kommunikationsform der Vernetzung von Teiltexten auf die Strukturierung der thematisch-funktionalen Inhalte hat. Die Grundidee war ja, dass die vernetzten Texte (als Daten) zusammen wiederum einen Text bilden, nämlich einen Hypertext (Storrer 2000). Heute benutzt man die Bezeichnung Hypertext generell für elektronisch verfügbare Texte, die eine eigene Vernetzungsstruktur aufweisen. Eingeschlossen sind multimediale oder multimodale Texte, in denen Bedeutung im Mix von mehreren Zeichensystemen verbal, visuell oder akustisch hergestellt wird. Anwendungen sind Websites, Lernmaterial (E-Learning), Online-Dokumente, Archivierungssysteme, Wissenssammlungen (z.B. Wikipedia), virtuelle Kaufhäuser, Kommunikationsnetzwerke usw. Betrachten wir die grundlegenden Strukturierungsprinzipien, um die Frage zu beantworten, ob es, vergleichbar mit dem Printtext, so etwas wie die Makrostruktur eines Hypertextes gibt, die den thematischen Zusammenhang im Text abbildet. Generell für den Text gilt ja, dass dem linearen Nacheinander der Wörter und Sätze eine hierarchisch oder netzartig geordnete Struktur zugrunde liegt, die für das Textverständnis relevant ist. Im elektronischen Medium gibt es, anders als im Printmedium, keine Notwendigkeit zur linearen Abfolge der Texteinheiten. Kuhlen (1991) spricht vom „nicht-linearen“ Text. Die einzelnen Textstücke (Seiten, Topics) sind mehrfach verbunden („verlinkt“), so dass die Bildung von thematischem Zusammenhang allein als Sache der Leser/ Nutzer erscheint. Als Folge gäbe es für die Kohärenzbildung keine Verankerung und eine Kohäsion zwischen den Textstücken sei ohnehin nicht möglich. Wenn man in dieser Weise argumentiert, wäre nach den Textualitätskriterien ein Hypertext eigentlich kein Text (kritisch Porombka 2001). Wir müssen die Frage etwas genauer und differenzierter betrachten. Was neu ist, ist die Interaktivität als Eigenschaft des Mediums. Leser oder Nutzer können den Zugang zu den Inhalten aktiv gestalten. Daraus folgt eine Vorstellung über den Hypertext, die sich dem Sinn nach wie folgt verbreitet hat: Ein Autor produziert eine Vielzahl von einzelnen isolierten Textpäckchen, die alle auf irgendeine Art und Weise miteinander durch Links vernetzt sind. Ein Leser wählt eine ihm passende Kombination aus, erzeugt so den Textzusammenhang und gilt damit ebenfalls als Textautor 15 Vorausgesetzt ist natürlich die Möglichkeit des Zugangs zum elektronischen Medium (vgl. „Internet für alle“), die weltweit nicht selbstverständlich ist. 16 Vgl. Barrett (1988, 1989), Nielsen (1996), Gloor/ Streitz (1990), Storrer/ Harriehausen (1998), Lutz (1996), Landow (1997), Inkinen (1999), Jakobs et al. (1999), Kitzmann (2006). Rothkegel.indd 145 09.11.09 14: 08 146 Kapitel 4 oder er ist „lost in hyperspace“, wenn ihm dies nicht gelingt. Dies ist theoretisch denkbar, technisch möglich und wird daher in der Praxis auch so durchaus realisiert. Hypertexte, die als Gebrauchstexte funktionieren (sollen), sind allerdings anders „gestrickt“. Sie sind - wie Printtexte in der Texttiefe - mehr oder weniger klar strukturiert und ermöglichen in dieser Vernetzungsstruktur die Optionen für die Navigation der Leser/ Nutzer. Man spricht von der Hypertextbasis (Kuhlen 1991, 17), die in der HypertextMap repräsentiert ist. Im Folgenden nähern wir uns der Organisationsform Hypertext als statisches Gerüst, in dem die Textpäckchen untereinander in einer Vernetzungsstruktur geordnet sind. Die dynamische Perspektive der Navigationsstruktur mit der Organisation der Links wird dagegen unter dem Aspekt der sequenziellen Textorganisation im Abschnitt 4.3.6 behandelt. Was ist unter der Hypertextbasis zu verstehen? Handelt es sich um eine erweiterte Makrostruktur, in der Mehrfachrelationen zwischen den Texteinheiten möglich sind? So könnte es sein. Bevor wir dies klären, schauen wir uns zunächst die Bausteine an, aus denen Hypertexte bestehen. Hier kommen die Bedingungen des Mediums auf prägnante Weise zum Tragen. Der relativ kleine Bildschirm bietet eine beschränkte Fläche für die Darstellung des auf einen Blick verfügbaren Textes. Zwei Paradigmen der Einheitenbildung bieten sich an. Im Paradigma der „Karteikarte“ ist eine Karte nach der anderen abgelegt, in der Entsprechung am Bildschirm lassen sich Fenster öffnen, in denen die Fortsetzung der Inhalte organisiert ist. Im Paradigma der „Schriftrolle“ läuft die Einheit ähnlich wie im Film ab. Am Bildschirm ist dies durch Scrollen nachvollziehbar. Letzteres gestattet einen durchlaufenden Lesefluss wie im Printtext, führt aber leicht zur Desorientierung, weil vorangehender und nachfolgender Text „verschwunden“ sind. Ersteres gestattet Orientierung, setzt aber voraus, dass die Inhalte in kleinen, in sich geschlossenen Päckchen strukturiert und in kohärenzfördernder Weise durch Links verknüpft sind. Solche inhaltlich geschlossenen Texteinheiten werden in der (englisch geprägten) Fachliteratur als Topics bezeichnet (Horton 1994). Sie ähneln „Miniaturen“, die auf einen Blick verfügbar sind, aber alle zusammen im Hintergrund ein „Monument“ bilden. Es kommt also auf Portionierung im Kleinen und Komposition im Großen an. Die Hypertextbasis bildet das tragende Gerüst, von dem abhängt, ob Themen und Funktionen einen verstehbaren Zusammenhang bilden. Sie ist es, die Anschlussfähigkeit für weitere Themenelaborationen bietet, ohne dass die Struktur des Textes zerstört wird. Eine solche Vorprägung gestattet die kooperative Teamarbeit oder auch die Beteiligung von Lesern am weiteren Produktionsprozess (z.B. Prinzip Wikipedia). Wenn es nur Rothkegel.indd 146 09.11.09 14: 08 147 Textanalyse flache Strukturen gibt, wenn die Relationen zwischen den Topics vorwiegend assoziativer Art sind, dann haben wir es mit Ensembles zu tun, die eine unstrukturierte Form und einen eher wuchernden Charakter aufweisen. In der Pflanzenmetapher würde dies bedeuten, dass wir es anstelle mit Bäumen und klar verzweigtem Astwerk mit wuchernden Rhizoms zu tun hätten, mit Systemen ohne Zentrum. 17 Und dies ist, unschwer einzusehen, wie Gift für das Textverständnis, das auf einer eindeutigen Struktur basiert. Betrachten wir nun die Eigenschaften der Topics etwas näher. Ein Topic entspricht einem Knoten in der Struktur, ist inhaltlich und kohäsiv in sich geschlossen. Im Hinblick auf den thematisierten Referenzbereich ist eine Fokussierung erforderlich, Hintergrundwissen oder Rahmenbedingungen sind ausgelagert und bilden jeweils neue Topics. Wenn Anschlussfähigkeit eines Topics an mehrere andere Topics erwünscht ist, kann es keine Kohäsion über das einzelne Topic hinaus geben. Die Folge davon ist eine erhöhte Redundanz, wenn der jeweilige Referenzbereich in gleicher Weise identifizierbar sein soll. Eine gewisse Ordnung wird sichtbar in Seiten, die eigentlich kein eigenes Topic haben, sondern einen Überblick über die verfügbaren Topics geben, also eine Art Überschriftenliste. 18 Diese Überblicktopics entsprechen den oberen Ebenen in der Makrostruktur eines Textes. Startseiten oder die übergeordneten Seiten zu einem Teilthema können so angelegt sein. Die Verteilung der Topics bestimmt die Art der Vernetzungsstruktur im thematisierten Objektbereich. Dabei kommt es darauf an, wie viele Zugänge zu einem Topic und wie viele Ausgänge es gibt. Man unterscheidet Strukturformen angefangen bei einfachen Sequenzen mit je einem Zugang und Ausgang, über Bäume mit je einem Zugang und mehreren Ausgängen in den mittleren Ebenen und Netze mit mehreren Zugängen und Ausgängen bis zu komplexen Gitterformen und 3-D-Gittern mit regelmäßiger Verknüpfungsstruktur auf mehreren parallelen Ebenen. Natürlich treten auch Mischformen auf, die sich aus Teilen mit unterschiedlichen Strukturformen zusammensetzen. Das Modell einer abstrakten Strukturform erleichtert die Planung eines Hypertextes. Je komplexer Inhalte, Präsentationsformen und der Aufbau insgesamt strukturiert sind, umso mehr sind Repräsentationen vonnöten, die den Überblick erleichtern. Dies bezieht sich nicht nur auf die Produktion anspruchsvoller Multimedia-Produkte, sondern zahlt sich auch für kleinere Projekte aus. Wie die Struktur angelegt ist und wie die 17 In Deleuze/ Guattari (1977) wird die Textform des Rhizoms als eine eigentliche „Nicht-Form“ erläutert (vgl. auch Rhizom als Wurzelwerk der Iris). Rötzer (1996) spricht sogar vom Ende des linearen Textes überhaupt. 18 Überschriften dieser Art sind u.a. im Power-Point-Format üblich. Rothkegel.indd 147 09.11.09 14: 08 148 Kapitel 4 Portionierungen der Textpäckchen durchgeführt sind, hängt u.a. von der intendierten Funktion ab. Wir unterscheiden: Präsentationen zur Orientierung für den Überblick über Objekte oder Sachbereiche (Website), Nachschlagewerke wie Lexika und Wikis sowie Angebote zum Lernen wie Tutorials und E-Learning-Projekte. Die Kohärenzbildung über mehrere Topics hinweg wird unterstützt durch die geplante und explizit dargestellte Verweisstruktur. Sie ist erkennbar einerseits als Navigationsstruktur mit den Angaben zu den Teilthemen (oben und links auf dem Bildschirm platziert) und bildet ebenfalls die oberen Ebenen der Makrostruktur ab. Was weniger übersichtlich ist, sind die Links im laufenden Text. Als Quell-Anker verweisen sie auf andere Topics (Ziel-Anker), andere Seiten oder Seitenpositionen oder auf externe Hypertexte. Daneben gibt es strukturierende Links, die zwei Topics insgesamt miteinander verbinden. Bei den strukturierenden Links unterscheidet man zwei Klassen: referentielle und typisierte Links (detailliert in Kuhlen 1991). Referentielle Links (Kuhlen, 1991, 113 ff) verbinden Topics in assoziativer Relation. Sie signalisieren: Diese Topics gehören zusammen und bilden aktuell einen gemeinsamen Referenzbereich. Typisierte Links (Kuhlen 1991, 118 ff) sind dagegen semantisch spezifiziert. Dies betrifft die klassifizierenden Ober-Unterbegriffs-Relationen (is-a) und die beschreibenden Ganzes- Teil-Relationen (has-a), die Hierarchien über mehrere Ebenen hinweg erzeugen. Typisierte Links dienen der Hierarchisierung von thematischfunktionalen Inhalten. Auf lokaler Ebene, d.h. als Verknüpfung von zwei Einheiten, gibt es typisierte Links wie additive Ergänzungen oder Aufzählungen, Kausalverknüpfungen, Spezifikationen, Definitionsangaben, Vergleiche oder metakommunikative Angaben zu einem Topic. Abb. 4.8 skizziert schematisch und ausschnitthaft eine mögliche Hypertextbasis für eine orientierende Präsentation am Beispiel des Objektbereichs Fahrassistenzsysteme (FAS, Daten aus www.bester-beifahrer.de). Die Repräsentation erfasst eine Portionierung von Informationseinheiten auf drei Hierarchieebenen. Die Themen werden in der Struktur eines Themenbaums aufgeteilt. Die einzelnen Seiten, die durchnummeriert sind, können auf diese Weise mit Bezug zu ihrer Position einzeln bearbeitet werden. Der Zugang zu ihnen wird eröffnet durch die Startseite. Sie ist Ausgangspunkt für die Gesamtorganisation. Dabei werden die Subthemen des Objektbereichs durch referentielle Links gegliedert. Es besteht aber auch die Möglichkeit des unmittelbaren Zugriffs auf die einzelnen Subtypen (Verknüpfung 1 mit 2.1, 2.2, 2.3 usw.). Rothkegel.indd 148 09.11.09 14: 08 149 Textanalyse Legende 1 Startseite (Home) / Fahrassistenzsysteme (FAS) 1.1 externe Adressen (Diskussion, Medienberichte, ...) 1.2 Unfallstatistiken 1.3 FAS: allgemeine Informationen 1.4 Glossar 2 Subtypen (FAS) 2.1 Tempomat 2.2 Nachtsichtassistent 2.3 Bremsassistent 2.4 Spurhalteassistent 2.5 Abstandsregelautomat 2.1.1 Technische Daten 2.1.2 Historie 2.1.3 Video analog in 2.2, 2.3, 2.4, 2.5 [...] Anschlusspunkte 2.1.3 2.2.3 2.3.3 2.4.3 2.5.3 [...] [...] [...] [...] [...] [...] [...] 2.1.2 2.2.2 2.3.2 2.4.2 2.5.2 2.1.1 2.3.1 2.4.1 2.5.1 2.1 2.2 1.4 1.3 2 1.2 1 1.1 2.3 2.4 2.5 2.2.1 Abb. 4.8 HypertextMap (Fahrassistenzsysteme) Zu den Subthemen gehören neben der Allgemeindarstellung von Fahrassistenzsystemen (FAS) die Angabe von externen Adressen (1.1), Angaben zu Unfallstatistiken (1.2) sowie ein Glossar. Diese Ebene ist weiterhin offen für weitere Informationseinheiten. Auch auf der zweiten Ebene können mit typisierten Links weitere Typen von Fahrassistenzsystemen ergänzt werden. Ebenfalls technische Daten, historische Angaben oder Videos sind inner- Rothkegel.indd 149 09.11.09 14: 08 150 Kapitel 4 halb der Struktur ergänzbar. Mit ihrer Anordnung sorgen sie für eine Art Symmetrie und Übersichtlichkeit innerhalb der Gesamtkonstruktion. Die bidirektionale Verknüpfung zwischen 2.3 und 2.5 trägt der gegenseitigen Bezugnahme von Bremsassistent und Abstandsregelautomat Rechnung. Die Hypertextbasis bildet die Grundlage für Navigationsstruktur und Kohärenzbildung (Storrer 1999). Die Qualität der Struktur des Textganzen wirkt sich gegenüber dem Printtext in verstärkter Weise aus, zumal das „Monument“ als solches an der Oberfläche unsichtbar bleibt. Eine Möglichkeit für Transparenz besteht allerdings im Management von Überschriften. 19 Die Benennung der Topics hat damit nicht nur die interne Funktion der abschnittweisen Themenangabe, sondern wirft ein Licht auf die Gesamtstrukturierung. Neben der Benennung der Topics sind ebenfalls die Granularität der Einheiten (Detailtiefe) sowie die Vernetzungsdichte (die Anzahl der Links zwischen den Knoten) entscheidend. 4.3 Informationsfortschritt in der linearen Textorganisation Im Sprachgebrauch ist der Textinhalt linear organisiert. Wir lesen und schreiben, hören und sprechen Wort für Wort und Satz für Satz. Das Nacheinander in der Zeit entspricht unserer kognitiven Bedingung der Wahrnehmung und Informationsaufnahme bzw. Informationsabgabe. In diesem Abschnitt geht es um dynamische Textstrukturen entlang von Textachsen, die Einblicke geben in die lineare Organisation von Themen, Inhalten und Informationen. Die Perspektive ist die der Bewegung bzw. Navigation von Schreibern oder Lesern durch mono-lineare Print-Texte und multi-lineare Hypertexte. 4.3.1 Vorwärts und rückwärts: Prinzipien der Fortsetzung Die Sequenzierung der Inhalte hat einen erheblichen Einfluss auf die Verständlichkeit des Textes und das Verstehen durch die LeserNutzer. Die vernetzte Ordnung der Textteile in der Tiefenstruktur erscheint an der Oberfläche in Form von Nachbarschaftsbeziehungen. Dabei spielt das Grundprinzip der linearen Informationsaufnahme und - verarbeitung eine große Rolle, nämlich die Anbindung von neuer Information an bereits bekannte oder eingeführte Information. Die Reihenfolge ist entscheidend, ob und wie es uns gelingt, sowohl als Schreiber wie auch als 19 Auf die Wichtigkeit der Überschriften im Online-Text macht insbesondere Villiger (2002, 73 ff) aufmerksam. Zur strukturierenden Funktion von Überschriften generell vgl. Reiter (2006) sowie den Ratgeber Schneider/ Esslinger (2007). Rothkegel.indd 150 09.11.09 14: 08 151 Textanalyse LeserNutzer in der Linearität gleichzeitig den Zusammenhang in der Texttiefe zu konstruieren. Während die inhaltliche Texttiefenstruktur durch hierarchische oder netzartige Strukturen visualisiert wird, repräsentieren wir die sequenziellen Bezüge zwischen den Texteinheiten auf einer Textverlaufsachse. Sie bildet die konkrete Reihenfolge der Texteinheiten ab. Wir betrachten zunächst die lokale Dimension. Der Informationsfortschritt von einer Texteinheit zur nächsten Texteinheit wird über die Thema-Rhema-Progression organisiert. Eine neue Information (Rhema) wird an eine im Text bereits eingeführte oder als bekannt vorausgesetzte Information (Thema) angeknüpft. In der Fortsetzung wird das Rhema zum Thema und bildet wiederum einen Anknüpfungspunkt für eine nächste neue Information. Auf der Ebene der Kohäsion gibt es dazu grammatische Indikatoren. Was neu ist, wird (in der Regel) durch den unbestimmten Artikel eingeführt, was als bekannt gilt, erlaubt (in der Regel) den bestimmten Artikel. Mit der fortgesetzten Anknüpfung an Vorhergehendes entsteht eine vorwärts gerichtete Dynamik. So ist die Bezeichnung Thema- Rhema-Progression zu verstehen. Wir demonstrieren diese Dynamik am Beispieltext Sichere Karosserie. In der Analyse und den Repräsentationen mit Abb. 4.9 und 4.10 erläutern wir, wie diese lokale Progression einerseits in eine globale Vorwärts-Gerichtetheit eingebunden ist und gleichzeitig in eine dazu gegenläufig rückwärts gerichtete Verbindung von Texteinheiten durch Wiederaufnahme. Inhaltlich geht es um Folgendes: Der Autor kommentiert den Text einer Anzeige im Hinblick auf die dort implizit geäußerte Behauptung zur Sicherheit, die die Karosserie eines Fahrzeugs garantiere und das als Beweis geschilderte Ereignis. Sichere Karosserie (Stieniczka 2006, 245) (1) In einer Anzeige von 1954 mit der Überschrift „Armer, dummer Wasserbüffel“ suggerierte man dem Leser (2) drei Jahre nach Einreichung des ‚Knautschpatents‘, (3) dass die absolute Stabilität einer Karosserie für Sicherheit bürge. (4) Geschildert wurde ein Zusammenprall zwischen einem Mercedes- Benz und einem Wasserbüffel. (5) Befund: (6) Der linke Kotflügel zerbeult, die Kühlerhaube ein wenig eingedrückt, […]. (7) Das Tier von über 16 Zentnern liegt tot fast 30 Meter abseits. Analyse: Als Einheit betrachtet, besteht das Fragment aus der Sequenz von drei Teilen: Situierung, Behauptung und Beweis. Die Situierung (1- 2) ermöglicht die Behauptung (3), für die anschließend der Beweis (4-7) erbracht wird. Rothkegel.indd 151 09.11.09 14: 08 152 Kapitel 4 Vorwärts- Text- Rückwärtsbezüge verlaufsachse bezüge in einer Anzeige (WO, WANN) mit „... Wasserbüffel“ (1) suggeriert man (WER) dem Leser (WEM) Situierung (2) 3 J. n. Einreichung Knautschpatent (Kontext) Behauptung (3) dass ... Stabilität einer Karosserie (WAS) für Sicherheit bürge (4) geschildert ein Zusammenprall, ein Mercedes, ein Wasserwird büffel (5) Befund: Beweis (6) der linke Kotflügel z. die Kühlerhaube e. (7) das Tier Abb. 4.9 Bezugnahmen im Textverlauf (Sichere Karosserie) Mit der Situierung (1) werden Angaben zu WO und WANN (Anzeige), WER (man), WEM (dem Leser) gemacht. Nachdem eine Anzeige als neue Information im Text eingeführt ist (unbestimmter Artikel), kann das Wissen vorausgesetzt werden, dass eine Anzeige Überschrift und Leser hat; die Überschrift wie auch die Leser (bzw. dem Leser) gelten daraufhin als bekannt (bestimmter Artikel). In (2) gibt es eine Information zum Kontext (‚Knautschpatent‘). Sie liefert den Bezug der impliziten Behauptung (WAS, 3) zu einem Wissenskontext (Rückbezug). Man kann davon ausgehen, dass der Inhalt dieses Patents mit dem Inhalt der Behauptung übereinstimmt. Die referierte Schilderung des Ereignisses (4-7) steht in einer spezifischen Relation zur Behauptung. Der praktische Fall beweist die abstrakte Aussage in (3) mit ihrem Bezug zum Patent. In dieser Passage gibt es eine Reihe von Rückbezügen, die in Abb. 4.9 verdeutlicht sind. Interessant ist, wie diese Rückbezüge mit der gegenläufigen Thema-Rheme-Progression gekoppelt sind. In (4) werden eingeführt ein Mercedes-Benz und ein Wasserbüffel (jeweils unbestimmter Artikel). Der Rückbezug von (6) mit der linke Kotflügel, die Kühlerhaube (bestimmter Artikel) auf ein Mercedes- Benz ist ermöglicht durch die semantische Ganzes-Teil-Relation zwischen den Einheiten. Der Rückbezug von (7) mit das Tier ist ermöglicht durch Rothkegel.indd 152 09.11.09 14: 08 153 Textanalyse die semantische Ober-/ Unterbegriffs-Relation zu ein Wasserbüffel. Die Ausarbeitung des Themas erfolgt also parallel zu den Bewegungen innerhalb der Hierarchien dieser semantischen Relationen. Die Frage stellt sich, welche Relation zwischen eine Karosserie (3), ein Mercedes-Benz (4) und der Kotflügel bzw. die Kühlerhaube besteht (gestrichelte Linien in Abb. 4.9). In (3) wird zwar der unbestimmte Artikel verwendet, doch in diesem Fall handelt es sich um die generische Verwendung des unbestimmten Artikels. Mit eine Karosserie ist eine Klasse gemeint und nicht ein identifizierbares Individuum dieser Klasse. Insofern steht (6) mit der Kotflügel, die Kühlerhaube nur mittelbar mit der übergeordneten Hierarchiestufe Karosserie in Bezug. Analog gilt dies für den Rückbezug von ein Mercedes-Benz (4) auf eine Karosserie in (3). Die semantischen Relationen funktionieren zwar, doch unterscheiden sich die Bezugnahmen auf die Referenten, so dass ein Wechsel vom unbestimmten zum bestimmten Artikel nicht stattfindet. Auch ist zu fragen, welcher Art die Bezüge zwischen „Armer, dummer Wasserbüffel“ in (1), ein Wasserbüffel in (4) und das Tier in (7) sind. Während der Rückbezug von das Tier in (7) als Oberbegriff zu ein Wasserbüffel in (4) eindeutig ist, verweist ein Wasserbüffel in (4) nur indirekt über die Rekurrenz des Ausdrucks auf das Vorkommen von Wasserbüffel in der Überschrift (1). Hinsichtlich der Referenz bleibt der zitierte Text (Anzeige) vom referierten Ereignis getrennt. Dennoch ergeben sich semantische Beziehungen wie bei der Ko-okkurrenz (Zusammen-Vorkommen) von Karosserie, Mercedes-Benz, Kotflügel, Kühlerhaube. Rückwärtsbezüge haben mit dem Prinzip der Wiederaufnahme zu tun. Dabei werden eingeführte Themen weiter ausgearbeitet und stabilisiert. Die semantischen Beziehungen bei diesen Elaborationen sind vielfältiger Art. Die Wiederaufnahme mit der Rückwärtsgerichtetheit ergänzt die Vorwärtsgerichtetheit der Thema-Rhema-Progression. Beide zusammen ergeben das, was man die Textdynamik nennt. Sie bietet einen Maßstab für Informativität und Informationsdichte. Abb. 4.10 skizziert die Vorwärts- und Rückwärtsbezüge im analysierten Beispieltext in schematischer Darstellung. 1 2 3 4 5 6 7 Abb. 4.10 Textdynamik mit Vor- und Rückwärtsbezügen (Sichere Karosserie) Rothkegel.indd 153 09.11.09 14: 08 154 Kapitel 4 Die schematische Darstellung zeigt, wo das Informationszentrum im Text platziert ist. (3) sowie (4) sind durch zahlreiche Bezugnahmen gekennzeichnet. (4), weiter elaboriert in (5-7), liefert aufgrund der zu ziehenden Schlussfolgerung den Beweis für (3). Die Schlussfolgerung selbst könnte in folgenden Schritten erfasst werden: Wenn bei einem derartigen Ereignis die Karosserie eines Autos nur einen geringfügigen Schaden genommen hat, während der Wasserbüffel als die vermeintliche Gefahr der Leidtragende ist, dann gilt, dass die stabile Karosserie für Sicherheit bürgt. In diesem Sinne bestätigt die zitierte Überschrift mit armer, dummer Wasserbüffel den Beweis: Jemand ist dumm, wenn er (immerhin mit 16 Zentnern Gewicht) es mit einer derartigen Karosserie zum eigenen Schaden aufnimmt. Diese semantische Assoziation bildet eine Art Rahmen für das Fragment insgesamt. Im Folgenden beschäftigen wir uns näher mit den Bedingungen für Reihenfolge und Nachbarschaften im Verlauf des Gesamttextes. 4.3.2 Wie fängt es an, wie geht es weiter und was steht am Ende? Die Platzierung von Inhalten entlang der Textverlaufsachse ist bis zu einem gewissen Grad variabel, aber keineswegs frei. Mit der Entscheidung für einen bestimmten Platz ist auch häufig die Nachfolgeeinheit festgelegt. Markiert sind die Textpositionen Anfang und Schluss. Nicht von ungefähr haben wir mit ihnen unsere Schreibprobleme. Der erste Satz hat keinen Vorgängersatz, Anknüpfen an bereits Vorhandenes ist nicht möglich. Stattdessen werden Anknüpfungsmöglichkeiten eröffnet. Der letzte Satz hat keinen Nachfolgersatz. Mit dem letzten Satz sollen alle inhaltlichen Leerstellen, die während des Textverlaufs eröffnet werden, geschlossen sein. Zwischen dem Anfang mit der Themeneinführung und dem Schluss mit dem Themenabschluss geht es um Themenkontinuität oder Themenwechsel. Dies demonstrieren wir an einer Einführung zu einem Software- Ratgeber, der zugleich als eine Art Ankündigung fungiert. Man erwartet Informationen zum Gegenstand und zu den Adressaten, um entscheiden zu können, ob der Text von weiterem Interesse ist. Wir gehen in zwei Etappen vor und bearbeiten einen älteren Text aus einem Ratgeber zum Betriebssystem MS DOS. 20 Zunächst analysieren wir eine „unordentliche“ Textfassung von Betriebssystem ungeordnet, in der die Sätze etwas durcheinander geraten sind und die wir alfabetisch anstatt in Zahlen nummerieren. Wir wollen feststellen, ob es Anzeiger gibt, die es 20 MS DOS 6.22 war die letzte eigenständige DOS-Fassung vor der Einführung von WINDOWS 95. Sie genoss eine Art Kultstatus, dem auch noch heute verschiedene Wikis gewidmet sind. Rothkegel.indd 154 09.11.09 14: 08 155 Textanalyse uns gestatten, die korrekte Reihenfolge auf der Grundlage von Regeln wieder herzustellen. In der zweiten Etappe analysieren wir die Makrostruktur und ordnen die Sequenzstruktur dem „ordentlichen“ Beispieltext Betriebssystem geordnet zu. Dabei wird dann deutlich, inwieweit die Themenbehandlung dem kommunikativen Zweck gerecht wird. Betriebsprogramm ungeordnet (verändert aus Schnell & Gut, 1994, MS DOS-Manual) A Lieber Freak, sind Sie uns nicht böse, aber für Sie haben wir leider nichts Neues. B MS DOS ist das Betriebsprogramm Ihres Computers. C Vor allem kann Ihnen MS DOS vielleicht auch dann noch weiterhelfen, wenn Sie aufgrund eines Fehlers oder einer Störung mit den Befehlen Ihrer Anwenderprogramme nicht mehr weiter kommen - weil Sie keinen Zugriff mehr auf eine Datei haben. D Aber das ist noch recht theoretisch. E Zweitens ist nun einmal Schnell & Gut für den Normalmenschen geschrieben, der ohne großartige Computerkenntnisse mit seinen Standard-Programmen verwertbare Ergebnisse für seine alltägliche Arbeit haben will. F MS DOS bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihre Daten in vielfältiger Weise zu manipulieren. G Auf eines müssen wir noch ganz besonders hinweisen. H Rein theoretisch können Sie fröhlich ihre Anwenderprogramme nutzen und haben eigentlich fast nie etwas mit MS DOS zu tun. I In diesem Manual der Reihe Schnell & Gut werden die Fortgeschrittenen und Freaks vergeblich nach weiteren Tipps und Tricks für die Nutzung von MS DOS im Rahmen von Programmierung suchen. J Erstens gibt es dazu genug Literatur. Wie bekommen wir Ordnung in den durcheinander gewirbelten Text? Dazu helfen uns die Texteigenschaften, die unabhängig vom spezifischen Inhalt gelten. Frage (1): zum Referenzbereich und Fokus: Welcher Gegenstand zieht sich durch den gesamten Text? Aufgrund der Rekurrenz und gleichzeitigen Koreferenz ergibt sich Betriebssystem MS DOS als Fokus. Frage (2): Welche Sätze können 1. Satz bzw. letzter Satz sein? Es lassen sich bereits eine Reihe von Sätzen ausschließen, die nicht 1. Satz sein können: C verlangt einen Vorgängersatz (vor allem) D verlangt einen Vorgängersatz (aber) E verlangt einen Vorgängersatz (Aufzählung: zweitens) G verlangt einen Vorgängersatz (noch) J verlangt einen Vorgängersatz (dazu) Rothkegel.indd 155 09.11.09 14: 08 156 Kapitel 4 Als Kandidaten für den 1. Satz bleiben übrig: A , B , F , H , I . Also schauen wir uns mögliche Nachfolgersätze an: A wäre mit der Adressierung an die Nicht-Adressaten als Einführung sehr ungünstig. Auch passt keiner der Sätze C , D, E. G, J als Nachfolgersatz. B könnte ein Kandidat für den 1. Satz sein, zumal hier das Thema eingeführt wird. F eignet sich nicht als 1. Satz, weil er bereits eine Spezifikation des Themas benennt. H eignet sich nicht als 1. Satz, weil er die Einführung des Themas voraussetzt. I wäre mit der Adressierung an die Nicht-Adressaten als Einführung sehr ungünstig. Als Kandidaten für den letzten Satz gelten solche Sätze, die keinen Nachfolgersatz erforderlich machen. Ausgeschlossen sind B, D, F, G, J. In Frage kommen: A, C, E, H, I. Zur Eingrenzung betrachten wir nun mögliche Sequenzen. Frage (3): Welche Sätze können Sequenzen sein: H D aufgrund der Kontrastierung: rein theoretisch aber das ist doch recht theoretisch, H ist folglich kein letzter Satz. J E als Aufzählung: erstens zweitens F C als Spezifizierung: Möglichkeit vor allem Frage (4): Welche Rolle spielt Satz G? Satz G ist als Scharnier-Satz erkennbar, der zwei Textteile verknüpft. Mit der expliziten Formulierung des Themenwechsels Auf eines müssen wir noch hinweisen bringen sich die Autoren/ Hersteller (wir) selbst ein und sprechen die LeserNutzer implizit an (hinweisen). Satz G handelt weder vom Gegenstand (1. Textteil), noch von den Adressaten (2. Textteil). Es ist eine Mitteilung über den vorliegenden Text. Die Beantwortung der vier Fragen (Fokus, erster bzw. letzter Satzkandidat, Sequenzen, Themenwechsel) hat die Möglichkeiten der Sortierung in der Reihenfolge stark eingeschränkt. Die Originalreihenfolge ist in Betriebssystem geordnet dargestellt: Betriebsprogramm geordnet (Schnell & Gut, 1994, MS DOS-Manual) (1)/ B MS DOS ist das Betriebsprogramm Ihres Computers. (2)/ H Rein theoretisch können Sie fröhlich ihre Anwenderprogramme nutzen und haben eigentlich fast nie etwas mit MS DOS zu tun. (3)/ D Aber das ist doch recht theoretisch. (4)/ F MS DOS bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihre Daten in vielfältiger Weise zu manipulieren. Rothkegel.indd 156 09.11.09 14: 08 157 Textanalyse (5)/ C Vor allem kann Ihnen MS DOS vielleicht auch dann noch weiterhelfen, wenn Sie aufgrund eines Fehlers oder einer Störung mit den Befehlen Ihrer Anwender- Programme nicht mehr weiter kommen — weil Sie keinen Zugriff mehr auf eine Datei haben. (6)/ G Auf eines müssen wir noch ganz besonders hinweisen. (7)/ I In diesem Manual der Reihe Schnell & Gut werden die Fortgeschrittenen und Freaks vergeblich nach weiteren Tipps und Tricks für die Nutzung von MS DOS im Rahmen von Programmierung suchen. (8)/ J Erstens gibt es dazu genug Literatur. (9)/ E Zweitens ist nun einmal Schnell & Gut für den Normalmenschen geschrieben, der ohne großartige Computerkenntnisse mit seinen Standard-Programmen verwertbare Ergebnisse für seine alltägliche Arbeit haben will. (10)/ A Lieber Freak, sind Sie uns nicht böse, aber für Sie haben wir leider nichts Neues. An diesem Beispiel kann gezeigt werden, wie die Strukturdarstellung die Themen- und Adressatenbehandlung verdeutlicht (Abb. 4.11). Beide werden in einer Negativperspektive ausgedrückt. Leser möchten wissen, was es mit dem Gegenstand des Themas auf sich hat und wen es angeht, nicht andersherum, was nicht relevant ist (in (2): eigentlich fast nie etwas damit zu tun haben) und wen es nicht angeht (Freaks in (7) und mit (10) in der markierten Endposition). Der Text wirkt damit kontraproduktiv. (1) was: XYZ (1 - 5: Nutzung) wer: Adressaten (7 - 10) Text (1 - 10) (9) Normalmenschen (7) für wen nicht (Freaks) (10) nichts Neues weil (4) mit (5) vor allem (8) andere Literatur (2) eigentlich ohne (3) aber (6) noch Abb. 4.11 Makrostruktur und Sequenzierung (Betriebssystem geordnet) Rothkegel.indd 157 09.11.09 14: 08 158 Kapitel 4 4.3.3 Problemlösungen in der deskriptiven Themenentfaltung Wir können das Zusammenspiel von hierarchisch strukturierter Texttiefenstruktur und sequenzieller Realisierung in der Kommunikation anhand von Mustern nachvollziehen. Solche Muster erfassen die lineare Kombinatorik mit Bezug zum Textganzen (global), aber auch die Verknüpfungsstruktur von benachbarten Texteinheiten (lokal). Dabei kann sich die globale Sequenzstruktur wiederum aus der Reihung lokaler Verknüpfungssequenzen zusammensetzen (Cambourian 2001). Die Texteinheiten selbst sowie die Kombinatorik als solche sind primär durch die Thematisierung der spezifischen Gegenstände, Sachverhalte und Ereignisse bestimmt, auf die in der referentiellen Bewegung fortgesetzt Bezug genommen wird. 21 Mit der Einbindung in die Intention und Kommunikationssituation erhalten die thematischen Gruppierungen eine spezifische Funktion innerhalb eines bestimmten Musters der Ausführung. Brinker (2005, 61) formuliert dies wie folgt: „Die Entfaltung des Themas zum Gesamtinhalt des Textes kann als Verknüpfung bzw. Kombination relationaler, logisch-semantisch definierter Kategorien beschrieben werden, welche die internen Beziehungen der in den einzelnen Textteilen (Überschrift, Abschnitten, Sätzen usw.) ausgedrückten Teilinhalte bzw. Teilthemen zum thematischen Kern des Textes (dem Textthema) angeben (z.B. Spezifizierung, Begründung usw.).“ Brinker (2005, 65-82) unterscheidet drei Grundtypen thematischer Entfaltung: deskriptiv, explikativ und argumentativ. In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns mit der deskriptiven Themenentfaltung. Wir stellen zwei Texte mit den zugehörigen Analysen einander gegenüber. Im Fokus steht die Technikdarstellung unter dem Aspekt von Problem und Problemlösung. Im Beispieltext Notbremsung wird ein technischer Vorgang in Form einer Problemlösung beschrieben. Wie kann es gelingen, dass in äußerst kurzer Zeit eine große Menge an Druckluft in einen Bremszylinder gelangt? Die Beschreibung gehört zu den Expertentexten. Anders verhält es sich im Textbeispiel Auto-Testbericht. Hier geht es um einen Bericht in Nutzerperspektive. Eine Zeitungsredakteurin als Nicht-Technik-Expertin schreibt über ihre Erfahrungen mit einem Hybridantrieb (Benzin und Erdgas) in Form einer Alltagserzählung. In der Nutzerperspektive löst die Technik nicht das Problem, sondern ist selbst das Problem. Für uns von Interesse sind dabei die verschiedenen Möglichkeiten der Themenkontinuität in der sequenziellen Textentfaltung. 21 Kohlmann (1997) zeigt anhand von Beschreibungen und Instruktionen auf, wie ein Referenzbereich durch die fortgesetzte Objektreferenz im Textverlauf aufgebaut wird. Rothkegel.indd 158 09.11.09 14: 08 159 Textanalyse Doch zunächst wollen wir klären, was unter der deskriptiven Themenentfaltung zu verstehen ist. Im Zentrum stehen Objekte und Ereignisse, die als singuläre und typische Ereignisse unterschieden werden. Singulär ist ein einmaliges Ereignis in der Realität, worüber z.B. als Zeitungsereignis berichtet wird. Als typisch gelten dagegen abstrakte Muster, die in der Realität immer wieder, auch in Varianten, wiederholt werden. Dazu gehören z.B. Instruktionen oder Vorgangsbeschreibungen, die einen Typ erfassen, nicht aber einen realen Vorgang. Neben den semantischen Grundrelationen wie Ober-/ Unterbegriffs-Relation (Klassenzuordnung), Ganzes-Teil- Relationen und Eigenschaftszuordnungen sind es zwei Relationsarten, die den Textverlauf wesentlich mit bestimmen: Kausalität und zeitlicher Ablauf von Ereignissen. Bei der thematischen Entfaltung zeigt sich, dass der Textverlauf unabhängig vom Ereignisverlauf konstruiert sein kann. Der Text hat seine eigene Entfaltungsdynamik. Es gibt chronologische (parallele) Abläufe, aber auch Rück- und Vorwärtsbezugnahmen. Auch wenn keine Chronologie besteht, vermittelt der Text die korrekte Vorstellung des Ereignisablaufs. Dieser Effekt wird durch eine geeignete Verwendung von Zeitadverbien (nun, sofort, dann) und Zeitkonjunktionen (während, nachdem, bevor) erreicht. Bei Verknüpfungssequenzen mit Kausalrelationen kommt der Verlauf in der Zeit hinzu. Solche Entfaltungsmuster sind typisch für die Darstellung kontinuierlicher technischer Vorgänge, bei denen Ursache-Folge- Beziehungen im Mittelpunkt stehen. Dabei wird die Folge wiederum zur Ursache für die nächste Folge und so geht es weiter, bis ein Resultat erreicht ist, das einen Vorgang oder einen Teilvorgang abschließt. Die Teilereignisse lassen sich auf der Ereignisverlaufsachse anordnen. Auf der Textverlaufsachse vermerken wir die einzelnen Texteinheiten und verbinden die jeweils passenden Punkte miteinander. In Abb. 4.12 wird aufgezeigt, an welchen Stellen im Beispieltext Notbremsung Chronologie (parallele Punktverbindung) vorliegt und wo textliche Rückbzw. Vorausgriffe stattfinden. Zu beachten ist dabei die Verwendung der Zeitadverbien. Notbremsung (Verbandszeitung, tekom nachrichten 4/ 95, 36) (1) Durch Betätigen der Notbremse (2) wird sofort Druckluft zum Kolben geleitet. (3) Dadurch wird der Steuerschieber ganz nach links geschoben, (4) wobei die Rückstellfeder zusammen gedrückt wird. (5) Nun ist die Druckleitung mit dem Bremszylinder verbunden. (6) Das Rückschlagventil öffnet sich (7) und die Druckluft strömt in den Bremszylinder. (8) Somit ist sofort eine einfache Bremswirkung gegeben. Rothkegel.indd 159 09.11.09 14: 08 160 Kapitel 4 (9) Gleichzeitig wird über die Öffnung des Steuerschiebers und den Ausschnitt am Bremszylinder eine Verbindung zu dem Druckluftbehälter hergestellt. (10) Der Druck im Bremszylinder steigt an, (11) bis er gleich groß ist wie in der Leitung. (12) Nun schließt das Rückschlagventil. (13) Die weitere Druckerhöhung erfolgt nur noch aus dem Druckbehälter. (14) Wenn der Druck im Bremszylinder gleich hoch ist wie im Druckbehälter, (15) ist die maximale Bremskraft erreicht. Die Analyse (Abb. 4.12) ergibt, dass es neun markierte Punkte auf der Ereignisverlaufsachse sind, die der Text in der Reihung von 15 Einheiten (Propositionen) entfaltet. z5 und z9 gelten als Resultate, die einen Vorgang abschließen. z5 bildet gleichzeitig den Beginn des zweiten Vorgangs. Die Verbindung zwischen z6 und z7 sowie zwischen z8 und z9 zeigen jeweils eine Zeitdauer an. Eine Reihe von Propositionen beziehen sich auf den gleichen Zeitpunkt wie die Vorgängerproposition (Rückgriffe), lediglich Proposition (14) mit dem temporal-konditionalen wenn greift auf z9 voraus (Vorausgriff). Analyse: Beschrieben wird ein typischer Vorgang, der sich insgesamt auf den Referenzbereich Druck und Druckerhöhung bezieht. Die Teilvorgänge gliedern sich in Phasen der sukzessiven Druckerhöhung im Bremszylinder. Themenkontinuität ist durch den gleich bleibenden Bezug zur räumlichen Umgebung gegeben, in der die Teilvorgänge stattfinden (Bremszylinder, Rückschlagventil, Leitung, Steuerschieber, Rückstellfeder, Druckluftbehälter oder synonym Druckbehälter). Die Teilvorgänge beziehen sich auf Veränderungen der Objekte (sich öffnen/ schließen, Verbindung herstellen, verbunden sein), mit denen als Folgen die Veränderungen der Druckverhältnisse einhergehen (strömen, ansteigen, Erhöhung, gleich groß sein). Dabei operieren die Rückwärts-Verweise in erster Linie lokal. Was den Gesamttext betrifft, steht die Vorwärts-Dynamik im Vordergrund. Sie zielt auf Resultate der Ursache-Folgen-Ketten in Form der markierten Endpunkte. Wir betrachten nun die Variante der deskriptiven Themenentfaltung, die sich auf singuläre, also einmalige, Ereignisse bezieht. Solche Ereignisse werden nach berichtenden oder narrativen Mustern entfaltet. Auch hier spielt die Einordnung in den Zeitablauf eine zentrale Rolle. Als Gegenstück zum Ursache-Folgen-Beispiel beziehen wir uns im Folgenden auf die narrative Entfaltung eines Testberichts, in dem persönliche Erfahrungen beim Test eines Hybridfahrzeugs (Automobil) geschildert werden. Zunächst spielen die so genannten W-Fragen, auch als journalistische Fragen bezeichnet, eine zentrale Rolle: WER ist Akteur oder Beteiligter, WO Rothkegel.indd 160 09.11.09 14: 08 161 Textanalyse Ereignis- Textverlauf verlauf Z1 Ursache durch (1) Betätigen Notbremse sofort Folge = Ursache (2) Druckluft z. Kolben Z2 Folge = dadurch (3) Steuerschieber nach links Ursache Z3 wobei Folge = Ursache (4) Rückstellfeder zusammen nun Folge = (5) Druckleitung verbunden Ursache Z4 Folge = (6) Rückschlagventil öffnet sich Ursache Z5 Folge (7) Druckluft strömt in B. sofort Resultat somit (8) Bremswirkung gleich- Ursache (9) Verbindung hergestellt zeitig Z6 Folge (10) Druck steigt an { Z7 bis Folge = (11) Druck gleichgroß B. und D. Ursache nun Folge = (12) Rückschlagventil schließt Ursache Z8 Folge = nur noch (13) weitere Druckerhöhung Ursache { wenn Folge (14) Druck gleich groß in B. Z9 Folge (15) wie in D. Resultat (16) maximale Bremskraft Abb. 4.12 Ursache und Folge in der deskriptiven Themenentfaltung (Notbremsung) findet WAS statt, WANN hat sich ein Geschehen ereignet usw. Die Darstellung orientiert sich in ihrem Textverlauf chronologisch am Ablauf der Ereignisse. Bei der narrativen Entfaltung geht es zusätzlich darum, dass die erzählte Geschichte einen Spannungsbogen hat. Zum Muster gehören dem entsprechend die Kombination von Komplikation und Auflösung, die Rothkegel.indd 161 09.11.09 14: 08 162 Kapitel 4 zusammen den Plot bilden. Die Verwendung der Ich-Form gilt als angemessen. Sie zeigt u.a. den Unterschied in der Themenstellung an, wenn technischer Vorgang und persönliches Erlebnis gegenüber gestellt werden: „Wie repariert man ein Fahrrad mit einfachsten Mitteln“ signalisiert den typischen Vorgang, „Wie ich einmal mein Fahrrad mit einfachsten Mitteln reparieren musste“ markiert das einmalige Ereignis. Im Beispieltext Auto-Testbericht kommen alle wesentlichen Eigenschaften einer Alltagserzählung zum Tragen: Komplikation und Auflösung der Komplikation, Evaluation (emotionale Einschätzung des Erzählers), Ort- und Zeitangaben, Ich-Form (Erzähler ist am Ereignis beteiligt) und schließlich ein Fazit (Koda oder Moral). Anders als bei Testberichten, die von professionellen Testfahrern unter dem Aspekt der technisch orientierten Bewertung geschrieben und in Fachzeitschriften publiziert werden, wird in diesem Beispieltext die Nutzersicht in den Blick genommen. Es geht um Auswirkungen von Technikgebrauch auf Befindlichkeit und Emotionen. Geliefert werden Informationen, die den weiteren Nutzungskontext betreffen und die über die Bewertung technischer Daten (die ebenfalls tabellarisch angegeben sind) hinausgehen. Der Text gehört zu einer Serie von persönlichen Fahrerzählungen, die von nicht-professionellen Testern, die aber professionelle Redakteure sind, geschrieben werden und als Serie im ZEIT-MAGAZIN erscheinen. Auto-Testbericht: Carolin Ströbele wird Opfer der Gasknappheit (ZEIT- MAGAZIN 13, 19.03.09, 36; C . Ströbele) (1) Ich war schon einmal in einem Fiat Panda unterwegs. Es war 1998, ich fuhr mit der Mitfahrzentrale von Berlin nach München. […] Nie wieder habe ich so viel Angst in einem Auto gehabt. (2) Nun also wieder ein Panda, sogar ein Panda Panda. (3) Den Doppelnamen haben sich die Marketingstrategen ausgedacht. Er soll dem Ökofreund verraten, dass in diesem Gefährt zwei Autos stecken. Denn es fährt sowohl mit Benzin als auch mit Erdgas. […] (4) Erdgas zu tanken ist eine aufregende Beschäftigung: Ich lerne die Randbezirke meiner Stadt kennen und verbringe bange Minuten neben der Zapfsäule, die mit unheimlichem Gurgeln das Methangas in den Fiat presst. (5) 8,85 Euro für 10 Kilogramm Gas, da kann man nichts sagen. Angeblich komme ich damit gute 200 Kilometer weit. […] (6) Nach 80 Kilometern leuchten von den fünf grünen Kontrolllämpchen, die den Gasstand anzeigen, nur noch zwei auf, nach 120 Kilometern wird eines davon rot. (7) Da man den Betrieb während der Fahrt nicht umstellen soll, werde ich langsam nervös: in Mecklenburg-Vorpommern sind Autobahnparkplätze so zahlreich wie Oasen in der Wüste. Rothkegel.indd 162 09.11.09 14: 08 163 Textanalyse (8) Nach 165 Kilometern erreiche ich einen Rasthof und stelle den Kippschalter zitternd auf Benzin. Genug Umwelt gerettet für heute. (9) Die Fahrt nach Hamburg kommt mir endlos vor. Als ich ankomme, fühle ich mich so gerädert wie nach der Fiat-Fahrt vor zehn Jahren. (10) Für längere Autobahnstrecken ist dieser Wagen einfach nicht gemacht. (11) Für wen also ist dieses Auto gemacht? Pizzaboten fallen mir ein, Arzneitransporte. Oder Großstädter, die sich öffentlichen Verkehrsmitteln verweigern. (12) Ich fahre das nächste Mal lieber Bahn. Analyse: Das Analyseergebnis ist in Abb. 4.13 zusammengefasst. Wie beim technischen Vorgang zielt der Textverlauf auf ein Resultat am Schluss, hier die Evaluation (Test-Bewertung in 10-12). Dies ist generell so üblich bei der Textsorte Testbericht. Den Anfang macht die Situierung (1-2). Auch dies ist ein gängiger Anfang in deskriptiven Texten. Bemerkenswert ist der Beginn des ersten Satzes in der Ich-Form. Der deiktische Verweis zur Überschrift gestattet die eindeutige Identifizierung der Akteurin (WER). Des Weiteren werden der Gegenstand (WAS: Auto) sowie die frühere Erfahrung mit diesem Gegenstand (WANN) genannt. Zusätzlich kommt eine emotionale Spezifikation der Person hinzu: ihre damalige Befindlichkeit (Angst). Der Plot (3-9) enthält zwei Sequenzen aus Komplikation und Auflösung, die sich beide thematisch auf Probleme mit dem Erdgas-Antrieb beziehen, die erste Sequenz auf die Umstände des Tankens (4-5), die zweite Sequenz auf die Kumulation mehrerer ungünstiger Umstände (6-9). Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt. Auf der einen Ebene werden die Fakten beschrieben, auf der zweiten Ebene erscheinen parallel dazu die durch sie erzeugten Emotionen. Mit dem Ende der Fahrt endet auch der Plot. Über die Emotionsbeschreibung gerädert wie vor 10 Jahren in (9) gibt es einen Rückbezug auf Angst in (1). Der Erzählteil wird auf diese Weise geklammert. Die Evaluation (10-12) macht deutlich, welches kommunikative Ziel der Text hat. Nutzungstauglichkeit (10: für längere Autobahnstrecken nicht gemacht) und Nutzerprofil (11: Pizzaboten, Arzneitransporte, Verweigerer öffentlicher Verkehrsmittel in Großstädten) bilden den Maßstab für die Bewertung. In einer persönlichen Schlussfolgerung verweist die Autorin zurück auf die letztgenannte Nutzergruppe, von der sie sich distanziert. Mit der Verwendung der Ich-Form schlägt der letzte Satz (12) eine Brücke zum ersten Satz. Trotz der Verschiedenheit der beiden Beispieltexte ist festzustellen, dass es Gemeinsamkeiten gibt. Sie beziehen sich hauptsächlich auf die Rothkegel.indd 163 09.11.09 14: 08 164 Kapitel 4 Textverlaufs- Sachverhalte/ Emotionen achse Ereignisse (1) CS (ich) 1998 [Angst] auf Fahrt mit x Situierung (2) CS wieder (2009) auf Fahrt mit x (3) x = xx (Benzin + Erdgas) (4) I Komplikation [bange (Tanken Erdgas) Minuten] (5) I Auflösung (für 200 km) Ereignisse (6) II Komplikation (Anzeige rot bei 120 km) (7) II Steigerung [nervös] (kein Halten möglich) (8) II Auflösung [zitternd] (Rastplatz, Umstellen auf Benzin) (9) Fahrt-Ende [gerädert wie vor 10 Jahren] (10) xx nicht geeignet für Nutzer A (11) xx evtl. geeignet für Nutzer B, C, D ? Evaluation (12) CS (ich; persönlich Schlussfolgerung): ist kein Nutzer (Gegengruppe zu D) P l o t Abb. 4.13 Komplikation und Auflösung in der narrativen Themenentfaltung (Auto-Testbericht) präferierte Themenkontinuität im deskriptiven Entfaltungsmuster. Sowohl die Vorwärts-Dynamik als auch die Rückbezüge stehen im Dienst der Elaboration des fokussierten Themas. Wenn wir insgesamt die Analyseergebnisse zur deskriptiven Themenentfaltung vergleichen, stellen wir Rothkegel.indd 164 09.11.09 14: 08 165 Textanalyse fest, dass es Unterschiede bei der Verteilung von Vorwärts- und Rückwärtsbezügen gibt. Bei der kontinuierlichen Abfolge der Ereignisse ist die Vorwärtsbewegung im Textverlauf bestimmend. Rückwärtsverweise, z.B. durch Wiederaufnahme, sind in der Regel lokal und auf unmittelbare Nachbarschaften beschränkt. Der globale Textverlauf folgt chronologisch der abstrakten technischen Konstruktion von Vorgängen. Wird dagegen kommunikativer Kontext und damit mehr Realität in die Themenentfaltung mit einbezogen, verkompliziert sich das Verweissystem im Textverlauf. Insbesondere gilt dies für die Struktur der Rückwärtsverweise. Dies ist am zweiten Beispiel zu sehen, in dem neben dem Strang der Ereignisse zusätzlich der Strang der Entwicklung der subjektiven Befindlichkeit thematisch entfaltet wird. Wird das Thema in mehreren kommunikativen Funktionen bearbeitet, erhöht sich die Komplexität weiterhin. Diesen Fall schauen wir uns im nächsten Abschnitt an. 4.3.4 Trotz Nachteil völlig ok: Erklärung und Argumentation Für technische Problemlösungen gibt es in der Regel Alternativen. Eine Innovation löst die andere ab. Die neue Lösung ist die bessere als die alte. Warum ist das so? Diese Frage beantwortet man in der Diskussion um Vorteil und Nachteil. Damit legt sich ein zweiter Strang der Kommunikation über die Darstellung der technischen Konstruktion. Es wird argumentiert, warum die Lösung A Vorteile gegenüber der Lösung B hat. Im Beispieltext Ein bisschen Thermodynamik kommt noch ein Schritt hinzu. Die Lösung A hat sogar Nachteile, nämlich die Erzeugung von Abwärme bei Wärme-Kraft-Maschinen, und trotzdem ist sie eine gute Lösung. Dies muss also erstmal erklärt werden. Uns interessiert, wie dies linguistisch zu erfassen ist. Neben der deskriptiven Themenentfaltung nennt Brinker die explikative und argumentative Themenentfaltung (Brinker 2005, 70ff und 74ff). Am nächsten Beispiel eines zugleich erklärenden und argumentativen Textes werden wir dies im Folgenden erläutern. Charakteristisch für die explikative Themenentfaltung ist die spezifische Komponente der Erklärung. Dabei geht es um die Verbindung von singulären Aussagen und allgemeingültigen Gesetzesaussagen. So steht z.B. ein Fakt im Vordergrund des Interesses, der erklärungsbedürftig ist. Man möchte wissen, warum ein Ereignis so abgelaufen ist, wie es abgelaufen ist, warum ein Verfahren x Erfolg versprechend ist, während ein Verfahren y zu einer Katastrophe führen kann. Rothkegel.indd 165 09.11.09 14: 08 166 Kapitel 4 Die argumentative Themenentfaltung ordnet Objekte und Sachverhalte in eine Stellungnahme ein. 22 Es gibt die Position des Pro und Contra: Warum ist x gut/ schlecht für den Zweck z? Soll man die Technik A oder B bevorzugen? Die ausgewählten Sachverhalte werden zu Argumenten. Sie stützen die eine oder die andere Position. Dabei zielt das Ganze auf die Konklusion. Doch geht es nicht einfach um Begründungen. Als Brücke zwischen Argumenten und Konklusion fungiert eine Schlussregel. Sie ist unabhängig vom Einzelfall und entspricht einer aktuell in einer Gesellschaft geltenden Norm, z.B. „Energiesparen ist gut“. Ein bisschen Thermodynamik (Kundenzeitschrift Standpunkt, Technik und Energiewirtschaft, Mai 1995, 26; G. Pauli). (1) Wärmekraftwerke haben den Nachteil, dass ein erheblicher Teil der im Brennstoff chemisch bzw. physikalisch gebundenen Energie letztlich als Abwärme in die Umwelt geht. Je nach Typ und Aufbau des Wärmekraftwerks beträgt dieser Anteil etwa 40 bis 60 %. Dieser Nachteil ist allen Wärme-Kraft-Maschinen eigen, er ist physikalisch bedingt. (2) Um zu verstehen, warum das so ist, muss man etwas weiter ausholen: Energie kann weder aus dem Nichts geschaffen, noch vernichtet, sondern nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden. Somit ist es möglich, Wärmeenergie in mechanische Arbeit umzuwandeln. (3) Unter bestimmten Bedingungen könnte diese Umwandlung sogar vollständig erfolgen, so dass keine Abwärme vorhanden wäre. (4) Diese vollständige Umwandlung geht jedoch nicht mit einer fortlaufend betriebenen Wärme-Kraft-Maschine: Ohne Abwärme würde diese nämlich gar nicht funktionieren! (5) Bei jeder Umwandlung von einer Energieform in eine andere wird ein Gefälle ausgenutzt. (6) Beispiele für solche Gefälle sind der Höhenunterschied beim Wasserfall (7) oder der Temperaturunterschied zwischen einem heißen Dampfkessel und der kühlen Umgebung. (8) Um mechanische Arbeit zu gewinnen, benutzt man den natürlichen Vorgang, der dieses Gefälle auszugleichen versucht. (9) So findet bei allen Temperaturunterschieden ein Wärmefluss von dem Gebiet höherer Temperatur zu dem Gebiet niederer Temperatur statt. Diesen Wärmefluss braucht jede Wärme-Kraft-Maschine als treibende Kraft (10) genauso wie die Wasserturbine den Wasserstrom als Antrieb benötigt. (11) Man könnte sich wünschen, den Wärmefluss vollständig in mechanische Arbeit umzuwandeln. Eine Maschine, die das zustande bringt, ist jedoch unmöglich. 22 Brinker (2005, 75) bezieht sich auf das so genannte Toulmin-Schema (des britischen Sprachphilosophen Toulmin), das die Alltagsargumentation betrifft. Zur Argumentation in Fachtexten vgl. Eggs (1996). Rothkegel.indd 166 09.11.09 14: 08 167 Textanalyse (12) Sie gliche einer Wasserturbine, aus der kein Wasser mehr herausflösse, weil das Wasser im Laufrad der Turbine seine Bewegungsenergie vollständig an das Laufrad abgegeben hätte. Da dann das Wasser im Laufrad stehen bliebe, würde auch die Turbine einfach stehen bleiben. Eine solche Maschine wäre ein Widerspruch in sich. (13) Dem aus der Wasserturbine abströmenden Wasser entspricht die Abwärme der Wärme-Kraft-Maschine. Würde der durch den Temperaturunterschied entstandene Wärmefluss vollständig in mechanische Arbeit umgewandelt, so käme der Wärmefluss vom wärmeren zum kälteren Gebiet innerhalb der Wärme-Kraft-Maschine zum Stillstand und der die Maschine antreibende Ausgleich des Temperaturunterschieds fände nicht mehr statt. Diese Maschine könnte also nicht arbeiten, da sie den Vorgang unterbricht, der ihren Antrieb bedingt. (14) Die Abwärme ist also nicht die Folge eines sorglosen oder schlampigen Umgangs der Techniker mit den Rohstoffen und der Energie, (15) sondern für den Antrieb einer Wärme-Kraft-Maschine unumgänglich notwendig und damit unvermeidbar. Analyse: Der Komplexität der Textstruktur kommen wir bei, indem wir zunächst die thematische und die funktionale Textebene getrennt betrachten, um sie dann gezielt aufeinander zu beziehen. Sie unterscheiden sich deutlich in der Dynamik des Textverlaufs. Die Funktion wird in Richtung auf das kommunikative Ziel vorwärts entwickelt, die Thema-Rhema-Progression entfaltet sich parallel dazu und mit gleichzeitigem Rückwärtsbezug auf die bereits eingeführten Inhalte. Abb. 4.14 verdeutlicht diese Dynamik. Die dominierende kommunikative Funktion ist die Argumentation. Sie bildet eine Klammer für den Gesamttext (1, 14/ 15). Fakt ist, dass Wärme- Kraft-Maschinen mit Abwärme arbeiten und dass Abwärme einen Verlust darstellt. Als (implizite) Schlussregel gilt das allgemeine wirtschaftliche Prinzip, dass ein Verlust immer ein Nachteil ist, der auf jeden Fall bei einer Problemlösung vermieden werden sollte. Also könnte die Schlussfolgerung sein: Diese Problemlösung zeugt eher von einem sorglosen oder schlampigen Umgang der Techniker mit den Rohstoffen und der Energie). In (14) wird diese mögliche Konklusion verneint und in (15) mit der zweiten Konklusion begründet: Abwärme ist für den Antrieb der Maschine notwendig. Dies muss allerdings erklärt werden. Der weitere Text (2-13) liefert mit der Erklärung dieses Sachverhalts die Argumente für die entwickelten Konklusionen (14 - 15). Ähnlich wie bei der Argumentation, wo eine vom Einzelfall unabhängige Regel vorhanden sein muss, die die Brücke zwischen Fakten (Argumenten) und Konklusion (These) bildet, ist bei der Erklärung ein allgemeines, vom Einzelfall unabhängiges Gesetz (Naturgesetz) erforderlich, über das der Erklärungszusammenhang hergestellt wird. Ein solches Gesetz zur Umwandlung von einer Energieform in eine andere wird zu Anfang genannt (2). Rothkegel.indd 167 09.11.09 14: 08 168 Kapitel 4 Makrostruktur Textverlaufs- Themen/ Themenfortsetzung achse (1) Nachteil: Abwärme (2) Grundsatz Energieumwandlung (3) Fall A: vollständige Umwandlung (4) Fall B: unvollständige Umwandlung (WKM) (5) Prinzip: Ausgleich Gefälle (6) Beispiel Höhenunterschied (Wasserfall) (7) Beispiel Temperaturunterschied (Dampfkessel) (8) natürliche Nutzung für mechanische Arbeit (9) Wärmefluss (treibende Kraft) (10) Wasserstrom (Antrieb) (11) Überleitung zu Fall A (12) Wasserturbine = Stillstand (13) Wärmefluss = Stillstand (14) K1: Kein sorgloser Umgang mit Rohstoffen (15) K2: Abwärme ist notwendig Konklusion CONTRA PRO - Argumente Erklärung Argumentation Ausgangslage Abb. 4.14 Warum und warum es so ok ist: explikative und argumentative Themenentfaltung (Ein bisschen Thermodynamik) Rothkegel.indd 168 09.11.09 14: 08 169 Textanalyse Doch ist eine weitere Spezifikation der Vollständigkeit erforderlich (3) und die Einschränkung, dass diese Spezifikation nicht für den thematisierten Fall gilt (4). Diese Unterscheidung, die wir als Fall A (vollständige Umwandlung) und Fall B (unvollständige Umwandlung) bezeichnen wollen, wird herangezogen, um konkret zu zeigen, was wäre wenn Fall B wie Fall A funktionieren würde: Was wäre wenn die Umwandlung vollständig wäre und es so keine Abwärme geben würde (11-13). Die Antwort lautet: die Maschine würde nicht funktionieren. Diese Art der negativen Beweisführung folgt dem Muster des mathematischen Beweises, aber auch dem linguistischen Prinzip der Oppositionsbildung mit unkorrekten Aussagen und des Nachweises, dass dies nicht so sein kann. Wie es dann in der Wärme-Kraft-Maschine funktioniert, ist Thema von (5-9). Hier wird das allgemeine Gesetz der Energieumwandlung (2) durch den Aspekt der Nutzung eines Gefälles erweitert (5). Dieser Aspekt wird nun auf zwei Beispiele angewendet: auf den vorliegenden Fakt (Wärme-Kraft-Maschine) und in Analogie dazu auf die Wasserturbine. Dem Temperaturgefälle (7) wird der Höhenunterschied (6) gegenüber gestellt, der Wärmefluss (9) dem Wasserstrom (19). Die Analogie als weiteres Instrument für die Erklärung wird in der Beweisführung in paralleler Form fortgesetzt. Kommen wir zurück zur argumentativen Struktur, so können wir nun die Darstellung „wie es funktioniert“ (5-10) als PRO-Argument für die Konklusionen in (14 -15) einordnen. Die Erklärung hat bis hierhin klar gemacht, dass der Wärmefluss als Antrieb notwendig ist (9). Die Beweisführung, dass eine vollständige Umwandlung des Wärmeflusses den Antrieb unwirksam machen würde (11-13), entspricht dem CONTRA-Argument. Die Schlussfolgerung lautet: Der vermeintliche Nachteil ist also kein Nachteil. Die Entfaltung auf der thematischen Ebene ist geprägt durch die Doppelung von erklärender Analogie (Wärme und Wasser) sowie durch die Doppelung von Beweis und Gegenbeweis. Auf die Beispiele, die in (6) und (7) eingeführt werden, gibt es im Textverlauf fortgesetzte Rückbezüge in paralleler Form. Unabhängig davon, welcher Entfaltungstyp vorliegt, kann gesagt werden, dass sich in der Linearität typische Sequenzstrukturen herausbilden, die in beiden Richtungen der Textdynamik operieren. Dabei bringen die global wirkenden funktionalen Textstrategien den Textverlauf nach vorne. Dies gilt ebenfalls für die lokal wirkenden Thema-Rhema-Progressionen. Darüber hinaus wirken eine Reihe von thematisch motivierten Rückwärtsbezügen, die über unmittelbare Nachbarschaften hinausgehen. Dabei können sehr komplexe Verweisstrukturen aufgebaut werden. Dies gilt, wie die Rothkegel.indd 169 09.11.09 14: 08 170 Kapitel 4 analysierten Beispiele gezeigt haben, allemal für Printtexte. Ob sich gleiche oder ähnliche Strategien in Hypertexten finden, ist die Frage, mit der wir uns im übernächsten Abschnitt beschäftigen. Zuvor schauen wir uns an, wie eine Handlungsfolge in schrittweise Entscheidungen aufgelöst wird. 4.3.5 Entscheidungen treffen: Schritt für Schritt im FlowChart Instruktionen bilden die chronologische Abfolge von Handlungen der Nutzer und die jeweiligen Resultate ab. Nun ist es häufig so, dass die Fortsetzung in einer Handlungsreihe von bestimmten Bedingungen abhängig ist, die eine Entscheidung für die eine oder andere Aktion verlangen. Je nach Entscheidung ergibt sich eine der alternativen Fortsetzungen. Anhand des trivialen Alltagsbeispiels Wasserkocher demonstrieren wir die Übertragung eines Ereignisverlaufs in die Form eines Flussdiagramms (FlowChart). Wasserkocher (petra-electric, Anleitung Wasserkocher WK 9720) (1) Bevor Sie Ihren neuen elektrischen Wasserkocher zum ersten Mal in Betrieb nehmen, sollten Sie mindestens dreimal einen vollen Kessel zum Kochen bringen und anschließend dieses Wasser weg gießen. (2) Öffnen Sie den Deckel, indem Sie den Hebel nach hinten ziehen und (3) füllen Sie die gewünschte Menge Wasser in den Wasserbehälter. (4) Um das Gerät nicht zu beschädigen, muss die Wassermenge mindestens der Minimummenge auf der Wasserstandsanzeige entsprechen, (5) darf aber nicht die Maximummenge übersteigen. (6) Schließen Sie den Deckel und (7) stellen Sie bitte sicher, dass die Arretierung im Gehäuse einrastet. (8) Stecken Sie den Stecker in die Steckdose und (9) drücken Sie den Ein-Schalter. (10) Das Leuchten der Kontrollleuchte zeigt an, dass das Gerät eingeschaltet ist. Das Gerät beginnt nun mit dem Kochvorgang. (11) Sobald das Wasser den Siedepunkt erreicht hat, (12) schaltet sich das Gerät automatisch ab. (13) Um diesen automatischen Abschaltmechanismus zu ermöglichen, (14) ist es wichtig, dass der Deckel während des Kochvorgangs geschlossen ist. (15) Nachdem das Gerät abgekühlt ist (nach ca. 5 Minuten), (16) kann der Kochvorgang jederzeit wiederholt werden, indem man den Ein-Schalter drückt. Analyse: Hier sind die Bedingungen der Handlungsfortsetzung sprachlich auf eine eher indirekte Art und Weise vermittelt: in (1) bevor Sie; in (4/ 5) um […] nicht, muss/ darf aber nicht […] oder in (13/ 14) um nicht […], ist Rothkegel.indd 170 09.11.09 14: 08 171 Textanalyse es wichtig; in (7) stellen Sie sicher, dass […]. Hinter diesen Formulierungen verstecken sich Bedingungen, die im Flussdiagramm in Fragen übersetzt werden. Dabei sind ausschließlich Entscheidungsfragen zugelassen, auf die man mit Ja oder Nein antwortet. Ja und Nein bilden die jeweils alternativen Fortsetzungen. Abb. 4.15 zeigt das Ergebnis einer solchen Analyse nein Start Wasser kochen (nach Standard) Deckel öffnen (2) Wasser weggießen Wasser einfüllen (3) Deckel (6) schließen Stecker in Dose (8) Einschalter drücken (9) Gerät (10) Kontrollleuchte an ANZEIGE (13-14) Gerät schaltet nicht ab WARNUNG Deckel öffnen Wasser entnehmen Gerät (12) schaltet ab AKTION z = z + 1 z = 0 warten Erstbenutzung (1) z > 3 unter min (4) über max (5) Standard (2-16) ist Arretierung eingerastet (7) ist Siedepunkt erreicht (11) ist Deckel geschlossen 5 min (15) vorbei wiederholen (16) ja ja ja ja ja ja ja ja nein nein nein nein ja nein nein nein nein nein ja ... A A Wasser weggießen Deckel öffnen Ende Abb. 4.15 Fortsetzung in Alternativen (FlowChart Wasserkocher) Rothkegel.indd 171 09.11.09 14: 08 172 Kapitel 4 und deren Umsetzung in einem FlowChart (Flussdiagramm). Die Syntax im Flussdiagramm ist als Standard festgelegt: Kreis für Start und Ende, Rechtecke für Anweisungen und die Raute für Fragen. Die Fortsetzungen werden durch Pfeile erfasst. Betrachtet werden zwei Fälle: die Erstbenutzung und der Standardfall. Bei der Erstbenutzung haben wir schon gleich das Problem mit dem dreimal in (1). Die Darstellung im Flussdiagramm zielt auf eine ökonomische Handhabung von Wiederholungen, die als Schleifen betrachtet werden. Nun ist im Beispiel die Wiederholung begrenzt, was macht man in einem solchen Fall? Man führt einen Zähler (z) ein, der bei jedem Durchlauf erhöht und jedes Mal abgefragt wird, ob die Grenze erreicht ist. Der Standardfall enthält in (4/ 5) die ersten Bedingungen. Auch wird jeweils ein Grenzwert abgefragt. Der eigentliche Kochvorgang beginnt mit (6). Doch bevor es losgehen kann, gibt es eine mögliche Komplikation mit dem Deckel, auf die in (13/ 14), also eigentlich nachträglich, wiederum eingegangen wird. Es zeigt sich, dass es Folgen hat, wenn der Deckel nicht geschlossen ist (die Abschaltautomatik funktioniert dann nicht). Hier verbirgt sich also eine Warnung, die im Text nicht besonders auffällt. In diesem Zusammenhang zeigt die Darstellung ebenfalls deutlich den Wechsel in Aktion und Reaktion durch Nutzer und/ oder Gerät. Schließlich ist noch die Handhabung der Wiederholung des Kochvorgangs interessant. In (16) beginnt gemäß Text die Wiederholung mit dem Einschalten in (9), während der Vorgang selbst in (2) bzw. (3) seinen Anfang nimmt. Ein Text kann unpräzise sein im Hinblick auf die Zuordnungen der Teile und Teilereignisse, in der grafischen Repräsentation müssen dagegen die Relationen eindeutig erfasst werden. 4.3.6 Navigieren: Wandern und Wählen im Endlostext Kommen wir zum Hypertext zurück. Nachdem wir die statische Textstruktur der Hypertextbasis in 4.2.5 betrachtet haben, schauen wir uns nun die dynamische Seite an. Der wesentliche Unterschied von Print- und Hypertext, der den Informationsfortschritt prägt, ist die bereits erwähnte Eigenschaft der Interaktivität des Mediums. In wechselseitigen Aktionen von Nutzer und System entstehen Informationsflüsse, die durch die jeweiligen Systemangebote und deren Selektionen durch die LeserNutzer bestimmt werden. Beim „Wandern in Hypertexträumen“, wie Kuhlen (1991, 91) den Begriff der Navigation paraphrasiert, kommen zwei Komponenten zusammen. Einerseits geht es um die Zugriffsstruktur seitens des Systems. Rothkegel.indd 172 09.11.09 14: 08 173 Textanalyse Sie wird gebildet durch die Verzweigungsmöglichkeiten und potenziellen Pfade der gesetzten Links. Auch ist wichtig, wie viel und welcher Art Interaktion dem Nutzer ermöglicht wird. Dies reicht von der einfachen Fehlermeldung, auf die der Nutzer keinen Einfluss hat, bis zu Simulationen (z.B. in Tutorials zu Softwareanwendungen), in denen der Input der Nutzer den Fortgang der Informationsarbeit maßgeblich beeinflusst. Andererseits entscheiden die Navigationskonzepte, die den Nutzern angeboten werden, in hohem Maße deren Verhalten. Auf geführten Wegen („Guided Tours“) lassen sie sich kontrolliert von Einheit zu Einheit führen. Schrittweise folgen sie der Progression vom Bekannten zum Unbekannten, wie wir dies auch beim linearen Printtext kennen gelernt haben. Zwei andere Strategien beziehen sich auf die Dynamik unterschiedlicher Gewichtung von Informationen. Beim „Zoomen“ zielt die Bewegung in die Tiefe der Hypertextbasis. Dabei geht es um die Hervorhebung von Details und Spezifikationen. In der „Fish-Eye-Perspektive“ interessieren nur die Spezifikationen des unmittelbaren Fokus, während entfernte Knoten lediglich in der Grobstruktur sichtbar werden. Nicht zu vergessen ist schließlich das eher ungezielte „Stöbern und Blättern“ (Browsen) nach eigener Intuition. Die aktive Beteiligung der Nutzer wird vor allem dann sehr intensiv, wenn sie selbst eigene Topics generieren und damit „am Netz weiterspinnen“. Dies ist die Basisidee von Wikipedia oder generell von Wikis, gehört aber auch zum Konzept des kooperierenden Arbeitens von Teams. Die wichtigen Stichwörter sind Partizipation einerseits und Wissensgenerierung auf breiter Grundlage und in verschiedenen Perspektiven andererseits. Auch wenn die technischen Voraussetzungen diese Art der Wissensvermittlung ermöglichen, bleiben dennoch die strukturellen Fragen im Hinblick auf die Organisationsform für Inhalte und Funktionen offen. Rufen wir uns an dieser Stelle die Vernetzungsstruktur der Hypertextbasis in Erinnerung (vgl. Abb. 4.8), so wird deutlich, dass es die Anschlusspunkte sind, die über die Fortsetzungsmöglichkeiten entscheiden. Diese Anschlusspunkte wiederum sind fest eingebettet in das Konzept der Hypertextbasis. Es vermittelt Orientierung in der prinzipiellen Endlosigkeit des Hypertextes. Wenn wir online sind und im Internet recherchieren oder eine Online- Hilfe benutzen, bewegen wir uns von einem Punkt (Klick) zum nächsten, wir rezipieren die angebotenen Textstücke (Topics) linear. Möglicherweise müssen wir wählen zwischen Alternativen, so dass sich verschiedene Pfade der Fortsetzung ergeben. Die Optionen zusammen bilden die Navigationsstruktur in einem Hypertext. Sie ist multi-linear. In diese Ebene eingebaut sind die Links, die quasi als deiktische Hinweise der Richtung des aktuellen Navigierens gelten, z.B. weiter, zurück, hier. Rothkegel.indd 173 09.11.09 14: 08 174 Kapitel 4 Wir hatten festgelegt: Die Eigenschaften des Mediums bestimmen die Kommunikationsform, während die Strukturierungen von Inhalten und Funktionen typische Muster von Textsorten bilden. Entsprechend können Hypertexte als Kommunikationsformen mit einer Reihe unterschiedlicher Textsorten verbunden sein. In der Technikkommunikation spielt die Textsorte Online-Hilfe als Software-Dokumentation eine herausragende Rolle. Gerade die Hypertextform gestattet eine Aufgabenorientierte Schritt-für- Schritt-Vermittlung von Informationen. Online-Hilfen unterstützen die Akteure sowohl durch kontextunabhängige wie auch kontextsensitive Bearbeitung von Suchanfragen oder Suchdialogen während der Anwendung einer Software. Aber auch hier funktioniert die Linearisierung der Informationsangebote nur auf der Basis einer entsprechend vorstrukturierten und ausformulierten Aufgabenmodellierung. 23 4.4 Textdesign: die Spitze des Eisbergs Fragen des Designs ergänzen die Sicht auf den Text als eine hierarchischvernetzte Struktur einerseits und als eine sequenzierte Organisation andererseits. Doch wie können wir überhaupt in die Texttiefe schauen? Das Erscheinungsbild der Textoberfläche öffnet uns den Zugang. 4.4.1 Eine Form für Inhalt und Funktion Was wir vom Text sehen oder hören, bildet den Zugang zum Text durch unsere Wahrnehmung. In die Augen springt die Textoberfläche mit dem Wort- oder Bildmaterial, mit der Verteilung von farbigen Einheiten und Freiraum bzw. Weißraum auf der Fläche, mit blockweisen Abschnitten und typografischen Normalitäten oder Besonderheiten. In unserem Eisbergmodell vom Text (vgl. 4.1.2) bildet die Oberfläche die sichtbare Spitze. Als Teil eines Ganzen ist sie Ausdruck von Inhalt und Funktion, also dessen, weswegen der Text überhaupt produziert worden ist. Als Form ist sie zugleich die Brücke zu den Adressaten, deren Aufmerksamkeit zu wecken und zu halten ist. Berücksichtigt man diese Doppelfunktion der Textoberfläche, ergeben sich eine Reihe unterschiedlicher Themenbereiche, in denen Phänomene des Textdesigns behandelt werden. Im Rahmen der Technikkommunikation sind drei Bereiche relevant. 23 Vgl. dazu Hackos/ Redish (2000), Villiger (2002), Grünwied (2007); speziell zur Rezeption Edelmann (2003), zum Lernen mit Multimedia Issing/ Klimsa (2002). Rothkegel.indd 174 09.11.09 14: 08 175 Textanalyse (a) Die Grundlagen beziehen sich auf die Relation Inhalt-Funktion- Form. Sie gelten gleichermaßen für technische Produkte wie für intellektuell-handwerkliche Kommunikationsprodukte. In diesem Sinne ist zu überlegen, welche Konsequenzen sich aus dem Bauhaus-Prinzip „Form folgt Funktion“, das ins Industriedesign Eingang gefunden hat (Marcus 1995, Fiell/ Fiell 2006), für die Gestaltung der Kommunikation ergeben. (b) Der zweite Themenbereich umfasst die visuelle Informationsvermittlung. Hier wird untersucht, welche Möglichkeiten durch die Eigenschaften von Bildern eröffnet werden. (c) Mit dem Bildschirm als Präsentationsmedium sowie der Eigenschaft der Interaktivität spielt im dritten Themenbereich wiederum der Computer als Medium eine spezifische Rolle. Im Webdesign kommen dabei vor allem Rezipientenbzw. Nutzerbezogene Aspekte zum Tragen. Mit dem Begriff Design verbinden sich Merkmale wie Planung, Form und Gestalt, Stil und Erscheinungsbild sowie Darstellungstechniken (Holder 1994, Schneider 2005, designlexikon 2007). Dabei gibt es eine weitere Fassung des Begriffs, der die Architektur eines Systems oder einer Website umfasst und eine engere Fassung, die sich auf das Erscheinungsbild eines Systems oder einer Dokumentation beschränkt. In unserem Ansatz betrachten wir Design unter dem umfassenden Aspekt der Form (Fuchs/ Burkhardt 1988, Braem/ Heil 1990). Die Form macht Inhalt und Funktion zu einer Einheit und auf diese Weise für Andere verfügbar. Sie bildet die Brücke zwischen Autor/ Produzent und Nutzer/ Rezipient. Mit Planung ist gemeint, dass die Form selbst ein Produkt ist, das unter bestimmten situationellen Bedingungen und zu bestimmten Zwecken gezielt erzeugt wird. In unserem Kontext betrachten wir zwei Aspekte. Einerseits geht es um die Idee von der Gestalt eines Produkts oder Dokuments im Sinne der Gestalttheorie. Sie ist hilfreich, wenn wir den Textinhalt mit der ihn darstellenden Form zusammenbringen. Andererseits beziehen wir uns auf den Begriff Stil. Als „Ausdruck von“ (Produzent) und „Ausdruck für“ (Adressaten) deckt Stil die personenbezogenen Aspekte ab. Die Gestalttheorie (Überblick in Fitzek/ Salber 1996) orientiert sich an der Wahrnehmung. Welche Bestandteile unterscheiden wir, wenn wir „sehen“? Folgende Elemente spielen immer wieder eine Rolle: Form, Farbe, Helligkeit, Größe, Anordnung, Textur (Oberflächenstruktur), Richtung, Räumlichkeit und Bewegung. Interessant ist die Beobachtung, dass wir Einheiten als semantisch zusammenhängend bzw. als unzusammenhängend wahrnehmen, wenn sie räumlich nah beieinander stehend bzw. weit voneinander entfernt dargestellt sind (Gesetz der Nähe). Wir gruppieren ebenfalls Einheiten zusammen, die auf ähnliche Art und Weise dargestellt sind (Farbe, Größe). Das Gesetz der guten Fortsetzung ist vergleichbar Rothkegel.indd 175 09.11.09 14: 08 176 Kapitel 4 mit dem Phänomen der thematischen Progression. Was aufeinander folgt, wird semantisch in Beziehung gesetzt: die Wiederholung des Gleichen oder die Kontrastierung mit dem Neuen. Schließlich kennzeichnet das Gesetz der Geschlossenheit die Tendenz des Betrachters, eine unvollständige Figur mental selbst zu vervollständigen. In dieser Weise verstehen wir unvollständige Sätze oder Listen mit Stichwörtern. Auch Symmetrie verbindet Einheiten auf semantische Weise (zur linguistischen Sichtweise auf die Textgestalt Raible 1997). Betrachten wir Stil als die fortgesetzte und ausschließliche Verwendung ausgewählter Darstellungsformen, so hat diese Verwendung Auswirkungen auf das Erscheinungsbild des Textes und dessen Rezeption. Dabei kann die Auswahl der Formen und Mittel durch Faktoren auf verschiedenen Kommunikationsebenen bestimmt sein (Jakobs/ Rothkegel 2001, Sandig 2006). Die Auswahl steht in zwei Bezügen: Sie charakterisiert den Produzenten und kann in dieser Weise gezielt eingesetzt sein (z.B. Styleguides, Corporate Design, Selbstdarstellung, vgl. Frei 2008) oder sie richtet sich an die Adressaten und kommt ihnen mit Darstellungsweisen entgegen, die gruppenspezifischen Rezeptions- oder Nutzungsgewohnheiten entsprechen. Während Stilaspekte und Gestaltgesetze Vorkommen und Verteilung der Einheiten in Bezug auf Textinhalte und Textfunktion erfassen, wirken Layout und Typografie auf das Erscheinungsbild. In diesem Sinne wird ein Text als Bild wahrgenommen (zum Text-Bild vgl. Gorbach 2005). Damit kommen wir in den Bereich der visuellen Kommunikation, in den neben kommunikationswissenschaftlichen Fragestellungen Sichtweisen aus den Bereichen Design und Druck mit Übergängen zur künstlerischen Gestaltung einfließen. 24 4.4.2 Eine alte Geschichte mit Bildern: Technische Dokumentation Man kann nicht genau sagen, wann es angefangen hat mit der technischen Dokumentation. Überliefert sind bildliche Darstellungen, in denen Menschen bei der Arbeit und im Umgang mit Technik gezeigt werden. Schwender (2003, 32ff) verweist auf den abgebildeten Waffen- und Werkzeuggebrauch in Höhlenzeichnungen (ca. 35000 Jahre zurück), auf instruierende Darstellungen zu Hausplänen (Mesopotamien, 4000 Jahre zurück) und auf mittelalterliche Darstellungen der Nutzung von Wasserrädern für Zwecke des Sägens und Kornmahlens. In dieser Zeit hatten Gebrauchsan- 24 Vgl. Aicher (1988), Stankowski/ Duschek (1994), Müller (2003), Frutiger (2005), Frotscher (2006), Münz-Koenen/ Fetscher (2006), Beinert (2007), Williams (2008). Rothkegel.indd 176 09.11.09 14: 08 177 Textanalyse leitungen, Feuerwerkbücher und auch Reiseaufzeichnungen den Zweck, Handwerker in die Lage zu versetzen, technische Neuerungen nachzubauen (Schwender 1999). Diese Intention wird auch Leonardo da Vinci (1452-1519) zugesprochen, der mit einer Hinterlassenschaft von über 10.000 Zeichnungen (Technik und andere Bereiche) „darstellerische Probleme der gotischen Technikdarstellung“ (Schwender 2003, 41) löste, so z.B. die Einführung der Zentralperspektive, die Beachtung von Größenverhältnissen, Referenzbuchstaben und -ziffern mit erläuterndem Text. Neu war der Blick auf Ganzes-Teil-Relationen und Funktionsweisen von Maschinen. Die Darstellung von Handlungsabfolgen wurde ermöglicht durch die Sicht auf ein Vorher-Nachher und auf ein Wenn-Dann. Künstlerische Kompositionen von Szenarien des frühneuzeitlichen Bergbaus und Hüttenwesens kennzeichnen das Werk von Georg Agricola (1494-1955), dessen Hauptwerk „De Re Metallica“ posthum 1556 veröffentlicht, danach in viele Sprachen übersetzt und in der Erstausgabe des VDI-Verlags von 1928 nochmals 2003 als unveränderter Nachdruck erschienen ist (Agricola 2003). Bis ins 18. Jahrhundert hinein galt es als technisches Standard-Handbuch des europäischen Berg- und Hüttenwesens. In 270 Holzschnitten und begleitenden Texten wurden die Menschen in die technischen Vorgänge eingebunden. Dabei wurden sie als Arbeitende, aber auch als Miteinander-Redende in ihren Pausen dargestellt. In den Texten verweist der Autor, der Gelehrter und ebenfalls Arzt war, auf mögliche gesundheitliche Gefährdungen und wie sie bei der Arbeit vermieden werden können. Vom Ansatz her haben sich die Prinzipien für visuelle Instruktionen in der Technischen Dokumentation seither nicht wesentlich geändert, abgesehen von stilistischen und technologisch bedingten Entwicklungen (Schwender 2003, Badras / von der Lühe 2005). Die visuelle Informationsvermittlung spielt in der Technikkommunikation eine wichtige Rolle. 25 Dies hängt damit zusammen, dass technische Zeichnungen, Illustrationen, aber auch Notationssysteme (z.B. mathematische Formeln) zur Fachkommunikation gehören. Bei Anmeldungen zum Patent sind technische Zeichnungen obligatorisch. Produktinformationen und Anleitungen sind ohne Bilder nicht vorstellbar. Hier wie auch generell übernehmen Bilder spezifische Funktionen der Wissensvermittlung in der Experten-Nichtexperten-Kommunikation und im Bereich des Lehrens und Lernens. 26 Wie kann das funktionieren? Um dies herauszubekommen, müssen wir zunächst klären, welche Aspekte bei Bildern zu beachten sind. 25 Die vielen verschiedenen Aspekte werden in den Beiträgen in Hennig/ Tjarks-Sobhani (2003) behandelt. Kritisch und gleichzeitig informativ sowie witzig und künstlerisch werden die verschiedenen visuellen Problemlösungen in Mijksenaar/ Westendorp (2000) dargestellt. 26 Vor allem Weidenmann (1994a), Juettner (2003), Keller (2005). Rothkegel.indd 177 09.11.09 14: 08 178 Kapitel 4 Aus der Vielzahl von Ansätzen fassen wir die für uns relevanten Differenzierungen im Folgenden zusammen. Dabei werden Darstellungsformen einschließlich Darstellungskonventionen, Bildtypen (Inhalt/ Realitätsbezug) und Bildfunktionen unterschieden. Diese Einteilung läuft parallel zum sprachlichen Zeichen mit Form (was sieht man, z.B. Rot), Inhalt (was weiß man, z.B. Stopp), und Funktion (was tut man: z.B. stehen bleiben). Zu den Darstellungsformen gehören Foto, Gemälde, Illustration, Zeichnung (Strichzeichnung, Schnittzeichnung, Explosionszeichnung), Grafik (Schema, Chart), Symbole, Piktogramme (auf dem Bildschirm Icons), Tabellen, Diagramme (Ballstaedt 2007), Video und Animation (zu Cartoons Eisner 1995). So werden in der Tabelle Relationen zwischen zwei Werten bzw. zwischen Kategorie und Wert aufgelistet. Balkendiagramme geben quantitative Verteilungen an. Kurvendiagramme zeigen Entwicklungen und Tendenzen in der Zeit auf. Grafiken basieren auf Informationsselektion und Schemabildung. Fotos oder Bilder verweisen notwendigerweise auf Ausschnitte ohne Kontextangaben. Bei den Piktogrammen geht es häufig um einen Mix von Symbolen und freien Kombinationen. Hier insbesondere, generell aber für alle visuellen Darstellungen gilt, dass auch ihr Gebrauch gelernt werden muss. Ein unmittelbares Verständnis ist nicht gegeben. Ähnlich wie beim Text, wo wir die Wörter und Sätze erst lesen, bevor wir den Text verstehen, müssen wir auch die Bilder zunächst „lesen“, um ihre Bedeutung zu verstehen. Dies ist unausweichlich, wenn unsere Wahrnehmung zum Schritt des Verstehens führen soll. 27 Einige Darstellungsformen sind konventionalisiert. Zu den Standards gehören die als bekannt vorausgesetzten geometrischen Figuren wie Punkt, Linie, Viereck, Dreieck, Quader, Kreis, Ellipse, Spirale, Pfeil (Preuscher 1987). Ihnen wird eine für den jeweiligen Kontext gültige Bedeutung (Referenz) zugeordnet, die sich natürlich auch wieder ändern kann. Mit der Ausgestaltung der Formen kommen Aspekte der Konnotation hinzu. Sie transportieren zusätzlich zur denotativen Bedeutung bestimmte Wertvorstellungen. Dies betrifft insbesondere den Gebrauch von Farben (Bartel 2003), denen kulturell und situationell bestimmte Symbolwerte zugeordnet werden. In diesen Rahmen sind ebenfalls die Signalfarben für die Graduierung in der Sicherheitskommunikation einzuordnen, so Rot für die höchste Gefahrenstufen, dann Orange und Gelb. Grün ist in diesem Kontext mit der Bedeutung „ohne Gefahr“ belegt. Im Bereich Wirtschaft steht Rot für Verlust, Schwarz für Gewinn. Im Hinblick auf Temperaturen bedeutet Rot „warm“ und Blau „kalt“. 27 Vom Lesen der Bilder spricht Kress (1996), der Bezug auf Multimedia findet sich in Doelker (2002) und die Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen werden in den Beiträgen in Sachs-Hombach (2005) behandelt. Rothkegel.indd 178 09.11.09 14: 08 179 Textanalyse Der Gegenstandsbezug wird zur Differenzierung von Bildtypen herangezogen. Was die Art der darzustellenden Phänomene und Gegenstände betrifft, können drei Möglichkeiten des Gegenstands- und Realitätsbezugs unterschieden werden. (a) Bei der Abbildung geht es um die möglichst getreue visuelle Wiedergabe des Gegenstands. Im Vordergrund steht der Denotatsbezug, das Bild gilt als visuelle Kopie des Referenten. Die Identifikation des Gegenstands wird ermöglicht (Beispiel: Foto). Dennoch gilt, dass der Gegenstand immer nur unvollständig erfasst werden kann. Dabei spielt die Perspektive mit der Festlegung des Betrachterstandpunkts eine zentrale Rolle. (b) Mit dem Schema wird Relevantes von Irrelevantem hinsichtlich der Thematisierung des Gegenstands getrennt; bestimmte Merkmale werden hervorgehoben. Schemadarstellungen eignen sich zur Reduktion von Komplexität und zur Bildung von mentalen Modellen zu Objekten oder Sachverhalten (Beispiel: Strichzeichnung, Explosionszeichnung). In diese Gruppe gehören auch die Analogiebilder, in denen die Funktionsweise von x als Analogie zur Funktionsweise von y dargestellt wird, z.B. Herz als Pumpe (Weidenmann 1994b, 111). (c) In der Visualisierung geht es um Neukonstruktion und die Herausbildung neuer Gegenstände bzw. die Zuordnung von neuem Wissen zu bisher ungedeuteten Phänomenen. Es gibt keine Ähnlichkeitsbeziehung zu Objekten. Nicht sichtbare Phänomene werden in eine sichtbare Form gebracht (Beispiel: Chart, Diagramm, Map). Visualisierungen eignen sich zur Konstruktion, Darstellung und Vermittlung von Wissen. 28 Insofern haben sie in den Wissenschaften eine lange Tradition. 29 Im Hinblick auf das Verständnis setzen sie Wissen und Interpretation voraus. Die generellen Funktionen von visuellen Darstellungen sind in Abb. 4.16 zusammengefasst. Der Zusammenhang Bild und Sprache ist vielfach - unter der Bezeichnung Multimodalität - untersucht und diskutiert worden. 30 Nickl (2000) vergleicht das quantitative Verhältnis von Text und Bild in Gebrauchsanleitungen der letzten fünfzig Jahre. Auch wenn über diesen Zeitraum hinweg der Textanteil stark angewachsen ist, so gilt dies verstärkt für den Bildanteil aufgrund der Zunahme von Piktogrammen. Im Text erhalten Bilder zusätzliche Funktionen. Sie sind Teil der Darstellung von Textthemen und Textfunktionen, wobei sie den Textteil semantisch ergänzen (Elaboration), 28 Die kognitiven Grundlagen werden in Mandl/ Fischer (2000) behandelt. Auch die unsichtbaren Textprozesse sind Gegenstand der Visualisierung: Tonfoni/ Rothkegel (2007), Gerzymisch-Arbogast (2007); für die Mediengestaltung vgl. Lankau (2007). 29 Hierzu insbesondere Robin (1992), Dress/ Jäger (1999), Kemp (2003). 30 Hupka (1989) bezieht sich auf die Illustrationen im Lexikon, um die textlinguistischen Bestimmung der Relation zwischen Text und Bild geht es in Fix/ Wellmann (2000), Straßner (2002), Ohalloran (2004), Stöckl (2004). Rothkegel.indd 179 09.11.09 14: 08 180 Kapitel 4 Funktionstyp Leistung (1) Bedeutungs- und Wissenstransfer Bild vermittelt Bedeutung und Wissen in der Kommunikation (2) Reduktion von Komplexität Bild ermöglicht Darstellung von komplexen Objekten, Relationen und Sachverhalten (Verständlichkeit) (3) Organisation Bild vermittelt Überblick (4) Konkretisierung Bild erleichtert Zugang zu abstrakten Sachverhalten (z. B. Modelle) (5) Identifikation Bild fördert Unterscheidbarkeit von Objekten und Sachverhalten (6) Klassifikation Bild ermöglicht Gruppierung mit klassenunterscheidenden Merkmalen (7) Interpretation Bild gestattet Einordnung in Deutungsschema (Theorie) (8) Eselsbrückenfunktion Bild fördert Behalten von Begriffen und Aussagen Abb. 4.16 Funktionen visueller Darstellung doppeln (Redundanzsteigerung) oder kontrastieren (Diskrepanz) können. Vor allem die auf diese Weise erzielte Redundanzerhöhung ist angemessen bei Lehrmaterialien. Daneben spielt die emotionale Attraktivität von Bildern an sich eine wichtige Rolle bei der Aufmerksamkeitslenkung. Untersuchungen mit Eyetracking-Tests (Dubiella 2007) belegen u.a., in welchen Bewegungen LeserNutzer zwischen Bild und Text wechseln und welche Präferenzen sie haben. Dieses Verfahren lässt sich insbesondere auf Usability-Tests von Online-Texten anwenden (vgl. Kapitel 5). 4.4.3 Interface- und Webdesign Was uns auf der Bildschirmseite sichtbar und verfügbar ist, kann als eine Schichtung mehrerer Aktions- und Interaktionsebenen verstanden werden. Conklin (1987, 40) spricht im Zusammenhang mit der Hypertextorganisation von der kognitiven Überlastung (cognitive overload), der die LeserNutzer möglicherweise ausgesetzt sind. Diese Überlastung kommt auch zustande, wenn der LeserNutzer bei der Nutzung des Computers kein mentales Modell von den involvierten Objekten, den simulierten Prozessen oder der jeweiligen Aufgabe entwickeln kann. Den Bezugsrahmen bildet der Bildschirm als Benutzungsschnittstelle. Für die Gestaltung des Interface, das die Interaktion zwischen Nutzer und Computer ermöglicht, sorgen die Systementwickler bzw. Systemdesigner. Rothkegel.indd 180 09.11.09 14: 08 181 Textanalyse Im Hinblick auf die Softwareentwicklung und das Softwaredesign werden wahrnehmungspsychologische Fragen, aber auch solche im Bereich des Lernens und der Aufgabenbezogenen Nutzung diskutiert. 31 Die Website ihrerseits als Anwendung mit eigener Benutzerführung verlangt ein eigenes Design. Als Basis-Layout wird der innere Teil des Bildschirms in mehrere Felder eingeteilt, die für die Inhalte, die Navigation oder die Kontaktdaten jeweils fest belegt werden. Die Inhalte können mit Fenstertechnik, Popups oder Pulldown-Menüs weiter in die Tiefe kaskadieren. Im so genannten Screendesign werden die verfügbaren Flächenanteile, Formen und Farben für die verschiedenen Informationsarten zugeordnet. Layout, Typografie, Bild- und akustische Elemente, Animation, dies alles sind Aufgaben für ein Design-Projekt, d.h. der Planung, des Entwurfs und der technischen Ausführung (von der Idee bis zum Storyboard). Jede einzelne Seite der Hypertextbasis unterliegt den Anforderungen, wie sie grundsätzlich ebenfalls für die Seitengestaltung von Printtexten gelten. Anders als dort steht in den Lehrbüchern und Ratgebern die Nutzerorientierung im Vordergrund. 32 Unabhängig davon eröffnen sich hier - man möchte sagen - unendliche Möglichkeiten der Selektion und Kombinatorik gestaltender Elemente (Demonstrationsbeispiele in Beer 2000). Inwieweit sich spezifische Web-Stile herausbilden oder bereits herausgebildet haben, bleibt allerdings eine offene Frage (bereits Price 1988, Storrer 2001a). Verborgen für den Nutzer, gleichwohl abrufbar und manipulierbar, gibt es weiterhin die technisch motivierte Ebene der Seitenbeschreibung. Hier geht es um die für die Nutzer unsichtbare Darstellung von Formatierungscodes zum Datentransfer mit Angaben zu Layout, Paragrafenstruktur, Typografie, Bildtyp sowie zu den Ankerdarstellungen der Hyperlinks. Dazu werden Annotationssprachen (Markup Language) verwendet, die es gestatten, dass die Daten unabhängig von der technischen Plattform in gleicher Weise (z.B. im Layout) dargestellt werden. Ein geläufiger Standard ist HTML (HyperText Markup Language), der von den gängigen Browsern bedient wird (zu HTML: Überblick in Brodmüller-Schmitz 2002). Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit, die Metabeschreibungen variabel zu definieren (z.B. mit XML = eXtensible Markup Language) und so gezielt Aufgaben des Publishing oder der Daten- und Dokumentenverwaltung zu automatisieren (Lobin 1999). In diesem technisch bestimmten Textmodell wird die Einheit von Inhalt, Funktion und Form aufgegeben. Inhalte sind von der Form getrennt und werden lediglich in der Vermittlung über die definierten Formen zugänglich. 31 Vgl. Schulz (1998), Unz (2000), Hackos/ Redish (2000), Hasselhorn (2001), Beyer/ Holtzblatt (2007). 32 Vgl. Laurel (2001), Lynch/ Horton (1997), Grotenhoff/ Stylianakis (2002), Nielsen (2004); zu Online- Hilfen Horton (1994), Forst (1996), Knopp (2000). Rothkegel.indd 181 09.11.09 14: 08 182 Kapitel 4 4.5 Zusammenfassung Die sprachlich-visuelle Vermittlung von Technik verlangt angemessene Instrumente. Texte, print oder online, sind solche Instrumente, mit denen technische Sachverhalte für die Kommunikation aufbereitet werden. In Kapitel 4 haben wir uns mit dem Gegenstand Text in mehreren unterschiedlichen Perspektiven beschäftigt. Als übergreifende Idee hat uns die Metapher vom Text als Eisberg erkennen lassen, wie Texttiefe und Textoberfläche zusammen wirken. Dabei konnten wir sehen, dass sich Printtexte und Hypertexte im Hinblick auf den Einfluss des Mediums unterscheiden, aber dennoch viele Ähnlichkeiten hinsichtlich der grundlegenden Texteigenschaften haben. Zentral ist die Annahme von Textstrukturen, die Themen, Funktionen sowie die Organisation des Textes erfassen. Dabei spielen Hierarchien, Vernetzungsstrukturen sowie unterschiedliche Vor- und Rückwärtsbezüge in der Linearität eine Rolle. Wir kommen ihnen auf die Spur durch Verfahren der Textanalyse, deren Ergebnisse in entsprechenden Repräsentationen wie MindMaps, Makrostrukturen, Textverlaufsachsen und Flussdiagrammen dargestellt werden. Wir haben exemplarisch Texte mit technischen Sachverhalten analysiert und gesehen, wie sich die technischen Sichtweisen auf Objekte und Sachverhalte unterscheiden. Korrespondierend dazu ergeben sich die sprachlichen und visuellen Realisierungen auf der Textoberfläche im Textdesign. Schlüsselwörter: Hypertext (Hypertextbasis, Interaktivität, Navigationsstruktur) Text (Textlinguistik, Textmodell, Textsorte, Texttheorie) Textanalyse (Makrostruktur, Textstruktur, Textrepräsentation) Textebenen (Textdesign, Textfunktion, Textorganisation, Textthema) Literaturauswahl zu zentralen Themen: Textlinguistik: van Dijk 1980: grundlegende Darstellung der Makrostruktur als zentrale Texttiefenstruktur mit Analysebeispielen (keine Neuauflage); de Beaugrande/ Dressler 1981: Standardwerk zu den zentralen Texteigenschaften (Textualitätskriterien), die immer noch gültig sind (keine Neuauflage); Brinker 2005 (6. Aufl.): knappe Präsentation der wichtigsten Instrumente der Textanalyse (ist seit der 1. Auflage 1985 mehrfach aktualisiert worden); Schnotz 1994: fundierte und ausführliche Darstellung der Zusammenhänge zwischen Wissen und Text (kognitive Perspektive); Schröder 2003: Sicht auf den Fachtext als Sprachhandlungsstruktur (pragmatischer Ansatz); Göpferich 2005: ausführliche Textsortenbeschreibung für naturwissenschaftliche und technische Domänen; Rothkegel.indd 182 09.11.09 14: 08 183 Textanalyse Hypertext / Online: Kuhlen 1991: Beschreibung der wichtigen Prinzipien und Begriffe; im Weiteren Diskussion unter verschiedenen Aspekten in den Sammelbänden Barrett (ed) 1988, 1989, Storrer/ Harriehausen 1998; Online-Dokumentation in Horton 1994, Hackos-Redish 2000, Villiger 2002, Webdesign in Laurel 1991, Grotenhoff/ Stylianakis 2002; Visuelle Kommunikation: Hennig/ Tjarks-Sobhani (Hg) 2003: für den Einstieg; der Sammelband umfasst alle für die Technikkommunikation relevanten Aspekte der visuellen Darstellung (Prinzipien, Geschichte, Richtlinien, Text-Bild-Relation, Werkzeuge). Rothkegel.indd 183 09.11.09 14: 08 5 A rb e ite n a m Text: Te c h ni s c h e s Wi s s e n für di e Kommu nik atio n a ufb e re ite n ( Textpro d u ktio n) In diesem Kapitel kommen wir zur Praxis, doch geht es nicht um Rezepte. Modularisierte Strategien der Textproduktion gestatten uns, je nach Situation und Anforderung geeignete Verfahren auszuwählen und miteinander zu kombinieren. 14 Schreibaufgaben werden als Muster vorgestellt, die die Textakteure linguistisch fundiert beim Planen und Ausführen der Textarbeit unterstützen. Rothkegel.indd 184 24.11.09 11: 32 185 Textproduktion 5.1 Einführung : Was ist Textarbeit? 5.1.1 Warum schreiben und lesen wir Texte? Schreiben und Lesen sind Kulturtechniken, die gelernt und gelehrt werden. Was vormals einen Beruf ausmachte, gehört heute zum Pflichtprogramm für junge Schüler und Schülerinnen. Für Viele bleibt es auch später ein „Alltagsgeschäft“. Gleichwohl erlangen Schreiben und Lesen - insbesondere heute wieder - den Status von Professionalität. Anders als in der mündlichen Face-to-Face-Kommunikation, die flüchtig ist, einmalig, unkorrigierbar, erlaubt die schriftliche Kommunikation unbegrenzte Veränderung. Als Hypertext kann ein Text sogar endlos werden und auf jeden Text kann das Prinzip „aus alt mach neu“ angewendet werden. Das Arbeiten am Text, das wir Schreiben nennen, ist eine hoch komplexe und dynamische Tätigkeit mit vielfältigen Facetten. Sie zielt auf ein Produkt „Text“, das immer wieder verändert werden kann und dabei dennoch ein Text bleibt. Diese Schreibereignisse sind es, die die professionelle Schreibkompetenz der Textakteure widerspiegeln. Sie sind Gegenstand dieses Kapitels. Texte entstehen durch Textarbeit. Sie sind das Ergebnis von Aktionen und Verfahren, die mehr oder weniger festgelegt sind. Dies gilt vor allem im professionellen Kontext, wo Standardisierung durch den Fachbezug, durch die Gewohnheiten der Textakteure sowie durch den Einsatz von Softwarewerkzeugen üblich ist. Ähnlich wie Konsumgüter oder Serviceleistungen werden Texte nach Vorgaben hergestellt und verfügbar gemacht. Dabei unterliegen auch sie marktwirtschaftlichen Bedingungen. Entsprechend gelten Anforderungen an Qualität und Wertschöpfung. Was sind die Voraussetzungen? Die Basis ist die Schrift, mit deren Erfindung die Fixierung von Sprache ihren Anfang nahm. 1 Hinzu kommt die Bereitstellung von Trägermedien: Stein, Wachs, Papier, Computerbildschirm. Auch die Medien zur Distribution (Verteilung) haben ihren Einfluss: Papier wird individuell oder postalisch verschickt, auf elektronischem Wege geht es schneller. Wir schicken jeglichen „content“ um die Welt, sofern wir einen Zugang zu Computer und Internet haben. Auch die Schreibwerkzeuge ändern sich über die Zeit hinweg und mit ihnen die Methoden des Schreibens, angefangen beim Federkiel über Bleistift und Kugelschreiber bis zur Textverarbeitung, zu Autoren- und Redaktionssys- 1 Das Verhältnis von Schrift und Sprache behandelt Stetter (1999), von Schriftkulturen als Kulturen des Lesens und Schreibens spricht Stein (2006), zu den Schriftformen und Typografie vgl. Wehde (2000), Frutiger (2005), Gorbach (2005). Rothkegel.indd 185 09.11.09 14: 08 186 Kapitel 5 temen, Desktop Publishing (DTP) und Content Management Systemen (CMS). 2 Die Inhalte sind es, derentwegen wir Texte schreiben und lesen. Wir tun kund, was auch für andere von Interesse sein könnte. Information verbindet sich mit Kommunikation oder anders ausgedrückt, Sachbezug mit Personenbezug. Technische Dokumentation ist in besonderer Weise auf Personen ausgerichtet: auf Leser, Nutzer, Entscheider, Lernende, Lehrende. Entsprechend werden Inhalte und deren Gestaltung speziell auf sie hin ausgerichtet. Zumindest ist dies eine häufig wiederholte Forderung. Gängig ist auch die Vorstellung, dass wir mit Dokumenten oder Texten bestimmte Zwecke verfolgen. Andererseits werden sie mitunter zum Selbstzweck in einer Gesellschaft, in der permanent dokumentiert und kommuniziert wird. Dies kann per Gesetz zur Verpflichtung, aber auch als technische Möglichkeit zur sozialen Gewohnheit werden. Wie dem auch sei, Textarbeit nimmt eher zu als ab. Insofern ergibt sich ein Interesse am Schreiben in vielerlei Hinsichten. 5.1.2 Theorie und Praxis: nah beieinander oder aneinander vorbei? Auch für die Wissenschaft werden Schreiben und Lesen als Prozesse attraktive Gegenstände, nachdem der Text als Struktur lange die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Die Relation zwischen dem Text als Produkt und dem Schreiben als Produzieren wird verstanden als Relation zwischen Strukturen und Prozessen. 3 Im Bereich der Textarbeit treffen sich dabei mehrere wissenschaftliche Richtungen. 4 Aus der Praxis und für die Praxis werden Normen entwickelt, es verbreiten sich Ratgeber, Leitfäden, 2 Zu Autorensystemen vgl. Anmerkung 20. Zu Prinzipien und Verfahren von CMS vgl. Hackos (2002), Rothfuss (2002), Closs (2007). Was kommerzielle Softwareprodukte betrifft, so wird im Rahmen dieses Lehrbuches prinzipiell auf die Nennung von Produktmarken verzichtet. Verwiesen sei lediglich auf das „Not-for-profit consortium” OASIS (Organization for the Advancement of Structured Information Standards), das Informationen über frei verfügbare Software (open source) weitergibt: www.oasis-open.org. 3 Zur einschlägigen Literatur seit Beginn der Diskussion gehören Günther, Udo (1993), Keseling (1993), Baurmann/ Weingarten (1995), van Dijk (1997), Schnotz (2001), zur Technischen Kommunikation vgl. Gerson/ Gerson (2006). 4 Hier geht es zunächst um die kognitive Textlinguistik mit Phasenmodellen der Textproduktion, die de Beaugrande (1984) beschreibt, im Mix mit anderen Ansätzen in den Sammelbänden Antos/ Krings (1989), Krings/ Antos (1992), Jakobs et al. (1995), (1999), auch Becker-Mrotzek (1997) und Göpferich (2008). Mit der Handlungsorientierten Textlinguistik kommt der soziale Personenbezug hinzu: Steffen (1995), Wrobel (1995), Resch (1998), Pogner (1999). In der Schreibforschung beobachtet man unter kognitiven Aspekten, was Schreiber tun: Hayes/ Flower (1980), Nystrand (1982), Bereiter/ Scardamalia (1987), Baer et al. (1995), Levy (1996), Portmann-Tselikas (1997). Schließlich geht es um die Schreibdidaktik in Antos (1995), Perrin/ Rosenberger (2005), Kruse (2007) und die Rhetorik in Ueding (1991), Etrillard (2005), die Kalverkämper (2000) als Vorläuferin der Textlinguistik beschreibt. Rothkegel.indd 186 09.11.09 14: 08 187 Textproduktion Stilführer oder Styleguides, Redaktionshandbücher. 5 Für das Lehren des Schreibens stehen verschiedene Methoden zur Verfügung: das Arbeiten mit Strategien und Regeln, das Imitieren von Mustertexten oder das kreative Schreiben ohne Vorgaben. Doch müssen wir feststellen, dass Theorie und Praxis nur zögerlich, wenn überhaupt, zusammenkommen. Das liegt nicht zuletzt an den unterschiedlichen Leitideen. „Was ist der Fall und warum ist es so, wie es ist? “ fragen die Theoretiker. Das Interesse der Praktiker richtet sich dagegen vorwiegend auf Fragen wie „Welche Problemlösung ist gut/ besser für welchen Zweck? Oder „Welchen Vorteil hat A gegenüber B? “ Ähnlich wie bei den Übersetzern war die Praxis der Technischen Dokumentation bereits lange da, bevor mit der pragmatischen Wende in den Achtzigerjahren ein linguistisch-wissenschaftliches Interesse an Gebrauchstexten und der professionellen Textarbeit aufgekommen ist. Dennoch gibt es Treffpunkte. So interessiert sich die Angewandte Sprachwissenschaft für Problemstellungen, die aus der Praxis kommen, um Theorien und Modelle zu entwickeln, mit denen man die betreffenden Sachverhalte analysieren und positiv verändern kann. 6 Im Bereich der Textarbeit gibt eine Vielzahl solcher Ansatzpunkte. Verständlichkeit und das Verstehen von Texten erscheint immer wieder neu als Problem. Häufig basieren Qualitätsdefizite auf dem Mangel von Kohäsion und Kohärenz im Text. Die Gebrauchstauglichkeit und Gebrauchsfreundlichkeit von Dokumenten muss wiederum in engem Bezug zur Sach- und Adressatenadäquatheit gesehen werden. Insbesondere der Blick auf die Praxis hat Fragestellungen hinsichtlich von Standards und Standardisierung in den Vordergrund gerückt. Im Gegenzug stellen sich Fragen nach Differenzierung und Kreativität. 5.1.3 Standardisierung und/ oder Kreativität? Standardisierung geschieht konventionell, gesteuert oder durch die Eigenschaften von Werkzeugen (z.B. Software). Konventionell gesehen ist sie eine Strategie, die in der Kommunikation schon immer eine Rolle gespielt hat und weiterhin spielt. Sie ist motiviert durch den Bedarf nach Ökono- 5 Zu den Normen vgl. Abschnitt 5.1.4; die Ratgeberliteratur ist vielfältig. Sie bezieht sich auf den korrekten Sprachgebrauch in Schneider (2002, 2006), Foeldak (2008) und Rechtschreibung in Ickler (2006), auf stilistische Aspekte in Reimers (1998) und vor allem auf das Textschreiben in Fröchling (2002), Maassen (2005), Zimmermann (2005), Kruse (2007) oder auch auf den mündlichen Sprachgebrauch bei Vorträgen und Meetings in Mohr (2005). 6 Unter dem Gesichtspunkt der Anwendung treten die Anwendungsfälle in den Vordergrund. Im Handbuch der Angewandten Sprachwissenschaft (Knapp et al. 2004) ist das breite Spektrum solcher Anwendungen in relativ kurzen Übersichtsartikeln dargestellt. Speziell auf linguistische Berufe sind die Sammelbände Brünner/ Fiehler/ Kindt (1999), Becker-Mrotzek/ Doppler (1999) und Becker-Mrotzek et al. (2000) ausgerichtet. Rothkegel.indd 187 09.11.09 14: 08 188 Kapitel 5 mie und Transfer. Aber auch die Verständnissicherung spielt eine Rolle. Im professionellen Bereich wird Standardisierung mit Qualität zusammengebracht. Auch im Alltag verlassen wir uns darauf, dass Inhalte und Äußerungsformen in immergleichen Verwendungsweisen vorkommen. Wir erzählen eine Geschichte auf eine andere Art, als wenn wir jemandem einen Vorgang erklären. Ein Text, in dem berichtet wird, wie jemand an einem bestimmten Tag sein/ ihr Fahrrad repariert hat, unterscheidet sich erheblich von einem Reparaturhandbuch für Fahrräder. Wir können die Kommunikationssituationen unterscheiden, weil wir sie als standardisiert erfahren. Solche Standardisierungen gelten als konventionell, d.h. sie sind durch den Gebrauch in der Kommunikation entstanden und haben sich im Lauf der Zeit in bestimmten Ausprägungen oder sogar als Textsorten stabilisiert. 7 Auch die umgekehrte Tendenz ist erkennbar. Über die Zeit hinweg verändern sich die konventionellen Formen wieder. 8 Oder sie werden Kunst, wenn man sie als bewusste und in dieser Form erkennbare Abweichung vom Standard versteht. 9 In der professionellen Praxis haben wir es vielfach mit einer gesteuerten Festlegung des Sprachgebrauchs zu tun. Dies wird vor allem in Sprachberufen wie bei den Technischen Autoren oder Übersetzern praktiziert. Die Standardisierung bezieht sich hier auf drei Ebenen des Sprachgebrauchs. Auf der Satzebene geht es um Wortwahl und syntaktische Konstruktionen. Sie werden in der „kontrollierten Sprache“ (engl. control = steuern) in Form lexikalischer und syntaktischer Inventare festgelegt. 10 Entsprechend werden „nicht erlaubte“ Ausdrücke „tabuisiert“, d.h. bei der Überprüfung durch entsprechende Sprachprüfsoftware ausgefiltert und automatisch durch erlaubte Ausdrücke ersetzt. Bei den Styleguides kommen zusätzlich ausgewählte Parameter für Wort- und Satzlängen, Stil, Textgliederung und Textdesign in den Blick (Frei 2008). Standards sind hilfreich für die Ausführung von Aufgaben. Sie ökonomisieren Zeit, Ressourcen, Energien, Kosten, indem sie Komplexität und Unsicherheiten reduzieren. Sie schaffen Vergleichbarkeit, z.B. hinsichtlich der Qualitätseinschätzung. Man weiß, was wann zu tun ist. Und man weiß, was als Input und Output zu erwarten ist. Standardisierung von Verhaltensweisen im Arbeitsleben ist Grundlage für das, was „gute fachliche Praxis“ genannt wird (Brandt 2005). Mit Blick auf die Arbeit am Text fragt 7 Eine Übersicht der Textsorten in Naturwissenschaften und Technik findet sich in Göpferich (2005). Alltagstextsorten sind u.a. erfasst in Fix (2008). 8 Die Geschichte der Bedienungsanleitungen wird aus verschiedenen Blickwinkeln in Schwender (1999), Zirngibl (2003), Badras/ von der Lühe (2005) erfasst. 9 Ein anschauliches Beispiel dazu bietet „Die Kunst der Gebrauchsanleitung“ von Mijksenaar/ Westendorp (2000). 10 Zur kontrollierten Sprache (Deutsch) vgl. Lehrndorfer (2005). Verfahren und Probleme der Standardisierung im Rahmen der Technischen Dokumentation werden im Sammelband Muthig (2008) dargestellt. Rothkegel.indd 188 09.11.09 14: 08 189 Textproduktion sich allerdings, ob sich alle Aktivitäten in derartige Standards einfügen lassen. Was geschieht, wenn Probleme auftreten, die in den Standards nicht erfasst sind? Auch ist grundsätzlich zu fragen, ob es wünschenswert ist - aus verschiedenen Gründen - dass alle Arbeitsabläufe nach Standards vonstatten gehen. Anpassungen an neue Situationen sind erschwert, Langeweile und Unkonzentration der Akteure treten auf. Zusätzlich gibt es Akzeptanzprobleme. Neues, was nicht immer als sinnvoll verstanden wird, muss gelernt werden. Gewohnheiten in den Arbeitsabläufen, die Sicherheit vermitteln, müssen aufgegeben werden. Es muss anfangs mehr Zeit und Aufmerksamkeit investiert werden. Professionelle Textarbeit ist gekennzeichnet durch Nutzung von Standards bei gleichzeitiger Kenntnis von Möglichkeiten außerhalb der Standards. Sie befähigt zu Problemlösungen, die gefunden werden müssen, wenn die Erledigung von Aufgaben nach vorgegebenen Schritten nicht möglich oder nicht zufrieden stellend ist. Standardisierung bedeutet in dieser Sicht, mögliche Probleme in Aufgaben zu transformieren. Funktioniert das nicht oder ist es nicht wünschenswert, bleibt Kreativität gefragt. Erwünscht sind Problemlösungsstrategien, die auf der Basis von Analogie oder spielerischer Erfindung zu einem akzeptablen Ergebnis führen. Dabei geht es darum, entsprechende Räume für den kreativen Umgang mit sprachlichen und visuellen Mitteln offen zu halten (z.B. narrative Passagen, nicht-technische Visualisierungen, Auswahl interessanter Nutzungsszenarios, Anleihen bei Serien und Comics, etc.). Die Freude am Schreiben gehört zur „Arbeitskultur“ und fördert das Gelingen. Auch soll, wenn es nach Bühring/ Schwender (2007) ginge, Freude am Lesen von Gebrauchsanleitungen möglich sein. 5.1.4 Normen, Richtlinien und Gesetze Während die Forschung ihr Interesse auf Vorkommen von Texten und Schreibereignissen richtet und untersucht, welche Standards in kognitiver oder konventioneller Sicht erkennbar sind, gibt es Standards, die durch Normenausschüsse festgelegt sind und präskriptiv wirken. 11 Normen be- 11 Zu nennen sind u.a. DIN (Deutsches Institut für Normung), vgl. Baxmann-Krafft/ Herzog (1999), Herzog/ Mühlbauer (2007), DIN Taschenbuch 351, www.beuth.de, auch verfügbar als DIN-Normen Wikipedia (2009a, 2009b). In Juhl (2005, Anhang 247-253) sind die wichtigen Normen und Richtlinien für Technische Dokumentation zusammengestellt. Auch Fachverbände wie der VDI (Verein Deutscher Ingenieure) geben Richtlinien für die Technische Dokumentation heraus (z.B. VDI- Richtlinie 4500, 2006). Europäisch wirksame Normen sind durch ISO (International Standardization Organization) festgelegt. Ein Beispiel ist die internationale Norm DIN EN ISO 11442 von 2006; vgl. auch http: / / de.wikipedia.org./ wiki/ Europ%C3%ische_Norm/ (die spezifische Kodierung steht für den deutschen Umlaut „ä“). Für den US-amerikanischen Bereich gelten die ANSI-Normen (American National Standardization Institute). Rothkegel.indd 189 09.11.09 14: 08 190 Kapitel 5 ziehen sich auf die Praxis in bestimmten Fachgebieten und Branchen. Sie zielen auf Eigenschaften eines Produkts (Produktnormen) sowie auf die Produktionsprozesse, die zu diesem Produkt führen (Prozessnormen). Sie haben den Status von Empfehlungen, die häufig die Grundlage für weitere Spezifikationen und Anforderungen bilden, die auf unterschiedliche Weise in den Branchen praktiziert werden. Häufig gelten sie als „erprobt“ und sind als „best practice“ ausgezeichnet. Die Empfehlungen beziehen sich sowohl auf die Selektion und Gestaltung der Inhalte als auch auf die Gestaltung der Texte selbst einschließlich der Abbildungen (Gabriel 2003). Welcher Art die Empfehlungen sind, wird in Abb. 5.1 exemplarisch veranschaulicht. Sie fasst die Produktnormen für Benutzerinformationen aus der VDI-Richtlinie 4500 in strukturierter Weise zusammen: Im Hinblick auf die Inhalte gibt es Überlappungen mit allgemeinen und produktspezifischen Bestimmungen und Gesetzen, die zu berücksichtigen sind. Hier spielt das Gerätesicherheits- und Produkthaftungsgesetz (GSPG, ab 1990 mit danach folgenden Aktualisierungen) eine zentrale Rolle, das die „Verschuldungsunabhängigkeit“ einführt. Der Hersteller haftet gleichermaßen für Produkt und Dokumentation, die als Bestandteil des Produkts gilt. Führt sie zu einem Schaden, z.B. wegen fehlender, unkorrekter oder unverständlicher Information, können Ansprüche an den Hersteller gestellt werden. So entsteht Druck im Hinblick auf den geeigneten Transfer der Inhalte zu den Nutzern. Der Grad der Verbindlichkeit geht dabei über den von Empfehlungen hinaus. 12 In der Folge sind es nicht nur die Inhalte sondern auch die sprachliche Umsetzung, die Aufmerksamkeit und Relevanz erhalten. Normen zur Textgestaltung sind aber auch kritisch zu betrachten. Häufig ergibt sich eine Mischung aus Verallgemeinerung und punktueller Detaillierung. Einerseits kann eine Verallgemeinerung (verständlich schreiben) nicht automatisch in ein Verfahren umgesetzt werden, andererseits engt eine Detaillierung (Schriftgröße 8-12 Punkt für Fließtext) unabhängig vom Anwendungsfall auf unnötige Weise ein. 13 In der Regel sind die Formulierungen präskriptiv und in Form von Mittel-Zweck-Relationen dar- 12 Die Situation einer gewissen Unsicherheit darüber, was rechtlich zu berücksichtigen ist und was nicht, fördert die Produktion von Ratgebern, so etwa zur rechtskonformen Homepage Klein (2005), zum rechtskonformen Arbeitszeugnis Hägler (2004). In Bauer (2000) sind die rechtlichen Anforderungen an Benutzerinformationen zusammengestellt. 13 Bei den Beispielen beziehen wir uns auf die VDI-Richtlinie 4500. Hier werden u.a. Restriktionen eingeführt wie: kurze Sätze, kein Passiv, keine Modalverben. Dagegen ist anzumerken, dass Kürze im Sprachgebrauch entweder mit starker Kondensation (Verdichtung) der Informationen zu tun hat, die schwer verständlich ist, oder mit dem Verzicht auf Informationen (Satzger 1999a). Wie das Modalverb können in Softwaredokumentationen zu vermeiden ist, muss noch erst vorgemacht werden. Selbst die Anforderung der immer gleichen Benennung für einen Fachbegriff ist in dieser Verallgemeinerung kontra-produktiv. Villiger (2008) macht deutlich, dass mit unterschiedlichen Benennungsstrategien in den Abteilungen eines Unternehmens auch unterschiedliche Kontexte markiert werden können. Rothkegel.indd 190 09.11.09 14: 08 191 Textproduktion gestellt. Es sind Annahmen aus dem professionellen Alltagswissen. Doch absolute Zahlen sagen wenig aus. Typ Fragen Spezifikationen Leistungsbeschreibung - Was leistet das Produkt? - Welche Anforderungen erfüllt das Produkt? - Was kann der Benutzer mit dem Produkt tun / was nicht? - Grenzen der technischen Anwendungen bei unterschiedlicher Nutzung der Produkte (eindeutige, vollständige und verständliche Beschreibung) - Notwendige Qualifikation der Benutzer (vollständige und eindeutige Beschreibung) - Grenzen des bestimmungsgemäßen Gebrauchs (auswertbare Aussagen) - Die durch voraussehbaren, bestimmungswidrigen Gebrauch ausgelösten Gefahren / Risiken und deren mögliche Folgen für Benutzer und Dritte (Beschreibung) - Produktspezifische und anwendungsbezogene Angaben zur Inbetriebnahme, Instandhaltung und Entsorgung - Warnungen vor bestimmungswidrigem oder gefährlichem Fehlgebrauch mit Angabe von Verfahren, Mitteln und Werkzeugen, mit denen dieser Fehlgebrauch oder die dadurch ausgelösten Gefahren / Risiken sicher zu verhindern sind. Produktbeschreibung - Wie ist die Benutzeroberfläche aufgebaut? - Welche Aktionen führen zu welchen Reaktionen? - Welche Bezeichnungen tragen die Einzelteile des Produkts und wozu dienen sie? Tätigkeitsbeschreibung - Was soll der Benutzer in welcher Reihenfolge tun? - Wie soll er es tun? Benutzerhandlungen: - Ziel der Handlung - Zusammenfassung der Handlung - Beschreibung Schritt-für-Schritt - Resultat der Handlung Funktionsbeschreibung - Wie funktionieren einzelne Abläufe des Produkts? - Welche Technologien beinhaltet das Produkt? Technische Unterlagen - Schaltpläne - Konstruktionszeichnungen - [...] Abb. 5.1 Produktnormen für Benutzerinformationen (aus VDI-Richtlinien 4500) Rothkegel.indd 191 09.11.09 14: 08 192 Kapitel 5 5.1.5 Anleitung zur Anleitung : Ratgeber und Redaktionsleitfäden Technische Dokumentation kann nur im groben Maßstab standardisiert werden, auch wenn einzelne Blöcke von Informationstypen immer wiederkehren. 14 Die eigentliche Arbeit an den faktischen Einzelheiten, die diese Blöcke füllen, zeigt, dass hier „das volle Leben herrscht“. Dies hat damit zu tun, dass sowohl die Vielfalt der technischen Objekte als auch die Reichhaltigkeit der Nutzungskontexte fast keinen Themenbereich auslassen. So unterscheiden sich Dokumentationen für einen Föhn, ein Automobil oder für Software erheblich. Entsprechend gibt es branchenspezifische Konventionen und Standards für die jeweiligen Produktklassen, aber auch Anpassungen an ausgewählte Nutzerprofile (Anfänger, Fortgeschrittene, Experten). Was sich dagegen eher standardisieren lässt, sind die Abläufe im Dokumentationsprozess. Hier werden bestimmte Prozess-Standards festgelegt. 15 Grünwied (2007, 50-51) gliedert den Gesamtprozess der Softwaredokumentation in fünf Phasen: 1. Planung (Rahmenbedingungen, Dokumentationsplan) 2. Analyse und Konzeption (Zielgruppenanalyse, Tätigkeitsanalyse, Redaktionsleitfaden) 3. Erstellung und Korrektur (Entwürfe, Endfassung) 4. Produktion und Distribution (Festlegung der Medienprodukte) 5. Evaluierung und Update (Testberichte, Änderungsanforderungen) Die Einteilung erfasst, was die Redakteure tun sollen oder müssen und was entsprechend gesteuert und überprüft werden kann. Die Textarbeit mit Bezug zum Text-Produkt in der 3. Phase (Erstellung), die sich auf den Dokumentationsplan und den in der 2. Phase erstellten Redaktionsleitfaden bezieht, bleibt als solche unspezifiziert. Der Vorschlag bezieht sich lediglich auf Erstellung von Erstentwurf, Zweit- und Drittentwurf und schließlich auf die Endfassung. Es ist denkbar, dass für diese Phasen unternehmensspezifische Styleguides ins Spiel kommen. Die Texterstellung als solche bleibt aber im Dunkeln. Die Ratgeber arbeiten in erster Linie mit Beispielen und Gegenbeispielen. 16 Auf diese Weise - beabsichtigt oder unbeabsichtigt - konkretisieren sie das Erfahrungswissen aus Alltag und/ oder vom Arbeitsplatz, das in den Normen und Richtlinien eher abstrakt festgehalten ist. Als Verfahren 14 Gängige Standardisierungsansätze sind im Sammelband Muthig (2008) dokumentiert. 15 In der Praxisbezogenen Fachliteratur findet sich eine Vielzahl von Ratgebern und Ansätzen zu Redaktionsleitfäden oder Redaktionshandbüchern: u.a. Horton (1994), Hahn (1996), Hackos/ Stevens (1997), Shriver (1997), Hoffmann et al. (2002), Oehmig (2004), Juhl (2005), Grupp (2008), zur Praxissoftware Wirthmüller (2008). 16 Einschlägig für die Technische Dokumentation ist Juhl (2005). Formulierungsbeispiele für den Bereich der Informatik finden sich in Rechenberg (2003). Rothkegel.indd 192 09.11.09 14: 08 193 Textproduktion bietet man Optimierungen als die „bessere Lösung“ an oder Paraphrasen zu „guten Beispielen“. Textanalysen oder grammatische Analysen, die die Verwendung von linguistischen Instrumenten mit entsprechender Terminologie voraussetzen, werden dagegen nicht und wenn, eher implizit, selektiv, andeutungsweise und manchmal auch inkorrekt angewendet. Der Gebrauch von Erfahrungswissen und Alltagswortschatz bezieht damit einen Leserkreis ein, der zwar professionell, aber ohne linguistische Kompetenz mit Texten umgeht. 5.1.6 Industrielle Dokumentenerstellung Das Praxisfeld der Technischen Dokumentation ist mehr und mehr geprägt durch den Einsatz von Softwarewerkzeugen, die auch als „Tools“ bezeichnet werden. In diesem Sinne spricht man von industrieller Textproduktion. Formate, die technischen Standards der Organisation, Distribution und Verarbeitung von „Daten“ genügen, bestimmen den Umgang mit Texten wie auch die Abläufe und Tätigkeiten der Autoren und Autorinnen. 17 Texte und Textarbeit sind eingebunden in industrielle Prozesse und werden selbst zu Produkten und Dienstleistungen, die betriebswirtschaftlichen Prinzipien unterliegen. Die industrielle Textproduktion wird in erster Linie betrachtet als eine Managementaufgabe. Im Vordergrund stehen Manipulation und Verwaltung von Informationen und Daten. 18 Inhalte einschließlich der kommunikativen Funktion sind strikt getrennt von der Form mit Layout, Paragrafengestaltung, Typografie. Während die Form im linguistischen Sinne als Ausdruck des Inhalts betrachtet wird, gilt sie hier lediglich als Repräsentant für den Inhalt, der so - ohne Bezug zur Bedeutung - technisch bearbeitbar wird. Als „content“ fungieren alle sprachlichen, visuellen und akustischen „Daten“. Gemeint sind Texte, Teiltexte, Hypertexte, Bilder, Videos, Filme. Linguistisch formuliert handelt es sich um alle Arten von Einheiten, in denen Bedeutungsvolles wie auch Bedeutungsloses transportiert wird. Textarbeit wird auf verschiedene Art und Weise modularisiert, zum Teil in Abhängigkeit von Eigenschaften, die aus dem konventionellen Textbegriff bekannt sind, zum Teil in Abhängigkeit von Werkzeugen. 19 Wichtig 17 Vgl.Sharples (1993), Sharples/ van der Geest (1996), Hartley/ Paris (1997), Nickl (2005), Schweibenz (2000). 18 Boes (2005) liefert eine Übersicht über die allgemeinen Prinzipien der Arbeit mit Informationen und Daten. Eine theoretische Betrachtung über das Wesen der Information selbst findet sich in Lochmann (2004). 19 Exemplarisch sei auf einige Arbeiten zum Thema Autorensysteme und „Text Processing“ verwiesen: Snelgrove (1996), van Berkel (1997), Mißler (1997), Rothkegel (1995, 1997, 2002). Übliches Vorgehen ist, dass einzelne Systeme im Verbund aufeinander abgestimmt werden und so für komplexe Aufgabenstellungen eingesetzt werden, z.B. im Dokumentenmanagement, u.a. Götzer et al. (2004). Rothkegel.indd 193 09.11.09 14: 08 194 Kapitel 5 in diesem Zusammenhang ist die Arbeit in Teams, d.h. mehrere und mit unterschiedlichen Kompetenzen agierende Teammitglieder produzieren zusammen ein Produkt. Diesen Prozess gilt es zu steuern (controling), zu überwachen (monitoring), zu überprüfen (checking) und zu verwalten (managing). Wichtig und in der Planung zu berücksichtigen sind das Ineinandergreifen und die Abhängigkeiten von Aktivitäten und Operationen, bei denen Menschen und technische Systeme „zusammenarbeiten“. Im Mittelpunkt steht ein Daten- und Workflow, den es zu modularisieren gilt und der in einer Gesamt-Architektur festgelegt wird. Solche Vorgehensweisen fördern zweifellos die Standardisierung, offen bleiben dabei die Akzeptanzprobleme. Eine wichtige Rolle spielt der Aspekt der Wiederverwendbarkeit (reusability) von Texten und Teiltexten. So können wir von Teiltexten profitieren, die wir mehrfach verwenden bzw. recyceln. 20 Die vollständige oder teilweise Automatisierung von Textarbeit durch Sprachtechnologie bedeutet einen weiteren Schritt in Richtung auf eine industrielle Textarbeit. 21 Dies reicht vom Einsatz von Checklisten bei den Sprachprüfwerkzeugen über die Arbeit mit Textannotationen bis hin zur vollautomatischen Textanalyse oder Textgenerierung. Dabei unterscheiden sich die Verfahren vor allem darin, in welchem Grad linguistische Sprachanalyse bzw. Sprachgenerierung betrieben wird. Bei der Überprüfung von konsistenter Benennung im Bereich Terminologie geht es vor allem um den Wortvergleich, wobei wegen des Vorkommens flektierter und zusammengesetzter Wortformen morphologische und syntaktische Analysen eine Rolle spielen (Roark 2007). Bei der Auszeichnung von Textelementen kommen Beschreibungskategorien ins Spiel, die teilautomatisch oder manuell als Metadaten dem Text hinzugefügt werden (Lobin 1999, Eckstein/ Eckstein 2004). Automatische Textanalyse oder Textgenerierung setzen schließlich eine vollständige Operationalisierung grammatischer, semantischer und möglicherweise pragmatischer Regelmäßigkeiten sowie deren Implementierung voraus (Köhler 2007, Mehler/ Köhler 2007, Stede 2007). 20 Püschel (1997) spricht von Puzzle-Texten, Schubert (2005) von Rekombinationstexten, wenn das Verfahren „cut and paste“ verwendet wird, was nur bei sehr stark strukturierten und standardisierten Texten sinnvoll ist. Eine andere Spielart ist das „Single Source Publishing“. Hier geht es um das elektronische Publizieren in verschiedenen Formaten auf der Basis nur einer Quelle (Closs 2007). 21 Zum „Language Engineering“ vgl. Heyer/ Heugeneder (1995), Carstensen et al. (2001), Seewald- Heeg (2003), Adolphs (2006), Dybkjaer et al. (2007), Draxler (2008). Rothkegel.indd 194 09.11.09 14: 08 195 Textproduktion 5.1.7 Resumee und Ankündigung : Modularisierung der Textarbeit. Wenn wir kurz zurückblicken, stellen wir fest, dass es grob gesehen drei Stränge gibt, die die Szenarien der Textproduktion charakterisieren: a) der linguistisch-theoretisch Ansatz mit der Sicht auf den Gesamtprozess der Produktion und das resultierende Produkt b) der rhetorisch-schreibdidaktische Ansatz, der mit der psychologisch ausgerichteten Schreibforschung verbunden ist und den Fokus auf die Schreibenden lenkt c) die Sicht auf den „Werkzeuggebrauch“ in Form von Software und dessen Einfluss auf das Management der Texterstellung. Was fehlt, ist ein Ansatz, der mehrere Sichtweisen integriert. Die einzelnen Schritte der Textarbeit sollen nachvollziehbar sein und sich dennoch in eine Gesamtaufgabe einbinden lassen. In den nächsten Abschnitten skizzieren wir einen dynamischen Modularisierungsansatz, in dem die Textakteure ihre Schreibstrategien an definierbaren Schreibaufgaben orientieren. Die Dynamik des Ansatzes ergibt sich aus dem Prinzip, dass ein erreichter Textzustand wiederum Ausgangspunkt für Aktivitäten ist, die zum nächsten Textzustand führen. Kennzeichen ist, dass jeder Textzustand durch eine Repräsentation fixiert ist und damit für die Weiterverwendung sicht- und handhabbar wird. Die Repräsentation enthält Metabeschreibungen, die für die Fortsetzung des Produktionsprozesses relevant sind. So ist kooperatives und gleichzeitig kontrolliertes Arbeiten möglich. Unabhängig davon, ob Softwarewerkzeuge eingesetzt werden oder nicht, bildet der Ansatz eine operationalisierbare Methode für die Textarbeit. Die Modularisierung umfasst mehrere Arbeitssituationen, die als getrennte Module unterschieden werden (Abb. 5.2): die Vorbereitung mit Entscheidungen zu den Textparametern des Textprofils (Modul I) und die Produktionsbzw. Modifikationsphasen. Die Vorbereitung gilt für jede der anderen Arbeitsschritte, d.h. die Festlegung der Textparameter wird vorausgesetzt. In Modul II geht es um die Produktion vom Null-Text aus, in den Modulen III und IV um die Bearbeitung von bereits vorhandenen Texten. Modul V bezieht sich auf das Management der produzierten Texte. Innerhalb der Module gibt es Bausteine, die aufeinander aufbauen (Produktionsphasen in Modul II) oder getrennt gehandhabt werden können (Module III-V). Die Phasen aus dem Erstproduktionsmodul (Modul II) können in den späteren Bearbeitungsschritten wiederum eingesetzt werden. Die Vorbereitung gilt sowohl für die Erstproduktion als auch für die Textmodifikationen. Rothkegel.indd 195 09.11.09 14: 08 196 Kapitel 5 M I Textprofil festlegen M V Text dokumentieren M IV Optimieren Text entwickeln Start M III Modifizieren M II Produzieren Abb. 5.2 Modularisierung der Textarbeit Das Modell insgesamt basiert auf verschiedenen Einflüssen aus der Forschung, aus den Fach-Ratgebern zur Technischen Dokumentation und aus eigenen Vorarbeiten (Rothkegel 1993b, 2003, 2005). Grundlegend ist das Textkonzept. Es stammt aus der handlungsorientierten pragmatischen Textlinguistik. Im Konzept der Textproduktion verbinden sich das Phasenkonzept der oben skizzierten Textproduktionsforschung mit dem Konzept der konkreten Schreibaufgaben, die auf die wechselnden Textzustände angewendet werden. 5.2 Modul I: Textarbeit Vorbereiten Wie steigen wir in die Textarbeit ein? Ordnung durch geschachtelte Arbeitsebenen sowie Modelle für Zieltext und Schreibaufgaben sorgen für einen guten Start. 5.2.1 Management der Textarbeit Das leere Blatt, der leere Bildschirm! Dies ist der Anfang. So soll es auch zunächst bleiben. Die Textarbeit hat hier noch nichts mit dem Schreiben von Sätzen zu tun. Diese sind nur hinderlich, denn ein vorhandener Text bindet. Die Frage ist zunächst: wie soll die Textarbeit insgesamt modelliert werden. Was häufig für Verwirrung sorgt, ist die gleichzeitige Beschäftigung mit dem Aufbau eines Textes und wie das Aufbauen selbst zu organisieren ist. Wie kann man das mental trennen? Es gibt Vergleiche mit dem Rothkegel.indd 196 09.11.09 14: 08 197 Textproduktion Hausbau. Ein Haus entsteht zunächst als Idee und Skizze, dann werden die Strukturen, Elemente und Formen mehr und mehr sichtbar. Wie man diese Entstehung organisiert, ist aber eine andere Frage. Wir entwickeln also zwei verschiedene Haltungen gegenüber unserem Gegenstand. Dies lässt sich so auch auf den Text anwenden. Wir entwickeln also zusätzlich zum Text und zur Textarbeit eine Vorstellung von unserem Textarbeits-Projekt, das wir zu managen haben. 22 So können wir dafür Sorge tragen, dass wir während des gesamten Projekts die Orientierung nicht verlieren und immer wissen, wo wir uns im entstehenden Text befinden und was wir gerade in welchem Bereich der Textarbeit tun. Wenn wir die Arbeit im Team machen, können wir angeben, wer wann wo was tut. Eine räumliche Vorstellung hilft, die Ebenen auseinander zu halten. So betrachten wir die drei Arbeitsebenen als geschachtelt. Abb. 5.3 skizziert diese Schachtelung. Textarbeit (Planung / Ausführung) Management Schreibaufgaben Modularisierung Textzustände Abb. 5.3 Schachtelung der Arbeitsebenen Handelt es sich um einen kleinen, simplen Text, machen wir natürlich nicht diesen Aufwand. Dennoch haben wir das Projekt zumindest im Kopf. Bei komplexen Unternehmungen müssen wir alles niederschreiben und dokumentieren. Oder wir benutzen ein Projektmanagement-System. Unabhängig davon, ob mit Softwareunterstützung oder mit dem „Plan im Kopf “ müssen wir festlegen, welche Art von Text oder Dokument es werden soll. Dabei stellt sich die Frage, wie wir die Vielzahl von Faktoren sortieren und einordnen. Ein Hilfsmittel zur Orientierung bildet eine geeignete Metapher, z.B. eine Bühne mit Kulissen und Mitspielern. 23 Wir betrachten die Textarbeit als ein „Spiel“, in dem die Textparameter in verschiedenen Konfigurationen zusammen wirken. Der Text, in seinen unterschiedlichen Entwicklungsphasen, wird vorbereitet für seinen „Auftritt“ beim Leser oder Nut- 22 Hackos (1994) spricht von einem „Dokumentationsprojekt“, das eine eigene Dynamik entwickelt. 23 Diese Idee ist auch im Konzept des „Storyboards“ realisiert. Hier umfasst die Planung zur Multimedia-Produktion mehrere Ebenen für Regieanweisungen, die sich auf die verschiedenen „Darsteller“ (Objekte, Personen, Logos, usw.) und ihre Rolle im Fortgang der Präsentation beziehen. Rothkegel.indd 197 09.11.09 14: 08 198 Kapitel 5 zer. Die im Text verarbeiteten Informationen werden „inszeniert“. Diese Inszenierung wiederum zu organisieren, gehört zum Management der Textarbeit. Die einzelnen „Regieanweisungen“ gestalten wir in Form von standardisierten Schreibaufgaben. 5.2.2. Welches Modell vom Zieltext? Bevor wir darangehen, die einzelnen Arbeitsschritte festzulegen, ist es wichtig, eine grundlegende Vorstellung darüber zu entwickeln, was als Zieltext gelten soll. Für die Textanalyse in Kapitel 4 hatten wir das Eisbergmodell eingeführt, in dem Textoberfläche und Texttiefe unterschieden sind. Ähnlich wie dort arbeiten wir auch bei der Textproduktion mit einem Mehrebenenmodell (Abb. 5.4). Angenommen werden vier Textebenen: Thema (Semantik), Funktion (Pragmatik), Textorganisation (hierarchisch, sequenziell) und Textoberfläche (mit Lexik, Satzsyntax und Textdesign). Jede Textebene weist eigene Spezifikationen auf, steht aber auch mit jeder anderen Ebene in Beziehung. Text -organisation Lexik / Syntax Textfunktion Texttiefe Textoberfläche Textthema Abb. 5.4 Mehrebenenmodell für den Zieltext Das Textmodell für die Produktion ist ein Entwicklungsmodell. Anders als bei einem Kompositionsmodell, in dem die Teile wie im „Puzzle“-Text zu einem Ganzen zusammengesetzt werden, entsteht der Text hier durch sukzessiven Aufbau über mehrere Entwicklungsphasen hinweg. Sie werden im Laufe der Textarbeit zu ihren ausgeprägten Formen entwickelt und gelangen so zu ihrer Leistungsfähigkeit für die Kommunikation. Die Entwicklung wird vorangetrieben durch die Handlungen der Textakteure. Es sind die Autoren, Journalisten, Redakteure oder auch andere, die am Auf- und Abbau einer Welt aus Texten beteiligt sind. Rothkegel.indd 198 09.11.09 14: 08 199 Textproduktion In Kapitel 2 hatten wir die Akteure und ihre Handlungen auf die konkrete Mensch-Maschine-Interaktion bezogen, also darauf, wie z.B. Personen mit Autos oder Software umgehen und dabei Veränderungen von Objektzuständen bewirken. Der dort eingeführte Handlungsbegriff bezieht sich aber nicht nur auf physikalische Handlungen an und mit der Maschine, sondern auch auf kognitiv-kommunikative Sprachhandlungen. 24 Das von den Handlungen betroffene Objekt ist hier der Text, der in unterschiedlichen Zuständen vorliegt. Der gesamte Prozess der Textproduktion lässt sich danach verstehen und darstellen als ein Inventar von Handlungen, die die Übergänge zwischen definierten Textzuständen organisieren. Handlungen dieser Art bezeichnen wir als Texthandlungen (Rothkegel 1993a, 1995). Als Beispiele wären zu nennen: etwa der Übergang von den Rechercheergebnissen zur Makrostruktur (Thematisieren) oder der Übergang von der Makrostruktur in eine sequenzierte Textfassung (Sequenzieren). Für Printtexte ist diese Sequenz als monolineare Struktur, für Hypertexte als multilineare Struktur zu planen. Denkbar sind ebenfalls Textzustände, die als Endformulierungen aus Reformulierungen früherer Textzustände stammen. Oder ein anderer Fall: Entwickelt wird ein optimierter Textzustand, der aus der Arbeit an einem defekten Text entsteht (Reparieren als Unterhandlung zu Optimieren). Für die Abgrenzung der Übergänge ist entscheidend, dass sich der betreffende Textzustand qualitativ verändert. Es ist Sache der Textakteure, an diesen Stellen Entscheidungen zu treffen und mögliche andere Alternativen bei Strategien und Ausführung auszuschließen. Diese Übergangstellen sind wie alle Übergänge risikoreich. Sie sind anfällig für Krisen unterschiedlicher Art. Die sachbezogenen Probleme rühren daher, dass neue Arten von Informationen zu Sachwissen oder Textwissen erforderlich sind, personenbezogene Probleme können aufgrund unterschiedlicher Kompetenzen und Neigungen auftreten, z.B. präferiert ein Textakteur eher das Strukturieren gegenüber dem Formulieren oder umgekehrt. Welche Textparameter bei den Transformationen beteiligt sind, wird in den einzelnen Schreibaufgaben festgelegt. Auf diese Weise erfassen wir die Prozesse der Textproduktion in der praktisch-konkreten Ausführung als Inventar von Schreibaufgaben. 24 Der durch von Wright (1977, Original 1968) eingeführte Handlungsbegriff im Sinne intendierter Veränderungen von Zuständen ist auch in der Linguistik aufgenommen worden. Eine ausführliche Beschreibung komplexer Handlungen im Bereich des Sprachgebrauchs ist durch Rehbein (1977) ausgearbeitet worden, die wiederum Einfluss hatte auf die Erfassung und Darstellung von Sprachhandlungen. Ihre Rolle in der Fachkommunikation hat vor allem Schröder (2003) herausgearbeitet (vgl. auch Kapitel 3). Rothkegel.indd 199 09.11.09 14: 08 200 Kapitel 5 5.2.3 Die Schreibaufgabe Zum Modularisierungskonzept gehört das Konzept der Schreibaufgabe. Es passt sich in die unterschiedlichen Schwerpunkte der einzelnen Module ein. Wir sprechen bewusst von „Aufgabe“ und beziehen uns dabei auf die Aufgabenmodellierung, wie wir sie zusammen mit dem Handlungsbegriff bei der Mensch-Maschine-Interaktion eingeführt hatten. Neu hinzu kommt an dieser Stelle die Dynamik, die daraus entsteht, dass der hergestellte Textzielzustand (TZ) wiederum zum Textausgangszustand (TA) für weitere Veränderungen wird (Abb. 5.5). Der Textakteur wirkt dabei in dreifacher Weise auf den Prozess ein: Textakteur definiert den Textzustand, den er als Ausgangszustand betrachtet. Textakteur führt Transformationsprozesse der gezielten Textveränderung durch. Textakteur konstruiert den Textzielzustand. Die Transformationsprozesse umfassen die vom Textakteur intendierten Handlungen mit den Komponenten Zweck, Strategie und Ausführung. Bei der Ausführung kommen die einschlägigen Softwarewerkzeuge ins Spiel. Als Prozesse sind die Texthandlungen in das Wechselspiel von Aktion und Reaktion in die Mensch-Computer-Interaktion eingebunden. Die Transformationen sind als Lösungswege (Strategien) planbar und können durch einzelne Optionen in ein schrittweises Vorgehen zerlegt werden. Taucht eine Lücke auf, haben wir es mit einem Problem zu tun, das kreativ zu lösen ist. TZ (Textzielzustand) TA (Textausgangszustand) Transformationsprozesse Abb. 5.5 Dynamik der Schreibaufgabe Die Unterscheidung von Aufgaben und Problemen lässt sich gut auf die Textarbeit anwenden, insbesondere wenn man die Breite zunehmender Standardisierung den Möglichkeiten kreativer Gestaltung gegenüberstellt. Aufgaben werden abgearbeitet. Dabei sind Strategien als Lösungswege, die Verfahren als Ausführungen sowie die Zwischen- und Endergebnisse bekannt und daher erwartbar. Probleme veranlassen dagegen zur Suche nach neuen Wegen, Lösungen führen möglicherweise zu unerwarteten Er- Rothkegel.indd 200 09.11.09 14: 08 201 Textproduktion gebnissen, die das besondere Interesse auf sich ziehen. Möglich sind aber auch Umwege und Irrwege, das Risiko des Misserfolgs ist größer als bei der Erfüllung altbekannter Aufgaben. Die Chance des besonderen Treffers ist aber ebenfalls größer. Professionelle Textarbeit hat viel zu tun mit der Balance zwischen beiden. Dies gilt sowohl für die Tätigkeiten wie auch für die Texte als Produkte dieser Tätigkeiten. Standardisierung von Produkten und Verfahren sind gang und gäbe für technologische Entwicklungen und deren Anwendungen im Produktlebenszyklus mit Herstellung, Distribution, Konsumtion, Entsorgung. Auch die professionelle Textarbeit - eingebunden in technologisch geprägte Kontexte - unterliegt zunehmend diesem Trend. Einen Gegentrend gibt es allerdings auch: die zunehmende Vielfalt bzw. Pluralität in der globalisierten Wirtschaft und Gesellschaft sowie eine generell verstärkte Orientierung an personenbezogenen und individuellen Ansprüchen von Nutzern und Kunden. Diese Situation verlangt nach Strategien, die beide Aspekte bedienen. Die Aufgaben mit fixierten Lösungswegen erfassen wir in Form von Schemata, die Raum für individuelle Ausführungen lassen. Schreibaufgaben sind in unbegrenzter Anzahl denkbar. Dies hängt damit zusammen, dass die Textarbeit eher ein Kontinuum bildet, als dass es natürlich abgegrenzte Arbeitsschritte gibt. Für die Praxis ist es dagegen notwendig, dieses Kontinuum in geeigneter Weise zu segmentieren. In unserem Kontext heißt dies, dass wir bestimmen müssen, welche Textausgangszustände und Textzielzustände sinnvolle Einheiten bilden. Dazu legen wir folgende Anforderungen fest: Jede Transformation führt zu einem qualitativ neuem Textzustand, der als solcher die Repräsentation einer Textebene darstellt, z.B. die Wissensebene, die thematische Struktur oder die quantitativ reduzierte bzw. expandierte Textform. Den Transfer selbst beschreiben wir als Struktur, wie wir sie generell für Handlungen in Kapitel 2 festgelegt haben. Zum Kern gehören die Prozesskomponenten Zweck, Strategie, Ausführung (der Effekt wird hier zur Vereinfachung ausgeklammert). Weiterhin gehört die Peripherie dazu mit den Komponenten Voraussetzungen, Bedingungen, Risiken und Folgen. 25 Zusammen mit den Textzuständen ergibt sich eine Konfiguration von Angaben, die die Textarbeit in den einzelnen Schritten konkretisieren. Bei den folgenden Beispielen verwenden wir das skizzierte Schema in Kurzform, die lediglich die obligatorischen Beschreibungskategorien aus Kern und Handlungsrahmen enthält 25 Die Peripherie betrifft Angaben zu den Ressourcen von Informationsquellen, Zeit und Kosten (Voraussetzungen), Angaben zu Auftrag und den Ausführenden (Bedingungen), Angaben zu möglichen Fehlerquellen und deren Vermeidung (Risiken) sowie Angaben zu Konsequenzen hinsichtlich der Bearbeitung weiterer Stufen der Textarbeit (Folgen), so etwa wenn im Bereich des Wissens am bereits vorhandenen Text etwas geändert wird, als Konsequenz weitere Änderungen bei der Themengestaltung und den Formulierungen vorgenommen werden müssen. Rothkegel.indd 201 09.11.09 14: 08 202 Kapitel 5 (Abb. 5.6). Mögliche Ergänzungen, die vom Anwendungsfall abhängig sind, müssen bei der praktischen Arbeit hinzugefügt werden. Relevant für die Charakterisierung der Schreibaufgaben sind vor allem die Strategien. Sie entscheiden über das eigentliche Vorgehen. Wenn es mehrere Optionen gibt, vermerken wir dies in der Kurzform. TA (Textausgangszustand) = Zweck = Strategie • Option-1 = • Option-2 = • [...] {Ausführung = Werkzeug W 1 , W 2 , ..., W n } TZ (Textzielzustand) = Abb. 5.6 Schema der Schreibaufgabe (Kurzform) 5.2.4 Das Textprofil (Modul I) Die Festlegung des Textprofils ist die einzige Schreibaufgabe im Vorbereitungsmodul I. Das Textprofil umfasst die relevanten Textparameter für ein einzelnes Textprojekt. Hierbei handelt es sich um solche Parameter, die einen nachvollziehbaren Effekt auf den Zielzustand einer Aufgabe haben. Sie sind die Mitspieler auf der Bühne. Schreibaufgabe-1 Textprofil festlegen (Abb. 5.7) zählt die relevanten Kategorien und Subkategorien des Textprofils auf, die als Attribute des Textzielzustands gelten sollen. TA (Textausgangszustand) = Null-Text Zweck = Textprofil festlegen Strategie = Textparameter auswählen und spezifizieren: • Wissen (Sachgebiet, Domäne, Objekt, …) • Texteigenschaften (Textsorte, Textthema, Textfunktion, …) • Zeichensystem (Bild, Sprache, Ton, …) • Kommunikationssituation (Adressaten, Publikationsort und -zeit, …) • Formale Festlegungen (Quantität, Qualität, Teiltexte, Version, …) • Sprache und Kultur (Einzelsprachen (L 1 , …, L n ), Kulturen (K 1 , …, K n ), …) • Medium (Print, Internet, TV, …) • „weiche Daten“ (Zeitdruck, Haltung, …) TZ (Textzielzustand) = Textprofil (Schema) Abb. 5.7 Schreibaufgabe-1: Textprofil festlegen (Modul I) Rothkegel.indd 202 09.11.09 14: 08 203 Textproduktion Neben den „harten“ Daten des Textprofils können auch „weiche“ Daten berücksichtigt werden, die sich, um im Bild der Bühne zu bleiben, auf das beziehen, was „hinter den Kulissen“ stattfindet. Möglicherweise sind zusätzliche Charakteristiken von Belang, die sich auf die Autoren beziehen und für deren Entscheidungen ebenfalls relevant sind. Dazu gehören Faktoren wie Interesse und Haltungen gegenüber Themen und Adressaten, aber auch situative Faktoren wie Zeitdruck sowie Energieüberfluss oder Energiemangel, die ebenfalls einen Einfluss auf Planung und Ausführung der Textarbeit haben, die nicht unmittelbar am Ergebnistext festgemacht werden können. In diese Rubrik gehören ebenfalls die Bedingungen, die durch Auftraggeber eingebracht werden (u.a. Bezahlung in Bezug zur Qualität, verfügbare Materialien, klare oder unklare Zielvereinbarungen). Nichtsdestotrotz haben diese weichen Daten, wenn auch nicht präzise nachvollziehbar durchaus einen Einfluss auf den Umgang mit den harten Textparametern und schließlich auch darauf, was jeweils als Textzielzustand erreicht wird. Eine entsprechende Notiz mag dies dokumentieren. Das Vorbereitungsmodul I ist die Basis für alle anderen Schreibaufgaben. Diese setzen die Spezifikationen der Textparameter zur Charakterisierung des Textprofils voraus. 5.3 Modul II: Vom Null-Text zum Text (Fünf Phasen der Textproduktion) Nach der Wissensarbeit gilt es, Textthema und Textfunktion hierarchisch zu strukturieren und dann in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Schließlich „erscheint“ der Text auf der Oberfläche und Form ist gefragt. Zunächst geht es um Adäquatheit in den Formulierungen und dann um Textdesign für die Präsentation. Mit welchen Schreibaufgaben können wir die Transformationen bewerkstelligen? 5.3.1 Wissensarbeit und Sachkompetenz (Phase I) Wenn die Vorbereitung aus Modul I abgeschlossen und das Textprofil mit den Textparametern festgelegt ist, dann besteht auch eine ungefähre Vorstellung davon, welche Art von Wissen zusammen zu tragen ist. Zunächst müssen wir uns im Klaren sein, wozu das Wissen benötigt wird. Aus dem WOZU leitet sich das WAS ab. Hier wollen wir zwischen Wissen und Information differenzieren. An die Stelle vom früheren Informationsmangel ist mittlerweile Fülle und Überfluss getreten. Nicht aber ist die Rede Rothkegel.indd 203 09.11.09 14: 08 204 Kapitel 5 von Wissensüberfluss! Was ist gemeint? Als Information bezeichnen wir isolierte Wissensbestände, die punktuell eine Funktion haben, z.B. eine Definition. Wissen hat dagegen eine Struktur, einen erkennbaren Zusammenhang mit bestimmten Relationen zwischen den einzelnen Einheiten. Also geht es bei der Wissensrecherche bereits darum, solche Informationen zu sammeln, mit denen man einen thematischen Zusammenhang bilden kann. In den neunziger Jahren wurden Fragen dieser Art für die Wissenschaft wichtig. Schnotz (1994, 1) betont in der Einleitung seines Standardwerks zum Wissenserwerb, dass es nicht genüge, für die Weitergabe von Kenntnissen über Fakten und Verfahrensweisen zu sorgen, sondern dass es darauf ankomme, Fähigkeiten zu deren Anwendung und Einsichten in Zusammenhänge zu vermitteln. Eigler et al. (1997) heben ebenfalls die Rolle von Wissen und textexterner Information für den Textproduktionsprozess hervor. Auch in diesem kognitiv ausgerichteten Ansatz zeigt sich, dass es um mehr als um den Umgang mit einzelnen Daten und Fakten geht. Bevor an Weitergabe und Vermittlung zu denken ist, muss beim Schreibenden Verständnis über die jeweilige Sache und den Kontext entstanden sein (Jahr 2007). Wir hatten in 2.1 das Konzept vom „mentalen Modell“ eingeführt. Dabei geht es um eine Vorstellung über Objekte oder Sachverhalte als strukturelle Einheiten, wobei ausgewählte Eigenschaften oder Relationen hervorgehoben werden. Wenn wir einen neuen Text planen, helfen uns solche Modelle dabei, die relevanten Wissensbestände zu suchen und in Form von Wissensschemata zu fixieren. Dies geht nicht ohne fachliche Kompetenzen ab. Wir steigen also in die jeweilige Domäne ein, indem wir uns mit deren relevanten Begriffen vertraut machen. In terminologischer Sicht sind es die Begriffe, die in Form von verknüpften Begriffsfeldern oder Begriffsnetzen die fachlichen Zusammenhänge des ausgewählten Sachausschnitts erfassen. 26 Haben wir es mit einem Mix verschiedener Domänen zu tun, was in der Technikkommunikation eigentlich der Normalfall ist, geht es um das jeweils spezifische Miteinander-Vorkommen von Konzepten aus mehreren Wissensschemata. Hierzu greifen wir auf die Repräsentationsform „Frame“ als Schema für statische Objekte zurück. Ein Frame ist ein Schema, in dem solche Konzepte gebündelt sind, deren Zusammenhang durch Erfahrungen oder Erwartungen bestimmt ist. Frames sind wie Schemata in Form von Attribut-Wert-Paaren organisiert. Zur Textplanung gehört also das Zusammenstellen von solchen Konzepten, die in bestimmten 26 Zum terminologischen Ansatz vgl. Felber/ Budin (1989), Wright/ Budin (1997/ 2001), Arntz et al. (2004); vgl. auch Kapitel 2.1.4. Rothkegel.indd 204 09.11.09 14: 08 205 Textproduktion Kontexten miteinander vorkommen und auf diese Weise für Kohärenz im entstehenden Text sorgen. 27 Doch wie können wir vorgehen, um diese Art Wissen zu erwerben? Die Wissensselektion wird durch das Produkt und die zu thematisierenden Sachverhalte gesteuert. 28 Insofern kommen grundsätzlich alle Wissensquellen in Betracht, die als Dokumente, Nachrichten oder Kommentare den Produktlebenszyklus begleiten. Davon unabhängig stehen Fachtexte, Fachlexika oder produktspezifische Sachliteratur zur Verfügung, die einen Zugang zum Hintergrundwissen ermöglichen. Als dritte Quelle sind gezielte Befragungen zu nennen, die sich betriebsintern an die Ingenieure oder betriebsextern an ausgewählte Nutzergruppen richten. Das recherchierte Wissen wird im Weiteren strukturiert. Die Schreibaufgabe-2 Wissensarbeit (Abb. 5.8) fasst die relevanten Optionen zusammen. TA (Textausgangszustand) = Textprofil (Schema) Zweck = Wissensarbeit Strategie = Wissen recherchieren und strukturieren • Domäne festlegen • Normen beachten • Ressourcen nutzen (Fachlexika und Fachtexte/ print und online) • Produktdaten zusammenstellen (Produkt- und Tätigkeitsanalyse, Gefahren- und Gefährdungsanalyse) • Attribute (Beschreibungskategorien bestimmen) • Frame konstruieren (hierarchisieren und Werte spezifizieren) TZ (Textzielzustand) = Frame (Wissensschema) Abb. 5.8 Schreibaufgabe-2: Wissensarbeit (Modul II, Phase I) Abb. 5.9 skizziert als Anwendungsbeispiel einen Frame im Bereich der Domäne Verpackungsmaterial mit dem Unterpunkt Wiederverwertbarkeit. Wissensbestände dieser Art sind u.a. relevant in Anleitungstexten zu Produkten, die die Nutzer in verpackter Form erhalten (z.B. Haushaltsgeräte). In der Darstellung bilden die betroffenen Objekte die Attribute des Schemas. Deren materielle Zusammensetzung bzw. deren Eigenschaften entscheiden über die Wiederverwertbarkeit. Als Werte sind sowohl die Objekte als auch die Eigenschaften spezifiziert. Die Differenzierung des 27 Wie Frames die Kohärenzbildung fördern, ist in Metzing (1980) in mehreren Artikeln beschrieben; vgl. auch Rothkegel (1989). Ihre Relevanz für die Bedeutungsdarstellung der Lexik ist in Konerding (1993) beschrieben. Eine neuere Darstellung bietet Ziem (2008). 28 Die Relevanz von Informationen für die Produktentwicklung im Produktlebenszyklus betont Mansour (2006). Was die Verwendung von Fachtexten als Wissensressourcen betrifft, so gilt es, diese erst einmal zu „knacken“, wie Ohm (2007) es formuliert. Für die Recherche auf der Grundlage von empirischen Methoden (Brosius 2005) kommen Interviews (Baumert 2003, Bogner et al. 2005, Gläser/ Laudel 2006) oder Fragebogenaktionen (Gillham 2008) in Betracht. Rothkegel.indd 205 09.11.09 14: 08 206 Kapitel 5 Begriffs Wiederverwertbarkeit in die beiden Unterbegriffe Wiederverwendung und Aufbereitung kennzeichnet zwei verschiedene Sub-Domänen, die sich ebenfalls in den Objekttypen Natur/ Holz und Kunststoff unterscheiden. Im Hinblick auf das übergreifende Konzept Wiederverwertbarkeit stehen sie im Schema miteinander in Beziehung. Wiederverwertbarkeit (Verpackungsmaterialien) - Wiederverwendung von - Objekt-Typ1 = Kartonagen - Material = Altpapier - Objekt-Typ2 = Holzteile - Material = Holz - Eigenschaft = nicht chemisch behandelt - Aufbereitung von - Objekt-Typ3 = Folien - Material = Polyäthylen (PE) - Chemie = Kohlenwasserstoffverbindung - Eigenschaft = recyclebar - Objekt-Typ4 = Umbänderung - Material = Polypropylen (PP) - Chemie = Kohlenwasserstoffverbindung - Eigenschaft = recyclebar - Objekt-Typ5 = Polsterteile - Material = Polystyrol (PS) - Chemie = Kohlenwasserstoffverbindung - Eigenschaft = recyclebar Abb. 5.9 Frame für Wiederverwertbarkeit (Verpackung) In Bezug auf die Schreibaufgabe-2 entspricht der Textausgangszustand dem Textprofil, das mit der Schreibaufgabe-1 erstellt worden ist. Der Textzielzustand nach Abarbeitung der Schreibaufgabe-2 entspricht dem vom jeweiligen Produkt abhängigen Wissensschema. Dieses ist wiederum Ausgangspunkt für die nächste Schreibaufgabe-3. 5.3.2 Wissen in Themen transformieren (Phase II) In Phase II erfolgt der wichtige Übergang vom Wissen zum Thema. Neutrales und situationsunabhängiges Wissen wird für die Kommunikation, d.h. für die situationsspezifische Nutzung durch Personen aufbereitet und verfügbar gemacht. 29 In der Textlinguistik geht man von einer dia- 29 Die zentrale Stellung des Themas für den Gegenstand Text wird ausführlich in Lötscher (1987) diskutiert. Drescher (1992) und Stein (2003) behandeln die wesentlichen Punkte der Einheitenbildung und Textgliederung, wobei vor allem die Verfahren der Generalisierung sowie Spezifikation eine Rolle spielen. Den Übergang vom Wissen zum Fachtext wird anhand einschlägiger Beispiele in Jahr (2007) demonstriert. Zur Makrostruktur als Repräsentation der thematischen Struktur eines Textes sowie zu den theoretischen Grundlagen der Themengestaltung vgl. Kapitel 4. Rothkegel.indd 206 09.11.09 14: 08 207 Textproduktion logischen Basis des Textes aus. Danach entspricht das Thema einer Frage, worauf der Text eine Antwort gibt. So könnte man sich eine Kommunikationssituation vorstellen, in der die Leser eine oder mehrere Fragen stellen, die die Textautoren beantworten. Leseradressierung bedeutet dann nichts anderes, als dass die Textautoren solche möglichen Fragen antizipieren und sie zu ihrem Thema machen. Sie wählen also entsprechende Wissensbestände aus, die sie für ihre Antworten benötigen. Im Hinblick auf das Thema der Wiederverwertbarkeit, für das wir oben einen Frame dargestellt haben (Abb. 5.9), könnte eine thematische Frage lauten: Ist die Verpackung recyclebar und warum? Oder: Sind alle Teile der Verpackung umweltverträglich? Neben der Frage-Antwort-Relation kommt ein zweiter Aspekt zum Thema hinzu: die Kohärenzbildung. In komplexeren Texten wird ein Thema in mehrere Teilthemen und Unterthemen aufgegliedert, es gibt Generalisierungen, aber auch weitere Detaillierungen und Spezifikationen. Dennoch sollen die Teile ein sinnvolles Ganzes bilden. „Vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen“ bezeichnet einen thematischen Fortgang, der sich in Nebenthemen oder Inhalten verliert, die nichts mehr mit dem Thema, d.h. also der zugrunde gelegten Fragestellung zu tun haben. 30 Andererseits sollte die Strukturierung des Themas eine Ausarbeitung (thematische Elaboration) gestatten. Vorzusehen ist die Anschlussfähigkeit für weitere Informationen oder metaphorisch ausgedrückt: Es sollte Wachstumspunkte geben, die eine Fortsetzung der Elaboration im Hinblick auf die anvisierten Adressaten ermöglichen. Zu denken ist dabei u.a. an Vergleiche, Kontraste, Wiederholungen durch erläuternde Paraphrasen, Ergänzungen durch Aufzählung, Erklärungen, Begründungen, Spezifikationen und Definitionen zur Einordnung in ein Klassifikationssystem für Experten bzw. Teilexperten oder Generalisierungen für Nichtexperten. Das Thema allein bestimmt noch nicht die thematische Struktur des Textes. Weiterhin haben Fokussierung, Perspektive und Textfunktion einen erheblichen Einfluss. Mit Fokussierung ist die Verteilung der Information auf Vordergrund und Hintergrund gemeint. Im Vordergrund, also im Fokus, erfolgt die „Zuspitzung“ des Themas. Wir sprechen auch von „Pointierung“ oder davon, „etwas auf den Punkt zu bringen“. Linguistisch gesehen, entsteht der Fokus durch fortgesetzte Referenz auf den gleichen Gegenstand. In der Anwendung kann es dann so sein, dass bei Warnungen der mögliche Schaden im Fokus steht (z.B. Verlust von Leben) und die Gefahr den Hintergrund bildet (z.B. Freisetzung von explosiven Stoffen). Im Folgenden wird gezeigt, wie auf der Basis des Wissensschemas „Wieder- 30 Dies kann vorkommen, auch wenn Fachwissen eine Rolle spielt. In diesem Fall spricht man vom „knowledge telling“, also vom „Wissen erzählen“, was typisch für Prüfungssituationen ist. Rothkegel.indd 207 09.11.09 14: 08 208 Kapitel 5 verwertbarkeit“ (Abb. 5.9) zwei Makrostrukturen mit jeweils unterschiedlichem Fokus erzeugt werden können. Abb. 5.10 zeigt die Makrostruktur mit dem Fokus auf das Thema der Wiederverwertbarkeit. Bei der Eigenschaftsfokussierung werden die Objekte erst in der späteren Elaboration differenziert. Wiederverwertbarkeit (Verpackung) Aufbereitung (recyclebar) Wiederverwendung (nicht behandelt) Folien Polsterteile Umbänderung Kartonagen Holzteile Abb. 5.10 Makrostruktur mit Eigenschaftsfokussierung Ein entsprechender Text ließe sich wie folgt konstruieren: Alle verwendeten Verpackungsmaterialien sind wieder verwertbar. Wieder zu verwenden sind die Kartonagen, die aus Altpapier bestehen, sowie die Holzteile, die alle nicht chemisch behandelt sind. Für die Aufbereitung eignen sich die Materialien aus Kohlenwasserstoff-Verbindungen wie Folien, Umbänderungen und Polsterteile. Eine Alternative des Thematisierens besteht in der Fokussierung auf die Objekte, im Beispiel auf die Kohlenwasserstoffverbindungen. Erst in der Elaboration werden die Eigenschaften thematisiert sowie wozu sie verwendet werden und dass sie recyclebar sind. Abb. 5.11 skizziert die zweite mögliche Art der Makrostrukturierung. Verpackungsmaterialien (Kohlenwasserstoffverbindungen) Polyäthylen (PE) Verwendung Verwertbarkeit Verpackung (Folien) recyclebar Polypropylen (PP) Verwendung Verwertbarkeit Verpackung (Umbänderung) recyclebar Polystyrol (PS) Verwendung Verwertbarkeit Verpackung (Polster) recyclebar Abb. 5.11 Makrostruktur mit Objektfokussierung Ein Text hierzu wäre in folgender Verbalisierung denkbar: Die Verpackungsmaterialien bestehen aus Kohlenwasserstoffverbindungen und sind damit recyclebar. Verwendet wurden Polyäthylen (PE) für die Folien, Polypropylen (PP) für die Umbänderungen und Polystyrol (PS) für die geschäumten Polsterteile. Rothkegel.indd 208 09.11.09 14: 08 209 Textproduktion Während die Fokussierung lokal wirkt und den Inhalt eines Teiltextes betrifft, zielt die Perspektive auf eine globale Sicht, die das Textganze einbezieht. Die Perspektive ist die Sicht des Textautors in Bezug auf die Relevanz und Auswahl der Inhalte. Beide Verbalisierungsbeispiele sind in der Produktorientierung formuliert. Bei der Orientierung an möglichen Handlungen muss der Nutzungskontext neu eingeführt werden. In einer Generalisierung unseres Beispiels könnte dies der Begriff der Entsorgung sein. Die Frage stellt sich, was tun Akteure im Hinblick auf die Entsorgung des Verpackungsmaterials des neu gekauften Geräts. In der Sicht der Aufgabenorientierung wird neben den Handlungen in der Instruktion ein Zielzustand festgelegt, der die Nutzerhandlungen begründet (Ursache- Folge-Relation) oder eine Motivation für sie benennt (Handlung-Grund- Relation). Eine entsprechende Instruktionskette könnte wie folgt aussehen: INSTRUKTION: Materialien trennen, Materialien sortieren, große Teile in kleine Teile zerlegen, selbst entsorgen (kommunale Entsorgung) oder dem Händler zurückgeben. BEGRÜNDUNG: Durch die Aufbereitung und Wiederverwendung von verwertbaren Materialien werden Rohstoffe eingespart. Außerdem wird das Müllvolumen verringert. MOTIVATION: Der nachhaltige Umgang mit Rohstoffen ist ein Beitrag zum Umweltschutz. TA (Textausgangszustand) = Wissensschema (Frame) Zweck = Wissen in Themen transformieren Strategie = thematisieren • Fragestellung fixieren (aus Thema/ Textprofil) • Wissensbestände auswählen (Informativität beachten: Themenrelevanz, Situations- und Problembezug; Vollständigkeit mit Detailtiefe und Horizontbreite) • Antworten als Teilthemen und Teiltexte bestimmen • Textfunktion (aus Textprofil) zuordnen • Relation der Teilthemen zueinander bestimmen (Gruppenbildung) • Kohärenz aufbauen • perspektivieren (z.B. Produkt, Nutzerhandlung, Aufgabe) • fokussieren (Vordergrund, Hintergrund) • „Wachstumspunkte“ markieren (für spätere Elaboration) • lokale Bearbeitung: detaillieren, generalisieren, spezifizieren, vergleichen TZ (Textzielzustand) = Makrostruktur (hierarchisch) Abb. 5.12 Schreibaufgabe-3: Thematisieren (Modul II, Phase II) Die Textfunktion hat ebenfalls einen Einfluss auf die thematische Gestaltung eines Textes. So ist es ein Unterschied, ob Aussagen zu einem Sachverhalt als Beschreibungen oder als Argumente gemeint sind. Eine Begründung eignet sich als Argument, während eine Motivation die Funktion einer Konklusion einnehmen kann, deretwegen die Argumentation Rothkegel.indd 209 09.11.09 14: 08 210 Kapitel 5 durchgeführt wird, z.B. Man sollte einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Abb. 5.12 fasst die verschiedenen Strategien des Thematisierens in der Schreibaufgabe-3 Thematisieren zusammen. Für die Repräsentation des Textzielzustands verwenden wir eine Makrostruktur (vgl. Kapitel 4). Sie bildet die thematische Struktur in Form einer Hierarchie ab, wobei die Teilthemen den Knoten entsprechen. Die Kanten kennzeichnen die Relationen zwischen den thematischen Einheiten. Auf diese Weise wird jede sprachliche Einheit des Textes in einer zusammenhängenden Struktur positioniert. 5.3.3 Sequenzieren (Phase III) Beim Schreiben und Lesen sind wir an unsere kognitiven Bedingungen des Nacheinanders gebunden. Wir können nicht zwei Wörter oder zwei Sätze gleichzeitig schreiben, sprechen, lesen oder hören. Im mündlichen Sprachgebrauch ist es das zeitliche Nacheinander, im schriftlichen Sprachgebrauch sowohl das zeitliche wie auch das räumliche Nacheinander auf dem Trägermedium. Bezeichnenderweise verwenden wir die gleichen Ausdrücke für beide Koordinaten von Zeit und Raum (nacheinander, vor, nach usw.). Dennoch verstehen wir das „Miteinander“ von Bedeutungen. Wir analysieren oder „verstehen“ ihre Struktur z.B. in Form von hierarchischen thematischen Makrostrukturen. Aber wir erfassen die einzelnen Einheiten zunächst im linearen Nacheinander. Dieser Konflikt zwischen den beiden Informationsstrukturierungen gehört zu den Hauptproblemen der Verständnissicherung in der Kommunikation. 31 Im Folgenden beschränken wir uns auf das Problem des Verstehens in der Linearität. Dabei ist zu berücksichtigen, dass wir einen Text in zweierlei „Ansichten“ betrachten können. In der einen Sichtweise erscheint uns der Text als vollständiger, in sich abgeschlossener und statischer Gegenstand, dem wir insgesamt eine netzartige oder hierarchische Tiefenstruktur zuordnen können. Hier ist das Prinzip der Kohärenz zentral. Oder wir bewegen uns als Schreiber bzw. Leser durch den Text von Punkt zu Punkt. In dieser Sichtweise der fortgesetzten Bewegung spielt die Kohäsion eine zentrale Rolle. Sie sorgt für geregelte Rückwärts- und Vorwärtsverknüpfungen, die den inhaltlichen Zusammenhang auf der Textoberfläche erzeugen und so den Informationsfluss spiegeln. Die Frage heißt: wie geht es weiter, was kommt als Nächstes? Die hierarchisch strukturierten Texteinheiten der Makrostruktur kommen in 31 Zwei weitere schwerwiegende Probleme betreffen das Verstehen von Begriffen (Kapitel 2) und das Interpretieren von Sprachhandlungen (Kapitel 3). Die Prinzipien des Sequenzierens sind ausführlich in Kapitel 4 beschrieben, worauf wir an dieser Stelle verweisen, um Wiederholungen zu vermeiden. Rothkegel.indd 210 09.11.09 14: 08 211 Textproduktion Bewegung und reihen sich wie in einer Kette eine nach der anderen auf, um die für sie vorgesehene Position im Textverlauf einzunehmen. Ausgehend vom Textstart entsteht eine Gerichtetheit (Direktionalität) hin zur Vervollständigung des Textes. Worauf läuft es hinaus, so fragen wir ungeduldig, wenn wir die Richtung nicht identifizieren und den Zusammenhang der Texttiefe nicht rekonstruieren können. Dies gilt für den Printtext und insbesondere für den Hypertext (Online-Text). Im Printtext haben wir es mit einer mono-linearen Struktur zu tun, im Hypertext mit einer multi-linearen Struktur. Hier navigieren wir durch die Alternativen der Fortsetzung und müssen als Leser entscheiden, welche der angebotenen Fortsetzungen wir wählen, ohne uns zu verlieren (lost in hyperspace). Als Hypertext-Autoren können wir diese Entscheidungen offen lassen, als Printtext-Autoren müssen wir die Reihenfolge der Texteinheiten festlegen. Das Problem der Kohäsionsbildung wird in der Linguistik auf verschiedenen Ebenen behandelt. Der Dynamik auf Satzebene entspricht die Thema-Rhema-Progression, auf Textebene ist es die thematische Entfaltung (Brinker 2005, 49). Für beide Arten der Fortsetzung gibt es Strukturtypen und Muster. Thema-Rhema bezieht sich auf mögliche Sequenzierungen von lokalen Einheiten, wobei das Prinzip gilt, dass die neue, unbekannte Information an die alte, bereits vorher eingeführte Information anknüpft. Bei der thematischen Entfaltung kommt die Kohärenz wiederum zum Tragen. Hier geht es um die Verbindung von Textthema und Textfunktion nach bestimmten Entfaltungsmustern. Brinker (2005, 65ff) unterscheidet Deskription (einschl. Instruktion und Narration), Explikation und Argumentation. Es ist denkbar, dass im Hinblick auf die Entfaltung des Themas das Thema selbst präzisiert wird. So kann ein Thema wie „Welche Eigenschaften hat X? “ in einem argumentativen Muster variiert werden zu „Warum sind die Eigenschaften von X gut/ nicht gut für die Anwendung A? “ An den in der Makrostruktur vorgesehenen Wachstumspunkten können weitere Elaborationen eingefügt werden, z.B. im Hinblick auf bestimmte Adressaten. Denkbar wäre z.B. der Einsatz von Attraktivmachern (Beispiele, Geschichten, Metaphern), die eine kompensatorische Funktion bei der Vermittlung von Wissen für Nicht-Experten übernehmen. Wir fassen die verschiedenen Aspekte in der Schreibaufgabe-4 Sequenzieren zusammen (Abb. 5.13), wobei wir die Liste der Texthandlungen um Merkmale ergänzen, die bei den Sequenzierungsmustern in Kapitel 4 zur Sprache gekommen sind. Die hier aufgelisteten Strategien des Sequenzierens lassen sich in Abhängigkeit des Anwendungsfalles weiter spezifizieren. Rothkegel.indd 211 09.11.09 14: 08 212 Kapitel 5 TA (Textausgangszustand) = Makrostruktur Zweck = Informationsfluss organisieren Strategie = Linearisieren (medienabhängig) • „roten Faden“ (print) oder Raumorientierung mit entsprechender Metapher (z.B. Haus, Landschaft, Reise) bestimmen; als Grobsequenz aus Makrostruktur ableiten; • Entfaltungsmuster festlegen: a) deskriptiv in informativer Entfaltung: Typ/ Klasse, Teil-Ganzes-Relation, Eigenschaft/ Funktion, Messgrößen, Material, Form, Aussehen, Prozesse und Prozessketten; in instruktiver Entfaltung: Handlungen mit Zweck, Strategie, Ausführung; Objektzustände; Risiken, Gefahren, Gebote und Verbote; in narrativer Entfaltung: Personen, Objekte, Ereignisse und Ereignisketten, Problem/ Konflikt und Lösung, Fazit; b) explikativ: singuläre Ereignisse, allgemeine Gesetzesaussagen; c) argumentativ: Argumente (Fakten, Daten), Konklusion, Schlussregel, Stützung durch Normen; • Fortsetzung und Nachbarschaften bestimmen (Progression mit Thema-Rhema; additive Aufzählung, Kontrastierung; vom Allgemeinen zum Speziellen (deduktiv) bzw. umgekehrt (induktiv); rhetorische Relationen wie Ursache-Folge, Zweck-Mittel, Motivation-Entscheidung; chronologische Schritt-für-Schritt- Abläufe mit Entscheidungspunkten; Sequenzmuster für Illokutionen) • Vorwärts- und Rückwärtsverknüpfung bestimmen (Kohäsionsbildung; Stabilisierung durch Wiederholung und Koreferenz) • Anfangs- und Endposition markieren (print: erster Satz mit Motivation, Defizit, Historie; letzter Satz mit offenen Fragen; online: Ein- und Ausstiegspunkte) • Elaboration an den „Wachstumspunkten“ • Konnexionsstruktur (print) bzw. Navigationspfade (online) festlegen TZ (Textzielzustand) = Sequenzstruktur der Teilthemen Abb. 5.13 Schreibaufgabe-4: Sequenzieren (Modul II, Phase III) Der Textzielzustand enthält nun alle strukturellen Merkmale, die für die Textstruktur des anvisierten Ergebnistextes relevant sind. Es liegen drei Repräsentationen vor: das Wissensschema, die thematische Makrostruktur und die Sequenzstruktur. Hier finden wir bereits Stichwörter, vorformulierte Phrasen oder Sätze als Merkposten. Außerdem ist die Liste der spezifizierten Textparameter als Metainformation zum Text verfügbar. Mit diesen Daten ist die Texttiefe abgehandelt. Dies schließt nicht aus, dass beim nächsten Schritt der Formulierung Lücken, Unstimmigkeiten oder Fehler auftreten, die uns veranlassen, zu den früheren Phasen der Textproduktion zurückzukehren und entsprechende Revisionen vorzunehmen. 5.3.4 Formulieren (Phase IV) Ob wir zunächst eine Makrostruktur entwickeln und dann beginnen, die Sätze zu formulieren, oder ob wir durch Erstformulierungen uns eine Text- Rothkegel.indd 212 09.11.09 14: 08 213 Textproduktion struktur erarbeiten, soll hier keinen Unterschied machen. Was uns interessiert, ist das semantische Band zwischen Texttiefe und Textoberfläche. In diesem Sinne sprechen wir vom Übergang zwischen einem Textzustand in Form von Textrepräsentationen zum Textzustand in Form eines Fließtextes bzw. einer Reihe von Textpäckchen (Topics) mit einzelnen Fließtexten. Der Ergebniszustand entspricht dem eines Entwurfs, der bereits Elemente des Textdesigns enthält. Der kognitive Prozess des Formulierens gilt als komplex und kompliziert. Hier kommen eine Vielzahl von Aspekten zusammen, die mehrmaliges Reformulieren (von der Idee zum Ausdruck) oder Umformulieren (Suche nach Alternativen) notwendig machen. 32 Mit dem Formulieren treten verschiedene Problemkreise auf. Die personenbezogenen Probleme beziehen sich auf allseits bekannte Schreibblockaden, die mit der Persönlichkeitsstruktur der Schreibenden und/ oder der aktuellen Schreibsituation zu tun haben. Dies wird im Folgenden nicht weiter ausgeführt. Hierzu gibt es eine Reihe von psychologisch ausgerichteten Ratgebern (Keseling 2004, als Beispiel aus langjähriger Praxis vgl. Kruse 2007). Die sachbezogenen Probleme beziehen sich auf Probleme der Adäquatheit. Wir unterscheiden vier Spielarten des „Passens“ und der „passgenauen“ oder „passgerechten“ Form: Sachadäquatheit, Textsortenadäquatheit, Adressatenadäquatheit und Ausdrucksadäquatheit. Der Begriff des Passens kennzeichnet die linguistische Richtung der Pragmatik (Ernst 2002, Ehlich 2008). Der Blick geht hier auf den Sprachgebrauch in verschiedenen Kommunikationssituationen, die darüber entscheiden, was als angemessen gilt. Die Sachadäquatheit bei der Formulierung bezieht sich auf den Umgang mit den Konzepten der Wissensrecherche und mit den terminologischen Ausdrucksmöglichkeiten. 33 Dabei spielen Korrektheit und Präzision eine Rolle. Im Textverlauf geht es im Weiteren um Systematik und Konsistenz. Textsortenadäquatheit hat mit den Merkmalen der Kommunikationssituation zu tun. 34 Häufig kann man die Textsorte bereits an den Formulierungen erkennen, z.B. Stellenanzeige, Buchankündigung, Lehrbuch, Gesetzestext, Instruktionen in der Gebrauchsanleitung. Der Gebrauch der Sprachmittel ist dabei typisch. 32 Im Alltag beschreiben wir die Art und Weise von Formulierungen durch adjektivische Gegenüberstellungen wie abstrakt/ plastisch, geglückt/ missglückt, treffend/ vage oder Bewertungen wie breiig, elegant, flüssig, geschliffen, holperig, präzise, umständlich usw. Dies wirft ein Licht auf die Vielfalt der Nuancen, die durch Formulierungen geschaffen werden können. Antos (1982) gibt hierzu einen Überblick und diskutiert die theoretischen Grundlagen. 33 Auch hier spielt die Terminologie wiederum eine wichtige Rolle. Weiterhin sind die Tendenzen zur Standardisierung durch kontrollierte Sprache angesprochen, vgl. Lehrndorfer (1999, 2005) oder durch die Verwendung von Textbausteinen, z.B. in Arbeitszeugnissen Hägler (2004), Scheer (2005). Einen interessanten Punkt betrifft der Umgang mit Marken- und Eigennamen, vgl. Lötscher (1992), Fraas/ Klemm (2005). 34 Vgl. Fix (2005, 2008), auch Kapitel 4.1.4. Rothkegel.indd 213 09.11.09 14: 08 214 Kapitel 5 Die Adressatenadäquatheit bei den Formulierungsaufgaben wird zwar immer wieder angemahnt, doch ist dieser Anspruch nur schwer konkret zu fassen. Dies hängt damit zusammen, dass eine Typologie der Adressaten in der Regel zu grob ist, um Korrelationen zwischen Nutzereigenschaften und Formulierungen herzustellen. Dabei geht es nicht um Eigenschaften von Personen, sondern um Merkmale von Rollen, in denen Personen agieren. Im Rahmen der Technikkommunikation ist es zusätzlich wichtig, ebenfalls zwischen Lesern von Texten und Nutzern von technischen Produkten im Sinne unterschiedlicher Rollen zu unterscheiden, die aber gleichzeitig eingenommen werden. Insofern überlappen sich Leserprofile und Nutzerprofile. Beide haben einen Bezug zu Wissen und Kompetenzen, zu soziologischen Gruppenparametern und nicht zuletzt zu Formen der Höflichkeit in der personenbezogenen Interaktion. 35 TA (Textausgangszustand) = Sequenzstruktur (Teilthemen) Zweck = Textform (Text sichtbar machen) Strategie = Formulieren • Sachadäquatheit (Sachliche Korrektheit/ Richtigkeit insbesondere von Daten, Namen, Zahlen; Vollständigkeit; keine Tautologien und Widersprüche; Fachbegriffe und Benennungen: Selektion, Bildung von Begriffsfeldern, Angemessenheit und Konsistenz der Benennungen, Zusätze mit Definitionen, Erläuterungen, Erklärungen oder Paraphrasen; Verwendung von Schlüsselbegriffen) • Textsortenadäquatheit (normen- oder standardgerechte Darstellung; spezifische lexikalische Inventare, Präferenz von Satzmustern; kontrollierte Sprache, Textbausteine) • Adressatenadäquatheit (Bearbeitung der Fachbegriffe in Bezug auf Experten und Nicht-Experten, Nutzeranrede und Höflichkeit; Leser- und Nutzerorientierung durch Lesbarkeit, Verstehbarkeit, Brauchbarkeit; ) • Ausdrucksadäquatheit (Balance zwischen Präzision und Lesbarkeit, Explizitheit und Implizitheit; stilistische Aspekte mit Situationsbezug wie formell oder informell, persönlich oder unpersönlich, emotional oder sachlich; Attraktivmacher bei Überschriften und Untertiteln) TZ (Textzielzustand) = Rohentwurf/ Entwurf (Fließtext) Abb. 5.14 Schreibaufgabe-5: Formulieren (Modul II, Phase IV) Ausdrucksadäquatheit bezieht sich schließlich auf die Mittelwahl. Von der Natur der Sache her ist die Fülle der diesbezüglichen Literatur einzelsprachlich orientiert. 36 Stilistiken beschäftigen sich auf deskriptive Weise mit Bestandsaufnahmen und Analysen, Stilratgeber operieren präskriptiv und normativ. Im Kontext der Praxis bilden sich Standardisierungstendenzen heraus, die individuellen Lösungen gegenüberstehen. Diese sind 35 Biere (1996) verweist auf die Überlappung bzw. den Konflikt zwischen Sach- und Adressatenadäquatheit; vgl. auch Kirkmann (1989). 36 Zur Stilistik vgl. die Gesamtdarstellung von Sandig (2006) und die Einführung von Eroms (2008). Eine besondere Rolle kommt den Überschriften zu: Reiter (2006), Schneider/ Esslinger (2007). Auf Wortneubildungen geht Peschel (2002) ein. Rothkegel.indd 214 09.11.09 14: 08 215 Textproduktion u.a. gefragt, wenn es um die Vermeidung von Abkürzungen oder Anglizismen geht. Die wichtigen Strategien des Formulierens sind in Abb. 5.14 als Schreibaufgabe-5 Formulieren zusammengefasst. Formulieren gehört zu den Schreibtechniken, die praktisch ausgeführt werden müssen, wenn sie erlernt werden sollen. Ein theoretisches „Trocken-Schwimmen“ bringt keine zufrieden stellenden Textzustände als Ergebnisse hervor. Aber es gibt Helfer, die uns unterstützen: Grammatiken und Wörterbücher bzw. Fachlexika. 37 Die Tatsache, dass es gerade die Schreibexperten sind, die immer wieder zu Grammatiken und Wörterbüchern greifen, wirft ein Licht auf das Problemfeld des Formulierens. 5.3.5 Präsentieren (Phase V) Während Wissen, Thema, Funktion und selbst das Formulieren semantisch auf Klassifikationen und Merkmale verweisen, hat die Präsentation vor allem mit Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zu tun. Hier sind Anschauung und Anschaulichkeit gefragt. Das WIE ist einerseits durch TA (Textausgangszustand) = Entwurf (Fließtext) Zweck = Text verfügbar machen Strategie = Gestalt geben durch Textdesign • Gestaltung der Relation Form-Funktion-Inhalt (Überprüfung nach Gestaltprinzipien: gute Form, Fortsetzung, Gruppenbildung) • Bildanteile (Bezug zum Inhalt: Wiederholung, Ergänzung, Kontrastierung, Kompensation) • Ästhetische Effekte (Layout für Seite und Screen, Typografie, Farbe) • Metatextliche Informationen (Lese- und Verstehenshinweise) • Technische Aspekte (Transfer-Format, Kompatibilität mit anderen Formaten, Präsentationsmodus in diversen Kommunikationsformen) TZ (Textzielzustand) = Format der Präsentation Abb. 5.15 Schreibaufgabe-6: Präsentieren (Modul II, Phase V) Inhalte, Funktionen oder sonstige Textmerkmale bestimmt, andererseits spielt die Ästhetik eine nicht unerhebliche Rolle. Es stellt sich zunächst die Frage, was die Inhalte für die Präsentation hergeben. Dies mag davon abhängen, inwieweit man sich an Konventionen und Normen orientiert oder ob kreative Lösungen erwünscht sind, die von den Konventionen abweichen. Der Textzielzustand besteht aus den jeweiligen Formaten der Präsentation. Dabei verwenden wir den Begriff des Formats in einem wei- 37 Zu den Grammatiken vgl. Weinrich (2002), Pittner/ Bermann (2004), Engel (2004), Eisenberg (2006a, 2006b) sowie die Internet-Grammatik GRAMMIS; zu Wörterbüchern als Hilfsmittel vgl. Herbst (2003), Hass (2005), Mater (2007) und das Internet-Wörterbuch OWID 2009, das wie GRAMMIS aus dem Institut für deutsche Sprache, Mannheim, stammt (www.owid.de). Rothkegel.indd 215 09.11.09 14: 08 216 Kapitel 5 teren Sinn, der neben den technischen Medien die Gestaltung sowie die inhaltliche Verfügbarkeit in ihrem Erscheinungsbild einbezieht. Abb. 5.15 fasst die verschiedenen Strategien in der Schreibaufgabe des Präsentierens zusammen. Im Folgenden erläutern wir, was mit den verschiedenen Strategien gemeint ist und wie sie zusammen hängen. 38 Auf der Grundlage des ersten Entwurfs als Fließtext in längeren oder kurzen Passagen erhält der Text eine „Gestalt“, in der er in einer zweiten (oder weiteren) Fassung „in die Welt der Kommunikation“ geschickt wird. Damit ist er für die weitere Verwendung sowie für Tests verfügbar. Gleichzeitig ist er Akzeptanz und Kritik ausgesetzt. Umso mehr spielt das Textdesign eine Rolle. Drei Aspekte kommen dabei zusammen. Einerseits geht es um das effektive Nach- Außen-Bringen von Inhalt und Funktion. Im Weiteren spielen ästhetische Effekte eine Rolle, die durch die Vermittlungsmedien begünstigt werden und drittens sind es technische Bedingungen, die zu Zwecken des Transfers zu beachten sind (z.B. Dateiformate für Texte oder Bilder). In unserem Kontext verwenden wir den weiteren Begriff „Format“ für die Kombination der drei Aspekte. Formate stehen somit für die Präsentation, d.h. die Erscheinungsweise, in der ein Text im jeweiligen Medium verfügbar ist. Mit dem Konzept der „Gestalt“ lässt sich das Textdesign weiter konkretisieren. So fokussiert die Gestaltpsychologie auf die ‚gute Form‘ von Gegenständen und Darstellungen. Im Vordergrund stehen die Relationierung der Teile zum Ganzen wie auch untereinander sowie die Prinzipien der Fortsetzung. Während es bei den formalen Kriterien in erster Linie um die quantitative Verteilung der Einheiten auf der Fläche geht, spielen ebenfalls die Designprinzipien für die Relationen ‚Form-Funktion-Inhalt‘ eine Rolle (z.B. das Prinzip ‚Form folgt Funktion‘). Das Präsentieren eines Textes macht den Text als Ganzheit zu einem Objekt der Bearbeitung. Nicht mehr Thema oder Textfunktion stehen im Fokus der Aufmerksamkeit, sondern das sichtbare Gebilde Text als Einheit. Je nach Medium (print, online) geht es um die Festlegung von Layout sowie der weiteren optischen Anzeigen. Im Layout wird die Verteilung von ‚bedruckten‘ vs. ‚unbedruckten‘ Teilen der verfügbaren Fläche bestimmt. Parameter wie Typografie, Hervorhebungen, Farbe, Größe, Abstand können verwendet werden im Sinne einer ‚guten Textgestalt‘, die die Aufmerksamkeit des Lesers lenkt und den Zugang zu den Inhalten erleichtert. Zum Präsentieren gehört ebenfalls die Organisation von Bildanteilen im 38 Allgemeine Prinzipien des Umgangs mit Formen und Design sind dargestellt in Fuchs et al. (1988), Stankowski/ Duschek (1994), Schneider (2005). Die Prinzipien der Gestaltpsychologie werden in Fitzek/ Salber (1996) im Überblick behandelt. Zum Textdesign für die Neuen Medien vgl. Roth/ Spitzmüller (2007). Exemplarisch sei auf spezielle Anwendungen im Web-Design von Grotenhoff/ Stylianakis (2002) oder Interface-Design von Lynch/ Horton (1997/ 2009), Laurel (2001), Hackos/ Redish (2000), Stapelkamp (2007) verwiesen. Rothkegel.indd 216 09.11.09 14: 08 217 Textproduktion Text bzw. Textanteilen in Bildern. Hierbei können unterschiedliche Prinzipien wirken: Wiederholung, Ergänzung, Kontrastierung, Kompensation. Schließlich ist auch an metakommunikative Ankündigungen zu denken, die als Lese- und Verstehenshinweise die Handhabung des Textes selbst zum Inhalt haben. Im Printtext erscheinen sie vor allem in Form von „advance organizern“ am Anfang eines Abschnitts. Im Onlinetext spielen sie als Navigations- und Orientierungshilfen eine besonders wichtige Rolle, insofern hier die NutzerInnen im höheren Maße für Entscheidungen der Fortsetzung und des Informationsflusses verantwortlich sind. 5.4 Modul III: Vom Alt-Text zum Neu-Text (Textmodifikation) Die meisten in der Praxis auszuführenden Schreibaufgaben beziehen sich auf die Veränderung bereits existierender Texte. Wir müssen also nicht immer ganz von vorne anfangen. Was können wir beibehalten und was müssen wir neu aufbereiten, wenn wir jeweils nur einen der Textparameter in seinem Wert verändern? 5.4.1 Ein Text ist schon da! Änderungen von Bestehendem und Wechsel (Prinzip „change“) in der Organisation von Abläufen gehören zum Alltag in der Arbeitswelt. Bei der Textarbeit ist es nicht anders. Ein Text liegt vor und soll mit Modifikationen wieder verwendet werden. Es gilt das Prinzip: aus alt mach neu, aus einem Alt-Text soll ein Neu-Text entstehen. Ausgangszustand und Zielzustand sind also immer wieder ein Text im Entwurf oder im Präsentationsformat. Bei der Textmodifikation bleibt das Grundgerüst des Textes erhalten. Einer der Textparameter aus dem Textprofil wird geändert, die anderen gelten weiterhin. Veranschaulichen wir das Vorgehen an ein paar Beispielen. Wir haben es mit einem anderen Produkt aus der Produktklasse zu tun und möchten dazu einen Teil der verwendeten Wissensbestände modifizieren. Dies hat ebenfalls Konsequenzen nur für einen Teil der thematischen Struktur im Neu-Text. Das Muster der thematischen Entfaltung entspricht weiterhin dem Muster des Alt-Textes. Oder wir möchten aus einem Instruktionstext einen Informationstext machen, also nur die Textfunktion, aber nicht die Inhalte ändern. In beiden Fällen können wir auf die aus dem Produktionsmodul I bekannten Strategien zurückgreifen. Wechsel beim Umfang verlangen dagegen neue Strategien, z.B. Kürzen durch Weglassen oder Zusammenfassen, Verdichten durch lexikalisch- Rothkegel.indd 217 09.11.09 14: 08 218 Kapitel 5 syntaktische Komprimierung, Expandieren in der Breite durch thematisches Erweitern, in der Tiefe durch Detaillierung oder Spezifizierung. Neue Strategien sind ebenfalls gefragt, wenn es um die Konvertierung des Mediums geht. Der lineare Print-Text muss segmentiert und fragmentiert werden, bevor er zum Hypertext umstrukturiert werden kann. Dabei spielen Strategien wie Fokussieren, Verdichten oder Kürzen eine wichtige Rolle. Umgekehrt sind bei der Linearisierung eines multilinearen Hypertextes zusätzliche Strategien anzuwenden, um Kohäsion und Kohärenz im Informationsfluss zu erzeugen. Im Hinblick auf die Optimierung geht es darum zunächst festzustellen, wo der Text gut und wo er schlecht ist. Wir brauchen eine Evaluation mit Fehleranalyse oder Tests von Gebrauchstauglichkeit und Gebrauchsfreundlichkeit. Es ist auch denkbar, dass neue Strategien mit den Produktionsstrategien von Modul II gemischt werden. Fehlt z.B. Wissen, beginnt der Zyklus bei Phase I von Neuem. Verständlichkeit hat vor allem mit Struktur zu tun: d.h. nochmals beginnen bei Phase II. Ist das „Outfit“ nicht modern genug, dann steht Phase V an. Der Ansatz insgesamt bietet einen Rahmen und kann in verschiedene Richtungen und für verschiedene Zwecke weiter spezifiziert werden. Alle Anforderungen sind explizit beschreibbar. Für die Textakteure bietet er Orientierung und Halt, lässt aber Raum zum kreativen Umgang mit individuellen Anforderungen. 39 5.4.2 Themenwechsel - warum nicht? Wenn wir den Textparameter „Thema“ ändern, können wir eine externe und eine interne Sicht unterscheiden. Mit textextern ist der Referenzbereich gemeint, also die Gegenstände der Realwelt, die thematisiert werden. Die Wechsel, die hier stattfinden, beziehen sich auf das grobe Sachgebiet (z.B. Technik) 40 , die Domäne (z.B. Kfz-Technik) und schließlich die Objektklasse (Pkw). Wenn sie einen gemeinsamen Wissensbereich bilden, bedeutet ein Austausch des Objekts nur geringfügige Anpassungen hinsichtlich der betreffenden Merkmale. In der textinternen Sicht beziehen sich die Wechsel auf Eigenschaften des Textes. Dazu gehört das Thema als Fragestellung, was Auswirkungen auf die Gruppenbildung und Hierarchisierung in der Makrostruktur hat. Eine Veränderung der Perspektive hat wiederum Auswirkungen auf die Selekti- 39 Die Änderungen können in unterschiedlicher Stärke auf den Alt-Text einwirken. In manchen Fällen mag es ökonomischer sein, einen neuen Text zu produzieren, anstatt den Alt-Text zu modifizieren. Dies muss im Einzelfall entschieden werden. 40 Hier kommt die horizontale Schichtung im Sinne der Fachkommunikation zum Tragen (s. Kapitel 2). Geläufig sind Einteilungen in Sachgebiete wie Technik, Sport, Wirtschaft, usw. Rothkegel.indd 218 09.11.09 14: 08 219 Textproduktion on der Merkmale, die bei der Thematisierung zum Tragen kommen. Dies ist leicht einzusehen, wenn wir bei der Produktbeschreibung z.B. eine Hersteller- und Ingenieursperspektive oder Marketing- und Nutzerperspektive unterscheiden. Bei der Fokussierung spielt die kommunikative Situation eine Rolle. Sie bestimmt, welche Relevanz wir einzelnen Merkmalen zuordnen, so dass wir sie entsprechend in den Vordergrund oder Hintergrund rücken. Auch kann sich die Modifikation auf eine vertiefte Themenelaboration beziehen, wobei Details und Spezifikationen ergänzt werden. Wir veranschaulichen das Phänomen des Themenwechsels an einem einfachen Beispiel, das gleichzeitig den Bezugspunkt für die themenspezifische Schreibaufgabe bildet. Man stelle sich folgende Situation vor: Es existiert eine Broschüre als Kurzpräsentation zu einem Objekt, sagen wir zu einem Fahrrad des Typs x, und es ergibt sich die Aufgabe, einen ähnlichen Text in der gleichen Aufmachung, aber mit einem anderen thematischen Schwerpunkt und einer veränderten Perspektive zu produzieren. So soll die Sportlichkeit gegenüber der Robustheit hervorgehoben werden, auch soll die Nutzerperspektive in den Vordergrund rücken. Die deskriptive Entfaltung des Themas soll dagegen beibehalten werden. 41 Phase I: TA (Textausgangszustand) = Wissensschema alt Zweck = Wissenserweiterung Strategie = Information ergänzen • Recherche (Sport, Nutzungsumfeld Wettbewerb) • Neue Kategorien in Frame einfügen TZ (Textzielzustand) = Wissensschema neu Phase II: TA (Textausgangszustand) = Wissensschema neu, Makrostruktur alt Zweck = Thematisieren Strategie = Themenwechsel • Fragestellung modifizieren • Fokussierung (Knoten Sport an übergeordneter Position einfügen, Knoten Robustheit löschen) • Perspektive (neues Teilthema mit Knoten Wettbewerb einfügen) TA (Textausgangszustand) = Makrostruktur neu Abb. 5.16 Schreibaufgabe-7: Themenwechsel Zunächst ist zu klären, auf welche Phase der ersten Texterstellung zurückzugreifen ist. Da es neue Wissensbestände gibt (z.B. zu Sport und Wettbewerb als Nutzungsumfeld) müssen wir zum Anfang zurückkehren und 41 Gleich bleibt also die Präferenz von Ober-Unterbegriffs-Relationen und Ganzes-Teil-Relationen, Eigenschaftszuordnungen sowie Abläufe in der Chronologie. Rothkegel.indd 219 09.11.09 14: 08 220 Kapitel 5 eine veränderte Wissensbasis erstellen. Durch die Veränderung bei der Fragestellung ergeben sich Umstellungen in der Hierarchie der Makrostruktur. In der Schreibaufgabe-7 Themenwechsel (Abb. 5.16) skizzieren wir die beiden Phasen I und II als modifizierende Eingriffe in den Alt-Text. Die Sequenzierung kann insofern beibehalten werden, als das neue Thema an die Stelle des alten Themas tritt. Die zusätzliche Spezifikation der Perspektive kann unmittelbar an das neue Thema angefügt werden. Die neu eingefügten Knoten müssen allerdings noch gemäß Phase IV ausformuliert werden (was in der verkürzten Darstellung der Schreibaufgabe-7 ausgespart ist). 5.4.3 Textfunktionen austauschen - wie praktisch! Ein Wunsch des Auftraggebers für die Broschüre könnte darin bestehen, dass - bleiben wir bei dem Beispiel von oben - die deskriptive Themenentfaltung durch eine argumentative Linie ergänzt wird. So könnte man dafür argumentieren, dass sich ein technisches Teil an diesem Produkt besonders für die Beanspruchung beim Wettbewerb eignet. Damit käme kein neues Produktwissen in den Text, sondern eine Beschreibung des Alt-Textes wird zum Pro-Argument im Neu-Text. Was sich im Textprofil geändert hat, wäre der Parameter Textfunktion. Mit dem Funktionswechsel ändert sich das Muster der thematischen Entfaltung. Die in der Makrostruktur gruppierten Textelemente werden in den entsprechenden Knoten neu spezifiziert. Insofern als die Argumentation auf eine Konklusion als Zweck der Kommunikation zielt, erscheint diese Information beim entsprechenden Knoten in der Makrostruktur. Im Beispiel könnte dies eine Äußerung der Art sein wie Mit Fahrrad x kann man Wettbewerbe gewinnen. Sie besetzt die Position des Zwecks in der Handlung Argumentieren. Die übrigen Sachverhalte bilden als Fakten die Pro-Argumente. Schreibaufgabe-8 Funktionswechsel (Abb. 5.17) skizziert diese Veränderung der Makrostruktur. Aufgrund der neu hinzu gekommenen argumentativen Funktionen kann es sinnvoll sein, dass die Sequenzierung dieser Textteile ebenfalls neu vorgenommen wird. Bei der argumentativen Themenentfaltung sind zwei Sequenzierungsmuster üblich. Man beginnt mit der Konklusion und liefert die Argumente nach oder man setzt die Konklusion quasi als Ableitung der aufgeführten Argumente ans Ende des Textes oder Textabschnitts. Auch bei dieser Schreibaufgabe müssen die Formulierungen der Phase IV durch Umformulieren den Folgen des Funktionswechsels angepasst werden. Rothkegel.indd 220 09.11.09 14: 08 221 Textproduktion TA (Textausgangszustand) = Makrostruktur alt Zweck = Konklusion (Objekt ist wettbewerbsgeeignet) Strategie = Argumentieren • Fakt-1: Objektteil a ist geeignet für […] • Fakt-2: Objektteil b unterstützt […] • Fakt-3: Objektteil c sichert ab TZ (Textzielzustand) = Makrostruktur neu (Markierung der Knoten mit argumentativer Funktion) Abb. 5.17 Schreibaufgabe-8: Funktionswechsel 5.4.4 Andere Adressaten - (k)ein Problem? Die Adressierung im Text kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. So kann ein Text auf eine ganz spezifische Nutzer- oder Lesergruppe Bezug nehmen, in einzelnen Punkten bis hin zur individuellen Personalisierung angepasst sein. Entsprechend markant treten die Indikatoren hervor. Dazu gehören Anpassung an Wissensniveau und Themenpräferenzen, Verwendung von Gruppensprachen bis hin zum Jargon und zur Spezialistenkommunikation, aber auch Oberflächenmerkmale wie persönliche Anrede und angepasste Präsentationsformen (z.B. Animationen, Comics, Rätsel). Umgekehrt kann ein Text mehrfach adressiert oder neutral angelegt sein. In diesen Fällen verzichtet man auf adressatenspezifische Indikatoren oder man bietet mehrfache Formulierungen an. Dies ist z.B. der Fall, wenn zum Fachwort eine alltagssprachliche Paraphrase oder andersherum wenn zu einem Ereignis eine Reihe von Quantifizierungen (Statistiken oder Messwerte) angegeben werden. Der Aufwand für den Adressatenwechsel hängt davon ab, ob alle Phasen der Textproduktion oder lediglich die Ergebnisse des Formulierens ersetzt werden. In der Schreibaufgabe-9 Adressatenwechsel (Abb. 5.18) erfassen wir die Situation, dass ein Fließtext als Entwurf vorliegt, der an einen neuen Adressatenkreis angepasst werden soll. Was hier interessiert, sind die verschiedenen Optionen auf der Ebene der Anpassungsstrategien. Die Adressaten selbst sind als Adressatenrollen verstanden (Experten oder Nichtexperten; 42 Entscheider, Ratgeber oder Nutzer; Lernende oder Professionelle). Neben dem verfügbaren Fachwissen spielt das erwartbare Alltagswissen ebenfalls eine Rolle. Auf keinen Fall sollte die Textkompetenz vergessen werden. Erfahrene Textleser profitieren von einem Text in anderer Weise, als ungeübte Leser es tun können. Dies gilt ebenfalls für die Nutzung zusätzlicher metakommunikativer Kommentare, mit denen die 42 Experten sind charakterisiert durch das Merkmal „Fach-Wissenskompetenz“. Dies bedeutet, dass z.B. Spezialisten des Faches A im Fach B als Nichtexperten eingeordnet sind. In diesem Sinne sind fachfremde Wissenschaftler ebenfalls Laien. Gleichwohl können sie Alltagsexperten sein. Rothkegel.indd 221 09.11.09 14: 08 222 Kapitel 5 Textstruktur transparent gemacht wird. Der Umgang mit solchen Metainformationen setzt einen gleichzeitigen kognitiven Einsatz auf mehreren Ebenen voraus. TA (Textausgangszustand) = Entwurf: Alt-Text Zweck = neuen Leserkreis anvisieren Strategie = Umadressieren • Optionen gemäß Fach-Wissenskompetenz (z.B. Granularität der Wissensbestände, Gebrauch von Termini und Paraphrasen) • Optionen gemäß Nutzungskompetenz (Vorerfahrung) • Optionen gemäß Alltagskompetenz (z.B. Analogien und Inferenzen im Hinblick auf Lebenserfahrungen, Gebrauch von Beispielen, Metaphern, narrativen Strukturen) • Optionen gemäß Textkompetenz (z.B. Textstruktur durch metatextuelle Repräsentationen wie Baumstrukturen oder MindMaps vermitteln) • Optionen gemäß Sprach- und Kulturkompetenz (Lokalisieren, Neutralisieren, Beachtung von internationalen Normen, z.B. zur Übersetzung von Signalwörtern ISO 3864) TZ (Textzielzustand) = Entwurf: Neu-Text Abb. 5.18 Schreibaufgabe-9: Adressatenwechsel Eine spezifische Art der Umadressierung liegt vor, wenn die Leser anderen Sprach- und Kulturkreisen angehören, als es die ursprünglich anvisierten Leser sind. Technische Dokumentationen als Teile von technischen Produkten wandern wie diese im internationalen Warenverkehr durch die globalisierte Welt. Im Hinblick auf die Texte gibt es zwei Bearbeitungsweisen: die Internationalisierung durch Neutralisieren aller regionalen und nationalen Charakteristiken oder die Lokalisierung durch Hervorhebung der kulturellen Spezifika. 43 5.4.5 Visualisieren: Informieren durch Bilder Zur Vermittlung von Inhalten verwenden wir Zeichensysteme: Sprache, Bilder, Töne. Die Charakteristik des Zeichens ist für alle drei Zeichensysteme gleich. Immer geht es um die Relation zwischen Inhalt und Form. Einer sprachlichen, visuellen oder akustischen Form ist per Konvention 43 Die Berücksichtigung kultureller Aspekte in der Technikkommunikation gewinnt zunehmend an Bedeutung. Eine generelle Perspektive vertreten Corbolante (1992), Wang (2000), Riehl (2001); die Rolle der „höflichen“ Adressierung hebt Kirkmann (1989) hervor; die Überlappung mit Übersetzungsproblemen wird insbesondere unter dem Aspekt der Softwarelokalisierung erfasst, wobei es um das Wording der Menü- und Dialogstrukturen geht. Dieser Bereich ist wiederum selbst durch den Einsatz von Softwarewerkzeugen geprägt: Esselink (2000), Schmitz/ Wahle (2000), Reineke/ Schmitz (2005). Zur Analyse und Bewertung von lokalisierten Webseiten vgl. Nitsche (2005), zur Bewertung von Translation-Memory-Systemen, die bei der Übersetzungsarbeit eingesetzt werden, vgl. Ottmann (2004). Rothkegel.indd 222 09.11.09 14: 08 223 Textproduktion eine Bedeutung zugeordnet. Mit Wörtern verbinden wir eine bestimmte Wortbedeutung, Verkehrszeichen oder Sicherheitszeichen verstehen wir als Aufforderungen, ein Klingelton vom Handy signalisiert uns, dass uns jemand sprechen möchte. Die Basis mit der Relation von Form und Bedeutung ist den Zeichensystemen gemeinsam, dennoch unterscheiden sie sich in ihrem Leistungsspektrum. Manches lässt sich besser sprachlich, manches besser visuell ausdrücken. So geht Argumentieren nur mit sprachlichen Mitteln, räumliche Beziehungen von Objekten sind leichter visuell darzustellen. Quantitative Vergleiche werden in einer Tabelle übersichtlich, zeitliche Beziehungen zwischen Ereignissen sind dagegen klarer zu identifizieren, wenn zum Bild Sprache hinzukommt. Während im Text die Informationen im zeitlichen und gerichteten Nacheinander geordnet sind, gilt in der visuellen Darstellung das Prinzip der Gleichzeitigkeit in der räumlichen Anordnung. 44 Die Frage, ob Sprache oder Bild oder beides kombiniert die optimale Bedeutungsvermittlung leisten, ist nur relativ zu beantworten. Im Einzelfall muss entschieden werden. Dem Argument, Bildern sei der Vorzug zu geben, weil man unabhängig von einer Einzelsprache ist, steht das Argument gegenüber, dass auch Bilder „gelesen“ und verstanden werden müssen, wenn die Bedeutungsvermittlung funktionieren soll. 45 Nichtsdestotrotz spielen Visualisierungen zunehmend eine wichtige Rolle bei der Wissensvermittlung. 46 Insofern arbeiten wir die Schreibaufgabe-10 Visualisieren (Abb. 5.19) etwas ausführlicher aus. Aufgelistet sind wiederum die Optionen, die als Strategien des Visualisierens in Betracht kommen. Als Ausgangspunkt für Visualisierungsaufgaben legen wir den Fließtext in der Entwurfsphase fest. Bevor wir visualisieren, müssen wir uns über 44 Der zunehmenden Bedeutung und Vielfalt von Visualisierungsmöglichkeiten in der Technischen Dokumentation wird im Sammelband von Hennig/ Tjarks-Sobhani (2003) Rechnung getragen. Speziell auf die Visualisierung von Instruktionen gehen Molitor-Lübbert (1996, kognitiver Ansatz) sowie Winn (1988) und Nestler (2007, linguistischer Ansatz) ein. Zu den Werkzeugen vgl. AVIDES Media (2005). 45 Vgl. Ballstaedt (1995), Kress (1996), Doelker (2002). 46 Visualisierungen eignen sich zur Konstruktion, Darstellung und Vermittlung von Wissen, zum fachlichen Bild Kalverkämper (1993), zur Wissensvermittlung Zelazny 1994, Dress/ Jäger (1999), Mandl/ Fischer (2000), Schmitz/ Wenzel (2002), Juettner (2003), Müller (2003), Keller (2005), Lankau (2007), zur Visualisierung von Textprozessen Tonfoni/ Rothkegel (2007), Gerzymisch-Arbogast (2007). Insofern haben sie in den Wissenschaften eine lange Tradition. Dies gilt ebenfalls für die Technikkommunikation in der Praxis. Zu den bekanntesten Vertretern, die mit Bildern arbeiteten, gehört Leonardo da Vinci (1452-1519). Er führte die Zentralperspektive ein, des Weiteren die Beachtung der Größenverhältnisse, Referenzbuchstaben und die Erweiterung des Bildes durch erläuternden Text. Auch die so genannten Explosionszeichnungen mit mehreren Parallelachsen, die Einblick in das „Innenleben“ einer Maschine vermitteln und noch heute verwendet werden, gehen auf ihn zurück (Schwender 2003). Richtungweisend ist ebenfalls der Chemnitzer Bürger, Arzt und Bürgermeister Georgius Agricola. Posthum erschien 1554 die Publikation De Re Metallica, in der Objekte und Verfahren der Metallgewinnung (im Erzgebirge) verbal und visuell dargestellt werden (Agricola 2003). Mit den Holzschnitten ist das Werk gleichermaßen als Instruktionstext wie auch als künstlerisches Dokument zu lesen. Auch DIN beschäftigt sich mit der Handhabung von Bildern. DIN V 8418 fordert generell, dass Texte durch Bilder unterstützt werden sollen. Vorschläge zur Vereinheitlichung von Piktogrammen finden sich in DIN 30 600. Rothkegel.indd 223 09.11.09 14: 08 224 Kapitel 5 die zu vermittelnden Informationen klar geworden sein. Weiterhin geht es um Darstellungskonventionen 47 , Visualisierungsfunktionen 48 , Optionen zum Gegenstandsbezug 49 mit Referenz, Ganzes-Teil-Relation, räumliche Distanz und Nähe, Dimensionalität und Größenverhältnisse, Gruppierung, Verkettung, Netzbildung, Gerichtetheit. 50 Weiterhin spielen Visualisierungsformen wie z.B. Punkt, Linie, Viereck, Dreieck, Quader, Kreis, Ellipse, Spirale, Pfeil, aber auch 3D-Formen und Farben 51 eine wichtige Rolle. Schließlich ist generell die Relation zwischen Sprache und Bild zu beachten. Hier unterscheidet man Wiederholung, Komplementarität, Ergänzung und Diskrepanz. 52 TA (Textausgangszustand) = Entwurf: Alt-Text Zweck = Informationsvermittlung Strategie = Visualisieren • Optionen zu Visualisierungstypen (Darstellungskonventionen = Abbild/ Foto, Zeichnung, symbolisches Piktogramm, Diagramme zur Darstellung von Vergleich von Zahlenwerten, Schemabild, Bildserien und Comics) • Optionen zu Visualisierungsfunktionen (Reduktion von Komplexität, Bedeutungstransfer, Konkretisierung für einen erleichterten Zugang, Identifikation mit Erkennbarkeit und Unterscheidbarkeit von Objekten, Interpretation mit Einordnung in ein Deutungsschema, Modellierung für Theorie und Praxis) • Optionen zum Gegenstandsbezug (Referenz, Ganzes-Teile-Relation, räumliche Distanz und Nähe, Dimensionalität und Größenverhältnisse, Gruppierung, Verkettung, Netzbildung, Gerichtetheit) • Optionen zu Visualisierungsformen (geometrische Figuren wie Punkt, Linie, Viereck, Dreieck, Quader, Kreis, Ellipse, Spirale, Pfeil; 3D-Formen; Farben) • Optionen zur Sprache-Bild-Relation (Wiederholung, Komplementarität, Ergänzung, Diskrepanz; Beschriftung und Untertitelung) TZ (Textzielzustand) = Entwurf: Neu-Text Abb. 5.19 Schreibaufgabe-10: Visualisieren Insgesamt gilt für alle Visualisierungen, dass der Gegenstand oder Sachverhalt immer nur unvollständig erfasst werden kann. Ebenfalls ist zu beachten, dass die Perspektive mit der Festlegung des Betrachterstandpunktes eine zentrale Rolle spielt. 47 Ausführliche Darstellung in Ballstaedt (2007); zu Piktogrammen Bauer (2006), Münz-Koenen/ Fetscher (2006), Frotscher (2006, Sammlung von gängigen Symbolen); zu Comics Eisner (1995), als Ratgeber Franck/ Stary (2006). 48 Zur Verwendung von Visualisierungen in der Forschungsarbeit Kemp (2002), Hamilton (2005). 49 Es geht darum, den Gegenstandsbereich aussagekräftig - aber nicht realistisch - darzustellen. 50 Eine anschauliche und dabei witzige Darstellung aller wichtigen „Bedeutungen“ von Bildern im Bereich von Bedienungsanleitungen findet sich in Mijksenaar/ Westendorp (2000). 51 Farben werden häufig situationell und kulturell bestimmte Symbolwerte zugeordnet: Bartel (2003). 52 Vgl. Schrader (1991),Fix/ Wellmann (2000), Straßner (2002), Stöckl (2004), Hake-Michelmann/ Michelmann (2007). Rothkegel.indd 224 09.11.09 14: 08 225 Textproduktion 5.4.6 Kann es etwas weniger sein? Eine in der Praxis der Textarbeit häufig vorkommende Schreibaufgabe ist die Veränderung des Textumfangs. Aus einem Langtext soll ein Kurztext gemacht werden oder umgekehrt, aus einem Kurztext ein Langtext. Verändert wird der Textparameter „Quantität“. Wir beschränken uns im Folgenden auf den Fall des Kürzens. Die Umfangsvergrößerung erfolgt durch die entsprechende Umkehrung des Vorgehens. Bei der Verkürzung des Textes geht in der Regel Information verloren. Man muss sich also entscheiden, auf welche Informationen verzichtet werden soll. Ein anderer Aspekt betrifft die Verdichtung (Kondensation). Hierbei bleiben die Informationen erhalten, wobei sich allerdings die Komplexität der sprachlichen Gestaltung erhöht (Satzger 1999). Schreibaufgabe-11 Kürzen (Abb. 5.20) fasst einige Optionen zusammen. Wir beziehen uns wieder auf den Entwurf als Langtext, der zum Kurztext wird. 53 TA (Textausgangszustand) = Entwurf: Langtext Zweck = Umfang ändern Strategie = Kürzen • Auslassen von Wörtern (Spezifikationen, Details, Bewertungen, Kommentare; die Kernaussage bleibt erhalten; da die Information der ausgelassenen Wörter verloren ist, sollten keine Schlüsselwörter ausgelassen werden) • Auslassen von Sätzen, die für die Themenentfaltung nicht relevant sind • Selektion von Sätzen (erhalten bleiben Themensätze, Zitate, Aufhänger/ Teaser, Metaphern) • Selektion von Teiltexten (Rahmen, vom Ende her, Beispiele); wichtige Teiltexte bleiben in ihrer Form erhalten) • lexikalisch-syntaktische Umformulierung ( mit Informationsverdichtung: Komposita, Partizipialkonstruktionen, Nominalisierung, Koordination, Pronominalisierung) • Umformulierung in andere Textformen (Abstract, Zusammenfassung in referierender oder indizierender Funktion, Tabelle, Grafik) TZ (Textzielzustand) = Entwurf: Kurztext Abb. 5.20 Schreibaufgabe-11: Kürzen Beim Auslassen von Wörtern oder Sätzen muss dennoch die Kernaussage erhalten bleiben. Was wegfällt, sind Spezifikationen, Details, Bewertungen, Kommentare. Beim Auslassen oder Wegstreichen von Textteilen gibt es folgende Kandidaten: vom Ende her (journalistisch), Rahmen (Situierung, Hintergrund), Beispiele (Erklärung), Exkurse (Nebenthemen). Die in der Vorgehensweise umgekehrte Strategie orientiert sich an Sätzen bzw. 53 Kurztexte als Sekundärtexte können auf der Basis der Relation zum Primärtext weiter unterschieden werden: Abriss (wesentliche Punkte), Annotation (kurze Inhaltsangabe), Auszug (Aneinanderreihung von Teilen des Primärtextes), Exzerpt oder Kurzfassung (ersetzt Lesen des Primärtextes). Zu den Verfahren des Zusammenfassens vgl. Keseling (1993), Wansorra (1997). Rothkegel.indd 225 09.11.09 14: 08 226 Kapitel 5 Textteilen, die aus dem Text unter dem Aspekt, dass sie wichtige Informationen enthalten, herausgesucht werden. Dazu gehören Themensätze, Zitate, Aufhänger, Metaphern. Die Verkürzung des Textes ist auch auf der morphologisch-syntaktischen Ebene möglich. Dabei bleibt der Inhalt erhalten. Häufig tritt an die Stelle der Explizitheit die Implizitheit, d.h. die nicht thematisierte Information muss beim Lesen rekonstruiert werden. Der „Einsparung“ auf der Produzentenseite entspricht also ein kognitiver „Mehreinsatz“ auf der Rezipientenseite. Dies trifft zu bei Komposita (Ersetzung von Phrasen oder Sätzen durch ein Wort, wobei die Beziehung zwischen den Wortteilen rekonstruiert werden muss, z. B. Diebstahlschutzsystem = System, das vor Diebstahl schützt; Komfortsystem = System als Gesamtheit der Einrichtungen, die zu den Komfortleistungen gehören). Nominalisierungen lassen eine Mehrdeutigkeit zu im Hinblick auf Vorgang und Endprodukt (Beispiel: Färbung der Stoffe = a) wie Stoffe gefärbt werden, b) welche Farbe die Stoffe nach dem Prozess haben). Partizipialkonstruktionen entsprechen Sätzen und sparen die Nennung von Subjekt und finiten Verbformen ein (die vom Generator im Kraftwerk erzeugte Spannung). Koordinationen (Kardanwellen- und Differenzsollmoment). Pronominalisierung erspart den Bezug auf die Referenten, kann allerdings je nach Kontext zu Mehrdeutigkeit des semantischen Bezugs führen. Eine im Sprachgebrauch häufig vorkommende Form der gezielten Textverkürzung ist die Zusammenfassung bzw. der Abstract. Während der Abstract eine Art Plan des erst zu erstellenden Langtextes darstellt, steht eine Zusammenfassung in Relation zu einem bereits vorhandenen Langtext. Die Zusammenfassung kann „referierend“ oder „indizierend“ sein. Die referierende Zusammenfassung folgt der Struktur des Primärtextes, z.B. durch Nutzung der gleichen Überschriften, aber unter Weglassung von Textteilen und generalisierenden Neukonstruktionen. Die indizierende Zusammenfassung ordnet den Primärtext in einen übergeordneten Zusammenhang ein und bringt neue kommentierende Information ein, die aus Wissen und Einstellung des/ der AutorIn der Zusammenfassung stammt. Die Inhalte des Primärtextes als solche bleiben dagegen vage. Solche Kurztexte haben die Funktion, die Entscheidung zum Lesen oder Nichtlesen zu erleichtern. Rothkegel.indd 226 09.11.09 14: 08 227 Textproduktion 5.4.7 Bitte ein anderes Medium! Die folgende Situation ist nicht selten. Wir haben vor einiger Zeit eine Dokumentation im Printformat erstellt. Viel Zeit und Energie sind in die Arbeit geflossen. Jetzt hätten wir sie gerne im Online-Format, weil wir sie ins Netz stellen möchten. Wie gehen wir vor, welche Aufgaben stehen an? 54 Zunächst trennen wir die inhaltlichen Aufgaben und die technische Ausführung, die von den jeweiligen technischen Ressourcen abhängt. Die inhaltlichen Aufgaben, die durch die Merkmale des interaktiven Mediums gegeben sind, bleiben davon unabhängig. Das Konvertieren als Übergang vom mono-linearen zum multi-linearen Text setzt einige Veränderungen am Printtext voraus. 55 In der Schreibaufgabe-12 Konvertieren (print online) in Abb. 5.21) fassen wir die wichtigsten Strategien zusammen. Die Textzustände der Bearbeitung sind die Präsentationen aus Phase V des Textproduktionsmoduls II. TA (Textausgangszustand) = Präsentation Printtext Zweck = Textkonversion Strategie = entlinearisieren und verknüpfen • Portionieren (Gesamtfragestellung aufteilen in übersichtliche Informationsschwerpunkte; durch Generalisierung vorhandene Makrostruktur im oberen Hierarchiebereich erweitern) • Fragmentieren (kleinere Themeneinheiten als Topics bilden, die den Themenschwerpunkten zugeordnet sind; Auflösung von Kohäsionsrelationen über Topics hinweg, z.B. Pronominalisierungen) • Fokussieren und Kondensieren (je Topic einen Punkt hervorheben und durch Kürzung den Topic insgesamt verdichten) • Links setzen (Hypertextbasis als Verweisstruktur konstruieren, Informationsflüsse über Navigationspfade bestimmen; Anforderung in Bezug auf Mehrwert (Nutzungskomfort) beachten: Zugriffsstruktur mit Ein- und Ausstiegspunkten planen und vorbereiten) • Textvernetzung herstellen (durch Links zu anderen Texten) • Metainformation bereitstellen (Verzeichnisse, Übersichtskarten, Navigations- und Orientierungshilfen) • Design für die inhaltlich angemessene Bildschirmpräsentation (Informationsteil, Steuerteil mit Dialogführung, Verarbeitungsteil mit Ein- und Ausgabefelder, Anzeigeteil für Meldungen) TZ (Textzielzustand) = Präsentation Hypertext Abb. 5.21 Schreibaufgabe-13: Konvertieren (print online) 54 Die kognitiven Grundlagen für die Gestaltung von Multi-Media-Produkten werden in Hasselhorn (2001) beschrieben, zu den Strukturierungsprinzipien vgl. Hackos-Stevens (1997), Heyer/ Wolff (1999). Praxisorientiert sind das Hypertext-Handbuch von Kitzmann (2006) sowie die Empfehlungen von Degener (1998) und Nielsen/ Tahir (2009). Speziell auf die Anwenderfreundlichkeit von Webseiten gehen Lutz (1996) und wiederum Nielsen (2004) ein. Hinweise auf Softwareunterstützung bei der Hypertexterstellung finden sich in Ehrer (1995). 55 Vgl. Knopp (2000), Hasselhorn (2001), Ballstaedt (2002), Blatt/ Hartmann (2004), Perrin/ Kessler (2005), Thies (2005). Rothkegel.indd 227 09.11.09 14: 08 228 Kapitel 5 Die Konversion insgesamt betrifft fünf Ebenen: die Miniaturisierung der Themeneinheiten im Vordergrund (Nutzerschnittstelle), die gleichzeitige Vernetzung und Monumentalisierung des Ganzen im Hintergrund, die Ersetzung der Nutzerführung durch eine Interaktionsstruktur, die zusätzliche Verfügbarkeit sekundärer Texte als Ergänzung des Primärtextes und schließlich die vermehrte metatextliche Information zur Orientierung des Nutzers im Leseprozess. 5.5 Modul IV: Optimieren (Textqualität) Was sollen wir testen und optimieren am Text? Was ist gut, was ist schlecht? Der Begriff der Textqualität bietet uns einen Bezugsrahmen mit Blick auf die Adressaten: die Verständlichkeit zielt auf die Leser, Gebrauchstauglichkeit und Gebrauchsfreundlichkeit zielen auf die Nutzer. Doch wie können wir Textqualität überhaupt erfassen? 5.5.1 Ist der Text gut? Gut für wen? Der Begriff der Qualität, der unter industriellen Gesichtspunkten und mit Blick auf Produkte und Serviceleistungen entwickelt worden ist, wird auch auf Texte angewendet. Dabei geht es um Textqualität. Im alltagssprachlichen Gebrauch spricht man von der Güte eines Produkts, wofür graduelle Unterschiede angenommen werden. Im Hinblick auf den Fachbegriff unterscheidet man Produktqualität und Prozessqualität. Bei Letzterer geht es darum, dass die Durchführung festgelegter Prozesse den Qualitätsstandard bestimmt. In allen Fällen werden Anforderungen formuliert, die zumindest bis zu einem gewissen Prozentsatz erfüllt sein müssen. 56 Die Qualitätsprüfung von Texten bezieht die Textverständlichkeit ein, unterliegt aber Umgangsweisen, wie sie in Bezug auf industrielle Produkte üblich sind. Die produzierten Texte werden getestet und bewertet. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten: das Abarbeiten von Checklisten oder das so genannte „usability testing“, den Test der Gebrauchstauglichkeit. Da sich dieses Konzept deutlich von dem der Verständlichkeit unterscheidet, behandeln wir dieses Thema gesondert im nächsten Abschnitt. Checklisten, die auch häufig in Softwarewerkzeugen realisiert sind, basieren in der Regel auf gängiger Praxiserfahrung und Rezeptwissen („best practice“). Ein großer Nachteil von Checklisten ist die Gemischtheit der verschiedenen 56 Zum Qualitätsbegriff und den Methoden der Qualitätsprüfung im Bereich der Technischen Dokumentation vgl. Hennig/ Tjarks-Sobhani (2000), Göpferich (2004a), in Bezug auf Multimedia-Produkte Merx (1999), zum Qualitätsmanagement Zollondz (2002). Rothkegel.indd 228 09.11.09 14: 08 229 Textproduktion Textparameter, die dabei angesprochen werden. Verbesserungen werden dabei nur punktuell durchgeführt. 57 Eine Systematik, die dem Textakteur Orientierung darüber gibt, an welcher „Baustelle“ er im Text gerade arbeitet, erfordert dagegen die Bezugnahme auf ein Textmodell sowie ein Textproduktionsmodell. Was den Text betrifft, so gehört die Textverständlichkeit zu den Anforderungen, die ein guter Text erfüllen muss. Sie zielt auf die Adressaten als Leser oder Hörer. Doch wie können wir feststellen, dass und ob ein Text verständlich ist, ob er mehr oder weniger verständlich ist als ein anderer Text und ob es Indikatoren gibt, an denen wir die Verständlichkeit messen können. Der Wunsch nach Verständlichkeit wird häufig und gerne geäußert. Doch wenn es so einfach und nur der gute Wille dazu notwendig wäre, müsste der Wunsch nicht ständig wiederholt werden. Ein Text mag dem einen Leser verständlich erscheinen, dem anderen Leser aber nicht. Von der Sache her haben wir es mit Abhängigkeiten zwischen Texteigenschaften und Lesereigenschaften zu tun. Diese Konstellation eröffnet eine Zone von Unbestimmtheiten und Faktoren, die miteinander in Konflikt stehen. Rezepte funktionieren hier nicht. Dennoch gibt es nachvollziehbare Erkenntnisse darüber, was zur Verständlichkeit eines Textes beitragen kann. Es gibt zwei Methoden: messen und testen. Bevor wir darauf näher eingehen, beschäftigen wir uns zunächst mit der Wahrnehmung als Vorstufe des Verstehens. Zunächst müssen wir den Text lesen (können), bevor wir ihn verstehen. Hier unterscheidet man die Leserlichkeit und die Lesbarkeit eines Textes. Leserlichkeit liegt vor, wenn die Schriftzeichen gut erkennbar und unterscheidbar sind. Wir sprechen vom „Druckbild“ oder einem „Blindtext“, wenn wir den Text zwar als Textform, aber ohne Bedeutungszuordnung wahrnehmen. Bereits auf dieser Ebene von Typografie, Zeilenlängen und Zeilenabständen, Zwischenräumen, Schriftgrößen und Farben lassen sich Textsorten erkennen. So können wir vom Erscheinungsbild her leicht einen Geschäftsbrief und ein Firmenportal im Internet unterscheiden. Auch der Umgang mit den Eigenschaften des Mediums ist wichtig. So gilt z.B. die Vermeidung von Scrollbars am Bildschirm als Merkmal der Leserlichkeit. Von Lesbarkeit (readability) sprechen wir, wenn wir etwas messen können. Hier spielt die Lesegeschwindigkeit als Messgröße eine Rolle. Entscheidend sind Wortlängen (Silbenanzahl), Satzlängen (Anzahl von Wörtern im Satz), der Anteil ein- und mehrsilbiger Wörter sowie die Geläufigkeit bzw. Seltenheit von Wörtern (im Vergleich zu Frequenzlisten). Die genannten Parameter sind abzählbar, die Lesbarkeit als solche also messbar. Auf der Grundlage eines Lesbarkeitsindexes (Lesbarkeitsformel) 57 Vgl. auch die Kritik zu Checklisten aus diesen Gründen in Sauer (1995, 150). Rothkegel.indd 229 09.11.09 14: 08 230 Kapitel 5 kann man entsprechend die Güte der Lesbarkeit eines Textes festlegen. Dieses Verfahren wird aber auch im Hinblick auf seine Aussagekraft kritisch betrachtet, insbesondere wenn es mit der Verständlichkeitsbeurteilung in Beziehung oder sogar gleich gesetzt wird. 58 Textverständlichkeit wird als eine Eigenschaft des Textes betrachtet, Textverstehen gilt dagegen als eine kognitive Interaktion zwischen Leser und Text. Beide Anätze haben miteinander zu tun, werden aber dennoch aus methodischen Gründen als verschiedene Konzepte behandelt. 59 So kann die Verständlichkeit eines Textes das Textverstehen von Lesern fördern, deren Kompetenz kann aber wiederum eine geringe Verständlichkeit kompensieren, indem eigenes Wissen „in den Text getragen“ wird. Entsprechend können Experten mit einem wenig verständlichen Text noch gut etwas anfangen, während Nichtexperten möglicherweise auch von einem gut verständlichen und sogar kurzen Text nur wenig Gewinn haben. Wir haben es hier mit einem Bereich zu tun, in dem viele Faktoren zusammenkommen, deren Abhängigkeiten untereinander im Vorhinein nicht bestimmbar sind. Beim Textverstehen kommt es auf Aufmerksamkeit, Wissen, Erwartung und Einstellung sowie auf die Emotionen an, mit denen ein Text gelesen wird. Zur Textverständlichkeit gehören Parameter wie Kohäsion, Kohärenz, lineare Abfolge, Vor- und Rückverweise sowie Strukturanzeigende Lesehilfen. Es können Konflikte entstehen, z.B. zwischen Kürze, Präzision und sachlicher Vollständigkeit, zwischen Einfachheit und Korrektheit. In diesem Sinn stehen uns keine Rezepte zur Verfügung, die Verständlichkeit und Verstehen garantieren. 60 58 Die Grundannahme ist die, dass Kürze in Bezug auf Wort-, Satz- und Textlängen entscheidend für die Textverständlichkeit ist. Dass man gerne auf auszählbare Parameter dieser Art setzt, z.B. in Ratgebern, ist nachvollziehbar, zumal diese Annahme durch die „magische Zahl Sieben“ verstärkt wird. Sie bezieht sich auf ein altes Gedächtnisexperiment von Miller (1956) und die Übertragung der Ergebnisse auf die in den USA patentierte Methode des Information Mapping (IMAP). In der Praxis wird häufig auf diese Methode des Strukturierens von Informationen verwiesen. Sie ist mit der quantitativen Beschränkung auf sieben Einheiten leicht umzusetzen (Böhler 2008, 145-147). Das Portionieren von Informationen ist bestimmt eine hilfreiche Strategie, doch die Berufung auf das Experiment wirft Fragen auf. Dazu ist zunächst zu sagen, dass man das Behalten von Ausdrücken (wie im Experiment) nicht gleich setzen kann mit dem Verstehen von Texten, wobei mental neue Zusammenhänge von Sachverhalten aufgebaut werden (vgl. auch die Kritik in Jansen 2002). Dazu verweisen wir auf die Diskussion der Tragfähigkeit verschiedener Textverstehens- und Verständlichkeitsmodelle vor dem Hintergrund kognitiver und Situationsbezogener Ansätze in Rickheit/ Strohner (1999). 59 Die Relation zwischen Textverständlichkeit und Textverstehen wird linguistisch in Spillner (1995), psychologisch in Christmann/ Groeben (1996) behandelt. Als Parameter der Textoptimierung spielt die Verständlichkeit in etlichen Arbeiten eine Rolle: Groeben/ Christmann (1989), Antos/ Augst (1992), Meutsch (1992), Sauer (1995) und van Vaerenbergh (2007) zur Verständlichkeitsanalyse, Strohner/ Brose (2002) in der Erweiterung auf Kommunikationsoptimierung. Beiträge zur Rolle der Verständlichkeit in der Technischen Dokumentation sind im Sammelband von Hennig/ Tjarks-Sobhani (1999) zusammengestellt, vgl. auch Rothkegel (1999b) und Franz (1999, Analyse von EDV-Handbüchern). 60 Wenn es solche Rezepte gibt, führen sie eher zu einer falschen Sicherheit, als dass sie eine verlässliche Hilfe bieten. Die Professionalität bei der Textarbeit besteht vielmehr im Abwägen und Ausbalancieren der textuellen Mittel in Relation zur Kommunikationssituation. Rothkegel.indd 230 09.11.09 14: 08 231 Textproduktion Faktoren, die die Verständlichkeit von Texten fördern, werden empirisch oder theoretisch erforscht. Die als Hamburger Verständlichkeitsmodell bekannt gewordenen Untersuchungsergebnisse beziehen sich auf Tests, in denen Testpersonen eine Reihe von vorgelegten Texten hinsichtlich ihrer Verständlichkeit nach vier vorgegebenen Dimensionen bewerten: Einfachheit der Formulierung (Lexik, Syntax), Gliederung und lineare Ordnung (Textstrukturen), Kürze und Prägnanz, und schließlich zusätzliche Stimulanz, also Attraktivmacher, die den Leser zum Weiterlesen motivieren. 61 Textverstehen ist eine kognitiv-soziale Aktivität der Leser. In kognitiver Perspektive gesehen kommen dabei zwei Aspekte zum Tragen: die Art der Repräsentation dessen, was verstanden wird, und die Art der Verarbeitungsschritte. Zu den Repräsentationen gehören linguistische Textrepräsentationen, semantische Netze, Frames oder Schemata, die auf mentalen Modellen vom Gegenstand oder Sachverhalt beruhen. „Einen Text verstehen“ bedeutet, eine Repräsentation des Dargestellten mental verfügbar zu haben. Dies bedeutet nicht, dass man solche Schemata oder Netze grafisch darstellen muss, sondern dass der in den Darstellungen erfasste Zusammenhang präsent ist. Die grafische Darstellung gehört dagegen zum Handwerkzeug in der professionellen Textarbeit. Der Aufbau solcher Repräsentationen basiert auf einer konstruktiven Zusammenfügung von eigenem Wissen und den Anregungen aus dem vorliegenden Text. Dies ist ausschließlich eine Leistung des Lesers. 62 5.5.2 Ist der Text brauchbar? Wo stecken mögliche Fehler? Verständlichkeit zielt auf den Leser, Gebrauchstauglichkeit oder Brauchbarkeit auf den Nutzer. Beide Rollen dürften in vielen Fällen in ein und derselben Person vereinigt sein. Als Leser baut sie mental eine Vorstellung vom Objekt oder der Nutzungshandlung auf, als Nutzer wendet sie dieses Wissen auf das präsente Objekt an, wobei sich beides wechselseitig beeinflusst. Während bei der Optimierung der Verständlichkeit die Vorstellung besteht, dass ein an sich sachlich korrekter Text für die Rezeption verbessert wird, schaut man bei der Optimierung der Gebrauchstauglichkeit auf mögliche Defizite und Fehler. Der Text wird im Hinblick auf seine Verwendungstauglichkeit für einen Zweck außerhalb des Textes, d.h. rein 61 Das Modell ist in 1. Aufl. 1974 publiziert worden. Wegen der Resonanz ist es mehrfach neu aufgelegt worden, in der letzten Version in Langer et al. (2002). Modifikationen finden sich in Groeben (1982) und Göpferich (2002). 62 Schnotz (1994) entwickelt auf dieser Basis eine Theorie des Textverstehens. Ballstaedt (1997) formuliert die entsprechenden Verarbeitungsebenen: Erkennung der Wörter, Nachvollzug der lokalen Kohäsion (z.B. der Koreferenz), Elaboration der Inhalte (Kohärenz- und Inferenzbildung) sowie der Aufbau einer Makrostruktur, in der ein (neuer) Textzusammenhang konstruiert wird. Rothkegel.indd 231 09.11.09 14: 08 232 Kapitel 5 funktional betrachtet. Nun könnte man einwenden, wenn ein Text nicht ausreichend verständlich ist, dann kann er auch nicht funktional eingesetzt werden. Dies ist zweifellos richtig und wir kommen am Ende des Abschnitts darauf zurück. Dennoch lassen sich die beiden Perspektiven trennen, da es jeweils andere Gesichtspunkte sind, die die Beschäftigung mit dem Text leiten. Beim Test der Gebrauchstauglichkeit des Textes geht es darum, inwieweit der Text, insbesondere eine Gebrauchsanleitung, die Lösung einer Aufgabe befördert oder behindert. Zweifel sind begründet. So bringt es Schweibenz (2000) im Titel seiner Untersuchung „Wie hilfreich ist ein Hilfeagent? “ auf den Punkt. Geeignet für Tests sind vor allem Instruktionstexte, bei denen eine Überprüfung von Erfolg oder Misserfolg der Handlungen am Produkt leicht möglich ist. Ein Instruktionstext wird Versuchspersonen zusammen mit dem jeweiligen technischen Produkt vorgelegt. Beobachtet wird, ob und wie und in welcher Zeit die Aufgabe gelöst wird (z.B. Einstellung eines digitalen Weckers oder eines Videorecorders oder die Installation einer Software). Natürlich ist zu fragen, ob eine Installation deswegen nicht gelungen ist, weil es Probleme bei der Ausführung gab oder weil man einige Fachausdrücke nicht verstanden hat oder weil das mentale Modell vom Raum nicht zur Realität gepasst hat, also falsch war. Wie lässt sich das unterscheiden? Hier werden die aus der Schreibforschung bekannten Methoden des gleichzeitigen „lauten Protokollierens“ oder nachträglicher Befragung angewandt, um eine deutliche Differenzierung zu treffen. Bei der Überprüfung der Gebrauchstauglichkeit (Benutzungstauglichkeit/ usability) steht die Effektivität im Vordergrund. Es geht darum, ob das anvisierte Ziel erreicht wird. Die Garanten dafür sind Aspekte wie die Genauigkeit der Beschreibung, eine geeignete Granularität mit entsprechender Detailtiefe, die Eindeutigkeit zeitlicher und räumlicher Zuordnungen der Teile, Vollständigkeit von Handlungsabläufen, Korrektheit bei der Angabe von Bedingungen, Voraussetzungen und Folgen sowie von Maßen. Als Gebrauchsfreundlichkeit (Benutzungsfreundlichkeit/ ergonomy) werden Merkmale genannt, die die Effizienz betreffen. Dabei geht es um den Aufwand, der erforderlich ist, um das betreffende Ziel zu erreichen. Erfasst werden hier z.B. die Anzahl der Links, die ein Nutzer anklicken muss, bevor er an die gewünschte Information gelangt. Kommt er gar nicht dorthin oder läuft er ins Leere („Waisenlinks“), besteht ein Mangel hinsichtlich der Tauglichkeit. 63 Insbesondere für den Aufbau und die Gestal- 63 Begriffliche Vermischungen gibt es aber auch hier. Die DIN-Norm DIN EN ISO 9241, 11 (S. 4) packt Effektivität und Effizienz zur „usability“ und fügt außerdem noch die Komponente der „Zufriedenstellung des Nutzers“ hinzu. Das Gerät ist also nicht nur brauchbar und komfortabel zu bedienen, sondern der Nutzer arbeitet auch gerne damit, so lauten die Bewertungsmaßstäbe. Rothkegel.indd 232 09.11.09 14: 08 233 Textproduktion tung von Benutzerschnittstellen (Interfaces) und vollständigen Webseiten (web usability) sind eine Reihe von Vorschlägen gemacht worden, die die Gebrauchstauglichkeit und -freundlichkeit gewährleisten sollen. 64 Dazu gehören Aufgabenangemessenheit, Selbstbeschreibungsfähigkeit, Steuerbarkeit, Erwartungskonformität, Fehlerrobustheit, Individualisierbarkeit und gute Erlernbarkeit. 65 Neu dazugekommen ist die „Barrierefreiheit“, d.h. die Zugänglichkeit zu allen Informationsangeboten „für alle“, auch für Nutzer mit Behinderungen. 66 Der Test und die Bewertung (Evaluation) von Texten können sich, wie in Beispielen kurz angedeutet wurde, auf höchst unterschiedliche Dimensionen und den damit jeweils verbundenen Aufwand beziehen. Dies reicht vom Korrekturlesen zur Kontrolle von sachlicher Korrektheit und Vollständigkeit, von Checklisten bis hin zu gezielten Fehleranalysen und schließlich zu Tests in den eigens dazu eingerichteten Testlabors. 5.5.3 Revidieren, Korrigieren und Reparieren, Adaptieren Das Optimieren von Dokumenten ist ein in der Praxis des Schreibens übliches Verfahren. In der Regel können wir nicht davon ausgehen, dass die Erstproduktion eines Textes ein zufrieden stellendes Ergebnis bringt. Dabei treffen die prinzipiellen Möglichkeiten der Textbildung auf die Zwecke, Erwartungen und Wünsche derer, für die der Text als Adressaten gedacht ist. Als Maßstab gelten Normen, Standards, Vereinbarungen oder vorgegebene bzw. ausgehandelte Qualitätsanforderungen. Diese sind allerdings nicht so einfach zu fassen, wenn von derart vagen Begriffen wie Verständlichkeit oder Gebrauchstauglichkeit die Rede ist. Uns interessiert dabei die Frage, wie wir zu einer konkreten Eingrenzung der relevanten Schreibaufgaben kommen können. Was im Text kann im Hinblick auf welche Ziele durch welche Mittel verändert werden, so dass ein Mehr an Qualität und ein Weniger an Schwächen, Mängeln oder direkten Fehlern das Ergebnis ist. Der Übergang vom Ausgangszustand des Textes zum neuen Zielzustand muss begründet spezifiziert werden. Änderungen am Text sind an- 64 Zur Gebrauchstauglichkeit bzw. Gebrauchsfreundlichkeit von Dokumentationen, auch für Webseiten vgl. Nielsen (1996), Hackos/ Stevens (1997), Manhartsberger/ Musil (2001), Wyss (2002), Schweibenz/ Thissen (2003), Hennig/ Tjarks-Sobhani (2007). 65 Nielsen (1996, 275) nennt fünf Kriterien für Benutzerfreundlichkeit: einfach zu erlernen, effizient in der Benutzung, leicht zu behalten, niedrige Fehlerrate, gefällig in der Benutzung. 66 Vgl. Klante (2007). Dies ist eine Festlegung des World Wide Web Consortiums (W3C, 2006), die die Richtlinien dazu in den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG2) veröffentlicht haben. Mit dem Web 2.0, das unbeschränkte Mitwirkung der Nutzer bei Aufbau und Gestaltung der Internetseiten ermöglicht und dazu ermuntert, ist die Anwendung des Gesetzes des barrierefreien Zugangs zu den Kommunikationsmitteln auf das WWW eine natürliche Konsequenz. Rothkegel.indd 233 09.11.09 14: 08 234 Kapitel 5 sonsten immer denkbar und möglich und führen nicht automatisch zu Verbesserungen. Wir wollen wissen, mit welcher Zielvorstellung wir ändern. Auch gibt es Risiken, die zu beachten sind. So kann die ursprünglich kohärente und konsistente Struktur zerstört werden, die Relationen der Basiskonzepte können durcheinander kommen, das thematische Profil kann verwässert werden, neue Fehler können sich einschleichen. In unserer Schreibaufgabe-13 Optimieren (Abb. 5.22) unterscheiden wir drei Strategien des Optimierens: revidieren, korrigieren und reparieren sowie adaptieren. TA (Textausgangszustand) = Präsentation (Alt-Text) Zweck = Textoptimierung Strategie-1 = revidieren • Optionen zu Fachlichkeit, Adressatenbezug (Verständlichkeit, Gebrauchstauglichkeit, Gebrauchsfreundlichkeit) • Optionen zur Arbeit an Wissensbestand, Makrostruktur, Sequenzstruktur, Formulierung, Präsentation • Optionen zu sprachlichen oder visuellen Mitteln der Realisierung Strategie-2 = korrigieren und reparieren • Optionen zu sachlicher und formaler Korrektheit • Optionen zur Arbeit an Wissensbestand, Formulierung, Präsentation • Optionen zu sprachlichen und visuellen Mitteln der Realisierung Strategie-3 = adaptieren (kulturell) • Optionen zur Arbeit an Wissensbestand, Sequenzstruktur, Formulierung, Präsentation • Optionen: lokalisieren (kulturell spezifizieren), internationalisieren (neutralisieren) TZ (Textzielzustand) = Präsentation (Neu-Text) Abb. 5.22 Schreibaufgabe-13: Optimieren (a) Revidieren: Wir gehen von einem schwachen Text aus, dessen Niveau durch Revision erhöht werden kann (Rau 1994, Ballstaedt 1999). Dazu wiederholen wir eine Phase der Textproduktion, als Konsequenz davon möglicherweise auch die folgenden Phasen. Wir machen also einen Schritt in der Textarbeit, den wir oder jemand anders bereits schon einmal durchgeführt haben. Dies tun wir mit erhöhter Aufmerksamkeit genau für diese Phase und wählen andere Mittel der sprachlichen oder visuellen Realisierung. Revisionen sind unterschiedlich aufwändig, unabhängig davon, welche Wirkung sie erzielen. So kann die unaufwändige Änderung der Farbe des Bildschirmhintergrundes zu größerer Akzeptanz der Website führen, während eine aufwändige Umstrukturierung der thematischen Teile möglicherweise die Verständlichkeit des Textes erhöht, sich aber nicht auf die Frequenz der Besuche auswirkt, weil der Textzusammenhang als Ganzes für die Nutzer irrelevant ist, z.B. bei einem elektronischen Lexikon, wo die konsistente Struktur vor allem für die Erstellung wichtig ist (vgl. Hass 2005). Rothkegel.indd 234 09.11.09 14: 08 235 Textproduktion Die Akzeptanz durch Leser und/ oder Nutzer bildet die Leitschnur, an der sich Revisionen orientieren. Dies betrifft sowohl die Verständlichkeit als auch die Gebrauchstauglichkeit bzw. Gebrauchsfreundlichkeit, die eher in graduellen Abstufungen einzuschätzen sind. Betroffen sind alle Textebenen und alle Textparameter. Die Veränderungen als solche zielen auf Qualitätsmerkmale, für die es entweder einen generellen Konsens der Bewertung gibt (z.B. ansprechend, anschaulich, klar) oder die operationalisiert und entsprechend festgelegt werden (z.B. kurz, konsistent, ohne Fremdwörter). (b) Korrigieren und Reparieren: Wir gehen von einem defekten Text aus, also von einem Text, der Fehler hat. Fehler sind von unterschiedlicher Tragweite. So beeinträchtigt ein Orthografiefehler normalerweise nicht das Verständnis, möglicherweise aber den Lesefluss (Effizienzminderung) und das Image des Produzenten (soziale Identifikation bzw. Sanktion). Eine sachliche Unkorrektheit bei einer Maß- oder Mengenangabe oder bei der räumlichen Zuordnung von Produktteilen kann dagegen weitreichende Konsequenzen haben und Schäden verursachen. Als Fehler sind ebenfalls fehlende Einheiten oder Informationen einzustufen. So liegt z.B. ein Instruktionsfehler vor, wenn versäumt wurde, eine mögliche Gefahr und deren Vermeidung zu nennen. Zu den sprachlichen Fehlern gehören ebenfalls Beschreibungs- und Benennungsfehler (z.B. stimmt die Benennung nicht zum Begriff). Ist ein Fehler relativ leicht zu erkennen und kann durch eine richtige Einheit mental oder real ersetzt werden, bleibt ein Text immer noch verständlich und gebrauchstauglich. Häufen sich die Fehler und es entstehen daraus neue Fehler und Fehlerketten, verliert der Text an Verständlichkeit und Gebrauchstauglichkeit. In diesem Fall reicht eine einfache Korrektur durch Ersatz, Tilgung und/ oder Ergänzung nicht. Durch eine Reparatur muss der Text in eine verständliche und gebrauchstaugliche Form gebracht werden, d.h. bestimmte Phasen der Textproduktion müssen rekonstruiert werden. Dabei stellt sich, wie immer bei anstehenden Reparaturen, die Frage, ob der Aufwand lohnt. Ein defekter Text kann als Ergebnis von Übersetzungen entstehen, die maschinell oder unprofessionell hergestellt werden. Die Reparatur entspricht einer Post-Edition. Voraussetzung dazu ist eine Fehleranalyse. Diese bezieht sich auf den Bereich Lexik (falsche Wortwahl, falsche Lesart, falsche Wortklasse, falsche Wortkomposition), Syntax (falsche Attribute, falscher Satzbau, unvollständiger Satz, falsche Koordination oder Subordination), falsche oder fehlende Pronominalisierung, fehlerhafte Konnexion, falsche Vor- und Rückwärtsbezüge). Die Fehleranalyse ist nicht trivial, wenn ein Fehler zu Folgefehlern geführt hat und die Fehlerkette rekon- Rothkegel.indd 235 09.11.09 14: 08 236 Kapitel 5 struiert werden muss, um die inhaltliche Aussage des Textes quasi „auszugraben“. Andererseits gibt es „typische“ Fehler, die voraussagbar sind, wenn die Entstehungsbedingungen für den Text bekannt sind. In diesem Sinne spricht man auch von systematischen Fehlern und Fehlertaxonomien, die bei den Fehlermeldungen in der Mensch-Computer-Interaktion eine wichtige Rolle spielen (Prümper 1994). (c) Adaptieren: Wir gehen davon aus, dass der Text „nicht passt“. Er passt nicht in die Kommunikationssituation, für die er eigentlich vorgesehen ist und muss an diese Situation „angepasst“ werden. Dies kommt vor, wenn stilistische Unstimmigkeiten vorhanden sind (z.B. informeller vs. formeller Stil) oder wenn in der interkulturellen Kommunikation die kulturellen Charakteristika und Unterschiede nicht beachtet sind. Beide Situationen sind in gewisser Weise ähnlich. Die im Text realisierten Standards sind verschieden von den Gewohnheiten der Rezipienten des Textes. Dies kann sich auf Maßeinheiten, Währungen, Symbole, Ausdrucksweisen, Bildgewohnheiten, Themen oder auch kommunikative Strategien beziehen. Für den globalisierten Warenverkehr mit den mehrsprachigen produktbegleitenden Dokumenten hat sich hierzu ein eigener Zweig der Übersetzungspraxis herausgebildet: die Lokalisierung von Produkten und Dokumenten. Insbesondere spielt die Softwarelokalisierung eine bedeutende Rolle, insofern Benutzerschnittstellen und Menüführung als sprachliche Komponenten des Produkts Software an die lokalen Bedingungen des jeweiligen Nutzerlandes angepasst werden (vgl. 5.4.4). Das Optimieren von Texten kann generell als Re-Produzieren verstanden werden. Teile, einzelne Phasen oder der gesamte Produktionsprozess werden zum wiederholten Male Gegenstand der Textarbeit. 5.6 Modul V: Textmanagement Texte werden nicht nur produziert, modifiziert oder optimiert, sondern sind selbst Objekte der Dokumentation. Welche Aspekte des Textwissens sind relevant? Welche Metainformation ist gut für welchen Zweck? Nehmen wir folgende Szenarios der Textarbeit an: a) Wir suchen einen Text mit bestimmten Inhalten, b) wir möchten unsere Texte systematisch ordnen, um sie wieder auffinden zu können, c) auch sollen sie in die Prozesse der Arbeitsumgebung, den Workflow, sinnvoll eingebunden sein. Allen drei Szenarios ist gemeinsam, dass der Text selbst und nicht das Wissen im Text Gegenstand des Interesses wird. Wir gehen nun mit dem Text wie mit einem Produkt um. Wir betreiben Textmanagement. Dazu benötigen wir spezifische Meta-Informationen sowie Strategien für Rothkegel.indd 236 09.11.09 14: 08 237 Textproduktion ihren Einsatz. Die in Frage kommenden Aufgaben sind allerdings sehr verschieden. In unserer Schreibaufgabe-14 Text dokumentieren (Abb. 5.23) behandeln wir drei Strategien: Indexieren, Klassifizieren und Annotieren, die wir im Sinne des Textmanagements zusammenfassen. Die beteiligten Informationsarten sind referierend oder indizierend. Beim Indexieren geht es darum, dass ein Text auf der Basis ausgewählter Ausdrücke, die im Text selbst vorkommen, identifiziert wird. Indizierende Metainformationen beim Klassifizieren und Annotieren sagen etwas über den Text oder Textteile aus, die zur weiteren Verwendung eingesetzt werden sollen. 67 TA (Textausgangszustand) = Präsentation Zweck = Textdokumentation Strategie = indexieren • Optionen: Themen in Schlüsselbegriffe (Deskriptoren) auflösen; • Optionen: Schlüsselbegriffe mit semantischen Relationen und Benennungen im Thesaurus organisieren • Optionen: Index herstellen TZ (Textzielzustand) = Index Strategie = klassifizieren • Optionen: Merkmale und Klassifikationssysteme in Abhängigkeit von Material und Aufgaben festlegen • Archivstruktur festlegen • Optionen: relevante Textmerkmale festlegen • Optionen: Textmerkmale in Metadaten oder Annotationen überführen • Verwaltung der Klassifikationssysteme (Datenbank) TZ (Textzielzustand) = Dokumentenbeschreibung (z.B. für Archiv) Strategie = annotieren • Optionen: Taxonomie der Dokumenttypen erstellen (DTD, Document Type Definitionen festlegen) • Optionen: Text insgesamt oder Textelemente markieren und Beschreibungskategorie zuordnen • Optionen: Versionierung (Angaben zu Version und/ oder Varianten, Status „abgeschlossen“/ “in Bearbeitung“, Verfallsdatum) TZ (Textzielzustand) = annotierter Text Abb. 5.23 Schreibaufgabe-14: Text dokumentieren a) Indexieren: Starten wir mit der Anwendung. Jemand recherchiert zu einem bestimmten Thema und erinnert sich, dass dieses Thema bereits mehrfach in verschiedenen Abteilungen bearbeitet worden ist. Hilfreich wäre es in dieser Situation, wenn die betreffenden Texte bzw. die relevanten Teiltexte verfügbar wären. Nehmen wir weiter an, dass es ein Archiv gibt, 67 Zum Indexieren vgl. Booth (2001), Brodmüller-Schmitz (2002), Villiger (2008). Zum Information Retrieval generell Frakes et al. (1992), Gaus (2005). Linguistisch motivierte Textannotationen werden in Lobin (1999) und Lobin/ Lemnitzer (2004) behandelt. Rothkegel.indd 237 09.11.09 14: 08 238 Kapitel 5 in dem die Texte gesammelt und aufbewahrt sind. In unserem Kontext soll es unwichtig sein, ob das Archiv in digitaler Form oder als Sammlung von Papierordnern vorliegt. Die Frage, die uns interessiert, richtet sich auf das Vorgehen, mit dem man gezielt einen Text identifizieren kann, ohne ihn zuvor gelesen zu haben. „Indexieren“ heißt die Methode, auch „Indizieren“ genannt. Man legt ein Inventar von Ausdrücken („Indizes“, „Deskriptoren“, „Schlüsselwörter“) fest, die das Thema anzeigen und deren Vorkommen im gesuchten Text wahrscheinlich ist. Für ein Thema wie Thermodynamik kämen Ausdrücke wie Abwärme, Energiegefälle, Wirkungsgrad usw. in Betracht. Solche Indizes werden in einer Inventarliste (Index) gesammelt und stehen für den automatischen Abgleich mit den Texten zur Verfügung. Auf die technische Organisation des Textabgleichs gehen wir in unserem Kontext nicht ein. 68 Linguistisch interessant und nicht unproblematisch ist die Auswahl solcher Indizes, die zu Treffern führen sollen. Ein Treffer liegt vor, wenn die „richtigen“ Texte, d.h. die brauchbaren, wieder aufgefunden werden. Zunächst bieten sich die Schlüsselwörter an. Sie stehen für Themenwörter, sind aber wenig spezifisch. Dies hat zur Folge, dass zu viele Texte identifiziert werden. Also braucht man weitere Eingrenzungen, z.B. die Berücksichtigung von semantisch nahen Ausdrücken wie Ober- und Unterbegriffen, Ganzes-Teil-Relationen, Synonymen, eventuell Kombinationen von allen. Auch Wortkompositionen und Mehrwortausdrücke sollten einbezogen werden. Die anfänglich überschaubaren Listen mit Einzelwörtern entwickeln sich auf diese Weise zu semantisch komplexen Gebilden und müssen ihrerseits organisiert und verarbeitet werden. Die angemessene Organisationsform hierzu bildet die Struktur eines Thesaurus. Die Nähe zur Terminologiearbeit wird sichtbar. 69 b) Klassifizieren: Die Verwaltung von Texten 70 in Archiven hat zwei Zwecke: die systematische Ordnung der Texte in der Abspeicherung sowie das Auffinden einzelner Texte nach festgelegten Suchkriterien. Hier sind Klassifikationen und Klassifikationssysteme gefragt, die für die jeweilige Weiterverarbeitung von Texten relevant sind. Entsprechend werden ihnen Dokumentbeschreibungen als Metadaten zugeordnet. Ähnlich wie beim 68 Hierzu werden verschiedene Verfahren eingesetzt. Automatisierte Verfahren, wie sie zur Bearbeitung durch Suchmaschinen im Internet verwendet werden, sind in Jackson/ Moulinier (2007) ausführlich beschrieben. Neben der Volltextsuche (Ausdrücke des Indexes müssen mit Ausdrücken im Text übereinstimmen) sind ebenfalls die vorausgehende Ausstattung der Texte mit Metadaten (Attributierung zum Gesamttext) oder Annotierungen (Auszeichnung der als Indizes in Frage kommenden Ausdrücke im Text) üblich. In diesen Fällen werden auch beim Indexieren indizierende Metainformationen verwendet. 69 Die Indizes oder Deskriptoren können in einem Thesaurus in strukturierter Form gesammelt und gespeichert werden. Ein Thesaurus ist eine semantische Organisationsstruktur für Fachbegriffe, in der unterschiedliche Arten von semantischen Bezügen zwischen der Begriffen systematisch erfasst werden; vgl. Wendt (1997). 70 Hier, insbesondere auch im Bereich von Dokumentation und Bibliothekswesen, spricht man in der Regel von Dokumenten. Rothkegel.indd 238 09.11.09 14: 08 239 Textproduktion Indexieren entstehen neue Aufgaben in der Weise, dass diese Metadaten selbst eine Struktur bilden, die es zu organisieren und zu verwalten gilt. In den Disziplinen der Dokumentations- und Bibliothekswissenschaften gehören solche Systematiken und spezifischen Dokumentbeschreibungssprachen zum Fach. 71 Als linguistischer Beitrag zur Dokumentenbeschreibung bieten sich u.a. Klassifikationsansätze zur Textsortenbestimmung an, die für Suchanfragen interessant sein können. Dies trifft z.B. auf Dokumente oder Dokumentteile zu, die deswegen von Interesse sein können, weil sie beispielsweise Pro- oder Contra-Argumentationen hinsichtlich der Einführung einer innovativen Technologie enthalten. Das Merkmal „argumentative Themenentfaltung“ wäre dabei das Selektionskriterium. Die Auswahl der Dokumente könnte weiterhin gesteuert werden durch Klassenmerkmale wie „Kundenzeitschrift“, „Geschäftsbericht“ oder „Unternehmens-Website“. Selektionskriterien dieser Art setzen eine entsprechende manuelle Indexierung der betreffenden Dokumente voraus, die mit XML-Techniken bearbeitet werden. 72 Suchanfragen, die sich etwa auf das Erstellungsdatum eines Dokuments beziehen (Frage: welche Dokumente sind im Monat x des Jahres y erstellt worden? ), können dagegen in automatisierten Verfahren bearbeitet werden, wenn das Datum bei der Aufnahme der Dokumente berücksichtigt worden ist. Dies gilt ebenfalls für die Angabe zum Verfallsdatum, d.h. die Geltungsdauer oder Aktualität des Dokuments kann begrenzt und automatisiert überprüft werden. Erwünschte Suchanfragen und die Art der Klassifikationssysteme bedingen sich gegenseitig. Insofern richtet sich die Festlegung der Dokumentenbeschreibung nach den Aufgaben, die in einem Arbeitsbereich vorkommen. Eine klassifizierende Dokumentenbeschreibung ist ebenfalls die Basis für die Anlage eines Archivs. Ziel ist die geordnete Speicherung der Dokumente, die das Wiederauffinden (Retrieval) garantiert. Zwecke können die Wiederverwendbarkeit oder ein Nachweis sein, der eventuell aus juristischen Gründen erforderlich ist. Aus diesen Gründen muss ebenfalls der Pflicht der Aufbewahrung Rechnung getragen werden, sofern es sich um archivierungswürdige Dokumente handelt. Auch in diesem Fall hängt die Art der Dokumentenbeschreibung vom Zweck des Archivs ab (Schenk 2008). Im Folgenden skizzieren wir ein Szenario, das sich auf die Textarbeit im Bereich der Erstellung von Produktinformationen bezieht. Hier werden 71 Neben den üblichen formalen bibliografischen Angaben wie Autor, Publikationsort, Datum der Publikation usw. spielen hier wiederum Fachklassifikationen und deren Erfassung in Schemastrukturen mit Attribut-Wert-Paaren eine Rolle (Gaus 2005). 72 Vgl. Rothfuss (2002), Eckstein/ Eckstein (2004). Rothkegel.indd 239 09.11.09 14: 08 240 Kapitel 5 sehr unterschiedliche Informationsarten behandelt, die mit den laufenden Veränderungen des Produkts (z.B. neue Produktversion) selbst, aber auch mit neuen Normen und Bestimmungen oder modernisiertem Design aktualisiert werden müssen. Anstatt dass das gesamte Dokument bearbeitet wird, gestattet seine Aufteilung in Teiltexte die gezielte Aktualisierung bestimmter Abschnitte, während die anderen Teile in ihrer bisherigen Form wieder verwendet werden können. Das anstehende Problem besteht in der Segmentierung der Teiltexte. Nach welchen Kriterien sollen die Informationsarten unterschieden und die Teiltexte voneinander getrennt werden? Als eine der Möglichkeiten, die die übliche Mehrfachadressierung solcher Dokumente auswertet, bietet sich die Trennung nach den Adressatenrollen an: Nutzer (Endnutzer), Entscheidungsträger, Servicepersonal (Beratung), Wartungspersonal, Reparaturdienst, Entsorgungspersonal usw. Dabei könnte weiter spezifiziert werden, ob es sich bei den Nutzern um gelegentliche Nutzer oder um Nutzer handelt, die ständig mit dem Produkt arbeiten, des Weiteren ob es sich um Lerner oder Profis handelt. Die Abgrenzung der Textteile aufgrund der Adressatenmerkmale führt automatisch zur Differenzierung der dokumentierten Handlungen und diese wiederum zur Differenzierung der involvierten Produktteile oder Funktionen. Bei Produktveränderung gestattet ein derartig aufgebautes Dokumentenarchiv schnelle Entscheidungen im Hinblick auf erwünschte Textmodifikation oder Wiederverwendung. c) Annotieren: Klassifikationen von Dokumenten oder Teiltexten aus ihnen sind die Voraussetzung für die Wiederverwendbarkeit von Wissensbeständen und Texten oder Teiltexten im Arbeitsablauf (Workflow). Hier dominiert die Sicht auf Prozesse. 73 Softwaregestützte XML-Techniken, 74 mit denen Dokumente und einzelne Dokumentelemente mit Metadaten ausgezeichnet werden, gehören zu den Strategien der Textarbeit am Arbeitsplatz. Diese erfolgt in Teams und Kooperationen, in Projektarbeit mit verschiedenen Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der involvierten Personen, möglicherweise webbasiert und ortsunabhängig, in mehreren 73 Die Mehrfachverwendbarkeit von Daten ist z.B. das Funktionsprinzip des Single Source Production. Aus einer Quelle, einer Art Basistext, werden mit entsprechender Modularisierung mehrere Textausführungen in verschiedenen Ausgabeformaten erstellt (Closs 2007). 74 XML (Extensible Markup Language) ist eine Auszeichnungssprache (Annotationssprache), die eine variable Definition der Tags (Auszeichnungseinheiten) gestattet. Dazu gehören die Festlegungen der Beschreibungskategorien gemäß der DTD (Document Type Definition). Vorbild ist HTML (Hypertext Markup Language), die als standardisierte Kennzeichnungen der Seitenformate zum plattformunabhängigen Dateientransfer verwendet wird. Sie ermöglicht es, dass wir einen Text im gleichen Seitenformat erhalten, in dem er versendet worden ist. Standards dieser Art gehen auf die „Text Encoding Initiative (TEI)“ zurück (www.tei-c.org/ index.xml). Eine Zwischenstufe zwischen HTML und der variablen XML ist SGML (Standardized and Generalized Markup Language). Die Reichhaltigkeit der dadurch eröffneten Möglichkeiten für die interpretierte Markierung der Textelemente wird in der Literatur ausführlich beschrieben, u.a. Lobin (1999), Mehler/ Lobin (2004). Rothkegel.indd 240 09.11.09 14: 08 241 Textproduktion Sprachen und kulturabhängig. Solche Konstellationen erfordern wiederum ein eigenes Management, das durch entsprechende Softwaresysteme unterstützt wird. In diesem Zusammenhang tauchen Ausdrücke (häufig abgekürzt) auf wie Informationsmanagement mit spezifischen Informationsarchitekturen, Content-Management-Systeme (CMS, Hackos 2002), Dokumenten-Management-Systeme (DMS, Götzer et al. 2004), Übersetzungs- Management-Systeme (ÜMS) bzw. Global-Management-Systeme, die Mehrsprachigkeit und Lokalisierung mit einbeziehen. Dokumente erhalten dabei den Status von Massenprodukten, im Vordergrund stehen Quantität und kurze Durchlaufzeiten. Ein Risiko besteht darin, dass aus dem Blickfeld gerät, welche Inhalte manipuliert werden und wie diese Inhalte überhaupt zustande kommen. Bei den Dokumenten unterscheiden wir neben den verschiedenen Textzuständen weiterhin Versionen und Varianten. Versionen beziehen sich auf verschiedene Fassungen des Textes, die durch Sprachen, durch den Grad der Vollständigkeit und Abgeschlossenheit und durch ein Erstellungs- und Verfallsdatum gekennzeichnet sind. Varianten sind gekennzeichnet durch die Anpassung von Inhalten oder Design an bestimmte Adressatengruppen, z.B. als kundenspezifsche oder personalisierte Ausprägungen (customizing). Die Aktionen entsprechen den Aktionen der fünf Module der Textarbeit mit ihren jeweiligen Spezifikationen. Gemäß dieser Aufteilung können die einzelnen Teilaufgaben in Teams verteilt, in ihren Abhängigkeiten von Input- und Outputerwartung zeitlich koordiniert und schließlich auch bewertet werden. Die Skizze der einzelnen Szenarios macht deutlich, dass sowohl referierende als auch indizierende Methoden sinnvoll eingesetzt werden können. Sie dienen zu Identifikation und Retrieval von Einzeltexten, zur Archivierung von Textsammlungen und schließlich auch zur systematischen Einbindung in Arbeitsprozesse mit Wieder- oder Weiterverwendung der Texte bzw. Textteile in Arbeitsabläufen. 5.7 Zusammenfassung Die theoretischen Grundlagen zu Produktwissen (Kapitel2), Kommunikationsräumen (Kapitel 3) und Textstrukturen (Kapitel 4) werden im Kapitel 5 auf die praktische Textarbeit angewendet. Kern der Textarbeit ist eine modulare Systematik, die vollständig, aber auch in Teilen genutzt werden kann. Den Ausgangspunkt bilden ein Überblick zur Forschung, eine Betrachtung zum Verhältnis von Theorie und Praxis sowie zu Standardi- Rothkegel.indd 241 09.11.09 14: 08 242 Kapitel 5 sierungstendenzen. Dabei kommen Normen und Ratgeber in den Blick, aber auch Werkzeuge und Computer-Modellierungen in der industriellen Textproduktion. Vor diesem Horizont wird ein Modularisierungskonzept der Textarbeit vorgestellt. Zentral ist die Idee der Arbeit mit definierten Textzuständen, die in festgelegten Schritten in neue Textzustände transformiert werden. Die Übergänge von einem zum nächsten Textzustand werden durch 14 Schreibaufgaben als Muster veranschaulicht. Das Vorbereitungsmodul (Modul I), das jedem anderen Modul vorausgeht, fixiert das Textprofil durch Spezifikation der relevanten Textparameter. Das Textproduktionsmodul (Modul II) besteht aus fünf Phasen, die die Entwicklung vom Null-Text bis zum Präsentationsformat abbilden und entsprechend aufeinander aufbauen. Das Textmodifikationsmodul (Modul III) sieht sechs Arten der gezielten Veränderung eines existierenden Textes durch den Wechsel einer der Textparameter vor. Das Optimierungsmodul (Modul IV) fasst zwei Perspektiven der Textqualität zusammen (Verständlichkeit und Gebrauchstauglichkeit). Schließlich erfasst das Textdokumentationsmodul (Modul V) drei Szenarien für den Umgang mit Dokumenten als Ganzheiten (Indexieren, Klassifizieren und Annotieren). Die Modularisierung der Textarbeit vermittelt einen theoretisch fundierten Rahmen für die vollständige oder teilweise Anwendung mit oder ohne Hilfswerkzeuge. Entsprechend können die einzelnen Schreibaufgaben in Abhängigkeit der konkreten Aufgabenstellung modifiziert und spezifiziert werden. Schlüsselwörter: Schreibaufgabe (Adressatenwechsel, Formulieren, Funktionswechsel, Konvertieren, Kürzen, Optimieren, Präsentieren, Sequenzieren, Thematisieren, Text dokumentieren, Themenwechsel, Textprofil festlegen, Visualisieren, Wissensarbeit) Technische Dokumentation (Normen, Standardisierung) Textarbeit (Modularisierung, Textakteur, Texthandlung, Textmanagement, Textmodifikation, Textoptimierung, Textproduktion, Textqualität, Textverständlichkeit, Textzustand) Literaturauswahl zu zentralen Themen: Der Bereich der linguistisch, d. h. am Text orientierten Textproduktion wird abgedeckt durch de Beaugrande 1984, Krings/ Antos 1992, Rothkegel 1993b, Sharples/ van der Geest 1996, Göpferich 2008. Die Schreibdidaktik orientiert sich vor allem an psychologischen und schreiberbezogenen Ansätzen wie Becker-Mrotzek/ Schindler 2007, Kruse 2007, Mohr 2005, Perrin/ Kessler 2005, Zimmermann 2005. Einblicke in die Dokumentenerstellung mit Bezug zur Praxis der Technischen Kommunikation finden sich in Bühring/ Schwender 2007, Closs 2007, Göpferich 2004, 2005, Grünwied 2007, Hennig/ Tjark- Rothkegel.indd 242 09.11.09 14: 08 243 Textproduktion Sobhani 1999, 2000, 2003, Hoffmann et al. 2002, Juhl 2005, Knopp 2000, Krings 1996, Villiger 2002, Muthig 2008, Thiele/ Böcher 2008. Zusätzlich zu Aufgaben der Standardisierung vgl. Lehrndorfer 1999, 2005; zu Normen: Gabriel 2003, Herzog/ Mühlbauer 2007, Klein 2005, DIN Taschenbuch 351, 2008 und speziell zum Webdesign Nielsen 1996 und Nielsen/ Tahir 2009. Rothkegel.indd 243 09.11.09 14: 08 6 H ori zo nte d e r Te c h nik kommu nik atio n „Spiel mit Technik“, so lautet der Titel einer Ausstellung und des gleich betitelten Katalogs, die 2006/ 2007 im Deutschen Technikmuseum Berlin und 2007 im im Technischen Museum Wien gezeigt wurde (Poser et al. 2006). Aber nicht nur Spiel, Illusion, Fantasie oder Unterhaltung sind die Stichwörter, die sich mit der Vorstellung von Technik verbinden. Andere Konzepte sind die der Nützlichkeit und wieder andere die der Machbarkeit. Diese Konzepte oder auch Modelle bestimmen, welche Art von Technik entwickelt wird, wie wir als Nutzer damit umgehen und letztlich auch, wie wir über Technik und Technikgebrauch sprechen und schreiben. Der Begriff der Technikkultur bietet sich an, wenn wir die verschiedenen Sichtweisen und Kommunikationsgewohnheiten in einer übergreifenden Perspektive zusammenfassen. 1 1 Die Betrachtung von Technik als Teil der Kultur bzw. als Domäne mit eigener Kulturbildung ist eine Sichtweise, die zunehmend diskutiert wird, u.a. Zimmerli (2005). Die Sicht auf die Einflüsse von Kultur(en) auf Technik und Technikvermittlung setzt dagegen einen etwas anderen Akzent, vgl. Beiträge in Hubig/ Poser (2007) und Rösch (2008). Rothkegel.indd 244 24.11.09 11: 32 245 Horizonte Betrachten wir „Kultur“ (wie bereits in Kapitel 3) als das Selbstverständliche, das Unreflektierte, und beziehen dieses Selbstverständliche auf die Objekte (Artefakte) und die Kommunikation, die sich im Umgang mit den technischen Artefakten entwickeln, so ergeben sich spezifische Zugänge zu den technisch geprägten Lebensformen. Die Kommunikation über Technik hinterlässt Spuren und konkrete Zeugnisse, die im Hinblick auf die verwendeten Begrifflichkeiten, auf die Konstruktion von kohärenten Wissenszusammenhängen und Fragestellungen sowie auf kommunikative Handlungen und Haltungen betrachtet werden können. Damit stellen wir Technik und Technikgebrauch in einen Kontext von Vermittlung und Verständigung. Technik und Techniknutzung erscheinen in diesem Kontext als soziale Prozesse. Eine Reihe von Disziplinen hat Anteil an den Kommunikationsereignissen. Die Technikgeschichte untersucht die Entwicklung technischer Innovationen und ordnet sie in die parallelen gesellschaftlichen Entwicklungen ein. Technischer Fortschritt wird durch sie beeinflusst und er beeinflusst diese wiederum (Metz 2006). 2 Die Technikphilosophie widmet sich der Reflexion über Technik in der Sicht von außen (Hubig 2006, 2007; Fischer 2004). Rationalität und das Mögliche der Mittel zu definierten Zwecken werden kritisch hinterfragt. 3 Schließlich wird die Technologisierung auch der Kunst und Wissenschaft als den eigentlich „zweckfreien“ Domänen zugeordnet (Bippus/ Sick 2005). Auch wenn das vorliegende Lehrbuch Themen dieser Art nicht aufgreift, stellt es dennoch ein Instrumentarium zur Verfügung, mit dem Modelle, Perspektiven, Haltungen sowie Deskriptions-, Instruktions- und Argumentationsweisen einer Technikkultur erfasst werden können. 2 Metz (2006) macht die Entwicklung an den Veränderungen fest, die durch die Übergänge vom Prinzip Werkzeug, über das System Industrie bis hin zur Automatisierung der Arbeitswelt geprägt sind. 3 In diesem Kontext erscheint auch die Thematik der Technologiefolgenabschätzung. Rothkegel.indd 245 09.11.09 14: 08 246 Glossar G lo s s a r 1 Adressatenwechsel: Die Schreibaufgabe A. gehört zum Modul der Textmodifikation, bei denen einer der Parameter des Textprofils verändert wird. Beim A. kommen die Spezifikationen zum Tragen, nach denen Adressaten bzw. Nutzer unterschieden werden: Wissensstand (Anfänger, Lerner, Experten), Alter (Kinder, Erwachsene), Berufsrolle (Entscheidungsträger, Theoretiker, Praktiker). Akteur/ Akteurin: Personen, die in Handlungen in der Mensch-Maschine-Interaktion oder in der Kommunikation darüber involviert sind (Nutzer, Textakteur). Aufgabe: Der Aufgabenbezug bildet neben Produkt- und Handlungsbezug eine der Perspektiven der Dokumentation und setzt eine Aufgabenanalyse (engl. task analysis) voraus. Dabei werden Ausgangspunkt, Strategien sowie Zwischen- und Endergebnisse der jeweiligen Arbeitsprozesse festgelegt. Bedeutung: Menschen verständigen sich mit Sprache über die „Welt“ (real oder gedacht), indem sie Bedeutung herstellen. Dies ist möglich, insofern sprachliche Einheiten als Zeichen betrachtet werden (Semantik, Referenz). Begriff: Abstrakte Vorstellung von einer Klasse von Gegenständen oder Sachverhalten. In diesem Sinne spricht man auch von Konzepten oder Denkinhalten. Wichtig ist die Unterscheidung von Begriff und Benennung, wobei Letzteres den einzelsprachlichen Ausdruck meint. Begriffe sind dagegen unabhängig von der Einzelsprache (Fachbegriffe s. Terminologie). Benennung: Gemeint ist der einzelsprachliche Ausdruck, der einem einzelsprachunabhängigen Begriff zugeordnet ist (Terminologie). Benutzungsoberfläche: Allgemein die Schnittstelle zwischen Nutzern und Maschine, die die Handhabung der Maschine durch die Nutzer ermöglicht. In Bezug auf Software sind dies der Bildschirm und die Ein- und Ausgabegeräte (Benutzerschnittstelle, Interface). Dialog: Form der Kommunikation, in der zwei oder mehrere Personen in wechselseitigen Rollen von Sprechern und Hörern agieren. Die Interaktion erfolgt in Mustern von Sprachhandlungen, die den Informationsfluss steuern (Dialoganalyse, Interaktionssequenzen). Domäne: Eingrenzung des Wissensbereichs. Hier kommt die horizontale Schichtung der Fachsprachen zum Tragen. Fachsprache(n): Neben der Terminologie gelten auch hier die Prinzipien der Umgangssprache. Allerdings gibt es verschiedene Grade der Fachlichkeit, die in der vertikalen Schichtung von der Wissenschaftssprache bis zur Sprache der Konsumtion zu beobachten ist (Fachkommunikation). Formulieren: Die Schreibaufgabe F. gehört zum Modul Textproduktion. Sie bezieht sich auf den Übergang zwischen Textstruktur (Hierarchie und Sequenz) und Fließtext. Entscheidend für die Auswahl der sprachlichen Mittel (Lexik, Syntax) sind Sachadäquatheit, Textsortenadäquatheit, Adressatenadäquatheit, Situationsadäquatheit. Wichtig ist ebenfalls der Stil als wiederholter Gebrauch typischer sprachlicher Mittel Funktionswechsel: Die Schreibaufgabe F. gehört zum Modul Modifikation. Eine in einem Text realisierte Textfunktion wird in eine andere Textfunktion überführt, z.B. Deskription zu Instruktion, Narration zu Argumentation oder umgekehrt. Als Konsequenz werden ausgewählte Wissensbestände, das Muster der sequenziellen Entfaltung sowie einzelne sprachliche Mittel ausgetauscht. Gebrauchsfreundlichkeit: Das Verhältnis von dem durch den Nutzer aufzubringenden Aufwand zur erreichbaren Wirkung bei der Anwendung eines Produkts oder Dokuments. Insbesondere geht es dabei um den Komfort und die auf menschliche Dimensio- 1 In diesem Glossar wird die Bedeutung der Schlüsselwörter, wie sie in diesem Lehrbuch verwendet werden, kurz erläutert. Synonyme und sinnverwandte Ausdrücke sind in Klammern mit angeführt. Wie die Schlüsselwörter selbst sind sie über den Index im Kontext des Lehrbuchtextes auffindbar. Die dabei kursiv geschriebenen Ausdrücke verweisen auf einen eigenen Eintrag im Glossar. Rothkegel.indd 246 09.11.09 14: 08 247 Glossar nen zugeschnittene Gestaltung, z.B. Anbringung von Schaltern oder Anzahl von Klicks bei Hypertexten (Nutzerfreundlichkeit, ergonomy). Gebrauchstauglichkeit: Grad, in dem ein Produkt oder ein Dokument seinen Zweck erfüllt. G. gehört zu den Parametern der Qualität (usability). Handlung: Intendierte Veränderung von Zuständen von Objekten oder Sachverhalten (vgl. auch Ereignisse, Vorgänge oder Prozesse als nicht-intendierte Veränderungen von Zuständen). In der Technikkommunikation spielen Objekte insbesondere die Rolle von Werkzeugen oder Mitteln, mit denen Veränderungen bewerkstelligt werden. In diesem Sinne gehören die Handlungen der Akteure zur Mensch-Maschine-Interaktion. Des Weiteren spricht man von kommunikativen Handlungen. Als Sprachhandlungen beeinflussen sie die beteiligten Personen. Wesentlich ist die Vorstellung von Zielen, auf die sich die Handlungen ausrichten. Beziehen sich die Ziele auf Texte und Textarbeit, sprechen wir von Texthandlungen. Hypertext: Eine Organisationsform von Text, die medial als online sowie im Hinblick auf die Inhalte durch eine interaktiv nutzbare Vernetzungsstruktur gekennzeichnet ist (Vernetzung durch „anklickbare“ Links). In statischer Sicht entspricht diese Struktur der Hypertextbasis (repräsentiert in der HypertextMap), in dynamischer Sicht der Struktur der Navigationspfade (Navigationsstruktur). Die Informationseinheiten sind den Bedingungen des Mediums in Inhalt und Umfang angepasst und umfassen daher relativ kleine Texteinheiten (Topic), die in der Vernetzung allerdings sehr umfangreich werden können (Webseiten, Wikis). Hypertextbasis: Hierarchische Struktur der Topics in einem Hypertext (Makrostruktur). Inhalt: Im Lehrbuch wird der Begriff im Sinne des Referenzbereiches verwendet, über den die Technikkommunikation stattfindet. Spezifikationen finden sich mit Bezug zum Wissen sowie zum Textthema. Mit Blick auf die Kommunikationstechnologie (z.B. Multimedia) geht es generell um jede Art von sprachlich, visuell oder akustisch dargestellter Information, die als Daten Gegenstand der digitalen Informationsverarbeitung sind, ohne dass ein Bezug zur Bedeutung hergestellt wird (engl. content). Interaktionssequenzen: Im Dialog bilden bestimmte Kombinationen von Sprachhandlungen typische Sequenzen (z.B. Fragen, Antworten, Nachfragen). Interaktivität: Eigenschaft des digitalen Mediums, das Input seitens der Nutzer gestattet. Klassifikation: Ordnung von Begriffen in der Ober-Unterbegriffs-Relation (Klassifikationssystem). Kommunikation: Verständigung zwischen Personen über (technische) Objekte und Sachverhalte durch sprachliche oder visuelle Zeichen. Wesentlich ist der Situationsbezug. Entsprechend werden unterschieden: - Kommunikationsform: Bestimmende Größen sind die Merkmale der Repräsentationsart der Zeichen (mündlich, schriftlich, Gebärdensprache) und die Unterscheidung von unvermittelter und (technisch) vermittelter Kommunikation (Face-to-Face-Kommunikation, Computervermittelte Kommunikation). - Kommunikationsmodell: Systematische und theorieabhängige Zusammenstellung von Elementen, Merkmalen und Relationen zu einem ausgewählten Phänomen (Modell). Die grundlegende Sender-Empfänger-Relation wird in technikorientierten und interpersonal verstandenen Kommunikationsmodellen auf unterschiedliche Weise ausgearbeitet. Bei Letzteren spielt die soziale Beziehung zwischen den Beteiligten eine zentrale Rolle. - Kommunikationssituation: Auf der Grundlage der allgemeinen Kategorien von Person, Ort und Zeit und deren Spezifikation durch Kontextfaktoren ergeben sich Maßstäbe für die Situationseinschätzung und die Einflussnahme der Beteiligten auf Zustände, Ereignisse und Handlungen. Dabei spielen Situationskontrolle (beobachtend) und Situationslenkung (eingreifend) eine wichtige Rolle. - Arbeitsplatz-Kommunikation: Ausgewählte und standardisierte Themen und Abläufe der Informationsbearbeitung kennzeichnen die Interaktion zwischen den Akteuren. Des Weiteren gibt es Aktivitäten nach außen, die in der Öffentlichkeit wirken (Unternehmenskommunikation, Corporate Identity). Rothkegel.indd 247 09.11.09 14: 08 248 Glossar - Computervermittelte Kommunikation: Fernkommunikation, bei der die Textakteure ein technisches Medium, hier den Computer (Internet und WWW), zur Überbrückung der Distanz nutzen (z.B. E-Mail, Chat, Blog, Website, Wiki). Die Bedingungen des Mediums wirken sich dabei auf die Gestaltung der Kommunikation aus. - Experten-Nichtexperten-Kommunikation: Wissensaustausch, Wissenstransfer und Wissenstransformationen spielen eine Rolle, wenn Akteure und Textakteure in den Rollen von Experten und/ oder Nichtexperten agieren. Zum Problem werden die unterschiedlichen Zugänge zum Wissen, die durch Verschiedenheit der Schemata von Fachwissen und Alltagswissen die Verständigung erschweren. - Face-to-Face-Kommunikation: Die Personen sind ko-präsent, eine mediale Vermittlung ist nicht notwendig. Insofern brauchen deiktische Verweise auf Zeit und Ort nicht thematisiert werden, wie dies in der vermittelten K. der Fall ist. - Fachkommunikation: Kommunikationsereignisse mit Bezug zu bestimmten Wissensbereichen (Domänen) innerhalb einer professionellen Umgebung. Sie ist durch Präferenzen des Sprachgebrauchs gekennzeichnet, funktioniert aber nach den gleichen Prinzipien wie die Umgangssprache (Alltagskommunikation, Fachsprache, Experten- Nichtexperten-Kommunikation). - Interkulturelle Kommunikation: Der internationale Warenverkehr bringt es mit sich, dass sowohl die Produkte als auch die sie begleitenden Dokumente in kulturell unterschiedlichen Kontexten verwendet werden. Probleme, die dadurch entstehen, beziehen sich ebenfalls auf international geführte Diskurse. Dabei sind die Probleme nicht allein sprachlicher Art, sondern haben mit unterschiedlichen Wissenssystemen und Gewohnheiten im Umgang mit Technik zu tun. - Unternehmenskommunikation: Unterschieden werden interne und externe U. Letztere zielt auf den Kontakt zu den Kunden und die gesellschaftliche Einbindung des Unternehmens. Die Corporate Identity wirkt dagegen gleichermaßen nach innen wie nach außen. Konvertieren: Die Schreibaufgabe K. gehört zum Modul der Textmodifikation. Behandelt wird die Umwandlung eines Printtextes in einen Hypertext. Dabei geht es vor allem um die Fragmentierung des Fließtextes in einzelne Topics, die miteinander in einer Netzstruktur miteinander verknüpft werden (Hypertextbasis, Navigationsstruktur). Kürzen: Die Schreibaufgabe K. gehört zum Modul der Textmodifikation. Aus einem Langtext entsteht ein Kurztext. Dabei geht es einerseits um punktuelle kleinere Kürzungen an der Textoberfläche, andererseits um inhaltlich stark verändernde Kürzungen in der Texttiefe, z.B. bei Zusammenfassungen. Makrostruktur: Hierarchische Textstruktur, die durch die thematischen Gruppierungen gebildet wird. Nach der Texttheorie repräsentiert die M. das Verständnis der Leser ab (Textrepräsentation). Mensch-Maschine-Interaktion: Sequenzielles Zusammenspiel von Aktion und Reaktion beim Umgang von Nutzern mit einem technischen Produkt. Dabei können sowohl die Aktionen als auch die Reaktionen seitens der Nutzer wie auch seitens des Geräts oder Systems durchgeführt werden. Die Optionen für diese Interaktion sind durch die technische Konstruktion festgelegt und beziehen sich auf definierte Aufgaben. Der Kontakt zwischen Nutzer und Gerät oder System wird durch die Benutzungsoberfläche hergestellt. Hinsichtlich der Ausführung unterscheidet man Grade der Gebrauchstauglichkeit und Gebrauchsfreundlichkeit. Meronymie: Hierarchische Ordnung von Objekten in Form von Ganzes-Teil-Relationen. Meronymien ordnen Sachgebiete nach der Zusammensetzung der zugehörigen Objekte. Metapher: Zuordnung von zwei Begriffen aus verschiedenen Referenzbereichen (z.B. Computer als Denkapparat, Motor als Herz), wobei bestimmte Merkmale des Ausgangsbereichs (z.B. Technik) auf den Begriff des Zielbereichs (z.B. Mensch) übertragen werden. Metaphern spielen bei der Wissensvermittlung eine wichtige Rolle. Sie fungieren als Brücke zwischen bekanntem und neuem Wissen. Modell: (Mentale) Vorstellung von einem Objekt oder Sachverhalt, in der bestimmte Aspekte oder Merkmale hervorgehoben, andere ausgeblendet sind (Schema). Rothkegel.indd 248 09.11.09 14: 08 249 Glossar Modularisierung: Zum Management der Textarbeit gehört die M. des Gesamtablaufs in einzelne Komponenten, von denen jede für sich selbstständig bestimmte Aufgaben ausführt, die sich aber alle aufeinander beziehen und insgesamt ein Ganzes bilden. Navigationsstruktur: Vernetzung von Seiten, Topics und Adressen in einem Hypertext, die den Nutzern über die angebotenen Links zur Verfügung stehen. Normen: Anforderungen an Produkte oder Prozesse im Hinblick auf festgelegte Standards. Die N. werden in fachlich qualifizierten Normenausschüssen beraten und festgelegt. Dabei spielt vor allem das Erfahrungswissen der Praxis mit herausgestellten Einzelfällen die Basis. Man unterscheidet Produktnormen und Prozessnormen, die die Abläufe der Produktion und Qualitätssicherung festlegen. Nutzer/ Nutzerin: Personen, die ein technisches Produkt im Sinne eines Werkzeugs oder Mittels für einen bestimmten Zweck gebrauchen (Nutzermodell, Nutzungsszenario, Nutzerfreundlichkeit (Gebrauchsfreundlichkeit). Nutzungsszenario: Bei der Nutzung von technischen Produkten entstehen typische Situationen, die als Konfiguration von Akteuren, Objekten und Handlungen und deren Einbindung in den Kontext erfasst werden können. Objekt: Technische Produkte werden im Kontext des Lehrbuchs durchgängig generalisiert als Objekte angesehen. Entsprechend stehen sie mit diesen allgemeinen Eigenschaften im Vordergrund. Nicht von Interesse ist die jeweilige Spezifik einzelner technischer Produkte. Optimieren: Die Schreibaufgabe O. umfasst mehrere Optionen, die sich auf die Textqualität beziehen. Diese wiederum ist festgelegt mit dem Kriterium der Textverständlichkeit einerseits und dem Grad von Gebrauchstauglichkeit und Gebrauchsfreundlichkeit andererseits. Polysem(ie): Ein sprachlicher Ausdruck verweist auf mehrere Referenten, z.B. Bus als Leitungssystem und als Fahrzeug (Referenz, Synonyme). Präsentieren: Die Schreibaufgabe P. gehört zum Modul der Produktion. Sie erfasst die letzte Phase, in der der bereits formulierte Text mediengerecht gestaltet wird. Dabei kommen mehrere Aspekte des Textdesigns zum Tragen, vor allem die Anteile und Gestaltung von Bildern und Visualisierungen, Layout und Typografie. Man unterscheidet die jeweils spezifischen Anforderungen für gedruckte Texte und Web-Design. Pragmatik: Eine Forschungsrichtung der Linguistik, die den Sprachgebrauch im Kontext thematisiert. Proposition: Basiseinheit der Satzbedeutung, die im Format der Prädikat-Argument-Struktur ausgedrückt wird: P (A 1 , …, A n ). Die Argumente entsprechen auf der syntaktischen Ebene den nominalen Einheiten im Satz. Referenz: Der Bezug von sprachlichen Ausdrücken auf Objekte (einschl. abstrakte Objekte und Personen) und Sachverhalte der Realwelt (Semantik). Schema: Konfiguration von Beschreibungskategorien, die das Wissen über Objekte oder Sachverhalte in bestimmten Kontexten kennzeichnen. Sie sind durch Erfahrungen bzw. Erwartungen geprägt. Formal werden sie dargestellt als Attribut-Wert-Paare oder anders ausgedrückt, als Leerstellen und Füller-Paare (Wissen, Wissensrepräsentation, Frame). Schreibaufgabe: Ausgangspunkt, Strategien und Ergebnis der Textarbeit werden im Hinblick auf bestimmte Textzustände festgelegt (Aufgabe, Textproduktion, Textmodifikation, Textoptimierung). Semantik: Systematik der Beschreibung von Bedeutung. Sie bezieht sich auf alle Einheiten der Sprachbeschreibung (Wörter, Sätze, Texte). Bei den Wörtern spielen Referenz wie auch Sinnrelationen eine wichtige Rolle. Die Satzbedeutung, die verschiedenen Klassen von Sachverhalten zugeordnet wird, erfasst man in der Prädikat-Argument-Struktur der Proposition. Zu den semantischen Relationen zwischen Sachverhalten gehören die Schlussfolgerungen (Inferenzen). Die Bedeutung von Texten wird auf verschiedenen Textebenen beschrieben. Sequenzieren: Die Schreibaufgabe S. gehört zum Modul Textproduktion. Sie transformiert die hierarchische Themen- und Illokutionsstruktur (Makrostruktur, Hypertextbasis) in eine lineare bzw. multi-lineare Reihenfolge der Einheiten. Im Printtext spielen vor allem Rothkegel.indd 249 09.11.09 14: 08 250 Glossar Anfang und Ende sowie Nachbarschaften eine Rolle, im Hypertext ist es die Navigationsstruktur, die die möglichen Optionen der Fortsetzung bestimmt. „Sicherheit“: Ein Großteil der Kommunikation über Technik und Technikgebrauch ist dem Thema Sicherheit gewidmet (Sicherheitsinformationen). Zentrale Begriffe sind Risiko (Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadensfalls), Gefahr (Schadensquelle), Abwehrmaßnahmen gegen Gefahr und Risiko sowie Schutzmaßnahmen im Hinblick auf das vom Schaden betroffene Umfeld. Sinnrelationen: Semantische Relationen zwischen Wörtern (Ober-Unterbegriff, Ganzes- Teil, Synonymie, Metapher, Wortfeld). Sprachhandlung: In der Pragmatik wird kommunikativer Sprachgebrauch im Sinne von Handeln verstanden. Einzelne Äußerungen entsprechen Handlungen (Sprechakte), die systematisch klassifiziert und beschrieben werden (Sprechaktklassen). Sprachhandlungen gelingen oder gelingen nicht. Da keine 1: 1-Entsprechung zwischen der Art der Sprachhandlung und dem Wortlaut der Äußerung besteht, müssen sie mit Bezug zum Kontext interpretiert werden. Beispiele sind ANLEITEN , BESCHREIBEN , SELBSTVER- PFLICHTEN , WARNEN . Sprechakt: s. Sprachhandlung Synonyme: Mehrere sprachliche Ausdrücke mit gleicher Referenz (Telefon und Fernsprecher). Standardisierung: Die generelle Tendenz zur S. im Sinne der Ökonomisierung, wie sie in der Kommunikation (Textsorten) zu beobachten ist, wird in der Arbeitswelt zusätzlich geplant und eingesetzt. Dies geschieht durch Normen, durch den Einsatz von Werkzeugen sowie durch spezielle Festlegungen des Sprachgebrauchs, z.B. in Bezug auf Terminologie und Kontrollierte Sprache sowie die Verwendung von Styleguides. Taxonomie: Hierarchische Ordnung von Sachgebieten auf der Basis von Ober-Unterbegriffs-Relationen (Klassifikation, Klassifikationssysteme). Technische Dokumentation: Ein Spezialbereich der Technikkommunikation, der die betriebsinterne und betriebsexterne Produktdokumentation umfasst. Diese orientiert sich an den verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus. Terminologie: Systematische Ordnung der Fachbegriffe (Begriff) und deren Benennungen mit Bezug zu einem professionell kommunizierten Wissensgebiet (Domäne). Thematisieren: Die Schreibaufgabe Thematisieren gehört zum Modul Textproduktion. Sie bezieht sich auf den Übergang vom Wissen zur Fragestellung des Textthemas. Themenwechsel: Die Schreibaufgabe Themenwechsel gehört zum Modul der Textmodifikation. Der Wechsel bezieht sich auf mögliche Erweiterungen der beteiligten Domänen, auf den Wechsel der Domäne oder auf eine veränderte Fragestellung im Rahmen der gleich bleibenden Domäne. Text: Gilt als in sich abgeschlossene Einheit der Kommunikation unabhängig vom Umfang. Ob ein sprachliches Gebilde ein Text ist, kann anhand der Kriterien der Textualität bestimmt werden (Kohäsion, Kohärenz, Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität, Situationalität, Intertextualität). In der Praxis werden Texte häufig als Dokumente bezeichnet. In der Linguistik entwickelt man Textmodelle, die einen theoriegeleiteten Zugang (Texttheorie, Textanalyse) zu ausgewählten Phänomenen (z.B. Fokus, Koreferenz, Themenentfaltung) gestatten. - Textakteur/ Textakteurin: Personen, die aktiv mit Texten zu tun haben, z.B. Autoren/ Autorinnen, Leser/ Leserinnen oder Personen, die Texte verwalten (Textmanagement). - Textanalyse: Untersuchung und Darstellung der Textstruktur unter einem bestimmten theoretischen Aspekt. Unterschieden werden zwei Analyserichtungen. Man geht vom Gesamttext aus und sucht die relevanten Wörter oder Textteile für das behandelte Phänomen (top-down) oder umgekehrt, man beginnt bei den Wörtern oder Textteilen und bringt sie dann in einen Zusammenhang, der den Gesamttext erfasst (bottom-up). Das Ergebnis lässt sich in einer Textrepräsentation darstellen, z.B. als Makrostruktur. - Textarbeit: Die Annahme, dass Auf- und Abbau von Texten in definierten Schritten beschrieben werden kann, setzt einen festen Bezugspunkt hinsichtlich der jeweiligen Texteinheit voraus. Entsprechend werden unterschiedliche Textzustände festgelegt, de- Rothkegel.indd 250 09.11.09 14: 08 251 Glossar ren gezielte Veränderung in den einzelnen Schreibaufgaben dargestellt ist. Diese wiederum sind in modularisierter Form aufeinander bezogen. - Textdesign: Gestaltung der Textoberfläche. Eine Rolle spielen die Annahme der Einheit von Inhalt, Funktion und Form, die Gestaltprinzipien, die Funktion der Informationsvermittlung durch Bilder (Visualisierung) und Typografie. - Text dokumentieren: Diese Schreibaufgabe umfasst gezielte Ergänzungen am Text wie Annotation, Indexierung und Klassifikation. - Textebene: Man unterscheidet Beschreibungsebenen im Hinblick auf das jeweilige Textmerkmal (Lexik, Syntax, Textthema, Textfunktion, Textorganisation). - Textfunktion: Intendierte Wirkung des Textes auf Leser/ Nutzer oder Hörer, z.B. Information, Argumentation, Unterhaltung. - Texthandlung: Jede Handlung durch Textakteure am Text, die zu einer Veränderung des Textzustands führt. In der Schreibaufgabe sind mehrere Texthandlungen in Bezug auf einen bestimmten Textzielzustand gebündelt. - Textlinguistik: Linguistische Disziplin, die sich mit den Eigenschaften und Strukturen sowie den Textprozessen des Textverstehens oder der Textproduktion beschäftigt. Mit der pragmatischen Wende in den neunziger Jahren kam vor allem der Gebrauchstext in den Blick. - Textmanagement: Strategien und Ausführungen von Aktivitäten, die den Text als Gegenstand und in der Sicht von außen (wie ein Produkt) behandeln. Dazu gehören die Text- oder Dokumentenverwaltung in einem Betrieb oder die Archivierung von Texten unter bestimmten Gesichtspunkten. - Textmodell: Festlegung des Untersuchungsgegenstands Text auf bestimmte Eigenschaften. Im Kontext des Lehrbuchs wird die Metapher vom Eisberg als Modell verwendet. Sie drückt die Einheit von Textoberfläche und Texttiefe aus. - Textmodifikation: Soll aus einem vorhandenen Text ein anderer Text hergestellt werden, so geschieht dies in den verschiedenen Schreibaufgaben durch gezielte Veränderung eines der Textparameter (so etwa Thema, Funktion, Adressaten, Umfang, Medium). - Textorganisation: Man unterscheidet mono-lineare und multi-lineare Formen der Organisation der Texteinheiten (Hypertext). - Textoptimierung: Ausgehend von bestimmten Schwächen des Textes oder Fehlern werden Schreibaufgaben eingesetzt, die die Textqualität verbessern (Lesbarkeit, Verständlichkeit, Korrektheit; Optimieren). - Textproduktion: Wird ein Text neu produziert, so geschieht dies in fünf Phasen (Wissensarbeit, Thematisieren und Strukturieren, Sequenzieren, Formulieren, Präsentieren). - Textprofil: Ensemble von Parametern zum Text und zur Situation, z.B. Textthema, Textfunktion, Textsorte, Umfang, Medium sowie Autor(en), Adressat(en), Publikationsort. - Textprofil festlegen: Diese Schreibaufgabe gehört zum Vorbereitungsmodul in der Textarbeit, in dem die aktuellen Werte der Parameter festgelegt werden (Textprofil). - Textqualität: Zu den Parametern gehören Textverständlichkeit, Gebrauchstauglichkeit sowie Gebrauchsfreundlichkeit. - Textrepräsentation: Inhaltlich gesehen wird dem Text eine Meta-Beschreibung zugeordnet, die durch eine ausgewählte Texttheorie geprägt ist. Was die Formate betrifft, so werden vor allem folgende geometrisch geprägte Darstellungskonventionen verwendet: Baumstruktur (hierarchisch), MindMap (Netzstruktur um ein Zentrum herum), Netzstruktur (beliebige Verbindungen zwischen Knoten), Schema (Attribut-Wert-Paare), Flussdiagramm (FlowChart). - Textsorte: Klassifikation von Texten nach Themengruppen und Funktionen. - Textstruktur: Eine Struktur ist generell durch die Art der Einheiten und die Art der Relationen zwischen diesen Einheiten bestimmt. Bei der Textstruktur geht es um Festlegungen, die von der Texttheorie oder vom Textmodell her bestimmt sind. So können Textstrukturen verschiedenen Textebenen zugeordnet werden. Z.B. entsprechen Makrostruktur und Illokutionsstruktur Hierarchien auf den Ebenen Textthema und Textfunk- Rothkegel.indd 251 09.11.09 14: 08 252 Glossar tion. Bei Sequenzstrukturen spielen Nachbarschaften und Fortsetzung (bekannte und neue Information) eine Rolle sowie die Gegenüberstellung von Ereignis- und Textverlaufsachse. Verweisstrukturen beziehen sich vor allem auf Vorwärts- und Rückwärtsbezüge (kataphorisch und anaphorisch). - Textthema: Anders als der unspezifizierte Inhalt kennzeichnet das Textthema einen bestimmten Referenzbereich sowie eine Fragestellung. Entsprechend lassen sich die Texteinheiten in thematische Gruppen gliedern, die eine Struktur bilden (Makrostruktur). Der Bezug zum Referenzbereich ist gekennzeichnet durch Fokusbildung und Perspektive. Beim Fokus wird ein Schwerpunkt durch wiederholten Bezug auf den gleichen Referenten gesetzt (Koreferenz, Rekurrenz). Bei der Perspektive geht es um die gezielte Selektion von Wissensbeständen (Wissen) unter ganz bestimmten Aspekten, z.B. Begrenzung auf eine bestimmte Domäne oder auf die Beteiligung von Fachexperten oder Alltagsexperten (Experten-Nichtexperten-Kommunikation). Es können aber auch Einzelaspekte sein wie Neuheit, historische Einbindung, Emotionalisierung. Im Hinblick auf die Einbindung des Textthemas in die kommunikative Funktion (Textfunktion) unterscheidet man Muster der Themenentfaltung (deskriptiv einschließlich instruktiv und narrativ, explikativ, argumentativ). - Texttheorie: In der Textlinguistik entwickelt man Theorien, die den Gegenstand Text sowie den Umgang mit ihm erfassen und beschreiben. Dabei geht es um systematisierte und nachgewiesene Annahmen über ausgewählte Textphänomene, die durch Fachbegriffe eingeführt werden, z.B. Textualität. So ist u.a. der Alltagsbegriff „Text“ vom Fachbegriff „Text“ (Text) zu unterscheiden. - Textverständlichkeit: Inwieweit ein Text verständlich ist, hängt auch davon ab, für wen er verständlich ist. Davon unabhängig geht man von bestimmten Texteigenschaften aus, die je nach Ausprägung die V. fördern oder behindern (Kohäsion, Kohärenz). V. wird häufig als Parameter der Textqualität betrachtet. - Textzustand: Innerhalb eines Entwicklungsmodells der Textarbeit bezieht sich der Textzustand auf das aktuelle Objekt der Bearbeitung. In den Schreibaufgaben sind Ausgangszustand und Zielzustand festgelegt. Visualisieren: Die Schreibaufgabe V. gehört zum Modul der Textmodifikation. Sprachlich vermittelte Informationen können prinzipiell auch durch Bilder oder Grafiken dargestellt werden. Doch ist dabei zu berücksichtigen, dass sich nicht alle Darstellungskonventionen für alle Inhalte eignen. Wissen: Beschreibungskategorien, mit denen Objekte und Sachverhalte der Realwelt erfasst werden. Wichtig ist, dass diese Beschreibungskategorien ihrerseits strukturiert und systematisch geordnet sind (Schema). Die jeweiligen Wissensbestände werden dabei bestimmten Sachgebieten, den Domänen zugeordnet. Wissensarbeit: Die Schreibaufgabe W. steht am Beginn der Textproduktion. Dabei geht es um Selektion und Strukturierung geeigneter Wissensbestände für das anvisierte Textthema. Wortfeld: Ordnung von sinnverwandten Wörtern, die sich um einen Oberbegriff gruppieren, wobei sich jedes Element von den anderen Elementen durch ein Merkmal unterscheidet, z.B. Verben der Fortbewegung. Die Schwierigkeit besteht darin, dass geeignete Merkmale (Deskriptoren) gefunden werden, die eine eigene Systematik bilden. Zeichen: Konventionelle Zuordnung von Form und Bedeutung einer sprachlichen, visuellen oder akustischen Einheit. Rothkegel.indd 252 09.11.09 14: 08 253 Literatur L ite ratur Adamzik, Kirsten (Hg), 2000. Textsorten. Reflexion und Analysen. Stauffenburg, Tübingen. Adamzik, Kirsten (Hg), 2002. Texte - Diskurse - Interaktionsrollen. Analysen zur Kommunikation im öffentlichen Raum. Stauffenburg, Tübingen. Adamzik, Kirsten, 2004a. Sprache. Wege zum Verstehen. Francke, Tübingen. Adamzik, Kirsten, 2004b. Textlinguistik. Eine einführende Darstellung. Niemeyer, Tübingen. 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Rothkegel.indd 276 09.11.09 14: 08 277 Quellen Ve r z e i c h ni s d e r Q u e ll e n für z iti e rte B e i s pi e l e u n d B e i s pi e ltexte Sach- und Fachbücher, Zeitschriften: Allgemeiner Deutscher Automobil-Club (Hg), Heft, 6/ 2008. ADACmotorwelt. Das aktuelle Clubmagazin (S. 18 Testbericht). ADAC Verlag, München. Allgemeiner Deutscher Automobil-Club (Hg), Heft 12/ 2008. ADACmotorwelt. Das aktuelle Clubmagazin (S. 46, Testbericht zu Navigationsgeräten, K. Brieter). ADAC Verlag, München. Allgemeiner Deutscher Automobil-Club (Hg), Heft 1/ 2009. ADACmotorwelt. Das aktuelle Clubmagazin. ADAC Verlag, München. ADACmotorwelt, Sonderheft, 2008. Der kleine Reifenratgeber. Für den Inhalt verantwortlich Michael Ramstettner. ADAC Verlag, München. Awiszus, Birgit, 2007 3 . Grundlagen der Fertigungstechnik. Fachbuchverlag München. Böge, Alfred (Hg), 1997. Lexikon Technik. Maschinenbau, Elektrotechnik, Datentechnik. Viehweg, Braunschweig/ Wiesbaden. Bosch, Robert GmbH (Hg), 2007. 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Rothkegel.indd 277 09.11.09 14: 08 278 Quellen Ve r z e i c h ni s d e r A b bild u n ge n 1 Abb. 1.1 Thematische Struktur des Lehrbuchs als Lesehilfe Abb. 2.1 Zweimal PKW-Schema im Vergleich (Beschreibung (1), Bewertung (2)) Abb. 2.2 Zweimal Druck-Schema im Domänenmix (Physik (2a), Sensorenmesstechnik (2b)) Abb. 2.3 Benennungen: Standard und Synonyme Abb. 2.4 Taxonomie zum Objekt Sensoren Abb. 2.5 Taxonomie zum Objekt Heftgeräte Abb. 2.6 Klassifikation (Signale: analog/ diskret) Abb. 2.7 Klassifikation (Signale: kontinuierlich/ diskontinuierlich) Abb. 2.8 Meronymie: Baugruppen einer PKW-Bremsanlage Abb. 2.9 Wortfeld Fertigungsverfahren Abb. 2.10 Begriffsfeld Qualitätssicherung (Qualitätssicherung) Abb. 2.11 Relationen im Raum Abb. 2.12 Raumerfassung durch Parallelisierung von Geometrie und Metapher „Bergund-Tal-Landschaft“ (Mikrochip EPROM) Abb. 2.13 Zustände und Vorgänge in der Liste der Propositionen (Papierherstellung) Abb. 2.14 Vorgänge als Ursache-Folge-Kette (Temperatur) Abb. 2.15 Vorgänge als Kreislauf (Kühlschrank) Abb. 2.16 Semantische Rollen als Komponenten von Handlungen Abb. 2.17 Handlungsrahmen und Prozesskomponenten Abb. 2.18 Interaktionsmuster mit Korrekturschleife Abb. 2.19 Handlungsfeld Abb. 2.20 Aufgabenmodell in der Relation Akteur-Aufgabe-System Abb. 2.21 Gefahrenaspekte Abb. 2.22 Signalwörter und Piktogramme Abb. 2.23 Risikomodell und Sicherheitsmaßnahmen 1 Die bearbeiteten Beispieltexte sind kursiv geschrieben in Klammern angegeben. DICKIE. Spielzeug Fernlenkauto RC Die Ludolfs Car (VW) Electrolux-ZANUSSI, Frankfurt. Gebrauchsanweisung Glaskeramik-Kochflächen 2226. Docufy (document computing), Bamberg. COSIMA (Redaktionssystem, Version 2.1), Technische Produktbeschreibung, 2004/ 2005. Grohe, Hemer. (a) Technische Produktinformation Einhandmischer, 2001; (b) Technische Produktinformation Spültischbatterie, 2001. HERCULES, Sennfeld. Anleitung zu Hercules Wave A8, Herrenfahrrad. Kaufhof Warenhaus, Köln. Gebrauchsanweisung Quartzwecker Everyday. LEITZ (www.leitz.de) petra-electric, Burgau. Anleitung Wasserkocher SEI WK 9720. SIEMENS, München. Gebrauchsanleitung Herd HE 230.12. Singer, München. Zickzack-Nähmaschine, Klasse 402, The Singer Manufacturing Company, 1962. Treton (Radio), Bretten. Bedienungsanleitung für Art.Nr. 30281 (SL-D80, D1) Volvo, Betriebsanleitung V70, 1997. WIK Elektro Hausgeräte, Essen, Express Elektro Wasserkocher. Rothkegel.indd 278 09.11.09 14: 08 279 Abbildungen Abb. 3.1 Komponenten des Kommunikationsraums Abb. 3.2 Vier Ebenen der Sprachhandlung Abb. 3.3 Beschreibungskategorien für die Dialoganalyse Abb. 3.4 Interaktionssequenzen im Dialog (Flugzeuge fallen nicht vom Himmel) Abb. 3.5 Merkmale von Kommunikationsformen Abb. 3.6 Kommunikationsräume in der Arbeitswelt Abb. 4.1 Eisbergmodell Text Abb. 4.2 Gemeinsames Zentrum im Domänenmix der Bionik (MindMap Der Mottenaugen-Effekt) Abb. 4.3 Koreferenz und Fokus für den Werkstoff (MindMap Der Mottenaugen-Effekt) Abb. 4.4 Typische Makrostruktur für Gebrauchsanleitung (Standard Haushaltsgerät) Abb. 4.5 Makrostruktur (grob) für Objektbeschreibung (Bitmaps und Vektorgrafiken) Abb. 4.6 Makrostruktur (fein/ Vergleich) für Objektbeschreibung (Detail zu Bitmaps und Vektorgrafiken) Abb. 4.7 Textfunktion in der Illokutionsstruktur (Wintertipps) Abb. 4.8 HypertextMap (Fahrassistenzsysteme) Abb. 4.9 Bezugnahmen im Textverlauf (Sichere Karosserie) Abb. 4.10 Textdynamik mit Vor- und Rückwärtsbezügen (Sichere Karosserie) Abb. 4.11 Makrostruktur und Sequenzierung (Betriebssystem geordnet) Abb. 4.12 Ursache und Folge in der deskriptiven Themenentfaltung (Notbremsung) Abb. 4.13 Komplikation und Auflösung in der narrativen Themenentfaltung (Auto-Testbericht) Abb. 4.14 Warum und warum es so ok ist: explikative und argumentative Themenentfaltung (Ein bisschen Thermodynamik) Abb. 4.15 Fortsetzung in Alternativen (FlowChart Wasserkocher ) Abb. 4.16 Funktionen visueller Darstellung Abb. 5.1 Produktnormen für Benutzerinformation (aus VDI-Richtlinien 4500) Abb. 5.2 Modularisierung der Textarbeit Abb. 5.3 Schachtelung der Arbeitsebenen Abb. 5.4 Mehrebenenmodell für den Zieltext Abb. 5.5 Dynamik der Schreibaufgabe Abb. 5.6 Schema der Schreibaufgabe (Kurzform) Abb. 5.7 Schreibaufgabe-1 Textprofil festlegen (Modul I) Abb. 5.8 Schreibaufgabe-2 Wissensarbeit (Modul II, Phase I) Abb. 5.9 Frame für Wiederverwertbarkeit (Verpackung) Abb. 5.10 Makrostruktur mit Eigenschaftsfokussierung Abb. 5.11 Makrostruktur mit Objektfokussierung Abb. 5.12 Schreibaufgabe-3 Thematisieren (Modul II, Phase II) Abb. 5.13 Schreibaufgabe-4 Sequenzieren (Modul II, Phase III) Abb. 5.14 Schreibaufgabe-5 Formulieren (Modul II, Phase IV) Abb. 5.15 Schreibaufgabe-6 Präsentieren (Modul II, Phase V) Abb. 5.16 Schreibaufgabe-7 Themenwechsel (Modul III) Abb. 5.17 Schreibaufgabe-8 Funktionswechsel (Modul III) Abb. 5.18 Schreibaufgabe-9 Adressatenwechsel (Modul III) Abb. 5.19 Schreibaufgabe-10 Visualisieren (Modul III) Abb. 5.20 Schreibaufgabe-11 Kürzen (Modul III) Abb. 5.21 Schreibaufgabe-12 Konvertieren (print online) (Modul III) Abb. 5.22 Schreibaufgabe-13 Optimieren (Modul IV) Abb. 5.23 Schreibaufgabe-14 Text dokumentieren (Modul V) Rothkegel.indd 279 09.11.09 14: 08 280 Register A ABRATEN 79, 96ff Abstract 60, 226 Adäquatheit 203 - Adressatenadäquatheit 187, 213f, 246 - Ausdrucksadäquatheit 213f - Sachadäquatheit 213, 246 - Situationsadäquatheit 246 - Textsortenadäquatheit 213, 246 Adressaten 70, 72, 105, 110, 141, 154ff, 174ff, 203, 207, 211, 214, 221, 228ff, 246, 251 - Adressatenorientierung 140, 255 - Adressatenwechsel (Schreibaufgabe) 221f, 242, 246 Akteur/ Akteurin 51f, 55ff, 73, 85, 160, 163, 246 Akzeptabilität 124, 127, 250 Akzeptanz 67f, 105, 216, 234f Akzeptanzprobleme 189, 194 Alltagswissen 72, 113, 191, 221, 248 Analogie 13, 37, 49, 169, 179, 189 Anglizismen 24, 215 ANLEITEN 79, 85, 94, 130, 250 Animation 178, 181 Annotation 225, 251 ANNOTIEREN: 237, 240, 242 Anschlusspunkte: 149, 173 Antonyme 29 Appellfunktion 127 Arbeiten am Text 184ff Arbeitsplatz 71, 95, 104ff, 125, 192, 240, 247 Arbeitswelt 75, 76, 109ff, 217, 245, 250 Archiv 237, 238f Argumentation 9, 76, 165ff, 209, 211, 220, 246, 251 Attribut-Wert-Paar 17, 204, 239, 249, 251 AUFFORDERN 85, 143 Aufgabe 46, 58ff, 73, 131, 180, 200, 202, 219, 232, 246, 249 - Aufgabenmodell 60 - Schreibaufgabe 200ff, 234, 237, 242, 246ff Aufmerksamkeit 14, 15, 64ff, 77f, 86, 91, 106, 116, 127, 130, 137, 174, 186, 189f, 215f, 230, 234 AUSDRUCK-GEBEN 92 Autor/ Autorin 9, 60, 82f, 121, 129, 145, 151, 175ff, 226, 239, 251 B Barrierefreiheit 82, 108, 233 Bedeutung 15f, 21ff, 29ff, 40ff, 52, 61, 138, 145, 178, 223, 246ff Bedingung 83f, 188, 224 BEGLÜCKWÜNSCHEN 91 Begriff 15, 27, 46 Begriffsfeld 33 BEGRÜNDEN 79, 88, 91, 94, 101 BEHAUPTEN 77, 81, 96f, 101 Benennung 21f, 27, 37, 73, 150, 190, 194, 235, 246 Benutzerschnittstelle 59, 61, 233, 236, 246 Benutzungsoberfläche (-> Benutzerschnittstelle, Interface): 73 BERICHTEN 75, 79, 80, 107, 129, 160 BESCHREIBEN 16, 31, 36, 39f, 72ff, 94ff, 250 Beschreibung (-> Deskription) 18, 34, 141, 158 Betriebssicherheit 67, 69, 143, 144 BEWERTEN 58, 77, 79, 82f Bewertung 18, 58, 83, 162f, 222, 233, 235 Beziehungsarbeit 90, 91 Bild 10, 62, 176, 179ff, 223f Bildschirm 61, 121, 123, 131, 140, 146, 148, 175, 178, 180, 229, 246 Bionik 133, 135 BITTEN 84f, 101 bottom-up 250 C CE-Kennzeichnung 89 Checkliste 194, 228f, 233 Chronologie 159, 219 Computer 37, 59, 103, 175, 180, 185, 242, 248 Content 185, 193, 247 Content Management System (CMS) 186, 241 Corporate Identity 110ff, 247f D DEFINIEREN 81f Definition 28, 140, 240 Deklarativa 88, 92, 127 Deklarationsfunktion 127 Design 59, 71, 175f, 181, 216, 240f - Textdesign 123, 131, 174, 182, 188, 198, 203, 215f, 251 - Webdesign 175, 180 Deskription 9, 211, 246 Determination 23 Dialog 61, 93, 97f, 101, 247 Dialoganalyse 98, 246 Direktiva 84f, 90, 127, 143 Disjunktion 23 Diskurs 115, 122, 148 Domäne 36, 71, 136, 204f, 218, 244, 246, 250, 252 Domänenmix 19, 135 Dokument 121ff, 197, 240, 247 - Dokumentation 13f, 20, 58, 61, 86, 88, 118, 175, 190, 227, 236, 238, 246 - Dokumentenverwaltung 181, 251 - Technische Dokumentation 9, 79, 88, 114, 176, 186, 192, 250 E Effektivität 232 Effizienz 232 Eisbergmodell 10, 121, 123, 131, 174, 198 Ellipse 126, 178, 224 E-Mail 103ff, 117, 130, 248 EMPFEHLEN 79, 95f, 143f Ereignis 39ff, 151ff, 221, 252 - Ereigniskette 49f, 55 - Ereignisverlauf 159f, 170 - Fahrereignis 144 ergonomy (Ergonomie, -> Gebrauchsfreundlichkeit) 71 ERKLÄREN 79, 88, 165, 188 Erklärung 46ff, 76, 114, 165ff, 207, 225 Erzählung 76 Evaluation 162ff, 218, 233 Experten 15, 71, 76, 99ff, 192, 207, 221, 230, 246, 248 - Experten-Interview 99, 104 - Experten-Nichtexperten- Kommunikation: 11, 26, 99, 104, 110ff, 177, 248, 252 Expressiva 90f, 127 Extension 25 Eyetracking-Test 180 F Fachkommunikation 20, 79, 104, 113, 128, 177, 199, 218, 246, 248 Fachsprache 20, 23, 26, 32, 36, 73, 132, 246, 248 Fehler 61f, 212, 231, 234ff - Fehleranalyse 218, 233, 235 - Fehlerkette 235 - Fehlermeldung 61, 173, 236 Fertigungsverfahren 31 S A C H R E G I S T E R Rothkegel.indd 280 09.11.09 14: 08 281 Register Fish-Eye-Perspektive 173 Flowchart (Flussdiagramm) 170ff, 251 Fokus 62, 68, 136f, 144, 155ff, 173, 195, 207f, 216, 250, 252 Fokussierung 147, 207ff, 219 Form (Inhalt-Funktion-Form) 175 Format 10, 17, 216, 249 Formulieren (Schreibaufgabe) 199, 212ff, 246, 251, Formulierung 29, 97, 156, 212, 213, 231 Fortsetzung 55, 101, 125f, 131, 136, 146, 150f, 170ff, 211, 216f, 250, 252 Fortsetzungsmöglichkeiten 173 FRAGEN 84f, 101 Fragmentierung 248 Frame 204ff, 249 Funktionsprinzip 28, 48, 71, 94, 139, 240 Funktionswechsel (Schreibaufgabe) 220f, 246 G Ganzes-Teil-Relation: 30f, 81, 93, 148, 158f, 177, 219, 224, 238, 248 Gebrauchsanleitung 11, 84f, 91ff, 129f, 137ff, 179, 188f, 213, 232 Gebrauchsfreundlichkeit 62, 71, 187, 218, 228ff, 246, 248f, 251 Gebrauchstauglichkeit 58, 62, 71, 73, 187, 218, 228ff, 247ff, 251 Gebrauchstext 46, 129, 146, 187, 251 Gefahr 29, 53, 63ff, 96ff, 154, 178, 207, 235, 250 - Gefahrenabwehr 64ff - Gefahrenanalyse 63 Gerichtetheit 52, 84, 151, 153, 211, 224 Gesetzgeber 9, 15, 76, 96f Gespräch (-> Dialog) 99, 104ff, 119, 144 - Gesprächstyp 99 - Gesprächsverlauf 100, 106 Gestalt: 121, 175, 215f - Gestaltprinzipien 251 - Gestalttheorie 175 H Handlung 51ff, 64, 78ff, 191, 220, 247, 251 - Handlungsbegriff 51, 199 - Handlungsbeschreibung 51, 53, 58 - Handlungsfeld 58ff - Handlungslogik 51 - Handlungstheorie 58 kommunikative Handlung 109, 116, 245 Hypertext: 22, 131, 144ff, 172f, 181, 185, 211, 218, 247ff Hypertextbasis 144ff, 172f, 181f, 247ff I Identifizierung 34 Illokution 80, 88ff, 127ff, 142ff, 249, 251 Implikation 29 Indexieren (Schreibaufgabe) 237ff Inferenz 70ff, 126, 231, 249 Information-Retrieval 237 Informationsdichte 153 Informationsfunktion 81, 84, 127 Informativität 124, 127, 153, 250 INFORMIEREN 94, 100 Inhalt 21, 77, 80, 93, 106f, 124, 152, 155, 174ff, 193, 209, 216ff, 247, 251f Inhalt-Funktion-Form 175 INSTRUIEREN 94f Instruktion 58, 76, 84ff, 95, 128ff, 142, 158f, 170, 177, 209ff, 223, 235, 245f Instruktionstext 217, 223, 232 Intension 25 Intentionalität 124, 127, 142, 250 Interaktion 55, 75, 99f, 173, 180, 214, 230, 246ff - Interaktionssequenz 93, 98, 101, 246f - Mensch-Maschine-Interaktion 50, 55, 59ff, 73, 75, 199f, 246ff Interaktivität 60, 131, 145, 172, 175, 247 Interface 59, 131, 180, 246 Internationalisierung 222 Intertextualität 124, 128f, 250 K Klassifikation 28f Kognition (kognitiv): 19, 36ff, 73, 87, 114, 123ff, 139, 150, 179ff, 199, 204, 210ff, 222ff Kohärenz 124ff, 138, 187, 205, 210f, 218, 230f, 250, 252 Kohärenzbildung 127, 132ff, 145ff, 205ff Kohäsion 124f, 136, 145ff, 187, 210, 218, 230f, 250, 252 Kohäsionsbildung 136, 211 Kommissiva 88, 90, 127 Kommunikation - Kommunikationsform 99ff, 112, 130, 145, 174, 247 - Kommunikationsmodell 77, 81, 90, 112, 247 - Kommunikationsoptimierung 79, 230 - Kommunikationsproblem 16, 25, 79, 85, 87, 112, 118 - Kommunikationsraum 10, 75f, 97f, 108ff, 114, 118, 122, 241 - Kommunikationssituation 13, 75, 93, 97, 105, 109, 114, 117f, 124, 158, 188, 207, 213, 230, 236, 247 - Kommunikationstechnologie 105f, 111, 118, 247 - Kommunikationswissenschaft 119 - Arbeitsplatz-Kommunikation 110, 116, 247 - Computervermittelte Kommunikation 106, 247f - Fernkommunikation (E-Mail, Chat, Blog, Website, Wiki) 107, 118, 248 - Experten-Nichtexperten- Kommunikation 11, 26, 99, 104, 110ff, 177, 248, 252 - Face-to-Face-Kommunikation 102ff, 185, 247f - Fachkommunikation 20, 79, 104, 113, 128, 177, 199, 218, 246, 248 - Fehlkommunikation 22, 79 - Interkulturelle Kommunikation 26, 116, 248 - Interpersonale Kommunikation 106 - Technisch vermittelte Kommunikation 102f - Unternehmenskommunikation 111, 128, 247f - Wissenskommunikation 10, 76 Konformität 89 Konjunktion 23, 159 Konsistenz 61, 213 Kontaktfunktion 127 Kontext 15ff, 22, 34, 66, 76ff, 117, 129, 142ff, 152, 165, 178, 204, 226, 245, 249, 250f Konversationsanalyse 98f Konvertieren (Schreibaufgabe) 227, 248 Konzeptualisierung 36f Kooperation 69, 91, 100, 240 Koreferenz 126, 136f, 155, 231, 250, 252 Korrektheit 58, 61, 213, 230ff, 251 Kreativität 187, 189 Kürzen (Schreibaufgabe) 217f, 225, 248 Kultur(en) 116, 244f Kundenzeitschrift 166 Kurztext 225f, 248 Kurzwort 23f Rothkegel.indd 281 09.11.09 14: 08 282 Register L Langtext 225f, 248 Layout 60, 123f, 176, 181, 193, 216, 249 Leitbild 115, 128 Lesbarkeit 229f, 251 LESEAUFFORDERUNG 86f Leser (Leserin) 70ff, 84ff, 121ff, 145ff, 157, 186, 197, 207ff, 221f, 228ff, 248, 250f Leserlichkeit 229 Lexik 221ff, 198, 205, 231, 235, 246, 251 Linearisieren (Schreibaufgabe) 212, 227 Linearität 124, 151, 169, 182, 210 Linearitätsprinzip 144 Link 145ff, 173, 181, 232, 247, 249 Lokalisieren 61 Lokalisierung 34, 222, 236, 241 M Makrostruktur 121, 132ff, 137ff, 155ff, 168, 182, 199, 206ff, 218ff, 231, 247ff Management 20, 110f, 115, 128, 150, 195ff, 241, 249 - Management der Textarbeit 196ff, 249 - Textmanagement 236f, 242, 250f Markup-Language 181, 240 Marketing 88, 92, 111, 219 Medium 30, 59, 77, 100, 105, 129, 144ff, 172ff, 182, 210, 216ff, 227ff, 247f, 251 Mensch-Computer-Interaktion 55, 200, 236 Mensch-Computer-Schnittstelle 61 Mensch-Maschine-Interaktion 50, 55, 59ff, 75, 199f, 246ff Merkmal 25ff, 71, 107, 115, 221, 229, 239, 252 Meronymie 16, 30, 248 Messe 9, 130 Messgröße 19f, 46, 229 Messprinzip 19, 25 Metapher 16, 36ff, 61f, 73, 75, 78, 113f, 125, 147, 182, 197, 211, 226, 248, 250f Metaphernbedeutung 62 MindMa: 132ff, 182, 251 Mindmapping 132ff Missverständnis 15, 24ff, 53, 77 Modalität 53, 58, 66, 128, 179 Modell (mentales) 13, 17, 33, 70, 128, 179f, 204, 231f, 248 Modularisierung 195ff, 240ff, 249 Morphologie 23 Multimedia 59, 123, 145ff, 174, 178, 197, 228, 247 N Navigation 24, 146, 150, 172, 181, 217, 247 Navigationsstruktur 131, 146ff, 173, 182, 247ff Narration (narrativ) 211, 246 Negation 29, 62f, 82 Normen 15, 20ff, 32f, 61ff, 76, 82, 88f, 110, 113, 166, 186ff, 215, 232f, 240ff, 249f Nutzer (Nutzerin) 9ff, 15, 58ff, 66, 70ff, 84, 87ff, 104, 127, 145f, 164, 170ff, 180ff, 205, 221, 228ff, 240, 244ff, 251 - Nutzermodell 70f, 249 - Nutzerorientierung 13, 61, 181 - Nutzungskontext 86, 143, 162, 192, 209 - Nutzungsszenario: 56, 62, 73, 189, 249 O Oberfläche 123 Ober-Unterbegriff 31, 219 Objekt 13ff, 24ff, 35ff, 56, 70ff, 79ff, 125, 136, 199, 206, 216, 219ff, 231, 248f, 252 abstraktes Objekt 47f affiziertes Objekt 43 effiziertes Objekt 43 technisches Objekt 50, 70, 109, 247 - Objektveränderung 84, 160 - Objektzustand: 18, 39, 42ff, 62, 90, 143f, 199 Obligationsfunktion 127 öffentlich (Öffentlichkeit) 110f Online 104, 107f, 122, 130, 132, 173f, 181f, 216, 227, 247 - Online-Dokumentation 183 - Online-Text 10, 131, 150, 180, 211 Optimieren (Schreibaufgabe) 196, 199, 228, 233ff, 249, 251 P Parallelismus 126 Paraphrase 114, 126, 193, 207, 221 PARAPHRASIEREN 82 Perspektive 13ff, 25, 70, 91, 108, 111, 114, 136, 150, 173, 179, 207, 209, 218ff, 231, 252 Phasen (Textproduktion) 195f, 203ff, 242, 249, 251 Piktogramm 61, 65, 178f, 223f Polysem(ie) 22, 73, 249 Präsentieren (Schreibaufgabe) 215f, 249, 251 Pragmatik 9f, 74, 78, 85, 198, 213, 249, 250 Praxis 9ff, 21, 37, 63f, 81, 99, 118, 146, 184, 186ff, 201, 213f, 217, 223ff, 230, 233, 241, 249f Print 130, 182, 216, 227 Printtext 10, 106, 122, 131ff, 144ff, 150, 170ff, 181f, 199, 211, 217f, 227, 248f Produkt 9, 14, 32f, 58ff, 71, 75, 89, 91, 94, 97, 109ff, 128, 137, 175, 185f, 190ff, 205f, 217, 220, 232, 236, 240, 246f, 251 - Produktinformation 81, 86ff, 111, 128, 177, 239 - Produktlebenszyklus 13, 89, 110, 201, 205, 250 - Produktorientierung: 13f, 110, 209 - Produktwissen 10, 12, 59, 70, 79, 220, 241 - Kommunikationsprodukt 175 technisches Produkt 13, 15, 60, 128, 249 Proform 126 Pronominalisierung 42, 45, 226, 235 Proposition: 39ff, 45, 51, 80f, 84, 88, 249 propositionale Analyse 43, 45 propositionale Repräsentation 42f Q Qualität 26f, 32f, 71, 76, 89, 91, 114, 126, 131, 150, 185, 188, 203, 228, 233, 247 - Produktqualität 23, 228 - Prozessqualität 32, 228 - Qualitätssicherung 27, 32f, 249 - Qualitätsmanagement 228 R RAT-GEBEN 94ff, 142ff RATEN 85 Raum 24, 33ff, 104, 210, 232 - Raumachse 34f - Raumstruktur 33, 38 räumliche Beziehung 33f, 223 Revidieren (Schreibaufgabe) 233f Revision 212, 234f Recherche 205 Referenz 16, 86f, 126, 136, 153, 178, 207, 224, 246, 249f - Koreferenz 126, 136f, 155, 231, 250, 252 - Referenzbereich 27, 82, 122, 125, 132, 136, 147f, 155, 158, 160, 218, 247f, 252 Rothkegel.indd 282 09.11.09 14: 08 283 Register Rekurrenz 125f, 153, 155, 252 Reparieren (Schreibaufgabe Optimieren): 199, 233ff Repräsentation 17, 40ff, 78, 130ff, 143, 147ff, 172, 182, 195, 201, 206, 210ff, 231, 247 - Textrepräsentation 120, 132, 136, 139, 213, 231, 248, 250f Repräsentativa 81, 88, 127 Retrieval 237, 239, 241 Revidieren (Schreibaufgabe Optimieren) 233f Risiko 30, 55, 57, 64ff, 72, 114, 201, 241, 250 Risikomodell 66ff Rückwärtsbezug 152f, 165ff, 182, 235, 252 S Sachverhalt 14ff, 39, 60ff, 76, 80ff, 125, 209, 224, 231, 248 Safety (-> Betriebssicherheit, Sicherheit) 63, 65, 69 Satz 39ff, 76, 121ff, 150ff, 163, 229f, 235, 249 Satzbedeutung 40f, 45, 51f, 249 Schaden 30, 62f, 67, 72, 85, 88, 154, 190, 207, 235, 250 - Schadensabwehr 69 - Schadensereignis 63ff Schema 17ff, 112, 136, 178f, 201ff, 248f, 251f Schreibaufgabe 200ff, 234, 237, 246, 248ff - Sch. Textprofil festlegen 202 - Sch. Wissensarbeit 203ff, 251f - Sch. Thematisieren 209, 219 - Sch. Sequenzieren 199, 210ff, 249, 251 - Sch. Formulieren 212ff, 246, 251 - Sch. Präsentieren 215f, 249, 251 - Sch. Themenwechsel 218f - Sch. Funktionswechsel 220f, 246 - Sch. Adressatenwechsel 221f, 246 - Sch. Visualisieren 223f, 252 - Sch. Kürzen 225f, 248 - Sch. Konvertieren 227f, 248 - Sch. Optimieren 196, 199, 228ff, 249, 251 - Sch. Text dokumentieren 196, 237, 251 Schrift 104, 185 Schritt-für-Schritt-Anleitung 128 Security (-> Sicherheit) 69 SELBSTVERPFLICHTEN: 88f, 250 Semantik 9f, 12, 16f, 29ff, 39ff, 72, 78, 92, 246, 249 semantische Rolle 51f Sequenz 55, 93, 151, 163, 199, 146 Sequenzmuster 98 Sicherheit (-> safety, security) 14ff, 29, 63ff, 76, 89, 100, 114, 143f, 151ff, 189, 230, 250 - Sicherheit (aktive S.) 67 - Sicherheit (passive S.) 69 - Sicherheitshinweis 65 SICH-VERPFLICHTEN 88ff, 250 Sinnrelationen 16, 249f Situation 64f, 70, 74, 86f, 91, 97, 102, 105ff, 114, 127ff, 144, 184, 190, 201, 219ff, 227, 236f, 251 Situationalität 124, 127, 250 Software 31, 59ff, 81, 129, 134, 186, 195 - Software-Dokumentation 59, 129 - Software-Ergonomie 61 - Software-Usability 62 - Software-Werkzeug 59, 195, 200, 222, 228 Sprache 10, 13ff, 21ff, 33, 62, 72ff, 88, 103ff, 114ff, 122ff, 179, 185ff, 211ff, 222ff, 246, 250 - Einzelsprache 21, 40, 223, 246 - Kontrollierte Sprache 188, 213, 250 - Sprachgebrauch 10, 16f, 21f, 33, 61, 77ff, 103ff, 122, 150, 187ff, 199, 210, 213, 226, 248ff Sprachhandlung (-> Sprechakt) 76ff, 118, 122, 142, 182, 199, 210, 246f, 250 Sprachtheorie 21, 77ff Sprechakt 78ff, 98, 250 - Sprechaktklasse 80f, 127, 129, 143, 250 - Sprechakttheorie 119, 127 Sprecherwechsel 93, 98ff Standardisierung 185ff, 200f, 213f, 250 Stil 61, 129, 175f, 188, 236, 246 Storyboard 181, 197 Styleguide 176, 187ff, 250 Synonyme (Synonymie) 21f, 250 Syntax 85, 121ff, 172, 198, 231, 235, 246, 251 System 55, 59ff, 172, 226, 245, 248 Systemmeldung 61 T Taxonomie 16, 25f, 236, 250 Teamarbeit 146 Technik 8f, 13f, 19, 23, 27ff, 50ff, 62, 66, 70, 74ff, 89, 102, 110ff, 117, 128f, 133, 136, 158, 166, 176f, 182, 188, 218, 244f, 248, 250 - Regeln der Technik 89, 110 - Technikdokumentation 80f - Technikgebrauch 9, 60f, 75, 162, 244f, 250 - Technikkommunikation 8ff, 12, 88, 92f, 98, 104, 108, 118, 128, 174, 177, 204, 214, 222ff, 247, 250 - Techniknutzung 50, 245 - Technikvermittlung 244 - Messtechnik 19 - Sensortechnik 28 - Solartechnik 133ff Technische Dokumentation 9, 79, 88, 114, 127, 130, 176, 186, 189, 192, 222, 250 Terminologie 20ff, 61, 193f, 213, 238, 246, 250 Test 82f, 160, 228, 232f Text 10, 14, 19, 40, 43ff, 60f, 71f, 76, 86f, 97ff, 107f, 120ff, 184ff, 246ff - Textakteur (Textakteurin) 184f, 195, 198ff, 218, 229, 242, 246, 248, 250f - Textanalyse 10, 120, 130f, 182, 193f, 198, 250 - Textarbeit 10, 184ff, 217, 225, 230ff, 247, 249, 250, 251f - Textausgangszustand 200ff, 234, 237 - Textdesign (-> Design) 121ff, 131, 174, 182, 188, 198, 203, 213ff, 249, 251 - Textdynamik 153, 169 - Textebene 123f, 131, 167, 182, 198, 201, 211, 235, 249, 251 - Textfunktion 76, 121ff, 142ff, 176ff, 198, 203ff, 246, 251f - Textgenerierung 194 - Texthandlung 199f, 211, 247, 251 - Textmanagement 236f, 250f - Textmerkmal 128, 131, 215, 251 - Textmodifikation 217 - Textnetz 128 - Textoberfläche (-> Oberfläche) 198 - Textorganisation 121ff, 131, 136, 146, 150, 180ff, 198, 251 - Textproduktion 10, 184ff, 193ff, 212, 221, 234f, 246, 249ff - Textqualität 228, 242, 249, 251f - Textrepräsentation 120, 132, 136, 139, 182, 213, 231, 248, 250f Rothkegel.indd 283 09.11.09 14: 08 284 Register - Textsorte 114, 121, 129f, 163, 174, 182, 213, 251 - Textsortenkompetenz 129 - Textstruktur 120, 125, 131ff, 137, 142, 150, 167, 172, 182, 212, 222, 231, 241, 246, 248, 250f - Texttheorie 124, 137, 182, 248, 250, 251f - Texttiefe 121ff, 142, 146, 151, 158, 174, 182, 198, 211ff, 248, 251 - Textualität 126, 131, 250, 252 - Textualitätskriterium 127, 133, 136 - Textumfang 225 - Textverlauf 125, 152ff, 158ff, 211ff - Textverständlichkeit 130, 228ff, 242, 249, 251f - Textverstehen 127, 130, 230f, 251 - Textwissen 199, 236 - Textzielzustand 200ff, 234, 251 - Textzustand 195ff, 213ff, 227, 241f, 249, 250ff Text-Bild-Relation 183 Textprofil festlegen (Schreibaufgabe) 202 Thema (Textthema) 121ff, 137, 158, 182, 198, 203, 211, 247, 250ff Thematisieren (Schreibaufgabe) 209, 219 Themenentfaltung 158, 161, 164, 168 Thema-Rhema-Progression 151ff, 167ff, 211 Themenelaboration 146, 219 Themenwechsel (Schreibaufgabe) 218f Thermodynamik 166ff Thesaurus 238 Tiefenkasus 51 top-down 250 Topic 131, 145ff, 173, 213, 247ff Tutorial 148, 173 Typografie 185 U usability 71, 232f, 247 Usability-Test 180 Ursache-Wirkung 136 Ursache-Folge 42, 46, 136, 159f, 209 Ursache-Folge-Kette 46f, 73, 160 V Variante (Text) 132, 159f, 241 VERGLEICHEN 94, 101 Vernetzungsstruktur 144ff, 173, 182, 247 Version (Text) 42, 241 VERSPRECHEN 80, 88, 91 Verständigung 18, 22ff, 105, 112f, 245, 247f Verständnissicherung 188, 210 Verstehen 36, 87, 126, 129, 150, 187, 210, 230 Verstehensmuster 14 Vertrauensarbeit 91f Visualisieren (Schreibaufgabe) 223f, 252 Vorgang 35, 42, 46ff, 61, 158ff, 172, 188, 226 Vorgang-Bedingung 42 Vorwärtsbezug 159 W WARNEN 85, 96ff, 143f, 250 Webdesign (-> Design) 175, 180, 243 Webseite 82, 108, 222, 227, 233, 247 Website 130, 145, 148, 175, 181, 234, 239, 248 Web-Stil 181 WERBEN 85 Werkzeug 8, 14ff, 23, 50, 59, 176, 183, 185ff, 191ff, 200ff, 222f, 231, 242, 245, 247, 249f Wiederaufnahme 151ff, 165 Wiederverwendbarkeit 128, 194, 239f Wissen 10, 13, 16ff, 33, 70ff, 99f, 112ff, 120ff, 133, 137, 152, 179ff, 203ff, 247ff, 252 - Alltagswissen 72, 113, 191, 221, 248 - Fachwissen 73, 112f, 207, 221, 248 Wissensaustausch 248 Wissenskommunikation 10, 76 Wissenstransfer 86, 112ff, 180, 248 Wissenstransformation 116, 248 Wortbildung 23ff Wortfeld 31f, 73, 250, 252 Wortschatz 20, 24, 31ff, 114, 193 X XML-Techniken 239f Z Zeichen 21, 61, 73, 75, 78, 178, 246f, 252 Zeichensystem 78, 145, 222f Zusammenfassung 182, 191, 226, 248 Rothkegel.indd 284 09.11.09 14: 08