Bilanzen
1024
2012
978-3-8385-3709-2
978-3-8252-3709-7
UTB
Carsten Berkau
Die Bilanzierung ist heute ein internationales Fachgebiet und erfordert fundierte Kenntnisse nach internationalen Rechnungslegungsstandards. Aus diesem Grund hat der Autor in der dritten Auflage die internationale Bilanzierung noch weiter in den Vordergrund gestellt und erklärt sie übersichtlich und praxisnah. Das Konzept dieses Buchs ist es, die internationale Bilanzierung als Standard zu vermitteln und nationalen GAAPs, insbesondere das HGB, als Besonderheiten davon darzustellen. Der Stoff entspricht dem internationalen Standard einer Grundlagenvorlesung im In- und Ausland. Glossar, Fälle, Übungen und Lösungen können vom Leser bequem online per QR-Code und Smartphone aufgerufen werden.
<?page no="0"?> Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas.wuv · Wien Wilhelm Fink · München A. Francke Verlag · Tübingen und Basel Haupt Verlag · Bern · Stuttgart · Wien Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Nomos Verlagsgesellschaft · Baden-Baden Ernst Reinhardt Verlag · München · Basel Ferdinand Schöningh · Paderborn · München · Wien · Zürich Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz, mit UVK / Lucius · München Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen · Bristol vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich <?page no="1"?> Carsten Berkau Bilanzen Für Joana <?page no="2"?> Carsten Berkau Bilanzen 3., vollständig neu bearbeitete Auflage UVK Verlagsgesellschaft mbH · Konstanz mit UVK/ Lucius · München <?page no="3"?> Zum Autor: Prof. Dr. Carsten Berkau lehrt seit 1996 Controlling und Rechnungswesen an der Hochschule Osnabrück. Er hält zudem Accounting-Vorlesungen an ausländischen Hochschulen in Shanghai (China), Cape Town, Port Elizabeth und Grahamstown (South Africa) sowie Seoul (South Korea). Webservice zum Buch Glossar, Lösungen zu den Aufgaben sowie vertiefende Erläuterungen können Sie direkt im Buch mittels QR-Code und internetfähigem Smartphone abrufen. Oder Sie schlagen im Internet die Verlagsseite http: / / www.uvk-lucius.de/ service auf und geben dort den Code 37961 ein, um die Zusatzmaterialien abzurufen. Dozenten können an gleicher Stelle dort Materialien abrufen, wenn sie den Code 37962 eingeben. Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb-shop.de. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2013 Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Einbandmotiv: Jeanette Dietl - Fotolia.com Satz: Protago-TeX-Production GmbH, Berlin, ptp-berlin.eu Druck und Bindung: fgb · freiburger graphische betriebe, Freiburg UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstraße 24 · 78462 Konstanz Tel. 07531-9053-0 · Fax 07531-9053-98 www.uvk.de UTB-Nr. 3128 ISBN 978-3-8252-3796-7 <?page no="4"?> Inhalt Vorwort 11 1 Einleitung 15 1.1 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.2 Vereinfachungen und Konventionen . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB 21 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.1 Übersicht über die Rechnungslegung . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.2 Inhalte des handelsrechtlichen Jahresabschlusses . . . . . . . . . . 25 2.3 Elemente des Jahresabschlusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.4 Bilanz nach deutschem HGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2.5 Die Gewinn- und Verlustrechnung nach deutschem HGB . . . . 39 2.6 Erleichterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2.7 Gläubigerschutz als Prinzip für Ansatz und Bewertung nach HGB 41 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 3 Internationale Rechnungslegungsstandards 45 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.1 Übersicht über die internationale Rechnungslegung in Europa . . . 45 3.2 Aufbau der IAS/ IFRS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.2.1 Standards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 3.2.2 Interpretationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3.2.3 Rahmenwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3.3 Aufbau eines Abschlusses nach IFRSs . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 4 Erstellen des Jahresabschlusses unter Berücksichtigung der Trial Balance und von Sammelbuchungen 57 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 4.1 Einführung in das Buchen von Business Activities . . . . . . . . 58 4.1.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4.1.2 Buchungssätze und Kontenabschluss . . . . . . . . . . . . 59 4.1.3 Erfolgsbestimmung über die Trial Balance . . . . . . . . . 62 4.1.4 Ableiten der Bilanz aus der Adjusted Trial Balance . . . . 66 4.2 Fallstudie Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 5 <?page no="5"?> Inhalt 4.3 Ableiten des Jahresabschlusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 4.3.1 Ableiten des Trading Account . . . . . . . . . . . . . . . 73 4.3.2 Aufstellen des Gewinn- und Verlustrechnungskontos . . . 75 4.3.3 Buchen des Erfolgs in das Kapitalkonto . . . . . . . . . . 76 4.3.4 Aufteilen der Adjusted Trial Balance . . . . . . . . . . . . 78 4.3.5 Ableiten der Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.3.6 Ableiten der Gewinn- und Verlustrechnung . . . . . . . . 80 4.4 Sammelbuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4.4.1 Ziel von Sammelbuchungen . . . . . . . . . . . . . . . 82 4.4.2 Aufstellen des Jahresabschlusses unter Verwendung von Sammelbuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4.4.3 Verwendung der Sammelbuchungen . . . . . . . . . . . . 85 4.4.4 Beispiel für die Anwendung von Sammelbuchungen bei der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 5 Bilanzanalyse 99 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.1 Grundlagen der Bilanzanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.2 Horizontalanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 5.3 Vertikalanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 5.4 Kennzahlenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 5.4.1 Leistungskennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 5.4.2 Liquiditätskennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 5.4.3 Kapitalstrukturkennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . 113 5.4.4 Marktkennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs 119 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 6.1 Allgemeine Ausweisvorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 6.2 Bilanzausweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 6.3 Ausweis der Gewinn- und Verlustrechnung . . . . . . . . . . . . 126 6.4 Ausweis der Kapitalflussrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 6.5 Ausweis der Eigenkapitalveränderungsrechnung . . . . . . . . . . 130 6.6 Darstellung der Notes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 6.7 Ausweis einer Eröffnungsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 6 <?page no="6"?> Inhalt 7 Sachanlagen 139 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 7.1 Ausweis von Anlagevermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 7.1.1 Ansatz von Anlagevermögen . . . . . . . . . . . . . . . . 143 7.1.2 Leasing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 7.1.3 Ansatz weiterer Sachanlagevermögenswerte . . . . . . . . 152 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen . . . . . . . . . . . . . . . . 154 7.2.1 Bewertungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 7.2.2 Erstbewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 7.2.3 Folgebewertungen, allgemein . . . . . . . . . . . . . . . 159 7.2.4 Abschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 7.2.5 Wertminderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 7.2.6 Neubewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 7.2.7 Finanzinstrumente und als Finanzinvestitionen gehaltene Immobilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 7.2.8 Abgang von Sachanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 8 Konzernabschluss 201 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 8.1 Übersicht über Unternehmenszusammenschlüsse . . . . . . . . . 202 8.2 Konzernabschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 8.3 Joint Venture Accounting . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 8.4 At Equity-Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 9 Umlaufvermögen 227 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 9.1 Allgemeine Regelungen zum Umlaufvermögen . . . . . . . . . . 228 9.2 Vorratsvermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 9.2.1 Wesentliche Regelungen für Vorräte . . . . . . . . . . . 229 9.2.2 Definition von Vorräten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 9.2.3 Anschaffungs- und Herstellungskosten . . . . . . . . . . . 231 9.2.4 Vorratsbuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 9.2.5 Transferpreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 9.2.6 Bewertungsvereinfachungsverfahren . . . . . . . . . . . . 253 9.3 Forderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 9.4 Wertpapiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 7 <?page no="7"?> Inhalt 9.5 Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 9.5.1 Buchungen in Bezug auf die Position Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 9.5.2 Fremdwährungsgeschäfte . . . . . . . . . . . . . . . . . 260 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 10 Kapitalflussrechnung 265 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 10.1 Prinzip der Periodenabgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 10.2 Liquiditätsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung . . . . . . . . . . . . . . . 272 10.3.1 Direkte Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 10.3.2 Direkte Methode mit Überleitungsrechnung zur Bestimmung des operativen Zahlungsmittelüberschusses . 273 10.3.3 Derivative Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 11 Eigenkapital 291 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 11.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292 11.2 Eigenkapitalpositionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 11.2.1 Gezeichnetes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 11.2.2 Rücklagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303 11.2.3 Bilanzgewinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 12 Gewinn- und Verlustrechnung 313 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 12.1 Regelungen zur Gewinn- und Verlustrechnung . . . . . . . . . . 313 12.2 Aussage aus der Gewinn- und Verlustrechnung . . . . . . . . . . 314 12.3 Buchen von Erträgen gem. IAS 18 . . . . . . . . . . . . . . . . . 324 12.4 Fertigungsaufträge nach IAS 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 12.5 Ausweis von Steuern vom Einkommen und Ertrag in der Gewinn- und Verlustrechnung nach IAS 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . 327 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 8 <?page no="8"?> Inhalt 13 Eigenkapitalveränderungsrechnung 337 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 13.1 Formale Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 13.2 Gewinnverwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 13.3 Kapitalerhöhung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 13.4 Bildung von Neubewertungsrücklagen . . . . . . . . . . . . . . . 342 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345 14 Schulden 347 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 14.1 Ausweis von Schulden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden . . . . . . . . . . . . . . 350 14.2.1 Zinspflichtige Schulden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350 14.2.2 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen . . . . 362 14.2.3 Rückstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 14.2.4 Steuerschulden und latente Steuern . . . . . . . . . . . . 364 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 15 Risikomanagement 369 Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 15.1 Einführung in das Risikomanagement . . . . . . . . . . . . . . . 370 15.2 Handelsrechtliche Bestimmungen zum Risikomanagement . . . . 370 15.3 Risikobewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383 Aufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383 Abbildungen 385 Abkürzungen 393 Literatur 403 Index 405 9 <?page no="10"?> Vorwort (Preface) Rechnungswesen (Accounting) ist international! Das vorliegende Lehrbuch vermittelt internationale Rechnungslegung in dem Umfang, der an den meisten internationalen und ausländischen Hochschulen in dem Fach Financial Accounting gelehrt wird. Es bereitet auf eine rechnungswesenorientierte Vertiefungsvorlesung wie Management Accounting, Controlling, Finanzierung, Bilanzierung, Wirtschaftsprüfung etc. vor. Es wird vermittelt, wie man einen handelsrechtlichen Jahresabschluss nach IFRSs und deutschem HGB aufstellt. Es wird in den ersten Kapiteln auf die Bilanzierung im Allgemeinen eingegangen und anschließend der Jahresabschluss Position für Position vorgestellt. Im Text finden sich zahlreiche Beispiele zur Erläuterung. Zusätzlich wird für jeden Sachverhalt ein Beispiel aus der durchgängigen Fallstudie Sunny AG behandelt, um ihn im Kontext mit einem realistischen Unternehmen zu vertiefen. Die Sunny AG ist ein fiktiver Hardwareproduzent mit Sitz in Osnabrück. Sie produziert Personal Computer und Workstations. Weiter bietet sie ihren Kunden Serviceleistungen an. Ihren Firmennamen trägt die Sunny AG wegen ihres Energieversorgungskonzepts mit Solarstrom und -wärme. Für die Sunny AG Fallstudie existiert ein weiteres Lehrbuch von Seyfert [2008], das die Grundstudiumskenntnisse der Plankostenrechnung vermittelt. Die Daten der Fallstudie Sunny AG sind zwischen den Büchern abgestimmt. Die Sunny AG wird in jedem Kapitel behandelt, so dass sich der Leser darin zu Hause fühlt. Nach Vorstellen von Bilanzierungsmethoden wird immer die Anwendung in der Sunny AG demonstriert, um den Inhalt zu vertiefen und in einem dem Leser bekannten Kontext zu zeigen. Um das Erlernen der englischen Fachbegriffe (technical terms) zu erleichtern, sind im Text oft die Übersetzungen in Klammern nachgestellt. Teilweise werden die im Ausland üblichen Begriffe in den Text eingedeutscht, damit sich der Leser an die internationale Fachsprache gewöhnt. Fast alle Abbildungen sind in Englisch. Das Buch baut auf meinen Lehrerfahrungen in internationalen Studiengängen der Fachhochschule Osnabrück und als Gastprofessor im Ausland - in China, in den Niederlanden und in Südafrika auf. Auf der Website www.utb-mehr-wissen.de finden sich eine Übersetzungshilfe und Übungsaufgaben mit Lösungen zum Download. Ich empfehle, parallel zur Lektüre dieses Lehrbuchs das neue deutsche HGB und die internationalen Rechnungslegungsstandards zu lesen. Letztere sind auch im Internet in Englisch und Deutsch (z. B. IFRS-Portal.com) veröffentlicht. Das Rechnungswesen ist die Sprache der Betriebswirtschaft. Ohne grundlegendes Verständnis seiner Zusammenhänge kann ein Betriebswirt im Unternehmen nicht mitreden. Auf der Welt existieren jedoch unterschiedliche Grammatiken für das Rechnungswesen. Die Standardisierung durch die Einführung der internationalen Rech- 11 <?page no="11"?> Vorwort nungslegungsstandards IFRSs ist eine begrüßenswerte und wichtige Vereinfachung für die Betriebswirtschaft und auch für das Studium des Rechnungswesens. Ich verzichte auf das Vergleichen der Rechnungslegungsstandards. Dafür will ich die Gemeinsamkeiten betonen. Die Rechnungslegung wird aus Managersicht dargestellt. Das Rechnungswesen soll als Instrument (Sprache, Modell) aufgefasst werden, über das im Unternehmen auf der Ausführungs- und auf der Managementebene kommuniziert wird. In internationalen Unternehmen wird immer mehr ein integriertes Rechnungswesen praktiziert, bei dem mit Daten des Financial Accounting auch intern gesteuert wird. Dies ersetzt nicht die Kostenrechnung (Management Accounting), da dort das Unternehmen in Kostenstellen differenziert wird und Verrechnungen zwischen den Unternehmensbereichen zur Wirtschaftlichkeitskontrolle, zur Kalkulation und zur kurzfristigen Erfolgsrechnung und insbesondere zur Planung stattfinden. Das Lehrbuch behandelt die internationale Rechnungslegung nach den internationalen Rechnungslegungsstandards IAS/ IFRS in der Fassung zum Zeitpunkt der Drucklegung (September 2008). Das deutsche HGB wird entsprechend des Gesetzesentwurfs (BilMoG) zitiert. Ich will mit dem Lehrbuch einen Beitrag zur Internationalisierung der Rechnungswesenausbildung leisten. Port Elizabeth, im September 2008 Carsten Berkau Vorwort zur 2. Auflage In der 2. Auflage wurden einige redaktionelle Änderungen vorgenommen und ein Kapitel zum Risikomanagement eingefügt. Das BilMoG führt in Deutschland ab 1.01.2010 zu Änderungen des Handelsgesetzbuchs. Diese sind - ebenso wie die überarbeiteten Standards IAS1 und IFRS3 - durchgängig berücksichtigt. Die Website UTB-mehr-wissen.de enthält jetzt für das Buch eine umfangreiche Augaben/ Lösungs- und Materialsammlung. Auf der Website sind die Lösungen zu den Aufgaben detaillierter als im Buch dargestellt. Ebenso sind dort ebenfalls englischsprachige Aufgaben und Musterlösungen verfügbar. 12 <?page no="12"?> Vorwort Abbildung 1.1: www.UTB-mehr-wissen.de Alle gezeigten Aufgaben sind Klausuraufgaben der Hochschule Osnabrück oder ihrer Partnerhochschulen Kyung Hee University, Nelson Mandela Metropolitan University, Rhodes University und Shanghai Institute of Foreign Trade. Die Aufgaben und Musterlösungen sind auf internationalem Niveau. Meinen Lesern und Studenten will ich das Studieren im englischsprachigen Ausland erleichtern, weil Vertiefungsvorlesungen auf dem hier dargestellten internationalem Grundwissen aufbauen. Die 2. Auflage entstand während meiner Gastprofessur an der Kyung Hee University in Südkorea. Seoul, im Juni 2009 Carsten Berkau 13 <?page no="13"?> Vorwort Vorwort zur 3. Auflage Inzwischen ist es normal geworden, dass ein Lehrbuch zur Bilanzierung auf die internationalen Rechnungslegungsstandards IFRSs abstellt. Dieser Entwicklung folgend wird in der 3. Auflage weiter die internationale Bilanzierung in den Vordergrund gestellt. Das Konzept meines Buchs ist es, die internationale Bilanzierung als Standard zu vermitteln und nationalen GAAPs, insbesondere das HGB, als Besonderheiten davon darzustellen. Die Bilanzierung ist heute ein internationales Fachgebiet und erfordert fundierte Kenntnis nach internationalen Rechnungslegungsstandards. Durch neue technische Möglichkeiten, wie Smartphone und eBook, besteht nun für die Studierenden die Chance. dieses Lehrbuch mit modernsten Mitteln zu nutzen und auf die umfangreiche Aufgabensammlung direkt zuzugreifen. Zusatzmaterialien, Aufgaben mit Lösungen, das Glossar etc. werden in dieser 3. Auflage mit dem Lehrbuch über QR-Codes verknüpft. Sie können so online in Verbindung mit dem Text bearbeitet werden. Überdies habe ich mich bemüht, die Fallstudien im Buch durch umfangreichere Kontendarstellungen zu illustrieren. Damit soll es leichter werden, komplexe Sachverhalte, z. B. die Steuerlatenzen bei Neubewertungen, nachzuvollziehen. Mit dem Buch will ich zeigen, wie man bilanziert, um ein vertieftes Verständnis für den Jahresabschluss aus Managersicht zu vermitteln. Es ist nicht Ziel des Buchs die IFRSs vollständig und vertieft zu behandeln oder einen Vergleich mit nationalen GAAPs herzustellen. Das Buch enthält eine große und durchgängige Fallstudie Sunny AG, auf die in nahezu allen Kapiteln referenziert wird. Damit können Zusammenhänge zwischen den Kapiteln gezeigt werden. Z. B. führt die Neubewertung in Kapitel 7 zum Ausweis von latenten Steuern, die in Kapitel 14 unter Schulden zu sehen sind. Weiter gibt es im Buch Mini-Fallstudien, die zur Verdeutlichung einzelner Sachverhalte dienen. Sie beziehen sich immer nur auf ein einzelnes Kapitel. Solche Fallstudien haben Namen, um sie identifizieren zu können. Gleiches gilt für die Übungsaufgaben, deren Online-Lösungen ab jetzt im Internet verfügbar sind und über QR-Codes aufrufbar sind. Für Dozenten stehen die Abbildungen als Foliensätze und weitere Aufgaben online, deren Lösung nur exklusiv den Lehrenden verfügbar gemacht wird. Alle Aufgaben haben Klausurformat. Ich will die internationale Bilanzierung übersichtlich und praxisnah beschreiben und erklären. Der Stoff entspricht dem internationalem Standard einer Grundlagenvorlesung im In- und Ausland. Er stellt das Grundlagenwissen dar, das man braucht um an internationalen Hochschulen vertiefend Accounting zu studieren. Daher sind allgemein üblichen Ausdrücke und Abkürzungen wie z. B. SCap für Issued Capital verwendet worden. Diese 3. Auflage entstand während meiner Lehrtätigkeit an der Cape Peninsula University of Technology CPUT in Kapstadt. Cape Town, im Februar 2012 Carsten Berkau 14 <?page no="14"?> 1 Einleitung (Introduction) 1.1 Aufbau (Structure) Für die Grundlagen der internationalen Bilanzierung wird anfangs ein einfaches Beispiel eines Taxi-Unternehmens eingeführt, um die wesentlichen Bestandteile des handelsrechtlichen Jahresabschlusses (commercial financial statements) zu vermitteln. Um der Bedeutung des Accounting für die Unternehmensführung gerecht zu werden, wird das Thema der Bilanzanalyse (financial statement analysis) vor der vertieften Betrachtung der Bilanzpositionen behandelt. Es soll erreicht werden, dass der Leser bei der späteren detaillierten Behandlung von Bilanz- und anderen Jahresabschlusspositionen sich als Manager versteht. Nach der Einführung in die Bilanzierung folgt ein Kapitel zur internationalen Buchhaltung. Anschließend werden die wesentlichen national und international Generally Accepted Accounting Standards - das deutsche HGB und die IFRSs eingeführt. Im Hauptteil des Buchs wird sich an der Struktur der Bilanz ausgerichtet. Es werden alle Bilanzposten von oben nach unten behandelt. Dadurch entsteht eine klare Struktur für das Buch: (1) Anlagevermögen (non-current assets) (2) Umlaufvermögen (current assets) (3) Eigenkapital (equity) (4) Schulden (liabilities) Bei der Betrachtung der detaillierten Jahresabschlusspositionen (financial statement items) wird - neben den erläuternden Beispielen im Text - die durchgängige Fallstudie Sunny AG verwendet, an der beispielhaft zuvor vermittelte Wissensinhalte demonstriert werden können. Es ist für das Vermitteln von Financial Accounting- und Managerial Accounting-Wissen erforderlich, ein durchgängiges Beispiel zu verwenden, da Übungsaufgaben immer nur einen kleinen Ausschnitt aus der Welt des Accounting zeigen können. Neben den Struktur gebenden Kapiteln über die Bilanzposten werden Exkurse zu den weiteren Financial Statements in jeweils eigenständigen Kapiteln gemacht. So wird nach der Behandlung von non-current Assets, die die Position Investments enthalten, ein Kapitel zum Konzernabschluss und zu Joint Venture Accounting eingeschoben. Nach Behandeln des Bilanzpostens Cash and Cash Equivalents kommt ein Kapitel zur Kapitalflussrechnung (statement of cash flows). Dem Kapitel zum Eigenkapital folgen die Kapitel Gewinn- und Verlustrechnung (statement of comprehensive income) und Eigenkapitalveränderungsrechnung (statement of changes in equity). 15 <?page no="15"?> 1 Einleitung Es ergibt sich die folgende Struktur für das Lehrbuch: ( ) Nationales und internationals Rechnungswesen nach HGB und IFRSs ( ) Bilanzanalyse (7) Anlagevermögen ( ) Konzernabschluss (9) Umlaufvermögen ( ) Kapitalflussrechnung (11) Eigenkapital ( ) Gewinn- und Verlustrechnung ( ) Eigenkapitalveränderungsrechnung (14) Schulden ( ) Risikomanagement 1.2 Vereinfachungen und Konventionen (Simplifications and Conventions) Unternehmenstypen (Entity Types) Es werden grundsätzlich nur privatwirtschaftliche Unternehmen behandelt, die Kapitalgesellschaften sind und in Deutschland - und somit in der EU - ihren Sitz haben. Deutschen Rechtsformen spielen für das Lehrbuch eine untergeordnete Rolle. Öffentliche Betriebe oder Vereine werden nicht behandelt. Gemäß der IAS-Verordnung, Artikel 48, zweiter Absatz, wird eine Firma wie folgt definiert: „Companies or firms means companies or firms constituted under civil or commercial law, including cooperative societies, and other legal persons governed by public or private law, save for those which are non-profit-making.“ In den Standards IAS/ IFRS (Im Weiteren: IFRSs) wird für Unternehmen der allgemeine Begriff „entity“ verwendet. Es zählen z. B. Kapitalgesellschaften, Kaufleute und Genossenschaften unter die EU-Verordnung. Unbeschadet der rechtlichen Situation wird hier die Anwendung der IFRSs für den Einzel- und Konzernabschluss als relevant angenommen. Steuerabschlüsse (Financial Statements for Taxation) Es sollen keine nationalen steuerrechtlichen Fragen vertieft werden. Alle behandelten Unternehmen unterliegen zwar nationalen Steuergesetzen (EStG, UStG etc.). Diese werden für die Beispielrechnungen z.T. vereinfacht dargestellt. Der Umsatzsteuersatz (value added tax rate, VAT rate) wird pauschal mit 20 % angenommen, damit Rechnungen und Buchungssätze leichter nachvollziehbar sind. Für die Fallstudie gilt der Gesamtsteuersatz für eine Kapitalgesellschaft am Standort Osnabrück. Er beträgt gerundet 30,18 %. In den Berechnungen wird der nicht gerundete Wert i.H.v. 30,175 % verwendet. 16 <?page no="16"?> 1.2 Vereinfachungen und Konventionen Zitation von Gesetzestexten (Quotations of Law Texts) Es wird sich bei allen Aussagen auf die IFRSs und das HGB bezogen. Die Standards werden mit Standard-Bezeichnung und Paragraph bezeichnet, z. B. IAS 1.68. Hier handelt es sich um den Standard IAS 1, von dem der Paragraph 68 zitiert wird. Paragraphen in deutschen Gesetzen werden unter Angabe des jeweiligen Gesetzes und des Absatzes zitiert, z. B. § 6 Abs. 2 EStG. Die IFRSs werden englisch zitiert, da die internationalen Rechnungslegungsstandards nur in der englischsprachigen Version justiziabel sind. Buchungssätze (Bookkeeping Entries) Buchungssätze werden mit den Begriffen Debit Entry und Credit Entry für Soll und Haben, bzw. Per . . . an . . . bezeichnet. Wird z. B. ein Fahrzeug für ein Unternehmen angeschafft, das zu einem Bruttobetrag von 24.000,00 EUR gekauft wurde, wird der zugehörige Buchungssatz wie folgt dargestellt: DR Fahrzeuge ........................ 20.000,00 EUR DR Vorsteuer ........................ 4.000,00 EUR CR Kasse/ Bank ....................... 24.000,00 EUR Auf das Einrücken des Credit Entries wird aus Platzgründen verzichtet. Die Konten werden ebenfalls grundsätzlich englischsprachig bezeichnet, so dass der obige Buchungssatz lautet: DR Motor Vehicles .................. 20.000,00 EUR DR VAT ................................. 4.000,00 EUR CR Cash/ Bank ........................ 24.000,00 EUR Kontendarstellung (Presentation of Accounts) Konten werden zum leichteren Verständnis in T-Kontenform dargestellt. Die Einträge darin sind in Englisch oder Buchungssatznummern. Währungseinheit (Curreny Unit) Die Berichtswährung ist grundsätzlich der Euro. Umsatzsteuer (Value Added Tax) Es wird nur 1 Umsatzsteuerkonto mit der Bezeichnung Value Added Tax (VAT account) geführt. Es nimmt auf der Sollseite die Vorsteuerbeträge auf und zeigt auf der Habenseite die USt-Schuld. Es wird kein reduzierter USt-Satz angewendet. Gewerbesteuer (Trade Tax) Die Gewerbesteuer wird ausgehend von einem Gewerbesteuerhebesatz h = 410 % für Osnabrück berechnet. Da von Kapitalgesellschaften ausgegangen wird, beträgt die Steuermeßzahl immer 3,5 %. Der gesamte Gewerbesteuersatz s Ge = 14,35 %. Körperschaftsteuer (Corporate Tax) Die Körperschaftsteuer beträgt 15 % vom Vorsteuergewinn. 17 <?page no="17"?> 1 Einleitung Einkommensteuer (Income Tax) In Aufgaben wird grundsätzlich mit einem Gesamtsteuersatz von s = 30 % gerechnet, der Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer und den Solidaritätszuschlag enthält. Kapitalertragsteuer (Tax on Capital Returns) Die Kapitalertragsteuer ist eine Einkommensteuerart. Sie beträgt 25 % des Kapitalertrags. Solidaritätszuschlag (German Reunion Tax) Der Solidaritätszuschlag beträgt 5,5 %. Genauigkeit (Level of Precision) Bei allen Rechnungen werden Eurobeträge und Prozentwerte auf zwei Nachkommastellen gerundet. Dies gilt auch für Zwischenergebnisse. Ausnahmen bilden die über Tabellenkalkulationsprogramme gerechneten Werte in den Financial Statements. Bei Nebenrechnungen (workings) im Text werden die Nachkommastellen, falls sie Null sind, weggelassen. Ebenso werden zur Übersichtlichkeit die Einheiten nur beim Endergebnis ausgewiesen. Zahlungsfristen (Payment terms) Zur Vereinfachung werden Steuern im nachfolgenden Geschäftsjahr gezahlt. Es finden keine unterjährigen Steuerzahlungen statt. Steuervorauszahlungen (Deferred Payments for Income Tax) Für Steuern werden keine Vorauszahlungen berücksichtigt. Es wird grundsätzlich davon ausgangen, dass die Steuern mit dem Steuerabschluss bestimmt werden und als Verbindlichkeit nach IAS 12 ausgewiesen werden. Sie werden dann im Folgejahr komplett gezahlt. Abschreibungsgenauigkeit (Precision of Depreciation) Abschreibungen werden immer monatsgenau vorgenommen. Dabei zählt ein Monat zur Abschreibung, wenn der Vermögensgegenstand den überwiegenden Teil des Monats in Besitz des Unternehmens war. D. h. bei Anschaffungen vor dem 15./ 16. Tag eines Monats und bei Abgang des Vermögensgegenstands nach dem 15./ 16. Tag des Monats. Dies bedingt, dass bei Änderung der Abschreibung, z. B. bei außerplanmäßiger Abschreibung, bei Neubewertung, etc. die Abschreibung monatsgenau auf die Abrechnungszeiträume aufzuteilen ist. Monatslänge (Length of a Month) In einigen Beispielen (bei Abgrenzungen) ist eine Aufteilung von z.B. Löhnen tagesgenau vorzunehmen. In solchen Fällen wird immer davon ausgegangen, dass ein Monat 21,5 Tage hat bzw. 4,3 Wochen. Aufteilung von Cash Flows (Cash Flow Separation) Bei der Aufteilung von Cash flows wird dem IAS 7 gefolgt. Es wird grundsätzlich angenommen, dass Zinsen zum Cash flow aus Finanzierungstätigkeit gehören. Dieses 18 <?page no="18"?> 1.2 Vereinfachungen und Konventionen gilt auch, wenn z. B. ein Dispositionskredit für einige Tage aufgenommen wird. Die Einteilung wird hier strikt vorgenommen, damit Studierende in Klausuren Klarheit über die Behandlung von Zinsen haben. 19 <?page no="20"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB (Financial Accounting along German Commercial Code) Lernziele Die Rechnungslegung in Deutschland wird durch das deutsche Handelsgesetzbuch (HGB) geregelt. Der Konzernabschluss wird nach IFRSs erstellt, wenn Konzernunternehmen kapitalmarktorientiert sind. Das Rechnungswesen wird in diesem Kapitel allgemeingültig vorgestellt und anschließend gemäß deutschem HGB spezifiziert. Im nachfolgenden Kapitel 3 wird in die internationale Rechnungslegung eingeführt. Die Bestandteile des Einzelabschlusses nach deutschem HGB werden zusammenhängend an einfachen Beispielen beschrieben und ihre Aussagekraft für den Bilanzadressaten demonstriert. Ebenso werden die wichtigsten Positionen des handelsrechtlichen Jahresabschlusses vorgestellt sowie auf Besonderheiten der deutschen Rechnungslegung hingewiesen. Es bestehen die folgenden Lernziele für Kapitel 2: (1) Vermitteln eines Überblicks über die Rechnungslegung -› vgl. Abschnitt 2.1, S. 22 (2) Kennenlernen der rechtlichen Grundlagen für den handelsrechtlichen Jahresabschluss als Einzelabschluss -› vgl. Abschnitt 2.2, S. 25 (3) Kennenlernen der Bestandteile des handelsrechtlichen Jahresabschlusses -› vgl. Abschnitt 2.3, S. 33 (4) Vermitteln von Zusammenhängen zwischen den Bestanteilen des handelsrechtlichen Jahresabschlusses -› vgl. Abschnitt 2.2, S. 25 (5) Erkennen der Aussagekraft der einzelnen Bestandteile des handelsrechtlichen Jahresabschlusses -› vgl. Abschnitt 2.3, S. 33 (6) Darlegen der wesentlichen Regelungen nach deutschem HGB zur Rechnungslegung -› vgl. Abschnitt 2.4, S. 35 (7) Vermitteln der Grundlagen der Rechnungslegung, so dass die nachfolgenden detaillierten Ausführungen zu einzelnen Jahresabschlusselementen und zu einzelnen Positionen davon verstanden werden können -› vgl. Abschnitt 2.4, S. 35 (8) Kennenlernen der Besonderheiten eines Jahresabschlusses nach deutschem HGB im Vergleich zur internationalen Rechnungslegung -› vgl. Abschnitt 2.6, S. 39 21 <?page no="21"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB 2.1 Übersicht über die Rechnungslegung (Overview on Financial Accounting) Die Verpflichtung zur Rechnungslegung hängt in Deutschland von der Rechtsform des Unternehmens ab. Grundsätzlich lassen sich die Rechtsformen für privatwirtschaftliche Unternehmen in drei Kategorien einteilen: (1) Einzelunternehmen, (2) Personengesellschaften und (3) Kapitalgesellschaften. (1) Einzelunternehmen (Sole Proprietorship) Einzelunternehmen sind Unternehmen, bei denen eine einzelne Person das Unternehmen besitzt. Das Unternehmen wird immer im Zusammenhang mit dieser Person gesehen: Gewinne werden über den persönlichen Einkommensteuersatz des Unternehmers versteuert. Der Inhaber haftet uneingeschränkt mit seinem gesamten Vermögen für das Unternehmen. Üblich ist diese Rechtsform für kleinere Unternehmen, z. B. bei Dienstleistern, wie Fotografen, Copy Shops, Werbeagenturen. So lange das Unternehmen nicht als Kaufmann eingestuft wird, besteht keine Rechnungslegungspflicht - die Besteuerung kann gem. § 4 Abs. 3 EStG nach der so genannten 4.3-Gewinnermittlung stattfinden. Eine 4.3-Gewinnermittlung bedeutet das Gegenüberstellen von Einnahmen und Ausgaben. Gilt der Unternehmer dagegen als Kaufmann, besteht Buchführungspflicht über § 238 HGB, die für kleine Unternehmen nach BilMoG eingeschränkt wird. (2) Personengesellschaften (Partnership) Schließen sich für ein Unternehmen zwei oder mehrere Personen zu einer Gesellschaft zusammen, liegt eine Personengesellschaft vor. Die Unternehmer regeln i.d.R. per Vertrag die Aufgaben untereinander und die Verteilung des Gewinns. Die Haftung umfasst wie bei Einzelunternehmern das gesamte private Vermögen der Gesellschafter, d. h. die Gesellschafter sind persönlich und gesamtschuldnerisch haftbar. Häufig sind Freiberufler in Personengesellschaften organisiert. Als Freiberufler gelten Dienstleistungsbereiche, wie sie in § 18 EStG aufgeführt sind. Beispiele für freiberufliche Tätigkeiten , die in Personengesellschaften organisiert sein können, sind: Rechtsanwälte, Ingenieure oder Ärzte, wenn sie eine Anwaltssozietät, ein Ingenieurbüro oder einer Gemeinschaftspraxis betreiben. So lange keine kaufmännische Tätigkeit ausgeübt wird, besteht keine Buchführungspflicht. Da Personengesellschaften allenfalls bei Überschreiten der Größenordnungskriterien nach § 11 PublG rechenschaftslegungspflichtig sind, werden in Deutschland auch mittelständische Produktionsunternehmen bevorzugt als Personengesellschaften geführt. Typische Formen von Personengesellschaften sind Kommanditgesellschaften oder Offene Handelsgesellschaften. Die Motivation für eine Personengesellschaft ist häufig, dass Unternehmensinformationen nicht durch den handelsrechtlichen Jahresabschluss publiziert werden müssen. (3) Kapitalgesellschaften (Limited Company) Für eine Kapitalgesellschaft schließen sich mehrere Kapitalgeber zusammen und beschränken ihre Haftung auf das eingebrachte Kapital. Kapitalgesellschaften werden 22 <?page no="22"?> 2.1 Übersicht über die Rechnungslegung international mit dem Attribut limited gekennzeichnet. Die Kapitalgesellschaft selbst haftet nur in Höhe ihres gesamten Eigenkapitals, das aus dem gezeichneten Kapital, den Rücklagen und dem Bilanzgewinn besteht. Häufig sind die Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft nicht in das Management des Unternehmens eingebunden. Die Führung des Unternehmens wird der Geschäftsleitung oder dem Vorstand übertragen. Eine Kapitalgesellschaft ist juristisch eine Körperschaft und unterliegt der Körperschaftsteuer (KSt). Kapitalgesellschaften gelten grundsätzlich als kaufmännisch und sind buchführungspflichtig. Die Rechnungslegungspflicht gewährleistet z. B. die Informationsversorgung der Anteilseigner. Kapitalgesellschaften müssen nach § 264 HGB einen Jahresabschluss aufstellen. Der Jahresabschluss wird im Handelsregister veröffentlicht, wenn davon keine Befreiung z. B. wegen der Größe der Gesellschaft besteht. Für Kapitalgesellschaften gelten umfangreiche Regelungen innerhalb des deutschen HGB, die über die Regelungen für sonstige Kaufleute hinausgehen und in den Paragraphen §§ 264ff. HGB dargestellt sind. Z. B. wird ein spezielles Bilanzgliederungsschema nach § 266 Abs. 2 und 3 HGB gefordert und die Gewinn- und Verlustrechnungsstruktur detailliert vorgeschrieben -› vgl. § 275 Abs. 2 und 3 HGB . Der Jahresabschluss einer Kapitalgesellschaft, die nicht als klein im Sinne des § 267 HGB gilt, ist prüfungspflichtig nach § 316 Abs. 1 HGB, d. h. er muss von einem vereidigten Buchprüfer oder Buchprüfungsgesellschaft oder von einem Wirtschaftsprüfer oder einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft werden. Hat keine Prüfung stattgefunden, kann der Jahresabschluss nicht festgestellt werden, so dass auch keine Ausschüttung des Jahresergebnisses an die Anteilseigner möglich ist. Übliche Kapitalgesellschaftsformen in Deutschland sind die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und die Aktiengesellschaft (AG), für die jeweils eigene gesetzliche Regelungen gelten (GmbHG, AktG), die z. B. die Haftung und Gewinnverwendung regeln. In Deutschland sind ebenfalls Mischformen der Rechtsformen üblich, z. B. die Kombination aus Kapital- und Personengesellschaft, bei der eine Rechtspersönlichkeit Gesellschafter ist (GmbH & Co. KG). Die Notwendigkeit zur Rechnungslegung resultiert daraus, dass der Bilanzadressat, z. B. ein Aktionär, Gläubiger, Mitarbeiter etc., sonst keinen Einblick in die Lage des Unternehmens haben würde. Unter Rechnungslegung versteht man das Aufstellen und Veröffentlichen des handelsrechtlichen Jahresabschlusses. Die Bestandteile des handelsrechtlichen Jahresabschlusses werden in §§ 242 Abs. 3 und 264 Abs. 1 HGB geregelt. Demnach besteht der Jahresabschluss aus: (1) Bilanz (statement of financial position) (2) Gewinn- und Verlustrechnung (statement of comprehensive income) und (3) Anhang (notes). Der für mittelgroße und große Kapitalgesellschaften geforderte Lagebericht (director’s report) ist nach § 264 Abs. 1 HGB nicht Bestandteil des handelsrechtlichen Jahresabschlusses. Nimmt eine Kapitalgesellschaft am öffentlichen Wertpapierhandel teil, müssen ebenfalls eine Kapitalflussrechnung und ein Eigenkapitalspiegel erstellt werden. 23 <?page no="23"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB Die Rechnungslegung gegenüber dem Fiskus erfordert einen Steuerabschluss. Das BilMoG hat die bisher enge Verknüpfung der beiden Abschlüsse gelockert, so dass künftig ein handelsrechtlicher und ein steuerrechtlicher Jahresabschluss zu erstellen sind. Die Trennung zwischen Handels- und steuerrechtlichem Abschluss resultiert aus unterschiedlichen Zielsetzungen der beiden Rechnungslegungsinstrumente: Der Abschluss nach deutschem HGB dient nach § 264 Abs. 2 HGB dem Vermitteln eines den tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens. Neben der Einhaltung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) wird diese Lagedarstellung durch den Abschlussprüfer geprüft und entsprechend des Prüfungsergebnisses bestätigt -› vgl. § 322 HGB . Das deutsche HGB ist nach dem Gläubigerschutzprinzip gestaltet, so dass Ausweis- und Bewertungsregelungen zu Gunsten der Gläubiger gestaltet sind. So werden z. B. Gewinne und Verluste in § 252 Abs. 1 HGB unterschiedlich behandelt (Realisations- und Imparitätsprinzip). Weiter sieht das deutsche HGB Wahlrechte vor, die vom Bilanzierenden wahrgenommen werden können. Dagegen dient der Steuerabschluss der gerechten Steuerbemessung. Es besteht die Möglichkeit, dass einem Aktivierungswahlrecht in der Handelsbilanz ein Verbot in der Steuerbilanz gegenübersteht. Diese ist z. B. bei Bilanzierungshilfen der Fall. Weiter besteht die Möglichkeit, dass die handelsrechtlichen Wahlrechte über die steuerrechtlichen hinausgehen, z. B. bei der Bewertung von Umlaufvermögen gem. von Verbrauchsfolgefiktionsverfahren. I.d.R. begründen solche Situationen, in denen das handelsrechtliche und steuerrechtliche Ergebnis unterschiedlich hoch sind, latente Steuern . Latente Steuern werden in Kapitel 12 -› vgl. S. 313 behandelt. Die Bilanzierung wird durch die Bilanztheorie fundiert. Allgemein haben die statische und dynamische Bilanztheorie Bedeutung erlangt. Die statische Bilanztheorie fragt, wie hoch das Vermögen zum Bilanzstichtag ist. Es wird bilanziert, um dem Bilanzadressaten Auskunft über das Unternehmensvermögen zu einem bestimmten Stichtag zu erteilen. Die Bilanzierung folgt jedoch primär der dynamischen Bilanztheorie nach Schmalenbach . Der Jahresabschluss wird nach dynamischer Bilanztheorieauffassung erstellt, um den Unternehmenserfolg beschreiben und erklären zu können. Es wird z. B. im Rahmen der Abschreibung nicht nach der Wertminderung des Vermögens, sondern nach der Belastung des Periodenerfolgs durch den Abschreibungsaufwand gefragt. Der Abschreibungsaufwand stellt die Periodisierung der Anschaffungsausgaben dar (vgl. zur Bilanztheorie z. B. Coenenberg, Haller, Schultze [2012]). Neben den bisher dargestellten handelsrechtlichen und steuerrechtlichen Jahresabschlüssen sind relevant: (1) Konzernabschluss (Group Statements) Im Konzernabschluss werden die Abschlüsse aller Konzerngesellschaften zusammengefasst dargestellt, als wäre der Konzern ein einzelnes Unternehmen. (2) Sonderbilanzen (Special Financial Statements) Sonderbilanzen sind z. B. Eröffnungs-, Liquidations- oder Fusionsbilanzen. 24 <?page no="24"?> 2.2 Inhalte des handelsrechtlichen Jahresabschlusses (3) Zwischen-/ Teilbilanzen (Intermediate Financial Statements, Segment Reporting) Zwischenbilanzen sind z. B. Quartals- oder Monatsabschlüsse, die als Abschluss darzustellen sind. Bei Börsennotierung können Zwischenabschlüsse durch die Börsenaufsicht vorgeschrieben werden. Die amerikanische SEC (Security Exchange Commission) fordert z. B. das Aufstellen und Veröffentlichen von Quartalsabschlüssen. Teilbilanzen entstehen dadurch, dass ein Unternehmen eine Segmentberichterstattung vorsieht, weil seine Tätigkeiten so heterogen sind, dass ein Zusammenfassen aller Betätigungsfelder einen Vergleich mit anderen Unternehmen derselben Branche stören würde. (4) Planbilanz (Budgeted Financial Statements) Für die Steuerung des Unternehmens entwickelt das Management häufig eine Planbilanz . Diese baut auf dem Business Plan auf und zeigt den Jahresabschluss, der sich bei Umsetzung der Pläne in der Zukunft ergibt. Eine Planbilanz dient der Antizipierung einer Beurteilung der Finanzlage eines Unternehmens durch Dritte. Häufig werden die Methoden der Bilanzanalyse auf die Planbilanz angewendet, um das Bild, das das Unternehmen zukünftig vermittelt, abzuschätzen. Die Planbilanz dient nicht der Rechnungslegung, sondern ist ein internes Managementinstrument. Im Weiteren wird allein auf den Jahresabschluss als Einzelabschluss und in Kapitel 8 -› vgl. S. 201 auf den Konzernabschluss Bezug genommen. Zum Studium von Sonderbilanzen wird auf die vertiefende Literatur verwiesen (z. B. Coenenberg, Haller, Schultze [2012]). 2.2 Inhalte des handelsrechtlichen Jahresabschlusses (Content of Commercial Financial Statements) Der § 264 Abs. 2 HGB nennt als Ziel für die Rechenschaftslegung von Kapitalgesellschaften das Vermitteln eines den tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens. „Der Jahresabschluss der Kapitalgesellschaft hat unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Kapitalgesellschaft zu vermitteln. [. . . ]“. Alle im Jahresabschluss dargestellten Informationen dienen gemeinsam der Erfüllung dieses Ziels. Berichtsrelevant sind das Vermögen, das Kapital, sowie die Erfolge, die während einer Berichtsperiode erzielt wurden. Kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaften (§ 264d HGB) müssen - falls sie keinen Konzernabschluss aufstellen müssen - nach § 264 Abs. 1 HGB eine Kapitalflussrechnung aufstellen. Da die Informationen des Jahresabschlusses unterschiedliche Dimensionen haben, besteht der handelsrechtliche Jahresabschluss aus mehreren Bestandteilen: Diese sind nach § 264 Abs. 1 HGB für Kapitalgesellschaften die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Anhang. Ebenfalls muss eine Kapitalgesellschaft einen Lagebericht aufstellen. Zur Illustration der Aussagen wird der Jahresabschluss an einem einfachen 25 <?page no="25"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB Beispiel - an der Taxi-Gesellschaft Theo Kieling GmbH - erläutert. Zunächst werden zur Vereinfachung Formalvorschriften nicht beachtet. Beispiel T. Kieling GmbH (Case Study T. Kieling GmbH) Theo Kieling hat zum 1.01.20X1 ein Taxiunternehmen gegründet. Er führt das Unternehmen in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft und zahlt bei der Gründung 40.000,00 EUR als Einlage in das Bankkonto ein. Er kauft ein Taxi und überweist dem Händler den vereinbarten Verkaufspreis i. H. v. 42.000,00 EUR (brutto). Er schreibt das Taxi über die Nutzungsdauer von 5 Jahren linear beginnend mit Januar 20X1 ab. In jedem Jahr zahlt er bar Löhne i. H. v. 25.000,00 EUR/ a. In 20X1 erwirtschaftet er einen Umsatzerlös i. H. v. 60.000,00 EUR brutto, den er bar von den Fahrgästen erhält. Der Gesamtertragsteuersatz für das Unternehmen Theo Kieling GmbH betrage 30 %. Die Abbildung 2.1 zeigt die Buchungen für die Theo Kieling GmbH beginnend mit dem Eröffnungsbilanzkonto. Zur Erläuterung der Buchungssätze siehe: Erläuterungen 2.1 S H S H EB-gK 40.000,00 EB-Bk 40.000,00 AW 40.000,00 (1) 42.000,00 (4) 60.000,00 (3) 25.000,00 SBK 33.000,00 100.000,00 100.000,00 S H S H SBK 40.000,00 AW 40.000,00 (2) 7.000,00 GuV 7.000,00 S H S H (1) 35.000,00 SBK 35.000,00 (1) 7.000,00 SBK 7.000,00 S H S H SBK 7.000,00 (2) 7.000,00 (3) 25.000,00 GuV 25.000,00 S H S H SBK 10.000,00 (4) 10.000,00 GuV 50.000,00 (4) 50.000,00 kum Afa Löhne Ust-Schuld Umsatz EBK Bank/ Kasse Anlagevermögen Vorsteuer gez. Kapital Afa S H S H Afa 7.000,00 Ums 50.000,00 Bank 33.000,00 gezK 40.000,00 Löhne 25.000,00 AV 35.000,00 kum Af 7.000,00 EB T 18.000,00 VSt 7.000,00 Ust-Sld 10.000,00 50.000,00 50.000,00 JÜ 12.600,00 Steuern 5.400,00 EBT 18.000,00 Rst-St 5.400,00 JÜ 12.600,00 75.000,00 75.000,00 18.000,00 18.000,00 S H S H SBK 12.600,00 GuV 12.600,00 SBK 5.400,00 GuV 5.400,00 JÜ Steuer-RSt GuV SBK Abbildung 2.1: Konten der Theo Kieling GmbH in 20X1 26 <?page no="26"?> 2.2 Inhalte des handelsrechtlichen Jahresabschlusses Der Periodenerfolg wird durch die Gewinn- und Verlustrechnung gezeigt. Darin sind die Anschaffungskosten des Taxis i. H. v. 35.000,00 EUR (netto) periodisiert, d. h. sie werden auf die Dauer der Nutzung (useful life) verteilt. Die Aufwandsart heißt Absetzung für Abnutzung (Afa) (depreciation) und wird häufig einfach Abschreibung genannt. Sie beträgt für das Taxi der Theo Kieling GmbH: 35.000 / 5 = 7.000,00 EUR/ a. Revenue 50.000,00 less Labour (25.000,00) less Deprecia on (7.000,00) Earnings before taxes 18.000,00 less Income taxes (5.400,00) Earnings a er taxes 12.600,00 Theo Kieling GmbH's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X1 Abbildung 2.2: Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X1 Aus der Gewinn- und Verlustrechnung wird die Ertragslage eines Unternehmens erkennbar. Es ist zu sehen, welche Erträge erwirtschaftet wurden und welche Aufwendungen diesen gegenüber gestanden haben. Weiter muss Theo Kieling für seine Kapitalgesellschaft eine Bilanz zum Zeitpunkt 31.12.20X1 aufstellen, die sein Vermögen und sein Kapital zu diesem Zeitpunkt zeigen. Daraus lässt sich die Vermögens- und Finanzlage der Theo Kieling GmbH ableiten. Hätte Theo Kieling die Rechtsform eines Einzelkaufmanns für sein Taxigeschäft gewählt, hätte er nach § 241a HGB eine Befreiung von der Buchführungs- und Inventarisierungspflichtig beanspruchen können. Die Kapitalgesellschaft Theo Kieling ist dagegen buchführungs- und inventarisierungspflichtig und über § 264 Abs. 1 HGB verpflichtet, einen handelsrechtlichen Jahresabschluss zu erstellen. A C,L Non-c. assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 28.000,00 Issued capital 40.000,00 Int. assets Other reserves Financial assets R/ E 12.600,00 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. A/ R A/ P 3.000,00 Prepaid exp. Provisions 5.400,00 Cash/ Bank 33.000,00 Def. income Tax liabili es 61.000,00 61.000,00 Theo Kieling GmbH's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 2.3: Bilanz der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 27 <?page no="27"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB Die Bilanz zeigt auf der Aktivseite, für was die Mittel des Unternehmens verwendet worden sind. Dort stehen die Buchwerte der Vermögensgegenstände (assets) zum Zeitpunkt des Abschlussstichtags. Das Taxi wird entsprechend nach der Abschreibung für 20X1 gezeigt mit: 35.000 − 7.000 = 28.000,00 EUR. Ebenfalls ist der Bestand an Zahlungsmitteln mit dem Betrag, der zum Zeitpunkt 31.12.20X1 vorhanden ist, gezeigt. Er beträgt 33.000,00 EUR, wie auch in dem Konto Kasse/ Bank zu erkennen ist. Auf der Passivseite der Bilanz steht die Herkunft der Mittel eines Unternehmens. Insbesondere ist dort die Unterteilung zwischen Eigen- und Fremdkapital zu sehen. Die Theo Kieling GmbH hat ein Eigenkapital von 52.600,00 EUR, das aus dem gezeichneten Kapital und dem Jahresüberschuss des ersten Geschäftsjahrs besteht. Das Fremdkapital enthält die Verbindlichkeiten gegenüber den Finanzbehörden für den Saldo aus Umsatzsteuerschuld und Vorsteuerforderungen i. H. v. 3.000,00 EUR und die Rückstellungen für die Ertragsteuern i. H. v. 5.400,00 EUR. Die Theo Kieling GmbH sieht für das Geschäftsjahr 20X1 keine Verwendung des Ergebnisses vor. Entsprechend wird der Gewinn der Gesellschaft in das nächste Geschäftsjahr übertragen und wird in dem nachfolgenden Eröffnungsbilanzkonto als Gewinnvortrag dargestellt. Im Geschäftsjahr 20X2 beträgt der Umsatz nur 48.000,00 EUR. Die Aufwendungen für Abschreibung und Löhne sind wie in 20X1. Die Konten der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X2 sind in Abbildung 2.4 zu sehen. Zur Erläuterung der Buchungssätze siehe: Erläuterungen 2.2 S H S H gezK 40.000,00 Bank 33.000,00 SBK 40.000,00 EBK 40.000,00 kumA 7.000,00 AV 35.000,00 Ust-S 10.000,00 VSt 7.000,00 JÜ-GV 12.600,00 RSt-St 5.400,00 75.000,00 75.000,00 EBK gez Kapital S H S H SBK 14.000,00 EBK 7.000,00 (2) 5.400,00 EBK 5.400,00 (3) 7.000,00 SBK 4.800,00 GuV 4.800,00 14.000,00 14.000,00 10.200,00 10.200,00 S H S H (1) 7.000,00 EBK 10.000,00 SBK 12.600,00 EBK 12.600,00 (1b) 3.000,00 (4) 9.600,00 SBK 9.600,00 19.600,00 19.600,00 Ust-Schuld Gewinn-Vortrag kum Afa RSt-Steuern Abbildung 2.4: Konten der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X2 28 <?page no="28"?> 2.2 Inhalte des handelsrechtlichen Jahresabschlusses S H S H EBK 7.000,00 (1) 7.000,00 (5) 25.000,00 GuV 25.000,00 S H S H EBK 33.000,00 (1b) 3.000,00 EBK 35.000,00 SBK 35.000,00 (4) 57.600,00 (2) 5.400,00 (5) 25.000,00 SBK 57.200,00 90.600,00 90.600,00 S H S H (3) 7.000,00 GuV 7.000,00 GuV 48.000,00 (4) 48.000,00 S H S H Bank 57.200,00 Ust 9.600,00 Lohn 25.000,00 Ums 48.000,00 AV 35.000,00 gezK 40.000,00 Afa 7.000,00 kumA 14.000,00 EBT 16.000,00 GV 12.600,00 48.000,00 48.000,00 RSt 4.800,00 RSt 4.800,00 EBT 16.000,00 JÜ 11.200,00 JÜ 11.200,00 92.200,00 92.200,00 16.000,00 16.000,00 S H SBK 11.200,00 GuV 11.200,00 VSt-Ford Lohn SBK GuV JÜ Bank AV Afa Umsatz Fortsetzung der Abbildung 2.4 Entsprechend der o. g. Geschäftsvorfälle ergibt sich ein Jahresüberschuss von 11.200,00 EUR. Die Gewinn- und Verlustrechnung zeigt die Abbildung 2.5. Revenue 48.000,00 less Labour (25.000,00) less Deprecia on (7.000,00) Earnings before taxes 16.000,00 less Income taxes (4.800,00) Earnings a er taxes 11.200,00 Theo Kieling GmbH's STATMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X2 Abbildung 2.5: Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X2. 29 <?page no="29"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB Die Bilanz zum Zeitpunkt 31.12.20X2 zeigt die Abbildung 2.6. A C,L Non-c. assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 21.000,00 Issued capital 40.000,00 Int. assets Other reserves Financial assets R/ E 23.800,00 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. A/ R A/ P 9.600,00 Prepaid exp. Provisions 4.800,00 Cash/ Bank 57.200,00 Def. income Tax liabili es 78.200,00 78.200,00 Theo Kieling GmbH's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 2.6: Bilanz der Theo Kieling GmbH zum Zeitpunkt 31.12.20X2 Formal muss die Theo Kieling GmbH den Jahresabschluss gem. der §§ 266 und 275 HGB aufstellen. Diese schreiben ein Gliederungsschema für die Bilanz sowie für die Gewinn- und Verlustrechnung vor. Wegen seiner Größe ist die Theo Kieling GmbH nur verpflichtet, eine verkürzte Bilanz gem. § 266 Abs. 1 HGB aufzustellen: „Die Bilanz ist in Kontenform aufzustellen. [. . . ] Kleine Kapitalgesellschaften (§ 267 Abs 1 HGB) brauchen nur eine verkürzte Bilanz aufzustellen, in die nur die nach den Absätzen 2 und 3 mit Buchstaben und römischen Zahlen bezeichneten Posten gesondert und in der vorgeschriebenen Reihenfolge aufgenommen werden.“ Die Bilanz der Theo Kieling GmbH sieht unter Berücksichtigung der formalen Vorschriften aus wie in Abbildung 2.7 gezeigt: 30 <?page no="30"?> 2.2 Inhalte des handelsrechtlichen Jahresabschlusses Aktivseite [EUR] Passivseite [EUR] A. Anlagevermögen A. Eigenkapital I. Immaterielle I. Gezeichnetes Kapital 40.000,00 Vermögensgegenstände II. Kapitalrücklage II. Sachanlagen 21.000,00 III. Gewinnrücklage III. Finanzanlagen IV. Gewinnvortrag/ Verlustvortrag 12.600,00 V. Jahresüberschuss/ -fehlbetrag 11.200,00 B. Umlaufvermögen I. Vorräte B. Rückstellungen II. Forderungen und sons ge I. Rückst. für Pensionen Vermögensgegenstände II. Steuerrückstellungen 4.800,00 III. Wertpapiere III. sonst. Rückstellungen IV. Kassenbestand, 57.200,00 Bundesbankguthaben, C. Verbindlichkeiten 9.600,00 Guthaben bei Kredi ns tuten und Schecks D. Rechnungsabgrenzungsposten C. Rechnungsabgrenzungsposten E. Passive latente Steuern D. Aktive latente Steuern E. Aktiver Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung 78.200,00 78.200,00 Theo Kieling GmbH BILANZ zum 31.12.20X2 Abbildung 2.7: Bilanz der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X2 Die Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH ist in Abbildung 2.8 gezeigt. Sie wird nach dem Gesamtkostenverfahren erstellt. Entsprechend sind die formalen Vorschriften nach § 275 Abs. 2 HGB anzuwenden. 31 <?page no="31"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB [EUR] 1. Umsatzerlöse 48.000,00 2. Erhöhung oder Verminderung des Bestands and fer gen und unfer gen Erzeugnissen 0,00 3. andere ak vierte Eigenleistungen 0,00 4. sons ge betrieblichen Erträge 0,00 5. Materialaufwand (a) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren (b) Aufwendungen für bezogene Leistungen 6. Personalaufwand (a) Löhne und Gehälter 25.000,00 (b) soziale Abgaben und Aufwendungen für die Altersversorgung und für Unterstützung, davon für Altersversorgung 7. Abschreibungen (a) auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen 7.000,00 sowie auf ak vierte Aufwendungen für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschä sbetriebs (b) auf Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens, soweit diese die in der Kapitalgesellscha üblichen Abschreibungen überschreiten 8. sons ge betriebliche Aufwendungen 9. Erträge aus Beteiligungen 0,00 10. Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 0,00 11. sons ge Zinsen und ähnliche Erträge 0,00 12. Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 14. Ergebnis aus gewöhnlicher Geschä stä gkeit 16.000,00 15. außerordentliche Erträge 0,00 16 außerordentliche Aufwendungen 0,00 17. außerordentliches Ergebnis 0,00 18. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 4.800,00 19. sons ge Steuern 0,00 20. Jahresüberschuss/ Jahresfehlbetrag 11.200,00 0,00 Theo Kieling GmbH GEWINN- und VERLUSTRECHNUNG für 20X2 Abbildung 2.8: Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X2 Die Theo Kieling GmbH muss ebenso einen Anhang erstellen. Dieser ist über § 284 Abs. 1 HGB geregelt. „In den Anhang sind diejenigen Angaben aufzunehmen, die zu den einzelnen Posten der Bilanz oder der Gewinn- und Verlustrechnung vorgeschrieben oder die im Anhang zu machen sind, weil sie in Ausübung eines Wahlrechts nicht in die Bilanz oder in die Gewinn- und Verlustrechnung aufgenommen wurden.“ Die Abbildung 2.9 zeigt den vereinfacht dargestellten Anhang der Theo Kieling GmbH zum Jahresabschluss des Geschäftsjahrs 20X2: 32 <?page no="32"?> 2.3 Elemente des Jahresabschlusses Der Jahresabschluss der Theo Kieling GmbH wird nach hdrl. Vorschriften gem. deutschem HGB i.d.F. vom 6.12.2011 aufgestellt. Angaben nach: § 284 II Nr. 1 HGB Die Bewertung der Sachanlagen findet zu Anschaffungs- und Herstellungkosten abzg. Abschreibungen statt. Die planmäßigen Abschreibungen wurden nach linearer Methode für die einzelnen Anlagen ermittelt. Die Festlegung der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer findet in Einklang mit den steuerrechtlichen Vorschriften statt. Aktivierte Software wird über einen Zeitraum von 5 Jahren abgeschrieben. Von der Möglichkeit der sofortigen Abschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter nach § 6 II EStG wird in vollem Umfang Gebrauch gemacht. Die Bewertung der Wertpapiere im Umlaufvermögen erfolgt nach dem Niederstwertprinzip zum Börsenbzw. Anschaffungswert. § 284 II Nr. 2 ... 4 HGB entfällt. § 284 II Nr. 5 HGB Die Herstellungskosten enthalten keine Fremdkapitalzinsen. Der Jahresabschluß enthält keine Herstellungskosten weil keine Halb- und Fertigfabrikate oder aktivierte Eigenleistungen dargestellt werden. § 285 Nr. 1 HGB Der Gesamtbetrag der Verbindlichkeiten mit einer Restlaufdauer von mehr als 5 Jahren beträgt 0,00 EUR. Der Betrag der Verbindlichkeiten, die durch Pfandrechte oder ähnliche Rechte gesichert sind, beträgt 0,00 EUR. § 285 Nr. 2 HGB entfällt. § 285 Nr. 3 HGB Die Theo Kieling GmbH berichtet über keine weiteren Geschäfte, die nicht in der Bilanz angegeben sind. § 285 Nr. 4 HGB Die Theo Kieling GmbH ist nur im Geschäftsbereich Deutschland als Taxitransportunternehmen tätig. Es ergibt sich keine Aufteilung in Marktsegmente. § 285 Nr. 5, 6 HGB entfällt. § 285 Nr. 7 HGB Die Theo Kieling GmbH hat während des Berichtszeitraums, der am 31.12.20X2 endet, im Durchschnitt 2 Mitarbeiter vollzeit beschäftigt. § 285 Nr. 8a HGB Die Theo Kieling GmbH erstellt die Gewinn- und Verlsustrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren gem. § 275 II HGB. § 285 Nr. 9 HGB (a) Das Gehalt des Geschäftsführers Theo Kieling betrug 120.000,00 EUR brutto. (c) Dem Geschäftsführer wurden keine Kredite oder Vorschüsse gewahrt. § 285 Nr. 10 HGB Der Geschäftsführer ist Theo Kieling, Diplom-Betriebswirt. § 285 Nr. 11, 12 HGB entfällt. § 285 Nr. 13 HGB Die Theo Kieling GmbH hat keine Beteiligungen an anderen Unternehmen im Anlagevermögen, die größer als der fünfte Teil sind. Es findet keine Abschreibung von derivativen Geschäftswerten statt. § 285 Nr. 14 bis 16 HGB entfällt. § 285 Nr. 17 HGB Die Theo Kieling GmbH ist als kleine Kapitalgesellschaft nicht prüfungspflichtig. § 285 Nr. 18 HGB Die Theo Kieling GmbH weist keine Finanzanlagen im Anlagevermögen aus. § 285 Nr. 19 ... 29 HGB entfällt. Theo Kieling GmbH - ANHANG zum 31.12.20X2 Abbildung 2.9: Anhang der Theo Kieling GmbH zum Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 20X2 Online-Übungen: Bodorp (Ü 2.3). 2.3 Elemente des Jahresabschlusses (Elements of Financial Statements) Die Elemente eines handelsrechtlichen Jahresabschlusses sind die im Jahresabschluss darzustellenden Objekte. Es sind: (1) Vermögen, (2) Eigenkapital, (3) Schulden, (4) Ertrag/ Erlös, (5) Aufwand, (6) Zahlungen und (7) Sonderpositionen. (1) Vermögen (Assets) Vermögenswerte eines Unternehmens sind seine Ressourcen. Vermögensgegenstände sind z. B. Grundstücke, Anlagen, Rechte, Vorräte, Forderungen und Bank- und Kassenbestände. (2) Eigenkapital (Equity) Das Eigenkapital einer Kapitalgesellschaft steht dieser unbeschränkt zur Verfügung. Es kann nicht zurückgefordert werden. Es besteht aus dem gezeichnetem Kapital, den Rücklagen, dem Gewinn- oder Verlustvortrag und dem Jahresergebnis nach Steuern. 33 <?page no="33"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB Das gezeichnete Kapital (issued capital) entspricht dem Nennwert der Unternehmensanteile multipliziert mit ihrer Anzahl. Gibt eine Aktiengesellschaft 10.000 Aktien mit einem Nennwert von 5,00 EUR/ Stk. aus, beträgt das gezeichnete Kapital 50.000,00 EUR. Es wird nur durch eine Kapitalerhöhung oder -herabsetzung verändert. Das gezeichnete Kapital einer GmbH wird als Stammkapital, das einer Aktiengesellschaft als Grundkapital (issued share capital) bezeichnet. Rücklagen (reserves) sind ebenfalls Bestandteil des Eigenkapitals, die nach HGB z. B. aus dem versteuerten Gewinn (Gewinnrücklagen) oder aus der Ausgabe von Aktien oberhalb des Nennwerts gebildet werden. Der Jahresüberschuss (annual surplus) ist das Jahresergebnis eines Unternehmens nach Steuern. Es wird in der Gewinn- und Verlustrechnung bestimmt. Bei Aufstellung der Bilanz nach der Ergebnisverwendung können bereits Teile des Jahresüberschusses in die Rücklagen eingestellt worden sein oder als Verbindlichkeiten gegenüber den Anteilseignern gebucht worden sein. Dagegen ist eine Auszahlung an die Anteilseigner unwahrscheinlich, vor allem, wenn der Jahresabschluss prüfungspflichtig ist. Der verbleibende Betrag wird nach deutschem HGB als Bilanzgewinn ausgewiesen. Der Gewinn- oder Verlustvortrag (profit/ loss carried forward) ist ein nicht verwendetes Ergebnis aus dem Vorjahr. (3) Schulden (Liabilities) Die Schulden eines Unternehmens teilen sich in Rückstellungen (provisions) und Verbindlichkeiten (liabilities) auf. Verbindlichkeiten werden mit dem Erfüllungsbetrag ausgewiesen. Es sind z. B. Bankschulden, Anleihen, Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen etc. Rückstellungen werden für unsichere Schulden gebildet, z. B. für Pensionsverpflichtungen. Rückstellungen sind unsicher, wenn die Höhe der Zahlungsverpflichtung, ihr Eintritt und/ oder der Zeitpunkt und die Dauer der Zahlungen unbestimmt sind. (4) Ertrag/ Erlös (Revenue) Die Erträge/ Erlöse (revenue) eines Unternehmens entstehen aus dem Verkauf von Leistungen. Es können sowohl Erzeugnisse als auch Dienstleistungen verkauft worden sein. (5) Aufwand (Expenses) Aufwand resultiert aus dem Verzehr von Ressourcen. Aufwand entsteht z. B. durch das Beanspruchen einer Dienstleistung Dritter, durch den Verzehr von Vermögensgegenständen (Abschreibung) oder durch den Verbrauch von Vorratsvermögen. (6) Zahlungen (Cash Flows, Payments) Zahlungen sind der Zufluss (cash inflow) oder Abfluss (cash outflow) von Zahlungsmitteln. Zahlungen werden in der Kapitalflussrechnung (statement of cash flows) zusammengefasst dargestellt. (7) Sonderpositionen (Special Items) Die Sonderposten spielen vor allem im deutschen HGB eine Rolle. Es werden in der Bilanz Bilanzierungshilfen , gezeigt, die in Zusammenhang mit dem deutschen HGB zu erläutern sind. 34 <?page no="34"?> 2.4 Bilanz nach deutschem HGB 2.4 Bilanz nach deutschem HGB (Statement of Financial Position along GCC) Die Bilanz zählt nach §§ 242 und 264 Abs. 1 HGB zum Jahresabschluss. Sie zeigt auf der Aktivseite alle Vermögensgegenstände eines Unternehmens. Weiter sind Sonderposten für Bilanzierungshilfen auf der Aktiv- und Passivseite zu bilden. Auf der Passivseite stehen das Eigenkapital, die Rückstellungen, die Verbindlichkeiten und passivische Rechnungsabgrenzungsposten. Nach § 246 HGB gilt ein grundsätzliches Saldierungsverbot, so dass eine Verrechnung zwischen Posten der Aktiv- und Passivseite nicht gestattet ist. Das Saldierungsverbot wird durch § 254 HGB, der Bewertungseinheiten regelt, aufgeweicht. Die Struktur der Bilanz wird in § 266 Abs. 2 und 3 HGB festgelegt. Das dort vorgeschriebene Gliederungsschema gilt für Kapitalgesellschaften. In § 267 HGB werden Größenklassen von Kapitalgesellschaften definiert, die die Unternehmen in kleine, mittelgroße und große Kapitalgesellschaften unterteilen. Die Kriterien für die Einteilung der Kapitalgesellschaften in Größenklassen sind die Bilanzsumme, die Mitarbeiterzahl und der Umsatz der Gesellschaft. Für kleine Kapitalgesellschaften gilt ein verkürztes Gliederungsschema der Bilanz. Die vollständige Gliederung der Bilanz ist in § 266 Abs. 2 und 3 HGB aufgeführt. Eine Umbenennung der Posten würde § 243 Abs. 3 HGB widersprechen, nach dem der Jahresabschluss klar und übersichtlich sein muss. Bei einer Bilanz nach deutschem HGB wird das Vermögen in Anlage- und Umlaufvermögen unterteilt. Nach § 247 Abs. 2 HGB ist das Anlagevermögen dazu bestimmt, dem Betrieb dauerhaft zu dienen. Aus der Sicht der Bilanzierung ist zu berücksichtigen, dass bei Abschreibungspflicht des Anlagevermögens es durch regelmäßige Abschreibungen zu tilgen ist. Die Abschreibungsmethode und die Dauer der Abschreibung werden im deutschen HGB nicht festgelegt. Über die Abschreibungen werden z. B. Sachanlagevermögensgegenstände an ihren wegen der Nutzung sinkenden Restbuchwert angepasst. Aus der Sicht des Accounting wird diese Darstellungsweise negiert. Damit wäre eine Bewertungsfunktion von Vermögen verknüpft. Abschreibungen stellen vielmehr die Allokation der Anschaffungsausgaben auf die Nutzungsdauer dar. Die Abschreibung wird weitgehend durch das deutsche EStG, insb. § 6 EStG bestimmt. Nicht abschreibungspflichtig sind z. B. Grundstücke und Finanzinstrumente. Über § 253 Abs. 1 HGB gilt ein Anschaffungswertprinzip, nach dem Vermögensgegenstände maximal zu Anschaffungs-/ Herstellungskosten abzüglich Abschreibungen zu bewerten sind. Eine Bewertung von Vermögensgegenständen nach dem Fair Value, insbesondere oberhalb der Zugangsbewertung, ist nach HGB nicht möglich. Eine Ausnahme bilden Finanzinstrumente, die von Kreditinstituten für Handelszwecke gehalten werden, -› s. § 340e HGB . Der noch im Referentenentwurf enthaltene Satz "Zu Handelszwecken erworbene Finanzinstrumente sind mit ihrem beizulegenden Zeitwert zu bewerten.“ ist nicht in den § 253 Abs. 1 übernommen worden, so dass das HGB grundsätzlich keine fair value- Bewertung gestattet. § 268 Abs. 2 HGB fordert das Aufstellen eines Anlagespiegels. 35 <?page no="35"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB Im Gegensatz zum Anlagevermögen verbleibt das Umlaufvermögen i.d.R. kürzer als ein Jahr im Unternehmen und wird nicht abgeschrieben. Das Umlaufvermögen besteht aus Vorräten an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Halb- und Fertigfabrikaten, aus Forderungen (accounts receivables), Wertpapieren und der Position Kasse/ Bank. Vorräte sind mit ihren historischen Anschaffungs- und Herstellungskosten nach § 255 Abs. 1 und 2 HGB zu bewerten. Das Anlagevermögen und das Umlaufvermögen können durch außerplanmäßige Abschreibungen vermindert werden. Bei dauerhafter Wertminderung ist eine außerplanmäßige Abschreibung verpflichtend vorgeschrieben, während bei vorübergehender Wertminderung nach §§ 253 Abs. 2 und 3 HGB für das Anlagevermögen keine außerplanmäßige Abschreibung möglich ist. Für das Umlaufvermögen gilt ein strenges Niederstwertprinzip . Nach diesem ist bei einer Wertminderung im Umlaufvermögen eine außerplanmäßige Abschreibung zwingend. Neben den Posten für das Vermögen enthalten das Bilanzgliederungsschema in § 266 Abs. 2 HGB und die Vorschriften für besondere Positionen auf der Aktivseite der Bilanz -› vgl. §§ 268 Abs. 3 und 274 Abs. 1 HGB einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag und aktive latente Steuern. § 250 Abs. 1 HGB regelt das Ausweisen von aktivischen Rechnungsabgrenzungsposten für zeitlich bestimmten Aufwand nach dem Bilanzstichtag, z. B. für im Voraus gezahlte Miete. Auch ein Agio bei einem Darlehen stellt Zinsaufwand für einen bestimmten Zeitraum nach dem Bilanzstichtag, nämlich für die Restlaufdauer des Darlehens, dar. Es wird daher nach § 250 Abs. 3 HGB ebenfalls als aktivischer Rechnungsabgrenzungsposten gezeigt. Auf der Passivseite der Bilanz werden das Eigen- und Fremdkapital ausgewiesen. Das Eigenkapital wird nach § 272 HGB in das gezeichnete Kapital, die Kapitalrücklagen, die Gewinnrücklagen, den Gewinn- oder Verlustvortrag und das Jahresergebnis unterteilt. Nach § 272 Abs. 1 HGB ist das gezeichnete Kapital zum Nennbetrag auszuweisen. In die Rücklagen werden z. B. bei Gewinnverwendung Teile des Jahresüberschusses gebucht. Im Beispiel des Taxiunternehmens betrug der Jahresüberschuss im ersten Geschäftsjahr 12.600,00 EUR. Er wurde jedoch nicht verwendet und erscheint im Jahresabschluss zum 31.12.20X2 als Gewinnvortrag. Bei Aufstellen des Jahresabschlusses unter teilweiser Verwendung des Jahresergebnisses werden die beiden Positionen Gewinn- oder Verlustvortrag und Jahresergebnis durch den Posten Bilanzgewinn ersetzt -› vgl. § 268 Abs. 1 HGB . Abbildung 2.11 zeigt die Bilanz der Taxigesellschaft Theo Kieling GmbH nach teilweiser Gewinnverwendung. Sie bezieht sich auf den Jahresüberschuss von 20X2 und den Gewinnvortrag aus 20X1. Der verwendbare Betrag war 23.800,00 EUR, von dem 8.000,00 EUR in die Gewinnrücklagen eingestellt wurden, weitere 8.000,00 EUR an die Anteilseigner ausgeschüttet werden sollen und daher als Verbindlichkeiten gebucht wurden, und von dem 7.800,00 EUR nicht verwendet werden. Diese werden als Bilanzgewinn gezeigt. Dass die Bilanz unter teilweiser Verwendung des Ergebnisses aufgestellt wurde, ist im Anhang zu erläutern. 36 <?page no="36"?> 2.4 Bilanz nach deutschem HGB Aktivseite [EUR] Passivseite [EUR] A. Anlagevermögen A. Eigenkapital I. Immaterielle I. Gezeichnetes Kapital 40.000,00 Vermögensgegenstände II. Kapitalrücklage II. Sachanlagen 21.000,00 III. Gewinnrücklage 8.000,00 III. Finanzanlagen IV. Bilanzgewinn / -verlust 7.800,00 B. Umlaufvermögen I. Vorräte B. Rückstellungen II. Forderungen und sons ge I. Rückst. für Pensionen Vermögensgegenstände II. Steuerrückstellungen 4.800,00 III. Wertpapiere III. sonst. Rückstellungen IV. Kassenbestand, 57.200,00 Bundesbankguthaben, C. Verbindlichkeiten 17.600,00 Guthaben bei Kredi ns tuten und Schecks D. Rechnungsabgrenzungsposten C. Rechnungsabgrenzungsposten E. Passive latente Steuern D. Aktive latente Steuern E. Aktiver Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung 78.200,00 78.200,00 Theo Kieling GmbH BILANZ zum 31.12.20X2 Abbildung 2.10: Bilanz der Theo Kieling GmbH unter teilweiser Gewinnverwendung zum 31.12.20X2 Der § 158 AktG fordert für Aktiengesellschaften eine verlängerte Gewinn- und Verlustrechnung. Diese ergänzt die Gewinn- und Verlustrechnung in Fortführung der Nummerierung der Posten um die Gewinnverwendung. Dieser Paragraph wird hier auf die Theo Kieling GmbH angewendet. Eine GmbH braucht eine verlängerte Gewinn- und Verlustrechnung nicht aufstellen. Die Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH inklusive der Positionen zur Gewinnverwendug ist in Abbildung 2.11 -› vgl. S. 38 gezeigt. Schulden werden in der Bilanz nach deutschem HGB in Rückstellungen und Verbindlichkeiten unterschieden. Rückstellungen sind gem. § 249 HGB zu zeigen. Sie sind zu bilden für unsichere Verbindlichkeiten und Drohverluste. Unsichere Verbindlichkeiten sind z. B. Steuerrückstellungen, weil zum Zeitpunkt des Aufstellens des Jahresabschlusses die Besteuerung noch nicht sicher ist. Es liegt kein Steuerbescheid vor, der rechtskräftig ist. Nach IAS 12 ist für die Steuern vom Einkommen und Ertrag eine Verbindlichkeit auszuweisen, wie z. B. in Abbildung 2.3 -› vgl. S. 27 geschehen. Weitere Rückstellungen werden z. B. für Pensionsverpflichtungen gebildet. Eine Drohverlust- 37 <?page no="37"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB [EUR] 1. Umsatzerlöse 48.000,00 2. Erhöhung oder Verminderung des Bestands and fer gen und unfer gen Erzeugnissen 0,00 3. andere ak vierte Eigenleistungen 0,00 4. sons ge betrieblichen Erträge 0,00 5. Materialaufwand (a) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren (b) Aufwendungen für bezogene Leistungen 6. Personalaufwand (a) Löhne und Gehälter 25.000,00 (b) soziale Abgaben und und Aufwendungen für die Altersversorgung und für Unterstützung, davon für Altersversorgung 7. Abschreibungen (a) auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen 7.000,00 sowie auf ak vierte Aufwendungen für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschä sbetriebs (b) auf Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens, soweit diese die in der Kapitalgesellscha üblichen Abschreibungen überschreiten 8. sons ge betriebliche Aufwendungen 9. Erträge aus Beteiligungen 0,00 10. Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 0,00 11. sons ge Zinsen und ähnliche Erträge 0,00 12. Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 14. Ergebnis aus gewöhnlicher Geschä stä gkeit 16.000,00 15. außerordentliche Erträge 0,00 16. außerordentliche Aufwendungen 0,00 17. außerordentliches Ergebnis 0,00 18. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 4.800,00 19. sons ge Steuern 0,00 20. Jahresüberschuss/ Jahresfehlbetrag 11.200,00 21. Gewinnvortrag/ Verlustvortrag aus dem Vorjahr 12.600,00 22. Entnahmen aus der Kapitalrücklage 23. Entnahmen aus Gewinnrücklagen 24. Einstellung in Gewinnrücklagen (8.000,00) 25. Bilanzgewinn/ Bilanzverlust 7.800,00 0,00 Theo Kieling GmbH GEWINN- und VERLUSTRECHNUNG für 20X2 Abbildung 2.11: Verlängerte Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X2 bei teilweiser Gewinnverwendung rückstellung muss gebildet werden, wenn aus einem schwebenden Geschäft ein Verlust resultiert, z. B. im Fall eines nicht abgeschlossenen Auftrags zu einem vereinbarten Festpreis, bei dem die Aufwendungen die vereinbarten Nettoerlöse bereits übersteigen. Verbindlichkeiten sind im Gegensatz zu Rückstellungen sichere Schulden, z. B. Bankdarlehen, Schuldverschreibungen etc. Nach § 253 Abs. 1 HGB sind Verbindlichkeiten zum Erfüllungsbetrag zu bewerten. Bei Rückstellungen, deren Restlaufzeit ein Jahr übersteigt, muss der Erfüllungsbetrag mit dem Marktzinssatz diskontiert werden. Es gilt der von der Deutschen Bundesbank ermittelte Marktzinssatz. Weiter muss eine eventuelle Kostensteigerung berücksichtigt werden. Angenommen es wird eine Rückstellung für 38 <?page no="38"?> 2.6 Erleichterungen die Wiederherstellung eines Grundstücks in 5 Jahren nach dem Abschlussstichtag gebildet und die Baggerstunde zum Zeitpunkt der Erstellung des Jahresabschlusses kostet 110,00 EUR, jedoch wird sie in 5 Jahren 125,00 EUR kosten, dann ist der Erfüllungsbetrag vor der Abzinsung mit 125,00 EUR anzusetzen. § 268 Abs. 5 HGB fordert das Erstellen eines Verbindlichkeitsspiegels. Ein Rechnungsabgrenzungsposten auf der Passivseite der Bilanz ist nach § 250 Abs. 2 HGB für Einnahmen vor dem Bilanzstichtag zu bilden, die Ertrag für einen bestimmten Zeitraum nach dem Bilanzstichtag darstellen, z. B. im Voraus erhaltene Miete. 2.5 Die Gewinn- und Verlustrechnung nach deutschem HGB (Statement of Comprehensive Income along GCC) Die Gewinn- und Verlustrechnung wird im deutschen HGB über § 275 Abs. 2 und 3 HGB strukturiert. Sie kann nach dem Gesamtkosten- oder dem Umsatzkostenverfahren aufgestellt werden. Die Verfahren werden in Kapitel 12 -› vgl. S. 313 vorgestellt. Beim Gesamtkostenverfahren werden den Nettoumsatzerlösen alle Aufwendungen der Abrechnungsperiode gegenübergestellt. Im Gegensatz dazu werden beim Umsatzkostenverfahren den Nettoumsatzerlösen der Abrechnungsperiode nur die Anschaffungs- und Herstellungskosten der abgesetzten Produkte gegenüber gestellt. Abbildung 2.12 -› vgl. S. 40 zeigt die Gewinn- und Verlustrechnung für das Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH nach dem Gesamtkostenverfahren. 2.6 Erleichterungen (Simplifications) Das HGB befreit Einzelunternehmen mit einem Jahresüberschuss unter 50.000,00 EUR und einem Umsatz von unter 500.000,00 EUR über einen Zeitraum von 2 Jahren nach § 241a HGB von der Buchführungs- und Inventarisierungspflicht. Das deutsche HGB erlaubt Kapitalgesellschaften bestimmter Größenordnung Erleichterungen für das Aufstellen des Jahresabschlusses und seine Veröffentlichung. Die Größenklassen der Kapitalgesellschaften werden in § 267 Abs. 1 und 2 HGB definiert. Sie sind in Abbildung 2.13 -› vgl. S. 41 wiedergegeben. Für die Einordnung in eine der Größenklassen müssen mindestens zwei der drei angegebenen Kriterien an zwei aufeinander folgenden Bilanzstichtagen erfüllt werden. Wird von einer Kapitalgesellschaft jeweils ein Kriterium für eine kleine, eine mittelgroße und eine große Kapitalgesellschaft erfüllt, gilt sie als mittelgroße Kapitalgesellschaft. Kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaften nach § 264d HGB sind immer große Kapitalgesellschaften -› vgl. § 267 Abs. 3 HGB . Zu den Erleichterungen für die Kapitalgesellschaften bestimmter Größenklassen zählen -› vgl. §§ 266 Abs. 1, 274a, 276, 288 und 293 HGB : 39 <?page no="39"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB 1. Umsatzerlöse 50.000 2. Erhöhung oder Verminderung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen 3. andere aktivierte Eigenleistungen 4. sonstige betrieblichen Erträge 5. Materialaufwand (a) Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren (b) Aufwendungen für bezogene Leistungen 6. Personalaufwand (a) Löhne und Gehälter 25.000 (b) soziale Abgaben und und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung, davon für Altersversorgung 7. Abschreibungen (a) auf immaterielle Vermögensgegenstände 7.000 des Anlagevermögens und Sachanlagen sowie auf aktivierte Aufwendungen für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebs (b) auf Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens, soweit diese die in der Kapitalgesellschaft üblichen Abschreibungen überschreiten 8. sonstige betriebliche Aufwendungen 9. Erträge aus Beteiligungen 10. Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 11. sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 12. Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens 13. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 14. Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit 18.000 15. außerordentliche Erträge 16 außerordentliche Aufwendungen 17. außerordentliches Ergebnis 18. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag (5.400) 19. sonstige Steuern 20. Jahresüberschuss/ Jahresfehlbetrag 12.600 Theo Kieling GmbHs GEWINN- und VERLUSTRECHNUNG für 20X1 Abbildung 2.12: Gewinn- und Verlustrechnung der T. Kieling GmbH für 20X1 nach dem Gesamtkostenverfahren 40 <?page no="40"?> 2.7 Gläubigerschutz als Prinzip für Ansatz und Bewertung nach HGB Small Medium sized Large Total of statement of financial position [TEUR] =< 4.840 > 4.840 =< 19.250 > 19.250 Revenue [TEUR] =< 9.680 > 9.680 =< 38.500 > 38.500 Amt. of employees =< 50 > 50 =< 250 > 250 Abbildung 2.13: Größenordnungskriterien für Kapitalgesellschaften (1) Kleine Kapitalgesellschaften sind von der Aufstellung des Anlagegitters befreit -› vgl. § 268 Abs. 2 HGB . (2) Kleine Kapitalgesellschaften brauchen bestimmte Angaben im Anhang nicht zu machen, wie sie nach § 268 Abs. 4 HGB vorgeschrieben sind. (3) Es gelten Erleichterungen für Angaben über Verbindlichkeiten für kleine Kapitalgesellschaften -› vgl. § 268 Abs. 5 HGB . (4) Wird für ein Darlehen ein Disagio als aktivischer Rechnungsabgrenzungsposten gem. § 250 Abs. 3 HGB ausgewiesen, so brauchen kleine Kapitalgesellschaften hierzu keine Erläuterungen im Anhang machen. (5) Kleine Kapitalgesellschaften können bestimmte Posten der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz weglassen, bzw. aggregiert darstellen. (6) Kleine und mittelgroße Kapitalgesellschaften brauchen bestimmte Anhangsangaben nicht zu machen -› vgl. § 288 HGB . (7) Nach § 293 Abs. 1 HGB sind Mutterunternehmen unter bestimmten Größenordnungskriterien, die für den Konzern gelten, von der Aufstellung des Konzernabschlusses nach § 290 HGB befreit. (8) Kleine Kapitalgesellschaften sind nicht prüfungspflichtig. 2.7 Gläubigerschutz als Prinzip für Ansatz und Bewertung nach HGB (Protection of Creditors as Principle for Recognition and Valuation along GCC) In diesem Kapitel wird auf inhaltliche Besonderheiten eingegangen, die für einen Jahresabschluss nach deutschem HGB gelten. In der Bilanzierung unterscheidet man Ansatz- und Formalvorschriften. Die Ansatzvorschriften regeln, ob ein Posten in der Bilanz zu zeigen ist. Ein Beispiel für eine Ansatzvorschrift ist das in § 249 HGB geregelte Passivierungsgebot für Rückstellungen. Eine Bewertungsvorschrift ist dagegen das in § 253 Abs. 1 HGB geregelte Anschaffungskostenprinzip. Die Bewertung von Bilanzposten ist allgemein in § 252 Abs. 1 HGB geregelt. Insbesondere das Vorsichtsprinzip gem. Pos. 4 führt zu einer Bewertung von Bilanzpositionen zugunsten des Gläubigerschutzes . Das Vorsichtsprinzip umfasst das Realisations- und Imparitätsprinzip. 41 <?page no="41"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB (1) Realisationsprinzip Nach dem Realisationsprinzip dürfen Erträge nur gezeigt werden, wenn sie zum Bilanzstichtag realisiert worden sind. (2) Imparitätsprinzip Aufgrund des Imparitätsprinzips müssen Verluste ohne Realisierung bereits zum Abschlussstichtag berichtet werden. Nach § 249 Abs. 1 HGB ist für sie z. B. eine Drohverlustrückstellung auszuweisen. Das Vorsichtsprinzip schützt die Gläubiger vor hohen Ausschüttungen an die Anteilseigner einer Kapitalgesellschaft. Je geringer die Ausschüttung an Anteilseigner ist, desto höher ist das verbleibende Eigenkapital. Das Eigenkapital übernimmt eine Sicherungsfunktion gegenüber einer eventuellen Zahlungsunfähigkeit und reduziert so die Insolvenzgefahr für die Gesellschaft. Aus der Sicht des Risikomanagements wird von einer Deckungsfunktion des Eigenkapitals gesprochen. Je höher das übernommene Risiko eines Unternehmens ist, desto höher ist der Eigenkapitalbedarf. Weiter dient dem Gläubigerschutz die Regelung zum Insolvenzantrag über § 64 GmbHG und § 92 AktG sowie die Haftungsbestimmungen des Gesellschafters nach § 128ff. HGB. Das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz (KonTraG) verstärkt den Gläubigerschutz. Der Gesetzgeber hat durch das KonTraG von 1998 die Unternehmen verpflichtet, sich zum Schutz der Eigenkapitalgeber und Gläubiger mit Risiko zu befassen. Damit sollen insbesondere unvorhersehbare oder durch das Unternehmen falsch eingeschätzte Bilanzausweise vermieden werden. Das KonTraG schreibt vor, dass Unternehmen ein Frühwarn- und Überwachungssystem für bestandsgefährdende Risiken einrichten müssen. Es enthält wesentliche Änderungen im HGB und AktG hinsichtlich der (1) Einrichtung eines Überwachungssystems, (2) seiner Darstellung im Rahmen der Berichtspflicht und (3) bezogen auf die Prüfungspflicht. Die Ansatzvorschriften des HGB umfassen (1) den Ausweis von Vermögen, Eigenkapital, Schulden und Rechnungsabgrenzungsposten nach § 247 Abs. 1 HGB und die Aktivierungsverbote nach § 248 HGB für Gründungskosten, Eigenkapitalbeschaffungskosten, Abschlusskosten für Versicherungsverträge sowie für immaterielle Vermögensgegenstände wie Marken, Verlagsrechte und Kundenlisten. Dagegen besteht ein Wahlrecht für selbst geschaffene immaterielle Vermögensgegenstände, z. B. für Entwicklungskosten. Dies führt dazu, dass Unternehmen, die Entwicklungen betreiben, ihre Vermögenssituation realitätsnäher darstellen können. Sie können den Aufwand, der zu Schaffung von immateriellen Vermögensgegenständen, z. B. Entwicklungen, Software etc., geführt hat, als Vermögen zeigen. Unternehmen können wegen der Ausschüttungssperre z. B. nicht Dividenden an ihre Aktionäre über das Aktivieren von selbst geschaffenem immateriellen Vermögen erhöhen, so dass durch den § 248 Abs. 2 der Gläubigerschutz gewahrt bleibt. Nach § 246 Abs. 1 HGB ist ein derivativer Geschäftswert immer ein Vermögensgegenstand. § 249 HGB regelt den Ausweis von Rückstellungen und § 250 HGB regelt das Ausweisen von Rechnungsabgrenzungsposten auf der Aktiv- und Passivseite der Bilanz. Das Ausweisen von Ingangsetzungsaufwand ist 42 <?page no="42"?> 2.7 Gläubigerschutz als Prinzip für Ansatz und Bewertung nach HGB nicht mehr zulässig und vermeidet das vormals mögliche Verschieben von Aufwand in nachfolgende Abrechnungsperioden. Neben den Ansatzvorschriften existieren speziell für Kapitalgesellschaften detaillierte Ausweisvorschriften z. B. durch §§ 266 Abs. 2 und 3 und 268 HGB. Die Bewertung von anzusetzenden Bilanzposten wird allgemein in § 252 HGB geregelt. Die §§ 253 bis 256 HGB regeln die Wertansätze für Vermögen, Schulden und Rückstellungen dagegen detailliert: In § 253 HGB wird das Anschaffungswertprinzip begründet. Nach diesem gelten die Anschaffungskosten als Obergrenze für die Bewertung von Vermögen. Damit folgt das HGB nicht der nach IFRSs anzuwendenden Fair Value-Bewertung. Der HGB-Ansatz entspricht dem pagatorischen Prinzip, nach dem der ursprünglich gezahlte Wertansatz gültig ist. Wird z. B. ein Grundstück bilanziert, das weit vor dem Bilanzierungsstichtag angeschafft wurde, ist wegen seiner Wertsteigerung davon auszugehen, dass es durch das Anschaffungswertprinzip unterbewertet wird. Weiter fordert § 253 HGB, dass Schulden und Rückstellungen zum Erfüllungsbetrag anzusetzen sind, dies ist in der Regel der Geldbetrag, zu dem die Verpflichtung abgelöst wird, z. B. der Darlehensrückzahlungsbetrag. Bei langfristigen Rückstellungen ist der Erfüllungsbetrag mit dem Marktzinssatz zu diskontieren. Das Berücksichtigen der künftigen Preisentwicklung führt zu einer tendenziellen Erhöhung von Rückstellungen, die dem Vorsichtsprinzip entspricht. Abschreibungen werden ebenfalls in § 253 HGB geregelt. Sie können planmäßig vorgenommen werden oder stellen einen Impairment Loss dar. Es besteht nach § 253 Abs. 5 HGB eine Pflicht zur Wertaufholung, d. h. falls der Grund oder die Gründe, die zu einer außerplanmäßigen Abschreibung geführt haben, nicht mehr bestehen, ist diese rückgängig zu machen. Die Obergrenze für die Wertaufholung stellt jedoch der Betrag dar, der sich bei planmäßiger Abschreibung ergeben hätte. Damit bleiben die Wertansätze begrenzt und von Schätzungen frei. Nach § 253 Abs. 5 HGB muss der niedrigere Wertansatz bei einem Firmenwert beibehalten werden. Die Bestimmung von Anschaffungs- und Herstellungskosten regelt § 255 HGB. Die Herstellungskosten enthalten nach HGB die Einzelmaterial- und Fertigungseinzel- und -gemeinkosten sowie Abschreibungen des Produktionsbereichs. Dies entspricht den Vollkosten-Regelungen nach IFRSs. Nach § 256 HGB werden Auslandswährungspositionen, z. B. bei einer deutschen Fluggesellschaft, die ihre Flugzeuge in US-$ bewertet, zum Devisenkassakurs umgerechnet, dies auch dann, wenn dadurch ein Währungsgewinn entsteht. Die Bewertung von latenten Steuern regelt § 274 HGB. Es ist der Steuersatz zum Zeitpunkt des Auflösens der Differenzen relevant. Neben der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung werden nach § 264 Abs. 1 HGB für kapitalmarktorientierte Unternehmen eine Kapitalflussrechnung und ein Eigenkapitalspiegel vorgeschrieben. Damit wird vergleichbar zu den IFRSs der Informationsversorgungsfunktion des Jahresabschlusses von den Kapitalmarkt beanspruchenden Unternehmen Rechnung getragen. Zum Jahresabschluss zählt weiter der Anhang, den § 264 Abs. 1 HGB als Erweiterung des Jahresabschlusses fordert. 43 <?page no="43"?> 2 Rechnungslegung nach deutschem HGB Insgesamt ist das deutsche HGB so ausgelegt, dass es eine Zahlungsbemessungsfunktion erfüllen kann. Dem Bilanziernden wird die Möglichkeit eröffnet, eine Einheitsbilanz aufzustellen, deren Ansätze für die Steuerbilanz maßgeblich sind. Jedoch ist die früher geltende Umkehrung des Maßgeblichkeitsprinzips, d.h. die Maßgeblichkeit steuerrechtlicher Ansätze für die Handelsbilanz, nicht mehr in Kraft. Weiter ist insbesondere nach §§ 58 und 150 AktG der Wert der Jahresüberschusses und des Gewinn- oder Verlustvortrags für die Gewinnverwendung anzusetzen. Zusammenfassung (Summary) Der Jahresabschluss besteht aus einer Bilanz und einer Gewinn- und Verlustrechnung. Er wird für Kapitalgesellschaften um einen Anhang ergänzt, der nicht zum Jahresabschluss zählt. Für kapitalmarktorientierte Unternehmen werden weitere Bestandteile des Jahresabschlusses vorgeschrieben: die Kapitalflussrechnung und eine Eigenkapitalveränderungsrechnung. Unternehmen, die buchführungspflichtig sind, erstellen einen handelsrechtlichen Jahresabschluss. Der handelsrechtliche Jahresabschluss ist für Kaufleute vorgeschrieben, für Kapitalgesellschaften bestehen zusätzliche Regelungen. Das deutsche HGB regelt die Pflicht zu Erstellung von Jahresabschlüssen, Formalvorschriften, Ansatz- und Bewertungsvorschriften. Ebenfalls wird die Prüfung des Jahresabschlusses geregelt und Vorschriften zur Konzernrechnungslegung dargelegt. Die Aufgabe des Jahresabschlusses ist, den Bilanzadressaten über die den tatsächlichen Verhältnissen entsprechende Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zu informieren. Nach deutschem Handelsgesetzbuch sind die Formalvorschriften zum Ausweis im Jahresabschluss von der Rechtsform und bei Kapitalgesellschaften zusätzlich von der Einordnung der Kapitalgesellschaft in Größenklassen abhängig. Mittelgroße und große Kapitalgesellschaften sind prüfungspflichtig. Der Jahresabschluss ist als Voraussetzung für seine Feststellung durch einen Abschlussprüfer zu prüfen. Das deutsche Handelsgesetzbuch folgt dem Gläubigerschutz. Es wird tendenziell so bilanziert, dass das Risiko für den Gläubiger möglichst gering ist. 44 <?page no="44"?> 3 Internationale Rechnungslegungsstandards (International Accounting Standards) Lernziele Die internationalen Rechnungslegungsstandards folgen dem Ziel, die Rechnungslegung international zu vereinheitlichen, damit Vergleiche zwischen Unternehmen leichter möglich sind. Insbesondere soll für Unternehmen, die den Kapitalmarkt gem. des Wertpapierhandelsgesetzes in Anspruch nehmen, die Kapitalaufnahme im Ausland erleichtert werden. D. h. es soll für ausländische Investoren möglich sein, den Jahresabschluss nachvollziehen und vergleichen zu können. In diesem Kapitel wird Orientierungswissen vermittelt, wie die internationalen Rechnungslegungsstandards IFRSs anzuwenden sind. Hierzu wird auf die internationale Rechnungslegung eingegangen und der Aufbau der Standards vorgestellt. Zur Verdeutlichung der Zielsetzung und der internationaler Rechnungslegung zugrunde liegenden Prinzipien wird das Rahmenwerk (framework) der IFRSs dargestellt. Das Kapitel 3 verfolgt die folgenden Lernziele: (1) Vermitteln der Notwendigkeit einer internationalen Rechnungslegung -› vgl. Abschnitt 3.1, S. 45 (2) Erkennen der Anwendungsbereiche der internationalen Rechnungslegungsvorschriften IAS/ IFRS -› vgl. Abschnitt 3.2, S. 46 (3) Einführung in die Struktur der internationalen Rechnungslegungsstandards IAS/ IFRS -› vgl. Abschnitt 3.2, S. 46 (4) Vermitteln von Orientierungswissen, wie die Standards anzuwenden sind -› vgl. Abschnitt 3.2, S. 46 (5) Vermitteln der grundlegenden Prinzipien, die der internationalen Rechnungslegung nach IFRSs zugrunde liegen -› vgl. Abschnitt 3.2, S. 46 3.1 Übersicht über die internationale Rechnungslegung in Europa (Overview on International Accounting in Europe) Der Einzelabschluss eines Unternehmens muss grundsätzlich nach nationalen Rechnungslegungsvorschriften (generally accepted accounting principles, GAAPs) erstellt werden. Ein Unternehmen mit Sitz in Deutschland hat bei Verpflichtung zur Rechen- 45 <?page no="45"?> 3 Internationale Rechnungslegungsstandards schaftslegung über § 242 HGB den Einzelabschluss nach deutschem HGB aufzustellen. Eine alternative Darstellung nach IFRSs ist nach BilMoG nicht möglich. Gem. der Vorschriften der EU wird der Konzernabschluss für kapitalmarktorientierte Konzerne nach internationaler Rechnungslegung IFRSs verpflichtend vorgeschrieben -› vgl. § 292 Abs. 1 HGB . Ebenso ist möglich, dass ein Konzern einen befreienden Konzernabschluss nach IFRSs freiwillig vorlegt, z. B. wenn keine Kapitalmarktorientierung besteht. Den Kapitalmarkt beanspruchende Unternehmen sind solche, deren Eigenkapitaltitel, z. B. Aktien, oder Fremdkapitaltitel, z. B. Schuldverschreibungen, öffentlich an einer Börse gehandelt werden. Durch die Bilanzierung nach IFRSs eröffnet sich für ein Unternehmen die Chance, Kapitalgeber, z. B. Aktionäre, im Ausland zu gewinnen. Das Befreien von einem Konzernabschluss bedeutet, dass der internationale Konzernabschluss das Mutterunternehmen davon freistellt, einen Konzernabschluss nach deutschem HGB aufzustellen. Somit erstellt ein Unternehmen wie die Daimler AG mit Sitz in Stuttgart den Einzelabschluss gemäß des deutschen HGB und den Konzernabschluss nach IAS/ IFRS. Zusätzlich ist wegen der Listung an der NYSE (New York Stock Exchange) ein Konzernabschluss nach amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften US-GAAP vorgeschrieben. Jedoch gestattet die SEC seit 2007 ausländischen Unternehmen das Vortragen der IFRS Statements ohne Überleitungsrechnung zu US GAAP. Neben der Konzernrechnungslegung besteht die Möglichkeit, den Einzelabschluss nach IAS/ IFRS aufzustellen und zu veröffentlichen, über § 325 Abs. 2a HGB. Dieser internationale Abschluss für ein einzelnes Unternehmen entbindet jedoch nicht von der Rechnungslegungspflicht nach deutschem HGB, nur die Veröffentlichung des HGB- Abschlusses darf bei Veröffentlichung eines IAS/ IFRS-Abschlusses ersetzt werden. Die IFRSs sind auf den Konzernabschluss auf Grundlage der EU-Verordnung 1606/ 2002 vom 19.07.2002 anzuwenden. Der Konzernabschluss wird in Kapitel 8 -› vgl. S. 201 behandelt. Für das Berechnen bei der Aufstellung des Konzernabschlusses werden die Einzelabschlüsse der einzubeziehenden Unternehmen auf die Rechnungslegungsvorschriften des Konzernabschlusses umgewandelt. Der dadurch entstehende Einzelabschluss der Konzerngesellschaften ist die Handelsbilanz II . Dadurch werden alle Unternehmen, die Konzerngesellschaften sind, von der internationalen Rechnungslegung betroffen, da ihre Handelsbilanz II nach IAS/ IFRS zu transformieren ist, wenn der Konzernabschluss nach diesen Standards aufgestellt wird. Im Weiteren wird die internationale Rechnungslegung auch für den Einzelabschluss behandelt. 3.2 Aufbau der IAS/ IFRS (Structure of IAS/ IFRS) Die Bezeichnung für die Regelungen der internationalen Rechnungslegungsstandards ist IAS/ IFRS, International Accounting Standards/ International Financial Reporting Standards. Hier werden sie mit IFRSs abgekürzt. Das zweite s steht zur Kennzeichnung des Plurals, weil mehrere Standards in Kraft sind. Die Internationalen Rechnungs- 46 <?page no="46"?> 3.2 Aufbau der IAS/ IFRS legungsvorschriften bestehen aus Standards, Interpretationen und dem Framework. Sie werden von dem internationalen, privatrechtlichen Standardsetter IASB (International Accounting Standards Board) mit Sitz in London herausgegeben. Zur näheren Information über das IASB, die Vorgehensweise zur Entwicklung und Veröffentlichung von Standards kann die Website www.IASB.org besucht werden. Das Ziel des IASB ist „developing, in the public interest, a single set of high quality, understandable and enforceable global accounting standards that require transparent and comparable information in general purpose financial statements“. Vom IASB sind herausgegeben worden: (1) Standards (Standards) Sie regeln den Ansatz, die Bewertung, den Ausweis und die Erläuterung von Jahresabschluss-Positionen. (2) Interpretationen (Interpretations) Ergänzende Detailfragen werden in den Interpretationen behandelt. (3) Rahmenwerk (Framework) Das Framework zeigt übergreifende Anforderungen an Jahresabschlusselemente und Prinzipien der Jahresabschlusserstellung. Neben den Standards existiert seit 2008 eine mittelstandsorientierte Fassung der Internationalen Rechnungslegungsstandards. Diese Standards stellen eine vereinfachte Version dar, die dazu dient, kleinen und mittelständischen Unternehmen den Umgang mit der Internationalen Rechnungslegung zu vereinfachen. Sie haben dafür einen wesentlich geringeren Umfang und sind speziell auf die Belange mittelständischer Unternehmen abgestimmt. Bei Regelungslücken der IFRSforSMEs verweist das IASB auf die Full-Standards. Die Mittelstandsstandards wurden erst 2008 vom IASB endgültig veröffentlicht, so dass bisher noch keine Erfahrungen im Umgang mit ihnen vorliegen. Sie werden hier nicht behandelt. 3.2.1 Standards (Standards) Jeder Standard ist einem Thema gewidmet und wird weiter in Paragraphen unterteilt. Die Standards wurden zunächst mit International Accounting Standard (IAS) und einer Nummer bezeichnet, z. B. IAS 1 Presentation of Financial Statements. Diese Standards behalten ihre Bezeichnung bei. Seit der Version 2004 werden alle neuen Standards mit International Financial Reporting Standard (IFRS) und einer Nummer bezeichnet, z. B. IFRS 3 - Business Combinations (Unternehmenszusammenschlüsse). Die Nummernvergabe entspricht der Reihenfolge der Veröffentlichung der Standards. Teilweise sind Standards zurückgenommen worden, z. B. weil sie mit anderen zusammengefasst wurden. Dies ist der Grund, weshalb einige Nummern nicht (mehr) vergeben sind. Wollte man alle Standards in der Reihenfolge ihrer erstmaligen Veröffentlichung lesen, 47 <?page no="47"?> 3 Internationale Rechnungslegungsstandards müsste man zuerst IAS 1 bis IAS 41 und anschließend IFRS 1 bis IFRS 9 lesen. Bis 2009 wurden die folgenden Standards veröffentlicht: (1) alte Serie (First Series) IAS 1 - Presentation of Financial Statements IAS 2 - Inventories IAS 7 - Statements of Cash Flow IAS 8 - Accounting Policies, Changes in Accounting Estimates and Errors IAS 10 - Events after the Balance Sheet Date IAS 11 - Construction Contracts IAS 12 - Income Taxes IAS 16 - Property, Plant and Equipment IAS 17 - Leases IAS 18 - Revenue IAS 19 - Employee Benefits IAS 20 - Accounting for Government Grants and Disclosure of Government Assistance IAS 21 - The Effects of Changes in Foreign Exchange Rates IAS 23 - Borrowing Costs IAS 24 - Related Party Disclosures IAS 26 - Accounting and Reporting by Retirement Benefit Plans IAS 27 - Consolidated and Separate Financial Statements IAS 28 - Investments in Associates IAS 29 - Financial Reporting in Hyperinflationary Economies IAS 31 - Interests in Joint Ventures IAS 32 - Financial Instruments: Presentation IAS 33 - Earnings per Share IAS 34 - Interim Financial Reporting IAS 36 - Impairment of Assets IAS 37 - Provisions, Contingent Liabilities and Contingent Assets IAS 38 - Intangible Assets IAS 39 - Financial Instruments: Recognition and Measurement IAS 40 - Investment Property IAS 41 - Agriculture (2) neue Serie (New Series) IFRS 1 - First-Time Adoption of International Financial Reporting Standards IFRS 2 - Share-Based Payment IFRS 3 - Business Combinations IFRS 4 - Insurance Contracts IFRS 5 - Non-Current Assets Held for Sale and Discontinued Operations IFRS 6 - Exploration for and Evaluation of Mineral Ressources IFRS 7 - Financial Instruments: Disclosures IFRS 8 - Operating Segments IFRS 9 - Financial Instruments 48 <?page no="48"?> 3.2 Aufbau der IAS/ IFRS 3.2.2 Interpretationen (Interpretations) Die Standards werden durch Interpretationen IFRICs bzw. SICs ergänzt, z. B. IFRIC 1 - Changes in Existing Decommissioning, Restoration and Simular Liabilities und SIC32 Intangible Assets - Web Site Costs. Für Financial Statements, die nach IFRSs aufgestellt werden, muss nach IAS 1.16 die Übereinstimmung mit den IAS/ IFRS erklärt werden. Die Übereinstimmung wird erfüllt, wenn der Abschluss mit keinem der Standards oder der Interpretationen zu den Standards in Widerspruch steht. Über IAS 1.16 sind die Standards und Interpretationen verbindlich - das Framework nicht. Es kann jedoch bei Bilanzierungsfragen Orientierungshilfe leisten. 3.2.3 Rahmenwerk (Framework) Das Framework stellt die grundsätzlichen Prinzipien für die Erstellung von Financial Statements dar. Da bei den IFRSs weniger die Prinzipien, sondern einzelne Beispiele zur Anwendung der Standards und Interpretationen dargestellt werden, fehlt in den IFRSs ihre Erläuterung. Im Unterschied zum deutschen HGB werden die IAS/ IFRS als Case Law beschrieben. Dies ist der Grund dafür, dass sie (1) umfangreicher und (2) leichter verständlich im Vergleich zu kontinentaleuropäischen Gesetzen sind. Den Standards werden das Framework und das Vorwort (preface) zu dem Framework vorangestellt. Dort werden die Prinzipien der IAS/ IFRS beschrieben. Das Preface ist die Einleitung zum Framework, indem z. B. organisatorische Fragestellungen der Entwicklung von Standards oder der Sprache geregelt werden. Das Preface hat den folgenden Inhalt: „The preface is issued to set out the objectives and due process of the International Accounting Standards Board and to explain the scope, authority and timing of application of IFRSs.“ Die Regelungen werden im Folgenden wiedergegeben: (1) Objectives of the IASB Die Ziele der IFRSs bestehen im Entwickeln von Standards, die qualitativ hochwertig, von allgemeinem Interesse, verständlich und justiziabel sind, um Bilanzadressaten beim Treffen ökonomischer Entscheidungen zu unterstützen. Weiter soll die Anwendung dieser Standards vorangetrieben werden und die aktive Zusammenarbeit mit nationalen Standardsettern gefördert werden, um konvergierende Lösungen zu entwickeln. (2) Scope and Authority of IFRSs Die Standards werden durch Entwicklung und Ausgabe verbreitet. Das IASB selbst besitzt keine Gesetzgebungsgewalt. (3) Due Process Der Due Process ist der Prozess der Entwicklung und Inkraftsetzung von Standards. (4) Timing of Application of IFRS Die IFRS sind anzuwenden, sobald sie gültig sind. 49 <?page no="49"?> 3 Internationale Rechnungslegungsstandards (5) Language Die Sprache der IFRSs ist englisch. Auch wenn vom IASB Übersetzungen ausgegeben oder anerkannt werden, bleibt die rechtsverbindliche Sprache der Standards Englisch. Das Framework ist im Vergleich zum Preface umfangreicher. Es befasst sich mit den der Vorbereitung und Darstellung von den Financial Statements unterliegenden Prinzipien: Eine Übersicht über die Regelungen im Framework ist in der Abbildung 3.1 gezeigt. objectives providing information qualitative characteristics underlying assumptions basic principles constraints elements assets liabilities equity performance income expenses adjustments recognition probability of future economic benefit reliability of measurements measurement historical costs current costs realisable costs present value concepts of capital and capital maintenance Abbildung 3.1: Regelungen des Framework Im Einzelnen wird im Framework geregelt: (1) Bilanzadressaten Die Bilanzadressaten von Financial Statements sind die Investoren, Mitarbeiter, Fremdkapitalgeber, Zulieferer, Kunden, Verwaltungen und die Öffentlichkeit. (2) Ziel der Financial Statements Das Ziel besteht in der Informationsversorgung über die Finanzposition, die Ertragskraft und die Änderung der Finanzposition des Berichtsunternehmens. (3) Zugrunde liegende Annahmen Den IFRSs liegen die Annahmen der Periodenabgrenzung (accrual principle) und der Unternehmensfortführung (going concern) zugrunde. Gemäß des Accrual Principle wird ein Geschäftsvorfall unabhängig von seinem Zahlungsvorgang erfasst. Going Concern bedeutet, dass das Fortführen des Unternehmens für Ansatz und Bewertung vorausgesetzt wird, solange nicht die Liquidation des Unternehmens geplant oder beschlossen 50 <?page no="50"?> 3.2 Aufbau der IAS/ IFRS wurde. Soll das Unternehmen nicht fortgeführt werden, muss sein Name mit dem Zusatz „in liquidation“ dargestellt werden. (4) Qualitative Anforderungen an die Financial Statements Qualitative Anforderungen an Financial Statements sind: (a) Verständlichkeit, (b) Relevanz, die als Materiality-Grundsatz formuliert wird, (c) Verlässlichkeit (reliability) der Informationen, wobei Informationen als verlässlich gelten, wenn sie keine Fehler enthalten und von verzerrenden Einflüssen frei sind, (d) Glaubwürdigkeit der Darstellung, d. h. der Bilanzierende muss alle Geschäftsvorfälle und Ereignisse, die zur Darstellung der Assets, Liabilities und Capital geführt haben, glaubwürdig vortragen, (e) wirtschaftliche Betrachtungsweise, nach der gilt: „Substance over form“, (f ) Neutralität, (g) Vorsicht, die gem. der IFRSs (im Unterschied zum deutschem HGB) bedeutet, dass sorgfältig bei Ermessensfragen vorzugehen ist, jedoch nicht das Prinzip des True and Fair View verletzt werden darf, (h) Vollständigkeit und (i) Vergleichbarkeit, nach der z. B. Bewertungsmethoden und deren Wechsel in den Notes zu erläutern sind. (5) Beschränkungen zugunsten von relevanten und verlässlichen Informationen Das Framework nennt einige Einschränkungen, die in speziellen Situationen zu Abwägungen führen können. Diese sind: (1) Zeitnähe. Zeitnahe Berichterstattung kann im Gegensatz zur vollkommenen Relevanz und Verlässlichkeit stehen. Im Zweifel soll im Sinne des Bilanzadressaten entschieden werden. (2) Kosten-Nutzen-Abwägung. Grundsätzlich gilt, dass der aus den Informationen abzuleitende Nutzen die Kosten der Informationsbereitstellung übersteigen muss. (3) Alle Anforderungen an die Financial Statements müssen untereinander ausgewogen sein, d. h. es gibt kein overriding principle, das grundsätzlich Vorrang genießt. (4) Es gilt grundsätzlich das True and Fair View Principle, nach dem Jahresabschlusspositionen den tatsächlichen Wertansätzen zu entsprechen haben. (6) Jahresabschlusselemente Im Framework werden alle Elemente des Jahresabschlusses definiert. Diese sind Assets, Liabilities, Equity, Performance, Income, Expenses und Adjustments. (7) Ansatzkriterien Die Kriterien für die Erfassung von Abschlussposten (Elements) sind: (a) Es ist wahrscheinlich, dass ein mit dem Sachverhalt verbundener künftiger wirtschaftlicher Nutzen dem Unternehmen zufließt. (b) Anschaffungsund/ oder Herstellungskosten lassen sich verlässlich ermitteln. (8) Die Bewertung von Elementen in den Financial Statements Abschlussposten können nach den folgenden Grundlagen bewertet werden: (a) nach historischen Anschaffungs- oder Herstellungskosten, (b) nach dem Tageswert (Marktpreis), (c) nach dem Net Realisable Value, der bei einer möglichen Veräußerung zwischen vertragswilligen, wissenden und unabhängigen Parteien erzielbar wäre, abzüglich der Aufwendungen für die Abwicklung des Verkaufsgeschäfts, und (d) nach dem Barkapitalwert (present value). Das Barwertkonzept bezieht sich auf den Ertragswert (value 51 <?page no="51"?> 3 Internationale Rechnungslegungsstandards in use) für einen Vermögenswert. Nach diesem ist das Vermögen mit den zum Barwert diskontierten zukünftigen Erträgen zu bewerten, die ihm zugeordnet werden können. (9) Kapitalerhaltungskonzepte Die IFRSs unterscheiden die finanzwirtschaftliche und die leistungswirtschaftliche Kapitalerhaltung. Gemäß finanzwirtschaftlicher Kapitalerhaltung muss nach Zahlungen von/ an Anteilseignern das Eigenkapital zum Ende einer Periode dasjenige zu Beginn übersteigen. Bei leistungswirtschaftlicher Kapitalerhaltung muss gewährleistet werden, dass die Produktionskapazität und die dafür benötigten Ressourcen den Periodenanfangswert übersteigen. Üblicherweise wird die leistungswirtschaftliche Kapitalerhaltung an der Bilanzsumme festgemacht. 3.3 Aufbau eines Abschlusses nach IFRSs (Structure of Financial Statements along IFRSs) Der Aufbau von Financial Statements nach IFRSs wird durch das Framework und IAS 1 geregelt. Zum Teil wiederholen sich die Regelungen des Frameworks in IAS 1, da die Einhaltung des Frameworks nicht verbindlich im Sinne des IAS 1.16 ist. Die Struktur der Financial Statements ist in IAS 1.10 geregelt. Demnach besteht der Jahresabschluss aus: (1) Statement of Financial Position (Bilanz), (2) Statement of Comprehensive Income (Gewinn- und Verlustrechnung), (3) Statement of Changes in Equity (Eigenkapitalveränderungsrechnung), (4) Statement of Cash Flows (Kapitalflussrechnung) und (5) Notes (Erläuterungen). Bei Änderungen ist überdies eine Eröffnungsbilanz darzustellen. Anders als im deutschen Sprachgebrauch werden die Bestandteile des handelsrechtlichen Jahresabschlusses selbst als Financial Statements (F/ S) bezeichnet. Rechtsform- und größenabhängige Regelungen für Financial Statements gibt es nach IFRSs nicht, d. h. alle Unternehmen müssen denselben Formalvorschriften genügen, die in IAS 1 Presentation of Financial Statements geregelt sind. Eine Ausnahme hiervon besteht durch die Mittelstandstandards. Die Financial Statements werden nach internationaler Rechnungslegung allein aufgestellt, um die Jahresabschlussadressaten, die an der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des berichtenden Unternehmens interessiert sind, mit Informationen zu versorgen -› vgl. auch IAS 1.7 . Eine Zahlungsbemessungsfunktion , d. h. das Bestimmen der Höhe der Auszahlung an die Anteilseigner, wird von den IFRSs nicht unterstützt. Sie ist in der Regelungshoheit des jeweilig nationalen Gesellschaftsrechts. In Deutschland werden sie durch das deutsche AktG für Aktiengesellschaften mit Sitz in Deutschland und das GmbHG für GmbHs mit Sitz in Deutschland geregelt. Als Beispiel für einen Jahresabschluss nach IFRSs wird das Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH noch einmal betrachtet. Der Jahresabschluss besteht aus einer Bilanz (statement of financial position), einer Gewinn- und Verlustrechnung (statement of 52 <?page no="52"?> 3.3 Aufbau eines Abschlusses nach IFRSs comprehensive income), einer Kapitalflussrechnung (statement of cash flows), einer Eigenkapitalveränderungsrechnung (statement of changes in equity) und den Notes. Der Abschluss wird wie in Kapitel 2 unter Berücksichtigung der teilweisen Gewinnverwendung aufgestellt. Den Jahresabschluss zum 31.12.20X2 zeigen die Abbildung 3.2, 3.3, 3.4 und 3.5. Sie enthalten die Vergleichszahlen für das Vorjahr 20X1 bzw. zum Bilanzstichtag des Vorjahrs 31.12.20X1. A C,L Non-c. assets 20X1 20X2 SHs' capital 20X1 20X2 P,P,E 28.000 21.000 Issued capital 40.000 40.000 Int. assets Other reserves 8.000 Financial assets R/ E 12.600 7.800 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. A/ R A/ P 3.000 17.600 Prepaid exp. Provisions Cash 33.000 57.200 Def. income Tax liabilities 5.400 4.800 61.000 78.200 61.000 78.200 Theo Kieling GmbH STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at eoy 20X2 Abbildung 3.2: Statement of Financial Position 20X1 20X2 Revenue 50.000,00 48.000,00 less Depreciation (7.000,00) (7.000,00) less Labour (25.000,00) (25.000,00) EBT 18.000,00 16.000,00 less Taxes (5.400,00) (4.800,00) EAT 12.600,00 11.200,00 Theo Kieling GmbH STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for 20X2 Abbildung 3.3: Statement of Comprehensive Income Die wichtigsten formalen Unterschiede zu einem handelsrechtlichen Jahresabschluss nach deutschem HGB sind: Die Bilanz folgt nicht dem Gliederungsschema nach § 266 Abs. 2 und Abs. 3 HGB, sondern enthält die nach IAS 1.54 vorgegebenen Mindestangaben. Eine Formalvorschrift für die Bilanz besteht nach IAS 1.57 nicht. “This Standard does not prescribe the order or format in which an entity presents items. Paragraph 54 53 <?page no="53"?> 3 Internationale Rechnungslegungsstandards [EUR] 20X1 20X2 CF from operating activities Proceeds 60.000,00 57.600,00 Salaries (25.000,00) (25.000,00) Income taxes 0,00 (5.400,00) VAT 0,00 (3.000,00) 35.000,00 24.200,00 CF from investing activities Investment (42.000,00) 0,00 (42.000,00) 0,00 CF from financing activities Share capital 40.000,00 0,00 Dividend 0,00 0,00 40.000,00 0,00 Total cash flow: 33.000,00 24.200,00 Theo Kieling GmbH STATEMENT of CASH FLOWS for 20X2 Abbildung 3.4: Statement of Cash Flows Issued capital Retained earnings Reserves Total [EUR] as at 1.01.20X1 40.000,00 0,00 40.000,00 Profit for 20X1 12.600,00 12.600,00 as at 31.12.20X1 40.000,00 12.600,00 0,00 52.600,00 Profit for 20X2 11.200,00 11.200,00 Appropriation of profit (16.000,00) 8.000,00 (8.000,00) as at 31.12.20X2 40.000,00 7.800,00 8.000,00 55.800,00 Theo Kieling GmbH STATEMENT OF CHANGES IN EQUITY for 20X2 Abbildung 3.5: Statement of Changes in Equity simply lists items that are sufficiently different in nature or function to warrant separate presentation in the statement of financial position”. Einige Positionen werden anders gezeigt, so kennt das Statement of Financial Position keine Sonderpostionen wie z. B. Rechnungsabgrenzungsposten oder offene Absetzungen im Eigenkapital für ausstehende Einlagen. Ebenso werden Ertragsteuern als Verbindlichkeit ausgewiesen, nicht als Steuerrückstellung, siehe IAS 12.12: „Current tax for current and prior periods shall, to the extent unpaid, be recognised as a liability. If the amount already paid in respect of 54 <?page no="54"?> Zusammenfassung current and prior periods exceeds the amount due for those periods, the excess shall be recognised as an asset.“ Die Gewinn- und Verlustrechnung (statement of comprehensive income) wird hier ebenfalls nach dem Gesamtkostenverfahren (nature of expense format) aufgestellt und folgt IAS 1.102. Weiter wird nach IAS 1.10 eine Kapitalflussrechnung und eine Eigenkapitalveränderungsrechnung aufgestellt. Die dort ebenfalls geforderten Notes werden in Kapitel 6 behandelt. Online-Übungen: Killarney (Ü 3.1). Online-Übungen: Börger (Ü 3.2). Online-Übungen: Blouberg (Ü 3.3). Ein Beispiel für einen vollständigen Jahresabschluss findet sich in Kapitel 6 -› vgl. S. 124 , das die Financial Statements der Sunny AG gem. der Vorschriften nach IAS 1 zeigt. Kapitel 6 beschreibt die Darstellung von Jahresabschlüssen nach IFRSs. Zusammenfassung (Summary) Die internationalen Rechnungslegungsstandards dienen der Vereinheitlichung von Jahresabschlüssen. Das IASB mit Sitz in London veröffentlicht Standards, Interpretationen zu den Standards und das Framework. Das Framework beschreibt die der Rechnungslegung nach IFRSs zugrunde liegenden Prinzipien. Im Gegensatz zum deutschen Handelsgesetzbuch wird das Prinzip des True and Fair View verfolgt. Die Standards sind i.d.R. einem einzelnen Thema gewidmet und beschreiben die Vorschriften zur Rechnungslegung. Per EU-Verordnung sind die IFRSs für den Kapitalmarkt beanspruchende Konzerne zur Erstellung des Konzernabschlusses anzuwenden. Der Jahresabschluss nach IFRSs besteht aus einer Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung, der Kapitalflussrechnung, der Eigenkapitalveränderungsrechnung und den Notes. Bei Änderungen, z. B. bei einer Umstrukturierung von Assets, ist nach IAS 1.10 zusätzlich eine Eröffnungsbilanz zu Beginn der Vergleichsperiode auszuweisen. 55 <?page no="56"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses unter Berücksichtigung der Trial Balance und von Sammelbuchungen (Preparing Financial Statements under Consideration of Trial Balance and Books of Original Entry) Lernziele (Learning Objectives) Das Kapitel demonstriert die internationale Buchhaltung an der Fallstudie Sunny AG, Osnabrück. Es werden einzelne typische Geschäftsvorfälle beschrieben und nach internationalem Accounting gebucht. Anschließend wird ein handelsrechtlicher Jahresabschluss entwickelt. Für die Erstellung des Jahresabschlusses werden die einzelnen Sach- und Erfolgskonten abgeschlossen und ihr Saldovortrag in die Trial Balance kopiert. Aus der Trial Balance werden der Rohertrag und der Periodenerfolg über das Trading Account und das Profit and Loss Account bestimmt. Nach Anpassung der Eigenkapitalkonten werden die Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Bilanz aufgestellt. Es wird somit der gesamte Prozess der Buchhaltung angefangen bei dem Buchen von Geschäftsvorfällen bis zum Erstellen des handelsrechtlichen Jahresabschlusses vorgeführt. Ebenfalls wird auf Sammelbuchungen (books of original entry) eingegangen. Im Einzelnen bestehen die folgenden Ziele für Kapitel 4: (1) Einführen in die internationale Buchhaltung -› Abschnitt 4.1, S. 58 (2) Wiederholen der wichtigsten Geschäftsvorfälle und ihrer Buchungssätze -› vgl. Abschnitt 4.2, S. 68 (3) Kennenlernen der Buchhaltung aus der Sicht der internationalen Rechnungslegung -› vgl. Abschnitt 4.2, S. 68 (4) Vertiefen der Kenntnisse der Doppik (double entry system) an Buchungsbeispielen -› vgl. Abschnitt 4.2, S. 68 (5) Kennenlernen des Vorgehens beim Abschließen (balancing off ) von Konten -› vgl. Abschnitt 4.1.2, S. 60 (6) Erkennen des Zusammenhangs zwischen Sach- und Erfolgskonten -› vgl. Abschnitt 4.1.2 4.1.1, S. 61 (7) Erlernen der Abschlusstechniken unter Verwendung der international üblichen Trial Balance -› vgl. Abschnitt 4.2, S. 73 57 <?page no="57"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses (8) Kennenlernen der Jahresabschlusserstellung nach internationaler Buchhaltung -› vgl. Abschnitt 4.3.4, S. 78 (9) Kennenlernen des Umgangs mit den Books of Original Entry -› vgl. Abschnitt 4.4, S. 82 4.1 Einführung in das Buchen von Business Activities (Introduction to Posting Business Activities) 4.1.1 Übersicht (Overview) Für die Betriebswirtschaft sind Geschäftsvorfälle relevant, die sich auf das Vermögen, auf die Finanz- und auf die Ertragslage eines Unternehmens auswirken. Jeder i.d.S. relevante Geschäftsvorfall wird in der Finanzbuchhaltung gebucht. Im Weiteren werden einige Geschäftsvorfälle exemplarisch gebucht und aus ihnen über die Trial Balance (T/ B) der handelsrechtliche Jahresabschluss aufgestellt. Für die Fallstudie Sunny AG wird ein stark vereinfachter Kontenrahmen verwendet. Ein Kontenrahmen repräsentiert alle Konten, die von einem Unternehmen in der Buchhaltung (bookkeeping) verwendet werden. Der Kontenrahmen ist eine Liste der im Unternehmen verwendeten Konten. Diese enthält sowohl Bestandskonten (real accounts) als auch Erfolgskonten (nominal accounts) . Der Kontenrahmen für die Fallstudie Sunny AG repräsentiert das Hauptbuch (general ledger) und entspricht den Positionen der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung. Jedes Bestandskonto repräsentiert eine Bilanzposition und jedes Erfolgskonto einen Posten in der Gewinn- und Verlustrechnung. Die Bilanzposition Anlagevermögen (property, plant and equipment) wird zum Beispiel aus dem Konto Sachanlagen (P, P, E account) entwickelt. Es besteht eine 1: 1-Beziehung zwischen den Bilanz- und Gewinn- und Verlustrechnungs- Positionen einerseits und den Konten des Hauptbuchs andererseits. In einem realen Unternehmen existieren pro Jahresabschlussposition mehr Konten, die zusammengefasst werden. Beispielsweise kann eine Nebenbuchführung (subsidiary ledger) für alle Lieferanten (purchase ledger) geführt werden, in der für jeden Lieferanten ein eigenes Konto geführt wird. Die einzelnen Lieferantenkonten werden dann in einem Abstimmkonto (reconciliation account) zusammengefasst. Existieren mehrere Konten pro Jahresabschlussposten, besteht eine 1: n-Beziehung zwischen Konten und Jahresabschlusspositionen. Die Datenstrukturen der Finanzbuchhaltung werden ausführlich behandelt in: Scheer [1998]. Für die Fallstudie werden keine Nummernbezeichnungen für Konten verwendet. In einem realen Unternehmen, das international tätig ist, ist es sinnvoll, einen standardisierten Kontenrahmen zu verwenden. Meistens wird der internationale Kontenrahmen (INT) eingesetzt. 58 <?page no="58"?> 4.1 Einführung in das Buchen von Business Activities Zum Bilanzstichtag werden alle Konten abgeschlossen und ihr Saldovortrag in die Trial Balance überführt. Aus der Trial Balance wird zuerst das Gewinn- und Verlust- Konto (Profit & Loss account, P&L account) abgeleitet, aus dem die Erfolgsrechnung entwickelt wird. Das veränderte Eigenkapitalkonto, in der Regel das Bilanzgewinnkonto (retained earnings account, R/ E account) und alle Salden derjenigen Konten, die zur Erfolgsbestimmung berücksichtigt wurden, werden in der Trial Balance geändert bzw. gelöscht. Die so angepasste Trial Balance wird als adjusted Trial Balance bezeichnet. Die in der adjusted Trial Balance verbleibenden Kontensalden entsprechen den Positionen der Bilanz und werden dorthin übertragen. Hier wird nur eine kurze Zusammenfassung zur Buchhaltung gezeigt. Zur Vertiefung des Themas International Bookkeeping wird empfohlen: Wood/ Sangster [2011], Reeve/ Warren/ Duchac [2011], Thomas [2009] und Houzet/ Rowlands/ Riemer [2007]. 4.1.2 Buchungssätze und Kontenabschluss (Bookkeeping Entries and Balancing off) Die internationale Buchhaltung folgt der Doppik (double entry system). Jeder Geschäftsvorfall wird durch eine oder mehrere Sollbuchungen (debit entries) und eine oder mehere Habenbuchungen (credit entries) dargestellt. Debit entries werden durch DR für debit recorded und credit entries durch CR für credit recorded abgekürzt. Der erste Geschäftsvorfall des Taxiunternehmens Theo Kieling ist die Einlage des Stammkapitals. Er wird durch den unten stehenden Buchungssatz abgebildet: DR Cash/ Bank ................................ 40.000,00 EUR CR Issued Capital ......................... 40.000,00 EUR Ein Konto hat eine Sollseite (debit side) und eine Habenseite (credit side). Sie werden mit D für debit und C für credit abgekürzt. Abbildung 4.1 zeigt das Bankkonto nach der ersten Buchung. Das Konto enthält Angaben über den Abrechnungszeitraum (accounting period), hier 20X1, und die Berichtswährung (reporting currency), hier EUR. D C 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] IssCap 40.000,00 Cash/ Bank Abbildung 4.1: Bankkonto nach der ersten Buchung Es ist üblich, das Gegenkonto bzw. die Gegenkonten bei komplexen Buchungssätzen darzustellen. Hier wird das Gegenkonto Issued Capitel mit IssCap abgekürzt. Im Weiteren werden die Buchungssätze im Text numeriert, es erscheint daher im Konto die Referenznummer. Die Theo Kieling GmbH bucht in 20X1 die folgenden Geschäftsvorfälle: 59 <?page no="59"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses (1) Kauf eines Taxis für netto 42.000,00 EUR. Der DR erscheint im Sachanlagenkonto (property, plant, and equipment). Die Vorsteuerforderung wird in das Konto VAT (value added tax) gebucht. Die Vorsteuerforderung wird input-VAT genannt. Im internationalen Kontenrahmen (international chart of accounts) existiert ein Konto mit der Bezeichnung VAT - es wird demnach kontenmäßig keine Unterteilung in Vorsteuerforderung und Umsatzsteuerschuld gemacht. Erstere führen zu debit entries zweitere zu credit entries im VAT Account. Der Betrag für das Taxi i.H.v. 42.000,00 EUR wird an den Autohänder überwiesen: DR P, P, E .................................. 35.000,00 EUR DR VAT ........................................ 7.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................ 42.000,00 EUR (2) Abschreibung (depreciation) des Taxis gem. linearer Abschreibungsmethode. Der jährliche Abschreibungsbetrag ist 7.000,00 EUR. Die Gegenbuchung wird in dem Konto kumulierte Abschreibungen (accumulated depreciation) gemacht. DR Depreciation ............................. 7.000,00 EUR CR Acc. Depr. ............................... 7.000,00 EUR (3) Zahlung von Löhnen (labour) i.H.v. 25.000,00 EUR in bar. DR Labour .................................... 25.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................ 25.000,00 EUR (4) Umsatz aus Fahrgastbeförderung: Der Nettoumsatz (revenue, sales, sales revenue) beträgt 50.000,00 EUR. Der von den Passagieren gezahlte Umsatz inkl. der Umsatzsteuer beträgt 50.000 · 120 % = 60.000,00 EUR. DR Cash/ Bank ................................ 60.000,00 EUR CR VAT ........................................ 10.000,00 EUR CR Revenue .................................. 50.000,00 EUR Ein Konto wird abgeschlossen, indem der Saldo als Ausgleich der beiden Kontenseiten eingefügt wird und eine entsprechende Gegenbuchung als Saldovortrag unter der Kontensumme eingetragen wird. Bei dem Bankkonto beträgt die Kontensumme auf der Sollseite 100.000,00 EUR und auf der Habenseite 67.000,00 EUR. Es wird ein Betrag i.H.v. 33.000,00 EUR eingefügt und mit Saldo (balance carried down, bal c/ d, c/ d) bezeichnet. Der Saldovortrag (balance brought down, bal b/ d, b/ d) steht auf der Sollseite. Somit ändert das Abschließen eines Kontos seinen Bestand nicht. Konten können zu beliebigen Zeitpunkten abgeschlossen werden. Man bezeichnet ein Konto als debit balanced, wenn der Saldovortrag (bal b/ d) auf der Sollseite (debit side) steht. Entsprechend gilt ein Konto als credit balanced, wenn der Saldovortrag auf der Habenseite steht. Das Bankkonto der Theo Kieling GmbH ist debit balanced, wie die Abbildung 4.2 darstellt. 60 <?page no="60"?> 4.1 Einführung in das Buchen von Business Activities D C IssCap 40.000,00 (1) 42.000,00 (4) 60.000,00 (3) 25.000,00 c/ d 33.000,00 100.000,00 100.000,00 b/ d 33.000,00 Cash/ Bank Abbildung 4.2: Bankkonto nach dem Kontoabschluss In der Abbildung 4.2 und in den weiteren Kontendarstellungen wird aus Platzgründen auf die Jahresangabe und die Währungseinheit verzichtet. Sie geht aus dem Text hervor. Die Abbildung 4.3 zeigt die Konten der Theo Kieling GmbH nach dem ersten Geschäftsjahr. Sie sind abgeschlossen. D C D C IssCap 40.000,00 (1) 42.000,00 c/ d 40.000,00 Bank 40.000,00 (4) 60.000,00 (3) 25.000,00 b/ d 40.000,00 c/ d 33.000,00 100.000,00 100.000,00 b/ d 33.000,00 D C D C (1) 35.000,00 c/ d 35.000,00 (1) 7.000,00 (4) 10.000,00 b/ d 35.000,00 c/ d 3.000,00 10.000,00 10.000,00 b/ d 3.000,00 D C D C (2) 7.000,00 c/ d 7.000,00 c/ d 7.000,00 (2) 7.000,00 b/ d 7.000,00 b/ d 7.000,00 D C D C (3) 25.000,00 c/ d 25.000,00 c/ d 50.000,00 (4) 50.000,00 b/ d 25.000,00 b/ d 50.000,00 Cash/ Bank IssCap P, P, E VAT Depr Acc Depr Labour Revenue Abbildung 4.3: Konten der Theo Kieling GmbH nach dem Geschäftsjahr 20X1 Da die Buchungen nach der Doppik durchgeführt worden sind, muss die Summe der Saldovorträge auf der Sollseite mit denen auf der Habenseite übereinstimmen. Um sicherzustellen, dass kein Bruch mit dem System der Doppelten Buchführung besteht, erstellt man eine Versuchsbilanz (trial balance). Sie enthält die Saldovorträge aller Konten. Sie wird in Abbildung 4.4 für das Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH gezeigt. 61 <?page no="61"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses Account Total of DRs Total of CRs Cash/ Bank 33.000,00 Issued capital 40.000,00 P, P, E 35.000,00 VAT 3.000,00 Depreciation 7.000,00 Acc. Depr. 7.000,00 Labour 25.000,00 Revenue 50.000,00 Total 100.000,00 100.000,00 Theo Kieling GmbH TRIAL BALANCE as at 31.12.20X1 Abbildung 4.4: Trial Balance zum 31.12.20X1 In der Trial Balance gibt es keine vorgeschriebene Reihenfolge für die Konten, es ist nur wichtig, dass alle Konten vollständig und mit den richtigen Saldowerten enthalten sind. Ergibt sich ein Unterschied zwischen der Soll- und der Habenseite liegt in der Regel ein Verstoß gegen das Prinzip der Doppik vor. Lässt sich die Differenz durch 9 oder Zehnerpotenzen von 9 dividieren, ist wahrscheinlich, dass ein Zahlendreh-Fehler passiert ist. Für das international Accounting hat die Trial Balance eine hohe Bedeutung, da viele Analysen und Berechnungen - z. B. für die Konzernrechnungslegung (group accounting) nicht von der formalen Darstellung im Jahresabschluss abhängen. Die Trial Balance ist eher verfügbar als der Jahresabschluss. Im Unterschied zu einer in einem Lehrbuch dargestellten ist die Trial Balance eines realen Unternehmens umfangreicher. Mindestens jedes Hauptbuchkonto (G/ L account) wird darin durch eine Zeile dargestellt. Ebenso können auch Nebenbuchhaltungskonten (subsidiary ledger accounts), wie Debitorenkonten, Anlagekonten etc., einzeln dargestellt werden, üblicherweise werden sie allerdings durch ihr Abstimmkonto (reconciliation account), wie Accounts Receivables, P, P, E-Account und das jeweilig zugehörige Accumulated Depreciation Account etc., dargestellt. 4.1.3 Erfolgsbestimmung über die Trial Balance (Profit Calculation via Trial Balance) Der Erfolg für eine Abrechnungsperiode kann über die Trial Balance bestimmt werden. Da die Trial Balance nicht zur Doppik zählt, müssen die Buchungen in den jeweiligen Konten durchgeführt werden. Für die Erfolgsermittlung sind die Bestandskonten (real accounts) nicht relevant. Das Periodenergebnis wird über die Aufwands- und Ertragskonten (nominal accounts) bestimmt. Die Aufwands- und Ertragskonten der Theo 62 <?page no="62"?> 4.1 Einführung in das Buchen von Business Activities Kieling GmbH sind Depreciation, Labour und Revenue Account. Ihre Salden werden in das Gewinn- und Verlustrechnungskonto (profit & loss account, P&L account) ausgebucht. Ausbuchen bedeutet, dass ein Eintrag im Erfolgskonto stattfindet und dass das Konto in der Trial Balance gelöscht wird, weil der Saldo anschließend Null ist. Die Gegenbuchung findet im P&L Account statt. Die Abbildung 4.5 zeigt das Ausbuchen am Beispiel der Theo Kieling GmbH. DR P&L Account ............................. 7.000,00 EUR CR Depreciation ........................... 7.000,00 EUR DR P&L Account ............................. 25.000,00 EUR CR Labour .................................... 25.000,00 EUR DR Revenue .................................. 50.000,00 EUR CR P&L Account ............................. 50.000,00 EUR D C D C IssCap 40.000,00 (1) 42.000,00 c/ d 40.000,00 Bank 40.000,00 (4) 60.000,00 (3) 25.000,00 b/ d 40.000,00 c/ d 33.000,00 100.000,00 100.000,00 b/ d 33.000,00 D C D C (1) 35.000,00 c/ d 35.000,00 (1) 7.000,00 (4) 10.000,00 b/ d 35.000,00 c/ d 3.000,00 10.000,00 10.000,00 b/ d 3.000,00 D C D C (2) 7.000,00 c/ d 7.000,00 c/ d 7.000,00 (2) 7.000,00 b/ d 7.000,00 P&L 7.000,00 b/ d 7.000,00 D C D C (3) 25.000,00 c/ d 25.000,00 c/ d 50.000,00 (4) 50.000,00 b/ d 25.000,00 P&L 25.000,00 P&L 50.000,00 b/ d 50.000,00 D C Labour 25.000,00 Rev 50.000,00 Depr 7.000,00 EBT 18.000,00 50.000,00 50.000,00 b/ d 18.000,00 Cash/ Bank IssCap P, P, E VAT Depr Acc Depr Labour Revenue P&L Abbildung 4.5: Konten der Theo Kieling GmbH nach dem Ausbuchen Mit den Habenbuchungen in den Konten Depreciation und Labour und der Sollbuchung im Revenue Account werden diese Konten abgeschlossen, sie weisen jetzt einen 63 <?page no="63"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses Saldo von Null auf. Entsprechend werden diese Konten aus der Trial Balance gelöscht bzw. mit einem Saldovortrag von Null dargestellt. Das P&L Account zeigt dagegen zwei Sollbuchungen für Labour und Depreciation und eine Habenbuchung für den Revenue. Der Saldo des P&L Accounts i.H.v. 18.000,00 EUR ist das Vorsteuerergebnis (pretax profit, earnings before taxes, EBT). Für das Beispiel der Theo Kieling GmbH wird mit einem Gesamtertragsteuersatz von 30 % gerechnet. Die Unternehmensbesteuerung wird in Kapitel 12 detailliert behandelt. Die Ertragsteuern der Theo Kieling GmbH betragen 30 % · 18.000 = 5.400,00 EUR und werden in das Konto Verbindlichkeiten aus Ertragsteuern gem. IAS 12 (income tax liability account, ITL account) gebucht. Um Verwechselungen mit der Umsatzsteuerschuld vorzubeugen, wird in den Kontonamen das Präfix income aufgenommen. VAT ist dagegen in der Bilanz unter den Posten Accounts Payables oder bei Vorsteuerforderungen als Accounts Receivables zu zeigen. Nach deutschen HGB muss eine Steuerrückstellung gem. §249 Abs. 1 HGB gebildet werden. DR P&L Account ............................. 5.400,00 EUR CR ITL Account ............................. 5.400,00 EUR Der Jahresüberschuss (annual surplus, earnings after taxes, EAT) ist der verbleibende Betrag, der für die Theo Kieling GmbH 18.000 - 5.400 = 12.600,00 EUR ist. Er wird in das Konto Bilanzgewinn (retained earnings, R/ E) gebucht. DR P&L Account ............................. 12.600,00 EUR CR R/ E ........................................ 12.600,00 EUR Die Abbildung 4.6 zeigt die Konten P&L, R/ E und ITL. Abbildung 4.7 zeigt die Trial Balance nach dem Ausbuchen der Erfolgskonten. Sie sind in der Darstellung durchgestrichen. Ebenfalls sind jetzt die Konten für den Bilanzgewinn und die Ertragsteuern aufgenommen worden. D C D C Labour 25.000,00 Rev 50.000,00 c/ d 5.400,00 P&L_1 5.400,00 Depr 7.000,00 b/ d 5.400,00 EBT 18.000,00 50.000,00 50.000,00 ITL 5.400,00 b/ d 18.000,00 R/ E 12.600,00 18.000,00 18.000,00 D C c/ d 12.600,00 P&L 12.600,00 b/ d 12.600,00 P&L ITL R/ E Abbildung 4.6: P&L Account, R/ E Account und ITL Account der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 64 <?page no="64"?> 4.1 Einführung in das Buchen von Business Activities Account Total of DRs Total of CRs Cash/ Bank 33.000,00 Issued capital 40.000,00 P, P, E 35.000,00 VAT 3.000,00 Depreciation 0,00 Acc. Depr. 7.000,00 Labour 0,00 Revenue 0,00 ITL 5.400,00 R/ E 12.600,00 Total 68.000,00 68.000,00 Theo Kieling GmbH ADJUSTED TRIAL BALANCE as at 31.12.20X1 Abbildung 4.7: Angepasste Trial Balance der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 Die Trial Balance in Abbildung 4.7 wird als angepasst bezeichnet, weil darin die Anpassungen entsprechend des Abgrenzungsgrundsatzes (accrual principle) enthalten sind. Der Abgrenzungsgrundsatz gilt für die IFRSs und das deutsche HGB. Aufwendungen und Erträge sind in denjenigen Perioden auszuweisen, für die sie stattfinden. Der Zeitpunkt der Zahlung ist unerheblich. In dem Beispiel der Theo Kieling GmbH wurde dieses Prinzip bereits berücksichtigt. Die Abschreibungen sind unabhängig von der Anschaffungsauszahlung für das Taxi. Die Zahlung betrug insgesamt 42.000,00 EUR, der in der Gewinn- und Verlustrechnung dargestellt Aufwand ist jedoch nur 7.000,00 EUR. Es werden insgesamt 4 Typen von Anpassungen (end of period adjustments) unterschieden (Vgl.: Powers/ Needles/ Crosson [2011]). Sie haben Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung und die Bilanz. (1) Anpassungen zwischen Vermögen und Aufwand sind erforderlich, wenn erfasster Aufwand auf zwei oder mehrere Perioden aufzuteilen ist. Dies ist z. B. bei Abschreibungen der Fall. (2) Anpassungen zwischen Schulden und Aufwand sind erforderlich, wenn Aufwendungen zwar stattgefunden haben, aber von der Buchhaltung noch nicht erfasst wurden. Nicht gezahlte Löhne sind z. B. als Aufwand und Verbindlichkeiten gegenüber den Mitarbeitern zu buchen. (3) Anpassungen zwischen Vermögen und Erträgen sind erforderlich, wenn ein Umsatz erzielt, aber noch nicht erfasst wurde. Wird z. B. ein Teilauftrag abgeschlossen, der noch nicht zu einer Zahlung geführt hat, wird ein Forderung und ein Umsatz gebucht. (4) Anpassungen zwischen Verbindlichkeiten und Erträgen sind erforderlich, wenn Vorauszahlungen eingenommen wurden, aber der Ertrag noch nicht gebucht wurde. Ein Beispiel für solche Anpassungen sind Anzahlungen für Leistungen, die ver- 65 <?page no="65"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses einnahmt wurden, denen aber noch kein Ertrag gegenübersteht, weil die Leistung noch nicht erbracht wurde. Die verschiedenen Anpassungen werden im folgenden Kapitel 4.2 am Beispiel der Fallstudie Sunny AG gezeigt. Dort wird eine Bearbeitungstabelle (work sheet) für die Jahresabschlussarbeiten (end of period adjustments) eingeführt. 4.1.4 Ableiten der Bilanz aus der Adjusted Trial Balance (Deriving of Statement of Financial Position from the Adjusted Trial Balance) Nach der Erfolgsbestimmung wird in der Trial Balance der Saldo des Eigenkapitalkontos Bilanzgewinn (retained earnings, R/ E) an den Gewinn oder Verlust nach Steuern angepasst. Alle bereits bei der Erfolgsbestimmung berücksichtigten Konten weisen aufgrund der Gegenbuchungen zum Profit and Loss Account einen Saldo von Null auf und werden nicht mehr berücksichtigt. Es ist üblich, sie aus der Trial Balance zu löschen. Alle verbleibenden Einträge beziehen sich auf Bestandskonten und repräsentieren Bilanzpositionen. Ihre Saldovorträge werden in die Bilanz kopiert. Die Bilanz gehört international ebenfalls nicht zum Double Entry System. Die Saldovorträge der Bestandskonten repräsentieren die Eröffnungsbestände für die nachfolgende Abrechnungsperiode. I.d.R. trägt der Saldovortrag (balance b/ d) das Eröffnungsdatum und der Saldo (balance c/ d) wird auf den Abschlusstag datiert. Das nächste Geschäftsjahr 20X2 der Theo Kieling GmbH startet auf der Grundlage der Saldovorträge in den Bestandskonten. Die Buchungen für die Geschäftsvorfälle des Geschäftsjahrs 20X2, die in Kapitel 2 behandelt wurden, werden in Abbildung 4.8. in den Konten gezeigt. Sie sind mit Buchstaben gekennzeichnet. Für eine genaue Darstellung der Buchungssätze in 20X2 siehe: Erläuterungen 4.1 D C D C OV 40.000,00 (1) 42.000,00 c/ d 40.000,00 OV 40.000,00 (4) 60.000,00 (3) 25.000,00 b/ d 40.000,00 c/ d 33.000,00 100.000,00 100.000,00 b/ d 33.000,00 (A) 5.400,00 (E) 57.600,00 (B) 3.000,00 (D) 25.000,00 c/ d 57.200,00 90.600,00 90.600,00 b/ d 57.200,00 Cash/ Bank SCap Abbildung 4.8: Konten der Theo Kieling GmbH zum Ende des Geschäftsjahrs 20X2 und nach Verwendung des Ergebnisses 66 <?page no="66"?> 4.1 Einführung in das Buchen von Business Activities D C D C (1) 35.000,00 c/ d 35.000,00 (1) 7.000,00 (4) 10.000,00 b/ d 35.000,00 c/ d 3.000,00 10.000,00 10.000,00 (B) 3.000,00 b/ d 3.000,00 c/ d 9.600,00 (E) 9.600,00 12.600,00 12.600,00 b/ d 9.600,00 D C D C c/ d 5.400,00 P&L_1 5.400,00 c/ d 7.000,00 (2) 7.000,00 (A) 5.400,00 b/ d 5.400,00 b/ d 7.000,00 c/ d 4.800,00 P&L_2 4.800,00 c/ d 14.000,00 (C) 7.000,00 10.200,00 10.200,00 14.000,00 14.000,00 b/ d 4.800,00 b/ d 14.000,00 D C D C c/ d 12.600,00 P&L_1 12.600,00 P&L_2 48.000,00 (E) 48.000,00 b/ d 12.600,00 c/ d 23.800,00 P&L_2 11.200,00 23.800,00 23.800,00 EarnR 8.000,00 b/ d 23.800,00 Div 8.000,00 c/ d 7.800,00 23.800,00 23.800,00 b/ d 7.800,00 D C D C (D) 25.000,00 P&L_2 25.000,00 (C) 7.000,00 P&L_2 7.000,00 D C D C Lab 25.000,00 Rev 48.000,00 c/ d 8.000,00 R/ E 8.000,00 Depr 7.000,00 b/ d 8.000,00 EBT c/ d 16.000,00 48.000,00 48.000,00 ITL 4.800,00 EBT 16.000,00 R/ E 11.200,00 16.000,00 16.000,00 D C c/ d 8.000,00 R/ E 8.000,00 b/ d 8.000,00 P&L_2 Earn Res Div (A/ P) P, P, E VAT Tax liabili es Acc Depr Labour_2 Depr_2 R/ E Revenue_2 Fortsetzung der Abbildung 4.8 67 <?page no="67"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses 4.2 Fallstudie Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die internationale Buchhaltung und das Erstellen eines handelsrechtlichen Jahresabschlusses nach IFRSs werden an der Fallstudie Sunny AG demonstriert. Die Sunny AG ist ein fiktives Produktionsunternehmen, das in Osnabrück Computer montiert und Dienstleistungen im Bereich der Systemadministration anbietet. Die erste Buchung ist die Eigenkapitaleinlage durch die Aktionäre der Sunny AG. Das Unternehmen gibt am 1.01.20X1 120.000 Aktien zum Nennbetrag (face value) von 5,00 EUR aus. Der Buchungssatz (1) lautet: DR Cash/ Bank ................................ 600.000,00 EUR CR Issued Capital ......................... 600.000,00 EUR Die Anschaffung von Sachanlagen für 3.166.000,00 EUR netto wird vereinfacht für alle Sachanlagen zusammen gebucht. In der Realität würde jeder Vermögensgegenstand einzeln gebucht und auch einzeln abgeschrieben. Die Anlagen der Sunny AG werden bis auf 500.000,00 EUR bezahlt. Der Restbetrag ist in 20X2 fällig. Der Buchungssatz (2) lautet: DR P, P, E .................................. 3.166.000,00 EUR DR VAT ........................................ 633.200,00 EUR CR Cash/ Bank ................................ 3.299.200,00 EUR CR A/ P ........................................ 500.000,00 EUR Die Sunny AG soll das gesamte Material, das während eines Geschäftsjahrs verbraucht wird, zu Beginn einkaufen. Hierfür wird das Konto Purchase verwendet. Die Sunny AG verwendet ein periodisches Lagerhaltungssystem (periodic system), so dass nur Wareneingänge gebucht werden. Der Materialverbrauch wird später durch Inventur bestimmt. Die Sunny AG zahlt 60 % ihrer Einkäufe per Banküberweisung, die anderen 40 % werden im nächsten Jahr bezahlt und müssen deshalb als kurzfristige Verbindlichkeit (accounts payables) gebucht werden. Eigentlich ist Accounts Payables (A/ P) das Abstimmkonto der Kreditorenbuchhaltung, es soll hier aber für alle kurzfristigen Verbindlichkeiten genutzt werden. DR Purchase ................................. 3.000.000,00 EUR DR VAT ........................................ 600.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................ 2.160.000,00 EUR CR A/ P ........................................ 1.440.000,00 EUR Die Löhne der Sunny AG enthalten Sozialabgaben (social securities payables) und den Nettolohn (net salary) an die Arbeitnehmer, der direkt gezahlt wird. Die Sozialabgaben werden zum Monatsende bezahlt. Der Lohnaufwand wird gemäß des Familienstatus des Arbeitgebers besteuert. Es soll hier von einer gesetzlichen Krankenversicherung ausgegangen werden, die von dem Unternehmen Sunny AG und den Arbeitgeber jeweils hälftig bezahlt wird. Die Formel zur Berechnung des Nettolohns (net salary) lautet: S N = S G − (100 % + scr) itr − (rr + uer) S G + HCI 2 (mit: S N = Nettolohn (net salary), scr = Solidaritätszuschlag und Kirchensteuersatz (German reunion tax and church tax), itr = Lohnsteuersatz (income tax rate), rr = Rentenversicherungssatz (retirement insurance rate), uer = Arbeitslosenversicherungssatz (unemployment insurance rate), HCI = Kranken- und Pflegeversicherungssatz). 68 <?page no="68"?> 4.2 Fallstudie Sunny AG Ein Mitarbeiter, der in Steuerklasse 1 ist, der katholischen Kirche angehört und im Januar 2001 einen Bruttolohn von 3.100,00 EUR erhält, bekommt auf der Grundlage der in 2001 gültigen Sätze einen Nettomonatslohn S N = 3.100 − [665,81 + (19,9 % + 2,8 % + 15,5 % + 1,95 %) 3.100 = 2] = 1.811,86 EUR ausgezahlt. Für die Sunny AG soll ausgehend von diesem Beispiel für alle Arbeitnehmer im Durchschnitt angenommen werden, dass der Nettolohn 60 % des Bruttolohns ausmacht und dass die durchschnittliche Lohnsteuer inklusive des Solidaritätszuschlags und der Kirchensteuer einen Anteil von 35 % des Nettolohns ausmachen. Löhne werden an die Arbeitgeber der Sunny AG zum 15. eines Monats ausgezahlt, die Sozialabgaben und Lohnsteuer werden am Ende des Monats der Entgeltzahlung abgeführt. Entsprechend ist der Buchungssatz (4) in der Mitte der Monate des Geschäftsjahrs zu terminieren und der Buchungssatz (5) am jeweiligen Monatsende. Unter den obigen Annahmen lautet Buchungssatz (4): DR Labour .................................... 3.092.436,98 EUR CR Income Tax Payables .................. 649.411,77 EUR CR Social Sec Payabes ................... 587.563,02 EUR CR Cash/ Bank ................................ 1.855.462,19 EUR Die Buchungssätze (5) und (6) finden zum Monatsende statt und beziehen sich auf den Arbeitgegeberanteil zur Sozialversicherung und die Zahlung für die Lohnsteuern und die Sozialversicherungsabgaben. DR Labour .................................... 587.563,02 EUR CR Social Sec Payables .................. 587.563,02 EUR DR Social Sec Payables .................. 1.175.126,04 EUR DR Income Tax Payables .................. 649.411,77 EUR CR Cash/ Bank ................................ 1.762.689,06 EUR Die Sunny AG erwirtschaftet im Geschäftsjahr 20X1 aus dem Verkauf von Computern und dem Anbieten von Dienstleistungen einen Nettoumsatz i.H.v. 8.350.000,00 EUR. Die Kunden zahlen die Umsätze zu 90 %. Die verbleibenden Umsätze werden von den Kunden im nächsten Jahr gezahlt und werden deshalb in die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (accounts receivables, A/ R) gebucht. Sales Amount in 20XX Unit price Total Output PCs [p] 1.500 [EUR/ p] 1.200,00 1.800.000,00 Workstations [p] 1.500 [EUR/ p] 2.500,00 3.750.000,00 Service [h] 40.000 [EUR/ h] 70,00 2.800.000,00 Revenue [EUR] 8.350.000,00 Sunny AG's REVENUE ESTIMATE PLAN for 20X1 ... 20X6 Abbildung 4.9: Umsatzplan der Sunny AG für die Geschäftsjahre 20X1 bis 20X6 69 <?page no="69"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses Der Buchungssatz (7) hat das folgende Aussehen: DR Cash/ Bank ................................ 9.018.000,00 EUR DR A/ R ........................................ 1.002.000,00 EUR CR VAT ........................................ 1.670.000,00 EUR CR Revenue .................................. 8.350.000,00 EUR Die Sunny AG bucht sonstige Aufwendungen mit dem Buchungssatz (8): DR Other expenses ......................... 605.200,00 EUR CR Cash/ Bank ................................ 605.200,00 EUR Für die Finanzierung nimmt die Sunny AG ein Darlehen bei ihrer Hausbank auf. Der Darlehensauszahlungebetrag ist 300.000,00 EUR. Dies ist gleichzeitig der Rückzahlungsbetrag für das Darlehen. Schulden werden in Kapitel 7 und 14 behandelt. Hier soll angenommen werden, dass keine Diskontierung der Schulden stattfindet. Die Sunny AG bucht bei der Darlehensauszahlung den Buchungssatz (8): DR Cash/ Bank ................................ 300.000,00 EUR CR Interest Bearing Liab ............... 300.000,00 EUR Das von der Sunny AG aufgenommene Darlehen ist ein Annuitätendarlehen. Der jährlich zu zahlende Betrag für Zinsen (interest) und Tilgung (pay-off) ist konstant. Der Zinssatz für das Darlehen beträgt 6.3 %. Die Abbildung 4.10 zeigt den Zins- und Tilgungsplan für das Annuitätendarlehen der Sunny AG. Carrying amont [EUR] Interest [EUR] Pay-off [EUR] Annuity (8%) [EUR] 20X1 300.000,00 18.900,00 5.100,00 24.000,00 20X2 294.900,00 18.578,70 5.421,30 24.000,00 20X3 289.478,70 18.237,16 5.762,84 24.000,00 20X4 283.715,86 17.874,10 6.125,90 24.000,00 20X5 277.589,96 17.488,17 6.511,83 24.000,00 20X6 271.078,12 17.077,92 6.922,08 24.000,00 Sunny AG's INTEREST and PAY-OFF SCHEDULE for 20X1 ... 20X6 Abbildung 4.10: Zins- und Tilgungsplan für das Annuitätendarlehen der Sunny AG Im Geschäftsjahr 20X1 bucht die Sunny AG den Buchungssatz (9): DR Interest ........................ 18.900,00 EUR DR Pay-off .......................... 5.100,00 EUR CR Cash/ Bank ....................... 24.000,00 EUR Die Sunny AG schließt alle Konten ab und leitet die Trial Balance ab. Die Übersicht über die T-Konten zeigt die Abbildung 4.11. 70 <?page no="70"?> 4.2 Fallstudie Sunny AG D C D C (1) 600.000,00 (2) 3.299.200,00 c/ d 600.000,00 (1) 600.000,00 (7) 9.018.000,00 (3) 2.160.000,00 b/ d 600.000,00 (8) 300.000,00 (4) 1.855.462,19 (6) 1.824.537,81 (8) 605.200,00 (9) 24.000,00 c/ d 149.600,00 9.918.000,00 9.918.000,00 b/ d 149.600,00 D C D C (2) 3.166.000,00 c/ d 3.166.000,00 (2) 633.200,00 (7) 1.670.000,00 b/ d 3.166.000,00 (3) 600.000,00 c/ d 436.800,00 1.670.000,00 1.670.000,00 b/ d 436.800,00 D C D C (6) 1.175.126,04 (2) 500.000,00 (3) 3.000.000,00 c/ d 3.000.000,00 (6) 649.411,77 (3) 1.440.000,00 b/ d 3.000.000,00 (4) 649.411,77 (4) 587.563,02 c/ d 1.940.000,00 (5) 587.563,02 3.764.537,81 3.764.537,81 b/ d 1.940.000,00 D C D C (4) 3.092.436,98 (7) 1.002.000,00 c/ d 1.002.000,00 (5) 587.563,02 c/ d 3.680.000,00 b/ d 1.002.000,00 3.680.000,00 3.680.000,00 b/ d 3.680.000,00 D C D C c/ d 8.350.000,00 (7) 8.350.000,00 (8) 605.200,00 c/ d 605.200,00 b/ d 8.350.000,00 b/ d 605.200,00 D C D C (9) 5.100,00 (8) 300.000,00 (9) 18.900,00 c/ d 18.900,00 c/ d 294.900,00 b/ d 18.900,00 300.000,00 300.000,00 b/ d 294.900,00 Revenue Other Exp Bank Loan Interest A/ P Purchase Labour A/ R Cash/ Bank Iss Cap P,P,E VAT Abbildung 4.11: Konten der Sunny AG am Ende des Geschäftsjahrs 20X1 71 <?page no="71"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses Account Total of DRs Total of CRs Cash/ Bank 149.600,00 Issued capital 600.000,00 P, P, E 3.166.000,00 VAT 436.800,00 A/ P 1.940.000,00 Purchase 3.000.000,00 Labour 3.680.000,00 A/ R 1.002.000,00 Revenue 8.350.000,00 Other expenses 605.200,00 Bank loan 294.900,00 Interest 18.900,00 Total 11.621.700,00 11.621.700,00 Sunny AG TRIAL BALANCE as at 31.12.20X1 Abbildung 4.12: Trial Balance der Sunny AG Vor Erstellung des handelsrechtlichen Jahresabschlusses müssen im Rahmen der Jahresabschlussarbeiten (adjustments) einige Anpassungen vorgenommen werden. In der Trial Balance der Sunny AG sind z. B. keine Abschreibungen berücksichtigt. Diese finden zum Jahresende für das gesamte Geschäftsjahr statt. Aus Vereinfachungsgründen ist hier die Abschreibung vorgegeben, der Anlagespiegel für die Sunny AG wird detailliert im Kapitel 7 hergeleitet. Die Abschreibung ist eine Anpassung, die einen Aufwand und eine Veränderung eines Vermögensgegenstands bewirkt. DR Depreciation ........................... 214.000,00 EUR CR Acc Depr ................................. 214.000,00 EUR Eine ähnliche Anpassung entsteht durch das Verbrauchen von Material. Die Sunny AG führt ein periodisches Lagerhaltungssystem, das detailliert in Kapitel 9 vorgestellt wird. Entsprechend wird der Verbrauch von Material nur am Periodenende durch Inventur bestimmt. Die Sunny AG stellt zum Ende des Geschäftsjahres 20X1 fest, dass der Lagerbestand an Rohmaterial Null ist. Demnach ist das Material, das zu Beginn des Geschäftsjahrs gekauft wurde, aufgebraucht. Der Materialaufwand ist 3.000.000,00 EUR. Er wird vereinfacht über das Vorratskonto gebucht, in Kapitel 4.3 wird für das periodische Lagerhaltungssystem das Trading Account eingeführt. DR Inventories ............................. 3.000.000,00 EUR CR Purchase ................................. 3.000.000,00 EUR DR Materials ................................ 3.000.000,00 EUR CR Inventories ............................. 3.000.000,00 EUR Weitere Anpassungen finden bei der Sunny AG nicht statt. Viele Unternehmen verwenden zur Verdeutlichung der Jahresabschlussarbeiten ein Work Sheet, wie es in der Abbildung 4.13 gezeigt ist. Darin ist die originäre Trial Balance in der linken Spalte zu sehen. Anpassungen werden in der Mitte des Work Sheets durchgeführt. Das Ergebnis der Anpassungen ist die Adjusted Trial Balance, die die Grundlage für das Ableiten des Jahresabschlusses bildet. 72 <?page no="72"?> 4.3 Ableiten des Jahresabschlusses Accounts DR CR DR CR DR CR Cash/ Bank 149.600,00 149.600,00 Issued Capital 600.000,00 600.000,00 P, P, E 3.166.000,00 3.166.000,00 VAT 436.800,00 436.800,00 Acc depr. on PPE 214.000,00 214.000,00 A/ P 1.940.000,00 1.940.000,00 Labour 3.680.000,00 3.680.000,00 A/ R 1.002.000,00 1.002.000,00 Purchase 3.000.000,00 3.000.000,00 0,00 Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other expenses 605.200,00 605.200,00 Bank loan 294.900,00 294.900,00 Interest 18.900,00 18.900,00 Deprecia on 214.000,00 214.000,00 Inventories 3.000.000,00 3.000.000,00 0,00 Materials 3.000.000,00 3.000.000,00 11.621.700,00 11.621.700,00 6.214.000,00 6.214.000,00 11.835.700,00 11.835.700,00 Adj T/ B Adjustments Trial Balance Abbildung 4.13: Work Sheet für die Sunny AG 4.3 Ableiten des Jahresabschlusses (Deriving Financial Statements) Aus der Trial Balance wird der Jahresabschluss abgeleitet. Er besteht nach IAS 1.10 aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung, der Eigenkapitalveränderungsrechnung und der Kapitalflussrechnung. Für das Beispiel Sunny AG werden nur die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung beschrieben. Für den Jahresabschluss wird davon ausgegangen, dass außer den oben dargestellten Geschäftsvorfällen keine weiteren stattgefunden haben. Das Vorgehen zur Entwicklung des Jahresabschlusses folgt den Schritten: (1) Ableiten eines Trading Account -› vgl. Abschnitt 4.3.1 , (2) Aufstellen des Gewinn- und Verlustrechnungskontos -› vgl. Abschnitt 4.3.2, S. 75 , (3) Buchen des Erfolgs in das Kapitalkonto -› vgl. Abschnitt 4.3.3, S. 76 , (4) Anpassung der Trial Balance -› vgl. Abschnitt 4.3.4, S. 78 , (5) Ableiten der Bilanz -› vgl. Abschnitt 4.3.5, S. 79 und (6) Aufstellen der Gewinn- und Verlustrechnung -› vgl. Abschnitt 4.3.6, S. 80 . 4.3.1 Ableiten des Trading Account (Deriving Trading Account) Aus Vereinfachungsgründen wird die Sunny AG in diesem Kapitel als Handelsunternehmen angesehen. Für die oben dargestellten Buchungen sind die Produktionsschritte der Sunny AG noch nicht berücksichtigt worden. In den nachfolgenden Kapiteln wird die Erfolgsrechnung um die Bewertung von Produktionsvorgängen ergänzt. Im Trading Account wird das Rohergebnis eines Handelsunternehmens bestimmt. Dazu werden den Verkäufen (sales) die Einkäufe (purchases) gegenübergestellt. Die Dif- 73 <?page no="73"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses ferenz stellt den Rohertrag (gross profit) dar. Das Trading Account ist ein Teil der Erfolgsrechnung, d. h. es gehört bereits zur Gewinn- und Verlustrechnung. Da für den Rohertrag der Materialeinsatz um Anfangs- und Endbestand korrigiert werden muss und ebenso Rücksendungen zu den Lieferanten und von den Kunden zu berücksichtigen sind, hat das Trading Account die in Abbildung 4.14 gezeigte Struktur. In das Trading Account werden keine originären Geschäftsvorfälle gebucht. Vielmehr werden Zuordnungen (allocation) in das Trading Account gebucht, die sich aus den bereits gebuchten Geschäftsvorfällen ableiten. Aus diesem Grund wird der Begriff Trading Summary Account oder Trading Control Account ebenfalls verwendet. Da das Trading Account in der deutschen Buchhaltung so nicht verwendet wird, wird der Begriff nicht übersetzt. D Trading Account C Opening value (Inv.) Closing stock (Inv.) Purchases Sales Returns inwards Returns outwards Gross profit (c/ d) Total Total Abbildung 4.14: Trading Account Zuerst wird das Wesen des Rohertrags an einem einfachen Beispiel erläutert: Angenommen, die Heizung in einem Einfamilienhaus wird durch einen Heizungsbauer instand gesetzt und er verlangt für die Reparatur 500,00 EUR. In der Rechnung sollen 300,00 EUR Materialaufwand ausgewiesen sein. Der Rohertrag für die Reparatur beträgt somit 200,00 EUR. Der Heizungsbauer hat den ihm durch für den Kunden gekaufte Ware entstandenen Materialaufwand weitergeleitet. Hat er keinen Gewinnaufschlag für das Material genommen, bleiben ihm genau 200,00 EUR für die Deckung seines Aufwands und für seinen Gewinn. Aufwand entsteht ihm z. B. für Abschreibung des Montagefahrzeugs, Lohn für den Mitarbeiter, Werkzeug etc. Der Rohertrag ist eine wichtige Kennzahl für Handelsunternehmen oder solche Unternehmen, die hohe Fremdmaterialkosten haben, z. B. Dienstleistungsunternehmen oder auch Produktionsunternehmen mit geringer Fertigungstiefe. Der Rohertrag zeigt, wie viel des Umsatzerlöses zur Deckung des Aufwands für die Leistungserstellung und für den Gewinn verbleibt. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Für die Sunny AG wird ein Trading Account gebildet. Dies macht die zuvor durchgeführten Anpassungen hinsichtlich des Materialaufwands obsolet. Der Saldo des Purchase Account beträgt 3.000.000,00 EUR. Bei der Sunny AG beträgt der Saldo des Purchase Account 3.000.000,00 EUR und der Bestand des Kontos Revenue 8.350.000,00 EUR. Es haben keine Rücksendungen stattgefunden und der Endbestand des Lagers ist gem. Inventur Null. Das Trading Account zeigt einen Rohertrag (gross profit) in Höhe von 8.350.000 − 3.000.000 = 5.350.000,00 EUR. Der Klammerausdruck (c/ d) zeigt, dass der Rohertrag durch Saldierung des Kontos ermittelt wurde. Er stellt den Saldo (balancing figure) des Kontos dar. 74 <?page no="74"?> 4.3 Ableiten des Jahresabschlusses D C D C Purch 3.000.000,00 Rev 8.350.000,00 (3) 3.000.000,00 c/ d 3.000.000,00 GP(c/ d) 5.350.000,00 b/ d 3.000.000,00 T/ A 3.000.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 b/ d 5.350.000,00 D C c/ d 8.350.000,00 (7) 8.350.000,00 T/ A 8.350.000,00 b/ d 8.350.000,00 T/ A Purchase Revenue Abbildung 4.15: Trading Account und Gegenkonten Die Gegenbuchungen für das Trading Account stehen in den jeweiligen materialbezogenen Erfolgskonten. Da in Höhe des Saldos gebucht wird, sind diese anschließend ausgeglichen (balanced off). 4.3.2 Aufstellen des Gewinn- und Verlustrechnungskontos (Preparing Profit and Loss Account) Das Gewinn- und Verlustrechnungskonto ist das Fortsetzen des Trading Account. Darin werden alle weiteren Aufwands- und Ertragskonten des Unternehmens berücksichtigt. Den Übertrag aus dem Trading Account in das Profit and Loss Account zeigt der folgende Buchungssatz: DR P&L ................................. 5.350.000,00 EUR CR Trading Account ................ 5.350.000,00 EUR Anschließend werden alle Salden der noch nicht berücksichtigen Aufwands- und Ertragskonten in das Profit and Loss Account ausgebucht. Der Saldo stellt den Vorsteuergewinn (net profit, earnings before taxes) dar, der für die Fallstudie Sunny AG positiv ist. Die Gegenbuchungen erkennt man an dem Verweis „P&L“. D C D C Purch 3.000.000,00 Rev 8.350.000,00 Labour 3.680.000,00 T/ A 5.350.000,00 GP(c/ d) 5.350.000,00 Depr 214.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 Other E 605.200,00 P&L 5.350.000,00 b/ d 5.350.000,00 Interest 18.900,00 NP(c/ d) 831.900,00 5.350.000,00 5.350.000,00 b/ d 831.900,00 D C D C (4) 3.092.436,98 (10) 214.000,00 c/ d 214.000,00 (5) 587.563,02 c/ d 3.680.000,00 b/ d 214.000,00 P&L 214.000,00 3.680.000,00 3.680.000,00 b/ d 3.680.000,00 P&L 3.680.000,00 D C D C (8) 605.200,00 c/ d 605.200,00 (9) 18.900,00 c/ d 18.900,00 b/ d 605.200,00 P&L 605.200,00 b/ d 18.900,00 P&L 18.900,00 Other Exp Interest Labour Deprecia on T/ A P&L Abbildung 4.16: Konten zur Erfolgsbestimmung 75 <?page no="75"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses Der Saldo der Aufwands- und Ertragskonten beträgt jetzt Null, so dass sie in der Adjusted Trial Balance gelöscht werden. Würde die Sunny AG den Rohertrag nicht bestimmen wollen, bräuchte kein Trading Account aufgestellt zu werden. Stattdessen würden alle Aufwands- und Ertragskonten in das Profit and Loss Account ausgebucht. Es würde den selben Saldo, hier einen Vorsteuergewinn von 831.900,00 EUR zeigen. Statt der Konten T/ A und P&L hätte das folgende gesamte Profit and Loss Account dargestellt werden können, siehe Abbildung 4.17. D C D C Purch 3.000.000,00 Rev 8.350.000,00 (4) 3.092.436,98 Labour 3.680.000,00 (5) 587.563,02 c/ d 3.680.000,00 Depr 214.000,00 3.680.000,00 3.680.000,00 Other E 605.200,00 b/ d 3.680.000,00 P&L 3.680.000,00 Interest 18.900,00 NP(c/ d) 831.900,00 8.350.000,00 8.350.000,00 b/ d 831.900,00 D C D C (3) 3.000.000,00 c/ d 3.000.000,00 c/ d 8.350.000,00 (7) 8.350.000,00 b/ d 3.000.000,00 P&L 3.000.000,00 P&L 8.350.000,00 b/ d 8.350.000,00 D C D C (9) 18.900,00 c/ d 18.900,00 (10) 214.000,00 c/ d 214.000,00 b/ d 18.900,00 P&L 18.900,00 b/ d 214.000,00 P&L 214.000,00 D C (8) 605.200,00 c/ d 605.200,00 b/ d 605.200,00 P&L 605.200,00 Other Exp Interest Deprecia on P&L Labour Purchase Revenue Abbildung 4.17: Erfolgskonten der Sunny AG 4.3.3 Buchen des Erfolgs in das Kapitalkonto (Posting Profit to Equity) Erfolg verändert das Eigenkapital (equity) des Unternehmens. Das gezeichnete Kapital ist das Grundkapital und beträgt für die Fallstudie Sunny AG 600.000,00 EUR. Das Unternehmen Sunny AG hat bisher keine Rücklagen gebildet und zeigt somit in der Bilanz keinen Bilanzposten für Rücklagen. Unter Retained Earnings steht der Bilanzgewinn im Sinne des §268 Abs. 1 HGB. Eventuell bestehende Gewinn- oder Verlustvorträge würden ebenfalls international im Konto Retained Earnings gesammelt. In einigen Ländern ist es üblich das Konto Retained Income zu nennen. In das Konto Retained Earnings wird der Nachsteuergewinn gebucht. Für die Fallstudie Sunny AG wird ein Gesamtertragsteuersatz i.H.v. 30,18 % berücksichtigt. Es wird mit dem nicht gerundeten Wert 30,175 % gerechnet. Die Berechnung der Unternehmenssteuern wird in Kapitel 12 detailliert für die Sunny AG vorgetragen. Der Nachsteuergewinn beträgt (1 − 30, 175 %) 831.900 = 580.874,18 EUR. Die Ertragsteuern werden gem. IAS 12 als Verbindlichkeit gezeigt. Sie betragen 76 <?page no="76"?> 4.3 Ableiten des Jahresabschlusses 30, 175 % 831.900 = 251.025,83 EUR. DR P&L ......................................... 580.874,18 EUR CR R/ E ......................................... 580.874,18 EUR DR P&L ......................................... 251.025,83 EUR CR Income Tax Liabilities ............... 251.025,83 EUR Da das Konto Retained Earnings ein Bestandskonto (real account) ist, ist es nicht ausgeglichen, sondern credit balanced. Ohne Gewinnverwendung würde der Saldo des Kontos als Gewinnvortrag für das kommende Geschäftsjahr 20X2 in dem Konto Retained Earnings bleiben. Nach deutschem HGB müsste dagegen ein Gewinnvortrag in 20X2 ausgewiesen werden. Die Abbildung 4.18 zeigt das Profit and Loss Account und die Gegenkonten R/ E und Income Tax Liabilities. D C D C Purch 3.000.000,00 Rev 8.350.000,00 Labour 3.680.000,00 T/ A 5.350.000,00 GP(c/ d) 5.350.000,00 Depr 214.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 Other E 605.200,00 P&L 5.350.000,00 b/ d 5.350.000,00 Interest 18.900,00 NP(c/ d) 831.900,00 5.350.000,00 5.350.000,00 ITL 251.025,83 b/ d 831.900,00 R/ E 580.874,18 831.900,00 831.900,00 D C D C c/ d 251.025,83 P&L 251.025,83 c/ d 580.874,18 P&L 580.874,18 b/ d 251.025,83 b/ d 580.874,18 T/ A P&L ITL Account R/ E Abbildung 4.18: Buchen des Nachsteuerergebnisses in das Bilanzgewinnkonto Online-Übungen: Kaltenweide (Ü 4.4). Online-Übungen: Osterbrock (Ü 4.5). Online-Übungen: Burgdorf (Ü 4.9). Online-Übungen: Stellenbosch (Ü 4.12). 77 <?page no="77"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses 4.3.4 Aufteilen der Adjusted Trial Balance (Splitting Adjusted Trial Balance) Die Trial Balance wird durch die Erfolgsermittlung aufgeteilt in einen Teil der zur Bilanz gehört und einen weiteren, der zur Gewinn- und Verlustrechnung führt. Es ist am einfachsten, die Trial Balance in dem bereits eingeführten Work Sheet aufzusplitten. Beide Teile der Adjusted Trial Balance sind nach der Gewinnbuchung ausgeglichen (balanced off). Die Abbildung 4.19 zeigt das Work Sheet, das bereits die Erfolgsbuchung und Steuerbuchung enthält. Accounts DR CR DR CR Cash Bank 149.600,00 Issued Capital 600.000,00 P, P, E 3.166.000,00 VAT 436.800,00 Acc depr. on PPE 214.000,00 A/ P 1.940.000,00 Labour 3.680.000,00 A/ R 1.002.000,00 Purchase 0,00 Revenue 8.350.000,00 Other expenses 605.200,00 Bank loan 294.900,00 Interest 18.900,00 Deprecia on 214.000,00 Inventories 0,00 Materials 3.000.000,00 NP(c/ d) 831.900,00 IncomeTax Liab 251.025,83 R/ E 580.874,18 8.350.000,00 8.350.000,00 4.317.600,00 4.317.600,00 to Balance Sheet to Income Statement Abbildung 4.19: Aufgesplittete Trial Balance der Sunny AG Online-Übungen: Westerberg (Ü 4.13). Online-Übungen: Wersen (Ü 4.14). Online-Übungen: Malmesburg (Ü 4.15). 78 <?page no="78"?> 4.3 Ableiten des Jahresabschlusses 4.3.5 Ableiten der Bilanz (Deriving Statement of Financial Position) Alle Konten, deren Saldo in der aufgesplitteten Adjusted Trial Balance zur Bilanz gehören, sind Bestandskonten. Sie werden direkt in die Bilanz übertragen. Hierfür findet keine Buchung statt, da weder die Trial Balance nocht die Bilanz selbst zur Doppik gehören. Die Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 hat das in Abbildung 4.20 gezeigte Aussehen. In der Bilanz werden Salden der Trial Balance zum Teil zusammengefasst, hier die Salden für die Konten Sachanlagevermögen und kumulierte Abschreibungen zu der Position Property, Plant, and Equipment. Der Betrag ist 3.166.000 − 214.000 = 2.952.000,00 EUR. Ebenso werden die kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten und die Umsatzsteuerschuld zusammengefasst. Sie werden unter Accounts Payables ausgewiesen: 1.940.000 + 436.800 = 2.376.800,00 EUR. Von einer Diskontierung langfristiger Schulden und einer Abgrenzung kurzfristiger Schulden aus dem Annuitätendarlehen wird mit Verweis auf die Kapitel 6 und 14 abgesehen. A C,L Non-c. assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.952.000,00 Issued capital 600.000,00 Int. assets Other reserves Financial assets R/ E 580.874,18 Current assets Liabilities Inventory 0,00 Int. bear. liab. 294.900,00 A/ R 1.002.000,00 A/ P 2.376.800,00 Prepaid exp. Provisions Cash 149.600,00 Def. income Tax liabilities 251.025,83 4.103.600,00 4.103.600,00 Sunny AG STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 4.20: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 79 <?page no="79"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses 4.3.6 Ableiten der Gewinn- und Verlustrechnung (Deriving Statement of Comprehensive Income) Aus den Spalten zur Gewinn- und Verlustrechnung in der aufgesplitteten Adjusted Trial Balance kann einfach die Gewinn- und Verlustrechnung (statement of comprehensive income) abgeleitet werden. Sie wird in Abbildung 4.21 gezeigt. [EUR] Revenue 8.350.000,00 Raw materials used (3.000.000,00) Gross profit 5.350.000,00 Employee expense (3.680.000,00) Depreciation (214.000,00) Other expenses (605.200,00) Finance costs (18.900,00) Earnings before taxes 831.900,00 Income tax expenses (251.025,83) Deferred tax 0,00 Earnings after taxes 580.874,18 STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for 20X1 Sunny AG Abbildung 4.21: Proforma Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG Account Total of DRs Total of CRs 1 Revenue 2 Purchases 3 Returns outwards 4 Labour 5 Depreciation 6 Other expenses 7 Motor vehicle 40.000,00 8 Acc. depr. 8.000,00 9 A/ R 0,00 10 VAT 31.248,60 11 Prepaid expenses 50,00 12 Cash/ Bank 408.786,07 13 A/ P 0,00 14 Capital issued 600.000,00 15 R/ E 31.915,33 16 Inventory 96.000,00 Total 608.000,00 608.000,00 Sunny AG's ADJUSTED TRIAL BALANCE as at 31.12.20X1 Abbildung 4.22: Adjusted Trial Balance der Sunny AG zum 31.12.20X1 Das Eigenkapital in der Position 14f. der adjusted Trial Balance ist in zwei Konten dargestellt. Das Grundkapital ändert sich nicht und weist daher weiter den Betrag i.H.v. 600.000,00 EUR aus. Das 80 <?page no="80"?> 4.4 Sammelbuchungen Konto Retained Earnings zeigt nur einen Eintrag auf der Sollseite, da die Sunny AG einen Verlust ausweist. A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 32.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Other reserves Financial assets R/ E (31.915) Current assets Liabilities Inventory 96.000 Int. bear. liab. A/ R 31.249 A/ P Prepaid exp. 50 Provisions Cash/ Bank 408.786 Def. income Tax liabilities 568.085 568.085 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 4.23: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 Online-Übungen: Losenhausen (Ü 4.1). Online-Übungen: Spud Milton (Ü 4.2). Online-Übungen: Sinseol (Ü 4.3). Online-Übungen: Saasveld (Ü 4.7). Online-Übungen: Loynberg (Ü 4.8). Online-Übungen: Freseburg (Ü 4.11). 81 <?page no="81"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses 4.4 Sammelbuchungen (Books of Original Entry) 4.4.1 Ziel von Sammelbuchungen (Purpose for Books of Original Entry) Als Sammelbuchungen werden das Purchase und das Sales Journal eingeführt. Besondere Bedeutung wird auf die Books of Original Entry (BOE) gelegt, die mit dem Cash Book in Zusammenhang stehen. Sie stellen im Sinne der Doppik Konten dar. Ebenso wie die Buchhaltung zählen Books of Original Entry nicht zum Regelungsbereich der IFRSs, d. h. es gibt keinen Standard, der die Gestaltung der Buchhaltung regelt. Books of Original Entry sind Listen zur Vorbereitung von Sammelbuchungen im Hauptbuch oder in den Nebenbüchern. Z. B. werden alle Einkäufe (purchase) im Einkaufsjournal (purchase journal) gesammelt. Bei der Übertragung in die Konten werden eine Sollbuchung im Purchase Account und im VAT Account sowie mehrere Habenbuchungen in der Kreditorenbuchhaltung (purchase ledger) gebucht. Books of Original Entry haben einen historischen Hintergrund. Stellt man sich die Buchhaltung auf Papierbögen vor, dann können nicht mehrere Buchhalter gleichzeitig Einträge vornehmen. Bei Verwenden der Books of Original Entry lassen sich gleichartige Geschäftsvorfälle zunächst sammeln und später in die Buchhaltung übertragen. Der Vorteil besteht in dem Entlasten des Hauptbuchs (general ledger) und der Nebenbücher (subsidiary ledger) von Detailbuchungen. Der Einsatz heutiger Enterprise Ressource Planning Systems (ERP-Systeme) macht Books of Original Entry obsolet. Dennoch zählt das Thema Books of Original Entry zum Grundwissen des Accounting. Das Vorgehen findet auch in den Konzepten zu EDV-technischen Anwendungssystemen Berücksichtigung. 4.4.2 Aufstellen des Jahresabschlusses unter Verwendung von Sammelbuchungen (Preparing Financial Statements via Books of Original Entries) Bei Verwendung von Books of Original Entry werden Jahresabschlüsse wie in Abbildung 4.24 gezeigt aufgestellt. Im Vergleich zum bisher Behandelten sind die Sammelbuchungen in der Reihenfolge vor den Buchungen im Hauptbuch und den Nebenbüchern angeordnet. Im ersten Schritt der Buchhaltung werden die Geschäftsvorfälle in den Books of Original Entry erfasst. Die zu verwendenden neun Books of Original Entry sind: (1) Purchase Journal Das Purchase Journal erfasst Einkäufe auf Rechnung. Das Purchase Journal bereitet die Kreditorenbuchhaltung (purchase ledger) vor. 82 <?page no="82"?> 4.4 Sammelbuchungen General Ledger Trial Balance Statement of Financial Position Statement of Comprehensive Income Statement of Changes in Equity Statement of Cash Flows Notes FINANCIAL STATEMENTS (IAS/ IFRS) Adjusted Trial Bal. Purchase Journal/ Returns Outwards Sales Journal/ Returns Inwards Cash Book Petty Cash Book Payroll General Journal Conversion BOOKS OF ORIGINAL ENTRY Abbildung 4.24: Zusammenhang zwischen Books of Original Entry und Buchhaltung bei der Jahresabschlusserstellung (2) Returns Outwards Journal Das Returns Outwards Journal erfasst alle stattfindenden Rücksendungen vorhergehender Lieferungen an die Kreditoren. Teilweise wird statt eines separaten Return Outwards Journal eine Habenbuchung im Purchase Journal vorgenommen. Durch die Rücksendung wird ein Einkauf storniert. Returns Outwards führen zu einer Gutschrift oder Reduktion der Verbindlichkeiten gegenüber dem Lieferanten. (3) Sales Journal Das Sales Journal sammelt alle Verkäufe auf Rechnung. Das Sales Journal bereitet die Debitorenbuchhaltung (sales ledger) vor. (4) Returns Inwards Journal Das Returns Inwards Journal erfasst alle Rücksendungen von Kunden an das Unternehmen, die sich auf vorangegangene Verkäufe beziehen und die zu einer Gutschrift oder einer Reduktion von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen führen. (5) Cash Book Das Cash Book erfasst Vorgänge, die zu Zahlungsein- oder ausgängen auf den Konten stattfinden, die zur Bilanzposition Cash and Cash Equivalents führen. Ein Bareinkauf (purchase on cash) wird z. B. nicht im Purchase Journal erfasst, sondern immer im Cash Book. Im Unterschied zu den anderen Books of Original Entry gehört das Cash Book zur Doppik. Es zählt als Konto. 83 <?page no="83"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses (6) Petty Cash Book Das Petty Cash Book (PCB) bezieht seine Bezeichnung von der Portokasse. Es dient zur Dezentralisierung von Barausgaben. Damit werden betragsmäßig kleine und tendenziell wenig wichtige Geschäftsvorfälle nicht einzeln im Hauptbuch gebucht. Vielmehr wird einem Mitarbeiter (petty cashier) ein Betrag als Petty Cash Float vorgestreckt, mit dem Ausgaben zu bestreiten sind. Später werden dem Petty Cashier bei Vorlage der Belege (vouchers) die Zahlungen erstattet, so dass anschließend das Petty Cash Book wieder den ursprünglichen Betrag (petty cash float) als Saldovortrag ausweist. Das oben beschriebene Verfahren wird als das Imprest System bezeichnet. Das nach Aufwandsarten differenzierte Aufzeichnen von Ausgaben im Petty Cash Book erlaubt später das Buchen auf die Aufwandskonten. Das Petty Cash Book ist wie das Cash Book ein Bestandskonto. (7) Payroll Die Payroll repräsentiert die Vorbereitung für die Lohnbuchhaltung. Die Löhne und Gehälter werden darin gesammelt und durch eine einzige Buchung ins Hauptbuch und die Mitarbeiterkonten in der Lohnbuchhaltung gebucht. (8) General Journal Das General Journal erfasst alle Geschäftsvorfälle, die nicht in den anderen Books of Original Entry aufgezeichnet werden. Z. B. werden darin Anschaffungen von Sachanlagen, die nicht bar gezahlt werden, gezeigt. (9) Book of Conversion Produktionsunternehmen verwenden das Book of Conversion, um den Produktionsfortschritt und Bestandsveränderungen aufzuzeichnen. Nach Aufzeichnung der Geschäftsvorfälle werden die Salden der Books of Original Entries in die Buchführung übertragen. In vielen Unternehmen findet die Übertragung monatlich, wöchentlich, teilweise auch täglich statt. Die Aufzeichnungen der Books of Original Entry zählen zu den Buchungsunterlagen (bookkeeping records). Die Übertragungen aus den Books of Original Entry in die Buchhaltung führen zu Sammeleinträgen im Hauptbuch und den Nebenbüchern. Z. B. ist der Buchungssatz für die Berücksichtigung von Einkäufen eines Zeitraums: DR Purchases ................................. DR VAT ......................................... CR Creditors (A/ P) ......................... Für eine Offene-Posten-Buchhaltung (open items accounting) müssen statt eines Eintrags im Kreditorenkonto im Hauptbuch einzelne Einträge in den Konten der Kreditorenbuchhaltung vorgenommen werden. Es wird dabei für jeden Geschäftsvorfall eine Habenbuchung durchgeführt. Nach den Buchungen im Haupt- und in den Nebenbüchern wird die Trial Balance aufgestellt. Notwendige Abschlussarbeiten (adjustment) werden auf der Grundlage 84 <?page no="84"?> 4.4 Sammelbuchungen der entwickelten Trial Balance vorgenommen. Insbesondere werden Abschreibungen (depreciation) und Abgrenzungen (accruals) gebucht, die zur adjusted Trial Balance führen. Aus der Adjusted Trial Balance wird der Jahresabschluss wie oben gezeigt abgeleitet. 4.4.3 Verwendung der Sammelbuchungen (Applying Books of Original Entry) Alle Books of Original Entry haben die in Abbildung 4.25 wiedergegebene Listen- Struktur: Date Details Folio Money Total BOOK OF ORIGINAL ENTRY Abbildung 4.25: Allgemeine Struktur der Books of Original Entry In der Spalte Date wird das Datum aufgezeichnet. Die Spalte Details nimmt Hinweise auf den Geschäftsvorfall auf. Sie wird oft auch Narrative genannt. Meistens findet dort eine Beschreibung des Geschäftsvorfalls statt, z. B. werden im Purchase Journal das Material und die Beschaffungsmenge gezeigt. Folio ist ein Hinweis auf einen korrespondierenden Eintrag, oftmals die Kontonummer des Gegenkontos (contra account) und Money ist die Betragsspalte. All business transactions Classification as ... Credit sales other types Cash receipt and payments Return outwards Return inwards Credit purchase Enter in sales journal Enter in purchases journal Enter in ret. inw. journal Enter in ret. outw. journal Enter in cash book Enter in general journal Credit sales other types Cash receipt and payments Return outwards Return inwards Credit purchase . . Enter in double entry accounts in the various ledgers - Sales ledger - Purchase ledger - General ledger Abbildung 4.26: Anwendung der Books of Original Entry nach Wood/ Sangster Bei Anwendung der Books of Original Entry werden die Geschäftsvorfälle klassifiziert, um sie den einzelnen Typen von Books of Original Entry zuordnen zu können wie in der Abbildung 4.26 gezeigt. So wird ein Einkauf auf Rechnung (purchase on credit) in 85 <?page no="85"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses das Purchase Journal eingetragen. Von dort wird er später in das Purchase Account des Hauptbuchs und in die Konten der Kreditorenbuchhaltung übertragen. Das nachfolgende Beispiel der Roderbruch GmbH soll die Zuordnung zu den Books of Orginal Entry zeigen. Die Gesellschaft handelt mit Möbeln gemäß eines Mitnahme- Markts. Das Unternehmen zahlt im Jahr 50.000,00 EUR Miete, die auch Strom und Licht umfasst. Die Mitarbeiter verdienen 90.000,00 EUR im Jahr. Alle Aufwendungen werden per Banküberweisung gezahlt. Der Anfangsbestand für das Bankkonto der Roderbruch GmbH beträgt 250.000,00 EUR. Die Roderbruch GmbH kauft Möbel auf Rechnung. Im Geschäftsjahr 20X4 die folgenden Positionen: (1) 2.000 Stühle für 27,00 EUR/ Stk. (netto) beim Lieferanten Dolchester (2) 800 Tische für 89,00 EUR/ Stk. (netto) beim Lieferanten Marlborough (3) 1.200 Regale für 19,00 EUR/ Stk. (netto) beim Lieferanten Chestnut (4) 200 Sofas für 145,00 EUR/ Stk. (netto) beim Lieferanten Dolchester (5) 450 Betten für 112,00 EUR/ Stk. (netto) beim Lieferanten Dolchester Das Unternehmen verkauft die Möbel zu einem Nettoverkaufspreis, der das Doppelte der Anschaffungskosten beträgt. Die Möbel werden alle auf Rechnung verkauft. (1) 1.432 Stühle zu 54,00 EUR/ Stk. (netto) (2) 242 Tische zu 178,00 EUR/ Stk. (netto) (3) 898 Regale zu 38,00 EUR/ Stk. (netto), allerdings erlaubt die Roderbruch GmbH der Hälfte ihrer Kunden (Käufer von Regalen) einen Rabatt in Höhe von 10 %. (4) 167 Sofas zu 290,00 EUR/ Stk. (netto), davon werden jedoch 27 zurückgegeben und die Kunden erhalten ihr Geld bar zurück. (5) 287 Betten zu 224,00 EUR/ Stk. (netto) Die Roderbruch GmbH muss für die Geschäftsvorfälle ein Purchase Journal, ein Sales Journal und ein Cash Book führen. Im Purchase Journal werden alle Einkäufe zusammengefasst. Es ist in Abbildung 4.27 gezeigt. Purchase item Net amount VAT (20%) Gross amount (1) 2.000 chairs (Dolchester) 54.000,00 10.800,00 64.800,00 (2) 800 tables (Marlborough) 71.200,00 14.240,00 85.440,00 (3) 1,200 racks (Chestnut) 22.800,00 4.560,00 27.360,00 (4) 200 sofas (Dolchester) 29.000,00 5.800,00 34.800,00 (5) 450 beds (Dolchester) 50.400,00 10.080,00 60.480,00 227.400,00 45.480,00 272.880,00 Roderbruch GmbH PURCHASE JOURNAL for fiscal year 20X4 Abbildung 4.27: Purchase Journal der Roderbruch GmbH 86 <?page no="86"?> 4.4 Sammelbuchungen Da die Roderbruch GmbH eine offene Postenbuchhaltung führt, bucht die Gesellschaft die Möbellieferungen nach Lieferanten getrennt. Die folgenden Buchungen sind für den Einkauf aus dem Purchase Journal abzuleiten: DR Purchase .................................. 227.400,00 EUR DR VAT ......................................... 45.480,00 EUR CR A/ P Dolchester .......................... 64.800,00 EUR CR A/ P Marlborough ......................... 85.440,00 EUR CR A/ P Chestnut ............................. 27.360,00 EUR CR A/ P Dolchester .......................... 34.800,00 EUR CR A/ P Dolchester .......................... 60.480,00 EUR Aus den Verkäufen resultieren die in Abbildung 4.28 gezeigten Eintragungen in das Sales Journal. Der Nettowert für die Stühle ergibt sich z. B. zu 1.432 · 54 = 77.328,00 EUR. Bei den Regalen (racks) wurde der Rabatt sofort berücksichtigt. Der Nettoumsatz ergibt sich als hätte alle Kunden einen Rabatt von 5 % bekommen: 898 · 38 · (1 − 5 %) = 32.417,80 EUR. Bei den Sofas können die zurückgegebenen Sofas nicht direkt subtrahiert werden, da die Rückgabe zu einer Barerstattung des Kaufpreises führt und deshalb im Cash Book zu zeigen ist. Da die Roderbruch GmbH keine Debitorenbuchhaltung braucht, werden alle Forderungen in das Sammelkonto A/ R gebucht: DR A/ R ......................................... 265.539,80 EUR CR VAT ......................................... 53.107,96 EUR CR Sales Revenue ........................... 318.647,76 EUR Sold item Net amount VAT (20%) Gross amount (1) 1,432 chairs 77.328,00 15.465,60 92.793,60 (2) 242 tables 43.076,00 8.615,20 51.691,20 (3) 898 racks, discount cons. 32.417,80 6.483,56 38.901,36 (4) 167 sofas 48.430,00 9.686,00 58.116,00 (5) 287 beds 64.288,00 12.857,60 77.145,60 265.539,80 53.107,96 318.647,76 Roderbruch GmbH SALES JOURNAL for fiscal year 20X4 Abbildung 4.28: Sales Journal der Roderbruch GmbH für das Geschäftsjahr 20X4 Das Cash Book enthält die Zahlungsvorgänge. Das Cash Book ist in Abbildung 4.29 gezeigt. Darin ist der Anfangswert (opening value, OV) i.H.v. 250.000,00 EUR in der ersten Zeile zu erkennen. Die Zahlungsvorgänge sind die Mietzahlungen, die Lohnzahlungen und die Auszahlung an die Kunden, die die Sofas zurückgegeben haben. Weiter soll angenommen werden, dass die Kunden im Wert von 200.000,00 EUR ihre Rechnungen bezahlen. DR Cash Book (Bank) ....................... 200.000,00 EUR CR A/ R ......................................... 200.000,00 EUR 87 <?page no="87"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses Die Miete (rent) und die Lohnkosten (labour) werden per Banküberweisung (bank transfer) gezahlt, sie gehören deshalb in die Spalte Bank. Die Sofas, die zurückgegeben wurden, führen bei den Kunden zu einer Erstattung von 27 · 290 · 120 % = 9.396,00 EUR und bei der Roderbruch GmbH zu einer Auszahlung. Die Gegenbuchung findet im Konto Returns Inwards und VAT statt. DR Returns Inwards ......................... 7.830,00 EUR Dr VAT ......................................... 1.566,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 9.396,00 EUR Später werden die zurückgenommenen Sofas wieder auf das Lager genommen, weil sie mängelfrei sind. Wären Sie auf Grund einer Beschädigung zurückgenommen worden, hätte die Roderbruch z. B. eine außerplanmäßige Abschreibung auf die Vorräte vornehmen müssen. Da sie aber unbeschädigt sind, bucht die Roderbruch GmbH sie auf das Verkaufswarenlager (inventory of finished goods). DR Inventory ................................. 7.830,00 EUR CR Returns Inwards ......................... 7.830,00 EUR Weiter soll angenommen werden, dass die Roderbruch GmbH an den Lieferanten Dolchester zahlt. Dieser Zahlungsvorgang ist im Cash Book zu sehen. Der Betrag ist: 64.800 + 34.800 + 60.480 = 160.080,00 EUR. DR A/ P Dolchester .......................... 160.080,00 EUR DR Cash Book (Bank) ....................... 160.080,00 EUR Item Discount Cash Bank OV 250.000,00 Rent (50.000,00) Labour (90.000,00) Payment from customers 200.000,00 Returns inwards (27 sofas) (9.396,00) Withdrawal to cash on hand 10.000,00 (10.000,00) Payment supplier (Dolchester) (160.080,00) c/ d 0,00 (604,00) (139.920,00) Total 0,00 0,00 0,00 b/ d 0,00 604,00 139.920,00 Roderbruch GmbH CASH BOOK for fiscal year 20X4 Abbildung 4.29: Cash Book der Roderbruch GmbH für 20X4 Die Berechnung des Gewinns der Roderbruch GmbH erfordert eine Bestandsbewertung zu Anschaffungskosten. Der Endbestand der Möbel beträgt: (2.000 − 1.432) · 27 + (800 − 242) · 89 + (1.200 − 898) · 19 + (200 − 167 + 27) · 145 + (450 − 287) · 112 = 100.532,00 EUR. Entsprechend hat das Gewinn- und Verlustrechnungskonto das Aussehen, wie in Abbildung 4.30 gezeigt: 88 <?page no="88"?> 4.4 Sammelbuchungen D C Purch 227.400,00 Sales 265.539,80 GP 138.671,80 Cl.St. 100.532,00 366.071,80 366.071,80 Rent 50.000,00 b/ d 138.671,80 Labour 90.000,00 NL 1.328,20 140.000,00 140.000,00 b/ d 1.328,20 R/ E 1.328,20 P&L (T/ A) Abbildung 4.30: P&L Account der Roderbruch GmbH für das Geschäftsjahr 20X4 4.4.4 Beispiel für die Anwendung von Sammelbuchungen bei der Sunny AG (Applying Books of Original Entry for Case Study Sunny AG) Im Weiteren wird die Anwendung der Books of Original Entry an der Fallstudie Sunny AG demonstriert. Dafür werden die folgenden Books of Original Entry gezeigt: (1) Das Purchase Journal -› vgl. S. 90, (2) das Cash Book -› vgl. S. 91 und (3) das Petty Cash Book -› vgl. S. 93. Die Geschäftsvorfälle für die Books of Original Entry beziehen sich auf den Zeitraum Januar 20X2. In dem Beispiel werden Zahlen im DR(CR) dargestellt, das bedeutet Credit Entries sind negativ. Sie werden in Klammern dargestellt. (1) Purchase Journal Es werden die folgenden Geschäftsvorfälle im Januar 20X2 betrachtet. Alle Materialnummern und Beschaffungspreise (Standardpreise) beziehen sich auf die Materialstammdaten der Fallstudie Sunny AG: (1) Beschaffung von 200 CD-Laufwerken CD1 - CD RW/ DVD ROM auf Rechnung von Lieferant Wang für 79,90 EUR/ Stk. brutto am 04.01.20X2. (2) Beschaffung von 150 CD-Laufwerken CD2 - CD RW/ DVD ROM auf Rechnung von Lieferant Wang für 99,90 EUR/ Stk. brutto am 04.01.20X2. (3) Beschaffung von 300 Einbaukits EK1 - Einbaukit Computer auf Rechnung von Lieferant Foppenkamp für 52,00 EUR/ Stk. brutto am 04.01.20X2. (4) Beschaffung von 200 Einbaukits EK2 - Einbaukit Workstation auf Rechnung von Lieferant Foppenkamp für 72,00 EUR/ Stk. brutto am 04.01.20X2. (5) Beschaffung von 700 Festplatten FP1 - Festplatte 160 GB auf Rechnung von Lieferant Compuparts für 125,00 EUR/ Stk. brutto am 04.01.20X2. (6) Beschaffung von 180 Festplatten FP2 - Festplatte 250 GB auf Rechnung von Lieferant Wang für 245,00 EUR/ Stk. brutto am 04.01.20X2. (7) Beschaffung von 20 Netzteilen NT1 - Netzteil auf Rechnung von Lieferant Wang für 34,00 EUR/ Stk. brutto am 05.01.20X2. (8) Beschaffung von 150 Motherboards MB1 - Mainboard auf Rechnung von Lieferant Foppenkamp für 115,00 EUR/ Stk. brutto am 05.01.20X2. 89 <?page no="89"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses (9) Rücksendung aller (200 Stk.) Einbaukits EK2 - Einbaukit Workstation an Lieferant Foppenkamp am 10.01.20X2 wegen Fehlerhaftigkeit. Der Lieferant Foppenkamp bietet eine Gutschrift für die Einbaukits an. (10) Beschaffung von 100 Speicherchips SC2 - Speicherchips 1.024 MB von Lieferant Foppenkamp auf Rechnung für 165,00 EUR/ Stk. brutto am 11.01.20X2. (11) Beschaffung von 50 Netzteilen NT1 Netzteil von Lieferant Wang auf Rechnung für 33,50 EUR/ Stk. brutto am 12.01.20X2. Alle Geschäftsvorfälle betreffen das Purchase Journal, da es sich um Einkäufe auf Rechnung (purchase on credit) handelt. Date Supplier Narrative Gross amount VAT Net amount 20X2-01-04 Wang (1) 200 · CD1 15.980,00 2.663,33 13.316,67 20X2-01-04 Wang (2) 150 · CD1 14.985,00 2.497,50 12.487,50 20X2-01-04 Foppenkamp (3) 300 · EK1 15.600,00 2.600,00 13.000,00 20X2-01-04 Foppenkamp (4) 200 · EK2 14.400,00 2.400,00 12.000,00 20X2-01-04 CompuParts (5) 700 · FP1 87.500,00 14.583,33 72.916,67 20X2-01-04 Wang (6) 180 · FP2 44.100,00 7.350,00 36.750,00 20X2-01-05 Wang (7) 20 · NT1 680,00 113,33 566,67 20X2-01-05 Foppenkamp (8) 150 · MB1 17.250,00 2.875,00 14.375,00 20X2-01-10 Foppenkamp (9) 200 · EK2 R (14.400,00) (2.400,00) (12.000,00) 20X2-01-11 Foppenkamp (10) 100 · SC2 16.500,00 2.750,00 13.750,00 20X2-01-12 Wang (11) 50 · NT1 1.675,00 279,17 1.395,83 214.270,00 35.711,67 178.558,33 Sunny AG's PURCHASE JOURNAL - I/ 20X2 Abbildung 4.31: Einkaufsjournal der Sunny AG für I/ 20X2 Die Rücksendung von Einbaukits EK2 an den Lieferanten Foppenkamp wird nicht in ein Returns Outwards Journal gebucht, sondern es wird im Purchase Journal eine Negativbuchung mit der Bemerkung „R“ (retour) gebucht. Dies entspricht einem Credit Entry im Purchase Journal bzw. später im Purchase Account. Der Kauf der Einbaukits ist in Zeile (4), die Rücksendung in Zeile (9) in Abbildung 4.31 dargestellt. Nach dem Eintrag im Purchase Journal werden die Einkäufe im General Ledger gebucht, weil das Purchase Journal nicht zur Doppik zählt. Die Buchungen führen zu Sollbuchungen in den Konten Einkauf und VAT Account. Die Referenz lautet PJ. Im Purchase Ledger werden die Kreditorenverbindlichkeitskonten der Lieferanten Wang, Compuparts und Foppenkamp im Haben bebucht: Zugunsten einer Offenen-Posten-Buchhaltung werden die Geschäftsvorfälle einzeln in der Kreditorenbuchhaltung gebucht. Dies wird in Abbildung 4.32 dargestellt. Der Geschäftsvorfall (9), der die Rücksendung enthält, führt bei dem Lieferanten Foppenkamp zu einer Sollbuchung, da die Rücksendung der Ware eine Forderung gegenüber dem Lieferanten Foppenkamp begründet. D C D C PJ 178.558,33 c/ d 178.588,33 PJ 35.711,67 c/ d 35.711,67 b/ d 178.558,33 b/ d 35.711,67 Purchase VAT Abbildung 4.32: Purchase Account und Purcase Ledger 90 <?page no="90"?> 4.4 Sammelbuchungen D C D C (1) 15.980,00 (9) 14.400,00 (3) 15.600,00 (2) 14.985,00 (4) 14.400,00 (6) 44.100,00 (8) 17.250,00 (7) 680,00 c/ d 49.350,00 (10) 16.500,00 c/ d 77.420,00 (11) 1.675,00 63.750,00 63.750,00 77.420,00 77.420,00 b/ d 49.350,00 b/ d 77.420,00 D C c/ d 87.500,00 (5) 87.500,00 b/ d 87.500,00 A/ P Wang A/ P Foppenkamp A/ P CompuParts Fortsetzung der Abbildung 4.32 Online-Übungen: Crawley (Ü 4.6). (2) Cash Book der Sunny AG Für alle Zahlungen der Sunny AG wird das Bankkonto 113100 verwendet, das dem internationalen Kontenrahmen INT entspricht. Neben dem Bankkonto hat die Sunny AG noch ein Kassenkonto, das hier mit Cash bezeichnet wird. Das Cash Book der Sunny AG ist in Abbildung 4.33 dargestellt. Aus graphischen Gründen ist das Cash Book nicht im T-Konto-Format gezeigt; es hat das DR(CR) Format, so dass alle Debit Entries positiv, alle Credit Entries negativ gezeigt werden. Zur Hervorhebung der negativen Werte sind sie im internationalen Format, d. h. in Klammern, gezeigt. Das Cash Book repräsentiert in Unternehmen häufig drei Konten: Das Kassenkonto (Cash), das Bankkonto (Bank) und das Rabattkonto (Discount). Damit werden Buchungen zwischen diesen Konten, z. B. diejenige der Sunny AG, die am 3.01.20X2 stattfindet, komplett im Cash Book gezeigt. Date Details Discount Cash Bank 20X2-01-01 Balance b/ d 0,00 408.786,07 20X2-01-03 Withdrawal (2.000,00) 20X2-01-03 Withdrawal 2.000,00 20X2-01-03 Petty cash book (2.000,00) 20X2-01-04 Motor vehicle (1.256,00) 20X2-01-15 Employee Meisengeier (1.811,86) 20X2-01-20 Payment by customer 1.438,80 20X2-01-24 Rent by transfer (3.000,00) 20X2-01-25 Payment for VAT 31.248,60 20X2-01-28 Suppl. Wang (77.420,00) 20X2-01-28 Suppl. CompuParts (4.375,00) (83.125,00) 20X2-01-31 SSec + Tax Meisengeier (1.910,47) Bal. c/ d 4.375,00 (1.438,80) (269.511,34) Total 0,00 0,00 0,00 Sunny AG's CASH BOOK as at 31.12.20X2 Abbildung 4.33: Cash Book der Sunny AG 91 <?page no="91"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses Das Cash Book wird zeilenweise erläutert: 1.01.20X2: Die Saldovorträge für die Spalten Cash und Bank stimmen jeweils mit der adjusted Trial Balance in Abbildung 4.22 -› vgl. S. 80 überein. 3.01.20X2: Es werden 2.000,00 EUR vom Bankkonto abgehoben (withdrawal). Dies führt zu einer Sollbuchung in der Cash-Spalte und zu einer Habenbuchung in der Bank-Spalte. 3.01.20X2: Bei der Sunny AG gibt es eine Portokasse (petty cash book, PCB). Auf Petty Cash Book werden 2.000,00 EUR gebucht. Das Petty Cash Book wird unten erläutert. Der Buchungssatz ist: DR PCB ......................................... 2.000,00 EUR CR Cash Book ................................. 2.000,00 EUR 4.01.20X2: Für das Firmenfahrzeug wird eine Zahlung für Reparatur i.H.v. 1.256,00 EUR vom Bankkonto überwiesen. 15.01.20X2: Der Nettolohn für Januar 20X2 wird an Herrn Meisengeier überwiesen, er beträgt 1.811,86 EUR. 20.01.20X2: Ein Kunde zahlt für den Barverkauf eines Computers 1.438,80 EUR. 24.01.20X2: Die Sunny AG überweist die Miete i.H.v. 3.000,00 EUR 25.01.20X2: Die Sunny AG hat gegenüber dem Finanzamt Osnabrück die Vorsteuer für den Januar 20X1 erklärt und erhält den Betrag der Vorsteuerforderung i.H.v. 31.248,60 EUR auf ihr Bankkonto gutgeschrieben. 28.01.20X2: Die Sunny hat aus den Einkäufen/ Bestellungen bei dem Lieferanten Wang eine Verbindlichkeit i.H.v. 77.420,00 EUR. Dies ist der Saldo des Kreditorenkontos Wang. Die Schuld wird durch Überweisen des Betrags an Wang beglichen, indem eine Sollbuchung im A/ P-Konto Wang und eine Habenbuchung in der Bank-Spalte des Cash Book gebucht werden. Jetzt ist das Kreditorenkonto ausgeglichen. 28.01.20X2: Die Sunny hat aus den Einkäufen/ Bestellungen bei dem Lieferanten Compuparts eine Verbindlichkeit i.H.v. 87.500,00 EUR. Compuparts gewährt der Sunny AG einen Rabatt (discount received) von 5 % auf den geschuldeten Betrag. Die Zahlung und der gewährte Rabatt werden durch zwei Habenbuchungen im Cash Book deutlich. In der Discountspalte wird der absolute Betrag des Rabatts i.H.v. 4.375,00 EUR und in der Bankspalte der überwiesene Restbetrag i.H.v. 83.125,00 EUR als Habenbuchung gebucht. Die zugehörige Sollbuchung i.H.v. 87.500,00 EUR führt zum Ausgleich des Lieferantenkontos Compuparts, siehe Abbildung 4.34: D A/ P CompuParts C 20X2 20X2 01/ 28 CB 83.125,00 01/ 04 (5) 87.500,00 01/ 28 CB 4.375,00 87.500,00 87.500,00 Abbildung 4.34: Kreditorenkonto A/ P Compuparts Im Unterschied zu einem Sofortrabatt zeigt das Purchase Account noch 87.500,00/ 1,2 = 72.916,67 EUR als Balance b/ d auf der Sollseite und die Vorsteuer ist höher. Nach IAS 2.11 bzw. -› § 255 Abs. 1 HGB und deutschem UStG ist der Rabatt von den Anschaffungskosten abzuziehen bzw. 92 <?page no="92"?> 4.4 Sammelbuchungen eine Korrektur der Vorsteuerforderung zu buchen: DR Discount Received ..................... 3.645,83 EUR CR Purchase Account ....................... 3.645,83 EUR DR Discount Received ..................... 729,17 EUR CR VAT ........................................ 729,17 EUR Das Purchase Account zeigt jetzt den Wert, der sich bei Buchung eines Sofortrabatts ebenfalls ergeben hätte: 95 % 87,500 : 120 % = 72.916,67 − 3.645,83 = 69.270,84 EUR. Der Betrag 72.916,67 EUR ist der Nettowert von 700 Stück des Materials FP1 aus dem Purchase Journal, Zeile (5). 31.01.20X2: Für den Mitarbeiter Meisengeier werden die Sozialversicherungsbeiträge und die Steuern i.H.v. 1.910,47 EUR überwiesen. (3) Petty Cash Book Das Petty Cash Book (PCB) wird bei der Sunny AG im Bereich des Service verwendet. Dafür wird dem Mitarbeiter Meisengeier der Abteilung das Führen einer „Portokasse“ übertragen. Meisengeier ist somit Petty Cashier. Er erhält zu Beginn des Monats Januar (3.01.20X2) einen Betrag i.H.v. 2.000,00 EUR als Petty Cash Float. Die Abhebung dieses Betrags und seine Übertragung in das Petty Cash Book waren bereits im Cash Book zu sehen. Alle Ausgaben der Abteilung werden im Petty Cash Book den Aufwandsarten zugeordnet, damit sie am Monatsende aufwandsgerecht gebucht werden können. Alle Zahlungen, für die Meisengeier Belege vorlegt, werden erstattet, so dass am nächsten Monatsersten der Saldo auf dem Petty Cash Book wieder 2.000,00 EUR beträgt. Die Erstattung findet bei der Sunny AG am 1.02.20X2 statt. Da das Petty Cash Book ein Konto im Double Entry System darstellt, werden darin alle Buchungen im Zusammenhang mit anderen Konten bereits als Soll- oder Habenbuchungen gezeigt. Sie machen entsprechende Buchungen in den jeweiligen Gegenkonten notwendig. Später werden die Aufwendungen, die im Petty Cash Book bereits als Habenbuchung zu sehen sind, zu Sollbuchungen in den Aufwandskonten führen. Die folgende Abbildung 4.35 zeigt das Petty Cash Book der Sunny AG für den Service-Bereich: Receipts Date Details Gross amount VAT Net amount Deco exp. Office exp. 2.000,00 20X2-01-03 Cash 20X2-01-04 McDeco 12,00 2,00 10,00 = 10,00 + 20X2-01-15 McOffice 200,00 33,33 166,67 = + 166,67 20X2-01-17 McOffice 204,00 34,00 170,00 = + 170,00 20X2-01-23 McOffice 300,00 50,00 250,00 = + 250,00 119,33 10,00 586,67 Bal. c/ d 1.284,00 2.000,00 2.000,00 1.284,00 Bal. b/ d 716,00 20X2-02-01 Cash Sunny AG's PETTY CASH BOOK as at 31.12.20X2 Abbildung 4.35: Petty Cash Book der Sunny AG für I/ 20X2 93 <?page no="93"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses Dem Petty Cashier Meisengeier wurden 2.000,00 EUR zur Verfügung gestellt. Hierzu wurde ihm der Betrag in bar ausgezahlt. Der Buchungssatz am 3.01.20X2 lautet: DR PCB ......................................... 2.000,00 EUR CR Cash Book (Cash Column) .............. 2.000,00 EUR Die Sollbuchung ist im Cash Book in Abbildung 4.33 zu sehen. Die Habenbuchung ist im Petty Cash Book in Abbildung 4.35 in der Spalte Receipts sichtbar. Meisengeier hat im Januar mehrere Auszahlungen vorgenommen: Er hat Dekorationsmaterial für den Verkaufsraum gekauft und Büromaterial bei McOffice eingekauft. Die Auszahlungen betragen in Summe 716,00 EUR und werden am 1.02.20X2 gegen Vorlage der Belege erstattet: DR PCB ......................................... 716,00 EUR CR Cash Book (Cash Column) .............. 716,00 EUR Das Ziel des Führens eines Petty Cash Book ist, dass Ausgaben, die von dem Petty Cashier verwaltet werden, aufwandsgerecht in der Gewinn- und Verlustrechnung gezeigt werden. Die von Meisengeier gezahlten Beträge werden auf das VAT Account und die Aufwandkonten gebucht: DR VAT ......................................... 119,33 EUR CR PCB ......................................... 119,33 EUR DR Deco Expenses ........................... 10,00 EUR CR PCB ......................................... 10,00 EUR DR Office Expenses ......................... 586,67 EUR CR PCB ......................................... 586,67 EUR Online-Übungen: Unden (Ü 4.10). Zusammenfassung (Summary) Die Erstellung von Financial Statements aus Geschäftsvorfällen erfordert das zahlenmäßige Erfassen in Buchungssätzen und das Buchen auf die entsprechenden Konten. Die Buchhaltung findet international ebenfalls nach der Doppik (double entry system) statt. Beim Kontenabschluss werden Saldo und Saldovortrag als Bestandteile eines einzigen Buchungssatzes aufgefasst. International wird der Saldo eines Kontos als Balance carried down dargestellt. Der Saldovortrag eines Kontos wird als Balance brought down bezeichnet und in die Trial Balance übertragen. Die Trial Balance stellt eine Saldenliste aller Konten eines Unternehmens dar. Durch Vergleich der Summen auf der Debit und Credit Side lässt sich das Einhalten der Doppik prüfen. Buchungsfehler führen i.d.R. zu einem Unterschied zwischen der Summe der Debit und Credit Entries. Das Übereinstimmen der beiden Summen garantiert jedoch nicht die Fehlerfreiheit der Buchungen, da sich Buchungsfehler evtl. kompensieren können. 94 <?page no="94"?> Zusammenfassung Nach dem Aufstellen der Trial Balance wird der Erfolg eines Unternehmens durch Gegenüberstellen von Aufwand und Ertrag bestimmt. Dafür werden alle Erfolgskonten in das Profit and Loss Account ausgebucht. Dieser Vorgang ist eine Buchung im Sinne der Doppik. Der Saldo eines ausgebuchten Kontos ist anschließend Null. Das Profit and Loss Account ist bereits ein Statement of Comprehensive Income in Kontenform. Im Gegensatz zur Gewinn- und Verlustrechnung enthält es jedoch für jedes Konto eine einzelne Position. Für die Aufstellung des Statement of Comprehensive Income werden Positionen aus dem Profit and Loss Account zusammengefasst. Statt eines einzelnen Profit and Loss Account wird häufig zusätzlich ein Trading Account verwendet, um den Rohertrag aus Handelsgeschäften zu bestimmen. Das Trading Account liefert den Rohertrag als Zwischenergebnis bei der Erfolgsbestimmung. Der Rohertrag wird in das Profit and Loss Account übertragen und den weiteren Aufwendungen und evtl. Erträgen gegenüber gestellt. Nach der Erfolgsbestimmung wird das Eigenkapital geändert. Üblicherweise wird dazu das Retained Earnings Account gem. des Gewinns bzw. Verlusts angepasst und gem. IAS 1.54 die anfallenden Unternehmenssteuern in dem Konto Income Tax Liabilities gem. IAS 12 ausgewiesen. Anders als nach deutschem HGB -› vgl. § 249 HGB sind die Unternehmenssteuern nicht als Rückstellung zu zeigen, sondern stellen Verbindlichkeiten dar. Die Trial Balance wird an die Änderungen aufgrund der Erfolgsbestimmung, der Eigenkapitalveränderung sowie des Steuerausweises angepasst. Sie wird anschließend als adjusted Trial Balance gezeigt. Alle Positionen der adjusted Trial Balance repräsentieren Saldovorträge der Bestandskonten und fließen in die Bilanz ein. Die Bilanz erhält man durch Kopieren und Zusammenfassen der Positionen der adjusted Trial Balance. Die Books of Original Entry sind für eine EDV-gestützte Buchhaltung weniger bedeutsam. Dennoch wird z. B. das Petty Cash Book mit den zugehörigen Vorteilen, wie Delegation der Ausgabenverantwortung, auch von modernen EDV-Anwendungssystemen in der Betriebswirtschaft unterstützt. Die Books of Original Entry stellen Sammelbuchungen dar und entlasten damit das Hauptbuch von einzelnen Geschäftsvorfällen. Die verwendeten Books of Original Entry sind das Purchase Journal, das Sales Journal, Payroll und General Journal. Ebenfalls sind das Cash Book und das Petty Cash Book Books of Original entry. Letztere haben gleichzeitig Kontoeigenschaften. Im Gegensatz dazu wird der Saldo der anderen Books of Original Entry in die entsprechend zugeordneten Konten gebucht, z. B. Einträge aus dem Purchase Journal ins Purchase Account und in die Konten der Kreditorenbuchhaltung (purchase ledger). 95 <?page no="95"?> 4 Erstellen des Jahresabschlusses Aufgaben (Exercises) Aufgabe 1: Trial Balance (Exercise on Trial Balance) Sie sind Taxiunternehmer und eröffnen Ihr Unternehmen am 1.01.20X1. Sie zahlen 50.000,00 EUR in das Kapitalkonto in bar ein. Weiter kaufen Sie ein Auto für 48.000,00 EUR (brutto) und zahlen per Banktransfer. Berücksichtigen Sie eine VAT-rate i.H.v. 20 %. Berücksichtigen Sie lineare Abschreibung für das Fahrzeug bei einer Nutzungsdauer von acht Jahren. Während 20X1 haben Sie weitere Ausgaben i.H.v. insgesamt 30,000 EUR (keine VAT zu berücksichtigen). Nehmen Sie an, Sie würden die Ausgaben bar zahlen. Der Netto-Umsatz betrage 42.000,00 EUR. Sie erhalten ihn bar. Erstellen Sie die Trial Balance vor Adjustments und leiten Sie über die adjusted Trial Balance den Jahresabschluss ab. Aufgabe 2: Aufstellen des Jahresabschlusses (Exercise on Deriving Financial Statements) Zeigen Sie die Asset-, Capital- und Liability Accounts für die folgenden Geschäftsvorfälle der Homepage GmbH, Dortmund, gem. internationaler Buchhaltung für das Geschäftsjahr 20X1: (1) 1.01.20X1: Geschäftseröffnung mit Zahlung von 60.000,00 EUR in das Bankkonto. (2) 2.01.20X1: Einkauf von Papier für 1.200,00 EUR und Zahlung per Überweisung. Der Betrag enthält 20 % USt. (3) 3.01.20X1: Kauf eines Mac-Computers von der KSL AG für 1.500,00 EUR netto auf Rechnung. (4) 5.01.20X1: Kauf eines Geschäftsfahrzeugs von der Posemeyer AG, das per Scheck bezahlt wird. Der Preis beträgt 24.000,00 EUR (USt enthalten). (5) 14.01.20X1: Zahlung von 1.000,00 EUR, die der KSL AG geschuldet werden, per Scheck und Zahlung des restlichen Betrags in bar. Es ist jedoch nur ein Konto für Cash/ Bank zu berücksichtigen. (6) 15.01.20X1: Verkauf von Websites für 4.200,00 EUR (Nettoverkaufserlös) an Schulze Brammelkamp auf Rechnung. (7) 24.01.20X1: Eingang des Betrags von Schulze Brammelkamp per Scheck. Erstellen Sie anschließend die Bilanz zum Periodenabschluss von I/ 20X1. Die Besteuerung des Unternehmensgewinns beträgt 30 %. Aufgabe 3: Sammelbuchungen (Exercise on Books of Original Entry) Buchen Sie die folgenden Geschäftsvorfälle unter Berücksichtigung der Books of Original Entry. Nehmen Sie die entsprechenden Einträge im Hauptbuch und in der Kreditorenbuchhaltung (purchase ledger) vor. Schließen Sie alle Konten ab und stellen Sie die Trial Balance auf. Nehmen Sie an, es gäbe kein Umlaufvermögen, insbesondere keinen Anfangsbestand für Vorräte. Alle Bilanzposten, die nicht benannt werden, haben den Wert Null. (1) Einkauf von 200 Digital Cameras von dem Lieferanten Steinbeck für 110,00 EUR/ Stk., netto, auf Rechnung. (2) Einkauf von 500 Camcorders ebenfalls von Steinbeck für 200,00 EUR/ Stk., netto, auf Rechnung. 96 <?page no="96"?> Aufgaben (3) Zahlung des an Steinbeck geschuldeten Betrags per Überweisung. (4) Barverkauf von 10 Digital Cameras für 200,00 EUR/ Stk., brutto. (5) Einkauf von 100 Druckern für 35,00 EUR/ Stk., netto, auf Rechnung. Der Lieferant Paltenkamp gewährt einen Sofortrabatt von 5 %. (6) Barverkauf von 34 Camcorders für 289,00 EUR/ Stk., brutto. (7) Barverkauf von 46 Druckern für 69,00 EUR/ Stk., brutto. 97 <?page no="98"?> 5 Bilanzanalyse (Financial Statement Analysis) Lernziele Die Bilanzanalyse wird vor die Detailbehandlung der Jahresabschlusspositionen gestellt, um das Nutzen von Daten des handelsrechtlichen Jahresabschlusses zur Bewertung und/ oder Steuerung von Unternehmen zu betonen. Die Bilanz zeigt eine nach Kategorien aufgeschlüsselte Übersicht über das Vermögen und stellt diesem das Kapital, das durch Eigen- und Fremdkapitalgeber zur Verfügung gestellt wird, gegenüber. Die Gewinn- und Verlustrechnung zeigt den Erfolg des Unternehmens und stellt die Aufwands- und Ertragspositionen dar, die das Einkommen des Unternehmens beeinflussen. Die Kapitalflussrechnung stellt die Zahlungsströme des Unternehmens nach Kategorien geordnet zur Verfügung. Häufig sind benötigte entscheidungsrelevante Informationen aus dem handelsrechtlichen Jahresabschluss nicht direkt abzulesen. Viele Informationsbedarfe können deshalb nur über den Vergleich von Jahresabschlüssen mit z. B. branchenähnlichen Unternehmen, durch Vergleiche von Größen zu unterschiedlichen Zeitpunkten oder durch das Aufstellen von Kennzahlen gedeckt werden. Das Untersuchen von Jahresabschlüssen zum Ableiten von entscheidungsrelevanten Informationen wird als Bilanzanalyse (financial statement analysis) bezeichnet. Bei einer Bilanzanalyse werden die Informationen aus den einzelnen Jahresabschlusspositionen miteinander verglichen und/ oder zueinander ins Verhältnis gesetzt. Erst das Berechnen und Interpretieren von Beziehungen zwischen Jahresabschlusspositionen erlaubt eine tief gehende Untersuchung der Lage eines Unternehmens. Flynn/ Koornhof [2005] beschreiben das Wesen der Bilanzanalyse als das Wissen darüber, nach was man sucht und wie man es interpretiert, sobald man es gefunden hat. In diesem Kapitel werden die Methoden zur Bilanzanalyse dargestellt. Es werden die Horizontalanalyse, die Vertikalanalyse und die Kennzahlenanalyse vorgestellt. Es ist zu berücksichtigen, dass hier nur ein Überblick über die Bilanzanalysetechniken gezeigt werden kann. Bilanzanalysten verwenden detaillierte Kennzahlen, deren gemeinsame Interpretation erst ein aufschlussreiches Gesamtbild über die Situation des untersuchten Unternehmens vermittelt. Die Berechnung der wichtigsten Bilanzanalyseergebnisse wird am Beispiel der Sunny AG demonstriert, um zu zeigen, wie die Berechnungsvorschriften anzuwenden sind. Die Interpretation der Zahlen für ein fiktives Unternehmen macht jedoch keinen Sinn und wird daher nicht verfolgt. 99 <?page no="99"?> 5 Bilanzanalyse In diesem Kapitel 5 werden die folgenden Lernziele angestrebt: (1) Erkennen der Notwendigkeit zur Bilanzanalyse um als Unternehmensexterner Jahresabschlussinformationen interpretieren zu können -› vgl. Abschnitt 5.1, S. 100 (2) Kennenlernen der Voraussetzungen für die Bilanzanalyse und der grundsätzlichen Methoden beim Erstellen einer Bilanzanalyse -› vgl. Abschnitt 5.1, S.100 (3) Erkennen der Grenzen der Aussagefähigkeit einer Bilanzanalyse -› vgl. Abschnitt 5.1, S. 100 (4) Vertiefte Kenntnisse über die Instrumente der Bilanzanalyse, insbesondere über die Horizontal-, Vertikalanalyse und über die Bestimmung und Interpretation von Kennzahlen und Kennzahlensystemen -› vgl. Abschnitt 5.4, S. 107 (5) Vermitteln der Fähigkeiten eine detaillierte Bilanzanalyse einschließlich einer aussagekräftigen Interpretation von Kennzahlen aufzustellen -› vgl. Abschnitt 5.4, S. 107 5.1 Grundlagen der Bilanzanalyse (Basics of Financial Statement Analysis) Eine Bilanzanalyse baut auf dem Jahresabschluss auf, den ein Unternehmen erstellt hat. Der deutsche Begriff Jahresabschlussanalyse ist zutreffender als Bilanzanalyse, da alle Bestandteile des handelsrechtlichen Jahresabschlusses untersucht werden, nicht nur die Bilanz. Das Vorgehen bei einer Bilanzanalyse folgt den Schritten: (1) Bestimmen des Informationsbedarfs und Auswahl von Untersuchungsmethoden, (2) Vergleich der entwickelten Informationen im Rahmen von Zeitreihen, mit anderen Unternehmen, mit Benchmarks und mit den Zielen des Unternehmens, (3) Bewertung, ob eine Kennzahl für ein Unternehmen gut oder schlecht ist, ob sie den Erwartungen entspricht und (4) Vorhersage von zukünftigen Entwicklungen. Bevor die Bilanzanalyse beginnt, muss zuerst der Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers (auditor) kontrolliert werden. Erst wenn er uneingeschränkt erteilt worden ist, können die Jahresabschlussinformationen ausgewertet werden. Es wäre sinnlos, die Zahlen aus dem Jahresabschluss eines Unternehmens zu untersuchen, wenn sie falsch oder manipuliert sind. Der Bilanzanalyst prüft jedoch den Jahresabschluss nicht auf Fehler oder Bilanzierungsverstöße, sondern verlässt sich dazu auf das Ergebnis der Prüfung des Jahresabschlusses, die über § 316 HGB für prüfungspflichtige Kapitalgesellschaften vorgeschrieben ist. Prüfungspflichtig sind Kapitalgesellschaften, die nach § 267 HGB als nicht klein eingestuft werden. Sie müssen durch einen Abschlussprüfer geprüft werden. Abschlussprüfer kann bei mittelgroßen Kapitalgesellschaften ein vereidigter Buchprüfer oder eine Buchprüfungsgesellschaft sein, bei großen Kapitalgesellschaften muss der Jahresabschluss durch einen Wirtschaftsprüfer 100 <?page no="100"?> 5.1 Grundlagen der Bilanzanalyse oder eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft werden. Der Abschlussprüfer wertet die Zahlen des Jahresabschlusses nicht, er stellt nur fest, ob der Jahresabschluss den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung entspricht und ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vermittelt. Das Prüfungsergebnis wird in einem Bestätigungsvermerk festgehalten. Der Bestätigungsvermerk kann auch eingeschränkt werden, in einem solchen Fall ist im Prüfungsbericht die Begründung dafür darzulegen. Dasselbe gilt für den Vermerk über das Versagen des Bestätigungsvermerks. Die Prüfung des Jahresabschlusses ist die Voraussetzung für die Feststellung des Jahresabschlusses. Die Bilanzanalyse basiert auf der Methode des Vergleichs. Absolute Zahlen, z. B. über das Jahresergebnis, sind dagegen wenig aussagekräftig. Auch ist es wenig zweckdienlich, Informationen von Unternehmen miteinander zu vergleichen, wenn diese einer unterschiedlichen Branche angehören. Wird z. B. das langfristige Fremdkapital von Microsoft mit demjenigen von General Electric für das Geschäftsjahr 2006 verglichen, fällt auf, dass Microsoft kein langfristiges Fremdkapital ausweist, dagegen General Electric 64,39 % des Gesamtkapitals als langfristiges Fremdkapital darstellt. Die Situation wird relativiert, sobald man berücksichtigt, dass Apple Computer ebenfalls kein langfristiges Fremdkapital in der Bilanz gezeigt hat (vgl. Megginson/ Smart/ Lucey [2008]). Ein Vergleich erfordert häufig das Bilden neuer Kennzahlen aus den Jahresabschlussinformationen. Das Beispiel aus Wood/ Sangster [2011] macht die Notwendigkeit zur Bildung von Relativzahlen (ratios) deutlich: Es werden vier Unternehmen gezeigt, für die der Rohertrag und die Nettoumsatz in Abbildung 5.1 dargestellt sind. Die Frage lautet: Welches der Unternehmen hat eine höhere Leistung (performance) erbracht? Company Gross profit Sales A 200.000,00 848.000,00 B 300.000,00 1.252.000,00 C 500.000,00 1.927.500,00 D 350.000,00 1.468.400,00 Abbildung 5.1: Vergleichsgrößen von Unternehmen Die Größen Rohertrag (gross profit) und Umsatz (sales) können direkt der Gewinn- und Verlustrechnung entnommen werden. Eine Bewertung der Unternehmen nach den absoluten Größen fällt jedoch schwer, wie das Beispiel in Abbildung 5.1 demonstriert. Setzt man dagegen die beiden Größen zueinander ins Verhältnis, erhält man die Brutto-Umsatzrendite (gross margin), die misst, wie erfolgreich ein Unternehmen seine Produkte am Markt verkauft hat. (1) Unternehmen A: 23,58 % (2) Unternehmen B: 23,96 % (3) Unternehmen C: 25,94 % (4) Unternehmen D: 23,84 % 101 <?page no="101"?> 5 Bilanzanalyse Offenbar liegen die Leistungskennzahlen der Unternehmen relativ dicht beieinander, Unternehmen C ist nach diesem Vergleich dasjenige Unternehmen, das den höchsten Rohertrag pro 100,00 EUR Umsatz erzielt hat. Im Weiteren sollen einige typische Bilanzanalyse-Fragestellungen dargelegt werden und Kennzahlen vorgestellt werden, mit denen die Informationsbedarfe der Bilanzadressaten zu decken sind. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Nach Vorstellen der Kennzahlen werden jeweils die Kennzahlausprägungen für die Sunny AG im Geschäftsjahr 20X2 dargestellt. Es gilt zu berücksichtigen, dass die Sunny AG ein fiktives Unternehmen ist. Die Darstellung dient hier allein der Erläuterung der Berechnung. Eine Interpretation des Bilanzanalyseergebnisses findet deshalb nicht statt. Der Jahresabschluss der Sunny AG ist in den folgenden Abbildungen wiedergegeben. 20X2 20X1 [EUR] [EUR] Non-current assets Property, plant, and equipment 2.738.000,00 2.952.000,00 Investment property Intangible assets Financial assets Investment accounted [...] Total of non-current assets 2.738.000,00 2.952.000,00 Current assets Inventories Trade and other receivables 1.002.000,00 1.002.000,00 Cash and cash equivalents 796.658,94 149.600,00 Prepaid expenses Total of current assets 1.798.658,94 1.151.600,00 Total assets 4.536.658,94 4.103.600,00 Liabilities [...] Interest bearing liabilities 289.478,70 294.900,00 Trade and other payables 2.786.021,80 2.652.715,23 Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 251.122,78 251.025,83 Deferred tax liabilities [...] IAS 12 Deferred income Total of liabilities 3.326.623,28 3.198.641,06 Capital Issued capital 600.000,00 600.000,00 Other reserves 610.035,67 304.958,94 R/ E Total of shareholders' equity 1.210.035,67 904.958,94 Total equity and liabilities 4.536.658,94 4.103.600,00 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 5.2: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 102 <?page no="102"?> 5.1 Grundlagen der Bilanzanalyse 20X2 20X1 [EUR] [EUR] Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized Total 8.350.000,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortization expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (18.578,70) (18.900,00) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 832.221,30 831.900,00 Income tax expenses (251.122,78) (251.025,83) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 581.098,52 580.874,18 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X2 Abbildung 5.3: Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 Die Beurteilung eines Unternehmens richtet sich an seinen Formalzielen aus. Unternehmen verfolgen (a) Maximierungsziele, wie Erfolg, Rentabilität, Unternehmenswert und (b) Erfüllungsziele, z. B. das Sicherstellen von Liquidität. Entsprechend existieren Leistungs- und Liquiditätskennziffern. Die Bilanzanalyse unterliegt jedoch auch methodischen Begrenzungen: (1) Die Bilanzanalyse ist kein Forecast-Instrument. Sie erlaubt allein das Untersuchen von Vergangenheitsdaten. (2) Ein Vergleich von Unternehmen unterschiedlicher Branche ist wenig aussagekräftig. Bilanzieren Unternehmen unterschiedlich, z. B. nach unterschiedlichen Rechnungslegungsstandards, ist das Vergleichen von Kennzahlen ohne Sinn. Es lassen sich z. B. keine sinnvollen Vergleiche zwischen Unternehmen ziehen, wenn ein Unternehmen nach deutschem Handelsgesetzbuch und das andere nach dem niederländischen Wetboek van Koophandel bilanziert. Die Bilanzanalyse erfordert die Herstellung der Vergleichbarkeit, z. B. durch eine Strukturbilanz. Unternehmen unterschiedlicher Branche lassen sich i.d.R. nicht vergleichen. (3) Neben dem Bestimmen von Kennzahlen ist es geboten, die Hintergründe der Kennzahlausprägungen zu untersuchen, z. B. sie mit dem Trend der jeweiligen Branche und der nationalen Wirtschaftslage zu verknüpfen. Die Bilanzanalyse besteht neben der Formalprüfung gem. des Bestätigungsvermerks aus einer Horizontalanalyse , der Vertikalanalyse und eine Kennzahlanalyse . Zuvor 103 <?page no="103"?> 5 Bilanzanalyse findet oft eine Formalanalyse statt. Bei der Formalprüfung werden Besonderheiten der Rechnungslegung normalisiert. Dies ist insbesondere bei einem Jahresabschluss, der nach deutschem Handelsgesetzbuch erstellt wurde, notwendig um den Effekt von Wahlrechten, die der Bilanzierende ausgeschöpft hat, rückgängig zu machen. Im Weiteren wird von einem IFRS-Abschluss ausgegangen, so dass eine Standardisierung der Rechnungslegung bereits vorausgesetzt wird. Die Formalanalyse zur Ermittlung der Strukturbilanz wird hier nicht behandelt (vgl. zur Strukturbilanz: Küting/ Weber [2012]). 5.2 Horizontalanalyse (Horizontal Analysis) Die Horizontalanalyse ermittelt zeitliche Trends von absoluten Jahresabschlusspositionen und Kennzahlen. Der Jahresabschluss nach IFRSs erfordert grundsätzlich eine Vergleichsspalte, in der die Vorjahreswerte darzustellen sind. Die Vergleichbarkeit von Jahresabschlusspositionen ist eines der wesentlichen Ziele der IFRSs -› vgl. F.39ff . Durch die Regelungen in IAS 8.41ff. wird gefordert, dass Vorjahresinformationen dargestellt werden. Die Horizontalanalyse ist nur sinnvoll, wenn z. B. Branchentrends bei Zeitvergleichen mitberücksichtigt werden. Die Horizontalanalyse wird auch Prozentveränderungsanalyse (percentage change analysis) genannt (vgl. Brigham/ Ehrhardt [2010]). Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Horizontalanalyse der Sunny AG zeigt, dass das fiktive Unternehmen über fünf Jahre konstante Umsätze und relativ konstante Jahresüberschüsse realisiert. Die Horizontalanalyse ist in Abbildung 5.4 gezeigt. 20X1 20X2 20X3 20X4 20X5 20X6 Sales 8.350.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 Annual surplus 580.874,18 581.098,52 581.337,00 581.590,51 581.859,99 582.146,44 EPS 4,60 4,60 4,83 4,85 4,83 4,03 Abbildung 5.4: Horizontalanalyse der Sunny AG Bezieht man alle Zahlen auf das Vergleichsjahr 20X1, werden die Zahlen für den Jahrsüberschuss und die Earnings per Share aussagekräftiger. Es ergibt sich die in Abbildung 5.5 gezeigte Situation für die Sunny AG: 20X1 20X2 20X3 20X4 20X5 20X6 Sales 100,00% 100,00% 100,00% 100,00% 100,00% 100,00% Annual surplus 100,00% 100,04% 100,08% 100,12% 100,17% 100,22% EPS 100,00% 100,00% 105,00% 105,43% 105,00% 87,61% Abbildung 5.5: Prozentual-Horizontalanalyse der Sunny AG 104 <?page no="104"?> 5.2 Horizontalanalyse Die Fallstudie der Sunny AG wurde hinsichtlich des Umsatzes und der meisten Aufwandsarten mit über die Geschäftsjahre konstanten Werten entwickelt, um Fragestellungen der Bilanzierung besser darstellen zu können. Die moderate Steigung des Jahresüberschusses wird bei der Sunny AG nur durch den marginalen Rückgang des Zinsanteils des Annuitätendarlehens bewirkt. Die Kennzahl Earnings per Share (EPS) verringert sich in 20X5, weil die Sunny in diesem Abrechnungszeitraum Vorzugsaktien ausgegeben hat, die zu einer Vorzugsdividende führen und somit den Zähler (net profit attributable to shareholders) der EPS reduzieren. Die Ausgabe der Stammaktien wirkt sich auf die Kennzahl Earnings per Share noch nicht aus, da diese erst zum 31.12.20X5 ausgegeben wurden. Deshalb ist der Nenner in 20X5 nicht verändert worden, da die Anzahl der gewichteten Aktien weiterhin 120.000 Stk. beträgt. In 20X6 wird der Effekt jedoch erkennbar, da jetzt 144.000 Aktien berücksichtigt werden. Zur Berechnung der Earnings per Share wird z. B. verwiesen auf: S TAINBANK / O AKES [2005] und IAS 33. Eine Horizontalanalyse wird häufig zwischen zwei Bilanzstichtagen durchgeführt, dies ist an der Bilanz der Sunny AG dargestellt. 20X2 20X1 20X2-20X1 (20X2-20X1) / 20X1 [EUR] [EUR] [EUR] [%] Non-current assets Property, plant, and equipment 2.738.000,00 2.952.000,00 (214.000,00) -7,25% Investment property Intangible assets Financial assets Investment accounted [...] Total of non-current assets 2.738.000,00 2.952.000,00 (214.000,00) -7,25% Current assets Inventories Trade and other receivables 1.002.000,00 1.002.000,00 0,00 0,00% Cash and cash equivalents 796.658,94 149.600,00 647.058,94 432,53% Prepaid expenses Total of current assets 1.798.658,94 1.151.600,00 647.058,94 56,19% Total assets 4.536.658,94 4.103.600,00 433.058,94 10,55% Liabilities [...] Interest bearing liabilities 289.478,70 294.900,00 (5.421,30) -1,84% Trade and other payables 2.786.021,80 2.652.715,23 133.306,57 5,03% Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 251.122,78 251.025,83 96,95 0,04% Deferred tax liabilities [...] IAS 12 Deferred income Total of liabilities 3.326.623,28 3.198.641,06 127.982,22 4,00% Capital Issued capital 600.000,00 600.000,00 0,00 0,00% Other reserves 610.035,67 304.958,94 305.076,72 100,04% R/ E Total of shareholders' equity 1.210.035,67 904.958,94 305.076,72 33,71% Total equity and liabilities 4.536.658,94 4.103.600,00 433.058,94 10,55% Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 5.6: Horizontalanalyse für die Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 105 <?page no="105"?> 5 Bilanzanalyse 5.3 Vertikalanalyse (Vertical Analysis) Bei einer Vertikalanalyse wird die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung auf einen Referenzwert bezogen. Sunny AG (Case Study Sunny AG) In der Bilanz der Sunny AG wird sich auf die Bilanzsumme bezogen, in der Gewinn- und Verlustrechnung auf den Umsatz. Die Abbildung 5.7 und Abbildung 5.8 zeigen die Vertikalanalyse der Sunny AG für den Abschluss 20X2. 20X2 20X1 20X2 20X1 [EUR] [EUR] [%] [%] Non-current assets Property, plant and equipment 2.738.000,00 2.952.000,00 60,35% 71,94% Investment property Intangible assets Financial assets Investment accounted [...] Total of non-current assets 2.738.000,00 2.952.000,00 60,35% 71,94% Current assets Inventories Trade and other receivables 1.002.000,00 1.002.000,00 22,09% 24,42% Cash and cash equivalents 796.658,94 149.600,00 17,56% 3,65% Prepaid expenses Total of current assets 1.798.658,94 1.151.600,00 39,65% 28,06% Total assets 4.536.658,94 4.103.600,00 100,00% 100,00% Liabilities [...] Interest bearing liabilities 289.478,70 294.900,00 6,38% 7,19% Trade and other payables 2.786.021,80 2.652.715,23 61,41% 64,64% Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 251.122,78 251.025,83 5,54% 6,12% Deferred tax liabilities [...] IAS 12 Deferred income Total of liabilities 3.326.623,28 3.198.641,06 73,33% 77,95% Capital Issued capital 600.000,00 600.000,00 13,23% 14,62% Other reserves 610.035,67 304.958,94 13,45% 7,43% R/ E Total of shareholders' equity 1.210.035,67 904.958,94 26,67% 22,05% Total equity and liabilities 4.536.658,94 4.103.600,00 100,00% 100,00% Sunny AG's STATEMENT of FINANICAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 5.7: Vertikalanalyse der Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 106 <?page no="106"?> 5.4 Kennzahlenanalyse 20X2 20X1 [%] [%] Revenue 100,00% 100,00% Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized Total 100,00% 100,00% Raw material and consumables used 35,93% 35,93% Employee benefits expense 44,07% 44,07% Depreciation and amortization expense 2,56% 2,56% Impairment of property, plant and equipment Other expenses 7,25% 7,25% Finance costs 0,22% 0,23% Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 9,97% 9,96% Income tax expenses 3,01% 3,01% Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 6,96% 6,96% STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X2 Abbildung 5.8: Vertikalanalyse der Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 Aus der Vertikalanalyse wird deutlich, dass die Sunny AG einen relativ hohen Personal- und Materialaufwand hat. Dies ist für ein Produktionsunternehmen nicht ungewöhnlich. Die Abschreibungen sind vergleichsweise gering, da der Produktionsprozess der Sunny AG wenig anlagenintensiv ist. Die Zinskosten sind sehr niedrig. Dies liegt an der Finanzierung über die Lieferantenkredite. 5.4 Kennzahlenanalyse (Ratio Analysis) 5.4.1 Leistungskennzahlen (Performance Measures) Kennzahlen sind nach Reichmann [2011] Zahlen, die quantitativ erfassbare Sachverhalte in konzentrierter Form darstellen. Für die Beurteilung der Leistung kann grundsätzlich das Vorsteuerergebnis betrachtet werden. Es lässt allerdings keine Vergleiche zu, wenn unterschiedlich große Unternehmen analysiert werden. Es ist deshalb üblich, den Erfolg eines Unternehmens auf den Input zu beziehen, so dass ein Ergiebigkeitsmaß entsteht. Ergiebigkeitsmaße sind z. B. der Kapitalumschlag und alle Return-Kennzahlen. Der Kapitalumschlag (fixed asset turnover) bezieht den Nettoverkaufserlös auf das zur Verfügung stehende Vermögen. Er ist auch das Verhältnis aus Nettoumsatzrentabilität durch das Sachanlagevermögen (P, P, E). Beteiligungen werden darin z. B. nicht berücksichtigt. Die Kennzahl drückt aus, wie viel Nettoumsatz pro 1 Euro 107 <?page no="107"?> 5 Bilanzanalyse Investition erwirtschaftet wurde. Dies erlaubt z. B. Rückschlüsse auf das Asset Management eines Unternehmens. Als weitere Kennzahl wird die Lagerumschlagshäufigkeit (inventory turnover) betrachtet. Sie stellt den Umsatz bezogen auf den Lagerbestand - i.d.R. zum Ende der Abrechnungsperiode - dar. Die Kennzahl gibt an, wie häufig das Lager während einer Periode abverkauft wird, d. h. wie oft es quasi komplett aufgefüllt werden müsste. Die Kennzahl wird in der Logistik verwendet, um zu bestimmen, wie hoch Lagerbestände sein müssen, damit das Unternehmen bei möglichst geringen Lagerhaltungskosten die Lieferbereitschaft sicherstellen kann. Im Handel wird der Lagerumschlag auf einzelne Produkte/ Produktgruppen bezogen, um Ladenhüter und Schnelldreher zu identifizieren. Auf das Gesamtunternehmen bezogen wird die Lagerumschlagshäufigkeit als Leistungskennzahl angesehen - dabei wird unterstellt, dass die Lagerhaltung optimiert ist. Der Return on Capital Employed (ROCE) ist der Vorsteuergewinn (net profit) dividiert durch das eingesetzte Kapital. Das eingesetzte Kapital ist das gesamte Eigen- und das langfristige Fremdkapital. Da kurzfristige Schulden, z. B. aus Lieferantenkrediten, i.d.R. nicht zinspflichtig sind, werden sie nicht in die Kennzahl einbezogen. Der ROCE unterscheidet sich von der Gesamtkapitalrentabilität, da für die Gesamtkapitalrentabilität der Gewinn vor Zinsen (Kapitalgewinn) zu verwenden ist und im Nenner das gesamte Kapital - einschließlich des kurzfristigen Fremdkapitals - zu berücksichtigen ist. Beide Kennzahlen geben an, wie gut ein Unternehmen seine Ressourcen einsetzt um erfolgreich zu sein. Der Return on Assets (ROA) ist eine ähnliche Performance- Kennzahl wie die Gesamtkapitalrentabilität, es wird aber der Vorsteuergewinn (EBT) auf die Summe des Vermögens bezogen. Bei vollständiger Eigenkapitalfinanzierung gilt deshalb Gesamtkapitalrentabilität = ROA. Grundsätzlich kann die Summe des Vermögens zu Beginn, zum Ende der Abrechnungsperiode oder der gewichtete Mittelwert berücksichtigt werden. In der Praxis wird oft der einfache, d. h. ungewichtete, Mittelwert des Vermögens berechnet, der sich aus der halbierten Summe der Anfangs- und Endwerte ergibt. Ähnlich wird bei Kapitalgrößen im Nenner vorgegangen. Weiter wird bei Gesamtkapitalrenditemaßen der Gewinn vor Zinsen (EBIT) im Zähler verwendet. Da die Zinsen steuerlich abzugsfähig (taxable) sind, wird der Zinsaufwand mit dem Faktor (100 % - Gesamtsteuersatz) multipliziert, wenn die Kennzahl nach Steuern berechnet wird. Dieser Faktor wird als Tax Shield bezeichnet. Die Gesamtkapitalrentabilität misst die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens unabhängig von der Finanzierung. Der allgemeine Nachteil von Return-Kennzahlen ist, dass die berechnete Performance von der Altersstruktur der eingesetzten Anlagen abhängt. Je höher der Abschreibungsgrad der eingesetzten Anlagen ist, desto höher wird der Return. Die Eigenkapitalrentabilität wird durch den Return on Owners’ Equity (ROOE) bzw. durch den Return on Shareholders’ Funds (ROSF) dargestellt. Die Eigenkapitalrentabilität zeigt, wie viel Gewinn pro durch den Eigenkapitalgeber bereitgestelltes Kapital das Unternehmen erwirtschaftet hat. Der Begriff Return on Equity (ROE) für die Eigenkapitalrentabilität ist ebenfalls üblich. Im Zähler ist bei Eigenkapitalmaßen das dem Anteilseigner zustehende Ergebnis zu berücksichtigen, d. h. Dividenden an 108 <?page no="108"?> 5.4 Kennzahlenanalyse Vorzugsaktionären werden abgezogen, aber die Gewinnverwendungsentscheidung wird nicht berücksichtigt. Die Kennzahl ist daher von der erklärten Dividende unabhängig. Weitere Return-Kennzahlen werden auf den Umsatz bezogen. Die Brutto-Umsatzrendite (gross profit as percentage of sales) ist der Rohertrag dividiert durch die Umsatzerlöse. Die Netto-Umsatzrendite (net profit as percentage of sales) zeigt im Zähler das Vorsteuerergebnis. Beide Werte geben an, wie viel Rohertrag bzw. Gewinn das Unternehmen pro Umsatzeinheit erwirtschaftet hat. Eine hohe Umsatzrentabilität ist ein Zeichen für innovative Produkte, die von dem Unternehmen hergestellt werden. Weiter berücksichtigt die Kennzahl, wie gut der Vermarktungsprozess des Unternehmens funktioniert. Wichtige Leistungskennzahlen sind Earnings per Share und Economic Value Added. Die Kennzahl Earnings per Share (EPS) repräsentiert den bei 100 %-iger Ausschüttung den Stammaktionären zustehenden Gewinn nach Steuern dividiert durch die Anzahl der ausstehenden Stammaktien. Die Kennzahl Earnings per Share wird in IAS 33.10ff geregelt. Der Zähler enthält die Basic Earnings, das ist das Ergebnis nach Steuern unter Abzug der Vorzugsdividende . Der Nenner enthält die Anzahl der Stammaktien, die im Durchschnitt in Umlauf waren. Findet eine Ausgabe von Aktien innerhalb des Jahres statt, werden die jungen Aktien anteilig gewichtet, z. B. bei einer Ausgabe in der Jahresmitte mit 50% einbezogen. Findet eine Ausgabe von Stammaktien ohne Zufluss von Kapital (not for value) statt, z. B. bei einer Kapitalerhöhung durch Gesellschaftsmittel , werden die jungen Aktien so behandelt, als wären sie den gesamten Berichtszeitraum - einschließlich Vergleichsperiode - in Umlauf gewesen. Bei einer Ausgabe von Aktien mit Bezugsrechten (rights issue) wird ein Adjustment Factor bestimmt, der den Gratisanteil der Aktienemission repräsentiert. Der Adjustment Faktor ist dimensionslos und erhöht die Anzahl der durchschnittlichen Aktien um den Quotient aus Marktwert zum Zeitpunkt der Emission und neuem Mischkurs. EPS wird als Performance-Kennzahl verwendet, weil sie unabhängig von der Entscheidung des Managements hinsichtlich der Dividende ist. Der Economic Value Added (EVA) ist der Wertzuwachs des Unternehmens aufgrund des erzielten Ergebnisses. Der EVA wird bestimmt, indem der Net Operating Profit After Taxes (NOPAT) um die Differenz aus Vermögen und kurzfristigen Schulden, multipliziert mit den mittleren gewichteten Kapitalkosten (weighted average cost of capital, WACC) vermindert wird. Die beschriebene Differenz stellt die Verzinsung des Eigenkapitals dar. Sie repräsentiert die Opportunitätskosten der Eigenkapitalgeber, die dadurch entstehen, dass sie das Kapital nicht für eine alternative Investition verwenden. Im EVA-Konzept wird das Risiko durch die Renditeerwartung des Anteilseigners und durch die evtl. über ein Rating bestimmten Fremdkapitalkosten berücksichtigt. 109 <?page no="109"?> 5 Bilanzanalyse Sunny AG (Case Study Sunny AG) Der Kapitalumschlag der Sunny AG beträgt in 20X2: 8.350.000/ [0,5 (2.738.000 + 2.952.000)] = 2,93 Würde man bei dem Beispiel der Sunny AG den Kapitalumschlag als Funktion der Zeit darstellen, ergäbe sich für die Fallstudie eine exponentielle Steigerung des Kapitalumschlags. Dies ist zu erwarten, da sich offensichtlich trotz Alterung der Ressourcen keine Leistungsreduktion ergibt. In einem realen Unternehmen würde dagegen die Leistung abnehmen und/ oder sich z. B. der Aufwand für Instandhaltung erhöhen. Die Lagerumschlagshäufigkeit der Sunny AG ist nicht zu bestimmen, da der Lagerbestand der Sunny AG zum Geschäftsjahresende Null beträgt. Verwendet man den mittleren Lagerbestand für das Material während eines Geschäftsjahres, ergibt der Inventory Turnover (vgl. S. 321): 8.350.000/ [0,5 (7.499.200 - 2.250.000)] = 3,18 Bei der Berechnung des ROCE wird der Vorsteuergewinn auf das zinspflichtige Kapital bezogen. Obwohl die nächste Tilgung des Bankdarlehens für die Sunny AG als kurzfristiges Fremdkapital gilt, werden sie dennoch als langfristige Schulden berücksichtigt, weil sie zinspflichtig sind. Der Return on Capital Employed (ROCE) beträgt in 20X2: 832.221,30/ [0,5 [(4.536.658,94 - 2.786.021,80 - 251.122,78) + (4.103.600 - 2.652.715,23 - 251.025,83)]] = 61,66 % Der Return on Asset (ROA) ist: 832.221,30/ [0,5 (4.536.658,94 + 4.103.600)] = 19,26 % Der Return on Shareholders’ Fund (ROSF) beträgt: 832.221,30/ [0,5 (1.210.035,67 + 904.958,94)] = 78,70 % Der Wert für die Eigenkapitalrentabilität ist hoch und resultiert aus der hohen Verschuldung der Sunny AG über Lieferantenkredite. Die Brutto-Umsatzrendite (gross profit as percentage of sales) beträgt: 5.350.000/ 8.350.000 = 64,07 % Die Netto-Umsatzrendite der Sunny AG beträgt: 832.221,30/ 8.350.000 = 9,97 % Die Earnings per Share der Sunny AG sind in 20X2 gering. Die EPS i.H.v. 4,60 EUR/ share bedeuten unter Negierung der Zinseszinsrechnung, dass ein Aktionär ca. drei Jahre warten müsste, damit sich sein Investment gem. S. 302 amortisiert hat, vorausgesetzt die Gesellschaft schüttet in jedem Geschäftsjahr den Gewinn vollständig aus. Die Kennzahl EPS wird in den Notes dargestellt und erläutert. Die ebenfalls in IAS 33 geregelten diluted EPS ergeben sich, wenn alle Optionen hinsichtlich Eigen- und Fremdkapitaltiteln gleichzeitig ausgeübt werden. Dadurch wird der Nenner als auch der Zähler beeinflusst, wenn z. B. Optionen in Aktien gewandelt oder Schuldtitel oder Vorzugsaktien mit einem Agio eingezogen werden (vgl. zu diluted EPS den Standard IAS 33.30ff. und z.B K IESO / W EYGANDT / W ARFIELD [2009]). 110 <?page no="110"?> 5.4 Kennzahlenanalyse Die undiluted EPS der Sunny AG betragen, weil die Einstellungen in die gesetzliche Gewinnrücklage nach § 150 AktG nicht zur Ausschüttung an die Stammaktionäre zur Verfügung steht: (581.098,52 - 29.054,93)/ 120.000 = 4,60 EUR/ share Für die Bestimmung des Economic Value Added (EVA) der Sunny AG werden die gewichteten Kapitalkosten (weighted average cost of capital, WACC) berechnet. Sie sind das gewichtete Mittel der zinspflichtigen Fremdkapitalkosten, die mit 6,3 % verzinst werden, und den mit 15 % verzinsten Eigenkapitalkosten, die Opportunitätskosten darstellen. Die 15 % stellen die angenommene Renditeerwartung der Anteilseigner dar. Weil die Kosten für das Fremdkapital die Steuerlast mindern, werden die Fremdkapitalkosten mit dem sogenannten Steuerschild (tax shield) multipliziert. Das Steuerschild ist der Faktor (100 % - Gesamtertragsteuersatz). Die gewichteten Kapitalkosten betragen in 20X2: 18.578, 70 (1 − 30,18 %) + 15 % 0,5 (1.210.035, 67 + 904.958, 94) = [0,5 (1.499.514,37 + 1.199.858,94)] = 12,71 % Der EVA der Sunny AG beträgt unter Berücksichtigung der gewichteten Kapitalkosten: 581.098,52 − 12,71 % 0,5 [(4.536.658,94 − 3.326.623,28 + 289.478, 70) + (4.103.600 − 3.198.641, 06 + 294.900)] = 409.553,35 EUR. 5.4.2 Liquiditätskennzahlen (Liquidity Ratios) Die wichtigste Liquiditätskennzahl ist die Liquidität 3. Grades (current ratio) , die das Verhältnis aus kurzfristigem Vermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten darstellt. Die Kennzahl drückt aus, in wie weit die kurzfristigen Schulden abbaufähig sind. Es gilt das grundsätzliche Prinzip der fristenkongruenten Finanzierung: Langfristiges Vermögen sollte langfristig finanziert sein, kurzfristiges kurzfristig. So hat das Unternehmen Gewißheit, dass z. B. Maschinen und Anlagen, die über Eigenkapital oder langfristige Schulden finanziert sind, ungefährdet sind, weil die Finanzierung nicht von Seiten der Kapitalgeber kurzfristig aufgekündigt werden kann. Liegt die Liquidität 3. Grades unter 100 %, bedeutet das, dass kurzfristiges Vermögen die kurzfristigen Schulden nicht deckt. Würden die Gläubiger von kurzfristigen Schulden ihre Geldmittel kurzfristig zurückverlangen, muss das Unternehmen in einem solchen Fall auch langfristiges Vermögen liquidieren, was z. B. die Betriebsbereitschaft in Gefahr bringen kann. Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass Liquidationserlöse von langfristigem Vermögen i. d. R. nur gering sind. Liegt die Liquidität 3. Grades über 100 %, bedeutet das, dass das kurzfristige Vermögen die kurzfristigen Schulden übersteigt. In diesem Fall decken Teile des Eigenkapitals oder langfristige Schulden das Umlaufvermögen. Für die weiteren Überlegungen soll angenommen werden, dass die Liquidität 3. Grades eines Unternehmens genau 100 % betrage. Entsprechend sind die kurzfristigen Schulden durch das Umlaufvermögen, z. B. Vorräte, Forderungen und/ oder Kassenbestand, vollständig gedeckt. Die folgenden Liquiditätskennzahlen beziehen sich auf Szenarien, in denen 111 <?page no="111"?> 5 Bilanzanalyse das Unternehmen kurzfristiges Vermögen einsetzen muss, um kurzfristige Schulden zurückzuzahlen. Dabei ist es i. d. R. unwahrscheinlich, dass sofort alle kurzfristigen Schulden zurückgezahlt werden müssen. Werden nur Anteile davon zurückgefordert, muss man berücksichtigen, dass sich verschiedene Arten von kurzfristigem Vermögen unterschiedlich gut liquidieren lassen. Vorräte gelten z. B. als schwer liquidierbar, weil z. B. Fertigerzeugnisse erst verkauft werden müssen (in den Markt gepumpt werden müssen) oder Vorräte an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen erst aufgebraucht werden müssen. Forderungen müssen erst eingeholt werden bevor sie verwendet werden können. Dagegen lassen sich Zahlungsmittel sofort zur Rückzahlung von Schulden einsetzen, das sie bereits liquide sind. Die Liquidität 1. Grades zeigt, wie viel kurzfristige Schulden sofort zurückgezahlt werden können. Die Liquidität 2. Grades spiegelt wider, vie viele kurzfristige Schulden schnell zurückgezahlt werden können, während die Liquidität 3. Grades keine Differenzierung des Umlaufvermögens berücksichtigt, sondern sich auf das Zurückzahlen der gesamten kurzfristigen Schulden durch Liquidation des gesamten Umlaufvermögens bezieht, also die Zeit zum Auflösen von Vorratsbeständen und das Einholen von Forderungen einbezieht. Die Liquidität 3. Grades enthält im Zähler Vorräte und Vorauszahlungen. Da sie nicht kurzfristig liquidierbar sind, ist es sinnvoll, sie vom kurzfristigen Vermögen zu subtrahieren. Dies führt zur Liquidität 2. Grades (quick ratio oder acid test ratio) . Sie bezieht das kurzfristige und um Vorräte sowie nach IFRSs um Vorauszahlungen verminderte Vermögen auf das kurzfristige Fremdkapital. Damit werden im Zähler nur noch Zahlungsmittel, kurzfristige Finanzinstrumente und Forderungen berücksichtigt. Wegen der „schnellen“ Möglichkeit, dieses Vermögen in Cash zu wandeln, nennt man die Liquidität 2. Grades auch Quick Ratio. In einem Unternehmen, indem die Forderungen als schwer einzutreiben oder evtl. sogar als uneinbringlich gelten, ist ihre Zuordnung zu quick Assets zu überdenken. Im schlimmsten Fall müssen Bad Debts gebucht werden, d.h. Wertberichtigungen vorgenommen werden. Werden dagegen allein Zahlungsmittel durch die kurzfristigen Verbindlichkeiten dividiert, ergibt sich die Liquidität 1. Grades (cash ratio). -› Vgl. zu Liquiditätskennzahlen z. B. Reeve/ Warren/ Duchac [2011]. Der Vergleich zwischen den vorgestellten Liquiditätskennzahlen zeigt, dass von der Liquidität 3. Grades zur Liquidität 1. Grades die Forderung nach kurzfristiger Liquidierbarkeit des Vermögens steigt, so dass die Werte der Liquiditätskennzahlen kleiner werden müssen. Die Effizienz des Forderungsmanagement und des Schuldenmanagements wird über die Kennzahl Debtors’ Collection Days oder: Days Sales Outstanding (DSO) und Creditors’ Collection Days bestimmt. Die Kennzahl drücken die Forderungen multipliziert mit 365 und dividiert durch den Nettoumsatz bzw. die Verbindlichkeiten multipliziert mit 365 und dividiert durch die Einkäufe auf Rechnung aus. 112 <?page no="112"?> 5.4 Kennzahlenanalyse Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Current Ratio der Sunny AG beträgt 1.798.658,94 / (3.326.623,28 - 289.478,70) = 59,22 % Die Acid Test Ratio der Sunny AG unterscheidet sich nicht von der Current Ratio, da die Sunny AG als fiktives Unternehmen keine Vorräte und prepaid Expenses in der Bilanz ausweist. Bei der Sunny AG werden Vorräte während des Geschäftsjahrs vollständig aufgebraucht. Die Acid Test Ratio der Sunny ist: 1.798.658,94 / (3.326.623,28 - 289.478,70) = 59,22 % Die Cash Ratio der Sunny AG beträgt: 796.658,94 / (3.326.623,28 - 289.478.70) = 26,23 % Bei der Sunny AG sind die Debtors’ bzw. Creditors’ Collection Days für 20X2: 1.002.000 365 / 10 % 8.350.000 = 438 d 2.786.021,80 365 / 40 % 3.000.000 = 847,41 d 5.4.3 Kapitalstrukturkennzahlen (Capital Structure Ratios) Die am häufigsten verwendete Kennzahl zum Ausdrücken der Kapitalstruktur ist Gearing . Sie repräsentiert das zinspflichtige Kapitel dividiert durch das Gesamtkapital. Als zinspflichtiges Kapital gelten langfristige Schulden und einziehbare Vorzugsaktien (redeemable preference shares). Die Debt Ratio dividiert dagegen alle Schulden durch die Bilanzsumme. Der Verschuldungsgrad (debt to equity) zeigt die Schulden im Verhältnis zum Eigenkapital. Die Verschuldung eines Unternehmens wirkt sich auf die Eigenkapitalrentabilität eines Unternehmens aus: Je höher seine Verschuldung ist, desto mehr steigt die Eigenkapitalrentabilität, wenn die Gesamtkapitalrentabilität die Fremdkapitalzinsen übersteigt. Durch die Verschuldung steigt jedoch auch das Risiko, denn bei einem Verlust sinkt entsprechend des Verschuldungsgrads die Eigenkapitalrentabilität zur Verschuldung des Unternehmens, so lange man keine Steuern berücksichtigt. Dieser Effekt wird als Leverage Effekt bezeichnet (vgl. zur Kapitalstrukturtheorie nach Modigliani und Miller z. B. Perridon/ Steiner [2012] und Correia [2007]). Eine weitere Kennzahl aus der Sicht der Finanzierung ist das Working Capital. Es stellt das Kapital dar, das benötigt wird, um die Produktion eines Unternehmens z. B. durch Bereitstellen von Umlaufvermögen, wie Vorratsbestände, Werkzeuge etc. zu gewährleisten. Das Working Capital umfasst ebenfalls Material, Löhne und Gemeinkosten für in der Produktion befindliche Bestände, den so genannten Work in Progress (WIP). 113 <?page no="113"?> 5 Bilanzanalyse Als weitere Finanzierungskennzahl wird die Zinsdeckung (interest cover) dargestellt. Sie gibt an, wie oft der erwirtschaftete Nettogewinn vor Steuern und Zinsen ausreicht, um die Zinslast des Unternehmens zu tragen. Die Kennzahl zeigt, wie effizient das Unternehmen das Fremdkapital einsetzt. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Gearing der Sunny AG beträgt für 20X2: 289.478,70/ 4.536.658,94 = 6,38 % Die Debt Ratio der Sunny AG zum 31.12.20X2 beträgt: 3.326.623,28/ 4.536.658,94 = 73,33 % Der Verschuldungsgrad (debt to equity) der Sunny AG beträgt: 3.326.623,28/ 1.210.035,67 = 2,75 Die Kennzahl Gearing ist sehr niedrig, weil die Sunny AG einen hohen Anteil an Kreditorenverbindlichkeiten hat. Das Working Capital der Sunny AG zum Ende von 20X2 ist negativ. Dies resultiert aus der Möglichkeit der Sunny AG, die Materialaufwendungen erst mit einem Zahlungsziel von einem Jahr bei den Lieferanten bezahlen zu können. Das absolute Working Capital beträgt: 1.798.658,94 − (2.786.021,80 + 251.122,78) = −1.238.485,64 EUR Die Zinsdeckung der Sunny AG für 20X2 beträgt: (832.221,30 + 18.578,70)/ 18.578,70 = 45,79 Die Zinsdeckung der Sunny AG ist sehr hoch, weil offensichtlich die Finanzierung des Unternehmens hauptsächlich über Lieferantenkredite stattfindet. 5.4.4 Marktkennzahlen (Market Value Ratios) Die am meisten verwendete Kennzahl ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (price/ earnings ratio, P/ E) . Die Kennzahl bezieht den Börsenkurs (share price) einer Aktie auf die Earnings per Share. Damit wird ausgedrückt, wie hoch die Gewinnerwartung der Anteilseigner ist. Ist P/ E hoch, bedeutet dies, dass die Aktionäre bereit sind, einen hohen Preis für eine Aktie zu zahlen, deren mögliche maximale Ausschüttung gering ist. Die Dividend Yield drückt aus, wie hoch die Dividende pro Aktie in Bezug auf den Marktpreis der Aktie ist. Earnings Yield bezieht die EPS auf den Börsenkurs. Häufig wird der Börsenkurs einer Aktie durch ihren Buchwert (book value per share) dividiert, um auszudrücken, wie viel die potentiellen Aktionäre bereit sind für den Erwerb einer Aktie in Bezug auf den Buchwert zu zahlen. Diese Kennzahl wird Market/ Book Ratio (M/ B) genannt (vgl. zu Marktkennzahlen insbesondere Brigham/ Ehrhardt [2010]). 114 <?page no="114"?> 5.4 Kennzahlenanalyse Sunny AG (Case Study Sunny AG) Es wird angenommen, dass der Aktienkurs der Sunny AG am 31.12.20X2 einen Wert von 14,50 EUR/ Aktie hat. Die Price/ Earnings-Ratio beträgt: 14,50/ 4,60 = 3,15 Die Dividend Yield der Sunny AG beträgt: (276.021,80/ 120.000)/ 14.50 = 15,86 % Die Earnings Yield der Sunny AG beträgt: 4,60/ 14,50 = 31,72 % Die Market/ Book Ratio der Sunny AG erfordert das Bestimmen des Buchwerts der Aktien. Er ist das gesamte Eigenkapital, das in der Bilanz ausgewiesen wird, dividiert durch die Anzahl der Aktien. Für das Geschäftsjahr 20X2 ergibt sich für die Sunny AG ein Buchwert je Aktie nach Gewinnverwendung von: 1.210.035,67/ 120.000 = 10,08 EUR/ Stk. Aus dem berechneten Buchwert pro Aktie ergibt sich die Kennzahl Market/ Book für die Sunny AG zu: 14,50/ 10,08 = 1,44 Die Market/ Book Ratio drückt aus, dass der potentielle Aktionär bereit ist, für eine Sunny AG-Aktie 144 % ihres Buchwerts zu zahlen. Der Buchwert ist das Produkt aus Bilanzkurs und Nennbetrag. Der Bilanzkurs der Sunny AG beträgt 1.210.035, 67 = 600.000 = 201,67 % Online-Übungen: Seelze (Ü 5.1). Online-Übungen: Humansdorp (Ü 5.2). 115 <?page no="115"?> 5 Bilanzanalyse Zusammenfassung (Summary) Die Bilanzanalyse (= Jahresabschlussanalyse) bewertet die Zielerreichung von Unternehmen auf der Grundlage der durch den handelsrechtlichen Jahresabschluss veröffentlichten Zahlen. Die Bilanzanalyse sollte auf dem geprüften Jahresabschluss basieren. Bestandteile der Bilanzanalyse sind die Horizontalanalyse, die Vertikalanalyse und die Kennzahlanalyse. Die Kennzahlen der Bilanzanalyse orientieren sich an den Zielen von Unternehmen wie Unternehmenswertsteigerung und Liquidität. Isolierte Kennzahlen sind wenig aussagekräftig. Es ist geboten, Kennzahlen zwischen Unternehmen oder mit dem Trend, z. B. einer Branche, zu vergleichen, um entscheidungsrelevante Aussagen ableiten zu können. In der Regel ergibt sich erst durch Untersuchung mehrerer Kennzahlen und durch Kombination der Erkenntnisse daraus ein aufschlussreiches Gesamtbild über die Situation des Unternehmens. Die wichtigsten Kennzahlen (ratios) für die Bilanzanalyse sind: Fixed Asset Turnover = Sales/ Non-current Assets Inventory Turnover = Sales/ Inventory ROCE = Net Profit/ (Equity + Long-term Liabilities) ROA = Net Profit/ (Equity + Liabilities) ROSF = Net Profit/ Equity Gross Profit as Percentage of Sales = Gross Profit/ Sales Net Profit as Percentage of Sales = Net Profit/ Sales EPS = Net Profit for SHs/ Amount of Shares EVA = NOPAT − WACC · (Assets − Current Liabilities) Current Ratio = Current Assets/ Current Liabilities Acid Test Ratio = ((Current Assets) - Inventories − (prepaid Expenses))/ (Current Liabilities) Debtors’ Collection Days = (A/ R) · 365/ Sales on Credit Creditors’ Collection Days = (A/ P) · 365/ Purchases on Credit Gearing = (Interest bearing Liabilities)/ Assets Debt Ratio = Liabilities/ Assets Debt Equity Ratio = Liabilities/ Equity Working Capital = (current Assets) - ((A/ P) + Tax Liabilities) Interest Cover = EBIT/ Interest P/ E = (Share Price)/ EPS DY = (Dividend/ Amount of Shares)/ Share Price EY = EPS/ (Share Price) M/ B = Share Price/ (Equity/ Amount of Shares) 116 <?page no="116"?> Aufgabe Aufgabe (Exercise) Bilanzanalyse (Exercise on Financial Statement Analysis) Brooks Ltd. ist in der Sportschuhbranche tätig. Sie werden gebeten, eine Bilanzanalyse für das Unternehmen zu erstellen und im Besonderen die Nutzung des Umlaufvermögens und des Fremdkapitals zu beurteilen. Die vereinfachten Bestandteile des handelsrechtlichen Jahresabschlusses sind Ihnen gegeben. Item Note 20X6 20X5 [EUR] [EUR] Assets Tangible non-current assets 945.000 864.000 Inventory 2.092.500 1.485.000 A/ R 1.218.000 999.000 Cash at bank 297.000 479.250 Total asstes 4.552.500 3.827.250 Equity and liabilities Ordinary SHs' equity 1 1.636.500 1.512.000 Redeem. pref. shares 2 270.000 270.000 Long-term liabilities 742.500 742.500 A/ P 486.000 432.000 Short-term loans 1.417.500 870.750 Total of equity and liab. 4.552.500 3.827.250 Brooks Ltd's Statement of Financial Position as at 31.08.20X6 Abbildung 5.9: Bilanz der Brooks Ltd. zum 31.08.20X6 Notes: (1) Das gezeichnete Kapital der Brooks Ltd. besteht aus 675.000 Aktien mit einem Nennwert von 1,00 EUR/ Stk. Der Marktwert beträgt am 31.08.20X6 4,70 EUR/ Stk. (2) Die Vorzugsaktien werden am 1.09.20X9 eingezogen. 117 <?page no="117"?> 5 Bilanzanalyse 20X6 20X5 Sales (all on credit) 8.535.000 7.425.000 less: Cost of sales (6.399.000) (5.494.500) Gross profit 2.136.000 1.930.500 less: operating exp. (1.263.600) (1.107.000) less: depreciation (81.000) (67.500) EBIT 791.400 756.000 less: interest (243.000) (148.500) EBT 548.400 607.500 less: Taxation (243.000) (216.000) EAT 305.400 391.500 less: extraord. loss (108.000) 197.400 391.500 less: dividends pref (32.400) (32.400) less: dividends ord. (40.500) (40.500) Net acc. profit for year 124.500 318.600 R/ E at beginning of year 837.000 518.400 R/ E at end of year 961.500 837.000 Brooks Ltd.'s Statement of Comprehensive Income FOR THE YEAR ENDED 31.08.20X6 Abbildung 5.10: Gewinn- und Verlustrechnung der Brooks Ltd. für 20X6 (1) Bestimmen Sie die Kennzahlen zur Beurteilung der Liquidität und der Güte des Anlagenmanagements. (2) Bestimmen Sie die Kennzahlen zur Beurteilung des Einsatzes des Fremdkapitals. (3) Bestimmen Sie den Erfolg und die Dividend Yield der Brooks Ltd. Erläutern Sie jeweils Ihr Ergebnis. Als Branchendurchschnittswerte sind gegeben: Current ratio = 2; Acid test = 1; Inventory turnover = 6; Debtors’ Collection Days = 40; Debt ratio = 59 % und Interest cover = 6. Die Aufgabe ist in Anlehnung an: Flynn/ Koornhof [2005] (Die Zahlen wurden modifiziert). 118 <?page no="118"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs (Presentation of Financial Statements along IFRSs) Lernziele IAS 1 legt Mindestvorschriften für den Jahresabschluss (financial statements) fest. Sie werden der Detail-Darstellung der einzelnen Bilanzpositionen vorangestellt, um einen Überblick über die Formalvorschriften der Bilanzierung nach IFRSs zu geben. Ab diesem Kapitel 6 werden alle Jahresabschlüsse gemäß der Formalvorschriften ausgewiesen. §§ 266 und 275 HGB schreiben für Kapitalgesellschaften eine detaillierte Gliederungsstruktur zur Gliederung der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung vor. Das Kapitel 6 verfolgt die Ziele: (1) Kennenlernen der wesentlichen Ausweisvorschriften nach IAS 1 -› vgl. Abschnitt 6.1, S. 119 (2) Kennenlernen der Ausweisvorschriften bezogen auf die Bestandteile des handelsrechtlichen Jahresabschlusses -› vgl. Abschnitte 6.2, S. 122 und -› 6.3, S. 126 6.1 Allgemeine Ausweisvorschriften (Common Presentation Requirements) Der Jahresabschluss wird aufgestellt, um den Bilanzadressaten Informationen zu liefern. Um diesen Zweck leichter zu erfüllen und insbesondere um Jahresabschlüsse vergleichen zu können, unterliegt der Jahresabschluss formalen Vorschriften. IAS 1.9 definiert die Ziele des Jahresabschlusses als Bereitstellung von entscheidungsrelevanten Informationen: „Financial statements are a structured representation of the financial position and financial performance of an entity. The objective of financial statements is to provide information about the financial position, performance and cash flows of an enterprise that is useful to a wide range of users in making economic decisions. Financial statements also show the results of the management’s stewardship of the resources entrusted to it. To meet these objective, financial statements provide information about an entity’s: (a) assets, (b) liabilities, (c) equity, (d) income and expenses, including gains and losses, (e) contributions by and distributions to owners in their capacity as owners, and (f ) cash flows. This information, along with other information in the notes, assists users of financial statements in predicting the entity’s future cash flows and, in particular, their timing and certainty.“ 119 <?page no="119"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs Mit Kenntnis der o. g. Abschlussinformationen soll der Bilanzadressat unter Berücksichtigung der zusätzlich darzustellenden Anhangsangaben (notes) künftige Zahlungsströme (cash flows) des Unternehmens abschätzen können. Grundsätzlich ist diese Form der Informationsversorgung beschränkt, da der handelsrechtliche Jahresabschluss vergangenheitsorientiert ist und keine Prognosemethoden enthält. Aus den Financial Statements lassen sich jedoch Erfolgspotenziale ableiten, die auf zukünftige Geschäftsentwicklungen hinweisen. Nach IAS 1.9 wird die Informationsversorgungsfunktion des handelsrechtlichen Jahresabschlusses betont. Der Adressatenkreis für den handelsrechtlichen Jahresabschluss wird weit gefasst, um nicht einzelne Gruppen zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Anders als nach deutschem HGB wird bei den IFRSs nicht der Schutz von Gläubigern gefordert, sondern das Ziel ist die Bereitstellung von Informationen nach dem True and Fair View Principle für alle Adressaten. Der Jahresabschluss ist nach IAS 1.36 und § 242 HGB mindestens jährlich aufzustellen. Eine weitere Rechenschaftslegung wird von börsennotierten Unternehmen durch Quartals- und Segmentberichterstattung erfüllt -› vgl. S. 25 und IAS 34 sowie IFRS 8 . IAS 1.10 und §§ 242 Abs. 3 und 264 Abs. 2 HGB legen die Bestandteile des Jahresabschlusses (set of financial statements) fest, wie in Abbildung 6.1 gezeigt. German Civic Code (BilMoG) International Financial Reporting Standards (IFRS) (1) Balance sheet (1) Statement of financial position (2) Income statement (2) Statement of comprehensive income (3) Statement of cash flows (4) Statement of changes in equity (3) Notes* (5) Notes ( ) Directors' report ( ) A statement of financial position as at the beginning of the earliest comparative period when changes made * for medium sized and large corporations only (§ 264 I HGB) Abbildung 6.1: Übersicht über die Financial Statements nach HGB und IFRSs IAS 1.10 erlaubt andere Bezeichnungen für die Financial Statements zu führen. Es wäre daher kein Verstoß gegenüber den IFRSs die bis 2009 verwendeten Namen Balance Sheet, Income Statement und Cash Flow Statement zu verwenden. Im Weiteren werden jedoch die neuen Begriffe verwendet. Die Inhalte der Financial Statements sind: 120 <?page no="120"?> 6.2 Bilanzausweis (1) Bilanz (Statement of Financial Position) Die Bilanz gibt einen Überblick über die Vermögenslage und die Kapitalherkunft. (2) Gewinn- und Verlustrechnung (Statement of Comprehensive Income) Die Gewinn- und Verlustrechnung zeigt die Ertragskraft eines Unternehmens. Der Erfolg eines Unternehmens wird durch Umsatzerlöse (revenue) größer und durch Aufwand (expense) geschmälert. (3) Kapitalflussrechnung (Statement of Cash Flows) Die Kapitalflussrechnung zeigt alle Zahlungsströme (cash flows) eines Unternehmens. (4) Eigenkapitalveränderungsrechnung (Statement of Changes in Equity) Die Eigenkapitalveränderungsrechnung zeigt Änderungen des Eigenkapitals (shareholders’ equity). (5) Anhang (notes) Die Notes geben weitere Informationen zum Jahresabschluss, die in seinen Bestandteilen sonst nicht enthalten sind. Z. B. werden die Bilanzierungsmethoden (accounting policies) oder weitere ergänzende Aufstellungen (other statements) wie ein Anlagespiegel (register of non-current assets) dargestellt. Da die Notes nach IFRSs umfangreicher als der Anhang nach deutschem HGB sind, wird im Weiteren der Begriff Notes nicht mit Anhang übersetzt. (6) Eröffnungsbilanz für den Vergleichszeitraum (Statement of Financial Position as at the Beginning of Earliest Comparation Period) Eine Eröffnungsbilanz wird dann für den Vergleichszeitraum gefordert, wenn Änderungen der Bilanzierungspolitik oder der Bewertung oder Umstruktierungen stattgefunden haben. Im Unterschied zu dem deutschen HGB (German Civic Code = GCC) gibt es nach IFRSs keine rechtsform- und größenklassenspezifischen Regelungen. Die Financial Statements für den Konzernabschluss nach § 297 Abs. 1 HGB erfordern ebenfalls eine Kapitalflussrechnung und einen Eigenkapitalspiegel. IAS 1.49 und IAS 1.51 fordern, dass alle Jahresabschlussbestandteile eindeutig zu kennzeichnen sind. Insbesondere ist der Name des berichtenden Unternehmens (reporting entity) als Unternehmen oder Konzern unterscheidbar deutlich zu machen. Es müssen der Abschlussstichtag, die Abrechnungsperiode, die Berichtswährung (reporting currency) und der Rundungsfaktor (level of rounding) angegeben werden. Aus dem Grundsatz der Vergleichbarkeit von Abschlüssen leitet sich die Forderung nach einer Vergleichsspalte ab, in der die Vorjahreswerte zu zeigen sind. Liegt kein Vergleichszeitraum vor (z. B. bei einer Neugründung), ist darüber in den Notes zu berichten. 121 <?page no="121"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs 6.2 Bilanzausweis (Presentation of Statement of Financial Position) Das Statement of Financial Position wird zum Bilanzstichtag (balance sheet date) aufgestellt. Die Bilanz zeigt auf der Aktivseite (asset side) das Vermögen eines Unternehmens - auf der Passivseite (equity and liabilities side) das Eigen- und Fremdkapital. Die Passivseite wird auch als Claims Side bezeichnet, da sie Ansprüche der Eigen- und Fremdkapitalgeber repräsentiert. Der Bilanzausweis wird in IAS 1.54 nur als Mindestausweis vorgeschrieben: „As a minimum, the statement of financial position shall include line items that present the following amounts: (a) property, plant, and equipment (b) investment property (c) intangible assets (d) financial assets [ . . . ] (e) investments accounted for using the equity method (f ) biological assets (g) inventories (h) trade and other receivables (i) cash and cash equivalents (j) the total of assets classified as held for sale and assets included in disposal groups [ . . . ] (k) trade and other payables (l) provisions (m)financial liabilities [ . . . ] (n) liabilities and assets for current tax, as defined in IAS 12 (o) deferred tax liabilities and deferred tax assets; as defined in IAS 12 (p) liabilities included in disposal groups classified as held for sale in accordance with IFRS 5 (q) minority interest, presented within equity; and (r) issued capital and reserves attributable to holders of the parent.“ Formal wird keine Reihenfolge für die Positionen vorgeschrieben. Es wird darauf explizit in IAS 1.57 hingewiesen. Auf der Asset Side befindet sich das gesamte aktivierungspflichtige Vermögen des Unternehmens mit seinen Buchwerten. Vermögen ist zu zeigen, wenn die Aktivierungskriterien (recognition criteria) erfüllt werden. Es wird gemäß IAS 1.60 nach non-current und current Assets differenziert. Non-current Assets ist Vermögen, das länger als zwölf Monate im Unternehmen bleiben soll. Kurzfristig ist alles Vermögen, das weniger lang im Unternehmen bleibt, und jede Form von Cash and Cash Equivalents -› Genaues vgl. IAS 1.62 ff . Die IFRSs kennen keine Bilanzierungshilfen . 122 <?page no="122"?> 6.2 Bilanzausweis Auf der Passivseite der Bilanz werden das Eigenkapital und die Schulden gezeigt. Rückstellungen (provisions) werden nach IFRSs unter Schulden eingeordnet. Das Eigenkapital besteht aus dem gezeichneten Kapital (issued capital), den Rücklagen (reserves) und dem Bilanzgewinn (retained earnings, retained income). Werden z. B. mehrere Aktiengattungen ausgewiesen, ist für sie jeweils ein einzelner Posten zu bilden. Eine Vorschrift dafür besteht nach IAS 1 nicht. Es ergibt sich aber aus IAS 1.57 die Notwendigkeit zur Aufschlüsselung, weil so das Eigenkapital aus der Sicht der Entscheidungsfundierung besser beurteilt werden kann. Die Rücklagen (reserves) werden nicht detailliert dargestellt. Sie verändern sich durch Transaktionen des Unternehmens. Z. B. werden Gewinnrücklagen aus Gewinnen des oder der vergangenen Geschäftsjahre gebildet, wenn das Unternehmen sie thesauriert . Es ergibt sich aus der Forderung nach Übersichtlichkeit, die Rücklagen nach ihren Kategorien differenziert zu zeigen. Allerdings kann der Bilanzierende eine entsprechende Aufstellung auch in den Notes darstellen. Die Position Bilanzgewinn ist eine Sammelposition für Erfolge des aktuellen und der vorherigen Abrechnungsperioden. Der Bilanzgewinn besteht aus noch nicht verwendeten Gewinnen. Es ist international üblich, den Jahresabschluss nach der Gewinnverwendung aufzustellen. Daher schreibt IAS 1.54 die Position nicht vor. Eine Gewinnverwendung ist in den Notes zu erläutern. Das Eigenkapital eines Unternehmens stellt rechnerisch den Wert dar, der bei einer Liquidation den Anteilseignern zusteht. Hierfür wird angenommen, dass alle Assets zu ihren Buchwerten veräußert würden und Schulden zu dem Buchwert abgelöst würden. Dies ist nur erfüllt, wenn die Annahme des Going Concern getroffen wird. Ist z. B. davon wegen einer bevorstehenden Liquidierung nicht auszugehen, bedarf es eines entsprechenden Vermerks in den Notes. In einem solchen Fall muss eine Liquidationsbilanz erstellt werden, die das Vermögen zu den niedrigeren Wertansätzen zeigt, die sich voraussichtlich bei Liquidation erzielen lassen (forced sales volume). Die Schulden (liability) enthalten sichere und solche Schulden, deren Eintritt oder Höhe noch unbestimmt sind. Letztere sind Rückstellungen (provision). Beim Schuldausweis werden zinspflichtige und z. B. Schulden aus Lieferungen und Leistungen unterschieden. Die Unterscheidung ist sinnvoll, da z. B. für Rentabilitätskalküle nach zinspflichtigem und zinsfreiem Kapital differenziert wird, z. B. für die Berechnung des Cash Flow Return on Investment (CFROI) (vgl. zum CFROI: Männel [2001]). Nach IAS 1.54 und IAS 12.12 sind ausstehende Steuerschulden als spezielle Steuerschuld zu zeigen. Die IFRSs regeln nicht die Höhe der Unternehmenssteuern , aber ihren Ausweis im Jahresabschluss über IAS 12. Wie auf der Aktivseite gibt es auf der Passivseite ebenfalls keine Bilanzierungshilfen. 123 <?page no="123"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Abbildung 6.2 zeigt die bisher verwendete vereinfachte Bilanz der Sunny AG zum Bilanzstichtag 31.12.20X2 in T-Kontenform. Zur Darstellung wurde das Geschäftsjahr 20X2 gewählt, um die Vergleichsspalte für das Geschäftsjahr 20X1 zeigen zu können. Die Bilanz wird zunächst in eine IAS 1-konforme Darstellung überführt. A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.738.000,00 Issued capital 600.000,00 Intang. assets Reserves 610.035,67 Financial assets R/ E 0,00 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 289.478,70 Receivables 1.002.000,00 Payables 2.786.021,80 Prepaid exp. Provisions Cash 796.658,94 Def. income Tax liabilities 251.122,78 4.536.658,94 4.536.658,94 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 6.2: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 (vereinfachte Struktur) Die Sunny AG hat unter non-current Assets den Posten P, P, E angegeben. Das Sachanlagevermögen zeigt den Wert 2.738.000,00 EUR. Dies ist der Buchwert des gesamten Sachanlagevermögens zum Bilanzstichtag 31.12.20X2. Der Wert ist ebenfalls im Anlagespiegel der Sunny AG zu sehen, den sie in den Notes zeigt. Plant Date of acqu isition Usfl life Cost / valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (10.000,00) 40.000,00 2100 (Stck) 20X1 10 100.000,00 (20.000,00) 80.000,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (200.000,00) 2.300.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (60.000,00) 180.000,00 4100 (Asbl) 20X1 4 56.000,00 (28.000,00) 28.000,00 4200 (Cnfg) 20X1 4 60.000,00 (30.000,00) 30.000,00 4300 (Srvc) 20X1 4 160.000,00 (80.000,00) 80.000,00 total 3.166.000,00 (428.000,00) 2.738.000,00 Sunny AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X2 Abbildung 6.3: Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X2 Die Sunny AG weist als Umlaufvermögen keine Vorräte aus, da das Vorratsvermögen im Geschäftsjahr aufgebraucht wurde und der Endbestand Null beträgt. Die Sunny AG hat Forderungen aus dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen an Debitoren. Die Position Cash and Cash 124 <?page no="124"?> 6.2 Bilanzausweis Equivalents zeigt den Kassenbestand der Sunny AG zum Bilanzstichtag. Abgrenzungsposten oder Bilanzierungshilfen werden nicht dargestellt. Die Sunny AG hat ein gezeichnetes Kapital i.H.v. 600.000,00 EUR, das aus der Ausschüttung von Aktien resultiert. Die Rücklagen der Sunny AG resultieren aus der Gewinnverwendung der Geschäftsjahre 20X1 und 20X2. Die Rücklagen zeigen, dass die Sunny AG den Jahresabschluss unter Gewinnverwendung aufgestellt hat. Die Gewinnverwendung folgt den Regelungen des deutschen AktG, insb. §§ 58 und 150 AktG. Es wurden jeweils 52.5 % des Ergebnisses in die Rücklagen eingestellt, die verbleibenden 47,5 % in Verbindlichkeiten gebucht. Die Position Retained Earnings ist Null, weil der Gewinn von 20X1 und 20X2 jeweils vollständig verwendet wurden. Die Gewinnverwendung der Sunny AG wird in Kapitel 11 -› vgl. S. 291 behandelt. Die Schulden der Sunny AG zeigen als erste Position zinspflichtige Verbindlichkeiten, z. B. gegenüber Kreditinstituten (interest bearing liabilities). Darin ist eine Verbindlichkeit gezeigt, die aus dem Darlehen resultiert, das zu Beginn von 20X1 in Höhe von 300.000,00 EUR aufgenommen wurde. Nach IAS 1.69ff ist geboten, die Tilgung für das nächste Geschäftsjahr 20X3 zu isolieren und als kurzfristige Schuld darzustellen. Die ausgewiesene Verbindlichkeit in Höhe von 289.478,70 EUR enthält noch den kurzfristigen Anteil i.H.v. 5.762,84 EUR. In Abbildung 6.5 -› vgl. S. 126 ist der Betrag für die kurzfristigen Schulden herausgerechnet worden. In den weiteren Kapiteln des Buchs wird aus didaktischen Gründen der Betrag für die Bankschulden zusammengefasst dargestellt. Der Tilgungsplan des Darlehens ist in Abbildung 6.4 gezeigt. Eine Diskontierung von Schulden wird erst in Kapitel 14 behandelt und daher hier nicht vorgenommen. Carrying amont [EUR] Interest Pay-off [EUR] Ending balance Annuity (8 %) [EUR] (6,3 %) [EUR] 20X1 300.000,00 18.900,00 5.100,00 294.900,00 24.000,00 20X2 294.900,00 18.578,70 5.421,30 289.478,70 24.000,00 20X3 289.478,70 18.237,16 5.762,84 283.715,86 24.000,00 Sunny AG's INTEREST and PAY-OFF SCHEDULE Abbildung 6.4: Tilgungsplan des Darlehens der Sunny AG Die Sunny AG hat weiter kurzfristige Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten, Anteilseignern und Finanzbehörden. Sie resultieren aus Materialaufwendungen einschließlich der darauf entfallenden Vorsteuer gegenüber den Lieferanten, aus der Dividende und aus den Umsatzsteuerverbindlichkeiten gegenüber den Finanzbehörden. Die Einkommensteuerschulden als Gesamtbetrag für die Unternehmensbesteuerung werden nach IAS 12 unter Schulden ausgewiesen. Sie betragen zum Bilanzstichtag 251.122,87 EUR und resultieren aus dem Geschäftsjahr 20X2. Die Bilanz der Sunny AG wird in Abbildung 6.5 in dem Format gezeigt, wie es den Regelungen des IAS 1 entspricht. Die Bilanz zeigt rechts die Vergleichsspalte zum vorherigen Bilanzstichtag. 125 <?page no="125"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs 20X2 20X1 [EUR] [EUR] Non-current assets Property, plant, and equipment 2.738.000,00 2.952.000,00 Investment property Intangible assets Financial assets Investment accounted [...] Total of non-current assets 2.738.000,00 2.952.000,00 Current assets Inventories Trade and other receivables 1.002.000,00 1.002.000,00 Cash and cash equivalents 796.658,94 149.600,00 Prepaid expenses Total of current assets 1.798.658,94 1.151.600,00 Total assets 4.536.658,94 4.103.600,00 Liabilities [...] Interest bearing liabilities 283.715,86 289.478,70 Trade and other payables 2.791.784,64 2.658.136,53 Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 251.122,78 251.025,83 Deferred tax liabilities [...] IAS 12 Deferred income Total of liabilities 3.326.623,28 3.198.641,06 Capital Issued capital 600.000,00 600.000,00 Other reserves 610.035,67 304.958,94 R/ E Total of shareholders' equity 1.210.035,67 904.958,94 Total equity and liabilities 4.536.658,94 4.103.600,00 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 6.5: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 6.3 Ausweis der Gewinn- und Verlustrechnung (Presentation of Statement of Comprehensive Income) Die Gewinn- und Verlustrechnung wird - ebenso wie die im Folgenden beschriebenen Jahresabschlusselemente - für ein Jahr, aufgestellt. Die Gewinn- und Verlustrechnung weist den Periodenerfolg des Unternehmens durch Vergleichen von Umsatzerlösen und Aufwendungen aus. Solange für ein Produktionsunternehmen die Menge der hergestellten Erzeugnisse mit der Absatzmenge übereinstimmt, ergeben sich keine Veränderungen von Beständen 126 <?page no="126"?> 6.3 Ausweis der Gewinn- und Verlustrechnung an Fertigerzeugnissen. Sind dagegen die o. g. Mengen unterschiedlich, muss der Erfolg entweder an die Aufwendungen oder an die Erlöse angepasst werden. Entsprechend gibt es für die Gewinn- und Verlustrechnung zwei Formate: (1) Gesamtkostenverfahren und (2) Umsatzkostenverfahren. (1) Gesamtkostenverfahren (Nature of Expense Method) Es werden alle Aufwendungen aus der Buchhaltung übernommen. Bestandserhöhungen werden zu Anschaffungs- und Herstellungskosten bewertet im Haben gebucht. So werden Aufwendungen, die für die Herstellung der noch auf Lager befindlichen Erzeugnisse angefallen sind, zu den Umsatzerlösen addiert. Mit den Aufwendungen wird derselbe Betrag für das Anschaffen und Herstellen der Erzeugnisse wieder subtrahiert. Das Aufbauen von Beständen wird somit erfolgsneutral in der Gewinn- und Verlustrechnung behandelt. (2) Umsatzkostenverfahren (Cost of Sales Method) Es werden nur solche Aufwendungen berücksichtigt, die für die Herstellung der verkauften Produkte angefallen sind. Ein Aufwand für ein hergestelltes Erzeugnis, das noch nicht verkauft wurde, wird erst in der Periode berücksichtigt, in der das Produkt verkauft wird. Das Umsatzkostenverfahren erfordert, dass bereits bei der Buchung von Aufwandsarten eine Zuordnung zu Erzeugnissen stattfindet. Technisch werden dafür Ergebnisobjekte gebildet, denen Aufwendungen und Erlöse zugeordnet werden. Für die Erfolgsbestimmung in Kapitel 4.3.1 -› vgl. S. 73 wurde nach dem Gesamtkostenverfahren gebucht. Es wurden alle Aufwendungen in die Trial Balance und in das Gewinn- und Verlustrechnungskonto übernommen. Das Umsatzkostenverfahren wird in Kapitel 12 -› vgl. S. 313 behandelt. Das Statement of Comprehensive Income wird formal in IAS 1 festgelegt. Es kann nach IAS 1.81 auch in zwei Teilen, als Income Statement und Statement of Other Comprehensive Income gezeigt werden. Im Weiteren wird immer die Gesamtdarstellung gem. IAS 1.81 (a) verwendet. Die Mindestinformation des Statement of Comprehensive Income beschreibt IAS 1.82: „As a minimum, the statement of comprehensive income shall include line items that present the following amounts for the period: (a) revenue (b) finance costs (c) share of the profit or loss of associates and joint ventures accounted for using the equity method (d) tax expense (e) a single amount comprising the total of (i) the post-tax profit or loss of discontinued operations and (ii) the post-tax gain or loss recognised on the measurement to fair value less costs to sell or on the disposal of the assets or disposal group(s) constituting the discontinued operation; and (f ) profit or loss (g) each component of other comprehensive income classified by nature 127 <?page no="127"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs (h) share of the other comprehensive income of associates and joint ventures accounted for using the equity method and (i) total comprehensive income.“ Das Statement of Comprehensive Income kann nach IAS 1.85 um weitere Überschriften ergänzt werden. Die Struktur des Statement of Comprehensive Income nach der Nature of Expense Method ist in IAS 1.102 dargestellt. Für die Cost of Sales Method wird die Struktur nach IAS 1.103 beschrieben. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Gewinn- und Verlustrechnung ist in Abbildung 6.6 für die Sunny AG gemäß IAS 1.82 wiedergegeben: 20X2 20X1 [EUR] [EUR] Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized Total 8.350.000,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortization expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (18.578,70) (18.900,00) Share of profit of associates Profit before taxation 832.221,30 831.900,00 Income tax expenses (251.122,78) (251.025,83) Deferred tax income/ expense Profit for the period 581.098,52 580.874,18 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X2 Abbildung 6.6: Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 Die Sunny AG hat im Geschäftsjahr 20X2 Umsätze in Höhe von 8.350.000,00 EUR erwirtschaftet. Sie resultieren aus dem Verkauf von PCs und Workstations. Außerdem bestehen Umsätze aus Dienstleistungen in Form von Serviceleistungen. Da die Produktionsmenge der Verkaufsmenge entspricht und keine selbst erstellten Leistungen aktiviert wurden, sind keine Bestandsveränderungen oder aktivierte Eigenleistungen in der Gewinn- und Verlustrechnung zu berücksichtigen. Aktivierte Eigenleistungen wären bei der Sunny AG z. B. entstanden, wenn sie einen selbst hergestellten PC in der Buchhaltung einsetzen würde. 128 <?page no="128"?> 6.4 Ausweis der Kapitalflussrechnung Die Aufwendungen, die für die Leistungserstellung angefallen sind, bestehen aus Material-, Lohnaufwand und aus Abschreibungen. Sonstige Kosten sind z. B. Reinigungskosten. Die Finanzierungskosten bestehen aus den Zinsen für das Bankdarlehen. Die Sunny AG weist in 20X2 ein Vorsteuerergebnis (EBT) i.H.v. 832.221,30 EUR aus. Bei einem Gesamtsteuersatz i.H.v. 30,18 % für Osnabrück betragen die Unternehmenssteuern 251.122,78 EUR. Der Jahresüberschuss ist die Differenz und beträgt hier 832.221,30 (1 − 30,18 %) = 581.098,52 EUR. Der Jahresüberschuss wird bei der Gewinnverwendung der Sunny AG zu 52,5 % in die Rücklagen eingestellt und zu 47,5 % als Verbindlichkeiten gegenüber den Anteilseignern ausgewiesen. 6.4 Ausweis der Kapitalflussrechnung (Presentation of Statement of Cash Flows) Die Kapitalflussrechnung zählt nach IAS 1.10 zum Jahresabschluss (set of financial statements). Sie zeigt die zusammengefassten Zahlungen des Unternehmens nach Cash Flow Typen. Die Kategorien sind Zahlungen aus operativer Tätigkeit, Zahlungen aus Investitionstätigkeit und Zahlungen aus Finanzierung. Die Kapitalflussrechnung kann direkt aus den Ein- und Auszahlungen abgeleitet werden. Ebenso ist eine derivative Ermittlung möglich, bei der das Statement of Cash Flows aus der Gewinn- und Verlustrechnung abgeleitet wird (reconciliation method). Diese Methode wird häufig zur Bestimmung des Cash Flow aus operativer Tätigkeit verwendet. Der Periodenerfolg nach Steuern wird dazu um Vorgänge korrigiert, die nicht zu Zahlungen geführt haben, z. B. Abschreibungen oder Einstellungen in Rückstellungen. Die Ausweisvorschriften in IAS 1.111 enthalten nur den Verweis auf IAS 7. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Kapitalflussrechnung der Sunny AG enthält alle Zahlungen des Geschäftsjahrs 20X2. Der Cash Flow aus operativer Tätigkeit enthält die Ein- und Auszahlungen für die gezahlten Bruttoumsatzerlöse und den Materialaufwand. Die Sunny AG verkauft ihre Leistungen zu 10 % auf Rechnung. Gleichzeitig werden die Materialaufwendungen nur zu 60 % gezahlt. Die fälligen Zahlungen für die Umsatzsteuerschuld werden erst im nachfolgenden Geschäftsjahr beglichen. Weiter wurden Löhne und sonstige Aufwendungen von der Sunny AG gezahlt. Der Cash Flow aus Investitionstätigkeit enthält in 20X2 nur die noch fällige Restzahlung aus den Investitionen in 20X1. Entsprechend ist kein Zugang im Anlagespiegel zu sehen, wohl aber ein Cash Flow aus Investitionstätigkeit i.H.v. (500.000,00 EUR). Bei dem Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit für 20X2 sieht man die Annuität für das Bankdarlehen und die Dividendenausschüttung für das Geschäftsjahr 20X1. In der Vergleichsspalte für 20X1 sind die Ausgabe von Aktien und die Aufnahme des Bankdarlehens als Außenfinanzierungszahlung ausgewiesen. Die Differenz aus Einzahlungen und Auszahlungen gibt den Cash Flow für das Geschäftsjahr an. In 20X1 betrug der Cash Flow 149.600,00 EUR. In 20X2 ist der Cash Flow 647.058,94 EUR. Der Betrag von 149.600,00 EUR entspricht dem Kassenbestand von 20X1, da zu Beginn der Geschäftstätigkeit kein Kassenbestand vorhanden war. Der Kassenbestand für 20X2, der in der Bilanz 129 <?page no="129"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs auszuweisen ist, beträgt die Summe der Cash Flows aus 20X1 und 20X2, mithin 796.658,94 EUR. Die Beträge sind in der Bilanz in Abbildung 6.5 -› vgl. S. 126 unter der Position Cash and Cash Equivalents ausgewiesen. Die Kapitalflussrechnung hat für die Sunny AG das in Abbildung 6.7 gezeigte Format. 20X1 20X2 [EUR] [EUR] CF from operating activities Proceeds 9.018.000,00 10.020.000,00 Materials (2.160.000,00) (3.600.000,00) Departments (4.285.200,00) (4.285.200,00) VAT (436.800,00) Taxation (251.025,83) 2.572.800,00 1.446.974,18 CF from investing activities Investment (3.299.200,00) (500.000,00) (3.299.200,00) (500.000,00) CF from financing activities Issue of shares 600.000,00 Bank loan 300.000,00 Interest and pay-off (24.000,00) (24.000,00) Dividend to SHs (275.915,23) 876.000,00 (299.915,23) Total cash flow: 149.600,00 647.058,94 Sunny AG's STATEMENT of CASH FLOWS for year ended 31.12.20X2 Abbildung 6.7: Kapitalflussrechnung der Sunny AG für 20X2 6.5 Ausweis der Eigenkapitalveränderungsrechnung (Presentation of Statement of Changes in Equity) Die IFRSs schreiben in IAS 1.10 das Erstellen einer Eigenkapitalveränderungsrechnung vor. Diese zeigt alle Veränderungen des Eigenkapitals. Das Eigenkapital hat die Positionen (1) gezeichnetes Kapital, (2) Rücklagen und (3) Bilanzgewinn. Änderungen des Grundkapitals einer AG resultieren aus Kapitalheraufsetzungen oder -herabsetzungen durch das Ausgeben oder Einziehen von Aktien. Die Rücklagen verändern sich z. B. bei Einstellungen oder Auflösung in die Kapital- oder die Gewinnrücklagen. In die Kapitalrücklage werden Einstellungen z. B. bei der Ausgabe von Unternehmensanteilen oberhalb ihres Nennbetrags vorgenommen. Einstellungen in die Gewinnrücklagen entstehen durch die Gewinnverwendung. Die Auflösung von Rücklagen kann begrenzt sein, z. B. durch § 150 AktG für den Fall, dass die Summe aus 130 <?page no="130"?> 6.5 Ausweis der Eigenkapitalveränderungsrechnung gesetzlicher Gewinnrücklage und Kapitalrücklage nicht 10 % oder einen satzungsmäßig bestimmten höheren Betrag ausmacht. Die Veränderung des Kontos Bilanzgewinn resultiert aus der Buchung des Jahresüberschusses aus dem GuV-Konto in die Bilanz oder aus Gewinnverwendungsbuchungen. Da die langfristige Veränderung von Eigenkapital für die Unternehmensbeurteilung wesentlich ist, wird ihr ein eigenes Statement gewidmet. Die Eigenkapitalveränderungsrechnung kann aus den anderen Bestandteilen des Jahresabschlusses abgeleitet werden. Sie stellt dem Bilanzadressaten keine neuen Informationen bereit, erleichtert aber den Überblick über die Veränderungen des Eigenkapitals. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat in den Geschäftsjahren 20X1 und 20X2 das Eigenkapital durch Aktienausgabe und durch Gewinnverwendungen gemehrt. Zur Vereinfachung der Sunny AG-Fallstudie wird die Gewinnverwendung für das Jahr angenommen, in dem der Gewinn erwirtschaftet wurde. Daher schüttet die Sunny AG in 20X1 eine Dividende aus, die jedoch erst in 20X2 gezahlt wird. Die Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG zeigt Abbildung 6.8: Issued capital Earnings reserves Retained earnings Total shareholders' equity Equity as at 1.01.20X1 0,00 0,00 0,00 0,00 Issue of ord. shares 600.000,00 600.000,00 Profit 20X1 580.874,18 580.874,18 Appropriation of profit 304.958,94 (580.874,18) (275.915,23) Equity as at 31.12.20X1 600.000,00 304.958,94 0,00 904.958,94 Profit 20X2 581.098,52 581.098,52 Appropriation of profit 305.076,72 (581.098,52) (276.021,80) Equity as at 31.12.20X2 600.000,00 610.035,67 0,00 1.210.035,67 Sunny AG's STATEMENT of CHANGES in EQUITY for year ended 31.12.20X2 Abbildung 6.8: Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 Das Eigenkapital zu Beginn von 20X1 betrug Null. Die Sunny AG hat 600.000,00 EUR als Eigenkapitalmehrung ausgewiesen. Der Betrag resultiert aus der Ausgabe der Stammaktien (ordinary share issue) bei der Unternehmensgründung. Die Jahresüberschüsse in 20X1 und 20X2 mit Beträgen von 580.874,18 EUR und 581.098,52 EUR wurden zunächst als Eigenkapitalmehrung in das Konto Bilanzgewinn (retained earnings) gebucht. In beiden Geschäftsjahren wurden in Übereinstimmung mit den Regelungen im deutschen Aktiengesetz davon 52,5 % in die Rücklagen eingestellt. Entsprechend wurde die gesetzliche Gewinnrücklage um 5 % des Jahresergebnisses und die sonstigen Gewinnrücklagen um 47,5 % des Jahresergebnisses erhöht. In Abbildung 6.8 sind die beiden Rücklagen zu Gewinnrücklagen (earnings reserves) zusammengefasst dargestellt. Dies bedingt eine detaillierte Erläuterung der Zusammensetzung der Rücklagen in den Notes. Das Einstellen in die Rücklagen entspricht z. B. in 20X2 der folgenden Buchung: 131 <?page no="131"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs DR Retained Earnings ............. 305.076,72 EUR CR Legal Earnings Reserves ..... 29.054,92 EUR CR Other Earnings Reserves ..... 276.021,80 EUR Entsprechend der Verwendung des Jahresüberschusses werden insgesamt 305.076,72 EUR in die Rücklagen eingestellt. Der restliche Betrag wird bei vollständiger Gewinnverwendung als Dividende an die Anteilseigner erklärt und in die Verbindlichkeiten gebucht. Der Buchungssatz lautet: DR Retained Earnings ............. 276.021,80 EUR CR A/ P ................................. 276.021,80 EUR Die Buchung in das Verbindlichkeitskonto ist eine Eigenkapitalminderung, weil von einem Eigenkapitalkonto (R/ E) in ein Verbindlichkeitskonto (A/ P) gebucht wird. Online-Übungen: Exhibit (Ü 6.1). Online-Übungen: Hangogoh Hakquo (Ü 6.2). Online-Übungen: Schepsdorf (Ü 6.3). 6.6 Darstellung der Notes (Presentation of Notes) Die Notes nehmen gem. IAS 1.103 Angaben über die Bilanzierungsgrundlagen und weitere Informationen, die nicht in den anderen Statements aufgeführt werden, auf. Da die Notes i.d.R. unternehmensindividuell sind, werden sie an der Sunny AG-Fallstudie gezeigt. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG trägt in den Notes zu den Bilanzierungsgrundlagen vor. Sie erläutert z. B.: „Der vorliegende Jahresabschluss der Sunny AG ist als Einzelabschluss nach internationalen Rechnungslegungsstandards IFRSs erstellt worden. . . . Die Bewertung des Sachanlagevermögens und die Abschreibung finden konsistent zu IAS 16.60 statt. Land wird nicht abgeschrieben. Für das Bürogebäude wird eine Nutzungsdauer von 25 Jahren angenommen. Für Maschinen wird eine Nutzungsdauer von vier Jahren angenommen. Das Sachanlagevermögen in den Bereichen Lager und Büros wird davon abweichend mit einer Nutzungsdauer von zehn Jahren angenommen. Die Nutzungsdauer der Solarenergieanlage beträgt acht Jahre. 132 <?page no="132"?> 6.6 Darstellung der Notes Die Sachanlagen weisen die folgenden Werte zum Ende von 20X2 auf: Plant Date of acqu isition Usfl. life Cost / valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (10.000,00) 40.000,00 2100 (Stck) 20X1 10 100.000,00 (20.000,00) 80.000,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (200.000,00) 2.300.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (60.000,00) 180.000,00 4100 (Asbl) 20X1 4 56.000,00 (28.000,00) 28.000,00 4200 (Cnfg) 20X1 4 60.000,00 (30.000,00) 30.000,00 4300 (Srvc) 20X1 4 160.000,00 (80.000,00) 80.000,00 total 3.166.000,00 (428.000,00) 2.738.000,00 Sunny AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X2 Abbildung 6.9: Anlagespiegel der Sunny AG Die Überleitungsrechnung des Sachanlagevermögens ist im Reconciliation Statement of noncurrent Assets dargestellt. Darin sind die Anlagen für Lager, Solarenergie, Montage, Konfiguration und für den Servicebereich zur Position Plant zusammengefasst. Die Abbildung 6.10 zeigt die Überleitungsrechnung für das Sachanlagevermögen.“ Building Office Plant CA at beginning of year 2.400.000,00 45.000,00 507.000,00 Acquisitions Disposals Depreciations (100.000,00) (5.000,00) (109.000,00) Revaluations CA at end of year 2.300.000,00 40.000,00 398.000,00 RECONCILIATION OF CARRYING AMOUNTS Abbildung 6.10: Überleitungsrechnung für das Anlagevermögen der Sunny AG für 20X2 Vergleiche zu den vollständigen Notes für die Sunny AG: Online-Übungen: Bellville (Ü 6.4). Online-Übungen: Parklands (Ü 6.5). 133 <?page no="133"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs 6.7 Ausweis einer Eröffnungsbilanz (Presentation of Statement of Financial Position as at Earliest Beginning of Comparative Period) Nur bei Änderungen der Bilanzierungspolitik, bei Verändern der Bewertungsmethode oder bei Restrukturierung von Vermögen ist eine weitere Eröffnungsbilanz darzustellen, damit der Bilanzadressat die Auswirkungen der Änderungen auf den Vergleichszeitraum nachvollziehen kann. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat keine Änderungen von Bewertungsmethoden vorgenommen, daher zeigt sie nur die Bilanzen zum 31.12.20X1 und 20X2. Hätte die Sunny AG z. B. die Abschreibungsmethode verändert, dann wäre für den Jahresabschluss 20X2 die Bilanz zum 1.01.20X1 darzustellen, weil dies der Anfang des Vergleichszeitraums ist. Die ab 20X2 neue Abschreibungsmethode wäre nach IAS 8 auch in 20X1 anzuwenden gewesen. Ein solches Beispiel wird in Kapitel 7 für die Sunny AG vorgetragen. Zusammenfassung (Summary) Der Jahresabschluss nach IFRSs besteht aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung, der Kapitalflussrechnung und der Eigenkapitalveränderungsrechnung. Die Formalvorschriften werden in IAS 1 dargestellt. IAS 1.54 regelt den Mindestinhalt der Bilanz. Im Unterschied zum deutschen HGB werden nach IFRSs nur Bilanzpositionen inhaltlich vorgeschrieben. Ein Gliederungsschema oder die Benennung der Bilanzpositionen werden nicht geregelt. IAS 1.82 schreibt vor, welche Aufwands- und Ertragspositionen in der Gewinn- und Verlustrechnung zu zeigen sind. Sie kann nach dem Gesamt- oder dem Umsatzkostenverfahren aufgestellt werden. Die Kapitalflussrechnung wird formal nicht geregelt, inhaltlich wird sie in IAS 7 behandelt. Dort wird vorgeschrieben, dass die Zahlungsströme nach operativer Tätigkeit, nach Investitionstätigkeit und Finanzierungstätigkeit zu strukturieren sind. Die Eigenkapitalveränderungsrechnung wird über IAS 1.106 geregelt. Der Standard schreibt die Mindestinhalte vor. Die Notes nach IAS 1.112 stellen Erläuterungen zum handelsrechtlichen Jahresabschluss dar. Darin werden z. B. die Jahresabschlusspolitik und zugrunde liegende Methoden sowie Parameter für die Berechnungen dargestellt. Sie enthalten Detaildarstellungen zu Jahresabschlusspositionen, wie den Anlagenspiegel auf Gruppenebene, Überleitungsrechnungen und weitere Übersichten. 134 <?page no="134"?> Aufgaben Aufgaben (Exercises) Aufgabe 1: Darstellung der Gewinn- und Verlustrechnung (Exercise on Presentation of Statement of Comprehensive Income) Mossie Ltd. zeigt die Salden der Erfolgskonten, die aus der adjusted Trial Balance übernommen wurden, zum Ende des Geschäftsjahrs 20X5. Account Amount Revenue 600.000,00 Cost of sales 200.000,00 Other expenses 200.000,00 Profit on disposal of MV (taxable profit 5.000 EUR) 5.000,00 Profit on disposal of land (not taxable) 40.000,00 Loss due to hail damage to inventory (tax deductable) 9.000,00 Impairment of goodwill (not tax deductable) 5.000,00 Loss resulting from expropriation of land (not tax deductable) 15.000,00 Payment received from a supplier for breach of contract 4.000,00 (not taxable) Provision for doubtful debts written back (taxable) 8.000,00 Investment (as cost) in liquidated subsidiary written off 12.000,00 Loss on long-term construction contract (tax deductable) 20.000,00 Income tax expense 60.000,00 Abbildung 6.11: Salden aus der Trial Balance von Mossie Ltd. Weitere Informationen: (1) Nehmen Sie an, alle Informationen sind wichtig für den Ausweis. (2) Nehmen Sie einen Gesamtsteuersatz von 30 % an. (3) Die folgenden Positionen sind in Other Expenses enthalten: Leasingzahlungen (Büro) 20.000,00 EUR Abschreibung Maschinen 10.000,00 EUR Abschreibung Fahrzeuge 15.000,00 EUR Abschreibung Ausstattung 15.000,00 EUR Vergütung des Wirtschaftsprüfers 40.000,00 EUR (4) Das Land, das enteignet wurde, hatte Anschaffungskosten i.H.v. 70.000,00 EUR. (5) Die Steuern betragen: (600.000 − 200.000 − 200.000) · 30 % = 60.000,00 EUR. Erstellen Sie eine Gewinn- und Verlustrechnung und die zugehörigen Notes für Mossie Ltd. Verwenden Sie die verfügbare Informationen. Es sind keine Vergleichsinformationen und Angaben zur Bilanzierungsgrundlage gefordert. Die Aufgabe ist in Anlehnung an Oppermann [2009]. 135 <?page no="135"?> 6 Darstellung des Jahresabschlusses nach IFRSs Aufgabe 2: Jahresabschlusserstellung (Exercise on Setting up Financial Statements) Ihnen liegt die Eröffnungsbilanz vor (-› vgl. Abbildung 6.12 auf S. 136 ). Non-current assets [EUR] [EUR] Property, plant and equipment 130.000,00 Investment property Intangible assets Financial assets Total of non-current assets 130.000,00 Current assets Inventories 20.000,00 Trade and other receivables Cash and cash equivalents 15.000,00 Prepaid expenses Total of current assets 35.000,00 Total assets 165.000,00 Liabilities [...] Interest bearing liabilities 40.000,00 Trade and other payables 5.000,00 Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 Deferred tax liabilities [...] IAS 12 Deferred income Total of liabilities 45.000,00 Capital Issued capital 100.000,00 Other reserves 10.000,00 R/ E 10.000,00 Total of shareholder's equity 120.000,00 Total equity and liabilities 165.000,00 Strootberg AG's BALANCE SHEET as at 1.0120X6 Abbildung 6.12: Eröffnungsbilanz Erstellen Sie nach IAS 1 den Jahresabschluss zum 31.12.20X6: Bilanz unter vollständiger Gewinnverwendung, Gewinn- und Verlustrechnung, Eigenkapitalveränderungsrechnung und Kapitalflussrechnung. Sie müssen nur die Eröffnungswerte und die unten stehenden Informationen berücksichtigen. Die Umsatzsteuer beträgt 20 %, der Gesamtsteuersatz 30 %. Verwenden Sie monatsgenaue Abschreibung. (1) Anschaffung einer Maschine für 120.000,00 EUR (brutto) am 1.04.20X6. Die Maschine wird hälftig in 20X6 und 20X7 bezahlt. Der Transport kostet 1.020,00 EUR (brutto). Der Transport wird sofort bar bezahlt. Verwenden Sie lineare Abschreibung. Die Nutzungsdauer beträgt acht Jahre. Buchen Sie Transport in P,P,E. 136 <?page no="136"?> Aufgaben (2) Umsatz i.H.v. 300.000,00 EUR (brutto). Ihr Kunde zahlt hälftig bar in 20X6 und die andere Hälfte im nächsten Jahr. (3) Die Strootberg AG zahlt Lohnkosten i.H.v. 50.000,00 EUR per Überweisung. (Berücksichtigen Sie keine Lohnsteuern oder Sozialversicherungszahlungen) (4) Materialeinkauf i.H.v. 200.000,00 EUR (brutto). Buchen Sie in das Vorrätekonto. Die Strootberg AG erhält einen Rabatt von 10 %. Einkäufe werden bar gezahlt. (5) Die Strootberg AG bildet eine Rückstellung von 10.000,00 EUR. (6) Zum Ende der Abrechnungsperiode beträgt der Endbestand des Materials 12.000,00 EUR. (7) Die Strootberg AG entschließt sich, eine Dividende in Hälfte des Bilanzgewinns auszuschütten. 137 <?page no="138"?> 7 Sachanlagen (Non-current Assets) Lernziele Mit diesem Kapitel 7 beginnt die detaillierte Darstellung von Bilanzpositionen. Es wird zuerst das Sachanlagevermögen behandelt. In Kapitel 9 -› vgl. S. 227 folgt das Umlaufvermögen, in Kapitel 11 -› vgl. S. 291 das Eigenkapital und in Kapitel 14 -› vgl. S. 347 das Fremdkapital. Das Ziel dieser Kapitel ist eine möglichst umfassende Darstellung von Regelungen, die auf die o. g. Bilanzbereiche anzuwenden sind. In Kapitel 7 werden zuerst die Regelungen zum Ausweis von Sachanlagen behandelt. Unter Sachanlagen versteht man sowohl die in IAS 16 geregelten Property, Plant, and Equipment (P, P, E) als auch immaterielles Vermögen, Beteiligungen und Finanzinstrumente. Die Ausweisvorschriften regeln, unter welchen Bedingungen Vermögen in der Bilanz unter der Überschrift non-current Assets zu zeigen ist. Es wird ebenfalls auf Besonderheiten eingegangen, z. B. auf den Ausweis von wesentlichen Ersatzteilen (major spare parts) im Anlagevermögen und die Darstellung von Leasingverhältnissen nach IAS 17, für den Fall, dass Finanzierungsleasing vorliegt und der Leasingnehmer das geleaste Vermögen bilanziert. Nachfolgend wird die Bewertung von Sachanlagen behandelt. Es werden die Wertansätze bei der Erstbewertung vorgestellt und im Rahmen der Folgebewertung auf planmäßige Abschreibungen, auf außerplanmäßige Abschreibungen und auf Neubewertungen eingegangen. Ebenso sind Bewertungsbesonderheiten darzustellen: der Austausch von Teilen von Sachanlagen, Bewertung bei Tauschgeschäften, Bewertung bei verspäteten Zahlungen, die Zinsanteile enthalten, das Ändern von Schätzungen der Nutzungsdauer und das Ausscheiden von Anlagen. Es wird gezeigt, wie in den Notes Sachanlagen bei Folgebewertungen auszuweisen und zu erläutern sind. Die Lernziele des Kapitels 7 sind: (1) Kennenlernen der wichtigsten Positionen des Sachanlagevermögens (non-current assets): Property, Plant, and Equipment (P, P, E), Investment Property, Intangible Assets, Investments, Financial Instruments -› vgl. Abschnitt 7.1, S. 140 (2) Kennenlernen der Ansatzvorschriften für das Sachanlagevermögen -› vgl. Abschnitt 7.1.1, S. 143 (3) Vermitteln über die Kenntnisse zum Ausweis von weiteren Sachanlagevermögen in der Bilanz -› vgl. Abschnitt 7.1.3, S. 152 (4) Kennenlernen der Regelungen zu Leasing und deren grundsätzlichen Buchungssätze -› vgl. Abschnitt 7.1.2, S. 145 139 <?page no="139"?> 7 Sachanlagen (5) Vermitteln von Kenntnissen bei der Bilanzierung von Ersatzteilen, die Sachanlagevermögen darstellen -› vgl. Abschnitt 7.1.1, S. 143 (6) Verstehen der wesentlichen Bewertungsvorschriften nach dem Cost und Fair Value Model -› vgl. Abschnitt 7.2, S. 154 (7) Verstehen der Buchungen beim Austausch von Sachanlagen (replacements) -› vgl. Abschnitt 7.2.4, S. 159 (8) Kennenlernen der bei der Folgebewertung anzuwendenden Methoden für planmäßige Abschreibungen und Unterscheiden-Können zwischen den Abschreibungsdeterminanten. Wissen darüber, wann die wichtigsten Abschreibungsmethoden anzuwenden sind -› vgl. Abschnitt 7.2.4, S. 159 (9) Kennenlernen der Notwendigkeiten zum Ausweisen eines Impairment Loss nach IAS 36 -› vgl. Abschnitt 7.2.5, S. 170 (10) Kennenlernen von Methoden zur Neubewertung und Rückgängigmachen von Impairment Losses -› vgl. Abschnitt 7.2.6, S. 172 (11) Kenntnisse über die Behandlung von Ausscheiden von Anlagevermögen -› vgl. Abschnitt 7.2.8, S. 195 (12) Kenntnisse über das Ausweisen von non-current Assets, die nicht zu Property, Plant, and Equipment zählen -› vgl. Abschnitt 7.2.7, S. 192 7.1 Ausweis von Anlagevermögen (Recognition of Non-current Assets) Eine Ansatzvorschrift regelt, ob Vermögen in der Bilanz gezeigt wird. Das Bewerten von Vermögen wird erst in Abschnitt 7.2 -› vgl. S. 154 behandelt. Ein Asset ist eine Ressource, die aufgrund von Ereignissen der Vergangenheit, z. B. Kauf, Schenkung, in der Verfügungsmacht des Unternehmens steht und von der erwartet wird, dass sie einen wirtschaftlichen Nutzen stiftet. Asset wird mit „Vermögenswert“ übersetzt. Der Ausdruck Vermögensgegenstand entspricht dagegen der Darstellung im deutschen HGB. F.44(a) definiert den Vermögenswert: „An asset is a resource controlled by the entity as a result of past events and from which future economic benefits are expected to flow to the entity.“ Für den Bilanzausweis schreibt IAS 1.60ff eine Gliederung nach current/ non-current oder nach Liquidität vor. Üblich ist eine Aufteilung der Assets nach ihrer Kurz- und Langfristigkeit. Abbildung 7.1 zeigt eine Gliederung für die Aktivseite der Bilanz gem. IFRSs. 140 <?page no="140"?> 7.1 Ausweis von Anlagevermögen 20XX [EUR] Non-current assets Property, plant, and equipment Investment property Intangible assets Financial assets Investment accounted [...] Total of non-current assets Current assets Inventories Trade and other receivables Securities Cash and cash equivalents Prepaid expenses Total of current assets Total of assets ... STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20XX Abbildung 7.1: Gliederung der Aktivseite der Bilanz Für die Unterteilung nach current und non-current gelten die Unterscheidungskriterien gem. IAS 1.60. Vereinfacht gilt, dass alle Assets, die länger als ein Jahr im Unternehmen bleiben und nicht Cash and Cash Equivalents darstellen, als Anlagevermögen zu zeigen sind. Gemäß des IAS 1.54 muss die Bilanz als non-current Asset zeigen: (1) Property, Plant, and Equipment (Sachanlagen), (2) Investment Property (als Finanzinvestition gehaltene Immobilien), (3) Intangible assets (Immaterielle Vermögenswerte), (4) Financial assets (Finanzielle Vermögenswerte) und (5) Investments at Equity (Nach der Equity-Methode bewertete Finanzanlagen ). IAS 1 regelt nur den Mindestausweis für die Bilanzposten. Die Regelungen für das Anlagevermögen beziehen sich auf: (a) den Ansatz: Es ist geregelt, ob ein Asset auszuweisen ist (Bilanzierung des Grundes nach); (b) den Ausweis: Es wird geregelt, wo der Asset darzustellen ist, und (c) die Bewertung: Es wird geregelt, mit welchem Wert ein Asset auszuweisen ist (Bilanzierung der Höhe nach). (1) Sachanlagevermögen (Property, Plant, and Equipment) Das Sachanlagevermögen umfasst z. B. Immobilien, wie unbebaute Grundstücke, Grundstücke und Gebäude, Maschinen und technische Anlagen, Schiffe, Flugzeuge, Kraftfahrzeuge, Betriebs- und Geschäftsausstattung. Dem Sachanlagevermögen ist IAS 16 gewidmet. Dieser Standard regelt die Kriterien der Aktivierung -› vgl. IAS 16.7ff. , die Erstbewertung -› vgl. IAS 16.15ff. und die Folgebewertung -› vgl. IAS 16.29ff. , insbesondere regelmäßige Abschreibungen. 141 <?page no="141"?> 7 Sachanlagen Ähnlich wie nach § 268 Abs. 2 HGB für das Anlagevermögen muss für Property, Plant, and Equipment nach IAS 16.73 ein Anlagespiegel (register of non-current assets) erstellt werden. Er ist jedoch nur auf Gruppenebene darzustellen. Diese in den Anhang aufzunehmenden Darstellungen enthalten Informationen über die Bewertungsgrundlage, die Abschreibungsmethode, die Nutzungsdauer, die kumulierten Abschreibungen sowie eine Überleitungsrechnung (reconciliation of carrying amounts) , mit der ausgehend von den Eröffnungswerten die Abschlussbilanzwerte berechnet werden. Beispiele für Gruppen von Property, Plant, and Equipment sind in IAS 16.37 genannt. (2) Als Finanzinstrumente gehaltene Immobilien (Investment Property) Investment Property sind Immobilien (land and building), die als Finanzinvestitionen gehalten werden. Erwirbt ein Unternehmen eine Immobilie in der Absicht, diese zu vermieten und/ oder einen Wertsteigerungsgewinn (capital appreciation) zu erzielen, wird Investment Property ausgewiesen. IAS 40 definiert und regelt die Bewertung von Investment Property. IAS 40.5: „Investment property is property (land or a building - or part of a building - or both) held (by the owner or by the lessee under a finance lease) to earn rentals or for capital appreciation or both, rather than for: (a) use in the production or supply of goods or services or for administrative purposes; or (b) sale in the ordinary course of business.“ Wird dagegen ein Gebäude selbst genutzt (owner occupied property), gilt es als Property, Plant, and Equipment gem. IAS 16. (3) Immaterielles Vermögen (Intangible Assets) Intangible Assets sind nicht-physische Vermögenswerte, die nicht monetär sind. Kassenbestand gilt ebenfalls als nicht physisch, dennoch werden monetäre Vermögenswerte nach IFRSs grundsätzlich nicht zu den intangible Assets gezählt, sondern sind current Assets. Immaterielle Vermögenswerte werden in IAS 38 behandelt. Dort wird definiert -› IAS 38.8 : „Intangible asset is an identifiable non-monetary asset without physical substance. “ Zu Intangibles zählen z. B. Entwicklungsaufwand, Patente, Rechte, aktivische latente Steuern, Ansprüche aus Leasingverhältnissen, Finanzinstrumente, abgeleiteter Goodwill, Anpassungsaufwand für Software, Website Costs etc. Die Aktivierung von intangible Assets setzt ihre Identifizierbarkeit -› IAS 38.12 voraus (vgl. z. B. Pellens [2011]). Ebenfalls wird unter immaterielles Vermögen Goodwill dargestellt. Goodwill ist ein Firmenwert, der sich nicht in Sachanlagepositionen (P, P, E) widerspiegelt. Ein Zahnarzt erwirbt z. B. eine Praxis, für die er einen höheren Kaufpreis gezahlt hat als die Summe des erworbenen Sachanlagevermögens (Gebäude, Zahnarztstuhl, Bohrer, Wartezimmerausstattung etc.). Er erwirbt zusammen mit der Praxis den Patientenstamm, der einen Nutzen für ihn darstellt, aber nicht aktivierungsfähig ist. Es besteht ein Aktivierungsverbot für Kundenlisten, Marktanteile etc. nach IAS 38.16. Da eine Zahlung für die Praxis stattgefunden hat, wird ein derivativer Geschäftswert ausgewiesen, der auch nach deutschem HGB aktiviert werden kann. - Würde der Zahnarzt dagegen die Praxis neu aufbauen und anschließend feststellen, dass sich der Wert seiner 142 <?page no="142"?> 7.1 Ausweis von Anlagevermögen Praxis wegen seines guten Rufs erhöht hat, darf er nicht Goodwill aktivieren, weil er dann diesen immateriellen Geschäftswert selbst geschaffen hat. IAS 38.48 bestimmt: „Internally generated goodwill shall not be recognised as an asset.“. (4) Finanzinstrumente (Financial Instruments) Financial Assets werden gehalten, um Gewinn zu erzielen. I.d.R. hält ein Unternehmen finanzielle Vermögenswerte, wenn es einen Zahlungsmittelüberschuss hat, den es nicht für die Finanzierung der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit benötigt. Income aus Financial Assets kann in Form von Zinsen, Dividenden, Wertsteigerung oder Mieteinnahmen erzielt werden. Finanzinstrumente sind Cash, vertragliche Rechte auf Zahlung oder auf ein anderes Finanzinstrument oder Eigenkapitalinstrumente, z. B. Aktien, eines anderen Unternehmens. Finanzinstrumente werden in IAS 32, IAS 39, IFRS 7 und IFRS 9 geregelt. (5) Beteiligungen (Investments) Beteiligungen werden nach IAS 27 und IFRS 3 als Erwerb von Unternehmen oder Teilen von Unternehmen, z. B. Aktien dargestellt. Eine Beteiligung liegt vor, wenn von einem Unternehmen so viele Anteile gehalten werden, dass ein wesentlicher Einfluss daraus abgeleitet werden kann. Bei 20 % der Anteile kann von einem solchen Einfluss ausgegangen werden. Wird sogar die Kontrolle ausgeübt, besteht ein Mutter-Tochter- Verhältnis, das einen Konzern begründet. Die Beteiligung an einem Tochterunternehmen wird im Einzelabschluss des Mutterunternehmens als Beteiligung ausgewiesen. Beteiligungen, die zwischen 20 und 50 % liegen, werden nach der Equity-Methode bewertet. Sie zählen zum Anlagevermögen. Der Buchwert einer solchen Beteiligung steigt proportional zur Eigenkapitalveränderung des Unternehmens, an dem die Beteiligung gehalten wird. Die genannten Anteilswerte sind Richtwerte; weder HGB noch die IFRSs schreiben konkrete Grenzwerte für Beteiligungsverhältnisse oder Konzerne vor. 7.1.1 Ansatz von Anlagevermögen (Recognition of Property, Plant, and Equipment) Das Ansetzen von Sachanlagen bedeutet, dass sie in der Bilanz gezeigt werden. Im deutschsprachigen Raum wird hierzu häufig der Begriff Aktivieren verwendet. International spricht man von Recognising. IAS 16.7 bestimmt die Recognition Criteria ähnlich wie im Framework: „The cost of an item of property, plant and equipment shall be recognised as an asset if, and only if: (a) it is probable that future economic benefits associated with the item will flow to the entity; and (b) the cost of the item can be measured reliably. “ Demnach muss mehr wahrscheinlich als unwahrscheinlich sein, dass der Asset einen zukünftigen wirtschaftlichen Nutzen für das Unternehmen stiftet, und er muss verlässlich bewertet werden können. Umgekehrt bedeutet dies auch: Ein Asset, der keinen 143 <?page no="143"?> 7 Sachanlagen zukünftigen wirtschaftlichen Nutzen mehr verspricht, muss nach IFRSs ausgebucht werden. Besitzt ein Unternehmen z. B. eine Sondermaschine für die Herstellung eines speziellen Produkts und dieses Produkt wird nicht mehr hergestellt oder darf es nicht, kann sie weder zur Produktion verwendet werden, noch ist ein Veräußerungserlös zu erwarten. Die Sondermaschine muss nach IAS 16.7 ausgebucht werden. Einen Erinnerungswert (1-Euro-Wert) in der Buchhaltung gibt es nach IFRSs nicht. Hierauf wird in Zusammenhang mit Neubewertungen eingegangen. Erfüllt eine Sachanlage die Ansatzkriterien wird sie in das Konto P, P, E gebucht. In der Regel führt ein Unternehmen eine Anlagenbuchhaltung , d. h. für jeden Vermögensgegenstand wird ein einzelnes Konto geführt. Der Buchungssatz ist für eine Maschine, die zu einem Preis von 120.000,00 EUR angeschafft wurde: DR P, P, E at Cost ......................... 100.000,00 EUR DR VAT ......................................... 20.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 120.000,00 EUR Assets werden nach IAS 1.60 in current Assets und non-current Assets unterteilt. § 247 Abs. 2 HGB sieht eine Einteilung in Anlage- und Umlaufvermögen vor. Ein Abgrenzungsproblem besteht häufig für Ersatzteile. Von Property, Plant, and Equipment werden nach IAS 16.8 Ersatzteile, die nicht bedeutsame Ersatzteile (major spare parts) sind, und Wartungsgeräte als Vorräte (inventories) abgegrenzt. Vorräte werden unter current Assets gezeigt. Bedeutende Ersatzteile werden unter Property, Plant, and Equipment gebucht. Hierzu ein Beispiel: Die Luftfahrtgesellschaft Pampier Ltd. kauft ein Flugzeug vom Typ Airbus A340-600 (vierstrahlig) mit insgesamt 6 Triebwerken. Die Triebwerke werden in regelmäßigen Zeitabständen ausgetauscht. Sie gelten als wesentliche Ersatzteile (major spare parts). Da sie eine kürzere Lebensdauer als das Flugzeug haben, werden die Triebwerke (engines) einzeln aktiviert und später getrennt vom Flugzeug abgeschrieben. Relevant ist IAS 16.43ff., der für jeden Teil eines Vermögensgegenstands mit bedeutendem Anschaffungswert getrennt Abschreibung fordert. „Each part of an item of property, plant and equipment with a cost that is significant in relation to the total cost of the item shall be depreciated separately. An entity allocates the amount initially recognised in respect of an item of property, plant and equipment to its significant parts and depreciates separately each such part. For example, it may be appropriate to depreciate separately the airframe and engines of an aircraft, whether owned or subject to a finance lease. [. . . ]“ Die Pampier Ltd. erwirbt das Flugzeug mit 4 Triebwerken für 250.000.000,00 EUR netto und die Ersatztriebwerke für jeweils 20.000.000,00 EUR (netto). Der Buchungssatz zeigt 2 Einträge für Property, Plant, and Equipment, einen für den Flugzeugrumpf ohne Triebwerke und einen weiteren für die 6 Triebwerke: DR P, P, E Airframe .................. 170.000.000,00 EUR DR P, P, E Engines ................... 120.000.000,00 EUR DR VAT ................................... 58.000.000,00 EUR CR Cash/ Bank ........................... 348.000.000,00 EUR 144 <?page no="144"?> 7.1 Ausweis von Anlagevermögen Die dargestellte Buchung umfasst den Anlagenzugang und bereitet durch die zwei Konten bereits das getrennte Abschreiben von Flugzeug und Triebwerken und das Ersetzen der Triebwerke vor. Die getrennte Abschreibung ist hier aufgrund der unterschiedlichen Laufdauer von Flugzeug und Triebwerken geboten. Ein Asset wird zu dem Zeitpunkt aktiviert, wie er die Ansatzvorschriften erfüllt. Seine Abschreibung beginnt nach IAS 16.55 erst, wenn der Asset sich in gebrauchsfähigem Zustand befindet. 7.1.2 Leasing (Leasing) Leasingverhältnisse sind sowohl nach HGB und nach IFRSs hinsichtlich des wirtschaftlichen Eigentums zu beurteilen. Wirtschaftliches Eigentum besteht, wenn jemand zwar nicht zivilrechtlich Eigentümer ist, aber alle wirtschaftlichen Vorteile aus einem Vermögensgegenstand zieht. § 246 Abs. 1 HGB regelt: „Der Jahresabschluss hat sämtliche Vermögensgegenstände, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten sowie Aufwendungen und Erträge zu enthalten, soweit gesetzlich nichts Anderes bestimmt ist. Vermögensgegenstände sind in der Bilanz des Eigentümers aufzunehmen, ist ein Vermögensgegenstand nicht dem Eigentümer, sondern einem Anderen wirtschaftlich zuzurechnen, hat dieser ihn in seiner Bilanz auszuweisen.“ Für geleastes Vermögen ist ebenfalls nach IAS 17 zu prüfen, ob Finance Leasing oder Operating Leasing vorliegt. Bei Finanzierungsleasing (finance leasing) muss der Asset bei dem Leasingnehmer (lessee) aktiviert werden, bei Operating Leasing aktiviert der Leasinggeber (lessor). Leasing wird in IAS 17.4 definiert: „A lease is an agreement whereby the lessor conveys to the lessee in return for a payment or series of payments the right to use an asset for an agreed period of time.“ Für Leasingverhältnisse ist für die Unterscheidung zwischen Operating Leasing und Finance Leasing zu prüfen, ob Chancen und Risiken auf den Leasingnehmer übertragen werden. IAS 17.8 bestimmt: „A lease is classified as a finance lease if it transfers substantially all the risks and rewards incidental to ownership. A lease is classified as an operating lease if it does not transfer substantially all the risks and rewards incidental to ownership.“ Weiter ist relevant, wie lange und zu welchen Konditionen das Leasingobjekt gemietet wird. Hierzu werden 2 Tests durchgeführt: (1) Laufzeittest und (2) Barwerttest: (1) Laufzeittest (Lease Term Test) Es wird geprüft, ob der Leasingnehmer den Leasinggegenstand den überwiegenden Teil der Laufdauer mietet. Ist der Lease Term Test positiv, liegt Finanzierungsleasing vor. Dies ist insbesondere auch der Fall, wenn der Asset so speziell ist, dass er nur von einem bestimmten Leasingnehmer genutzt werden kann, z. B. ein Braunkohlebagger. Der Lease Term Test kann entfallen, wenn feststeht, dass der Asset nachfolgend nicht mehr von einem anderen Leasingnehmer oder Käufer zu nutzen ist, weil z. B. das Nutzenpotential während der Laufdauer verbraucht wurde oder so speziell ist. 145 <?page no="145"?> 7 Sachanlagen (2) Barwerttest (Present Value Test) Es wird geprüft, ob der Leasingvertrag so gestaltet ist, dass der Leasingnehmer einen angemessenen Kaufpreis für den Leasinggegenstand zahlt. Hierfür wird der Barwert (present value) bestimmt, d. h. es werden alle zukünftigen Zahlungen mit dem marktüblichen Zinssatz diskontiert. Ist der Present Value Test positiv, liegt ein „angemessenes“ Finanzierungsgeschäft vor. Der Barwert der Leasingraten entspricht dem Wert des Leasingobjekts. Dies bedeutet insbesondere, dass der Leasingnehmer einen marktüblichen Zinssatz für die Finanzierung des Asset bezahlt. Würde jemand im Vergleich dazu bei einem Autovermieter jeden Tag ein Auto mieten, wäre der Barwert der Mietzahlungen höher als der Wert des Autos plus eines marktüblichen Finanzierungsaufwands. Vermögenswerte aus Operating Leasing werden nicht in die Bilanz aufgenommen, dagegen solche aus Finanzleasing wohl. Unternehmen können über die Gestaltung des Leasingverhältnisses beeinflussen, ob sie den Vermögensgegenstand aktivieren. Wird ein Vermögensgegenstand aus der Bilanz herausgehalten, bezeichnet man dies als offbalance sheet financing (obs). Ein Dienstleistungsunternehmen, das beispielsweise 50 Fahrzeuge einsetzt, um Kunden zu besuchen, wird keinen Vorteil darin erkennen, diese Fahrzeuge mit z. B. 2,500.000,00 EUR in das Anlagevermögen aufzunehmen. Die Autos leisten keinen Beitrag zur Gesamtkapitalrentabilität und verschlechtern die Kapitalstruktur und damit das Ranking des Unternehmens. Die Buchungen bei Finanzierungsleasing, das zu einer Bilanzierung des Vermögensgegenstands führt, illustriert das folgende Beispiel: Ein Fahrzeug vom Typ Mercedes- Benz E320, für den Geschäftsführer der Fürstenau GmbH soll für die Dauer von 5 Jahren geleast werden. Es hat einen Preis von 70,000.00 EUR. Das Fahrzeug wird am 1.01.20X1 angeschafft. Es sollen Leasingraten jährlich i.H.v. 19.000,00 EUR bezahlt werden. Der Zinssatz beträgt 10 % - die Laufdauer des Leasingkontrakts und die Nutzungsdauer des Fahrzeugs sind fünf Jahre. Die Umsatzsteuer ist zu ignorieren. Aufgrund des Lease Term Test wird das Leasingverhältnis als Finance Leasing eingestuft und das Auto wird nach IAS 17 aktiviert. IAS 17.20 legt den Wertansatz fest: „At the commencement of the lease term, lessees shall recognise finance leases as assets and liabilities in their statement of financial position at amounts equal to the fair value of the leased property or, if lower, the present value of the minimum lease payments, each determined at the inception of the lease. The discount rate to be used in calculating the present value of the minimum lease payments is the interest rate implicit in the lease, if this is practicable to determine; if not, the lessee’s incremental borrowing rate shall be used. Any initial direct costs of the lessee are added to the amount recognised as an asset.“ Der Buchungssatz ist bei Anschaffung auf den Nettobetrag bezogen, weil die diskontierten Leasingzahlungen höher sind (72.024,95 EUR): DR P, P, E .................................... 70.000,00 EUR CR Lease Obligation ....................... 70.000,00 EUR Die Schuld i.H.v. 70.000,00 EUR wird in das Verbindlichkeitskonto Lease Obligation gebucht. Sie entspricht hier dem Fair Value des Autos, d. h. dem geschuldeten 146 <?page no="146"?> 7.1 Ausweis von Anlagevermögen Betrag. Zwar wird mit dem Leasingvertrag gleichzeitig eine Verpflichtung eingegangen, die Zinsen in den nachfolgenden Geschäftsjahren zu zahlen, dies führt aber nur zu einem zukünftigen Aufwand, der nicht als Schuld auszuweisen ist. Man könnte diesen Betrag höchstens in Obligo stellen. Von einem Diskontieren des langfristig geschuldeten Betrags wird hier aus Vereinfachungsgründen abgesehen, dies wird in Kapitel 14 behandelt. Wohl werden aber die kurzfristigen Schulden gem. IAS 1 separat dargestellt. Nach dem ersten Jahr wird die erste Leasingrate fällig und das Fahrzeug wird abgeschrieben: DR Depreciation ............................. 14.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 14.000,00 EUR Bei der Bestimmung der Leasingrate ist der Zins- und Tilgungsanteil der Schuld zu berücksichtigen. Der Zinsanteil der Leasingrate beträgt 10 % · 70.000,00 = 7.000,00 EUR. Die Tilgung der Leasingschuld ist 19.000 − 7.000 = 12.000,00 EUR. Daher wird gebucht: DR Lease Charges ........................... 7.000,00 EUR DR Lease Obligation ....................... 12.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 19.000,00 EUR Weiter ist aus dem Konto Lease Obligation die im nächsten Jahr fällige Tilgung als kurzfristige Schuld zu isolieren. Nach der Tilgung von 12.000,00 EUR beträgt die Restschuld noch 70.000 − 12.000 = 58.000,00 EUR. Die Schulden werden zum Rückzahlungsbetrag ausgewiesen. Ein entsprechender Vermerk ist in den Notes zu zeigen. Die Zinsen des nächsten Jahres sind 5.800,00 EUR. Da insgesamt eine Annuität von 19.000,00 EUR vereinbart wurde, beträgt die Tilgung des nächsten Jahres 19.000 − 5.800 = 13.200,00 EUR. Dieser Betrag wird aus den langfristigen Leasingverbindlichkeiten (lease obligation) ausgebucht und in kurzfristige Schulden (current liabilities) gebucht: DR Lease Obligation ....................... 13.200,00 EUR CR Current Liabilities ................... 13.200,00 EUR Der gesamte Aufwand besteht aus Abschreibung und Zinsen und beträgt im ersten Jahr 14.000 + 7.000 = 21.000,00 EUR. Im nächsten Jahr ist die Abschreibung gem. linearer Abschreibung (straight line method) wieder 14.000,00 EUR. Die Annuität beträgt weiter 19.000,00 EUR und enthält die oben bereits berechneten 5.800,00 EUR als Zinsanteil. DR Interest .................................. 5.800,00 EUR DR Current Liability ...................... 13.200,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 19.000,00 EUR Ebenfalls ist der im nächsten Jahr fällige Tilgungsbetrag in die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu buchen. Er beträgt jetzt 19.000 − 4.480 = 14.520,00 EUR. DR Lease Obligation ....................... 14.520,00 EUR CR Current Liabilities ................... 14.520,00 EUR Der Aufwand des zweiten Jahrs beträgt 14.000 + 5.800 = 19.800,00 EUR. 147 <?page no="147"?> 7 Sachanlagen Zur Übersicht werden die Konten inkl. des Verbindlichkeitskontos (lease obligation account) gezeigt: D C D C (1) 70.000,00 c/ d 70.000,00 (3) 12.000,00 (1) 70.000,00 b/ d 70.000,00 (4) 13.200,00 c/ d 44.800,00 70.000,00 70.000,00 (C) 14.520,00 b/ d 44.800,00 c/ d 30.280,00 44.800,00 44.800,00 b/ d 30.280,00 D C D C (2) 14.000,00 c/ d 14.000,00 c/ d 14.000,00 (2) 14.000,00 b/ d 14.000,00 P&L-1 14.000,00 b/ d 14.000,00 c/ d 28.000,00 (A) 14.000,00 28.000,00 28.000,00 b/ d 28.000,00 D C D C (3) 7.000,00 c/ d 7.000,00 OV 100.000,00 (3) 19.000,00 b/ d 7.000,00 P&L-1 7.000,00 c/ d 81.000,00 100.000,00 100.000,00 b/ d 81.000,00 (B) 19.000,00 c/ d 62.000,00 81.000,00 81.000,00 b/ d 62.000,00 D C D C c/ d 13.200,00 (4) 13.200,00 (A) 14.000,00 c/ d 14.000,00 (B) 13.200,00 b/ d 13.200,00 b/ d 14.000,00 P&L-2 14.000,00 c/ d 14.520,00 (C) 14.520,00 27.720,00 27.720,00 b/ d 14.520,00 D C (B) 5.800,00 c/ d 7.000,00 b/ d 5.800,00 P&L-2 7.000,00 PPE Lease Obliga on Depr 20X1 Acc Depr Interest 20X1 Bank Short-term liab Depr 20X2 Interest 20X2 Abbildung 7.2: Leasing-Verbindlichkeitskonto (langfristig) zum 31.12.20X2 Bei Operating Leasing ist ein Aktivieren des Asset beim Leasingnehmer nicht geboten. Die Leasingraten stellen vollständig Aufwand (z. B. Mietzins) dar, und werden in der Gewinn- und Verlustrechnung (statement of comprehensive income) als Aufwand ausgewiesen. Dies wird in IAS 17.33 vorgeschrieben: „Lease payments under an operating lease shall be recognised as an expense on a straight-line basis over the lease term unless another systematic basis is more representative of the time pattern of the user’s benefit.“ 148 <?page no="148"?> 7.1 Ausweis von Anlagevermögen Sunny AG (Case Study Sunny AG) Im Weiteren wird ein Beispiel zum Finance Leasing für das Unternehmen Sunny AG betrachtet. Gemäß des IAS 17.20 muss der geleaste Asset als Property, Plant, and Equipment ausgewiesen werden. Der Anlagespiegel der Sunny AG hat zum Ende von 20X1 das folgende Aussehen: Plant Date of acqu isition Usfl. life Cost/ valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (5.000,00) 45.000,00 2100 (Stck) 20X1 10 100.000,00 (10.000,00) 90.000,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (100.000,00) 2.400.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (30.000,00) 210.000,00 4100 (Asbl) 20X1 4 56.000,00 (14.000,00) 42.000,00 4200 (Cnfg) 20X1 4 60.000,00 (15.000,00) 45.000,00 4300 (Srvc) 20X1 4 160.000,00 (40.000,00) 120.000,00 Total 3.166.000,00 (214.000,00) 2.952.000,00 Sunny AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X1 Abbildung 7.3: Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X1 Für das Beispiel wird angenommen, dass die Maschinengruppe 4100 (Asbl) im Wert von 56.000,00 EUR geleast wurde. Es wird nur der Nettobetrag finanziert, da die Sunny AG die Vorsteuer zieht. Es wurde keine Anzahlung geleistet. Der Zinssatz für den Finanzierungsteil soll 11,5 % betragen. Während der Leasingdauer soll die Leasingrate die komplette Rückzahlung des Darlehens beinhalten. Als Diskontierungszinssatz wird 8 % angenommen. Aufgrund des in den Leasingraten enthaltenen Zinsanteils müssen die diskontierten Leasingraten höher sein als der Anschaffungswert der Montagestraße. Aus diesem Grund wird die Montagestraße zum Anschaffungswert aktiviert, dieser beträgt netto 56.000,00 EUR. Bei Beginn des Leasingvertrags bucht die Sunny AG: DR P, P, E .................................... 56.000,00 EUR DR VAT ......................................... 11.200,00 EUR CR Current Liabilities ................... 11.200,00 EUR CR Lease Obligation ....................... 56.000,00 EUR Die Leasingraten bestehen aus einem Zins- und einem Tilgungsteil. Die Tilgung ist so hoch, dass nach der Leasinglaufzeit keine Restschuld mehr bestehen soll. Hierfür wird die Leasing Rate (LR) über die Rentenbarwertformel so bestimmt, dass der Barwert 56.000,00 EUR beträgt: LR = 56.000, 00 EUR 0, 115 (1 + 0, 115) 4 (1 + 0, 115) 4 − 1 = 18.243,34 EUR Aus der Formel ergibt sich eine jährliche Leasingrate i.H.v. 18.243,34 EUR. Der Wert lässt sich ebenfalls über einen Finanzplan bestimmen. Die obere Zeile enthält die nominellen Zahlungen, die untere die diskontierten Werte, bei denen ein Zinssatz von 11,5 % angewendet wurde. 149 <?page no="149"?> 7 Sachanlagen Present value 1 2 3 4 18.243,34 18.243,34 18.243,34 18.243,34 56.000,01 16.361,74 14.674,21 13.160,72 11.803,34 Abbildung 7.4: Bestimmung der Leasingraten Für das Leasingverhältnis soll im Folgenden bestimmt werden, ob es sich wirklich um ein Finance Leasing handelt. Hierzu werden (1) der Laufzeittest und (2) der Barwerttest durchgeführt. (1) Laufzeittest (Lease Term Test) Beim Laufzeittest wird überprüft, ob die Leasingvertragsdauer der Lebensdauer der Maschinen entspricht. Hier wurde angenommen, dass die Lebensdauer der Montagestraße 5 Jahre beträgt. Bei einem Leasingvertrag über 4 Jahre ist erfüllt, dass die Sunny AG den Asset den überwiegenden Teil der Lebensdauer zu nutzen beabsichtigt. Der Laufzeittest ist positiv. Dies reicht, um die Maschinengruppe unter Finance Leasing einzustufen. (2) Barwerttest (Present Value Test) Beim Barwerttest wird geprüft, ob der Barwert der Leasingraten abzüglich eines Zinsanteils dem Barwert des Vermögensgegenstands entspricht. Hierzu wird der Kalkulationszinssatz von 8 % angewendet. Present value 1 2 3 4 18.243,34 18.243,34 18.243,34 18.243,34 60.424,26 16.891,98 15.640,72 14.482,15 13.409,40 Abbildung 7.5: Barwerttest bei einem Kalkulationszinssatz von 8 % Der Barwerttest ist positiv, weil der Unterschiedsbetrag zwischen 60.424,26 EUR und 56.000,00 EUR = 4.424,26 EUR dem Zinsgeschäft entspricht, das oberhalb des Vergleichszinssatzes von 8 % liegt, d. h. den vereinbarten 11,5 % Zinsen. Aufgrund des Laufzeit- und Barwerttests und weil die Risiken der Maschine auf die Sunny AG übertragen wurden, ist die Montagestraße ein Finanzierungsleasingvertrag. Daher wird die Sunny AG die Montagestraße aktivieren. Bei der Aktivierung der Montagestraße ist der Fair Value des Assets oder - falls geringer - der Barwert der Leasingraten anzugeben. Da IAS 17.20 vorschreibt, dass als Diskontierungszinssatz der Zinssatz des Finanzierungsgeschäfts anzuwenden ist, ergibt sich die Gleichheit von 56.000,00 EUR für den Fair Value und den Barwert der Leasingraten. Die Montageanlage wird in der Gewinn- und Verlustrechnung durch zwei Aufwandskomponenten berücksichtigt: (1) Abschreibungen und (2) Zinsen. (1) Abschreibungen (Depreciation Expense) Der Abschreibungsaufwand wird nach linearer Abschreibungsmethode bestimmt. Die Anlage soll über 4 Jahre genutzt werden, somit sind die jährlichen Abschreibungsbeträge jeweils 56.000/ 4 = 14.000,00 EUR. Die Sunny bucht: DR Depreciation ............................. 14.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 14.000,00 EUR (2) Zinsen (Interest) Der Finanzierungsaufwand für die Montagestraße der Sunny AG wird zunächst als regelmäßige und gleich hohe Zahlung berechnet, jedoch ändert sich darin der Zinsanteil. Im ersten Jahr wird 150 <?page no="150"?> 7.1 Ausweis von Anlagevermögen gebucht: DR Lease Charges ........................... 6.440,00 EUR DR Lease Obligation ....................... 11.803,34 EUR CR Cash/ Bank ................................. 18.243,34 EUR Der im nächsten Jahr zu tilgende Betrag ist als kurzfristige Verbindlichkeit zu zeigen. Er muss deshalb aus dem Konto langfristige Leasingverbindlichkeiten ausgebucht werden. Im nächsten Jahr sind zu tilgen: 18.243,34 - 11,5 % (56.000 - 11.803,34) = 13.160,72 EUR. Das Ausbuchen des kurzfristigen Schuldanteils führt zu folgender Buchung: DR Lease Obligation ....................... 13.160,72 EUR CR Current Liabilities ................... 13.160,72 EUR Der Aufwand im ersten Jahr beträgt 14.000 + 6.440 = 20.440,00 EUR. Das Konto der langfristigen Verbindlichkeiten aus Leasing zeigt die Abbildung 7.6. Es ist 1 Jahr vor Ende der Leasinglaufdauer ausgeglichen, da der letzte Tilgungsbetrag i.H.v. 16.361,75 EUR in kurzfristige Verbindlichkeiten am 31.12.20X3 ausgebucht wird. (Die Rundungsdifferenz ergibt sich durch das Runden auf 2 Nachkommastellen in dem Konto.) Lease Obligation 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] 11.803,34 56.000,00 13.160,72 c/ d 31.035,94 56.000,00 56.000,00 14.674,21 b/ d 31.035,94 c/ d 16.361,73 31.035,94 31.035,94 16.361,73 b/ d 16.361,73 Abbildung 7.6: Konto langfristige Leasingverbindlichkeiten (leasing obligation account) der Sunny AG zum 31.12.20X3 Online-Übungen: Pötter (Ü 7.10). Online-Übungen: Fürstenau (Ü 7.11). Online-Übungen: Welge (Ü 7.17). Online-Übungen: Lindenthal (Ü 7.18). 151 <?page no="151"?> 7 Sachanlagen 7.1.3 Ansatz weiterer Sachanlagevermögenswerte (Recognition of Further Non-current Assets) Zu den Sachanlagevermögenswerten gehören neben P, P, E weiter Investment Property, Intangibles, Investments und Financial Instruments. Der Ansatz von Investment Property ist an die Erfüllung der Definition für Investment Property und an die Recognition Criteria für Assets geknüpft. Wird sie erfüllt, ist Investment Property auszuweisen. Die Immobilien, die zu Investitionszwecken gehalten werden, werden von solchen, die nach IAS 16 auszuweisen sind, über den Zweck abgegrenzt. Für Investment Property ist erforderlich, das der Besitzer die Immobilie entweder in Erwartung eines Wertsteigerungsgewinns (capital appreciation) hält oder an andere Parteien vermietet (renting out, leasing out). Ebenfalls liegt Investment Property vor, wenn der Verwendungszweck unklar ist. Dafür muss die Immobilie in der Regel ungenutzt sein. Wird dagegen die Immobilie durch den Eigentümer verwendet (owner-occupation), muss sie nach IAS 16 ausgewiesen werden. Selbstgenutzte Immobilien werden für die Produktion, für die Dienstleistungserstellung oder für Verwaltungszwecke eingesetzt. IAS 40.9 definiert, wie zu verfahren ist, wenn nur Teile einer Immobilie selbst genutzt und andere zu Investitionszwecken gehalten werden. Sind Teile von Immobilien einzeln veräußerbar, sind sie getrennt auszuweisen, z. B. nach IAS 16 oder IAS 40. Hat z. B. ein Unternehmen ein Grundstück in Besitz, auf dem zwei Gebäude stehen, und nutzt eins davon und vermietet das andere, dann kann unter der Bedingung, dass das Grundstück und die Gebäude teilbar und einzeln veräußerbar sind, ein Gebäude nebst Grundstück als Investment Property und das selbst genutzte als Property, Plant, and Equipment gezeigt werden. Kann die Immobilie nicht geteilt werden oder besteht keine Möglichkeit zur getrennten Veräußerung, wird gemäß der überwiegenden Nutzung darüber entschieden, wie die Immobilie bilanziert wird. Nutzt z. B. jemand nur einen unwichtigen Gebäudeteil und vermietet den Rest, gilt sie als Investment Property nach IAS 40. Immaterielle Vermögenswerte haben keine physischen Eigenschaften. Wichtiges immaterielles Vermögen sind Rechte, z. B. Nutzungsrechte, Entwicklungsergebnisse, Softwarelizenzen, und Goodwill. Der Ansatz von immateriellen Vermögenswerten ist nach IAS 38.18 an die Erfüllung der Definition -› vgl. IAS 38.8 und der Ansatzkriterien für Assets geknüpft. Weiter muss ein intangible Asset (1) identifizierbar sein und (2) in der Verfügungsmacht des Unternehmens stehen. (1) Identifizierbar (Identifiable) Ein intangible Asset gilt als identifizierbar, wenn er aus einem Vertrag oder aus Rechten (contractual or legal rights) resultiert. Ebenfalls wird das Kriterium der Identifizierbarkeit erfüllt, wenn der Asset von dem Unternehmen getrennt werden kann (separable) und z. B. vermietet oder verkauft werden kann. Dies ist der Grund, weshalb selbst geschaffener Goodwill eines Unternehmens oder z. B. Sonnenlicht für den Betreiber einer Solaranlage nicht als intangible Asset dargestellt werden darf. Auch eine schö- 152 <?page no="152"?> 7.1 Ausweis von Anlagevermögen ne Aussicht für den Betreiber eines Kurhotels kann nicht als identifizierbar angesehen werden. (2) In Verfügungsmacht des Unternehmens stehend (Controlled by Entity) Immaterielles Vermögen kann als beherrscht (controlled) bezeichnet werden, wenn das Unternehmen über es verfügen kann. Nur so kommt das Unternehmen auch in den Vorteil des zukünftigen wirtschaftlichen Nutzens, der von ihm ausgeht. Ein Unternehmen, das seine hervorragende Mitarbeiterqualifikation als Asset ausweisen will, kann dies deshalb nicht, weil die Mitarbeiterqualifikation nicht in der Verfügungsmacht steht. Auch das gute Image eines Unternehmens gilt nicht als controllable, da z. B. die Kundenloyalität nicht beherrschbar ist. Dagegen können intangible Assets wie Taxilizenzen, Computersoftware, Nutzungsrechte etc. als intangible Assets in der Bilanz gezeigt werden, weil sie identifizierbar sind und in der Verfügungsmacht des Unternehmens stehen. Bei selbst erstellten immateriellen Vermögenswerten ist die Ansatzfrage häufig schwierig. Es fällt schwer den Nutzen, der von dem selbst erstellten intangible Asset ausgeht, und die Kosten, die zu seiner Erstellung angefallen sind, zu bestimmen. Ein typischer Anwendungsfall für selbst erstellte immaterielle Vermögensgegenstände sind Eigenentwicklungen. IAS 38.52 fordert dazu die Unterscheidung zwischen Forschung und Entwicklung. Grundsätzlich ist Forschung nicht aktivierbar (capitalisable), Entwicklungsaufwand dagegen wohl. Für die Aktivierung von Entwicklungsaufwand muss der Bilanzierende die Erfüllung der Anforderungen aus IAS 38.57 nachweisen können. Es muss den Beweis führen, dass die technische Möglichkeit zur Vollendung und zur Nutzung oder zum Verkauf besteht. Weiter müssen technische und finanzielle Ressourcen, die zur Schaffung des immateriellen Vermögens erforderlich sind, vorhanden sein. Schließlich müssen der Aufwand und der zukünftige wirtschaftliche Nutzen bestimmbar sein. Da alle Kriterien in IAS 38.57 mit logischem Und verknüpft sind, müssen sie gemeinsam erfüllt werden. Goodwill ist ebenfalls ein intangible Asset. Üblicherweise resultiert Goodwill aus einer Preisdifferenz bei dem Kauf eines anderen Unternehmens. Goodwill ist die positive Differenz aus den Anschaffungskosten und dem Buchwert der Vermögenswerte. Gründe für Goodwill sind eine positive Erwartung der Unternehmensentwicklung des erworbenen Unternehmens. Goodwill ist aktivierbar, wenn er aus einer Zahlung abgeleitet werden kann. Dann liegt ein derivativer Geschäftswert vor. Dagegen ist interner Goodwill, der aus selbst geschaffenen positiven Zukunftserwartungen resultiert, nicht aktivierungsfähig, z. B. das gute Image eines Unternehmens. IAS 38.48 schreibt vor: „Internally generated goodwill shall not be recognised as an asset.“ Investments sind Beteiligungen an anderen Unternehmen. Der Ansatz ist geboten, wenn ein Unternehmen in Besitz von entweder Eigen- oder Fremdkapitaltiteln eines anderen Unternehmens ist. Die Darstellung im Anlage- oder Umlaufvermögen hängt vom Zweck des Haltens der Beteiligung ab. Für den Ausweis einer Beteiligung ist nach deutschem HGB ein Beteiligungsverhältnis gem. § 271 HGB nachzuweisen. Tochter- 153 <?page no="153"?> 7 Sachanlagen unternehmen und Anteile an Gemeinschaftsunternehmen (joint venture) werden als Beteiligung im Anlagevermögen ausgewiesen. Finanzinstrumente ist der Oberbegriff für Verträge, für die auf der Aktivseite eines Vertragspartners finanzielle Vermögenswerte (financial asset) und auf der Passivseite des anderen Eigen- und Fremdkapitalinstrumente (equity and financial liability) auszuweisen sind. Eigenkapitaltitel sind Unternehmensanteile, wie Aktien oder Gesellschaftsanteile an einer GmbH - Fremdkapitaltitel sind z. B. Schuldverschreibungen (debentures, bonds). Ihr Ansatz ist geboten, wenn Finanzinstrumente in Besitz des bilanzierenden Unternehmens stehen. Abbildung 7.7 zeigt, wo in der Bilanz die Finanzinstrumente darzustellen sind. Es ist zu berücksichtigen, dass jeweils nur eine Hälfte eines Finanzinstruments in der Bilanz eines Unternehmens gezeigt wird. Werden z. B. Aktien eines Unternehmens erworben, zeigt der Erwerber eine Beteiligung auf der Aktivseite. Das Unternehmen, von dem die Aktien erworben wurden, zeigt dagegen ein Eigenkapitalinstrument, hier die Aktien, auf der Passivseite seiner Bilanz. A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E Issued capital EQUITY Intang. assets Reserves Financial assets FIN. ASSETS R/ E Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. FIN. LIABILITY Receivables Payables Prepaid exp. Provisions Securities FIN. ASSETS Def. income Cash Tax liabilities STATEMENT of FINANCIAL POSITION Abbildung 7.7: Ausweispositionen von Finanzinstrumenten 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen (Assessment of Property, Plant, and Equipment) 7.2.1 Bewertungen (Valuation) Die Bewertung von Assets ist für die Bilanzierung wesentlich, da sie den Periodenerfolg bestimmt. Wegen des Vorsichtsprinzips gem. § 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB werden Vermögenswerte zugunsten des Gläubigerschutzes (protection of creditors) und der Kapitalerhaltung (capital maintenance) nach deutschem HGB tendenziell unterbewertet. Dagegen wird bei Anwendung der IFRSs -› vgl. F.46 nach dem True and Fair View Principle bewertet. Dies bedeutet, dass das in § 253 Abs. 1 HGB verankerte Anschaffungswertprinzip nach IFRSs nicht anzuwenden ist. Ein Fair Value oberhalb der 154 <?page no="154"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Anschaffungskosten ist nach IFRSs zulässig. Es dürfen dagegen keine Stillen Reserven (hidden reserves) gebildet werden, vielmehr sind Werte der Assets offen zu zeigen. Deshalb können aus einem IFRS-Abschluss über eine Kapitalrentabilität die erwarteten Erfolge verlässlicher bestimmt werden als aus einem HGB-Abschluss. Eine Stille Reserve entsteht, wenn Vermögen unterbewertet wird, weil dann der Bilanzadressat den tatsächlichen höheren Wertansatz nicht bestimmen kann. Das Unternehmen kann eine solche Stille Reserve in wenig erfolgreichen Geschäftsjahren auflösen, indem es den Vermögensgegenstand verkauft und den realen Marktwert vereinnahmt. Für die Bewertung von Assets wird grundsätzlich unterschieden zwischen: (1) Erstbewertung (Initial Valuation) Bewertung des Assets zum Zeitpunkt des erstmaligen Zugangs -› vgl. IAS 16.15 ... 16.25 (2) Folgebewertung (Subsequent Valuation) Spätere Bewertungen, z. B. nach teilweisem Verbrauch des Potenzials oder nach einer Wertsteigerung -› vgl. IAS 16.29 ... 16.66 Für die Bewertung sind die im Framework, Paragraph 100 -› vgl. F.100 , dargestellten Bewertungsbegriffe relevant: (1) Historische Anschaffungs-/ Herstellungskosten, (2) Tageswert, (3) Veräußerungswert, (4) Barwert. Es ist zu berücksichtigen, dass sowohl das deutsche HGB als auch die internationalen Rechnungslegungsvorschriften IFRSs den Begriff Kosten verwenden, obwohl Aufwand gemeint ist. Damit ist jedoch nicht der Kostenbegriff aus der Kostenrechnung gemeint. Es sind z. B. Herstellungskosten (Aufwand) von Herstellkosten (Kosten) zu unterscheiden. (1) Historische Anschaffungs/ Herstellungskosten (Historical Costs) Bei der Bewertung zu historischen Anschaffungs-/ Herstellungskosten werden nach IAS 16.16 die zum Anschaffungszeitpunkt gezahlten Nettoaufwendungen berücksichtigt. Bei Anschaffung werden die gezahlten Nettoeinkaufspreise zugrunde gelegt. Ist der Asset durch Aktivierung von Eigenleistung (Capitalisation) entstanden, müssen seine Herstellungskosten angesetzt werden. (2) Tageswert (Current Value) Der Current Value ist der Tageswert, d. h. der Preis, der aktuell zu zahlen wäre, würde der gleiche oder ein vergleichbarer Asset angeschafft werden. Für börslich gehandelte Wertpapiere ist der current Value der Preis, mit dem sie an der Börse gehandelt werden. Die Bewertung zu Tageswerten ist kein Bewerten zu Wiederbeschaffungskosten, da nicht der aktuelle Preis eines neuen Asset angesetzt wird, sondern der eines vergleichbaren. („[ . . . ] cash [ . . . ] that would have to be paid if the same or an equivalent asset was acquired currently.“) (3) Veräußerungswerte (Net Selling Price oder Net Realisable Value) Der Veräußerungswert oder Erfüllungsbetrag ist derjenige Preis, der bei ordnungsmäßigem Verkauf des Assets erzielt werden würde. Dabei wird vorausgesetzt, dass erwartete Zusatzkosten für das Ausscheiden (disposal) des Assets abgezogen werden. Der Begriff des Fair Value impliziert, dass für die Preisermittlung berücksichtigt wird, dass 155 <?page no="155"?> 7 Sachanlagen die Parteien grundsätzlich vertragswillig, wissend und nicht nahe stehend (knowledgeable, willing parties in an armlength transaction) sind. Der Unterschied zwischen dem Net Selling Price (NSP) und dem Net Realisable Value (NRV) besteht darin, dass bei ersterem ein tatsächlicher Verkauf berücksichtigt wird, während beim NRV nur ein möglicher Verkauf in Betracht gezogen wird. Der Net Selling Price ist aussagekräftiger als der Net Realisable Value. (4) Barwert (Present Value) Der Barwert wird häufig als Wert für einen Betriebsbereich verwendet, wenn dieser zahlungsmäßig abgrenzbar ist (cash generating unit). Der Barwert der zukünftigen Erträge ist die Summe aller mit dem Kapitalmarktzins diskontierten zukünftigen Zahlungen. Die Herrenhausen AG plant in den Jahren 20X2 bis 20X5 jeweils 1.000.000,00 EUR - jeweils zum Jahresende zahlbar - zu erwirtschaften. Der Kapitalmarktzins beträgt 8 %. Der Ertragswert der Herrenhausen AG am 1.01.20X2 beträgt: 1.000.000 · 1,08 −1 + 1.000.000 · 1,08 −2 + 1.000.000 · 1,08 −3 + 1.000.000 · 1,08 −4 = 3.312.126,84 EUR. Verwendet man für die Zahlungen die erwarteten Ein- und Auszahlungen, die bei normaler geplanter Geschäftsentwicklung entstehen, entspricht die Bewertung der Formel des Shareholder Value nach Rappaport. Häufig wird das Barwertkonzept zur Bestimmung des Value in Use (VIU) bestimmt. Der VIU ist der von einer Geschäftseinheit erzielbare Ertragswert (vgl. zur Unternehmensbewertung: Seppelfricke [2012] und Peemöller [2012]). In Zusammenhang mit der Nutzung und Veräußerung steht der Begriff des Recoverable Amount nach IAS 16.6. Dieses ist der höhere Betrag, der entweder aus der Veräußerung zum Net Selling Price bzw. Net Realisable Value (NRV) oder dem Value in Use (VIU) entsteht. 7.2.2 Erstbewertung (Initial Valuation) Bei der Erstbewertung wird nach IAS 16.15 grundsätzlich zu Anschaffungsund/ oder Herstellungskosten aktiviert. Dies gilt ebenfalls, wenn der Kaufpreis für den Asset unterhalb des Fair Value liegt (lucky buy). Eine Zuschreibung kann erst bei der Folgebewertung (subsequent measurement) wirksam werden. IAS 16.15 fordert: „An item of property, plant, and equipment that qualifies for recognition as an asset shall be measured at its costs.“ Der Ausdruck at its costs bezieht sich auf die Anschaffungsund/ oder Herstellungskosten. Grundsätzlich sind Anschaffungskosten die Nettoaufwendungen, die beim Erwerb entstanden sind und mit ihm unmittelbar in Zusammenhang stehen, z. B. Transport, Einfuhrzölle etc. Nach gängiger Bilanzierungspraxis zählen Gutachterkosten nicht dazu, da von dem Inhalt des Gutachtens die Kaufentscheidung abhängt und daher kein unmittelbarer Anschaffungsbezug besteht. Herstellungskosten sind die Aufwendungen, die für die Herstellung des Asset angefallen sind. Sie bestehen aus Einzel- und Gemeinkosten, wenn die Gemeinkosten 156 <?page no="156"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen attributierbar sind, d. h. wenn sie dem Asset systematisch vollständig oder in Teilen zugerechnet werden können. IAS 16.16f nennt die Bestandteile für die Anschaffungs- / Herstellungskosten von Sachanlagen: „The cost of an item of property, plant and equipment comprises: (a) its purchase price, including import duties and non-refundable purchase taxes, after deducting trade discounts and rebates. (b) any costs directly attributable to bringing the asset to the location and condition necessary for it to be capable of operating in the manner intended by management. (c) the initial estimate of the costs of dismantling and removing the item and restoring the site on which it is located, the obligation for which an entity incurs either when the item is acquired or as a consequence of having used the item during a particular period for purposes other than to produce inventories during that period.“ Die Anschaffungsund/ oder Herstellungskosten nach (a) und (b) sind mit den HGB- Regelungen in §§ 255 Abs. 1und 2 HGB ab Inkrafttreten des neuen HGB vergleichbar. Die Aktivierung von Abbruchkosten, wie nach IAS 16.59, ist nach § 255 HGB nicht vorgesehen. Weitere Unterschiede - insbesondere bei den Herstellungskosten - werden in Zusammenhang mit der Bewertung von Vorräten nach IAS 2 in Kapitel 9 -› vgl. S. 227 dargestellt. Für das Aktivieren eines Assets wird das folgende Beispiel berücksichtigt: Die Brombachtal AG erwirbt eine Maschine zu einem Kaufpreis von 60.000,00 EUR. Für die Installation der Steuerungssoftware fallen weitere 30.000,00 EUR sofort beim Kauf an. Die Brombachtal AG nimmt ein Darlehen für die Finanzierung des Nettowerts der Installationsarbeiten i.H.v. 25.000,00 EUR auf, dass sie nach Fertigstellung der Installationsarbeiten zurückzahlt. Der Zinsaufwand beträgt 7 % und fällt während der Installationsphase von drei Monaten an. Die Maschine wird mit folgendem Buchungssatz aktiviert: DR P, P, E .................................... 50.000,00 EUR DR VAT ......................................... 10.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 60.000,00 EUR ebenfalls: DR Installation ............................. 25.000,00 EUR DR VAT ......................................... 5.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 30.000,00 EUR Das Bankdarlehen wird ausgezahlt. Die Brombachtal AG bucht dafür: DR Cash/ Bank ................................. 25.000,00 EUR CR Bank Loan ................................. 25.000,00 EUR Die Zinsen werden bei Darlehensrückzahlung fällig. Sie betragen 7 % für ein Viertel Jahr: 7 % · 25.000 · 0,25 = 437,50 EUR. Der Buchungssatz bei der endfälligen 157 <?page no="157"?> 7 Sachanlagen Darlehensrückzahlung lautet: DR Interest .................................. 437,50 EUR DR Bank Loan ................................. 25.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 25.437,50 EUR Die Zinsen und der Installationsaufwand werden dem Asset als nachträgliche Anschaffungskosten zugerechnet. DR P, P, E .................................... 437,50 EUR CR Interest .................................. 437,50 EUR DR P, P, E .................................... 25.000,00 EUR CR Installation ............................. 25.000,00 EUR Der Saldo des Kontos P, P, E beträgt anschließend 75.437,50 EUR. Dieser stellt die Abschreibungsbasis dar. Der Zinsaufwand wird aus der Anschaffungs- und Qualifying- Periode in die Zeiträume der Nutzung verlagert, denn er wird durch späteres Abschreiben des Assets erfolgswirksam. Das Matching Principle wird erfüllt. Über § 255 Abs. 3 HGB besteht ein Wahlrecht zur Berücksichtigung von Zinsaufwand in den Herstellungskosten für Qualifying Assets. Außerhalb davon ist das Aktivieren nicht zulässig, § 255 Abs. 3 HGB regelt: „Zinsen für Fremdkapital gehören nicht zu den Herstellungskosten. Zinsen für Fremdkapital, das zur Finanzierung der Herstellung eines Vermögensgegenstands verwendet wird, dürfen angesetzt werden [ . . . ].“ Besonderheiten, die bei der erstmaligen Bewertung von Vermögenswerten relevant sind, sind insbesondere: (1) Tauschgeschäfte und (2) zeitlich verzögerte Zahlungen. (1) Tauschgeschäfte (Exchange Transactions) Bei Tauschgeschäften wird der beizulegende Gegenwert des hingegebenen Tauschgegenstands berücksichtigt. Als Voraussetzung gilt, dass es sich bei dem Tauschgeschäft um ein wirtschaftlich substanziiertes und messbares Tauschgeschäft handeln muss -› vgl. IAS 16.24f. Zur Verdeutlichung von Tauschgeschäften dient das folgende Beispiel nach Lüdenbach/ Hoffmann (vgl. Lüdenbach/ Hoffmann [2012]): Die Nienberge AG verlegt ihre Büros von Köln-Rodenkirchen nach Köln-Hürth. Sie erhält im Tausch ein Gebäude ähnlicher Größe, Ausstattung und ähnlichen Alters. Der Buchwert des Rodenkirchener Gebäudes beträgt 500.000,00 EUR, der Verkehrswert 800.000,00 EUR. Beim Tausch muss die Nienberge AG 200.000,00 EUR zuzahlen. Zu klären ist, ob das neue Gebäude mit 500.000,00 EUR, mit 700.000,00 EUR, mit 800.000,00 EUR oder mit 1 Mio. EUR zu bewerten ist. Der gezahlte Geldbetrag ist groß genug, um ein starkes Indiz dafür zu sein, dass die getauschten Gebäude in ihrem Wert nicht ähnlich sind. Es besteht zwar Funktionsähnlichkeit, aber keine Wertähnlichkeit. Die Zahlung ist daher zu berücksichtigen. Das neue Gebäude wird mit 1.000.000,00 EUR aktiviert. Dies entspricht dem Fair Value nach IRFSs. Beim Abgang des alten Gebäudes wird ein Gewinn i.H.v. 300.000,00 EUR realisiert. 158 <?page no="158"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen (2) Zeitlich verzögerte Zahlung (Deferred Payment) Bei einer Zahlung, die zeitlich erheblich nach dem Kauf stattfindet, wird nach IAS 16.23 der Barwert der Zahlung zum Erfüllungszeitpunkt bestimmt. Übersteigt der später gezahlte Betrag den Barwert des geforderten Betrags, wird der Differenzbetrag als Zinsaufwand gewertet. Der Zinsaufwand oder Ertrag ist als Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung zu zeigen. IAS 16.23 regelt: „The cost of an item of property, plant and equipment is the cash price equivalent at the recognition date. If payment is deferred beyond normal credit terms, the difference between the cash price equivalent and the total payment is recognised as interest over the period of credit [ . . . ].“ Zur Erläuterung dient das Beispiel in Anlehnung an Tanski ( Tanski/ Zemlin [2005]): Die Benrode AG verkaufen Baumaterial zum Listenpreis von 100.000,00 EUR an einen Bauunternehmer. Vereinbarungsgemäß nimmt die Benrode AG dafür einen Bagger in Zahlung, der jedoch erst zwölf Monate später übergeben werden soll. Der geschätzte Marktwert dieses Baggers zum Zeitpunkt der Übergabe (des Baggers) wird 110.000,00 EUR betragen. Der Kapitalmarktzins beträgt 10 %. Der Verkaufsertrag ist mit 100.000,00 EUR anzusetzen, da dies den diskontierten Barbzw. Listenpreis darstellt. Die Differenz i.H.v. 10.000 EUR, die der tatsächliche Betrag den Barwert übersteigt, stellt Zinsertrag dar. 7.2.3 Folgebewertungen, allgemein (Subsequent Measurement, Overview) Eine Folgebewertung ist die Bewertung eines Asset, die einer Erstbewertung folgt. In der Regel ist die Folgebewertung frühestens am ersten Bilanzstichtag (B/ S date) nach Aktivierung möglich. Eine Folgebewertung ist entweder eine (1) Abschreibung -› vgl. Abschnitt 7.2.4 , eine (2) Wertminderung -› vgl. Abschnitt 7.2.5, S. 170 oder eine (3) Neubewertung -› vgl. Abschnitt 7.2.6, S. 172 . 7.2.4 Abschreibung (Depreciation) Der Asset verändert durch planmäßigen Gebrauch oder durch ungeplante Ereignisse, Unfall, Veralterung etc. seinen Wert. I.d.R. wird die Wertminderung durch planmäßige Abschreibungen (depreciation) berücksichtigt. Es wird das folgende Beispiel betrachtet: Die Gellendorff GmbH kauft am 1.01.20X1 ein Fahrzeug vom Typ VW Passat und zahlt einen Kaufpreis i.H.v. 36.000,00 EUR. Die Nutzungsdauer (useful life) soll fünf Jahre betragen. Anschließend hat das Auto einen Restwert (residual value) i.H.v. 5.000,00 EUR. Die Buchungssätze im ersten Jahr sind: DR P, P, E at Cost ......................... 30.000,00 EUR DR VAT ......................................... 6.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 36.000,00 EUR 159 <?page no="159"?> 7 Sachanlagen Die Abschreibung bezieht sich nur auf den abschreibungsfähigen Betrag (depreciable amount), es ist hier von den Anschaffungskosten der Restwert abzuziehen. Die Abschreibung beträgt (30.000 − 5.000)/ 5 = 5.000,00 EUR/ a. DR Depreciation ............................. 5.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 5.000,00 EUR Der Restbuchwert des Autos ergibt sich durch Abzug der kumulierten Abschreibungen (accumulated depreciation) von dem Saldo des Kontos P, P, E at Cost. Zur Verdeutlichung des Vorgehens bei Abschreibungen soll das Auto am 31.12.20X3 betrachtet werden. Die Konten für das Auto sehen am 31.12.20X3 wie in Abbildung 7.8 aus. D C D C (1) 30.000,00 c/ d 30.000,00 (1) 6.000,00 c/ d 6.000,00 b/ d 30.000,00 b/ d 6.000,00 (3) 6.000,00 D C D C c/ d 36.000,00 (1) 36.000,00 (2) 5.000,00 c/ d 5.000,00 (3) 6.000,00 b/ d 36.000,00 b/ d 5.000,00 P&L 5.000,00 c/ d 30.000,00 36.000,00 36.000,00 b/ d 30.000,00 D C D C c/ d 5.000,00 (2) 5.000,00 (4) 5.000,00 c/ d 5.000,00 c/ d 5.000,00 b/ d 5.000,00 P&L 5.000,00 b/ d 10.000,00 (4) 5.000,00 10.000,00 10.000,00 b/ d 10.000,00 c/ d 15.000,00 (5) 5.000,00 15.000,00 15.000,00 b/ d 15.000,00 D C (5) 5.000,00 c/ d 5.000,00 b/ d 5.000,00 P&L 5.000,00 Acc Depr Depr (20X2) Depr (20X3) PPE @cost VAT Cash/ Bank Depr (20X1) Abbildung 7.8: Konten des Fahrzeugs zum 31.12.20X3 Der Buchwert des Fahrzeugs ist demnach 30.000 − 15.000 = 15.000,00 EUR. In den Notes würde das Fahrzeug wie in Abbildung 7.9 dargestellt werden müssen: Item Cost/ valuation Acc. depreciation Carrying amount [EUR] [EUR] [EUR] VW Passat 30.000,00 (15.000,00) 15.000,00 Abbildung 7.9: Angaben zum Fahrzeug im Anhang 20X3 (Anlagespiegel) 160 <?page no="160"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Ebenfalls wird erforderlich, eine Überleitungsrechnung zur Berechnung des Buchwerts (reconciliation of carrying amount) vorzutragen. Sie enthält evtl. Neubewertungen (revaluation) des Autos, für den VW Passat in diesem Beispiel jedoch nicht. 20X3 20X2 [EUR] [EUR] Carrying amount beginning of year 20.000,00 25.000,00 Revaluation 0,00 0,00 Depreciation (5.000,00) (5.000,00) Carrying amount as at 31.12. 15.000,00 20.000,00 Abbildung 7.10: Überleitungsrechnung zum 31.12.20X3 (VW Passat) Online-Übungen: Filsum (Ü 7.7). Durch das Abschreiben werden die Anschaffungsausgaben für einen Asset auf die Nutzungsdauer verteilt, man spricht von Periodisierung. Ebenfalls ist der Begriff Allocation of Purchase Price gängig. Die Bilanzierung folgt dem Accrual Principle, das ein periodengerechtes Zuordnen des Anschaffungsaufwands auf die Nutzungsdauer fordert. Die Abschreibungsdeterminanten müssen IAS 16.50 genügen: „The depreciable amount of an asset shall be allocated on a systematic basis over its useful life.“ Ebenfalls schreibt IAS 16.60 vor: „The depreciation method used shall reflect the pattern in which the asset’s future economic benefits are expected to be consumed by the entity.“ Depreciation wird grundsätzlich über die folgenden drei Abschreibungsdeterminanten bestimmt: (1) Abschreibungspotenzial, (2) Abschreibungsmethode und (3) Abschreibungsdauer. (1) Abschreibungspotenzial (Depreciable Amount) Das Abschreibungspotenzial ist der Wertverlust eines Asset, der durch seine Nutzung bewirkt wird und über den abgeschrieben wird. Der depreciable Amount kann den Restwert nicht enthalten -› vgl. IAS 16.53 . Würde z. B. ein Asset nach seiner Nutzung noch einen erheblichen Schrottwert besitzen, dann kann die Abschreibung nur den Teil der Anschaffungsund/ oder Herstellungskosten umfassen, der nicht dem Schrottwert entspricht. Dies ist bei Schiffen i.d.R. der Fall, da der Anteil des Stahls einen erheblichen Wert darstellt, der nach Verschrottung als Restwert anzusehen ist. Ein Restwert ist ebenfalls beachtlich, wenn der Asset nicht über die gesamte technische Nutzungsdauer im Unternehmen bleibt. Verkauft z. B. eine Luftfahrtgesellschaft ihre Flugzeuge nach fünf Jahren, besteht zu dem Verkaufszeitpunkt ein nicht unerheblicher Restwert, da die technische Nutzungsdauer z. B. 20 Jahre beträgt. (2) Abschreibungsmethode (Method of Depreciation) Die Abschreibungsmethode bestimmt die zeitliche Struktur der Abschreibung. Verschiedene Abschreibungsmethoden führen dazu, dass unterschiedlich hohe Anteile des Abschreibungspotenzials während der Nutzung als Aufwand dargestellt werden. Die 161 <?page no="161"?> 7 Sachanlagen folgenden Abschreibungsmethoden für planmäßige Wertminderung sind üblich und in IAS 16.62 explizit gemacht worden: (a) lineare Abschreibung, (b) degressive Abschreibung und (c) nutzungsbezogene Abschreibung -› vgl. S. 164 . (a) Lineare Abschreibung (Straight Line Method) Die Abschreibung des Asset erfolgt über einen konstanten Betrag DepC(t), so dass der Aufwand gleich verteilt ist. DepC t = C A T (mit: DepC(t) = periodischer Abschreibungsbetrag (depreciation charge), C A = Anschaffungs- oder Herstellungskosten (cost of acquisition or conversion), T = Nutzungsdauer (useful life), t = 1 . . . T Zeitindex (index for period)) Die Abschreibung liefert zu jedem Zeitpunkt einen (Rest-)Buchwert, den Carrying Amount CA(t). Der Carrying Amount ist der Anschaffungswert vermindert um die kumulierten Abschreibungen: CA t = C A − C A T · t (mit: CA(t) = Buchwert, C A = Anschaffungs- oder Herstellungskosten, T = Nutzungsdauer, t = 1 . . . T = Zeitindex) Die Abbildung 7.11 zeigt eine lineare Abschreibung bei einer Nutzungsdauer von T = 10 Jahren und einem Anschaffungswert i.H.v. 110.000,00 EUR. Period DepC CA 1 11.000,00 99.000,00 2 11.000,00 88.000,00 3 11.000,00 77.000,00 4 11.000,00 66.000,00 5 11.000,00 55.000,00 6 11.000,00 44.000,00 7 11.000,00 33.000,00 8 11.000,00 22.000,00 9 11.000,00 11.000,00 10 11.000,00 0,00 Abbildung 7.11: Beispiel für eine lineare Abschreibung (b) Degressive Abschreibung (sum-of-the-year’s digit Method, Declining Method) Bei degressiver Abschreibung wird der größte Teil des Abschreibungsaufwands in die ersten Jahre der Nutzung des Vermögenswertes gelegt. Man differenziert geometrische und arithmetische Abschreibung. Bei geometrisch degressiver Abschreibung wird ein konstanter Anteil des Restbuchwerts - z. B. 20 % - des Vorjahrs abgeschrieben: DepC t = γ · CA t−1 (mit: DepC(t) = Abschreibungsbetrag, γ = Abschreibungsfaktor (coefficient for depreciation), CA(t-1) = Restbuchwert des Vorjahres (carrying amount previous year)) 162 <?page no="162"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Entsprechend ergibt sich der Restbuchwert der aktuellen Periode CA(t) zu: CA t = C A · (1 − γ ) t (mit: CA(t) = Restbuchwert, CA = Anschaffungs- oder Herstellungskosten, γ = Abschreibungsfaktor, t = 1 . . . T = Zeitindex) Die Abbildung 7.12 zeigt das obige Beispiel bei Anwendung der geometrisch degressiven Abschreibung: Period DepC CA 1 22.000,00 88.000,00 2 17.600,00 70.400,00 3 14.080,00 56.320,00 4 11.264,00 45.056,00 5 9.011,20 36.044,80 6 7.208,96 28.835,84 7 5.767,17 23.068,67 8 4.613,73 18.454,94 9 3.690,99 14.763,95 10 2.952,79 11.811,16 Abbildung 7.12: Beispiel für degressive Abschreibung Bei arithmetisch degressiver Abschreibung wird der Abschreibungsbetrag je Periode um denselben Differenzbetrag verringert, so dass am Ende der Nutzungsdauer der Restbuchwert Null ist. Der Abschreibungsbetrag DepC(t) ist dann: DepC t = (T + 1 − t) · 2 · C A T · (T + 1) (mit: DepC(t) = Abschreibungsbetrag, T = Nutzungsdauer, C A = Anschaffungskosten oder Herstellungskosten, t = 1 . . . T = Zeitindex) Zur Erläuterung: Der erste Faktor repräsentiert die Folge der Zahlen, bei der mit der Nutzungsdauer beginnend jeweils eine Zahl abgezogen wird. Der zweite Term stellt die Differenz zwischen den Abschreibungsbeträgen dar. Dabei repräsentiert der Term [T · (T+1)]/ 2 die Summe der Zahlen 1 ... T. Die Summe der Zahlen von 1 bis 5 ist 1 + 2 + 3 + 4 + 5 = 15 oder auch (5 · 6)/ 2 = 15. Der Restbuchwert ist: CA t = C A − 2 · C A T · (T + 1) · t ∑ τ =1 (T − τ + 1) (mit: CA(t) = Restbuchwert, T = Nutzungsdauer, CA = historische Anschaffungskosten oder Herstellungskosten, t = 1 . . . T = Zeitindex, τ = 1 . . . t = Zeitindex) Im nachstehenden Beispiel gilt für den Restbuchwert: CA(t = 1) = 110.000 − 110.000 / 55 · 10 = 90.000,00 EUR CA(t = 2) = 110.000 − 110.000 / 55 · (10 + 9) = 72.000,00 EUR CA(t = 3) = 110.000 − 110.000 / 55 · (10 + 9 + 8) = 56.000,00 EUR . . . 163 <?page no="163"?> 7 Sachanlagen Die Abbildung 7.13 stellt die arithmetisch degressive Abschreibung dar: Period DepC AC 1 20.000,00 90.000,00 2 18.000,00 72.000,00 3 16.000,00 56.000,00 4 14.000,00 42.000,00 5 12.000,00 30.000,00 6 10.000,00 20.000,00 7 8.000,00 12.000,00 8 6.000,00 6.000,00 9 4.000,00 2.000,00 10 2.000,00 0,00 Abbildung 7.13: Beispiel für arithmetisch degressive Abschreibung (c) Abschreibung nach der Nutzung (Units of Production Method) Nach der nutzungsbezogenen Abschreibung wird das Nutzenpotenzial eines Asset bestimmt und proportional zur Nutzung während eines Abrechnungszeitraums der Abschreibungsaufwand bestimmt. Die nutzungsbezogene Abschreibung würde z. B. bei einem LKW die Anzahl der zu fahrenden Kilometer als Abschreibungspotenzial-Einheit ansehen. In jedem Abrechnungszeitraum wird dann so viel Abschreibungsaufwand gebucht, wie er dem Anteil der gefahrenen km an den insgesamt fahrbaren Kilometern an den Anschaffungs-/ Herstellungskosten entspricht. Die IFRSs sind nicht an den steuerrechtlichen Abschluss gekoppelt, d. h. Vorschriften des deutschen EStG gelten für die internationale Rechnungslegung nicht. (3) Nutzungsdauer (Useful Life) Die Nutzungsdauer eines Asset ist die Zeit, die er voraussichtlich genutzt werden kann. Weil für die IFRSs keine direkte Kopplung zur Besteuerung besteht, sind die Afa- Tabellen des Bundesfinanzministers für die Financial Statements nach IFRSs nicht relevant. Sie können aber als Anhaltspunkt bei ihrer Schätzung verwendet werden. Die Schätzung der Nutzungsdauer unterliegt Unsicherheiten. Das Unternehmen stellt nicht auf die technische Nutzungsdauer ab, sondern auf die Zeit, die der Asset vermutlich im Unternehmen genutzt werden soll. Diese Zeit lässt sich z. B. aus den Investitionsplänen des Managements ableiten. Unterschreitet die Nutzungsdauer des Unternehmens die technische Nutzungsdauer des Asset ist der Restwert (residual value) zu berücksichtigen. Stellt sich später ein Fehler bei der Schätzung der voraussichtlichen Nutzungsdauer heraus, muss die Abschreibung des Asset nach IAS 8 angepasst werden. Entschließt sich das bilanzierende Unternehmen anders als geplant, eine Maschine über die gesamte technische Nutzungsdauer in Betrieb zu lassen, entsteht die im Folgenden gezeigte Situation: 164 <?page no="164"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen future economic benefit 100% 20% depreciable amount cost less residual value at the time of substitution IAS 16.53 economic lifetime useful life point of substitution estimated = Abbildung 7.14: Verlängerung der Nutzung einer Maschine Das Unternehmen hat z. B. damit gerechnet, dass der Restwert der Maschine zum Ersatzzeitpunkt 20 % der Anschaffungskosten ausmachen würde. Entschließt es sich zum geplanten Ersatzzeitpunkt, die Maschine über die gesamte technische Nutzungsdauer einzusetzen, dann würde in dem Zeitraum zwischen dem erwarteten Ersatzzeitpunkt und dem Ende der technischen Nutzungsdauer der Wert von 20 % der Anschaffungskosten linear abgeschrieben werden. Nach IAS 8 ist auch die Vergleichsspalte in den Financial Statements bei Abschreibung von Sachanlagevermögen anzupassen. Das nachfolgende Beispiel zeigt eine Verlängerung der Nutzungsdauer am Beispiel der Sunny AG. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Der Anlagespiegel zum 31.12.20X1 der Sunny AG zeigt die folgenden Assets als Property, Plant and Equipment: Plant Date of acquisition Usfl. life Cost/ valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (5.000,00) 45.000,00 2100 (Stck) 20X1 10 100.000,00 (10.000,00) 90.000,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (100.000,00) 2.400.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (30.000,00) 210.000,00 4100 (Asbl) 20X1 4 56.000,00 (14.000,00) 42.000,00 4200 (Cnfg) 20X1 4 60.000,00 (15.000,00) 45.000,00 4300 (Srvc) 20X1 4 160.000,00 (40.000,00) 120.000,00 Total 3.166.000,00 (214.000,00) 2.952.000,00 REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X1 Sunny AG's Abbildung 7.15: Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X1 Das Lager der Sunny AG ist in 20X1 angeschafft worden und hat eine Nutzungsdauer von zehn Jahren. Aufgrund des geringen Gewichts der Computerbauteile stellt die Sunny AG am 31.12.20X6 165 <?page no="165"?> 7 Sachanlagen fest, dass die Regale drei Jahre länger genutzt werden können. Ab dem 1.01.20X7 wird angenommen, die gesamte Nutzungsdauer beträgt nunmehr 13 Jahre. Bis 20X6 wurden die Regale des Lagers (2100 - stock) linear über sechs Jahre abgeschrieben. Der Buchwert zum Ende von 20X6 beträgt 40.000,00 EUR -› vgl. Abbildung 7.16. Plant Date of acquisition Usfl. life Cost / valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (30.000,00) 20.000,00 2100 (Stck) 20X1 10 100.000,00 (60.000,00) 40.000,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (600.000,00) 1.900.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (180.000,00) 60.000,00 4100 (Asbl) 20X5 4 56.000,00 (28.000,00) 28.000,00 4200 (Cnfg) 20X5 4 60.000,00 (30.000,00) 30.000,00 4300 (Srvc) 20X5 4 160.000,00 (80.000,00) 80.000,00 Total 3.166.000,00 (1.008.000,00) 2.158.000,00 Sunny AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X6 Abbildung 7.16: Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X6 Durch die Verlängerung der Nutzungsdauer von zehn auf 13 Jahre, ist der Buchwert von 20X6 jetzt über eine Restnutzungsdauer von sieben Jahren abzuschreiben. Es ist jedoch nicht zulässig, die Abschreibung auf 5.714,29 EUR festzulegen. Die Anpassung der Abschreibung ist vielmehr wie eine Fehlerkorrektur nach IAS 8.26 zu behandeln: Die Änderung wird so datiert, als hätte sie zu Beginn des Berichtszeitraums stattgefunden. Die Sunny AG muss die Änderung zum 1.01.20X6 berücksichtigen, weil der Berichtszeitraum das Geschäftsjahr 20X7 und den Vergleichszeitraum 20X6 umfasst. Ohne die geforderte Anpassung wäre ein Vergleich zwischen den Geschäftsjahren 20X6 und 20X7 methodisch nicht zulässig, da unterschiedliche Nutzungsdauern angenommen würden. Die Sunny AG muss für den Jahresabschluss 20X7 die Änderung der Nutzungsdauer auf den 1.01.20X6 vorverlegen. Am 1.01.20X6 bzw. 31.12.20X5 hat der Buchwert der Lagereinrichtung 50.000,00 EUR betragen, wie der Anlagespiegel in Abbildung 7.17 darstellt. Plant Date of acqu isition Usfl. life Cost / valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (25.000,00) 25.000,00 2100 (Stck) 20X1 10 100.000,00 (50.000,00) 50.000,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (500.000,00) 2.000.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (150.000,00) 90.000,00 4100 (Asbl) 20X5 4 56.000,00 (14.000,00) 42.000,00 4200 (Cnfg) 20X5 4 60.000,00 (15.000,00) 45.000,00 4300 (Srvc) 20X5 4 160.000,00 (40.000,00) 120.000,00 Total 3.166.000,00 (794.000,00) 2.372.000,00 SUNNY AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X5 Abbildung 7.17: Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X5 166 <?page no="166"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Wird ab 1.01.20X6 die veränderte Abschreibung berücksichtigt, ist der Restbuchwert i.H.v. 50.000,00 EUR auf die verbleibenden acht Jahre zu verteilen. Die jährliche Abschreibung beträgt 50.000/ 8 = 6.250,00 EUR. Die Veränderung ist im Anlagespiegel von 20X6 (Vergleichszeitraum) bereits zu sehen. In Abbildung 7.18 wird die Nutzungsdauer mit 13 Jahren angezeigt. Plant Date of acquisition Usfl. life Cost / valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (30.000,00) 20.000,00 2100 (Stck) 20X1 13 100.000,00 (56.250,00) 43.750,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (600.000,00) 1.900.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (180.000,00) 60.000,00 4100 (Asbl) 20X5 4 56.000,00 (28.000,00) 28.000,00 4200 (Cnfg) 20X5 4 60.000,00 (30.000,00) 30.000,00 4300 (Srvc) 20X5 4 160.000,00 (80.000,00) 80.000,00 Total 3.166.000,00 (1.004.250,00) 2.161.750,00 Sunny AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X6 Abbildung 7.18: Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X6 (Vergleichswerte) Der Buchwert zu Beginn von 20X7 ist durch die Veränderung der Abschreibungsparameter um 3.750,00 EUR höher als der tatsächliche Wertansatz. Die bereits für 20X6 vollzogene Änderung der Abschreibung wird im nächsten Abrechnungszeitraum fortgesetzt und führt auf den Anlagespiegel für 20X7, der in Abbildung 7.19 gezeigt ist. Plant Date of acquisition Usfl. life Cost / valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (35.000,00) 15.000,00 2100 (Stck) 20X1 13 100.000,00 (62.500,00) 37.500,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (700.000,00) 1.800.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (210.000,00) 30.000,00 4100 (Asbl) 20X5 4 56.000,00 (42.000,00) 14.000,00 4200 (Cnfg) 20X5 4 60.000,00 (45.000,00) 15.000,00 4300 (Srvc) 20X5 4 160.000,00 (120.000,00) 40.000,00 Total 3.166.000,00 (1.214.500,00) 1.951.500,00 Sunny AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X7 Abbildung 7.19: Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X7 167 <?page no="167"?> 7 Sachanlagen Die Sunny AG präsentiert in den Notes die Überleitungsrechnung für die Buchwerte des Lagers: 20X7 20X6 [EUR] [EUR] Carrying amount beginning of year 43.750,00 50.000,00 Revaluation 0,00 0,00 Depreciation (6.250,00) (6.250,00) Carrying amount 37.500,00 43.750,00 Sunny AG's RECONCILIATION of AMOUNTS as at 31.12.20X7 Abbildung 7.20: Überleitungsrechnung für das Lager der Sunny AG zum 31.12.20X7 Vergleicht man die im Jahresabschluss für 20X7 vorgetragenen Werte, ergeben sich Unterschiede zu den in 20X6 ursprünglich gezeigten Werten, die in der Übersicht in Abbildung 7.21 zusammengestellt sind: old (useful life = 10 years) new (useful life = 13 years) B/ S difference I/ S difference 31.12.20X5 50.000,00 50.000,00 0,00 31.12.20X6 40.000,00 43.750,00 3.750,00 3.750,00 31.12.20X7 30.000,00 37.500,00 7.500,00 3.750,00 Abbildung 7.21: Vergleichswerte der Bewertung des Lagers für die Sunny AG zum 31.12.20X7 Der Anlagespiegel im Jahresabschluss 20X6 wird nicht verändert. Es werden allein die Vergleichswerte für 20X6 im Jahresabschluss 20X7 angepasst. Das Vorgehen ermöglicht den Vergleich mit dem Vorjahr, da beide Geschäftsjahre die Abschreibung mit einer Nutzungsdauer von 13 Jahren berechnen. In den Notes ist über die Änderung der Abschreibungsdauer zu berichten. Die hier dargestellte Veränderung der Abschreibungsdauer führt zu einem Ergebnisunterschied zwischen der Handels- und der deutschen Steuerbilanz: Angenommen in der Bilanz nach deutschem EStG würde die Anlage ebenfalls mit 100.000,00 EUR in 20X1 aktiviert sein, würde sie ebenfalls über zehn Jahre abgeschrieben werden, aber die Verlängerung der Nutzungsdauer würde dort nicht nachvollzogen, dann entstünde ein Ergebnisunterschied i.H.v. 10.000 − 6.250 = 3.750,00 EUR, um den das handelsrechtliche das steuerrechtliche Ergebnis übersteigt. Dies begründet eine Rückstellung für latente Steuern nach IAS 12.15 bzw. nach § 274 Abs. 1 HGB. Online-Übungen: Jasmil (Ü 7.4). 168 <?page no="168"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Online-Übungen: Mecklenbeck (Ü 7.6). Online-Übungen: Goodwood (Ü 7.13). Online-Übungen: Tygervalley (Ü 7.14). Nach IAS 16.43f ist geboten, Assets, deren wesentlichen Bestandteile eine unterschiedliche Nutzungsdauer haben, getrennt abzuschreiben. Dies ist bereits in Zusammenhang mit dem Ansatz von Vermögen in der Bilanz dargestellt worden. „Each part of an item of property, plant, and equipment with a cost that is significant in relation to the total cost of the item shall be depreciated separately.“ IAS 16.44 nennt als Beispiel Flugzeuge, die in Rahmen und Triebwerke zu unterteilen sind. Ebenso sind Land & Buildings getrennt zu behandeln gem. IAS 16.58. Zur getrennten Abschreibung wird im Weiteren ein Beispiel aus Houzet/ Rowlands/ Riemer [2007] vorgetragen: Coral Ltd. hat am 1.01.20X1 ein Flugzeug vom Typ Boing 777 für 200.000.000,00 EUR gekauft. Es wurde ein Rabatt von 5 % ausgehandelt. Die Umsatzsteuer soll vernachlässigt werden. Aufgrund vernünftiger kaufmännischer Beurteilung wurde die folgende Kostenzuordnung angenommen: Item % of purchase price Useful life [y] Engines 50% 10 Airframe 35% 20 Seats 15% 5 Abbildung 7.22: Annahmen über den Flugzeugkauf und die -nutzung Es ist die Abschreibung in 20X1 gefragt. Der Nettowert des Flugzeugs beträgt 190.000.000,00 EUR. Dieser Betrag wird im Verhältnis 50 : 35 : 15 aufgeteilt. Damit betragen die Anschaffungskosten der Turbinen 95.000.000,00 EUR, diejenigen des Flugzeugrumpfs 66.500.000,00 EUR und diejenigen der Sitze 28.500.000,00 EUR. Die Vermögenswerte werden getrennt voneinander und linear über die jeweilige Nutzungsdauer abgeschrieben, z. B. die Turbinen über 10 Jahre. Damit ergibt sich eine gesamte Abschreibung i.H.v. 9.500.000 + 3.325.000 + 5.700.000 = 18.525.000,00 EUR. 169 <?page no="169"?> 7 Sachanlagen Sachanlagevermögen wird i.d.R. ersetzt, wenn kein weiterer Nutzen zu erwarten ist -› vgl. IAS 16.67 . In manchen Fällen werden nur Teile eines Asset ersetzt. Bei einem solchen Ersatz (replacement) werden die Kosten für das ursprüngliche Teil geschätzt und zusammen mit der kumulierten Abschreibung ausgebucht. Das neue Teil ersetzt dann das alte. Hierzu wird das obige Beispiel weitergeführt: Coral Ltd. ersetzt nach einem Jahr die Flugzeugsitze und zahlt für die neuen einen Kaufpreis i.H.v. 30.000.000,00 EUR. Aus dem Anhang sind die Informationen in Abbildung 7.23 bekannt: Item Cost/ valuation Acc. depreciation Carrying amount [EUR] [EUR] [EUR] Aircraft Boeing 777 - Engines 95.000.000,00 (9.500.000,00) 85.500.000,00 - Airfraime 66.500.000,00 (3.325.000,00) 63.175.000,00 - Seats 28.500.000,00 (5.700.000,00) 22.800.000,00 Total amount 190.000.000,00 (18.525.000,00) 171.475.000,00 Abbildung 7.23: Anhangsangaben zum Flugzeug zum 31.12.20X1 Die Buchung für das Ersetzen der Sitze ist: DR Acc. Depr. ................................ 5.700.000,00 EUR DR Loss on Disposal ....................... 22.800.000,00 EUR CR P, P, E (Seats) ......................... 28.500.000,00 EUR und für das Aktivieren der neuen Sitze: DR P, P, E (Seats) ......................... 30.000.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 30.000.000,00 EUR Für die neuen Sitze ist in 20X2 die Abschreibung zu buchen. Sie sollen wie die alten Sitze über fünf Jahre linear abgeschrieben werden: DR Depreciation ............................. 6.000.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 6.000.000,00 EUR Oftmals ist es schwierig, für Replacements den Wertanteil des ersetzten Assets zu bestimmen. Es wird sich dann am Wiederbeschaffungswert des Ersatzteils orientiert. Online-Übungen: Warrington (Ü 7.5). 7.2.5 Wertminderung (Impairment loss) Wenn bei einem Asset der Buchwert (carrying amount) seinen Recoverable Amount übersteigt, liegt Grund für eine Wertminderung vor. Dass der Fair Value, der durch den Recoverable Amount ausgedrückt wird, unterhalb des Buchwerts liegt, kann z. B. daran 170 <?page no="170"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen liegen, dass ein Schaden eingetreten ist. In einem solchen Fall ist ein Impairment Loss (außerplanmäßige Abschreibung) zu buchen und die Abschreibung anzupassen. Auch wenn der Asset stillsteht oder temporär stillgelegt wird (idle asset), besteht nach IAS 16.55 kein Grund zum Unterlassen bzw. Unterbrechen der Abschreibung. Ebenfalls schreibt IAS 16.52 vor, dass weder Reparatur (repair) noch Wartung (maintenance) Grund für die Unterbrechung von Abschreibungen sein können. Der Fair Value eines Assets, wird durch seinen Recoverable Amount repräsentiert. Der Bilanzierende ist nach IAS 16.31 verpflichtet, auf Gruppenebene den Fair Value für alle Assets einer Gruppe auf Veränderung zu prüfen. Nach IAS 36.59 muss, wenn der Buchwert den recoverable Amount überschreitet, ein Impairment Loss erfolgswirksam gebucht werden. IAS 36 regelt außerplanmäßige Abschreibungen. IAS 36.59: „If, and only if, the recoverable amount of an asset is less than its carrying amount, the carrying amount of the asset shall be reduced to its recoverable amount. That reduction is an impairment loss.“Der Impairment Loss entspricht dem strengen Niederstwertprinzip. Das Buchen einer Wertminderung wird im folgenden Beispiel deutlich gemacht. Am 2.01.20X4 wird das Auto der Gellendorff GmbH in einen Unfall verwickelt. Der Wert des beschädigten Autos beträgt nach dem Unfall 6.000,00 EUR (recoverable amount). Die Gellendorf GmbH bucht in 20X4 eine Wertminderung (impairment loss): DR Impairment Loss ......................... 9.000,00 EUR CR Acc. IL .................................... 9.000,00 EUR Die verbleibende Nutzungsdauer des Fahrzeugs beträgt noch zwei Jahre, daher ist die an die außerplanmäßige Wertminderung angepasste Abschreibung (6.000 − 5.000) / 2 = 500,00 EUR. DR Depreciation ............................. 500,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 500,00 EUR Die Abbildung 7.24 zeigt die Konten der Gellendorff GmbH zum Ende des Geschäftsjahres 20X4. D C D C (1) 30.000,00 c/ d 30.000,00 (6) 9.000,00 c/ d 9.000,00 b/ d 30.000,00 b/ d 9.000,00 P&L 9.000,00 D C D C b/ d 30.000,00 c/ d 9.000,00 (6) 9.000,00 P&L 9.000,00 b/ d 9.000,00 D C D C c/ d 15.500,00 b/ d 15.000,00 (7) 500,00 c/ d 500,00 (7) 500,00 b/ d 500,00 P&L 500,00 15.500,00 15.500,00 b/ d 15.500,00 Acc Depr Depr (20X4) PPE IL (20X4) Bank Acc IL Abbildung 7.24: Konten der Gellendorff GmbH zum 31.12.20X4 171 <?page no="171"?> 7 Sachanlagen In den Notes wird dann das Fahrzeug in 20X4 wie in Abbildung 7.25 gezeigt: Item Cost/ valuation Acc. depreciation Acc. impairm. loss Carrying amount [EUR] [EUR] [EUR] [EUR] VW Passat 30.000,00 (15.500,00) (9.000,00) 5.500,00 Abbildung 7.25: Angaben zum Fahrzeug der Gellendorff GmbH im Anhang 20X4 Die Überleitungsrechnung für das Fahrzeug sieht wie in Abbildung 7.26 dargestellt aus: 20X4 20X3 [EUR] [EUR] Carrying amount beginning of year 15.000,00 20.000,00 Revaluation 0,00 0,00 Impairment loss (9.000,00) 0,00 Depreciation (500,00) (5.000,00) Carrying amount as at 31.12. 5.500,00 15.000,00 Abbildung 7.26: Überleitungsrechnung zum 31.12.20X4 (VW Passat) 7.2.6 Neubewertung (Revaluation) Eine Neubewertung bedeutet das Ansteigen des Fair Value über seinen bisherigen Buchwert. Vermögen steigt im Wert, weil z. B. der Marktpreis für vergleichbare Assets gestiegen ist oder der Werteverzehr langsamer stattfindet als ursprünglich geschätzt wurde. Bei Folgebewertungen hat der Bilanzierende grundsätzlich die Möglichkeit, das Cost Model oder das Revaluation Model anzuwenden. Für eine Neubewertung nach dem Revaluation Model ist grundsätzlich eine neue Bewertung des Asset zu seinem Fair Value notwendig. Neubewertungen i.S.v. Zuschreibungen von Sachanlagen auf das Niveau ihres Fair Value sind erfolgsneutral. Erfolgsneutralität bedeutet, dass die Wertsteigerung nicht durch die Gewinn- und Verlustrechnung als Ertrag gebucht wird. IAS 16.39 fordert eine Buchung von Wertsteigerungen direkt in das Eigenkapitel der Bilanz. Bei einer Neubewertung von Assets wird ähnlich wie bei einem Impairment Loss der Buchwert eines Asset mit seinem beizulegenden Wert verglichen. Übersteigt der Fair Value den Carrying Amount, wird der Asset zukünftig zu diesem neuen Wertansatz geführt. Der Revaluation Gain ist in die Rücklagen zu buchen, weil der Gewinn aus der Neubewertung so lange nicht realisiert ist, wie sich der Vermögensgegenstand im Unternehmen befindet. 172 <?page no="172"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Im Unterschied zum deutschen HGB wird mit der Neubewertung zum Fair Value das Bilden von Stillen Reserven verhindert. Die Positionen im Anlagevermögen spiegeln nach IFRSs immer den tatsächlichen Wertansatz eines Assets wider. Die auf der Passivseite zu zeigende Position Neubewertungsrücklage (revaluation reserves) repräsentiert die nach IFRSs offen gezeigten Reserven eines Unternehmens aus Neubewertungen, d. h. den Zuschreibungsbetrag. Die Neubewertungsrücklage gehört zum Eigenkapital. Sie kann nicht zu einer Ausschüttung an die Anteilseigner führen, da ihre Auflösung an den Abgang oder die Abschreibung des Vermögens gekoppelt ist, das neu bewertet wurde. Nach IAS 12.16 begründet die Neubewertung eine Rückstellung für latente Steuern. Es wird erneut das Beispiel des Fahrzeugs der Gellendorff GmbH aufgegriffen. Das Fahrzeug wurde am 3.01.20X5 repariert. Die Reparatur wird als Aufwand gebucht und ändert den Buchwert des VW Passat nicht. Wird jedoch ein Sachverständiger mit der Schätzung des Fahrzeugs beauftragt und stellt er einen höheren Wert (z. B. 11.800,00 EUR fest, stellt dies einen Grund für eine Neubewertung dar. Die Neubewertung ist in zwei Schritten durchzuführen. (1) Rückgängigmachen des Impairment Loss (reversal of an impairment loss) (2) Neubewertung. Relevant ist der IAS 16.39: „If an asset’s carrying amount is increased as a result of a revaluation, the increase shall be recognised in other comprehensive income and accumulated in equity under the heading of revaluation surplus. However, the increase shall be recognised in profit or loss to the extent that it reverses a revaluation decrease of the same asset previously recognised in profit or loss.“ Der Impairment Loss kann nicht in Höhe von 9.000,00 EUR rückgängig gemacht werden, da zwischen dem Buchen des Impairment Loss und seinem Rückgängigmachen ein Jahr vergangen ist. Der Reversal Impairment Loss ist nur bis zu dem Betrag zulässig, der sich bei planmäßiger Abschreibung ergeben hätte. Der VW Passat wäre ohne Berücksichtigung des Impairment Loss am Ende des Geschäftsjahrs 20X4 bzw. zu Beginn des Geschäftsjahrs 20X5 mit 10.000,00 EUR Buchwert zu zeigen. Dieser Wertansatz ist die Obergrenze für den Reversal Impairment Loss. Die Gellendorff GmbH bucht: DR Acc. IL .................................... 4.500,00 EUR CR IL (reversal) ........................... 4.500,00 EUR Mit dieser Buchung ist der Wertansatz 10.000,00 EUR. Der Saldo des Kontos Accumulated Impairment Loss beträgt 4.500,00 EUR. Die Neubewertung wird nach der Net Replacement Method gebucht. Der Ausdruck resultiert aus der Vorstellung, dass der alte durch den neuen Vermögensgegenstand ersetzt wird. Die Gellendorff GmbH bucht: DR P, P, E at Valuation .................. 11.800,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 15.500,00 EUR DR Acc. IL .................................... 4.500,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 30.000,00 EUR CR Revaluation Reserves .................. 1.800,00 EUR Der Buchwert des ersetzten VW Passat der Gellendorff GmbH betrug nach dem Reversal Impairment Loss 10.000,00 EUR. Dies ist genau der Saldo des 2. und 3. Debit 173 <?page no="173"?> 7 Sachanlagen Entry und des ersten Credit Entries: 15.500 + 4.500 − 30.000 = - 10.000,00 EUR. Durch diese Buchung ist das alte Fahrzeug ausgebucht. Neu gebucht wird der VW Passat mit 11.800,00 EUR. Um zu zeigen, dass es sich um eine Neubewertung handelt, wird das Konto P, P, E at Valuation verwendet. Bei dem erstmaligen Ansetzen wird dagegen in ein Konto P, P, E at Cost gebucht. Die Differenz ist nicht realisierter Gewinn und muss nach IAS 16.39 in Revaluation Reserves gebucht werden. Ebenso ist nach IAS 12 ein Ausweis einer latenten Steuerschuld erforderlich, dies wird im Laufe des Kapitels 7 noch detailliert erläutert. Bei einem Gesamtertragsteuersatz von 30 % beträgt die Rückstellung 1.800 · 30 % = 540,00 EUR. DR Revaluation Reserves .................. 540,00 EUR CR Provisions ................................ 540,00 EUR Die Konten der Gellendorff GmbH zum 3.01.20X5 zeigt die Abbildung 7.27: D C D C (1) 30.000,00 c/ d 30.000,00 c/ d 4.500,00 (8) 4.500,00 b/ d 30.000,00 (9) 30.000,00 P&L b/ d 4.500,00 D C D C b/ d 30.000,00 (8) 4.500,00 b/ d 9.000,00 c/ d 4.500,00 9.000,00 9.000,00 (9) 4.500,00 b/ d 4.500,00 D C D C (9) 11.800,00 c/ d 11.800,00 (10) 540,00 (9) 1.800,00 b/ d 11.800,00 c/ d 1.260,00 1.800,00 1.800,00 b/ d 1.260,00 D C D C c/ d 15.500,00 b/ d 15.000,00 c/ d 540,00 (10) 540,00 (7) 500,00 b/ d 540,00 15.500,00 15.500,00 (9) 15.500,00 b/ d 15.500,00 PPE @val Rev Res Acc Depr Provisions PPE @cost IL (20X5) Cash/ Bank Acc IL Abbildung 7.27: Konten der Gellendorff GmbH zum 3.01.20X5 Online-Übungen: Lichterbeck (Ü 7.2). Online-Übungen: Twecu (Ü 7.8). 174 <?page no="174"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen In manchen Fällen sind nur die Wertansätze für das Ersetzen eines Assets als Neuwerte bekannt. Dann wird die Gross Replacement Method angewendet. Sie verlegt virtuell den Ersatzzeitpunkt auf das Datum der Erstbewertung. Der Buchungssatz nach der Gross Replacement Method für das Fahrzeug der Gellendorff GmbH wäre unter der Annahme, dass der Restbuchwert am Ende der Nutzungsdauer 5.000,00 EUR betrüge: DR P, P, E at Valuation .................. 39.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 30.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 7.200,00 EUR CR Revaluation Reserves .................. 1.800,00 EUR Es ist hier ebenso eine latente Steuerrückstellung zu bilden: DR Revaluation Reserves .................. 540,00 EUR CR Provisions ................................ 540,00 EUR Die Konten bei Anwendung der Gross Replacement Method zeigt die Abbildung 7.28: D C D C (1) 30.000,00 c/ d 30.000,00 c/ d 4.500,00 (8) 4.500,00 b/ d 30.000,00 (9) 30.000,00 P&L b/ d 4.500,00 D C D C b/ d 30.000,00 (8) 4.500,00 b/ d 9.000,00 c/ d 4.500,00 9.000,00 9.000,00 b/ d 4.500,00 D C D C (9) 39.000,00 c/ d 39.000,00 (10) 540,00 (9) 1.800,00 b/ d 39.000,00 c/ d 1.260,00 1.800,00 1.800,00 b/ d 1.260,00 D C D C c/ d 15.500,00 b/ d 15.000,00 c/ d 540,00 (10) 540,00 (7) 500,00 b/ d 540,00 15.500,00 15.500,00 b/ d 15.500,00 c/ d 22.700,00 (9) 7.200,00 22.700,00 22.700,00 b/ d 22.700,00 PPE @cost IL (20X5) Cash/ Bank Acc IL PPE @val Rev Res Acc Depr Provisions Abbildung 7.28: Konten der Gellendorff GmbH zum 3.01.20X5 - bei Anwendung der Gross Replacement Method Der Neuwert des neu bewerteten Autos der Gellendorff GmbH resultiert aus dem Restwert und der Summe der nach IAS 16 vorzunehmenden Abschreibungen: 5.000 + 175 <?page no="175"?> 7 Sachanlagen 5 · 6.800 = 39.000,00 EUR. Diese Rechnung ist nur zur Erläuterung, in der Praxis ist der Betrag der Marktwert für Neufahrzeuge. Die Habenbuchungen im Accumulated Depreciation Account repräsentieren die höhere Abschreibung, die durch den neuen Wertansatz zu Beginn von 20X1 angefallen wäre. Hier wäre für vier Jahre die jährliche Abschreibung um 1.800,00 EUR höher als ohne Neubewertung. Die Gross Replacement Method hat den Vorteil, dass man im Konto P, P, E at Valuation jederzeit den neuen Neuwert sehen kann. Bei Anwendung der Net Replacement Method sieht man dagegen den Fair Value zum Zeitpunkt der Neubewertung. Online-Übungen: Dalum (Ü 7.9). Online-Übungen: Aligse (Ü 7.20). Online-Übungen: Lichterbeck (Ü 7.23). Für Neubewertungen ist ihr Zeitpunkt relevant. Wird z. B. ein Asset am Ende des Abrechnungszeitraums neu bewertet, ist zuerst die Abschreibung des Jahres zu buchen und anschließend die Revaluation. Findet die Neubewertung am Anfang des Jahres statt, wird erst die Revaluation gebucht und anschließend eine Abschreibung vorgenommen. Bei unterjährigen Neubewertungen ist zuerst eine dem Zeitraum vor der Neubewertung entsprechende Abschreibung zu buchen, anschließend die Neubewertung und danach die Abschreibung für das verbleibende Jahr. Eine Neubewertung führt auf der Aktivseite zur Erhöhung des Werts des Assets auf den beizulegenden Wert (fair value). Bei nachfolgendem Gebrauch des Asset muss die Neubewertungsrücklage wieder aufgelöst werden. Sie wird nach demjenigen Muster aufgelöst, wie der Asset abgeschrieben wird: Bei linearer Abschreibung wird auch die Neubewertungsrücklage linear aufgelöst. Bei degressiver ist die Auflösung der Neubewertungsrücklage ebenfalls degressiv. Nach IAS 16.41 kann die Neubewertungsrücklage auch erst beim Ausbuchen des Vermögengegenstands aufgelöst werden. Neubewertungsrücklagen werden erfolgsneutral gebildet und bei Auflösung nicht durch die Gewinn- und Verlustrechnung gebucht. Stattdessen wird die Auflösung der Neubewertungsrücklage direkt in Retained Earnings oder eine Gewinnrücklage gebucht. Das Vorgehen in Abbildung 7.29 wird am Beispiel der Gie GmbH verdeutlicht. 176 <?page no="176"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen 100.00 80.00 60.00 20.00 40.00 20X1 20X2 20X3 20X4 20X5 Carrying amount [TEUR] Time 108 60 72 36 80 Abbildung 7.29: Neubewertung mit Zahlenbeispiel Die Gie GmbH hat ein Anfangsguthaben bei der Bank i.H.v. 250.000,00 EUR und kauft zu Beginn von 20X1 einen Fräsautomaten zu Anschaffungskosten von 100.000,00 EUR. Die Nutzungsdauer beträgt 5 Jahre. Er wird planmäßig während 20X1 bis 20X5 linear abgeschrieben. Es gibt keinen Restwert (residual value) am Ende der Nutzungsdauer. Der Fräsautomat wird am 31.12.20X2 mit 108.000,00 EUR neu bewertet. Am 31.12.20X3 wird der Fräsautomat für 90.000,00 EUR (brutto) verkauft. Die Gie GmbH bucht bei der Anschaffung: DR P, P, E at Cost ......................... 100.000,00 EUR DR VAT ......................................... 20.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 120.000,00 EUR In 20X1 wird die Abschreibung gebucht: DR Depr. (20X1) ............................. 20.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 20.000,00 EUR Die Konten der Gie GmbH sehen zum 31.12.20X1 wie in Abbildung 7.30 aus: 177 <?page no="177"?> 7 Sachanlagen D C D C (1) 100.000,00 c/ d 100.000,00 (1) 20.000,00 c/ d 20.000,00 b/ d 100.000,00 b/ d 20.000,00 D C D C OV 250.000,00 (1) 120.000,00 (2) 20.000,00 c/ d 20.000,00 c/ d 130.000,00 b/ d 20.000,00 250.000,00 250.000,00 b/ d 130.000,00 D C c/ d 20.000,00 (2) 20.000,00 b/ d 20.000,00 Acc Depr PPE @cost VAT Cash/ Bank Depr (20X1) Abbildung 7.30: Konten der Gie GmbH am 31.12.20X1 Der Fräsautomat wird am Ende von 20X2 neu bewertet, es wird zuerst die Abschreibung für das Geschäftsjahr 20X2 gebucht. DR Depr. (20X2) ............................. 20.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 20.000,00 EUR Die Neubewertung wird über die Net Replacement Method gebucht. Dabei wird angenommen, der Vermögenswert wird vollständig ausgebucht und zum Zeitpunkt der Neubewertung durch einen höherwertigen aber gleichalten Vermögenswert ersetzt. DR P, P, E at Valuation .................. 108.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 40.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 100.000,00 EUR CR Revaluation Reserves .................. 48.000,00 EUR Die Neubewertung nach IFRSs führt auf einen Buchwert des Fräsautomaten i.H.v. 108.000,00 EUR, dies ist der durch den Gutachter festgestellte Fair Value. Würde der Fräsautomat zum Ende von 20X2 zu dem Fair Value von 108.000,00 EUR verkauft, müsste die Neubewertungsrücklage aufgelöst werden. Der Verkaufserlös wäre mit 108.000,00 EUR um 48.000,00 EUR höher als der Buchwert nach dem Cost Model d. h. nach seinen historischen Anschaffungskosten abzüglich kumulierter Abschreibungen. Es wäre ein Gewinn aus dem Abgang des Vermögenswertes entstanden. Der Wert hätte sich ergeben, wenn der Fräsautomat nach deutschen HGB gem. §253 Abs. 1 HGB angesetzt worden wäre. Im Unterschied zu IFRSs werden nach HGB Stille Reserven (hidden reserves) gebildet. Wird der Fräsautomat der Gie GmbH nicht verkauft, muss die Neubewertungsrücklage proportional zur Abschreibung oder am Ende der Nutzungsdauer aufgelöst werden. Das deutsche Steuergesetz kennt keine Neubewertung. Daher wird nach EstG der Fräsautomat mit 60.000,00 EUR bewertet. Nach IAS 12.16 müssen latente Steuern (deferred taxes) auf der Passivseite auf Grund der Neubewertung ausgewiesen werden. Begründung: Der erwartete Verkaufserlös für 178 <?page no="178"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen den Fräsautomaten ist wegen des in der IFRS-Bilanz gezeigten Fair Value höher als steuerliche Buchwert. Der Verkaufserlös enthält einen zukünftigen Steuerertrag. Es ist wahrscheinlich, dass die Gie GmbH bei Verkauf des Fräsautomaten einen Ertrag von 48.000,00 EUR erwirtschaftet, der bei einem angenommenen Gesamtsteuersatz von 30 % 14.400,00 EUR Steueraufwand enthält. Da mit der Neubewertung der zukünftige Steueraufwand um 14.400,00 EUR höher ist als in der Steuerbilanz, muss eine Rückstellung (provision) für latente Steuern gebildet werden. Die Gie GmbH muss daher buchen: DR Revaluation Reserves .................. 14.400,00 EUR CR Provisions ................................ 14.400,00 EUR Der Buchung entspricht eine Zuordnung von 70 % der Werterhöhung in die Neubewertungsrücklage und von 30 % in die Rückstellungen. Es wird jedoch in der Reihenfolge der Buchungssätze vorgegangen, weil die Neubewertungsrücklagenbildung erst die Notwendigkeit zur Rückstellung bewirkt. Die Abbildung 7.31 zeigt die Konten am 31.12.20X2 unter Berücksichtigung der latenten Steuern. D C D C (1) 100.000,00 c/ d 100.000,00 (1) 20.000,00 c/ d 20.000,00 b/ d 100.000,00 (5) 100.000,00 b/ d 20.000,00 (3) 20.000,00 D C D C OV 250.000,00 (1) 120.000,00 (4) 20.000,00 c/ d 20.000,00 c/ d 130.000,00 b/ d 20.000,00 250.000,00 250.000,00 b/ d 130.000,00 (3) 20.000,00 c/ d 150.000,00 150.000,00 150.000,00 b/ d 150.000,00 D C D C c/ d 20.000,00 (2) 20.000,00 (5) 108.000,00 c/ d 108.000,00 (5) 40.000,00 b/ d 20.000,00 b/ d 108.000,00 (4) 20.000,00 40.000,00 40.000,00 D C D C (6) 14.400,00 (5) 48.000,00 c/ d 14.400,00 (6) 14.400,00 c/ d 33.600,00 b/ d 14.400,00 48.000,00 48.000,00 b/ d 33.600,00 PPE @cost VAT Cash/ Bank Depr (20X2) Acc Depr PPE @val Rev Res Provision Abbildung 7.31: Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X2 179 <?page no="179"?> 7 Sachanlagen Im nachfolgendem Geschäftsjahr 20X3 wird der Fräsautomat linear abgeschrieben. Nach IFRSs ist der beizulegende Wert für den Fräsautomaten 108.000,00 EUR. Entsprechend ist die Abschreibung pro Jahr 108.000 / 3 = 36.000,00 EUR. Der im Vergleich zum Steuerabschluss erhöhten Abschreibung steht eine anteilige Auflösung der Neubewertungsrücklage über das Konto Retained Earnings gegenüber. Diese erfordert ihrerseits zuvor eine ebenfalls anteilige (1/ 3) Auflösung der Steuerrückstellung: 14.400 / 3 = 4.800,00 EUR. DR Depr. (20X3) ............................. 36.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 36.000,00 EUR DR Provisions ................................ 4.800,00 EUR CR Revaluation Reserves .................. 4.800,00 EUR DR Revaluation Reserves .................. 16.000,00 EUR CR R/ E ......................................... 16.000,00 EUR Nach der Abschreibung für das Geschäftsjahr 20X3 soll der Fräsautomat für 90.000,00 EUR brutto verkauft werden. Zur leichteren Überschaubarkeit der Buchungsvorgänge bei Abgängen von Vermögensgegenständen wird empfohlen das Realisation Account zu verwenden. Dies wird in Kapitel 7.2.8 im Zusammenhang mit Liquidationen eingeführt, ist aber bereits hier hilfreich. Es bewirkt, dass die Buchungen einzeln vorgenommen werden, so dass als Gegenkonto grundsätzlich das Realisation Account verwendet wird. Der Fräsautomat wird am 31.12.20X3 für 90.000,00 EUR brutto verkauft. Die Buchungen bei Verkauf sind: DR Cash/ Bank ................................. 90.000,00 EUR CR Realisation .............................. 90.000,00 EUR DR Realisation .............................. 15.000,00 EUR CR VAT ......................................... 15.000,00 EUR Bevor der Fräsautomat ausgebucht werden kann, müssen die Neubewertungsrücklage und die verbleibenden Rückstellungen für latente Steuern aufgelöst werden. Dies geschieht wieder über das Retained Earnings Account: DR Provisions ................................ 9.600,00 EUR CR Revaluation Reserves .................. 9.600,00 EUR DR Revaluation Reserves .................. 32.000,00 EUR CR R/ E ......................................... 32.000,00 EUR Der Fräsautomat wird ausgebucht (disposal), indem die Konten P, P, E at Valuation und Accumulated Depreciation gegen das Realisation Account gebucht werden. DR Realisation .............................. 108.000,00 EUR CR P, P, E at Valuation .................. 108.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 36.000,00 EUR CR Realisation .............................. 36.000,00 EUR 180 <?page no="180"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Im Weiteren soll der Erfolg der Gie GmbH bestimmt werden. Damit steuerlicher Ertrag entsteht, soll angenommen werden, dass die Gie GmbH einen Umsatz von 1.000.000,00 EUR erwirtschaftet hat und dass neben der Abschreibung für den Fräsautomaten Aufwendungen von 750.000,00 EUR angefallen sind. Die Erlöse und Aufwendungen sind komplett VAT relevant und werden bar gezahlt: DR Cash/ Bank ................................. 1.200.000,00 EUR CR VAT ......................................... 200.000,00 EUR CR Revenue .................................... 1.000.000,00 EUR DR Other expenses .......................... 750.000,00 EUR DR VAT ......................................... 150.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 900.000,00 EUR Die steuerliche Gewinnermittlung findet in getrennten Konten statt. Dort gibt es keine Neubewertung, der Fräsautomat ist dort vor dem Verkauf mit 40.000,00 EUR bewertet zu sehen. Die folgende Abbildung 7.32 zeigt die Konten des steuerrechtlichen Abschlusses der Gie GmbH unter Berücksichtigung des Verkaufs des Fräsautomaten. Die Ertragsteuern der Gie GmbH betragen 79.500,00 EUR. Die Steuerschuld steht in dem Konto Income Tax Liabilities (ITL). Die Steuern werden im Folgenden in den IFRS-Abschluss übertragen: DR P&L Account .............................. 79.500,00 EUR CR ITL ......................................... 79.500,00 EUR Berechnet man die Ertragsteuern nach den handelsrechtlichen Werten müsste sich eine Besteuerung von 217.000 · 30 % = 65.100,00 EUR ergeben. Es entsteht daher ein latenter Steuerertrag auf Grund des Ergebnisunterschiedes i.H.v. 79.500 − 65.100 = 14.400,00 EUR. DR R/ E ......................................... 14.400,00 EUR CR P&L ......................................... 14.400,00 EUR In der Abbildung 7.33 -› vgl. S. 183 wird deutlich, dass der Saldo in dem Konto Jahresüberschuss aus steuerlicher Sicht mit dem handelsrechtlichen Konto Retained Earnings übereinstimmt. Er beträgt 185.500,00 EUR. 181 <?page no="181"?> 7 Sachanlagen D C D C (1) 100.000,00 c/ d 100.000,00 (15) 150.000,00 (10) 15.000,00 b/ d 100.000,00 (13) 100.000,00 c/ d 65.000,00 (16) 200.000,00 215.000,00 215.000,00 b/ d 65.000,00 D C D C OV 250.000,00 (1) 120.000,00 (7) 20.000,00 c/ d 20.000,00 c/ d 130.000,00 b/ d 20.000,00 P&L 20.000,00 250.000,00 250.000,00 b/ d 130.000,00 (3) 20.000,00 c/ d 150.000,00 150.000,00 150.000,00 b/ d 150.000,00 (16) 900.000,00 (9) 90.000,00 (15) 1.200.000,00 c/ d 540.000,00 1.440.000,00 1.440.000,00 b/ d 540.000,00 D C D C c/ d 20.000,00 (2) 20.000,00 (10) 15.000,00 (9) 90.000,00 b/ d 20.000,00 (13) 100.000,00 (14) 60.000,00 c/ d 40.000,00 (4) 20.000,00 c/ d 35.000,00 40.000,00 40.000,00 150.000,00 150.000,00 b/ d 40.000,00 PoD 35.000,00 b/ d 35.000,00 c/ d 60.000,00 (7) 20.000,00 60.000,00 60.000,00 (14) 60.000,00 b/ d 60.000,00 D C D C c/ d 185.000,00 P&L 185.500,00 c/ d 35.000,00 Reals 35.000,00 b/ d 185.000,00 P&L 35.000,00 b/ d 35.000,00 D C D C c/ d 1.000.000,00 (15) 1.000.000,00 (16) 750.000,00 c/ d 750.000,00 P&L 1.000.000,00 b/ d 1.000.000,00 b/ d 750.000,00 P&L 750.000,00 D C D C Other 750.000,00 Rev 1.000.000,00 c/ d 79.500,00 P&L 79.500,00 Depr 20.000,00 PoD 35.000,00 b/ d 79.500,00 EBT(c/ d) 265.000,00 1.035.000,00 1.035.000,00 ITL 79.500,00 b/ d 265.000,00 R/ E 185.500,00 265.000,00 265.000,00 Acc Depr Realisa on P&L Account ITL R/ E Profit on Disp Revenue Other Exps PPE VAT Cash/ Bank Depr (20X3) Abbildung 7.32: Steuerrechtliche Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X3 182 <?page no="182"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen D C D C (1) 100.000,00 c/ d 100.000,00 (16) 150.000,00 (10) 15.000,00 b/ d 100.000,00 (5) 100.000,00 c/ d 65.000,00 (15) 200.000,00 215.000,00 215.000,00 b/ d 65.000,00 D C D C OV 250.000,00 (1) 120.000,00 (7) 36.000,00 c/ d 36.000,00 c/ d 130.000,00 b/ d 36.000,00 P&L 36.000,00 250.000,00 250.000,00 b/ d 130.000,00 (3) 20.000,00 c/ d 150.000,00 150.000,00 150.000,00 b/ d 150.000,00 (16) 900.000,00 (9) 90.000,00 (15) 1.200.000,00 c/ d 540.000,00 1.440.000,00 1.440.000,00 b/ d 540.000,00 D C D C c/ d 36.000,00 (2) 36.000,00 (5) 108.000,00 c/ d 108.000,00 (14) 36.000,00 b/ d 36.000,00 b/ d 108.000,00 (13) 108.000,00 D C D C (6) 14.400,00 (5) 48.000,00 c/ d 14.400,00 (6) 14.400,00 c/ d 33.600,00 (7) 4.800,00 b/ d 14.400,00 48.000,00 48.000,00 (11) 9.600,00 (8) 16.000,00 b/ d 33.600,00 14.400,00 14.400,00 (12) 32.000,00 (7) 4.800,00 (11) 9.600,00 48.000,00 48.000,00 D C D C (17) 14.400,00 (8) 16.000,00 (10) 15.000,00 (9) 90.000,00 (12) 32.000,00 (13) 108.000,00 (14) 36.000,00 c/ d 79.500,00 P&L c/ d 3.000,00 79.500,00 126.000,00 126.000,00 b/ d 79.500,00 PoD 3.000,00 b/ d 3.000,00 D C D C c/ d 3.000,00 Reals 3.000,00 c/ d 1.000.000,00 (15) 1.000.000,00 P&L 3.000,00 b/ d 3.000,00 P&L 1.000.000,00 b/ d 1.000.000,00 D C D C (16) 750.000,00 c/ d 750.000,00 Other 750.000,00 Rev 1.000.000,00 b/ d 750.000,00 P&L 750.000,00 Depr 36.000,00 PoD 3.000,00 EBT(c/ d) 217.000,00 1.003.000,00 1.003.000,00 ITL 79.500,00 b/ d 217.000,00 R/ E 151.900,00 (17) 14.400,00 231.400,00 231.400,00 D C PPE @cost VAT Cash/ Bank Depr (20X3) Acc Depr PPP @val Rev Res Provision ITL Other Exps P&L R/ E Realisa on Profit on Disp Revenue c/ d 185.500,00 P&L 151.900,00 199.900,00 199.900,00 b/ d 185.500,00 Abbildung 7.33: Handelsrechtliche Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X3 183 <?page no="183"?> 7 Sachanlagen Die Neunbewertung soll nachfolgend an einem Beispiel aus der Fallstudie Sunny AG vertieft werden. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG bestellt am Ende von 20X6 einen Gutachter zur Schätzung der Konfigurationsarbeitsplätze. Diese wurden Anfang Januar 20X5 für 60.000,00 EUR angeschafft. Der Gutachter bestätigt, dass die Arbeitsplätze zum Ende von 20X6 noch 42.000,00 EUR wert sind. Die Konfigurationsarbeitsplätze werden linear über vier Jahre abgeschrieben. Demnach zeigt der Anlagespiegel von 20X5 einen Wertansatz i.H.v. 45.000,00 EUR. Der planmäßige Abschreibungsbetrag für 20X6 ist 15.000,00 EUR und ist erfolgswirksam zu buchen: DR Depreciation ............................. 15.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 15.000,00 EUR Ausgehend von dem Buchwert (carrying amount) nach planmäßiger Abschreibung ist die Neubewertung durchzuführen. Das Ergebnis ist als neuer Buchwert bekannt. Dieser soll 42.000,00 EUR betragen. Daher ist eine Neubewertungsrücklage i.H.v. 42.000 - 30.000 = 12.000,00 EUR nach IAS 16.39 direkt ins Eigenkapitel zu buchen. Es wird nach der Net Replacement Method gebucht, da das Gutachten den aktuellen Fair Value angibt. DR P, P, E at Valuation .................. 42.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 30.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 60.000,00 EUR CR Revaluation Reserves .................. 12.000,00 EUR Der Anlagespiegel der Sunny zeigt den aktuellen Wert mit 42.000,00 EUR. Plant Date of acquisition Usfl. life Cost / valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (30.000,00) 20.000,00 2100 (Stck) 20X1 13 100.000,00 (56.250,00) 43.750,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (600.000,00) 1.900.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (180.000,00) 60.000,00 4100 (Asbl) 20X5 4 56.000,00 (28.000,00) 28.000,00 4200 (Cnfg) 20X5 4 42.000,00 42.000,00 4300 (Srvc) 20X5 4 160.000,00 (80.000,00) 80.000,00 Total 3.148.000,00 (974.250,00) 2.173.750,00 Sunny AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X6 Abbildung 7.34: Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X6 bei Berücksichtigung einer Neubewertung der Konfigurationsarbeitsplätze Die Neubewertung bedingt nach IAS 12.16 Steuerlatenz. Die latenten Steuern betragen 30,18 % (gerechnet wird mit dem genauen Steuersatz i.H.v. 30,175 %) der Neubewertungsrücklage. Die Sunny AG muss daher zum Ende von 20X6 buchen: DR Revaluation Reserves .................. 3.621,00 EUR CR Tax Provisions .......................... 3.621,00 EUR 184 <?page no="184"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Damit beträgt die Neubewertungsrücklage nur noch 8.379,00 EUR. Die latenten Steuern sind nicht als Aufwand im Statement of Comprehensive Income zu sehen, da die Gegenbuchung im Revaluation Reserves Account stattfindet. Im nachfolgenden Geschäftsjahr 20X7 bedingt die Neubewertung eine Auflösung der Neubewertungsrücklage. Die planmäßige Abschreibung bezieht sich auf den neuen Buchwert und führt auf 21.000,00 EUR. DR Depreciation ............................. 21.000,00 EUR CR Acc. Depr. ............................. 21.000,00 EUR Nach der gleichen Struktur (linear) wird die Neubewertungsrücklage aufgelöst: DR Revaluation Reserves .................. 6.000,00 EUR CR Retained Earnings ..................... 6.000,00 EUR Der Anlagespiegel würde für 20X7 ohne Berücksichtigung der latenten Steuern wie in Abbildung 7.35 aussehen: Plant Date of acquisition Usfl. life Cost / valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (35.000,00) 15.000,00 2100 (Stck) 20X1 13 100.000,00 (62.500,00) 37.500,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (700.000,00) 1.800.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (210.000,00) 30.000,00 4100 (Asbl) 20X5 4 56.000,00 (42.000,00) 14.000,00 4200 (Cnfg) 20X5 4 42.000,00 (21.000,00) 21.000,00 4300 (Srvc) 20X5 4 160.000,00 (120.000,00) 40.000,00 Total 3.148.000,00 (1.190.500,00) 1.957.500,00 Sunny AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X7 Abbildung 7.35: Anlagespiegel 20X7 bei Berücksichtigung von Revaluation Damit beträgt der Buchwert zum Ende von 20X7 noch 21.000,00 EUR. Die Rückstellung für latente Steuern ist ebenfalls aufzulösen. Daher muss die Sunny AG buchen: DR Provisions (30,18 %) ................... 1.810,50 EUR CR Rev. Res. ................................. 1.810,50 EUR Die Rückstellungen für latente Steuern betragen noch 1.810,50 EUR und die Neubewertungsrücklage 4.189,50 EUR. Steuerlatenzen werden nicht im Anlagespiegel berücksichtigt, da der Anlagespiegel das Sachanlagevermögen repräsentiert. Die Spalte Neubewertung spiegelt die Wertsteigerung des Asset wieder. In der Bilanz wird dagegen die Neubewertungsrücklage unter Abzug der latenten Steuern dargestellt. Dies wird in Kapitel 11 -› vgl. S. 310 gezeigt. Das erfolgsneutrale Buchen einer Neubewertung ist nach IAS 16.39 nur geboten, wenn die Neubewertung keine Wertaufholung darstellt. Eine Wertaufholung ist das Rückgängigmachen eines vorherigen Impairment Loss. Ein Reversal Impairment Loss ist zu 185 <?page no="185"?> 7 Sachanlagen buchen, wenn der Fair Value oberhalb des Buchwerts liegt. Der Wertansatz nach dem Reversal Impairment Loss ist auf denjenigen Wert begrenzt, der sich bei planmäßiger Abschreibung ergeben hätte -› vgl. IAS 36.117 : „The increased carrying amount of an asset other than goodwill attributable to a reversal of an impairment loss shall not exceed the carrying amount that would have been determined (net of amortisation or depreciation) had no impairment loss been recognised for the asset in prior years.“ Durch die Wertaufholung wird die Abschreibung quasi nachgeholt. Wird der Impairment Loss nicht sofort rückgängig gemacht, ist der Betrag des Impairment Loss höher als derjenige für seine Wertaufholung (= reversal impairment loss). Es entsteht ein Saldo im Accumulated Impairment Loss Account, der bei Abgang und damit beim Ausbuchen des Assets berücksichtigt wird. Die Buchungssätz für einen solchen Fall werden nachfolgend am veränderten Beispiel der Gie GmbH demonstriert. Es wird angenommen, dass die Neubewertung den Betrag der Wertaufholung übersteigt. Die Gie GmbH hat einen Fräsautomaten zum 1.01.20X1 für 100.000,00 EUR (netto) angeschafft. Seine Nutzungsdauer beträgt 5 Jahre, es ist kein Residual Value zu berücksichtigen. Am 31.12.20X1 wird jetzt eine außerplanmäßige Abschreibung (impairment loss, IL) i.H.v. 60.000,00 EUR gebucht. In 20X3 wird dem Fräsautomaten ein Fair Value von 72.000,00 EUR testiert. Abbildung 7.36 zeigt den Verlauf des Buchwertes (carrying amount) als Funktion der Zeit. 100.00 80.00 60.00 20.00 40.00 20X1 20X2 20X3 20X4 20X5 Carrying amount [TEUR] Time 20 72 36 80 10 Abbildung 7.36: Buchwertverlauf des Fräsautomaten der Gie GmbH 186 <?page no="186"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Für die Gie GmbH sind die Buchungssätze des ersten Jahres wie unten stehend: DR P, P, E at Cost ......................... 100.000,00 EUR DR VAT ......................................... 20.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 120.000,00 EUR DR Depr. (20X1) ............................. 20.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 20.000,00 EUR Zum Ende des Geschäftsjahres 20X1 wird der Impairment Loss i.H.v. 60.000,00 EUR gebucht. DR IL (20X1) ................................. 60.000,00 EUR CR Acc. IL .................................... 60.000,00 EUR Der Asset hat jetzt einen Buchwert von 20.000,00 EUR. D C D C (1) 100.000,00 c/ d 100.000,00 (1) 20.000,00 c/ d 20.000,00 b/ d 100.000,00 b/ d 20.000,00 D C D C OV 250.000,00 (1) 120.000,00 (2) 20.000,00 c/ d 20.000,00 c/ d 130.000,00 b/ d 20.000,00 250.000,00 250.000,00 b/ d 130.000,00 D C D C c/ d 20.000,00 (2) 20.000,00 (3) 60.000,00 c/ d 60.000,00 b/ d 20.000,00 b/ d 60.000,00 D C c/ d 60.000,00 (3) 60.000,00 b/ d 60.000,00 Acc Depr IL Acc IL PPE @cost VAT Cash/ Bank Depr (20X1) Abbildung 7.37: Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X1 Der Wert des Fräsautomaten muss in den Notes durch die Salden der Konten P, P, E at Cost, Accumulated Depreciation und Accumulated Impairment Loss erläutert werden sowie durch die Überleitungsrechnung erklärt werden. Der Anlagespiegel für den Fräsautomaten zeigt die Abbildung 7.38: Item Cost/ valuation Acc. depreciation Acc. impairm. loss Carrying amount [EUR] [EUR] [EUR] [EUR] Fräsautomat 100.000,00 (20.000,00) (60.000,00) 20.000,00 Gie GmbH REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X1 Abbildung 7.38: Anlagespiegel der Gie GmbH 187 <?page no="187"?> 7 Sachanlagen Die Überleitungsrechnung zeigt die Abbildung 7.39. In den Notes ist darzustellen, dass keine Vergleichswerte existieren, weil der Fräsautomat erst in 20X1 angeschafft wurde. 20X1 [EUR] Carrying amount beginning of year 100.000,00 Revaluation 0,00 Impairment loss (60.000,00) Depreciation (20.000,00) Carrying amount as at 31.12. 20.000,00 Abbildung 7.39: Überleitungsrechnung der Gie GmbH zum 31.12.20X1 Im Geschäftsjahr 20X2 findet eine planmäßige Abschreibung des Fräsautomaten statt. Es ist unerheblich, ob der Fräsautomat wegen des Impairment Loss stillgelegt ist (idle asset). Für die lineare Abschreibung wird ein Residial Value i.H.v. Null und eine Restnutzungsdauer von 4 Jahre angenommen, d, h. der Abschreibungsbetrag (depreciation charge) ist: 20.000/ 4 = 5.000,00 EUR/ a. DR Depr. (20X2) ............................. 5.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 5.000,00 EUR Die Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X2 sind inAbbildung 7.40 dargestellt. D C D C (1) 100.000,00 c/ d 100.000,00 (1) 20.000,00 c/ d 20.000,00 b/ d 100.000,00 b/ d 20.000,00 (4) 20.000,00 D C D C OV 250.000,00 (1) 120.000,00 (5) 5.000,00 c/ d 5.000,00 c/ d 130.000,00 b/ d 5.000,00 250.000,00 250.000,00 b/ d 130.000,00 (4) 20.000,00 c/ d 150.000,00 150.000,00 150.000,00 b/ d 150.000,00 D C D C c/ d 20.000,00 (2) 20.000,00 c/ d 60.000,00 (3) 60.000,00 b/ d 20.000,00 b/ d 60.000,00 c/ d 25.000,00 (5) 5.000,00 25.000,00 25.000,00 b/ d 25.000,00 PPE @cost VAT Cash/ Bank Depr (20X2) Acc Depr Acc IL Abbildung 7.40: Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X2 Am 31.12.20X3 wird der Fräsautomat neu bewertet. Der Fair Value ist 72.000,00 EUR. Bei planmäßiger Abschreibung ohne Impairment Loss wäre der Buchwert zu diesem 188 <?page no="188"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Zeitpunkt 100.000 − 3 · 20.000 = 40.000,00 EUR. Eine erfolgswirksame Rückgängigmachung der außerplanmäßigen Abschreibung (reversal of an impairment loss) kann bis zu maximal 40.000,00 EUR stattfinden. Da die Wertaufholung und die Neubewertung zum Ende des Geschäftsjahres 20X3 berücksichtigt werden, muss der Fräsautomat zuvor abgeschrieben werden. DR Depr. (20X3) ............................. 5.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 5.000,00 EUR DR Acc. IL. .................................. 30.000,00 EUR CR Reversal IL. ............................. 30.000,00 EUR Der Buchwert des Fräsautomaten beträgt jetzt 40.000,00 EUR. Da die Neubewertung die Wertaufholung übersteigt, ist sie auf den neuen Buchwert 72.000,00 EUR vorzunehmen. Es wird die Net Replacement Method angewendet: DR P, P, E at Valuation .................. 72.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 30.000,00 EUR DR Acc. IL. .................................. 30.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 100.000,00 EUR CR Revaluation Reserves .................. 32.000,00 EUR Die Neubewertung begründet eine Rückstellung für latente Steuern. Sie beträgt 30 % · 32.000 = 9.600,00 EUR. Die Konten zum 31.12.20X3 zeigt Abbildung 7.41. D C D C (1) 100.000,00 c/ d 100.000,00 (1) 20.000,00 c/ d 20.000,00 b/ d 100.000,00 (8) 100.000,00 b/ d 20.000,00 (4) 20.000,00 D C D C OV 250.000,00 (1) 120.000,00 (6) 5.000,00 c/ d 5.000,00 c/ d 130.000,00 b/ d 5.000,00 250.000,00 250.000,00 b/ d 130.000,00 (4) 20.000,00 c/ d 150.000,00 150.000,00 150.000,00 b/ d 150.000,00 D C D C c/ d 20.000,00 (2) 20.000,00 c/ d 60.000,00 (3) 60.000,00 b/ d 20.000,00 (7) 30.000,00 b/ d 60.000,00 c/ d 25.000,00 (5) 5.000,00 (8) 30.000,00 25.000,00 25.000,00 60.000,00 60.000,00 (8) 30.000,00 b/ d 25.000,00 (6) 5.000,00 30.000,00 30.000,00 PPE @cost VAT Bank Depr (20X3) Acc Depr Acc IL Abbildung 7.41: Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X3 189 <?page no="189"?> 7 Sachanlagen D C D C c/ d 30.000,00 (7) 30.000,00 (8) 72.000,00 c/ d 72.000,00 b/ d 30.000,00 b/ d 72.000,00 D C D C (9) 9.600,00 (8) 32.000,00 c/ d 9.600,00 (9) 9.600,00 c/ d 22.400,00 b/ d 9.600,00 32.000,00 32.000,00 b/ d 22.400,00 Reversal IL PPE @val Rev Res Provisions Fortsetzung der Abbildung 7.41 Im Folgenden soll angenommen werden, dass die Gie GmbH den Fräsautomaten bis zum Ende der Nutzungsdauer behält. Die Abschreibungen in den Geschäftsjahren 20X4 und 20X5 bewirken das teilweise (1/ 2-fache) Auflösen der Neubewertungsrücklage und der Steuerrückstellung. Die Buchungssätze sind für beide Geschäftsjahre 20X4 und 20X5: DR Depr. (20X4/ 5) .......................... 36.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 36.000,00 EUR DR Provision ................................. 4.800,00 EUR CR Revaluation Reserves .................. 4.800,00 EUR DR Revaluation Reserves .................. 16.000,00 EUR CR R/ E ......................................... 16.000,00 EUR Siehe für die Konten der Geschäftsjahre 20X4 und 20X5 Erläuterungen 7.2 und Erläuterungen 7.3 In der Handelsbilanz nach IFRSs ist gem. IAS 12 ein latenter Steuerertrag i.H.v. 4.800,00 EUR zu zeigen. Der Buchungssatz dafür ist in beiden Geschäftsjahren DR R/ E ................................. 4.800,00 EUR CR P&L (Deferred Tax Income) ... 4.800,00 EUR Am Ende des Geschäftsjahres 20X5 ist der Asset vollständig abgeschrieben und die Passivkonten, wie Revaluation Reserves Account und Provision Account sind saldiert. Das Berücksichtigen einer Folgebewertung wird im Weiteren an der Fallstudie Sunny AG demonstriert. Dort vorgenommene Rückstellungen sind in der Bilanz zum 31.12.20X6 sichtbar, siehe Kapitel 14. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG besitzt im Geschäftsjahr 20X5 im Sachanlagevermögen eine Solarenergieanlage, die Anfang Januar 20X1 für 200.000,00 EUR angeschafft wurde. Sie hat eine Nutzungsdauer von acht Jahren und wurde bisher linear abgeschrieben. Der Buchwert zum Ende von 20X5 ist: CA 20X5 = 200.000,00 − 5 200.000,00 = 8 = 75.000,00 EUR. Entsprechend des Gutachtens eines Sachverständigen hat die Anlage zum Ende von 20X5 einen Fair Value i.H.v. 99.000,00 EUR. 190 <?page no="190"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen Der Unterschiedsbetrag ist wesentlich. Die Bewertung durch den Gutachter ist eine verlässliche Wertbestimmung. Die Sunny AG hat eine Neubewertung durchzuführen, um die Anlage von 75.000,00 EUR auf 99.000,00 EUR aufzuwerten. Die Neubewertung wird nach der Net Replacement Method durchgeführt. DR P, P, E at Valuation .................. 99.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 125.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 200.000,00 EUR CR Rev. Res. ................................. 24.000,00 EUR Die Neubewertung findet nach der planmäßigen Abschreibung statt, weil sie zum Ende von 20X5 bestimmt wurde. Das Eigenkapital der Sunny AG hat sich durch die Wertänderung um 24.000,00 EUR erhöht. Die Solaranlage wird in der Bilanz zum 31.12.20X5 zum Fair value i.H.v. 99.000,00 EUR gezeigt. Ergänzend muss die Sunny AG noch die latenten Steuern buchen. Sie betragen 30,18 % (gerechnet wird mit dem genauen Steuersatz i.H.v. 30,175 %) der Neubewertung. DR Rev. Res. ................................. 7.242,00 EUR CR Provisions ................................ 7.242,00 EUR Bei den Abschreibungen der Solaranlage in den nachfolgenden Jahren wird von dem neuen Buchwert ausgegangen: DR Depreciation ............................. 33.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 33.000,00 EUR DR Revaluation Reserves ................. 8.000,00 EUR CR Retained Earnings ..................... 8.000,00 EUR Nur die Abschreibungen sind erfolgsrelevante Buchungen. Der Steuerertrag und die Auflösung der Neubewertungsrücklage gehen nicht durch die Gewinn- und Verlustrechnung. Wird die Anlage nach insgesamt sechs Jahren Nutzungsdauer am 1.01.20X7 für 69.000,00 EUR brutto verkauft, ist die Neubewertungsrücklage komplett aufzulösen. Wegen des Verkaufzeitpunkts 1.01.20X7 ist keine Abschreibung für 20X7 zu berücksichtigen. Der Buchwert der Anlage beträgt nach 6 Jahren vor der Auflösung der Neubewertungsrücklage 66.000,00 EUR. Die Sunny AG bucht den Abgang der Maschine, nachdem die Rückstellung für latente Steuern i.H.v. 4.828,00 EUR aufgelöst wurden: DR Provisions ................................ 4.828,00 EUR CR Rev. Res. ................................. 4.828,00 EUR DR Cash/ Bank ................................. 69.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 33.000,00 EUR DR Rev. Res. ................................. 16.000,00 EUR DR Loss on Disposal ....................... 8.500,00 EUR CR VAT ......................................... 11.500,00 EUR CR P, P, E at Valuation .................. 99.000,00 EUR CR Retained Earnings ..................... 16.000,00 EUR Im Weiteren wird eine Wertminderung für die Solarenergieanlage vorgestellt. Die Wertminderung beträgt 39.000,00 EUR: 191 <?page no="191"?> 7 Sachanlagen Die Solarenergieanlage der Sunny AG wird bei einem Hagelschauer im Dezember 20X5 erheblich und dauerhaft beschädigt. Der Restwert der Anlage wird von einem Sachverständigen mit 36.000,00 EUR angegeben. Der Buchwert nach planmäßiger Abschreibung i.H.v. 75.000,00 EUR weicht wesentlich von dem Fair Value ab. Die Sunny AG bucht die Differenz erfolgswirksam als Impairment Loss: DR Impairment Loss ......................... 39.000,00 EUR CR Acc. IL. .................................. 39.000,00 EUR Buchtechnisch beträgt der Wert der Solarenergieanlage 36.000,00 EUR. Die zukünftigen angepassten Abschreibungen über drei Jahre betragen 12.000,00 EUR pro Jahr. Auch wenn es sich um einen stillgelegten Vermögenswert (idle asset) handelt, besteht kein Grund zur Unterbrechung der Abschreibungen. Die Abschreibung für 20X6 wird gebucht. DR Depreciation ............................. 12.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 12.000,00 EUR Ein Jahr später stellt sich heraus, dass die Anlage geringer beschädigt ist als angenommen wurde und ein Gutachter schätzt ihren Wert am 31.12.20X6 auf 45.000 EUR. Die Sunny AG verkauft die Anlage darauf hin für 50.400,00 EUR. Die Wertaufholung auf 45.000,00 EUR übersteigt nicht den Maximalwert i.H.v. 50.000,00 EUR, der sich als Buchwert ohne Berücksichtigung des Impairment Losses ergeben hätte. Die Sunny AG bucht einen Reversal of an Impairment Loss. DR Acc. IL. .................................. 21.000,00 EUR CR IL .......................................... 21.000,00 EUR Die Sunny AG verkauft die Solarenergieanlage mit Verlust, wie der nachfolgende Buchungssatz zeigt. DR Cash ........................................ 50.400,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 137.000,00 EUR DR Acc. IL. .................................. 18.000,00 EUR DR Loss on Disposal ....................... 3.000,00 EUR CR VAT ......................................... 8.400,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 200.000,00 EUR Online-Übungen: Falkenberg (Ü 7.22). 7.2.7 Finanzinstrumente und als Finanzinvestitionen gehaltene Immobilien (Financial Instruments and Investment Property) Unter einem Finanzinstrument (financial instrument) versteht man einen Vertrag zwischen zwei Parteien, bei dem eine Seite einen finanziellen Vermögenswert (financial asset) erhält und die andere eine finanzielle Schuld (financial liability) eingeht oder 192 <?page no="192"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen einen Eigenkapitaltitel (equity) ausgibt. Die Definition folgt aus IAS 32.11 „A financial instrument is any contract that gives rise to a financial asset of one entity and a financial liability or equity instrument of another entity.“ Der IAS 32.14 schließt ausdrücklich in die Bezeichnung Entity Einzelunternehmen, Personengesellschaften, Treuhändler etc. ein. Finanzinstrumente werden an dem Beispiel der Unternehmen Roxel AG, Erpho AG und Dudweiler GmbH deutlich gemacht. Die Roxel AG gibt am 2.01.20X4 300.000 Aktien zum Nennwert von 5,00 EUR zu einem Bezugskurs von 7,80 EUR aus. Die Erpho AG gibt ebenfalls am 2.01.20X4 5.000 börslich gehandelte Schuldverschreibungen (debentures) zu jeweils 100,00 EUR aus, die eine Verzinsung von 6,5 % beinhalten und die nach fünf Jahren zum Nennbetrag eingezogen werden. Die Dudweiler GmbH erwirbt von der Roxel AG 100.000 Aktien und von der Erpho AG 2.000 Debentures. Beide sollen als Sachanlagevermögen in der Bilanz der Dudweiler GmbH dargestellt werden, weil sie langfristig gehalten werden sollen. Am Abschlussstichtag 31.12.20X4 beträgt der Börsenkurs (share price) der Roxel AG Aktie 8,62 EUR inkl. Dividende (cum dividend). Die Gewinnverwendung der Roxel AG führt auf eine Dividende von 0,50 EUR/ Aktie. Die Debentures der Erpho AG werden am 31.12.20X4 mit 98,60 EUR gehandelt. In dem Beispiel liegen zwei Verträge vor, die jeder ein Finanzinstrument begründen. In beiden Fällen soll kein Aufwand für die Ausgabe der Titel berücksichtigt werden. Die Dudweiler GmbH zeigt zwei finanzielle Vermögenswerte (financial assets) in ihrer Bilanz: (1) Zwischen der Roxel AG und der Dudweiler GmbH besteht ein Finanzinstrument durch die Ausgabe von Aktien. Der Vertrag führt bei der Roxel AG zu einem Eigenkapitalinstrument, das auf der Passivseite der Bilanz als gezeichnetes Kapital in Bezug auf Stammaktien zu zeigen ist, und bei der Dudweiler GmbH zu einem finanziellen Vermögenswert im Sachanlagevermögen. (2) Zwischen der Erpho AG und der Dudweiler GmbH besteht ein weiteres Finanzinstrument, das bei der Erpho AG zu einem Fremdkapitaltitel, den Schuldverschreibungen, geführt hat, und das auf der Aktivseite der Dudweiler GmbH zur Darstellung der Schuldverschreibungen als financial Asset im Sachanlagevermögen führt. Man erkennt, dass Finanzinstrumente entsprechend der Definition in IAS 32.11 gebildet wurden. Die Darstellung der Eigen- und Fremdkapitaltitel, die aus den Finanzinstrumenten resultieren, wird in den Kapiteln 11 -› vgl. S. 291 und 14 -› vgl. S. 347 behandelt. Hier werden die finanziellen Vermögenswerte dargestellt: Die Dudweiler GmbH bucht den Erwerb der Aktien und Schuldverschreibungen zu den Anschaffungswerten am 2.01.20X4. Die Aktien haben Anschaffungskosten von 100.000 · 7,80 = 780.000,00 EUR. Die Anschaffungskosten für die Schuldverschrei- 193 <?page no="193"?> 7 Sachanlagen bungen betragen 2.000 · 100 = 200.000,00 EUR : DR Investment-shares ............. 780.000,00 EUR CR Cash/ Bank ........................ 780.000,00 EUR und: DR Investment-debentures ........ 200.000,00 EUR CR Cash/ Bank ........................ 200.000,00 EUR Zum Abschlussstichtag sind sowohl die Erträge aus den finanziellen Vermögenswerten als auch ihre Wertänderungen zu beachten. Die Dudweiler GmbH bucht die Dividende der Roxel AG Aktien als Ertrag. Er beträgt 100.000 · 0,50 = 50.000,00 EUR. DR Dividend Rec. ................... 50.000,00 EUR CR Div. Income ...................... 50.000,00 EUR Die Erträge aus den Schuldverschreibungen sind 2.000 · 6,5 % · 100 = 13.000,00 EUR: DR Interest Rec. ................... 13.000,00 EUR CR Debentures Income ............. 13.000,00 EUR Die Bewertung der Aktien der Roxel AG und der Schuldverschreibungen der Erpho AG finden zum Marktwert statt. Der Aktienpreis der Roxel AG beträgt 8,62 EUR/ Aktie cum dividend, d. h. 8,12 EUR/ Aktie ex dividend. Es ist eine Neubewertung der Aktien i.H.v. 8,12 - 7,80 = 0,32 EUR/ Aktie geboten. Nach IAS 32.35 sind die Gewinne als Ertrag in der Gewinn- und Verlustrechnung zu zeigen. Die Dudweiler GmbH bucht: DR Investments (share) ........... 32.000,00 EUR CR Profit on Investment ......... 32.000,00 EUR Gem. des Anschaffungswertprinzips in § 253 Abs. 1 HGB wäre die Ertragsbuchung i.H.v. 32.000,00 EUR nicht möglich, da ein noch nicht realisierter Gewinn besteht und deshalb gegen das Vorsichtsprinzip nach § 252 Abs. 1 HGB verstoßen würde. Die Bewertung der Schuldverschreibungen von der Erpho AG bedeutet für die Dudweiler GmbH einen Verlust. Er beträgt 2.000 · (100 − 98,6) = 2.800,00 EUR. Der Verlust wird ebenfalls in der Gewinn- und Verlustrechnung dargestellt: DR Loss on Investment ............ 2.800,00 EUR CR Acc. IL. Inv. ................... 2.800,00 EUR Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG zeigt in ihrer Bilanz keine finanziellen Vermögenswerte. Finanzinstrumente der Sunny AG bestehen jedoch auf der Passivseite als Eigenkapitalinstrumente. Die Sunny AG hat Aktien und Vorzugsaktien ausgegeben. Einziehbare Vorzugsaktien (redeemable preference shares) würden dagegen als Fremdkapital ausgewiesen. Als Finanzinvestitionen gehaltende Immobilien (investment property) sind nach IAS 40.5: „Investment property is property (land or a building - or part of a building - or both) held (by the owner or by the lessee under a finance lease) to earn rentals or 194 <?page no="194"?> 7.2 Bewertung von Sachanlagevermögen for capital appreciation or both, rather than for: (a) use in the production or supply of goods or services or for administrative purposes; or (b) sale in the ordinary course of business.“ Das wesentliche Merkmal von Investment Property ist ihr Zweck. Es muss gehalten werden, um daraus langfristige Wertsteigerungsgewinne (long-term capital appreciation) oder Mieteinnahmen (leasing income) zu generieren. Für ungewisse Zwecke gehaltene Immobilien gelten ebenfalls als Investment Property -› vgl. IAS 40.8 . Bei zu Handelszwecken gehaltenen Immobilien ist IAS 2 oder IFRS 5 anzuwenden, da dann die Immobilie zum Vorratsvermögen oder Disposals zählt. Die Situation wird am Beispiel der Katensen AG gezeigt. Die Katensen AG kauft am 3.01.20X7 ein Grundstück, auf dem sich ein Bürogebäude und ein Hotel befinden. Das Grundstück ist teilbar. Die Katensen AG zahlt einen Kaufpreis von 1.000.000,00 EUR. Von dem Kaufpreis entfallen 400.000,00 EUR auf das Grundstück, das Bürogebäude hat einen Wert von 150.000,00 EUR, das Hotel von 450.000,00 EUR. Das Grundstück ist proportional zum Wertansatz dem Bürogebäude und dem Hotel zuzuordnen. Das Hotel wird direkt nach Kauf vermietet und führt zu Mieteinnahmen von jährlich 60.000,00 EUR. Da die Immobilie teilbar ist, bucht die Katensen AG die Immobilie beim Kauf am 3.01.20X7: DR P, P, E at Cost ......................... 250.000,00 EUR DR Investment Property ................... 750.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 1.000.000,00 EUR Die erzielten Mieteinnahmen sind in der Gewinn- und Verlustrechnung zu erfassen: DR Cash/ Bank ................................. 60.000,00 EUR CR Rental Income ........................... 60.000,00 EUR Wäre die Immobilie nicht teilbar, wäre die Immobilie der Katensen AG vollständig als Investment Property gem. IAS 40.9 zu aktivieren. 7.2.8 Abgang von Sachanlagen (Disposal of an Asset) Nach IAS 16.67 ist ein Asset als Property, Plant, and Equipment aufzulösen, wenn er das Unternehmen verlässt oder keinen zukünftigen wirtschaftlichen Nutzen mehr verspricht. Der Verkaufserlös ist die Differenz aus Buchwert und Nettoverkaufserlös zuzüglich Verkaufsaufwand -› vgl. IAS 16.71 . Liegt zum Zeitpunkt des Abgangs evtl. noch eine Neubewertungsrücklage vor, ist sie aufzulösen. Die Rinteln GbR besitzt eine Maschine, deren Anschaffungskosten am 1.01.20X1 30.000,00 EUR betragen haben. Die Maschine wird linear über eine Nutzungsdauer von 6 Jahren abgeschrieben. Am 31.12.20X5 wird der Marktwert der Maschine auf 7.500,00 EUR geschätzt. Nach der Net Replacement Method bucht die Rinteln GbR: DR P, P, E at Valuation .................. 7.500,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 25.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 30.000,00 EUR CR Rev. Res. ................................. 2.500,00 EUR 195 <?page no="195"?> 7 Sachanlagen Die Maschine wird am Abschlussstichtag 31.12.20X5 mit 7.500,00 EUR gezeigt. Am 7.01.20X6 wird die Maschine für 7.100,00 EUR verkauft. Die Rinteln GbR bucht unter Auflösung der Neubewertungsrücklage: DR Cash/ Bank ................................. 7.100,00 EUR DR Rev. Res. ................................. 2.500,00 EUR DR Loss on Disposal ...................... 400,00 EUR CR P, P, E at Valuation .................. 7.500,00 EUR CR R/ E ........................................ 2.500,00 EUR Häufig wird bei der Auflösung von Sachanlagen ein Realisation Account verwendet, in das die Buchwerte übertragen werden. Das Realisation Account zeigt später den Gewinn- oder Verlust, der bei der Liquidierung von Sachanlagevermögen entsteht als Saldo. Die Verwendung des Realisation Account wird am Beispiel der Rinteln GbR zum Zeitpunkt 5.01.20X6 demonstriert. Zu diesem Zeitpunkt ist die Maschine noch nicht verkauft worden. Als weiterer Sachanlagevermögensgegenstand existiert ein Geschäftswagen, dessen Buchwert 22.000,00 EUR beträgt. Das Auto wurde vor zwei Jahren für 44.000,00 EUR angeschafft und bisher zwei Jahre linear abgeschrieben. Die Restnutzungsdauer beträgt noch zwei Jahre. Die Rinteln GbR überlässt das Auto für 20.000 EUR dem Teilhaber Grillkötter (= GK). Der zweite Gesellschafter ist Reisenberger (= RB). Beide teilen den Gewinn aus der Rinteln GbR im Verhältnis 1: 3 auf, so dass Reisenberger 75 % erhält. Bei Liquidation des Sachanlagevermögens bucht die Rinteln GbR für die Maschine: DR Realisation .............................. 7.500,00 EUR DR Rev. Res. ................................. 2.500,00 EUR CR P, P, E at Valuation .................. 7.500,00 EUR CR R/ E ......................................... 2.500,00 EUR und: DR Cash/ Bank ................................. 7.100,00 EUR CR Realisation .............................. 7.100,00 EUR Für das Fahrzeug bucht die Rinteln GbR: DR Realisation .............................. 22.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 22.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 44.000,00 EUR Das Überlassen des Fahrzeugs führt zu folgender Buchung: DR GK-Cap. .................................... 20.000,00 EUR CR Realisation .............................. 20.000,00 EUR Der verbleibende Verlust aus Veräußerung beträgt 2.400,00 EUR, der vereinbarungsgemäß auf die beiden Gesellschafter aufgeteilt wird: DR GK-Cap. .................................... 600,00 EUR DR RB-Cap. .................................... 1.800,00 EUR CR Realisation .............................. 2,400,00 EUR 196 <?page no="196"?> Zusammenfassung Das Realisation Account zeigt Abbildung 7.42. D Realisation C 20X6 [EUR] 20X6 [EUR] Machine 7.500,00 Cash/ Bank 7.100,00 Car 22.000,00 GK-Cap 20.000,00 Loss-GK 600,00 Loss-RB 1.800,00 29.500,00 29.500,00 Abbildung 7.42: Realisation Account der Rinteln GbR nach Liquidation des Sachanlagevermögens Die Liquidation im Rahmen von Geschäftsauflösungen wird vertieft behandelt in Wood/ Sangster [2011]. Online-Übungen: Brockbach (Ü 7.12). Online-Übungen: Sunningdale (Ü 7.19). Online-Übungen: Maitland (Ü 7.21). Online-Übungen: Pinelands (Ü 7.25). Zusammenfassung (Summary) Die Position Anlagevermögen (non-current assets) zeigt das Sachanlagevermögen, Investment Property, Immaterielles Vermögen, Beteiligungen und Finanzinstrumente. Vermögen wird aktiviert, sobald es die Ansatzbedingungen erfüllt: Es muss ein wirtschaftlicher Nutzen vorliegen und die Bewertung muss verlässlich möglich sein. 197 <?page no="197"?> 7 Sachanlagen Die Bewertung des Anlagevermögens findet über eine Erstbewertung gemäß des Kostenmodells statt. Demnach sind alle Aufwendungen, wie z. B. der Anschaffungspreis ohne Rabatte, der Aufwand für den Transport und die Ingangsetzung als auch zukünftige Abbruchkosten anzusetzen. Bei einer Folgebewertung wird der Wertansatz des Vermögens durch planmäßige Abschreibung, durch Impairment Loss und/ oder durch eine Neubewertung verändert. Besonderheiten bestehen hinsichtlich des Ansatzes bei Leasinggeschäften, bei wichtigen Ersatzteilen, die im Anlagevermögen zu zeigen sind, und bei Tauschgeschäften. Bei einer Folgebewertung wird i.d.R. die Habenbuchung in einem acc. Depreciation oder acc. Impairment Loss Account vorgenommen. Im Unterschied zum deutschen HGB lassen die IFRSs Neubewertungen zu. Über die Neubewertung werden Wertansätze, die den bisherigen Buchwert übersteigen und nicht widerrufene außerplanmäßige Abschreibungen sind, als Erhöhung des bisherigen Wertansatzes gebucht. Im Haben findet eine Buchung in eine Neubewertungsrücklage statt. Neubewertungen erfordern den Ausweis von Steuerlatenz. Neubewertungen sind grundsätzlich erfolgsunwirksam. Die Auflösung der Neubewertungsrücklage findet bei Abgang des Assets oder proportional zur planmäßigen und/ oder außerplanmäßigen Abschreibung statt. In den Notes ist über die Wertänderung von Sachanlagevermögen während des Berichtszeitraums vorzutragen. I.d.R. werden ein Anlagespiegel auf Gruppenebene und eine Überleitungsrechnung dargestellt. Aufgaben (Exercises) Aufgabe 1: Aktivierung (Exercise on Recognition) Die Schulenburg AG erwirbt eine NC-Maschine zum 1.01.20X3 und hat dafür die folgenden Informationen: • Kaufpreis 100.000,00 EUR • Transportkosten 3.000,00 EUR • Installationskosten 6.000,00 EUR • Allgemeine Verwaltungskosten 1.000,00 EUR • Testaufwand 5.000,00 EUR • Pre-Production-Aufwand 2.000,00 EUR • Anfänglicher Verlust bei Betrieb 10.000,00 EUR Als weitere Information ist bekannt: (1) Der Kaufpreis ist erst zum 31.12.20X3 zu zahlen. (2) Die allgemeinen Verwaltungskosten sind zum Teil fix, zum Teil proportional. (3) Der Testaufwand enthält Aufwand zum Prüfen von Musterprodukten, damit festgestellt werden kann, ob die Maschine korrekt arbeitet. Die Musterprodukte werden zu einem Nettoerlös von 500,00 EUR verkauft. (4) Der Pre-Production-Aufwand fällt an, um die NC-Maschine in einen betriebsberei- 198 <?page no="198"?> Aufgaben ten Zustand zu versetzen. (5) Die anfänglichen Verluste sind einer geringen Produktionsmenge zuzurechnen. (6) Die NC-Maschine ist am 3.01.20X3 einsatzbereit. (7) Der Zinssatz beträgt 14 % per annum. Die Schulenburg AG aktiviert normalerweise keine Kapitalkosten. (8) Die NC-Maschine wird linear über eine Nutzungsdauer von acht Jahren abgeschrieben. Der Restbuchwert (residual value) nach acht Jahren beträgt 7.000,00 EUR. (9) Es soll angenommen werden, dass eine Rückstellung gebildet wurde, um die Maschine nach der Nutzungsdauer zu demontieren. Sie beträgt 3.500,00 EUR. Ihr Barwert ist 1.700,00 EUR. (10) Es ist keine Umsatzsteuer zu berücksichtigen. (1) Bestimmen Sie die Anschaffungskosten der NC-Maschine. (2) Bestimmen Sie den Buchwert der Maschine zum 31.12.20X3. In Anlehnung an eine Aufgabe aus: Oppermann [2009]. Aufgabe 2: Rückgängigmachen einer Wertminderung (Exercise on Reversal Impairment Loss) Am 3.04.20X2 hat die Brockbach AG eine Maschine gekauft und 151.200,00 EUR (brutto) gezahlt. Sie plant sie sechs Jahre zu nutzen. Verwenden Sie monatsgenaue lineare Abschreibung. Nach drei Jahren (3.04.20X5) wird die Maschine bei einem Unfall beschädigt. Ihr Wert beträgt nur noch die Hälfte des Buchwerts zu diesem Zeitpunkt. Die Brockbach AG repariert die Maschine für 23.000,00 EUR am 5.04.20X5. Nach der Reparatur wird der Wert der Maschine von einem Gutachter auf 46.080,00 EUR geschätzt. Am 3.04.20X7 verkauft die Brockbach AG die Maschine für 16.200,00 EUR brutto. (1) Führen Sie alle Buchungssätze für die Maschine der Brockbach AG auf. (2) Zeigen Sie den Ausweis der Maschine in den Notes für den Jahresabschluss 20X7, wenn die Maschine nicht verkauft worden wäre. (3) Bestimmen Sie den Gewinn oder Verlust durch den Abgang von Sachanlagevermögensgegenständen. Aufgabe 3: Abschreibungen (Exercise on Depreciation) Bewerten Sie eine Anlage: Diese wurde zum 3.2.20X2 für 180.000,00 EUR angeschafft. Sie wird planmäßig über fünf Jahre linear abgeschrieben. Am 5.6.20X4 entsteht durch einen Werkzeugbruch ein Schaden. Der Restwert der Maschine soll anschließend 20.000,00 EUR betragen. Die Maschine wird am 1.02.20X5 neu begutachtet und hat dann einen Buchwert von 75.000,00 EUR. Ignorieren Sie Steuerlatenz. Mit welchem Wert wird sie im Jahresabschluss von 20X5 berücksichtigt? Die Maschine wird am 4.06.20X6 für 44.000,00 EUR netto verkauft. Wie lautet der Buchungssatz dafür, wenn per Überweisung gezahlt wurde? Berücksichtigen Sie für diese Aufgabe keine Umsatzsteuer! Ebenfalls sind keine Vergleichswerte gefordert. Auflösung der Rücklage z.T. in 20X5. 199 <?page no="200"?> 8 Konzernabschluss (Group Accounting) Lernziele In diesem Kapitel wird die Bilanzierung von Unternehmenszusammenschlüssen dargestellt. Beteiligungen an anderen Unternehmen werden im Einzelabschluss im Anlagevermögen gezeigt. Als Unternehmenszusammenschluss gelten Kombinationen von Unternehmen, bei denen mehrere Unternehmen einen gemeinsamen Abschluss in Ergänzung zu ihren Einzelabschlüssen aufstellen. Dies ist der Fall, wenn mehrere Unternehmen einen Konzern (group) bilden oder wenn sie an einem Gemeinschaftsunternehmen (joint venture) beteiligt sind. Die Methoden der Konzernrechnungslegung werden vorgestellt. Sie bestehen aus den Schritten des Vorbereitens des Einzelabschlusses auf die Konzernabschlusserstellung, Bilden des Summenabschlusses und der Konsolidierung. In dem Kapitel 8 wird die Kapitalkonsolidierung besonders intensiv behandelt. Sie wird bei unterschiedlichen Beteiligungsverhältnissen und bei einer Neubewertung in einem Tochterunternehmen vorgestellt. Neben konsolidierten Abschlüssen wird auf die im Konzernabschluss übliche Bewertung nach der Equity-Methode für Beteiligungen eingegangen, die keine Konzernzugehörigkeit begründen, z. B. solche, deren Beteiligungsverhältnis unter 50 % liegt. Bei einer Bewertung at equity wird kein Jahresabschluss für einen Unternehmenszusammenschluss dargestellt, sondern es wird die Beteiligung mit ihren Anschaffungskosten plus proportionaler Eigenkapitalveränderung bewertet. Daraus resultiert der Ausdruck at equity. Das Kapitel 8 verfolgt die folgenden Lernziele: (1) Entwickeln eines Verständnisses für die Notwendigkeit zur Erstellung von Konzernabschlüssen und konsolidierten Abschlüssen für Joint Ventures -› vgl. Abschnitt 8.1, S. 202 (2) Kennenlernen der At-Equity-Beteiligungsbewertung im Konzernabschluss -› vgl. Abschnitt 8.4, S. 224 (3) Entwickeln eines Verständnisses für den Nutzen der Handelsbilanz II -› vgl. Abschnitt 8.2, S. 203 (4) Kennenlernen der Methode zur Entwicklung der Summenbilanz -› vgl. Abschnitt 8.2, S. 203 (5) Kennenlernen der Vorgehensweise und der Berechnungen bei der Kapitalkonsolidierung -› vgl. Abschnitt 8.2, S. 203 201 <?page no="201"?> 8 Konzernabschluss (6) Kennenlernen der Vorgehensweise und der Berechnungen bei der Konsolidierung von Schulden und Forderungen zwischen Konzerngesellschaften und zwischen Joint Venture und Venturer -› vgl. Abschnitt 8.3, S. 220 (7) Kennenlernen der Vorgehensweise und der Berechnungen bei der Eliminierung von Zwischenergebnissen -› vgl. Abschnitt 8.2, S. 203 (8) Verstehen des Prinzips einer Folgekonsolidierung -› vgl. Abschnitt 8.2, S. 203 8.1 Übersicht über Unternehmenszusammenschlüsse (Overview on Business Combinations) Ein Zusammenschluss von Unternehmen entsteht dadurch, dass ein Unternehmen Anteile eines anderen erwirbt. Der Erwerber zeigt auf der Aktivseite einen Financial Asset als Beteiligung und das Unternehmen, von dem die Anteile erworben wurden, zeigt ein Eigenkapitalinstrument, z. B. Aktien oder Gesellschaftsanteile an einer GmbH. Die rechtliche Eigenständigkeit der Unternehmen wird nicht verändert. Ein Unternehmenszusammenschluss gem. IAS 27 bedingt eine besondere Qualität der zusammengeschlossenen Unternehmen. Erwirbt ein Unternehmen Anteile eines anderen Unternehmens, wird eine Beteiligung (investment) in der Bilanz des Erwerbers ausgewiesen. Ein Beteiligungsverhältnis von mehr als 50 % begründet i.d.R. einen Konzern. Ein Konzern besteht aus rechtlich selbständigen Gesellschaften, die unter einheitlicher Kontrolle des Mutterunternehmens (parent) stehen. Der Konzernbegriff wird in § 15ff. AktG, insbesondere in § 18 AktG definiert. Wird die Kontrolle über ein Unternehmen gemeinsam von mehreren Unternehmen ausgeübt, liegt kein Konzern, sondern ein Joint Venture vor. Konzerne als auch Joint Ventures erstellen konsolidierte Abschlüsse gem. IAS 27.9. Ein konsolidierter Abschluss ist ein Abschluss für die zusammengeschlossenen Unternehmen, z. B. für das Mutterunternehmen zusammen mit allen Tochtergesellschaften. Die Tatsache, dass ein konsolidierter Abschluss erstellt wird, befreit nicht von der Pflicht einen Einzelabschluss aufzustellen. Ein Konzern, der aus einem Mutterunternehmen und zwei Tochterunternehmen besteht, erstellt vier Abschlüsse. Jeweils einen Einzelabschluss für die drei Konzerngesellschaften plus einen Konzernabschluss. Da bei dem Konzernabschluss durch Beteiligungsverhältnisse z. B. Vermögen doppelt berücksichtigt wird, wird eine Konsolidierung erforderlich, die Doppelzählungen eliminiert. Wegen der Notwendigkeit zur Konsolidierung von Konzernabschlüssen und weil Konsolidierungen auch im Joint Venture Accounting stattfinden, fasst man sprachlich die Abschlüsse von Unternehmenszusammenschlüssen unter dem Begriff konsolidierte Abschlüsse zusammen. Der Konsolidierungskreis umfasst alle Unternehmen, die in die konsolidierten Abschlüsse einbezogen werden. Im Konzernabschluss werden die Unternehmen so dargestellt, als wären sie ein einziges Unternehmen. Dieser Grundsatz wird als Einheitsprinzip 202 <?page no="202"?> 8.2 Konzernabschluss bezeichnet -› vgl. IAS 27.22 und § 297 Abs. 3 HGB . Für die Frage des Einbeziehens in die Konsolidierung spielt es keine Rolle, wo die Konzerngesellschaften ihren Sitz haben, es gilt das Weltabschlussprinzip . Für Konzerne wird in den meisten Ländern und für alle in der Europäischen Union eine Vollkonsolidierung vorgeschrieben, das bedeutet, dass alle Jahresabschlusspositionen zu 100 % berücksichtigt werden. Joint Venture Accounting basiert dagegen auf einer quotalen Konsolidierung. Der Konzernrechnungslegung liegt die Konzernbilanztheorie zugrunde. Nach der Einheitstheorie zählen alle Gesellschafter als konzernzugehörig und werden deshalb als Eigenkapitalgeber dargestellt. Entsprechend werden die Tochterunternehmen brutto, d. h. vollständig in den Konzernabschluss übernommen. Die Interessentheorie betrachtet dagegen die Minderheitsgesellschafter als konzernaußenstehend. Sowohl die IFRSs als auch das deutsche HGB folgen der Einheitstheorie. Die Grundlagen zur Konzernrechnungslegung werden an der Fallstudie Sunny AG, die das in Kapitel 2.2 -› vgl. S. 25 eingeführte Taxiunternehmen erwirbt, gezeigt. Zum vertieften Studium der Konzernrechnungslegung wird auf Küting/ Weber [2012], Baetge/ Kirsch/ Thiele [2011] und Wood/ Sangster [2012] verwiesen. 8.2 Konzernabschluss (Group Statements) Der Konzernabschluss wird über die folgenden Schritte erstellt: (1) Vorbereitung der Einzelabschlüsse auf den Konzernabschluss durch Entwicklung der Handelsbilanz II, (2) Bilden der Summenbilanz und (3) Konsolidierungsmaßnahmen. Die Vorbereitung der Einzelabschlüsse auf die Konsolidierung ist vergleichbar mit dem Gleichnamigmachen von Brüchen für ihre Addition. Es werden vor der Erstellung der Summenbilanz die Einzelabschlüsse auf die Anwendung derselben Rechnungslegungsstandards überführt und Vereinheitlichungen hinsichtlich Berichtswährung, Abschlussstichtag, Bilanzpolitik etc. vorgenommen. Anschließend wird die Summenbilanz gebildet, bei der alle zur Konzernrechnungslegung einzubeziehende Einzelabschlüsse Position für Position aufaddiert werden. Alle Konsolidierungen finden im Summenabschluss statt. Das bedeutet, dass durch die Konzernrechnungslegung keine Einzelabschlüsse verändert werden. Die Konsolidierungsmaßnahmen umfassen die Kapitalkonsolidierung, die Schulden- und Verbindlichkeitskonsolidierung und die Konsolidierung von Zwischenergebnissen in der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung. Bei der Kapitalkonsolidierung wird die Beteiligung im Mutterunternehmen gegen das Eigenkapital des Tochterunternehmens im Summenabschluss aufgerechnet. Das Konsolidieren von Schulden und Verbindlichkeiten bedeutet, dass alle innerkonzernlichen Schuldbeziehungen aus der Summenbilanz gelöscht werden. Das Eliminieren von Zwischenergebnissen als weitere Konsolidierungsmaßnahme löscht jeden innerkonzernlichen Ergebnisbeitrag aus dem Konzernabschluss. Dies bedingt, dass z. B. bei Handelsbeziehungen zwischen Konzernmitgliedern die Waren mit den Anschaffungs- 203 <?page no="203"?> 8 Konzernabschluss und Herstellungskosten zu zeigen sind, die im Konzern angefallen sind: Das Konzernunternehmen Fremont AG stellt Produkte zu Anschaffungs- und Herstellungskosten i.H.v. 70.000,00 EUR her und verkauft sie an das Konzernunternehmen Altenberge GmbH für 100.000,00 EUR. Im Konzernabschluss muss dann das Vorratsvermögen zu 70.000,00 bewertet werden, obwohl es im Einzelabschluss der Altenberge GmbH mit 100.000,00 EUR dargestellt ist. Ebenfalls muss die Fremont AG ihren Gewinn i.H.v. 30.000,00 EUR für den Konzernabschluss eliminieren, obwohl dieser im Einzelabschluss ausgewiesen wird (vgl. zur Konsolidierung: Küting/ Weber [2012], Baetge/ Kirsch/ Thiele [2011] und Bieg/ Kußmaul/ Waschbusch [2012]). Sunny AG (Case Study Sunny AG) Das Unternehmen Sunny AG soll die unten dargestellte Bilanz zum Ende des Geschäftsjahrs 20X1 ausweisen und erwirbt eine Beteiligung i.H.v. 100 % an dem Taxi-Unternehmen Theo Kieling GmbH. Durch den Erwerb übernimmt die Sunny AG die Kontrolle über das Taxiunternehmen. Der Erwerb erfolgt durch Kauf der Anteile an dem Taxiunternehmen zu einem Preis von 52.600,00 EUR, die an Theo Kieling als bisherigen Eigentümer gezahlt werden. DR Investments .............................. 52.600,00 EUR CR Cash ........................................ 52.600,00 EUR Die Bilanz der Sunny AG nach dem Erwerb des Taxiunternehmens Theo Kieling GmbH zeigt das in Abbildung 8.1 gezeigte Aussehen. Darin ist die Beteiligung an dem Taxiunternehmen als Investment unter non-current Assets gezeigt. A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.952.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 304.959 Investments 52.600 R/ E 0 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 A/ R 1.002.000 A/ P 2.652.715 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 97.000 Def. income Tax liabilities 251.026 4.103.600 4.103.600 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.1: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 Der Jahresabschluss des Taxiunternehmens ändert sich nicht, da der Anteilseigner Theo Kieling seine Anteile verkauft hat, so dass keine Änderung in der Bilanz seines Unternehmens sichtbar wird. Das Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH hat das in Abbildung 8.2 -› vgl. S. 205 dargestellte Aussehen. 204 <?page no="204"?> 8.2 Konzernabschluss A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 28.000 Issued capital 40.000 Intang. assets Other reserves Financial assets R/ E 12.600 Current Assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. A/ R A/ P 3.000 Perpaid exp. Provisions Cash/ Bank 33.000 Def. income Tax liabilities 5.400 61.000 61.000 Theo Kieling GmbH's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.2: Bilanz der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 Nach IAS 27.10 und IAS 27.13 als auch nach § 290 Abs. 1 HGB i.V.m. § 271 HGB oder über § 11 PublG ist für den Zusammenschluss der Unternehmen ein Konzernabschluss aufzustellen. Für das Beispiel werden größenabhängige Erleichterungen nach deutschem HGB nicht berücksichtigt. Ebenso soll ausgeschlossen werden, dass die Beteiligung an dem Taxiunternehmen zu Zwecken der Weiterveräußerung gehalten wird, so dass IFRS 5 hier nicht anzuwenden ist. Der Konzernabschluss besteht nach IAS 1.10 aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung, der Kapitalflussrechnung und einer Eigenkapitalveränderungsrechnung. Nach § 297 Abs. 1 HGB enthält der Konzernabschluss eine Konzernbilanz, eine Konzern-GuV, einen Konzernanhang, einen Eigenkapitalspiegel und kann um eine Segmentberichterstattung erweitert werden. Im Folgenden wird die Konzernbilanz in der Struktur gem. IAS 1.54 behandelt. Für die Konzernrechnungslegung wird im ersten Schritt eine Summenbilanz (aggregated statement of financial position) gebildet, in der alle Bilanzposten der einzubeziehenden Unternehmen horizontal addiert werden. Das Vorgehen wird über IAS 27.22 vorgeschrieben. Vor der Berechnung der Summenbilanz wird für die Konzerngesellschaften eine Handelsbilanz II (HB II) erstellt. Sie stellt den Einzelabschluss dar, der auf die Rechnungslegungsvorschriften des Konzernabschlusses, auf den Abschlussstichtag, die Bilanzierungspolitik etc. des Konzerns abgestimmt ist. Hierzu enthält IAS 27.26ff. und § 308 HGB detaillierte Bestimmungen. Für einen deutschen Konzern, dessen Tochterunternehmen ebenfalls ihren Sitz in Deutschland haben und der den Kapitalmarkt beansprucht, ist die HB II nach IFRSs aufzustellen. Der erstmalige Einbezug von Tochterunternehmen in den Konzernabschluss findet nach IFRS 3.25 und IFRS 3.36 zum Erwerbszeitpunkt statt, nach § 299 Abs. 3 HGB i.V.m. § 301 Abs. 2 HGB besteht ein Wahlrecht, die erstmalige Einbeziehung erst zum Jahresabschlussstichtag des Mutterunternehmens zu zeigen. Die Summenbilanz hat in dem vorliegenden Beispiel das in Abbildung 8.3 -› vgl. S. 206 gezeigte Aussehen. In dem vorliegenden Summenabschluss wird die Beteiligung an dem Taxiunternehmen doppelt gezählt. Sie ist zum einen durch die Assets und darüber hinaus als Beteiligung (investment) gezeigt. Entsprechend wird im Summenabschluss das Eigenkapital zu hoch ausgewiesen. Dies erfordert eine Kapitalkonsolidierung. Konsolidierungsmaßnahmen werden über IAS 27.22ff. und §§ 300ff. HGB vorgeschrieben und bedeuten das Eliminieren von: (1) Beteiligungsausweisen durch die Kapitalkonsolidierung -› vgl. § 301 HGB (2) wechselseitigen Forderungen und Verbindlichkeiten durch die Schuldenkonsolidie- 205 <?page no="205"?> 8 Konzernabschluss A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.980.000 Issued capital 640.000 Int. assets Reserves 304.959 Investments 52.600 R/ E 12.600 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 Receivables 1.002.000 Payables 2.655.715 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 130.000 Def. income Tax liabilities 256.426 4.164.600 4.164.600 Sunny Group's AGGR. STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.3: Summenbilanz des Konzerns Sunny AG zum 31.12.20X1 rung -› vgl. § 303 HGB und (3) innerkonzernlichen Erfolgen durch die Zwischenergebniseliminierung in der Konzernbilanz und die Aufwands- und Ertragskonsolidierung -› vgl. § 305 HGB in der Konzern- Gewinn- und Verlustrechnung. Bei dem Sunny-Konzern ist nur eine Kapitalkonsolidierung erforderlich. Im Summenabschluss werden die Beteiligung an dem Taxiunternehmen und das aus dem Taxiunternehmen resultierende Eigenkapital verrechnet. In der Summenbilanz findet die folgende Konsolidierungsbuchung statt: DR Issued Capital .......................... 40.000,00 EUR DR Retained Earnings ...................... 12.600,00 EUR CR Investments .............................. 52.600,00 EUR Damit hat der Konzernabschluss der Sunny Group die in Abbildung 8.4 zeigten Werte. A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.980.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 304.959 Investments 0 R/ E 0 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 Receivables 1.002.000 Payables 2.655.715 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 130.000 Def. income Tax liabilities 256.426 4.112.000 4.112.000 Sunny Group's CONSOLIDATED STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.4: Konzernabschluss des Sunny-Konzerns zum 31.12.20X1 206 <?page no="206"?> 8.2 Konzernabschluss Es sind zwischen der Sunny AG und dem Taxiunternehmen keine Forderungen, Verbindlichkeiten oder innerkonzernlichen Erfolge zu eliminieren. Für die Erstellung des Konzernabschlusses hat sich eine tabellarische Berechnung auf der Grundlage der Trial Balance etabliert (group worksheet). Darin werden die Konsolidierungsmaßnahmen einzeln in Spalten gezeigt. Jede Konsolidierungsmaßnahme wird durch eine Konsolidierungsbuchung repräsentiert. Das Zahlenformat in den folgenden Abbildungen für Group Worksheets ist DR(CR). PARENT SUBSIDIARY AGGR. CAP. CONS CONS. F/ S Non-current assets P,P,E 2.952.000 28.000 2.980.000 2.980.000 Intang. assets 0 0 0 0 Investments 52.600 0 52.600 (52.600) 0 Current assets 0 Inventory 0 0 0 0 Receivables 1.002.000 0 1.002.000 1.002.000 Prepaid exp. 0 0 0 0 Cash/ Bank 97.000 33.000 130.000 130.000 4.103.600 61.000 4.164.600 (52.600) 4.112.000 SHs' capital Issued capital (600.000) (40.000) (640.000) 40.000 (600.000) Reserves (304.959) 0 (304.959) (304.959) R/ E 0 (12.600) (12.600) 12.600 0 Liabilities Int. bear. liab. (294.900) 0 (294.900) (294.900) Payables (2.652.715) (3.000) (2.655.715) (2.655.715) Provisions 0 0 0 0 Def. income 0 0 0 0 Tax liabilities (251.026) (5.400) (256.426) (256.426) (4.103.600) (61.000) (4.164.600) 52.600 (4.112.000) Abbildung 8.5: Berechnungen zum Konzernabschluss des Sunny-Konzerns Die Spalte Parent zeigt die Trial Balance für das Mutterunternehmen Sunny AG, die Spalte Subsidiary zeigt die Trial Balance für das Tochterunternehmen Theo Kieling GmbH. Die Spalte AGGR. repräsentiert den Summenabschluss, wie er in Abbildung 8.3 -› vgl. S. 206 dargestellt ist. Die Kapitalkonsolidierung findet über den Buchungssatz in der Spalte CAP.CONS statt: DR Issued Capital .......................... 40.000,00 EUR DR Retained Earnings ...................... 12.600,00 EUR CR Investments .............................. 52.600,00 EUR Die Spaltensumme zeigt, dass die Summe der Sollbuchungen der Summe der Habenbuchungen entspricht. Die letzte Spalte repräsentiert die Konzernbilanz und enthält dieselben Zahlen wie Abbildung 8.4 -› vgl. S. 206. Die Spaltendarstellung erhöht die Übersichtlichkeit bei der Konzernrechnungslegung. Dies ist wichtig, wenn mehrere Konsolidierungsmaßnahmen durch mehrere Konsolidierungsbuchungen zu berücksichtigen sind. 207 <?page no="207"?> 8 Konzernabschluss Im Weiteren sollen einige Beispiele für die Konzernrechnungslegung an der Fallstudie Sunny AG/ Theo Kieling GmbH vorgestellt werden: (1) Ausweis von Goodwill, (2) Ausweis von Minority Interest -› vgl. S. 210 , (3) Berücksichtigung von Fair Values gem. der Neubewertungsmethode -› vgl. S. 213 und eine (4) Folgekonsolidierung -› vgl. S. 215 . Später werden (5) Joint Venture Accounting -› vgl. S. 220 und die (6) At-Equity- Bewertung -› vgl. S. 224 gezeigt. Auf die hier dargestellte Nummerierung wird im Text als Szenario referenziert. (1) Ausweis von Goodwill (Disclosure of Goodwill) Goodwill ist der Betrag, den der Kaufpreis einer Beteiligung den Wert seiner Vermögensgegenstände übersteigt. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Es wird im Szenario (1) angenommen, dass die Sunny AG für das Taxiunternehmen 70.000,00 EUR gezahlt hat. Da das Unternehmen Theo Kieling GmbH einen Wert i.H.v. 52.600,00 EUR hat, beträgt die Differenz 70.000 − 52.600 = 17.400,00 EUR. Der Wert des Taxiunternehmens wird über die Substanzwertmethode als Differenz zwischen allen Aktiva und Schulden berechnet, d. h. es wird der Buchwert des Eigenkapitals angesetzt. Er beträgt für die Theo Kieling GmbH 40.000 + 12.600 = 52.600,00 EUR Die Sunny AG weist die Beteiligung zu ihren Anschaffungskosten im Einzelabschluss aus. Sie betragen 70.000,00 EUR. Die Sunny AG hat beim Erwerb gebucht: DR Investment ................................ 70.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 70.000,00 EUR Da die Beteiligung (investment) zu Anschaffungskosten ausgewiesen wird, ist aus dem Einzelabschluss nicht zu erkennen, dass für das Unternehmen ein überhöhter Preis gezahlt wurde. Die Sunny AG hat nach IAS 36.80ff. regelmäßig einen Impairment Test durchzuführen. Hier wird angenommen, dass 70.000,00 EUR ein angemessener Preis für das Taxiunternehmen zum Erwerbszeitpunkt (acquisition date) waren und dass die Beteiligung werthaltig ist. Bei der Kapitalkonsolidierung wird das Eigenkapital des Tochterunternehmens mit dem im Einzelabschluss ausgewiesenen Beteiligungswert verglichen und der Unterschiedsbetrag als Goodwill im Konzernabschluss gezeigt. Bei dem Sunny-Konzern ist der Unterschiedsbetrag positiv, so dass ein Goodwill i.H.v. 17.400,00 EUR auf der Aktivseite der Konzernbilanz auszuweisen ist. Die Abbildung 8.6 zeigt den Einzelabschluss der Sunny AG und die Abbildung 8.7 die Berechnung des Konzernabschlusses. 208 <?page no="208"?> 8.2 Konzernabschluss A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.952.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 304.959 Investments 70.000 R/ E 0 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 A/ R 1.002.000 A/ P 2.652.715 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 79.600 Def. income Tax liabilities 251.026 4.103.600 4.103.600 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.6: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 nach Erwerb des Taxiunternehmens zu einem Kaufpreis i.H.v. 70.000,00 EUR PARENT SUBSIDIARY SUMS CAP. CONS CONS. F/ S Non-current assets P,P,E 2.952.000 28.000 2.980.000 2.980.000 Intang. assets 0 0 0 0 Investments 70.000 0 70.000 (70.000) 0 Goodwill 0 0 0 17.400 17.400 Current assets 0 Inventory 0 0 0 0 Receivables 1.002.000 0 1.002.000 1.002.000 Prepaid exp. 0 0 0 0 Cash/ Bank 79.600 33.000 112.600 112.600 4.103.600 61.000 4.164.600 (52.600) 4.112.000 SHs' capital Issued capital (600.000) (40.000) (640.000) 40.000 (600.000) Reserves (304.959) 0 (304.959) (304.959) R/ E 0 (12.600) (12.600) 12.600 0 Liabilities Int. bear. liab. (294.900) 0 (294.900) (294.900) Payables (2.652.715) (3.000) (2.655.715) (2.655.715) Provisions 0 0 0 0 Def. income 0 0 0 0 Tax liabilities (251.026) (5.400) (256.426) (256.426) (4.103.600) (61.000) (4.164.600) 52.600 (4.112.000) Abbildung 8.7: Berechnung des Konzernabschlusses (1) des Sunny-Konzerns zum 31.12.20X1 209 <?page no="209"?> 8 Konzernabschluss In der Konsolidierungsspalte in Abbildung 8.7 wird der Konsolidierungsausgleichsposten (difference on consolidation) in einen Posten Goodwill auf der Aktivseite der Konzernbilanz überführt. Der Sunny-Konzern bucht in der Summenbilanz: DR Goodwill .................................. 17.400,00 EUR DR Issued Capital .......................... 40.000,00 EUR DR Retained Earnings ...................... 12.600,00 EUR CR Investment ................................ 70.000,00 EUR Der Konzernabschluss zeigt anschließend auf der Aktivseite den Goodwill i.H.v. 17.400,00 EUR, wie in Abbildung 8.8 dargestellt. A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.980.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 304.959 Goodwill 17.400 R/ E 0 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 Receivables 1.002.000 Payables 2.655.715 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 112.600 Def. income Tax liabilities 256.426 4.112.000 4.112.000 Sunny Group's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.8: Konzernbilanz des Sunny-Konzerns (1) zum 31.12.20X1 (2) Ausweis von Minderheitsanteilen (Disclosure of Minority Interest) Im bisherigen Beispiel wurde davon ausgegangen, dass die Sunny AG das gesamte Unternehmen erwirbt, um damit die Kontrolle über das Taxiunternehmen zu erlangen. Zur Beherrschung eines Unternehmens ist die Kontrolle über das Tochterunternehmen maßgeblich, dafür reicht i.d.R. die Mehrheit (mehr als 50 %) der Stimmrechte aus, so dass keine vollständige Übernahme des Tochterunternehmens erforderlich ist. Die Kontrolle des Tochterunternehmens kann auch anders begründet sein, z. B. über einen Beherrschungsvertrag. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Im dem folgenden Szenario (2) wird angenommen, die Sunny AG habe das Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH für einen Kaufpreis i.H.v. 60.000,00 EUR zu 70 % erworben. Der Rest i.H.v. 30 % der Anteile bleibt in Händen von Theo Kieling. Die Bilanz der Sunny AG für den Einzelabschluss zeigt die 70 %-ige Beteiligung an dem Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH zu Anschaffungskosten i.H.v. 60.000,00 EUR. Der Einzelabschluss in Abbildung 8.9 zeigt den Buchwert der Mehrheitsbeteiligung. 210 <?page no="210"?> 8.2 Konzernabschluss A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.952.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 304.959 Investments 60.000 R/ E 0 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 A/ R 1.002.000 A/ P 2.652.715 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 89.600 Def. income Tax liabilities 251.026 4.103.600 4.103.600 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.9: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 nach Erwerb der Mehrheitsbeteiligung am Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH Bei der Bestimmung des Konzernabschlusses ist der Konsolidierungsausgleichsposten zu bestimmen. Der Konsolidierungsausgleichsposten ist die Differenz aus dem Beteiligungsbuchwert der Beteiligung und dem Anteil des Eigenkapitals der Beteiligung. Hier beträgt der Konsolidierungsausgleichsposten (difference on consolidation, DoC): DoC = CA Inv − R Inv (IssCap S + Res S + R = E S ) = 60.000 − 70 % (40.000 + 0 + 12.600) = 23.180,00 EUR (mit: DoC = Difference on Consolidation (Konsolidierungsausgleichsposten), CA Inv = Carrying Amount (Buchwert) der Beteiligung (investment), R Inv = Ratio (Verhältnis) der Beteiligung, IssCap S = Issued Capital (gezeichnetes Kapital) der Tochtergesellschaft (subsidiary), Res S = Rücklagen (reserves) der Tochtergesellschaft (subsidiary), R/ E S = Bilanzgewinn (Retained Earnings) der Tochtergesellschaft (subsidiary)) Der Konsolidierungsausgleichsposten wird in der Konzernbilanz als Goodwill ausgewiesen. Er stellt den von der Sunny AG gezahlten überhöhten Kaufpreis dar, der z. B. dafür gezahlt wurde, dass das Management der Sunny AG davon ausgeht, dass das Taxiunternehmen einen höheren Wert hat. Neben dem Konsolidierungsausgleichsposten ist in diesem Szenario ein Minderheitsanteil im Eigenkapital nach IAS 1.54 darzustellen. Im Rahmen der Kapitalkonsolidierung findet eine Konsolidierung des Eigenkapitals des Taxiunternehmens zum Beteiligungsanteil i.H.v. 70 % statt. Da grundsätzlich eine Vollkonsolidierung durchzuführen ist, werden bei der Erstellung der Summenbilanz die Bilanzpositionen des Tochterunternehmens zu 100 % einbezogen. Entsprechend wird bei einer Mehrheitsbeteiligung unter 100 % derjenige Anteil, der die Kapitalkonsolidierung überlebt, als Minderheitenanteil (minority interest) im Eigenkapital der Konzernbilanz gezeigt. Der Minderheitenanteil am Tochterunternehmen Theo Kieling GmbH beträgt 30 % (40.000 − 12.600) = 15.780,00 EUR. In der Übersicht in Abbildung 8.10 sind die Spalten für die Einzelabschlüsse ausgeblendet worden. 211 <?page no="211"?> 8 Konzernabschluss AGGR. CAP. CONS M.I. CONS. F/ S Non-current assets P,P,E 2.980.000 2.980.000 Intang. assets 0 0 Investments 60.000 (60.000) 0 Goodwill 0 23.180 23.180 Current assets 0 Inventory 0 0 Receivables 1.002.000 1.002.000 Prepaid exp. 0 0 Cash/ Bank 122.600 122.600 4.164.600 (36.820) 0 4.127.780 SHs' capital Issued capital (640.000) 28.000 12.000 (600.000) Reserves (304.959) (304.959) R/ E (12.600) 8.820 3.780 0 N-C.I. 0 (15.780) (15.780) Liabilities Int. bear. liab. (294.900) (294.900) Payables (2.655.715) (2.655.715) Provisions 0 0 Def. income 0 0 Tax liabilities (256.426) (256.426) (4.164.600) 36.820 0 (4.127.780) Abbildung 8.10: Berechnung der Konzernbilanz des Sunny-Konzerns (2) zum 31.12.20X1 Die Summenspalte AGGR. ergibt sich durch Addition der jeweiligen Positionen der Konzerngesellschaften Sunny AG und Theo Kieling GmbH. Darin ist die Beteiligung der Sunny AG an dem Taxiunternehmen i.H.v. 60.000,00 EUR gezeigt. In der Spalte Kapitalkonsolidierung (CAP.CONS) wird die Beteiligung in die Positionen Eigenkapital, Bilanzgewinn und Goodwill der Summenbilanz gebucht: DR Issued Capital (70 %) .................. 28.000,00 EUR DR Retained Earnings (70 %) ............. 8.820,00 EUR DR Goodwill .................................. 23.180,00 EUR CR Investment ................................ 60.000,00 EUR In der Spalte Non-Controlling Interest (N-C.I.) wird der bei dem Tochterunternehmen verbleibende Minderheitsanteil isoliert. Der Buchungssatz zur Übertragung des Anteils des Minderheitsgesellschafters Theo Kieling in einen speziellen Posten in der Konzernbilanz ist: DR Issued Capital (30 %) .................. 12.000,00 EUR DR Retained Earnings (30 %) ............. 3.780,00 EUR CR N-C.I. ..................................... 15.780,00 EUR Die Konzernbilanz zeigt den Minderheitsanteil (non-controlling interest) wie in Abbildung 8.11 dargestellt. 212 <?page no="212"?> 8.2 Konzernabschluss A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.980.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 304.959 Goodwill 23.180 R/ E 0 N-C.I. 15.780 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 Receivables 1.002.000 Payables 2.655.715 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 122.600 Def. income Tax liabilities 256.426 4.127.780 4.127.780 Sunny-Group's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.11: Konzernbilanz des Sunny-Konzerns zum 31.12.20X1 (2) bei Mehrheitsbeteiligung von 70 % an dem Taxiunternehmen Online-Übungen: Parent (Ü 8.1). Online-Übungen: Strücklingen (Ü 8.2). (3) Berücksichtigen von Fair Values (Consideration of Fair Values) Vermögen und Schulden eines Tochterunternehmens können einen höheren Wert als den Buchwert zum Zeitpunkt des Erwerbs haben. Sowohl IFRS 3.14 als auch § 301 HGB zusammen mit den Deutschen Rechnungslegungsstandards DRS folgen der Erwerbsmethode (acquisition method) für die Bewertung eines Tochterunternehmens (vgl. Lubbe/ Modack/ Watson [2012]). Zur Illustration dient das folgende Szenario (3) der Sunny Group: Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG kauft das Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH am 31.12.20X1 zu einem Anteil von 80 % für 44.000,00 EUR. Das Taxi des Taxiunternehmens hat einen Fair Value i.H.v. 31.000,00 EUR, der Buchwert betrug vorher 28.000,00 EUR. Die latenten Steuern, um die die Neubewertungsrücklage nach § 274 Abs. 1 HGB und IAS 12.20 zu korrigieren sind, werden für das Beispiel ignoriert. Sie würden 30 % 3.000 = 900,00 EUR betragen. (Im Beispiel Theo Kieling GmbH beträgt der Gesamtsteuersatz 30 %.) Vereinfacht wird für die Neubewertung des Taxis eine Rücklage von 3.000,00 EUR gebildet. Der Einzelabschluss des Taxiunternehmens zum Erwerbszeitpunkt und gemäß Fair Value Bewertung zeigt die in Abbildung 8.12 gezeigten Wertansätze. 213 <?page no="213"?> 8 Konzernabschluss A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 31.000 Issued capital 40.000 Intang. Assets Other Reserves Financial Assets Reval. Reserves 3.000 R/ E 12.600 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. A/ R A/ P 3.000 Perpaid exp. Provisions Cash/ Bank 33.000 Def. income Tax liabilities 5.400 64.000 64.000 Theo Kieling GmbH's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.12: Bilanz der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 unter Berücksichtigung der Neubewertung des Taxis Die Bilanz der Sunny AG ist in Abbildung 8.13 dargestellt. A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.952.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 304.959 Investments 44.000 R/ E 0 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 A/ R 1.002.000 A/ P 2.652.715 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 105.600 Def. income Tax liabilities 251.026 4.103.600 4.103.600 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.13: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 nach Erwerb von 80 % des Taxiunternehmens Theo Kieling GmbH Der Konsolidierungsausgleichsposten beträgt gem. der Formel, die oben eingeführt wurde: DoC = 44.000 − 80 % (40.000 + 12.600 + 3.000) = (480,00 EUR) In der Version des IFRS 3, die ab dem 1.08.2009 gültig ist, wird die Anschaffungskostenrestriktion aufgehoben (vgl. K ÜTING / W EBER [2012]). Im obigen Beispiel ist der Konsolidierungsausgleichsposten 214 <?page no="214"?> 8.2 Konzernabschluss negativ, −480.00 EUR. Dies würde bedeuten, dass die Neubewertung dazu führt, dass die Sunny AG für das Unternehmen zu wenig gezahlt hätte, wenn man die Neubewertung des Taxis berücksichtigt. Der Erwerb des Taxiunternehmens ist als Bargain Purchase zu sehen, dies entspräche einem Preisnachlaß (discount). Die Sunny AG muss daher den Betrag i.H.v. 480,00 EUR als Gain im Profit & Loss-Account zeigen. Bei der Kapitalkonsolidierung wird die beim Mutterunternehmen ausgewiesene Beteiligung i.H.v. 44.000,00 EUR komplett aufgelöst. Im Gegenzug wird eine entsprechender Sollbuchung in Höhe von 80 % des Eigenkapitals gebucht: 80 % (40.000 + 12.600 + 3.000) = 44.480,00 EUR. Die Differenz wird im Kozernabschluß als Gain dargestellt, der hier direkt in die Position Retained Earnings gebucht wird. DR Issued Capital .......................... 32.000,00 EUR DR Retained Earnings ...................... 10.080,00 EUR DR Rev. Reserves (80 %) ................... 2.400,00 EUR CR Investment ................................ 44.480,00 EUR DR Investment ................................ 480,00 EUR CR Retained Earnings ...................... 480,00 EUR Anschließend werden 20 % des Eigenkapitals inkl. der Neubewertungsrücklage i.H.v. 3.000,00 EUR in den Non-current Interest (N-C.I.) gebucht. DR Rev Reserves (20 %) .................... 600,00 EUR DR Issued Capital (20 %) .................. 8.000,00 EUR DR Retained Earnings (20 %) ............. 2.520,00 EUR CR N-C.I. ..................................... 11.120,00 EUR Die Tabelle in Abbildung 8.14 -› vgl. S. 216 fasst alle o. g. Buchungen zusammen und addiert die Beträge zum konsolidierten Konzernabschluss. Der Konzernabschluss nach IFRSs für die Sunny Group hat die in Abbildung 8.15 -› vgl. S. 216 gezeigten Werte, die mit der letzten Spalte in Abbildung 8.14 übereinstimmen. (4) Folgekonsolidierung (Subsequent Consolidation) Eine Folgekonsolidierung ist das Erstellen eines Konzernabschlusses zu einem Zeitpunkt nach der Erstkonsolidierung. Bei einer Folgekonsolidierung wird die Kapitalkonsolidierung entsprechend der Erstkonsolidierung beibehalten, so lange sich Beteiligungsverhältnisse nicht verändern. Der Periodenerfolg der Folgeperioden von Tochterunternehmen wird anteilig dem Konzern und anteilig den Minderheitsgesellschaftern (non-controlling interest) zugerechnet. Im Folgenden wird am Beispiel der Fallstudie die Folgekonsolidierung gezeigt, die zum Zeitpunkt 31.12.20X2 durchzuführen ist. 215 <?page no="215"?> 8 Konzernabschluss AGGR. CAP. CONS Bargain N-C.I. CONS. F/ S Non-current assets P,P,E 2.983.000 2.983.000 Intang. assets 0 0 Investments 44.000 (44.480) 480 0 Goodwill 0 0 Current assets Inventory 0 0 Receivables 1.002.000 1.002.000 Prepaid exp. 0 0 Cash/ Bank 138.600 138.600 4.167.600 (44.480) 480 0 4.123.600 SHs' capital Issued capital (640.000) 32.000 8.000 (600.000) Reserves (304.959) (304.959) Reval. reserves (3.000) 2.400 600 0 R/ E (12.600) 10.080 (480) 2.520 (480) N-C.I. 0 (11.120) (11.120) Liabilities Int. bear. liab. (294.900) (294.900) Payables (2.655.715) (2.655.715) Provisions 0 0 Def. income 0 0 Tax liabilities (256.426) (256.426) (4.167.600) 44.480 (480) 0 (4.123.600) Abbildung 8.14: Berechnung der Konzernbilanz des Sunny-Konzerns (3) zum 31.12.20X1 A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.983.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 304.959 Goodwill 0 R/ E 480 N-C.I. 11.120 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 Receivables 1.002.000 Payables 2.655.715 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 138.600 Def. income Tax liabilities 256.426 4.123.600 4.123.600 Sunny Group's CONSOLIDATED STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.15: Konzernbilanz des Sunny-Konzerns (3) zum 31.12.20X1 216 <?page no="216"?> 8.2 Konzernabschluss Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Erstkonsolidierung der Szenarios (3) soll für Szenario (4) fortgeführt werden: Am 31.12.20X1 hat die Sunny AG eine 80 %-ige Mehrheitsbeteiligung zum Preis von 44.000,00 EUR erworben. Im nachfolgenden Jahr liegen die in Abbildung 8.16 und Abbildung 8.17 gezeigten Einzelabschlüsse der Sunny AG und des Taxiunternehmens vor. A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.738.000 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 610.036 Investment 44.000 R/ E 0 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 289.479 A/ R 1.002.000 A/ P 2.786.022 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 752.659 Def. income Tax liabilities 251.123 4.536.659 4.536.659 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 8.16: Bilanz der Sunny AG (4) zum 31.12.20X2 A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 23.250 Issued capital 40.000 Intang. assets Other Reserves Financial assets RevRes 2.250 R/ E 23.800 Current Assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. A/ R A/ P 9.600 Perpaid exp. Provisions Cash/ Bank 57.200 Def. income Tax liabilities 4.800 80.450 80.450 Theo Kieling GmbH's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 8.17: Bilanz des Taxiunternehmens Theo Kieling GmbH (4) zum 31.12.20X2 Im Einzelabschluss der Sunny AG ist weiterhin die Beteiligung an dem Taxiunternehmen i.H.v. 44.000,00 EUR gezeigt. Sie entspricht den Anschaffungskosten beim Erwerb der Beteiligung. Der Einzelabschluss des Taxiunternehmens zeigt im Konto Bilanzgewinn (retained earnings) einen Wert i.H.v. 23.800,00 EUR. Eine Gewinnverwendung ist nicht berücksichtigt worden. Der 217 <?page no="217"?> 8 Konzernabschluss Wert von 23.800,00 EUR setzt sich zusammen aus den Nachsteuergewinnen von 20X1 und 20X2. Davon sind 12.600,00 EUR (= EAT 20X1 ) bei der Erstkonsolidierung bereits berücksichtigt worden. Der verbleibende Betrag i.H.v. 11.200,00 EUR wird im Zuge der Folgekonsolidierung im Verhältnis 1: 4 verrechnet. Grundsätzlich werden keine Gewinne verrechnet, die vor dem Erwerb eines Tochterunternehmens realisiert wurde, weil sie bei der Kapitalkonsolidierung im Zuge der Erstkonsolidierung berücksichtigt wurden (vgl. zur Verwendung von Profit bei Folgekonsolidierungen: B INNEKADE [2008]). Die Berücksichtigung des Jahresergebnisses kann nur dann vollständig stattfinden, wenn es keinen innerkonzernlichen Profit enthält. Dies ist hier erfüllt. Relevant ist hier die Behandlung der Neubewertung. Sie war im Einzelabschluss von 20X1 für das Fahrzeug gebildet worden. Das Taxi wurde in 20X2 linear abgeschrieben, somit wurde auch die Neubewertungsrücklage im Einzelabschluss zu einem Viertel um 750,00 EUR auf 2.250,00 EUR reduziert. Die Auflösung der Neubewertungsrücklage führt zu einer Anpassung im Konzernabschluss, bei dem der Debit Entry für die Auflösung der Neubewertungsrücklage in das Konto Retained Earnings und Non-controlling Interest übertragen wird. DR Retained Earnings ...................... 600,00 EUR DR N-C.I. ..................................... 150,00 EUR CR Revaluation Reserves .................. 750,00 EUR Weiter wird im Rahmen der Folgekonsolidierung der noch nicht verwendete Gewinn des Tochterunternehmens berücksichtigt. 20 % von 11.200,00 EUR werden den Non-controlling Interest Holders (N-C.I.) zugerechnet. DR Retaines Earnings ...................... 2.240,00 EUR CR N-C.I. ..................................... 2.240,00 EUR Weitere Konsolidierungsbuchungen finden nicht statt, da die Kapitalkonsolidierung des Vorjahrs zu übernehmen ist -› vgl. Abbildung 8.18 auf S. 219. Der Konzernabschluss der Sunny Group entspricht der letzten Spalte der Abbildung 8.18 -› vgl. S. 219. In Abbildung 8.18 -› vgl. S. 219 werden aus Platzgründen die Konsolidierungsbuchungen für die Erstkonsolidierung ausgeblendet. Der Non-controlling Interest ergibt sich z. B. aus der Summe aus der Erst- und Folgekonsolidierung. Der Wert kann Abbildung 8.14 -› vgl. S. 216 entnommen werden -› vgl. Abbildung 8.19, S. 219. Zur Folgekonsolidierung wird verwiesen auf die Beispielrechnungen in Gräfer/ Scheld [2012]. 218 <?page no="218"?> 8.2 Konzernabschluss Subsequent Subsequent AGGR. Bargain CAP. CONS N-C.I. consolidation consolidation CONS. F/ S Non-current assets P,P,E 2.761.250 2.761.250 Int. assets 0 0 Investments 44.000 480 (44.480) 0 Goodwill 0 0 Current assets Inventory 0 0 Receivables 1.002.000 1.002.000 Prepaid exp. 0 0 Cash/ Bank 809.859 809.859 4.617.109 480 (44.480) 0 0 0 4.573.109 SHs' capital Issued capital (640.000) 32.000 8.000 (600.000) Reserves (610.036) (610.036) Reval. reserves (2.250) 2.400 600 (750) 0 R/ E (23.800) (480) 10.080 2.520 2.240 600 (8.840) N-C.I. 0 (11.120) (2.240) 150 (13.210) Liabilities Int. bear. liab. (289.479) (289.479) Payables (2.795.622) (2.795.622) Provisions 0 0 Def. income 0 0 Tax liabilities (255.923) (255.923) (4.617.109) (480) 44.480 0 0 0 (4.573.109) Abbildung 8.18: Folgekonsolidierung Sunny Group (4) zum 31.12.20X2 A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.761.250 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 610.036 Goodwill 0 R/ E 8.840 N-C.I. 13.210 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 289.479 Receivables 1.002.000 Payables 2.795.622 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 809.859 Def. income Tax liabilities 255.923 4.573.109 4.573.109 Sunny Group's CONSOLIDATED STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 8.19: Bilanz des Sunny-Konzerns (4) zum 31.12.20X2 Online-Übungen: (Ü 8.1). Online-Übungen: (Ü 8.2). 219 <?page no="219"?> 8 Konzernabschluss 8.3 Joint Venture Accounting (Joint Venture Accounting) Ein Joint Venture ist ein Unternehmen, über das von mehreren Unternehmen gemeinsam die Kontrolle ausgeübt wird. IAS 31.7 nennt überdies Joint Operations und Joint controlled Assets, die jedoch für das Joint Venture Accounting keine Rolle spielen. Bei einem Joint Venture (in IAS 31: joint controlled entity) erstellt jedes Unternehmen einen eigenen Jahresabschluss als Einzelabschluss. Der Venturer, das ist dasjenige Unternehmen, das gemeinsam mit mindestens einem anderen die Kontrolle über das Joint Venture ausübt, bilanziert seinen Anteil am Joint Venture als Beteiligung, sofern ein Beteiligungsverhältnis begründet wurde. Überdies erstellt der Venturer einen konsolidierten Abschluss nach IAS 31.30 nach der Quotenkonsolidierung (proportionate consolidation). Die Quotenkonsolidierung wird auch nach § 310 HGB vorgeschrieben. Das Prinzip der Quotenkonsolidierung besteht in der anteiligen Verrechnung des Tochterunternehmens im Gegensatz zu der im Konzernabschluss erforderlichen Vollkonsolidierung. Das folgende Beispiel soll das Prinzip demonstrieren: Das Mutterunternehmen Parent ist zu 60 % an dem Tochterunternehmen Subsidiary beteiligt. Der Buchwert der Beteiligung beträgt 0,6 · 3 = 1,8. A C,L Non-cur. assets Issued capital 3,00 incl. inv. 5,00 Liabilities 6,00 Current assets 4,00 9,00 9,00 Parent's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20XX Abbildung 8.20: Schematische Bilanz des Mutterunternehmens A C,L Non-cur. assets Issued cap. 3,00 incl. inv. 2,00 Liabilities 3,00 Current assets 4,00 6,00 6,00 Subsidiary's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20XX Abbildung 8.21: Schematische Bilanz des Tochterunternehmens 220 <?page no="220"?> 8.3 Joint Venture Accounting Eine Vollkonsolidierung erfordert das vollständige Einbeziehen aller Bilanzpositionen und führt zum Ausweis eines Minderheitenanteils in der Konzernbilanz. Im Beispiel beträgt das gezeichnete Kapital in der Konzernbilanz 3,00 GE aus dem Tochterunternehmen, der non-controlling Interest beträgt nach Kapitalkonsolidierung 3 − 1, 8 = 1,2 GE. Das Anlagevermögen beträgt in der Konzernbilanz 5 − 1, 8 + 2 = 5,2 GE. Die Konzernbilanz weist die in Abbildung 8.22 gezeigten Werte aus. A C,L Non-cur. assets Issued cap. 3,00 incl. inv. 5,20 N-C.I. 1,20 Liabilities 9,00 Current assets 8,00 13,20 13,20 Group's CONSOLIDATED STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20XX Abbildung 8.22: Schematische Bilanz des Konzernabschlusses Bei quotalen Konsolidierung werden die Ansätze des Tochterunternehmens anteilig zu den Beteiligungsverhältnissen berücksichtigt. Das Tochterunternehmen wird hier zusammen mit einem weiteren Partnerunternehmen gesteuert und ist als Joint Venture zu behandeln. Zur Vergleichbarkeit mit dem Konzernabschluss (s.o.) beträgt der Anteil an dem Joint Venture wieder 60 %, jedoch wird die Kontrolle jetzt nicht mehr allein ausgeübt. Das Anlagevermögen beträgt 5 − 1, 8 + 60 % · 2 = 4,4 GE. Das Umlaufvermögen enthält jetzt das Umlaufvermögen des Venturers vollständig und dasjenige des Joint Ventures zu 60 %. Demnach ergibt sich 4 + 60 % · 4 = 6,4 GE. Das gezeichnete Kapital beträgt dasjenige des Venturers, da das quotale Eigenkapital durch die Kapitalkonsolidierung eliminiert wird. Die Verbindlichkeiten betragen entsprechend 6 + 60 % · 3 = 7,8 GE. Der quotal konsolidierte Abschluss des Venturers ist in Abbildung 8.23 gezeigt. A C,L Non-cur. assets Issued cap. 3,00 incl. inv. 4,40 Liabilities 7,80 Current assets 6,40 10,80 10,80 Venturer's CONSOLIDATED STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20XX Abbildung 8.23: Schematischer konsolidierter Abschluss des Venturers bei Quotenkonsolidierung 221 <?page no="221"?> 8 Konzernabschluss Die Quotenkonsolidierung kann ebenfalls mit dem Group Worksheet tabellarisch unterstützt werden. Anders als bei der Vollkonsolidierung ist hierfür eine quotale Spalte darzustellen. Das obige Beispiel ist in Abbildung 8.24 als Tabelle dargestellt. Die vierte Spalte zeigt die Kapitalkonsolidierungsbuchung. Die hervorgehobene Spalte wird bei der Konsolidierungsberechnung nicht als Summand verwendet, sie zeigt die Werte des Einzelabschlusses für das Joint Venture. B/ S item Venturer JV JV - 60% Cap. cons. Cons. F/ S Assets Non-cur. assets 5,00 2,00 1,20 (1,80) 4,40 Current assets 4,00 4,00 2,40 6,40 Total 9,00 6,00 3,60 (1,80) 10,80 Caplital, liab. Issued capital (3,00) (3,00) (1,80) 1,80 (3,00) Liabilities (6,00) (3,00) (1,80) (7,80) Total (9,00) (6,00) (3,60) 1,80 (10,80) Abbildung 8.24: Tabelle zur Bestimmung der quotalen konsolidierten Abschlusses Die Position non-current Assets im quotal konsolidierten Abschluss ergibt sich aus der Zeilensumme non-current Assets zu 5 + 1,2 − 1,8 = 4,40 GE. Im Weiteren soll der quotale Abschluss für das Beispiel der Sunny AG demonstriert werden. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG führt gemeinsam mit einem weiteren Unternehmen das Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH als Joint Venture. Dies wird als Szenario (5) dargestellt. Die Sunny AG soll an dem Taxigeschäft 45 % halten und kontrolliert gem. Übernahmevertrag gemeinsam mit einem weiteren Venturer das Taxiunternehmen. Jeder der beiden Venturer zeigt das Joint Venture in seinem Abschluss als Beteiligung. Ebenfalls ist jeder der beiden Venturer verpflichtet, einen konsolidierten Abschluss zu erstellen, indem das Taxigeschäft quotal berücksichtigt ist, bei der Sunny AG beträgt der Anteil 45 %. Der in Abbildung 8.25 markierte Bereich wird bei der Zeilensumme nicht berücksichtigt. Der konsolidierte Abschluss der Sunny AG zusammen mit der 45 %-igen Beteiligung an dem Joint Venture Theo Kieling GmbH ist in Abbildung 8.26 gezeigt. Er entspricht der rechten Spalte der Abbildung 8.25. 222 <?page no="222"?> 8.3 Joint Venture Accounting Venturer JV JV-45% AGGR. CAP. CONS CONS. F/ S Non-current assets P,P,E 2.952.000 28.000 12.600 2.964.600 2.964.600 Intang. assets 0 0 0 0 0 Investments 23.670 0 0 23.670 (23.670) 0 Current assets 0 Inventory 0 0 0 0 0 Receivables 1.002.000 0 0 1.002.000 1.002.000 Prepaid exp. 0 0 0 0 0 Cash/ Bank 125.930 33.000 14.850 140.780 140.780 Total 4.103.600 61.000 27.450 4.131.050 (23.670) 4.107.380 SHs' capital Issued capital (600.000) (40.000) (18.000) (618.000) 18.000 (600.000) Reserves (304.959) 0 0 (304.959) (304.959) R/ E 0 (12.600) (5.670) (5.670) 5.670 0 Liabilities Int. bear. liab. (294.900) 0 0 (294.900) (294.900) Payables (2.652.715) (3.000) (1.350) (2.654.065) (2.654.065) Provisions 0 0 0 0 0 Def. income 0 0 0 0 0 Tax liabilities (251.026) (5.400) (2.430) (253.456) (253.456) Total (4.103.600) (61.000) (27.450) (4.131.050) 23.670 (4.107.380) Abbildung 8.25: Berechnung des konsolidierten Abschlusses für die Sunny AG mit dem Joint Venture Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 A C,L Non-current assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 2.964.600 Issued capital 600.000 Intang. assets Reserves 304.959 Investments 0 R/ E 0 Current assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. 294.900 Receivables 1.002.000 Payables 2.654.065 Prepaid exp. Provisions Cash/ Bank 140.780 Def. income Tax liabilities 253.456 4.107.380 4.107.380 Sunny AG's CONSOLIDATED STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 8.26: Konsolidierte Bilanz der Sunny AG und des 45 %-igen Joint Ventures Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 223 <?page no="223"?> 8 Konzernabschluss 8.4 At Equity-Bewertung (At Equity Valuation) Bei der Bewertung at equity wird die Beteiligung zu Anschaffungskosten bewertet und der Wertansatz entsprechend der Steigerung des Eigenkapitals der Beteiligung angepasst. Eine Bewertung at equity wird für assoziierte Unternehmen gem. IAS 28 angewendet. Dies sind i.d.R. solche Unternehmen, an denen eine Beteiligung zwischen 20 und 50 % besteht. Die At-Equity-Bewertung wird an einem Beispiel nach Coenenberg et al. demonstriert ( Coenenberg/ Haller/ Schultze [2012]). Am 31.12.20X1 wird eine 30 %-Beteiligung an der Schrammelhausen AG zu 1.000.000,00 EUR erworben, die als Beteiligung an einem assoziierten Unternehmen zu qualifizieren ist. Das anteilige (d. h. 30 %) Eigenkapital der Beteiligung beträgt 400.000,00 EUR. In dem Konsolidierungsausgleichsposten i.H.v. 600.000,00 EUR werden 300.000,00 EUR einer unterbewerteten Maschine zugeordnet, deren Restnutzungsdauer bei linearer Abschreibung noch 3 Jahre beträgt. 100.000,00 EUR entfallen auf ein Grundstück. Die verbleibenden 200.000,00 EUR des Konsolidierungsausgleichspostens werden als Goodwill angesehen. Im Konzernverbund werden Geschäftswerte jährlich einem Impairment Test unterzogen. Die Schrammelhausen AG erwirtschaftet im nächsten Jahr einen Jahresüberschuss i.H.v. 100.000,00 EUR, der thesauriert wird. Die Behandlung des Konsolidierungsausgleichspostens zeigt Abbildung 8.27. Item Cost Acc. depr. CA Goodwill 200.000,00 (100.000,00) 100.000,00 Hidden res. (1) Plant 300.000,00 (100.000,00) 200.000,00 (2) Land 100.000,00 100.000,00 Total 600.000,00 (200.000,00) 400.000,00 Abbildung 8.27: Konsolidierungsausgleichsposten der Schrammelhausen AG zum 31.12.20X2 Der Wertansatz für die Beteiligung beträgt: Anschaffungskosten der Beteiligung 1.000.000,00 EUR Goodwillabschreibung (IL) (100.000,00 EUR) Abschreibung Plant (100.000,00 EUR) anteiliger Jahresüberschuss (30 %) 30.000,00 EUR Beteiligungsbuchwert zum 31.12.20X2 830.000,00 EUR Da die Bewertung at Equity nur im Konzernabschluss zulässig ist, wird der Wertansatz der Beteiligung im Einzelabschluss weiter zu Anschaffungskosten geführt. Die Schrammelhausen AG-Beteiligung wird zu 800.000,00 EUR ausgewiesen. Das Vorgehen wird am Beispiel der Sunny AG und ihrer Beteiligung an dem Taxiunternehmen noch einmal demonstriert. 224 <?page no="224"?> Zusammenfassung Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat das Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH zu einem Anteil von 45 % zum Jahresende von 20X1 erworben. Das Beteiligungsverhältnis begründet keine Konzerneigenschaften. Es wird nicht die Kontrolle über das Taxiunternehmen durch die Sunny AG ausgeübt. Der gezahlte Kaufpreis für die Beteiligung an dem Taxiunternehmen betrug 52.200 45 % = 23.490,00 EUR. Dieser entspricht dem tatsächlichen anteiligen Wert des Taxiunternehmens, da dessen Eigenkapital zum Zeitpunkt des Erwerbs 40.000 + 12.200 = 52.200,00 EUR beträgt. Mit diesem Wertansatz ist die Beteiligung in der Bilanz der Sunny AG auszuweisen. In dem Geschäftsjahr 20X2 hat das Taxiunternehmen einen Gewinn i.H.v. 11.200,00 EUR erwirtschaftet. Ebenfalls wurde eine Neubewertung des Taxis wie in Szenario (3) vorgenommen. Der Gewinn wurde nicht verwendet, so dass das Eigenkapital des Taxiunternehmens zum Geschäftsjahresende von 20X2 einen Wert von 52.200 + 11.200 + 3.000 = 66.400,00 EUR hat. Der Anteil der Sunny AG daran beträgt 66.400 45 % = 29.880,00 EUR. Bei einer Bewertung der Beteiligung at equity würde die Sunny AG das Taxiunternehmen mit 29.880,00 EUR darstellen. Der Wertansatz enthält jedoch einen nicht realisierten Gewinn. Zum einen durch die Neubewertungsrücklage des Taxis, die in die Beteiligungsbewertung eingeflossen ist, zum anderen ist jede Wertsteigerung des Taxiunternehmens ein noch nicht realisierter Gewinn, da die Unternehmensteile noch in Besitz der Sunny AG sind und deshalb als Beteiligung ausgewiesen werden. Der Wertansatz darf nicht im Einzelabschluss dargestellt werden, da der Einzelabschluss für die Ausschüttungsbemessung verwendet wird. Im Konzernabschluss wäre die at Equity Bewertung zulässig, allerdings ist in der Fallstudie kein Konzernabschluss aufzustellen, so lange die Sunny AG kein weiteres Tochterunternehmen erwirbt oder anderweitig einem Konzern angehört. Zusammenfassung (Summary) Zusammenschlüsse von Unternehmen werden durch den Anteilserwerb von Eigenkapitalinstrumenten begründet. Konzerne und Joint Ventures stellen Zusammenschlüsse von Unternehmen dar, die das Erstellen eines Konzernabschlusses bzw. eines konsolidierten Joint Venture Abschlusses erfordern. Bei Halten von weniger als 50 % aber von mehr als 20 % wird i.d.R. eine Beteiligung at equity bewertet. Diese Bewertung ist allein im Konzernabschluss zulässig, im Einzelabschluss sind die Anschaffungskosten vermindert um regelmäßige und außerplanmäßige Abschreibungen zu zeigen. Bei der Bilanzierung von Unternehmenszusammenschlüssen erstellt jede Gesellschaft einen Einzelabschluss. Der Konzernabschluss bzw. der konsolidierte Abschluss für Joint Ventures wird ergänzend zu den Einzelabschlüssen aufgestellt. Bei der Ableitung von konsolidierten Abschlüssen wird eine (1) Kapitalkonsolidierung, (2) eine Konsolidierung von innerkonzernlichen Schulden und Forderungen und (3) eine Eliminierung von Zwischenergebnissen in der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung vorgenommen. Der Konzernabschluss nach IFRSs umfasst weiter eine Konzern-Kapitalflussrechnung und eine -Eigenkapitalveränderungsrechnung. 225 <?page no="225"?> 8 Konzernabschluss Aufgabe (Exercise) Konzernabschluss (Exercise on Group Accounting) Das Unternehmen Parent zeigt eine 60 %-ige Beteiligung an dem Tochterunternehmen Subsidiary, das es zu Geschäftsjahresbeginn erworben hat. Subsidiary verkauft Waren an Parent für 250,00 EUR auf Rechnung, die am Geschäftsjahresende noch auf Lager sind. Subsidiary selbst hat die Waren für 180,00 EUR gekauft und hat sie nicht weiterbearbeitet. Sie haben die Trial Balance in Abbildung 8.28 vorliegen. Trial Balance PARENT SUBSIDIARY Non-current assets P,P,E 280 200 Investments 120 0 Current assets Inventories 250 0 A/ R 0 250 Cash 0 160 Total 650 610 SHs' equity SCap (100) (80) Reserves (300) (120) Profit after taxes 0 (70) Liabilities Loans (250) (340) (650) (610) Abbildung 8.28: Trial Balance der Aufgabe Konzernabschluss Erstellen Sie einen Konzernabschluss für den Konzern, der aus den Gesellschaften Parent und Subsidiary besteht. Berücksichtigen Sie die Kapital- und Schuldenkonsolidierung und die Eliminierung des konzerninternen Profits. Berücksichtigen Sie keine Steuern für diese Aufgabe. 226 <?page no="226"?> 9 Umlaufvermögen (Current Assets) Lernziele Das Umlaufvermögen enthält die Positionen Vorräte, Forderungen, Wertpapiere des Umlaufvermögens und Cash. Im Unterschied zum deutschen HGB zählen zum Umlaufvermögen auch Vorauszahlungen (prepaid expenses). Im Kapitel 9 wird zuerst das Umlaufvermögen strukturiert. Anschließend wird bezogen auf die Bewertung das Niederstwertprinzip für die Vorratsbewertung als grundsätzliche Bewertungsvorschrift vorgestellt. Nachfolgend werden Vorräte an Fertigerzeugnissen und Halbfertigfabrikaten behandelt. Es werden die Bestandteile der in solches Vorratsvermögen einzurechnenden betrieblichen Aufwandsarten dargestellt. Im Vergleich zu den vorherigen Kapiteln wird hier die Sunny AG als Produktionsunternehmen behandelt. Es werden die internationalen Begriffe wie Cost of Manufacturing und Cost of Sales eingeführt, die für die Vorratsbewertung wesentlich sind. Da die Herstellung von Erzeugnissen und Halbfabrikaten einen engen Bezug zur Erfolgsrechnung aufweist, ist dieses Kapitel eng mit Kapitel 12 -› vgl. S. 313 verknüpft. Das Beispiel zur Bewertung von Bestandsveränderung an Fertigfabrikaten wird im Zusammenhang mit der Gewinn- und Verlustrechnung dort nochmals aufgegriffen. Weiter werden in diesem Kapitel Verbrauchsfolgevereinfachungsverfahren bei der Vorratsbewertung behandelt und das Buchen von Fremdwährungsdifferenzen vorgestellt. Das Ziel des Kapitels 9 besteht im Einzelnen in: (1) Kennen des Ausweises von Umlaufvermögen nach deutschem HGB und IFRSs -› vgl. Abschnitt 9.1, S. 228 (2) Verstehen des Periodic und Perpetual Systems zur Vorratsbestimmung und bewertung -› vgl. Abschnitt 9.2.4, S. 234 (3) Vermitteln von Wissen über die wesentlichen Paragraphen des IAS 2 und des deutschen HGB bezogen auf die Bewertung von Halbfertig- und Fertigerzeugnissen als Vorratsbestände, Anwenden-Können des Cost Models auf Vorräte -› vgl. Abschnitt 9.2.2, S. 230 (4) Kennen der Bestandteile und Bewertungsmethoden für Vorräte, insbesondere der Kostenanteile für die Anschaffungs- und Herstellungskosten nach IAS 2, Verstehen der Verbindung zwischen Bestandsveränderungen und Periodenerfolg -› vgl. Abschnitt 9.2.3, S. 231 227 <?page no="227"?> 9 Umlaufvermögen (5) Verstehen des Berücksichtigens der Normalkapazität bei der Bewertung von Vorratsbeständen -› vgl. Abschnitt 9.2.4, S. 234 (6) Verstehen und Anwenden-Können des Niederstwertprinzips nach § 253 Abs. 4 HGB und IAS 2.9 -› vgl. Abschnitt 9.2.2, S. 230 (7) Kennenlernen und Anwenden-Können des Manufacturing Summary Account als Teil der Gewinn- und Verlustrechnung -› vgl. Abschnitt 9.2.4, S. 234 (8) Erkennen des Zwecks von Buchungen für Factory Profit und verstehen, weshalb Factory Profit eine Korrektur der Bestandsbewertung bedingt -› vgl. Abschnitt 9.2.5, S. 249 (9) Kennenlernen und Anwenden-Können der wichtigsten Verbrauchsfolgefiktionsverfahren -› vgl. Abschnitt 9.2.6, S. 253 (10) Verstehen der Regelungen zur Bewertung von Current Assets in Fremdwährungen -› vgl. Abschnitt 9.5.2, S. 260 9.1 Allgemeine Regelungen zum Umlaufvermögen (Common Regulations in Regard to Current Assets) Current Assets gem. den IFRSs entsprechen dem Umlaufvermögen nach deutschem HGB, § 247 HGB. Current Assets sind nach IAS 1.61 solche, die kürzer als i.d.R. 12 Monate im Unternehmen bleibt und Handelsware oder Kassen- oder Bankbestand darstellen. Das deutsche HGB definiert allein das Anlagevermögen. Zum Umlaufvermögen zählen: (1) Vorräte (inventories), (2) Forderungen (receivables), (3) Wertpapiere (securities), (4) Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks (cash and cash equivalents) und (5) Vorauszahlungen (prepaid expenses) Während das deutsche HGB in § 266 Abs. 2 HGB einen gesonderten Posten für aktivische latente Steuern und nach § 250 Abs. 1 HGB für aktivische Rechnungsabgrenzungsposten , beide außerhalb des Umlaufvermögens fordert, werden diese Posten nach IFRSs zu Current Assets bzw. zu Liabilities gezählt. Es gibt nach IFRSs einen Posten für (5) Prepaid Expenses. Latente Steuern werden nach IFRSs grundsätzlich auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesen. Besteht ein Asset, muss er dort negativ dargestellt werden -› vgl. IAS 1.54 . Er repräsentiert dann eine negative Schuld. 228 <?page no="228"?> 9.2 Vorratsvermögen Abbildung 9.1 zeigt eine Gliederung für die Aktivseite der Bilanz gem. IFRSs. 20XX [EUR] ... Current assets Inventories Trade and other receivables Securities Cash and cash equivalents Prepaid expenses Total of current assets Total of assets ... STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20XX Abbildung 9.1: Gliederung der Aktivseite der Bilanz 9.2 Vorratsvermögen (Inventory) 9.2.1 Wesentliche Regelungen für Vorräte (Major Inventory Regulations) Die Regelungen für Vorräte werden nach IFRSs und HGB getrennt dargestellt. Die Standards zur Vorratsbewertung beziehen sich auf die Themen: (1) Definition von Vorräten und des Net Realisable Value (NRV) -› vgl. IAS 2.6 , (2) Bestimmung der Anschaffungskosten und Herstellungskosten -› vgl. IAS 2.10ff. , (3) Methoden zur Messung von Vorräten. Allgemein gilt ein Niederstwertprinzip nach IAS 2.9, (4) Methoden zur Verbrauchsfolgefiktion bestimmen eine Messung nach First-in-first-out (FIFO) oder nach gewichteten Durchschnittskosten. Regelungen dazu finden sich in IAS 2.25, (5) Werden Vorräte verbraucht, ist im Statement of Comprehensive Income ein Aufwand dafür zu zeigen. Nach deutschem HGB bestehen vergleichbare Regelungen: (1) Umlaufvermögen wird indirekt über § 247 Abs. 2 HGB definiert. (2) Die Bestandteile von Anschaffungs- und Herstellungskosten werden in § 255 HGB beschrieben. (3) Das Niederstwertprinzip wird für das Umlaufvermögen in § 253 Abs. 4 HGB geregelt. Es besteht ein strenges Niederstwertprinzip, nach dem eine Wertminderung sowohl bei vorübergehender wie dauerhafter Wertminderung vorzunehmen ist. (4) Vereinfachungen zur Vorratsbewertungen sind in §§ 240 und 256 HGB geregelt. Durchschnittsmethode, Last-in-First-out und First-in-First-out sind zulässig. Aufgrund der Maßgeblichkeit zum EStG ist jedoch eine Bewertung nach Last-in-First-out vorzuziehen. (5) Vorauszahlungen für Mieten, Löhne etc. sind kein Vermögensgegenstand. Sie müssen deshalb, wenn Sie Aufwand für eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag darstellen, als Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 HGB ausgewiesen werden. 229 <?page no="229"?> 9 Umlaufvermögen 9.2.2 Definition von Vorräten (Inventory Definition) Vorräte werden nach IAS 2.6 definiert: „Inventories are assets: (a) held for sale in the ordinary course of business; (b) in the process of production for such sale; or (c) in the form of materials or supplies to be consumed in the production process or in the rendering of services.“ Cash, Receivables und Wertpapiere des Umlaufvermögens sind keine Vorräte. Vorräte umfassen neben Material auch den Bestand an Halb- und Fertigfabrikaten. Das Bewerten von selbst erstellten Halb- und Fertigfabrikaten (finished goods, semi-finished goods) bestimmt unmittelbar die Höhe des Periodenergebnisses. Das Unternehmen Uitenhagen AG stellt Fahrzeuge her. Die Herstellungskosten für die Fahrzeuge betragen 17.900,00 EUR pro Einheit. Am Ende des Geschäftsjahres hat das Unternehmen 350 Fahrzeuge auf Lager. Uitenhagen AG hat während des Geschäftsjahrs Bestandsveränderungen gebucht, insgesamt 350 · 17.900 = 6.265.000,00 EUR : DR Inventory ................................. 6.265.000,00 EUR CR Changes in Inventory .................. 6.265.000,00 EUR Die Uitenhagen AG hat durch die Habenbuchung die Kosten der Herstellung der Fahrzeuge gedeckt. Die Bestandsveränderungen (changes in inventory) werden in der Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren (nature of expense method) als Ertrag gezeigt und kompensieren den Aufwand, der mit ihrer Herstellung verbunden war. Diese werden mit Anschaffungs- und Herstellungskosten (cost of acquisition and cost of conversion) bezeichnet. So bleibt das Bilden von Bestand aufwandsneutral. Jedoch trägt das Unternehmen das Risiko, dass Bestände nicht zu normalen Konditionen verkauft werden können. Insbesondere bei Modellwechseln stellen Fertigwarenbestände Risikopositionen dar, obwohl die Gewinn- und Verlustrechnung (noch) keinen Verlust ausweist. Erst bei Kenntnis über Absatzprobleme, z. B. über verminderte erwartete Stückerlöse, wäre für die Uitenhagen AG eine Abwertung der Lagerbestände unter die Anschaffungs- und Herstellungskosten auf den Net Realisable Value geboten. Eine Überbewertung von erstellten Erzeugnissen würde das Vorsteuerergebnis der Uitenhagen AG erhöhen, eine Unterbewertung dagegen vermindern. Damit der Bilanzierende nicht beliebig das Periodenergebnis durch den Ausweis von Vorräten beeinflussen kann, ist von dem Standard Setter bzw. vom deutschen Gesetzgeber eine genaue Bestimmung der Anschaffungs- und Herstellungskosten vorgesehen. Der Wertansatz für Vorräte ist nach IAS 2.9: „Inventories shall be measured at the lower of cost and net realisable value.“ At Cost meint, dass Anschaffungs- und Herstellungskosten auszuweisen sind. Der Net Realisable Value ist der Fair Value. Das ist der Betrag, der bei einem Verkauf zwischen knowledgeable, willing parties in an armlength transaction erzielt werden würde. IAS 2.9 fordert somit wie § 253 Abs. 4 HGB eine Bewertung zum Niederstwert. Als Wertansatz für Vorräte gilt nach IAS 2.6 der niedrigere Wert der Anschaffungs- und Herstellungskosten oder des Net Realisable Value. Für die Bestimmung des NRV 230 <?page no="230"?> 9.2 Vorratsvermögen sind zusätzlich Aufwendungen für eine evtl. Komplettierung der Vorräte und Verkaufsaufwendungen, z. B. Transportaufwand, zu berücksichtigen. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat am Geschäftsjahresende von 20X3 noch 214 PCs auf Lager, die aus der Produktion des abgeschlossenen und zu bilanzierenden Geschäftsjahrs stammen. Die PCs werden als Vorräte in der Bilanz ausgewiesen. Jedoch hat die Sunny AG bereits mit der Produktion neuer Computertypen begonnen, die schneller und leistungsfähiger sind. Es ist wahrscheinlich, dass sich das alte Modell nur unterhalb seiner Anschaffungs- und Herstellungskosten verkaufen lässt, da es technisch veraltet ist. Der Verkaufsleiter schätzt den Nettoerlös auf 60 % der Anschaffungs- und Herstellungskosten. Aufgrund dieser Situation sind die Vorräte abzuwerten. Die Anschaffungs- und Herstellungskosten der PCs betragen 960,00 EUR/ Stk. Damit beträgt die Wertminderung pro PC 40 % 960 = 384,00 EUR/ Stk. Die Sunny AG bucht für die PCs eine außerplanmäßige Wertminderung i.H.v. 384 214 = 82.176,00 EUR: DR IL (20X3) ................................. 82.176,00 EUR CR Acc. IL .................................... 82.176,00 EUR Die Anschaffungs- und Herstellungskosten enthalten alle Kosten der Akquisition des Materials sowie die Kosten, die für die Herstellung eines Assets angefallen sind und die verlässlich zugeordnet werden können. Z. B. zählen zu den Anschaffungskosten auch die Transportkosten von Material. IAS 2.10: „The cost of inventories shall comprise all costs of purchase, costs of conversion and other costs incurred in bringing the inventories to their present location and condition.“ Der Wertansatz zu Anschaffungs- und Herstellungskosten wird in den IFRSs mit dem Term „at cost“ ausgedrückt, obwohl Aufwand gemeint ist. Nach deutschem HGB werden ebenfalls die Anschaffungs- und Herstellungskosten angesetzt und bei Vorliegen eines Grundes eine Wertminderung nach § 253 Abs. 4 HGB berücksichtigt. Herstellungskosten werden in § 255 Abs. 2 HGB definiert. 9.2.3 Anschaffungs- und Herstellungskosten (Cost of Acquisition, Cost of Conversion) Abbildung 9.2 zeigt die Bestandteile der Anschaffungs- und Herstellungskosten für die Vorratsbewertung von Fertigerzeugnissen und Halbfertigfabrikaten . Es wird in der linken Spalte der Ansatz nach IAS 2 und in der rechten nach deutschem HGB (GCC) dargestellt. Bei Rohmaterialbeständen sind nur die Materialkosten - evtl. ergänzt um Anschaffungsnebenkosten - relevant. (1) Direct Cost (Einzelkosten) Alle direkt dem Vorratsvermögensgegenstand zuzuordnenden Einzelkosten sind grundsätzlich zu berücksichtigen. Dies sind alle Material- und Lohneinzelkosten. 231 <?page no="231"?> 9 Umlaufvermögen IAS 2 GCC § 255 (1) Direct cost Labour duty duty Materials duty duty (2) Overheads Proportional overheads (mat., labour) duty duty Fixed overheads, production related duty duty Depreciation on production facilities, P,P,E duty duty Administration expenses for production department duty duty General administration, management, controlling, accounting attr. duty free Social welfare arrangements attr. duty free Sales and distribution never never Borrowing costs free free (3) Research and development Research never never Development duty* attr. duty * Requirements along IAS 38 Abbildung 9.2: Bestandteile der Herstellungskosten nach IAS 2 und § 255 Abs. 2 HGB (2) Overheads (Gemeinkosten) Die Gemeinkosten sind dann in die Herstellungskosten einzubeziehen, wenn sie zurechenbar sind. IAS 2.12: „The costs of conversion of inventories include costs directly related to the units of production, such as direct labour. They also include a systematic allocation of fixed and variable production overheads that are incurred in converting materials into finished goods. Fixed production overheads are those indirect costs of production that remain relatively constant regardless of the volume of production, such as depreciation and maintenance of factory buildings and equipment, and the cost of factory management and administration. Variable production overheads are those indirect costs of production that vary directly, or nearly directly, with the volume of production, such as indirect materials and indirect labour.“ Für das Zurechnen muss der Zeitraum des Anfallens des Aufwands mit der Herstellung übereinstimmen. Die Zurechenbarkeit kann auf dem Verursachungs- oder auf dem Durchschnittsprinzip beruhen. Nach Kilger (vgl. Kilger/ Pampel/ Vikas [2012]) lassen sich proportionale Gemeinkosten verursachungsgerecht einem Kalkulationsobjekt zurechnen. Darüber hinaus sind nach dem Durchschnittsprinzip fixe Aufwandsanteile der Produktion den Herstellungskosten zuzurechnen. Zu diesen Aufwendungen zählen die fixen Material- und Fertigungsgemeinkosten, wie Einkauf, Logistik, Fertigungssteuerung, Instandhaltung und Abschreibungen. Aufwendungen der allgemeinen Verwaltung, wie Management, 232 <?page no="232"?> 9.2 Vorratsvermögen Accounting oder Marketing, werden nicht den Vorräten zugerechnet, weil sie i.d.R. nicht attributierbar sind. Vertriebskosten werden niemals bei der Bestandsbewertung von Produkten berücksichtigt, da noch kein Verkauf stattgefunden hat, wenn die Erzeugnisse sich auf Lager befinden. Für Zinsaufwand besteht nach IFRSs ein Wahlrecht, wenn die Zinsen in Zusammenhang mit der Finanzierung der Herstellung stehen. Nach HGB sind nach § 255 Abs. 2 HGB den Produkten angemessene Teile der fixen Gemeinkosten zuzurechnen, sofern sie auf den Zeitraum der Herstellung entfallen. (3) Research and Development Expenses (Forschungs- und Entwicklungsaufwand) Für Forschungsaufwand im Sinne von Grundlagenforschung besteht ein Aktivierungsverbot. Dagegen ist die Aktivierung von Entwicklungsaufwand in IAS 38 geregelt. Entwicklungsaufwand wird nach IAS 38 als immaterielles Vermögen ausgewiesen, wenn es dem Bilanzierenden gelingt, den Nachweis über die Erfüllung der in IAS 38.57 genannten Forderungen zu führen. Jeder Entwicklungsaufwand, der zeitlich vor dem Erfüllen der Forderungen nach IAS 38.57, angefallen ist, gilt als Forschungsaufwand. Die Forderungen in IAS 38.57 stellen sicher, dass das Unternehmen in der Lage ist, aus dem Entwicklungsaufwand später einen wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Bewertung von Vorräten an Fertigerzeugnissen wird am Beispiel der Sunny AG betrachtet. Die Sunny AG soll zum Ende des Geschäftsjahrs 20X6 noch 450 Workstations auf Lager haben. Für die Bewertung der Workstations wird der den Workstations zuzurechnende Aufwand durch die Produktionsmenge von 1.500 Stück dividiert. Die Aufwendungen, die für die Produktion anfallen, sind: (1) Materialaufwand, (2) Montageaufwand und (3) Konfigurationsaufwand. Weitere Aufwandsarten sind nicht zu berücksichtigen. Insbesondere soll kein Entwicklungsaufwand berücksichtigt werden. (1) Materialaufwand Der Materialaufwand stellt Einzelkosten dar. Die Information über die Materialkosten stammt aus der Stückliste und den Materialstammdaten. Die Stückliste enthält die Teilestruktur und die Materialstammdaten zeigen u. a. die Materialpreise für jedes Material, bei der Sunny AG als Standardpreis. Der Materialaufwand für eine Workstation beträgt 1.350,00 EUR (vgl. S EYFERT [2008]). Die Standardpreise sollen hier den tatsächlichen Einkaufspreisen entsprechen. (2) Montageaufwand Die Sunny AG hat einen Montageaufwand in 20X6 von insgesamt 350.000,00 EUR gebucht. Dieser teilt sich auf Abschreibungen (fix), Gehälter (prop.), Lohnnebenkosten (prop.) und sonstige Kosten (prop.) auf. Die Montageabteilung erbringt eine Gesamtleistung von 7.500 Montagestunden. Der Arbeitsplan für die in der Montageabteilung bearbeiteten Erzeugnisse Workstations und PCs zeigt, dass die 1.500 Workstations jeweils drei Stunden und die 1.500 PCs jeweils zwei Stunden montiert werden. Damit betragen die einer Workstation zuzurechnenden Montagestundenkosten (Exp M ): exp WOR M = 350.000 3 2 1.500 + 3 1.500 = 140,00 EUR/ WOR (3) Konfigurationsaufwand Der Konfigurationsaufwand der Sunny AG betrug in 20X6 975.000,00 EUR. Er enthält Abschreibungen (fix), Personalaufwand und Personalnebenkosten (prop.) und sonstige Kosten (prop./ fix). 233 <?page no="233"?> 9 Umlaufvermögen Die Beschäftigung der Konfiguration betrug in 20X6 insgesamt 22.500 Stunden. Der Arbeitsplan zeigt, dass eine Workstation in der Konfigurationsabteilung zehn Stunden und ein PC fünf Stunden bearbeitet wird. Der Aufwand für die Konfiguration (Exp K ) beträgt: exp WOR K = 975.000 10 5 1.500 + 10 1.500 = 433,33 EUR/ WOR Es ergeben sich als Stückkosten für die Workstation 1.350 + 140 + 433,33 = 1.923,33 EUR. Die Bewertung der 450 Workstations führt zu einer Bestandsveränderung i.H.v. 450 1.923,33 = 865.500,00 EUR und der Buchung: DR Inventories (Products) ............... 865.500,00 EUR CR P&L (Changes in Inv.) ................. 865.500,00 EUR In Kapitel 12 -› vgl. S. 313 wird dieses Beispiel aus der Sicht der Gewinn- und Verlustrechnung noch einmal verwendet. 9.2.4 Vorratsbuchungen (Accounting for Inventories) Viele internationale Unternehmen folgen einem Integrierten Rechnungswesen , d. h. es werden für die Finanzbuchhaltung und die Kostenrechnung dieselben Buchungen zu Grunde gelegt (vgl. Weißenberger [2011]). Beim Integrated Accounting werden die Wertansätze für die Rechnungslegung und die Entscheidungsunterstützungsfunktion so gewählt, dass Accounting-Daten nur ein Mal gespeichert werden. Im UK unterscheiden nach einer Befragung von Drury und Tayles nur 9 % der befragten Unternehmen zwischen externem und internem Rechnungswesen (vgl. Drury [2009]). Die Buchung von Vorräten erfordert die Kenntnis über die Verbrauchsmengen der Vorräte. Die Zugänge sind dagegen grundsätzlich aus dem Purchase Account bzw. aus den Bestandsveränderungen bekannt. Man unterscheidet: (1) periodisches System und (2) permanentes System -› vgl. S. 235 . (1) Periodisches System (Periodic System) Beim Periodic System werden die Vorräte zum Abschlussstichtag per Inventur festgestellt. Es wird nur der festgestellte Inventurbestand (stock count) gebucht, dagegen keine unterjährigen Materialverbräuche. Zur Verdeutlichung wird ein Handelsunternehmen betrachtet. Die Greenacres AG kauft 100 Erzeugnisse für jeweils 12,00 EUR. Davon verkauft sie während der Abrechnungsperiode 80 Stück zu einem Preis von 20,00 EUR. Der Anfangsbestand der Vorräte war 14 Stück. Der Wert für den Anfangsbestand beträgt ebenfalls 12,00 EUR/ Stk. Es soll keine Umsatzsteuer berücksichtigt werden. Die Greenacres AG bucht: DR Purchase .................................. 1.200,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 1.200,00 EUR Das Inventory Account hat einen Anfangsbestand von 14 · 12 = 168,00 EUR. Der Anfangsbestand wird in das Trading Account übertragen: DR Trading Account ........................... 168,00 EUR CR Inventory ................................... 168,00 EUR 234 <?page no="234"?> 9.2 Vorratsvermögen Der Verkauf der Handelsware führt bei der Greenacres AG zu folgenden Buchungen: DR Cash/ Bank ................................. 1.600,00 EUR CR Sales ...................................... 1.600,00 EUR DR Sales ...................................... 1.600,00 EUR CR Trading Account ......................... 1.600,00 EUR Um den Bestand an Erzeugnissen, die noch am Lager sind, festzustellen, wird eine Inventur durchgeführt. Sie führt auf den Bestand von 34 Produkten, die jeweils einen Wert von 12,00 EUR haben. Der Wert des Bestands beträgt 34 · 12 = 408,00 EUR Die Greenacres AG bucht: DR Inventory ................................... 408,00 EUR CR Trading Account ........................... 408,00 EUR Der Saldo des Trading Account liefert den Rohertrag (gross profit) i.H.v. 640,00 EUR, der in das Profit & Loss Account gebucht wird: DR Trading Account ........................... 640,00 EUR CR P&L ............................................ 640,00 EUR Die Situation wird an den Konten verdeutlicht: D C D C (1) 1.200,00 (6) 1.200,00 (3) 1.600,00 (1) 1.200,00 c/ d 400,00 1.600,00 1.600,00 b/ d 400,00 D C D C OV 168,00 (2) 168,00 (4) 1.600,00 (3) 1.600,00 (5) 408,00 c/ d 408,00 576,00 576,00 b/ d 408,00 D C (2) 168,00 (4) 1.600,00 (6) 1.200,00 (5) 408,00 GP c/ d 640,00 2.008,00 2.008,00 b/ d 640,00 T/ A Purchase Cash/ Bank Inventory Sales Abbildung 9.3: Konten für die Bestandsführung im periodic System (2) Permanentes System (Perpetual System) In einem Perpetual oder Inventorial System werden Bestandsveränderungen permanent gebucht. Die Notwendigkeit einer Inventur besteht nicht, da durch die Warenausgangsbuchungen Abgänge von Vorräten erfasst werden. Im Beispiel der Greenacres 235 <?page no="235"?> 9 Umlaufvermögen AG werden die beschafften Güter gebucht: DR Purchase .................................. 1.200,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 1.200,00 EUR DR Inventory ................................. 1.200,00 EUR CR Purchase .................................. 1.200,00 EUR Der Anfangsbestand des Inventory Account ist aus der Buchhaltung bekannt und erscheint als Eröffnungswert (opening value). Er beträgt 168,00 EUR. Die Veränderung der Vorräte beträgt 960,00 EUR, da der Endbestand 34 · 12 = 408,00 EUR ist. In einem Produktionsunternehmen wird nur die Veränderung an Fertigerzeugnissen (inventory of finished goods) berücksichtigt, da Veränderungen der Rohstoffe (inventory of raw materials) über das Work in Progress Account und das Manufacturing Overhead Account in die Bewertung der Fertigerzeugnisse einfließen. Aus dem Inventory Account werden die verkauften Erzeugnisse mit ihren Anschaffungs- und Herstellungskosten ins Trading Account gebucht. Die Cost of Sales (C.O.S) betragen 80 · 12 = 960,00 EUR. DR Trading Account ........................... 960,00 EUR CR Inventory ................................... 960,00 EUR Der Verkauf der Erzeugnisse führt wie im Periodic System zu den Buchungen: DR Cash/ Bank ................................. 1.600,00 EUR CR Sales ...................................... 1.600,00 EUR DR Sales ...................................... 1.600,00 EUR CR Trading Account ......................... 1.600,00 EUR Die Greenacres AG stellt im Trading Account einen Rohertrag i.H.v. 640,00 EUR fest. Die Konten der Greenacres AG bei dem Perpetual System zeigt Abbildung 9.4. D C D C (1) 1.200,00 (2) 1.200,00 (4) 1.600,00 (1) 1.200,00 c/ d 400,00 1.600,00 1.600,00 b/ d 400,00 D C D C OV 168,00 (3) 960,00 (5) 1.600,00 (4) 1.600,00 (2) 1.200,00 c/ d 408,00 1.368,00 1.368,00 b/ d 408,00 D C (3) 960,00 (5) 1.600,00 GP c/ d 640,00 1.600,00 1.600,00 b/ d 640,00 Purchase Cash/ Bank Inventories Sales T/ A Abbildung 9.4: Konten für die Bestandsführung im Perpetual System 236 <?page no="236"?> 9.2 Vorratsvermögen Fertigungskostenkonto (Manufacturing Summary Account) Bisher wurden nur die Vorräte von Handelsunternehmen (trading business) behandelt. Bei Produktionsunternehmen müssen die zur Herstellung der Erzeugnisse angefallenen Anschaffungs- und Herstellungskosten (cost of manufacturing) berücksichtigt werden. Sie bestehen (1) aus dem Verbrauch an Rohstoffen, (2) aus Lohneinzelkosten, (3) aus zuzurechnenden Gemeinkosten und (4) aus der Bestandsveränderung an Work in Progress (WIP). Bei einem Unternehmen, das dem Periodic System folgt, wird zur Bestimmung der Cost of Manufacturing ein Manufacturing Summary Account geführt. Bei Anwendung des Perpetual System wird das Manufacturing Summary Account in Work in Progress für Einzelkosten und Manufacturing Overhead für Fertigungskosten unterteilt. (siehe Garrison/ Noreen/ Brewer [2011]). Der Begriff Summary deutet an, dass es ein Control Account (Abstimmkonto) ist. Es hat die in Abbildung 9.5 dargestellte Struktur: D MANUFACTURING SUMMARY ACCOUNT C OV Raw Materials R.O. Purchase returns add: Purchases RM Cl. St. Raw materials add: Carriage inwards RM Direct labour Factory rent Admin for production Lights and water Cost of small tools Depr on machine & equipment Indirect labour Miscellaneous factory cost Consumable stores/ ind. mat. Factory insurance OV Work in progress (WIP) Cl. St. WIP Abbildung 9.5: Struktur des Manufacturing Summary Account Das Manufacturing Summary Account zeigt Einträge für die oben genannten vier Bestandteile von Aufwand für als Vorräte auszuweisende Fertigerzeugnisse und Halbfabrikate in einem Produktionsunternehmen. Allgemein gilt: In das Manufacturing Account kann nur Aufwand gebucht werden, der in Zusammenhang mit der Produktion anfällt. Managergehälter, Abschreibung für Büros oder Vertriebskosten zählen nicht dazu. Sie sind im Profit & Loss Account auszuweisen. Das Einrechnen von Einzelmaterialaufwand in die Vorräte unterscheidet sich nicht von der Bestandsbuchung in einem Handelsunternehmen. Bei der Zurechnung von 237 <?page no="237"?> 9 Umlaufvermögen Lohn- und Gemeinkosten gilt: Lohneinzelkosten sind grundsätzlich einzubeziehen, die Gemeinkosten sind nach IAS 2.13 mit der Normalkapazität zu berücksichtigen. „The allocation of fixed production overheads to the costs of conversion is based on the normal capacity of the production facilities. Normal capacity is the production expected to be achieved on average over a number of periods or seasons under normal circumstances, taking into account the loss of capacity resulting from planned maintenance. The actual level of production may be used if it approximates normal capacity. The amount of fixed overhead allocated to each unit of production is not increased as a consequence of low production or idle plant. Unallocated overheads are recognised as an expense in the period in which they are incurred. In periods of abnormally high production, the amount of fixed overhead allocated to each unit of production is decreased so that inventories are not measured above cost. Variable production overheads are allocated to each unit of production on the basis of the actual use of the production facilities.“ Der Standard verhindert, dass Leerkosten in die Herstellungskosten einbezogen werden. Dies soll das folgende Beispiel erklären: Die Lahe AG stellt MP3-Player her. Für die MP3-Player fallen im Fertigungsbereich 100.000,00 EUR Gemeinkosten an. Die Planmenge beträgt 1.000 Stück, die Istmenge ist jedoch nur 800 Stück. Nach der Istbeschäftigung wäre der Kostensatz 125,00 EUR/ Stk., nach der Planbeschäftigung wäre er 100,00 EUR/ Stk. Die Differenz von 25,00 EUR/ Stk. stellt Leerkosten für die Lahe AG dar. In der Kostenrechnung wird die Summe der Leerkosten als Beschäftigungsabweichung bezeichnet. Nach IAS 2.13 dürfen nur 100,00 EUR den MP3-Playern zugerechnet werden, weil nur Aufwand zugerechnet werden darf, der für die Herstellung des Erzeugnisses anfällt. Die Leerkosten sind aber Standby-Aufwand durch das zur Verfügung Stellen von nicht benötigter Kapazität - hier Fixkosten um 200 weitere MP3-Player herzustellen. Sie müssen als Aufwand für die Abrechnungsperiode angesehen werden. Um den Sachverhalt zu pointieren wird behauptet, dass die Leerkosten das Resultat einer Fehlplanung bei der Lahe AG sind. Damit wird unmittelbar deutlich, dass sie nicht den MP3-Playern zugerechnet werden dürfen. Eine Fehlplanung kann nicht dazu führen, das Periodenergebnis der Lahe AG und ihre Vorratsbestände zu erhöhen. Die Veränderung des Bestands von Work in Progress (WIP) wird im Manufacturing Summary Account als Aufwand dargestellt, wenn WIP abnimmt oder als Ertrag gezeigt, wenn WIP zunimmt. Wendet ein Produktionsunternehmen das Perpetual System an, wird das Manufacturing Summary Account in die Konten Work in Progress (WIP) und Manufacturing Overhead Account (MOH) aufgeteilt. Dies wird am Beispiel der Lecholo Ltd. demonstriert. Lecholo Ltd. ist ein Produktionsunternehmen. Es hat in 20X5 einen Materialaufwand i.H.v. 80.000,00 EUR. Der direkte Lohnaufwand beträgt 150.000,00 EUR. Die Gemeinkosten für die Produktion - Meisterlohn: 60.000,00 EUR, Fertigungsauftragsabwicklung: 100.000,00 EUR und Abschreibungen für Produktionsstätten: 120.000,00 EUR - betragen zusammen 280.000,00 EUR. Es wird in diesem Beispiel 238 <?page no="238"?> 9.2 Vorratsvermögen keine Umsatzsteuer berücksichtigt. Die Lecholo Ltd. bucht den Aufwand: DR Raw Materials ........................... 80.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 80.000,00 EUR DR Direct Labour ........................... 150.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 150.000,00 EUR DR Supervisors’ Salary ................... 60.000,00 EUR CR Bank ........................................ 60.000,00 EUR DR Production Management ................. 100.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 100.000,00 EUR DR Depreciation ............................. 120.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 120.000,00 EUR Anschließend werden die Einzel- und Gemeinkosten gebucht: DR Work in Progress ....................... 80.000,00 EUR CR Raw Materials ........................... 80.000,00 EUR DR Work in Progress ....................... 150.000,00 EUR CR Direct Labour ........................... 150.000,00 EUR DR Manufacturing Overheads .............. 280.000,00 EUR CR Supervisors’ Salary ................... 60.000,00 EUR CR Production Management ................. 100.000,00 EUR CR Depreciation ............................. 120.000,00 EUR Das Manufacturing Overhead Account enthält nur die Gemeinkosten der Fertigung. Allgemeiner Verwaltungsaufwand darf darin nicht enthalten sein. Die Gemeinkosten werden auf das Work in Progress Account über den Plankostenverrechnungssatz (predetermined overhead allocation rate) verrechnet. Für die Lecholo Ltd. werden 275.000,00 EUR verrechnet. Die verrechneten Gemeinkosten entsprechen nicht den tatsächlichen. Eine Situation, bei der Gemeinkosten nicht vollständig auf die Erzeugnisse verrechnet werden, wird mit underapplied Overheads umschrieben. Lecholo Ltd. bucht die Fertigungsgemeinkosten mit dem folgenden Buchungssatz: DR Work in Progress ....................... 275.000,00 EUR CR Manufacturing Overheads .............. 275.000,00 EUR Bei Lecholo Ltd. werden in 20X5 Güter i.H.v. 300.000,00 EUR fertig gestellt und in das Fertigwarenbestandskonto gebucht. Daraus resultiert ein Endbestand von WIP i.H.v. 205.000,00 EUR, der in der Bilanz auszuweisen ist. DR Inventory FG ............................. 300.000,00 EUR CR Work in Progress ....................... 300.000,00 EUR Lecholo Ltd. verkauft Güter im Wert von 225.000,00 EUR (Anschaffungs- und Herstellungskosten) im Geschäftsjahr 20X5. Entsprechend wird das Cost of Sales Account mit dem Aufwand für die verkauften Erzeugnisse belastet. DR Cost of Sales ........................... 225.000,00 EUR CR Inventory FG ............................. 225.000,00 EUR Es bleibt ein Endbestand an Fertigerzeugnissen i.H.v. 75.000,00 EUR, der als Saldo des Inventory of Finished Goods Account zu sehen ist. Er ist in der Bilanz auszuweisen. 239 <?page no="239"?> 9 Umlaufvermögen Der Saldo des Manufacturing Overhead Account i.H.v. 5.000,00 EUR stellt Aufwand dar und wird in das Cost of Sales Account gebucht. DR Cost of Sales ........................... 5.000,00 EUR CR Manufacturing Overheads .............. 5.000,00 EUR Die Konten der Lecholo Ltd. zeigt die Abbildung 9.6. D C D C 20X5 [EUR] 20X5 [EUR] 20X5 [EUR] 20X5 [EUR] Suprv 60,000.00 WIP 275,000.00 MOH 275,000.00 FG 300,000.00 PM 100,000.00 CoS 5,000.00 DLab 150,000.00 Depr 120,000.00 Mat 80,000.00 c/ d 205,000.00 280,000.00 280,000.00 505,000.00 505,000.00 b/ d 205,000.00 D C D C 20X5 [EUR] 20X5 [EUR] 20X5 [EUR] 20X5 [EUR] WIP 300,000.00 CoS 225,000.00 FG 225,000.00 P&L 230,000.00 c/ d 75,000.00 MOH 5,000.00 300,000.00 300,000.00 230,000.00 230,000.00 b/ d 75,000.00 MOH WIP Inv FG CoS Abbildung 9.6: Konten des Produktionsbereichs für die Lecholo Ltd. Der Gross Profit der Lecholo Ltd. ist der Nettoumsatzerlös abzüglich der Cost of Sales i.H.v. 230.000,00 EUR. Bestehen weitere Gemeinkosten, z. B. für die Verwaltung oder den Vertrieb, werden sie vom Gross Profit subtrahiert, um den Net Profit zu bestimmen. So ist sichergestellt, dass die Bewertung der Halb- und Fertigfabrikate nur Produktionsaufwand enthält und z. B. keine Zinsen oder Verwaltungsaufwand eingerechnet werden können. Online-Übungen: Wienkötter (Ü 9.1). Online-Übungen: Buntermeyer (Ü 9.7). Online-Übungen: Oakdale (Ü 9.10). Online-Übungen: Humansdorp (Ü 9.11). 240 <?page no="240"?> 9.2 Vorratsvermögen Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG produziert PCs und Workstations. Für die Produktion der Hardwarekomponenten wurde eine Montagestraße in 20X1 geleast, die aufgrund der Eigenschaft des Leasingverhältnisses als Finance Leasing eingestuft wurde. Sie wird deshalb von der Sunny AG mit 56.000,00 EUR aktiviert und jährlich mit 14.000,00 EUR abgeschrieben. Zum Jahresende sollen noch zwölf PCs und fünf Workstations am Lager sein. Die Aufwendungen für Abschreibungen pro Jahr für die Montagestraße betragen 14.000,00 EUR. Weitere Herstellungskosten sollen nicht betrachtet werden. Während eines Jahres sollen mit der Montagestraße gemäß der Unternehmensplanung 1.000 Stk. PC und 1.000 Stk. Workstations produziert werden. Dafür wurden 5.000 Montagestunden für ein Geschäftsjahr geplant. Die Planung beinhaltet jeweils zwei Montagestunden pro PC und drei Montagestunden pro Workstation. Es sollen zwei Fälle betrachtet werden: (1) die tatsächliche Auslastung der Montagestraße entspricht der Planung und (2) die Montagestraße wird nur zu 70 % ausgelastet. Hierbei werden 70 % als nicht „annähernd der Normalkapazität entsprechend“ aufgefasst. (1) Normalkapazität (Normal Capacity) Im Fall der Normalkapazität würden auf die einzelne Montagestunde jeweils 2,80 EUR zugerechnet. Damit enthalten die Anschaffungs-/ Herstellungskosten des PCs jeweils 5,60 EUR Abschreibungsaufwand und einer Workstation 8,40 EUR. Werden 1.000 PCs und 1.000 Workstations hergestellt, werden 14.000,00 EUR der Montagestraße auf die Produktionsmenge zugerechnet. Dem Lagerbestand am Ende der Abrechnungsperiode (12 PCs und 5 Workstations) werden 67,20 + 42 = 109,20 EUR Abschreibungen der Montagestraße angerechnet. (2) Überkapazität (Over Capacity) Wäre die Istkapazität nur 70 % der Normalkapazität, wird die Abschreibung von 14.000,00 EUR auf nur 3.500 Montagestunden verteilt. Die 14.000,00 EUR werden ebenfalls auf 700 PCs und 700 Workstations vollständig verrechnet. Jedoch enthält jetzt ein Auftrag über zwölf PCs und fünf Workstations 12 2 4,00 + 5 3 4,00 = 156,00 EUR Abschreibungen. Dies ist gem. IAS 2.13 nicht zulässig. Es müssen 30 % der Abschreibungen für die Montagsstraße als Aufwand in die Gewinn- und Verlustrechnung gebucht werden. Der Restbestand von zwölf PCs und fünf Workstations muss mit 109,20 EUR bewertet werden. Bei den Bestandsveränderungen ist der Zusammenhang zwischen dem Financial Accounting (Rechnungswesen) und dem Managerial Accounting (Kostenrechnung) sehr eng. Sowohl die IFRSs als auch das HGB fordern für die Bestandsbewertung eine Kostenzurechnung auf Vollkostenbasis -› vgl. IAS 2.13 und § 255 Abs. 2 HGB. Ein Vollkostenrechnungssystem ist ein Kostenrechnungssystem, bei dem nicht zwischen variablen und fixen Kosten unterschieden wird. Es werden grundsätzlich alle Kosten berücksichtigt. Ein Teilkostenrechnungssystem liegt dagegen vor, wenn proportionale und fixe Kostenbestandteile differenziert werden und wenn bei der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung und der Kalkulation nur die proportionalen Kosten berücksichtigt werden (vgl. Kilger/ Pampel/ Vikas [2012]). Die Bestimmung der Beträge für die Bestandsveränderung setzt eine Kalkulation auf Unternehmensebene voraus: Es muss bekannt sein, wie viel Vollkosten einem Erzeugnis oder Halbfabrikat zuzurechnen sind. Die Zurechnung wird in IAS 2.10ff. geregelt. 241 <?page no="241"?> 9 Umlaufvermögen Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Bestandsbewertung wird am Beispiel der Sunny AG gezeigt. Vereinfachend wird angenommen, dass die jährliche Produktion als ein Auftrag anzusehen ist. Ebenfalls wird der komplette Materialbedarf einer Bestellung zugeordnet. Für die Produktion von 1.500 Workstations und 1.500 PCs fallen insgesamt Materialkosten i.H.v. 650 1.500 + 1350 1500 = 3.000.000,00 EUR an. Die Sunny AG zahlt den Aufwand zu 60 %, der Rest wird als Verbindlichkeit berücksichtigt. Der Buchungssatz lautet: DR Purchase .................................. 3.000.000,00 EUR DR VAT ......................................... 600.000,00 EUR CR Cash/ Bank (60 %) ........................ 2.160.000,00 EUR CR A/ P ......................................... 1.440.000,00 EUR Es findet hier eine Entlastung des Aufwandskontos Purchase durch das Lager statt. Es wird gebucht: DR Inventory RM ............................. 3.000.000,00 EUR CR Purchase .................................. 3.000.000,00 EUR Die Montage führt ein Manufacturing Summary Account (MSA) und nimmt die Materialkosten, Abschreibungen, Personalkosten, Personalnebenkosten und den sonstigen Aufwand auf. Es wird kein WIP-Account verwendet, sondern alles als Gemeinkosten behandelt. Statt der Verwendung eines Manufacturing Overhead Account und eines WIP Accounts wird ein Manufacturing Summary Account eingesetzt. Es entsteht die folgende Darstellung in der Montageabteilung der Sunny AG, nachdem die Workstations und PCs montiert wurden: D MSA Assembling C 20X6 [EUR] 20X6 [EUR] Mat(WOR) 2.025.000,00 COM(WOR) 2.235.000,00 Mat(PC) 975.000,00 COM(PC) 1.115.000,00 Depr. 14.000,00 Labour 200.000,00 Labour+ 100.000,00 Other 36.000,00 3.350.000,00 3.350.000,00 Abbildung 9.7: Manufacturing Summary Account der Montage Ähnlich wird in der Konfiguration vorgegangen. Sie nimmt als Material die von der Montage zusammengebauten Workstations und PCs zu ihren Anschaffungs- und Herstellungskosten bewertet auf, d. h. die Zwischenerzeugnisse werden nicht zwischengelagert, sondern direkt von der Montage zur Konfiguration transportiert. Man bezeichnet eine solche Struktur als Process Costing . D MSA Configuration C 20X6 [EUR] 20X6 [EUR] COM(WOR) 2.235.000,00 COM(WOR) 2.885.000,00 COM(PC) 1.115.000,00 COM(PC) 1.440.000,00 Depr. 15.000,00 Labour 600.000,00 Labour+ 300.000,00 Other 60.000,00 4.325.000,00 4.325.000,00 Abbildung 9.8: Manufacturing Summary Account der Konfigurationskostenstelle 242 <?page no="242"?> 9.2 Vorratsvermögen Die Buchungssätze hierzu sind: DR MSA Assembling (WOR) ................. 2.025.000,00 EUR CR Inventory RM ............................. 2.025.000,00 EUR DR MSA Assembling (PC) .................. 975.000,00 EUR CR Inventory RM ........................... 975.000,00 EUR DR MSA Assembling ......................... 14.000,00 EUR CR Depreciation ........................... 14.000,00 EUR DR MSA Assembling ......................... 200.000,00 EUR CR Labour .................................... 200.000,00 EUR DR MSA Assembling ......................... 100.000,00 EUR CR Labour Plus ............................. 100.000,00 EUR DR MSA Assembling ......................... 36.000,00 EUR CR Other Expenses ......................... 36.000,00 EUR DR MSA Configuration (WOR) ............ 2.235.000,00 EUR CR MSA Assembling (WOR) ................. 2.235.000,00 EUR DR MSA Configuration (PC) .............. 1.115.000,00 EUR CR MSA Assembling (PC) .................. 1.115.000,00 EUR DR MSA Configuration ..................... 15.000,00 EUR CR Depreciation ........................... 15.000,00 EUR DR MSA Configuration ..................... 600.000,00 EUR CR Labour .................................... 600.000,00 EUR DR MSA Configuration ..................... 300.000,00 EUR CR Labour Plus ............................. 300.000,00 EUR DR MSA Configuration ..................... 60.000,00 EUR CR Other Expenses ......................... 60.000,00 EUR Für die Fertigung der Workstations und PCs wird das erforderliche Material dem Lager entnommen. Die Materialkosten einer Workstation betragen 1.350,00 EUR/ Stk. Für 1.500 Workstation entsteht ein Materialaufwand von 1.350 1.500 = 2.025.000,00 EUR. Für das Material der PCs sind 975.000,00 EUR zu buchen. D Inventory RM C 20X6 [EUR] 20X6 [EUR] Purch. 3.000.000,00 MSA (WOR) 2.025.000,00 MSA (PC) 975.000,00 3.000.000,00 3.000.000,00 Abbildung 9.9: Rohmaterialkonto In der Montage sind die anteiligen Gemeinkosten für die Workstations zu bestimmen. Da in der Montage die Workstations drei Stunden und die PCs zwei Stunden bearbeitet werden, betragen die den Workstations zuzurechnenden Gemeinkosten aus der Montage zusammen: Exp WOR M = 350.000 3 1.500 2 1.500 + 3 1.500 = 210.000,00 EUR Die Gemeinkosten für die Montage der PCs betragen 140.000,00 EUR. 243 <?page no="243"?> 9 Umlaufvermögen Ebenso wird der Aufwand in der Konfiguration für die Workstations bestimmt. Exp WOR K = 975.000 10 1.500 5 1.500 + 10 1.500 = 650.000,00 EUR Die Gemeinkosten für die Konfiguration der PCs betragen 325.000,00 EUR. Weitere Bearbeitungsschritte fallen in der Sunny AG nicht an. Das Manufacturing Summary Account der Konfiguration wird entlastet und die 1.500 Workstations und 1.500 PCs werden auf die Lagerkostenstelle für Fertigerzeugnisse gebucht. DR Inventories FG (WOR) .................. 2.885.000,00 EUR CR MSA Configuration (WOR) .............. 2.885.000,00 EUR DR Inventories FG (PC) ................... 1.440.000,00 EUR CR MSA Configuration (PC) ............... 1.440.000,00 EUR D Inventory FG C 20X6 [EUR] 20X6 [EUR] 1500 WOR 2.885.000,00 1500 PC 1.440.000,00 Abbildung 9.10: Fertigwarenbestandskonto Der Saldo des Manufacturing Summary Account der letzten Kostenstelle repräsentiert die Cost of Manufacturing (C.O.M.) und beträgt 4.325.000,00 EUR. Die C.O.M. sind in das Fertigwarenbestandskonto übertragen worden. Der Saldo des Manufacturing Summary Account wird in das Inventories FG Account gebucht. Bei Verkauf von Erzeugnissen wird das Fertigwarenbestandskonto entlastet und das Trading Account belastet. Die Kosten der abgesetzten Erzeugnisse sind die Cost of Sales (C.O.S). DR Cost of Sales (1.500 PC) ............ 1.440.000,00 EUR CR Inventories FG .......................... 1.440.000,00 EUR DR Cost of Sales (1.050 WOR) ........... 2.019.500,00 EUR CR Inventories FG .......................... 2.019.500,00 EUR DR Trading Account (1.500 PC) .......... 1.440.000,00 EUR CR Cost of Sales ........................... 1.440.000,00 EUR DR Trading Account (1.050 WOR) ........ 2.019.500,00 EUR CR Cost of Sales ........................... 2.019.500,00 EUR Im Trading Account wird der Nettoerlös der verkauften 1.050 Workstations, 1.500 PCs und 40.000 Servicestunden i.H.v. 7.225.000,00 EUR als Habenbuchung gezeigt. Der Aufwand zum Erbringen von Servicestunden wird nicht als Produktionsschritt angesehen und nicht in ein Manufacturing Summary Account gebucht, sondern stellt allgemeinen Aufwand dar und wird im Gewinn- und Verlustrechnungskonto ausgewiesen. Aus diesem Grund ist der Rohertrag relativ hoch. Sales 20X6 = 1.500 1.200 + 1.050 2.500 + 40.000 70 = 7.225.000,00 EUR 244 <?page no="244"?> 9.2 Vorratsvermögen D TRADING ACC. C 20X6 [EUR] 20X6 [EUR] COS(WOR) 2.019.500,00 Sales 7.225.000,00 COS(PC) 1.440.000,00 GP c/ d 3.765.500,00 7.225.000,00 7.225.000,00 P&L 3.765.500,00 GP b/ d 3.765.500,00 Abbildung 9.11: Trading Account der Sunny AG für 20X6 D Inventory FG C 20X6 [EUR] 20X6 [EUR] 1500 WOR 2.885.000,00 COS(WOR) 2.019.500,00 1500 PC 1.440.000,00 COS(PC) 1.440.000,00 c/ d 865.500,00 4.325.000,00 4.325.000,00 b/ d 865.500,00 Abbildung 9.12: Fertigwarenbestandskonto Die Bestandsveränderung wird beim Perpetual System im Vorratskonto festgestellt. Die 450 Workstations werden als Endbestand zu Herstellungskosten bewertet i.H.v. 865.500,00 EUR ausgewiesen. Der Saldo des Trading Account ist der Rohertrag (gross profit, GP). Er beträgt bei der Sunny AG in 20X6 3.765.500,00 EUR. Der Saldo wird in das Gewinn- und Verlustrechnungskonto übertragen und damit das Trading Account abgeschlossen. Im Profit and Loss Account werden Aufwendungen des gesamten Unternehmens, die nicht der Fertigung oder dem Handeln zuzurechnen sind, vom Gross Profit subtrahiert. Man erkennt in Abbildung 9.13 auch den Aufwand in dem Servicebereich i.H.v. 2.250.000,00 EUR. Der Saldo des Profit and Loss Account ist der Gewinn vor Steuer (EBT, net profit, NP). D Profit and Loss Account C 20X6 [EUR] 20X6 [EUR] L Serv 2.250.000,00 GP b/ d 3.765.500,00 Energy 44.200,00 OBuil. 380.000,00 Mgt 500.000,00 Finance 17.077,92 NP c/ d 574.222,08 3.765.500,00 3.765.500,00 Taxes 173.271,51 NP b/ d 574.222,08 R/ E 400.950,57 574.222,08 574.222,08 Abbildung 9.13: Gewinn- und Verlustrechnungskonto 245 <?page no="245"?> 9 Umlaufvermögen Die Übertragung des Erfolgs von dem Profit & Loss Account in die Gewinn- und Verlustrechnung führt zu der Abbildung 9.14. 20X6 20X5 [EUR] [EUR] Revenue 7.225.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress 865.500,00 Work performed by the entity and capitalized 8.090.500,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortisation expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (17.077,92) (17.488,17) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 574.222,08 833.311,83 Income tax expenses (173.271,51) (251.451,85) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 400.950,57 581.859,99 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X6 Abbildung 9.14: Gewinn- und Verlustrechnung für 20X6 bei Bestandsveränderung von 450 Workstations Online-Übungen: Grasdorfer (Ü 9.15). Die Verwendung des Kontos Profit and Loss ist komplizierter, wenn Anfangs- und Endbestände für Rohmaterial und Fertigerzeugnisse zu berücksichtigen sind. Es wird das Beispiel nach Thomas (vgl. Thomas [2009]) wiedergegeben: 246 <?page no="246"?> 9.2 Vorratsvermögen Das Produktionsunternehmen für Fahrzeugteile Bush Ltd. weist die folgenden Salden aus: Sales (298.000,00) Stocks and expenses Stocks of direct material at 1.05.20X6 7.900,00 Stocks of direct material at 30.04.20X7 6.200,00 Work in progress at 1.05.20X6 8.400,00 Work in progress at 30.04.20X7 9.600,00 Stocks of finished goods at 1.05.20X6 5.400,00 Stocks of finished goods at 30.04.20X7 6.800,00 Purchases on direct materials 68.400,00 Direct wages 52.600,00 Production supervisor's salary 34.800,00 Sales staff salaries 41.700,00 Accounting staff salaries 38.200,00 Royalties paid for products produced under licence 17.500,00 Cost of power for machinery 9.200,00 Repairs to plant 6.700,00 Bad debts 5.100,00 Interest on bank loan 7.400,00 Depreciation on plant 18.600,00 Depreciation on delivery vehicles 13.200,00 Depreciation on accounting office equipment 11.500,00 BOOKKEEPING RECORDS ABOUT BUSH's PRODUCTION PLANT Abbildung 9.15: Salden der relevanten Aufwands und Bestandskonten Es ist gefordert das Manufacturing Summary, das Trading und das Profit and Loss Account aufzustellen. Bei dem Beispiel sind die Bestände an Rohstoffen und Fertigerzeugnissen relevant. Im Manufacturing Account werden die Anfangsbestände des Materials (OV Mat.) und der Saldo des Purchase Account (Purch.) für das Rohmaterial auf der Sollseite dargestellt. Der Endbestand des Materials (Cl. Mat.) wird auf der Habenseite gebucht. Die Materialaufwendungen stellen Einzelaufwand dar. Weiter werden die Salden der Konten, die Einzelkosten darstellen, gebucht. Dazu gehören die direkten Löhne (wages) und die Lizenzgebühren (royalties) für solche Produkte, die in Lizenz hergestellt werden. Weiter werden im Manufacturing Account die Salden der Gemeinkostenkonten gebucht, wie die Löhne des Meisters (supervisor’s salary) oder Strom (power) und Reparaturaufwand für das Werk (repairs to plant). Ebenfalls stellen Work in Progress (WIP) Gemeinkosten dar. Der Anfangs- und Endbestand von WIP sind gegeben. Der Anfangsbestand ist Aufwand, da es sich um eingesetztes Material handelt, der Endbestand ist abzuziehen, da ein Materialendbestand kein Aufwand für verbrauchte Vorräte repräsentiert. Der Saldo des Manufacturing Summary Account stellt die Cost of Manufacturing (C.O.M.) dar. 247 <?page no="247"?> 9 Umlaufvermögen D MANUFACTURING SUMMARY ACC. C 5/ 20X6 [EUR] 5/ 20X6 [EUR] OV mat. 7.900,00 Cl. mat. 6.200,00 Purch. 68.400,00 Cl. WIP 9.600,00 Wages 52.600,00 Royalties 17.500,00 Supervisor 34.800,00 Power 9.200,00 Repairs 6.700,00 Depr. plnt. 18.600,00 OV WIP 8.400,00 C.O.M. c/ d 208.300,00 224.100,00 224.100,00 C.O.M. b/ d 208.300,00 TRAD. 208.300,00 Abbildung 9.16: Manufacturing Summary Account für die Bush Ltd. Die Cost of Manufacturing werden in das Trading Account übertragen. Sie werden ergänzt um den Bestand an fertigen Erzeugnissen (OV FG). Der Endbestand der Fertigerzeugnisse (Cl. FG) stellt ebenfalls keinen Aufwand für Wareneinsatz dar und wird deshalb im Haben gebucht. Sales sind die Nettoumsatzerlöse der verkauften Produkte. Die Cost of Sales in diesem Beispiel sind der Aufwand für die Herstellung der verkauften Produkte plus der Aufwand für die gekauften Fertigerzeugnisse abzüglich des Endbestands: 208.300 + 5.400 − 6.800 = 206.900,00 EUR. Der Saldo aus dem Trading Account stellt den Rohertrag (gross profit, GP) dar. Er wird in das Profit and Loss Account (P&L) übertragen. D TRADING ACC. C 5/ 20X6 [EUR] 5/ 20X6 [EUR] C.O.M. 208.300,00 Sales 298.000,00 OV goods 5.400,00 Cl. goods 6.800,00 GP c/ d 91.100,00 304.800,00 304.800,00 P&L 91.100,00 GP b/ d 91.100,00 Abbildung 9.17: Trading Account für die Bush Ltd. In dem Profit and Loss Account wird der Gross Profit als Ertrag gebucht (GP b/ d). Davon werden alle Aufwendungen abgezogen, die nicht den Produkten zuzuordnen sind. Diese Aufwendungen sind Verkaufsmitarbeiterlöhne (sales staff salaries = Sales Stf.), Abschreibungen für das Auslieferungsfahrzeug (depreciation on delivery vehicles = Depr. MV), uneinbringliche Forderungen (bad debts), Löhne im Rechnungswesen (accounting staff salaries = Acc. Stf.), Abschreibungen für das Büro (depr. off.) und Zinsen (interest). Der Saldo ist der Nettogewinn, der hier einen Verlust darstellt (net loss = NL). 248 <?page no="248"?> 9.2 Vorratsvermögen D PROFIT AND LOSS ACC. C 5/ 20X6 [EUR] 5/ 20X6 [EUR] Sales staff 41.700,00 GP b/ d 91.100,00 Depr. MV 13.200,00 Bad debts 5.100,00 Acc. staff 38.200,00 Depr. office 11.500,00 Interest 7.400,00 NL 26.000,00 117.100,00 117.100,00 NL b/ d 26.000,00 R/ E 26.000,00 Abbildung 9.18: Profit and Loss Account für die Bush Ltd. Der Verlust aus dem Profit and Loss Account wird in das Konto Retained Earnings (R/ E) gebucht. 9.2.5 Transferpreise (Transfer Prices) Es gibt Unternehmen, die neben Cost of Manufacturing zusätzlich Transferpreise zwischen Abteilungen des Unternehmens weiterverrechnen. Der Transferpreis ist der am Markt für ein Zwischen- oder Endprodukt zu zahlende Betrag. Übersteigt der Transferpreis die Cost of Manufacturing, entsteht ein Factory Profit. Eine solche Verrechnung ist z. B. bei Produktionsunternehmen üblich, die eine arbeitsteilige Produktionsorganisation haben und die Zwischenprodukte zwischen Werken verrechnen. Das Vorgehen der Transferpreise sichert, dass der Erfolg jedes Werks isoliert gemessen werden kann, da es die Zwischenprodukte zu marktüblichen Konditionen einkauft und nicht von der Wertsteigerung in vorgelagerten Produktionsstufen profitiert. Das folgende Beispiel zeigt, wie Transferpreise wirken: Das Produktionsunternehmen Klusor GmbH stellt Verbindungselemente für Möbel her. Die Cost of Manufacturing für ein Stück betragen 10,00 EUR. Der Verkaufspreis beträgt 20,00 EUR/ Stk. Es wird keine Umsatzsteuer berücksichtigt. Die Klusor GmbH kann die Verbindungselemente am Markt für 12,00 EUR kaufen und setzt daher einen Transferpreis i.H.v. 12,00 EUR/ Stk. an. Der Erfolg der Produktion beträgt 2,00 EUR/ Stk. Durch die Bewertung der Vorräte an Fertigerzeugnissen mit 12,00 EUR/ Stk. vermindert sich der Rohertrag der Klusor GmbH. Zur Kompensation muss im Profit & Loss Account der Factory Profit herausgerechnet werden: 249 <?page no="249"?> 9 Umlaufvermögen D TRADING C D P&L-Acc C 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] CoM 10,00 Sales 20,00 FP 2,00 FP 2,00 P 10,00 GP 8,00 GP 8,00 10,00 10,00 20,00 20,00 Abbildung 9.19: Ausweis von Factory Profit im Trading und P&L Account Der Transferpreis steht im Soll des Trading Account und bewirkt einen Rohertrag von 8,00 EUR/ Stk. Nach Übertragung des Rohertrags in das Profit & Loss Account wird zum Rohertrag der Factory Profit addiert, so dass der gesamte Profit 10,00 EUR/ Stk. beträgt. Die Anwendung von Transferpreisen darf nicht dazu führen, dass Bestandsbewertungen zu einem Betrag stattfinden, der die Anschaffungs- und Herstellungskosten überschreitet. Für den Bilanzausweis ist deshalb immer der Betrag der Anschaffungs- und Herstellungskosten anzusetzen. Das folgende Beispiel aus Houzet/ Rowland/ Riemer zeigt den Umgang mit Transferpreisen (vgl. Houzet/ Rowlands/ Riemer [2007]). Die Trial Balance der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 ist gegeben: Item DR CR Capital 68.000 A/ P 24.000 P,P,E at cost 50.000 Acc. depreciation P,P,E 10.000 Inventory (1) materials 10.000 (2) WIP 8.000 (3) FG 12.000 A/ R 14.000 Cash/ Bank 20.000 Sales 84.000 Purchases materials 30.000 Wages, direct labour 20.000 Manufacturing overheads 16.000 Selling expenses 4.000 General expenses 2.000 186.000 186.000 Walmer's Ltd's TRIAL BALANCE as at 31.12.20X4 Abbildung 9.20: Trial Balance der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 Vorräte der Walmer Ltd. werden nach dem Periodic System gebucht. Das Management der Walmer Ltd. bewertet Vorräte zu 10 % über den Herstellungskosten, da dies der am Markt realisierbare Betrag ist. Die Entscheidung des Managements tritt ab 1.01.20X4 in Kraft. Die Vorräte zum 31.12.20X4 waren: 250 <?page no="250"?> 9.2 Vorratsvermögen (1) Material 14.000,00 EUR (2) WIP 12.000,00 EUR (3) Fertigerzeugnisse 11.000,00 EUR (Transferpreis) Es sollen das Manufacturing Summary Account, das Statement of Cost of Goods Manufactured sowie das Trading und Profit & Loss Account zum 31.12.20X4 gezeigt werden. Weiter sind die Vorräte wie in der Bilanz auszuweisen. D MANUFACTURING C 20X4 [EUR] 20X4 [EUR] OV mat 10.000,00 Purch RM 30.000,00 Cl. st. RM (14.000,00) Dir. labor 20.000,00 Manuf. OH 16.000,00 OV WIP 8.000,00 Cl. st. WIP (12.000,00) C.O.M. 58.000,00 58.000,00 58.000,00 Abbildung 9.21: Manufacturing Summary Account der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 Die Walmer Ltd. stellt in den Notes das Statement of Cost of Goods Manufactured dar. Es enthält dieselben Informationen wie das Manufacturing Summary Account. Es weist zusätzlich den Factory Profit i.H.v. 5.800,00 EUR aus -› vgl. Abbildung 9.22, S. 252 . Die Cost of Manufacturing werden zusammen mit dem Factory Profit in das Trading Account gebucht -› vgl. Abbildung 9.23, S. 252 . Der Factory Profit wird im Profit & Loss Account korrigiert. Dies zeigt Abbildung 9.24 -› vgl. S. 252 : Der Debit Entry Unearned Profit repräsentiert den noch nicht realisierten Gewinn aus den überbewerteten Vorräten an Fertigerzeugnissen. Der Endbestand betrug 11.000,00 EUR und ist zu 110 % bewertet worden. Daher muss für die Erfolgsbestimmung der nicht realisierte Gewinn als Aufwand gebucht werden. Er beträgt 10 % · 11.000/ 110 % = 1.000,00 EUR. Da im Trading Account der Factory Profit als Abteilungserfolg belastet worden ist, muss er in der Gewinn- und Verlustrechnung kompensiert werden. Daher wird im Profit & Loss Account ein Credit Entry i.H.v. 5.800,00 EUR gebucht. Der Ausweis der Vorräte führt zu den Werten: (1) Material 14.000,00 EUR (2) Work in Progress (WIP) 12.000,00 EUR (3) Finished Goods 10,000,00 EUR 251 <?page no="251"?> 9 Umlaufvermögen Materials Opening value 1.01.20X4 10.000,00 Purchase RM 30.000,00 40.000,00 Cl. stock at 31.12.20X4 (14.000,00) 26.000,00 Labor Direct labour 20.000,00 46.000,00 Overheads Factory overheads 16.000,00 62.000,00 Work in progress (WIP) Opening value 1.01.20X4 8.000,00 Cl. St. at 31.12.20X4 (12.000,00) 58.000,00 Additional Factory profit 5.800,00 63.800,00 STATEMENT OF C.O.M. for year ended 31.12.20X4 Walmer Ltd.'s Abbildung 9.22: Statement of Cost of Goods Manufactured der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 D TRADING C 20X4 [EUR] 20X4 [EUR] OV FG 12.000,00 Sales 84.000,00 C.O.M. 58.000,00 Cl.St. FG 11.000,00 Fac. Profit 5.800,00 c/ d GP 19.200,00 95.000,00 95.000,00 Abbildung 9.23: Trading Account der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 D P&L Account C 20X4 [EUR] 20X4 [EUR] Gen. exp. 2.000,00 GP 19.200,00 Selling 4.000,00 Fac. Profit 5.800,00 Unearn. Profit 1.000,00 c/ d NP 18.000,00 25.000,00 25.000,00 Abbildung 9.24: Profit & Loss Account der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 252 <?page no="252"?> 9.2 Vorratsvermögen Die Bewertung der Fertigerzeugnisse findet ohne den darin enthaltenen Factory Profit statt. Dies ist gem. IAS 2 vorgeschrieben. Online-Übungen: Tannenbusch (Ü 9.11). 9.2.6 Bewertungsvereinfachungsverfahren (Cost Formulas) Grundsätzlich gilt nach IFRSs und HGB der Grundsatz der Einzelbewertung, d. h. Assets sind einzeln zu bewerten und dürfen nicht zu Gruppen zusammengefasst werden. Häufig tritt im Vorratsvermögen jedoch das Problem auf, dass Zu- und Abgänge von Vorräten nicht von Altbeständen zu unterscheiden sind, weil sie sich physisch vermischen. Dennoch müssen unterschiedliche Anschaffungskosten berücksichtigt werden, wenn die Einstandspreise variieren. In solchen Fällen und wenn Vorratsvermögen austauschbar ist, sind über IAS 2.23ff. und insb. IAS 2.25 Verbrauchsfolgefiktionen als Vereinfachungsverfahren zur Bestands- und Aufwandsbewertung zulässig. Als Beispiel wird der Mineralölhändler McMuck betrachtet, der einen Vorrat an Dieselkraftstoff hält. Er füllt während des zu bilanzierenden Geschäftsjahres mehrfach Kraftstoff in einen Tank und zwar jeweils 1.000 Liter zu einem Preis von 1,34 EUR/ l, von 1,37 EUR/ l und von 1,38 EUR/ l. Bei der Entnahme ist nicht mehr festzustellen, um welchen Kraftstoff es sich handelt. Es kann nicht bestimmt werden, zu welchem Literpreis der entnommene Kraftstoff eingefüllt wurde. Wird dem Tank ein Liter Diesel entnommen, könnte dieser ursprünglich zu 1,34 EUR/ l oder zu 1,37 EUR/ l oder zu 1,38 EUR/ l eingekauft worden sein. Regelmäßig treten solche Situationen bei Fluiden auf. Ebenfalls sind bei verbrauchsgesteuerten Materialen, z. B. Schrauben, differenzierte Preisfeststellungen oft zwar physikalisch möglich, jedoch zu aufwendig. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat in der Montageabteilung eine Kiste mit Blechschrauben stehen, die für die Verschraubung der Computergehäuse vorgesehen sind. Die Schrauben haben nur einen geringen Wert, so dass sich eine Erfassung der einzelnen Schraubenbedarfe nicht ergibt. Die Schrauben werden verbrauchsgesteuert disponiert, d. h. wenn ein Mindestbestand an Schrauben unterschritten wurde, wird eine neue Kiste mit Schrauben beim Lieferant geordert. Zugänge zu den Schrauben werden einfach in die Kiste geschüttet. Die Montagemitarbeiter unterscheiden während des Verschraubens der Gehäuse nicht, welche Schraube sie verwenden und wissen daher nicht, zu welchem Preis die aus der Kiste entnommene Schraube ursprünglich zugegangen ist. Wenn am Jahresende Schrauben bei der Inventur bewertet werden sollen, weiß niemand, welche Schraube zu welchem Preis eingekauft wurde. Es darf hier von dem Grundsatz der Einzelbewertung abgewichen werden und eine Verbrauchsfolge der zugegangenen Schrauben angenommen werden. Dies ist möglich, weil für jeden Zugang von Schrauben ein Beleg in der Buchhaltung existiert. 253 <?page no="253"?> 9 Umlaufvermögen Zur Vereinfachung sieht IAS 2.23 i.V.m. IAS 2.25 für austauschbare (interchangeable) Vorräte eine Verbrauchsfolgefiktion vor. Demnach kann die tatsächliche Verbrauchsfolge der current assets durch ein vereinfachtes Modell ersetzt werden. IAS 2.23: „The cost of inventories of items that are not ordinarily interchangeable and goods or services produced and segregated for specific projects shall be assigned by using specific identification of their individual costs.“ IAS 2.25: „The cost of inventories, other than those dealt with in paragraph 23, shall be assigned by using the first-in, first-out (FIFO) or weighted average cost formula. An entity shall use the same cost formula for all inventories having a similar nature and use to the entity. For inventories with a different nature or use, different cost formulas may be justified.“ Verbrauchsfolgefiktionsmodelle sind: (1) Gewichtete Durchschnittsmethode, (2) First-in-first-out und (3) Last-in-first-out -› vgl. S. 256 . (1) Gewichtete Durchschnittsmethode (Weighted Average) Bei der gewichteten Durchschnittsmethode wird nach jedem Zugang oder periodisch ein neuer gewichteter Durchschnittspreis für das betroffene Vorratsvermögen bestimmt. Entnahmen finden zum Durchschnittspreis statt. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG verbaut in den PCs ein Netzteil (Trafo) mit der internen Materialnummer NT1. In den Materialstammdaten ist für das Netzteil NT1 ein Standardpreis von 30,00 EUR eingetragen. Tatsächlich schwanken aber die Einstandspreise, u. a. wegen unterschiedlicher Mengen, die eingekauft wurden. Ebenfalls ist ein allgemeiner Preisanstieg bei Netzteilen zu beobachten. Die Sunny AG hat einen Anfangsbestand von 240 Stk. Netzteilen NT1 zu Beginn des Geschäftsjahrs 20X2. Im Laufe des Jahres finden mehrere Zu- und Abgänge statt. Die folgende Tabelle zeigt die Bewertung der Vorräte an Netzteilen NT1 nach der Durchschnittsmethode, bei der Abgänge jeweils zum aktuellen Durchschnittswert bewertet wurden. Transaction Amount [p] Input price [EUR/ p] Changes in inventory [EUR] Opening value 240 30,00 7.200,00 Input 03/ 03/ 20X2 500 28,50 14.250,00 Output 01/ 04/ 20X2 -250 28,99 -7.246,62 Input 03/ 06/ 20X2 50 32,50 1.625,00 Output 01/ 07/ 20X2 -250 29,31 -7.327,95 Input 03/ 09/ 20X2 80 31,00 2.480,00 Output 01/ 10/ 20X2 -250 29,68 -7.419,21 Input 03/ 12/ 20X2 200 30,50 6.100,00 Closing stock 320 30,19 9.661,22 Abbildung 9.25: Bewertung der 320 Netzteile NT1 nach der Durchschnittsmethode (2) First-In-First-Out Bei der Verbrauchsfolge First-in-first-out wird unterstellt, dass diejenigen Verbrauchsmaterialien, die zuerst zugegangen sind, zuerst verbraucht werden. Die folgende Darstellung macht das FIFO-Prinzip deutlich: 254 <?page no="254"?> 9.2 Vorratsvermögen A H First-in-first-out Inventories are used for production in the same order as input. H -> G -> F -> D -> ... -> A Abbildung 9.26: First-In-First-Out-Prinzip Sunny AG (Case Study Sunny AG) Bei Anwendung des Verbrauchsfolgeverfahrens FIFO für das obige Beispiel ergäben sich die folgenden Wertansätze für verbrauchte und im Endbestand gezeigte Netzteile NT1: Transaction Amount [p] Input price [EUR/ p] Changes in inventory [EUR] Opening value 240 30,00 7.200,00 Input 03/ 03/ 20X2 500 28,50 14.250,00 Output 01/ 04/ 20X2 -240 30,00 -7.200,00 -10 28,50 -285,00 Input 03/ 06/ 20X2 50 32,50 1.625,00 Output 01/ 07/ 20X2 -250 28,50 -7.125,00 Input 03/ 09/ 20X2 80 31,00 2.480,00 Output 01/ 10/ 20X2 -240 28,50 -6.840,00 -10 32,50 -325,00 Input 03/ 12/ 20X2 200 30,50 6.100,00 Closing stock 40 32,50 1.300,00 80 31,00 2.480,00 200 30,50 6.100,00 9.880,00 Abbildung 9.27: Verbrauchsfolgefiktion First-In-First-Out Bei steigenden Preisen führt die Bewertung FIFO dazu, dass diejenigen Vorratsvermögensgegenstände, die zuerst erworben wurden, auch zuerst verbraucht werden, so dass der Materialaufwand geringer ist als bei der Durchschnittsbewertung. Außerdem werden diejenigen Inventories, die zuletzt (teuer) angeschafft wurden, in dem Endbestand in der Bilanz berücksichtigt. Mithin wird das Endvermögen der Vorräte höher als bei 255 <?page no="255"?> 9 Umlaufvermögen der Durchschnittsbewertung dargestellt. Insgesamt führt daher FIFO bei steigenden Preisen zu einem höheren Ergebnisausweis als die anderen Methoden. FIFO ist nach IAS 2.25 neben der ebenfalls zulässigen gewichteten Durchschnittsmethode anzuwenden. (3) Last-In-First-Out Gemäß der Verbrauchsfolgefiktion Last-in-first-out (LIFO) ergibt sich, dass diejenigen Vorräte, die zuletzt zugegangen sind, zuerst verbraucht werden. Die folgende Abbildung zeigt das LIFO Beispiel: A H Last-in-first-out Inventories are used for production in the reverse order as input. A -> B -> C -> D -> ... -> H Abbildung 9.28: Verbrauchsfolgefiktion Last-In-First-Out Sunny AG (Case Study Sunny AG) Das Prinzip LIFO wird am Bestand der Netzteile NT1 demonstriert. Transaction Amount [p] Input price [EUR/ p] Changes in inventory [EUR] Opening value 240 30,00 7.200,00 Input 03/ 03/ 20X2 500 28,50 14.250,00 Output 01/ 04/ 20X2 -250 28,50 -7.125,00 Input 03/ 06/ 20X2 50 32,50 1.625,00 Output 01/ 07/ 20X2 -50 32,50 -1.625,00 -200 28,50 -5.700,00 Input 03/ 09/ 20X2 80 31,00 2.480,00 Output 01/ 10/ 20X2 -80 31,00 -2.480,00 -50 28,50 -1.425,00 -120 30,00 -3.600,00 Input 03/ 12/ 20X2 200 30,50 6.100,00 Closing stock 200 30,50 6.100,00 120 30,00 3.600,00 9.700,00 Abbildung 9.29: Verbrauchsfolgefiktion Last-In-First-Out 256 <?page no="256"?> 9.4 Wertpapiere Bei steigenden Preisen führt LIFO dazu, dass die Materialverbräuche zu hohen Preisen bewertet werden und dass in der Bilanz die Vorräte tendenziell geringer ausgewiesen werden, weil die Anfangsbestände rechnerisch übrig bleiben. Damit wird das Jahresergebnis geringer ausgewiesen als bei den anderen Verfahren. LIFO kann nach IAS 2 nur angewendet werden, wenn dadurch die Verbrauchsfolge besser (realistischer) abgebildet wird, als nach den anderen Verfahren. Dies ist z. B. erfüllt, wenn ein Stahlhändler große Stahlplatten lagert. Er kann dann nicht die Vorräte „von unten“ verbrauchen. Online-Übungen: Wangsimni (Ü 9.2). Online-Übungen: Kraaifontein (Ü 9.9). Online-Übungen: Greenmarket (Ü 9.13). Online-Übungen: Emstek (Ü 9.14). Online-Übungen: Broadwood (Ü 9.16). Online-Übungen: Bergplaas (Ü 9.17). 9.3 Forderungen (Receivables) Es gibt keinen Standard, der Forderungen regelt. Forderungen werden wie Umlaufvermögen behandelt und zum Erfüllungsbetrag angesetzt. Besteht aufgrund der Solvenz des Schuldners die begründete Annahme, dass die Forderung gänzlich oder teilweise uneinbringlich ist, wird ein Impairment Loss gebucht und als Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung gezeigt. 257 <?page no="257"?> 9 Umlaufvermögen 9.4 Wertpapiere (Securities) Ein Unternehmen, das Wertpapiere im Umlaufvermögen hält, geht davon aus, dass es sie während des Abschlussjahres veräußert. Werden Wertpapiere zu Handelszwecken gehalten, stellen Sie Vorräte nach IAS 2 bzw. IFRS 5 dar. Für Wertpapiere im Umlaufvermögen gelten die Regelungen für Financial Instruments nach IAS 32, IAS 39, IFRS 7 und IFRS 9. Nach HGB sind sie zum Marktwert zu bewerten. Bei der Bewertung des Umlaufvermögens gilt das Niederstwertprinzip. Zuschreibungen können bei Bestehen eines Markt- oder Börsenpreises zum Abschlussstichtag (balance sheet date) vorgenommen werden. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat 500 Aktien eines Softwareunternehmens als Umlaufvermögen ausgewiesen. Die Aktien haben einen Nennwert von 5,00 EUR/ Stk. und haben beim Erwerb einen Börsenkurs (share price) von 17,80 EUR gehabt. Die Sunny AG hat demnach die Aktien mit 8.900,00 EUR bewertet. Zum Bilanzstichtag haben die Aktien jedoch nur noch einen Wert von 14,60 EUR/ Stk. Die Sunny AG muss nach IAS 2.9 die Aktien mit dem Net Realisable Value bewerten. Der Impairment Loss beträgt 3,20 EUR/ Stk. oder 1.600,00 EUR für alle Aktien: DR Impairment loss ......................... 1.600,00 EUR CR Securities ................................ 1.600,00 EUR 9.5 Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks (Cash and Cash Equivalents) 9.5.1 Buchungen in Bezug auf die Position Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks (Accounting for Cash and Cash Equivalents) Die Position Cash und Cash Equivalents ist die Summe der Salden aus dem Cash Book und aller evtl. bestehenden Unterkonten des Cash Book. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat am 1.01.20X2 einen Anfangskassenbestand i.H.v. 408.786,07 EUR -› vgl. Kap. 4, S. 91. Bis zum Monatsende hat eine Reihe von Geschäftsvorfällen stattgefunden, die zu Veränderungen der Position Cash and Cash Equivalents geführt haben. Sie werden im Cash Book aufgezeichnet. Das Cash Book wurde in Kapitel 4 -› vgl. S. 91 eingeführt. Am Ende des Januars 20X2 hat das Cash Book die folgenden Einträge gehabt: 258 <?page no="258"?> 9.5 Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben Date Details Discount Cash Bank 20X2-01-01 Balance b/ d 0,00 408.786,07 20X2-01-03 Withdrawl (2.000,00) 20X2-01-03 Withdrawl 2.000,00 20X2-01-03 Petty cash book (2.000,00) 20X2-01-04 Motor vehicle (1.256,00) 20X2-01-15 Employee Meisengeier (1.811,86) 20X2-01-20 Payment by customer 1.438,80 20X2-01-24 Rent by transfer (3.000,00) 20X2-01-25 Payment for VAT 31.248,60 20X2-01-28 Suppl. Wang (77.420,00) 20X2-01-28 Suppl. CompuParts (4.375,00) (83.125,00) 20X2-01-31 SSec Meisengeier (1.910,47) Bal. c/ d 4.375,00 (1.438,80) (269.511,34) Total 4.375,00 3.438,80 440.034,67 Sunny AG's CASH BOOK as at 31.01.20X2 Abbildung 9.30: Cash Book der Sunny AG für I/ 20X2 Der Bestand des Bankkontos lässt sich aus dem Saldo des Cash Book ablesen. Er beträgt hier (269.511,34 EUR). Das Konto ist debit balanced, es weist Guthaben auf. Die Balance c/ d ist im Haben und wird deshalb negativ dargestellt. Die Spalte Cash ist hier nur aus der Sicht der bankrelevanten Vorgänge berücksichtigt worden. Ihr Saldo beträgt 1.438,80 EUR. Um den Bestand von Cash zu bestimmen, muss das Petty Cash Book ebenfalls berücksichtigt werden. Es weist zum Periodenende am 31.01.20X2 einen Saldo von 1.284,00 EUR auf. Das Petty Cash Book kann keinen negativen Betrag ausweisen. Receipts Date Details Gross amount VAT Net amount Deco exp. Office exp. 2.000,00 20X2-01-03 Cash 20X2-01-04 McDeko 12,00 2,00 10,00 = 10,00 + 20X2-01-15 McOffice 200,00 33,33 166,67 = + 166,67 20X2-01-17 McOffice 204,00 34,00 170,00 = + 170,00 20X2-01-23 McOffice 300,00 50,00 250,00 = + 250,00 119,33 10,00 586,67 Bal. c/ d 1.284,00 2.000,00 2.000,00 1.284,00 Bal. b/ d 716,00 20X2-02-01 Cash Sunny AG's PETTY CASH BOOK as at 31.12.20X2 Abbildung 9.31: Petty Cash Book der Sunny AG zum 31.01.20X2 Die Sunny AG weist in der (Zwischen-)Bilanz zum 31.01.20X2 einen Saldo für Cash and Cash Equivalents i.H.v. 269.511, 34 + 1.438,80 + 1.284 = 272.234,14 EUR aus. 259 <?page no="259"?> 9 Umlaufvermögen 9.5.2 Fremdwährungsgeschäfte (Foreign Currency Transactions) Gem. IAS 21.21 wird bei der Erstbewertung der Zeitpunkt des Geschäftsvorfalls für die Umrechnung zwischen der Fremdwährung und der Berichtswährung berücksichtigt. Da die Umrechnung bei der Transaktion stattfindet, spricht man von dem Transaktionskurs. IAS 21.12: „A foreign currency transaction shall be recorded, on initial recognition in the functional currency, by applying to the foreign currency amount the spot exchange rate between the functional currency and the foreign currency at the date of the transaction.“ Nach § 256a HGB wird nur die Umrechnung mit dem Devisenkassakurs gefordert. Bei der Folgebewertung wird nach IAS 21.23 differenziert: (1) bei monetären Assets wird der Stichtagskurs (closing rate) verwendet. (2) Bei nicht-monetären Assets, die zu historischen Anschaffungs- und Herstellungskosten gehalten werden, wird der Kurs zum Zeitpunkt des Geschäftsvorfalls verwendet (Transaktionskurs). (3) Bei nichtmonetären Assets, die mit ihrem beizulegendem Wert in einer Fremdwährung bewertet werden, ist mit dem Kurs umzurechnen, der zum Zeitpunkt der Ermittlung des Werts gültig war. IAS 21.23 „At each balance sheet date: (a) foreign currency monetary items shall be translated using the closing rate; (b) non-monetary items that are measured in terms of historical cost in a foreign currency shall be translated using the exchange rate at the date of the transaction; and (c) non-monetary items that are measured at fair value in a foreign currency shall be translated using the exchange rates at the date when the fair value was determined.“ Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG verkauft am 24.11.20X3 an eine chinesische Firma zehn PCs für 14.388,00 EUR (= 10 1.199 EUR 120 %) und erhält die Hälfte des Rechnungsbetrags bar in Renminbi Yuan und bucht für die andere Hälfte eine Debitorenforderung in Yuan. Der Umrechnungskurs zum Zeitpunkt der Forderung beträgt EUR/ Y = 10,00. Die Sunny AG tauscht die chinesische Währung nicht in EUR und hat zum Geschäftsjahresende die Banknoten noch in der Kasse. Die Forderung an das chinesische Unternehmen ist zum 31.12.20X3 noch nicht beglichen. Zum Bilanzstichtag 20X3 beträgt der Umrechnungskurs 10,60 EUR/ Y. Zum Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses hatte die Sunny AG den Erfolg in Transaktionswährung Y gebucht: DR Cash ........................................ 71,940.00 Y DR A/ R ......................................... 71,940.00 Y CR VAT ......................................... 23,980.00 Y CR Revenue .................................... 119,900.00 Y Die Sunny hat den Kassenbestand i.H.v. 71,940.00 Y mit dem Stichtagskurs zu bewertet. Entsprechend ist ein Bestand i.H.v. 6.786,79 EUR auszuweisen. Die Differenz von 407,21 EUR muss als Verlust aus Währungsdifferenzen ausgewiesen werden. DR Loss on Currency .......................... 407,21 EUR CR Cash .......................................... 407,21 EUR Die Yuan-Banknoten bleiben weiter in der Kasse. Jedoch werden sie in der Bilanz in der Berichtswährung EUR gezeigt: 6.786,79 EUR. 260 <?page no="260"?> 9.5 Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben Die Debitorenforderungen an das chinesische Unternehmen sind nach IAS 21.23 mit dem Stichtagskurs anzusetzen, mithin betragen sie ebenfalls 6.786,79 EUR. Der Verlust ist als Währungsdifferenz auf ein entsprechendes Währungsdifferenzenkonto zu buchen, das in diesem Fall ein Verlust aus Währungsdifferenzen zeigt. DR Loss on Currency .......................... 407,21 EUR CR A/ R ............................................ 407,21 EUR Der Verlust beträgt für die Sunny AG 2 (7.194,00 - 6.786,79) = 814,42 EUR Weiter hat die Sunny AG am 17.09.20X3 von einem ausländischen Händler 1.000 Stk Speicherchips SC1 für 67,200.00 US-$ auf Rechnung gekauft. Der Umrechnungskurs betrug US-$/ EUR = 0,70. (Zur Vereinfachung beträgt die VAT rate hier ebenfalls 20 %.) Die Sunny bucht den Geschäftsvorfall zum Teil in Auslandswährung. Die Vorräte werden in EUR bewertet, ebenso die Forderung für den Vorsteuerabzug. Die Kreditorenverbindlichkeit wird aber weiter in US-$ gezeigt, da der Vertrag mit dem Händler die Währung bestimmt. DR Inventories ............................ 39.200,00 EUR DR VAT ....................................... 7.840,00 EUR CR Creditors .............................. 67,200.00 US-$ Zum Zeitpunkt des Jahresabschlusses sind noch 400 der Speicherchips auf Lager. Der Dollarkurs ist jedoch auf 0,80 EUR/ US-$ gestiegen. Es entsteht ein Währungsverlust, da die Verbindlichkeiten aufgrund der US-$-Veränderung auf umgerechnet 84.000,00 EUR gestiegen sind. Die Sunny AG bucht den Währungsverlust i.H.v. 53.760 − 47.040 = 6.720,00 EUR. DR Loss on Currency ....................... 6.720,00 EUR CR Creditors ................................. 6.720,00 EUR Abschließend soll noch der Fall eines Währungsertrags betrachtet werden. Die Sunny AG hat gegenüber einem südafrikanischem Lieferanten eine Kreditorenverbindlichkeit i.H.v. 112,000.00 Rand (ZAR, R) gebucht. Bei der Buchung war der Kurs R/ EUR = 11.20. Zum Bilanzstichtag beträgt er R11.60/ EUR. Die Kreditorenverbindlichkeit beträgt zum Transaktionskurs 10.000,00 EUR, zum Abschlussstichtag 9.655,17 EUR. Mithin hat die Sunny AG einen Währungsertrag i.H.v. 344,83 EUR zu berücksichtigen. Die Kreditorenverbindlichkeit selbst wird nicht berührt, da der Lieferant die Währung Rand (ZAR) verbindlich vorgeschrieben hat. Sie beträgt weiter R112,000. Es wird die Währungsdifferenz als Minderung der Verbindlichkeit gebucht. DR A/ P ........................................... 344,83 EUR CR Currency Revenue .......................... 344,83 EUR Die Kreditorenverbindlichkeit wird in Berichtswährung i.H.v. 9.655,17 EUR ausgewiesen, obwohl das Konto weiterhin den Betrag von R112,000 zeigt. Die Währungsverbindlichkeit ist ein nicht realisierter Gewinn (unearned profit) und muss als Rücklage gebucht werden. DR Currency Revenue .......................... 344,83 EUR CR Currency Reserves ......................... 344,83 EUR Hätte die Sunny AG nach HGB bilanziert, würde sie die Kreditorenverbindlichkeit mit 10.000,00 EUR gem. § 252 Abs. 1 HGB ausweisen müssen. In Fällen, in denen ein Währungsrisiko durch ein Termingeschäft gesichert wurde, ist der gesicherte Kurs anzusetzen. 261 <?page no="261"?> 9 Umlaufvermögen Zusammenfassung (Summary) Umlaufvermögen enthält Vorräte an Material, an Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffen, an Halb- und Fertigfabrikaten. Weiter zählen Forderungen, Wertpapiere, die kurzfristig gehalten werden, und Kassenbestand sowie Bankguthaben zum Umlaufvermögen. Die Bewertung von Umlaufvermögen folgt für die Erstbewertung dem Kostenmodell. Bei der Bestimmung des Aufwands für die Herstellung von Halb- und Fertigfabrikaten, wird neben den Materialkosten ebenfalls betrieblicher Aufwand einbezogen, der zur Herstellung angefallen ist. I.d.R. fällt der Aufwand als Gemeinkosten an, z. B. zum Betrieb der Maschinen und Anlagen. Die proportionalen und fixen Gemeinkosten werden als Vollkosten den Vorratsbeständen zugerechnet. Für die Zurechnung der fixen Gemeinkosten wird die Normalkapazität zugrunde gelegt. Die Bestimmung der Herstellungskosten wird in Produktionsunternehmen über ein Manufacturing Summary Account vorgenommen. Die Kosten der Herstellung für einen oder mehrere Produktionsbereiche bezeichnet man als Cost of Manufacturing. Im Gegensatz dazu stellen die Cost of Sales diejenigen Aufwendungen dar, die für die abgesetzte Menge angefallen sind. Die Bewertung von Bestandsveränderungen beeinflusst das Periodenergebnis unmittelbar. Bei der Bewertung von ähnlichen oder austauschbaren Vorratsvermögensgegenständen können nach IFRSs und deutschem HGB Verbrauchsfolgefiktionsverfahren angenommen werden. Vorräte in Fremdwährung werden nach IAS 21 zum Kurs, der zum Zeitpunkt der Bewertung gültig war, in die Berichtswährung umgerechnet. Bankguthaben und Kassenbestand werden zum Bilanzstichtagskurs umgerechnet. Die Berichtswährung für europäische Konzernabschlüsse ist EUR. Aufgaben (Exercises) Aufgabe 1: Bestand von Fertigerzeugnissen (Exercise on Valuation of Finished Goods) Die Stapelskotten AG montiert Fahrräder. Sie setzt zwei Räder und einen Rahmen zusammen. Am 31.12.20X3 sind noch 168 Fahrräder am Lager. Die folgenden Informationen sind gegeben: (1) Material Input (Räder): 1.1.20X3: 3.000 Stk. für je 20,00 EUR 1.4.20X3: 4.000 Stk. für je 21,00 EUR 1.7.20X3: 4.800 Stk. für je 20,00 EUR 1.10.20X3: 60 Stk. für je 23,00 EUR 262 <?page no="262"?> Aufgaben Materialverbrauch (Räder): 2.1.20X3 1.500 Stk. 2.4.20X3 3.960 Stk. 2.7.20X3 2,000 Stk. 2.10.20X3 4.400 Stk. Kosten des Rahmens: 34,50 EUR/ Stk. Wenden Sie das First-In-First-Out-Verfahren zur Bestandsbewertung an. (2) Abschreibung für die Montagestraße: 65.230,00 EUR/ Jahr (3) Direkte Lohnkosten 216.445,00 EUR/ Jahr (4) Zinsaufwand für ein Bankdarlehen i.H.v. 35.000,00 EUR (die Zinsen) (5) Kosten für Unternehmensführung, Kostenrechnung und Controlling 127.198,50 EUR/ Jahr (6) Vertriebskosten 24,30 EUR/ Fahrrad (7) Qualitätssicherungskosten 74.125,00 EUR/ Jahr (8) Entwicklungskosten, in 20X2 angefallen i.H.v. 150.000,00 EUR - die geplante Produktionsmenge über mehrere Jahre der Fahrräder betrage 100.000 Stk. (9) Kosten für Sozialeinrichtungen in 20X3: 34.097,50 EUR (10) Betriebskosten für die Werkstatt 39.493,80 EUR/ Jahr Wie sind die 168 Fahrräder in der Bilanz (und Gewinn- und Verlustrechnung) nach IAS 2 zu bewerten? Die Umsatzsteuer braucht nicht berücksichtigt zu werden. Aufgabe 2: Bestandsbewertung (Exercise on Changes in Inventory) Das Produktionsunternehmen Denekamp GmbH stellt Go-Karts her. Ein Go-Kart besteht aus einem Rahmen und vier Rädern. Während des Abrechnungszeitraums 20X5 hat die Denekamp GmbH 1.120 Stk. Go-Karts hergestellt und davon 900 am 31.12.20X5 verkauft. Der Anfangsbestand des Vorratsvermögens für Rahmen betrug 200 Stk. zu 12,00 EUR/ Stk. Für die Räder soll kein Anfangsbestand berücksichtigt werden. Die Denekamp GmbH hat in 20X5 zwei Lieferungen für Rahmen erhalten: (1) 800 Stk. Rahmen für 12,80 EUR/ Stk und (2) 320 Stk. Rahmen für 15,60 EUR/ Stk. Die Denekamp GmbH hat in 20X5 12 Lieferungen für Räder erhalten. (1) . . . (6) 400 Stk. Räder für 1,20 EUR/ Stk. und (7) . . . (12) 480 Stk. für 1,10 EUR/ Stk. Entscheiden Sie, ob die nachfolgenden Aufwendungen zur Kalkulation und Vorratsbewertung für den Endbestand an Go-Karts zu verwenden sind: (a) Materialaufwand nach FIFO (b) Entwicklungsaufwand i.H.v. 30.000,00 EUR für 6.000 geschätzte Stk. Erzeugnisse (c) Gebäudeaufwand für die Go-Kart-Produktion i.H.v. 12.000,00 EUR/ Jahr (d) Sozialaufwand i.H.v. 1.500,00 EUR/ Jahr. Wie hoch sind die Anschaffungs- und Herstellungskosten für den Fertigwarenendbestand und jeweils ein Go-Kart am Lager (Stückkosten) und wie hoch ist der Endbestand des Rohmaterials? Es braucht keine Umsatzsteuer berücksichtigt zu werden. 263 <?page no="264"?> 10 Kapitalflussrechnung (Statement of Cash Flows) Lernziele Die Kapitalflussrechnung ist der einzige Bestandteil eines handelsrechtlichen Jahresabschlusses, der nicht dem Prinzip der Periodenabgrenzung folgt. Es werden darin die Zahlungsströme zu den Zeitpunkten dargestellt, zu denen sie stattgefunden haben. Eine Kapitalflussrechnung ordnet alle Zahlungen in die Kategorien Cash Flow aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit, Cash Flow aus Investitionstätigkeit und Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit ein. Das Kapitel führt in die drei alternativen Methoden zur Erstellung der Kapitalflussrechnung ein: (1) direkte Methode, (2) Überleitungsrechnung und (3) derivative Methode. Das Kapitel verfolgt die Ziele: (1) Verstehen der Notwendigkeit zum Ausweis einer Kapitalflussrechnung -› vgl. Abschnitt 10.1, S. 265 (2) Erkennen der Notwendigkeit zur Analyse der Kapitalflüsse in einem Unternehmen und Begreifen des Zusammenhangs zwischen Jahresabschlusselementen, die dem Accrual Principle folgen, und solchen, die auf Zahlungen basieren -› vgl. Abschnitt 10.1, S. 265 (3) Kennenlernen der wesentlichen Positionen des Statement of Cash Flows und Erlernen von Kenntnissen zur Interpretation von Statement of Cash Flows -› vgl. Abschnitt 10.3, S. 272 (4) Beherrschen der wichtigsten Methoden zur Erstellung eines Statement of Cash Flows -› vgl. Abschnitt 10.3.2, S. 273 (5) Erlangen eines grundlegenden Verständnisses über die Liquiditätsplanung und Erkennen des Zusammenhangs zwischen der Liquiditätsplanung im Business Plan und dem Statement of Cash Flows -› vgl. Abschnitt 10.1, S. 265 10.1 Prinzip der Periodenabgrenzung (Accrual Principle) Die Rechnungslegung folgt dem Prinzip der Periodenabgrenzung. Aufwand und Ertrag werden immer in der Periode dargestellt, in der sie bzw. für die sie angefallen sind. Die Zeitpunkte der Zahlungsvorgänge sind nicht relevant. Gemäß des Rahmenwerks (framework) F.22 gilt: „In order to meet their objectives, financial statements are prepared on the accrual basis of accounting. Under this basis, the effects of transactions and other events are recognised when they occur (and not as cash or its equivalent is received or 265 <?page no="265"?> 10 Kapitalflussrechnung paid) and they are recorded and reported in the financial statements of the periods to which they relate. [ . . . ]“. Das Produktionsunternehmen Plettenberg AG kauft eine CNC-Maschine am 1.01.20X1 zu einem Kaufpreis von 240.000,00 EUR. Es ist beabsichtigt, die Maschine für 5 Jahre zu nutzen und sie am 31.12.20X5 für 60.000,00 EUR (brutto) an einen ausländischen Mitbewerber zu verkaufen. Der gezahlte Kaufpreis enthält die Umsatzsteuer, ebenso der erwartete Verkaufspreis. Die Nettowerte sind 200.000,00 EUR und 50.000,00 EUR. Der abschreibungsfähige Betrag (depreciable amount) nach IAS 16.6 beträgt 200.000 − 50.000 = 150.000,00 EUR. Die Plettenberg AG bucht: DR P, P, E at Cost ......................... 200.000,00 EUR DR VAT ......................................... 40.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 240.000,00 EUR Für die Abschreibung im ersten Jahr bucht die Plettenberg AG: DR Depr. ...................................... 30.000,00 EUR CR Acc. Depr. ................................ 30.000,00 EUR Sie kann in 20X2 die Vorsteuer ziehen und bucht dann: DR Cash/ Bank ................................. 40.000,00 EUR CR VAT ......................................... 40.000,00 EUR Die Buchungssätze zeigen zwei wesentliche Aspekte: (1) Die Plettenberg AG zahlt einen Kaufpreis i.H.v. 240.000,00 EUR und bekommt in 20X2 die Vorsteuerforderung i.H.v. 40.000,00 EUR erstattet. Die Zahlungen stellen einen Zahlungsausgang (cash outflow) von 240.000,00 EUR und einen Zahlungseingang von 40.000,00 EUR dar. Der nächste zahlungswirksame Vorgang für die Plettenberg AG findet bei Abgang (disposal) der CNC-Maschine statt. DR Cash/ Bank ................................. 60.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 150.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 200.000,00 EUR CR VAT ......................................... 10.000,00 EUR Bei Begleichung der USt-Schuld bucht die Plettenberg AG: DR VAT ......................................... 10.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 10.000,00 EUR Am 31.12.20X5 findet ein Zahlungseingang (cash inflow) i.H.v. 60.000,00 EUR statt, dem in 20X6 ein Zahlungsausgang für die USt-Schuld i.H.v. 10.000,00 EUR folgt. (2) Die erfolgswirksamen Vorgänge, die in der Gewinn- und Verlustrechnung darzustellen sind, betragen in jedem Jahr 30.000,00 EUR. Zusammenfassend stellt Abbildung 10.1 die Struktur der zahlungs- und erfolgswirksamen Vorgänge dar: 266 <?page no="266"?> 10.2 Liquiditätsplanung 20X1 20X2 20X3 20X4 20X5 20X6 Cash inflow/ (cash outflow) (240.000) 40.000 60.000 (10.000) Revenue/ (expenses) (30.000) (30.000) (30.000) (30.000) (30.000) Abbildung 10.1: Zahlungs- und Erfolgsvorgänge der Plettenberg AG Die Addition der Zeilen in Abbildung 10.1 zeigt, dass die Summen immer minus 150.000,00 EUR betragen. Die Gewinn- und Verlustrechnung, die dem Accrual Principle folgt, belastet in jedem Jahr der Nutzung die Plettenberg AG mit einem Aufwand von 30.000,00 EUR. Dies entspricht der Zuordnung (allocation) der Anschaffungsauszahlung unter Berücksichtigung des erwarteten Verkaufserlöses der CNC-Maschine. Die Kapitalflussrechnung betrachtet die Zahlungsvorgänge und zeigt z. B., dass in 20X1 eine Auszahlung von 240.000,00 EUR stattfindet. Die Plettenberg AG muss darlegen, wie sie den Zahlungsausgang für die CNC-Maschine finanziert. Sie kann entweder den Betrag aus Zahlungseingängen, die aus dem Verkauf der produzierten Erzeugnisse stammen, zahlen oder eine Finanzierung bei Externen, z. B. bei einer Bank, bei Anteilseignern (Ausgabe von Aktien) oder anderen Fremdkapitalgebern planen. In der oben dargestellten Situation hat noch keine Kompensation des Zahlungsausgangs stattgefunden, die Plettenberg AG hat somit für 20X1 einen negativen Cash Flow. 10.2 Liquiditätsplanung (Liquidity Planning) Die Planung von Zahlungsein- und -ausgängen wird als Liquiditätsplanung bezeichnet. Der Liquiditätsplan ist ein Teil des Business Plans und berücksichtigt den Anfangsbestand an Zahlungsmitteln sowie alle Ein- und Auszahlungen. Das Ergebnis des Liquiditätsplans ist der Kassenbestand am Ende der Periode. Der Liquiditätsplan wird hier als Übersicht über die Zahlungsvorgänge verwendet. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat durch die Liquiditätsplanung sicherzustellen, dass Auszahlungen für die Anfangsinvestitionen und die Materialbeschaffung durch Zahlungsmittelbestand gedeckt sind. Abbildung 10.2 zeigt den Liquiditätsplan der Sunny AG für die Geschäftsjahre 20X1 und 20X2. Der Plan enthält zwei Jahre, damit Geschäftsvorfälle, deren Zahlung erst im nachfolgenden Jahr stattfinden, leichter zu verstehen sind. Die Liquiditätsplanung wird unten für jede Positionen einzeln erläutert. 267 <?page no="267"?> 10 Kapitalflussrechnung 20X2 20X1 Opening values Equity 600.000,00 Cash inflow previous year 149.600,00 Cash inflows (1) Proceeds (90%) 7.515.000,00 7.515.000,00 VAT resulting from proceeds (90%) 1.503.000,00 1.503.000,00 (2) Proceeds previous year (10%) 835.000,00 VAT resulting from proceeds (10%) 167.000,00 Bank loan 300.000,00 Issue of shares Cash outflows Materials (60%) (1.800.000,00) (1.800.000,00) VAT paid by purchases (60%) (360.000,00) (360.000,00) Materials previous year (40%) (1.200.000,00) VAT resulting from purchases (40%) (240.000,00) Energy 416410 (10.000,00) (10.000,00) Gas 416410 (4.200,00) (4.200,00) 3rd party expenses 417003 (120.000,00) (120.000,00) Salary 430000 (2.453.333,00) (2.453.333,00) Social security 440100 (1.226.667,00) (1.226.667,00) Other expenses 476900 (471.000,00) (471.000,00) Financial costs (18.900,00) (18.578,70) Pay-off - bank loan (5.100,00) (5.421,30) Investments (2.666.000,00) (500.000,00) VAT paid by investments (633.200,00) VAT receivable 1.233.200,00 VAT payable (1.670.000,00) Income taxes (previous year) (251.025,83) Dividends to shareholders (275.915,23) Cash at 31.12. 149.600,00 796.658,94 Sunny AG's LIQUIDITY PLANNING for 20X1 until 20X2 Abbildung 10.2: Liquiditätsplan der Sunny AG Eröffnungswerte (Opening Values) Die Sunny AG wird am 1.01.20X1 mit einem Eigenkapital i.H.v. 600.000,00 EUR gegründet. Das Eigenkapital wurde von den Anteilseignern aufgebracht. Die Sunny AG hat 120.000 Aktien zum Nennbetrag von 5,00 EUR ausgegeben. Der Betrag erscheint als Eröffnungswert, weil die Ausgabe die Geschäftseröffnung darstellt. Im nächsten Jahr 20X2 ist der Betrag aus der Ausgabe der Aktien in dem Anfangsbestand von 149.600,00 EUR enthalten. Zahlungseingänge (Cash Inflows) Die Sunny AG bucht nur zwei Arten von Zahlungseingängen. (1) Es resultieren Zahlungseingänge aus dem Verkauf von Computern und (2) der Aufnahme eines Darlehens. 268 <?page no="268"?> 10.2 Liquiditätsplanung Die Zahlungseingänge aus dem Verkauf der Erzeugnisse und Dienstleistungen wird aus dem Umsatzplan der Sunny AG in Abbildung 10.3 deutlich. Sales Amount in 20XX Unit price Output PCs [p] 1.500 [EUR/ p] 1.200,00 Workstations [p] 1.500 [EUR/ p] 2.500,00 Service [h] 40.000 [EUR/ h] 70,00 Net proceeds [EUR] 8.350.000,00 Sunny AG's REVENUE PLANNING for 20X1 ... 20X6 Abbildung 10.3: Umsatz der Sunny AG Der Nettoumsatz der Sunny AG beträgt 8.350.000,00 EUR und wird von den Kunden zu 90 % gezahlt. Es entsteht eine Forderung aus Lieferung und Leistung (A/ R). Die Sunny AG bucht den Umsatz: DR Cash/ Bank ................................. 9.018.000,00 EUR DR A/ R ......................................... 1.002.000,00 EUR CR VAT ......................................... 1.670.000,00 EUR CR Revenue .................................... 8.350.000,00 EUR Die Sollbuchungen sind brutto und werden in der Liquiditätsplanung nach Nettowert und Umsatzsteuer getrennt gezeigt. Die USt-Schuld von 1.670.000,00 EUR wird erst in 20X2 beglichen. Die Auszahlung steht in der Zeile VAT CR. Die Situation wird bei der Sunny AG durch die Vorgabe, dass die Umsatzsteuerzahlungen komplett im nachfolgenden Jahr stattfinden, bedingt. In einem realen Unternehmen wird die Umsatzsteuer im nachfolgenden Monat gezahlt bzw. die Vorsteuer gezogen. Die Sunny AG nimmt weiter ein Darlehen i.H.v. 300.000,00 EUR auf, um zahlungsfähig zu bleiben. Man erkennt an der letzten Zeile des Statement of Cash Flows, dass ohne die Darlehensaufnahme die Sunny zahlungsunfähig geworden wäre. Das Darlehen wird als Cash Inflow mit dem Auszahlungsbetrag, den die Bank der Sunny AG überweist, gezeigt. Die Zins- und Tilgungszahlungen stehen unter Auszahlungen (cash outflows). Zahlungsausgänge (Cash Outflows) Die Sunny AG zahlt (1) Materialaufwand, (2) Produktionsgemeinkosten inkl. Löhne, (3) Finanzaufwand und Tilgung, (4) Investitionen, (5) Umsatzsteuerzahlungen, (6) Steuern und (7) Dividende an die Aktionäre. Letztere werden erst im jeweils nächsten Geschäftsjahr gezahlt. Der Materialaufwand i.H.v. 3.000.000,00 EUR (netto) wird zu 60 % sofort gezahlt, die anderen 40 % werden auf Rechnung gekauft. Die Vorsteuerforderung ist von den Zahlungsvorgängen unabhängig. DR Purchase .................................. 3.000.000,00 EUR DR VAT ......................................... 600.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 2.160.000,00 EUR CR A/ P ......................................... 1.440.000,00 EUR Die in 20X2 stattfindenden Zahlungseingänge für die Vorsteuerforderung und die fällige Zahlung der Kreditorenverbindlichkeiten sind in der Spalte für 20X2 zu sehen. 269 <?page no="269"?> 10 Kapitalflussrechnung Produktionsgemeinkosten werden von der Sunny AG unmittelbar durch Überweisung gezahlt. Der Finanzaufwand und die Tilgungszahlungen können dem Tilgungsplan des Darlehens entnommen werden. Das Darlehen ist ein Annuitätendarlehen mit einem Zinssatz von 6,3 %. Die jährlichen Zahlungen betragen 24.000,00 EUR. Carrying amont [EUR] Interest [EUR] Pay-off [EUR] Annuity (8%) [EUR] 20X1 300.000,00 18.900,00 5.100,00 24.000,00 20X2 294.900,00 18.578,70 5.421,30 24.000,00 Sunny AG's INTEREST and PAY-OFF SCHEDULE for 20X1 ... 20X2 Abbildung 10.4: Tilgungsplan des Darlehens der Sunny AG Die Sunny AG investiert zu Beginn der Geschäftstätigkeit in das Anlagevermögen (P, P, E). Abbildung 10.5 zeigt den Anlagespiegel der Sunny AG zu Beginn von 20X1, daher hat noch keine Abschreibung stattgefunden und es gibt ebenfalls noch keine Habenbuchung im Accumulated Depreciation Account. Plant Date of acqu isition Usfl. life Cost/ valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 0,00 50.000,00 2100 (Stck) 20X1 10 100.000,00 0,00 100.000,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 0,00 2.500.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 0,00 240.000,00 4100 (Asbl) 20X1 4 56.000,00 0,00 56.000,00 4200 (Cnfg) 20X1 4 60.000,00 0,00 60.000,00 4300 (Srvc) 20X1 4 160.000,00 0,00 160.000,00 Total 3.166.000,00 0,00 3.166.000,00 Sunny AG's REGISTER of NON-CURRENT ASSETS as at 1.01.20X1 Abbildung 10.5: Anlagespiegel der Sunny AG zum 1.01.20X1 Das gesamte Anlagevermögen beträgt netto 3.166.000,00 EUR. Die Sunny AG hat mit dem Hauptlieferanten vereinbart, das eine Zahlung in der Höhe stattfinden soll, so dass in 20X2 noch ein Restbetrag von 500.000,00 EUR zu begleichen ist. Es wurden dafür keine Zinsen vereinbart. DR P, P, E at Cost ................ 3.166.000,00 EUR DR VAT ................................. 633.200,00 EUR CR Cash/ Bank ........................ 3.299.200,00 EUR CR A/ P ................................. 500.000,00 EUR Der Credit Entry ist im Liquiditätsplan in die Nettozahlung für die Sachanlagevermögensgegenstände und die Vorsteuer aufgeteilt. 270 <?page no="270"?> 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung Der Liquiditätsplan enthält weiter die Zahlungen für die Umsatzsteuer an die Finanzbehörden. Die zu zahlende Umsatzsteuerschuld (VAT payable) enthält die Umsatzsteuer der Verkaufserlöse und wird in 20X2 gezahlt. Die Vorsteuer (VAT receivable) resultiert aus der Anfangsinvestition und dem Materialeinkauf der Sunny AG in 20X1 und wird erst in 20X2 an die Sunny AG überwiesen. Die Other Expenses wurden zur Vereinfachung als USt-frei angenommen. Die in der Spalte 20X2 aufgeführten Zahlungen für Steuern vom Einkommen und Ertrag (income tax) und die Dividende an die Aktionäre beziehen sich auf das Jahr 20X1 und entsprechen den in der Gewinn- und Verlustrechnung gezeigten Beträgen. Abbildung 10.6 zeigt die Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2, die als Vergleichsspalte die Werte für 20X1 enthält, damit die Berechnung der Zahlen nachvollzogen werden kann. 20X2 20X1 [EUR] [EUR] Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized 8.350.000,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortisation expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (18.578,70) (18.900,00) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 832.221,30 831.900,00 Income tax expenses (251.122,78) (251.025,83) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 581.098,52 580.874,18 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X2 Abbildung 10.6: Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 Die Dividende beträgt ((100 − 5) : 2) = 100 = 47,5 % des Jahresüberschusses (profit for the period). Dies entspricht §§ 58 und 150 AktG. Steuern und Dividende werden in 20X2 gezahlt. Der Betrag in der letzten Spalte des Liquiditätsplans stimmt nur im ersten Jahr mit dem Cash Flow überein. Es ist der Kassenbestand am Ende der Abrechnungsperiode. Im ersten Jahr ist dies der Cash Flow, weil der Anfangsbestand Null war. Im zweiten Jahr ist der Cash Flow die Differenz aus den Kassenbeständen von 20X2 und 20X1, hier: 796.658,94 − 149.600 = 647.058,94 EUR. Der Cash Flow ist positiv, weil der Kassenbestand erhöht wurde. Aus dem Liquiditätsplan ist zu sehen, welche Quellen für den Cash Flow relevant sind. Der Liquiditätsplan für die Sunny AG ist hier aufgrund der wenigen Geschäftsvorfälle überschaubar. Eine strukturierte Darstellung der Sachverhalte stellt das Statement of Cash Flows bereit. 271 <?page no="271"?> 10 Kapitalflussrechnung 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung (Computation of Cash Flows) Die Kapitalflussrechnung ist ein Financial Statement, das den gesamten Cash Flow einer Periode in die Bereiche (1) Cash Flow aus operativer Tätigkeit, (2) Cash Flow aus Investitionstätigkeit und (3) Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit aufspaltet. Im Unterschied zum Liquiditätsplan ist die Kapitalflussrechnung vergangenheitsorientiert. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Das Statement of Cash Flows der Sunny AG kann aus dem Liquiditätsplan direkt abgeleitet werden. Dazu werden die Zahlungen den o. g. Gruppen zugeordnet und der Anfangsbestand weggelassen. Das Statement of Cash Flows der Sunny AG für die Geschäftsjahre 20X1 und 20X2 zeigt Abbildung 10.7: 20X2 20X1 [EUR] [EUR] CF from operating activities Proceeds 9.018.000,00 10.020.000,00 Materials (2.160.000,00) (3.600.000,00) Departments (4.285.200,00) (4.285.200,00) VAT (436.800,00) Taxation (251.025,83) 2.572.800,00 1.446.974,18 CF from investing activities Investment (3.299.200,00) (500.000,00) (3.299.200,00) (500.000,00) CF from financing activities Issue of shares 600.000,00 Bank loan 300.000,00 Interest and pay-off (24.000,00) (24.000,00) Dividend to SHs (275.915,23) 876.000,00 (299.915,23) Total cash flow: 149.600,00 647.058,94 Sunny AG's STATEMENT of CASH FLOWS for year ended 31.12.20X2 Abbildung 10.7: Kapitalflussrechnung der Sunny AG für 20X2 Eine Kapitalflussrechnung kann über drei Methoden entwickelt werden: (1) über die direkte Methode -› vgl. Abschnitt 10.3.1 (2) über die direkte Methode mit Überleitungsrechnung -› vgl. Abschnitt 10.3.2 und (3) über die derivative Methode -› vgl. Abschnitt 10.3.3, S. 279 . 272 <?page no="272"?> 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung 10.3.1 Direkte Methode (Direct Method) Bei der direkten Methode werden allen Einzahlungen die Auszahlungen gegenübergestellt. Sie wurde bei der Kapitalflussrechnung in Abbildung 10.7 -› vgl. S. 272 angewandt. Die direkte Methode kann angewendet werden, wenn alle Zahlungsvorgänge bekannt sind. Dies ist nur der Fall, wenn der Bilanzierende selbst die Kapitalflussrechnung erstellt. Für Außenstehende ist dies nicht möglich. Ebenfalls setzt die Anwendbarkeit der Methode voraus, dass die Zahlungsvorgänge überschaubar sind oder zusammengefasst werden können. 10.3.2 Direkte Methode mit Überleitungsrechnung zur Bestimmung des operativen Zahlungsmittelüberschusses (Direct Method via Reconciliation of Cash Flow from Operating Activities) Bei Anwendung der direkten Methode kann der Cash Flow aus operativer Tätigkeit auch aus der Gewinn- und Verlustrechnung abgeleitet werden. Die meisten Unternehmen bestimmen so den Cash Flow und weisen ihn durch eine Überleitungsrechnung im Statement of Cash Flows oder in den Notes aus. Die Überleitungsrechnung (reconciliation statement) geht vom Jahresüberschuss vor Steuern aus und korrigieren alle Vorgänge, die zwar erfolgswirksam waren, aber keine Zahlungen bewirkt haben. Beispielsweise werden Abschreibungen in der Gewinn- und Verlustrechnung als Aufwand berücksichtigt, führen aber nicht zu Zahlungen. Daher werden sie für die Kapitalflussrechnung zum Jahresüberschuss addiert. Zinsen, die gezahlt wurden und im Cash Flow aus Finanztätigkeiten dargestellt werden sollen, werden ebenfalls aus dem operativen Cash Flow herausgerechnet. Weiter werden die Veränderungen im Working Capital berücksichtigt: Eine Zunahme an Forderungen gilt als Zahlungsausgang, weil der Zahlungseingang noch aussteht. Eine Zunahme an Vorräten ist unabhängig davon, ob gezahlt wurde, ein Zahlungsausgang. Wurde die Zunahme der Vorräte auf Rechnung finanziert, dann steigen die Verbindlichkeiten. Eine Zunahme von Verbindlichkeiten ist ein Zahlungseingang, da die Auszahlung noch nicht stattgefunden hat. In die Veränderung von Forderungen und Verbindlichkeiten sind Vorsteuerforderungen und Umsatzsteuerschuld für das Working Capital einzubeziehen, jedoch keine Umsatzsteuerbuchungen für das Anlagevermögen. Die Veränderung des Working Capital zeigt das folgende Beispiel: Das Unternehmen Gimbte GmbH kauft Vorräte für (brutto) 120,00 EUR. Es werden zwei Szenarien unterschieden: (a) Es zahlt die Vorräte bar; (b) die Vorräte werden auf Rechnung gekauft. Am Ende der Abrechnungsperiode sollen die Vorräte noch auf Lager sein. Der Buchungssatz lautet für (a): DR Purchase .................................. 100,00 EUR DR VAT ......................................... 20,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 120,00 EUR 273 <?page no="273"?> 10 Kapitalflussrechnung Der Buchungssatz lautet für (b): DR Purchase .................................. 100,00 EUR DR VAT ......................................... 20,00 EUR CR A/ P ......................................... 120,00 EUR Der Profit aus dem Geschäftvorfall ist Null, da weder ein Verbrauch noch ein Umsatz stattgefunden hat. Die Überleitungsrechnung (reconciliation statement) ist für (a) in Abbildung 10.8 gezeigt. Profit for the period 0,00 Changes in working capital (1) Changes in A/ R 0,00 (2) Changes in Inventory (100,00) (3) Changes in A/ P 0,00 (100,00) Changes in VAT (1) VAT receivable (20,00) (2) CFoA VAT payable 0,00 (120,00) Gimbte GmbH's RECONCILIATION of EARNINGS before TAXATION with CFoA for year ended 31.12.20X1 Abbildung 10.8: Überleitungsrechnung der Gimbte GmbH für (a) Abbildung 10.9 stellt die Überleitungsrechnung im Fall des Kaufs auf Rechnung (b) dar. Entsprechend muss der Cash Flow aus operativer Tätigkeit (CFoA) Null sein. Profit for the period 0,00 Changes in working capital (1) Changes in A/ R 0,00 (2) Changes in inventory (100,00) (3) Changes in A/ P 120,00 20,00 Changes in VAT (1) VAT receivable (20,00) (2) CFoA VAT payable 0,00 0,00 Gimbte GmbH's RECONCILIATION of EARNINGS before TAXATION with CFoA for year ended 31.12.20X1 Abbildung 10.9: Überleitungsrechnung der Gimbte GmbH für (b) 274 <?page no="274"?> 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung Häufig wird der operative Cash flow über die Differenz aus Zahlungsein- und -ausgängen bestimmt, die aus der Gewinn- und Verlustrechnung abgeleitet werden. Dazu wird ausgehend von dem Revenue, der den Zahlungsanspruch aus Umsatz darstellt, der Betrag subtrahiert, der die Verkäufe auf Rechnung darstellt, d. h. die Veränderung von Forderungen. Im Beispiel der Gimbte GmbH werden nur die Vorsteuerforderungen abgezogen. Im nächsten Schritt wird über den Revenue durch Abzug des Periodenerfolgs der Aufwand berechnet. Der gesamte Aufwand stellt eine Zahlungsverpflichtung dar. Anschließend werden die Zinsein- und ausgänge herausgerechnet, weil sie im Cash Flow aus Finanzierungstätigkeiten gezeigt werden sollen. Weiter werden die Abschreibungen addiert, weil sie bei den Aufwendungen abgezogen wurden, jedoch keine Zahlung repräsentieren. Ebenso wird der Erfolg aus der Veräußerung von Anlagevermögen addiert, da diese Cash Flows in den Cash Flow aus Investitionstätigkeit gehören. Im letzten Schritt wird eine Korrektur aufgrund der Anwendung des Accrual Principles vorgenommen, das bei der Gewinn- und Verlustrechnung nach IAS 1.27 anzuwenden ist, jedoch nicht beim Statement of Cash Flows. Ein Anstieg von Vorräten ist ein Zahlungsausgang und ein Anstieg der Verbindlichkeiten stellt einen Zahlungseingang dar. Das Berechnungsschema ist für das obige Beispiel der Gimbte GmbH wie in Abbildung 10.10: [EUR] [EUR] Cash receipt from customers Revenue 0,00 Changes in A/ R (20,00) (20,00) Cash paid to suppliers Revenue 0,00 Profit before taxation 0,00 Expenses for the year 0,00 Interest received 0,00 Interest paid 0,00 0,00 Depreciation 0,00 Profit on sale of noncurrent assets 0,00 0,00 Changes in inventory (100,00) Changes in A/ P 0,00 (100,00) (100,00) Cash flow from operating (120,00) activities Gimbte GmbH's COMPUTATION of OPERATING CASH FLOW (a) for year ended 31.12.20X1 Abbildung 10.10: Bestimmung des operativen Cash Flow (a) 275 <?page no="275"?> 10 Kapitalflussrechnung Für den Fall b ergibt sich der operative Cash Flow zu Null wie in Abbildung 10.11 gezeigt: [EUR] [EUR] Cash receipt from customers Revenue 0,00 Changes in A/ R (20,00) (20,00) Cash paid to suppliers Revenue 0,00 Profit before taxation 0,00 Expenses for the year 0,00 Interest received 0,00 Interest paid 0,00 0,00 Depreciation 0,00 Profit on sale of noncurrent assets 0,00 0,00 Changes in inventory (100,00) Changes in A/ P 120,00 20,00 20,00 Cash flow from operating 0,00 activities Gimbte GmbH's COMPUTATION of OPERATING CASH FLOW (b) for year ended 31.12.20X1 Abbildung 10.11: Bestimmen des operativen Cash Flow (b) Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG stellt eine Überleitungsrechnung für den Vorsteuergewinn und den Cash Flow aus operativer Tätigkeit für 20X1 auf. Der Profit before Taxation (EBT) der Sunny beträgt 831.900,00 EUR. Der Cash Flow aus operativer Tätigkeit ist im Statement of Cash Flows in Abbildung 10.7 -› vgl. s. 272 mit 2.572.800,00 EUR ausgewiesen. Die Überleitungsrechnung, wie sie in den Notes darzustellen ist, zeigt Abbildung 10.12. Bei der Überleitungsrechnung geht die Sunny AG von dem Vorsteuergewinn aus und addiert die Abschreibungen i.H.v. 214.000,00 EUR. Die Zinsaufwendungen i.H.v. 18.900,00 EUR sind zwar zahlungswirksam, sie werden jedoch in der Kapitalflussrechnung unter Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit gezeigt und deshalb eliminiert. Für die Überleitungsrechnung wird der Zinsaufwand kompensiert, da er in der Gewinn- und Verlustrechnung enthalten ist. In der Kapitalflussrechnung wird die gesamte Zahlung, die aus Zins und Tilgung besteht, i.H.v. 24.000,00 EUR ausgewiesen. 276 <?page no="276"?> 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung Profit for the period 831.900,00 add: Depreciation 214.000,00 1.045.900,00 Finance payments 18.900,00 1.064.800,00 Changes in working capital (1) Changes in A/ R (1.002.000,00) (2) Changes in inventory 0,00 (3) Changes in A/ P 1.440.000,00 1.502.800,00 Changes in VAT (1) VAT receivable (600.000,00) (2) VAT payable 1.670.000,00 2.572.800,00 Sunny AG's RECONCILIATION of EARNINGS before TAXATION with CFoA for year ended 31.12.20X1 CFOA Abbildung 10.12: Überleitungsrechnung der Sunny AG Das Working Capital der Sunny AG ändert sich durch das erste Geschäftsjahr, weil Vorräte teilweise (60 %) bar, teilweise (40 %) auf Rechnung gekauft werden. Ebenso werden die Leistungen der Sunny teilweise (90 %) bar, teilweise (10 %) auf Rechnung verkauft. Dadurch ändern sich die Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (trade receivables, trade payables). Die Forderungen betragen 835.000 + 167.000 = 1.002.000,00 EUR. Die Teilbeträge können mit dem Liquiditätsplan in Abbildung 10.2 -› vgl. S. 268 verglichen werden. Die Veränderung der Vorräte ist Null, da die Sunny AG während des Geschäftsjahrs 20X1 alle Vorräte aufbraucht. Die Verbindlichkeiten resultieren aus den 40 % Materialeinkäufen auf Rechnung und betragen 1.200.000,00 + 240.000 = 1.440.000,00 EUR. Die Sunny AG muss weiter die Umsatzsteuerbuchungen berücksichtigen. Die Änderung der Vorsteuerforderung enthält nur die aus den Materialeinkäufen zu ziehende Vorsteuerforderung i.H.v. 600.000,00 EUR. Die Vorsteuer, die aus der Anschaffung der Sachanlagevermögensgegenstände resultiert, wird als Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit dargestellt. Die Umsatzsteuerschuld beträgt 1.503.000 + 167.000 = 1.670.000,00 EUR. Man erkennt, dass die Summe der Korrekturen auf den Cash Flow aus operativer Tätigkeit i.H.v. 2.572.800,00 EUR führt. Für die Sunny AG kann alternativ der Cash Flow aus operativer Tätigkeit über die Differenz aus Zahlungseingängen und Zahlungsausgängen, die durch gewöhnliche Geschäftstätigkeit bedingt sind, ausgerechnet werden. Für die Berechnung wurden die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und die Vorsteuerforderung zusammengefasst: 1.002.000 + 600.000 = 1.602.000,00 EUR. Ebenfalls wurden die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und die Umsatzsteuerschuld addiert: 1.440.000 + 1.670.000 = 3.110.000,00 EUR. Die Abbildung 10.13 zeigt die komplette Berechnung: 277 <?page no="277"?> 10 Kapitalflussrechnung [EUR] [EUR] Cash receipt from customers Revenue 10.020.000,00 Changes in A/ R (1.602.000,00) 8.418.000,00 Cash paid to suppliers Revenue (10.020.000,00) Profit before taxation 831.900,00 Expenses for the year (9.188.100,00) Interest received 0,00 Interest paid 18.900,00 (9.169.200,00) Depreciation 214.000,00 Profit on sale of noncurrent assets 0,00 (8.955.200,00) Changes in inventory 0,00 Changes in A/ P 3.110.000,00 (5.845.200,00) (5.845.200,00) Cash flow from operating 2.572.800,00 activities Sunny AG's COMPUTATION of OPERATING CASH FLOW for year ended 31.12.20X1 Abbildung 10.13: Berechnung des Cash Flow aus operativer Tätigkeit für die Sunny AG Online-Übungen: Mart (Ü 10.1). Online-Übungen: Heywha Taylor (Ü 10.2). Online-Übungen: Papenburg (Ü 10.4). Online-Übungen: Gersweiler (Ü 10.6). Online-Übungen: Algoa (Ü 10.3). 278 <?page no="278"?> 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung Online-Übungen: Wennebostel (Ü 10.5). Online-Übungen: Nonweiler (Ü 10.7). Online-Übungen: BoDorp (Ü 10.10). Online-Übungen: Mowbray (Ü 10.11). Online-Übungen: Millpark (Ü 10.12). 10.3.3 Derivative Methode (Derivative Method) Bei der derivativen Methode wird der Cash Flow aus den Jahresabschlussdaten abgeleitet. Die Methode wird detailliert beschrieben in: Küting/ Weber [2012]. Die derivative Methode wird an einem einfachen Beispiel erklärt und anschließend an der Sunny AG-Fallstudie vertieft. Das Produktionsunternehmen Sulzbach GmbH nimmt zu Beginn von 20X1 ein Darlehen i.H.v. 100.000,00 EUR auf. Es finanziert damit eine Maschine, für die sie 100.000,00 EUR bezahlt. Für die Maschine soll kein Restwert berücksichtigt werden. Ihre Nutzungsdauer beträgt fünf Jahre. Sie wird linear abgeschrieben. Die Sulzbach GmbH erwirtschaftet einen Umsatzerlös von 30.000,00 EUR und zahlt als einzigen Aufwand 1.000,00 EUR Zinsen. Sonst sollen keine weiteren Zahlungen anfallen, Steuern werden vernachlässigt. Ebenso werden keine Anfangsbestände in der Bilanz berücksichtigt. Im Geschäftsjahr 20X2 beträgt der Umsatz wieder 30.000,00 EUR und die Zinskosten sind erneut 1.000,00 EUR. Es ist offensichtlich, dass die Sulzbach GmbH zum Ende von 20X1 einen Kassenbestand von 29.000,00 EUR hat. Im nächsten Jahr beträgt er das Doppelte, 58.000,00 EUR. In beiden Jahren ist der Cash Flow 29.000,00 EUR. In der Gewinn- und Verlustrechnung der Sulzbach GmbH ist in beiden Jahren der Umsatz (30.000,00 EUR), die lineare Abschreibung (20.000,00 EUR) und der Zinsaufwand (1.000,00 EUR) zu berücksichtigen. Das Periodenergebnis beträgt 279 <?page no="279"?> 10 Kapitalflussrechnung 9.000,00 EUR. Die Sulzbach GmbH stellt den gesamten Jahresüberschuss von 20X1 in die Rücklagen ein. Das Beispiel führt auf die beiden Bilanzen in Abbildung 10.14 und Abbildung 10.15. A C,L Assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 80.000 Issued capital XXX Intang. assets XXX Reserves Financial assets R/ E 9.000 Inventory Liabilities A/ R Int. bear. liab. 100.000 Prepaid exp. A/ P Cash/ Bank 29.000 Provisions Def. income Tax liabilities 109.000 109.000 Sulzbach GmbH's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X1 Abbildung 10.14: Bilanz der Sulzbach GmbH zum 31.12.20X1 A C,L Assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E 60.000 Issued capital xxx Intang. assets xxx Reserves 9.000 Financial assets R/ E 9.000 Inventory Liabilities A/ R Int. bear. liab. 100.000 Prepaid exp. A/ P Cash/ Bank 58.000 Provisions Def. income Tax liabilities 118.000 118.000 Sulzbach GmbH's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 10.15: Bilanz der Sulzbach GmbH zum 31.12.20X2 Im Folgenden wird angenommen, von der Sulzbach AG sei nur der Jahresabschluss bekannt. Die beiden Bilanzen für 20X1 und 20X2 werden horizontal subtrahiert. Die daraus entstehende Delta-Bilanz zeigt nur Positionen, die sich im Geschäftsjahr 20X2 verändert haben. Bei der Subtraktion der Bilanzen wird von der jungen Bilanz (20X2) die alte Bilanz (20X1) abgezogen. Findet wie bei der Sulzbach GmbH ein Anstieg des Kassenbestands statt, wird diese Differenz in der Delta-Bilanz positiv ausgewiesen. Die Delta-Bilanz ist in Abbildung 10.16 gezeigt. Sie ist keine Bilanz! Sie zeigt vielmehr die Veränderungen von Bilanzpositionen und wird deshalb auch für einen Zeitraum 280 <?page no="280"?> 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung erstellt. Wird die Aktivseite der Delta-Bilanz als Mittelverwendung und die Passivseite als Mittelherkunft dargestellt, wird sie als Bewegungsbilanz bezeichnet. A Delta-SFP for 20X2 C,L Assets (+) [EUR] SHs' capital (+) [EUR] P,P,E (20.000) Reserves 9.000 Cash/ Bank 29.000 9.000 9.000 Abbildung 10.16: Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 Anschließend wird der negative Betrag für das Sachanlagevermögen auf die Passivseite übertragen. Die Delta-Bilanz enthält anschließend nur positive Beträge. Die Delta- Bilanz sieht wie in Abbildung 10.17 aus. A Delta-SFP for 20X2 C,L Assets (+) [EUR] SHs' capital (+) [EUR] Cash/ Bank 29.000 Reserves 9.000 Assets (-) P,P,E 20.000 29.000 29.000 Abbildung 10.17: Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Umbuchung der Veränderung des Sachanlagevermögens Die Delta-Bilanz wird anschließend erweitert. Dafür werden Positionen, die als Saldo in der Delta-Bilanz stehen, durch ihre ursprünglichen Einzelwerte ersetzt. Die Bilanzsumme der Delta-Bilanz erhöht sich sukzessive bei den Berechnungen. Die erste Erweiterung bezieht sich auf die Veränderung des Sachanlagevermögens. Hierfür wird der Anlagespiegel analysiert. Bei der Sulzbach GmbH sind in 20X2 keine Assets zugegangen. Ebenfalls hat kein Abgang stattgefunden. Das Sachanlagevermögen wurde durch das Abschreiben vermindert. Entsprechend wird in der Delta-Bilanz die Position P, P, E (−) durch Abschreibung ersetzt. Abbildung 10.18 zeigt die Delta-Bilanz nach Einbezug des Anlagespiegels. A Delta-SFP for 20X2 C,L Assets (+) [EUR] SHs' capital (+) [EUR] Cash/ Bank 29.000 Reserves 9.000 Assets (-) Depr. 20.000 29.000 29.000 Abbildung 10.18: Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Einbezug des Anlagespiegels 281 <?page no="281"?> 10 Kapitalflussrechnung Als nächstes wird die Gewinn- und Verlustrechnung einbezogen. Hierfür ist jedoch erforderlich, die Gewinnverwendung der Sulzbach GmbH rückgängig zu machen. Die Sulzbach GmbH hat das Periodenergebnis in die Rücklagen eingestellt. Hätte sie das Jahresergebnis in der Position Retained Earnings gelassen, wäre diese in der Delta-Bilanz erschienen. Die Zunahme der Retained Earnings entspricht dem Jahrsüberschuss des Geschäftsjahrs 20X2. Die Delta-Bilanz nach Rückgängigmachen der Gewinnverwendung wird in Abbildung 10.19 gezeigt. A Delta-SFP for 20X2 C,L Assets (+) [EUR] SHs' capital (+) [EUR] Cash/ Bank 29.000 Annual surpl. 9.000 Assets (-) Depr. 20.000 29.000 29.000 Abbildung 10.19: Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Rückgängigmachen der Gewinnverwendung Nachdem die Gewinnverwendung rückgängig gemacht wurde, kann der Jahrsüberschuss durch alle Aufwands- und Ertragspositionen ersetzt werden. Die Erweiterung um die Gewinn- und Verlustrechnungspositionen ist die letzte Erweiterung zur Ableitung der Kapitalflussrechnung. Die Delta-Bilanz nach Einbezug der Gewinn- und Verlustrechnungspositionen für 20X2 ist in Abbildung 10.20 dargestellt. A Delta-SFP for 20X2 C,L Assets (+) [EUR] SHs' capital (+) [EUR] Cash/ Bank 29.000 Assets (-) I/ S Depr. 20.000 Depr. 20.000 Interest 1.000 I/ S Revenue 30.000 50.000 50.000 Abbildung 10.20: Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Einbezug der Gewinn- und Verlustrechnung Nachfolgend werden Positionen der Delta-Bilanz, die zusammengehören, saldiert. Im Beispiel der Sulzbach GmbH sind nur die Abschreibungen betroffen. Die Positionen werden auf beiden Seiten gelöscht. Die Positionen der Delta-Bilanz in Abbildung 10.21 repräsentieren Zahlungsvorgänge. Zur leichteren Strukturierung der Kapitalflussrechnung wird der Typ des Cash Flows angegeben: (o) für Cash Flow aus operativer Tätigkeit, (i) für Cash Flow aus Investitionstätigkeit, (f ) für Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit und (t) für den total Cash Flow. 282 <?page no="282"?> 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung A Delta-SFP for 20X2 C,L Assets [EUR] [EUR] Cash/ Bank (t) 29.000 I/ S Interest (f) 1.000 Revenue (o) 30.000 30.000 30.000 Abbildung 10.21: Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Saldierung Die Kapitalflussrechnung für die Sulzbach GmbH kann aus der letzten Delta-Bilanz direkt abgeleitet werden. Abbildung 10.22 zeigt die Kapitalflussrechnung der Sulzbach GmbH für das Geschäftsjahr 20X2. Cash flow from operating activities Revenue 30.000,00 Cash flow from investing activities 0,00 Cash flow from financing activities Interest (1.000,00) Total cash flow 29.000,00 STATEMENT of CASH FLOWS for year ended 31.12.20X2 Sulzbach GmbH's Abbildung 10.22: Kapitalflussrechnung der Sulzbach GmbH für 20X2 Sunny AG (Case Study Sunny AG) Für die Sunny AG wird die Kapitalflussrechnung aus der Bewegungsbilanz abgeleitet, die sich aus der Differenz der Bilanzposten von 20X1 und 20X0 ergibt. Da für das Geschäftsjahr 20X1 die Ausgabe der Aktien als Cash Inflow i.H.v. 600.000,00 EUR dargestellt wurde, sind alle Positionen der Bilanz zum 31.12.20X0 Null. Damit ist der Kassenanfangsbestand ebenfalls Null, so dass sich der Cash Flow für 20X1 zu 149.600,00 EUR ergibt. Dies entspricht auch dem Kassenbestand der Sunny AG, der in der Bilanz von 20X1 gezeigt wird. Die Bewegungsbilanz wird in T-Kontenform aufgestellt. Sie wird in Abbildung 10.23 gezeigt. D Delta-SFP for 20X1 C 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] ∆-P,P,E 2.952.000,00 ∆-Issued cap. 600.000,00 ∆-Reserves 304.958,94 ∆-A/ R 1.002.000,00 ∆-Int. b. liab. 294.900,00 ∆-Cash/ Bank 149.600,00 ∆-A/ P 2.652.715,23 ∆-Tax liab. 251.025,83 4.103.600,00 4.103.600,00 Abbildung 10.23: Delta-Bilanz der Sunny AG für 20X1 283 <?page no="283"?> 10 Kapitalflussrechnung Im nächsten Schritt werden die Veränderungen des Sachanlagevermögens anhand des Anlagespiegels aufgeschlüsselt. Plant Date of acqu isition Usfl. life Cost/ valuation Acc. depr. Carrying amount 1100 (Mgt) 20X1 10 50.000,00 (5.000,00) 45.000,00 2100 (Stck) 20X1 10 100.000,00 (10.000,00) 90.000,00 3100 (OBld) 20X1 25 2.500.000,00 (100.000,00) 2.400.000,00 3110 (Sol) 20X1 8 240.000,00 (30.000,00) 210.000,00 4100 (Asbl) 20X1 4 56.000,00 (14.000,00) 42.000,00 4200 (Cnfg) 20X1 4 60.000,00 (15.000,00) 45.000,00 4300 (Srvc) 20X1 4 160.000,00 (40.000,00) 120.000,00 Total 3.166.000,00 (214.000,00) 2.952.000,00 Sunny AG's REGISTER OF NON-CURRENT ASSETS as at 31.12.20X1 Abbildung 10.24: Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X1 Der Anlagespiegel zeigt, dass die Sunny AG im Geschäftsjahr 20X1 Sachanlagen im Wert (netto) von 3.166.000,00 EUR angeschafft hat und dass die Abschreibung 214.000,00 EUR betrug. Es finden keine Abgänge von Sachanlagen statt. Ebenfalls wurden keine Zuschreibungen vorgenommen. Entsprechend wird in der Bewegungsbilanz der Wert für -P, P, E durch den Sachanlagenzugang und die Abschreibung ersetzt. D Delta-SFP for 20X1 C 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] P,P,E (+) 3.166.000,00 ∆-Issued cap. 600.000,00 ∆-A/ R 1.002.000,00 ∆-Reserves 304.958,94 ∆-Cash/ Bank 149.600,00 Depreciation 214.000,00 ∆-Int. b. liab. 294.900,00 ∆-A/ P 2.652.715,23 ∆-Tax liab. 251.025,83 4.317.600,00 4.317.600,00 Abbildung 10.25: Delta-Bilanz der Sunny AG nach Anpassung der Veränderung von noncurrent Assets Da die Gewinn- und Verlustrechnung einbezogen werden soll, wird die Gewinnverwendung der Sunny AG rückgängig gemacht. Die Gewinnverwendung kann dem Statement of Changes in Equity in Abbildung 10.26 -› S. 285 entnommen werden. 284 <?page no="284"?> 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung Issued capital Share premium Earnings reserves Retained earnings Total shareholders' equity Equity as at 1.01.20X1 600.000,00 0,00 0,00 0,00 600.000,00 Profit 20X1 580.874,18 580.874,18 Appropriation of profit 304.958,94 (580.874,18) (275.915,23) Equity as at 31.12.20X1 600.000,00 0,00 304.958,94 0,00 904.958,94 Profit 20X2 581.098,52 581.098,52 Appropriation of profit 305.076,72 (581.098,52) (276.021,80) Equity as at 31.12.20X2 600.000,00 0,00 610.035,67 0,00 1.210.035,67 Sunny AG's STATEMENT of CHANGES in EQUITY for year ended 31.12.20X2 Abbildung 10.26: Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 Die Gewinnverwendung der Sunny AG für 20X1 ist in der dritten Zeile der Eigenkapitalveränderungsrechnung zu sehen. Der Profit i.H.v. 580.874,18 EUR wird entsprechend den Vorschriften nach §§ 58 und 150 AktG verwendet. Die Sunny AG muss 5 % des Jahresergebnisses in die gesetzliche Gewinnrücklage einstellen. Die verbleibenden 95 % werden in Übereinstimmung mit § 58 AktG hälftig in die sonstigen Gewinnrücklagen eingestellt und hälftig an die Aktionäre ausgeschüttet. Die Ausschüttung an die Aktionäre findet in 20X2 statt, daher entsteht keine Zahlung sondern eine Verbindlichkeitsbuchung. Die Verbindlichkeiten verringern sich bei Rückgängigmachen der Gewinnverwendung auf 2.376.800,00 EUR. Die Anpassung der Delta-Bilanz wird in Abbildung 10.27 erkennbar. (Die Differenz von 0,01 EUR resultiert aus der Rundung bei der Gewinnverwendung.) D Delta-SFP for 20X1 C 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] P,P,E (+) 3.166.000,00 ∆-Issued cap. 600.000,00 ∆-A/ R 1.002.000,00 ∆-R/ E 580.874,18 ∆-Cash/ Bank 149.600,00 Depreciation 214.000,00 ∆-Int. b. liab. 294.900,00 ∆-A/ P 2.376.800,00 ∆-Tax liab. 251.025,83 4.317.600,00 4.317.600,01 Abbildung 10.27: Delta-Bilanz der Sunny AG nach Anpassung der Gewinnverwendung Da die Delta-Bilanz jetzt den Jahresüberschuss enthält, kann sie um die gesamte Gewinn- und Verlustrechnung erweitert werden. Abbildung 10.6 -› vgl. S. 271 zeigt die Gewinn- und Verlustrechnung. In der Delta-Bilanz führt ihr Einbezug zur Aufnahme aller Aufwandspositionen auf der Sollseite und zur Darstellung des Umsatzes auf der Habenseite; dies wird in Abbildung 10.28 gezeigt. Damit ist das Statement of Cash Flows vorbereitet. In den nächsten Schritten finden Saldierungen statt, für die z.T. Informationen aus der Sunny AG bekannt sein müssen. Die Tilgung des Darlehens i.H.v. 5.100,00 EUR führt zu einer Addition in der Position Interest bearing Liabilities und bei der „Aufwandsposition“. Diese wird deshalb in Financing umbenannt. Die Positionen Labour und Other Expenses werden zu Manufacturing zusammengefasst. 285 <?page no="285"?> 10 Kapitalflussrechnung D Delta-SFP for 20X1 C 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] P,P,E (+) 3.166.000,00 ∆-Issued cap. 600.000,00 ∆-A/ R 1.002.000,00 Depreciation 214.000,00 ∆-Cash/ Bank 149.600,00 ∆-Int. b. liab. 294.900,00 Materials 3.000.000,00 ∆-A/ P 2.376.800,00 Labour 3.680.000,00 ∆-Tax liab. 251.025,83 Depr. 214.000,00 Revenue 8.350.000,00 Other exp. 605.200,00 Interest 18.900,00 Taxation 251.025,83 12.086.725,83 12.086.725,83 Abbildung 10.28: Delta-Bilanz der Sunny AG nach Einbezug der Gewinn- und Verlustrechnung Die beiden Positionen für die Steuern werden auf der Soll- und Habenseite gelöscht. Dies entspricht der Tatsache, dass noch keine Steuern in 20X1 gezahlt worden sind. Daher kann keine Zahlung für Steuern im Statement of Cash Flows gezeigt werden. Die Abschreibungspositionen werden ebenfalls gelöscht, sie stimmen wechselseitig überein. Die Eliminierung der Abschreibungen auf der Soll- und Habenseite macht deutlich, dass Abschreibungen nicht zahlungswirksam sind. Nach diesen ersten vier Saldierungen erscheint die Delta-Bilanz wie in Abbildung 10.29: D Delta-SFP for 20X1 C 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] P,P,E (+) 3.166.000,00 ∆-Issued cap. 600.000,00 ∆-A/ R 1.002.000,00 ∆-Int. b. liab. 300.000,00 ∆-Cash/ Bank 149.600,00 ∆-A/ P 2.376.800,00 Materials 3.000.000,00 Revenue 8.350.000,00 Manufacturing 4.285.200,00 Financing 24.000,00 11.626.800,00 11.626.800,00 Abbildung 10.29: Delta-Bilanz der Sunny AG nach Saldierungen Weitere Saldierungsschritte ergeben sich durch die Umsatzsteuer. Die in der Delta-Bilanz gezeigten Werte sind Nettowerte, da sie aus der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung übernommen wurden. Die Zahlungsbeträge sind grundsätzlich Bruttowerte. Das Berücksichtigen von Umsatzsteuerbeträgen führt bei der Sunny AG zu Gegenbuchungen bei den Verbindlichkeiten, weil die Umsatzsteuerschuld zum Ende von 20X1 zu einer Verbindlichkeit der Position A/ P geführt hat. Die Umsatzsteuererlöse waren höher als die Einkäufe von Material und die Investitionen. Die Umsatzsteuer der Sunny AG betrug in 20X1: bei den Investitionen 633.200,00 EUR und bei den Materialeinkäufen 600.000,00 EUR. Der Umsatzerlös führt auf eine Umsatzsteuerschuld von 1.670.000,00 EUR. Entsprechend wird das Verbindlichkeitskonto korrigiert: 2.376.800− 1.670.000 + 600.000 + 633.200 = 1.940.000,00 EUR. In der Delta-Bilanz werden entsprechend die Beschaffungspositionen und der Umsatzerlös brutto ausgewiesen. Dies zeigt Abbildung 10.30: 286 <?page no="286"?> 10.3 Entwicklung der Kapitalflussrechnung D Delta-SFP for 20X1 C 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] P,P,E (+) 3.799.200,00 ∆-Issued cap. 600.000,00 ∆-A/ R 1.002.000,00 ∆-Int. b. liab. 300.000,00 ∆-Cash/ Bank 149.600,00 ∆-A/ P 1.940.000,00 Materials 3.600.000,00 Revenue 10.020.000,00 Manufacturing 4.285.200,00 Financing 24.000,00 12.860.000,00 12.860.000,00 Abbildung 10.30: Delta-Bilanz der Sunny AG nach Berücksichtigung der Umsatzsteuer Die Umsatzsteuer führt zu einem Zahlungsverkehr zwischen der Sunny AG und den Finanzbehörden in 20X2; dagegen ist die Umsatzsteuer bei Einkauf von Assets und Verkauf von Leistungen der Sunny AG nur teilweise gezahlt worden, da zum Teil auf Rechnung ge- und verkauft wurde. Die Zahlungen zwischen der Sunny AG und ihren Lieferanten und Kunden erfordern weitere Anpassungen der Delta-Bilanz. Der Umsatz wird mit den Forderungen saldiert und führt auf eine Umsatzzahlung i.H.v. 9.018.000,00 EUR. Das Sachanlagevermögen wurde von der Sunny AG bis auf einen Restbetrag von 500.000,00 EUR gezahlt. Daher beträgt die Investitionszahlung 3.299.200,00 EUR. Auf der Passivseite wird entsprechend das Verbindlichkeitskonto um 500.000,00 EUR reduziert. Dies bedeutet nicht das Reduzieren von Verbindlichkeiten, sondern der zu berücksichtigenden Zahlungen, um die Verbindlichkeiten zu begleichen. Es handelt sich also nicht um eine Verbindlichkeitsposition, sondern um die Veränderung von Verbindlichkeiten in der Delta-Bilanz. Im nächsten Schritt wird der Bruttowert der Materialaufwendungen mit der Position -A/ P saldiert. Die Saldierungen zeigt Abbildung 10.31. D Delta-SFP for 20X1 C 20X1 [EUR] 20X1 [EUR] P,P,E (+) (i) 3.299.200,00 ∆-Issued cap. (f) 600.000,00 ∆-Cash/ Bank (t) 149.600,00 ∆-Int. b. liab. (f) 300.000,00 Materials (o) 2.160.000,00 Revenue paym. (o) 9.018.000,00 Manufacturing (o) 4.285.200,00 Financing (f) 24.000,00 9.918.000,00 9.918.000,00 Abbildung 10.31: Delta-Bilanz der Sunny AG nach allen Saldierungen In der Delta-Bilanz der Sunny AG in Abbildung 10.31 sind bereits die Cash Flows enthalten. Ihnen wird jeweils in Klammern der Typ des Cash Flows zugeordnet. (o) für Cash Flow aus operativer Tätigkeit, (i) für Cash Flow aus Investitionstätigkeit, (f) für Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit und (t) für den gesamten Cash Flow (total cash flow). Die Kapitalflussrechnung in Abbildung 10.7 -› vgl. S. 272 zeigt dieselben Werte wie die Delta-Bilanz. 287 <?page no="287"?> 10 Kapitalflussrechnung Online-Übungen: Sievershausen (Ü 10.8). Online-Übungen: Blouberg (Ü 10.9). Zusammenfassung (Summary) Die Kapitalflussrechnung zeigt die Veränderung der Position Cash and Cash Equivalents. Sie strukturiert die Zahlungsströme nach ihren Geschäftsvorfällen in operativen Cash Flow, Cash Flow aus Investitionstätigkeit und Cash Flow aus Finanzierungstätigkeit. Dem Statement of Cash Flows liegt eine ähnliche Methode wie der Finanzplanung zugrunde. Die Kapitalflussrechnung kann direkt, per Überleitungsrechnung oder derivativ bestimmt werden. Die Kapitalflussrechnung zählt nach IAS 1.10 zum Set of Financial Statements. An der Kapitalflussrechnung kann abgelesen werden, ob das Unternehmen im Berichtszeitraum in der Lage gewesen ist, neben Erfolg auch Zahlungsmittel zu erwirtschaften. Der Zahlungsmittelbestand ist die Voraussetzung für die Erhaltung der Liquidität, die eine unabdingbare Voraussetzung für den Fortbestand eines Unternehmens ist. Illiquidität ist ein Grund für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Aufgaben (Exercises) Aufgabe 1: Kapitalflussrechnung (Exercise on Statement of Cash Flows) Erstellen Sie nach den Geschäftsvorfällen eine Kapitalflussrechnung nach der direkten, indirekten und der derivativen Vorgehensweise. Erstellen Sie für die indirekte Methode eine Gewinn- und Verlustrechnung und für die derivative Vorgehensweise die Bilanz zum Ende des Geschäftsjahrs. Es ist keine Umsatzsteuer zu berücksichtigen. Der Gesamtsteuersatz betrage 30 %. Die Unternehmenssteuern sind als Tax Liability gem. IAS 12 zu zeigen. (1) Anschaffung einer Maschine 80.000,00 EUR per Überweisung (2) Abschreibung der Maschine 20.000,00 EUR (3) Barverkäufe 200.000,00 EUR (4) Lohnaufwand (cash) 100.000,00 EUR (5) Aufnahme eines Bankdarlehens 70.000,00 EUR (6) Kapitalerhöhung durch Ausgabe von Aktien 45.000,00 EUR 288 <?page no="288"?> Aufgaben Die Eröffnungsbilanz ist vorgegeben: A B/ S as at 1 Jan 20X3 C,L N-cur Assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E Issued capital 40.000 Int, assets Reserves Fin. assets R/ E cur Assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. Receivables Payables Prepaid exp. Provisions Cash 40.000 Def. income Tax liabilities 40.000 40.000 Abbildung 10.32: Bilanz zum 1.01.20X3 Aufgabe 2: Derivative Methode (Exercise on Derivative Method) Berechnen Sie das Statement of Cash Flows nach der derivativen Methode. Berücksichtigen die die folgenden Geschäftsvorfälle dafür. Umsatzsteuerzahlungen finden erst im nächsten Geschäftsjahr (20X4) statt. (1) Materialeinkauf auf Rechnung für 42.000,00 EUR (brutto). (2) Anschaffung einer Maschine für 30.000,00 EUR (brutto). Die Zahlung findet per Überweisung in 20X3 statt. (3) Abschreibungen für 20X3 i.H.v. 5.000,00 EUR. (4) Das Unternehmen nimmt ein Bankdarlehen am 1.01.20X3 auf: 100.000,00 EUR (Zinssatz 6 %, Tilgungsrate 2 %, beide sind per Überweisung in 20X3 gezahlt worden.) (5) Umsatzerlöse (brutto) betragen 360.180,00 EUR. Die Hälfte des Umsatzes wird auf Rechnung, die andere bar erwirtschaftet. (6) Gezahlter Lohnaufwand beträgt 20.000,00 EUR. (7) Der Impairment Loss für das Sachanlagevermögen beträgt 3.000,00 EUR. (8) Zahlungen für die Steuern vom Einkommen und Ertrag für 20X3 werden bereits in 20X3 geleistet. Der Gesamtsteuersatz beträgt 30 %. (9) Es wird eine Dividende von 50 % des Jahresüberschusses von 20X3 in 20X3 gezahlt. 289 <?page no="289"?> 10 Kapitalflussrechnung Die folgende Eröffnungsbilanz zum 1.01.20X3 ist gegeben: A B/ S as at 1 Jan 20X3 C,L N-cur Assets [EUR] SHs' capital [EUR] P,P,E Issued capital 100.000 Int, assets Reserves Fin. assets R/ E cur Assets Liabilities Inventory Int. bear. liab. Receivables Payables Prepaid exp. Provisions Cash 100.000 Def. income Tax liabilities 100.000 100.000 Abbildung 10.33: Eröffnungsbilanz 290 <?page no="290"?> 11 Eigenkapital (Equity) Lernziele Das Eigenkapital besteht aus dem gezeichneten Kapital, den Rücklagen und dem Bilanzgewinn. In Kapitel 11 werden die Positionen in dieser Reihefolge vorgestellt und Änderungen ihrer Beträge erläutert. Zuerst wird sich auf das gezeichnete Kapital bezogen und Änderungen durch Kapitalerhöhungen behandelt. Dabei wird bereits auf die Rücklagen abgestellt, da bei Ausgabe über dem Nennbetrag eine Kapitalrücklage zu bilden ist. Im Weiteren werden die Rücklagen detailliert behandelt. Es werden Einstellungen und Auflösungen der Kapitalrücklage, der Gewinnrücklage und - nach IFRSs - der Neubewertungsrücklage erklärt. Zum Schluss wird die Änderung des Bilanzgewinns durch die Gewinn- und Verlustrechnung und durch die Gewinnverwendung vorgestellt. Die Ausführungen zum Eigenkapitalausweis müssen sich mit denen zur Gewinn- und Verlustrechnung und insbesondere mit denen zur Gewinnverwendung überschneiden, da mit der Gewinnverwendung das Eigenkapital verändert wird. Das Kapitel 11 verfolgt die im Folgenden genannten Ziele: (1) Kennenlernen der Regelungen nach IFRS und nach deutschem HGB zum Ausweis und zur Erläuterung von Eigenkapitalpositionen -› vgl. Abschnitt 11.1, S. 292 (2) Entwicklung von detaillierten Kenntnissen über den Ansatz und die Bewertung für das Eigenkapital -› vgl. Abschnitt 11.2, S. 293 (3) Kennenlernen von Aktiengattungen und ihren Ausweis in der Handelsbilanz -› vgl. Abschnitt 11.2, S. 293 (4) Erlangen von vertieften Kenntnissen über das Ausgeben und Einziehen von Aktien bei einer deutschen Aktiengesellschaft -› vgl. Abschnitt 11.2, S. 293 (5) Wissen über die Bildung von Rücklagen bei der Gewinnverwendung, insb. nach deutsche AktG. Kennenlernen der Vorschriften zum Auflösen von Rücklagen -› vgl. Abschnitt 11.2, S. 293 (6) Kenntnisse über das Ausweisen und Auflösen von Neubewertungsrücklagen -› vgl. Abschnitt 11.2, S. 293 (7) Erlangen von Kenntnissen der Positionen Jahresüberschuss, Bilanzgewinn/ verlust und Gewinn- und Verlustvortrag in einer Handelsbilanz nach deutschem HGB und der Position Retained Earnings nach IFRSs -› vgl. Abschnitt 11.2, S. 293 291 <?page no="291"?> 11 Eigenkapital 11.1 Einführung (Introduction) Das Eigenkapital (equity) steht auf der Passivseite der Bilanz und enthält grundsätzlich nach IAS 1.54 die Positionen: (1) Gezeichnetes Kapital (subscribed capital), (2) Rücklagen (reserves). Der (3) Bilanzgewinn wird über IAS 1.54 nicht gefordert, weil er den Wert Null haben kann und deshalb nicht gezeigt werden muss. Bei der Aufstellung eines Konzernabschlusses (group statements) ist darüber hinaus im Eigenkapital der Minderheitsanteil (minority interest) einzeln auszuweisen. Dieses Vorgehen entspricht der Einheitstheorie, die in Kapitel 8 -› vgl. S. 203 als Bilanztheorieansatz dargestellt wurde. Das Eigenkapital wird entweder durch Zuführung von außen, z. B. durch das Ausgeben von Aktien, oder intern, z. B. durch das Buchen des Jahresergebnisses aus dem Gewinn- und Verlustrechnungskonto in das Konto Retained Earnings und die nachfolgende Gewinnverwendung, verändert. Die Höhe der Gewinnverwendung wird nicht durch die IFRSs bestimmt, sondern ist für Aktiengesellschaften mit Sitz in Deutschland im Regelungsbereich des deutschen AktG -› vgl. § 58 AktG, § 150 AktG . Das deutsche HGB regelt im Wesentlichen über § 272 HGB den Ausweis des Eigenkapitals. Die Struktur des Eigenkapitals wird für Kapitalgesellschaften nach § 266 Abs. 3 HGB bestimmt. Sonderregelungen zu den Eigenkapitalpositionen enthält § 268 HGB, insb. die Frage der Darstellung der Gewinnverwendung in § 268 Abs. 1 HGB und der bilanziellen Überschuldung in § 268 Abs. 3 HGB werden dort festgelegt. Eine Eigenkapitalveränderungsrechnung als Bestandteil des handelsrechtlichen Jahresabschlusses wird nach deutschem HGB nur bei Kapitalmarktorientierung für den Einzelabschluss verlangt, sowie über § 297 Abs. 1 HGB für den Konzernabschluss. Fragen der Bemessung der Gewinnverwendung werden nicht im deutschen HGB geregelt. Eine Übersicht über den Eigenkapitalausweis in einer IFRS-Bilanz zeigt Abbildung 11.1: 20XX [EUR] ... Capital Issued capital Other reserves R/ E Total of shareholders' equity STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20XX Abbildung 11.1: Ausweis von Eigenkapital in der Bilanz nach IAS 1 292 <?page no="292"?> 11.2 Eigenkapitalpositionen 11.2 Eigenkapitalpositionen (Items of Shareholders’ Equity) 11.2.1 Gezeichnetes Kapitel (Issued Capital) Das gezeichnete, bzw. emittierte Kapital (issued capital), repräsentiert den Anteil des Eigenkapitals, der von den Anteilseignern in das Unternehmen eingebracht wurde. Es entsteht durch die Emission von Unternehmensanteilen, z. B. von Aktien oder Gesellschaftsanteilen. Bei verschiedenen Aktiengattungen, z. B. bei der Ausgabe von nicht einziehbaren Vorzugsaktien, werden jeweils einzelne Positionen im Eigenkapital ausgewiesen. In Deutschland ist für das gezeichnete Kapital einer Aktiengesellschaft der Begriff Grundkapital nach § 6 AktG zu verwenden. Eigenkapital ist nicht kündbar und steht dem Unternehmen unbegrenzt lange zur Verfügung. Da bei deutschen Personengesellschaften das Eigenkapital durch Entnahmen (drawings) reduziert werden kann, muss es nach IAS 32.11 als Schuld, genauer als financial Liability dargestellt werden. Dadurch entsteht für Personengesellschaften das Problem, dass sie bei Anwendung der IFRSs kein gezeichnetes Kapital ausweisen dürfen. Das gezeichnete Kapital wird grundsätzlich zum Nennbetrag ausgewiesen. Werden Aktien zu einem Bezugskurs (issue price) oberhalb des Nennbetrags emittiert, muss die ausschüttende Gesellschaft den Differenzbetrag (agio) in die Kapitalrücklage (share premium) buchen. Nach § 272 Abs 1 HGB müssen ausstehende nicht eingeforderte Einlagen auf das Eigenkapital auf der Passivseite abgesetzt werden. Wurden die Einlagen eingefordert, muss auf der Aktivseite der Bilanz eine Forderung gezeigt werden. „Die nicht eingeforderten ausstehenden Einlagen auf das gezeichnete Kapital sind von dem Posten gezeichnetes Kapital offen abzusetzen; der verbleibende Betrag ist als Posten eingefordertes Kapital in der Hauptspalte der Passivseite auszuweisen; der eingeforderte, aber noch nicht eingezahlte Betrag ist unter den Forderungen gesondert auszuweisen und entsprechend zu bezeichnen.“ Werden Aktien von der eigenen Gesellschaft zurückgekauft, müssen sie nach § 272 Abs. 1a und 1b HGB abgesetzt werden. Ein Rückkauf von Aktien ist nur nach den in § 71 Abs. 1 AktG genannten Fällen zulässig. Wurde beim Rückkauf ein Betrag gezahlt, der den Nennbetrag der Aktien übersteigt, muss dieser mit den frei verfügbaren Rücklagen verrechnet werden. Frei verfügbar bedeutet, dass die Rücklage aufgelöst werden kann. Dies ist z. B. bei einer gesetzlichen Rücklage gem. des Aktiengesetzes (§ 150 Abs. 2 AktG) nicht immer möglich. Werden die eigenen Aktien später veräußert, muss der über den Nennbetrag hinausgehende Betrag in die Kapitalrücklage eingestellt werden. Wurde bei Einzug eine Verrechnung mit den frei verfügbaren Rücklagen vorgenommen, muss diese wieder rückgängig gemacht werden. In die Kapitalrücklage ist nach § 272 Abs. 2 HGB grundsätzlich der Betrag einzustellen, der den Nennbetrag übersteigt. Gewinnrücklagen werden aus dem Gewinn des 293 <?page no="293"?> 11 Eigenkapital aktuellen oder vorhergehender Geschäftsjahre gebildet. Die ehemals zulässige Rücklage für eigene Anteile und das Ausweisen solcher eigenen Anteile im Umlaufvermögen ist nicht mehr zulässig. Seit dem 1.01.2010 bestehen die Gewinnrücklagen nach § 266 Abs. 3 HGB aus den gesetzlichen Rücklage, aus Rücklagen für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen, satzungsmäßigen Rücklagen und anderen Gewinnrücklagen. Das Vorgehen beim Ausweis des gezeichneten Kapitals wird am Beispiel der Aktiengesellschaft Hagenfeld AG demonstriert. Das Unternehmen Hagenfeld AG wird mit 100.000 Stammaktien zu einem Nennbetrag von 5,00 EUR am 1.01.20X1 gegründet. Der Bezugskurs beträgt 5,25 EUR/ Aktie. Das Unternehmen Hagenfeld erwirtschaftet in 20X1 einen Jahresüberschuss in Höhe von 250.000,00 EUR, der aus einem Umsatz von 350.000,00 EUR und Aufwand von 100.000,00 EUR resultiert. Auf der Hauptversammlung wird beschlossen, dass die Hagenfeld AG 50 % des zur Ausschüttung verfügbaren Betrags in die Gewinnrücklagen einstellt und einen Betrag von 83.125,00 EUR an die Aktionäre auszahlt. Die Dividende für das Geschäftsjahr 20X1 wird in 20X2 gezahlt. Die Hagenfeld AG gibt am 1.01.20X2 10.000 Vorzugsaktien zu einem Nennbetrag von 5,00 EUR aus. Der Bezugskurs beträgt 6,00 EUR/ Aktie. Die Vorzugsaktie sichert dem Vorzugsaktionär eine Dividende von 4 %/ a auf den Nennbetrag. Die Hagenfeld AG erwirbt 10.000 der eigenen Stammaktien für einen Betrag von 5,20 EUR/ Aktie. Sie verkauft davon die Hälfte zu einem Preis von 5,50 EUR. Die Hagenfeld AG hat einen Ertrag von 400.000,00 EUR und Aufwendungen i.H.v. 100.000,00 EUR in 20X2 gehabt und bar gezahlt. Bei der Gewinnverwendung für 20X2 werden die Hälfte des Jahresüberschusses und des Gewinnvortrags in die andere Gewinnrücklagen gebucht und ein Viertel des Jahresüberschusses und des Gewinnvortrags in Verbindlichkeiten gegenüber Anteilseignern gebucht. Der Rest davon wird in das nächste Geschäftsjahr vorgetragen. Der Gesamtsteuersatz für die Ertragsteuern der Hagenfeld AG beträgt 30 %. Bei der Buchung des Eigenkapitals bucht die Hagenfeld AG: DR Cash/ Bank ................................. 525.000,00 EUR CR Gez. Kapital ............................. 500.000,00 EUR CR Kapitalr¨ ucklage ......................... 25.000,00 EUR Der Gewinn im ersten Jahr resultiert aus dem Umsatz und dem Aufwand, beide wurden bar gezahlt bzw. dürch Banküberweisung beglichen: DR Cash/ Bank ................................. 350.000,00 EUR CR Umsatz ..................................... 350.000,00 EUR DR Aufwand .................................... 100.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 100.000,00 EUR Der Vorsteuergewinn beträgt in 20X1 250.000,00 EUR. Davon werden 30 % in die Steuerrückstellungen gebucht und 8.750.00 EUR in die gesetzliche Rücklage nach §150 Abs. 2 AktG eingestellt. Der Restbetrag wird nach der Dividentenpolitik im Verhältnis 50: 50 in die anderen Gewinnrücklagen und in die Verbindlichkeiten gegenüber 294 <?page no="294"?> 11.2 Eigenkapitalpositionen Anteilseignern gebucht. DR GuV ......................................... 75.000,00 EUR CR Steuer-RSt ................................ 75.000,00 EUR DR GuV ......................................... 175.000,00 EUR CR Jahres¨ uberschuss ....................... 175.000,00 EUR DR Jahres¨ uberschuss ....................... 8.750,00 EUR CR Ges. R¨ ucklagen .......................... 8.750,00 EUR DR Jahres¨ uberschuss ....................... 83.125,00 EUR CR Verbindlichkeiten ...................... 83.125,00 EUR DR Jahres¨ uberschuss ....................... 83.125,00 EUR CR Gewinnr¨ ucklagen ......................... 83.125,00 EUR Die Abbildung 11.2 zeigt die Konten der Hagenfeld AG einschließlich des Schlussbilanzkontos (SBK). D C D C SBK 500.000,00 (1) 500.000,00 (1) 525.000,00 (3) 100.000,00 (2) 350.000,00 SBK 775.000,00 875.000,00 875.000,00 D C D C SBK 25.000,00 (1) 25.000,00 SBK 8.750,00 (8) 8.750,00 D C D C (3) 100.000,00 (5) 100.000,00 (4) 350.000,00 (2) 350.000,00 D C D C (5) 100.000,00 (4) 350.000,00 (8) 8.750,00 (7) 175.000,00 (6) 75.000,00 .... (9) 83.125,00 (7) 175.000,00 (10) 83.125,00 350.000,00 350.000,00 175.000,00 175.000,00 D C D C SBK 75.000,00 (6) 75.000,00 SBK 59.375,00 (4) 83.125,00 D C D SBK C SBK 83.125,00 (10) 83.125,00 Bank 775.000,00 gez. K 500.000,00 KapRL 25.000,00 ges RL 8.750,00 GewRL 83.125,00 Verb 83.125,00 RStStrn 75.000,00 775.000,00 775.000,00 Gew RL gez Kap Cash/ Bank Kap RL ges. RL Aufwand Umsatz RSt Steuern Verbindl GuV JÜ/ JF Abbildung 11.2: Konten der Hagenfeld AG für 20X1 295 <?page no="295"?> 11 Eigenkapital Im nächsten Geschäftsjahr 20X2 werden die Verbindlichkeiten gezahlt und die Steuerrückstellungen aufgelöst. DR Verbindlichkeiten ...................... 83.125,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 83.125,00 EUR DR Steuerr¨ uckstellung ..................... 75.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 75.000,00 EUR Bei der Ausgabe der Vorzugsaktien bucht die Hagenfeld AG das Agio in die Kapitalrücklage: DR Cash/ Bank ................................. 60.000,00 EUR CR Gez. Kapital (Vorzug) ................. 50.000,00 EUR CR Kapitalr¨ ucklage ......................... 10.000,00 EUR Der Erwerb der eigenen Aktien führt zu einer Absetzung in der Vorspalte des gezeichneten Kapitals in der Bilanz. Um die Reduktion in den Konten zu zeigen, wird hier eine Sollbuchung im Konto Gezeichnetes Kapital vorgenommen. Weil die Aktien zu einem Betrag oberhalb des Nennbetrags erworben wurden, ist der Differenzbetrag i.H.v. 0,2 · 10.000 = 2.000,00 EUR mit den frei verfügbaren Rücklagen zu verrechnen. Frei verfügbar sind hier die Kapitalrücklage und die gesetzliche Rücklage jedoch nicht. Die beiden Rücklagen machen nach § 150 Abs 3 AktG nicht den 10-ten Teil des gezeichneten Kapitals aus. Daher ist nur die andere Gewinnrücklage frei verfügbar. Der Buchungssatz bei Ausgabe der Vorzugsaktien (preference share) ist deshalb: DR Gez. Kapital ............................. 50.000,00 EUR DR Andere Gewinnr¨ ucklagen ............... 2.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 52.000,00 EUR Wird die Hälfte der Aktien später wieder veräußert, bucht die Hagenfeld AG die Hälfte der aufgelösten anderen Gewinnrücklagen wieder zurück. Der Buchungssatz enthält auch die Einstellung in die Kapitalrücklage, da die Aktien zu 5,50 EUR/ Stück veräußert werden. DR Cash/ Bank ................................. 27.500,00 EUR CR Andere Gewinnr¨ ucklagen ............... 1.000,00 EUR CR Kapitalr¨ ucklage ......................... 1.500,00 EUR CR Gez. Kapital ............................. 25.000,00 EUR Die Hagenfeld AG bucht den Ertrag und Aufwand für das Geschäftsjahr 2012: DR Cash/ Bank ................................. 400.000,00 EUR CR Ertrag ..................................... 400.000,00 EUR DR Aufwand .................................... 100.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 100.000,00 EUR Der Jahresüberschuss beträgt 210.000,00 EUR. Die Verwendung erfordert 10.500,00 EUR Einstellung in die gesetzliche Rücklage. Weitere 2.000,00 EUR werden als Vorzugsdividende in die Verbindlichkeiten gebucht. Die weitere Verwendung 296 <?page no="296"?> 11.2 Eigenkapitalpositionen ist wie folgt: DR Jahres¨ uberschuss ............... 98.750,00 EUR CR Andere Gewinnr¨ ucklagen ....... 98.750,00 EUR DR Jahres¨ uberschuss ............... 49.375,00 EUR CR Verbindlichkeiten ............. 49.375,00 EUR DR Jahres¨ uberschuss ............... 49.375,00 EUR CR Bilanzgewinn .................... 49.375,00 EUR Die Konten der Hagenfeld AG für das Geschäftsjahr 2012 werden in Abbildung 11.3 gezeigt. D C D C gez. K 500.000,00 Bank 775.000,00 (3) 50.000,00 EBK 500.000,00 KapRL 25.000,00 SBK 475.000,00 (4) 25.000,00 ges RL 8.750,00 525.000,00 525.000,00 GewRL 83.125,00 Verb 83.125,00 RStStrn 75.000,00 775.000,00 775.000,00 D C D C EBK 25.000,00 EBK 8.750,00 SBK 26.000,00 (4) 1.000,00 SBK 19.250,00 (11) 10.500,00 26.000,00 26.000,00 19.250,00 19.250,00 D C D C (3) 2.000,00 EBK 83.125,00 (1) 83.125,00 EBK 83.125,00 (4) 1.500,00 (12) 2.000,00 SBK 181.375,00 (13) 98.750,00 SBK 51.375,00 (14) 49.375,00 183.375,00 183.375,00 134.500,00 134.500,00 D C D C (2) 75.000,00 EBK 75.000,00 EBK 775.000,00 (1) 83.125,00 SBK 90.000,00 (9) 90.000,00 (3) 60.000,00 (2) 75.000,00 165.000,00 165.000,00 (4) 27.500,00 (3) 52.000,00 (5) 400.000,00 (6) 100.000,00 SBK 952.375,00 1.262.500,00 1.262.500,00 D C D C SBK 50.000,00 (3) 50.000,00 SBK 10.000,00 (3) 10.000,00 Gew RL Verbindl RSt Steuer Cash/ Bank gez. Kap (Vorzug) Kap RL (Vorzug) EBK gez. Kap (Stamm) KapRL (Stamm) ges RL Abbildung 11.3: Konten der Hagenfeld AG für das Geschäftsjahr 20X2 297 <?page no="297"?> 11 Eigenkapital D C D C (7) 400.000,00 (5) 400.000,00 (6) 100.000,00 (8) 100.000,00 D C D C (8) 100.000,00 (7) 400.000,00 (11) 10.500,00 (10) 210.000,00 (9) 90.000,00 (12) 2.000,00 (10) 210.000,00 (13) 98.750,00 400.000,00 400.000,00 (14) 49.375,00 (15) 49.375,00 210.000,00 210.000,00 D C SBK 49.375,00 (15) 49.375,00 Bank 952.375,00 gez.K 525.000,00 KapRL 36.000,00 ges RL 19.250,00 GewRL 181.375,00 BG 49.375,00 Verb 51.375,00 RStStrn 90.000,00 952.375,00 952.375,00 BG SBK Ertrag Aufwand GuV JÜ/ JF Fortsetzung der Abbildung 11.3 Der Ausweis des Eigenkapitals wird am Beispiel der Sunny AG für das Geschäftsjahr 20X2 gezeigt. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG weist zum Ende des Geschäftsjahrs 20X2 ein Eigenkapital von 1.210.035,67 EUR aus. Das Grundkapital (share capital) i.H.v. 600.000,00 EUR resultiert aus der Emission von 120.000 Stammaktien (ordinary shares) zum Nennbetrag von 5,00 EUR. Da die Aktien zum Nennbetrag (par value) ausgegeben wurden, ist bei der Emission keine Kapitalrücklage gebildet worden -› vgl. Abbildung 11.4, S. 299. Bei der Gründung einer Aktiengesellschaft werden Stammaktien ausgegeben. Die Aktionäre stellen der Aktiengesellschaft ihr Kapital zur Verfügung und partizipieren dafür anteilig an deren Erfolg durch Erhalten einer Dividende. Das Risiko der Aktionäre ist auf ihre Einlage begrenzt. Bei einer Liquidation der Gesellschaft, kann der Aktionär sein Aktienvermögen vollständig verlieren. Bei einer Liquidation werden alle Vermögenswerte zu Liquidationswerten angesetzt und die Summe der Schulden zum Erfüllungsbetrag (settlement amount) subtrahiert. Der verbleibende Betrag repräsentiert das Eigenkapital im Liquidationsfall. Ein Aktionär kann nicht zur Deckung von Verlusten herangezogen werden. Zuerst werden Verluste durch das Eigenkapital, z. B. durch Gewinnvorträge oder Rücklagen gedeckt. Bei Verlusten, die nicht durch Eigenkapital gedeckt werden, verlangt das deutsche Handelsgesetzbuch über § 268 Abs. 3 HGB den Ausweis eines Postens auf der Aktivseite der Bilanz mit der Bezeichnung „nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“. Wird ein solcher Posten ausgewiesen, 298 <?page no="298"?> 11.2 Eigenkapitalpositionen 20X2 20X1 [EUR] [EUR] Non-current assets Property, plant and equipment 2.738.000,00 2.952.000,00 Investment property Intangible assets Financial assets Investment accounted [...] Total of non-current assets 2.738.000,00 2.952.000,00 Current assets Inventories Trade and other receivables 1.002.000,00 1.002.000,00 Cash and cash equivalents 796.658,94 149.600,00 Prepaid expenses Total of current assets 1.798.658,94 1.151.600,00 Total assets 4.536.658,94 4.103.600,00 Liabilities [...] Interest bearing liabilities 289.478,70 294.900,00 Trade and other payables 2.786.021,80 2.652.715,23 Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 251.122,78 251.025,83 Deferred tax liabilities [...] IAS 12 Deferred income Total of liabilities 3.326.623,28 3.198.641,06 Capital Issued capital 600.000,00 600.000,00 Other reserves 610.035,67 304.958,94 R/ E Total of shareholders' equity 1.210.035,67 904.958,94 Total equity and liabilities 4.536.658,94 4.103.600,00 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 11.4: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 werden dadurch die Gläubiger gewarnt, dass die Gesellschaft nicht mehr ihre Schulden decken kann. Es liegt dann eine bilanzielle Überschuldung vor. Für die Feststellung der bilanziellen Überschuldung werden jedoch nicht Liquidationswerte, sondern die Buchwerte für das Vermögen angesetzt. Diese sind i.d.R. höher als die Wertansätze, die sich bei Liquidation ergeben. Liquidationswerte werden nur in einer Liquidationsbilanz ausgewiesen, die als solche eindeutig zu kennzeichnen ist. Auch ohne Überschuldungsfall kann eine solche Eigenkapitalrechnung zur Bewertung des Aktienvermögens angestellt werden: Der Wert eines Unternehmens ist nach der Substanzwertmethode die Summe des Vermögens abzüglich aller Schulden. Dieser Wertansatz entspricht i.d.R. dem ausgewiesenen Eigenkapital. Der Bilanzkurs be- 299 <?page no="299"?> 11 Eigenkapital stimmt das Verhältnis des Eigenkapitals zum gezeichneten Kapital. Der Bilanzkurs drückt den relativen Wert des Vermögens eines Aktionärs aus, der entsteht, wenn das Unternehmen zu Buchwerten liquidiert werden würde. Der Bilanzkurs sollte mindestens 100 % betragen. Seine Berechnung wird am Beispiel der Sunny AG vorgeführt. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat zum Ende von 20X2 eine Eigenkapitalsumme von 1.210.035,67 EUR. Der Bilanzkurs der Sunny AG ist demnach 1.210.035,67/ 600.000 = 201,67 %. Der Aktionär der Sunny AG hat bezogen auf den Nennwert seiner Aktie eine Aussicht auf den mehr als doppelten Betrag, falls die Sunny AG aufgelöst würde und ihr Vermögen zu Buchwerten liquidiert werden würde. Würde ein Verlust entstehen, der das Eigenkapital aufbraucht, kann der Bilanzkurs kleiner als eins und sogar negativ werden. Neben Einkünften aus Dividende besteht für den Aktionär ebenfalls die Möglichkeit, Spekulationserfolge zu realisieren, da Aktien im Wert steigen oder fallen können. Der Tageswert (share price) einer Aktie ist ihr Börsenkurs. Er ist sprachlich vom Bilanzkurs zu unterscheiden. Neben Stammaktien gibt es die Aktiengattungen Vorzugsaktien (preference shares) und Nachrangaktien (deferred shares). Beide werden ebenfalls an der Börse gehandelt, jedoch getrennt von den Stammaktien. Vorzugsaktien sind oft ohne Stimmrecht ausgestattet, dafür haben sie Vorrang bei der Ausschüttung und bei einer möglichen Liquidation. I.d.R. haben Vorzugsaktien eine fixe Dividende, z. B. 10 %. Dies bedeutet, dass unabhängig von dem realisierten Gewinn der Gesellschaft die Vorzugsaktionäre eine Ausschüttung i.H.v. 10 % des Nennwerts vorrangig zu den Stammaktionären erhalten. Ist die Vorzugsaktie kumulativ (cumulative preference share), erhält der Aktionär in dem Fall, wenn in einem Jahr keine Dividende ausgeschüttet werden konnte, diese im nächsten Jahr ebenfalls vor den Stammaktionären. Partizipierend ist eine Vorzugsaktie, wenn der Aktionär über die vereinbarte feste Verzinsung hinaus an der Ausschüttung des Gewinns durch eine zusätzliche Dividende beteiligt wird. Einziehbare Vorzugsaktien (redeemable preference share) sind solche, bei denen der Aktionär die Aktie zu einem vorher vereinbarten Termin an die Gesellschaft zu einem vereinbarten Wert zurückgibt. Einziehbare Vorzugsaktien zählen zum Fremdkapital, da sie dem Unternehmen nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Vorzugsaktien sind risikoarme finanzielle Vermögenswerte, daher ist die Verzinsung verglichen mit anderen Aktiengattungen relativ niedrig. Deferred Shares (Nachrang-Aktien) werden bei allen Auszahlungen erst nach Vorzugs- und Stammaktien berücksichtigt. Sie sind risikoreich. Ihre Verzinsung ist relativ hoch, da der Aktionär für das übernommene Risiko eine Verzinsung beansprucht. Zum vertieften Studium der Finanzierung sei empfohlen: Thomas [2009]. Für die Ausgabe von Aktien werden durch die Organe der Aktiengesellschaft Menge und Betrag ausgabefähiger Aktien bestimmt. Man bezeichnet Aktien, für die eine Genehmigung zur Ausgabe besteht, als autorisierte Aktien (authorised shares). Die Anzahl der Aktien oder der Betrag des maximalen Grundkapitals wird in der Bilanz oder in den 300 <?page no="300"?> 11.2 Eigenkapitalpositionen Notes dargestellt, z. B. Common Stock: $1.00 par value, authorised 2 billion shares, issued 1 billion shares. Emittiert ein Unternehmen Aktien, nachdem schon Aktien ausgegeben wurden, spricht man von Kapitalerhöhung . Die Regelungen für eine Kapitalerhöhung werden durch das nationale Gesellschaftsrecht festgelegt. In Deutschland werden in §§ 182 . . . 220 AktG Formen der Kapitalerhöhung bestimmt. Sie lassen sich unterteilen in: Kapitalerhöhung durch Zuführung von Geldmitteln (Ordinary Issue) (1) Ordentliche Kapitalerhöhung -› vgl. §§ 182 . . . 191 AktG durch Ausgabe junger Aktien, (2) bedingte Kapitalerhöhung -› vgl. §§ 192 . . . 201 AktG . Sie wird wirksam, wenn bestimmte Bedingungen eingetreten sind, z. B. die Umwandlung von Wandelschuldverschreibungen in Aktien und (3) Kapitalerhöhung als genehmigtes Kapital -› vgl. §§ 202 . . . 206 AktG . Dies ist eine vereinfachte Form der ordentlichen Kapitalerhöhung. Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln (Bonus Issue) (4) Umwandlung von auflösbaren und offenen Rücklagen in Grundkapital, so dass die Kapitalstruktur geändert wird, jedoch nicht die Summe des Eigenkapitals -› vgl. §§ 207 . . . 220 AktG . Durch die Ausgabe von jungen Aktien sinkt der Börsenkurs (share price) der alten Aktien, weil eine Emission von Aktien nur zu einem Bezugskurs möglich ist, der unterhalb des Börsenkurses zum Zeitpunkt der Emission liegt. Wird diese Bedingung nicht erfüllt, scheitert die Kapitalerhöhung. Der Bezugskurs liegt zwischen dem Nennbetrag und dem erwarteten Börsenkurs zum Zeitpunkt der Emission. Als Ausgleich für den Wertverlust erhalten die Altaktionäre ein Bezugsrecht, das ihnen den Bezug von jungen Aktien sichert und gehandelt werden kann. So wird sichergestellt, dass der Altaktionär durch die Kapitalerhöhung keinen Vermögensverlust erleidet. Ohne diese Sicherheit würde kein Aktionär einer Kapitalerhöhung auf der Hauptversammlung (general annual meeting) zustimmen. Eine Kapitalerhöhung wird am Beispiel der Sunny AG demonstriert. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG ist am 1.01.20X1 mit einem Grundkapital von 600.000,00 EUR gegründet worden. Sie emittiert am 1.03.20X5 6.000 Stück Vorzugsaktien (non-redeemable preference shares) mit einem Nennbetrag von 5,00 EUR. Nicht einziehbare Vorzugsaktien stellen Eigenkapital dar. Der Bezugskurs der Aktie beträgt 10,00 EUR/ Aktie. Die Aktie garantiert eine Dividende i.H.v. 7 % pro Jahr auf den Nennbetrag. Die bedeutet, dass der Inhaber einer Vorzugsaktie unabhängig vom Jahresergebnis der Sunny AG einen Anspruch auf 0,35 EUR/ Aktie hat. Der Buchungssatz bei Ausgabe der Vorzugsaktien lautet: DR Cash/ Bank ................................. 60.000,00 EUR CR Issued Capital .......................... 30.000,00 EUR CR Share Premium ........................... 30.000,00 EUR 301 <?page no="301"?> 11 Eigenkapital Der Differenzbetrag zwischen Bezugskurs und Nennbetrag wird in die Kapitalrücklage (share premium) gebucht. Am 31.12.20X5 findet eine weitere Kapitalerhöhung statt. Die Sunny AG gibt 24.000 Stammaktien im Rahmen einer ordentlichen Kapitalerhöhung aus. Zum Emissionszeitpunkt gilt: Der Bezugskurs beträgt 12,80 EUR/ Aktie und der Börsenkurs (share price) der Sunny AG Aktie beträgt 14,50 EUR/ Aktie. Es soll zuerst das Vermögen eines einzelnen Stammaktionärs betrachtet werden. Dieser besitzt 1.000 Sunny AG-Aktien. Sein Aktienvermögen beträgt vor der Kapitalerhöhung zum Marktwert bewertet 14.500,00 EUR. Nach der Kapitalerhöhung hat dieser Aktionär grundsätzlich 2 Optionen, die er auch kombinieren kann. Beide müssen sein Vermögen von 14.500,00 EUR sicherstellen. (1) Der Aktionär verkauft sein Bezugsrecht Das Aktienvermögen des Aktionärs vermindert sich durch die Kapitalerhöhung, weil die jungen Aktien (fresh shares) den mittleren gewichteten Börsenkurs reduzieren. Der sich einstellende Mischkurs als neuer Börsenkurs beträgt das gewichtete Mittel aus den alten Aktien, die mit 14.50 EUR/ Aktie gehandelt werden, und den jungen Aktien zu 12,80 EUR/ Aktie: (120.000 14, 50+ 24.000 12, 80) = 144.000 = 14,22 EUR/ Stk. Der Aktionär erhält als Ausgleich ein Bezugsrecht i.H.v. 14.50 − 14.22 = 0,28 EUR = Aktie. Bei Verkauf der Bezugsrechte beträgt sein Vermögen 14.220 + 280 = 14.500,00 EUR. (2) Der Aktionär übt sein Bezugsrecht aus und erwirbt junge Aktien Der Aktionär braucht fünf Bezugsrechte zum Erwerb einer jungen Aktie, da das Verhältnis Altaktien zu jungen Aktien 120.000 : 24.000 ist. Er kann mit seinen 1.000 Bezugsrechten 200 junge Aktien erwerben. Er hat anschließend 1.200 Aktien mit einem Wert von 1.200 14.22 = 17.064,00 EUR. Er muss dafür 200 junge Aktien zum Bezugskurs kaufen. Dieses bedeutet einen Aufwand i.H.v. 200 12,80 = 2.560,00 EUR, so dass das Vermögen anschließend 14.504,00 EUR beträgt. 4,00 EUR resultieren aus der Aufrundung auf ganze EUR-Cent bei der Bestimmung des Mischkurses. Aus der Sicht der Sunny AG stellt sich die Kapitalerhöhung wie folgt dar: Der Buchungssatz für die Kapitalerhöhung i.H.v. 24.000 12,80 = 307.200,00 EUR lautet: DR Cash/ Bank ................................. 307.200,00 EUR CR Issued Capital .......................... 120.000,00 EUR CR Share Premium ........................... 187.200,00 EUR Durch die Ausgabe der Vorzugsaktien erhöht sich das gezeichnete Kapital der Sunny AG am 1.03.20X5 von 600.000,00 EUR auf 630.000,00 EUR -› vgl. S. 303 und anschließend durch die Ausgabe von 24.000 Stammaktien am 31.12.20X5 auf 750.000,00 EUR. Das Share Premium Account erhöht sich durch die Ausgabe der Stammaktien von 30.000,00 EUR auf 217.200,00 EUR. Abbildung 11.5 -› S. 303 zeigt die Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X5 nach der Kapitalerhöhung. Die Bilanz ist detaillierter als die IFRSs nach IAS 1.54 fordern. 302 <?page no="302"?> 11.2 Eigenkapitalpositionen 20X5 20X4 [EUR] [EUR] ... Capital ISSUED CAPITAL Ordinary share capital - 144.000 ordinary shares at 5,00 EUR each, in 20X4: 120.000 720.000,00 600.000,00 Preference share capital - 6.000 7% preference shares at 5,00 EUR each 30.000,00 0,00 OTHER RESERVES Capital reserves 217.200,00 0,00 German legal reserves 60.000,00 60.000,00 Other earnings reserves 1.422.505,10 1.132.450,11 R/ E 0,00 0,00 Total of shareholders' equity 2.449.705,10 1.792.450,11 Total of equity and liabilities 5.718.840,06 5.122.170,71 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X5 Abbildung 11.5: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X5 nach Emission von Vorzugs- und Stammaktien Online-Übungen: Hoegi (Ü 11.1). 11.2.2 Rücklagen (Reserves) Rücklagen stellen variable Eigenkapitalkonten dar. Sie lassen sich in die Kategorien Kapitalrücklagen (capital reserves) , Gewinnrücklagen (earnings reserves) und Neubewertungsrücklagen (revaluation reserves) einteilen. Gewinnrücklagen werden bei der Verwendung des Ergebnisses gebildet. Nach IFRSs sind Rücklagen ebenfalls bei einer Neubewertung oder z. B. wegen Veränderung der Bewertungsmethoden -› vgl. IAS 8 zu bilden. Weil nach IAS 1.54 die Rücklagen als eine Position ausgewiesen werden können, darf ein Unternehmen die Differenzierung der Rücklagen auch in den Notes darstellen. Die Gewinnrücklagen stellen bei vielen Unternehmen die wichtigste und größte Eigenkapitalposition dar. Gewinnrücklagen werden durch Verwendung des Ergebnisses gebildet und zeigen das Resultat der Innenfinanzierung eines Unternehmens. Die Gewinnverwendung bedeutet eine Reduktion des Retained Earnings Account durch eine Sollbuchung. Die zugehörige Buchung im Haben findet (1) im Rücklagenkonto (earnings reserves) und/ oder (2) im Konto Verbindlichkeiten gegenüber Shareholders bzw. im Cash Book statt. 303 <?page no="303"?> 11 Eigenkapital Wird das Nachsteuerergebnis nicht vollständig verwendet, bleibt ein Betrag im Konto Retained Earnings. Für eine deutsche Kapitalgesellschaft ist nach § 268 Abs. 1 HGB ein spezielles Konto Bilanzgewinn zu verwenden. Bei der Gewinnverwendung entsteht zwischen der Gesellschaft und ihren Aktionären ein Interessenkonflikt. Der Aktionär wünscht eine möglichst hohe Rentabilität auf seine Investition und drängt deshalb auf eine möglichst hohe Ausschüttung. Das Unternehmen zielt dagegen auf eine Thesaurierung des Periodenergebnisses, d. h. will das Ergebnis reinvestieren. Zum Schutz des Aktionärs sieht das deutsche AktG eine Begrenzung der Einstellungen in die Gewinnrücklagen über § 58 AktG vor. Es dürfen nur 50 % der nach Berücksichtigung von Einstellungen in die gesetzlichen Gewinnrücklagen -› vgl. § 150 AktG verbleibenden Gewinne den sonstigen Gewinnrücklagen zugeführt werden. Es wird über das Aktiengesetz allein die Thesaurierung begrenzt, aber nicht bestimmt, ob der verbleibende Betrag auszuschütten ist oder in den Bilanzgewinn gebucht wird. Wird er als Bilanzgewinn „nicht“ verwendet, steht er in der nächsten Abrechnungsperiode erneut zur Gewinnverwendung an. Der oben erwähnte § 150 AktG dient dem Gläubigerschutz . Er bestimmt, dass eine Aktiengesellschaft, so lange der Betrag der Kapitalrücklage zusammen mit der gesetzlichen Gewinnrücklage nicht 10 % oder einen durch die Satzung bestimmten höheren Betrag des Grundkapitals übersteigt, 5 % des positiven Periodenergebnisses in die gesetzliche Gewinnrücklage einzustellen hat. Sunny AG (Case Study Sunny AG) § 150 AktG ist der Grund, weshalb die Sunny AG nur für die Gewinnverwendung der Geschäftsjahre 20X1, 20X2 und 20X3 Einstellungen in die gesetzliche Gewinnrücklage vornimmt. Die Gewinnverwendung kann leichter über die Eigenkapitalveränderungsrechnung in Kapitel 13.2 -› vgl. S. 339 nachvollzogen werden. Im Weiteren wird die Gewinnverwendung der Sunny AG zuerst als vollständige, anschließend als eine teilweise Verwendung (partial appropriation of profit) dargestellt. Die Grundlage der Gewinnverwendung stellt die Gewinn- und Verlustrechnung dar, die das Nachsteuerergebnis aus dem Profit & Loss Account abbildet. Abbildung 11.6 -› S. 305 zeigt die Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X5 mit Verwendung des Jahresergebnisses i.H.v. 581.860,00 EUR als verlängerte Gewinn- und Verlustrechnung wie nach § 158 Abs. 1 AktG. Sie enthält ergänzend zu der Gliederungsvorschrift nach § 275 Abs. 2 und 3 HGB die zu ergänzenden Posten der Gewinn- und Verlustrechnung (appropriation section), die jedoch auch im Anhang aufgeführt werden dürfen. Durch die Kapitalerhöhungen ändert sich im Vergleich zum Vorjahr die prozentuale Verwendung des Ergebnisses. Eine Zuführung zu der gesetzlichen Gewinnrücklage nach § 150 AktG ist in 20X5 nicht erforderlich, da die Kapitalrücklage und die gesetzliche Gewinnrücklage zusammen mit 277.200,00 EUR die Marke von 10 % des Grundkapitals überschreiten. Die Vorzugsaktionäre haben einen vorrangigen Anspruch auf die Ausschüttung der Vorzugsdividende. Sie beträgt 7 % des Nennwerts der Preference Shares. Da jedoch die Vorzugsaktien erst am 1.03.20X5 ausgegeben wurden, ist der Dividendenanspruch nur auf zehn Monate zu beziehen. Die Dividende beträgt: 5 = 6 6.000, 00 5,00 7 % = 1.750,00 EUR. 304 <?page no="304"?> 11.2 Eigenkapitalpositionen 20X5 20X4 [EUR] [EUR] Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized 8.350.000,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortisation expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (17.488,17) (17.874,10) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 833.311,83 832.925,90 Income tax expenses (251.451,85) (251.335,39) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 581.859,99 581.590,51 APPROPRIATE SECTION: German legal reserves 0,00 0,00 Dividend to preference shareholders 1.750,00 0,00 Dividend to ordinary shareholders 290.054,99 290.795,26 Earnings reserves 290.054,99 290.795,26 R/ E 0,00 0,00 Appropriated profit 581.859,99 581.590,51 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X5 Abbildung 11.6: Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X5 Nach Ausschüttung der Vorzugsdividende bleiben 580.109,99 EUR zur Ausschüttung an die Stammaktionäre. Die Sunny schüttet gem. den Regelungen des § 58 AktG die Hälfte davon aus, die andere Hälfte wird in die Gewinnrücklagen eingestellt. Ein Bilanzgewinn (retained earnings) ist nicht zu zeigen, da die Sunny AG das Periodenergebnis vollständig verwendet hat. Es wäre ebenso möglich gewesen, die Hälfte des Ergebnisses (290.930,00 EUR) den Gewinnrücklagen zuzuführen, da nach § 58 AktG der zur Ausschüttung verfügbare Betrag nur durch Gewinn-/ Verlustvortrag und Einstellungen in die gesetzlichen Gewinnrücklagen, aber nicht durch die Vorzugsdividende, begrenzt wird. Die Gewinnverwendung ändert die Bilanzpositionen auf der Passivseite der Bilanz und somit die Kapitalstruktur. Unter Liabilities werden die Verbindlichkeiten gegenüber den Vorzugs- und Stammaktionären ausgewiesen. Das Eigenkapital als Resultat der Gewinnverwendung ist bereits in Abbildung 11.5 -› vgl. S. 303 berücksichtigt. Da in der Bilanzgliederung nach IAS 1.54 die Darstellung der Veränderung der Kapitalrücklage (share premium account) nicht deutlich wird, muss die Sunny AG die Änderungen des Eigenkapitals 305 <?page no="305"?> 11 Eigenkapital in den Notes erläutern oder die Gliederung detaillieren. Die Eigenkapitalveränderungen werden ebenfalls im Statement of Changes in Equity dargestellt, das in Kapitel 13 -› vgl. S. 337 behandelt wird. Im Fall einer unvollständigen Gewinnverwendung bleibt ein Restbetrag in den Retained Earnings. Es soll nun angenommen werden, dass die Sunny AG einen Betrag von 20 % in die Gewinnrücklagen einstellt und 40 % zur Ausschüttung in die Verbindlichkeiten gegenüber den Aktionären bucht. Da die Vorzugsaktionäre einen Anspruch auf Dividende haben, muss die Sunny AG ihnen vorrangig die Vorzugsdividende zahlen. Die Abbildung 11.7 zeigt die Gewinnverwendung als Teil der verlängerten Gewinn- und Verlustrechnung für die Sunny AG. Für AG’s in Deutschland, die nach HGB bilanzieren, ist die Struktur der verlängerten Gewinn- und Verlustrechnung über § 158 AStG vorgeschrieben. 20X5 20X4 [EUR] [EUR] Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized 8.350.000,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortisation expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (17.488,17) (17.874,10) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 833.311,83 832.925,90 Income tax expenses (251.451,85) (251.335,39) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 581.859,99 581.590,51 APPROPRIATE SECTION: German legal reserves 0,00 0,00 Dividend to preference shareholders 1.750,00 0,00 Dividend to ordinary shareholders 230.994,00 290.795,25 Earnings reserves 116.371,99 290.795,26 R/ E 232.744,00 0,00 Appropriated profit 581.859,99 581.590,51 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X5 Abbildung 11.7: Verlängertes Statement of Comprehensive Income der Sunny AG für 20X5 bei teilweiser Gewinnverwendung 306 <?page no="306"?> 11.2 Eigenkapitalpositionen Da insgesamt 40 % 581.859,99 = 232.744,00 EUR ausgeschüttet werden sollen, ist die Vorzugsdividende darin enthalten. Es verbleibt den Stammaktionären eine Dividendensumme von 232.744,00 - 1.750 = 230.994,00 EUR. Die Bilanz für unvollständige Gewinnverwendung wird in Abbildung 11.8 wiedergegeben. 20X5 20X4 [EUR] [EUR] ... Capital ISSUED CAPITAL Ordinary share capital - 144.000 ordinary shares at 5,00 EUR each, in 20X4: 120.000 720.000,00 600.000,00 Preference Share Capital - 6.000 7% preference shares at 5,00 EUR each 30.000,00 0,00 OTHER RESERVES Capital reserves 217.200,00 0,00 German legal reserves 60.000,00 60.000,00 Other earnings reserves 1.248.822,10 1.132.450,11 R/ E 232.744,01 0,00 Total of shareholders' equity 2.508.766,10 1.792.450,11 Total of equity and liabilities 5.718.840,06 5.122.170,71 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X5 Abbildung 11.8: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X5 nach teilweiser Gewinnverwendung Eine Gesellschaft kann im Rahmen der Gewinnverwendung Rücklagen auflösen. Dies kann z. B. dann erforderlich werden, wenn ein Verlust oder ein Gewinnvortrag ausgeglichen werden soll. Will eine Gesellschaft trotz eines Verlusts, der nicht durch einen Gewinnvortrag gedeckt ist, an die Aktionäre eine Dividende ausschütten, muss sie Rücklagen auflösen. Die Auflösung von Rücklagen wird in Deutschland über § 150 AktG und § 272 HGB geregelt. Demnach können sonstige Gewinnrücklagen immer aufgelöst werden. Für satzungsmäßige Rücklagen gilt die Bestimmung der Satzung. Die Auflösung der Kapitalrücklage und der gesetzlichen Gewinnrücklage ist daran geknüpft, ob sie zusammen 10 % oder einen durch die Satzung festgelegten höheren Anteil des Grundkapitals ausmachen. Ist dieses nicht der Fall, so dürfen sie nur in den Fällen aufgelöst werden, wenn ein Verlust, der nicht durch einen Gewinnvortrag, oder wenn ein Verlustvortrag, der nicht durch einen Gewinn gedeckt werden kann, ausgeglichen werden soll. Übersteigen die Kapital- und gesetzliche Gewinnrücklage zusammen 10 % oder einen durch die Satzung festgelegten höheren Anteil des Grundkapitals, dürfen sie ebenso für eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln aufgelöst werden. 307 <?page no="307"?> 11 Eigenkapital Eine Neubewertungsrücklage wird im Eigenkapital gezeigt, wenn eine Neubewertung zu einer Zuschreibung führt. Dies ist in Kapitel 7.2.6 -› vgl. S. 172 am Beispiel der Sunny AG behandelt worden. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Konfigurationsarbeitsplätze wurden 20X6 um 12.000,00 EUR zugeschrieben. Die Neubewertung hatte latente Steuern bedingt, die rückzustellen waren. Für die Neubewertung wurde zum Ende von 20X6 gebucht: DR P, P, E at Valuation ................. 42.000,00 EUR DR Acc. Depr. .............................. 30.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ....................... 60.000,00 EUR CR Revaluation Reserves ................. 12.000,00 EUR DR Revaluation Reserves ................. 3.621,00 EUR CR Tax Provisions ......................... 3.621,00 EUR Die Neubewertungsrücklage ist in der Bilanz mit 8.379,00 EUR zu zeigen. Die Gewinn- und Verlustrechnung ist für die latenten Steuern nicht relevant, sie zeigt aber die Gewinnverwendung für 20X6. Sie wird in Abbildung 11.9 -› S. 309 gezeigt; Abbildung 11.10 -› S. 310 zeigt die Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X6 nach vollständiger Gewinnverwendung. Diese wird auch für 20X5 angenommen. Online-Übungen: Brackelkötter (Ü 11.3). Online-Übungen: Macheon (Ü 11.4). 11.2.3 Bilanzgewinn (Retained Earnings) Das Nachsteuerergebnis (EAT) einer Abrechnungsperiode wird in der Gewinn- und Verlustrechnung als Jahresüberschuss (annual surplus) dargestellt. Es wird ebenfalls im Eigenkapital ausgewiesen. Die Unterschiede zwischen dem Ausweis nach deutschem HGB und nach IFRSs werden am Beispiel der Andervenne GmbH gezeigt. Das Unternehmen hat in 20X5 ein Jahresergebnis von 160.000,00 EUR erwirtschaftet, von dem 100.000,00 EUR verwendet wurden. Der Buchungssatz für die Darstellung des Periodenergebnisses ist: DR P&L ......................................... 160.000,00 EUR CR Annual Surplus .......................... 160.000,00 EUR 308 <?page no="308"?> 11.2 Eigenkapitalpositionen 20X6 20X5 [EUR] [EUR] Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized 8.350.000,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortisation expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (17.077,92) (17.488,17) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 833.722,08 833.311,83 Income tax expenses (251.575,64) (251.451,85) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 582.146,44 581.859,99 APPROPRIATE SECTION: German legal reserves 0,00 0,00 Dividend to preference shareholders 2.100,00 1.750,00 Dividend to ordinary shareholders 290.023,22 290.054,99 Earnings reserves 290.023,22 290.054,99 R/ E 0,00 0,00 Appropriated profit 582.146,44 581.859,99 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X6 Abbildung 11.9: Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X6 Nach §§ 266, 272 HGB wird in der Bilanz immer nur der Jahresüberschuss/ Jahresfehlbetrag der Berichtsperiode dargestellt. Verbleibt nach Gewinnverwendung ein nicht verwendetes Ergebnis, wird dieses nach § 268 Abs. 1 HGB als Bilanzgewinn/ -verlust ausgewiesen. Für die Eröffnungsbilanz des nachfolgenden Geschäftsjahrs wird ein Bilanzgewinn als Gewinnvortrag und ein Bilanzverlust als Verlustvortrag dargestellt. Es findet nach der Gewinnverwendung ein Ausbuchen des Jahresüberschusses über das Bilanzgewinnkonto (retained earnings) statt. In dem folgenden Buchungssatz wird Bilanzgewinn nicht übersetzt, um eine Verwechselung mit dem Retained Earnings Account zu vermeiden. Die Andervenne GmbH bucht, da für sie als GmbH das deutsche AktG nicht anzuwenden ist, ohne Berücksichtigung der Einstellungsbegrenzung in die 309 <?page no="309"?> 11 Eigenkapital 20X6 20X5 [EUR] [EUR] ... Liabilities [...] Interest bearing liabilities 264.156,05 271.078,12 Trade and other payables 2.802.123,22 2.746.604,99 Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 251.575,64 251.451,85 Deferred tax liabilities [...] IAS 12 3.621,00 Deferred income Total of liabilities 3.321.475,90 3.269.134,96 Capital ISSUED CAPITAL Ordinary share capital - 144.000 ordinary shares at 5,00 EUR each, in 20X5: 144.000 720.000,00 720.000,00 Preference share capital - 6.000 7% preference shares at 5,00 EUR each 30.000,00 30.000,00 OTHER RESERVES Capital reserves 217.200,00 217.200,00 German legal reserves 60.000,00 60.000,00 Other earnings reserves 1.712.528,32 1.422.505,10 Revaluation reserves 8.379,00 0,00 R/ E 0,00 0,00 Total of shareholders' equity 2.748.107,32 2.449.705,10 Total of equity and liabilities 6.069.583,22 5.718.840,06 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X6 Abbildung 11.10: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X6 nach Gewinnverwendung und Neubewertung gesetzliche Gewinnrücklage: DR Annual Surplus .......................... 100.000,00 EUR CR A/ P Equity Holders ..................... 50.000,00 EUR CR Reserves .................................. 50.000,00 EUR DR Annual Surplus .......................... 60.000,00 EUR CR Bilanzgewinn (R/ E) ..................... 60.000,00 EUR DR Bilanzgewinn (R/ E) ..................... 60.000,00 EUR CR Profit Carried Forward ............... 60.000,00 EUR Für die Gewinnverwendung sind der Jahresüberschuss/ Jahresfehlbetrag der Berichtsperiode und der Gewinn- / Verlustvortrag aus den vorherigen relevant. Damit steht ein nicht verwendetes Ergebnis aus dem Vorjahr immer zur Gewinnverwendung im nächs- 310 <?page no="310"?> Zusammenfassung ten Jahr an. Würde die Andervenne GmbH im nächsten Jahr einen Jahresüberschuss von 200.000,00 EUR erwirtschaften, stünden 200.000 + 60.000 = 260.000,00 EUR zur Gewinnverwendung an. Nach internationaler Rechnungslegung wird nur ein Konto Retained Earnings (R/ E) geführt. Dieses Konto nimmt als Sammelkonto das Periodenergebnis der Berichtsperioden auf und zeigt in der Bilanz den Jahresüberschuss zusammen mit den noch nicht verwendeten Ergebnisbestandteilen der Vorjahre. Der Buchungssatz für die Andervenne GmbH ist: DR P&L ......................................... 160.000,00 EUR CR Retained Earnings ...................... 160.000,00 EUR DR Retained Earnings ...................... 100.000,00 EUR CR A/ P Equity Holders ..................... 50.000,00 EUR CR Reserves .................................. 50.000,00 EUR Da die Gewinn- und Verlustrechnung sowieso das Nachsteuerergebnis zeigt, ist der bereitgestellte Informationsumfang nach internationaler Darstellung im Vergleich zum Ausweis nach deutschen HGB gleich hoch. Online-Übungen: Franschook (Ü 11.4). Zusammenfassung (Summary) Das Eigenkapital besteht aus dem gezeichneten Kapital, den Rücklagen und den Retained Earnings. Das gezeichnete Kapital erhöht sich durch das Ausgeben bzw. Einziehen von Aktien. Es werden Vorzugsaktien, Stammaktien und Nachrangaktien unterschieden. Sie haben unterschiedliche Ansprüche auf die Verteilung des Periodenergebnisses als Dividende und bei einer evtl. Liquidation der Gesellschaft. Ebenfalls unterscheiden sie sich z. B. durch das Stimmrecht. Das Bilden von Rücklagen ist in Deutschland für AGs über das deutsche AktG geregelt. Die Vorschriften regeln insbesondere die Begrenzung zur Einstellung von Gewinnanteilen in die sonstigen Gewinnrücklagen, um Aktionäre vor überhöhten Thesaurierungen zu schützen. Die Neubewertungsrücklage wird nach IFRSs gebildet, wenn Sachanlagen zugeschrieben werden. Sie müssen entsprechend der Abschreibung oder bei Abgang des Sachanlagevermögens vollständig aufgelöst werden. Die Übertragung des Nachsteuerergebnisses aus dem Gewinn- und Verlustrechnungskonto in die Bilanz wird in das Konto Jahresüberschuss bzw. Retained Earnings vorgenommen. 311 <?page no="311"?> 11 Eigenkapital Aufgaben (Exercises) Aufgabe 1: Eigenkapitalausweis (Exercise on Equity Presentation) Das Unternehmen Handorf AG ist eine Vertriebsgesellschaft für Farben und Lacke. Es kauft 200.000 kg Lacke. Ein kg Lack kostet 6,00 EUR brutto. Das Unternehmen verkauft 180.090 kg der Lacke zu einem Preis von 14,94 EUR/ kg. Der sonstige Aufwand beträgt 100.000,00 EUR. Für Zinsen fallen 70.000,00 EUR an. Das Unternehmen ist mit 100.000 Aktien zu jeweils 1,00 EUR gegründet worden. Am 31.03.20X4 emittiert die Handorf AG 200.000 Vorzugsaktien zu 1,00 EUR mit einer Vorzugsdividende von 12,5 %. Am 1.07.20X4 wird eine Kapitalerhöhung vorgenommen. Es werden 50.000 Aktien zu einem Bezugskurs von 3,80 EUR/ Stk. ausgegeben. Die Aktie wird zu Zeitpunkt der Emission mit 4,15 EUR/ Stk. gehandelt. Sie hat einen Nennbetrag von 1,00 EUR/ Stk. Bestimmen Sie den Eigenkapitalausweis der Handorf AG. Nehmen Sie an, der Jahresgewinn habe in 20X3 250.000,00 EUR vor Steuern betragen. Bestimmen Sie unter Berücksichtigung von §§ 150 und 58 AktG die maximale Einstellung in die Rücklagen - auch für 20X3. Gehen Sie davon aus, dass die Handorf AG zu Beginn von 20X3 noch keine Rücklagen gebildet hat. Sowohl in 20X3 als auch 20X4 findet eine vollständige Gewinnverwendung statt. Aufgabe 2: Eigenkapitalausweis und Gewinnverwendung (Exercise on Equity Presentation and Appropriation of Profit) Das Unternehmen McWrite AG bietet Bürodienstleistungen an und wurde am 1.01.20X8 als Aktiengesellschaft gegründet. Es wurden 50.000 Aktien zum Nennbetrag von 1,00 EUR ausgeschüttet. Machen Sie eine entsprechende Sollbuchung im Konto Bank. Die McWrite AG nimmt ein Bankdarlehen (Annuitätendarlehen) über 30.000,00 EUR auf. Der Zinssatz beträgt 6 %/ Jahr und die Tilgungsrate ist 4 %/ Jahr. Das Unternehmen kauft für 24.000,00 EUR (brutto) Material. Am Ende des Geschäftsjahrs, das mit dem 31.12.20X8 endet, ist noch die Hälfte auf Lager. Sein beizulegender Wert beträgt nur noch 7.000,00 EUR zu diesem Zeitpunkt. McWrite AG kaufte Büromöbel, Computer, Drucker und Scanner für 34.800,00 EUR am 3.04.20X8. Das Unternehmen zahlte nur 1/ 3 davon, der Restbetrag ist in 20X9 zu zahlen. Wenden Sie lineare Abschreibung an. Die ganze Computerausstattung und Möbel haben eine Lebensdauer von vier Jahren. Die Lohnkosten betragen 15.000,00 EUR/ Monat und werden am 27. des Monats im Voraus gezahlt. Die erste Zahlung fand am 1.01.20X8 statt. Sonstige Kosten für das ganze Jahr 20X8 sind 22.800,00 EUR (Bruttobetrag). Der gesamte Umsatz in 20X8 beträgt 220.000,00 EUR (Nettobetrag). Berücksichtigen Sie, dass Umsatzsteuer und Unternehmenssteuern in 20X9 für das Geschäftsjahr 20X8 gezahlt werden sollen. Hinsichtlich der Gewinnverwendung beschließt McWrite eine Dividende von 40 % des zur Ausschüttung verfügbaren Betrags. Die Dividende wird in 20X9 gezahlt. Der verbleibende Betrag wird in 20X9 vorgetragen. Buchen Sie alle Geschäftsvorfälle, die oben erwähnt wurden. Erstellen Sie eine Trial Balance und stellen Sie einen kompletten Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 20X8 nach IAS 1 auf. Die Umsatzsteuer für diese Aufgabe beträgt 20 %, der Gesamtsteuersatz ist 30 %. 312 <?page no="312"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung (Statement of Comprehensive Income) Lernziele Die Gewinn- und Verlustrechnung bestimmt den Periodenerfolg eines Unternehmens. Sie wird aus dem Gewinn- und Verlustrechnungskonto abgeleitet. In diesem Kapitel werden die Vorschriften zur Gewinn- und Verlustrechnung dargelegt. Dabei wird die Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Gesamtkosten- und dem Umsatzkostenverfahren unterschieden. Bei Produktionsunternehmen wird das Gewinn- und Verlustrechnungskonto häufig in Manufacturing Summary, Trading und Profit and Loss Account aufgeteilt. Es wird nach IAS 18 vorgestellt, unter welchen Bedingungen ein Umsatz als realisiert angesehen wird. Das Kapitel 12 verfolgt die folgenden Ziele: (1) Erkennen der Bedeutung der Gewinn- und Verlustrechnung für den handelsrechtlichen Jahresabschluss -› vgl. Abschnitt 12.2, S. 314 (2) Wissen über die wesentlichen Regelungen bzgl. der Erfolgsrechnung nach deutschem HGB und nach IFRSs -› vgl. Abschnitt 12.2, S. 314 (3) Kenntnis über das Gesamtkosten- und Umsatzkostenverfahren, insbesondere bei Bestandsveränderungen -› vgl. Abschnitt 12.2, S. 314 (4) Wissen über die Voraussetzungen zum Realisieren von Umsatz nach IAS 18 -› vgl. Abschnitt 12.3, S. 324 12.1 Regelungen zur Gewinn- und Verlustrechnung (Regulations on Statement of Comprehensive Income) Die Gewinn- und Verlustrechnung (statement of comprehensive income) ist eines der nach IAS 1.10 vorgeschriebenen Financial Statements und nach §§ 242 Abs. 3 und 264 Abs. 1 HGB Bestandteil des handelsrechtlichen Jahresabschlusses. Die Gewinn- und Verlustrechnung stellt den Erträgen die Aufwendungen gegenüber und ermittelt so den Erfolg eines Unternehmens für eine Abrechnungsperiode. Positiver Periodenerfolg ist ein Gewinn, negativer Periodenerfolg ist ein Verlust. Nach 313 <?page no="313"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung dem Framework -› vgl. F.74 unterscheidet man bei Erträgen (income) zwischen solchen aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit (revenue) und außergewöhnlichen Erträgen (gain), z. B. aus Neubewertungen. Der Begriff Erfolgsrechnung und Profit and Loss Statement sind Synonyme für die Gewinn- und Verlustrechnung. Zur Bestimmung der Werte für die Gewinn- und Verlustrechnungspositionen wird das Profit and Loss Account geführt. Oftmals wird es wegen der Zusammenfassung aller Erträge und Aufwendungen auch als P&L Summary Account bezeichnet. Die Regelungen gem. IFRSs beziehen sich auf: (1) Den Inhalt des Statement of Comprehensive Income -› vgl. IAS 1.82ff. Die anzuwendende Methode (2): IAS 1.102 zeigt das Gesamtkostenverfahren (nature of expense format), IAS 1.103 zeigt die Struktur des Umsatzkostenverfahrens (cost of sales format). IAS 18 behandelt Revenue und gibt an, unter welchen Bedingungen er auszuweisen ist. (3) Der Ausweis von gewinnabhängigen Steuern und deren Ausweis sind in IAS 12 beschrieben. (4) Die Kennzahl Ergebnis je Aktie (earnings per share) wird in IAS 33 definiert. Wird die Performance eines Unternehmens durch die Kennzahl EPS dargestellt, muss sie nach IAS 33 berechnet werden. Nach deutschem HGB bestehen im Wesentlichen strukturelle Vorschriften: (1) Die Struktur der Gewinn- und Verlustrechnung wird nach § 275 Abs. 2 oder 3 HGB größen- und rechtsformabhängig beschrieben. Dabei wird ebenfalls zwischen Gesamtkostenverfahren und Umsatzkostenverfahren unterschieden. Erleichterungen zeigt der § 276 HGB auf. (2) Nach § 297 Abs. 1 HGB ist für den Konzernabschluss eine Konzern- Gewinn- und Verlustrechnung aufzustellen. (3) Sonderregelungen zu den Posten der Gewinn- und Verlustrechnung regelt § 277 HGB. (4) § 278 HGB regelt, dass Steuern vom Einkommen und Ertrag (EE-Steuern) von der Gewinnverwendung abhängig ausgewiesen werden müssen. Nach § 249 Abs. 2 HGB gilt, dass für die Steuern vom Einkommen und Ertrag (income tax) eine Rückstellung zu bilden ist. 12.2 Aussage aus der Gewinn- und Verlustrechnung (Content of Statement of Comprehensive Income) Die Gewinn- und Verlustrechnung zeigt den Erfolg eines Unternehmens für eine Abrechnungsperiode. Man erkennt die wesentlichen Ertrags- und Aufwandsarten. Um zu verstehen, wie ein Unternehmen funktioniert und welches die Quellen seines Erfolgs sind, wird die Gewinn- und Verlustrechnung analysiert. Nach dem Umsatzkostenverfahren werden die Aufwendungen und Erträge einzelnen Produkten, Märkten und Absatzbereichen (zusammen: Marktsegmenten) zugewiesen, so dass für einzelne Unternehmensbereiche ihr Beitrag zum Periodenerfolg sichtbar wird. Produktionsprogramm- Entscheidungen lassen sich aufgrund der Analyse der Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren treffen. Die Gewinn- und Verlustrechnung wird in 314 <?page no="314"?> 12.2 Aussage aus der Gewinn- und Verlustrechnung vielen Unternehmen für internes Reporting verwendet, insbesondere wenn sie nach dem Umsatzkostenverfahren aufgestellt wurde. Die Gewinn- und Verlustrechnung verwendet grundsätzlich periodisierte Erfolgsgrößen. Eine Maschine, die in einem Jahr angeschafft wird, wird nicht durch ihre Anschaffungsauszahlung in der Erfolgsrechnung berücksichtigt, sondern belastet über jährliche Abschreibungen das Periodenergebnis während ihrer Nutzungsdauer. Für den Ausweis von Aufwand und Ertrag ist die Periode relevant, für die Erträge und Aufwand tatsächlich angefallen sind. Werden sie durch die Buchhaltung anders erfasst, findet eine Periodenabgrenzung statt. Die Riegelsberg AG erwirbt am 1.07.20X4 Anleihen im Nennwert von 200.000,00 EUR eines internationalen Konzerns. Die Anleihen (bonds) sind festverzinslich und führen zu einer Zinszahlung von 9,4 % auf den Nennbetrag jeweils am 31.03. eines Geschäftsjahrs. Beim Erwerb der Anleihen über die Hausbank der Riegelsberg AG sind die Zinsen für den Zeitraum April, Mai und Juni 20X4 an den Verkäufer zu zahlen (cum interest transaction). Gleichzeitig entsteht ein Zinsanspruch i.H.v. 18.800,00 EUR, der am 31.03.20X5 fällig wird. Die Riegelsberg AG bucht den Kauf einschließlich der Zinszahlungen an den Verkäufer: DR Investment Bond ......................... 200.000,00 EUR DR Interest Revenue ....................... 4.700,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 204.700,00 EUR Die im nächsten Jahr an die Riegelsberg AG zu zahlenden Zinsen i.H.v. 18.800,00 EUR sind zu 9/ 12 Ertrag für 20X4, obwohl sie in 20X5 ausgezahlt werden. Die Riegelsberg AG bucht deshalb 18.800 · 3 / 4 = 14.100,00 EUR. DR Deferred Income (20X4) ............... 14.100,00 EUR CR Interest Revenue (20X4) .............. 14.100,00 EUR Die nicht voraus gezahlten Zinsen (daher die Sollbuchung im Deferred Income Account) sind eine Abgrenzung der zukünftigen Zinsforderung. Der Zinsertrag wird in 20X4 mit 14.100 - 4.700 = 9.400,00 EUR ausgewiesen. Er entspricht den Zinseinkünften für das Halbjahr, indem die Anleihen während des Geschäftsjahrs 20X4 gehalten werden. In dem Beispiel haben jedoch die Zahlungen für die Zinsen z.T. in 20X4 für den Verkäufer zum Erwerbszeitpunkt und in 20X5 als regelmäßige Zinsauszahlung stattgefunden. In der Fachsprache der Betriebswirtschaft sind die Begriffe Ertrag und Erlös zu differenzieren. Erträge (revenue) stellen das Gegenteil von Aufwand (expense, häufig auch cost) dar, sie sind der monetär bewertete Wertzuwachs eines Unternehmens oder „a measure of the inflow of economic benefits arising from ordinary activities of a business“. Typische Erträge resultieren aus Produktverkäufen, Gebühren für Dienstleistungen, Mitgliedsbeiträgen eines Clubs oder sind Zinserträge eines Gläubigers (vgl. z. B. McLaney/ Atrill [2010]). IAS 18.7 definiert Revenue gleichsinnig, jedoch präziser: „Revenue is the gross inflow of economic benefits during the period arising in the course of the ordinary activities of an enterprise when those inflows result in increases in equity, other 315 <?page no="315"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung than increases relating to contributions from equity participants“. Es wird explizit darauf abgestellt, dass Einlagen der Anteilseigner kein Revenue darstellen. Ebenso können nach IAS 18.8 keine Erträge im Namen Dritter (on behalf of third parties) als Revenue gezeigt werden. Dagegen ist der Erlös ein Zahlungsanspruch, den ein Unternehmen z. B. durch die Veräußerung von Waren oder Dienstleistungen erwirbt. Häufig steht in dem Statement of Comprehensive Income als erste Größe der Erlös (proceeds, sales) bzw. Umsatz (turnover) als Nettowert. Er ist das Produkt aus Preis mal Menge der verkauften Produkte und Dienstleistungen. Teilweise wird der Begriff Sales Revenue oder nur Sales verwendet, wenn es sich um einen Verkaufserlös nur aus Produkten handelt. Werden nachfolgend z. B. Rabatte (discount) abgezogen, wird für den verbleibenden Betrag der Ertragsbegriff verwendet. Der Ertrag nach Abzug der Materialaufwendungen heißt Rohertrag (gross revenue). Typische Erträge, die in dem Statement of Comprehensive Income gezeigt werden, sind: (1) Umsatz aus Leistungen (revenue), (2) Aktivierte Eigenleistungen (work capitalised) - sie entstehen, wenn ein Produkt hergestellt und selbst genutzt wird, (3) Bestandsveränderungen (changes in inventory) - beim Gesamtkostenverfahren sind Bestandsveränderungen zu berücksichtigen, die dadurch entstehen, dass die Produktionsmenge die Absatzmenge übersteigt. Damit steigt der Lagerbestand fertiger Erzeugnisse oder von Halbfertigfabrikaten - (4) sonstige Leistungen (other income) - sonstige Leistungen beziehen sich auf außergewöhnliche Erfolgsbestandteile, z. B. Veräußerungsgewinne. Typische Aufwendungen, die in der Gewinn- und Verlustrechnung zu zeigen sind, sind: (1) Materialaufwand (materials), (2) Lohnaufwand (labour, employee benefits), (3) Abschreibungen (depreciation), (4) sonstige Aufwendungen (other expenses), (5) Zinsen (interest) und (6) Aufwand für Steuern vom Einkommen und Ertrag (income tax expenses). Die Struktur des Statement of Comprehensive Income wird in IAS 1.82 geregelt und wurde in Kapitel 6.3 -› vgl. S. 126 behandelt. Im Gegensatz dazu schreibt der § 275 Abs. 2 oder 3 HGB für alle Kapitalgesellschaften ein detailliertes Gliederungsschema vor. Absatz 2 nach dem Gesamtkostenverfahren, Absatz 3 nach dem Umsatzkostenverfahren. Für die Gewinn- und Verlustrechnung sind nach IAS 1.99 bzw. nach § 275 HGB zwei Methoden zulässig: (1) das Gesamtkostenverfahren -› S. 317 und (2) das Umsatzkostenverfahren -› vgl. S. 317 . Beide Verfahren führen grundsätzlich zum selben Ergebnis. Die Werte sind nach beiden Verfahren gleich, wenn sich keine Bestandsveränderungen ergeben, d. h. wenn die Absatzmenge der Produktionsmenge entspricht. Stimmen die Mengen nicht überein, dann ergeben sich bei dem Gesamtkostenverfahren und dem Umsatzkostenverfahren unterschiedliche Zwischenwerte, jedoch bleibt der resultierende Erfolg gleich. Es ist für die Bestimmung des Periodenerfolgs nicht relevant, welche Methode angewendet wird. Die Methoden werden an einem einfachen Zahlenbeispiel demonstriert. 316 <?page no="316"?> 12.2 Aussage aus der Gewinn- und Verlustrechnung Die Nonnweiler GmbH hat in 20X8 100 Erzeugnisse zu jeweils 8.000,00 EUR hergestellt, von denen sie 60 zu 12.000,00 EUR/ Stk. verkauft hat. Die Steuern vom Einkommen und Ertrag betragen vereinfacht 30 %. Bei der Nonnweiler GmbH übersteigt die Produktionsmenge die Absatzmenge, es werden Bestände an Fertigerzeugnissen aufgebaut. (1) Gesamtkostenverfahren (Nature of Expense Format) Beim Gesamtkostenverfahren werden alle Aufwendungen einer Periode berücksichtigt. Dies schließt auch den Aufwand ein, der zur Herstellung von Gütern geführt hat, die bisher nicht verkauft wurden. Gleichzeitig werden die Bestandsveränderungen an fertigen und halbfertigen Erzeugnissen als Umsatz berücksichtigt, so dass ertragsseitig der Aufwand für noch am Lager befindliche Erzeugnisse kompensiert wird. Die Abbildung 12.1 zeigt für das Beispiel die Gewinn- und Verlustrechnung. (DR)CR [EUR] Revenue (60 · 12.000,00) 720.000,00 Changes in inventory (40 · 8.000,00) 320.000,00 1.040.000,00 less: Cost of conversion (100 · 8.000,00) (800.000,00) Earnings before tax (EBT) 240.000,00 less: Taxation (30%) (72.000,00) Profit for the period (EAT) 168.000,00 Nonnweiler GmbH's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X8 Abbildung 12.1: Gewinn- und Verlustrechnung der Nonnweiler GmbH für 20X8 nach dem Gesamtkostenverfahren (2) Umsatzkostenverfahren (Cost of Sales Format) Beim Umsatzkostenverfahren werden nur Aufwendungen berücksichtigt, die für die Verkaufsmenge angefallen sind. Aufwendungen für Erzeugnisse, die hergestellt, aber nicht verkauft wurden, werden nicht als Aufwand gezeigt. Sie werden in die nachfolgenden Perioden, in denen die Erzeugnisse verkauft werden, verschoben. Da das Umsatzkostenverfahren eine Differenzierung nach einzelnen Produkten oder Produktgruppen zulässt, können daraus produktspezifische Erfolgsinformationen abgeleitet werden. Für das Beispiel der Nonnweiler GmbH ist die Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren in Abbildung 12.2 -› vgl. S. 318 dargestellt. Die Differenzierung nach einzelnen Produktgruppen wird an dem Beispiel der Nonnweiler GmbH nicht erkennbar, da sie nur ein Produkt herstellt. Die Verfahren werden im Weiteren an der Fallstudie Sunny AG vertieft. 317 <?page no="317"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung (DR)CR [EUR] Revenue (60 · 12.000,00) 720.000,00 less: Cost of goods sold (60 · 8.000,00) (480.000,00) Earnings before tax (EBT) 240.000,00 less: Taxation (30%) (72.000,00) Profit for the period (EAT) 168.000,00 Nonnweiler GmbH's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X8 Abbildung 12.2: Gewinn- und Verlustrechnung der Nonnweiler GmbH für 20X8 nach dem Umsatzkostenverfahren Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat in 20X5 das folgende Statement of Comprehensive Income nach dem Gesamtkostenverfahren ausgewiesen: 20X5 20X4 [EUR] [EUR] Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized 8.350.000,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortisation expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (17.488,17) (17.874,10) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 833.311,83 832.925,90 Income tax expenses (251.451,85) (251.335,39) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 581.859,99 581.590,51 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X5 Abbildung 12.3: Statement of Comprehensive Income der Sunny AG für 20X5 nach dem Gesamtkostenverfahren 318 <?page no="318"?> 12.2 Aussage aus der Gewinn- und Verlustrechnung Da das Unternehmen gleich viele Produkte verkauft wie hergestellt hat, entsteht keine Bestandsveränderung an fertigen oder halbfertigen Erzeugnissen. Würde die Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren aufgestellt, würde sich nur eine Umrechnung der Aufwandsarten ergeben. Bei Änderung der Absatzmenge werden die Unterschiede zwischen den Verfahren deutlich: Im Geschäftsjahr 20X6 konnte die Sunny AG von den hergestellten Workstations nur 70 % verkaufen. Daraus ergibt sich eine Bestandsveränderung i.H.v. 450 Workstations, bewertet zu Anschaffungs- und Herstellungskosten. Die Bewertung der Produkte findet nicht wie in der Kostenrechnung unter Berücksichtigung einer innerbetrieblichen Leistungsverrechnung und/ oder auf Teilkostenebene statt. Vielmehr werden die Aufwendungen der Bereiche Konfiguration und Montage auf die Produkte im Verhältnis ihrer Inanspruchnahme der Ressourcen zugerechnet. Das Vorgehen entspricht dem einer Maschinenstundensatzrechnung, nur findet sie hier im Rahmen des Financial Accounting auf Unternehmensebene und bezogen auf den Aufwand statt (vgl. zu den genannten Kostenrechnungsansätzen K ILGER / P AMPEL / V IKAS [2012]). In der Konfiguration werden insgesamt 22.500 Stunden geleistet. Sowohl die PCs als auch die Workstations werden mit einer Menge von 1.500 Stück hergestellt. Jede Workstation wird in der Konfiguration zehn Stunden bearbeitet. Der Konfigurationsaufwand beträgt 650.000,00 EUR und enthält Personal- und Abschreibungsaufwand, sowie sonstige Kosten. Die Konfiguration gibt keine Leistung an andere Bereiche ab. Der den Workstations anzulastende Aufwand beträgt 650.000,00 EUR. In der Montage sind es 210.000,00 EUR, da jede Workstation in der Montage drei Stunden bearbeitet wird. Die Materialkosten, die den Workstations zugerechnet werden, betragen pro Stück 1.350,00 EUR, für 1.500 Workstations entsprechend 2.025.000,00 EUR. Materialaufwand 2.025.000,00 EUR Konfigurationsaufwand 650.000,00 EUR Montageaufwand 210.000,00 EUR Summe 2.885.000,00 EUR Die Werte sind bereits in Zusammenhang mit dem Manufacturing Summary Account erläutert worden und werden hier nicht noch einmal vorgetragen. Es wird im Weiteren nur auf die Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG abgestellt. Die Herleitung der Beträge stimmt mit denjenigen, die in Kapitel 9.2.3 -› vgl. S. 231 vorgetragen wurden, exakt überein. Die Anschaffungs- und Herstellungskosten (cost of acquisition and cost of conversion, häufig auch: cost of manufacturing) für 450 Workstations betragen davon 30 %, mithin: 865.500,00 EUR. Die Anschaffungs- und Herstellungskosten repräsentieren den Aufwand, der der Sunny AG für die Herstellung der Workstations entsteht. Sie enthalten keinen Gewinnbestandteil. Sie werden in der Abbildung 12.4 -› vgl. S. 320 als Bestandsveränderung dargestellt. Nach dem Umsatzkostenverfahren werden diejenigen Aufwendungen von den Erträgen subtrahiert, die für Dienstleistungen und/ oder Erzeugnisse angefallen sind, die in der Abrechnungsperiode verkauft wurden. Das Umsatzkostenverfahren erfordert die Bestimmung der den Produkten (Produktgruppen) oder Marktsegmenten zuzurechnenden Aufwendungen. Technisch werden dafür Ergebnisobjekte angelegt, auf die Ertrag und Aufwand gebucht werden. Für die Sunny AG werden hier die Erträge und Aufwendungen nachträglich zugeordnet. Das Unternehmen stellt drei Produkte her: Workstations (WOR), Personal Computer (PCs) und Service-Dienstleistungen (SER). Der Erträge der Produkte können der Umsatzberechnung entnommen werden, die für die Geschäftsjahre 20X1 bis 20X6 gilt. Sie wird in Abbildung 12.5 -› vgl. S. 320 gezeigt. 319 <?page no="319"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung 20X6 20X5 [EUR] [EUR] Revenue 7.225.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress 865.500,00 Work performed by the entity and capitalized 8.090.500,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortisation expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (17.077,92) (17.488,17) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 574.222,08 833.311,83 Income tax expenses (173.271,51) (251.451,85) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 400.950,57 581.859,99 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X6 Abbildung 12.4: Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X6 nach dem Gesamtkostenverfahren und bei einer positiven Bestandsveränderung um 450 Workstations Amount Unit price Output PCs [p] 1.500 [EUR/ p] 1.200,00 Workstations [p] 1.500 [EUR/ p] 2.500,00 Service [h] 40.000 [EUR/ h] 70,00 Net proceeds [EUR] 8.350.000,00 Sunny AG's REVENUE PLANNING for 20X1 ... 20X6 Abbildung 12.5: Umsatzberechnung der Sunny AG für 20X1 bis 20X6 Die Aufwandsarten der Sunny AG werden wie in Abbildung 12.6 -› vgl. S. 321 den Bereichen (departments) zugeordnet. In der Kostenrechnung werden die Organisationsbereiche Kostenstellen genannt, hier wird jedoch allgemein von Department gesprochen. Addiert man den Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung, die in Abbildung 12.3 -› vgl. S. 318 dargestellt wird, erhält man ebenfalls die Summe 7.499.200,00 EUR: 320 <?page no="320"?> 12.2 Aussage aus der Gewinn- und Verlustrechnung Department Expense [EUR] Configuration 975.000,00 Assembling 350.000,00 Service 2.250.000,00 Energy 44.200,00 Office building 300.000,00 Stocks 80.000,00 Management 200.000,00 Coordination 200.000,00 Consulting 100.000,00 4.499.200,00 Materials 3.000.000,00 Total 7.499.200,00 Sunny AG's ALL DEPARTMENTS' EXPENSES for year ended 31.12.20XX Abbildung 12.6: Departments der Sunny AG und deren Aufwandsarten für die Geschäftsjahre 20X1 bis 20X6 Nur der Aufwand der Bereiche Konfiguration, Montage und Material wird in der Fallstudie den Produkten direkt zugerechnet. Es findet eine proportionale Zurechnung nach der zeitlichen Inanspruchnahme der Ressourcen statt. Die Bearbeitungszeiten der Produkte Workstation und PC stammen aus den Arbeitsplänen der Sunny AG. Die Konfigurationsaufwendungen werden entsprechend im Verhältnis 1.500 10 : 1.500 5 zwischen den Workstations und PCs aufgeteilt. Der Faktor 1.500 repräsentiert die Stückzahlen der Produkte, die in dem Beispiel übereinstimmen. Zehn bzw. fünf ist die Bearbeitungszeit pro Erzeugnis in h/ Stk. Die Montageaufwendungen werden im Verhältnis 3 : 2 aufgeteilt. Die Serviceaufwendungen werden direkt dem Produkt Service zugerechnet. Die Materialkosten für einen PC betragen 650,00 EUR und für eine Workstation 1.350,00 EUR. Daraus ergibt sich die Aufwandszuordnung zu Produkten und Unternehmensbereichen der Sunny AG wie in Abbildung 12.7. Zinsaufwand wird nicht den Departments zugeordnet, weil er für die Sunny AG insgesamt anfällt. Department for WOR for PC for SER not for a single product Total Configuration 650.000,00 325.000,00 975.000,00 Assembling 210.000,00 140.000,00 350.000,00 Service 2.250.000,00 2.250.000,00 Engergy 44.200,00 44.200,00 Office building 300.000,00 300.000,00 Logistics 80.000,00 80.000,00 Management 200.000,00 200.000,00 Coordination 200.000,00 200.000,00 Consulting 100.000,00 100.000,00 4.499.200,00 Material 2.025.000,00 975.000,00 3.000.000,00 Total 2.885.000,00 1.440.000,00 2.250.000,00 924.200,00 7.499.200,00 Sunny AG's COST ALLOCATION [DEPARTMENTS to PRODUCTS] Abbildung 12.7: Aufwandszurechnung zu Produkten der Sunny AG 321 <?page no="321"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung Die Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X6 nach dem Umsatzkostenverfahren ist in Abbildung 12.8 wiedergegeben. Sie enthält eine Aufwandsstruktur, die zurechenbaren Cost of Sales für Workstations, PCs und Servicestunden sowie die weiteren nicht Produkten zurechenbaren Aufwendungen. 20X5 20X4 [EUR] [EUR] Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income 0,00 0,00 8.350.000,00 8.350.000,00 Cost of sales for WOR, PC, and Service (6.575.000,00) (6.575.000,00) Energy expenses (44.200,00) (44.200,00) Office Building expenses, logistics (380.000,00) (380.000,00) Management and administration (500.000,00) (500.000,00) Finance costs (17.488,17) (17.874,10) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 833.311,83 832.925,90 Income tax expenses (251.451,84) (251.335,39) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 581.859,99 581.590,51 SUNNY AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X5 Abbildung 12.8: Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X5 nach dem Umsatzkostenverfahren Der Vorteil des Umsatzkostenverfahrens ist eine Differenzierung in einzelne Produkte: Es wird hier nach PCs, Workstations und Servicestunden differenziert. Im Beispiel der Sunny sind die Erfolgsbeiträge der Produkte im Geschäftsjahr 20X5 in Abbildung 12.9 dargestellt. WOR PC SERVICE Total Revenue 3.750.000,00 1.800.000,00 2.800.000,00 8.350.000,00 C.o.S. (2.885.000,00) (1.440.000,00) (2.250.000,00) (6.575.000,00) Contribution margin 865.000,00 360.000,00 550.000,00 1.775.000,00 Abbildung 12.9: Deckungsbeiträge der Produkte der Sunny AG für 20X5 Die Sunny AG soll ebenfalls wie im vorherigen Kapitel eine Erfolgsrechnung für den Fall aufstellen, dass in 20X6 30 % der hergestellten Workstations noch nicht verkauft wurden. Die Revenue und Cost of Sales Werte ändern sich dadurch in der Spalte WOR der Abbildung 12.10 -› vgl. S. 323. Bei noch nicht verkauften 30 % der Workstations sieht die Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X6 wie in Abbildung 12.11 -› vgl. S. 323 gezeigt aus. Das Ergebnis aus Abbildung 12.11 stimmt mit demjenigen aus Abbildung 12.4 -› vgl. S. 320 überein. Das Umsatzkostenverfahren entspricht dem Matching Principle. Wenn die Absatzvon der Produktionsmenge abweicht, ordnet das Umsatzkostenverfahren dem Ergebnis nur Aufwendungen 322 <?page no="322"?> 12.2 Aussage aus der Gewinn- und Verlustrechnung WOR PC SER Total Revenue 2.625.000,00 1.800.000,00 2.800.000,00 7.225.000,00 C.o.S. (2.019.500,00) (1.440.000,00) (2.250.000,00) (5.709.500,00) Contribution Margin 605.500,00 360.000,00 550.000,00 1.515.500,00 Abbildung 12.10: Deckungsbeiträge der Sunny AG für 20X6 bei reduzierter Absatzmenge der Workstations 20X6 20X5 [EUR] [EUR] Revenue 7.225.000,00 8.350.000,00 Other income 0,00 0,00 7.225.000,00 8.350.000,00 Cost of sales for WOR, PC, and Service (5.709.500,00) (6.575.000,00) Energy expenses (44.200,00) (44.200,00) Office building expenses, logistics (380.000,00) (380.000,00) Management and administration (500.000,00) (500.000,00) Finance costs (17.077,92) (17.488,17) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 574.222,08 833.311,83 Income tax expenses (173.271,51) (251.451,85) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 400.950,57 581.859,99 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X6 Abbildung 12.11: Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X6 bei geringerer Absatzmenge der Workstations zu, die dem Umsatz entsprochen haben. Das Gesamtkostenverfahren zeigt im Vergleich dazu bei der gleichen Situation Aufwand, dem erst später Erträge folgen. Online-Übungen: Vennemann (Ü 12.1). Online-Übungen: Jongo (Ü 12.2). Online-Übungen: Dobongsan (Ü 12.3). 323 <?page no="323"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung Online-Übungen: Parow (Ü 12.5). Online-Übungen: Laupendahl (Ü 12.5). 12.3 Buchen von Erträgen gem. IAS 18 (Accounting of Revenue along IAS 18) In IAS 18 werden Erträge behandelt. Es wird die Höhe des Ertrags und die Frage der Zuordnung zu Geschäftsvorfällen geregelt. Es wird bestimmt, wann ein Ertrag realisiert ist. Ein Ertrag wird zum Fair Value bewertet, IAS 18.9: „Revenue should be measured at the fair value of the consideration received or receivable.“ In der Regel ist davon auszugehen, dass die Bewertung zu Fair Value durch Verhandlung oder einen Vertrag zwischen den Parteien erfüllt ist. Besteht eine zeitliche Verzögerung für den Erlös -› vgl. auch Kapitel 7, S. 159 , muss die Zahlung auf den Ertragszeitpunkt diskontiert werden. Als Diskontierungszinssatz zur Bestimmung des Barwerts (present value) wird der Marktzins verwendet. Nach IAS 18.29f. ist die Differenz zwischen dem diskontierten Erlös und der verspäteten Zahlung als Zinsertrag in der Gewinn- und Verlustrechnung periodengerecht auszuweisen. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG verkauft im Geschäftsjahr 20X6 an einen Großkunden 300 PCs. Für den Bruttobetrag i.H.v. 300 1.200 120 % = 432.000,00 EUR wird ein Zahlungsziel von einem Jahr vereinbart. Die verspätete Zahlung stellt gegenüber dem Großkunden einen Rabatt dar. Der Diskontierungszinssatz beträgt 8,0 %. Die Sunny AG bucht den diskontierten Ertrag für die PCs in 20X6 auf das Jahr 20X6 und eine Forderung in der Höhe des Bruttoerlöses. Die Differenz ist als Zinsertrag in 20X6 zu zeigen und wird gleichzeitig als Rabatt vom Nettoumsatz abgezogen. Die Diskontierung des Bruttobetrags ergibt 432.000/ (1 + 8 %) = 400.000,00 EUR. Die Buchung des Zinsertrags i.H.v. 32.000 EUR findet in 20X6 statt, weil der Vertrag zu diesem Zeitpunkt geschlossen wird und die Zinsen für diesen Zeitraum anfallen. Der Ertrag aus Zinsen wird vor der Zahlung realisiert. Die Umsatzsteuer fällt i.H.v. 72.000,00 EUR an. Im Ergebnis ist der Nettoumsatz i.H.v. 360.000,00 EUR wegen der gewährten verspäteten Zahlung als operating Revenue aus dem Verkauf (328.000,00 EUR) und Interest Revenue (32.000,00 EUR) aufgeteilt. DR A/ R ......................................... 432.000,00 EUR CR VAT ......................................... 72.000,00 EUR CR Revenue (operating) ................... 328.000,00 EUR CR Interest Revenue ....................... 32.000,00 EUR 324 <?page no="324"?> 12.3 Buchen von Erträgen gem. IAS 18 Der Buchungssatz zeigt, dass der Ertrag aus dem Verkauf der PCs geschmälert wurde. Statt 360.000,00 EUR wurden nur 328.000,00 EUR gebucht. Die Differenz stellt den gewährten Rabatt dar, der 32.000,00 EUR beträgt. In der Gewinn- und Verlustrechnungs-Struktur würde sich der Vorgang wie in Abbildung 12.12 dargestellt zeigen. Dafür werden die Cost of Sales des PC mit 960,00 EUR/ Stk. berechnet. (Der Betrag kann aus Abbildung 12.9 -› vgl. S. 322 abgeleitet werden, indem die C.O.S. durch die Stückzahl 1.500 dividiert werden.) 20X6 [EUR] Sales 360.000,00 Discount allowed (32.000,00) Revenue after discount 328.000,00 Cost of sales for PC (300 · 960) (288.000,00) 40.000,00 Interest revenue 32.000,00 Contribution margin for order 72.000,00 ORDER CALCULATION Abbildung 12.12: GuV-Struktur für den Verkauf auf Ziel von 300 PCs an einen Großkunden Die Forderung wird im nächsten Jahr ausgeglichen und die Sunny AG bucht: DR Cash/ Bank ................................. 432.000,00 EUR CR A/ R ......................................... 432.000,00 EUR Für das Berücksichtigen von einem Ertrag aus dem Verkauf von Gütern müssen nach IAS 18.14 die folgenden Bedingungen erfüllt sein „Revenue from the sale of goods shall be recognised when all the following conditions have been satisfied: (a) the entity has transferred to the buyer the significant risks and rewards of ownership of the goods; (b) the entity retains neither continuing managerial involvement to the degree usually associated with ownership nor effective control over the goods sold; (c) the amount of revenue can be measured reliably; (d) it is probable that the economic benefits associated with the transaction will flow to the entity; and (e) the costs incurred or to be incurred in respect of the transaction can be measured reliably.“ Wird eines der Kriterien nicht erfüllt, kann kein Umsatz gebucht werden, d. h. weder der Umsatz noch der Aufwand dürfen in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen werden, so dass in Fällen, in denen wesentliche Eigentumsrisiken beim Verkäufer bleiben, der Ertrag nicht angesetzt werden darf. Hierzu folgt ein Beispiel aus der Sunny AG-Fallstudie: 325 <?page no="325"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG soll für einen Kunden ein Netzwerk installieren, für das eine Workstation als Server und 20 PCs als Clients vorgesehen sind. Die Sunny AG liefert am 30.12.20X6 alle Computer und soll das Netzwerk im kommenden Januar installieren. Die PCs und die Workstation können erst im nachfolgenden Geschäftsjahr durch Erbringen von Serviceleistungen zu einem Netzwerk konfiguriert werden. Die Sunny AG kann hier wegen IAS 18.15 den Ertrag erst in 20X7 zeigen, weil es im vorherigen Jahr nicht möglich ist, dass Netzwerk und die Funktionsfähigkeit seiner Komponenten zu prüfen. Auch wenn die einzelnen PCs stand alone arbeitsfähig sind, ist ihr Beitrag zu dem Funktionieren des Computernetzes nicht festzustellen. Der Vertrag bestimmt jedoch das Installieren des kompletten Netzwerks. Ähnlich wie bei Assets verhält sich die Erlöszurechnung bei Dienstleistungen nach IAS 18.20 und bei Nutzenentgelten nach IAS 18.29. 12.4 Fertigungsaufträge nach IAS 11 (Construction Contracts along IAS 11) Unter einem Construction Contract versteht man nach IAS 11.3: „A construction contract is a contract specifically negotiated for the construction of an asset or a combination of assets that are closely interrelated or interdependent in terms of their design, technology and function or their ultimate purpose or use.“ Bei einem Fertigungsauftrag, der über mehrere Abrechnungsperioden erfüllt wird, stellt sich die Frage nach dem zeitlichen Ausweis von Erträgen in der Gewinn- und Verlustrechnung. Ist dagegen der Auftrag vertraglich auf mehrere Teilaufträge aufgeteilt, wird jeder Teilauftrag einzeln behandelt, i.d.R. besteht dann kein Problem bei der Zurechnung auf einzelne Abrechnungsperioden. Für langfristige Fertigungsaufträge, z. B. im Anlagenbau, schreibt IAS 11.22ff. die Buchung des Erlöses nach dem Leistungsfortschritt (percentage of completion method) vor. Das Beispiel nach Lüdenbach/ Hoffmann [2012] zeigt die Anwendung der Percentage of Completion Method: Die Gremmendorf GmbH erstellt auf eigenen Grundstücken schlüsselfertige Eigentumswohnungen mit einem Gesamtumsatzvolumen von 10.000.000,00 EUR. In 20X1 werden sämtliche Verträge mit den Erwerbern geschlossen. Der Vertrieb erhält hierfür in 20X1 eine Verkaufsprovision von 20 % (= 2.000.000,00 EUR). In 20X1 wird außerdem das Grundstück für 1.000.000,00 EUR angeschafft. In 20X2 wird das Gebäude, in dem sich die Wohneinheiten befinden, zu 50 % bei Kosten von 3.000.000,00 EUR fertig gestellt. In 20X3 entstehen noch einmal 3.000.000,00 EUR Kosten und es erfolgen Fertigstellung und Abnahme der Wohnungen. Insgesamt sind bei einem Erlös von 10.000.000,00 EUR Kosten von insg. 9.000.000,00 EUR angefallen, so dass das Gesamtergebnis der Gremmendorf GmbH für das Projekt 1.000.000,00 EUR beträgt. 326 <?page no="326"?> 12.5 Ausweis von Steuern vom Einkommen und Ertrag nach IAS 12 Nach IAS 11.22ff. wird in jedem Jahr 1/ 3 des Umsatzes als Ertrag gebucht, da die Aufwendungen hier in 20X1, 20X2 und in 20X3 jeweils i.H.v. 3.000.000,00 EUR angefallen sind. Dies entspricht jeweils einem Drittel des Gesamtaufwands. Da die Bauherren erst bei Abnahme zahlen, wird der Umsatz on credit gebucht. In allen drei Jahren bucht die Gremmendorf GmbH: DR A/ R ................................. 3.333.333,33 EUR CR Revenue ........................... 3.333.333,33 EUR Im letzten Jahr zahlen die Bauherren und die Forderung wird aufgelöst. Die Aufwandsbuchungen sind in jedem Jahr: DR Expenses .......................... 3.000.000,00 EUR CR Cash/ Bank ........................ 3.000.000,00 EUR 12.5 Ausweis von Steuern vom Einkommen und Ertrag in der Gewinn- und Verlustrechnung nach IAS 12 (Disclosure of Income Tax in the Statement of Comprehensive Income along IAS 12) Die Steuern vom Einkommen und Ertrag werden nach IAS 12 als Steuerschulden ausgewiesen. Entstehen latente Steuern sind sie ebenfalls unter der Überschrift Schulden darzustellen. Es werden nach IAS 1.54 sowohl Assets (negativ) als auch Liabilities (positiv) aus Income Tax auf der Passivseite ausgewiesen. Die Formulierung in IAS 12 bezieht sich allein auf Income Tax. Damit können dort für eine Gesellschaft mit Sitz in Deutschland nur Steuern dargestellt werden, die nach EStG oder EStR geregelt sind. Bisher ist für die Steuern vom Einkommen und Ertrag (income tax) der Gesamtsteuersatz als gegeben betrachtet worden. Im Folgenden wird das der Berechnung zugrunde liegende Steuerschema vorgestellt. In Deutschland unterliegen Einzelunternehmen und Personengesellschaften der Einkommensbesteuerung ihrer Inhaber. Dagegen wird eine Kapitalgesellschaft als Rechtspersönlichkeit anerkannt und unterliegt der Unternehmensbesteuerung. Die Unternehmenssteuern setzen sich aus der Gewerbeertragsteuer (trade tax), der Körperschaftsteuer (corporate tax) und dem Solidaritätszuschlag (German reunion tax) zusammen. Es gelten in Deutschland seit 2008 das in Abbildung 12.13 gezeigten Schema zur Unternehmensbesteuerung und die nachfolgenden Erläuterungen zur Bestimmung der einzelnen Beträge. 327 <?page no="327"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung Earnings before tax 100,00 less Trade tax (14,00) Earnings after trade tax 86,00 less Corporate tax (15%) (15,00) less German reunion tax (5,5%) (0,83) Earnings after taxes 70,18 Total of income tax 29,83 GERMAN TAX SCHEMATA Abbildung 12.13: Steuerschema einer deutschen Kapitalgesellschaft Die Ausgangsbasis der Unternehmensbesteuerung ist der Vorsteuergewinn (earnings before taxes). Der Betrag wird hier mit 100,00 GE angegeben, so dass ein Eindruck über die prozentuale Verteilung der Unternehmenssteuern vermittelt werden kann. Von dem Vorsteuergewinn wird die Gewerbeertragsteuer subtrahiert. Sie ergibt sich seit 2008 aus dem Produkt aus Steuermeßzahl (basic federal rate) und Gewerbesteuerhebesatz. Die Steuermeßzahl für den Gewerbeertrag ist für Kapitalgesellschaften einheitlich 3,5 %. Der Gewerbesteuerhebesatz ist bei Gemeinden, die eine hohe Infrastrukturleistung anbieten, z. B. in Großstätten, i.d.R. höher als bei solchen mit geringen Angeboten. In Abbildung 12.13 wird der Gewerbesteuerhebesatz mit 400 % angenommen. Der Gewerbesteuersatz beträgt 400 % · 3,5 % = 14,00 %. Der Körperschaftsteuersatz beträgt einheitlich 15 % und wird auf den Vorsteuergewinn bezogen. Die absolute Körperschaftsteuer beträgt 15,00 GE. Auf die Körperschaftsteuer wird der Solidaritätszuschlag erhoben. Der Solidaritätszuschlagssatz beträgt 5,5 %, so dass der absolute Solidaritätszuschlag gerundet 15 · 5,5 % = 0,83 GE ist. Die Möglichkeit eines Verlustabzugs nach § 10d EStG wird hier nicht behandelt (vgl. zur Unternehmensbesteuerung Scheffler [2012]). Das Unternehmen schuldet für den Anteilseigner ebenfalls die Kapitalertragsteuer (tax on capital return). Sie beträgt 25 % der Einkünfte aus Kapitalerträgen zzgl. Solidaritätszuschlag. Die Kapitalertragsteuer ist eine Einkommensteuerart und wird in ihrer Höhe über § 43a EStG geregelt. Sie zählt nicht zu den Unternehmenssteuern, da sie von der Gesellschaft, die die Dividende ausschüttet, nur geschuldet wird, jedoch nicht von der Gesellschaft erhoben wird. In dem Berechnungsschema wird die Kapitalertragsteuer mit 20 % der Bruttodividende berechnet. Dies ist deshalb erforderlich, weil die Einkünfte aus Kapitalertrag bestimmt werden sollen. Die Bruttodividende muss durch 125 % dividiert werden, um den Kapitalertrag zu berechnen. Dies entspricht einer Multiplikation mit 80 %, weil 1/ 1,25 = 0,8 ergibt. Aus Sicht des Aktionärs ist die Nettodividende ohne Solidaritätszuschlag 26,66 GE. Die Kapitalertragsteuer ist 26,66 · 25 % = 6,67 GE. Der Auszahlungsbetrag wird weiter um den Solidaritätszuschlag auf die Kapitalertragsteuer reduziert und ist: 33,33 - 6,67 · (1 + 5,5 %) = 26,30 GE. Das komplette Steuerschema bei Berücksichtigung einer Ausschüttung von 47,5 % des Jahresergebnisses ist in Abbildung 12.14 gezeigt. 328 <?page no="328"?> 12.5 Ausweis von Steuern vom Einkommen und Ertrag nach IAS 12 Earnings before tax 100,00 less Trade tax (14%) (14,00) Earnings after trade tax 86,00 less Corporate tax (15%) (15,00) less German reunion tax (5,5%) (0,83) Earnings after taxes 70,18 Total of income tax 29,83 Earnings after taxes 70,18 add Profit/ loss carried forward 0,00 less Reserves along § 150 AktG (3,51) Distributable amount 66,67 (1) Gross dividend 33,33 less Tax on capital return (25%) (6,67) less German reunion tax (5,5%) (0,37) Net dividend 26,30 (2) Earnings reserves 33,33 add Reserves along § 150 AktG 3,51 Total of flow to reserves 36,84 GERMAN TAX SCHEMATA Abbildung 12.14: Steuerschema einschließlich einer Ausschüttung für eine deutsche Aktiengesellschaft Die Abbildung 12.14 entspricht im oberen Teil der vorhergehenden. Im unteren Teil wird auf die Kapitalertragsteuer abgestellt, die von der Gewinnverwendung abhängig ist. Der zu verwendende Gewinn ist die Summe aus dem Vorsteuerergebnis und dem Gewinn- oder Verlustvortrag. Letzterer wird hier mit dem Wert Null angenommen. Für eine deutsche Aktiengesellschaft gilt § 150 AktG, nach dem 5 % des Jahresergebnisses abzüglich eines evtl. vorhandenen Verlustvortrags in die gesetzlichen Gewinnrücklagen einzustellen sind, bis die Kapital- und gesetzliche Gewinnrücklage 10 % oder einen per Satzungsbeschluss höher bestimmten Betrag erreichen. Es wird in Abbildung 12.14 von der Notwendigkeit zur Rücklagenzuführung ausgegangen und 5 % · 70,18 = 3,51 GE in die Rücklagen eingestellt. Der verbleibende zur Ausschüttung zu verwendende Betrag wird zu 50 % an die Eigenkapitalgeber ausgeschüttet. Daher beträgt die Bruttodividende (70,18 − 3, 51) · 50 % = 33,34 GE. Von der Bruttodividende werden die Kapitalertragsteuer und der darauf entfallende Solidaritätszuschlag abgezogen. Der Restbetrag wird an die Anteilseigner ausgezahlt. Die Unternehmensbesteuerung wird am Beispiel der Sunny AG vertieft. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat im Geschäftsjahr 20X1 einen Vorsteuergewinn i.H.v. 831.900,00 EUR erwirtschaftet. Der Gewerbesteuerhebesatz in Osnabrück betrage in 20X1 410 %, damit ergibt sich ein Gewerbesteuersatz von 410 % 3,5 % = 14,35 %. Die Sunny AG hat keinen Gewinnvortrag zu berücksichtigen, muss jedoch nach § 150 AktG in 20X1 ein Zwanzigstel des Jahresüberschusses in die gesetzlichen Gewinnrücklagen einstellen. 329 <?page no="329"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung Earnings before tax 831.900,00 less Trade tax (14,35%) (119.377,65) Earnings after trade tax 712.522,35 less Corporate tax (15%) (124.785,00) less German reunion tax (5,5%) (6.863,18) Earnings after taxes 580.874,18 Total of income tax 251.025,83 Earnings after taxes 580.874,18 add Profit/ loss carried forward 0,00 less Reserves along § 150 AktG (29.043,71) Distributable amount 551.830,47 (1) Gross dividend 275.915,23 less Capital income tax (25%) (55.183,05) less German reunion tax (5,5%) (3.035,07) Net dividend 217.697,12 (2) Earnings reserves 275.915,23 add Reserves along § 150 AktG 29.043,71 Total of flow to reserves 304.958,94 Sunny AG's TAX COMPUTATION for year ended 31.12.20X1 Abbildung 12.15: Bestimmung der Besteuerung für die Sunny AG für das Geschäftsjahr 20X1 Die Bestimmung der Ausschüttung wurde in Kapitel 11.2.2 -› vgl. S. 303 für das Geschäftsjahr 20X5 behandelt. Hier wird allein auf die geschuldete Kapitalertragsteuer und den Solidaritätszuschlag i.H.v. 55.183,05 + 3.035,07 = 58.218,12 EUR verwiesen, die die Sunny AG den Finanzbehörden schuldet. Die Nettodividende i.H.v. 217.697,12 EUR wird an die Aktionäre gezahlt. Online-Übungen: Eversdahl (Ü 12.4). In Fällen, in denen das Einkommen nach dem deutschen EStG vom handelsrechtlich bestimmten Einkommen abweicht, wird in der handelsrechtlichen Gewinn- und Verlustrechnung der steuerrechtlich bestimmte Steueraufwand gezeigt. In solchen Fällen sind zusätzlich Aufwendungen für latente Steuern darzustellen. Nach deutschem HGB ist in der Position 19 gem. § 275 Abs. 2 HGB oder in der Position 18 gem. § 275 Abs. 3 HGB ein latenter Steueraufwand auszuweisen. Latente Steuern werden nach HGB ähnlich wie nach IFRSs gem. des Temporary Concept bestimmt. Für aktive latente Steuern sieht § 274 Abs 1. HGB ein Wahlrecht vor. Passive latente Steuern müssen ausgewiesen werden. Die Bestimmung von latenten Steuern ist nach HGB an den Ansätzen der Bilanz ausgerichtet: „Bestehen zwischen den handelsrechtlichen Wertansätzen von Vermögensgegenständen, Schulden und Rechnungsabgrenzungsposten und ihren steuerlichen Wertansätzen Differenzen, die sich in späteren Geschäftsjahren voraussichtlich abbauen, so ist eine sich daraus insgesamt ergebene Steuerbelastung als passive latente Steuern [. . . ] in der Bilanz anzusetzen. Eine 330 <?page no="330"?> 12.5 Ausweis von Steuern vom Einkommen und Ertrag nach IAS 12 sich daraus insgesamt ergebene Steuerentlastung kann als aktive latente Steuern [. . . ] in der Bilanz angesetzt werden.“ Würde z. B. in der handelsrechtlichen Gewinn- und Verlustrechnung ein Aufwand nicht ausgewiesen werden, der steuerrechtlich zu zeigen ist, dann ist das handelsrechtlich bestimmte Ergebnis im Vergleich zum steuerrechtlichen zu hoch. Dies begründet nach IAS 12.16ff. und nach § 274 Abs. 1 HGB und unter Erfüllung der dort genannten Kriterien eine Rückstellung nach § 249 Abs. 1 HGB für latente Steuern. Eine Rückstellungsbildung dieser Art führt zu einem latenten Steueraufwand, der in der Gewinn- und Verlustrechnung auszuweisen ist. Das folgende Beispiel zeigt den Umgang mit latenten Steuern an aktivischen latenten Steuern. Die Hiltrup AG bildet am 3.01.20X1 eine Rückstellung, die nach deutschem EStG nicht zulässig ist i.H.v. 10.000,00 EUR für eine Restrukturierungsmaßnahme. Der Gesamtsteuersatz für die Hiltrup AG beträgt 30 %. Nach fünf Jahren soll die Rückstellung wieder aufgelöst werden. Die Rückstellung ist zum Nennbetrag zu berücksichtigen, d. h. es findet keine Diskontierung statt. Das Vorsteuerergebnis der Hiltrup AG ohne die Rückstellung beträgt 200.000,00 EUR. Nach Abzug der Steuern vom Einkommen und Ertrag bleibt ein Jahresüberschuss i.H.v. 140.000,00 EUR. Die steuerrechtliche Gewinn- und Verlustrechnung weist einen Betrag für die Steuern vom Einkommen und Ertrag i.H.v. 60.000,00 EUR auf. Die vereinfachte Gewinn- und Verlustrechnung der Hiltrup AG ist in Abbildung 12.16 dargestellt. 20X1 [EUR] Revenue 1.000.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized 1.000.000,00 Raw material and consumables used Employee benefits expense (800.000,00) Depreciation and amortisation expense Impairment of property, plant and equipment Other expenses Finance costs Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 200.000,00 Income tax expenses (60.000,00) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 140.000,00 Hiltrup AG's STATEMENT of COMRPEHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X1 (Taxation) Abbildung 12.16: Steuerrechtliche Gewinn- und Verlustrechnung der Hiltrup AG für 20X1 331 <?page no="331"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung Die Rückstellung für die Restrukturierung ist nur in der handelsrechtlichen Gewinn- und Verlustrechnung darzustellen. Sie führt darin zu einem Aufwand: DR Other Expenses .......................... 10.000,00 EUR CR Provision ................................. 10.000,00 EUR Wird anschließend die handelsrechtliche Gewinn- und Verlustrechnung aufgestellt, beträgt das Vorsteuerergebnis 190.000,00 EUR. Die nach IAS 12 aus der Steuerbilanz übernommenen Steuern vom Einkommen und Ertrag sind im Vergleich zum Vorsteuerergebnis zu hoch. Die Besteuerung ergäbe 190.000 · 30 % = 57.000,00 EUR. Um formal diesen Besteuerungsbetrag in der Handelsbilanz zu erreichen, wird ein latenter Steuerertrag in der Gewinn- und Verlustrechnung gebucht: DR Deferred Taxes .......................... 3.000,00 EUR CR Deferred Tax Income ................... 3.000,00 EUR Die latenten Steuern werden in der Bilanz nach IFRSs auf der Passivseite negativ ausgewiesen. Der latente Steueraufwand erscheint in der handelsrechtlichen (commercial) Gewinn- und Verlustrechnung als latenter Steuerertrag, wie Abbildung 12.17 zeigt. 20X1 [EUR] Revenue 1.000.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized 1.000.000,00 Raw material and consumables used Employee benefits expense (800.000,00) Depreciation and amortisation expense Impairment of property, plant and equipment Other expenses (10.000,00) Finance costs Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 190.000,00 Income tax expenses (60.000,00) Deferred tax income/ expense 3.000,00 Profit for the period (EAT) 133.000,00 Hiltrup AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X1 (Commercial F/ S) Abbildung 12.17: Handelsrechtliche Gewinn- und Verlustrechnung der Hiltrup AG für 20X1 Die Gründe für latenten Steuerausweis sind nicht nur formale, wie oben dargestellt wurde. Es wird hier allein demonstriert, dass die Doppik die latenten Steuern wie einen 332 <?page no="332"?> 12.5 Ausweis von Steuern vom Einkommen und Ertrag nach IAS 12 Ausgleich behandelt. Der Grund für den latenten Steuerausweis ist z. B. bei passivischer Steuerlatenz die Verpflichtung der Gesellschaft zur Bildung einer Rückstellung um überhöhte Ausschüttungen zu vermeiden. Latente Steuern stellen in diesem Fall eine Verlagerung von Steuerzahlungen in nachfolgende Geschäftsjahre dar. Sie werden deshalb auch in Höhe der zukünftig erwarteten Steuern gebildet -› vgl. § 274 Abs. 2 HGB . Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat zum Ende des Geschäftsjahrs 20X6 die Konfigurationsarbeitsplätze neu bewertet. Der Buchwert vor der Neubewertung betrug 30.000,00 EUR, der Fair Value dagegen 42.000,00 EUR. Die Neubewertung ist auf Seite 184 dargestellt. Die Restlaufzeit der Konfigurationsarbeitplätze beträgt 2 Jahre: 20X7 und 20X8. Es soll jetzt angenommen werden, dass die Sunny AG die Konfigurationsarbeitplätze am 2.01.20X7 verkauft. Der Verkaufserlös soll dem Fair Value entsprechen. Das Realisation Account ist in der nachfolgenden Abbildung 12.18 gezeigt. D Realisation C 20X7 [EUR] 20X7 [EUR] VAT 8.400,00 Bank 50.400,00 P,P,E val. 42.000,00 50.400,00 50.400,00 Abbildung 12.18: Realisation Account Da die Konfigurationsarbeitsplätze zum Fair Value verkauft wurden, entsteht handelsrechtlich kein Verkaufserlös (profit on disposal). Nach dem Abgang der Konfigurationsarbeitsplätze besteht kein Grund für das Ausweisen einer Neubewertungsrücklage und das Zeigen einer Rückstellung für latente Steuern. Die Sunny AG löst die Rückstellung auf und bucht die Rücklage in das Konto Retained Earnings: DR Provisions ................................ 3.621,00 EUR CR Deferred Tax Income ................... 3.621,00 EUR DR Revaluation Reserves .................. 8.379,00 EUR CR Retained Earnings ...................... 8.379,00 EUR Steuerrechtlich ist der Buchwert der Konfigurationsarbeitsplätze jedoch nur 30.000,00 EUR. Durch den Verkauf zu einem Preis von 50.400,00 EUR entsteht ein zu versteuernder Gewinn i.H.v. 12.000,00 EUR. Im Folgenden werden alle weiteren Geschäftsvorfälle der Sunny AG in 20X7 ausgeblendet, um auf den Abgang der Konfigurationsarbeitsplätze zu fokussieren: Die Steuer-GuV zeigt für 20X7 einen Vorsteuergewinn von 12.000,00 EUR, der auf Einkommensteuern von 12.000 30,18% = 3.621,00 EUR führt (Es wird mit dem genauen Steuersatz von 30,175% gerechnet.). Die Steuern werden im handelsrechtlichen Abschluss gebucht: DR Profit and Loss ......................... 3.621,00 EUR CR Tax Liabilities ......................... 3.621,00 EUR Durch die Übernahme der Steuern aus der Steuer-Gewinn- und Verlustrechnung zeigt die Handels- Gewinn- und Verlustrechnung trotz eines Vorsteuergewinns von Null Einkommensteuern. Als Ausgleich wird ein latenter Steuerertrag in gleicher Höhe gebucht. Dieser beträgt hier 3.621,00 EUR 333 <?page no="333"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung und wird in das Konto P&L als deferred tax income (DTI) gebucht. Zur Verdeutlichung werden in den Abbildung 12.19 und 12.20 die Konten Profit and Loss sowie das Retained Earnings Account gezeigt. D Profit and Loss Account C 20X7 [EUR] 20X7 [EUR] 0,00 0,00 0,00 Tax Liab 3.621,00 EBT (b/ d) 0,00 DTI 3.621,00 3.621,00 3.621,00 EBT (c/ d) Abbildung 12.19: Gewinn- und Verlustrechnungskonto D R/ E C c/ d 8.379,00 8.379,00 b/ d 8.379,00 RevRes Abbildung 12.20: Retained Earnings Account Zusammenfassung (Summary) Die Gewinn- und Verlustrechnung stellt den Erträgen den Aufwand einer Abrechnungsperiode gegenüber. Die Differenz ist das Periodenergebnis: der Gewinn oder Verlust der Abrechnungsperiode. Für die Gewinn- und Verlustrechnung wird in der Buchhaltung das Gewinn- und Verlustrechnungskonto (profit and loss summary account) geführt. In Produktionsunternehmen wird das Ergebnis für den Produktionsbereich im Manufacturing Summary Account, der Rohertrag im Trading Account und das Jahresergebnis im Profit and Loss Account gezeigt. Alle drei Konten ergeben zusammen die Gewinn- und Verlustrechnung. Für die Gewinn- und Verlustrechnung wird das Gesamtkostenverfahren (nature of expense method) und das Umsatzkostenverfahren (cost of sales method) unterschieden. Beide Verfahren führen zu demselben Periodenergebnis. Das Umsatzkostenverfahren entspricht dem Matching Principle. Werden in dem Jahresabschluss latente Steuern ausgewiesen, die daraus resultieren, dass das handelsrechtliche vom steuerrechtlichen Ergebnis abweicht, muss in der handelsrechtlichen Gewinn- und Verlustrechnung ein latenter Steueraufwand oder -ertrag gezeigt werden. IAS 18 legt fest, unter welchen Bedingungen ein Ertrag auszuweisen ist. Latente Steuern werden in IAS 12 geregelt. Sie stellen einen Ausgleich für handelsrechtlich zu hohe oder zu niedrige Steuern im Vergleich zum Steuerabschluss dar. 334 <?page no="334"?> Aufgaben Aufgaben (Exercises) Aufgabe 1: Manufacturing Summary Account (Exercise on Manufacturing Summary Account) Das Produktionsunternehmen Wienkötter AG stellt Drucker und Scanner her. Der Drucker wird aus einem Gehäuse, einem Netzteil, einer Tonerkartusche und einer Papierzufuhr montiert. Der Scanner enthält ein Gehäuse, eine Leseeinheit und ein Netzteil. Der Verkaufspreis für den Drucker beträgt 180,00 EUR, der Scanner kostet 198,00 EUR. Beide Werte sind brutto, die VAT rate beträgt 20 %. Die beiden Geräte durchlaufen die Bereiche Montage und Qualitätssicherung. Die Aufwendungen in der Montage betragen in 20X7 231.500,00 EUR, in der Qualitätssicherung 177.600,00 EUR. Darin sind Abschreibungen und Personalkosten eingeschlossen. Die Materialpreise für die Bauteile sind Standardpreise. Sie können der nachstehenden Tabelle entnommen werden. Material Preis, brutto Anfangs-Bestand End-Bestand Druckergehäuse 18,30 100 600 Scannergehäuse 15,60 67 467 Netzteil 6,00 523 423 Tonerbehälter 54,00 200 0 Papierzufuhr 12,60 130 630 Leseeinheit 27,90 0 400 Abbildung 12.21: Materialpreise und -bestände Während des Abrechnungszeitraums 20X7 werden 6.500 Drucker und 4.600 Scanner produziert. Es werden 6.234 Drucker und 5.110 Scanner verkauft. Der Anfangsbestand der Scanner betrug 745 Stück. Drucker waren zu Beginn von 20X7 nicht auf Lager oder in Work in Progress. Jeder Drucker wird fünf Minuten und jeder Scanner drei Minuten montiert. Die Qualitätsprüfung dauert für beide Geräte acht Minuten. Neben der Bearbeitung fällen für Verwaltung 250.000,00 EUR und für Zinsen 20.000,00 EUR an. Die Vertriebsaufwendungen betragen 12.00 EUR pro verkaufter Einheit. Erstellen Sie (1) das Manufacturing Summary Account, (2) das Trading Account, (3) das Profit and Loss Account und berechnen Sie (4) die Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren. Der Unternehmenssteuersatz beträgt 30 %. Aufgabe 2: Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren (Exercise on Statement of Comprehensive Income along Nature of Expense Format) Das Produktionsunternehmen Billerbeck AG stellt Campingtische her. Ein Tisch besteht aus einer Holztischplatte und vier Stahlfüßen. Zu Beginn des Geschäftsjahrs 20X6 sind 400 Tischbeine auf Lager. Ihr Buchwert beträgt 1,50 EUR. Es gibt keinen Anfangsbestand für die Tischplatten. Die Billerbeck AG kauft während des Abrechnungszeitraums Tischbeine und Tischplatten zu den im Folgenden genannten Bruttopreisen: - am 1.01.20X6: 400 Stück Tischbeine für 2,40 EUR/ Stk. - am 1.04.20X6: 600 Stück Tischbeine für 2,10 EUR/ Stk. 335 <?page no="335"?> 12 Gewinn- und Verlustrechnung - am 1.07.20X6: 900 Stück Tischbeine für 2,10 EUR/ Stk. - am 1.10.20X6: 500 Stück Tischbeine für 1,92 EUR/ Stk. - am 1.01.20X6: 660 Stück Tischplatten für 6,00 EUR/ Stk. Während des Geschäftsjahrs 20X6 hat die Billerbeck AG 660 Campingtische produziert und 60 % davon für 24,00 EUR/ Stk. (brutto) verkauft. Nehmen Sie für alle Materialbewegungen die Verbrauchsfolgefiktion First-in-First-out an. Es ist Lohn i.H.v. 2.700,00 EUR und Abschreibung i.H.v. 1.000,00 EUR für den Produktionsbereich zu berücksichtigen. Erstellen Sie eine Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren für das Geschäftsjahr 20X6. Nehmen Sie an, das Unternehmen habe außer der genannten Tätigkeit nichts gemacht. Der Gesamtunternehmenssteuersatz beträgt 30 %. 336 <?page no="336"?> 13 Eigenkapitalveränderungsrechnung (Statement of Changes in Equity) Lernziele Eigenkapital und seine Entwicklung sind für das Bewerten eines Unternehmens durch seine Kapitalgeber und für die Unternehmenssteuerung wichtig. Kennzahlen wie Economic Value Added (EVA) oder auch das Risikomanagement stellen auf die Eigenkapitalentwicklung eines Unternehmens ab. Die Eigenkapitalveränderungsrechnung (statement of changes in equity) zeigt eine Übersicht über die Eigenkapitalveränderungen einer Abrechnungsperiode, differenziert nach Eigenkapitalpositionen. Das Statement of Changes in Equity wird am Beispiel der Sunny AG vorgestellt. Dabei wird auf die wichtigsten Veränderungen des Eigenkapitals, die in Kapitel 11 -› vgl. S. 291 behandelt wurden, eingegangen. Das Ziel des Kapitels 13 besteht im: (1) Kennenlernen der Bedeutung der Eigenkapitalveränderungsrechnung für die Steuerung und Bewertung von Unternehmen -› vgl. Abschnitt 13.1, S. 337 (2) Erlernen der Fähigkeit aus den Informationen des handelsrechtlichen Jahresabschlusses eine Eigenkapitalveränderungsrechnung erstellen zu können -› vgl. Abschnitt 13.1, S. 337 (3) Wissen, über die Darstellung von Gewinnverwendung, Kapitalerhöhung und Neubewertungen in der Eigenkapitalveränderungsrechnung -› vgl. Abschnitt 13.2, S. 339 13.1 Formale Vorschriften (Formal Presentation Requirements) Nach IAS 1.106 ist die Eigenkapitalveränderungsrechnung vorgeschrieben. IAS 1.10 ordnet die Eigenkapitalveränderungsrechnung dem handelsrechtlichen Jahresabschluss (set of financial statements) zu. Demnach hat ein Unternehmen zum Bilanzstichtag über die Veränderung des Eigenkapitals des vergangenen und des Vergleichszeitraums, d. h. insgesamt über die letzten zwei Abrechnungsperioden, zu berichten. Die Eigenkapitalveränderungsrechnung zeigt i.d.R. in den Spalten Beträge und Änderungen der relevanten Eigenkapitalkonten in der Berichtswährung: (1) gezeichnetes Kapital, (2) Rücklagen und (3) Bilanzgewinn. 337 <?page no="337"?> 13 Eigenkapitalveränderungsrechnung In den Zeilen wird der Bestand zum Bilanzstichtag ausgewiesen und in den weiteren Zeilen einzeln über Veränderungen der Eigenkapitalpositionen vorgetragen. Die meisten Unternehmen berichten links vor der Spalte gezeichnetes Kapital über die Anzahl der ausstehenden Aktien in der Eigenkapitalveränderungsrechnung. Dies ist in Bezug auf den Ausweis der Kennzahl Earnings per Share (EPS) nach IAS 33 sinnvoll. Allerdings wird dort nur die zum Abschlussstichtag ausstehende Anzahl der Stammaktien dargestellt, während die Earnings per Share Figure auf den gewichteten Mittelwert der im Berichtszeitpunkt durchschnittlich ausstehenden Stammaktien bezogen wird. Die Spalten können vom bilanzierenden Unternehmen (reporting entity) weiter unterteilt werden. Insbesondere kann ein deutsches Unternehmen, das über §§ 266 Abs. 3 i.V.m. § 272 HGB gezwungen ist, detailliert Auskunft über die Zusammensetzung des Eigenkapitals zu geben, die Rücklagen weiter differenzieren. Es ist verbreitete Praxis, dass ein Unternehmen folgende Spalten darstellt: (1) Gezeichnetes Kapital (Issued Capital) Ein Unternehmen, das mehrere Aktiengattungen ausgegeben hat oder per Satzungsbeschluss dazu berechtigt ist, wird in der Bilanz und entsprechend in der Eigenkapitalveränderungsrechnung die unterschiedlichen Aktien getrennt ausweisen. Hat ein Unternehmen z. B. Stamm- und Vorzugsaktien ausgegeben, zeigt es 2 Spalten in der Eigenkapitalveränderungsrechnung. (2) Rücklagen (Reserves) Deutsche Unternehmen müssen gem. § 266 Abs. 3 HGB die Rücklagen in Kapitalrücklagen (capital reserves, share premium) und Gewinnrücklagen (earnings reserves) unterteilen. Die Gewinnrücklagen werden weiter in gesetzliche, satzungsmäßige, sonstige Gewinnrücklagen und Rücklagen für eigene Anteile unterteilt. Dies führt zu einer Detaillierung der Eigenkapitalveränderungsrechnung oder zu einer entsprechenden Aufschlüsselung in den Notes. Die Unterteilung ist geboten, weil sich das Aktiengesetz - z. B. bei den Regelungen zur Gewinnverwendung - auf die Beträge in der gesetzlichen Gewinnrücklage und der Kapitalrücklagen bezieht. (3) Bilanzgewinn (Retained Earnings) Die nach § 266 Abs. 3 HGB gebotene Unterteilung in Gewinn- oder Verlustvortrag und Jahresüberschuss ist international nicht üblich. Die Spalte Bilanzgewinn wird i.d.R. nicht differenziert. In der Eigenkapitalveränderungsrechnung können die relevanten Vorgänge zur Eigenkapitalveränderung nachvollzogen werden. Sie sind: Gewinnverwendung -› vgl. Abschnitt 13.2 , Kapitalerhöhung -› vgl. Abschnitt 13.3, S. 341 und Neubewertung -› vgl. Abschnitt 13.4, S. 342 . 338 <?page no="338"?> 13.2 Gewinnverwendung 13.2 Gewinnverwendung (Appropriation of Profit) Die Gewinnverwendung kann zu einer Zuführung zu den Rücklagen (Thesaurierung) und/ oder zu einer Ausschüttung an die Anteilseigner führen. Eine Gewinnausschüttung vermindert das Eigenkapital. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat in den Geschäftsjahren 20X1 und 20X2 jeweils einen Gewinn erwirtschaftet, den sie in Einklang mit dem deutschen AktG verwendet hat. Sie hat eine vollständige Gewinnverwendung vorgenommen, so dass anschließend der Saldo des Kontos Bilanzgewinn (retained earnings) Null war. Im Einzelnen hat die Sunny AG 5 % des Jahresergebnisses in die gesetzliche Gewinnrücklage eingestellt und die verbliebenen 95 % hälftig in die sonstigen Gewinnrücklagen und die Verbindlichkeiten gegenüber den Anteilseignern gebucht. Die Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für das Geschäftsjahr 20X2 und 20X1 als Vergleichszeitraum zeigt Abbildung 13.1. Darin ist die Spalte mit der Kapitalrücklage (capital reserves) aus Platzgründen ausgeblendet. Sie ist zu diesem Zeitpunkt leer. Issued capital Earnings reserves Retained earnings Total shareholders' equity Equity as at 1.01.20X1 0,00 0,00 0,00 0,00 Issue of ordinary shares 600.000,00 600.000,00 Profit 20X1 580.874,18 580.874,18 Appropriation of profit 304.958,94 (580.874,18) (275.915,23) Equity as at 31.12.20X1 600.000,00 304.958,94 0,00 904.958,94 Profit 20X2 581.098,52 581.098,52 Appropriation of profit 305.076,72 (581.098,52) (276.021,80) Equity as at 31.12.20X2 600.000,00 610.035,67 0,00 1.210.035,67 Sunny AG's STATEMENT of CHANGES in EQUITY for year ended 31.12.20X2 Abbildung 13.1: Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 Es ist in der Eigenkapitalveränderungsrechnung zu sehen, dass durch das Jahresergebnis von 20X2 und 20X1 das Eigenkapital um 581.098,52 EUR und zuvor um 580.874,18 EUR gestiegen ist. Die Sunny AG hat die Beträge jedoch nicht thesaurieren können, sondern hat eine Dividende an die Anteilseigner zu jeweils 47,5 % des Jahresergebnisses beschlossen. Die Dividende ist im jeweils nachfolgenden Jahr gezahlt worden, aber bei der Gewinnverwendung bereits aus dem Eigenkapital in ein Verbindlichkeitskonto ausgebucht worden. Dies ist in der Summenspalte (total shareholders’ equity) als negativer Betrag zu erkennen. Die Einstellungen in die Rücklagen betragen nach § 150 AktG 5 % des Jahresüberschusses in die gesetzlichen Gewinnrücklagen und in Einklang mit § 58 AktG 47,5 % Einstellungen in die sonstigen Gewinnrücklagen. In 20X2 werden 52,5 % 581.098,52 = 305.076,72 EUR in die Gewinnrücklagen eingestellt. In Abbildung 13.1 werden die Gewinnrücklagen zusammengefasst. Dagegen zeigt die Abbildung 13.2 die Eigenkapitalveränderungsrechnung bei Detaillierung der Gewinnrücklagen, allerdings wird jetzt die Spalte für das gezeichnete Kapital ausgeblendet. Die Summenspalte berücksichtigt jedoch auch ausgeblendete Spalten. 339 <?page no="339"?> 13 Eigenkapitalveränderungsrechnung German legal reserves Other earnings reserves Retained earnings Total shareholders' equity Equity as at 1.01.20X1 0,00 0,00 0,00 0,00 Issue of ordinary shares 600.000,00 Profit 20X1 580.874,18 580.874,18 Appropriation of profit 29.043,71 275.915,23 (580.874,18) (275.915,23) Equity as at 31.12.20X1 29.043,71 275.915,23 0,00 904.958,94 Profit 20X2 581.098,52 581.098,52 Appropriation of profit 29.054,93 276.021,80 (581.098,52) (276.021,80) Equity as at 31.12.20X2 58.098,63 551.937,03 0,00 1.210.035,67 Sunny AG's STATEMENT of CHANGES in EQUITY for year ended 31.12.20X2 Abbildung 13.2: Ausschnitt aus der Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 Erwirtschaftet ein Unternehmen einen Verlust, ist dies durch einen negativen Eintrag in der Spalte Bilanzgewinn zu sehen. Zur Deckung des Verlusts können Rücklagen aufgelöst werden oder der Verlust ins nächste Jahr vorgetragen werden. Die Entscheidung zwischen den Alternativen hat Konsequenzen auf die Gewinnverwendung nachfolgender Jahre. Es soll angenommen werden, dass die Sunny AG ein negatives Periodenergebnis i.H.v. (200.000,00 EUR) in 20X2 erwirtschaftet hätte. Die Eigenkapitalveränderungsrechnung hätte dann das in Abbildung 13.3 gezeigte Aussehen. German legal reserves Other earnings reserves Retained earnings Total shareholders' equity Equity as at 1.01.20X1 0,00 0,00 0,00 0,00 Issue of ordinary shares 600.000,00 Profit 20X1 580.874,18 580.874,18 Appropriation of profit 29.043,71 275.915,23 (580.874,18) (275.915,23) Equity as at 31.12.20X1 29.043,71 275.915,23 0,00 904.958,94 Loss 20X2 (200.000,00) (200.000,00) Appropriation of profit (200.000,00) 200.000,00 0,00 Equity as at 31.12.20X2 29.043,71 75.915,23 0,00 704.958,94 Sunny AG's STATEMENT of CHANGES in EQUITY for year ended 31.12.20X2 Abbildung 13.3: Ausschnitt aus der Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 Es ist erkennbar, dass das negative Ergebnis das Eigenkapital belastet. Es führt zunächst zu einer Minderung i.H.v. 200.000,00 EUR. Die Sunny beschließt zur Deckung des Verlusts die Auflösung der sonstigen Gewinnrücklagen in betragsgleicher Höhe. Der Verlust ist dadurch ausgeglichen. Ein Gewinn in 20X3 kann damit vollständig verwendet werden. Hätte die Sunny AG keine Rücklagen aufgelöst, würde ein Verlustvortrag als negativer Saldo des Bilanzgewinnkontos gezeigt. Ein Gewinn im nächsten Geschäftsjahr würde in dieser Situation zuerst zur Deckung des Verlustvortrags verwendet. Die Ausschüttung an die Anteilseigner wäre dadurch in 20X3 niedriger. 340 <?page no="340"?> 13.3 Kapitalerhöhung 13.3 Kapitalerhöhung (Issue of Shares) Eine Veränderung der Bilanzposition gezeichnetes Kapital führt in der Eigenkapitalveränderungsrechnung zu einem Eintrag. Aktien können ausgegeben (issue of shares) oder eingezogen (redemption of shares) werden. Die Vorschriften zur Aktienausgabe und dem Einziehen von Aktien sind in §§ 182 bis 220 AktG geregelt. Die Darstellung in der Eigenkapitalveränderungsrechnung wird am Beispiel der Sunny AG erläutert. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG wird zu Beginn von 20X1 mit einem Eigenkapital i.H.v. 600.000,00 EUR gegründet. Die Abbildung 13.1 -› vgl. S. 339 hat die Aktienausgabe der Sunny AG gezeigt. Darin ist in der zweiten Zeile eine Mehrung des gezeichneten Kapitals i.H.v. 600.000,00 EUR ausgewiesen. Die Sunny AG gibt in 20X5 weitere Stammaktien und Vorzugsaktien aus. Dies ist in Abbildung 13.4 dargestellt. Issued capital Share premium Earnings reserves Retained earnings Total shareholders' equity Equity as at 1.01.20X1 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Issue of ordinary shares 600.000,00 600.000,00 Profit 20X1 580.874,18 580.874,18 Appropriation of profit 304.958,94 (580.874,18) (275.915,23) Equity as at 31.12.20X1 600.000,00 0,00 304.958,94 0,00 904.958,94 Profit 20X2 581.098,52 581.098,52 Appropriation of profit 305.076,72 (581.098,52) (276.021,80) Equity as at 31.12.20X2 600.000,00 0,00 610.035,67 0,00 1.210.035,67 Profit 20X3 581.337,00 581.337,00 Appropriation of profit 291.619,18 (581.337,00) (289.717,82) Equity as at 31.12.20X3 600.000,00 0,00 901.654,85 0,00 1.501.654,85 Profit 20X4 581.590,51 581.590,51 Appropriation of profit 290.795,26 (581.590,51) (290.795,26) Equity as at 31.12.20X4 600.000,00 0,00 1.192.450,11 0,00 1.792.450,11 Issue pref. shares 1.03.20X5 30.000,00 30.000,00 60.000,00 Issue of ordinary shares 120.000,00 187.200,00 307.200,00 Profit 20X5 581.859,99 581.859,99 Preference shares div. (10/ 12) (1.750,00) (1.750,00) Ordinary shares dividend (290.054,99) (290.054,99) Reinvestment 290.054,99 (290.054,99) 0,00 Equity as at 31.12.20X5 750.000,00 217.200,00 1.482.505,10 0,00 2.449.705,10 Sunny AG's STATEMENT of CHANGES in EQUITY for year ended 31.12.20X5 Abbildung 13.4: Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X5 Die Ausgabe von 6.000 Vorzugsaktien zu 5,00 EUR/ Stk. führt zu einer Mehrung des Eigenkapitals i.H.v. 60.000,00 EUR am 1.03.20X5. Die Vorzugsaktien sind zu 10,00 EUR/ Stk. ausgegeben worden, obwohl der Nennbetrag 5,00 EUR/ Stk. beträgt. In der Eigenkapitalveränderungsrechnung ist daher der Zuwachs an Eigenkapital zu 30.000,00 EUR in der Spalte gezeichnetes Kapital und zu weiteren 30.000,00 EUR in der Spalte Kapitalrücklage zu erkennen. Da die Vorzugsaktien einen Dividendenanspruch von 7 % auf den Nennwert beinhalten, ist die Dividende an die Vorzugsaktionäre zu berücksichtigen. Wegen der Ausgabe der Vorzugsaktien zum 1.03.20X5 besteht nur 341 <?page no="341"?> 13 Eigenkapitalveränderungsrechnung ein Dividendenanspruch für zehn Monate. Die Dividende an die Vorzugsaktionäre wird als Minderung des Eigenkapitals unmittelbar berücksichtigt. Die Reduktion des Eigenkapitals um die Dividende an die Vorzugsaktionäre muss vor der Bestimmung der Dividende an die Stammaktionäre in Abzug gebracht werden, da die Vorzugsaktionäre in der Pecking Order Vorrang haben. Unter Pecking Order versteht man die Reihenfolge, in der die Kapitalgeber bei der Gewinnverwendung oder bei einer Liquidation berücksichtigt werden. In der Regel ist sie bei Liquidation: Gläubiger - Vorzugsaktionäre - Stammaktionäre - Inhaber von Nachrangaktien. Weiter hat die Sunny AG 24.000 Stammaktien zu einem Nennbetrag von 5,00 EUR/ Stk. ausgegeben. Die Aktien wurden jedoch zu einem Bezugskurs i.H.v. 12,80 EUR/ Stk. ausgegeben, so dass sich ein Agio i.H.v. 12,80 − 5 = 7,80 EUR ergibt. Entsprechend hat die Sunny AG 7,80 24.000 = 187.200,00 EUR in die Kapitalrücklage eingestellt. 13.4 Bildung von Neubewertungsrücklagen (Raising Revaluation Reserves) Die Neubewertung von Vermögen führt zu einer Habenbuchung direkt ins Eigenkapital. Direkt bedeutet „ohne erfolgswirksame Buchung“ und „ohne anschließende Berücksichtigung bei der Gewinnverwendung“ unter Umgehung des Kontos Bilanzgewinn. Es ist deshalb erforderlich, dass die Eigenkapitalveränderungsrechnung eine Spalte für die Neubewertung von Vermögen ausweist. Die Neubewertungsrücklage wird am Beispiel der Sunny AG demonstriert. Sunny AG (Case Study Sunny AG) In Kapitel 7 -› vgl. S. 184 ist gezeigt worden, wie die Konfigurationsarbeitsplätze in 20X6 neu bewertet wurden. Zur Erinnerung werden die Buchungssätze gemäß der Net Replacement Method noch einmal dargestellt: DR P, P, E at Valuation .................. 42.000,00 EUR DR Acc. Depr. ................................ 30.000,00 EUR CR P, P, E at Cost ......................... 60.000,00 EUR CR Revaluation Reservers ................. 12.000,00 EUR DR Rev. Res. ................................. 3.621,00 EUR CR Deferred Tax Liab. ..................... 3.621,00 EUR Die Buchung in die Neubewertungsrücklage (revaluation reserves) wird in der Eigenkapitalveränderungsrechnung sichtbar. Die Abbildung 13.5 -› vgl. S. 343 zeigt die Eigenkapitalveränderungsrechnung für 20X6 mit dem Vergleichszeitraum 20X5. Sie weist eine Neubewertungsrücklage i.H.v. 12.000 - 3.621 = 8.379,00 EUR aus. Aus Übersichtsgründen sind in Abbildung 13.5 wieder die Spalten für das gezeichnete Kapital und die Kapitalrücklage ausgeblendet. In 20X6 ist eine Zeile dargestellt, die die Neubewertung der Konfigurationsarbeitsplätze zeigt. Die Zeile Revaluation kann keinen Bilanzgewinn zeigen, da die Neubewertung ergebnisneutral ist. Sie führt zu einer Mehrung des Eigenkapitals, jedoch bleibt die Spalte Bilanzgewinn in dieser Zeile frei. Die Eigenkapitalveränderungsrechnung zeigt, dass die Neubewertung zu keiner Veränderung 342 <?page no="342"?> 13.4 Bildung von Neubewertungsrücklagen German legal reserves Other earnings reserves Revaluation reserves Retained earnings Total shareholders' equity Equity as at 31.12.20X4 60.000,00 1.132.450,11 0,00 0,00 1.792.450,11 Issue pref. shares 1.03.20X5 60.000,00 Issue of ordinary shares 307.200,00 Profit 20X5 581.859,99 581.859,99 Preference shares div. (10/ 12) (1.750,00) (1.750,00) Ordinary Shares dividend (290.054,99) (290.054,99) Reinvestment 290.054,99 (290.054,99) 0,00 Equity as at 31.12.20X5 60.000,00 1.422.505,10 0,00 0,00 2.449.705,10 Profit 20X6 582.146,44 582.146,44 Preference shares div. (12/ 12) (2.100,00) (2.100,00) Ordinary Shares dividend (290.023,22) (290.023,22) Revaluation 8.379,00 8.379,00 Reinvestment 290.023,22 (290.023,22) 0,00 Equity as at 31.12.20X6 60.000,00 1.712.528,32 8.379,00 0,00 2.748.107,32 Sunny AG's STATEMENT of CHANGES in EQUITY for year ended 31.12.20X6 Abbildung 13.5: Ausschnitt aus der Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X6 des Periodenerfolgs führt und dass keine Ausschüttung aus der Neubewertung resultiert. Bei Abschreibung der Konfigurationsarbeitsplätze muss die Neubewertungsrücklage sukzessive aufgelöst werden. Sie ist dann durch entsprechend negative Beträge zu zeigen. Dies war in Kapitel 7 -› vgl. S. 184 dargestellt worden. Es ist wenig sinnvoll, Neubewertungen einzeln in der Eigenkapitalveränderungsrechnung aufzuführen. Stattdessen wird ein Sammeleintrag vorgenommen, der alle Neubewertungen und die Auflösung der Neubewertungsrücklage saldiert zeigt. Seine Zusammensetzung ist in den Notes im Detail zu erläutern. Das Eigenkapitel in der Bilanz muss mit der Summe in der Eigenkapitalveränderungsrechnung übereinstimmen. Dies ist erfüllt, denn Abbildung 13.6 -› vgl. S. 344 zeigt ein Eigenkapital von 2.449.705,10 EUR zum 31.12.20X5 und von 2.748.107,32 EUR zum 31.12.20X6. 343 <?page no="343"?> 13 Eigenkapitalveränderungsrechnung 20X6 20X5 [EUR] [EUR] ... Capital ISSUED CAPITAL Ordinary share capital - 144.000 ordinary shares at 5,00 EUR each, in 20X4: 120.000 720.000,00 720.000,00 Preference share capital - 6.000 7% preference shares at 5,00 EUR each 30.000,00 30.000,00 RESERVES Capital reserves 217.200,00 217.200,00 German legal reserves 60.000,00 60.000,00 Other earnings reserves 1.712.528,32 1.422.505,10 Revaluation reserves 8.379,00 0,00 R/ E 0,00 0,00 Total of shareholders' equity 2.748.107,32 2.449.705,10 Total of equity and liabilities 6.069.583,22 5.718.840,06 SUNNY AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X6 Abbildung 13.6: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X6 Online-Übungen: Hoegi (Ü 13.1). Online-Übungen: Bevergern (Ü 13.2). Online-Übungen: Woodbridge (Ü 13.3). Zusammenfassung (Summary) Die Eigenkapitalveränderungsrechnung gehört nach IAS 1 zum handelsrechtlichen Jahresabschluss. Sie zeigt die gesamten Veränderungen eines Abrechnungszeitraums für das Eigenkapital während der Berichtsperiode differenziert nach den Eigenkapitalpositionen der Bilanz. 344 <?page no="344"?> Aufgabe Aufgabe (Exercise) Eigenkapitalveränderungsrechnung (Exercise on Statement of Changes in Equity) Die Wesuve GmbH hat am 3.07.20X2 eine Maschine für 12.000,00 EUR (brutto) angeschafft. Es war erforderlich, die Maschine zu montieren und Steuerungssoftware zu installieren. Dies dauerte drei Monate direkt nach dem Kauf. Die Kosten der Inbetriebnahme betrugen 3.000,00 EUR (Bruttowert). Der Lieferant hat der Wesuve GmbH einen Rabatt i.H.v. 3 % nur auf die Maschine gewährt. Die Maschine wird linear über 5 Jahre abgeschrieben. Am Ende von 20X4 bucht die Wesuve GmbH eine Neubewertungsrücklage von 1.000,00 EUR. Am 1.1.20X6 ist eine außerplanmäßige Abschreibung auf 50 % des Buchwerts zu berücksichtigen. Erstellen Sie eine Eigenkapitalveränderungsrechnung für 20X6, die berücksichtigt, dass die Wesuve GmbH in 20X0 mit 50.000,00 EUR gegründet wurde und dass sie einen Gewinn nach Steuer i.H.v. 20.000,00 EUR in jedem Jahr erwirtschaftet hat. Die Gewinnverwendung ist 50: 50 wie Dividende : Rücklagen. Die Wertänderung der Maschine ist in der Eigenkapitalveränderungsrechnung zu berücksichtigen, sie ist jedoch ins Jahresergebnis bereits eingerechnet. 345 <?page no="346"?> 14 Schulden (Liabilities) Lernziele Schulden teilen sich in Verbindlichkeiten und Rückstellungen auf. Schulden werden nach IFRSs zum Erfüllungsbetrag ausgewiesen, der mit dem Marktzinssatz zu diskontieren ist. Da nach IFRSs zwischen kurz- und langfristigen Schulden zu differenzieren ist, ergibt sich in jedem Geschäftsjahr die Notwendigkeit den jeweils als nächstes fälligen Betrag unter kurzfristigen Schulden auszuweisen. Im Weiteren wird auf Rückstellungen eingegangen. Rückstellungen werden gebildet, um unsichere Schulden zu berücksichtigen. Es werden die wichtigsten Arten von Rückstellungen vorgestellt. (1) Kennenlernen der wesentlichen Fremdkapitalpositionen in der handelsrechtlichen Bilanz -› vgl. Abschnitt 14.1, S. 347 (2) Verstehen der Buchungssätze beim Übertragen von langfristige in kurzfristige Schulden -› vgl. Abschnitt 14.1, S. 347 (3) Wissen über die Ansatz- und Bewertungsvorschriften für das Fremdkapital nach IAS 1 und IAS 37 -› vgl. Abschnitt 14.1, S. 347 (4) Kennen der wichtigsten Rückstellungen im handelsrechtlichen Jahresabschluss -› vgl. Abschnitt 14.2, S. 350 (5) Verstehen der Berechnungen und Buchungssätze für das Bilden von Rückstellungen -› vgl. Abschnitt 14.2, S. 350 (6) Kennen des Unterschieds zwischen einer Verbindlichkeit und einer Rückstellung -› vgl. Abschnitt 14.1, S. 347 14.1 Ausweis von Schulden (Disclosure of Liabilities) Unter Schulden werden (1) Verbindlichkeiten (liability) als sichere Schulden und (2) Rückstellungen (provisions) als unsichere Schulden in einer Bilanz nach IAS 1.54 zusammengefasst. Beide sind auf der Passivseite der Bilanz (claims side) unter der Überschrift Schulden zu zeigen. Rückstellungen werden als unsicher klassifiziert, weil ihre Höhe und/ oder der Zeitpunkt der Erfüllung der Schuld unsicher sind. Die Definitionen stehen u. a. in IAS 37.10: [ . . . ] „A provision is a liability of uncertain timing or amount. A liability is a present obligation of the entity arising from past events, the settlement of which is expected to result in an outflow from the entity of resources embodying economic benefits. [ . . . ]“. 347 <?page no="347"?> 14 Schulden Nach deutschem Handelsgesetzbuch zählen Rückstellungen nicht zu den Verbindlichkeiten, es wird in § 266 Abs. 3 HGB ein eigener Bilanzposten gefordert. Nach IAS 1.69 werden kurzfristige und langfristige Schulden unterschieden. Allgemein kann als kurzfristig bezeichnet werden, was innerhalb des nächsten Abrechnungszeitraums fällig ist -› Genaues regelt IAS 1.69f . Der Umgang mit kurz- und langfristigen Schulden erfordert Umbuchungen von langfristigen zu kurzfristigen Schulden wie bereits bei Leasingverhältnissen in Kapitel 7 -› vgl. S. 141 gezeigt wurde. Das Thema wird hier noch einmal aufgegriffen und am folgenden Beispiel demonstriert: Die Hörstel GmbH nimmt ein Darlehen von ihrer Hausbank am 1.01.20X3 auf. Der Darlehensauszahlungsbetrag ist 100.000,00 EUR. Es ist vereinbart, dass die Hörstel GmbH den Betrag inkl. Zinsen in einem Zeitraum von 10 Jahren jeweils zum Jahresende zurückzahlt. Der Nominalzins beträgt 6,8 %. Der jährlich fällige Betrag ist entsprechend der Barwertformel (present value formula) für eine nachschüssige (post numerando) regelmäßige Zahlung: 100.000 · (1 + 6,8%) 10 · 6,8% (1 + 6,8%) 10 − 1 = 14.106,41 EUR Dieser Betrag enthält 6.800,00 EUR Zinsen. Die im nächsten Jahr fällige Tilgung beträgt 14.106,41 - 6,800 = 7.306,41 EUR. Die Hörstel GmbH bucht am 1.01.20X3 die Darlehensauszahlung durch die Bank und teilt bereits die Schulden in kurz- und langfristige Schulden auf. DR Cash/ Bank ................................. 100.000,00 EUR CR Liabilities (long-term) .............. 92.693,59 EUR CR Liabilities (short-term) ............ 7.306,41 EUR Am 31.12.20X3 wird die Zahlung für Zinsen und Tilgung fällig. Die Buchungssätze zum Jahresende enthalten die Zahlung an die Hausbank der Hörstel GmbH. Weiter werden die im nächsten Jahr fälligen Schulden in die kurzfristigen Verbindlichkeiten umgebucht: DR Liabilities (short-term) ............ 7.306,41 EUR DR Interest .................................. 6.800,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 14.106,41 EUR DR Liabilities (long-term) .............. 7.803,25 EUR CR Liabilities (short-term) ............ 7.803,25 EUR Der in 20X4 fällige Tilgungsanteil ist höher als im Vorjahr, da der Zinsbetrag sich auf die aktuelle Restschuld bezieht. Die in 20X4 von der Hörstel GmbH zu zahlenden Zinsen betragen 6,8 % · 92.693,59 = 6.303,16 EUR. Entsprechend ergibt sich für den fälligen Tilgungsanteil ein Betrag i.H.v. 14.106,41−6.303,16 = 7.803,25 EUR. Anders als nach deutschem HGB ist nach IAS 1.69ff der kurzfristige Schuldbetrag gesondert zu zeigen. Nach internationalen Rechnungslegungsstandards müssen langfristige Schulden mit dem Marktzinssatz diskontiert werden. Die Berechnung wird später gezeigt. Für 348 <?page no="348"?> 14.1 Ausweis von Schulden das Nachvollziehen der Rechnung wird auf Erläuterungen 14.1 verwiesen. Der Zinssatz für das Diskontieren beträgt 6,8 %. Der Wert, um den die langfristigen Schulden zu reduzieren sind, ist deshalb: 84.890,37 − 58.451,28 = 26.439,09 EUR. Die Hörstel GmbH bucht: DR Liabilities (long-term) ..... 26.439,09 EUR CR R/ E ................................. 26.439,09 EUR Nach § 253 Abs. 1 HGB werden Verbindlichkeiten mit dem Erfüllungsbetrag angesetzt. Dies sind hier 84.890,37+7.803,25 = 92.693,62 EUR. Das HGB fordert eine ähnliche Darstellung, jedoch mit anderen Fälligkeitsfristen und im Verbindlichkeitsspiegel. Die Darstellung von Fremdkapital (liability disclosure) in der Bilanz wird in Abbildung 14.1 gezeigt. 20XX [EUR] ... [...] Interest bearing liabilities Trade and other payables Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 Deferred tax liabilities [...] IAS 12 Deferred income Total of liabilities STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20XX Abbildung 14.1: Ausweis von Schulden in der Bilanz nach IAS 1 Das Fremdkapital wird in der Bilanz unter Schulden (liabilities) gezeigt. Darin sind die zinspflichtigen Verbindlichkeiten, z. B. Bankdarlehen, Anleihen etc, die kurzfristigen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (trade liability), die i.d.R. zinsfrei (free of interest) sind, die Rückstellungen (provisions), z. B. Rückstellungen für den Abbruch von Anlagen oder für Pensionsverpflichtungen etc., Steuerschulden nach IAS 1.54, für die gem. § 249 Abs. 1 HGB eine Steuerrückstellung zu bilden ist, und latente Steuern (deferred tax liabilities) . Ferner ist ein Posten Vorauszahlungen (deferred income) als Rechnungsabgrenzung auszuweisen, dem der in § 250 Abs. 2 HGB geforderte passivische Rechnungsabgrenzungsposten, z. B. für im Voraus erhaltende Miete oder als Anzahlungen erhaltene Zahlungen, entspricht. Die Unterscheidung zwischen transitorischen und antizipativen Passiva, die nach HGB vorzunehmen sind, sind für die IFRSs nicht relevant. Beide werden als Schuld ausgewiesen. Beim Ausweis von Rückstellungen ist zu beachten, dass sich die Regelungen des deutschen HGB und diejenigen nach IFRSs unterscheiden. Hierauf wird in diesem Kapitel detailliert eingegangen. 349 <?page no="349"?> 14 Schulden Im Jahresabschluss werden niemals Eventualverbindlichkeiten (contingent liability) ausgewiesen. Eine Eventualverbindlichkeit entsteht z. B. wenn ein Unternehmen für sein Tochterunternehmen bürgt. Da diese Information jedoch für den Bilanzadressaten wichtig ist, wird eine Angabe in den Notes gefordert. Dem Fremdkapital wird in den IFRSs kein eigener Standard gewidmet. Vielmehr sind die wichtigsten Definitionen im Framework und in IAS 1 aufgeführt. Für Rückstellungen, Eventualverbindlichkeiten und Eventualforderungen ist der Standard IAS 37 aufgestellt worden. Es gilt: (1) Liabilities werden nach F.49b und IAS 37.10 definiert (gleicher Wortlaut). Sie sind gegenwärtige und aus vergangenen Ereignissen resultierende Verpflichtungen, die bei der Erfüllung mit einem Ressourcenabfluss verbunden sind. (2) Rückstellungen sind nach IAS 37.7 Schulden, die bezüglich ihrer Fälligkeit oder Höhe ungewiss sind. Ihre Bewertung regeln IAS 37.5f. Es sind insbesondere Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen und für Rückbaumaßnahmen zulässig (3) Unter Eventualschulden versteht man gem. IAS 37.10 mögliche Verpflichtungen, die an das Eintreten von Ereignissen geknüpft sind, z. B. Bürgschaften. Eventualschulden werden nicht ausgewiesen -› vgl. IAS 37.27 . Aufwandsrückstellungen werden z. B. für den in nachfolgenden Jahren erwarteten Abbruch von Sachanlagen, für unsichere Forderungen (bad debts) oder für schwebende Gerichtsverfahren mit ungewissem Ausgang gebildet. Nach deutschem HGB bestehen die folgenden Vorschriften: (1) Die Struktur des Fremdkapitals wird in dem Bilanzgliederungsschema festgelegt. Für Kapitalgesellschaften gilt § 266 Abs. 3 HGB. Ansonsten regelt § 247 Abs. 1 HGB den Ausweis von Schulden. (2) Die Höhe der Verbindlichkeiten schreibt § 253 Abs. 1 HGB vor. Verbindlichkeiten sind zu ihrem Erfüllungsbetrag anzusetzen. Das HGB in der Fassung nach BilMoG fordert, dass Finanzinstrumente zum Marktpreis (fair market value) darzustellen sind. (3) Rückstellungen werden in § 249 HGB geregelt: Rückstellungen werden für ungewisse Verbindlichkeiten, für Gewährleistungen ohne rechtliche Verpflichtung, für bestimmte Instandhaltungsmaßnahmen in der Zukunft und für Drohverluste gebildet. Weitere Rückstellungen sind nicht zulässig. Für Rückstellungen wird nach 2009 gefordert, dass die Diskontierung nach dem Marktzins vorzunehmen ist. Dies entspricht den internationalen Rechnungslegungsstandards. Vgl. § 253 Abs. 1 HGB. 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden (Accounting for Liabilities) 14.2.1 Zinspflichtige Schulden (Interest Bearing Liabilities) Zinspflichtige Schulden enthalten sowohl Bankdarlehen als auch Fremdkapitaltitel (financial liability). Schuldtitel können öffentlich gehandelt werden, z. B. Bonds, Debentures. Sind Vorzugsaktien einziehbar (redeemable preference share) zählen sie 350 <?page no="350"?> 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden nicht zum Eigenkapital, sondern sind Fremdkapital für das ausgebende Unternehmen (issuer). Finanzinstrumente (financial instrument) wurden in Kapitel 7 -› vgl. S. 192 aus der Sicht des Unternehmens, das die Titel als finanziellen Vermögenswert hält, in Zusammenhang mit Anlagevermögen behandelt. Nach IAS 32.11 gilt: „A financial instrument is any contract that gives rise to a financial asset of one entity and a financial liabilitiy of another entity.“ Hier werden finanzielle Verbindlichkeiten behandelt. Eine zinspflichtige Schuld, z. B. ein Bankdarlehen, ist hinsichtlich Bewertung und Ausweis eindeutig geregelt. Es besteht Ausweispflicht und die Schuld ist zum Rückzahlungsbetrag zu zeigen. Der Rückzahlungsbetrag ist entsprechend des Marktzinssatzes zu diskontieren. Als Beispiel für langfristige Schulden werden Anleihen (bond, debenture) behandelt. Anleihen können von Unternehmen oder von öffentlichen Trägern, z. B. vom Bund, ausgegeben werden. Sie sind in diesem Kapitel aus der Sicht der Passivseite darzustellen, daher werden nur von Unternehmen ausgegebene Anleihen besprochen. Anleihen variieren durch die Bedingungen, die das Verhältnis zwischen dem ausgebendem Unternehmen (borrower) und dem Entity, das den Schuldtitel erwirbt (lender), regeln. Sind Anleihen nicht gesichert und beträgt die Laufzeit mehr als 10 Jahre, spricht man von Debentures. Werden Anleihen, z. B. über Grundstücke oder Aktien gesichert, bezeichnet man sie als Bonds. Hinsichtlich der Bezeichnung existieren nationale Unterschiede, in den IFRSs spricht man von Fremdkapitaltiteln. Unbeachtlich der Ausprägung von Anleihen wird hier ihr finanzmathematisches Modell dargestellt. Ein Bond ist im einfachsten Fall ein Vertrag, bei dem der Borrower sich einen Betrag (value of bond) leiht, den er zu einem festgelegten Zeitpunkt (maturity) zurückzahlt. Der Lender erwirbt diese Zahlungsverpflichtung des Borrowers und erhält dafür regelmäßige Zinszahlungen (coupon), häufig halbjährlich. Am Ende der Laufzeit (time to maturity) erhält er den vereinbarten Betrag (principal). Die Ausgabe von Bonds wird zunächst an einem einfachen Beispiel der Bluewater Ltd. gezeigt. Anschließend wird ein komplexeres Beispiel der Magok Ltd. vorgetragen. Die Bluewater Ltd. gibt insgesamt 10.000,00 EUR Bonds aus. Die Bonds werden mit 10 % pro Jahr verzinst und werden zum Ende von 20X0 ausgegeben. Die erste Zinszahlung wird 20X1 für 20X1 fällig. Die Bonds werden Ende 20X5 eingezogen und dem Bondholder mit 10.000,00 EUR vergütet. Der Marktzinssatz beträgt 8 % per annum. Die Zahlungsreihe der Bonds ist B t = { 10.000,00; -1.000,00; -1.000,00; -1.000,00; -1.000,00; -11.000,00 } . In 20X0 findet nur die Ausgabe der Bonds statt, in 20X5 enthält der Betrag i.H.v. 11.000,00 EUR sowohl die Zinsen als auch den Rückzahlungsbetrag. Die Bonds werden als langfristig eingestuft, weil die Laufzeit länger als 1 Jahr ist. Der Buchwert der Bonds ist mit dem Marktzinssatz zu diskontieren. Er beträgt 10.000 · (1 + 8 %) −5 = 6.805,83 EUR. Die Bluewater Ltd. bucht daher bei Ausgabe der 351 <?page no="351"?> 14 Schulden Bonds: DR Cash/ Bank ................................. 10.000,00 EUR CR Bonds ...................................... 6.805,83 EUR CR Retained Earnings ...................... 3.194,17 EUR Im nächsten Jahr beträgt der Buchwert der Bonds 10.000 · (1 + 8 %) −4 = 7.350,30 EUR Die Aufzinsung i.H.v. 7.350,30 - 6.805,83 = 544,47 EUR findet über das Retained Earnings Account statt: DR Retained Earnings .......................... 544,47 EUR CR Bonds .......................................... 544,47 EUR Insgesamt hat das Konto Bonds das folgende Aussehen: D C 20X0 [EUR] 20X0 [EUR] c/ d 6.805,83 6.805,83 b/ d 20X1 6.805,83 c/ d 7.350,30 R/ E 544,47 7.350,30 7.350,30 b/ d 20X2 7.350,30 c/ d 7.938,32 588,02 7.938,32 7.938,32 b/ d 20X3 7.938,32 c/ d 8.573,39 635,07 8.573,39 8.573,39 b/ d 20X4 8.573,39 s-t liab 10.000,00 1.426,61 10.000,00 10.000,00 Bonds Abbildung 14.2: Konto Bonds Im letzten Jahr, am 31.12.20X4, wird ebenfalls die Aufzinsung in das Konto Short-term Liabilities (s-t liab) gebucht: DR Retained Earnings .......................... 740,74 EUR CR Short-term Liabilities ................... 740,74 EUR Damit beträgt der Saldo des Kontos Short-term Liabilities vor Rückzahlung 9.259,26 + 740,74 = 10.000,00 EUR. Die Zinszahlung findet über einen Aufwandsbuchungssatz statt: DR Interest ................................... 1.000,00 EUR CR Bank ......................................... 1.000,00 EUR Die Rückzahlung gleicht das Konto kurzfristige Verbindlichkeiten aus: DR Short-term Liabilities ............... 10.000,00 EUR CR Bank ........................................ 10.000,00 EUR 352 <?page no="352"?> 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden Bonds werden finanzmathematisch am Beispiel der Magok Ltd. detaillierter verdeutlicht. Anschließend wird der Ausweis dieser Anleihe auf der Passivseite der Bilanz gezeigt. Die Magok Ltd. platziert 1.000,00 EUR-Bonds am 1.01.20X2. Der Marktzinssatz beträgt 5 %/ Halbjahr. Der Marktzinssatz ist derjenige Zinssatz zu dem vergleichbare Bonds am Markt gehandelt werden. Insgesamt leiht die Magok Ltd. 3.000.000,00 EUR über einen Zeitraum von 20 Jahren. Die Magok Ltd. legt in den Vertragsbedingungen (indenture) fest, dass der Nominalwert (face value, par value) 1.000,00 EUR beträgt und halbjährliche Zinszahlungen (coupon) i.H.v. 60,00 EUR jeweils zum 30.06. und 31.12. geleistet werden. Damit beträgt der jährliche, effektive Zinssatz für die Bonds (1 + 6 %) 2 - 1 = 12,36 %, weil unterjährige Verzinsung zu berücksichtigen ist. Der Wert (value of a bond) der Magok Ltd. Anleihen ist ihr Barwert, der sich aus dem halbjährlich mit dem Marktzinssatz zu diskontierenden Zinszahlungen und dem Barwert der am Ende der Laufzeit fälligen Rückzahlung additiv zusammensetzt. 3.000 · ( 60 · (1 + 5 %) 40 − 1 5% · (1 + 5 %) 40 + 1.000 · 1 (1 + 5 %) 40 ) = 3.514.772,59 EUR Man sieht, dass beim aktuellen Marktzinssatz i.H.v. 5 % pro Halbjahr, die Anleihe einen höheren Wert als den Barwert der ausstehenden Zahlungen besitzt. Die Differenz zwischen Face value und Barwert wird als Premium bezeichnet. Im Fall eines negativen Werts heißt die Differenz Discount. Die Buchung der Anleihe bei der Magok Ltd. findet auf der Passivseite statt. Die Bonds werden zu ihrem Barwert ausgegeben. Die Differenz zwischen diesem Betrag und der Rückzahlungsverpflichtung i.H.v. 3.000.000,00 EUR wird in ein Premium Account gebucht: DR Cash/ Bank ................................. 3.514.772,59 EUR CR Bonds ...................................... 3.000.000,00 EUR CR Premium on Bonds ....................... 514.772,59 EUR Der Betrag in dem Premium Account ist als der Wert zu sehen, den die Investoren bereit sind zu zahlen, weil die Verzinsung der Magok Ltd. Bonds höher als der Marktzinssatz ist. Der Buchwert der Bonds ergibt sich aus den Bonds und dem Saldo des Premium Accounts, hier beträgt er am 1.01.20X2 3.514.772,59 EUR. Der Saldo des Premium Accounts ist nach IFRSs auf die Laufdauer der Anleihe zu verteilen. Dies kann jährlich stattfinden, allerdings wird häufig eine Verrechnung zum Zeitpunkt der Zahlung vorgenommen, hier entsprechend halbjährlich. Die Magok Ltd. verteilt das Premium gem. IAS 39.9 nach der Effektivzinsmethode (effective interest method). Die Buchung bei der ersten Zahlung am 30.06.20X2 ist demnach 180.000,00 EUR. Darin ist der Zinsaufwand i.H.v. 5 % · 3.514.772,59 = 175.738,50 EUR enthalten. DR Premium on Bonds .......................... 4.261,37 EUR DR Interest ..................................... 175.738,63 EUR CR Cash/ Bank ................................... 180.000,00 EUR 353 <?page no="353"?> 14 Schulden Der Buchungssatz am 31.12.20X2 ist entsprechend: DR Premium on Bonds ............... 4.474,44 EUR DR Interest .......................... 175.525,56 EUR CR Cash/ Bank ........................ 180.000,00 EUR Entsprechend ist im Jahresabschluss für 20X2 auf der Passivseite der Wert der 3.000 Bonds mit 3.514.772,59 − 4.261,37 − 4.474,44 = 3.506.036,78 EUR auszuweisen. Dieser Betrag entspricht dem Barwert der Bonds zum 31.12.20X2: 3.000 · ( 60 · (1 + 5 %) 38 − 1 5 % · (1 + 5 %) 38 + 1.000 · 1 (1 + 5 %) 38 ) = 3.506.036,78 EUR Da im nachfolgenden Jahr 360.000,00 EUR an die Bondholder zu zahlen sind, wird die Magok Ltd. diesen Betrag als kurzfristig darstellen (IAS 1). Die Bonds werden demnach mit 3.144.036,78 EUR gezeigt und eine kurzfristige Schuld i.H.v. 360.000,00 EUR ist auszuweisen. Der Marktzinssatz unterliegt während der Laufzeit Änderungen, so dass sich Wertänderungen aus dem anzuwendenden Zinssatz ergeben können. Bei callable Bonds hat das Unternehmen die Möglichkeit, Bonds zurückzurufen. Bei sinkendem Zinssatz ist diese Option für das ausgebende Unternehmen attraktiv. Die Bonds werden dann eingezogen und das Unternehmen kann anschließend neue Bonds mit geringerer Verzinsung ausgeben. In der Regel wird das Unternehmen die Bonds zu einem höheren Betrag als dem aktuellen Barwert der Anleihe zurückkaufen. Die Unterscheidung in kurz- und langfristige Schulden demonstriert das folgende Beispiel. Die Behandlung von langfristigen Schulden wird an einem Beispiel mit kürzerer Laufzeit fortgesetzt. Es wird gezeigt, dass man für solche Fragestellungen einen Taschenrechner mit finanzmathematischer Funktion oder MS Excel einsetzen kann. Die Eschberg AG nimmt bei ihrer Hausbank am 1.01.20X5 ein Darlehen in Höhe von 20.000,00 EUR auf. Der Zinssatz des Darlehens beträgt 7,25 % und die Rückzahlung soll am 31.12.20X8 i.H.v. 20.000,00 EUR stattfinden. Die Laufdauer des Darlehens beträgt mithin 4 Jahre. Zur Übersichtlichkeit werden Zinsen im aktuellen Geschäftsjahr als Aufwand dargestellt und sind in den langfristigen Verbindlichkeiten nicht enthalten. Nach IFRSs muss der Rückzahlungsbetrag mit dem effektiven Marktzinssatz diskontiert werden. Dieser beträgt 7,00 %. Der Barwert der Schuld ist 20.000 · 1,07 −4 = 15.257,90 EUR. Dies ist der Buchwert der Schuld am 1.01.20X5. Nach IAS 39.43 ist dieser Wert anzusetzen. Die Eschberg AG zeigt die Schuld erstmalig am 31.12.20X5 in der Bilanz. Dies stellt bereits eine Folgebewertung dar. Deshalb wird für das Ende des Geschäftsjahrs 20X5 die Schuld in Einklang mit IAS 39.45ff einmalig mit dem Marktzinssatz aufgezinst: 15.257,90 · 1,07 = 16.325,96 EUR. Dieser Betrag ist im Jahresabschluss zum 31.12.20X5 auszuweisen. 354 <?page no="354"?> 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden Der Buchungssatz ist hier so dargestellt, als würde die Schuld erst bei den Abschlussarbeiten berücksichtigt. Der von der Eschberg AG erhaltene Darlehensauszahlungsbetrag ist 20.000,00 EUR, so dass eine Differenz aufgrund der Diskontierung über 3 Jahre gebucht wird: DR Cash/ Bank ................................. 20.000,00 EUR CR Liabilities (long-term) .............. 16.325,96 EUR CR Gain ........................................ 3.674,04 EUR Die Differenz stellt einen Gewinn infolge von Änderungen des Buchwerts dar. Dieser ist nach IAS 32.41 als Gain zu buchen und im Income Statement gesondert auszuweisen. Vgl. B ONHAM [2009]. Die nach IAS 12.18 zu buchende Rückstellung für latente Steuern i.H.v. 1.102,21 EUR bei einem Steuersatz von 30 % wird in diesem Beispiel zur Vereinfachung nicht dargestellt. Zu dem Zeitpunkt 31.12.20X5 wird die erste Zinszahlung i.H.v. 20.000 · 7,25 % = 1.450,00 EUR fällig: DR Interest .................................. 1.450,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 1.450,00 EUR Zum Zeitpunkt 31.12.20X6 ist der Fair Value des Darlehens 16.325,96 · 1,07 = 17.468,78 EUR. Die Differenz zwischen diesem Wertansatz und demjenigen für den vorherigen Jahresabschluss beträgt nach der vorgeschriebenen Effektivzinsmethode 17.468,77 − 16.325,96 = 1.142,81 EUR. Sie wird als Aufwand gebucht. DR Financial Cost .......................... 1.142,81 EUR CR Liabilities (long-term) .............. 1.142,81 EUR Die Buchwerte des Darlehens der Eschberg AG haben die folgenden Ausprägungen: 1.01.20X5: 15.257,90 EUR 31.12.20X5: 16.325,96 EUR 31.12.20X6: 17.468,77 EUR 31.12.20X7: 18.691,59 EUR 31.12.20X8: 20.000,00 EUR Kurzfristige Schulden werden nach IFRSs nicht diskontiert, jedoch wird der Wertansatz nach der Effektivzinsmethode zur Bilanzkontinuität beibehalten. Die Umbuchung (reclassification) zum 31.12.20X7 ist: DR Financial Cost .......................... 1.222,82 EUR DR Liabilities (long-term) .............. 17.468,77 EUR CR Liabilities (short-term) ............ 18.691,59 EUR Bei der Rückzahlung des Darlehens am 31.12.20X8 muss die Eschberg AG die Zinsen für 20X8 und den kompletten Rückzahlungsbetrag überweisen: DR Interest .................................. 1.450,00 EUR DR Financial Cost .......................... 1.308,41 EUR DR Liabilities (short-term) ............ 18.691,59 EUR CR Cash/ Bank ................................. 21.450,00 EUR 355 <?page no="355"?> 14 Schulden An dem Beispiel der Eschberg AG wird in die Funktionen eines finanzmathematischen Taschenrechners eingeführt. Man kann sich seine Arbeitsweise vorstellen, wenn man sich die Parameter für die Finanzmathematik auflistet: Jährlicher Zinssatz (i): Anzahl der Perioden (n): Barwert (PV): periodische Zahlungen (PMT): Endwert (FV): Der Taschenrechner führt je nach Fragestellung entweder eine algebraische oder eine iterative Berechnung durch. Letztere z. B. bei der Bestimmung des internen Zinsfußes. Gibt man in den Taschenrechner die bekannten Informationen ein, ermittelt er die noch fehlende. In dem Beispiel der Eschberg AG kann man den Barwert bestimmen, indem man eingibt: i = 7 %, n = 4, PMT = 0, FV = 20,000. (Die Bezeichnungen sind je nach Marke des Taschenrechners unterschiedliche, sie entsprechen hier dem Casio FC-100V Financial Consultant). Man fragt nach dem Barwert (present value) und erhält PV = −15.257,90 EUR. Der Betrag ist negativ, da Ein- und Auszahlungen unterschieden werden. Der Parameter PMT stellt eine jährliche Zahlung, z. B. für Tilgung dar. In dem Beispiel der Eschberg AG ist der Wert Null. Bei der Berechnung des Barwerts wurden zuvor noch einige weitere Parameter eingegeben: es wurde festgelegt, dass die Zahlungen zum Ende der Periode stattfinden und dass jährlich eine Zahlung stattfinden soll. Die Verzinsung ist ebenfalls jährlich festgelegt worden, so dass der nominale Jahreszinssatz i dem effektiven Zins i eff entspricht. MS Excel enthält ebenso finanzmathematische Funktionen. Die Funktion zur Bestimmung des Barwerts ist PV(rate; nper; PMT; FV; type). Die Parameter entsprechen den oben eingeführten Bezeichnungen PV(i; n; PMT, FV; type). Der Parameter type gibt an, ob die Zahlungen zu Beginn oder zum Ende einer Periode stattfinden. Die Abbildung 14.3 -› vgl. S. 357 zeigt die Bestimmung des Barwerts für das Darlehen der Eschberg AG mit MS Excel. Zum vertieften Studium der Finanzmathematik ist die englischsprachige Literatur zu empfehlen. Finanzmathematische Taschenrechner werden im Ausland i.d.R. für die Prüfungen zum Chartered Accountant zugelassen, deshalb werden die Befehle zur Bedienung des Taschenrechners in den Lehrbüchern zum Financial Accounting detailliert beschrieben. Ausführliche Darstellungen finden sich in R OSS / W ESTERFIELD / J ORDAN [2008] und M EGGINSON / S MART / L UCEY [2008]. Langfristige Schulden werden nach § 253 Abs. 1 HGB zum Erfüllungsbetrag angesetzt. Das ist nicht der Rückzahlungsbetrag sondern derjenige Wert, zu dem unter Berücksichtigung von evtl. zukünftigen Preissteigerungen die Schuld zu tilgen ist. Nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften sind sowohl Schulden als auch Rückstellungen zum Barwert anzusetzen. Relevant dafür ist kein einzelner Standard aber der jeweils anzuwendende Standard gemäß des Grundes für das Ausweisen der Verbindlich- 356 <?page no="356"?> 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden Abbildung 14.3: Bestimmung des Barwerts mit MS Excel keit, z. B. bei Leasingverträgen IAS 17, bei Leistungen an die Arbeitnehmer IAS 19, bei Versicherungsverträgen IFRS 4 und bei Verbindlichkeiten aus Finanzinstrumenten IAS 39 (vgl. Heno [2011]). Verbindlichkeiten sind nach IAS 37.10: „A liability is a present obligation of the entity arising from past events, the settlement of which is expected to result in an outflow from the entity of resources embodying economic benefits.“ IAS 37.11 grenzt Schulden gegenüber Rückstellungen ab. Der Effekt des Abzinsens von langfristigen Schulden soll an einem einfachen Beispiel verdeutlicht werden: Das Unternehmen Capricorn (Pty) Ltd. nimmt am 2.01.20X3 ein Darlehen bei seiner Hausbank in Höhe von 100,000.00 EUR auf. Das Darlehen hat einen Schuldzinssatz von 6 % und wird komplett nach 5 Jahren zurückgezahlt. Nach deutschem HGB wird das Darlehen zu dem wahrscheinlichsten Rückzahlungsbetrag dem Erfüllungsbetrag - angesetzt. Hier soll angenommen werden, dass das Darlehen mit 100.000,00 EUR passiviert wird. DR Cash/ Bank ................................. 100.000,00 EUR CR Verbindlichkeiten ...................... 100.000,00 EUR Nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften wird das Darlehen mit dem Barwert des Erfüllungsbetrags dargestellt. Angenommen der Kapitalmarktzinssatz betrüge 5 %, dann wäre der Betrag, mit dem das Darlehen am 31.12.20X3 darzustellen wäre: 100.000 · (1 + 5 %) −4 = 82.270,25 EUR. Der Exponent ist −4, weil das Darlehen erst zum Jahresende von 20X3 in der Bilanz zu zeigen ist. Capricorn (Pty) Ltd. bucht daher: DR Cash/ Bank ................................. 100.000,00 EUR CR R/ E ......................................... 17.729,75 EUR CR Int. Bear. Liabilities ............... 82.270,25 EUR Die Buchung der Zinsen ist von dem Ansetzen der Schuld unabhängig. Die Zinsen beziehen sich auf den Darlehensauszahlungsbetrag, hier 100.000,00 EUR, und betragen egal nach welchen Rechnungslegungsvorschriften die Capricorn (Pty) Ltd. 357 <?page no="357"?> 14 Schulden bilanziert: DR Interest .................................. 6.000,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 6.000,00 EUR Auch wenn mit dem Eingehen eines Darlehensvertrags bereits eine Verpflichtung zur Zinszahlung eingegangen wird, werden zukünftige Zinsen nicht als Schuld ausgewiesen. Sie werden vielmehr in der jeweiligen Gewinn- und Verlustrechnug als Aufwand dargestellt. Es wird an dem Beispiel der Capricorn (Pty) Ltd. deutlich, wie die Rechnugungslegungsvorschriften ausgerichtet sind. Das deutsche HGB folgt dem Gläubigerschutz und weist die Schuld höher aus als die IFRSs. Nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften wird vom True and Fair View ausgegangen. Würde jemand am 31.12.20X3 einen Betrag von 82.270,25 EUR mit einer 5 %-tigen Verzinsung anlegen, dann hätte er am 31.12.20X7 zum Zeitpunkt der Rückzahlung des Darlehens 100.000,00 EUR Vermögen, dass er zur Schuldtilgung einsetzen könnte. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG nimmt am 1.01.20X1 ein Annuitätendarlehen (annuity) i.H.v. 300.000,00 EUR auf. Die Annuität beträgt 24.000,00 EUR, der Zinssatz beträgt 6,3 %. Der Marktzinssatz, der von der deutschen Bundesbank herausgegeben wird, betrage 5 %. Der Tilgungsplan ist in Abbildung 14.4 gezeigt. Carrying amont [EUR] Interest 6.3% [EUR] Pay-off [EUR] Annuity (8 %) [EUR] 20X1 300.000,00 18.900,00 5.100,00 24.000,00 20X2 294.900,00 18.578,70 5.421,30 24.000,00 20X3 289.478,70 18.237,16 5.762,84 24.000,00 20X4 283.715,86 17.874,10 6.125,90 24.000,00 20X5 277.589,96 17.488,17 6.511,83 24.000,00 20X6 271.078,12 17.077,92 6.922,08 24.000,00 20X7 264.156,05 16.641,83 7.358,17 24.000,00 20X8 256.797,88 16.178,27 7.821,73 24.000,00 20X9 248.976,14 15.685,50 8.314,50 24.000,00 20X0 240.661,64 15.161,68 8.838,32 24.000,00 ... Sunny AG's INTEREST and PAY-OFF PLAN Abbildung 14.4: Tilgungsplan des Bankdarlehens der Sunny AG Nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften darf das Darlehen nicht mit 300.000, 00 − 5.100 = 294.900,00 EUR ausgeweisen werden. Der Bilanzausweis folgt dem Barwertkalkül und zeigt die Summe der diskontierten Rückzahlungsbeträge der Jahre 20X3 bis 20Z5. Die Tilgung des Geschäftsjahrs 20X1 wird nicht berücksichtigt, da die Tilgung vor dem Bilanzausweis stattfindet. Der Tilgungsbetrag des Geschäftsjahrs 20X2 wird ebenfalls nicht dargestellt, da er nach IAS 1.69 kurzfristig ist. Die Summe der diskontierten Tilgungsbeträge ist 140.642,95 EUR. Die Berechnung des Betrags, zu dem das Annuitätendarlehen der Sunny AG auszuweisen ist, ist der Abbildung 14.5 zu entnehmen. 358 <?page no="358"?> 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden Pay-off [EUR] Discount factor 1,05 -t Pay-off at present value 20X1 5.100,00 20X2 5.421,30 20X3 5.762,84 0,9070 5.227,07 20X4 6.125,90 0,8638 5.291,78 20X5 6.511,83 0,8227 5.357,30 20X6 6.922,08 0,7835 5.423,63 ... 20Y9 16.281,79 0,3957 6.443,26 20Z0 17.307,54 0,3769 6.523,03 20Z1 18.397,92 0,3589 6.603,79 20Z2 19.556,99 0,3418 6.685,55 20Z3 20.789,08 0,3256 6.768,33 20Z4 22.098,79 0,3101 6.852,13 20Z5 8.588,10 0,2953 2.536,09 140.642,95 Abbildung 14.5: Bestimmung der auszuweisenden Darlehensschuld für die Sunny AG Die Buchung des Darlehens nach IFRSs ist deshalb am 1.01.20X1: DR Bank ........................................ 300.000,00 EUR CR Liabilities (short-term) ............ 5.100,00 EUR CR Liabilities (long-term) .............. 294.100,00 EUR Zum Bilanzstichtag wird nur noch der diskontierte Schuldwert i.H.v. 140.642,95 EUR im Konto langfristige Verbindlichkeiten (liabilities, long-term) gezeigt. DR Liabilities (long-term) .............. 153.457,05 EUR CR Short-term Liab. ....................... 5.421,30 EUR CR R/ E ......................................... 148.035,75 EUR Für die Zinsen wird gebucht: DR Interest .................................. 18.900,00 EUR CR Bank ........................................ 18.900,00 EUR Zur Vereinfachung wurde bisher von dem Diskontieren der Darlehensschuld bei der Sunny AG abgesehen. Die Sunny stellt in den Notes dar, dass sie Schulden zum Nominalwert des Erfüllungsbetrags angibt (vgl. Zum Ausweisen nach dem Nominalwert von Schulden Flynn/ Kornhof [2005]). Entsprechend ist der Buchungssatz am 1.01.20X1: DR Cash/ Bank ................................. 300.000,00 EUR CR Liabilities (long-term) .............. 294.900,00 EUR CR Liabilities (short-term) ............ 5.100,00 EUR Die Sunny AG bucht am 31.12.20X1: DR Interest .................................. 18.900,00 EUR DR Liabilities (short-term) ............ 5.100,00 EUR CR Cash/ Bank ................................. 24.000,00 EUR DR Liabilities (long-term) .............. 5.421,30 EUR CR Liabilities (short-term) ............ 5.421,30 EUR 359 <?page no="359"?> 14 Schulden Das Ausgeben von Schuldverschreibungen entspricht zinspflichtigen Schulden, da ein festgelegter Zins zu zahlen ist. Der Besitzer zeigt dafür ein non-current interest Investment. Finanzielle Verbindlichkeiten (financial liability) werden von einem Unternehmen ausgegeben und werden nach einem vereinbarten Zeitraum zurückgezahlt oder können z. B. gegen Aktien getauscht werden (Optionen). Das folgende Beispiel gibt einen Eindruck über die Buchung von Schuldtiteln am Beispiel einziehbarer Vorzugsaktien (vgl. Houzet/ Rowlands/ Riemer [2007]). Die Misburg AG gibt am 2.01.20X1 eine Million einziehbare Vorzugsaktien (redeemable preference shares) zum Nennwert von 2,00 EUR aus. Der Bezugskurs der Vorzugsaktien beträgt 2,00 EUR. Die Misburg AG zieht entsprechend den Emissionsvereinbarungen (terms of issue) die Vorzugsaktien nach 3 Jahren zu einem Preis von 2,10 EUR wieder ein. Die Dividende der Vorzugsaktien ist mit 6 % des Nennwerts zahlbar zum Jahresende festgelegt. Der Marktzinssatz für vergleichbare Vorzugsaktien beträgt in diesem Beispiel 5 % pro Jahr. Da die Vorzugsaktien eingezogen werden, stellen sie für die Misburg AG Fremdkapital nach IAS 32.11 dar. Die Misburg AG bucht am 2.01.20X1 den Zahlungseingang i.H.v. 2.000.000,00 EUR und den Barwert der Schulden. Die Differenz stellt einen Aufwand für die Misburg AG dar. Die fälligen Zinsen betragen in jedem Jahr 6 % · 2.000.000 = 120.000,00 EUR. Sie sind als Verbindlichkeit zu buchen. Der Barwert der Zinszahlungen beträgt: 120.000 · (1 + 5 %) 3 − 1 5 % · (1 + 5 %) 3 = 326.789,76 Der mit dem Marktzinssatz bestimmte Barwert des Erfüllungsbetrags ist 2.100.000 · 1,05 −3 = 1.814.058,96 EUR. Die Vorzugsaktien sind in der Bilanz mit dem Gesamtbetrag i.H.v. 326.789,76 + 1.814.058,96 = 2.140.848,72 EUR auszuweisen. Die Differenz ist ein Aufwand für die Misburg AG, der in der Gewinn- und Verlustrechnung gesondert darzustellen ist. DR Cash/ Bank ................................. 2.000.000,00 EUR DR Expense .................................... 140.848,72 EUR CR Liability (pref. share) .............. 2.140.848,72 EUR Wie bereits am Beispiel der Magok Ltd. demonstriert wurde, entspricht die Effektivzinsmethode immer dem Barwert der Schuld zu dem entsprechenden Bewertungszeitraum. Hier kann deshalb die Buchung am 31.12.20X1 mit der Barwertformel bestimmt werden. Der Barwert beträgt: 120.000 · (1 + 5 %) 2 − 1 5% · (1 + 5 %) 2 + 2.100.000 · (1 + 5 %) −2 = 2.127.891,16 Entsprechend ist der Buchungssatz: DR Liabilities (pref. share) ........... 12.957,56 EUR DR Interest .................................. 107.042,44 EUR CR Cash/ Bank ................................. 120.000,00 EUR 360 <?page no="360"?> 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden Die Bewertung der Vorzugsaktien zum 31.12.20X3 liefert einen Wert von 2.114.285,71 EUR. Der Buchungssatz ist: DR Liabilities (pref. share) ........... 13.605,42 EUR DR Interest .................................. 106.394,58 EUR CR Cash/ Bank ................................. 120.000,00 EUR Zum Zeitpunkt des nächsten Jahresabschlusses ist der Barwert der Erfüllungsbetrag i.H.v. 2.100.000,00 EUR plus die Vorzugsdividende i.H.v. 120.000,00 EUR, mithin 2.220.000,00 EUR. DR Liabilities (pref. share) ........... 2.114.285,71 EUR DR Interest .................................. 105.714,29 EUR CR Cash/ Bank ................................. 2.220.000,00 EUR Das Beispiel der Misburg AG macht deutlich, dass der Zinsaufwand durch den Ertrag aus der Bewertungsveränderung nach der Effektivzinsmethode kompensiert wird. Um den Zinssatz der Vorzugsaktien zu prüfen, wird der interne Zinsfuß der Vorzugsaktien berechnet: 2.140.848, 72 · (1 + i) 3 − 120.000 · (1 + i) 3 − 1 i = 2.100.000,00 EUR Die Gleichung liefert einen Zinssatz von i = 5 %. Dies ist der vorgegebene Marktzinssatz. Das Umbuchen in kurzfristige Verbindlichkeiten ist bei den Vorzugsaktien nicht geboten, da vereinbart ist, dass die Misburg AG sie am 31.12.20X3 einzieht. Das Konto repräsentiert ab dem Beginn des Geschäftsjahrs 20X3 kurzfristige Verbindlichkeiten. Dies ist bei der Darstellung im Jahresabschluss nach IAS 1 zu berücksichtigen. Der §253 Abs.1 HGB fordert gem. BilMoG den Ausweis der Schulden zum Erfüllungsbetrag. Der interne Zinsfuß der Verbindlichkeit ist über die folgende Formel zu bestimmen: 2.100.000 · (1 + i) 3 − 120.000 · (1 + i) 3 − 1 i = 2.100.000,00 EUR Das Auflösen der Gleichung liefert einen Zinssatz von i = 5,714285714 %. Man löst die Gleichung i.d.R. nicht auf, sondern bestimmt den Zinssatz über einen Taschenrechner mit finanzmathematischen Funktionen oder über die Zielwertsuche-Funktion von MS- Excel. Die Gleichung ist ein Vergleich des Buchwerts mit dem Erfüllungsbetrag für die Aktien abzüglich der gezahlten Vorzugsdividenden zum Zeitpunkt 31.12.20X3. Die Misburg AG bucht am 2.01.20X1 und 31.12.20X1: DR Cash ........................................ 2.000.000,00 EUR DR Interest .................................. 100.000,00 EUR CR Liabilities (pref. share) ........... 2.100.000,00 EUR DR Interest (pref. div.) ................. 120.000,00 EUR CR Cash ........................................ 120.000,00 EUR 361 <?page no="361"?> 14 Schulden In dem nachfolgenden Jahr beträgt der Zinsaufwand wieder 120.000,00 EUR. Dasselbe gilt für das letzte Geschäftsjahr. Es ist zu sehen, dass die Bewertung nach IFRSs und HGB unterschiedlichen Zinsaufwand zeigt. Der Aufwand ist nach IFRSs zum 31.12.20X1 um 140.848,72 − 100.000 − 12.957,56 = 27.891,16 EUR höher. Im nachfolgendem Jahr ist der negative Unterschied 13.605,42 EUR und im letzten Jahr 14.285,71 EUR. Insgesamt gleicht sich der Ergebnisunterschied über die Laufdauer der Vorzugsaktien aus. Die zeitliche Differenz im Ergebnis zwischen dem IFRS-Abschluss und dem Steuerabschluss würde das Ausweisen von latenten Steuern in der Handelsbilanz nach IAS 12 erfordern. Online-Übungen: Claremont (Ü 14.1). Online-Übungen: Halverde (Ü 14.2). Online-Übungen: Barsinghausen (Ü 14.3). 14.2.2 Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Trade Liabilities) Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sind i.d.R. nicht zinspflichtig. Sie werden zum Nennbetrag, der dem Rückzahlungsbetrag entspricht, gebucht. Die Heessel GmbH kauft am 12.11.20X4 bei ihrem Lieferanten Waren auf Rechnung für 6.000,00 EUR. Die Rückzahlung findet vereinbarungsgemäß am 3.01.20X5 statt. Die Heessel GmbH bucht: DR Purchase .................................. 5.000,00 EUR DR VAT ......................................... 1.000,00 EUR CR Creditors ................................. 6.000,00 EUR Für den Abschluss 20X4 weist die Heessel GmbH eine Schuld aus Lieferungen und Leistungen i.H.v. 6.000,00 EUR aus. In Fällen, in denen sehr spät die Schuld beglichen wird, muss die Schuld zum diskontierten Betrag ausgewiesen werden und aus dem Betrag für die bezogene Leistung (hier: Purchase) einen Zinsanteil herausgerechnet werden. Wenn die Zahlung erst am 1.01.20X6 fällig wird und der Marktzinssatz beträgt 6,5 %, sind die folgenden Buchun- 362 <?page no="362"?> 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden gen von der Heessel GmbH vorzunehmen: DR Purchase .................................. 4.694,84 EUR DR Interest .................................. 305,16 EUR DR VAT ......................................... 1.000,00 EUR CR Creditors ................................. 5.633,80 EUR CR Reserves .................................. 366,20 EUR Die Kreditorenverbindlichkeit und der Einkaufswert werden zum diskontierten Wert gebucht. Da der Zinsaufwand in 20X5 anfällt, muss eine Abgrenzung zum Zeitpunkt der Beschaffung gebucht werden. DR Prepaid expenses .......................... 305,16 EUR CR Interest ..................................... 305,16 EUR Unabhängig von der Abgrenzung des Zinsaufwands sind im Jahresabschluss der Heessel GmbH zum 31.12.20X4 die Kreditorenverbindlichkeiten mit 5.633,80 EUR darzustellen. 14.2.3 Rückstellungen (Provisions) Rückstellungen werden für unsichere Schulden gebildet. Nach Lüdenbach/ Hoffmann [2012] unterscheidet man vier Stufen der Unsicherheit: (1) Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen - sicher (2) Abgrenzungen - fast sicher (3) Rückstellungen - wahrscheinlich (4) Eventualverbindlichkeiten - unsicher Eine Rückstellung wird nach IAS 37.10 für eine Schuld, die hinsichtlich Höhe und Zeitpunkt unsicher ist, gebildet. IAS 37.14 legt die Kriterien für das Bilden einer Rückstellung fest: „A provision shall be recognised when: (a) an entity has a present obligation (legal or constructive) as a result of a past event (b) it is probable that an outflow of resources embodying economic benefits will be required to settle the obligation; and (c) a reliable estimate can be made of the amount of the obligation If these conditions are not met, no provision shall be recognized.“ Rückstellungen werden am Beispiel einer Pensionsrückstellung erläutert. Die Löhne AG bildet für das Vorstandsmitglied Meringhoff eine Pensionsrückstellung. Die Rückstellung wird ab dem Geschäftsjahr 20X2 gebildet und soll ratierlich angespart werden, so dass Meringhoff ab dem Geschäftsjahr 20X9 eine zehnjährige Pensionszahlung in Höhe von jährlich 12.000,00 EUR erhält. Alle Buchungen und Zahlungen 363 <?page no="363"?> 14 Schulden sollen vereinfacht zum Jahresende stattfinden. Der Zinssatz für die Berechnung beträgt 6,5 %. Der Barwert der Pensionsverpflichtung der Löhne AG beträgt zum Zeitpunkt 1.01.20X9: 12.000 · 1,065 10 − 1 1,065 10 · 6,5% = 86.265,96 EUR Die Löhne AG bildet eine Rückstellung, die nach sieben Jahren, am 31.12.20X8 einen Betrag von 86.265,96 EUR hat. Da vereinbart ist, dass für Meringhoff jährlich ein konstanter Betrag rückzustellen ist, beträgt die jährlich zu bildende Rückstellung: 86.265, 96 · 6,5% 1,065 7 − 1 = 10.121,70 EUR Die Löhne AG bucht bei der Rückstellungsbildung am 31.12.20X2: DR Labour-Meringhoff ...................... 10.121,70 EUR CR Provision-Meringhoff .................. 10.121,70 EUR Am Ende von 20X3 wird derselbe Betrag gebucht. Ebenfalls ist die Aufzinsung der bereits in 20X2 bestehenden Rückstellung zu berücksichtigen. DR Labour-Meringhoff ...................... 10.121,70 EUR CR Provision-Meringhoff .................. 10.121,70 EUR DR Labour-Meringhoff ...................... 657,91 EUR CR Provision-Meringhoff .................. 657,91 EUR 14.2.4 Steuerschulden und latente Steuern (Tax Liabilities and Deferred Taxes) Die Steuerschulden gelten nach IAS 12 als so sicher, dass für sie eine Verbindlichkeit auszuweisen ist. Der Bilanzposten wird Tax Liabilities along IAS 12 genannt. In diesem Posten werden nur solche Steuerschulden ausgewiesen, die aus Einkommensteuer resultieren. Es wäre falsch unter der Position die Umsatzsteuerschuld darzustellen. Sie muss als Verbindlichkeit aus Lieferungen und Leistungen (trade payables) ausgewiesen werden. Dasselbe gilt für die in Deutschland von dem Unternehmen geschuldete Kapitalertragsteuer und den darauf entfallenden Solidaritätszuschlag, obwohl die Kapitalertragsteuer eine Einkommensteuer darstellt. Sie fällt aber im Namen des Anteilseigners an und stellt deshalb keine Unternehmenssteuer dar. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG erwirtschaftet im Geschäftsjahr 20X2 einen Vorsteuergewinn i.H.v. 832.221,30 EUR, der in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen wird. Der Steuersatz für Osnabrück beträgt in 20X2 30,18 %, so dass die geschuldete Unternehmenssteuer 832.221,30 30,175 % = 251.122,78 EUR beträgt. 364 <?page no="364"?> 14.2 Bewertung und Buchung von Schulden 20X2 20X1 [EUR] [EUR] Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized 8.350.000,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortisation expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (18.578,70) (18.900,00) Share of profit of associates Profit before taxation (EBT) 832.221,30 831.900,00 Income tax expenses (251.122,78) (251.025,83) Deferred tax income/ expense Profit for the period (EAT) 581.098,52 580.874,18 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for year ended 31.12.20X2 Abbildung 14.6: Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 Die Sunny AG bucht im Rahmen der Abschlussarbeiten: DR Tax Expenses ............................. 251.122,78 EUR CR Tax Liabilities ......................... 251.122,78 EUR Entsprechend der obigen Buchung erscheinen die Steuerschulden in der Bilanz der Sunny AG für das Geschäftsjahr 20X2, wie in Abbildung 14.7 -› vgl. S. 366 gezeigt. Steuerlatenz entsteht grundsätzlich, wenn das handelsrechtliche und das steuerliche Ergebnis einer Periode voneinander abweichen Dies ist auch erfüllt, wenn Sachanlagevermögen neu bewertet wird -› vgl. IAS 12.16 . Das Bilden und der Ausweis von latenten Steuern wurden am Beispiel der Sunny AG für eine Neubewertung in Kapitel 7 -› vgl. S. 184 gezeigt. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Bilanz für 20X6 der Sunny AG ist in Abbildung 14.8 -› vgl. S. 367 gezeigt. Sie enthält latente Steuerschulden. Die latenten Steuern entstehen durch den erwarteten Steueranteil beim Verkaufserlös der Konfigurationsarbeitsplätze und betragen 12.000 30,175 % = 3.621,00 EUR. Im Bereich der Schulden zeigt die Bilanz der Sunny AG die Steuerschulden nach IAS 12, die das Vorsteuerergebnis der Gewinn- und Verlustrechnung multipliziert mit dem Gesamtsteuersatz der Sunny AG: 833.722,08 30,18 % = 251.575,64 EUR betragen. Darunter sind die Steuerschulden für latente Steuern zu erkennen. Sie betragen wie oben berechnet 3.621,00 EUR. Da die Sollbuchung für die latenten Steuern in einem Bestandskonto stattfindet, kann sie an der Bilanz nachvollzogen werden. Die Neubewertungsrücklage wurde um die latente Steuerschuld vermindert und beträgt 12.000 − 3.621 = 8.379,00 EUR. Die Neubewertungsrücklage ist eine Eigenkapitalposition. 365 <?page no="365"?> 14 Schulden 20X2 20X1 [EUR] [EUR] Non-current assets Property, plant and equipment 2.738.000,00 2.952.000,00 Investment property Intangible assets Financial assets Investment accounted [...] Total of non-current assets 2.738.000,00 2.952.000,00 Current assets Inventories Trade and other receivables 1.002.000,00 1.002.000,00 Cash and cash equivalents 796.658,94 149.600,00 Prepaid expenses Total of current assets 1.798.658,94 1.151.600,00 Total assets 4.536.658,94 4.103.600,00 Liabilities [...] Interest bearing liabilities 289.478,70 294.900,00 Trade and other payables 2.786.021,80 2.652.715,23 Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 251.122,78 251.025,83 Deferred tax liabilities [...] IAS 12 Deferred income Total of liabilities 3.326.623,28 3.198.641,06 Capital Issued capital 600.000,00 600.000,00 Other reserves 610.035,67 304.958,94 R/ E Total of shareholders' equity 1.210.035,67 904.958,94 Total equity and liabilities 4.536.658,94 4.103.600,00 SUNNY AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X2 Abbildung 14.7: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 Zusammenfassung (Summary) Der Ausweis von Schulden findet grundsätzlich zum Rückzahlungsbetrag statt. Der Rückzahlungsbetrag ist mit dem Marktzinssatz zu diskontieren. Schulden werden in Verbindlichkeiten und Rückstellungen aufgeteilt. Rückstellungen sind unsichere Schulden, bei denen der Eintritt oder der Zeitpunkt nicht bestimmt sind. Beispiele für Rückstellungen sind Drohverlustrückstellungen, Pensionsverpflichtungen und Aufwandsrückstellungen, wie z. B. für den Rückbau von Anlagen. Schulden werden nach IAS 1 in kurzfristige und langfristige Schulden aufgeteilt. Nach deutschem HGB als Rückstellungen auszuweisende Steuerschulden gelten nach IFRSs als sicher, daher werden sie nach IAS 12 als Verbindlichkeit ausgewiesen. 366 <?page no="366"?> Aufgabe 20X6 20X5 [EUR] [EUR] ... Liabilities [...] Interest bearing liabilities 264.156,05 271.078,12 Trade and other payables 2.802.123,22 2.746.604,99 Provisions Liabilities and assets [...] IAS 12 251.575,64 251.451,85 Deferred tax liabilities [...] IAS 12 3.621,00 Deferred income Total of liabilities 3.321.475,90 3.269.134,96 Capital ISSUED CAPITAL Ordinary share capital - 144.000 ordinary shares at 5,00 EUR each, in 20X4: 120.000 720.000,00 720.000,00 Preference share capital - 6.000 7% preference shares at 5,00 EUR each 30.000,00 30.000,00 RESERVES Capital reserves 217.200,00 217.200,00 German legal reserves 60.000,00 60.000,00 Other earnings reserves 1.712.528,32 1.422.505,10 Revaluation reserves 8.379,00 0,00 R/ E 0,00 0,00 Total of shareholder's equity 2.748.107,32 2.449.705,10 Total of equity and liabilities 6.069.583,22 5.718.840,06 Sunny AG's STATEMENT of FINANCIAL POSITION as at 31.12.20X6 Abbildung 14.8: Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X6 Aufgabe (Exercise) Darlehensbewertung (Exercise on Loan Valuation) Das Unternehmen Rickling AG nimmt am 1.01.20X4 ein Annuitätendarlehen i.H.v. 200.000,00 EUR auf. Die Annuität beträgt 11 %. Die anfängliche Tilgung ist 1 %. Wie hoch sind die lang- und kurzfristigen Schulden für die Geschäftsjahre 20X4 bis 20X8, wenn die Schulden zum Rückzahlungsbetrag bewertet werden? Berücksichtigen Sie die Unterteilung in kurz- und langfristige Schulden nach IAS 1. Zeigen Sie die Buchungssätze in 20X4 der Rickling AG. 367 <?page no="368"?> 15 Risikomanagement (Risk Management) Lernziele Das Risikomanagement wird als Anwendungen der Bilanzierung dargestellt, ähnlich der Bilanzanalyse. Der vollständige Prozess des Risikomanagements soll nicht wiedergegeben werden, sondern nur der Teil, der sich auf die Bilanzierung bezieht. Das Risikomanagement wird auf die Risikobewertung (risk valuation) beschränkt. Zum vertieften Studium des Risikomanagements wird auf Gleißner [2011] verwiesen. Risikomanagement befasst sich mit der Identifikation, Dokumentation und dem Behandeln von Risiken für ein Unternehmen. Lange wurde die Literatur von statistischen/ mathematischen Verfahren und deren Anwendung in der Finanzwirtschaft dominiert. In diesem Bereich liegen häufig statistisch auswertbare Daten vor, die das Risikomanagement unterstützen. Immer mehr führen heute Unternehmen aus dem Bereich Dienstleistung, Handel und Industrie Risikomanagementsysteme ein. Das Einrichten eines Risikomanagementsystems wird für bilanzierende Unternehmen durch das KonTraG gefordert. In diesem Kapitel wird vorgestellt, wie Auswirkungen von identifizierten Risiken mit Hilfe der Monte Carlo Simulation auf Erfolgs- und Zahlungsgrößen, insbesondere auf den Vorsteuergewinn und den Cash Flow, bestimmt werden können. Obwohl bereits zahlreiche Softwarelösungen zum Risikomanagement bestehen, wird zum besseren Verständnis die Monte Carlo Simulation zunächst an einem Beispiel erläutert und anschließend mit Hilfe eines Spreadsheet-Programms an der Fallstudie Sunny AG demonstriert. Das Kapitel 15 verfolgt die folgenden Lernziele: (1) Vermitteln von Überblickswissen über das Risikomanagement -› vgl. Abschnitt 15.1, S. 370 (2) Darstellen der wesentlichen Regelungen zum Risikomanagement in den IFRSs und dem neuen HGB -› vgl. Abschnitt 15.2, S. 370 (3) Erklären des Prinzips der Monte Carlo Simulation zur Bestimmung der Auswirkung von Risiken auf Erfolgs- und Zahlungsgrößen -› vgl. Abschnitt 15.3, S. 370 369 <?page no="369"?> 15 Risikomanagement 15.1 Einführung in das Risikomanagement (Introduction to Risk Management) Risikomanagement beantwortet im Unternehmen 2 Fragen: (1) Welche Risiken sind von einem Unternehmen einzugehen? Risiken sollten eingegangen werden, wenn die damit wahrzunehmenden Chancen überwiegen. (2) Wie viele Risiken sollte/ kann ein Unternehmen tragen? Die Risikotragfähigkeit von Unternehmen ist begrenzt. (Vgl. Gleissner [2011]). Für die Behandlung des Risikomanagements (risk management) muss der Risikobegriff definiert werden: Risiko ist das mit einer Wahrscheinlichkeit bewertete Abweichen von einem erwarteten Zustand. Im Gegensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch wird im Management eine symmetrische Definition angewendet. Kann man keine Wahrscheinlichkeiten bestimmen, spricht man von Unsicherheit. In der betriebswirtschaftlichen Literatur sind mathematische Verfahren zur Entscheidungsfindung bei Unsicherheit bekannt. (Vgl. Wöhe [2010]). 15.2 Handelsrechtliche Bestimmungen zum Risikomanagement (Risk Management Regulations along IFRSs and GCC) Das Risikomanagement ist in das neue HGB aufgenommen worden. Nach §252 Abs. 1 HGB ist vorsichtig zu bewerten, namentlich sind alle vorhersehbaren Risiken und Verluste, die bis zum Abschlußstichtag entstanden sind, zu berücksichtigen. Nach §317 Abs. 2 HGB gehört zum Gegenstand und Umfang der Prüfung des handelsrechtlichen Jahresabschlusses, die Prüfung ob Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dargestellt sind. Ferner wird bei börsennotierten Aktiengesellschaften gem. §317 Abs. 4 HGB geprüft, ob das nach §91 Abs. 2 AktG geforderte Überwachungssystem zum Erkennen von den Fortbestand der Gesellschaft gefährdender Entwicklungen seine Aufgaben erfüllen kann. 15.3 Risikobewertung (Risk Assessment) Risiko wird durch das Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit und die Schadenhöhe gemessen. Das Risikomanagement bestimmt das Risiko des Anteilseigners und Gläubigers. Das Risiko, das die Kapitalgeber eingehen, hängt von dem Streuen des Jahresergebnisses und des Cash flow ab. Um das Gesamtrisiko eines Unternehmens zu bestimmen, müssen Einzelrisiken miteinander kombiniert werden. Risiken können unabhängig voneinander sein, sich 370 <?page no="370"?> 15.3 Risikobewertung verstärken oder kompensieren. Der Regenschirmverkäufer, der auch mit Sonnenbrillen handelt, ist ein klassisches Beispiel für Risikokompensation in der Literatur. Jedoch sind im Unternehmen oft Ereignisse vom Zufall abhängig und Zusammenwirken von Ereignissen schwer vorhersehbar. Die Anzahl von Abhängigkeiten zwischen Ereignissen ist endlich, aber dennoch sehr hoch. Identifiziert ein Unternehmen z. B. 10 Risiken, dann gibt es (10 − 1)! = 362.880 Abhängigkeiten. Der Aufwand für das Entwickeln eines mathematischen Modells wie beim Varianz-Kovarianz-Ansatz und der Planungsaufwand für die jährliche Risikobewertung wären zu hoch. In der Praxis werden Gesamtrisiken durch Simulationsverfahren bestimmt. Risiken werden dafür als voneinander unabhängig angesehen und Ereignisse über Zufallszahlen simuliert. Hängen Ereignisse voneinander ab, müssen sie zu einem Einzelrisiko gebündelt werden. Regen und Sonnenschein sind z. B. keine voneinander unabhängigen Ereignisse. Es regnet oder scheint die Sonne. Beides soll nicht möglich sein. Überdies kann beides nicht eintreten, weder regnet es noch scheint die Sonne. Für die Simulation der Absatzzahlen von Regenschirmen und Sonnenbrillen in Abhängigkeit des Wetters soll angenommen werden, die Wahrscheinlichkeit für Regen betrage 40 % und für Sonnenschein 30 %. Die restliche Wahrscheinlichkeit ist dem Ereignis weder Regen noch Sonnenschein gewidmet. Es wird angenommen, dass bei Regen 100 Schirme, bei Sonnenschein 60 Sonnenbrillen und beim Eintreten des Ereignisses weder Regen noch Sonnenschein 20 Schirme und 20 Sonnenbrillen verkauft werden. Der Gewinn des Verkäufers pro Regenschirm sei 5,00 EUR, derjenige pro verkaufter Sonnenbrille 7,00 EUR. Das Modell simuliert das Ereignis Wetter. Alle anderen Parameter müssen vom Risikomanagement ermittelt werden. Hier sind die Verkaufszahl und die Gewinnfunktion vorgegeben. Für die Simulation wird eine gleichverteilte Zufallszahl ausgewürfelt, die zwischen 0 und 1 liegt. Zur Vereinfachung der Darstellung wird die Zufallszahl auf zwei Nachkommastellen gerundet und mit 100 multipliziert. Der Zufallsgenerator liefert so bei jedem Lauf eine Zahl von 0 bis 99. Ein Zufallsgenerator ist bei den meisten Taschenrechnern im Funktionsumfang enthalten. MS-Excel verfügt über eine Funktion Rand(), die gleichverteilte Zufallszahlen erzeugt. Gleichverteilt bedeutet, dass jede Ausprägung gleich wahrscheinlich ist. Man ordnet dem Ereignis Regen 40 % der Zufallszahlen, nämlich die Zufallszahlen 0 bis 39, dem Ereignis Sonne 40 bis 69 und dem Ereignis weder Regen noch Sonnenschein die restlichen Zufallszahlen zu. Wird in einem Simulationslauf die 53 ausgewürfelt, dann ergibt sich als Simulationsergebnis 60 Sonnenbrillenverkäufe. Da die Zufallszahlen gleichverteilt sind, ist es nicht relevant, welchem Ereignis welche Zufallszahl zugewiesen wird. Man hätte z. B. die Zahlen 0 bis 29 dem Sonnenschein und 30 bis 69 dem Regen zuordnen können. Es soll angenommen werden, dass insgesamt 5 Simulationsläufe stattgefunden haben. Dabei wurden die Zufallszahlen 53, 94, 68, 12 und 30 ermittelt. Die folgende Tabelle zeigt das Simulationsergebnis. 371 <?page no="371"?> 15 Risikomanagement Random Sales umbrellas Sales sunglasses Profit 53 0 60 420,00 94 20 20 240,00 68 0 60 420,00 12 100 0 500,00 30 100 0 500,00 Average: 416,00 Abbildung 15.1: Simulation der Gewinnfunktion Der Erwartungswert für eine simuliert Größe ergibt sich durch das Ausmultiplizieren der Eintrittswahrscheinlichkeiten mit den Ausprägungen. Im obigen Beispiel beträgt der Erwartungswert 40 % · 100 · 5 + 30 % · 60 · 7 + 30 % · (20 · 5 + 20 · 7) = 398,00 EUR. Dass das Simulationsergebnis von dem Erwartungswert abweicht, liegt an der geringen Anzahl von Simulationsläufen. Erhöht man die Anzahl der Simulationen, nähert sich das Ergebnis dem Erwartungswert an. Abbildung 15.2 zeigt den Mittelwert des Gewinns bei 10.000 Simulationsläufen. Abbildung 15.2: Simulation mit MS Excel Das Beispiel des Regenschirm-Sonnenbrillen-Verkäufers bezieht sich nur auf ein Risiko. Bestehen mehrere Risiken, dann müssen sie einzeln simuliert werden und ihre Auswirkung auf die Simulationsgröße kombiniert werden. Eine solche Simulation wird als Monte Carlo Simulation bezeichnet. In der Betriebswirtschaft sind die simulierten Größen der Jahresüberschuss oder der Cash flow. Die Funktionsweise der Monte Carlo Simulation wird an einem neuen Beispiel erläutert, das 3 voneinander unabhängige Risiken beinhaltet. Die Unternehmensberatung Namguro Ltd. hat die folgende Plan-Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 20X5 aufgestellt: 372 <?page no="372"?> 15.3 Risikobewertung Namguro Ltd's INCOME STATEMENT for 20X5 Item Amount [EUR] Revenue 1.000.000,00 Materials (50.000,00) Depreciation (150.000,00) Labour (450.000,00) Other expenses (50.000,00) Profit (EBT) 300.000,00 Income tax (30%) (90.000,00) Annual surplus (EAT) 210.000,00 Abbildung 15.3: Gewinn- und Verlustrechnung der Namguro Ltd. Es wurden die folgenden Risiken identifiziert: (1) Fluktuationsrisiko: Einige der Unternehmensberater verlassen das Unternehmen. Es wird erforderlich, neue Mitarbeiter zu akquirieren und einzuarbeiten. Es besteht eine 20 %-tige Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Umsatz um 10 % sinkt und die Lohnkosten um 15 % steigen. Es besteht eine Wahrscheinlichkeit von 5 %, dass der Umsatz um 20 % sinkt und die Lohnkosten um 25 % steigen. (2) Wettbewerbsrisiko: Da Namguro Ltd. in einem leicht zugängigen Marktsegment tätig ist, ist die Ansiedlung eines Wettbewerbers in der Nähe vom Risikomanager zu berücksichtigen. Namguro Ltd. muss sich in einem solchen Fall, dessen Wahrscheinlichkeit mit 30 % eingeschätzt wird, auf einen geringeren Umsatz in Höhe von 80 % des bisherigen einstellen. Eine kurzfristige Kostenanpassung ist für Namguro Ltd. nicht möglich, da ihre Kostenstruktur von Fixkosten geprägt ist. (3) Fehlerrisiko: Es gibt eine geringe Wahrscheinlichkeit in Höhe von 2 % dafür, dass einer der Mitarbeiter einen Fehler macht, der bei einem Kunden zu einem Schaden führt. Der zu berücksichtigende Schaden würde 400.000,00 EUR betragen. Alle Risiken wirken sich auf die Gewinn- und Verlustrechnung aus. Das Fluktuationsrisiko wirkt auf den Umsatz und die Lohnkosten. Das Wettbewerbsrisiko beeinflusst den Umsatz und das Fehlerrisiko beeinflusst die sonstigen Kosten. Die Wirkungen der Risiken werden über eine Monte Carlo Simulation berücksichtigt. Für Risiko 1 wird ein Zustand mit der Bezeichnung R90 (Der Umsatz sinkt auf 90 % des bisher geplanten Wertes) und L115 (Der Lohn steigt auf 115 % des bisher geplanten Wertes) mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 % angenommen. Demnach werden den Zufallsvariablen 0 bis 19 die Zustände R90 und L115 zugewiesen. Der Zustand R80 und L125 hat eine Wahrscheinlichkeit von 5 %, daher werden die Zufallszahlen 20 bis 24 zugeordnet. Wird eine Zufallszahl ermittelt, die größer als 24 ist, ist keine Wirkung des Risiko 1 zu berücksichtigen. Namguro Ltd. hat 10 Simulationsläufe durchgeführt. Für das Risiko 1 wurden die Zufallszahlen 15, 3, 12, 27, 73, 72, 6, 45, 96 und 33 ausgewürfelt. Entsprechend ergibt sich bei dem ersten, zweiten, dritten und siebten Simulationslauf ein geringerer Umsatz- und höherer Lohnaufwandswert. 373 <?page no="373"?> 15 Risikomanagement Für das Risiko 2 wurde den Zufallszahlen 0 bis 29 der Zustand R80 zugewiesen. R80 steht für einen Umsatzwert der 80 % des geplanten ausmacht. Für Risiko 2 wurde im dritten Simulationslauf eine 16 ausgewürfelt, so dass Risiko 1 und Risiko 2 zusammen auftreten. Der Risikomanager der Namguro Ltd. hat im Simulationsmodell festgelegt, dass in diesem Fall die Umsatzwerte zu multiplizieren sind. Durch den Wettbewerber sinkt der Umsatz immer um 20 % des bisher ermittelten Umsatzes. Der Umsatz beträgt in dem Fall 72 % des Planumsatzes. Das Risiko 3 ordnet den Zustand O450 den Zufallszahlen 0 und 1 zu. O450 bedeutet, dass die sonstigen Aufwendungen 50.000 + 400.000 = 450.000,00 EUR betragen. Die Abbildung 15.4 zeigt das Ergebnis der Monte Carlo Simulation für 10 Simulationsläufe. RISK 1 RISK 2 RISK 3 Annual Surplus RAN# Effect RAN# Effect RAN# Effect 15 R90; L115 73 27 92.750 3 R90; L115 58 16 92.750 12 R90; L115 16 R80 98 -47.500 27 60 76 210.000 73 49 13 210.000 72 50 30 210.000 6 R90; L115 92 0 OE 450 -267.500 45 34 81 210.000 96 1 R80 78 70.000 33 8 R80 65 70.000 Abbildung 15.4: Ergebnis der MonteCarloSimulation für die Namguro Ltd. Das Ergebnis aus dem ersten Simulationslauf für den Jahresüberschuss ergibt sich entsprechend der Gewinn- und Verlustrechnung zu (90% · 1.000.000 − 50.000 − 150.000 − 115 % · 450.000 − 50.000) · (1 − 30 %) = 92.750,00 EUR. Im dritten Simulationslauf wird der Umsatz mit 72 % multipliziert. In diesem Fall entsteht ein negativer Vorsteuergewinn, daher werden die Unternehmenssteuern nicht berücksichtigt: 90 % · 80 % · 1.000.000 − 50.000 − 150.000 − 115 % · 450.000 − 50.000 = -47.500,00 EUR. Der Mittelwert der zehn Simulationsläufe ergibt 85.050,00 EUR. Die Standardabweichung ist [1/ 10 · ((92.750 − 85.050) 2 + . . . + (70.000 − 85.050) 2 )] 0,5 = 143.137,21 EUR. Nach der Risikodefinition würde die Streuung als Risikomaß ausreichen. Aus der Finanzwirtschaft hat sich jedoch der Value at Risk durchgesetzt. Der Value at Risk wird in Abhängigkeit eines Quartiels angegeben, z. B. 5 %. Der VaR 5 % ist der Abzissenwert x einer Normalverteilung, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % überschritten wird. Für die Berechnung des Value at Risk muss die Normalverteilungsannahme erfüllt werden. Bei Kombination ausreichend vielen Risiken wird davon ausgegangen, dass die Ergebnis- und Zahlungsgrößen, die simuliert werden, hinsichtlich der Häufigkeitsver- 374 <?page no="374"?> 15.3 Risikobewertung teilung eine Glockenkurve bilden, die statistisch einer Normalverteilung entspricht. Eine Normalverteilung wird durch ihren Mittelwert und ihre Standardabweichung sowie durch Konstanten bestimmt. Eine Normalverteilung entspricht der unten dargestellten Formel: f (x) = 1 σ · √ 2 π · e − 1 2 ( x− μ σ ) (mit: σ = Standardabweichung, μ = Mittelwert, f(x) = rel. Häufigkeit in Abhängigkeit von x) Die Funktion kann leicht über die beiden Parameter berechnet werden. Im Vergleich dazu ist der Beweis, ob die Normalverteilungsannahme angemessen ist, methodisch komplizierter und wird in der Praxis i.d.R. gar nicht geführt. Der Vorteil einer Normalverteilung ist, dass sie in eine Standardnormalverteilung transformiert werden kann. Eine Standardnormalverteilung ist eine Normalverteilung, deren Mittelwert den Wert Null und deren Standardabweichung den Wert Eins hat. Die Werte der Standardnormalverteilung sind tabelliert, so dass sich für jeden Abzissenwert z der zugehörige Wert der Häufigkeitsverteilung ablesen lässt. Durch Rücktransformation der z-Werte in die x-Werte kann eine Normalverteilung und insbesondere der Value at Risk berechnet werden. Die Formel für die Transformation ist z(x) = x − μ σ Man sieht, dass in dem Fall, indem man für x den Mittelwert eingibt, sich für z Null ergibt: Für Namguro Ltd. ergibt sich bei x μ = 85.050,00 EUR: z(x μ ) = (85.050 − 85.050)/ 143.137,21 = 0. Für den Wert der Standardabweichung ist zuerst der x-Wert auszurechnen. Die Standardabweichung ist der Abstand zwischen dem Mittelwert und dem gesuchten Wert auf der x-Achse. Der Wert auf der x-Achse ist daher links vom Mittelwert: x − σ = 85.050 − 143.137,21 = -58.087,21 EUR. Auf der rechten Seite ergibt sich entsprechend für x + σ = 85.050 + 143.137,21 = 228.187,21 EUR. Setzt man die x-Werte in die Transformationsformel ein, ergibt sich z(x − σ ) = (-58.087,21 − 85.050)/ 143.137,21 = -1 und z(x + σ ) = (228.187,21 − 85.050)/ 143.137,21 = 1. Die x-Achse stellt EUR-Werte dar, weil sie den Jahresüberschuss der Namguro Ltd. zeigt, während die z Achse dimensionslos ist. Die nachfolgende Abbildung 15.5 zeigt die Wahrscheinlichkeiten für das Intervall Null bis z bei einer Standardnormalverteilung. Der Wert 0,0398 in der zweiten Zeile bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit 3,98 % für z-Werte im Intervall [0; 0,10]. Da eine Normalverteilung symmetrisch ist, reicht die Tabellierung der positiven z-Werte. Die letzte tabellierte Wahrscheinlichkeit beträgt 49,9 %, weil die z-Achse nicht endlich ist. Für die Bestimmung des VaR 5 % ist der z-Wert zu bestimmen, der 45 % entspricht. Er liegt zwischen f(1,64) = 44,95 % und f(1,65) = 45,05 %. Interpolieren ergibt den z-Wert 1,645, der annähernd 45 % entspricht. Die Wahrscheinlichkeit, dass der z-Wert 1,645 überschritten wird, beträgt 5 %. Wegen der Symmetrie der Glockenkurve beträgt 375 <?page no="375"?> 15 Risikomanagement die Wahrscheinlichkeit dafür, dass -1,645 unterschritten wird, ebenfalls 5 %. Der z- Wert -1,645 wird über die Transformationsgleichung für die Namguro Ltd. in den gesuchten x-Wert transformiert. z ..0 ..1 ..2 ..3 ..4 ..5 ..6 ..7 ..8 ..9 0 0,0000 0,0040 0,0080 0,0120 0,0160 0,0199 0,0239 0,0279 0,0319 0,0359 0,1 0,0398 0,0438 0,0478 0,0517 0,0557 0,0596 0,0636 0,0675 0,0714 0,0753 0,2 0,0793 0,8320 0,0871 0,0910 0,0948 0,0987 0,1626 0,1064 0,1103 0,1141 0,3 0,1179 0,1217 0,1255 0,1293 0,1331 0,1334 0,1406 0,1443 0,1480 0,1517 0,4 0,1554 0,1591 0,1628 0,1664 0,1700 0,1736 0,1772 0,1808 0,1844 0,1879 0,5 0,1913 0,1950 0,1985 0,2019 0,2054 0,2088 0,2123 0,2157 0,2190 0,2224 0,6 0,2257 0,2291 0,2324 0,2357 0,2389 0,2422 0,2454 0,2486 0,2517 0,2549 0,7 0,2580 0,2611 0,2642 0,2673 0,2704 0,2734 0,2764 0,2794 0,2823 0,2852 0,8 0,2881 0,2910 0,2929 0,2967 0,2995 0,3023 0,3051 0,3078 0,3106 0,3133 0,9 0,3159 0,3186 0,3212 0,3238 0,3264 0,3289 0,3315 0,3340 0,3365 0,3389 1 0,3413 0,3438 0,3461 0,3485 0,3508 0,3531 0,3554 0,3577 0,3599 0,3621 1,1 0,3643 0,3665 0,3686 0,3708 0,3729 0,3749 0,3770 0,3790 0,3810 0,3830 1,2 0,3849 0,3869 0,3888 0,3907 0,3925 0,3944 0,3962 0,3980 0,3997 0,4015 1,3 0,4032 0,4049 0,4066 0,4082 0,4099 0,4115 0,4131 0,4147 0,4162 0,4177 1,4 0,4192 0,4207 0,4222 0,4236 0,4251 0,4265 0,4279 0,4292 0,4306 0,4319 1,5 0,4332 0,4345 0,4357 0,4370 0,4382 0,4394 0,4406 0,4418 0,4429 0,4441 1,6 0,4452 0,4463 0,4474 0,4484 0,4495 0,4505 0,4515 0,4525 0,4535 0,4545 1,7 0,4554 0,4564 0,4573 0,4582 0,4591 0,4599 0,4608 0,4618 0,4625 0,4633 1,8 0,4641 0,4649 0,4656 0,4664 0,4671 0,4678 0,4686 0,4693 0,4699 0,4706 1,9 0,4713 0,4719 0,4726 0,4732 0,4738 0,4744 0,4750 0,4756 0,4761 0,4767 2 0,4772 0,4778 0,4783 0,4788 0,4793 0,4798 0,4803 0,4808 0,4812 0,4817 2,1 0,4821 0,4826 0,4830 0,4834 0,4838 0,4844 0,4846 0,4850 0,4854 0,4857 2,2 0,4861 0,4864 0,4868 0,4871 0,4875 0,4878 0,4881 0,4884 0,4887 0,4890 2,3 0,4893 0,4896 0,4898 0,4901 0,4904 0,4906 0,4909 0,4911 0,4913 0,4916 2,4 0,4918 0,4920 0,0492 0,4925 0,4927 0,4929 0,4931 0,4932 0,4934 0,4936 2,5 0,4938 0,4940 0,4941 0,4943 0,4945 0,4946 0,4948 0,4949 0,4951 0,4952 2,6 0,4953 0,4955 0,4956 0,4957 0,4959 0,4960 0,4961 0,4962 0,4963 0,4964 2,7 0,4965 0,4966 0,4967 0,4968 0,4969 0,4970 0,4971 0,4972 0,4973 0,4974 2,8 0,4974 0,4975 0,4976 0,4977 0,4977 0,4978 0,4979 0,4979 0,4980 0,4981 2,9 0,4981 0,4982 0,4982 0,4983 0,4984 0,4984 0,4985 0,4985 0,4986 0,4986 3 0,4987 0,4987 0,4987 0,4988 0,4988 0,4989 0,4989 0,4989 0,4990 0,4990 Abbildung 15.5: Tabellierte Wahrscheinlichkeiten bei einer Standardnormalverteilung Der VaR 5 % der Namguro Ltd. beträgt -1,645 · σ + μ = -1,645 · 143.137,21 + 85.050 = -150.410,71 EUR. Der Value at Risk zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Jahresergebnis über -150.410,71 EUR für Namguro Ltd. 95 % beträgt. Das gewählte Quartiel 5 % entspricht der Risikobereitschaft eines Unternehmens. Quartiele von 1 % und 5 % sind in der Praxis üblich. Das Risikomanagement wird nachfolgend an der Fallstudie Sunny AG vertieft. Es werden weitere statistische Verteilungen für Risiken berücksichtigt. Sunny AG (Case Study Sunny AG) Die Sunny AG hat im Geschäftsjahr 20X2 ein Risikomanagementsystem eingeführt. Das Risikomanagementteam hat als wichtigste Risiken identifiziert: 376 <?page no="376"?> 15.3 Risikobewertung (1) Beschaffungsmarktrisiko: Es wird eine Gleichverteilung (equal distribution) angenommen, nach der ein Anstieg/ Sinken der Beschaffungspreise für Computerbauteile bis zu 25 % gleichwahrscheinlich ist. Es werden zur Vereinfachung nur 5 Punkte aus der Gleichverteilung berücksichtigt, Verminderungen um 25 %, um 12,5 %, keine Veränderung, und Erhöhungen um 12,5 % und Erhöhungen um 25 %. (2) Personal- und Fluktuationsrisiko: Die Sunny AG befürchtet, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Personalkostenerhöhung in Höhe von 5 % mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 % eintritt. Ein Personalkostenanstieg in Höhe von 10 % wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 5 % angenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Personalkosten auf dem Niveau des Vorjahrs bleiben, wird mit 65 % bewertet. Überdies besteht das Risiko, dass Mitarbeiter mit Schlüsselqualifikationen für die Sunny AG das Unternehmen verlassen. Sie wird mit 8 % geschätzt. Das Finden und Einarbeiten von Mitarbeitern würde bei der Sunny AG einen Aufwand i.H.v. 50.000,00 EUR bedeuten. (3) Absatzrisiko: Die Absatzerwartung für PCs und Workstations entspricht einer Normalverteilung. Im Fall von erhöhter Nachfrage werden Kundenwünsche nicht befriedigt, die Sunny AG stellt dafür keine Auswirkung im Jahresabschluss fest. Somit werden nicht befriedigte Kundenwünsche für die Simulation ignoriert. Ein verminderter Absatz führt zum Bestandsaufbau von Fertigerzeugnissen und damit zu dem Risiko, dass die Computer veralten und nur zu 50 % des geplanten Verkaufspreises verkauft werden können. Die Risiken sind voneinander unabhängig, das bedeutet, das Eintreten eines Risikos hat keinen Einfluss auf das Eintreten eines anderen Risikos. Entsprechend werden in der Simulation für jedes Risiko eigene Zufallszahlen ausgewürfelt. Die Risiken wirken mit Ausnahme der beiden Personalrisiken auf unterschiedliche Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung. Die Bewertung der Risiken und die Simulation werden an einem MS-Excel Spreadsheet gezeigt. Im ersten Schritt werden die Auswirkungen der Risiken simuliert. Zur Übersichtlichkeit werden nur 10 Simulationsläufe (runs) berücksichtigt. (1) Beschaffungsrisiko Das Beschaffungsrisiko ist gleichverteilt. Damit es einfacher berechnet werden kann, simuliert die Sunny AG eine diskrete Verteilung. Sie nimmt nur die Änderung der Beschaffungspreise in Schritten von 12,5 % an. (Es sind grundsätzlich beliebig kleine Intervalle möglich.) Die Simulation des gleichverteilten Beschaffungsrisikos verwendet die Funktion Zufallszahl von MS Excel: RAND(). Sie gibt eine gleichverteilte Zufallszahl zwischen 0 und 1 aus. Damit die Zufallszahlen zwischen 0 und 99 gezeigt werden, ist in der Exceltabelle der Faktor 100 eingefügt worden. Ebenso werden die Zufallszahlen ohne Nachkommastellen dargestellt. Es entsteht eine diskrete Gleichverteilung. Abbildung 15.6 -› vgl. S. 378 zeigt ein Beispiel für eine Simulation des Beschaffungsrisikos. Es werden 10 Zufallszahlen pro Simulationslauf ausgewürfelt. In der Zeile Result ist eine IF-Funktion dargestellt. Sie lautet: „IF(C5 < 20; -25; IF(C5 < 40; -12,5; IF(C5 < 60; 0; IF(C5 < 80; 12,5; 25))))/ 100“ Die Abbildung 15.6 zeigt die markierte Zelle und den Verweis auf die zugehörige Zufallszahl in Zelle C5. Liegt die Zufallszahl aus Zelle C5 zwischen 0 und 19, ist das Ergebnis der Simulation -25 %, liegt sie zwischen 20 und 39, wird der Wert -12,5 % ausgegeben. Liegt die Zufallszahl zwischen 40 und 59, lautet das Ergebnis 0,00 %. Bei einer Zufallszahl zwischen 60 und 79 ist das Ergebnis 12,5 % und liegt die Zufallszahl über 79, dann ist das simulierte Ergebnis 25 %. 377 <?page no="377"?> 15 Risikomanagement Abbildung 15.6: MS-Excel Spread Sheet zur Monte Carlo Simulation In den weiteren Darstellungen wird das Ergebnis der Simulation an einem neuen Simulationslauf vorgetragen. Es werden im Text immer die Werte des ersten Simulationslaufs erläutert. Abbildung 15.7 zeigt die Simulation des Beschaffungsrisikos. No 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Random 70 76 54 51 73 3 11 66 12 73 Result 12,5% 12,5% 0,0% 0,0% 12,5% -25,0% -25,0% 12,5% -25,0% 12,5% PURCHASE RISK, EQUAL DISTRIBUTED (-25%, -12,5%, 0, 12,5%, 25%) Abbildung 15.7: Simulation des Beschaffungsrisikos Die Zufallszahl im ersten Simulationslauf ist 0,70. In der Darstellung wird sie als 70 ausgewiesen. Entsprechend der oben dargestellten If-Funktion liegt der zugehörige Wert im Intervall zwischen 60 und 79, so dass als Simulationsergebnis 12,5 % ausgegeben wird. Die Materialkosten steigen um 12,5 %. Die Wirkung des Beschaffungsrisikos auf das Ergebnis erfordert eine Simulation der Erfolgsrechnung, d.h. des Statement of Comprehensive Income. Die Erfolgsrechnung für die Sunny AG in 20X2 ist in Abbildung 15.8 -› vgl. S. 379 dargestellt. Eine Simulation des Ergebnisses erfordert die Berücksichtigung der 10 Simulationsläufe. Das simulierte Ergebnis ist das arithmetische Mittel aus den 10 Simulationsläufen. Für das Beschaffungsrisiko ist nur der Wert des Materialaufwands zu berücksichtigen, weil die Sunny AG das in einer Abrechnungsperiode eingekaufte Material vollständig verbraucht. Daher sind keine Bestandsveränderungen an Vorratsvermögen in die Ergebnisrechnung einzubeziehen. Die Abbildung 15.9 -› vgl. S. 379 zeigt die Gewinn- und Verlustrechnung für den ersten Simulationslauf. Das Nachsteuerergebnis (profit for the period) berücksichtigt alle Risiken. In der Zeile Materialaufwand (raw materials) steht der simulierte Wert. Er beträgt 3.000.000 (1 + 12,5 %) = 3.375.000.00 EUR. 378 <?page no="378"?> 15.3 Risikobewertung 20X2 [EUR] Revenue 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized Total 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) Depreciation and amortization expense (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) Finance costs (18.578,70) Profit before taxation 832.221,30 Income tax expenses (251.122,78) Deferred tax income/ expense Profit for the period 581.098,52 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for 20X2 Abbildung 15.8: Statement of Comprehensive Income der Sunny AG für 20X2 Sunny AG's STATEMENT of COMPREHENSIVE INCOME for 20X2 20X2 [EUR] 1 Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress Work performed by the entity and capitalized Total 8.350.000,00 8.350.000,00 Raw material and consumables used (3.000.000,00) (3.375.000,00) Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) Depreciation and amortization expense (214.000,00) (214.000,00) Impairment of property, plant and equipment Other expenses (605.200,00) (605.200,00) Finance costs (18.578,70) (18.578,70) Profit before taxation 832.221,30 457.221,30 Income tax expenses (251.122,78) (137.966,53) Deferred tax income/ expense Profit for the period 581.098,52 319.254,77 Abbildung 15.9: Simulierte Gewinn- und Verlustrechnung für 20X2 379 <?page no="379"?> 15 Risikomanagement Die Tabelle in Abbildung 15.10 zeigt die Simulationswerte aller 10 Läufe. 6 7 8 9 10 8.350.000,00 6.977.656,65 8.350.000,00 8.170.607,50 7.185.261,49 0,00 355.437,41 0,00 46.462,72 582.369,26 8.350.000,00 7.333.094,06 8.350.000,00 8.217.070,22 7.767.630,75 (2.250.000,00) (2.250.000,00) (3.375.000,00) (2.250.000,00) (3.375.000,00) (3.864.000,00) (3.730.000,00) (3.864.000,00) (3.680.000,00) (3.730.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (605.200,00) (960.637,41) (605.200,00) (651.662,72) (1.187.569,26) (18.578,70) (18.578,70) (18.578,70) (18.578,70) (18.578,70) 1.398.221,30 159.877,95 273.221,30 1.402.828,80 (757.517,21) (421.913,28) (48.243,17) (82.444,53) (423.303,59) 0,00 976.308,02 111.634,78 190.776,77 979.525,21 (757.517,21) 1 2 3 4 5 8.350.000,00 7.775.560,15 8.350.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 0,00 148.780,13 0,00 0,00 0,00 8.350.000,00 7.924.340,28 8.350.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 (3.375.000,00) (3.375.000,00) (3.000.000,00) (3.000.000,00) (3.375.000,00) (3.680.000,00) (3.680.000,00) (3.864.000,00) (3.680.000,00) (3.864.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (605.200,00) (753.980,13) (605.200,00) (605.200,00) (605.200,00) (18.578,70) (18.578,70) (18.578,70) (18.578,70) (18.578,70) 457.221,30 (117.218,55) 648.221,30 832.221,30 273.221,30 (137.966,53) 0,00 (195.600,78) (251.122,78) (82.444,53) 319.254,77 (117.218,55) 452.620,52 581.098,52 190.776,77 Abbildung 15.10: Daten für 10 Simulationsläufe in Bezug auf die Gewinn- und Verlustrechnung Als Simulationsergebnis für den Materialaufwand wird der Mittelwert aus allen Simulationsläufen angegeben, hier beträgt er (3.375.000 + 3.375.000 + 3.000.000 + 3.000.000 + 3.375.000 + 2.250.000 + 2.250.000 + 3.375.000 + 2.250.000 + 3.375.000)/ 10 = 2.962.500,00 EUR. 380 <?page no="380"?> 15.3 Risikobewertung (2) Personalrisiko Das Personalrisiko besteht aus zwei Einzelrisiken, die voneinander unabhängig sind. Es wird eine Personalkostenänderung aufgrund einer Lohnerhöhung berücksichtigt und ein zusätzlicher Anstieg von Personalkosten simuliert, der durch Fluktuation und damit Einarbeitungsaufwand bedingt ist. Das erste Risiko hat 3 Zustände, für die die Eintrittswahrscheinlichkeiten bekannt sind. Die Simulationstabelle für 10 Simulationsläufe zeigt Abbildung 15.11. No 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Random 42 82 9 58 17 29 67 20 44 85 Result 0,0% 0,0% 5,0% 0,0% 5,0% 5,0% 0,0% 5,0% 0,0% 0,0% LABOUR-1 RISK, RANDOM DISTRIBUTED (+5%; +10%; 0) Abbildung 15.11: Simulation des ersten Personalkostenrisikos Bei einer Zufallszahl zwischen 0 und 29 wird ein Personalkostenanstieg von 5 % simuliert. Liegt die Zufallszahl zwischen 30 und 34, wird der Personalkostenanstieg mit 10 % dargestellt. Liegt die Zufallszahl über 34, dann ist keine Personalkostenänderung anzunehmen. Im ersten Simulationslauf beträgt die Zufallszahl 42, so dass aufgrund dieses Einzelrisikos von keinem Personalkostenanstieg auszugehen ist. Das zweite Personalrisiko berücksichtigt Fluktuation. Die Zufallszahlen 0 bis 7 werden dem Ereignis Mitarbeiter verlassen das Unternehmen zugeordnet und bewirken einen Anstieg der Personalkosten um 50.000,00 EUR. Im ersten Simulationslauf ist kein Personalkostenanstieg aufgrund von Fluktuation simuliert worden. Die Abbildung 15.12 zeigt das Ergebnis der Simulation des Fluktuationsrisikos LABOUR-2. No 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Random 57 15 82 73 52 86 5 46 48 2 Result 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 50.000,00 0,00 0,00 50.000,00 LABOUR-2 RISK, RANDOM DISTRIBUTED (+50.000; 0) Abbildung 15.12: Simulation des Fluktuationsrisikos In der Ergebnissimulation (vgl. Abbildung 15.12) werden die beiden Simulationsergebnisse zusammengefasst. Der Wert der Personalkosten im ersten Simulationslauf beträgt 3.680.000 (1 + 0 %) + 0 = 3.680.000,00 EUR. Wäre das Ergebnis des ersten Personalrisikos 10,00 % und des zweiten 50.000.00 EUR, dann wäre der Wert der Personalkosten in der Gewinn- und Verlustrechnung 3.680.000 (1 + 10 %) + 50.000 = 4.098.000,00 EUR gewesen. (3) Umsatzrisiko Das Umsatzrisiko ist normalverteilt, die Häufigkeitsverteilungsfunktion bildet die typische Glockenkurve. Hier wird angenommen, dass der Mittelwert des Nettoumsatzes 8.350.000,00 EUR beträgt und die Standardabweichung soll 10% davon betragen. Die Formel für die Zufallsvariable lautet =NORMINV(RAND(); 8.350.000; 835.000). Da höhere Nachfragen der Kunden ohne Auswirkung bleiben, wird bei einem Zufallswert, der 8.350.000,00 EUR übersteigt, der Maximalwert 8.350.000,00 EUR zugewiesen. Ist der tatsächliche Verkauf geringer, wird der niedrigere Wert als Nettoumsatz dargestellt. Die Simulation des Umsatzes zeigt teilweise die Abbildung 15.13 -› vgl. S. 382. 381 <?page no="381"?> 15 Risikomanagement No 1 2 3 4 5 ... 10 Random 8.619.768,88 7.775.560,15 10.500.250,66 8.861.516,13 8.995.347,43 7.185.261,49 Random + 8.350.000,00 7.775.560,15 8.350.000,00 8.350.000,00 8.350.000,00 7.185.261,49 LOSS ON SALES RISK, normal distributed Abbildung 15.13: Simulation des Absatzrisikos Im ersten Simulationslauf ist die Nachfrage größer als der Maximalwert, deshalb beträgt das Simulationsergebnis 8.350.000,00 EUR. Das Absatzrisiko wirkt sich in der Gewinn- und Verlustrechnung auf zwei Positionen aus. (Vgl. Abbildung 15.14) Ein geringerer Absatz beeinflusst die Position Umsatzerlös und da die Bestände veralten, wird die Wertminderung als zusätzlicher sonstiger Aufwand dargestellt. Beim ersten Simulationslauf wird simuliert, dass die Nachfrage den maximalen Umsatz übersteigt, deshalb beträgt der Nettoumsatz 8.350.000,00 EUR. Der Sonstige Aufwand beträgt 605.200,00 EUR. Dies ist der Wert der sich auch ohne Risiko ergeben hätte. Im zweiten Simulationslauf wird eine Nachfrage i.H.v. 7.775.560,15 EUR bestimmt. Der Umsatz ist in der Ergebnissimulation geringer. Da die nicht verkauften Computer der Sunny AG veraltern, wird ein Wertverlust von 50 % als zusätzlicher Aufwand simuliert. Der Sonstige Aufwand beträgt deshalb im 2. Simulationslauf 605.200 + (8.350.000 - 7.775.560,15) 50 % 66,47 % 77,93 % = 753.980,13 EUR. Die Prozentwerte sind aus Abbildung 12.9 -› S. 322 abgeleitet. 66,47 % ist der Anteil der Computer am Gesamtumsatz; 77,93 % die mittleren gewichteten COS vom Umsatz der Computer. Die Bestandsveränderung beträgt 148.780,13 EUR. Die Monte Carlo Simulation des Jahresüberschusses ermittelt nach 10 Simulationsläufen einen Mittelwert von 292.725,96 EUR. Der Erwartungswert für den Vorsteuergewinn ist: [8.350.000 - 3.000.000 - [3.680.000 (1 + 30% 5% + 5% 10%) + 8% 50.000] - 214.000 - 605.200 - 18.578,70] 0,7 = 528.234,91 EUR. Das simulierte Jahresergebnis liegt nicht weit vom Erwartungswert entfernt. Dennoch sind die zur Darstellung verwendeten 10 Simulationsläufe zu wenig um eine stochastische Simulation abzusichern. Die Standardabweichung der Simulation betrug 487.139,91 EUR. Die Abbildung 15.14 zeigt die statische Auswertung mit dem Tabellenkalkulationsprogramm MS Excel. Der VaR 5 % ist - 1,645 487.139,91 + 292.725,96 = - 508.619,19 EUR. [EUR] 1 2 10 Mean Std. Dev Revenue 8.350.000,00 8.350.000,00 7.775.560,15 7.185.261,49 8.020.908,58 501.905,69 Other income Changes in inventory of finished goods and work in progress 0,00 148.780,13 582.369,26 113.304,95 190.106,26 Work performed by the en ty and Total 8.350.000,00 8.350.000,00 7.924.340,28 7.767.630,75 8.134.213,53 332.636,46 Raw material and consumables (3.000.000,00) (3.375.000,00) (3.375.000,00) (3.375.000,00) (2.962.500,00) 487.500,00 Employee benefits expense (3.680.000,00) (3.680.000,00) (3.680.000,00) (3.730.000,00) (3.763.600,00) 83.984,76 Deprecia on and amor za on (214.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (214.000,00) (214.000,00) 0,00 Impairment of property, plant and Other expenses (605.200,00) (605.200,00) (753.980,13) (1.187.569,26) (718.504,95) 190.106,26 Finance costs (18.578,70) (18.578,70) (18.578,70) (18.578,70) (18.578,70) 0,00 Profit before taxa on 832.221,30 457.221,30 (117.218,55) (757.517,21) 457.029,88 625.975,72 Income tax expenses (251.122,78) (137.966,53) 0,00 0,00 (164.303,92) 149.505,07 Deferred tax income/ expense Profit for the period 581.098,52 319.254,77 (117.218,55) (757.517,21) 292.725,96 487.139,91 Abbildung 15.14: Bestimmung des Simulationsergebnisses über MS Excel 382 <?page no="382"?> Zusammenfassung Online-Übungen: Kensington (Ü 15.1). Zusammenfassung (Summary) Das Risikomanagement bewertet das Risiko für ein Abweichen des Ergebnisses oder der Zahlungsströme. Das Einrichten eines Risikomanagementsystems wird durch das KonTraG und das neue HGB von bilanzierenden Unternehmen gefordert. Der Risikomanagementprozess besteht aus dem Identifizieren und Bewerten von Einzelrisiken. Die Risikokombination wird über eine Monte Carlo Simulation methodisch unterstützt. Sie simuliert die Einzelrisiken eines Unternehmens und deren Wirkung auf die Simulationsgröße unabhängig voneinander. Beim Ausführen ausreichend vieler Simulationsläufe ergibt sich aus der Monte Carlo Simulation eine Häufigkeitsverteilung für das Ergebnis oder den Cash flow, die einer Normalverteilung entspricht. Der Value at Risk ist ein Risikomaß. Er gibt in Abhängigkeit eines vorzugebenden Quartiels, z. B. 5 %, den Wert der Verteilung an, der in 95 % der Fälle überschritten wird. Je weiter der VaR vom Mittelwert entfernt ist, desto höher ist das Risiko für das Unternehmen. Aufgabe (Exercise) Die Ergebnisse einer Rechnungswesenklausur sind normalverteilt. Die Noten sind Prozentwerte der erreichbaren Leistung. Es waren insgesamt 100 % erreichbar. Der Mittelwert liegt bei 72 %, die Standardabweichung ist mit 15 % angegeben. Zum Bestehen der Prüfung sind mindestens 50 % erforderlich. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit zum Bestehen der Klausur. 383 <?page no="384"?> Abbildungen Abb. 1.1 www.UTB-mehr-wissen.de . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Abb. 2.1 Konten der Theo Kieling GmbH in 20X1 . . . . . . . . . . . . . . 26 Abb. 2.2 Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Abb. 2.3 Bilanz der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . 27 Abb. 2.4 Konten der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X2 . . . . 28 Abb. 2.5 Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Abb. 2.6 Bilanz der Theo Kieling GmbH zum Zeitpunkt 31.12.20X2 . . . . 30 Abb. 2.7 Bilanz der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . 31 Abb. 2.8 Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Abb. 2.9 Anhang der Theo Kieling GmbH zum Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Abb. 2.10 Bilanz der Theo Kieling GmbH unter teilweiser Gewinnverwendung zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Abb. 2.11 Verlängerte Gewinn- und Verlustrechnung der Theo Kieling GmbH für das Geschäftsjahr 20X2 bei teilweiser Gewinnverwendung . . . . 38 Abb. 2.12 Gewinn- und Verlustrechnung der T. Kieling GmbH für 20X1 nach dem Gesamtkostenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Abb. 2.13 Größenordnungskriterien für Kapitalgesellschaften . . . . . . . . . . 41 Abb. 3.1 Regelungen des Framework . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Abb. 3.2 Statement of Financial Position . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Abb. 3.3 Statement of Comprehensive Income . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Abb. 3.4 Statement of Cash Flows . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Abb. 3.5 Statement of Changes in Equity . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Abb. 4.1 Bankkonto nach der ersten Buchung . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Abb. 4.2 Bankkonto nach dem Kontoabschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Abb. 4.3 Konten der Theo Kieling GmbH nach dem Geschäftsjahr 20X1 . . 61 Abb. 4.4 Trial Balance zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Abb. 4.5 Konten der Theo Kieling GmbH nach dem Ausbuchen . . . . . . . 63 Abb. 4.6 P&L Account, R/ E Account und ITL Account der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Abb. 4.7 Angepasste Trial Balance der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 65 Abb. 4.8 Konten der Theo Kieling GmbH zum Ende des Geschäftsjahrs 20X2 und nach Verwendung des Ergebnisses . . . . . . . . . . . . . 66 Abb. 4.9 Umsatzplan der Sunny AG für die Geschäftsjahre 20X1 bis 20X6 . . 69 Abb. 4.10 Zins- und Tilgungsplan für das Annuitätendarlehen der Sunny AG . 70 Abb. 4.11 Konten der Sunny AG am Ende des Geschäftsjahrs 20X1 . . . . . . 71 385 <?page no="385"?> Abbildungen Abb. 4.12 Trial Balance der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Abb. 4.13 Work Sheet für die Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Abb. 4.14 Trading Account . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Abb. 4.15 Trading Account und Gegenkonten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Abb. 4.16 Konten zur Erfolgsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Abb. 4.17 Erfolgskonten der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Abb. 4.18 Buchen des Nachsteuerergebnisses in das Bilanzgewinnkonto . . . . 77 Abb. 4.19 Aufgesplittete Trial Balance der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . 78 Abb. 4.20 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Abb. 4.21 Proforma Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG . . . . . . . 80 Abb. 4.22 Adjusted Trial Balance der Sunny AG zum 31.12.20X1 . . . . . . . 80 Abb. 4.23 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Abb. 4.24 Zusammenhang zwischen Books of Original Entry und Buchhaltung bei der Jahresabschlusserstellung . . . . . . . . . . . . 83 Abb. 4.25 Allgemeine Struktur der Books of Original Entry . . . . . . . . . . 85 Abb. 4.26 Anwendung der Books of Original Entry nach Wood/ Sangster . . . 85 Abb. 4.27 Purchase Journal der Roderbruch GmbH . . . . . . . . . . . . . . . 86 Abb. 4.28 Sales Journal der Roderbruch GmbH für das Geschäftsjahr 20X4 . . 87 Abb. 4.29 Cash Book der Roderbruch GmbH für 20X4 . . . . . . . . . . . . 88 Abb. 4.30 P&L Account der Roderbruch GmbH für das Geschäftsjahr 20X4 . 89 Abb. 4.31 Einkaufsjournal der Sunny AG für I/ 20X2 . . . . . . . . . . . . . . 90 Abb. 4.32 Purchase Account und Purcase Ledger . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Abb. 4.33 Cash Book der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Abb. 4.34 Kreditorenkonto A/ P Compuparts . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Abb. 4.35 Petty Cash Book der Sunny AG für I/ 20X2 . . . . . . . . . . . . . 93 Abb. 5.1 Vergleichsgrößen von Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Abb. 5.2 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Abb. 5.3 Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . 103 Abb. 5.4 Horizontalanalyse der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Abb. 5.5 Prozentual-Horizontalanalyse der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . 104 Abb. 5.6 Horizontalanalyse für die Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Abb. 5.7 Vertikalanalyse der Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 . . . . . 106 Abb. 5.8 Vertikalanalyse der Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Abb. 5.9 Bilanz der Brooks Ltd. zum 31.08.20X6 . . . . . . . . . . . . . . . 117 Abb. 5.10 Gewinn- und Verlustrechnung der Brooks Ltd. für 20X6 . . . . . . 118 Abb. 6.1 Übersicht über die Financial Statements nach HGB und IFRSs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 Abb. 6.2 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 (vereinfachte Struktur) . . . 124 Abb. 6.3 Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . 124 Abb. 6.4 Tilgungsplan des Darlehens der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . 125 Abb. 6.5 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Abb. 6.6 Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . 128 Abb. 6.7 Kapitalflussrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . . . . . . 130 386 <?page no="386"?> Abbildungen Abb. 6.8 Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . 131 Abb. 6.9 Anlagespiegel der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Abb. 6.10 Überleitungsrechnung für das Anlagevermögen der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Abb. 6.11 Salden aus der Trial Balance von Mossie Ltd. . . . . . . . . . . . . 135 Abb. 6.12 Eröffnungsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Abb. 7.1 Gliederung der Aktivseite der Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Abb. 7.2 Leasing-Verbindlichkeitskonto (langfristig) zum 31.12.20X2 . . . . . 148 Abb. 7.3 Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . 149 Abb. 7.4 Bestimmung der Leasingraten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Abb. 7.5 Barwerttest bei einem Kalkulationszinssatz von 8 % . . . . . . . . . 150 Abb. 7.6 Konto langfristige Leasingverbindlichkeiten (leasing obligation account) der Sunny AG zum 31.12.20X3 . . . . . . . . . . . . . . 151 Abb. 7.7 Ausweispositionen von Finanzinstrumenten . . . . . . . . . . . . . . 154 Abb. 7.8 Konten des Fahrzeugs zum 31.12.20X3 . . . . . . . . . . . . . . . . 160 Abb. 7.9 Angaben zum Fahrzeug im Anhang 20X3 (Anlagespiegel) . . . . . . 160 Abb. 7.10 Überleitungsrechnung zum 31.12.20X3 (VW Passat) . . . . . . . . 161 Abb. 7.11 Beispiel für eine lineare Abschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 Abb. 7.12 Beispiel für degressive Abschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Abb. 7.13 Beispiel für arithmetisch degressive Abschreibung . . . . . . . . . . 164 Abb. 7.14 Verlängerung der Nutzung einer Maschine . . . . . . . . . . . . . . 165 Abb. 7.15 Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . 165 Abb. 7.16 Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X6 . . . . . . . . . . . . 166 Abb. 7.17 Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X5 . . . . . . . . . . . . 166 Abb. 7.18 Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X6 (Vergleichswerte) . . . 167 Abb. 7.19 Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X7 . . . . . . . . . . . . 167 Abb. 7.20 Überleitungsrechnung für das Lager der Sunny AG zum 31.12.20X7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Abb. 7.21 Vergleichswerte der Bewertung des Lagers für die Sunny AG zum 31.12.20X7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Abb. 7.22 Annahmen über den Flugzeugkauf und die -nutzung . . . . . . . . 169 Abb. 7.23 Anhangsangaben zum Flugzeug zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . 170 Abb. 7.24 Konten der Gellendorff GmbH zum 31.12.20X4 . . . . . . . . . . 171 Abb. 7.25 Angaben zum Fahrzeug der Gellendorff GmbH im Anhang 20X4 . . 172 Abb. 7.26 Überleitungsrechnung zum 31.12.20X4 (VW Passat) . . . . . . . . 172 Abb. 7.27 Konten der Gellendorff GmbH zum 3.01.20X5 . . . . . . . . . . . 174 Abb. 7.28 Konten der Gellendorff GmbH zum 3.01.20X5 - bei Anwendung der Gross Replacement Method . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Abb. 7.29 Neubewertung mit Zahlenbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Abb. 7.30 Konten der Gie GmbH am 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . . 178 Abb. 7.31 Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . 179 Abb. 7.32 Steuerrechtliche Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X3 . . . . . . 182 Abb. 7.33 Handelsrechtliche Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X3 . . . . . 183 Abb. 7.34 Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X6 bei Berücksichtigung einer Neubewertung der Konfigurationsarbeitsplätze . . . . . . . . . 184 Abb. 7.35 Anlagespiegel 20X7 bei Berücksichtigung von Revaluation . . . . . . 185 387 <?page no="387"?> Abbildungen Abb. 7.36 Buchwertverlauf des Fräsautomaten der Gie GmbH . . . . . . . . . 186 Abb. 7.37 Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . 187 Abb. 7.38 Anlagespiegel der Gie GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Abb. 7.39 Überleitungsrechnung der Gie GmbH zum 31.12.20X1 . . . . . . . 188 Abb. 7.40 Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . 188 Abb. 7.41 Konten der Gie GmbH zum 31.12.20X3 . . . . . . . . . . . . . . 189 Abb. 7.42 Realisation Account der Rinteln GbR nach Liquidation des Sachanlagevermögens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Abb. 8.1 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . 204 Abb. 8.2 Bilanz der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . 205 Abb. 8.3 Summenbilanz des Konzerns Sunny AG zum 31.12.20X1 . . . . . . 206 Abb. 8.4 Konzernabschluss des Sunny-Konzerns zum 31.12.20X1 . . . . . . . 206 Abb. 8.5 Berechnungen zum Konzernabschluss des Sunny-Konzerns . . . . . . 207 Abb. 8.6 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 nach Erwerb des Taxiunternehmens zu einem Kaufpreis i.H.v. 70.000,00 EUR . . . . 209 Abb. 8.7 Berechnung des Konzernabschlusses (1) des Sunny-Konzerns zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Abb. 8.8 Konzernbilanz des Sunny-Konzerns (1) zum 31.12.20X1 . . . . . . 210 Abb. 8.9 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 nach Erwerb der Mehrheitsbeteiligung am Taxiunternehmen Theo Kieling GmbH . . 211 Abb. 8.10 Berechnung der Konzernbilanz des Sunny-Konzerns (2) zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Abb. 8.11 Konzernbilanz des Sunny-Konzerns zum 31.12.20X1 (2) bei Mehrheitsbeteiligung von 70 % an dem Taxiunternehmen . . . . . . 213 Abb. 8.12 Bilanz der Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 unter Berücksichtigung der Neubewertung des Taxis . . . . . . . . . . . . 214 Abb. 8.13 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X1 nach Erwerb von 80 % des Taxiunternehmens Theo Kieling GmbH . . . . . . . . . . . . . . . 214 Abb. 8.14 Berechnung der Konzernbilanz des Sunny-Konzerns (3) zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Abb. 8.15 Konzernbilanz des Sunny-Konzerns (3) zum 31.12.20X1 . . . . . . 216 Abb. 8.16 Bilanz der Sunny AG (4) zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . 217 Abb. 8.17 Bilanz des Taxiunternehmens Theo Kieling GmbH (4) zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Abb. 8.18 Folgekonsolidierung Sunny Group (4) zum 31.12.20X2 . . . . . . . 219 Abb. 8.19 Bilanz des Sunny-Konzerns (4) zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . 219 Abb. 8.20 Schematische Bilanz des Mutterunternehmens . . . . . . . . . . . . 220 Abb. 8.21 Schematische Bilanz des Tochterunternehmens . . . . . . . . . . . . 220 Abb. 8.22 Schematische Bilanz des Konzernabschlusses . . . . . . . . . . . . . 221 Abb. 8.23 Schematischer konsolidierter Abschluss des Venturers bei Quotenkonsolidierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Abb. 8.24 Tabelle zur Bestimmung der quotalen konsolidierten Abschlusses . . 222 Abb. 8.25 Berechnung des konsolidierten Abschlusses für die Sunny AG mit dem Joint Venture Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 . . . . . . 223 Abb. 8.26 Konsolidierte Bilanz der Sunny AG und des 45 %-igen Joint Ventures Theo Kieling GmbH zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . 223 388 <?page no="388"?> Abbildungen Abb. 8.27 Konsolidierungsausgleichsposten der Schrammelhausen AG zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Abb. 8.28 Trial Balance der Aufgabe Konzernabschluss . . . . . . . . . . . . . 226 Abb. 9.1 Gliederung der Aktivseite der Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 Abb. 9.2 Bestandteile der Herstellungskosten nach IAS 2 und § 255 Abs. 2 HGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 Abb. 9.3 Konten für die Bestandsführung im periodic System . . . . . . . . . 235 Abb. 9.4 Konten für die Bestandsführung im Perpetual System . . . . . . . . 236 Abb. 9.5 Struktur des Manufacturing Summary Account . . . . . . . . . . . 237 Abb. 9.6 Konten des Produktionsbereichs für die Lecholo Ltd. . . . . . . . . 240 Abb. 9.7 Manufacturing Summary Account der Montage . . . . . . . . . . . 242 Abb. 9.8 Manufacturing Summary Account der Konfigurationskostenstelle . . 242 Abb. 9.9 Rohmaterialkonto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Abb. 9.10 Fertigwarenbestandskonto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Abb. 9.11 Trading Account der Sunny AG für 20X6 . . . . . . . . . . . . . . 245 Abb. 9.12 Fertigwarenbestandskonto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Abb. 9.13 Gewinn- und Verlustrechnungskonto . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Abb. 9.14 Gewinn- und Verlustrechnung für 20X6 bei Bestandsveränderung von 450 Workstations . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 Abb. 9.15 Salden der relevanten Aufwands und Bestandskonten . . . . . . . . 247 Abb. 9.16 Manufacturing Summary Account für die Bush Ltd. . . . . . . . . . 248 Abb. 9.17 Trading Account für die Bush Ltd. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 Abb. 9.18 Profit and Loss Account für die Bush Ltd. . . . . . . . . . . . . . . 249 Abb. 9.19 Ausweis von Factory Profit im Trading und P&L Account . . . . . . 250 Abb. 9.20 Trial Balance der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 . . . . . . . . . . . 250 Abb. 9.21 Manufacturing Summary Account der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 Abb. 9.22 Statement of Cost of Goods Manufactured der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 Abb. 9.23 Trading Account der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 . . . . . . . . . 252 Abb. 9.24 Profit & Loss Account der Walmer Ltd. zum 31.12.20X4 . . . . . . 252 Abb. 9.25 Bewertung der 320 Netzteile NT1 nach der Durchschnittsmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 Abb. 9.26 First-In-First-Out-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 Abb. 9.27 Verbrauchsfolgefiktion First-In-First-Out . . . . . . . . . . . . . . . 255 Abb. 9.28 Verbrauchsfolgefiktion Last-In-First-Out . . . . . . . . . . . . . . . 256 Abb. 9.29 Verbrauchsfolgefiktion Last-In-First-Out . . . . . . . . . . . . . . . 256 Abb. 9.30 Cash Book der Sunny AG für I/ 20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . 259 Abb. 9.31 Petty Cash Book der Sunny AG zum 31.01.20X2 . . . . . . . . . . 259 Abb. 10.1 Zahlungs- und Erfolgsvorgänge der Plettenberg AG . . . . . . . . . 267 Abb. 10.2 Liquiditätsplan der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 Abb. 10.3 Umsatz der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 Abb. 10.4 Tilgungsplan des Darlehens der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . 270 Abb. 10.5 Anlagespiegel der Sunny AG zum 1.01.20X1 . . . . . . . . . . . . . 270 Abb. 10.6 Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . 271 389 <?page no="389"?> Abbildungen Abb. 10.7 Kapitalflussrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . . . . . . 272 Abb. 10.8 Überleitungsrechnung der Gimbte GmbH für (a) . . . . . . . . . . 274 Abb. 10.9 Überleitungsrechnung der Gimbte GmbH für (b) . . . . . . . . . . 274 Abb. 10.10 Bestimmung des operativen Cash Flow (a) . . . . . . . . . . . . . . 275 Abb. 10.11 Bestimmen des operativen Cash Flow (b) . . . . . . . . . . . . . . . 276 Abb. 10.12 Überleitungsrechnung der Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Abb. 10.13 Berechnung des Cash Flow aus operativer Tätigkeit für die Sunny AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 Abb. 10.14 Bilanz der Sulzbach GmbH zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . 280 Abb. 10.15 Bilanz der Sulzbach GmbH zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . 280 Abb. 10.16 Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 . . . . . . . . . . . . . 281 Abb. 10.17 Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Umbuchung der Veränderung des Sachanlagevermögens . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Abb. 10.18 Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Einbezug des Anlagespiegels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Abb. 10.19 Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Rückgängigmachen der Gewinnverwendung . . . . . . . . . . . . . 282 Abb. 10.20 Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Einbezug der Gewinn- und Verlustrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 Abb. 10.21 Delta-Bilanz der Sulzbach GmbH für 20X2 nach Saldierung . . . . 283 Abb. 10.22 Kapitalflussrechnung der Sulzbach GmbH für 20X2 . . . . . . . . . 283 Abb. 10.23 Delta-Bilanz der Sunny AG für 20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Abb. 10.24 Anlagespiegel der Sunny AG zum 31.12.20X1 . . . . . . . . . . . . 284 Abb. 10.25 Delta-Bilanz der Sunny AG nach Anpassung der Veränderung von non-current Assets . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 Abb. 10.26 Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . 285 Abb. 10.27 Delta-Bilanz der Sunny AG nach Anpassung der Gewinnverwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 Abb. 10.28 Delta-Bilanz der Sunny AG nach Einbezug der Gewinn- und Verlustrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 Abb. 10.29 Delta-Bilanz der Sunny AG nach Saldierungen . . . . . . . . . . . . 286 Abb. 10.30 Delta-Bilanz der Sunny AG nach Berücksichtigung der Umsatzsteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Abb. 10.31 Delta-Bilanz der Sunny AG nach allen Saldierungen . . . . . . . . . 287 Abb. 10.32 Bilanz zum 1.01.20X3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 Abb. 10.33 Eröffnungsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290 Abb. 11.1 Ausweis von Eigenkapital in der Bilanz nach IAS 1 . . . . . . . . . 292 Abb. 11.2 Konten der Hagenfeld AG für 20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 Abb. 11.3 Konten der Hagenfeld AG für das Geschäftsjahr 20X2 . . . . . . . 297 Abb. 11.4 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Abb. 11.5 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X5 nach Emission von Vorzugs- und Stammaktien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303 Abb. 11.6 Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X5 . . . . . . . 305 Abb. 11.7 Verlängertes Statement of Comprehensive Income der Sunny AG für 20X5 bei teilweiser Gewinnverwendung . . . . . . . . . . . . . 306 390 <?page no="390"?> Abbildungen Abb. 11.8 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X5 nach teilweiser Gewinnverwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 Abb. 11.9 Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X6 . . . . . . . 309 Abb. 11.10 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X6 nach Gewinnverwendung und Neubewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 Abb. 12.1 Gewinn- und Verlustrechnung der Nonnweiler GmbH für 20X8 nach dem Gesamtkostenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 Abb. 12.2 Gewinn- und Verlustrechnung der Nonnweiler GmbH für 20X8 nach dem Umsatzkostenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318 Abb. 12.3 Statement of Comprehensive Income der Sunny AG für 20X5 nach dem Gesamtkostenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318 Abb. 12.4 Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X6 nach dem Gesamtkostenverfahren und bei einer positiven Bestandsveränderung um 450 Workstations . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320 Abb. 12.5 Umsatzberechnung der Sunny AG für 20X1 bis 20X6 . . . . . . . . 320 Abb. 12.6 Departments der Sunny AG und deren Aufwandsarten für die Geschäftsjahre 20X1 bis 20X6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 Abb. 12.7 Aufwandszurechnung zu Produkten der Sunny AG . . . . . . . . . . 321 Abb. 12.8 Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X5 nach dem Umsatzkostenverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 Abb. 12.9 Deckungsbeiträge der Produkte der Sunny AG für 20X5 . . . . . . 322 Abb. 12.10 Deckungsbeiträge der Sunny AG für 20X6 bei reduzierter Absatzmenge der Workstations . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 Abb. 12.11 Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X6 bei geringerer Absatzmenge der Workstations . . . . . . . . . . . . . . . 323 Abb. 12.12 GuV-Struktur für den Verkauf auf Ziel von 300 PCs an einen Großkunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 Abb. 12.13 Steuerschema einer deutschen Kapitalgesellschaft . . . . . . . . . . . 328 Abb. 12.14 Steuerschema einschließlich einer Ausschüttung für eine deutsche Aktiengesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Abb. 12.15 Bestimmung der Besteuerung für die Sunny AG für das Geschäftsjahr 20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 Abb. 12.16 Steuerrechtliche Gewinn- und Verlustrechnung der Hiltrup AG für 20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 Abb. 12.17 Handelsrechtliche Gewinn- und Verlustrechnung der Hiltrup AG für 20X1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 Abb. 12.18 Realisation Account . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 Abb. 12.19 Gewinn- und Verlustrechnungskonto . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 Abb. 12.20 Retained Earnings Account . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 Abb. 12.21 Materialpreise und -bestände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 Abb. 13.1 Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . 339 Abb. 13.2 Ausschnitt aus der Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340 Abb. 13.3 Ausschnitt aus der Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340 391 <?page no="391"?> Abbildungen Abb. 13.4 Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X5 . . . . . 341 Abb. 13.5 Ausschnitt aus der Eigenkapitalveränderungsrechnung der Sunny AG für 20X6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 Abb. 13.6 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X6 . . . . . . . . . . . . . . . . 344 Abb. 14.1 Ausweis von Schulden in der Bilanz nach IAS 1 . . . . . . . . . . . 349 Abb. 14.2 Konto Bonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 Abb. 14.3 Bestimmung des Barwerts mit MS Excel . . . . . . . . . . . . . . . 357 Abb. 14.4 Tilgungsplan des Bankdarlehens der Sunny AG . . . . . . . . . . . . 358 Abb. 14.5 Bestimmung der auszuweisenden Darlehensschuld für die Sunny AG 359 Abb. 14.6 Gewinn- und Verlustrechnung der Sunny AG für 20X2 . . . . . . . 365 Abb. 14.7 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X2 . . . . . . . . . . . . . . . . 366 Abb. 14.8 Bilanz der Sunny AG zum 31.12.20X6 . . . . . . . . . . . . . . . . 367 Abb. 15.1 Simulation der Gewinnfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 Abb. 15.2 Simulation mit MS Excel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 Abb. 15.3 Gewinn- und Verlustrechnung der Namguro Ltd. . . . . . . . . . . 373 Abb. 15.4 Ergebnis der MonteCarloSimulation für die Namguro Ltd. . . . . . 374 Abb. 15.5 Tabellierte Wahrscheinlichkeiten bei einer Standardnormalverteilung . 376 Abb. 15.6 MS-Excel Spread Sheet zur Monte Carlo Simulation . . . . . . . . . 378 Abb. 15.7 Simulation des Beschaffungsrisikos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378 Abb. 15.8 Statement of Comprehensive Income der Sunny AG für 20X2 . . . 379 Abb. 15.9 Simulierte Gewinn- und Verlustrechnung für 20X2 . . . . . . . . . 379 Abb. 15.10 Daten für 10 Simulationsläufe in Bezug auf die Gewinn- und Verlustrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380 Abb. 15.11 Simulation des ersten Personalkostenrisikos . . . . . . . . . . . . . . 381 Abb. 15.12 Simulation des Fluktuationsrisikos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 Abb. 15.13 Simulation des Absatzrisikos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382 Abb. 15.14 Bestimmung des Simulationsergebnisses über MS Excel . . . . . . . 382 392 <?page no="392"?> Abkürzungen (Abbreviations) Die Abkürzungsliste im Buch ist umfangreich. Abkürzungen werden jedoch im Text möglichst vermieden, um die Verständlichkeit zu erhöhen. a anno, Jahr (/ a = per annum) A Asset side (Sollseite) Abs. Absatz Acc. Depr. Accumulated depreciation (Kumulierte Abschreibungen) Acc. IL. Accumulated impairment losses (Kumulierte außerplanm¨ aßige Abschreibungen Acqu. Acquisition (Anschaffung) Afa Absetzung f ¨ ur Abnutzung, Abschreibung (depreciation) AG Aktiengesellschaft (limited company based on shares) AGGR. Aggregated Financial Statements (Summenabschluss) AktG deutsches Aktiengesetz Amt. Amount (Menge) A/ P Accounts payables (Verbindlichkeitskonten) A/ R Accounts receivables (Forderungen) Asbl Assembling (Montage) @cost at cost (zu historischen Anschaffungs- und Herstellungskosten) @val at valuation (zu neubestimmten Wertans¨ atzen) attr attributable (zurechenbar) Aufl. Auflage (edition) AV Anlageverm ¨ ogen (non-current assets) b/ d (Balance) brought/ down (Saldovortrag) Bal. b/ d Balance brought down (Saldovortrag) Bal. c/ d Balance carried down (Saldo) BG Bilanzgewinn (retained earnings) BilMoG Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz BOE Books of Orgininal Entry B/ S Balance sheet, Statement of financial position (Bilanz) BWL Betriebswirtschaftslehre (Business and Management Studies) C Credit side, claims side (Habenseite) 393 <?page no="393"?> Abkürzungen CA Carrying Amount (Buchwert) Cap. Capital (Kapital) Cap. Cons. Capital consolidation (Kapitalkonsolidierung) CB Cash Book (Kassenbuch) c/ d (Balance) carried/ down (Saldo) c/ f carried forward ( ∼ Vortrag) CF Cash Flow, (Zahlungsstrom) CFfA Cash flow from financing activities (Zahlungsfluss aus Finanzierungst¨ atigkeit) CFiA Cash flow from investing activities (Zahlungsfluss aus Investitionst¨ atigkeit) CFoA Cash flow from operating activities (Zahlungsfluss aus gew¨ ohnlicher Gesch¨ aftst¨ atigkeit CFROI Cash flow return on investment Cl. St. Closing stock (Endbestand eines Lagers) Cnfg Configuration (Konfiguration) CNC Computer numerical control (Computer-automatisiert) C.o.M. Cost of Manufacturing (Produktionskosten) Cons Consolidation, consolidated (Konsollidierung, konsolidiert) C.o.S. Cost of Sales (Kosten der Absatzmenge) CR Credit entry, credit recorded (Habenbuchung) CU Currency unit (W¨ ahrungseinheit) d day (/ d = pro Tag) D Debit side (Sollseite) Deco exp decoration expenses (Dekorationsaufwand) def. deferred (vorgezogen) def. Definition (definition) Delta-SFP Delta statement of financial position (Delta-Bilanz) DepC Depreciation charge (Abschreibungsbetrag) Depr. Depreciation (Abschreibung) D.h. Das heißt (this means) Disp Disposal (Abgang) Div Dividend (Dividende) Div (A/ P) Dividend payables (zu zahlende Dividende) DoC Difference on Consolidation (Konsolidierungsausgleichposten) 394 <?page no="394"?> Abkürzungen DR Debit entry, debit recorded (Sollbuchung) DTI Deferred tax income (latenter Steuerertrag) DY Divided yield (Dividendenausbeute) Earn Res Earnings reserves (Gewinnr ¨ ucklagen) EBIT Earnings before interest and taxation (Kapitalgewinn) EBITDA Earnings before interest, taxation, depreciation and amortisation EBK Er ¨ offnungsbilanzkonto EBT Earnings before taxes (Vorsteuergewinn), Income before taxation, net profit Ed. Edition, editor (Auflage, Herausgeber) EK Eigenkapital (shareholders’ equity, equity) EK1 Einbaukit (assembling kit) EPS Earnings per share (Gewinnn pro Aktie) EStG deutsches Einkommensteuergesetz EStR deutsches Einkommensteuerrecht et al. et alii (und weitere) etc. et cetera EUR € , Euro EVA Economic value added exp Expenses (Aufwand) extraord Extraordinary (außergew¨ ohnlich) EY Earnings yield (Gewinnmarge) f finance (Finanzierung) FA Financial accounting (Finanzbuchhaltung) Factory P Factory profit (Gewinn eines Werks) FIFO First-in - first-out FG Finished Goods (Fertigerzeugnisse) FH Fachhochschule (university of applied sciences) FI Finanzmanagement (SAP-Modul) Fin Financial (finanziell) FinAcc Financial Accounting (Bilanzierung) FP Factory profit (Gewinn eines Werks) FP Festplatte (hard disk drive) F/ S Set of commercial financial statements (handelsrechtlicher Jahresabschluss) 395 <?page no="395"?> Abkürzungen FMV Fair market value (Marktpreis) FP Factory profit = Manufacturing profit (Gewinn eines Werks) FV Fair value (beizulegender Wert) FV Future value (Endwert) GAAPs Generally accepted Accounting Principles (Rechnungslegungsvorschriften) GCC German Civic Code (= HGB) GE Geldeinheit (currency unit) Ges. RL Gesetzliche R ¨ ucklage (German legal reserve) Gew RL Gewinnr ¨ ucklagen (earnings reserves) gez. Kapital gezeichnetes Kapital (issued capital) GF Gesch¨ aftsf ¨ uhrer (manager, CEO = chief excecutive officer) G/ L General ledger (Hauptbuch) GmbH Gesellschaft mit beschr¨ ankter Haftung ((Pty) Ltd.) GmbHG GmbH-Gesetz GOB Grunds¨ atze ordnungsm¨ aßiger Buchf ¨ uhrung (bookkeeping code of conduct) GP Gross profit (Rohertrag) GuV Gewinn- und Verlustrechnung (profitability analysis, income statement) HB II Handelsbilanz II (Commercial financial statement for consolidation) HCI Health Care Insurance, Medical Insurance (Krankenversicherung) HGB Handelsgesetzbuch HPG HOMEPAGE GmbH i Interest rate (Zinssatz) I Investment (Investition) IAS International Accounting Standards IASB International Accounting Standards Board IFRSs International Financial Reporting Standards i. H. v. in H¨ ohe von (at an amount of ) IKR Industriekontenrahmen (chart of accounts for manufacturing companies) IL Impairment loss (außergew¨ ohnlicher Verlust) Impairm Impairment (St ¨ orung) Incl. Inclusive (einschließlich) 396 <?page no="396"?> Abkürzungen Ind. Indirect (indirekt) INT International Chart of accounts (int. Kontenrahmen) int. Interest (Zinsen) intang intangible (immaterial) Int. assets Intangible assets (immaterielles Verm ¨ ogen) Int. bear. Liab. Interest bearing liabilitities (zinspflichtige Schulden) Inv Investment (Beteiligung) Inv. Inventory (Lager) I/ S Income statement, Statement of comprehensive income (Gewinn- und Verlustrechnung) IssCap Issued Capital (gezeichnetes Kapital) IT Income tax (Einkommensteuer) ITL Interest bearing liabilities (zinspflichtige Schulden) ITL Account Interest bearing liabilities account (Verbindlichkeitskonto f ¨ ur langfristige Verbindlichkeiten aus zinspflichtigen Schulden) itr Income tax rate (Gesamtsteuersatz) JA Jahresabschluss (set of financial statements) JF Jahresfehlbetrag (negative annual surplus) JSE Johannesburg Stock Exchange (B ¨ orse in JoBurg) J ¨ U Jahres ¨ uberschuss (annual surplus, profit for the period, EAT) JV Joint Venture (Unternehmen, das von mehreren anderen Unternehmen kontrolliert wird) K Konfiguration (configuration) KA Konzernabschluss (group statement) KAP Konsolidierungsausgleichposten (difference on consolidation) Kap RL Kapitalr ¨ ucklage (capital reserve) KonTraG Gesetz zur Kontrolle und Transparenz kum. Afa kumulierte Abschreibung (accumulated depreciation) L Liabilities (Schulden) Lab. Labour (Lohnkosten) Labour+ Further labour expenses (Lohnnebenkosten) Liab Liability, liabilities (Schulden) LIFO Last-in - first out LoD Loss on Disposal (Verlust durch Ver¨ außerung von Sachanlagevermögen) 397 <?page no="397"?> Abkürzungen LR Leasing Rate L Serv Service (Dienstleistung) m Month (/ m = per month) M Montage (assembling) MA Management Accounting (Controlling), Management Accountant (Controller) ManAcc Management Accounting (Controlling) Mat Materials (Material) MB Motherboard, Mainboard (Hauptplatine im Computer) M/ B Market/ book ratio (B ¨ orsenkurs/ Bilanzkurs-Verh¨ altnis) Mgt Management (Unternehmensf ¨ uhrung) MOH Manufacturing overhead (Fertigungsgemeinkosten) MSA Manufacturing Summary Account (Fertigungskostenabstimmkonto) MV Motor Vehicle (Fahrzeug) MV-Acc Motor Vehicle Account (Fuhrparkkonto) N-C.I Non-controlling Interest, Minority interest (Minderheitsanteil) non-c non-current (langfristig) non-cur. non-current (langfristig) NOPAT Net operating profit after taxes (Nachsteuergewinn aus gew¨ ohnlicher Gesch¨ aftst¨ atigkeit) NP Net Profit (Vorsteuergewinn, EBT) NRV Net Realizable Value (wahrscheinlicher Verkaufswert) NSP Net Selling Price (Verkaufswert) NT Netzteil (power unit) NYSE New York Stock Exchange (B ¨ orse in New York) o Operating (operativ) Obl. Obligation (Verpflichtung) OBld Office building (B ¨ urogeb¨ aude) Other exps Other expenses (sonstiger Aufwand) OV Opening value (Er ¨ offnungswert) P Piece (St ¨ uck) P Profit (Gewinn) Paym Payment (Zahlung) PC Personal Computer (Produkt der Sunny AG) 398 <?page no="398"?> Abkürzungen PCB Petty Cash Book (Portokasse-Konto) P/ E Price/ Earnings ratio (Kurs-Gewinn-Verh¨ altnis) PJ Purchase Journal (Einkaufsjournal) P&L Profit and loss, Profit & Loss (Gewinn- und Verlust) P&L Acc Profit & Loss Account (GuV-Konto) P/ L Purchase ledger (Kreditorenbuchhaltung) Plnt Plant (Werk) PMT Payment (Zahlung) PoD Profit on disposal (Ver¨ außerungsgewinn) P, P, E Property, plant, and equipment (Sachanlageverm ¨ ogen) PPE, P, P, E Property, plant, and equipment (Anlageverm ¨ ogen) Pref Preference (Vorzugs-) PublG Publizit¨ atsgesetz (financial statement publication law) Purch Purchase (Einkauf ) Purch. Purchase account (Einkaufskonto) PV Present value (Barwert) QR-Code QR-Code zum Verzweigen ins Internet R Ratio (Verh¨ altnis) RAN# Random figure (Zufallzahl) RAP Rechnungsabgrenzungsposten nach §250 HGB (accrual) R/ E Retained earnings (Bilanzgewinn) Rec. Recorded (aufgezeichnet) Res Reserves, other reserves (R ¨ ucklagen) Rev. Revenue (Umsatz) Rev. Res. Revaluation reserves (Neubewertungsr ¨ ucklage) RI Returns inwards (Retouren aus Verk¨ aufen) RM Raw material (Rohmaterial) RO Returns outwards (Retouren von Eink¨ aufen) ROA Return on assets (Gesamtkapitalrentabilit¨ at) ROCE Return on capital employed ROE Return on equity (Eigenkapitalrentabilit¨ at) ROOE Return on owners’ equity ROSF Return on shareholdes’ funds RSt Steuern Steuerr ¨ uckstellung (provision for taxation) R Rand, South African Rand 399 <?page no="399"?> Abkürzungen R Retour (R ¨ ucksendung) Redeem redeemable (einziehbar, r ¨ uckforderbar (bei Vorzugsaktien und Anleihen)) rr Retirement rate (Rentenversicherungssatz) RSt R ¨ uckstellung (provision) S Subsidiary (Tochterunternehmen) SAP Systeme, Anwendungen, Produkte (SAP AG R © ) SBK Schlussbilanzkonto SC Speicher chip (memory) SCap Share capital, issued capital (Grundkapital) SCE Statement of changes in equity (Eigenkapitalver¨ anderungrechnung) SCF Statement of Cash flows (Kapitalflussrechnung) SCI Statement of Comprehensive Income (Gewinn- und Verlustrechnung) scr Solidarit¨ atszuschlag und Kirchensteuersatz (German reunion tax and church tax) SFP Statement of Financial Position (Bilanz) S G Gross salary (Bruttolohn) s Ge Gewerbesteuersatz (corporate tax rate) SH Shareholder (Anteilseigner) SJ Sales journal S/ L Sales ledger (Debitorenbuchhaltung) S N Net salary (Nettolohn) Social sec Social securities (Sozialversicherung) Sol solar (solar) SoliZ Solidarit¨ atszuschlag SP Share price (Aktienkurs) Srvc service (Dienstleistung) SSec Social securities (Sozialversicherung) s-t short-term (kurzfristig) Stck Stock (Lager) Steuer-RSt Steuerr ¨ uckstellung (provision for taxation) Stf Staff (Personal) Stk. St ¨ uck (piece, unit) Suppl Supplier (Zulieferer) 400 <?page no="400"?> Abkürzungen t Time (Zeit) t Total (gesamt) T Time (Zeitpunkt am Ende der Nutzungsdauer) tax taxation (Steuern) T/ A Trading account, trading summary account (Handelskonto) T/ B Trial balance (Testbilanz) TEUR Tausend Euro ¨ U ¨ Ubung (exercise) uer Unemployment rate (Arbeitslosenversicherungssatz) ul Useful life (Nutzungsdauer) usfluseful (n ¨ utzlich) UStG Umsatzsteuergesetz (VAT law) USt-Schuld Umsatzsteuerschuld (VAT/ p) UTB Universit¨ atstaschenbuch Verlag UV Umlaufverm ¨ ogen (current assets) UVK UVK Verlagsgesellschaft VaR 5% Value at Risk (5%) VAT Value added tax, (Umsatzsteuer, Mehrwertsteuer) VAT/ p VAT payables (Umsatzsteuerschuld) VAT/ r VAT receivables (Vorsteuerforderung) Verbindl. Verbindlichkeiten (liabilities) Vgl. Vergleicher (compare, see) VIU Value in use (Barwert von Zahlungen einer Cash generierenden Unternehmenseinheit) VSt-Ford. Vorsteuerforderung (VAT receivables) WACC Weighted average Cost of Capital WIP Work in progress, work in process (In Auftr¨ agen gebundenes Verm ¨ ogen) WOR Workstation (Erzeugnis der Sunny AG) y Year (/ Y = per year) Y Yuan, Chinesische W¨ ahrungseinheit ZAR South African Rand z.T. zum Teil . . . 1 20X1 . . . 2 20X2 401 <?page no="401"?> Abkürzungen (+) Increase (Zunahme) (-) Decrease (Abnahme) μ Mean (Mittelwert) σ Standard deviation (Standardabweichung) 402 <?page no="402"?> Literatur (Bibliographic References) Die verwendete Literatur ist: Baetge , J./ Kirsch , H.-J./ Thiele , St. [2011]: Konzernbilanzen, 9. Aufl., Düsseldorf. Bieg , H./ Kußmaul , H. Waschbusch , G. [2012]: Externes Rechnungswesen 6. Aufl., München Wien. Binnekade , C. S. et al. [2008]: Group Statements, Vol 1 and Vol. 2., 11th edition, Durban. Bonham , M. et al. [2009]: International GAAP 2009, Chichester. Brigham , E. F./ Ehrhardt , M. C . [2010]: Financial Management: Theory and Practice, 13th edition. Mason. 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Aufl., München. 404 <?page no="404"?> Index 4.3-Gewinnermittlung, 22 Abgang, 195 Abschlussprüfer, 100 Abschreibungsmethode, 161 Abschreibungspotenzial, 161 Abstimmkonto, 58 acid test ratio, 112 aggregated statement of financial position, 205 agio, 293 Aktienausschüttung, 341 aktivierbar, 153 Aktivieren, 143 Anlagenbuchhaltung, 144 Anlagespiegel, 142 Anleihen, 315 annual surplus, 34 Ansatzvorschriften, 41, 140 Anzahl der ausstehenden Aktien, 338 arithmetisch degressive Abschreibung, 163 At Cost, 230 Aufwand, 34 Aufwands- und Ertragskonsolidierung, 206 authorised shares, 300 autorisierte Aktien, 300 außerplanmäßige Abschreibung, 171 balance sheet date, 122 Barwert, 156, 159 Barwerttest, 146 bedingte Kapitalerhöhung, 301 beherrscht, 153 Benchmarks, 100 Berichtswährung, 260 Beschäftigungsabweichung, 238 Bestandskonten, 58 Bestandsveränderungen, 230 Bestätigungsvermerk, 101 Beteiligungen, 143 Beteiligungsverhältnis, 225 Bewegungsbilanz, 281 Bewertung at equity, 224 Bewertungsvorschrift, 41 Bezugskurs, 293 Bilanzgewinn, 36, 305 bilanzielle Überschuldung, 299 Bilanzierungshilfen, 34 Bilanzkurs, 299 Bilanzstichtag, 122 Bilanztheorie, 24 bond, 315 Bonus Issue, 301 Buchführungspflicht, 22 Buchungssatz, 17 Buchwert, 160 Business Plan, 25 Börsenkurs, 258 capital reserves, 303, 338 changes in inventory, 230 Claims Side, 122 contingent liability, 350 Cost of Manufacturing, 244 Credit Entry, 17 cum interest transaction, 315 cumulative preference share, 300 current ratio, 111 Current Value, 155 Debit Entry, 17 Debitorenforderung, 260 Debt Ratio, 113 debt to equity, 113 Debtors’ Collection Days, 112 Declining Method, 162 Deferred Shares, 300 deferred tax liabilities, 349 Degressive Abschreibung, 162 405 <?page no="405"?> Index Delta-Bilanz, 280 depreciation, 159 direkte Methode, 273 Dividend Yield, 114 Dividende, 298 Earnings per Share, 109 earnings reserves, 303, 338 Economic Value Added, 109 Eigenkapital, 33, 292 Eigenkapitalbedarf, 42 Eigenkapitalrentabilität, 108 Eigenkapitalveränderungsrechnung, 337 Einbezug der Gewinn- und Verlustrechnungspositionen, 282 einheitliche Kontrolle, 202 Einheitsprinzip, 202 Einheitstheorie, 203 Einzelabschluss, 202 Einzelkosten, 231 Einzelunternehmen, 22 Einziehbare Vorzugsaktien, 300 entity, 16 Entnahmen, 293 equity, 292 Equity-Methode, 143 Erfolgskonten, 58 Erlös, 34, 315, 316 Ersatzteile, 144 Erstbewertung, 155, 156 Ertrag, 315 Eventualverbindlichkeiten, 350 Factory Profit, 249 fair value, 176 Fertigerzeugnisse, 237 Fertigwarenbestandskonto, 244 finance leasing, 145 Financial Assets, 143 financial liability, 360 Financial Statements (F/ S), 52 finanzielle Schuld, 192 Finanzielle Verbindlichkeiten, 360 finanzieller Vermögenswert, 192 Finanzierungsleasing, 145 Finanzinstrumente, 154, 192 Finanzinvestitionen, 142 First-in-first-out, 254 fixed asset turnover, 107 Folgebewertung, 155, 260 Formalziele, 103 Forschungsaufwand, 233 Framework, 47 freiberufliche Tätigkeiten, 22 Fremdwährung, 260 Gearing, 113 Gemeinkosten, 232 general ledger, 58 Gesamtkapitalrentabilität, 108 Gesamtkostenverfahren, 316, 317 Gesetz zur Kontrolle und Transparenz, 42 gesetzliche Gewinnrücklage, 304 gewichtete Durchschnittsmethode, 254 Gewinn- oder Verlustvortrag, 34 Gewinnausschüttung, 339 Gewinnrücklagen, 303, 338 Gewinnverwendung, 282, 338 gezeichnete Kapital, 34 Gliederungsschema, 35 Gläubigerschutz, 41, 304 Goodwill, 142, 153, 208 gross profit, 74 gross profit as percentage of sales, 109 Gründung einer Aktiengesellschaft, 298 Halbfabrikate, 237 Handelsbilanz II, 46, 205 Hauptbuch, 58 Historical Costs, 155 Historische Anschaffungs- / Herstellungskosten, 155 Horizontalanalyse, 103 identifizierbar, 152 Identifizierbarkeit, 142 idle asset, 171 Impairment Loss, 171 Imparitätsprinzip, 42 Informationsversorgungsfunktion, 120 Initial Valuation, 155 innerkonzernlichen Ergebnisbeitrag, 203 406 <?page no="406"?> Index Intangible Assets, 142 Integriertes Rechnungswesen, 234 Interessentheorie, 203 interest cover, 114 interner Goodwill, 153 Interpretationen, 47 Inventory Account, 234 inventory turnover, 108 Investment Property, 152 issued capital, 34, 293 Istbeschäftigung, 238 Jahresüberschuss, 34 Joint Venture, 202, 220 Kapitalerhöhung, 301, 304, 338 Kapitalerhöhung als genehmigtes Kapital, 301 Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln, 301 Kapitalflussrechnung, 34, 267 Kapitalgesellschaft, 22 Kapitalkonsolidierung, 205 Kapitalrücklage, 293, 303, 338 Kapitalumschlag, 107 Kennzahlanalyse, 103 Konsolidieren von Schulden und Verbindlichkeiten, 203 konsolidierter Abschluss, 202 Konsolidierungen, 203 Konsolidierungsausgleichsposten, 210 Konsolidierungskreis, 202 Konzernbilanztheorie, 203 Konzerneigenschaften, 225 Konzernrechnungslegung, 203 Kreditorenverbindlichkeit, 261 kumulative Vorzugsaktie, 300 Kurs-Gewinn-Verhältnis, 114 kurzfristige Schulden, 348 kurzfristigen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, 349 Lagebericht, 23 Lagerumschlagshäufigkeit, 108 langfristige Schulden, 348 latente Steuern, 24, 228, 327, 349 Laufzeittest, 145 Lease Obligation, 147 Lease Term Test, 145 Leerkosten, 238 Leistungsfortschritt, 326 Leistungskennzahlen, 102 Leverage Effekt, 113 liability, 34, 347 Lineare Abschreibung, 162 Liquidation, 298 Liquidationsbilanz, 299 Liquidität 2. Grades, 112 Liquidität 3. Grades, 111 Liquiditätsplanung, 267 Managerial Accounting, 241 Manufacturing Summary Account, 237 Materialverbräuche, 234 Minderheitsanteil, 210, 292 Mittelstandsstandards, 47 mittlere gewichtete Kapitalkosten, 109 Nachrangaktien, 300 Nebenbuchführung, 58 Net Operating Profit After Taxes, 109 Net Realisable Value (NRV), 155, 156, 229 Net Selling Price, 155, 156 Neubewertung, 172, 338, 342 Neubewertungsrücklage, 173, 303, 308, 342 Niederstwertprinzip, 36 Normalkapazität, 238 nutzungsbezogene Abschreibung, 164 Nutzungsdauer, 161, 164 operating Leasing, 145 ordentliche Kapitalerhöhung, 301 Pecking Order, 342 Pensionsverpflichtung, 364 percentage change analysis, 104 percentage of completion method, 326 Periodenabgrenzung, 265 periodic System, 234 periodisierte Erfolgsgrößen, 315 407 <?page no="407"?> Index perpetual oder inventorial System, 235 Personengesellschaften, 293 Planbeschäftigung, 238 Planbilanz, 25 planmäßige Abschreibung, 159 preference shares, 300 prepaid Expenses, 228 Present Value, 156 Present Value Test, 146 price/ earnings ratio, P/ E, 114 Produktionsunternehmen, 237 profit/ loss carried forward, 34 proportionate consolidation, 220 provisions, 34, 347, 349 Prozentveränderungsanalyse, 104 Quotenkonsolidierung, 220 Realisation Account, 196 Realisationsprinzip, 42 Rechnungslegung, 23 Recognition Criteria, 143 reconciliation account, 58 reconciliation of carrying amounts, 142 reconciliation statement, 273 Recoverable Amount, 156 redeemable preference share, 300 register of non-current assets, 142 reserves, 34 retained earnings, 305 Return on Capital Employed (ROCE), 108 Revaluation Gain, 172 Revaluation Model, 172 revaluation reserves, 303, 342 revenue, 34, 315 Risiko, 113 Risikomanagement, 42 Rohertrag, 74 Rücklagen, 34, 338 Rückstellungen, 34, 347, 349 Sachanlagevermögen, 141 Schulden, 34, 347 Schuldenkonsolidierung, 206 Schuldtitel, 350 Segmentberichterstattung, 25 share premium, 293, 338 share price, 258 Sonderbilanzen, 24 Stamm- und Vorzugsaktien, 338 statement of cash flows, 34 Steuern vom Einkommen und Ertrag, 327 Steuerschulden, 364 Stille Reserve, 155, 173 Straight Line Method, 162 Strukturbilanz, 103 Subsequent Valuation, 155 subsidiary ledger, 58 Substanzwertmethode, 208 sum-of-the-year’s digit Method, 162 Summenabschluss, 203 Summenbilanz, 205 Tageswert, 155 Tauschgeschäfte, 158 Teilbilanzen, 25 Teilkostenrechnungssystem, 241 Termingeschäft, 261 Thesaurierung, 304 trade liability, 349 Trading Account, 73, 244 Transaktionskurs, 260 Transferpreise, 249 Trial Balance, 59 True and Fair View Principle, 154 Überleitungsrechnung, 142, 273 Umsatzkostenverfahren, 316, 322 Umsatzrendite, 109 Unternehmenszusammenschluss, 202 Unterschiedsbetrag, 208 Value in Use (VIU), 156 Verbindlichkeiten, 34, 347 verbrauchsgesteuerten, 253 Vereinfachungsverfahren, 253 Verlust aus Währungsdifferenzen, 260 Vermögenswerte, 33 Verschuldungsgrad, 113 Vertikalanalyse, 103 Veräußerungswerte, 155 408 <?page no="408"?> Index Vollkonsolidierung, 203 Vollkostenrechnungssystem, 241 Vorräte, 230 Vorsichtsprinzip, 41 Vorzugsaktien, 300 weighted average cost of capital, WACC, 109 Weltabschlussprinzip, 203 Wertminderung, 170 Wertpapiere, 258 Wertsteigerungsgewinn, 152 wirtschaftlicher Nutzen, 143 Work in Progress (WIP), 238 Working Capital, 273 Zahlungsausgänge, 269 Zahlungsbemessungsfunktion, 52 Zahlungseingänge, 268 Zinsaufwand, 159, 233 Zinsdeckung, 114 Zwischenbilanzen, 25 Zwischenergebniseliminierung, 206 409 <?page no="410"?> www.uvk-lucius.de Rödiger Voss Wissenschaftliches Arbeiten …leicht verständlich! 2., überarb. u. korrig. Auflage 2011 184 Seiten, zahlr. Abb. u. Tabellen ISBN 978-3-8252-8483-1 ca. € (D) 19,90 / € (A) 20,50 / SFr 28,90 Die erste Haus- oder Semesterarbeit schreiben, die Bachelor-Thesis planen oder vor der Masterarbeit stehen - nicht selten treten eine Vielzahl von Fragen auf: „Wie kann ich am besten recherchieren? Wie verarbeite ich meine Literatur in einem Vortrag darüber? “ Oder „Wie finde ich ein passendes Thema? “ Das Buch bietet deswegen eine umfassende Grundlage für • die inhaltliche und formale Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit, • das Zeitmanagement sowie • die Darstellung wissenschaftlicher Vorträge. Neben einem klaren Schreibstil ermöglichen zahlreiche Beispiele, Merkhilfen und Tabellen den Zugang zum Stoff auf leichte Weise. Durch die Übungsaufgaben können Studierende zudem ihren Wissensstand nach jedem Kapitel reflektieren. Das Buch richtet sich an Studierende der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Wie schreibe ich eine wissenschaftliche Arbeit <?page no="412"?> www.uvk-lucius.de Franz Xaver Bea, Steffen Scheurer, Sabine Hesselmann Projektmanagement 2., überarb. u. erw. Aufl. 2011 756 Seiten, 241 Abb., broschiert ISBN 978-3-8252-2388-5 € (D) 29,90 / € (A) 30,80 Die Darstellung folgt den drei Entwicklungsschritten des Projektmanagements: . Management von Projekten, . Management durch Projekte, . Projektorientiertes Unternehmen. Die Autoren stellen in übersichtlicher Form fundiert den »State of the Art« des Projektmanagements dar und setzen zudem innovative Impulse zur Weiterentwicklung des Projektmanagements. Fragen und Hinweise zu deren Beantwortung erleichtern die Verständniskontrolle. Das Buch ist für Studenten, Praktiker und Forscher geeignet. Die Bände . »Strategisches Management« . »Organisation« . »Projektmanagement« aus der Reihe Unternehmensführung ergänzen sich und können als Einheit gesehen werden. Diese unternehmerischen Handlungsfelder sind häufig sehr eng miteinander verzahnt und es bestehen Wechselabhängigkeiten zwischen ihnen. Moderne Unternehmensführung <?page no="414"?> www.uvk-lucius.de Claudia Fantapié Altobelli, Sascha Hoffmann Grundlagen der Marktforschung 1. Aufl. 2011, 384 Seiten, 145 Abb. ISBN 978-3-8252-3466-9 ca. € (D) 29,90 / € (A) 30,80 / SFr 41,90 Das Buch ist eine kompakte Einführung in die Markt- und Sozialforschung. Sämtliche Verfahren sowie die wichtigsten Methoden und Anwendungsgebiete der Marktforschungspraxis werden durch anschauliche Beispiele erläutert. Lernziele und Wiederholungsfragen bieten den Studierenden eine optimale Vorbereitung auf ihre Prüfungen. Claudia Fantapié Altobelli ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing an der Helmut Schmidt Universität in Hamburg. Sascha Hoffmann ist dort Lehrbeauftragter. Das Buch richtet sich neben Studierenden und Dozenten der Wirtschaftswissenschaften auch an Praktiker. Verfahren und Methoden <?page no="415"?> Webservice zum Buch Glossar, Lösungen zu den Aufgaben sowie vertiefende Erläuterungen können Sie direkt im Buch mittels QR-Code und internetfähigem Smartphone abrufen. Oder Sie schlagen im Internet die Verlagsseite http: / / www.uvk-lucius.de/ service auf und geben dort den Code 37961 ein, um die Zusatzmaterialien abzurufen. Dozenten können an gleicher Stelle dort Materialien abrufen, wenn sie den Code 37962 eingeben.
