eBooks

Studi-Coach: Studieren für Anfänger

1007
2015
978-3-8385-4499-1
978-3-8252-4499-6
UTB 
Rödiger Voss

Zeit ist knapp. Das ist Studierenden nur allzu bewusst. Besonders zu Beginn des Studiums ist es deswegen durchaus knifflig, das Lernen und Leben unter einen Hut zu bekommen. Dieser erfolgreiche Ratgeber zeigt nun in der 2., überarbeiteten Auflage Methoden auf, die genau dabei helfen. Dazu zählen das Zeitmanagement sowie Lese-, Lern- und Ordnungstechniken. Darüber hinaus verrät das Buch auch, wie Studierende ihre Ernährung sinnvoll gestalten können und welche wichtige Rolle das Social Media beim Selbstmarketing spielen kann. Der Studi-Coach richtet sich an Studierende aller Disziplinen an Universitäten, Fach- und Dualen Hochschulen.

Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas · Wien Wilhelm Fink · Paderborn A. Francke Verlag · Tübingen Haupt Verlag · Bern Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Nomos Verlagsgesellschaft · Baden-Baden Ernst Reinhardt Verlag · München · Basel Ferdinand Schöningh · Paderborn Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz, mit UVK / Lucius · München Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen · Bristol Waxmann · Münster · New York utb Rödiger Voss Studi-Coach Studieren für Anfänger 2., überarbeitete Auflage UVK Verlagsgesellschaft mbH Konstanz und München Über den Autor Dr. Rödiger Voss ist Wissenschafts- und Karrierecoach sowie Professor für Betriebswirtschaftslehre und Lernmanagement in Zürich. Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb-shop.de. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2016 Lektorat: Rainer Berger Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Einbandmotiv: © Tuomas Kujansuu, iStockphoto.com Druck und Bindung: u e burg UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstraße 24 · 78462 Konstanz Tel. 07531-9053-0 · Fax 07531-9053-98 www.uvk.de UTB-Nr. 3773 ISBN 978-3-8252-4499-6 E-ISBN 978-3-8463-3773-8 Vorwort Ein Blick zurück Die Studienzeit ist eine ganz besondere Zeit im Leben, an die ich mich noch gerne zurückerinnere. Auf der einen Seite genießt man eine Reihe von Freiheiten, auf der anderen Seite übernimmt man mehr Verantwortung als zu Schulzeiten. Viele Studierende ziehen aus dem „Hotel Mama“ aus und stehen auf eigenen Füßen. Aufgrund der zahlreichen Freiheiten und frischen Ansprüche ist es wichtig, Struktur und Pläne zu haben, um den richtigen Studien- und auch Lebensweg zu finden. Aus dem Grund habe ich während meiner Studienzeit ausführlich Literatur zu den Themengebieten Lernen und Lerntechniken, Zeitmanagement und Lebensplanung studiert. Ein angemessener Studienratgeber existierte zu dieser Zeit leider nicht. Es standen zwar sehr viele Werke zum wissenschaftlichen Arbeiten, die mich freilich auch sehr interessierten, zur Verfügung, aber eben kein Studi-Coach-Buch. Heutzutage ist diese Lücke zwar weit weniger groß, da ein paar Werke zur Auswahl stehen. Der Nutzen des Buches Meiner Analyse nach deckt jedoch keines dieser Werke das ganze Spektrum eines Studi-Coaches in allen relevanten Bereichen ab. Womit ein zentraler Vorteil dieses Werkes angesprochen wird: Hier finden Sie eine besondere Schwerpunktsetzung, die sich von bestehenden Büchern zum Studienerfolg abgrenzt. In komprimierter Form werden Themengebiete wie Selbstmarketing, Lerntechniken, Ernährung angesprochen - mit ihren wichtigsten Aspekten. Auf das Anschaffen von mehreren Büchern kann also getrost verzichtet werden - es sei denn, Sie wollen Ihr Wissen weiter vertiefen. Wenn Sie darauf verzichten, sparen Sie sich viel Lebenszeit, die oft zu spezialisierten Inhalte zu lesen und zu verstehen. Ein Randthema in diesem Buch bleibt lediglich das wissenschaftliche Arbeiten. Dieser Thematik habe ich aufgrund deren Komplexitätsgrades ein eigenes Buch gewidmet (Voss 2014), in dem von der Themenfindung bis zur -präsentation deren ganzer Prozess abgehandelt wird. 6 Vorwort Die Lesbarkeit steht im Zentrum Auf Lesbarkeit und Anwendungsbezug der dargebotenen Sachzusammenhänge wurde hier besonderer Wert gelegt, eine leichte Verständlichkeit steht eindeutig im Mittelpunkt. Daher unterstützen zahlreiche Beispiele, Merkhilfen und Abbildungen das Lesen. Am Anfang eines jeden Kapitels ist zudem noch ein Überblick zu den folgenden Ausführungen und elementaren Lernziele zu finden. Was mach das Buch zu einem Studi-Coach? Werfen wir einen kurzen Blick zurück: Seinen Ursprung findet das Wort „Coach“ im Ungarischen, wo im 15. Jahrhundert gut gefederte Kutschen als „kosci“ bezeichnet wurden - also ein Transportmittel, das einen Fahrgast von einem Ort zu einem anderen beförderte. Von Ungarn aus breitete sich der Begriff „Kutsche“ in ganz Europa aus. Im Englischen wurde daraus das Wort „coach“. Englische Studenten übertrugen das Wort „coach“ auf ihre Tutoren, denn diese waren schlicht ein der Kutsche vergleichbares „Fortbewegungsmittel“, um Studierende erfolgreich durch ihr Studium zu befördern. Deshalb taucht der Begriff „Coach“ auch im Sport auf, wo er den Trainer bezeichnet. Bei letzteren Tätigkeiten spielt weniger das örtliche als vielmehr das persönliche Veränderungsinteresse eine Rolle. Genau hier setzt auch das vorliegende Buch an: Sie sollen eine Hilfe für Ihren persönlichen Veränderungsprozess im neuen Lebensabschnitt „Studium“ haben. Auf Ihrem herausfordernden Abenteuer wird dieses Buch zu einem wichtigen Reiseführer. Das Buch basiert auf Erfahrungen und Schilderungen Die Erfahrungen und Tipps, die ich Ihnen an die Hand geben will, speisen sich aus meinen eigenen Studienerfahrungen. Es geht zudem meine langjährige Lehr- und Forschungspraxis an Hochschulen (u.a. Universität zu Köln, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg) und aktuell an der HWZ - Hochschule für Wirtschaft Zürich ein. Im Rahmen der genannten Tätigkeiten habe ich immer wieder aktives Coaching von Studierenden betrieben und eine Reihe von wissenschaftlichen Projekten zu „Anspruchsdenken“, „Problemen“ und „Motivation“ der Stu- Vorwort 7 dierenden erhoben. In der Lehre unterrichte ich aufgrund meiner Spezialisierung das Fach Lern- und Arbeitstechnik sowie weitere Eingangsinstruktionen für Studierende. Die im Studi-Coach vermittelten Inhalte sind also in der Hochschulpraxis sowohl in der Lehre als auch im Coachingprozess bewährt. Die typischen Probleme und Wünsche der Studierenden wurden mir während der Arbeit mit Studierenden als Dozent und Studiengangleiter besonders bewusst. Um meine Beratungskompetenz zu optimieren, habe ich selbst noch eine entsprechende Coaching-Ausbildung absolviert. Die Zielgruppe Alle Studierenden, die ein wissenschaftliches Studium an einer Hochschule beginnen und erfolgreich absolvieren wollen, zählen zur zentralen Zielgruppe dieses Werkes. Sämtliche Themengebiete wurden speziell für Studierende und alle, die es werden wollen, aufbereitet. Die Inhalte und Problemlagen sind auf zahlreiche Studiengänge übertragbar, da sich vergleichbare Situationen in den Studiendisziplinen finden. Danksagungen Mein Dank gilt den vielen Studierenden, die durch sinnvolle Tipps und ihre Fragen in Lehrveranstaltungen und Beratungssituationen das Niveau des Werkes steigern konnten. Diese Anregungen sind selbstverständlich auch weiterhin herzlich willkommen. Über die Mitteilung von Erfahrungen und kritischen Hinweisen von Leserinnen und Lesern dieses Werkes würde ich mich ebenso freuen. Schreiben Sie einfach an meine Adresse studi-coach@uvk.de. Prof. Dr. Rödiger Voss, Zürich im Sommer 2015 Was kommt auf Sie zu? Der Aufbau des Studi-Coachs Nach diesem Eingangskapitel werden Eigenschaften und Verhaltensweisen von erfolgreichen Studierenden dargestellt, die aus zahlreichen persönlichen Interviews und wissenschaftlichen Studien abgeleitet wurden. Prüfen Sie also in Form einer Situationsanalyse genau, welche dieser Merkmale Sie aktuell erfüllen: Nur wer sich selbst und vor allem seine Fähigkeiten und Möglichkeiten kennt, weiß auch um seine Studienkompetenz. Kein Problem, wenn Sie nicht alle Kriterien erfüllen. Dafür gibt es ja schließlich den vorliegenden Studi-Coach. Im Anschluss wird das Zeitmanagement thematisiert. Sie werden merken, dass gerade im Studium ein gelungenes Zeitmanagement sehr wichtig ist. In den darauf folgenden Kapiteln geht es um Lern- und Lesestrategien. Seien Sie nicht abgeschreckt von den vielen alternativen Methoden: Studienerfolg bedeutet nicht, alle anwenden zu müssen, sondern die richtige Verbesserungsoption für sich zu wählen. Erfolgreiche Studierende wissen aber über zahlreiche Alternativen Bescheid und können sie bei Bedarf anwenden - ein Zusammenhang, der vielfach bewiesen wurde, wie etwa bei mathematischen Lernstrategien in der Studie von Montaque & Bos (1990). Nicht zu vergessen ist auch der Aspekt der Ordnung, der im Teil der Lern- und Arbeitstechnik integriert ist. Im Volksmund heißt es nicht zu Unrecht „Ordnung ist das halbe Leben“. Im Studium ist dieser Anteil nicht minder hoch. Greifen wir auf eine weitere Weisheit mit lateinischem Ursprung zurück: „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“. Viele Studierende beherzigen diese Tugend nicht, was sich bereits im Studium negativ auswirken kann. Zudem ist die Gesundheit auch für das zukünftige Wohlbefinden ein wichtiges Gut. Aus dem Grunde wird den Themen Ernährung, Ergonomik, Entspannung sowie Sport und Fitness ein eigenes Kapitel zugestanden. Sämtliche im Studium gewonnenen Kompetenzen bringen Ihnen wenig, wenn Sie diese nicht richtig „verkaufen“ können. Im letzten Kapitel geht es deshalb um die Vermarktung Ihrer Fähigkeiten: Um Marketing und Social Media. Im Anhang des Buches wird auf die Literatur ver- 10 Was kommt auf Sie zu? wiesen. Ist Ihnen im Text ein Wort unklar, dann hilft ein Blick in das Glossar, welches sich ebenfalls am Ende des Buches befindet. Die Beispiele und Hilfen im Studi-Coach Sie finden zweierlei Beispieltypen in diesem Werk: Studienbeispiele und Beispiele aus der Forschung. Studienbeispiele sind direkte Praxisfälle aus dem Studienleben. Es handelt sich um selbst erlebte Erfahrungen, von Studenten berichtete Fälle oder allgemeine Praxisproblemlagen. Beispiele aus der Forschung beziehen sich auf Studienergebnisse aus wissenschaftlicher Forschung rund um das Studentenleben sowie auf Forschungsansätze, die direkt darauf zu übertragen sind. Der Punkt Studi-Tipp betitelt Hilfsprogramme (Internetseiten, Software), die Studierende für das Lernen nutzen können. Zudem finden Sie unter diesem Punkt eine Reihe von erprobten Ratschlägen, um Ihr Studienverhalten zu optimieren. Wie lese ich den Studi-Coach? Teilweise finden sich Klammern hinter einigen Aussagen. Das bedeutet, dass auf wissenschaftliche Erkenntnisse aus Fachartikeln zurückgegriffen wird, um die entsprechende Aussage zu untermauern. Beispiel: Gerade das Positive zu finden und dadurch Motivation zu gewinnen unterscheidet die erfolgreichen von den erfolglosen Studierenden (Çetingöza & Özkal 2009). Das heißt, Çetingöza & Özkal sind Autoren einer Studie zu der Thematik „Motivation im Studium“, die im Jahr 2009 veröffentlicht wurde. Um dann Genaueres über die Quelle zu erfahren, müssen Sie nur ein paar Seiten weiter hinten zum Literaturverzeichnis blättern. Dort finden sich Informationen zum genauen Titel der Veröffentlichung und zum Erscheinungsort. Wenn Sie die Studie lesen wollen, können Sie sich diese nun leicht besorgen. Die Lesbarkeit soll durch eine Visualisierung der Inhalte eines jeden Kapitels am Beginn des Kapitels vereinfacht werden. Schauen Sie sich diese Grafik vor dem Lesen und nach dem Lesen des Kapitels an, damit Sie durch diese Eingangsinformation noch besser sensibilisiert für die Inhalte sind. Dem gleichen Zweck dienen die Zielformulierungen am Anfang des Kapitels. Inhalt Vorwort ..................................................................................... 5 Was kommt auf Sie zu? ............................................................ 9 1 Mit vorteilhaften Fähigkeiten und Eigenschaften auf die Studienrallye ................15 1.1 Das neue Leben als Studierender ..................................... 16 1.2 Nötige Fähigkeiten und Eigenschaften ........................... 20 1.2.1 Proaktiv sein........................................................................ 20 1.2.2 Selbstkritisch denken ......................................................... 23 1.2.3 Positiv sehen ....................................................................... 24 1.2.4 Achtung zeigen ................................................................... 26 1.2.5 Angstfrei agieren................................................................. 27 1.2.6 Geplant vorgehen ............................................................... 29 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen .................................... 30 2.1 Ebenen der Selbstfindung ................................................. 30 2.2 Lebensaussage ableiten ...................................................... 33 2.3 Persönliche Vision formulieren ........................................ 36 2.4 Persönliche Mission fixieren ............................................. 37 2.4.1 Inhalt der Mission .............................................................. 37 2.4.2 SWOT-Analyse ................................................................... 39 2.4.3 Fotoalbum der persönlichen Stärken und Schwächen ........................................................................... 44 2.5 Ziele planen ......................................................................... 45 2.5.1 Kriterien bei der Zielformulierung................................... 46 2.5.2 Stakeholder als Orientierungspunkte............................... 49 2.5.3 Ziele überprüfen ................................................................. 51 12 Inhalt 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen .......................... 53 3.1 Informationen zum Zeitmanagement ............................. 54 3.2 Mit Zeitfressern umgehen ................................................. 56 3.3 Störungen minimieren ....................................................... 58 3.3.1 Musik.................................................................................... 60 3.3.2 Raumklima........................................................................... 61 3.3.3 Beleuchtung......................................................................... 62 3.4 Mit Methodik die Zeit managen....................................... 63 3.4.1 ALPEN-Methode............................................................... 63 3.4.2 Eisenhower-Prinzip............................................................ 66 3.4.3 Terminmanagement ........................................................... 71 3.4.4 Tagesrhythmus managen ................................................... 75 4 Mit dem richtigen Lernverhalten zum optimalen Studienerfolg gelangen ................. 78 4.1 Informationen zur Lernforschung ................................... 79 4.2 Lern- und Arbeitstechniken .............................................. 82 4.2.1 Mind-Mapping .................................................................... 82 4.2.2 Loci-Methode...................................................................... 87 4.2.3 KaWa©-Technik ................................................................ 89 4.2.4 Fishbone-Analyse ............................................................... 92 4.2.5 Wiederholung...................................................................... 95 4.3 Buchführen.......................................................................... 96 4.3.1 Mitschrift führen ................................................................ 96 4.3.2 Lerntagebücher anlegen..................................................... 97 4.3.3 Ideensammlung gebrauchen ........................................... 100 4.4 Arbeit in Lerngruppen ..................................................... 100 4.4.1 Gruppenorganisation ....................................................... 101 4.4.2 Arbeitsmethoden in Lerngruppen.................................. 103 Inhalt 13 4.5 Motivation ......................................................................... 105 4.5.1 Belohnungen setzen ......................................................... 105 4.5.2 Lächeln............................................................................... 106 4.5.3 Tiefen managen ................................................................ 107 4.6 Ordnung ............................................................................ 107 4.6.1 Grundlagen zur Ordnung im Studium .......................... 107 4.6.2 Ablagesysteme................................................................... 110 4.6.3 Personal Computer .......................................................... 112 5 Mit zweckmäßigen Strategien zum erfolgreichen Lesen ....................................... 115 5.1 Informationen zum Lesen im Studium ......................... 116 5.2 Lesearten............................................................................ 116 5.2.1 Kursorisches Lesen .......................................................... 117 5.2.2 Selektives Lesen ................................................................ 118 5.2.3 Studierendes Lesen........................................................... 118 5.3 Gelesenes festhalten......................................................... 122 5.3.1 Textkennzeichnungen...................................................... 122 5.3.2 Zusammenfassungen ....................................................... 125 5.4 Lesebedingungen .............................................................. 126 5.5 Prüfungen richtig lesen .................................................... 127 6 Mit guter Ernährung, Erholung und Fitness die Gesundheit bewusst gestalten .... 129 6.1 Informationen zur Ernährung ........................................ 130 6.2 Ernährungstipps ............................................................... 132 6.2.1 Essen und Trinken ........................................................... 132 6.2.2 Body-Mass-Index ............................................................. 134 6.2.3 Essverhalten ...................................................................... 137 6.2.4 Trinkverhalten................................................................... 139 6.3 Ergonomik ........................................................................ 141 14 Inhalt 6.4 Entspannung ..................................................................... 142 6.4.1 Pausen ................................................................................ 142 6.4.2 Schlaf.................................................................................. 144 6.5 Sport und Fitness.............................................................. 147 6.6 Hirndoping ........................................................................ 150 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern ................................... 152 7.1 Informationen zum Selbstmarketing ............................. 152 7.2 Kontaktmanagement........................................................ 153 7.2.1 Das Gegenüber verstehen und wertschätzen ............... 153 7.2.2 E-Mail-Kommunikation .................................................. 157 7.2.3 Umgang mit Kontakten................................................... 159 7.2.4 Kontaktmanagement in mündlichen Prüfungen.......... 160 7.3 Social-Media-Marketing ................................................... 161 7.3.1 Imagepflege ....................................................................... 161 7.3.2 Auswahl der Community................................................. 163 7.3.3 Gesundheitsgefahren ....................................................... 165 7.4 Qualifikationsbasis erweitern .......................................... 166 7.4.1 Praktika .............................................................................. 168 7.4.2 Auslandsstudium .............................................................. 169 7.4.3 Weiterbildung.................................................................... 171 7.4.4 Reisen ................................................................................. 172 Glossar und Abkürzungsverzeichnis................................. 175 Quellen............................................................................. 179 Internetquellen ................................................................. 182 Stichwortverzeichnis ............................................................. 185 1 Mit vorteilhaften Fähigkeiten und Eigenschaften auf die Studienrallye Zentrale Ziele dieses Kapitels Ihre Rolle als Studierender einer Hochschule erkennen Notwendige Fähigkeiten und Eigenschaften für den Studienerfolg kennenlernen Zum eigenen Study-Leader durch proaktives Verhalten werden Studienerfolg proaktiv sein Selbstkritisch sein positiv eingestellt sein Achtung zeigen angstfrei agieren geplant sein 16 1 Mit vorteilhaften Fähigkeiten und Eigenschaften 1.1 Das neue Leben als Studierender Die Hochschule - eine unbekannte Welt Auf den ersten Blick wirkt eine Hochschule wie eine normale Schule mit viel mehr Schülerinnen und Schülern. Zudem bietet sich die schöne Möglichkeit, sich auf eher wenige Fächer zu begrenzen und diese auch noch relativ frei wählen zu können. Lassen Sie sich davon nicht blenden, Sie kommen in eine veränderte Welt. Es existieren eine Reihe von Unterschieden zwischen Schul- und Hochschulzeit hinsichtlich Stundenplan, Lernstoff, Betreuung und Selbstverantwortung. Fangen wir beim Stundenplan an. Der Stundenplan ist doch nicht so frei zu gestalten An Fachhochschulen oder Dualen Hochschulen ist der Stundenplan in der Regel ziemlich genau vorgegeben. Aber auch an Universitäten können Sie nicht alle Fachveranstaltungen beliebig nach Ihren Vorstellungen belegen: Fast alle Studienfächer geben besonders für den Bachelor-Studiengang mehr oder weniger verbindliche Stundenplan-Empfehlungen heraus. Dieser Unterschied zwischen Schule und Hochschule ist aus der Perspektive folglich gar nicht so groß. Nun aber zu sichtbaren Unterschieden: Vergessen Sie den Umfang des Stundenplan von ca. 25-30 Wochenstunden zu Schulzeiten. Lernen an der Hochschule findet zwar auch in den Veranstaltungen statt, aber etwa nur zur Hälfte der Zeit. In der anderen Zeithälfte ist Selbststudium gefragt, d.h. in Bibliotheken oder zu Hause am Schreibtisch. Es ist viel zu lernen Der Lernstoff ist zwar im Wesentlichen auf ein Fachgebiet zentriert, aber dieses ist sehr breit angelegt. Des Weiteren bietet sich eine viel größere Stofffülle, weshalb die Prüfungen viel umfangreicher als zu Schulzeiten sind. Um den Einsatz innovativer oder um eine Optimierung alter Lernstrategien kommen Sie als Studierender fast nicht umhin. 1.1 Das neue Leben als Studierender 17 Die Betreuung wird minimiert Klassenlehrer oder Stufenleiter gehören der Vergangenheit an. Viele Informationen werden Ihnen auch nicht wie selbstverständlich von der Hochschule zugestellt, Selbstbeschaffung ist gefragt. An vielen Hochschulen bestehen jedoch Mentoren-Systeme, die Studierenden einen Ansprechpartner zuweisen. Daneben gibt es oft spezielle Studienfachberater, die über die Studienfächer informieren. Der Studierende ist freilich gefragt, deren Meinung auch selbst einzuholen. Die Selbstständigkeit zeigt sich auch in dem eingeschränkten Kontakt zu den Dozierenden. Der Dozent ist eher ein Berater, der nur eingeschränkt zur Verfügung steht. Auf seinem Lehrgebiet ist er in der Regel ein absoluter Experte und weit tiefer spezialisiert als ein Lehrer in der Schule. Dozierende werden Sie in der Regel aber nicht fragen oder kontrollieren, ob Sie in der Vorlesung gewesen sind, ob Sie Ihre Aufgaben gemacht oder ob Sie gelernt haben. Wenn Sie Ihre Leistung in der Prüfung nicht erfüllen, werden Sie eben schlecht benotet. Noch mehr zur Selbstverantwortung Der Grad der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ist auch in anderen Bereichen weit höher als zu Schulzeiten. Dazu gehört etwa die sorgsame Vor- und Nachbereitungszeit von Lehrveranstaltungen, wobei Fachbücher und Artikel in Fachzeitschriften gelesen und Übungsaufgaben gelöst werden müssen. Sie scheinen auch sehr viel Ferien (vorlesungsfreie Zeit) an einer Hochschule zu haben. Diese Zeit ist jedoch reserviert für Berufspraktika bzw. Schulpraktika, Prüfungsvorbereitungen, Ferienjobs zur Finanzierung des Studiums oder für die Vorbereitung des nächsten Semesters. Für das Lesen wissenschaftlicher Bücher und Aufsätze benötigt man Zeit und Ruhe, die man während der Vorlesungszeit kaum findet. Studierende, die die vorlesungsfreie Zeit als reine Ferienzeit nutzen, werden im Studium eher schlechter abschneiden und wenige Zusatzqualifikationen (vgl. Kap. 7.4) erwerben. Sie können es schon deutlich herauslesen: Eine umfangreichere, professionellere Arbeitsorganisation ist zum Überleben in der Hochschullandschaft vonnöten. 18 1 Mit vorteilhaften Fähigkeiten und Eigenschaften Hochschule breites Fachstudium große Stofffülle umfangreiches Lernen für Prüfungen hoher Grad an Selbstständigkeit großer Anteil des Eigenstudiums eingeschränkter Kontakt zu Dozenten viele Informationen müssen selbst beschafft werden Tab. 1: Neues Rollenprofil für Studierende an der Hochschule im Überblick Über den Sinn eines Studiums Ziel eines Studiums ist nicht die reine Wissensaneignung, sondern die Entwicklung von persönlichen Fähigkeiten wie analytischem und logischem Denken oder mündlicher und schriftlicher Kommunikation. Man verwendet in diesem Zusammenhang auch das Wort Kompetenz. Eine Kompetenz eignet man sich z.B. durch intensives Training an. Mit einem Studium erweitert man seine Handlungskompetenz (vgl. Abb. 1), indem man seine Fach-, Methoden-, Human- und Sozialkompetenz verbessert. Während in früheren Zeiten ein besonderes Augenmerk auf fachliche Kompetenzen gelegt wurde, ist heutzutage unumstritten, dass Wissen in vielen Studiengängen sehr kurzlebig ist. Es ist durch Training on the job oder durch Weiterbildung situationsentsprechend zu aktualisieren. Ein Studium ist keine pure Fachausbildung, sondern führt zur Bildung einer sozial kompetenten, erfahrenen und gefestigten Persönlichkeit. Die erworbene Handlungskompetenz befähigt zur Ausfüllung eines Jobs sowie zur Lebensführung. 1.1 Das neue Leben als Studierender 19 Abb. 1: Im Studium angesprochene Kompetenzen Kompetenzen Schritt für Schritt ausbauen Man kommt nicht ganz ungerüstet an eine Hochschule. Sie haben bereits eine Schullaufbahn absolviert und eine Reihe von Kompetenzen erworben, die im Studium reaktiviert werden müssen. Im Erststudium und den darauf folgenden Aus- und Weiterbildungen werden die Kompetenzen Schritt für Schritt angereichert, das eigene Handlungsspektrum wird infolgedessen wesentlich erhöht (vgl. Abb. 2). Selbstverständlich geht im Studienprozess auch einiges wieder verloren, wie ein Teil des tiefen Fachwissens. Vor allem die Methoden- und Persönlichkeitskompetenz werden jedoch stetig erweitert. Fachkompetenz Fachkönnen/ Fachwissen, z.B. Kenntnisse über Modelle Daten Zusammenhänge Methodenkompetenz Lern- / Arbeitsmethoden z.B. Logisches Denken Entscheidungsfähigkeit Selbstständigkeit Handlungskompetenz Human- und Sozialkompetenz Personale Verhaltensweisen, z.B. Kommunikationsfähigkeit Kooperationsfähigkeit Fairness Verantwortungsfähigkeit Einsatzbereitschaft Selbstständigkeit 20 1 Mit vorteilhaften Fähigkeiten und Eigenschaften Abb. 2: Ausbau der Handlungskompetenz im Studienverlauf 1.2 Nötige Fähigkeiten und Eigenschaften 1.2.1 Proaktiv sein Was macht proaktives Denken aus? Proaktiv sein bedeutet, selbst die Verantwortung für sein Leben zu tragen. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass unsere Gedanken über all unsere Aktionen, unsere Fähigkeiten, unsere Beziehungen zu anderen Menschen und unsere Motivation bestimmen. Wir haben glücklicherweise die Freiheit, Dinge zu tun oder zu lassen, solange wir nicht grob gegen rechtliche oder moralische Regeln verstoßen. Study-Leader durch proaktives Verhalten Proaktive Studierende konzentrieren sich auf Momente im Studium, die sie beeinflussen können, sowie darauf, sich an gewissen Vorgaben der Hochschule zu orientieren und diese pflichtgemäß einzuhalten und kreativ auszufüllen. Sie werden zu ihrem eigenen Study-Leader und entwickeln ihre „studentische Identität“ - sie designen ihr eigenes Studium. Das schließt eine lebendige, selbst forschende und erkundigende Lebenseinstellung ein. Sie sind kein Promotionsabschluss Masterabschluss Bachelorabschluss Studienbeginn 1.2 Nötige Fähigkeiten und Eigenschaften 21 passiver Konsument in einer Lehrveranstaltung, sondern hinterfragen die Lehrinhalte und arbeiten diese aktiv nach. Aktives Mitarbeiten in Lehrveranstaltungen steigert die Aufmerksamkeit und damit den Lernerfolg. Eine proaktive Einstellung umfasst auch die Offenheit, neue Lern- und Lesemethoden (vgl. Kap. 4 und 5) auszuprobieren und diese genau auf die Anwendbarkeit im eigenen Studienleben zu bewerten, um für kommende Aufgaben gut gerüstet zu sein. Abb. 3: Proaktives versus reaktives Verhalten Herausforderungen suchen, heißt proaktiv sein Ein Studium sollte nicht als bloße Pflichtaufgabe angesehen werden. Vielmehr sollte es als Herausforderung, mit der man persönlich reift, betrachtet werden. Durch diese Sichtweise kann Ihr Selbstbewusstsein Schritt für Schritt weiter wachsen: Reaktive Formulierungen wie „hätte ich nur“, „ich kann nicht“ oder „so bin ich eben“ sind in dieser proaktiven Sichtweise hinderlich. Stattdessen werden Sie selbst tätig, um die Herausforderungen im Studium und Leben allgemein zu bewältigen und dabei für weitere, noch an- Proaktiv wählen und entscheiden eigenes Urteil evtl. mit Rückgriff auf andere Meinungen bilden interessiert an persönlichem Fortschritt innerer Antrieb ergebnis- und lösungsorientiert offen für Neues Gefühl des Gefordert-Seins Reaktiv Erwartungen anderer erfüllen unreflektierte Übernahme fremder Meinungen persönlich stagnierend und desinteressiert äußerer Antrieb klagend Angst vor dem Unbekannten Gefühl des Ausgeliefert-Seins 22 1 Mit vorteilhaften Fähigkeiten und Eigenschaften spruchsvollere Aufgaben zu lernen. Dieser Zusammenhang sollte auch in Sätzen ausgedrückt werden: „ich will…“ oder „ich kann…“. Nicht ein potenzielles Versagen sollte also Bezugspunkt des Denkens sein, sondern ein erfolgreiches Erledigen der Aufgaben. Proaktive Studierende verbessern mit Durchhaltewillen, auch in Motivationstiefs, ihre Leistung, z.B. durch umfangreiche Wiederholungen des Lernstoffs. Studi-Tipp: Glauben Sie an sich selbst Zeigen Sie immer wieder Ihre Hartnäckigkeit und den Glauben an sich selbst und Ihr Studium. Das bedeutet, nach einem eher erfolglosen Tag den nächsten Tag mit Elan anzugehen. Beantworten Sie die Frage, wie Sie den Tag optimal gestalten können und was Sie an diesem Tag konkret weiterbringt. Falls Sie sich dazu temporär zu schwach fühlen, suchen Sie sich Hilfe, um aus einem etwaigen Stimmungstief zu kommen. Studi-Tipp: Aufschieberitis nicht zulassen Sie sind mit dem linken Fuß aufgestanden und das Wetter ist ach so schön. Aus dem Grund haben Sie im Gefühl: „lernen bringt heute eh nichts“. Vorsicht: Infizieren Sie sich nicht mit der Krankheit Aufschieberitis. Gerade ab dem zweiten Studiensemester kommen solche oder vergleichbare Gedanken immer mal wieder vor, da der Einstiegselan des ersten Semesters etwas verflogen ist. Üben Sie sich dennoch in Selbstdisziplin und setzen Sie sich trotz der offensichtlichen Demotivation an Ihren Schreibtisch oder gehen Sie in die Bibliothek. Kurbeln Sie dann mit einer leichten Aufgabe den Lernprozess an, um in den Lernstoff reinzukommen. Eine weniger produktive ist besser als gar keine Lernstunde. Mit der Zeit wird Ihre Selbstdisziplin immer weiter perfektioniert und Sie finden immer besser die Motivation zum Lernen. Studi-Tipp: Motivation steigern Wenn Sie einmal nicht richtig in den Gang kommen, können Sie mit Freunden wetten, dass Sie die eine oder andere Aufgabe erfolgreich angehen und lösen werden. Den Wetteinsatz kann man 1.2 Nötige Fähigkeiten und Eigenschaften 23 mit einer Belohnung für sich selbst verbinden, dann ist die Motivation optimal angeregt. Abb. 4: Proaktive und reaktive Sprachmuster 1.2.2 Selbstkritisch denken Die Schuld nicht immer bei anderen suchen Sie gestalten Ihre Umwelt weitest möglich mit. Statt die Verantwortung immer nur bei anderen zu suchen oder sich zu beklagen, fangen Sie bei sich selbst an. Weist man die Schuld immer einseitig einem anderen zu, z.B. einem Dozierenden wegen einer schlechten Note, vergibt man ein Stück Kontrolle über sich. Schwächere Studierende machen oft den Fehler, zu wenig kritisch mit ihrer eigenen Leistung zu sein (Halbach 2000). Bessere Studierende sehen ihre guten Leistungen kritisch und versuchen stetig, Verbesserungspotenziale abzuleiten. Das heißt nicht, dass man alles schlecht oder überkritisch sehen sollte. Vielmehr ist eine normal kritische Selbstanalyse angesprochen. Auch offensichtliche Fehler bei der Notengebung (z.B. fehlerhafte Addition von Punkten) eines Dozierenden sollen selbstverständlich reklamiert werden. Proaktiv „ Los geht's“ „Ich kann“ „Ich werde“ „Erprobe gerne Neues“ „Ich finde anderes“ „Ich will“ „Ich gestalte“ „Ich finde immer einen Weg“ Reaktiv „Später einmal“ „Ich kann nicht“ „Ich muss“ „So bin ich eben“ „Hätte ich nur“ „Mal sehen“ „Es funktioniert irgendwie“ „Das kann ich nicht“ 24 1 Mit vorteilhaften Fähigkeiten und Eigenschaften Fehler als Reflexionsanreiz Fehler sollten als Ansporn zur Verbesserung gesehen werden, denn Irren ist menschlich. Das perfekte Studium und der perfekte, fehlerlose Studienweg, bei dem nichts schief geht, existiert schließlich nicht. Sich einer solchen Illusion hinzugeben, bindet nur unnötig Energie und Kraft. Studieren trägt, wie das reale Leben, immer ein Stück Unvollkommenheit und Probleme in sich. Wo wäre sonst der Reiz? Ecken und Kanten gilt es zu akzeptieren und bestmöglich damit umzugehen, indem man daraus lernt und vermeidet, den gleichen Fehler mehrfach zu wiederholen. Wichtig ist es also, die Schwachstellen zu identifizieren und anzugehen. 1.2.3 Positiv sehen Negative Sichtweisen schränken ein Es bringt wenig, negativ über das Studium und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zu denken. Gerade das Positive zu finden und dadurch Motivation zu gewinnen, unterscheidet die erfolgreichen von den erfolglosen Studierenden (Çetingöza & Özkal 2009). Emotionen wie Ärger und Frust sind Hauptgründe für Versagen und Unzufriedenheit und rauben die Studienfreude. Aversionen gegen bestimmte Fächer („Statistik habe ich schon immer gehasst“) oder Dozierende („Der Idiot kritisiert immer nur“) sind kontraproduktiv. Auch im Beruf und übrigen Leben muss man mit Dingen umgehen, die einem auf den ersten Blick weniger sympathisch erscheinen. Von Bedeutung ist also, eine positive Grundstimmung zu gewinnen. Nutzen identifizieren Es ist sinnvoll, selbst in den „unbeliebten“ Fächern einen Nutzen zu identifizieren und sich ihnen emotional zu öffnen. Stellen Sie sich z.B. die Frage: „Was kann dieses Fach für meinen aktuellen oder potenziellen Beruf bringen? “ oder „Welche neue Kompetenzen kann ich durch das Fach erlangen? “ Anregungen eines Dozierenden können Sie gut als Chance für Ihre persönliche Entwicklung interpretieren. Schreiben Sie seine Kritik nieder und leiten Sie sofort Verbesserungsmaßnahmen daraus ab. Das positive Element kann auch indirekt 1.2 Nötige Fähigkeiten und Eigenschaften 25 gesucht werden: „Freunden imponieren“, „Dozierende für sich begeistern“ oder „ein Fach und seine Prüfung für seinen späteren Traumjob bestehen“. Wenn Sie nicht sofort für jedes Fach einen Nutzen herausfinden, schalten Sie Ihre Gefühle am besten in eine Art Standby-Modus, bevor eine Abneigung aufkommt. Ein Nutzen kristallisiert sich in vielen Fällen erst heraus, wenn Sie das Fach näher kennengelernt und verstanden haben. Studi-Tipp: Positiven Nutzen suchen Sie sind kein Fan des Fachs „Wissenschaftliches Arbeiten“, weil Zitierregeln und Literaturangaben einfach nur langweilen. Auch für ein kleines Forschungsprojekt in einer Arbeitsgruppe finden Sie kein großes Interesse. Suchen Sie einen positiven Nutzen. Denken Sie z.B. daran, dass in vielen Jobs das Arbeiten in Projektgruppen ein wichtiger Bestandteil ist. Denken Sie auch daran, dass eben diese Genauigkeit bei vielen Tätigkeiten strikt gefordert ist und man durch wissenschaftliches Arbeiten (z.B. exakte Zitierweise oder Literaturangaben) darin trainiert wird. Studi-Tipp: Einen motivierenden Ansatz suchen Sie hassen die Mathematik, die Sie für Ihr Studium brauchen. Alle Formeln sind für Sie böhmische Dörfer. Leider ist das Bestehen der Prüfung für den weiteren Studienweg entscheidend. Suchen Sie einen motivierenden Ansatz: Im Studium ist es wichtig, die Konzentration zu schulen und dies können Sie durch das Lernen und Analysieren der Formeln sicher. Zugleich trainieren Sie logisches und abstraktes Denken - auch eine elementare Voraussetzung für einen erfolgreichen Studien- und Berufsweg. Wie finde ich das Positive sonst noch? Suchen Sie bei anderen: Beobachten und befragen Sie z.B. Ihre Kommilitonen und Dozierenden, um das positive Element in den Fächern zu identifizieren und lassen Sie sich gegebenenfalls von deren Begeisterung anstecken. Durch deren positive Sichtweise schwört man auch keine bösen Geister herauf. Man umgeht, negative, sich selbst erfüllende Prophezeiungen hervorzurufen. Bei Letzteren handelt es sich um Annahmen oder Vorurteile, die rein 26 1 Mit vorteilhaften Fähigkeiten und Eigenschaften aus der Gegebenheit heraus, dass sie gesetzt wurden, das vorhergesagte Ereignis zur Wirklichkeit werden lassen. Die Richtigkeit der negativen Grundannahme wird somit bestätigt (Merton 1948). Studienbeispiel Sie sind fest davon überzeugt, dass ein Dozierender Sie nicht besonders schätzt. Aus dem Grund werden Sie ihm gegenüber misstrauisch und respektlos, was sich in einem schlechten Verhalten (z.B. ins Wort fallen) zeigt. Durch Ihre Taten rufen Sie beim Dozierenden eventuell jene Geringschätzung hervor, die Ihrer im Vorhinein getroffenen Annahme entspricht. Er denkt über Sie „Mensch, hat der eine schlechte Kinderstube“. 1.2.4 Achtung zeigen Fehlende Achtung kostet Kontakte Mangelnde Achtung vor anderen Meinungen und Personen schränkt die eigene mentale Freiheit ein. Urteilen Sie im Studium z.B. nicht immer kritisch über Kommilitonen („Der hat die gute Note nicht verdient, weil der dumm ist“) oder Dozierende („Der sollte einmal richtig sprechen lernen“). Die Urteile rufen bei Ihnen negative Gefühle hervor und verursachen Stress. Zudem beeinträchtigen Sie Ihre Fähigkeit zum sozialen Kontakt, weil man mit jemandem, den man gedanklich herabwürdigt, wenig oder nichts zu tun haben will. Man mindert also seine eigene Kontaktfähigkeit durch sein negatives Denken. Urteilsfreie Individuen sind glücklicher Sinnvoller ist es, mit anderen auch in seinen eigenen Werturteilen achtsam umzugehen. Ein solcher Ansatz entspricht nicht nur dem Kontext buddhistischer Lehre von Befreiung und Erleuchtung, sondern wird auch von einer Reihe westlicher Psychologen verfolgt. Kabat-Zinn (2003) spricht in diesem Zusammenhang von einer „nicht-urteilenden Qualität“ beim Umgang mit ablehnen- 1.2 Nötige Fähigkeiten und Eigenschaften 27 den Gedanken: Nicht-urteilende Individuen treffen Entscheidungen mit größerer Klarheit, sind effektiver im Handeln und fühlen sich glücklicher als urteilende. Negative Gefühle werden durch die Würdigung von anderen Leistungen vermieden. Wer Achtsamkeit praktiziert, lernt auch, Erlebnisse mit anderen zu erleben, ohne sie unmittelbar in existierende negative Eindrücke einzufügen und mit früheren Erfahrungen zu verknüpfen. Dies eröffnet eine größere Offenheit gegenüber neuen Situationen und positiven Erlebnissen. 1.2.5 Angstfrei agieren Angst macht im Kopf unfrei Angst wirkt negativ auf das Leistungsverhalten, z.B. wenn Sie sich vor Prüfungssituationen zu viele Gedanken hinsichtlich der späteren Leistungsbewertung oder eines möglichen Versagens machen. Die Angst wird schnell zu Ihrem stetigen Begleiter - auf dem Weg zum Hörsaal, mittags in der Mensa oder abends im Bett. Infolge dieser Besorgtheit wird ein beträchtlicher Anteil Ihrer Aufmerksamkeit gebunden. Ihre Denkprozesse konzentrieren sich darauf, Alternativen zu suchen, um der Angst zu entkommen. Diese Aufmerksamkeit kann dann nicht für die Aufnahme von neuem Lernstoff verwendet werden. Daher kommt es zu einer Einschränkung der Leistungsaufnahme und einer schlechteren Speicherung der Eindrücke im Gedächtnis. Angst führt zum Aufschieben Angst ist ebenfalls ein Auslöser der bereits genannten Aufschieberitis (vgl. Kap. 1.2.1), also dem Verschieben von Abgabeterminen. Durch Versagens- und Bewertungsangst traut man sich nicht, eine Prüfung abzugeben. Hinter den negativen Gefühlen steckt in vielen Fällen die Angst vor den Folgen des Versagens, wie z.B. Gesichtsverlust oder Spott. Das Wichtigste ist, dass Sie sich klarmachen, dass es immer wieder Optionen im Studien- und im ganzen Leben gibt und nichts endgültig ist. 28 1 Mit vorteilhaften Fähigkeiten und Eigenschaften Studi-Tipp: Ohne Angst in Prüfungen gehen Nehmen Sie sich selbst Ängste vor dem Durchfallen bei Prüfungen. Sagen Sie sich, dass Sie es schaffen und wenn Sie es nicht schaffen, dann wiederholen Sie die Prüfung zu einem späteren Zeitpunkt mit besseren Kenntnissen. Lernen Sie noch etwas intensiver, vielleicht haben Sie sich einfach nur überschätzt. Studi-Tipp: Sag nein zu Kaffee und Co Schränken Sie den Konsum von „Aufputschmitteln“ wie Kaffee, Energydrinks usw. am Tag der Prüfung und den Tagen davor etwas ein. Diese Mittel können die Nervosität und damit auch die Angst steigern, weil sie den Kreislauf in Schwung bringen. Trinken Sie an den Tagen lieber Mineralwasser, ungezuckerten Kräutertee oder einen Fruchtsaftmix. Studi-Tipp: Inneres Schnattermaul zum Schweigen bringen Auch bei der Angstüberwindung heißt es wieder „proaktiv sein“. Sobald Sie spüren, dass das innere Schnattermaul im Kopf sich bemerkbar macht und versucht, negative Stimmung und daraus folgend Prüfungsangst zu verbreiten, schreien Sie in Ihren Gedanken: „Halt Ruhe! Du nervst! “. Ein solches Vorgehen ist ein erster Schritt in Richtung einer „Gedankenumkehr“ von dekonstruktiven in konstruktive Gedanken. Negative Verbindung bleibt Ein weiteres Problem ist, dass beim Lernen unter Angst das negative Gefühl automatisch von unserem Gehirn mitgespeichert wird (Spitzer 2006) und bei späterem Erinnern wieder hervortritt. Den gleichen Effekt wie Angst hat übrigens Ärger und speziell aufgestauter Ärger. Erneut wird die Aufmerksamkeit durch den direkt verspürten Ärger und das hartnäckige Erinnern daran gebunden. Es ist also sinnvoll, seine negativen Gefühle zu erfassen und Maßnahmen einzuleiten, um sie zu eliminieren. Um z.B. Ärger und auch Angst zu verarbeiten, empfiehlt sich Ablenkung, die in Sport oder Relaxen liegen kann (vgl. Kap. 6.5). In besonders extremen Fällen von Angst und Ärger, die die ganze Studienleistung negativ beeinflussen, reicht dies aber nicht mehr aus. Bei diesen Gegebenheiten 1.2 Nötige Fähigkeiten und Eigenschaften 29 können ein Arzt oder Psychologe sowie psychologische Beratungsstellen der Hochschule helfen und durch empfohlene Maßnahmen den Umgang mit den negativen und sehr belastenden Emotionen verbessern. 1.2.6 Geplant vorgehen Ziele als Erfolgsfaktoren Zielformulierungen und Planung des Studiums sind wichtige Erfolgsgaranten für ein Studium, denn sie bringen den inneren Antrieb in Schwung. Voraussetzung für das Ableiten von Zielen und Zeitplänen ist die Erfassung seiner Fähigkeiten sowie die Abschätzung der Umweltfaktoren (Meltzer, Katzir-Cohen & Miller 2001). Mit wenigen Minuten täglicher Planung sind schnell viele Stunden Zeit zu sparen. Vergessen Sie nicht, dass erneut Hartnäckigkeit und Selbstdisziplin Wegbegleiter sein müssen, denn die Ziele müssen im positiven Sinn abgearbeitet werden. Aufgrund der besonderen Relevanz des Zeitmanagements (vgl. Kap. 3) und der Persönlichkeitseinschätzung und Zielplanung (vgl. Kap. 2) ist den beiden Themenbereichen jeweils ein eigenes Kapitel in diesem Buch gewidmet. Ordnung ist unverzichtbar im Studienleben Ein effizientes Studium ist alles andere als ungeordnet. Zur Ordnung gehören aber nicht nur Ziele oder Zeitmanagement, sondern auch Maßnahmen wie richtiges Abheften und eine sinnvolle Struktur auf dem PC. Lesen Sie das Kapitel 4.6, um dazu einen umfassenderen Einblick zu erlangen. 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen Zentrale Ziele dieses Kapitels Sich seiner selbst als Studierender bewusst werden Eine Vision und Mission schriftlich fixieren Faktoren des Glücks vergegenwärtigen Stärken und Schwächen formulieren und reflektieren Studienziele ausarbeiten 2.1 Ebenen der Selbstfindung Das Glück steht im Zentrum Ziel eines jeden Menschen ist es letztendlich, sein persönliches Lebensglück und seine innere Zufriedenheit zu finden. Diese Gründe bewegen dazu, ein Studium zu beginnen: Man hält sich für quali- 1 •Lebensaussage 2 •Vision 3 •Mission 4 •Ziele 2.1 Ebenen der Selbstfindung 31 fiziert und möchte seine Qualifikationsbasis weiter ausbauen, um das zu erreichen, was man für sich erwartet und für sich angemessen hält. Man versucht, Stück für Stück sein Glück zu finden und zu erhalten. In dem Fall kann man richtig genießen, was man bekommt. Die Amerikaner hielten das Streben nach Glück sogar für so unverzichtbar, dass sie es am 4. Juli 1776 als Menschenrecht in ihrer Unabhängigkeitserklärung verankerten. Nun aber zurück zum Studium: Glücksempfinden ist auch im Studium etwas sehr persönliches; jedes Individuum versteht darunter etwas anderes. Der eine empfindet ein starkes Glücksgefühl, wenn er an einem schönen Morgen durch den Park zur Hochschule fährt und dabei die frische Luft einatmet. Andere mögen bei solchen Fahrten eher indifferent sein und das A und O für ihr Glück im Studienerfolg - sprich guten Noten - spüren. Vergessen Sie bei all dem Erfolgsstreben und den materiellen Zielen nicht, dass diese lediglich ein Teil des großen „Glückskuchen“ sind. Werfen wir einen Blick auf die Forschung. Beispiel aus der Forschung Die Glücksforschung (Layard 2005) hat sechs zentrale Glücksfaktoren identifiziert: familiäres und soziales Umfeld (teils auch als einzelne Faktoren aufgeführt) befriedigende Arbeit (auch Studium) Gesundheit persönliche Freiheit Lebensphilosophie (Religion) und finanzielle Lage (Einkommen). Die materielle Lage und ein befriedigendes Studium wurden ja bereits oben angesprochen. Vor allem zwischenmenschliche Beziehungen zu Familienmitgliedern oder zu Studienkollegen sind sehr wertvoll für unser Glücksempfinden. Die Kontakte geben uns Austausch, Abwechslung und Lebensfreude. Dem Entwurf einer Lebensaussage, die sich neben persönlichen Wünschen auch am Gemeinwohl orientiert, wird ebenfalls eine starke Wirkung auf das 32 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen Glücksempfinden attestiert. Es bringt uns einfach Sinn in das Leben. Aus dem Grund können Sie sich gleich anschließend in Kapitel 2.2 an diese Aufgabe machen. Die Gesundheit (vgl. Kap. 6) rückt besonders in älteren Jahren oder bei eigenen nachhaltig erlebten Krankheitsfällen ins Zentrum. Die persönliche Freiheit ist wesentlich für unser Selbstwertgefühl. Jeder Mensch erfährt zwar immer einen Grad der Fremdbestimmung, die Einengung darf jedoch nicht als zu groß wahrgenommen werden. Abb. 5: Glücksfaktoren während der Studienzeit Die eigene Lebensperspektive finden In einer Lebensphilosophie steht das Glück in der Regel an oberster Stelle. Es ist aber ein grobes, wenig exakt umschriebenes Element. Auch sagt es wenig über die Lebensaussage allgemein aus. Es sind also Vorstellungen und Wünsche zu benennen, die man erreichen will. Um diese zu identifizieren, muss man sein Leben, seine Wünsche und das, was dahinter steckt, genau analysieren. Nur, wer ein Verständnis für seine eigene Persönlichkeit gewinnt, d.h. sich selbst und seine Werte erkennt, kann ein Persönlichkeitsmanagement entwickeln, indem er Ziele definiert, die ihn wirklich motivie- Glück befriedigendes Studium familiäres und soziales Umfeld persönliche Freiheit Gesundheit finanzielle Lage Lebensphilosophie 2.2 Lebensaussage ableiten 33 ren. Aus der Analyse seiner Werte erfolgt eine Vergabe von Lebensprioritäten. 2.2 Lebensaussage ableiten Die Bezugspunkte finden Jeder Mensch hat im Leben seine eigene spezifische Lebensaufgabe oder Berufung, auch wenn er sich dieser nicht zu jedem Zeitpunkt 100-prozentig bewusst ist. Die Grundidee wäre, schon am Anfang des Handelns das Ende im Sinn zu haben, indem Sie eine Aussage über das persönliche Leben oder eine eigene Philosophie schaffen. Diese Aussage legt fest, was Sie sein wollen und auf welchen Prinzipien Ihr Handeln beruht. Entwerfen Sie Ihre Lebensaussage spätestens anfangs Ihres Studiums, wenn Sie bis dahin noch nicht existiert. Am besten können Sie die Aussage formulieren, wenn Sie aus einer imaginären späteren Lebensposition einen Blick zurück werfen würden. Im Extremen wäre das Ende Ihres Lebens der Ausgangspunkt für den Entwurf der Aussage. Wem dies zu weit geht und Sie keinen Bezug zu dieser Situation finden oder sich unwohl fühlen, dann wählen Sie z.B. Ihre Studienabschlussfeier als Bezugspunkt oder schreiben Sie einen Lebenslauf zu einem fiktiven Zeitpunkt, der in der Ferne liegt. Wenn Sie eine dieser Situationen durchgehen, schaffen Sie eine gute Grundlage, um einen Schritt weiterzugehen und eine fixierte Vision und Mission abzuleiten. Wählen Sie einen der drei folgenden Bezugspunkte aus: 34 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen Bezugspunkt 1: Die Beerdigung Es ist ganz einfach, klingt aber gleichzeitig etwas makaber: Stellen Sie sich Ihre eigene Beerdigung vor, die Sie beobachten können. Dabei sollen ein Studien-, ein Arbeitskollege, ein Vorgesetzter und Ihr Partner etwas über Ihr Leben aussagen. Welche Persönlichkeit und Eigenschaften sollen die Redner charakterisieren? An welche zentralen Leistungen soll in den Reden erinnert werden? Arbeiten Sie Ihre Lebensaussage aus den gewünschten Formulierungen heraus. Was soll Sie am Ende Ihres Lebens im Kern ausgemacht haben? Bezugspunkt 2: Die Abschlussfeier Denken Sie an Ihre potenzielle Studienabschlussfeier. An diesem Abend soll ein Dozierender, ein Studienkollege, Ihre Eltern und Ihr Lebenspartner das Wort kurz ergreifen. Die Fragen werden ganz ähnlich wie im obigen Fall der Beerdigung sein: Über welche Erlebnisse werden Sie berichten? Was werden die Anwesenden über Ihre Fähigkeiten und Ihren potenziellen Arbeitgeber sagen? Worauf werden Ihre Eltern besonders stolz sein? Über welche lustigen Ereignisse soll berichtet werden? Wie schätzen Sie sich an diesem Tag ein, worauf wollen Sie gerne zurückblicken? Was wollen Sie bis dahin unbedingt im Studium erlebt haben? Bezugspunkt 3: Lebenslauf im Jahr 20XX Sie wählen ein Jahr, das weit in der Zukunft liegt, und schreiben auf, was Sie in dieser Zeit erreicht haben wollen. Problematisch ist bei dieser Betrachtung, dass Sie sich etwas zu sehr auf die Karriere orientieren und das Soziale etwas aus dem Auge verlieren könnten. Beachten Sie, dass Sie nicht den ganzen Lebenslauf füllen müssen, sondern auch einzelne Fragen ausschließen können. Füllen Sie Tabelle 2 nach Ihren Wünschen aus. 2.2 Lebensaussage ableiten 35 Lebenslauf im Jahr 20XX Wohnort, Familienstand, Kinder Wo wollen Sie einmal leben? Wollen Sie dort in einer Partnerschaft leben? Wie viele Kinder wünschen Sie sich? Studium Was wollen Sie studiert haben? Ist ein Auslandsstudium vorhanden? Wo? Welche Studienschwerpunkte waren vorhanden? In welchem Zeitraum lag das Studium? Berufliche Daten Welche Arbeitgeber stehen dort? Wie lange war man bei einzelnen Arbeitgebern beschäftigt? Zusatzqualifikationen Welche Sprachen sprechen Sie? Und wie gut? Welche Ausbildungen haben Sie gemacht? Welche Weiterbildungen haben Sie neben dem Studium erlangt? Engagement und Hobbys Welche Vereinsmitgliedschaften bestehen? Was sind Ihre zentralen Freizeitaktivitäten? Führen Sie ein Ehrenamt aus? Tab. 2: Fiktiver Lebenslauf im Jahr 20XX 36 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen 2.3 Persönliche Vision formulieren Die Visionen weisen den Weg Eine Vision bildet die stabile Basis für Ihr Studienleben und steht in enger Verbindung zu Ihrer Lebensaussage (vgl. Kap. 2.2). Sie ist eine schriftlich fixierte intensive Vorstellung davon, wie es am Ziel sein soll - zur Zeit der Formulierung also ein Traum. Damit liefert die Vision Orientierung, Kraft, Energie, Freude im Studium und ist ein roter Faden, an dem man sich orientieren kann. Sie wird zum Wegweiser in bewegten Studienzeiten und bei der Ausarbeitung von Studienzielen. Die persönliche Vision ist absolut individuell und begleitet Sie Ihr ganzes Studium und überdauert auch die Zeit danach. Sie ist der große Überbau und damit auch von Bedeutung für unser Gehirn, das nach Vernetzung und Struktur sucht (vgl. Kap. 4.1). Um die Vision kann gut ein Strukturnetz gesponnen werden. Im Gegensatz zur Lebensaussage ist die Vision weniger weitreichend und umfasst meist einen Zeitraum von höchstens zehn Jahren. Aus diesem Grund ist eine Lebensaussage eine gute Basis für die weniger weitgehende Formulierung einer Vision. Abb. 6: Formulierung einer Vision Studienbeispiel Ich möchte als Berufsschullehrer Jugendliche auf ihrem weiteren beruflichen und privaten Lebensweg unterstützen, indem ich ihnen Wissen und gesellschaftliche Werte vermittle. Durch diese Tätigkeit leiste ich einen Beitrag für das Fortkommen der Gesellschaft. Ausgangspunkt Endsituation = angestrebter Zustand Zeitpunkt t Zeitpunkt t+1 Vision t 2.4 Persönliche Mission fixieren 37 Was hält von der Formulierung einer Vision ab? Gerne wird das Zeitargument als beliebter Entschuldigungsgrund vorgeschoben: „So viel Nachdenken kostet doch Unmengen meiner wichtigen Zeit.“ Oder man hält den Ansatz von vornherein für Unfug, der so oder so nicht oder nur sehr schwer erreichbar ist. Durch solch eine Verhaltensweise ist man primär reaktiv und verkennt die Kraft, die eine Vision vermittelt. Ein gerne aufkommendes Problem ist auch, dass man nach einiger Zeit erkennt, dass die Vision sehr „weit weg ist“ und nicht erreichbar erscheint. In diesem Fall ist die Lösung einfach: Wenn Sie eine sehr ambitionierte Vision formuliert haben, betrachten Sie diese einfach als Stern. Man kann diesen wohl nicht erreichen, aber man kann sich an ihm gut orientieren. Notfalls können Sie selbstverständlich auch Ihre Vision umformulieren. Machen Sie sich immer deutlich: Eine Vision ist als Vorgabe für Ihre Studienmission und Ihre Studienziele wichtig. Abb. 7: Die Vision steht im Zentrum 2.4 Persönliche Mission fixieren 2.4.1 Inhalt der Mission Eine Mission dient der Veranschaulichung Eine Mission beleuchtet den Studien- und Lebenszweck, d.h. die aktuelle und zukünftige Fokussierung, das Selbstverständnis, Stärken und Schwächen. Darüber haben Sie sich teils bereits bei der Formulierung Ihrer Lebensaussage Gedanken gemacht. Beantworten Sie nun in der schriftlich fixierten Mission folgende Fragen: Vision Mission Ziele 38 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen Was könnte ich tun? (Umwelt) Was kann ich tun? (Know-how) Was will ich tun? (Motivation) Welche Anspruchsgruppe erwartet, dass ich es tue? Das tiefere Ich erkennen Aus der Verbindung von Vision und Mission ergibt sich eine Handlungsrichtung für die weitere Studienplanung und eine Leitlinie für die Studienorganisation. Die Vorgaben konkretisieren sich in den Zielen (vgl. Kap. 2.5). Um Klarheit für eine Formulierung einer Mission zu gewinnen, ist es ratsam, sich seiner Selbst bewusst zu werden. Es sollte noch ein Blick über Ihre eher allgemein gehaltene Lebensaussage hinaus sein. Um diese Erkenntnis zu erlangen, kann man eine SWOT-Analyse (vgl. Abb. 8) oder ein Fotoalbum der persönlichen Stärken und Schwächen als Instrument einsetzen. Wenn Sie nach dieser Analyse einen Kontrast zwischen Ihrer Vision und Ihrer Mission erkennen, sollten Sie Ihre Vision u.U. nochmals durchdenken. Abb. 8: Mit der SWOT-Analyse zur Mission Mission Chancen Schwächen Risiken Stärken 2.4 Persönliche Mission fixieren 39 2.4.2 SWOT-Analyse Was genau ist eine SWOT-Analyse? Die SWOT-Analyse ist ursprünglich ein Management-Werkzeug, wird aber auch für formative Evaluationen und zur Qualitätsentwicklung von Programmen (z.B. im Bildungsbereich) und eben für die Selbstanalyse eingesetzt. Ausgangspunkt für eine persönliche SWOT-Analyse ist eine (selbst-)kritische Interpretation Ihrer jetzigen Situation unter Berücksichtigung der eigenen Fähigkeiten und der Umwelt. Mit dieser einfachen und flexiblen Methode werden die eigenen Stärken (engl. Strength) und Schwächen (engl. Weakness) analysiert. Es wird die Frage beantwortet: „Welche Stärken und Schwächen bringe ich für die erfolgreiche Bewältigung meines Studiums ein? “ Zudem werden externe Chancen (engl. Opportunities) und Gefahren (engl. Threats) betrachtet, welche den Studienerfolg fördern bzw. einschränken könnten. Die SWOT-Analyse ist damit eine Standortanalyse. Leite Deine Stärken und Schwächen ab Bei dem Notieren der Stärken sind Fertigkeiten im Sinne von Fach- und Methodenkenntnissen sowie Fähigkeiten und Eigenschaften im Sinne von persönlichen Charaktermerkmalen zu erfassen. Gleiches gilt für das Formulieren konkreter Schwächen. Bei den Chancen gilt es, sowohl auf fiktive berufliche als auch persönliche Entwicklungsmöglichkeiten einzugehen. Häufig leiten sich Chancen aus den Stärken und Risiken aus den Schwächen ab. Mit Hilfe dieser Methode kann die Selbstkenntnis wesentlich gesteigert werden. Selbstkenntnis wiederum ist eine essentielle Voraussetzung für den Studienerfolg. Wer genau weiß, was er mag und was er gut kann, kann dieses Wissen auch glaubwürdig und authentisch anderen gegenüber kommunizieren. Nur wenn Sie ihre Defizite erkennen, können Sie an diesen arbeiten und sie minimieren. Sie können Ihre Individualität entdecken und zeigen, was in Ihnen steckt. Gleichzeitig ist anzuraten, durch die Kenntnis der eigenen Schwächen mit sich selbst respektvoll umzugehen. Es nutzt nichts, sich selbst abzuwerten und als unqualifiziert zu empfinden. Stärken sollte man hingegen entsprechend würdigen und stolz darauf sein, denn diese kann man gut für das Studium nutzen. 40 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen Erfasse Umweltfaktoren Eine SWOT-Analyse umfasst eine intensive Recherche, damit möglichst viele Daten über Chancen und Risiken in Erfahrung gebracht werden und so die spätere Entscheidungsfähigkeit positiv beeinflussen. Es kann sich etwa um Informationen über Ihre Traumhochschule oder Ihren Traumberuf handeln: Hochschule: Image, Studien- und Beratungsangebote Studiengang: Studien- und Prüfungsordnungen Erfahrungen von Absolventen Ihres gewünschten Studienganges Entwicklungen der Branche Ihres Traumberufes Studien mit Vorhersagen über Jobs der Zukunft Nachfragen bei einem Berufsberater Beratung eines qualifizierten Wissenschafts-Coachs Stelle Fragen Tabelle 3 illustriert einige Fragen, die Studierende sich bei der Konzeption einer SWOT-Analyse stellen können. Aus der Kombination der Stärken/ Schwächen-Analyse und der Chancen/ Gefahren-Analyse wird die Situation in ihrer Gesamtheit gut erfasst. S Strengths Stärken Welche fachlichen Kenntnisse habe ich bisher aus Schule, Studium und Beruf erworben? Was kann ich besonders gut? Warum sind andere gerne mit mir zusammen? Wofür wurde ich bisher gelobt? Was hat mich erfolgreich gemacht? Was macht mich stolz auf meine Person? Was gehe ich besonders gerne an? Was macht mir wirklich Spaß? Welche Werte können mich treiben? 2.4 Persönliche Mission fixieren 41 W Weaknesses Schwächen Wo fühle ich mich beim Erledigen von Aufgaben unsicher? Was kann ich nicht so gut? Welche Rückschläge habe ich gehabt? Warum? Was mögen andere weniger an mir? Was macht mir keinen Spaß? Was stimmt mich unzufrieden? O Opportunities Chancen Wer kann mich am besten bei meinem Studienweg unterstützen? Wie sieht es mit den Arbeitsmöglichkeiten in meinem Berufsfeld aus? Welche Berufsfelder werden wachsen? Welcher Studiengang respektive welche Fächerkombinationen werden gefragt sein? Gibt es positive Trends, denen man sich anschließen könnte? T Threats Risiken Welche gesellschaftlichen Entwicklungen könnten meinen Studienerfolg einschränken? Welche negativen Veränderungen könnten sich in meinem Studium oder auf meinem angestrebten Berufsfeld ergeben? Gibt es jemanden oder etwas, der/ das meinem Studienerfolg besonders gefährlich werden könnte? Tab. 3: SWOT-Analyse zum Studium Dritte helfen bei der Einschätzung Um das Analyseergebnis zu objektivieren, ist ein Selbstbild/ Fremdbild-Abgleich ein gutes Hilfsmittel. Dabei setzen Sie sich mit einer weiteren, Ihnen vertrauten, aber auch kritischen Person zur gemeinsamen SWOT-Analyse zusammen. Der oder die Auserwählte 42 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen führt eine ähnliche Analyse für Sie durch. Danach liegen zwei SWOT-Analysen vor - eine als Selbstbild, die andere als Fremdbild. Im Gegenzug könnten Sie Ihrem Ratgeber bei einer SWOT-Analyse zur Seite stehen. Anschließend können die ausformulierten SWOT-Ergebnisse abgeglichen, diskutiert oder zusammengefasst werden. Vergleichen Sie nun Ihre Ergebnisse mit den im vergangenen Kapitel vorgestellten Fähigkeiten und Eigenschaften eines Studierenden sowie mit dem Anforderungsprofil Ihres Wunschstudienganges (die Informationen finden sich meist leicht auf einer Hochschul-Homepage). Die Handlungsschritte ableiten Im letzten Schritt werden konkrete Handlungsansätze formuliert: Wie kann ich meine wesentlichsten Stärken für mein Studium noch verstärken? Wie kann ich meine wesentlichsten Schwächen für mein Studium vermeiden? Wie kann ich meine größten Chancen für mein Studium nutzen? Wie kann ich meinen bedrohlichsten Risiken für mein Studium begegnen? Die Verbesserungsanalyse zu den Stärken und Schwächen lässt sich gut tabellarisch erfassen: Stärke/ Schwäche früher heute Maßnahme mathematische Fähigkeiten tolle Ergebnisse in der Schule keine Schwächen während der gesamten Schulzeit erster Blick in die verlangten Fähigkeiten zu meinem Studiengang zeigt umfangreichen Mathebezug, der über mein aktuelles Wissen weit hinausgeht dranbleiben, weiter einüben und Veranstaltungen von Anfang an besuchen, evtl. Lerngruppe mit interessierten und guten Studierenden schnellstmöglich bilden 2.4 Persönliche Mission fixieren 43 Englisch stets gute Noten gehabt war aber selten im Ausland leichte Schwächen in der Sprache Studium verlangt ausgezeichnete Sprachkenntnisse, Gespräche fallen nicht leicht viele Fachbegriffe scheinen zu fehlen noch ein Auslandsaufenthalt vor Studienbeginn Besuch einer Sprachschule sich umschauen nach Ergänzungskursen im Studium Tab. 4: Verbesserungsanalyse Und damit ist auch schon der nächste wichtige Planungspunkt erreicht. Die angedachten Maßnahmen und Ergebnisse aus der SWOT-Analyse und Ihrer Mission müssen nun noch in eine klare Form gebracht werden: die Zielformulierung (vgl. Kap. 2.5). Abb. 9: Schritte einer persönlichen SWOT-Analyse 1 •Problem definieren: SWOT-Analyse für Studium XY 2 •Brainstorming hinsichtlich von Stärken/ Schwächen, Chancen/ Risiken 3 •Genaue Betrachtung der Stärken/ Schwächen, Chancen/ Risiken mit Rückgriff auf Studien, Experten usw. 4 •Hinzuziehen eines Dritten (z.B. eines Freundes, potenziellen Studienkollegen) 5 •Beurteilung der Studienfähigkeit unter Berücksichtigung der Umweltfaktoren 6 •Formulierung von Optimierungsansätzen aus der Analyse: Ziele und Handlungen 44 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen 2.4.3 Fotoalbum der persönlichen Stärken und Schwächen Mit Bildern arbeiten Falls Ihnen die SWOT-Analyse zu abstrakt erscheint, kann ein imaginäres Fotoalbum der Stärken und Schwächen vielleicht Ihre Kreativität steigern. Diese Methode wird ursprünglich in der psychotherapeutischen Praxis eingesetzt (Kämmerer 2009) und lässt sich perfekt zur Selbstanalyse verwenden. Durch die Kreation von Bildern erhalten Sie eine gewisse Selbstdistanz, die Ihnen eine Außensicht auf sich selbst ermöglicht. So sieht die Anwendung konkret aus In der Hochschulpraxis wende ich das Instrument gerne im Coachingprozess mit Studierenden in folgender Form an: Ihre Aufgabe ist es, in Ihrer Vergangenheit nach besonderen Beispielen oder Situationen zu suchen, die Sie als positive Ressource (Stärke) oder Schwäche erleben. Diese Momente sollen in einer konkreten Situation bildlich vorgestellt werden. Im Anschluss sollten Sie analysieren, wie das Bild im Nachhinein auf Sie und andere wirkt. Wenn Sie zeichnerisch begabt sind, können Sie sich auch gerne an die Zeichnung der Situationen machen. Fragen stellen Im nächsten Schritt sind Sie gefragt, konkrete Fragen an das Bild zu stellen, es damit zu interpretieren: Wie fühlen sich andere Personen, die mit Ihnen auf dem Bild zu sehen sind? In welchen Situationen kommen die Stärken und Schwächen allgemein zum Ausdruck? Wie würde ein Fremder die dargestellte Situation kennzeichnen? 2.5 Ziele planen 45 Dritte einladen Falls Sie die Bilder real gezeichnet haben, können Sie diese auch mit Dritten besprechen, um nicht nur eine von Ihnen konstruierte Außensicht zu erhalten, sondern auch reale Dritte zu hören. Dieses Vorgehen kann dann ähnlich wie bei der SWOT-Analyse angewandt werden. 2.5 Ziele planen Der Sinn einer Zielsetzung Zielformulierungen spielen für ein effizientes Studium eine besondere Rolle, denn Ziele zeigen auf, wohin Handlungen führen und bilden somit einen besonderen Impuls für alle späteren Tätigkeiten. Ziele werde auf diese Weise zu wegweisenden Motivatoren: Je größer und wichtiger ein persönlich formuliertes Ziel ist, desto mehr Energie wird für dessen Umsetzung eingesetzt. Gute Ziele sind attraktiv und wünschenswert und motivieren zu weiteren Erfolgen. Abb. 10: Von Zielen zu Maßnahmen 1. •Ziele formulieren 2. •Maßnahmen ableiten 3. •Erfolg prüfen 46 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen Beispiel aus der Forschung Spitzer (2006) führt aus, dass Schüler, die ein Instrument spielen, in der Schule oft bessere Leistungen erzielen. Die Schüler haben schlicht erkannt, dass sich mit Mühe etwas erreichen lässt - ausgehend von der trivialen Zielformulierung, ein Instrument beherrschen zu wollen. Maßnahmen und Methoden ableiten Um Ihre formulierten Ziele zu erreichen, müssen Sie Maßnahmen und Methoden ableiten, die für die Zielerreichung förderlich sind. Wenn Sie z.B. als Ziel „Netzwerkaufbau mit den aktuellen Dozierenden bis Semesterende“ formuliert haben, müssen Sie systematische Maßnahmen zur nachhaltigen Gewinnung der Kontakte finden und dann den Erfolg der Maßnahmen periodisch prüfen. 2.5.1 Kriterien bei der Zielformulierung Ohne klare Kriterien geht es nicht Die Realisierung von Zielformulierungen scheitert immer wieder, weil die Ziele schlichtweg unzureichend formuliert sind. Auch wird oft vergessen, die Ziele schriftlich zu fixieren. Gerade dieser Schritt bringt mehr Disziplin in das Lernen. Was gilt es, genau niederzuschreiben? Hilfe bietet in diesem Fall die sogenannte SMART- Regel: S Ziele müssen speziell und simpel sein. Beide Aspekte sollen Klarheit gewährleisten. Spezielle Ziele machen den Zielfokus klar, einfach zu verstehende Ziele ermöglichen eine gute Nachvollziehbarkeit. M Ziele müssen messbar, d.h. überprüfbar sein. Einige Ziele lassen sich direkt quantitativ messen, wie z.B. „Anzahl der Seiten“ oder „geschriebene Wörter“. Für andere Ziele gilt ein „erledigt“ als Messkriterium, wie z.B. „Kapitel XY auf einer Seite vollständig zusammengefasst“. 2.5 Ziele planen 47 A Ziele sind anspruchsvoll niederzuschreiben. Sind sie zu leicht zu erreichen, dann werden Ziele nicht zu Motivatoren. In einer Woche nur einen Aufsatz im Rahmen der wissenschaftlichen Recherche zu lesen oder nur eine Seite einer wissenschaftlichen Arbeit zu schreiben, wäre etwa wenig herausfordernd. R Ziele müssen realistisch sein. Auch wenn ein gewisser Anspruch wesentlich ist, müssen Ziele erreicht werden können und dürfen nicht überambitioniert sein. T Ziele müssen terminiert sein, damit sie verbindlich sind und zeitliche Überschreitungen auch gemessen werden können, z.B. „die Mitschrift der Marketing-Vorlesung ist bis zum 30.6. komplett durchzuarbeiten.“ Tab. 5: SMART-Zielformulierung Einige Ziele sind noch sehr fern Um die Ziele im Sinne der SMART-Regel zu konkretisieren, gilt es, alle nötigen Informationen zu sammeln, damit das Ziel klar definiert und der Weg dahin erfassbar ist. Zu Studienbeginn ist das Kernziel sicher wenig eindeutig und zeitlich weit entfernt, z.B. „Ich werde mein Bachelor-Studium in spätestens vier Jahren abschließen“. Es handelt sich um ein Fernziel. Ein in der Ferne stehender Abschluss oder die Erwartung eines exorbitanten Einkommens im späteren Beruf sind allerdings nur ein Fundament, da die Zielerreichung schwer absehbar und der mutmaßliche Erfolg nicht direkt spürbar ist. Als leistungsverstärkend müssen daher Subziele aus dem Fernziel als Nahziele formuliert werden, die schneller erlebbar und prüfbar sind, z.B. „ich möchte mich im sechsten BA-Semester auf ein MBA-Studium in den USA perfekt vorbereiten und absolviere den dafür erforderlichen GMAT (=Graduate Management Admission Test) bis zum 30.6. des Jahres erfolgreich“. Fernziele können Sie an Ihre Zimmertüre oder am Ende Ihres Timers erfassen. Nahziele würde ich in Schreibtischnähe aufhängen. Damit sind sie rein optisch schon näher als die Fernziele. 48 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen Der Zeithorizont für Ziele Ziele können für unterschiedliche Zeitperioden formuliert werden: Semesterziele (z.B. Bestehen von bestimmten Modulen im Semester X) Monatsziele (z.B. Fertigstellung einer Hausarbeit, fünf Bewerbungen für eine Praktikumsstelle bis Monatsende) Wochenziele (z.B. Erledigung der Recherche für eine wissenschaftliche Arbeit bis zum Wochenende) Tagesziele respektive Tagesaktivitäten (z.B. Anmeldung zu einer Prüfung bis 12.00 Uhr online erledigen, das Badezimmer bis 18.00 Uhr reinigen) Ziele sind ein Vertrag mit sich selbst Die Zielformulierungen stellen quasi einen Vertrag dar, den man mit sich selbst geschlossen hat und an dessen Einhaltung man sich immer mal wieder erinnern muss. Durch die Terminierung der Ziele wird die Vertragslaufzeit fest fixiert - vom Tag der Formulierung respektive einem dort genannten Beginn (Startdatum) bis zur Zielerreichung (Enddatum). Langfristige Ziele geraten leicht in Vergessenheit Passen Sie bei Ihren Zielformulierungen auf, dass Sie Ihre langfristigen Ziele nicht immer wieder zugunsten kurzfristiger Ziele vernachlässigen; Ein menschliches Phänomen, dem die Verhaltensökonomen den Namen hyperbolic discounting gaben (Harris & Laibson 2001). Der Wert des späteren Ziels wird schlicht nicht geschätzt und die Zielerreichung nicht mit aller Intensität verfolgt. Aus dem Grund vernachlässigt man höherwertige Ziele und erfüllt kurzfristige, auch wenn sie weniger Nutzen versprechen (z.B. „Würdest Du lieber a) 10 Euro sofort oder b) 10 Euro am morgigen Tag und weitere 5 Euro übermorgen haben? “). Oft wird die erste Alternative gewählt, auch wenn die zweite mehr Ausbeute verspricht. 2.5 Ziele planen 49 2.5.2 Stakeholder als Orientierungspunkte An andere bei der Zielplanung denken Bei der Zielplanung sollte man nicht vergessen, dass es Personen gibt, zu denen man in einer mehr oder weniger ausgeprägten Beziehung steht. Daraus erwachsen Ansprüche an die eigene Person, die einen Einfluss auf die Zielerreichung haben. Im betriebswirtschaftlichen Kontext spricht man in diesem Zusammenhang auch von Stakeholdern oder Anspruchsgruppen. Im engeren Umfeld sind das Eltern, der Lebenspartner oder gute Freunde. Im weiteren Feld finden sich Anspruchsgruppen von Dozierenden bis Mitarbeitern in der Hochschulbibliothek. Wenn die Ansprüche der Gruppen in die Zielplanung integriert werden, können etwaige Probleme bereits vorweggenommen und ein reibungsloser Studienverlauf anvisiert werden. Die Stakeholder sortieren Nicht jeder einzelne Stakeholder kann Ihre Zielerreichung in gleicher Form beeinflussen. Zudem stehen Sie in einem unterschiedlichen Beziehungs- und Austauschgrad. Diese Zusammenhänge lassen sich in einer Einfluss-Beziehungsgrad-Matrix erfassen. Auf den Achsen finden sich der Bindungsgrad sowie der Einfluss, den ein Stakeholder auf bestimmte Ziele haben wird. Die Matrix können Sie für Ihre Vision oder Mission, aber auch für einzelne Teilziele entwerfen. Abhängig vom formulierten Ziel wird jeweils eine andere Matrix entstehen. Nicht jeder Stakeholder ist gleich zu behandeln Einige Stakeholder können Sie bei der Erreichung Ihrer strategischen Ziele durch ihren Einfluss (Macht) stark voranbringen, andere weniger. Wenn Sie sich z.B. als Ziel nach dem Studium einen Arbeitsplatz im Marketing bei BMW setzen, wird der Marketing- Abteilungsleiter einen wesentlichen Einfluss auf die Zielerreichnung haben. Eventuell haben Sie ihn ja schon im Rahmen eines Praktikums kennengelernt. Zu ihm werden Sie allerdings eine weniger starke Bindung haben. Daher sollten Sie von Zeit zu Zeit auf sich aufmerksam machen, um im Sinne eines guten Selbstmarke- 50 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen tings (vgl. Kap. 7) in Erinnerung zu bleiben. Die Stakeholder mit geringem Bindungsgrad, die aber einen großen Einfluss auf wichtige Ziele oder Ihre Vision haben, müssen Sie nicht permanent genau im Blick behalten, sondern hin und wieder ihre Aufmerksamkeit erregen. Dies kann ein Gratulieren zum Geburtstag sein. Um dies zu gewährleisten, sollten Sie selbstverständlich grundlegende Informationen erfassen, z.B. Geburtstag, Hobbys oder die familiäre Situation. Studi-Tipp: Wichtige Kontakte richtig kennen Eine einflussreiche Person wird sich beim nächsten Gespräch mit Ihnen über die Details freuen, wenn Sie fragen, ob er sein Golf-Handicap nun von sechs auf fünf verbessert hat oder ob seine Tochter während ihres Auslandsjahres in Australien ihr „bereits so gutes Englisch“ noch weiter perfektioniert hat. Abb. 11: Mapping der Stakeholder niedrig niedrig hoch hoch Einfluss Bindungsgrad Aufmerksamkeit erregen, bei Laune halten intensiven Kontakt pflegen im Blick behalten stetig informieren 2.5 Ziele planen 51 Hoher Bindungsgrad bedeutet informieren Logischerweise pflegt man einen intensiven Kontakt zu Personen, die viel Einfluss auf die Zielerreichung und einen hohen Bindungsgrad haben, z.B. die Eltern, die einen materiell und emotional unterstützen. Zu Ihrem Lebenspartner werden Sie in der Regel ebenso einen hohen Bindungsgrad besitzen, Sie stehen in regelmäßigem Kontakt. Die Großeltern werden hingegen eher keinen ähnlich großen direkten Einfluss auf die Erreichung der Studienziele haben, aber dennoch ein großes Interesse an Ihrem Studium haben. Sie sollten deshalb hinsichtlich Ihres Studienfortschrittes durch stetiges Informieren auf dem laufenden Stand gehalten werden. 2.5.3 Ziele überprüfen Die Kontrolle hilft weiter Um den Grad der Zielerreichung zu kontrollieren, müssen die verfolgten Ziele mit dem Erreichten verglichen werden. Ist dies der Fall, verbessert sich die Motivation, Fortschritte werden sichtbar und das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten steigt. Hat man sein Ziel nicht erreicht, müssen die Ansprüche überprüft werden und man kann sich neue, vielleicht realistischere Ziele setzen. Zu diesem Zweck kann etwa ein Zielclub gegründet werden. Im Rahmen des Zielclubs treffen Sie sich dann z.B. monatlich mit vier oder fünf guten Studienkollegen, um über das Erreichen Ihrer Studienziele und Ihre Probleme zu diskutieren. Von neutraler Seite können Sie wertvolle Tipps aus deren Erfahrung erhalten, gleichzeitig lernt man aus den Schilderungen der anderen Vortragenden zu ähnlichen Problemlagen. Zielführend ist, den Zielclub in einem festen zeitlichen Rhythmus abzuhalten (z.B. erster Montagabend im Monat um 20.00 Uhr), denn ansonsten gibt es immer wieder terminliche Koordinationsschwierigkeiten. Nach der intensiven Diskussion kann man noch gemeinsam ein gutes Essen zu sich nehmen und/ oder ein Bier trinken. Als positiver Nebeneffekt bildet sich ein festes soziales Netzwerk. 52 2 Sich selbst als Mensch und Studierender erkennen Die Erfolge anerkennen Würdigen Sie Ihre erreichten Ziele und damit Ihre Lernerfolge, indem Sie gute Prüfungsresultate auf Ihre eigenen Anstrengungen zurückführen. Machen Sie sich also die Erreichung des gesteckten Ziels bewusst. Es bringt nichts, das Ergebnis auf den Zufall zurückzuführen („Da habe ich ja mal Glück gehabt.“). Aus der Zielerreichung den eigenen Erfolgskurs bestimmen Um in der Anerkennung Ihrer Erfolge noch einen Schritt weiter zu gehen: Bestimmen Sie Ihren eigenen Studien-Aktienkurs. Auf der Vertikalen zeichnen Sie, inwieweit Sie Ihre Ziele prozentual erreicht haben. Dabei können Sie bei Bedarf eine allgemeine Wertigkeit von Zielen einrechnen. Auf der Horizontalen können Sie die Zeit (z.B. Semester) abtragen. Zu mathematisch soll das Ganze freilich nicht werden, der Erreichungsgrad ist oft nur über den Daumen gepeilt. Die Kursberechnung können Sie selbstverständlich um einige weitere Komponenten erweitern, z.B. um die persönliche Befindlichkeit. Entwerfen Sie Ihre ganz individuelle Formel. Abb. 12: Eigener Aktienkurs Zielerreichung Semester 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen Zentrale Ziele dieses Kapitels Zeitfresser identifizieren und beseitigen Den Einsatz der Alpen-Methode für ein geschicktes Zeitmanagement entdecken Mit dem Eisenhower-Prinzip einzelnen Aufgaben ihre Prioritäten zuweisen Erkunden, wie Störungen im Lernprozess zu minimieren sind Zeitmanagement Zeitfresser Störungen Musik Raumklima Beleuchtung Optimierungsmethoden ALPEN- Methode Eisenhower- Prinzip Terminmanagement Tagesrhythmus 54 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen 3.1 Informationen zum Zeitmanagement Die Zeit: das ewige Problem Ein Studium setzt Studierende immer wieder vor Probleme mit dem Management ihrer Zeit: Einige versuchen, schlicht alles zu lernen und widmen sich zentralen Themen nicht lange und vor allem nicht intensiv genug. Daraus resultieren schlechte Prüfungsergebnisse. Anderen hingegen bereitet es bereits große Probleme, mit einer Arbeit oder Prüfungsvorbereitung zu starten. Sie lassen sich schnell ablenken oder sie verschwenden ihre Zeit mit irrelevanten Arbeiten. In beiden Fällen kann ein professionelles Zeitmanagement ein wertvoller Beitrag zur Bewältigung dieser Problemlagen und damit eines erfolgreichen Studiums sein. Durch bewusste Zeitplanung lässt sich Druck vermeiden und die Freizeit besser genießen. Was genau ist Zeitmanagement? Zeitmanagement beschreibt Vorgehensweisen, die sich mit der Einhaltung von anstehenden Aufgaben und Terminen innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums beschäftigen. Gerade wenn eine Reihe von Aktivitäten synchron zu planen ist, ist durch einen gezielten Methodeneinsatz ein effizientes Management dieser Aufgaben durchführbar. Studierende, die es schaffen, mit ihrer Zeit „gut umzugehen“, setzen schnell eine Kette von positiven Entwicklungen in Gang: Je effizienter ein Studierender arbeitet, desto mehr Zeit wird zur freien Verfügung stehen. Resultierend daraus: Je mehr Zeit zur freien Verfügung steht, desto entspannter wird die Herangehensweise an nachfolgende Aufgaben. Schlechtes Zeitmanagement hingegen kann Zeitdruck und Angst erzeugen. Plane Deinen Tag Es gibt eine Konstante: Ein Tag hat nur 24 Stunden. Ein wichtiger Kalkulationsfaktor im Tagesablauf ist normalerweise das gute Einplanen der Erwerbstätigkeit neben dem Studium. Schließen wir diese jedoch zur Vereinfachung der Rechnung aus. Von einem Tag können abzüglich von sechs bis sieben Stunden Schlaf und drei 3.1 Informationen zum Zeitmanagement 55 Stunden Ruhepausen maximal 14 bis 15 Stunden für Arbeit, Studium, Sport usw. genutzt werden. Zeitmanagement ist die Optimierung des individuellen Umgangs mit dieser Konstante und damit zusätzlich ein „Selbstmanagement“. Studienbeispiel zur Tages-Zeitrechnung im Semester: 1 Tag = 24 Stunden Grundbedürfnisse Schlaf Erholungspausen Essen, Körperpflege Sport, Soziales 7 3 2 1 Lernen Vorbereitung, Reflexion, Ziele setzen Lernzeit 1 10 Tab. 6: Lernzeit im Tagesablauf Bei der Beispielrechnung ist ja noch gar kein Job, der zusätzliche Zeit in Anspruch nimmt, eingerechnet. Das Zeitkontingent von sechs Stunden für Erholungspausen, Essen, Körperpflege, Sport und Soziales ist auch nicht unbedingt großzügig angesetzt. Ein bis zwei Stunden könnten Sie in intensiven Lernphasen vor Prüfungen u.U. wegstreichen, so dass vier Stunden anzurechnen sind. Verzichten Sie auf keinen Fall auf weitere Stunden zugunsten des Lernens, da schnell die Gefahr des Ausbrennens bestehen kann. Schauen Sie sich noch einmal in Kap. 2.1 die Faktoren an, die Menschen glücklich machen. Und dazu gehören vor allem auch soziale Belange und Gesundheit. Kontakte zu Freunden und Familie und Sport sollten also nicht vernachlässigt werden, sonst werden Sie langfristig nicht glücklich. Selbstverständlich sind abhängig von einzelnen Studienphasen (Prüfungen, Abschlussarbeit) die Prioritäten etwas verschoben, aber selbst in diesen Phasen sollte man dem Studium nicht sein ganzes Leben unterordnen. Letztlich lebt man immer im Au- 56 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen genblick und nicht in der Vergangenheit oder Zukunft und das Glück empfindet man immer just in diesem Moment. Über die Zukunft gibt es bei allen ausgeklügelten Zeitplänen und perfekten Zielformulierungen nie absolute Gewissheit. Das Leben ist da, um gelebt zu werden. 3.2 Mit Zeitfressern umgehen Die Zeitfresser erkennen Zeitfresser, d.h. schlechte Eigenarten oder nutzlose Tätigkeiten, die Studierende vom Lernen abhalten, müssen erst eindeutig identifiziert werden, um sie zu eliminieren. Machen Sie sich vorab klar, dass Sie für die meisten Zeitvergehen selbst verantwortlich sind. Die Selbstanalyse ist gefragt Bei der notwendigen Selbstanalyse kann ein Durchgehen und Beantworten der Fragen in Tabelle 7 helfen. Falls anfangs mehr als drei Zeitfresser auf Ihrer Liste stehen, sollten Sie lediglich für drei besonders relevante Hemmfaktoren Verhaltensänderungen, Zeitvorgaben, Ziele sowie Verbesserungen formulieren. Nach dieser Fixierung können die Mängel im nächsten Schritt angegangen werden. In diesem Zusammenhang kann z.B. eine Sündenliste entworfen werden, die Sie gut sichtbar aufhängen. Nachdem Sie Ihre „Sünden“ vermindert oder bestenfalls beseitigt haben, können Sie die Liste mit einem guten Gefühl wieder abhängen und sich anderen Ablenkungsfaktoren widmen. Womit vertrödele ich gerne meine Zeit beim Lernen? ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… Welche drei Faktoren sind dabei für mich sehr relevant? ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… 3.2 Mit Zeitfressern umgehen 57 Wie kann ich jeweils mein Verhalten ändern? ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… Wann kann ich jeweils mit den Änderungen beginnen? ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… Wie könnte ich mein Ziel zu den avisierten Änderungen formulieren? ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… Wie konnte ich das Ziel umsetzen? (Beantwortung drei Wochen nach der Zielformulierung) ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… Was habe ich daraus für folgende Arbeiten gelernt? ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… ………………………………………………………………… Tab. 7: Liste zur Identifikation und Beseitigung von Zeitfressern 58 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen Studi-Tipp: Unterbrechungen vermeiden Gerade beim Lernen wird gerne gesurft oder allgemein geschaut, welche News es über Freunde gibt oder wie die Aktienkurse stehen. Hierbei handelt es sich, wenn man es nicht gerade in einer Pause macht, um eine Einschränkung des Lernens, denn durch die Ablenkung verlieren Sie effektive Lernzeit. Ein Ziel wäre es, diese Unterbrechung zu vermeiden. Ein Lösungsansatz dazu wäre, das Internet nur für studienrelevante Recherchearbeiten in den fixierten Lernzeiten zu nutzen und ansonsten darauf zu verzichten. 3.3 Störungen minimieren Störungen rauben die Konzentration Ohne einen hohen Konzentrationsgrad ist es in der Regel schwierig, anspruchsvoll zu lernen. Das Lesen und Verarbeiten von Fachliteratur braucht z.B. besondere Aufmerksamkeit. Störungen sollten dabei strikt vermieden werden, denn diese schränken die Konzentration ein. Infolgedessen kann das Lernen nicht planvoll und konzentriert vollzogen werden. Zeitnöte sind ein unliebsames Resultat. Zudem können Unlustgefühle oder psychosomatische Nebenerscheinungen weitere Folgeerscheinungen permanenter Störungen sein. Folgende Grundlagen sollten Sie beim Management von Störungen bedenken: Das Schreiben von E-Mails, Treffen mit Freunden, Telefongespräche sollten in einem fixen Zeitfenster angegangen werden, um die Arbeitsphasen nicht zu unterbrechen. Lärmquellen sollten minimiert werden. Störende Kommilitonen können z.B. beim Lesen in der Bibliothek auch einmal „zur Ruhe“ gebeten werden. Wenn Sie extrem empfindlich sind und es trotzdem zu laut erscheint, müssen Sie sich mit Ohrenstöpseln (z.B. Ohropax) behelfen. 3.3 Störungen minimieren 59 Bücher und Material sollten für einen geplanten Zeitrahmen der Lernphase vorab bereitgelegt werden, damit die Suche den Arbeitsprozess nicht immer wieder unterbricht. Pausen sollten unbedingt gemacht werden, aber im geplanten zeitlichen Rahmen (vgl. Kap. 6.4.1). Beispiel aus der Forschung Gloria Mark, Victor M. Gonzalez & Justin Harris (2005) untersuchten die Auswirkungen von Störungen im Arbeitsprozess, indem sie mit Hilfe einer Stoppuhr die Arbeitsabläufe von 24 Mitarbeitern (sieben Manager, acht Programmierer und neun Analysten) über mehrere Tage hinweg auswerteten. Im Schnitt konnte nur 11 Minuten am Stück an einer Aufgabe gearbeitet werden, bevor eine Unterbrechung durch Mails, Anrufe, Kollegen usw. erfolgte. Ein weiteres Beobachtungsergebnis war, dass sich ein Mitarbeiter nach einer Unterbrechung im Durchschnitt mindestens zwei anderen Aufgaben widmete, bevor er zur ursprünglichen Tätigkeit zurückkehrte. Die Ablenkung tat also ihre Wirkung. Bis der Angestellte wieder den ehemaligen Konzentrationsgrad erreichte, vergingen rund acht Minuten. Es blieben noch drei Minuten faktische Arbeitszeit bis zur nächsten Unterbrechung. Die ermittelten Zeiten folgten keinem zuverlässigen Rhythmus, sondern verliefen völlig beliebig. Ein Blick auf unterschiedliche Störungsarten Werfen wir einen Blick auf häufig vorkommende Störungen des Lernprozesses. Hierzu gehören akustische (z.B. Musik oder sonstiger Lärm), klimatische (z.B. Raumtemperatur), und visuelle Störungen (Beleuchtung). 60 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen 3.3.1 Musik Ein paar kurze Informationen zum Lernen mit Musik Auf den ersten Blick mag das Hören von Musik im Lernprozess eine entspannungsfördernde Wirkung besitzen, weil man in einen angenehmen, entspannten Aufmerksamkeitszustand versetzt wird. Dieser Zusammenhang konnte in zahlreichen Studien jedoch nicht belegt werden (Kämpfe 2011): Multitasking funktioniert in den meisten Fällen sehr schlecht. Lediglich klassischer Musik wurde ein leistungssteigernder Einfluss bei Erwachsenen im intensiven Fremdsprachen-Anfangsunterricht nachgewiesen. Musikrichtungen wie Pop, Rock, Hip-Hop, Metal haben eher ablenkenden Einfluss auf das Lernen. Neben aggressiven, schnellen Tönen kommt bei solcher Musik größtenteils eine Textvielfalt hinzu, die die Aufmerksamkeit bindet. Bloß kein Radio Noch schlimmer ist es, beim Lernen das Radio im Hintergrund laufen zu lassen. In dem Fall kommen nämlich noch Nachrichten als weiterer Ablenkungseffekt hinzu. Dieser Informationsquelle wendet sich unser Gehirn nur allzu gerne zu. Resultat ist, dass das Gehirn ständig zwischen dem Lerninhalt und den Radionews oder der Musik hin und her switcht. Die Konzentration ist so erheblich gestört und das Gehirn behält die Informationen nur anteilig, teils vom Radiohören und teils vom Lernstoff. Die Fehlerhäufigkeit und der Stress steigen. Weniger ist mehr Unser Gehirn ist einfach nicht auf Multi-, sondern auf Monotasking ausgerichtet. Wer also beim Lesen die optimale Erinnerungswirkung anstrebt, verzichtet besser auf Begleitmusik. Optimale und vor allem musikfreie Ruhe für ein angenehmes Lernen bietet sich in einer Bibliothek. Hier gerät man zwar nicht in Gefahr, Radio zu hören, dafür verzichtet man allerdings auf die heimische Atmosphäre. Wägen Sie Vor- und Nachteile für den jeweiligen Arbeitsort genau ab. Wenn es Ihnen nach Musik steht: Sie lässt sich ausge- 3.3 Störungen minimieren 61 zeichnet mit der Verrichtung von Routinetätigkeiten kombinieren, wie dem Sortieren von Unterlagen oder dem Saubermachen. 3.3.2 Raumklima Wissenswertes zum Raumklima Die beste Temperatur fürs Lernen liegt zwischen 18 und 22 Grad. In Ihrem Arbeitsraum sollte es also nicht zu warm sein, damit die optimale geistige Leistung erreicht werden kann. Wenn die Temperatur über das Limit hinausgeht, ermüden Sie schneller. Neben der Temperatur gilt es, die Luftfeuchtigkeit zu beachten. Die relative Raumluftfeuchtigkeit sollte im Bereich zwischen 30 und 65 % liegen, wobei eine Raumluftfeuchte um die 50 % optimal ist. Zu trockene Luft führt vielfach zu Beschwerden wie Atemwegserkrankungen, Kopfschmerzen etc. Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung des technischem Equipments: Drucker setzen Ozon frei und verschlechtern die Luftqualität. Zudem ist in vielen Möbeln, Baustoffen, Klebstoffen oder Farben Formaldehyd enthalten. Stundenlanges Lernen in einem Raum führt zudem zu verbrauchter Luft, also Luft mit einem erhöhten CO 2 -Anteil. Resultat sind Ermüdung und Konzentrationsmangel. Das Raumklima optimieren Schädliche Bedingungen können durch ausreichendes Lüften (Stoßlüften) und mit Pflanzen verhindert werden. Wenn ich an mein eigenes Studium zurückdenke, lässt sich ein interessanter Zusammenhang sehen: Je umfangreicher meine Heimarbeit wurde, desto mehr Bio-Luftfilter habe ich mir angeschafft. Birkenfeige, Einblatt, Grünlilien und Bogenhanf kann ich mir heute nur noch schwer aus meinem Büro wegdenken. Diesen Pflanzen wird eine besonders gute Wirkung für ein positives Raumklima nachgesagt. Neben der positiven Wirkung auf Raumklima, Atmosphäre und Schadstoffreduktion vermindern Pflanzen auch noch die Schallwirkung. Ein verständlicher Kritikpunkt vor der Anschaffung ist: „Das Gießen und die Pflege kosten zu viel Zeit und ich habe das nicht so im Griff.“ Dieser Einwand kann durch ein Ton-Granulat wie zum Beispiel SERAMIS® entkräftet werden. Ein Ton-Granulat mit porösen 62 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen Körnchen speichert sehr viel Wasser und gibt es dann bedarfsgerecht an den Wurzelballen ab. Nach dem Umtopfen inklusive der Umstellung auf Ton-Granulat stellt die Pflege (meiner Wahrnehmung nach) kein unlösbares Problem mehr dar. 3.3.3 Beleuchtung Wissenswertes zur Beleuchtung In dem Lernraum sollte eine Grundbeleuchtung vorhanden sein, die den Raum gleichmäßig ausleuchtet. Dies kann eine Deckenlampe sein, die helles Licht liefert und nicht diffus leuchtet. Sie dient der unmittelbaren Helligkeit und zur Schonung der Augen, da der Schattenwurf von Tischleuchten minimiert wird. Für Rechtshänder ist es praktisch, wenn das Licht tendenziell über die linke Schulter einfällt. Dadurch wird verhindert, dass man beim Schreiben nicht selbst Schatten wirft. Für Linkshänder gilt das Umgekehrte. Die Deckenbeleuchtung erfüllt meist nicht den Zweck einer hinreichenden Beleuchtung. Tischleuchten helfen aus. Sie sollten dreh- oder schwenkbar und so eingestellt sein, dass sie keine Reflexionen auf dem Monitor werfen. Tageslicht bringt Energie Solange es möglich ist, sollte das Tageslicht genutzt werden, denn das natürliche Licht macht wacher und wirkt sich positiv auf das Gemüt aus. Der Arbeitstisch sollte deshalb im Arbeitszimmer immer in der Nähe eines Fensters positioniert werden. Beim Standort ist jedoch darauf zu achten, dass man von direktem Sonnenlicht nicht geblendet wird. Falls nicht bereits Sonnenschutzmöglichkeiten durch Rollladen gegeben sind, müssen z.B. Vorhänge angeschafft werden. 3.4 Mit Methodik die Zeit managen 63 3.4 Mit Methodik die Zeit managen 3.4.1 ALPEN-Methode Ein paar Informationen zur Methode Die ALPEN-Methode ist eine simple Methode des Zeitmanagements, die bei konsequenter Umsetzung mit wenigen Minuten Planungsarbeit pro Tag zur Erstellung eines schriftlichen (Monats-, Wochen- oder Tages-) Ablaufplans den Studienablauf zu strukturieren hilft (vgl. Abb. 13). Die fünf Elemente werden mit fünf Buchstaben festgemacht: A-L-P-E-N. Abb. 13: Schritte der ALPEN-Methode Aufgaben notieren Im ersten Schritt wird eine Art To-do-Liste erstellt, auf der alle Aufgaben, die für das formulierte Teilziel zu erledigen sind, notiert werden. Die Aufgaben sollten nach Art der Tätigkeit und dem Ort, an dem die Tätigkeit ausgeführt wird, sortiert werden. Länge schätzen Im nächsten Schritt ist ein geschätzter, realistischer Zeitplan zu erstellen. Der voraussichtliche Zeitaufwand mit einem Zeitlimit A ufgaben notieren L änge schätzen P ufferzeiten berücksichtigen E ntscheidung fällen N achkontrolle 64 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen sollte nicht allzu knapp bemessen sein, da dies bei Nichteinhaltung demotivierend wirken kann. Pufferzeiten berücksichtigen Im Studium ist es wie im realen Leben: Es geschehen Dinge, die nicht in der Form geplant oder nicht vorherzusehen waren. Gerade in den ersten Semestern wird ein Zeitaufwand gerne falsch eingeschätzt. Vergleichen Sie hierzu auch die Tipps in Kapitel 3.4.3. Für die einzelnen Arbeitsschritte ist vorab eine Zeitraumschätzung festzulegen, zuzüglich einer gewissen Pufferzeit für nicht kalkulierbare Probleme. Diese helfen, Stress zu vermeiden und führen zu mehr Gelassenheit. 60-70 % Ihres Tages sollten verplant und 30-40 % als Puffer eingeräumt werden. Durch diese Maßnahme wird Ihr Zeitdruck verringert. Entscheidung fällen In diesem vierten Schritt sind die Aufgaben angemessen zu sortieren und nach Dringlichkeit bzw. zwingender Reihenfolge zu ordnen und in einem Zeitplan genau zu strukturieren. So ist z.B. beim Anfertigen einer Disposition für eine Bachelor-Arbeit zweckmäßig, dass erst eine gründliche Literaturrecherche vollzogen werden muss, bevor der Schreibprozess begonnen werden kann. Ergebnis dieses Schrittes sollte ein grober Zeitplan von der ersten Recherche bis zum Abgabetermin der Arbeit sein sowie tägliche Zeitpläne als Feingliederung. Entscheidungen sollten gut durchdacht sein, wobei ein zu intensives Durchdenken kontraproduktiv sein kann. Werfen Sie sich auch nicht vor, etwas übersehen zu haben. Entscheidungen sind dazu da, um getroffen zu werden. Vollständige Information ist eine Illusion. Beispiel aus der Forschung Schwartz et al. (2002) haben in ihren Forschungsarbeiten zwei Entscheidungstypen identifiziert: „Maximizer“ und „Satisficer“. Maximizer suchen in einem intensiven Vergleichsprozess von möglichst vielen Alternativen die bestmögliche Option. Sie streben nach einer optimalen Analyse aller Um- 3.4 Mit Methodik die Zeit managen 65 stände und haben Angst, die beste Alternative zu verpassen. Satisficer suchen nach einer guten Möglichkeit, die nicht unbedingt perfekt sein muss. Falls sie eine Alternative finden, die mit den Suchkriterien übereinstimmt, beenden sie die Suche. Letztere Vorgehensweise macht Individuen glücklicher. Sie zeigen höhere Selbstachtung und Optimismus. Durch die Mühe und den Stress beim Suchprozess neigen Maximizer eher zu Selbstvorwürfen, Depressionen und Reue. Sie haben bei ihren Entscheidungen ein klägliches Gefühl und sind mit den Ergebnissen somit weniger zufrieden als Satisficer, denn für die Maximizer könnte immer noch etwas Besseres kommen. Nachkontrolle Dieser im vergangenen Schritt erstellte Ablaufplan sollte im Prozessablauf kontrolliert und das IST mit dem SOLL verglichen werden. Der Zeitablauf ist bei Bedarf zu revidieren, d.h. es muss eine Kontrolle der Planung erfolgen. Wichtig ist, Flexibilität nicht als Freibrief zu sehen und bei der Bearbeitung von gewichtigen Aufgaben einen Schlussstrich zu ziehen und damit gesetzte Deadlines zu respektieren. An einem fixierten Datum sollte etwa das Lernen für eine Prüfung in einem Fach abgeschlossen werden. Wenn Sie die Lernaufgaben auf einer To-do-Liste erfasst haben, können Sie diese bei erfolgreicher Erledigung durchstreichen. Das Abstreichen erfüllter Aufgaben wirkt motivierend. Früh trainieren lohnt sich Gerade bei erstmaliger Anwendung der ALPEN-Methode ist, trotz der Einfachheit der Methode, ein reibungsloser Ablauf nicht garantiert. Aus diesem Grund sollte die Methode schon früh im Studium eingesetzt und ausgiebig getestet werden, um die methodische Vorgehensweise von Anwendung zu Anwendung zu perfektionieren. Es sollte auch nicht nur das reine Endergebnis, sondern auch die Erfüllung der einzelnen Teilschritte kontrolliert werden. 66 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen 3.4.2 Eisenhower-Prinzip Ein paar Informationen zur Methode Bei einer Vielzahl von im Studium zu erledigenden Arbeiten orientiert sich der Studierende nicht an der Wichtigkeit einer Aufgabe, sondern an seinen Vorlieben - man scheut z.B. das Unbekannte und Unangenehme. Kurz: Das Wichtigste wird nicht zuerst erledigt. Das Eisenhower-Prinzip oder auch Eisenhower-Regel respektive -Methode setzt diese Thematik in das Zentrum ihrer Analyse. Sie geht historisch auf den 34. Präsidenten der Vereinigten Staaten (Dwight D. Eisenhower) zurück, der dieser Methode ihren Namen gab. Der Geschichte nach soll der Präsident seine täglichen Aufgaben schlicht nach einem bestimmten Schema geordnet und abgearbeitet haben: Bei dieser einfachen Methode werden anstehende Aufgaben in Kategorien (A-, B-, C-, D-Kategorie) verteilt, um sich den relevanten Aufgaben zuerst zu widmen und unbedeutende Aspekte auszusortieren (vgl. Tabelle 8). A-Aufgabe wichtig und dringend ……………………………. ……………………………. ……………………………. B-Aufgabe wichtig und nicht dringend ……………………………. ……………………………. ……………………………. C-Aufgabe nicht wichtig und dringend ……………………………. ……………………………. ……………………………. D-Aufgabe nicht wichtig und nicht dringend ……………………………. ……………………………. ……………………………. Tab. 8: Prioritätenliste als Matrix 3.4 Mit Methodik die Zeit managen 67 Abb. 14: Vorgehensweise beim Eisenhower-Prinzip A-Aufgaben Sie sind bedeutend und schnellstmöglich zu erledigen. Es kann sich um einen wichtigen Prüfungstipp handeln, den man kurz vor Prüfungsstart erhalten hat, oder um eine Stellenanzeige für ein Praktikum, das ganz interessant wäre und eine Bewerbung lohnt. Ein Leistungstief oder eine andere Krise würde auch in diesem Sektor liegen. Leider fallen im Studienleben immer wieder viele A-Aufgaben an. Und das Schlimme ist, sie sind meist absolut vermeidbar, weil es sich um Aufgaben handelt, die vormals nur wichtig, aber noch nicht dringend waren. Den Status der A-Aufgabe erlangten die Aufgaben erst, weil sie auf die lange Bank geschoben wurden. Aus dem Grund müssen Studierende von einer Problemlösung zur anderen hetzen. Um der selbst auferlegten Not dann zu entkommen, müssen teils kurzfristige und schmerzhafte Lösungsansätze her (vgl. Tabelle 9). Arbeitspensum erhöhen Unter dieser Lösung muss die Freizeit leiden. Die Erholungsphasen werden gekürzt. Die Maßnahme darf nur kurzfristig „gezogen“ werden, sonst brennt man auf Dauer aus. Bearbeiten A- Aufgaben B- Aufgaben C- Aufgaben 68 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen Abschirmen Die Kontakte werden eingeschränkt, es werden keine Anrufe angenommen oder spontaner Besuch abwiesen. Hierunter leiden die sozialen Kontakte. Ablenkung vermeiden Es wurde schon beschrieben, dass man sich gerne ablenken lässt (vgl. Kap. 3.3). Nun müssen Sie ganz genau darauf achten: den Computer ausgeschaltet und damit das Internet links liegen lassen. keine festen Termine ausmachen Erneut werden soziale Kontakte eingeschränkt. In Krisensituationen werden Freunde abermals dafür Verständnis haben. Aufgaben übertragen In Notsituationen könnten gut eine Reihe von C-Aufgaben auf andere übertragen werden, wie z.B. das Saubermachen Ihres Zimmers durch die Eltern. Sie sind dadurch entlastet, um A-Aufgaben zu erledigen. Unter Umständen können Ihnen Dritte auch direkt bei der Bewältigung von Hochschulaufgaben helfen, z.B. bei der kurzfristigen Korrektur einer Seminararbeit. Beachten Sie, dass Sie andere durch die Anfragen nerven könnten. Ziele revidieren Es gilt, „Augen zu und durch“. Wenn vorher ein ausgezeichnetes Ergebnis für eine Prüfung anvisiert wurde, muss nun ein mittelmäßiges auch genügen. Nachfragen wegen einem Aufschub Nicht alle Deadlines sind fix. Falls Sie eine Aufgabe nicht mehr lösen können, ist eine Alternative, um ein Aufschieben zu bitten. Dies wird sicher nicht bei Massenprüfungen möglich sein, vielleicht aber bei dem Einreichen einer Hausarbeit, wenn dem Prüfer Ihre Argumentation triftig erscheint. Tab. 9: Krisenlösung für A-Aufgaben 3.4 Mit Methodik die Zeit managen 69 Studi-Tipp: Langfristig planen hilft Die beschriebenen Lösungsansätze sind nur für Notfälle gedacht. Üben Sie sich lieber in langfristiger Planung. Optimieren Sie daher Ihr Zeitmanagement, insbesondere die Kalenderplanung (vgl. Kap. 3.4.3). Um sich besser zu erkennen, ist möglicherweise auch eine Ursachenanalyse angesagt (vgl. Kap. 2.4.2). Machen Sie speziell zu Studienbeginn keine Panik, wenn immer mal wieder A-Aufgaben zu bewältigen sind: Sie machen in Ihrem Plan- und Lernprozess stetig Fortschritte, so dass Sie in Zukunft vieles an Druck vermeiden können. B-Aufgaben Sie sind wichtig, aber nicht dringend. Sie müssen sauber notiert und am besten auf einer Liste nach Daten sortiert werden. Sie dürfen auf gar keinen Fall vergessen werden, wie z.B. der Abgabetermin einer wissenschaftlichen Arbeit oder Prüfungstermine. Die Liste ist immer mal wieder zu überarbeiten, es könnte sich etwas an der Terminierung geändert haben. Dieser Dimension ist auch die langfristige Entwicklung der Kompetenzen zuzuordnen, d.h. die Optimierung der eigenen Stärken und die Minimierung der Schwächen. Einige B-Aufgaben können sich gut frühzeitig delegieren lassen, wie z.B. die Korrektur einer Bachelor-Arbeit durch einen Rechtschreibexperten. Die Auswahl und Ansprache der Experten kann schon lange im Voraus einplant und durchgeführt werden. C-Aufgaben Sie sind weniger zentral, dafür eilig zu bearbeiten. Unter diese Dimension fallen Aufgaben, die nebenbei laufen - so genannte Support-Tätigkeiten (z.B. saubermachen, spülen). Ein Beispiel: Eine Rückgabe eines ausgeliehenen Buches nach Ablauf der Leihfrist ist zwar dringend, aber wenig wichtig. Es sei denn, man ist nicht bereit, die Mahngebühren der Bibliothek zu bezahlen. Viele der C-Aufgaben müssen nicht vom Studierenden selbst erledigt werden, sondern lassen sich gut delegieren und mit bestehenden Aufgaben von anderen Personen verbinden. 70 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen Studienbeispiel Ein Freund kann Ihre ausgeliehenen Bücher in die Bibliothek zurückbringen, wenn er sowieso einen Gang dorthin plant. Auch ein Paket, das Sie unbedingt erwarten, muss nicht von Ihnen persönlich angenommen werden. Wenn Sie nicht im Hause sind, finden Sie einfach einen Nachbarn, der an dem Tag zu Hause ist und das Paket für Sie entgegennehmen kann. Durch diese Maßnahme müssen Sie die Sendung nicht selbst bei der Post zu einem späteren Zeitpunkt abholen. Neben dem Support können einzelne studienrelevante Aufgaben unter die Kategorie sortiert werden: Wenn Sie einmal eine Vorlesung verpassen, ist dies in der Regel nicht so wichtig. Aber Sie sollten dringend einen anwesenden Mitstudierenden motivieren, für Sie mitzuschreiben und Ihnen die Unterlagen dann zu überlassen. Beachten Sie aber, dass Sie kein Manager in einem Unternehmen sind, Sie haben also keine Sekretärin oder andere Untergebene, denen Sie einfach so etwas übertragen können. Versuchen Sie dies dennoch häufig, dann werden Sie schnell als Faulenzer gesehen und machen sich extrem unbeliebt. Mit C-Aufgaben richtig umgehen Routine entwickeln Indem Sie sich nicht scheuen, C-Aufgaben schnell anzugehen, entwickeln Sie eine gewisse Routine. Haben Sie anfangs noch 30 Minuten für die Badreinigung gebraucht, ist es nach einiger Zeit in gleicher Qualität in 20 Minuten möglich. Aufgaben bündeln Einkauf, Abgabe eines Buches in der Bibliothek oder einen Brief aufgeben - dies lässt sich oft in einem Arbeitsgang erledigen. Sammeln Sie die Aufgaben, um Sie dann in einem Schritt zu erledigen. Tab. 10: Umgang mit C-Aufgaben 3.4 Mit Methodik die Zeit managen 71 D-Aufgaben Sie sind weder relevant noch dringlich. Die Aufgaben kommen gar nicht in den Trichter zur Bearbeitung (vgl. Abb. 14), sie erledigen sich von selbst oder müssen nicht angegangen werden, z.B. Werbematerial lesen. Sie finden ihren Platz in „Ablage P“. Versuchen Sie es auch, zu gewährleisten, dass alte Unterlagen, die früher in eine andere Kategorie fielen, aussortiert werden, und so nicht durch ihr Herumliegen stören. Hierzu gehören z.B. alte Zeitungen oder Reiseprospekte. Seien Sie aber nicht so streng mit sich, teils sind D-Aufgaben ein Stück Erholung. Das ganze Leben kann man schließlich nicht minutengenau durchplanen. Ein Werbeprospekt eines Supermarktes kann daher am Frühstückstisch eine Ablenkung bringen. Wenn Ihr Zeitplan in seltenen Fällen durch Arbeit an D-Aufgaben um wenige Minuten verschoben wird, kann das Verhalten gut geduldet werden. Wir sind schließlich Menschen und keine Maschinen, die immer am besten genau zu funktionieren haben. D-Aufgaben sollen aber nicht mit sich rumgeschleppt werden und auf den Schreibtisch gelangen. In der Bahn gelesene Prospekte, Zeitungen oder Werbungen können bereits vor der Rückkehr ins Heim entsorgt werden. Es sei denn, Sie finden dort etwas Relevantes für sich, wie z.B. einen Zeitungsausschnitt, der für eine Seminararbeit bedeutend sein könnte. In dem Fall sollten Sie allerdings nicht die gesamte Zeitschrift mitnehmen, sondern den Beitrag herausreißen und in Ihr Ablagesystem (vgl. Kap. 4.6) einordnen. 3.4.3 Terminmanagement Keine Planung ohne Terminplan Der Terminplan ist ein wichtigstes Planungsinstrument und muss permanent geführt werden. Sobald Sie einen fixen Termin (Prüfungen, Semesterfeste usw.) erhalten, sollte er in Ihrem Kalender notiert werden. Diesen können Sie elektronisch (z.B. über Microsoft Outlook oder Lotus Notes) oder über einen klassischen Terminkalender führen. Wichtig sind auch wiederkehrende Termine (Veranstaltungen, Geburtstage) sorgfältig zu registrieren. Da die meisten Studierenden neben dem Studium noch ihren Lebensunterhalt oder 72 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen zumindest Teile davon verdienen müssen, sollte der Jobarbeitsplan Teil des Studienkalenders für jedes Semester sein. Bei der Ausarbeitung des Terminplanes sollten der eigene Tagesablauf und die Arbeitsfähigkeit sinnvoll eingeschätzt und geeignete Arbeitsorte identifiziert werden. Terminpläne frühzeitig schriftlich festhalten Wichtig ist, den Arbeitsplan frühzeitig schriftlich festzuhalten. Am Semesterbeginn sollte ein grober Plan für das gesamte Semester stehen. Einzelne Feinpläne wären dann jeweils monatlich und wöchentlich abzuleiten, inklusive eines feinen Tagesplanes. An den fixierten Tagesplan sollte man sich halten. Studienbeispiel Kurzes Aufwärmen und Bereitlegen der Unterlagen 8.30- 9.00 Uhr. 9.00-12.00 Uhr Übungsaufgaben Nr. 7 bis 18 durcharbeiten. 12.00-13.00 Uhr Mittagspause. Achtung: Die Arbeitsplanung bis zur Mittagspause bedeutet, dass man sich während dieser Zeit den beschriebenen, fixierten Aufgaben und nicht alternativen Miniaufgaben widmet, wie z.B. dem weiteren Sortieren von Arbeitsunterlagen. Eine Ausnahme wäre freilich, wenn Sie Ihr Arbeitspensum flotter als in der veranschlagten Zeit absolviert hätten. Keinen Plan, wie viele Stunden für eine Lehrveranstaltung im Semester einzuplanen sind? Eine Orientierungshilfe bieten die ECTS-Punkte, die für jede einzelne Lehrveranstaltung ausgeschrieben sind. Sie zeigen das Arbeitspensum an, das Sie zu absolvieren haben, um die Ziele eines Studiengangs zu erreichen. 1 Kreditpunkt entspricht einem studentischen Arbeitsaufwand von 25 bis 30 Stunden. In der Regel werden 60 Kreditpunkte für ein Studienjahr vergeben. 180 Kreditpunkte sind für den Erwerb des Bachelorabschlusses und 90 bis 120 Kreditpunkte für den Erwerb des Masterabschlusses nötig. Es wird ein Zeitaufwand von 1.500 bis 1.800 Stunden (60 ECTS) pro akademisches Jahr angenommen. Wenn man von den 1.800 Stunden 3.4 Mit Methodik die Zeit managen 73 als Basis ausgeht, entspricht dies einer wöchentlichen studentischen Leistung von etwa 35 Stunden - ohne Urlaub. Zieht man 6 Wochen Erholungsurlaub ab, hat man fast eine 40-Stunden-Woche. Studi-Tipp: An die Fachschaft wenden Fragen Sie aber auch bei der jeweiligen Fachschaft Ihres Studiengangs nach den Arbeitsbelastungen und ob die ECTS- Punkte von der Hochschule richtig eingeplant sind. Die Planung der Hochschulen ist nicht immer ganz ausgefeilt. Aus dem Grund werden auch immer wieder Erhebungen zur wirklichen Arbeitsbelastung an den Hochschulen durchgeführt und die ECTS-Punkte unter Umständen angepasst. Wie sieht die ECTS-Feinplanung aus? Die Lernzeit, die Sie in Ihrem Semesterplan für die Heimarbeit einplanen müssen, wird in der Regel von den Hochschulen ausgewiesen. Sie müssen ganz einfach von den Credit-Punkten die Präsenzzeit (Zeit in der Lehrveranstaltung) abziehen. Wenn dort 3 Credit-Punkte ausgewiesen sind, entspricht dies 90 Stunden. Wenn die Präsenzstunden bei 30 Stunden liegen, müssen Sie 60 Stunden für die Textlektüre, Prüfungsvorbereitung und Hausarbeiten einplanen. Lehrveranstaltungen mit gleicher Präsenzzeit können also unterschiedlich hohe Credit-Punkte zugewiesen werden. Nicht leicht zu verstehen und noch schwerer zu planen, denken Sie jetzt sicher. Zugegeben, da haben Sie recht. Mit Hilfe der Fachschaft und eigenen Erfahrungen bekommt man die Planung aber nach einiger Zeit gut hin. Einen Überblick über den Terminplan verschaffen Am Sonntagabend lohnt es sich, den Überblick auf die kommende Woche noch einmal genau zu gewinnen und sich darauf einzustimmen. Ebenso sollte man am Vorabend den folgenden Tag und dessen Tagesablauf studieren und eventuell Änderungen vornehmen. Zum Terminmanagement gehört ferner, mit den Terminen gut umzugehen. Es sollten keine neuen Termine eingeplant werden, ohne vorher einen Blick auf den Terminkalender gemacht zu ha- 74 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen ben. Nichts ist ärgerlicher, als einen Termin doppelt zu vergeben und wieder verschieben zu müssen. Die Termine sind zu überwachen Zu einem guten Terminmanagement gehört nicht nur die Erfassung der Termine, sondern auch deren Überwachung und u.U. eine Korrektur des Terminplans. Wenn Sie z.B. feststellen, dass Sie Ihre Lerngeschwindigkeit falsch eingeschätzt haben, müssen Sie den Terminplan optimieren. In den Terminplan gehören nicht nur studienspezifische Planungen, sondern auch die Pausen- und Freizeitplanung (Soziales, Sport oder sonstiger Ausgleich). Des Weiteren ist für Support-Leistungen wie Waschen, Spülen, Staubsaugen ein Zeitkorridor einzuplanen. Meilensteine setzen Auch Meilensteine sollten im Arbeitsplan zeitlich erfasst werden, wie z.B. wichtige Absprachen mit Dozierenden oder Mitstudierenden. Allgemein handelt es sich bei Meilensteinen um festgelegte Teilziele, die es zu erreichen gilt. Sie zeigen das Vorankommen im Arbeitsprozess und dienen als Maßeinheiten, um kritische Punkte zu kennzeichnen. Falls ein Meilenstein nicht eingehalten werden kann, sollten Sie sich unverzüglich an die Planungskorrektur begeben. Studienbeispiel Im Rahmen einer Prüfungsvorbereitung könnte z.B. das Abarbeiten der Übungsaufgaben 1 bis 35 des Übungsbuches als wöchentlicher Meilenstein formuliert werden. Daraus abgeleitet werden Tagesziele gesetzt. To-do-Liste erstellen Erfassen Sie die Meilensteine, Tagesaufgaben oder alles, was Sie erledigen wollen, in einer To-do-Liste. Diese Listen können Sie für einzelne Tage, Wochen oder Monate erstellen. Stimmen Sie die Liste genau mit Ihren Meilensteinen und Zielen ab. Markieren Sie 3.4 Mit Methodik die Zeit managen 75 Aufgaben, die Sie erledigt haben, etwa indem Sie diese abhaken oder durchstreichen. Übertragen Sie unerledigte Tages- oder Wochenaufgaben auf den folgenden Tag oder die folgende Woche und reflektieren Sie (z.B. im Lerntagebuch), warum Sie die Aufgabe nicht erfüllt haben. In vielen Kalendern sind To-do-Listen bereits enthalten, sie lassen sich zudem gut elektronisch führen. Pläne mit dem Lebenspartner besprechen Die angedachten Zeitpläne sollten Sie mit Ihrem Lebenspartner besprechen, denn dieser kennt Ihre Stärken und Schwächen genau und kann Sie auf Verzettelungsgefahren hinweisen. Auch über Ihre Prüfungstermine und andere Zeiten der höchsten Anspannung sollte er/ sie informiert sein. Routinearbeiten im Zeitplan akzeptieren Routinearbeiten werden oft als unangenehm empfunden und deshalb schnell und schlampig erledigt oder gar nicht erst im Zeitmanagement berücksichtigt. Im Studium sind gerade kochen oder sauber machen als lästige Routinen verschrieen, weil sie keine zentralen Tätigkeiten sind. Durch diese negative Wahrnehmung erscheinen sie dann als noch unerträglicher und man gerät schnell in eine Abwärtsspirale. Ein Lösungsansatz wäre, die Routinearbeiten langsam und bewusst auszuführen. Am Kochen könnte hierdurch z.B. Freude und Muße gefunden werden oder auch ein Erfolgserlebnis, dass man ein gutes Essen geschaffen hat. Vermeintlich unvorteilhafte Routinearbeiten werden verinnerlicht und vielleicht auch als Ablenkung vom Studienalltag erlebt. 3.4.4 Tagesrhythmus managen Leistungsfähigkeit im Tagesablauf beachten Jeder Studierende hat ein eigenes Arbeitstempo und eine variierende Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf. Letztere ist abhängig von den Lebensgewohnheiten; bestimmte Phasen lassen sich jedoch verallgemeinern (vgl. Abb. 15), wie etwa ein Leistungshoch am Vormittag und ein Absinken der Leistungsfähigkeit nach dem Mittagessen. Am Nachmittag wird dann ein zweites Leistungshoch 76 3 Mit der Zeit und ihrem Management klarkommen erreicht, von dem aus dann wieder ein kontinuierliches Absinken beginnt. Normalerweise startet der Rhythmus um etwa 6.00 Uhr und schwankt innerhalb der nächsten 24 Stunden erheblich. Analysieren Sie sich hinsichtlich Ihres Tagesablaufs und beantworten Sie folgende Fragen: „Kann ich besser morgens oder abends arbeiten? “ „Wann ist meine Konzentration am höchsten? “ „Wie lange bin ich bei einer Aufgabe (Recherche, Lesen, Schreiben) wirklich konzentriert dabei? “ „Wo lerne ich am effektivsten? “ Was steuert den Tagesablauf? Steuerelemente sind körpereigene Stoffe, deren Ausschüttung durch das Gehirn initiiert wird. Sie regen den Puls an oder leiten die Müdigkeit ein. Je nachdem, welcher Chronotyp („Lerche oder Frühaufsteher“ versus „Nachteule oder Morgenmuffel“) Sie sind, muss die Leistungskurve verschoben werden. Machen Sie sich nichts vor: Mehr als 80 % der Menschen sind Mischtypen. Viele Vollzeitstudierende sind nur aus dem Grund ein Morgenmuffel, weil sie es sich selbst gerne und lange einreden, bis sie daran glauben. Oder wie erklären Sie es sich, als Morgenmuffel sehr früh, frisch und fröhlich aufzustehen, um den Flug in die wohlverdienten Ferien zu erwischen? Bei ausgeprägten Chronotypen ist der Rhythmus dagegen molekularbiologisch begründet. Wenn diese Personen permanent gegen ihren Rhythmus leben, leidet mitunter ihre Gesundheit. Sie sind anfälliger für organische Erkrankungen und greifen häufiger zu Nikotin und Alkohol. Der Typ kann mittels eines Gentests identifiziert werden. Mit dem Tagesrhythmus im Studium richtig umgehen Das Leistungshoch ist am Morgen. Falls Ihnen der ganze Tag zum Lernen zur Verfügung steht, wäre es zweckmäßig, in diese Zeit die in Bezug auf Ihre Zielformulierung relevantesten Aufgaben zu legen. Routineaufgaben hingegen passen gut in die leistungsschwächeren Zeiten. Nächtliches Lernen ist vom Tagesrhythmus sehr kontraproduktiv aus zu interpretieren, es sei denn, man ist eine 3.4 Mit Methodik die Zeit managen 77 „Nachteule“. Schwierig ist es, wenn Sie zum Beruf parallel studieren. Die Stunden mit der höchsten Leistungsfähigkeit liegen meist in der Arbeitszeit. Lernen fällt eher in die Phasen, in denen die Leistungsfähigkeit von Natur aus eingeschränkt ist. Eine gute Pausenplanung (vgl. Kap. 6.4.1) und das Vermeiden von Störungen (vgl. Kap. 3.3) werden daher umso wichtiger. Abb. 15: Tagesrhythmus (Quelle: In Anlehnung an Müller, Jürgens, Krebs & von Prittwitz 2012) Uhrzeit Leistung 6 100% 0% 6 10 14 18 24 4 Mit dem richtigen Lernverhalten zum optimalen Studienerfolg gelangen Zentrale Ziele dieses Kapitels Grundlagen der Lernforschung verstehen Unterschiedliche Lerntechniken kennenlernen Eignung der Methoden für das eigene Lernen testen Lern- und Arbeitstechnik Lernforschung Wissensnetz Gehirnfunktion Motivation Belohnungen Lächeln Tiefen überstehen Lerntechiken Mind -Map Loci KAWA® Wiederholung Fishbone Buchführen Lerntagebuch Mitschrift Ideensammlung Gruppenarbeit Bildung Erfolgsfaktoren Lernmethoden Ordnung Ablagesystem Computer 4.1 Informationen zur Lernforschung 79 Mit passenden Strategien eine hohe Studienmotivation sichern Den Sinn einer „Buchführung“ im Studium mittels Mitschriften, Tagebüchern und einer Ideensammlung nachvollziehen Über den passenden Einsatz und die Bildung von Gruppen Bescheid wissen 4.1 Informationen zur Lernforschung Wie lernen wir? Lernen fußt auf der Bildung und Variation neuronaler Netze. Diese Nervenzellen (Neuronen) sitzen im Gehirn und verarbeiten die eingehenden Informationen mit Rückgriff auf elektrische Impulse der Sinnesorgane. Sage und schreibe 100 Milliarden Neuronen besitzt jeder Mensch schätzungsweise. Entscheidend für die Informationsverarbeitung im Gehirn und dessen geistiger Leistungsfähigkeit sind aber nicht nur die reine Menge der Neuronen, sondern auch deren Vernetzungen. Infolge von Lernprozessen bilden die Neuronen im Gehirn Verknüpfungen (Synapsen) mit Nachbarzellen aus - es können bis zu 10.000 Verbindungen entstehen. Wird das Gelernte behalten, so werden aus diesen Kontaktstellen dauerhafte Verkettungen. Im Extremfall können eine Billiarde Synapsen vorhanden sein. Diese machen vornehmlich die geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen aus. Wenn man beim Lernen an bestehende Bindungen anknüpfen kann, ist der Behaltensgrad höher. Am Beispiel eines Spinnennetzes kann man sich den Zusammenhang gut vergegenwärtigen (vgl. Abb. 16): Unser aktuelles Wissen bildet das Spinnennetz. Neue Informationen bleiben besser hängen, wenn sie sich an einem bisherigen Faden verankern. Ansonsten schlüpfen sie leicht durch. Je mehr Detailwissen vorhanden ist, desto feiner wird das Netz. Wenn der Input besonders stark ist, kann selbstverständlich auch ein ganz neues Netzteil gesponnen werden. 80 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg Abb. 16: Wissensnetz als Spinnennetz Ein Fundament schaffen Um ein Wissensnetz zu begründen, sollten erst einmal Grundlagen bekannt sein. Vergleichbar ist die Situation mit dem Hausbau: Bevor der erste Stock gebaut werden kann, muss das Erdgeschoss und davor der Keller stehen. Auf das Lernen übertragen, sollte beim Lesen eines Buches oder eines Aufsatzes das Abstract oder das Inhaltsverzeichnis den Ausgangspunkt bilden. Durch das Studieren dieser elementaren Zusammenhänge erwirbt man einen Überblick, an den sich in tieferen Leseschritten ausgezeichnet anknüpfen lässt. Die übliche Kritik an neuen Lern- und Arbeitstechniken Immer wieder höre ich von studentischer Seite das Werturteil: „Neue Lerntechniken probiere ich nicht aus, das kostet doch nur Zeit und bringt wenig Nutzen. Ich komme auch so durch.“ Zugegeben: So hatte ich auch einmal gedacht, bis ich im Studium mit einer großen Menge an Lernstoff konfrontiert wurde. Ich war offensichtlich an meine Grenzen gestoßen und musste Neues ausprobieren. Die fremden Lerngebiete haben mich dann so interessiert, dass ich neben meinem BWL-Studium noch Pädagogik studierte. Um nun die genann- 4.1 Informationen zur Lernforschung 81 te Kritik zu entkräften: Sicher, das Einarbeiten in unbekannte Lerntechniken braucht ebenso wie die erstmaligen Anwendungen viel Zeit. Mit jeder Anwendung automatisiert sich aber der Ablauf, ohne noch viel Aufmerksamkeit auf die Technik legen zu müssen. Und eins versprechen alle der in Kapitel 4.2 dargestellten Techniken: Ihre Behaltensquote des Lernstoffes wesentlich steigern zu können. Das Gehirn braucht Saft Unser etwa zwei Kilogramm schweres Gehirn ist die Steuerzentrale, in der die Informationen aus dem Körper und der Umwelt zusammenlaufen und zu Reaktionen verarbeitet werden. Das kostet Energie: Obwohl es nur ungefähr 3 % des Körpergewichts ausmacht, benötigt es enorme Energiemengen - zirka 15 % des Gesamtbedarfs des Körpers. Das Gehirn lässt sich grob in zwei Hälften unterteilen. Werfen Sie einen Blick darauf: Einteilung des Gehirns Die linke Gehirnhälfte widmet sich dem, was im allgemeinen Sprachgebrauch als Denken tituliert wird. Sie denkt in Sprache, Begriffen, logisch und analytisch. Hier finden sich also eher Daten, Fakten und Ordnungen. Der Fokus liegt auf dem Detail. Die rechte Gehirnhälfte steuert eher die Intuition, Kreativität, Symbole und Gefühle. Das Rohmaterial der Gedanken, aufblitzende Ideen, Bilder, alle Sinneseindrücke werden also rechts bearbeitet. Der Fokus liegt auf Zusammenhängen und ganzheitlichem Denken. Das Gedächtnis kann sich Informationen besonders gut merken, wenn beide Gehirnhälften angesprochen sind. In der Schul- und Hochschulwelt wird allerdings vornehmlich die linke Gehirnhälfte angesprochen. Es geht vor allem um einzelne Fakten, lineare Planung und Organisation. Durch die dominante Nutzung der linken Gehirnhälfte wird die rechte Gehirnhälfte nicht mehr gefördert, so dass ein bestmöglicher Lernerfolg schwer erreichbar ist. Die im Folgenden vorgestellten Lernmethoden versuchen, ein optimales Zusammenspiel der beiden Hälften zu gewährleisten. 82 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg 4.2 Lern- und Arbeitstechniken 4.2.1 Mind-Mapping Wissenswertes zum Mind-Mapping Mind-Mapping ist Ihnen auf Ihrem bisherigen schulischen Lebensweg sicher bereits begegnet. Leider wird die Technik im schulischen Unterricht oft nicht in ausreichender Tiefe erklärt und konsequent angewandt. Daher mögen die kommenden Darstellungen Ihr Wissen reaktivieren und vertiefen: Mind-Mapping ist eine Notiz- und Merktechnik, die durch bildliche, farbliche und vernetzte Darstellung von Inhalten beide Gehirnhälften anregen soll. Durch die Verbindung von sprachlich-logischem und intuitiv-bildhaftem Denken soll ein effizienteres Arbeiten sowie schnelleres Erfassen von Querbezügen realisiert werden. Die Methode eignet sich ausgezeichnet, um Arbeitsaufgaben eine Struktur zu geben, die in späteren Bearbeitungsschritten immer weiter vertieft werden kann. Das Anfertigen von Mind-Maps Mind-Maps (deutsch: Gedankenkarten) können frei Hand im DIN-A3- oder DIN-A-Querformat gezeichnet oder mit Hilfe entsprechender Software erstellt werden. Studi-Tipp: Nützliches aus dem Internet Unter http: / / www.mindmap.ch/ software.htm findet sich eine Übersicht für mehr als 70 Programme und Tools für Mind- Mapping. Daneben sind zu jedem Programm bzw. Anbieter Erklärungen in deutscher oder englischer Sprache abrufbar. Einige dieser Programme sind frei erhältlich. Ein solches Programm ist FreeMind. Dort ist es möglich, Elemente zu verbinden, frei anzuordnen und mit Symbolen und Farben zu versehen. Auch Internet-Links können eingefügt werden. Das fertige Werk kann als HTML-, PDF- oder JPEG-Datei exportiert werden. Sofort-Download über pctipp http: / / www.pctipp.ch/ down loads/ office/ 28562/ freemind.html möglich. Eine Weiterentwicklung von FreeMind stellt SciPlore MindMapping dar, das sich in erster Linie an Wissenschaftler und Studen- 4.2 Lern- und Arbeitstechniken 83 ten richtet. SciPlore MindMapping importiert Bookmarks aus PDF-Dateien und überwacht Verzeichnisse auf der Festplatte nach neuen Dateien, und ist somit geeignet, große Dokumentensammlungen zu verwalten. Ein Sofort-Download ist unter http: / / www.sciplore.org/ soft ware/ sciplore_mindmapping/ möglich. Schritte beim Mind-Mapping 1. Schritt: Thema kennzeichnen In der Blattmitte bzw. Bildmitte wird das Thema in knappen Worten in Groß- und Druckbuchstaben platziert und zur Hervorhebung eingekreist. Im Gegensatz zu einer klassischen Zusammenfassung steht das Thema also nicht mehr an der Peripherie (meist oberer Blattrand bei Zusammenfassungen), sondern zentral in der Mitte. Erinnern Sie sich an das bereits in diesem Kapitel Gelesene: Unser Gehirn arbeitet auch nicht linear, sondern assoziativ. Das Querformat des Mind-Maps unterstützt unsere Assoziationen, denn gedanklich sieht man ein „Kunstwerk“. Bei der Betrachtung von Kunstwerken schauen wir uns zuerst interessiert die Mitte des Bildes an. Eine weitere Hervorhebung des Themas in der Mitte kann durch eine Zeichnung oder eine passende Farbgestaltung unterstützt werden, um unsere rechte Gehirnhälfte anzuregen. Abb. 17: Zentrales Thema platzieren 2. Schritt: Äste ergänzen Auf Ästen werden untergeordnete Schlüsselwörter um das Hauptthema herum ergänzt, die ebenfalls farbig oder mit Hilfe einer Bilddarstellung betont werden können. Die Bezeichnungen werden Studienzufriedenheit 84 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg neben die Äste gesetzt (vgl. Abb. 18). Dank dieses Schrittes werden Assoziationsketten erzeugt. Zum Thema können so Unterpunkte gebildet werden. Im Prozess entwickelt sich eine Baumstruktur, bei der die Äste stets zusammenhängen müssen, d.h. es gibt keine freihängenden Äste ohne Verbindung zu einem übergeordneten Ast. Zur Erklärung der Abb. 18: Das Hauptthema bildet die „Studienzufriedenheit“. Diese Thematik sollen Sie z.B. für eine Seminararbeit erschließen. Die Äste bilden die Perspektiven, aus denen das Thema betrachtet werden kann, z.B. von den Studierenden selbst („Wann bin ich zufrieden? “), von den Dozierenden („Wie stelle ich Studierende zufrieden? “) oder der Gesellschaft („Warum ist es wichtig, dass Studierende in der Hochschule zufrieden sind? “). Abb. 18: Äste bilden 3. Schritt: Unteräste hinzufügen In weiteren, dünneren Ästen können von den Hauptästen abzweigend weitere Unterthemen gefasst werden, womit die Vernetzungsstruktur ständig durch anknüpfende Hierarchieebenen ausbaufähig bleibt. Mind-Maps sind wie Stadtpläne Es ist wie bei einem Stadtplan: Das Stadtzentrum entspricht dem Hauptthema in der Mitte des Blattes. Die Hauptstraßen, die vom Zentrum stadtauswärts führen, entsprechen den Hauptsträngen der Map. Nebenstraßen „zweiter Ordnung“ entsprechen Ihren nachge- Studienzufriedenheit Gesellschaft Lehrende Studierende 4.2 Lern- und Arbeitstechniken 85 ordneten Gedankengängen, d.h. den Unterästen. Bilder oder andere grafische Elemente können als Marksteine für Sehenswürdigkeiten interpretiert werden. Auf jeder Mind-Map stehen nur so viele Daten, wie Sie wollen. Selbst für jeden Unterast kann ein ganz neuer „Stadtplan“ (z.B. für einzelne Stadtviertel) respektive ein neues Mind-Map gezeichnet werden. Der Begriff muss einfach in die Mitte eines neuen Blattes gesetzt werden und schon geht es weiter. Auf dem Ursprungsblatt sollte jedoch vermerkt werden, dass es einen Ableger gibt. Mit solchen Maßnahmen lassen sich Mind- Maps modular aufbauen und das Wissen strukturiert auf unterschiedliche Blätter aufgliedern. Was ist zur Anwendbarkeit zu sagen? Vorteilhaft ist, dass das Lernthema schnell erfasst und Grundgedanken und Querbezüge mit Beschränkung auf wesentliche Gesichtspunkte gezeichnet werden können. Dies führt im Gegensatz zu einer umfangreichen Dokumentation in Textform zu einer Zeitersparnis, sowohl beim Schreiben als auch beim späteren Lesen. Selbstverständlich kostet es etwas Zeit, sich Gedanken über die Haupt- und Nebenäste zu machen, aber durch dieses Auseinandersetzen mit der Thematik macht man sich bereits intensivere Gedanken. Generelle Zusammenfassungen schreibt man dagegen gerne einmal schnell runter, was die Neigung zum Vergessen erhöht. Des Weiteren sind bei den klassischen Zusammenfassungen meist mehr als 80 % der Wörter überflüssig. Bei der bildlichen Betrachtung können zudem Lernlücken erkennbar werden. Mind-Maps lassen sich aufgrund der geringen Zahl an Wörtern fast immer schnell neu erstellen, wenn man einen Strukturfehler erkannt hat. Die Unübersichtlichkeit auf den ersten Blick sollte nicht unerwähnt bleiben, sie ist bei intensiveren Erfahrungen mit Mind-Mapping jedoch leicht zu überwinden. Beim Lernen mit Mitstudierenden können Mind- Maps unter Umständen zu Problemen führen, da ein Mind-Map immer ein individuelles Werk ist und somit kein allgemeingültiges Verständnis aufgrund persönlicher Darstellungsweisen (mit individuellen Symbolen und Bildern) gewährleistet wird. Ein großer Vorteil ist die Anwendungsvielfalt von Mind-Maps: Sie eignen sich für Dokumentationen (z.B. Textzusammenfassung, Besprechungsnotizen), Organisation (z.B. Tagesplanung, Jahresplanung), Kon- 86 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg zepterstellung (z.B. Präsentationsvorbereitung, Jahresziele). Ich plane z.B. heute noch alle meine Präsentationen mit Hilfe von Mind-Mapping, und das seit mehr als 20 Jahren. Kein Einsatz von Mind-Maps als Mitschrift in der Vorlesung Als Technik zum Mitschreiben in einer Vorlesung sind Mind-Maps nicht unbedingt geeignet, da Ihnen erfahrungsgemäß vorab der Überblick über die Struktur des Vortrages fehlt. Die Hauptäste werden daher schwer zu benennen sein - es sei denn, der Dozierende macht die Verbindungen anfangs klar oder Sie sind durch das Lesen eines Fachbuchs mit der Materie bereits gut vertraut. Die bessere Alternative ist es in den meisten Fällen, Mind-Maps direkt nach der Lehrveranstaltung aus den bestehenden Unterlagen anzufertigen. Mit dem Mind-Mapping verwandte Methoden Clustering ist mit dem Mind-Mapping sehr verwandt. Beim Clustering wird ein Schlüsselbegriff in die Mitte eines Blattes geschrieben und eingekreist. Um das Schlüsselwort herum werden Assoziationen geschrieben. Diese werden ebenso einkreist und mit dem Kernwort verbunden. Jede Assoziation ergibt wieder einen neuen Kern, der weitere Begriffe auslöst. Schritt für Schritt werden weitere Ebenen ergänzt, so dass eine Assoziationskette entsteht - ein Cluster. Die Grundidee des Clustering ist, Assoziationen relativ frei und unsortiert zu bilden. Daher existiert streng genommen keine richtige oder falsche Art, ein Cluster zu bilden. Aus dem Grund wird Clustering im schulischen Unterricht dazu eingesetzt, um Schreibblockaden zu durchbrechen. Im Gegensatz zum Mind- Mapping ist es also eher strukturlos. Beim Clustering entstehen keine Äste mit den seitlichen Bezeichnungen, sondern es wird jeweils ein neuer Kasten gebildet. Clustering wird von vielen Anwendern aber oft wie Mind-Maps gebraucht, indem die Unteräste umkreist werden. Die Übersicht zu diesem Kapitel ist z.B. ein sortiertes Cluster mit umrandeten Begriffen. 4.2 Lern- und Arbeitstechniken 87 4.2.2 Loci-Methode Was gibt es Grundlegendes zur Loci-Methode zu sagen? Bei der Loci-Methode (lat. Locus; deutsch: Ort, Platz) handelt es sich um eine Assoziationstechnik, die einfach zu verstehen und anzuwenden ist. Man merkt sich eine Begriffsreihenfolge, indem man den Begriffen Objekte oder Bilder zuordnet, die auf einem Weg eingesammelt werden müssen. Zur genauen Funktion: Im ersten Schritt denkt man an eine wohlvertraute Strecke, z.B. [1] den Weg von Zuhause zur Hochschule [2] Abläufe im eigenen Körper [3] das Durchgehen einer bekannten Wohnung oder eines Hauses oder [4] das Durchspielen eines bestimmten Levels bei einem Computerspiel. Auf diesem Weg befinden sich auffallende Dinge, die Sie fix im Kopf haben, z.B. Haustür, Aufzug, Kiosk, Bahnhaltestelle, Sitzplatz usw. Diesen Wegpunkten werden die Begriffe zugeordnet, die man lernen will. Schritte der Loci-Methode Abb. 19: Ablauf der Loci-Methode im Überblick 1 • Auswahl eines Weges 2 • Notieren von markanten Dingen auf diesem Weg 3 • Auswahl der zu lernenden Begriffe 4 • Pärchenbildung: Zuordnung der Begriffe zu den markanten Wegpunkten 5 • Erzählen des Streckenablaufs mit dem Aufsammeln der Begriffe 6 • Wiederholen des Weges, um ihn sich besser zu merken 88 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg Gehen Sie einfach den Weg entlang Wenden wir uns einem Beispiel aus der Betriebswirtschaftslehre zu, dem Marketing. Die Instrumente des Kommunikationsmixes (z.B. Public Relations, Verkaufsförderung, klassische Absatzwerbung und direkter Verkauf) wären in diesem Zusammenhang zu lernen - bezeichnen wir diese als Lernobjekte. Sie wählen als Loci-Anknüpfungspunkt jenen Weg, den Sie von Ihrer Wohnung zur Hochschule zurücklegen. Wenn Sie den Weg entlanggehen, „sammeln“ Sie die Objekte der Reihenfolge nach ein. Es wird also für jeden Begriff ein eigener Platz in einer übergeordneten, fixen Struktur als Ankerpunkt reserviert. Durch diesen Trick wäre es sogar möglich, bei der Wiedergabe die exakte Abfolge einzuhalten. Nun aber zu dem konkreten Beispiel, bei dem Reihenfolge der Begriffe nicht festgelegt ist: Studienbeispiel Mein Weg: Ich gehe aus der Haustür und treffe im Aufzug meinen Nachbarn. Der erzählt mir, dass der Hersteller seiner Lieblingsschokolade einen Tag der offenen Tür veranstaltet. Dazu erwähnt er, dass das Unternehmen viel für die Umwelt tut. „Macht der eine gute Public Relation für das Unternehmen“, dachte ich mir. Auf dem Weg zur Bahn komme ich an meinem Kiosk vorbei und kaufe mir einen Kaffee und bekomme ein paar Kekse geschenkt, weil ein Produzent gerade eine Verkaufsförderungsaktion macht. Dann noch die letzten Meter zur Bahnhaltestelle, an der der Zug gerade einfährt. Auf diesem ist eine Reihe von Werbungen geschaltet, klassische Absatzwerbung, die eine große Masse an Menschen anspricht, aber einen hohen Streuverlust hat. Glücklicherweise kriege ich trotz voller Bahn einen Sitzplatz. Neben mir sitzt dummerweise der Autoverkäufer, bei dem ich vor zwei Jahren meinen PKW gekauft habe. Er erkennt mich und spricht mich direkt an, ob ich mir nicht mal die neuen Modelle ansehen wolle. Diese würden seiner Meinung nach gut zu mir passen, „was für ein toller Direktverkauf“, kam mir ins Gedächtnis. 4.2 Lern- und Arbeitstechniken 89 Was ist zur Anwendbarkeit zu sagen? Den Ablauf (Weg, Raum usw.) haben Sie bereits vor Lernbeginn im Kopf. Daran lässt sich also schön anknüpfen. Die Methode eignet sich aber nicht unbedingt für umfangreichen Lernstoff: Der Weg wird zu lang und die Verknüpfungen schwächer. Dennoch lassen sich für einzelne Begriffe gewisse Zusammenhänge gut einprägen. Definitionen sind mit der Methode also sehr leicht herzuleiten. Verwandte Methoden zur Loci-Methode Die geschichtliche Methode hat den gleichen Sinn wie die Loci- Methode: sich Begriffe in einer bestimmten Reihenfolge merken. Basis ist nicht ein bekannter Weg, sondern eine Geschichte, die Sie bereits erlebt haben oder die frei erfunden ist. Wichtig ist, dass die Geschichte interessant ist und behalten werden kann. Die sich zu merkenden Objekte/ Begriffe werden der Reihenfolge nach in eine Geschichte eingebaut. Vorteilhaft ist, dass die Geschichte die eigene Kreativität fördert und das eigene Interesse am Sachverhalt meist sehr hoch ist. Es ist aber nicht immer leicht, sich für recht beziehungslose Begriffe zusammenhängende Geschichten auszudenken. Wenn diese dann frei erfunden sind und keinen besonderen Kick haben, der die Erinnerung erleichtert, werden sie vergessen. 4.2.3 KaWa©-Technik Was gibt es Grundlegendes zur KaWa©-Methode zu sagen? KaWa© ist ein Kunstwort und steht für: Kreativ, Analografitti, Wort und Assoziativ (Birkenbihl 2007). Ein wichtiger Sinn dieser Methode liegt darin, zu einem Begriff respektive dessen Buchstaben freie Assoziationen zu bilden, um die eigene Kreativität zu wecken. Zeichnerische Elemente lassen sich problemlos hinzufügen. Man erschafft ein Art Wortbild. Dieses Wortbild eignet sich, um sich Begriffe klarzumachen. Ein Beispiel meiner Assoziationen für das Wort „Erfolg“ findet sich in Tabelle 11. 90 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg Buchstabe Assoziation E Effektiv R Resultate F Freude O Ordnung L Leistung G Gewinn Tab. 11: Ableitung eines KaWa© zum Begriff „Erfolg“ Abb. 20: KaWa© zum Begriff „Erfolg“ Erfolg effektiv Freude Gewinn Resultate Ordnung Leistung 4.2 Lern- und Arbeitstechniken 91 Schritte der Kawa©-Methode Abb. 21: Ablauf der KAWA©-Technik im Überblick Studi-Tipp: Ein Beispiel aus dem Internet Unter YouTube finden sich eine Reihe von schönen Beispielen zur Anfertigung einer KaWa©. Einfach Birkenbihl, die Erfinderin der Technik, und KaWa© eingeben und schon haben Sie eine schöne Auswahl. Besonders gelungen finde ich das KaWa© zum Begriff „Learning“ unter folgender Adresse http: / / www.youtube.com/ watch? v=wwTOU13N3d4 Was ist zur Anwendbarkeit zu sagen? Sie können ein KaWa© anfertigen, bevor oder nachdem Sie einen Begriff erschlossen haben. Im ersten Fall ist es eine Art Brainstorming. Im zweiten Fall dient es dem konkreten Lernen von Begriffen. Die Technik ist leicht zu verinnerlichen und bringt unbewusste Lösungen und neue Ansätze hervor. Ein Problem liegt darin, dass die Assoziationen durch die Buchstaben des Hauptwortes relativ eingeschränkt sind. Meiner Wahrnehmung nach ist das jedoch keine Einengung, sondern die Kreativität wird noch weiter angeregt, indem man nach Synonymen sucht und damit den Sachverhalt weiter erschließt. Ein Wort können Sie hierdurch aus seinen Buch- 1 •Schlüsselwort auf ein Querblatt schreiben 2 •freie Assoziationen zu den Buchstaben dieses Begriffes 3 •ständiges Wandern über die Buchstaben inklusive Ergänzungen 4 •falls zu einem Buchstaben nichts einfällt, bleibt er frei 5 •evtl. gleichartige Zusammenhänge farblich kenntlich machen 92 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg staben heraus sehr gut definieren. Auch für das Sprachlernen lässt sich KaWa© sehr gut einsetzen, da man besonders schwierige Wörter durch Anwendungssituationen greifbar machen kann. Fremde können in der Regel (ohne Erklärung des Zeichners) wenig mit einer KaWa©-Grafik anfangen, da sie sehr individuell gestaltet ist. Sie können anderen Personen ein Wort respektive einen Sachverhalt gut mit der Technik verständlich machen. 4.2.4 Fishbone-Analyse Wissenswertes zur Fishbone-Analyse Die Fishbone-Analyse wird auch Ursache-Wirkungs-Diagramm oder (nach ihrem Erfinder) Ishikawa-Diagramm genannt. Den Namen „Fishbone“ erhielt sie, weil die zeichnerische Umsetzung für den Betrachter wie die Gräten eines Fisches wirkt (vgl. Abb. 22). Womit wir auch schon bei der Intention der Technik sind: Es wird eine graphische Darstellung von Ursachen angefertigt, die zu einem Lernproblem führen oder dieses maßgeblich beeinflussen. Es wird rückblickend die Frage gestellt: „Was sind mögliche Gründe für mein Lernproblem? “ Sie können die Methode selbstverständlich auch in die andere Richtung anwenden und Erfolgsfaktoren für das Lernen prüfen. Im Folgenden wird die Methode zur Konkretisierung eines Lernproblems vorgestellt. Sinnvoll ist es, vom folgenden Diagramm auszugehen und drei Schritte nacheinander zu vollziehen. Schritte der Fishbone-Methode 1. Schritt: Problem kennzeichnen Schreiben Sie Ihr gewähltes Problem an den Kopf des Fisches. Hiermit wird gesichert, dass es eine zentrale Rolle besitzt. Ein mögliches Problem wäre die „mangelnde Konzentration am Nachmittag beim Lernen zu Hause“. 4.2 Lern- und Arbeitstechniken 93 Abb. 22: Fishbone-Analyse 2. Schritt: Gräten prüfen Nun werden die einzelnen Gräten Schritt für Schritt (Abb. 23) mit Fragen geprüft (vgl. Tabelle 12). Anfangen kann man z.B. bei Faktor „Mensch“. Liegt es an Ihnen selbst? Denken Sie gerade am Nachmittag an etwas völlig anderes? Geht man weiter im Diagramm, könnte man beim Element „Technik“ das Problem erkennen, z.B. „Die Kühlung des PCs lenkt mich immer wieder vom Schreiben ab.“ Die einzelnen Gräten müssen nicht abschließend beurteilt werden, vielmehr kann man hin und her springen, wenn man durch die Analyse einer Gräte erkannt hat, dass eine enge Verbindung zu einem anderen Aspekt besteht. Zweckmäßig ist allerdings, alle potenziellen Problembereiche zumindest einmal zu prüfen. Abb. 23: Vorgehen bei der Fishbone-Analyse Problem Technik Mensch Methode Mitwelt Konzentrationsmangel am Nachmittag Problem Technik Mensch Methode Mitwelt Konzentrationsmangel am Nachmittag 94 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg Gräte Fragen Mensch Denke ich an etwas anderes? Was wäre mir lieber, warum? Womit lasse ich mich gerne ablenken? Technik Ist die Kühlung des PCs laut? Stürzt mein PC zu oft ab? Spielt meine Technik allgemein mit (muss etwas angeschafft werden)? Mitwelt Stören mich meine Freunde in Lernsituationen? Tragen Probleme mit meinem Partner bzw. meiner Partnerin dazu bei? Habe ich ausreichend Abgrenzung? Methode Welche Lernmethoden wende ich in den Situationen an? Habe ich meinen Tagesrhythmus richtig bedacht? Mache ich Fehler bei meiner Lernorganisation? Tab. 12: Mögliche Fragen zur Themenprüfung bei den einzelnen Gräten 3. Schritt: Lernen ändern Nach der Prüfung kann eine Anpassung des Lernverhaltens vorgenommen werden. Sie erkennen z.B., dass die Probleme primär in Ihrem Umfeld liegen. Aus dem Grund beschließen Sie, Ihren Lernort für eine Zeit am Nachmittag in die Bibliothek zu verlagern. Was ist zur Anwendbarkeit zu sagen? Die Fishbone-Analyse führt zu einer ganzheitlichen Betrachtung aller Aspekte hinsichtlich einer Thematik. Sie ermöglicht anhand 4.2 Lern- und Arbeitstechniken 95 des Diagramms, tatsächliche Ursachen zu identifizieren, denn oft greift man z.B. bei Lernproblemen schnell zu wenig durchdachten Schlüssen. Die Anfertigung des Diagramms verhindert einen Schnellschuss, bei dem man sich sofort auf einige wenige, vielleicht falsche Ursachen konzentriert. 4.2.5 Wiederholung Wiederholung macht den Meister Je öfters wir uns mit einem Lernthema beschäftigen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, es zu behalten. Man bildet Schritt für Schritt Spuren im Gedächtnis, deren Behaltensgrad immer weiter steigt, denn es wird ja stets an Bekanntem angeknüpft (vgl. Abb. 24). Es ist mit einem Schneeball vergleichbar, der einen Berg hinunterrollt - er wird mit jedem Meter größer. Und es geht ganz einfach, z.B. durch stilles oder lautes Vorsagen des gelernten Stoffes. Oder man fertigt sich Lernkarteikarten an, die man immer mal wieder durchgeht, z.B. in der Bahn, bei einem Spaziergang oder allgemein bei Wartezeiten (z.B. bis zum Vorlesungsbeginn an der Hochschule). Da wieder und wieder weitere, teils nicht prognostizierbare, Wartezeiten entstehen, sollten Sie einige Lernkarten immer bei sich tragen - eine Anzahl von 20 bis 30 Karten würde das Gepäck nicht sonderlich belasten. Lernen Sie aber auch hier mit System, indem Sie die Karten in zwei unterschiedlichen Fächern anlegen. In das erste Fach werden die Karten mit den neuen Inhalten, die es intensiv zu lernen gilt, abgelegt. Wenn der Inhalt gefestigt ist, kommt die passende Karte in das zweite Fach. Das zweite Fach wird nicht vergessen, sondern mindestens einmal wöchentlich durchgearbeitet. Falls Sie den Inhalt dann nicht mehr wiedergeben können, wird die Karte wieder in das erste Fach gelegt. Abb. 24: Behaltensquote Lernen Wiederholen Wiederholen Wiederholen Behalten 96 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg 4.3 Buchführen 4.3.1 Mitschrift führen Mit der eigenen Mitschrift zum Erfolg Zum proaktiven Verhalten (vgl. Kap. 1.2.1) gehört es, in Lehrveranstaltungen intensiv mitzuschreiben - auch wenn bereits Skripte oder Lehrbücher vorliegen. Der Lehrende ergänzt durch seine Worte das gedruckte Wort meist, z.B. durch Praxisbeispiele. Beim Mitschreiben gebrauchen Sie aber Ihre eigenen Worte und prüfen dadurch nochmal das Verständnis des Stoffes. Mitschreiben führt in einer Lehrveranstaltung zu einer Reihe von weiteren positiven Effekten: höhere Aufmerksamkeit in der Lehrveranstaltung, besseres Einprägen und Behalten des Lernstoffes, gute Grundlage für die Wiederholung des Lernstoffes. Einen Fehler darf man allerdings nicht machen: Jedes Wort der Dozierenden ungezügelt mitschreiben. Nicht alle Details und Gedanken sind lohnenswert, sondern nur die zentralen Gedanken. Entwickeln Sie deshalb Ihr eigenes, optimales Mitschreibesystem. Ich habe in meiner Studienzeit den Weg gefunden, nur Kurzsätze und Schlagwörter in meine Mitschrift einzubringen. Zu Beginn bin ich übrigens auch dem Anfängerfehler erlegen, eine Unmenge niederzuschreiben. Das Resultat war, dass ich mit den teils sehr wirren Unterlagen nichts anfangen konnte. Abb. 25: Erfolgsrezepte für eine Mitschrift nur wichtiges Notieren kurze Sätze oder Stichwörter notieren unklare Sachverhalte schnell klären Mitschrift zügig nach der Veranstaltung bearbeiten Zusammenfassung schreiben Inhalte mit anderen diskutieren 4.3 Buchführen 97 Den Umgang mit der Mitschrift perfektionieren Zum aktiven Arbeiten gehört auch der passende Umgang mit der Mitschrift. Falls Ihnen etwas unklar ist und die Lehrveranstaltung eine Möglichkeit für Fragen bietet, machen Sie sich direkt schlau, indem Sie Ihr Problem ansprechen. Nach der Lehrveranstaltung sollte das Durchsehen der Notizen möglichst nicht zu einem weit entfernten Zeitpunkt nach der Veranstaltung beginnen. Das kann gut schon während der Bahnfahrt nach Hause erfolgen. Während dieser Zeitspanne können z.B. zu knappe Teile markiert und zu Hause dann ergänzt werden. Mein Erfolgsrezept war, die Kerngedanken der Lehrveranstaltung im letzten Bearbeitungsschritt noch auf einer halben Seite zusammenzufassen. Diskutieren Sie zudem das Mitgeschriebene in Ihrer Lerngruppe und bringen Sie dort auch Ihre Fragen an. Mitschriften sind mehr als nur Prüfungsvorbereitung Sie können aus Ihrer Mitschrift im Nachhinein auch eine schriftliche Informationssammlung zum Nachschlagen allgemein machen. Darin können Aspekte aufgenommen werden, die für Sie persönlich oder beruflich interessant erscheinen. Um dies zu gewährleisten, müssen Sie die Mitschrift noch intensiver bearbeiten und daraus weitere aussagekräftige Zusammenfassungen oder Mind-Maps anfertigen. Sie können in Ihrem Werk auch einschlägige fachsprachliche Redewendungen aufnehmen. 4.3.2 Lerntagebücher anlegen Lerntagebücher bringen Ordnung in den Lernablauf Im Rahmen der ALPEN-Methode (vgl. Kap. 3.4.1) wurde bereits die Relevanz der Kontrolle für formulierte Ziele ausgeführt. Der Lernfortschritt lässt sich auch gut in einem Lerntagebuch erfassen. Dort schreiben Sie auf, für welche Zielerreichung respektive Aufgabe welche Lernmethode eingesetzt wurde, und dokumentieren positive und negative Erlebnisse. Erfolge lassen sich auf diese Weise leicht bilanzieren und Misserfolge kritisch überdenken. Sie treten ganz einfach besser ins Bewusstsein - ein Bewusstsein für den eigenen Lernprozess. Ein Lerntagebuch bringt sie dazu, sich 98 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg noch einmal direkt mit Ihrem Lernen zu konfrontieren und intensiv darüber nachzudenken. Stellen Sie sich Fragen, z.B.: Wann habe ich mit der Arbeit begonnen? Wann habe ich meine wichtigste Arbeit gemacht? Was war für mich beim Lernen heute hilfreich? Was hätte ich heute noch bedenken können? Wann war mir besonders langweilig? Was war für mich sehr interessant? Wann habe ich mich gut gefühlt? Welche Störungen hätte ich vermeiden können? Was hätte ich noch machen sollen, was habe ich aufgeschoben? Welches Tagesziel habe ich heute nicht erfüllt? Wissenswertes über das Lerntagebuch Das Niederschreiben können Sie auch zu einem festen wöchentlichen Ritual machen - eine Zeit der Muße und des Rückblicks mit gleichzeitigem Nutzen für die Zukunft. Ein Lerntagebuch können Sie auch für einzelne Lehrveranstaltungen verfassen (vgl. die Leitfragen am Ende dieses Teilkapitels). Cantrell, Fusaro & Dougherty (2000) wiesen in einer Studie nach, dass das Führen eines Lerntagebuchs zur Nachbereitung von Seminarstunden dem Anfertigen einer gängigen Zusammenfassung überlegen ist. Aber egal, wie breit Sie das Tagebuch anwenden: Nach einer Zeit haben Sie eine Lernhistorie erstellt, die Ihren Lernfortschritt über Ihr Studium erfasst. Das Lerntagebuch hat also eine Bilanzfunktion. Ergänzend dazu wird Ihre Motivation gesteigert, wenn Sie in Ihre ältere Lernvergangenheit schauen. Sie sehen auf einen Blick, welche Probleme sie schon gelöst haben und erkennen die Weiterentwicklung Ihrer Fähigkeiten in Ihrem Studienleben. Studi-Tipp: Reflektieren Sie sich nach Prüfungen Schreiben Sie direkt nach erfolgreichen und gescheiterten Prüfungen exakt auf, in welchen Strategien der Erfolg oder Misserfolg begründet war. Notieren Sie auch direkte Änderungsvorschläge oder denkbare Optimierungsansätze. 4.3 Buchführen 99 Studi-Tipp: Lern- und Arbeitsstrategien entwickeln Wenn Sie eine neue Lernmethode ausprobieren, dokumentieren Sie die zeitliche Länge, die Sie für die Bearbeitung einer Lerneinheit mit Rückgriff auf diese Methode gebraucht haben. Führen Sie diese Ausführungen beim weiteren Einsatz fort. Sie können Lerneinheiten mit ähnlichem Umfang hinsichtlich Ihrer Produktivität vergleichen. Auf diese Weise gewinnen Sie ein Gefühl für den In- und Output-Vergleich. Mit den Informationen können Sie Ihre individuellen Lern- und Arbeitsstrategien entwickeln. Das Niederschreiben selbst ist schon ein Einüben einer Technik. Leitfragen für die Erstellung eines Lerntagebuches zur Reflexion von Lehrveranstaltungen Welche Sachverhalte erscheinen mir so wichtig, dass ich sie noch einmal mit eigenen Worten auf den Punkt bringen möchte? Welche zentralen Konzepte erscheinen mir so wichtig und nützlich, dass ich sie gerne behalten möchte? Kann ich diese kurz und prägnant definieren? Welche weiterführenden Fragen wirft das Gelernte auf? Regt es mich zu Gedanken an, die über den Stoff im engeren Sinne hinausführen? Gibt es Bezüge zwischen dem Gelernten und der Lehrveranstaltung (seiner Gestaltung, seinen Rahmenbedingungen, seinem Ablauf) selbst? Sind mir Bezüge und Anknüpfungspunkte zwischen dem Thema der Stunde und aus anderen Fächern/ Seminaren bereits bekannten Theorien, Befunden oder Methoden aufgefallen? Fallen mir Beispiele aus meiner eigenen (biografischen) Erfahrung ein, die das Gelernte illustrieren, bestätigen oder ihm widersprechen? Welche Aspekte des Gelernten fand ich interessant, nützlich, überzeugend, und welche nicht? Warum? 100 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg Welche Fragen blieben offen? Was erschien mir unklar? Was erschien mir falsch? Welche Aspekte des Gelernten kann ich bei gegenwärtigen oder zukünftigen Tätigkeiten (Praktika, Beruf) selber nutzen? Wie könnte eine solche Nutzung aussehen? Habe ich Erfahrungen oder Beobachtungen gemacht, die mir bei zukünftigen Präsentationen helfen können? Quelle: Rambow & Nückles 2002 4.3.3 Ideensammlung gebrauchen Ein Ideensammelbuch anlegen An manchen Tagen kann man vor lauter Kreativität kaum an einem Thema lernen, weil man immer wieder gute Ideen zur Lösung anderer Aufgaben entwickelt. Für solche Anlässe empfiehlt es sich, ein Ideensammelbuch auf dem Schreibtisch zu haben - das kann schon ein kleiner Block sein. Auf diesem können Sie Ihre Geistesblitze niederschreiben. Im Notfall können Sie Ideen auch schnell auf das Handy sprechen, Hauptsache ist, dass Ihr weiterer Arbeitsprozess nicht mehr gestört ist. Ein solches Ideenbuch kann Ihnen auch zu einem besseren Schlaf verhelfen (vgl. Kap. 6.4.2). 4.4 Arbeit in Lerngruppen Lerngruppen suchen Bilden Sie eine Learning Community mit Ihren Kommilitonen. In der Lerngruppe überprüfen Sie Ihr Wissen und entwickeln neue Einsichten. In dem Team sollten zwei bis maximal sechs Teilnehmer zusammenarbeiten. Sie haben oft Projektcharakter, weil sie häufig für eine besondere Prüfungssituation gebildet und in der Regel bestimmte Arbeitsaufgaben aufgeteilt werden. 4.4 Arbeit in Lerngruppen 101 4.4.1 Gruppenorganisation Grundlegende Organisationsfragen Am Anfang müssen sich die Gruppenmitglieder über ihre potenziellen Themen, Ziele und Verantwortungsbereiche abstimmen. Nicht zu vergessen ist, dass auch in diesem Fall wieder SMARTE Ziele anvisiert werden sollten (vgl. Kap. 2.5). Für jedes einzelne Gruppentreffen sollte ein Zeitlimit ausgemacht werden. Ein verbindlicher Schlusstermin erzeugt Druck, so dass die Ziele fix angegangen werden. Probleme entstehen vor allem, wenn Aufgaben nicht klar verteilt oder Meilensteine nicht gesetzt wurden. Daher sollte ein fixierter Zeitraum zur Erledigung der Teilaufgaben und für die Abstimmung der einzelnen Ergebnisse formuliert werden. Gruppen, die dies missachteten, hatten meiner Erfahrung nach speziell kurz vor dem Abgabetermin der Projektarbeit große Koordinierungsprobleme. Ähnlich wichtig war ein permanenter Austausch der Ergebnisse, da so Doppelarbeiten vermieden werden konnten. Gruppensprecher wählen Auf der Beziehungsebene ist erfahrungsgemäß ein Gruppensprecher bzw. -leiter sehr relevant, der die Schritte koordiniert und bei Problemen der Gruppenmitglieder untereinander vermittelt. Diese Person sollte von allen akzeptiert und vor allem kein ewiger Besserwisser sein, da die Gruppe kooperativ arbeiten soll. Zu den Aufgaben des Gruppensprechers gehört, darauf zu achten, dass Aufgaben gemäß den Fähigkeiten gerecht verteilt werden und alle ihre auferlegten Pflichten einhalten. Oft werden Gruppenarbeiten negativ wahrgenommen, weil durch langatmige Diskussionen und Abschweifungen zum Thema kein Lernfortschritt erzielt wird. Ein waches Auge des Gruppenleiters verhindert auch dies. Umgang mit problematischen Gruppenmitgliedern Generell sollten diejenigen Gruppenmitglieder, die eine Gruppe beherrschen wollen und dadurch negativ auffallen, schnell angesprochen werden und um eine Verhaltensänderung gebeten werden. Andererseits können auch zu passive Mitglieder die Effizienz 102 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg der Gruppe gefährden. Nur von anderen zu profitieren, ohne etwas einzubringen, sollte nicht toleriert werden. Werden die bereits genannten Ratschläge eingehalten, dann ist die Stimmung in den Gruppen auf einem guten Niveau und motivierend für alle Mitglieder. Dazu gehört es auch, sich in Krisen mit guten Worten zu unterstützen und zu versuchen, diese gemeinsam zu lösen. Ein Protokoll erstellen Um die Bindung an formulierte Ziele und Meilensteine zu erhöhen, kann bei jedem Teamtreffen ein Protokoll angefertigt werden. Hier können die wichtigsten Ergebnisse und Ziele festgehalten werden. Das Protokoll kann direkt am Computer oder in lesbarer Handschrift verfasst werden. Am Ende der Besprechung sollte das Protokoll vom Mitschreiber laut vorgelesen und gefragt werden, ob alle Gruppenmitglieder damit einverstanden sind. Zum Start des nächsten Treffens kann das Niedergeschriebene hinsichtlich der Zielerreichung geprüft werden. Keine Gruppenarbeiten um jeden Preis Gruppenarbeiten eignen sich übrigens nicht für alle Lernvorhaben. Nicht alles Faktenwissen ist auf diese Art zu gewinnen und möglichst gut zu behalten - auch nicht durch „Lernen durch Lehren“ (vgl. Kap. 4.4.2). Vieles erledigt man besser in Einzelarbeit. Grundkenntnisse der Fakten sollten immer eine Voraussetzung für die Gruppenarbeit sein. Diskussion, Vertiefung und Kontrolle der Wissensbasis kann dann wieder im Team erfolgen. 4.4 Arbeit in Lerngruppen 103 Abb. 26: Erfolgsfaktoren für Gruppenarbeiten Studi-Tipp: Daten teilen Wenn Sie ein Dokument in einer Gruppe bearbeiten wollen, kann Ihnen das Internet helfen. Unter der Adresse https: / / www.dropbox.com/ findet sich die Online-Festplatte Dropbox, einer der führenden Anbieter weltweit. Für Gruppenarbeiten sind wichtige Funktionen vorhanden: Daten zu teilen und die automatische Synchronisierung, auch mit Daten mehrerer Rechner. 4.4.2 Arbeitsmethoden in Lerngruppen Lernen durch lehren Beim Lernen durch Lehren oder kurz LdL lernen die Studierenden den Lernstoff, indem sie ihn anderen Personen vermitteln, also didaktisch aufbereiten und in einer fiktiven Lehrsituation ihren Kommilitonen präsentieren. Sie werden sich fragen, was ist daran neu? Sicher, das Prinzip ist keine wirkliche Innovation. Wichtig ist, dass es professionell betrieben wird: Ein Studierender schlüpft in die Dozentenrolle und lehrt einen vereinbarten Teil des Lernstoffs in einem abgesprochenen Zeitrahmen. Er praktiziert also quasi eine Seminarstunde, inklusive des Einbezuges passender Medien (z.B. PowerPoint-Präsentation). Ideal ist es, wenn die anderen Mitglieder Sachlich Beziehung 104 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg der Lerngruppe voll einbezogen werden, z.B. durch Fragen in die Runde hinsichtlich der Anknüpfung an andere Themengebiete oder dem Herausarbeiten von Pro- und Contra-Aspekten. Auch der Entwurf von eigenen Übungsaufgaben kann die Aufmerksamkeit der Zuhörer steigern. Mit Hilfe der simulierten Lehrveranstaltung wird die Aktivität gesteigert, der Stoff intensiver bearbeitet und letztlich der Lerneffekt erhöht. Ein positiver Nebeneffekt ist die Verbesserung der Sozialkompetenz und die Steigerung des Selbstvertrauens. LdL lässt sich gut in einer kleinen Arbeitsgruppe realisieren, bei der man sich die Lernpakete aufteilt, z.B. verschiedene Themenschwerpunkte zur Prüfungsvorbereitung. Durch die Spezialisierung ist jeder Vortragende Fachmann auf seinem Gebiet. Schwierige Lernstoffe hört man nochmal in der Sprache der Mitstudierenden. Ebenso ist die Hemmschwelle für Fragen geringer. Musterlösungen per E-Mail entwerfen Übungsaufgaben müssen nicht immer nur face to face besprochen werden. In einer Lerngruppe könnten z.B. auch E-Mail-Frageketten entworfen werden. Einen möglichen Ablauf einer solchen Lernfragenkette illustriert die folgende Abbildung. Abb. 27: Ablauf einer Lernfragenkette 1 • Ablauf und Ziel der Frageketten formulieren 2 •2-3 Fragen an ein Mitglied der Lerngruppe senden 3 •Lösung der Fragen durch den Studierenden 4 •Sendung der Lösung an ein drittes Mitglied zur Kontrolle 5 •evtl. Verbesserung der Lösung und Rücksprache mit dem Verfasser der Lösung 6 •Sendung der Musterlösung an alle Mitglieder der Lerngruppe 4.5 Motivation 105 4.5 Motivation Die Motivation erhalten Motive sind eine Art Triebfeder des Wollens, die Sie zu einer bestimmten Verhaltensweise veranlassen. Wenn Sie richtig motiviert sind, haben Sie Interesse, die Leistungsforderung zu erfüllen. In den ersten Semestern kommen die Studierenden sehr motiviert an die Hochschule, nach kurzer Zeit macht die erste Begeisterung nüchternem Realismus Platz. Studierende stellen fest, dass sie viel lernen müssen, es viel schwieriger ist als in der Schule, viele Fächer schlicht leidige Pflicht sind. Wenn Sie sich keine klare Vision, Mission und Ziele gesetzt haben (vgl. Kap. 2), ist Hals über Kopf der große Frust zu verzeichnen - überlesen Sie also nicht Kapitel 6. Dort werden Ihnen einige Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Fitness präsentiert, die dazu dienen können, Ihre Motivation zu verbessern. 4.5.1 Belohnungen setzen Die Belohnung als Anreiz Die Wichtigkeit von positiven Emotionen beim Lernen (vgl. Kap. 1.2.5) wurde bereits mehrfach betont. Motivationsanreize können auch durch das Setzen von Belohnungen aufkommen. Wenn etwa ein bestimmter, wichtiger Arbeitsabschnitt in einer Projektgruppe erledigt ist, belohnen sich die Mitglieder mit einem kleinen Event. Das kann ein Gang in den Zoo, ein Wellness-Tag, ein langer Kaffee mit Freunden oder ein Kinobesuch sein. Keine Pseudobelohnungen Die Belohnung darf nicht künstlich gesetzt sein, d.h. ein Kinogang darf nicht nur zur Belohnung werden, weil Sie ihn sich vorab verboten haben. Belohnungen sollten also keine Pseudobelohnungen sein, sondern positiv gegenüber dem Normalfall herausstechen. Ansonsten erteilen Sie sich vorher extra eine Strafe - nur, um von einer Belohnung sprechen zu können. Belohnen muss also immer etwas Außergewöhnliches sein. Schon die Definition dieser schö- 106 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg nen Gegebenheiten kann Freude bereiten. Beim Erreichen besonderer Meilensteine kann man sich sogar ein absolutes Highlight setzen, z.B. einen mehrtägigen Städtetrip. Welche Dinge eignen sich zur Belohnung? Man kann sich auch mit Dingen belohnen, die bei jedem Lernschritt wieder motivieren. Dies können besonders ansprechende Schreibmaterialien, ein kreativer Notizblock oder ein schneller PC mit schönem Design sein. Vergessen Sie nicht, die Belohnung unmittelbar nach dem gewünschten Verhalten einzulösen, sonst kann sie dem Erfolgserlebnis gefühlsmäßig nicht mehr so gut zugeordnet werden. Infolge der Belohnungseinlösung werden auch Endorphine, so genannte Glückshormone, freigesetzt. Diese haben eine entfernt dem Opium verwandte Wirkung und mildern depressive Tiefs ab. Belohnungen verhindern, dass man das Studium als Last oder Tretmühle sieht. Sie sollten aber nur eingelöst werden, wenn das fixierte Ziel wirklich erreicht wurde. 4.5.2 Lächeln Lächle Dich froh! Forscher haben belegt, dass positive Gesichtsmuskelbewegungen das eigene emotionale Erleben bestärken. Im Rahmen der Facial- Feedback-Hypothese (Strack, Martin & Stepper 1988) wurde festgestellt, dass Personen, die während einer Veranstaltung zum Lächeln angeregt werden, diese nachträglich als positiver empfinden als Probanden, die keine positiven Gesichtsausdrücke haben. Man signalisiert dem Gehirn also, dass ein Grund für gute Laune besteht. Erschrecken Sie nicht, Sie brauchen in der Lehrveranstaltung nicht wie ein Smiley herumzusitzen. Ein solches Verhalten wirkt auch etwas seltsam auf Dozierende und Mitstudierende. Nichtsdestotrotz kann man versuchen, angespannte Gesichtszüge zu vermeiden und hin und wieder ein Lächeln einzustreuen. 4.6 Ordnung 107 4.5.3 Tiefen managen Mit Tiefen im Studium umgehen Es gibt immer wieder Situationen, bei denen man am Ende des Tages denkt, „heute habe ich überhaupt nichts geschafft“. Kommt dieses Klagen nur selten vor, ist es nichts Ungewöhnliches - ja geradezu menschlich. Wenn man jedoch über längere Zeit solche negativen Gefühle aufbaut, kann das Selbstwertgefühl sehr darunter leiden. In solchen Fällen müssen unterstützende Maßnahmen schnellstens getroffen werden. Studi-Tipp: Tageserfolge notieren Schreiben Sie z.B. am Ende eines jeden Tages zehn Aspekte auf, die Sie erledigt haben: 1) fünf Artikel gelesen und zusammengefasst, 2) Ablagesystem optimiert und dabei drei Ordner zusammengefasst usw. Eine weitere Maßnahme zur Kennzeichnung eigener Tageserfolge wäre, einen gelungenen Moment mit dem Handy zu fotografieren. Sehen Sie sich das Bild am Abend noch einmal an und sagen zu sich, dass Sie etwas Tolles erreicht haben. Kleinste positive Erinnerungen an Ihre Fähigkeiten können ein Motivationsschub sein. Studi-Tipp: Ziele überprüfen Prüfen Sie, ob Ihre Zielformulierungen vielleicht nicht zu ambitioniert waren. Eventuell müssen Sie Ziele flexibel umformulieren. Demotivieren Sie sich in Zukunft nicht selbst mit den Zielformulierungen. Ambitioniert ja, überambitioniert: Nein. 4.6 Ordnung 4.6.1 Grundlagen zur Ordnung im Studium Ordnung ist das halbe Studienleben Damit Lerntechniken oder auch Lesetechniken (vgl. Kap. 4.2 und 5) Erfolg haben, muss eine geordnete Voraborganisation beachtet 108 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg werden. Deshalb sind geeignete Maßnahmen zu treffen, um sich auf das Lernen einzustimmen. Ein erster Schritt kann ein festgelegter Rhythmus zur Gewährleistung eines guten Lernstarts sein (vgl. Abb. 28). Das Schild an der Tür soll für die notwendige Ruhe sorgen, damit die Umwelt die Lernzeit auch als solche wahrnimmt. Rituale können zudem ein Getränk auf dem Tisch und das Ausschalten des Handys sein. Wichtiges muss in die Nähe Regelmäßig gebrauchte Arbeitsmaterialien sollten direkt am Arbeitsplatz sein. Andererseits gehören Unterlagen, die nur Ablenkung bewirken, nicht auf den Schreibtisch. Vom Schreibtisch verbannt ist also z.B. das aktuelle Kinoprogramm oder die Tageszeitung. Verschiedene Stifte, eine Schere, Büroklammern usw. haben dagegen auf der Schreibtischfläche oder einem Regal direkt am Schreibtisch ihren Platz. Allgemein sollten in die Schreibtischschubladen Gegenstände gelegt werden, die jede Woche oder zumindest jede zweite Woche zu Studienzwecken einmal in die Hand genommen werden. Abb. 28: Fixe Lernrituale für einen guten Lernstart 1 •Türschild aufhängen (Titel: "Lernzeit - Bitte nicht stören") 2 •Wasserflasche auf den Tisch 3 •Handy ausschalten 4 •kurz zurücklehnen und durchatmen 5 •Lernstart 4.6 Ordnung 109 Aufräumen bringt mehr Wenn die Tagesarbeit beendet ist, sollte der Schreibtisch aufgeräumt werden. Geschirr oder ähnliches hat nach dem Arbeitstag also dort nichts mehr zu suchen. Inwieweit der Schreibtisch und dessen Umfeld freigeräumt sein sollen, darüber existieren sehr unterschiedliche Ansichten. Wichtig ist allerdings, dass Sie einen Überblick über die einzelnen Stapel haben und diese gut sortiert sind. Ist dies nicht der Fall, entsteht viel Suchzeit, die besser für das Lernen verwendet würde. Der Schreibtisch und seine Umgebung sollten auf jeden Fall so viel Platz bieten, dass man sich ausbreiten und seine Stapel überhaupt organisieren kann. Der Wunschgedanke, dass man Wichtiges auf dem Schreibtisch schon nicht vergessen wird, ist eine oft einfältige Annahme: Sobald eine Reihe von anderen, ebenfalls vermeintlich wichtigen Unterlagen darüber liegt, geht der Erinnerungseffekt verloren. Auch Arbeitsmaterialien oder Unterlagen aus der Ablage sollten auf dem Schreibtisch oder im Arbeitsraum nicht wild herumliegen, sondern nach der Verwendung wieder richtig einsortiert werden. An die Sortierung der Unterlagen denken Es empfiehlt sich, ein Ablagesystem zu entwickeln. Am Anfang reichen sicher die Briefkörbe „Eingang“, „Bearbeitung“ und „Ablage“. Die Dokumente im Eingang hat man noch nicht näher angesehen. In Bearbeitung finden sich Dokumente, die noch nicht abschließend erledigt worden sind. Um die Bearbeitung zu beenden, müssen z.B. noch weitere Informationen beschafft werden. In der Ablage sind Dokumente, die sortiert und in Ordner oder Hängeregister abgelegt werden müssen. Ideal ist, jeden Abend die Ablagefächer final zu bearbeiten, um sie weitmöglichst zu leeren. 110 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg Abb. 29: Briefkorbsystem Aufzeichnungen managen Oft sind die eigenen Aufzeichnungen über einen gelesenen Aufsatz oder ein gelesenes Buch so schlecht gestaltet, dass sie im Nachhinein unbrauchbar sind. Dies kann an unleserlicher Schrift oder stark abgekürzten Sätzen und Sachverhalten liegen. Studi-Tipp: Hohes Niveau anstreben Um oben genannte Unannehmlichkeiten zu vermeiden, reicht oft die Vorstellung, dass man die Kernaussagen einem Kommilitonen vorstellen will, der selbst z.B. eine Prüfung gewissenhaft vorbereitet. Nehmen Sie zudem an, dass diesen Kollegen eine vorbildliche Quellenaufzeichnung auszeichnet und Sie dessen Niveau anstreben. 4.6.2 Ablagesysteme Ablage in Ordnern oder Hängeregistern Das am meisten genutzte Ablagesystem von Dokumenten ist die Ablage in Ordnern. Eine andere Alternative wären Hängeregister, in die eine Vielzahl von Mappen gehängt und gelagert werden können. Hängeregister sind platzsparender als Ordner und leichter zu organisieren. Dort lassen sich gleichartige Unterlagen für ganze Fächer oder Fachgruppen ordnen, wobei sogar eine Hierarchie gebildet werden kann. Denken Sie aber daran, die Hängemappen ebenso wie Ordner treffend zu beschriften, damit keine langen 4.6 Ordnung 111 Suchzeiten aufkommen. Die Verwendung von unterschiedlichen Ordner- oder Hängeregisterfarben trägt wesentlich zur Übersichtlichkeit bei, z.B. nach Themengebieten (z.B. für BWLer: Marketing, Makroökonomie usw.). Um unterschiedliche Dokumente (etwa Lehrveranstaltungen) in einem Ordner zu unterscheiden, sollten Trennblätter eingefügt werden. Neu hinzukommende Unterlagen können gut in die existierenden Hängeregister oder Ordner einsortiert oder in einem neuen Register angelegt werden. Es empfiehlt sich, alle Arbeitsmaterialien in kleiner Menge auf Vorrat zu haben, also Ordner oder Hängeregister respektive beide. Ebenso sollten Trenn- und Beschriftungsblätter zur Reserve vorhanden sein. Abb. 30: Hängeregister Studi-Tipp: Nicht zu viel abheften und -legen Ordner und Hängeregister, die Sie aktuell nutzen, sollten nicht vollgefüllt sein. Bei Hängeregistern fällt dann nämlich leicht etwas heraus. Beim Ordner bereitet das Ein- und Ausheften bei übermäßig großem Inhalt Probleme. In Zeiten hoher Anspannung kann das Abheften der Unterlagen ganz gehörig auf die Nerven gehen. 70-80 % Füllmenge sollten Ihnen genug Spielraum lassen und ein zu großes Aufregen vermeiden. 112 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg Grundregeln für das Ablagesystem Abb. 31: Grundregeln für Ablagesysteme 4.6.3 Personal Computer Der PC ist keine ordnungsfreie Zone Auf dem PC sollten sie eine konsequente und strukturierte Datenablage sicherstellen. Basis dafür ist erst einmal das Nachdenken über eine sinnvolle Struktur von Laufwerken, Ordnern und Unterverzeichnissen. Der Hochschule sollte dabei ein eigener Ordner gewidmet werden - mit z.B. Unterpfaden „Veranstaltungen“, „Prüfungsamt“, „Allgemeines“ oder „Lerntagebuch“. Ihre Strukturierung sollten Sie immer wieder auf die Zweckmäßigkeit prüfen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Trennen sollten Sie unbedingt den Ordner „Privat“, in dem Sie rein Persönliches ablegen, z.B. mit den Unterordnern „PKW“, „Bilder“ oder „Musik“. Denkbar wäre z.B. folgende Grundordnerstruktur: Beruf_und_Bewerbungen Anschreiben Bewerbungsbilder Lebenslauf Vorstellungsgespräche Zeugnisse Ablage passend beschriften Unterschiedliche Farben für Themengebiete suchen Bei Blickkontakt lesbare Beschriftung Periodisch kontrollieren und aussortieren Entnommene Unterlagen sollen sofort nach Verwendung wieder einsortiert werden Arbeitsmaterialien müssen in Reserve sein 4.6 Ordnung 113 Privates Bilder Finanzen Musik PKW Versicherungen Studium Allgemeines Bafög-Förderungen Lehrveranstaltungen Prüfungsamt Sichern ist alles Es empfiehlt sich, das Betriebssystem (z.B. Windows), Programme und Dokumente aus Sicherheitsgründen auf unterschiedlichen Laufwerken zu speichern. Ideal sind zwei Festplatten oder zwei Partitionen auf einer Festplatte. Aber auch die externe Speicherung ist eine wichtige Alternative. Aus leidvollen Erfahrungen mit Datenverlusten sind meine Daten zusätzlich auf zwei externen Festplatten gesichert - eine ist in meinem Büro, die andere zu Hause. Als Studierender sollten Sie einen Datenträger bei Freunden oder den Eltern ablegen. Die Nutzung einer Cloud-Lösung im Netz ist ebenfalls eine Alternative. Neue Sicherheitskopien sollten monatlich fix auf jedem Datenträger erfolgen. Sichern Sie am besten auch Ihre E-Mails regelmäßig, inklusive einer übersichtlichen Archivierung von gesendeten und empfangenen Mails. Studi-Tipp: Cloud nutzen Unter der Adresse http: / / www.cloudsider.com/ finden sich einige Cloud-Speicher, von der kostenlosen Alternative bis zur Business-Lösung. Gute eigene Erfahrungen habe ich mit der Dropbox gemacht. 114 4 Mit richtigem Lernverhalten zum Studienerfolg Unmengen von eingehenden E-Mails vermeiden Lesen kostet Lernzeit, unwichtigen Mails sollte man sich daher erst gar nicht widmen. Der Spam- oder Junk-Filter sollte daher so konfiguriert werden, dass ungeliebte Werbenachrichten automatisch aussortiert werden. Die unerwünschten Adressen, die nicht vom Spamscanner erkannt werden, sollten in Ihre Black List eingetragen werden. Den Spam-Ordner sollten Sie trotzdem immer mal wieder kurz checken, um zu prüfen, ob hier nicht unbeabsichtigt wichtige Nachrichten reingerutscht sind. 5 Mit zweckmäßigen Strategien zum erfolgreichen Lesen Zentrale Ziele dieses Kapitels Kursorisches, selektives und studierendes Lesen unterscheiden Lesestrategien im Studium zweckmäßig anwenden Alternativen entwickeln, um das Gelesene sinnvoll festzuhalten Fähigkeit entwickeln, Prüfungsaufgaben richtig zu interpretieren Relevanz von guten Lesebedingungen kennenlernen kursorisches Lesen selektives Lesen studierendes Lesen Lesearten im Text auf traditionellen Hilfsmitteln in Computer- Dateien Gelesenes festhalten Wissenschaftliches Lesen Prüfungen richtig lesen, Lesebedingungen 116 5 Mit zweckmäßigen Strategien zum erfolgreichen Lesen 5.1 Informationen zum Lesen im Studium Lesen als Kerntätigkeit des Studiums Studierende verbringen sehr viel Zeit mit Lesen - ein Drittel bis die Hälfte ihres Studiums ist wohl zu veranschlagen. Im Folgenden geht es um Ziele und den Prozess des wissenschaftlichen Lesens - kurz um den Umgang mit Fachliteratur. Diese ist gewöhnlich weit schwerer zu lesen und zu verstehen als Trivialliteratur. Aus diesem Grund eignen sich herkömmliche Lesetechniken zum optimalen Textverständnis weniger gut. Im Folgenden werden Lesearten differenziert, die bei der Bearbeitung von Fachliteratur angewandt werden, und Methoden vorgestellt, um die Lesefähigkeiten zu verbessern. Danach werden Möglichkeiten zum Festhalten von wichtigen Informationen in den Texten vorgestellt. An die richtige Auswahl denken Bevor es überhaupt an das Lesen geht, muss man sich genau überlegen, was man liest. Alle Lesetipps haben nur wenig Sinn, wenn man sich Unmengen als Lesestoff abverlangt. Es sollten also nur diejenigen Inhalte ausgewählt werden, die auch studien- und prüfungsrelevant sind oder die einen brennend interessieren - vielleicht weil man gerne ein tieferes Verständnis von der Materie wünscht. 5.2 Lesearten Wie liest man? Im Wesentlichen sind drei grundlegende Lesearten zu differenzieren (vgl. Abb. 32). Abb. 32: Darstellung unterschiedlicher Lesearten kursorisches Lesen selektives Lesen studierendes Lesen Lesearten 5.2 Lesearten 117 5.2.1 Kursorisches Lesen Die Orientierung ist gefragt Kursorisches Lesen dient dazu, einen Überblick bzw. eine Orientierung über eine Quelle zu gewinnen. Der Text sollte also nur überflogen werden, um zu erfahren, wovon die Lektüre handelt. Eine tiefere Analyse der Argumentationslinie bleibt aus. Der Leser schaut lediglich etwas genauer auf den Autor und Titel der Arbeit, um zu sehen, ob der Text relevant ist. Der Konzentrationsgrad kann aufgrund der oberflächlichen Analyse im mittleren Bereich liegen. Eine grundlegende Einschätzung des Textes kann mit Hilfe von folgenden Fragen geschehen: Ist der Text im direkten Zusammenhang zum Studium und Lernstoff? verständlich geschrieben? zu ergänzen durch weitere Literatur? Speed Reading als Form des kursorischen Lesens Beim Speed Reading versuchen Sie, wissenschaftliche Aufsätze mit hoher Geschwindigkeit zu verstehen. Die in den 1970er Jahren von Tony Buzan entworfene Methode beruht auf der Erkenntnis, dass das Gehirn den aufgenommenen Text bei höheren Geschwindigkeiten (ab 400 Wörter pro Minute) wesentlich besser verarbeitet als bei normaler Lesegeschwindigkeit (ca. 200 Wörter pro Minute) (Buzan 2005). Der Leser soll dabei versuchen, die Augenbewegung so zu trainieren, dass eine Quelle schneller verstanden werden kann - ohne ein ständiges Zurückkehren zu Wörtern, Sätzen oder Absätzen, von denen er annimmt, sie nicht oder nur teilweise verstanden zu haben. Die Augen müssen beim Lesen also „vorwärts gedrängt“ werden, blicken Sie dabei nicht zurück. Unterstützend wirken kann dabei eine Lesehilfe, die das Vorankommen im Text lenkt und somit förderlich für Konzentration und Aufmerksamkeit ist. Studi-Tipp: Lesehilfen suchen Ein Bleistift, ein Finger, eine Stricknadel oder ein Essstäbchen können Lesehilfen darstellen. Chinesische Essstäbchen eignen 118 5 Mit zweckmäßigen Strategien zum erfolgreichen Lesen sich besonders, da sie gut in der Hand liegen, günstig sind und keine Spuren auf dem gelesenen Papier hinterlassen. 5.2.2 Selektives Lesen Analysekriterien sind gefragt Beim selektiven Lesen geht der Leser nach einem bestimmten Kriterium vor, d.h. man sucht nach demjenigen, was interessiert. Alles andere lässt man bei dieser sehr rationellen Leseweise beiseite. Der bekannte Text wird z.B. nach quantitativen Informationen abgesucht. Logischerweise variiert das Lesetempo bei der Suche sehr, da Unwichtiges überflogen werden kann, bei Relevantem muss die Geschwindigkeit dann stark reduziert und genauestens gelesen werden. Um diese Arbeit zu leisten, ist ein hoher Konzentrationsgrad wichtig. Ein Fragenkatalog kann eine grundlegende Orientierung für das selektive Lesen leisten: Fragen, die vor dem Lesen zu beantworten sind: Was weiß ich schon? (eigenes Vorwissen) Was suche ich genau? (Einschränkung der Suche) Welcher Aspekt ist mir wichtig? (eigenes Lesemotiv) Fragen, die während des Lesens zu beantworten sind: Wovon handelt der Text, entspricht er den Suchkriterien? (Thema/ Problemstellung) Was sagt der Text über das Gesuchte aus? (Aussage) Welche Absicht verfolgt der Text dabei? (Ziel/ Intention) 5.2.3 Studierendes Lesen Vertiefte Analyse ist gefragt Studierendes Lesen beinhaltet eine systematische und vertiefte Analyse von Fachtexten. So werden etwa Textausschnitte (einzelne Kapitel) zur gleichen Thematik aus verschiedenen Büchern gelesen und miteinander verglichen. Um fremdsprachige, speziell englischsprachige Texte kommt man dabei in vielen Fällen nicht herum. 5.2 Lesearten 119 Aber auch die komplexe Fachliteratur ist leichter zu handhaben, wenn Sie gezielt Anknüpfungspunkte in Ihrem mentalen Netzwerk finden (vgl. Kap. 4.1). Schon mit der Überschrift des Gesamttextes können Sie mit Hilfe folgender grundlegenden Fragen erste Vernetzungen bilden: „Was weiß ich bereits zu dem in der Überschrift titulierten Thema? “ „Welcher Inhalt könnte mich erwarten? “ „Welche Forschungsfragen werden geklärt? “ „Was sagen mir die dort erwähnten Begriffe? “ Für das Vorgehen sollte kein langer Zeitrahmen angesetzt werden, meist reicht ein kurzes Brainstorming. Sie können die Fragen und Lösungen auch stichpunktartig notieren, um sie nach dem Lesen nochmal durchzugehen. Nachdem die gestellten und beantworteten Fragen Ihren Verstand geschärft haben, können Sie nun den ganzen Text professionell durch eine besondere Lesetechnik verinnerlichen. Thomas und Robinson (1972) schlagen die PQ4R-Methode als eine aktive Lesemethode vor, die sich gerade bei komplexen Texten perfekt anbietet. PQ4R-Methode als Form des studierenden Lesens Der Name PQ4R-Methode leitet sich aus den (englischen) Anfangsbuchstaben ihrer sechs Phasen ab: Preview, Question, Read, Reflect, Recite, Review (vgl. Tabelle 13). Zentrales Merkmal von PQ4R ist das Generieren und Beantworten von Fragen zum Text als Voraussetzung für das Textverständnis, um passives Lesen zu verhindern. Wissenschaftliche Studien belegen, dass das eigenständige Fragenstellen an den Text die Behaltensquote bei der Texterfassung am deutlichsten unterstützte (Anderson 2013). Phase Bezeichnung Beschreibung 1 Preview Vorprüfung Der Text wird quergelesen, d.h. alle Kapitel werden überflogen. Es soll einen Überblick über das Thema des Textes, die Glie- 120 5 Mit zweckmäßigen Strategien zum erfolgreichen Lesen derung der Kapitel bzw. die Abschnitte und Überschriften gewähren. Falls noch keine Überschriften vorhanden sind, soll der Leser selbst Überschriften für die einzelnen Abschnitte formulieren. Man kann dabei schnell erkennen, ob ein Text den grundlegenden Erwartungen genügt. 2 Questions Fragen Nun sollen Fragen zu den kategorisierten Abschnitten formuliert werden. Häufig reicht eine Umformulierung der Abschnittsüberschriften, um eine passende Frage zu stellen. Indem man die Fragen stellt, tritt man quasi in einen Dialog mit dem Autor. 3 Read Lesen Im dritten Schritt wird der Text sorgfältig gelesen, die Fragen werden beantwortet. Zudem werden wichtige Passagen markiert und zusätzlich auftretende Fragen zum Text notiert. Prägnante Zeichen können unterstützend wirken (vgl. Tabelle 14). 4 Reflect Nachdenken Hierbei geht man den Text gedanklich noch einmal durch und analysiert ihn, um ihn richtig zu verstehen. Die Suche nach zusätzlichen nützlichen Beispielen für bestimmte Zusammenhänge kann helfen, bessere Bezüge zum Text herzustellen. 5 Recite Wiedergeben Danach kann man den Text beiseitelegen und sich an die Informationen erinnern. Es wird versucht, die gestellten Fragen ohne Rückgriff auf den vorliegenden Text zu lösen. Nur wenn Probleme bei der Beantwortung entstehen, sollten die entsprechenden Abschnitte noch einmal durchgelesen werden. Ein schriftliches Festhalten kann die Behaltensquote nochmals steigern. 5.2 Lesearten 121 6 Review Rückblick Im letzten Schritt werden die zentralen Gesichtspunkte in Erinnerung gerufen. Eventuell können auch die gestellten Fragen erneut beantwortet werden. Es sollte auch beurteilt werden, ob weitere, vertiefende wissenschaftliche Texte zu recherchieren sind oder ob bestehende Lücken geschlossen werden konnten. Tab. 13: Schritte der PQ4R-Methode Wie kritisch ist der Einsatz der Methode zu beurteilen? Vorteilhaft an der PQ4R-Methode ist, dass sie sich leicht erlernen lässt und die einzelnen Schritte klar und verständlich formuliert sind. Die auf den ersten Blick sehr mühsam erscheinende Methode ermöglicht eine deutliche Verbesserung der Leseeffizienz von Fachliteratur. Dies bedarf allerdings der konsequenten Anwendung und Übung. Eine einmalige Anwendung führt wohl eher nicht zu einem Effizienzvorteil. Bei umfangreichen Büchern lässt sich die Methode in der Form nicht anwenden. In dem Fall sollte das Buch in Abschnitte aufgeteilt werden, die Schritt für Schritt bearbeitet werden. Neben der PQ4R-Methode existiert übrigens eine Vielzahl vergleichbarer Ansätze, die sich leicht über google finden lassen. Den Hintergrund entdecken Beim Lesen von Lehrbüchern oder Monographien bietet sich eine Hintergrundrecherche an. Mit einer Recherche im Netz, in Datenbanken oder anderen Lehrbüchern wird der gelesene Inhalt in einen umfassenderen zeitlichen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenhang gebracht. So lässt sich das Thema besser erschließen, da zugrundeliegende Zusammenhänge erfasst werden können. Daraus resultiert eine Vernetzung und Systematisierung des Gesamtwissens, was wiederum Basis für das bessere Verständnis künftiger Texte ist. 122 5 Mit zweckmäßigen Strategien zum erfolgreichen Lesen 5.3 Gelesenes festhalten Es passiert immer wieder Ein immer wiederkehrendes Problem beim Lesen von Fachtexten liegt im Literatur-Management. Schon ein paar Tage nach dem Durchlesen ist die Erinnerung über den Inhalt verblasst. Die gelesenen Quellen müssen also in irgendeiner Form tiefer bearbeitet werden. Hierfür bieten sich eine sprachliche Fixierung und eine Visualisierung der grundlegenden Informationen an. Als Visualisierungshilfe eignen sich z.B. Mind-Maps (vgl. Kap. 4.2.1). Fraglich ist im nächsten Schritt, wo das Gelesene festgehalten wird und welche Hilfsmittel dabei zum Einsatz kommen. Diese Frage wird im weiteren Verlauf dieses Kapitels noch geklärt. Vorab ist das Gelesene aber zu kennzeichnen, womit wichtige Passagen für Zusammenfassungen herausgestellt werden. 5.3.1 Textkennzeichnungen Kennzeichnungen müssen sein Textkennzeichnungen können bei der Strukturierung des Gelesenen helfen. Besonders gut anwendbar sind sie beim studierenden Lesen. Grundlegendes Ziel ist es, die Schlüsselbegriffe und Hauptgedanken eines Textes zu erkennen sowie den gedanklichen Aufbau herauszuarbeiten. In Tabelle 14 findet sich eine Auswahl möglicher Randbemerkungen, wie Abkürzungen, Symbole und besondere Kennzeichen. Schränken Sie sich aber ein, viele Notizen sorgen für Chaos. Die wirkliche Kunst besteht darin, sich auf das Zentrale zu konzentrieren. Zeichen Anwendung B Wenn im Text ein gutes Beispiel zur Erklärung gefunden wird, hilft ein „B“ am Rand zum Wiederfinden. ? Unklare oder zweifelhafte Textpassagen können gut mit einem Fragezeichen markiert werden. 5.3 Gelesenes festhalten 123 Wenn man einen Sachverhalt prüfen oder einem Gedanken nachgehen will, ist der Seitenpfeil eine gute Option zur Kennung. ! Als wichtig identifizierte Textteile können mit einem Ausrufezeichen angezeigt werden. Z Ein kleiner (farbiger) Kreis oder ein „Z“ kann eine gelungene Alternative sein, um eine Zusammenfassung innerhalb des Textes herauszustellen. + Mit einem Plus- oder auch Minus-Zeichen kann man dokumentieren, ob man die Meinung des Autors teilt oder ablehnt. T Thesen aus gelesener wissenschaftlicher Literatur können für die eigene Studie meist gut genutzt werden, eine „T“-Kennzeichnung lohnt daher. = Definitionen eignen sich gut für Zitate in wissenschaftlichen Arbeiten. Daher sollten sie mit einem „D“ oder „=“ unbedingt markiert werden. Wenn Sie im Text Widersprüche oder Gegensätze vorfinden, eignet sich der Doppelpfeil als Kennzeichnung. Tab. 14: Zeichen zur Identifikation besonderer Textpassagen Farbe und Symbole ins Spiel bringen Zur besseren Aufbereitung des Textes können die wertvollsten Passagen farbig hervorgehoben und mit Randbemerkungen versehen werden, um eine schnellere Orientierung beim nächsten Lesen zu finden. Zudem steigert eine visuelle Hervorhebung das Behalten, allerdings nur, wenn mit Randbemerkungen und Unterstreichungen sparsam umgegangen wurde. Beim Markieren kommt es leider immer wieder zu einem beliebten Fehler, den ich in rund jedem vierten studentischen Dokument beobachte: Es wird zu viel markiert und an den Rand geschrieben. Dieses Vorgehen liegt besonders nahe, wenn man schon beim ersten Lesen markiert. Auf den ersten Blick erscheinen nämlich fast alle Sätze oder Begriffe wertvoll. Deren Stellenwert relativiert sich im Gesamtkontext, nachdem 124 5 Mit zweckmäßigen Strategien zum erfolgreichen Lesen alles gelesen ist. Das Resultat ist, dass der Zweck des Anstreichens als Strukturierungs- und Behaltenshilfe verloren geht. Es ist also sinnvoll, sparsam und gezielt zu markieren. Ein fast gänzlich markierter Text ist kontraproduktiv. Markieren ist beim ersten Lesen also zwingend zu unterlassen. Ebenso bringt zeilenweises Unterstreichen wenig: Ein Längsstrich am Rand des Textes ist passender, wenn zwei und mehr Zeilen zu markieren sind. Im nächsten Durchgang können dann bei genauerer Textkenntnis einzelne Begriffe und Wendungen in dem so markierten Abschnitt hervorgehoben werden. Bedeutende Wörter und einzelne Textpassagen können durch Unterstreichungen oder Symbole durch einen Stift hervorgehoben werden. Symbol Anwendung unterschlängeln fragwürdige, widersprüchliche oder unverständliche Passagen einkreisen bedeutender Begriff einkasteln sehr bedeutender, absolut zentraler Begriff Tab. 15: Symbole für einzelne Zusammenhänge Stichwortverzeichnis anlegen Beim Bearbeiten wissenschaftlicher Artikel oder Bücher kann das Anlegen eines eigenen Stichwortverzeichnisses auf der ersten oder letzten Seite der Quelle hilfreich sein. Das Wiederfinden der relevanten Passagen ist damit stark vereinfacht. Ein zusätzliches Postist an der Stelle kann die zeitliche Suche noch weiter reduzieren. Ich würde dies aber nur anwenden, wenn nicht eine zu große Zahl an Post-its verwendet wird. 5.3 Gelesenes festhalten 125 5.3. 2 Zusammenfassungen Abb. 33: Alternativen zum Festhalten des Gelesenen Zusammenfassungen geben Struktur Zusammenfassungen helfen, dem Text eine Struktur zu geben und das nachhaltige Lernen zu fördern. Ferner kommt es zu einer Stoffreduktion, weil nur die Kernelemente aus dem Text herausgefiltert werden. Als einfachste Lösung erscheint, die Zusammenfassung im Text oder am Ende der (ausgedruckten) Quelle zu leisten. Wenn die Quellen nicht beidseitig ausgedruckt wurden, kann zudem die Rückseite der letzten Textseite genutzt werden. Um das Wiederholen zu gewährleisten, können Zusammenfassungen auf Karteikarten oder einem Notizblock angefertigt werden. Gründliches Wiederholen unterstützt den Informationstransfer in das Langzeitgedächtnis. Traditionelle Hilfsmittel für Exzerpte Traditionelle Hilfsmittel stellen Karteikarten oder Arbeitsblöcke dar. Beides geht aber gerne auch mal verloren. Allerdings hat man diese Mittel in der Regel stets in der Tasche und kann sie gut nutzen. Die Karteikarten erlauben nachträglich sogar eine Sortierung der Quellen und können übersichtlicher gestaltet werden als der Arbeitsblock. Letzterer bietet jedoch mehr Schreibfläche für die Informationen und eignet sich daher auch gut für Visualisierungen des Textes. Sie können Karteikarten auch fotografieren und auf dem Handy parat haben. Word- oder Excel-Datei In Dateien lassen sich die gewonnenen Informationen aus dem Text eingeben und auch sortieren. In Word stehen zudem Diaim Text in Computerdateien Festhalten des Gelesenen auf traditionellen Hilfsmitteln 126 5 Mit zweckmäßigen Strategien zum erfolgreichen Lesen gramme, SmartArt oder Textfelder zur Verfügung. Auf dem Tablet lassen sich die Zusammenfassungen gut reflektieren und lernen. 5.4 Lesebedingungen Den Start optimieren Bevor die Lerntätigkeit (z.B. Lesen von Fachliteratur) gestartet wird, sollte sich der Leser bestmöglich darauf einstellen und optimale Lesebedingungen ermöglichen (vgl. Kap. 3.3). Dazu gehört die Wahl eines geeigneten Leseortes und einer passenden Lesezeit. Letztere ist relevant, weil nicht jeder Zeitpunkt die beste Konzentrationsfähigkeit garantiert. Der Text sollte dabei gut ausgeleuchtet sein, ohne dass das Blatt blendet. Nicht zu vergessen ist, eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen (vgl. Kap. 6.3). Fehlt diese, können mangelnde Konzentration oder Schmerzen die Folgen sein. Um die optimale Konzentration zu garantieren, sollten Sie sich nicht mit Hunger ans Lesen begeben. In dem Fall würden Sie nur an eine Mahlzeit denken. Nach einem sättigenden Mahl sollten Sie ebenfalls nicht gleich mit dem Lesen komplexer Themen beginnen - sonst nimmt die Müdigkeit geschwind überhand. Zu guter Letzt können kleine Rituale eine gute Lesestimmung bedingen, z.B. zum Lesebeginn seinen Lieblingscappuccino zu trinken. Herausforderung formulieren Es sollte ein gewisser Leseumfang in einer bestimmten Zeit mit Rückgriff auf eine Zielformulierung (vgl. Kap. 2.5) eingeplant werden, wie z.B. das Anlesen von zwanzig Journal-Aufsätzen in zwei Stunden, um einen Überblick über ein Themengebiet zu erhalten. Mit dieser Festlegung soll ein Rahmen geschaffen werden, der beim Auftreten von Leseproblemen jedoch flexibel zu handhaben wäre, gleichzeitig aber einen gewissen Grad an Motivation garantiert. Zwanzig Journal-Artikel erscheinen zwar viel, aber Sie wollen diese ja nur „anlesen“. Mit der zeitlichen Vorgabe schützen Sie sich vor der Versuchung, gleich alles tief zu lesen. Ihre Neugier kann dann zu einem späteren Zeitpunkt gestillt werden. 5.5 Prüfungen richtig lesen 127 5.5 Prüfungen richtig lesen Übliche Fehler vermeiden In der Regel bereitet man sich für Prüfungen intensiv vor und freut sich fast, das vorhandene Wissen anwenden und „abladen“ zu können. Immer wieder läuft man allerdings Gefahr, die Prüfungsaufgaben überhastet zu lesen. Die Folge ist, dass die Antworten nicht ihren Anforderungen gerecht ausfallen. Studi-Tipp: Mit Leuchtmarker in die Prüfung Vor der Bearbeitung der Aufgaben sollte jedes Wort genau gelesen und auf seine Bedeutung geprüft werden. Ein Textmarker kann hilfreich sein, um den Aufgabentext optisch und sachlich zu strukturieren und wichtige Angaben hervorzuheben. Auf einem Schmierblatt sollten Sie evtl. Zahlen und Fakten noch einmal übersichtlich zusammenstellen, damit diese immer verfügbar sind. Ansonsten entfallen Ihnen die wichtigen Aspekte aus Nervosität im weiteren Prüfungsverlauf. Formulierungen in Prüfungen Es existieren einige Formulierungen, die kennzeichnend für Prüfungsaufgaben sind und eine bestimmte Beantwortung der Fragen fordern: Formulierung Was soll ich leisten? analysieren Einen oder mehrere Aspekte in Bezug auf ein vorgegebenes oder frei zu wählendes Kriterium aufgliedern und ein Zusammenwirken von Teilaspekten aufzeigen. anwenden Die Aufgabe ist in der Regel auf eine Theorie oder eine Hypothese bezogen, die man auf ein praktisches Problem beziehen soll. aufzählen nennen Hier ist ein reines stichwortartiges Aufzählen ohne Erläuterung gefragt. Falls die zu nennenden Punkte einen chronologischen Ablauf oder 128 5 Mit zweckmäßigen Strategien zum erfolgreichen Lesen eine Hierarchie besitzen, sollte man dieser folgen. Falls Sie z.B. eine bestimmte Anzahl von Kriterien nennen sollten, müssen Sie sich an diese Vorgabe halten. beschreiben umschreiben Es handelt sich um eine ausführliche Auseinandersetzung mit einer Thematik in fachlicher Hinsicht, die in ganzen, zusammenhängenden Sätzen zu beantworten ist. Sie sollen bei der Bearbeitung zeigen, dass Sie mit einem Sachverhalt vertraut sind. diskutieren kommentieren In diesem Fall soll eine umfassende, argumentative Erläuterung und Prüfung von unterschiedlichen Standpunkten geleistet werden. erklären erläutern Es liegt eine ähnliche Ambition wie bei „beschreiben“ vor, wobei das „Wie“, „Wann“ und „Weshalb“ im Vordergrund steht - also eine Betonung auf Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Begründungen bzw. eigene Stellungnahmen. illustrieren Dies bedeutet, etwas mit Beispielen zu kennzeichnen. interpretieren Es ist ein Zusammenhang zu deuten und in der Regel dabei auch ein eigener Standpunkt hinzuzufügen. unterscheiden Bei einer solchen Formulierung sind Unterschiede zwischen einzelnen Aspekten anhand bestimmter Kriterien zu bearbeiten. zeichnen skizzieren In diesem Fall ist eine bildhafte Darstellung eines Zusammenhanges gemeint, evtl. mit eigenen Erläuterungen zu der Abbildung. zusammenfassen „Zusammenfassen“ bedeutet eine kurze und treffende Bündelung von zentralen Gedanken anzufertigen - ohne dabei groß auf Einzelheiten und Beispiele einzugehen. Tab. 16: Gängige Formulierungen in Prüfungsaufgaben und ihre Ambitionen (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Metzger 2010) 6 Mit guter Ernährung, Erholung und Fitness die Gesundheit bewusst gestalten Zentrale Ziele dieses Kapitels Grundlegende Elemente einer gesunden Ernährung kennen Die Schlafgewohnheiten analysieren Die Sitzhaltung beim Lernen optimieren Einige Fitnessübungen kennenlernen und anwenden Erkenntnis gewinnen, dass „Hirndoping“ gefährlich sein kann körperliches und geistiges Wohlbefinden Sport Ernährung Ergonomik Entspannung Doping 130 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten 6.1 Informationen zur Ernährung Nie die Gesundheit vergessen Gerade in Prüfungszeiten ist bei nahezu jedem Studierenden purer Stress zu verspüren, was schnell zu einer Veränderung der Schlaf-, Fitness- und Ernährungsgewohnheiten führt. Leider werden negative Verhaltensänderungen oft allzu unüberlegt während der gesamten Studienzeit beibehalten. Beim einen schlägt die Anspannung sogar direkt auf den Magen: Aus Zeitmangel und Überlastung kann er kaum noch etwas zu sich nehmen. Bei anderen hingegen stellt sich ein unstillbarer Reiz nach bestimmten, meist wenig gesunden Speisen ein. Gerade bei Studentinnen zeigt sich in Stressphasen ein überdurchschnittlich hoher Konsum an Süßigkeiten (Habermann- Horstmeier 2008). Interessanterweise ist die allgemeine Gesundheit für Studierende zu Studienzeiten wenig bedeutsam. Das Wohlfühlen oder Glücksempfinden wird nicht wesentlich durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil beeinflusst (Malkoc 2011). Dies mag daran liegen, dass Studierende in jungen Jahren in der Regel wenig mit Krankheiten konfrontiert sind. Die Thematik wird demnach schlichtweg nicht wahrgenommen, was ihr aber nicht die Relevanz nimmt. Was sagt die Forschung zur Gesundheit der Studierenden? Mittlerweile wurde das Gesundheitsverhalten von Studierenden in unterschiedlichen Ländern untersucht. In einer deutschen Studie (Keller et al. 2008) wurden 1262 Studienanfänger unterschiedlicher Fachrichtungen befragt. Erfasst wurden Gesundheitsrisiken wie Alkoholkonsum, Rauchen, mangelnder Frucht- und Gemüseverzehr sowie unzureichendes Fitnesstraining. 62 % der Befragten zeigten erhöhten Alkoholkonsum, 31 % waren Raucher, 95 % aßen nicht die nötige Menge an Früchten und Gemüse und 60 % machten kein ausreichendes Fitnesstraining. 18,2 % der Studierenden erfüllten alle vier, 34,8 % drei und 34,5 % zwei Risiken. 6.1 Informationen zur Ernährung 131 Wie sieht es bei einzelnen Studienrichtungen aus? Der prozentuale Anteil an Rauchern war unter den Lehramtsstudierenden am höchsten. Die Mediziner leben gesund? Man mag denken, als angehende Experten in Sachen Gesundheit wissen doch gerade Mediziner über Risiken Bescheid und versuchen, diese zu vermeiden. Weit gefehlt, die Antwort fällt nicht so positiv aus wie erwartet: die meisten Medizinstudenten der 252 befragten Probanden berichteten über erhöhten Alkoholkonsum, 24 % der Studierenden durchlebten eine solche Phase in den zwei Wochen vor der Befragung, 28 % der Befragten sogar zwei oder mehr Phasen in dieser Periode (Keller et al. 2007). Aber immerhin: Bei Jura- und Lehramtsstudierenden war das Trinkverhalten noch ausgeprägter. Mediziner leben also nicht gesund, aber noch besser als ihre Kommilitonen aus anderen Fachrichtungen. Wie sieht es bei den Geschlechtern aus? Das Fazit ist einfach: Das Gesundheitsverhalten variiert mit dem Geschlecht. Männliche Studierende neigen eher zum Alkoholkonsum als weibliche. Daneben konsumierten die Studenten weniger Früchte und Gemüse und rauchten mehr als die Studentinnen. In den sportlichen Aktivitäten waren sie den Studentinnen jedoch überlegen. Was beeinflusst sonst noch das Gesundheitsverhalten? Neben dem Geschlecht und dem Studiengang war noch die Wohnsituation entscheidend: In Wohnheimen und WGs war ein stärkerer Alkoholkonsum zu messen. Eine erhöhte Neigung zum Alkohol war übrigens allgemein mit anderen negativen Verhaltensweisen wie Rauchen, Cannabisgebrauch, unzureichendem Essen von Früchten und Gemüse verbunden. Wie sieht es anderorts aus? Die Studienergebnisse sind kein exklusives deutsches Phänomen. Britische Forscher beobachteten ähnliche Gegebenheiten bei ihren Studierenden (Dodd et al. 2010). 132 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten 6.2 Ernährungstipps 6.2.1 Essen und Trinken Zur gesunden Ernährung im Allgemeinen Eine interessante Studie zur Wirkung von Nahrungsmitteln veröffentlichte Gómez-Pinilla (2008) im Fachjournal „Nature Reviews Neuroscience“. Der Forscher analysierte über 160 Studien zu der Thematik und kommt zu dem Ergebnis, dass eine ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Bewegung das Gehirn vor Vergesslichkeit und psychischen Krankheiten schützen kann. Gut dokumentiert ist etwa der Einfluss der Omega-3-Fettsäuren auf das Gehirn. So sind beispielsweise Depressionen in Ländern, in denen traditionell viel Fisch gegessen wird (z.B. Japan), außergewöhnlich selten. Omega-3-Fettsäuren sind vor allem in fettreichen Fischsorten wie Lachs, Thunfisch oder Makrele enthalten, außerdem in Lein-, Hanf-, Raps- und Walnussöl. Dunkle Früchte und Kakao schützen durch so genannte Flavonoide vor oxidativen Schäden, die durch einige Umwelteinflüsse ausgelöst werden und z.B. den Alterungsprozess verstärken - auch die Gehirnfunktionen betreffend. Zur Unterstützung der Gehirnleistung ist eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen wichtig. Nach Gomez-Pinilla führt ein Mangel an Folsäure zu einem erhöhten Risiko für Depressionen und einer negativen Beeinträchtigung des Gedächtnisses. Folsäure findet sich in grünem Gemüse wie Spinat oder Brokkoli, aber auch in Orangensaft oder Hefe. Ein Mangel an B-Vitaminen oder Eisen schwächt ebenfalls die Gehirnleistung. Rotes Fleisch in Mengen schadet Der Genuss von einem saftigen Steak oder herzhafter Salami kann den Tag verschönern. Gerade im Studium kommt man leicht in Versuchung, dem Fleischhunger nachzugeben und die Hamburger- Restaurants vermehrt aufzusuchen. Beachten Sie aber, dies nicht im Übermaß regelmäßig zu verzehren. Rotes Fleisch (Rind, Schwein und Schaf) verkürzt nach einem Studienergebnis die Lebenserwartung (Pan et al. 2012). Für die Studie wurden zwei Langzeituntersuchungen von knapp 38.000 Männern und 83.000 Frauen analy- 6.2 Ernährungstipps 133 siert, wobei Teilnehmer alle vier Jahre Auskunft über ihre Ernährungsgewohnheiten gaben. Zum Ergebnis: ein Verzehr von unverarbeitetem rotem Fleisch in der Standardgröße von 85 g pro Tag soll das Sterberisiko um 13 % steigern. Der Konsum von verarbeitetem Fleisch (z.B. ein Hot Dog oder zwei Scheiben Salami) erhöht das Sterberisiko um 20 %. Für Herzkreislauf-Erkrankungen (abhängig vom Alter, BMI, Rauchen usw.) wächst das Risiko auf 18 bzw. 21 %, für Krebs um 10 bzw. 16 %. Die unterschiedlichen Wirkungen von behandeltem und unbehandeltem Fleisch lassen sich dadurch begründen, dass letzteres durchschnittlich viermal so viel Natriumsalz und 50 % mehr Konservierungsstoffe enthält. Sicher, rotes Fleisch hat auch Gesundheitsförderndes vorzuweisen: Es ist eine wichtige Eiweißquelle für den menschlichen Körper. Gelegentlicher Verzehr hat auch weniger Negatives in sich. Wechselt man den Fleischgenuss z.B. mit Fisch oder Geflügel, dann nimmt das Sterberisiko wieder ab. Bei den Fleischfanatikern wurde in der Studie übrigens nachgewiesen, dass sie allgemein ungesünder als andere Individuen leben. Der Fleischkonsum paart sich häufig mit anderen potenziellen Gesundheitseinschränkungen wie z.B. geringer körperlicher Aktivität oder einem höheren Body-Mass- Index (vgl. 6.2.2). Durch den Fleischkonsum essen sie zudem weniger Obst, Gemüse und Vollkorn. Machen Sie diesen Fehler nicht! Gestalten Sie Ihre Mahlzeiten lieber abwechslungsreich. Dabei ist rein vegetarisch oder sogar vegan aus gesundheitlicher Sicht nicht immer die beste Lösung. Teilweise findet sich in diesen Speisen ein hoher Fett- oder Salzgehalt sowie zahlreiche Zusatz- und Ersatzstoffe (Klawitter 2014). Beispiel aus der Forschung Lassen Sie sich nicht allzu schnell beunruhigen, wenn Sie über neue Erkenntnisse zur Gesundheitsverträglichkeit von Lebensmitteln und ihren Zutaten in den Medien hören oder lesen. Wenige der Forschungsstudien leisten wirklich nützliche Erkenntnisse für die Ernährungsplanung. Schoenfeld und Ioannidis (2013) betonten, dass ein einzelnes Lebensmittel gleichzeitig vor Krebs schützt und wieder eine andere Krebsart fördert, wenn man diversen Einzelstudien glaubt. 134 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten Ein und dasselbe Lebensmittel kann also gleichzeitig gesundheitsförderlich und -schädigend sein. Wie kommen solche Forschungsresultate zu Stande? Das Problem ist, dass die medizinischen Studien teils mit einer zu kleinen oder zu ausgewählten Probandengruppe gewonnen oder über einen zu kurzen Beobachtungszeitraum durchgeführt werden. Oft können erst nach einer Bestätigung durch Folgestudien glaubhafte und nachhaltige Empfehlungen abgeleitet werden. 6.2.2 Body-Mass-Index Mit einem guten Body-Mass-Index leben Wer hat nicht einmal ein paar Kilo zu viel in seinem Leben zu tragen? Insbesondere in der Feiertagszeit, wie etwa zur Weihnachts- oder Osterzeit, ist es schon fast Gewohnheit geworden, mächtig an Gewicht zuzulegen. Was an sich noch nichts Gefährliches ist: Fett ist ja sogar wichtig für den Körper, denn es hat eine Art Isolierfunktionen für den Organismus und schützt vor schweren Verletzungen. Ein dauerhaftes, extremes Übergewicht ist jedoch schadhaft und kann vielfältige schwerwiegenden Erkrankungen verursachen, so dass übergewichtige Menschen ein doppelt bis dreifach erhöhtes Risiko auf einen vorzeitigen Tod wie Normalgewichtige haben. Das Ausstrahlen von körperlicher Fitness wirkt ferner nach innen und außen und verhilft dazu, sich in seiner Haut wohlzufühlen. Die Devise lautet also: auch in Studienzeiten nicht übermäßig Gewicht mit sich herumschleppen. Eine gute Messzahl ist der Body-Mass-Index (BMI) oder Körpermasseindex (KMI). Es handelt sich grob um eine Maßzahl für die Relation zwischen menschlichem Körpergewicht und Körperoberfläche. Letztere wird näherungsweise aus dem Quadrat der Körpergröße berechnet. Die BMI-Formel lautet demnach: 6.2 Ernährungstipps 135 Wie ist der BMI zu interpretieren? Die BMI-Bereiche kennzeichnen unterschiedliche Gewichtsklassen, siehe auch Tabelle 17. Die Interpretation des Tests wird aber durch Alter und Geschlecht beeinflusst. Männer besitzen z.B. meist einen höheren Anteil von Muskelmasse an der Gesamtkörpermasse als Frauen. Aus dem Grund sind die Unter- und Obergrenzen der BMI-Werteklassen bei Männern etwas höher als bei Frauen. Laut Klassifikation der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt der ideale BMI bei Frauen zwischen 18,5 und 24, bei Männern zwischen 20 und 25. Im Alter steigt die Normgrenze generell nach oben, z.B. ab einem Alter von mehr als 65 Jahren liegt der Normbereich zwischen 24 und 29. Fehlinterpretationen könnten etwa bei sehr sportlichen Studierenden erfolgen, denn gut entwickelte Muskeln führen zu einer größeren Körpermasse und damit zu einem höheren BMI. Trotz geringem Körperfett können sie nach der BMI-Berechnung übergewichtig sein. Bei untrainierten Studierenden ist der Fall genau andersrum gelagert: Menschen mit schwach entwickelten Muskeln können relativ viel Fett ansetzen und nach BMI-Kategorie noch immer normalgewichtig sein. Dünn kann zu dünn sein In der Fachwissenschaft wird zudem das „Obesity Paradox“ diskutiert, d.h. Individuen mit einem BMI über 25 leben oft länger als solche mit einem normalen BMI-Wert von 20 (Amundson, D., Djurkovic, S. & Matwiyoff, G. 2012; Henderson, M. 2005; Mullen, Moorman & Davenport 2009). Unzweifelhaft ist allerdings die stark gesundheitsschädliche Wirkung von einem BMI-Wert über 35. Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen (nach WHO, 2008) Gewichtsklassen BMI [kg/ m 2 ] Risiko für Begleiterkrankungen starkes Untergewicht < 16 hoch mäßiges Untergewicht 16-17 niedrig 136 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten Normalgewicht 18,5-24,9 durchschnittlich Präadipositas (leichtes Übergewicht) 25-29,9 gering erhöht Adipositas Grad I (Übergewicht) 30-34,9 erhöht Adipositas Grad II (Übergewicht) 35 - 39,9 hoch Adipositas Grad III (Übergewicht) > 40 sehr hoch Tab. 17: BMI-Normwerte in Bezug auf Größe und Gewicht bei Erwachsenen (Quelle: WHO 2008) Studi-Tipp: BMI ausrechnen Rechnen Sie Ihren BMI einmal selbst aus, z.B. unter http: / / www.bmi-rechner.net/ Realistische Studienziele helfen, das Gewicht zu halten Die Sinnhaftigkeit von Zielformulierungen, um zum Studienerfolg zu gelangen, wurde bereits in Kap. 2.6 diskutiert. Ziele können auch hinsichtlich der Ernährungsgestaltung ihre positive Wirkung im Studium entfalten. So schützen konkrete Ziele vor unrealistischen Erwartungen und setzen Sie weniger unter Druck. Das verringert den Stress, und weniger Stress bedeutet weniger Stress- Essen. Dies ist eine indirekte Auswirkung: Sie können auch direkt Ess- und Fitnessgewohnheiten oder sogar den BMI in Ihre Zielbildung einbeziehen. 6.2 Ernährungstipps 137 6.2.3 Essverhalten Anzahl der Tagesmahlzeiten Dreibis fünfmal täglich sollte Nahrung zu sich genommen werden. Günstig ist ein regelmäßiger Rhythmus von Essen und Nichtessen, der nicht durch Süßigkeiten permanent unterbrochen wird. Die Verdauung funktioniert am besten, wenn man nicht zu viel auf einmal isst. Bei fünf Mahlzeiten ist das Hungergefühl den Tag über meist geringer und die Lebensmittelauswahl kann abwechslungsreicher gestaltet werden. Hauptmahlzeiten sind das Frühstück, das Mittag- und Abendessen. Die zwei Zwischenmahlzeiten sollten vornehmlich kalorienarme Snacks wie Obst oder fettarme Milchprodukte sein. Auch ein Glas Buttermilch oder eine Handvoll Nüsse geben neue Energie. Nun ein genauer Blick auf die drei Hauptmahlzeiten. In den Tag mit einem guten Frühstück Ein guter Start in den Tag ist sehr wichtig, und der sollte ein gutes Frühstück beinhalten. Ein Frühstück dient dazu, den „leeren Tank zu füllen“ und gut gelaunt zu sein. Nach einer mehrstündigen Nachtruhe ohne Nahrungsaufnahme und oft intensivem Lernen am Vorabend benötigt der menschliche Organismus Flüssigkeit, Proteine, Fett, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralien, um die Zellerneuerung zu garantieren. Diese Stoffe können dem Körper gut zugeführt werden. Einfach und schnell zubereitet sind z.B. ein kaltes Müsli mit Obst und fettarmer Milch, Vollkorn-Toast oder Brot mit Erdnussbutter (wichtig: Erdnussbutter mit hohem Nussgehalt und wenig Zuckerzusatz) und etwas Obst usw. Ein cerealienreiches Frühstück mit Cornflakes oder Müsli gibt dem Körper Ballaststoffe, Eisen, Folsäure und Zink. Gleichzeitig ist es fett-, zucker- und cholesterinarm. Der Calciummangel wird durch die zugegebene Milch verringert (Albertson et al. 2008). Wer sich am Morgen genügend Zeit für das Frühstück nimmt, hat eine höhere Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit und besseres Erinnerungsvermögen. Das liegt daran, dass der Glukosespiegel im Blut gesteigert und die Bildung des Transmitters Acetylcholin erhöht werden. Zur Acetylcholin-Bildung ist Vitamin B1 hilfreich, das in Vollkorn- 138 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten produkten, Nüssen, Eiern, Käse oder Bananen steckt. Achten Sie beim Kauf eines Müslis allerdings darauf, dass es nicht mit Zucker überfrachtet ist. Die häufig künstlich zugesetzten Vitamine schaden zwar nicht, helfen aber auch nicht unbedingt, Ernährungsfehler auszugleichen. Es gilt die Devise: Je natürlicher die Produkte sind, umso vitaminreicher und effektiver ist die Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Mittags nicht zu heftig Die ideale Mittagsmahlzeit deckt den Energiebedarf und macht satt. Der Mittagstisch soll zusätzlich Vitamine und Mineralstoffe liefern, aber nicht zu sehr belasten. Daher ist üppige, fette Nahrung (z.B. Pizzaschnitten oder Leberkäse), die schwer im Magen liegt, zu vermeiden. Die Kraft, die für die Verdauung notwendig ist, fehlt dann für andere Aktivitäten. Durch den richtigen Mittagsmix lässt sich auch das Nachmittagstief im Tagesrhythmus (vgl. Kap. 3.4.4) etwas abschwächen. Frisches Obst und Gemüse, wie Bohnen, Brokkoli, Fenchel, Grünkohl, Karotten, Rettich und Zwiebeln, sollte am Mittag nicht vergessen werden. Viele Mensen haben ihre Speisepläne schon an aktuelle Gesundheitsrichtlinien angepasst. Trotzdem sollte man auch hier bei der Wahl den Überblick behalten ebenso wie beim Kochen zu Hause. Ausklang zum Abend Für das Abendessen ist besonders wichtig, dass es leicht verdaulich ist. Ansonsten ist der Körper über Nacht mit dem Verdauungsprozess und mit dem Anlegen von Fettdepots aus dem Nahrungsüberschuss belastet. Besonders für den Abend eignen sich Suppen, die mit frischem Gemüse, Fleisch- oder Fischstücken zubereitet werden. Die Zutaten sollten klein geschnitten sein, weil dies die Kochzeit, um weich zu werden, verringert. Durch diese Maßnahme bleiben wertvolle Inhaltsstoffe der Nahrungsmittel besser erhalten. Aber auch ein kleiner Salat oder eine Scheibe Knäckebrot belasten nicht zu sehr. Falls es an Ihrer Hochschule eine Abendmensa gibt, greifen Sie nicht permanent zu schwerer Kost. Noch ein Tipp: Wer etwas später noch Hunger hat: Milchprodukte fördern den Schlaf, denn Sie enthalten das schlaffördernde Tryptophan. 6.2 Ernährungstipps 139 Schutzzone Schreibtisch Süßes ist auf dem Schreibtisch den ganzen Tag über verboten. Auch sonstige potenzielle „Gefahrenquellen“ sollten verbannt werden, wie z.B. Bestellkarten vom Pizzadienst. Joghurt, Früchte und Vollkornbrot sind problemlos erlaubt. Nüsse liefern z.B. viel Energie für zwischendurch und steigern die geistige Leistungsfähigkeit für anspruchsvolle Lerntätigkeiten. Aus diesem Grund bilden sie eine Basis für das so genannte „Studentenfutter“. Bestandteile sind meist getrocknete Früchte wie Rosinen, ungesalzene Nüsse, Cashewkerne, Erdnüsse, Paranüsse, Walnüsse, Haselnüsse oder Mandeln. 6.2.4 Trinkverhalten Ausreichendes Trinken als wichtige Basis Während der täglichen Lern- und Studienzeit sollten Sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen, um Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche vorzubeugen. Eine gefüllte Wasserflasche in Griffnähe auf dem Schreibtisch kann gewährleisten, dass das Trinken nicht vergessen wird. Nach kurzer Zeit wird es zur Angewohnheit, regelmäßig einen Schluck zu nehmen. Nützlich ist es auch, das Trinken mit bestimmten Anlässen zu verbinden, z.B. ein großes Wasserglas vor dem Mittag- und Abendessen trinken. Welche Trinkmenge sollten Sie zu sich nehmen? Die empfohlene Trinkmenge für Erwachsene und Senioren liegt bei um die 1,5 Liter (am besten Wasser, Saftschorlen oder Früchtetees). Bei körperlich erhöhten Belastungen werden daraus 2 bis 3 Liter täglich. Kaffee trinken nebenbei ist prinzipiell nicht schlecht Kaffee wird gerne als Muntermacher bezeichnet und das ist auch nicht falsch (Lüllmann, Mohr & Hein 2010). Er enthält Koffein, das eine gefäßerweiternde Wirkung hat. Resultat ist, dass verstärkt Blut ins Gehirn fließt. Antrieb, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit werden dadurch gesteigert und Ermüdungserscheinungen beseitigt. Daher kann das Kaffeetrinken beim Lernen und in Prüfungssituation zu einem positiven Effekt führen. Beim Kaffeegenuss wird als normal verträgliche Menge ein Konsum bis zu vier 140 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten Tassen am Tag angesehen. Aus höheren Trinkmengen resultiert ein Koffeinüberschuss sowie ein Abhängigkeits- und Gewöhnungseffekt, was die Konzentrationsfähigkeit negativ beeinflussen kann. Hoher Koffeinkonsum kann ebenso zu Spannungskopfschmerzen führen, die migräneähnlich auf den Körper wirken. Rein biochemisch gesehen haben Koffein und Thein, das in vielen Teesorten enthalten ist, übrigens die gleiche Wirkung. Sechs Stunden vor dem Schlafengehen sollten keine koffein- oder theinhaltigen Getränke mehr eingenommen werden, damit die Schlafruhe bestens gewährleistet ist. Bei Alkoholkonsum gibt es nichts zu beschönigen Bereits in Kapitel 6.1 wurde das Problem angesprochen, das mit erhöhtem studentischen Alkoholkonsum im Studium besteht. Selbstverständlich kann und will man nicht immer wie ein Engel leben. Nicht zu missachten ist aber, dass neben vielerlei negativen Wirkungen auf die Gesundheit auch das Lernverhalten direkt darunter leidet - speziell bei suchtähnlichem Verhalten. Beispiel aus der Forschung Alkoholabhängige weisen nach einer Studie von Rustemeier et al. (2012) eine ähnlich hohe Aufnahmefähigkeit auf wie gesunde Individuen. Die Forscher verglichen dabei die Lernleistung von 24 alkoholabhängigen Patienten mit der von 20 gesunden Probanden in unterschiedlichen Lernsituationen. Der Problembereich liegt aber darin, dass es den Abhängigen Schwierigkeiten bereitet, das Gelernte einzusetzen. Sie gehen mit dem Lernstoff weniger beweglich um, z.B. können sie schlechter Verbindungen zwischen unterschiedlichen Problemkreisen erkennen. Gerade Lernen im Studium verlangt aber, neues Wissen in bislang unbekannten Situationen flexibel einsetzen zu können. 6.3 Ergonomik 141 6.3 Ergonomik Wissenswertes über die Ergonomik Die menschliche Anatomie ist vor allem für Gehen, Liegen oder Kauern ausgelegt. Das Problem ist jedoch, dass Studium vor allem Sitzen bedeutet. Sei es zu Hause am PC oder in der Lehrveranstaltung. Auch wenn Sitzen als Inbegriff von Arbeit und Konzentration gilt, trägt die Sitzhaltung maßgeblich zur Entstehung von Rückenleiden bei (Froböse 2011). Diese mögen in jungen Jahren nicht oder nur vereinzelt auftreten, die Probleme sind dann jedoch schon für später gelegt. Nun aber zum Hintergrund, warum uns Sitzen nicht so entspricht: Sitzen belastet den menschlichen Körper, weil es sich um eine ungleichwertige Nutzung der Muskeln handelt. Zu langes Sitzen führt in der Regel dazu, dass Menschen in sich zusammensinken und sich dadurch im Lauf der Zeit der Brustmuskel verkürzt und die Nackenmuskulatur verspannt wird. Was sollte erfüllt sein? Arbeitsstühle sollten neben Verstellmöglichkeiten die Möglichkeit bieten, den Bewegungen des Studierenden zu folgen, wenn die Sitzposition variiert wird. Rückenlehne und Sitzfläche sollten deshalb so beschaffen sein, dass beim Vor- und Zurückbeugen durch ständigen Kontakt eine Stütze der Lendenwirbelsäule gewährleistet wird. Das garantiert eine ideale Unterstützung der Wirbelsäule und eine Entlastung der Gelenke. Bei der Einstellung des Sitzes sollten Rücken, Unter- und Oberarm und Beine jeweils einen rechten Winkel bilden (4 x 90 Grad-Regel) und die Füße sollten vollständigen Kontakt zum Boden haben. Die Rückenlehne sollte so hoch sein, dass sie eine Unterstützung der Schultern gewährleistet. Bei intensiver Nutzung des Computers, z.B. für Hausarbeiten, sollte eine Entlastung der Unterarme durch Armlehnen gegeben sein. Gut ist es auch, Sitzen durch ausreichend Bewegung zu bereichern. Es kann auch einmal gut im Gehen und Stehen etwas gelesen werden oder bei der Besprechung der Prüfungsvorbereitung mit einem Kommilitonen gestanden oder gegangen werden. 142 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten Abb. 34: optimale Sitzposition (in Anlehnung an BITKOM 2012) Arbeiten mit dem Laptop Ein Laptop ist perfekt in die Hochschule mitzunehmen und auch direkt zu Hause einsatzbereit. Sie kennen aber sicher auch schon die Probleme: Die Tastatur ist schmal. Und wenn Sie die Anforderungen an die Ergonomie gelesen haben, wird deutlich, dass der Bildschirm nicht auf der richtigen Höhe ist. Sie müssen immer nach unten sehen. Der Laptop müsste also höher stehen. Dies ist sehr leicht durch vier bis fünf dicke Studienbücher zu erreichen. Tastatur und Maus lassen sich in der Form nicht mehr nutzen. Aus dem Grund sollten eine externe Maus und Tastatur angeschafft und genutzt werden. Der Nacken ist durch diese Maßnahme eindeutig besser entlastet. 6.4 Entspannung 6.4.1 Pausen Auf die Zeichen des Körpers hören Im täglichen Arbeitsplan sollten mit der Arbeitszeit variierende Pausen nicht vergessen werden (vgl. Tabelle 18). Unproduktive [1] Die oberste Bildschirmzeile sollte leicht unterhalb der waagrechten Sehachse liegen. [2] Tastatur und Maus befinden sich in einer Ebene mit Ellenbogen und Handfläche. [3] 90°-Winkel zwischen Ober- und Unterarm sowie Ober- und Unterschenkel [4] Für den Monitor gilt eine Sichtachse von mindestens 50 cm. Der Bildschirm sollte parallel zum Fenster stehen. [5] Die Füße benötigen eine feste Auflage; ggf. einen Fußhocker. 1 4 3 3 5 2 6.4 Entspannung 143 Phasen sind beim Lernen sonst nicht zu vermeiden: Der Kopf ist zu, der Rücken oder die Augen schmerzen. Oft sendet der Körper noch weitere Warnsignale, wenn er eine Pause benötigt. Darunter fallen Gähnen, Gedankenabschweifen oder ein Bedürfnis, sich zu recken und strecken. Durch Pausen dem Körper Erholung schenken In den Pausen sollte man möglichst Tätigkeiten verrichten, die weit vom Lernstoff abweichen, um den Kopf frei zu kriegen. Surfen oder Zeitung lesen garantieren dabei nicht immer eine perfekte Erholung, da diese Tätigkeiten keine wirkliche Pause für das Gehirn leisten. Blumen gießen, mit dem Hund spielen oder einen Tee trinken erscheinen für wirkliches Abschalten sinnvoller. Die Mittagspause sollte für einen größeren Abstand genutzt werden und nicht zwischen Laptop und Lernordnern am Schreibtisch oder in einer studentischen Arbeitsgruppe verbracht werden. Letzteres ist schlicht keine gute Voraussetzung für Erholung und Entspannung, das Auftanken und Kraft schöpfen für die weiteren Lernstunden ist dadurch stark eingeschränkt. In der Mittagspause kann man gut seinen Arbeitsplatz oder die Hochschule einmal verlassen. Ein kurzer Aufenthalt an der frischen Luft (z.B. ein Spaziergang in einem Park in der Nähe der Hochschule oder des Lernortes) kann Körper und Geist gut wieder beleben. In der Folge sinkt die Stresskurve und der Heißhunger nach Süßigkeiten nimmt ab. Auch ein Gang in die Mensa führt zu einem kurzzeitigen Tapetenwechsel und lässt sich bei gezielter Essensauswahl mit einer guten Ernährung verbinden. Beachten Sie, dass Sie Ihrem Gehirn durch die Pausen etwas Ruhe gewähren und nicht mit zu vielen neuen Eindrücken belasten. Das Gehirn selbst macht freilich keine Pause, sondern arbeitet im Hintergrund weiter an dem Problem. Speziell am Abend sollten Sie sich längere Erholung- und Entspannungsphasen gönnen (vgl. Kap. 6.4.1), wie etwa ein packender Film oder ein ausgiebiges Vollbad, die mit viel Freude verbunden werden und helfen, den Akku wieder aufzuladen (Abb. 35). 144 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten 20 % Lernenergie ohne Pausen 100 % Lernenergie mit Pausen Abb. 35: Pausen zur Aufladung des Akkus Pausenart Arbeitsdauer Pausendauer Tätigkeit Minipause ca. 45 Min. ca. 5 Min. Bewegung, frische Luft, Erledigung dringlicher Bedürfnisse Maxipause ca. 90 Min. 15-20 Min. etwas essen und trinken, Raum verlassen Erholungspause ca. 180 Min. 60-90 Min. Spaziergang, Mittagspause mit Essen oder Abendessen Tab. 18: vorgeschlagene Pausen (Quelle: in Anlehnung an Luxem, Runggaldier & Kühn (2010)) 6.4.2 Schlaf Die Wirkung des Schlafes Einen guten nächtlichen Schlaf sollten Sie nicht versäumen, da in dieser Zeit erlernte Inhalte in das Gedächtnis übertragen werden. Studien, die den Zusammenhang zwischen Schlaf und Gedächtnis untersuchen (Marshall & Born 2011), zeigen, dass durch intensive Tiefschlafphasen Gedächtnisinhalte besser in den Langzeitspeicher des Gehirns übertragen werden. Die Wissenschaft braucht also nicht mehr darüber streiten, worin der Zweck liegt, dass Individuen einen Teil ihres Lebens „bewusstlos vor sich hindämmern“: Schlaf ist definitiv nötig, um z.B. Erlerntes besser im Gedächtnis zu verankern (Diekelmann, Wilhelm & Born 2009). Das gerne praktizierte nächtliche Durcharbeiten vor Hochschulprüfungen ist also kontra- 6.4 Entspannung 145 produktiv. Gerade für Erinnerungen an wesentliche Fakten und deren übergeordneten Kontext ist Schlaf besonders relevant. Neue Informationen werden während des Schlafes nicht nur gespeichert, sondern auch verarbeitet und neu strukturiert. Als Effekt können innovative und sinnvolle Zusammenhänge entdeckt werden. Schlafen hilft also sowohl beim sturen Auswendiglernen als auch beim schöpferischen Denken. Der Umstand verhilft uns, Probleme quasi im Schlaf zu lösen. Insofern ist es auch nicht schädlich, komplexe Lerninhalte noch vor dem Schlafengehen zu bearbeiten. Sie sollten allerdings nicht das Einschlafen gefährden, weil man die ganze Zeit an die Inhalte denkt und trotz intensiven Zählens von Schafen nicht einschlafen kann. Studi-Tipp: Einschlafprobleme vermindern Sie denken noch, wie Sie ein Studienproblem lösen könnten, und können deshalb nicht recht einschlafen. Die inneren Stimmen belasten Sie. Oft hilft es, vor dem Schlafengehen einen genauen Plan niederzuschreiben, auf welche Weise man ein Problem lösen möchte. Das Triviale zu Papier bringen kann schon zur erwünschten Ruhe führen: Die quälenden Stimmen schweigen. Wenn Sie dann noch auf dem Nachttisch einen Notizblock für plötzliche Gedanken liegen haben, können Sie Ihre Nachtruhe optimieren. Beispiel aus der Forschung Nun noch kurz stark vereinfacht zum wissenschaftlichen Hintergrund der Schlafforschung: Der Kurzzeitspeicher des Gehirns umfasst einen Bereich von ca. 20 Minuten. Die Speicherkapazität des Kurzzeitgedächtnisses ist also nicht für eine Informationsvielfalt geeignet, Informationen erfahren aber eine Bewertung und Zuordnung. Wird eine gerade aufgenommene Information schnell durch weitere wieder verdrängt, kann sie nicht ins dauerhafte Gedächtnis eingespeichert werden. Wenn Informationen als relevant bewertet werden, können sie ins Langzeitgedächtnis gelangen. Eine wichtige Funktion für die Gedächtniskonsolidierung über- 146 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten nimmt der untere Rand der Hirnrinde (= Hippocampus oder „Seepferdchen“). Hier werden alle am Tag gesammelten Informationen (z.B. der gelernte Prüfungsstoff) zwischengespeichert. Der Hippocampus besitzt aber nur eine limitierte Aufnahmekapazität. Damit nicht alles wieder vergessen wird, müssen die Erinnerungen in das Langzeitgedächtnis (= Neokortex) überspielt werden, wo die Daten mit bereits vorhandenen Inhalten verknüpft und längerfristig abgespeichert werden. Eben diese Übertragung findet vor allem im Schlaf statt. Es ist wie bei einem E-Mail-Briefkasten: Läuft der Briefkasten im Hippocampus über, können keine weiteren Nachrichten mehr eintreffen. Wahrscheinlich kann die Gedächtniskonsolidierung nur unter der Bedingung ungestört ablaufen, dass das Gehirn „offline“ ist, also nicht parallel aktuelle Informationen von den Sinnessystemen verarbeiten muss. Interessanterweise scheint das Schlafstadium die Art der Gedächtnisbildung zu beeinflussen. In den ersten Stunden des Tiefschlafes (= Deltaschlaf) wird z.B. hauptsächlich gelernt, sich an Fakten und Episoden zu erinnern. Während des Tiefschlafes sind Körperfunktionen wie Herz- und Atemfrequenz herabgesetzt, der Kopf arbeitet aber intensiv. Nach dem Tiefschlaf folgt der REM-Schlaf (Rapid-Eye- Movement), in dem vor allem bewegte und emotional gefärbte Träume auftreten. Die Phase ist mit einer Steigerung des Blutdruckes und der Atemfrequenz verbunden. Ein Schlafzyklus dauert etwa 90 bis 100 Minuten. Damit nicht genug: Pro Nacht finden sich bei gesunden jüngeren Erwachsenen etwa vier bis sechs Zyklen. Über den Nachtverlauf werden die Tiefschlafphasen kürzer und die REM-Phasen länger. In Prüfungszeiten neigen viele Studierende dazu, wenig zu schlafen in dem Glauben, dass ein Mehr an Schlaf zu einem späteren Zeitpunkt das Manko wieder ausgleicht. Die Rechnung geht aber nicht auf, sondern dieses Verhalten kann zu mentaler Traurigkeit und Antriebslosigkeit führen. 6.5 Sport und Fitness 147 Abb. 36: Schlafphasen (in Anlehnung an Techniker Krankenkasse 2012) Schlafplatz ist Schlafplatz Aus dem Bett ist alles zu verbannen, was ans Lernen erinnert. Bücher, Laptop und Seminarunterlagen sind also streng verboten. Im Bett zu lernen hat eine negative Wirkung, denn Lernen, Nachtruhe und Erotik werden quasi von unserem Gehirn an einer Stelle abgespeichert. Die Trennung zwischen Schlafplatz und Arbeitsplatz können wir zwar nicht vollständig im Kopf vollziehen, weil wir eben unser Gehirn nicht auf nur „Arbeiten“ und nur „Schlafen“ programmieren können. Trotzdem ist der Zusammenhang durch die Trennungsmaßnahme weniger direkt zu vollziehen. Je klarer Studierende Lernen und Muße zeitlich und lokal voneinander trennen, desto besser klappt auch das Umschalten im Kopf (Poschenrieder 2010). 6.5 Sport und Fitness Sport hält fit Zweibis dreimal pro Woche regelmäßige körperliche Betätigung mittlerer Intensität gilt als Maß aller Dinge. Gute Gelegenheiten geben in der Regel die Hochschulen selbst mit ihrem vielfältigen Angebot an Sportkursen. Das Schöne dabei ist, dass die Brieftasche 1. Zyklus 2. Zyklus 3. Zyklus 4. Zyklus Wache Phase Traumschlaf Leichtschlaf Tiefschlaf 148 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten dadurch nicht groß belastet wird. Wichtig ist allerdings, dass die ausgewählte Sportart Ihnen Spaß macht, ob Hochschulsport, Training im Fitnesscenter, Rad fahren oder Joggen in der freien Natur. Man gewinnt durch die sportliche Tätigkeit (besonders in Zeiten universitärer Stress- und Angstsituationen) Entspannung und Adrenalin wird abgebaut, was auch positiv für den Blutdruck und den Blutzuckerspiegel ist. Bewegung bringt den Kreislauf in Schwung, macht den Kopf frei und vermindert das Hungergefühl durch die Reduktion von Stresshormonen. Nun zu einigen leichten Alternativen, um etwas Bewegung in das Studienleben zu bringen. Kalorienkiller Nr. 1: Treppensteigen Eine naheliegende Fitnessübung ist das Treppensteigen. Auf dem Weg zur Hochschule und an der Hochschule selbst müssen zahlreiche Stufen überwunden werden. Aber nicht nur dort, wenn allgemein eine Rolltreppe oder ein Aufzug als Transportalternative zur Verfügung stehen, müssen Sie nur konsequent „Nein“ zu sich sagen und die Treppe wählen. Diese sportliche Option wirkt nicht nur positiv auf die Fitness, sondern schmälert auch das Körpergewicht und den Hüftumfang. Besonders positiv ist, dass man die Trainingsintensität leicht erhöhen kann, z.B. indem man das Schritttempo steigert oder zwei Stufen gleichzeitig statt einer nimmt. Beispiel aus der Forschung An der Universität Genf kam es zu einem besonderen Versuch: 77 Hochschulmitarbeiter mit einem eher bewegungsarmen Lebensstil (= weniger als zwei Stunden Bewegung pro Woche) mussten zu Studienzwecken zwölf Wochen lang auf Aufzug und Rolltreppe verzichten und Treppen steigen (Meyer et al. 2010). Von den 77 Probanden überstanden 69 die geforderten Kriterien. Deren Ergebnisse waren sehenswert: Im Durchschnitt hat sich bei den Probanden die Sauerstoffaufnahme um 8,6 % erhöht. Das bedeutet laut bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen eine Senkung des Sterberisikos um 15 %. Weitere positive Resultate: Verringerung des Bauchumfangs um 1,8 %, des Körpergewichtes um 0,7 %, des 6.5 Sport und Fitness 149 Körperfettanteil um 1,7 % und des diastolischen Blutdrucks um 2,3 %. Besonders gut bekam das Treppensteigen dem gesundheitsgefährdenden Low-Density-Lipoprotein-(LDL)-Cholesterinwert, der durch die sportliche Aktivität um 3,9 % verringert wurde. Bewegungsaktives Minutentraining Teilweise lässt sich etwas Bewegung ganz simpel als Minutentraining in den Studienalltag einbauen. Eine Form wären isometrische Anspannungsübungen. Eine solche Übung ist erstens das zehn Sekunden lange Anspannen der Gesäßmuskeln bei gleichmäßiger Atmung. Positiv ist, dass man diese Übung leicht bei Wartezeiten, in der Lehrveranstaltung oder vor dem Fernseher machen kann und die Durchführung kein anderer mitbekommt. Zweitens wäre das Brustmuskeltraining. Dabei sind die Handballen vor der Brust bei waagerechter Haltung der Unterarme immer wieder kräftig gegeneinanderzupressen. Eine leicht zu praktizierende Herz-Kreislauf- Übung ist drittens das Wippen von den Zehen auf die Fersen. Auch Balance- und Koordinationsübungen lassen sich ebenso problemlos realisieren, etwa viertens das Zuknöpfen von Hemd oder Bluse, das Zähneputzen oder das Telefonieren jeweils auf einem Bein. Abb. 37: Vier Minutenübungen auf einen Blick anspannen der Gesäßmuskeln Brustmuskeltraining wippen von den Zehen auf die Fersen Tätigkeiten auf einem Bein balancierend verrichten 150 6 Mit Ernährung und Fitness die Gesundheit gestalten 6.6 Hirndoping Kein Doping für das Hirn Wenn der Erfolgs- und Leistungsdruck im Studium hoch sind, scheint die Chance, sich künstlich leistungsfähiger zu machen, verlockend. Die Einnahme meist verschreibungspflichtiger chemischer Substanzen wird als schneller Fitmacher angesehen. Studierende wählen dafür Antidepressiva, Medikamente gegen Alzheimer, die Schlafkrankheit oder das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS). In dem Zusammenhang spricht man auch von Hirndoping oder Neuro-Enhancement. Vor allem in den USA soll nach einer Studie des International Narcotics Control Board (Drogenkontrollbehörde der Vereinten Nationen) an einigen Universitäten jeder vierte Student in Drucksituationen (z.B. Prüfungsstress) zu den genannten Anwendungen greifen (Aichner 2011). Der „ultimative Fitmacher“ macht krank Besonders beliebt ist Methylphenidat (z.B. das Medikament Ritalin), das gegen ADS wirkt und durch seine stimulierende Wirkung die Lernleistung im Studium verbessern soll. Die Intelligenz beeinflusst die Substanz folglich nicht, sondern lediglich den Hirnstoffwechsel, was in besserer Konzentration und einer euphorisierenden Wirkung münden kann. Ritalin ist eine amphetaminähnliche Substanz, und Letztere steht im Sport wegen der leistungssteigernden Wirkung auf der Dopingliste. Studentisches Hirndoping würde also bei einer Dopingkontrolle im Sport positiv getestet und der Sportler für weitere sportliche Aktivitäten gesperrt. Dem sollte man sich ebenso bewusst sein wie der zahlreichen Nebenwirkungen. Dazu gehören Herzrasen, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit und Magenbeschwerden sowie in vielen Fällen ein erhöhter Blutdruck. Bei Einnahme hoher Dosen kann eine Medikamentenabhängigkeit oder - weit gefährlicher - eine Verstopfung von Lungen- oder Hirngefäßen entstehen. Es bestehen auch Wechselwirkungen zu anderen Medikamenten und Alkohol. In Zusammenhang mit Alkohol kann Methylphenidat sehr unerwünschte Nebenwirkungen auf das Gehirn haben, die die normale Wirkung von Alkohol potenzieren: Einschränkung des Seh- 6.6 Hirndoping 151 feldes, Probleme bei der Entfernungseinschätzung, Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen, steigende Risikobereitschaft und Aggressivität, abnehmende Merkfähigkeit. In Extremfällen ist eine Alkoholvergiftung möglich. Leistungsschwach dank Antidepressiva Nun zu weiteren, gesundheitsschädlichen Medikamenten: Auch die prophylaktische Einnahme von Antidepressiva bleibt nicht wirkungslos, sondern führt häufig zur Verschlechterung der Leistungsfähigkeit oder zu Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Heißhunger, Halluzinationen oder Übelkeit. Im Extremfall können sogar komatöse Zustände und epileptische Anfälle ausgelöst werden. Eine ruhige Hand durch Betablocker Bei Betablockern handelt es sich um Medikamente für Patienten mit Herzerkrankungen. Sie verlangsamen den Herzschlag, senken den Blutdruck und wirken beruhigend. Betablocker haben also eine umgekehrte Wirkung wie Ritalin. Im Studium werden die Medikamente von Studierenden verwendet, um Prüfungsnervosität oder Stresssymptome zu mindern. Erneut ist zu beachten, dass auch Betablocker bei gewissen Sportarten (z.B. Curling oder Billard) auf der Dopingliste stehen - immer dann, wenn eine ruhige Hand wichtig ist. Die Dosierung von Betablockern ist für Herzkranke mit dem behandelnden Arzt genau abzustimmen. Ein Studierender sollte dieses Vorgehen nicht missachten und auf keinen Fall Anwendungstipps im Internet vertrauen: Bei falschem Gebrauch kann das Herz zu langsam schlagen, was zu einem Kollaps führen kann. Aber auch Müdigkeit oder depressive Verstimmungen sind denkbare und ungeliebte Nebenwirkungen. 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern Zentrale Ziele dieses Kapitels Die Bedeutung der Wertschätzung für andere erkennen Strategien für den Umgang mit einzelnen Kontakten ableiten Positive und negative Effekte von Social Media verinnerlichen Den eigenen Social-Media-Auftritt gezielt steuern Qualifikationsoptionen identifizieren und optimieren 7.1 Informationen zum Selbstmarketing Was ist Selbstmarketing? Selbstmarketing hat zum Ziel, sich der Umwelt als interessante Persönlichkeit darzustellen, d.h. authentisch zu sein und gleichzeitig Selbstmarketing/ Image Kontaktmanagement Social Media Qualifikationsbasis erweitern 7.2 Kontaktmanagement 153 überzeugend aufzutreten. Ihr Verhalten darf aber nicht zu narzisstisch wirken. Zum Selbstmarketing gehört es auch, für sich den wichtigen Personenkreis selbst festzulegen. Überlegungen hierzu haben Sie bereits bei Ihrer Stakeholderanalyse gemacht (vgl. Kap. 2.5). Um ein optimales Selbstmarketing zu realisieren, müssen sowohl die eigenen Ziele (vgl. Kap. 2.5) als auch die eigenen Qualifikationen geklärt sein (vgl. Kap. 2.4). Im Folgenden werden das allgemeine Kontaktmanagement und speziell das Social-Media- Marketing angesprochen. Aufgrund seiner zunehmenden Bedeutung wird Letzterem ein separates Unterkapitel gewidmet. Danach werden Optionen erläutert, um die eigene Qualifikationsbasis neben dem Studium zu erweitern. Sie kennen den Spruch: „Von nichts kommt nichts.“ 7.2 Kontaktmanagement Studienzeit: Das Kontaktparadies Studienzeit bedeutet Kontaktmanagement pur. Sie bauen zu einer Reihe von Kommilitonen Beziehungen auf, die Ihnen später einmal Nutzen bringen könnten: Gute Freunde aus der Studienzeit könnten in ferner Zukunft z.B. einmal in wichtige Kaderpositionen gelangen und auf Ihre Hilfe als Mitarbeiter zurückgreifen wollen (vgl. Kap. 7.2.3). Die Vorteile sind aber meist bereits während der Studienzeit selbst spürbar: Je mehr Kontakte Sie während dieser Zeit pflegen, desto mehr Informationen erhalten Sie, etwa hinsichtlich Prüfungen oder Praktikumsstellen. In der Studienzeit geht es aber nicht nur darum, neue Kontakte zu finden, sondern auch bestehende zu managen und den Kontakt zu Hochschulmitarbeitern zu pflegen. Ein paar Anregungen hierzu finden Sie in den folgenden Ausführungen in diesem Kapitel. 7.2.1 Das Gegenüber verstehen und wertschätzen Hineindenken ist angesagt Um selbst verstanden zu werden, sollte man zunächst versuchen, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen. Versuchen Sie z.B. zu erkennen, was und wie Dozierende oder Kommilitonen denken, 154 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern um sie optimal anzusprechen und mit ihnen umzugehen. Es geht um emotionales und intellektuelles Verständnis. Das ist übrigens keine andere Situation als in Bewerbungsgesprächen bei Unternehmen. Auch dort müssen Sie über die Motivation des Gegenübers genau nachdenken und seine Reaktionen abschätzen. Wertschätzung zeigen Am Ende eines Gesprächs ist eine (ehrliche) Wertschätzung wichtig. Sie können z.B. nach einer gelungenen Projektarbeit gegenüber Ihren Studiengruppenkollegen erwähnen, dass Sie durch das Lernen im Team wichtige neue Impulse erhalten haben. Einen Dozierenden könnten Sie für seine gute Lehre loben (z.B. in Evaluationen oder persönlich). Hierdurch können Sie ein gutes Verhältnis zum Lehrenden aufbauen. Dies kann auch einen Einfluss auf die Notengebung haben. Sympathie kann positiv auf die Notenfindung wirken, Antipathie negativ (Hadley 1995). In den mündlichen Prüfungen sind die Bewertungsfreiheiten für den Dozierenden meist größer, hier ist die Chemie also besonders relevant (Hartog & Rhodes 1995). Beachten Sie aber, dass Sie bei Ihren Aussagen authentisch sind, alles andere wirkt „geschleimt“ und kommt schlecht an. Studi-Tipp: Betreuer für eine Bachelorarbeit suchen Sie haben ein eigenes Thema für eine Bachelorarbeit erdacht, das Sie mit einem früheren Praktikumsgeber durchführen wollen. Ihnen fehlt allerdings noch der geeignete Betreuer. Sprechen Sie gezielt Ihre Lieblingsdozierenden an und machen Sie sich vor dem ersten Gesprächstermin Gedanken darüber, warum das Thema den Dozierenden zur Betreuung anregen könnte. Dafür müssen Sie selbstverständlich seine Themenschwerpunkte und Interessen kennen - Informationen, die sich normalerweise sehr leicht im Internet recherchieren lassen. Denken Sie zudem darüber nach, welchen Nutzen er aus dem Thema und aus Ihrer Leistung ziehen könnte. Danken Sie nach dem Gespräch für die wichtigen Impulse für Ihre Bachelorarbeit. Studi-Tipp: Als wissenschaftliche Hilfskraft bewerben Oft gibt es an Hochschulen eine Reihe von Stellenangeboten für wissenschaftliche Hilfskräfte, die gerade Vollzeitstudierenden 7.2 Kontaktmanagement 155 einen kleinen Zusatzverdienst sichern können. Vor einem Gespräch mit dem Lehrstuhlinhaber oder seinem Vertreter müssen Sie über die Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls und die Vita des Gegenübers informiert sein. Besorgen Sie sich auch Informationen über aktuelle und künftige Entwicklungen des Fachgebietes und sprechen Sie diese im Gespräch geschickt an. Aus dem Vorstellungsgespräch wird durch Ihre Informiertheit ein interessanter Austausch. Danken Sie nach dem Gespräch für die aussagekräftigen Einblicke in die Arbeit des Lehrstuhls. Sprechen Sie Klartext Die Kommunikation darf gegenüber anderen bei allem Verständnis nicht zu unbestimmt wirken. In unserer Sprache finden sich viele so genannte Weichmacher, also solche Begriffe, die den Inhalt einer Aussage relativieren. Beispielsweise „ein wenig“, „ein bisschen“, „ich könnte“ oder „prinzipiell“. Durch den Gebrauch solcher Wörter schwächt man die eigene Meinung ab. Dadurch wirken Sie unbestimmt und flatterhaft. Weichmacher eignen sich vornehmlich in Konfliktsituationen, um eine Meinungsverschiedenheit nicht eskalieren zu lassen. Richtig Feedback geben und nehmen Feedback geben und nehmen ist nicht so leicht, Sie sagen sich vielleicht auch: „Wenn ich mal jemandem die Meinung sage, ist er gleich eingeschnappt.“ Die Ursache ist klar: Ihr Feedback funktioniert nicht. Aber das ist gerade im Studium besonders wichtig, denn Sie arbeiten mit Mitstudierenden eng in Lernteams oder in der Projektarbeit zusammen. Und zum Erfolg einer Gruppenarbeit trägt auch bei, sich kritisch die Meinung zu sagen - zumal dadurch die Persönlichkeitskompetenz verbessert wird. Feedback ist aber nicht nur im Studium, sondern auch bei Praktika gefordert. Für das Äußern von Kritik berücksichtigen Sie einfach folgende fünf Regeln aus Tabelle 19. 156 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern Kurzbeschreibung Bedeutung und Beispiel 1 Feedback als Ich-Botschaft Wenn man aus seiner eigenen Sichtweise spricht und nicht aus denen anderer, fällt es dem Beteiligten leichter, das Feedback zu akzeptieren, z.B. „Meiner Wahrnehmung nach arbeitest Du nicht richtig in der Gruppe mit“ und nicht „Man merkt, dass Du nicht richtig mitarbeitest“. Ansonsten ist es eine Pauschalkritik. 2 immer sachlich bleiben Eigene Urteile und Interpretationen sind ebenso wie Schimpfen und Beleidigen völlig unangebracht. Kritik sollte sachlich angebracht werden. „Das war ja mal wieder absoluter Müll“ ist als Aussage tabu. 3 mit positiven Aspekten beginnen Es ist für keinen leicht, Kritik hinzunehmen. Fängt man sofort mit Kritik in einer Aussage an, dann sperrt sich der Angesprochene schnell. Zuerst sind also bei einem Feedback die positiven Seiten zu betonen. Nach der „Sandwich-Theorie“ ist es sinnvoll, jede negative Kritik zwischen zwei Schichten von positiven Aspekten einzubetten. 4 Rückmeldungen nicht aufschieben Es nützt wenig, wenn Sie jemand Wochen später sagen, was Ihnen nicht gefallen hat. Er wird die Aktion vielleicht sogar nicht mehr direkt zuordnen können. Daher sollten Probleme schnellstmöglich angesprochen werden. 5 konstruktiv sein Es ist schön, wenn in das Feedback gleich Verbesserungsanregungen für die Zukunft einfließen, z.B. „Ich denke, es wäre sinnvoll, wenn Du Dir Meilensteine setzen würdest“. Tab. 19: Feedback-Regeln 7.2 Kontaktmanagement 157 Das Annehmen eines Feedbacks ist, wie gesagt, keine leichte Kost. Aber es nutzt wenig, wenn Sie den Feedback-Geber permanent bei dessen Ansprache unterbrechen. Hören Sie erst einmal zu! Auch ein Rechtfertigen oder Verteidigen sollte vermieden werden, denn der andere trägt schließlich seine individuelle Beobachtung vor. Dessen Meinung ist also erst mal zu akzeptieren. Das schließt nicht aus, nachzufragen, was der Feedback-Geber mit einer speziellen Aussage meint. Sie können kein Feingefühl aufbauen, wenn Sie nichts von dessen Aussagen verstehen. Verständnisfragen sind also absolut erlaubt. 7.2.2 E-Mail-Kommunikation E-Mails richtig kennzeichnen Beim Schreiben einer E-Mail sind einige Aspekte zu beachten. Vergessen Sie nicht die Betreffzeile. Diese gehört mit der Absenderadresse zu den ersten Angaben, die der Empfänger einer E-Mail sieht. Es ist eine kurze und prägnante Aussage gefragt, worum es in der Mail geht. Leere Betreffzeilen sind in diesem Fall wenig vorteilhaft. Da z.B. Dozierende am Tag häufig sehr viele Mails erhalten, kann die Betreffzeile auch ein Kriterium sein, diese E-Mails als unwichtig anzusehen und zu löschen. Wenn ein Empfänger unmittelbar auf die E-Mail wartet und direkte Kommunikation gefragt ist, kann man freilich schon einmal auf einen Betreff verzichten. Offizielle Kontakte verlangen ein gewisses Niveau Wählen Sie eine passende Mailadresse, denn sie gibt einen gewichtigen Eindruck: Durch eine verwirrende Absenderadresse können Sie sich schnell einen Spamverdacht oder ein Löschen der Mail bescheren. Die Absenderangabe einer E-Mail hat in der Regel zwei Teile, die E-Mail-Adresse und den tatsächlichen Namen (Realname). Auf Letzteren wird aber auch gerne einmal verzichtet. Die E-Mail-Adresse als rein technische Angabe kann durch einen Phantasienamen frei gewählt werden, also z.B. „sexystudent123@gmail. com“. Eine solche Adresse im Posteingang zu sehen, kann bei konservativen Dozierenden einen negativen Eindruck hinterlassen. 158 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern Am besten ist es, im Schriftverkehr mit Hochschulangehörigen die Ihnen offiziell von der Hochschule zugeteilte Mailadresse zu verwenden. Legen Sie auch auf Aspekte wie grammatikalische und orthographische Fehlerfreiheit in jedem Schriftkontakt mit der Hochschule wert. Eine Signatur erleichtert die Identifikation Trotz Ihrer Absenderadresse im Nachrichtenkopf einer E-Mail kann eine Signatur am Fußende Ihrer E-Mails weitere Klarheit bringen. Eine Signatur wird vom Text der E-Mail mit zwei Bindestrichen und einem Leerschritt abgetrennt. Dort können Sie einige relevante Informationen über sich anfügen, wie z.B. Name, Wohnort, E-Mail- und eventuell WWW-Adresse Ihrer Homepage. Ansprechpartner, wie z.B. ein Dozierender oder ein Interviewpartner für eine Expertenbefragung, werden es Ihnen danken. Nutzen Sie Groß- und Kleinschreibung! Es ist am besten, wenn Sie an E-Mails die gleichen Ansprüche an die Schreibweise anlegen wie bei jedem wichtigen Schriftverkehr, jedenfalls wenn sie offiziellen Charakter haben. Unterscheiden Sie also Groß- und Kleinschreibung. permanente kleinschreibung kann als zeichen für bequemlichkeit interpretiert werden. REINE GROSSSCHREIBUNG WIRKT SO, ALS OB SIE ETWAS BESONDERS BETONEN WOLLEN ODER IM EXTREMFALL, ALS OB SIE SCHREIEN WÜRDEN. Nicht jeder Empfänger einer Nachricht ist diskret Das Weiterleiten von E-Mails ist sehr simpel und vielfach mit geringen moralischen Hürden verbunden. Im Vergleich zum klassischen Brief wirken E-Mails weniger persönlich, es fehlt die Handschrift und die persönliche Unterschrift. Falls Sie also über vertrauliche Inhalte schreiben (z.B. über einen Dozierenden oder Studienkollegen lästern), bedenken Sie, dass die Inhalte durch einen Klick weitergeleitet sind. Es kann sein, dass der Empfänger Ihrer E-Mail 7.2 Kontaktmanagement 159 mit der Person gut vertraut ist und diese über Ihre Meinung durch die Hintertüre ins Bild setzt. Oder fragen Sie sich nicht gelegentlich, wie die Presse an E-Mails kommt, die von Chefs großer Unternehmen an die engen Mitarbeiter geschrieben wurden? 7.2.3 Umgang mit Kontakten Soziale Kontakte pflegen Ein soziales Leben ist für jeden Studierenden wichtig. Mit wenig oder keinen Kontakten steigt das Risiko für Herzinfarkt, Krebs und durch Immunschwäche hervorgerufene Krankheiten (Holt-Lunstad, Smith & Layton 2010). Individuen mit einem guten Netzwerk stabiler Freundschaften sind auch körperlich in einem besseren Zustand. Die gefühlte Einsamkeit ist allerdings eine Wahrnehmungsfrage und hängt nicht allein von der absoluten Anzahl der sozialen Kontakte ab. In der Regel sind jedoch drei enge Freunde, mit denen Sie regelmäßig und vor allem gern Kontakt haben, genügend. Das im Studium geschaffene Netzwerk hilft oft noch im späteren beruflichen Leben, z.B. bei der Suche nach Jobs. Ein beruflicher Aufstieg wird ohne Networking stark erschwert. Ein Engagement im Alumni-Verband der Hochschule zur Kontaktpflege sollte daher genutzt werden. Kontaktpflege in Maßen Man sollte die Kontaktpflege nicht übertreiben, denn dann wird die Studien- und Lernzeit zu sehr eingeschränkt. Beim Mittagessen in der Mensa kann man z.B. sein soziales Netz durch einen zeitlich klar begrenzten Smalltalk pflegen. Viele Unterbrechungen durch Anrufe oder Mails durch Freunde sind in erster Linie nur Versuche, sich des Zusammengehörigkeitsgefühls in der Gruppe zu versichern. Prüfen Sie sich selbst, wie hoch Ihr Anteil daran ist, zu viele Schwätzchen zu halten. Sich in Erinnerung bringen Bereits in Kap. 1.2.1 wurde die Relevanz des proaktiven Verhaltens erwähnt, das ein elementarer Bestandteil eines guten Selbstmarketings ist. Denken Sie erneut an Ihre Stakeholderanalyse (vgl. Kap. 160 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern 2.5). Wenn Sie sich z.B. in Lehrveranstaltungen durch gute Fragen von Ihrer besten Seite zeigen, kommen Sie Schritt für Schritt in die Erinnerung des Dozierenden, was für spätere Referenzen oder auch Jobs an einem Lehrstuhl wichtig sein kann. Dafür ist eine gute Vor- und Nachbereitung der Veranstaltung wichtig. Falls Übungsfragen existieren, ist es sinnvoll, diese bereits zu bearbeiten. Auch durch höfliches und freundliches Verhalten bleibt man bei Kommilitonen und Dozierenden in Erinnerung. 7.2.4 Kontaktmanagement in mündlichen Prüfungen Mündliche Prüfungen meistern Vorab: Sehen Sie Prüfungen allgemein nicht als Übel an, das Sie von den schönen Momenten des Lebens abhält. Interpretieren Sie Prüfungen vielmehr als Chance, um das eigene Lernverhalten zu korrigieren oder Wissenslücken zu erkennen. Nun aber zu Erfolgsfaktoren in mündlichen Prüfungen: Dazu kann erneut proaktives Verhalten verhelfen (vgl. Kap. 1.2.1). Zunächst sollten Sie sich gute Startbedingungen durch ein gepflegtes Äußeres sowie Blickkontakt und eine freundliche Begrüßung des Prüfers verschaffen. Proaktives Verhalten zeigt sich auch beim Umgang mit den Fragen. Allgemein erwarten Prüfer eine Reaktion auf ihre Fragen. Antworten sollten laut und deutlich gegeben werden. Studierende sollten zu erkennen geben, dass sie die Frage gehört und verstanden haben. Bei Verständnisproblemen sind Nachfragen wie „Verstehen Sie Ihre Frage in Richtung….“ von Ihrer Seite nicht verboten. Während der Prüfung sollte auf die Körpersprache des Prüfers, ohne dass er sich beobachtet fühlt, geachtet werden, z.B. „Wie reagiert er auf meine Antworten? “, „mit ablehnender oder zustimmender Gestikulation? “ Prüfungsnervosität ist kein Nachteil Prüfer verstehen Ihre Prüfungsnervosität ganz gut: Sie haben schließlich selbst einmal studiert und Prüfungen absolviert. Außerdem nehmen sie jährlich eine Reihe von Prüfungen ab. Kein Verständnis und Mitleid empfinden sie jedoch, wenn die Nervosität während des Gesprächs andauernd als Ausrede für schlechte Leis- 7.3 Social-Media-Marketing 161 tungen herangezogen wird. Die Worte „Ich bin ja so nervös, nur deshalb weiß ich nichts. Gestern konnte ich noch alles.“ können Sie sich also absolut sparen. An die Verabschiedung denken Ein gutes Ausklingen der Prüfung sollte durch einen Abschied mit Blickkontakt zu den Prüfenden sowie dem Protokollanten erfolgen. Wird Ihnen die Hand entgegengestreckt, erfolgt die Verabschiedung zusätzlich mit Händedruck. 7.3 Social-Media-Marketing Wissenswertes über Socia-Media-Marketing Beim Social-Media-Marketing geht es um die bestmögliche Nutzung sozialer Netzwerke für Marketingzwecke - hier für die eigene Person - und dafür haben Sie einen weiten Raum: Im Social Media bietet sich eine Menge von Optionen, das persönliche digitale Erscheinungsbild zu kreieren. Sie schaffen dadurch Ihre eigene Marke im Netz, deren Erscheinungsbild Sie steuern und optimieren können, um ein gutes Image aufzubauen. Für ein zukunftsorientiertes Selbstmarketing eignen sich etwa Businessnetzwerke wie XING und LinkedIn, aber auch facebook oder google plus bieten gute Ansätze (vgl. Kap. 7.3.2). 7.3.1 Imagepflege Pflege Dein Image im Netz Es ist zu empfehlen, regelmäßig den eigenen Namen zu googeln oder spezialisierte Suchmaschinen wie 123people oder yasni zu nutzen. Dienste wie Myonid oder Oxendo bieten umfassende Alternativen, die Online-Reputation zu optimieren und zu überwachen. Leider können bei der Suche auch negative Einträge zutage treten. Wenn solche Einträge bestehen, gibt es zwei Möglichkeiten im Umgang damit: Löschung oder Verdrängung. 162 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern Bei der Verdrängungstaktik versucht man mit dem Einsatz von Social Media und Suchmaschinenoptimierung »positive« Suchergebnisse möglichst weit oben in den Suchergebnissen zu platzieren und auf diese Weise das eigene Online-Erscheinungsbild im besten Licht erscheinen zu lassen. Das Löschen von Daten ist kein leichtes Unterfangen. Ein rufschädigendes Bild unter facebook, das den Betroffenen wild feiernd zeigt, kann zwar entfernt werden, ist aber dennoch oft über Wochen im Netz auffindbar. Dies liegt im Zwischenspeicher (Cache) von Suchmaschinen wie bei google begründet. Dort bleiben die Einträge noch circa vier Wochen abrufbar, auch wenn sie von der betreffenden Website gelöscht wurden. Diese Dauer verlängert sich, sobald der Speicher angeklickt wird. Wer also selbst im Cache nachprüft, ob der Eintrag dahin ist, verzögert den Löschprozess wahrscheinlich. Allgemein ist zu beachten, dass Informationen über die eigene Person weltweit abgerufen, beliebig kopiert, kombiniert, verändert und wieder veröffentlicht werden können. Beachten Sie, dass die Verantwortung zum Schutz Ihrer Daten bei Ihnen selbst liegt, und rechnen Sie damit, gegoogelt zu werden. Es kann nicht oft genug betont werden: Inwieweit Sie Ihre Privatsphäre zur Schau tragen, hängt wesentlich von Ihnen selbst und Ihrem direkten Umfeld ab. Prüfen Unternehmen ihre Bewerber im Netz? Aufschluss über das Überprüfen von Bewerbern mag eine Studie von CareerBuilder (2015) geben, bei der mehr als 400 Personaler aus Deutschland Antwort gaben: 56 Prozent der Arbeitgeber haben bereits auf sozialen Netzwerken geeignete Kandidaten geprüft, und weitere 9 Prozent wollen ein solches Vorgehen zukünftig ebenfalls anwenden. Dabei wurden nicht nur professionelle Netzwerke wie XING gesichtet. 81 Prozent der Unternehmen, die eine Prüfung durchführten, kontrollierten auch das Facebook-Profil sowie 33 Prozent den Twitter-Feed. In den USA fanden gemäß dem Social Recruiting Survey 2014 von Jobvite sogar über 70 Prozent der Personalrecruiter direkt über Social Media-Plattformen einen geeigneten Mitarbeiter. Besonders beliebt dabei war die Ansprache über die Karriereplattform LinkedIn. 7.3 Social-Media-Marketing 163 Das Internet ist nicht alles Es ist zu beachten, dass HR-Beauftragte durch die Analyse sozialer Netzwerke wichtige Informationen über Bewerber erhalten. Hieraus ergibt sich aber kein ganzheitliches Bild, denn Zeugnisse und Referenzen fehlen meist völlig. Kosten und Nutzen einer detaillierten Recherche sind daher im Einzelfall abzuwägen. Aus diesem Grund wird besonders intensiv bei der Besetzung von verantwortungsvollen Positionen recherchiert - die Kosten, die eine Fehlbesetzung verursachen würde, sind enorm. Gerade angesichts des Fachkräftemangels kann es aber auch vorkommen, dass geeignete Kandidaten aktiv über das Netz angesprochen werden, ohne Ausschreibung der Stelle. 7.3.2 Auswahl der Community Welche Community wähle ich? Es bestehen zahllose soziale Netzwerke. Bekannte Beispiele sind facebook, google plus oder Twitter. Daneben existieren beruflichen Netze wie XING oder LinkedIn. Nicht zu vergessen sind auch StudiVZ oder das Alumni-Portal Ihrer Hochschule. Alles, was Sie veröffentlichen, ist bis zu einem gewissen Grad für alle Nutzer des Webs einsehbar. An Ihnen liegt es, die Community auszusuchen, die Ihnen am sinnvollsten erscheint. Unterscheiden Sie zwischen privaten und späteren beruflichen Interessen. Hinsichtlich der beruflichen Perspektive könnte für Studierende im Studiengang Business Administration beispielsweise XING ganz interessant sein. Präsentation in der Community Grundlage ist ein Profilbild, das ein positives äußeres Erscheinungsbild vermittelt. Dann sollten Sie nach potenziellen Kontakten Ausschau halten. Dies können Mitstudierende, aber auch Dozierende der Hochschule sein. Unter der Rubrik „berufliche Laufbahn“ wäre zumindest Ihr Studium zu nennen. Je nach Netzwerk gibt es unterschiedliche weitere Optionen und Gestaltungstipps - googeln Sie einmal danach. Nachdem Sie Ihr Profil gestaltet haben, sollten Sie in dem Netzwerk auch aktive Präsenz (z.B. durch Beiträge in Foren oder Blogs) zeigen. Sehr wichtig ist es auch, Ihre 164 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern persönlichen Daten auf dem aktuellsten Stand zu halten. Folgen Sie also deshalb nicht blind jeder Einladung zum Eintritt in ein neues Netzwerk. Es ist viel zu schwierig, alle Ihre Angaben in vielen Netzwerken permanent zu aktualisieren. Wenn Sie Ihren Kontakten Neuigkeiten posten wollen, bedenken Sie, dass die Inhalte möglichst attraktiv sein sollten, damit sie Interesse wecken. Die hundertste Mitteilung über den derzeitigen Gefühlszustand interessiert schnell niemand mehr - da funktionieren Karrierenetzwerke auch nicht anders als Facebook. Prüfen Sie allgemein anhand folgender Tabelle, ob Sie gewisse Grundverhaltensregeln befolgen: erfüllt Prüfaspekt ja nein Sind Ihre privaten Fotos angemessen? (z.B. nackt am Strand, betrunken in einer Ecke) ja nein Lästern und tratschen Sie nicht über Ihre Hochschule? (Dozierende oder andere Mitarbeiter könnten dies lesen.) ja nein Haben Sie notwendige Sicherheitseinstellungen aktiviert? ja nein Prüfen Sie Ihre veröffentlichten Ansichten? (z.B. Hobbys, politische Ansichten, Familienstand) ja nein Prüfen Sie Ihre Freundschaftsanfragen? (Wenn die Freunde etwas Negatives publizieren, könnte dies unter Umständen auf Sie zurückfallen.) ja nein Achten Sie auf das Urheberrecht? (z.B. bei Bildern oder Kommentaren, es könnten Klagen drohen) Tab. 20: Prüfung der Grundverhaltensregeln im Netz 7.3 Social-Media-Marketing 165 7.3.3 Gesundheitsgefahren Suchtpotenzial von Social Networks Eine Steuerung des Images im Netz bedeutet nicht, dort 10 bis 15 Stunden täglich zuzubringen. Die Folge eines solchen Verhaltens wären nicht nur tiefliegende Augen oder eine blasse Gesichtsfarbe, sondern vielmehr, dass keine ausreichende Zeit mehr für das Studium bliebe oder im Extremfall Essen, Trinken oder Waschen vernachlässigt würden. Planen Sie die Zeit im Netz daher in Ihren Terminplan ein (vgl. Kap. 3.4.3), sonst entsteht schnell ein Zwang, sich auf sozialen Netzwerken einzuloggen und die neuesten Meldungen der Freunde und Bekannten lesen zu müssen. In diesem Fall würde ein klassisches Zeichen einer Sucht, im Speziellen einer Netzwerk-Sucht vorliegen. Die Krankheitsbezeichnungen variieren abhängig von der präferierten Plattform (z.B. Twitter-Manie oder facebook-Sucht). Beispiel aus der Forschung Eine Studie der Universität von Chicago (Meikle 2012) kommt zu der Erkenntnis, dass das Suchtpotenzial sozialer Netzwerke höher ist als das bei Zigaretten und Alkohol. Im Gegensatz zu den letztgenannten Drogen kann der Netzwerksucht leichter nachgeben werden, weil die Angebote nahezu kostenlos und immer verfügbar sind. Sogar den Sexualtrieb unterdrückten die Befragten für das Ausleben ihrer Netzwerksucht etwas, wobei Sex und Schlafen trotzdem noch dominant sind. Untersuchungsgegenstand war das Verhalten von 205 Probanden zwischen 18 und 85 Jahren in Deutschland über den Zeitraum von einer Woche. Über einen Zeitraum von 14 Stunden verteilt, wurden die Probanden siebenmal täglich kontaktiert. Es galt, bei jedem Kontakt in Erfahrung zu bringen, welches Verlangen in den vergangenen 30 Minuten verspürt wurde. In fast 75 % der Antworten kam ein konkretes Verlangen nach der Nutzung von sozialen Netzwerken zum Vorschein. 166 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern Burn-out-Gefahr In Extremfällen kann das Agieren in virtuellen Communitys sogar zu einem Burn-out führen, beispielsweise, wenn Studierende versuchen, ihren Online-Identitäten völlig gerecht zu werden. Auslöser für einen Burn-out sind die extreme Informationsflut, die man verarbeiten muss, und der Wunsch, sich selbst in einem möglichst positiven Licht darzustellen. Depressive Verstimmungen können eintreten, wenn die eigenen Statusmeldungen keine „Gefällt mir“ oder sonstige Kommentare erhalten. Des Weiteren sollte man nicht vergessen: Wer viele Stunden in der digitalen Welt verbringt, verliert nicht nur wichtige Lernzeit, sondern auch Zeit, um sich wirklich zu entspannen. Studi-Tipp: Strategien gegen die Netzwerksucht Um das eigene Suchtpotenzial zu bestimmen und zu mindern, können Sie einen guten Freund bitten, Ihr Passwort in Ihrer bevorzugten Net-Community für ein paar Tage zu ändern. Der Zugang bleibt Ihnen somit verwehrt. Das könnte der Beginn einer Social-Media-Diät sein. Im weiteren Diätverlauf könnten Sie versuchen, sich nur einmal täglich einzuloggen. Unterstützend kann wirken, Applikationen auf dem Handy zu löschen. Eine weitere Alternative: Die Neugier hinsichtlich News und Statusmeldungen über Freunde kann man durch das Deaktivieren einiger Einstellungen (z.B. Mitteilungen per E-Mail) vermindern. Ideal wäre es, permanent einige Tage pro Woche ganz auf das Internet zu verzichten. Um zu verhindern, dass man zu lange surft, hilft auch, den Handywecker einzustellen, z.B. auf 30 Minuten. Dann erhalten Sie ein hörbares Zeichen für das Ende der vorher festgelegten Surfzeit. 7.4 Qualifikationsbasis erweitern Alles Selbstmarketing - inklusive einem ausgezeichneten Kontakt- und Media-Management - bleibt nahezu belanglos, wenn Sie nicht angemessen qualifiziert sind. Kurzzeitig schaffen es zwar viele Personen, ohne ausreichende Qualifikation nach oben zu kommen. Langfristig werden jedoch nur wenige solcher Fälle dauerhaft bestehen. 7.4 Qualifikationsbasis erweitern 167 Beispiel aus der Praxis Ein Betrüger arbeitete 14 Monate lang als Arzt in der Uni- Klinik Erlangen. Während dieser Zeit hat er an über 190 OPs teilgenommen und medizinische Notfälle versorgt. Für den Betrug und die Urkundenfälschung wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt. Er führte zwei falsche Doktortitel - in Medizin und Wirtschaftswissenschaften. Auch sein Abiturzeugnis fälschte der vermeintliche Arzt. Sein Betrug war allerdings nicht aufgeflogen, weil jemand der Klinikmitarbeiter Zweifel hegte, sondern aufgrund eines anonymen Briefes an die Landesärztekammer. Seine Vorgesetzten ließen sich von Anfang an täuschen - sie übersahen einige Rechtschreibfehler in seiner Bewerbung inklusive der vorgelegten Diplome (z.B. „Franlfurt“ statt „Frankfurt“ oder „Doktor medicnae“ statt „doctor medicinae“). Abb. 38: Überblick über Zusatzqualifikationen Zusatzqualifikationen Praktika Reisen Weiterbildung Auslandsstudium 168 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern Grundqualifikation ist Ihr Studium Die grundlegende Qualifikation legen Sie sicher mit Ihrem Studium und Ihrem Studienerfolg. Daneben gibt es aber einige weitere Anlässe, die geeignet sind, dass Sie in einem besseren Licht erscheinen. Ein schöner Zusatzeffekt: Viele von den folgenden Optionen machen auch so richtig Spaß. 7.4.1 Praktika Wichtige Berufspraxis durch Praktika Durch Praktika sammeln Sie wichtige Erfahrungen für das Berufsleben und verschönern Ihren Lebenslauf. In der vorlesungsfreien Zeit findet sich immer wieder Zeit für ein Praktikum. Oft sind sie sogar explizit von der Hochschule eingeplant. Damit Ihr Einblick in die Berufspraxis auch genügend tief ist, sollte es mindestens einen Monat dauern. In vielen Fällen gewinnen Sie im Praktikum Kontakt zu einem späteren Arbeitgeber. Oder andersherum erkennen Sie, dass das Berufsfeld gar nicht für Sie geeignet ist. Dauer und Aufgabenbereich eines Praktikums sind individuell. Sie sollten mit dem Praktikumsgeber allerdings genau über Ihre Aufgabenbereiche sprechen, sonst werden Sie schnell für allerlei Tätigkeiten missbraucht (z.B. Kopierarbeiten, Kaffee holen). Machen Sie sich aber vorher klar, es wird nicht immer ein Wunschkonzert; Unliebsames ist auch einmal Bestandteil eines Praktikums. Ohne Eigeninitiative kein Praktikum Bei der Suche nach der passenden Stelle sind Eigeninitiative und Durchhaltewillen angesagt - jedenfalls in den Fällen, wenn keine Praktikumsplätze durch die Hochschule offeriert werden. Beliebte Praktika sind bereits ein halbes Jahr und mehr vor dem Stellenantritt vergeben. Arbeiten Sie also frühestmöglich Stellenangebote durch. Starten Sie auch Initiativanfragen bei Wunschunternehmen. Sie können auch gleich eine Bewerbung senden, die aus einem förmliches Anschreiben mit der besonderen Herausstellung Ihrer Motivation, einem Lebenslauf und Zeugnissen besteht. Falls das Unternehmen Interesse hat, werden Sie im nächsten Schritt zu 7.4 Qualifikationsbasis erweitern 169 einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Das Gesprächsergebnis führt im Idealfall zum erhofften Praktikumsplatz. Im Ausland für Berufsleben qualifizieren Wenn Sie Ihr Praktikum im Ausland absolvieren, gewinnen Sie neben der Berufserfahrung noch Sprachkenntnisse und demonstrieren zentrale Soft Skills wie Offenheit und interkulturelle Kompetenzen. Umfangreiche Hilfe bei der Suche bringen Vermittlungsbüros. Geld steht nicht im Vordergrund Machen Sie sich bei der Praktikumssuche eins klar: Sie werden kein Vermögen verdienen. Der Ausbildungszweck hat Vorrang gegenüber dem Verdienst, so sehen es auch die meisten Unternehmen und geben nur wenige hundert Euro für die Tätigkeit. 7.4.2 Auslandsstudium Im Ausland Impulse gewinnen Es bestehen einige Formen für ein Auslandsstudium: Sie studieren komplett im Ausland oder Sie studieren in Absprache mit Ihrer Hochschule ein oder zwei Semester an einer ausländischen Hochschule. Wenden wir uns letzterer Alternative zu. Während der begrenzten Studienzeit im Ausland belegen Sie an der fremden Hochschule Fächer, deren Leistungsnachweise für Ihr Studium anerkannt werden. Viele Hochschulen haben eine Vielzahl von Partnerhochschulen, für die Sie sich bewerben können. Sprechen Sie also den Auslandsbeauftragten Ihrer Hochschule an. Akzeptiert werden in der Regel auch plausible eigene Vorschläge von Studierenden. Gleich ganz ins Ausland Bei der Planung eines vollständigen Auslandsstudiums sind Sie in Ihrer Entscheidung frei, z.B. können Sie nach einem Bachelor in Deutschland einen Master in den USA anstreben. Ein Studium im Ausland verlangt in beiden Fällen viel Planung. Damit sollten Sie ein bis zwei Jahre vor dem gewünschten Starttermin beginnen. 170 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern Abb. 39 illustriert Aspekte, die Sie bei der Planung einbeziehen müssen. Abb. 39: Planungsaspekte für ein Auslandsstudium Nutzen des Auslandsstudiums In vielen Studienfächern wird ein Auslandssemester als elementare Grundvoraussetzung für eine spätere berufliche Karriere genannt. Dies mag der Grund sein, warum gut jeder vierte Studierende sein Glück im Ausland versucht. Vorteilhaft ist das Auslandsstudium sicher für das Erlernen und Vertiefen einer Fremdsprache sowie für die Persönlichkeitsbildung. Ebenso wie im Rahmen eines Auslandspraktikums demonstrieren Sie im Lebenslauf zentrale Soft Skills wie Offenheit und interkulturelle Kompetenzen. Es kann auch die Vorbereitung für ein gewünschtes Berufsleben in einem anderen Land sein, denn Sie können viele internationale berufliche Kontakte knüpfen. Ebenso können Sie einen anerkannten internationalen Abschluss erwerben. Dafür sollten Sie sich über die Qualität der Hochschule genau informieren. Ist die Hochschule z.B. akkreditiert? Und eins sollte man nicht vergessen: Sie haben Ihren aktuellen Freunden und Ihrer Familie während und nach dem Aufenthalt viel zu erzählen und gewinnen im Ausland neue Freunde. Anfrage bei eigener Hochschule zu Austauschprogrammen Kontakte zu Organisationen/ Projekten für Austauschprogramme direkte Kontaktaufnahme zur gewünschten Hochschule Abklärung der Zulassungsvoraussetzungen Recherche wichtiger Termine (z.B. Einschreibung) und Kosten Klärung versicherungstechnicher Fragen (z.B. Krankenversicherung) 7.4 Qualifikationsbasis erweitern 171 Summersession als Studienalternative Summersessions, die vor allem von einigen nordamerikanischen Universitäten in den Semesterferien in der Zeit zwischen Mai und September angeboten werden, sind eine besondere Form des Auslandssemesters. Es handelt sich dabei um sehr konzentrierte Kompaktseminare mit einer Dauer von drei bis zwölf Wochen. Während dieser Zeit belegen die Studierenden Kurse aus dem Lehrangebot der Universität. Für die Angebote werden Credits verteilt. In Absprache mit dem Auslandsbeauftragten Ihrer Hochschule ist es oft realisierbar, die belegten Kurse für Ihr Studium anrechnen zu lassen. Die Kosten für Studiengebühren, Flug und Aufenthalt sind freilich meist enorm. Demgegenüber steht ein besonderes Studienerlebnis unter brillant organisierten Studienbedingungen als Nutzen. Man erlebt zudem einen typisch nordamerikanischen Universitätscampus. Da die Teilnehmer aus allen Herren Ländern kommen, können vielfältige internationale Kontakte geknüpft werden. Neben der Studienzeit besteht in der Regel ein vielfältiges Angebot an Freizeitaktivitäten. 7.4.3 Weiterbildung Angebote Ihrer Hochschule analysieren Je nach Studienrichtung können Sie an Ihrer Hochschule Ausschau nach interessanten Alternativen in anderen Studiengängen halten. Sie können damit ein interdisziplinäres Zusatzstudium starten. Teils bestehen an Hochschulen Extra-Angebote in dieser Richtung; informieren Sie sich. Volkshochschulen nicht vergessen Neben dem Hochschulangebot können Sie Kurse an einer Volkshochschule belegen. Als Betriebswirt wäre z.B. ein Kurs in allgemeiner Psychologie oder als Germanist ein Kurs über Grundlagen der Wirtschaft geeignet. Es finden sich genug passende Optionen, wobei die Angebote verhältnismäßig günstig sind. 172 7 Das Selbstmarketing und Image optimal steuern Ein neues Sprachgefühl durch Sprachreisen Sprachreisen sind meist auch Sprachferien und damit eine Kombination aus Weiterbildung und Entspannung. Sie besuchen dabei eine schöne Stadt und belegen entweder einen ganz- oder einen halbtägigen Sprachkurs. Der Vorteil gegenüber einem Kurs im Heimatland ist, dass das Lernen meist leichter fällt. Insbesondere, wenn Sie die Sprache bei jedem Einkauf oder in einer Familie gleich anwenden müssen. Des Weiteren erhalten Sie einen sehr nachhaltigen Einblick in das Alltagsleben, die Sitten und Gebräuche Ihres Gastlandes. Wenn Sie dies nicht nutzen können, wäre ein kostengünstiger Kurs an einer Volkshochschule oder an Ihrer Hochschule die womöglich bessere Alternative. 7.4.4 Reisen Die Welt erkunden Sie können auch ohne vorher abgesprochene Auslandspraktika die Welt bereisen. Für Studierende gibt es immer mal wieder günstige Angebote für Weltreisen. Hier gewinnen Sie tolle Eindrücke. Nutzen Sie einmal in Ihrem Studienleben die Semesterferien völlig und bereisen Sie die Welt, nehmen Sie sich vielleicht auch ein Freisemester. Ähnliche Eindrücke können Sie im späteren Berufsleben über einen so langen Urlaubszeitraum nur noch schwer realisieren. Während der Reise ergibt sich dann vielleicht noch ein Praktikum, wenn man dazu Lust hat. Das ist mir über ein paar gute Verbindungen während einer langen US-Reise einmal in New York passiert. Warum nicht ein ganzes Gap Year planen? Nach dem Bachelor wäre sogar die Gelegenheit für eine noch längere Auszeit. Doch diese sollten Sie ausreichend vorbereiten. Im ersten Schritt gilt es herauszubekommen, was Sie sich von der Auszeit versprechen. Gründe könnten beispielsweise in der Verbesserung der Sprachkenntnisse, in einem sozialem Engagement oder dem Kennenlernen neuer Kulturen verankert sein. Daraus können 7.4 Qualifikationsbasis erweitern 173 Sie ein Jahresziel (vgl. Kap. 2.5) ableiten, dessen Einhaltung Sie immer wieder mit Reiseaufzeichnungen checken können. Studi-Tipp: Professionelle Anbieter können helfen Für die Planung des Auslandaufenthaltes existiert eine Reihe von professionellen Unternehmen. Eine Volunteer-Tätigkeit kann u.a. mit Hilfe von „i-to-i“ vermittelt werden. Das Angehen eines längeren Sprachaufenthaltes beispielsweise kann vom privaten Anbieter „Education First“ betreut werden. Fast nichts ist umsonst Die gerade genannten Alternativen sind leider mit Kosten verbunden. Womit schon der wichtige Punkt „Finanzen regeln“ erreicht ist. Nicht nur die Vermittlung und Durchführung kostet, sondern zusätzlich fallen z.B. Ermäßigungen für die Krankenversicherung weg. Auch Visa, Post, Impfungen oder die Mitnahmegegenstände stellen weitere Planungsgesichtspunkte dar. Nicht zuletzt sollte auch Zeit nach der Rückkehr eingeplant werden, wie für die Aufnahme eines Master-Studiums oder Bewerbungen für Jobs. Glossar und Abkürzungsverzeichnis Adrenalin Es handelt sich um ein Hormon, das als chemischer Botenstoff (Neurotransmitter) in Stresssituationen ausgestoßen wird. Es bewirkt eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels, Steigerung des Blutdrucks und der Pulsfrequenz sowie eine Erweiterung der Bronchien und Pupillen. Cerealien Unter Cerealien fasst man Getreide respektive Produkte aus Getreide. Zu unterscheiden sind hierbei gewalzte Röstprodukte wie Flakes, extrudierte Produkte wie beispielsweise Froot Loops, Getreidepuffs oder geschredderte Cerealien. Cloud Eine Cloud ist eine externe „Rechnerwolke“, d.h. die Infrastruktur wie Speicherplatz, Plattformen und Software wird von einem externen Anbieter bereitgestellt. Disposition Eine Disposition gibt die Struktur einer wissenschaftlichen Arbeit wieder. Darin sind in der Regel Hauptaspekte (Motivation, Inhalt, Forschungslücke, mögliche Methodik), Gliederungsprinzipien und Literaturquellen der Arbeit dargestellt. Speziell bei umfangreichen Arbeiten ist es sinnvoll, die Disposition dem Betreuer am Beginn der Schreibarbeit vorzulegen und genau zu besprechen. ECTS Die Abkürzug ECTS steht für European Credit Transfer and Accumulation System. ECTS wurde 1989 im Rahmen des europäischen Erasmus-Mobilitätsprogramms entwickelt, um die internationale Anerkennung von Studienleistungen zu erleichtern. 176 Glossar und Abkürzungsverzeichnis Endorphine Es handelt sich um vom Körper selbst produzierte Morphine. Das Endorphinsystem wird in Notfall- und Glückssituationen aktiviert. Ersteres führt z.B. zur Schmerzminderung respektive -unterdrückung. Bei positiven Ergebnissen führt die Ausschüttung zu einem guten Gefühl. Daher werden Endorphine umgangssprachlich auch gerne als Glückshormone bezeichnet. Graduate Management Admission Test (GMAT) GMAT ist ein weltweit standardisierter Test in Englisch, um die Eignung für betriebswirtschaftliche Studiengänge (MBA, aber auch PhD) zu messen. Er wird im Auftrag des GMAC Councils in autorisierten Testzentren in vielen Ländern durchgeführt. Low-Density-Lipoprotein-(LDL)-Cholesterin Fette (Lipide) wie Cholesterin sind für den Körper Energielieferanten. Da Lipide nicht löslich sind, werden für den Transport an das Fett bindende Eiweiße (Proteine) benötigt. Es entstehen Lipoproteine. Ein solches ist das LDL-Cholesterin, da es aus dem Fett Cholesterin und dem Protein LDL besteht. Seine Aufgabe ist, Fett von der Leber in die Gefäße zu bringen. In der Umgangssprache wird das LDL-Cholesterin als „schlechtes Cholesterin“ bezeichnet. Es kann zu Fettablagerungen in den Gefäßen und damit zu Durchblutungsstörungen führen. Narzissmus Selbstbewunderung oder Selbstverliebtheit und übersteigerte Eitelkeit gegenüber der eigenen Person. „Positiver Narzissmus“ als bejahende Einstellung zu sich selbst bewirkt ein stabiles Selbstwertgefühl. „Negativer Narzissmus“ bedeutet, dass Individuen hauptsächlich sich selbst zugewandt sind und ein eher inaktives Liebesbedürfnis haben und nur lieben, um geliebt zu werden. Tryptophan Tryptophan ist eine Aminosäure und kann vom menschlichen Körper nicht selbst gebildet werden. Die Zufuhr ist also durch Glossar und Abkürzungsverzeichnis 177 Nahrung zu leisten. Die Wirkung ist stimmungsaufhellend, beruhigend, schlaffördernd und gewichtsreduzierend. Volkshochschule (VHS) Eine Volkshochschule ist keine Hochschule im eigentlichen Sinn. Es handelt sich um eine gemeinnützige Einrichtung zur Erwachsenen- und Weiterbildung ohne Hochschulcharakter. Das Angebot umfasst z.B. Kurse mit vielfältigen Vertiefungsrichtungen, Kompaktseminare oder Studienreisen. Quellen Albertson, A., Thompson, D., Franko, D., Kleinman, R., Barton, B. & Crockett, S. (2008): Consumption of breakfast cereal is associated with positive health outcomes: evidence from the National Heart, Lung, and Blood Institute Growth and Health Study. Nutrition Research, Vol. 28, S. 744-752 Amundson, D., Djurkovic, S. & Matwiyoff, G. (2012): The Obesity Paradox. Critical Care Clinics, Vol. 26, S. 583-596 Anderson, J. (2013): Kognitive Psychologie. 7. Auflage, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag Birkenbihl, V. (2007): Birkenbihls Denkwerkzeuge - Gehirn-gerecht zu mehr Intelligenz und Kreativität. 3. Auflage, Heidelberg: Moderne Verlagsgesellschaft mvg Cantrell, J., Fusaro, J. & Dougherty, E. (2000): Exploring the effectiveness of journal writing on learning social studies: A comparative study. Reading Psychology, Vol. 2, S. 1-11 Çetingöza, D. & Özkal, N. (2009): Learning strategies used by unsuccessful students according to their attitudes towards social studies courses. Procedia - Social and Behavioral Sciences, Vol. 1, S. 1905 -1913 Diekelmann, S., Wilhelm, I. & Born, J. (2009): The whats and whens of sleep-dependent memory consolidation. Sleep Medicine Reviews, Vol. 13, S. 309-321 Dodd, L., Al-Nakeeb, Y., Nevill, A. & Forshaw, M. (2010): Lifestyle risk factors of students: A cluster analytical approach. Preventive Medicine, Vol. 51, S. 73-77 Epstein, O., Perkin, D., Cookson, J., de Bono, D. & Kochsiek, K. (2006): Anamnese und Untersuchung: Auf einen Blick. München: Urban & Fischer Froböse, I. (2010): Das neue Rücken-Akut-Training. 4. Auflage, München: Gräfe und Unzer Verlag Gómez-Pinilla, F. (2008): Brain foods: the effects of nutrients on brain function Nature. Reviews Neuroscience, Vol. 9, S. 568-578 180 Quellen Habermann-Horstmeier, L. (2008): Studie zur Ernährung von Studentinnen, Teil II: Wie ernähren sich Studentinnen in Deutschland? Die Zeitschrift Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umwelt (ASU), Vol. 43, S. 536-544 Hadley, S. (1995): Feststellungen und Vorurteile in der Zensierung. In: Ingenkamp, K. (Hrsg.), Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung. 9. Auflage, Weinheim: Beltz, S. 159-166 Halbach, A. (2000): Finding out about students lerning strategies by looking in their diaries: a case study. System, Vol. 28, S. 85-96 Harris, C. & Laibson, D. (2001): Dynamic choices of hyperbolic consumers. Econometrica, Vol. 69, S. 935-957. Hartog, P. & Rhodes, E. (1995): Die Beurteilung mündlicher Prüfungen. In: Ingenkamp, K. (Hrsg.), Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung. 9. Auflage, Weinheim: Beltz, S. 177-183 Henderson, M. (2005): The bigger the healthier: Are the limits of BMI risk changing over time? Economics and Human Biology, Vol. 3, S. 339-366 Holt-Lunstad, J., Smith T. & Layton J. (2010) : Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review. Journal of the Public Library of Science Medicine (PLoS Med), Vol. 7 (doi: 10.1371/ journal.pmed.1000316) Jobvite (Hrsg. 2014): Social Recruiting Survey 2014. o.O. Kabat-Zinn, J. (2003): Mindfulness-Based Intervention in Context: Past, Present, and Future. Clinical Psychology: Science and Practice, Vol. 10, S. 144-156 Kämmerer, A. (2009): Photoalbum der persönlichen Stärken und Schwächen. In: Fliegel, S. & Kämmerer, A. (Hrsg.), Psychotherapeutische Schätze I. 6. Auflage, Tübingen: dgvt Verlag, S. 140-141 Kämpfe, J. (2011): Wirkungen von Hintergrundmusik. Dissertation, Universität Chemnitz Keller, S., Maddock, J., Hannöver, W., Thyrian, R. & Basler, H.-D. (2008): Multiple health risk behaviors in German first year university students. Preventive Medicine, Vol. 46, S. 189-195 Keller, S., Maddock, J., Laforge, R. Velicer, W. & Basler, H.-D. (2007): Binge drinking and health behavior in medical students. Addictive Behaviors, Vol. 32, S. 505-515 Quellen 181 Layard, R. (2005): Die glückliche Gesellschaft. Frankfurt am Main: Campus Lüllmann, H., Mohr, K. & Hein, L. (2010): Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 17. Auflage, Stuttgart: Thieme Luxem, J.; Runggaldier, K. & Kühn, D. (2010): Rettungsdienst RS/ RH. 2. Auflage, München: Elsevier Malkoç, A. (2011): Quality of life and subjective well-being in undergraduate students. Procedia - Social and Behavioral Sciences, Vol. 15, S. 2843-2847 Mark, G., Gonzalez, V. & Harris, J. (2005): No task left behind? Examining the nature of fragmented work. Proceedings of ACM CHI 2005, ACM, S. 321-330 Marshall, L. & Born, J. (2011): Brain stimulation during sleep. Sleep Medicine Clinics, Vol. 6, Issue 1, S. 85-95 Meltzer, L., Katzir-Cohen, T. & Miller, L. (2001): The impact of effort and strategy use on academic performance: Student and teacher perceptions. Learning Disability Quarterly, Vol. 24 (2), S. 85-98 Merton, R. (1948): The self-fulfilling prophecy. Antioch Review, Vol. 8, S. 193-210 Metzger, C. (2010): Lern- und Arbeitsstrategien. 10. Auflage, Oberentfelden: Sauerländer Meyer, P., Kayser, B., Kossovsky, M., Sigaud, P., Carballo, D., Keller, P., Martin, X., Farpour-Lambert, N., Pichard, C. & Mach, F. (2010): Stairs instead of elevators at workplace: cardioprotective effects of a pragmatic intervention. Eur J Cardiovasc Prev Rehabil., Vol. 17, S. 569-575 Montaque, M. & Bos, C. (1990): Cognitive and metacognitive characteristics of eight grade student’s mathematical problem solving. Learning and Individual Differences, Vol. 2, S. 371-388 Müller, R.; Jürgens, M.; Krebs, K. & von Prittwitz, J. (2012): 30 Minuten Selbstlerntechniken. 4. Auflage, Offenbach: GABAL Mullen J., Moorman D. & Davenport D. (2009): The obesity paradox: body mass index and outcomes in patients undergoing nonbariatric general surgery. Annals of Surgery, Vol. 252, S. 166-172 182 Internetquellen Pan, A., Sun, Q., Bernstein, A., Schulze, M., Manson, J., Stampfer, M., Willett, W. & Hu, F. (2012): Red Meat Consumption and Mortality - Results from 2 Prospective Cohort Studies. Archieves of Internal Medicine (doi: 10.1001/ archinternmed.2011.2287) Rambow, R. & Nückles, M. (2002): Der Einsatz des Lerntagebuchs in der Hochschullehre. Das Hochschulwesen, Vol. 50, S. 113-120 Rustemeier, M., Römling, J., Czybulka, C., Reymann, G., Daum, I. & Bellebaum C. (2012): Learning from Positive and Negative Monetary Feedback in Patients with Alcohol Dependence. Alcoholism: Clinical and Experimental Research (doi: 10.1111/ j.1530-0277.2011.01696.x) Schoenfeld, J. & Ioannidis, J. (2013): Is everything we eat associated with cancer? A systematic cookbook review. American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 97, 1, S. 127-134 Schwartz, B., Ward, A., Monterosso, J., Lyubomirsky, S., White, K. & Lehman, D. (2002): Maximizing versus satisficing: Happiness is a matter of choice. Journal of Personality and Social Psychology, Vol. 83, S. 1178-1197 Spitzer, M. (2006): Lernen - Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg und Berlin: Spektrum Akademischer Verlag Strack, F., Martin, L. & Stepper, S. (1988): Inhibiting and Facilitating Conditions of the Human Smile: A Nonobtrusive Test of the Facial Feedback Hypothesis. Journal of Personality an Social Psychology, Vol. 54, S. 768-777 Traupe, H. & Hamm, H. (2006): Pädiatrische Dermatologie. 2. Auflage, Heidelberg: Springer Medizin Verlag Voss, R. (2014): Wissenschaftliches Arbeiten. 3. Auflage, Konstanz: UVK Lucius Internetquellen Aichner, C. (2011): Doping in Fitnessstudio und Hörsaal. Zeit online vom 23.11.2011, http: / / www.zeit.de/ sport/ 2011-11/ doping-ritalin -hirndoping-begriff/ - Abrufdatum 26.7.2015 Internetquellen 183 BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., http: / / www.bitkom.org/ - Abrufdatum 24.6.2015 CareerBuilder (2015): http: / / arbeitgeber.careerbuilder.de/ news/ arbeit geber-ueberpruefen-social-media-profile-von-bewerbern - Abrufdatum 16.7.2015 Klawitter, N. (2014): Fettig und salzig: Vegane Lebensmittel sind auch nicht besser. Spiegel Online vom 3.4.2014, http: / / www.spiegel.de/ wirtschaft/ service/ vegane-lebensmittel-laut-verbraucherzentralenicht-besser-a-962096.html - Abrufdatum 16.7.2015 Meikle, J. (2012): Twitter is harder to resist than cigarettes and alcohol, study finds. the Guardian on Saturday 4 February 2012 http: / / www.guardian.co.uk/ technology/ 2012/ feb/ 03/ twitterresist-cigarettes-alcohol-study - Abrufdatum 15.3.2012 Techniker Krankenkasse, http: / / www.tk.de/ - Abrufdatum 2.8.2015 Stichwortverzeichnis 123people 161 Abendessen 138 Abschirmen 68 Achtung 26 Alkohol 140 Alkoholkonsum 140 ALPEN-Methode 63 Alumni 159 Angst 27 Anspruchsgruppen 49 Antidepressiva 151 Arbeitsstühle 141 Arbeitstechnik 82 Ärger 28 Aufschieberitis 22, 27 Ausland 169 Auslandsstudium 169 Behaltensgrad 95 Beleuchtung 62 Belohnung 105 Betablocker 151 Betreuung 17 Bindungsgrad 51 Bio-Luftfilter 61 Body-Mass-Index 134 Briefkörbe 109 Burn-out 166 Businessnetzwerke 161 Chronotyp 76 Cloud 113 Clustering 86 Denken positiv 24 proaktiv 20 Doping 150 ECTS 73 Eisenhower-Prinzip 66 E-Mail 114, 157 Endorphine 106 Entspannung 142 Ergonomik 141 Ernährung 129 Tipps 132 Essverhalten 137 facebook 161, 163 facebook-Sucht 165 Facial-Feedback-Hypothese 106 Fishbone-Analyse 92 Fremdbild 41 Frühaufsteher 76 Frühstück 137 Gehirnhälften linke und rechte 81 geschichtliche Methode 89 Gesundheit 130 Glück 30 Glücksforschung 31 google plus 161, 163 Groß- und Kleinschreibung 158 186 Stichwortverzeichnis Gruppenorganisation 101 Gruppensprecher 101 Hängeregister 110 Hippocampus 146 Hirndoping 150 Ideensammelbuch 100 Imagepflege 161 Ishikawa-Diagramm 92 KaWa©-Technik 89 Koffein 139 Kompetenz 18 Kompetenzen Fach-, Methoden-, Human-, Sozial- 19 Kontaktmanagement 153, 160 Kontrolle 51, 65 Körpermasseindex 134 Lächeln 106 Learning Community 100 Lebensaussage 33 Lebensperspektive 32 Lerche 76 Lern- und Lesemethoden 21 Lernen durch Lehren 103 Lernforschung 79 Lerngruppen 103 Lerntagebuch 97 Lerntechnik 82 Lesen 116 Bedingungen 126 kursorisch 117 selektiv 118 studierendes 118 LinkedIn 161, 163 Loci-Methode 87 Marke 161 Meilenstein 74 Meilensteine 74 Mentoren-System 17 Methylphenidat 150 Mind-Mapping 82 Mind-Maps 122 Minutentraining 149 Mission 37 Mitschreiben 96 Mitschrift 96 Mittagstisch 138 Morgenmuffel 76 Motivation 105 Musik 60 Myonid 161 Nachteule 76 Neokortex 146 Networking 159 Neuro-Enhancement 150 Neuronen 79 Obesity Paradox 135 Omega-3-Fettsäuren 132 Ordner 110 Ordnung 29, 107 Oxendo 161 Pausen 142 PC 112 Praktikum 168 Präsenzzeit 73 proaktiv 20 Protokoll 102 Stichwortverzeichnis 187 Prüfung 127 mündliche 160 Prüfungsnervosität 160 Pseudobelohnung 105 Puffer 64 Radio 60 Raumklima 61 Reise 172 Ritalin 150 Routinearbeit 75 Schlaf 144 Schlafplatz 147 Schreibtisch 139 Selbstanalyse 56 Selbstbild 41 Selbstfindung 30 Selbstkritik 23 Selbstmarketing 152 Selbstverantwortung 17 SMART-Regel 46 Social Media 161 Social-Media-Diät 166 Speed Reading 117 Sport 147 Sprachreisen 172 Stakeholder 49 Störungen 58 Arten 59 Studienbeispiel 26, 36, 55, 70, 72, 74, 88 Studienerfolg 78 Studi-Tipp 10 Study-Leader 20 Stundenplan 16 Summersessions 171 Sündenliste 56 Support-Tätigkeiten 69 Süßes 139 SWOT-Analyse 39 Synapsen 79 Tagesablauf 55 Tagesrhythmus 75 Terminmanagement 71, 73 Textkennzeichnungen 122 Tiefen 107 To-do-Liste 74 Trinkverhalten 139 Twitter 163 Twitter-Manie 165 Umweltfaktoren 40 Ursache-Wirkungs-Diagramm 92 Verbesserungsanalyse 43 Vision 36 Volkshochschule 171 Weichmacher 155 Weiterbildung 171 Wiederholung 95 XING 161 yasni 161 Zeitfresser 56 Zeitlimit 101 Zeitmanagement 54 Ziele 29, 136 smarte 101 Zielformulierung 45 Zusammenfassung 125 Der clevere Semester-Planer www.utb.de Schon wieder einen Geburtstag vergessen, im falschen Prüfungsraum gesessen oder die besten Freunde versetzt? Dann ist dieser praktische Kalender im DIN A1- Format die Rettung! Mein Studi-Planer ist ein Jahresplaner speziell für Studierende, der ihnen bei der Organisation ihres Studiums und Alltags hilft. Der Kalender teilt sich in Winter- und Sommersemester auf und enthält für beide Semester je einen Stunden- und Prüfungsplan. Er erleichtert das Management von Prüfungs- und Abgabeterminen, Bücherleihfristen, Gruppentreffen, Freizeitaktivitäten u.v.m. Durch viele Motiv-Aufkleber können Studierende ihren Planer individualisieren. Mit diesem Kalender gehören verschleppte Aufgaben und versäumte Termine definitiv der Vergangenheit an. Mein Studi-Planer A1-Poster für Wintersemester und Sommersemester. Erhältlich im utb-Shop und im Buchhandel. Holger Walther Ohne Prüfungsangst studieren 2015, 2. Aufl., 180 Seiten, flexibler Einb. ISBN 978-3-8252-4367-8 € (D) 12,99 Ich hab keine Angst! www.uvk-lucius.de/ pruefungsangst www.utb-shop.de Hablas español? In mehr als 20 Ländern wird Spanisch gesprochen - u.a. in aufstrebenden Volkswirtschaften Südamerikas. Und: Bei Studierenden liegt Wirtschaftsspanisch seit vielen Jahren im Trend. Das Taschenbuch vermittelt kompakt notwendiges Grundwissen: Es enthält Wortschatzlisten und geht auf die Arbeitssuche, wichtige interkulturelle Aspekte des Arbeitslebens und das Präsentieren auf Spanisch ein. Andrés Moncho Brunengo Wirtschaftsspanisch für Berufseinsteiger kompakt 2015, 54 Seiten, Broschur ISBN 978-3-8252-4407-1 € (D) 7,99 www.uvk.de Ein Buch, das niemanden mehr ruhig schlafen lässt. Schöne neue Welt? Die Datensammelwut der Internetgiganten ist kein Geheimnis - und aufgrund dieser Datenbasis und neuer digitaler Produkte wie Haustechnik, Autoelektronik, Drohnen, digitaler Währungen etc. dringt die New Economy immer weiter in alle Systeme ein. Doch wie sieht eine Welt aus, in der Google, Facebook & Co. als gigantische globale Monopole agieren? Regieren sie längst die Welt? Arno Rolf und Arno Sagawe beschreiben den Weg in die digitale Welt - in die smarte Gesellschaft - und untersuchen auf spannende Weise, ob die digitale Transformation und stabile Gesellschaften überhaupt miteinander vereinbar sind. Arno Rolf, Arno Sagawe Des Googles Kern und andere Spinnennetze Die Architektur der digitalen Gesellschaft 2015, 278 Seiten, flex. Einb. ISBN 978-3-86764-590-4