Brückenkurs Wirtschaftsinformatik
Was Sie vor Vorlesungsbeginn wissen sollten
1010
2016
978-3-8385-4644-5
UTB
Thomas Kessel
Marcus Vogt
Die erste Vorlesung zu einem neuen Thema ist stets ein Sprung ins kalte Wasser, denn Studierende werden darin mit neuen Begriffen, Methoden und Denkweisen konfrontiert. Der Brückenkurs vermittelt vorab Wissenswertes über die Basislerninhalte der Wirtschaftsinformatik. Kreuzworträtsel und Single-Choice-Tests helfen beim Verständnis. Die Lektüre lohnt sich, denn sie ist der ideale Einstieg in das Fach und verschafft in der Vorlesung zahlreiche Aha-Erlebnisse.
<?page no="1"?> Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas · Wien Wilhelm Fink · Paderborn A. Francke Verlag · Tübingen Haupt Verlag · Bern Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Nomos Verlagsgesellschaft · Baden-Baden Ernst Reinhardt Verlag · München · Basel Ferdinand Schöningh · Paderborn Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz, mit UVK / Lucius · München Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen · Bristol Waxmann · Münster · New York utb 4644 <?page no="2"?> Thomas Kessel Marcus Vogt Brückenkurs Wirtschaftsinformatik Was Sie vor Vorlesungsbeginn wissen sollten UVK Verlagsgesellschaft mbH • Konstanz mit UVK/ Lucius • München <?page no="3"?> Prof. Dr. Thomas Kessel lehrt Wirtschaftsinformatik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart. Prof. Dr. Marcus Vogt ist Studiengangsleiter Wirtschaftsinformatik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart (DHBW). Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN 978-3-8252-4644-0 © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2016 Einbandmotiv: © dragonstock - fotolia.com Druck und Bindung: cpi Ebner und Spiegel, Ulm UVK Verlagsgesellschaft mbH Tel. 07531-9053- -9053-98 www.uvk.de <?page no="4"?> uvk-lucius.de/ brueckenkurse Inhalt 1 Grundlagen und Begriffe.............................................. 7 1.1 Definition ........................................................................... 7 1.2 Arbeitsgebiete .................................................................... 8 1.3 Verständnisfragen............................................................ 10 2 Informationssysteme und Unternehmensorganisation/ -strategie ............................................... 12 2.1 Unternehmensziele bestimmen die IT ......................... 12 2.2 Zunehmende Bedeutung der Unternehmens-IT ...... 14 2.3 Verständnisfragen............................................................ 15 3 Betriebliche Informationssysteme .......................... 19 3.1 Vom Anwendungssystem zum betrieblichen Informationssystem.................................................................. 19 3.2 Einteilung der IS aus hierarchischer und funktionaler Sicht ......................................................................... 21 3.3 Häufige vorkommende Informationssysteme in Unternehmen ................................................................... 23 3.4 Entwicklung betrieblicher Informationssysteme........ 24 3.5 Umsetzung betrieblicher Informationssysteme .......... 26 3.6 Verständnisfragen............................................................ 27 4 E-Business & E-Commerce...................................... 31 4.1 Neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsmöglichkeiten ................................................................... 31 4.2 Kategorien des E-Commerce ........................................ 33 <?page no="5"?> 6 Brückenkurs 4.3 Weitere Auswirkungen des E-Business und E-Commerce .................................................................... 36 4.4 Verständnisfragen............................................................ 37 5 Informationstechnik: Infrastruktur und Tendenzen ...................................................................... 41 5.1 Allgemeine Trends .......................................................... 41 5.2 Reduzierung der Komplexität durch Auslagerung..... 43 5.3 Verständnisfragen............................................................ 44 6 Softwareentwicklung ................................................... 47 6.1 Verständnisfragen............................................................ 50 7 Service .............................................................................. 54 Glossar .............................................................................. 54 Literaturempfehlungen ................................................... 57 Index.................................................................................. 58 <?page no="6"?> uvk-lucius.de/ brueckenkurse 1 Grundlagen und Begriffe 1.1 Definition Die Wirtschaftsinformatik (WI) ist als ein interdisziplinäres Wissensgebiet angelegt, bei dem die Betriebswirtschaftslehre und die Informatik, neben weiteren Wissenschaften, die wesentlichen Begriffe, Ansätze und Methodologien zur Problemlösung beitragen. Abstrakt formuliert geht es darum, die Bedürfnisse eines Unternehmens nach Informationen zu unterstützen, indem ITbasierte Anwendungen die verschiedenen Geschäftsabläufe entlang der betrieblichen Wertschöpfungskette begleiten und die gewünschten Daten und Informationen. zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Menge und in der erforderlichen Qualität bereitstellen (sog. informationslogistische Prinzipien). Die fachlichen Anforderungen, die aus den unterschiedlichen Unternehmensbereichen kommen, werden auf ein formales Modell abgebildet, das wiederum in Form eines IT-Systems umgesetzt wird. Aus diesem Grund ist ein tiefergehendes Verständnis für die betrieblichen Abläufe und die Implementierung in Form einer maschinellen Informationsverarbeitung notwendig. Die Besonderheit der Wirtschaftsinformatik besteht also in einem ganzheitlichen Ansatz, d.h. der Berücksichtigung der technologischen und der betriebswirtschaftlichen <?page no="7"?> 8 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse Randbedingungen beim Entwurf, der Implementierung und dem Einsatz von IT-Systemen. Die wesentlichen Gründe für die deutlich ansteigende Bedeutung der Wirtschaftsinformatik liegen darin begründet, dass zum einen der Faktor Information bzw. Kommunikation immer wichtiger und damit geschäftskritischer wird und zum anderen gibt es keine Alternativen zu den betrieblichen IT-Systemen, da die Komplexität, der Umfang und die räumliche Verteilung von Informationen innerhalb der Firmen immer stärker zunehmen. Unternehmen lassen sich also nur noch durch betriebliche Informationssysteme steuern und führen, wobei sie kein Selbstzweck sind, sondern sie müssen ihren Beitrag zur Wertschöpfung täglich leisten. 1.2 Arbeitsgebiete Typische Betätigungsfelder der Wirtschaftsinformatik befinden sich an den Schnittstellen zwischen den einzelnen Fachabteilungen der Unternehmensbereiche (z.B. Controlling, Logistik, Vertrieb, Produktion) und der IT-Abteilung, so dass das Problem ggf. durch ein entsprechendes Informationssystem gelöst wird. Hier werden also die besonderen interdisziplinären Kompetenzen der Wirtschaftsinformatik in erhöhtem Maß gefordert. Alle Tätigkeiten, die zum Entwurf, zur Implementierung oder zum Betrieb solcher betrieblichen Informationssysteme gehören, z.B. die Beratung oder Schulung der Anwender, <?page no="8"?> Wirtschaftsinformatik 9 uvk-lucius.de/ brueckenkurse die Erfassung der fachlichen Anforderungen, die Modellierung der IT-Systeme, die effiziente Integration von Anwendungen in den betrieblichen Geschäftsablauf sind typische Bestandteile des Aufgabengebiets der Wirtschaftsinformatik. Konsequenterweise finden sich Absolventen der Wirtschaftsinformatik auf beiden Seiten der Schnittstellen wieder, d.h. sowohl bei den jeweiligen Fachabteilungen als auch bei der IT-Abteilung. Als Arbeitsgebiete seien hier beispielhaft aufgeführt: Business Intelligence (BI) Geschäftsprozessmodellierung (GPM) IT-Projektmanagement Enterprise Ressource Planning (ERP) Customer Relationship Management (CRM) Supply Chain Management (SCM) E-Business/ E-Commerce Die Wirtschaftsinformatik beschäftigt sich also damit, wie die Unternehmensziele mittels einer geeigneten IT- Strategie und adäquaten Informationssystemen umgesetzt werden können und so wesentlich zur Wertschöpfung beitragen. Die IT ist hierbei kein Selbstzweck, sondern wird als differenzierender Faktor für den Unternehmenserfolg angesehen, der entscheidend für die Steigerung der Produktivität der Mitarbeiter verantwortlich ist. <?page no="9"?> 10 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse 1.3 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Bitte ergänzen Sie: Die informationslogistischen Prinzipien bestehen in der Bereitstellung von Daten und Informationen ... am richtigen Ort für den Anwender zur richtigen Zeit in der richtigen Menge in der erforderlichen Qualität 2. Was ist eine Besonderheit der Wirtschaftsinformatik? die Übernahme betriebswirtschaftlicher Ansätze die Anwendung von Verfahren aus der IT der interdisziplinäre Ansatz, der Methodiken aus BWL und IT vereint der mathematisch-formale Ansatz die maschinelle Informationsverarbeitung 3. Welche Faktoren sind für die zunehmende Bedeutung der Wirtschaftsinformatik verantwortlich? IT wird immer billiger. Der Faktor Information wird immer geschäftskritischer. IT wird immer schneller. die Abhängigkeit der Firmen von IT bzw. Informationssystemen nimmt zu. 4. Wo befinden sind typische Betätigungsfelder der Wirtschaftsinformatik? Modellierung von IT-Systemen <?page no="10"?> Wirtschaftsinformatik 11 uvk-lucius.de/ brueckenkurse Vermarktung von Produkten Fertigung von Produkten Erfassung der betrieblichen Anforderungen Beratung oder Schulung von Anwendern 5. Welche Tätigkeiten gehören typischerweise zur Wirtschaftsinformatik? der Einkauf betrieblicher Informationssysteme der Betrieb betrieblicher Informationssysteme die Implementierung betrieblicher Informationssysteme der Entwurf betrieblicher Informationssysteme der Verkauf betrieblicher Informationssysteme 6. In welchen Arbeitsgebieten sind Absolventen der Wirtschaftsinformatik normalerweise zu finden? Geschäftsprozessmodellierung IT-Projektmanagement Enterprise Resource Planning (ERP) Customer Relationship Management (CRM) Supply Chain Management (SCM) 7. Was ist das Ziel der Wirtschaftsinformatik? IT als Selbstzweck Unterstützung für den Unternehmenserfolg Steigerung der Mitarbeiteranzahl Umsetzung der Unternehmensziele mittels IT und Informationssystemen Die Lösung finden Sie online unter www.uvk-lucius.de/ brueckenkurse <?page no="11"?> uvk-lucius.de/ brueckenkurse 2 Informationssysteme und Unternehmensorganisation/ -strategie 2.1 Unternehmensziele bestimmen die IT Prinzipiell können sich die Technologien für betriebliche Informationssysteme und die umzusetzende Unternehmensorganisation bzw. -strategie gegenseitig beeinflussen. Beispielsweise ermöglichte das Web erst eine durchgehende globale, kontinuierliche Kundenansprache, die dann auch vom Management aufgegriffen wurde. In der Praxis bestimmen aber die Unternehmensorganisation, -kultur und -ziele durch ihre Vorgaben, z.B. in Form des Budgets, wesentlich die Ausprägung und Umsetzung der internen IT. Es herrscht also klar das Primat der Unternehmensstrategie, dem sich die IT-Abteilung als Teil des Unternehmens und als interner Dienstleister unterzuordnen hat. Entscheidend ist hierbei, dass die allgemeinen Unternehmensziele, wie z.B. die Steigerung des Umsatzes, die Gewinnung weiterer Marktanteile oder die Reduzierung der Kosten auf konkreten Kenngrößen für die betrieblichen Informationssysteme (und die IT- Abteilung) abgebildet werden und mit Hilfe des Controllings überwacht werden. <?page no="12"?> Wirtschaftsinformatik 13 uvk-lucius.de/ brueckenkurse Dieses Primat lässt sich mit Hilfe der IT-Governance entsprechend im Unternehmen umsetzen, damit man hier ein „Alignment“ der IT und ein „Enablement“ durch IT erreicht. Das „Enterprise Wide Information Management Modell“ (EWIM) verdeutlicht diese Zusammenhänge. EWIM (Mit Änderungen übernommen aus Krcmar, H. (2009)) Ein möglicher Indikator für die Gewichtung der IT innerhalb des Unternehmens ist übrigens die Präsenz in der Geschäftsführung oder im Vorstand durch einen Chief Information Officer (CIO), der sich ausschließlich um die IT-Belange kümmert. <?page no="13"?> 14 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse Eine der wichtigsten strategischen Unternehmensentscheidungen ist dabei, ob die firmeneigene IT in Teilen oder vollständig an Drittanbieter ausgelagert (Outsourcing) oder beibehalten wird. Weiterhin ist relevant, ob und inwieweit die interne IT einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten kann, der die Differenzierung zum Wettbewerb z.B. in Form von technologischen Innovationen, erhöhtem Kundenservice oder Kostenreduzierungen ermöglicht. 2.2 Zunehmende Bedeutung der Unternehmens-IT In vielen Branchen (z.B. bei Banken, Versicherungen, Fertigungsunternehmen und Handel) hat sich die Bedeutung der IT in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht, da sich die typischen Unternehmensziele, wie z.B. die Erhöhung der Produktivität, die Intensivierung der Kundenbeziehung oder der Aufbau einer globalen Präsenz, in der Regel nur durch den zunehmenden Einsatz von betrieblichen Informationssystemen umsetzen lassen. Dies war und ist möglich, da zum einen die eingesetzten Informationssysteme einerseits aufgrund des technologischen Fortschritts immer leistungsfähiger werden: Prozessoren, Datenspeicher, neue Funktionen, effizientere Implementierungen/ Algorithmen <?page no="14"?> Wirtschaftsinformatik 15 uvk-lucius.de/ brueckenkurse und andererseits die internen Geschäftsprozesse zunehmend formalisiert, automatisiert und anschließend optimiert werden. Gleichzeitig folgt die Unternehmens-IT dem Trend zu flach(er)en Hierarchien, zur weltweiten Präsenz, der erhöhten Agilität, aber auch der zunehmenden Komplexität von Entscheidungsprozessen, in dem die betreffenden Leitungsstrukturen durch spezifische Informationssysteme unterstützt werden. Es zeigt sich aber auch, dass die Herausforderung im Entwurf von Informationssystemen darin besteht, den zunehmend komplexen und wachsenden Informationsfluss auf die Aufnahmebereitschaft und die Verfügbarkeit der menschlichen Anwender genau abzustimmen, ohne diese zu über- oder unterfordern. Nur in diesem Fall können IT-Systeme eine echte Orientierung und damit einen Beitrag zu den Unternehmenszielen leisten. 2.3 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche Einflussfaktoren sind für die erfolgreiche Implementierung einer Unternehmens-IT ausschlaggebend? <?page no="15"?> 16 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse wie das Unternehmen organisiert ist wie viel Budget für IT-Investitionen zur Verfügung steht welche der neuesten Technologien verwendet werden welche Unternehmensziele verfolgt werden (z.B. Gewinnsteigerung, Marktanteile erhöhen etc.) welche Projektmanagementmethode verwendet wird 2. Was versteht man unter dem Primat der Unternehmensstrategie? Die IT-Strategie bestimmt die Unternehmensstrategie. Die IT-Strategie ist unabhängig von anderen Vorgaben. Die Unternehmensstrategie gilt als Leitbild für die IT-Strategie. dass die Unternehmensstrategie noch zu primitiv ist 3. Nennen Sie typische Unternehmensziele, welche durch die IT-Strategie unterstützt werden. Umsatzsteigerung Erhöhung der IT-Personalkosten Gewinnung weiterer Marktanteile Kostensenkung Einführung von Call-Centern 4. Was erklärt bzw. beschreibt das Enterprise Wide Information Management Model (EWIM)? Es beschreibt exakt den Einsatz von neuen Informationssystemen. <?page no="16"?> Wirtschaftsinformatik 17 uvk-lucius.de/ brueckenkurse Es beschreibt den Zusammenhang zwischen der Strategischen Planung, der Geschäftsplanung, der Informationssystemarchitektur und der Informationstechnologie. Man kann damit die Beeinflussung der Strategischen Planung durch die IT erklären (Enablement). Man kann damit die Ausrichtung von Informationssystemarchitekturen und Informationstechnologien an die Unternehmensziele erklären (Alignment). Es beschreibt genau, wie neue Informationssysteme implementiert werden müssen. 5. Was ist unter IT Outsourcing zu verstehen? die (Teil-)Auslagerung von IT-Systemen und -Prozessen an Drittanbieter der Verkauf der IT-Abteilung an die Konkurrenz der Verkauf von Informationssystemen an den Endkunden die Verschiebung von IT-Systemen in ein zweites Rechenzentrum, um den Datenzugriff zu sichern 6. Warum werden Informationssysteme immer bedeutender für Unternehmen? Weil die technische Leistungsfähigkeit der Systeme immer weiter zunimmt und sich damit neue Möglichkeiten für ein Unternehmen eröffnen können. Weil immer mehr Geschäftsprozesse durch Informationssysteme formalisiert und damit automatisiert werden. Weil Informationssysteme immer einfacher werden und weniger vernetzt sind. Weil Informationssysteme immer günstiger werden. <?page no="17"?> 18 Brückenkurs 7. Was sind die Konsequenzen eines verstärkten IT- Einsatzes auf die Unternehmensorganisation? flache Hierarchien erhöhte Agilität weniger IT-Personal neue Geschäftsmodelle (z.B. weltweiter Vertrieb über das Internet) weniger Flexibilität 8. Durch wen werden die Belange der IT in der Regel im Vorstand oder in der Geschäftsführung vertreten? COO CFO CEO CIO CSI 9. Was ist die primäre Herausforderung beim Entwurf von Informationssystemen? die Auswahl von Programmiersprachen die Abstimmung des Informationsflusses auf die Bedürfnisse der Anwender die Implementierung der Systeme in ein Netzwerk die Dokumentation der nötigen Änderungen an der Informationssystemarchitektur die Verschlüsselung der benötigten Informationen Die Lösung finden Sie online unter www.uvk-lucius.de/ brueckenkurse <?page no="18"?> uvk-lucius.de/ brueckenkurse 3 Betriebliche Informationssysteme 3.1 Vom Anwendungssystem zum betrieblichen Informationssystem Betriebliche Informationssysteme unterstützen Unternehmen und Organisationen bei der Verarbeitung großer Datenmengen (z.B. Big Data) und können zu besseren unternehmerischen Entscheidungen führen. Die Aufgabe der Wirtschaftsinformatik ist es, geeignete betriebliche Informationssysteme zu entwerfen, zu verbessern und diese in die operativen Prozesse des Unternehmens zu implementieren. Ziel ist es, die Ver- und Bearbeitung von Informationen in einem betrieblichen Umfeld zu systematisieren. Ein solches betriebliches Informationssystem besteht im Wesentlichen aus drei Kernelementen, welche sich gegenseitig beeinflussen: Organisation, Management und Anwendungssystem Das Anwendungssystem verarbeitet die für die betrieblichen Aufgaben und Geschäftsprozesse relevanten Daten mit Hilfe von Software, welche die logische Ebene darstellt, und der IT-Infrastruktur, welche die Information auf elektronischem Wege verbreitet. <?page no="19"?> 20 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse IS versus AS (mit Änderungen übernommen aus Krcmar, H. (2009)) Ein Anwendungssystem ist somit nur als der technische Teil eines Informationssystems anzusehen. Um effektiv die betrieblichen Informationen zu systematisieren und damit bessere betriebliche Entscheidungen treffen zu können, müssen auch die Faktoren Organisationsstruktur und die Managementziele berücksichtigt werden. Da diese Faktoren sich von Betrieb zu Betrieb unterscheiden, ist ein Informationssystem immer individuell. Die Einführung eines von der Stange gekauften Anwendungssystems verlangt daher immer eine gewisse prozessorientierte oder technische Anpassung (sog. Customizing). <?page no="20"?> Wirtschaftsinformatik 21 uvk-lucius.de/ brueckenkurse 3.2 Einteilung der IS aus hierarchischer und funktionaler Sicht Informationssysteme lassen sich auf den unterschiedlichsten Hierarchieebenen eines Unternehmens finden. Die klassische Einteilung erfolgt in drei aufeinander aufbauende Ebenen: operativ, taktisch und strategisch. Betriebliche IS (mit Änderungen übernommen aus Laudon et al. (2011)) Auf der operativen Ebene werden Rohdaten anhand von Transaktionen erfasst (sog. Transaction Processing Systems (TPS)). Ein Beispiel für ein solches Informationssystem wäre die Lagerverwaltung, wobei jede Ein- und Auslagerung eine Transaktion darstellt und damit neue Daten generiert. <?page no="21"?> 22 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse Darauf aufbauend finden wir taktische Informationssysteme, welche oft als Management Information Systems (MIS) und Decision Support Systems (DSS) bezeichnet werden. Hier werden die Rohdaten aus den operativen Systemen aggregiert und bieten somit Informationen für das mittlere Management (z.B. Abteilungsleiter). Diese Systeme schaffen wiederum die Grundlage für die Informationssysteme der strategischen Ebene und sollen die Unternehmensführung unterstützen (sog. Executive Support Systems (ESS)). Eine weitere Unterteilung der betrieblichen Informationssysteme kann anhand der Funktionen oder Abteilungen stattfinden. Die folgende Funktionen und Anwendungen lassen sich in den meisten Betrieben wieder finden: Vertrieb & Marketing Systeme zur Auftragsbearbeitung und Kundenverwaltung Fertigung & Produktion Materialwirtschaft- und Produktionsplanungssysteme Finanz- & Rechnungswesen Lohnbuchhaltung, Kreditoren- und Debitorenverwaltung Personalwesen Personalverwaltung- und Zeiterfassungssysteme Im Gegensatz zu früheren Informationssystemen, welche hauptsächlich die einzelnen betrieblichen Funktionen unterstützt haben, wird heute darauf geachtet, dass die Informationssysteme auch funktionsübergreifend integriert sind, um eine Wertschöpfung über den gesamten Prozess zu gewährleisten und um Medienbrüche und damit einhergehende Informationsverluste bzw. Fehlerquellen zu vermeiden. <?page no="22"?> Wirtschaftsinformatik 23 uvk-lucius.de/ brueckenkurse 3.3 Häufige vorkommende Informationssysteme in Unternehmen Um diese vertikale und horizontale Integration in den Betrieben zu schaffen, haben sich drei Arten von Anwendungssystemen als Kernelemente der betrieblichen Informationssysteme etabliert: Enterprise Resource Planning (ERP): Unterstützung aller betrieblichen Funktionen durch ein umfassendes IT- System, das den Einsatz der wirtschaftlichen und technischen Ressourcen plant, steuert, überwacht und dokumentiert. Customer Relationship Management (CRM): Kundendaten und -beziehungen werden in einer zentralen Anwendung erfasst, verarbeitet und ausgewertet, so dass sie dem Vertrieb und dem Marketing anschließend für die Kundenansprache und -betreuung zur Verfügung stehen. Supply Chain Management (SCM): Management der Lieferantenbeziehung und der Lieferkette zur Erhöhung der Wertschöpfung innerhalb des gesamten Wertschöpfungsnetzes mit Hilfe von verlinkten Informationssystemen. Dreh- und Angelpunkt in den meisten Unternehmen bildet das ERP-System. Es kann die wichtigsten internen Geschäftsprozesse über die verschiedenen hierarchischen und funktionalen Ebenen unterstützen und bietet in der Regel Schnittstellen zu CRM- und SCM-Systemen, welche die externen Geschäftsprozesse unterstützen. Das CRM-System erweitert das ERP-System auf Kundenseite und hilft, die Beziehungen zum Kunden zu pflegen sowie diesen zu analysieren, um besser auf dessen Wünsche <?page no="23"?> 24 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse eingehen zu können. Das SCM-System bildet die Schnittstelle zum Lieferanten und hilft, die Kommunikation mit den Lieferanten zu verbessern und die Lieferkette zu optimieren, z.B. durch Just-in-time-Lieferungen und die Erhöhung der Transparenz bis hin zu sekundären und tertiären Lieferanten, als auch in Richtung Endkunde. Diese drei Kernelemente können in größeren Unternehmen durch weitere betriebliche Informationssystemen ergänzt und erweitert werden. Beispielhaft hierfür sollten folgende Systeme genannt werden: Workflow-Management-Systeme (WfMS) Dokumenten-Management-Systeme (DMS) Knowledge-Management-Systeme (KMS) Business Intelligence (BI) eShops / Webshops eProcurement / elektronischer Einkauf Computer Supported Collaborative Work (CSCW) 3.4 Entwicklung betrieblicher Informationssysteme Während bei vielen große Unternehmen, die bereits über eine Vielzahl von unterschiedlichen IT-Systemen verfügen, eine Integration und Konsolidierung der vorhandenen Anwendungen im Vordergrund steht (Enterprise Application Integration (EAI)), führ(t)en viele kleine und mittelständische Unternehmen erst eine durchgehende, einheitliche IT-Infrastruktur <?page no="24"?> Wirtschaftsinformatik 25 uvk-lucius.de/ brueckenkurse ein (z.B. durch die Implementierung eines umfassenden ERP Systems). Ziele sind aber in beiden Fällen eine vereinfachte Administration der IT-Systeme, eine Reduzierung der damit verbundenen Unternehmensressourcen und eine Konsolidierung der darauf basierenden Geschäfts- und Entscheidungsprozesse. Aufbauend auf den bereits vorhandenen betrieblichen Anwendungen ergeben sich dann in der Regel IT-Projekte, in denen es um die gezielte Verbesserung einzelner Funktionsbereiche des Unternehmens geht, wie z.B. die Abstimmung weltweiter Liefer- und Produktionsketten (SCM), die Verbesserung des Berichtswesens oder die Intensivierung des Kundenmanagements (CRM). Jedoch werden die betrieblichen Informationssysteme nicht nur auf funktionaler Ebene erweitert, sondern sie werden auch entlang der hierarchischen Strukturen integriert. Viele dieser Systeme bauen auf den operativen Datenbeständen der operativen Systeme (vgl. TPS) auf und werden als Business Intelligence (BI)-Lösungen implementiert (vgl. DSS und ESS). Hinzu kommt oft die Implementierung von elektronischen Kommunikations- und Vertriebswegen zu Kunden und Lieferanten (E-Business / E-Commerce / CSCW), z.B. in Form von Portalen, Webshops oder sogar die Unterstützung mobiler Endgeräte. Daraus ergibt sich in der Wirtschaftsinformatik, und speziell bei der Entwicklung der betrieblichen Informations- <?page no="25"?> 26 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse systeme, die Herausforderung, dass einzelne Informationssysteme sauber und nahtlos ineinander greifen und so eine durchgängige Digitalisierung der Geschäftsprozesse entlang der Wertschöpfungskette erreicht werden kann. Dies lässt sich jedoch meist nur durch eine entsprechende Planung der Enterprise Architecture (EA) umsetzten. Mit zunehmender Unternehmensgröße wird diese Aufgabe immer komplexer, da immer mehr organisatorische und technische Anforderungen beachtet werde müssen (vergleichbar mit einem großen Bauvorhaben). Hierzu werden von den Unternehmen entsprechende Frameworks und Methoden eingesetzt, damit eine durchgängige und wertschöpfende Unternehmensarchitektur gewährleistet werden kann. Beispiele für entsprechende Rahmenwerke sind aktuell „TOGAF“ und aus klassischer Sicht das „Zachman Framework“. Entsprechende Modellierungstools (z.B. ARIS, ADOit etc.) unterstützen dabei das Unternehmen bei diesen planerischen Aktivitäten. 3.5 Umsetzung betrieblicher Informationssysteme Die Erfassung und Modellierung der Anforderungen an das zu erstellende Informationssystem sowie der aktuellen betrieblichen Abläufe stellen somit die erste Phase in der Einführung betrieblicher Informationssysteme dar. Obwohl häufig gewünscht wird, die aktuelle Unternehmensorganisation genau eins zu eins auf die neue Anwendung zu übertragen, ergibt sich hier die Gelegenheit und Notwendig- <?page no="26"?> Wirtschaftsinformatik 27 uvk-lucius.de/ brueckenkurse keit, die bestehenden Abläufe und Organisationen innerhalb des Unternehmens anzupassen, um sie so effizienter gestalten zu können. Dieses fachliche Verständnis ist erforderlich, damit auch das richtige Problem gelöst wird. Erst im nächsten Schritt erfolgt die Umsetzung in ein IT- System, wobei die Optionen für die konkrete Implementierung normalerweise sehr vielfältig sind. Sie reichen vom Einsatz von Standardsoftware oder der Entwicklung einer Individualsoftware, über die Nutzung einzelner Dienste (IT-Services) bis hin zur vollständigen Auslagerung an einen Drittanbieter (Outsourcing). Die Entscheidung wird dabei maßgeblich beeinflusst von dem vorhandenen Zeit- und Finanzbudget und inwieweit Standardlösungen bereits verfügbar sind bzw. angepasst werden müssen. Der Überführung in den produktiven Betrieb geht normalerweise eine intensive Testphase voraus, anschließend geht es vor allem darum, die gewünschte Verfügbarkeit und Leistung der Anwendung sicher zu stellen und damit einen möglichst reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. 3.6 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche technischen Komponenten kann ein Anwendungssystem haben? Datenbank <?page no="27"?> 28 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse Speicher Prozessoren Netzwerk 2. Was sind die drei Kernelemente eines betrieblichen Informationssystems? Zahlenreihen Organisation Internet Management Anwendungssystem 3. Was ist unter dem Customizing eines Anwendungssystems zu verstehen? die Einführung eines Anwendungssystems die Implementierung eines Anwendungssystems die Anpassung eines Anwendungssystems der Entwurf eines Anwendungssystems 4. Nennen Sie die drei Hierarchieebenen eines Unternehmens, nach denen sich Informationssysteme kategorisieren lassen. operativ relational taktisch synergetisch strategisch 5. Nach welchen weiteren Kriterien könnte eine Unterteilung der Informationssysteme erfolgen? funktional <?page no="28"?> Wirtschaftsinformatik 29 uvk-lucius.de/ brueckenkurse formal rational sequenziell bilateral 6. Was sind häufig vorkommende Informationssysteme im Unternehmen? Enterprise Relation Chain (ERC) Enterprise Resource Planning (ERP) Customer Relationship Management (CRM) Supply Customer Planning (SCP) Supply Chain Management (SCM) 7. Welche(s) Informationssystem(e) kann/ können als strategisch bezeichnet werden? Executive Support Systems (ESS) Decision Transaction Systems (DTS) Transaction Processing Systems (TPS) Decision Support Systems (DSS) Management Information Systems (MIS) 8. Was ist unter „durchgängiger Digitalisierung der Geschäftsprozesse entlang der Wertschöpfungskette“ zu verstehen? Dass einzelne Informationssysteme nahtlos ineinander greifen und keine Medienbrüche entstehen. Dass alle Informationssysteme digitale Übertragungswege nutzen. Dass einzelne Informationen digitalisiert werden. Dass alle Informationen digitalisiert werden. Dass nur Standardsoftware eingesetzt wird. <?page no="29"?> 30 Brückenkurs 9. Wie heißen bekannte Rahmenwerke/ Frameworks für das Enterprise Architecture Management? AFAP (Architecture for Advanced Programming) TOGAF (The Open Group Architecture Framework) Zachman Prince 2 PMBOK Die Lösung finden Sie online unter www.uvk-lucius.de/ brueckenkurse <?page no="30"?> uvk-lucius.de/ brueckenkurse 4 E-Business & E-Commerce 4.1 Neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsmöglichkeiten Das Internet verhalf der „Digitalen Revolution“, welche in den 1980er Jahren mit der Einführung der ersten Computer im privaten Bereich begann, in den 1990er Jahren zum Durchbruch. Die Entscheidung, das Internet für die kommerzielle Nutzung zu öffnen, schuf völlig neue Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und der Kommunikation. Das Internet bietet Privatpersonen und Unternehmen eine universelle und standardisierte Technikplattform und ermöglichte damit die Vernetzung von Informationssystemen über betriebliche Grenzen hinweg, was entsprechende Auswirkungen auf die Informationsbeschaffung, Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsprozesse hat. Es ermöglicht, Geschäftsprozesse vollständig zu digitalisieren und Waren sowie Dienstleistungen weltweit anzubieten. Der Begriff des E-Business umfasst dabei die Digitalisierung von allen Geschäftsprozessen und kann in weitere Teilbereiche aufgespalten werden: E-Procurement: Befasst sich mit der elektronischen Beschaffung von Waren und Dienstleistungen, was idealerweise über ein Supply Chain Management <?page no="31"?> 32 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse (SCM)-System und ein automatisches Bestellsystem (E-Procurement) erfolgt. Intranet-Service: Beschäftigt sich mit der Digitalisierung interner Geschäftsprozesse. Ziel ist es, die Informationsbeschaffung, -verarbeitung und -verbreitung zu verbessern und damit die Geschäftsprozesse zu optimieren. E-Commerce: Befasst sich mit dem elektronischen Handel von Waren und Dienstleistungen und bildet die digitale Schnittstelle zum Kunden. In der Regel wird dies mit Portalen, Webshops und Customer Relationship Management (CRM)-Systemen umgesetzt. Die Einführung von E-Business und E-Commerce stellt ein Unternehmen jedoch vor eine gewisse Herausforderung, da sich mitunter die Unternehmensstrategie erheblich ändern kann und Managementsowie Geschäftsprozesse überprüft und angepasst werden müssen. Dies hat zur Folge, dass sich das Geschäftsmodell eines Unternehmens entsprechend ändern muss, um auch im digitalen Zeitalter zu bestehen. Die Wirtschaftsinformatik spielt dabei eine tragende Rolle, da die betrieblichen Informationssysteme entsprechend angepasst und eingesetzt werden müssen, um das neue Geschäftsmodell zu unterstützen. Ein Geschäftsmodell wird oft auch als „Geschäftskonzept“ oder „Business Model“ bezeichnet, es beschreibt daher, was ein Unternehmen an Waren oder Dienstleitungen anbietet. wie diese Waren oder Dienstleistungen geschaffen werden. <?page no="32"?> Wirtschaftsinformatik 33 uvk-lucius.de/ brueckenkurse wie diese Waren oder Dienstleistungen vermarktet werden. wie dadurch entstehenden Erträge realisiert werden. wie diese Erträge verteilt oder reinvestiert werden. wie die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sichergestellt werden kann. 4.2 Kategorien des E-Commerce E-Commerce, als Teil von E-Business, nimmt in vielen Unternehmen eine wichtige Stellung ein und hat damit auch einen großen Einfluss auf das Geschäftsmodell eines Unternehmens. Die folgenden Kategorien des E-Commerce haben sich hierbei etabliert: Business-to-Consumer (B2C): Als B2C wird der elektronische Vertrieb von Waren und Dienstleistungen vom Unternehmen an den Endverbraucher bezeichnet. Dies geschieht zumeist über Webshops, welche eine Art virtuellen Verkaufsraum abbilden und so dem Endverbraucher den Onlineeinkauf ermöglichen. Business-to-Business (B2B): Die Kategorie B2B beschreibt den elektronischen Vertrieb von Waren und Dienstleistungen von Unternehmen zu Unternehmen. Auch in diesem Bereich werden Webshops eingesetzt, jedoch sind diese für die Bedürfnisse auf Unternehmen zugeschnitten und sind nicht jedem zugänglich. Business-to-Administration (B2A): Das B2A bezeichnet den elektronischen Vertrieb von Waren und Dienstleistungen von Unternehmen an öffentliche Einrichtun- <?page no="33"?> 34 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse Endverbraucher Einzelhändler Großhändler Öffentliche Verwaltung B2C B2B B2A gen, Behörden und den Staat. Der Staat tritt hier quasi als „spezieller“ Kunde mit sehr spezifischen Anforderungen auf. Das B2A ist ein wichtiger Bestandteil der aktuellen „E-Government“-Initiativen, welche die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung vorantreiben sollen. Consumer-to-Consumer (C2C): Unter der Kategorie C2C versteht man den elektronischen Handel von Produkten zwischen Endverbrauchern, d.h. die Endverbraucher treten als Verkäufer sowie als Käufer in Erscheinung. Ein typisches Beispiel für C2C-Modelle sind Auktionshäuser oder An- und Verkaufsportale. Neben diesen vier Hauptkategorien des E-Commerce, welche klassischerweise Webshops und Online-Handelsplätze einsetzen, etablieren sich aktuell weitere Trends bzw. Geschäftsmodelle, welche verstärkt den Einsatz von passenden Informationssystemen fordern. Beispielhaft soll hier „Mobile Commerce“ (M-Commerce) genannt werden, welches dem zunehmenden Trend von portablen Internetgeräten folgt. Der Einsatz von Tablets und Smartphones im privaten und geschäftlichen Bereich eröffnet Unternehmen völlig neue Wege des Vertriebs. So können z.B. über Barcodes und QR-Codes weitere Informationen zu Produkten eingeholt werden oder über die GPS-Daten (Global Positioning System) des mobilen Endgerätes dem Ver- <?page no="34"?> Wirtschaftsinformatik 35 uvk-lucius.de/ brueckenkurse braucher gezielt Angebote aus dessen direkter Umgebung unterbreitet werden. Weitere nennenswerte Internet-Geschäftsmodelle wären z.B.: Information Broker, wie z.B. Preisvergleichsportale Content Provider, wie z.B. Video- und Musikstreaming Web-Portale, welche diverse Ressourcen zusammenfassen virtuelle Gemeinschaften / SocialMedia-Plattformen, welche Verbrauchern erlauben, direkt zu bestimmten Themen zu kommunizieren und sich zu vernetzen. Die meisten dieser Geschäftsmodelle werden als sog. „Pure- Play“-Geschäftsmodelle umgesetzt, was bedeutet, dass die Unternehmen ihre Produkte ausschließlich über das Internet vertreiben. Manche Geschäftsmodelle basieren jedoch auch auf dem sog. „Click-and-Mortar“-Prinzip, was bedeutet, dass ein Unternehmen seine Produkte sowohl auf dem klassischen Wege über Verkaufsstellen (Bricks = engl. Mauerstein) als auch über virtuelle Kanäle (Clicks) vertreibt. Die letztere Variante stellt die Wirtschaftsinformatik vor die Herausforderung, dass die Informationssysteme beide Vertriebskanäle unterstützen müssen, was in der Regel die Komplexität der Systeme erhöht. Die Findung und Umsetzung von Internetgeschäftsmodellen ist daher nicht trivial und erfordert, dass die Unternehmensführung und die IT-Verantwortlichen entsprechende Kosten und Nutzen von passenden Informationssystemen für das E-Commerce abwägen. <?page no="35"?> 36 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse Als Negativbeispiel ist hier die „Dot-Com-Ära“ Ende der 1990er Jahre zu nennen. Zu dieser Zeit wurden nicht überlebensfähige Geschäftsmodelle einfach nur „digitalisiert“, was zum Scheitern vieler E-Commerce-Projekte oder sogar zum Konkurs des Unternehmens führte. Es ist daher die Aufgabe der Wirtschaftsinformatik, funktionierende E-Commerce-Geschäftsmodelle mit den entsprechend geeigneten Informationssystemen zu unterstützen und der Unternehmensführung neue Möglichkeiten des E- Commerce aufzuzeigen, um weiterhin konkurrenzfähig zu sein. 4.3 Weitere Auswirkungen des E-Business und E- Commerce Die Einführung von E-Business und E-Commerce in die Unternehmenslandschaft hat nicht nur entsprechende Auswirkungen auf die internen Geschäftsprozesse sowie die Art und Weise, wie das Unternehmen Waren und Dienstleistungen verkauft, sondern konfrontiert das Unternehmen auch mit Fragen wie Datenschutz und internationales Recht. Gerade die Themen Datenschutz und Datensicherheit spielen dabei für die Wirtschaftsinformatik eine zentrale Rolle: Zum einen möchte das Unternehmen so viele Daten wie möglich sammeln, um z.B. ein interaktives Marketing zu betreiben und um angebotene Waren und Dienstleistungen bestmöglich zu personalisieren (hier werden z.B. CRM- und BI-Systeme eingesetzt). <?page no="36"?> Wirtschaftsinformatik 37 uvk-lucius.de/ brueckenkurse Zum anderen hat das Unternehmen jedoch die Pflicht, diese Daten auch entsprechend vor unbefugten Zugriffen zu schützen, was bei öffentlich zugänglichen Webshops eine Herausforderung darstellt. 4.4 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist der Unterschied zwischen E-Business und E- Commerce? E-Commerce ist Teil des E-Business. E-Commerce bezieht sich nur auf den elektronischen Handel von Waren und Dienstleistungen. E-Business umfasst alle digitalen Geschäftsprozesse. Es gibt keinen Unterschied. E-Commerce und E- Business sind identisch. E-Business bezieht sich nur auf den Handel von digitalen Waren und Dienstleistungen, aber E-Commerce umfasst alle digitalen Geschäftsprozesse. 2. Was sind Intranet-Services? Es umfasst alles, was im WWW steht. Es handelt sich hierbei um ein besonders schnelle Art des Internet. Es geht dabei um die Digitalisierung interner Geschäftsprozesse. Es dient zur Verbesserung der internen Informationsbeschaffung und -verarbeitung. Es handelt sich um einen internen IT-Dienstleister, welchen man nicht outsourcen kann. <?page no="37"?> 38 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse 3. Was löste die „Digitale Revolution“ aus? das Intranet das Darknet das Deep-Web das ARPANET das Internet 4. Was wird durch ein Geschäftsmodell beschrieben? Was ein Unternehmen an Waren und Dienstleistungen anbietet. Wie Waren und Dienstleistungen geschaffen werden. Wie Waren und Dienstleistungen vermarktet werden. Wie Erträge realisiert und reinvestiert werden. Wie die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sichergestellt werden kann. 5. Wie nennt man die Kategorie des E-Commerce, welche den Handel zwischen Unternehmen beschreibt? B2B B2C R2D2 C2C C2B 6. Was beschreibt das „Pure-Play“-Geschäftsmodell? reiner Vertrieb über klassische Vertriebskanäle reiner Vertrieb über digitale Vertriebskanäle Testumgebung eines Geschäftsmodells Vertrieb über klassische und digitale Vertriebskanäle Handel mit Spielekonsolen <?page no="38"?> Wirtschaftsinformatik 39 uvk-lucius.de/ brueckenkurse 7. Was lief in der „Dot-Com-Ära“ schief? Es wurden nicht überlebensfähige Geschäftsmodelle einfach nur digitalisiert. Es wurden nicht genug „Pure-Play“-Geschäftsmodelle geschaffen. Es wurden zu viele „Click-and-Mortar“-Geschäftsmodelle geschaffen Das Internet wurde durch falsche Geschäftsmodelle analogisiert. 8. Was ist im E-Business beim Thema Datenerhebung, Datenschutz und Datensicherheit zu beachten? Möglichst viele und für unser Unternehmen relevante Daten sammeln, damit man besser auf den Kunden eingehen kann. Alle kundenbezogenen Daten an alle Zulieferer und Vertriebspartner weiterleiten, auch wenn diese nicht überprüft und gesichert sind. Nur so kann man Wettbewerbsvorteile sichern. Kundendaten möglichst sicher verschlüsseln, sodass Dritte keinen unbefugten Zugriff bekommen können und die Kundendaten nicht missbraucht werden können. Möglichst die Kontaktdaten aller Kunden ins Internet stellen, sodass sich Kunden auch gegenseitig kontaktieren können. 9. Was ist speziell am Mobile-Commerce? Es handelt sich dabei um eine Web-Portal zum Autokauf. Waren und Dienstleistungen werden mittels eines mobilen Kiosks vertrieben. <?page no="39"?> 40 Brückenkurs Es werden dabei spezielle Vertriebs- und Servicewege für mobile Endgeräte entwickelt. Es können über QR-Codes und GPS-Daten individualisierte Angebote gemacht werden. Mobile-Commerce ist eine spezialisierte Form des E- Commerce. 10. Welches sind bekannte Internet-Geschäftsmodelle? Information Broker Content Provider Web-Portale Virtuelle Gemeinschaften Social Media-Plattformen Die Lösung finden Sie online unter www.uvk-lucius.de/ brueckenkurse <?page no="40"?> Wirtschaftsinformatik 41 uvk-lucius.de/ brueckenkurse 5 Informationstechnik: Infrastruktur und Tendenzen 5.1 Allgemeine Trends Die Informationstechnik wurde in den letzten Jahrzehnten durch einen stetigen Fortschritt geprägt, der dazu führte, dass die Leistung und die Speicherkapazität von IT-Systemen (bei gleichen oder fallenden Kosten) erheblich erhöht wurden. Die wesentlichen Faktoren für diese Entwicklung sind hierbei die permanente Steigerung der Performance der zugrundeliegenden Prozessoren sowie die Ausweitung des Fassungsvermögens von Haupt- und Massenspeichern. Begleitet wurde dieser Trend von einer gleichzeitigen Miniaturisierung und Vernetzung aller Komponenten, was insbesondere den Trend zu mobilen Geräten (z.B. Notebooks, Tablets, Smartphones) begünstigt. Als IT-Infrastruktur wird hierbei die Kombination von Hardware (z.B. Prozessorarchitektur) und Software (z.B. Betriebssystem) bezeichnet, die eine standardisierte Plattform für Anwendungen anbietet. Beispiele für solche Plattformen sind z.B. die Intel-basierende x86-Prozessorarchitektur mit Microsoft Windows, Apple MacOS oder Linux, oder die typische ARM-basierenden Prozessoren mit Android im Handybereich. <?page no="41"?> 42 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse Die Java-Plattform weicht ein wenig von diesem Schema ab, denn sie ist vor allem eine Festlegung seitens der Software und stellt dadurch eine Abstraktion von der Hardware dar. Das Web und die zugrundeliegenden offenen Technologien bzw. Standards (z.B. HTML, http) führten ebenfalls zu einer eigenen Plattform, die ebenso hardwareunabhängig ist. Das Konzept solcher IT-Infrastrukturen ermöglicht - trotz der rasanten technologischen Entwicklung einzelner Komponenten - die erforderliche Kontinuität zur Umsetzung großer unternehmensweiter Applikationen, wie z.B. SAP oder Oracle, welche über viele Jahre in Firmen betrieben werden. Erst diese Standardisierung und Konzentration auf wenige Plattformen ermöglichte die entsprechende Vielfalt an Anwendungen und damit gleichzeitig auch die Reduzierung der Kosten. Im Bereich der Software gibt es zwei gegenläufige Trends zu beobachten. Auf der einen Seite werden immer mächtigere, komplexere Produktsuiten entwickelt, die recht teuer sind, aber sehr viele Funktionalitäten anbieten, und auf der anderen Seite werden - insbesondere im Umfeld mobiler Geräte - kleine, günstige Apps angeboten, die nur eine sehr spezielle Funktion anbieten bzw. ein spezifisches Problem lösen (z.B. die Fahrzeiten von Busse und Bahnen oder die Suche nach dem nächsten verfügbaren Taxi). Aufgrund des großen Angebots an Standardsoftware lohnt sich die Entwicklung von Individualsoftware nur noch in <?page no="42"?> Wirtschaftsinformatik 43 uvk-lucius.de/ brueckenkurse sehr wenigen Fällen, da diese zeitlich und finanziell deutlich aufwändiger und riskanter ist. Daneben hat sich Open Source-Software sowohl für Unternehmen als auch für Privatanwender als Alternative zu kommerziellen Lösungen etabliert, da sie in der Regel günstigere Lizenz- und Supportkosten, die Unabhängigkeit von einem Hersteller sowie die individuelle Anpassung bietet. 5.2 Reduzierung der Komplexität durch Auslagerung Das Konzept der „Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen“ führt bei vielen Unternehmen zunehmend dazu, dass Teile des eigenen IT-Portfolios ausgelagert bzw. extern eingekauft werden. Die drei am häufigsten genannten Schlagwörter in diesem Kontext dürften dabei Outsourcing, Cloud Computing und Service-Orientierte Architekturen (SOA) sein. Beim Outsourcing geht es darum, bestimmte IT-Services, die bislang intern erbracht wurden, an einen externen Drittanbieter zu vergeben, wobei der Umfang, die Qualität und die zeitliche Dauer vertraglich festgelegt werden. Beim Cloud Computing werden standardisierte Anwendungen oder IT-Ressourcen (wie z.B. Prozessor- oder Speicherkapazitäten) von einem oder mehreren Anbietern eingekauft, wobei die Erbringung dieser Leistungen (in)transparent bleibt, d.h. man weiß in der Regel nicht, wo die eigenen Daten gespeichert sind oder wo die verwendeten Server stehen. <?page no="43"?> 44 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse Service-orientierte Architekturen zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus verschiedenen, abgeschlossenen Diensten bestehen, die aufeinander abgestimmt werden müssen und die von externen Anbietern stammen können. 5.3 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Was ist eine IT-Infrastruktur? eine Gruppe von Anwendungen eine Kategorie von Computern eine Kombination von Hardware und Software, die eine Plattform bildet ein betriebliches Rechenzentrum 2. Welche der folgenden Faktoren tragen zur Leistungssteigerung von IT-Systemen bei? Verbesserung der Performance von Prozessoren Preise Erhöhung der Kapazität von Haupt- und Massenspeicher Ausweitung des Angebots an Programmiersprachen 3. Welche der folgenden Technologien werden als Plattformen angesehen? Web Java Tablets Handys <?page no="44"?> Wirtschaftsinformatik 45 uvk-lucius.de/ brueckenkurse 4. Was sind die wesentlichen Vorteile einer Plattform? Standardisierung Einfachheit Kontinuität für die Entwicklung großer Anwendungen Ermöglicht die Reduzierung von Entwicklungskosten durch die Konzentration auf wenige Plattformen. 5. Welche gegenläufigen Trends sind bei der Entwicklung von Softwareprodukten zu beobachten? Mobile Apps, die einfach zu installieren und zu bedienen sind. immer billigere Software komplexe und teure Produktsuiten Große Softwarepakete, die einfach einzusetzen sind. 6. Wann lohnt sich der Einsatz von Individualsoftware? Wenn keine Standardsoftware verfügbar ist. Wenn der zu erwartende Nutzen die möglichen Risiken und Aufwendungen deutlich überwiegt. Immer, weil Individualsoftware immer besser ist. Überall, wo Individualsoftware billiger als Standardsoftware ist. 7. Warum ist Open Source-Software eine interessante Alternative zu kommerzieller Software? wegen besserer Technologien wegen geringerer Lizenzkosten wegen günstiger Supportkosten wegen der Unabhängigkeit von einem Hersteller wegen der individuellen Anpassbarkeit <?page no="45"?> 46 Brückenkurs 8. Was ist Outsourcing? Verkauf von Rechnern an einen Dritten Verkauf von Software an einen Dritten Versteigerung von Dienstleistungen in Form einer Auktion Auslagerung von Dienstleistungen an einen externen Drittanbieter Einkauf von IT-Dienstleistungen 9. Was ist Cloud Computing? die Bereitstellung von IT-Diensten die Bereitstellung von IT-Diensten durch einen Drittanbieter über das Internet die Bereitstellung von Wetterdiensten der Kauf von Hard- oder Software über das Internet 10. Was ist eine Service-orientierte Architektur? eine normale Softwarearchitektur eine Architektur von aufeinander abgestimmten externen Services eine Architektur beliebiger Dienste eine Zusammenstellung eines Softwarepakets Die Lösung finden Sie online unter www.uvk-lucius.de/ brueckenkurse <?page no="46"?> uvk-lucius.de/ brueckenkurse 6 Softwareentwicklung Die wissenschaftliche Disziplin zur systematischen Entwicklung von Software und der Untersuchung der damit zusammenhängenden Phänomene, Probleme und Lösungen wird als Software Engineering bezeichnet. Der Bereich der Softwareentwicklung wird normalerweise als Dreiklang von Prozessen, Menschen und Werkzeugen gesehen. Durch den spezifischen Fokus der Wirtschaftsinformatik auf betriebliche Informationssysteme bzw. auf die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen (z.B. die Entwicklungszeit und -kosten, Integration in die Unternehmensorganisation) geht hier eine weitere betriebswirtschaftliche Dimension mit ein, die die bisherigen ergänzt. Deshalb wird hier, im Kontext der Wirtschaftsinformatik, auf einige ausgewählte Aspekte der Softwareentwicklung besonders eingegangen werden. Es gibt eine große Vielfalt an Vorgehensmodellen für die Softwareentwicklung, von dem Wasserfallmodell über das V-Modell bis hin zu den agilen Modellen. Alle diese Ansätze decken den gesamten Zyklus der Softwareentwicklung ab, der aus <?page no="47"?> 48 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse den Anforderungen, dem Entwurf, der Codierung, dem Test und der abschließenden Wartung besteht. Die agilen Vorgehensweisen dominieren allerdings zurzeit. Sie sind geprägt durch kleine Teams, kurze Implementierungszyklen, der kontinuierlichen Integration des Codes (dies bedeutet, aus dem vorliegenden Code wird automatisch eine Anwendung gebaut, die dann getestet wird) und der frühzeitigen Einbeziehung der Benutzer. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen in der größeren Flexibilität, im schnelleren Feedback durch die Benutzer bzw. Tests, in einem stärkeren Fokus auf den nächsten Realisierungsschritt und somit in einer verbesserten Einschätzung und Handhabbarkeit des Projekts (dank der kürzeren Feedback-Zyklen). Anforderungen Entwurf Codierung Test Wartung <?page no="48"?> Wirtschaftsinformatik 49 uvk-lucius.de/ brueckenkurse Bei der Codierung ergibt sich auf der technologischen Seite ein klarer Trend zu immer mächtigeren und ausdrucksstärkeren Programmiersprachen bzw. Formalismen für die algorithmische Beschreibung der Lösungen. Einzelne Programmsprachen, wie z.B. Java, bieten hierbei auch insbesondere für den Bereich der unternehmensweiten Anwendungen eigene Versionen, z.B. die Java Enterprise Edition (JEE), oder es existieren hierfür eigene Frameworks (z.B. Spring, Grails). Andere Paradigmen setzen (statt generischer Programmiersprachen) auf die Verwendung domänenspezifischer Sprachen oder auf die allgemeine Notation für Geschäftsprozesse (Business Process Modeling Notation (BPMN)), mit deren Hilfe die Anwender eigenständig ihre Problemstellung als auch deren Lösung formalisieren und modellieren sollen. Bei den Werkzeugen für die Softwareentwicklung zeichnet sich eine deutliche Bewegung weg von der Unterstützung einzelner Phasen (Entwurf, Codierung, Test) hin zur Abdeckung des gesamten Produktlebenszyklus (Product Management Life Cycle) ab. Weiterhin setzen sich zunehmend Open Source-basierende Entwicklungsumgebungen durch, die durch weitere Komponenten ergänzt und auf die Bedürfnisse der Entwickler angepasst werden. Neben diesem Angebot werden verstärkt Frameworks oder Komponentenmodelle eingesetzt, die die Entwicklungszeit und -kosten reduzieren, da immer wiederkehrende Probleme durch entsprechende Standardlösungen abgedeckt werden. <?page no="49"?> 50 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse In eine vergleichbare Richtung geht auch die Idee der Service-Orientierten Architektur, die eine gezielte Nutzung externer Dienste für bestimmte Funktionalitäten propagiert. Die Dienste können dabei sowohl intern als auch extern genutzt werden. Bei der Softwarearchitektur rückt neben der Erstellung völlig neuer IT-Systeme („green field“) auch zunehmend die Aktualisierung bereits existierender Anwendungen („brown field“) in den Vordergrund, da dies die typische Ausgangssituation in der industriellen Praxis ist. Auch hier werden die Verfahren durch agile Ansätze geprägt, welche ein kontinuierliches Refactoring (d.h. der Überarbeitung des aktuellen Codes), begleitet durch automatische Tests, betonen. 6.1 Verständnisfragen Haben Sie alles verstanden? Mit den folgenden Fragen können Sie das Gelernte schnell prüfen: 1. Welche drei Faktoren sind bei der Softwareentwicklung relevant? Hardware, Prozesse, Werkzeuge Hardware, Software, Menschen Hardware, Software, Prozesse Prozesse, Menschen, Werkzeuge 2. Welche zusätzlichen Aspekte bringt die Wirtschaftsinformatik bei der Softwareentwicklung mit ein? Technologien Entwicklungszeit und -kosten <?page no="50"?> Wirtschaftsinformatik 51 uvk-lucius.de/ brueckenkurse Prozessabläufe Unternehmensintegration 3. Welche der folgenden Namen sind Vorgehensmodelle für die Softwareentwicklung? Wasserfallmodell Try-and-error V-Modell X-Modell Agile Modelle 4. Welche der folgenden Phasen sind Bestandteile des Zyklus der Softwareentwicklung? Wartung Codierung Entwurf Test Anforderungen 5. Wodurch zeichnen sich die agilen Vorgehensmodelle aus? lange Implementierungszyklen kurze Implementierungszyklen kontinuierliche Integration des Codes konsequente Ausgrenzung der Nutzer frühzeitige Einbindung der Nutzer 6. Was sind die Vorteile agiler Verfahren? Einfachheit Flexibilität Zuverlässigkeit <?page no="51"?> 52 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse schnelles Feedback Fokus auf die nächsten Umsetzungsschritte 7. Welche Konzepte gibt es auf der Ebene der Programmiersprachen, um die Entwicklung komplexer Anwendungen zu unterstützen? unternehmensweite Version einer Programmiersprache Frameworks zur Ergänzung der Programmiersprache Skriptsprachen Einbettung in Entwicklungsumgebungen Kommandozeile 8. Welche Trends sind bei den Werkzeugen für die Softwareentwicklung zu sehen? zunehmender Open Source-Einsatz Abdeckung des gesamten Produktlebenszyklus Fokussierung auf eine bestimmte Technologie Nutzung von Frameworks oder Komponentenmodellen Integration verschiedener Hersteller 9. Was versteht man unter „green field“-Anwendungen? ökologische Anwendungen Anwendungen mit Fokus auf die Landschaftsarchitektur und Parks völlig neu zu entwickelnde Anwendungen zu überarbeitende, alte Anwendungen 10. Was sind Methoden bei agilen Verfahren zur Bearbeitung existierender Anwendungen? manuelle Tests <?page no="52"?> Wirtschaftsinformatik 53 automatische Tests Refactoring Wiederverwendung Objektorientierung Die Lösung finden Sie online unter www.uvk-lucius.de/ brueckenkurse <?page no="53"?> uvk-lucius.de/ brueckenkurse 7 Service Glossar Anwendungssystem: Ein Anwendungssystem ist Teil eines Informationssystems und beschreibt dessen Harware, Software, Daten/ Speicher und Kommunikationstechnik. App: (Kurzform von Applikation) ist eine Anwendungssoftware, die oft speziell für mobile Endgeräte entwickelt wird. Big-Data: Als Big Data bezeichnet man sehr große Mengen an Daten, die mit herkömmliche Datenbanken nur unzureichend analysiert werden können. Business Intelligence (BI): Analyse unterschiedlicher Datenmengen eines Unternehmens, um bessere Entscheidungen treffen zu können. Chief Information Officer (CIO): Der CIO gilt als „Bindeglied“ zwischen IT und Geschäftsführung und ist maßgeblich an der IT-Strategie beteiligt. Cloud Computing: Als Cloud Computing bezeichnet man die verteilte Bearbeitung von Daten über virtuelle Infrastrukturen. Code / Codierung: Code wird in der Wirtschafsinformatik als eine maschinenverständliche Sprache beschrieben. Ein Programmierer codiert daher logische Anweisungen in Programmcode. CSCW: Computer Supported Collaborative Work stellt Informationssysteme für eine effektive und effiziente Zusammenarbeit zur Verfügung. Customizing: Das Customizing bezeichnet die Anpassung von Standardsoftware auf die Bedürfnisse des Unternehmens. <?page no="54"?> Wirtschaftsinformatik 55 uvk-lucius.de/ brueckenkurse E-Business & E-Commerce: E-Business bezeichnet alle digitalisierten Prozesse innerhalb des Unternehmens und der Wertschöpfungskette. E-Commerce ist ein Teil des E-Business und befasst sich mit dem elektronischen Handel von Waren und Dienstleistungen. Enterprise Application Integration (EAI): Befasst sich mit der Integration verschiedener Informationssysteme. Enterprise Architecture (EA): Beschreibt die Planung und das Zusammenspiel von IT und geschäftsrelevanten Tätigkeiten. Framework: Wird oft als Rahmenwerk, Ordnungsrahmen oder Gerüst für bestimmte planerische Aufgaben oder in der Softwareentwicklung verwendet. Funktion (betriebliche): Bezeichnet einen Aufgabenbereich im Betrieb. Oft gleichzusetzen mit einer Abteilung. Geschäftsprozess: Ein wiederholbarer, wertschöpfender Ablauf im Betrieb, der einen definierten Input und Output hat. Geschäftsprozessmodellierung (GPM): Erfassung und Darstellung existierender Geschäfts- oder Arbeitsabläufe im Unternehmen. Ziel ist die Verbesserung der Prozesse. Hardware: Elektronische Ausrüstung von IT-Systemen. Individualsoftware: Ein für den Betrieb individuell programmiertes Anwendungssystem. Informationssystem (betriebliches): Ein System zur Deckung der Informationsnachfrage im Betrieb. Es beinhaltet das Anwendungssystem. IT-Governance: Befasst sich mit Entscheidungs- und Führungsstrukturen bzgl. IT und deren Auswirkung auf die Unternehmensstrategie bzw. IT-Strategie. <?page no="55"?> 56 Brückenkurs uvk-lucius.de/ brueckenkurse IT-Strategie: Vision bzgl. der Ausrichtung der IT nach der Unternehmensstrategie und deren Beeinflussung. Medienbruch: Unterbrechung eines digitalen Prozesses. Oft Grund für Informationsverlust oder Fehler. Modellierung: Grafische Darstellung eines Systems oder eines Geschäftsprozesses. Open-Source-Software: Software mit offenem Quellcode, der individuell angepasst werden kann. Outsourcing: Auslagerung von bestimmten Diensten oder Prozessen an Dritte (oft aus Kostengründen). Rohdaten: Unmittelbar gewonnene Daten aus einem operativen System. Schnittstelle (Interface): Standardisierte Verbindungsstelle von Mensch-Maschine oder Maschine-Maschine zum Austausch von Information. Service-Orientierte Architekturen (SOA): Architekturmuster im Bereich verteilter Systeme, die eine Wiederverwendung einzelner Services abzielen. Software: Programme zur Datenverarbeitung. Sie bilden die Logik hinter der Hardware. Speicher (Haupt- und Massenspeicher): Ein physikalischer Ort (Hardware), an dem Daten strukturiert abgelegt und abgerufen werden können. Standardsoftware: Eine Software, die nicht nur für ein bestimmtes Unternehmen hergestellt wurde, sondern von jedem erworben werden kann. Wertschöpfungskette: Verknüpfung von wertschöpfenden Tätigkeiten innerhalb eines Unternehmens oder eine Lieferkette. <?page no="56"?> LLiteraturempfehlungen Wirtschaftsinformatik 1: Grundlagen und Anwendungen (2009); H. R. Hansen, G. Neumann; UTB Stuttgart Wirtschaftsinformatik 2: Informationstechnik (2005); H. R. Hansen, G. Neumann; UTB Stuttgart Wirtschaftsinformatik: Eine Einführung (2011); K. C. Laudon, J. P. Laudon, D. Schoder; Pearson Deutschland Informationsmanagement (2009); H. Krcmar; Springer Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik; K. Kurbel, J. Becker, N. Gronau, E. Sinz, L. Suhl; Oldenbourg Wissenschaftsverlag; http: / / www.enzyklopaedie-der-wirtschafts informatik.de/ <?page no="57"?> uvk-lucius.de/ brueckenkurse Index agile Vorgehensweisen 48 Anwendungssystem 19 Apps 42 Arbeitsgebiete 9 B2A 34 B2B 33 B2C 33 Bedeutung der Wirtschaftsinformatik 8 Begriff des E-Business 31 Besonderheit der Wirtschaftsinformatik 7 BI-Lösungen 25 brown field 50 Business Intelligence (BI)- Lösungen 25 Business-to-Administration (B2A) 34 Business-to-Business (B2B) 33 Business-to-Consumer (B2C) 33 C2C 34 Chief Information Officer (CIO) 13 Click-and-Mortar 35 Codierung 49 Consumer-to-Consumer (C2C) 34 CRM 23 Customer Relationship Management (CRM) 23 Customizing 20 Datenschutz 36 Datensicherheit 36 EA 26 EAI 24 Ebene operative 21 strategische 22 E-Business Begriff 31 E-Commerce 9, 25, 31, 32 Kategorien 33 Enterprise Application Integration (EAI) 24 Enterprise Architecture (EA) 26 <?page no="58"?> Wirtschaftsinformatik 59 Enterprise Resource Planning (ERP) 23 Enterprise Wide Information Management Modell“ (EWIM) 13 Entwurf von Informationssystemen 15 E-Procurement 31 ERP 23 EWIM 13 Frameworks 49 Geschäftsmodelle 32 Internet- 35 Pure-Play- 35 green field 50 Hierarchieebenen 21 Intranet-Service 32 IT-Governance 13 IT-Infrastruktur 19, 41 IT-Strategie 9 Java-Plattform 42 Kernelemente 19 Kompetenzen, interdisziplinäre 8 Komponentenmodelle 49 M-Commerce 34 Medienbrüche 22 Mobile Commerce 34 Outsourcing 14 Primat der Unternehmensstrategie 12 Product Management Life Cycle 49 Produktlebenszyklus 49 Produktsuiten 42 Schnittstellen 8 SCM 23 Service-orientierte Architektur 44, 50 Software Engineering 47 Supply Chain Management (SCM) 23 Testphase 27 Trends 15 Unternehmensstrategie 32 Primat der - 12 Unternehmensziele, typische 14 Vorgehensweisen, agile 48 Wertschöpfungskette 7 <?page no="59"?> www.uvk.de Ein Buch, das niemanden mehr ruhig schlafen lässt. Schöne neue Welt? Die Datensammelwut der Internetgiganten ist kein Geheimnis - und aufgrund dieser Datenbasis und neuer digitaler Produkte wie Haustechnik, Autoelektronik, Drohnen, digitaler Währungen etc. dringt die New Economy immer weiter in alle Systeme ein. Doch wie sieht eine Welt aus, in der Google, Facebook & Co. als gigantische globale Monopole agieren? Regieren sie längst die Welt? Arno Rolf und Arno Sagawe beschreiben den Weg in die digitale Welt - in die smarte Gesellschaft - und untersuchen auf spannende Weise, ob die digitale Transformation und stabile Gesellschaften überhaupt miteinander vereinbar sind. Arno Rolf, Arno Sagawe Des Googles Kern und andere Spinnennetze Die Architektur der digitalen Gesellschaft 2015, 278 Seiten, flex. Einb. ISBN 978-3-86764-590-4
![](media.xav/9783838546445.jpg?SID=&iid=4613&sinst=&ssinst=&_csrf=45C641D71789E6EB260F17464AD25D9954AB389A)