Berufsziel Lektorat
Tätigkeiten - Basiswissen - Wege in den Beruf
0115
2018
978-3-8385-4927-9
978-3-8252-4927-4
UTB
Günther Fetzer
Lektorin oder Lektor ist kein Ausbildungsberuf mit geregeltem Ausbildungsgang und vorgegebenen Inhalten. Dieses Buch beschreibt die unterschiedlichen Aufgaben im Lektorat eines Publikums-, Fach- und wissenschaftlichen Verlags von der Autorenakquisition über Lektorat und Redaktion bis zum Projektmanagement. Ein eigenes Kapitel ist der Arbeit als freie Lektorin oder freier Lektor gewidmet. Erfolgreiche Lektoratsarbeit besteht auch in der engen Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen. Daher vermittelt der Band wichtiges Basiswissen über die Abläufe in den anderen Verlagsbereichen. Der dritte Teil behandelt die Wege in den Beruf sowie die Aussichten, Chancen und Herausforderungen.
Der Autor lehrt Buchwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und war viele Jahre als Lektor und verlegerischer Geschäftsführer bei großen deutschen Publikumsverlagen tätig.
"Ein praktischer Leitfaden, der jeder und jedem, die einen Weg in diesen Beruf sucht, ans Herz gelegt sei" - Mitteilungen Buchforschung 2 (2015)
"eine geglückte Gratwanderung zwischen einem berufsorientierenden Fachbuch und einem utb mit wissenschaftlichem Anspruch" - www.lektorenverband.de"
<?page no="0"?> Günther Fetzer Berufsziel Lektorat Tätigkeiten - Basiswissen - Wege in den Beruf 2. Auflage <?page no="1"?> utb 4220 Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage W. Bertelsmann Verlag · Bielefeld Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas · Wien Wilhelm Fink · Paderborn A. Francke Verlag · Tübingen Haupt Verlag · Bern Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Ernst Reinhardt Verlag · München Ferdinand Schöningh · Paderborn Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz, mit UVK / Lucius · München Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen Waxmann · Münster · New York <?page no="2"?> Dr. Günther Fetzer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg. Davor war er viele Jahre als Lektor und verlegerischer Geschäftsführer bei großen deutschen Publikumsverlagen tätig. <?page no="3"?> Günther Fetzer Berufsziel Lektorat Tätigkeiten - Basiswissen - Wege in den Beruf 2., überarbeitete und erweiterte Auflage A. Francke Verlag Tübingen <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 201 1. Auflage 2015 © 201 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen www.francke.de · info@francke.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem und säurefreiem Werkdruckpapier. Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach Printed in Germany utb-Nr. 4220 ISBN 8 8 978-3-8385-4927-9 <?page no="5"?> Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung zur zweiten Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX 1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Teil I 2 Beruf ohne Berufsbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.1 Aufbau und Struktur eines Verlags . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.2 Verlagstypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3 Die Lektorin: Kompetenzen und Grundkenntnisse . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.4 Skills und Soft Skills . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3 Funktionen und Hauptaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3.1 Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3.2 Grundstrukturen der Lektoratsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Teil II 4 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 4.1 Lektoratsarbeit im belletristischen Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 4.2 Lektoratsarbeit im Sachbuchverlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 4.3 Lektoratsarbeit im Ratgeberverlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 <?page no="6"?> 5 Lektoratsarbeit im Fachverlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 5.1 Akquisition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 5.2 Autorenbetreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 5.3 Arbeit am Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 5.4 Dienstleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 6 Lektoratsarbeit im Wissenschaftsverlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 6.1 Akquisition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 6.2 Autorenbetreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 6.3 Arbeit am Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 6.4 Dienstleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 7 Lektoratsarbeit als freier Lektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 7.1 Bücher und Manuskripte begutachten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 7.2 Lektorat und Redaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 7.3 Ergänzende Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 7.4 Autorenbetreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 7.5 Projektbetreuung und Producing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 7.6 Texten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 7.7 Werbelektorat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 7.8 Weitere Arbeitsgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 7.9 Spezifische Soft Skills und Eigenmarketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Teil III 8 Basiswissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 8.1 Basiswissen Betriebswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 8.2 Basiswissen Herstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 8.3 Basiswissen Marketing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 8.4 Basiswissen Öffentlichkeitsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 8.5 Basiswissen Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 VI Inhaltsverzeichnis <?page no="7"?> 9 Wege in den Beruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 9.1 Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 9.2 Einstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 9.3 Vergütung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Teil IV 10 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 10.1 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 10.2 Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 10.3 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Inhaltsverzeichnis VII <?page no="9"?> Vorbemerkung zur zweiten Auflage Erfreulicherweise hat das vorliegende Buch eine rege Resonanz gefunden, sodass jetzt die zweite, überarbeitete Auflage vorgelegt werden kann. Dabei wurden neben der routinemäßigen Beseitigung von Satzfehlern und den notwendigen technischen Anpassungen die aktuellen Entwicklungen und die neueste Literatur zum Thema berücksichtigt. Inhaltlich gibt es drei wichtige Ergänzungen. So wird ein neuer methodischer Ansatz vorgestellt, die komplexe Lektoratsarbeit zu beschreiben. Im bisher recht knappen Kapitel über die Tätigkeit im Wissenschaftsverlag wurden die Ausführungen differenziert, weil in der ersten Auflage die deutlichen Unterschiede zwischen solchen Verlagen unerwähnt blieben. Im Kapitel über die Wege in den Beruf ist auf Anregung einer hilfreichen Rezension ein größerer Abschnitt über die Verdienstmöglichkeiten im Lektorat hinzugekommen. Nicht berücksichtigt werden konnten leider auf Grund der Umfangsbegrenzung Wünsche nach weiteren Differenzierungen der Arbeit im Publikumsverlag hinsichtlich der verschiedenen Genres in der Belletristik und den Subtypen der Ratgeberliteratur. Die Knappheit der Darstellung wird wenigstens teilweise durch das ausführliche Literaturverzeichnis aufgefangen. Auch wurden die Wiederholungen bewusst beibehalten, da nicht davon auszugehen ist, dass ein Käufer das gesamte Buch Abschnitt für Abschnitt liest, sondern - auch mit Hilfe des Sachregisters - die für ihn spezifischen Passagen bearbeitet. München, Oktober 2017 Günther Fetzer <?page no="11"?> 1 Einführung „ Kein Arbeitsbereich in einem Verlag ist so mit einem mysteriösen Heiligenschein versehen wie das Lektorat. “ (Behm u. a. 1999: 51) Das ist so richtig wie falsch. Richtig in jedem Fall im Hinblick auf den literarischen Lektor (und seine diffizilen Beziehungen zum literarischen Autor), dem ein großer Teil der einschlägigen, oft interessegeleiteten Darstellungen in Büchern und Artikeln gewidmet ist. Diesen Heiligenschein kann die großartige wissenschaftliche Monografie Der unsichtbare Zweite von Ute Schneider (2005) materialbedingt nur tendenziell zum Verblassen bringen, denn für die Forschung kann aufgrund der Quellenlage noch immer das Diktum gelten, Lektoratsarbeit sei die „ Dunkelzone innerhalb der Verlagsarbeit “ (Göpfert 1984: 675). Selbstreflexive Texte finden sich so gut wie ausschließlich im Bereich des belletristischen Lektorats. Und das gilt auch für die Rolle der Lektoren, wie sie in Verlagsgeschichten dargestellt ist (Schneider 2005: 16 f.). Falsch ist die einführend zitierte Aussage, was die Lektoratsarbeit in allen anderen Verlagstypen angeht, denn hier fehlen Darstellungen zu Sachbuch- und Ratgeberverlagen sowie zu Fachbuch- und Wissenschaftsverlagen fast völlig. Nur punktuell wird in Zeitschriftenbeiträgen darauf Bezug genommen. Sie kommen allerdings über grundsätzliche Aspekte meist nicht hinaus. Ein Buch mit dem allgemeinen Titel Berufsziel Lektorat setzt sich der naheliegenden Kritik der Pauschalierung und Verallgemeinerung in jeder Hinsicht aus. Zu fast jedem einzelnen Punkt der nachfolgenden Darstellungen wird es irgendwo in der vielfältigen deutschen Verlagslandschaft ein Unternehmen geben, in dem anders vorgegangen wird als hier beschrieben. Dieser Gefahr, nicht alle Einzelfälle erfasst zu haben, muss man sich aussetzen. Dies ist kein Anleitungsbuch für die konkrete Arbeit im Lektoratsalltag. Hierzu gibt es bereits einige Werke, die in ihren Details teilweise nicht zu übertreffen sind. Auch wenn an mancher Stelle auf einzelne Aspekte eingegangen wird und Hinweise gegeben werden, so ist die Hauptintention doch die, einen Überblick über die Lektoratsarbeit in den einzelnen Verlagstypen zu geben und dabei die wichtigsten Grundstrukturen herauszuarbeiten. In dieser Hinsicht ist das Buch neu. <?page no="12"?> Nach einleitenden Bemerkungen zu Aufbau und Struktur eines Verlags werden Kompetenzen und Grundkenntnisse, Skills und Soft Skills dargestellt, die für die Arbeit im Lektorat wichtig sind. Die Grundstrukturen der Lektoratsarbeit werden dann zunächst allgemein, danach differenziert für die drei Verlagstypen Publikumsverlag, Fachverlag und Wissenschaftsverlag herausgearbeitet. Ein eigenes Kapitel ist der Tätigkeit als freier Lektor/ freie Lektorin gewidmet. Ein umfangreicher Teil befasst sich mit den Aufgaben und Tätigkeitsbereichen jenseits des Lektorats und orientiert sich unter dem Stichwort Basiswissen an der Leitfrage: Was muss der Lektor/ die Lektorin von den Abläufen in den verschiedenen Abteilungen eines Verlags wissen, um erfolgreich im Prozess des Büchermachens mitwirken zu können? Abschließend werden die Wege in den Beruf skizziert. Im Verlauf der Darstellung kommt es zu punktuellen Wiederholungen. Das ist sinnvoll und notwendig, weil kaum jemand dieses Buch von Anfang bis Ende lesen oder durcharbeiten wird, sondern sich jeder wohl die den eigenen Interessen entsprechenden Kapitel aussuchen wird. Daher sind besonders im Kapitel über den freien Lektor Dinge wiederholt, die vorher bereits anderweitig erwähnt wurden. Doch repetitio est mater studiorum. Da der Verlag eine genderneutrale Benennung der Akteure bevorzugt und der Verfasser das Binnen-I (LektorInnen) genauso grässlich findet wie die politikerhafte Doppelung (Lektorinnen und Lektoren), wurde ein kapitelweiser Wechsel abgesprochen. Wenn das numerisch zuungunsten eines Geschlechts ausgegangen sein sollte, so ist das keine subtile Form der Geschlechterdiskriminierung, sondern schlicht der Tatsache geschuldet, dass auf das penible Nachzählen verzichtet wurde. Allen, die durch Informationen, Hinweise, Kritik und technische Unterstützung zu diesem Buch beigetragen haben, danke ich herzlich. 2 Einführung <?page no="13"?> Teil I <?page no="15"?> 2 Beruf ohne Berufsbild Die Betrachtung des Buchs als Kulturgut und als Wirtschaftsgut (Jäger 2005) macht das Spannungsfeld deutlich, in dem Lektoratsarbeit agiert. Die Beschaffung hochwertiger Inhalte genügt nicht, sondern diese müssen auch so am Markt abgesetzt werden können, dass damit langfristig die Existenz des Unternehmens gesichert wird. Die Beschaffungsfunktion ist Aufgabe des Lektorats. Historisch gesehen und im Vergleich mit anderen Kernaufgaben eines Verlags ist die Lektoratsfunktion eine jüngere Entwicklung, die Ende des 19. Jahrhunderts begann. Sie verlief mehr oder weniger zeitgleich mit der Etablierung des Herstellerberufs. Die ersten Lektoren unterstützten die Verleger bei der Entscheidungsfindung und betreuten Autoren, soweit die Verleger das nicht selbst übernahmen. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts etablierte sich dann das Lektorat in einem langsamen Prozess als eigene Abteilung (Schneider 2005: 25 und 36 - 86). 2.1 Aufbau und Struktur eines Verlags Das Lektorat ist Teil einer unternehmerischen Organisation, die sich je nach Art und Größe des Verlags in den Binnenstrukturen unterscheidet. Ein Kleinverlag ist anders organisiert als ein großes Unternehmen, ein Comicverlag anders als ein geisteswissenschaftlicher Verlag, ein Lexikonverlag anders als ein Belletristikverlag. Gleichwohl müssen bei aller Unterschiedlichkeit der Strukturen gewisse Grundfunktionen erfüllt werden. Unter der steuernden und entscheidenden Aufsicht der Verlagsleitung beschafft und bearbeitet das Lektorat die Inhalte, ist die Herstellungsabteilung für die technische Produktion verantwortlich und sorgt die Marketingabteilung für die Verbreitung eines Werks. Hinzu kommen Abteilungen für Rechnungswesen, Personal und IT. Dass diese starke Ausdifferenzierung und Professionalisierung erst nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden hat, zeigt die Beschreibung der Situation durch den Lektor Dieter Struss: „ Als ich Mitte der fünfziger Jahre in einem großen Verlag begann, der über fünfzig Titel pro Jahr veröffentlichte, da hatte dieser <?page no="16"?> Verlag keinen Hersteller, keinen Betriebswirt, keinen Juristen, keinen PR- und keinen Lizenzmanager - der Verlag verfügte über eine Vielzahl von Positionen noch nicht, die heute, zumindest in größeren Verlagen, selbstverständlich sind. Ich ging noch jeden Tag selbst zum Setzer, Drucker und Binder. Natürlich stand der Setzer noch an seinem Kasten und hantierte mit Winkelhaken und Blei. Kalkuliert wurde über den Daumen, nach Erfahrung und Marktkenntnis. Die wenigen Lizenzen, die damals bereits zu verkaufen waren, verkaufte der Verleger selbst, ebenso besuchte er persönlich die wesentlichen Literaturkritiker. “ (Struss 1981: 187) Was ist ein Verlag? „ Der Buchverlag ist ein Medienunternehmen, das Werke der Literatur, Kunst, Musik oder Wissenschaft als Werke von Urhebern in verschiedenen Formen aus ökonomischen und kulturellen Gründen vervielfältigt und verbreitet. Er erfüllt drei Kernfunktionen: Er wählt Inhalte zielgruppenadäquat aus, vermarktet diese ausgewählten Inhalte und übernimmt das wirtschaftliche Risiko für Produktion und Vermarktung. Dieses betriebswirtschaftliche Charakteristikum eines Verlags hängt eng mit seiner Begriffsgeschichte zusammen, nämlich mit der Vorfinanzierung der Produktion ( ‚ vorlegen ‘ ) mit anschließender Refinanzierung durch den Verkauf der Produkte. Die Wertschöpfung eines Buchverlags erschöpft sich nicht in der reinen Produktionsbzw. Vervielfältigungsleistung, sondern umfasst folgende Stufen: Initiierung, Beschaffung, Herstellung, Packaging, Vervielfältigung und Distribution. [. . .] Die Wertschöpfung ist nicht nur strukturgebend, sie ist auch konstitutiv für Existenz und Fortbestehen eines Verlags als Medienunternehmen: Sie bezeichnet die Nutzen- und dadurch Wertsteigerung, die die Beschaffungsgüter (vor allem die Manuskripte) erfahren, um anschließend mit einer Gewinnspanne am Markt angeboten werden zu können. Diese Rentabilitätsnotwendigkeit kann im Konflikt mit dem kulturellen Auftrag oder Selbstverständnis eines Verlags stehen. “ (Rautenberg 2015: 403) Die Strukturierung der Verlagsarbeit schlägt sich in der folgenden Aufbauorganisation nieder, bei der die einzelnen Abteilungen in einer Hierarchieebene unter der Verlagsleitung angeordnet sind. 6 Beruf ohne Berufsbild <?page no="17"?> Geschäftsführer Lektorat Herstellung Werbung Vertrieb Öffentlichkeitsarbeit Rechte und Lizenzen Finanzen und Personal Abb. 1: Aufbauorganisation mit einem Geschäftsführer. Die Funktion der Verlagsleitung wird in inhabergeführten Verlagen in der Regel durch den Besitzer des Verlags - den Verleger - übernommen. In managementgeführten Verlagen übernimmt diese Funktion ein angestellter Geschäftsführer (Lucius 2014: 64 f.). Größere Verlage haben zur Bewältigung der vielfältigen Aufgaben zwei Geschäftsführer. Die Zuordnung der Abteilungen sieht zumeist so aus: Programmgeschäftsführer Lektorat Rechte und Lizenzen Öffentlichkeitsarbeit Kaufmännischer Geschäftsführer Herstellung Werbung Vertrieb Finanzen und Personal Abb. 2: Aufbauorganisation mit zwei Geschäftsführern. In sehr großen Verlagen bilden drei Geschäftsführer die Verlagsleitung. Der erste ist für Lektorat, Rechte und Lizenzen sowie Öffentlichkeitsarbeit zuständig, der zweite für das gesamte Marketing, der dritte für Finanzen und Personal. Wie immer auch ein Verlag hierarchisch strukturiert und aufgebaut ist, so sind die Arbeitsabläufe doch auf einige wenige Grundelemente reduzierbar. Dieser generalisierte Workflow sieht wie folgt aus: Autor Lektor Hersteller Druckvorstufe Druck und Bindung Marketing Absatz Abb. 3: Workflow. Die schwarzen Pfeile bezeichnen die Tätigkeiten, die in der Regel im Verlag ausgeführt werden. 2.2 Verlagstypen Aufgaben und Funktionen, aber auch die geforderten Qualifikationen und Fähigkeiten hängen in hohem Maß von der Art des Verlags ab, in dem jemand als Lektorin tätig ist. Verlagstypen 7 <?page no="18"?> Die Versuche, die Vielfalt der Verlage zu kategorisieren und zu typologisieren, führt zu Listen, die bis zu 14 Merkmale (Bramann et al. 1999: 108 - 114; siehe nachfolgenden Kasten) umfassen, von den Zielgruppen und Distributionskanälen über die Produktart und die Inhalte bis zu Umsatzgrößen und Eigentumsverhältnissen. Nach welchen Kriterien kann man Verlage unterscheiden? 1. nach dem Inhalt des Printmediums, 2. nach der Form des Printmediums, 3. nach der Größe des Verlages, 4. nach der Erscheinungsweise des Printmediums, 5. nach der Zielgruppe, 6. nach urheberrechtlichen Erwägungen, 7. nach der buchbinderischen Verarbeitung des Printmediums, 8. nach der Trägerschaft, 9. nach der Rechtsform, 10. nach der Urheber-Verleger-Beziehung, 11. nach der wirtschaftlichen und rechtlichen Abhängigkeit, 12. nach Absatzwegen, 13. nach geografischer Bedeutung, 14. nach der Zugehörigkeit zu einem Verband, Arbeitskreis, Verein etc. (Bramann et al. 1999: 110) Typologien nach Medien (Buch, Kalender, Musikalien, Spiele), nach Inhalten (Schulbuch, Kinder- und Jugendbuch, Kunstbuch), nach Wirtschaftsprinzipien (klassischer Verlag, Kommissionsverlag, Selbstverlag) und nach Besitzverhältnissen (Inhaberverlag, Organisationsverlag, Imprintverlag) schlüsseln die vielfältige Verlagslandschaft auf, sind aber ebenfalls nicht dazu geeignet, daraus Typen der Lektoratsarbeit abzuleiten. Deshalb wird hier eine überschaubare und pragmatisch handhabbare Typologisierung vorgeschlagen, die die Produktmerkmale der Verlage mit den Interessen der Zielpublika verbindet. Daraus ergibt sich eine Dreigliederung in Publikumsverlage, Fachverlage und Wissenschaftsverlage, die in der folgenden Übersicht dargestellt ist. 8 Beruf ohne Berufsbild <?page no="19"?> Publikumsverlag Fachverlag Wissenschaftsverlag Programminhalt Fiction und Non-Fiction Non-Fiction Non-Fiction Programm sehr breites Spektrum berufsspezifisch wissenschaftsspezifisch Programmbreite hoch mittel hoch Programmtiefe hoch mittel hoch Titelzahl hoch mittel sehr hoch Auflage (Durchschnitt) hoch niedrig bis hoch niedrig Ladenpreis (Durchschnitt) niedrig mittel bis hoch hoch Zielpublikum breit, heterogen berufsspezifisch wissenschaftsspezifisch Zielpublikum (Bedürfnisse) Information, Bildung, Unterhaltung Information Information Zielpublikum (Interessen nach Ruf 1992 und Heinold 1993) Cultural interest, General interest, Special interest Professional interest, Educational interest Professional interest, Scientific interest Verlagsrisiko hoch mittel niedrig Abb. 4 Verlagstypologie. Quelle: Fetzer 2015. Wie sich zeigen wird, lässt sich die Lektoratsarbeit in der Trias der Verlagstypen gut abgrenzen. Ergänzend muss als weiteres Merkmal die Größe des Verlags hinzugezogen werden. In einem Kleinverlag ist die Binnenstruktur zumeist dadurch charakterisiert, dass mehrere Funktionen in Personalunion ausgeübt werden. So ist der Verleger oft sein eigener Lektor, und die Lektorin übernimmt neben ihrer Hauptarbeit Funktionen in den Bereichen Herstellung, Werbung oder Pressearbeit. In einem mittleren Verlag mit klarer Aufbau- und Ablauforganisation wird sich das Lektorat ganz auf die spezifischen Aufgaben konzentrieren können. Im Großverlag schließlich ist das Lektorat wie die anderen Abteilungen auch binnenhierarchisch gegliedert. Unter einer Cheflektorin/ Lektoratsleiterin/ leitenden Lektorin hat die einzelne Lektorin Arbeitsgebiete, die thematisch oder auch funktional abgegrenzt sein können. In einem größeren belletristischen Verlag gibt es Spezialisten für die verschiedenen Genres wie Frauenroman, Krimi oder Science-Fiction und Fantasy. Vor allem in Fach- und Wissenschaftsverlagen dagegen finden sich Aufgabenprofile, die zwischen akquirierender und editorischer Tätigkeit unterscheiden. Verlagstypen 9 <?page no="20"?> 2.3 Die Lektorin: Kompetenzen und Grundkenntnisse Zwar hat Hans-Helmut Röhring in der ersten am Markt erschienenen Einführung in den Buchverlag, Wie ein Buch entsteht, den entsprechenden Abschnitt „ Berufsbild Lektor “ (Röhring 2011: 33 - 38) überschrieben, doch gibt es kein Berufsbild Lektor, wenn man unter Berufsbild die für den Beruf geltenden Rechtsnormen und Standards, die Beschreibung der typischen Tätigkeiten und Aufgaben und die erforderlichen formalen Ausbildungen und informellen Qualifikationen versteht. & Wie ein Buch entsteht von Hans-Helmut Röhring ist erstmals 1983 erschienen. Es ist immer wieder überarbeitet und ergänzt worden, zuletzt durch Klaus-W. Bramann, und liegt derzeit in der neunten Auflage vor. Es gehört zu den besten Einführungsbüchern in den Buchverlag. Bezeichnenderweise findet sich auf den Internetseiten der Bundesanstalt für Arbeit das Stichwort „ Berufsbild “ nicht. Zur Lektorin gelangt man vielmehr, wenn man sich vom „ Berufsfeld Medien “ zu den „ Berufen im Verlag “ durchklickt. Dort ist der Lektor neben u. a. dem Anzeigenverkäufer, dem Buchwissenschaftler, dem Buchhändler, dem Medienkaufmann und dem Verlagswerber (und ihren weiblichen Pendants) eine von zehn gelisteten „ Berufsbezeichnungen “ . Über Lektor als „ Beruf mit Studium “ lesen wir: „ Verlagslektoren und -lektorinnen prüfen und überarbeiten die von Autoren und Autorinnen eingereichten Manuskripte inhaltlich sowie sprachlich und betreuen sie bis zur Veröffentlichung. Verlagslektoren und -lektorinnen arbeiten hauptsächlich in Verlagen. Darüber hinaus können sie in Lektoraten und Agenturen, bei Softwareverlegern oder Webportalen tätig sein. “ (http: / / berufenet.arbeitsagentur.de/ berufe/ start? dest=profession&prof-id=8284) Wir werden sehen, dass diese Beschreibung der Vielfalt der Lektoratstypen und Lektoratsaufgaben nicht gerecht wird. Vielmehr schlagen hier weitgehend die Merkmale einer Tätigkeit im Lektorat eines belletristischen Verlags durch. Das ist insofern nicht überraschend, als sich im allgemeinen Bewusstsein die Meinung fest etabliert hat, Lektorinnen säßen den ganzen Tag lang über interessanten (belletristischen) Manuskripten und feilten daran herum. Geprägt ist dieses Bild auch dadurch, dass historisch die ersten Lektoren in Publikumsverlagen arbeiteten (Schneider 2005: 49 - 56; viele moderne Beispiele bei Beilein 2009: 26 f. und 35). 10 Beruf ohne Berufsbild <?page no="21"?> In der Entwicklung seit Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich jedoch - wiederum je nach Art und Größe des Verlags - unterschiedliche Profile herausgebildet; die Tätigkeitsmerkmale sind hoch differenziert. Dennoch kann man die Kernanforderungen an die Mitarbeiter im Lektorat auf einige wenige Schlagworte komprimieren, die es im weiteren Verlauf zu erläutern gilt. Die Schlüsselwörter lauten ■ inhaltliche Kompetenz, ■ formale Kompetenz, ■ ästhetische Kompetenz, ■ juristische Grundkenntnisse, ■ ökonomische Grundkenntnisse, ■ Marktkenntnisse, ■ kommunikative Kompetenz, ■ soziale Kompetenz, ■ persönliche Kompetenz. Die inhaltliche Kompetenz ist je nach Programm von Verlag zu Verlag höchst unterschiedlich, aber auch je nach Position in der Lektoratshierarchie verschieden. Drei Bereiche sind hier jenseits fachlicher Vorbildung zentral, „ das Erkennen, Akquirieren und Planen des richtigen und verkäuflichen Buches “ (Kerlen 2006: 74). Spiegelbildlich gehört der Umgang mit Projekten dazu, die aus bestimmten Gründen nicht realisiert werden können. Hier kommt die Negativkompetenz der Lektorin zum Tragen, die in der Regel ein (Manuskript-)Angebot ablehnen kann, ohne dazu die Zustimmung der Lektorats- oder Verlagsleitung einholen zu müssen. Die Positivkompetenz besitzt sie im Allgemeinen nicht. Zur Annahme eines Projekts und damit zu seiner vertraglichen Fixierung bedarf es der Absprache mit einer höheren Hierarchieebene. Die Lektorin hat also bei der Letztentscheidung eine wichtige, aber schlussendlich doch nur beratende und empfehlende Funktion. Die Negativkompetenz hingegen erlaubt es der Lektorin, unaufgefordert eingesandte Manuskripte ohne Rücksprache und Abstimmung abzulehnen. Vor allem Publikumsverlagen, weniger Fachverlagen und kaum Wissenschaftsverlagen werden Manuskripte zugeschickt, die oft schon auf den ersten Blick keine Veröffentlichungschance haben. Die Lektorin tut gut daran, solche Ablehnungen aus arbeitsökonomischen Gründen mit Standardschreiben zu formalisieren, auch um inhaltlichen Diskussionen mit den Autoren solcher Manuskripte zu vermeiden. Die formale Kompetenz umfasst die Fähigkeiten, die in der allgemeinen Vorstellung oft die Kernaufgabe der Lektorin bilden, also der redigierende oder lektorierende Umgang mit Texten bis zur Druckreife, um so deren Vermitt- Die Lektorin: Kompetenzen und Grundkenntnisse 11 <?page no="22"?> lungsqualitäten zu optimieren. Diese Lektoratsarbeit im engeren Sinn wird meist unterschieden in inhaltliches, stilistisches und sprachliches Lektorat. Je nach Verlagstyp wird sich die Lektorin bei der inhaltlichen Arbeit stark auf den Autor verlassen müssen und versuchen, durch Plausibilitätsprüfungen eventuellen Schwachstellen auf die Spur zu kommen, zumal für die inhaltliche Richtigkeit eines Werks prinzipiell der Autor verantwortlich ist. In stilistischer Hinsicht geht es um Fragen der Lesbarkeit im Sinn einer zielgruppenadäquaten Schreibweise, um Redundanzen, Wiederholungen sowie schiefe Bilder und Vergleiche. Bei entsprechenden Eingriffen in den Text muss sich die Lektorin jedoch stets vor Augen halten, dass sie nicht der Autor ist. Dieser zeichnet auch in dieser Hinsicht letztendlich durch die Nennung auf Cover und Titelblatt für sein Buch verantwortlich. Wie es verschiedene Autorenstile im Sinn des Umgangs des Autors mit der Lektorin gibt, so gibt es auch verschiedene Lektoratsstile im Umgang mit den Texten. Berüchtigt sind die Korrekturen, bei denen vom Lektorat das Wort „ fast “ durch „ beinahe “ ersetzt wird. Das kann einen Autor verständlicherweise zur Weißglut bringen. Doch die Lektorin schreibt nicht, auch wenn es historisch etliche Beispiele gibt, bei denen Schriftsteller als Lektoren gearbeitet haben (Habermas/ Pehle 1989). Die ersten belletristischen Lektoren „ Moritz Heimann ab 1895 bei S. Fischer, Korfiz Holm ab 1896 bei Albert Langen, Christian Morgenstern ab 1903 bei Bruno Cassirer [. . .], Efraim Frisch spätestens ab 1911 sowie Alfred Neumann ab 1913 bei Georg Müller, dort auch Franz Blei sowie die beiden Schriftsteller Kurt Pinthus und Franz Werfel ab 1912 bei Ernst Rowohlt und Kurt Wolff “ (Schneider 2005: 41) waren die ersten belletristischen Lektoren. Für das sprachliche Lektorat sind exzellente Grammatik-, Rechtschreib- und Interpunktionskenntnisse nötig, zumindest das Bewusstsein für Fehler dieser Art mit entsprechender Konsultation einschlägiger Nachschlagewerke. Das inhaltliche, stilistische und sprachliche Lektorat muss durch ein formales Lektorat, durch eine formale Redaktion in technischer Hinsicht ergänzt werden. Das reicht von der stringenten formalen Durchstrukturierung des Manuskripts, das der Herstellung übergeben wird, über Details wie einheitliche Auszeichnungen, Marginalien und Kolumnentitel bis zur Begleitung des Werks im herstellerischen Prozess (Kollationieren, Umbruchkorrektur etc.) und zur Erteilung des Druckreifvermerks, der Imprimatur (lateinisch „ Es werde gedruckt “ ). 12 Beruf ohne Berufsbild <?page no="23"?> Die ästhetische Kompetenz ist vor allem in der Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen oder freien Mitarbeitern wie zum Beispiel Grafikern gefragt. Da die Lektorin in der Regel neben dem Autor die Einzige ist, die das Werk im Detail kennt, ist sie wichtiger Stichwortgeber bei der Gestaltung des Umschlags, vor allem bei der Auswahl der Titelillustration. Das gilt je nach Verlagstyp auch für das Innenlayout eines Buchs, was Satzspiegel, Schrifttype sowie die Auswahl, Gestaltung und Platzierung von Bildern, Grafiken und Tabellen angeht. Juristische Grundkenntnisse sind vor allem hinsichtlich Verlagsvertrag, Lizenzvertrag, Urheberrecht und Zitatrecht unabdingbar. In der Regel wird die Lektorin nach Vorgaben der Verlagsleitung die Vertragsverhandlungen mit dem Autor führen. Zwar dürfte so gut wie jeder Verlag einen auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Verlagsvertrag haben, doch muss die Lektorin in den konkreten Gesprächen mit den Urhebern (oder deren Agenten) in der Lage sein, die juristischen Hintergründe einer Regelung zu erläutern und gegebenenfalls argumentativ durchzusetzen. Das gilt auch für die Verträge, die mit Herausgebern, Beiträgern zu Sammelbänden und Übersetzern geschlossen werden, sowie für Lizenzverhandlungen mit Rechtegebern, seien es Rechte für ein fremdsprachiges Buch, Texte für eine Anthologie oder Rechte für Abbildungen jeder Art. Konnten in den 1970er und 1980er Jahren Lektorinnen noch kokettierend behaupten, dass sie die wirtschaftliche Seite ihres Tuns nicht interessiere, es käme schließlich auf die (literarische) Qualität des Werks an, so sind heute ökonomische Grundkenntnisse als Selbstverständlichkeit gefordert. Das Buch hat eben den Doppelcharakter sowohl eines Kulturguts als auch eines Wirtschaftsguts. Diese Grundkenntnisse fangen bei einem generellen Kostenbewusstsein an, denn fast alle Fragen, die bei Akquisition, Produktion und Distribution eines Werks zu klären sind, sind auch Kostenfragen. Konkret für die Lektorin wird das in den Vertragsverhandlungen mit dem Autor, denn (Garantie-)Honorar, voraussichtlicher Ladenpreis, potentielle Verkaufszahlen und damit Auflagenhöhe sind wichtige Eckdaten einer Vorkalkulation, die Grundlage der definitiven Entscheidung des Verlags ist. Darüber hinaus sollte man bei einer Tätigkeit im Lektorat in der Lage sein, eine Deckungsbeitragsrechnung zumindest zu „ lesen “ und zu interpretieren. Besser wäre es, sie nach Zulieferung von Daten selbst erstellen zu können (vgl. Kapitel 8.1.3). Auch allgemeine betriebswirtschaftliche Begriffe wie Return on Investment oder in der Buchbranche gebräuchliche Termini wie Lagerumschlagsgeschwindigkeit oder Warenwirtschaftssystem sollten kein Buch mit sieben Siegeln sein (Definitionen z. B. unter http: / / wirtschaftslexikon.gabler.de/ ). Die Lektorin: Kompetenzen und Grundkenntnisse 13 <?page no="24"?> Marktkenntnisse sind in vielerlei Hinsicht gefordert. Das fängt bei allgemeinen Kenntnissen über die Buchindustrie an, geht über detailliertes Wissen über das spezifische Segment, in dem der arbeitgebende Verlag tätig ist, und reicht bis zur spezialisierten Kenntnis sowohl des Beschaffungsmarkts (Autoren, Herausgeber, Übersetzer) als auch des Absatzmarkts (Konkurrenten, Zielpublikum, Markttendenzen). Die von Dietrich Kerlen in seinem Lehrbuch der Buchverlagswirtschaft - so der Untertitel - genannten Kompetenzen und Grundkenntnisse (2006: 73), die hier expliziert wurden, sind durch die kommunikative Kompetenz, die soziale Kompetenz und die persönliche Kompetenz zu komplettieren. & Das Buch Der Verlag von Dietrich Kerlen gehört zu den wichtigen Einführungen in die Buchindustrie. Es geht vom Doppelcharakter des Buchs als Kulturgut und Ware aus und versteht sich daher als „ Lehrbuch der Ökonomie in einem ganzheitlichen Sinne “ . Somit will es „ über die besonders in Deutschland übliche Trennung von Geist und Geld “ (2006: VII) hinausführen. Da Bücher keine Kühlschränke, Autoren keine Maschinen, die man bedient und auch abstellen kann, und Verlage hoch differenzierte kommunikative Organisationen sind, ist kommunikative Kompetenz in allen Richtungen und auf allen Ebenen eine überlebenswichtige Voraussetzung für ein gutes Lektorendasein. Wer morgens nach „ Dienstantritt “ die Tür zu seiner Lektoratskammer schließt und diese erst am Abend wieder verlässt (außer zu den unumgänglichen und oft wenig zielführenden Sitzungen), der wird es schwer haben, sich in dem oft mühsamen, aber unumgänglichen kommunikativen Prozess zu positionieren, der die Entstehung eines Buchs konstituiert. Wer Informationen hortet, Entscheidungen nicht kommuniziert und Probleme nicht adäquat behandelt, der wird es im Ökosystem Verlag und seinen umgebenden Systemen schwer haben. Teamfähigkeit ist das Schlüsselwort. Ferner ist soziale Kompetenz gefordert. Lektorinnen sitzen in der Regel zwischen Baum und Borke. Gegenüber dem Urheber müssen sie Verlagsinteressen vertreten und möglichst weitgehend durchsetzen. Denn dieser seinerseits erwartet von ihnen, dass sie seine Belange gegenüber dem Verlag, der ihnen oft wie eine Blackbox erscheint, angemessen vertreten. Das heißt häufig, dem Urheber unangenehme Nachrichten zu überbringen, ohne ihn dabei zu verletzten und ihn - im Interesse des Verlags - vor allem bei der Stange zu halten. Diese Zwischenposition der Lektorin gilt auch für den Umgang mit anderen Urhebern wie Übersetzern und Grafikern. Soziale Kompetenz ist aber nicht nur 14 Beruf ohne Berufsbild <?page no="25"?> im Umgang mit den schöpferisch tätigen Partnern nötig, sondern auch bei der Führung von externen Mitarbeitern wie Gutachtern, freien Lektoren, Korrektoren etc. Zwar wird die Lektorin nicht die Frage generell entscheiden können, ob eine Tätigkeit aus einem Verlag outgesourct wird; in jedem Fall aber liegen Kommunikation und sozialer Kontakt zu freien Mitarbeitern in ihrem Aufgabenbereich. Das fängt bei deren Akquisition an und schließt ihren Einsatz, ihre Einweisung und ihre Kontrolle mit ein. Über die inhaltliche und formale Kompetenz hinaus, wie sie oben dargestellt wurde, und in Ergänzung der kommunikativen und sozialen Kompetenz erfordert die Tätigkeit im Lektorat ein Bündel von allgemeinen Kenntnissen, Fähigkeiten und Eigenschaften, die hier unter dem Stichwort der persönlichen Kompetenz zusammengefasst werden. Das sind zum einen eine breite Allgemeinbildung (das geflügelte Wort lautet: „ Profunde Halbbildung als Voraussetzung des Überlebens “ ), Sprachkenntnisse (zumindest des Englischen; heute in so gut wie allen Verlagen Einstiegsvoraussetzung) sowie Kenntnisse und Fertigkeiten in der elektronischen Datenverarbeitung und der Informationstechnologie. Zum anderen gehören Kreativität (einschließlich der Umsetzung der Ideen), Neugierde und der unbedingte Wille zur Weiterbildung und Fortentwicklung (auch durch Learning by doing) dazu. Drittens sind gefordert: Organisiertheit, ohne pedantisch zu sein, Genauigkeit, ohne penibel zu sein, Sorgfalt, ohne Perfektionist zu sein, Urteilsfähigkeit, ohne überkritisch zu sein, und Kritikfähigkeit, ohne zu verletzen. Man muss in jeder Hinsicht Qualität liefern - und das unter Zeitdruck und unter Mengendruck, denn in der Regel arbeiten Lektoren an mehreren Projekten in verschiedenen Bearbeitungsstadien gleichzeitig. Dazu ist auch erforderlich, Maßstäbe zu entwickeln, die an den Text anzulegen sind, und gegebenenfalls Nein sagen zu können, wenn es um die Qualität des Produkts geht. Viertens gehören recht einfache zwischenmenschliche Qualitäten dazu: Zuhören können, verlässlich sein, geduldig sein, auf den Anderen eingehen können: Jeder Autor ist anders. Und schließlich bedarf es einer gesunden Portion Selbstbewusstsein, Verhandlungsgeschick und Durchsetzungsfähigkeit, denn nicht nur das Projekt, das verlagsintern und auf dem Markt durchgesetzt werden soll, sondern auch die eigene Person soll bestmöglich verkauft werden. Kurz: Die Lektorin sollte eine Persönlichkeit sein. Die Lektorin: Kompetenzen und Grundkenntnisse 15 <?page no="26"?> 2.4 Skills und Soft Skills Vieles von dem, was im vorangegangenen Kapitel stichwortartig angesprochen wurde, wird in vielen mehr oder weniger umfangreichen, mehr oder weniger nützlichen Ratgebern in extenso ausgebreitet: die Skills und Soft Skills. Was davon ist für die Arbeit im Lektorat wichtig? Zeitmanagement ist das Kernstück jeder Arbeitsmethodik und des wirkungsvollen Selbstmanagements. Am Anfang steht eine (selbstkritische) Analyse des Umgangs mit der Zeit. Wichtig ist hier die Identifikation der „ Zeitdiebe “ . Dabei können die folgenden Fragen helfen. Häufig Manchmal Kaum Setzen Sie sich Ziele, was Sie am jeweiligen Arbeitstag, in der jeweiligen Arbeitswoche erledigen wollen? Machen Sie einen Zeitplan für den jeweiligen Arbeitstag, die jeweilige Arbeitswoche? Ist Ihr Schreibtisch so organisiert, dass Sie jederzeit die Übersicht über die zu erledigenden Dinge haben? Lenken Sie die eingehenden E-Mails von der Tätigkeit ab, mit der Sie gerade beschäftigt sind? Lenken Sie die eingehenden Telefonate von der Tätigkeit ab, mit der Sie gerade beschäftigt sind? Setzen Sie klare Prioritäten (und halten Sie sich auch daran) oder lassen Sie sich von Kleinkram ablenken? Arbeiten Sie unter starkem Termindruck, weil Sie die Aufgaben erst kurz vor der gesetzten Frist erledigen? Aufschieberitis: Schieben Sie wichtige oder unangenehme Aufgaben vor sich her? Können Sie Nein sagen, wenn Andere etwas von Ihnen wollen, Sie aber Ihre eigene Arbeit erledigen müssen? Haben Sie die nötige Selbstdisziplin, um die gesetzten Ziele zu erreichen? Abb. 5 Zeitdiebe. Daneben gibt es weitere Zeitdiebe, die aber nicht zu beeinflussen sind: Besprechungen, die zu häufig angesetzt werden und im Verhältnis zum Ergebnis zu lange dauern; keine Möglichkeit, zeitraubende Tätigkeiten zu delegieren; unnötige Tätigkeiten, weil der Informationsfluss und der Informationsaustausch im Unternehmen nicht optimal organisiert sind. 16 Beruf ohne Berufsbild <?page no="27"?> & Das Buch des „ Zeitplanungspapstes “ Lothar J. Seiwert Das neue 1 x 1 des Zeitmanagements (2002; zuerst 1984) gehört nach wie vor zu den besten seiner Art. Zum wirkungsvollen Zeitmanagement gehören klare Zieldefinitionen kurz-, mittel- und auch langfristiger Art. Diese können einzelne Projekte, umfangreichere Vorhaben wie zum Beispiel ein mehrbändiges Werk bzw. eine Reihe oder aber ein ganzes Programm zum Gegenstand haben. Individuelle Zieldefinitionen sind natürlich stark von der jeweiligen hierarchischen Stellung der Lektorin abhängig. Ein weiteres wichtiges Moment der Zeitplanung ist die Prioritätensetzung. Dabei werden die Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit eingeordnet. Dieses Verfahren wird dem zwischen 1953 und 1961 amtierenden amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower zugeschrieben und daher nach ihm Eisenhower-Prinzip genannt. Nicht dringlich Dringlich Wichtig Priorität B Wichtige Aufgabe. Für die Erfüllung der ausgeübten Funktion von großem, oft strategischem Wert. Zeitlich (noch) nicht fixiert, eher mittelbis langfristige Orientierung. Beispiele: Titelplanung, Programmplanung. Oft vernachlässigt, da kein zeitlicher Druck besteht. Priorität A Die wichtigsten Aufgaben. Für die Erfüllung der ausgeübten Funktion von größtem Wert und zugleich dringlich. Beispiele: termingerechte Fertigstellung eines Buchs, Spezialauftrag eines Vorgesetzten. Erledigung i. d. R. unter Zeitdruck. Unwichtig Priorität D Aufgaben oder Vorgänge, die für die Erfüllung der ausgeübten Funktion keine Relevanz haben. Beispiele: Einladungen zu Veranstaltungen ohne Bedeutung, Werbematerialien etc. Entsorgung in der Ablage P (= Papierkorb). Priorität C Aufgaben mit geringem Wert für die Erfüllung der ausgeübten Funktion. Beispiele: Routinearbeiten, Papierkram, Verwaltungsarbeiten. Delegieren, falls dazu die Möglichkeit besteht, andernfalls nachrangig erledigen. Abb. 6 Prioritätensetzung nach dem Eisenhower-Prinzip. Aus dieser Prioritätensetzung ergeben sich drei Bereiche, die wir in die Planung integrieren müssen, nämlich die Aufgaben mit den Prioritäten A, B und C. Absoluten Vorrang haben wegen ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit die Tätigkeiten mit der Priorität A. Sehr oft unterschätzt werden die Tätigkeiten mit der Priorität B, da sie wegen ihrer mangelnden Dringlichkeit gern nach Skills und Soft Skills 17 <?page no="28"?> hinten verschoben werden (Aufschieberitis) und dabei ihre strategische Bedeutung für den Erfolg übersehen wird. Tätigkeiten mit der Priorität C müssen erledigt werden (wenn sie nicht delegiert werden können), aber sie bestimmen den Erfolg nur in sehr geringem Maß. Generell gilt für das Verhältnis von Zeitaufwand und Ertrag die nach dem italienischen Ökonomen Vilfredo Pareto (1848 - 1923) genannte Pareto-Regel: Mit zwanzig Prozent des Zeitaufwands werden achtzig Prozent des Ergebnisses erzielt. Wer schon einmal versucht hat, eine fehlerfreie Bibliografie zu erstellen, wird bestätigen können, dass es nur zwanzig Prozent der Zeit bedarf, die wichtigsten Titel zu erfassen, dass man aber die übrigen achtzig Prozent der Zeit braucht, um die restlichen zwanzig Prozent der Titel zu finden und sie - wie die übrigen Positionen der Bibliografie - vollständig, korrekt und vor allem einheitlich festzuhalten. Der zeitliche Planungshorizont umfasst natürlich nicht nur den einzelnen Arbeitstag, sondern auch die Woche und den Monat. Eine Grobplanung kann sich auch über das ganze Jahr (oder ein Programmhalbjahr) erstrecken. Für eine effiziente Planung ist Schriftlichkeit sehr wichtig. Man behält den Überblick, entlastet sein Gedächtnis, kann sich auf das Wesentliche konzentrieren und hat die Übersicht und die Kontrolle über das, was erledigt wurde. Wird der Arbeitstag mit guten Ergebnissen abgeschlossen, erhöht das die Selbstmotivation. Grundlage für die Tagesplanung kann die ALPEN-Methode (vgl. Seiwert 2002: 36 f.) sein. A Aktivitäten aufschreiben An diesem Tag zu erledigende Aufgaben, unerledigte Aufgaben vom Vortag, Termine, Kontakte per E-Mail, Telefonat, Brief, Meeting. L Länge einschätzen Für alle Aktivitäten den Zeitbedarf einzeln einschätzen. P Pufferzeiten einplanen Zeit für Unvorhergesehenes, zusätzlichen Zeitbedarf, Störungen und Zeitdiebe einplanen. Grundregel: Nur 60 Prozent der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit verplanen. E Entscheiden über Prioritäten Die Aufgaben nach A, B und C priorisieren. Dabei realistisch einschätzen, was an diesem Tag zu erledigen möglich ist. Gleichartige Tätigkeiten zusammenfassen. N Nachkontrolle Am Ende des Arbeitstags überprüfen, was erledigt ist; Unerledigtes auf den nächsten Tag übertragen. Abb. 7 Die ALPEN-Methode. 18 Beruf ohne Berufsbild <?page no="29"?> Bei der Tagesplanung sollte die persönliche Leistungskurve berücksichtigt werden. Sicher ist sie von Mensch zu Mensch verschieden, doch kann man im Allgemeinen davon ausgehen, dass der Leistungshöhepunkt am Vormittag liegt, gefolgt von einem Zwischenhoch am späteren Nachmittag, bevor dann die Kurve kontinuierlich absackt. In der Zeit nach der Mittagspause wird der Tiefpunkt der Leistungsfähigkeit erreicht ( „ Suppen-Koma “ ). Wichtig ist, diesen persönlichen Tagesrhythmus für sich selbst herauszufinden und die Prioritäten entsprechend zu setzen. A-Prioritäten, die oft kompliziert und auch unangenehm sind und hohe Konzentration erfordern, werden zweckmäßigerweise am Vormittag erledigt ( „ First things first “ ), B-Prioritäten sollte man für den späteren Nachmittag einplanen. Die Zeit nach der Mittagspause eignet sich für C- Aufgaben oder für Tätigkeiten, die keine erhöhte Konzentration erfordern (Bearbeitung von E-Mails, Telefonaten und Post). Dabei empfiehlt es sich, gleichartige Tätigkeiten zu Blöcken zusammenzufassen. Bei allen Tätigkeiten ist sehr wichtig, dass man „ dran “ bleibt, sich nicht ablenken oder unterbrechen lässt. Das ist sicher leichter gesagt als getan (wenn der Chef in der Tür steht). Doch der „ Sägeblatteffekt “ behindert die (kreative) Leistung sehr. Wird man von seiner Aufgabe auch nur kurz abgelenkt, so braucht man zur Wiederaufnahme dieser Arbeit einen zusätzlichen Anlauf und Einarbeitungszeit, um sich neu zu konzentrieren und in die momentane Aufgabe hineinzudenken. Das ist inzwischen auch wissenschaftlich belegt. Kurze Pausen (bis zehn Minuten) sind keine Zeitverschwendung, sondern notwendige Erholungs- und Abwechslungsphasen. Da effiziente Planung prinzipiell aus einem Überblick über die (priorisierten) Aktivitäten, der zeitlichen Ordnung ihrer Erledigung sowie der Nachkontrolle besteht, braucht man dafür im Grunde nicht mehr als einen Tageskalender und ein Blatt Papier, auf dem man die Prioritäten notiert. Die in großer Zahl angebotenen Zeitplanbücher bzw. Zeitmanagementsysteme erleichtern einem die Planungsarbeit, da sie klare Strukturen vorgeben. In der Regel enthalten sie weitere nützliche Hilfen wie Adressen- und Telefonregister, Aktivitätenlisten, Formblätter für Projektplanung, Checklisten etc. Doch sie sind nicht ganz billig, zumal wenn man sich das eine oder andere Accessoire leistet. Elektronische Äquivalente sind mit „ Task Timer “ und „ meineZiele “ auf dem Markt, die vom Funktionsumfang her für die Lektoratsalltagsarbeit überkomplex erscheinen. Als einfachstes elektronisches Tool lassen sich Kalender- und Aufgabenfunktionen der einschlägigen E-Mail-Programme einsetzen. Sie sind die funktionalen Entsprechungen von Kalender und einem Blatt Papier. Skills und Soft Skills 19 <?page no="30"?> & Hilfreich für den Einsatz digitaler Werkzeuge für die Zeitplanung ist Digital Working für Manager von Thorsten Jekel (2013). Wie aber die Titelspezifizierung besagt, ist dort auch Etliches dargestellt, was für den Lektoratsalltag nicht wichtig ist. Ein durchgeplanter Tag könnte wie folgt aussehen: Abb. 8: Tagesplan nach dem Zeitmanagementsystem Time/ system. 20 Beruf ohne Berufsbild <?page no="31"?> Gutes und konsequent durchgehaltenes Zeitmanagement muss durch eine funktionierende Büroorganisation ergänzt werden, denn es hilft nicht viel, wenn man die einzelnen Aktivitäten zeitlich effizient organisiert, dann aber viel Zeit damit verschwendet, einen dringend gebrauchten Vorgang zu suchen. Zwar wird viel vom „ papierlosen Büro “ gesprochen, doch im normalen Arbeitsalltag stehen nach wie vor drei Systeme ohne Verbindung nebeneinander: Zum einen die per Hand aufgezeichneten Notizen, Aufzeichnungen, Merkzettel, Kommentare etc. (meist in Mappen oder Klarsichtfolien gesammelt), zum anderen die Papierablage (in Ordnern, in Ablageschalen, auf Stapeln) und schließlich die Dateien der verschiedensten Art, die in elektronischen Ordnern auf dem Computer abgelegt sind. Abhilfe kann hier eine identische Benennung der Projekte schaffen, die alphabetisch oder numerisch sortiert werden. Doch auch wenn das geschafft ist, besteht noch viel Spielraum für die Prozessoptimierung im Büro oder am heimischen Arbeitsplatz. Allein die Überprüfung der verschiedenen Orte, an denen Projektmaterial gelagert wird (auf dem Schreibtisch, in Schubladen, in Einhängemappen, in Rollcontainern, in Schränken und Regalen, auf jeglicher nutzbaren horizontalen Fläche, auch dem Fußboden) zwingt dazu, systematisierend aufzuräumen. Hilfreich ist in jedem Fall, wenn dabei Dinge weggeworfen werden, die man seit Jahren nicht gebraucht hat und die man mit größter Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten Jahren nicht mehr benötigen wird. Und dann gibt es noch den unaufgeräumten, überladenen Schreibtisch und den unaufgeräumten Desktop. . . Hier hilft nur die eigene Umerziehung vom „ Volltischler “ zum „ Leertischler “ , ein mühsamer, schwieriger und immer wieder von Rückschlägen begleiteter, aber lohnender Prozess. Doch darf das Aufräumen nicht zum Selbstzweck werden. & Zur Organisation am Lektoratsarbeitsplatz und am heimischen Schreibtisch ist das Verbesserungskonzept 5S gut geeignet. Eine konzise Einführung bieten Dag Kroslid und Doris Ohnesorge mit ihrem kleinen Buch 5S - Prozesse und Arbeitsumgebung optimieren (2014). In den Anleitungsbüchern zum Selbstmanagement werden in der Regel auch Präsentationstechniken ausführlich dargestellt. Wer jedoch ein Studium erfolgreich abgeschlossen hat, hat nicht nur einmal ein Referat gehalten, bei dem heute eine Powerpoint-Präsentation obligatorisch ist. Daher kann hier auf die Darlegung dieser Präsentationstechnik verzichtet werden (ausführlich dazu Starke- Skills und Soft Skills 21 <?page no="32"?> Wuschko 2014). Nicht verzichtet werden kann jedoch auf den Hinweis, dass bei einer solchen Vorstellung nicht nur die Technik der Technik wichtig ist, sondern für den Erfolg der menschliche Faktor (Sprache, Rhetorik, Körpersprache, Blickkontakt) mindestens ebenso entscheidend ist. Präsentationen dieser Art sind in der Alltagsarbeit im Lektorat die große Ausnahme. Projekte werden im Lektoratskreis oder auf der Programmkonferenz mündlich und ohne technische Hilfsmittel vorgestellt. Nur wenn es sich um umfangreichere Vorhaben wie etwa die Präsentation einer neuen Reihe handelt, können in diesen Entscheiderkreisen oder auch auf der Vertreterkonferenz Powerpoint-Präsentationen oder andere technikgestützte Vorstellungsformen eingesetzt werden. Da Lektoratsarbeit ein Kommunikationsberuf ist, spielen selbstverständlich die kommunikativen Soft Skills eine große Rolle, wenn es um Erfolg in diesem Metier geht. Was sind Soft Skills? „ Soft Skills bezeichnen die Fertigkeiten und Fähigkeit zum Umgang mit Menschen und Entscheidungen, zur Selbststeuerung und Selbstorganisation. [. . .] Man kann seine Soft Skills bewusst trainieren und sich dadurch Schritt für Schritt verbessern. Ziel dabei ist, die eigenen Fähigkeiten auszubauen, den persönlichen Stil im Umgang mit anderen Menschen - und sich selbst - zu entwickeln. “ (Schiffer/ von der Linde 2002: 9) Einfühlungsvermögen ist „ die Fähigkeit, das Denken, das Fühlen und das Wollen eines anderen Menschen nachzuvollziehen “ (Schiffer/ von der Linde 2002: 71). Wer diese Fähigkeit verbessern will, sollte vor allem vier Bereiche trainieren: ■ Menschen zuhören und deren Beweggründe erfragen können, ■ die Körpersprache des Gegenüber beobachten und „ lesen “ können, ■ seine Motive verstehen können (und das auch wollen), ■ Fehler in Wahrnehmung, Deutung und Beurteilung vermeiden. & Das Buch Mit Soft Skills mehr erreichen von Penny Schiffer und Boris von der Linde (2002) ist vor allem als Trainingsbuch sehr zu empfehlen. Teamfähigkeit ist „ die Bereitschaft und die Fähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten, Gedanken auszutauschen, gemeinsam Lösungen finden und sich im 22 Beruf ohne Berufsbild <?page no="33"?> Team gegenseitig zu fördern “ (Schiffer/ von der Linde 2002: 106 f.). Nicht verstanden wird darunter devote Unterordnung oder Gleichmacherei. Teamfähigkeit kann man nur eingeschränkt trainieren, da das eigene Verhalten immer auch vom Verhalten der Gruppenmitglieder abhängig ist. Umso wichtiger ist es, über die Bedeutung der Teamrollen und die Lösung von Teamkonflikten Bescheid zu wissen, denn gute Organisation und der Wille zur Zusammenarbeit sind entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Arbeit im Team. Individuelle Voraussetzungen sind ■ Offenheit in der Kommunikation, ■ Kompromissfähigkeit, ■ konstruktives Konfliktlösungsverhalten. Zur Teamfähigkeit gehört auch Konfliktfähigkeit. Dabei geht es nicht nur um die „ Fähigkeit, Konflikte erfolgreich zu lösen, sondern um die Bereitschaft, Konflikte überhaupt anzugehen “ (Schiffer/ von der Linde 2002: 123), sie also nicht in der Hoffnung zu ignorieren, sie würden sich schon „ irgendwie “ lösen. Lösungsorientiertes Vorgehen bedeutet vielmehr ■ eigene Emotionen kontrollieren, ■ Vertrauen schaffen als Basis für das Gespräch, ■ offen kommunizieren, ■ eine Lösung suchen, ■ verbindliche Absprachen treffen, ■ diese persönlich akzeptieren. Durchsetzungsfähigkeit bedeutet, „ sich zielgerichtet auf ein bestimmtes Ergebnis hin auszurichten, um dieses - auch angesichts widriger Umstände - zu erreichen “ (Schiffer/ von der Linde 2002: 146). Gemeint ist damit aber nicht, seine Vorstellungen und Ziele brachial durchzudrücken. Voraussetzungen sind ■ konsequente Zielverfolgung, ■ notfalls auch gegen Gruppendruck handeln, ■ diplomatisch, taktisch und flexibel handeln, ■ sich gegen Widerstände zu behaupten. Mit der Durchsetzungsfähigkeit eng verbunden ist die Überzeugungskraft. Das ist die Fähigkeit „ anderen Menschen das Gefühl und die Einsicht zu vermitteln, dass ein bestimmter Standpunkt richtig ist “ (Schiffer/ von der Linde 2002: 148), ohne sich in bloßer Rhetorik zu erschöpfen. Dazu gehören Skills und Soft Skills 23 <?page no="34"?> ■ eine überzeugende Argumentation, ■ ein kooperatives Auftreten, ■ die Glaubhaftigkeit der eigenen Überzeugung, ■ ein Nutzenversprechen für das Gegenüber oder die Gruppe. Für machtgestütztes Durchsetzen von Positionen bedarf es keines Verhandlungsgeschicks. Vielmehr nimmt Verhandlungsgeschick widerstreitende und gemeinsame Interessen der Gegner/ Partner ins Kalkül. Dazu ist es wichtig, ■ die Interessen und Wünsche des Gegners richtig einzuschätzen, ■ seine Strategien zu erkennen, ■ verschiedene (Gegen-)Strategien einzusetzen, ■ rhetorisches und argumentatives Geschick zu besitzen, ■ flexibel den gemeinsamen Nutzen zu suchen. Gerade in einer relativ kleinen Branche wie der Buchindustrie ist Networking besonders wichtig. Man muss in schwierigen Situationen jemanden kennen oder zumindest jemanden kennen, der jemanden kennt. Dazu braucht es ■ Kontaktstärke, ■ zielstrebiges Vorgehen, ■ die Fähigkeit des Gebens und Nehmens, ■ Kontaktpflege. Zusätzlich zu den hier ausführlicher dargestellten kommunikativen Soft Skills (Einfühlungsvermögen, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Überzeugungskraft, Verhandlungsgeschick und Networking) finden sich in Stellenanzeigen ferner die Formulierungen aus dem Handwerkskasten der Human-Resource-Abteilung (vulgo Personalabteilung) ■ Kreativität, ■ Eigeninitiative, ■ analytische Stärken, ■ strategisch-konzeptionelles Denken, ■ Einsatzbereitschaft, ■ Flexibilität, ■ Belastbarkeit, ■ Organisationsgeschick. Selbst Berufsanfängern werden hier Fähigkeiten und Qualitäten - zumindest auf dem Papier - abverlangt, von denen man sich wünscht, mancher Chef hätte sie. Ein Beispiel aus der Praxis für derart hoch geschraubte Anforderungen sind die 24 Beruf ohne Berufsbild <?page no="35"?> in einer Stellenanzeige für ein Volontariat formulierten Erwartungen einer großen deutschen Publikumsverlagsgruppe, wie sie hier zitiert werden. Was selbst von Berufsanfängern gefordert wird „ Unsere Anforderungen: ■ Planungs- und Organisationsvermögen, ■ Analytische und konzeptionelle Fähigkeiten, ■ Strategisches Denken, ■ Lösungsorientiertes Denken und Handeln, ■ Kommunikationsstärke, ■ Zuverlässigkeit, ■ Kontaktfähigkeit, ■ Teamfähigkeit. “ Skills und Soft Skills 25 <?page no="36"?> 3 Funktionen und Hauptaufgaben In diesem Kapitel werden die verschiedenen Funktionen des Lektors sowie die Grundstrukturen seiner Arbeit beschrieben. 3.1 Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher Ein Lektor ist ein „ Verlagsangestellter, dessen klassische Aufgaben im Verlag aus Autorenbetreuung, Arbeit am Manuskript, dem Verfassen von Presse-Informations- und Werbetexten sowie der Prüfung eingegangener Manuskripte bestehen. “ So kurz und bündig beschreibt Ute Schneider, die die grundlegende Studie zur Berufsgeschichte des literarischen Lektors geschrieben hat (Schneider 2005), die Funktionen des Lektors (in Rautenberg 2015: 253). Was sind die traditionellen Aufgaben im Lektorat? „ Im Lektorat werden unter Zeitdruck riesige Stapel Manuskripte mehr oder weniger flüchtig gelesen, von einer Seite des Schreibtisches auf die andere gewuchtet, wird mit Autoren über Sätze und Worte gefeilscht, müssen Korrekturen überprüft, Illustrationen oder Grafiken herangeschafft werden und gilt es, Klappen-, Werbe- und Pressetexte zu verfassen, auf jeden Fall zu kontrollieren. Alles dies sind die traditionellen Aufgaben, die im Lektorat anfallen. Der Lektor war immer Paradiesvogel und graue Maus zugleich, das eine in der Öffentlichkeit, das andere im stillen Kämmerlein. “ (Behm et al. 1999: 51) Viel pathetischer, aber nicht weniger zutreffend, drückt das der legendäre Agent Felix Guggenheim aus, wenn er die Lektoren als „ die heldischen Menschen “ charakterisiert, „ die sich zwischen Verleger und Autoren werfen und ihr Maß dazu beitragen, dass Verleger und Autoren sich gegenseitig lieben, statt ihrem Instinkt nachzugeben, sich gegenseitig umzubringen. Es sind graue Eminenzen, unentbehrlich dem Hause, dem sie sich verschrieben haben, und fast noch unentbehrlicher dem Schriftsteller, den sie betreuen, und der sich nicht vorstellen kann, dass man solche Rollen - Vater, Mutter, Ehefrau, Geliebte, Koch, <?page no="37"?> Flickschuster, Lehrer, Kritiker, Ausstreicher, Hinzufüger - gleichzeitig für mehr als einen Autor spielen kann, ohne ein gottähnliches Wesen zu sein. Sündenbock, Klagemauer und Nervenarzt nicht zu vergessen. “ (Guggenheim [1968]: 43 f.) Die klassischen Aufgaben des Lektors prägten noch bis in die 1970er und 1980er Jahre die Arbeit im Lektorat (sehr klassisch noch Schmidt 2016). Einer der Ersten, die die Aufgaben und Tätigkeiten des Lektors etwas umfassender in den Blick nahmen, war Wolfram Göbel, der in seinem 1981 erschienenen Aufsatz Die geistigen Geburtshelfer fünf Punkte nannte. Der Lektor sei „ geistige Hebamme “ , Programmmacher, Redakteur, Berater des Herstellers und Texter (Göbel 1981). Hier deutete sich bereits der Wandel der Buchbranche in seinen Auswirkungen auf den Lektorenberuf an. Doch die Anforderungen an den Lektor steigerten sich, denn die Verschärfung der Konkurrenz unter den Verlagen mit dem Kampf um Marktanteile, der Eintritt der Konzerne in den bisher von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägten Buchmarkt, die wachsende Bedeutung internationaler Lizenzgeschäfte und der deutlich steigende Stellenwert des Marketings machten ein verstärktes wirtschaftliches Denken notwendig und stellten damit auch neue Anforderungen an den Lektor. Es ging nicht mehr nur um eine (manchmal abgehobene) geistig-künstlerische Tätigkeit (vor allem im belletristischen Lektorat), sondern um handfeste Dinge wie Kalkulation, Deckungsbeitragsrechnung, Zielgruppen und Absatzzahlen. Es vollzog sich ein „ Paradigmenwechsel im Lektorat von der autor- und produktionsorientierten Programmstrategie zur markt- und leserorientierten Produktionsstrategie “ (Göbel 1997: 17), wie Göbel in einem rund eineinhalb Jahrzehnte nach dem ersten Aufsatz erschienenen Text schrieb. Dessen Überschrift lautete nun Produktmanager, Ghostwriter oder Macher. Im Zentrum standen jetzt die „ Funktionsveränderungen im Verlagslektorat “ - so der Untertitel. Der Lektor war nicht länger Anwalt des Autors gegenüber dem Verlag, sondern wurde zum „ Manager des Produktes Buch “ (ebd.). Es ist kein Zufall, dass das erste Lehrbuch für Lektoren, das oben erwähnte Werk Wie ein Buch entsteht, erstmals 1983 erschien und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Bertelsmann-Stiftung in den frühen 1980er Jahren Seminare für Lektoren anboten, bei denen genau diese nun geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten im Zentrum standen. Der Verfasser erinnert sich noch gut an ein solches durch Hans-Helmut Röhring, damals Verlagsleiter von Hoffmann & Campe, geleitetes Wochenseminar, bei dem er - es muss wohl um 1980 gewesen sein - zum ersten Mal das Wort Deckungsbeitrag hörte und die dahinter stehende verlegerische Philosophie kennenlernte. Die Rede vom Lektor als „ Produktmanager “ ist seither Standard geworden. Zum besseren Verständnis und zur Einschätzung soll hier zunächst der Work- Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher 27 <?page no="38"?> flow von der Idee zum fertigen Buch dargestellt werden, um so die Position und die Funktion des Lektorats besser bestimmen zu können. Selbstverständlich gibt es hier mehr oder weniger große Abweichungen bei den verschiedenen Verlagstypen, aber auch von Verlag zu Verlag. Abbildung 9 gibt der Übersichtlichkeit halber den traditionellen Ablauf wieder. Die Veränderungen durch die Digitalisierung werden im Kapitel über die Herstellung (8.2) erläutert. Idee Exposé Teil-MS Manuskript fremdsprachiges Buch Prüfung (Fach-) Gutachten Marketing Kalkulation Akquisition Autor, Scout, Agent, Verlag, Inhouse Lektorat Ablehnung Entscheidung Annahme Vertrag Arbeit am Text Zeitplan Herstellung Redaktion / Lektorat Korrektur / Kollationieren Revision, Imprimatur Auslieferung Druck und Bindung / E-Book Überarbeitung Anhang Impressum Bildauswahl, BUs Schutzumschlag und Layout Texten Layout Satz Satz Korrektur Abb. 9: Von der Akquisition zum fertigen Buch. Die hellgrau dargestellten Schritte liegen nicht in der Verantwortung des Lektorats. 28 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="39"?> & Ein noch stärker formalisierter Ablauf findet sich bei Kerlen 2006: 75. Dort wird der Workflow unter dem Gesichtspunkt der Führung eines Unternehmens betrachtet. Die Akquisition von Inhalt (Content) erfolgt durch unmittelbarem Kontakt mit dem potentiellen Autor, durch Vermittlung eines Agenten, durch Verhandlungen mit einem ausländischen Rechteinhaber, durch Einkauf einer deutschen Lizenz sowie als Inhouse-Entwicklung. Gegenstand der Prüfung können eine Idee, ein Exposé, ein Teilmanuskript oder ein vollständiges Manuskript sowie ein fertiges fremdsprachiges Buch sein. Was steht in einem Exposé? ■ Technische Daten - Autor - Titel - Umfang in Normseiten, ggf. Zahl der Abbildungen ■ Kurzbeschreibung des Themas mit Angabe des Genres (2 - 3 Sätze) ■ Inhaltsverzeichnis (bei Nonfiction) ■ Inhaltsbeschreibung ■ Zielgruppe ■ Konkurrenz ■ Kurzbio(biblio)grafie, Autorkompetenz Umfang: 2 - 3 Seiten Die hier genannten Elemente sind die Mindestanforderungen an ein Exposé. Je nach Verlagstyp oder der jeweiligen Organisiertheit eines Verlags kann mehr oder weniger stark davon abgewichen werden und eine eigene Struktur vorgegeben werden. Die Prüfung erfolgt meist mehrstufig. Im Eingangslektorat ist das oft nur eine formale Prüfung, ob das angebotene Projekt überhaupt für das Programm in Frage kommt. Es folgt eine erste kursorische Prüfung durch das Lektorat. Ist diese Hürde überwunden, findet eine intensive Prüfung statt, sei es durch eine Begutachtung durch den zuständigen Lektor, sei es durch ein externes schriftliches (Fach-)Gutachten. Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher 29 <?page no="40"?> Was steht in einem Gutachten? ■ Technische Daten - Autor - Titel - Umfang in Normseiten, ggf. Zahl der Abbildungen ■ Exposé oder vollständiges Manuskript ■ Inhaltsangabe ■ Bewertung - Qualität - Programmkompatibilität - Konkurrenzsituation - Verkaufspotential ■ Entscheidungsvorschlag Die hier genannten Elemente sind die Mindestanforderungen an ein Gutachten. Je nach Verlagstyp oder der jeweiligen Organisiertheit eines Verlags kann mehr oder weniger stark davon abgewichen werden und eine eigene Struktur vorgegeben werden. Erst wenn der Lektor danach zum Ergebnis kommt, das Projekt passe in das Programm und habe auch Aussicht auf kommerziellen Erfolg, wird er es dem jeweilige Entscheidungsgremium vorstellen, zum Beispiel der Lektoratskonferenz, die durch Anwesenheit eines entscheidungsbefugten Leiters darüber beschließen kann. In einer solchen Konferenz sind in der Regel auch die Marketingabteilung (besonders in Publikumsverlagen auch die Presseabteilung) vertreten. Zwei Wege zur Entscheidung Zwei grundsätzlich verschiedene Weisen der Entscheidungsfindung beschreiben die beiden folgenden Statements: „ Jeder Lektor fühlt sich für seinen Programmbereich verantwortlich, fühlt sich auch dafür verantwortlich, da tatsächlich Kreativität zu entwickeln, sich Neues auszudenken. Er muss das dann allerdings gründlich im Lektorat und auch noch in einer größeren Runde, in der alle Verlagsabteilungen beteiligt sind, diskutieren. Das sind oft Feuerproben für solche Ideen und Konzepte. Das geht dann letztlich in zwei Schritten, egal, ob das jetzt eigene Entwicklungen aus dem Haus sind oder Vorschläge, die von außen kommen. Einmal diskutiert das Lektorat darüber, versucht, sich eine Lektoratsmeinung zu bilden. Und dann gibt es ein Gremium, was wir als zweite Instanz eingesetzt haben. Da sitzen alle Abteilungen drin, also auch der Verkauf - ganz wichtig - , die 30 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="41"?> Werbung, auch die Herstellungsabteilung, um solche Ideen unter technischen und Realisierbarkeitskriterien zu prüfen. Letztlich hat diese große Konferenz, in der auch alle Lektoren noch mal vertreten sind, und ganz am Schluss auch der Verleger, der verlegerische Geschäftsführer, das letzte Wort und die letzte Entscheidung. “ (Christine Ruhrberg, Reclam-Verlag; zit. nach Hömberg 2010: 149) „ Die Kernentscheidung, ob ein Buch kommt, wird zwischen dem einzelnen Lektor und dem Verleger getroffen. Da lege ich auch großen Wert darauf, weil ich derjenige bin, der am nächsten dran ist an dem Buch und an dem Projekt, und der Verleger muss das Ganze verantworten. Man muss mit dem irgendwie klären, wie man das im Programm einbaut. Man redet auch mit den Kollegen darüber - man wäre dumm, wenn man das nicht machen würde. Aber es ist z. B bei uns nicht so, dass Presse und Vertrieb da groß Mitspracherecht haben. Das ist ja bei anderen Verlagen so. “ (Tobias Heyl, Hanser-Verlag; zit. nach Hömberg 2010; 142) Zur Entscheidungsfindung im konkreten Fall werden oft weitere Gutachten oder Konkurrenzanalysen beigezogen. Nach welchen Kriterien wird entschieden? ■ Stammautoren haben Vorrang ■ Programmkompatibilität ■ Qualität ■ Perspektive des Autors ■ Konkurrenzsituation ■ Erfolgsaussichten Rahmen jeder Entscheidung ist die Tatsache, dass die Zahl der Programmplätze durch Planungsvorgaben beschränkt ist und nicht je nach „ Angebotslage “ wesentlich verändert werden kann. Bei komplexeren Projekten wird der Entscheidung in der Regel eine Vorkalkulation zugrunde gelegt. Dazu muss das Lektorat der Herstellabteilung die entsprechenden Daten wie Format, Umfang, Honorar, voraussichtliche Auflage, voraussichtlicher Ladenpreis und Besonderheiten wie z. B. Abbildungen liefern. Ist das Projekt durch den Verlag angenommen, wird ein Verlagsvertrag (oder auch Lizenzvertrag) mit dem Urheber (bzw. dem Rechteinhaber) geschlossen. Hierzu gibt das Lektorat die Rahmendaten wie Garantiehonorar und Prozenthonorar, aber auch technische Daten wie Umfang und Termine für Manuskriptablieferung und Erscheinen an die zuständige Abteilung weiter. Parallel dazu ist Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher 31 <?page no="42"?> der Grafiker zu briefen. Dieser entwirft auf der Grundlage der Informationen, die er vom Lektorat erhält, den Umschlag. In den wenigstens Fällen wird sich der Grafiker selbst einen Eindruck vom Inhalt des Projekts verschaffen wollen/ können. Sind diese Vorarbeiten geleistet bzw. auf den Weg gebracht, wird spätestens jetzt ein Terminplan für den weiteren Ablauf erstellt. Abb. 10: Terminplan. Quelle: Plenz 1998: Lektorat Checkliste 7. 32 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="43"?> Nach Eingang des Manuskripts beginnt die klassische Arbeit am Text. Je nach Größe und Organisation des Verlags kann diese Tätigkeit auch an freie Mitarbeiter outgesourct werden. Bei komplexeren Titeln gehören ein Anhang, Bildauswahl und Bildunterschriften sowie Register zu den Aufgaben, die entweder im Lektorat selbst oder nach Einweisung durch Freie zu erledigen sind. Das satzfertige Manuskript wird samt aller nötigen weiteren Materialien der Herstellung übergeben, die für Layout, Satz und Korrektur verantwortlich ist. In den Produktionsprozess ist der Lektor nur insofern eingebunden, als er den Korrekturvorgang mit dem Autor abspricht und schließlich dessen Korrekturen und die eines meist freien Korrektors zusammenträgt ( „ kollationiert “ ). Nach Einarbeiten dieser Korrekturen erfolgt die Überwachung von deren Ausführung ( „ Revision “ ). Danach kann die Druckfreigabe erfolgen, für die der Lektor, natürlich in Absprache mit dem Autor, verantwortlich ist. Eine Checkliste (Abb. 11) hilft, alles zu berücksichtigen und nichts zu vergessen. Druck und Bindung bzw. Herstellung elektronischer Ausgabeformen fallen in den Verantwortungsbereich der Herstellabteilung, die Auslieferung in den der Marketingbzw. der Vertriebsabteilung. Parallel zur Arbeit am Manuskript muss der Lektor als Verfasser von Texten aktiv werden. Der „ verlegerische Epitext “ (Genette 2001: 331 f.) reicht von den Formulierungen auf dem Umschlag und dem Titelblatt über das Impressum bis zu Informationstexten zum Buch. Da in der Regel nur das Lektorat das Projekt inhaltlich genau kennt (oft ist der Lektor der Einzige, der das Manuskript gelesen hat und voll über das Projekt informiert ist), sind Umschlagtexte für Klappen und Rückseite sowie zumindest Basistexte für Programmvorschau, Werbung, Presse und Vertriebsunterlagen zu schreiben. Hier stimmt sich der Lektor mit dem Autor ab; oft beruhen diese Texte auf einem Entwurf des Urhebers. Der hier sowohl grafisch dargestellte (Abb. 9, S. 28) als auch erläuterte Workflow von der Idee zum fertigen Buch zeigt, dass der Lektor im gesamten Ablauf initiierende, steuernde, koordinierende, ausführende und überwachende Funktionen hat. Unterstützt wird er dabei von Planungssystemen, die heute (hoffentlich) in den allermeisten Fällen EDV-gestützt sind und die Planungen auf Papier wie den „ Projektpass “ , den „ PEP “ (Produktentwicklungsplan) oder den „ PPZ “ (Produktplanungszettel) abgelöst haben. Dokumentiert wird in jedem Fall die Produktentwicklung, die eigentliche (physische oder elektronische) Produktion und die Vermarktung. Sowohl ein Beispiel aus der „ Papierzeit “ (Abb. 12) als auch ein EDV-gestütztes (Abb. 13) sind hier wiedergegeben. Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher 33 <?page no="44"?> Abb. 11: Checkliste Textlektorat. Quelle: Plenz 1998: Lektorat Checkliste 6. 34 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="45"?> Abb. 12: Papiergestütztes Planungssystem. Quelle: Kerlen 2006: 76 f. Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher 35 <?page no="46"?> Abb. 13: EDV-gestütztes Planungssystem. Produktstammblatt aus dem Titelverwaltungsprogramm der Firma Klopotek. Quelle: Klopotek 2013: 5. An dieser Stelle ist nun die Frage zu erörtern, inwiefern die Rede vom Lektor als „ Produktmanager “ zutrifft. Dazu drei Beispiele: „ Im Sinne des Marketings erfüllt ein Lektor die Aufgaben eines Produktmanagers, wie wir sie aus dem Bereich der Fast-Moving-Consumer-Goods (FMCG: schnelldrehende Konsumgüter, z. B. Schokolade oder Müsliriegel) kennen. “ (Schönstedt/ Breyer-Mayländer 2010: 119) Und: „ Die Gesamtverantwortung für diesen Ablauf [vom Manuskript zum fertigen Buch] liegt beim Lektorat, Herstellung und Vertrieb haben immer nur ihre jeweiligen Segmente im Blick. Im Sinne dieser Ablaufgestaltung leistet die Lektoratsperson Projektbzw. Produktmanagement. “ (Kerlen 2006: 78 f.; Hervorhebung durch den Verf.) Und die Akademie der deutschen Medien in München wirbt für ihr berufsbegleitendes Qualifizierungsprogramm, das mit dem Zertifikat „ Lektor/ Produktmanagement ADM “ abgeschlossen wird und dessen Teilnahme die stolze Summe von 4.800 Euro kostet, mit der Situationsbeschreibung, dass „ sich Lektoren mehr denn je als Projekt- und Schnittstellenmanager begreifen [müssen], die immer neue, auch abteilungsübergreifende Aufgaben erledigen. Das reicht von der Entwicklung und Kalkulation klassischer Print- und digitaler Medien über die Koordination von Marketing- und Social-Media- 36 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="47"?> Maßnahmen bis hin zur Steuerung von Herstellungs- und Gestaltungsprozessen “ (http: / / www.medien-akademie.de/ zertifikate/ lektor_produktmanager/ inde x.php). Im betriebswirtschaftlichen Sinn ist der Produktmanager (grundlegend dazu Herrmann/ Huber 2013) für ein Produkt über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg verantwortlich. Das heißt, er hat operativen Einfluss auf alle Mitarbeiter und Abteilungen einschließlich der externen Dienstleister, die in den Workflow eingebunden sind. Konsequenterweise trägt er auch Budget- und Ergebnisverantwortung. Wie sehr die Begriffe durcheinander gehen, zeigen die Ausführungen von Thomas Breyer-Mayländer in seinem umfangreichen Buch Wirtschaftsunternehmen Verlag. Einerseits sieht er den Lektor in der „ Funktion des Produktmanagers “ (2005: 52), andererseits ist für ihn der Lektor „ Dienstleister für andere Verlagsabteilungen “ (53), der Klappentexte, Anregungen für den Schutzumschlag, Ideen für die Werbung oder Infotexte für die Presseabteilung zuliefert. Was ist der Unterschied zwischen Produktmanagement und Projektmanagement? Immer wieder werden Produktmanagement und Projektmanagement gleichgesetzt. Projekte - und damit deren Management - sind innovative, einmalige, zeitlich begrenzte Aufgaben, die sich von den Routinetätigkeiten in einem Unternehmen, dem Workflow, unterscheiden. Sie haben ihre eigene Organisationsform mit einem Projektleiter an der Spitze. Eine solche Projektgruppe ist nicht in die Aufbauorganisation integriert. Dass das Strukturmodell des über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg verantwortlichen Produktmanagers in Buchverlagen höchst selten (wenn überhaupt) realisiert ist, ist offenkundig. Dem steht nicht nur entgegen, dass dem Lektor für eine solche Funktion in der Regel die entsprechenden Fähigkeiten und Fertigkeiten fehlen, da er andere Kernkompetenzen hat. Auch der inhärente Konflikt zwischen Lektorat und Marketing verhindert seine Etablierung als weisungsbefugte, verantwortliche Person. Grundsätzlich ist das Lektorat von der inhaltlichen Sinnhaftigkeit seiner Produkte überzeugt; ebenso grundsätzlich ist das Marketing davon überzeugt, dass Zielgruppenrelevanz und damit Verkäuflichkeit bei der Programmentscheidung zu kurz kommen. Dieser klassische Konflikt kann durchaus auch auf der Ebene der Geschäftsführung, nämlich zwischen dem Programmgeschäftsführer und seinem für das Marketing zuständigen Kollegen, ausgetragen werden. Die Programmseite wirft dem Marketing Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher 37 <?page no="48"?> vor, die (teuer) akquirierten Produkte nicht wirkungsvoll genug vermarktet und verkauft zu haben. Das Marketing seinerseits wirft den Programmmachern im Gegenzug vor, nicht die richtigen (sprich verkäuflichen) Titel akquiriert zu haben. Sicher gibt es stark marketinggetriebene Verlage, vor allem unter den Fachverlagen, aber auch unter den Ratgeberverlagen, doch kann man davon ausgehen, dass auch dort die unterschiedlichen Perspektiven aufeinandertreffen. Dass Verlage ganz auf eine Philosophie des Marketings als Unternehmensphilosophie, wie es die neuere Betriebswirtschaftslehre fordert, ausgerichtet sind, dürfte die absolute Ausnahme sein. Was ist Marketing? „ Der Grundgedanke des Marketings ist die konsequente Ausrichtung des gesamten Unternehmens an den Bedürfnissen des Marktes. [. . .] Marketing stellt somit eine unternehmerische Denkhaltung dar. [. . .] Diese weite Definition des Marketings stellt die Gestaltung sämtlicher Austauschprozesse des Unternehmens mit den bestehenden Bezugsgruppen in den Mittelpunkt der Betrachtung und betont die Rolle des Marketings als umfassendes Leitkonzept der Unternehmensführung. “ (www.wirtschaftslexikon.gabler.de/ Archiv/ 1286/ marketing-v9.html) Damit kommen wir auf die Funktion des Lektors im Workflow zurück. Wenn er auch nicht Produktmanager im engeren betriebswirtschaftlichen Sinn ist, so steht doch außer Frage, dass er als „ Scharnier “ (Behm u. a. 1999: 57) sowohl zum Autor als auch zu den einzelnen Verlagsabteilungen sowie externen Dienstleistern fungiert. Da er keine hierarchisch übergeordnete Position hat, somit nicht weisungsbefugt ist, sind umso mehr soziale Kompetenz und Prozessmanagement-Knowhow unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Tätigkeit (Markoff 2008: 15) im und für den Verlag. Ein Bild von der „ Schaltzentrale Lektorat “ (Schickerling/ Menche 2012: 14) zeichnet Abb. 14. Zwar wird mit dieser grafischen Darstellung suggeriert, das Lektorat stehe im Zentrum aller Bemühungen um das Buch, (die Verlagsleitung mutiert zur Abteilung am Rand), doch fasst das Schaubild die Funktion des Lektorats als „ Koordinator zahlreicher Funktionsbereiche “ (Lucius 2014: 96) gut zusammen. Bei der Funktion des Lektors als Programmmacher geht es nicht um Programmpolitik. Diese entspricht einer strategischen Entscheidung auf der Ebene der Unternehmensführung. Durch sie wird der Verlag mit einem erkennbaren Profil bei Handel, Presse und Käufern im Markt positioniert. Auf der Ebene des Lektorats gilt es, diese unternehmerischen Entscheidungen durch ein konsis- 38 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="49"?> tentes, erfolgreiches Programm zu unterfüttern. Für den Lektor gilt die alte Maxime: Ein Programm ist mehr als die Summe einzelner Bücher. Und da Bücher ökonomisch gesehen Erfahrungsgüter sind, muss der Lektor in seinem vorgegebenen Rahmen Manuskripte akquirieren und Bücher machen, die sich durch die folgenden Komponenten auszeichnen: ■ Inhaltliche Konsistenz und Kohärenz: Der berühmte Gemischtwarenladen wird langfristig Probleme bekommen. ■ Kontinuität: Programmlinien müssen durchgehalten und immer wieder durch neue Titel fortgesetzt und ergänzt werden. ■ Qualität: Dieses Kriterium ist nicht im Sinn von Niveau qualitativ absolut zu nehmen, sondern in Relation zum Verlagsprofil. Durchgängige Massenkompatibilität kann auch ein Qualitätsmerkmal sein, indem das Produkt den Kundenbedürfnissen entspricht. ■ Markteignung: Bei aller Argumentation gerade im Publikumsverlag, dieser oder jener Titel bringe zwar nicht viel Geld ein, dafür aber umso mehr Image und Prestige, steht am Ende doch die Erkenntnis, dass das Buch nicht nur ein Kulturgut, sondern auch ein Wirtschaftsgut ist. Abb. 14: Schaltzentrale Lektorat. Quelle: Schickerling/ Menche 2012: 14. Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher 39 <?page no="50"?> ■ Innovation: Trotz aller Vorgaben, Richt- und Leitlinien sowie systematischer Kärrnerarbeit bedarf es auch der Innovation durch neue, überraschende Produkte, die Spielräume für neue Segmente eröffnen. Um all das umzusetzen, bedarf es auch der ausgeprägten Fähigkeit, Projekte abzulehnen: „ Programm gestalten heißt nicht nur, Projekte erdenken und anregen, sondern viel häufiger noch: nein sagen. Nein sagen zu qualitativ ungeeigneten Angeboten, aber auch zu solchen, die keinen Ertrag versprechen und zugleich keinen so besonderen Rang haben, dass man Verluste bewusst in Kauf nehmen will. Es ist auch nötig, nein zu sagen zu Projekten, die gut und Ertrag versprechend erscheinen, aber thematisch oder im Blick auf die vom Verlag angesprochenen Zielgruppen nicht passen. “ (Lucius 2014: 72) Nein sagen muss das Lektorat auch zu Projekten, die nur „ aus notwendiger oder eingebildet notwendiger Rücksichtnahme auf Außenstehende “ (Röhring 2011: 39) verlegt werden würden. Vermutlich wird man in einem Lektorenleben häufiger Nein sagen müssen als Ja sagen dürfen. In der Programmarbeit laufen also die genannten Komponenten zusammen; sie sind kein Selbstzweck, sondern schlichte ökonomische Notwendigkeit. Verlage stehen unter ständigem Produktionszwang, und der Lektor ist dafür verantwortlich, „ dass der Verlag eine Produktionsperspektive “ (Wellershoff 1972: 54) hat, dass also der wirtschaftliche Rahmen (Programmumfang und Finanzierung) durch das entsprechende Programm ausgefüllt wird. Das ist durchaus vergleichbar mit anderen Sparten der Kulturindustrie wie Rundfunk und Fernsehen. Hans Magnus Enzensberger hat das in seinem Taschenbuch-Essay Bildung als Konsumgut auf den Punkt gebracht: „ Die Lektoren [. . .] haben unter gar keinen Umständen die Möglichkeit, die Zahl der Neuerscheinungen nach dem Vorhandensein oder Fehlen sinnvoller Verlagsobjekte einzurichten. Sie befinden sich in der gleichen Lage wie ein Rundfunkredakteur, der seinen vorweg gegebenen Programmrahmen unbedingt zu füllen hat. Verstiege er sich zu dem Vorschlag, man möge Funkstille eintreten lassen, da etwas Brauchbares zur Sendung nicht vorliege, so verfiele er augenblicklich der Rache des Apparats. “ (Enzensberger 1971: 142 f.) Das Buch als Kulturgut und als Wirtschaftsgut Die folgenden Zitate illustrieren den Spagat zwischen inhaltlichen und wirtschaftlichen Aspekten bei der Programmgestaltung: „ Wichtig sind zum einen natürlich finanzielle Kriterien, sprich: Rechnet sich das? Sollte es tun, in den meisten Fällen. Allerdings 40 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="51"?> kann man auch Ausnahmen machen, wenn man sagt: Es gibt einen bestimmten Bereich im Programm, den wir noch stärken möchten und dazu ist dieser Titel ideal. Dann würde man den auch aus solchen Gründen einkaufen. “ (Carlos Westerkamp, Ullstein-Verlag; zit. nach Hömberg 2010: 147) „ Das erste Kriterium ist nicht die Wirtschaftlichkeit, das erste Kriterium ist mein Programm. Ich weiß ja, was ich tun möchte. Wenn ich gerade sehr viele Krimis habe, dann weiß ich, dass ich noch ein paar historische Romane oder Frauenromane brauche. Manchmal werden auch gute Sachen abgelehnt, weil ich sage: Ich habe fünf historische Romanautoren, ich brauche keinen sechsten historischen Romanautor. “ (Maria Dürig, Limes-Verlag; zit. nach Hömberg 2010: 148) „ Wir haben ständig unsere Programmlisten und schauen schon: Wie weit ist das Programm gediehen? Und wie passt der Titel da rein? Ist der sprachlich und inhaltlich gut? Und rechnet er sich auch? Das sind so die Kriterien, die absolut erfüllt sein müssen. “ (Claudia Stein, Büchergilde Gutenberg; zit. nach Hömberg 2010: 148) „ Nein, es gibt bei uns überhaupt keine ökonomischen Vorgaben. Das entscheidet auch der Vertrieb und das Marketing nicht mit. [. . .] Ökonomische Entscheidungen spielen in erster Linie keine Rolle. Die erste Entscheidung ist die qualitative und inhaltliche Entscheidung. “ (Susanne Schüssler, Wagenbach-Verlag; zit. nach Hömberg 2010: 148) Die repräsentative Studie Lektor im Buchverlag von Walter Hömberg (2010) gibt uns die Möglichkeit, die theoretischen Darstellungen mit der Empirie abzugleichen. Hömberg befragte 311 Lektorinnen und Lektoren mittels eines umfangreichen Fragebogens. Dabei gelangte er zu einer Einteilung in drei Lektorentypen. Die deutlich größte Gruppe (62 Prozent) bilden die „ klassischen Allrounder “ . Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind die Arbeit mit den Autoren und am Manuskript sowie die Konzeptions- und Entwicklungsarbeit. Die wesentlich kleinere Gruppe, die Hömberg „ Projektmanager “ nennt, betreut ebenfalls häufig Autoren, leistet jedoch deutlich weniger Manuskriptarbeit. Kostenkalkulation und Zeitmanagement nehmen hier einen größeren Anteil ein, während die konzeptionelle Arbeit zurücktritt. Die „ Textarbeiter “ sind mit 14 Prozent die kleinste Gruppe. Wie die Bezeichnung sagt, liegt der Tätigkeitsschwerpunkt eindeutig bei der Arbeit am Manuskript in den verschiedensten Ausprägungen. Alle anderen Arbeiten treten demgegenüber zurück. Die Allrounder arbeiten deutlich häufiger im Fiction-Bereich, Projektmanager und Textarbeiter häufiger im Nonfiction-Bereich. Einzelheiten zeigt die nachstehende Tabelle (Abb. 15). Lektor - „ Produktmanager “ - Programmmacher 41 <?page no="52"?> Die statistische Auswertung ist wie folgt zu lesen. Der Wert x quer ist der Mittelwert, der sich aus der Skala der Antwortmöglichkeiten von 1 = häufig, 2 = selten, und 3 = nie errechnet. Ein Wert 1,00 bei der Autorenbetreuung bedeutet also, dass sowohl der klassische Allrounder als auch der Projektmanager ausnahmslos mit Autorenbetreuung befasst sind. Folglich ist auch die Standardabweichung s null. Je höher der Wert x quer ist, desto seltener sind die Lektorentypen mit der jeweiligen Tätigkeit befasst. Je höher die Standardabweichung s ist, desto größer ist die Streubreite der Antworten. Unter den Allroundern ist also bei deren Tätigkeitsmerkmalen die Befassung mit herstellerischen Aufgaben am unterschiedlichsten. Betrachtet man die Ziele, die Lektoren bei ihrer Arbeit zu erreichen anstreben, so stehen vier Bereiche ganz oben: die Interessen des Verlags zu Abb. 15: Tätigkeitsmerkmale der Lektorentypen. Quelle: Hömberg 2010: 103. 42 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="53"?> vertreten, den Interessen des Autors zu dienen, den Lesern Entspannung und Unterhaltung zu bieten sowie sich selbst zu verwirklichen. Das Spannungsverhältnis zwischen der Interessensvertretung des Verlags und der des Autors hindert die Lektoren nicht daran, beide Aufgaben als hoch relevant einzustufen - mit einem kleinen Vorsprung für die Interessen des Verlags. Am Ende der Skala stehen hohe Verkaufszahlen zu erreichen (Platz 9) und viel Geld zu verdienen (Platz 10) (118 - 121). Die Wichtigkeit der Selbstverwirklichung und die deutlich geringere Relevanz des Markterfolgs und der Höhe des Einkommens ist ein ferner Widerhall des Lektors als eines etwas weltfremden autonomen Kulturschaffenden. Auch zur Lektor-Autor-Beziehung liefert die Studie von Hömberg interessante Daten. Die Lektoren schätzen die Zusammenarbeit mit ihren Autoren trotz von denen erwarteter permanenter Zuwendung als meist reibungslos ein und fühlen sich von ihnen wertgeschätzt, ohne dass in der Regel eine enge freundschaftliche Beziehung zustande kommt. An der Spitze aber steht für die Lektoren die Aussage, dass die Zusammenarbeit mit den Autoren den eigentlichen Reiz ihrer Arbeit ausmache. Zwei Drittel der Befragten sind dieser Meinung; nur sechs Prozent stimmen dem „ weniger “ oder „ überhaupt nicht “ zu (158 f.). 3.2 Grundstrukturen der Lektoratsarbeit Im Folgenden werden die vier Grundstrukturen der Lektoratsarbeit dargestellt. Die Ausführungen können sich an dieser Stelle nur auf allgemeine Merkmale beschränken, da selbstverständlich die Tätigkeitsfelder, Schwerpunkte und Aufgaben je nach Größe, Programm und Struktur eines Verlags unterschiedlich sind. Daher werden in den anschließenden Kapiteln diese Grundstrukturen je nach Verlagstyp noch einmal aufgegriffen. 3.2.1 Akquisition Die Akquisition von Inhalt (Content), sei es eines belletristischen Texts, eines hoch spezialisierten Fachbuchs, einer wissenschaftlichen Monografie oder auch des relativ unstrukturierten Knowhows eines Spezialisten, erfolgt durch unmittelbaren Kontakt mit dem potentiellen Autor, durch Hinweise eines Scouts, Vermittlung eines Agenten oder durch Verhandlungen mit einem ausländischen Rechteinhaber, in der Regel einem Verlag, der seinerseits wieder durch einen Agenten vertreten werden kann. Dieser Akquisitionsweg hat für den Verlag den Grundstrukturen der Lektoratsarbeit 43 <?page no="54"?> Vorteil, dass das Buch bereits einen Selektionsprozess durch den ausländischen Verlag durchlaufen hat, was die Entscheidungsunsicherheit reduziert. Weitere Akquisitionswege sind der Einkauf einer Lizenz (beispielsweise für eine Taschenbuchausgabe von einem Hardcover-Verlag oder für eine Buchgemeinschaftsausgabe) sowie die Inhouse-Entwicklung eines Buchprojekts, das dann mit Hilfe externer Contentkompetenz umgesetzt wird. Dieses Vorgehen findet sich oft bei Ratgeber- und Fachverlagen, aber auch bei Sachbuchverlagen. Die Abwerbung eines erfolgreichen Autors von einem Konkurrenzverlag oder die Selektion eines Manuskripts aus dem Berg unaufgefordert eingesandter Manuskripte können ebenfalls Wege zur Akquisition von Inhalten sein. Zur Akquisition gehört natürlich auch die interne Präsentation und Durchsetzung eines Projekts im Verlag. Zu oft wird in den Darstellungen zum Lektor (besonders im belletristischen Lektorat) so getan, als setze sich Qualität ohnehin von selbst durch. Dass es bei Projekt- und Programmentscheidungen auch um Status- und Prestigefragen, um Konkurrenz um die Programmplätze geht, wird geflissentlich übergangen. Einfluss auf die Entscheidung haben neben den in 2.4 genannten Kriterien weitere interne und externe Faktoren. So haben Außendienstmitarbeiter signifikant höheren Einfluss auf die Arbeit von literarischen Lektoren, als das bei Fachbuchlektoren der Fall ist. Das gilt auch für Buchhändler und Kritiker. Naturgemäß ist ein solcher Einfluss im Schul- und Lehrbuchbereich am geringsten (Hömberg 2010: 139 und 144). Sinnvolle und zielführende Akquisitionsarbeit kann aber auch Nicht-Akquisition bedeuten, also die Ablehnung von Angeboten, die aus den verschiedensten Gründen nicht in das Programm des Verlags passen. Ulrich K. Preuß hat die rhetorische Frage gestellt, ob nicht „ der Lektor durch tätiges Verhindern von Büchern einen weit wertvolleren Beitrag zum Blühen der Literatur und der Wissenschaft leistet als durch die aktive Produktion immer neuer Bücher “ (Preuß 1989: 177). 3.2.2 Autorenbetreuung Autoren sind das wichtigste Kapital eines Verlags, was in der Alltagsarbeit leider sehr oft vergessen wird, denn ohne Autoren gibt es keine Bücher und ohne Bücher keinen Verlag. Nach der Akquisition ist daher die Autorenbetreuung die wichtigste Aufgabe in der Lektoratsarbeit. Von deren vier Grundstrukturen lässt sich vermutlich die Betreuung des Kreativpotentials eines Verlags am wenigsten auf einen Begriff bringen. Zu groß ist die Spannbreite der Autorenindividualitäten, der Verlagstypen und der organisatorischen Strukturen sowie der 44 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="55"?> Genres und Textsorten. So hat sich beispielsweise der Literaturnobelpreisträger Elias Canetti Eingriffe in seinen Text, die über orthografische und Korrekturen der Interpunktion hinausgingen, strikt verbeten. Andere belletristische Autoren hingegen - so hört man - überlassen es dem Lektor, aus einem Stapel Manuskript ein Buch zu machen. Schreibhemmungen oder gar Schreibblockaden dürften wiederum bei Nonfiction-Autoren eine deutlich geringere Rolle als bei literarischen Autoren spielen. Gespür für den Autor „ Das psychologische Feingefühl, die Fähigkeit, sich auf unterschiedliche Menschentypen einzustellen, kommunikativ zu sein - dieses Gespür zu haben, das ist für das Autorenmanagement extrem wichtig. “ (Christoph Selzer, Klett-Cotta-Verlag; zit. nach Hömberg 2010: 165) Gleichwohl will auch der Autor, für den das Schreiben eines Buchs nur Nebenberuf oder gar Freizeitbeschäftigung ist, mit seinen Problemen wahr- und ernstgenommen werden. Das beginnt bereits bei den Reaktionszeiten der Verlage auf Anliegen, Nöte und Probleme ihrer Autoren. Leider werden die geistigen Urheber der Verlagsprodukte oft als Störfaktor im Alltagsstress und in den prozessoptimierten Workflows mit ihren Standardisierungen empfunden. Nicht überall gilt der eherne Grundsatz für eine erfolgreiche Lektorats- und Verlagsarbeit: authors first. Manchmal genügt auch eine kurze E-Mail, dass die Nachricht mit der Frage zwar angekommen ist, man aber erst in ein paar Tagen dazu komme, fundiert zu antworten. 3.2.3 Arbeit am Text Die Arbeit am Text beginnt für den Lektor nicht erst mit dem Lektorieren und Redigieren des eingegangenen Manuskripts, sondern bereits bei eindeutigen Absprachen mit dem Autor über Formalia der Manuskripterstellung. Falls nicht von Verlagsseite aus einheitlich geregelt empfiehlt sich die Erstellung einer üblicherweise Stylesheet genannten Anleitung. Darin werden u. a. Grundsätze der Textgestaltung, Überschriftenhierarchien, Zitierweise, Auszeichnungen und Vorgaben für das Literaturverzeichnis geregelt. Für dieses Buch hat der Verlag unter anderem um die Beachtung der hier auszugsweise wiedergegebenen Konventionen gebeten. In manchen Fällen sind Stylesheets besonders umfangreich, etwa in Kochbuchverlagen. Grundstrukturen der Lektoratsarbeit 45 <?page no="56"?> Stylesheet 1 Allgemeines 1) Der Text sollte ohne Formatierungen, d.h. ohne freie Absätze, ohne Blockformat, ohne Paginierung, ohne Silbentrennung, ohne Einzug verfasst werden. 2) Bitte verzichten Sie bis auf die im Folgenden genannten Formatierungen auf eine „Verschönerung“ des Satzbildes durch zusätzliche Formatierungen z.B. im Schriftgrad, im Schrifttyp, durch Versalien u.ä. 3) … 2 Textgestaltung 1) Seitenlayout: 2,5 cm Abstand ringsum 2) Absätze: Keine Leerzeilen zwischen den einzelnen Abschnitten 3) Zeilenabstand: 1,5 4) … 3 Überschriften Um eine leserInnenfreundliche und übersichtliche Gestaltung zu ermöglichen, sollten die Kapitel durch Überschriften gegliedert werden. Dabei sollten nicht mehr als 3 Ebenen (1.1.1) plus eine nicht nummerierte Zwischenüberschrift verwendet werden. 4 Zitierweise 1) Z itate bis zu 3 Zeilen erscheinen im laufenden Text und werden durch doppelte, typographische („…“) Anführungszeichen gekennzeichnet. Bitte verwenden Sie keine geraden Anführungszeichen ("…"). 2) Zitate von mehr als zwei Zeilen erscheinen als Absatz, eingerückt und ohne Anführungszeichen. 3) Auslassungen werden durch „[…]“ angezeigt (Shortcut: „AltGr + .“). 4) Quellenangaben erfolgen in Klammern im Text nach der author-date-Methode. 5) … 5 Aufzählungen 1) Bitte verwenden Sie für nicht nummerierte Aufzählungen auf der ersten Ebene Punkte, auf der zweiten Ebene (Aufzählung innerhalb einer Aufzählung) Spiegelstriche. 2) Bitte verwenden Sie für nummerierte Aufzählungen … 6 Abbildungen Bitte verwenden Sie Bilder mit einer Auflösung von mindestens 300 dpi und speichern Sie diese, wenn möglich, in einem nicht-komprimierten Format, z.B. als TIFF. Bitte fügen Sie die Abbildungen nicht in Word ein, sondern liefern Sie diese als separate Datei und setzen Sie in der Word-Datei einen Verweis, wo die Abbildung eingefügt werden soll. Die Benennung der Datei sollte eine eindeutige Zuordnung zur entsprechenden Textstelle ermöglichen. 7 Auszeichnungen 1) Bitte nutzen Sie zur Hervorhebung wichtiger Schlagworte im Text Kursiva. 2) Bitte machen Sie auch vor der Möglichkeit didaktischer Textelemente Gebrauch, z.B. Infokästen, Definitionen, Beispiele, Exkurse etc. Es sollten aber nicht zu viele Elemente verwendet werden und jeder Typ sollte einheitlich formatiert sein (z.B. Definitionen: grau hinterlegt; Infokästen: ohne Hinterlegung, aber mit Rahmen etc.). 8 … Abb. 16: Auszug aus dem Stylesheet, das diesem Buch zugrunde liegt. Quelle: Narr-Verlag. 46 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="57"?> & Die knapp 50-seitige Broschüre Lektorat und Redaktion im Buchverlag von Hermann Lewy und Dieter Raab (1956 in der ehemaligen DDR erschienen) bietet trotz ihres Alters noch immer hilfreiche Hinweise, zumal sie ohne ideologischen Überbau auskommt. Allerdings ist sie kaum noch zu erhalten. Nach Eingang des Manuskripts wird der Lektor eine formale Kontrolle (Vollständigkeit inkl. Anhang, Übereinstimmung von Inhaltsverzeichnis und Kapitelüberschriften), eine erste inhaltliche Kontrolle (Plausibilitätskontrolle oder Detailrecherchen) und eine rechtliche Kontrolle (Verlagsvertrag, Abdruckrechte, Persönlichkeitsrechte) vornehmen. Für die eigentliche Textarbeit lassen sich über die Verlagstypen hinweg keine allgemein verbindlichen Grundsätze über die in 2.3 genannten Anforderungen hinaus aufstellen. Die Diskussionen, was gutes Deutsch sei, füllen Bibliotheken; konkrete (und sinnvolle) Handlungsanleitungen sind kaum zu finden. & Nach wie vor erfrischend pragmatisch sind Deutsch fürs Leben (1994) und das ergänzende Deutsch für junge Profis (2011) von Wolf Schneider. Oberstes Prinzip ist die Einheitlichkeit. Dazu gehört an allererster Stelle, dass der Duden für absolut verbindlich erklärt wird. Das gilt auch für Autoren, die meinen, sich einer Privatrechtschreibung befleißigen zu müssen oder gar noch der alten Rechtschreibung huldigen - es soll auch noch Verlage geben, die das tun! Verbindlich sind auch die Regeln des Duden für die Textverarbeitung, zum Beispiel, was die Sonderzeichen betrifft (z. B. Gedankenstatt Bindestrich). & Wenn man die direkte Leseransprache in Büchern mag, ist Bücher machen. Ein Handbuch für Lektoren und Redakteure von Michael Schickerling und Birgit Menche ein wichtiges Hilfsmittel für das Lektorieren und Redigieren von Texten, für den Umgang mit Abbildungen jeder Art, für Register und Korrektur bis zur Satzreife (2012: 105 - 159). Die Einheitlichkeit kann durch übergreifende Regelungen für den gesamten Verlag oder für Reihen o. Ä. oder aber durch ad-hoc-Regelungen für das jeweilige Werk erreicht werden. Besonders im letzten Fall ist eine Checkliste, die während der Manuskriptarbeit fortlaufend ergänzt wird, unabdingbar. Zwar glaubt man während des Redigiervorgangs sich Entscheidungen, die man gerade getroffen hat, merken zu können, doch lehrt die Erfahrung, dass dem nicht so ist. In der Regel wird man sogar mit zwei sich ergänzenden Checklisten arbeiten, zum Grundstrukturen der Lektoratsarbeit 47 <?page no="58"?> einen mit der generellen, zum anderen mit einer projektspezifischen Liste. Diese kann zum Beispiel Schreibeigentümlichkeiten (Potential/ Potenzial, Bibliographie/ Bibliografie, Buches/ Buchs), Koppelungen (Marketing-Mix/ Marketingmix, Narr-Verlag/ Narr Verlag), über die üblichen Abkürzungen hinausgehende Abbreviaturen (besonders/ bes., Deutschland/ Dtld.) oder die Struktur von Bildunterschriften (etwa bei Kunstbänden mit standardisierten Angaben) fixieren. Standardisierung von Angaben Beispiel der Struktur der Bildunterschriften in einem Buch über Picasso und den Surrealismus: Laufende Nummer: halbfett. Punkt. Titel des Kunstwerks: kursiv, halbfett. Komma. Entstehungsort: normal. Komma. Entstehungsdatum: normal. Komma. / Neue Zeile/ Technik: normal. Komma. Maße: normal. Komma. Besitz: normal. Komma. Archivnummer: normal. Komma. Literaturangabe: normal. Kein Satzzeichen. Zur Satzreife des Manuskripts, also zu seinem Zustand bei Übergabe an die Herstellungsabteilung, gehören auch die Titelei mit Schmutztitel sowie das vollständige Impressum mit den verlagsüblichen Einzelangaben. Hier ist es sinnvoll, eine Musterdatei anzulegen, die beim jeweiligen Projekt überschrieben wird. Mit der Übergabe an die Herstellabteilung endet die Textarbeit jedoch nicht, denn auch die Korrekturdurchläufe gehören zu den Aufgaben des Lektors. Dabei werden Autorkorrekturen, Korrekturen des hauseigenen Korrektors und ggf. Lektoratskorrekturen kollationiert, das heißt, in einem Exemplar beziehungsweise in einer Datei zusammengetragen. In Verlagen, in denen noch auf Papier gearbeitet wird, sind die Korrekturzeichen, die man ebenfalls im Duden findet, anzuwenden. Wo der Workflow rein elektronisch organisiert ist, werden für die Korrekturdurchgänge die Korrekturverfolgung und die Kommentarfunktion aktiviert. Für PDFs sollten sowohl auf Autorenwie Verlagsseite entsprechende Programmversionen vorhanden sein. Bei komplexeren Büchern mit Abbildungen, Registern, Literaturverzeichnissen etc. gehören diese Elemente im weiteren Sinn ebenfalls zur Arbeit am Text. Inwiefern etwa die Bildbeschaffung an den Autor oder an eine Bildabteilung delegiert werden kann oder die Registererstellung an freie Mitarbeiter outgesourct wird beziehungsweise nach entsprechender Kodierung elektronisch erfolgt, ist wiederum eine Frage der Organisation des jeweiligen Verlags. 48 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="59"?> 3.2.4 Dienstleistungen Dienstleister gegenüber den anderen Abteilungen des Verlags ist der Lektor in mannigfacher Hinsicht. Wichtigste Aufgabe ist dabei das Verfassen von Werbetexten (Umschlag-, Vorschau- und Pressetexte), die jeweils zielgruppenspezifisch zu schreiben sind. Die Umschlagtexte zielen in erster Linie auf den Endkunden, die Vorschautexte auf den Buchhandel, die Pressetexte auf Journalisten. Sie alle haben verschiedene Informationsbedürfnisse, die befriedigt werden müssen. Vorschautexte und Pressetexte, die aus dem Lektorat zugeliefert werden, werden oft in den entsprechenden Abteilungen redigiert und dabei in ihrer werblichen Aussage zugespitzt. Zweiter wichtiger Bereich der durch den Lektor zu erbringenden Dienstleistungen sind beratende und informatorische Pflichten der verschiedensten Art. Das beginnt bei den Angaben und Hinweisen, die der Lektor an die Herstellungsabteilung liefert, sei es für eine erste Kalkulation, sei es für die anschließende Produktion des Buchs (Format, Umfang, ggf. Zahl der Abbildungen, Bindeart, ggf. Reihenzuordnung etc.). Als Basis für die immer wichtiger werdenden Marketingmaßnahmen sorgt der Lektor dafür, dass die entsprechende Abteilung Informationen zum Autor, zu seinem publizistischen Umfeld und zu seinen sonstigen relevanten Aktivitäten erhält. Das gilt in Analogie für die Presseabteilung. Zu den informatorischen Pflichten gehört beispielsweise aber auch die schlichte Mitteilung an die Buchhaltung, dass der Autor das Manuskript abgeliefert hat, denn oft ist vertraglich geregelt, dass dann eine Honorarzahlung an ihn fällig ist. Die anschließende Beschreibung der Grundstrukturen der Lektoratsarbeit in den verschiedenen Verlagstypen hat gegenüber der allgemeinen Unterscheidung verschiedener Lektoratstypen den Vorteil, dass die jeweiligen Tätigkeitsfelder ganzheitlich dargestellt werden können. Die von Wulf D. von Lucius (2014: 97 f.) vorgeschlagene Unterscheidung in „ das acquirierende Lektorat (procuring editor), das sichtende, bewertende Lektorat, das ordnende, korrigierende Lektorat (copy editor), das schreibende Lektorat (Beispiele: Schulbuch, Reiseführer, Lexikonredakteure, d. h. Angestellte als Autoren) “ hat idealtypisch natürlich ihre Berechtigung, geht jedoch an der Verlagsrealität vorbei, da sie Tätigkeitsmerkmale vereinzelt, die gerade in kleineren Verlagen oft in einer Person vereinigt sind. * Grundstrukturen der Lektoratsarbeit 49 <?page no="60"?> Einen völlig neuen methodischen Ansatz, die komplexe Lektoratsarbeit zu beschreiben, hat Marja-Christine Sprengel ihrer umfangreichen Dissertation Der Lektor und sein Autor zugrunde gelegt. Sie geht dabei von dem theoretischen Konzept des Mentoring aus, das aus den USA stammt und auf empirischer Forschung basiert: „ Unter Mentoring wird in Anlehnung an Paula B. Schneider eine dyadische Konstellation von einem (in einem Bereich) erfahrenen Mentor und seinem (in diesem Bereich) weniger erfahrenen Protegé über einen längeren Zeitraum hinweg verstanden. Das Ziel dieser Mentoring-Beziehung ist es, den Protegé in seiner Karriere zu unterstützen. “ (Sprengel 2016: 9 f.) Die Autorin überträgt die elf Funktionen des Mentor Role Instrument auf das Verhältnis Lektor - Autor. Da der Ansatz wirklich bedenkenswert ist, sei er hier ausführlich beschrieben und zitiert. Die erste Gruppe, die karrierebezogenen Funktionen, umfasst sponsor ( „ hilft dem Autor dabei, in gewünschte Positionen zu kommen “ ), coach (hilft dem Autor, „ die Mechanismen im Literaturbetrieb zu verstehen “ ), protect ( „ Schutz des Autors vor Handlungen und Personen, die sich negativ auf seine Karriere auswirken können “ ), challenge ( „ umfasst in der Zusammenarbeit zwischen Lektor und Autor die zentrale Aufgabe des Lektors: die Arbeit am Text “ ) und exposure ( „ hilft dem Autor, stärker im Literaturbetrieb wahrgenommen zu werden “ ). Die zweite Gruppe, die psychosozialen Funktionen, bezieht sich auf die persönlichen Beziehungen zwischen Mentor und Protegé und umfasst friendship (Aufbau von Vertrauen zwischen Lektor und Autor), social (auch außerberuflicher Kontakt zwischen Lektor und Autor), parent (Fürsorglichkeit gegenüber dem Autor), role model (z. B. Vorbildcharakter hinsichtlich des Umgangs mit Texten), counseling (Rat für die berufliche und persönliche Entwicklung des Autors) und acceptance (Respekt und „ wechselseitige Bestätigung, Unterstützung, Ermunterung und Ermutigung in der Autor-Lektor-Beziehung “ ; Sprengel 2016: 11 - 15). Offenkundig ist, dass nicht alle Funktionen in gleicher Weise relevant sind. So sind parent und role model wohl eher selten anzutreffen. Auch ist zu berücksichtigen, dass Sprengel diesen theoretischen Ansatz auf die Beziehungen zwischen Lektor und Autor im literarischen Verlag bezieht. Sie analysiert nämlich im Hauptteil - basierend auf dem im Deutschen Literaturarchiv in Marbach befindlichen Verlagsarchiv des Suhrkamp Verlags - ausführlich und detailliert die Beziehungen wichtiger Suhrkamp-Lektoren zu ihren Autorinnen und Autoren. Viele Befunde sind daher wohl nur für den belletristischliterarischen Sektor zutreffend. Speziellere Limitierungen bringt die Autorin auch selbst zur Sprache (Sprengel 2016: 19). Doch wäre die Frage eine Untersuchung wert, inwiefern das Analysemuster des Mentor Role Instruments sich auch auf die anderen Verlagstypen anwenden ließe. 50 Funktionen und Hauptaufgaben <?page no="61"?> Teil II <?page no="63"?> 4 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag Wegen des heterogenen, sehr breiten Spektrums des Programms eines Publikumsverlags mit Fiction und Nonfiction lassen sich Rolle und Funktion einer Lektorin in diesem Verlagstyp nicht verallgemeinernd darstellen. Daher wird in diesem Kapitel zwischen dem belletristischen Verlag, dem Sachbuchverlag und dem Ratgeberverlag unterschieden. Was aber nicht bedeutet, dass diese Typen jeweils als eigenständige Verlage organisiert sein müssen. Gerade große Publikumsverlage vereinen alle drei Sparten unter einem Dach. Was ist ein Publikumsverlag? „ Publikumsverlag, ein Unternehmen, das sich ausschließlich oder weitgehend auf die Herstellung und den Vertrieb von Werken der Fiction und der Non-Fiction spezialisiert hat. Die vom Publikumsverlag veröffentlichten Produkte dienen der Unterhaltung, der Bildung, der Information und der lebenspraktischen Unterweisung. Sprachlich sind die Werke allgemeinverständlich ohne fachspezifischen oder wissenschaftlichen Jargon geschrieben. Die Produktpalette reicht von Romanen verschiedener Genres, Gedichten und nicht-wissenschaftlichen Klassikerausgaben über Sachbücher und Ratgeber sowie Lifestyle- und Coffeetable-Books bis zu Geschenkbüchern, Hörbüchern und Non- Book-Artikeln. “ (Rautenberg 2015: 321) 4.1 Lektoratsarbeit im belletristischen Verlag Wer die Literatur zur Lektorin intensiver studiert, muss den Eindruck gewinnen, eine Lektorin sei per se eine belletristische Lektorin. Zahlreiche Publikationen reflektieren und analysieren das Selbstverständnis dieser Species, ihre Leiden an der dienenden Funktion, ihre verhinderte Autorschaft, ihre diffizile Beziehung zum Autor. So geht ein Überblicksartikel über „ Verlagslektoren “ stillschweigend davon aus, dass diese in einem literarischen Verlag (was ja durchaus eine Einschränkung gegenüber dem belletristischen Verlag ist) ihren Wirkungskreis haben. Es <?page no="64"?> liege auf der Hand, „ dass Verlagslektoren nicht nur eine der Schlüsselpositionen im Literaturbetrieb besetzen, sondern auch markant ihre Spuren in der Literaturgeschichte hinterlassen haben “ (Beilein 2009: 24). Neben zahllosen Einzelartikeln gibt es seit den 1960er Jahren eine Reihe von Sammelbänden zum Lektor und seiner Beziehung zum Autor, teils ganz aus der Sicht des Verlagsmenschen, teils aus der des belletristischen Autors (Akzente 1969/ Heft 2, Die Begegnung 1978/ 79, Habermas/ Pehle 1989, Nickel 2006, Bruch/ Schneider 2007, Wallmoden 2010). Wichtig ist ferner die Serie Der Autor und sein Lektor, die zwischen 2000 und 2005 in unregelmäßigen Abständen in einundzwanzig Folgen im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels erschienen ist. Aufschlussreich ist die „ Verdichtung “ der Beiträge seit der Jahrtausendwende. Bezeichnend auch, dass 2006 die erste „ Lektorenkonferenz “ stattfand. Grundsätzlich waren die oben genannten Beiträge von gegenseitigem Wohlwollen zwischen Autor und Lektor getragen. Eine Publikation der jüngeren Zeit macht jedoch keinen Hehl daraus, wie sehr Lektoren unter den von ihnen betreuten Autoren gelitten haben. So sagt Raimund Fellinger, der langjährige Suhrkamp-Cheflektor, in einem lesenswerten Interview mit dem Titel Welcher Schriftsteller ist kein Kotzbrocken? : „ Ich habe von Autoren alle möglichen Demütigungen erlebt: Ein halbstündiges Donnerwetter am Telefon, dass ich unfähig sei zu lesen und zu denken, Stehenlassen auf der Straße, stundenlanges Schweigen im Restaurant, Erpressungsversuche durch Winken mit einem anderen Verlag. “ (Fellinger 2016: 27). 1994 hat Peter Handke ihn als „ Verbrecher “ beschimpft (ebd.). In vielen Aufsätzen und Artikeln zum Thema spiegeln sich bereits in den Überschriften die Zuschreibungen. Lektoren (Lektorinnen kommen in den Titelformulierungen nicht vor) sind „ graue Eminenzen der Literatur “ (Ehrenhauss 1968 und Bonhage 1969), also „ die Schattenmänner “ (Weidermann 2006), die „ zwischen allen Stühlen “ (Fritsche 1978/ 79) sitzen und „ im Maschinenraum der Literatur “ (Hielscher 2007) malochen. Alltag im Lektorat „ Der Arbeitstag eines Lektors teilt sich in Telefonieren, Koordinieren, Kalkulieren, Kollationieren oder Korrekturlesen, in Werbetexte schreiben oder Herstellungsfragen klären, in Autoren besänftigen und Akquirieren, in Briefe schreiben und Diktieren, in Konzeptionen entwickeln und Programme aufstellen, und wenn dann noch Zeit bleibt - in Redigieren. “ (Schädlich 1991: 45) 54 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="65"?> Als „ Humankapitalist “ (Preuß 1989) und „ Mann im Hintergrund “ (Ostheim 1984) ist der Lektor „ geistiger Geburtshelfer “ (Göbel 1981) und „ erster Leser “ (Michael 1983), den „ eine Hassliebe? “ (Evers 2003) mit seinem Autor verbindet und der sich „ Vorwürfe von allen Seiten “ (Krüger 1969) ausgesetzt sieht. Er ist lieber „ widerspenstiger Funktionär der Kulturindustrie “ (Wellershoff 1962) als zu den „ Literaturkulis und Buchspekulanten “ (Schmitt 1977) zu gehören. Und der Lektor und Schriftsteller Reinhard Baumgart imaginiert den „ idealen Lektor “ (Baumgart 1962). Die Lektorin als Leserin „ Der Lektor ist der besondere Leser. Er liest vor, er liest aus, was möglichst viele Leser nach ihm lesen sollen. Er ist zugleich der bevorzugteste Leser, der lesen darf, was andere erst später lesen können, und er ist auch der belastetste Leser, weil er vieles lesen muss, was die meisten gottlob nie zu Gesicht bekommen. “ (Arnold 2010: 17) Statistisch gesehen arbeitet etwa jede siebte Lektorin im Fiction-Bereich einschließlich Kinder- und Jugendliteratur (Hömberg 2010: 91). & Ein kleines, aber vollständiges Lexikon, den Lektor betreffend hat der Verleger Jochen Jung an das Ende seiner autobiografischen Erinnerungen gestellt. Es reicht von „ Ausbildung “ und „ Durchhaltevermögen “ über „ Kommerz “ und „ Quälgeister “ bis zu „ Verleger “ und „ Zeichensetzung “ . (Jung 2015: 163 - 168) 4.1.1 Akquisition Wie immer sich eine belletristische Lektorin versteht, wie immer sie ihre Rolle sieht, ohne Akquisition von Buchprojekten kann sie ihre Funktion nicht erfüllen - es sei denn, sie arbeitet als desk editor die Projekte Zug um Zug ab, die man ihr zugewiesen hat. Die Wege der Akquisition im belletristischen Bereich sind verworren, wie die von Renatus Deckert herausgegebene Anthologie Das erste Buch. Schriftsteller über ihr literarisches Debüt (2007) mit vielen Beispielen belegt. Vielleicht stärker als in anderen Fällen muss hier zwischen großen und kleinen Unternehmen sowie nach Anspruchsniveau unterschieden werden. Kleinere literarische Verlage werden sich eher auf die persönlichen Netzwerke der Lektorin konzentrieren und auf Feldern arbeiten, die die Großen der Branche vernachlässigen. Lektoratsarbeit im belletristischen Verlag 55 <?page no="66"?> Die Lektorin als Netzwerkerin „ Es ist so, dass Lektoren ein Netzwerk von Kontakten aufbauen, zu Agenturen, Autoren, anderen Leuten im Literaturbetrieb, zu Journalisten, Übersetzern, Kollegen in anderen Verlagen, zu Literaturwettbewerben fahren [. . .]. “ (Hielscher 2007: 14) Große Verlage mit einem massenkompatiblen Programm dagegen werden alle Akquisitionswege, wie sie in 3.2.1 beschrieben wurden, „ mobilisieren “ , um damit alle Möglichkeiten auszuschöpfen, an den begehrten Programmstoff zu kommen. Dem dient vor allem ein intensiver Kontakt mit ausländischen Verlagen, eine enge Zusammenarbeit mit Agenturen sowie der Einsatz von Scouts in den wichtigen Sprachräumen. Die Lektorin auf Reisen „ Dreibis viermal im Jahr machen sich Verlagsleiter mindestens auf, um auf ihre New Yorker Ochsentour zu gehen. Mehrere Tage hintereinander klappern sie die Verlage und Agenturen in Manhattan ab und lassen sich im Ein-Stunden-Rhythmus von den Wunderdingen des amerikanischen Marktes berichten. Siebenmal am Tag lässt man sich von neuen Romanen berichten, die mirakulöserweise zum einen an alle erdenklichen Bestseller vergangener Tage erinnern, zum anderen jedoch von unglaublicher Einzigartigkeit sind. „ Extremely well written “ sind sie alle. “ (Moritz 2001: 21) Die Bedeutung der Agenturen hat sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stark verändert, ihre Zahl ist deutlich gestiegen. Galten Agenten früher als unliebsame Störenfriede im Gespräch zwischen Verleger (weniger der Lektorin! ) und Autor, so fragt heute eine Publikation, ob sie nicht „ die heimlichen Herrscher im Literaturbetrieb “ (Fischer 2001) seien. Zumindest im angelsächsischen Raum geht nichts mehr ohne die Vermittlerposition des Agenten, der eine doppelte Filterfunktion hat: Wird ein Autor durch eine (namhafte) Agentur vertreten, so steigen die Publikationschancen sprunghaft. Zugleich kann der Verlag darauf vertrauen, dass ein (guter) Agent nur etwas anbietet, was in das Programm passt und was Aussicht auf Erfolg verspricht. Wenn jedoch der Berliner Agent Matthias Landwehr behauptet, er habe „ noch nie einen Vorschuss ausgehandelt, der nicht am Markt eingelöst wurde “ (zit. nach Moritz 2001: 29), so kann man diese Aussage getrost dem Genre des 56 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="67"?> Märchens zuordnen. Schließlich ist es auch die Aufgabe des Agenten, eine möglichst hohe Garantiesumme für seinen Autor herauszuhandeln. & Einen guten Überblick über die Situation auf dem Markt der Agenturen gibt der von Ernst Fischer herausgegebene Band Literarische Agenturen - die heimlichen Herrscher im Literaturbetrieb? (2001). Begriff, Arbeitsbereiche und Arbeitsweise sind Gegenstand von Jutta Hillebrands Arbeit Literarische Agenturen im deutschsprachigen Raum (1993). Von der praktischen Arbeit berichten Joachim Jessen et al. in dem Ratgeber Literaturagentur. Erfolgreiche Zusammenarbeit Autor - Agent - Verlag (2006). Da vor allem belletristische Verlage mit einer Flut unverlangt eingesandter Manuskripte konfrontiert sind, ist hier die Lektorin in ihrer Funktion als Selektionsinstanz, als gatekeeper, besonders gefragt. Dieter Wellershoff, selbst Autor und Lektor, bringt es auf den Punkt: „ Der Lektor ist ein professioneller Leser, der andere Leser davor bewahrt, ihre Lust am Lesen zu verlieren, weil er für sie die ungeheure Flut mittelmäßiger, missglückter, unfertiger Manuskripte liest. “ (Wellershoff 1972: 54) Und Ulrich K. Preuß sieht den Lektor als „ Wachhund des Lesepublikums “ und fasst diese Aufgabe in die paradoxe Formel: „ Das Produkt seiner Arbeit ist das Nicht-Produkt. “ (Preuß 1989: 177) Es gibt keine verlässlichen Angaben über die Quote der angenommenen Manuskripte aus dem täglichen Post- und E-Mail-Einlauf. Fest steht, dass sie extrem niedrig ist. Rebekka Göpfert, ehemalige Lektorin im Beck-Verlag, spricht von einem unter Vertrag genommenen Manuskript in sechs Jahren Lektoratstätigkeit (Göpfert 2001: 80), Uwe Wittstock, Journalist und für ein Jahrzehnt Lektor im S. Fischer Verlag, pro Jahr von einem Manuskript unter 1500 (Wittstock 1997: 15) und Daniel Keel, der ehemalige Verleger des Zürcher Diogenes Verlags, von ein bis zwei Manuskripten unter 10.000 (Moritz 1997: 71). Nach welchen Kriterien entscheiden die Lektorinnen, die sich durch „ Entdeckerfreude “ sowie „ Offenheit, Neugier, Sensibilität “ (Schädlich 1991: 43 und 44) auszeichnen? Die in der Diskussion geläufigen Argumente und Kriterien sind so vielfältig wie diffus, so punktuell wie allgemein. Ein erfahrener Lektor bietet eine überraschende Lösung an: „ Vielleicht ist es deshalb das Beste, wenn sich ein Lektor bei der Frage nach seinen Maßstäben kurz und knapp auf seinen Instinkt beruft. Denn mehr oder minder ausgeprägt verfügt wohl jeder über ein instinktives Vermögen, Bücher, die ihn bereichern, zu unterscheiden von solchen, die das nicht tun. Aufgabe des Lektors ist es lediglich, dieses Unterscheidungsvermögen durch eine möglichst ausschweifende Kunsterfahrung zu schärfen und so eine spezielle Sensibilität zu entwickeln. “ (Wittstock 1997: 17) Lektoratsarbeit im belletristischen Verlag 57 <?page no="68"?> Aufschlussreich ist, dass diese Subjektivität ihre Entsprechung auf Seiten der Literaturkritik findet, wenn Jürgen Lodemann, der „ Erfinder “ der SWF-Bestenliste, dem Rezensenten empfiehlt, „ nichts anderem zu trauen als seinem eigenen Geschmack, Verstand und gesundem Vorurteil “ (Lodemann 1981: 65). 4.1.2 Autorenbetreuung Eine genaue Inhaltsanalyse der oben erwähnten Artikelserie Der Autor und sein Lektor, die zwischen 2000 und 2005 in unregelmäßigen Abständen in einundzwanzig Folgen im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels erschienen ist, zeigt, dass aus Sicht von Belletristikautoren vier Funktionen der Lektorin wichtig sind. Sie fungiert erstens und deutlich an erster Stelle stellvertretend für die künftigen Leser; sie ist die sprichwörtliche erste Leserin. Gleichgewichtig genannt werden die Rolle als Vertraute und persönlicher Ansprechpartner, ohne dass es dabei zu freundschaftlicher Verbrüderung kommen müsste. Ferner fungiert sie als Coach, gerade in schwierigen (Schreib-)Situationen; man erwartet von ihr Motivation und Stärkung des Selbstvertrauens. Deutlich weniger gefragt ist die Aufgabe, das Manuskript im Hinblick auf Stil, Grammatik und Rechtschreibung zu redigieren. Einige Autoren lehnen das sogar ab und konservieren damit den Mythos vom genialen Autor, der sich durch kleinliche Einwände des Lektors eingeschränkt fühlt. Die Lektorin als erste Leserin „ übernimmt die Stellung und die Funktion, die ein Autor bei aller Selbstreflexion nicht einnehmen kann - die des in den Entstehungsprozess nicht involvierten Rezipienten: der objektive Blick von außen, der die Ecken und Kanten eines Werks entlarvt, die Aspekte und auch Mängel aufzeigt, die ein Autor, der sich vielleicht in sein Werk eingesponnen hat, nicht mehr wahrnimmt, die jedoch für den Leser wichtig und auffällig sind: Der Lektor nimmt die Schreibhaltung des Autors an und gelangt aus dieser Haltung heraus zu seinen Veränderungsvorschlägen “ (Siblewski 2005: 145 f.). Wie diffizil das Verhältnis zwischen Autor und Lektorin ist, hat der Erfolgsschriftsteller Daniel Kehlmann beschrieben: „ Schriftsteller sind schwierige Menschen, unsozial, narzisstisch, egomanisch, manche halb, einige ganz verrückt. Eine psychotherapeutische Begabung ist sicher nicht schädlich, um mit ihnen zu arbeiten. [. . .] In der Arbeit des Lektors geht es um Texte, es geht aber auch um die Leute, die sie schreiben; auf sie muss er sich einstellen können, und nur in den seltensten Fällen kann das Verhältnis zu ihnen ganz unkompliziert sein. “ (Kehlmann 2010: 109) 58 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="69"?> Die Lektorin als Psychologin „ Die Entschiedenheit gilt den Absichten des Autors, das Feingefühl seiner Person, und diese Balance lässt sich schwer halten; denn der Narzissmus eines Autors erträgt nicht gut Kränkungen, er erwartet die äußerste Hingabe an sein Werk. Die Hingabe des Lektors ist die Kritik, und soweit der Autor sich mit seinem Werk identifiziert, ist sie immer auch notwendige Kränkung. “ (Preuß 1989, 174) In manchen Fällen erwartet der Autor eine „ Art von Komplizenschaft “ (Peter Handke; zit. nach Weiß 1997: 38), die jedoch - zur Enttäuschung des Autors - dann an ihr Ende kommt, wenn die Lektorin das Verlagsinteresse gegen das des Autors vertreten und durchsetzen muss. Die Lektorin als Freundin? „ Wie weit will man freundschaftlich gehen? Das kann man ja nicht immer bestimmen. Freundschaften entwickeln eigene Dynamiken. [. . .] Trotzdem muss man sich schon die Frage stellen, wo will man Grenzen ziehen. “ (Roland Spahr, Fischer-Verlag; zit. nach Hömberg 2010: 164) Sehr differenziert sieht Peter Sloterdijk diese Komplizenschaft. In der Laudatio auf seinen Lektor bei Suhrkamp, Raimund Fellinger, bescheinigt er diesem „ die seltene, allzu seltene Kunst, den Autoren zugleich ein selbstloser Komplize und ein intimer Gegner zu sein “ (Sloterdijk 2012: 564). Die Lektorin als Gegnerin und Freundin I „ Der Gegenleser denkt und liest mit mir gegen mich; so ist er mein Gegner und mein Freund. Er lässt sich nicht von mir bluffen, wie ich mich selber von mir bluffen lasse, und er zeigt mir den Respekt, auf den ich angewiesen bin, indem er versteht, was ich will, und nicht auf das hört, was ich ihm weismachen will. “ (Detering 2010: 52) Welche Bedeutung die persönliche Verbindung Autor - Lektorin hat, belegt auch die Tatsache, dass das Verhältnis zwischen beiden oft enger ist als das zwischen Autor und Verlag. So gibt es etliche Beispiele dafür, dass der Autor der Lektorin folgt, wenn diese ihren Arbeitgeber gewechselt hat. Dass diese Bindung, zumindest von der Seite des Autors, durchaus auch neurotisch eng (und Lektoratsarbeit im belletristischen Verlag 59 <?page no="70"?> eifersuchtbesetzt) sein kann, belegt der Telefondialog zwischen der Schriftstellerin Monika Maron und ihrer Lektorin Ursula Köhler: „ Maron: Mit wem hast du denn gerade so lange gesprochen? Köhler: Das war Anita Albus. Maron: Und was wollte die so lange? [. . .] So lange? Ich hab es mindestens zehnmal versucht, immerzu war besetzt. [. . .] Köhler: Habe ich dir schon gesagt, dass ich der nächsten Woche zwei Tage wegfahre? Maron: Wohin? Köhler: Zu Ransmayr nach Graz. Maron: Warum denn schon wieder zu Ransmayr, da warst du doch gerade. Köhler: Das ist zwei Jahre her. Maron: Trotzdem, zwei Tage zu Ransmayr. Was willst du denn da? “ (Köhler/ Maron 2009: 26) Die Lektorin als Gegnerin und Freundin II Die komplexe Beziehung zwischen Autor und Lektor illustrieren auch die Aussagen des österreichischen Schriftstellers Norbert Gstrein: „ Zu deinem eigenen Lektor hast du ein Verhältnis, das ganz und gar irrational ist, das bei deiner Frau die Frage provoziert, mit wem du eigentlich verheiratet bist, wenn du sie wieder und wieder damit traktierst, ob er in deiner Abwesenheit angerufen hat. “ - „ Du möchtest, dass er sich zu deinen Manuskripten äußert, noch bevor er die Möglichkeit hat, sie zu lesen, und er soll dich mitten in der Nacht wecken, außer sich vor Begeisterung. “ - „ Da lobt er dich am Anfang in den Himmel, um dann Satz für Satz auf den Kopf zu stellen [. . .], bei jedem Punkt, jedem Komma, bei jedem noch so kleinen Hinweis von ihm ist es dir vorgekommen, als würde dir der Boden unter den Füßen weggezogen. “ (zit. nach Weiß 1997: 34) Zunehmend lassen sich auch literarisch anspruchsvolle Autoren von Agenturen vertreten. So ist ein Gespräch mit Katja Müller-Lange mit „ Inzwischen kenne ich kaum einen, der nicht bei einer Agentur wäre “ (Müller-Lange 2001: 57) überschrieben. Die Frage stellt sich, ob bei dieser Entwicklung, die verschiedene Ursachen hat (Verlagskonzentration, Programmausweitung, Überlastung des Lektorats, Übernahme von Dienstleistungen für andere Abteilungen, Auslagerung der Textarbeit an freie Lektorinnen), der Agent nicht zumindest teilweise die Rolle der Lektorin übernimmt und ob im äußersten Fall die Loyalität des Autors 60 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="71"?> zu seinem Agenten größer ist als die zu seiner Lektorin und seinem Verlag. Einerseits entlasten die literarischen Agenten die Beziehung zwischen Verlag und Autor, indem sie die geschäftlichen und juristischen Dinge regeln und damit das Verhältnis Autor - Lektorin von solchen „ Störgeräuschen “ freihalten. „ Andererseits tritt der literarische Agent in Konkurrenz zum traditionellen Lektor, indem er klassische Lektoratsfunktionen übernimmt. “ (Schneider 2001: 40) Die künftige Entwicklung könnte daher so aussehen: „ Je mehr der klassische literarische Lektor zum Produktmanager werden muss, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass Schriftsteller in der Person ihres literarischen Agenten die primäre Bezugsperson sehen, die ihre Belange gegenüber dem Verleger durchsetzen kann. Die Position des literarischen Lektors scheint die kontinuierliche Betreuung immer weniger gewährleisten zu können [. . .]. “ (ebd.) 4.1.3 Arbeit am Text Die vierte oben genannte Aufgabe der Lektorin aus Sicht der Autoren, nämlich das Manuskript im Hinblick auf Stimmigkeit und Stil, Grammatik und Rechtschreibung zu redigieren, scheint auf den ersten Blick die einfachste zu sein. Geht es doch neben den schreibtechnischen und formalen Dingen um vermeintlich einfache Fragen wie Plot und Plotführung, Handlungslogik, lose Enden, Figurenzeichnung, Spannungsaufbau, Straffung etc. Doch in der vielstimmigen Diskussion wird sowohl vonseiten der Autoren als auch der Lektoren immer wieder hervorgehoben, dass die Arbeit am Text doch viel komplexer und komplizierter ist: „ Die Grundidee ist, dass der Lektor im Zuge einer empha- Die Lektorin, die Autorin und der Agent Auf die Frage, wie sich der Unterschied zwischen einer Vertretung durch eine Agentur und Vertretung ohne Agentur bemerkbar mache, sagt die Autor Katja Müller-Lange im erwähnten Gespräch: „ Er macht sich insofern bemerkbar, dass ich selbst ein bisschen professionalisiert werde durch die Agentur. Mir fallen andere Dinge auf, ich habe mehr Distanz zu meinem Verlag, ohne dass dabei die Nähe gleich verloren ginge. Die Verlagsbeziehung ist einfach sachlicher geworden [. . .]. Und die 15 - 20 Prozent [Agenturprovision] beschädigen den Autor in aller Regel nicht. [. . .] Aber wenn das Verhältnis gut ist, dann gewinnt er. Und zwar nicht nur Freiheit in bestimmten Bereichen. Die materielle Frage belastet ja alles. Wenn man den Lektor eine Weile kennt, sich schon fünfmal mit ihm betrunken hat und ihn duzt, dann ist das auch alles schwierig mit dem Geld. “ (Müller-Lange 2001: 63) Lektoratsarbeit im belletristischen Verlag 61 <?page no="72"?> tischen Identifikationsarbeit den jeweiligen Text nicht von außen mit fremden Ansprüchen konfrontiert, sondern ihn von innen her optimiert. Auf diese Weise schreibt der Lektor am Text mit, um ihn in etwas zu verwandeln, das sich auf dem Markt durch literarische Qualität behaupten kann. [Der Lektor ist] eine Art erweiterter Autor, der mitbringen muss, was Autoren nur selten haben: die Fähigkeit, die Texte anderer gleich doppelt zu lesen - mit Empathie und mit dem distanzierten Blick des Kritikers, der nicht nur kritisiert, sondern immer auch weiß, wie es besser gehen könnte. “ (Porombka 2013, 259) Diese Grundidee haben der Autor Hanns-Josef Ortheil und sein Lektor Klaus Siblewski in ihrem gemeinsamen Buch Wie Romane entstehen auf fast dreihundert Seiten in einzigartiger Weise ausgearbeitet (Ortheil/ Siblewski 2008). Hervorgegangen ist das Buch aus Vorlesungen und Seminaren, die beide gemeinsam oder auch getrennt gehalten haben. In je vier Vorlesungen handeln sie den titelgebenden Prozess ab. Die Vielfalt des Inhalts kann hier nicht einmal ansatzweise referiert werden; die Lektüre lohnt sich! Siblewski, der sich unter den Lektoren - auch als Organisator der „ Lektorenkonferenzen “ zwischen 2006 und 2011 - sicher am intensivsten mit der Geschichte und der gegenwärtigen Situation seines Berufstands auseinandergesetzt hat, fasst am Ende seines Buchs Die diskreten Kritiker (2005) die Interaktion zwischen Autor und Lektor im Begriff des „ gezielten Mitschreibens “ (Siblewski 2005: 144) zusammen. Da an dieser Stelle in nuce die Arbeit am Text beschrieben ist, soll sie nicht Arbeit eines bloßen „ Text-Ingenieurs “ (142) sein, der als „ Reparateur von handwerklichen Erzählproblemen “ (143) fungiert, sei diese Passage ausführlich zitiert. Sie expliziert die drei Voraussetzungen des Umgangs mit dem Manuskript: „ Das Projekt des Autors muss in seinen Grundsätzen durch den Lektor gebilligt sein. Ist es das nicht und hat der Lektor das Manuskript dem Autor wieder zurückgegeben, dann hat er die Entscheidung getroffen, dass dieses Manuskript auch durch sein weitgehendes Mitschreiben sich nicht in einen Zustand versetzen ließe, der es gerechtfertigt erscheinen lässt, das Manuskript zu publizieren. (Dabei kann sich das Manuskript, was häufig vorkommt, in einem Zustand befinden, der ein Mitschreiben des Lektors noch nicht möglich macht, und der Autor weiter arbeiten muss, damit der Lektor seinen Teil zur Fertigstellung des Manuskripts beizusteuern in der Lage ist. Allerdings sind auch die Gespräche zwischen Autor und Lektor bereits als ein Umschreiben anzusehen: Der Lektor versucht seinen Schreibbeitrag vorzubereiten.) Das Mitschreiben des Lektors wird durch die ästhetische Anlage des jeweiligen Manuskripts gesteuert. Es handelt sich dabei um ein ‚ immanentes ‘ 62 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="73"?> Schreiben: Der Lektor nimmt die Schreibhaltung des Autors an und gelangt aus dieser Haltung heraus zu seinen Veränderungsvorschlägen. Zu jeder Zeit des Mitschreibens muss zweifelsfrei feststehen, dass es sich bei der Redaktion um ein gezieltes, also durch nichts als die literarische Anlage des Manuskripts gesteuertes Mitschreiben handelt und sich somit nicht die Frage stellt, wer der Autor des Manuskripts ist. Das heißt: Der Lektor übernimmt bei den abschließenden Arbeiten an einem Manuskript Aufgaben, die der Autor auszuführen hätte, er tritt aber niemals an die Stelle des Autors, wie umfangreich auch immer diese Arbeiten sein mögen. Und das hat wiederum drei Voraussetzungen: Grundlegende Ausrichtung (erstens) und wesentliche Teile des Manuskripts (zweitens) müssen von seinem Autor und nicht vom Lektor stammen, und der Lektor darf (drittens) nicht seine eigenen ästhetischen Überlegungen ins Spiel bringen und nach ihnen das Manuskript sprachlich umarbeiten. “ (145 f.) Über der (Zusammen)Arbeit am Text „ liegt das große Tabu eines unverbrüchlichen Diskretionsgebots “ (Wallmoden 2010: 206), denn „ Verschwiegenheit dem eigenen Beruf gegenüber ist kein Versehen, die Zurückhaltung muss als eine der grundlegenden Einstellungen von Lektoren gegenüber ihrer Arbeit angesehen werden “ (Siblewski 2005: 127). Diskretion und Unsichtbarkeit sind daher die Charakteristika des „ unsichtbaren Zweiten “ (Schneider 2005). Dazu gehört allerdings auch „ die stillschweigende Übereinkunft, dass der Erfolg eines Buchs immer dem Genie des Autors und der Misserfolg immer dem Versagen und der Inkompetenz von Lektorat und Verlag geschuldet ist “ (Wallmoden 2010: 206). Die unsichtbare Lektorin „ Die Haupteigenschaft eines Lektors ist seine Unsichtbarkeit. Ein guter Lektor [. . .] taucht in die Tiefen eines fremden Textes ein und bringt so geschickt Änderungen an, dass der Stil des Autors erhalten bleibt, der Text aber dennoch besser wird. “ (Evers 2006: 82) Ein Beispiel für diese Diskretion und Unsichtbarkeit ist die Lektorats- und damit Entstehungsgeschichte von Raymond Carvers berühmtem lakonischen Stil. Sie ist allerdings kein Beispiel für das sensible „ Mitschreiben “ , wie Siblewski es als oberste Maxime der Arbeit am Text postuliert hat. Nachdem 1981 der Storyband Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden erschienen war, wurde Carver zur Kultfigur eines neuen lakonischen Stils. Zehn Jahre später, einige Jahre nach Carvers Tod, wurde öffentlich, dass sein Lektor, Gordon Lish, die Texte um mehr als die Hälfte gekürzt hatte - gegen den Willen des Autors, der sich gegen die Lektoratsarbeit im belletristischen Verlag 63 <?page no="74"?> Publikation wehrte, sich aber nicht durchsetzen konnte oder wollte. Unter anderem hat Lish das Ende einer Geschichte völlig neu geschrieben. Der Lektor trieb insgesamt „ seinem Autor jede Anwandlung von epischem Erzählen aus. Carver so gegen den Strich zu bürsten hatte zweifellos etwas Dreistes. Lish schuf damit einen literarischen Markenartikel: einen distanzierten, knappen, manchmal furchterregend düsteren Autor, der als ‚ Minimalist ‘ zu Weltruhm kam, es aber eigentlich viel lieber hörte, der ‚ amerikanische Tschechow ‘ genannt zu werden “ (Ingendaay 2012: 33). Auch das ist ein Beispiel der Arbeit am Text. 4.1.4 Dienstleistungen Selbstverständlich gilt für die Dienstleistungsaufgaben einer Lektorin im belletristischen Verlag das in 3.2.4 Gesagte. Gerade hier sind aber Informationen über die Netzwerke des Autors, seine weiteren Tätigkeiten und Aktivitäten sowie durchaus auch seine schriftstellerischen Pläne von besonderer Bedeutung. Mehr als bei werblichen Texten zu Nonfiction-Büchern, die in der Regel auf inhaltliche Aussagen fokussiert sind, ist es bei fiktionalen Werken entscheidend, die Texte zu emotionalisieren. Das kann aber nur die Lektorin, da sie neben dem Autor meist die Einzige ist, die das Manuskript gelesen hat. Und nicht selten ist ein solcher Text zu schreiben, noch bevor das Manuskript fertiggestellt ist. Den Arbeitsablauf am Beispiel eines fremdsprachigen belletristischen Titels von der Akquisition bis zum Erscheinen des Buchs zeigt idealtypisch die folgende Übersicht. In der Regel dauert in einem solchen Fall der Weg von der Akquisition bis zur Publikation also mindestens ein Jahr. Projektunabhängige Termine Akquisition Autorenbetreuung 1 Arbeit am Text Dienstleistungen August Gutachten Entscheidung auf Lektoratskonferenz September Festlegung des Herbstprogramms des nächsten Jahres 1 hier: Arbeit mit dem Übersetzer 64 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="75"?> Projektunabhängige Termine Akquisition Autorenbetreuung 1 Arbeit am Text Dienstleistungen Fremdsprachiges Buch zur Übersetzung Oktober Buchmesse Frankfurt November Dezember Lektorat der Übersetzung Lektorat der Übersetzung Januar Manuskript in Herstellung Besprechung Schutzumschlag Februar Vorbereitung auf Vertreterkonferenz Vertreter-, Rückseiten- und Klappentexte Verabschiedung Schutzumschlag März Umbruchkorrektur Vertreterkonferenz April Imprimatur Schreiben der Vorschautexte Mai Versand Vorschau an Buchhandel und Presse Juni Beginn Vertreterreise Juli Auslieferung des Buchs an Buchhandel und Presse Abb. 17 Arbeitsablauf durch das Jahr, orientiert an den Hauptaufgaben der Lektorin. 1 hier: Arbeit mit dem Übersetzer Lektoratsarbeit im belletristischen Verlag 65 <?page no="76"?> 4.2 Lektoratsarbeit im Sachbuchverlag Die statistischen Angaben bei Hömberg zu den Nonfiction-Lektorinnen sind leider nicht sehr aussagekräftig, da neben der Fiction-Lektorin (Anteil 14,8 %) zwischen Non-Fiction-Generalist (Anteil 34,1 %), Non-Fiction-Pädagoge (Anteil 20,6 %) und Sachbuchlektor (Anteil 20,3 %) unterschieden wird (nicht zuzuordnen sind 10,3 %). Sachbuchlektorinnen „ konzentrieren sich bei ihrer Arbeit fast ausschließlich auf Sachtitel oder Ratgeberliteratur “ (Hömberg 2010: 92). Demgegenüber befasse sich der Non-Fiction-Generalist mit einer „ Mischung aus Sachbüchern, Fachpublikationen und wissenschaftlichen Titeln “ (91). Welcher Anteil davon auf die Publikumsverlage entfällt, wurde nicht erhoben. Die Arbeit in einem Sachbuchverlag hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten vor allem durch die Digitalisierung grundlegend gewandelt. Ganze Programmbereiche wie Lexika und Handbücher sind weggebrochen; funktional werden sie für den Nutzer durch in der Regel kostenlose Nachschlagewerke im Internet ersetzt. Wo Verlage weiterhin aus historischen Gründen oder in einer Nische am Printbuch festhalten, ist die Erstellung noch stärker unter Kostendruck geraten - mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Produktionsprozess inklusive Lektorat. 4.2.1 Akquisition Wie die belletristische Lektorin im großen Publikumsverlag muss auch ihre Kollegin im Sachbuchbereich alle Akquisitionswege voll ausschöpfen. Hier wie dort ist „ Beschleunigung “ das Stichwort, wenn man den Wandel der Arbeitsbedingungen der letzten Jahre beschreibt. Angebote von Agenturen oder ausländischen Verlagen müssen noch schneller geprüft und dann darüber entschieden werden, als das ohnehin schon der Fall war. Zumal da bei international gehandelten Buchprojekten die multiple submission, also das gleichzeitige Anbieten bei mehreren infrage kommenden Verlagen, gang und gäbe ist. Wer also nicht schnell reagiert, muss feststellen, dass der Konkurrent durch ein hohes pre-empt-Angebot (ein Angebot, das so verlockend hoch war, dass der Anbieter nicht widerstehen konnte, weil er im heute durchaus üblichen Auktionsverfahren nicht mit einem so hohen Lizenzerlös gerechnet hätte) bereits den Zuschlag bekommen hat. Aber auch die Auktionen lukrativer Titel sind eng terminiert. Deshalb müssen Entscheidungen über den finanziellen Spielraum der Lektorin beziehungsweise die Höhe des maximalen Angebots des Verlags schnell intern getroffen werden. 66 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="77"?> Bei Stammautoren, bei Autoren also, die bereits ein Buch oder mehrere im Verlag publiziert haben, ist die Situation für die Lektorin sicher etwas entspannter, aber auch ein noch so geduldiger Autor wartet ungern mehrere Wochen auf eine Nachricht seines Verlags, interpretiert er doch die ausbleibende Reaktion wahrscheinlich als Zögern oder als Vorbote einer negativen Entscheidung. Wie in der Belletristik ist auch im Sachbuchbereich die Bedeutung der Agenturen, die deutsche Autoren vertreten, deutlich gewachsen. Auch hier ist die vorgeschaltete Selektionsinstanz Agentur in vielen Fällen hilfreich und erleichtert die Arbeit. Insgesamt haben Agenturen unter dem Aspekt der Akquisition einen Professionalisierungsschub gebracht. In Verlagen mit einem an der Aktualität ausgerichteten Programm hat sich die Programmarbeit merklich gewandelt. Die Möglichkeit, Themen und Bücher selbst zu entwickeln und sie dann mit geeigneten Autoren umzusetzen, bzw. einen sorgsam angelegten Rechtevorrat an bereits unter Vertrag befindlichen fertigen Büchern abzuarbeiten, ist weitgehend durch einen Rechtevorrat abgelöst worden, der aus ungeschriebenen Büchern besteht, die bereits unter Vertrag genommen worden sind. Ein weiterer Aspekt bei der Akquisition ist die eindeutige Tendenz, dass ein Titel nur eine Chance hat, dass man also immer weniger mit Erlösen aus einer Zweitverwertung rechnen kann. Selbst große Sachbuch-Bestsellererfolge im Hardcover erreichen in der Taschenbuchverwertung keine Verkaufszahlen, die auch nur annähernd mit denen der Hardcoverausgabe vergleichbar wären. Gerade bei Titeln der midlist verzichtet der Verlag, der ein eigenes Taschenbuchprogramm hat, in etlichen Fällen auf diese zweite Verwertungsstufe. Entsprechend gelingt es Verlagen ohne eigenes Taschenbuchprogramm immer weniger, Taschenbuchlizenzen zu verkaufen. Neben der generellen Tendenz, die Programme durch eine Titelzahlreduktion zu verschlanken, resultiert daraus eine Fokussierung bei der Akquisition auf wichtige Titel. Die Vorselektion wird strenger, die Spannbreite der in Frage kommenden Projekte kleiner. Ein weiteres Stichwort, das die Lektoratsarbeit im Sachbuchverlag beschreibt, ist „ Aktualität “ . Das kann ‚ geplante ‘ Aktualität sein, wenn es darum geht, Bücher zu kalendarischen Ereignissen, wie einer Fußballweltmeisterschaft oder dem einhundertsten Jahrestag des Ausbruch des Ersten Weltkriegs, rechtzeitig auf den Markt zu bringen. Bei Originalausgaben heißt das Pufferzeiten einkalkulieren, falls der Autor nicht rechtzeitig liefert, bei Übersetzungstiteln sind mögliche Verzögerungen im Übersetzungsprozess zu berücksichtigen. Aktualität kann aber auch heißen, auf aktuelle Entwicklungen und Trends mit einem Buch zu reagieren, sei es durch Einkauf einer Lizenz, sei es durch ein Originalwerk. Lektoratsarbeit im Sachbuchverlag 67 <?page no="78"?> 4.2.2 Autorenbetreuung Autorenbetreuung entfällt - wiederum eine Parallele zum belletristischen Verlag - bei ausländischen Autoren in den allermeisten Fällen. Kommt jedoch ein Starautor zu Veranstaltungen nach Deutschland, so obliegt die Betreuung zumeist eher dem Verleger sowie den Zuständigen für Presse und Marketing als der Lektorin. Bei deutschen Autoren gestaltet sich - hier ein Unterschied zum belletristischen Verlag - die Betreuung im Allgemeinen problemloser, da sachorienterter. Es soll aber auch unter Nonfiction-Autoren die Spezies des betreuungsintensiven (und kapriziösen) Autors geben. Ein eindrückliches Beispiel einer problematischen Autor-Lektor-(und Verlags-)Beziehung im Sachbuchbereich ist Jürgen Thorwald. Von seinem Verlag, dem Droemer Knaur Verlag, verlangte er nicht nur eine fürsorgliche Betreuung, etwa Bücherbestellungen, die Beschaffung von Medikamenten und sogar Leinsamenbroten, sondern auch Detailrecherchen über Straßennamen und die Einwohnerzahl mittelalterlicher Städte. Für Recherchearbeiten an einem Buch, das nie erschien, stellte der Verlag sogar eine Mitarbeiterin für eine mehrtägige Reise nach London ab. Thorwald betrachtete das Lektorat als „ Schmieröllieferanten “ (Kranzdorf/ Holitzka 2011: 205). Diese dienende Funktion erfüllte der Verlag - manchmal zähneknirschend - , solange Thorwald mit seinen Büchern großen Erfolg hatte. Und der Autor reizte die Grenzen stets aus, u. a. was die zugesagte pünktliche Ablieferung von vollständigen Manuskripten betraf. Vor allem aber lehnte er es ab, mit bestimmten Lektoren zusammenzuarbeiten. Als dann der Erfolg ausblieb, teilte eine Lektoratsassistentin dem Autor auf seine Bitte um weitere Recherchen mit: „ Die Angestellten wollen das nicht mehr machen. “ (217) 4.2.3 Arbeit am Text Wie im belletristischen Lektorat ist die Textarbeit je nach Verlag sehr unterschiedlich organisiert. Entweder lektoriert die Sachbuchlektorin die von ihr akquirierten Manuskripte selbst oder sie überträgt die Redaktionsarbeit einem freien Lektor. Je nach Autor und Erfahrungsgrad des freien Mitarbeiters kann der Autorenkontakt an diesen delegiert werden. Manche Autoren aber bestehen auch bei der Textarbeit auf dem Kontakt zur Lektorin als ihrer wichtigsten Bezugsperson im Verlag. Wie bei der Akquisition sind auch bei der Arbeit am Text „ Beschleunigung “ und „ Aktualität “ zentrale Stichwörter, wenn man den Wandel der Arbeitsbedingungen der letzten Jahre beschreibt. Das gilt vor allem für internationale Titel, die mit hohem Risiko, das heißt einem hohen Garantiehonorar, eingekauft 68 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="79"?> wurden. Solche Bücher müssen im Regelfall zeitgleich mit dem Original erscheinen, da sonst die Presse über die fremdsprachige Ausgabe berichtet, eine später erscheinende deutsche Ausgabe jedoch sehr wahrscheinlich ignorieren würde. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit ist Hillary Clintons Buch Entscheidungen. Neben dem verantwortlichen Lektor haben elf Übersetzer, drei freie Lektoren und ein freier Hersteller in der sprichwörtlichen Tag-und-Nacht- Arbeit dafür gesorgt, dass die deutsche Ausgabe zeitgleich mit der amerikanischen erscheinen konnte. Was ist ein Packager? „ Die Lizenznehmer erwerben vom Packager eine Lizenz für ihr Sprach- und Verbreitungsgebiet und ordern zu einem festen Preis auf eigenes Risiko eine Druckauflage. Der herstellerische Prozess wird federführend vom Packager gesteuert. Die Lizenznehmer erstellen in eigener Verantwortung die Übersetzung und liefern die Daten für den Schwarzdruck zu. Die internationale Gesamtauflage wird in den drei Grundfarben in einem Druckgang gedruckt. Nur der Schwarzdruck mit dem Text in der jeweiligen Nationalsprache wird separat vorgenommen. Die Weiterverarbeitung erfolgt gemeinsam. Diese Titel sind im Layout, meist auch in der Ausstattung identisch. Der Zusammendruck möglichst vieler Sprachversionen mit entsprechend hoher Gesamtauflage ergibt einen deutlichen Kosteneffekt; oft werden herstellerisch aufwendige Bücher nur durch das „ Zusammenpacken “ (packaging) in einer solchen internalen Großauflage kalkulatorisch möglich. “ (Rautenberg 2015: 300) Jenseits von Aktualität und Beschleunigung ist jedoch der redaktionelle (und herstellerische) Aufwand für Sachbücher durch deren Ausstattung mit Registern, Glossar, Anmerkungen oder Fußnoten sowie Bildern, Tabellen und Grafiken deutlich höher als bei belletristischen Titeln. Ein Sonderfall der Arbeit am Text sind internationale Koproduktionen bei illustrierten vierfarbigen Büchern, seien es Kunst-, Lifestyle- oder aufwendige Ratgeberbücher. Die Aufgabe besteht hier - neben der Redaktion der Übersetzung - in der Einpassung des Textes in das vorgegebene und unveränderliche Layout, was gerade bei unterschiedlichen Lauflängen von Sprachen nicht immer einfach ist und zu Kürzungen oder Verlängerungen des Originaltexts führt oder durch Änderungen der Schriftgröße erreicht wird. Solche Projekte werden oft als internationale Koproduktion in Zusammenarbeit mit einem Packager verwirklicht. Lektoratsarbeit im Sachbuchverlag 69 <?page no="80"?> 4.2.4 Dienstleistungen Bei einem programmatisch breiten Sachbuchprogramm haben die Aufgaben im Bereich der Dienstleistungen am stärksten zugenommen. Hier ist der Informationsbedarf bei den anderen Abteilungen besonders hoch und auch besonders differenziert. Daher müssen Informationen zum Buch in alle nur denkbaren Kanäle in oft verschiedener Darstellung eingespeist werden. Das Social-Media- Marketing hat andere Bedürfnisse als das Autorenmarketing oder das Buchhandelsmarketing, und alle drei unterscheiden sich wiederum grundsätzlich vom Informationsbedarf der Herstellungsabteilung oder auch der Presseabteilung. 4.3 Lektoratsarbeit im Ratgeberverlag Die statistischen Angaben bei Hömberg zu den Nonfiction-Lektorinnen sind leider nicht sehr aussagekräftig, da neben dem Fiction-Lektor (Anteil 14,8 %) zwischen Non-Fiction-Generalist (Anteil 34,1 %), Non-Fiction-Pädagoge (Anteil 20,6 %) und Sachbuchlektor (Anteil 20,3 %) unterschieden wird (nicht zuzuordnen sind 10,3 %). Die Arbeit im Ratgeberverlag wird hier den Sachbuchlektorinnen zugeschlagen; sie konzentrierten sich „ bei ihrer Arbeit fast ausschließlich auf Sachtitel oder Ratgeberliteratur “ (Hömberg 2010: 92). Wie hoch der Anteil des Ratgebersegments ist, wurde nicht erhoben. & Wie ein Ratgeber in einem Publikumsverlag entsteht, hat Juliane Wagner in ihrem Aufsatz Ja wann lesen sie denn? (2012) im Jahreslauf zwischen Mai und Januar des darauf folgenden Jahrs sehr anschaulich und detailreich beschrieben. 4.3.1 Akquisition Für den Bereich der Akquisition im Ratgeberlektorat gilt das Meiste, was oben bereits ausgeführt wurde. Allerdings spielt hier der Rechteerwerb aus dem Ausland kaum eine Rolle. Das trifft auch auf die Faktoren Aktualität und Beschleunigung zu, es sei denn bei Moden und Trends, die man verlegerisch durch Me-too-Produkte abschöpfen will. Die Themensetzung erfolgt hier durch die Lektorin im vorgegebenen Programm- und Themenrahmen, die Umsetzung mit Stammautoren aus dem Autorenfundus oder durch neue geeignete Autoren. Unverlangt eingesandte Manuskripte werden so gut wie nie angenommen. 70 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="81"?> 4.3.2 Autorenbetreuung Ähnlich wie im Sachbuch spielt - verglichen mit dem belletristischen Verlag - auch im Ratgebersektor die Autorenbetreuung eine untergeordnete Rolle. Hier gilt in Analogie das in 4.2.2 Gesagte. 4.3.3 Arbeit am Text Was Aufwand und Ausstattung mit Registern, Glossar sowie Bildern, Tabellen und Grafiken angeht, so ist die Ratgeberlektorin mit ähnlichen Fragen und Problemen konfrontiert wie ihre Kollegin im Sachbuchlektorat. Mehr als alle anderen Kolleginnen und Kollegen dürfte sie mit dem Problem der Einheitlichkeit einerseits und des nicht schreiben könnenden Autors andererseits konfrontiert sein. Als Beispiel mag ein Kochbuch dienen. Hier müssen nicht nur die Zutaten in einer bestimmten Reihenfolge (in der Regel in der Reihenfolge der Verwendung) aufgeführt werden, sondern Maßeinheiten und Mengenangaben sind (auch in der Schreibung) zu normieren. In der Regel geben die Verlage daher ihren Autoren umfangreiche Richtlinien zur Manuskripterstellung (Stylesheets) an die Hand. Ob die allerdings immer streng beachtet werden, steht auf einem anderen Blatt. Auch in inhaltlicher Hinsicht ist der Umgang mit einem nicht schreiben könnenden Spezialisten (bleiben wir beim Koch) manchmal mühsam und schwierig. Nicht nur dass von ihm oft der innerbetriebliche Workflow nicht beachtet (oder auch missachtet) wird, er tut sich auch meist schwer damit, einerseits die Zutatenmengen, mit denen er in seiner Profiküche tagtäglich umgeht, für den nicht-professionellen Nutzer seines Buchs auf die Mengen für das klassische Vier-Personen-Gericht umzurechnen und andererseits die Arbeitsschritte in der richtigen Abfolge sowie klar und eindeutig zu beschreiben. Hier kann die Lektorin mit Musterdateien oder vorformulierten Musterpassagen unterstützend wirken, aber letztlich wird es auf einen erhöhten Lektoratsaufwand, gegebenenfalls durch einen freien Lektor, oder einen Formulierungshelfer in Gestalt eines Ghostwriters hinauslaufen. Diskretion und Unsichtbarkeit, wie in 4.1.3 diskutiert, gehören auch hier zur Grundhaltung, denn oft müsste neben dem berühmten Koch derjenige, der die Texte nicht zuletzt didaktisch auf die Reihe gebracht hat, auf dem Umschlag genannt werden. In den Verlagen, die keine Bildabteilung haben, fällt der Lektorin auch die Aufgabe der Bildbeschaffung zu. Dies kann durch gezielte Recherchen in Bildagenturen und Bildarchiven geschehen. Bei vielen Ratgebern gehören jedoch Originalfotos zur Konzeption, sodass alle Vorgänge von der Akquisition, Briefing und Führung eines Fotografen bis hin zur Motiv- und schließlich Lektoratsarbeit im Ratgeberverlag 71 <?page no="82"?> der endgültigen Fotoauswahl in den Aufgabenbereich der Lektorin fallen. Hier ist natürlich all das gefordert, was in 2.3 unter ästhetischer Kompetenz angesprochen wurde. 4.3.4 Dienstleistungen Neben den in 4.2.4 für den Sachbuchverlag genannten Dienstleistungen kommt im Ratgeberverlag die Zuarbeit zu Apps hinzu. Apps werden derzeit in der Buchbranche überwiegend im Ratgeberbereich angeboten, vor allem in den Segmenten Reise, Kochen und How-to-do. Die Ratgeberlektorin ist in der Regel nicht für die inhaltliche Erstellung der App zuständig, ihre inhaltliche Kompetenz ist jedoch auf dem Weg der Dienstleistung gefordert. Wie sich das App- Angebot in Zukunft entwickeln wird, ist schwer einzuschätzen. Neueste Zahlen legen jedoch nahe, dass das Wachstum gebremst ist, zumal immer mehr User zwar Apps herunterladen, diese aber selten (oder auch gar nicht) nutzen. 72 Lektoratsarbeit im Publikumsverlag <?page no="83"?> 5 Lektoratsarbeit im Fachverlag Während literarische Arbeit nur zu einem Teil bewusste, konzeptuelle, planvolle Tätigkeit ist und ein Anteil Unbewusstes und Spontanes bleibt (Hielscher 2007: 14), ist das Fachbuch streng an Gegenständen und Themen orientiert. Davon wird auch der Arbeitsprozess im Fachbuchverlag geprägt. Was ist ein Fachverlag? „ Fachverlag, ein Unternehmen, das sich ausschließlich oder weitgehend auf die Herstellung und den Vertrieb von Fachbüchern und Fachzeitschriften spezialisiert hat. Bei den Fachbüchern reicht die Produktpalette im Buchbereich von Enzyklopädien und Handbüchern bis zu berufsspezifischen Einzelthemen. Die vom Fachverlag veröffentlichten Produkte haben hohen berufspraktischen Nutzen, dienen der Aus- und Weiterbildung und sind in einer berufs- und themenspezifischen Fachsprache verfasst. Die Autoren werden aus dem jeweiligen Fachbereich akquiriert. “ (Rautenberg 2015: 151 f.) Hier spaltet sich auch die Lektoratsarbeit deutlicher als im Sachbuch- und Ratgeberverlag in Konzeptionsarbeit und Umsetzungsarbeit auf. Von der Größe und Struktur des Unternehmens hängt es ab, ob beide Bereiche in der Verantwortung einer Person liegen oder ob sie auf zwei Personen aufgeteilt werden. In der Regel spricht man dann vom Acquisitions Editor (auch Acquisition Editor oder Commissioning Editor) und vom Development Editor. Seit einiger Zeit gibt Trennung von Lektorat und Redaktion Der traditionsreiche Verlag Reclam praktiziert ein solches Organisationsmodell der Trennung zwischen Lektorat und Redaktion, zwischen Akquisition und Arbeit am Text schon seit den 1960er Jahren: „ Das Lektorat verantwortet mit der Geschäftsleitung das Programm und akquiriert die Titel, die Redaktion bearbeitet das Manuskript im Detail und sichert die Qualität des Produkts. “ (Bode 1997: 53) <?page no="84"?> es in einem großen Verlag für den Acquisitions Editor auch die schöne Bezeichnung des Content Strategist. Der Ablauf ist grundsätzlich identisch, gleichgültig, ob die Aufgaben in einer Person vereint oder aufgespalten sind. In der Regel steht am Anfang eines Projekts weder ein eingesandtes Manuskript noch eine Idee eines Autors, sondern die Programmüberlegung des Verlags. Diese basiert auf einer Portfolioanalyse: Was haben wir im Programm? Wo sind Lücken? Wo wollen wir hin? Diese Überlegung führt zum Thema des Projekts. In der sich anschließenden Entwicklungs- und Konzeptionsphase geht es um die Konturierung eines Buchs, das in das Programm passt, Programmlücken schließt, Neues aufnimmt, Bewährtes erweitert. Zentrale Frage ist dabei die nach der Zielgruppe, ihrer Größe und ihrer Erreichbarkeit: Hat der Verlag diese Zielgruppe bereits mit seinen Produkten bedient oder muss er sie sich völlig neu erschließen? Zur Konkretisierung des Projekts gehört Marktforschung in vielerlei Hinsicht. Sofern nicht konkrete Daten vorliegen, sind der Markt, die Konkurrenz und das thematische Umfeld durch Besuch von Kongressen, Befragung von Experten und Befragung von Kunden (Fachbuchhandel oder wichtige Endkunden) zu beobachten und zu analysieren. Durch Benchmarking ist herauszufinden, was Standard in dem betreffenden Marktsegment ist, sowohl inhaltlich als auch in der Preisgestaltung. Was ist Benchmarking? „ Benchmarking ist der kontinuierliche Vergleich von Produkten, Dienstleistungen sowie Prozessen und Methoden mit (mehreren) Unternehmen, um die Leistungslücke zum sog. Klassenbesten (Unternehmen, die Prozesse, Methoden etc. hervorragend beherrschen) systematisch zu schließen. Grundidee ist es, festzustellen, welche Unterschiede bestehen, warum diese Unterschiede bestehen und welche Verbesserungsmöglichkeiten es gibt. “ (www.wirtschaftslexikon.gabler.de/ Definition/ benchmarking.html) Das ergibt die Frage nach der Positionierung des eigenen Produkts gegenüber dem Mitbewerber und die Ausformulierung seines USP (Unique Selling Proposition bzw. Alleinstellungsmerkmal) und des Kundennutzens. Schon in diesem frühen Projektstadium können potentielle Autoren und Herausgeber sowie externe Berater eingebunden werden. 74 Lektoratsarbeit im Fachverlag <?page no="85"?> Was ist ein USP? „ USP (Unique Selling Proposition): einzigartiges Verkaufsversprechen bei der Positionierung einer Leistung. Der USP soll durch Herausstellen eines einzigartigen Nutzens das eigene Produkt von den Konkurrenzprodukten abheben und den Konsumenten zum Kauf anregen. Durch Marktsättigung und objektive Austauschbarkeit der Produkte erlangt der USP zunehmend an Bedeutung. “ (www.wirtschaftslexikon.gabler. de/ Definition/ unique-selling-proposition-usp.html) Zur Planung des Projekts gehören Überlegungen zu den verschiedenen Ausgabeformen von Content, ob als Buch, als App oder online, sowie technische Details wie Buchtyp, Format, Umfang, aber auch der Ladenpreis sowie die potentielle Auflage. Bei Verlagen, die auch Fachzeitschriften in ihrem Portfolio haben, muss überlegt werden, ob sich hier Synergien in inhaltlicher Hinsicht durch Kooperation oder im Hinblick auf die Autorenakquisition ergeben können. Je nach Verlag sind allerdings die Bereiche Fachbücher und Fachzeitschriften völlig getrennt und arbeiten unabhängig voneinander. Bei der Planung stellen sich neben inhaltlichen und organisatorischen auch rechtliche und ökonomische Fragen (z. B. Kosten der Erstellung von Grafiken und Kosten für Reproduktionsrechte für Abbildungen jeder Art). Eine erste Kalkulation muss zeigen, ob das geplante Projekt überhaupt den ökonomischen Zielvorstellungen des Verlags entspricht oder ob es entsprechende Margenvorgaben verfehlen würde. Diese konzeptionellen Überlegungen münden in einem Dokument, das je nach Verlag „ Produktpass “ , „ Produkt-Entwicklungsplan “ (PEP) oder ähnlich heißt und das in seiner Grundstruktur dem in Kapitel 3.1 besprochenen Exposé entspricht, jedoch mit vielen weiteren Informationen angereichert ist. Zusammen mit einer detaillierten Kalkulation, in die Honorarwie technische Kosten eingehen, ist es Grundlage der Entscheidung, ob ein Vorhaben realisiert wird oder nicht. Spätestens an dieser Stelle, wenn die Gesamtkonzeption in einem Papier dokumentiert werden soll, das weit über das Inhaltliche hinausgeht und das Fragen der Herstellung, des Marketings, des Vertriebs und der Pressearbeit integrieren muss, zeigt sich die schwierige Position des Lektors, denn die anderen Abteilungen verstehen sich nur ungern als Dienstleister des Lektorats, wie es im oben diskutierten Konzept eines klassischen Produktmanagements der Fall sein müsste. Lektoratsarbeit im Fachverlag 75 <?page no="86"?> Der Lektor als Kommunikator „ Ich selbst verstehe mich als ‚ Kommunikator ‘ . Als den Versuch, das, was dieser Markt noch brauchen kann oder will, mit Content zu bedienen, der von Autoren kommt. “ (Stephan Kilian, Beck-Verlag. Experteninterview) Ein Lektor wird kaum in Details der Werbemittelerstellung oder die Abstimmung von Vertriebswegen einbezogen sein. Hier sehen wir den Lektor also wieder als „ Koordinator zahlreicher Funktionsbereiche “ (Lucius 2014: 96), der mit viel Geschick und Diplomatie den Prozess anstößt und koordiniert, aber ihn nur teilweise steuern kann. Hat die Verlagsleitung die Genehmigung erteilt, erfolgt die Projektplanung im Detail, die von Buch zu Buch natürlich anders aussieht, aber immer einerseits in einen Vertrag mit Autoren und/ oder Herausgebern mündet, andererseits intern ausführlich in einem Planungssystem dokumentiert wird. Ist diese juristische wie dokumentarische Fixierung abgeschlossen, geht es an die Durchführung. Ist die Arbeit zwischen dem akquirierenden Lektor (Acquisitions Editor) und dem redigierenden Lektor (Development Editor) personell aufgeteilt, erfolgt an dieser Stelle eine ebenfalls dokumentierte Übergabe. Für den akquirierenden Lektor ist das Projekt im Wesentlichen abgeschlossen; für den redigierenden Lektor beginnt die Arbeit. & Einen guten Überblick über die Lektoratsarbeit im Fachverlag gibt das konzise Buch von Gregor Reichle Produktmanagement von Fachmedien (2003). Die statistischen Angaben bei Hömberg zu den Nonfiction-Lektoren sind leider nicht sehr aussagekräftig, da neben dem Fiction-Lektor (Anteil 14,8 %) zwischen Non-Fiction-Generalist (Anteil 34,1 %), Non-Fiction-Pädagoge (Anteil 20,6 %) und Sachbuchlektor (Anteil 20,3 %) unterschieden wird (nicht zuzuordnen sind 10,3 %). Der Non-Fiction-Generalist befasse sich mit einer „ Mischung aus Sachbüchern, Fachpublikationen und wissenschaftlichen Titeln “ (Hömberg 2010: 91). Welcher Anteil davon auf den Fachverlag entfällt, wurde nicht erhoben. Bei Fachverlagen, die einen hohen Anteil des Umsatzes mit digitalen Produkten erwirtschaften - so erlöst der juristische Fachverlag C. H. Beck deutlich mehr als die Hälfte des Umsatzes mit Plattformen und E-Produkten - kann sich das Berufsbild vom Lektor zum Online-Redakteur wandeln, was in der Regel einen Reputationsverlust für den Lektor bedeutet. 76 Lektoratsarbeit im Fachverlag <?page no="87"?> 5.1 Akquisition Naturgemäß kann im Fachverlag die Autorenakquisition sehr viel fokussierter erfolgen, da Fachkompetenz eindeutige Voraussetzung ist. Daher bilden in erster Linie Stammautoren und Autoren in (hauseigenen) Fachzeitschriften das primäre Potenzial. Bei Neuakquisitionen spielt neben den Fachzeitschriften auch die Durchsicht von Seminarprogrammen und wie in anderen Fällen auch das Abwerben von Autoren, die bisher in anderen Verlagen publiziert haben, eine wichtige Rolle. Bei umfangreichen Handbüchern und Sammelwerken ist die Akquisition auch eine numerische Herausforderung. Oft sind mehrere Herausgeber vom Konzept zu überzeugen und mit ihnen die Grundkonzeption zu einem detaillierten Plan weiterzuentwickeln. Auf dieser Grundlage sind dann teils Dutzende von Autoren für die einzelnen Artikel zu gewinnen. Agenturen und unverlangt eingesandte Manuskripte spielen im Fachbuch eine - wenn überhaupt - äußerst geringe Rolle. Die Akquisition von Übersetzern für Fachtexte unterscheidet sich deutlich von denen für belletristische Texte. Steht für einen Lektor im Publikumsverlag gerade bei der wichtigsten Sprache, aus der übersetzt wird, dem Englischen, im Allgemeinen ein großer Pool von Übersetzern zur Verfügung, so engt sich die Auswahl im Fachbuch stark ein. Die Alternative besteht zwischen dem professionellem (Fach-)Übersetzer und dem übersetzenden Fachmann. Der Fachübersetzer wird sich fehlendes Wissen ergänzend aus der einschlägigen Fachliteratur und Fachwörterbüchern holen und über fachliche Ansprechpartner Wissenslücken schließen. Beim Fachmann, der als Übersetzer tätig wird, muss der Lektor mit einem erhöhten Redaktionsbedarf vor allem in sprachlicher Hinsicht rechnen. Hier sind Probeübersetzungen mit anschließender Musterredaktion, die den Übersetzer auf grundsätzliche Schwächen und Detailfehler aufmerksam machen, hilfreich. 5.2 Autorenbetreuung Ist die Lektoratsarbeit im Fachverlag auf zwei Personen aufgeteilt, so ist es die Aufgabe des Acquisitions Editor, den Autor bis zur Durchführung und damit bis zur Übergabe an den Development Editor zu betreuen. Und er bleibt in der Regel auch in allen wichtigen Fragen weiterhin Ansprechpartner. Dazu gehört die generelle Begleitung des Projekts durch den gesamten Lebenszyklus, aber auch Detailfragen wie etwa die Befassung mit Probekapiteln, die der Autor liefert und deren inhaltliche Begutachtung durch externe Fachleute erfolgt, Autorenbetreuung 77 <?page no="88"?> oder die Behandlung von Nachauflagen oder Neuauflagen. Hier müssen im Gespräch mit dem Autor selbstverständlich neue fachliche Entwicklungen berücksichtigt werden, z. B. wenn sich bei einem Rechtsratgeber durch Gesetzesänderungen oder eine Gerichtsentscheidung eine neue Sachlage ergibt. Aber auch Kundenfeedback ist als Optimierungsquelle meist willkommen. Die Betreuung während der Schreibphase und die Abwicklung des Projekts in jeglicher technischer Hinsicht obliegt dem Development Editor. Bei Sammelwerken stützt sich dieser auf die Fachkompetenz der Herausgeber und stimmt sich mit diesen ab. Eine prekäre Aufgabe für das Lektorat ist es, das Scheitern von Projekten, oft aus wirtschaftlichen Gründen, zu kommunizieren, wenn die Autoren bereits in die Projektentwicklung involviert waren und dabei schon Arbeit investiert haben. Auch hier ist Diplomatie von Nöten, um diese Autoren für weitere Projekte bei der Stange zu halten. 5.3 Arbeit am Text Je nach Größe und Struktur des Verlags übernimmt in der Durchführungsphase ein (externer) Redakteur die reine Textarbeit - bis hin zur Vorbereitung für die Herstellung. Wie diese Arbeit konkret aussieht, wird in der Literatur so gut wie nicht dargestellt. Zumeist begnügt man sich mit allgemeinen Hinweisen, die sowohl auf belletristische wie auf nonfiktionale Texte zutreffen: „ eine intensive Kenntnisnahme und Bewertung der vorgelegten Unterlagen (Lektorieren), die Bearbeitung der Unterlagen in Abstimmung mit dem Autor (Redigieren) und das Beseitigen von Orthografie- und Grammatikfehlern sowie Satzfehlern im Umbruch (Korrigieren) “ (Reichle 2003: 80). Auch die nachfolgende Checkliste (Abb. 18) für die Manuskriptbewertung von Sachtexten gibt für die detaillierte Textarbeit kaum eine Hilfestellung. Ergiebig könnte ein ideologiefreier Extrakt aus dem in der ehemaligen DDR erschienenen Buch Lektorieren und Redigieren von Fachliteratur (Nadolski/ Miltschin 1979) sein, das wesentliche Teile einer umfangreichen sowjetischen Publikation zur Tätigkeit des Lektors um Ausführungen zum Redigieren von Fachtexten ergänzt. Selbstverständlich fordert das Buch vom Lektor und Redakteur, dass „ die marxistisch-leninistische Methodologie “ (14) die Basis seiner Arbeit sei. Es greift jedoch wesentlich weiter, wenn es die „ theoretischen Aspekte der Informationsaufnahme und -verarbeitung im Kommunikationsprozess “ (95) thematisiert und in generelle Handlungsanweisungen überführt (102). In der 78 Lektoratsarbeit im Fachverlag <?page no="89"?> Abb. 18: Manuskriptbewertung von Sachtexten. Quelle: Schickerling/ Menche 2012: 117. Arbeit am Text 79 <?page no="90"?> vorliegenden Form ist das Buch wegen seines ideologischen Überbaus und seines teils abschweifenden wissenschaftlichen Beiwerks allerdings nur beschränkt für die Alltagsarbeit tauglich. Ein Versuch der Umsetzung in konkrete Richtlinien erscheint lohnend. 5.4 Dienstleistungen Bei der hohen Zielgruppenspezifizität der Produkte eines Fachverlags sind die Dienstleistungen des Lektors in der Markteinführungs- und Positionierungsphase sehr wichtig, da er als Acquisitions Editor bereits bei der Produktplanung und -entwicklung Zielgruppenforschung sowie Markt- und Konkurrenzanalyse betrieben hat. Beim Verfassen der verschiedenen Textsorten unterscheiden sich die Anforderungen kaum von denen in Verlagen anderer Programmausrichtung mit Ausnahme der belletristischen Verlage. Im Zweifelsfall muss die Information jedoch noch zielgruppenadäquater und konziser sein. Inwiefern und in welchem Umfang sich die Lektoratsarbeit im Fachverlag dadurch ändert, dass dieser in Zukunft vor allem mit der Vernetzung von Informationen und weniger mit den Informationen selbst Erlöse generiert, lässt sich heute noch nicht seriös abschätzen. Die Kernfrage dieser unter dem Stichwort Linked-Data-Technologie laufenden Entwicklung ist, ob die Verknüpfung von Inhalten aus verschiedenen Quellen die Arbeit des Lektors strukturell tangiert oder ob er weiterhin (nur) für den Inhalt der Dateien zuständig ist (Dirschl 2014). & Eine kurze Einführung in die nicht unkomplizierte Thematik bietet der Aufsatz Linked Data - das Ende des Dokuments? von Andreas Blumauer und Christian Dirschl (2014). 80 Lektoratsarbeit im Fachverlag <?page no="91"?> 6 Lektoratsarbeit im Wissenschaftsverlag Wie das Fachbuch ist auch das wissenschaftliche Buch streng an Gegenständen und Themen orientiert. Davon wird auch der Arbeitsprozess im Wissenschaftsverlag geprägt. Was ist ein Wissenschaftsverlag? „ Wissenschaftsverlag, Unternehmen, das sich ausschließlich oder weitgehend auf den Vertrieb von wissenschaftlichen Werken für die interne Fachkommunikation spezialisiert hat. Dazu gehören neben wissenschaftlichen Büchern auch wissenschaftliche Zeitschriften, Loseblattsammlungen und Datenbanken. “ (Rautenberg 2015: 425) Dabei besteht ein deutlicher Unterschied zwischen Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften. In den Naturwissenschaften läuft die Kommunikation zunehmend über (elektronische) Zeitschriften, während Buchformen wie Monografie und Sammelband weitgehend in den Hintergrund getreten sind. In beiden Wissenschaftskulturen sind jedoch Lehr-, Handbücher und Nachschlagewerke als Summe der Forschung nach wie vor prägend und für den Verlag von herausragendem ökonomischen Interesse. In den Geisteswissenschaften kommen Monografien und Sammelbände zu einzelnen fachlichen Themen und als Medium des Forschungsdiskurses, aber auch Tagungsbände und Festschriften hinzu. Schließlich spielen dort auch wissenschaftliche Qualifikationsschriften wie Dissertationen und Habilitationsschriften nach wie vor eine wichtige Rolle. In beiden Bereichen prägen Grundlagen- und Studienliteratur die Programme, wobei bei der Studienliteratur die Grenzziehung zwischen Fachverlag und Wissenschaftsverlag schwierig ist, denn Studienbücher können durchaus Fachbücher für die Profession Studierende sein, was sich vor allem in der zunehmenden Didaktisierung entsprechender Titel und Reihen niederschlägt. Das zeigt beispielsweise die Reihe der Einführungen bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Sowohl in den Geisteswissenschaften wie in den Naturwissenschaften wird die Bedeutung der elektronischen Wissensspeicherung, -übermittlung und <?page no="92"?> -verbreitung weiterhin zunehmen. Das Nebeneinander von traditionellem Buch und digital vermittelten Inhalten wird in den Geisteswissenschaften jedoch aller Voraussicht nach länger zugunsten des Printbuchs bestehen bleiben. Die Wissenschaftskommunikation in den Naturwissenschaften verlagert sich mehr und mehr auf elektronische Publikationsformen. In welcher Weise von diesen Tendenzen die Lektoratsarbeit im Wissenschaftsverlag tangiert ist, hängt wie bei den anderen Verlagstypen in erster Linie von Programm, Größe und Struktur des jeweiligen Verlags ab. Die statistischen Angaben bei Hömberg zu den Nonfiction-Lektorinnen sind leider nicht sehr aussagekräftig, da neben der Fiction-Lektorin (Anteil 14,8 %) zwischen Non-Fiction-Generalist (Anteil 34,1 %), Non-Fiction-Pädagoge (Anteil 20,6 %) und Sachbuchlektorin (Anteil 20,3 %) unterschieden wird (nicht zuzuordnen sind 10,3 %). Der Non-Fiction-Generalist befasse sich mit einer „ Mischung aus Sachbüchern, Fachpublikationen und wissenschaftlichen Titeln “ (Hömberg 2010: 91). Welcher Anteil davon auf die Wissenschaftsverlage entfällt, wurde nicht erhoben. 6.1 Akquisition Von allen Verlagstypen sind die Beschaffungswege für den Content (siehe Kap. 3.2.1) im Wissenschaftsverlag am weitestgehenden reduziert. Sicher werden auch (in der Wissenschaftscommunity wichtige) Autoren direkt vom Verlag akquiriert und Lizenzen grundlegender ausländischer Werke eingekauft (zur aktiven Programmplanung siehe auch S. 74), doch erfolgt hier die Autorenakquisition oft nicht durch das Lektorat, sondern ist an wissenschaftlich etablierte Herausgeber einer zum Verlagsprogramm gehörenden Reihe externalisiert. Die Anwerbung solcher Herausgeber ist in der Regel nicht Geschäft der Lektorin, sondern der verlegerischen Führung. Dort wo Einzelakquisition möglich und nötig ist, ist eine gute Kommunikation zu den universitären Warten als Programmplanung? Die nonchalante Haltung, die der Wissenschaftsverleger Vincent Sieveking (Franz Steiner Verlag) vor rund dreißig Jahren an den Tag legte, dürfte heutzutage kaum mehr erfolgversprechend sein: „ Es gibt kein Programm. Wir sitzen da und warten, was ins Haus kommt. “ (Ferchl 1985: 581) 82 Lektoratsarbeit im Wissenschaftsverlag <?page no="93"?> Fächern und den jeweiligen Leitinstitutionen und -figuren entscheidend, weil die Selektion des zu Publizierenden durch die jeweiligen Wissenschaftler bzw. ihre Organisationen selbst erfolgt. Zur Kommunikation gehören u. a. der Besuch von Tagungen, das Vorhandensein einer leistungsfähigen Autorendatei, die Beobachtung der Fachgesellschaften, insgesamt ein effizientes Netzwerk in die Wissenschaft hinein. Im besten Fall ist die Lektorin Teil der scientific community. 6.2 Autorenbetreuung Da Akquisition und die Arbeit am Text (siehe Kap. 3.2.2) im Wissenschaftsverlag weitgehend externalisiert sind, beschränkt sich die Autorenbetreuung über den Lebenszyklus eines Werks hinweg auf eine Form der „ technischen Kommunikation “ . Dazu gehören Abwicklung und Präzisierung von Vertragsdetails, Anleitung zum Einhalten von Stylesheets, Terminverfolgung, Kooperation beim Texten (siehe Kap. 3.2.4) etc. Die bei belletristischen Autoren, aber auch bei Fachbuchautoren wichtige psychologische Hilfestellung bei Schreibproblemen oder Schreibblockaden spielt im Wissenschaftsverlag keine Rolle, da ja in aller Regel fertige Manuskripte vom externen Herausgeber dem Verlag vorgeschlagen und von diesem unter Vertrag genommen werden. 6.3 Arbeit am Text Der Wissenschaftsverleger Wulf D. von Lucius hat die Textarbeit im wissenschaftlichen Verlag plastisch beschrieben: „ Im traditionellen Wissenschaftsverlag war die Arbeitsteilung sehr klar und eindeutig, und sie war durch eine selten durchbrochene streng sequentielle Form der Abläufe gekennzeichnet: Der Autor war für das Manuskript verantwortlich, Drittgutachten oder tiefergreifende Eingriffe des Lektorats unüblich. Die Autorität des Autors, zumal wenn er Lehrstuhlinhaber war, war unbestritten. Bis zur Manuskriptabgabe war er weitestgehend autonom, und die Verlage waren auch hinsichtlich der Form der abgelieferten Manuskripte in der Regel äußerst liberal. Es gibt unglaubliche Beispiele von schuppenpanzerartigen Kollagen aus Schreibmaschinenpassagen und handschriftlichen Änderungen, die als Manuskript eingingen. Erst jetzt begann die Tätigkeit des Verlegers, indem seine Herstellungsabteilung die Satzeinrichtung (Auszeichnung des Manuskripts, Vermaßung und Beauftragung der Abbildungen etc.) vorbereitete und dann in die technischen Betriebe gab. Dort fand bereits eine sehr penible Hauskorrektur statt, die formale und Arbeit am Text 83 <?page no="94"?> orthografische Fehler weitgehend zu beseitigen in der Lage war. Dann erhielt der Autor die Korrekturen und gab sie nicht selten mit gravierenden Textänderungen und -erweiterungen zurück. Der Arbeitsgang wiederholte sich noch einmal. “ (Lucius 2005: 35) Im Zeitalter der Digitalisierung haben sich zwei Umgangsweisen mit dem Manuskript des Wissenschaftlers herausgebildet. Da ist die „ lektoratsfreie Form der Buchproduktion “ (Nickel 2006: 119) zu finden, wie sie der gerade zitierte Wissenschaftsverleger Wulf D. von Lucius in einer jüngeren Publikation als Wunschvorstellung beschreibt: „ Im Idealfall braucht ein Verlag bei konsequenter DTP-Organisation (Desktop-Publishing, Anm. des Autors) nur den Autor (und den Grafiker für den Umschlag) und einen technischen Betrieb, der die druckfähigen Daten oder die Postscript/ PDF-Dateien empfängt, auf die Druckplatte belichtet, auf von ihm besorgtes Papier druckt und bindet: ein Auftrag, ein Ansprechpartner, eine Rechnung, eine Ablieferung - man kann so erstaunlich viel internen Aufwand sparen und qualitative sowie terminliche Risiken im Produktionsprozess minimieren. “ (Lucius 2014: 134 f. Hervorhebungen im Original) Das ist eine extreme, aber durchaus übliche Verfahrensweise gerade bei wissenschaftlichen Qualifikationsschriften, Tagungsbänden und Festschriften. Hier werden vom Autor bzw. Herausgeber fertige PDFs verlangt, deren Weiterverarbeitung ohne Zutun des Lektorats erfolgt. In einem großen geisteswissenschaftlichen Verlag wird bei Dissertationen innerhalb einer Reihe aus Gründen der Einheitlichkeit zwar der Satz vom Verlag erstellt, doch findet kein Lektorat statt, und der Autor ist verantwortlich für Korrektur, Registererstellung und die Zulieferung fertiger Abbildungsvorlagen. Da wird dann schon einmal das Namensregister nach Vornamen sortiert, ohne dass der Verlag eingegriffen hätte. Selbst wenn Verlagsleistungen wie Lektorat/ Redaktion oder Korrektur im Verlagsvertrag vereinbart worden sind, werden diese Leistungen von manchen Verlagen nicht erbracht (Fetzer 2014: 13). (Subventioniertes) Verlegen ohne verlegerische Kontrolle ist beispielsweise aus der Editionsphilologie bekannt. So wies eine Edition der Tagebücher Felix Hartlaubs schätzungsweise 2000 Lesefehler auf (Nickel 2006: 126 f.). Bei dieser Form der lektoratsfreien Produktion stellt sich die Frage, wie die Verlage in der Diskussion um den Verlegeranteil bei der Ausschüttung der VG Wort ihre Position begründen. Denn hier kann von einer verlegerischen Leistung der Verlage nur in beschränktem Maß die Rede sein. Vielmehr nähern Verlage, deren Geschäftsmodell so ausgerichtet ist, sich auf gefährliche Weise den Bezahlverlagen an, die letztlich keine Verlage sind, sondern nichts anderes tun, als für ihren Kunden gegen eine in der Regel horrende Summe das 84 Lektoratsarbeit im Wissenschaftsverlag <?page no="95"?> gewünschte Buch zu produzieren. Traditionsreiche Wissenschaftsverlage zehren hier von ihrem Reputationsfaktor. Es wäre falsch, dieses Modell des Publizierens wissenschaftlicher Texte als neue Entwicklung im Rahmen von Konzentration und Workflow-Optimierung zu deklarieren. Die 1980 erschienene Dissertation des Verfassers erfuhr keinerlei Arbeit am Text. Es gab keinen Lektor und keine Lektorin. Einzelheiten wurden, soweit nötig, mit dem Verleger besprochen. & Eine „ Fließbandproduktion ohne jegliche Qualitätssicherung durch den Verlag “ beschreibt Lorenz M. Hilty detailliert in seinem lesenswerten Aufsatz Was leisten Wissenschaftsverlage heute eigentlich noch? (Hilty 2015). Bei wissenschaftlichen Lehrbüchern und Handbüchern ist der Umgang differenzierter. Zwar findet kaum ein inhaltliches Lektorat statt, da der Verlag davon ausgeht, dass der Autor als Experte ein Manuskript liefert, das die inhaltlichen Qualitätsanforderungen erfüllt. Doch wird bei der Arbeit am Text neben der formalen Überprüfung hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik das Augenmerk auf Verständlichkeit, Einheitlichkeit und didaktische Aufbereitung gerichtet. Das gilt vor allem für Verlage, deren Wissenschaftsproduktion auch stark in den Fachbuchbereich hinüberreicht. So wird es beispielsweise in dem Verlag gehandhabt, in dem dieses Buch erscheint. Viele Beispiele aus der Verlagspraxis lassen vermuten, dass vor allem kleinere und mittlere wissenschaftliche Verlage - oft noch in Privatbesitz und inhabergeführt - sich dem Modell dieser modifizierten Arbeit am Text verpflichtet fühlen. 6.4 Dienstleistungen Wie der Fachverlag hat auch der Wissenschaftsverlag klar definierte Zielgruppen. Durch die zunehmende Spezialisierung und Ausdifferenzierung einzelner wissenschaftlicher Disziplinen sind meist die Teilzielgruppen für Reihen oder Einzelprojekte noch kleiner als im Fachverlag. Daher ist die Kommunikation mit der Marketingabteilung sehr wichtig, vor allem im Hinblick auf entsprechende Multiplikatoren wie Professoren und Dozenten. Hier kommt ein gutes Netzwerk zum Tragen. Beim Verfassen der verschiedenen Textsorten unterscheiden sich die Anforderungen kaum von denen in Verlagen anderer Programmausrichtung. Im Dienstleistungen 85 <?page no="96"?> Zweifelsfall muss die Information jedoch noch zielgruppenadäquater und konziser sein. Da im Allgemeinen keine Arbeit am Text stattfindet, die Lektorin also den Inhalt des Buches nur in groben Zügen kennt, ist die Kommunikation mit dem Autor sehr wichtig, um auf der Basis eines Vorschlags des Autors werbewirksame Texte formulieren zu können. Dass in vielfältiger Weise ein Strukturwandel im wissenschaftlichen Verlag - so der Titel eines Aufsatzes des Wissenschaftsverlegers Wulf D. von Lucius (2005) - stattfindet, steht außer Frage. Was passiert aber, wenn dieser Strukturwandel eine der Kernfunktionen des wissenschaftlichen Verlags betrifft, nämlich Träger der Kommunikation im wissenschaftlichen Diskurs zu sein, und der Verlag Gefahr läuft, dabei durch andere Kommunikationsformen (Stichwort Open Access) substituiert zu werden? Was ist Open Access? „ Open Access, Veröffentlichungs- und Zugangsmodus vor allem für wissenschaftliche Netzpublikationen, bei dem die Publikationen für jedermann kostenfrei und unbeschränkt zugänglich sind. Sie dürfen allerdings nur im Rahmen urheber- und lizenzrechtlicher Regelungen genutzt werden, die der Autor festlegt. Weit verbreitet ist die obligatorische Nennung des Urhebers. Veränderungen sind nicht zulässig, nicht-kommerzielle Weiterverbreitung dagegen schon. Beim goldenen Weg des Open Access erfolgt die Erstveröffentlichung im Open Access in einem Open-Access-Verlag, oft nach einem Peer-Review. Beim grünen Weg findet die zeitversetzte Zweitveröffentlichung im Open Access nach der Erstveröffentlichung in einem kommerziellen Verlag statt, beim grauen Weg erfolgt die Erstveröffentlichung als Graue Literatur. Die Kosten für Open Access tragen die Autoren bzw. ihre Institutionen. “ (Rautenberg 2015: 298) Welche Auswirkungen dieser fundamentale Wandel auf die Lektoratsarbeit in einem solchen Verlag haben wird, lässt sich derzeit seriös nicht beschreiben. Im schlimmsten Fall, wenn - wie von Kritikern der Open-Access-Bewegung befürchtet - die wissenschaftlichen Verlage als „ außengesteuertes und zuschussgefördertes Modell von Buchverlag “ (Kerlen 2006: 46) ihrer Existenzgrundlage beraubt würden, bedeutete das den Wegfall der Arbeitsplätze im Lektorat. Wissenschaftsverlage am Wendepunkt hat Michel Clement (2016) seine Darstellung der fünf Faktoren überschrieben, die „ das profitable Geschäft der wissenschaftlichen Fachverlage “ gefährden. Seine Analyse der wissenschaftlichen Zeitschriften lässt sich ohne weiteres auf das Buchgeschäft übertragen. 86 Lektoratsarbeit im Wissenschaftsverlag <?page no="97"?> 7 Lektoratsarbeit als freier Lektor Freie Lektoren gehören zu den sogenannten Freien Berufen, die vier Gruppen umfassen, nämlich ■ den heilberuflichen Bereich (Ärzte, Zahnmediziner, Apotheker etc.), ■ den rechts-, wirtschafts- und steuerberatenden Bereich (Anwälte, Notare, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer etc.), ■ den technisch-naturwissenschaftlichen Bereich (Architekten, Ingenieure, Informatiker etc.) sowie ■ den kulturellen Bereich (Autoren, Lektoren, Schauspieler, Regisseure etc.). Der Bundesverband der Freien Berufe definiert freiberufliches Arbeiten wie folgt: „ Die Freien Berufe haben im Allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation oder schöpferischer Begabung die persönliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt. “ (http: / / www.freie-berufe.de/ ueber-die-freien-berufe/ definition-und-profil.html) Die Geschichte des Lektorats hat mit freiberuflich tätigen Schriftstellern begonnen, die die Verleger mit ihrer Expertise unterstützten (siehe Kap. 2.3). Das gilt in vergleichbarer Weise auch für Wissenschaftsverlage, die die Kenntnisse der scientific community für die Programmarbeit nutzten, indem sie renommierte Wissenschaftler als Berater oder Herausgeber von Reihen und Sammelwerken beizogen. In den 1980er Jahren wurde vor allem in großen Publikumsverlagen damit begonnen, die Arbeit am Text an freie Lektoren zu vergeben, um so - betriebswirtschaftlich vorteilhaft - die Kernmannschaft des Lektorats klein halten zu können. So bestand Ende der 1980er Jahre beispielsweise das Lektorat des damals größten deutschen Taschenbuchverlags, des Heyne-Verlags, einschließlich der Lektoratsassistenten aus etwa einem Dutzend Personen, die eine monatliche Produktion von mehr als fünfzig Titeln zu bewältigen hatten. Das war natürlich nur mit einem großen Stab von freien Mitarbeitern möglich, die Gutachten und Rückseitentexte schrieben und vor allem die komplette Arbeit am Text erledigten (Fetzer 1988). <?page no="98"?> & Einen umfassenden Überblick über die Tätigkeiten von freiberuflichen Lektoren bieten Susanne Ackstaller, Momo Evers und Constanze Hacke. In ihrem Buch Treffpunkt Text (2006) berücksichtigen sie nicht nur die inhaltlichen Aspekte einer freiberuflichen Tätigkeit, sondern gehen auch ausführlich auf ökonomische, juristische und Fragen des Selbstmanagements und der Selbstdarstellung ein. Außerdem bieten sie ein „ Kleines Lexikon der Medienberufe “ . Inzwischen hat sich dieses Outsourcing von ehemals Kernkompetenzen der Lektoratsarbeit auch bei den anderen Verlagstypen weitgehend etabliert. Ausnahmen dürften kleine und kleinste Verlage sowie traditionell strukturierte Verlage sein. So hat sich das Tätigkeitsfeld des freien Lektors herausgebildet, der heute jedoch nicht nur die genannten Kernkompetenzen in seinem Angebotsportfolio hat, sondern weitere Aufgaben in freier Mitarbeit übernimmt. Wichtig ist darauf hinzuweisen, woran freie Mitarbeiter im Allgemeinen nicht beteiligt sind. Das sind zum einen Programmentscheidungen, Programmgestaltung und Programmplanung, das sind ferner alle wirtschaftlichen Fragen und Entscheidungen, die mit einem Projekt zusammenhängen wie Honorare, Kalkulation und Auflagenhöhe, und das ist schließlich die verlagsinterne Koordination mit den Abteilungen Herstellung, Vertrieb, Marketing und Presse. Autorenbetreuung kann jedoch zum Arbeitsgebiet eines freien Lektors gehören. Die Herausbildung dieses Dienstleistungssektors für die Verlage seit gut drei Jahrzehnten ist mit einer zunehmenden Professionalisierung durch Vorträge, Themenabende und Workshops, durch Schulungen in Seminaren und auf Tagungen einhergegangen. Zudem wurde im Jahr 2000 der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren gegründet, der sich als Berufsverband, Netzwerk und Interessenvertretung versteht und derzeit 850 Mitglieder hat. Er hat sich die folgenden Ziele gesetzt: ■ die regionale und überregionale Vernetzung der Mitglieder, ■ Zusammenarbeit mit anderen Interessenvertretungen von Freiberuflerinnen/ Freiberuflern, ■ Mitarbeit in berufsständischen und berufspolitischen Gremien und Dachverbänden, ■ Verankerung eines Verhaltenskodex für Lektorinnen und Lektoren im VFLL, ■ Informations- und Fortbildungsveranstaltungen, ■ Bereitstellung einer juristischen Erstberatung für Mitglieder. (www.vfll.de/ fileadmin/ pdf/ VFLL_Satzung_2010_06_19.pdf ) 88 Lektoratsarbeit als freier Lektor <?page no="99"?> Der Verband Freier Lektorinnen und Lektoren (VFLL) hat in einem ausführlichen Leitfaden Freies Lektorat (Verband 2014) die vielfältigen Dienstleistungen zusammengetragen, die heute durch einen freien Lektor den Verlagen angeboten und übernommen werden können. Diese Darstellung dient hier weitgehend als Grundlage. Der Leitfaden bietet auch etliche hilfreiche Checklisten sowie einen Verhaltenskodex für Lektorinnen und Lektoren im VFLL. Ergänzend sind auf den Seiten der Plattform lektorat.de zahlreiche Details zu finden. An oberster Stelle der an freie Lektoren übertragenen Aufgaben stehen sicher die Kernfunktionen Begutachtung von Büchern und Manuskripten sowie Lektorat und Redaktion. 7.1 Bücher und Manuskripte begutachten Wie ein Gutachten grundsätzlich strukturiert sein muss und welche Kriterien bei der Bewertung zu berücksichtigen sind, wurde in Kap. 3.1 dargestellt und braucht hier nicht wiederholt zu werden. Begutachtet werden Originalmanuskripte, fremdsprachige Bücher oder Manuskripte, deutsche Bücher im Hinblick auf Taschenbuch- oder Buchgemeinschaftslizenzen und in äußerst seltenen Fällen ein unaufgefordert eingesandtes Manuskript. Wichtig für den freien Lektor ist, mit dem Auftraggeber spezifische Anforderungen vorab zu klären. Das kann u. a. die Aktualität des Texts, die Möglichkeit oder Notwendigkeit von Kürzungen, den Schwierigkeitsgrad von Übersetzungen oder Rechtsfragen zum Beispiel bei Abbildungen betreffen. 7.2 Lektorat und Redaktion Die beiden Begriffe Lektorat und Redaktion werden oft synonym verwendet. Sie bezeichnen die klassische Arbeit am Text, nämlich das Manuskript sorgfältig nach Kriterien, die gegebenenfalls mit dem Auftraggeber vor Beginn der Tätigkeit festgelegt werden, zu bearbeiten. Dazu gehören inhaltliche, stilistische und formale Prüfung und Korrektur. Dabei können in verschiedenem Umfang auch Recherchen sowie das Überprüfen von Zitaten, Transkriptionen, Querverweisen und Quellenhinweisen notwendig sein. Die Art und Weise der Bearbeitung unterscheidet sich je nach Textsorte (Belletristik, Sachbuch, Fachbuch, Ratgeber, Fachbuch, wissenschaftliches Buch) und die Frage, ob es sich bei dem zu lektorierenden Werk um eine Originalausgabe oder eine Übersetzung handelt. Lektorat und Redaktion 89 <?page no="100"?> Bei deutschsprachigen belletristischen Originalausgaben sind oft umfangreiche Eingriffe in den Text nötig. Sie betreffen die inhaltliche und stilistische Stimmigkeit, die Plotentwicklung und die Konsistenz der Charaktere. Auch die Erzählperspektive muss stimmen. Handlungs- und Spannungsbögen müssen in eine Gesamtdramaturgie eingepasst sein. Gängige Genres wie Krimis und Liebesromane stellen spezifische Strukturanforderungen. Auch sind oft Kürzungen nötig. Alle größeren Änderungen sind mit dem Autor abzustimmen. Daher muss der Lektor seine Eingriffe in den Text diesem gegenüber plausibel begründen können. Bei Übersetzungen ist selbstverständlich eine gute Kenntnis der Herkunftssprache nötig; etwa siebzig Prozent der Übersetzungen kommen aus dem Englischen. Es kommt dabei nicht nur auf die inhaltliche Korrektheit an, sondern auch darauf, dass stilistisch der Ton der Originalfassung getroffen wird. Gleichzeitig sollte sich im Idealfall der deutsche Text so lesen, dass man ihm nicht anmerkt, dass es sich um eine Übersetzung handelt. Das erfordert oft eine enge Abstimmung zwischen Lektor und Übersetzer. Bei Ratgebern, Sachbüchern und Fachbüchern stehen Gliederung und Aufbau, Richtigkeit und verständliche Vermittlung der Inhalte an oberster Stelle bei der Bearbeitung eines Texts. Nicht immer werden Kenntnisse bis ins letzte Detail beim freien Lektor vorhanden sein. Umso wichtiger ist zum einen eine Plausibilitätsprüfung, zum anderen aber ein Gespür dafür zu entwickeln, wo Nachfragen beim Autor nötig sind. Je breiter das Zielpublikum solcher nichtfiktionaler Texte ist, desto mehr muss auf Verständlichkeit und klaren Ausdruck geachtet werden Ein Sonderfall des Fachbuchs ist das Schulbuch. Hier sind zusätzlich zu den spezifischen Fachkenntnissen didaktische Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie eine Kenntnis der Lehrpläne erforderlich. Wissenschaftliche Werke werden - wenn überhaupt (siehe 3.2.3) - zumeist von Fachlektoren bearbeitet, die mit Forschungslage, Problemfeldern und Terminologie des Fachs zumindest in den Grundzügen vertraut sind. Wie weit Eingriffe in den Text gehen können, hängt in erster Linie von Autor und Textsorte ab. So wird ein renommierter Wissenschaftler kaum deutliche Änderungen akzeptieren, die von einem freien Lektor vorgeschlagen werden. Bei wissenschaftlichen Qualifikationsschriften (Dissertation, Habilitation), aber auch Bachelor- und Masterarbeiten sind deutliche Eingriffe kaum möglich, da der Autor ja die Erklärung abgeben muss, dass er die Arbeit selbständig verfasst und nur die angegebenen Hilfsmittel benutzt hat. Da sich wissenschaftliche Schriften durch ein hohes Maß an terminologischer Genauigkeit, Präzision des Gedankengangs und der Argumentation sowie durch Einheitlich- 90 Lektoratsarbeit als freier Lektor <?page no="101"?> keit in jeder Hinsicht auszeichnen müssen, liegen hier die Hauptaufgaben bei der Lektoratsarbeit an solchen Texten. Sicher sind Checklisten auch bei Lektorat und Redaktion anderer Texte wichtig, bei wissenschaftlichen Werken sind sie jedoch zwingend notwendig. 7.3 Ergänzende Arbeiten Über die reine Arbeit am Text hinaus gehört eine Vielzahl von Tätigkeiten zum Arbeitsfeld des freien Lektors. Sie werden hier summierend zusammengefasst; teilweise wurden sie bereits oben erläutert, teilweise sind sie selbsterklärend. ■ Textgliederung durch Zwischenüberschriften, ■ Verfassen von Marginalien, ■ Einfügen von Kolumnentiteln, ■ Erstellung des Inhaltsverzeichnisses, ■ Bildredaktion und Bildbeschaffung, oft einschließlich des Erwerbs der Abbildungsrechte, ■ Verfassen von Unterschriften zu Abbildungen jeglicher Art, ■ Erstellung von Registern wie Personen-, Sach-, Werk- oder Ortsregister, ■ Kollationieren, ■ Umbruchkorrektur. 7.4 Autorenbetreuung Besonders in Detailfragen ist die Zusammenarbeit mit dem Urheber nicht nur wichtig, sondern auch sachlich notwendig, da das Werk unter dem Namen des Autors (und gegebenenfalls des Übersetzers) veröffentlicht wird und er die letzte Verfügungsgewalt über die inhaltliche Gestaltung seines Produkts hat. Hier ist es sicherlich angemessener, von Autorenkontakt zu sprechen, da die Aufgabe deutlich eingeschränkter ist als die Autorenbetreuung, wie sie in 3.2.2 als Kernaufgabe des Lektors dargestellt wurde. Diese Differenzierung mindert jedoch nicht die Wichtigkeit des Autorenkontakts. Autorenbetreuung 91 <?page no="102"?> 7.5 Projektbetreuung und Producing Projektbetreuung bedeutet, einen Arbeitsprozess zu organisieren und zu koordinieren, an dem viele Fachleute beteiligt sind: Autoren, Übersetzer, Lektoren, Redakteure, Setzer, Korrektoren, gegebenenfalls Fotografen, Illustratoren und Grafiker. In vielen Fällen ist das Aufgabe des festangestellten Lektors, jedoch kann diese Organisations- und Koordinationsfunktion auch ausgegliedert werden. Producing (auch Packaging genannt; siehe S. 68 f.) ist die umfangreichste Tätigkeit als freier Mitarbeiter. Da es keine klare Definition dieses Arbeitsfelds gibt, werden hier die vier grundsätzlichen Möglichkeiten aufgeführt. ■ Producer, die ausschließlich herstellerische Tätigkeiten wie Layout, Satz, Lithoarbeiten und Druckabwicklung anbieten. ■ Producer, die Projektbetreuung und Projektabwicklung „ aus einer Hand “ anbieten. Das reicht von der Konzeption eines Buchs oder einer Buchreihe über Autorenakquisition einschließlich Fotografen und Grafikern, Führen von Vertragsverhandlungen (im vorgegebenen Rahmen), Lektorat und Redaktion, Layout, Satz, Lithografie und Druckabwicklung. Teilweise wickelt der auftraggebende Verlag Lithografie und Druck in eigener Regie ab. ■ Producer, die in Layout und Umfang identische deutsche Ausgaben fremdsprachiger Bücher betreuen. Sie organisieren und koordinieren Übersetzung, Lektorat und Redaktion, Einpassung des Satzes in das vorgegebene Layout, Korrektur und gegebenenfalls den Druck. ■ Producer, die ein deutschsprachiges Manuskript in ein Buch umsetzen und dabei Lektorat und Redaktion, eventuell Bildbeschaffung, Layout, Satz, Korrektorat, Umschlaggestaltung und gegebenenfalls die Druckabwicklung übernehmen. Hier können neben Verlagen auch Privatpersonen Auftraggeber sein. Für freie Lektoren wird die Selfpublisherszene in dieser Hinsicht zunehmend interessanter, verfügen die Autoren doch in der Regel nicht über die entsprechenden spezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten. Für alle vier Möglichkeiten des Producings gilt, dass Kalkulation und Finanzierung (mit Ausnahme von beauftragenden Privatkunden) sowie der Vertrieb beim Verlag angesiedelt sind. Freie Mitarbeiter, die mit solchen Producertätigkeiten beauftragt werden, müssen über ein gutes Netzwerk in verschiedenen Bereichen, über eine große Portion Erfahrung im Umgang mit Texten und Autoren sowie über viel Marktkenntnis verfügen: „ Organisationstalent ist die Schlüsselqualifikation für erfolgreiches Producing, doch auch betriebswirtschaftliches und verlege- 92 Lektoratsarbeit als freier Lektor <?page no="103"?> risches Know-how, Verhandlungsgeschick, Marktkenntnis und Herstellungswissen gehören zu den Fähigkeiten, die bei dieser vielfältigen Arbeit zum Einsatz kommen. “ (Schickerling/ Menche 2012: 382) 7.6 Texten Die Aufgaben eines freien Lektors als Texter unterscheiden sich nicht von denen ihres festangestellten Kollegen (siehe 3.2.4). 7.7 Werbelektorat Eine besondere Form der freien Lektoratsarbeit ist das Werbelektorat. Es reicht vom reinen Korrekturlesen über das Texten bis zur Kreation eines pfiffigen Claims. Gegenstände sind Produkt- und Imagebroschüren, Werbebriefe und Anschreiben, Gebrauchsanleitungen und Beipackzettel, Geschäftsberichte und allgemeine Geschäftsbedingungen. Zu den Tätigkeiten gehören die Prüfung von Manuskripten oder fertigen Dokumenten in formaler (Orthografie, Interpunktion, Grammatik) sowie in inhaltlicher Hinsicht (Logik, Plausibilität, Richtigkeit), ferner die Kontrolle typografischer Standards und Vorgaben. Sprachgefühl und Stilsicherheit, aber auch sprachlicher Einfallsreichtum sind genauso Voraussetzungen wie typografische und technische Grundkenntnisse. Sehr wichtig, um sich in diesem Sektor etablieren zu können und erfolgreich zu sein, ist hohe zeitliche Flexibilität, Schnelligkeit der Arbeit bei hoher Präzision und vor allem Stressresistenz. 7.8 Weitere Arbeitsgebiete Über die klassische freie Lektoratsarbeit hinaus bieten freie Lektoren weitere Tätigkeiten an, die hier nur kurz erwähnt werden, da sie in der Regel nur ergänzend zum „ Bauchladen “ eines freien Lektors gehören: Autorenberatung: Autoren, die noch keinen festen Verlag haben, suchen oft Beratung in den verschiedenen Bereichen des Verlagsgeschäfts. Wie finde ich den richtigen Verlag? In welcher Form reiche ich mein Manuskript oder ein Exposé ein? Worauf muss ich beim Vertragsabschluss achten? Soll ich mit einem Agenten zusammenarbeiten? Woran erkenne ich unseriöse Bezahlverlage? Weitere Arbeitsgebiete 93 <?page no="104"?> Gerade Autoren, die keine Chance haben, ihr Manuskript bei einem klassischen Verlag zu veröffentlichen, wählen mehr und mehr den Weg des Selfpublishing, sei es durch klassischen Buchdruck oder durch Print-on-demand (PoD) oder sei es in elektronischer Form auf Plattformen im Internet. Hier finden sich neue Betätigungsfelder für freie Lektoren, die es vor einigen Jahren in diesem Umfang noch nicht gab. Teilweise hat bereits eine Spezialisierung auf Selfpublisher in Kooperation mit entsprechenden Verlagen und Plattformen stattgefunden. Die Zusammenarbeit mit dieser Autorengruppe geht oft über die reine Textarbeit hinaus. Sie bildet für eine zunehmende Zahl freier Lektoren das dritte Standbein neben der Arbeit für Verlage und dem Werbelektorat (siehe 7.7). Die folgenden Verbindungen von klassischer freier Lektoratsarbeit mit den jeweiligen Tätigkeiten ist zwar möglich, doch in der Praxis eher selten. Ghostwriting: Manch ein Autor hat eine Idee oder eine Konzeption für ein Buch, jedoch nicht die Zeit, den Wunsch oder die Fähigkeit, es selbst zu schreiben. In diesem Fall tritt der freie Lektor als Autor an seine Stelle. Wer in dieser Weise arbeitet, muss sich unbedingt intensiv mit dem Urheberrecht, aber auch dem Persönlichkeitsrecht befassen. Übersetzen: Die Tätigkeit des professionellen Übersetzens dürfte sich kaum mit der professionellen Tätigkeit als freier Lektor vereinbaren lassen. In beiden Fällen kommt es darauf an, kontinuierliche Arbeitsbeziehungen zu potentiellen Auftraggebern zu etablieren und zu erhalten. Eine Doppelbelastung von Übersetzen und Lektoratsarbeit dürfte das schon rein zeitlich fast unmöglich machen. PR-Arbeit: Da diese Tätigkeit ein spezifisches Know-how erfordert (siehe Kap. 8.4), das sich grundsätzlich von dem des freien Lektorats unterscheidet, muss sich jeder, der eine solche Kombination anstrebt, fragen, ob er solche Kenntnisse besitzt oder bereit ist, sie sich neu anzueignen. Rechte- und Lizenzverhandlungen: Das zur PR-Arbeit Gesagte gilt in verstärktem Maß für den Bereich der Rechte- und Lizenzverhandlungen. Zudem wird dieser Sektor nach wie vor zu den Kernkompetenzen eines Verlags gezählt, nicht zuletzt weil es hier um ökonomische Daten geht, die man ungern nach außen kommuniziert. Auch ist bei der Frage, ob man diese Aufgabe in sein Portfolio aufnimmt, zu berücksichtigen, dass es sich bei kleinen Verlagen, die noch am ehesten bereit sind, diesen Bereich mangels geeignetem Personal outzusourcen, im Zweifel um ein recht geringes Umsatzvolumen handelt. So bleibt die Überlegung, ob das den Aufwand lohnt. 94 Lektoratsarbeit als freier Lektor <?page no="105"?> 7.9 Spezifische Soft Skills und Eigenmarketing Zu den Fähigkeiten, die Voraussetzung für eine erfolgreiche freie Lektoratsarbeit sind, gehören neben den oben genannten zwei weitere Qualifikationen, nämlich spezifische Soft Skills und die Fähigkeit zur Eigenvermarktung. Auch wenn in 2.4 die Soft Skills ausführlich dargestellt wurden, so werden die für den freien Lektor wichtigsten Aspekte hier schlagwortartig wiederholt. Eigenverantwortliches Handeln: Kein Arbeitgeber macht Vorgaben zu Leistungsumfang und Leistungserbringung. Kommunikative Fähigkeiten: Das trifft sowohl auf den Kontaktaufbau mit potentiellen Auftraggebern als auch auf das Netzwerken zu, das für den freien Lektor wohl noch wichtiger ist als für den angestellten Lektor. Neben der Akquisition von Aufträgen braucht es auch Verhandlungsgeschick bei den Honorarverhandlungen. Selbstmotivation und Ausdauer: Da diese Tätigkeit in der Regel recht einsame Schreibtischarbeit ist, ist die Fähigkeit, sich immer wieder selbst zu motivieren und die entsprechende Ausdauer zu entwickeln, wahrscheinlich überlebensnotwendig. Unsicherheitsresistenz und emotionale Stabilität: Das gilt auch für diese beiden Aspekte, da der freie Lektor immer wieder Phasen erleben wird, in der eine Auftragsflaute herrscht, deren Ende nicht gleich abzusehen ist. Damit kann sich ein dauerhaftes existentielles Unsicherheitsgefühl entwickeln, sodass man sich fragen muss, ob man die nötige emotionale Stabilität hat, diese Situation auf Dauer zu ertragen. Als Freiberufler spielt natürlich die Eigenvermarktung eine zentrale Rolle, denn die Aufträge kommen nicht von allein ins Haus. Eigen-PR ist aber nicht jedermanns Sache. Grundsätzlich stehen die Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppe, also der Verlage, im Zentrum. Dabei ist es wichtig, ein Portfolio zu entwickeln, das bestimmten Segmenten passgenau entspricht. Wer im Bereich Wissenschaftslektorat arbeiten will, sollte nicht gleichzeitig die Redaktion von belletristischen Texten von Hobbyautoren offerieren. Die angebotenen Leistungen müssen gut und verständlich beschrieben werden. Ein einprägsamer Firmenname ist besser als nur der Familienname. Technisch sind ein ansprechend gestaltetes Briefpapier und Visitenkarten, ein Faltblatt mit Informationen über Qualifikationen und Angebotsspektrum sowie über Kunden und Produkte sowie die Präsenz in sozialen Netzwerken wie Facebook oder zielgruppenspezifischer bei LinkedIn und Xing heute Standard. Ganz vorn aber steht in Zeiten der Suchmaschinen die Internetpräsenz mit einer Spezifische Soft Skills und Eigenmarketing 95 <?page no="106"?> eigenen Homepage sowie Einträge in entsprechenden Datenbanken und Branchenverzeichnissen wie vfll.de und lektorat.de. Da es in diesem Buch um Lektoratsarbeit und nicht um eine freiberufliche Existenz im Allgemeinen geht, sei auf die zahlreichen Ratgeber dazu verwiesen. Wer spezifische Informationen zur freien Lektoratsarbeit in dieser Hinsicht sucht, findet sowohl im gedruckten Leitfaden des Verbands Freier Lektorinnen und Lektoren als auch auf dessen Webseite sowie unter lektorat.de/ Ratgeber eingehende Informationen zu den Fragen von Existenzgründung, Finanzen, Honoraren, Marketing, Recht, Steuern und Versicherungen. Über die Zahl der freien Lektoren gibt es - fast ist man geneigt zu sagen: naturgemäß - keine genauen Zahlen. In der Datenbank des Verbands der Freien Lektorinnen und Lektoren bieten derzeit rund 600, auf lektorat.de unter den Rubriken Lektorat, Werbelektorat und Wissenschaftslektorat rund 650 freie Lektoren ihre Dienste an. Eine Stichprobe am Beispiel München hat ergeben, dass es Überschneidungen zwischen beiden Plattformen in einer Größenordnung von zehn bis fünfzehn Prozent gibt, dass also freie Lektoren sowohl auf vfll.de als auch auf lektorat.de vertreten sind. Das ergibt eine Schnittmenge von rund 1.200 freien Lektoren. & Umfangreiche allgemeine Informationen zur Tätigkeit als Selbständiger sind auch unter www.mediafon.net zu finden, einer Webseite der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Gedruckt liegen die Informationen als Der Ratgeber Selbständige von Goetz Buchholz (2011) vor. Bei einer Stichprobe im Netzwerk des Verfassers ergab sich, dass niemand dieser frei Arbeitenden auf vfll. de oder lektorat.de vertreten ist. Daraus lässt sich mit aller Vorsicht schließen, dass die Zahl der freien Lektorinnen und Lektoren deutlich höher liegt als die oben genannte Zahl. Auf jeden Fall ist das Fazit, das Walter Hömberg in seiner empirischen Untersuchung über den Lektor im Buchverlag gezogen hat, nicht zutreffend. Hömberg geht von etwa 500 freien Lektorinnen und Lektoren aus und schlussfolgert: „ Das vielfach zitierte Prinzip des Outsourcing ist in den Lektoraten offenbar noch nicht allzu weit fortgeschritten. “ (Hömberg 2010: 64) Ende 2016 waren bei der Künstlersozialkasse 2.702 freiberufliche Lektorinnen und Lektoren versichert. Darunter sind 2.003 Frauen (rund 75 %) und 699 Männer. 96 Lektoratsarbeit als freier Lektor <?page no="107"?> Teil III <?page no="109"?> 8 Basiswissen Dieses umfangreiche Kapitel befasst sich mit den Aufgaben und Tätigkeitsbereichen jenseits des Lektorats bzw. an den Schnittstellen zu diesem. Die Darstellung orientiert sich unter dem Stichwort Basiswissen an der Leitfrage: Was muss der Lektor/ die Lektorin von den Abläufen in den verschiedenen Abteilungen eines Verlags wissen, um erfolgreich im Prozess des Büchermachens mitwirken zu können? 8.1 Basiswissen Betriebswirtschaft Es soll Zeiten gegeben haben - in den 1980er Jahren - , als Lektoren in Programmkonferenzen Kopfstände machten, wenn die Rede auf Verkaufszahlen, Kalkulationen und Zielgruppen kam, um so ihrer Verachtung für die vermeintlichen Nebengeräusche des literarischen Betriebs Ausdruck zu verleihen. Entscheidend sei doch schließlich, hervorragende, avancierte Texte zu verlegen, die dann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder in der ZEIT eine große Rezension erhalten würden. Dass mit einer solchen Haltung heute selbst im kleinsten Kleinverlag bei der Entscheidung über ein Manuskript nicht mehr der sprichwörtliche Blumentopf zu gewinnen wäre, ist evident. & Neben Standardwerken zur Betriebswirtschaftslehre wie die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre von Jean-Paul Thommen und Ann-Kristin Achleitner (2016) ist als Einführung für den Verlagsalltag die Betriebswirtschaft für Verlagspraktiker von Stephan Wantzen (2008) hervorragend geeignet. Heute braucht die Lektorin eine Grundausstattung an betriebswirtschaftlichem Know-how. Sie muss Fachbegriffe wie Kostenarten, Kostenträger, Top-Down- Planung, EBITDA wenigstens einzuordnen wissen, Kenntnisse über Kostenmanagement und Mechanismen der Preisfindung haben und vor allem aber eine Kalkulation und hier insbesondere die heute in den Verlagen übliche Deckungsbeitragsrechnung erstellen, zumindest „ lesen “ können. Andernfalls enden die <?page no="110"?> für die Planung wichtigen Gespräche mit dem Controlling, aber auch mit der Herstellung im wechselseitigen Unverständnis. 8.1.1 Planung Jedes Unternehmen muss planen, ob in Form einer detaillierten, ausdifferenzierten Form wie in größeren Unternehmen oder in Form einer Grobplanung, wie sie oft noch bei inhabergeführten Kleinverlagen praktiziert wird. Bei der Jahresplanung unterscheidet man zwei Arten, die Top-Down- und die Bottom-Up-Planung. Bei der Top-Down-Variante werden von der Geschäftsleitung Ziele bei Umsatz, Ergebnis oder Verkaufsmengen von oben vorgegeben und nach unten an die jeweils zuständigen Abteilungen weitergeleitet. Für die Lektorin ist das die Vorgabe und Maßgabe für die individuelle Programmplanung, gegebenenfalls im Rahmen einer Zielvorgabe für die gesamte Abteilung Lektorat. Die Bottom-Up-Planung verläuft in umgekehrter Richtung und Reihenfolge. Dabei beginnen die kleinsten umsatzbzw. kostenverantwortlichen Einheiten, zum Beispiel der einzelne Lektor oder das Lektorat, mit dem Planungsprozess. Die Einzelpläne werden durch das Controlling zu einem Gesamtplan aggregiert. Im konkreten Planungsprozess werden meist beide Formen kombiniert, indem die Geschäftsleitung Grobziele vorgibt, die dann von den kostenverantwortlichen Einheiten mit einer Detailplanung unterfüttert werden. In der Regel durchläuft dieser Prozess mehrere Schleifen, bevor der zu verabschiedende Plan steht. Ein solcher Plan ist zwar die Basis für das verlegerische und Lektoratshandeln im jeweiligen Jahr, er ist jedoch nicht in Stein gemeißelt. Vielmehr muss er in bestimmten Abständen durch Forecasts, also Ausblicke, aktualisiert werden. So können sich die Markt- und Wettbewerbssituation geändert haben oder prognostizierte Verkaufszahlen nicht erreicht worden sein. 8.1.2 Kalkulation Grundlage jeder Gesamtplanung sind also Einzelplanungen, und diese basieren auf einer Vorkalkulation, in die die wesentlichen Faktoren einfließen. In der unten dargestellten Deckungsbeitragsrechnung (siehe Kap. 8.1.3) als heute üblicher Kalkulationsmethode steht die Preisfestsetzung an erster Stelle. Dabei sind neben den anfallenden Kosten folgende Faktoren zu berücksichtigen. Die Preisfestsetzung hat unter Berücksichtigung der vergleichbaren Preise am Markt zu erfolgen. So bildet die zur Zeit für Taschenbücher von normalem Umfang geltende Preisschwelle von 10 Euro ein (psychologisches) Hindernis, 100 Basiswissen <?page no="111"?> den Preis höher anzusetzen, obwohl das etwa wegen hoher Garantiehonorare kalkulatorisch notwendig wäre. Ein limitierender Faktor bei der Preisbildung ist auch der Preisrahmen einer Buchreihe. Ein sehr wichtiger Faktor ist ferner die Preisakzeptanz der Zielgruppe. Diese Akzeptanz ist etwa bei Fachbüchern und wissenschaftlichen Büchern deutlich höher, sodass nicht immer die Kostensituation bei der Festsetzung des Ladenpreises den Ausschlag gibt. Vielmehr gilt die Überlegung, welcher Preis am Markt durchzusetzen ist. Ein extremes Beispiel dafür sind wissenschaftliche Zeitschriften, deren Jahresabonnementsgebühren oft mehrere Tausend Dollar oder Euro betragen, ein Preis, der in keiner Weise durch die Produktionskosten verursacht ist, vor allem, wenn es sich um elektronisch verbreitete Zeitschriften handelt. Vier Kostenarten fließen in die Kalkulation ein. Da ist zum einen der Rabatt, den der Verlag dem verbreitenden Buchhandel oder bei manchen Verlagstypen auch dem Endkunden gewähren muss. Die Rabattierung ist eine wichtige Größe und wird zentral vom Hauptvertriebskanal des jeweiligen Verlags beeinflusst. Publikumsverlage rechnen heute mit knapp 50 Prozent, Fachverlage und Wissenschaftsverlage mit rund 40 Prozent. Selbstverständlich hat die Lektorin auf dieses betriebswirtschaftliche Rahmendatum keinen Einfluss. Einen erheblichen Kostenfaktor bilden zweitens die Produktkosten. Sie lassen sich konkret beziffern und sind als Autorenhonorare vertraglich fixiert oder für Satz, Papier und Druck mit herstellenden Unternehmen vereinbart. Honorare lassen sich von der Lektorin in einem gewissen Rahmen beeinflussen. Auch kann sie durch Reduktion zum Beispiel von Abbildungen den Kostenfaktor der Abbildungsrechte verringern. Drittens gehen die Vertriebs- und Marketingkosten in die Kalkulation ein. Ihnen liegen Erfahrungswerte zurückliegender Geschäftsperioden zugrunde; sie sind in der Regel pauschaliert. Auf diesen Kostenblock hat die Lektorin naturgemäß keinen Einfluss. Das gilt schließlich ebenso für die Gemeinkosten, darunter fallen beispielsweise Kosten für Büroräume, Maschinen, Versicherungen und Gehälter (siehe Kap. 8.1.3). Auch sie basieren auf Erfahrungswerten zurückliegender Geschäftsperioden. Sie werden vom Rechnungswesen für die Einzelkalkulation vorgegeben. Die Mischkalkulation ist ein beliebter Ansatz vor allem in Publikumsverlagen, um Bücher zu verlegen, die rein kalkulatorisch eigentlich nicht veröffentlicht werden dürften, aus verlagspolitischen Gründen aber doch ins Programm genommen werden sollen. Diese Quersubventionierung findet im Allgemeinen in Fach- und Wissenschaftsverlagen nicht statt. Hier muss jeder einzelne Titel einen entsprechenden Gewinn erwirtschaften, zumindest muss Basiswissen Betriebswirtschaft 101 <?page no="112"?> als plausibel erscheinen, dass dieser Gewinn am Ende unter dem Strich übrig bleibt. 8.1.3 Deckungsbeitragsrechnung Die heute übliche Form der Kalkulation ist die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung. Betriebswirtschaftlich ausgedrückt ist sie eine retrograde Staffelkalkulation. Der Ansatz geht also nicht von einer Addition der anfallenden Kosten aus, um so zu einem mindestens kostendeckenden Ladenpreis zu gelangen, sondern geht den umgekehrten Weg. Stufenweise werden von einem angenommenen oder bereits festgelegten Ladenpreis die anfallenden Kosten subtrahiert. Die Grundüberlegung der Deckungsbeitragsrechnung - man könnte sagen: ihre Philosophie - ist die Frage, welcher Betrag zur Deckung der Fixkosten (auch Gemeinkosten oder produktunabhängige Kosten genannt) übrig bleibt, wenn die variablen (auch Einzelkosten oder produktabhängige Kosten genannt) von den Erlösen abgezogen worden sind. Unterstellt wird bei jeder Kalkulation, dass die gesamte Auflage in einem überschaubaren Zeitraum abgesetzt werden kann, was leider auf die Gesamtheit der Produktion gesehen eher die Ausnahme als die Regel ist. So hat eine große deutsche Druckerei berichtet, dass fast drei Viertel aller von ihr produzierten Titel keine Neuauflage erleben. Was sind Einzelkosten? „ Einzelkosten, auch direkte Kosten. Sie entstehen bei der Herstellung eines Produkts und können direkt dem Produkt zugerechnet werden. Die wichtigsten Einzelkosten bei der Buchproduktion sind die Rabatt-, Herstellungs- und Honorarkosten. Kosten für Außendienst, Auslieferung und Marketing werden den Produkten anteilig zugerechnet und gehen so in die Deckungsbeitragsrechnung ein. “ (Rautenberg 2015: 142) Zunächst geht es bei der Deckungsbeitragsrechnung darum, ob das Produkt wenigstens die Kosten abdeckt, die es direkt verursacht. Dazu wird der Deckungsbeitrag I (DB I) ermittelt. Dabei werden von den Erlösen die Rabatt-, Herstellungs- und Honorarkosten abgezogen. Der DB I muss in jedem Fall positiv sein. Die Faustformel für eine erste Grobeinschätzung lautet: Die Kosten, die auf dieser Stufe anfallen, dürfen nicht höher als 50 Prozent der Nettoerlöse sein. 102 Basiswissen <?page no="113"?> Stückkalkulation in Euro Auflagenkalkulation in Euro Auflagenkalkulation in % 0 a Druckauflage 6.000 0 b Verkaufsauflage 5.500 1 Brutto-Ladenpreis 26,00 2 ./ . MWSt 1,70 3 Netto-Ladenpreis 24,30 4 ./ . Durchschnittsrabatt 11,18 5 Netto-Verlagserlös 13,12 72.168 6 Sonstige Erlöse 7 Gesamterlöse 13,12 72.168 100 8 ./ . Erlösschmälerungen 0,13 722 1 9 Erlös nach Erlösschmälerungen 12,99 71.447 99 10 Technische Herstellkosten 3,90 23.400 33 11 Sonstige Herstellkosten 0,54 3.250 5 12 Kosten Honorare und Lizenzen 1,68 5.300 7 13 Summe Wareneinsatz 6,12 31.950 45 14 DECKUNGSBEITRAG I 6,87 39.497 55 Abb. 19 Deckungsbeitrag I. Der DB I wird um die dem Produkt anteilig zurechenbaren Kosten für Außendienst, Auslieferung und Marketing vermindert, was zum Deckungsbeitrag II (DB II) führt. Stückkalkulation in Euro Auflagenkalkulation in Euro Auflagenkalkulation in % 14 DECKUNGSBEITRAG I 6,87 39.497 55 15 Auslieferungskosten 1,31 7.217 10 16 Vertreterprovision 0,79 4.330 6 17 Werbekosten 1,05 5.773 8 18 Summe Werbung und Vertrieb 3,15 17.320 24 19 DECKUNGSBEITRAG II 3,72 22.176 31 Abb. 20 Deckungsbeitrag II. Basiswissen Betriebswirtschaft 103 <?page no="114"?> Ist der DB II null, so trägt sich das Produkt selbst, allerdings ohne einen Beitrag zu den Gemeinkosten des Unternehmens zu leisten. Ist er negativ, so sind die Kosten höher als die Erlöse und das Produkt ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht unrentabel. Ist der DB II positiv, trägt es zur Deckung der Gemeinkosten bei. Vereinfacht gesagt: Wenn ein Verlag einen Titel verlegen will, sollte er davon ausgehen, dass die Verkaufserlöse wenigstens ausreichen, um nach Abzug des Buchhandelsrabatts die Kosten für Autor, Drucker, Auslieferer, Vertreter und Marketing bezahlen zu können. Nach Branchenerfahrungen genügt jedoch nicht ein irgendwie positiver DB II, sondern die Zielgröße von mindestens 30 Prozent ist ein betriebswirtschaftliches Muss, um wirtschaftlich als Unternehmen langfristig erfolgreich zu sein. Je höher der DB II ist, desto rentabler wird das Geschäft. Was sind Gemeinkosten? „ Gemeinkosten, auch indirekte Kosten. Sie entstehen bei der Herstellung eines Produkts, unabhängig davon, ob produziert wird oder nicht, und können ohne aufwendige Schlüsselung nicht dem Produkt als Einzelkosten zugerechnet werden. Die wichtigsten Gemeinkosten sind die Personal- und Gehäusekosten (z. B. Miete, Versicherungen, Kommunikationskosten). Kosten für allgemeine Werbung und PR können als Gemeinkosten behandelt werden, fließen aber i. d. R. anteilig in die Deckungsbeitragsrechnung ein. “ (Rautenberg 2015: 178) Weitere Deckungsbeitragsstufen erhält man, indem man vom DB II weitere Fixkosten, also Kosten, die nicht direkt dem Produkt zuzuordnen sind, abzieht. Bis zu welcher Stufe die Rechnung noch sinnvoll ist, ist einerseits umstritten und wird andererseits von Verlag zu Verlag verschieden gehandhabt. Auf der Ebene des Gesamtunternehmens sind weitere Stufen sicher erhellend. Für die Lektoratsarbeit genügt im Allgemeinen die Deckungsbeitragsrechnung bis zum DB II. Festzuhalten ist, dass im DB II neben den Gemeinkosten auch ein kalkulatorischer Gewinn enthalten ist. Dieser deckt das allgemeine Unternehmerrisiko ab und ist keine errechnete, sondern eine fiktive Größe, die für Kalkulationszwecke unternehmensspezifisch festgelegt wird. Der Vollständigkeit halber wird hier noch ein Beispiel für eine fünfstufige Deckungsbeitragsrechnung vorgestellt. Dabei werden in drei zusätzlichen Stufen weitere Kosten und Erlöse dem Projekt zugeschrieben. Die Wagniskosten (Lagerbestand wird nicht vollständig abverkauft; Garantiehonorar wird nicht vollständig eingespielt; Zahlungsausfall durch Kundeninsolvenz etc.), der erwartete Verlagsanteil an Nebenrechterlösen sowie Einzelkosten, die dem Projekt 104 Basiswissen <?page no="115"?> direkt (Fremdkosten) oder geschlüsselt (interne Leistungsverrechnung) zugeschrieben werden. Abb. 21: Fünfstufige Deckungsbeitragsrechnung. Quelle: Wantzen 2008: 43. Ausführliche Erläuterungen zu den einzelnen Positionen siehe S. 42 - 50. Basiswissen Betriebswirtschaft 105 <?page no="116"?> In der Praxis hat sich folgendes Schema bewährt, das sich leicht als Excel-Tabelle nachbauen lässt. Erläuterungen Stück kalkulation in Euro Auflagenkalkulation in Euro Auflagenkalkulation in % 0 a Druckauflage 6.000 0 b Verkaufsauflage 5.500 1 Brutto-Ladenpreis 26,00 2 ./ . MWSt 7 % 1,70 3 Netto-Ladenpreis 24,30 4 ./ . Durchschnittsrabatt 48 % von 3 11,18 5 Netto-Verlagserlös 3 - 4 13,12 72.168 6 Sonstige Erlöse Druckkostenzuschüsse Festabnahmen Sponsoring 7 Gesamterlöse 5 + 6 13,12 72.168 100 8 ./ . Erlösschmälerungen 1 % von 7 0,13 722 1 9 Erlös nach Erlösschmälerungen 7 - 8 12,99 71.447 100 10 Technische Herstellkosten 3,90 23.400 33 11 Sonstige Herstellkosten 0,54 3.250 5 Umschlag 0,25 1.500 Layout 0,10 600 Redaktion 0,17 1.000 Satz 0,00 0 Korrektur 0,03 150 12 Kosten Honorare und Lizenzen 1,68 5.300 7 Absatzhonorar 8 % von 3 0,00 0 Pauschalhonorar 0,36 2.000 Übersetzungshonorar 0,24 1.300 Bildrechte 0,18 1.000 Abdruckrechte 0,18 1.000 13 Summe Wareneinsatz 10 + 11 + 12 6,12 31.950 45 14 DECKUNGSBEITRAG I 9 - 13 6,87 39.497 55 15 Auslieferungskosten 10 % von 5 1,31 7.217 10 106 Basiswissen <?page no="117"?> Erläuterungen Stück kalkulation in Euro Auflagenkalkulation in Euro Auflagenkalkulation in % 16 Vertreterprovision 6 % von 5 0,79 4.330 6 17 Werbekosten 8 % von 5 1,05 5.773 8 18 Summe Werbung und Vertrieb 15 + 16 + 17 3,15 17.320 24 19 DECKUNGSBEITRAG II 14 - 18 3,72 22.176 31 Abb. 22 Zweistufige Deckungsbeitragsrechnung. (Die Differenz zwischen Druckauflage und Verkaufsauflage erklärt sich aus der Tatsache, dass der Verlag für Presseexemplare, Belegexemplare für den Autor und Exemplare für den Buchhandel keine Erlöse erzielt, diese Exemplare aber auch nicht dem Autor honorieren muss. Mit der Position Erlösschmälerungen werden Zahlungsausfälle des Buchhandels in der Kalkulation berücksichtigt.) Für manche (oder viele? ) Lektorinnen ist „ Controller “ das Schreckenswort. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass es etwa so viele verschiedene Ansichten gibt, was ein Controller sei und welche Funktion er habe, wie es Verlage gibt. Für die Einen ist der Controller der „ Zahlenhengst “ , der „ Erbsenzähler “ und damit nichts anderes als ein verkappter Buchhalter, der ein neumodisches Wortmäntelchen trägt. Für die Anderen ist er als „ Herr der Zahlen “ der oberste strategische Planer. Allen Controllern gemeinsam sollte sein, dass sie einerseits Zahlen zu Planungszwecken abfragen, sammeln und analysieren, dass sie aber andererseits diese Analysen und die daraus resultierenden Kennzahlen als Dienstleistung zum Beispiel an die Lektorin weitergeben, um dieser eine sinnvolle Planung (vor allem Kalkulation) ihrer Produkte zu ermöglichen. 8.1.4 Kostenstrukturen Die Kostenstrukturen sind von Verlagstyp zu Verlagstyp sehr unterschiedlich, wie die folgende Gegenüberstellung eines wissenschaftlichen Buchs und eines Romans zeigt. Die Basis der Zahlen in Abb. 23 ist nicht erläutert. Natürlich ist die Gegenüberstellung bewusst holzschnittartig gewählt, doch sind einzelne Kostenpositionen zu hinterfragen. So ist die durchschnittliche Honorarhöhe mit zehn Prozent für das wissenschaftliche Buch sicher zu hoch angesetzt, wenn man berücksichtigt, dass wissenschaftliches Publizieren in vielen, wenn nicht den meisten Fällen nicht vom Verlag honoriert wird. Auch für den Roman scheinen die Honorarwerte überhöht. So hat der börsennotierte Publikumsverlag Bastei- Lübbe ausweislich der veröffentlichten Bilanz eine Honorarbelastung von rund Basiswissen Betriebswirtschaft 107 <?page no="118"?> Abb. 23: Kostenstruktur eines wissenschaftlichen Buchs und eines Romans. Quelle: Lucius 2014: 143. 108 Basiswissen <?page no="119"?> 20 Prozent vom Verlagserlös. Das entspricht etwa einer Honorarbelastung von zehn Prozent vom Ladenpreis je Exemplar. Ob die Herstellkosten beim wissenschaftlichen Buch pro Exemplar etwa doppelt so hoch sind wie beim Roman, lässt sich so pauschal nicht behaupten. Sicher fallen Kosten für ein aufwendigeres Layout oder Mehrfarbdruck an. Aber zugleich ist davon ausgehen, dass bei einem großen Teil der wissenschaftlichen Produktion herstellerische Funktionen kostensparend auf den Autor rückverlagert werden - bis hin zur Ablieferung seitenfertiger PDFs, die vom Verlag nur noch in Druck-PDFs umgewandelt werden müssen. Bemerkenswert ist die deutlich höhere Rentabilität des wissenschaftlichen Publizierens. Die Position „ Wagnis/ Gewinn “ ist für das wissenschaftliche Buch drei Mal höher als für den Roman. 8.2 Basiswissen Herstellung Die Aufgabe der Herstellungsabteilung ist es, aus Manuskripten Bücher - wozu auch E-Books gehören - zu machen. Das klingt simpel, ist aber ein sehr komplexer Arbeitsablauf. Das Vorhaben, ein Basiswissen Herstellung auf wenigen Seiten vermitteln zu wollen, ist recht verwegen. Schließlich sind in diesem Bereich mehrere hoch spezialisierte Berufe tätig: der Setzer, der Drucker, der Papiertechniker etc. Abb. 24: Die Herstellungsabteilung als zentrale Schnittstelle. Quelle: Ruta 2010: 10. Basiswissen Herstellung 109 <?page no="120"?> Die Abbildung 24 stellt die Arbeitszusammenhänge aus der Sicht der Herstellung als Schnittstelle gut dar. & Für den ganz eiligen Leser und Nutzer bietet das Kapitel Herstellung in Bücher machen von Michael Schickerling und Birgit Menche (2012) einen guten Überblick. Lektor und Hersteller müssen eng kooperieren, vor allem bei der Erstellung von Richtlinien zur Manuskripterstellung unter formalen Aspekten ( „ gute Daten “ ), der Vorkalkulation und bei der Terminplanung. Für den Lektor ist es daher wichtig, nicht nur die Fachausdrücke (Abb. 25) zu beherrschen, sondern auch zu wissen, wie die Herstellung eines Buchs (Workflow) abläuft. 8.2.1 Workflow Die Recherchen für dieses Buch haben ergeben, dass es vermutlich fast so viele verschiedene Workflows wie Verlage gibt. Daher kann die folgende Darstellung nur einen schematischen Überblick bieten. Beim klassischen Herstellungsablauf, basierend auf einem Papiermanuskript, erfolgte ein Schritt nach dem anderen, gesteuert von der Herstellungsabteilung, die als Bindeglied zwischen Autor und Lektorat und den technischen Betrieben fungierte. Abb. 26 zeigt die Abläufe, die durch eine klare Trennung der verlagsseitigen Tätigkeiten und denen in den technischen Betrieben charakterisiert ist. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei den technischen Betrieben. Das digitale Manuskript erlaubt andere Abläufe. So erhält der Autor z. B. Formatvorlagen unter MS Word als Vorgabe, die die Weiterverarbeitung erleichtern, beschleunigen und kostengünstiger werden lassen. & Eine gute Handreichung für das am häufigsten verwendete Programm zur Datenerfassung für digitale Manuskripte ist das Buch E-Manuskripte mit MS Word 2010 von Susanne Franz. Es zeigt den Weg für eine saubere und professionelle Formatierung (2013). Vielfach ist der Autor bis in die Druckvorstufe eingebunden, ohne allerdings in der Regel einen direkten Kontakt mit dem technischen Betrieb zu haben. Die früher übliche Texterfassung in einem Satzbetrieb ist heute kaum noch zu finden, es sei denn bei Neuauflagen von Werken, die konventionell hergestellt wurden. Entscheidend ist, dass es für alle Beteiligten klare Vorgaben mit entsprechenden Kontrollen während des gesamten Prozesses zwischen Autor und technischem Betrieb gibt. Das gilt auch für die Bildverarbeitung. Die Repro- 110 Basiswissen <?page no="121"?> Abb. 25: Fachbegriffe zum Bucheinband. Quelle: Kerlen 2006: 118. Basiswissen Herstellung 111 <?page no="122"?> arbeiten finden nicht mehr wie früher als paralleler Arbeitsgang zu den Satzarbeiten statt, sondern sind in den digitalen Workflow integriert. Das wichtigste Zukunftsthema in dieser Hinsicht ist die Standardisierung von Prozessen, wobei offenkundig ist, dass es auch hier keinen generell gültigen Workflow gibt. Vielmehr muss ein solcher Prozess auf den Verlag und dessen spezifische Produkte zugeschnitten sein. Kommerziell bietet zum Beispiel die Druckerei C. H. Beck ein vollständig auf XML basierendes Managementsystem für die Produktion von Fachbüchern an. Bei diesem neuen Workflow ist die Tatsache augenfällig, dass durch die Digitalisierung eine engere Verknüpfung von Lektorats- und Herstellungstätigkeiten erfolgt und zugleich der Schwerpunkt der Tätigkeiten in den Verlag rückverlagert wird. Damit wird der Prozess der Ausdifferenzierung der Funktionen, wie er für die Entwicklung in der Buchbranche seit Jahrhunderten charakteristisch war, nämlich die zunehmende Trennung von Verlags-, Herstellungs- und Vertriebsformen, partiell rückgängig gemacht. Schematisch stellt sich der neue Workflow wie in Abbildung 27 dar. Abb. 26: Der klassische Herstellungsablauf. Quelle: Lucius 2014: 137. 112 Basiswissen <?page no="123"?> Diese Form des Workflows basiert heute zunehmend auf einem integrierten XML-Workflow. Nicht nur Fach- und Wissenschaftsverlage, sondern auch große Publikumsverlage arbeiten daran, ihren Autoren Vorlagen (Templates, Stylesheets) zur Verfügung zu stellen, in denen die für die Publikation spezifischen typografischen Angaben festgelegt sind. Im Verarbeitungsprozess werden in einem ersten Schritt die Inhalte in XML strukturiert ( „ XML first “ ), um so eine medienneutrale Datenhaltung zu gewährleisten, und anschließend in ein Satzsystem überführt. Was ist XML? „ XML (Extensible-Markup-Language), Auszeichnungssprache für Daten. Mit ihr kann die Bedeutung eines Datums (als Singular von ‚ Daten ‘ ) festgelegt und maschinenlesbar gemacht werden. [. . .] Festgelegt in der XML-Spezifikation sind die Struktureinheiten und die Strukturen der Sprache. XML-Dokumente sind Textdokumente, die auch vom Menschen gelesen werden können “ (Rautenberg 2015: 428), da sie nicht aus Binärcode oder ähnlichen nur maschinenlesbaren Daten bestehen, Sie erlauben einen plattform- und systemunabhängigen, also medienneutralen Austausch von Daten. Im XML-Dokument werden die verschiedenen Ausgabeformen generiert. Das ist die „ Abzweigung “ , an der sich herstellerisch die Wege von Printbuch und E-Book trennen. Abb. 27: Der neue Workflow. Quelle: Lucius 2014: 138. Der neue Workflow Basiswissen Herstellung 113 <?page no="124"?> Um eine Sprachverwirrung zu vermeiden, ist diese Form des Content- Managements von einem Content-Management-System (CMS) zu unterscheiden. Content-Management ist „ die systematische und strukturierte Beschaffung, Erzeugung, Aufbereitung, Verwaltung, Präsentation, Verarbeitung, Publikation und Wiederverwendung von Inhalten “ (Rothfuss/ Ried 2003: 15), also ein Prozess. Diese Aufgabe kann prinzipiell auch ohne elektronische Unterstützung gelöst werden, was heute aber ohne Softwareeinsatz kaum mehr denkbar ist. Ein Content-Management-System dagegen ist „ ein fertiges Stück Software, das die abstrakte Content Management-Aufgabe in einer ganz bestimmten Weise mit programmtechnischen Mitteln zu lösen hilft “ (Rothfuss/ Ried 2003: 16). & In jeder Hinsicht umfassend ist das von Helmut Kipphan herausgegebene Handbuch der Printmedien (2000). Mit vielen vierfarbigen Abbildungen ausgestattete Übersichten sind Printproduktion well done! von Kaj Johansson, Peter Lundberg und Robert Ryberg (2008) und Die moderne Druckproduktion von David Bann (2011). Beide Bücher enthalten ein Glossar. Der Klassiker für Buchherstellungsfragen aller Art ist Die Herstellung, herausgegeben von Hubert Blana und Tobias Ott. Das Buch liegt in der fünften Auflage vor (2014). Der oben skizzierte XML-basierte Workflow, der zunehmend Standard sein wird, ist im Sinn dieser Definition ein „ einfaches softwaregestütztes Content Management “ , ein Datenhaltungssystem, das „ die systematische Sammlung und Verwaltung von Informationsbausteinen “ (Rothfuss/ Ried 2003: 17) erlaubt. Dagegen befasst sich „ komplexes softwaregestütztes Content Management [. . .] mit der systematischen Sammlung, Erstellung, Speicherung und Veredelung von strukturierten Inhalten und Mediendaten aller Art “ . Ein solches CMS im engeren Sinn unterstützt „ die sichere Aggregation, Veredelung, Verarbeitung, Auswertung und Wiederverwendung “ (ebd.) von Content. Dabei werden die Daten unter drei zentralen Aspekten strukturiert: ■ dem Inhalt (Asset), der kommuniziert werden soll, ■ der Struktur der Inhalte (z. B. bei einem Aufsatz Autor, Titel, Text und gegebenenfalls Abbildungen) sowie ■ dem Format der Daten (z. B. Schriftgröße des Lauftexts und der Überschrift). Für eine Weiterverarbeitung des Contents im Rahmen des crossmedialen Publizierens ist eine medienneutrale Datenhaltung zwingend erforderlich, was - wie oben gesagt - durch die Verwendung der Auszeichnungssprache XML geschieht. 114 Basiswissen <?page no="125"?> Durch entsprechende Zugriffe auf das Content-Management-System kann der Content in unterschiedlichen Editionsformen publiziert werden, nicht nur als Print-Buch oder als E-Book in verschiedenen Dateiformaten wie EPUB und PDF als weit verbreitete und endgeräteunabhängige Formate oder die Amazonspezifischen Formate AZW und MOBI. Auch kann zum Beispiel ein Aufsatz aus einem Buch in ein neu erstelltes Sammelwerk integriert, als Online-Publikation in einem völlig anderen Layout publiziert oder als wiederum anders gestalteter Download auf ein mobiles Endgerät geladen werden. Was ist Cross-Media-Publishing? „ Cross-Media-Publishing: Art der Mehrfachnutzung von Inhalten. Einmal erstellte Inhalte werden hierbei zeitlich parallel in verschiedenen Medienkanälen bereitgestellt. [. . .] Wesentliches Kennzeichen einer Cross-Media-Strategie ist die Produktion von Varianten. Ziel dieses Vorgehens ist es, eine universelle Nutzbarkeit des Inhalts zu erreichen und diesen in einem Rezipientenmarkt möglichst breit zu platzieren. “ (Rautenberg 2015: 113) Content-Management-Systeme werden vor allem in Fachverlagen eingesetzt. In Wissenschaftsverlagen geschieht das in der Regel nur bei Werken, deren Inhalte mehrfach nutzbar sind wie bei Handbüchern, nicht aber bei wissenschaftlichen Qualifikationsschriften. Zwar haben große Publikumsverlage ein einfaches softwaregestütztes Content-Management, jedoch arbeiten sie in der Regel nicht mit Content-Management-Systemen im engeren Sinn. So hat zum Beispiel der führende Ratgeberverlag Gräfe und Unzer, der seine Inhalte nicht nur in verschiedene Buchformen umsetzt, sondern auch crossmedial in Form von Apps und auf einer Internetplattform publiziert, erst seit kurzer Zeit ein CMS installiert. Eine empirische Untersuchung unter Fachverlagen, deren Kerngeschäft Fachzeitschriften bilden, hat ergeben, dass eine klare Korrelation zwischen der Umsatzgröße und dem Vorhandensein eines CMS-basierten Produktionssystems festzustellen ist, obwohl alle Befragten den Einsatz eines solchen Systems als erfolgskritisch ansehen: Je höher der Umsatz ist, desto häufiger wird ein solches System eingesetzt. Hauptgrund für das Fehlen eines Produktionssystems bei kleineren Verlagen ist die Höhe der nötigen Investitionen in Hard- und Software (Hagenhoff 2014: 47), aber auch in die Personalentwicklung (Lucius 2014: 315 f.). Basiswissen Herstellung 115 <?page no="126"?> Der durch crossmediales Publizieren veränderte Workflow wirkt sich ebenso auf den Autor aus. Zwar ist für diesen die Lieferung des Manuskripts als Datei längst selbstverständlich, doch kommen nun neue Anforderungen hinzu. Statt in eine beliebige Worddatei zu schreiben, arbeitet er jetzt in einer Formatvorlage, die gewährleistet, dass zum Beispiel Marginalien sowohl in der Printversion als auch in verschiedenen E-Book-Formaten an der richtigen Stelle erscheinen. Auch eine so simple Anweisung, dass man nicht mehr mit Seitenverweisen oder Angaben wie „ Siehe gegenüberliegende Seite “ arbeiten darf, gehört dazu. Die Veränderung des Herstellungsprozesses wirkt sich aber nicht nur auf die Arbeitsweise des Autors und im Lektorat aus, sondern verändert auch die Organisationsstruktur. In Fach- und Wissenschaftsverlagen werden Hersteller und Lektoren zu Projektteams zusammengeführt und dabei Hersteller als Lektoratsassistenten oder umgekehrt Lektoren als Herstellungsassistenten organisatorisch zugewiesen (Lucius 2014: 139). Ein großer deutscher Wissenschaftsverlag beschreibt diesen Ablauf wie folgt: „ Sobald wir das Manuskript an unseren Satzbetrieb weitergeben, erfolgt eine ausführliche Analyse, in dem die Vollständigkeit des Manuskripts sowie die layout-bezogenen Besonderheiten gründlich geprüft werden. Anschließend wird das Manuskript für die Rechtschreibung und die Zeichensetzung korrekturgelesen, bevor die Texte und Grafiken gesetzt werden. Zusätzlich nimmt unser Satzbetrieb eine Konvertierung des Manuskripts ins Volltext-XML vor, das für die Herstellung der Online-Version des Titels notwendig ist. Letztendlich wird der Umbruch vom zuständigen Production Editor überprüft, bevor dieser an den Autor versandt wird. “ Unterschrieben ist die Mitteilung mit Production Editor. Ob mit einer solchen Auflösung der traditionellen Aufgabenabgrenzung zwischen Lektorat und Herstellungsabteilung aber auf Dauer eine Verschmelzung zu einem neuen Beruf einhergeht, wie manche Auguren argwöhnen oder prozessorientierte Analytiker fordern, ist sehr zu bezweifeln. Jedoch verändert sich nicht nur die verlagsinterne Organisation, sondern „ aufgrund des völlig veränderten Produktionsprozesses sind die Herstellungsabteilungen in den meisten Verlagen deutlich geschrumpft, [. . .]. Der komplexe Verkehr mit einer Vielzahl technischer Betriebe entfällt oder wird bewusst in einem technischen Zentraleinkauf gebündelt, verbunden mit einer drastischen Reduktion der Zahl der Lieferanten. Die technische Standardisierung wird sehr bewusst betrieben, dadurch und durch die Auftragsbündelung bei wenigen Lieferanten werden erhebliche Kostenvorteile erzielt “ (Lucius 2005: 45). Die ursprünglichen Kernaufgaben eines Herstellers werden an freie Hersteller übertragen. 116 Basiswissen <?page no="127"?> Auch wenn der digitale Workflow nicht einlinig, sondern komplex mit Rückkopplungsschleifen verläuft, muss eine verbale Erläuterung in einem gedruckten Buch sich mit der Einlinigkeit des Mediums abfinden. Daher folgt die Beschreibung von Druckvorstufe, Drucken und Weiterverarbeitung dem klassischen Ablauf. & Eine sehr gute Einführung in die Herstellung von der Gestaltung über die verschiedenen Produktionsprozesse bis zur Druckweiterverarbeitung gibt Basiswissen Herstellung für Buchhändler von Hans-Heinrich Ruta (2010). Das Buch ist auf sechs verschiedenen Papieren gedruckt, um einen Eindruck von der Sortenvielfalt zu vermitteln. 8.2.2 Druckvorstufe (Prepress) Unter der Bezeichnung Druckvorstufe wird die Satzherstellung, die Reproduktion von Abbildungen sowie bei Druckverfahren die Plattenherstellung verstanden. Bei der früher üblichen Form der Satzherstellung wandelte der Setzer in der Satzfirma ein von der Herstellung ausgezeichnetes Manuskript (Angaben u. a. zu Seitenspiegel, Schriftart, Schriftgröße und der Überschriftenhierarchie) in eine Datei um, die nach Korrekturdurchläufen der Steuerung der Druckmaschine diente. Bei der heute gängigen Dateierstellung durch den Autor und Korrekturen durch das Lektorat in dieser Datei ist die Fehleranfälligkeit deutlich minimiert. Auch die Reproduktion von Abbildungen ist heute weitgehend digitalisiert. Wurden früher Aufsichts- und Durchsichtsvorlagen (Fotos, Gemälde, Reinzeichnungen bzw. Dias) fotomechanisch reproduziert und analog als Film weiterverarbeitet, so werden die Vorlagen nun mit einem Scanner digital erfasst und können damit wie digitale Textdateien im Herstellungsprozess behandelt werden. Die Plattenherstellung wird oft als Druckvorstufe im engeren Sinn gesehen. In analoger Technik geschieht das dadurch, dass von den bogenmontierten Seiten ein Film hergestellt und dieser auf die lichtempfindliche Schicht der Druckplatten projiziert wird. Beim Computer-to-Plate-Verfahren (CtP) entfällt dieser Schritt und die Seiten werden elektronisch ausgeschossen, montiert und unmittelbar auf die beschichtete Druckplatte kopiert. Da der Zwischenschritt der Filmherstellung entfällt, ist CtP kostengünstiger und erlaubt auch Korrekturen bis unmittelbar vor der Druckplattenherstellung. 8.2.3 Druck (Press) Für die drucktechnische Produktion sind vier Aspekte entscheidend, die eng miteinander verflochten sind. Basiswissen Herstellung 117 <?page no="128"?> ■ Welche Auflage soll gedruckt werden? ■ Wird schwarz/ weiß oder vierfarbig gedruckt? ■ Wird Bogendruck oder Rollendruck eingesetzt? ■ Wird im Offset- oder im Digitalverfahren gedruckt? Von wirtschaftlicher Bedeutung sind heute nur Offsetdruck und der Digitaldruck. Hochdruck und Tiefdruck spielen nur bei Spezialanwendungen eine Rolle. Beim Hochdruck und Tiefdruck liegen druckende Bereiche und nichtdruckende Bereiche auf verschiedenen Ebenen. Beim Hochdruck drucken die erhabenen Bereiche, beim Tiefdruck sind die tiefer liegenden Bereiche mit Farbe gefüllt sind. Mit erheblichem Druck wird saugfähiges Papier gegen die Druckform gepresst, das an druckenden Stellen die Farbe aus den Vertiefungen zieht. Der Offsetdruck ist ein Flachdruckverfahren, das heißt, druckende Bereiche und nichtdruckende Bereiche liegen im Unterschied zu Hochdruck und Tiefdruck auf einer Ebene. Die druckenden Partien werden gefettet, danach die ganze Druckplatte mit Wasser befeuchtet. Mit Walzen wird nun die Farbe aufgetragen, die nur von den gefetteten Teilen angenommen wird. Die befeuchteten Partien dagegen stoßen die Farbe ab. Von der Druckplatte nehmen Gummizylinder die Farbe ab (deshalb handelt es sich um ein sogenanntes indirektes Druckverfahren) und setzen sie auf dem Papier ab. Der Begriff Digitaldruck fasst verschiedene Non-Impact-Druckverfahren (NIP) zusammen, denen allen gemeinsam ist, dass sie ohne feste Druckform wie z. B. den Druckzylinder auskommen. Dabei werden die digitalen Druckseiten aus dem Computer an Drucker übertragen und dort ausgedruckt (Computer-to-Print). Es können entweder wie beim Ausdruck am heimischen Computer die Seiten nacheinander gedruckt werden oder wie beim Offset- Rollendruck alle Seiten (je nach Maschinengröße). Bei beiden Arten des Ausdrucks sind Variationen von Ausdruck zu Ausdruck möglich. Das erlaubt beispielsweise ein personalisiertes Drucken und die Herstellung von Vorausexemplaren wie etwa die Einreichungsexemplare bei der Schulbuchproduktion. Offsetwie Digitaldruck sind in Schwarz/ Weiß und in Farbe möglich. Die Entscheidung, ob bei der Produktion von Büchern Bogendruck oder Rollendruck sowie ob Offsetdruck oder Digitaldruck eingesetzt wird, hängt unmittelbar von der zu druckenden Auflage ab. Die Entwicklung geht dahin, dass der digitale Rollendruck heute in Auflagendimensionen vorstößt, die bis vor einiger Zeit dem Rollenoffsetdruck vorbehalten waren. Die folgende Tabelle kann nur Richtwerte angeben. 118 Basiswissen <?page no="129"?> Auflagenhöhe Bogenoffset Rollenoffset Digital 1 - 300/ 500 x 300/ 500 - 3.000/ 4.000 x x über 3.000 x x Abb. 28 Drucktechnik und Auflagenhöhe. Die mit x versehenen Felder bezeichnen den Einsatzbereich der entsprechenden Drucktechnik. 8.2.4 Papier Papier ist ein wichtiger Kostenfaktor bei Büchern. Entscheidend bei der Papierwahl sind aber auch technische Aspekte und Marketingüberlegungen. Bei Werken mit Abbildungen muss zum Beispiel ein Papier eingesetzt werden, das eine gute Wiedergabe erlaubt und gleichzeitig vom Volumen her die gewünschte Stärke des Buchblocks ergibt. & Das Standardwerk zur Geschichte des Bedruckstoffs Papier ist Grundzüge der Papiergeschichte von Peter F. Tschudin (2012). Unter verkäuferischen Aspekten wird ein billigeres Papier bei einem Kunstdruckband zwar zur Kostenreduktion führen, den Absatz am Markt aber stark beeinträchtigen, da das Produkt nicht konkurrenzfähig ist. Da die Auswahl an Papieren groß ist, wird sich in der Regel immer ein Ausgleich zwischen den drei Anforderungen Kosten, Technik und Marketing erzielen lassen. 8.2.5 Weiterverarbeitung (Postpress) Unter Weiterverarbeitung fasst man die gesamte Kette von Einzelschritten nach dem Druck zusammen. Die wichtigsten sind Falzen, Zusammentragen, Schneiden, die Umschlagproduktion, Veredeln (Prägen, Laminieren, Lackieren), Binden (Klebebindung, Fadenheftung sowie Hardcover, Broschur). In Betrieben mit älterer technischer Ausstattung sind das etliche einzelne, unverbundene Arbeitsvorgänge, die den Transport des jeweiligen Fertigungszustands von Station zu Station erforderlich machen. Technisch fortgeschrittener sind Buchfertigungsstraßen, in denen die gedruckten Bogen zusammengetragen und bis zum fertigen Buch weiterverarbeitet werden. Eine Integration von Druck und Weiterverarbeitung stellt zum Beispiel die Inline-Broschurenproduktion BTS dar, die die Firma GGP Media, ein Tochterunternehmen des Bertelsmann- Konzerns, anbietet. Dort können Bücher bis zu einem Umfang von 448 Seiten in einem Arbeitsgang gedruckt und gebunden werden. Basiswissen Herstellung 119 <?page no="130"?> Zusammenfassend ist im folgenden Schaubild detailliert der Arbeitsablauf einer optimierten Buchherstellung vom Manuskript des Autors bis zum Endprodukt dargestellt. Abb. 29: Arbeitsablauf einer optimierten Buchproduktion. Quelle: Ruta 2010: 23. 120 Basiswissen <?page no="131"?> 8.2.6 Typografie Typografische Grundkenntnisse des Lektors sind nicht nur bei der Korrektur gefordert, sondern bereits im Stadium des Entwurfs und der Begutachtung von Layout und Typografie. Mehr als Basics können hier nicht angesprochen werden. & Für den Alltagsgebrauch ist eine hilfreiche alphabetische Übersicht über häufige typografische Fehler bei Schickerling/ Menche 2012: 143 - 146 zu finden. Moderne Typografie klammert sich nicht an feste, scheinbar unvergängliche Regeln. Sie orientiert sich vielmehr an den Bedürfnissen des Lesers. Daher haben Hans Peter Willberg und Friedrich Forssman ihrem Standardwerk den Titel Lesetypographie gegeben: „ Lesetypographie ist Buchgestaltung vom Leser und vom Lesen aus gesehen “ (Willberg/ Forssman 1997: 14). Dabei ist die Art, „ wie gelesen wird, der Maßstab für die Buchgestaltung und nicht Typographen- Traditionen, Ideologien oder Meinungen “ (ebd.). Aus der Alltagspraxis leiten die Autoren acht Lesearten ab, denen sie eine spezifische Typografie zuordnen: ■ das lineare Lesen: die klassische Art des Lesens; ‚ Eines nach dem Anderen ‘ wird gelesen. Beispiel: Romane. ■ das informierende Lesen: Überfliegen eines Textes, um herauszufinden, was genauer gelesen werden muss. Beispiel: Sachbücher, vor allem Zeitungen. ■ die differenzierende Typografie: stark strukturierte Texte mit verschiedenen Auszeichnungen wichtiger Begriffe. Beispiel: wissenschaftliche Bücher. ■ das konsultierende Lesen: gezieltes Aufsuchen bestimmter Begriffe oder in sich geschlossener Textpassagen. Beispiel: Nachschlagewerke jeder Art. ■ das selektierende Lesen: typografische Gliederung eines Buchs in verschiedene Ebenen. Beispiel: Schulbücher und Ratgeber. ■ die Typografie nach Sinnschritten: Gliederung des Zeilenfalls nach Sinnschritten. Beispiel: Lesefibeln und Bilderbücher. ■ die aktivierende Typografie: Verleitung zum Lesen. Beispiel: Geschenkbücher und Schulbücher, vor allem illustrierte Magazine. ■ die inszenierende Typografie: Interpretation oder Verfremdung des Textes. Beispiel: Bilderlyrik, auch Werbung. Jede dieser Lesearten erläutern die Autoren nach der kurzen Definition mit Angaben zur Zielgruppe. Darauf folgen die einsetzbaren typografischen Mittel einschließlich der Auszeichnungen und der Überschriften. Dieses Grundraster wird dann anhand unzähliger Beispiele auf mehr als dreihundert Seiten Basiswissen Herstellung 121 <?page no="132"?> ausgefüllt. Für den Lektor sind sicher nicht die letzten Feinheiten des Tabellensatzes wichtig, aber mit den Voraussetzungen der Lesbarkeit eines Textes sowie den Satzarten sollte er vertraut sein. Dazu gehören auch Grundkenntnisse des Layouts, also der Gliederung von Texten, der Überschriftengestaltung und des Umbruchs (67 - 197). & Neben dem umfassenden Standardwerk Lesetypographie haben Hans Peter Willberg und Friedrich Forssman die Erste Hilfe in Typografie (in dieser Schreibweise! ) veröffentlicht, ein Einsteigerbuch. 8.3 Basiswissen Marketing Was der Wissenschaftsverleger Wulf D. von Lucius über den Strukturwandel im wissenschaftlichen Verlag schreibt, gilt heute auch für die anderen Verlagstypen: „ Heute sind in einem Verlag sehr viel mehr Personen mit all den Tätigkeiten befasst, die nach der Fertigstellung eines Buches anfallen (Werbung, Key-account-Management, Vertreter, Kundenbuchhaltung, Lager, Versand, Kongresse, Messen, Rechteverwaltung usw.) als Personen in der Planungs- und Produktionsphase (insbesondere Lektorat und Herstellung) “ (Lucius 2005: 45). Das hängt in erster Linie mit dem enorm gestiegenen Titelausstoß in der Buchbranche zusammen. Zwischen 1960 und 1980 verdreifachte sich die Zahl der jährlich publizierten Titel von 22.254 auf 67.176. Damit einher ging ein Wandel vom Anbieterzum Käufermarkt. Es genügte nicht mehr, dass die Verlage Bücher auf den Markt brachten, sie mussten auch in Vertrieb und Werbung investieren. Sprach man bis in die 1960er Jahre in Deutschland von „ Absatzpolitik “ und „ Absatzwirtschaft “ , so bürgerte sich allmählich der aus den USA stammende Begriff des Marketing ein. Rückblickend ist zu sehen, dass dieser Wandel in der Verlagswelt in den 1980er Jahre Platz griff, in manchen Branchensegmenten etwas früher, in manchen etwas später. Spätestens jetzt war klar, dass die Marketinginstrumente geschärft werden mussten. & Umfangreiche und in mancherlei Hinsicht erschöpfende Standardwerke zum Marketing sind Marketing von Heribert Meffert, Christoph Burmann und Manfred Kirchgeorg (2014) sowie Marketing-Management von Philip Kotler, Kevin Lane Keller und Friedhelm Bliemel (2007). Handlichere Einführungen sind Grundlagen Marketing und Marketing-Mix von Hans-Dieter Zollondz (beide 2008). 122 Basiswissen <?page no="133"?> Die Buchbranche hinkte hier der Entwicklung in anderen Wirtschaftszweigen hinterher, denn dort hatte man bereits rund zwei Jahrzehnte früher das Marketing „ als dominante Engpassfunktion “ erkannt und „ den Instrumenten des Marketing-Mix und der Implementierung von Marketingabteilungen “ eine für den Markterfolg ausschlaggebende Funktion zuerkannt (Meffert u. a. 2012: 8). Heute kommt keine Einführung in das Buchmarketing ohne die Darstellung des Marketing-Mix aus den vier klassischen P aus. So auch dieser Abriss des Basiswissens Marketing. & Kompakt und kompetent führt Ulrich Huse in praktische Aspekte des Verlagsmarketing (2013) ein. Zudem ist der Band hervorragend illustriert und didaktisch aufbereitet. Aber auch die jeweiligen Abschnitte in den Standardwerken der Buchwissenschaft geben einen guten Überblick: Breyer-Mayländer 2005: 152 - 173, Schönstedt/ Breyer-Mayländer 2010: 227 - 355, Lucius 2014: 177 - 233 und 342 - 361. Sehr theorielastig ist das umfangreiche Buch Marketing für Fachbuchverlage von Christine Klein-Benkers (1995), dessen Datenmaterial zwar auf einer empirischen Untersuchung beruht, dessen intendierte Handlungsanleitungen jedoch weitgehend abstrakt bleiben. Der Marketing-Mix besteht aus vier Teilbereichen, die auf die jeweiligen Fragen fokussiert und mit den jeweiligen spezifischen Marketinginstrumenten bearbeitet werden. ■ Product (Produktpolitik): Welche Produkte bietet der Verlag an? ■ Price (Kontrahierungspolitik): Zu welchem Preis und zu welchen Konditionen werden die Produkte angeboten? ■ Place (Distributionspolitik): Auf welchen Wegen gelangen die Produkte an die Kunden? ■ Promotion (Kommunikationspolitik): Auf welchen Wegen wird der Kunde über die Produkte informiert? Aus dem oben zitierten umfassenden Marketing-Ansatz wird offensichtlich, dass es sich nicht darum handeln kann, den Marketing-Mix einer Abteilung mit dem Namen Marketing zuzuweisen, sondern hier geht es um eine strategische Management-Konzeption, die das gesamte Unternehmen darauf ausrichtet, die Kundenbedürfnisse dauerhaft zu befriedigen. Damit sind letztlich alle Abteilungen eingebunden. Basiswissen Marketing 123 <?page no="134"?> Marketing als Unternehmensphilosophie „ Der Grundgedanke des Marketings ist die konsequente Ausrichtung des gesamten Unternehmens an den Bedürfnissen des Marktes. Heutzutage ist es unumstritten, dass auf wettbewerbsintensiven Märkten die Bedürfnisse der Nachfrager im Zentrum der Unternehmensführung stehen müssen. Marketing stellt somit eine unternehmerische Denkhaltung dar. Darüber hinaus ist Marketing eine unternehmerische Aufgabe, zu deren wichtigsten Herausforderungen das Erkennen von Marktveränderungen und Bedürfnisverschiebungen gehört, um rechtzeitig Wettbewerbsvorteile aufzubauen. “ (www.wirtschaftslexikon.gabler.de/ Definition/ marketing.html) Abb. 30: Marketing-Mix. Hier als „ absatzpolitische Instrumente “ bezeichnet. Quelle: Kerlen 2006: 169. 124 Basiswissen <?page no="135"?> 8.3.1 Produktpolitik Auf der Ebene des einzelnen Produkts, also des Buchs, steht Produktpolitik zunächst einmal für dessen Inhalt. Im Rahmen der Programmpolitik und der Programmlinien des Verlags ist die Beschaffung (Akquisition) von entsprechendem Content die Aufgabe des Lektorats. Zur inhaltlichen Produktgestaltung zählen auch Titelformulierung sowie Klappen- und Rückseitentexte. Dazu gehört in einem weiteren Schritt die Entscheidung über die Ausgabeformen (Hardcover, Taschenbuch, E-Book). Spätestens jedoch bei der Festlegung der materialen Gestalt des Buchs (gebunden, mit oder ohne Schutzumschlag, broschiert, Format, Gestaltung des Umschlags, Typografie, Papier, zusätzliche Ausstattung wie z. B. Leseband, Schuber, Bauchbinde etc.) kommen Aspekte der Distributionspolitik und der Kommunikationspolitik ins Spiel und damit die entsprechenden Abteilungen. Nach der Produktinnovation geht es im Verlauf des Lebenszyklus eines Buchs um Produktvariation, Produktdifferenzierung, Produktdiversifikation und Produkteliminierung. Nicht in jedem Verlag und in jedem Verlagstyp werden die Produkte diese Abfolge durchlaufen. Die Produktvariation kann inhaltlicher Art (bei wissenschaftlichen Werken die Überarbeitung und Erweiterung), optischer Art (Neuausgabe eines Romans mit neuem Umschlag) oder physischer Art (Prachtausgabe eines Erfolgsbuchs in Leder) sein. Eine Produktdifferenzierung ist prinzipiell nur möglich und sinnvoll, wenn das Ausgangsprodukt so erfolgreich ist, dass sich erfolgversprechende Nachfolgeprodukte daraus entwickeln lassen. Aus dem Brockhaus entstanden der Kunst- Brockhaus und der Brockhaus für Kinder, aus der Chronik des 20. Jahrhunderts die Chronik der Deutschen und weitere Chroniken von Ländern und Regionen. Den Übergang zum Merchandising mit der Erweiterung der Produktdifferenzierung zur Produktdiversifikation zeigt das Beispiel der Serie Die drei Fragezeichen; daraus wurden Hörspiele, ein Brettspiel, ein Detektivkasten etc. entwickelt. Eines der weltweit erfolgreichsten Beispiele für diese Erweiterungsstrategie ist die Walt-Disney-Figur Mickey Mouse. Kennzeichnend für Produktdiversifikation ist zumeist, dass nicht alle Produkte, die im Rahmen dieser Strategie angeboten werden, aus ein und demselben Unternehmen kommen. Der letzte Schritt im Lebenszyklus, die Produkteliminierung, ist gerade in Publikumsverlagen oft keine bewusst eingesetzte strategische Maßnahme, sondern pure Notwendigkeit, wenn beispielsweise der Absatz eines Romans so stark nachgelassen hat, dass sich eine Nachauflage nicht kalkulieren lässt. Bei Fach- und Wissenschaftsbüchern können wichtige neue fachliche oder wissenschaftliche Erkenntnisse zu der Entscheidung führen, den Titel nicht länger im Basiswissen Marketing 125 <?page no="136"?> Programm zu halten und ihn gegebenenfalls durch ein neues, der gewandelten Marktsituation besser entsprechendes Produkt zu ersetzen. Dieser Ablauf von der Produktinnovation bis zur Produkteliminierung findet jedoch nicht nur auf der Ebene des einzelnen Produkts statt, sondern gilt genauso für ganze Programmsegmente, Produktlinien und Reihen. So hat beispielsweise Reclam im Jahr 1970 sein Kernprodukt, das klassische sandfarbene Reclamheft, durch eine Neuausstattung in leuchtendem Gelb variiert und bereits seit 1969 die Universalbibliothek mit fünf weiteren Reihen ausdifferenziert, darunter die orangefarbigen zweisprachigen Ausgaben, die grünen Erläuterungen und Dokumente und die blauen Arbeitstexte für den Unterricht (Fallbacher 2012). 8.3.2 Kontrahierungspolitik Die Preispolitik, die Rabattpolitik und die Lieferungs- und Zahlungsbedingungen bilden zusammen die Kontrahierungspolitik, die für die wirtschaftliche Situation des Unternehmens enorm wichtig ist. Kern der Preispolitik ist die Festsetzung des Ladenpreises. Seit 2002 ist der Verlag durch das Buchpreisbindungsgesetz verpflichtet, für alle Bücher einen gebundenen Ladenpreis festzulegen (siehe Kap. 8.5), den alle Wiederverkäufer einzuhalten haben. Bei der Preisbildung geht man heute in so gut wie allen Fällen nicht mehr vom Kalkulationspreis aus, von den Kosten also, die das Produkt verursacht, sondern versucht abzuschätzen, welcher Ladenpreis sich am Markt durchsetzen lässt (zur Kalkulation siehe ausführlich Kap. 8.1). Dabei sind mehrere weitere Faktoren in Betracht zu ziehen. Psychologische Preisschwellen wie etwa die Zehn-Euro- Barriere bei einem Taschenbuch von normalem Umfang erlauben es gegebenenfalls nicht, den Preis höher anzusetzen. Bei in Umfang und Leistung vergleichbaren Produkten am Markt wie etwa bei Ratgebern ist ferner der Konkurrenzpreis zu beachten. Und schließlich kann ein politischer Preis aus Imagegründen oder zur Markteinführung eines Titels oder einer Reihe gebildet werden, wobei man durch einen niedrigeren Preis (zeitlich beschränkte) Anlaufverluste in Kauf nimmt. Die Rabattpolitik liegt wie die Festsetzung des Ladenpreises in Händen des Verlags. Im Unterschied dazu ist er jedoch bei der Gestaltung der Konditionen im Geschäftsverkehr mit dem Zwischenbuchhandel und dem Endkundenbuchhandel durch Branchenusancen weitgehend festgelegt, wenngleich er die Freiheit hat, davon abzuweichen. Es besteht die klare Tendenz, dass der Handel durch seine Nachfragemacht bei der Festlegung der Rabatte am längeren Hebel sitzt, 126 Basiswissen <?page no="137"?> wie etwa die Diskussionen zwischen Amazon und den Verlagen um die Rabatte für E-Books zeigen. Der Grundrabatt ist die Basis für die weiteren Rabattformen. Er beträgt für Fachliteratur und wissenschaftliche Literatur zwischen 20 und 30 Prozent, bei Publikumsverlagen 30 bis 35 Prozent. Der Reise- oder Vertreterrabatt sowie der Messerabatt liegen bei diesen Verlagstypen in der Regel bei 40 Prozent, der Aktionsrabatt bei Markteinführungen, Verkaufsaktionen, Lesungen oder Signierstunden kann bis zu 50 Prozent betragen. In dieser Größenordnung liegt auch der Barsortimentsrabatt, denn die Zwischenbuchhändler beanspruchen auf den Grundrabatt einen Funktionsrabatt von 15 Prozent. Der Naturalrabatt ist eine Form des Mengenrabatts. Dabei liefert der Verlag mehr Exemplare, als er berechnet. Bei der Partie 11/ 10 werden also nur 10 Exemplare in Rechnung gestellt. Als Reizpartien bezeichnet man die Zahlenverhältnisse 35/ 30, 58/ 50 und 120/ 100. Der Abschlussrabatt wird nur bei größeren Jahresumsätzen gewährt (daher auch Jahresabschluss). Der buchhändlerische Kunde verpflichtet sich dabei im Voraus, einen bestimmten Umsatz innerhalb von zwölf Monaten zu erreichen und erhält als Gegenleistung einen nach Umsatzgröße gestaffelten zusätzlichen Rabatt. Der Bonus ist eine rückwirkende Vergütung bei Zielerreichung, die meist in Form einer Gutschrift erfolgt. Bei den Lieferungsbedingungen gilt der Grundsatz, dass der Warenbezieher die Versandkosten zu tragen hat. Die Verlage kommen dem Buchhandel durch Portoersatz in Gestalt von Freiexemplaren oder eine Versandkostenbeteiligung in Prozent vom Rechnungswert entgegen. Im Rahmen besonderer Marketingaktivitäten wird auch eine vollständige Übernahme der Versandkosten durch den Verlag gewährt. Die drei wichtigen Begriffe bei den Zahlungsbedingungen sind Valuta, Ziel und Skonto. Valuta bedeutet die gedankliche Verschiebung des Rechnungsdatums um 30, 60 oder maximal 90 Tage in die Zukunft. Auch das Ziel ist eine Kreditierung erhaltener Ware. Diese Zahlungsart schließt eine Zahlung mit Abzug von Skonto (Prozentbetrag vom Rechnungswert) aus, während das bei einer Valutavereinbarung möglich ist. 8.3.3 Distributionspolitik Die Vertriebsorganisation eines Verlags muss ganz auf das Programm zugeschnitten sein, denn ohne Adäquanz von Programm und Vertriebstruktur kann es keine erfolgreiche Unternehmenspolitik geben. Der Wahl der Vertriebskanäle kommt somit eine hohe Bedeutung zu. Insofern hat jeder einzelne Basiswissen Marketing 127 <?page no="138"?> Verlag seine vertrieblichen Besonderheiten. Doch einige Grundlinien lassen sich herausarbeiten. Grundsätzlich ist beim Vertrieb zwischen dem direkten und dem indirekten Vertrieb zu unterscheiden. Beim direkten Vertrieb verkauft der Verlag seine Produkte unmittelbar an den Endkunden. Instrumente dafür sind der Verkauf durch Vertreter, bei Großprojekten durch die Geschäftsführung oder Key- Account-Manager, durch Telefonverkauf oder durch Mail-Order. Wichtig ist dieser Vertriebskanal für Fach- und Wissenschaftsverlage, für Letztere vor allem beim Verkauf von hochpreisigen Zeitschriften, die oft nur in Bundles an Bibliotheken verkauft werden. Der klassische Reise- und Versandbuchhandel, über den früher enzyklopädische Werke door-to-door verkauft wurden, ist fast bedeutungslos geworden. Vom indirekten einstufigen Vertrieb spricht man, wenn der Verlag die Ware unmittelbar an den Bucheinzelhandel, den sogenannten Sortimentsbuchhandel, ausliefert, wie das zum Beispiel bei großen Filialketten oder bei sehr großen Bestellmengen der Fall ist. Der Sortimentsbuchhandel ist trotz abnehmender Marktanteile nach wie vor der bei weitem wichtigste Vertriebsweg für Verlage, vor allem für Publikumsverlage. Der Warenhausbuchhandel war bis zu Beginn des Jahrtausends ein wichtiger Handelspartner, der einstufig bedient wurde. Heute hat sich der Umsatz mit diesem Vertriebskanal mehr als halbiert und liegt bei unter zwei Prozent. Zum wichtigsten Vertriebskanal dieser Art ist in den letzten Jahren der Internetbuchhandel, allen voran Amazon, aufgestiegen. Der indirekte zweistufige Vertrieb läuft über den Fachgroßhandel. Barsortimente sind Vertriebsfirmen, die die Bücher von den Verlagen beziehen und den Bucheinzelhandel in eigenem Namen, auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko beliefern. Vor allem kleine Sortimentsbuchhandlungen wählen diesen Vertriebsweg. Grossisten sind Vertriebsfirmen, die hauptsächlich im Zeitungs- und Zeitschriftensektor tätig sind. Mit Büchern beliefern sie Buchverkaufsstellen, die nicht von den Barsortimenten erreicht werden. Dazu gehören Auch- Buchhandlungen, PBS-Läden (Papier- Büro- und Schreibwaren), Kioske, Supermärkte und Verbrauchermärkte sowie der buchfremde Facheinzelhandel wie Zoohandlungen, Apotheken oder Sportgeschäfte. Große Publikumsverlage versuchen, möglichst viele dieser Vertriebskanäle sowohl einstufig als auch zweistufig zu „ bespielen “ , wohingegen Fachverlage, Wissenschaftsverlage und spezialisierte Kleinverlage nur die jeweiligen dem Programm entsprechenden Distributionskanäle bedienen. Das folgende Schaubild zeigt die beschriebenen Vertriebskanäle in einer differenzierten Übersicht. 128 Basiswissen <?page no="139"?> Abb. 31: Vertriebsformen. Quelle: Schönstedt 2010: 253. Das ökonomische Gewicht der Vertriebskanäle hat sich in den letzten 25 Jahren deutlich verschoben, wie die beiden nachstehenden Diagramme zeigen. Basiswissen Marketing 129 <?page no="140"?> Abb. 32: Umsatzanteile buchhändlerischer Betriebe 1990 (oben) und 2015 (unten). Die Gesamtumsätze lagen bei rund 6,515 Milliarden Euro (1990) beziehungsweise 9,188 Milliarden Euro (2015). Quelle: Börsenverein 1991: 26 und Börsenverein 2016: 8. Die beiden gravierendsten Veränderungen sind der starke Rückgang des Sortimentsbuchhandels und der Aufstieg des Internetbuchhandels. Der Umsatzanteil des wichtigsten Vertriebswegs, des Sortimentsbuchhandels, ging innerhalb 130 Basiswissen <?page no="141"?> von 25 Jahren von 60,2 % im Jahr 1990 auf 48,2 % im Jahr 2015 zurück. Das Sortiment verlor damit rund ein Fünftel seines Geschäftsvolumens. Weitere stark rückläufige Betriebsformen sind die Warenhäuser (1990: 4,9 %; 2015: 1,2 %) und die Buchgemeinschaften (1990: 4,0 %; 2015: 0,8 %). Beide Vertriebskanäle reduzierten sich damit etwa auf ein Viertel. Mit der Einstellung der Buchgemeinschaft Der Club von Bertelsmann zum Ende des Jahrs 2014 werden die Buchgemeinschaften wohl bald aus der Statistik verschwinden. Den höchsten Zugewinn verzeichnete der Versandbuchhandel. Hatte er 1990 einschließlich des Reisebuchhandels einen Marktanteil von 7,8 %, so verdreifachte sich dieser 2015 auf 22,2 %, wobei mit 17,4 % der weitaus größte Teil auf den jetzt gesondert ausgewiesenen Internetbuchhandel entfiel. Deutlich ausgeweitet hat sich auch das Direktgeschäft der Verlage mit den Endkunden. Es stieg von 13,8 % im Jahr 1990 auf 20,9 % im Jahr 2015. Der Umsatzanteil der sonstigen Verkaufsstellen wie Supermärkte, Kioske etc. blieb mit rund 10 % im Vergleich über 25 Jahre weitgehend stabil. Setzt ein Verlag für den Verkauf Vertreter ein, so gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder engagiert er freie Handelsvertreter, die als unabhängige Unternehmer agieren und die am Umsatz mit zwischen fünf und acht Prozent beteiligt sind, oder er entscheidet sich für fest angestellte Mitarbeiter (Reisende) mit Gehalt und Geschäftswagen sowie oft einer kleinen Umsatzbeteiligung. Ab welchem Umsatzvolumen ein Reisender für einen Verlag günstiger ist als ein freier Handelsvertreter, ist in der Branche umstritten. Weitgehend Konsens ist, dass der vom Vertreter erwirtschaftete Umsatz bei rund zehn Millionen Euro liegen muss. Das Berufsbild des Vertreters, gleichgültig ob freier Handelsvertreter oder angestellter Mitarbeiter des Verlags, hat sich in den beiden letzten Jahrzehnten stark gewandelt. War es früher auf dem Verkäufermarkt seine wichtigste Aufgabe, Aufträge zu akquirieren, so ist er im Zeichen des Käufermarkts zu einem wichtigen Glied der Marketingkette geworden, das den Handel von den Vermarktungsmaßnahmen überzeugen muss, um diesen so zu Bestellungen zu bewegen. & Die einzige Publikation, die sich über das Anekdotische hinaus auch mit der Geschichte und der Arbeitsweise des freien Vertreters befasst, ist die von Hans Jordan herausgegebene Sammlung Auf Verlegers Rappen (1994). Basiswissen Marketing 131 <?page no="142"?> 8.3.4 Kommunikationspolitik Neben der Pressearbeit (Public Relations) umfasst die Kommunikationspolitik zum einen die Markenpolitik, die im Rahmen der PR-Arbeit in Kapitel 8.4. kurz gestreift wird, zum anderen die klassische Werbung und drittens die Verkaufsförderung (Sales Promotion). In der Konsumgüterindustrie ist die Marke bei gleicher Produktqualität die entscheidende Kategorie der Kaufentscheidung. Sie ist der emotionale Mehrwert eines Produkts und fest als unverwechselbares Vorstellungsbild im Kunden verankert. Was ist eine Marke? „ Eine Marke kann als die Summe aller Vorstellungen verstanden werden, die ein Markenname oder ein Markenzeichen bei Kunden hervorruft bzw. beim Kunden hervorrufen soll, um die Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden. Die Vorstellungen werden durch Namen, Begriffe, Zeichen, Logos, Symbole oder Kombinationen dieser zur Identifikation und Orientierungshilfe bei der Auswahl von Produkten oder Dienstleistungen geschaffen. “ (www.wirtschaftslexikon.gabler. de/ Definition/ marke.html) Damit stellt sich die Frage, inwiefern dieser Befund auch für die Verlagsbranche gilt. Marke kann ein Verlag (z. B. Suhrkamp), ein Produkt (z. B. Duden), eine Serie (z. B. Marco Polo oder Harry Potter) oder eine Autorin (z. B. Donna Leon) sein. Die wenigen einschlägigen Studien (Meyer 2009) zeigen, dass Publikumsverlage im belletristischen und Sachbuchbereich kaum eine relevante Markenschärfe entwickeln, sondern von der Durchschlagskraft ihrer Autoren leben. Mit Gräfe und Unzer sieht das im Ratgeberbereich anders aus. Bei den Fach- und Wissenschaftsverlagen wird oft eine konsistente Dachmarkenstrategie gefahren (Beck als Marktführer Jura, NWB als Spezialist für Steuerrecht): „ Auf der Ebene der teilmarkt- und zielgruppenspezifischen Marken geht es dafür umso mehr kunterbunt durcheinander. Ein klares und durchgängiges Konzept ist oft weder nach innen noch nach außen zu erkennen “ (Meyer 2009: 166), auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen. Das nüchterne Fazit lautet: „ Die Marken- Wertschöpfung funktioniert in der Buchindustrie weitgehend nach den gleichen Gesetzen wie in anderen Märkten. Das Bewusstsein dafür ist allerdings bisher wenig ausgeprägt “ (173). Deutlich positiver sieht das eine Einführung in das Verlagsmarketing. Dort werden einige erfolgreiche Verlagsmarken vorgestellt 132 Basiswissen <?page no="143"?> und daraus folgernd postuliert: „ So ist es für Verlage wichtig, sich selbst als Marke im Bewusstsein der Kunden zu verankern. [. . .] Reihen brechen ein, Autoren kommen aus der Mode. Was bleibt, sind Verlagsmarken “ (Huse 2013: 33; siehe dazu auch 8.4.1). Die Zielgruppe der Werbung sind entweder die Endkunden (Publikumswerbung), die durch Werbung in Printmedien wie Zeitungen und Zeitschriften, durch Werbespots in Rundfunk und Fernsehen oder durch Social-Media-Kommunikation angesprochen werden. Die hohen Kosten für die beiden ersten Bereiche machen es den Verlagen im Allgemeinen unmöglich, hier massiv zu werben. Allenfalls zu Weihnachten oder in den Zeitungsbeilagen zur Frankfurter Buchmesse werben große Publikumsverlage in wahrnehmbaren Umfang. Die Werbung gegenüber dem Endkunden per Mailings ist ebenfalls sehr aufwendig und damit stark zurückgegangen. Viele Versender wie zum Beispiel Zweitausendeins sind daher zur Werbung via elektronischem Newsletter übergegangen. Die zweite Zielgruppe ist der verbreitende Buchhandel (Händlerwerbung), der vor allem über die buchhändlerischen Fachzeitschriften wie Börsenblatt, Buchmarkt und Buchreport erreicht wird. Werbemittel sind neben Anzeigen und Werbespots Prospekte, Kataloge oder Flyer (als Beispiel für eine Buchhändlerinformation siehe Abb. 33). Die Verkaufsförderung ist von jeher Teil der klassischen Vertriebsarbeit. Wegen der hohen Kosten und der großen Streuverluste im Bereich der Publikumswerbung werden finanzielle Mittel oft auf die Verkaufsförderung umgeschichtet. Verkaufshilfen im stationären Buchhandel sind beispielsweise Plakate, Prospekte, Displays, Aufsteller und Deckenhänger (Point-of-Sale-Marketing). Auch Give-aways für den Buchhändler gehören dazu, wegen des Zugabenverbots sind diese nicht für den Endkunden bestimmt. Verkaufsförderung hat aber auch den Endkunden als Zielgruppe. Neben Prospekten und Lesezeichen sind hier Autorenlesungen, Vorträge und Signierstunden die einschlägigen Instrumente. Mehr und mehr müssen Veranstaltungen Event-Charakter haben, um das Publikum anzuziehen ( „ Kochen mit dem Sternekoch XY “ ). Auch Gewinnspiele und Preisausschreiben gehören zum Arsenal der verkaufsfördernden Maßnahmen gegenüber dem Buchkäufer. Im weitesten Sinn lassen sich hier auch Buchmessen einordnen, zumal wenn sie wie die Leipziger Buchmesse mit ihrem Veranstaltungsangebot stark auf die Öffentlichkeit ausgerichtet sind ( „ Leipzig liest “ ). Produktwerbung und Verkaufsförderung gegenüber dem Endkunden haben sich durch die Digitalisierung und die damit verbundenen Möglichkeiten der direkten Ansprache bereits verändert und werden sich weiter verändern. Welche Entwicklung zum Beispiel die Werbung auf mobilen Endgeräten nehmen wird, Basiswissen Marketing 133 <?page no="144"?> ist derzeit noch nicht abzuschätzen. Es lassen sich jedoch eine Reihe von Aspekten und Instrumenten nennen. An dieser Stelle muss jeweils ein kurzer Hinweis genügen: ■ Verlagsauftritt im Internet als Kernbestandteil des Online-Angebots, ■ Präsentation der Titel: Titelinformationen, Informations- und Werbetexte, Autorenvita, Coverabbildung, ■ Newsletter, ■ Blogs, ■ Chats, ■ Podcasts, ■ Foren, ■ Communities wie zum Beispiel die Kochcommunity kuechengoetter.de von Gräfe und Unzer, ■ Display-Ads: Werbeflächen wie Banner oder Skyscraper, ■ Affiliate-Marketing: Verbundwerbung verschiedener Partner, ■ Suchmaschinenmarketing, verbunden mit der Suchmaschinenoptimierung: Über die Hälfte aller Nutzer gelangen über eine Suchmaschine auf die Webseite des Verlags. ■ Virales Marketing als Übertragung der Mundpropaganda in das Internet, vornehmlich in sozialen Netzwerken, ■ E-Mail-Marketing, ■ Social-Media-Marketing mit den entscheidenden Faktoren von Traffic, Fans und Followern. & Eine gute Übersicht über das Online-Marketing bietet Online-Marketing für Buchprofis von Thomas Breyer-Mayländer (2004) und der entsprechende Abschnitt in Verlagsmarketing von Ulrich Huse (2013). Bei der zunehmenden Bedeutung des Internetbuchhandels wird die Frage der Auffindbarkeit (Discoverability) eines Produkts immer wichtiger. Bereits heute geht jedes zweite Buch katalogunterstützt über den Ladentisch, entweder über die Warenwirtschaftssysteme der Sortimenter oder über die Online-Händler. Das hat inzwischen auch die Branche erkannt und diskutiert unter dem Stichwort Metadaten die notwendigen Schritte. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels arbeitet an der Metadatenbank VLB+. Neben den Titeldaten (z. B. Titel, Autor, Cover, Kurzbeschreibung, Schlagworte, Warengruppe), der Produktbeschreibung (z. B. Format, Seiten, Auflage) und den Verkaufsdaten (z. B. ISBN, Preis, Erstverkaufstag, Lieferbarkeitsangaben) werden Metadaten im 134 Basiswissen <?page no="145"?> Günther Fetzer Berufsziel Lektorat Tätigkeiten - Basiswissen - Wege in den Beruf UTB M 2014, ca. 250 Seiten, ca. €[D] 19,99/ SFr 28,00 ISBN 978-3-8252-4220-6 Lektor/ in ist im Unterschied zu den buchhändlerischen Berufen kein Ausbildungsberuf mit geregeltem Ausbildungsgang und vorgeschriebenen Inhalten. Dieses Buch beschreibt erstmals die unterschiedlichen Aufgaben im Lektorat eines Publikums-, Fach- und wissenschaftlichen Verlags: von der Autorenakquisition über die Redaktion bis zum Projektmanagement. Daneben vermittelt es wichtiges Basiswissen über den Workflow in einem Verlag und stellt die Wege in den Beruf sowie die Aussichten und die Herausforderungen dar. Aus dem Inhalt: Einführung: Berufsbild Lektor • Lektoratsarbeit im Publikumsverlag • Lektoratsarbeit im Fachbuchverlag • Lektoratsarbeit im Wissenschaftsverlag • Basiswissen Herstellung • Basiswissen Vertrieb • Basiswissen Werbung • Basiswissen Öffentlichkeitsarbeit •Basiswissen Recht • Wege in den Beruf • Chancen und Herausforderungen • Checklisten, Verzeichnis weiterführender Literatur, Sachregister Über den Autor: Dr. Günther Fetzer ist am Institut für Buch wissenschaft der FAU Erlangen-Nürnberg tätig und war lange Zeit Lektor und verlegerischer Geschäftsführer bei Hanser, Heyne und Georg von Holtzbrinck. Zielgruppen: Studierende der Linguistik, Literaturwissenschaften, Buchwissenschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaft. L E H R B Ü C H E R 8 Sascha Bechmann Medizinische Kommunikation UTB M 2014, ca. 256 Seiten, ca. €[D] 22,99/ SFr 31,90 ISBN 978-3-8252-4132-2 Warum reden Ärzte so unverständlich? Dieser Band bietet endlich eine praxisnahe Einführung in die Grundlagen der ärztlichen Gesprächsführung. Oft haben ja Verständigungsprobleme weitreichende Folgen für die Gesundheit des Patienten. Ein gelungenes Gespräch hingegen kann sogar eine Therapie oder ein Medikament ersetzen… Das Studienbuch richtet sich an Medizinstudenten wie an praktisch tätige Ärzte und interessierte Laien. Linguistisch und medizinisch kompetent bietet es wertvolle Begleitung in Studium und Praxis, auch durch seine Fallbeispiele, Merksätze, Übungsaufgaben und Praxistipps. Aus dem Inhalt: Vorwort • Was sind Sprache und Kommunikation? • Kognitive Grundlagen der Kommunikation • Das technische Informationsmodell nach Claude Shannon und Warren Weaver • Verhalten als Kommunikation nach Watzlawik • Das Organon-Modell • Das Kommunikationsqua drat nach Schulz von Thun • Die Sprechakttheorie von Austin und John R. Searle • Maximen der Konversation nach Grice • Grundlagen ärztlicher Gesprächsführung • Kommunikationskonflikte und Missverständnisse in der Arzt-Patienten-Kommunikation • Fragen und Fragetechniken in der Medizinischen Kom munikation • Besondere Gesprächssituationen Über den Autor: Dr. Sascha Bechmann lehrt Germanistische Sprachwissenschaft an den Universitäten Düsseldorf und Gießen und ist Dozent für Notfallmedizin. Zielgruppen: Studierende der Medizin, Linguistik, Pflegewissenschaften. Sönke Finnern / Jan Rüggemeier Methoden der neutestamentlichen Exegese Eine Einführung für Studium und Lehre UTB M 2014, ca. 300 Seiten, ca. €D] 19,99/ SFr 28,00 ISBN 978-3-8252-4212-1 Die Methoden der neutestamentlichen Bibelauslegung haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Neben die traditionellen Schritte der historisch kritischen Methode sind neuere Auslegungsansätze aus Linguistik, Literaturwissenschaft oder Psychologie getreten. Selbst für Fachleute ist der Auslegungspluralismus nur noch schwer zu überblicken. Auf der Grundlage der aktuellen Forschung erhalten Studierende das grundlegende ‚Werkzeug‘ für den wissenschaftlich reflektierten Umgang mit biblischen und anderen Texten. Ein Buch zum Lernen und Arbeiten, didaktisch aufbereitet, wichtig für das gesamte Studium und darüber hinaus. Aus dem Inhalt: Warum Methoden? Zum Sinn dieses Methodenbuches • Textbestimmung I - Äußere Kriterien • II - Innere Kriterien • Textentstehung I - Umwelt des Neuen Testaments • II - Vorgeschichte • III - Redaktionsanalyse • Textstruktur I - Gattungsanalyse • II - Text- und Sprachanalyse • Texterklärung I - Verstehensschemata, Schlussfolgerungsprozesse und Emergenz • II - Intertextualität und Semantik • III - Narratologische Analyse • Textnachwirkung • Fakten ‚hinter‘ dem Text • Themen im Text • Bewertung des Textes •Neudarstellung des Textes • Literaturverzeichnis, Glossar, Register Über die Autoren: Sönke Finnern ist Pfarrer zur Dienstaushilfe im Kirchenbezirk Ditzingen. Jan Rüggemeier ist Wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für Neues Testament der Universität Tübingen. Zielgruppen: Studierende der Theologie. Abb. 33: Buchhändlerinformation. Die Seite aus der Narr Francke Attempto-Vorschau, in der die erste Auflage dieses Buch angezeigt wurde. Basiswissen Marketing 135 <?page no="146"?> erweiterten Sinn hinzukommen. Dazu gehören Medien- und Leserrezensionen, Blogeinträge, Annotationen und Statusmeldungen auf Facebook genauso wie Verlagsvorschauen, Werbetexte und Terminkalender zu Lesereisen. Informationen zum Buch erhalten Leser durch Inhaltsangaben, Reinlese-Funktionen und Probekapitel sowie Zusammenfassungen. Semantische Analysen sollen die Auffindbarkeit auch nach inhaltlichen Kriterien ermöglichen. Die entscheidende Frage wird die Datenerstellung und die Datenpflege sein: Wer verschlagwortet ein Buch unter dem Zielgruppenaspekt, ob es eher für 13jährige Mädchen oder gleichaltrige Jungs ist? Wer codiert einen Text so, dass er als Me-too-Produkt von Fifty Shades of Grey aufscheint? Wie unterscheide ich als Verlag mein toskanisches Kochbuch von den Konkurrenztiteln? Welches ökonomische Potential die Auffindbarkeit von Inhalten hat, zeigt der Kauf der Plattform BookLamp durch Apple Mitte 2014. Das Startup entwickelt eine Analysesoftware, mit der Buchinhalte ausgewertet werden können. Damit könnten Leser Bücher entdecken, die dem Buch ähneln, das sie gerade mit Genuss gelesen haben. 8.3.5 Marktforschung Marktforschung heißt systematische Sammlung, Auswertung und Aufbereitung von in der Regel empirisch erhobenen Daten, sodass unternehmerische Entscheidungen fundiert getroffen werden können. Zielgerichtete Marktforschung in diesem Sinn wird sich wegen der hohen Kosten ein Verlag nur in den seltensten Fällen leisten können. Doch stehen auch Studien und Daten zur Verfügung, die entweder kostenlos oder für nur wenig Geld zu haben sind. Dazu gehören ■ www.destatis.de: Informationen des Statistischen Bundesamts, ■ www.boersenverein.de: Studien zu Buch, Buchmarkt und Mediennutzung, ■ www.awa-online.de: Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse mit Erhebungen zu Einstellungen, Konsumgewohnheiten und Mediennutzung, ■ Buch und Buchhandel in Zahlen: jährlich erscheinende Publikation des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, ■ Branchenmonitor Buch: kostenloser monatlicher Newsletter des Börsenvereins. Teurer sind die Daten, die die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) auf der Grundlage ihres GfK Media Scope Buch liefert; dafür sind sie wesentlich aussagekräftiger. Zu berücksichtigen ist, dass die GfK-Zahlen nur 4,2 Milliarden von 9,6 Milliarden Umsatz des Gesamtmarktes abdecken - also etwas über 40 Prozent - und mit Belletristik, Kinder- und Jugendbüchern, Reisebüchern, 136 Basiswissen <?page no="147"?> Ratgebern, Sachbüchern, Hörbüchern, E-Books und Kartografie die private Nachfrage widerspiegeln. Nicht erfasst wird der institutionelle Bedarf von Bibliotheken sowie die Nachfrage nach Fach- und Schulbüchern. Auch bleibt der Vertriebskanal „ sonstige Verkaufsstellen “ ausgeblendet. Aus allgemeinen Typologien wie der Sinus-Milieustudie oder der Limbic- Konsumententypologie lassen sich wohl kaum konkrete Handlungsanweisungen für Programmpolitik und Marketing ableiten, sie bilden jedoch generelle Entwicklungen ab. Die Sinus-Milieus verbinden demografische Eigenschaften wie Bildung, Beruf oder Einkommen mit den realen Lebenswelten der Menschen, d. h. mit ihrer Alltagswelt, ihren unterschiedlichen Lebensauffassungen und Lebensweisen. Die vom Unternehmen Sinus Markt- und Sozialforschung selbst sogenannte „ Kartoffelgrafik “ unterscheidet zehn „ Milieus “ , die über die soziale Lage und die Grundorientierung definiert sind. Die soziale Lage wird nach dem klassischen soziologischen Schichtenmodell mit Unterschicht/ Untere Mittelschicht, Mittlere Mittelschicht und Obere Mittelschicht/ Oberschicht abgebildet. Bei der Grundorientierung wird - mit Unterdifferenzierungen - zwischen Tradition, Modernisierung/ Individualisierung und Neuorientierung unterschieden. Für das Jahr 2017 hat Sinus zehn Milieus ausgemacht: Abb. 34: Die Sinus-Milieus ® in Deutschland 2017. Soziale Lage und Grundorientierung. Quelle: Sinus-Institut, Heidelberg. Basiswissen Marketing 137 <?page no="148"?> Limbic entwickelt ein funktionales Grundmodell der Motive, Emotionen und Persönlichkeitsfaktoren und hat sich nach Aussagen des „ Vaters “ dieses Ansatzes, Hans Georg Häusel, als Denk- und Handlungsmodell in allen Bereichen des Marketings und des Managements etabliert (Häusel 2011). Es ist Grundlage einer Konsumententypologie, die in die „ Typologie der Wünsche “ des Burda Verlags eingegangen und mit über 100.000 Probanden validiert worden ist. 6% 9% 11% 19% 30% 12% 13% Quelle: Gruppe Nymphenburg / Typologie der Wünsche 2011 19% Abb. 35: Die repräsentative Verteilung der Limbic® Types in Deutschland. Quelle: Häusel 2011: 61. 8.4 Basiswissen Öffentlichkeitsarbeit Im modernen Marketingdenken mit den vier Bereichen der Produktpolitik, der Preispolitik, der Distributionspolitik und der Kommunikationspolitik ist die Öffentlichkeitsarbeit - so die Übersetzung des englischen Public Relations und oft auch einfach PR oder verkürzend Pressearbeit genannt - Teil der Kommunikationspolitik. Ein Standardwerk zum Marketing gibt eine umfassende Definition: „ Der Begriff Öffentlichkeitarbeit bzw. Public Relations (PR) kennzeichnet die planmäßig zu gestaltende Beziehung zwischen dem Unternehmen und den verschiedenen Anspruchsgruppen (z. B. Kunden, Aktionäre, Lieferanten, Arbeitnehmer, Institutionen, Staat) mit dem Ziel, bei diesen Anspruchsgruppen Vertrauen zu gewinnen bzw. zu erhalten “ (Meffert u. a. 2012: 688; Hervorhebung im Original). 138 Basiswissen <?page no="149"?> In diesem allgemeinen Verständnis steht PR als Kommunikationsinstrument u. a. neben klassischer Werbung, Verkaufsförderung, Event Marketing, Sponsoring und Product Placement. Dabei übernimmt sie generell u. a. folgende Funktionen: ■ Informationsfunktion: Vermittlung von Informationen nach innen und außen, ■ Kontaktfunktion: Aufbau und Aufrechterhaltung der Kommunikation zu allen für das Unternehmen wichtigen Gruppen, ■ Imagefunktion: Aufbau, Änderung und Pflege des Images des Unternehmens, ■ Absatzförderungsfunktion: durch Anerkennung und Vertrauen in der Öffentlichkeit, ■ Sozialfunktion: Vermittlung der gesellschafts- und sozialbezogenen Unternehmenleistungen (nach Meffert u. a. 2012: 689). In der Buchbranche sind die Funktionen der Öffentlichkeitsarbeit wesentlich eingeschränkter und konzentrieren sich auf die Informations- und teilweise auf die Kontakt- und Imagefunktion. Die Absatzförderungsfunktion läuft nicht über Anerkennung und Vertrauen, sondern über Verkaufsanstöße durch Rezensionen, also letztlich durch Informationen. Diese Einschränkungen hängen einerseits damit zusammen, dass sich nur Verlage ab einer bestimmten Größe eine eigene PR-Abteilung finanziell leisten können, während kleinere Unternehmen darauf angewiesen sind, dass diese Arbeit von einem Mitarbeiter übernommen wird, der in Personalunion noch andere Funktionen erfüllen muss (z. B. Lektorat, Werbung, Assistenz des Verlegers). Eine Alternative dazu ist die Übernahme der Aufgabe durch eine freie PR-Agentur, womit jedoch Koordinations- und Kommunikationsprobleme entstehen können. Andererseits ist hier der Markencharakter von Verlagen limitierend. & Als Einführung in die Öffentlichkeitsarbeit in Verlagen wird man wegen des Titels zuerst zu dem von Ralf Laumer herausgegebenen Buch Verlags-PR - ein Praxisleitfaden greifen (2008), doch verspricht der Titel mehr, als das Buch hält. Die Qualität der Beiträge ist sehr unterschiedlich, von detaillierten Praxisanleitungen bis zu feuilletonistischen Skizzen. Konzentrierter sind die entsprechenden Kapitel in Bücher machen (Schickerling/ Menche 2012: 350 - 358) und vor allem in Treffpunkt Text (Ackstaller u. a. 2006: 247 - 261). Basiswissen Öffentlichkeitsarbeit 139 <?page no="150"?> Im Rahmen der zunehmenden Bedeutung des Marketings ist auch die Bedeutung der PR in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Soweit eigene Abteilungen vorhanden waren, sind diese personell aufgestockt worden. Die Pressearbeit muss zumindest in Teilen die stark eingeschränkte, da kaum noch bezahlbare Printwerbung substituieren und vor allem durch Buch- und Autoren-PR, also durch Rezensionen, Interviews oder Porträts versuchen, die potentiellen Käufer dem Bucheinzelhandel in die Arme zu treiben. Das deutlich wichtigste Medium für die Durchsetzung von Büchern insbesondere von Publikumsverlagen ist seit langem das Fernsehen, auch wenn dort der Anteil der reinen Kultur- und Literatursendungen rückläufig ist. 8.4.1 Felder der PR-Arbeit Betrachtet man die Funktionen der PR-Arbeit aus Sicht der etablierten Handlungsroutinen, so lassen sich vier Felder unterscheiden. Verlags-PR ist ein schwieriges Aufgabenfeld. In der Buchbranche ist Unternehmens-PR, also der Aufbau und die Pflege des Images eines Verlags, nur in eingeschränktem Maß möglich, sind die Verlage im Allgemeinen doch keine Marken im Sinn eines Marketing-Managements. Nach allen Umfragen trifft nur ein kleiner Teil der Endkunden die Kaufentscheidung aufgrund des Verlags, eine Beobachtung, die jeder bestätigen kann, der bei Gesprächen über Bücher nach dem jeweiligen Verlag fragt. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie etwa Gabler bei den Wirtschaftsfachbüchern, Pons und Langenscheidt bei den Wörterbüchern, Reclam bei den Textausgaben, Gräfe und Unzer bei den Ratgebern. Das gilt auch für Reihen wie zum Beispiel Die drei Fragezeichen bei Kosmos, Was ist was bei Tessloff oder die Edition Suhrkamp. Schon bei Diogenes ist fraglich, ob der Verlag trotz einheitlicher Umschlaggestaltung und relativ homogenem Programm als Marke wahrgenommen wird. Unumstritten in der Diskussion ist, dass der (erfolgreiche) Autor als Marke im Sinn des Marketing-Managements betrachtet werden kann. Als Zielgruppe ist bei diesen Überlegungen in erster Linie der Endkunde intendiert, aber auch der verbreitende Buchhandel. Verlags-PR mit der Zielgruppe der Branchenöffentlichkeit findet in der Fachpresse wie dem Börsenblatt des Deutschen Buchhandels, dem Buchmarkt und dem Buchreport statt, vor allem in deren Online-Ausgaben. Allerdings hat man bei so mancher (Personal-)Nachricht den Eindruck, sie sei nur deshalb veröffentlicht worden, um der Branchenöffentlichkeit zu signalisierten: „ Uns gibt es noch! “ 140 Basiswissen <?page no="151"?> Autoren-PR und Buch-PR sind die wichtigste Aufgabe einer PR-Abteilung; sie sind nicht in jedem Fall deutlich voneinander zu unterscheiden, sondern gehen oft Hand in Hand. Instrumente der Autoren-PR sind zum Beispiel die Vermittlung und Initiierung von Porträts, Interviews oder Homestories. Anlass für solche Veröffentlichungen sind in der Regel das Erscheinen eines neuen Buchs. Buch-PR ist sicher das umfangreichste Arbeitsfeld. Wie bei der Autoren-PR sind die Redakteure und Journalisten in Presse, Rundfunk, Fernsehen und den Online-Medien die Hauptzielgruppe, denn durch ihre Vermittlung erfährt die interessierte Öffentlichkeit von der Existenz eines Buchs. Bei der Buch-PR steht natürlich im Zentrum der Bemühungen, eine (möglichst umfangreiche) Besprechung des Titels zu erreichen. Aber auch Sachartikel, die auf dem Buch basieren, sind hilfreich, denn sie suggerieren oft eine größere Objektivität und machen den Hinweis damit attraktiver. Zielgruppe der internen PR sind die Geschäftsführung und die Mitarbeiter. Dazu gehört auch der Auftritt auf der Vertreterkonferenz. Dabei geht es sowohl um einen Rückblick auf die Öffentlichkeitsarbeit für das letzte Programm, bei der Präsentation der Novitäten dann vor allem um die geplanten Aktivitäten für die einzelnen Bücher, besonders für die Spitzentitel. Der vorwiegend internen Dokumentation und Information dient der Pressespiegel, der die Resonanz eines Titels in den verschiedenen Medien systematisch und umfassend sammelt. Da die PR-Abteilung neben der Alltagsarbeit nicht noch die Medien in ihrer gesamten Breite im Hinblick auf Besprechungen und Berichte beobachten kann, wird das Sammeln der sogenannten Clippings zumeist einem spezialisierten Ausschnittdienst übertragen. Dem Pressespiegel entnimmt die Marketingabteilung oft Passagen aus Leitmedien, um sie werblich einzusetzen, das Lektorat prägnante Zitate für den Umschlag bei Nachauflagen. Die entsprechenden Teile des Pressespiegels erhalten auch die Autoren. Schon im eigenen Positionierungsinteresse wird die Presseabteilung aber nicht erst durch den oft voluminösen Pressespiegel über wichtige Besprechungen und ähnliche Medienresonanz berichten, sondern darüber gesondert informieren. Dazu gehören auch Vorabinformationen über Sendetermine oder den Erscheinungstermin einer Rezension in einem kulturellen Leitmedium und - nicht zu vergessen - Geburtstage, Jubiläen oder Auszeichnungen von Autoren. 8.4.2 Instrumente der PR-Arbeit Das wichtigste Arbeitsinstrument ist sicher die Pressedatenbank. Sie muss neben den Basisinformationen zu den jeweiligen Medien die vollständigen Kontaktdaten der Redakteure und Journalisten - auch der freien - enthalten, die Basiswissen Öffentlichkeitsarbeit 141 <?page no="152"?> für das Verlagsprogramm relevant sind. Dazu gehören auch spezielle thematische Interessen der Medienpartner. Nicht schaden kann es auch, persönliche Daten aufzunehmen, um beispielsweise zum Geburtstag gratulieren zu können. Erfolgreiche Medienarbeit hat viel mit guten zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Aus der sorgfältig gepflegten Datenbank wird der titelbezogene Presseverteiler erstellt, also eine Datei, in die alle Empfänger von Rezensionsexemplaren eines Titels aufgenommen werden und in der später vermerkt wird, wo und durch wen das Buch besprochen worden ist. In diesen Verteiler werden auch Multiplikatoren aufgenommen, von denen man erwartet, dass sie sich aufgrund ihrer Funktion, ihres Interessen- und Arbeitsgebiets oder ihres persönlichen Interesses für den Titel engagieren. Auch hier ist die Zusammenarbeit mit dem Lektor, gegebenenfalls auch mit dem Autor, sehr wichtig. Vor allem im Fach- und Wissenschaftsverlag empfiehlt sich dieses Vorgehen, denn die Experten und Forscherkollegen kennen im speziellen Fall die Zielgruppe meist viel genauer als der Verlag. & Zu den umfangreichsten Datenbanken, auf denen die hauseigene Pressedatenbank beruhen sollte, gehört der Zimpel, der Zeitungen, Publikums- und Fachzeitschriften, Hörfunk und Fernsehen sowie Anzeigenblätter und freie Journalisten verzeichnet. Unter zimpel.de wird kostenpflichtig sowohl eine Mediendatenbank mit weltweit 720.000 Adressen als auch eine PR-Software angeboten. Über 100.000 Kontakte und Adressen deutschsprachiger Medien bietet der ebenfalls kostenpflichtige Stamm unter stamm.de. Zusammen mit den Programmvorschauen, die an den Buchhandel verschickt werden, erfolgt auch der Vorschauversand an die Presse. Jeder Sendung liegt ein Formular bei, mit dem die Redakteure und Journalisten Besprechungsexemplare anfordern können. Diese Bestellungen ergänzen den von der PR-Abteilung im Vorhinein bereits erstellten titelspezifischen Verteiler. Nach Erscheinen des Buchs erfolgt der Versand der Rezensionsexemplare. Jedem Buch liegt ein Waschzettel bei. Er enthält neben den vollständigen technischen Daten wie Autor, Titel, Untertitel, Ladenpreis, Umfang etc. einen Text, der die Balance zwischen sachlicher Information und werblicher Ansprache hält. Zu berücksichtigen ist dabei, dass gerade kleinere Redaktionen, die keine Rezensionen vergeben oder vergeben können, diesen Text - oft unverändert oder nur mit geringfügigen Modifikationen - veröffentlichen. Ein digitaler Versand inkl. Umschlagabbildung ist hilfreich, denn so kann der 142 Basiswissen <?page no="153"?> Redakteur ohne großen Aufwand den Text adaptieren und - hoffentlich mit Abbildung des Covers - ins Blatt heben. Der Streuverlust beim Versand der Rezensionsexemplare ist hoch, das Nachhaken bei den Empfängern von Besprechungsexemplaren diffizil, die Erfolgskontrolle schwierig. Denn wer fragt schon gern einen Rezensenten, wo denn sein Text bleibe, wenn er ihn im anderen Zusammenhang wieder als Partner braucht. Einfacher ist das bei den schwarzen Schafen des Rezensionswesens, die regelmäßig Besprechungsexemplare anfordern, weil sie (angeblich) für dieses oder jenes Medium arbeiten, von denen aber nie etwas erscheint - außer dass man die Besprechungsexemplare recht schnell als Gebrauchtbuch kaufen kann. Weitere Instrumente der PR-Arbeit sind das Pressegespräch mit einem oder mehreren Journalisten sowie die Pressekonferenz. Um den dafür nötigen Aufwand zu rechtfertigen, wird es sich in beiden Fällen um einen wichtigen Autor und sein Buch handeln müssen. Beide Fälle bilden daher in der Alltagsarbeit eher die zwar arbeitsreiche, aber angenehme Ausnahme. Sowohl für das Pressegespräch als auch für die Pressekonferenz empfiehlt es sich, eine Pressemappe vorzubereiten, die neben den Informationen zu Autor und Buch auch vorbereitete Pressemitteilungen und Fotos (Fotograf und Bildunterschrift nicht vergessen! ) enthält, die zur Verwendung für die Presse freigegeben sind. Inwiefern die Präsentation einer wichtigen Novität in einer Veranstaltung mit Beteiligung von Presse und Buchhandel in den Arbeitsbereich der PR-Abteilung oder in den des Marketings fällt, hängt von der Organisation des jeweiligen Verlags ab. Solche Buchpräsentationen dienen im Wesentlichen der Image- und Kontaktpflege. Ihr Erfolg lässt sich nicht an den Verkaufszahlen ablesen, sondern an der Medienresonanz, die sich auch nicht immer im Feuilletonteil, sondern eher auf den Seiten mit den Gesellschaftsnachrichten niederschlägt. Pressegespräch und Pressekonferenz unterscheiden sich von den Gesprächen mit Redakteuren und Journalisten, die im Vorfeld der Neuerscheinungen auf der halbjährlich üblichen Redaktions- oder Pressereise geführt werden. Dabei geht es neben der Fokussierung auf Spitzentitel um die Breite des Programms sowie spezifische Informationen hinsichtlich kommender Projekte, Neuigkeiten aus dem Verlag oder der Branche. Zu den routinemäßig eingesetzten, aber gleichwohl sehr wichtigen Instrumenten der Pressearbeit gehört die Pressemitteilung, sei sie gezielt oder über Mailings und Newsletters breit gestreut. Hier finden Erfolgsmeldungen wie die Verleihung eines Preises, der Verkauf von Auslandslizenzen oder auch hohe Verkaufszahlen und Nachauflagen ihren Platz. Da Journalisten normalerweise unter Zeitdruck arbeiten, gelten zwei Regeln: Je journalistischer die Presse- Basiswissen Öffentlichkeitsarbeit 143 <?page no="154"?> mitteilung formuliert und durch Material ergänzt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der redaktionellen Arbeit ihren Niederschlag findet. Und da sich aus Journalistensicht ein Artikel von hinten her kürzen lassen muss, steht am Anfang der Pressemitteilung immer das Wichtigste, versehen mit einer Überschrift, die neugierig macht. Ein weiterer Teilaspekt der Öffentlichkeitsarbeit sind Medienkooperationen, wie beispielsweise die Verlosung von Büchern in den Medien oder die Überlassung von Content gegen die Präsentation des Buchs. Die Öffentlichkeitsarbeit lässt sich auch nach den eingesetzten Medien und Kommunikationsformen einteilen. Den Schwerpunkt dürfte nach wie vor die papiergestützte PR in Gestalt von Programmvorschauen, Waschzetteln, Informationstexten, Pressemitteilungen etc. bilden. Zunehmend gewinnt die Online- PR in Form von elektronischer Informationsübermittlung, aber auch in sozialen Medien wie Blogs an Bedeutung. Das Internet als schneller und unkomplizierter Kommunikationskanal wird inzwischen wohl von so gut wie allen Verlagen genutzt, so auch von den jeweiligen Presseabteilungen. Als Angebot für die Redakteure und Journalisten bietet sich ein Downloadservice an, durch den Texte, Cover, Autorenfotos, weiteres Bildmaterial, Trailer und Interviews heruntergeladen werden können. Zentrale Bedeutung für eine erfolgreiche Pressearbeit dürfte aber weiterhin der persönliche Kontakt und das Gespräch zwischen den Presseleuten des Verlags und den Redakteuren und Journalisten bleiben. Dem dienen neben Pressereisen auch die vielfältigen Kontakte auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig. 8.4.3 Spezifische Soft Skills Neben den Soft Skills, die in 2.4 dargestellt wurden, gehört zur Pressearbeit in besonderem Maß die optimal organisierte und systematische Arbeit. Die Kommunikationsfähigkeit und das Netzwerken nach außen stehen neben der Kommunikationsfähigkeit mit den Abteilungen und Mitarbeitern des eigenen Unternehmens, denn ein großer Teil der PR-Arbeit muss geleistet werden, wenn das Buch noch gar nicht existiert. Ein sehr guter Kontakt zum Lektorat ist besonders wichtig, nicht zuletzt um frühzeitig vor Erscheinen des Buchs Kontakt mit dem Autor aufnehmen zu können. Schließlich sind effizientes Arbeiten unter hohem Zeitdruck und eine schnelle Reaktionsfähigkeit auf Anforderungen aus den Medien unumgänglich. 144 Basiswissen <?page no="155"?> 8.5 Basiswissen Recht Rechtsfragen im Detail sind sicher nicht zentral für die Arbeit im Lektorat. Gleichwohl sollten die rechtlichen Rahmenbestimmungen, die wichtigsten Branchenvereinbarungen sowie Grundzüge des Verlags- und Urheberrechts bekannt sein. 8.5.1 Rechtliche Rahmenbedingungen Die rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen die Buchbranche agiert, werden hier nur summarisch dargestellt. & Eine umfangreiche Ausgabe mit allen relevanten Gesetzestexten und einer ausführlichen Einführung liegt mit dem von Hans-Peter Hillig herausgegebenen Urheber- und Verlagsrecht (2017) vor. Grundlage jedes Handelns bildet Artikel 5 des Grundgesetzes (GG). Basierend auf der Meinungs- und Pressefreiheit (Absatz 1) heißt es in Absatz 3: „ Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. “ Diese Freiheit findet „ ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre “ (Absatz 2). Vor allem das daraus abgeleitete Persönlichkeitsrecht ist für die Verlagsarbeit von großer Bedeutung, denn es ist „ die wichtigste Schranke für die freie Entfaltung von Autoren “ (Haupt u. a. 2011: 185). Grundgesetz Artikel 5 „ (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt. (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre. (3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung. “ Im Konflikt zwischen Freiheit der Kunst und Schutz des Persönlichkeitsrechts hat das Bundesverfassungsgericht mehrfach zugunsten des Persönlichkeitsrechts Basiswissen Recht 145 <?page no="156"?> entschieden. Daher gilt: „ Wann immer im Hinblick auf Dritte Tatsachen behauptet, Meinungen geäußert oder fiktive Gegebenheiten geschildert werden, ist das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Betroffenen zu beachten “ (ebd.). Das trifft auch zu, wenn „ in einem (auto-)biografischen Roman oder einer (Auto-) Biografie ein Dritter namentlich oder identifizierbar mit konkreten Ereignissen in Verbindung gebracht wird “ (ebd.). Schließlich ist das Recht am eigenen Bild eines Dritten zu beachten. Zu den weiteren rechtlichen Basics gehören das Markengesetz (MarkenG), das Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrG) und das Umsatzsteuergesetz (UStG). Im Markengesetz ist seit 1995 in den Paragrafen 5 und 15 das Titelschutzrecht geregelt. Gewohnheitsrechtlich kann der Beginn des Titelschutzes vor den Zeitpunkt der Benutzungsaufnahme, also den Zeitpunkt der Veröffentlichung, vorverlegt werden. Dies geschieht durch die Schaltung einer Titelschutzanzeige, üblicherweise im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, aber auch in Das Markengesetz „ § 5 Geschäftliche Bezeichnungen (1) Als geschäftliche Bezeichnungen werden Unternehmenskennzeichen und Werktitel geschützt. (3) Werktitel sind die Namen oder besonderen Bezeichnungen von Druckschriften, Filmwerken, Tonwerken, Bühnenwerken oder sonstigen vergleichbaren Werken. § 15 Ausschließliches Recht des Inhabers einer geschäftlichen Bezeichnung; Unterlassungsanspruch; Schadensersatzanspruch (1) Der Erwerb des Schutzes einer geschäftlichen Bezeichnung gewährt ihrem Inhaber ein ausschließliches Recht. (2) Dritten ist es untersagt, die geschäftliche Bezeichnung oder ein ähnliches Zeichen im geschäftlichen Verkehr unbefugt in einer Weise zu benutzen, die geeignet ist, Verwechslungen mit der geschützten Bezeichnung hervorzurufen. (4) Wer eine geschäftliche Bezeichnung oder ein ähnliches Zeichen entgegen den Absätzen 2 oder 3 benutzt, kann von dem Inhaber der geschäftlichen Bezeichnung auf Unterlassung in Anspruch genommen werden. (5) Wer die Verletzungshandlung vorsätzlich oder fahrlässig begeht, ist dem Inhaber der geschäftlichen Bezeichnung zum Ersatz des daraus entstandenen Schadens verpflichtet. “ 146 Basiswissen <?page no="157"?> Branchenfachorganen wie dem Buchmarkt. Für die Wirksamkeit einer solchen Anzeige müssen drei Bedingungen erfüllt sein: „ Das Werk muss unter dem verwendeten Titel öffentlich angekündigt werden, im Zeitpunkt der Titelschutzanzeige in Vorbereitung sein und innerhalb angemessener Frist nach der Titelschutzanzeige tatsächlich erscheinen. “ (Haupt u. a. 2011: 236) Das Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrG) wurde 2002 verabschiedet und hat damit die seit der Körnerschen Reform im Jahr 1888 geltenden brancheninternen Regelungen ersetzt, die immer wieder überarbeitet worden waren und die naturgemäß weniger Bindewirkung als gesetzliche Bestimmungen entfalteten. Das Gesetz übernahm weitgehend die Regelungen des bis dahin geltenden Sammelrevers 1993, der die Preisbindung in Deutschland, Österreich und der Schweiz geregelt hatte. Das Buchpreisbindungsgesetz „ § 1 Zweck des Gesetzes Das Gesetz dient dem Schutz des Kulturgutes Buch. Die Festsetzung verbindlicher Preise beim Verkauf an Letztabnehmer sichert den Erhalt eines breiten Buchangebots. Das Gesetz gewährleistet zugleich, dass dieses Angebot für eine breite Öffentlichkeit zugänglich ist, indem es die Existenz einer großen Zahl von Verkaufsstellen fördert. § 2 Anwendungsbereich (1) Bücher im Sinne dieses Gesetzes sind auch 1. Musiknoten, 2. kartographische Produkte, 3. Produkte, die Bücher, Musiknoten oder kartographische Produkte reproduzieren oder substituieren und bei Würdigung der Gesamtumstände als überwiegend verlags- oder buchhandelstypisch anzusehen sind sowie 4. kombinierte Objekte, bei denen eines der genannten Erzeugnisse die Hauptsache bildet. (2) Fremdsprachige Bücher fallen nur dann unter dieses Gesetz, wenn sie überwiegend für den Absatz in Deutschland bestimmt sind. “ Neben gebrauchten Büchern sind von der Preisbindung ausgenommen Bücher für den Eigenbedarf von Angehörigen der Buchbranche, für Lehrer zum Zweck der Prüfung der Unterrichtsverwendbarkeit, Mängelexemplare sowie Bücher bei Räumungsverkäufen. Für Bibliotheken und bei Sammelbestellungen für den Schulunterricht dürfen Verlage genau definierte Nachlässe gewähren. Basiswissen Recht 147 <?page no="158"?> Nach Paragraf 12 des Umsatzsteuergesetzes (UStG) unterliegen Bücher, anders als andere Waren und Dienstleistungen, dem verminderten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Dieser gilt ab 2015 auch für Hörbücher, während E-Books weiterhin mit dem Regelsatz von 19 Prozent belastet sind, da sie als Dienstleistung eingestuft werden. Das bestätigte der Europäische Gerichtshof (EuGH) im März 2017. Das Umsatzsteuergesetz „ § 12 Steuersätze (2) Die Steuer ermäßigt sich auf sieben Prozent für die folgenden Umsätze: 7. c) die Einräumung, Übertragung und Wahrnehmung von Rechten, die sich aus dem Urheberrechtsgesetz ergeben. “ 8.5.2 Branchenvereinbarungen In sogenannten Branchenvereinbarungen haben die drei Wirtschaftsstufen Verlag, Sortimentsbuchhandel und Zwischenbuchhandel Geschäftsusancen festgelegt. Die detaillierte Verkehrsordnung für den Buchhandel formuliert die Bedingungen, die diese Wirtschaftsstufen beim Geschäftsverkehr untereinander möglichst zugrunde legen sollen. Sie fasst die handelsüblichen geschäftlichen Konditionen zusammen, wobei es den Branchenteilnehmern unbenommen bleibt, im Einzelfall abweichende Geschäftsbedingungen zu vereinbaren. Die Verkehrsordnung wurde erstmals im Kontext der Krönerschen Reform 1888 verabschiedet; die letzte Fassung stammt aus dem Jahr 2015. Das 1985 vom Vorstand des Börsenvereins beschlossene Spartenpapier ist eine Orientierungshilfe für das generelle Verhalten der Wirtschaftsstufen ( „ Sparten “ ) untereinander. In der Präambel heißt es: „ Statt eines die Rationalität des Vertriebs störenden Verdrängungswettbewerbs innerhalb der und unter den Sparten soll ein ausgewogenes System beschriebener Aufgaben gelten, das insbesondere auch im Einklang mit den Grundsätzen der Preisbindung steht. Diese ist unabdingbar für die Erfüllung des buchhändlerischen Auftrags “ (Haupt u. a. 2011: 454). 2007 wurde es durch das Grundlagenpapier in Teilen ergänzt und ersetzt. Detailregelungen enthalten auch die Wettbewerbsregeln des Börsenvereins, die 2006 von den Gremien des Börsenvereins beschlossen und 2011 vom Bundeskartellamt genehmigt wurden. Damit wurden gemeinsame Wett- 148 Basiswissen <?page no="159"?> bewerbsregeln mehrerer Wirtschaftsstufen behördlich anerkannt. Ihre Einhaltung gehört nach der Satzung des Börsenvereins zu den Mitgliedspflichten. 8.5.3 Verlags- und Urheberrecht Die gesetzlichen Rahmenbestimmungen und die Branchenregelungen betreffen die Arbeit im Lektorat nur mittelbar. Zentral sind das Verlagsrecht und das Urheberrecht. & Eine handliche Einführung in die zentralen Fragen von Verlags- und Urheberrecht ist das Kleine Praktikum für Urheber- und Verlagsrecht von Ludwig Delp (2000). Gernot Schulze bereitet in Meine Rechte als Urheber (2009) die Materie anhand zahlreicher Beispiele auf. Ein umfassender, verständlicher Überblick auch für Nichtjuristen ist der Grundriss des Urheberrechts von Peter Lutz (2013). Elementare Kenntnisse des Verlagsrechts und des Urheberrechts sind Voraussetzung jeder Lektoratsarbeit, denn das Verlegen von Büchern ist zumeist mit dem Erwerb von Rechten durch den Verlag verbunden. Die Publikation von gemeinfreien Werken ist eher die Ausnahme. & Eher für Verlagsjuristen oder für speziell Interessierte ist das umfassende Handbuch Recht im Verlag von Stefan Haupt, Daniel Kaboth, Ulrich Reber, Dieter Wallenfells und Konstantin Wegner, das als zweite Auflage von Wegner/ Wallenfels/ Kaboth vorliegt (Haupt u. a. 2011). Über die ausführliche Darstellung der einzelnen Bereiche wie urheberrechtliche Grundlagen, Persönlichkeitsrechte, Kennzeichen- und Wettbewerbsrecht hinaus enthält das Buch im Anhang Musterverträge des Autoren-, Bestell-, Übersetzer-, Illustratoren- und Taschenbuch- Lizenzvertrags sowie Gesetze und Handelsregeln vom Verlagsgesetz über das Buchpreisbindungsgesetz bis zu den Vegütungsregeln für Autoren belletristischer Werke in deutscher Sprache. Da die Materie äußerst komplex ist (und ganze Fachbibliotheken füllt), werden hier die wichtigsten Fragen anhand der verlagstypischen Verträge dargestellt, denn in solchen Verträgen ist die Akquisition von Rechten und damit die Werknutzung geregelt. Das sind ■ der Verlagsvertrag, ■ der Bestellvertrag, Basiswissen Recht 149 <?page no="160"?> ■ der Übersetzervertrag, ■ der Lizenzvertrag sowie ■ der Herausgebervertrag. Im Verlagsvertrag kommen Urheber- und Verlagsrecht gemeinsam zur Anwendung. Denn das Urheberrecht, dessen Basis, das Urheberrechtsgesetz von 1965, zuletzt 2016 geändert worden ist, betrifft die Schöpfer geistiger Leistungen und regelt ihr geistiges Eigentum. Das Verlagsgesetz (VerlG), das seit 1901 in Kraft ist, regelt im Wesentlichen das Verhältnis zwischen Verfasser und Verlag. Das Urheberrechtsgesetz „ § 1 Die Urheber von Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst genießen für ihre Werke Schutz nach Maßgabe dieses Gesetzes. § 2 Geschützte Werke (1) Zu den geschützten Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst gehören insbesondere: 1. Sprachwerke, wie Schriftwerke, Reden und Computerprogramme; 2. Werke der Musik; 3. pantomimische Werke einschließlich der Werke der Tanzkunst; 4. Werke der bildenden Künste einschließlich der Werke der Baukunst und der angewandten Kunst und Entwürfe solcher Werke; 5. Lichtbildwerke einschließlich der Werke, die ähnlich wie Lichtbildwerke geschaffen werden; 6. Filmwerke einschließlich der Werke, die ähnlich wie Filmwerke geschaffen werden; 7. Darstellungen wissenschaftlicher oder technischer Art, wie Zeichnungen, Pläne, Karten, Skizzen, Tabellen und plastische Darstellungen. (2) Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen. “ Konstituierende Bestimmungen des Verlagsvertrags sind der Gegenstand, dessen Nutzung durch den Verlag sowie die Pflichten der Vertragsschließenden. Der Verfasser verpflichtet sich, das Werk dem Verleger zur Nutzung zu überlassen. Dabei werden explizit genannte Nutzungsrechte übertragen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Verleger, das Werk auf eigene Rechnung zu vervielfältigen und zu verbreiten. 150 Basiswissen <?page no="161"?> Das Verlagsgesetz „ § 1 Durch den Verlagsvertrag über ein Werk der Literatur oder der Tonkunst wird der Verfasser verpflichtet, dem Verleger das Werk zur Vervielfältigung und Verbreitung für eigene Rechnung zu überlassen. Der Verleger ist verpflichtet, das Werk zu vervielfältigen und zu verbreiten. “ Der Autor überträgt die Nutzungsrechte in der Regel räumlich unbeschränkt für alle Ausgaben und Auflagen, für die Dauer des gesetzlichen Urheberrechts sowie für die buchnahen (z. B. Taschenbuch- oder Buchgemeinschaftsausgabe) und buchfernen (z. B. Film, Fernsehen, Hörspiel) Nebenrechte. Dabei ist eine Beschränkung der Rechtseinräumung in jeder Hinsicht vereinbar. Der Verlag kann die Nebenrechte selbst auswerten oder durch einen Lizenzvertrag an Dritte weiterreichen. Der Verlag hat die Pflicht zur Herstellung des Werks in der jeweils vereinbarten Form (Hardcover, Paperback, Taschenbuch, E-Book etc.) sowie zur Vervielfältigung und Verbreitung und zur angemessenen Werbung. Als Gegenleistung für seine Leistungen ist für den Verfasser in der Regel eine angemessene Vergütung vorgesehen. Das ist in Publikums- und Fachverlagen üblich, bei Wissenschaftsverlagen eher unüblich. Falls ein Honorar vereinbart wurde, handelt es sich zumeist um ein prozentuales Absatzhonorar, das mit einem nicht rückzahlbarem Vorschuss (garantiertes Mindesthonorar) verrechnet wird. Die Basis des Honorars kann der Nettoladenpreis oder der Nettoverlagserlös sein. Oft wird eine Honorarstaffel vereinbart. Das heißt, mit steigendem Verkaufserfolg steigt auch das prozentuale Honorar. Auch eine Vereinbarung über ein Pauschalhonorar, mit dem alle Ansprüche des Verfassers abgegolten sind, ist möglich. Der Verlag hat auch die Pflicht, die übertragenen Nebenrechte optimal zu verwerten. Geschieht dies nicht, hat der Autor die Möglichkeit, das entsprechende Nebenrecht zurückzurufen. Ein pauschaler Rückruf ist nicht möglich. Die Erlöse aus Nebenrechtsverwertungen werden zwischen Autor und Verlag geteilt. Da der Verlagsvertrag die wichtigste Vertragsart für die Lektoratsarbeit ist, wird hier der Normvertrag für den Abschluss von Verlagsverträgen abgedruckt, wie er zwischen dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und dem Verband der Schriftsteller in der Gewerkschaft Verdi (VS) 1978 zuerst abgeschlossen wurde. Die aktuelle Fassung stammt vom 6. Februar 2014; sie enthält erstmals Regelungen über E-Book-Rechte (www.boersenverein.de/ sixcms/ media.php/ Basiswissen Recht 151 <?page no="162"?> 976/ Autorennormvertrag%206%202%202014_Logo.pdf). Dieser Normvertrag gilt in erster Linie für Werke in Publikumsverlagen, also Belletristik und Sachbuch sowie Kinder- und Jugendbücher. Die wichtigsten Bestimmungen sind die über den Vertragsgegenstand (§ 1), die Rechtseinräumungen einschließlich der Nebenrechte (§ 2), die Pflichten des Verlags (§ 3) und das Honorar (§ 4). Daneben enthält der Vertrag zahlreiche technische Regelungen, wie zum Beispiel zur Manuskriptablieferung, zur Mitwirkung des Autors bei den Korrekturen und bei veränderten Neuauflagen sowie zur Verramschung und Makulierung. Die Kommentierung der einzelnen Paragrafen beschränkt sich auf das Wesentliche. Diffizilere Fragen kann nur ein Urheberrechtler beantworten. § 1 Vertragsgegenstand 1. Gegenstand dieses Vertrages ist das vorliegende/ noch zu verfassende Werk des Autors unter dem Titel/ Arbeitstitel: (gegebenenfalls einsetzen: vereinbarter Umfang des Werkes, Spezifikation des Themas usw.) 2. Der endgültige Titel wird in Abstimmung zwischen Autor und Verlag festgelegt, wobei der Autor dem Stichentscheid des Verlages zu widersprechen berechtigt ist, soweit sein Persönlichkeitsrecht verletzt würde. 3. Der Autor versichert, dass er allein berechtigt ist, über die urheberrechtlichen Nutzungsrechte an seinem Werk zu verfügen, und dass er bisher keine den Rechtseinräumungen dieses Vertrages entgegenstehende Verfügung getroffen hat. Das gilt auch für die vom Autor gelieferten Text- oder Bildvorlagen, deren Nutzungsrechte bei ihm liegen. Bietet er dem Verlag Text- oder Bildvorlagen an, für die dies nicht zutrifft oder nicht sicher ist, so hat er den Verlag darüber und über alle ihm bekannten oder erkennbaren rechtlich relevanten Fakten zu informieren. Soweit der Verlag den Autor mit der Beschaffung fremder Text- oder Bildvorlagen beauftragt, bedarf es einer besonderen Vereinbarung. 4. Der Autor ist verpflichtet, den Verlag schriftlich auf im Werk enthaltene Darstellungen von Personen oder Ereignissen hinzuweisen, mit denen das Risiko einer Persönlichkeitsrechtsverletzung verbunden ist. Nur wenn der Autor dieser Vertragspflicht in vollem Umfang nach bestem Wissen und Gewissen genügt hat, trägt der Verlag alle Kosten einer eventuell erforderlichen Rechtsverteidigung. Wird der Autor wegen solcher Verletzungen in Anspruch genommen, sichert ihm der Verlag seine Unterstützung zu, wie auch der Autor bei der Abwehr solcher Ansprüche gegen den Verlag mitwirkt. Anmerkungen zu § 1 (1) Zumindest bei Nonfiction-Werken empfiehlt sich eine inhaltliche (Kurz-)Beschreibung. Umfangreichere inhaltliche Vereinbarungen sollten in einem Vertragsanhang festgehalten werden. 152 Basiswissen <?page no="163"?> (2) „ Stichentscheid “ bedeutet, dass im Konfliktfall der Verlag das letzte Wort hat. (3) Autoren neigen dazu, Rechte zu übertragen, die sie nicht besitzen, gerade im Bereich von Abbildungen. (4) Die Rechtssprechung tendiert dazu, die Persönlichkeitsrechte höher als die Kunstfreiheit anzusehen, sodass bei Verletzung von Persönlichkeitsrechten eine juristische Auseinandersetzung droht. § 2 Rechtseinräumungen 1. Der Autor räumt dem Verlag an dem Werk räumlich unbeschränkt für die Dauer des gesetzlichen Urheberrechts die nachfolgenden ausschließlichen inhaltlich unbeschränkten Nutzungsrechte in allen bekannten und unbekannten Nutzungsarten für alle Ausgaben und Auflagen ohne Stückzahlbegrenzung - insgesamt oder einzeln - in allen Sprachen ein: a) Das Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung in allen Druckausgaben sowie körperlichen elektronischen Ausgaben. Unter Druckausgaben sind z. B. Hardcover-, Taschenbuch-, Paperback-, Sonder-, Reprint-, Buchgemeinschafts-, Schul-, Großdruckausgaben und Gesamtausgaben zu verstehen. Unter körperlichen elektronischen Ausgaben ist die digitale Vervielfältigung und Verbreitung des Werkes auf Datenträgern (z. B. CD, CD-ROM, DVD) zu verstehen. b) Das Recht, das Werk in unkörperlichen elektronischen Ausgaben (z. B. E-Book, App) digital zu vervielfältigen und in Datenbanken und Datennetzen zu speichern und einer beliebigen Zahl von Nutzern ganz oder teilweise derart zugänglich zu machen, dass diese das Werk oder Werkteile auf individuellen Abruf (z. B. Download, Streaming) empfangen können, unabhängig vom Übertragungssystem (z. B. Internet, Mobilfunk) und der Art des Empfangsgeräts (z. B. Computer, Handy, E-Reader). Dies schließt auch das Recht ein, das Werk Nutzern ganz oder teilweise zeitlich beschränkt zugänglich zu machen. c) Das Recht des ganzen oder teilweisen Vorabdrucks und Nachdrucks, beispielsweise in Kalendern, Anthologien, Zeitungen und Zeitschriften. d) Das Recht der Übersetzung in andere Sprachen oder Mundarten und die Auswertung dieser Fassungen nach allen vertragsgegenständlichen Nutzungsarten. e) Das Recht zu sonstiger Vervielfältigung und Verbreitung des Werkes, ganz oder in Teilen, insbesondere durch digitale, fotomechanische oder ähnliche Verfahren (z. B. (Digital-)Fotokopie). f) Das Recht zum Vortrag des Werkes durch Dritte, insbesondere Lesung und Rezitation. g) Das Recht zur Aufnahme des Werkes (z. B. als Hörbuch) auf Datenträger aller Art sowie das Recht zu deren Vervielfältigung, Verbreitung, öffentlichen Wiedergabe einschließlich Sendung sowie öffentlicher Zugänglichmachung. sowie h) Das Recht, das Werk oder seine Teile mit anderen Werken, Werkteilen oder sonstigem Material zu (auch) interaktiv nutzbaren elektronischen Werken zu vereinen und diese dann als körperliche oder unkörperliche Ausgaben zu ver- Basiswissen Recht 153 <?page no="164"?> vielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen. Änderungen des Charakters des Werkes bedürfen der Zustimmung des Autors. i) Das Recht zur Bearbeitung als Bühnenstück sowie das Recht der Aufführung des so bearbeiteten Werkes. j) Das Recht zur Verfilmung einschließlich der Rechte zur Bearbeitung als Drehbuch und zur Vorführung des so hergestellten Films. Eingeschlossen ist ferner das Recht zur Bearbeitung und Verwertung des verfilmten Werkes im Fernsehen (Free- oder Pay-TV) oder auf ähnliche Weise (Abruffernsehen, Video-on-Demand, WebTV etc.). k) Das Recht zur Bearbeitung und Verwertung des Werkes als Hörspiel. l) Das Recht zur Vertonung des Werkes einschließlich des Rechts zur Aufführung des vertonten Werkes. m) Das Merchandisingrecht, d. h. das Recht, das Werk, insbesondere die in dem Werk enthaltenen Figuren, Namen, Textteile, Titel, Schriften, Geschehnisse, Erscheinungen und die durch das Werk begründeten Ausstattungen einschließlich ihrer bildlichen, fotografischen, zeichnerischen und sonstigen Umsetzungen im Zusammenhang mit anderen Produkten und Dienstleistungen jeder Art und jeder Branche zum Zwecke der Verkaufsförderung zu nutzen, und so gestaltete oder versehene Produkte kommerziell auszuwerten und nach eigenem Ermessen Markenanmeldungen durchzuführen sowie gewerbliche Schutzrechte zu erwerben. Die Verwertung hat im Einvernehmen mit dem Autor zu erfolgen. sowie n) Das Recht, das Werk bzw. die hergestellten Werkfassungen nach Absatz 1 h bis m in allen vertragsgegenständlichen Nutzungsarten auf Datenträgern aller Art aufzunehmen, zu vervielfältigen und zu verbreiten sowie durch Hör- und Fernsehfunk zu senden und/ oder öffentlich zugänglich zu machen. o) Die am Werk oder seiner Datenträger oder durch Lautsprecherübertragung oder Sendung entstehenden Wiedergabe- und Überspielungsrechte. p) Das Recht, das Werk in allen vertragsgegenständlichen körperlichen Nutzungsarten zu veröffentlichen, gewerblich oder nichtgewerblich auszuleihen und/ oder zu vermieten. q) Das Recht, das Werk im Umfang der eingeräumten Rechte in allen vertragsgegenständlichen Nutzungsarten auszugsweise zum Zwecke der Werbung für das Werk öffentlich zugänglich zu machen. r) Das Recht, das Werk in zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses unbekannten Nutzungsarten zu nutzen. Beabsichtigt der Verlag die Aufnahme einer neuen Art der Werknutzung, wird er den Autor entsprechend informieren. Dem Autor stehen die gesetzlichen Rechte gemäß § 31 a UrhG (Widerruf) und § 32 c UrhG (Vergütung) zu. 2. Der Autor räumt dem Verlag schließlich für die Dauer des Vertrages alle durch die Verwertungsgesellschaft WORT wahrgenommenen Rechte nach deren Satzung, Wahrnehmungsvertrag und Verteilungsplan zur gemeinsamen Einbringung ein. Der Autor ist damit einverstanden, dass der Verlag den ihm nach den jeweils geltenden Verteilungsplänen der Verwertungsgesellschaft Wort zustehenden Verlagsanteil direkt ausgezahlt erhält. Der Autorenanteil bleibt davon unberührt. 154 Basiswissen <?page no="165"?> 3. Der Verlag kann die ihm nach diesem Vertrag eingeräumten Nutzungsrechte ganz oder teilweise Dritten einräumen. Dabei steht die Entscheidung über Art, Umfang und Konditionen im freien Ermessen des Verlages, wobei § 3 Absatz 6 dieses Vertrages zu berücksichtigen ist. Die Lizenzverträge sollen befristet werden. Das Recht des Verlages zur Vergabe von Nutzungsrechten an Dritte endet mit Beendigung dieses Vertrages. Der Bestand bereits bestehender Lizenzverträge bleibt hiervon unberührt; die Verteilung der nachvertraglichen Lizenzeinnahmen richtet sich nach § 4 Absatz 5, sofern der Autor diesen Vertrag nicht berechtigt außerordentlich gekündigt hat. In diesem Fall erhält der Verlag keinen Anteil. 4. Ist der Verlag berechtigt, das Werk zu bearbeiten oder bearbeiten zu lassen, so hat er Beeinträchtigungen des Werkes zu unterlassen, die geistige und persönliche Rechte des Autors am Werk zu gefährden geeignet sind. Im Falle einer Vergabe von Lizenzen wird der Verlag darauf hinwirken, dass der Autor vor Beginn einer entsprechenden Bearbeitung des Werkes vom Lizenznehmer gehört wird. Möchte der Verlag einzelne Rechte selbst ausüben, so hat er den Autor anzuhören und ihm bei persönlicher und fachlicher Eignung die entsprechende Bearbeitung des Werkes anzubieten, bevor damit Dritte beauftragt werden. 5. Die in Absatz 4 genannten Anhörungsrechte und Anbietungspflichten erlöschen mit dem Tod des Autors. Anmerkungen zu § 2 (1) Die Spezifizierung „ ohne Stückzahlbegrenzung “ ist wichtig, da ohne sie der Verlag nach dem Verlagsgesetz von 1901 nur die Rechte für maximal tausend Exemplare erwerben würde. (2) Die Liste der übertragenen Nutzungsrechte ist deshalb so lang, weil - juristisch gesprochen - die Zweckübertragungslehre gilt: Nur die Rechte, die explizit erwähnt sind, gelten als übertragen. Absatz (1 r) regelt die Übertragung von Nutzungsrechten, die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch nicht bekannt sind. § 3 Verlagspflichten 1. Das Werk wird zunächst als -Ausgabe (z. B. Hardcover, Paperback, Taschenbuch, CD-ROM, E-Book) erscheinen; nachträgliche Änderungen der Form der Erstausgabe bedürfen des Einvernehmens mit dem Autor. 2. Der Verlag ist verpflichtet, das Werk in der in Absatz 1 genannten Form zu vervielfältigen, zu verbreiten und dafür angemessen zu werben. 3. Ausstattung, Buchumschlag, Auflagenhöhe, Auslieferungstermin, Ladenpreis und Werbemaßnahmen werden vom Verlag nach pflichtgemäßem Ermessen unter Berücksichtigung des Vertragszwecks sowie der im Verlagsbuchhandel für Ausgaben dieser Art herrschenden Übung bestimmt. 4. Das Recht des Verlags zur Bestimmung des Ladenpreises nach pflichtgemäßem Ermessen schließt auch dessen spätere Herauf- oder Herabsetzung ein. Vor Herabsetzung des Ladenpreises wird der Autor benachrichtigt. Basiswissen Recht 155 <?page no="166"?> 5. Als Erscheinungstermin ist vorgesehen: Eine Änderung des Erscheinungstermins erfolgt in Absprache mit dem Autor. 6. Der Verlag ist verpflichtet, sich intensiv um die Verwertung der sonstigen ihm gemäß § 2 Absatz 1 c bis n eingeräumten Rechte zu bemühen und den Autor auf Verlangen zu informieren. Bei mehreren sich untereinander ausschließenden Verwertungsmöglichkeiten wird er die für den Autor materiell und ideell möglichst günstige wählen, auch wenn er selbst bei dieser Rechtsverwertung konkurriert. Der Verlag unterrichtet den Autor unaufgefordert über erfolgte Verwertungen bezüglich des ganzen Werkes und deren Bedingungen und übersendet auf Anforderung die Lizenzverträge. 7. Verletzt der Verlag seine Verpflichtungen gemäß Absatz 6, so kann der Autor die hiervon betroffenen Rechte nach den Regeln des § 41 UrhG zurückrufen. Der Bestand des Vertrages im Übrigen wird hiervon nicht berührt. Anmerkungen zu § 3 (1) Der Verlag ist verpflichtet, die vereinbarte Publikationsform einzuhalten. Er kann zum Beispiel nicht ohne Zustimmung des Autors aus einer Publikation des Werks als Hardcover eine Veröffentlichung als Taschenbuch machen. (2) Bei einem Verlagsvertrag hat der Verlag im Unterschied zum Bestellvertrag grundsätzlich nicht die Möglichkeit, ein Werk abzulehnen, es sei denn, dies ist ausdrücklich vereinbart. (3) Im Klartext heißt das, dass der Verlag über die technischen Details entscheidet - gegebenenfalls auch gegen den Willen des Autors. Es ist daher Aufgabe des Lektors, frühzeitig mit dem Autor über Ausstattung und Umschlaggestaltung zu sprechen. (4) Eine Herabsetzung des Ladenpreises schmälert bei einem am Absatz orientierten Honorar den Erlös des Autors. (6) und (7) Die Rückrufmöglichkeit bei Nebenrechten ist eher theoretischer Natur, da der Autor beweisen müsste, dass der Verlag seiner Verpflichtung zur intensiven Verwertung der Nebenrechte nicht nachgekommen ist. § 4 Honorar Als Vergütung für alle nach diesem Vertrag von dem Autor zu erbringenden Leistungen sowie zur Abgeltung aller gemäß § 2 dieses Vertrages eingeräumten Rechte erhält der Autor folgende Vergütung: 1. Der Verlag zahlt dem Autor einen nicht rückzahlbaren, mit allen Ansprüchen des Autors aus diesem Vertrag verrechenbaren Vorschuss in Höhe von Euro Dieser Vorschuss ist fällig zu % bei Abschluss des Vertrages, zu % bei Ablieferung des Manuskripts gemäß § 1 Absatz 1 und § 5 Absatz 1, zu % bei Erscheinen des Werkes, spätestens am 2. Der Autor erhält als Honorar für die verlagseigene Verwertung der eingeräumten Rechte für jedes verkaufte, bezahlte und nicht remittierte Exemplar der 156 Basiswissen <?page no="167"?> a) -Ausgabe % % von bis Exemplaren % ab Exemplaren. b) -Ausgabe % % von bis Exemplaren % ab Exemplaren des Nettoladenpreises (gebundener Ladenverkaufspreis abzüglich Umsatzsteuer). oder (auch z. B. bei nicht preisgebundenen Produkten wie Hörbüchern) des Nettoverlagsabgabepreises (gebundener bzw. unverbindlich empfohlener Ladenverkaufspreis abzüglich Umsatzsteuer und gewährter Rabatte/ eines Durchschnittsrabattes von derzeit %). 3.a) Der Autor erhält als Honorar im Falle der verlagseigenen Verwertung von unkörperlichen elektronischen Ausgaben ein Honorar in Höhe von % vom Nettoverlagserlös (= der unmittelbaren Verwertung des Werkes zuzuordnende Verlagseinnahmen abzüglich Mehrwertsteuer) unabhängig davon, ob die öffentliche Zugänglichmachung über eigene oder fremde Plattformen stattfindet. b) Wird das Werk als Teil eines Angebots mit mehreren Werken verwertet, erhalten sämtliche Autoren, deren Werke beteiligt sind, insgesamt den oben genannten Honorarsatz. Der Anteil des Autors bestimmt sich unter Zugrundelegung des Umfangs (z. B. Seitenanzahl, genutzte Speicherkapazität etc.) oder des regulären Einzelpreises seines Werkes im Verhältnis zu den anderen beteiligten Werken oder - im Falle der gemeinsamen Verwertung durch Dritte - durch den von diesem Dritten einheitlich gegenüber allen seinen Vertragspartnern angewendeten Verteilungsschlüssel, sofern dieser nicht offensichtlich unbillig ist. 4. Der Autor erhält für alle sonstigen Verwertungsformen und Ausgaben des Werkes eine angemessene Vergütung, über die sich die Parteien bei beabsichtigter Nutzungsaufnahme durch den Verlag verständigen werden. 5. Der aus der nicht verlagseigenen Verwertung (Lizenzvergabe) erzielte Erlös wird zwischen Autor und Verlag geteilt, und zwar erhält der Autor [ ] % bei der Verwertung der Rechte aus § 2 Absatz 1 a bis g. [ ] % bei der Verwertung der Rechte aus § 2 Absatz 1 h bis n. (Bei der Berechnung des Erlöses wird davon ausgegangen, dass in der Regel etwaige aus der Inlandsverwertung anfallende Agenturprovisionen und ähnliche Nebenkosten allein auf den Verlagsanteil zu verrechnen, für Auslandsverwertung anfallende Nebenkosten vom Gesamterlös vor Aufteilung abzuziehen sind.) 6. Für die durch Verwertungsgesellschaften wahrgenommenen Rechte gelten deren Verteilungsschlüssel. 7. Pflicht-, Prüf-, Werbe- und Besprechungsexemplare sind honorarfrei; darunter fallen nicht Partie- und Portoersatzstücke sowie solche Exemplare, die für Werbezwecke des Verlages, nicht aber des Buches abgegeben werden. 8. Ist der Autor mehrwertsteuerpflichtig, zahlt der Verlag die auf die Honorarbeträge anfallende gesetzliche Mehrwertsteuer zusätzlich. Basiswissen Recht 157 <?page no="168"?> 9. Honorarabrechnung und Zahlung erfolgen halbjährlich zum 30. Juni und zum 31. Dezember innerhalb der auf den Stichtag folgenden 3 Monate. oder: Honorarabrechnung und Zahlung erfolgen zum 31. Dezember jedes Jahres innerhalb der auf den Stichtag folgenden drei Monate. Eine Zahlung erfolgt jedoch nur, wenn der Abrechnungsbetrag mehr als Euro ( ) beträgt. Niedrigere Beträge werden auf die nächste Abrechnung vorgetragen. Der Verlag leistet dem Autor entsprechende Abschlagszahlungen, sobald er Guthaben aus Lizenzeinnahmen von mehr als Euro feststellt. Der Verlag ist berechtigt, das Honorar für Exemplare, die gegenüber dem Autor als verkauft abgerechnet, danach jedoch remittiert werden, bei späteren Abrechnungen abzuziehen oder für solche Remissionen 10 % des Abrechnungsbetrages einzubehalten und mit der darauffolgenden Abrechnung zu verrechnen. 10. Falls der Verlag wegen Verletzung der ihm durch diesen Vertrag eingeräumten Rechte Schadensersatzansprüche gegen Dritte realisiert, ist der Autor hieran, nach Vorabzug der Kosten der Rechtsverfolgung, nach Maßgabe von § 4 Absatz 2 bzw. 3 zu beteiligen. Sollte der Verlag für mehrere bzw. alle seine Autoren gemeinschaftlich Urheberrechtsverletzungen verfolgen lassen und sollten sich nur in Einzelfällen Schadensersatzansprüche realisieren, so ist der Autor nach Vorabzug der Kosten der gemeinschaftlichen Rechtsverfolgung gemäß Satz 1 zu beteiligen. 11. Der Verlag ist verpflichtet, einem vom Autor beauftragten Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder vereidigten Buchsachverständigen zur Überprüfung der Honorarabrechnungen Einsicht in die Bücher und Unterlagen zu gewähren. Die hierdurch anfallenden Kosten trägt der Verlag, wenn die Abrechnungen den Autor zu 3 %, mindestens aber zu € 100 gegenüber der vertraglichen Regelung benachteiligen. 12. Nach dem Tode des Autors bestehen die Verpflichtungen des Verlages nach Absatz 1 bis 11 gegenüber den Erben, die bei einer Mehrzahl von Erben einen gemeinsamen Bevollmächtigten zu benennen haben. Bis zur Vorlage des Erbscheins oder vergleichbarer rechtskräftiger Dokumente und ggf. bis zur Benennung des gemeinsamen Bevollmächtigten ist der Verlag nicht verpflichtet, Honorare auszuzahlen. Anmerkungen zu § 4 (1) Da es sich um einen nicht rückzahlbaren Vorschuss handelt, steht dem Autor das Garantiehonorar zu, auch wenn die Honorarerlöse unter dem Vorschuss verbleiben sollten. (2) Der Normvertrag nennt hier die beiden möglichen Bezugsgrößen des Absatzhonorars: entweder der Nettoladenpreis, also der Bruttoladenpreis abzüglich Mehrwertsteuer, oder der Nettoverlagsabgabepreis (auch Nettoverlagserlös), also der Bruttoladenpreis abzüglich Mehrwertsteuer und Durchschnittsrabatt. Basiert das Absatzhonorar auf dem Nettoverlagsabgabepreis, so reduziert sich im Publikumsverlag der Honorarerlös für den Autor auf fast die Hälfte, da der Durchschnittsrabatt annähernd fünfzig Prozent beträgt. 158 Basiswissen <?page no="169"?> § 5 Manuskriptablieferung 1. Der Autor verpflichtet sich, dem Verlag bis spätestens / binnen das vollständige und vervielfältigungsfähige Manuskript gemäß § 1 Absatz 1 (einschließlich etwa vorgesehener und vom Autor zu beschaffender Bildvorlagen) in folgender Form zu übergeben: Wird diese(r) Termin/ Frist nicht eingehalten, gilt als angemessene Nachfrist im Sinne des § 30 Verlagsgesetz ein Zeitraum von Monaten. 2. Der Autor behält eine Kopie des Manuskripts bei sich. 3. Autographen und Typoskripte bleiben Eigentum des Autors und sind ihm vom Verlag nach Erscheinen des Werkes auf Verlangen zurückzugeben. Anmerkungen zu § 5 (1) Nach § 30 Verlagsgesetz kann der Verlag vom Vertrag zurücktreten, wenn der Autor den vereinbarten Abgabetermin nicht einhält. Voraussetzung dafür ist die Setzung einer angemessenen Nachfrist mit dem Hinweis, dass bei deren Nichteinhaltung der Vertragsrücktritt erfolgt. Die Angemessenheit der Nachfrist hängt von Art und Umfang des Werks ab. (2) In Zeiten elektronischer Manuskripte bedeutet das für den Autor die Verpflichtung zur sicheren Aufbewahrung einer Datei. § 6 Freiexemplare 1. Der Autor erhält für seinen eigenen Bedarf Freiexemplare, im Falle einer E-Book-Ausgabe kostenlose Downloads. Von jeder folgenden Auflage des Werkes erhält der Autor Freiexemplare. 2. Darüber hinaus kann der Autor Exemplare seines Werkes zu einem Höchstrabatt von % vom (gebundenen bzw. empfohlenen) Ladenpreis vom Verlag beziehen. 3. Sämtliche gemäß Absatz 1 oder 2 übernommenen Exemplare dürfen nicht weiterverkauft werden. Dies gilt auch für die unkörperlichen Ausgaben. Anmerkungen zu § 6 (1) Nach § 25 Verlagsgesetz steht dem Autor auf je hundert gedruckte Exemplare ein Freiexemplar zu, jedoch insgesamt nicht weniger als fünf und nicht mehr als fünfzehn. (2) Der übliche Rabatt beträgt vierzig Prozent. § 7 Satz, Korrektur 1. Die erste Korrektur des Satzes wird vom Verlag oder von der Druckerei vorgenommen. Der Verlag ist sodann verpflichtet, dem Autor in allen Teilen gut lesbare Abzüge zu übersenden, die der Autor unverzüglich honorarfrei korrigiert und mit dem Vermerk >>druckfertig<< versieht; durch diesen Vermerk werden auch etwaige Abweichungen vom Manuskript genehmigt. Abzüge gelten auch dann als >>druckfertig<<, wenn sich der Autor nicht innerhalb angemessener Frist nach Erhalt zu ihnen erklärt hat. 2. Nimmt der Autor Änderungen im fertigen Satz vor, so hat er die dadurch entstehenden Mehrkosten - berechnet nach dem Selbstkostenpreis des Verlages - insoweit zu Basiswissen Recht 159 <?page no="170"?> tragen, als sie 10 % der Satzkosten übersteigen. Dies gilt nicht für Änderungen bei Sachbüchern, die durch Entwicklungen der Fakten nach Ablieferung des Manuskripts erforderlich geworden sind. Anmerkung zu § 7 (2) Eine übliche Bestimmung, die jedoch äußerst selten zur Anwendung kommt. § 8 Lieferbarkeit, veränderte Neuauflagen 1. Der Autor ist zu benachrichtigen, wenn das Werk in keiner Ausgabe mehr lieferbar ist. a) Der Autor ist in diesem Fall berechtigt, den Verlag schriftlich aufzufordern, sich spätestens innerhalb von 3 Monaten nach Eingang der Aufforderung zu verpflichten, die Verwertung des Werkes in einer Verlagsausgabe spätestens nach . . . Monat (en)/ Jahr(en) nach Ablauf der Dreimonatsfrist wieder aufzunehmen. Wenn der Verlag eine solche Verpflichtung nicht fristgerecht eingeht oder die Neuherstellungsfrist nicht wahrt, ist der Autor berechtigt, durch schriftliche Erklärung den Verlagsvertrag zu kündigen. b) Nimmt der Verlag die Verwertung des Werkes in einer Verlagsausgabe aufgrund der Aufforderung wieder auf, ist eine Kündigung des Autors unter den Voraussetzungen von Absatz 2 erst nach Ablauf von zwei Jahren nach Wiederaufnahme der Verwertung möglich. 2. Wenn das Werk nur in einer elektronischen Ausgabe und/ oder nur in einer Druckausgabe lieferbar ist, die nach Bestelleingang in der Regel nicht binnen 10 Werktagen an den Kunden geliefert werden kann, ist der Autor berechtigt, den Verlagsvertrag durch schriftliche Erklärung zum 30.6. eines Jahres zu kündigen, wenn der Verkauf der körperlichen elektronischen Ausgabe und der Abruf der unkörperlichen elektronischen Ausgabe in zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren unter . . . x Exemplaren gelegen hat. 3. Der Verlag bleibt im Falle der Kündigung zum Verkauf der ihm danach (z. B. aus Remissionen) noch zufließenden Restexemplare innerhalb einer Frist von berechtigt; er ist verpflichtet, dem Autor die Anzahl dieser Exemplare anzugeben und ihm die Übernahme anzubieten. Im Falle von unkörperlichen Ausgaben wird der Verlag diese aus den entsprechenden Vertriebsplattformen in angemessener Frist entfernen bzw. entfernen lassen, die zu diesem Zeitpunkt von Endkunden erworbenen Ausgaben können von diesen jedoch ggf. erneut heruntergeladen werden. 4. Der Autor ist berechtigt und, wenn es der Charakter des Werkes (z. B. eines Sachbuchs) erfordert, auch verpflichtet, das Werk für weitere Auflagen zu überarbeiten. Sollte der Verlag den Autor verpflichten, so erhält der Autor ein angemessenes Werkhonorar. Wesentliche Veränderungen von Art und Umfang des Werkes bedürfen der Zustimmung des Verlages. Ist der Autor zu der Bearbeitung nicht bereit oder nicht in der Lage oder liefert er die Überarbeitung nicht innerhalb einer angemessenen Frist nach Aufforderung durch den Verlag ab, so ist der Verlag zur Bestellung eines anderen Bearbeiters berechtigt. Wesentliche Änderungen des Charakters des Werkes bedürfen dann der Zustimmung des Autors. 160 Basiswissen <?page no="171"?> Anmerkung zu § 8 (1) Der Autor muss das Verlagsrecht zurückrufen; es fällt nicht automatisch zurück. § 9 Verramschung, Makulierung 1. Der Verlag kann die gedruckten Ausgaben des Werkes verramschen, wenn der Verkauf in zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren unter Exemplaren pro Jahr gelegen hat. Am Erlös ist der Autor in Höhe seines sich aus § 4 Absatz 2 ergebenden Grundhonorarprozentsatzes beteiligt. 2. Erweist sich auch ein Absatz zum Ramschpreis als nicht durchführbar, kann der Verlag die Restauflage makulieren. 3. Der Verlag ist verpflichtet, den Autor vor einer beabsichtigten Verramschung bzw. Makulierung zu informieren. Der Autor hat das Recht, durch einseitige Erklärung die noch vorhandene Restauflage bei beabsichtigter Verramschung zum Ramschpreis abzüglich des Prozentsatzes seiner Beteiligung und bei beabsichtigter Makulierung unentgeltlich - ganz oder teilweise - ab Lager zu übernehmen. Bei beabsichtigter Verramschung kann das Übernahmerecht nur bezüglich der gesamten noch vorhandenen Restauflage ausgeübt werden. 4. Das Recht des Autors, im Falle der Verramschung oder Makulierung vom Vertrag zurückzutreten, richtet sich nach § 8 Absatz 1. Anmerkung zu § 9 (3) Die Informationspflicht des Verlags gegenüber dem Autor ist zwingend. Verletzt der Verlag diese Pflicht, kann der Autor Schadensersatz verlangen. § 10 Rezensionen Der Verlag wird auf Wunsch des Autors bei ihm eingehende Rezensionen des Werkes innerhalb des ersten Jahres nach Ersterscheinen umgehend, danach in angemessenen Zeitabständen dem Autor zur Kenntnis bringen. § 11 Urheberbenennung, Copyright-Vermerk 1. Der Verlag ist verpflichtet, den Autor in angemessener Weise als Urheber des Werkes auszuweisen. 2. Der Verlag ist verpflichtet, bei der Veröffentlichung des Werkes den Copyright-Vermerk im Sinne des Welturheberrechtsabkommens anzubringen. Anmerkungen zu § 11 (1) Laut § 13 Urheberrechtsgesetz kann der Autor die Bezeichnung als Urheber selbst bestimmen, zum Beispiel, wenn das Werk unter Pseudonym veröffentlicht werden soll. (2) Der Copyright-Vermerk nach Artikel 3 des Welturheberrechtsabkommens besteht aus einem Symbol, dem von einem Kreis umschlossenen C (©), ferner der Angabe des Inhabers des Urheberund/ oder Verlagsrechts sowie der Jahreszahl der Veröffentlichung. In der Regel wird der Verlag als Inhaber des Copyrights angegeben. Durch die Anerkennung der Basiswissen Recht 161 <?page no="172"?> Berner Übereinkunft auch durch die USA und Russland ist der Vermerk nicht mehr zwingend. Zur Registrierung eines Werks in den USA ist er nicht vorgeschrieben, aber empfehlenswert. § 12 Änderungen der Eigentums- und Programmstrukturen des Verlags 1. Der Verlag ist verpflichtet, dem Autor anzuzeigen, wenn sich in seinen Eigentums- oder Beteiligungsverhältnissen eine wesentliche Änderung ergibt. 2. Der Autor ist berechtigt, durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Verlag von etwa bestehenden Optionen oder von Verlagsverträgen über Werke, deren Herstellung der Verlag noch nicht begonnen hat, zurückzutreten, wenn sich durch eine wesentliche Änderung der Eigentumsverhältnisse oder durch Änderung der über das Verlagsprogramm entscheidenden Verlagsleitung eine so grundsätzliche Veränderung des Verlagsprogramms in seiner Struktur und Tendenz ergibt, dass dem Autor nach der Art seines Werkes und unter Berücksichtigung des bei Abschluss dieses Vertrages bestehenden Verlagsprogramms ein Festhalten am Vertrag nicht zugemutet werden kann. 3. Das Rücktrittsrecht kann nur innerhalb eines Jahres nach Zugang der Anzeige des Verlages über die Änderung der Eigentumsverhältnisse ausgeübt werden. Anmerkung zu § 12 (1) Hervorzuheben ist, dass es sich bei der Rücktrittsmöglichkeit ausschließlich um Werke handelt, deren Herstellung noch nicht begonnen wurde. Bereits lieferbare Werke bleiben von dieser Bestimmung ausgenommen. § 13 Schlussbestimmungen 1. Soweit dieser Vertrag keine Regelungen enthält, gelten die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen des Rechts der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union. Die Nichtigkeit oder Unwirksamkeit einzelner Bestimmungen dieses Vertrages berührt die Gültigkeit der übrigen Bestimmungen nicht. Die Parteien sind alsdann verpflichtet, die mangelhafte Bestimmung durch eine solche zu ersetzen, deren wirtschaftlicher und juristischer Sinn dem der mangelhaften Bestimmung möglichst nahekommt. 2. Die Parteien erklären, Mitglieder bzw. Wahrnehmungsberechtigte folgender Verwertungsgesellschaften zu sein: Der Autor: Der Verlag: 3. Im Rahmen von Mandatsverträgen hat der Autor bereits folgende Rechte an Verwertungsgesellschaften übertragen: an die VG: 162 Basiswissen <?page no="173"?> Auf zwei Besonderheiten des Normvertrags ist noch aufmerksam zu machen. Zum Einen enthält er kein Konkurrenzverbot, also das Verbot, während der Laufzeit des Vertrags ein konkurrierendes Werk in einem anderen Verlag zu veröffentlichen. Hintergrund ist, dass die Rechtsprechung ein Konkurrenzverbot festgelegt hat, unabhängig davon, ob der Vertrag eine entsprechende Formulierung enthält. Deren Aufnahme in den Verlagsvertrag ist jedoch zu empfehlen, weil dadurch beim Autor gegebenenfalls überhaupt erst ein Problembewusstsein entsteht. Zum Anderen enthält der Normvertrag auch keine Optionsklausel. Auch deren Aufnahme in den Verlagsvertrag ist zu empfehlen, weil dadurch der Autor gegen eine Optionsgebühr verpflichtet wird, dem Verlag sein neues Werk anzubieten. Für wissenschaftliche Werke haben sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Deutsche Hochschulverband im Jahr 2000 auf Vertragsnormen für wissenschaftliche Verlagswerke verständigt und dabei Musterverträge über Einzelwerke und Werke mit mehreren Verfassern sowie über einen Werkvertrag über Beiträge zu Sammelwerken und Zeitschriften vorgelegt (www.boersenverein.de/ sixcms/ media.php/ 976/ wiss_vertragsnormen.pdf). Ziel eines Bestellvertrags können entweder die Werkerstellung nach einem vorgegebenen Plan beziehungsweise entsprechenden Weisungen oder die Mitarbeit an einem enzyklopädischen Werk oder Hilfs- und Nebenarbeiten für das Werk eines Anderen oder für ein Sammelwerk sein. Trifft einer dieser drei Punkte zu, entfällt im Zweifel die Vervielfältigungs- und Verbreitungspflicht des Verlegers. Dies ist der zentrale Unterschied zum Verlagsvertrag. Bestellverträge werden zumeist im Ratgeber- und Geschenkbuchbereich sowie bei wissenschaftlichen Werken abgeschlossen. Hier macht der Verlag entsprechende Vorgaben - etwa bei wissenschaftlichen Sammelwerken, Lexika oder Handbüchern, die vom Autor umzusetzen sind. Was Nebenrechtseinräumungen und Vergütung angeht, so entsprechen die Regelungen prinzipiell denen des Verlagsvertrags. Das Muster eines Bestellvertrags findet sich bei Haupt u. a. 2011: 381 - 391. Beim Übersetzervertrag kann es sich entweder um einen Verlagsvertrag oder einen Bestellvertrag handeln. Um Auseinandersetzungen über diese Frage zu vermeiden, wird oft die Vervielfältigungs- und Verbreitungspflicht des Verlegers ausdrücklich ausgeschlossen. Nach § 32 des Urhebergesetzes haben auch Übersetzer einen Anspruch auf angemessene Vergütung; hierfür gibt es jedoch keine gesetzlichen Regelungen, sondern nur eine höchstrichterliche Rechtsprechung, die darauf hinausläuft, dem Übersetzer neben dem Seitenhonorar, was einem Pauschalhonorar entspricht, ein prozentuales Erfolgshonorar zu bezahlen und ihn an den Nebenrechtserlösen zu beteiligen. Das Muster eines Übersetzervertrags findet sich bei Haupt u. a. 2011: 392 - 400. Basiswissen Recht 163 <?page no="174"?> Im Lizenzvertrag überträgt der Lizenzgeber dem Lizenznehmer das Recht, das Werk zu vervielfältigen und zu verbreiten. Typische Beispiele dafür sind die Lizenzierung einer Taschenbuchausgabe durch einen Hardcoververlag an einen Taschenbuchverlag und die Lizenzierung einer Buchgemeinschaftsausgabe. Ist eine Buchausgabe Gegenstand der Rechteübertragung, so ist darauf das Verlagsgesetz anwendbar; man spricht von einer Vertragslizenz. Lizenzverträge haben meist eine vereinbarte Laufzeit. Die Honorierung erfolgt entweder über ein Stückhonorar oder über ein prozentuales Absatzhonorar, verbunden mit einem garantierten Mindesthonorar. Die Lizenzierung kann ausschließlich erfolgen, also exklusiv für den Lizenznehmer, oder einfach mit weiteren Verwertungsmöglichkeiten für den Lizenzgeber wie zum Beispiel bei einzelnen Fotos. Bei solchen Kleinrechten erfolgt die Vergütung zumeist pauschal. Das Muster eines Taschenbuch-Lizenzvertrags findet sich bei Haupt u. a. 2011: 409 - 412. Im Herausgebervertrag verpflichtet sich der Herausgeber gegenüber dem Verlag, das Werk inhaltlich zu verantworten und die Betreuung des Werks zu übernehmen. Dazu gehört die Auswahl der Mitarbeiter, die Begutachtung und gegebenenfalls Bearbeitung von deren Beiträgen sowie die Zusammenstellung und Gliederung des Werks. Dabei entstehen sowohl auf Herausgeberals auch auf Verfasserseite urheberrechtlich relevante Leistungen. Sofern eine Vergütung vereinbart ist, erfolgt diese nach den beschriebenen Formen, oft in Form der Zahlung eines Pauschalhonorars an die Beiträger. Musterverträge zu den hier genannten Vertragsarten stehen - neben etlichen weiteren - auf der Webseite des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels nur Mitgliedern zur Verfügung. Unsicherheit herrscht in Verlagen immer wieder bezüglich der verschiedenen Schutzfristen. Innerhalb dieser Fristen darf ein urheberrechtlich geschütztes Werk nur mit Genehmigung des Urhebers genutzt werden. Hier ein kurzer Überblick: ■ Regelschutzfrist: 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Die Frist beginnt am Ende des Todesjahrs des Urhebers. Das heißt, das Werk des Urhebers ist ab dem 1. Januar des Jahres gemeinfrei, das auf das 70. Todesjahr des Urhebers folgt. ■ Werke mit mehreren Urhebern: 70 Jahre. Die Frist beginnt mit dem Todesjahr des Urhebers, der am längsten gelebt hat. ■ Wissenschaftliche Ausgaben: 25 Jahre ab Erscheinen. ■ Nachgelassene Werke: 25 Jahre ab Erscheinen. Die Schutzfrist der herausgegebenen Werke muss abgelaufen sein. 164 Basiswissen <?page no="175"?> ■ Künstlerisch gestaltete Fotografien: 70 Jahre nach dem Tod des Fotografen. ■ Einfache Fotografien: 50 Jahre ab Erscheinen beziehungsweise Herstellung. ■ Datenbanken: 15 Jahre ab Veröffentlichung. Nach wesentlichen Änderungen Beginn einer neuen Schutzfrist. Unsicherheit herrscht in Verlagen oft auch über das Zitatrecht. Zitate sind nach § 51 des Urheberrechtsgesetzes ohne Einwilligung und Vergütung des betroffenen Urhebers zulässig, wenn das Werk, in dem zitiert wird, eine persönliche geistige Schöpfung ist. Damit soll untersagt werden, dass aus einer Reihung von Zitaten beispielsweise eine Anthologie erstellt wird, ohne dafür eine Vergütung zu bezahlen. Das Zitat muss ferner einen bestimmten Zitatzweck, zum Beispiel eine Belegfunktion, erfüllen. Drittens muss sich das Zitat in einem dem Zweck entsprechenden Rahmen bewegen. Außerdem muss das zitierte Werk erschienen sein. Und schließlich ist eine Quellenangabe zwingend. Als ungeschriebene Voraussetzung gilt, dass das Zitat durch Anführungszeichen kenntlich gemacht wird. 8.5.4 Verwertungsgesellschaften Verwertungsgesellschaften nehmen Rechte wahr, die Urheber nicht selbst wahrnehmen können, weil der Aufwand für die individuelle Vergabe und Kontrolle unangemessen hoch wäre. Das geschieht nicht automatisch, sondern der Urheber muss dazu einen Wahrnehmungsvertrag mit der Verwertungsgesellschaft schließen. Im Buchbereich zieht die VG Wort unter anderem die Bibliothekstantieme, die Kopiervergütung und die Vergütung für die Aufnahme von Texten in Schulbücher ein. Die Einnahmen werden nach Abzug der Verwaltungskosten und einem Anteil für soziale und kulturelle Zwecke geschlüsselt und an die Mitglieder verteilt. Mit dem Urteil vom 21. April 2016 hat der Bundesgerichtshof höchstrichterlich entschieden, dass die Tantiemen den Urhebern, also den Autoren, zu 100 Prozent zustehen und damit nicht mehr wie bisher zwischen Autor und Verlag geteilt werden. & Für die in den Abschnitten 8.5.1 bis 8.5.4 abgehandelten Gegenstände finden sich zusammenfassende Darstellungen für die Verlagspraxis bei Schickerling/ Menche 2012: 161 - 233, Breyer-Mayländer 2005: 79 - 120 sowie Lucius 2014: 23 - 45 und 363 - 406. Sehr kompakt einschließlich des Rechteverkaufs ist Hardt 2008; das Buch ist trotz des englischen Titels auf Deutsch geschrieben. Basiswissen Recht 165 <?page no="176"?> 8.5.5 Rechte und Lizenzen Vor allem in größeren Verlagen gibt es eine eigene, meist kleine Abteilung mit der Bezeichnung Rechte und Lizenzen. Man begegnet bei Brancheneinsteigern immer wieder der irrigen Meinung, diese Abteilung sei sowohl für den Einkauf, also die Akquisition, als auch den Verkauf von Rechten zuständig. Der Rechteeinkauf erfolgt entweder durch die Verlagsleitung oder durch das Lektorat mit den entsprechenden Ermächtigungen durch die Verlagsleitung. Die Rechte- und Lizenzabteilung ist für den Verkauf von Rechten zuständig. Das können Lizenzrechte für Taschenbuchausgaben, Hörbuchproduktionen oder Sonderausgaben sein, wobei das ganze Werk verwertet und ein ausschließliches Nutzungsrecht vergeben wird. Oder es werden sogenannte Kleinrechte für Erzählungen, Gedichte, Abbildungen etc. lizenziert, die als einfache Nutzungsrechte vergeben werden. Das heißt, der Verlag kann diese Rechte mehrfach vergeben. 166 Basiswissen <?page no="177"?> 9 Wege in den Beruf 9.1 Voraussetzungen Hatten wir eingangs dieses Buchs die Bundesanstalt für Arbeit konsultiert, um etwas über das Berufsbild Lektor zu erfahren, so kehren wir am Ende dorthin zurück. Unter dem Reiter „ Zugang “ erfahren wir: „ Für die Tätigkeit als Verlagslektor/ in wird üblicherweise ein abgeschlossenes Studium in einem einschlägigen Studienfach erwartet, zum Beispiel Buchhandel, Verlagswirtschaft, Buchwissenschaft, Editionswissenschaft oder Germanistik. Führungspositionen, spezialisierte Aufgabenstellungen oder Tätigkeiten in Wissenschaft und Forschung erfordern meist im Anschluss an den Bachelorstudiengang ein Masterstudium, gegebenenfalls auch die Promotion. In spezialisierten Fachverlagen wird oft ein abgeschlossenes Studium in einem Studienfach vorausgesetzt, das thematisch dem jeweiligen Publikationsspektrum entspricht. “ (http: / / berufenet. arbeitsagentur.de/ berufe/ start? dest=profession&prof-id=8284) Unabdingbare Voraussetzung für eine Tätigkeit im Lektorat sind neben den Skills und Soft Skills, wie sie in 2.4 beschrieben wurden, eine sehr gute Allgemeinbildung verbunden mit einer „ Weltneugier “ , mit Veränderungsbereitschaft und mit dem unbedingten Willen zur Fortbildung. Beispielhaft ist hier das Anforderungsprofil eines großen Verlagskonzerns für ein Praktikum: ■ Verständnis für mobile Trends, Leidenschaft für Bücher, ■ Neugierde und Interesse an neuen Online-Vertriebskanälen, ■ Zielorientierte, selbstständige und analytische Arbeitsweise, ■ Hohes Maß an Eigeninitiative und Engagement, Organisations- und Teamfähigkeit, ■ Spaß bei der Entwicklung eigener kreativer Ideen, ■ Selbstbewusstes Auftreten. Angesichts der Akademisierung des Berufs ist heutzutage ein erfolgreich abgeschlossenes Hochschulstudium eine weitere Voraussetzung, für Fachverlage und Wissenschaftsverlage oft ein spezifisches Fachstudium. Jüngere Entwicklungen in der Organisation der Arbeit in diesen Verlagen (siehe 5.1 und 6.1) eröffnen aber auch Fachfremden den Einstieg. Das Studium der Buchwissenschaft <?page no="178"?> oder Medienwissenschaft verbessert vermutlich bei sonst gleicher Qualifikation die Einstiegschancen gerade bei Publikumsverlagen, doch gibt es dazu keine Untersuchungen. & Den Bachelor- und Masterabschluss in Buchwissenschaft bieten die Universitäten in Erlangen, Leipzig, Mainz und München an. Praxisorientierter sind die Studiengänge an der Hochschule der Medien in Stuttgart und an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. Seit dem Wintersemester 2016/ 17 ist der Masterstudiengang Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim um das Themengebiet „ Lektorieren “ erweitert worden. Sehr viel umfangreicher ist das Angebot in Medienwissenschaft. Eine Übersicht findet sich auf www. medienwissenschaft.de/ studium-lehre/ studiengaenge.html. Einen berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang bietet der Mediacampus (früher Schulen des Deutschen Buchhandels) in Frankfurt an. Die Angebote der Akademie der Deutschen Medien in München eignen sich nicht für Einsteiger, es handelt sich ausdrücklich um Weiterbildungsangebote. Außerdem sind sie sehr teuer. Das gilt auch für die Frage, ob ein Bachelorabschluss genügt oder ob es sinnvoll und notwendig ist, ein Masterstudium anzuschließen. Hier liegen noch zu wenige konkrete Erfahrungen mit der Relevanz dieser relativ jungen Studienabschlüsse in der Verlagswelt vor. Hömberg differenziert in seiner empirischen Untersuchung Lektor im Buchverlag daher auch nur zwischen Studium mit Abschluss und Promotion. Die Zahlen sind insofern eindeutig, als Studienabbrecher so gut wie keine Chance haben, denn mehr als neunzig Prozent aller befragten Lektoren und Lektorinnen haben entweder ein abgeschlossenes Studium oder promoviert (Hömberg 2010: 78). Das hängt nicht nur mit der fachlichen Qualifikation, sondern auch in hohem Maß damit zusammen, dass man mit einem Abschluss eines langjährigen Studiums auch dokumentiert, dass man über mentale Stabilität, Durchhaltevermögen ( „ Sitzfleisch “ ), Stressresistenz und Organisiertheit verfügt. Ob Abschlussnoten in Einstellungsgesprächen eine ausschlaggebende Rolle spielen, ist nicht eindeutig zu beantworten. Oft zählt das persönliche Auftreten mehr. 9.2 Einstieg Jedem Berufsanfänger stellt sich zwangsläufig die Frage, wie man in den relativ kleinen Zirkel der 2200 bis 2300 festangestellten Lektoren (Hömberg 2010: 63) 168 Wege in den Beruf <?page no="179"?> kommt. Die Branche sucht verständlicherweise den idealen Bewerber: „ 22, promoviert, fünf Jahre Berufserfahrung “ - so der polemische Titel einer wissenschaftlichen Tagung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg im November 2014. Berufe und Karrierechancen in der Verlagswelt standen im Fokus dieser Veranstaltung. In der Regel wird ein Praktikum den Einstieg in das Verlagsleben bilden. Praktika dauern üblicherweise nicht länger als zwölf Wochen und sind unvergütet. Einen gewissen Vorteil haben hier Studierende von Fächern, bei deren Studium sie ein Pflichtpraktikum (im Allgemeinen acht Wochen) zu absolvieren haben, weil sie dadurch schon früh, also vor Abschluss des Studiums, gezwungen sind, sich in der Branche zu bewerben und Kontakte zu knüpfen. Networking auch in diesem frühen Stadium wird sich später auszahlen! & Wichtige Adressen für Networking sind der Zusammenschluss von angestellten und selbständigen Frauen in der Buchbranche (www. buecherfrauen.de und www.buecherfrauen.ch) sowie das Netzwerk Junge Verlagsmenschen, das sich für faire Arbeitsbedingungen und aktive Nachwuchsförderung einsetzt und über 700 Mitglieder hat (www. jungeverlagsmenschen.de/ netzwerk-junge-verlagsmenschen). Hilfreich ist auch die von zwei Buchwissenschaftlerinnen gegründete Plattform www.buchkarriere.de/ wordpress/ . Mancherorts wird empfohlen, während dieses Pflichtpraktikums teilweise auch im Buchhandel zu arbeiten. Wer den festen Willen hat, später im Lektorat tätig zu sein, sollte das nicht tun; ein Praktikum im Buchhandel wird von den Verlagen bei Einstellungsgesprächen kaum honoriert. Die Frage, ob man sich für ein Praktikum (und für ein Volontariat) eher für einen kleinen oder für einen großen Verlag entscheiden sollte - so man überhaupt die Wahl hat - , lässt sich nicht eindeutig beantworten. In einem kleineren Verlag kommt man tendenziell mit vielen verschiedenen Aufgaben in Berührung, während man in einem größeren Verlag in der Regel in einer einzigen Abteilung eingesetzt wird. Ein Volontariat dauert in der Regel sechs Monate bis maximal zwei Jahre bei geringer Bezahlung. Ein befristeter Arbeitsvertrag stellt den Volontär rechtlich damit den anderen Arbeitnehmern gleich. Eine Zusage auf Übernahme nach Ende des Volontariats ist mit Sicherheit die Ausnahme. Das Volontariat entspricht bei guter Verlagsorganisation einem Trainee-Programm in anderen Branchen und bietet gerade bei größeren Verlagen einen Durchlauf durch verschiedene Abteilungen wie Lektorat, Herstellung und Marketing. Einstieg 169 <?page no="180"?> Wer mit viel Glück direkt nach dem Studium eine Assistenzposition in Lektorat oder gar Geschäftsführung findet, hat eine ideale Startposition für seine weitere Entwicklung und eine entsprechende Karriere, denn damit ist üblicherweise eine Einführung in alle anfallenden Tätigkeiten verbunden. Allerdings ist eine solche Assistenz keine Tätigkeit über viele Jahre hinweg, da sie in enger Bindung an den direkten Vorgesetzten ausgeübt wird und daher kaum Gelegenheit bietet, eigenständig Verantwortung für bestimmte Bereiche zu übernehmen. Auch ein Direkteinstieg als Lektor oder Redakteur ist bei dem herrschenden Andrang auf die wenigen festen Stellen eher selten und gelingt allenfalls, wenn man als freier Mitarbeiter oder auch Gutachter gut vernetzt ist und dem potentiellen Arbeitsgeber bereits (durch entsprechende Leistungen) bekannt ist. Im Unterschied zu Volontariat und Assistenz hat man in diesem Fall von Beginn an ein eigenes Arbeitsgebiet mit entsprechender Verantwortung. Aufstiegschancen bieten sich entweder innerhalb des Unternehmens oder durch einen Arbeitsplatzwechsel. Die Veränderung innerhalb des Unternehmens, mit dessen Arbeit, Struktur und Organisation man vertraut ist, hat den Vorteil hat, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich wechselseitig kennen und die Fähigkeiten einerseits und die Entwicklungsmöglichkeiten andererseits einigermaßen einschätzbar sind. Ein Rollenwechsel kann aber auch zu Problemen führen, so zum Beispiel wenn man plötzlich Vorgesetzter eines bisherigen Kollegen ist und das kollegiale Du zumindest in bestimmten Situationen nicht mehr angebracht ist. Bei einem Jobwechsel geht man wahrscheinlich ein höheres Risiko (nicht zuletzt durch eine neue Probezeit) ein, aber er bietet wohl auch die größeren Chancen. Ab einer gewissen Hierarchieebene ist er wohl auch nötig. Nicht erst dann, sondern auch bei der Suche nach Praktikanten- und Volontariatsstellen ist örtliche Flexibilität gefordert, sofern man nicht in einer der Großstädte mit vielen Verlagen wohnt. In welcher Stadt gibt es die meisten Verlage? Die fünf wichtigsten Verlagsstandorte sind Berlin (155 Verlage), München (125), Stuttgart (85), Hamburg (81) und Köln (69). Und so könnte dann diese Verlagskarriere aussehen: Praktikant - Volontär - Lektoratsassistent (hierfür beginnt sich in Stellenanzeigen die Bezeichnung Junior-Lektor einzubürgern) - Lektor - Cheflektor - Programmgeschäftsführer. 170 Wege in den Beruf <?page no="181"?> Eine duale Berufsausbildung als Grundlage für einen Einstieg ins Lektorat, wie sie mancherorts erwähnt wird, ist fast nie zielführend. Auch wenn im Ausbildungsplan für „ Medienkaufmann/ Medienkauffrau Digital und Print “ einer von sechs Themenkomplexen der „ Produktplanung und Programmentwicklung “ gewidmet ist und dabei als Lerninhalte „ Arbeitsprozesse in Redaktion und Lektorat unterstützen “ (http: / / berufenet.arbeitsagentur.de/ berufe/ start? dest= profession&prof-id=35281) aufgeführt wird, so ist doch zu bezweifeln, ob angesichts eines Zeitbudgets von vierzig Unterrichtsstunden im dritten Lehrjahr entsprechende Einstiegsqualifikationen vermittelt werden können. Der Medienkaufmann/ die Medienkauffrau ist nach wie vor ein kaufmännischer Beruf. Solche Berufswege vom Ausbildungsberuf in das Lektorat mag es geben, aber sie bleiben ohne jeden Zweifel die Ausnahme. 9.3 Vergütung Der zum 1. Januar 2015 eingeführte Mindestlohn gilt für freiwillige Praktika in der Regel erst ab einer Dauer von drei Monaten. Derzeit beträgt das Entgelt 8,84 Euro pro Stunde, was einer Monatsvergütung von rund 1.600 Euro entspricht. Die Vergütung für ein Volontariat ist sehr unterschiedlich. Die Gehaltstabelle für Redakteure an Zeitschriften, an der sich Verlage zum Teil orientieren, sieht eine Vergütung im ersten Jahr von monatlich rund 1.500 Euro vor. Nach einer nicht repräsentativen Umfrage des Verfassers schwankt die Vergütung zwischen 800 bis 1.200 Euro und - im zweiten Jahr - 2.000 Euro. In vielen Fällen wird der Mindestlohn gezahlt. In einer Umfrage unter 800 Volontären Anfang 2015 haben die Jungen Verlagsmenschen ermittelt, dass 29 % der Teilnehmer unter 1.000 Euro und 16 % mehr als 1.500 Euro pro Monat erhielten. Das Gros (40 %) wurde mit 1.000 bis 1.200 Euro entlohnt. Bei Verlagen, die nach Tarif bezahlen, werden Lektoren in die Tarifgruppe IV eingruppiert, was derzeit in Baden-Württemberg einem Monatsgehalt von knapp 2.700 Euro entspricht. Nach der Einarbeitungszeit erfolgt der Einstieg in die Tarifgruppe V (knapp 3.400 Euro) oder direkt in die höchste Tarifgruppe, die Gruppe VI, was eine Monatsvergütung von rund 4.000 Euro bedeutet. Nach der genannten Umfrage liegen die Gehälter zwischen 2.300 Euro und maximal 3.000 Euro für Lektoratsmitarbeiter mit Programmverantwortung. Alles Weitere ist Verhandlungssache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Vergütungen hängen offenkundig stark von der Unternehmensgröße, der programmatischen Ausrichtung und - in kleineren und mittleren Verlagen - von der Verlegerpersönlichkeit ab. Vergütung 171 <?page no="182"?> Eine Datenbankanalyse eines großen Vergütungsberatungsunternehmens hat ergeben, dass für eine Lektoratstätigkeit 75 % der monatlichen Grundgehälter zwischen 2.800 und 4.300 Euro liegen. Das Fazit lautet: „ 1. Lektoren werden innerhalb des Marktsegments trotz anspruchsvollen Anforderungsprofils unterdurchschnittlich bezahlt. 2. Die Vergütungsspannen für Vollzeitbeschäftigte liegen zwischen 35.000 und 52.000 Euro jährlich. Abweichungen nach unten wie oben sind vorhanden. 3. Variable Zahlungen finden eher selten statt, und wenn doch, dann sind es geringere Beträge. “ (private Mitteilung) Die von Hömberg genannten Zahlen (2010: 77 - 81) sind - da Nettoeinkommen - zwar nur beschränkt vergleichbar, bestätigen aber trotz der einige Jahre zurückliegenden Datenerhebung das generelle Bild. Bei den freiberuflich tätigen Lektorinnen und Lektoren betrugen 2016 nach Angaben der Künstlersozialkasse (KSK) die Schätzeinkommen je Versicherter 1.332 Euro pro Monat. Freie Lektorinnen erwartete laut Statistik ein Einkommen von 1.273 Euro, ihre männlichen Kollegen von 1.501 Euro pro Monat. Diese von den Versicherten angegebenen Schätzzahlen werden durch die KSK nachträglich anhand der Einkommensteuerbescheide überprüft. Interessant ist ein Vergleich mit dem durchschnittlichen Bruttomonatseinkommen aller Arbeitnehmer. Das betrug laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2016 rund 3.700 Euro. Wie viele andere geistige Berufe ist auch die Arbeit im Lektorat kein Nine-tofive-Job, sondern die Arbeitszeit dehnt sich durchaus auch oft in die Abendstunden und das Wochenende aus. Überstundenregelungen gelten fast schon als verpönt. Man lässt ja schließlich nicht einfach die Kelle fallen. & Manchmal muss man bei einem Literaturhinweis auch vor Büchern warnen. Trotz der vielversprechenden Titel sind Jobs für Bücherwürmer und Leseratten von Uta Glaubitz, Berufe in den Medien, herausgegeben von Sarah Becker und Markus Kaiser, sowie Durchstarten zum Traumjob von Richard Nelson Bolles kaum hilfreich. Das erste Buch bringt unter dem Obertitel „ Reportagen “ sehr kurze, heterogene Beiträge. Was die „ Jobs im Verlag “ angeht, so reichen sie vom Verleger (! ) über den Kochbuchredakteur bis zum Hersteller (dazu vier Zeilen). Der zweite Titel vermittelt auf zwei von rund 350 Seiten ein ziemlich antiquiertes Bild vom Lektor. Und solche allgemeinen Jobratgeber wie das dritte Buch mit seiner aufgesetzt optimistischen Schreibe à la Du-kannstalles-erreichen-was-du-willst muss man mögen, noch dazu mit diesem reißerischen Titel und dem aufdringlichen Hinweis des Verlags „ Der Welt-Bestseller für die Jobsuche “ . 172 Wege in den Beruf <?page no="183"?> Am Ende dieser Einführung in die Lektoratsarbeit sollen die etwas pathetischen, aber nichtsdestoweniger treffenden Worte von Hans-Helmut Röhring stehen, der als Verlagsleiter von Hoffmann und Campe, als Verleger von Rasch und Röhring und als Verfasser der Einführung Wie ein Buch entsteht die Branche mitgeprägt hat. Bezeichnenderweise steht bei ihm die Persönlichkeitsstruktur des Lektors/ der Lektorin, nicht der technische Aspekt des Büchermachens im Zentrum: „ Interesse, ja Neugierde an der Welt, in der wir leben, Ausdauer, Fleiß und Freude am Umgang mit Menschen, aber vor allem ein offenes kommunikatives Auftreten sind wesentliche, aber kaum erlernbare Grundvoraussetzungen. Erfolg wird in diesem Beruf auf Dauer nur haben, wer die permanente Bereitschaft hat, ständig Neues zu lernen und sich täglich neu zu engagieren. Nur so besteht die Chance, dem Ziel näher zu kommen, die Buchproduktion eines Verlages spürbar zu beeinflussen. Auf jeden Fall gilt: Die reine Arbeit am Text ist nur ein geringer Teil des Aufgabenspektrums eines Lektors. “ (Röhring 2011: 34) Vergütung 173 <?page no="185"?> Teil IV <?page no="187"?> 10 Anhang 10.1 Literaturverzeichnis Ackstaller, Susanne/ Evers, Momo/ Hacke, Constanze (Hrsg.) (2006). Treffpunkt Text. Das Handbuch für Freie in Medienberufen. 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Abb. 11 Checkliste Textlektorat. Abb. 12 Papiergestütztes Planungssystem. Abb. 13 EDV-gestütztes Planungssystem. Mit freundlicher Genehmigung der Klopotek AG, Berlin. Abb. 14 Schaltzentrale Lektorat. Mit freundlicher Genehmigung des Bramann Verlags, Frankfurt am Main. Abb. 15 Tätigkeitsmerkmale der Lektorentypen. Abb. 16 Auszug aus dem Stylesheet, das diesem Buch zugrundeliegt. Abb. 17 Arbeitsablauf durch das Jahr. Abb. 18 Manuskriptbewertung von Sachtexten. Mit freundlicher Genehmigung des Bramann Verlags, Frankfurt am Main. Abb. 19 Deckungsbeitrag I. Abb. 20 Deckungsbeitrag II. Abb. 21 Fünfstufige Deckungsbeitragsrechnung. Mit freundlicher Genehmigung des Bramann Verlags, Frankfurt am Main. Abb. 22 Zweistufige Deckungsbeitragsrechnung. Abb. 23 Kostenstruktur eines wissenschaftlichen Buchs und eines Romans. Mit freundlicher Genehmigung der UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz. Abb. 24 Die Herstellungsabteilung als zentrale Schnittstelle. Mit freundlicher Genehmigung des Bramann Verlags, Frankfurt am Main. Abb. 25 Fachbegriffe zum Bucheinband. Abb. 26 Der klassische Herstellungsablauf. Mit freundlicher Genehmigung der UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz. Abb. 27 Der neue Workflow. Mit freundlicher Genehmigung der UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz. Abb. 28 Drucktechnik und Auflagenhöhe. Abb. 29 Arbeitsablauf einer optimierten Buchproduktion. Mit freundlicher Genehmigung des Bramann Verlags, Frankfurt am Main. Abb. 30 Marketing-Mix. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags Dr. Ernst Hauswedell & Co., Stuttgart Abb. 31 Vertriebsformen. 186 Anhang <?page no="197"?> Abb. 32 Geschätzte Umsätze buchhändlerischer Betriebe 1990 und 2015. Abb. 33 Buchhändlerinformation. Abb. 34 Die Sinus-Milieus in Deutschland 2017. Soziale Lage und Grundorientierung. Mit freundlicher Genehmigung des Sinus-Instituts, Heidelberg. Abb. 35 Die repräsentative Verteilung der Limbic® Types. Mit freundlicher Genehmigung des Autors. Abbildungen ohne Quellenangabe sind eigene Darstellungen. 10.3 Sachregister Die Stellen, an denen die Begriffe erläutert werden, sind hervorgehoben. Für vertiefende Informationen sind Reclams Sachlexikon des Buches (Rautenberg 2015) sowie das Gabler Wirtschaftslexikon (www.wirtschaftslexikon.gabler.de) zu empfehlen. Viele einschlägige Begriffe erläutert aus der Sicht des Verlagspraktikers Wilhelm Ruprecht Frieling in seinem ABC der Verlagssprache (2015). Abdruckrecht 47 Ablauforganisation 9 Absatzmarkt 14 Agent 13, 29, 43, 56, 60, 93 Agentur 56, 60, 66, 77 Akquisition 13, 15, 29, 38, 43 f., 55 ff., 64, 66 ff., 70 f., 73, 75, 77, 82 f., 95, 125, 149, 166 Akquisitionsweg 43, 56, 66 Alleinstellungsmerkmal 74 ALPEN-Methode 18 App 72, 75, 115 Aquisitionsweg 82 Arbeit am Manuskript 41 Arbeit am Text 29, 33, 45 ff., 61 ff., 68 f., 71 ff., 77 ff., 83 f., 87 Arbeitsablauf 65, 120 Aufbauorganisation 6 f., 9 Ausdauer 95 Auslieferung 29, 33, 104 Autor 5, 12 f., 27, 29, 33, 38, 41, 43, 45, 47 ff., 53, 55 ff., 62 f., 67 f., 74, 76 ff., 82 ff., 86, 90, 92, 94, 104, 110, 113, 116 f., 120, 132 f., 140 ff., 151, 153, 156, 158 f., 161, 163 Autoren-PR 141 Autorenakquisition 92 Autorenberatung 93 Autorenbetreuung 26, 42, 44 f., 57 ff., 68, 71, 77 f., 83, 88, 91 Autorenhonorar 101 Beiträger 13 Belletristik 89, 152 belletristischer Verlag 53, 64, 68, 71, 80 belletristisches Sachbuch 132 Benchmarking 74 Berufsbild Lektor 10, 167 Beschaffungsfunktion 5 Beschaffungsmarkt 14 Bestellvertrag 149, 156, 163 f. Betriebswirtschaft, Basiswissen 97 ff. Bildabteilung 48, 71 Bildagentur 71 Branchenvereinbarungen 148 Buch-PR 141 f. Buchpräsentation 143 Buchpreisbindungsgesetz 147 f. Buchwissenschaft 123, 167 f. Buchwissenschaftler 10, 169 Sachregister 187 <?page no="198"?> Büroorganisation 21 Checkliste 47 f., 78, 89, 91 Content-Management 114 f. Content-Management-System 111 ff. Controlling 100, 107 Cross-Media-Publishing 115 f. Deckungsbeitragsrechnung 99 ff. Dienstleister 37 f., 75 Dienstleistung 49, 60 ff., 70, 72, 80, 85 f., 107 Digitalisierung 28, 66, 112, 133 Distribution 13 Distributionskanal 8 Distributionspolitik 123, 125 ff., 138 Druck 115 ff. Drucker 104, 109 Druckvorstufe 7, 110, 117 Durchsetzungsfähigkeit 23 E-Book 29, 109, 113, 115 f., 125, 127, 137, 148, 151 Einfühlungsvermögen 22 Einzelkosten 102, 104 Eisenhower-Prinzip 17 elektronische Publikationsform 82 emotionale Stabilität 95 Entscheidungsfindung 5 Entscheidungskriterien 57 Exposé 29, 75, 93 Fachbuch 73, 75, 77, 81, 89 f., 101, 112, 125, 137 Fachbuchverlag 73 Fachliteratur 127 Fachverlag 8 f., 11, 38, 44, 73, 76 f., 80, 85, 101, 113, 115 f., 128, 132, 142, 151, 167 Fotograf 92 freie Mitarbeiter 13, 15, 33, 48, 87 f. freier Hersteller 69 freier Lektor 15, 60, 68, 71, 89 freier Mitarbeiter 92, 170 Gemeinkosten 101 f., 104 Geschäftsleitung 100 Ghostwriter 71 Ghostwriting 94 f. Grafiker 14, 32, 92 Großverlag 9, 56, 169 Grundfunktion 5 Grundkenntnisse 10 ff. Gutachten 29 ff., 87, 89 Gutachter 170 Herausgeber 13 f., 74, 76, 78, 82 f., 87, 164 Herausgebervertrag 150, 164 f. Herstellabteilung 31 Hersteller 116 Herstellung 9, 27, 29, 33 Herstellung, Basiswissen 107 ff. Herstellungsabteilung 5, 12, 48 f., 70, 78, 83, 88, 100, 109 f., 117, 169 Inhouse-Entwicklung 29, 44 interne PR 141 Kalkulation 29, 41, 49, 75, 88, 92, 98 ff., 102, 107, 126 Kleinverlag 9, 55, 88, 99, 128, 169 Kommunikationspolitik 123, 125, 130 ff., 138 Kommunikative Kompetenz 95 Kompetenz 10 ff. Konfliktfähigkeit 23 Kontrahierungspolitik 123 ff. Koproduktion 69 Korrektor 15, 33, 48, 92 Kostenart 101 Kostenstruktur 105 ff. Lektoratskonferenz 30 Lektoratstyp 10, 49 Lektorentyp 41 ff. Lizenz 29, 44, 66 f., 82 Lizenzabteilung 166 Lizenzgeschäft 27 Lizenzvertrag 31, 150, 164 188 Anhang <?page no="199"?> Manuskript 26, 29, 33, 39, 41, 44 f., 47, 49, 57 f., 61 f., 64, 68, 73 f., 78, 83, 89, 92 f., 99, 109 f., 116 f., 120, 159 - unaufgefordert eingesandt 11, 44, 89 - unverlangt eingesandt 57, 70, 77 Marke 132 f., 140 Markengesetz 146 Marketing 7, 27, 29, 38, 124, 137 f., 140 Marketing-Mix 123 f. Marketing, Basiswissen 120 ff. Marketingabteilung 5, 30, 33, 37, 68, 85, 88, 141, 169 Marktforschung 134 ff. Medienkooperation 144 Naturwissenschaft 82 Networking 24, 95, 169 Normvertrag 149 ff., 163 Öffentlichkeitsarbeit 7 Öffentlichkeitsarbeit, Basiswissen 136 ff. Open Access 86 Originalausgabe 67 Outsourcing 15, 33, 48, 88, 96 Packager 69 f. Packaging 92 Papier 119 Pareto-Regel 18 Persönlichkeitsrecht 47, 94 Pflichtpraktikum 169 Planung 100, 107, 110 Portfolioanalyse 74 Postpress 119 Praktikum 167, 169 Präsentationstechnik 21 f. Preispolitik 138 Prepress 117 Presseabteilung 30, 37, 49, 68, 70, 88 Pressearbeit 9, 132 Pressedatenbank 141 f. Pressegespräch 143 Pressekonferenz 143 Pressemappe 143 Pressemitteilung 143 Pressereise 143 Pressespiegel 141 Pressetext 49 Presseverteiler 142 f. Print-on-demand 94 Prioritätensetzung 17 f. Producing 92 Produktion 13, 33 Produktmanagement 36 f., 75 Produktmanager 26 f., 36 ff., 61 Produktpolitik 123, 125 f., 138 Programm 11, 30, 39, 53, 56, 60, 67, 70, 74, 82, 85, 87, 125, 127 f., 142 f. Programmarbeit 40 Programmkonferenz 99 Programmmacher 26 f., 38 Programmplanung 82, 88, 100 Programmpolitik 38, 125, 137 Projektabwicklung 92 Projektbetreuung 92 Projektmanagemen 37 Projektmanager 41 Publikumsverlag 8 ff., 25, 30, 39, 53, 66, 70, 77, 87, 101, 113, 115, 125, 127 f., 132 f., 140, 151 f., 158, 168 Ratgeber 89 f., 126, 132 Ratgeberverlag 53, 70, 72 f., 115 Recht, Basiswissen 142 ff. Rechte und Lizenzen 7, 166 Rechteabteilung 166 Rechteinhaber 31, 43 Rechtliche Rahmenbedingung 143 ff. Redakteur 27 Rezensionsexemplar 142 f. Sachbuch 66 f., 70, 89 f., 152 Sachbuchverlag 53, 66, 72 f. Schutzfrist 164 Scout 29, 43, 56 Selbstmanagement 16, 21 Selbstmotivation 95 Selfpublishing 94 Sachregister 189 <?page no="200"?> Setzer 92, 109 Skills 16 ff., 167 Soft Skills 22 ff., 92 ff., 144, 167 Stylesheet 45 f., 71, 83, 113 Tagesplanung 18 ff. Teamfähigkeit 22 Terminplan 32 Texter 27, 93 f. Typen der Lektoratsarbeit 8 Typografie 121 f. Übersetzer 13 f., 69, 77, 90 ff., 94, 163 Übersetzervertrag 150, 163 Übersetzung 67, 89 f. Überzeugungskraft 23 Umsatzsteuergesetz 148 f. Umschlagtext 49 Unique Selling Proposition 74 f. Unsicherheitsresistenz 95 Unterscheidung 8 Urheber 13 f., 31, 33, 91, 161, 164 f. Urhebergesetz 163 Urheberrecht 94, 145, 149 Urheberrechtsgesetz 150, 161, 165 USP s. Unique Selling Proposition Verband Freier Lektorinnen und Lektoren (VFLL) 89 Verfasser 151, 163 Verhandlungsgeschick 24 Verkaufsförderung 132 ff., 139 Verlag 6, 11, 38, 40, 42 f., 59, 61, 63, 66 ff., 71, 75, 81 ff., 86, 88, 92 ff., 104, 110, 112, 122, 125 ff., 131 ff., 136, 139 f., 143 f., 147 ff., 153, 155 f., 159, 161, 163 f., 166 Verlag mittlerer Größe 9 Verlags-PR 140 Verlagsabteilung 38 Verlagsgesetz 150 f., 155, 159, 164 Verlagsleiter 27, 173 Verlagsleitung 5, 13, 38, 76, 82, 166 Verlagsprofil 39 Verlagsrecht 145, 149, 161 Verlagstyp 7 ff., 12 f., 28, 43 f., 47, 49, 53, 82, 88, 101, 107, 122, 125, 127 Verlagsvertrag 31, 47, 147 ff., 163 Verleger 5, 7, 9, 56 f., 68, 83, 87 Vermarktung 33 Vertrag 29, 67, 76, 83, 93, 163 Vertragsnormen für wissenschaftliche Verlagswerke 163 Vertreter 44, 104, 128, 131 Vertreterkonferenz 22, 141 Vertriebsabteilung 33, 88 Verwertungsgesellschaft 165 VG Wort 84, 165 Volontariat 25, 169 ff. Vorschautext 49 Vorschauversand 142 Waschzettel 142 Weiterverarbeitung 119 f. Werbelektorat 93, 96 Werbung 9, 132 ff., 139 Werkvertrag 163 wissenschaftliche Literatur 127 wissenschaftliche Werke 163 wissenschaftliches Buch 81, 89, 101, 107 f. Wissenschaftsbuch 90, 125 Wissenschaftsverlag 8 f., 11, 81 ff., 85, 87, 101, 113, 115 f., 128, 132, 142, 151, 167 Workflow 7, 27, 29, 33, 37 f., 45, 48, 71, 109 ff. XML 113 f., 116 Zeitmanagement 16 ff. Zielgruppe 8 Zitatrecht 165 190 Anhang <?page no="201"?> ,! 7ID8C5-cejche! ISBN 978-3-8252-4927-4 Lektorin oder Lektor ist kein Ausbildungsberuf mit geregeltem Ausbildungsgang und vorgegebenen Inhalten. Dieses Buch beschreibt die unterschiedlichen Aufgaben im Lektorat eines Verlags von der Autorenakquisition über Lektorat und Redaktion bis zum Projektmanagement. Ein eigenes Kapitel ist der Arbeit als freie Lektorin oder freier Lektor gewidmet. Erfolgreiche Lektoratsarbeit besteht auch in der engen Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen. Daher vermittelt der Band wichtiges Basiswissen über andere Verlagsbereiche. Der dritte Teil behandelt die Wege in den Beruf sowie die Aussichten, Chancen und Herausforderungen. Der Autor lehrt Buchwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und war viele Jahre als Lektor und verlegerischer Geschäftsführer bei großen deutschen Publikumsverlagen tätig. „eine geglückte Gratwanderung zwischen einem berufsorientierenden Fachbuch und einem utb mit wissenschaftlichem Anspruch“ www.lektorenverband.de Medien | Kommunikation Dies ist ein utb-Band aus dem Verlag A. Francke. utb ist eine Kooperation von Verlagen mit einem gemeinsamen Ziel: Lehrbücher und Lernmedien für das erfolgreiche Studium zu veröffentlichen. utb-shop.de QR-Code für mehr Infos und Bewertungen zu diesem Titel
