Das Taschenbuch
Geschichte – Verlage – Reihen
0715
2019
978-3-8385-5155-5
978-3-8252-5155-0
UTB
Günther Fetzer
Dieser Band bietet die erste Gesamtdarstellung des modernen Taschenbuchs im deutschsprachigen Raum von seinen Anfängen bis heute. Ausgehend von der seriellen Buchproduktion im 19. Jahrhundert wird die Entwicklung bis 1945 detailliert mit allen derzeit bekannten Verlagen und Reihen geschildert. Ein gesondertes Kapitel stellt die Entwicklung in Großbritannien und den USA dar. Für die Zeit nach 1945 wird das moderne Taschenbuch als System beschrieben - nach Entwicklungsschritten, Inhalten und Genres, Vertriebswegen sowie statistisch. Das letzte Kapitel analysiert die aktuelle Situation.
Das Buch enthält mehrere Chronologien für den gesamten Zeitraum, die Ansätze für weitere Forschungen bieten. Ein umfangreiches Register der Verlage und Buchreihen erleichtert die Orientierung im Band.
<?page no="1"?> Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas · Wien Wilhelm Fink · Paderborn Narr Francke Attempto Verlag · Tübingen Haupt Verlag · Bern Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Ernst Reinhardt Verlag · München Ferdinand Schöningh · Paderborn Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart UVK Verlag · München Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen Waxmann · Münster · New York wbv Publikation · Bielefeld utb 0000 5155 <?page no="2"?> Dr. Günther Fetzer war Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Institut für Buchwissenschaft an der FAU Erlangen- Nürnberg. Davor war er viele Jahre als Lektor und verlegerischer Geschäftsführer bei großen deutschen Publikumsverlagen tätig. <?page no="3"?> Günther Fetzer Das Taschenbuch Geschichte - Verlage - Reihen Narr Francke Attempto Verlag Tübingen <?page no="4"?> Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. © 2019 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart CPI books GmbH, Leck utb-Nr. 5155 ISBN 978-3-8252-5155-0 (Print) ISBN 978-3-8385-5155-5 (ePDF) ISBN 978-3-8463-5155-0 (ePub) <?page no="5"?> Inhalt 1 Was ist eigentlich ein Taschenbuch? 7 2 Der literarische Markt im 19. Jahrhundert 11 Ausweitung des Lesepublikums 13 Ausdifferenzierung und Ausweitung der Printmedien 14 Ausdifferenzierung und Ausweitung der Vertriebswege 18 Die technische Entwicklung der Buchproduktion 20 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert 23 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert 35 Charakteristik des Taschenbuchs im 19. Jahrhundert 81 Statistik, Typologie und Chronologie 82 Funktionen 84 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 89 Charakteristik des Taschenbuchs in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen 119 Statistik, Typologie und Chronologie 120 Funktionen 125 6 Das Taschenbuch in Großbritannien und den USA 127 Das Taschenbuch in Großbritannien 127 Das Taschenbuch in den USA 130 7 Das Taschenbuch nach 1945 137 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) 139 Konsolidierungs- und Ausbauphase (1970er und 1980er Jahre) 161 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) 175 Das Taschenbuch in der DDR 192 8 Die aktuelle Situation 203 <?page no="6"?> 6 Inhalt Anhang: Taschenbuchchronologie 211 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 211 Weitere Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1946 232 Reihen und Verlage in der DDR 240 Literaturverzeichnis 243 Abbildungsverzeichnis 259 Register der Verlage 265 Register der Reihen 269 <?page no="7"?> 1 Was ist eigentlich ein Taschenbuch? Was haben das Taschenbuch der Wasserwirtschaft und Der verbotene Liebesbrief gemeinsam? Der erste Titel ist ein gebundenes Buch im Format 17,5-cm x 24,6-cm mit einem Umfang von 1.305 Seiten und ist in der neunten Auflage im wissenschaftlichen Verlag Springer Vieweg zum Preis von 99,99 Euro erschienen. Der zweite Titel ist ein Unterhaltungsroman aus dem Goldmann-Taschenbuchprogramm im Standardformat 13,2cm x 18,5-cm zum Preis von 10,99 Euro, der einige Zeit auf Platz 1 der Bestsellerliste stand. Auf den ersten Blick wird man die Frage nach der Gemeinsamkeit der beiden Bücher mit „Nichts“ beantworten. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass sich das erste Buch - obwohl gebunden - „Taschenbuch“ nennt, also den Begriff als Titelbegriff führt, dass aber das zweite Buch nach der heutigen Konvention ein Taschenbuch ist, ohne so benannt zu werden. Damit sind wir beim Kerndilemma, wenn man sich der Frage stellt, was eigentlich ein Taschenbuch sei, denn „Taschenbuch“ hat historisch zwei Bedeutungen, die völlig verschieden sind. Zum einen begegnet uns das Wort als Titelbegriff im Sachtitel von Büchern, zum anderen bezeichnet es einen Buchtyp, der im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts entstand und der dem heutigen Verständnis von Taschenbuch entspricht, ohne so genannt worden zu sein. Bereits im 16. Jahrhundert, vor allem aber vom Ende des 18.- Jahrhunderts bis zur Mitte des 19.- Jahrhunderts bezeichnet „Taschenbuch“ in der Regel kleinformatige gebundene Bücher - eben für die Tasche. Sie erscheinen einmal pro Jahr - in der Regel zur Herbstmesse - und enthalten Originaltexte verschiedener Autoren. 1774 taucht der Begriff in dieser Verwendung erstmals im Taschenbuch für Dichter und Dichterfreunde (1774-1780) auf. Rasch folgten unter- anderen die langlebige Reihe Leipziger Taschenbuch für Frauenzimmer zum Nutzen und Vergnügen (1784-1816), das Taschenbuch für 1798, das Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1798, das Rheinische Taschenbuch (1812) und das Frauentaschenbuch (1814). Bis zur Mitte des 19.-Jahrhunderts ist diese Form als „literarisches Taschenbuch“ klar definiert; oft wird „Taschenbuch“ synonym mit „Almanach“ und „Kalender“ verwendet. Bücher dieses Typs haben in der Regel einen Umfang von 400 bis 500 Seiten. Exemplarisch dafür steht Wilhelm Gottlieb Becker’s Taschenbuch zum geselligen Vergnügen auf das Jahr 1817. Es enthält bei einem Umfang von 448 Seiten Gedichte, Prosa, dialogisierte Texte und Betrachtungen sowie acht Seiten „Tanztouren“ und 32 Seiten Noten. Zeitweise wurden bis zu 50 <?page no="8"?> 8 1 Was ist eigentlich ein Taschenbuch? Titel dieses Typs im Jahr auf den Markt gebracht. Sie wurden ein „literarischer Modeartikel“ (Mix 1998, S. 185). Hauptzielgruppe waren, worauf manche Titelformulierungen verweisen, Frauen. Doch der handliche Buchtyp wurde auch sehr schnell mit Nonfiction-Inhalten belegt, so etwa das Militärische Taschenbuch (1780), der Almanach oder Taschen-Buch für Scheidekünstler und Apotheker (1780-1828), das Physikalische Taschenbuch für Freunde der Naturlehre und Künstler (1785) oder das Historische Taschenbuch (1830-1892). Noch 1935 definiert das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm „Taschenbuch“ ausschließlich in diesem Sinn: „ein jährlich erscheinendes buch in taschenformat mit unterhaltendem oder praktisch belehrendem inhalt, almanach u. dgl.“ (Grimm 1984, Sp. 151). Das moderne Verständnis von „Taschenbuch“ ist geprägt durch eine Reihe von Merkmalen und verfestigte sich in den Anfangsjahren des Taschenbuchs in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zu einer normativen Definition, die das System Taschenbuch beschrieb. Eine Geschichte des Taschenbuchs kann man nicht entlang einer allgemein gültigen und überhistorischen Definition erzählen, sondern es braucht einen historischen Begriff vom Taschenbuch. Dieser wird vom seriellen Buch im 19. Jahrhundert abgeleitet und dient angesichts der übersichtlichen Forschungslage in erster Linie der Materialerschließung. Das gilt für das lange 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs und weiter bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Danach war die Zahl der Taschenbuchverlage und der Taschenbuchreihen so stark angewachsen, dass für die Zeit zwischen 1945 und der Gegenwart ein historisch-struktureller Zugriff gewählt wurde. Ob daraus „eine verlässliche Gesamtdarstellung der Entwicklung des Taschenbuchs“ geworden ist, die Karl H. Pressler vor mehr als drei Jahrzehnten vermisst hatte (Pressler 1985: 1), möge der Leser entscheiden. Es wird der Versuch unternommen, die Fülle der Verlage und Reihen nach 1945 in drei Chronologien im Anhang zu erfassen. Die Abbildungen zeigen Umschläge von Taschenbuchreihen, die bislang eher selten oder gar nicht in der Forschung behandelt wurden. Daher ist hier auch die Nr. 1 von Reclams Universal-Bibliothek, Goethes Faust I, nicht zu finden. Und das bedeutet auch, dass es kaum Doppelungen zu den Abbildungen in dem nicht zu übertreffenden Werk Reihenweise von Reinhard Klimmt und Patrick Rössler gibt (Klimmt/ Rössler 2016). Soweit nicht anders angegeben, sind die Originale um 50-Prozent verkleinert. <?page no="9"?> 9 1 Was ist eigentlich ein Taschenbuch? Allen, die durch Informationen, Hinweise, Kritik und technische Unterstützung zu diesem Buch beigetragen habe, danke ich herzlich. München, im Mai 2019 Günther Fetzer <?page no="11"?> 2 Der literarische Markt im 19. Jahrhundert Die bürgerlichen Moderne, die seit Ende des 18. und im Lauf des 19. Jahrhunderts allmählich die traditionale Feudal- und Adelsgesellschaft verdrängte, ist charakterisiert durch „die frühe Industrialisierung, die Aufklärungsphilosophie und die Verwissenschaftlichung, die Entstehung von überregionalen Warenmärkten und kapitalistischen Produktionsstrukturen, die allmähliche Verrechtlichung und Demokratisierung, die Urbanisierung und die Ausbildung des Bürgertums als kulturell tonangebende Klasse“ (Reckwitz 2017: 41 f.). Beginnend um 1830, vor allem aber nach der Mitte des 19. Jahrhunderts entfaltete sich eine Unterhaltungsindustrie, die nicht nur den Printbereich, sondern auch andere Medien und Formen der Massenkultur umfasste. Dazu gehörten Bilderbogen, Bildpostkarten, Fotografie, Sammelbilder, Zirkus etc. (siehe Maase 1970 und Faulstich 2004), gegen Ende des Jahrhunderts Schallplatte und Film. Diese Geschichte des Taschenbuchs konzentriert sich auf den literarischen Markt und die entsprechenden Printprodukte, berücksichtigt also nicht andere Medien als Träger literarischer Unterhaltung und der Information. Die Entstehung des Taschenbuchs im 19. Jahrhundert setzt einen literarischen Markt voraus, wie er in der zweiten Hälfte des vorangegangenen Jahrhunderts im Zeitalter der Aufklärung entstanden war. Im Rahmen des von Jürgen Habermas beschriebenen Strukturwandels der Öffentlichkeit (Habermas 1990) entstand auf der Produzentenseite der freie Schriftsteller, differenzierten sich Verlage mehr und mehr aus, stieg der Alphabetisierungsgrad in der Bevölkerung, wandelte sich in der ersten Leserevolution die intensive zur extensiven Lektüre: An die Stelle einer mehrfachen Lektüre ein und desselben Lesestoffs trat die Lektüre vieler Lesestoffe (Engelsing 1969). Das führte zu einer erheblichen Ausweitung der Buchproduktion. Im Anschluss an die Schrift von Friedrich Perthes Der deutsche Buchhandel als Bedingung eines Daseyns einer deutschen Literatur aus dem Jahr 1816 charakterisiert Werner Faulstich diese Entwicklung: „Im 18. Jahrhundert entdeckte das Kapital den Buchmarkt als einen Bereich, den die enorm ansteigende bürgerliche Nachfrage nach Lesestoffen und das wachsende Potenzial an schreibwilligen Autoren als eine lohnende Investition erscheinen ließ, und dieses Engagement beförderte naturgemäß die rasche Marktexpansion und Marktdifferenzierung.“ (Faulstich 2002: 191) Diesen „spekulativen“ Buchhandel, der auf dem „Markt“ das „Kulturgut“ Buch zur „Ware“ machte, hatte schon Immanuel Kant in seinem zweiten Brief <?page no="12"?> 12 2 Der literarische Markt im 19. Jahrhundert An Herrn Friedrich Nicolai, den Verleger im Jahr 1798 bissig charakterisiert. Er spricht dort von der „Buchmacherei“, einer „Industrie“, die „fabrikmäßig“ betrieben werde (siehe Wittmann 1982a: 361 ff. und Fallbacher 1992: 8). Nach wie vor unübertroffen in der Darstellung der vielfältigen Faktoren der Entwicklung des literarischen Markts ist Kiesel/ München 1977. Zusammenfassend Faulstich 2002: 177-224 und Bödeker 2005. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschleunigte sich die Entwicklung des literarischen Markts deutlich, sodass man seit der Mitte des Jahrhunderts von einer Unterhaltungsindustrie sprechen kann. Zugleich ist festzuhalten, dass bereits in dieser Phase „die gesamtgesellschaftliche, die kulturelle, die literarische Bedeutung des Mediums Buch […] im Verhältnis zu allen anderen Medien der Epoche, speziell den neu entstehenden elektronischen Medien“ zurückging, obwohl „die traditionellen Strukturen des etablierten Systems Buch weiter institutionalisiert“ wurden (Faulstich 2004: 195). Außerdem wurden die Teilbereiche zunehmend kommerzialisiert. In der Regel wird für diesen Zeitraum der Begriff der (literarischen) „Unterhaltungsindustrie“ verwendet (zum Beispiel Jäger 1988: 163). Kosch/ Nagl machen eine interessante Unterscheidung und sprechen für den Lieferungsroman der Zeit von einer „Unterhaltungsmanufaktur“ (1993: 67). Zum Begriff der „Unterhaltung“ siehe resümierend Faulstich 2006 sowie Hügel 2003 und Hügel 2007. Unterhaltung ist keine anthropologische Konstante, sondern historisch zu verorten: „Unterhaltung setzt die Existenz von Massenmedien voraus, die dominant der Unterhaltung dienen. Solche Medien gibt es in Deutschland erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit den Familienzeitschriften.“ (Hügel 2007: 41, siehe auch 68) „Kulturindustrie“ (Horkheimer/ Adorno 1990 sowie Adorno 1967; zur Kritik zusammenfassend Glasenapp 2006 und Niederauer/ Schweppenhäuser 2018) und „Bewusstseinsindustrie“ (Enzensberger 1971) bezeichnen Aggregatzustände des kulturellen und damit literarischen Markts im 20. Jahrhundert. <?page no="13"?> 13 Ausweitung des Lesepublikums Zentrale Entwicklungen sind ▶ die Ausweitung des Lesepublikums, ▶ die Ausdifferenzierung und Ausweitung der Printmedien, ▶ die Ausdifferenzierung und Ausweitung der Vertriebswege ▶ sowie die technische Entwicklung der Buchproduktion. Zu diesen Entwicklungen im 19. Jahrhundert siehe Wittmann 1982b, Estermann/ Jäger 2001 und Faulstich 2004. All das vollzieht sich unter Rahmenbedingungen, die hier nur schlagwortartig zusammengefasst werden können: ▶ die politische Entwicklung von der nachnapoleonischen Zeit und der 1848er Revolution bis zur Reichsgründung und zum Kaiserreich, ▶ die ökonomische Entwicklung mit den Stichworten industrielle Revolution und Entwicklung des Hochkapitalismus, ▶ die soziale Entwicklung mit der Ablösung der ständischen Gesellschaftsordnung durch eine nach Schichten/ Klassen strukturierte Gesellschaft, ▶ die juristische Entwicklung mit den in unserem Zusammenhang wichtigen Eckpunkten wie Gewerbefreiheit und Neuregelungen des Urheberrechts. Ausweitung des Lesepublikums Die Ausweitung des Lesepublikums ist durch die Stichworte Bevölkerungswachstum, Alphabetisierung, Urbanisierung sowie Industrialisierung und die damit verbundene wachsende Freizeit der Menschen charakterisiert. Die Bevölkerung wuchs auf dem Gebiet des Deutschen Reichs zwischen 1848 und 1880 von 33 Millionen auf 45 Millionen, erhöhte sich also um rund ein Drittel, und wuchs bis 1900 um weitere elf Millionen auf 56 Millionen. Allein durch dieses explosionsartige Wachstum insbesondere seit Mitte der 1870er Jahre sowie die Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung von 37 Jahren im Jahr der Reichsgründung auf 47 Jahre dreißig Jahre später stieg die Zahl der potentiellen Leser und Käufer deutlich, gleichgültig, von welchem Alphabetisierungsgrad man ausgeht. Im Allgemeinen dient als Unterscheidung zwischen Alphabeten und Analphabeten die Fähigkeit, den eigenen Namen schreiben und leidlich lesen zu können (Engelsing 1973: 96; insgesamt 96-100), was natürlich noch nicht bedeutet, dass die des Lesens Fähigen auch wirklich Lesestoffe konsumierten. <?page no="14"?> 14 2 Der literarische Markt im 19. Jahrhundert Eine Zusammenschau der regional und national disparaten Daten spricht von einem Alphabetisierungsgrad von 75-Prozent im Jahr 1870 und von 90-Prozent um 1900 (Schenda 1970: 444). Zu bedenken ist auch das Bildungsgefälle zwischen Stadt und Land. Die Zahlen sind empirisch kaum fundiert und sind daher nur in Teilstudien zu verifizieren, aber auch nicht zu widerlegen (Wittmann 1999: 189 f.). Durch Urbanisierung (mit zunehmender Bildungsintensität) und Industrialisierung (mit zunehmender Regulierung arbeitsfreier Zeiten) und Volksbildungsbestrebungen wie Arbeiterbibliotheken und Volksbüchereien entstehen Spielräume für kulturelle Aktivitäten, darunter auch Lesen. Jedoch lassen für die Unterschichten die „Existenzbedingungen und soziokulturellen Voraussetzungen […] vermuten, dass Lesen bis weit in die Gründerjahre hinein eine Ausnahme darstellte“ (Wittmann 1982b: 200). Insgesamt gilt, dass die Ablösung des ständischen Gesellschaftsmodells durch ein Stratifikationsmodell von ökonomisch fundierter Oberschicht, neuen Mittelschichten und diversen sozialen Unterschichten enge Relationen zwischen bestimmten Einzelmedien und bestimmten sozialen Gruppierungen nach sich zog (zur Stratifikation der Medien im 19. Jahrhundert siehe Faulstich 2004: 258). Von einer „Homogenisierung des literarischen Geschmacks, die kulturelle Assimilation aller Schichten“ (Wittmann 1999: 294) wird man nicht sprechen können. Ausdifferenzierung und Ausweitung der Printmedien Das 19. Jahrhundert ist durch ein enormes Anschwellen der Lesestoffproduktion charakterisiert. Dazu tragen rein mengenmäßig Zeitschriften jeglicher Art bei. So erschienen allein im Jahrzehnt zwischen 1840 und 1850 rund 1.300 neue Zeitschriften. War im 18. Jahrhundert das neue Medium Zeitschrift mit der zentralen Rolle der Moralischen Wochenschriften „Schlüsselmedium der bürgerlichen Gesellschaft“ (Faulstich 2002, 225), so wurde die Zeitschrift erst durch ihre zunehmende Unterhaltungsfunktion im 19. Jahrhundert zum Massenmedium (Faulstich 2002: 225-251). Dazu trug vor allem ihre Weiterentwicklung zu Familienzeitschriften wie die Gartenlaube bei, die - 1853 gegründet - im Jahr 1875 eine Auflage von 382.000 Exemplaren erreichte. Wie wir noch sehen werden, lassen sich charakteristische Merkmale der Zeitschrift wie Themenzentrierung, Periodizität, Interessenspezifizierung und auch Visualisierung (Faulstich 2002: 225 f.) auf das im Entstehen begriffene Taschenbuch übertragen. <?page no="15"?> 15 Ausdifferenzierung und Ausweitung der Printmedien Fassen wir Printmedien im engeren Sinn als Herstellung und Verbreitung von herkömmlichen Büchern auf, so ist die Entwicklung weniger spektakulär. Zu Beginn des 19.- Jahrhunderts kamen 4.081 Titel (1805) auf den Markt. Die durch die napoleonischen Kriege ausgelöste Depression erzwang einen Rückgang auf 2.233 im Jahr 1813. Danach steigerte sich die Produktion auf 14.039 Titel im Rekordjahr 1843 - ein Stand, der erst im Kaiserreich wieder erreicht wurde. Diesem vormärzlichen Hoch folgte ein Niedergang bis auf den Tiefstand von 8.346 Titeln im Jahr 1851. Vor allem nach der Reichsgründung (10.669 Titel im Jahr 1871) stieg die Titelproduktion steil an. 1886 lag sie bei 16.253 Titeln - eine Steigerungsrate von über 50-Prozent in eineinhalb Jahrzehnten. Der Titelboom setzte sich ungebremst fort; im Jahr 1900 wurden 24.729 Titel verlegt, was wiederum eine Erhöhung des Titelausstoßes um rund die Hälfte bedeutete. 1913 wurde mit 35.078 Titeln der Höchststand vor dem Ersten Weltkrieg erreicht. Die „schöne Literatur“ (vor allem Klassiker, Romane und Erzählungen) wuchs noch wesentlich stärker, denn von 1871 bis 1890 stieg der Zahl der Neuerscheinungen um fast 90-Prozent (Zahlen nach Bucher u. a. 1981: 167 und Kastner 2003: 301 und 315; sehr detailliert Rarisch 1976). Diese Zahlen zur Titelproduktion von Büchern sind nur eingeschränkt aussagekräftig. Zum einen wird hier nur die Zahl der publizierten Titel erfasst, ohne dass wir in der Regel Kenntnis von den jeweiligen Druckauflagen haben. Zum anderen ist die wegen der Zensur illegal verbreitete Druckproduktion nicht abzuschätzen. Und schließlich bleiben die populären Lesestoffe, die „Lesestoffe der Kleinen Leute“ (Schenda 1976; detailliert Schenda 1970: 271-324) gänzlich unberücksichtigt. Doch gerade sie sind es, die massenhaft verbreitet waren. Es existiert - abgesehen von kleinen Segmenten - keine Produktionsstatistik dessen, was über den Kolportagebuchhandel vertrieben wurde. <?page no="16"?> 16 2 Der literarische Markt im 19. Jahrhundert Abb. 1: Titelproduktion im Deutschen Bund und im Deutschen Reich 1801-1914. <?page no="17"?> 17 Ausdifferenzierung und Ausweitung der Printmedien Die Ausdifferenzierung und Ausweitung der Printmedien veränderte auch die Rolle des Literaturproduzenten (zusammenfassend Faulstich 2004: 196 f.). Hatte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Berufsbild des freien Schriftstellers herausgebildet, der sein Auskommen auf dem literarischen Markt suchen musste und nicht mehr besoldeter Hofpoet war (siehe Haferkorn 1963 und Haferkorn 1974), so verschärfte sich die Markabhängigkeit des Schriftstellers im 19. Jahrhundert deutlich. Ein Zeitgenosse beschrieb die Situation eines solchen Lohnschreibers plastisch: „Heute einen kritischen Artikel, morgen eine Correspondenz für ein Journal verfassen, zwischendurch an einem Roman arbeiten oder seine für Alles zugeschnittene Feder an der Uebersetzung eines ausländischen Buches abnutzen und bald an dieses, bald an jenes Journal wie an einen letzten Rettungsanker sich anklammern.“ (zit. nach Wittmann 1982b: 157) Zeitgenössisch wurde kritisch von der „Vielschreiberey“ gesprochen. Dazu kam die Konkurrenzsituation unter den Autoren. Ihre Zahl wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit 7.000 angegeben. Knapp hundert Jahre später betrieben laut der offiziellen Berufsstatistik des deutschen Reichs 19.380 Personen die Schriftstellerei im Hauptberuf. Für die allermeisten bedeutete das „Betreiben der Schriftstellerei als Gewerbe, Erwerbszwang bis zur Käuflichkeit oder zumindest Anpassung an den herrschenden Geschmack“ (Wittmann 1982b: 159). Rudolf Schenda, der Pionier der Erforschung der populären Lesestoffe, hat regionale und lokale Zahlen für Frankreich hochgerechnet und kommt zu dem Schluss, „dass eine Jahresproduktion in der Größenordnung von 100 Millionen populären Druckwerken - Büchlein, Heftchen und Einzelblättern - pro Jahr zumindest seit der Mitte des 19. Jahrhunderts anzusetzen“ sei. Diese Berechnung umfasse „weder die Menge der nicht für die Kolportage bestimmten, gebundenen Bücher, noch die Masse der Zeitschriften und Zeitungen“ (Schenda 1970: 186). Nach zeitgenössischen Angaben setzte 1899 allein der Berliner Kolportageverlag A. Weichert circa 25 Millionen Romanhefte ab (Jäger 1988: 164). Wie immer man diese Zahl einschätzt, Tatsache ist, dass diese massenhaft verbreiteten Lesestoffe nach wie vor unzureichend erforscht sind. Das liegt nicht zuletzt auch an der Sammlungspraxis wissenschaftlicher und öffentlicher Bibliotheken, und so ist es „einer kleinen Gruppe von Sammlern […] überhaupt zu verdanken, dass wir heute wenigstens noch in Umrissen die gesamte Bandbreite der Unterhaltungsliteratur aus der Vergangenheit erahnen können“ (Galle 2006b: 10). <?page no="18"?> 18 2 Der literarische Markt im 19. Jahrhundert Die Privatiniative zur Erforschung der populären Lesestoffe spiegelt sich auch in den Bibliografien wieder, die zu verschiedenen Publikationsformen und Genres vorliegen, so unter-anderen Bloch 2002, 2005, 2006, 2015, Kalbitz/ Kästner 2013 und Schädel 2006. Ausdifferenzierung und Ausweitung der Vertriebswege Das 19. Jahrhundert ist auch durch eine Ausweitung der Zugangsmöglichkeiten für das Publikum zu Lesestoffen der verschiedensten Art gekennzeichnet. Dazu gehört als wichtiger Faktor der sich entwickelnde stationäre Buchhandel, also der Buchhandel mit Ladengeschäften. Dessen Organisationsgefüge „war noch bis tief ins 19. Jahrhundert hinein sehr weitmaschig“ (Ungern-Sternberg 1987: 383). Um 1800 existierten nur ca. 500 Buchhandlungen, davon ein Zehntel allein in Leipzig. Zwar verdreifachte sich die Zahl bis zur Reichsgründung im Jahr 1870, doch bleiben Regionen wie Bayern und Westfalen unterversorgt (Wittmann 1982b: 118 f., Schenda 1970: 174 ff.). Angesichts der Tatsache, dass weite Teile der Bevölkerung auf dem Land lebten und die Verstädterung erst nach der Jahrhundertmitte deutlich stieg, ist die Versorgungslücke mit Lesestoffen evident. Die langsame Entwicklung des stationären Buchhandels war bis zur Einführung der Gewerbefreiheit in hohem Maß Folge des Konzessionisierungszwangs, der erst 1868/ 1869 für den Norddeutschen Bund und 1872 für das gesamte Deutsche Reich abgeschafft wurde. Zu den Lesestofflieferanten für das Publikum gehörten neben dem stationären Buchhandel die bürgerlichen Lesegesellschaften und die Leihbibliotheken, die seit dem 18. Jahrhundert für größere Lesergruppen eine extensive Lektüre erst erschwinglich gemacht haben. „Der mächtigste Lesestofflieferant zumindest des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wenn nicht gar der gesamten Buchhandelsgeschichte“ (Schenda 1976: 28) war jedoch der Kolportagebuchhandel, dessen wichtigste Funktion die des „Unterhaltungslieferanten“ (Schenda 1970: 269) war. Zwar war der Kolportagevertrieb von verschiedensten Schriften durch Wanderbuchhändler, auch „Buchführer“ genannt, schon kurz nach Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Gutenberg gebräuchlich, doch bildete sich diese Vertriebsform systematisch erst im 19. Jahrhundert heraus. Dazu trug in den 1820er Jahren vor allem Carl Joseph Meyer wesentlich bei, indem er für seine Bibliothek deutscher Klassiker Reisende anstellte, um Subskribenten zu sammeln. Die Bestellungen wurden <?page no="19"?> 19 Ausdifferenzierung und Ausweitung der Vertriebswege an den Sortimentsbuchhandel vor Ort weitergegeben, der dann die Lieferungen ausführte. Diese „Verlagskolportage“ (Scheidt 1994: 138) wurde nach der Mitte des Jahrhunderts durch einen selbständigen Kolportagebuchhandel abgelöst. Zur Einführung in den Kolportagebuchhandel siehe die farbige, sehr detailreiche Darstellung bei Schenda 1970: 228-270 sowie Scheidt 1994 und Storim 2003. Zentral für diese Entwicklung waren die Familienzeitschriften im Gefolge der Gartenlaube. Das Sortiment war nicht in der Lage, die höheren Auflagen und die dichte periodische Erscheinungsweise zu ‚verarbeiten’, sodass „ein Vakuum in der Absatzgestaltung“ (Scheidt 1994: 140) entstand. Der Kolportagebuchhandel wurde so zum „Prototyp eines auf das ‚Massenbuch‘ spezialisierten Buchhandelszweiges“, der den „Übergang des Buchhandels zum Massenkommunikationssystem“ markierte (Scheidt 1994: 135). Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts etablierte sich diese Vertriebsform „zumindest in den städtischen Regionen - endgültig als verlagsunabhängiges System selbständiger, ortsfester Kolportagebuchhandlungen, die von Grossisten beliefert wurden“ (Kosch/ Nagl 1993: 34). 1894 wurden in einem zeitgenössischen Artikel 3.500 reine Kolportagebuchhandlungen und 4.000 Sortimenter mit Kolportage als Nebenerwerb gezählt (Kosch/ Nagl 1993: 23; deutlich geringere Zahlen bei Wittmann 1999: 272.), die Zahl der in der Kolportage beschäftigten Personen wurde auf 26.000 gegenüber 22.000 im übrigen Buchhandel geschätzt (Kosch/ Nagl 1993: 23). Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für diese Entwicklung schuf eine neue Gewerbeordnung, die am 8. Juli 1868 als Gesetz für den Norddeutschen Bund verabschiedet wurde (Erlass am 21. Juni 1869) und die für den Kolportagebuchhandel sowie für jeglichen Handel mit Presseerzeugnissen bedeutete, „dass er nicht mehr dem Pressegesetz und damit den ‚direkten‘ Zensurbeschränkungen unterworfen war, sondern als Gewerbe betrachtet und durch die Gewerbeordnung geregelt wurde“, was „einer praktischen Freigabe der Presse gleichkam“ (Scheidt 1994: 142). Das Gesetz stellte den Wanderbuchhandel, den Kolportagebuchhandel und das Sortiment als gleichberechtigte Betriebsformen des Buchhandels nebeneinander. Im Kolportagebuchhandel vertrieben wurden drei Hauptgruppen von Printmedien. Zum einen Periodika der verschiedensten Art, überwiegend jedoch Familienzeitschriften, zum anderen Werke, die auch im Buchhandel erhältlich waren wie Sammelwerke und Serien, Lexika, Fachliteratur und preiswerte Prachtausgaben, sowie schließlich Artikel, die in hohen Auflagen nur für den <?page no="20"?> 20 2 Der literarische Markt im 19. Jahrhundert Kolportagebuchhandel produziert wurden wie Kalender, klerikale Traktate, Kochbücher, Traumbücher, Erotika, Kriegsschilderungen und politische Agitation bis hin zu medizinischen Ratgebern (Wittmann 1999: 272 f.) Eine hochinteressante Übersicht über ‚kolportagefähige’ Werke bietet die Schrift Der Kolportagehandel von Friedrich Streissler aus dem Jahr 1887 (Beilage zu Kosch/ Nagl 1993; eine weitere zeitgenössische Quelle bei Scheidt 1994, Anm. 269). Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Zeitschriften aller Art zum Hauptvertriebsobjekt. Lieferungswerke wie die Klassiker, aber auch die Volksromane in Heften à 10 Pfennig traten mehr und mehr in den Hintergrund (Storim 2003: 529 f.). Gleichzeitig differenzierten sich Kolportagebuchhandel und Reisebuchhandel/ Versandbuchhandel aus: „Der Kolportagebuchhandel entwickelte sich zum Buch- und Zeitschriftenhandel […]. Der ehemalige ‚neue‘ Kolportagebuchhandel wandelte sich zum Reisebzw. später Reise- und Versandbuchhandel mit einem deutlichen Gewicht auf der zweiten Komponente.“ (Storim 2003: 526) Insgesamt ist die Bedeutung des Kolporteurs (frz. col: Nacken; porter: tragen), der mit dem Bücherkarren durch Städtchen und Dörfer oder mit der Bücherlade von Haus zu Haus zog, und des Kolportagebuchhandels für die Verbreitung von populären Lesestoffen in breiten Bevölkerungsschichten kaum zu unterschätzen. Gegen Ende des Jahrhunderts vermerkt ein Zeitgenosse, dass „zwei Drittel der gesamten buchhändlerischen Produktion auf dem Wege der Kolportage vertrieben wird“ (Kellen 1899: 82). Die technische Entwicklung der Buchproduktion Grundlegende Innovationen in den Bereichen Papier, Satz, Druck und Bindung, in denen die Herstellungstechnik sich seit den Zeiten Gutenbergs substantiell kaum weiterentwickelt hatte, schufen die Voraussetzungen für die massenhafte Verbreitung populärer Lesestoffe im 19. Jahrhundert - nicht zuletzt, weil durch diese „Revolutionierung der Buchherstellung“ (zusammenfassend Stümpel 1987, Fallbacher 1992: 90-108 und Wittmann 1999: 220-223) die Lesestoffe deutlich billiger und damit auch für einkommensschwache Schichten erschwinglicher wurden. Betrug der Preis für den fünften Jahrgang des beliebten Taschenbuchs Penelope aus der C. J. Hinrichschen Buchhandlung im Jahr 1844 noch umgerechnet 50 Silber- oder Neugroschen (Krieg 1953: 32), so kostete eine 600seitige Lessing-Ausgabe im Klassikerjahr 1867 zehn Silber- oder Neugro- <?page no="21"?> 21 Die technische Entwicklung der Buchproduktion schen, die Einzelbände von Reclams Universal-Bibliothek nur zwei Silber- oder Neugroschen (Bode 2003: 23). Im Bereich der Papierherstellung wurde die 1799 patentierte Langsiebpapiermaschine des Franzosen Nicolas Louis Robert so verbessert, dass die 1818 in Berlin installierte erste deutsche Maschine mit Dampfbetrieb die bisherige Tagesproduktion bei besserer Qualität verzehnfachen konnte. Der traditionelle Rohstoff (Hadern und Lumpen) wurde bei steigendem Papierbedarf immer knapper. Dieser Engpass konnte mit der Erfindung des Holzschliffs durch Gottlob Keller im Jahr 1844 Schritt für Schritt beseitigt werden. Allerdings vergilbten und zerfielen die stark holzhaltigen Papiere schnell, was durch die 1863 in Amerika patentierte und 1874 in Deutschland eingeführte Sulfitkochung weitgehend behoben werden konnte. Dabei wurde der Holzschliff chemisch behandelt. Diese Verarbeitung des nun Zellstoff genannten Rohstoffs führte zu Papieren mit hohem Weißegrad und deutlich geringerer Vergilbungsanfälligkeit. Im Bereich der Satzherstellung brachte die Erfindung der Handgießmaschine im Jahr 1838 durch den Amerikaner David Bruce einen ersten wirklich Fortschritt, konnte doch damit die Arbeitsleistung eines Setzers annähernd verzehnfacht werden. Eine weitere Steigerung erlaubte die automatische Gießmaschine der französischen Firma Foucher Frères aus dem Jahr 1883. Sie lieferte in einem Arbeitsgang gebrauchsfertige Typen. Den wirklichen Durchbruch für einen Mengensatz - vor allem für Zeitungen - schaffte jedoch erst die Setzmaschine, vor allem Otmar Mergenthalers automatisch ausschließende Linotype von 1884, die nicht einzelne Typen, sondern Zeilen produzierte. Sie übertraf die Leistung eines guten Handsetzers um das Dreifache. Kurz vor der Jahrhundertwende entwickelte der Amerikaner Robert Lanston die Monotype, eine automatische Einzeltypen-Setz- und Gießmaschine. Zum Bereich der Satzherstellung gehört auch das Stereotypie-Verfahren. Dabei wurde das einmal in Blei erstellte Satzbild nach einer Abformung in Gips und später in einer Papiermasse mit Schriftmetall ausgegossen. Der Text war damit „stereotypiert“, und das teure Letternmaterial konnte für andere Satzaufgaben genutzt werden. Dieses Verfahren war etwa seit 1820 für immer wieder gedruckte oder in Massen hergestellte identische Texte allgemein üblich (siehe Wilkes 2010). Im Bereich des Drucks wurde über Jahrhunderte zwar die Handpresse technisch optimiert, doch eine qualitative Veränderung brachte erst die Zylinder-Schnellpresse, für die Friedrich König 1811 in London ein Patent erhielt. Sie wurde zunächst für den Zeitungsdruck eingesetzt, danach auch immer <?page no="22"?> 22 2 Der literarische Markt im 19. Jahrhundert häufiger für den Buchdruck. Arbeitete die dampfbetriebene Schnellpresse noch mit Papierbogen, so baute der Amerikaner William Bullock 1865 die erste funktionierende Rotationsmaschine. Das Papier wurde hier als Papierbahn von der Rolle zugeführt und in einem Durchlauf von beiden Seiten bedruckt. Als Druckform dienten Rundstereotypie-Platten. Die Maschine lief vollautomatisch und schaffte 10.000 Bogen pro Stunde. Für den Buchdruck blieb bis zum Ende des 19. Jahrhunderts überwiegend die Königsche Schnellpresse im Einsatz. Doch soll bereits 1866 auf der von Bullock konstruierten Maschine ein Buch mit einem Umfang von fast 700 Seiten gedruckt worden sein (Wilkes 2010: 186). 1875 wurde Meyers Konversationslexikon in Leipzig auf einer Rollenrotationsmaschine der Firma MAN hergestellt. Im Bereich der Bindung war Buchbinden vom 17. Jahrhundert bis etwa 1840 im wörtlichen Sinn ein Hand-Werk ohne technische Hilfsmittel und Maschinen. Einzige Ausnahme war die Stockpresse. Jetzt kamen unter anderen die Schneidemaschine (Frankreich, seit 1837), die Falzmaschine (England, seit 1849), die Drahtheftmaschine (Deutschland, seit 1875) und die Fadenheftmaschine (Deutschland, seit 1884) hinzu, was die buchbinderischen Voraussetzungen für eine massenhafte Produktion schuf. Die in diesem Kapitel geschilderten Entwicklungen - die Ausweitung des Lesepublikums, die Ausdifferenzierung und Ausweitung der Printmedien, die Ausdifferenzierung und Ausweitung der Vertriebswege sowie die technische Entwicklung der Buchproduktion - führten zu einer inhaltlichen Bandbreite und Vielfalt des literarischen Markts, auf die im nächsten Kapitel eingegangen wird. <?page no="23"?> 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert Man hat von der „serial revolution“ im 19. Jahrhundert gesprochen und dabei nicht nur Periodika mit den verschiedensten Inhalten - ein Beispiel sind die jahrbuchähnlichen Zusammenstellungen wie Meyer’s Volksbibliothek für Länder-, Völker- und Naturkunde (1853-1856) -, sondern auch Reihenveröffentlichungen in selbständigen Teilen bezeichnet (Law/ Patten 2009: 144). Wenn wir „Buch“ als Produkt eines technischen Herstellungsprozesses definieren, wobei dem Träger Papier die zu übermittelnden Sprach- und Bildzeichen appliziert werden, als Buchform die Codexform voraussetzen (Rautenberg 2015: 65) und zugleich die Unesco-Definition mit dem Mindestumfang von 49 Seiten außer Betracht lassen, so spannt sich im 19. Jahrhundert die Produktbreite inhaltlich vom Roman bis zum Ratgeber und zum wissenschaftlichen Buch, formal vom Hardcover bis zur Broschur und zum Heft sowie adressatenspezifisch von Büchern für Erwachsene bis zur Kinder- und Jugendliteratur. Jede einzelne dieser Buchgattungen (zum Begriff siehe Rautenberg 2015: 75) lassen sich Bereitstellungsqualität, Organisiertheit, Funktionalität und Institutionalisiertheit zuschreiben (Saxer 1999). Im Kontext einer Geschichte des Taschenbuchs interessieren dabei die Gattungen, die die folgenden Merkmale erfüllen. Der Auftritt als Reihe ist das zentrale Kriterium. Den Reihencharakter machen ein übergeordneter Reihentitel - oft mit einer Reihennummer für den einzelnen Band -, das Format, eine weitgehend einheitliche Buchgestaltung, ein niedriger - sehr oft einheitlicher - Ladenpreis bei relativ hoher Auflage und die Periodizität aus. Eine niederschwellige Definition bietet Isabelle Olivero in ihrer Untersuchung zur „paperback revolution in France“ an: „A nineteenth and twentieth century ‚collection‘ is a collectable series of uniform volumes, which brought the same high quality of production of ‚high-end‘ or ‚well produced‘ books to the inexpensive and popular book.“ (Olivero 2011: 72) Eine Reihenforschung existiert im deutschen Sprachraum so gut wie nicht. Einzig Bry 1917 und Unger 2015 befassen sich mit dem Thema im engeren Sinn. Zusammenfassend Bast 1988 und Rautenberg 2015: 333 f. Sehr differenziert und materialreich vor allem für den englischen Sprachraum Spiers 2011, besonders die Einleitungen zu den beiden Bänden. Für den französischen Sprachraum Olivero 1999, zusammenfassend Olivero 2011. Sie sieht die Reihenentwicklung im 19. Jahrhundert als „un phénomène européen“ (Olivero 1999: 13). <?page no="24"?> 24 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert Der Reihentitel versucht, die Grundidee der Reihe zu vermitteln, und bindet Einzeltitel verschiedener Urheber zusammen. Dem dient auch die Reihennummer, die zudem den Umfang und damit in der Regel auch die Bedeutung der Reihe signalisiert. Reihentitel reichen von relativ unspezifischen Benennungen wie Universal-Bibliothek bis Formulierungen wie Neue Jugendbibliothek, die die Zielgruppe eindeutig adressieren. In den Reihen erscheinen sowohl selbständige und inhaltlich in sich abgeschlossene Publikationen als auch Lieferungen von Werkausgaben (zum-Beispiel Walter Scotts Werke bei den Gebrüdern Franckh in Stuttgart ab 1827 in 150 Bändchen) oder Lieferungen von umfangreichen Werken wie die eines Kolportageromans. Inhaltlich (in ihrem Programm) sind Reihen keineswegs auf Fiction beschränkt, sondern umfassen auch nicht-fiktionale Stoffe. Die Spanne reicht von Enzyklopädien und Nachschlagewerken über Ratgeber und Erbauungsbücher bis zu wissenschaftlicher Literatur, sozusagen von Reclams Universal-Bibliothek über Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände von Carl Joseph Meyer bis zur Sammlung Göschen. Werner Faulstich hat die Entwicklung zur Reihe als Publikationsform pointiert charakterisiert: „Der Buchmarkt, soweit er sich zu einem Massenmarkt veränderte, wurde im Prinzip in einen Heftmarkt verwandelt und ging damit in einem allgemeinen Medienmarkt auf.“ (Faulstich 2004: 195) Diese pauschale Feststellung ist sicher zu differenzieren, aber bei der enormen Zahl an Reihen durchaus diskussionswürdig. Die Reihe erscheint in der Regel in einem einheitlichen Format, das im Publikationsverlauf durchaus wechseln kann. Das Format reicht von der sehr kleinformatigen Etui-Bibliothek der Deutschen Classiker August Schumanns (8 cm x 9 cm) bis zum Großformat bei Enzyklopädien (ca. 25 cm x 30 cm). Der Reihencharakter wird auch durch die Buchgestaltung hervorgehoben. So erschienen die Bände von Reclams Universal-Bibliothek 50 Jahre lang im einheitlichen Reihendesign: rötlich-blasser Grundton des Einbands, floristische Elemente im linken Teil der Vorderseite und der Reihenname prominent am Kopf der Seite. Der Ladenpreis der einzelnen Bücher bzw. Lieferungen war dank der technischen Fortschritte in der Buchproduktion und der relativ hohen Auflagen relativ niedrig. Zeitgenössisch schlug sich das in der Opposition von Kulturbuch vs. Massenbuch nieder (Steinen 1912, siehe auch Jeremias 1938). Massenhaftigkeit ist ein wichtiges Bestimmungsmerkmal des seriellen Buchs. <?page no="25"?> 25 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert „Format“ meint im engeren Sinn Papier- oder Buchformat, im erweiterten Sinn ist die Reihe mit ihren Bestimmungselementen ein „Format“. Eine Reihe hat ein Format, sie ist aber zugleich auch ein Format. Michael Niehaus hat den Format-Begriff in seiner perspektivenreichen Abhandlung Was ist ein Format? (Niehaus 2018) entfaltet: „Etwas wird genau dann als ein Format bezeichnet, wenn es als durch von außen gesetzte Formatvorgaben definiert betrachtet werden kann.“ Das Format als formale Institution ist „gewissermaßen zeitlos“, liegt also bereit und kann reaktiviert werden, und stellt „für verschiedene ‚Contents‘ eine Option“ dar (Niehaus 2018: 91). „Denn von sich aus hat das Format keine narrative, sondern nur eine serielle Dimension.“ (82) Pointiert ausgedrückt: „Das Format ist die Botschaft.“ (135) In dieser Betrachtungsweise ist die einzelne Reihe ein „Genre“ (86). Periodizität grenzt die Reihen des 19. Jahrhunderts gegenüber Formen aus dem Jahrhundert zuvor wie Almanach und „Taschenbuch“ ab. Zwar treffen etliche der oben genannten Merkmale auch für diese beiden Formen zu (Bunzel 1999), doch kann beim einmaligen Erscheinen pro Jahr von einer Periodizität, wie wir sie als Basismerkmal einer Zeitschrift - im 18. Jahrhundert etwa die Moralischen Wochenschriften (siehe Martens 1968 und Fischer/ Haefs/ Mix 1999) - kennen, nicht die Rede sein. Reihen des 19. Jahrhunderts umfassen von wenigen Werken in einer kurzen Lebenszeit der Reihe, etwa die Rheinische Reise-Bibliothek für Dampfschiff und Eisenbahn (2 Bände zwischen 1859 und 1861), bis zu Tausenden von Titeln über Jahrzehnte hinweg wie die Tauchnitz-Edition, in der zwischen dem Start im Jahr 1841 und der Jahrhundertwende 3.400 Nummern verlegt wurden. Das Erscheinen erfolgt im Allgemeinen unregelmäßig, doch gibt es auch Fälle regelmäßigen Erscheinens wie Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek (vierzehntäglich) und Kürschners Bücherschatz (wöchentlich). Nicht alle populären Lesestoffe des 19. Jahrhunderts (zu den Formen und Gattungen siehe Schenda 1970: 271-324 und Galle 2006b) sind in Reihen erschienen. Sowohl in inhaltlicher Hinsicht als auch vom seriellen Charakter und der Frequenz des Erscheinens her sind jedoch vier Gattungen typisch, die „Bibliotheken“ (oft auch unter den Bezeichnungen „Collectionen“ oder „Sammlungen“), die Volksbücher, der Kolportageroman und gegen Ende des Jahrhunderts die Serienhefte und der Heftroman. <?page no="26"?> 26 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert Die Collectionen, Bibliotheken oder Sammlungen sind in ihrer Vielfalt kaum zu überblicken. In der derzeit umfangreichsten Materialsammlung nennt Heinz J. Galle rund 200 Reihen (2006b). Diese Klassikerbibliotheken, Familienbibliotheken, Volksbibliotheken, Jugendschriftenreihen etc. wurden von Verlagen auf den Markt gebracht, die teilweise heute kaum mehr bekannt sind. Sie erschienen gebunden, als Broschüre oder als Heft. Nicht immer trifft das Kriterium der massenhaften Verbreitung zu; oft fehlen auch dazu die Informationen. Das Forschungsinteresse an diesen Bibliotheken ist recht übersichtlich, was nicht zuletzt mit der Materiallage zusammenhängt. Viele dieser Reihen waren für Bibliotheken nicht ‚sammlungswürdig‘. Daher ist es „einer kleinen Gruppe von Sammlern […] überhaupt zu verdanken, dass wir heute wenigstens noch in Umrissen die gesamte Bandbreite der Unterhaltungsliteratur aus der Vergangenheit erahnen können“ (Galle 2006b: 10). Schon seit den Zeiten der frühen Buchhandelshistoriker Friedrich Kapp und Johann Goldfriedrich werden immer wieder nur einige wenige Beispiele genannt; eine detaillierte wissenschaftliche Auseinandersetzung fehlt weitgehend. In jüngerer Zeit ist Christine Haug mit ihren Arbeiten zu den Reisebibliotheken, einer Sonderform der populären Lesestoffe, eine Ausnahme. „Mit der massenhaften Produktion von Reiselektüre, die Ende der sechziger Jahre einen ersten Höhepunkt erlebte, entwickelte sich eine Gebrauchsliteratur besonderer Art. Bei den ‚Eisenbahn- und Reisebibliotheken‘ handelte es sich um Serien in einheitlicher Ausstattung […]“ (Haug 2003: 595). „Die Reisebibliotheken beinhalten ein vielfältiges und qualitativ stark divergierendes Angebot an Unterhaltungsliteratur und populärwissenschaftlichen Schriften, zum Beispiel Kriminal- und Abenteuergeschichten, Reiseerzählungen, pikante Sensations- und Skandalberichte, aber auch völkerkundliche, geographische und historische Abhandlungen.“ (Haug 2000: A220) Inwiefern hierunter sich Taschenbuchreihen befinden, wie sie im folgenden Kapitel vorgestellt werden, kann angesichts der Begrenzung dieser Untersuchung nicht geklärt werden. Die erste prototypische Bibliothek erschien bereits im letzten Viertel des 18.-Jahrhunderts. Christian Gottlieb Schmieder in Karlsruhe veröffentlichte zwischen 1774 und 1793 die Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter in 180 Nummern. Die Nachdrucke waren durch ein kaiserliches Privileg geschützt, was den Verleger aber nicht vor Anfeindungen, beispielsweise durch Göschen, bewahrte. Basis der Sammlung waren die damaligen Klassiker wie <?page no="27"?> 27 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert Gellert, Klopstock und Wieland, erweitert später um historische, politische und philosophische Prosa sowie um unterhaltende Literatur der Zeit. Die meisten der Bibliotheken in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts präsentierten deutsche oder antike Klassiker. Am Anfang standen die Etui- Bibliothek der Deutschen Classiker bei August Schumann (ab 1810), die Sammlung der vorzüglichsten deutschen Classiker aus dem Bureau der deutschen Classiker im C.- F. Müller Verlag (ab 1814) sowie die Kollektionen im Bibliographischen Institut von Carl Joseph Meyer (Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker, ab 1824; Cabinets-Bibliothek der Deutschen Classiker, ab 1827; Hand-Bibliothek der Deutschen Classiker, 1828; Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände, ab 1850). Antike Klassiker verlegten originalsprachlich Karl Tauchnitz (ab 1819) und Benedictus Gotthelf Teubner (ab 1824), in deutschen Übersetzungen der Metzler Verlag, herausgegeben von Gustav Schwab (ab 1827). Ausländische Autoren veröffentlichten in Übersetzungen die Gebrüder Franckh (Walter Scotts Werke, ab 1827; Das belletristische Ausland, ab 1843), in der Originalsprache Tauchnitz in seiner Collection of British Authors (ab 1841). Von ganz anderem Programmtypus war die von Ignaz Leopold Kober in Prag herausgegebene Reihe Album. Bibliothek deutscher Originalromane der beliebtesten Schriftsteller. Wie der Name sagt, wurden hier keine Klassikernachdrucke veröffentlicht, sondern Originalwerke zeitgenössischer Autoren. Zwischen 1846 und 1862 erschienen in Jahrgängen jeweils 24 Bände, insgesamt 241 Werke in 350 Bänden; die Reihe wurde 1871 eingestellt. 1861 erschien dort unter dem Pseudonym Jakob Corvinus Der heilige Born von Wilhelm Raabe. Die zweite Jahrhunderthälfte war die Hochzeit der Eisenbahn- und Reisebibliotheken. Es erschienen in rascher Folge die Humoristische Reise- und Eisenbahnbibliothek bei Albert Heinrich Hoffmann (ab 1853), die Conversations- und Reisebibliothek (ab 1855) und Lorck’s Eisenbahnbibliothek (ab 1855) bei Carl Berend Lorck sowie die Reisebibliothek für Eisenbahn und Dampfschiffe bei Friedrich Arnold Brockhaus (ab 1856). Eine der erfolgreichsten Reihen war die Reiselectüre. Sorglose Stunden im Kreise beliebter Erzähler im Verlag Adolf Kröner (ab 1874). In den 1880er und 1890er Jahren hatten Reisebibliotheken oft nur eine kurze Erscheinungsdauer (viele Beispiele bei Haug 1998: 84 f.). Im Klassikerjahr 1867 oder kurz danach starteten Bibliotheken, in denen zum Teil Tausende von Bänden im Lauf von Jahren und Jahrzehnten erschienen - allen voran Reclams Universal-Bibliothek (ab 1867). Dazu gehören ferner die Nationalbibliothek sämtlicher deutscher Classiker von Gustav Hempel (eben- <?page no="28"?> 28 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert falls ab 1867), die Collection Spemann aus dem Verlag Wilhelm Spemann (ab 1881), Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek aus dem Verlag Carl Engelhorn (ab 1884), die Bibliothek der Gesamtlitteratur des In- und Auslandes von Otto Hendel (ab 1886), Meyers Volksbücher aus dem Bibliographischen Institut unter Hermann Julius Meyer (ab 1886) und Kürschners Bücherschatz aus dem Verlag Herrmann Hilger (ab 1897). Einen informativen Überblick über mehr als 30 Collectionen, Sammlungen und Bibliotheken aus der Sicht eines Zeitgenossen bietet Moldenhauer 1884, der seine mehrteilige Aufsatzfolge mit der Universal-Bibliothek von Reclam beginnt. Hinzu kamen Sammlungen - zunehmend gebunden -, die durch ihren Reihentitel „entweder an ein möglichst breites soziales Spektrum appellierten oder sich auf eine möglichst kleine Zielgruppe beschränkten“ wie die Familienbibliothek fürs deutsche Volk, Für Palast und Hütte, Für den Feierabend, Deutsche Volksbibliothek für Leseverereine und Haus oder Deutsche Handwerker-Bibliothek (Wittmann 1982b: 131 f.). Auch die literarischen Verlage brachten gegen Ende des Jahrhunderts Reihen mit gemeinfreien Werken oder als Zweitverwertung von bereits veröffentlichten Werken heraus. Cotta startete bereits 1882 seine Bibliothek der Weltliteratur. S.-Fischer folgte mit der Nordischen Bibliothek (ab 1889), der Collection Fischer (ab 1894) und mit Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane (ab 1910). Langen brachte seine Kleine Bibliothek ab 1897 auf den Markt, Langewiesche-Brandt die Bücher der Rose ab 1909, Ullstein die Ullstein-Bücher ab 1910 und Anton Kippenberg die Insel-Bücherei ab 1912 (Estermann/ Füssel 2003: 275-280). Alle diese preisgünstigen Reihen erschienen als kleinformatige Hardcover. Zu diesen mit wenigen Ausnahmen (etwa den Reisebibliotheken) belletristischen Collectionen erschienen nach der Jahrhundertmitte Reihen mit nonfiktionalen Inhalten verschiedenster Art. Nach dem frühen Vorläufer Unsere Zeit, oder geschichtliche Übersicht der merkwürdigsten Ereignisse von 1789-18 bei Emanuel Schweizerbart (ab 1826) kamen Meyers Volksbibliothek für Länder- Völker- und Naturkunde aus dem Bibliographischen Institut (ab 1853) und die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens bei Hermann Schönlein (ab 1876) auf den Markt, später im Jahrhundert die Sammlung Göschen in der Göschen’schen Verlagsbuchhandlung (ab 1889) und Aus Natur und Geisteswelt im Teubner Verlag (ab 1898). <?page no="29"?> 29 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert Im nächsten Kapitel wird zu betrachten sein, welche dieser Reihen aufgrund ihrer Strukturmerkmale als Taschenbuchreihen einzuordnen sind. Neben den Collectionen, Bibliotheken oder Sammlungen sind für das 19. Jahrhundert die Volksbücher als Reihe typisch. Wie bereits gesagt, sind nicht alle populären Lesestoffe des 19. Jahrhunderts in Reihen erschienen. Es geht hier nicht im weiteren Sinn um „‚Volksbücher‘, ‚Bibliothèque Bleue‘, ‚Volksbüchlein‘, ‚Heftchen‘, ‚Broschüren‘ - wie immer mvan diese Gattung nennen mag“, die „im 19. Jahrhundert in großen Teilen Europas den bedeutendsten nichtperiodischen Lesestoff der gesamten lesenden Bevölkerung“ darstellen (Schenda 1970: 305). Zwar trug die im 18. Jahrhundert in Frankreich entstandene Bibliothèque bleue durch ihren blauen Umschlag Reihencharakter, doch diese Lesestoffe, die in England chapbook und in Italien libretto populare hießen, waren nicht nummeriert, erschienen nicht periodisch und hatte keine standardisierte Aufmachung. Unter diesen populären Lesestoffen, die man besser „Volksbüchlein“ als „Volksbücher“ nennen sollte (Schenda 1968: 137), hatte nach den Romanen - vor allem Ritter- und Liebesromane - das religiöse Schrifttum mit Andachtsbüchern, Liederbüchern, Gebetsbüchern und erbaulichem Schrifttum den größten Anteil (Andries/ Bollème 2003: 23). Hinzu kamen Märchen, Fabeln und Sagen, Sammlungen von Witzen und Anekdoten, Traumdeutungsbücher, aber auch praktische Ratgeber für Gesundheit und Haushalt oder für den Landmann. Es handelte sich „um eine massenhaft hergestellte Art von Lesestoffen, um Heftchen von 8 bis 128 Seiten, etwa 14 mal 9 cm groß, um Massenlektüren auf billigstem Papier zu billigstem Verkaufspreis“ (Schenda 1968a: 140). Eine erste Einführung gibt Mandrou 1975; eine rund 1.000seitige Beispielsammlung von Texten der Bibliothèque bleue findet sich bei Andries/ Bollème 2003. Schenda 1968b verzeichnet bibliografisch 1.000 französische Volksbüchlein aus dem 19. Jahrhundert. Vergleichbares für den deutschen Sprachraum gibt es nicht. Zu den chapbooks siehe Weiss 1969 und Schöwerling 1980. In unserem Kontext geht es um die Volksbücher im engeren Sinn, wie sie in Reihen im 19. Jahrhundert auf den Markt gebracht wurden. Ein Schlüsselwerk dabei ist die die Schrift Die teutschen Volksbücher von Joseph Görres aus dem Jahr 1807. Wie der Untertitel des Buchs zeigt, ging es Görres nicht nur um die <?page no="30"?> 30 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert Tradierung spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Epen: Nähere Würdigung der schönen Historien- Wetter- und Arzneybüchlein, welche theils innerer Werth, theils Zufall, Jahrhunderte hindurch bis auf unsere Zeit erhalten hat. Die beiden bedeutendsten Reihen, die in dieser Tradition entstanden, wurden von dem Philologen Karl Simrock (1802-1876) und dem Autor, Philosophen und Bankier Gotthard Oswald Marbach (1810-1890) herausgegeben. Karl Simrocks Reihe Die deutschen Volksbücher erschien zwischen 1838 und 1850 im Verlag Heinrich Ludwig Brönner in Frankfurt und umfasste 57 Titel. Neben den ‚klassischen‘ Stoffen wie Die schöne Magelone, Reineke Fuchs, Genoveva und Dr. Johannes Faust erschienen auch Sammlungen von Sprichwörtern, Rätseln, Volksliedern und Weissagungen, aber auch Büttner-Handwerksgewohnheiten und Der Huf- und Waffenschmiede-Gesellen Handwerksgewohnheit. Die broschierten Bände hatten einen Umfang zwischen 50 und über 600 Seiten, sie waren mit Holzschnitten illustriert und hatten ein Format von circa 11 cm x 18 cm. Am bekanntesten ist wohl die Sammlung Volksbücher von Gotthard Oswald Marbach, die ebenfalls 1838 im Verlag Otto Wigand in Leipzig zu erscheinen begann. In der Zusammenstellung gleicht sie weitgehend der Simrockschen Reihe, doch sind das keine Ausgaben, die auch Philologen ansprechen wollten, sondern vor allem auf das Unterhaltungsbedürfnis des Publikums zielten (Rautenberg 1985: 223 f.). Von den insgesamt 53 Bänden erschienen bis 1842 vierunddreißig unter der Herausgeberschaft Marbachs, danach bis 1848 weitere 19 Bände, zum Teil durch Oskar Ludwig Bernhard Wolff herausgegeben, einige auch ohne Nennung eines Herausgebers. Zum Erfolg der Reihe hat sicher beigetragen, dass 31 Titel mit Holzschnitten von Ludwig Richter illustriert waren. Die Bände erschienen in Heftform, also ohne festen Einband, und wurden auf billigstem Papier gedruckt. Die Umfänge schwankten zwischen 40 und 250-Seiten; das Format betrug 12,5-cm x 18 cm. Für den ökonomischen Erfolg beider Reihen sprechen die Tatsachen, dass Simrocks Die deutschen Volksbücher zwischen 1845 und 1867 in 13 Sammelbänden erneut herausgebracht wurden und dass Marbachs Volksbücher bis zur Jahrhundertwende immer wieder nachgedruckt wurden (Galle 2006b: 19). <?page no="31"?> 31 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert Der Begriff „Volksbücher“ erscheint auch - oft in Kombination mit geografischen Bezeichnungen - in vielen anderen Reihennamen wie Münchener Volksbücher, Rheinische Volksbücher, Rosenheimer Volksbücher, Wiener Volksbücher, Wiesbadener Volksbücher etc. Wie das Beispiel Meyers Volksbücher zeigt, handelt es sich jedoch nicht immer um Volksbücher in dem hier behandelten Sinn. Meyers Volksbücher versammeln vielmehr neben wenigen nichtfiktionalen Titeln vor allem in- und ausländische Klassiker sowie Autoren der Zeit. Mit „Volksbibliotheken“ wiederum wurden vor allem gegen Ende des Jahrhunderts Reihen für Jugendliche bezeichnet (Galle 2006b: 110-133). Die dritte Gattung, die im oben beschriebenen Sinn für unser Thema wichtig ist, sind die Kolportageromane, oft auch als Lieferungsromane, zeitgenössisch häufig als „Hintertreppenroman“ bezeichnet. Ein Kolportageroman war ein Roman von einigem Umfang, der in Lieferungen portioniert war und über den Kolportagebuchhandel an sein Publikum gelangte. Die Zahl der Lieferungen schwankte zwischen 15 und maximal 200 Heften von zunächst 16 bis 48 Seiten, seit den 1880er Jahren von in der Regel 24 Seiten (Kosch/ Nagel 1993: 6) Die einzelnen Hefte wurden in der Anfangszeit im Oktav-Format, später im Klein-Oktav-Format gedruckt, also mit einer Rückenhöhe zwischen 25 cm und 18,5- cm. Die gefalteten Druckbögen waren häufig nicht aufgeschnitten. Zum Lieferungsumfang gehörte auch eine Illustration; diese war teilweise auch mehrfarbig. Die Titelseite war verständlicherweise immer identisch gestaltet, um den Seriencharakter zu unterstreichen. Der Preis pro Lieferung betrug meist zehn Pfennig. Der Verlag stellte häufig Einbanddecken zur Verfügung, sodass der Abonnent die Hefte aufbinden lassen konnte. Die ersten Hefte wurden kostenlos an die Kolportagebuchhändler abgegeben, denn deren Kolporteure mussten Abonnenten für das jeweilige Lieferungswerk gewinnen, und diese Freistücke stellten einen Teil der Provision der Reisenden dar. Entsprechend hoch waren zunächst die Auflagen. Ein zeitgenössischer Bericht nennt bei einem dieser Werke 2,5 Millionen gedruckte Exemplare für die erste Lieferung, 215.000 für die zweite und 175.000 für die fünfte Lieferung. Ab Heft 6 musste der Abonnent die Lieferungen bezahlen. Nun sank die Zahl der gedruckten Exemplare von 75.000 Exemplare auf 13.000 Exemplare bei der 150. und letzten Lieferung (Kellen 1899: 87 f.). <?page no="32"?> 32 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert Im Unterschied zum Kolportagebuchhandel ist der deutsche Kolportageroman kaum erforscht. Ausnahmen sind Schenda 1970, 241-248 und 310-314 und vor allem Galle 2006b: 134-177. Die Bibliografie von Kosch/ Nagel 1993 verzeichnet über 1.500 Kolportageromane für den Zeitraum von 1842 bis 1960. Siehe dort auch die Einleitung. Nach Vorbildern in den USA und England begannen in Deutschland die ersten Kolportageromane um die Jahrhundertmitte zu erscheinen. Ihre Blütezeit erlebten sie zwischen 1860 und der Jahrhundertwende. In diesem Zeitraum erschienen rund 1.100 Lieferungsromane (Kosch/ Nagel 1993: 1). Zeitgenössisch werden als Beispiele immer wieder genannt Kornblume und Veilchen oder Unser Wilhelm und Unser Fritz. Patriotische Erzählung (1888-1890) von N. J. Anders - ein Pseudonym von Nathan Jacob - im Verlag Werner Große, Berlin, und Der Scharfrichter von Berlin. Sensations-Roman nach Acten, Aufzeichnungen und Mitteilungen des Scharfrichters Julius Krautz (1889-1890) von Victor von Falk, - ein Pseudonym von Heinrich Sochaczewsky - im Verlag August Weichert, Berlin. Kornblume und Veilchen soll in 200 Lieferungen mit insgesamt über 4.800 Seiten erschienen sein; der Scharfrichter hatte einen Umfang von über 3.000 Seiten in 130 Heften zu je zehn Pfennig und fand eine Viertelmillion Käufer (Kellen 1899: 85). All diese Romane sind heute in Vergessenheit geraten. Am ehesten sind noch die fünf Lieferungsromane im literarischen Bewusstsein geblieben, die Karl May zwischen 1882 und 1887 für den Dresdner Verlag H. G. Münchmeyer geschrieben hat. Den ersten Roman, Waldröschen oder Die Rächerjagd rund um die Erde mit dem schönen Untertitel Großer Enthüllungsroman über die Geheimnisse der menschlichen Gesellschaft, veröffentlichte May unter dem Pseudonym Capitain Ramon Diaz de la Escosura, die weiteren ohne Verfasserangabe. Der Roman erschien in 109 Fortsetzungen von Dezember 1882 bis August 1884 und umfasste 2.612 Seiten. Von der Form her eng verwandt mit den Lieferungsromanen sind die Serienhefte und der Heftroman. Beiden gemeinsam ist - in der Abgrenzung zum Lieferungsroman -, dass die Hefte zwar auf Fortsetzung angelegt sind, jedoch jeweils eine in sich abgeschlossene Handlung hatten. Im Unterschied zum Serienheft hatte der Heftroman darüber hinaus eine durchgehende Zentral- und Titelfigur. Beide Formen waren vom Umfang her streng normiert, wobei Ausnahmen eher bei den Serienheften möglich waren. Der Vertrieb erfolgte <?page no="33"?> 33 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert zunächst weitgehend über den Kolportagebuchhandel, doch parallel zu dessen Rückgang wurden Straßenverkäufer, Bahnhofskioske, der Schreibwarenhandel sowie Zigaretten- und Tabakläden immer wichtiger. Zur Einführung siehe Galle 2006a und 2006b sowie Buck 2010; ein Verzeichnis der zwischen 1900 und 1945 erschienenen Heftromane bei Wanjek 1993. Serienhefte wie Heftroman hatten ihren Vorläufer in der amerikanischen dime novel (Cox 2012). Als erster Titel der Reihe Beadle’s Dime Novels erschien 1860 Malaeska. The Indian Wife of the White Hunter von Ann S. Stephens. Diese frühesten dime novels hatten bei einem Preis von zehn Cent (einem „dime“) einen Umfang von 96 Seiten in drei Bogen zu je 32 Seiten; sie waren fadengeheftet. Am Anfang betrug das Format 4-½ inches x 6-½ inches (11,4-cm x 16,5-cm); später erschien die Mehrzahl der Hefte im Format 7 inches-x 10 inches (17,8-cm x 25,4-cm, also etwas größer als DIN A5). Die Broschuren waren mit einem orangefarbenen Papier derselben Stärke wie der Innenteil umhüllt. Die Vorderseite zierte ein simpler Holzstich, der die Hauptfigur in einer sprechenden Szene zeigte. Erzählt wurden zunächst wahre Geschichten aus der Pionierzeit Amerikas und fiktionale Heldenlegenden. Der in den ersten Jahren konkurrenzlose Verlag Beadle verkaufte bis 1865 mehr als vier Millionen Exemplare, von Malaeska im Lauf der Jahre wohl eine halbe Million (Schick 1958: 50-54 und Bonn 1982: 29 f.). Ab 1874 wurden die wenig attraktiven Umschläge durch grelle, farbige Cover ersetzt. Den Höhepunkt der Verbreitung fanden die dime novels im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Nach dem Ersten Weltkrieg verschwanden sie von der Bühne der populären Lesestoffe. Thematisch erschienen auf dem deutschen Markt neben den Wildwest-, Detektiv- und Abenteuerromanen später sogenannte Sittenromane und Hefte für Jungen und Mädchen (Backfischliteratur), im Ersten Weltkrieg dann viele Reihen mit Kriegsabenteuern. 1908 kam mit Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff die erste Science-Fiction-Serie in Deutschland auf den Markt. Sie brachte es in den wenigen Jahren ihres Erscheinens auf 165 Hefte (Galle 2006a: 92). Serienhefte gehen im deutschen Sprachraum weiter zurück als die nach der Jahrhundertwende entstehenden Heftromane. Die Themen in den frühen Serienheften sind breit gestreut. Fiktionale Stoffe stehen neben nichtfiktionalen. Umfänge und Formate variieren. Gängige Bezeichnungen sind „Romanbibliothek“, „Bücherschatz“, „10-Pfennig-Bibliothek“ etc. Die Hefte erschienen überwiegend ohne Titelillustration. Das Äußere war nüchtern, einfarbig, wie <?page no="34"?> 34 3 Das serielle Buch im 19. Jahrhundert bei den Wiesbadener Volksbüchern oder teilweise bei der Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten. Serienhefte für ein jugendliches Publikum liefen in der Regel unter den Begriffen „Jugendbibliothek“, „Volksbibliothek“ oder vergleichbaren Formulierungen und erschienen ab den 1870er Jahren. Die Hefte waren im Unterschied zu den genannten Bibliotheken strenger normiert; sie hatten in der Regel einen Umfang von 32 oder 64 Seiten, erschienen im Klein-Oktav- oder im Sedezformat und hatten ein farbiges Cover. Zu Beginn dominierten die Indianergeschichten; später kamen Abenteuer- und Seemannsgeschichten hinzu. Nach dieser Betrachtung des seriellen Buchs im 19. Jahrhundert ist im nächsten Kapitel nach dem Taschenbuch in diesem langen Jahrhundert zu fragen. <?page no="35"?> 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Im vorangegangenen Kapitel haben wir das breite Panorama des seriellen Buchs im 19. Jahrhundert entfaltet. Nun sind Kriterien zu entwickeln, die von einem Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert (zum Begriff siehe Bauer 2010) sprechen lassen, wie es unserem modernen Verständnis weitgehend entspricht. Gegenüber den im letzten Kapitel ausführlich beschriebenen Kriterien sind dabei nur wenige Einschränkungen zu machen. Dabei hilft vor allem eine Reihendefinition vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Carl Christian Bry hebt in seiner schmalen Dissertation Buchreihen vor allem auf die abgeschlossene Form der Einzelbände und eine Mehrzahl von Autoren ab: „Von einer Bücherreihe im engeren, modernen Sinne kann jedoch nur dann gesprochen werden, wenn es sich um eine Serie von einheitlichen, abgeschlossenen Bänden verschiedener Verfasser handelt, die durch weitere oder intimere Inhaltszusammengehörigkeit, gleichen Obertitel und gleiche Ausstattung, (ev., in der engsten Form, noch durch gleichen Preis) verbunden, aber doch einzeln käuflich sind.“ (Bry 1917: 14. Hervorhebung im Original) Damit werden umfangreiche Werkausgaben, die in Lieferungen erscheinen, die Einzellieferungen eines Kolportageromans und die schulischen Lesestoffe und Unterrichtshilfen wie die Griechischen und Römischen Prosaiker in neuen Übersetzungen (seit 1825 fast 750 Bändchen bei Metzler) oder Freund’s Schüler-Bibliothek (seit 1859 fast 400 Bändchen im Verlag Wilhelm Violet, Dresden) ausgeschlossen. Andererseits schließt ein solche Eingrenzung wie die Brys jedoch das (Roman)Heft ein, das wegen des geringen Umfangs oft aus der Betrachtung ausgeklammert wird - nicht aber Romanheftserien mit einer Titelgestalt, etwa die Nick-Carter-Hefte. Eine sinnvolle Abgrenzung von Taschenbuch und Heft ist nach formalen Kriterien nicht möglich, sondern müsste, wo möglich und notwendig, zum Beispiel über die Vertriebswege erfolgen. Weiterführend ist eine Eingrenzung des Formats. Natürlich sind unsere heutigen Vorstellungen in dieser Hinsicht vom Taschenbuch seit Penguin und Rowohlt geprägt, doch zeigt die historische Entwicklung, dass das ‚taschenfähige‘ Format keine Erfindung des 20. Jahrhunderts ist. Die Formate der im Folgenden dargestellten Reihen schwankt zwischen sieben und zwölf Zentimeter in der Breite sowie zwischen neun und 20 Zentimeter in der Höhe. Das Format ist klein und handlich, ‚in die Tasche passend‘. Das spiegelt sich auch in der Bezeichnung in anderen Sprachen wider: pocket book, livre de poche, libro tascabile. Zwar gab es mit den Gürtelbüchern kleinformatige Bücher schon <?page no="36"?> 36 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert ab dem 14. Jahrhundert und mit den Klassikerausgaben von Aldus Manutius im 16. Jahrhundert, doch im 18. Jahrhundert vollzog sich eine „äußerliche Anpassung des Buches an die neuen Lesegewohnheiten [der extensiven Lektüre. Der Verf.]. Mehr und mehr wurden kleine Büchlein produziert, und seit der Jahrhundertmitte stiegen Taschenbücher und Almanache unaufhaltsam in der Gunst des Publikums. Der moderne Leser zog das elegante Oktav- oder Duodezbändchen allemal dem pedantischen Folio oder Quart der Gelehrten- und Erbauungsliteratur vor“ (Kiesel/ Münch 1977: 171). Die Frage des Formats lässt sich sicher kontrovers diskutieren. Doch würde man die Kleinformate Sedez und Duodez mit den Rückenhöhen von kleiner als 10 cm beziehungsweise zwischen 10 cm und 15 cm aus der Betrachtung ausschließen, so würde man das auch mit der sicher wirkungsmächtigsten Taschenbuchreihe, nämlich Reclams Universal-Bibliothek, tun. Das wichtigste Ausstattungsmerkmal ist - neben billigem Papier - die Broschur. War die Broschur in der Geschichte des Bucheinbands zunächst eine Interimsbindung, die den Buchkorpus bis zur endgültigen Bindung als Hardcover schützte, so wurde sie seit dem 19. Jahrhundert als preisgünstige Alternative zum gebundenen Buch eingesetzt (Rautenberg 2015: 64 f.), weil so größere Publikumskreise erreicht werden konnten. Bezeichnend ist ein Sprichwort aus dem späten 18. Jahrhundert, das Johann Goldfriedrich in seiner Geschichte des Deutschen Buchhandels zitiert: „Bücher bilden Gelehrte; Broschüren bilden Menschen.“ (1909: 269) Dem Argument, die Broschurbindung sei nicht konstituierend für das Taschenbuch der Zeit, „denn in einer Zeit, die das Einbinden eines Buches noch vielfach dem Käufer überließ, war die Broschurenform nichts, was einen Buchtyp definieren könnte“ (Fallbacher 1992: 1), ist schon aus dem Grund zu widersprechen, weil etliche der Reihen oder zumindest Titel daraus von den Verlagen sowohl als Broschur als auch gebunden angeboten wurden, also sehr wohl eine Differenzierung seitens des Verlags vorgenommen wurde. Auch die Verarbeitung, ob Fadenbindung, Leimung oder Heftklammerung, ist kein Definitionsmerkmal. Zur Abgrenzung des Taschenbuchs von der Broschüre siehe Bandel/ Stanizek 2015. <?page no="37"?> 37 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Aus dem kalkulatorischen Zusammenhang von Auflage und Ladenpreis ergibt sich, dass Taschenbücher sich auch durch ihren Verbreitungsgrad, sprich durch ihre verkauften Exemplare, definieren. Daher wird zum Beispiel die literarische Reihe Der jüngste Tag, die zwischen 1913 und 1921 mit 86-Bänden im Kurt Wolff Verlag erschien, nicht hier aufgenommen, obwohl sie geheftet war. Die Verkäufe waren im Vergleich mit anderen Reihen sehr niedrig (Göbel 1977: Sp. 590-592); der Ladenpreis vergleichsweise hoch (Sp. 578). Wie für alle seriellen Bücher ist die Periodizität entscheidend. Im Allgemeinen erscheinen die Reihen regelmäßig. So bündelte beispielsweise Reclam zehn bis 15-Bände in einer Auslieferung, nicht zuletzt um Vertriebskosten zu sparen. Wichtig ist auch das Erscheinen über einen längeren Zeitraum hinweg. Daher sind hier nur Serien von einigem Umfang aufgenommen. Kurzlebige Reihen wie zum Beispiel die Sammlung Franckh, die es in dem Jahrzehnt zwischen 1895 und 1905 auf gerade einmal 36 Nummern brachte (Galle 2006b: 194), bleiben unberücksichtigt. Die im Folgenden beschriebenen Taschenbuchreihen stehen in chronologischer Reihenfolge. Etui-Bibliothek der Deutschen Classiker Abb. 2: Etui-Bibliothek 26: Alois Blumauer: Gedichte. F. W. Forstmann, Aachen 1816, 143-Seiten. Format 9,7-cm x 11,5-cm. Der Reiheneinband war nicht titelspezifisch gestaltet, sodass erst der Haupttitel Aufschluss über den Inhalt gab. <?page no="38"?> 38 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Der Zwickauer Buchhändler und Verleger August Schumann (1773-1826) ist wegen seiner „preiswerten broschierten Reihen deutscher und ausländischer Literatur […] zum Urvater des modernen Taschenbuchs“ erklärt worden (Fallbacher 1992: 17). 1814 oder 1815 hat er mit seiner Etui-Bibliothek der Deutschen Classiker begonnen - so die Annahme in der Forschung. Es liegen allerdings Bände mit Gedichten von Schiller, mit Oden von Klopstock, mit Lessings Emila Galotti und mit Gessners Idyllen aus den Jahren 1810 und 1811 vor. Die Produktion von mehreren Bänden pro Jahr setzte dann 1816 ein. Zunächst waren 80 Bände geplant; bei Einstellung der Etui-Bibliothek im Jahr 1826 lagen 100 Bände vor. Die Reihe präsentierte deutsche Texte vom Nibelungenlied und den Minnesängern über Barock (Opitz) und Aufklärung (Kant, Klopstock, Lessing) bis zu Klassik (Schiller) und Romantik (Novalis). Unangefochtener „Spitzenreiter“ war Schiller mit zehn Bänden. Goethe war nicht vertreten. Zu August Schumann und seinen Bibliotheken siehe Fallbacher 1992: 12-17; ein Verzeichnis der Etui-Bibliothek unter www.miniaturbuch.de. Die Firma Gebr. Schumann firmierte nur teilweise auf dem Titel. Zumeist waren angegeben „Aachen, bey F.-W. Forstmann“ oder „Mannheim, bey Schwan und Götz“ oder „Heilbronn, bey G.-G. Strasser“. Auf den Umschlaginnenseiten ist das Unternehmen teilweise als Kommissionär genannt. Die differierenden Angaben dienten wohl einzig der Verschleierung, dass es sich bei den Ausgaben der durch Privilegien geschützten Autoren um unautorisierte Nachdrucke handelte. Die braun-grauen Broschuren waren klein und fast quadratisch, der Umschlag einheitlich typografisch gestaltet. Autor und Werktitel gingen daraus nicht hervor, sondern wurden nur im Innentitel genannt. Das uneinheitliche Format schwankte zwischen 8 cm und 10 cm in der Breite und 9,5-cm bis 12 cm in der Höhe. Der Umfang betrug um 160 Seiten, selten über 200 Seiten. Die Bändchen enthielten als Frontispiz ein Bild des Dichters oder der Hauptfigur eines Dramas sowie einen kurzen biografischen Abriss. Broschiert kosteten die Titel in der Subskription neun Groschen, gebunden 12 Groschen. Der Ladenpreis lag um die Hälfte höher. Der Erfolg der Reihe veranlasste Schumann, ab 1818 die preis- und ausstattungsgleiche Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker herauszubringen, in der er französische, englische, spanische und italienische Autoren in der Originalsprache veröffentlichte. Vertreten waren neben Shakespeare, Voltaire, <?page no="39"?> 39 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Cervantes und Tasso auch der zeitgenössisch außerordentlich beliebte Walter Scott. Die Taschenbibliothek war auf 60 Bändchen angelegt. 1820 kündigte Schumann in einer „Nachricht“ auf den Umschlaginnenseiten an, neben den Originalen auch Übersetzungen der ausländischen Klassiker herauszubringen. Diese Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker in neuen Verdeutschungen erschien zwischen 1821 und 1830. Ab 1822 bestand die Reihe zu weiten Teilen aus einer umfangreichen Werkausgabe Scotts. Eine genauere Erforschung sowohl der Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker als auch der Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker in neuen Verdeutschungen steht noch aus. 1840 wurde das Unternehmen mit allen Beständen an den Metzler Verlag in Stuttgart verkauft, der Neuauflagen der Übersetzungen unter eigenem Namen publizierte. Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker und Cabinets-Bibliothek der Deutschen Classiker Abb. 3: Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker 54: Göthe’s Genius. Bibliographisches Institut, Hildburghausen/ New York 1829, 80 Seiten. Format 7,2-cm x 11,1-cm. Der Reiheneinband war nicht titelspezifisch gestaltet, sodass erst der Haupttitel Aufschluss über den Inhalt gab. Wie Schumann hat man auch Carl Joseph Meyer (1796-1856) bei seinen Bibliotheken des unrechtmäßigen Nachdrucks von Werken bezichtigt, die durch Privilegien urheberrechtlich geschützt waren. Meyer argumentierte, seine Bände seien <?page no="40"?> 40 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert „eine Anthologie in Einzellieferungen und die Veröffentlichung eines Bändchens mit einigen wenigen Stücken eines Autors verstoße nicht gegen die Rechte von Autor und Verleger“ (Sarkowski 1976: 24). Zudem hatte er Einfluss auf die Gesetzgebung genommen, als im Jahr 1828 im Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha als erstem deutschen Land der 20jährige Urheberschutz eingeführt worden war. Bezeichnenderweise waren Anthologien nach diesem Gesetz nicht schutzwürdig. Meyer hatte den Verlag Bibliographisches Institut 1826 in Gotha unter dem Namen seiner Frau Minna gegründet; alleiniger Geschäftsführer war er. Zwei Jahre später erfolgte der Umzug nach Hildburghausen, weil der Verlag dort sehr günstige Konditionen für seine Druckerei erhielt, nicht zuletzt weil ihm gestattet war, die Bücher auch im eigenen Haus zu binden, was in anderen (Klein-) Staaten des Reichs wegen der Zunftbestimmungen nicht erlaubt war. Als Ortsangabe verwendete der Verlag neben Gotha auch die Zusätze Philadelphia, New York, Amsterdam, Paris, ohne dass immer ein Nachweis zu erbringen gewesen wäre, dass es dort auch Niederlassungen des Verlagshauses gab. Am 1. Mai 1827 kündigte Meyer in einem Prospekt die Cabinets-Bibliothek der Deutschen Classiker; eine rechtmäßige Auswahl des Schönsten und Gediegensten aus ihren sämmtlichen Werken an. Vorgesehen waren wöchentlich vier verschiedene Ausgaben in jeweils eigenem Format, auf unterschiedlichem Papier und jede Ausgabe eigens gesetzt. Realisiert wurden davon die beiden Reihen Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker und Cabinets-Bibliothek der deutschen Classiker. In der Miniatur-Bibliothek erschienen zwischen 1827 und 1834 insgesamt 204-Bände, also etwa zwei Bände pro Monat. Das Format betrug 7,0-cm x 11,5-cm, der Umfang der fadengehefteten Broschuren im Durchschnitt sechs Bogen (96-Seiten), der Preis 2-½ Silbergroschen. Der Umschlag war wie bei der Schumannschen Etui-Bibliothek als Reihentitel einheitlich gestaltet. Im Innenteil zeigte ein Stahlstich als Frontispiz den auch mit einer Kurzbiografie vorgestellten Autor. Nicht zuletzt auf Grund der Urheberrechtssituation machten Autoren der Aufklärung einen großen Teil des Programms aus: von Bürger, der die Sammlung eröffnete, und Herder über Kleist und Lessing bis zu Mendelssohn und Knigge. Klopstock war mit elf Titeln am häufigsten vertreten, es folgten Herder und Seume mit acht. Von Goethe wurden sechs Bändchen publiziert. Umfangreiche Werke wie zum Beispiel Wielands Abderiten erschienen in fünf Bänden. Am umfangreichsten über die hier vorgestellten Meyerschen Bibliotheken informieren Sarkowski 1976: 22-26, bibliografisch 202-207 und 242-249 sowie Fallbacher 1992: 62-77. <?page no="41"?> 41 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Gleichzeitig mit der Miniatur-Bibliothek erschien die Cabinets-Bibliothek der deutschen Classiker. Sie entsprach in der Nummerierung und inhaltlich der Miniatur-Bibliothek, hatte jedoch ein größeres Format (9,0-cm x 14 cm), besseres Papier, einen größeren Schriftgrad und mehr Durchschuss. Dadurch vergrößerte sich der Umfang auf durchschnittlich acht Bogen (128 Seiten); der Preis betrug 5 ½ Silbergroschen. Aus dem Buchhandel schlug Meyer heftiger Widerstand entgegen. Vier Wochen nach der Ankündigung der Bibliothek verkündeten vor allem Berliner Buchhändler in einer Zeitungsbeilage, dass sie keine Subskriptionen auf die Reihe in ihren Buchhandlungen annehmen wollten. Dieser Boykottaufruf, aber auch Kapitalknappheit zwangen den Verleger, ungewöhnliche Vertriebsmethoden anzuwenden. Er verlangte Barzahlung; nur bei größeren Umsätzen akzeptierte er Dreimonatswechsel. Die Käufer mussten sich zur Abnahme einer Jahresserie verpflichten, und jeweils ein Bändchen war im Voraus zu bezahlen (Pränumeration). Der Verlag trieb die Interessenten durch Plakate auf Poststationen, durch große Anzeigen und durch Verteilung von Prospekten in die Buchhandlungen. Zudem verpflichtete er Kolporteure. Aber auch Privatleute lockte er: „Subskriptionssammler erhalten auf 6 Exemplare ein siebtes umsonst. Aufträge von 50 Exemplaren aber genießen alle im Buchhandel gewöhnlichen Vorteile“ - so eine Anzeige von 1828 (nach Sarkowski 1976: 25). Das empfand der Buchhandel natürlich als Affront. Etwas mehr als ein Jahr nach Start der Reihe behauptete Meyer in einer Anzeige, dass von den Titeln der ersten Serie je 40.000 Exemplare verkauft worden seien. Schon mit der parallelen Publikation der Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker und der Cabinets-Bibliothek der deutschen Classiker erwies sich Meyer als geschickt und effizient in der Wiederverwertung der Substanz, und so legte er folgerichtig in den Jahren 1839 bis 1844 die Neue Miniatur-Bibliothek der deutschen Classiker auf. Bei geänderter Nummerierung entsprachen die Nachdrucke in Format und Ausstattung der Miniatur-Bibliothek; mit zwei Silbergroschen war der Preis etwas niedriger. Zwischen 1841 und 1846 folgte in 130 Bänden die Familien-Bibliothek der Deutschen Klassiker, basierend auf den vorangegangenen Bibliotheken, aber im wesentlich größeren Format von 12,0-cm x 15,5-cm und daher neu gesetzt. Auch die Familien-Bibliothek wurde wiederverwertet, nämlich in der 1855/ 1856 aufgelegten National-Bibliothek der Deutschen Classiker mit 120 Bänden, dieses Mal jedoch für den bürgerlichen Bücherschrank in Leinenbänden. <?page no="42"?> 42 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Collection of British Authors Abb. 4: Collection of British and American Authors 90 (Tauchnitz Edition): Robert Burns: The Poetical Works. Bernhard Tauchnitz, Leipzig 1845, 363 Seiten. Format 11,8-cm x 16,4-cm. Der Copyright-Vermerk konnte in der Formulierung leicht abweichen. In eine ganz andere Richtung ging der Anspruch einer noch viel umfangreicheren Sammlung. Christian Bernhard Tauchnitz (1816-1895), der im Alter von noch nicht einmal 21 Jahren 1837 in Leipzig den Verlag Bernh. Tauchnitz jun. gegründet hatte, startete vier Jahre später eine der umfangreichsten Taschenbuchreihen in der Geschichte dieses Buchtyps, die Collection of British Authors, im Folgenden in der Regel Tauchnitz-Edition genannt. Ziel war es, die besten britischen Autoren auf dem Kontinent und vor allem in Deutschland in originalsprachigen (und preiswerten) Ausgaben bekannt zu machen. Zum damaligen Zeitpunkt gab es kein internationales Urheberrecht, das die britischen Autoren vor einer solchen Publikation geschützt hätte. Gleichwohl sicherte Tauchnitz ihnen zum einen ein Honorar zu, und so konnte er die Bände als „Authorized Edition“ deklarieren. Zum anderen verpflichtete er sich in einem Zirkular an die britischen Verleger und Autoren, seine Edition nicht in <?page no="43"?> 43 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert England oder den Kolonien zu verkaufen (Ausschnitte aus dem englischsprachigen Dokument bei Fallbacher 1992: 83 f.). Entsprechend war auf der Vorderseite der Bändchen vermerkt: „This Collection is published with copyright for Continental circulation, but all purchasers are earnestly requested not to introduce the volumes into England or into any British Colony.“ Fünf Faktoren machten die Reihe auch für bekannte britische Autoren attraktiv. Das war erstens der niedrige Preis von einem halben Taler pro Band. Dieser konnte - nicht zuletzt wegen des eingesetzten Gipsstereotypiedrucks - bis 1871 gehalten werden. Zweitens berührte Tauchnitz mit seiner Selbstverpflichtung, die Bände nicht in Großbritannien zu verbreiten, nicht die gewachsenen Autor-Verleger-Beziehungen. Drittens verschaffte er den Autoren - engere Beziehungen unterhielt er vor allem zu Charles Dickens, aber auch zu Edward Bulwer-Lytton, William Thackeray und Wilkie Collins - durch die freiwillige Zahlung von Honoraren (auch für Nachauflagen) eine zusätzliche Einnahmequelle. Viertens besaßen die Tauchnitzschen Ausgaben eine sehr gute editorische Qualität, sodass der Verlag einen ‚Finderlohn‘ für denjenigen ausschreiben konnte, der einen Satzfehler in einem der Bände finden würde. Und schließlich verbreitete Tauchnitz die Ausgaben seiner Autoren nicht nur in Deutschland, sondern vor allem auch in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und in Italien (siehe Mienert u. a. 2017: 29-34 und 46-51). Grundlegend für die Beschäftigung mit der Tauchnitz-Edition ist das umfangreiche Werk von Todd/ Bowden 2003. Hier werden die Editionsgeschichte auf über 1.000 Seiten dargestellt und alle Bände sorgfältigst bibliografiert. Die jüngste Publikation zu Tauchnitz im deutschsprachigen Bereich ist zugleich die umfassendste: Mienert u. a. 2017. Eine erste Einführung bietet Pressler 1978. Das Format betrug 11,8-cm x 16,4-cm; es wurde bis in das Jahr 1935 (Nr. 5225) konsequent durchgehalten. Danach wählte der Verlag mit 11,2-cm x 18,1-cm ein schlankeres Format. Die weißen Broschuren kosteten einen halben Taler, später viele Jahre 1- Mark 60, dann 1- Mark 80 und in den 1930er Jahren zwei Mark. Originalbroschuren sind heute sehr selten. In Bibliotheken und Sammlungen finden sich zumeist Aufbindungen. Die zahlreichen Abbildungen in Todd/ Bowden 2003 zeigen fast ausnahmslos gebundene Ausgaben. Das Cover blieb mit seinem Linienrahmen mit Ornamenten in den vier Ecken über Jahrzehnte völlig unverändert. Erst 1914 wurde der schlichte, typo- <?page no="44"?> 44 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert grafisch orientierte Umschlag leicht modifiziert und der Reihentitel auf Collection of British and American Authors erweitert (siehe Todd/ Bowden 2003: 608). Bis 1943 - bis zur kriegsbedingten Einstellung der Produktion - erschienen in der Tauchnitz-Edition 5.372 Bände. Diese Zahl ist jedoch nicht identisch mit den veröffentlichten Werken, da ein Werk oft in zwei oder mehr Bänden erschien. Obwohl mit der Nr. 5 bereits ein Jahr nach dem Start der amerikanische Autor James Fenimore Cooper verlegt wurde, wurde der ursprüngliche Reihentitel Collection of British Authors erst 1914 um and American ergänzt, was wohl damit zusammenhängt, dass knapp 80- Prozent der insgesamt 714 Autorinnen und Autoren britischer und nur etwa ein Sechstel amerikanischer Nationalität waren. Bis 1934 wurden fast alle Bände in der verlagseigenen Druckerei hergestellt; danach ging die Produktion auf den neuen Eigentümer, die Großdruckerei Oscar Brandstetter in Leipzig, über. Das Programm der Tauchnitz-Edition war bis auf eine Reihe von Klassikern wie Shakespeare mit einer vollständigen Werkausgabe in den Anfangsjahren und einige Ausflüge in die literarische Moderne auf gediegene Unterhaltung ausgerichtet. Im Grunde gilt für die gesamte Geschichte der Reihe, was der Verlag 1933 in seinem Kleinen Führer durch die gute englische und amerikanische Literatur der neuesten Zeit als bewährte Programmstrategie verlauten ließ: „Die Sammlung bringt Bücher für jeden Geschmack, sowohl die literarisch wertvollen Werke der anerkannt besten und modernsten Autoren der betreffenden Länder, als auch leichte Literatur zur Unterhaltung und Auffrischung der Kenntnisse in der Umgangssprache. Jedoch selbst in der Unterhaltungslektüre wird immer ein gewisser Standard gewahrt und allzu flache Lektüre vermieden.“ (zit. nach Mienert u. a. 2017: 71) Die Einschätzung des Programms wird durch die Rangliste der 20 Autorinnen und Autoren mit den meisten Bänden in der Reihe bestätigt. Außer Charles Dickens, Henry Rider Haggard, Edward Bulwer-Lytton, Wilkie Collins, H. G. Wells und Arthur Conan Doyle sind hier Verfasser zu finden, die heute nur noch Spezialisten bekannt sein dürften, darunter auch die ‚Spitzenreiterin‘ Mary Elizabeth Braddon, die mit 116 Bänden die Liste vor Dickens (97 Bände) anführte. Die ersten Titel erschienen im September 1841 mit der Jahresangabe 1842. Unter dieser Jahreszahl erschienen 32 Titel. Auf Edward Bulwer-Lytton folgten als Nr. 2 und Nr. 3 die Pickwick Papers von Charles Dickens, danach etliche Titel von Bulwer-Lytton, eine Werkausgabe von Lord Byron sowie Bücher von James Fenimore Cooper, Captain Marrya und Oliver Goldsmith. <?page no="45"?> 45 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Schon Ende 1843 erschien der 55. Band, und 1850 waren bereits fast 200 Bände auf dem Markt. In den beiden folgenden Jahrzehnten stieg die Produktion kontinuierlich an; 1869 erschien der 1.000. Band. Waren es zu Beginn drei Bücher pro Monat, so verdoppelte sich diese Zahl danach. 1895, im Todesjahr von Christian Bernhard Tauchnitz, waren über 3.000 Bände auf dem Markt. Absolutes Spitzenjahr war 1891 mit 105 Novitäten (statistische Angaben nach Todd/ Bowden 2003 und Mienert u. a. 2017: 97-111). Zu den Absatzzahlen finden sich nur punktuell Informationen. Laut einer Verkaufsstatistik der Jahre 1891 bis 1902 wurden in diesem Zeitraum 586 Titel in 809 Bänden veröffentlicht. Davon erreichten sechs Bücher einen Absatz von mehr als 10.000 Exemplaren, neun von mehr als 5.000 Exemplaren und sechs von mehr als 3.000 Exemplaren. 136 Titel verkauften weniger als 3.000 Exemplare, wurden aber lieferbar gehalten, während 429 Bücher so geringen Absatz fanden, dass sie nicht nachgedruckt wurden. Das sind immerhin fast drei Viertel aller Novitäten des Zeitraums. Erfolgreichste Autoren waren Jerome K. Jerome, Rudyard Kipling, Thomas Hardy und Arthur Conan Doyle (Todd/ Bowden 2003: 453 f.). Der Verlag spricht 1937, dem Jubiläumsjahr der Verlagsgründung, von 40 Millionen produzierten Exemplaren. Recherchen zum Verhältnis von Erstausgaben zu Nachdrucken sind so gut wie nicht möglich, da der Verlag bis in die 1930er Jahre bis auf wenige Ausnahmen nur das Jahr der Erstpublikation angab, Nachauflagen jedoch nicht kennzeichnete (Pressler 1978: 11). Die Entwicklung der Collection of British and American Authors während des Ersten Weltkriegs und in den Jahren bis 1943 wird im nächsten Kapitel beschrieben. Reutlinger Volksbücher Eine Reihe, die wohl um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu erscheinen begann und die sich gänzlich von den literarischen Bibliotheken mit ihren Klassikern unterscheidet, sind die im 1818 gegründeten Verlag Ensslin und Laiblin (siehe Galle 2006b, 122-126 und 191) erschienenen Reutlinger Volksbücher. Es liegen nur rudimentäre Erkenntnisse dazu vor. Die Reihe ist ein weiteres Beispiel dafür, dass mangels bibliografischer oder falscher Erfassung eine wissenschaftliche Aufarbeitung sehr schwierig ist. Rudolf Schenda schreibt zu dieser erforschenswerten Serie: Es „erschienen hunderte von verschiedenen Nummern unter dem Reihentitel Reutlinger Volksbücher und rund 500 Nummern in der bis zum ersten Weltkrieg lebendigen Reihe Neue Volksbücher: jeweils eine <?page no="46"?> 46 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert wohlausgewogene Mixtur von Oldtimern - Der ewige Jude, Albertus Magnus’ Kräuterbuch, Kaiser Octavianus, Reineke Fuchs -, populären Klassikern des 19.- Jahrhunderts - Christoph von Schmid, Wilhelm Bauberger, Ottmar F.- H. Schönhuth, Gustav Schwab - und pseudoaktuellen Knüllern - In Kamerun, Soldaten-Liederbuch, Neuester (Liebes-)Briefsteller, Von billiger Nahrung und Arznei. Die Texte wurden umgearbeitet, verkürzt, beschnitten, modernisiert, kurzum: für das Massenpublikum manipuliert, sie waren Konsumware ohne Prätentionen, Unterhaltungsträger ohne Bildungs-Ideologie, Zeitvertreib ohne Zeitbezug, […] Seelentröster für alle Kümmernisse, Ratgeber für Küche und Kolik“ (Schenda 1970: 304). Aus den lückenhaften Bibliotheksbeständen lässt sich schließen, dass die ersten Bände der wohl knapp 400 Titel umfassenden Sammlung in den späten 1840er Jahren, die letzten um 1880 erschienen sind. Die Cover waren typografisch schlicht gestaltet, die Abbildungen eher grobschlächtig. Später verzichtete man auf die Titelillustrationen. Zumindest teilweise waren die Bände mit Holzstichen versehen. Abb. 5: Reutlinger Volksbücher 74: Hans Brunner: Hedwig, die Banditenbraut. Ensslin & Laiblin, Reutlingen o. J., 62 Seiten. Format 10,8-cm x 16,6-cm. <?page no="47"?> 47 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Unübersichtlicher wird die Situation dadurch, dass der 1852 gegründete Verlag Robert Bardtenschlager, der wie Ensslin und Laiblin ebenfalls in Reutlingen ansässig war, auch eine Reihe Reutlinger Volksbücher herausbrachte (Galle 2006b: 128). Sie erschien wohl zwischen 1874 und 1883. Die wenigen nachgewiesenen Bestände in Bibliotheken lassen darauf schließen, dass wohl weniger als 400 Bändchen veröffentlicht wurden. Sie sind in Format und Aufmachung der Ensslin-und-Laiblin-Konkurrenz zum Verwechseln ähnlich. Die Neuen Volksbücher (auch als Neue Reutlinger Volksbücher verzeichnet) sind in einem Verlagskatalog aus dem Jahr 1881 mit 233 Bändchen zu zwölf Pfennig dokumentiert und bis zur Nr. 527 (um 1900) nachgewiesen. Das Format betrug 11,5-cm x 17 cm. Auf dem Cover befand sich am Kopf der Seite in kleiner Schrift der Reihentitel. Darunter war bogenförmig der Titel platziert, der sich über eine großflächige vierfarbige Abbildung spannte. Diese illustrierte eine Szene aus dem Roman, die am Fuß des Umschlags textlich wiedergegeben wurde. Eine Autorennennung fehlt. Diese Umschlaggestaltung wurde für viele vergleichbare Reihen zum Vorbild. Das gilt unter anderen für die Kleinen Volks-Erzählungen (Verlag Julius Bagel), für die Volks- und Jugenderzählungen (Verlag Adolf Spaarmann), für die Kleine Jugend-Bibliothek (Adolf Spaarmann), für Die Volksbibliothek (Verlag E. Bartels) und für die Indianerbücher (Verlag E. Bartels). Abbildungen entsprechender Titel finden sich bei Galle 2006b: 279-281 und 283 f. Dieser Sektor der Jugendliteratur ist wissenschaftlich überhaupt nicht, durch Sammler wenigstens durch Titelverzeichnisse teilweise erschlossen. Siehe zum Beispiel http: / / vorkriegscomics.rotfuchs44.bplaced.net/ vvk.htm. Die Validität der Angaben ist in diesem Rahmen nicht überprüfbar. Indianererzählungen prägten vor allem in späteren Jahren das Programm der Neuen Volksbücher. Doch es erschienen auch Bändchen mit Aktualitätsbezug, wie zum Beispiel zu den Unruhen auf Kuba oder zum Boxeraufstand in China. Gegen Ende der Reihe wurden eher historische Ereignisse wie etwa die Kolonialkriege aufgearbeitet. Das Format beider Reihen betrug bei leichten Schwankungen 10,5-cm x 16,5-cm, der Umfang 32 bis 64 Seiten. Das außerordentlich erfolgreiche Neue, vollständi- <?page no="48"?> 48 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert ge Kochbuch für die bürgerliche Küche von Caroline Müller - erschienen nach 1850 - lag 1880 in der 32. Auflage vor und wurde wie andere Erfolgstitel von den Reutlinger Volksbüchern in die Neuen Volksbücher übernommen. Meyer’s Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände Abb. 6: Meyer's Groschenbibliothek der deutschen Classiker für alle Stände 83: Ernst Moritz Arndt: Gedichte. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, und Hermann J. Meyer, New York o. J., 92 Seiten. Format 7,0-cm x 11,5-cm. Die umfangreichste literarische Bibliothek, die das Bibliographische Institut verlegte, war Meyer’s Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände. Hier erschienen zwischen 1850 und 1855 insgesamt 365 Bände. Bei wöchentlichem Erscheinen bedeutete das einen Titelausstoß von durchschnittlich fünf pro Monat, eine hohe Periodizität, die moderne Taschenbuchverlage in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg kaum übertrafen. Wie der Name sagt, kosteten die Bändchen einen Groschen, was 1 ¼ Silber- oder Neugroschen bzw. 4 ½ Kreuzer sowie 2 Schilling Courant entsprach. Ganz unbescheiden war auf der Rückseite zu lesen: „Seitdem Bücher gedruckt werden, ist ein solcher Preis noch nicht erdacht worden.“ Die Reihe entsprach in der Aufmachung mit Stahlstichen und biografischen Abrissen sowie im Format (7,0- cm x 11,5- cm) der mehr als zwei Jahrzehnte zuvor begonnenen Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker. Deren Bände waren in einen reich mit Ornamenten verzierten Umschlag gehüllt, der nur den Reihentitel und den Verlag nannte. Im Unterschied dazu kam die Groschen- Bibliothek sehr spartanisch daher. Der Umschlag bestand aus farbigem Papier, auf dem gestürzt in großen Lettern der Reihentitel, kleiner der Preis und noch unauffälliger der Autor genannt waren. Auf der Rückseite fanden sich ein allgemeiner Text zur Reihe sowie vertriebliche Hinweise. <?page no="49"?> 49 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Die in der Miniatur-Bibliothek verlegten Bände wurden in die Groschen- Bibliothek übernommen. Die deutliche zahlenmäßige Aufstockung resultiert in der Aufnahme zahlreicher neuer Autoren, überwiegend mit nur einem Band. Dazu gehörten eine Reihe romantischer Autoren wie die beiden Arnims, Brentano, Chamisso, Eichendorff und Wackenroder. Aber auch ältere Autoren wie Abraham a Santa Clara, Günther, Luther oder Winckelmann sowie Philosophen wie Feuerbach, Fichte, die Humboldt-Brüder, Kant oder Schleiermacher waren nun vertreten. Natürlich tauchten auch etliche Autoren auf, die heute vergessen sind oder kaum noch Beachtung finden. Doch insgesamt bot die Groschen- Bibliothek einen repräsentativen Querschnitt durch den Bildungskanon der Zeit. Auf der Rückseite der einzelnen Bände wurde der Anspruch dieses verlegerischen Unternehmens herausgestrichen: „Meyers Groschenbibliothek enthält das Beste der deutschen classischen Literatur. Sie soll ein Werkzeug werden für die intellektuelle Emanzipation des Volks, - der Masse. - Sie soll es seyn; sie wird es seyn.“ Jeder, „selbst der Allerärmste“, könne „sich in Besitz bringen der reinsten und reichsten Quelle des Wissens, der Unterhaltung und der Erhebung von Herz und Geist“. Hier wird ein volkspädagogischer Anspruch formuliert, der in den kommenden Jahrzehnten immer wieder der Legitimation solcher Reihen dienen wird. Das legendäre Motto der Serie - „Bildung macht frei! “ - war auf dem Haupttitel platziert. Universal-Bibliothek Die Geschichte des 1828 in Leipzig gegründeten Anton Philipp Reclam Verlags (bis 1837 unter dem Namen Verlag des Literarischen Museums) und seiner Universal-Bibliothek ist eingehend dokumentiert und dargestellt worden, sodass es an dieser Stelle genügt, die wichtigsten Aspekte festzuhalten. Zur Vereinheitlichung der divergierenden Urheberrechtsbestimmungen in den einzelnen deutschen Staaten hatte die Bundesversammlung in Frankfurt am Main am 6. November 1856 beschlossen, dass ab dem 9. November 1867 die Werke aller Autoren, die vor dem 9. November 1837 gestorben waren, gemeinfrei werden sollten. Wie eine Aufstellung der Klassikereditionen in den Jahren 1867 bis 1877 zeigt, arbeiteten viele deutschen Verlage auf diesen Tag hin. Dazu gehörten neben Cotta, dem Monopolisten auf diesem Sektor, Göschen (seit 1838 zu Cotta gehörend) und Reimer als Verleger von Jean Paul auch Verlage, die heute weitgehend unbekannt sind wie Göpel in Stuttgart, Grote in Berlin und Prochaska in Teschen/ Böhmen (Sippel-Amon 1974: Sp. 407-412). Neue Player <?page no="50"?> 50 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert waren neben den gerade Genannten das Bibliographische Institut, Brockhaus, Hempel und Reclam. Anton Philipp Reclam (1807-1896) startete die Universal-Bibliothek genau einen Tag, nachdem das neue Urheberrecht in Kraft getreten war. Das Programm wurde in einer ersten Publikumsanzeige beschrieben, die am 4. Februar 1868 in der Leipziger Zeitung veröffentlicht wurde und in der die ersten 40 Titel aufgeführt sind: „Im Verlag von Philipp Reclam jun. in Leipzig erscheint in regelmäßiger Folge unter dem Titel: Universal-Bibliothek eine Sammlung von Einzelausgaben allgemein beliebter Werke. Preis jedes Bandes: Sgr. […] Jeder Band wird einzeln verkauft. […] An der Fortsetzung dieser Sammlung wird unausgesetzt gearbeitet. Ihr Umfang wird von der Aufnahme abhängen, welche dieselbe beim Publicum findet. Das Erscheinen sämmtlicher classischer Werke unserer Literatur, die ein allgemeines Interesse in Anspruch nehmen und deren Umfang es gestattet, wird versprochen. Hierdurch sollen aber keineswegs Werke, denen das Prädicat ‚classisch‘ nicht zukommt, die aber nichts destoweniger sich einer allgemeinen Beliebtheit erfreuen, ausgeschlossen werden. Manches fast vergessene gute Buch wird wieder ans Tageslicht gezogen werden - andere Werke sollen, in die ‚Universal-Bibliothek‘ eingereiht, zum ersten mal vors Publicum treten. Die besten Werke fremder und todter Literaturen werden in guten deutschen Uebersetzungen in derselben ihren Platz finden. Da die Bände einzeln käuflich sind, ist Jedermann in den Stand gesetzt, sich eine Bibliothek nach eigenem Geschmack und Bedürfniß zusammen zu stellen, ohne genöthigt zu sein, neben den gewünschten, auch ihm vollkommen gleichgiltige Werke mit in den Kauf nehmen zu müssen.“ (zit. nach Bode 2003: 23-25; Hervorhebungen im Original) Der Verlag hat hier sehr geschickt die Vorteile seiner neuen Unternehmung herausgestrichen. Es wurde eine Sammlung deutscher Klassiker versprochen, ohne dass der Käufer sich durch eine Subskription zu einer Abnahme von Büchern verpflichtet sähe, die er nicht will. Auch wurden ausländische Autoren, vergessene Werke und Originalausgaben angekündigt, also ein breiter Strauß von Literatur, der über die Klassiker im engeren Sinn - und das waren zu dieser Zeit vor allem Goethe, Schiller, Lessing, Kleist und Klopstock - weit hinausging, eben eine „Universal-Bibliothek“. Damit unterschied sich Reclam von Anfang an deutlich von den Konkurrenten, die mit dem Verlag am neu entstehenden Markt konkurrierten und sich auf die deutschen Klassiker beschränkten: Nationalbibliothek sämmtlicher deutscher Classiker (Hempel), Bibliothek der deutschen Nationalliteratur (Bibliographisches Institut), Bibliothek der deutschen <?page no="51"?> 51 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Nationalliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts (Brockhaus) und Hausbibliothek deutscher Classiker (Grote). Es wurde auch Wert darauf gelegt, dass es sich um Einzelausgaben von Werken handelte, dass umfangreichere Bücher also nicht in einzelnen Lieferungen erschienen, dass die Bibliothek offen war, also ohne numerische oder zeitliche Begrenzung, und dass sie regelmäßig erschien, dass also für Nachschub an Lesestoff gesorgt ist. Zudem waren die Bände mit zwei Silbergroschen (später 20 Pfennig) sehr preisgünstig. Der umfassende Anspruch der Universal-Bibliothek, zu deren Vorläufern auch die ab 1838 in Frankreich erschienene Bibliothèque Charpentier zu nennen ist (Olivero 1999: 49-88), wurde allerdings bei den ersten 40 Bänden nur zum Teil eingelöst. Goethe eröffnete zwar die Sammlung mit Faust I und Faust II, blieb aber zunächst ohne Folgeband. Lessing mit fünf und Schiller mit vier Werken waren die am häufigsten vertretenen deutschen Klassiker. Ganz vorn aber rangierte Shakspere (in dieser Schreibung) mit neun Dramen. Das lag nicht zuletzt daran, dass Reclam zwischen 1865 und 1867 eine 25 Nummern umfassende Shakespeare-Ausgabe in vergleichbarer Ausstattung und zum gleichen Preis herausgebracht hatte und für die Universal-Bibliothek nun die Stereotypie-Platten verwenden konnte. Dem Zeitgeschmack wurde mit der Aufnahme von Börne, Körner, Iffland und Kotzebue Tribut gezollt. Der spanische Barockdichter Agustin Moreto mit dem Lustspiel Donna Diana, Michael Beer mit dem Trauerspiel Der Paria (1823) und Louis Angely mit der Komödie Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten (1836) standen wohl für die Ankündigung, vergessene Werke zugänglich zu machen. Reclam hatte sich auf den 10. November 1867 gut vorbereitet, und so sollen zu diesem Zeitpunkt 35 Bände ausgedruckt vorgelegen haben. Das „Auflagenbuch“ des Verlags stützt diese Aussage, denn dort ist verzeichnet, dass die jeweils ersten Auflagen von Goethes Faust I und II sowie Lessings Nathan der Weise bereits im Mai bzw. Juli 1867 in Stückzahlen von 5.000 und 3.000 produziert worden waren (Bode 2003: 26). Die broschierten Bändchen waren kleinformatig (9,5-cm x 15 cm) und geheftet, die Seiten eng bedruckt. Der blassrote Papierumschlag trug am Kopf prominent die Reihenbezeichnung. Auf der linken Seite rankte sich eine Rose noch oben, umgeben von einem Band mit der Aufschrift: „Jeder Band ist einzeln für 2 Sgr. käuflich.“ Umschlaggestaltung und Ladenpreis wurden über fast 50 Jahre hinweg beibehalten - ein beeindruckendes Beispiel einer Markenbildung in der Buchbranche. Der niedrige Ladenpreis war vor allem möglich, weil Reclam in <?page no="52"?> 52 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert der hauseigenen Druckerei das neue Verfahren der Papierstereotypie, das die Gipsstereotypie ablöste, einsetzte. Erfahrungen mit Sammlungen und preiswerten Ausgaben hatte Reclam nicht nur mit der genannten Shakespeare-Ausgabe, die die 1858 erschienene zwölfbändige Ausgabe der Sämtlichen dramatischen Werke in 25 Einzelbändchen auflöste, sondern schon weit früher mit der Wohlfeilen Unterhaltungsbibliothek für die gebildete Lesewelt gesammelt. Sie erschien zwischen 1844 und 1847 in 61- Bändchen zum Preis von 50 Pfennig. Das Programm wird in der Reclam- Hagiografie etwas verschämt mit „nicht sehr hohem Anspruch“ charakterisiert (Bode 2003: 14). Hier erschienen zum Beispiel die heute längst vergessenen humoristischen Romane der französischen Erfolgsschriftsteller Pigault-Lebrun (1753-1835) und Paul de Kock (1794-1871). Auffallend ist, dass es über die von Reclam selbst meist anlässlich von Jubiläen herausgegebenen Verlagsgeschichten bzw. Chronologien wie Meiner 1942 (unangenehm ideologisch angepasst) und Meiner 1961, Bode 1978 und 2003 und Max 2003 und 2012 sowie Reclam 2017 hinaus keine Geschichte des Unternehmens aus unabhängiger Sicht gibt. Das gilt auch für den in Leipzig erschienenen Band Marquardt 1967. Thematisch am breitesten ist Bode 1992a angelegt. Zur Geschichte der Umschlaggestaltung siehe Kretschmar 1992 und Forssman 2012. Die Universal-Bibliothek setzte sich schnell am Markt durch, was ebenfalls dem erwähnten „Auflagenbuch“ zu entnehmen ist. Schon im Dezember 1867 wurden die beiden Faust-Bände mit erneut je 5.000 Exemplaren nachgedruckt. Im Februar 1868 folgten weitere je 10.000 Exemplare, und im Mai 1869 produzierte der Verlag 10.000 Bücher von Faust I und im September des Jahrs 5.000 Exemplare von Faust II. Die Unterlagen zeigen, dass Reclam jeweils ungefähr einen Jahresbedarf herstellte. Dieser betrug 1899 bereits 20.000 Exemplare und stieg 1908 auf 50.000 Exemplare. Die Reihe wurde rasch ausgebaut; ein Jahr nach Erscheinen waren 100 Nummern auf dem Markt. Etwas mehr als die Hälfte davon sind Werke von Shakespeare (25), Schiller (15) und Goethe (11). Bühnenwerke machten mehr als zwei Drittel aus; Lyrik war nur mit vier Bänden vertreten. In den ersten zehn Jahren wurden durchschnittlich 80 Nummern pro Jahr, in den 1880er und 1890er Jahren rund 140 Nummern veröffentlicht. In der Regel brachte der Verlag in dieser Zeit alle vier Wochen zehn Nummern auf den Markt (Meiner 1942: 76). <?page no="53"?> 53 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs erschienen rund 3.800 Hefte mit mehr als 5.800 Nummern. Programmerweiterungen der Universal-Bibliothek begannen bereits in den 1870er Jahren mit skandinavischen und in den 1880er Jahren mit russischen Autoren. Sie waren zu dieser Zeit noch gemeinfrei, sodass keine Autorenhonorare zu zahlen waren. Deutsche Autoren wurden in die Sammlung aufgenommen, sobald die Schutzfrist abgelaufen war: Heine 1887, Stifter 1898, Grillparzer 1903, Wagner 1914. Die Positionierung der Universal-Bibliothek wurde auch und in vermehrtem Maß durch die Aufnahme nichtfiktionaler Texte vorangetrieben. Ab 1877 wurden philosophische Werke, ab 1882 Gesetzessammlungen, ab 1889 Operntextbücher, ab 1905 Erläuterungen zu Meisterwerken der Tonkunst und ab 1908 Bücher der Naturwissenschaft als Reihen in der Reihe auf den Markt gebracht. 1915 existierten 14 spezialisierte Serien mit 248 Nummern. In der Relation zum Gesamtprogramm, das 1908 bereits 5.000 Nummern und 1917 rund 6.000 Nummern umfasste, war das sehr wenig, doch diese Titel dienten der Profilierung der Reihe (Jäger 1992: 33-37). Kerngeschäft blieb die schöne Literatur, aber beileibe nicht nur die Klassiker und moderne ausländische Literaten, sondern auch „Hunderte von litterarisch weniger bedeutenden Humoresken- und Novellenbände“, wie 1899 im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel festgestellt wurde (zit. nach Jäger 1992: 37). Man hat die Universal-Bibliothek zeitgenössisch daher auch eine „litterarische Volksküche“ (zit. nach Moldenhauer 1884: 222) genannt. Diese ‚leichte‘ Literatur war das ideale Vertriebsobjekt für den Kolportagebuchhandel, der in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts seine größte Bedeutung erlangte. Die Universal-Bibliothek gehörte daher auch zu den für diesen Vertriebsweg besonders empfohlenen Objekten. Diese Literatur war aber auch der Stoff, den Reclam ab 1912 in seinen Bücherautomaten anbot und sich damit eine neue Verkaufsschiene erschloss. Aufschlussreich ist, dass der Verlag in einem „Verzeichnis der 1. Füllung“ zwar am Kopf der beiden Seiten Schillers Wilhelm Tell, die Reichsverfassung sowie Erläuterungen zur Literatur und zu Musikwerken abbildete, dass jedoch keiner dieser Titel unter den 80 verzeichneten Bänden zu finden ist. Die Liste der Autoren reicht dort von Achleitner und Andrea über Höcker und Holzamer bis zu Wolf und von Zobeltitz (Abbildung bei Jäger 1992: 38 f.). Die in den Automaten angebotenen Titel firmierten als Reclams Automaten Bücher und hatten ein eigenes Umschlagdesign (Abbildung bei Haefs 1992: 221). <?page no="54"?> 54 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Der Reclam-Bücherautomat wurde von Peter Behrens (1868-1940) entworfen, der als Pionier des modernen Industriedesigns gilt. Der Verlag stellte ihn unter anderem auf Bahnhöfen, auf Ozeandampfern, Kasernen und in Kurorten auf. Bis 1917 kamen fast 2.000 Automaten zum Einsatz, in denen jeweils zwölf Titel angeboten wurden. Um 1916 sollen jährlich etwa 1,5 Millionen, zwischen 1913 und 1923 etwa 10 Millionen Exemplare über Automaten verkauft worden sein (Stöckle 1970: 17). Spätestens 1940 wurde diese Art des Vertriebs eingestellt, wohl wegen zu hoher Wartungs- und Reparaturkosten der Automaten. Wie geschickt Reclams Marketingmaßnahmen waren, zeigt die Tatsache, dass zwischen etwa 1909 und 1918 über 500 Bände der Großen Effka- Bibliothek veröffentlicht wurden. Der Verlag arbeitete hier mit der Firma Effka Eigelb-Pflanzenmargarine zusammen, die jedem Karton ein kostenloses Reclam-Heft als Werbegabe beilegte. Die unter dem Verlagsnamen verbreiteten Broschüren trugen auf der Rückseite den Vermerk „unverkäuflich“ und enthielten auf den letzten Seiten Hinweise auf die Universal-Bibliothek. Die Reihe erschien auch als Hardcover, wobei ein Band mehrere Einzelnummern enthielt (Unger 2015: 82-86). Welche Spannbreite das Programm angenommen hatte, zeigt ein Einhefter im Deutschen Literaturkatalog 197/ 8, in dem der Verlag sein Angebot dem Buchhandel anpries: „Der Inhalt der Sammlung ist so vielseitig wie nur irgendeine Bibliothek der Welt. Viel und gut, Berücksichtigung aller berechtigten Geschmacksrichtungen, multa et multum, das ist der oberste Grundsatz des Unternehmens. Da steht die leichtgeschürzte Muse neben der düsteren Tragik, der anspruchslose Plauderer neben dem gewichtigen Philosophen und der schlichte Mann aus dem Volke findet ebenso das Seine wie der literarische Feinschmecker […] - nur der Schund- und Hintertreppenlektüre ist in der Universal-Bibliothek keine Freistatt bereitet.“ (Deutscher Literaturkatalog 1907/ 08, unpaginiert) Zum Zeitpunkt dieser Selbstbeschreibung war eine Neuorientierung personell bereits eingeleitet, denn 1906 trat Ernst Reclam (1876-1953) neben seinem Bruder Hans Emil Reclam (1881-1943) als Gesellschafter in die Firma ein. Der Enkel des Verlagsgründers vollzog als Programmverantwortlicher in den folgenden Jahren „eine planmäßige Revision und Durchforstung der Universal-Bibliothek. Das Programm, das bislang expansiv entwickelt worden war, hatte einen Ausbauzustand erreicht, der eine Sichtung notwendig machte. <?page no="55"?> 55 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Allzu leichte Tagesware, besonders einige Werkchen für die Berufs- und Dilettantenbühnen, werden nun nicht mehr nachgedruckt“ - so die Verlagschronik (Bode 2003: 66). Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek Abb. 7: Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek: Ida Boy-Ed: Heimkehrfieber. J. Engelhorn, Stuttgart 1904, 158 Seiten. Format 11,5-cm x 17,2-cm. Zu den umfangreichsten Reihen des 19. Jahrhunderts gehört Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek (Bloch 2006). Sie trug den Untertitel Eine Auswahl der besten Romane aller Völker, und hier erschienen zwischen 1884 und 1930 insgesamt 756 Werke in 1.046 Bänden. Die Zählung erfolgte innerhalb der Jahrgänge jeweils neu, und die Bücher wurden vierzehntäglich ausgeliefert; beides war auf dem Umschlag vermerkt. Die Reihe hatte der Sohn des Verlagsgründers, Carl Engelhorn (1849-1925), angestoßen, angeregt durch amerikanische Serien, die er bei einem Ausbildungsaufenthalt in den USA kennen gelernt hatte. <?page no="56"?> 56 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Die Bände hatten ein Format von 12 cm x 18 cm sowie einen Umfang zwischen 140 und 160 Seiten; umfangreichere Werke wurden in zwei Bände aufgeteilt. Die Umschläge waren in knalligem Rot gehalten und zeigten neben floraler Ornamentik das Verlagslogo mit dem Engel. Die Titel erschienen sowohl als Broschur zum Preis von 50 Pfennig als auch in rotes Leinen gebunden zu 75- Pfennig. In welchem zahlenmäßigen Verhältnis die beiden Ausgaben zueinander standen, ist unbekannt. Verlegt wurden bis zum Ersten Weltkrieg vor allem ausländische Unterhaltungsschriftsteller. Am häufigsten war die britische Kolonialautorin Bithia Mary Croker mit 31 Titeln zwischen 1886 und 1921 vertreten, gefolgt von dem französischen Vielschreiber Georges Ohnet mit 21 Titeln zwischen 1884 und 1909; er hatte mit Der Hüttenbesitzer die Roman-Bibliothek eröffnet. Unter den deutschen Autoren waren Richard Voß mit 25 Titeln und die beiden Brüder Hanns und Fedor von Zobeltitz mit zusammen 28 Werken im Programm. In der langen Liste der Verfasser tauchen nur wenige Autoren von einiger Bedeutung auf. Joseph Conrad und Rudyard Kipling fanden mit deutschen Erstausgaben ihren Platz. Daneben sind noch Werner Bergengruen, Friedrich Spielhagen, Paul Heye und Guy de Maupassant erwähnenswert. Interessant ist, dass der Verlag sich in einer Anzeige aus dem Jahr 1899 in den Kampf gegen Schmutz und Schund einreihte: „Durch das Engelhornsche Unternehmen ist der Verbreitung jener minderwertigen und schädlichen Litteratur, die sich leider so vielfach in Haus und Familie des deutschen Mittelstandes eingenistet hatte, wirksam entgegengetreten worden. An Stelle jener seichten, abgeschmackten und den Geschmack verderbenden Lektüre gute geistige Kost gesetzt […] zu haben, ist ein großes Verdienst der Engelhornschen Romanbibliothek.“ (zitiert nach Almanach 1960: 6) Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten Im selben Jahr wie Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek begann auch die Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten zu erscheinen. Sie wurde vom Verlag Moritz Schauenburg in Lahr veröffentlicht und nutzte die Popularität des 1800 erstmals erschienenen und ungemein erfolgreichen Jahreskalenders Der Lahrer hinkende Bote. Bis 1914 kamen 1.856 Nummern auf den Markt. Da die schmalen Bändchen vor allem über den Kolportage- und den Schreibwarenhandel vertrieben wurden, sind sie nicht nur bibliografisch schlecht erfasst und in Bibliotheken kaum vorhanden, sondern sind auch antiquarisch relativ selten im Angebot. <?page no="57"?> 57 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Abb. 8: Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten 10-13: M. Barak: Das Schwedenstübchen. Verlag Moritz Schauenburg, Lahr o. J., 45 Seiten. Format 11,3-cm x 16,0-cm. Das fast ausschließlich belletristische Programm steht ganz in der Tradition der Volksaufklärung und versucht, dem Publikum Literatur in kleinen Portionen nahezubringen. So ist zum Beispiel die von Gustav Schwab herausgegebene Auswahl Die schönsten Sagen des klassischen Altertums (1838-1840 in drei Bänden) in zahlreiche Bändchen aufgesplittet. Auch Volksbücher wie Doktor Faustus, Die schöne Melusine oder Die schöne Magelone erschienen in einer Schwabschen Bearbeitung. Neben diesen volkstümlichen Stoffen und Volksmärchen von Musäus stehen Klassiker wie Goethe, Kleist, Chamisso, Körner und E. T. A. Hoffmann - immer in Einzelausgaben. Auch Christoph von Schmid (1768-1854), der erfolgreichste Jugendbuchautor seiner Zeit, war vertreten. Wegen dieser Programmausrichtung nannte Ernst Schultze in seiner Schrift gegen die Schundliteratur die Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten unter den „Sammlungen guter billiger Bücher, mit denen sich die Schundliteratur erfolgreich bekämpfen lässt“ (1925: 165 f.). <?page no="58"?> 58 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Die Forschungslage ist hier wie auch in anderen Fällen der populären Lesestoffe sehr dünn. Das fängt bereits bei der Reihenbezeichnung an, die zum Teil mit Volksbibliothek, zum Teil mit Volksbücherei angegeben wird. Ferner wird einerseits die Reihe mit den oben genannten Erscheinungsdaten und Nummern bibliografisch verzeichnet, andererseits führt die Deutsche Nationalbibliothek einen Erzählungsband von Friedrich Gerstäcker mit den Nummern 1829-1845 auf. Bry 1917 nennt einen Einzelpreis pro Heft von zwei Pfennig; an anderer Stelle werden fünf-Pfennig genannt. Das Format betrug 11,3- cm x 16 cm; der Preis pro Nummer - was wohl einem Umfang von 12 Seiten entsprach - lag zunächst bei zwei Pfennig, später bei fünf Pfennig. Die wenigen erhaltenen Exemplare zeigen drei Umschlagvarianten: einen schlichten typografischen Umschlag mit Autor und Titel sowie dem Reihentitel am Fuß der Seite, eine an Reclams Universal-Bibliothek erinnernde Version mit einer Ranke und dazu einer beschaulichen Illustration und eine großflächige vierfarbige Szene mit dem Titel des Bändchens am Kopf der Seite. Bandnummer(n) und Verlagsname waren hier am Fuß der Seite klein in die Abbildung eingeklinkt; der Reihentitel fehlte. Diese Version ist offensichtlich an die oben beschriebene Umschlaggestaltung der Neuen Reutlinger Volksbücher angelehnt. Meyers Volksbücher Nach dem Abschluss von Meyer’s Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände im Jahr 1855 konzentrierte sich die Verlagsarbeit im Bibliographischen Institut vor allem auf Meyer’s Neues Conversations-Lexikon für alle Stände, das nach dem „Ur-Meyer“ 1857 zu erscheinen begann, sowie auf Meyers Reisebücher (ab 1862), Brehms Tierleben (ab 1863) und auf den Duden (ab 1880). Erst 1886 startete das Unternehmen eine Serie, die an die Groschen-Bibliothek anschloss. Das hob der Verlag in einer doppelseitigen Anzeige im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Anfang September des Jahrs explizit hervor: „Ende dieses Monats beginnen wir mit der Ausgabe eines weit angelegten Unternehmens, welche unter dem Titel: Meyers Volksbücher den originalen Gedanken, der vor Jahrzehnten von so mächtigen Erfolgen begleiteten „Meyers Groschen-Bibliothek“ wieder aufnimmt und das Beste aller Litteraturen in mustergiltiger Bearbeitung, in vornehmer Gestalt und zu dem beispiellosen Preis von Zehn Pfennig pro Nummer (à 5 Bogen) bringt. In der Sammlung Meyers Volksbücher bieten wir <?page no="59"?> 59 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert mehr, als damals geboten werden konnte, und mehr als alle Nachahmungen unsrer Groschen-Bibliothek bisher geboten haben.“ (zit. nach Sarkowski 1976: 242; Hervorhebungen im Original) Die Bändchen waren geheftet; annähernd 300 Bände wurden gebunden zum Preis von 50 Pfennig angeboten. Angekündigt wurden die ersten 14-Bände. Nicht Goethe wie in Reclams Universal-Bibliothek stand an der Spitze, sondern Lessing mit Minna von Barnhelm, dann Faust I, Schiller mit Wilhelm Tell und Kleist mit dem Käthchen von Heilbronn. Darauf folgten Molière, Shakespeare und Sophokles sowie neun weitere ausländische Autoren, darunter Byron, Defoe und Milton. Die Texte der deutschen Autoren stammten aus dem Fundus der Groschen-Bibliothek. Die Reihe entwickelte sich rasch. Schon 1890 lagen 800 Nummern vor, und 1897, also elf Jahre nach dem Start, waren es 1.230 Nummern. Danach erfolgte der Ausbau gemächlicher. Weitere zehn Jahre später war die Zahl auf 1.466 Nummern gestiegen. Bei Einstellung der Volksbücher durch den Verlag im Jahr 1914 lagen 652 Bände mit 1.696 Nummern vor. Unklar bleibt die Angabe, es sei 1915 der letzte Band (Der Ausbruch des Weltkrieges 191/ 1 in amtlichen Aktenstücken) mit der Nummer. 1.697/ 98 erschienen (Sarkowski 1976: 243). In diesem Jahr gingen Meyers Volksbücher in das Eigentum des Antiquariats Gustav Fock in Leipzig über. Es sollen über 25 Millionen Exemplare verkauft worden sein. Wie stiefmütterlich populäre Lesestoffe bibliothekarisch behandelt werden, zeigt der Eintrag „Meyers Volksbücher“ in der Deutschen Nationalbibliothek. Ganze 45 Titel meldet die Trefferliste, darunter etliche Titel, die nicht zu dieser Reihe gehören oder falsch datiert sind. Schwerpunkte des Programms blieben lange Zeit deutsche und fremdsprachige Klassiker sowie zeitgenössische Unterhaltungsliteratur. Überschlägig dürften mehr als 90-Prozent aller Bände aus diesem Bereich stammen. Eine genauere Analyse ist ein Forschungsdesiderat. Erst in den späteren Ausbaustufen kamen populärwissenschaftliche Texte aus den Enzyklopädien des Hauses hinzu - so zum Beispiel Einzelbände aus Brehms Tierleben ab Nummer. 757 - sowie eine lange Reihe von Gesetzestexten - darunter das Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich und die Reichsgesetze über das Urheber- und Verlagsrecht vom 19. Juni 191 - und Duden mit seinem Orthographischen Wörterverzeichnis der deutschen Sprache mit der Nummer. 1.289/ 90. Es fehlte aber auch nicht das illustrierte Handbuch des gesamten Radfahrwesens (Nummer. 1.271/ 72) so- <?page no="60"?> 60 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert wie zwei Bände mit Aufsätzen des bereits 1856 verstorbenen Verlagsgründers (Nummer 1.527/ 28). Die Bände waren auf holzfreiem Papier gedruckt. Die einfarbigen Umschläge auf hellbraunem Papier und mit klarer Typografie zierten ganz im Stil der Zeit florale Motive. Den Kopf bildete der Reihentitel, darunter Autor und Titel sowie die Verlagsangabe (Beispiele siehe Sarkowski 1976: 345 f.). Fast alle antiquarisch angebotenen gebundenen Titel tragen nur Autor und Titel auf dem Deckel. Bibliothek der Gesamt-Litteratur des In- und Auslandes Abb. 9: Bibliothek der Gesamt-Litteratur des In- und Auslandes Samuel Smiles: Pflicht, erläutert durch Beispiele des Mutes, der Geduld und Ausdauer. Verlag von Otto Hendel. Halle a. d. S. [1904]. 393 Seiten. Format 12,0-cm x 17,6-cm. In demselben Jahr wie Meyers Volksbücher startete auch Otto Hendels Bibliothek der Gesamt-Litteratur des In- und Auslandes. Zusammen mit Reclams Universal-Bibliothek (ab 1867), Engelhorns allgemeiner Roman-Bibliothek (ab <?page no="61"?> 61 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert 1884) und Kürschners Bücherschatz (ab 1897) gehört sie zu den umfangreichsten belletristischen Reihen des 19.-Jahrhunderts. Von Anfang 1886 bis August 1887 erschienen 150 Nummern in rund 100 Bänden. Diese hohe Frequenz wurde annähernd beibehalten, denn bis Oktober 1894 waren bereits 808 Nummern erschienen, was einer Frequenz von fast 100 Nummern pro Jahr entspricht. Zwischen 1886 und vermutlich 1926 erschienen insgesamt 2.573 Nummern. Über 2.400 Nummern davon hatte der Verlag jedoch bereits 1917 herausgebracht. Die Periodizität war also in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg deutlich heruntergefahren worden. Das Format betrug 12 cm x 17,6- cm, der Umfang je Nummer in der Regel 64-Seiten. Der Preis für die geheftete Ausgabe lag bei 25 Pfennig je Nummer, für die in Leinen gebundene Ausgabe 50 Pfennig, später 60 Pfennig. Auch Prachtbände wurden vom Verlag zum Preis von einer Mark aufwärts angeboten. So kosteten zum Beispiel Bürgers Gedichte (Nummern 20-22) geheftet 75 Pfennig, gebunden eine Mark und als Prachtband mit Goldschnitt 1 Mark 50. Die Umschläge waren zunächst ganz im Stil der Gründerzeit mit Säulen, Architrav und Putten gestaltet, später mit vielen Ornamenten versehen, nach der Jahrhundertwende deutlich schlichter mit grafischen Elementen. Programm war „das Beste von dem Guten, was die Litteraturen der Kulturvölker im engeren und weiteren Sinne aus Vergangenheit und Gegenwart bieten - der nicht-deutschen selbstverständlich in guten Übersetzungen - in schönen und billigen Einzelausgaben dem deutschen Volke zugänglich zu machen“ (Werbetext in dem Band Pflicht von Samuel Smiles, Nr. 809-813, 1894. Hervorhebung im Original). Die Anfangszeit war stark von den deutschen Klassikern geprägt, doch auch ausländische Autoren wie Andersen, Dickens, Scott und natürlich Shakespeare waren vertreten. Auffallend ist, dass - verglichen mit anderen Reihen - wenige zeitgenössische Unterhaltungsautoren, die heute kaum oder gar nicht mehr bekannt sind, Eingang in die Bibliothek fanden, mit zunehmender Laufdauer der Bibliothek verständlicherweise jedoch mehr. Nur sehr wenige nicht-belletristische Titel wurden veröffentlicht, vor allem von Anfang bis Mitte der 1890er Jahre. Dazu gehörten Charles Darwins Die Entstehung der Arten (1893), drei Bände mit Reden Bismarcks (1895) und sozialkritische Schriften wie Fortschritt und Armut. Untersuchung über die industriellen Krisen und die Zunahme der Armut inmitten wachsenden Reichtums von H. George (1892) oder Der Socialismus der Gegenwart von E. de Laveleye <?page no="62"?> 62 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert (1895). Bereits im Jahr der Verabschiedung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (1896) erschien der Text in der Bibliothek wie auch andere Gesetzestexte. Nach dem Tod Otto Hendels im Jahr 1898 wurde der Verlag verkauft und ging später in die Hände des Hermann Hillger Verlags über, der auch Kürschners Bücherschatz verlegte. Münchener Volksbücher Abb. 10: Münchner Volksbücher 63: Ludwig Foehse: Die Indianerburg. Münchener Verlags- Institut, München 1892, 32 Seiten. Format 10,0-cm x 15.2-cm. Wie die Reutlinger Volksbücher gehören auch die Münchener Volksbücher zu jenen Reihen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter starken Beschuss durch die Volkspädagogen gerieten und als „Schmutz und Schund“ verdammt wurden. Grundlegend zusammengefasst hat die Argumente Ernst Schultze in seiner erstmals 1909 erschienenen Kampfschrift Die Schundliteratur. Ihr Vordringen. Ihre Folgen. Ihre Bekämpfung. Die dritte Auflage erschien 1925; ein Jahr danach verabschiedete der Reichstag das Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften. In den unzähligen Schriften, die gegen diese <?page no="63"?> 63 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Art von Literatur polemisierten, wurden immer wieder vier zentrale Vorwürfe variiert. „Schmutz und Schund“ zerstöre den Sinn für Wahrheit und Wirklichkeit, untergrabe Autoritäten und verletze Normen, entfessele die Sinnlichkeit und spekuliere auf die niedrigsten Instinkte des Menschen (Jäger 1988: 173-178). In der Aufmachung lehnten sich die Münchener Volksbücher - wie oben bereits erwähnt - sehr stark an die Neuen Reutlinger Volksbücher an. Es fehlte allerdings der Reihenname; nur die fortlaufende Nummer erschien unauffällig in der linken unteren Ecke. Die kleinformatige Reihe (10 cm x 15,2-cm) erschien zwischen 1889 und etwa 1896 im Münchener Verlags-Institut und umfasste knapp 100 Nummern. Jeder Band hatte 32 Seiten und kostete zehn Pfennig, was jedoch nicht auf dem Umschlag hervorgehoben wurde. Die „Flut von Heft- und Broschürenreihen“ in diesem Genre (Galle 2006b: 179) kann an dieser Stelle nicht einmal ansatzweise dargestellt werden. Insgesamt ist die Forschungssituation gerade bei diesen populären Lesestoffen sehr überschaubar. In Inhalt und Aufmachung waren wahrscheinlich die Neuen Reutlinger Volksbücher stilbildend. Eine der langlebigsten Reihen waren die Kleinen Volks-Erzählungen aus dem Julius Bagel Verlag in Düsseldorf, der sich im 19. Jahrhundert auf die Herausgabe populärer Abenteuerromane und von Heftserien spezialisiert hatte. Zwischen 1871 und 1910 erschienen fast 3.000 Hefte mit einem Umfang von in der Regel 64 Seiten zum Preis von 25 Pfennig. Die Formate schwankten zwischen 10 und 11 cm in der Breite und zwischen 15,7 und 16,7- cm in der Höhe (Galle 2006b: 113-116; eine Liste unter http: / / vorkriegscomics.rotfuchs44.bplaced.net/ vvk.htm). Ähnlich erfolgreich war mit einer vergleichbaren Produktpalette der Adolf Spaarmann Verlag aus Styrum an der Ruhr. Seine Kleine Jugend-Bibliothek erschien zwischen 1890 und etwa 1905. Die im Format wechselnden Hefte waren mit 32 Seiten nur halb so dick, mit einem Preis von 10 Pfennig aber auch deutlich günstiger als die Konkurrenz bei Bagel. Hier erschienen rund 2.800 Titel (Galle 2006b: 116 f.). Wie ihr Vorbild, die Neuen Reutlinger Volksbücher, war auch diese Reihe stark auf Jugendliche ausgerichtet. Sie begann zwar mit Titeln wie Das Buch zum Todtlachen, Lieder der Liebe, Neuestes Traumbuch oder Briefsteller für Liebende, aber offenkundig fand ein solches Programm wenig Anklang beim Publikum, denn ab Band 11 konzentrierte sich die Auswahl auf Indianer- und Wildwestge- <?page no="64"?> 64 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert schichten, auf exotische Seegeschichten und auf Reißerisches wie Die Jagd nach Menschenfleisch (Nr. 38) oder Das Mordnest im Böhmerwalde (Nr. 70). Aber auch ein Kochbuch für die bürgerliche Küche (Nr. 34-35) fehlte nicht. Wichtigster Autor war der heute völlig unbekannte Ludwig Foehse (1841 oder 1849-nach 1907), der mit 25 Titeln vertreten war, und zu seinen Lebzeiten für seine Indianergeschichten, vaterländischen Erzählungen und fiktiven Abenteuerberichte aus Deutsch-Ostafrika berühmt war. Kürschners Bücherschatz Abb. 11: Kürschners Bücherschatz 45: Antonie Andrea: Das Mädchenheim. Hermann Hillger Verlag, Berlin/ Eisenach/ Leipzig o. J., 126 Seiten. Format 11,6-cm x 17,2-cm. Mehr als ein Jahrzehnt nach Engelhorns allgemeiner Roman-Bibliothek startete im Jahr 1897 die Reihe Kürschners Bücherschatz mit dem Untertitel Bibliothek fürs Haus. Eine Sammlung illustrierter Romane und Novellen. Obwohl in Manchem vergleichbar, sind die Unterschiede doch erheblich. <?page no="65"?> 65 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Wichtigster Unterschied ist der verlegerische Schachzug, einen prominenten Herausgeber zu verpflichten, nach dem die Reihe benannt wurde. Es gelang dem jungen Verleger Hermann Hilger (1865-1945), der 1894 seinen Verlag gegründet hatte, einen Herausgeber zu verpflichten, der im zeitgenössischen literarischen Leben eine wichtige Rolle spielte. Joseph Kürschner (1853-1902) war als Herausgeber von periodischen Schriften, lexikalischen Nachschlagewerken, Handbüchern, literarischen Reihen, unter anderen der Kollektion Speemann, und Sammelwerken sowie mit zeitgeschichtlichen Publikationen bekannt geworden. So übernahm er 1883 den Deutschen Literatur-Kalender, der noch heute jährlich als Kürschners Deutscher Literatur-Kalender erscheint. Kürschners verantworte den Bücherschatz, der zwischen 1897 und 1923 in 1.334 Bänden erschien (Bloch 2005), bis zu seinem Tod im Jahr 1902. Im Vergleich zur Engelhorn-Bibliothek erschienen die Bändchen von Kürschners Bücherschatz doppelt so häufig, das heißt wöchentlich. Dieser Erscheinungsrhythmus wurde auch während des Ersten Weltkriegs durchgehalten; erst 1921 ging die Zahl der jährlich publizierten Titel auf die Hälfte zurück. Die Ausgaben gab es nur broschiert und zu einem Preis, der um mehr als Hälfte niedriger lag als der von Engelhorn, nämlich 20 Pfennig, was - wie auch der Erscheinungsrhythmus - auf dem Umschlag hervorgehoben wurde. Das Format betrug 11,5-cm x 17 cm, war also etwas kleiner als die Konkurrenzbibliothek. Deutlich geringer waren die Umfänge; sie lagen in den ersten Jahren in der Regel bei acht Bogen (128 Seiten). Da es - bis auf sehr wenige Ausnahmen - keine Doppelbände gab, schloss diese Umfangsbegrenzung von vornherein die Aufnahme umfangreicherer Romane aus. Während des Ersten Weltkriegs ging der Umfang auf sieben oder sechs Bogen zurück. Danach umfassten die Broschuren noch 80 Seiten, zum Teil sogar nur 64 Seiten. Die Ausstattung war stärker autorenbezogen. So war auf dem Umschlag der Autor samt eigenhändiger Unterschrift in einem Medaillon zu sehen. In den ersten Jahren enthielten die Bändchen auch das Faksimile eines handschriftlichen Grußworts des Verfassers. Alle Bände waren bis in die Jahre des Ersten Weltkriegs hinein illustriert, zunächst mit zwölf, später mit acht Abbildungen. Gegen Ende der Reihe entfielen die Innenillustrationen. Hatte Engelhorn die Bände sowohl mit Jahrgangsals auch mit Bandangabe genau deklariert, so findet sich bei Kürschners Bücherschatz nur eine laufende Nummer, jedoch kein Erscheinungs- oder Nachdruckdatum. Das Programm des Bücherschatzes - „ausschließlich Werke zeitgenössischer Autoren aller Litteraturen“ (so eine Eigenanzeige) - setzte wie die Engelhorn-Bib- <?page no="66"?> 66 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert liothek auf zeitgenössische Unterhaltungsliteratur, unterschied sich aber deutlich von dieser durch den geringen Anteil ausländischer Werke. Hatte Letztere über die gesamte Erscheinungsdauer ein Verhältnis von Übersetzungen zu deutschen Autoren von 55: 45, so legte das jüngere Konkurrenzunternehmen den Schwerpunkt auf deutsche Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Von den 1.365 Titeln, die bibliografisch nachgewiesen sind, sind 85-Prozent deutschen Ursprungs. Das Verzeichnis der rund 250 Autoren liest sich wie eine Liste der Vergessenen. Daran ändern auch Unterhaltungsklassiker wie Mark Twain, Jules Verne oder Gaston Leroux oder Namen wie Dostojewski, Fontane, Maupassant oder Turgenjew nichts, zumal diese Autoren in der Regel nur mit ein oder zwei Titeln präsent waren. Am häufigsten wurden Emma Simon (1848-1934), die unter dem Pseudonym E. Vely veröffentlichte, mit 20 Werken und Reinhold Ortmann (1859-1929) mit 19 Büchern verlegt. Die Kleine Bibliothek Langen erschien mit 115 Titeln zwischen 1897 und 1912 im Verlag Albert Langen, München. Die künstlerisch aufgemachten Bände hatten in der Regel einen Umfang von 160 Seiten und wurden broschiert für 1 Mark, gebunden für 1-Mark 50 sowie später mit Ledereinband für 2 Mark 80 angeboten. Literarisch umfasste sie Autoren des In- und Auslandes wie Heinrich Mann, Jakob Wassermann und Ludwig Thoma sowie Knut Hamsun, Maxim Gorki und Émile Zola. Der Reihe fehlt mit einer Startauflage von 3.000 Exemplaren das Merkmal der Massenhaftigkeit, sie wird deshalb hier nur kurz erwähnt (Stark 1999; dort ein Verzeichnis der erschienenen Titel). Zehn-Pfennig-Miniatur-Bibliothek und Miniatur-Bibliothek Ebenfalls im Jahr 1897 startete der Verlag für Kunst und Wissenschaft A.-O.-Paul in Leipzig eine thematisch neue und von den bisher besprochenen Reihen völlig verschiedene Serie. Unter den unspezifischen Bezeichnungen Zehn-Pfennig-Miniatur-Bibliothek und Miniatur-Bibliothek wurden erstmals Ratgeber im heutigen Sinn in großer Zahl - neben populärwissenschaftlichen Titeln - veröffentlicht. Da dieses Segment wissenschaftlich weitgehend unbearbeitet ist, fehlen auch Studien zu diesen Reihen. So ist man auf eine Analyse der Notierungen im Gesamtverzeichnis alt und Gesamtverzeichnis neu, die Angaben der Deutschen Nationalbibliothek sowie eine Liste privater Sammler (www.miniaturbuch.de) angewiesen. <?page no="67"?> 67 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Abb. 12: Miniatur-Bibliothek 179: Otto Cato: Sprich richtig! Verlag für Kunst und Wissenschaft, Leipzig o. J., 64 Seiten. Format 7,5-cm x 10,8-cm und Miniatur-Bibliothek 74/ 75. Wilhelm Schwarzer. Zur Erinnerung. Friedrich M. Hörhold-Verlag, Hildesheim 1955. 77 Seiten. Format 8,0-cm x 11,8-cm. Die Miniatur-Bibliothek im Verlag Kunst und Wissenschaft und im Hörhold Verlag. Die Reihe bot Ratgeber zu Hobbys und Freizeit, zu Haus und Garten, zu Rechtsfragen und zu Sport. Daneben gab es eine Subreihe von Reiseführern mit beigelegten Karten, ferner Wörter- und Sprachlehrbücher, Werke zur Geschichte und Naturkunde sowie Einführungen in Opern und Operetten. Noch im Startjahr wurde die Reihe in Miniatur-Bibliothek umbenannt und erschien nun statt im Format 6 cm x 9 cm im Format 8 cm x 12 cm. Der Preis von 10 Pfennig wurde auch nach der Umbenennung beibehalten und war neben der Bandnummer auf dem Umschlag aufgedruckt. Nach dem Ersten Weltkrieg erhöhte sich der Preis auf 20 Pfennig. Die Umfänge lagen in der Regel zwischen 32 und 64 Seiten. Der Umschlag war zunächst in schlichter Typografie gehalten mit dem Reihentitel am Kopf der Seite; später wurde dieser plakativ mehrfarbig hervorgehoben. 1912 waren bereits 1.074 Nummern erschienen (Bry 1917: 30). Die Produktion wurde auch während des Ersten Weltkriegs aufrechterhalten und 1919 verstärkt fortgesetzt. 1921 lagen über 1.500 Nummern vor. Die Bändchen wurden immer wieder neu aufgelegt und bearbeitet. <?page no="68"?> 68 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Im Jahr 1937 wurde die Miniatur-Bibliothek nach Band 1581 vom Verlag Friedrich M. Hörhold in Leipzig übernommen, der später nach Hildesheim übersiedelte. Ungeklärt muss bleiben, ob es sich hier um eine „Arisierung“ handelte. Wohl 1955 erschien mit der Bandnummer 1.666 Verzwicktes und Vertracktes. Aufgaben zum Nachdenken der letzte Band. Die Reihe trug nun den Untertitel Die Kleinbücherei für Jedermann oder Die Taschenbücherei für Jedermann. Bis 1960 folgten noch Nachdrucke alter Nummern. Für die Beliebtheit und hohe Verbreitung der Miniatur-Bibliothek spricht, dass hier wie in Reclams Universal-Bibliothek während der Zeit des Nationalsozialismus Tarnschriften erschienen. Unter dem Titel Deutsche Mythologie (Nr. 326-330) veröffentlichte der Schutzverband Deutscher Schriftsteller 1935 die Deutsche Freiheitsbibliothek. Anthologie emigrierter deutscher Schriftsteller. 1937 enthielt der Band Körperzeichnen Heft 3 der Zeitschrift Die Kommunistische Internationale und der Operettenführer Die Fledermaus (Nr. 1501) die Abhandlung Die neue Etappe der Aggression des japanischen Imperialismus und die neue Kampfperiode des chinesischen Volkes. Aus Natur und Geisteswelt Ab 1898 brachte der Verlag Teubner, Leipzig und Berlin, die populärwissenschaftliche Sammlung Aus Natur und Geisteswelt. Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen heraus. Der Verlag sah die Aufgabe der Reihe „nicht in der Vorführung einer Fülle von Lehrstoffen und Lehrsätzen oder etwa gar unerwiesenen Hypothesen […], sondern darin dem Leser Verständnis dafür zu vermitteln, wie die moderne Wissenschaft erreicht hat, über wichtige Fragen von allgemeinem Interesse Licht zu verbreiten. […] die einzelnen in sich abgeschlossenen Schriften [bieten] gerade dem ‚Laien‘ auf dem betreffenden Gebiete in voller Anschaulichkeit und lebendiger Frische eine gedrängte, aber anregende Übersicht.“ (Deutscher Literaturkatalog 1907/ 08, Einhefter, unpaginiert) Die Bände boten Themen aus allen Gebieten des Wissens. Schon die ersten fünf erschienenen Nummern zeigten die Spannweite des Programms: 8 Vorträge aus der Gesundheitslehre von H. Buchner, Soziale Bewegungen und Theorien bis zur modernen Arbeiterbewegung von G. Maier, Schrift-und Buchwesen in alter und neuer Zeit von O. Weise, Luft, Wasser, Licht und Wärme von R. Blochmann sowie Palästina und seine Geschichte von H. von Soden. <?page no="69"?> 69 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Das Format betrug 11,8- cm x 18,0- cm. Die Umfänge waren nicht wie bei anderen Reihen normiert, sondern variierten je nach Thema. Im Allgemeinen lagen sie zwischen 130 und 160 Seiten. Viele Bände waren mit Tafeln illustriert und enthielten in Eigenanzeigen ausführliche Verzeichnisse der bereits erschienenen Bände. Geheftet kosteten die einzeln käuflichen Titel eine Mark, gebunden 1 Mark 25. Bis 1911 erschienen 348 Bändchen im Teubner Verlag, der in jener Zeit der bei weitem produktionsstärkste wissenschaftliche Verlag war, davon mehr als 100 in zwei oder mehr Auflagen. Die Reihe wurde nach dem Ersten Weltkrieg mit gleichem Programmprofil vom Verlag Springer Fachmedien in Wiesbaden fortgeführt; sie endete wohl 1931 nach 1.011 Bänden. Heute stehen 44 Bände digitalisiert zur Verfügung. Abb. 13: Aus Natur und Geisteswelt 131: Erich Ziebarth: Kulturbilder aus griechischen Städten. I. B. G. Teubner Verlag, Leipzig/ Berlin 1919, 72 Seiten. Format 11,8-cm x 18,0-cm. <?page no="70"?> 70 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Wiesbadener Volksbücher Abb. 14: Wiesbadener Volksbücher 12: Marie von Ebner-Eschenbach: Krambambuli. Der gute Mond. Verlag des Volksbildungsvereins zu Wiesbaden, Wiesbaden o. J., 51 Seiten. Format 12,2-cm x 17,6-cm. Die genannten Bibliotheken von den Meyerschen Unternehmungen bis zu Reclams Universal-Bibliothek und Kürschners Bücherschatz waren auf ein bürgerliches Publikum gerichtet, allerdings auf ein weniger zahlungskräftiges als das, das sich die Cottaschen Ausgaben oder gar Prachtwerke leisten konnte. Der Impetus für die Wiesbadener Volksbücher kam hingegen aus einer anderen Richtung. Sie ordnen sich in die breite Bewegung der Volksbildung ein, wie sie sich im neu entstandenen Deutschen Reich entwickelte. Markstein war die 1871 gegründete Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung. Die als Dachverband gegründete Gesellschaft stand in der Tradition des vom liberalen Bürgertum verfolgten Ansatzes der Verbreitung von Bildung auch in den unteren Schichten des Volks (siehe Otto 1998 und Pöggeler 1998). <?page no="71"?> 71 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Einer ihrer Zweigvereine war der 1872 ins Leben gerufene Wiesbadener Volksbildungsverein. Zur Vermittlung guter, möglichst preiswerter Lesestoffe unterhielt er Volksbibliotheken und Lesehallen und gab ab 1900 die Wiesbadener Volksbücher heraus. Ernst Schultze zählte die Reihe in seiner bereits erwähnten, Polemik gegen die „Schundliteratur“ ausdrücklich zu den „Sammlungen guter billiger Bücher“, mit denen die „Schundliteratur“ zu bekämpfen sei (Schultze 1925: 165). Bis 1937 erschienen 269 Bände in einer Gesamtauflage von rund 15 Millionen Exemplaren (Garke-Rothbart 2008: 105 und 107). Schon im September 1933 übernahmen Nationalsozialisten die Führung des Wiesbadener Volksbildungsvereins und richteten - bei wenigen noch veröffentlichten Titeln - das Programm der Reihe neu aus. Der Trägerverein der Reihe wurde 1936 aufgelöst. Eine detaillierte Darstellung der Wiesbadener Volksbücher findet sich bei Brunn-Steiner 1997; dort auch ein Verzeichnis aller erschienenen Titel. Die im Format 12 cm x 17 cm produzierten Broschuren, zumeist mit einem Vorwort versehen, trugen in der Anfangszeit - wohl aus Kostengründen - einheitlich eine heraldische Darstellung aus Elementen des Wiesbadener Stadtwappens. Die orange-rötlichen Bände hatten verschiedene Umfänge und kosteten zwischen zehn und 50 Pfennig. Das Programm, das mit Wilhelm Heinrich Riehls Der Stadtpfeifer begann, war durchaus deutsch-national geprägt. Klassiker wie Stifter, Hauff, Keller, Storm und Raabe, später Fontane, Goethe und Kleist waren zahlreich vertreten. Dazu wurden heute so gut wie unbekannte Autoren verlegt, mit betulichen Titeln wie Der arme Geigenmacher und sein Kind, Aus dem Leben eines Schullehrers oder Das Licht im Elendhause, aber durchaus auch dem Zeitgeist entsprechend wie Karl von Raumers Erinnerungen an den Freiheitskrieg 181-181, Kriegslieder aus 191-191, Kriegskreuze oder Kaiserlieder. Die Zahl der jährlich herausgebrachten Titel betrug zunächst zwischen zwölf und 16; sie ging im Ersten Weltkrieg stark zurück und erreichte auch danach nicht mehr die Zahlen der Vorkriegsjahre. <?page no="72"?> 72 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Moderne Zehn-Pfennig-Bibliothek Abb. 15: Moderne Zehnpfennig-Bibliothek 234: Josephine Schade-Hädicke: Abseits vom Glück. Klambt Verlag, Neurode/ Hamm/ Speyer [1914], 120 Seiten. Format 10,5-cm x 14,5-cm und Hausfreund-Bibliothek 116: S. B. Gould-Meister: Die Tochter des Freibeuters. Klambt Verlag, Neurode/ Hamm/ Speyer [1919], 122 Seiten. Format 10,5-cm x 14,5-cm. Leider waren zwei Ausgaben ein und desselben Werks nicht verfügbar. Nicht so stark wie den Reutlinger Volksbüchern oder den Münchener Volksbüchern, aber zumindest tendenziell wurde auch der Modernen Zehn-Pfennig- Bibliothek aus dem Klambt Verlag der Vorwurf gemacht, „Schmutz und Schund“ zu verbreiten. Im Programm waren viele Kriminalromane vertreten, aber auch Reißerisches wie Die gelbe Hölle, Die Verdammten oder Vorbestraft und Pseudoerotisches wie Die Nebenbuhler und Der Sturmgesang der Liebe. Die Reihe startete 1901 mit monatlich einem Band. Die Bände im Kleinoktav-Format waren durchnummeriert. Ab 1909 wurde die Periodizität erhöht, was ein deutlicher Indikator für den Publikumserfolg ist. In diesem Jahr soll die Einzelauflage bei 100.000 Exemplaren gelegen haben, zwei Jahre zuvor habe die Gesamtauflage sieben Millionen betragen (Galle 2006b: 197). Der letzte bibliografisch erfasste Band trug die Nummer. 253 und kam 1915 auf den Markt. <?page no="73"?> 73 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Die für den niedrigen Ladenpreis von zehn Pfennig verkauften Bände waren im Vergleich mit anderen Reihen recht umfangreich (110 bis 170 Seiten). Die auf grauem Papier gedruckten Umschläge zeigten immer eine lesende Dame im vom Jugendstil inspirierten Rahmen. Was die Reihe besonders interessant macht, ist die Tatsache, dass es unter der Bezeichnung Kaufmann’s moderne Zehn-Pfennig-Bibliothek Parallelausgaben gab, auf deren rein typografischen Umschlägen und im Innenteil Unternehmen für sich und ihre Produkte warben. Ganz oben auf dem Cover wurde dem Werbekunden versprochen: „Garantierte Auflage jedes Bandes über 50.000 Exemplare“. Pro Band waren etwa 30 Anzeigen zu finden, „in denen für Seife, Gummiwaren oder Mittel gegen Magersucht geworben wurde. Maßschneidereien, Ehevermittlungen und Detekteien machten auf sich aufmerksam.“ (Galle 2006b: 196; dort auch eine Abbildung) Wegen der Menge der Werbung - teilweise drei bis vier Annoncen auf einer Doppelseite - ist davon auszugehen, dass diese Bände kostenlos abgegeben wurden. Ob alle oder nur ausgewählte Bände aus den ersten Jahren als Werbeträger fungierten, ist unbekannt. Bibliografisch ist die Reihe im Gesamtverzeichnis alt als Kaufmann’s moderne Zehn-Pfennig-Bibliothek, im Gesamtverzeichnis neu dann als Moderne Zehn-Pfennig-Bibliothek verzeichnet. Der Klambt Verlag, der in Neurode im Eulengebirge (Schlesien) gegründet wurde und 1906 Niederlassungen in Hamm (Westfalen) und Speyer (Pfalz) eröffnete - was für den ökonomischen Erfolg spricht -, hat die Moderne Zehn-Pfennig-Bibliothek noch einmal verwertet und sie 1919 mit gleicher Nummerierung und Ausstattung unter dem Namen Hausfreund-Bibliothek auf den Markt gebracht. Mit dieser Reihenbezeichnung lehnte man sich an den Titel der Wochenzeitschrift Der Hausfreund an, die der Verlag erfolgreich seit 1843 publizierte. Cotta’sche Handbibliothek Am spätesten in den Klassikermarkt in broschierten preiswerten Ausgaben stieg Cotta ein. Zwar hatte der Verlag bereits zwischen 1853 und 1858 die 150 Bände umfassende Sammlung Volksbibliothek deutscher Klassiker, ab den 1860er Jahren die Schulausgaben deutscher Klassiker und ab 1882 die Cotta’sche Bibliothek der Weltliteratur auf den Markt gebracht sowie ab 1889 die frühere Volksbibliothek unter dem Namen Cotta’sche Volksbibliothek wieder aufgegriffen, doch das waren jeweils gebundene Ausgaben, zumeist mit teilweise ausführlichen Einleitungen, Kommentaren und Anmerkungen.1902 eröffnete der Verlag, der <?page no="74"?> 74 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert sich seit 1889 im Besitz von Adolf und Paul Kröner befand, die Cotta’sche Handbibliothek mit nicht weniger als 16 Bänden von Franz Grillparzer. Es folgten fünf Bände mit Werken von Nikolaus Lenau, bevor mit Nr. 22 Goethes Egmont und mit Nr. 27 Schillers Wilhelm Tell erschienen. Das Programm war ausgesprochen konventionell. Unter den ersten 100 Titeln waren von ausländischen Autoren nur Homer, Calderon, Molière und der unumgängliche Shakespeare mit je einem Band vertreten. Die Periodizität war zunächst hoch - bis 1905 kamen rund 120 Titel heraus -, doch in den folgenden 20 Jahren wurde gerade einmal diese Zahl erreicht. Mit Band 234 wurde die Reihe wohl 1925 eingestellt. Das Format betrug 11,5-cm x 17,5-cm; der Preis variierte je nach Umfang der gehefteten Bände zwischen 20 Pfennig und 1 Mark 30. Gebundene Ausgaben kosteten zwischen 75 Pfennig und zwei Mark. Abb. 16: Cotta'sche Handbibliothek 1: Franz Grillparzer: Das goldene Vliess. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart/ Berlin o. J., 124 Seiten. Format 11,7-cm x 18,0-cm. <?page no="75"?> 75 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Nach der Anfangsphase, deren Programm mit klassischen Autoren sich in nichts von den Konkurrenzunternehmen unterschied, verlegte Cotta in dieser Reihe zunehmend „neuere Autoren […] deren Verlagsrecht uns ausschließlich zusteht“ (Deutscher Literaturkatalog 1907/ 08, Einhefter, unpaginiert). Genannt werden unter anderen Rudolf Baumbach, Ernst Eckstein, Pierre Loti, Heinrich Seidel und Adolf Wilbrand. Die offizielle Verlagsgeschichte charakterisiert diese Entwicklung als ein „Gebräu von Forschheit und Sentimentalität, in dem alle korrumpierten Ideale der Epoche zusammengerührt waren“ und konstatiert: „Die ‚Gartenlauben‘- und verwandten Größen unangenehmer Prägung fanden nun Eingang in das vornehmste deutsche Haus: Ida Boy-Ed, Wilhelmine von Hillern, Thea von Harbou und Felicitas Rose, Richard Voß, Rudolf Stratz und, schlimmer als alle, Rudolf Herzog.“ (Lohrer 1959: 152) Max Hesse‘s Volksbücherei Der 1880 gegründete Verlag Max Hesse in Leipzig verlegte zunächst Musikalien und ab 1898 umfangreiche Klassikereditionen unter dem Reihentitel Max Hesse’s Neue Leipziger Klassiker-Ausgaben, darunter Goethes Werke in 44 Bänden. 1905 waren 45 Autoren in 60 verschiedenen Ausgaben im Programm. 1903 kamen die ersten 30 Nummern von Max Hesse’s Volksbücherei auf den Markt. Bis 1911 erschienen 587 Nummern unter diesem Label; ab der Nummer. 588 lautete der Reihentitel Hesse’s Volksbücherei. Nach 1.350 Nummern wurde die Reihe 1920 eingestellt. Die Bände hatten ein Format von 10,7-cm x 16 cm und kosteten broschiert je Nummer. 20 Pfennig. Sie waren auch in Leinen und als Geschenkband erhältlich. Die Umfänge lagen je Nummer bei etwa 80 Seiten. Wie in der Cotta’schen Handbibliothek stand auch in Max Hesse’s Volksbücherei Franz Grillparzer am Beginn. Unter den ersten 30 Bänden, dem Startprogramm, war der österreichische Autor mit 15 Titeln vertreten. Dessen Landsmann Adalbert Stifter erschien in den ersten beiden Jahren ebenfalls mit zahlreichen Werken. Von Goethe wurden nur Hermann und Dorothea sowie Die Leiden des jungen Werthers verlegt, Schiller erst gar nicht in die Sammlung aufgenommen. Dagegen erschien vom erfolgreichen zeitgenössischen Abenteuerschriftsteller Friedrich Gerstäcker (1816-1872) eine Auswahl seiner Erzählungen in nicht weniger als zwölf Bänden. Die Mischung aus Klassikern und Erfolgsschriftstellern der Zeit ist auch charakteristisch für das weitere Programm. So standen Bürger und Droste-Hülshoff, Das Nibelungenlied und Wolfram von Eschenbach neben A. E. Brachvogel und Bret Harte, Hermann Kurz und Anton Perfall. <?page no="76"?> 76 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Hesse’s Volksbücherei, die Fortsetzung von Max Hesse’s Volksbücherei, war noch deutlich populärer ausgerichtet und präsentierte eine eigenartige Mischung. Neben Guy de Maupassants Erzählungen und Richard Wagners Ring des Nibelungen erschienen auch Titel wie In Herzensnot oder Der Teufel auf der Kirchweihe und andere Humoresken. Während des Ersten Weltkriegs trug der Verlag dem Zeitgeist Rechnung und veröffentlichte viele einschlägige Titel wie Sturmtage von Soissons und andere Kriegserlebnisse, Torpedobootsfahrt und andere Marine-Geschichten oder Die Seeschlacht vor dem Skagerrak. Nach Kriegsende geriet das Programm zu einer kruden Mischung aus Karl Immermann, Theodor Storm und Émile Zola sowie Büchern wie Ein Paar Frankfurter und andere Humoresken, Die deutschen Kolonien in Brasilien und den Romanen von Eugenie Marlitt. Den Abschluss der Serie bildete denn auch mit den Nummern 1.348-1.350 Der Schusterfranzl. Lebens- und Leidensgeschichte eines humorvollen Flickschusters von Richard Plattensteiner. Abb. 17: Max Hesse’s Volksbücherei 19: Franz Grillparzer: Der Traum, ein Leben. Max Hesse’s Verlag, Leipzig o. J., 80 Seiten. Format 11,3-cm x 16,8-cm. <?page no="77"?> 77 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Kosmos-Bändchen Abb. 18: Kosmos Bändchen: H. Dekker: Sehen, Riechen, Schmecken. Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde, Stuttgart o. J., 102 Seiten. Format 13,5-cm x 20,8-cm. Wie die Reihe Aus Natur und Geisteswelt aus dem wissenschaftlichen Verlag Teubner sind auch die Kosmos-Bändchen im Kontext der Popularisierung von Wissenschaft und hier insbesondere der Naturwissenschaften zu sehen. Parallel zum sich institutionalisierenden Wissenschaftssystem entstand im gesellschaftlichen Raum das Bedürfnis, wissenschaftliche Erkenntnisse, vor allem naturwissenschaftliche, zu popularisieren. Das bedeutete, „der naturwissenschaftlichen Bildung eine zentrale Rolle zuzuweisen in dem Bestreben, über die Verbreitung von Bildung überhaupt eine fortschrittliche gesellschaftliche Entwicklung vor- <?page no="78"?> 78 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert anzutreiben und klassenübergreifend zur geistigen wie sozialen Emanzipation beizutragen“ (Daum 2002: 3). Dabei ging es nicht darum, Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften dichotomisch einander gegenüberzustellen, sondern die Naturwissenschaften „in das bestehende kulturelle Gefüge“ (Daum 2002: 12) zu integrieren. Träger der Popularisierung waren in weitem Maß bürgerliche Vereine (vgl. die Liste bei Daum 2002: 169). Im Fall der Kosmos-Bändchen war das die 1903 durch die Franckh’sche Verlagsbuchhandlung in Stuttgart gegründete Gesellschaft der Naturfreunde, kurz: Kosmos-Gesellschaft. Der wegen seiner Nachdruckpolitik im Buchhandel unbeliebte Verlag hatte nach dem Tod der beiden Gründer die Verlagstätigkeit für fast 30 Jahre eingestellt. 1893 übernahmen Euchar Nehmann sen. und Walther Keller das Unternehmen und richteten den Verlag auf den naturwissenschaftlichen Sektor hin aus. Die Kosmos-Gesellschaft weist deutliche Merkmale einer frühen Buchgemeinschaft auf. Die Mitglieder - bereits ein Jahrzehnt nach der Gründung waren es über 100.000 - erhielten für den Jahresbeitrag von 4,80 Mark kostenlos die Zeitschrift Kosmos und fünf gesonderte Veröffentlichungen über naturwissenschaftliche Themen, eben die ab 1904 erscheinenden Kosmos-Bändchen. Diese waren aber auch im Buchhandel zum Preis von einer Mark erhältlich. Welche Bedeutung populärwissenschaftliche Buchreihen zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Beginn des Ersten Weltkriegs hatten, zeigen die Aufstellungen bei Daum 2002: 324-331, insbesondere 326-328. Die weitaus überwiegende Zahl dieser Serien erschienen allerdings gebunden, wie etwa die Sammlung Göschen. Zu den Kosmos-Bändchen siehe auch Kersting 2000. Sie hatten ein Format von 13,5- cm x 20,5- cm und umfassten selten mehr als 100 Seiten. Als Broschur hatten sie in den Anfangsjahren farbige Titelbilder; die Umschläge der gebundenen Ausgaben wechselten farblich von Jahrgang zu Jahrgang und waren typografisch gestaltet. Die Reihe deckte ein breites Themenspektrum ab. Die Titel waren oft recht metaphorisch formuliert, so zum Beispiel Streifzüge im Wassertropfen, Würger im Pflanzenreich oder Auf Vorposten im Lebenskampf. Von den 54 Bändchen, die bis 1914 erschienen, stammten sieben vom bekanntesten naturkundlichen Populärschriftsteller seiner Zeit, Wilhelm Bölsche (1861-1939). Bis zu seinem Tod 1939 waren es insgesamt 17. Weitere wichtige Autoren waren Max Wilhelm Meyer, der Direktor der Berliner Urania, sowie der Kosmos-Redakteur Kurt Floericke. 1904 <?page no="79"?> 79 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert erschien als erster Band Die Abstammung des Menschen von Bölsche. Bereits 1907 waren davon 100.000 Exemplare verkauft, und für 1931 ist die 125. Auflage verzeichnet. Lehrmeister-Bibliothek Abb. 19: Lehrmeister-Bücherei 106: Florentine Gebhardt: Altdeutsche Zierstickerei. Verlag Hachmeister & Thal, Leipzig o. J., 36 Seiten. Format 12,0-cm x 16,8-cm. Wie die oben beschriebene Reihe Zehn-Pfennig-Miniatur-Bibliothek bzw. Miniatur-Bibliothek ist auch die Lehrmeister-Bibliothek aus dem Leipziger Verlag Hachmeister & Thal eine Sammlung von reinen Ratgebern für den Alltag. Auch für sie gilt, dass das Gesamtverzeichnis alt und das Gesamtverzeichnis neu die einzigen wesentlichen Informationen liefern. Danach startete die Lehrmeister-Bibliothek im Jahr 1910 mit mehr als 50 Titeln. Als Nr. 1 erschien Der Hausgarten von Fritz Saftenberg. Im Folgejahr brachte der Verlag fast 100 weitere Titel auf den Markt. Danach wurde die Jahresproduktion stark zurückgefahren. Bis 1915 sind insgesamt 193 Bändchen in 335 Nummern erschienen. <?page no="80"?> 80 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Das Genre des Ratgebers ist kaum erforscht. Das gilt auch für Oels/ Schikowski 2012, wo zwar viel Theoretisches und Medientheoretisches expliziert wird, aber kaum relevante historische Ergebnisse präsentiert werden. Das Programm war weit gefächert, wie wir das von heutigen großen Ratgeberverlagen kennen. Die Themen der „nützlichen Bücher“, wie man sie in dieser Zeit nannte, umfassten Hobbies, Naturführer, Kochen, Haus und Garten, Heimtiere, Basteln und Elektrotechnik, Sport, Kindererziehung, Wörterbücher und Sprachführer sowie Handbücher zu Geschichte, Sprache, Kunst und Kultur. Die Umfänge der Bändchen im Format 12 cm x 17 cm betrugen selten mehr als 48 Seiten, in der Regel waren die Titel deutlich dünner. Doch darunter war auch ein Opernführer mit 288 Seiten in fünf Nummern. Die Bändchen kosteten pro Nummer. 20 Pfennig. Die Umschläge waren auf rotem Papier gedruckt. Am Kopf stand prominent der Reihentitel, gefolgt von der Bandnummer sowie Titel und Autor. Auch die Zahl der Abbildungen sowie der Preis waren vermerkt. Ohne aufwendige Recherche lässt sich leider nicht ermitteln, wann die strenge typografische Umschlaggestaltung aufgegeben und durch eine Lösung mit Bildern ersetzt wurde. Vermutlich war das Mitte der 1920er Jahre der Fall. Die Reihe wurde wohl 1942 mit der Nummer 1.338/ 1.339 eingestellt, doch erschienen noch Anfang der 1950er Jahre überarbeite Nachauflagen und Neubearbeitungen, so 1948 mit den Nummern 2.027/ 2.028-2.031/ 2.032 So arbeiten unsere Röhren von Rolf Wigand, ein Titel, der 1938 erstmals veröffentlicht wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb der Albrecht Philler Verlag in Minden Lizenzen von Hachmeister & Thal für die Bundesrepublik, veröffentlichte vor allem Garten- und Kleintierratgeber und führte die Reihe auch mit eigenen Titeln bis 1988 fort. „Praktische Reihen“ wie die Zehn-Pfennig-Miniatur-Bibliothek bzw. Miniatur-Bibliothek und die Lehrmeister-Bibliothek standen in einer Reihenstatistik, die auf dem Jahr 1912 basiert, nach den fachwissenschaftlichen Reihen und der Belletristik an dritter Stelle. Zu dieser Zeit waren 311 Serien mit 10.821 Bänden auf dem Markt. Rechnet man noch die populärwissenschaftlichen Reihen (123 Serien mit 4.224 Bänden) dazu, so sieht man, welches ökonomische Gewicht das nicht-fiktionale Segment in dieser Zeit hatte (Bry 1917: 29 und 32). <?page no="81"?> 81 Charakteristik des Taschenbuchs im 19. Jahrhundert Charakteristik des Taschenbuchs im 19. Jahrhundert Die Entstehung und Entwicklung des Taschenbuchs im langen 19. Jahrhundert sind, wie im Kapitel über den literarischen Markt ausgeführt, im Rahmen der Entwicklung des gesamten Mediensystems zu sehen. Zwar gerieten die Druckmedien bereits ab der ersten Hälfte des Jahrhunderts mehr und mehr in Konkurrenz zu neuen Medien, doch lag „das Hauptgewicht im 19. Jahrhundert gesamtkulturell immer noch“ bei ihnen (Faulstich 2004: 255). Dabei differenzierte sich das Teilsystem Taschenbuch aus, es standardisierte und institutionalisierte sich. Natürlich lässt sich das lange 19. Jahrhundert, auch was das Taschenbuch angeht, nicht auf einen Begriff bringen. Die Ausdifferenzierungen sind offenkundig. Die zunächst vorherrschende Form der Klassikerbibliothek wurde ergänzt durch zeitgenössische Unterhaltungsliteratur, ferner durch Sachthemen und gegen Ende des Jahrhunderts durch Ratgeber im durchaus heutigen Verständnis. Die Funktionenpalette verbreiterte sich, wobei die literarische Kultur als Unterhaltungskultur mehr und mehr an Boden gewann. Der Standardisierungsgrad war, nicht zuletzt aus drucktechnischen und ökonomischen Gründen, hoch. Das fängt bei der Umschlaggestaltung an, geht über die Umfänge und die Preissetzung und endet bei typografischen Standards. Wie erwähnt blieben in der Universal-Bibliothek von Reclam Umschlaggestaltung und Ladenpreis je Nummer über fast 50 Jahre hinweg unverändert. Auch der Grad der Institutionalisierung ist offenkundig. So gab es Verlage, die eigens für die Herausgabe einer entsprechenden Reihe gegründet wurden. Jedoch auch Verlage, die bereits eine verlegerische Tradition hatten, institutionalisierten sich als Taschenbuchverlage. Bestes Beispiel dafür ist der Reclam Verlag, der zwar nach dem Start der Universal-Bibliothek weiterhin auch gebundene Bücher verlegte, doch ist er nur als Taschenbuchverlag eine „Institution“, was im Übrigen durchaus bis heute gilt. Diese Institutionalisierung wird auch deutlich, wenn man die Akteure in den Blick nimmt. Nicht ein klassischer Verlag wie Cotta war es, der die Entwicklung in diesem Sektor vorantrieb, sondern es waren Gründerfiguren, die „nicht selten risikofreudig aus anderen Berufen ins Buchgewerbe wechselten, von Standestraditionen unbelastet“. Sie zeichnete eine „kühne Nutzung der neuen technischen Möglichkeiten, [und eine] Spekulation auf ein Publikum, über das Cotta und mit ihm die meisten altväterlichen Verlage hochmütig hinwegsahen“, aus (Wittmann 1986: A409). <?page no="82"?> 82 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert Statistik, Typologie und Chronologie Eine statistische Betrachtung der Taschenbuchreihen in diesem Zeitraum muss auch unter dem Blickwinkel der Entwicklung des Buchmarkts im 19. Jahrhundert stattfinden. Wie im einleitenden Kapitel zum literarischen Markt teilweise dargestellt, verlief diese Entwicklung, was die Gesamtbuchproduktion angeht, nicht kontinuierlich, sondern in zwei Phasen. Stieg in der ersten Hälfte des Jahrhunderts die Zahl der veröffentlichten Titel stetig bis zum Hoch im Jahr 1843 mit 14.039 Titeln an, so fiel sie im Gefolge der Revolutionswirren 1851 auf den Tiefstand von 8.346 Titeln. Nach der Reichsgründung folgte eine erneute Aufschwungphase, aber erst 1879 wurde der Stand von 1.843 wieder erreicht. In den folgenden 30 Jahren beschleunigte sich die Produktion weiter und erreichte 1913 mit 35.078 Titeln den Höchststand. Die „schöne Literatur“ (vor allem Klassiker, Romane und Erzählungen wuchs noch wesentlich stärker. So stieg beispielsweise die Zahl der Neuerscheinungen allein in den zwei Jahrzehnten von der Reichsgründung 1871 bis 1890 um fast 90-Prozent (siehe Kastner 2003). Eine äußerst komprimierte, sehr lesenswerte Darstellung des literarischen Markts zwischen 1849 und 1914 liefert Wehler 2008, Bd. 3: 429-434 und 1232-1236. Zwar liegen für die Entwicklung der Taschenbuchreihen keine Zahlen für das ganze 19. Jahrhundert vor, doch hat Carl Christian Bry 1917 in einer Art Momentaufnahme die in den Jahren 1910 bis 1912 auf dem Markt befindlichen Reihen statistisch erfasst. Er zählte 1.773 Reihen mit 70.979 Bänden. Den größten Anteil hatten mit deutlichem Abstand die belletristischen Reihen mit 21.357 Bänden und die fachwissenschaftlichen Reihen mit 20.929 Bänden. An dritter Stelle rangierte die bereits oben genannte „praktische Literatur“ (Lehrmittel, Führer und Ratgeber) mit 10.821 Bänden, also etwa der Hälfte (Bry 1917: 37). Eigentümlicherweise nicht in die Statistik aufgenommen wurden die „populären Klassiker-Bibliotheken“ (33 f.). Dadurch hätte sich der Anteil der schönen Literatur noch deutlich erhöht. Carl Decke hat seiner ein Jahr früher als Bry erschienenen Dissertation Die Bücherreihe im deutschen Buchhandel der letzten Jahre genau das gleiche Material zu Grunde gelegt, nämlich Hinrichs Dreijahrskatalog 1910-1912. Merkwürdigerweise ist dieses Buch im Gegensatz zu dem von Bry in der Forschung so gut wie nicht rezipiert worden. <?page no="83"?> 83 Statistik, Typologie und Chronologie Die drei umfangreichsten Reihen begannen in den Jahren zwischen 1867 (Reclams Universal-Bibliothek) und 1886 (Hendels Bibliothek der Gesamt-Litteratur des In- und Auslandes sowie Meyers Volksbücher) zu erscheinen (Bry 1917: 26) und spiegeln damit die dynamische Entwicklung der Gesamtbuchproduktion in dieser Zeit. Die Universal-Bibliothek und Meyers Volksbücher waren zwar prinzipiell thematisch unbegrenzt, doch lag ihr Schwergewicht eindeutig auf der „schönen Literatur“. Betrachtet man die in diesem Kapitel vorgestellten Taschenbuchreihen im chronologischen Zusammenhang, so wird zweierlei deutlich. Zum einen setzt Mitte der 1880er Jahre ein Gründungsboom ein. Bezeichnenderweise stammt die erwähnte zeitgenössische Studie aus dieser Zeit (Moldenhauer 1884). Zum anderen steht das Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende eindeutig im Zeichen von Nonfiction-Reihen. 1810 Etui-Bibliothek der Deutschen Classiker (Gebr. Schumann, 1810- 1826, 100 Bände) 1818 Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker (Gebr. Schumann, ab 1818, 60 Bände) 1821 Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker in neuen Verdeutschungen (Gebr. Schumann, 1821-1830, 262 Bände) 1827 Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker und Cabinets-Bibliothek der Deutschen Classiker (Bibliographisches Institut, 1827-1834) 1839 Neue Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker (Bibliographisches Institut, 1839-1844, 204 Bände) 1841 Familien-Bibliothek der Deutschen Klassiker (Bibliographisches Institut, 1841-1846, 130 Bände) 1841 Collection of British Authors (*Tauchnitz-Edition; Bernh. Tauchnitz jun., 1841-1943, 5.370 Nummern) 1840er Jahre Reutlinger Volksbücher (Ensslin & Laiblin; späte 1840er Jahre-um 1880, ca. 400 Bände) 1850 Meyer’s Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände (Bibliographisches Institut, 1850-1855, 365 Bände 1867 Universal-Bibliothek (Anton Philipp Reclam Verlag, seit 1867) 1871 Kleine Volks-Erzählungen (Julius Bagel Verlag, 1871-1910, fast 3.000 Nummern) Um 1880 Neue Volksbücher (auch Neue Reutlinger Volksbücher; Ensslin & Laiblin, um 1880-um 1900, 527 Bände) <?page no="84"?> 84 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert 1884 Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek (Verlag von J. Engelhorn, 1884-1930, 756 Werke in 1.046 Bänden) 1884 Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten (Verlag Moritz Schauenburg, 1884-1914, 1.856 Nummern) 1886 Meyers Volksbücher (Bibliographisches Institut, 1886-1914, 652 Bände mit 1.696 Nummern) 1886 Bibliothek der Gesamt-Litteratur des In- und Auslandes (Verlag von Otto Hendel, 1886-1926, 2.573 Nummern) 1889 Münchener Volksbücher (Münchener Verlags-Institut, 1889-1896, ca. 100 Nummern) 1890 Kleine Jugend-Bibliothek (Verlag Adolf Spaarmann, 1890-1905, rund 2.800 Hefte) 1897 Kürschners Bücherschatz (Hermann Hilger Verlag, 1897-1923, 1.334 Bände) 1897 Zehn-Pfennig-Miniatur-Bibliothek und Miniatur-Bibliothek (Verlag für Kunst und Wissenschaft A. O. Paul, 1897-1955, 1.666 Bände) 1898 Aus Natur und Geisteswelt (Verlag Teubner, 1898-1931, 1.011 Bände) 1900 Wiesbadener Volksbücher (Wiesbadener Volksverein, 1900-1937, 269 Bände) 1901 Moderne Zehnpfennig-Bibliothek (Klambt Verlag, 1901-1915, 253 Bände) 1902 Cotta’sche Handbibliothek (J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, 1902-1925, 234 Bände) 1903 Max Hesse’s Volksbücherei (Verlag Max Hesse, 1903-1920, 1.350 Nummern) 1904 Kosmos-Bändchen (Gesellschaft der Naturfreunde, (1904-1957, 216 Bände) 1910 Lehrmeister-Bibliothek (Verlag Hachmeister & Thal, 1910-1942, 1.339 Nummern) Funktionen Wenn broschierte Reihen/ Bibliotheken/ Sammlungen eine Antwort auf kulturelle Veränderungen und neue Gelegenheiten sind (Spiers 2007: 1-2; zit. nach Troy 2011: 203), dann lassen sich aus der Palette ihrer Angebote in Anlehnung <?page no="85"?> 85 Funktionen an Fischer/ Haefs/ Mix 1999 drei Primärfunktionen für diesen neu entstandenen Buchtyp herausdestillieren. Das ist zum einen die Vermittlung von kulturellem, vor allem literarischem Wissen. Dabei liegt der Schwerpunkt eindeutig auf der deutschen klassischen Literatur (Etui-Bibliothek der Deutschen Classiker, Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker, Reclams Universal-Bibliothek), in zweiter Linie auf ausländischer Literatur in Übersetzungen (neben Reclams Universal-Bibliothek Otto Hendels Bibliothek der Gesamt-Litteratur des In- und Auslandes) und zu einem kleinen Teil in originalsprachlichen Reihen (August Schumanns Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker, Tauchnitz-Edition). Diese Funktion erfüllten - zumindest in den Augen der Iniatoren - auch die von volksbildnerischem Impetus getriebenen Sammlungen (Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten, Wiesbadener Volksbücher). Daneben gibt es Reihen, die den kulturellen Anspruch (Klassiker) mit der zweiten wichtigen Funktion, nämlich der der Unterhaltung verbinden (Max Hesse’s Volksbücherei). Die Primärfunktion der Unterhaltung gewann wie in der Ausdifferenzierung der Massenmedien im 19. Jahrhundert generell zunehmend auch an Bedeutung im Taschenbuch. Die Ausdifferenzierung fand bei den Taschenbuchreihen sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch hinsichtlich des Publikums statt. So zielten Engelhorns Romanbibliothek und Kürschners Bücherschatz auf das bürgerliche Lesepublikum, die Reutlinger Volksbücher und die Münchener Volksbücher eher auf die sozial niederen Schichten. Gerade hier wäre eine detaillierte Programmanalyse der Reihen hochinteressant, ließen sich doch damit Einblicke in die Geschmacksgeschichte (und in die Bestsellergeschichte) der Zeit gewinnen. Eine eindeutige Stratifikation der Medien, wie sie Werner Faulstich in seinem anregenden Buch Medienwandel im Industrie- und Massenzeitalter (1830- 1900) vornimmt (2004: 257-259), gerät zu schablonenhaft und schematisch. Die dritte Primärfunktion ist die Vermittlung von praktischem und nützlichem Wissen. Sie tritt erst gegen Ende des Jahrhunderts in Erscheinung (Miniatur-Bibliothek aus dem Verlag für Kunst und Wissenschaft, Aus Natur und Geisteswelt, Kosmos-Bändchen sowie Lehrmeister-Bibliothek beziehungsweise Lehrmeister-Bücherei). Hier wie im Klassikerbereich hatte das Taschenbuch keine Alleinstellung bei der Vermittlung, sondern diese Funktion wurde auch durch gebundene Reihen erfüllt (Ullstein’s Sammlung praktischer Hausbücher <?page no="86"?> 86 4 Das Taschenbuch im langen 19. Jahrhundert sowie die Ich kann…-Bücher aus diesem Verlag (Schneider 2011: 34 f. und 44). Die Funktion der Verbreitung und Diskussion von Spezialwissen sowie von wissenschaftlichen Erkenntnissen wurde dagegen so gut wie ausschließlich in gebundenen Reihen erfüllt (Sammlung Göschen und die Juristische Handbibliothek aus dem Verlag Rossberg in Leipzig). Das gilt auch für die umfangreiche Chemisch-technische Bibliothek im Verlag Hartleben in Wien, obwohl die Reihe seit 1876 sowohl broschiert als auch gebunden angeboten wurde. Da der Preisunterschied jedoch sehr gering war - 6 Mark zu 6,80 Mark - ist anzunehmen, dass die Käufer die strapazierfähigere Hardcover-Ausgabe bevorzugten. Betrachtet man - wiederum in Anlehnung an Fischer/ Haefs/ Mix 1999 - die Sekundärfunktionen, so sind dies der Beitrag zur Bildung, die Vermittlung von Orientierungswissen und der Beitrag zur Herausbildung der nationalen Identität. Bildung war im 19. Jahrhundert ein zentrales Leitmotiv der Konstituierung einer bürgerlichen Gesellschaft. Der zeitgenössische Begriff ging über das Humboldtsche Ideal der Vervollkommnung des Individuums hinaus und war ein wesentlicher Faktor bei der wirtschaftlichen und politischen Emanzipation des Bürgertums. Das verdichtete sich in dem Schlagwort „Wissen ist Macht - Bildung macht frei! “ So ist es kein Zufall, dass dieses Bildungsprogramm als Verlagsprogramm ökonomisiert wurde. Bei den Bänden von Meyer’s Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände prangte das Motto „Bildung macht frei“ auf dem Haupttitel. Die Vermittlung sinnstiftenden weltanschaulichen Orientierungswissens im Prozess der fortschreitenden Stratifizierung der Gesellschaft setzte die im 18. Jahrhundert begonnene Entwicklung fort: „Die Umstrukturierung der Buchproduktion bewirkte einen Säkularisierungsvorgang, in dem die buchmediale Kommunikation die Funktionen der religiösen Sinnvergewisserung und Weltorientierung übernahm“ (Estermann/ Jäger 2001: 17). Dort, wo der bürgerliche Bildungskonsens der Verständigung über Klassiker in Gefahr zu sein schien wie in der Schmutz-und Schunddebatte, wurde heftig gegen nicht-bürgerliche Lesestoffe polemisiert. Schließlich ist der Beitrag zur Herausbildung der nationalen Identität als dritte Sekundärfunktion zu nennen. Die Kulturnation im staatlich zersplitterten Römischen Reich deutscher Nation war bis zur Reichsgründung im Jahr 1871 ein funktionaler Ersatz für einen Nationalstaat. In der Kultur fand das inhomogene Bürgertum seine Identität. Diese „ideelle Einigung der Nation in der Klassikerverehrung“ (Wittmann 1982b: 133) zeigte sich bereits beispielhaft in den Feiern <?page no="87"?> 87 Funktionen anlässlich des 100. Geburtstags von Friedrich Schiller im Jahr 1859 (Noltenius 1984) und wurde im Klassikerjahr 1867 von Rudolf Gottschall im Börsenblatt des deutschen Buchhandels unter der Überschrift Die Classiker als Nationaleigenthum auf den Begriff von Besitz und Bildung gebracht: „Erst der Besitz der Werke schafft ein intimeres Verhältnis zu den Schriftstellern und Dichtern; ein dauerndes Band - und in diesem Besitz wird jetzt die Mansarde und der Salon sich theilen.“ (zit. nach Jäger 1991: 475) Die schichtenübergreifende Funktion („die Mansarde und der Salon“) wird auch im Titel der Meyerschen Groschenbibliothek expressis verbis benannt: Die Bibliothek präsentiere die Klassiker für alle Stände. Die zeitliche Nähe von Gründung des Norddeutschen Bunds als Vorläufer des Deutschen Reichs im Jahr 1866 und die potentielle Verfügbarkeit der Klassiker durch die Urheberrechtsreform im Klassikerjahr 1867 wurden „als Zeichen einer nationalen wie geistigen Wiedergeburt Deutschlands“ gesehen (Jäger 1991: 475). <?page no="89"?> 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Bei Weitem nicht so ertragreich wie im 19. Jahrhundert ist die Suche nach Taschenbüchern zwischen 1914 und 1945, dem Beginn des Ersten und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Bezeichnend für die Forschungssituation ist, dass in der einzigen Gesamtdarstellung der Geschichte des Buchhandels (Wittmann 1999) wie auch in den beiden Bänden zur Weimarer Republik (Fischer/ Füssel 2007 und 2012) weder das Wort Taschenbuch auftaucht noch der Buchtyp Taschenbuch thematisiert wird. Man ist nicht zuletzt auf Zufallsfunde angewiesen, wie es dem Verfasser bei der Beschäftigung mit der Geschichte des Droemer Knaur Verlags gelungen ist (Fetzer 2017). Insofern kann die folgende Darstellung keine Vollständigkeit beanspruchen. Von den Reihen, die vor dem Ersten Weltkrieg auf dem Markt waren, werden hier nur diejenigen verfolgt, deren weitere Geschichte, deren Programmentwicklung und deren zahlenmäßige Relevanz interessant sind. Das sind die Tauchnitz-Edition, Reclams Universal-Bibliothek, Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek, die Kosmos-Bändchen und die Lehrmeister-Bibliothek. Collection of British and American Authors Durch den Ersten Weltkrieg geriet die Collection of British and American Authors von Tauchnitz von mehreren Seiten unter Druck. Zum einen verhängte die britische Regierung ein Kooperationsverbot mit dem Kriegsgegner, weshalb sich einige der Autoren aus der Edition zurückzogen. Zum zweiten unterlag die Produktion der deutschen Zensur. Drittens baute der Verlag Thomas Nelsons and Sons nach langjähriger Zusammenarbeit und Vertriebstätigkeit für Tauchnitz in Paris das Konkurrenzunternehmen Nelson’s Continental Library auf, das in Programm, Format und Ausstattung sich eng am Vorbild der Tauchnitz-Edition orientierte. Hinzu kamen kriegsbedingte Produktionsschwierigkeiten wie zum Beispiel Papierkontingentierungen. Hatte Tauchnitz 1913 noch 81 Bände herausgebracht, so wurde die Produktion nach Kriegsbeginn zwischen September und Dezember 1914 auf Null zurückgefahren und überstieg in den darauffolgenden fünf Jahren zwischen 1915 und 1919 nie mehr als acht Titel pro Jahr. Tauchnitz reagierte zunächst mit dem verstärkten Nachdruck von unverdächtigen (Unterhaltungs-)Klassikern wie unter- anderen Cooper, Defoe, Poe und Swift. Nach dem Krieg wurde die Zusammenarbeit mit Autoren, die für die britische Kriegspropaganda gearbeitet hatten, fortgesetzt. So erschienen bis <?page no="90"?> 90 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 zum Ende der 1920er Jahre 33 Bände von Arthur Conan Doyle. Auch gelang es, den Bestsellerautor Somerset Maugham in dieser Zeit als Autor zu gewinnen. Moderne zeitgenössische Autoren wie Ernest Hemingway, James Joyce, D. H. Lawrence, Katherine Mansfield oder Virginia Woolf waren jedoch nur spärlich im Programm vertreten. Eine empfindliche Störung des Geschäftsmodells von Tauchnitz, nämlich die Autoren mehr oder weniger gleichzeitig mit der Originalausgabe auf den Markt zu bringen, brachte die von John Galsworthy initiierte Entschließung der Society of Authors in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre mit sich, der zufolge Rechte erst ein Jahr nach der Publikation ins Ausland verkauft werden durften. All das führte dazu, dass sich die Reihe nach dem völligen Einbruch während des Ersten Weltkriegs nur langsam erholte und 1931 mit 59 Bänden wieder in etwa den langjährigen Durchschnitt der Jahresproduktion erreichte. Doch danach fiel die Zahl der Veröffentlichungen rapide ab. 1937 waren es noch 17, 1940 nur noch drei und bis zur Einstellung der Reihe im Jahr 1943 - das Verlagshaus wurde durch einen Bombenangriff im Dezember des Jahres zerstört - jeweils ein Band. Zwischen 1934 und 1943 erschienen insgesamt nur 198 Bände. Außer neuen Werken der etablierten Tauchnitz-Autoren ist nichts erschienen, was der Rede wert wäre. Auch wurde die Backlist in den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise deutlich ausgedünnt. Für den Zeitabschnitt 1926 bis 1931 haben sich Zahlen erhalten (Mienert u. a. 2017: 107-110). Sie können nur exemplarisch stehen, nicht zuletzt da in diese Zeit die Weltwirtschaftskrise fiel, unter der auch die Tauchnitz-Edition litt. In den genannten Jahren erschienen 314 Novitäten, also im Durchschnitt rund 52-neue Titel pro Jahr. Die Druckauflage dieser Bücher betrug über 2,3 Millionen Exemplare. Zugleich veranstaltete der Verlag 1.106 Nachdrucke mit insgesamt 5,5 Millionen Exemplaren. Bei neuen Titeln lag somit die durchschnittliche Auflagenhöhe bei 7.375 Exemplaren, bei Nachdrucken bei 2.883 Exemplaren. Auf dem deutschen Markt verkaufte der Verlag im genannten Zeitraum mehr als 1,6 Millionen Bücher; die Zahlen schwankten dabei zwischen rund 300.000 Exemplaren 1927 und knapp über 200.000 Exemplaren im Jahr 1931. Auf den ausländischen Märkten wurden etwas mehr als doppelt so viele Exemplare verkauft, nämlich fast 3,4 Millionen Stück. Die wichtigsten Märkte waren mit Abstand Frankreich, die Schweiz und Italien; deutlich dahinter folgten Österreich, Ägypten und Schweden. Für George Bernard Shaw, den erfolgreichsten Autor nach dem Weltkrieg, sind ebenfalls Absatzzahlen überliefert. Von Juli 1927 bis Dezember 1932 wurden <?page no="91"?> 91 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 von dem 1924 publizierten Theaterstück Die heilige Johanna fast 53.000 Exemplare, von dem zehn Jahre zuvor erschienenen The Four Pleasant Plays (darunter Helden) über 41.000 Exemplare verkauft. Über die Erlössituation des Verlags in diesen Jahren ist nichts bekannt, doch lässt sich aus Umsätzen im Ausland in den Jahren 1929 bis 1931 vorsichtig schließen, dass der Verlag mindestens 80 Pfennig je verkauftem Exemplar erlöste. Neben der Weltwirtschaftskrise, die das Unternehmen in „eine extreme finanzielle Schieflage“ (Mienert u. a. 2017: 169) brachte, machten auch interne Fehleinschätzungen und Managementfehler der Unternehmerfamilie dem Verlag schwer zu schaffen. So war die spanischsprachige Reihe Biblioteca Rojo y Azul (Rote und Blaue Bibliothek) ab 1921 - also mitten den Inflationsjahren - ein Flop, denn sie erreichte bis 1932 nur zehn Bände. Auch das Programm wirkte nicht auf der Höhe der Zeit. Es bediente zu sehr die Nachfrage nach klassischen Texten und vernachlässigte die Moderne, wie Sylvia Beach, die legendäre Leiterin der Pariser Buchhandlung Shakespeare and Company, bemerkte (Troy 2011: 204). Zudem entließ der Verlag den Ende 1929 vom Insel Verlag gekommenen Geschäftsführer Max Christian Wegner bereits nach nicht einmal zwei Jahren. Rückblickend gab Wegner als Grund für den Bruch mit der Familie an, dass diese „in ihren Erbanteilen am Verlage nur eine sichere Geldquelle sahen, ohne zu begreifen, dass es neuer Maßnahmen bedurfte, um das ehrwürdige Unternehmen am Leben zu erhalten“ (Wegner 1952). Auch die aufkommende Konkurrenz setzte Tauchnitz unter Druck. Noch im Jahr seiner Entlassung gründete Wegner zusammen mit John Holroyd-Reece den Albatross Verlag, in dem 1932 die Konkurrenzbibliothek Albatross Modern Continental Library zu erscheinen begann. 1934 stand Tauchnitz zum Verkauf; die Leipziger Großdruckerei Oscar Brandstetter erwarb die Firma zum 1. Oktober des Jahres. Brandstetter bildete ein Jointventure aus Albatross und Tauchnitz. Dabei spielte Holroyd-Reece eine zentrale Rolle: „Da dem Albatross Verlag mit einem ausländischen Kapitalgeber und einem ‚nicht-arischen‘ Direktor eine Übernahme Tauchnitz’ durch die NS-Behörden untersagt worden war, nutzte Holroyd-Reece vorhandene Schlupflöcher, um schließlich doch die Kontrolle über den Tauchnitz Verlag zu erlangen.“ (Mienert u. a. 2017: 83) Die Nationalsozialisten, die zunehmend versuchten, die Buchbranche unter Kontrolle zu bekommen, tolerierten die Konstellation - nicht zuletzt wegen der erheblichen Deviseneinnahmen, die die beiden Verlage generierten. <?page no="92"?> 92 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Die herausgeberische Betreuung der Tauchnitz-Edition ging nach dem Verkauf an das Albatross-Büro unter Holroyd-Reece in Paris über, die Auslieferung an das Hamburger Grossohaus Oscar Enoch von Kurt Enoch, das auch den Vertrieb der Albatross-Bücher besorgte. Holroyd-Reece positionierte Albatross als die modernere, zeitgemäßere Linie, Tauchnitz als das klassische Label mit den alten Autoren, die naturgemäß weniger Ertrag brachten. Alle Autoren mit einigem Potential wurden mit dem nächsten Buch zu Albatross transferiert. Ab 1934 wurden Autoren wie Buck, Cronin und Galsworthy, aber auch Shaw bei Tauchnitz verlegt, während Huxley, Lawrence, Lewis, Mansfield und Wilde nun unter dem Albatross-Label erschienen. Während des Zweiten Weltkriegs erschien 1943 als letzter englischsprachiger Titel mit der Nummer 5.370 Money in the Bank von P.-G.-Wodehouse. Schon ein Jahr zuvor war angeordnet worden, dass der Export der Tauchnitz- und Albatross-Titel zu unterlassen sei. Ab 1935 erschienen die Bände nach dem Muster der Albatross-Bücher mit farbigem Cover, nachdem zuvor ein farbiger rechteckiger Doppellinienrahmen („Oxford frame“) die Genrekennzeichnung übernommen hatte. Als Verlagslogo wurde jetzt ein großformatiges „T“ mit einer Krone darüber verwendet. Unter Wolfgang Krause-Brandstetter griff Tauchnitz einen von den Nationalsozialisten schon lange gehegten Plan einer Buchreihe auf, die deutsche Literatur in billigen Ausgaben in den von Hitler besetzten Ländern vertreiben sollte. Dabei wollte man sich den eingeführten Namen Tauchnitz zunutze machen und startete im April 1941 die Reihe Der Deutsche Tauchnitz, die für den Export bestimmt war und den Vermerk „Nur zum Verkauf ausserhalb Grossdeutschlands“ trug. Das Propagandaministerium und das Auswärtige Amt trugen die Anlaufkosten (Troy 2017: 235). Zum Preis von 1 Mark 20 - man unterbot damit deutlich den Albatross- und Tauchnitz-Preis von zu jener Zeit zwei Mark - erschienen bis 1944 gerade einmal 76 Bände - also ein sehr überschaubarer Erfolg. Neben wenigen Klassikern wie Goethe, Fontane und Storm erschienen Bücher von zeitgenössischen Autoren, die den „deutschen Geist“ verkörpern sollten, darunter Edwin Erich Dwinger, Ernst Jünger, Hans Leip und Agnes Miegel. Das 1935 eingeführte Verlagslogo wurde geringfügig modifiziert beibehalten, um auch optisch den Anschluss an die alte Tauchnitz-Edition zu halten. Der Verlag Tauchnitz dümpelte nach dem Zweiten Weltkrieg mit einigen Neuauflagen und Wörterbüchern vor sich hin. Er hatte nichts mehr mit dem altehrwürdigen Unternehmen gleichen Namens gemein. 1973 wurde er aus dem Stuttgarter Handelsregister „wegen Vermögenslosigkeit“ gelöscht. <?page no="93"?> 93 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 In der Zeit zwischen 1905 und 1945 erschienen rund 450 Heftreihen, die Mehrzahl davon in der Weimarer Republik, die wenigsten im „Dritten Reich“ (Galle 2006b: 16 f.). Viele davon waren kurzlebig. Die ganze Vielfalt der Stoffe, Verlage und Reihen hat Heinz J. Galle im zweiten Band seiner Untersuchung Volksbücher und Heftromane dargestellt. Hier kann darauf nur mit Hochachtung verwiesen werden, was die sammlerische Leistung angeht. Eine auch nur ansatzweise Darstellung ist nicht möglich. Universal-Bibliothek Im Ersten Weltkrieg entzog sich auch Reclam nicht den nationalistischen und militaristischen Tönen. So veröffentlichte der Verlag mehrfach einen Kriegskalender, Kriegslieder und Kriegsnovellen sowie Berichte aus dem militärischen Hauptquartier. Ökonomisch profitierte er von den „tragbaren Feldbüchereien“: „Eine Auswahl guter Bücher für Schützengraben und Standquartier aus Reclams Universal-Bibliothek“. In den stabilen, handlichen Kartons, die an die Front geschickt wurden, waren jeweils 100 Nummern (nicht Hefte) enthalten. Positiv auf die Bilanz wirkte sich auch aus, dass die Neuproduktion zugunsten von Nachdrucken klassischer Titel - Goethes Faust erreichte in diesen Jahren die höchsten Absatzzahlen - zurückgefahren wurde. Mitten im Ersten Weltkrieg leitete der Verlag eine optische Runderneuerung der Titel ein. Gründe waren einerseits das anstehende 50jährige Bestehen der Universal-Bibliothek, anderseits die ökonomische Notwendigkeit, angesichts der gestiegenen Materialpreise den Preis je Nummer von 20 auf 25 Pfennig zu erhöhen. So erschien ab Anfang 1917 die Serie im geringfügig veränderten Format (um 1 cm höher als die Vorgänger-Bände) und im neuen von Fritz Helmuth Ehmcke (1878-1965) entworfenen Gewand, einem fünflinigen Rahmen auf hellbraun-chamois getöntem Umschlagpapier (Abbildung bei Forssman 2012: 14). Diese sachlich-zurückhaltende Gestaltung wurde bis 1935 beibehalten. Programmatisch wurde der Schwerpunkt von der dramatischen zur erzählerischen Literatur verlagert. Vor allem die gemeinfrei gewordenen Realisten wurden nun in die Reihe aufgenommen. So veröffentlichte man Gottfried Keller (1819-1890) im Jahr 1921 mit 18 Titeln. Zudem bemühte man sich, „möglichst von jedem namhaften zeitgenössischen Schriftsteller ein Werk als Einführung in sein Schaffen zu bringen“ (Bode 2003: 85 f.). Hier machten unter- anderen <?page no="94"?> 94 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Johannes Schlaf, Albert Ehrenstein und Klabund den Anfang; später folgten Thomas Mann, Arthur Schnitzler, Stefan Zweig, Heinrich Mann und Hugo von Hofmannsthal. Zum Programm der Universal-Bibliothek in den 1920er Jahren siehe Haefs 1992, zur Zeit des „Dritten Reichs“ Ruppelt 1992 sowie Kuczynski/ Puchert 1967: 57-79. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 bewegte sich der Verlag und mit ihm die Universal-Bibliothek „zwischen Anpassung und Abstand“ (Ruppelt 1992: 331). Wie andere Verlage auch musste Reclam viele ausländische, politisch unerwünschte und vor allem jüdische Autoren aus der Backlist eliminieren; lieferbar blieben indes bei den Machthabern unbeliebte Werke wie Schillers Wilhelm Tell und Nathan der Weise von Lessing. Doch wurden auch Titel wie Tausend Jahre deutscher Kampf im Osten, Geschichte auf rassistischer Grundlage oder Wie der Führer Österreich heimbrachte verlegt, jedoch „darf insgesamt konstatiert werden, dass die nationalsozialistische Weltanschauungs- und Indoktrinationsliteratur nach 1933 keinen hohen Anteil an der Gesamtproduktion hatte“ (Ruppelt 1992: 338). Auch die Verlagsgeschichte, die 1967 in der DDR erschien, sieht das so: „Natürlich stand Reclams Universal-Bibliothek nicht in Opposition zum Faschismus“, man könne aber nicht sagen, dass das Programm in diesen Jahren „durchfaschisiert“ wurde, sondern die entsprechenden Programmentscheidungen „waren Konzessionen, nicht mehr“ (Kuczynski/ Puchert 1967: 74 f.). War die Produktion in der Weimarer Republik bereits stark zurückgegangen - nur in drei Jahren wurde die Zahl von 100 neuen Nummern überschritten -, so sank die Zahl der Neuerscheinungen in den 1930er Jahren auf durchschnittlich 40 Nummern pro Jahr und erreichte 1941 mit elf Nummern den absoluten Tiefpunkt (Ruppelt 1992: 331 f.; eine Übersicht 349-352). 1944 wurde nach den schweren Bombenschäden im Jahr zuvor die Produktion eingestellt. Optisch wurden die Umschläge 1936 auf den Grundentwurf von Friedrich Häder, dem Herstellungsleiter des Verlags, umgestellt. Die Bezeichnung Reclams Universal Bibliothek sowie der fünflinige Rahmen entfielen zugunsten einer Strichillustration und des Verlagsnamens am Fuß der Seite (Abbildung bei Forssman 2012: 18). Diese Gesamtauffassung und Aufteilung wurde bis 1969 beibehalten. Auch im Zweiten Weltkrieg versorgte Reclam die Soldaten mit Lesestoffen (Bühler/ Kirbach 1998: 281-286). Das geschah zum einen durch die bereits oben <?page no="95"?> 95 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 erwähnten tragbaren Feldbüchereien und zum anderen durch den direkten Feldpostversand sowie drittens durch die Feldpostpackung mit je fünf Nummern im versandfertigen Karton (Meiner 1942: 247). Schließlich erschienen ab 1943 Feldpostausgaben mit nur 20 Seiten Umfang. Diese 45 Reclams Reihenbändchen brachten klassische sowie moderne Autoren und kosteten zehn Pfennig, später 15 Pfennig. Das alles trug dazu bei, dass in den 1940er Jahren trotz sinkender Titelzahl ein „bedeutender wirtschaftlicher Aufschwung“ verzeichnet werden konnte, weil „die Höhe der einzelnen Auflagen wesentlich“ stieg (Ruppelt 1992: 332) und sich damit auch die Rentabilität deutlich verbesserte. Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek Mit Beginn des Ersten Weltkriegs gab Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek die bis dahin starke Orientierung an ausländischer - vor allem englischer - Literatur auf und verlegte mit Ausnahme einiger skandinavischer Autoren fast nur noch deutsche Autoren. Über die gesamte Reihe betrachtet beträgt das Verhältnis von deutschen zu ausländischen Ausgaben rund 45: 55. Unter den insgesamt 418 Übersetzungen stammten 176 aus dem Englischen, 127 aus dem Französischen und 38 aus dem Amerikanischen. Die Neuorientierung an deutschen Autoren änderte sich auch nach dem Krieg nicht. Der Verlag gab die charakteristische Gestaltung auf, sodass die Reihe nicht mehr als solche zu erkennen war, und nahm aus Kostengründen immer mehr Nachdrucke in das Programm. Die Reihe wurde 1930 nach über 1.000 Bänden eingestellt; die vorhandenen Lagerbestände gingen an den Martin Maschler Verlag in Berlin (Bloch 2006: 65). Kosmos-Bändchen Im Jahr 1925 erschien das 100. Kosmos-Bändchen, bis zu der kriegsbedingten Unterbrechung 1944 wurden 170 Titel publiziert. Die thematische und vertriebliche Konzeption wurde beibehalten, erweitert um die Technik als angewandte Naturwissenschaft. Auch Wilhelm Bölsche als Erfolgsautor war in der Weimarer Republik mit weiteren Titeln vertreten, darunter Die Abstammung der Kunst, eine Parallele zu seinem Band Die Abstammung des Menschen, mit dem die Reihe 1904 eröffnet worden war. Im „Dritten Reich“ konnte sich die Sammlung weitgehend von der nationalsozialistischen Ideologie freihalten, indem weiterhin unpolitische Themen aus Naturwissenschaft und Technik publiziert wurden. Mit Hans Weinert <?page no="96"?> 96 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 publizierte der Verlag allerdings einen der führenden Rassentheoretiker. Seine 1941 erschienene Stammesgeschichte der Menschheit erreichte bereits zwei Jahre später das 171. Tausend. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Reihe 1946 fortgesetzt und 1957 mit Band 216 eingestellt. Unter fortlaufender Nummerierung erschienen in der Kosmos-Bibliothek bis 1980 vergleichbare Themen, ergänzt um „Reiseführer für Naturfreunde“. Mit Band 308 endete dann auch diese Serie. Lehrmeister-Bücherei Ab 1915 erschien die Lehrmeister-Bibliothek unter dem neuen Titel Lehrmeister-Bücherei mit einer nur geringfügigen Anpassung des Umschlags. Zunächst wurden nur wenige Titel veröffentlicht, nach Kriegsende in deutlich höherer Zahl pro Jahr, ohne dass die Produktion der beiden ersten Jahre erreicht worden wäre. Viele Bände der Lehrmeister-Bibliothek wurden, teilweise überarbeitet, übernommen. Die Serie wurde in der Weimarer Republik kontinuierlich fortgesetzt. So erschien 1924 die Nutzbringende Zwerghuhnzucht (Nr. 728-729) von Bernhard Grzimek, dem späteren Frankfurter Zoodirektor und Herausgeber von Grzimeks Tierleben. Ältere Bände wurden teilweise von neuen Autoren überarbeitet, so Grzimeks Buch 1940 von Paul Hohmann. Die letzten Bände erschienen 1943. Die Nummernfolge hatte fast 1.350 erreicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Hachmeister & Thal ab 1947 die Reihe in Leipzig fort. Die Titel wurden zum Teil unverändert wieder aufgelegt, zum Teil in Überarbeitungen. Manche Titel erzielten hohe Verkaufszahlen, so erschien die Nutzbringende Hühnerzucht von Paul Hohmann 1950 in der 28.-Auflage. Die letzten Bücher erschienen bei Hachmeister & Thal wohl 1953. In der Bundesrepublik kamen Lizenzausgaben im Verlag Albert Philler, Minden, auf den Markt. Dort erschien 1987 als einer der letzten Bände Aufzucht junger Hunde, der fünfte Band der Reihe aus dem Jahr 1922, in der 42. Auflage. Einige der Bücher veröffentlichte Anfang der 1950er Jahre der Maximilian Verlag, Detmold. In der Weimarer Republik kamen nur wenige neue Taschenbuchreihen auf den Markt. Ihre Lebensdauer war mit Ausnahme der Tagblatt-Bibliothek, der Spannenden Geschichten, der gelben Ullstein-Bücher und der Albatross Modern Continental Library recht begrenzt oder die Zahl der Titel beschränkt. <?page no="97"?> 97 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Tagblatt-Bibliothek Abb. 20: Tagblatt-Bibliothek 68: Richard Wagner: Lohengrin. Steyrermühl-Verlag, Wien o. J., 64 Seiten. Format 11,8-cm x 18,8-cm. Die erste Neugründung einer Taschenbuchreihe nach dem Ersten Weltkrieg fand in Österreich statt. Im Jahr 1923 brachte die seit 1872 bestehende Steyrermühl Papier- und Verlagsgesellschaft die ersten Bände der Tagblatt-Bibliothek heraus. Die Bezeichnung machte sich die Bekanntheit und die Verbreitung der im gleichen Unternehmen erscheinenden Tageszeitung Neues Wiener Tagblatt zunutze, die damals zu den auflagenstärksten Tageszeitungen Österreichs zählte. Inwieweit diese Reihe auch in Deutschland verbreitet war und ob der Verlag die Vertriebswege der Zeitung zu Werbezwecken nutzte, wie das heute zum Beispiel die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder die Süddeutsche Zeitung für eigene Bücher tun, ist unbekannt. <?page no="98"?> 98 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Unter dem Motto: „Für alle verständlich. Für jeden erschwinglich“ wurde in der Tagblatt-Bibliothek eine riesige Spannbreite von Themen angeboten. Das reichte von Gottfried Kellers Das Fähnlein der sieben Aufrechten bis zu Der Weg der Schönheit. Schönheitsfehler und deren Beseitigung, vom Textbuch zu Don Juan bis zum Wörterbuch Deutsch - Esperanto, von der Kurzgefassten Kunstgeschichte Europas bis zur Kontokorrentlehre. Ausländische Autoren wie Balzac, Poe und Wilde wurden genauso verlegt wie ein mehrbändiges Hausbuch der Heilkunde, Mathematik-Nachhilfe für die Unterstufe, Reisebeschreibungen (Mit Skiern auf den Aetna und andere Skierlebnisse) und der damalige Modephilosoph Rabindranath Tagore (Das Problem des Uebels und andere Essays). Naheliegenderweise waren österreichische Themen stark vertreten, von Gesetzen und Verordnungen bis zu zeitgenössischen Schriftstellern. Zum zehnjährigen Jubiläum der Reihe im Jahr 1923 veröffentlichte der Verlag das Jubiläums-Bücherzeichnis 19-19, in dem 412 Bände mit 965 Nummern verzeichnet sind. Zu diesem Zeitpunkt sollen sechs Millionen Bücher verkauft worden sein (diese wie andere Informationen bei Murray 1985: 411-414). Unter dem Deckmantel des Jubiläums-Bücherverzeichnisses ist 1935 die Tarnschrift Die Rote Vorhut an den Wiener Hochschulen. Organ der Revolutionären Sozialistischen Studenten, RSS erschienen. Bezeichnend für die bibliografische und bibliothekarische Situation bei der Erforschung einer Taschenbuchreihe wie die der Tagblatt-Bibliothek ist die Tatsache, dass das erwähnte Jubiläums-Bücherverzeichnis weder in deutschen noch österreichischen Bibliotheken vorhanden ist, jedoch im Zentralen Verzeichnis antiquarischer Bücher (ZVAB) zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen drei Mal angeboten wurde. Die broschierten Bände, deren Umfang schwankte und die teilweise mit vielen Abbildungen ausgestattet waren, hatten in der Regel das Format 12 cm x 19 cm. Der Preis betrug in den Anfangsjahren 52 Groschen pro Nummer - zum Vergleich dazu Reclam mit 70 Groschen. Das Umschlagdesign war im ersten Jahrzehnt schlicht. Auf farbigem, oft grauem Karton standen Autor, Titel und das Verlagssignet in einem doppelten Linienrahmen, darüber der Reihentitel und die Nummer. Am Fuß der Seite waren Erscheinungsort und Erscheinungsjahr angegeben, was für populäre Reihen eher ungewöhnlich war. In den 1930er Jahren wurde der Kopf der Seite umgestaltet und über dem Reihentitel eine stili- <?page no="99"?> 99 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 sierte Bibliothek platziert. Etwa ab Nummer. 1.000 popularisierte der Verlag das Umschlagdesign stark, und die strenge Form wurde durch Zeichnungen, manchmal auch durch Fotografien sowie eine stark wechselnde Typografie abgelöst. Nach dem „Anschluss“, also der Eingliederung des Bundesstaats Österreich in das nationalsozialistische Deutsche Reich im Jahr 1938, wurde der Steyrermühl-Verlag samt Druckerei „arisiert“ und an die Ostmärkische Zeitungsgesellschaft zwangsverkauft, hinter deren Strohmann der NSDAP-Verlag, der Franz- Eher-Verlag, stand. Zu diesem Zeitpunkt waren über 1.200 Nummern erschienen. Nach dem Krieg musste - gleichsam als Ausgleich - das Unternehmen auf Betreiben der sowjetischen Besatzungsmacht für zehn Jahre an den von der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) betriebenen Globus Verlag in Wien verpachtet werden. Globus führte die Tagblatt-Bibliothek fort; der letzte nachgewiesene Band mit der Nummer 1.338 erschien dort im Jahr 1952. Spannende Geschichten 1926 begann der C. Bertelsmann Verlag in Gütersloh die Reihe Spannende Geschichten. Zielgruppe waren Jugendliche. Das Programm der 32 Titel, die bis 1928 erschienen, umfasste Märchen und Sagen, einige Abenteuergeschichten sowie Kriegserlebnisse. Es erschienen unter anderen Die Geschichte von Kalif Storch von Wilhelm Hauff sowie Jörg Muckenhuber von Heinrich Wilhelm Riehl und Zweierlei Treue von Emil Frommel, beide aus der Mitte beziehungsweise vom Ende des 19. Jahrhunderts. Aber die Bändchen waren wohl nicht spannend genug, und so legte der Verlag eine Publikationspause ein. 1935, dem Jahr der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im „Dritten Reich“, startete Bertelsmann die Reihe neu und legte den Schwerpunkt auf eine „Vielfalt aus Kolonialem, Exotischem, Maritimem und Kriegerischem“ (Friedländer u. a. 2002: 254). Mit vollflächigem vierfarbigem Umschlag erschienen nun Titel wie Deutsche Helden zur See, Flieger am Feind, Deutsche Tanks fahren in die Hölle und Sturzkampfflieger über Warschau und Modlin. Das Kalkül ging auf, denn die Jahresproduktion der Reihe stieg von 264.000 im Jahr 1935 auf nahezu sieben Millionen im Jahr 1940 (Friedländer u. a. 2002: 254 f.). Die Reihe war so erfolgreich, dass selbst der Bertelsmann-Verleger, Heinrich Mohn, sich in die Autorenakquisition einschaltete. Er versuchte Hans Grimm, den Autor von Volk ohne Raum, für die Reihe zu gewinnen (Friedländer u. a. 2002: 257). Bis 1942 erschienen insgesamt 126 Bändchen im Format 14 cm x 20,5- cm; der Umfang betrug jeweils 32 Seiten. 1943 kamen noch einige Nachdrucke auf den Markt. <?page no="100"?> 100 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Neben dem Überblick bei Galle 2006b: 244-246 findet sich bei Friedländer u. a. 2002: 253-263 eine ausführliche Darstellung auch mit Inhaltsanalysen einzelner Hefte und farbigen Coverabbildungen. Nach dem Krieg wurde die Reihe 1948 mit acht weltanschaulich unbedenklichen Titeln aus der nationalsozialistischen Zeit wiederbelebt. Danach erschienen überwiegend Abenteuergeschichten wie Amundsen erobert den Südpol, Falschgeldjagd in Marokko oder Todesfahrt durch den Santos-Sumpf. Auch Karl May war mit Der Talisman im Programm. Ab 1954 publizierte der zu Bertelsmann gehörende Rufer Verlag die Reihe, die 1957 nach 145 Bändchen eingestellt wurde. Abb. 21: Spannende Geschichten 87: Albert Klapprott: Jagdgeschwader Schumacher räumt auf. Verlag C. Bertelsmann, Gütersloh o. J., 32 Seiten. Format 14,0-cm x 20,3-cm. <?page no="101"?> 101 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Die gelben Ullstein-Bücher Abb. 22: Die gelben Ullstein-Bücher 85: Claude Anet: Als die Erde bebte… Verlag Ullstein, Berlin o. J., 253 Seiten. Format 10,8-cm x 16,4-cm. 1926 startete der Ullstein Verlag in Berlin eine Romanreihe mit dem Titel Die gelben Romane und versuchte damit an den Erfolg der 1910 lancierten Roten Ullstein-Bücher anzuknüpfen. Die Bücher waren broschiert und kosteten zunächst 3 Mark. Doch der Erfolg blieb aus, nicht zuletzt weil damals eine Art Einheitspreis für preisgünstige Hardcover von 2,85 Mark branchenüblich war. So benannte man bereits nach einem Jahr die Reihe in Die gelben Ullstein-Bücher um und brachte im Mai 1927 die ersten fünf Bände unter diesem Label heraus. Dabei senkte der Verlag den Preis auf eine Mark (ab 1932 auf 90 Pfennig). Im Startprogramm erschien neben heute völlig unbekannten Unterhaltungsromanen auch Der Fall Deruga, ein Kriminalroman von Ricarda Huch. Damit war die Programmmischung der folgenden Jahre angezeigt: „bekannte Autoren mit literarischem Anspruch gemischt mit leichtem Unterhaltungsstoff “. (Göbel <?page no="102"?> 102 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 2011: 195) Angekündigt wurden die Neuerscheinungen mit einer ganzseitigen Anzeige im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels mit dem kalauernden Text: „Durch Ullstein-Buch und Badewanne / Man’s Rheuma aus der Wade banne! “ (zit. nach Göbel 2011: 194) Neben zahlreichen Original- und deutschen Erstausgaben sowie vielen Eigenlizenzen erwarb Ullstein auch Lizenzen unter- anderem von den Verlagen Albert Langen, Cotta, der Deutschen Verlagsanstalt, von S. Fischer, Rowohlt und Zsolnay. Die Autoren mit den meisten Titeln waren Alfred Schirokauer mit sechs, Fred Andreas mit fünf - und Theodor Fontane mit vier Büchern. Als Lizenzen erschienen Heinrich Manns Professor Unrat und Gerhart Hauptmanns Roman Phantom sowie als deutsche Erstausgabe Vladimir Nabokovs Sie kommt - kommt sie? Die Bücher hatten das Format 11 cm x 16,5- cm; der Umfang betrug in der Regel um 250 Seiten. Die Umschläge zeigten auf durchgehendem gelbem Fonds meist Schwarz-Weiß-Fotos sowie den Titel in Rot in wechselnder Typografie. Der Preis war plakativ aufgedruckt. Zwischen 1927 und 1933 erschienen 168-Bände, jährlich zwischen 18 (im Startjahr) und 36 Titel in einer Gesamtauflage von 9,5 Millionen Exemplaren. Im Jahr 1933 wurde die Ausstattung geändert. Die Titel erschienen nun bei identischem Format in rotem Leinen gebunden mit gelbem Schutzumschlag. Der Preis betrug eine Mark. Der Grund für diesen Ausstattungswechsel ist nicht bekannt. Man wollte wohl an die berühmte Reihe der oben erwähnten Roten Ullstein-Bücher anschließen. Nach der „Arisierung“ des Verlags im Jahr 1934, wie die Nazis die Enteignung jüdischer Unternehmen bezeichneten, wurde Ullstein 1937 in Deutscher Verlag, die Reihe in Uhlenbücher umbenannt. Programmmischung, Ausstattung und Preis blieben unverändert. Wohl im Rahmen der kriegsbedingten Produktionseinschränkungen stellte der Verlag 1943 die Gesamtreihe nach 333- Bänden (eine Nummer blieb unbelegt) ein (die vollständige Bibliografie bei Bloch 2015). Sie bildete „den Höhepunkt, zugleich aber auch den Endpunkt der Popularität des Ullstein Buchverlags vor dem Zweiten Weltkrieg“ (Göbel 2011: 191). <?page no="103"?> 103 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Knaur-Bücher Abb. 23: Knaur-Bücher 46: Gösta Segercrantz: Lord Hunter spielt Hasard. Th. Knaur Nachf., Berlin [1929], 256 Seiten. Format 10,0-cm x 15,5-cm. Wesentlich kurzlebiger als die Ullstein-Reihe waren die Knaur-Bücher, die der Verlag zwischen 1927 und 1931 herausbrachte. Es erschienen insgesamt 47-Titel, wobei der zeitliche Schwerpunkt eindeutig auf den Jahren 1927 mit zehn Titeln und 1928 mit 25 Titeln lag. Die Bände waren von einheitlichem Umfang (256-Seiten) und broschiert im Format 10 cm x 15,5-cm. Der Umschlag zeigte in der Regel eine Montage mit freigestelltem Schwarz-Weiß-Foto auf orangefarbenem Grund. Die Bände kosteten eine Mark, was wie bei Ullstein prominent auf dem Umschlag vermerkt war. Die Anklänge an das Design der gelben Ullstein- Bücher waren nicht zu übersehen. In den Knaur-Büchern erschien überwiegend internationale Unterhaltungsliteratur von heute eher in Vergessenheit geratenen Autoren wie Max Brand, James Oliver Curwood, Rosita Forbes, Maurice Leblanc, Francis Brett Young und Gösta Segercrantz, der mit vier heiteren Romanen am häufigsten in der Reihe vertreten war. Ferner wurden zwei Titel von Gaston Leroux, dem Autor <?page no="104"?> 104 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 des Romans Das Phantom der Oper, und Der Neger Juma von Edgar Wallace veröffentlicht. Von den deutschen Autoren wird, abgesehen von Frank Arnau, kaum noch einer der Namen geläufig sein. Aus heutiger Sicht am überraschendsten in dieser Programmmischung ist der Name Scott Fitzgerald (1896-1940). Knaur publizierte 1928 die deutsche Erstausgabe des 1925 in den USA erschienenen Romans Der große Gatsby. Das war eine von nur drei fremdsprachigen Ausgaben vor dem Tod des Autors im Jahr 1940. Diese geringe Zahl dürfte darauf zurückzuführen sein, dass das Buch bei seinem Erscheinen in Amerika kaum Aufmerksamkeit erregte, heute jedoch das bekannteste Werk des Autors ist (siehe Fetzer 2017). Glöckner-Bücher Der 1929 in Wien gegründete Glöckner Verlag brachte zwischen 1929 und 1931 die Reihe der Glöckner-Bücher heraus. Hier erschienen im Format 11 cm x 15,5-cm insgesamt 90 Bände. Die Umfänge betrugen in der Regel 250 Seiten. Die Broschuren zeigten auf gelbem Fond meistens ein Schwarz-Weiß-Foto und ähnelten damit sowohl der Ullsteinals auch der Knaur-Reihe. Der Titel erschien in roter Schreibschrift. Hier wie dort war der Preis von zunächst 45 Pfennig, später 50 und 70 Pfennig groß aufgedruckt. In den ersten beiden Jahren erschien die Reihe wöchentlich, danach vierzehntäglich; sie konnte auch abonniert werden. In vielen frühen Bänden finden sich Innenillustrationen in Schwarz-Weiß. Einige Bände erschienen auch als Ganzleinenband. Die Reihe bot Kriminal-, Abenteuer- und Gesellschaftsromane von heute weitgehend unbekannten deutschsprachigen und ausländischen Autoren. Am ehestens kennt man noch die Namen Alfred Schirokauer, Max Kretzer, Otto Soyka und natürlich Waldemar Bonsels. Der Erfolgsautor von Die Biene Maja und ihre Abenteuer (1912) war in dem Erzählungsband Naemi (Band 34) vertreten. Auffallend ist die relativ hohe Zahl österreichischer Autoren, was einerseits mit dem Standort des Verlags, aber wohl auch damit zusammenhängt, dass der ungarische Journalist und Autor Tibor Yost die Reihe redaktionell verantwortete. Neben Original- und deutschen Erstausgaben wurden auch zahlreiche Lizenzausgaben früher erschienener Titel publiziert. Der Verlag, dem auch eine Druckerei angeschlossen war, war so kurzlebig wie seine Reihe. Schon ein Jahr nach der Gründung geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, und ein erstes Insolvenzverfahren wurde eröffnet. Der Geschäfts- <?page no="105"?> 105 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 betrieb konnte zwar fortgesetzt werden, doch nach einem zweiten Insolvenzverfahren im März 1932 war eine Weiterführung unmöglich. Erst zehn Jahre später wurde die Firma aus dem Handelsregister gestrichen (Hall 1985: 172-175). Abb. 24: Glöckner-Bücher 50: Anthony Upperton: Salomon der Unweise. Glöckner-Verlag, Berlin/ Wien o. J., 251 Seiten. Format 11,0-cm x 15,5-cm. The Albatross Modern Continental Library Der Albatross Verlag wurde am 26. November 1931 in das Leipziger Handelsregister eingetragen. Als Geschäftsführer war Max Christian Wegner genannt, weitere Geschäftsadressen in Paris und Bologna waren aufgeführt. Im Briefkopf des Pariser Büros war neben Wegner, einem Neffen des Insel-Verlegers Anton Kippenberg, auch John Holroyd-Reece als Geschäftsführer genannt. Holroyd-Reece hatte 1927 in Paris den Verlag Pegasus Press gegründet und dort hauptsächlich aufwendig hergestellte Bücher über Kunst, Typografie und Grafikdesign verlegt. Er war auch der Verbindungsmann zu dem Finanzier des Albatross Verlags. Dieser befand sich im Besitz der Luxemburger Publishing Holding Company, die wiederum Eigentum von Sir Edmund Davis (1861-1939) <?page no="106"?> 106 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 war, der mit Kupferminen in Südafrika ein Vermögen gemacht hatte. Diese Muttergesellschaft des neuen Verlags war nur wenige Tage zuvor gegründet worden. Abb. 25: The Albatross Modern Continental Library 390: The Letters of D. H. Lawrence 1909- 1915. The Albatross Leipzig/ Paris/ Bologna 1938, 437 Seiten. Format 11 cm x 18 cm. Bei Albatross, dem Konkurrenzunternehmen zu Tauchnitz, hatte sich eine junge Verlegergeneration versammelt, die stark angelsächsisch orientiert war. Neben Max Christian Wegner (1893-1965) und John Holroyd-Reece (1897-1969), der Deutscher war und eigentlich Johann Hermann Rieß hieß, gehörte hierzu auch der Hamburger Verleger Kurt Enoch (1895-1982). Über sein Grossohaus Oscar Enoch lief der Vertrieb von Albatross in Deutschland; dort wurde ab 1934 auch Tauchnitz ausgeliefert. Kurt Enoch emigrierte wegen seiner jüdischen Abstimmung 1936 zunächst nach Frankreich, 1940 in die USA. Er spielte eine führende Rolle beim amerikanischen Penguin-Ableger und gründete 1947 mit der New American Library einen der führenden Taschenbuchverlage. Wegner übernahm von Enoch das Grossohaus Oscar Enoch sowie den Verlag der Ge- <?page no="107"?> 107 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 brüder Enoch und führte sie nach der „Arisierung“ unter Grossohaus Wegner bzw. Christian Wegner Verlag fort. Im Dezember 1936 schied er bei Albatross aus. und distanzierte sich von Tauchnitz-Albatross (Troy 2011: 214). Die Gründungsgeschichte und die Entwicklung von Albatross nach dem Zweiten Weltkrieg detailliert und anekdotengespickt bei Pressler 1985, zusammengefasst bei McCleery 2007: 7-10 und Troy 2011. Außerordentlich detailliert und quellenreich schildert Troy 2017 die Geschichte des Unternehmens. Leider erfährt man nur wenig über das Programm. Zu den zentralen Figuren bei Albatross gehörte auch als Buchgestalter Hans (Giovanni) Mardersteig (1892-1977), der sich als Typograf und Drucker mit seiner Officina Bodoni zunächst in der Schweiz, dann in Zusammenarbeit mit Arnoldo Mondadori in Verona als Gestalter und Drucker schöner und aufwendig produzierter Bücher einen Namen gemacht hatte. Mardersteig war über Holroyd-Reece zu Albatross gestoßen, denn er hatte für diesen drei Titel hergestellt. Mondadori seinerseits war Vorsitzender des Boards of Directors der luxemburgischen Muttergesellschaft von Albatross. Diesem Board gehörten neben Holroyd-Reece auch die schottischen Verleger Ian und William Collins sowie Margareta Scialtiel an, die französische Vertreterin der renommierten englischen Literaturagentur Curtis Brown in Paris, was zeigt, wie gut Albatross international vernetzt war. Operativ waren in Paris das Lektorat, die Lizenz- und die Werbeabteilung unter den Direktoren Wegner und Holroyd-Reece angesiedelt, die Verantwortung für den Vertrieb lag bei Enoch in Hamburg, und Brandstetter in Leipzig leitete die Produktion. Nach dem Ausscheiden Wegners im Dezember 1936 war John Holroyd-Reece die bestimmende Figur in dem Konglomerat Brandstetter-Albatross-Tauchnitz. Für das äußere Erscheinungsbild der Albatross Modern Continental Library war Hans Mardersteig verantwortlich. Er lehnte sich an die Tauchnitz-Edition an, veränderte aber entscheidende Details. Vor allem entschied er sich für ein schlankeres, eleganteres Format und wählte als Maße 11,2- cm x 18,1- cm für die Albatross-Bücher statt der etwas gedrungenen Tauchnitz-Bände im Format 11,8-cm x 16,4-cm. Dieses Format übernahm wenige Jahre danach Penguin Books. Auch löste er die uniforme Gestaltung der Tauchnitz-Umschläge mit ihrem weißen Grund auf und kodierte die verschiedenen Genres farblich: Rot für Krimi und Abenteuer, Blau für Liebes- und Eheromane, Grün für Reise und fremde <?page no="108"?> 108 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Völker, Violett für Biografien und historische Romane, Gelb für psychologische Romane und Essays und Orange für Erzählungen und Kurzgeschichten sowie für Komik und Satire. Für Sonderbände wurde später Grau eingesetzt. Die Bände trugen den Vermerk „Not to be introduced into the British Empire or the U.S.A.“ Die ersten sechs Bände der Albatross-Reihe erschienen im Februar 1932 - die Tauchnitz-Edition war inzwischen bei der Bandnummer 5.033 angekommen. Als Nr. 1 brachte der Newcomer die Kurzgeschichtensammlung Dubliners von James Joyce heraus. Ferner waren Aldous Huxley, der Nobelpreisträger Sinclair Lewis, Virginia Woolf und der erfolgreiche zeitgenössische Autor Hugh Walpole mit Rogue Herries, dem ersten Band seiner Herries Chronicle vertreten. Die populären Autoren Warwick Deeping und Eliot Crawshay-Williams rundeten die erste Staffel ab. Wie die Bücher der Konkurrenz kosteten auch die Albatross-Bände 1 Reichsmark 80. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Stundenlohn eines Buchbinder-Facharbeiters betrug zu dieser Zeit 89 Pfennig (Gamisch 2016: 14). Wie oben beschrieben, übernahm nach der verlegerischen Zusammenführung von Tauchnitz und Albatross der neue Verlag eine Reihe von modernen Autoren, die vorher bei Tauchnitz erschienen waren, sodass Albatross als der modernere Tauchnitz erschien. Selbstverständlich verlegte Albatross nicht nur anspruchsvolle Literatur; ein großer Teil des Programms bestand aus klassischen Texten und aus Unterhaltungsliteratur. Insgesamt deckte der Verlag ein breites Themenspektrum ab: „Liebesromane, Dramen, Gedichte, Reiseliteratur Abenteuergeschichten. Essays, historische Romane, Biographien und Kurzgeschichten“ (Gamisch 2016: 16). Doch der Verlag verstand es, durch geschicktes Marketing den Eindruck eines homogenen Programms von hohem Anspruch zu erwecken, das für jeden etwas bereithielt. Nach der Emigration Kurt Enochs wurde Albatross 1936 „arisiert“. Als Geschäftsführer wurde Erich Kupfer installiert, der Mitglied der Reichsschrifttumskammer (RSK) war. Doch die RSK war dem Verlag gegenüber misstrauisch, da an der Firma „englische Kreise“ beteiligt seien, hinter denen Juden stünden (Dahm 1993: 95). Das führte dazu, dass Albatross zwar vorhandene Bestände abverkaufen durfte, jedoch sehr beschränkt darin war, Neues zu produzieren. Bis zum Sommer 1939 erschienen 308 Titel. Die Albatross-Reihe (und auch die Tauchnitz-Edition) vermittelte bis dahin „einen repräsentativen Querschnitt durch die amerikanische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts und machte zum Teil selbst solche Autoren weiterhin zugänglich, deren ins Deutsche übersetzte Bücher seit 1933 verboten worden waren“ (Barbian 2013: 149). Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte Albatross zwischen 1947 und 1950 weitere 35 Bücher <?page no="109"?> 109 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 der Albatross Modern Continental Library auf den Markt. Daneben publizierte der Verlag in den Reihen The Albatross Crime Club und The Albatross Mystery Club 108 bzw. 22 Bücher (Gamisch 2016: 17 f.). Welchen immensen Einfluss sowohl Tauchnitz als auch Albatross auf die Rezeption angelsächsischer Literatur auf dem europäischen Kontinent hatten, ist ein weites Feld und bleibt noch zu untersuchen (siehe auch Troy 2011: 209 f.). 1947 versuchten John Holroyd-Reece, der 1940 von Paris nach London geflüchtet war, Christian Wegner und Kurt Enoch mit der Unterstützung internationaler Verleger, darunter Arnoldo Monadori in Mailand, Albatross als europäischen Verlag neu zu etablieren. Doch das gelang aus mehreren Gründen nicht, vor allem wegen der ökonomischen und auch buchhändlerischen Situation im zerstörten Nachkriegsdeutschland, aber auch wegen der Vorbehalte in den Ländern der ehemaligen Kriegsgegner gegen Bücher aus Deutschland. Anfang der 1950er Jahre wurden die Albatross-Bücher verramscht, und der englische Verlag William Collins versetzte dem Verlag 1955 den Todesstoß, indem er die gewährten Kredite kündigte (Troy 2017: 292-321). Formalrechtlich wurde der Verlag erst 2013 gelöscht. 1 Mark-Goldmann-Buch Wilhelm Goldmann hat schon früh in seinem 1922 gegründeten Verlag broschierte Bücher veröffentlicht, doch das waren im Sinn dieser Untersuchung keine Taschenbücher, sondern kartonierte Bücher mit Schutzumschlag. In seiner selbst verfassten Kleinen Verlagsgeschichte präsentiert er sich stolz als der Erfinder dieses Buchtyps: „Ich erfand die blinde Kartonage, also einen Kartonumschlag ohne Aufdruck, und legte einen farbigen Schutzumschlag darum; Preis 3 Mark.“ (Goldmann 1962: 14). 1924 brachte er die ersten Titel in dieser Ausstattung auf den Markt. Mit dem genannten Ladenpreis lag er einerseits deutlich unter dem für Hardcover-Romane üblichen Preis, andererseits höher als die in dieser Zeit verbreiteten „Volksausgaben“ zum Preis von 2 Mark 85 (siehe Fetzer 2017: 137 f.). In dieser Ausstattung brachte der Verlag die Blauen Goldmann-Bücher, Goldmanns Abenteuer-Romane, die Heiteren Goldmann-Bücher sowie die Wigwam-Bücher heraus, vor allem aber seinen Erfolgsautor Edgar Wallace. 1933 startete Goldmann die Reihe 1 Mark-Goldmann-Buch, zunächst mit Originalausgaben von deutschen Krimi-Autoren. Danach erschienen fast ausschließlich Zweitverwertungen von Kriminalromanen, darunter auch von Agatha Christie, jedoch kein Roman von Edgar Wallace. Einige wenige von dessen Krimis wurden als „neue Ausgabe“ zum Preis von 1 Mark 50 vermarktet. <?page no="110"?> 110 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Weder in der Kleinen Geschichte meines Verlags von Wilhelm Goldmann noch in den beiden Bänden der Geschichte des deutschen Buchhandels über die Weimarer Republik (Fischer/ Füssel 2007 und 2012) sind die 1 Mark-Goldmann-Bücher zu finden. Auch in der DNB sucht man sie vergebens. Die Angaben in der Verlagsbibliografie (Goldmann 1962: 161-207) sind nicht vollständig. Die Reihe wurde nicht regelmäßig publiziert. So erschienen im ersten Jahr 13 Titel, im zweiten nur fünf, 1937 überhaupt keiner. Insgesamt veröffentlichte der Verlag unter diesem Label zwischen 1933 und 1939 nur 63 Titel. Die broschierten Bücher hatten das Format 11 cm x 17 cm. Der Umschlag zeigte auf bräunlichem Grund eine Schwarz-Weiß-Fotografie sowie ein großes Reihenlogo in einer der beiden unteren Ecken. Abb. 26: 1 Mark Goldmann-Buch: Herbert Adams: Der goldene Affe. Wilhelm Goldmann Verlag, Bern/ Leipzig/ Wien o. J., 220 Seiten. Format 11,0-cm x 17,0-cm. <?page no="111"?> 111 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Feldpostausgaben Die Darstellung der zahlreichen Feldpostreihen als Teilgebiet der Wehrmachtsausgaben deutscher Verlage während des Zweiten Weltkriegs würde den Rahmen der Untersuchung sprengen. Bühler/ Kirbach 1998 und Bühler 2002 haben dazu die grundlegenden Untersuchungen vorgelegt (siehe auch Friedländer u. a. 2002: 422-424) und sich ausführlich mit den Verlagen befasst, die Feldpostausgaben auf den Markt gebracht haben. An dieser Stelle kann mit Ausnahme von Bertelsmann nur resümierend auf die Feldpostausgaben eingegangen werden. Schon kurz nach Kriegsbeginn im September 1939 begannen die Überlegungen, wie die Soldaten an der Front mit Lektüre versorgt werden könnten. Zunächst wurden ausschließlich Normalausgaben aus der laufenden Produktion an die Front geschickt. Vor allem durch die Aktion „Bücherspende der NSDAP für die Deutsche Wehrmacht“, zu der Alfred Rosenberg, der führende Ideologe der Nationalsozialisten und Chef des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete, aufrief, wurden in mehreren Sammlungen insgesamt mehr als 43 Millionen Bücher an die kämpfende Truppe und an Soldaten in Lazaretten, Krankenhäusern und Sammellagern verteilt. Doch nicht immer hatte die Literatur die erwünschte Qualität, und so beschwerte sich bereits 1942 das Oberkommando der Wehrmacht bei der NSDAP über den „oft beschämend dürftigen Inhalt der gespendeten Bücher“ (zit. nach Barbian 2010: 364). Zur Abgrenzung der Begriffe siehe Büchler/ Kirbach 1998: 252-255. Die vom Oberkommando der Wehrmacht (OKW) herausgegebenen Reihen Tornisterschriften Soldaten-Bücherei und Die kleine Wehrmachtsbücherei wurden eigens für das OKW produziert und waren nicht im Buchhandel erhältlich. Sie bleiben hier unberücksichtigt (siehe Bühler/ Kirbach 1998: 256 f.). Noch im Jahr des Kriegsbeginns begannen Verlage wie Eher, der Zentralverlag der NSDAP, Böhlau, Kohlhammer, Reclam und Bertelsmann mit der Herstellung spezieller Feldausgaben. Nicht zuletzt aus Gründen der Papierrationierung und -zuteilung, aber auch um die Buchproduktion besser kontrollieren zu können, wurde im Sommer 1942 die „Sonderaktion Feldpost“ gestartet. Als erstes erhielten die Verlage am 29. Juni die Aufforderung, geeignete Titel und Reihen an das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda zu melden. Am 28. August erfolgten dann die genaueren Durchführungsbestimmungen: „Die <?page no="112"?> 112 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Sonderausgaben müssen auf der Decke wie auf dem Titelblatt ausnahmslos in sichtbarer Form den Aufdruck ‚Feldpostausgabe‘ aufweisen. […] Die Auswahl der in Frage kommenden Titel dieser Reihen erfolgt durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. […] Die höchste Auflage eines Titels [soll] 20.000 Exemplare betragen. […] Die einzelnen Hefte müssen unter allen Umständen unter der 100-Gramm-Gewichtsgrenze liegen.“ (zit. nach Bühler/ Kirbach 1998: 258) Abb. 27: Knaur-Feldpost-Ausgabe: Luis Trenker: Der Kampf um Gipfel und Gletscher. Th. Knaur Nachf., Berlin 1942, 77 Seiten. Format 12,5-cm x 20,5-cm. Ein Beispiel für die entsprechende Ausstattung sind die Feldpostausgaben des Knaur Verlags: einfache Broschuren, billiges Papier (daher die heutige starke Bräunung), einfarbiger Aufdruck mit Autor, Titel und in manchen Fällen einer <?page no="113"?> 113 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 schlichten Strichzeichnung. Ein Text auf der Rückseite fehlte. Der Preis scheint mit 95 Pfennig günstig, doch wenn man bedenkt, dass Romane von mehreren hundert Seiten Umfang bei Knaur in dieser Zeit 2 Mark 85 kosteten, so ist leicht nachzuvollziehen, dass diese Feldpostausgaben mit ihrem geringen Umfang hohe Deckungsbeiträge abwarfen. Insgesamt haben sich 71 Verlage an der Aktion 1942 und an den Aktionen in den beiden Folgejahren beteiligt (Übersicht bei Bühler 2002: 120-124). Von ihnen wurden etwa 30 bis 35 Millionen dieser Feldpostausgaben hergestellt. Allein Bertelsmann hat in seinen beiden broschierten Reihen Feldposthefte und Kleine Feldpost-Reihe mindestens 11,5 Millionen Exemplare produziert. Die Feldposthefte hatten ein Format von 10 cm x 13,5-cm, wobei durch verschiedene Produktionsorte geringe Abweichungen häufig vorkamen. Der Umfang betrug 32 Seiten einschließlich des Umschlags. Dieser zeigte auf beigem Fonds neben der farbigen Titelschrift eine einfache Strichzeichnung sowie Reihentitel und Verlag.Das Programm präsentierte neben den obligatorischen Klassikern wie unter anderen Goethe, Schiller, Ebner-Eschenbach und Storm zeitgenössische Autoren verschiedenen literarischen Kalibers, so zum Beispiel Werner Bergengruen, Paul Ernst, Walter Flex, Hans Grimm, Georg von der Vring und Kurt Zwiesel. Aber auch Karl May, Wilhelm Busch und Richard Wagner waren vertreten. In den Jahren 1942 bis 1944 erschienen 73 Titel in 190 Auflagen und in einer Exemplarzahl von mindestens sieben Millionen (Friedländer u. a. 2002: 417; abweichende Zahlen bei Bühler/ Kirbach 1998: 267). Die Kleine Feldpost-Reihe war in der Programmmischung den Feldpostheften sehr ähnlich, doch wurde mehr Wert auf Unterhaltendes gelegt - getreu der Goebbelschen Linie der Verteidigung der Unterhaltungsliteratur gegen seinen kulturpolitischen Widersacher Alfred Rosenberg. Der Reichspropagandaminister forderte „leichtes, fesselndes Schrifttum, das keinen großen seelischen Aufwand erfordert, sondern unaufdringlich vom Alltag hinwegführt“ (zit. nach Barbian 1995: 449). Ihm war bewusst, dass die Deutschen im Alltag des Weltkriegs keine nationalsozialistische Propagandaliteratur oder Kriegsromane lesen wollten. Sie suchten vielmehr Unterhaltung und Ablenkung: „Meine Betreuungsaktion für die Unterseeboote läuft im großen Stil an. Die Männer von den U-Booten haben das verdient. Vor allem sorge ich dafür, dass sie leichte und entspannende Literatur bekommen. […] Es gibt unter uns immer noch Ideologen, die glauben, dass der U-Boot-Mann, wenn er verdreckt und verölt aus dem Maschinenraum kommt, am liebsten zum ›Mythus des 20. Jahrhunderts‹ <?page no="114"?> 114 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 [so der Titel des Hauptwerks von Rosenberg. Der Verfasser] greift. Das ist purer Unsinn.“ (zit. nach Strothmann 1960: 188) Unter den 87 Titeln waren allein vier Bändchen von Wilhelm Busch sowie unter anderen Hier lacht Pestalozzi von Willy Hans Bannert, Kleine Kommödien von Hans Bethge, Kleines Spaßvogelnest von Karl Mandelartz, heitere Erzählungen von Eugen Roth mit Einen Herzschlag lang und Heitere Balladen von Bürger bis Liliencron. Herausgeber dieses Titels war Will Vesper, der sich wie kaum ein anderer Schriftsteller in den Dienst der nationalsozialistischen Propaganda gestellt hatte. Die Kleine Feldpost-Reihe erschien im Format 11 cm x 17,5-cm, war also etwas größer als ihr Pendant und mit 64 Seiten doppelt so umfangreich. Der Umschlag mit einer Strichzeichnung war zweifarbig mit einem Linienrahmen angelegt. Der Reihentitel ist am Fuß der Seite genannt, nicht jedoch der Verlag. Der Ladenpreis betrug 60 Pfennig. In rund 240 Auflagen wurden in den Jahren 1942 bis 1944 rund 5,2 Millionen Exemplare produziert (Friedländer u. a. 2002: 417; abweichende Zahlen bei Bühler/ Kirbach 1998: 268). Die beiden Reihen trugen entscheidend dazu bei, dass der Bertelsmann Verlag, der das Geschäft mit Wehrmachtsausgaben noch vor dem Parteiverlag Eher dominierte, im Jahr 1942 den zweithöchsten Umsatz in seiner Geschichte erwirtschaftete und dabei eine Umsatzrendite von 39-Prozent erzielte (Friedländer u. a. 2002: 568). Die bunten Hefte für unsere Soldaten Nicht zu den Feldpostausgaben im engeren Sinn gehört die Reihe Die bunten Hefte für unsere Soldaten, wenngleich sie Teil der „Sonderaktion Feldpost“ zwischen 1942 und 1944 war (Bühler/ Kirbach 1998: 261). Die im Kohlhammer Verlag, Stuttgart und Berlin, erschiene Serie war alles andere als bunt; nur der Umschlag, den eine schlichte Illustration zierte, war in einer Farbe gedruckt. Zwischen 1939 und 1944 wurden in sogenannten „Reihen“ zu je 12 Nummern insgesamt wohl 130 Titel verlegt. Die Umfänge betrugen entweder 32 oder 48-Seiten. Das Standardformat war 10,5-cm x 14,8-cm - mit kleinen Abweichungen je nach Druckerei. Der Preis betrug 20 Pfennig. Die Reihe wurde bis zu ihrer Einstellung 1944 lieferbar gehalten und immer wieder nachgedruckt, worauf das Titelverzeichnis auf den Umschlaginnenseiten verweist. Die am rechten Rand später aufzuschneidenden Bändchen, die meistens auch ein Kalendarium enthielten, waren für den Versand an die Front vorbereitet, <?page no="115"?> 115 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 indem auf der Rückseite Adressat, Absender und Feldpostnummer eingetragen werden konnten. Das Programm der Reihe war eine Mischung aus Klassikern wie Goethe (Der Urfaust als Jubiläumsnummer 100), Keller, Kleist und Schiller, klassischen Stoffen wie Die Nibelungen-Sage, Till Eulenspiegel und Das Volksbuch vom Dr. Faust), viel Heiterem (Da lacht der Soldat als Nummer. 1, Der Paradepudding und andere Schnurren und Die gestohlene Rauchwurst und andere lustige Soldatengeschichten) sowie Patriotisch-Kriegerischem (Katechismus für den teutschen Kriegs- und Wehrmann von Ernst Moritz Arndt, Ewiges Soldatentum von Johannes Vogel, So war der Weltkrieg! und Aus Fichtes Reden an die deutsche Nation). Hinzu kam eine etwas umfangreichere „Sonderreihe“ zu 60 Pfennig je Exemplar mit nur wenigen Titeln, darunter eine Hölderlin-Studie des Literaturwissenschaftlers Paul Böckmann. Abb. 28: Die bunten Hefte für unsere Soldaten 5: E.-Th. A. Hoffmann: Der Artushof. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart/ Berlin 1944, 31 Seiten. Format 10,5-cm x 14,8-cm. <?page no="116"?> 116 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Scherz Phoenix Books Abb. 29: Scherz Phoenix Books 53: D.-H. Lawrence: The First Lady Chatterley. Phoenix Publishing, Bern/ Paris, 2. Aufl. 1947, 311 Seiten. Format 11,5-cm x 18,3-cm. Im Jahr 1942 begann der 1939 in Bern gegründete Alfred Scherz Verlag die Reihe der Scherz Phoenix Books, eine Reihe, in der angelsächsische Unterhaltungsliteratur in der Originalsprache erschien. Das Konzept erinnert stark an die Tauchnitz-Edition und die Albatross-Bücher. Wie diese trugen auch die Phoenix-Bücher den Vermerk „Not to be introduced into the Bristish empire or the U.S.A.“ Als erster Band veröffentlichte der Verlag The Seat oft he Scornful von Archibald Joseph Cronin. Unter den ersten Titeln waren ferner Nora Lofts, Warwick Deeping, Eric Knight und Richard Llewellyn vertreten. Agatha Christie erschien mit Sad Cypress als Band 13 der Serie; sieben weitere Titel von ihr folgten. Die Bände hatten das Format 11,5-cm x 18,5-cm. Die gelben Umschläge waren rein typografisch gestaltet und zeigten einen stilisierten Adler als Logo. <?page no="117"?> 117 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Nach dem Krieg ging Scherz eine Kooperation mit dem ebenfalls in Bern ansässigen Verlag Hallwag ein; die Bücher wurden nun unter dem Verlagsnamen Phoenix Publishing Co. Ltd. Scherz & Hallwag veröffentlicht. Als Verlagsorte wurden Bern und Paris angegeben. 1946 publizierte der Verlag in dieser Serie The First Lady Chatterley von D. H. Lawrence, die erste Fassung des späteren Skandalromans; die zweite Auflage wurde bereits ein Jahr später gedruckt. Als letzter Band der Reihe ist Tragic Ground von Erskine Caldwell mit der Nummer. 110 im Jahr 1950 verzeichnet. Obwohl der Scherz Verlag der erste Verlag im deutschen Sprachraum war, der Taschenbücher nach unserem heutigen Verständnis auf den Markt brachte, gibt es keinerlei Forschung zur Verlagsgeschichte. 25 Jahre Scherz 1951 enthält ein Verzeichnis der bis dahin erschienenen Titel; 60 Jahre Scherz 1998 ist völlig irrelevant. Man ist daher auf bibliografische Auskünfte von Bibliotheken und Sammlern angewiesen. Eine Liste von 1.500 Nummern der Schwarzen Kriminalromane ist bei www.volker-niermann.de zu finden. Die schwarzen Kriminalromane Ein Jahr nach dem Start der Scherz Phoenix Books begann der Scherz Verlag mit der Publikation von drei Kriminalromanen Agatha Christies in eigener Ausstattung, darunter als erstem Titel Morphium, die deutsche Erstausgabe von Sad Cypress. Bis 1946 folgten sechs weitere Titel der Autorin. Ein Jahr danach begannen Die schwarzen Kriminalromane zu erscheinen. Als Nummer 1 wurde Christies Das Eulenhaus verlegt. Neben ihr gehörten Ellery Queen, Erle Stanley Gardner, Dorothy Sayers und Ursula Curtiss zu den Autoren der Serie. Seit 1966 wurden sämtliche James-Bond-Romane von Ian Fleming verlegt. Die Ausstattung der Bände - Format 13 cm x 19 cm - mit schwarz-weißen Streifen und zwei roten Feldern für Autor und Titel erfolgte ab 1953. Sie blieb für etwa zwei Jahrzehnte für die Reihe charakteristisch. Danach wurden schwarz-weiße Streifen als optisches Zitat beibehalten. Bis in die späten 1990er Jahre wurden die Erfolgstitel, vor allem Agatha Christie mit fast 100 Werken, immer wieder recycelt. Zu diesem Zeitpunkt sollen laut Verlag 28 Millionen Exemplare verkauft worden sein. Durch Programmerweiterungen um junge Krimi-Autoren sowie um die Genres Abenteuer- und Liebesromane versuchte der Verlag 1999 und 2002, der Taschenbuchreihe ein <?page no="118"?> 118 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 neues Profil zu geben. Nach der Übernahme des Verlags durch S. Fischer im Jahr 2003 wurden die Scherz Taschenbücher eingestellt und die erfolgreichen Bände, darunter Agatha Christie, in das Fischer Taschenbuch überführt. Die Reihe erreichte nach Verlagsangaben rund 2.000 Nummern, wobei Titel immer wieder neu auf den Markt gebracht wurden. So ist zum Beispiel Die trennende Tür von Ellery Queen zwischen 1961 und 1998 sechs Mal als Scherz Taschenbuch mit jeweils neuer Nummerierung erschienen. Bücherreihe Neue Welt Abb. 30: Bücherreihe Neue Welt 11: Carl Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick. L. B. Fischer Publishing Corporation 1945, 192 Seiten. Format 10,5-cm x 16,2-cm. Ganz am Ende des hier dargestellten Zeitraums, in den ersten Monaten des Jahres 1945, erschien in den USA die Bücherreihe Neue Welt in der L.- B.- Fischer Publishing Corporation. Der von Gottfried Bermann Fischer und Fritz Landshoff in New York im Februar 1942 gegründete Verlag brachte bis dahin ausschließlich englischsprachige Bücher heraus. Die Reihe war auf Anregung <?page no="119"?> 119 Charakteristik des Taschenbuchs in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen von Bermann Fischer und Curt Vinz von der zuständigen amerikanischen Armeedienststelle genehmigt worden. Zielpublikum waren die über 300.000 aus Europa und Afrika in die USA verbrachten deutschen Soldaten in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Die Reihe war von vornherein auf 24 Nummern beschränkt, 17 davon stammten von deutschen Autoren. Thomas Mann war mit dem Zauberberg in zwei Bänden, Lotte in Weimar und dem Essay Achtung Europa! vertreten, Franz Werfel mit Die Vierzig Tage des Musa Dagh, ebenfalls in zwei Bänden, sowie mit Das Lied von Bernadette. Hinzu kamen Werke von Joseph Roth, Leonhard Frank, Carl Zuckmayer, Erich Maria Remarque, Heinrich Heine, Arnold Zweig und Vicki Baum sowie zwei Anthologien. Die übrigen Titel der Reihe stammten von nichtdeutschen Autoren, darunter Ernest Hemingway mit Wem die Stunde schlägt und Stephen Vincent Benét, mit dessen Amerika die Serie dem Erscheinungsland die Reverenz erwies. Zweiundzwanzig der Titel stammten aus dem Rechtefundus von Fischer; die Bücherreihe war also eine Wiederverwertung früher erworbener Rechte. Die Bände erschienen im Format 10,5-cm x 16 cm; die Umschläge hatten einen gelben Fonds für die belletristischen und einen blauen Fond für die Sachbücher. Auf dem Haupttitel war „Verbilligter Sonderdruck für deutsche Kriegsgefangene“ vermerkt. Die Auflage betrug einheitlich 50.000 Exemplare. Der Preis entsprach mit 25 Cents dem damaligen Preis für amerikanische mass market paperbacks. Vertrieben wurde die Bücherreihe über die Kantinenverwaltung der jeweiligen Gefangenenlager, denen je nach Größe eine Quote zugeteilt wurde. Die Gesamtauflage von 1,25 Millionen Exemplaren war schon Mitte des Jahrs 1945 vergriffen (Vinz 1986). Für Bermann Fischer war diese kleine deutsche Taschenbuchreihe in den USA „die direkte Vorläuferin der später von mir ins Leben gerufenen Fischer Bücherei“ (Bermann Fischer 1991: 201). Charakteristik des Taschenbuchs in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen Was im vorangegangenen Kapitel zu Ausdifferenzierung des Teilsystems Taschenbuch, zur Standardisierung und Institutionalisierung gesagt wurde, gilt auch in weitem Maß für die vier Jahrzehnte zwischen 1914 und 1945. Hier kommen keine grundsätzlich neuen Aspekte zum Tragen. Einzige Ausnahme ist die staatliche Steuerung und Reglementierung der Buchproduktion in der Zeit des Nationalsozialismus sowohl in allgemeiner Hinsicht - etwa hinsichtlich der Papierkontingentierung während des Kriegs - als auch im besonderen Fall der Feldpostausgaben. <?page no="120"?> 120 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 Statistik, Typologie und Chronologie Die Entwicklung, was die Gesamtbuchproduktion angeht, war natürlich vom Ersten Weltkrieg und vom Zweiten Weltkrieg stark beeinflusst. Lag 1913 die Zahl der veröffentlichten Bücher bei 35.078, so erschienen 1919 insgesamt 22.308 Titel, also knapp zwei Drittel der Vorkriegsmenge. In keinem Jahr der Weimarer Republik wurde der Höchststand vor dem Ersten Weltkrieg wieder erreicht. Das Produktionshoch lag im Jahr 1925 mit 31.595. Bis 1934 verringerte sich die Titelproduktion auf den Tiefststand von 20.852, wobei die Belletristik überproportional verlor und zu diesem Zeitpunkt hinter die rechts- und staatswissenschaftliche Literatur zurückfiel (Kastner 2007: 341 f. und 344). Danach stieg die Zahl der jährlich veröffentlichten Titel wieder und erreichte 1937 die Zahl von 25.361. Während des Kriegs sank die Titelzahl zunächst langsam, fiel jedoch 1944 auf 11.714 zurück (Wittmann 2015: 296), bevor schließlich 1945 die Produktion gegen Null ging. Abb. 31: Titelproduktion im Deutschen Reich 1914-1945. Eine äußerst komprimierte, sehr lesenswerte Darstellung des literarischen Markts zwischen 1914 und 1945 bietet Wehler 2008, Bd. 4: 472-480 und 831-837. Eine analoge Darstellung zu Bry 1917 zur Reihensituation im hier behandelten Zeitraum existiert leider nicht. Betrachtet man die vorgestellten neuen Reihen, <?page no="121"?> 121 Statistik, Typologie und Chronologie so ist der Befund offenkundig: Mit Ausnahme der Tagblatt-Bibliothek mit ihrem gemischten Programm sind alle anderen auf Unterhaltung ausgerichtet. 1923 Tagblatt-Bibliothek (Steyrermühl Papier- und Verlagsgesellschaft, 1923-1952, 1338 Nummern) 1926/ 1935 Spannende Geschichten (C. Bertelsmann Verlag, 1926-1928, 32 Bände; 1936-1957, 145 Bände) 1926 Die gelben Ullstein-Bücher (Ullstein Verlag, 1927-1933, 168 Bände) 1927 Knaur-Bücher (Knaur Verlag, 1927-1931, 47 Bände) 1929 Glöckner-Bücher (Glöckner Verlag, 1929-1931, 90 Bände) 1932 The Albatross Modern Continental Library (Albatross Verlag, 1932-1950, 343 Bände) 1933 1 Mark-Goldmann-Buch (Wilhelm Goldmann Verlag, 1933-1939, 63 Bände) 1939 Die bunten Hefte für unsere Soldaten (Kohlhammer Verlag, 1939-1944, 130 Bände) 1942 Feldpostausgaben 1942 Scherz Phoenix Books (Alfred Scherz Verlag, 1942-1950, 110 Bände) 1945 Bücherreihe Neue Welt (L. B. Fischer Publishing Corporation, 1945, 24 Bände) 1947 Die schwarzen Kriminalromane (Alfred Scherz Verlag, 1947-2003, rd. 2.000 Nummern) Dass deutlich weniger neue Reihen als am Ende des langen 19. Jahrhunderts auf den Markt kamen, hat verschiedene Gründe. Das hängt sicher auch - vor allem in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren - mit der allgemeinen wirtschaftlichen Situation und der spezifischen der Buchbranche zusammen. Das zeitgenössische Stichwort dazu heißt „Bücherkrise“ (siehe Brohm 1999 und Göpfert 1978). Die Diskussion in den Jahren 1926 bis 1929 war eine Reaktion auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die allgemeine Kulturkrise am Ausgang der 1920er Jahre und auf die Medienkonkurrenz. Sie fand ihren Niederschlag in der Branchendiskussion, die vor allem im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel stattfand. Beklagt wurde immer wieder eine angebliche Überproduktion. Auch wurde die „Novitätensucht“ des lesenden Publikums gegeißelt. Ferner klagte man über die angeblich zu hohen Ladenpreise der Bücher. Prominentestes Beispiel dafür ist Kurt Tucholskys Beitrag im Jahr 1928 in der Weltbühne mit der Frage Ist das <?page no="122"?> 122 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 deutsche Buch zu teuer? (siehe Fischer 2007: 289-294). Schließlich wurde die Medienkonkurrenz durch Radio und Film sowie Freizeitaktivitäten wie Sport für die Situation der Branche verantwortlich gemacht, unter-anderen von Samuel Fischer: „Es ist nun sehr bezeichnend, dass das Buch augenblicklich zu den entbehrlichsten Gegenständen des täglichen Lebens gehört. Man treibt Sport, man tanzt, man verbringt die Abendstunden am Radioapparat, im Kino, man ist neben der Berufsarbeit vollkommen in Anspruch genommen und findet keine Zeit zu lesen.“ (Fischer 1926: 81) Doch das Fazit des Historikers zur „Bücherkrise“ sieht anders aus: „Das Buch geriet unter die Bedingungen eines technischen Zeitalters, wurde zum verbreitetsten Medium seiner Geschichte und gleichzeitig zum Symbol für traditionelles Kulturgut. Die Sorge um seinen Untergang wurde mit kulturpessimistischer Miene betrieben und gebetsmühlenartig beschworen. Die Absatzzahlen, die Alltagspraxis sah anders aus: Sowohl das ausgefeilte Pressenbuch wie das gemeine Unterhaltungsbuch erlebten eine ungeahnte Blüte.“ (Füssel 1996: 340) Mag die zeitgenössische Diskussion um die „Bücherkrise“ von durchaus interessegeleiteten Übertreibungen geprägt worden sein, so ist doch Tatsache, dass auffallend viele Reihen im Ersten Weltkrieg endeten (1914 Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten, 1915 Meyers Volksbücher und Moderne Zehn-Pfennig-Bibliothek) oder danach der Hyperinflation, der nachfolgenden Währungsreform im November 1923 und der Weltwirtschaftskrise zum Opfer fielen (1920 Max Hesse’s Volksbücherei, 1923 Kürschners Bücherschatz, 1925 Cotta’sche Handbibliothek, 1926 Bibliothek der Gesamt-Litteratur des In- und Auslandes, 1931 Aus Natur und Geisteswelt). Sicher trug zu dieser Entwicklung auch eine gewisse programmatische Erschöpfung bei. Zwar war man mit dem Faust im Tornister in den Ersten Weltkrieg gezogen, aber lesen wollte man die Klassiker - zumindest als Taschenbuch - nach dem Krieg kaum noch. Ein deutlicher Beleg dafür ist das Scheitern der von Hans Ludwig Held, dem Mitbegründer des Schutzverbands deutscher Schriftsteller, herausgegebenen Groschenbücher in der Allgemeinen Verlagsanstalt München. Nur zehn Bände von unter-anderen Storm, E.-T.-A. Hoffmann und Heine sowie von Balzac, Puschkin und Lucian erschienen 1924 zum Preis von 20 Pfennig bei einem Umfang zwischen 64 und 96 Seiten. Die weiteren zehn Titel waren zwar angekündigt, doch wurden sie wohl angesichts des Misserfolgs nicht mehr gedruckt. Neben der „Dynamisierung und Differenzierung des Medienmarktes“ (Kosch/ Nagel 1993: 55) hat vor allem der Strukturwandel im Buchangebot <?page no="123"?> 123 Statistik, Typologie und Chronologie das Taschenbuch unter Druck gebracht. Drei Entwicklungen sind hier maßgebend, die Überlegungen zum billigen Buch, die daraus entspringende neue Form der Volksausgabe und deren großer Erfolg sowie die Entstehung der Buchgemeinschaften. Einer der ersten, der das billige Buch thematisiert hat, war Samuel Fischer, der bereits 1911 in seinem Aufsatz Der Verleger und der Büchermarkt geschrieben hatte: „Das Tempo und der Rhythmus unsrer Zeit, die Ausbreitung von Bildung und wirtschaftlicher Kultur weisen auf das Buch zum billigen Einheitspreis, das bequem und leicht wie die Zeitung ins Haus gebracht oder jedem Passanten zugänglich gemacht werden kann. […] Das billige Buch wird, wenn es die große Zukunft bekommt, die mir vorschwebt, das Sortiment auf eine breite und gesunde Basis stellen. Ein neuer großer Käuferkreis kann dem Buchhandel erschlossen werden. […] Nicht alles Heil kann von dem billigen Buch kommen, aber es ist mehr als andere ein bedeutendes Mittel, die literarische Kultur auszubreiten, das Buch zu popularisieren, die Freude am Buch in jedes Haus zu tragen“ (zit. nach Fischer 1960: 14). In seiner Dissertation Das billige Buch aus dem Jahr 1938 unterschied Günther Jeremias drei Erscheinungsformen: die Reihe, die Buchgemeinschaften und die Volksausgaben. Was mit den preisgünstigen literarischen Reihen in gebundener Ausführung gegen Ende des 19. Jahrhunderts begonnen (siehe Estermann/ Füssel 2003: 275- 280) und was Samuel Fischer 1911 als Chance des etablierten Sortiments gesehen hatte, setzte sich in der Weimarer Republik fort: die Etablierung des billigen gebundenen Buchs unter dem Begriff der Volksausgabe (zusammenfassend Fischer 2007: 294-300). Zeitgenössisch definiert wurde es als „die wohlfeile, einbändige, meist auch ungekürzte und nicht etwa minderwertig ausgestattete, sondern häufig gar noch illustrierte Neuauflage eines im besten Sinn erfolgreichen Werkes“ - so Otto August Ehlers, der Herausgeber von Westermanns Monatsheften, im Jahr 1933 (zit. nach Jeremias 1938: 50). Aber auch deutsche Erstausgaben erschienen zum Standardpreis von 2,85 Mark, also zu rund einem Drittel des für solche Werke üblichen Durchschnittspreises. Ein Beispiel sind die 1927 gestarteten Romane der Welt im Berliner Knaur Verlag. Die von Thomas Mann herausgegebene Reihe brachte ausschließlich Unterhaltungsliteratur in vielen deutschen Erstausgaben von ausländischen Werken und wenigen Nachdrucken deutscher Autoren. Der Preis für die mit <?page no="124"?> 124 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 vierfarbigen Schutzumschlägen ausgestatteten Bücher betrug 2,85 Mark. Am Freitag jeder Woche kam - in Anlehnung an den Erscheinungsrhythmus einer Wochenzeitung - ein neuer Titel auf den Markt (siehe Fetzer 2017: 102-132). Die bei weitem erfolgreichste Volksausgabe war die von Thomas Manns Buddenbrooks 1929 im Fischer Verlag, ebenfalls zum Preis von 2,85 Mark gegenüber dem regulären Ladenpreis von 17 Mark. Gottfried Bermann Fischer hatte sich damit gegen seinen Schwiegervater Samuel Fischer durchgesetzt, der, fast zwei Jahrzehnte nach seinem Plädoyer für das billige Buch, gegen diese Ausgabe opponiert hatte. Im August 1930 waren 900.000 Exemplare der Billigausgabe verkauft, nicht zuletzt dank der Vergabe des Nobelpreises für Literatur an Mann im November des Vorjahrs. Bermann Fischer resümierte in seinen Memoiren: „Damit war dem billigen Buch die Bahn geebnet, und ein Schauer von 2,85 RM - Ausgaben der Werke lebender Autoren ergoss sich über den Büchermarkt. Mit diesem Einbruch in die konservative Preisgestaltung des modernen Romans hat eine Entwicklung begonnen, die schließlich in das Taschenbuch von heute mündete“ (Bermann Fischer 1991: 59). Unterhalb des etablierten Einheitspreises von 2,85 Mark für gebundene Ausgaben war auf dem Markt recht wenig Platz, wie man an den kurzlebigen Reihen der 1-Mark-Bücher bei Knaur und Goldmann sehen kann. Sie mussten wohl aus kalkulatorischen Gründen bald wieder aufgegeben werden. Dritter Einflussfaktor auf die Entwicklung des Taschenbuchs war die Entstehung der Buchgemeinschaften (siehe Urban 2012), denn auch sie boten preiswerten Lesestoff. Der Preis der Volksausgaben von 2,85 Mark im Buchhandel entsprach auch dem Preisniveau der Buchgemeinschaften. In den Jahren der Weimarer Republik wurden 42 Buchgemeinschaften gegründet. Die größten waren der Volksverband der Bücherfreunde und die Deutsche Buchgemeinschaft. Der 1919 gegründete Volksverband hatte 1924 nach eigenen Angaben 190.000 Mitglieder, sieben Jahre später waren es bereits 750.000. Die Deutsche Buchgemeinschaft startete 1924 und zählte - ebenfalls nach eigenen Angaben - schon ein Jahr später 250.000 Mitglieder, Anfang der 1930er Jahre über 400.000. Angesichts der hohen Zahlen und da die Mitglieder der Buchgemeinschaften sich verpflichteten, eine bestimmte Zahl von Titeln pro Jahr abzunehmen, wurde so dem Taschenbuchmarkt Kaufkraft entzogen. <?page no="125"?> 125 Funktionen Funktionen In Analogie zum vorhergehenden Kapitel lassen sich die Primärfunktionen des Taschenbuchs im Untersuchungszeitraum bestimmen. Dabei ist eine Änderung der Rangfolge zu konstatieren. An die erste Stelle rückt nun eindeutig die Unterhaltung, wie das Profil der neu auf den Markt gekommenen Reihen zeigt. Unterstützend wirkten sich dabei neue Vermarktungsmöglichkeiten aus. Die gelben Ullstein-Bücher und die Tagblatt-Bibliothek erschienen in Presseunternehmen, deren Vertriebskanäle und Marketingpotential genutzt werden konnten. Manche Reihen wie die Feldpostausgaben oder die Spannenden Geschichten profitierten zudem von Militarisierung und Krieg, aber auch durch die zumindest indirekte Unterstützung durch das nationalsozialistische Regime. Der Trend zur Unterhaltung galt auf dem Buchmarkt nicht nur im Taschenbuch - selbst Reclam konnte sich dem nicht entziehen -, sondern auch bei den gebundenen Büchern, wie der Massenerfolg der Volksausgaben und der Knaur-Reihe Romane der Welt zeigt. Knaur passte sich mit dem regelmäßigen wöchentlichen Erscheinen dem Rhythmus von Wochenzeitungen und -zeitschriften an und begleitete die Novitäten mit Anzeigen in der Literarischen Welt. Die Entwicklung ist im größeren Rahmen der fortschreitenden Etablierung einer Unterhaltungsindustrie zu sehen, die durch illustrierte Zeitschriften, Hörfunk, Schallplatte, Stummfilm und Tonfilm sowie Freizeitvergnügungen und Freizeitbetätigungen wie Sport zunehmend geprägt wurde (Füssel 1996). Die materialreiche Untersuchung der Massenkultur Grenzenloses Vergnügen von Kaspar Maase (1997) ist leider recht unstrukturiert, sodass der Ertrag nur schwer zur Geltung kommt. Das Medium Buch spielt hier so gut wie keine Rolle. Demgegenüber trat die Primärfunktion der Bildung mit dem Schlagwort „Bildung macht frei“ als Leitidee des Programms eindeutig zurück. Auch die Vermittlung von praktischem und nützlichem Wissen wurde im Taschenbuchbereich weniger wichtig als in dem Zeitraum zuvor, wenngleich sich die Ratgeberreihe Lehrmeister-Bücherei bis 1943 halten konnte und nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt wurde. Ließen sich die Sekundärfunktionen des Taschenbuchs im langen 19. Jahrhundert relativ klar bestimmen, so ist das für die Zeit zwischen 1914 und 1945 erheblich schwieriger. Die Sekundärfunktionen verblassen. Bildung ist nicht <?page no="126"?> 126 5 Das Taschenbuch zwischen 1914 und 1945 mehr ein zentrales Projekt; außer Reclams Universal-Bibliothek überlebt keine Reihe die Weimarer Republik. Die Sekundärfunktion, sinnstiftendes weltanschauliches Orientierungswissen zu vermitteln, wird zunehmend durch die Massenmedien erfüllt, gesellschaftliche Leitbilder eher durch Illustrierte, Hörfunk und Film als durch das Medium (Taschen-)Buch vermittelt. Mit der Reichsgründung hatte die Suche nach einer nationalen Identität die politische Verwirklichung gefunden. Damit trat der Beitrag des Buchs zu deren Herausbildung mehr und mehr zurück, wenngleich der Grundstrom patriotisch-nationalistischen Denkens immer präsent blieb. In der Zeit des Nationalsozialismus verstärkten Militarisierung und Krieg diesen Grundstrom, doch gelang es dem Apparat des „Dritten Reichs“ wegen der Kompetenzstreitigkeiten und des Kompetenzwirrwarrs nicht, die Buchproduktion inhaltlich eindeutig auszurichten (siehe Barbian 2010, insbesondere 475-491). Die Ära des Taschenbuchs in unserem heutigen Verständnis wurde 1935 und 1939 in Großbritannien und den USA sowie für den deutschen Sprachraum 1942 in der neutralen Schweiz eingeläutet. <?page no="127"?> 6 Das Taschenbuch in Großbritannien und den USA An dieser Stelle kann - nicht zuletzt aus Platzgründen - nicht auf die historische Entwicklung in England und den USA eingegangen werden, wie das für den deutschen Sprachraum in den vorangegangenen Kapiteln geschehen ist. Bei vielen Entwicklungslinien sind deutliche, auch zeitliche Parallelen vorhanden, etwa bei den chapbooks oder beim Trend zu gebundenen Reihen und Bibliotheken am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Taschenbuch in Großbritannien In Großbritannien begann das Zeitalter des modernen Taschenbuchs am 30. Juni 1935 mit dem Erscheinen des ersten Penguin-Taschenbuchs. Die Gründungslegende ist oft erzählt worden, daher hier nur die wichtigsten Fakten. Allen Lane (1902-1970; siehe Lewis 2005) begann als Bürojunge, später als Vertreter im Verlag seines Onkels, The Bodley Head, bevor er 1924 dort in leitender Position tätig wurde. 1936 brachte der Verlag die erste britische Ausgabe von Ulysses von James Joyce heraus. Doch das änderte nichts an den finanziellen Schwierigkeiten des Hauses, und so versuchte Lane, den Verlag mit billigen broschierten Reprints zum Preis von sechs Pence zu stabilisieren. Die Idee zu den Penguin-Taschenbüchern soll ihm gekommen sein, als er bei der Rückfahrt von einem Wochenendausflug zu Agatha Christie nach Devon auf dem Bahnhof keine passende Lektüre fand. Jenseits dieser nett zu lesenden Legende orientierte sich Lane am Vorbild und am Erfolg der Albatross-Bibliothek, die zum Zeitpunkt des Erscheinens der ersten Penguins auf bereits 272 Bände angewachsen war. 1934 hatte Lane in seiner damaligen Funktion als Geschäftsführer von Bodley Head mit John Holroyd Reece Gespräche über eine Zusammenarbeit geführt. Man wollte gemeinsam die Modern Library auf der Basis des Albatross-Modells in Großbritannien etablieren, doch die Kooperation kam aus lizenzrechtlichen Gründen und wegen der finanziellen Schwierigkeiten von Bodley Head nicht zustande. Mit eigenem Kapital und dem seiner beiden Brüder gründete Lane 1935 Penguin Books als eigenes Unternehmen (McCleery 2007: 11-13). Sein Ziel war die Publikation einer „new series of quality fiction and nonfiction reprints in attractive covers to be sold in places that did not specialize in bookselling as well as in the traditional bookstore market“ (Davis 1984: 26). Im Unterschied zur Konzeption der amerikanischen Taschenbuchverlage - siehe <?page no="128"?> 128 6 Das Taschenbuch in Großbritannien und den USA dazu unten - setzte Lane also sowohl auf Fiction wie Nonfiction und auf den Buchhandel als auch die Nebenmärkte. Unter den ersten zehn Büchern, die noch mit der Verlagsangabe The Bodley Head in einer Auflage von je 20.000 Exemplaren erschienen, waren mit der Biografie Percy Bysshe Shelleys von André Maurois und der Autobiografie von John Beverly Nichols nur zwei Nonfiction-Titel. Unter den belletristischen Autoren waren Ernest Hemingway, Dorothy L. Sayers und Agatha Christie vertreten, ansonsten erfolgreiche, heute kaum noch bekannte Autoren der Zeit. Sechs der zehn Titel waren Lizenzen des renommierten Verlags Jonathan Cape, zwei stammten aus dem eigenen Haus. Das ist ein charakteristisches Merkmal für die Konzeption der Penguin-Taschenbücher, aber auch generell für das Taschenbuch: der Erwerb von Rechten von anderen Verlagen für eine Zweitverwertung (Feather 2006: 175 f.). Die Bücher kosteten sechs Pence; das Format war 4 3/ 8 inches x 7 1/ 8 inches, also rund 11 cm x 18 cm. Um die broschierten Bände war ein Schutzumschlag gelegt, auf dem - im Unterschied zum eigentlichen Buch - der Preis aufgedruckt war. Die Umschläge waren streng typografisch gestaltet. Die Aufmachung lehnte sich stark an die Albatross-Bücher an. Nicht nur, dass auch hier der leicht zu merkende Name eines Vogels dem Verlag den Namen gab, sondern auch bei Penguin war das - in der Regel - einzige bildliche Element das Verlagssignet. Der Pinguin erschien recht prominent und prägte so zusammen mit der Schrift und den drei horizontalen Farbstreifen - oben und unten gleichfarbig, in der Mitte weiß - das Bild eines typischen Penguin-Covers. Die Grundstruktur des Coverdesigns wurde erst 1951 durch eine neue Version abgelöst. Stark stilisierte Abbildungen erschienen nach der Mitte der 1950er Jahre auf dem Cover, Fotos erst zu Beginn des darauffolgenden Jahrzehnts. Wie Albatross codierte auch Penguin die Produktion farblich: orange für Fiction, grün für Krimis, dunkelblau für Biografien, rot für Reisen und Abenteuer, gelb für Ratgeber. Vertrieblich gelang der Durchbruch mit einem Großauftrag der Warenhauskette Woolworth, durch den die Penguins in jeder Woolworth-Filiale in England präsent waren (Davis 1984: 27). Nachdem im Oktober 1935 auch die zweite Zehner-Staffel von Titeln noch unter Bodley Head veröffentlicht worden war, verließen die drei Brüder Allen, Richard und John Lane den Verlag und gründeten zum 1. Januar 1936 die eigene Firma Penguin Books Ltd., mit einem Stammkapital von 100 Pound Sterling. Noch im Gründungsjahr erreichten die Verkaufszahlen drei Millionen Exemplare; nach drei Jahren lag die Zahl bei 25 Millionen. <?page no="129"?> 129 Das Taschenbuch in Großbritannien Schon bald nach dem Start wurde die Produktpalette erweitert, und so erschienen im Mai 1937 die ersten Pelican Books, Nonfiction-Titel zu Politik, Wirtschaft, Literatur und Kunst. Die Reihe startete mit George Bernard Shaws The Intelligent Woman’s Guide to Socialism, Capitalism, Sovietism and Fascism in zwei Bänden (weitere Titel siehe Baines 2005: 22 f.); sie wurde erst 1984, also nach fast 50 Jahren eingestellt. Viele Details aus der Gründungszeit von Penguin bringt McCleery 2007: 13-15. Die Geschichte der Cover der Penguin-Taschenbücher, die zugleich eine Geschichte des Programms ist, zeichnet Baines 2005 nach. Die „mushroom publishers“, kleine Taschenbuchverlage in den ersten zehn Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, beschreibt Holland 1993. Im November 1937 erschien der erste Titel der Penguin Specials, einer Reihe mit aktuellen politischen Themen. Folgerichtig war der erste Titel Germany Puts the Clock Back von Edgar Mowrer. Hier erschien 1939 auch I Was Hitler’s Prisoner von Stefan Lorant, dem früheren Chefredakteuer der Münchener Illustrierten Zeitung (weitere Titel siehe Baines 2005: 28-31). Ab Ende 1940 kamen die Puffin Books auf den Markt, eine Reihe für Kinder. Die Titel waren als Puffin Picture Books zunächst querformatige, stark illustrierte Bücher; ein Jahr später folgten die Puffin Story Books. Nach weiteren kleineren Reihen erschien im Januar 1946 der erste Titel einer Reihe, die 2008 über 1.300 Titel umfasste und bis heute fortgeführt wird, die Penguin Classics. Der erste Band war eine Neuübersetzung von Homers Odyssee, für viele Jahre der Bestseller in der Reihe. Penguin beherrschte 20 Jahre lang den englischen Taschenbuchmarkt, und der Verlagsname wurde zum Synonym für „Taschenbuch“ - ähnlich wie später die rororos von Rowohlt auf dem deutschen Markt. Kurz nach dem Tod von Allen Lane im Jahr 1970 wurde Penguin von Pearson übernommen. Der weltgrößte Wissenschaftsverlag brachte Penguin 2013 in das gemeinsame Unternehmen Penguin Random House ein, das heute zu 75- Prozent im Besitz der Bertelsmann AG ist. Das englische Taschenbuch ist über Penguin hinaus wenig erforscht (so auch Holland 1993: 2; wenige Informationen bei Bellaigue 2004). Das hängt sicher auch mit der weltweiten Dominanz amerikanischer Verlage und damit auch derer Taschenbücher zusammen. Eine Übersicht aus dem Jahr 1957 nennt als wichtigste Taschenbuchverlage neben Penguin Pan, Fontana, Corgi und Hodder <?page no="130"?> 130 6 Das Taschenbuch in Großbritannien und den USA (Schick 1958: 19). Von diesen vier Konkurrenten Penguins sind zwei, nämlich Fontana und Hodder, inzwischen vom Markt verschwunden, Pan und Corgi sind in Verlagskonzerne eingegliedert worden. Pan, 1944 gegründet von Alan Bott, veröffentlichte im Juni 1947 zwölf Titel. Das erste Taschenbuch war Ten Stories von Rudyard Kipling. Im Unterschied zu den zurückhaltenden Penguin-Umschlägen waren die Cover der Pan-Taschenbücher sehr kommerziell gestaltet, was auch den Bestsellerautoren entsprach, die Pan verlegte. Darunter waren John le Carré, Georgette Heyer, Ian Fleming; später kamen Arthur Hailey, Jack Higgins, Wilbur Smith und Ken Follett hinzu. Nach dem Tod des Gründers im Jahr 1952 übernahmen die vier Verlage Collins, Macmillan, Heinemann und - für kurze Zeit - Hodder and Stoughton das Unternehmen. Seit 1987 ist es im Besitz von Macmillan, das seinerseits seit Mitte der 1990er Jahre zur deutschen Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gehört. Corgi wurde 1953 gegründet und veröffentlichte nach bahnbrechenden Werken wie Vladimir Nabokovs Lolita und Joseph Hellers Catch vor allem Unterhaltungsbestseller von Autoren wie Dan Brown, Frederick Forsyth, Terry Pratchett und Danielle Steel. Heute ist Corgi das Taschenbuchimprint des Verlags Transworld, der seinerseits zur Verlagsgruppe Penguin Random House gehört. Als Neugründung des seit 1987 zur Reed-Gruppe gehörenden Octopus Verlags ging 1989 der Taschenbuchverlag Mandarin an den Start; er wurde 1997 an Random House verkauft, wo er in anderen Taschenbuchlabels aufging. Das Taschenbuch in den USA In den USA startete das Taschenbuch mit drei Verlagen, die eigens für das Verlegen von mass market paperbacks gegründet wurden, Pocket Books im Jahr 1939, Penguin Books 1941 und Ballantine Books 1952. Dazu kamen Zeitschriftenverlage und Verlage von Romanheften, die neben ihrem Stammgeschäft auch in eigenen Imprints Taschenbücher verlegten: Avon Books im Jahr 1941, Popular Library und Dell Books 1943 sowie Fawcett 1950. Bantam Books war eine Mischung aus beidem. Die Firma wurde 1945 von Curtis Publishing Company, einem Zeitschriftenverlag und -vertrieb (mit dem Standbein Saturday Evening Post), sowie von Grosset & Dunlap gegründet, einem Unternehmen, das im Besitz von Random House, Scribner’s, Harper & Brothers und Little Brown sowie des Book-of-the-Month Clubs war. <?page no="131"?> 131 Das Taschenbuch in den USA Obwohl mehr als ein halbes Jahrhundert alt, bietet Frank L. Schicks Buch The Paperbound Book in America. The History of Paperbacks and Their European Background nach wie vor eine konzise Darstellung (1958: 3-66), eine komprimiertere findet sich bei Schreuders 1981: 5-17 und Bonn 1982: 25-34. Eine chronologische Übersicht 1929-1959, eine Aufstellung der amerikanischen Verlage sowie die jeweils ersten 100 Titel der Verlage bietet Schreuders 1981: 139-195. Im Unterschied zu Deutschland, wo sich die wichtigsten Taschenbuchverlage aus bestehenden Verlagshäusern heraus entwickelten, waren die frühen Taschenbuchverlage in den USA neben den neu gegründeten Verlagen Ausgründungen von Firmen, die bereits im Geschäft mit Stoffen der Unterhaltungsindustrie tätig waren. Avon war eine Gründung der nationalen Vertriebsorganisation American News Company, die seit dem letzten Viertel des 19.-Jahrhunderts als Zwischenhändler Heftromane vertrieb und dabei diesen Markt dominierte. Popular Library ging aus der Thrilling Group hervor, die zu ihren Hochzeiten in den späten 1930er Jahren 44 Heftromanserien herausbrachte. Auch die Dell Publishing Company verlegte seit 1922 Heftromane; später kamen populäre Zeitschriften und Comics dazu. Fawcett Publications, gegründet 1919, schließlich publizierte mehrere Magazine mit wahren Geschichten. Zu diesen kommerziellen Unternehmen kamen zwischen 1943 und 1947 zwei Non-profit-Verlage, die Armed Service Editions und die Overseas Editions. Beide wurden vom Council on Books in Wartime kontrolliert, der ein Jahr zuvor von rund 70 amerikanischen Verlagen sowie Buchhändlern, Bibliotheken und Autoren gegründet worden war (siehe Hench 2011). Die Armed Service Editions (ASE) waren nur für amerikanische Soldaten, nicht aber für das allgemeine Publikum bestimmt. Die insgesamt 1.322 Bücher, die kostenlos an die amerikanischen Soldaten verteilt wurden, boten - in der Regel ungekürzt - eine breite Palette von Belletristik und Nonfiction. Neben Genreliteratur waren auch Autoren wie William Faulkner, Ernest Hemingway, Katherine Mansfield und John Steinbeck vertreten. Die Reihe stand unter dem Motto „Books are weapons in the war of ideas”, ein Ausspruch, der dem damaligen amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt zugeschrieben wurde. Die Bücher wurden im Querformat von 14 cm x 10 cm bis zu einem Umfang von 320 Seiten und 16 cm x 11 cm bis zu 512 Seiten produziert. Das war ökonomisch am günstigsten, denn auf den Druckmaschinen der Zeitschriften- und Heftverlage wurden jeweils zwei Exemplare zusammen gedruckt und gebunden und nach der Bindung auseinandergeschnitten. Der Satz war zweispaltig wie <?page no="132"?> 132 6 Das Taschenbuch in Großbritannien und den USA in den Heftromanen. Im Unterschied zu den anderen Taschenbüchern waren die Titel der ASE geheftet. Die Cover nahmen oft Motive der lizenzgebenden Verlage auf, in der Hoffnung, so eine spätere Kundenbindung zu präformieren. Insgesamt wurden 123 Millionen Exemplare gedruckt. Das Programm hat nach seinem Ende einen riesigen zu bedienenden Markt hinterlassen, denn durch die Bücher der ASE waren Menschen mit Lektüre versorgt worden, die zuvor nicht zu den Käufern und Lesern gehört hatten: „The ASEs unquestionably helped to boost the market for Pocket Books, Penguin Books and their imitators and competitors in post-war America.“ (Hench 2011: 57) Einem Verlag wie Pocket Books brachte dieses Programm Millionenauflagen (Davis 1984: 79 f.). Die Overseas Editions sollten repräsentative amerikanische Werke für Europa und Asien verfügbar machen und waren nicht in den USA und Kanada erhältlich. In ihrer schmucklosen Gestaltung sind sie mit den Feldpostausgaben in Deutschland vergleichbar. Die Bücher dienten der psychologischen Kriegsführung und waren unverhohlen patriotisch - so zum Beispiel Walter Lippmanns US War Aims. Aber es erschien auch William Saroyans The Human Comedy. Insgesamt wurden 1945 nur 72 Titel mit einer Gesamtauflage von rund 3,6 Millionen Exemplaren publiziert - 23 in Deutsch, je 22 in Englisch und Französisch sowie fünf in Italienisch. Pocket Books kam am 19. Juni 1939 mit zehn Taschenbüchern auf den Markt. Der erste Band war war Lost Horizon von James Hilton, einem heute weitgehend vergessenen Autor, der mit diesem utopischen Roman jedoch den von ihm erfundenen Ort Shangri-La weltweit bekannt machte. Der Verleger Robert F. de Graff hat sein Programm in einem Artikel in The Publishers‘ Weekly, der führenden Branchenzeitschrift, dargelegt. Er wandte sich gegen die herrschende Meinung, dass die Amerikaner keine billigen Taschenbücher kaufen würden, die ohnehin gegen den „trash“ der Romanhefte und der Massenzeitschriften keine Chance hätten: „I venture to question those traditional beliefs, and am prepared to make this concientious und thorough-going experiment to prove my faith in the pent-up American demand for genuinely good and enduring books at irrestistibly low prices, with almost universal distribution.“ (zit. nach Davis 1984: 39) Er sollte Recht behalten, denn schon im Frühjahr 1941 waren bereits achteinhalb Millionen Pocket-Taschenbücher verkauft. Sie waren zum Markenartikel geworden (zur Zusammensetzung des Startprogramms siehe Davis 1984: 13). Am 21. November desselben Jahrs erschien die ersten Avon Books. Die Bücher ähnelten in der Aufmachung so sehr den Pocket Books, dass es schnell zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kam. In deren Folge durfte Avon nicht <?page no="133"?> 133 Das Taschenbuch in den USA mehr das Wort „Pocket“ auf die Umschläge drucken und musste auch den roten Farbschnitt aufgeben. Bereits im Herbst 1939 hatte Penguin einen amerikanischen Ableger gegründet, der englische Bücher in die USA importierte. Der Kriegsbeginn zwischen England und Deutschland und die daraus resultierende Erschwerung der Transporte, die Papierrationierung sowie die Unmöglichkeit, Kapital aus England zu exportieren, um die amerikanische Expansion zu finanzieren, führten dazu, dass Penguin erst 1942 eine auf das amerikanische Publikum zugeschnittene Produktion auf den Markt brachte. Die Startprogramme der Verlage waren im Vergleich zu heute überschaubar. Pocket Books veröffentlichte 1939 vierunddreißig Titel (im Folgejahr 52), Avon 1941 zwölf Titel (im Folgejahr 10), Penguin 1942 neunzehn Titel (im Folgejahr 14), Popular Library 1943 zwanzig Titel (im Folgejahr 22), Dell ebenfalls 1943 zweiunddreißig Titel (im Folgejahr 35) und Bantam 1945 zwanzig Titel (die Produktion im ersten Nachkriegsjahr war mit 54 Titel deutlich höher). Analysiert man die ersten Programme inhaltlich - die jeweils ersten 100 Titel listet Schreuders 1981: 187-195 auf - so wird deutlich, dass vor allem Avon, Popular Library und Dell Titel auf den Markt brachten, deren Autoren heute nur noch Fachleuten nach intensiver Recherche bekannt sind. Sie entsprachen dem (Vor-) Urteil, das viele Jahre das Bild des American mass market paperback prägte: […] a book with a thin cover overcrowded with too much fierce color und too many nice words praising its own contents, a book whose contents have little or nothing to do with its cover illustration, a book which fall to pieces if you page through it more than a few times, a book put together without care, consistency, taste or style” (Schreuders 1981: 31). Nur Penguin, später auch Bantam und vor allem Pocket Books, streuten in diesen Strom von Unterhaltungsliteratur klassische Titel ein. So erschienen Five Great Tragedies von William Shakespeare als Nr. 3 bei Pocket Books. Emily Bronte, Guy de Maupassant, Charles Dickens, Thomas Hardy, Robert Louis Stevenson, Victor Hugo und Jonathan Swift folgten im ersten Programm mit ihren gängigen Werken. Nonfiction-Titel wie etwa die Autobiografie von Benjamin Franklin (Nr. 23 bei Pocket Books) waren extrem selten. Die zeitgenössischen Titel waren durchweg preisgünstige Lizenzen von - teilweise sehr verbilligten - Hardcover-Ausgaben. Die etablierten Verlage sahen darin keine Gefahr für ihr ureigenes Geschäft, ja, sie stellten den Taschenbuchverlagen teilweise den eigenen Satz zur Verfügung. <?page no="134"?> 134 6 Das Taschenbuch in Großbritannien und den USA Der Standardpreis für die Taschenbücher war 25 Cent; der entsprechende Hardcover-Preis betrug 2,75 Dollar, ein Preisabstand, der heute unvorstellbar ist. Das Format betrug zunächst 4 ¼ inches x 6 3/ 8 inches, also 10,8-cm x 16,2-cm, ab den frühen 1960er Jahren 4- ¼ inches x 7 inches (10,8- cm x 17,8- cm). Die Cover waren mit Ausnahme vieler eher streng designten Penguin-Umschläge durchweg mit realistischen Abbildungen leicht bekleideter Frauen, bewaffneter Männer oder Paaren in verführerischer Pose versehen. Alles in allem waren diese Cover stark von Filmplakaten aus Hollywood beeinflusst. Herstellungstechnisch waren die mass market paperbacks bis in die frühen 1940er Jahre fadengeheftet. Danach setzte sich mehr und mehr die Klebebindung durch (Schick 1958: 96-98). Zur Entwicklung der Taschenbuchcover siehe Schreuders 1981, Bonn 1982, vor allem 81-116, und die ausführliche Dokumentation bei Lupoff 2001. Der Vertrieb von mass market paperbacks in den USA lief in der Anfangszeit mehr oder weniger ausschließlich über den Zeitschriftenhandel, der Warenhäuser, Supermärkte, Drugstores und Zeitschriftenkioske an Bus- und Eisenbahnstationen sowie Flughäfen (zu Details siehe Schreuders 1981: 101-104 und für Pocket Books Davis 1984: 44-48) belieferte. Die Verlage schlossen sich entweder nationalen Großhändlern an oder gründeten ihre eigenen Vertriebsfirmen: „The marriage of paperback books to the magazine distribution system opened the way for the Paperback Revolution.“ (Davis 1984: 47). So vertrieb Pocket Books in den Anfangsjahren 75 bis 80- Prozent seiner Titel über diese Vertriebsschiene. Später kam der Buchhandel hinzu, der jedoch zwei Drittel des Landes nicht abdeckte und dem Publikum zunächst nur trade paperbacks angeboten hatte. Nach den stürmischen Erfolgen der ersten Jahre tauchten in den 1950er Jahren erstmals Krisensymptome auf: Überproduktion bei zu vielen austauschbaren Genretitel (vor allem Western und Krimis), zu wenig Marketing sowie ineffiziente Vertriebsstrukturen. Die Verlage reagierten mit einer verringerten Produktion bei deutlicher Bestsellerorientierung, der Trennung von den nationalen Fast-Vertriebsmonopolisten wie American News Company zugunsten unabhängiger Grossisten und Rackjobbern sowie vor allem durch Preiserhöhungen. Das Standard-Taschenbuch kostete nun 35 Cents statt 25 Cents (Davis 1984: 251-256). <?page no="135"?> 135 Das Taschenbuch in den USA Was die Geschichte des Taschenbuchs in den USA angeht, so ist nach wie vor Two-Bit Culture. The Paperbacking of America von Kenneth C. Davis aus dem Jahr 1984 unübertroffen. Das ist eine ausführliche, detailreiche, glänzend erzählte Geschichte mit zeitgenössischen Stimmen und Dokumenten, mit Namen, Daten, Zahlen und Fakten und auch der Vorgeschichte des Taschenbuchs in England und den USA. Eine komprimierte Darstellung der frühen Jahre aus der Insidersicht bietet Enoch 1954. Der aus Deutschland stammende Verleger Kurt Enoch war Mitbegründer von Albatross, später von Penguin und New American Library. Einen Überblick über die Verlage, die in den ersten 40 Jahren des amerikanischen mass market publishing (zum trade paperback siehe Schick 1958: 177-244) auf dem Markt waren, gibt Crider 1982. Hier werden 68 Verlage mit ihrer Geschichte, ihren Reihen, ihren Autoren und den Besitzverhältnissen vorgestellt. Die wichtigsten Verlage dieses Zeitraums beschreiben Schreuders 1981: 18-101 und Bonn 1982: 66-77; Chronologien dieser Jahre finden sich bei Schick 1958: 79-95 und Schreuders 1981: 139-155. Auch Lupoff 2001 und zuletzt Rabinowitz 2014 gehen nicht über diesen Zeitraum hinaus. Die weitere Geschichte des amerikanischen Taschenbuchs nach den ersten vierzig Jahren ist beileibe nicht so ausführlich dokumentiert wie diese erste Phase. Selbst der 2001 erschienene opulent bebilderte Band The Great American Paperback. An Illustrated Tribute to Legends oft he Book von Richard A. Lupoff beschränkt sich fast ausnahmslos auf Beispiele bis Anfang der 1960er Jahre. Auch einzelne Verlagsgeschichten reichen nicht darüber hinaus, so Petersen 1975 über Bantam, Lyles 1983 über Dell und Bonn 1989 über New American Library (NAL). Bestimmt wird die Geschichte des Taschenbuchs schon früh von Medienunternehmen, die nicht aus der Buchbranche stammen. Das zeigt sich, wie oben geschildert, schon in der Gründungsgeschichte einzelner Unternehmen. Bald entdeckten große Medienkonglomerate das Geschäft mit dem mass market paperback. So kaufte bereits 1944, also nur fünf Jahre nach dem Start, der Verleger der Chicago Tribune, Marshall Field III, Pocket Books. Diesem ersten Verkauf eines amerikanischen Taschenbuchverlags folgten weitere. Ein anschauliches Beispiel sind die Besitzverhältnisse von Bantam Books im Lauf der Jahre und Jahrzehnte. Wie oben erwähnt, war das Unternehmen 1945 von Curtis Publishing Company, einem Zeitschriftenverlag und -vertrieb, sowie von Grosset & Dunlap gegründet worden. 1961 verkaufte Curtis 20- Prozent <?page no="136"?> 136 6 Das Taschenbuch in Großbritannien und den USA seiner Anteile, um die kränkelnde Saturday Evening Post zu stützen, 1964 die restlichen 30- Prozent, sodass Bantam nun ganz in den Besitz von Grosset & Dunlap gelangte. Vier Jahre später stiegen dessen Eigentümer, die Publikumsverlage Random House, Scribner’s, Harper & Brothers und Little Brown sowie der Book-of-the-Month Club, aus. Grosset & Dunlap wurde von der National General Corporation aufgekauft, einem Konglomerat aus der Versicherungs- und der Immobilienbranche und Eigentümer von Firmen im Film- und Filmtheatergeschäft. Damit hatte zum zweiten Mal nach der Times Mirror Company, die 1960 New American Library gekauft hatte, ein branchenfremder Player Kapital in das Geschäft mit Taschenbüchern investiert (weitere Beispiele siehe Bonn 1982: 63 und Davis 1984: 371). National General wurde seinerseits 1973 an die American Financial Corporation verkauft. Ein Jahr später wurde Bantam an die Holding des italienischen Automagnaten Giovanni Agnelli (FIAT) weiter veräußert. 1977 erwarb Bertelsmann, die damals größte Verlagsgruppe der Welt, 51- Prozent der Bantam-Anteile von Agnelli. Weitere vier Jahre danach übernahm Bertelsmann die restlichen Anteile und war nun Alleineigentümer von Bantam Books. 1988 bildete Bertelsmann die Bantam Doubleday Dell Publishing Group, die zehn Jahre später Teil der Bertelsmann-Verlagsgruppe Random House wurde. Seit 2013 ist Random House - mit Ausnahme der deutschen Firma gleichen Namens - Teil des weltgrößten Publikumsverlags Penguin Random House, der zu 75-Prozent im Besitz von Bertelsmann ist. Am Ende der 1970er Jahre waren alle großen Taschenbuchverlage in den Besitz von großen Konzernen übergegangen. Aus den Big Five der Anfangsjahre - Pocket, Avon, Dell, Bantam und Fawcett - war nun ein Dutzend Verlagshäuser geworden, die mit gut gefüllter Geldbörse und einem auf Gewinn orientierten Management auf dem Markt konkurrierten. <?page no="137"?> 7 Das Taschenbuch nach 1945 Anders als in den vorangegangenen Kapiteln kann sich die Betrachtung des Taschenbuchs nach 1945 nicht auf die Beschreibung einzelner Reihen konzentrieren. Zum einen ist dazu deren Zahl inzwischen zu sehr gewachsen und recht unübersichtlich geworden. Zudem sind die großen Taschenbuchverlage und die umfangreichen und langlebigen Reihen in der Regel gut dokumentiert Zum anderen hat sich das Taschenbuch in dieser Zeit als System entwickelt, das im Sinn von Ulrich Saxer als „komplexes institutionalisiertes System um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem Leistungsvermögen“ (Saxer 1999: 6) definiert werden kann. Damit soll das Taschenbuch nicht als eigenständiges Medium hypostasiert werden, doch bietet der Saxer’sche Ansatz mit seinen Kategorien Institutionalisiertheit, Organisiertheit und Technizität einen Beschreibungsrahmen, der dem Taschenbuch bis in die jüngere Zeit gerecht wird. In Zeiten der Systemhaftigkeit des Taschenbuchs hat es immer wieder Versuche gegeben, das Taschenbuch als Buchtyp, vor allem in Abgrenzung zum Hardcover, zu definieren (siehe Fetzer 2018). Zusammenfassend wurde der neue Buchtyp nach dem Zweiten Weltkrieg bis weit in die 1970er Jahre hinein wie folgt charakterisiert: „1. Flexibler Umschlag 2. hohe Auflage und dadurch weite Verbreitung 3. niedriger Ladenpreis in einheitlichen Preiskategorien 4. einfache Ausstattung 5. Erscheinen im einheitlichen und vergleichsweisen kleinen Format in einer Reihe, die als Marke fungieren soll 6. monatliche Erscheinungsweise und Fortsetzungsbezug 7. Zweitverwertung 8. ökonomische Bedeutung der Backlist.“ (Kampmann 2009: 181 f.) Diese Merkmalskombination löste sich im Verlauf der Ausdifferenzierung des Taschenbuchmarkts mehr und mehr auf. Rückblickend kann man feststellen, „dass diese Punkte in abnehmender Reihenfolge für die heutigen Taschenbuchtitel Bedeutung haben“ (Kampmann 2009: 182). Allerdings ist festzuhalten, dass auch heute noch - auf jeden Fall bei großen Taschenbuchreihen - das monatliche Erscheinen Usus ist. Gegenwärtig ist ein Taschenbuch also ein periodisch erscheinendes, broschiertes Buch in hoher Auflage mit geringer Backlistrelevanz bei (relativ) niedrigem Ladenpreis. <?page no="138"?> 138 7 Das Taschenbuch nach 1945 Abb. 32: Taschenbuchproduktion in der Bundesrepublik Deutschland 1950-2017. Für die Jahre 1958-1960 und 1988 liegen keine validen Daten vor. <?page no="139"?> 139 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Ausstattung, Format, Reihencharakter, Fortsetzungsbezug, Zweitverwertung und Backlistrelevanz sind keine oder nur noch schwache Definitionskriterien. Das zeigen zum einen die großformatigen Paperbacks, die wegen ihrer ökonomischen Bedeutung seit 2012 in einer eigenen Bestsellerliste geführt werden, zum anderen die teils aufwendige Ausstattung mit Innenklappen und Prägedruck, drittens der deutliche Anstieg von Originalausgaben und deutschen Erstausgaben in den Programmen und schließlich die optische Auflösung der ursprünglichen strengen Reihengestaltung der großen Taschenbuchverlage. Selbst der Deutsche Taschenbuchverlag hat sein ursprüngliches Markenzeichen - die farbigen Zeichnungen auf weißem Grund bei strenger Schriftgestaltung - in den 1990er Jahren aufgegeben. Einzig Diogenes hält noch an seiner einheitlichen Gestaltung fest. Im Fachbuch und Wissenschaftssegment dagegen setzen die Verlage häufig auf eine optische Corporate Identity, wie etwa das Beispiel der Reihe Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft zeigt. Auch hat die Fixierung auf das Standardformat, das sich mit geringen Abweichungen etabliert hat, dazu geführt, dass in Arbeiten zum Taschenbuch sehr häufig Reclam übergangen wird, weil die Universal-Bibliothek nicht diesem Standard entspricht. Bezeichnenderweise wird dann Reclam nur als „Vorläufer des Taschenbuchs“ eingereiht (Völker 2014: 338). Der Versuch einer Definition nur nach technischen Merkmalen ist zu simpel. Notwendig ist eine Ergänzung um die Funktionen des Taschenbuchs, wie sie unten dargestellt werden. Diese Erweiterung erlaubt dann auch, die großformatigen zeitungsartigen Rowohlts Rotations Romane (siehe Ziegler 1997), die zwischen 1946 und 1949 erschienen, in ihrer „Geburtshelferfunktion für das deutsche Taschenbuch“ (Rössler 1997: 18) zu beschreiben. Hier dient zunächst die historische Entwicklung als Zugang. Sinnvoll lassen sich drei Phasen unterscheiden: die Etablierungs- und Konstituierungsphase, die Konsolidierungs- und Ausbauphase sowie die Auflösung des Systems Taschenbuch. Dass solche Periodisierungsvorschläge ihre Tücken haben und sich geschichtliche Entwicklungen nicht nach Dezenniengrenzen richten, muss nicht eigens betont werden. Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Gemeinhin gilt der 17. Juni 1950 als das mythische Datum der Taschenbuchgeschichte in Deutschland. An diesem Tag lieferte der Rowohlt-Verlag die ersten vier Titel seiner neuen rororo-Taschenbücher aus. Damit begann eine <?page no="140"?> 140 7 Das Taschenbuch nach 1945 Entwicklung, die neben den Buchgemeinschaften zum prägenden Faktor der Buchbranche im Deutschland der Nachkriegszeit werden sollte. Zwar hatte es im deutschsprachigen Raum bereits vorher Taschenbuchreihen gegeben, so die AM-Auswahl aus dem Albert Müller-Verlag, Rüschlikon/ Zürich, (seit 1939), die Scherz Phoenix Books (seit 1942) und Die Schwarzen Kriminalromane (seit 1947; beide aus dem Alfred Scherz Verlag, Bern), doch waren vor allem die AM-Auswahl und die Scherz Phoenix Books aufgrund der politischen Verhältnisse nicht auf dem deutschen Markt präsent. Abb. 33: Die kleinen Bücher 70: Die Sage vom Freischütz. Verlag Hermann Meister, Heidelberg 1948, 62 Seiten. Format 12,0-cm x 16,6-cm. Ebenfalls noch vor Rowohlt hatte Reclam nach der Gründung der westdeutschen Dependance des Traditionsverlag im Jahr 1947 mit der Produktion der Universal-Bibliothek in den westlichen Besatzungszonen begonnen; im August 1948 wurden die ersten 17 Titel ausgeliefert. Der 1919 gegründete Verlag Hermann Meister setzte bereits 1945 seine Reihe Die kleinen Bücher fort, die er 1928 gestartet hatte. Bis 1952 erschienen hier 124 Bände, ab Band 74 unter dem Titel <?page no="141"?> 141 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Die kleinen Meisterbücher. Nicht nur im nach dem Krieg fast ausschließlich mit Klassikern bestückten Programm, sondern auch in der einfachen Aufmachung war die Anlehnung an die Universal-Bibliothek von Reclam unverkennbar (siehe Hatry 2016). Abb. 34: Sammlung Piper: Karl Jaspers: Kleine Schule des philosophischen Denkens. Piper Verlag, München 1965, 184 Seiten. Format 11,0-cm x 18,0-cm. Die Sammlung Piper ist der Vorläufer der 1970 gestarteten Serie Piper. Nicht zuletzt dank eines geschickten Eigenmarketings wird bis heute der Start des Taschenbuchs in Deutschland, ja teilweise der Begriff des Taschenbuchs überhaupt, mit Rowohlt synonym gesetzt. Nach Rowohlt kamen in dichter Folge viele der Taschenbuchverlage auf den Markt, die bis heute das Geschehen bestimmen: Fischer und Goldmann 1952, Ullstein 1955 (nach der Übernahme der 1953 gestarteten Bürgers Taschenbücher), Heyne 1958, der Deutsche Taschenbuchverlag 1961 und im Jahr 1963 Knaur, Suhrkamp und Bastei-Lübbe. Fügt man noch die Serie Piper (1970), die Diogenes-Taschen- <?page no="142"?> 142 7 Das Taschenbuch nach 1945 bücher detebe, (1971) und Das schöne Insel-Taschenbuch (1972) hinzu, so entsteht die Liste der relevanten Taschenbuchverlage und Taschenbuchreihen im allgemeinen Publikumsbereich bis Anfang der 1970er Jahre. Hinzu kommen die wichtigen Taschenbuchreihen für Kinder und Jugendliche, das Arena Taschenbuch (1958) und die Ravensburger Taschenbücher aus dem Otto Maier Verlag (1963) sowie als wissenschaftliche Reihen die Urban-Bücher (seit 1953) und als Ratgeberreihe die Humboldt-Taschenbücher (seit 1953), die heute als Paperback erscheinen. Pläne für eine deutsch-amerikanische Taschenbuchgesellschaft entwickelten zwischen Frühjahr 1952 und Anfang 1953 Joseph Caspar Witsch, der Verleger des Verlags Kiepenheuer & Witsch, Kurt Neven DuMont, der Inhaber des Druck- und Verlagshauses M. DuMont-Schauberg, und Kurt Enoch. Woran das Projekt letztlich scheiterte, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen (Möller 2015: 414-418). Anders als in Großbritannien und den USA, wo Verlage eigens für die Publikation von mass market pocket books gegründet wurden, waren es im deutschsprachigen Raum so gut wie ausschließlich etablierte Verlage, die Taschenbuchreihe starteten (und diese zum Teil später firmenrechtlich verselbständigten). Ausnahme ist der Wilhelm Heyne Verlag, der zwar in seiner Frühzeit ein kleiner Hardcover-Verlag war, aber ab 1958 bis weit in die 1980er Jahre hinein ausschließlich Taschenbücher verlegte. Ebenfalls zum Kosmos der Taschenbücher in den rund zwei Jahrzehnten nach dem Rowohlt-Auftritt gehören die teilweise sehr umfangreichen Reihen, die heute nicht mehr existieren: die List-Bücher (1952-1975), die Die kleine Vandenhoeck-Reihe (später Kleine Reihe V+R, 1954-2005), die Stiasny-Bücherei (1956- 1968), die Reihe Persönlichkeit und Geschichte aus dem Musterschmidt-Verlag (1957-2014), die Mitternachtsbücher aus dem Verlag Kurt Desch (1958-1974), die B.I.-Hochschultaschenbücher (1958-1993), die Signum-Taschenbücher aus dem Sigbert Mohn Verlag (1960-1966), die Reihe Geist und Psyche aus dem Kindler Verlag (1964-1982) sowie die Reihe Hanser (1968-1978). Im Jahr 1960 startete der 1949 in Rastatt gegründete Erich Pabel Verlag, der seine ökonomische Basis in zahlreichen Heftreihen hatte (siehe Galle 2005), das Pabel Taschenbuch. Hier wurde zunächst allgemeine unterhaltende Belletristik, darunter der Bestsellerautor Heinz G. Konsalik, verlegt. Bis 1968 kamen 355 Titel <?page no="143"?> 143 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) auf den Markt, darunter ab 1964 ein Spin-off der sehr erfolgreichen Science-Fiction-Heftreihe Perry Rhodan, die Perry Rhodan Planetenromane. Danach führte der Verlag die bestehenden Genrereihen Krimi extra (1969), Kommissar X (1969-1988), Mister Dynamit (1969-1992) und Fledermaus (1970-1973) fort. Fledermaus beruhte auf einer seit mindestens 1960 erscheinenden Heftserie. Abb. 35: Reihe Hanser 15: Wolf Wondratschek: Früher begann der Tag mit einer Schußwunde. Carl Hanser Verlag, München 1969, 82 Seiten. Format 10,8-cm x 18,5-cm. Die Etablierungs- und Konstituierungsphase ist zugleich durch eine kaum zu überblickende Zahl von kleinen, zum Teil äußerst kurzlebigen Reihen gekennzeichnet. Sie erschienen in der Regel in Verlagen, die heute selbst Fachleute kaum noch kennen. Als Beispiel sei das Jahr 1953 ausgewählt (siehe Chronologie im Anhang). In diesem Jahr hatten 23 Taschenbuchreihen ihren ersten Marktauftritt. Siebzehn davon erreichten eine Lebensdauer von unter fünf Jahren, von denen wiederum sieben das erste Jahr ihrer Tätigkeit nicht überlebten. <?page no="144"?> 144 7 Das Taschenbuch nach 1945 Abb. 36: Pabel-Taschenbuch 81: Heinz G. Konsalik: Front-Theater. Verlag Erich Pabel, Rastatt 1962, 172 Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. Die Geschichte des Taschenbuchs in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg lässt sich neben den Handbuch- und Lexikonartikeln anhand eines Dutzends von meist kürzeren Publikationen nachvollziehen. Das sind neben den umfangreichen Darstellungen von Leonhardt 1985, Völker 2014 und Klimmt/ Rössler 2016 vor allem Enzensberger 1959/ 1962, Bonenberger 1960, Platte 1965, Gollhardt 1971b, Übleis 1989, Göbel 1994, Rössler 1997, Beckmann 2001 und Altenhein 2017. Um ein Übermaß an den Lesefluss störenden Belegstellen zu vermeiden, wird im Folgenden darauf verzichtet, sofern die Angaben aus allgemein zugänglichen Publikationen stammen. <?page no="145"?> 145 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Abb. 37: Eden-Bücher 8: Pitigrilli: Der falsche Weg. Eden-Verlag, Berlin o. J., 224 Seiten. Format 12,0-cm x 19,5-cm. Was das Programm angeht, so starteten die großen Taschenbuchverlage der 1950er Jahre durchweg mit Belletristik; relativ wenige Nonfiction-Bücher finden sich unter den ersten 100 Titeln der Verlage Rowohlt, Fischer, Ullstein, Heyne, dtv und Suhrkamp (Drews 1994: 132-165). Mit Ausnahme des Heyne-Verlags, der konsequent auf massentaugliche Unterhaltungsliteratur setzte, publizierten die übrigen Verlage - entgegen mancher Gründungsmythen - durchaus marktgängige Literatur von verschiedenem Anspruchsniveau. Einzig Suhrkamp setzte kompromisslos auf anspruchsvolle Literatur und wichtige Nonfiction-Autoren wie Adorno, Bloch und Benjamin. <?page no="146"?> 146 7 Das Taschenbuch nach 1945 Abb. 38: Das heitere Taschenbuch 21: Erna Horn: Iß amüsant! Verlag Braun & Schneider, München 1954, 156 Seiten. Format 11,0-cm x 18,0-cm. Die Kritik am Taschenbuch in den ersten Jahren war zum einen ökonomisch fundiert. Der Buchhandel befürchtete Umsatzrückgänge beim Hardcover und damit Gewinneinbußen. Zum anderen gab es laute kulturkritische Stimmen, die - durchaus mit antiamerikanischem Unterton - den Verfall der Buchkultur und damit der Kultur generell heraufziehen sahen. Das reichte von der Vokabel „Wegwerfbuch“ bis zur Verdammung als „reines Konsumgut“. Eine der prononciertesten Stimmen war die von Carl Améry: „Das Taschenbuch ist kein Statussymbol und niemals der Gegenstand eines Prestige-Kaufes. Gerade mit ihm ist […] nicht die mindeste Ehre einzulegen. Ganz gewiss stiftet das Taschenbuch keinen Schaden […] Das Allerschlimmste, was sich von ihm sagen ließe, ist, dass es keinen Nutzen bringt.“ (zit. nach Gent 1982: 16) Und Reinhard Hauri sieht „die Gefahr des Taschenbuchs […] in der wahllosen Lektüre […] im richtungslosen <?page no="147"?> 147 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Ein Blick auf das Gesamtangebot des ersten Jahrzehnts ergibt jedoch ein differenziertes Bild hinsichtlich der Inhalte und Genres der verlegten Taschenbücher. Das zeigt eine Auswertung der Bibliografie der Taschenbücher der Bundesrepublik bis 1959 bei Klimmt/ Rössler (2016 II: 11-109). Hier sind 3.526 Titel verzeichnet. Davon sind 1.591 oder 45,1 Prozent den allgemeinen Reihen der Verlage zuzuordnen. Diese allgemeinen Reihen umfassen je nach Verlag auch mehr oder weniger große Anteile an Nonfiction-Titeln. Das Schwergewicht liegt jedoch eindeutig auf Fiction. An zweiter Stelle folgen mit 773 Titeln Wecken und Befriedigen von Reizen“ (Hauri 1961: 24). In manchen Argumentationsfiguren meint man, sich in der Schmutz-und-Schund-Debatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederzufinden. Diese Kritik am Taschenbuch aus wertkonservativer, bildungsbürgerlicher Sicht unterscheidet sich gar nicht so sehr von der, wie sie Theodor W. Adorno und Hans Magnus Enzensberger vorgebracht haben. Adorno schreibt in seiner 1959 veröffentlichten Theorie der Halbbildung, bei der „Publikation bedeutender philosophischer Texte der Vergangenheit in Taschenbüchern“ werde „durch deren Form und Funktion die Sache beschädigt […]. Denn das Verbreitete verändert durch seine Verbreitung vielfach eben jenen Sinn, den zu verbreiten man sich rühmt.“ (Adorno 1990: 111) Diese Nivellierung und Verflachung beklagt auch Enzensberger in seinem ebenfalls 1959 erschienenen Essay Bildung als Kulturgut: „Faulkner neben Agatha Christie, Döblin neben Horst Wolfram Geißler, Camus neben Heinrich Spoerl“ (Enzensberger 1971a: 150). Für ihn ist das Taschenbuch „nahtlos“ in die Kulturindustrie eingegangen: „Es macht die literarische Produktion endgültig zu einem Appendix seiner finanziellen und technischen Apparatur.“ (Enzensberger 1971a: 143) Der Text ist übrigens kurz danach ironischerweise in einem Taschenbuch erneut veröffentlicht worden. Aufschlussreich ist diese Kritik am Taschenbuch durch Adorno und Enzensberger, weil beide unausgesprochen letztlich auf die seit 1955 erscheinende rowohlts deutsche enzyklopädie zielten: Adorno war ein wichtiger und einflussreicher Autor und Berater bei Suhrkamp, Enzensberger dort Lektor. Und beide waren eingebunden in die Vorbereitungen der edition suhrkamp, die 1963 auf den Markt kam und die in Konkurrenz zur rde stand. Eine vorzügliche Zusammenfassung der zeitgenössischen Kritik am Taschenbuch findet sich bei Kampmann 2011: 80-105. Die Diskussion um das Taschenbuch auch in anderen europäischen Ländern zeichnet Mercer 2011 nach. <?page no="148"?> 148 7 Das Taschenbuch nach 1945 beziehungsweise 21,9 Prozent die als Krimi-Reihen gesondert ausgewiesenen Serien. Es folgen mit deutlichem Abstand die als Sachbuch und Ratgeber klassifizierten Reihen (354 Titel, 10,0-Prozent), die Kinder- und Jugendliteratur (313 Titel, 8,9-Prozent), die Klassiker (238 Titel, 6,7-Prozent) und die wissenschaftlichen Reihen (193 Titel, 5,5-Prozent). Obwohl gerade in der Frühzeit viele kleine Reihen auf dem Sektor religiös-christlicher Literatur erschienen sind, machen diese Stoffe nur einen verschwindend geringen Anteil aus (64 Titel, 1,8-Prozent). Setzen wir den Anteil der Fiction bei den allgemeinen Reihen mit 80-Prozent an, und gehen auch davon aus, dass die Reihen der Kinder- und Jugendliteratur zum ganz überwiegenden Teil aus Fiction bestanden, so ergibt sich in diesem Zeitraum ein Verhältnis von Fiction zu Nonfiction von rund drei Vierteln zu einem Viertel. Leider ist in der Bibliografie von Klimmt/ Rössler die Reclam-Produktion in der Universal-Bibliothek von 1946 bis 1960 nicht berücksichtigt. Hierzu liegen keine detaillierten Zahlen vor. Bezieht man die vorliegenden Reclam-Angaben (Jaegle 1992: 367 f.) in die Statistik mit ein, so ergibt sich beim Verhältnis von Fiction zu Nonfiction so gut wie keine Verschiebung. Der Anteil der Klassiker innerhalb der Fiction vergrößert sich jedoch naturgemäß zu Lasten der anderen belletristischen Anteile. Ein ursprünglich geplanter Vergleich der auf der Basis von Klimmt/ Rössler 2016 entwickelten Statistik mit den Zahlen aus der frühen Studie von Hans K. Platte zur Soziologie des Taschenbuchs, basierend auf empirischen Erhebungen für den Zeitraum 1948-1961 (Platte 1965: 109-120), erwies sich leider als unmöglich. Platte geht von deutlich höheren Produktionszahlen aus, ohne die Quelle der Daten zu nennen. Auch ist die Zuordnung der Titel zu sechs „Gattungen“ nur teilweise nachvollziehbar. Zudem ergeben Querrechnungen Additionsfehler. Die Ergebnisse Plattes differieren vor allem durch den wesentlich geringeren Anteil der Krimi- und der Kinder-und Jugendbuchreihen. Diese summierenden Zahlen vernachlässigen die Tatsache, dass neben den großen, auf das allgemeine Publikum abzielenden Verlagen es schon früh Verlage und Reihen gab, die ihr Programm monothematisch auf bestimmte Zielgruppen ausrichteten. Gerade im ersten Jahrzehnt springen vier Themenbereiche ins Auge, nämlich der Kriminalroman, das Kinder- und Jugendbuch, das wissenschaftlich/ populärwissenschaftliche Taschenbuch sowie religiös-christlich geprägte Reihen. <?page no="149"?> 149 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Von den vielen Versuchen, am Krimi-Markt zu partizipieren, seien hier nur genannt: der Detektiv-Club (1950-1953), der Amsel Kriro (1953), Der stumme Detektiv (1954-1955) und der Luna Kriminal-Taschen-Roman (1957-1958). Sie alle konnten sich nicht halten, weil der Kriminalroman das beliebteste Genres bei den großen Anbietern war und sie damit auch große Konkurrenz trafen. Der Kinder- und Jugendbuchsektor wird vor dem Auftritt der großen Taschenbuchreihen von Arena (seit 1958) und dem Otto Maier Verlag (seit 1963) durch kleine Reihen bestimmt: die Feuerschiff-Bücher (1952-1954), die Jupiter-Jugendreihe (1952-1955), die Finken-Jugendbücher (1953-1955) und Conny Cöll. Das gute Jugendtaschenbuch (1954). Das wissenschaftlich/ populärwissenschaftliche Taschenbuch wird schon früh durch die Urban Bücher (seit 1953), die Dalp Taschenbücher (1954-1970), Die kleine Vandenhoeck-Reihe (später Kleine Reihe V+R, 1954-2005), die B.I.-Hochschultaschenbücher (1958-1993) sowie die Sammlung Metzler (1961-2007) besetzt. Auffallend ist die im Unterschied zu den gerade aufgeführten Reihen lange Laufdauer dieser Reihen - bis in die Gegenwart. So wurden in der Urban-Reihe bis jetzt über 750 Titel - alle Originalausgaben - publiziert. An religiös-christlich geprägte Reihen sind aus der Frühzeit zu nennen: Pater Leppich (1952-1958), die Kreuzring-Bücherei (1953-1972), Saat-Reihe (1958-1974) und die R.-Brockhaus-Taschenbücher (1959-1995). Auffallend ist auch hier die teilweise lange Lebensdauer dieser Reihen. Bis heute auf dem Markt sind die Rudolf Steiner Taschenbücher aus dem Gesamtwerk, die 1961 zu erscheinen begannen, heute unter dem Reihentitel Rudolf Steiner Taschenbuch. Neben diesen monothematisch ausgerichteten Verlagen beziehungsweise Reihen gab es eine Reihe von Kleinverlagen, die am Trend zum Taschenbuch teilhaben wollten. Sie boten allgemeine Unterhaltung an, scheiterten aber früh: die Olympia-Bücher (1951), Der aktuelle Film-Roman (1951), die Biel-Bücher (1952) und die SV-Romane (1952). Diese Aufzählungen berücksichtigen - mit einigen Ergänzungen - die Reihen, die bei Klimmt/ Rössler 2016 genannt sind. Die Chronologie weiterer Reihen (siehe Anhang) lässt vermuten, dass noch zahllose weitere existierten. Die Geschichte des Taschenbuchs nach dem Zweiten Weltkrieg ist auch eine Geschichte der Ausdifferenzierung innerhalb der Verlage. So erschien bereits ein halbes Jahr nach dem Start der Fischer-Bücherei die erste optisch gekennzeichnete Subreihe. Im Dezember 1952 wurde der erste Band der Bücher des Wissens veröffentlicht, die aus dem Englischen übersetzte Studie über Albert <?page no="150"?> 150 7 Das Taschenbuch nach 1945 Einstein und das Universum. Kiepenheuer & Witsch folgte ein Jahr später mit der farblichen Differenzierung seiner Produktion. Grün stand für Literatur, rot für Unterhaltung, violett für Wissen und schwarz für Krimis. 1955 startete Rowohlt die Reihe rowohlts deutsche enzyklopädie (rde), in der bis 1968 fast 400- Titel veröffentlicht wurden. 1958 folgten rowohlts monographien. Die zunächst von Kurt Kusenberg herausgegebene Reihe existiert noch heute. Eine weitere Subreihe waren die rororo thriller, die 1961 zu erscheinen begannen. Anzeigen von anderen Unternehmen in Taschenbüchern - also nicht Anzeigen, in denen der Verlag die eigenen Bücher bewirbt - gab es in Großbritannien schon bald nach dem Start der Penguin-Taschenbücher. 1938 erschienen hier die ersten Anzeigen, doch nach 1944 ließ das Aufkommen stark nach. In den USA nahmen Pocket Books und Bantam seit 1947 Anzeigen vom Book-ofthe-Month-Club und anderen Buchclubs in die Bücher auf (Davis 1984: 125). In Deutschland begann Rowohlt um 1962 damit, sich durch Anzeigen zusätzliche Einkünfte zu erschließen. Diese Anzeigen, die für die sichere Geldanlage in Pfandbriefen und Kommunalobligationen warben, hatten im Unterschied zu Großbritannien und den USA immer einen konkreten Textbezug. Im hinteren Teil des Buchs fand sich auf einer rechten Seite eine themenbezogene Illustration mit einer kurzen Bildunterschrift, die in drei Fortsetzungspunkten endete. Auf der nächsten Seite setzte sich die Bildunterschrift in einem kurzen Originaltextauszug aus dem Buch fort. Und auf der gegenüberliegenden rechten Seite lief der Text des Buchs weiter. Im Lauf von etwa zwölf Jahren entstanden rund 3.500 solcher Anzeigen, die in alle damals erschienenen Rowohlt-Taschenbücher integriert waren (siehe www.claus-grupp.de/ content/ Pfandbriefanzeigen). Eine Emnid-Untersuchung aus dem Jahr 1963 zeigt, dass sich vor allem Vielleser an diesen Anzeigen störten (Emnid 1963: 88 f.). Ein frühes Beispiel für das Taschenbuch als Werbeträger ist Kaufmann’s moderne Zehnpfennig-Bibliothek (siehe S. 73). Auch die anderen großen Taschenbuchverlage haben im Lauf der Jahre ihre immer größer und breiter werdende Produktion in Subreihen aufgeteilt. Diese Differenzierung erfolgte in der Regel nach Genres. Hier nur zwei Beispiele. Neben der Allgemeinen Reihe der 1958 gestarteten Heyne Taschenbücher erschienen in den Folgejahren diese Genrereihen: Heyne Kriminalreihe und Heyne Western Reihe (beide 1962), Heyne Science Fiction, Das Heyne Sachbuch und <?page no="151"?> 151 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Koch- und Getränkebücher (alle 1964) sowie Romantic Thriller (1966). Innerhalb der Knaur Taschenbücher erfolgte die Ausdifferenzierung relativ spät. Erst 13-Jahre nach dem Start und über 400 erschienenen Titeln wurden die bis dahin bestehenden Hauptreihen für Belletristik und Sachbuch durch das Kochbuch (1976) erweitert. Es folgten noch in den 1970er Jahren sechs weitere neue Reihen, darunter langlebige Reihen wie Science Fiction (1978), Historischer Roman und Krimi (beide 1979). Abb. 39: Diana-Reihe 19: John Steinbeck: Die wilde Flamme. Diana Verlag, Konstanz/ Stuttgart 1960, 144 Seiten. Format 11,8-cm x 18,0-cm. Thematisch sind die Ausdifferenzierungen der Programme der großen Taschenbuchverlage neben den belletristischen Genrereihen auf drei Bereiche fokussiert, auf die Klassiker, die Kinder- und Jugendliteratur und die Wissenschaft. Zwar gab es schon bald nach Ende des Zweiten Weltkriegs bildungspolitisch durch die Alliierten unterstützte Bestrebungen, billige Klassikerausgaben <?page no="152"?> 152 7 Das Taschenbuch nach 1945 auf den Markt zu bringen. So erschien 1946 bis 1948 in der französischen Besatzungszone die Reihe Klassiker der Weltliteratur. Sie wurde von der Direction de l’Education Publique G.M.Z.F.O. (Gouvernement Militaire de la Zone Française d’Occupation) herausgegeben und im Lehrmittel-Verlag, Offenburg, veröffentlicht. Es erschienen rund 30 Titel, darunter auch originalsprachige wie zum Beispiel Gustave Flauberts Trois Contes (Schultz 1997: 52). Die umfangreichen Klassikerreihen erschienen jedoch später. Goldmann begann 1956 mit Editionen im Taschenbuch, eingebettet in die allgemeine Reihe der Goldmanns Gelben Taschenbücher, wo auch Edgar Wallace und Unterhaltungsautoren wie Erskine Caldwell erschienen. Die Produktion war umfangreich (etwa 150 Titel bis 1959; siehe Goldmann 1963: 23 ff.) litt aber von Anfang an vor allem in den Augen des Buchhandels daran, dass Goldmann nicht gerade sorgfältig mit den klassischen Texten umging. Hans Magnus Enzensberger kritisierte „die schäbige Art und Weise, wie Goldmann lange Zeit die kanonischen Texte editorisch behandelt hat“. Diese wurden „ausgewählt, redigiert, gestrafft“ und „schludrig eingeleitet“ (Enzensberger 1971: 148). Später verfiel der Verlag in das andere Extrem und hat Klassikertexte gleichsam historisch-kritisch ediert im Taschenbuch vorgelegt. Auf Goldmann folgte der Rowohlt Verlag, der 1957 die Reihe Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft ins Leben rief, die bis 1998 Bestand hatte. Entgegen dem Serientitel erschienen in der ersten Zeit kaum Wissenschaftsklassiker. Die Reihe Exempla Classica, eine Subreihe der Fischer-Bücherei, erschien von 1960 bis 1963. Sie war von vornherein auf 100 Titel begrenzt und folgte einem strengen Editionsplan. Hier wurde der klassische Kanon reproduziert; nur fünf Autoren des 20.- Jahrhunderts waren in der Auswahl präsent. Vertrieblich ist bemerkenswert, dass der Verlag neben den üblichen Distributionswegen ein Abonnementsystem für den Endverbraucher einrichtete, den EC-Club. Im Programm des 1961 gestarteten Deutschen Taschenbuch Verlags hatten die Klassiker von vornherein einen festen Platz, nicht zuletzt, weil der erste Geschäftsführer des Verlags, Heinz Friedrich, vorher Cheflektor der Fischer-Bücherei gewesen war. Schon im ersten Jahr begann die 45bändige Goethe-Ausgabe zu erscheinen, die Taschenbuchausgabe der Artemis-Gedenkausgabe von Goethes Sämtlichen Werken. Ab 1975 publizierte der Verlag dann sorgfältig edierte Dünndruckausgaben in der Reihe dtv Weltliteratur (später dtv Klassik). Die Reihe wurde in den 1990er Jahren eingestellt. Auf dem Kinder- und Jugendbuchsektor treten am Ende des Betrachtungszeitraums (siehe Taschenbuch+Reihen 1977: 25-27 und Scharioth 1981) zwei <?page no="153"?> 153 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Reihen auf den Plan, die bis heute zu den wichtigsten in diesem Marktsegment gehören, dtv Junior und rowohlt rotfuchs. Dtv junior wurde nach dem Vorbild des Deutschen Taschenbuchverlags 1971 als Gemeinschaftsunternehmen von zehn namhaften Jugendbuchverlagen gegründet und trat seinerseits dem dtv als zwölftem Gesellschafter bei. Noch im selben Jahr erschienen die ersten zehn Titel. Rowohlt rotfuchs wurde ein Jahr später gegründet und verstand sich von vornherein als Verlag für engagierte, gegenwartsbezogene Literatur für Kinder und Jugendliche (siehe Norrick-Rühl 2014). Abb. 40: Sammlung Luchterhand 277: Christa Wolf: Kindheitsmuster. Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt/ Neuwied 1979, 380 Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. Wissenschaft im Taschenbuchformat ist ein weites Feld, wie Walter Kumpmann schon früh gezeigt hat (Kumpmann 1977). Er unterscheidet „Taschenbücher für die Wissenschaft“ und „Wissenschaft im Taschenbuch“ (Kumpmann 1977: 21) und stellt die verlegerischen, vertrieblichen und kalkulatorischen Unterschiede dar. Einige - beileibe nicht alle - der großen Taschenbuchverlage haben <?page no="154"?> 154 7 Das Taschenbuch nach 1945 Wissenschaft im Taschenbuch publiziert. Neben der Universal-Bibliothek von Reclam, in der seit eh und je wissenschaftliche Texte veröffentlicht wurden, waren Fischer und Rowohlt mit den zwei oben bereits genannten Reihen die Vorreiter auf diesem Gebiet. Fischer mit den Büchern des Wissens, die bereits im Startjahr der Fischer-Bücherei, 1952, auf den Markt kamen und erst Anfang der 1980er Jahre eingestellt wurden, und Rowohlt mit der Serie rowohlts deutsche enzyklopädie (rde), in der zwischen 1955 und 1968 fast 400 Titel veröffentlicht wurden (Döring u. a. 2017). 1966 begann der fünf Jahre zuvor gestartete Deutsche Taschenbuchverlag mit der Wissenschaftlichen Reihe (ab 1979 dtv wissenschaft), in der bis 1991 rund 500 Titel erschienen sind und die Mitte der 1990er Jahre eingestellt wurde (Dreißig Jahre 1991: 225-235). Noch auf dem Markt ist die seit 1973 erscheinende Reihe Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, die letzte der Reihen, die in den großen Taschenbuchverlagen Wissenschaft im Taschenbuch vermittelt. Abb. 41: dumont kunst taschenbuch 27: Oto Bihalji-Merin: Die Malerei der Naiven. Verlag M. DuMont Schauberg, Köln 1975, 299 Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. <?page no="155"?> 155 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Taschenbücher für die Wissenschaft brachte seit 1971 eine Gemeinschaftsgründung von elf Wissenschaftsverlagen auf den Markt. Ihr Name ist Programm: Uni-Taschenbücher; später UTB für Wissenschaft. Uni-Taschenbücher. Lehnte und lehnt sich das Unternehmen als Kooperation an das Modell des Deutschen Taschenbuchverlags an, so liegt doch der entscheidende Unterschied darin, dass das Gemeinschaftsunternehmen dtv von vornherein als selbständiger Verlag fungierte, während utb. - so die heutige Bezeichnung - Marketing, Vertrieb und Programmorganisation übernahm, während die einzelnen Verlage für Programmplanung, Lektorat, Herstellung und Honorare verantwortlich blieben. Sie trugen damit auch das ökonomische Risiko. Heute nennt sich UTB eine „Arbeitsgemeinschaft“ von 15 Verlagen. Ursprünglich wurden die Uni-Taschenbücher im klassischen Taschenbuchformat 12 cm x 18,5-cm hergestellt. Seit einigen Jahren beträgt das Format bei den meisten Titeln 15 cm x 21,5-cm. Neben der Kernreihe utb. mit ihren Umschlägen in Signalrot veröffentlichen die Verlage auch Subreihen, darunter seit einigen Jahren utb basics. Am Ende der Etablierungs- und Konstituierungsphase in den 1950er und 1960er Jahren war das System Taschenbuch voll ausgebildet. Die oben genannten Definitionskriterien trafen für den Markt zu: 1. Der flexible Umschlag, die Broschur, war einfach, in der Regel cellonphaniert. 2. Die anfänglichen hohen Auflage reduzierten und differenzierten sich bald (Leonhardt 1985: W1978f.). 3. Der niedrige Ladenpreis war in der Regel nicht aufgedruckt. Verwendet wurde häufig ein Punktesystem, das auf dem Buchrücken aufgedruckt war und die einheitlichen Preiskategorien symbolisierte. Das hatte zudem den Vorteil, dass man bei Preiserhöhungen nicht nachdrucken musste. 4. Die Ausstattung ist einfach; eine Broschur mit Innenklappen tritt erst später auf. Die Bände in der edition suhrkamp, die in der Frühzeit mit einem Schutzumschlag ausgestattet waren, wurden - wohl aus Kostengründen - durch Bände abgelöst, deren Umschlagkarton in der reihentypischen Abfolge der Regenbogenfarben bedruckt war. Das Papier war holzhaltig, was sich heute am Bräunungsgrad alter Taschenbücher zeigt. 5. Die Bände erschienen im einheitlichen und vergleichsweisen kleinen Format. Das Standardformat betrug 11,5-cm x 18 cm, nur Rowohlt überragte im wahrsten Sinn des Wortes die Konkurrenz. Mit einer Höhe von 19 cm <?page no="156"?> 156 7 Das Taschenbuch nach 1945 passten jedoch die Rowohlt-Titel zumindest zeitweise nicht in die branchenüblichen Drehsäulen. Die Reihen fungierten als Marke mit je eigenem Logo, rororo für Rowohlt, das G auf gelbem Grund für Goldmann, die Heyne-Fahne mit Heyne Bücher und die schlichte Schriftmarke dtv für den Deutschen Taschenbuchverlag. 6. Die monatliche Erscheinungsweise und der Fortsetzungsbezug waren die Eckpfeiler des Vertriebs. Die Buchhändler mussten keine Einzeltitelbestellung vornehmen (oder nur bei Zusatzbezügen), sondern konnten die gesamte Reihe in einer bestimmten Anzahl von Exemplaren abonnieren. Dieses Abonnementsystem hatte für die Verlage den unschätzbaren Vorteil, dass damit die Zahl der zunächst zu druckenden Exemplare relativ einfach zu kalkulieren war. Natürlich war die Zahl der Fortsetzungsbezüge je Reihe abhängig von deren Inhalt und Erfolg. 7. Die Zweitverwertung verlor immer mehr an Bedeutung; dazu unten mehr. 8. Die ökonomische Bedeutung der Backlist war offenkundig. Das zeigen die Vergleichszahlen von Erstauflagen und Gesamtverkaufszahlen. Letztere lagen drei bis vier Mal höher als die Erstauflagen (Dürr 1972: 45). Schon einer der ersten kritischen Texte zum Taschenbuch, der Essay Bildung als Kulturgut von Hans Magnus Enzensberger, beschreibt, ohne den Begriff zu verwenden, das Taschenbuch als System, vor allem in den Abschnitten „Der Apparat“ und „Das Programm“ (Enzensberger 1971a). Ende der 1960 Jahre hatten sich die großen Taschenbuchverlage programmatisch zu Vollverlagen entwickelt und dabei inhaltlich so gut wie alles abgedeckt: von Romanen jeglichen Genres über Sachbücher und Ratgeber bis hin zu Spezialreihen wie die dtv sonderreihe für literarische Feinkost (1962-1979, fast 140 Titel). Nur wenige Programmbereiche wurden nicht abgedeckt. Aus verständlichen Gründen waren das opulente Kunstbücher oder große Atlanten, wenngleich taschenbuchadäquate Umsetzungen solcher Themen teilweise immense Erfolge zeitigten, so die Serie der dtv-Atlanten, deren erfolgreichster, der dtv-Atlas zur Geschichte, sich mehrere Millionen Mal verkaufte. Die Herkunft der Rechte an den Taschenbüchern hat sich in den beiden ersten Jahrzehnten deutlich verschoben. Zunächst wurden weitgehend Lizenzausgaben bereits vorhandener Werke gedruckt. Vor allem Rowohlt (1950) und Fischer (1952) konnten auf einen großen Rechtefundus im eigenen Haus zurückgreifen. Das gilt auch für Goldmann (1952), denn für den Eckpfeiler des <?page no="157"?> 157 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) Taschenbuchprogramms, Edgar Wallace, hatte der Verlag bereits in der Weimarer Republik die deutschen Rechte erworben. Heyne (1958) als alleinstehender Taschenbuchverlag dagegen besaß keine eigene Rechtesubstanz und musste die Lizenzen am Markt einkaufen. Das galt auch für den Droemer Verlag und dessen Taschenbuchlabel Knaur (1963). Da die Eigenlizenzen zahlenmäßig nicht ausreichten, war man hier zunächst in hohem Maß auf Lizenzen anderer deutscher Verlage angewiesen, darunter Suhrkamp, Insel und Kiepenheuer & Witsch. Nach Branchengerüchten soll Willy Droemer für den Taschenbuchstart die damals exorbitante Summe von 1,1 Millionen Mark für die Lizenzeinkäufe bei anderen Verlagen investiert haben. Im Lauf der Jahre wurden mehr und mehr deutsche Erstausgaben (DE) verlegt, also Bücher, die als Übersetzung direkt - ohne eine vorherige Hardcoverausgabe - im Taschenbuch erschienen. Allerdings ist das Verhältnis von deutschen Erstausgaben zu Lizenzausgaben von Verlag zu Verlag sehr unterschiedlich, wie eine Übersicht für das Jahr 1971 zeigt (Dürr 1972: 46 f.). Der Anteil der Originalausgaben (OA), also von Büchern deutscher Autoren, die unmittelbar im Taschenbuch publiziert wurden, war ebenfalls gewachsen, doch blieb er bei den Taschenbuchverlagen, die für das breite Publikum produzierten, im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Spezialreihen in der Regel bei unter einem Drittel. Aber nicht nur programmatisch waren die großen Taschenbuchverlage zu Vollverlagen geworden, auch vertrieblich bespielten sie alle Kanäle, über die sich Taschenbücher verkaufen ließen. Im Unterschied zu den Vertriebsstrukturen in den USA war das Sortiment der wesentliche Vertriebsweg für den neuen Buchtyp. Die anfängliche Skepsis des stationären Handels gegenüber dem Taschenbuch beruhte darauf, dass man kulturkritische Vorurteile gegen diesen Buchtyp, hegte, der zudem bei manchen im Verdacht stand, ein Import aus den USA zu sein, und so antiamerikanische Vorurteile mobilisierte. Ökonomisch befürchtete man, „dass der Siegeszug des Taschenbuchs das übliche Buchgeschäft sprenge und den Verkauf des teureren Buches entscheidend beeinträchtige“ (Mayer 1961: 136). Diese Entwicklung trat nicht ein. Vielmehr wurde das Taschenbuch zum normalen Bestandteil sowohl von größeren als auch kleineren Buchhandlungen, letztere sogar mit höheren Umsatzanteilen (Mayer 1961: 139). Wie wichtig das Taschenbuch für den stationären Buchhandel wurde, zeigt die 1966 erschienene Studie Organisation des Taschenbuchverkaufs im Sortimentsbuchhandel von Franz Hinze. Hier werden in allen Details Fragen wie „Die Einrichtung einer Taschenbuchabteilung und <?page no="158"?> 158 7 Das Taschenbuch nach 1945 eines Taschenbuchladens“, „Der Bezug von Taschenbüchern“, „Die Werbung fürs Taschenbuch“, aber auch „Rentabilität des Taschenbuchgeschäftes“ behandelt (Hinze 1970). Der Bahnhofsbuchhandel hatte Erfahrungen im Umgang mit dem broschierten Buch schon seit seiner Etablierung Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg „in nicht zu übersehendem Umfange zum Wegbereiter des Taschenbuchs“. Dessen „Popularisierung [begann] tatsächlich in den Verkaufsständen der Bahnhofsbuchhandlungen“ (Montanus 1961: 142). Auch der Geschäftstyp des Taschenbuchladens („Tabula“), der allerdings nur vorübergehend Erfolg hatte, entstand im Umkreis des berufsständisch organisierten Bahnhofsbuchhandels (Montanus 1961: 145). 1957 eröffnete der Kölner Bahnhofsbuchhändler Gerhard Ludwig den ersten reinen Taschenbuchladen (Dürr 1979). Ein Jahr zuvor hatte einer der führenden Bahnhofsbuchhändler, Hans Heinrich Peters, das Taschenbuch als „Brotartikel“ dieses Branchenzweigs herausgestrichen (Peters 1956), der zusätzliche Umsätze bringe. Zum Warenhausbuchhandel liegen leider keine Untersuchungen vor. In der Tabelle bei Dürr 1972: 46 f., in der auch die Verteilung der Absätze in den einzelnen Vertriebskanälen angegeben sind, fehlt der Warenhausbuchhandel. Bei diesen Zahlen ist zu beachten, dass es sich um Angaben der Verlage handelt. Vertrieblich wichtig war, dass in den ersten beiden Jahrzehnten der Fortsetzungsbezug der Reihen voll funktionierte. Schon bald entwickelte sich ein taschenbuchspezifisches Marketing, vor allem was die Präsentation in (oder vor) der Buchhandlung angeht. So soll Brigitte Bermann Fischer den Drehständer erfunden haben, den der Fischer Verlag seit 1957 einsetzte (Blaschke 2010: 103). Das Sägezahnbord, die Taschenbuchregalwand mit Schiebtafeln, die Taschenbuchregale mit eingebauten Drehsäulen oder der Tischdrehständer waren Verkaufshilfen, die in den 1960er bereits üblich waren (Hinze 1966: 20-31). In der Publikumswerbung waren in den großen Tages- und Wochenzeitungen „Streifenanzeigen“ - Anzeigen am Fuß oder am Rand der Zeitungsseiten - für die jeweilige Monatsproduktion üblich. Zum Taschenbuchmarketing und seinem Wandel siehe Fetzer 2013: 31-45. Das System Taschenbuch lässt sich nicht nur programmatisch, vertrieblich und unter dem Gesichtspunkt des Marketings beschreiben, sondern auch von der technischen Produktionsseite her. Das zeigt die Dissertation Die verlegerischen <?page no="159"?> 159 Etablierungs- und Konstituierungsphase (1950er und 1960er Jahre) und betriebswirtschaftlichen Probleme der Pocket-book-Herstellung von Hans Gentsch aus dem Jahr 1956. Gentsch beschreibt ausführlich „Die Ausstattung des pocket book“ von Format, Umfang und Satz über Druck und Papierdisposition bis zu Einband und Bindung. Er ist zudem der Erste, der sich der Verlagskalkulation beim Taschenbuch zuwendet. In den ersten beiden Jahrzehnten taucht die Frage der Konkurrenz zum Taschenbuch kaum auf. Allenfalls ist am Rande vom Fernsehen die Rede (Gollhardt 1971a: 57), vor allem nach dem Beginn der Ausstrahlung eines zweiten nationalen Senders, des ZDF, im Jahr 1963. Versucht man in Analogie zu den vorangegangenen Kapiteln die Funktion des Taschenbuchs in den beiden ersten Jahrzehnten zu beschreiben, so bietet sich die soziologische Analyse von Hans K. Platte als Grundlage an. Der Autor geht von der Frage aus, „welche Anforderungen nach Befriedigung vordringlicher Bedürfnisse an das Buch“ in der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg gestellt würden, und sieht die folgenden Rahmenbedingungen: ▶ Ein „Bedürfnis nach werthafter Neuorientierung“ habe sich „mit einem wachen Misstrauen gegenüber wesentlichen Formen öffentlicher Information und Beeinflussung“ gepaart. ▶ Durch die Abschottung gegenüber dem Ausland, der Behinderung der verlegerischen Arbeit durch die Nationalsozialisten und das Verbot bestimmter Werke sei „ein großer Ergänzungs-, Neuanschaffungs- und Nachholbedarf “ entstanden. ▶ Auch die Vernichtung von Privatbibliotheken habe eine neue Nachfrage geschaffen. ▶ Die traditionelle Funktion des Buchs als Ausweis von Bildung sei gerade für die neuen Funktionseliten wichtig gewesen. ▶ Für diese neuen Funktionseliten sei das Buch zudem ein „wesentliches und primäres Mittel der eigenen Weiterbildung im Hinblick auf die intendierte Position“ gewesen. ▶ Die verstärkte vertikale Mobilität habe „notwendig zu einer Hochschätzung der Schulbildung im umfassendsten Sinne“ geführt. ▶ Schließlich habe sich „einerseits ein sehr breitgelagertes Informationsbedürfnis und andererseits ein populärwissenschaftliches Informationsbedürfnis“ etabliert. Für Platte erfüllte das Taschenbuch seine Funktion vor allem durch die Tatsache, dass es in Abgrenzung zur Tradition „der Haltbarkeit, Schönheit und <?page no="160"?> 160 7 Das Taschenbuch nach 1945 Repräsentativität“ des teuren gebundenen Buchs durch den niedrigen Preis für den Endkunden attraktiv wurde. Der niedrige Preis wiederum war nur durch eine entsprechende Papierqualität, eine entsprechende Druckqualität, eine einfache Ausstattung, eine hohe Druckauflage sowie die Rationalisierung der Herstellung zu erzielen (Platte 1965: 99 ff.). An diesen Aspekt der „desacralization“ des gebundenen Buchs schließt Ben Mercer in seinem Aufsatz Mass-circulation Books and the Cultural Origins of 1968 in Western Europe an, wenn er dem Taschenbuch den Anstoß für die Studentenrevolten 1968 zuweist: „The paperback revolution offered to realize the ideal of unimpeded access to the wonders of high culture, but desacralized the book and high culture itself.“ (Mercer 2011: 626) Hagner 2017 betont demgegenüber die entscheidende Rolle von rowohlts deutscher enzyklopädie zehn Jahre früher. Die hohe Druckauflage und damit wiederum die massenhafte Verbreitung des Taschenbuchs schürte die Hoffnung auf eine „Demokratisierung der Kultur“ durch den Buchtyp Taschenbuch. In seinem Beitrag zu Jahre Deutscher Taschenbuchverlag hat einer der Mitbegründer des Verlags, Klaus Piper, das so formuliert: „Taschenbücher sind - darin liegt ihre besondere Legitimation - ein aktiver Beitrag zur ‚Demokratisierung der Kultur‘. Taschenbücher werden leicht und rasch verbreitet und kommen darin den modernen Lebensgewohnheiten entgegen.“ (Piper 1981: 80) Diese hohen Erwartungen an das Taschenbuch, neue, bisher buchferne Leserschichten zu erschließen, wurden enttäuscht, als erste Umfragen belegten, dass „die Revolution des Taschenbuches […] nicht stattgefunden“ (Platte 1965: 146) hat. Der erhoffte Einbruch in neue Käufer- und Leserschichten blieb hinter den Erwartungen zurück. Die bücherkaufenden Zielgruppen wurden kaum erweitert, jedoch deren Durchdringungsgrad deutlich gesteigert. Inhaltlich beschreibt Gottfried Bermann Fischer die Funktion des Taschenbuchs für die Fischer-Bücherei. Sie solle den „Hunger nach geistiger Nahrung, nach Information, nach Ausfüllen der Bildungslücken, die in den Jahren des Nazismus entstanden waren“, befriedigen (Bermann Fischer 1991: 322). Auffallend ist, dass sowohl bei Platte als auch bei Bermann Fischer aus der klassischen Funktionstrias von Bildung, Information und Unterhaltung die Unterhaltung gänzlich fehlt, obwohl die Programme in weiten Teilen so ausgerichtet waren, wie wir oben gesehen haben. <?page no="161"?> 161 Konsolidierungs- und Ausbauphase (1970er und 1980er Jahre) Konsolidierungs- und Ausbauphase (1970er und 1980er Jahre) Anfang der 1970er Jahre war das System Taschenbuch voll entwickelt. Der Markt war dicht besetzt, vor allem durch eine exorbitante Produktionsausweitung. In den zehn Jahren zwischen 1961 und 1970 vervierfachte sich die Zahl der jährlich neu erscheinenden Taschenbuchtitel, nämlich von 1.070 im Jahr 1961 auf 3.975 im Jahr 1970. Bis zur deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 sollte sich Zahl mit 10.302 Titeln noch einmal um mehr als das Zweieinhalbfache erhöhen. Das ist angesichts der in diesem Zeitraum neu auf den Markt gekommenen Verlage nicht verwunderlich ist. Eine Zusammenstellung aus dem Jahr 1965 führt 68 Verlage mit 108 Reihen auf (Hinze 1966: 80-109, darunter allerdings auch einige aus der DDR), und eine - sicher nicht vollständige - Liste weist 59 Reihen für 1970 aus (Gollhardt 1971a: 44). Die Konzentration auf wenige Verlage ist offenkundig. Für das Jahr 1970 gilt, dass die sechs Verlage mit dem größten Titelausstoß annähernd die Hälfte aller Erstauflagen veröffentlicht haben. Goldmann, Rowohlt, Heyne, dtv, Fischer und Bastei brachten rund 1.350 von 2.846 erstmals verlegten Taschenbüchern auf den Markt (Zahlen nach Buch und Buchhandel in Zahlen). Zwar hatten die immer skeptischen Auguren der Branche beim Erscheinen jedes neuen Verlags oder jeder neuen Reihe auf dem Taschenbuchsektor beklagt, die Aufnahmefähigkeit des Markts sei erreicht, doch nun zeigten sich erste Anzeichen von Marktsättigung, das „Ende der Gemütlichkeit“ (Gollhardt 1971a) war erreicht. Opfer einer Marktbereinigung wurden nicht nur kleine und kleinste Reihen (siehe Chronologie), sondern auch umfangreiche und teilweise langlebige Reihen wie die Non-Stop-Bücherei (1951-1972, über 100 Titel), die Simenon-Kriminalromane bei Kiepenheuer & Witsch (1954-1965, 90 Titel), die Herder-Bücherei (1957-1971, 346 Titel), die bereits erwähnten Mitternachtsbücher (1958-1974, 669 Titel), die Kindler-Taschenbücher (1960-1965, ca. 70 Titel), die Signum Taschenbücher (1960-1965, ca. 310 Titel) und die Lichtenberg-Taschenbücher (1963-1965, 108 Titel). Mag das Ende dieser Reihen teilweise auch weitere Gründe gehabt haben als die reine Marktsituation, so zeigt gerade das Beispiel der Lichtenberg-Taschenbücher, dass der Kindler Verlag mit seinem Versuch, zu Beginn der 1960er Jahre mit sehr populären Romanen auf einem dicht besetzten Unterhaltungsmarkt Fuß zu fassen, scheitern musste. <?page no="162"?> 162 7 Das Taschenbuch nach 1945 Abb. 42: KiWi 3: Gabriel Garcia Márquez: Hundert Jahre Einsamkeit. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1982, 477 Seiten. Format 12,5-cm x 19,2-cm. Das gilt auch für das Moewig Taschenbuch. Wie der Pabel Verlag hatte auch der Arthur Moewig Verlag seine wirtschaftliche Basis in populären Heftserien (siehe Galle 2005). Der bereits 1901 in Dresden gegründete Verlag wurde 1970 vom Hamburger Medienkonzern Heinrich Bauer übernommen und startete 1979 mit einem Taschenbuchprogramm. Nach damaligen Branchengerüchten soll Bauer 20 Millionen Mark in das Unternehmen investiert haben (Dürr 1979 und Roszinsky-Terjung 1980: 45) und so unter anderem die Lizenzen für drei Titel von Ephraim Kishon, einem der Bestsellerautoren jener Jahre, erworben haben. Im Unterschied zu den Kindler- und Lichtenberg-Taschenbüchern baute man ein Vollprogramm auf, was angesichts der Konkurrenzsituation wirklich wagemutig war. Basis war die unterhaltende Belletristik - unter-anderem mit den Playboy-Taschenbüchern -, aber auch mit Science-Fiction und Fantasy, <?page no="163"?> 163 Konsolidierungs- und Ausbauphase (1970er und 1980er Jahre) Frauenreihen, Kochbüchern und Ratgebern, Märchen und Sagen sowie Sachbüchern, später vor allem zum Thema der übernatürlichen Phänomene („PSI“). Auch wurden zwischen 1982 und 1984 die Perry Rhodan Planetenromane unter dem Label Moewig auf den Markt gebracht. Abb. 43: Moewig Taschenbuch 2164: Ephraim Kishon: Paradies neu zu vermieten. Moewig, o. O. 1981, 352 Seiten. Format 12,5-cm x 18,0-cm. Mit der Einstellung der Subreihe der Playboy-Bücher und damit des belletristischen Bereichs insgesamt im Jahr 1988 konzentrierte sich das Programm zunehmend auf Ratgeber und die PSI-Themen. Zwischen 1992 und 1997 erschienen über 200 Moewig-Bände als Moewig bei Ullstein, darunter allein 60 Titel der englischen Liebesroman-Autorin Barbara Cartland. 2006 stellte Moewig das Buchprogramm ein. Lizenzen für eine Reihe von Titeln erwarb der Hamburger Verlag Edel Music, darunter auch für die Perry-Rhodan-Hardcoverausgaben. <?page no="164"?> 164 7 Das Taschenbuch nach 1945 Eine ähnlich detaillierte Statistik wie für das Startjahrzehnt ist nicht möglich, da die Pionierarbeit, die Reinhard Klimmt und Patrick Rössler in ihrem zweibändigen opulenten Werk Reihenweise. Die Taschenbücher der 1950er Jahre und ihre Gestalter (Klimmt/ Rössler 2016) für die Jahre bis 1959 geleistet haben, zumindest bislang keine Fortsetzung gefunden hat. Insofern sind die Zahlen nur bedingt vergleichbar. Ausbauphase bedeutete aber nicht nur die Ausweitung der Produktion in den existierenden Reihen. Die Phase des Umbruchs und der Marktbereinigung nutzten die großen Verlage dazu, die Zahl der Reihen deutlich auszuweiten, um im Verdrängungswettbewerb gegenüber den Konkurrenten zu bestehen. So umfasste beispielsweise das Knaur-Programm in den 1980er Jahren nicht weniger als 37 Reihen (Fetzer 2013: 20 f.). Darunter waren auch kleine und kleinste Reihen, die in einigen Fällen bereits im Jahr des Starts wieder eingestellt wurden (Reisen in Europa und Entdecker, beide 1982; Ökologie, 1984; Elektronik und Computerwissen, beide 1985). Für den Zeitraum von 1974 bis 1981 zeigt sich je nach Verlag eine unterschiedliche Entwicklung der Reihenzahl - von gleichbleibend bis zu extremer Ausweitung. Aber auch eine gleichbleibende Reihenzahl oder deren nur mäßige Ausweitung hinderte Verlage nicht daran, die Zahl der jährlichen Neuerscheinungen stark zu steigern - so Goldmann von 260 auf 360-Novitäten und Heyne, der damals größte deutsche Taschenbuchverlag, gar von 283 auf 600 (Leonhardt 1985: W2002). Insgesamt setzte sich die Tendenz fort, möglichst viele Themenbereiche bis in kleine und kleinste Programmnischen abzudecken, was wegen des begrenzten Zielpublikums und der damit einhergehenden geringen Auflagen zunehmend Rentabilitätsprobleme mit sich brachte. Bezeichnend für die Situation am Taschenbuchmarkt ist, dass in dieser Zeit - teils in der Branchenpresse - zahlreihe Publikationen erschienen sind, die sich mit diesem Buchtyp beschäftigten (Platte 1965, Altenhein 1966, Hinze 1966, Dürr 1972 und 1979, Roszinsky-Terjung 1980), einige Zeit später dann zwei umfangreiche Themenhefte des Börsenblatts des deutschen Buchhandels (Taschenbuch + Reihen 1977 und Taschenbuch 1981). Diese Phase des Umbruchs brachte aber auch eine Gegenbewegung hervor, denn die Marktbereinigungen schafften Platz für Neues. Der Verleger Klaus Wagenbach hat das in seiner unnachahmlichen Art auf den Punkt gebracht: <?page no="165"?> 165 Konsolidierungs- und Ausbauphase (1970er und 1980er Jahre) „Wir haben uns gedacht, wenn viele Kollegen ihre Taschenbuchreihen nach links verschlanken und nach rechts verfetten, dann könnte es vielleicht ein bisschen Platz geben auf unserem Stammplatz […]“ (Wagenbach 2004: 58). Der 1964 gegründete Verlag startete Wagenbachs Taschenbücherei im Jahr 1975. Bereits vorher waren weitere heutige Schwergewichte auf den Plan getreten. Der Zürcher Diogenes Verlag eröffnete seine Taschenbuchreihe detebe 1971, und die Verlagsgruppe Suhrkamp Insel brachte in den Jahren 1971 bis 1973 hintereinander gleich drei Reihen an den Start, die Suhrkamp Taschenbücher, Das schöne Insel Taschenbuch und die Reihe Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Die Molden-Taschenbücher im Molden Taschenbuch Verlag (MTV) dagegen waren nur ein kurzes Intermezzo von 1975 bis 1979. Das Programm war durchweg mit Eigenlizenzen bestückt und reichte von Bestsellerautoren über historische und politische Sachbücher bis zu Ratgebern und Reiseführern - der Versuch eines Vollprogramms mit rund 150 publizierten Titeln. Abb. 44: Ein Molden-Taschenbuch 6: Milovan Djilas. Die neue Klasse. Molden Taschenbuch Verlag, Wien/ München 1976, 205 Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. <?page no="166"?> 166 7 Das Taschenbuch nach 1945 Wie Das schöne Insel Taschenbuch mit seinen geschenkfähigen Büchern besetzten Die bibliophilen Taschenbücher aus dem Verlag des Buchreport-Gründers Bodo Harenberg erfolgreich eine Nische. Zwischen 1977 und 1997 erschienen mehr als 700, in der Regel (sehr) hochpreisige Titel. Das waren zunächst Reprints berühmter Bücher, später zunehmend reich illustrierte Originalausgaben, zum Beispiel Künstlerbücher. Abb. 45: Die bibliophilen Taschenbücher 343: Lindner, Dolf (Hg.): Rudolf Hausner: Werkverzeichnis. Harenberg, Dortmund 1982, 320 Seiten. Format 12,0-cm x 17,5-cm. Ein explizit erotisch-pornografisches Programm brachte die 1969 von Jörg Schröder mit Zustimmung der legendären Pariser Olympia Press gegründete deutsche Olympia Press auf den Markt. Ab 1971 erschienen die Olympia Press Taschenbücher, zunächst mit vielen Übersetzungen, nach dem Zerwürfnis mit dem Pariser Verleger Maurice Girodias zunehmend mit Originalausgaben. Die einheitliche Gestaltung stammte von Schröder selbst. In der Deutschen Nationalbibliothek sind bis 1981 rund 500 Titel nachgewiesen. <?page no="167"?> 167 Konsolidierungs- und Ausbauphase (1970er und 1980er Jahre) Auf dem traditionellen Feld der christlich geprägten Literatur, das schon - wie oben beschrieben - seit den 1950er Jahren stark besetzt war, startete 1972 die ein Jahr zuvor gegründete Verlagsgruppe Engagement die Reihe der topos taschenbücher. Die Verlagsgruppe ist ein Zusammenschluss von gegenwärtig sieben katholischen Verlagen, die unter dem gemeinsamen Label derzeit rund 450 Taschenbücher anbieten. Die Bandnummer 1 trägt eine theologische Abhandlung von Josef Ratzinger, des späteren Papsts Benedikt XVI. Auf einem ganz anderen Feld positionierte sich der 1984 in Köln gegründete Emons Verlag, der zunächst so gut wie ausschließlich Regionalkrimis als Taschenbuch veröffentlichte. Inzwischen ist das Krimiprogramm in über 100, zum Teil sehr kleine Subreihen untergliedert. 1987 folgten die Rotbuch Krimis aus dem gleichnamigen Berliner Verlag. Und schließlich trat C.-H. Beck ab 1987 mit der Beck’schen Reihe in den Markt ein. Nach Vorläufern im Hardcover seit 1959 erschienen hier wegen der Beteiligung des Verlags am Deutschen Taschenbuch Verlag weitgehend Originalausgaben; 1995 wurde das Programm um die Subreihe C.-H. Beck Wissen ergänzt. Von der verlegerischen Konzeption her herrschte in dieser Phase der Entwicklung bei den großen Taschenbuchverlagen die Idee von den Vollprogrammen vor. Das Titelangebot sollte tendenziell die Kategorien der Titelsystematik der Deutschen Nationalbibliographie weitgehend abdecken, was eine erhebliche Nischenproduktion mit gesonderten Reihen erforderlich machte. In der Konsolidierungs- und Ausbauphase in den 1970er und 1980er Jahren veränderten sich die Merkmale des Taschenbuchs deutlich. 1. Der Umschlag war nach wie vor überwiegend flexibel, doch tauchten vereinzelt auch kartonierte Ausgaben auf. Die Cellophanierung wurde weitgehend durch die Drucklackierung abgelöst. 2. Die Startauflagen gingen weiter zurück. 3. Der Durchschnittsladenpreis stieg gegen Ende der 1980er Jahre deutlich an (Übleis 1989: 257). Das Punktesystem mit den Preiskategorien wurde aufgegeben, der Endverkaufspreis mehr und mehr aufgedruckt. 4. Die Ausstattung wurde hinsichtlich der Papierqualität, der Haltbarkeit der Bindung und der Druckqualität deutlich verbessert. Man war der Überzeugung: „Einheitliche und signifikante Ausstattung fördert Kaufimpulse.“ Die Ausstattung hatte sich „der Anforderung an den Markenartikel“ (Sobbe 1977: 30 f.) anzupassen. <?page no="168"?> 168 7 Das Taschenbuch nach 1945 5. Das Einheitsformat wurde zumindest für einige Reihen aufgegeben. So produzierte Heyne beispielsweise in den 1980er Jahren in fünf verschiedenen Formaten. Hinzu kamen die Bändchen der Heyne Mini im Format 6 cm x 8 cm. 6. Die monatliche Erscheinungsweise wurde beibehalten. Der kalkulatorisch und vertrieblich wichtige Fortsetzungsbezug bröckelte stark ab. 7. Deutsche Erstausgaben und Originalausgaben nahmen bei den großen Publikumsverlagen deutlich zu. 1980 sollen die Originalausgaben fast die Hälfte der Programme ausgemacht haben (Roszinski-Terjung 1980: 50). Allerdings liegen keine belastbaren Zahlen vor. 8. Wie überall im Buchhandel schrumpfte auch im Taschenbuch die ökonomische Bedeutung der Backlist, da die durchschnittliche Lebensdauer eines Titels sank. Abb. 46: Heyne Taschenbuch 1: Johannes Mario Simmel: Ich gestehe alles. Wilhelm Heyne Verlag, München 1958, 207 Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. Abb. 47: Heyne Taschenbuch 50/ 64: Günther Fetzer (Hg.): Russische Erzähler des 19. und 20.-Jahr hunderts. Wilhelm Heyne Verlag, München 1991, 601 Seiten. Format 12,5-cm x 18,7-cm. <?page no="169"?> 169 Konsolidierungs- und Ausbauphase (1970er und 1980er Jahre) Abb. 48: Heyne Taschenbuch 7733: Günther Fetzer (Hg.): Das Lesebuch der Deutschen. Wilhelm Heyne Verlag, München 1988, 431 Seiten. Format 14,0-cm x 21,0-cm. <?page no="170"?> 170 7 Das Taschenbuch nach 1945 Abb. 49: Heyne Taschenbuch 41/ 8: John Jakes: Fackeln im Sturm. Liebe und Krieg. Wilhelm Heyne Verlag, München 1988, 809 Seiten. Format 15,5-cm x 23,5-cm. <?page no="171"?> 171 Abb. 50: Heyne Taschenbuch 7940: Michael Köhler: Der Eiffelturm. Wilhelm Heyne Verlag, München 1990, 128 Seiten. Format 11,5-cm x 36,0-cm. <?page no="172"?> 172 7 Das Taschenbuch nach 1945 Abb. 51: Heyne mini 1489: Der kleine Spekulant. Wilhelm Heyne Verlag, München 2000, 128 Seiten. Format 6,0-cm x 8,0-cm. Von den oben beschriebenen zentralen Vertriebswegen Sortimentsbuchhandel, Bahnhofsbuchhandel und Warenhausbuchhandel verzeichnete in dieser Phase der Warenhausbuchhandel die höchsten Wachstumsraten (Leonhardt 1985: W2018). Ein neuer, zunehmend wichtiger werdender Vertriebskanal wurde erschlossen, die Nebenmärkte. Das waren Buchverkaufsstellen, die neben Büroartikeln, Schreibwaren, Zeitschriften etc. auch Bücher führten. Die Versorgung lief weitgehend über das Pressegrosso. Hier wurde nach der Mitte der 1970er Jahre das Rack-Jobbing immer wichtiger. Diese „Regal-Händler“ waren eigenständig für die Kommissionierung und Pflege des Angebots sowie die Remission zuständig. Für einige Taschenbuchverlage liegen Zahlen über die prozentuale Größe der Absatzkanäle vor. Im Jahr 1980 waren die Nebenmärkte vor allem für die Verlage mit populärem Programm zu einem wichtigen Vertriebsweg geworden (Leonhardt 1985: W2039). Ausschließlich über den Vertriebsweg des Modernen Antiquariats wurden die Kaiser Krimis aus dem Verlag Buch und Welt in Klagenfurt vertrieben. In der ersten Serie, die wohl Anfang der 1970er Jahre zu erscheinen begann, kamen 90 Bände auf den Markt, in der zweiten Serie ab den frühen 1980er Jahren 84 Bände. Es handelte sich durchweg um Werke, die zuvor in anderen Verlagen - auch als Taschenbuch - erschienen waren. Ein wichtiger Lizenzgeber war der Scherz Verlag, unter anderen mit Titeln von Agatha Christie, Ursula Curtiss, Dorothy L. Sayers und Rex Stout (trivialitas.de). <?page no="173"?> 173 Konsolidierungs- und Ausbauphase (1970er und 1980er Jahre) Abb. 52: Kaiser Krimi 7: Peter Cheyney: Gefährliche Kurven für Callaghan. Verlag Buch und Welt, Klagenfurt o. J., 128 Seiten. Format 11,0-cm x 17,5-cm. Bis zur Mitte der 1970er Jahre „war es für die Taschenbuchverlage ein leichtes, an den begehrten ‚Rohstoff ‘ Lizenz heranzukommen: Zu günstigen Konditionen standen eine Fülle von Taschenbuchrechten zur Verfügung, die sich bei den Hardcover-Verlagen im Verlauf vieler Jahrzehnte angesammelt hatten.“ (Übleis 1989: 260) Die erhebliche Ausweitung der Produktion verlangte nach neuen Beschaffungswegen. Zum einen wurde die Zahl der deutschen Erstausgaben immer größer. Zum anderen stieg die Zahl der Originalausgaben im Taschenbuch ebenso deutlich, vor allem im Nonfiction-Segment einschließlich der wissenschaftlichen Bücher. Die Knappheit der Ressource Lizenz war nicht zuletzt eine Folge der zunehmenden Verlagskonzentration. Verlagsgruppen bzw. Konzerne vergaben keine Lizenzen mehr an unabhängige Taschenbuchverlage, sondern verwerteten sie in den eigenen Taschenbuchlabels selbst. Bertelsmann (seit 2001 Verlagsgruppe Random House) erwarb 1974 den Blanvalet Verlag, 1977 den Goldmann Ver- <?page no="174"?> 174 7 Das Taschenbuch nach 1945 lag und 1983 den Siedler Verlag. Für den Taschenbuchsektor war natürlich die Akquisition von Goldmann von entscheidender Bedeutung. Aber mit dem populären Blanvalet Verlag und dem anspruchsvollen Siedler Verlag standen damit zwei bisher lizenzgebende Verlage für die anderen Taschenbuchverlage nicht mehr zur Verfügung. Die entsprechenden Übernahmen durch die Verlagsgruppe von Holtzbrinck sehen wie folgt aus: S.-Fischer Verlag 1963, Droemer Knaur Verlag 1980, Kindler Verlag 1981 und Rowohlt 1982. Konzernunabhängige Taschenbuchverlage wie Heyne oder Bastei-Lübbe versuchten, durch Kooperationen oder Verlagszukäufe das Rechtereservoir aufzustocken. Was die Konkurrenz für das Taschenbuch angeht, so war diese branchenintern durch den Verdrängungswettbewerb unter den Anbietern charakterisiert. Hinzu kamen der Konditionendruck auf die Verlage durch den beginnenden Konzentrationsprozess im Buchhandel, das intensivere Agieren branchenfremder Ketten auf dem Buchmarkt sowie der Trend zu großflächigen Sortimentsbuchhandlungen (Übleis 1989: 259). Die Funktionstrias aus Bildung, Information und Unterhaltung hat sich im Lauf der Jahre deutlich verschoben. Der Anteil der Klassiker und der literarischen Lesestoffe wurde deutlich geringer. Das Taschenbuch als Träger von Popularisierung und Diffusion von Wissen verlor in gewissen Segmenten wie zum Beispiel dem Ratgeber seine Stellung zugunsten von spezialisierten Ratgeberverlagen mit ihrem breiten Programmangebot und ihren Verwertungskaskaden bis auf ein Preisniveau der Taschenbücher oder sogar noch darunter. Heinz Gollhardt beschrieb das Taschenbuch im Zeitalter der Massenkultur - ein Wort Arnold Gehlens aufgreifend - als Entwicklung „vom Bildungskanon zum ‚locker geordneten Informationschaos‘“ (Gollhardt 1969: 122). Parallel dazu rückte vor allem bei den großen Taschenbuchverlagen die Unterhaltung immer mehr in den Fokus, was sich an der zunehmenden Bedeutung der allgemeinen Reihen und der abnehmenden Relevanz der Nebenreihen zeigte. Wie sich diese Verschiebungen in der Struktur der Taschenbuchkäufer und Taschenbuchleser spiegeln - darüber wissen wir leider nichts, da die inzwischen doch recht zahlreichen Studien zum Lesen und Leseverhalten nur nach dem Medium Buch fragen und diese Kategorie nicht differenzieren (Saxer 1989, Stiftung Lesen 1990, Muth 1993, Stiftung Lesen 2001). <?page no="175"?> 175 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) Die Auflösung des Systems Taschenbuch findet in einem Marktumfeld statt, das Thomas Wilking für die Publikumsverlage detailliert beschrieben hat (Wilking 2017). Nicht jeder der dort genannten Entwicklungsstränge in den Jahren 1990 bis 2015 trifft in gleichem Maß für das Taschenbuch zu. In besonderem Maß wichtig für die Veränderung im Marktsegment Taschenbuch sind die Themen Krise der Wissensbücher, verbreiterte Formatpalette und die konzentrierte Verlagslandschaft, dazu der Erfolg des Genres Fantasy. Auf diese Punkte wird unten eingegangen. Diese fundierte und aussagekräftige Analyse der Angebotsstruktur des Publikumsmarkts ist zu ergänzen um die Analyse der Leser- und Käuferzahl, wie sie durch die Aussage „Wir haben Millionen Leser verloren“ (Pfuhl 2016) drastisch beschrieben und die nachfolgende Studie des Börsenvereins des deutschen Buchhandels Buchkäufer - quo vadis (2018) mit Daten unterfüttert worden ist. Wenn von einer Auflösung des Systems Taschenbuch die Rede ist, bedeutet das nicht, dass nichts Neues und Innovatives auf den Markt gekommen wäre, sondern das System Taschenbuch, wie oben in seiner Regelhaftigkeit beschrieben, bröckelte zunehmend und löste sich langsam auf. Es herrschte und herrscht eine neue Unübersichtlichkeit. Mit Andreas Reckwitz kann man diese Entwicklung auch - mit branchentypischer Verspätung - als Einzug der sozialen Logik der Singularitäten in das Geschäft mit Taschenbüchern interpretieren. Vor dem Hintergrund von „zweckrationalen Infrastrukturen zur Fabrikation von Einzigartigkeit“ (Reckwitz 2017: 20) wie zum Beispiel formale Ablaufprozesse und Arbeitsroutinen in den Verlagen, aber auch Formate von Büchern werden Autoren-Singularitäten kreiiert, was sich in der Auflösung der (optischen) Reihenstruktur dokumentiert. Es gibt eben nicht mehr den Goldmann-Krimi, den Heyne-Krimi oder den Scherz-Krimi, sondern Reihenstrukturen werden durch Autoren-Images ersetzt, was sich deutlich sowohl in der Umschlaggestaltung als auch im Marketing für singuläre Autorenpersönlichkeiten niederschlägt. Zwei Grundtendenzen in dieser dritten Phase der Taschenbuchentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg werden sichtbar. Einerseits traten neue Player auf den Plan. Andererseits fand bei den großen Taschenbuchverlagen ein deutlicher Rückbau statt. Die Liste der seit 1988 neu auf den Markt gekommen Verlage und Reihen ist lang und eindrucksvoll, wie die Chronologie im Anhang zeigt. <?page no="176"?> 176 7 Das Taschenbuch nach 1945 Drei verschiedene Motive und Ansätze sind dabei erkennbar. Erstens ist das Bestreben der großen Taschenbuchverlage erkennbar, durch neue Labels zu diversifizieren. Damit schließen sich die Taschenbuchverlage der Tendenz an, die sich unter den Hardcover-Verlagen breitmachte, nämlich durch neue Labels/ Imprints mehr Titel in den Markt zu drücken. In der damaligen Branchendiskussion kursierte das Schlagwort von der „Imprinteritis“. Unter den Holtzbrinck-Verlagen startete Rowohlt im Jahr 2000 mit den Wunderlich Taschenbüchern den Versuch, die Palette zu erweitern. Der Versuch scheiterte, die Reihe wurde 2006 eingestellt. Fischer widerstand der Labelausweitung, indem der Verlag die 2003 übernommenen Scherz Taschenbücher einstellte und Titel davon in das Fischer-Taschenbuchprogramm integrierte, was zu einer deutlichen numerischen Ausweitung des Programms beitrug. Droemer lancierte 2014 das Droemer Taschenbuch, um damit neben den seit 1963 eingeführten Knaur Taschenbüchern eine Schiene für anspruchsvollere Inhalte bei gehobener Ausstattung zu haben. Die Expansion von Random House auf dem Taschenbuchsektor ist wesentlich spektakulärer. Bertelsmann erwarb 2003 den Wilhelm Heyne Verlag und vereinigte damit die beiden größten deutschen Taschenbuchverlage, nämlich Goldmann und Heyne, unter dem Dach von Random House. Zuvor schon hatte der Konzern mit den Omnibus Taschenbüchern (1995-2008, danach Kinder- und Jugendtaschenbüchern bei cbj und cbt, seit 2018 nur noch bei cbt), dem Besonderen Taschenbuch (btb, seit 1996) und den Blanvalet Taschenbüchern (seit 1998) seine Basis gegenüber den Konkurrenten stark ausgebaut. 2016 schließlich kamen die Penguin Taschenbücher hinzu, ein Imprint, unter dem seit 2018 auch Hardcover verlegt werden. Um die eigene Rechtebasis zu erweitern und im Taschenbuch weitere Programmplätze vermarkten zu können, kaufte der damals noch eigenständige Wilhelm Heyne Verlag 1996 den Diana Verlag und startete zwei Jahre später die Diana Taschenbücher. Zu den neuen Playern auf dem Markt gehörten auch kleinere Verlage, die ihre Rechtesubstanz im eigenen Taschenbuch verwerten wollten oder Genrereihen - vor allem Krimis - als Originalausgaben im Taschenbuch veröffentlichten. Im Krimisektor sind das die Haffmans Taschenbücher (1988-1992), die Ariadne Krimis (seit 1988), die Grafit Taschenbücher (seit 1989), das Gmeiner Taschenbuch (seit 1998) und die KBV-Krimis (seit 2002). Im Genre romantische Unterhaltung ist das die Lyx-Reihe (seit 2007). Programmatisch breiter angelegt waren und sind die Programme des Steidl Taschenbuchs (1989-2010), der Unionsverlag <?page no="177"?> 177 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) Taschenbücher (seit 1990), des zytabu aus dem schweizerischen Zytglogge Verlag (1989-1996), das Berlin Taschenbuch (2001-2013; ab 2011 Bloomsbury Taschenbuch) und die DuMont Taschenbücher (seit 2010). Mit dem Haymon tb (seit 2008), Kein & Aber Pocket (seit 2013), dem Wieser Taschenbuch (wtb, seit 2014), dem Atrium Taschenbuch (seit 2016) und dem Arche Taschenbuch (seit 2017) veröffentlichten fünf kleinere Verlage Taschenbücher unter eigenem Namen. Hier steht die Rechteverwertung im eigenen Haus im Vordergrund. Amazon Publishing Germany hatte Taschenbücher seit 2014 zunächst unter der Bezeichnung Amazon Crossing angeboten. Derzeit veröffentlicht das Unternehmen unter den Labels Montlake Romance (Liebesromane), Tinte & Feder (zeitgenössische und historische Romane), Edition M (Krimis und Thriller) sowie 47North (Science Fiction und Fantasy). Den Büchern zum Preis von 9,99 Euro und im Format 12,6-cm x 18,6-cm liegen in der Regel englischsprachige Ausgaben - auch von anderen Verlagen -, Amazon-E-Books und Titel von Selfpublishern zugrunde. Seit 2018 erschienen 20 Titel in den genannten Labels als Pocket Book-Ausgaben im Format 9,2- cm x 14,4- cm zum Preis von 4,99 Euro. Wie massenhaft die Verbreitung der Amazon-Taschenbücher ist, lässt sich nicht eruieren. Nicht in diese Entwicklungslinien einzuordnen, die fast ausschließlich Fiction-Reihen umfassen, sind die Reihe Herder Spektrum (seit 1991), die die Tradition der Herder Bücherei (1957-1971) wieder aufnimmt, die Taschenbücher, die seit 1994 im Walhalla Fachverlag erscheinen und Rechts- und Wirtschafsthemen abdecken, die Reihe Malik National Geographic (seit 2009), die Reise- und Abenteuerthemen präsentiert, sowie die Carlsen Taschenbücher (seit 2001) und das Oetinger Taschenbuch (seit 2010), wo jeweils ausschließlich Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht werden. Eine Sonderposition nimmt die Reclam Bibliothek Leipzig ein. Sie erschien zwischen 1992 und 2006 im damals bereits zum Stuttgarter Reclam Verlag gehörenden Verlag, der jedoch selbständig weitergeführt wurde. 2006 gab das Stammhaus den Standort Leipzig aus wirtschaftlichen Gründen auf; die Taschenbuchreihe wurde 2007 unter der Bezeichnung Reclam Taschenbuch fortgeführt. <?page no="178"?> 178 7 Das Taschenbuch nach 1945 Zwei Anbieter ganz anderer Art sind der Martin Kelter Verlag und der Cora Verlag. Der Kelter Verlag, gegründet 1938, ist seit Anfang der 1950er Jahre, also den Gründerjahren des Taschenbuchs, als Verlag von Heftromanreihen auf dem Markt präsent. Zwischen 1958 und 1981 hat er Taschenbücher publiziert, die häufig auf diesen Stoffen basierten, aber auch die Bücher der Gartenlaube und viele Genretitel, die auch im assoziierten Deutschen Literatur Verlag erschienen sind. Seit wann die Kelter Pockets veröffentlicht werden, lässt sich nicht eruieren. Hier werden heute in der Regel in Dreier-Sammelbänden Texte recycelt, die teilweise schon lange im Programm des Verlags waren. Der 1976 gegründete Cora Verlag, dessen Vorläufer, der Koralle Verlag, bereits seit 1973 Taschenbücher im Programm hatte, ist nach der Zwischenstation einer 50-Prozent-Beteiligung des Axel Springer Verlags bis 2010 heute ein Unternehmen der kanadischen Harlequin Enterprises, die wiederum zum Konzern HarperCollins Publishers gehören. Die Cora Taschenbücher bedienen die Genres Liebesromane, historische Romane, Krimis und Thriller sowie Fantasy. Die Ausstattungsqualität beider Taschenreihen kann bei Umschlag, Layout, Druck und Papier nicht mit den heute üblichen Standards mithalten. Der Ladenpreis bewegt sich deutlich unter den derzeit gängigen Preisen für nicht zu umfangreiche Romane. Der Vertrieb findet ausschließlich auf den Nebenmärkten, also im Bahnhofsbuchhandel, in Discoutmärkten und Supermärkten, über das Pressegrosso statt. Diese Bücher haben nicht die buchübliche ISBN, sondern einen eigenen, mit 419 beginnenden EAN-Code für diesen Vertriebsweg. Seit 2002 erscheint im Cora Verlag das Mira Taschenbuch (mtb). Absoluter Programmschwerpunkt sind die Liebesromane, mit deutlichem Abstand folgen Erotik und Spannung. Diese Reihe ist auch dank der üblichen ISBN im Sortimentsbuchhandel erhältlich. Im Unterschied zu den Kelter Pockets und den Cora Taschenbüchern sind Ausstattung und Papierqualität konkurrenzfähig mit den anderen Verlagen. Seit 2018 bringt HarperCollins unter eigenem Namen Taschenbücher auf den deutschen Markt. <?page no="179"?> 179 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) Abb. 53: Kelter Pockets: Viola Maybach: Der kleine Fürst. Martin Kelter Verlag, Hamburg o. J., 383 Seiten. Format 12,5-cm x 18,0-cm. Abb. 54: Cora Taschenbuch Historical Gold 275: Julianne MacLean: Dem Highlander ergeben. Cora Verlag, Hamburg 2014, 318 Seiten. Format 12,5-cm x 18,3-cm. Die zweite Tendenz seit Ende der 1980er, vor allem aber nach dem Abflauen des Wiedervereinigungsbooms in der Mitte der 1990er Jahre, war bei den großen Taschenbuchverlagen ein grundlegender Rückbau bei den Produktionszahlen, der Zahl der Reihen und den Inhalten. Bei den Inhalten wurde die Fokussierung auf Belletristik, vor allem auf Krimis und Fantasy weiter vorangetrieben; sie avancierten zu den marktgängigsten Genres (Wilking 2017: 59 f.) neben den Liebes- und Frauenromanen jedweder Couleur. Science Fiction dagegen hatte stark an Bedeutung eingebüßt, die das Genre in den 1970er und 1980er Jahren hatte. 1988 noch konnte Heyne das Lexikon der Science Fiction Literatur mit fast 1.300 Seiten auf den Markt bringen. Dass im Verlag Cross Cult seit 2008 die Star-Treck-Romane wieder aufgelegt wurden, spricht nicht gegen diese Beobachtung. <?page no="180"?> 180 7 Das Taschenbuch nach 1945 Abb. 55: Mira Taschenbuch 25506: Loretta Chase. Eine hinreißend widerspenstige Dame. Cora Verlag, Hamburg 2010, 364 Seiten. Format 12,5-cm x 18,6-cm. Abb 56: HarperCollins 100101: Faye Kellerman: Am Anfang war dein Ende. HarperCollins Germany 2018, 431 Seiten. Format 12,5-cm x 18,5-cm. Diese inhaltlichen Begradigungen lassen sich paradigmatisch am Beispiel der Knaur Taschenbücher belegen (Fetzer 2013: 374-377). Wie schon erwähnt umfasste das Knaur-Programm in den 1980er Jahren nicht weniger als 37 Reihen. Betrachtet man die Reihen, die nach 1990 eingestellt wurden, und zieht nur titelmäßig größere Reihen heran, so wird die drastische Reduktion der Genre-Reihen offenkundig. Geordnet nach dem Startjahr ergibt sich folgendes Bild der Reiheneinstellungen: Science Fiction (1978-1991), Historischer Roman (1979-2012), Krimi (1979-2011), Thriller (1980-2011), Psychothriller (1982-2011), Fantasy (1979-1991; Knaur hatte nie eine starke Stellung in diesem Segment) und Horror (1987-1994). Erfolgreiche Autorinnen und Autoren aus diesen Reihen wurden in die Allgemeine Reihe übernommen. <?page no="181"?> 181 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) Zu den genannten Reihen kamen aus dem Nonfiction-Bereich hinzu: Ratgeber (1980-2010), Humor (1981-1998), Erotik (1981-1993) und Biographie (1981- 1996). Die Einstellung der Reihen Esoterik (1982-1999) und Alternativ heilen (1987-2000) hatte nichts mit der Marktentwicklung zu tun, sondern liegt in der Fusion der Verlagsgruppe Droemer Knaur mit der katholischen Verlagsgruppe Weltbild im Jahr 1999 begründet. Weltbild duldete keine Esoterik in dem neuen Gemeinschaftsunternehmen. Auch für die übrigen Taschenbuchverlage gilt, dass sie sich aus den Nischen zurückgezogen haben, auch wenn diese Nischen einstmals groß waren: „Das Nischendenken war ein Irrtum“, konstatierte Klaus Eck, der damalige Chef der Verlagsgruppe Random House (zit. nach Beckmann 2001: 56) und umschreibt damit den Wandel des verlegerischen Denkens in Vollprogrammen zum Konzept des Taschenbuchs als Vertriebsformat, wie es als mass market paperback in der Welt des angelsächsischen Taschenbuchs schon immer angelegt war. Hans Altenhein, der in den Jahren 1963 bis 1970 für die Fischer-Bücherei und in den Jahren als Geschäftsführer beim Luchterhand Verlag (1973-1987) für die Sammlung Luchterhand verantwortlich war, hat diesen Wandel vom systematischen Programmangebot zum Ausstattungsmerkmal bedauert und daher dem „Taschenbuch-Projekt“ einen Nachruf gewidmet (Altenhein 2017: 76). Was sich schon in den 1980er Jahren angebahnt hatte, wurde nun manifest. Ein ursprünglich genuines Taschenbuchsegment wie das des Ratgebers musste aufgegeben werden, da man gegen spezialisierte Verlage wie den zum Marktführer aufgestiegenen Verlag Gräfe und Unzer keine Chance mehr hatte. Das gilt auch für die Wissenschaft im Taschenbuch. Wie oben erwähnt stellte der Deutsche Taschenbuchverlag Mitte der 1990er Jahre die seit 1979 auf dem Markt befindliche Reihe ein. Kerngeschäft war nun in noch höherem Maß als vorher das Verlegen von Belletristik. An diesem Befund ändern auch die Erfolge einiger populärer erzählender Sachbücher nichts. Aber keine Bewegung ohne Gegenbewegung. Dem gesamtgesellschaftlichen Trend folgend, dessen „Bausteine des singularistischen Lebensstils“ Andreas Reckwitz beschrieben hat (Reckwitz 2017: 308-341), bauten die Taschenbuchverlage Programme auf, die dieses Lebensgefühl abdeckten. Das reichte von esoterischen Inhalten über Lebenshilfe im weitesten Sinn bis zu Selbstverwirklichung, Self-Empowerment und Selbstoptimierung. Im Goldmann-Taschenbuch nennt sich dieser Themenbereich Body, Mind & Spirit, bei Knaur gibt es die Reihen Knaur Balance und Knaur MensSana. <?page no="182"?> 182 7 Das Taschenbuch nach 1945 Trotz der inhaltlichen Verschlankung und der damit einhergehenden Einstellung von Reihen stieg zunächst die Zahl der Taschenbuchnovitäten, die jährlich produziert wurden. Waren das 1990, im Jahr der Wiedervereinigung, 4.808 Titel, so kamen um die Jahrtausendwende deutlich mehr als 6.000 Titel auf den ohnehin überfüllten Markt. Für das Jahrzehnt bis 2010 lag die durchschnittliche Jahresproduktion bei knapp unter 6.000 Titeln. Der Umschwung trat 2013 ein, als nur noch 4.837 Titel veröffentlicht wurden, während es im Jahr zuvor noch 5.700 Titel gewesen waren. Das entspricht einer Reduktion um rund ein Sechstel. Seither ist die Zahl der Neuerscheinungen kontinuierlich gesunken und erreichte 2017 mit 3.924 Titeln noch nicht einmal mehr die Jahresproduktion ein Vierteljahrhundert vorher. Parallel dazu verringerte sich der Umsatzanteil der Taschenbücher von 25,0 Prozent im Jahr 2012 auf 21,8-Prozent im Jahr 2017 (Zahlen nach Buchreport). Abb. 57: Titelproduktion Taschenbücher in der Bundesrepublik Deutschland 1990-2017. Quellen: Buch und Buchhandel in Zahlen (BuBiZ) und Buchreport (BR). <?page no="183"?> 183 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) Die Analysen beruhen hier wie auch im nächsten Kapitel auf den Zahlen, die das Branchenmagazin Buchreport seit den 1980er Jahren erhebt und veröffentlicht. Im Lauf dieses langen Zeitraums wurden Modifikationen bei den Erfassungskriterien und Anpassungen an Marktentwicklungen nötig, zum Beispiel bei der Abgrenzung von Taschenbuch und Paperback. Da die Daten nicht im Hinblick auf ein wissenschaftliches Auswertungsinteresse erhoben wurden, können hier und da kleine Differenzen auftreten, die aber am Gesamtbild nichts ändern. Buch und Buchhandel in Zahlen liefert zum Teil stark abweichende Zahlen. Zwar sind diese von 1990 bis 2005 in der Größenordnung vergleichbar, doch stiegen danach die Zahlen des Börsenvereins des deutschen Buchhandels rasant an, nämlich von 6.333 Neuerscheinungen im Jahr 2005 auf in der Spitze 11.023 im Jahr 2012. Der seitherige Rückgang fällt deutlich geringer aus als in den Buchreport-Zahlen. Die Gründe dafür sind nicht ersichtlich. Ab Mitte der 1980er Jahre, spätestens aber nach Ende des Wiedervereinigungsbooms setzte sich der Wandel des Systems Taschenbuch verstärkt fort. 1. Die Vielfalt der Umschlagmaterialien nahm zu, vom sehr dünnen Karton beim Cora-Taschenbuch und den Kelter Pockets bis zu Leinenimitaten im Bereich des geschenkfähigen Taschenbuchs. 2. Die Startauflagen gingen weiter zurück. Doch war es durch technische Neuerungen möglich, auch niedrigere Auflagen ökonomisch vertretbar herzustellen 3. Der Durchschnittsladenpreis des Taschenbuchs stieg im Unterschied zum Hardcover weiterhin an (Wilking 2017: 65 f.). 4. Sowohl für den Preis als auch für die Ausstattung gilt die Aussage von Rudolf Frankl, des langjährigen Marketingchefs des Deutschen Taschenbuchverlags: „Die frühere Zwei-Klassen-Gesellschaft mit HC und TB ist von einem Ausstattungs- und Preiskontinuum abgelöst worden.“ (Frankl 2011: 34) Die Ausstattung wurde nicht nur qualitativ verbessert, sondern vor allem hinsichtlich der Vielfalt der Varianten: verschiedene Umschlagmaterialien, tiefe Innenklappen, farbiger Vor- und Nachsatz, Farbschnitt (Beispiele bei Kahlefendt 2017; siehe auch Göbel 1994: 116 f.). 5. Nach der großen Formatvielfalt im vorhergehenden Zeitraum fand eine weitgehende Rückkehr zu Standardformaten statt, um Rationalisierungs- <?page no="184"?> 184 7 Das Taschenbuch nach 1945 effekte zu erzielen. Das ursprüngliche Standardformat von 11,5-cm x 18 cm wurde vor allem bei Bestsellern durch das neue Standardformat von 12,5-cm x 19 cm ersetzt. Doch auch hier zeigt sich die Auflösung des Systems Taschenbuch, denn die Anteile der Formate an der Gesamtproduktion sind von Verlag zu Verlag sehr unterschiedlich. Während zum Beispiel Heyne Taschenbücher eher selten im genannten Format produziert, sind bei Droemer Knaur über die Hälfte der Bücher im Format 12,5-cm x 19 cm. Bei beiden Verlagen ist der Anteil der Klappenbroschuren gering. Der Rationalisierung fielen auch Reihen zum Opfer, die viele Jahre am Markt gewesen waren. So hat Heyne die 1985 gestarteten Heyne Minis (Format 6 cm x 8 cm) 2001 nach über 1.600 Bändchen eingestellt. Und Diogenes beendete die Serie der ebenfalls 1985 auf dem Markt eingeführten Kleinen detebe (Format 7,5-cm x 11,5-cm) im Jahr 2005. 6. Der kalkulatorisch und vertrieblich wichtige Fortsetzungsbezug brach nach 1990 zusammen. Verlage wie Cora und Kelter versuchten, durch Werbung in den Büchern Käufer mit Abonnements direkt zu binden. Welchen Erfolg das hatte, ist unbekannt. Zumindest die großen Taschenbuchverlage hielten an der monatlichen Erscheinungsweise fest. 7. Im Unterschied zu früheren Jahren liegen für den Zeitraum seit 2003 detaillierte Zahlen (nach Buchreport) über die Verteilung von Originalausgaben (OA), deutschen Erstausgaben (DE) und Lizenzausgaben in den Programmen der produktionsstärksten Taschenbuchverlage vor. Beim Vergleich der entsprechenden Zahlen von 2003 und 2013 - der folgende Zeitabschnitt bis heute wird im nächsten Kapitel dargestellt - ist die Entwicklung eindeutig. Bezogen auf die Gesamtzahl der jährlich verlegten Titel haben Fischer, Rowohlt, Reclam, Suhrkamp und btb bei einer gewissen Schwankungsbreite die prozentuale Verteilung recht konstant gehalten. Bei Bastei-Lübbe, Piper, dtv, Goldmann, Heyne, Knaur und Ullstein hat der Anteil der Lizenzausgaben in den Programmen deutlich abgenommen, bei Blanvalet der Anteil der deutschen Erstausgaben. Bei den populären Taschenbuchverlagen wie Bastei-Lübbe, Goldmann, Heyne, Knaur und Ullstein dürfte sich im Rückgang der Lizenzausgaben das Problem der stark gestiegenen Garantiesummen im Bestsellergeschäft spiegeln. Gleichwohl sind solche Bestseller für die Außenwirkung des Programms eminent wichtig. Auch für Midlist-Titel waren relativ hohe Garantiehonorare zu zahlen, sodass es oft betriebswirtschaftlich sinnvoller war, eine Originalausgabe oder eine deutsche Erstausgabe in das Programm zu nehmen. <?page no="185"?> 185 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) Die Überlegungen, eine Verwertungskaskade von Hardcover über Paperback und Taschenbuch bis zum E-Book zu etablieren, haben sich als Fehlspekulation erwiesen (Übleis 2013: 94). Dass Taschenbuchverlage deutsche Gesamtrechte kauften und die Gesamtverwertung im Hardcover steuerten (Göbel 1994: 116), war eine vorübergehende Entwicklung und spielt heute keine Rolle mehr. 8. Belastbare Zahlen zur ökonomischen Bedeutung der Backlist liegen nicht vor. Beim Deutschen Taschenbuch Verlag sollen 2011 sechzig Prozent des Umsatzes mit Backlisttiteln erwirtschaftet worden sein, was ohne den Internethandel kaum möglich gewesen sei (Frankl 2011: 35 f.). Vermutlich ist der dtv durch sein Programm bei der Backlistabhängigkeit in einer Sondersituation. Bei Verlagen wie Heyne, Goldmann, Ullstein oder Bastei Lübbe mit ihrer bei weitem stärkeren Bestsellerorientierung dürften die Zahlen niedriger ausfallen. Zusammenfassend kann man konstatieren: Wenn man den Merkmalskatalog zugrunde legt, der das System Taschenbuch bestimmte, lässt sich heute das Taschenbuch als „ein periodisch erscheinendes, broschiertes Buch in hoher Auflage mit geringer Backlistrelevanz bei (relativ) niedrigem Ladenpreis“ (Fetzer 2018: 48) definieren. Die Fokussierung auf das Marketing schlägt sich bis in die Details der Programmpräsentation gegenüber dem Buchhandel nieder. Für Droemer Knaur führt ein Vergleich der Vorschauen für das Knaur Taschenbuch in den Jahren 2000 und 2016 den Wandel plastisch vor Augen. In der Programmvorschau Mai bis Oktober 2000 sind je Doppelseite in der Regel drei oder vier Novitäten abgebildet, bei Genrereihen sogar zwölf. Nur Spitzentitel des jeweiligen Monats werden auf drei Seiten hervorgehoben. Am Ende der Vorschau wird das gesamte Halbjahresprogramm mit rund 170 Novitäten als Tabelle zusammenfasst. Die Backlist einzelner Autoren bleibt unberücksichtigt. Die entsprechende Vorschau des Jahres 2016 präsentiert dem Handel 75 Novitäten, also weniger als die Hälfte. In der Regel werden ein oder zwei Bücher auf einer Doppelseite angeboten. Spitzentitel sind auf vier Seiten herausgehoben. Die Präsentation ähnelt in Struktur und Aufbau sehr der in den Hardcover-Vorschauen. Der deutlichste Unterschied zur früheren Taschenbuchvorschau ist die Berücksichtigung der Backlist der Novitäten-Autoren sowie die ausführliche Darstellung der Marketing-Aktivitäten (Fetzer 2017: 473 ff.). <?page no="186"?> 186 7 Das Taschenbuch nach 1945 Zwar wurde schon früher das Fernsehen als Konkurrenz zum Buch und damit auch zum Taschenbuch genannt (Gollhardt 1971a: 57), doch wurde diese Konkurrenzsituation erst durch das Aufkommen des so gut wie ausschließlich auf massentaugliche Programme setzenden Privatfernsehens virulent. RTL und Sat.1 nahmen 1984 und 1985 den Sendebetrieb auf. Das Zeitbudget der Buchkäufer verschob sich zugunsten dieser neuen Entertainment-Möglichkeiten. In jüngerer Zeit hat sich der Wettbewerb zwischen Buch und elektronischen Medien um Zeit, Aufmerksamkeit und Zahlungsbereitschaft verschärft. Vor allem digitale Medienangebote werden von der Generation der zwischen 14- und 29jährigen fast doppelt so stark genutzt wie im Durchschnitt der Bevölkerung. Die tägliche Nutzungsdauer liegt bei rund viereinhalb Stunden (Börsenverein 2018). Viel zu wenig ist bislang jedoch in Betracht gezogen worden, dass das Taschenbuch darüber hinaus in einem brancheninternen Wettbewerb mit anderen Buchformaten steht. Immer wieder wurde auf den Wettbewerb um Käufer und Leser mit dem Paperback und dem E-Book hingewiesen. Mancher hörte da schon die „Totenglocken für das Taschenbuch“ läuten (buchreport.de vom 3. Januar 2013). Belastbare Zahlen über die Relevanz der Paperbacks für den Gesamtmarkt liegen jedoch nicht vor. Insofern muss offen bleiben, ob die Rückgänge im Taschenbuch darauf zurückzuführen sind. Zum E-Book ist die Datensituation deutlich besser. Die Anfang der 2010er Jahre vorhergesagte Dynamik des E-Book-Markts ist nicht eingetreten. Vielmehr hat sich der Anteil dieses Formats am Publikumsmarkt (ohne Fach- und Schulbücher) von 2013 bis 2017 nur von 3,9 Prozent auf 4,6 Prozent erhöht und stagniert seit 2015. Im Bereich der Unterhaltungsgenres jedoch liegt der Anteil des E-Books im zweistelligen Bereich (Wilking 2017: 64), allerdings auch hier ohne Wachstumsdynamik. Diese Zahlen spiegeln jedoch in keiner Weise die Gesamtsituation auf dem E-Book-Markt wieder, weil die enorme Zahl von E-Books, die Selfpublisher vor allem über Amazon auf den Markt bringen, nicht berücksichtigt sind. Besonders im Unterhaltungsgenre - dominierend sind Romance, Fantasy, Krimi und Science Fiction - dürfte der Anteil erheblich sein, weil durch die niedrigen Preise zwischen 0,99 Euro und kaum höher als 4,99 Euro das Enttäuschungsrisiko sich beim Konsum des Erfahrungsguts Buch zumindest im finanziellen Bereich in Grenzen hält. Die Konkurrenz für das Taschenbuch durch Selfpublisher ist nicht genau einschätzbar, da keine verlässlichen Marktdaten vorliegen. Doch zweifelsohne ist diese Konkurrenz durch das billige E-Book - wie oben gerade beschrieben -, aber <?page no="187"?> 187 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) auch durch vergleichbare Printprodukte vorhanden. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland zwischen 75.000 und 100.000 Autoren ihre Werke dank niedriger Einstandskosten und Eintrittsbarrieren selbst verlegen und vermarkten. Erfolgsgeschichten wie die von Nele Neuhaus oder Rita Falk sind zwar die absolute Ausnahme, zeigen jedoch das Potential des Selfpublishing (siehe Matting 2015 und Pfuhl 2018). Auch das Hörbuch steht vor allem in bestimmten Rezeptionssituationen in Konkurrenz zum Taschenbuch. Sein Umsatzanteil im deutschen Buchhandel ist jedoch von 2014 bis 2017 von 3,8 Prozent auf 3,1 Prozent gesunken (https: / / de.statista.com/ statistik/ daten/ studie/ 610617). Eine weitere brancheninterne Konkurrenz ist die in Zeiten teurer Lizenzen zunehmende Mehrfachverwertung von Rechten. Hier sind die Taschenbuchverlage durchaus involviert, und die Diskussion geht immer wieder darum, inwiefern man sein Taschenbuchkerngeschäft beschädigt oder nicht, inwiefern man die eigene Substanz „kannibalisiert“. Nach der eigentlichen Taschenbuchausgabe eines Hardcovertitels recyceln Taschenbuchverlage frühere Titel mit neuer Nummer oder veranstalten Sonderausgaben im eigenen Haus, sodass Dritt- und Viertverwertungen zustande kommen. Zudem werden Lizenzen für Billigstverwertungen vergeben. So brachte Aldi Nord im Herbst 2017 knapp 210.000 Taschenbücher für 1,99 Euro in die eigenen Märkte. Die Lizenzen für die 22 Titel der Aktion stammten unter anderem von Bastei Lübbe, Droemer Knaur und Goldmann. Egmont Ehapa produzierte im selben Jahr für das Weihnachtsgeschäft von Rewe eine Sonderedition von sechs Titeln der Lustigen Taschenbücher. Kunden des Lebensmittelhändlers erhielten ein Exemplar dieser „Rewe-Sammel-Edition“ ab einem Einkaufswert vom 30-Euro gratis. Der Verkaufspreis für die 100 Seiten umfassenden Bände betrug 3,99 Euro. Für das Weihnachtsgeschäft 2018 vergaben Verlage von Random House und der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck 18 Lizenzen von Spiegel-Bestseller-Autoren an Aldi Nord und Süd. Der Ladenpreis lag allerdings nicht im Billigbuchbereich, sondern betrug einheitlich 9,99 Euro. Gerechtfertigt wurden solche Aktionen mit dem Argument, dass auf diese Weise eine buchferne Zielgruppe für das Medium Buch gewonnen werden könne. Zumindest temporär machten die Zeitungseditionen dem Taschenbuch Konkurrenz, in jedem Fall und auch auf längere Sicht preispsychologisch, weil man bei der SZ-Bibliothek ein Hardcover in guter Ausstattung für 4,90 Euro erhielt, bei der Bild-Bestseller-Bibliothek für 4,99 Euro, also etwa zum halben Preis eines <?page no="188"?> 188 7 Das Taschenbuch nach 1945 Taschenbuchs von durchschnittlichem Umfang. Diese Preiserosion ging einher mit einer tendenziellen Marktverstopfung für mehrere Jahre. Die SZ- und die Bild-Editionen erschienen zwischen März 2004 und März 2005 und waren die bei weitem erfolgreichsten. Bis Januar 2006 kamen noch die Brigitte Edition - sie war mit 10-Euro doppelt so teuer -, die Bild-Comic-Bibliothek und die FAZ Klassiker der Comic-Literatur auf den Markt. Später folgten Zeit und Stern mit preisgünstigen Sonderausgaben. Die Studie Der Markt der Billigbücher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels kommt zu dem eindeutigen Ergebnis: „Das Taschenbuch musste im Jahr 2004 Verluste an das Hardcover hinnehmen.“ Per Saldo waren das 2,2 Mio. Euro bei einem Gesamtumsatz der Bibliotheken von 3,5 Mio. Euro (Börsenverein 2006). Nicht unberücksichtigt bleiben darf in diesem Zusammenhang das Moderne Antiquariat, das entweder Restauflagen der Verlage oder eigens dafür hergestellte Auflagen zu einem Ladenpreis anbietet, der Taschenbuchpreise in der Regel unterbietet. Zahlen zu diesem Markt liegen nicht vor. Das gilt auch für den Markt des Gebrauchtbuchs. Der Antiquariatsbuchhandel klassischen Zuschnitts als Zweig des Bucheinzelhandels hat eine lange Tradition. Der Internethandel hat hier jedoch einen grundlegenden Wandel herbeigeführt, sodass heute kaum noch größere Betriebsformen des Antiquariatsbuchhandels existieren. Der Gebrauchtbuchmarkt - sowohl der professionelle als auch der Verkauf von Privat an Privat - wird von Amazon dominiert. Das 1996 gestartete Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) gehört seit 2011 ebenso zum amerikanischen Internetgiganten wie AbeBooks (seit 2008). Marktführer ist mit großem Abstand Amazons eigener Marketplace, der seit 2002 in Deutschland verfügbar ist. Auf diesem Online-Marktplatz wurden von Anfang an auch Gebrauchtbücher gehandelt. Einziger relevanter unabhängiger Konkurrent ist Booklooker. Die Website des Unternehmens cBooks Germany, an dem Weltbild mit 49-Prozent beteiligt ist, ging 1999 an den Start. Das Angebot auf booklooker.de wird als Weltbild Marktplatz, als Jokers Bücherbörse und als buecher.de gespiegelt. Versuche des Sortiments (Hugendubel) oder des Barsortiments (Libri), sich auf diesem Markt zu etablieren, sind in den 2000er Jahren gescheitert. Der seit einigen Jahren deutlich sichtbare Preisverfall auf dem Gebrauchtbuchmarkt verleitet die potentiellen Käufer von neuen Taschenbüchern natürlich zunehmend zu Substitutionskäufen. Ob die Heftromane, die sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen, eine Konkurrenz zum Taschenbuch darstellen oder ob es sich hier doch um deutlich <?page no="189"?> 189 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) unterschiedliche Käufer- und Leserkreise handelt, muss offen bleiben. Es gibt dazu keine Untersuchungen. War schon in der vorhergehenden Phase der Konsolidierung und des Ausbaus die Funktion des Taschenbuchs deutlich in Richtung Unterhaltung verschoben worden, so radikalisierte sich danach diese Entwicklung. Wissensvermittlung und Informationsbeschaffung wanderten spätestens zu Beginn des neuen Jahrtausends weitgehend in das Internet ab. Kochbücher als wirkliche Gebrauchsbücher und nicht als Geschenkobjekte wurden weitgehend ersetzt durch - kostenlose - Portale, die in unüberschaubarer Zahl Rezepte zur Verfügung stellten, die zudem mit Hilfe von Suchmaschinen leicht aufzufinden waren. Bezeichnend für diese andere Art der Informationsbeschaffung ist auch die Tatsache, dass der Fischer Weltalmanach nach 60 Jahren sein Erscheinen mit dem Jahrgang 2019 einstellte. Zumindest für die großen, marktführenden Taschenbuchverlage gilt, dass sie sich zu Fachverlagen für Unterhaltung (siehe Fetzer 2000) entwickelt haben. Das lässt sich auch am Wandel der Reihenstruktur dieser Verlage deutlich machen, denn die Allgemeinen Reihen wurden gestärkt, erfolgreiche populäre Genrereihen entweder neu gestartet oder ebenfalls gestärkt, Nischenreihen eingestellt. Zum Abschluss der Darstellung des Taschenbuchs seit 1950 werden drei große Taschenbuchverlage vorgestellt, die beispielhaft für die divergierenden Entwicklungen stehen. Für den „normalen“ Taschenbuchverlag stehe Knaur, über den oben mehrfach berichtet wurde. Vergleichbar sind Verlage mit populären Taschenbuchprogrammen wie Bastei Lübbe, Goldmann, Heyne oder Ullstein. Das Programm bei Knaur hatte neben der Allgemeinen Reihe seinen Schwerpunkt in den Genre-Reihen. Daneben wurde durch zahlreiche kleine und kleinste Reihen versucht, mit einem Vollprogramm möglichst viele Themenbereiche abzudecken. Neben der Eigenversorgung mit Lizenzen, dem Lizenzeinkauf vorwiegend aus dem angelsächsischen Verlagsbereich für deutsche Erstausgaben und der Entwicklung von Originalausgaben spielte der Lizenzzukauf auf dem deutschen Markt immer eine wichtige Rolle. Wie alle Verlage dieser Art erhöhte auch Knaur in den 1990er Jahren die Zahl der Reihen und der produzierten Titel massiv, um dann zu Beginn des neuen Jahrtausends diese Ausweitung genauso massiv wieder zurückzufahren. <?page no="190"?> 190 7 Das Taschenbuch nach 1945 Abb. 58: detebe 202: Meister Eckehart: Deutsche Predigten und Traktate. Diogenes Verlag, Zürich 1979, 547 Seiten. Format 11,3-cm x 18,0-cm. Ein ganz anderer Typus ist Diogenes mit seinen Taschenbüchern, die unter dem Label detebe erscheinen. Der 1952 von Daniel Keel und Rudolf C. Bettschart in Zürich gegründete Verlag startete seine Taschenbuchreihe 1971: „In den fast zwanzig Jahren seit Verlagsgründung hatte Diogenes nur wenige Bestseller, deren Lizenzen an die großen Taschenverlage verkauft werden konnten. Zwar erschienen zum Beispiel Bücher von Frank O’Connor, Sean O’Faolain, Muriel Spark, Carson McCullers und auch einige Cartoon-Bände als Taschenbuchlizenzausgaben bei Fischer, Rowohlt, Ullstein oder dtv, doch die Einnahmen waren gering. Grund genug, ein eigenes Taschenbuchprogramm ins Leben zu rufen.“ (Kampa 2003: 231) Der Verlag, der sich auf seiner Website als „einer der größten unabhängigen Belletristikverlage Europas“ bezeichnet, hat seither die Politik der Verwertung eigener Rechtesubstanzen in hohem Maß durchgehalten. Um das Jahr 2000 soll die Taschenbuchproduktion „zu 90-Prozent aus Eigenlizenzen“ bestanden haben (Beckmann 2001: 62). <?page no="191"?> 191 Auflösung des Systems Taschenbuch (ab Ende der 1980er Jahre) Eine ganz andere Entwicklung hat der Deutsche Taschenbuchverlag genommen. Er wurde 1960 auf Anregung von Joseph Caspar Witsch, des Verlegers von Kiepenheuer & Witsch als Gemeinschaftsunternehmen von elf namhaften deutschen Buchverlagen gegründet. Gesellschafter waren die Verlage Artemis, Beck/ Biederstein, Deutsche Verlags-Anstalt, Hanser, Hegner, Insel, Kiepenheuer & Witsch, Kösel, Nymphenburger, Piper und Walter. Als zwölfter Gesellschafter, die alle zu gleichen Teilen an dem neuen Unternehmen beteiligt waren, kam Heinz Friedrich hinzu. Er war kurz zuvor Programmdirektor von Radio Bremen geworden, hatte aber von 1956 bis 1959 die Fischer Bücherei als Cheflektor verantwortet. Er blieb bis 1990 geschäftsführender Gesellschafter des Verlags. Zweck des neuen Unternehmens war die eigene Verwertung von Taschenbuchlizenzen, die die beteiligten Verlage bis zu diesem Zeitpunkt an andere Taschenbuchverlage vergeben hatten. Zudem durfte der Verlag eigenständig Lizenzen auf dem Markt einkaufen sowie eigene Produktionen veranstalten. Den Gesellschafterverlagen war es untersagt, eigene Taschenbuchreihen zu gründen, was später dazu führte, dass Gründungsmitglieder wie Insel, Kiepenheuer & Witsch oder Piper ausschieden. Auch Verlage, die ihre Selbständigkeit verloren wie die Deutsche Verlags-Anstalt, Kösel und Nymphenburger mussten das Gemeinschaftsunternehmen verlassen. Heute sind C.- H. Beck und Carl Hanser (beide 21-Prozent) sowie die Ganske Verlagsgruppe (41-Prozent ) und Oetinger Taschenbuch (17-Prozent) die Gesellschafter des dtv. Am 1. September 1961 erschienen die ersten neun Bände. Nummer. 1 war Heinrich Bölls Irisches Tagebuch in der für dreieinhalb Jahrzehnte charakteristischen Gestaltung durch den Schweizer Grafiker Celestino Piatti. Alle Titel hatten einen weißen Fonds, auf dem bei den literarischen Büchern eine farbige Grafik von Piatti stand, bei den Sachbüchern ein Foto. 1996 erfolgte eine grundlegende visuelle Neugestaltung, die prinzipiell noch heute ihre Gültigkeit hat. Schwerpunkte des Programms waren neben der Belletristik Klassiker (teilweise in Werkausgaben), Wissenschaftstitel, Wörterbücher (darunter das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm), Enzyklopädien (darunter Grzimeks Tierleben) und Lexika (darunter Kindlers Literatur Lexikon und Kindlers Malerei Lexikon) sowie Kinder- und Jugendliteratur im nach dem Vorbild des von dtv 1971 gegründeten Gemeinschaftsunternehmen dtv junior. Ein Meilenstein in der Entwicklung des Deutschen Taschenbuch Verlags vom Taschenbuchvollverlag zum Vollverlag war die Etablierung der Reihe dtv premium. Damit erweiterte der Verlag seine verlegerischen Möglichkeiten ent- <?page no="192"?> 192 7 Das Taschenbuch nach 1945 scheidend, denn er konnte nun verstärkt der Engpasssituation auf dem Lizenzmarkt durch die Publikation deutscher Erstausgaben und Originalausgaben im Paperback-Format entgegenwirken. Taschenbuchlizenzen waren zunehmend knapper und folglich teurer geworden, nicht zuletzt weil ehemalige Gesellschafter nach ihrem Ausscheiden ihre Rechte unter eigenem Namen im Taschenbuch verwerteten. 1996 erschienen die ersten Bände von dtv premium im Format 13,5-cm x 22,0-cm mit tiefen Innenklappen und einer individuellen Umschlaggestaltung. Die. Reihe wurde über die Jahre hin so erfolgreich und fand zahlreiche Nachfolger, dass 2012 eine eigene Spiegel-Bestsellerliste für Paperbacks eingerichtet wurde. Hier werden keine Zweitverwertungen, sondern nur Original- und Erstausgaben aufgenommen (ein Überblick bei Roesler-Graichen 2017). Ein weiterer Schritt war 2006 die Publikation der ersten Hardcover im Deutschen Taschenbuchverlag. Mit Leineneinband, Fadenheftung, Kapitalband, Lesebändchen und Silberprägung waren die Bücher hochwertig ausgestattet. Heute bringt der dtv nach eigenen Angaben rund 70- Prozent aller Neuerscheinungen als Erstveröffentlichungen heraus und publiziert in allen Formaten vom Hardcover über das Paperback und das Taschenbuch bis zum E-Book. Um diese Bandbreite der Formate auch im Namen des Unternehmens zu repräsentieren, benannte sich der Deutsche Taschenbuch Verlag 2015 in dtv-Verlagsgesellschaft um. Diese drei Verlage stehen paradigmatisch für die Entwicklung des Taschenbuchs in Deutschland, sowohl in der Etablierungs- und Konstituierungsphase in den 1950er und 1960er Jahren sowie in der Konsolidierungs- und Ausbauphase in den 1970er und 1980er Jahren als auch in der allmählichen Auflösung des Systems Taschenbuch seit dem Ende der 1980er Jahre. Das Taschenbuch in der DDR Das Taschenbuch in der DDR muss gesondert betrachtet werden, da vor allem die staatliche Regulierung des Buchmarkts - ab 1963 durch die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel im Ministerium für Kultur - die Entwicklung des Taschenbuchs in der DDR und der BRD nach dem Zweiten Weltkrieg unvergleichbar macht. Anfang 1946 erhielt der Verlag Philipp Reclam jun. die Lizenz der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zur Wiedereröffnung des Verlags. Kurz darauf - mehr als zwei Jahre vor Reclam in Stuttgart - wurden die ersten sechs Titel der Universal-Bibliothek ausgeliefert, allesamt Klassiker. <?page no="193"?> 193 Das Taschenbuch in der DDR Durch den damaligen Cheflektor und langjährigen Verlagschef Hans Marquardt begann 1953 die Entwicklung „zu einer sozialistischen Taschenbuchreihe“ (Marquardt 1967: 85). Zehn Jahre später erfolgte die sogenannte „Neuformung 1963“, um „mit dieser traditionsreichen Buchreihe den höheren Forderungen nachzukommen, die von den werktätigen Lesern an ein sozialistisches Taschenbuchunternehmen gestellt wurde“. Ein symbolisches Zeichen dafür war, dass die Zählung der Titel wieder mit eins begann. Spätestens zu diesem Zeitpunkt mit der „Rekonstruktion“ und Säuberung von Werken, „die der reaktionären Seite der deutschen Geschichts- und Kulturtradition verpflichtet“ waren (Marquardt 1967: 94), war die Universal-Bibliothek fest in die Kulturpolitik der SED und der DDR integriert. 1976 stellte der Verlag das Format der Reihe auf das in der DDR übliche Format von 10,7-cm x 17,7-cm um und löste sich damit auch in dieser Hinsicht von der Tradition. Abb. 59: Reclams Universal Bibliothek 987: Der Selbstmörder. Satirische Dramen. Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1983, 309 Seiten. Format 10,7-cm x 17,7-cm. <?page no="194"?> 194 7 Das Taschenbuch nach 1945 Was den Produktionsumfang angeht, so brachte Reclam zwischen 1946 und 1975 in der Universal-Bibliothek 1.418 Titel in einer Gesamtauflage von fast 57-Millionen Exemplaren auf den Markt - mit einem deutlichen Schwergewicht bei der fiktionalen Literatur (Ziermann 2000: 74 f.). Bis Ende 1991 erschienen insgesamt 2.213 Titel. Seit 1972 publizierte der Röderberg Verlag, ein Ableger der aus der DDR finanzierten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), Fortdrucke der Universal-Bibliothek als Röderberg-Taschenbuch in der Bundesrepublik. Nahezu ein Viertel der knapp 500 Bücher des Frankfurter Verlags, die bis 1989 erschienen sind, waren Reclam-Lizenzen. Nach dem Fall der Mauer stellte die DDR die Zahlungen unter anderem auch an die VVN ein, was zum Konkurs des Verlags führte (siehe Körner 2016: 142-156). 1992 ging der Leipziger Verlag im Zug der Reprivatisierung von DDR-Unternehmen in den Besitz des Stuttgarter Verlags über (zu Einzelheiten Links 2009: 299 f.). Bereits zwei Jahre zuvor war er in Reclam Leipzig umbenannt worden. Der Leipziger Standort blieb zunächst erhalten. Zwischen 1992 und 2006 erschienen belletristische Werke und Sachbücher als Taschenbücher in der Reclam Bibliothek Leipzig. Nach der Schließung des Leipziger Stammhauses Ende 2006 gibt es seit 2007 das Reclam Taschenbuch. Dietrich Bode, der langjährige Geschäftsführer und Gesellschafter des Stuttgarter Reclam Verlags, hat Anfang der 1990er Jahre die Leistung der Leipziger Kollegen als „ein farbiges, auch wagemutiges Programm“ beschrieben, „das beim Aufbrechen ideologischer Fesseln und Verkrustungen in der DDR nicht selten eine Rolle spielte. Man hat mit den Subventionierungen und unter den spezifischen Bedingungen des abgeschlossenen ‚Leselandes‘ DDR, das alles abnahm was produziert wurde, […] Titel verlegt, die in der Bundesrepublik Deutschland wirtschaftlich nicht zu leisten gewesen wären. Die Leipziger Reihe war - gleichsam durch Plan konkurrenzlos - das Taschenbuch der DDR, das nicht nur von anderen DDR-Verlagen Lizenzen einsammelte, sondern auch dank kürzerer Schutzfrist (50 statt 70 Jahre post mortem auctoris) und vor allem dank West-Lizenzen bei abgeschottetem Ostmarkt eine beherrschende Position einnahm“ (Bode 1992b: 430 f.). Was Bode in demselben Artikel schrieb, beschreibt die Forschungslage auch heute noch: „Was nun tatsächlich unter dem strittigen Namen und Reihenbegriff über 40 Jahre in Leipzig publiziert wurde, bleibt historisch noch aufzuarbeiten.“ Das gilt leider auch für den voluminösen Band mit dem etwas larmoyanten Titel An den Grenzen des Möglichen, der die Reclam-Geschichte zwischen 1945 und 1991 in zahllosen kleinteiligen Detailaufnahmen darzustellen versucht (Sonntag 2016). <?page no="195"?> 195 Das Taschenbuch in der DDR Abb. 60: Titelproduktion in der DDR 1950-1989. Quelle: Ziermann 2000: 34-f. Die Geschichte des Taschenbuchs in der DDR neben Reclams Universal-Bibliothek begann mit einer Heftromanreihe. Seit 1949 hatte der Verlag der Nation die regelmäßig erscheinende belletristische Heftreihe Romane für alle publiziert. Damit verbreitete der Verlag die vertriebliche Basis von Kioskverkauf und Zustellung durch die Post um den Buchhandel und den Bahnhofsbuchhandel. Seit 1952 erschien die Heftreihe im Format 11,7-cm x 16,3-cm unter dem leicht veränderten Titel Roman für alle und brachte ausschließlich Zweitverwertungen. Die Lizenzvergabe wurde von der im selben Jahr gegründeten Arbeitsgemeinschaft der Verleger reguliert, der die größten Verlage der DDR angehörten. Das Programm war „ein literarisches Potpourri“ aus Klassikern der Weltliteratur und zeitgenössischen „fortschrittlichen“ Autoren (Klimmt/ Rössler 2016 I: 444). Die Reihe wurde 1990 nach 299 Nummern eingestellt. Ebenfalls 1952 starte der Verlag Das Neue Berlin die Reihe der NB-Romane, die ein deutlich populäreres Programm präsentierte und einen eindeutig volkspädagogischen Auftrag hatte. Hier wurden am Anfang fast ausschließlich DDR-Autoren veröffentlicht. Die Reihe wurde 1969 nach 70 Bänden eingestellt. Die Geschichte der Panther Books, später Seven Seas Books, ist zu windungsreich, als dass sie hier genauer erzählt werden könnte (siehe Klimmt/ Rössler <?page no="196"?> 196 7 Das Taschenbuch nach 1945 2016 I: 456-464). Zwischen 1953 und 1978 erschien zunächst im List-Verlag, ab 1958 im Verlag Volk und Welt englischsprachige Literatur in rund 100 Bänden. Der Anspruch war kein geringer, denn „man war bestrebt, nichts weniger als das Erbe der international bekannten und traditionsreichen Tauchnitz-Edition anzutreten“ (Klimmt/ Rössler I: 459). Optisch lehnte man sich deutlich an die Penguin Books an. Von hier übernahm man auch die farbliche Codierung, grün für das Erbe der englischen und amerikanischen Literatur, rot für zeitgenössische angelsächsische Autoren und ocker für Bücher zum aktuellen Weltgeschehen. Später wurden auch DDR-Autoren wie Arnold Zweig und Bruno Apitz in Übersetzungen in die Reihe aufgenommen. Die Panther Books und die Folgereihe waren auch als Devisenbringer wichtig, da zwischen 40 und 80-Prozent der Auflage in den Export gingen, vor allem in die kommunistisch beziehungsweise anti-amerikanisch eingestellten Länder. Herausgeberin war die spätere Frau Stefan Heyms, Gertrude Gelbin; im Startjahr erschienen Goldsborough von Stefan Heym und Jane Eyre von Charlotte Brontë. Sechs Jahre nach dem Start der ersten populären Taschenbuchreihe begannen die bb-Bücher im Aufbau-Verlag zu erscheinen. Bis dahin hatte der bekannteste Belletristikverlag der DDR traditionsbewusst ausschließlich gebundene Bücher herausgebracht. Literaturpolitische Überlegungen führten im Ministerium für Kultur zum Entschluss, der Universal-Bibliothek des privatwirtschaftlichen Reclam Verlags und der populären Reihe Roman für alle aus dem Parteiverlag der National-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD) eine Reihe mit hohem literarischen Anspruch entgegenzustellen. Diese Aufgabe wurde dem Aufbau Verlag zugewiesen, der im Besitz des 1945 gegründeten Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands war, der der SED später als wichtiges kulturpolitisches Lenkungsinstrument diente. Das Programm wurde mit dem ersten Teil von Goethes Faust - wie weiland Reclams Universal-Bibliothek - und den Kalendergeschichten von Bertolt Brecht eröffnet. Der Band Abschied von Johannes R. Becher, dem ersten Kulturminister der DDR, erschien ebenfalls im Startprogramm. Nach einigen wenigen Lizenztiteln und deutschen Erstausgaben konzentrierte sich das Programm auf Übernahmen aus dem umfangreichen Rechtefundus des Verlags. Es erschienenen klassische Werke des 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zu Büchern von zeitgenössischen sozialistischen Schriftstellern. Das signifikante Reihenlogo bb wurde entweder als „bekannt - begehrt“ oder als „Billige Bücher“ interpretiert. Bis zu ihrem Ende im Jahr 1990 erschienen in der meistverkauftesten Taschenbuchreihe, die 1991 durch das Aufbau Taschenbuch abgelöst wurde, 622 Titel. <?page no="197"?> 197 Das Taschenbuch in der DDR Zwei belletristische Reihen hatten zum Ziel, ostdeutschen Nachwuchsautoren ein Forum zu bieten. Die Reihe erschien mit 65 Bänden zwischen 1958 und 1961 im Aufbau Verlag und fiel durch eine außergewöhnlich moderne Umschlaggestaltung auf. Dennoch musste sie unter anderem wegen anhaltender Unrentabilität eingestellt werden. Nur von kurzer Lebensdauer war auch die Reihe Treffpunkt heute. Sie veröffentlichte ab 1958 Originalausgaben junger ostdeutscher Autoren und erschien im Mitteldeutschen Verlag in Halle, dem die Förderung junger Schriftsteller zugewiesen war. Nach vier Jahren und 37-Bänden wurde die Serie eingestellt. Auch die Lyrik-Reihe Antwortet uns! im Verlag Volk und Welt hatte ursprünglich zum Ziel, junge Autoren zu fördern, doch erschienen hier zunehmend auch etablierte Autoren, zum Beispiel Pablo Neruda. In den sieben Jahren zwischen 1956 und 1962 brachte der Verlag nur 30 Titel heraus. In der Reihe Zeitgenössische Dramatik veröffentlichte der Henschel Verlag zwischen 1958 bis 1970 zweiundsechzig Bände mit aktuellen Texten von Theaterschriftstellern aus der DDR und der Sowjetunion. Die Bereitstellung des Texts war wichtigste Aufgabe der schmucklos gestalteten Bände. Nur selten wurden Erläuterungen oder weiterführende Bemerkungen hinzugefügt. Eine Besonderheit ist die C-Reihe, eine Sonderreihe innerhalb von Reclams Universal-Bibliothek. Sie starte 1957 aus Anlass des 70jährigen Bestehens der Universal-Bibliothek (und dem 40.- Jahrestag der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution) und umfasste 70 Bände bis 1963. Die Titel waren individuell gestaltet mit teilweise mehrfarbigen Umschlägen und cellophaniert, daher die Bezeichnung. In der Regel erschienen die Bände als Nachauflagen bereits zuvor oder parallel in der Universal-Bibliothek erschienener Titel. Dabei wurde die Normalauflage von 10.000 Exemplaren hälftig geteilt. Zu Beginn publizierte der Verlag Werke des klassischen Literaturerbes bis hin zu renommierten Autoren des 20. Jahrhunderts wie Stefan Zweig. Danach wurden zunehmend deutsche und internationale sozialistische Autoren wie Johannes R. Becher, Maxim Gorki und Ilja Ehrenburg verlegt. Es erschienen sechs exklusive Nummern, die nur in der C-Reihe auf den Markt kamen, darunter die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm - in einer Auflage von 50.000 Exemplaren - sowie der Band Brot und Wein des Parteidichters Kurt Barthel, genannt KuBa. Die erste Taschenbuchreihe für Kinder und Jugendliche kam 1955 auf den Markt. Die Bunten Bären-Bücher erschienen im Kinderbuchverlag. Programmschwerpunkt waren Abenteuergeschichten, die in fernen Ländern und <?page no="198"?> 198 7 Das Taschenbuch nach 1945 in früheren Zeiten spielten. Der Erfolg hielt sich in Grenzen, und so wurde die Reihe bereits nach nur vier Jahren und 22 Titeln eingestellt. Deutlich umfangreicher und langlebiger war die Kompass-Bücherei, die ab 1959 vom Verlag Neues Leben veröffentlicht wurde. Diese an Jugendliche gerichtete populäre Reihe veröffentlichte Abenteuerromane, historische Stoffe, Krimis und Science Fiction, aber auch klassische Jugendliteratur wie Tom Sawyers Abenteuer und Die Abenteuer des Huckleberry Finn von Mark Twain. Sie wurde 1990 nach 403 Bänden eingestellt. Neben den literarischen Reihen und denen für Kinder und Jugendliche gab es schon früh Wissenschaft und Populärwissenschaft in Taschenbuchserien. Wie bei der Aufbau-Taschenreihe bb stand auch bei der Reihe Wissenschaft und Technik der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands im Hintergrund. Er hatte die Abteilung „Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse“ gegründet, die ab 1952 die Reihe Wissenschaft und Technik herausbrachte. Der Aufbau Verlag wurde mehr oder weniger gezwungen, diese in Verlag zu nehmen. Die Reihe startete 1952 und deckte zunächst die Bereiche Naturwissenschaft und Technik, danach auch das Thema Gesellschaftswissenschaften ab. Verschiedenfarbige Umschläge kennzeichneten die entsprechenden Subreihen. 1954 gelang es dem Verlag, die Reihe nach 40 Bänden an den späteren Urania Verlag zu übergeben. Dort erschienen noch 21 Titel, bevor die Reihe 1955 eingestellt wurde. Der Philosophie und den Geisteswissenschaften war die Reihe Unser Weltbild gewidmet. Sie wurde vom Deutschen Verlag der Wissenschaften verlegt und reflektierte die Auseinandersetzung mit philosophischen und soziologischen Fragen. So wurde die Serie bezeichnenderweise mit dem Band Die deutsche bürgerliche Soziologie seit der Großen sozialistischen Oktoberrevolution 1917 eröffnet, worauf Oktoberrevolution und Philosophie folgte. Zwischen 1958 und 1974 erschienen 68 Titel. Zahlreiche Nachauflagen bis in die späten 1970er Jahre zeugen von der Nachfrage auch nach der Einstellung der Reihe. Nur der Vollständigkeit halber wird die populärwissenschaftliche Reihe Kleine Enzyklopädie aus dem Verlag Enzyklopädie erwähnt. 1959 erschienen hier zwei Titel. Die Reihe Passat-Bücherei zielte auf ein jugendliches Publikum und war ganz dem Ziel gewidmet, die junge Generation zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ zu bilden. Neben populärwissenschaftlichen Themen wurden vor allem Ratgeber verlegt. Schon der Auftakttitel Vom Mädchen zur Mutter gehört in diese Kategorie. Die Reihe erschien ab 1958 aus Gründen der Papierkontingentierung <?page no="199"?> 199 Das Taschenbuch in der DDR zunächst im Verlag Neues Leben und im Urania Verlag. 1961 verstärkte der Verlag Volk und Gesundheit das gemeinsame Unternehmen. Dieser führte ab 1965 die Reihe allein weiter. Bis 1975 wurden insgesamt 71 Titel publiziert. Von ganz anderem Zuschnitt war die Reihe Kämpfende Kunst, die der Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung (ab 1960 Deutscher Militärverlag) herausgab. Zwischen 1958 und 1962 erschienen 29 Titel, die das Schaffen der proletarischen und sozialistischen Künstler, ihren Kampf um Freiheit und Recht gegen die kapitalistische Ausbeutung und gegen Faschismus und Krieg widerspiegeln sollte, wie es ein Bericht in der Leipziger Ausgabe des Börsenblatts des Deutschen Buchhandels formulierte (siehe Klimmt/ Rössler 2016 I: 484). Die Kulturprominenz der DDR war im Programm stark repräsentiert. Neben Johannes R. Becher veröffentlichten hier unter anderen Willi Bredel, Louis Fürnberg, Anna Seghers und Gerhard Wolf. Die Fundus-Bücher erschienen seit 1959 im Verlag der Kunst in Dresden. Die von Erhard Frommhold herausgegebene Reihe begann als eine Sammlung marxistischer Texte zur Ästhetik, Kunstwissenschaft und Kulturgeschichte und geriet immer wieder in Konflikte mit der offiziellen Kulturpolitik der DDR. Später entwickelte sie sich zur „Publikationsreihe mit kulturhistorischen Epochenbildern, mit Künstlerdokumenten, mit Texten zur Kulturtheorie, zur Architektur und zum Städtebau“ (Ebert 2010: 67). Sie wurde 1992 nach 125-Bänden eingestellt. Die folgenden Reihen, die alle 1960 oder später auf den Markt kamen, können nicht detailliert vorgestellt werden, da es sich bei der Materialbasis (Spiller/ Opitz 2012) um eine Auflistung der erschienenen Titel handelt. Wo Vergleiche mit Klimmt/ Rössler 2016 möglich waren, zeigte sich, dass die Angaben sehr zuverlässig sind. Unter diesen Reihen dominierte eindeutig die Genreliteratur, vor allem Spannungsliteratur. Der Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung (später Deutscher Militärverlag und Militärverlag der DDR) brachte zwischen 1960 und 1990 zweihundertfünfzig Bände der Reihe Das Taschenbuch heraus, darunter etliche Neuauflagen mit neuer Nummer. Ohne offizielle Reihenbezeichnung wurden daneben zwischen 1980 und 1990 weitere 45 Bände publiziert. Die Reihe fand ab 1990 ihre Fortsetzung im Brandenburgischen Verlagshaus. Zwischen 1970 und 1990 erschienen im Verlag Das Neue Leben 224 Bände der Krimireihe DIE. Delikte, Indizien, Ermittlungen. Das Genre Science Fiction fand mit SF-Utopia im Verlag Das Neue Berlin eine eigene Reihe. Hier wurden 44 Bände zwischen 1980 und 1990 veröffentlicht. <?page no="200"?> 200 7 Das Taschenbuch nach 1945 Belletristik bot eine Reihe, die ohne offizielle Bezeichnung vom Gustav Kiepenheuer Verlag zwischen 1982 und 1990 herausgebracht wurde. Die 33-Bände stammten von nur vier Autoren, nämlich Honoré de Balzac, Heinrich Böll, Arthur Conan Doyle und Joseph Conrad. Ähnlich umfangreich war mit 34-Bänden die Rote Dietz-Reihe aus dem Dietz Verlag; sie erschien zwischen 1960 und 1963. Heiteres und Leichtes bot der Verlag Tribüne in seiner Reihe Angebote an, die in 76 Bänden zwischen 1975 und 1990 auf den Markt kam. Neben den bb-Taschenbüchern verlegte der Aufbau Verlag zwischen 1977 und 1990 eine gesonderte Klassikerreihe. In der Taschenbibliothek der Weltliteratur (TdW) erschienen 101 Bände. Die Bandbreite reichte von Aitmatow und Boccaccio über Fontane und Kafka bis zu Sartre und Zola. 1973 schloss der Henschel Verlag mit der Reihe Dialog an die drei Jahre zuvor eingestellte Serie Zeitgenössische Dramatik an. Neben Sprech- und Musiktheater wurden auch die Bereiche Film, Rundfunk und Fernsehen in der 1990 eingestellten Reihe abgedeckt. Im Bereich der Kinder- und Jugendtaschenbücher traten neben die etablierte Kompass-Bücherei 1977 die Alex-Taschenbücher aus dem Kinderbuchverlag. Bis 1990 wurden hier 139 Bände veröffentlicht. Unklar bleibt, warum die Kulturbehörden der DDR hier eine Konkurrenzsituation zuließen. Populärwissenschaftlich aufbereitete Themen erschienen in den Reihen Akzent (Urania Verlag, 1973-1990, 89 Bände), Jugendlexikon (Bibliographisches Institut, 1980-1990, 17 Bände) und Schriftenreihe Geschichte (Dietz Verlag, 1987-1991, 89 Bände). Ratgeber für den Alltag des Staatsbürgers brachte die Reihe Recht in unserer Zeit (Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1976-1985, 85 Bände). Die Darstellung des Taschenbuchs in der DDR beruht auf dem entsprechenden Kapitel in Klimmt/ Rössler 2016 I: 443-486, das Jane Langforth verfasst hat (vgl. Langforth 2012). Für die Zeit danach stützt sich die Darstellung auf Spiller/ Opitz 2012. Die weitere Forschung ist sehr überschaubar. Ziermann 2000 gibt einen kurzen Überblick. Für fortführende Recherchen hilfreich sind die Dokumentation 1988 sowie die Website bucherinnerungen.de. Löffler 2011 trägt zum Thema Taschenbuch nichts bei. Die Titelproduktion in der DDR - ob Hardcover oder Taschenbuch - war um ein Vielfaches geringer als in der alten Bundesrepublik. Zwar stieg der Zahl der Titel zwischen 1950 bis 1962 um rund das Zweieinhalbfache, nämlich von <?page no="201"?> 201 Das Taschenbuch in der DDR 2.480-Titel auf 6.540 Titel, doch ging sie in den folgenden zehn Jahren deutlich auf 5.102 Titel zurück. Seit 1975 schwankte die jährliche Produktion zwischen rund 6.000 Titeln und höchstens 6.590 Titeln im Jahr 1988 sowie zwischen einer Gesamtauflage von 140 und 150 Millionen Exemplare pro Jahr (Löffler 2011: 264 f.). Diese mehr oder weniger gleichbleibenden Zahlen im letzten Viertel des letzten Jahrhunderts spiegeln nicht die Aufnahmefähigkeit des Markts wider - Bücher waren in der DDR ständig Mangelware -, sondern sind Ausdruck einer zentralen Planung und Steuerung: „Diese Stagnation wurde durch nie ausreichende Ressourcen [vor allem beim Papier, das importiert werden musste. Der Verf.] verursacht, aber auch von einer Politbürokratie, die die Kontrolle über die Buchproduktion erhalten wollte und deshalb an ihrer Ausweitung nicht interessiert war.“ (Löffler 2011: 266) An der Buchproduktion waren bis zum Ende der DDR 78 Verlage beteiligt, darunter 39 Wissenschafts- und Fachverlage sowie 16 Verlage für Belletristik. Da nach der Reorganisation des Verlagswesens in den Jahren 1962 und 1963 mit einer Neuprofilierung der Verlage staatlich geregelt war, welchen Verlagen es erlaubt war, auch Taschenbücher zu verlegen, ist die Zahl dieser Verlage überschaubar. Reine Taschenbuchverlage hat es in der DDR nicht gegeben. Wegen der niedrigen Buchpreise in der DDR und da Taschenbuchreihen zusätzlichen technischen Aufwand verursachten, gab es für die politische Führung keinen Anlass, die Produktion von Taschenbüchern zu forcieren. Die Zahl der erschienenen Titel ist auch bei umfangreichen Reihen wie den bb-Taschenbüchern verglichen mit westdeutschen Zahlen sehr gering. Brachte es die Aufbau-Reihe zwischen 1958 und 1990 auf gerade einmal 622 Titel, so kamen zwischen 1963 und 1990 knapp 3.150 Knaur-Taschenbücher auf den Markt (Fetzer 2013: 371). Es wird geschätzt, dass die gesamte Taschenbuchtitelproduktion aller DDR-Verlage fünf bis höchstens zehn Prozent des Titelangebots in der Bundesrepublik betrug. Im Ministerium für Kultur und in der dortigen Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel wurde „keine genaue Statistik geführt, wie groß der Taschenbuchanteil an der gesamten DDR-Buchproduktion von 1949 bis 1989 war“ (Ziermann 2000: 78). Zwar waren die Titelzahlen gering, doch lagen die Durchschnittsauflagen je Titel deutlich höher als in der Bundesrepublik. So wurden im Aufbau-Verlag zwischen 1971 und 1975 bei Broschuren durchschnittlich 47.200 Exemplare produziert (Löffler 2011: 267 f.), eine Zahl, die in der Bundesrepublik nur in den allerersten Jahren des Taschenbuchs erreicht wurde. <?page no="202"?> 202 7 Das Taschenbuch nach 1945 Um die Produktionskosten niedrig zu halten, war es in einem zentral gesteuerten System wie der DDR möglich und notwendig, weitgehend identische Formate zu verwenden. Das DDR-Standardformat bewegte sich bis auf ganz wenige Ausnahmen zwischen 10,5-cm und 11 cm in der Breite und 17,5-cm und 18 cm in der Höhe. Über allgemeine Darstellungen des Buchhandels in der DDR hinaus (Löffler 2011: 211-241) liegen zu den Vertriebswegen des Taschenbuchs keine Untersuchungen vor. Die Chronologie der Taschenbuchverlage in der DDR (siehe Anhang) führt 32 Verlage auf. Von den 20 Taschenbuchreihen, die zwischen 1946 und 1960 gestartet worden waren, existierten nur drei bis zum Ende der DDR, nämlich Roman für alle, Kompass-Bücherei und Das Taschenbuch. Zwölf der nach 1960 gegründeten Reihen endeten mit dem radikalen Einschnitt durch die Wiedervereinigung. Die Fundus-Bücher konnten sich bis 1992 halten. Nur Reclams Universal-Bibliothek und die Taschenbuchreihe bb des Aufbau Verlags, einer der wenigen Verlage, die nach der Wende selbständig blieben, überlebten in veränderter Form den Systembruch. <?page no="203"?> 8 Die aktuelle Situation In den Jahren und Jahrzehnten nach der Etablierung des Taschenbuchs seit 1950 wurden in fast regelmäßigen Abständen Analysen der zeitgenössischen Situation veröffentlicht, oft mit skeptischem Ausblick auf die Zukunft dieses Buchtyps. Liest man diese Ausführungen rückblickend, so stellt man fest, dass sie meist wenig mit den eingetretenen Entwicklungen zu tun haben. Deshalb wird hier darauf verzichtet, eine weitere Prognose abzugeben. Stattdessen wird die aktuelle Situation beschrieben und dabei die Entwicklung der letzten fünf Jahre vergleichsweise herangezogen. Diese Entwicklung ist natürlich im Rahmen der generellen Situation der Buchbranche zu sehen. Zwischen 2013 und 2017 setzte sich der kontinuierliche Umsatzrückgang seit 2010 fort. Der Gesamtumsatz mit Büchern verringerte sich deutlich von 9,536 Milliarden auf 9,131 Milliarden Euro, was einem Rückgang von vier Prozent entspricht. Diese Zahlen sind nicht inflationsbereinigt, sodass der Anstieg der Verbraucherpreise in diesem Zeitraum um ebenfalls vier Prozent rechnerisch zu berücksichtigen ist. Im genannten Jahrfünft ging die Zahl der veröffentlichten Titel von 93.600 auf 82.636 zurück. Im Jahr 2017 verringerte sich der Umsatz mit populären Taschenbüchern um 2,1 Prozent. Das ist etwas mehr als der Rückgang beim Umsatz mit Hardcovern. Auch die Stückzahlen lagen um 4- Prozent niedriger, was im Umsatz teilweise durch höhere Preise kompensiert werden konnte. Damit setzte sich ein Trend fort, der seit 2010 sichtbar geworden ist. Das liegt nicht zuletzt an der Konkurrenz des Taschenbuchs mit den Paperbacks und dem E-Book, die im belletristischen Bereich und vor allem bei der „Lesefutter“-Genreliteratur Marktanteile gewinnen konnten. In einem schrumpfenden Gesamtmarkt verliert das Taschenbuch leicht überproportional. Die Analysen beruhen auf den Zahlen von Buch und Buchhandel in Zahlen sowie von Buchreport. Im Jahr 2017 brachten 50 Verlage oder Imprints Taschenbücher auf den Markt. Fünf Jahre zuvor lag die Zahl bei 52. Gerade bei den kleineren Verlagen gab es Verschiebungen. Ausgeschieden sind in diesem Zeitraum die Verlage Brunnen, Conte, Hänssler, Humboldt, Panini, Schirner und Tokyopop. Das liegt unter anderem daran, dass diese Verlage Paperbacks publizieren, die nicht mehr in der <?page no="204"?> 204 8 Die aktuelle Situation Taschenbuchproduktion erfasst werden. Gleiches gilt für Comics und Mangas. Hinzugekommen sind Atlantik, Atrium, Droste, Magellan und Penguin. Abb. 61: Umsatzentwicklung der Buchbranche 1998-2017 in Milliarden. <?page no="205"?> 205 8 Die aktuelle Situation Hervorstechendes Merkmal dieses Jahrfünfts ist der starke Rückgang der Titelzahlen. Im Jahr 2017 publizierten die Taschenbuchverlage 3.807 Novitäten gegenüber 6.044 im Jahr 2013 (Zahlen nach Buchreport). Die Spanne reicht von einer Jahresproduktion von zwei Titeln (Magellan) bis zu 260 Titeln (Fischer). Hinter dem Rückgang um etwas mehr als ein Drittel verbergen sich aber erhebliche Verschiebungen bei einzelnen Verlagen. Unter den 15 großen Verlagen - diese veröffentlichten 70- Prozent aller jährlich erscheinenden Novitäten - weiteten nur zwei, die beiden Krimiverlage Emons und Gmeiner, die Produktion aus. Drei Anbieter hielten die Zahl der Neuerscheinungen etwa konstant (Bastei-Lübbe, Knaur und Reclam). Alle anderen verringerten die Titelzahl zum Teil drastisch. So erreichten Blanvalet, Heyne, Fischer, dtv und Rowohlt nur zwischen 46 und 57-Prozent des Produktionsvolumens, das sie fünf Jahre zuvor ausgestoßen hatten. Aber auch die übrigen Verlage kamen kaum über zwei Drittel der Titel im Vergleichsjahr hinaus. In absoluten Zahlen kürzten Fischer (249 Titel), Heyne (230 Titel) und dtv (213 Titel) ihre Programme am stärksten. Erste Zahlen für 2019 zeigen, dass sich der Rückgang des Titelausstoßes fortgesetzt hat. Bei den kleineren Verlagen sind die Zahlen zum Teil noch extremer. Der Titelausstoß ging auf ein Siebtel (Loewe), auf ein Fünftel (Argument) oder ein Drittel (Beck, Walhalla und Cross Cult) zurück. In dieser Größenordnung verschlankte auch Diogenes sein Programm. Die Gründe dafür sind sicher von Verlag zu Verlag verschieden, betreffen die Rückgänge doch unterschiedliche Programmsegmente wie Kinder-und Jugendbuch, Krimi, Sachbuch und Science Fiction. Bei den ohnehin kleinen Titelzahlen pro Jahr bedeutet das für manchen Verlag, dass er kaum noch Marktrelevanz besitzt, vor allem, wenn man in Rechnung stellt, dass 19 der 50 Taschenbuchverlage und Imprints 24 Titel oder weniger pro Jahr veröffentlichen, also durchschnittlich zwei Titel pro Monat oder weniger. Da die Nachfrage leicht rückläufig war, wie oben dargestellt, aber deutlich weniger Novitäten auf den Markt kamen, dürften sich die Durchschnittsauflagen und damit die Rentabilität erhöht haben, nicht zuletzt wegen des Rückgangs der Remissionen. Der Umsatzanteil der Taschenbücher im Vergleich mit Hardcovern und Hörbücher ging in diesem Jahrfünft ebenfalls zurück, und zwar von 24,3 Prozent auf 21,8 Prozent. Der Hardcoveranteil erhöhte sich von 71,9 auf 75,1 Prozent, und der Hörbuchumsatz verringerte sich von 3,9 auf 3,1 Prozent. Hier sind <?page no="206"?> 206 8 Die aktuelle Situation die Vertriebskanäle Sortimentsbuchhandel, Bahnhofsbuchhandel, Warenhaus, Elektro- und Drogeriemarkt sowie der E-Commerce erfasst. Der Umsatzanteil der Belletristik einschließlich Kinder- und Jugendbücher in Relation zur Nonfiction, also Sachbuch, Ratgeber und wissenschaftliches Buch, verringerte sich im Taschenbuch von 2013 bis 2017 leicht von 81,7 Prozent auf 78,1 Prozent. Betrachtet man die Umsatzanteile der Warengruppen nach den Editionsformen Hardcover, Taschenbuch und Hörbuch oder die Umsatzanteile innerhalb einzelner Warengruppen so sind die Verschiebungen in der Regel sehr gering beziehungsweise angesichts der geringen numerischen Basis durch einzelne Bestseller verzerrt, sodass hier keine wirklichen Veränderungen sichtbar geworden sind. Gehörte die regelmäßige monatliche Auslieferung der Neuerscheinungen früher noch mit zu den Definitionskriterien des Systems Taschenbuch, so zeigt das Bild der letzten Jahre, dass nur noch die populären Taschenbuchverlage diesen Rhythmus beibehalten haben. Auch Taschenverlage mit einer umfangreichen Produktion wie Reclam, Emons und Gmeiner bringen die Titel unregelmäßig auf den Markt. Das gilt umso mehr für kleinere Verlage, die sich im Auslieferungszyklus dem Hardcover mit den Frühjahrs- und Herbstprogrammen angenähert haben. Das gilt beispielsweise für Schwarzkopf, Wagenbach oder Kein & Aber. Die Preisentwicklung bei den Taschenbüchern zeigt deutlich nach oben. So stieg der Durchschnittspreis der Novitäten von 9,81 Euro im Jahr 2013 auf 10,70 Euro im Jahr 2017. Das ist eine Steigerung um 9,1 Prozent. Hier setzt sich die Preisentwicklung der davor liegenden Jahre linear fort. Im Folgenden werden die 15 Taschenbuchverlage näher analysiert, die 2017 die meisten Titel auf den Markt brachten. Es sind dies in numerischer Reihenfolge Fischer, Bastei-Lübbe, Piper, dtv, Goldmann, Heyne, Rowohlt , Knaur, Reclam, Emons, Suhrkamp, Ullstein , Gmeiner, Blanvalet und btb. Betrachtet man die Rechteherkunft, also die Frage, wie viele Lizenzausgaben, deutsche Erstausgaben (DE) oder Originalausgaben (OA) veröffentlicht wurden, so ergibt sich beim Vergleich zwischen 2013 und 2017 kein einheitliches Bild. Drei Verlage haben im Unterschied zu den anderen eine atypische Verteilung. Reclam veröffentlicht nach eigenen Angaben fast ausschließlich Lizenzausgaben, während das Geschäft der beiden Krimiverlage Emons und Gmeiner auf Originalausgaben beruht. Gmeiner hat in den Vergleichsjahren so gut wie nur Originalausgaben publiziert, bei Emons hat deren Zahl zugunsten von Lizenzausgaben etwas abgenommen. <?page no="207"?> 207 8 Die aktuelle Situation Abb. 62: Taschenbuchproduktion der jeweils zehn größten Verlage 2002-2017. Legt man bei der Darstellung der Verschiebungen bei den anderen Verlagen eine Mindestveränderung von zehn Prozent zugrunde, so sticht Fischer heraus. Die Zahl der Lizenzen verminderte sich um mehr als 20-Prozent auf ziemlich genau die Hälfte aller Titel; deutsche Erstausgaben und Originalausgaben nahmen im gleichen Maß zu. Bei Blanvalet und Lübbe nahm die Zahl der deutschen Erstausgaben stark ab, bei Blanvalet stieg im Gegenzug die Zahl der Lizenzen an, bei Bastei Lübbe legten sowohl Originalausgaben als auch Lizenzen zu. Bei <?page no="208"?> 208 8 Die aktuelle Situation Heyne ist die Entwicklung umgekehrt. Im Jahr 2017 wurde fast die Hälfte des Programms mit deutschen Erstausgaben bestritten. Knaur fuhr die Produktion von Originalausgaben deutlich zurück und veröffentlichte 2017 über 40-Prozent Lizenztitel. Bei den übrigen Verlagen, also Piper, dtv, Goldmann, Rowohlt, Ullstein und btb, blieb die Verteilung zwischen Lizenzen, Originalausgaben und deutschen Erstausgaben im Rahmen der oben genannten Schwankungsbreite. Sehr konstant waren vor allem Piper, Goldmann und btb. Dieser Verlag publizierte sowohl 2013 als auch 2018 mit Abstand die meisten Lizenztitel, nämlich jeweils knapp über 80-Prozent. Nimmt man die drei Verlage mit der atypischen Verteilung, also Reclam, Emons und Gmeiner aus, so reichte im Jahr 2017 der Anteil der Lizenzen von 80,7 Prozent (btb) bis 38,0 Prozent (Heyne), der Anteil der deutschen Erstausgaben von 44,4 Prozent (Heyne) bis 12,3 Prozent (Suhrkamp) und der Anteil der Originalausgaben von 36,2 Prozent (Knaur) bis 17,6 Prozent (Heyne). Der Durchschnitt über alle zwölf Verlage lag für die Lizenzausgaben bei etwas über der Hälfte, bei den Originalausgaben und den deutschen Erstausgaben je bei etwas unter einem Viertel. Bei zehn der 15 größten Verlagen waren drei Viertel oder mehr Belletristiktitel; bei btb sogar ausschließlich und bei Blanvalet 95- Prozent. Gmeiner, dtv und Bastei-Lübbe hatten einen Anteil von rund 85-Prozent. In absoluten Zahlen lag Bastei-Lübbe mit 209 Titeln knapp vor Fischer und dtv vorn. Die wenigsten belletristischen Titel brachte Reclam auf den Markt (61 Titel). Bei den belletristischen Taschenbüchern ist noch Mira zu erwähnen, der an sechzehnter Stelle der größten Taschenbuchverlage rangiert. Wie btb publizierte auch Mira ausschließlich Belletristik. Den größten Sachbuchanteil hatte Reclam mit zwei Dritteln (121 Titel) und Suhrkamp mit etwas mehr als der Hälfte (85 Titel). Interessant ist auch der Taschenbuchanteil der drei großen in Deutschland agierenden Konzerne. Von den 50 Verlagen gehören sechs zu Random House: Goldmann, Heyne, Blanvalet, btb, Penguin und cbt/ cjb. Diese Verlage veröffentlichten 2017 insgesamt 789 Titel, was einem Anteil von 20,3 Prozent aller erschienenen Titel entspricht. Zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gehören die Verlage Fischer, Rowohlt, Droemer Knaur und Kiepenheuer und Witsch, die zusammen 683 Titel auf den Markt brachten (Anteil 17,6 Prozent). Zum schwedischen Konzern Bonnier gehören Piper, Ullstein und Carlsen. Hier wurden 436 Titel veröffentlicht (Anteil 11,2 Prozent). <?page no="209"?> 209 8 Die aktuelle Situation Damit stammte die Hälfte aller 2017 erschienenen Taschenbuchtitel aus den Verlagen der drei Konzerne. Zum Vergleich: Der Anteil des größten unabhängigen Verlags, Bastei-Lübbe einschließlich Lyx, betrug 313 Titel oder 8,1 Prozent. Was die Marktanteile der Taschenbuchverlage im Sortimentsbuchhandel einschließlich Online-Shops angeht, so liegen hier leider nur Zahlen bis 2014 vor. Danach erreichten die Random-House-Verlage zusammen 25,3 Prozent, die Holtzbrinck-Verlage 21,2 Prozent und die Bonnier-Verlage 12,6 Prozent. Die Umsatzmarktanteile der drei Konzerne lagen also durchweg über ihrem Anteil an der Titelproduktion. Die bis in das Jahr 2006 zurückreichende Statistik zeigt, dass die Random-House-Verlage in diesem Zeitraum ihre Marktanteile von 23-Prozent auf 25,3 Prozent) erhöhen konnten, die Holtzbrinck-Verlage dagegen von 26-Prozent auf 21,2 Prozent zurückfielen. Wenn man das System Taschenbuch als Vollprogramm mit dem Anspruch versteht, weite Teile der Warengruppensystematik inhaltlich abzudecken und zugleich am monatlichen Erscheinungsrhythmus als Kriterium festhält, dann existiert dieses System Taschenbuch heute nicht mehr. Die verlegerische Konzeption der Vollprogramme mit der unumgänglich dazu gehörenden Nischenproduktion ist aufgegeben worden, und den monatlichen Erscheinungsrhythmus halten heute nur noch die Taschenverlage mit populärer Produktion durch. Doch damit läuten noch lange nicht die Totenglocken für das Taschenbuch. Dazu ist der Anteil des Taschenbuchs am Gesamtmarkt nach wie vor zu groß. <?page no="211"?> Anhang: Taschenbuchchronologie Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1939 1967 AM-Auswahl Albert Müller Verlag, Rüschlikon/ Zürich 255 Schweiz Klimmt/ Rössler 2016 II: 129-132 1947 2003 Die Schwarzen Kriminalromane Alfred Scherz Verlag, Bern rund 2.000 Schweiz Klimmt/ Rössler 2016 II: 136-138 1948 1948 Silberhorn-Reihe Müller- Settele- Verlag 2 Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 126 1948 Morgarten Kriminalromane Morgarten Verlag, Conzett & Huber, Zürich 3 Schweiz Klimmt/ Rössler 2016 II: 135 1949 kein Reihenname Kriminalkreis Verlag, Basel 3 Schweiz Klimmt/ Rössler 2016 II: 135 Universal- Bibliothek Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart Neustart in Stuttgart 1949 1949 Möve-Bücher Robert Mölich Verlag, Hamburg 4 Klimmt/ Rössler 2016 II: 65 1951 Salamander- Bücher Sauerländer Verlag, Aarau 20 Schweiz Klimmt/ Rössler 2016 II: 135 1954 Bären-Bücher Demokratische Druck- und Verlagsgesellschaft, Linz, später Rota-Verlags- Gesellschaft, Wien 32 zunächst in Österreich, dann auch in Deutschland und in der Schweiz Klimmt/ Rössler 2016 II: 122-124 <?page no="212"?> 212 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1950 1950 Die Abenteuer des Saint Detektiv Club Verlagsgesellschaft, Wiesbaden 3 Klimmt/ Rössler 2016 II: 11 1950 Salamander- Bücher Kurt Desch Verlag, München 8 Klimmt/ Rössler 2016 II: 89 1950 Domino- Bücher Verlag Michael Winkler, Wien 6 Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 124 f.. 1953 Detektiv-Club Detektiv Club Verlagsgesellschaft, Wiesbaden 14 Klimmt/ Rössler 2016 II: 21; Völker 2014: 104 f.. 1953 Die Bunte Reihe Verlag Waldheim-Eberle, Wien 12 Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 124 1955 AS-Taschenbuchreihe Albert Semrau- Verlag, Hamburg 16 Klimmt/ Rössler 2016 II: 12 Rowohlt Taschenbücher Rowohlt Verlag, Reinbek Klimmt/ Rössler 2016 II: 74-89; Völker 2014: 81-104 1951 1951 Olympia- Bücher Kiepenheuer und Witsch, Köln/ Berlin 2 Klimmt/ Rössler 2016 II: 67 1951 Der aktuelle Film-Roman Ardey-Verlag, Dortmund 3 Klimmt/ Rössler 2016 II: 11; Völker 2014: 106 f.. 1961 Drachenbücher Sauerländer Verlag, Aarau 68 Schweiz Klimmt/ Rössler 2016 II: 133 f.. 1972 Non-Stop- Bücherei Non-Stop Bücherei GmbH, Berlin-Grunewald rund 100 Titel bis 1965 einige unter dem Reihentitel ABC- Taschenbücher Klimmt/ Rössler 2016 II: 65-67; Völker 2014: 105 f.. <?page no="213"?> 213 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1952 1952 SV-Romane Schaffer Verlag, Hannover/ Berlin 3 Klimmt/ Rössler 2016 II: 92; Völker 2014: 137 1952 Biel-Bücher Hans Günter Biel Verlag, Oldenburg 2 Klimmt/ Rössler 2016 II: 15 1952 Flying Jack Erich Pabel Verlag, Rastatt 4 Klimmt/ Rössler 2016 II: 35 1952 Thienemanns Zweimark- Bücher K. Thienemanns Verlag, Stuttgart 8 Klimmt/ Rössler 2016 II: 94 1954 Meine kleine Bücherei K. Thienemanns Verlag, Stuttgart 21 Klimmt/ Rössler 2016 II: 95 f.. 1954 Feuerschiff-Bücher Kreuz-Verlag, Stuttgart 12 Klimmt/ Rössler 2016 II: 25 1955 Bürger- Taschenbücher Alfons Bürger- Verlag, Schwäbisch- Gmünd 37 1953 an Das Goldene Vlies, Darmstadt, und 1955 an Ullstein Taschenbücher-Verlag, Frankfurt, verkauft Klimmt/ Rössler 2016 II: 17 f.; Völker 2014: 151-153 1955 Das Lehning- Buch Walter Lehning Verlag, Hannover 52 später: Ein Lehning-Buch für 1.- Mark Klimmt/ Rössler 2016 II: 57 f.. 1955 Jupiter- Jugendreihe Jupiter- Verlag, Darmstadt 29 Klimmt/ Rössler 2016 II: 54 1958 Pater Leppich Bastion Verlag, Düsseldorf 5 Klimmt/ Rössler 2016 II: 71 1961 Grüne Reihe Adolf Sponholtz Verlag, Hannover 29 Klimmt/ Rössler 2016 II: 47 f.; Völker 2014: 104 f.. <?page no="214"?> 214 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1975 List-Bücher Paul List Verlag, München 396 1998 Wiederbelebung durch den Ullstein Verlag Klimmt/ Rössler 2016 II: 60-63; Völker 2014: 128-136 Fischer Bücherei S. Fischer Verlag, Frankfurt/ Hamburg ab 1966 Fischer Taschenbuch Klimmt/ Rössler 2016 II: 27-35; Völker 2014: 110-128 Goldmann Taschenbücher Wilhelm Goldmann Verlag, München Klimmt/ Rössler 2016 II: 35-47; Völker 2014: 137-151 1953 1953 Amsel Kriro Amsel Verlag, Berlin-Grunewald 10 Klimmt/ Rössler 2016 II: 11; Völker 2014: 184 1953 Bank der Spötter Paul Steegemann Verlag, Berlin 5 Klimmt/ Rössler 2016 II: 14 1953 Rhenus- Tatsachen- Romane Rhenus- Verlagsgesellschaft, Düsseldorf 3 Klimmt/ Rössler 2016 II: 72 1953 Simenon Romane Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 4 Klimmt/ Rössler 2016 II: 90 1953 Löwen Bücherei Rolf Mauerhardt-Verlag, Wien 2 Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 126 1953 Pallas Taschenbücher Pallas Verlag, Salzburg/ Straubing 3 Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 126 1953 Panther Reihe Leykam Buchverlag, Graz 1 Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 126 1954 Eden-Bücher Eden-Verlag, Berlin 16 Klimmt/ Rössler 2016 II: 23; Völker 2014: 204 <?page no="215"?> 215 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1955 Bufi-Bücher Herder-Verlag, Freiburg 10 Klimmt/ Rössler 2016 II: 18 1955 Kiwi Taschenbücher Kiepenheuer & Witsch, Köln 25 Übernahme durch Ullstein Taschenbücher-Verlag, Frankfurt Klimmt/ Rössler 2016 II: 54 f.; Völker 2014: 169-179 1955 Berliner Taschenbücher Litera-Verlag, Frankfurt 9 Klimmt/ Rössler 2016 II: 14 f.; Völker 2014: 190 f.. 1955 Finken- Jugendbücher Oswald Arnold Verlag, Berlin 35 1955 im Joachim Reinhardt Verlag, Wuppertal/ Darmstadt Klimmt/ Rössler 2016 II: 26 1956 Christian- Taschenbücher Christian Verlag, Bad Nauheim 6 Klimmt/ Rössler 2016 II: 18 1956 Boje-Zwerg- Bücherei Boje-Verlag, Stuttgart 14 Klimmt/ Rössler 2016 II: 16 f.. 1956 Faro-Bücherei Fackelträger Verlag, Hannover 19 Klimmt/ Rössler 2016 II: 25; Völker 2014: 191-193 1957 Forum- Taschenbücher Forum-Verlag, Wien/ Frankfurt 33 Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 125; Völker 2014: 180 f.. 1957 Technikus- Bücherei Franzis-Verlag, München 11 Klimmt/ Rössler 2016 II: 93 f.. 1958 Leuchtturm Jugendbücher Verlag Engelbert Pfriem, Wuppertal 70 Klimmt/ Rössler 2016 II: 58 f.. 1961 Dramen der Zeit Lechte Verlag, Emsdetten 30 Klimmt/ Rössler 2016 II: 21 f.. <?page no="216"?> 216 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1972 Kreuzring- Bücherei Johann Josef Zimmer Verlag, Trier 64 Klimmt/ Rössler 2016 II: 56 f.. 1975 Fackelbücherei Fackelverlag, Stuttgart 104 Klimmt/ Rössler 2016 II: 24 f.. Humboldt Taschenbücher Gebrüder Weiss Verlag, ERLIN, Humboldt Verlag, Verlag Lebendiges Wissen mehrere Verlagswechsel, heute nur noch vereinzelt Taschenbücher Klimmt/ Rössler 2016 II: 50-53; Völker 2014: 181-184 Urban Bücher Kohlhammer Verlag, Stuttgart später Urban-Taschenbücher Klimmt/ Rössler 2016 II: 105 f.; Völker 2014: 185-190 1954 1954 Limpert-Bild- Taschenbücher Wilhelm Limpert Verlag, Frankfurt 1 Klimmt/ Rössler 2016 II: 59; Völker 2014: 194 f.. 1954 Blanvalet- Sport- Taschenbücher Blanvalet-Verlag, Berlin 2 Klimmt/ Rössler 2016 II: 15; Völker 2014: 196-203 1954 Courths- Mahler- Taschenbuch- Reihe Walter Lehning Verlag, Hannover 19 Klimmt/ Rössler 2016 II: 18 f.. 1954 Conny Cöll Das gute Jugendtaschenbuch Conny Cöll-Verlag, München-Pasing 4 Klimmt/ Rössler 2016 II: 19; Völker 2014: 205 1954 Ellery Queen's Kriminal Magazin Aufwärts Verlag, Berlin 7 Klimmt/ Rössler 2016 II: 23 f.. 1954 Motor- Taschenbücher Verlag Wellhausen und V. Keller, Bonn-Bad Godesberg 1 Klimmt/ Rössler 2016 II: 65 <?page no="217"?> 217 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1955 Der stumme Detektiv Alsatia Verlag, Colmar/ Freiburg 8 Klimmt/ Rössler 2016 II: 92; Völker 2014: 195 f.. 1955 Nana Horn H-H. Verlag, Frankfurt, später Hocke-van- Horn-Verlag, Frankfurt 3 Klimmt/ Rössler 2016 II: 65 1955 Taschengeld- Taschenbücher Neumann & Wolff, Kiel 11 Klimmt/ Rössler 2016 II: 92 f.. 1958 Taschenjunior- Bücherei Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 39 Klimmt/ Rössler 2016 II: 92 f.. 1959 Weltweite Reihe Evangelischer Missionsverlag, Stuttgart, und Verlag der Rheinischen Missionsgesellschaft, Wuppertal-Bremen 10 Klimmt/ Rössler 2016 II: 108 f.. 1963 Panther-Buch Walter Lehning Verlag, Hannover 226 einschließlich 22 Panther-Sonderbände Klimmt/ Rössler 2016 II: 67-71; Völker 2014: 108-110 1965 Simenon- Kriminalromane Kiepenheuer und Witsch, Köln 90 Klimmt/ Rössler 2016 II: 90-92 1965 Sammlung Piper Piper Verlag 34 1970 Dalp-Taschenbücher A. Francke Verlag, Bern, und Leo Lehnen Verlag, München 96 vereinzelt neue Titel und Nachauflagen nach 1970 Klimmt/ Rössler 2016 II: 20; Völker 2014: 194 <?page no="218"?> 218 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 2005 Die kleine Vandenhoeck-Reihe Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen bis 1997 ca. 1.600 Bde., bis 2005 ca. 30 weitere Bde. später Kleine Reihe V+R 1955 1955 Conny Cöll Westerntaschenbücher Conny Cöll-Verlag, München- Pasing 7 Klimmt/ Rössler 2016 II: 19; Völker 2014: 205 1955 Frischer Wind Artemis- Verlag, Zürich/ Stuttgart 3 Schweiz Klimmt/ Rössler 2016 II: 135 1956 Kranichbuch Walter Lehning Verlag, Hannover 28 Klimmt/ Rössler 2016 II: 55 f.; Völker 2014: 108-110 1958 Welt der Abenteuer AWA-Verlag, München 60 Klimmt/ Rössler 2016 II: 107 f.; Völker 2014: 203 1959 Sphinx-Reihe Büchergilde Gutenberg, Zürich 17 Schweiz; wurde nur an Mitglieder abgegeben Klimmt/ Rössler 2016 II: 138 f.. 1960 Abenteuerliche Welt Styria Verlag, Graz/ Wien/ Köln 14 Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 122 1961 Blau-Gelb- Kriminalromane Humanitas Verlag, Konstanz 52 Klimmt/ Rössler 2016 II: 15 f.; Völker 2014: 204 f.. 1965 Kiepenheuer- Kriminalromane Kiepenheuer und Witsch, Köln 90 1965 von Heyne übernommen Rössler 1997: 30; Völker 2014: 169-179 <?page no="219"?> 219 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen Ullstein- Bücher Ullsteiin Taschenbücher Verlag, Frankfurt; später Verlag Ullstein, Frankfurt/ Berlin siehe auch Bürger-Taschenbücher, 1953-1955, und Kiwi Taschenbücher, 1953-1955 Klimmt/ Rössler 2016 II: 95-105; Völker 2014: 153-169 1956 1957 atr Adventure Taschen- Reihe Walter Lehning Verlag, Hannover 22 Klimmt/ Rössler 2016 II: 12 f.; Völker 2014: 108-110 1957 Roland Roman Zauberkreis- Verlag, Rastatt 32 Klimmt/ Rössler 2016 II: 72 f.. 1957 Weiss Humoristische Taschenbücher Gebrüder Weiss Verlag, Berlin- Schöneberg 12 Klimmt/ Rössler 2016 II: 107 1959 Drei Türme Bücher Eden-Verlag, Berlin 45 Klimmt/ Rössler 2016 II: 22 f.; Völker 2014: 204 1964 VJV-Taschenbücher Verlag für Jugend und Volk, Wien 14 Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 128 1968 Stiasny- Bücherei Stiasny Verlag, Graz/ Wien ca. 170 Titel Österreich Klimmt/ Rössler 2016 II: 126-128 1957 1957 Conny Cöll, Die kleine Reihe Conny Cöll-Verlag, München- Pasing 8 Klimmt/ Rössler 2016 II: 19; Völker 2014: 205 1957 Zebra-Buch Franz Schneider Verlag, München 2 Klimmt/ Rössler 2016 II: 109 1958 Luna Kriminal- Taschen- Roman Walter Lehning Verlag, Hannover 13 Klimmt/ Rössler 2016 II: 63 <?page no="220"?> 220 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1958 Siegel-Bücher Siegel-Buch- Verlag, Hamburg 22 Klimmt/ Rössler 2016 II; 89 f.; Völker 2014: 205 f.. 1958 Metropol- Kriminalroman Jaegersche Buchdruckerei, Speyer 12 Klimmt/ Rössler 2016 II: 64; Völker 2014: 205 f.. 1959 Luna Utopia- Taschen- Roman Walter Lehning Verlag, Hannover 13 Klimmt/ Rössler 2016 II: 63 1959 Weiss Utopische Taschenbücher Gebrüder Weiss Verlag, Berlin- Schöneberg 13 Klimmt/ Rössler 2016 II: 106 1961 Janus-Bücher R. Oldenbourg Verlag, München 21 Klimmt/ Rössler 2016 II: 53 f.. 1961 Benziger Jugendtaschenbücher Benziger Verlag, Einsiedeln/ Zürich/ Köln 32 Schweiz Klimmt/ Rössler 2016 II: 132 f.. 1971 Herder- Bücherei Verlag Herder, Freiburg 346 nach 1971 noch vereinzelte Titel Klimmt/ Rössler 2016 II: 48 f.; Völker 2014: 206-210 2014 Persönlichkeit und Geschichte Musterschmidt- Verlag, Göttingen ? Klimmt/ Rössler 2016 II: 71 f.; Völker 2014: 211 1958 1958 Das Thema Juventa- Verlag, München 3 Klimmt/ Rössler 2016 II: 94 1958 UTO-Taschenbuch Verlag Das Taschenbuch, Balve 5 Klimmt/ Rössler 2016 II: 106 1958? Kelter- Taschenbücher Martin Kelter Verlag, Hamburg mindestens 13 trivialitas.de <?page no="221"?> 221 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1962 Wissen der Zeit Dobbeck Verlag, München 13 später Wissen der Gegenwart Klimmt/ Rössler 2016 II: 109 1974 Mitternachtsbücher Kurt Desch Verlag, München/ Wien/ Basel 669 Klimmt/ Rössler 2016 II: 64 f.; Völker 2014: 212 1974 Saat-Reihe Steyler Verlagsbuchhandlung, Kaldenkirchen, und St. Gabriel- Verlag, Wien ? 17 Titel bis 1963 Klimmt/ Rössler 2016 II: 64 f.. 1993 B.I.-Hochschultaschenbücher Bibliographisches Institut, Mannheim über 800 Klimmt/ Rössler 2016 II: 15 Heyne Bücher Wilhelm Heyne Verlag, München Klimmt/ Rössler 2016 II: 49 f.; Völker 2014: 219-231 Arena Taschenbuch Arena-Verlag, Würzburg Klimmt/ Rössler 2016 II: 11 f.. 1959 1959 Die Rote Reihe Verlag Walter H. Schmitz, München 6 Klimmt/ Rössler 2016 II: 73; Völker 2014: 237 1962 Limpert- Sporttaschenbücher Wilhelm Limpert Verlag, Frankfurt 15 Klimmt/ Rössler 2016 II: 59; Völker 2014: 194 f.. 1960 bbb-Buchfink-Taschenbücher Buchfink- Verlag, Osterholz- Scharmbeck 9 Klimmt/ Rössler 2016 II: 14; Völker 2014: 193 1975 Diana-Reihe Diana Verlag, Konstanz/ Stuttgart rund 70 Völker 2014: 231-237 <?page no="222"?> 222 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1994 Konstanzer Taschenbuch Christliche Verlagsanstalt, Konstanz 144 Klimmt/ Rössler 2016 II: 55 1995 R.-Brockhaus- Taschenbücher R. Brockhaus Verlag, Wuppertal ? Klimmt/ Rössler 2016 II: 72 f.. 1960 1965 Kindler Taschenbücher Kindler Verlag, München ca. 70 1965 Das heitere Taschenbuch, Verlag Braun & Schneider, München 42 differierende Daten bei Hinze 1966: 82 und Völker 2014: 211 1966 SM-Bücher bzw. Signum Taschenbücher Sigbert Mohn Verlag, Gütersloh rund 310 Völker 2014: 239 1968 Pabel- Taschenbuch Verlag Erich Pabel, Rastatt 355 Völker 2014: 238 f.. ? Karl-May- Taschenbücher Ueberreuter, Wien und Heidelberg 66 bis 1990 immer wieder nachgedruckt 1961 1962 Das aktuelle Thema Verlag Rütten & Loening, Hamburg ? Völker 2014: 237 f.. Rudolf Steiner Taschenbücher aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiner Verlag, Basel ca. 130 später Rudolf Steiner Taschenbuch dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, München Gemeinschaftsgründung von elf Verlagen Völker 2014: 240-251 1963 1975 Olzog- Ratgeber Günter- Olzog-Verlag, München ca. 25 Völker 2014: 271 1965 Lichtenberg- Taschenbücher Kindler Verlag, München 108 trivialitas.de; Schultz 1997: 62; Hinze 1966: 96 <?page no="223"?> 223 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen Edition Suhrkamp Suhrkamp Verlag, Frankfurt Völker 2014: 251-259 Knaur- Taschenbuch Verlag Droemer Knaur, München Völker 2014: 259-265 Bastei-Lübbe- Taschenbücher Bastei Lübbe, Bergisch- Gladbach Völker 2014: 265-271 Ravensburger Taschenbücher Otto Maier Verlag, Ravensburg 1964 1966 Bücher der Gartenlaube Deutscher Literatur- Verlag, Otto Melchert, Hamburg- Wandsbeck ca. 45 trivialitas.de 1976 Siebenstern- Taschenbücher Siebenstern Taschenbuchverlag, München/ Hamburg ca. 200 Gemeinschaftsgründung von evangelischen Verlagen, Fortsetzung als Gütersloher Taschenbücher Siebenstern (GTB Siebenstern) bis 1991 1982 Geist und Psyche, Kindler Kindler Verlag, München fast 250 1999 Geschichte und Staat Günter- Olzog-Verlag, München über 200 1965 1969 Sammlung Insel Insel Verlag, Frankfurt ca. 50 1970 Ein Moewig- Buch Arthur Moewig Verlag, München mindestens 104 trivialitas.de <?page no="224"?> 224 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1966 1970 Moewig Kriminal Taschenbuch Arthur Moewig Verlag, München 66 trivialitas.de 1971 Signal- Bücherei Signal-Verlag, Baden-Baden 18 Völker 2014: 271 f.. 1977 Ueberreuter Taschenbücher Ueberreuter, Heidelberg/ Wien ? 1967 1981 ohne Reihenbezeichnung Martin Kelter Verlag, Hamburg ca. 670 Genres: Western, Krimis, Abenteuer, Liebesromane und Sachbuch trivialitas.de Walt Disneys Lustige Taschenbücher Ehapa Verlag, später Egmont Ehapa, Berlin? seit 1987 Lustiges Taschenbuch 1968 1978 Reihe Hanser Carl Hanser Verlag, München/ Wien 271 1969 1969 Krimi extra Verlag Erich Pabel, Rastatt ? Pabel- Taschenbuch. Krimi extra Verlag Erich Pabel, Rastatt 3 trivialitas.de 1977 pocket Kiepenheuer & Witsch, Köln ? 1988 Kommissar X Verlag Erich Pabel, Rastatt 292 trivialitas.de 1992 Mister Dynamit Verlag Erich Pabel, Rastatt ? 1970 1973 Fledermaus Verlag Erich Pabel, Rastatt ? 2010 Sammlung Luchterhand Luchterhand Verlag, Neuwied ? zwischen 1993 und 2001 bei dtv Völker 2014: 286-294 <?page no="225"?> 225 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1979 Serie Piper Piper Verlag, München 191 1982 Neustart nach Ausscheiden aus dem dtv-Gesellschafterkreis Völker 2014: 272-281 Anfang 1970er Jahre ? Kaiser Krimi Buch und Welt, Klagenfurt 90 Zweite Serie ab Anfang der 1980er Jahre mit 84 Bänden trivialitas.de 1971 1991 Olympia- Press- Taschenbücher Olympia Press, Frankfurt ? trivialitas.de detebe Diogenes Verlag, Zürich Völker 2014: 294-302 Suhrkamp Taschenbücher Suhrkamp Verlag, Frankfurt UTB Vertriebsgesellschaft, gegründet von elf Verlagen Völker 2014: 282-286 1972 1980 Doc Savage. Der Bronzemann Erich Pabel Verlag, Rastatt 89 trivialitas.de Das schöne Insel Taschenbuch Insel Verlag, Frankfurt Völker 2014: 302-307 topos taschenbücher Verlagsgruppe Engagement zwischen 1999 und 2008 topos plus taschenbücher 1973 2007 dumont taschenbücher Verlag DuMont Schauberg, Köln fast 600 Cora Taschenbuch Koralle Verlag, Hamburg, ab 1976 Cora Verlag, Hamburg <?page no="226"?> 226 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1974 1988 Herderbücherei Initiative Herder- Verlag, Freiburg 77 1975 1975? Bravo-Bücher Erich Pabel Verlag, Rastatt ca. 60 trivialitas.de Wagenbachs Taschenbücherei Verlag Klaus Wagenbach, Berlin ab 1997 WAT (Wagenbachs andere Taschenbücher) Völker 2014: 308-313 1976 1978 Molden- Taschenbuch Molden Taschenbuch Verlag, Wien rund 160 1977 1978 Fargo. Der Revolvermann Erich Pabel Verlag, Rastatt 15 trivialitas.de 1978 Pabel-Bücher Löhndorff Erich Pabel Verlag, Rastatt 5 trivialitas.de 1997 Die bibliophilen Taschenbücher Harenberg Verlag, Dortmund über 700 1978 1979 Pabel aktuell Erich Pabel Verlag, Rastatt 3 trivialitas.de 1980 Plutonium Police Erich Pabel Verlag, Rastatt 28 trivialitas.de 1984 Tramp-Bücher Pelikan AG, Hannover mindestens 159 1988 DLV Deutscher Literatur-Verlag, Otto Melchert, Hamburg-Wandsbeck ca. 250 <?page no="227"?> 227 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1979 1982 Utopia Bestseller aus Raum und Zeit Erich Pabel Verlag, Rastatt 39 trivialitas.de 1985 Seewölfe. Seeabenteuer auf sieben Weltmeeren Erich Pabel Verlag, Rastatt 57 trivialitas.de 1988? Playboy- Taschenbuch Arthur Moewig Verlag, München ca. 200 trivialitas.de 1997 Moewig Taschenbücher Arthur Moewig Verlag, München ? verschiedene Reihen trivialitas.de 1980 1983 Moewig Erotik Arthur Moewig Verlag, München 58 trivialitas.de 1981 1981 Pelikan- Taschenbücher Pelikan AG, Hannover 15 1982 KiWi Kiepenheuer & Witsch, Köln 1984 Emons- Taschenbücher Emons Verlag, Köln Völker 2014: 316-319 1986 Gulliver Taschenbuch Beltz Verlag, Weinheim 1987 Rotbuch Krimi Rotbuch Verlag, Berlin Beck Schwarze Reihe (BSR) C. H. Beck, München seit 1995 Beck Wissen als Subreihe Völker 2014: 319-325 1988 1992 Haffmans Taschenbücher Haffmans Verlag, Zürich 120 1992-1997 Haffmans Kriminalromane bei Heyne Völker 2014: 313-315 Ariadne Krimis Argument Verlag, Hamburg Völker 2014: 325-327 <?page no="228"?> 228 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 1989 1996 Zytabu Zytglogge Verlag, Zürich 17 2010 Steidl Taschenbuch Steidl Verlag, Göttingen über 250 Völker 2014: 328-330 Grafit Taschenbücher Grafit Verlag, Dortmund Völker 2014: 330-332 1990 Unions Taschenbuch (UT) Unions Verla, Zürich Völker 2014: 332-335 Herder Spektrum Herder Verlag, Freiburg 1992 1994 Xenos- Jugendklassiker Xenos Verlag, Hamburg fast 20 Titel Reclam Bibliothek Leipzig Philipp Reclam jun. Verlag, Leipzig seit 2007 Reclam Taschenbuch Völker 2014: 335-340 1994 Rechtshilfen Walhalla Fachverlag, Regensburg ab 2015 Wissen für die Praxis 1995 1998 tabuphil tabu-Verlag, München ? 2008 Omnibus Verlag Omnibus/ Verlagsgruppe Bertelsmann ? 1996 Das besondere Taschenbuch (btb) Random House, München Völker 2014: 340-344 1998 Blanvalet- Taschenbücher Random House, München Gmeiner Taschenbuch Gmeiner- Verlag, Meßkirch Völker 2014: 344-348 <?page no="229"?> 229 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen Diana- Taschenbücher Wilhelm Heyne Verlag, München 2000 2007 Wunderlich Taschenbuch Rowohlt Verlag, Reinbek ? 2001 2013 Berlin Taschenbuch Berlin Verlag, Berlin ? seit 2011 Bloomsbury Taschenbuch Völker 2014: 348-351 Carlsen Taschenbücher Carlsen Verlag, Hamburg 2002 KBV Krimi KBV-Verlag, Hillesheim Mira Taschenbuch Cora Verlag, Hamburg Völker 2014: 352-354 2007 Lyx Taschenbuch Egmont Lyx, Köln seit 2016 bei Bastei Lübbe 2008 2013 Hard Case Crime Rotbuch Verlag, Berlin ? Haymon tb Haymon Verlag, Innsbruck Völker 2014: 354-357 cbj Random House, München Fortführung des Kinder- und Jugend- Taschenbuchprogramms nach der Einstellung von Omnibus cbt Random House, München Fortführung des Kinder- und Jugend- Taschenbuchprogramms nach der Einstellung von Omnibus Cross Cult Taschenbücher Cross Cult, Ludwigsburg <?page no="230"?> 230 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Bemerkungen Quellen 2009 Malik National Geographic Piper Verlag, München 2010 Oetinger Taschenbuch, Oetinger Verlag, Hamburg DuMont Taschenbücher DuMont Buchverlag, Köln Völker 2014: 357-360 2013 2017 Berlin Verlag Taschenbuch Berlin Verlag, Berlin ? Kein & Aber Pocket Kein und Aber Verlag, Zürich 2014 Wieser Taschenbuch (wtb) Wieser Verlag, Klagenfurt Droemer Taschenbuch Verlagsgruppe Droemer Knaur, München Atlantik Taschenbuch Atlantik Verlag im Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2016 Penguin Taschenbücher Random House, München Atrium Taschenbücher Atrium Verlag, Zürich/ Hamburg 2017 Arche Taschenbücher Arche Verlag, Hamburg 2018 HarperCollins HarperCollins Germany Arctis Taschenbücher Imprint der W1-Media Gruppe, Hamburg <?page no="231"?> 231 Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1939 Die Chronologie der Taschenbücher in Deutschland, Österreich und der Schweiz verzeichnet alle bei Klimmt/ Rössler 2016 aufgeführten Verlage und Reihen, die vor 1960 erschienen sind. Nach 1960 beruht die Chronologie auf Völker 2014, den angegebenen Quellen und Eigenrecherchen. Bei trivialitas.de sind Verlage und Reihen mit Kurzbeschreibungen und Titellisten hinterlegt. <?page no="232"?> 232 Anhang: Taschenbuchchronologie Weitere Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1946 Start Ende Reihenname Verlag Quellen 1946? ? Lux-Lesebogen Verlag Sebastian Lux, Murnau Schultz 1997: 68 1946? ? Orion Bücher Verlag Sebastian Lux, Murnau Schultz 1997: 68 1947 1947 Die grüne Reihe Obelisk-Verlag, Velden/ Wien trivialitas.de 1947 1947 ohne Bezeichnung Rhein-Nahe-Verlag Bruno Raupach, Bingen trivialitas.de 1947 1948 Pony-Ausgaben Albrecht Kindt Verlag, Karlsruhe trivialitas.de 1948 ? Neuzeitliche Kriminalromane Cyclos Verlag, Göttingen trivialitas.de 1948 1949 Kriminalromane des Lebens Hamburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt Auerdruck (Wullenwewer Druckverlag), Lübeck trivialitas.de 1948 1949 Kriminalkreis- Romane Kriminalkreis-Verlag, Basel trivialitas.de 1948 1950 MV-Kriminalromane Magazin-Verlag, München trivialitas.de 1949 1949 Die grüne Buchserie Arka-Verlag und Novitas- Verlag, Berlin trivialitas.de 1949 1949 HBV-Romane Henry Burmester-Verlag, Wildeshausen trivialitas.de 1949 1949 Romanreihe für Jedermann Druckhaus Tempelhof, Berlin trivialitas.de 1949? ? Der fesselnde Cyclos-Roman Cyclos Verlag, Göttingen trivialitas.de 1950? ? Die Domino-Bücher Verlag Michael Winkler, Wien, später auch Köln, Frankfurt trivialitas.de 1952 1952 Der neue Weg Aloys Leufke Verlag, Ulm 1952? ? Weicherts Flexibücher A. Weichert Verlag, Hannover/ Berlin trivialitas.de 1953 1953 Panther-Reihe Leykam-Verlag, Graz trivialitas.de 1953 1954 ohne Bezeichnung Steingrüben Verlag, Stuttgart trivialitas.de 1954 1964 Berliner Taschenbücher Litera-Verlag, Frankfurt trivialitas.de <?page no="233"?> 233 Weitere Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1946 Start Ende Reihenname Verlag Quellen 1955 ? keine Bezeichnung Bergland Verlag, Wien Hinze 1966: 80 1956 1956 ohne Bezeichnung Paul Fieck-Verlag, Berlin trivialitas.de 1956 1956 Berliner Morus- Bücher Morus-Verlag, Berlin 1956 1959 Utopische Taschenbücher Gebrüder Weiss, Berlin trivialitas.de 1957 ? Benziger Taschenbücher (bt) Verlagsanstalt Benziger, Köln/ Einsiedeln Dürr 1972: 46; Hinze 1966: 80; Schultz 1997: 17 1957 ? Der Christ in der Welt Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg Hinze 1966: 100 1957 1957 Zebra-Buch Franz Schneider Verlag, München trivialitas.de 1959 ? Gütersloher Taschenausgaben Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh Hinze 1966: 92 1959 ? Tyrolia-Geschenktaschenbücher Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck Hinze 1966: 104 ca. 1959 ? fips-Jugendbücher Verlag Bernhard Vogel, Beckum trivialitas.de Ende 1950er Jahre ? Was weiß ich? Johannes Maria Hoeppner Verlag, Hamburg-Volksdorf Schultz 1997: 86 1960 ? Natur und Wissen Verlag Kurt Desch, München Hinze 1966: 82 1960 ? Fromms Taschenbücher Verlag A. Fromm, Osnabrück Hinze 1966: 90 1960 1960 ohne Bezeichnung Bassermann, München trivialitas.de 1960 1965 Das heitere Taschenbuch Braun & Schneider, München Hinze 1966: 82 1960 1969 Kommissar Wiltons Kriminalberichte Hiro Verlag Otto Hirsch, Wien trivialitas.de 1960 1973 Grüner Roman Moldavia-Verlag, Wien trivialitas.de 1960? 1963 Inspektor-Collins- Romane Ludwig Liebel Verlag, Nürnberg Schultz 1997: 59 1960er Jahre ? Liebel Taschenbücher Verlagsbuchhandlung Ludwig Liebel, Nürnberg trivialitas.de 1960er Jahre ? WV Taschenbücher Georg Wiesemann Verlagsbuchhandlung, Wuppertal-Barmen trivialitas.de <?page no="234"?> 234 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Quellen 1961 Pädagogische Taschenbücher Verlag Ferdinand Kamp, Bochum Hinze 1966: 94 1961 1963 Blaulicht- Kriminalromane Kranich Verlag, Berlin trivialitas.de 1962 ? Stundenbücher Furche-Verlag, Hamburg Dürr 1972: 46 1962 ? Taschenbücher für Geld, Bank und Börse Fritz Knapp Verlag, Frankfurt Dürr 1972: 47 1962 ? Brunnen- Taschenbuch Brunnen-Verlag, Gießen Hinze 1966: 82 1962 ? Erdkreis-Bildbuch Echter-Verlag, Würzburg Hinze 1966: 84 1962 ? Taschenbücher für wache Christen Lahn-Verlag, Limburg Hinze 1966: 96 1962 ? Thiemig- Taschenbücher Verlag Karl Thiemig, München Hinze 1966: 104 1962 1962 MV-Kriminalromane Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim trivialitas.de 1962 1966 RVA-Bücherei Rheinische Verlags-Anstalt, Wiesbaden Hinze 1966: 100; trivialitas.de 1962 1974 Politikum-Reihe J. Fink Verlag, Stuttgart Dürr 1972: 46 1963 ? Jack London Taschenbücher Universitas Verlag, Berlin Hinze 1966: 106 1963 ? Westermann Taschenbücher Georg Westermann Verlag, Braunschweig Hinze 1966: 108 1963 1963 Feldmann Taschenbücher Paul Feldmann Verlag, Marl-Hüls trivialitas.de 1964 ? SuW-Taschenbücher Bibliographisches Institut, Mannheim Hinze 1966: 80 1964 ? Pädagogische Taschenbücher Aloys Henn Verlag, Ratingen Dürr 1972: 46 1964 ? Heidelberger Taschenbücher Springer-Verlag, Heidelberg Dürr 1972: 47 1964 ? Interpress- Taschenbücher Interpress Verlags- und Vertriebs-GmbH, Friedrichshafen Hinze 1966: 94 1964 ? Aktuelle Taschenbücher Tucher Verlag, Diessen Hinze 1966: 104 1964 1966 Berliner Taschenbücher Druck- und Verlagsanstalt (dvb), Berlin Hinze 1966: 86; trivialitas.de <?page no="235"?> 235 Weitere Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1946 Start Ende Reihenname Verlag Quellen 1965 ? Theologische Brennpunkte Verlag Gerhard Klaffke, Bergen-Enkheim Hinze 1966: 94 1965 1965 ohne Bezeichnung Badischer Buchverlag Theo Hoffmann, Baden-Baden trivialitas.de 1965 1965 Krähen Kriminalromane Gebrüder Weiss, Berlin trivialitas.de 1965 1968 Pariser Taschenbücher Druck- und Verlagsanstalt (dvb), Berlin Hinze 1966: 86; trivialitas.de 1966 1966 KRIRO Kriro-Verlag, Hamburg trivialitas.de 1966 1967 Winther-Buch Winther Verlag, Hamburg trivialitas.de 1966 1969 telstar-Krimi Telstar Verlag, Zürich, später Viganello-Lugano trivialitas.de 1966? 1977? Dinglinger Taschenbücher Verlag der St.-Johannis- Druckerei, Lahr-Dinglingen Schweickhardt trivialitas.de 1968 1968 Krimi Manfred Maluche Verlag, München trivialitas.de 1968 1969 SEP Krimi SEP Verlag, Rüsselsheim trivialitas.de 1968 1969 SEP Thriller SEP Verlag, Rüsselsheim trivialitas.de 1968 1969 Skalpell Spectrum Taschenbuchverlag bei Scherz, Bern/ München/ Wien trivialitas.de 1969 1969 Sam & Sally SEP Verlag, Rüsselsheim trivialitas.de 1969 1969 DUO Taschenbuch Spectrum Taschenbuchverlag bei Scherz, Bern/ München/ Wien trivialitas.de 1969 1969 Nick Carter-Krimi Friedrich W. Loh Verlag, Großhansdorf bei Hamburg trivialitas.de 1969 1969ff. Erotic Thriller Friedrich W. Loh Verlag, Großhansdorf bei Hamburg trivialitas.de 1969 1969ff. Dr. Frank Bernau- Arztroman Friedrich W. Loh Verlag, Großhansdorf bei Hamburg trivialitas.de 1969 1984 Zauberkreis-Krimi- Taschenbuch Zauberkreis-Verlag, Rastatt trivialitas.de 1970 1970 High-Chaparell- Western Friedrich W. Loh Verlag, Großhansdorf bei Hamburg trivialitas.de 1970 1970 Dormopan-Krimi Bayropharm, Köln trivialitas.de <?page no="236"?> 236 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Quellen 1970 1970ff. Top Thriller Friedrich W. Loh Verlag, Großhansdorf bei Hamburg trivialitas.de 1970 1971 Nummernbücher Normalverlag, Frankfurt 1970 1972 Tabu Tabu Verlag Krohn, Friedrichshafen trivialitas.de 1970 1972 Coxeman Bildschriftenverlag, Aachen/ Alsdorf trivialitas.de 1970 1975 Sexer Franz Decker Verlag, Schmiden trivialitas.de 1970 ca. 1983 Kaiser-Krimi Kaiser-Verlag, Klagenfurt trivialitas.de 1970er Jahre ? Jet Sex-- Romane Star Verlag, später Topstar- Verlag, Darmstadt, später Baden-Baden trivialitas.de 1970er Jahre ? Pornostar Star Verlag, später Topstar- Verlag, Darmstadt, später Baden-Baden trivialitas.de 1970er Jahre ? Pussy Sex Star Verlag, später Topstar- Verlag, Darmstadt, später Baden-Baden trivialitas.de 1970er Jahre ? Super Orgie-- Romane Star Verlag, später Topstar- Verlag, Darmstadt, später Baden-Baden trivialitas.de 1970er Jahre ? Super Sex-- Romane Star Verlag, später Topstar- Verlag, Darmstadt, später Baden-Baden trivialitas.de 1970er Jahre ? Starfighter / Starfighter Sexseller Star Verlag, später Topstar- Verlag, Darmstadt, später Baden-Baden trivialitas.de 1970er Jahre ? Beichtvater B. Star Verlag, später Topstar- Verlag, Darmstadt, später Baden-Baden trivialitas.de 1970er Jahre ? Fick-Love-Story Erber & Luther, Sasbachwalden trivialitas.de 1970er Jahre ? Pussy-Fick Erber & Luther, Sasbachwalden trivialitas.de 1970er Jahre ? Sex-Love-Story Erber & Luther, Sasbachwalden trivialitas.de 1970er Jahre ? Erber-Tashenbuch Krimi Anne Erber, Sasbachwalden trivialitas.de <?page no="237"?> 237 Weitere Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1946 Start Ende Reihenname Verlag Quellen 1970er Jahre ? Erber-Tashenbuch Western Anne Erber, Sasbachwalden trivialitas.de 1970er Jahre ? Fick-Love-Story IPT trivialitas.de 1970er Jahre ? Sex-Love-Story IPT trivialitas.de 1970er Jahre ? Erotik Press Carl Stephenson Verlag, Flensburg trivialitas.de 1970er Jahre ? Opal Press Carl Stephenson Verlag, Flensburg trivialitas.de 1971 1972 Merlin-Buch Sinclair Press, London trivialitas.de 1971 1973 Horror expert Wolfhart Luther Verlag, Baden-Baden bzw. Sasbachwalden trivialitas.de 1971 1973 Top Krimi / Top Grusel + Horror- Krimi Wolfhart Luther Verlag, Baden-Baden bzw. Sasbachwalden trivialitas.de 1971 1974 Pornovellen Tabu Verlag Krohn, Friedrichshafen trivialitas.de 1971 1975 Orgas Franz Decker Verlag, Schmiden trivialitas.de 1971 1977 Orakel-Bücher Orakel Verlag trivialitas.de 1971 1971ff. Orakel-Buch Friedrich W. Loh Verlag, Großhansdorf bei Hamburg trivialitas.de 1971 1996 Intim Andreas Zettner Verlag, Würzburg trivialitas.de 1971 1996 Lady Sexplosiv Andreas Zettner Verlag, Veitshöchheim trivialitas.de 1972 ? Kaiser Krimi Verlag Buch und Welt, Klagenfurt 1972 1972 Orlando Olympia Press, Frankfurt trivialitas.de 1972 1972 BSV-Tabu Bildschriftenverlag, Alsdorf trivialitas.de 1973 1973 Privatdetektiv Tom Winters erzählt aus seiner Praxis Normalverlag, Frankfurt trivialitas.de 1973 1973 König Taschenbücher König Verlag, München Schultz 1997: 56 <?page no="238"?> 238 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Quellen 1973 1975 Pornova Franz Decker Verlag, Schmiden trivialitas.de 1973 1975 Flamingo-Bücher Alfons Semrau-Verlag, Hamburg trivialitas.de 1973 1976 Venus Exklusiv Venus Press, Großhansdorf bei Hamburg trivialitas.de 1976 1976 Kaleidoskop-Bücher Alfons Semrau-Verlag, Hamburg trivialitas.de 1976 1984 Muschel-Bücher Andreas Zettner Verlag, Veitshöchheim bzw. Würzburg trivialitas.de 1977 1977 Schütze A… Illu Press Verlag, Stuttgart trivialitas.de 1977 1978 Silberne Rekord- Reihe Franz Schneider Verlag, München trivialitas.de 1978 1978 Illu-PRESS Krimi Illu Press Verlag, Stuttgart trivialitas.de 1978 1978 100 Jahre „Comic“ Wilhelm Busch Illu Press Verlag, Stuttgart trivialitas.de 1978 1985? Porno-Tabu Gerstmayer, Friedrichshafen trivialitas.de 1978 1985? Porno-Tabu Titanus-Verlag, Friedrichshafen trivialitas.de 1978/ 1979 1989 GEFA-Thriller GEFA (Gesellschaft für Absatzfinanzierung), Wuppertal trivialitas.de 1979 1979 Playboy Taschenbuch Nelson Verlag, Hamburg trivialitas.de 1979 1979 Omnibus Taschenbücher Omnibus Verlag, Wien trivialitas.de ca. 1980 ? Sex-Tabu PBT (Presse-Bild-Ton), Sasbachwalden trivialitas.de 1988 1988 Die Sex-Eck-Serie Beate Uhse Verlag trivialitas.de 1989 1990 Krimi-Archiv Verlag Deutsche Polizeiliteratur, Hilden trivialitas.de 1990 1990 Sherlock-Holmes Delphin Verlag, Köln trivialitas.de 1990 1991 Underground Reiher Verlag, Berlin trivialitas.de 1991 1991 Reiher Crime Reiher Verlag, Berlin trivialitas.de 1994 1999 Frankfurt Connection Solmser Buchverlag, Solms trivialitas.de <?page no="239"?> 239 Weitere Reihen und Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1946 Start Ende Reihenname Verlag Quellen 1998 1999 Die Saga vom Eisvolk BK-Verlag bzw. BKH-Verlag, Dietzenbach trivialitas.de 1998 2003 Erotische Romane Edition Combes, Küps trivialitas.de 1998 2004 Schwarze Hefte Hamburger Abendblatt, Hamburg trivialitas.de 1999 2003 RMV-Regional- Romane Rhein-Mosel-Verlag, Wiesbaden trivialitas.de 2003 ? Simon Schweitzer Röschen-Verlag, Frankfurt trivialitas.de Die Chronologie weiterer Taschenbuchreihen beruht auf Hinweisen in den angegebenen Publikationen. <?page no="240"?> 240 Anhang: Taschenbuchchronologie Reihen und Verlage in der DDR Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Quellen 1946 1991 Universal- Bibliothek Philipp Reclam jun., Leipzig 2.213 1951 oder 1952 1990 Roman für alle Verlag der Nation, Berlin 232 Titel mit 303 Nummern Klimmt/ Rössler 2016 II: 116-118; Spiller/ Opitz 2012: 245-250 1952 1955 Wissenschaft und Technik Aufbau-Verlag, Berlin; ab 1954 Urania Verlag, Leipzig/ Jena 61 Klimmt/ Rössler 2016 II: 120 f.. 1969 NB-Roman Verlag Neues Berlin, Berlin 70 Klimmt/ Rössler 2016 II: 114; Spiller/ Opitz 2012: 243 f.. 1990 Das neue Abenteuer Neues Leben, Berlin 522 bucherinnerungen.de 1953 1957 Panther Books Paul List Verlag, Leipzig 21 Klimmt/ Rössler 2016 II: 115 1955 1959 Bunte Bären- Bücher Kinderbuchverlag, Berlin 22 Klimmt/ Rössler 2016 II: 111 f.. 1956 1962 Antwortet uns! Volk und Welt, Berlin 30 Klimmt/ Rössler 2016 II: 110 1957 1963 C-Reihe Philipp Reclam jun., Leipzig 70 Klimmt/ Rössler 2016 II: 112 f.. 1958 1961 Die Reihe Aufbau Verlag, Berlin 65 Klimmt/ Rössler 2016 II: 116 1962 Kämpfende Kunst Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung, ab 1960 Deutscher Militärverlag, Berlin 29 Klimmt/ Rössler 2016 II: 113 1962 Treffpunkt heute Mitteldeutscher Verlag, Halle 37 Klimmt/ Rössler 2016 II: 119 1970 Zeitgenössische Dramatik Henschel Verlag, Berlin 62 Galek 2009 1974 Unser Weltbild Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 68 Klimmt/ Rössler 2016 II: 119 f.. <?page no="241"?> 241 Reihen und Verlage in der DDR Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Quellen 1975 Passat-Bücherei Verlag Neues Leben, Berlin 71 Klimmt/ Rössler 2016 II: 115 1978 Seven Seas Books Seven Seas Publishers, Berlin 154 Klimmt/ Rössler 2016 II: 118 f.. 1990 bb - Billige Bücher Aufbau Verlag, Berlin 622 Klimmt/ Rössler 2016 II: 110 f.; Siller/ Opitz 2012: 201-215 1959 1959 Kleine Enzyklopädie Enzyklopädie, Leipzig 2 Klimmt/ Rössler 2016 II: 113 1990 Kompass- Bücherei Verlag Neues Leben, Berlin 403 Klimmt/ Rössler 2016 II: 114; Spiller/ Opitz 2012: 233-242 1991/ 1992 Fundus-Bücher Verlag der Kunst, Dresden 125 Klimmt/ Rössler 2016 II: 113 1960 1963 rdr (Rote Dietz-Reihe) Dietz Verlag, Berlin 34 Titel mit 38 Nummern Spiller/ Opitz 2012: 251 f.. 1990 Das Taschenbuch Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung, später Deutscher Militärverlag, später Militärverlag der DDR, Berlin 250 Spiller/ Opitz 2012: 216-221 1970 1990 DIE. Delikte, Indizien, Ermittlungen Verlag Das Neue Leben, Berlin 224 Spiller/ Opitz 2012: 225-230 1973 1990 Dialog Henschel Verlag, Berlin 158 Galek 2009; Spiller/ Opitz 2012: 222-225 1990 akzent Urania-Verlag, Leipzig/ Jena 89 Spiller/ Opitz 2012: 197-199 1975 1990 Angebote Verlag Tribüne, Berlin 76 Spiller/ Opitz 2012: 199-201 1976 1989 Recht in unserer Zeit Staatsverlag der deutschen Demokratischen Republik 85 1977 1990 Taschenbibliothek der Weltliteratur Aufbau- Verlag, Berlin 101 Spiller/ Opitz 2012: 256-258 1990 Alex- Taschenbücher Kinderbuchverlag; Berlin 139 Spiller/ Opitz 2012: 194-197 <?page no="242"?> 242 Anhang: Taschenbuchchronologie Start Ende Reihenname Verlag Titelzahl Quellen 1980 1990 Jugendlexikon Bibliographisches Institut, Leipzig 17 Spiller/ Opitz 2012: 231 1990 SF-Utopia Verlag Das Neue Berlin, Berlin 44 Spiller/ Opitz 2012: 254 f.. 1982 1990 ohne Reihenbezeichnung Militärverlag der DDR, Berlin 45 Spiller/ Opitz 2012: 258 f.. 1990 ohne Reihenbezeichnung Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig/ Weimar 33 Spiller/ Opitz 2012: 232 f.. 1987 1991 Schriftenreihe Geschichte Dietz Verlag, Berlin 89 Spiller/ Opitz 2012: 252-254 Die Chronologie der Taschenbücher in der DDR beruht auf den angegebenen Quellen sowie auf eigenen Recherchen. Bei Ziermann 2000: 78 finden sich Hinweise auf weitere Taschenbuchreihen. Ferner könnte eine Auswertung der Dokumentation 1978 Erkenntnisse bringen. <?page no="243"?> Literaturverzeichnis Adorno, Theodor W.: Resümé über Kulturindustrie. In: Adorno, Theodor W.: Ohne Leitbild. Parva Aesthetica. Frankfurt 1967, S. 60-70. Adorno, Theodor W.: Theorie der Halbbildung. In: Adorno, Theodor W.: Soziologische Schriften I. Bd. 8: Gesammelte Schriften. 3. Aufl. Frankfurt 1990, S. 93-121. Almanach zum 100. Jahr des Engelhornverlags Stuttgart. Stuttgart 1960. Altenhein, Hans: Veränderungen des Taschenbuch-Verlages. In: Fischer-Almanach 80. Frankfurt 1966, S. 202-208. Altenhein, Hans: Tausend Taschenbücher oder Der demokratische Buchtypus. Die Fischer Bücherei Band 1-1000. Frankfurt 1969. Altenhein, Hans: Das Taschenbuch-Projekt. Ein Nachruf. In: Aus dem Antiquariat NF 15, 2017, S. A70-A76. Andries, Lise/ Bollème, Geneviève: La Bibliothèque Bleue. Littérature de Colportage. Paris 2003. 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Abb. 1: Titelproduktion im Deutschen Bund und im Deutschen Reich 1801-1914. 16 Abb. 2: Etui-Bibliothek 26: Alois Blumauer: Gedichte. F. W. Forstmann, Aachen 1816, 143-Seiten. Format 9,7-cm x 11,5-cm. Der Reiheneinband war nicht titelspezifisch gestaltet, sodass erst der Haupttitel Aufschluss über den Inhalt gab. 37 Abb. 3: Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker 54: Göthe’s Genius. Bibliographisches Institut, Hildburghausen/ New York 1829, 80-Seiten. Format 7,2-cm x 11,1-cm. Der Reiheneinband war nicht titelspezifisch gestaltet, sodass erst der Haupttitel Aufschluss über den Inhalt gab. 39 Abb. 4: Collection of British and American Authors 90 (Tauchnitz Edition): Robert Burns: The Poetical Works. Bernhard Tauchnitz, Leipzig 1845, 363 Seiten. Format 11,8-cm x 16,4-cm. Der Copyright-Vermerk konnte in der Formulierung leicht abweichen. 42 Abb. 5: Reutlinger Volksbücher 74: Hans Brunner: Hedwig, die Banditenbraut. Ensslin & Laiblin, Reutlingen o. J., 62 Seiten. Format 10,8-cm x 16,6-cm. 46 Abb. 6: Meyer's Groschenbibliothek der deutschen Classiker für alle Stände 83: Ernst Moritz Arndt: Gedichte. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, und Hermann J. Meyer, New York o. J., 92 Seiten. Format 7,0-cm x 11,5-cm. 48 Abb. 7: Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek: Ida Boy-Ed: Heimkehrfieber. J. Engelhorn, Stuttgart 1904, 158 Seiten. Format 11,5-cm x 17,2-cm. 55 <?page no="260"?> 260 Abbildungsverzeichnis Abb. 8: Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten 10-13: M. Barak: Das Schwedenstübchen. Verlag Moritz Schauenburg, Lahr o. J., 45-Seiten. Format 11,3-cm x 16,0-cm. 57 Abb. 9: Bibliothek der Gesamt-Litteratur des In- und Auslandes Samuel Smiles: Pflicht, erläutert durch Beispiele des Mutes, der Geduld und Ausdauer. Verlag von Otto Hendel. Halle a. d. S. [1904]. 393-Seiten. Format 12,0-cm x 17,6-cm. 60 Abb. 10: Münchner Volksbücher 63: Ludwig Foehse: Die Indianerburg. Münchener Verlags-Institut, München 1892, 32 Seiten. Format 10,0-cm x 15.2-cm. 62 Abb. 11: Kürschners Bücherschatz 45: Antonie Andrea: Das Mädchenheim. Hermann Hillger Verlag, Berlin/ Eisenach/ Leipzig o. J., 126-Seiten. Format 11,6-cm x 17,2-cm. 64 Abb. 12: Miniatur-Bibliothek 179: Otto Cato: Sprich richtig! Verlag für Kunst und Wissenschaft, Leipzig o. J., 64 Seiten. Format 7,5-cm x 10,8-cm und Miniatur-Bibliothek 74/ 75. Wilhelm Schwarzer. Zur Erinnerung. Friedrich M. Hörhold-Verlag, Hildesheim 1955. 77-Seiten. Format 8,0-cm x 11,8-cm. Die Miniatur-Bibliothek im Verlag Kunst und Wissenschaft und im Hörhold Verlag. 67 Abb. 13: Aus Natur und Geisteswelt 131: Erich Ziebarth: Kulturbilder aus griechischen Städten. I. B. G. Teubner Verlag, Leipzig/ Berlin 1919, 72 Seiten. Format 11,8-cm x 18,0-cm. 69 Abb. 14: Wiesbadener Volksbücher 12: Marie von Ebner-Eschenbach: Krambambuli. Der gute Mond. Verlag des Volksbildungsvereins zu Wiesbaden, Wiesbaden o. J., 51 Seiten. Format 12,2-cm x 17,6-cm. 70 Abb. 15: Moderne Zehnpfennig-Bibliothek 234: Josephine Schade- Hädicke: Abseits vom Glück. Klambt Verlag, Neurode/ Hamm/ Speyer [1914], 120 Seiten. Format 10,5-cm x 14,5-cm und Hausfreund-Bibliothek 116: S. B. Gould-Meister: Die Tochter des Freibeuters. Klambt Verlag, Neurode/ Hamm/ Speyer [1919], 122-Seiten. Format 10,5-cm x 14,5-cm. Leider waren zwei Ausgaben ein und desselben Werks nicht verfügbar. 72 Abb. 16: Cotta'sche Handbibliothek 1: Franz Grillparzer: Das goldene Vliess. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart/ Berlin o. J., 124 Seiten. Format 11,7-cm x 18,0-cm. 74 Abb. 17: Max Hesse’s Volksbücherei 19: Franz Grillparzer: Der Traum, ein Leben. Max Hesse’s Verlag, Leipzig o. J., 80 Seiten. Format 11,3-cm x 16,8-cm. 76 <?page no="261"?> 261 Abbildungsverzeichnis Abb. 18: Kosmos Bändchen: H. Dekker: Sehen, Riechen, Schmecken. Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde, Stuttgart o. J., 102 Seiten. Format 13,5-cm x 20,8-cm. 77 Abb. 19: Lehrmeister-Bücherei 106: Florentine Gebhardt: Altdeutsche Zierstickerei. Verlag Hachmeister & Thal, Leipzig o. J., 36 Seiten. Format 12,0-cm x 16,8-cm. 79 Abb. 20: Tagblatt-Bibliothek 68: Richard Wagner: Lohengrin. Steyrermühl-Verlag, Wien o. J., 64 Seiten. Format 11,8-cm x 18,8-cm. 97 Abb. 21: Spannende Geschichten 87: Albert Klapprott: Jagdgeschwader Schumacher räumt auf. Verlag C. Bertelsmann, Gütersloh o. J., 32-Seiten. Format 14,0-cm x 20,3-cm. 100 Abb. 22: Die gelben Ullstein-Bücher 85: Claude Anet: Als die Erde bebte… Verlag Ullstein, Berlin o. J., 253 Seiten. Format 10,8-cm x 16,4-cm. 101 Abb. 23: Knaur-Bücher 46: Gösta Segercrantz: Lord Hunter spielt Hasard. Th. Knaur Nachf., Berlin [1929], 256 Seiten. Format 10,0-cm x 15,5-cm. 103 Abb. 24: Glöckner-Bücher 50: Anthony Upperton: Salomon der Unweise. Glöckner-Verlag, Berlin/ Wien o. J., 251 Seiten. Format 11,0-cm x 15,5-cm. 105 Abb. 25: The Albatross Modern Continental Library 390: The Letters of D. H. Lawrence 1909-1915. The Albatross Leipzig/ Paris/ Bologna 1938, 437 Seiten. Format 11 cm x 18 cm. 106 Abb. 26: 1 Mark Goldmann-Buch: Herbert Adams: Der goldene Affe. Wilhelm Goldmann Verlag, Bern/ Leipzig/ Wien o. J., 220 Seiten. Format 11,0-cm x 17,0-cm. 110 Abb. 27: Knaur-Feldpost-Ausgabe: Luis Trenker: Der Kampf um Gipfel und Gletscher. Th. Knaur Nachf., Berlin 1942, 77 Seiten. Format 12,5-cm x 20,5-cm. 112 Abb. 28: Die bunten Hefte für unsere Soldaten 5: E.-Th. A. Hoffmann: Der Artushof. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart/ Berlin 1944, 31-Seiten. Format 10,5-cm x 14,8-cm. 115 Abb. 29: Scherz Phoenix Books 53: D.-H. Lawrence: The First Lady Chatterley. Phoenix Publishing, Bern/ Paris, 2. Aufl. 1947, 311 Seiten. Format 11,5-cm x 18,3-cm. 116 Abb. 30: Bücherreihe Neue Welt 11: Carl Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick. L. B. Fischer Publishing Corporation 1945, 192 Seiten. Format 10,5-cm x 16,2-cm. 118 Abb. 31: Titelproduktion im Deutschen Reich 1914-1945. 120 <?page no="262"?> 262 Abbildungsverzeichnis Abb. 32: Taschenbuchproduktion in der Bundesrepublik Deutschland 1950-2017. Für die Jahre 1958-1960 und 1988 liegen keine validen Daten vor. 138 Abb. 33: Die kleinen Bücher 70: Die Sage vom Freischütz. Verlag Hermann Meister, Heidelberg 1948, 62 Seiten. Format 12,0-cm x 16,6-cm. 140 Abb. 34: Sammlung Piper: Karl Jaspers: Kleine Schule des philosophischen Denkens. Piper Verlag, München 1965, 184 Seiten. Format 11,0-cm x 18,0-cm. Die Sammlung Piper ist der Vorläufer der 1970 gestarteten Serie Piper. 141 Abb. 35: Reihe Hanser 15: Wolf Wondratschek: Früher begann der Tag mit einer Schußwunde. Carl Hanser Verlag, München 1969, 82 Seiten. Format 10,8-cm x 18,5-cm. 143 Abb. 36: Pabel-Taschenbuch 81: Heinz G. Konsalik: Front-Theater. Verlag Erich Pabel, Rastatt 1962, 172 Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. 144 Abb. 37: Eden-Bücher 8: Pitigrilli: Der falsche Weg. Eden-Verlag, Berlin o. J., 224 Seiten. Format 12,0-cm x 19,5-cm. 145 Abb. 38: Das heitere Taschenbuch 21: Erna Horn: Iß amüsant! Verlag Braun & Schneider, München 1954, 156 Seiten. Format 11,0-cm x 18,0-cm. 146 Abb. 39: Diana-Reihe 19: John Steinbeck: Die wilde Flamme. Diana Verlag, Konstanz/ Stuttgart 1960, 144 Seiten. Format 11,8-cm x 18,0-cm. 151 Abb. 40: Sammlung Luchterhand 277: Christa Wolf: Kindheitsmuster. Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt/ Neuwied 1979, 380-Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. 153 Abb. 41: dumont kunst taschenbuch 27: Oto Bihalji-Merin: Die Malerei der Naiven. Verlag M. DuMont Schauberg, Köln 1975, 299 Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. 154 Abb. 42: KiWi 3: Gabriel Garcia Márquez: Hundert Jahre Einsamkeit. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1982, 477 Seiten. Format 12,5-cm x 19,2-cm. 162 Abb. 43: Moewig Taschenbuch 2164: Ephraim Kishon: Paradies neu zu vermieten. Moewig, o. O. 1981, 352 Seiten. Format 12,5-cm x 18,0-cm. 163 Abb. 44: Ein Molden-Taschenbuch 6: Milovan Djilas. Die neue Klasse. Molden Taschenbuch Verlag, Wien/ München 1976, 205 Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. 165 <?page no="263"?> 263 Abbildungsverzeichnis Abb. 45: Die bibliophilen Taschenbücher 343: Lindner, Dolf (Hg.): Rudolf Hausner: Werkverzeichnis. Harenberg, Dortmund 1982, 320-Seiten. Format 12,0-cm x 17,5-cm. 166 Abb. 46: Heyne Taschenbuch 1: Johannes Mario Simmel: Ich gestehe alles. Wilhelm Heyne Verlag, München 1958, 207 Seiten. Format 11,5-cm x 18,0-cm. 168 Abb. 47: Heyne Taschenbuch 50/ 64: Günther Fetzer (Hg.): Russische Erzähler des 19. und 20.-Jahrhunderts. Wilhelm Heyne Verlag, München 1991, 601 Seiten. Format 12,5-cm x 18,7-cm. 168 Abb. 48: Heyne Taschenbuch 7733: Günther Fetzer (Hg.): Das Lesebuch der Deutschen. Wilhelm Heyne Verlag, München 1988, 431 Seiten. Format 14,0-cm x 21,0-cm. 169 Abb. 49: Heyne Taschenbuch 41/ 8: John Jakes: Fackeln im Sturm. Liebe und Krieg. Wilhelm Heyne Verlag, München 1988, 809 Seiten. Format 15,5-cm x 23,5-cm. 170 Abb. 50: Heyne Taschenbuch 7940: Michael Köhler: Der Eiffelturm. Wilhelm Heyne Verlag, München 1990, 128 Seiten. Format 11,5-cm x 36,0-cm. 171 Abb. 51: Heyne mini 1489: Der kleine Spekulant. Wilhelm Heyne Verlag, München 2000, 128 Seiten. Format 6,0-cm x 8,0-cm. 172 Abb. 52: Kaiser Krimi 7: Peter Cheyney: Gefährliche Kurven für Callaghan. Verlag Buch und Welt, Klagenfurt o. J., 128 Seiten. Format 11,0-cm x 17,5-cm. 173 Abb. 53: Kelter Pockets: Viola Maybach: Der kleine Fürst. Martin Kelter Verlag, Hamburg o. J., 383 Seiten. Format 12,5-cm x 18,0-cm. 179 Abb. 54: Cora Taschenbuch Historical Gold 275: Julianne MacLean: Dem Highlander ergeben. CoraVerlag, Hamburg 2014, 318 Seiten. Format 12,5-cm x 18,3-cm. 179 Abb. 55: Mira Taschenbuch 25506: Loretta Chase. Eine hinreißend widerspenstige Dame. Cora Verlag, Hamburg 2010, 364 Seiten. Format 12,5-cm x 18,6-cm. 180 Abb 56: HarperCollins 100101: Faye Kellerman: Am Anfang war dein Ende. HarperCollins Germany 2018, 431 Seiten. Format 12,5-cm x 18,5-cm. 180 Abb. 57: Titelproduktion Taschenbücher in der Bundesrepublik Deutschland 1990-2017. Quellen: Buch und Buchhandel in Zahlen (Bu- BiZ) und Buchreport (BR) 182 Abb. 58: detebe 202: Meister Eckehart: Deutsche Predigten und Traktate. Diogenes Verlag, Zürich 1979, 547 Seiten. Format 11,3-cm x 18,0-cm. 190 <?page no="264"?> 264 Abbildungsverzeichnis Abb. 59: Reclams Universal Bibliothek 987: Der Selbstmörder. Satirische Dramen. Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1983, 309 Seiten. Format 10,7-cm x 17,7-cm. 193 Abb. 60: Titelproduktion in der DDR 1950-1989. Quelle: Ziermann 2000: 34-f. 195 Abb. 61: Umsatzentwicklung der Buchbranche 1998-2017 in Milliarden. 204 Abb. 62: Taschenbuchproduktion der jeweils zehn größten Verlage 2002-2017. 207 <?page no="265"?> Register der Verlage Albatross 91 f., 105-109, 135 Allgemeine Verlagsanstalt München 122 Amazon 177, 186, 188 Arena 149 Argument 205 Armed Service Editions 131 Artemis 152, 191 Atlantik 204 Atrium 204 Aufbau 196 ff., 200 ff. Avon 130-133, 136 BBagel 47, 63 Ballantine 130 Bantam 130, 133, 135 f., 150 Bantam Doubleday Dell 136 Bardtenschlager 47 Bartels 47 Bastei-Lübbe 141, 174, 184, 205 f., 208 f. Beadle 33 Beck 167, 191, 205 Beck/ Biederstein 191 Bertelsmann 99 f., 111, 113 f., 129, 136, 173, 176 Bibliographisches Institut 39 f., 50 Bibliographisches Institut (DDR) 200 Blanvalet 173, 184, 205-208 Bodley Head 127 f. Böhlau 111 Bonnier 208 f. Book-of-the-Month Club 130, 136 Brandenburgisches Verlagshaus 199 Brockhaus 27 Brönner 30 Brunnen 203 Buch und Welt 172 f. Bureau der deutschen Classiker 27 Cape 128 Carlsen 208 cbj 176 cbt 176, 208 Collins 107, 109, 130 Conte 203 Cora 178 ff., 184 Corgi 129 f. Cotta 28, 49, 70, 74 f., 81, 102 Cross Cult 179 Curtis 107, 130, 135 DDas Neue Berlin 195 Das Neue Leben 199 Dell 130 f., 133, 135 f. Desch 142 Deutscher Militärverlag 199 Deutscher Verlag 102 Deutscher Verlag der Wissenschaften 198 Deutsche Verlagsanstalt 102 Diana 151, 176 Dietz 200 Diogenes 139, 141, 165, 184, 190, 205 Droemer Knaur 89, 174, 181, 184 f., 187, 208 Droste 204 dtv (Deutscher Taschenbuchverlag) 145, 153, 155, 161, 184 f., 190 ff., 205 f., 208 dtv Verlagsgesellschaft 192 EEdel Music 163 Egmont Ehapa 187 Eher 99, 111, 114 Emons 167, 205 f., 208 Engagement 167 Engelhorn 28, 55, 65 <?page no="266"?> 266 Register der Verlage Ensslin und Laiblin 45, 47 Enzyklopädie 198 FFawcett 130 f., 136 Fischer 25, 28, 102, 118, 124, 141, 145, 149, 152, 154, 156, 158, 160 f., 174, 176, 181, 184, 189 ff., 205-208 Fischer Publishing Corporation 118 Fontana 130 Franckh 24, 27 GGanske 191 Georg von Holtzbrinck 130, 187, 208 Globus 99 Glöckner 104 f. Gmeiner 205 f., 208 Goldmann 7, 109, 124, 141, 152, 156, 161, 164, 173, 175 f., 181, 184 f., 187, 189, 206, 208 Göpel 49 Göschen 24, 26, 28, 49, 86 Gräfe und Unzer 181 Große 32 Grosset & Dunlap 130, 135 Grote 49, 51 HHachmeister & Thal 79 f., 96 Hallwag 117 Hänssler 203 Harenberg 166 Harper & Brothers 130, 136 HarperCollins Germany 180 Hartleben 86 Hegner 191 Heinemann 130 Hempel 27, 50 Hendel 28, 60 Henschel 197, 200 Hesse 75 f. Heyne 141 f., 145, 156 f., 161, 164, 168-172, 174 ff., 179, 184 f., 189, 205 f., 208 Hilger 28, 65 Hillger 62, 64 Hodder 129 Hodder and Stoughton 130 Hoffmann 27 Hörhold 67 f. Humboldt 203 IInsel 91, 105, 157, 165, 191 KKein & Aber 206 Kelter 178 f., 183 f. Kiepenheuer 200 Kiepenheuer & Witsch 142, 150, 157, 161 f., 191, 208 Kinderbuchverlag 197, 200 Kindler 142, 161, 174 Klambt 72 f. Knaur 103 f., 112, 123 ff., 141, 157, 164, 180 f., 184, 189, 205 f., 208 Kober 27 Kohlhammer 111, 114 f. Koralle 178 Kösel 191 Kosmos 77 f., 95, 142 Kröner 27, 74 LLangen 28, 66, 102 Langewiesche-Brandt 28 Lehrmittel 152 List (DDR) 196 Little Brown 130, 136 Loewe 205 Lorck 27 Luchterhand 153, 181 MMacmillan 130 Magellan 204 f. <?page no="267"?> 267 Register der Verlage Maier 142, 149 Mandarin 130 Maschler 95 Maximilian 96 Meister 140 Metzler 27, 35, 39 Meyer 39 ff., 48 Militärverlag der DDR 199 Mitteldeutscher Verlag 197 Moewig 162 f. Mohn 99, 142 Molden 165 Müller 27, 140 Münchener Verlags-Institut 62 f. Münchmeyer 32 Musterschmidt 142 NNew American Library 106, 135 f. Nymphenburger 191 OOctopus 130 Olympia Press 166 Ostmärkische Zeitungsgesellschaft 99 Overseas Editions 131 PPabel 142, 144, 162 Pan 129 f. Panini 203 Pearson 129 Pegasus Press 105 Penguin 35, 106, 127-130, 132-136, 204, 208 Penguin Random House 129 Philler 80, 96 Phoenix 116 f. Pocket Books 130, 132 f., 135, 150 Popular Library 130 f., 133 Prochaska 49 R Random House 130, 136, 173, 176, 181, 187, 208 Reclam 21, 24, 28, 37, 49-54, 81, 93 f., 98, 111, 125, 139 f., 148, 154, 177, 184, 192 ff., 196, 205 f., 208 Reimer 49 Röderberg 194 Rotbuch 167 Rowohlt 35, 102, 129, 139-142, 145, 150, 152-156, 161, 174, 176, 184, 190, 205 f., 208 Rufer 100 SSchauenburg 56 f. Scherz 116 ff., 140, 172, 175 Schirner 203 Schmieder 26 Schönlein 28 Schumann 24, 27, 38 f., 85 Schwarzkopf 206 Schweizerbart 28 Science Fiction 180 Scribner’s 130 Siedler 174 Spaarmann 47, 63 Spemann 28 Springer Fachmedien 69 Springer Vieweg 7 Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik 200 Steyrermühl 97, 99 Suhrkamp 141, 145, 147, 157, 165, 184, 206, 208 TTauchnitz 27, 42 f., 45, 89-92, 106 ff. Teubner 27 f., 68 f., 77 Thomas Nelsons and Sons 89 Tokyopop 203 Transworld 130 Tribüne 200 <?page no="268"?> 268 Register der Verlage Ullstein 28, 101-104, 141, 145, 184 f., 189 f., 206, 208 Urania 78, 198 ff. utb 155 VVerlag der Kunst 199 Verlag der Nation 195 Verlag des Literarischen Museums 49 Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung 199 Verlag des Volksbildungsvereins zu Wiesbaden 70 Verlag für Kunst und Wissenschaft 66, 85 Violet 35 Volk und Gesundheit 199 Volk und Welt 196 f. WWagenbach 164, 206 Walhalla 177, 205 Wegner 91, 106 f., 109 Weichert 17, 32 Weltbild 181, 188 Wigand 30 Wolff 37 ZZsolnay 102 <?page no="269"?> Register der Reihen Bei Subreihen, deren Verlagszugehörigkeit nicht eindeutig aus dem Namen hervorgeht, wurde der Verlagsname vorangestellt. 1 Mark-Goldmann-Buch 109 f. Akzent 200 Albatross Crime Club, The 109 Albatross Modern Continental Library, The 25, 42 ff., 85, 89-92, 96, 105, 107 ff., 196 Albatross Mystery Club, The 109 Album. Bibliothek deutscher Originalromane der beliebtesten Schriftsteller 27 Alex-Taschenbücher 200 Alternativ heilen 181 AM-Auswahl 140 Amazon 47North 177 Amazon Crossing 177 Amazon Edition M 177 Amazon Montlake Romance 177 Amazon Tinte & Feder 177 Amsel Kriro 149 Angebote 200 Antwortet uns! 197 Arche Taschenbuch 177 Arena Taschenbuch 142 Ariadne Krimis 176 Armed Service Editions (ASE) 131 Atrium Taschenbuch 177 Avon Books 132 Bären-Bücher, Bunte 197 bb-Bücher 196 Beadle’s Dime Novels 33 Beck’sche Reihe 167 Berlin Taschenbuch 177 Biblioteca Rojo y Azul 91 Bibliothek, Chemisch-technische 86 Bibliothek der deutschen Nationalliteratur 50 Bibliothek der deutschen Nationalliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts 51 Bibliothek der Gesamtlitteratur des In- und Auslandes 28 Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens 28 Bibliothek der Weltliteratur 28 Bibliothek fürs Haus. Eine Sammlung illustrierter Romane und Novellen 64 Bibliothek Langen, Kleine 66 Bibliothek, Nordische 28 Bibliothèque bleue 29 Bibliothèque Bleue 29 Bibliothèque Charpentier 51 Biel-Bücher 149 B.I.-Hochschultaschenbücher 142, 149 Bild-Bestseller-Bibliothek 187 Bild-Comic-Bibliothek 188 Blanvalet Taschenbücher 176 Bloomsbury Taschenbuch 177 Brigitte Edition 188 btb 176, 206 Bücher der Gartenlaube 178 Bücher der Naturwissenschaft 53 Bücher der Rose 28 Bücher des Wissens 149 Bücher, Die kleinen 140 Bücherreihe Neue Welt 118 Bürgers Taschenbücher 141 <?page no="270"?> 270 Register der Reihen Cabinets-Bibliothek der deutschen Classiker 41 Carlsen Taschenbücher 177 C.-H. Beck Wissen 167 Collection Fischer 28 Collection of British and American Authors 42, 44 f., 89 Collection of British Authors 27, 44 Collection Spemann 28 Conny Cöll. Das gute Jugendtaschenbuch 149 Conversations- und Reisebibliothek 27 Cora Taschenbücher 178 Cotta’sche Bibliothek der Weltliteratur 73 Cotta’sche Handbibliothek 73 f., 122 Cotta’schen Handbibliothek 75 Cotta’sche Volksbibliothek 73 C-Reihe 197 Dalp Taschenbücher 149 Das belletristische Ausland 27 detebe 142, 165, 190 detebe, kleine 184 Detektiv-Club 149 Detektiv, Der stumme 149 Dialog 200 Diana Taschenbücher 176 DIE. Delikte, Indizien, Ermittlungen 199 Dietz-Reihe, Rote 200 Dramatik, Zeitgenössische 197, 200 Droemer Taschenbuch 176 dtv-Atlanten 156 dtv junior 191 dtv Junior 153 dtv Klassik 152 dtv premium 191 dtv sonderreihe 156 dtv Weltliteratur 152 dtv wissenschaft 154 dtv Wissenschaftliche Reihe 154 DuMont Taschenbücher 177 edition suhrkamp (es) 147, 155 Engelhorns allgemeine Roman-Bibliothek 25, 28, 55 f., 60, 64, 85, 89, 95 Enzyklopädie, kleine 198 Erläuterungen zu Meisterwerken der Tonkunst 53 Etui-Bibliothek der Deutschen Classiker 24, 27, 37 f., 85 Familien-Bibliothek der Deutschen Klassiker 41 Familienbibliothek fürs deutsche Volk 28 FAZ Klassiker der Comic-Literatur 188 Feierabend, Für den 28 Feldpostausgaben 125, 132 Feldposthefte 113 Feldpost-Reihe, Kleine 113 f. Feuerschiff-Bücher 149 Film-Roman, Der aktuelle 149 Finken-Jugendbücher 149 Fischer-Bücherei 154, 160 Fischer Exempla Classica 152 Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane 28 Fledermaus 68, 143 Freund’s Schüler-Bibliothek 35 Fundus-Bücher 199, 202 Geist und Psyche 142 Glöckner-Bücher 104 Gmeiner Taschenbuch 176 Goldmann Body, Mind & Spirit 181 Goldmann-Bücher, Die Blauen 109 Goldmann-Bücher, Die Heiteren 109 Goldmanns Abenteuer-Romane 109 Goldmanns Gelbe Taschenbücher 152 <?page no="271"?> 271 Register der Reihen Grafit Taschenbücher 176 Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände 27, 48 f., 58 f., 86 Große Effka-Bibliothek 54 Haffmans Taschenbücher 176 Hand-Bibliothek der Deutschen Classiker 27 Handbibliothek, Juristische 86 Handwerker-Bibliothek, Deutsche 28 Hausbibliothek deutscher Classiker 51 Hausfreund-Bibliothek 72 f. Haymon tb 177 Hefte für unsere Soldaten, Die bunten 114 Herder-Bücherei 161 Herder Spektrum 177 Hesse’s Volksbücherei 75 Heyne Bücher 156 Heyne Koch- und Getränkebücher 151 Heyne Kriminalreihe 150 Heyne Mini 168, 184 Heyne Romantic Thriller 151 Heyne Sachbuch, Das 150 Heyne Science Fiction 150 Heyne Western Reihe 150 Humboldt-Taschenbücher 142 Ich kann… 86 Indianerbücher 47 Insel-Bücherei 28 Insel-Taschenbuch, Das schöne 142 Jugend-Bibliothek, Kleine 47, 63 Jugendbibliothek, Neue 24 Jugendlexikon 200 Jupiter-Jugendreihe 149 Kaiser Krimis 172 Kaufmann’s moderne Zehn-Pfennig- Bibliothek 72 f., 122 KBV-Krimis 176 Kein & Aber Pocket 177 Kelter Pockets 178 Kindler-Taschenbücher 161 Klassiker der Weltliteratur 152 Knaur Alternativ heilen 181 Knaur Balance 181 Knaur Biographie 181 Knaur-Bücher 103, 121 Knaur Elektronik und Computerwissen 164 Knaur Entdecker 164 Knaur Erotik 181 Knaur Esoterik 181 Knaur Fantasy 180 Knaur Historischer Roman 151, 180 Knaur Horror 180 Knaur Humor 181 Knaur Kochbuch 151 Knaur Krimi 151, 180 Knaur MensSana 181 Knaur Ökologie 164 Knaur Psychothriller 180 Knaur Ratgeber 181 Knaur Reisen in Europa 164 Knaur Science Fiction 180 Knaur Taschenbücher 151, 176, 180, 185 Knaur Thriller 180 Kollektion Speemann 65 Kommissar X 143 Kompass-Bücherei 198, 200, 202 Kosmos-Bändchen 77 f., 85, 89, 95 Kreuzring-Bücherei 149 Krimi extra 143 Kriminalromane, Die schwarzen 117, 140 Kunst, Kämpfende 199 <?page no="272"?> 272 Register der Reihen Kürschners Bücherschatz 25, 28, 61 f., 64 f., 70, 85, 122 Lehrmeister-Bibliothek 79 f., 85, 89, 96 Lehrmeister-Bücherei 85, 96, 125 Library, Modern 127 Lichtenberg-Taschenbücher 161 f. List-Bücher 142 Lorck’s Eisenbahnbibliothek 27 Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff, Der 33 Luna Kriminal-Taschen-Roman 149 Lyx 176 Malik National Geographic 177 Max Hesse’s Neue Leipziger Klassiker-Ausgaben 75 Max Hesse’s Volksbücherei 75 f., 85, 122 Meisterbücher, Die kleinen 141 Meyer’s Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker für alle Stände 48 Meyers Volksbibliothek für Länder- Völker- und Naturkunde 28 Meyers Volksbücher 28, 31, 58 ff., 83, 122 Miniatur-Bibliothek 66 ff., 79 f., 85 Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker 27, 39 ff., 48 f., 85 Miniatur-Bibliothek der deutschen Classiker, Neue 41 Mira Taschenbuch (mtb) 178 Mister Dynamit 143 Mitternachtsbücher 142, 161 Moewig bei Ullstein 163 Moewig Taschenbuch 162 Molden-Taschenbücher 165 National-Bibliothek der Deutschen Classiker 41 Nationalbibliothek sämmtlicher deutscher Classiker 50 Nationalbibliothek sämtlicher deutscher Classiker 27 Natur und Geisteswelt, Aus 28, 68, 77, 85, 122 NB-Romane 195 Nelson’s Continental Library 89 Nick Carter. Amerika‘s größter Detectiv 35 Non-Stop-Bücherei 161 Oetinger Taschenbuch 177, 191 Olympia-Bücher 149 Olympia Press Taschenbücher 166 Omnibus Taschenbücher 176 Overseas Editions 132 Pabel Taschenbuch 142 Palast und Hütte, Für 28 Panther Books 195 f. Passat-Bücherei 198 Pater Leppich 149 Pelican Books 129 Penguin Books 107, 196 Penguin Classics 129 Penguin Specials 129 Penguin Taschenbücher 127, 176 Penguin-Taschenbücher 128 f., 150 Perry Rhodan Planetenromane 143, 163 Persönlichkeit und Geschichte 142 Playboy-Taschenbücher 162 f. Pocket Books 132 ff. Prosaiker in neuen Übersetzungen, Römische 35 Puffin Picture Books 129 Puffin Story Books 129 Ravensburger Taschenbücher 142 R.-Brockhaus-Taschenbücher 149 Recht in unserer Zeit 200 Reclam Bibliothek Leipzig 194 <?page no="273"?> 273 Register der Reihen Reclams Automaten Bücher 53 Reclams Reihenbändchen 95 Reclam Taschenbuch 177, 194 Reihe, Die 197 Reihe Hanser 142 f. Reihe V+R, Kleine 142, 149 Reise-Bibliothek für Dampfschiff und Eisenbahn, Rheinische 25 Reisebibliothek für Eisenbahn und Dampfschiffe 27 Reiselectüre. Sorglose Stunden im Kreise beliebter Erzähler 27 Reise- und Eisenbahnbibliothek, Humoristische 27 Röderberg-Taschenbuch 194 Romane der Welt 123, 125 Roman für alle 195 f., 202 rororo 156 rororos 129, 139 rororo thriller 150 Rotbuch Krimis 167 rowohlt rotfuchs 153 rowohlts deutsche enzyklopädie (rde) 147, 150, 154 Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft 152 rowohlts monographien 150 Rowohlts Rotations Romane 139 Rudolf Steiner Taschenbuch 149 Rudolf Steiner Taschenbücher aus dem Gesamtwerk 149 Saat-Reihe 149 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 26 Sammlung der vorzüglichsten deutschen Classiker 27 Sammlung Franckh 37 Sammlung Göschen 24, 28, 78, 86 Sammlung Luchterhand 181 Sammlung Metzler 149 Sammlung Piper 141 Scherz Phoenix Books 116 f., 140 Scherz Taschenbücher 118, 176 Schriftenreihe Geschichte 200 Schulausgaben deutscher Klassiker 73 Serie Piper 141 Seven Seas Books 195 SF-Utopia 199 Signum-Taschenbücher 142 Simenon-Kriminalromane 161 Soldaten-Bücherei 111 Spannende Geschichten 99 Steidl Taschenbuch 176 Stiasny-Bücherei 142 Suhrkamp Taschenbücher (st) 165 Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft (stw) 139, 165 SV-Romane 149 SZ-Bibliothek 187 Tagblatt-Bibliothek 96-99, 121, 125 Tag, Der jüngste 37 Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker 38 f., 85 Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker in neuen Verdeutschungen 39 Taschenbibliothek der Weltliteratur (TdW) 200 Taschenbuch, Das 199, 202 Taschenbücher, Die bibliophilen 166 Tauchnitz, Der Deutsche 92 Tauchnitz-Edition 116 topos taschenbücher 167 Tornisterschriften 111 Treffpunkt heute 197 Uhlenbücher 102 Ullstein-Bücher 28 <?page no="274"?> 274 Register der Reihen Ullstein-Bücher, Die gelben 96, 101, 103, 125 Ullstein-Bücher, Die roten 101 f. Ullstein’s Sammlung praktischer Hausbücher 85 Unionsverlag Taschenbücher 177 Universal-Bibliothek 8, 21, 24, 27, 36, 49-54, 58 ff., 68, 70, 81, 83, 85, 89, 93 f., 126, 139 ff., 148, 154, 192, 194-197, 202 Unser Weltbild 198 Unterhaltungsbibliothek für die gebildete Lesewelt, Wohlfeil 52 Urban-Bücher 142 utb basics 155 UTB für Wissenschaft. Uni-Taschenbücher 155 UTB Uni-Taschenbücher 155 Vandenhoeck-Reihe, Die kleine 142, 149 Volksbibliothek des Lahrer Hinkenden Boten 34, 56 f., 85, 122 Volksbibliothek deutscher Klassiker 73 Volksbibliothek, Die 47 Volksbibliothek für Leseverereine und Haus, Deutsche 28 Volksbücher, Die deutschen 30 Volksbücher, Münchener 31, 62 f., 85 Volksbücher, Neue 45, 47 f. Volksbücher, Neue Reutlinger 47, 58, 63 Volksbücher, Reutlinger 45, 47, 62, 72, 85 Volksbücher, Rheinische 31 Volksbücher, Rosenheimer 31 Volksbücher, Wiener 31 Volksbücher, Wiesbadener 31, 34, 70 f., 85 Volks-Erzählungen, Kleine 47, 63 Volks- und Jugenderzählungen 47 Wagenbachs Taschenbücherei 165 Wehrmachtsbücherei, Die kleine 111 Wieser Taschenbuch (wtb) 177 Wigwam-Bücher 109 Wissenschaft und Technik 198 Wunderlich Taschenbücher 176 Zehn-Pfennig-Bibliothek, Moderne 72 f., 122 Zehn-Pfennig-Miniatur-Bibliothek 66, 79 f. Zeit, oder geschichtliche Übersicht der merkwürdigsten Ereignisse von 1789-1830, Unsere 28 zytabu 177
