Energie und Klima
Chancen, Risiken, Mythen
0130
2018
978-3-8385-5183-8
UTB
Horst-Joachim Lüdecke
Mit der Energiewende und im Klimaschutz erfindet sich Deutschland neu. Es nimmt dabei eine weltweite Sonderstellung ein. Die komplette Umgestaltung der elektrischen Stromversorgung durch Windräder, Photovoltaik, Biomasse sowie aufwendige CO2-Vermeidung sind auf den Weg gebracht. Was früher die zuständigen Ingenieure beschäftigte, interessiert heute vor dem Hintergrund aktueller politischer Entscheidungen die gesamte Gesellschaft - denn die Stromkosten steigen, und eine bisher gesicherte Stromversorgung wird zunehmend in Frage gestellt. Die aktuelle Energiewende und die Klimaschutzmaßnahmen können nur dann sinnvoll sein, wenn sich hieraus Vorteile für den Naturschutz, die Versorgungssicherheit mit elektrischem Strom und die Kosten ergeben. Dieses Buch untersucht die Chancen, Risiken, Vor- und Nachteile des deutschen Weges. Die Konkurrenzfähigkeit unseres Landes, die Sicherheit gegen Stromausfälle, die Steuerlast, die Energiekosten jeden Bürgers und schließlich die Umwelt stehen auf dem Spiel. Die anstehenden Probleme lassen sich nicht mit politischem Wunschdenken, sondern nur mit solider Technik, Beachtung der Naturgesetze, Wirtschaftlichkeit und Umweltschonung lösen.
<?page no="0"?> Horst-Joachim Lüdecke Energie und Klima Chancen, Risiken, Mythen 3. Auflage <?page no="1"?> Horst-Joachim Lüdecke Energie und Klima <?page no="3"?> Energie und Klima Chancen, Risiken, Mythen Professor Dr. Horst-Joachim Lüdecke 3. Auflage <?page no="4"?> 3. Auflage 2018 2., aktualisierte Auflage 2015 1. Auflage 2013 Bei der Erstellung des Buches wurde mit großer Sorgfalt vorgegangen; trotzdem lassen sich Fehler nie vollständig ausschließen. Verlag und Autoren können für fehlerhafte Angaben und deren Folgen weder eine juristische Verantwortung noch irgendeine Haftung übernehmen. Für Verbesserungsvorschläge und Hinweise auf Fehler sind Verlag und Autoren dankbar. © 2013 by expert verlag, Wankelstr. 13, D -71272 Renningen Tel.: + 49 (0) 71 59 - 92 65 - 0, Fax: + 49 (0) 71 59 - 92 65 - 20 E-Mail: expert@expertverlag.de, Internet: www.expertverlag.de Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN 978-3-8385-5183-8 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / www.dnb.de abrufbar. Bibliographic Information published by Die Deutsche Bibliothek Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available on the internet at http: / / www.dnb.de <?page no="5"?> Inhaltsverzeichnis 1 Ein Anfang 1 1.1 Geleitwort von Arnold Vaatz, MdB . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Vorwort zur 2. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.3 Einf¨ uhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.4 Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2 Deutschland im Wandel 11 2.1 Probleme mit der Energiewende . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2 Klimaschutz als Gebot? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.3 Die CO 2 -Agenda der EU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3 Energie 25 3.1 Der Energiehunger der industrialisierten Menschheit . . . 30 3.2 Die Endlichkeit von Brennstoffreserven . . . . . . . . . . . 34 3.2.1 Kohle, Erd¨ol, Gas . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3.2.2 Uran, Thorium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” . . . . . . . . . . . 39 3.3.1 Eine entscheidende Gr¨oße - die Leistungsdichte S . 47 3.3.2 Grundkriterien und eine erste Bilanz . . . . . . . . 50 3.3.3 Wirkungsgrade von Kraftwerken . . . . . . . . . . 54 3.3.4 Erntefaktoren von Kraftwerken . . . . . . . . . . . 56 3.3.5 Woher soll der Strom kommen? . . . . . . . . . . . 57 3.3.6 Verbrauchernahe oder verbraucherferne Stromversorgung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3.4 Alternative Energien in Deutschland . . . . . . . . . . . . 66 3.4.1 Die Vorhaben der Bundesregierung . . . . . . . . . 66 3.4.2 Windkraftanlagen (WKA) . . . . . . . . . . . . . . 68 3.4.3 Strom von der Sonne . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 i Inhaltsverzeichnis 1 Ein Anfang 1 1.1 Geleitwort von Arnold Vaatz, MdB . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Vorwort zur 2. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 uhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.4 Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2 Deutschland im Wandel 11 2.1 Probleme mit der Energiewende . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2 Klimaschutz als Gebot? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.3 Die CO 2 -Agenda der EU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 25 3.1 Der Energiehunger der industrialisierten Menschheit . . . 30 3.2 Die Endlichkeit von Brennstoffreserven . . . . . . . . . . . 34 3.2.1 Kohle, Erd¨ol, Gas . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3.2.2 Uran, Thorium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” . . . . . . . . . . . 39 3.3.1 Eine entscheidende Gr¨oße - die Leistungsdichte S . 47 3.3.2 Grundkriterien und eine erste Bilanz . . . . . . . . 50 3.3.3 Wirkungsgrade von Kraftwerken . . . . . . . . . . 54 3.3.4 Erntefaktoren von Kraftwerken . . . . . . . . . . . 56 3.3.5 Woher soll der Strom kommen? . . . . . . . . . . . 57 3.3.6 Verbrauchernahe oder verbraucherferne Stromversorgung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3.4 Alternative Energien in Deutschland . . . . . . . . . . . . 66 3.4.1 Die Vorhaben der Bundesregierung . . . . . . . . . 66 3.4.2 Windkraftanlagen (WKA) . . . . . . . . . . . . . . 68 3.4.3 Strom von der Sonne . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 i <?page no="6"?> Inhaltsverzeichnis 3.4.4 Solarthermie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 3.4.5 Brot f¨ ur die Welt oder Biosprit? . . . . . . . . . . 77 3.4.6 Schiefergas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 3.5 Speicherung von elektrischer Energie . . . . . . . . . . . . 81 3.6 Energiesparen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 3.7 Kernenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 3.7.1 Transmutation des abgebrannten Kernbrennstoffs . 95 3.7.2 Kernkraftwerke der Zukunft . . . . . . . . . . . . . 97 3.7.3 Risiko radioaktive Strahlung . . . . . . . . . . . . 99 3.8 Wohin geht die Energiereise Deutschlands? . . . . . . . . 104 3.9 R´esum´e zur Energiepolitik Deutschlands . . . . . . . . . . 106 4 Klima 113 4.1 Klimakatastrophen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 4.2 Klimaschutz in Politik und den Medien . . . . . . . . . . 123 4.3 Erste Klima-Fakten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 4.4 Globale Erw¨armung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 4.5 Die Folgen des Klimawandels . . . . . . . . . . . . . . . . 133 4.5.1 Extremwetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 4.5.2 Gletscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 4.5.3 Meeresspiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 4.5.4 Arktiseis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 4.5.5 pH-Werte der Ozeane . . . . . . . . . . . . . . . . 144 4.6 Ordnung in die Klimabegriffe! . . . . . . . . . . . . . . . . 148 4.7 Ockhams Rasiermesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute . . . . . . 153 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 4.9.1 Die Klimawirkung des anthropogenen CO 2 . . . . 173 4.9.2 Wie weit steigt atmosph¨arisches CO 2 noch an? . . 179 4.9.3 ”W¨armetod der Erde” durch Wasserdampfr¨ uckkoppelung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 4.10 Ursachen von Klima¨anderungen . . . . . . . . . . . . . . . 186 4.11 Klima-Computer-Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 4.12 Fingerprints und Tipping-Points . . . . . . . . . . . . . . 200 4.13 Der Mythos vom wissenschaftlichen Konsens . . . . . . . 201 4.14 R´esum´e zur Klimapolitik Deutschlands . . . . . . . . . . . 206 ii <?page no="7"?> Inhaltsverzeichnis 5 Kollateralsch¨aden 211 5.1 IPCC und Politik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 5.2 Die deutschen Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 5.3 Wikipedia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 5.4 Wissenschaftliche Etikette . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 5.4.1 Climategate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 5.4.2 Die Falschaussage des IPCC ¨ uber den Zustand der Himalaya-Gletscher . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 5.4.3 Die Fragw¨ urdigkeit von ”Globaltemperaturen” . . 230 5.4.4 Fragw¨ urdiges vom PIK-Direktor H.-J. Schellnhuber 231 5.4.5 Das PIK vs. Jan Veizer und Nir Shaviv . . . . . . 234 5.5 Wer profitiert von der Klima-Hysterie? . . . . . . . . . . . 238 5.6 Die Zechpreller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 6 Anhang 257 6.1 Windkraftanlagen und Solarzellen . . . . . . . . . . . . . 257 6.2 Abfall bei 100% Kernkraft aus Brutreaktoren . . . . . . . 259 6.3 Energiereserven und CO 2 -Anstieg . . . . . . . . . . . . . . 260 6.4 Welche Klimawirkung hat CO 2 -Vermeidung? . . . . . . . 260 6.5 Realit¨ats¨ uberpr¨ ufung von klimafakten.de . . . . . . . . . . 262 7 Literaturverzeichnis 267 iii <?page no="9"?> 1 Ein Anfang 1.1 Geleitwort von Arnold Vaatz, MdB Unter den Nicht-Fachleuten in Deutschland ist weitgehend klar, dass die weitere Nutzung der Kernenergie die Bewohnbarkeit unseres Landes gef¨ahrdet und die ungebremste Anreicherung von CO 2 (Kohlendioxid) in der Atmosph¨are eine Erderw¨armung verursacht, die den Fortbestand der Menschheit und ¨ uberhaupt allen Lebens bedroht. Um dies zu vermeiden, m¨ usse sich die Energiebereitstellung der Menschheit von Grund auf ¨andern. Nukleare Energiequellen oder fossile Energietr¨ager, aus denen man durch Verbrennung jene W¨arme gewinnt, die man einerseits verheizt und andererseits in Strom oder Fahrleistung verwandelt, m¨ ussen durch solche ersetzt werden, die weder radioaktive Strahlung verursachen noch CO 2 freisetzen. Um dies auch dem Letzten klar zu machen, haben sich die meisten Deutschen Medien daran gew¨ohnt, den ”Atomstrom” zu ¨achten und ¨ uber das Naturgas CO 2 meist nur noch mit dem Attribut ”klimasch¨adlich” zu sprechen. Die Politik widmete sich diesem Thema auf der legend¨aren Rio-Konferenz der Vereinten Nationen im Jahre 1992. W¨ahrend die Stigmatisierung der Kernenergie im Wesentlichen ein deutsches Thema blieb, wurde die Bedrohung der Erde durch CO 2 zum politischen Faktum erhoben. Schon damals formierte sich allerdings auch Widerspruch: Zun¨achst 425, im Laufe der Zeit bis heute mehr als 4.000 namhafte Pers¨onlichkeiten, darunter 72 Nobel-Preistr¨ager, unterst¨ utzen den Heidelberg-Appeal, der die dem Rio-Gipfel zugrunde liegende Pr¨amisse generell in Frage stellt. Zahlreiche Petitionen und Manifeste von Klimaexperten sind sp¨ater hinzugekommen. Die Politik scherte sich nicht um solche Einw¨ande. 2010 tagte im mexikanischen Cancun die Klimakonferenz der Vereinten Nationen. Die Industriestaaten bekannten sich dort zu der Absicht, die Erderw¨armung 1 <?page no="10"?> 1 Ein Anfang auf zwei Grad gegen¨ uber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. ¨ Uberstiege eines Tages die Erw¨armung der Erde diese zwei Grad, so habe dies f¨ ur den Fortbestand des Lebens auf der Erde und damit f¨ ur die gesamte Menschheit katastrophale Folgen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen konkretisierte, was zu tun sei: Eine Konzentrationsbegrenzung von CO 2 in der Luft auf 0,045% er¨offne die Aussicht, das Zwei-Grad-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% einzuhalten. Ließe sich die CO 2 - Konzentration schon bei 0,04% deckeln, so l¨age die Wahrscheinlichkeit f¨ ur das Ausbleiben der Erderw¨armung ¨ uber die Schwelle zur Menschheitskatastrophe von zwei Grad sogar bei 70%. Die Politik glaubt fest an diese absurden Aussagen. Sie meint, eine Art Erd-Thermostat einbauen zu k¨onnen, der uns vor unerw¨ unschten Klimaschwankungen zuverl¨assig sch¨ utzt. Die neue Allmachtsphantasie des Menschen sieht ihn imstande, die Sch¨opfung zu bewahren und das Klima zu sch¨ utzen. Man muss historisch einigermaßen informierten Menschen nicht erkl¨aren, was ¨ahnliche Phantasien ¨ uber die endg¨ ultige L¨osung wirklicher oder vermeintlicher Lebensfragen der Menschheit schon mehrfach an Katastrophen hinterlassen haben. Die Umw¨alzung ist im vollen Gange. Kaum eine Disziplin der Politik und der Wirtschaft, die nicht im Zuge dieser Forderung von Grund auf klimaschutzgerecht umfrisiert wurde. In den Ministerien und den nachgeordneten ¨ Amtern der ¨offentlichen H¨ande schießen neue Verwaltungsgebilde, die der Energiewende dienen sollen, wie Pilze aus dem Boden. In den Ministerien entstehen ¨ Oko-Abteilungen, F¨orderprogramme lockern Steuermilliarden f¨ ur den Klimaschutz, ganze neue Technologiebranchen entstehen, ¨ Okofinanzprodukte erfreuen die Banken, und Hunderttausende investieren in Windm¨ uhlen und Sonnenkollektoren. Bei den Pastoren ist die Rettung der Welt an die Stelle der ewigen Seligkeit getreten. Das hat ganz profane Folgen. Bezahlt werden diese alternativen Stromerzeuger durch horrende Einspeisesubventionen, die von den konventionellen Stromerzeugern zun¨achst ¨ uber die Netzbetreiber an die Windm¨ uller und Solardachbesitzer ausgezahlt und dann ¨ uber den Strompreis an den Stromkunden weitergegeben werden. Da die Zahlungen an die Erzeuger 20 Jahre garantiert werden und auch dann anfallen, wenn die Netze den von ihnen erzeugten Strom wegen ¨ Uberlastung nicht aufnehmen k¨onnen, sind hierf¨ ur mittlerweile Verbindlichkeiten in H¨ohe von etwa 2 <?page no="11"?> 1.1 Geleitwort von Arnold Vaatz, MdB 400 Mrd. Euro aufgelaufen, von denen ca. 75 Mrd. bereits geflossen sind und die ¨ ubrigen 325 Mrd. in den n¨achsten 20 Jahren anfallen. Wir verursachen mit alternativem Strom sporadisch auftretende ¨ Uberlastungen unserer Netze, was uns famose Exportm¨oglichkeiten er¨offnet. Das Dumme ist nur, dass wir durch dieses ¨ Uberangebot leider die Stromb¨orsenpreise dr¨ ucken. Der B¨orsenpreis, der sich normalerweise um die 45 Euro pro Megawattstunde bewegt, ist allerdings als Verkaufspreis schon wenig genug, weil an die alternativen Stromerzeuger schon 170 Euro f¨ ur diese Kilowattstunde zu entrichten war. Beim Export von 10 Terawattstunden (im Jahr 2012 waren es fast 15) bedeutet das selbst bei diesem B¨orsenpreis etwa 1,25 Milliarden Euro Verlust, f¨ ur den der Stromkunde aufzukommen hat. Was ist aber, wenn wir die Gefahr, die vom CO 2 ausgeht, einfach maßlos ¨ ubertreiben? Gut, mag der gem¨aßigte Betrachter sich bisher gesagt haben: Wenn an der CO 2 -Geschichte doch nichts dran sein sollte, dann sparen wir doch wohl an den ohne Zweifel endlichen Ressourcen! Sollte man meinen. Es w¨are dann wie beim Alchimisten Johann Friedrich B¨ottger, der eigentlich prahlte, Gold herstellen zu k¨onnen und dann stattdessen die Porzellanherstellung erfand. Seitdem wir das CO 2 aus dem Kraftwerk direkt in die Erde verpressen wollen, wird auch dieses Argument - sollte es jemals gegolten haben - hinf¨allig. Nicht mal Porzellan anstelle von Gold, in diesem Falle Ressourcenschonung anstelle von Klimarettung, sondern weder das eine noch das andere k¨onnte sich einstellen, denn die CO 2 -Verpressung verschlingt zus¨atzliche Ressourcen - erst recht, wenn auch noch die schon jetzt ressourcenschonende und bei Fortentwicklung noch g¨ unstigere Nutzung der Kernenergie aufgegeben wird; und der Input an fossiler Energie zur Bereitstellung der immer riesigeren Windkraftmaschinerie, der astronomische Rohstoffverbrauch f¨ ur Zuleitungen, Aufbauten und Herstellungstechnologie kommt hinzu. All dies l¨asst die Frage nach der Zuverl¨assigkeit der Pr¨amissen f¨ ur diesen gigantischen energiepolitischen Kurswechsel umso dringlicher werden - zumal wir uns in Deutschland in Bezug auf die Kernenergie als Geisterfahrer gegen¨ uber nahezu allen entwickelten Industrie- und Schwellenl¨andern fortbewegen und mit unserem schwankenden Stromnetz nun auch noch zu einem Fremdk¨orper im europ¨aischen Stromversorgungssystem geworden sind. 3 <?page no="12"?> 1 Ein Anfang Ich dr¨ ucke Horst-Joachim L¨ udecke und diesem Buch, das nun von ihm vorliegt, die Daumen, weil ich glaube, dass von einem wirklichen Erkenntnisgewinn in Sachen Energie und Klima unsere Zukunft abh¨angt. Wir m¨ ussen zu der Forderung nach naturwissenschaftlich soliden Erkenntnissen und ingenieurtechnisch realistischen Gestaltungswegen als Grundlage von politischen Entscheidungen zur¨ uckfinden. Ein gesinnungsethischer Konformit¨atsdruck ist eine schlechte Grundlage f¨ ur energiepolitische Entscheidungen. Dieses Buch ist ein leidenschaftlicher Aufruf zu intellektueller Redlichkeit und zugleich ein Meisterwerk in der plausiblen Vermittlung komplizierter physikalischer Sachverhalte. Ich w¨ unsche ihm viele Leser. Es geh¨ort in jeden Schulunterricht einer Abiturklasse. Allerdings bin ich Realist und ahne, was kommen wird: Man wird zun¨achst versuchen, es zu ignorieren. Aber es wird nicht fruchten, dazu ist das Buch zu souver¨an, zu ¨ uberzeugend, zu pr¨azise. Daher wird sich die Emp¨orungsindustrie mit ihm befassen und es auf den medialen Index setzen. Nur: ¨ Uber die Frage, ob CO 2 ein Klimakiller ist oder nicht und welche Faktoren f¨ ur das Leben wirkliche und welche eingebildete Risiken sind, entscheiden weder politische Mehrheiten noch religi¨ose ¨ Uberzeugungen noch der kollektive Wille der deutschen Medienlandschaft. Daher wird dieses Buch zumindest eines Tages von der Realit¨at best¨atigt werden. Wie viele schwer reparable Fehler bis dahin in der deutschen Energiepolitik gemacht sein werden, ist eine andere Frage. Arnold Vaatz, MdB 1 Hannover am 4.12.2012 1 Arnold Vaatz (Mathematiker) ist Mitglied des deutschen Bundestages und seit 2002 Stellvertretender Vorsitzender der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion. Von 1990 bis 1992 war er S¨achsischer Staatsminister in der Staatskanzlei und von 1992 bis 1998 S¨achsischer Staatsminister f¨ ur Umwelt und Landesentwicklung. 4 <?page no="13"?> 1.2 Vorwort zur 2. Auflage 1.2 Vorwort zur 2. Auflage Die erste Auflage des Buchs ist vergriffen, die zweite liegt nun vor. Neben Beseitigung von Fehlern wurde der Inhalt, soweit erforderlich, aktualisiert. Ein nebens¨achlich erscheinender Satz ist in diesem Zusammenhang besonders bemerkenswert. Er steht im j¨ ungsten IPCC-Bericht f¨ ur Politiker (2013) [126], versteckt als Fußnote 16, in Abschnitt D.2. In ihm wird einger¨aumt, dass die Klimasensitivit¨at des CO 2 unbekannt ist (man versteht darunter die durch eine hypothetische Verdoppelung des atmosph¨arischen CO 2 -Gehalts bewirkte globale Erw¨armung). Fachleuten war dies nat¨ urlich schon immer bestens bekannt, nicht aber der ¨ Offentlichkeit. Man darf gespannt sein, ob diese Mitteilung des IPCC jemals in den deutschen Medien thematisiert wird. Es ist nun UN-offiziell: die einzige Grundlage aller kostspieligen, unsere energieintensive Wirtschaft schwer sch¨adigenden politischen Entscheidungen ¨ uber CO 2 -Vermeidung und Energiewende beruhen auf einem unbekannten Zahlenwert. Den nimmt das IPCC salopp als gef¨ahrlich hoch an - ohne daf¨ ur einen Beleg angeben zu k¨onnen. Hier der Original-Wortlaut der IPCC-Fußnote: ”No best estimate for equilibrum climate sensitivity can now be given because of lack of agreement on values across assessed lines of evidence and studies”. Mit dieser Fußnote ist die bisher von Medien und Politik bevorzugte Verwechslung von unbrauchbaren IPCC-Vorhersagen mit einer soliden wissenschaftlichen Grundlage offengelegt. Wie es aussieht, ist leider nicht zu erwarten, dass die deutsche Politik daraus die Konsequenzen zieht. Die neue australische Regierung hat es freilich schon getan. Unter dem Premier Tony Abbott ist die CO 2 -Agenda Vergangenheit, seine vorrangige Amtshandlung war die Abschaffung der Carbon Tax. Ebenfalls bemerkenswert sind die bisher besten Kritiken dieses Buchs [30] auf der einen und fehlende Besprechungen in den Printmedien SPIE- GEL, FAZ, ZEIT, S¨ uddeutsche usw. auf der anderen Seite. Das Buch wird trotz des im Vordergrund des ¨offentlichen Interesse stehenden Themas von diesen Printmedien, die sich gew¨ohnlich ¨ uber ganz andere Dinge ohne Scheu in ihren Literaturseiten ausbreiten, ”nicht einmal ignoriert” (Zitat Karl Valentin). Kritiker der Energiewende und von ”Klimaschutz” sind Nestbeschmutzer des Mainstreams, die man totschweigt. 5 1.2 Vorwort zur 2. Auflage 1.2 Vorwort zur 2. Auflage Die erste Auflage des Buchs ist vergriffen, die zweite liegt nun vor. Neben Beseitigung von Fehlern wurde der Inhalt, soweit erforderlich, aktualisiert. Ein nebens¨achlich erscheinender Satz ist in diesem Zusammenhang besonders bemerkenswert. Er steht im j¨ ungsten IPCC-Bericht f¨ ur Politiker (2013) [126], versteckt als Fußnote 16, in Abschnitt D.2. In ihm wird einger¨aumt, dass die Klimasensitivit¨at des CO 2 unbekannt ist (man versteht darunter die durch eine hypothetische Verdoppelung des atmosph¨arischen CO 2 -Gehalts bewirkte globale Erw¨armung). Fachleuten war dies nat¨ urlich schon immer bestens bekannt, nicht aber der Offentlichkeit. Man darf gespannt sein, ob diese Mitteilung des IPCC jemals in den deutschen Medien thematisiert wird. Es ist nun UN-offiziell: die einzige Grundlage aller kostspieligen, unsere energieintensive Wirtschaft schwer sch¨adigenden politischen Entscheidungen ¨ uber CO 2 -Vermeidung und Energiewende beruhen auf einem unbekannten Zahlenwert. Den nimmt das IPCC salopp als gef¨ahrlich hoch an - ohne daf¨ ur einen Beleg angeben zu k¨onnen. Hier der Original-Wortlaut der IPCC-Fußnote: best estimate for equilibrum climate sensitivity can now be given because of lack of agreement on values across assessed lines of evidence and studies”. Mit dieser Fußnote ist die bisher von Medien und Politik bevorzugte Verwechslung von unbrauchbaren IPCC-Vorhersagen mit einer soliden wissenschaftlichen Grundlage offengelegt. Wie es aussieht, ist leider nicht zu erwarten, dass die deutsche Politik daraus die Konsequenzen zieht. Die neue australische Regierung hat es freilich schon getan. Unter dem Premier Tony Abbott ist die CO 2 -Agenda Vergangenheit, seine vorrangige Amtshandlung war die Abschaffung der Carbon Tax. Ebenfalls bemerkenswert sind die bisher besten Kritiken dieses Buchs [30] auf der einen und fehlende Besprechungen in den Printmedien SPIE- GEL, FAZ, ZEIT, S¨ uddeutsche usw. auf der anderen Seite. Das Buch wird trotz des im Vordergrund des ¨offentlichen Interesse stehenden Themas von diesen Printmedien, die sich gew¨ohnlich ¨ uber ganz andere Dinge ohne Scheu in ihren Literaturseiten ausbreiten, ”nicht einmal ignoriert” (Zitat Karl Valentin). Kritiker der Energiewende und von ”Klimaschutz” sind Nestbeschmutzer des Mainstreams, die man totschweigt. <?page no="14"?> 1 Ein Anfang Da n¨ utzt es wenig, wenn sogar ein ehemaliges Vorstandsmitglied der deutschen physikalischen Gesellschaft (DPG), Prof. Konrad Kleinknecht, eine sehr positive Kritik in der offiziellen DPG-Zeitschrift, dem Physik- Journal vom 20. Sept. 2013, verfasste [30]. Man soll es ruhig deutlich aussprechen: Die schreiende Nichtbeachtung der deutschen Medien kritischen Fachstimmen zu Klimaschutz und Energiewende gegen¨ uber ist Zensur. Von der ist aber nicht nur der Buchautor betroffen. Sein ungleich bekannterer Wirtschaftskollege, Prof. Hans-Werner Sinn vom ifo- Institut, der einen an Deutlichkeit nicht zu ¨ uberbietenden Vortrag gegen die deutsche Energiewende an der Ludwigs-Maximilian Universit¨at M¨ unchen bei Anwesenheit hoher politischer Prominenz hielt [104], wurde von den deutschen Medien ebenfalls mit Nichtbeachtung abgestraft. Eine neutrale, kritische deutsche Presse gab es einmal mit dem SPIEGEL Rudolf Augsteins (”berichten, was ist”), heute nicht mehr. Angesichts dieser Zust¨ande ”wundert” man sich, warum sich die großen Printmedien ¨ uber das Abwandern ihrer Leser ins Internet und ¨ uber Demonstranten (Pegida), welche die Medien-Defizite anprangern, gar noch ”wundern”. 1.3 Einf¨ uhrung Wie kommt man zu Energie und Klima ? Es fing mit einem Problem an, das jeder Hochschullehrer kennt. Vielen Studierenden f¨allt es schwer vorzutragen. Zur Behebung dieses Defizits bot ich an meinem Fachbereich die freiwillige Zusatzveranstaltung Pr¨asentation an. Von jedem Teilnehmer wurde an Samstag-Vormittagen zu einem frei gew¨ahlten technischen Thema ein 30-min¨ utiger Vortrag gehalten und danach gemeinsam analysiert. Freie Rede, Bild- und Textgestaltung der Pr¨asentation am Beamer und korrektes Zitieren von Bild- und Faktenquellen waren gefordert. Bei dieser Veranstaltung wurden von den Teilnehmern gerne aktuelle Themen, oft zu Energie und Klimawandel, gew¨ahlt. Insbesondere beim Klimawandel war das Fehlen ordentlicher Quellenangaben auff¨allig. Von allen Vortragenden wurde es als selbstverst¨andlich vorausgesetzt, dass Extremwetter infolge zunehmender CO 2 -Emissionen aus Kohlekraftwerken, Industrie und landwirtschaftlicher Nutzung zugenommen h¨atten. Meine neugierige Nachfrage nach den Quel- 6 <?page no="15"?> 1.3 Einf¨ uhrung len - denn ich war damals der gleichen Annahme wie meine Studenten - ergab jedes Mal Fehlanzeige. Seltsam! Daher begann die eigene Suche, mit dem Ergebnis, dass bis heute keine Nachweise f¨ ur zunehmende Extremwetter existieren. Die gesamte meteorologische Fachliteratur und die Berichte der UN-Klimaabteilung (IPCC) belegten dies. Historische Hochwassermarken an der alten Br¨ ucke meiner Heimatstadt Heidelberg lieferten weitere Hinweise. Touristen bleiben hier oft nachdenklich stehen und lesen die in Stein gepr¨agten Pegelmarken. Diese zeigen, dass die st¨arksten ¨ Uberschwemmungen weit ¨ uber hundert Jahre zur¨ uckliegen. Damals gab es noch keine nennenswerten menschgemachten CO 2 -Emissionen. Nachschauen im Internet f¨ uhrt schließlich zu Seiten, die Photographien historischer Flusspegelw¨ande aus ganz Europa zeigen. Sie best¨atigen den Heidelberger Befund bestens. Von zunehmenden ¨ Uberschwemmungsh¨ohen in j¨ ungeren Zeiten kann trotz des katastrophalen Hochwassers von Dresden im Jahre 2002 keine Rede sein. Sogar dieses hatte im Jahre 1845 einen mindestens gleichstarken Vorg¨anger. Immerhin gibt es eine Aufl¨osung des Hochwasserr¨atsels. ¨ Uberschwemmungen werden als ansteigend empfunden, weil vermehrt in hochwassergef¨ahrdeten Gebieten gesiedelt wird, die Versicherungssch¨aden ansteigen und inzwischen weltweit ¨ uber solche Ereignisse berichtet wird. Bei zweifelhaftem Verlass auf die Technik wird die Natur untersch¨atzt. Die US-Stadt New Orleans lieferte daf¨ ur ein Musterbeispiel. Bereits leicht zug¨angliche Fakten zeigten somit an, dass die Grundlagen der Klimafurcht fragw¨ urdig sind. ¨ Uber problemlos Nachpr¨ ufbares, wie ¨ Uberschwemmungsh¨ohen von Fl¨ ussen und Extremwetter-Statistiken, besteht weitgehende Unkenntnis in der ¨ Offentlichkeit und in den Redaktionsstuben der Medien. Wie sieht es dann erst bei den komplexeren Sachverhalten aus? Ist menschgemachtes CO 2 wirklich klimasch¨adlich? Beantworten wir hilfsweise diese Frage einmal mit ”Ja”. Dann schließt sich die Folgefrage an, ob Deutschlands kostspielige CO 2 -Vermeidungsmaßnahmen ¨ uberhaupt global sp¨ urbar sein k¨onnen. Unser Weltanteil von etwa 2,5% aller menschgemachten CO 2 -Emissionen ist vernachl¨assigbar. Im ¨ Ubrigen betreiben im Wesentlichen nur noch die EU und die Schweiz CO 2 -Vermeidung zum dedizierten Zweck des ”Klimaschutzes”. Die maßgebenden Verursacher, wie China und Indien, haben solche Maßnahmen noch nie in Erw¨agung gezogen. Warum h¨ort man in den Medien 7 <?page no="16"?> 1 Ein Anfang nichts ¨ uber unsere weltweite Sonderstellung? ¨ Uberdies: Kann man das sich naturgesetzlich stets wandelnde Klima ¨ uberhaupt sch¨ utzen? Welche Klimazone - von polar bis tropisch - bedarf des st¨arksten Schutzes? Was sagen unabh¨angige Klimafachleute dazu? Gibt es hier einen ¨ahnlichen Konsens ¨ uber die Klimasch¨adlichkeit des menschgemachten CO 2 wie in Politik und ¨ Offentlichkeit? Solche h¨aretischen Fragen lassen sich gleichermaßen auch zur deutschen Energiewende stellen. Diese Wende fand ihre Begr¨ undung zun¨achst in der Forderung nach CO 2 -Vermeidung zum Zweck des Klimaschutzes. Sp¨ater wurde das Klimaargument durch die als unabdingbar propagierte, ¨ uberst¨ urzte Aufgabe der Kernenergie komplettiert. Keine Nation dieser Erde kopiert unsere Energie- und Klima-Agenda. Und tats¨achlich: Wie ist unsere Agenda denn sachlich zu rechtfertigen? Kann irgendein Nutzen f¨ ur unsere Volkswirtschaft oder die Umwelt aus der Energiewende abgeleitet werden? Diese Fragen sind keineswegs akademisch! Sie ber¨ uhren maßgeblich die Position Deutschlands im globalen Wettbewerb, die Stromrechnung jeden Privathaushalts, die stromintensive Industrie und insbesondere den Schutz unserer Natur, wie es die lawinenartig zunehmenden B¨ urgerproteste gegen Windradinstallationen zeigen. Inzwischen im Ruhestand, hatte ich Zeit, mich wieder frei von Lehrverpflichtungen oder gar finanziellen Interessen der physikalischen Forschung zuzuwenden, jetzt einem Spezialgebiet der Klimaforschung (Meteorologie und ”Klima” sind Teilgebiete der Physik). Aus den Resultaten dieser Bem¨ uhungen sind, zusammen mit Mitautoren, inzwischen mehrere wissenschaftliche Klimaver¨offentlichungen in internationalen, begutachteten Fachjournalen entstanden 2 . Zusammen mit befreundeten Forschern an deutschen und ausl¨andischen Universit¨aten laufen weitere Projekte. Die hier gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse, die sich mit denen vieler Klimaforscher weltweit decken, widersprechen (unbeabsichtigt) in maßgebenden Punkten den deutschen Medienberichten und der deutschen Klima-Politik. Kritische Autoren von Klimasachb¨ uchern haben ebenfalls schon solche Widerspr¨ uche bemerkt. Man informiert sich im Internet, denn die Klima-Berichte der deutschen Medien sind nicht 2 [166] - [169] 8 <?page no="17"?> 1.3 Einf¨ uhrung objektiv. Ohne verl¨assliche Information ist aber kein verl¨assliches Urteil m¨oglich. Diskussionen, die sich an meine Vortr¨age anschließen, zeigen einen dringenden Bedarf an fachlich einwandfreier Sachinformation. An die Gruppe dieser Interessierten, die selber nachdenken und es nicht beim ”Das steht doch so in der Zeitung” belassen, richtet sich das Buch. Das Buch hat ”externe Anh¨ange”, in denen detaillierter auf spezielle Themen n¨aher eingegangen wird [66]. F¨ ur Errata und weiteres stellt der expert-Verlag eine eigene Seite zur Verf¨ ugung. Die Prozedur im Detail: Auf www.expertverlag.de den Men¨ upunkt expert downloads w¨ahlen und das Bild herunterscrollen, bis Luedecke, Energie und Klima: Chancen, Risiken, Mythen erscheint. Nach Anklicken erscheint die Maske Authentication Required. In ihrem oberen Feld ist luedecke, im unteren Feld lue-energie-klima einzugeben. Diskussionen, Gespr¨ache, Telefonate und E-Mails mit Naturwissenschaftlern - fast alle Physiker, viele schon im Ruhestand und einige von ihnen meine pers¨onlichen Freunde - haben wertvolle Anregungen und Erg¨anzungen zum Buch geliefert. Besonders verpflichtet bin ich dem inzwischen verstorbenen Prof. Werner Weber (Univ. Dortmund), Prof. Carl Otto Weiss (Phys. Techn. Bundesanstalt Braunschweig), Dr. Rainer Link, Prof. Karl Otto Greulich (Univ. Jena), Prof. Garth Paltridge (Univ. Hobart, Australien), Dr. Sabine Lennartz (Univ. Edinburgh, Schottland), Dr. Hempelmann (Univ. Hamburg), Prof. Gerd Gantef¨or (Univ. Konstanz), Prof. Hubert Becker (HTW des Saarlandes), Dr. Gerhard Schrieder (GSI Darmstadt) und Prof. Gerhard Hosemann (Univ. Erlangen). Weiter zu nennen sind meine Freunde im Europ¨aischen Institut f¨ ur Klima und Energie (EIKE) Dipl.-Ing. Michael Limburg, Dipl. Meteorologe Klaus-Eckart Puls, Prof. Friedrich-Karl Ewert (Univ. Paderborn) und Dr. Siegfried Dittrich. Mit den Autoren des exzellenten Buchs ”Die kalte Sonne” Prof. Fritz Vahrenholt und Dr. Sebastian L¨ uning, befinde ich mich im fachlich-freundschaftlichen Austausch. Ganz besonders m¨ochte ich Dr. G¨otz Ruprecht und seinen Physiker-Kollegen am Institut f¨ ur Festk¨orper-Kernphysik, Berlin [122] f¨ ur zahlreiche Hinweise und den vollst¨andigen Beitrag unter 3.7.2 danken. Der Energieteil des Buchs ist von dieser Zusammenarbeit wesentlich mitgepr¨agt worden. Herrn Arnold Vaatz, MdB danke ich f¨ ur sein freundliches Geleitwort. 9 <?page no="18"?> 1 Ein Anfang 1.4 Quellen und Literatur Die Leser werden ausdr¨ ucklich ermutigt, eigene Recherchen vorzunehmen. Hierf¨ ur ist das Internet unverzichtbar. Die im Buch angegebenen Quellen sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, s¨amtlich im Internet erreichbar. Internet-Links sind freilich oft ”Bandw¨ urmer” mit unhandlichen Sonderzeichen, so dass hier bei den Quellenangaben das praktische K¨ urzungs-System tinyurl verwendet wird [261], mit welchem ein unhandlich langer Internet-Link zu http: / / tinyurl.com/ (sieben Zeichen) verk¨ urzt ist. An Stelle der langen Originaladresse wird einfach der angegebene tinyurl-Link eingegeben. Die Originaladresse wird dabei im Browserfenster sichtbar. Die ¨ uberwiegende Zahl von Quellen ist in Englisch, dies ist heute unumg¨anglich. Bei der eigenen Internet-Suche ist es zu empfehlen, neben den deutschen vorwiegend englische Suchbegriffe zu versuchen. Bei den hier angegebenen Internetquellen ist das Erscheinungsdatum des Buchs maßgebend, weil Internetquellen auch wieder verschwinden k¨onnen. In diesen F¨allen helfen nur noch aufwendige Suchaktionen weiter [123]. Auf Großbzw. Kleinschreibung der Internetadressen ist zu achten! Die verl¨asslichsten Quellen sind begutachtete Publikationen. Begutachtet, im Englischen ”Peer Review”, bedeutet, dass jede international anerkannte, wissenschaftliche Fachzeitschrift einen eingereichten Artikel von Fachgutachtern, in der Regel renommierten Experten des betreffenden Fachgebiets, pr¨ ufen l¨asst, bevor der Beitrag angenommen wird. Wer keinen Zugriffauf elektronische Literaturdatenbanken hat, m¨ usste diese Ver¨offentlichungen im Prinzip von den entsprechenden Fachverlagen kaufen. Hier gibt es aber Auswege. Oft stellen Autoren ihre Ver¨offentlichungen auf ihren Hochschulwebseiten frei zur Verf¨ ugung. Ferner gibt es Google Scholar [239]. Die Eingabe der Autorennamen reicht oft schon aus, um f¨ undig zu werden. ”Bildquellen” im Buch sind direkt ¨ ubernommenen Originalbilder gem¨aß Genehmigung des Inhabers. In allen anderen F¨allen ist die gezeigte Grafik aus den Daten nacherstellt. Schlussendlich: Unter neutralen Begriffen, wie beispielsweise ”der Leser”, ”die Studenten” etc., sind stets und ausdr¨ ucklich die weibliche und die m¨annliche Form gemeint. Der Unsitte von gendergerechten Sprachverrenkungen folgt das Buch nicht. 10 <?page no="19"?> 2 Deutschland im Wandel Es gibt Leute, die k¨onnen alles glauben, was sie wollen; das sind gl¨ uckliche Gesch¨opfe! (Georg Christoph Lichtenberg) Deutschland will sich mit Energiewende und Klimaschutz neu erfinden. CO 2 -Vermeidung ist in aller Munde. CO 2 -neutrales Essen in Kantinen oder CO 2 -freie St¨adte [57] sind nur zwei stellvertretende Beispiele. Nicht zuletzt wegen des als klimasch¨adlich angesehenen CO 2 soll der elektrische Strom in wenigen Jahrzehnten praktisch nur noch von Windr¨adern, Photovoltaik und Biomasse erzeugt werden. Geb¨aude werden in dicke Isolierungen verpackt, um Heizungsenergie zu sparen. Dies wird das Gesichtsbild unserer St¨adte ver¨andern. Insbesondere fallen auch historische Fassaden gesetzlich unter das Verpackungsgebot. Windturbinen haben schon heute zu maßgebenden Landschaftsver¨anderungen in deutschen Tiefebenen, aber auch in unter Naturschutz stehenden Waldgebieten gef¨ uhrt. ¨ Uber deutsche Strompreise und die Sicherheit der Elektrizit¨atsversorgung wurde noch vor wenigen Jahren nicht gesprochen. Heute schicken Kommunen Energieberater in wirtschaftlich schwach gestellte Haushalte, die ihren Strom nicht mehr bezahlen k¨onnen. Stromsensible Industrieunternehmen, aber auch Hausbesitzer, die es sich leisten k¨onnen, installieren Notstromaggregate zur ¨ Uberbr¨ uckung l¨angerfristiger Black-Outs. Energieintensive Betriebe wandern ohne viel Aufhebens ins Ausland ab, die dabei verlorenen Arbeitspl¨atze werden nicht so schnell wiederkommen. 2.1 Probleme mit der Energiewende Die Durchsetzung der Energiewende kann inzwischen oft nur gegen den Willen der Betroffenen vorgenommen werden. Dies f¨ uhrt dann zu so- 11 <?page no="20"?> 2 Deutschland im Wandel zialen und politischen Spannungen. Hatten ehemals gegen Windr¨ader klagende Anrainer vor Gericht noch gute Chancen, hat sich dies infolge neuer Rechts- und Auslegungsbestimmungen ge¨andert. Der grundgesetzlich verankerte Schutz von Tieren, hier insbesondere von V¨ogeln und Flederm¨ausen, greift nicht mehr. Vor allem die fr¨ uher unter besonderem Schutz stehenden Greifv¨ogel Milane werden von den bis zu 200 Meter hohen Windradanlagen zerschreddert. Den Flederm¨ausen platzen ohne Ber¨ uhrung mit den Propellern die Lungen [32]. Diese Tiere genießen jetzt nicht mehr den Schutz, den man noch dem Juchtenk¨afer unter dem Stuttgarter Hauptbahnhof zubilligte. Sogar der Naturschutz vieler Waldgebiete wird angetastet. Das der Rechtsprechung von der Politik als prim¨ar vorbezeichnete Gut des ”Klimaschutzes” hat Vorrang vor dem Naturschutz. Die Politik bleibt bei dieser Linie, obwohl fachkundige Bef¨ urworter gr¨ uner Energien freim¨ utig eingestehen, dass weder durch Windradparks noch durch Solaranlagen in nennenswertem Umfang CO 2 vermieden werden kann. Die durch Biosprit verursachte Kostensteigerung und Verknappung von Nahrungsmitteln in L¨andern der dritten Welt wird inzwischen immerhin schon in den Medien kritisiert. Die UN empfiehlt daher, die Biospritproduktion weltweit zur¨ uckzufahren. Pumpspeicherwerke inmitten von Touristen gesuchten Erholungsgebieten des S¨ udschwarzwaldes lassen Natursch¨ utzer auf die Barrikaden steigen. Darunter sind viele W¨ahler, die ehemals den Gr¨ unen in Baden-W¨ urttemberg zur Regierungsmehrheit verhalfen und andere Vorstellungen von Naturschutz haben. Schlussendlich klettern die Strompreise unaufhaltsam in die H¨ohe. Das Ende dieses Anstiegs ist nicht absehbar. Er bedroht unsere stromintensive Industrie und wirtschaftlich schwach gestellte Haushalte. Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich zwingend die Frage, wie die Verwerfungen der deutschen Stromwirtschaft und der Umwelt infolge der Energiewende sachlich zu rechtfertigen sind. Die Grenzen der Energiewende treten immer deutlicher zu Tage. Ihr Scheitern wird von vielen Fachleuten als unabwendbar angesehen, und die Medien beginnen hier¨ uber zu berichten. Deutschland steht mit seiner Energiewende weltweit alleine da. In Polen und Tschechien mit ihren bestehenden und projektierten Kernkraftwerken unweit der deutschen Grenzen mehren sich ver¨argerte Stimmen. Diese L¨ander sehen sich wegen ihrer Kernkraftwer- 12 <?page no="21"?> 2.1 Probleme mit der Energiewende ke deutschem Druck auf ihre energiepolitische Souver¨anit¨at ausgesetzt. Daher sind nunmehr folgende Fragen unvermeidbar: • Gibt es zwingende sachliche Gr¨ unde f¨ ur die Energiewende? • Warum f¨ urchten wir inzwischen einen hochgef¨ahrlichen, landesweiten Black-Out? • Warum sind wir Deutschen Vorreiter einer Bewegung, bei der uns keine Nation dieser Erde folgt? Schließlich hatten wir vor der Energiewende eine sichere, zuverl¨assige und kosteng¨ unstige Versorgung mit elektrischer Energie. Von einer Black-Out Bedrohung war in Westdeutschland niemals die Rede. Trotz Kritik an Details der Energiewende sind in den Medien diese sich von selbst aufdr¨angenden Fragen nicht zu vernehmen. Ganz offensichtlich ist man in den Redaktionen der Auffassung, dem Medienkonsumenten die technischen Probleme der Energiewende nicht erkl¨aren oder gar zumuten zu k¨onnen. Diese bilden aber in Wirklichkeit doch den eigentlichen Problemkern! Bevor die technischen Grundkriterien und die hiermit verbundenen Kosten nicht ins ¨offentliche Bewusstsein ger¨ uckt sind, k¨onnen ¨offentliche Diskussionen und politischen Entscheidungen nicht sachgerecht sein. Technische und wirtschaftliche Grundregeln sind nicht durch politische Willensbildung außer Kraft zu setzen. Das vorliegende Buch wird die maßgebenden technischen und wirtschaftlichen Kriterien der Energiewende nicht ausblenden. Es ist sein Hauptziel, auf sie eingehen! Dies wird an praxisnahen Rechenbeispielen - f¨ ur den Leser leicht nachvollziehbar - unterst¨ utzt. Die unwissentlich gut gemeinte und mehrheitlich von der Bev¨olkerung mitgetragene Energiewende wird scheitern. Um zu dieser Folgerung zu gelangen, bedarf es keiner Prophetie. Die naturwissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Regeln lassen gar keinen anderen Schluss zu. Der bekannte Wirtschaftsprofessor Hans-Werner Sinn hat daher keineswegs leichthin daher gesprochen, als er im Handelsblatt vom 29.3.2012 konstatierte: ”Wer meint, mit alternativen Energien lasse sich eine moderne Industriegesellschaft betreiben, verweigert sich der Realit¨at.” 13 <?page no="22"?> 2 Deutschland im Wandel Wenn dar¨ uber hinaus dem stromintensiven Teil der deutschen Industrie und dem W¨ahler noch st¨arkere finanzielle Belastungen f¨ ur die Energiewende abverlangt werden, wird es auch an anderen Stellen problematisch. Stahl- und Aluminiumwerke sind dabei, sich aus Deutschland zur¨ uckzuziehen - mit all den damit verbundenen Folgen f¨ ur die Arbeitspl¨atze. Im privaten Bereich k¨onnen heute (2014) bereits ¨ uber eine Million Haushalte ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen und wurden von den Versorgern vom Stromnetz abgeklemmt. Diese Entwicklung wird bei einem voraussichtlich weiteren Anstieg der Anzahl von Haushalten ohne elektrischen Strom gesellschaftspolitische Verwerfungen nach sich ziehen. Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Der endg¨ ultige Durchbruch hin zur deutschen Energiewende wurde durch kein deutsches Ereignis bewirkt. Grund war vielmehr eines der st¨arksten bekannten Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami in Japan. Zumindest die letztgenannte Naturkatastrophe ist in Deutschland unm¨oglich. Die Zerst¨orungen durch den Tsunami, der die Havarie der japanischen Kernkraftwerke verursachte, h¨atten mit ausreichend hohen Schutzmauern zuverl¨assig verhindert werden k¨onnen. Die erforderlichen Wandh¨ohen waren den Verantwortlichen bestens bekannt und dokumentiert. Damit w¨aren in der verw¨ usteten Gegend um Fukushima die Kernkraftwerke als die einzigen noch funktionierenden technischen Anlagen f¨ ur den dringend ben¨otigten elektrischen Strom verblieben. Es kam anders. Der entstandene Nuklearschaden in Japan war betr¨achtlich, obwohl kein Todesopfer durch Strahlensch¨aden zu beklagen war (s. unter 3.7.3). Deutschland gedachte kaum der 16.000 Opfer des Tsunami. Dagegen mutierte die deutsche Kernkraft zum Unding. Aus Angst vor radioaktiven japanischen Wolken wurden sogar Jodtabletten gekauft. Angesichts dieser irrationalen Reaktionen wurde schließlich die deutsche Energiepolitik komplett auf den Kopf gestellt. Die Kanzlerin Angela Merkel gab widerstandslos die Kernkraft auf und beeilte sich, die gr¨ unen Energien als unabdingbar f¨ ur die deutsche Stromerzeugung zu erkl¨aren. Viele unserer europ¨aischen Nachbarn, wie Frankreich, Schweden, Finnland, Polen und die Tschechei, sahen und sehen die Dinge dagegen sachlich und bauen die Kernenergie in rationaler Beurteilung der Risiken weiter aus. Die f¨ ur unsere Volkswirtschaft schicksalshafte 14 <?page no="23"?> 2.1 Probleme mit der Energiewende technische Entscheidung f¨ ur die Energiewende wurde schließlich von einer Ethik-Kommission getroffen, der ein Erz-, ein Landesbischof und der Vorsitzende des Zentralkomitees deutscher Katholiken, aber kein Energieexperte angeh¨orten. Die urspr¨ unglichen Laufzeitverl¨angerungen der deutschen Kernkraftwerke (KKW) wurden zur¨ uckgenommen. Statt, wie geplant, fr¨ uhestens 2036 soll nun das letzte KKW bereits bis 2022 vom Netz gehen. Acht KKW der insgesamt 17 deutschen KKW werden sofort abgeschaltet, danach in den Jahren 2015, 2017 und 2019 ein KKW, 2021 und 2022 jeweils drei KKW [267]. Wind-, Solar- und Biogastrom sollen zuerst die Kernkraft und sp¨ater auch die Kohle ersetzen. Wer solches vor wenigen Jahren vorhergesagt h¨atte, w¨are nicht ernst genommen worden. Deutschland lebt vom Export technischer Produkte. Es weist im Nationenvergleich immer noch einen der h¨ochsten Anteile an qualifizierten Technikern, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern auf. Mit der Ethikkommission wurde das stets bew¨ahrte Vorgehen industrialisierter Demokratien auf den Kopf gestellt, neue technische Großverfahren (Strom aus Wind und Sonne) zuerst von unabh¨angigen Fachleuten beurteilen und gr¨ undlich testen zu lassen und erst danach der politischen Entscheidung zu ¨ ubergeben. Jeder unvoreingenommene Beobachter wird freilich einr¨aumen, dass die Risiken der Kernkraft nicht aus der Luft gegriffen sind. Eine risikofreie Technologie gibt es nicht. Die Kernenergie ist hier kein Sonderfall, sie unterliegt in diesem Punkt den gleichen Kriterien wie grunds¨atzlich auch jede andere technische Methode zur Stromerzeugung. Die Kernkraft wird allerdings in Deutschland kritischer beurteilt und als gef¨ahrlicher angesehen als von allen anderen Nationen weltweit. Nirgendwo wird solche Angst vor der Kernkraft und werden so viele Unwahrheiten verbreitet, nirgendwo wird so manipuliert wie bei der Kernenergie. Zwei Gr¨ unde scheinen hierf¨ ur verantwortlich zu sein: Zum einen ist es die Unkenntnis, wie hoch das Risiko der Kernenergie faktisch ist und im n¨ uchternen Vergleich mit den Risiken anderer technischen Anwendungen eingeordnet werden muss. Großtechnik ohne Gef¨ahrdung f¨ ur Leib und Leben gibt es nicht, wie es uns allein der Autoverkehr mit seinen vielen tausend Opfern jedes Jahr vor Augen f¨ uhrt, ohne dass wir uns dar¨ uber noch Gedanken machen. Zum zweiten gelang es ¨okoideologischen Inter- 15 <?page no="24"?> 2 Deutschland im Wandel essengruppen in beharrlichem und schließlich erfolgreichem Bem¨ uhen, irrationale Kernkraftangst fest in der Bev¨olkerung zu verankern. Es ist durchaus m¨oglich, dass Deutschland, zusammen mit weiteren europ¨aischen L¨andern, wie Italien, ¨ Osterreich und der Schweiz, die Kernenergie f¨ ur einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahrzehnten aufgibt. Diese Politik wird sich aber auf noch l¨angere Dauer nicht halten lassen. Die Menschheit wird des schieren ¨ Uberlebens wegen diese unerreichbar effiziente Energiequelle mit ihrem praktisch unendlichen Brennstoffvorrat nicht aufgeben. Ohne sie ist die Energieversorgung von zuk¨ unftig vielleicht 10 Milliarden Erdbewohnern auf einem akzeptablen industriellen Niveau und unter den stets maßgebenden Kostenbedingungen unm¨oglich. Kein Land, auch Deutschland nicht, wird sich dieser Entwicklung entziehen k¨onnen. Die Kernenergie wird, wie in diesem Buch noch detailliert nachgewiesen wird, als einzige maßgebende Energiequelle der Menschheit f¨ ur die fernere Zukunft verbleiben - sie ist keine ”Br¨ uckentechnologie”. Ein weiteres Ziel dieses Buchs wird es daher sein, ¨ uber die Nutzung der Kernkraft ein objektives Bild zu vermitteln, das ihre Chancen sachlich zutreffend einordnet und ihre Risiken korrekt schildert. Die Kernkraft wird in Deutschland zun¨achst nur noch stark eingeschr¨ankt zum Einsatz kommen, sieht man von einer denkbaren Stimmungsern¨ uchterung nach dem Scheitern der Energiewende einmal ab. Diese Ern¨ uchterung k¨onnte sachgerecht zur Folge haben, die aktuell aufgegebenen Restlaufzeiten der sicheren deutschen Kernkraftwerke doch noch auszunutzen. Was danach passiert, kann nicht vorhergesagt werden. Eine danach m¨ogliche deutsche Abkehr von den heutigen Typen von Kernkraftwerken w¨are sogar, wie hier noch gezeigt wird, nicht einmal v¨ollig unvern¨ unftig. Freilich sind hierf¨ ur v¨ollig andere als Sicherheitsgr¨ unde maßgebend. Und diese Abkehr erfordert konsequente, begleitende Maßnahmen sowie eine sachgem¨aße energiepolitische Zukunftsstrategie, auf die im Buch noch detailliert eingegangen wird. 16 <?page no="25"?> 2.2 Klimaschutz als Gebot? 2.2 Klimaschutz als Gebot? Man beginnt fast zu vergessen, dass gr¨ une Energien zuerst mit dem Argument des Klimaschutzes propagiert wurden. Im Gegensatz zur Energiewende steht aber der Sinn oder Unsinn von ”Klimaschutz” inzwischen außerhalb aller Debatten. Die Ideologisierung eines urspr¨ unglich naturwissenschaftlichen Themas ist total. CO 2 -Vermeidung ist zu einem unumst¨oßlichen ethischen Gebot geworden. Nur Fachleute wissen noch, dass die Dinge hier keineswegs so einfach liegen. Die Klimawissenschaft hat heute einen Stand erreicht, der eine Zusammenfassung und Kl¨arung erlauben k¨onnte. Die maßgebenden Klimafakten, Messwerte und Argumente sind wohlbekannt. Dennoch ist die Kontroverse ¨ uber den Einfluss des anthropogenen (menschgemachten) CO 2 auf die mittlere Globaltemperatur inzwischen weitgehend ins Ideologische und Politische abgeglitten. Die ¨ Offentlichkeit beunruhigt wohl am st¨arksten die Frage nach einer eventuellen Zunahme von Wetterkatastrophen, denn entsprechende Vermutungen werden von den Medien besonders gerne ver¨offentlicht. Hierzu sagen der j¨ ungste Extremwetterbericht des IPCC (IPCC = Intergovernmental Panel on Climate Change, der Weltklimarat), der im aktuellen Jahr 2012 erschien, aber bereits auch schon der IPCC-Bericht von 2001 in seinem umfangreichen Kapitel 2.7 ”Has Climate Variability, or have Climate Extremes, Changed? ” freilich absolut eindeutig aus [128]: Bis heute sind keine Zunahmen von Tornados, St¨ urmen, Starkregen, D¨ urren und ¨ Uberschwemmungen feststellbar. Nur von zuk¨ unftigen, vermuteten Entwicklungen spricht das IPCC und st¨ utzt seine Einsch¨atzungen auf Klimamodelle. Allen Fachleuten ist dies bekannt. Dennoch verk¨ unden die deutschen Medien immer noch das Gegenteil. Hierbei werden sie oft von deutschen Klimainstituten oder dem deutschen Wetterdienstes (DWD) flankiert. Das sachlich unzul¨assige Verfahren besteht darin, die ausschließlich die Zukunft betreffenden Vermutungen des IPCC salopp in die aktuelle Gegenwart zu versetzen. Freilich kommen bei aufmerksamen Zeitgenossen ¨ uber eine von den deutschen Medien beschworene, durch menschgemachtes CO 2 bedingte 17 <?page no="26"?> 2 Deutschland im Wandel globale Erw¨armung l¨angst Zweifel auf. Die wissenschaftliche Unauffindbarkeit eines menschgemachten Einflusses auf Erdtemperaturen, die befremdlichen Einflussnahmen von Klimawissenschaftlern einer bestimmten Meinungsrichtung auf politische Entscheidungen, das Aufspringen von Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) auf den Zug der ”Klimakatastrophe” und schließlich die Instrumentalisierung der Klimafurcht durch industrielle Interessengruppen und R¨ uckversicherungen entgehen dem aufmerksamen Beobachter nicht. Die bereits dem Laien zug¨anglichen, leicht erkennbaren Fakten sprechen f¨ ur sich. Infolge des stetig ansteigenden atmosph¨arischen CO 2 d¨ urften Jahrzehnte lange Abk¨ uhlungsperioden nicht vorkommen. Genauer, ihr Auftreten w¨are ein Beleg daf¨ ur, dass nat¨ urliche Klima¨anderungen den nur geringf¨ ugig erw¨armenden Einfluss des menschgemachten CO 2 weit ¨ uberwiegen. Genau dies f¨ uhrt uns die Natur seit nunmehr 18 Jahren vor. Die Behauptungen ¨ uber eine weitere Erw¨armung der Erde sind unhaltbar geworden. Globalweit sinken die Temperaturen, und die Winter werden im weltweiten Schnitt h¨arter. Das Internet stellt weltweite Temperaturreihen von Klimainstituten zur Verf¨ ugung, die den inzwischen nicht mehr bestrittenen globalen Temperaturr¨ uckgang ab etwa dem Jahre 1996 trotz der weiter ansteigenden atmosph¨arischen CO 2 Konzentration belegen. Ein Wort zur gesellschaftspolitischen Relevanz von ”Klimaschutz und Energiewende”: Von der Politik instrumentalisierte Bewegungen haben stets einen ideologischen Hintergrund. Sie ber¨ uhren uns damit nicht nur materiell. Ideologien beschneiden stets die Freiheitsrechte. Es f¨angt unauff¨allig an. Das EU-Verbot der Gl¨ uhbirne kann man vielleicht noch unter ”absurder Komik” abbuchen, die von Anrainern erlittenen Sch¨aden durch Windr¨ader (Wertverlust des Hauses, Schattenwurf, gesundheitssch¨adlicher Infraschall), die durch Windr¨ader erzeugten Landschaftssch¨adigungen, das T¨oten von V¨ogeln und Flederm¨ausen sowie schließlich das Zubetonieren von Naturschutzgebieten f¨ ur den Bau von Windradsockeln und von Pumpspeicherbecken aber nicht mehr. Es sind noch weitere Entwicklungen absehbar. Da die Fluktuationen von Wind- und Sonnenstrom von Natur aus vorgegeben sind, wird bereits die Zuteilungsstromwirtschaft geplant. Smarte Stromnetze und -z¨ahler werden den Verbraucher unter Druck setzen, den Strom dann 18 <?page no="27"?> 2.2 Klimaschutz als Gebot? zu nutzen, wenn er verf¨ ugbar ist und nicht, wenn er ihn ben¨otigt. Bei konsequenter Umsetzung der Energiewende steht am Ende die Strom- Zuteilungswirtschaft, ¨ahnlich wie man es von vielen G¨ utern in der ehemaligen DDR kannte. Die gesellschaftspolitischen Aspekte von Klimawandel und Energiewende sollen aber hier nur am Rande zu Wort kommen. F¨ ur mehr Information kann das ausgezeichnete Buch ” ¨ Okonihilismus” von Edgar G¨artner empfohlen werden [91]. Historisch Kundige werden nachdenklich, wenn praktisch alle maßgebenden politischen Parteien das Gleiche zu Klima und Energie propagieren - die FDP Sachsens [77], die AfD und die PDV ausgenommen. Alle schließen sich dem Klimaschutz an, erkl¨aren eine menschgemachte Erderw¨armung f¨ ur Realit¨at und bef¨ urworten die Energiewende. Die Kernenergie wird als ”Br¨ uckentechnologie” abgetan. Die deutschen Medien helfen meinungssteuernd mit. Kritiker werden als Klimaskeptiker bezeichnet - zweifellos abwertend und zudem falsch, denn kein vern¨ unftiger Mensch ¨außert am naturgesetzlich steten Klimawandel irgendeine Skepsis. Weltweit renommierte, ”skeptische” Klimaexperten verortet man außerhalb eines angeblich existierenden wissenschaftlichen Konsens. Skepsis ist Zweifel an der objektiven Realit¨at eines Ph¨anomens. Ohne Skepsis ist daher keine Wissenschaft m¨oglich. So waren die Skeptiker zu Zeiten Galileis die Anh¨anger des neuen heliozentrischen Weltbildes. An Stelle von Klimaskeptiker ist in Wirklichkeit Skeptiker menschgemachter Klimakatastrophen zu verstehen. Die zahlreichen Abgeordneten des deutschen Bundestages, die durchschaut haben, was bei Energiewende und Klimaschutz wirklich passiert, aber es nicht ¨offentlich aussprechen d¨ urfen, ordnen sich der Fraktionsdisziplin unter. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie Arnold Vaatz (ehemaliger Umweltminister Sachsens) und Michael Fuchs, beide CDU- Abgeordnete des deutschen Bundestages. ¨ Offentliche demokratische Debatten ¨ uber den sachlichen Sinngehalt von Klimaschutz und Energiewende werden entgegen jedem Demokratieverst¨andnis unterdr¨ uckt. Beim Thema der Finanzkrise wurde bereits eine Redebeschr¨ankung im deutschen Bundestag versucht. Die Standardantwort auf Fragen des kritischen B¨ urgers zu ”Energiewende und Klimaschutz”, wie sie von der Politik und den zust¨andigen Beh¨orden, wie etwa dem Bundesumweltamt, gegeben werden, macht es deutlich: 19 <?page no="28"?> 2 Deutschland im Wandel ”Zur Beantwortung Ihrer Frage fehlt uns die Sachkenntnis. Wir vertrauen ganz den Empfehlungen des IPCC” Hierbei wird nicht wahrgenommen, oder von den beh¨ordlichen Mitarbeitern, die es oft wissen, auf h¨ohere Direktive hin ignoriert, dass das IPCC keineswegs als repr¨asentativ f¨ ur die Auffassung aller einschl¨agigen Fachleute weltweit gelten darf (s. unter 4.13). Sch¨arfer blickende Philosophen, Schriftsteller und Diplomaten haben l¨angst durchschaut, was es mit fest verankerten Vorstellungen auf sich hat, die entgegen aller rationalen Vernunft und mit entschiedener Verweigerung einer n¨aheren ¨ Uberpr¨ ufung der Fakten von allen akzeptiert werden. So schreibt der Diplomat und Schriftsteller Jean Giraudoux (1882- 1944): ”Einen Irrtum erkennt man daran, dass alle Welt ihn teilt”. ¨ Ahnlich urteilt der Philosoph und Lyriker Paul Valery (1871-1945): ”Was von allen akzeptiert wird, ist aller Wahrscheinlichkeit nach falsch”. Auch der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck (1815- 1898) wusste ¨ uber diese Zusammenh¨ange bestens Bescheid: ”Es ist nichts schwerer als gegen L¨ ugen vorzugehen, die die Leute glauben wollen”. Die Suche nach einer objektiven, einigermaßen korrekten Berichterstattung ¨ uber den Klimawandel und das diesen angeblich verursachende menschgemachte CO 2 bleibt in den deutschen Medien - von seltenen Ausnahmen abgesehen - erfolglos. Das Ausblenden wissenschaftlicher Gegenstimmen wird bevorzugt. Dies ist nicht nur dem Fehlen sachkundiger Redakteure zuzuschreiben. Die großen Auftraggeber von lukrativen Zeitungsannoncen, wie Windrad- und Photovoltaikhersteller, Umweltverb¨ande mit finanziellen und ideologischen Interessen und Banken auf Suche nach Investoren von gr¨ unen Energieprojekten, erzeugen von ganz alleine kommerziellen Druck auf die Zeitungseigner. Gibt man schließlich aus diesen nicht allzu schwer erkennbaren Gr¨ unden den Wissenserwerb ¨ uber das Klimathema aus den deutschen Medien auf und recherchiert selber im Internet, wird schnell deutlich, dass die Hypothese von einer gef¨ahrlichen globalen Erw¨armung durch anthropogenes CO 2 ihren alleinigen Ursprung in fiktiven Klimamodellrechnungen, aber nicht in den realen Messdaten hat. Dies best¨atigt zum Beispiel 20 <?page no="29"?> 2.2 Klimaschutz als Gebot? ganz unverbl¨ umt Prof. Chris Folland vom gr¨oßten Klimaforschungszentrum Englands, dem Hadley Centre for Climate Prediction and Research (CRU): ”Die Messdaten sind nicht maßgebend. Wir begr¨ unden unsere Empfehlungen nicht mit Messdaten. Wir begr¨ unden Sie mit Klimamodellen”. Diese Aussage zeigt einen bemerkenswerten Paradigmenwechsel. Die L¨osung von mittelalterlichen Naturvorstellungen war erst m¨oglich, als man den naturwissenschaftlichen Wissenserwerb durch Nachschauen bei Aristoteles oder in der Bibel aufgab. Messungen wurden zur alleinigen Grundlage der physikalischen Modellierung. Dieser Prozess begann bekanntlich mit Galilei. Von einem Zweig der ”postmodernen” Klimaforschung - der Klimamodellierung - wird nunmehr dieses bew¨ahrte Prinzip wieder auf den Kopf gestellt. Modelle werden den Messungen vorgezogen. Politik, Medien und die ¨ Offentlichkeit bemerken dabei gar nicht, dass sie Ergebnissen und Vorhersagen glauben, die wieder auf einem mittelalterlichen Wissenschaftsparadigma beruhen. Zum Schluss dieses Abschnitts soll kurz auf den Dialog zwischen Klima-Alarmisten und Klimaskeptikern eingegangen werden. Leider gibt es ihn nicht. In einer f¨ ur unsere Natur und die Wirtschaft ¨außerst wichtigen Problematik gibt es keine Anh¨orungen von Klimaskeptikern oder gar die Bereitschaft ihre wissenschaftlichen Argumente zur Kenntnis zu nehmen. Die bis heute einzige, dem Buchautor bekannte und dank der begr¨ ußenswerten Initiative von Prof. Hans-Joachim Schellnhuber zustande gekommene Ausnahme war eine Einladung des Potsdamer Instituts f¨ ur Klimafolgenforschung (PIK) an das Europ¨aische Institut f¨ ur Klima und Energie (EIKE) zu einem gemeinsamen Kolloquium am 20.04.2011. An ihm nahmen teil: Die leitenden Naturwissenschaftler des PIK, u.a. Prof. Hans-Joachim Schellnhuber und Prof. Stefan Rahmstorf zusammen mit zahlreichen Diplomanten und Doktoranten, die Fachleute der Gegenseite, u.a. Klaus-Eckart Puls, Michael Limburg und der Buchautor, sowie G¨aste von EIKE, Prof. Werner Weber, Prof. Fritz Vahrenholt und Dr. Alexander Hempelmann. Die Ergebnisse dieser inhaltlich kontrovers gef¨ uhrten Diskussion wurden von beiden Seiten dokumen- 21 <?page no="30"?> 2 Deutschland im Wandel tiert [213]. Leider verweigerte sich das PIK dem Wunsch von EIKE, der ¨ Offentlichkeit ein von beiden Seiten unterzeichnetes, gemeinsames Protokoll dieses Kolloquiums zur Verf¨ ugung zu stellen. Initiativen zu Klima-Sachdiskussionen mit Diskussionspartnern beider Seiten scheitern regelm¨aßig an den IPCC-Experten, sich ¨offentlichen Diskussionen mit ihren Meinungskontrahenten zu stellen [157]. So f¨ uhrte auch die Bem¨ uhung der p¨adagogischen Hochschule von Rheinland-Pfalz am 21.M¨arz 2012 leider zu keiner Diskussion. Zu ihr waren Klimaexperten der IPCC-Meinungsrichtung, Prof. Hartmut Graßl und Prof. Christian Sch¨onwiese und weitere Referenten zusammen mit dem Buchautor eingeladen. Vortr¨age von beiden Meinungsseiten wurden gehalten, zu der von den Veranstaltern angek¨ undigten Diskussion kam es aber nicht [204]. 2.3 Die CO 2 -Agenda der EU Dieser Abschnitt komprimiert die Ausf¨ uhrungen einer Rede des Fraktionsvorsitzenden der s¨achsischen FDP, Holger Kramer MdEP und zitiert ihn zum Teil w¨ortlich [77]. Der in die Gesetze der europ¨aischen Nationalstaaten aufgenommene Haupthebel der EU-Klimapolitik ist das ”Emission Trading System” (ETS) [63]. Die EU hat CO 2 -Emissionszertifikate an jede ihrer insgesamt 11.000 Fabriken und Kraftwerke ausgeteilt. Die Zertifikate sind f¨ ur einen festen Zeitraum g¨ ultig, und ihre Zuteilung erfolgte zun¨achst kostenlos. Damit ist der Gesamtausstoß von CO 2 in der EU gedeckelt. Die Zertifikate k¨onnen gehandelt werden. Wenn es beispielsweise Fabrik A durch neue technische Maßnahmen gelingt, weniger CO 2 zu emittieren, kann Fabrik B den dadurch frei gewordenen Teil der Emissionszertifikate von Fabrik A erwerben, um ihrerseits mehr CO 2 ausstoßen zu d¨ urfen. Ziel der EU ist es, einen finanziellen Anreiz f¨ ur neue technische Maßnahmen der CO 2 -Reduzierung zu schaffen. Allerdings sind dabei CO 2 - Einsparungen eines einzelnen Landes f¨ ur die globale Gesamtbilanz nutzlos. Die in diesem Land vermiedenen CO 2 -Emissionen werden einfach woanders in der Europ¨aischen Union erzeugt. Europa m¨ochte mit diesen Maßnahmen dennoch ein Vorbild in der Welt sein. Mehr noch, es erwar- 22 <?page no="31"?> 2.3 Die CO 2 -Agenda der EU tet sogar, dass die Welt sich seinem Zertifikatehandel anschließt. Es hat sich ferner vorgenommen, bis zum Jahre 2020 seine CO 2 -Emissionen um 20% zu reduzieren und ist bestrebt, diesen Anteil auf 30% zu erh¨ohen. Tatsache ist freilich, dass die Welt sich weder f¨ ur die Emissionsminderungen der EU noch f¨ ur deren Zertifikatehandel interessiert. Das ist verst¨andlich. Die EU verlangt von L¨andern CO 2 -Einsparungen, in denen die Mehrheit der Bev¨olkerung noch nicht einmal Zugang zu elektrischem Strom hat. Infolgedessen lassen sich diese L¨ander auf keine Verpflichtungen zur CO 2 -Reduzierung ein. So kann es sich beispielsweise die chinesische Regierung gar nicht leisten, ihre mehr als eine Milliarde z¨ahlende Bev¨olkerung mit solchen Maßnahmen zu behelligen. Die Entwicklung dieses Landes im Kraftwerksbau, Wohnsiedlungsbau und Straßenbau k¨ame ansonsten zum Stillstand. Es w¨are ein Selbstmordprogramm. Das Nein der Entwicklungsl¨ander zur CO 2 -Agenda der Europ¨aer ist endg¨ ultig. Dar¨ uber k¨onnen auch unwirksame Lippenbekenntnisse und Scheinfortschritte, wie j¨ ungst auf der Klimakonferenz von Doha, nicht hinwegt¨auschen. Die USA und alle maßgebenden L¨ander der Welt machen ohnehin bei CO 2 -Reduktionsmaßnahmen nicht mit. Die US-Stromb¨orse in Chikago, an der auch Emissionsrechte gehandelt wurden, ist l¨angst geschlossen worden. Bemerkenswerterweise hatte der Klima-Alarmist Al Gore noch rechtzeitig eine Woche zuvor seine Anteile an dieser B¨orse verkauft. Die EU bel¨asst es aber nicht beim Emissionshandel. So gibt es inzwischen Energie-Effizienz-Richtlinien, in denen ¨ ubrigens von Energieeffizienz kaum die Rede ist. Es geht hier im Wesentlichen um Energieeinsparung, im Klartext also um ein Verbrauchsminderungsziel. Energielieferanten werden dazu verpflichtet, bei ihren Kunden jedes Jahr 1,5% Lieferk¨ urzung durchzusetzen. Das ist Planwirtschaft und erinnert an die Staatliche Plankommission der DDR. Ferner ist die ¨ Oko-Design- Richtlinie zu nennen. Die EU hat mit dieser ¨ Oko-Design-Gesetzgebung rund 800 Produkte und Produktgruppen bezeichnet, die nach Effizienzkriterien bewertet werden [199]. Am Ende drohen Marktverbote, nicht nur f¨ ur Gl¨ uhbirnen, von denen wir es inzwischen schon kennen. Mittlerweile nutzen Unternehmen diese Wettbewerbsverzerrung aus, um sich Vorteile gegen¨ uber Konkurrenten 23 <?page no="32"?> 2 Deutschland im Wandel zu verschaffen. Dies erfolgte seitens Siemens, Electrolux und Philips. Diese Unternehmen forderten in Koalition mit Umweltverb¨anden die EU- Kommission auf, die ¨ Oko-Design-Richtlinien noch zu versch¨arfen und konsequenter durchzusetzen. Auf diese Weise macht sich die Politik zum Handlanger von einzelnen Unternehmen zum Zweck der Wettbewerbsunterdr¨ uckung von anderen Unternehmen. 24 <?page no="33"?> 3 Energie Der Irrtum wiederholt sich in der Tat, auch deswegen muss man das Wahre unerm¨ udlich in Worten wiederholen. (Johann Wolfgang Goethe) Die zivilisierte und industrialisierte Menschheit braucht Energie, dies unabdingbar und immer mehr. Bild 3.1 zeigt das Ergebnis einer Studie der Firma Shell, die einen ¨ uberproportionalen Anstieg des weltweiten Energieverbrauchs im Vergleich mit der Bev¨olkerungszunahme prognostiziert. Von dieser Energie ist ein stetig ansteigender Anteil elektrischer Strom, weil der moderne Mensch zunehmend elektrische Ger¨ate benutzt, angefangen vom Mobiltelefon, ¨ uber den Computer, bis hin zur Klimaanlage. Ein großz¨ ugig ausgestattetes Auto mit elektrischen Fensterhebern, Klimaanlage, Stereoanlage, Sitzheizung, Scheibenheizung, Navigationssystem usw. kann heute im Extremfall tiefer Außentemperatur und großz¨ ugiger Nutzung allen elektrisch betriebenen Komforts bis zu 30% seines Benzins f¨ ur die Stromerzeugung verbrauchen [12]. Die meisten Rohstoffe sind durch technische Findigkeit ersetzbar, Energie ist es nicht. Dies macht ihre Sonderstellung aus. Elektrische Energie hat den Vorzug, bequem und ohne großen Aufwand durch Dr¨ahte transportierbar zu sein. Sie steht nach Umlegen eines Schalters sofort zur Verf¨ ugung. Mit fossilen Brennstoffen betriebene Motoren muss man dagegen erst mit einem Elektromotor starten. Elektrische Energie ist ungef¨ahrlich, denn die in Hochspannungsleitungen fließende Energie kann nicht explodieren, wie dies bei Treibstoff- oder Gasleitungen der Fall ist. Der einzige maßgebende Nachteil der elektrischen Energie ist die Unm¨oglichkeit, sie in großem Maßstab zu speichern, denn sie besitzt keine Masse. Die bisherige Geschichte der Industrialisierung hat immer wieder bewiesen, dass sich stets, ¨ uberall und praktisch ausnahmslos auf Dauer das 25 <?page no="34"?> 3 Energie 2000 2010 2020 2030 2040 2050 5 6 7 8 9 10 11 Jahr 12 16 20 24 28 Bild 3.1: Prognose der Zeitentwicklungen von Erdbev¨olkerung (blau) und Energieverbrauch (rot) [243]. kosteng¨ unstigste, nicht aber das qualitativ beste, sicherste oder umweltfreundlichste Verfahren durchsetzt. Erst sp¨ater, wenn man es sich leisten zu k¨onnen meint, besinnt man sich auch auf Umwelt und Sicherheit. Dies ist vielleicht bedauerlich, hat aber fast den Rang eines ”Naturgesetzes”. Ein Unternehmen in den Anf¨angen der PC-Verbreitung ist ein Musterbeispiel dieser Kostengesetzm¨aßigkeit, Digital Equipment (DEC). Sein PC-Flagschiff, die MicroVAX, war ihrer Zeit um viele L¨angen voraus und verf¨ ugte ¨ uber auch in modernsten PC’s noch nicht wieder vorhandene Eigenschaften. Sie beherrschte unangefochten den Markt und stand in allen Fertigungshallen und Forschungslabors. Bereits die ersten, technisch zwar Jahrzehnte hinter der MicroVAX zur¨ uckliegenden, aber wesentlich preisg¨ unstigeren PC’s der Konkurrenz machten dem zu unbeweglichen Großunternehmen DEC in wenigen Monaten den Garaus. Von dem ”Naturgesetz der Kostenminimierung” macht auch die elektrische Stromerzeugung eines Landes keine Ausnahme. Allein deswegen wird zunehmend Kohle genutzt, und die Kernenergie wird ihren weltweiten Siegeszug fortsetzen. Sicherheitsbedenken sind dabei kein Hinderungsgrund. Nur das Aufkommen eines neuen, kosteng¨ unstigen Prim¨arenergietr¨agers, der die mit der Kernenergie (noch) verbundenen Risiken und ihren radioaktiven Abfall vermeidet, k¨onnte dies ¨andern. Tats¨achlich ist inzwischen das Schiefergas mit vor wenigen Jahren unbe- 26 <?page no="35"?> kannten, weltweit unvorstellbar reichen Vorkommen [85] als neuer ”Stern am Energiehimmel” aufgegangen. Wie schnell es sich durchsetzen wird, ist ungewiss, denn mit seiner Gewinnung durch das hydraulic fracturing werden Umweltprobleme bef¨ urchtet. Erstes Land, das den neuen Energiesegen nutzt, sind die USA. Hier haben Schiefergas und Schiefer¨ol die Energielandschaft der USA bereits revolutioniert [265]. Neben der Kostenminimierung ist das zweite ”Naturgesetz” das stete Streben der Menschen nach mehr materiellem Wohlstand. Es kann vielleicht vor¨ ubergehend von wirtschaftlich saturierten Bev¨olkerungen reicher Nationen durch neue Ideologien, Altruismus, Sicherheitsbedenken oder ¨ahnliche Motive zur Seite geschoben werden. Wenn es aber ernst wird und es materiell gut gestellten Nationen massiv an ihre finanzielle Basis oder an ¨ uber alles gesch¨atzte Gewohnheiten gehen sollte, hat es damit ein Ende. Die ”Naturgesetze” Kostenminimierung und Wohlstandsstreben f¨ uhren uns weiter zur Globalisierung und zum internationalen Wettbewerb. Es geht hier im Grunde genauso zu, wie unter weltweit konkurrierenden Firmen. Der gnadenlose Wettbewerb verzeiht keine Fehler. Schauen wir uns unter diesem Gesichtspunkt einmal die Bestrebungen Deutschlands und der EU bei der CO 2 -Reduzierung an! Deutschland ist gem¨aß Bild 3.2 im Jahre 2012 nur f¨ ur etwa 0,8/ 31,9 = 0,025, also 2,5% der weltweiten, anthropogenen CO 2 -Emissionen verantwortlich. Dieser Prozentsatz nimmt wegen des rasant ansteigenden Energieverbrauchs von China, Indien und S¨ udamerika weiter ab und wird in 2030 auf 1,7% gefallen sein. Reduzierungen dieses ohnehin schon vernachl¨assigbaren CO 2 -Anteils d¨ urfen zutreffend als ein globaler Nulleffekt bezeichnet werden, kosten die deutsche Volkswirtschaft aber viele Milliarden Euro - vergleichbar mit den Belastungen des aktuellen Rettungsfonds f¨ ur S¨ udeuropa. Der einzige erkennbare Vorteil ist eine weltweite Vorbildfunktion Deutschlands bei einem fiktiven Klimaschutz, wobei wir uns an ¨ahnlichen Vorbilderrollen in unserer Geschichte schon mehrfach und immer mit katastrophalen Folgen versuchten. Wenn wir uns einem technisch sinnvollen Energiesparen verschreiben, so ist das vern¨ unftig. Es bringt Kostensenkungen und als Nebeneffekt abnehmende CO 2 -Emissionen. Freilich sind alle dedizierten deutschen Maßnahmen 27 <?page no="36"?> 3 Energie Bild 3.2: CO 2 Emissionen weltweit und von Deutschland. Datenquelle: Bundesministerium f¨ ur Wirtschaft und Technologie. der CO 2 -Reduzierung gem¨aß Bild 3.2 wirkungslos. Man wird daher zu der Frage gef¨ uhrt, welche Motive dieser politischen Klimaschutz-Agenda zugrunde liegen. Rational k¨onnen sie nicht sein. Die Menschheit kann, wie es im Anhang 6.4 rechnerisch belegt wird, selbst mit v¨ollig unrealistischen Anstrengungen die globale Mitteltemperatur praktisch nicht ver¨andern. Eine einfache, ohne Taschenrechner vollziehbare Absch¨atzung soll im Folgenden die Fragw¨ urdigkeit von CO 2 -Emissionsvermeidung aufzeigen. Wir gehen hilfsweise davon aus, dass CO 2 tats¨achlich klimasch¨adlich sei und vergleichen dann den CO 2 - Ausstoß unserer Autos mit unserem nat¨ urlichen k¨orperlichen Einfluss infolge Ausatmung auf die CO 2 -Bilanz der Erde. Schließlich wird das CO 2 aus Autos von der deutschen Politik als so bedrohlich f¨ ur unser Klima angesehen, dass es mit einer Steuer belegt wird. In jedem Autoprospekt finden sich Angaben zu den CO 2 -Emissionen des gew¨ unschten Modells. 28 <?page no="37"?> 1) Ein KfZ Schein zeigt, dass ein Auto etwa 150 g = 0,15 kg CO 2 pro Kilometer ausst¨oßt, macht bei 10.000 km pro Jahr 1,5 t CO 2 im Jahr. 1 Milliarde Autos weltweit erzeugen somit 1,5 Milliarden t CO 2 im Jahr. 2) Der Mensch atmet 0,4 t CO 2 im Jahr aus (das erfolgt nicht naturneutral wie bei wilden Tieren, denn diese Menge entspricht grob dem bei der Nahrungsmittelherstellung erzeugten CO 2 , so ist beispielsweise bereits die Verbrennungsenergie von 0,7 Liter Erd¨ol f¨ ur das Backen eines Laibs Brot erforderlich). 7 Milliarden Menschen erzeugen 0,4 · 7 ≈ 3 Milliarden t CO 2 im Jahr, also etwa das Doppelte des weltweiten Autoverkehrs. In logischer Konsequenz dieser zutreffenden ¨ Uberschlagsrechnung ist zur Vermeidung einer ”Klimakatastrophe” durch anthropogenes CO 2 das Ausatmen unter Strafe zu stellen. Zur Sicherheit gegen Missverst¨andnisse sei auf die Ironie der Schlussfolgerung hingewiesen. Zur weiteren Vermeidung von Missverst¨andnissen: Nicht falsch ist es, durch steuerliche Anreize den Treibstoffverbrauch von Autos zu senken, wobei der CO 2 Ausstoß als proportional zum verbrannten Treibstoffmitgesenkt wird. Man sollte aber dem B¨ urger reinen Wein einschenken. Der Nutzen deutscher Maßnahmen zur CO 2 -Reduzierung besteht allenfalls in einem international hohen Ansehen als Klimaschutz-Nation. Die dabei in Kauf genommenen, extremen wirtschaftlichen Belastungen lassen dieses Argument zu einer l¨acherlichen Marginalie absinken. Dies auch deswegen, weil kaum noch Nationen weltweit beim Klimaschutz als dedizierter, ausschließlich zu diesem Zweck vorgenommener CO 2 -Vermeidung mitmachen. Zur Zeit sind es nur noch die EU und die Schweiz. In diesem Zusammenhang sind die Denk- und Redeverbote ¨ uber das Kosten/ Nutzenverh¨altnis der deutschen Klimapolitik in unseren Parlamenten bedenklich. Auch im Arbeitsbereich jedes Einzelnen ist es im heutigen Deutschland wenig ratsam, auf die Fragw¨ urdigkeit von Klimaschutz an exponierter Stelle zu lautstark hinzuweisen, um berufliche Nachteile zu vermeiden. Firmen f¨ urchten n¨amlich Rufsch¨adigung. Es wird zur Einstimmung ins n¨achste Buchkapitel nun Zeit f¨ ur einige Energie-Grundbegriffe: Prim¨arenergie kommt direkt aus den maßgebenden Energietr¨agern, wie Kohle, Gas und Erd¨ol mit einem Gesamtanteil 29 <?page no="38"?> 3 Energie von etwa 84% im Jahre 2012, sowie aus Kernkraft, Wasser, Wind und so fort. Die Prim¨arenergie wird zur Endenergie umgewandelt, die den Verbrauchern vorwiegend als W¨arme, elektrischer Strom und mechanische Energie zur Verf¨ ugung steht. Die elektrische Stromerzeugung Deutschlands betrug in 2012 rund 630 TWh, die um nicht sehr viel abweichenden Werte anderer Jahre finden sich in [292]. Die elektrische Energie und damit auch der Anteil der ”Energiewende” machte in 2012 nur rund 20% der Prim¨arenergie aus. Die Energiewende m¨ usste daher sachgerecht ”Stromwende” genannt werden. Elektrischer Strom wird weltweit immer wichtiger, sein Anteil an der jeweiligen Gesamtenergieerzeugung jeden Landes nimmt zu. Bild 3.3 zeigt die Energieverbrauchsstruktur Deutschlands im Jahre 2012. 3.1 Der Energiehunger der industrialisierten Menschheit Bei der Energienutzung spielen viele Faktoren eine Rolle, wie der technische Entwicklungsstand des betreffenden Landes oder seine eigenen Bodenreserven an fossilen Brennstoffen. Allerdings ist bei den aufstrebenden Nationen China, Indien und Brasilien ein starker Trend zur Kernenergie un¨ ubersehbar [51]. Hierbei spielen die h¨ochste Effizienz und die Wirtschaftlichkeit der Kernkraft die maßgebende Rolle. Vorwiegend wird aktuell noch die Kohle genutzt, von der die meisten L¨ander entweder eigene große Vorkommen besitzen oder die sie auf dem Weltmarkt kosteng¨ unstig erwerben k¨onnen. Die politisch oft unsichere Versorgungssituation mit Erd¨ol und Erdgas bereitet L¨andern Probleme, die ¨ uber diese Rohstoffe nicht verf¨ ugen. Hier wird eigenes Schiefergas in Zukunft vermutlich Ver¨anderungen mit sich bringen. Insbesondere in Entwicklungsl¨andern d¨ urfen Probleme neben der Energieversorgung nicht aus dem Auge verloren werden. Eine Milliarde Menschen ohne sauberes Trinkwasser und ausreichende Nahrung, ausufernde Slums in unregierbaren Megast¨adten, sich abzeichnende Kriege nicht mehr um ¨ Ol sondern um Wasser, sinkende Grundwasserspiegel, Immigrationsdruck sowie drohende Pandemien durch zu enge r¨aumliche Ver- 30 <?page no="39"?> 3.1 Der Energiehunger der industrialisierten Menschheit ! " " # ! # ! $ % $ () () * + $ , -./ * / $ / / ! 0 1 0 Bild 3.3: Zusammensetzung des deutschen Energieverbrauchs im Jahr 2012 in % (Datenquelle H.-W. Sinn, ifo Institut). bindungen von Nutztieren und Bev¨olkerung sind Problem-Brennpunkte. Die die EU und unsere Bundesregierung offensichtlich so beunruhigende CO 2 -Frage spielt bei diesen Nationen ¨ uberhaupt keine Rolle. Doch warum braucht die Menschheit ¨ uberhaupt soviel Energie? Die Antwort: Inzwischen bev¨olkern immer mehr Menschen die Erde, welche auf immer h¨oherem zivilisatorischen Niveau wohnen, kochen und sich fortbewegen wollen. Die wirkungsvollste Umweltschutzmaßnahme best¨ unde zweifellos in einer Begrenzung der Weltbev¨olkerung. ¨ Uber die Gr¨oße eines sinnvollen Bev¨olkerungsstandes gibt es naturgem¨aß unterschiedliche Auffassungen. 31 <?page no="40"?> 3 Energie Ab der Zahl von 5 Milliarden Menschen beginnen die Meinungen stark auseinander zu gehen, so dass wir von dieser Maximalzahl ausgehen wollen. Sie ist aktuell (2014) mit rd. 7 Milliarden bereits deutlich ¨ uberschritten. China hat ¨ uber den Zeitraum von zwei Generationen schon mit rigiden Begrenzungsmaßnahmen gehandelt. Irgendwann einmal wird es einen Weltbev¨olkerungsstillstand geben m¨ ussen, denn fortlaufendes (exponentielles) Wachstum ist unm¨oglich. Die Verl¨aufe von Tierpopulationen in freier Natur belegen, dass die Halte- oder Umkehrpunkte stets durch Katastrophen, wie Nahrungsmangel oder Seuchen, erzwungen werden. Die Menschheit kann nur mit Vernunft und ihren technischen M¨oglichkeiten solchen Katastrophen entgehen. Die deutsche Politik sollte versuchen, eine internationale, koordinierte Agenda zur Begrenzung der Weltbev¨olkerung mit dem Mittel wachsenden materiellen Wohlstands der betroffenen L¨ander auf den Weg zu bringen. Deutsche B¨ urgermeister, die sich aus Unkenntnis der faktischen Sinnlosigkeit von Bestrebungen, ihre Stadt ”vom CO 2 zu befreien”, nicht bewusst sind, sollten besser Initiativen unterst¨ utzen, Drittl¨andern Filter f¨ ur ihre Kohlekraftwerke oder Kl¨aranlagen f¨ ur ihre Zellulosefabriken zu schenken. Die Mittel der deutschen Entwicklungshilfe sollten mit den durch eine unverz¨ uglich aufgegebene Energiewende (”Wende der Energiewende”) gewonnenen Einsparungen dramatisch aufgestockt werden. Dies w¨are wirkungsvoller Umweltschutz! Gut angelegtes Geld deutscher Hilfe w¨are in der Schul- und Universit¨atsausbildung in den Entwicklungsl¨andern aufgehoben, womit nicht das Auswendiglernen von Religionsb¨ uchern gemeint ist. An den ”return of investment” von gef¨orderten ausl¨andischen Ingenieurstudenten braucht man wohl nicht zu erinnern. Insbesondere die Familienplanung von L¨andern mit zu hohem Bev¨olkerungsdruck k¨onnte hilfreich beeinflusst werden, indem man den Bildungsstand von M¨adchen und jungen Frauen hebt. Die Zusammenh¨ange zwischen Bildung, Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Familiengr¨oße sind bestens bekannt [78]. Bild 3.4 zeigt den Zusammenhang zwischen Kinderzahl und BIP. Die unterbrochene horizontale Linie ist der Mittelwert aller L¨ander mit ¨ uber 5 Millionen Einwohnern von aktuell 2,33 Kindern je Frau. Die unterbrochene senkrechte Linie kennzeichnet dagegen ein 32 <?page no="41"?> 3.1 Der Energiehunger der industrialisierten Menschheit 0 10000 20000 30000 40000 50000 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Anzahl der Kinder pro Frau Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner in US$ Bild 3.4: Kinderzahl und Bruttoinlandsprodukt (BIP) [78]. Brutttoinlandsprodukt von 1500 US$. Links von ihr liegen die ¨armsten 59 L¨ander mit zusammen 2,4 Milliarden Einwohnern. In diesen L¨andern f¨angt die Kinderzahl bei 3 an und endet mit rund 7,5 Kindern pro Frau in der Republik Niger. Fast alle L¨ander der Welt liegen dicht an der roten Kurve, es gibt nur wenige Ausreißer. Die deutsche Politik sollte sich daher von allen Staaten distanzieren, welche die Gleichstellung von Frauen behindern, auch wenn dies mit vor¨ ubergehenden politischen Nachteilen verbunden ist. All diese Maßnahmen sind sinnvoll. Im Gegensatz zu der auf andere Nationen befremdlich wirkenden Propagierung von unwirksamer CO 2 -Vermeidung ergeben sich langfristige Vorteile f¨ ur unseren Industriestandort. Bild 3.4 l¨asst nur eine Schlussfolgerung zu: Der Wohlstand in Entwicklungsl¨andern mit stark ansteigender Bev¨olkerung muss angehoben werden. ¨ Ahnliche Kurven wie Bild 3.4 ergeben sich auch zur Umweltbelastung und dem Sicherheitsniveau. Immer erst der Wohlstand wirtschaftliche Wohlstand erlaubt einen besseren Umgang mit der Umwelt. Ist man sich in Deutschland dieser Zusammenh¨ange bewusst? Man 33 <?page no="42"?> 3 Energie darf zweifeln. Nabelschau und das Bedr¨angen von Nationen der dritten Welt weniger CO 2 zu emittieren geh¨oren zur deutschen politischen Agenda. 3.2 Die Endlichkeit von Brennstoffreserven Die Wahrheit ist unser kostbarstes Gut, setzen wir es sparsam ein! (Mark Twain) Wer kennt nicht die Vorhersagen des ”Club of Rome”, die sich noch nie als zutreffend erwiesen haben und somit wertlos waren [41]. Die Verf¨ ugbarkeit von Rohstoffen h¨angt nicht von den Ressourcen, sondern von unserem technischen Wissen ab. ¨ Uberspitzt ausgedr¨ uckt: Die Steinzeit ging nicht zu Ende, weil die Steine rar wurden, sondern weil die Menschheit lernte Metalle zu nutzen. Ressourcenschonung ist sehr sinnvoll, aber nur aus wirtschaftlichen Gr¨ unden. Ressourcenschonung f¨ ur unsere Nachkommen ist falsch. Die Vernichtung des franz¨osischen Heeres bei Azincourt im Jahre 1415 n.Chr., welche die Engl¨ander mit Hilfe ihrer Langbogen bewerkstelligten (ihre Pfeile durchschlugen jede Ritterr¨ ustung) liefert ein Anschauungsbeispiel. Die Ressource ”Eibenholz”, aus denen die Langbogen gefertigt wurden, war gesch¨ utzt, auf Eibenfrevel stand die Todesstrafe. Nun w¨achst Eibenholz extrem langsam und als die Ressource erneut zum Einsatz kommen sollte, war es zu sp¨at. Die Feuerwaffen hatten die Langbogen ersetzt. Auch beim Erd¨ol und viel sp¨ater bei Kohle und Gas wird es nicht zu einer Ersch¨opfung dieser Ressourcen kommen. Die Menschheit wird lange zuvor aus Kostengr¨ unden das Verbrennen fossiler Stoffe aufgegeben haben und auf die Kernkraft mit ihrem praktisch unendlichen Brennstoffvorrat umgestiegen sein. Davon wird unter 3.2.2 gleich die Rede sein. 3.2.1 Kohle, Erd¨ol, Gas Zur Vermeidung von Missverst¨andnissen ist auf den Unterschied von Reserven und Ressourcen zu achten. Erstere stehen bei Benutzung be- 34 <?page no="43"?> 3.2 Die Endlichkeit von Brennstoffreserven stehender Verfahren zur Verf¨ ugung. Letztere sind Mengen, die zwar von der Natur zur Verf¨ ugung gestellt werden, aber erst mit Hilfe neuer, heute zum Teil noch unbekannter F¨ordermethoden erreichbar sind. ¨ Uber die Auslaufzeiten fossiler Brennstoffe sind nur Grobzahlen erh¨altlich. F¨ ur Erd¨ol werden Ersch¨opfungszeiten ab fr¨ uhestens 50 Jahren genannt [86]. Der Physiker und Nobelpreistr¨ager Robert B. Laughlin gibt unter Einbeziehung aller bekannten Ressourcen, zu denen auch ¨ Olschiefer und ¨ Ols¨ande geh¨oren, 80 Jahre an [155]. F¨ ur Kohle nennt die S¨ uddeutsche Zeitung 130 bis 270 Jahre [151]. Alle diese Zahlen sind extrem unsicher, dennoch vermitteln sie eine Vorstellung daf¨ ur, wann es wirklich zu Ende geht. ¨ Uber Gas l¨asst sich noch weniger sagen. Hier wurden in j¨ ungster Zeit riesige Schiefergasvorkommen weltweit entdeckt [85]. Die USA sind dabei, die Kernenergienutzung zugunsten der Ausbeutung ihrer Schiefergasressourcen vor¨ ubergehend nicht weiter auszubauen. Allerdings laufen hier auch viele Projekte zur Entwicklung neuer Kleinst- und Brutreaktoren (z.B. der S-PRISM- Reaktor), die dem Schiefergas wieder Konkurrenz machen k¨onnten [250]. 3.2.2 Uran, Thorium L’embarras de richesse (Theodor Fontane) Dieser Abschnitt basiert auf einer Publikation des Instituts f¨ ur Festk¨orper-Kernphysik GmbH [122]. Der Physik-Nobelpreistr¨ager Robert B. Laughlin gelangte zu ¨ahnlichen Ergebnissen, wie sie im Folgenden hergeleitet werden [155]. Zuerst aber die ¨ ublichen Gr¨oßenmaße, die im Folgenden ben¨otigt werden: k = Kilo oder 10 3 , M = Mega oder 10 6 , G = Giga oder 10 9 , T = Tera oder 10 12 und P = Peta oder 10 15 , ferner h = Stunde, a = Jahr. Das Argument endlicher Brennstoffressourcen f¨ ur Kernkraftwerke ist unzutreffend. Es ist dabei noch nicht einmal maßgebend, dass die Uranlagerst¨atten im Gegensatz zum Erd¨ol und Erdgas in ihren Kapazit¨aten auch nicht ansatzweise gut genug bekannt oder gar ausgebeutet sind. Die Zeit-Reichweiten nuklearer Brennstoffe werden zudem unterschiedlich angegeben. Dies liegt nicht an Unbestimmtheiten in den Ressourcen, 35 <?page no="44"?> 3 Energie sondern an den unterschiedlichen Annahmen zur F¨orderbarkeit, Energieversorgung, Art der Brennstoffnutzung und Art des Brennstoffs selbst. Nun die Fakten: Der globale Elektrizit¨atsverbrauch im Jahr 2009 betrug 20 PWh [145], davon kamen rund 13% aus Kernkraftwerken. In diesem Jahr verbrauchten die 6,7 Milliarden Menschen im Schnitt 3000 kWh elektrische Energie pro Kopf; in Deutschland waren es 7500 kWh. Die 3000 kWh sind ein jedem Erdeinwohner rechnerisch zugeordneter Wert und werden nat¨ urlich nicht nur in den Familienhaushalten verbraucht. Die erzeugte elektrische Energie geht an viele Stellen, als Beispiele seien die Industrie, die Bahn oder die Straßenbeleuchtung genannt. Die Mengen an elektrischer Energie, die von einem Haushalt verbraucht werden, sind entsprechend kleiner - man braucht nur in die eigene Stromabrechnung zu schauen. Als Zukunftsszenario sollen im Folgenden 10 Milliarden Menschen bei einem j¨ahrlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 10.000 kWh angenommen werden. Dies f¨ uhrt zu einem weltweiten elektrischen Gesamtenergieverbrauch von 100 PWh pro Jahr, also dem Faktor 5 gegen¨ uber heute. Als zweite Annahme wollen wir davon ausgehen, dass nicht nur 13% sondern in Zukunft sogar 100% des elektrischen Stroms aus Kernkraftwerken kommen. Dieses Szenario ist, gemessen an heutigen Verh¨altnissen, ganz bewusst unrealistisch hoch gew¨ahlt. Bis soviel elektrische Energie von der Menschheit produziert wird, muss noch einige Zeit vergehen. Es soll uns bei der nachfolgenden Rechnung aber darauf ankommen, hinsichtlich der Uran- und Thoriumressourcen von m¨oglichst hohen Verbrauchsannahmen auszugehen, um bei der nun folgenden Absch¨atzung der Verf¨ ugbarkeit von Kernbrennstoffauf der sicheren Seite zu liegen. Wir wollen das Szenario - Verbrauchsfaktor 5 sowie s¨amtlicher Strom aus KKW - im Folgenden kurz als ”Vollszenario” bezeichnen. Heutige Druckwasserreaktoren ben¨otigen 160 Tonnen gef¨ordertes Natururan (tU) pro Gigawattjahr (GWa) produzierter Elektrizit¨at [266]. Der heutige j¨ahrliche Nuklearstromverbrauch betr¨agt mit den o.g. 13% von 20 PWh auf GWa umgerechnet 0,13 · 20 PWh = 2,6 PWh oder weiter 2,6 PWh / (365 · 24 h) = 0,000297 PWa = 297 GWa. Mit den aktuell vorhandenen Reaktortypen entspricht dies einer weltweiten, j¨ahrlichen Verbrauchsrate von 297 GWa · 160 t/ GWa = 47520 t ≈ 50 ktU. Beim Vollszenario von 100 PWh pro Jahr w¨ urde sich der Brennstoffverbrauch 36 <?page no="45"?> 3.2 Die Endlichkeit von Brennstoffreserven mit den oben genannten Faktoren 5 und 100/ 13 auf 50 · (100/ 13) · 5 ≈ 1900 ktU pro Jahr erh¨ohen. Ferner ist bekannt: Die heutigen wirtschaftlich, d.h. aktuell bis 130 US$ pro kg f¨orderbaren Uranreserven betragen 5,4 MtU = 5400 ktU [266]. Die beiden Gr¨oßen, 1900 ktU/ a Verbrauch bei Vollszenario sowie Reserven von 5400 ktU halten wir fest. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob die Menschheit beim Vollszenario sogar nur noch wenige Jahre an Kernbrennstoffzur Verf¨ ugung h¨atte. Den j¨ahrlichen Bedarf an Natururan muss man nun die f¨orderbaren Ressourcen gegen¨ uberstellen, ohne dabei die Grundlagen der Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu verlassen. Beim aktuellen Uranverbrauch von 50 kt/ a betr¨agt die Reichweite zun¨achst nur (5400 kt)/ (50 kt/ a) ≈ 100 Jahre. Diese Zahl ist oft zu vernehmen und wird von Kernkraftgegnern als Argument gegen die Nutzung der Kernkraft mit dem begleitenden Begriffder ”Br¨ uckentechnologie” verwendet. Die nachfolgende Fortsetzung der Rechnung zeigt, dass dieses Argument sachlich unzutreffend ist. Mit dem Einsatz moderner Brutreaktoren reduziert sich n¨amlich der Verbrauch wegen der damit erm¨oglichten 100%gen Brennstoffnutzung um den Faktor 1/ 100. Wegen der h¨oheren Temperatur beim Br¨ uten erh¨oht sich auch der Wirkungsgrad des Kernkraftwerks, so dass ein noch kleinerer Reduktionsfaktor als 1/ 100 resultiert. Wir wollen, um auf der sicheren Seite zu rechnen, dennoch bei 1/ 100 bleiben. Die Verbrauchsraten von Uranbrennstoffbeim Vollszenario verringern sich daher mit 1900 ktU/ a Verbrauch auf 1900 kt/ 100 ≈ 20 ktU pro Jahr. Mit der bereits vorhandenen Br¨ utertechnik erh¨oht sich daher die Uranverf¨ ugbarkeit f¨ ur das Vollszenario auf (5400/ 1900) · 100 ≈ 300 Jahre. Im Meerwasser sind 4,5 Gt Uran gel¨ost, also grob die 1000-fache Menge der oben genannten, f¨orderbaren Uranreserven von 5,4 Mt [148]. Die F¨orderkosten aus Meerwasser n¨ahern sich aktuell rapide den Preisen aus der Bergbauf¨orderung an [259]. F¨ ur heutige Druckwasserreaktoren ist Meerwasser-Uran noch nicht wirtschaftlich, wohl aber f¨ ur Brutreaktoren, die den Brennstoffmindestens 100-fach effektiver nutzen. Ohne Uranzufluss w¨ urde die Urankonzentration im Meerwasser bei st¨andiger F¨orderung stetig abnehmen, w¨are aber auch noch bei einem Zehntel der Konzentration, was weniger als dem zehnfachen Preis entspricht, f¨ ur Brutreaktoren wirtschaftlich. Die Reichweite betr¨agt dann f¨ ur das 37 <?page no="46"?> 3 Energie Vollszenario mit der heute bereits existierenden Br¨ utertechnik 1000 · 300 = 300.000 Jahre. Freilich wird die Urankonzentration des Meerwassers nicht abnehmen, da Uran st¨andig von Fl¨ ussen aus dem Gestein ausgewaschen und in die Ozeane transportiert wird. Die Natur, hier die Fl¨ usse, angetrieben durch die Sonne, ¨ ubernimmt sozusagen einen Teil der Uranf¨orderung, welche sonst nicht mehr wirtschaftlich w¨are - zweifellos ist dies eine sinnvolle Nutzung der Sonnenenergie! Die Zuflussrate liegt mit gesch¨atzten 7 bis 14 ktU pro Jahr [205] in der gleichen Gr¨oßenordnung wie die oben hergeleitete Entnahmerate von etwa 20 ktU/ a beim Vollszenario mit Br¨ utern. Wie lange dieser ”Schlaraffenlandzustand” anh¨alt, kann nur extrem grob abgesch¨atzt werden. Bei 100 Metern ”Waschtiefe”, 100 Mio. km 2 ”Waschfl¨ache” durch Regen und Fl¨ usse, einer Urankonzentration von 3 ppm (ppm = parts per million Gewicht) und einem spezifischen Gewicht des Erdbodens von grob 3 t/ m 3 = 3 Gt/ km 3 ergibt sich mit der bequemen Exponentialschreibweise folgendes Bild: 10 7 km 3 · 3 · 10 9 t/ km 3 = 3 · 10 16 t auswaschbare Erdbodenmasse. 3 ppm davon sind etwa 100 Gt Uran, also ungef¨ahr das 20-fache des Meergehalts an Uran. Aus den 300.000 Jahren beim Vollszenarios werden dann 6 Millionen Jahre Zeitreichweite an Uranverf¨ ugbarkeit. Neben Uran ist auch Thorium ein Kernreaktorbrennstoff. Die Thoriumkonzentration im Meerwasser ist allerdings um Gr¨oßenordnungen geringer als die von Uran, eine F¨orderung somit in jedem Falle unwirtschaftlich. In der Erdkruste hingegen ist die Konzentration mit 10 ppm vier mal h¨oher als die von Uran. Nimmt man eine Wirtschaftlichkeitsgrenze f¨ ur die F¨orderkosten von einigen 1000 US$/ kg an, so lohnt sich der Abbau von Thorium bis in Tiefen von 2 km. Auf die weitere Absch¨atzung soll nun verzichtet werden, sie h¨angt davon ab, wie weit die zuk¨ unftige Menschheit in einigen 1000 Jahren auch unter dem Meeresboden oder gar dem Mond und erreichbaren Asteroiden Thorium abbauen kann. Die Erh¨ohung der Reichweite kann der n¨aher interessierte Leser je nach angenommenen Szenario leicht selber absch¨atzen. Das Ergebnis: Eine Reichweite der Brennstoffe Uran und Thorium f¨ ur die (bereits seit l¨angerem existierende) Technik von Brutreaktoren, welche fast schon in 38 <?page no="47"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” die Gr¨oßenordnung von einer Milliarde Jahren hineinreicht, ist keineswegs unrealistisch. Nach dieser Zeit wird die Erde wegen der bereits einsetzenden Zunahme der solaren Strahlungsleistung unbewohnbar sein. 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” Wir wollen uns in diesem Rundgang einen allgemeinen ¨ Uberblick ¨ uber Energie und insbesondere die Nutzung des elektrischen Stroms mit Hilfe von einfachen Absch¨atzungen verschaffen, wie sie bereits im vorigen Abschnitt durchgef¨ uhrt wurden Damit soll den vernachl¨assigten quantitativen Kriterien mehr Raum gegeben werden und der Leser ein Gef¨ uhl f¨ ur die maßgebenden Gr¨oßenordnungen bekommen. Im Rundgang werden aber auch noch weitere Themen angesprochen, die Leser sicher interessieren, so der Autoverkehr und insbesondere das Elektroauto. Alle von uns genutzte Energie stammt von der Sonne und vom radioaktiven Zerfall instabiler Isotope der Elemente Kalium, Uran und Thorium. Die von der Sonne in die Photosynthese eingebrachte Energie wurde in Erd¨ol, Kohle und Erdgas gespeichert und wird bei deren Verbrennung wieder freigesetzt. Wir heizen daher mit ”alter” Sonnenenergie. Etwa 70% der Erdw¨arme stammt aus radioaktivem Zerfall [94]. Wenn wir Erd¨ol, Gas oder Kohle verbrennen, geben wir der Atmosph¨are wieder das CO 2 zur¨ uck, das die Verrottung von Pflanzen und deren endg¨ ultige Ablagerung als fossile Brennstoffe der fr¨ uheren Atmosph¨are entnahm (vergl. hierzu auch Bild 4.8 unter 4.8). Bei diesem Anlass muss an Schulwissen erinnert werden: Die Photosynthese, der alle Lebewesen dieser Erde ihre Existenz verdanken, wird von den beiden Hauptagenten Sonnenenergie und dem zu Unrecht geschm¨ahten CO 2 betrieben [212]. CO 2 ist kein ”Schmutzgas”, sondern ein lebenswichtiges Naturgas. Ohne Photosynthese mit ihrem wichtigsten Bestandteil CO 2 g¨abe es weder Pflanze, noch Tier, noch uns Menschen. Die Sonne treibt indirekt mit ihrer Energiezufuhr die Winde an, so dass auch Windturbinen letztlich von der Sonne abh¨angen. Bei der Gezeitennutzung entnimmt man dagegen dem System Sonne-Erde-Mond 39 <?page no="48"?> 3 Energie kinetische Energie, die dem Sonnensystem bei dessen Entstehung mitgegeben wurde. Demnach kann festgestellt werden: die Sonne ist f¨ ur alle von uns bezogene Energie verantwortlich, ausgenommen die Kernenergie, die Geothermie und die Gezeitenenergie. F¨ ur Puristen zwei Anmerkungen: Zum einen stammt auch die uns von der Sonne zugesandte Strahlungsenergie aus einem Kernreaktor diesmal vom Fusionstyp. Die Sonne ist n¨amlich ein Kernfusionsofen [247]. Zum zweiten muss man gedanklich das ”Kraftwerk” Sonne-Erde um die ”K¨ uhlt¨ urme”, das ist hier der kalte Weltraum, erweitern. Nur zwischen einer W¨armequelle Sonne und einer W¨armesenke Weltall kann die ”W¨armemaschine Erde” betrieben werden - so verlangt es der zweite Hauptsatz der Thermodynamik. Im Folgenden werden Energiegrundlagen beschrieben. Auch den hieran nicht interessierten Lesern, ausgenommen denen mit einschl¨agigen Fachkenntnissen, wird dennoch empfohlen, diesen kleinen Teil nicht zu ¨ ubergehen. Ohne ihn kann vieles im Kapitel ”Energie” nicht ausreichend verst¨andlich sein. Dies liegt in der Natur der Sache. Allen Lesern, die dennoch zu ”technisch Trockenes” bef¨ urchten, zur Beruhigung: Sie werden ihre Stromrechnung danach besser nachvollziehen k¨onnen, und es wird gelegentlich sogar am¨ usant. Energie kann weder erzeugt noch vernichtet, nur umgewandelt werden. Der Begriff ”regenerative” Energien ist falsch. Konsequenterweise gibt es auch keine prinzipielle Unterscheidung der verschiedenen Energieformen bei den Energie-Mengenangaben. Je nach praktischen Bed¨ urfnissen sind unterschiedliche Maßeinheiten gebr¨auchlich, diese sind aber prinzipiell gleichwertig. Wir bevorzugen hier, weil es vorwiegend um elektrische Energie geht, die Energieeinheit kWh. Die etwas umst¨andlich erscheinende Kilowattstunde r¨ uhrt daher, dass man in der Elektrotechnik nicht elektrische Energie, sondern elektrische Leistung (Leistung = Energie pro Zeit) in Watt [W] als Grundgr¨oße ansieht. Wegen des Zusammenhangs ”Energie = Leistung · Zeit” ist daher die Wattsekunde [Ws] = Joule [J] eine Maßeinheit f¨ ur Energie. Das Joule ist den meisten Lesern aus Lebensmittelverpackungen oder Fitnessger¨aten vertraut. An Stelle dieser sehr kleinen Gr¨oße ist schließlich die handlichere Einheit der Kilowattstunde [kWh] ¨ ublicher. Ein Kilowatt sind 1000 Watt, eine Stunde z¨ahlt 3600 Sekunden, somit haben wir 1 Ws = 1/ (3,6 · 10 6 ) kWh 40 <?page no="49"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” oder umgekehrt 1 kWh = 3.6 · 10 6 Ws. Bevor es jetzt tats¨achlich droht, etwas zu trocken zu werden, einige aussagekr¨aftige Zahlen und Zusammenh¨ange, damit man ein Gef¨ uhl f¨ ur die Gr¨oßen von t¨aglich ben¨otigten elektrischen Energiemengen bekommt: Auf Ihrem Haarf¨ohn finden Sie vielleicht die Leistungsangabe 1600 W = 1,6 kW. Wenn Sie 1/ 4 Stunde lang f¨ohnen, haben Sie die Energie 1,6 kW · (1/ 4) h = 0,4 kWh verbraucht und zahlen (noch) bei einem Tarif von ∼ 30 Cents pro kWh f¨ ur das F¨ohnvergn¨ ugen 12 Cents. Wenn Sie die gleiche Energie nicht aus der Steckdose, sondern lieber durch eigene k¨orperliche Bet¨atigung - etwa Strampeln auf einem Fahrrad mit angeschlossenem elektrischen Generator bei 100 W = 0,1 kW k¨orperlicher Dauerleistung - erbringen m¨ochten, m¨ ussten Sie dazu immerhin bereits 4 Stunden in die Pedale treten, denn 0,1 kW · 4 h = 0,4 kWh. Sie wissen nun, wie man es rechnet. Daher ist es am¨ usant, selber einmal zu ermitteln, wie viele Monate bzw. Jahre man in die Pedalen mit konstanten 0,1 kW Leistung treten m¨ usste, um den Jahresstrom f¨ ur die eigene Wohnung oder das eigene Haus zusammen zu bringen. Wir gehen dazu von dem Grobwert 4000 kWh pro Jahr f¨ ur einen Haushalt aus. Bitte nicht ¨ uber das Ergebnis erschrecken! Das, was wir tagt¨aglich aus der Steckdose an Energie beziehen, hat es wirklich ”in sich”. Sie sind nun zumindest in der Lage, die von Tageszeitungen oftmals falsch geschilderten Zusammenh¨ange ¨ uber gr¨ une Energien zuverl¨assig zu erkennen. So berichtete etwa die Leipziger Volkszeitung vom 25.5.2012: ”Mit einer Nennleistung von 5,1 MW = 5100 kW der neuen Photovoltaikanlage in Sandersdorf-Brehna werden zuk¨ unftig 11.000 Haushalte mit Strom versorgt”. Rechnen wir einmal nach! Bei grob 4000 kWh Jahresenergie f¨ ur jeden Haushalt brauchen 11.000 Haushalte 44 · 10 6 kWh ¨ ubers Jahr. Die Photovoltaikanlage muss demnach 44 · 10 6 kWh/ 5100 kW = 8627 Stunden mit Nennleistung laufen, also praktisch Tag und Nacht das ganze Jahr ¨ uber (das Jahr hat 8760 Stunden). Dies ist nat¨ urlich unrealistisch, denn die Sonne scheint nicht immer, zumindest niemals bei Nacht. Bei dieser Meldung wurde als weiterer Irrtum auch noch die installierte Nennleistung mit der tats¨achlich von der Anlage erbrachten Leistung gleichgesetzt. In der Realit¨at kann allerdings ¨ uberhaupt kein Haushalt mit Solar- 41 <?page no="50"?> 3 Energie strom versorgt werden. Haushalte brauchen Energie bei Bedarf, nicht nur dann, wenn die Sonne scheint und zudem im Zenit steht. Vielleicht sollten Sie der Redaktion einen freundlichen Leserbrief schreiben, um ¨ahnlich unzutreffende Angaben Ihrer Tageszeitung zuk¨ unftig zu verhindern. Tats¨achlich scheint sich die Berichterstattung inzwischen etwas zu bessern, obwohl immer noch nicht deutlich genug darauf hingewiesen wird, dass mit Wind und Sonne keine Grundlast abgedeckt werden kann. Wie w¨are es nun korrekt, wenn wir von der weitgehenden Unbrauchbarkeit des Sonnenstroms wegen seines fluktuierenden Aufkommens absehen wollen? Hierzu ist nur die Kenntnis der installierten Solarzellenfl¨ache in [m 2 ] erforderlich. Die in Deutschland mit den heutigen Solarzellen erzielbare Solarstromleistung sind zeit- und ortsgemittelte 10 W pro m 2 Solarfl¨ache. Im Fl¨achenmittel scheint n¨amlich hierzulande nur in 18% der Zeit die Sonne. Der Leser behalte diese 10 W/ m 2 als Daumenregel f¨ ur Photovoltaik im Ged¨achtnis! Man multipliziere die Gesamtfl¨ache der Solarmodule in m 2 mit 10 W/ m 2 , dies ergibt die mittlere Jahresleistung der Anlage in Watt. Im Jahresmittel kann aus Photovoltaik im sonnenarmen Deutschland mit diesen genannten 0,01 kW/ m 2 aus einem Quadratmeter 0,01 kWh · 8760 h ≈ 90 kWh elektrische Energie geerntet werden. Die Nennleistung bezeichnet dagegen die Leistung unter Testbedingungen, wie sie etwa der maximalen Sonneneinstrahlung in Deutschland entspricht. Sie ist f¨ ur die Absch¨atzung des Energieertrags einer Solaranlage kaum aussagekr¨aftig. Um die von der Photovoltaikanlage in Sandersdorf-Brehna gelieferte Jahresenergie in kWh zu ermitteln braucht man nur die hier leider nicht von der Zeitung angegebene Gesamtfl¨ache der Photovoltaikzellen mit 90 kWh/ m 2 zu multiplizieren. An dieser Stelle kann jeder Leser bereits leicht ermessen, oder besser ”erf¨ uhlen”, dass die hierzulande ankommende Sonnenenergie f¨ ur den Zweck der Stromerzeugung keine sinnvolle Option ist. Anderenfalls w¨ urde man n¨amlich ein Sonnenbad auf der Schwimmbadwiese nicht ¨ uberleben. Die Sonne, die zudem nicht immer scheint, ist f¨ ur unsere elektrische Stromversorgung in Deutschland v¨ollig unzureichend. Nur in W¨ usten mit hoher Insolation (Sonneneinstrahlung) verh¨alt es sich anders. Aber auch dort ist, wie es die Negev-W¨ uste Israels zeigt, eine landeswei- 42 <?page no="51"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” te Stromerzeugung offensichtlich nicht vorteilhaft. Israel beherrscht die wirtschaftlichen und technischen Grundrechenarten besser als wir. Wollte man nun den j¨ahrlichen Gesamtstromverbrauch der Bundesrepublik des Jahres 2013 von rund 630 TWh mit Photovoltaik bestreiten, w¨aren hierzu 7000 km 2 Solarzellen erforderlich. Diese Fl¨ache ¨ ubersteigt die des Saarlandes von 2570 km 2 um mehr als das Doppelte. Dieser Strom w¨are zudem fluktuierend, also unbrauchbar. F¨ ur Wind ben¨otigt man f¨ ur die gleiche Aufgabe (aller Strom aus Wind) bereits die Fl¨ache ganz Bayerns, f¨ ur Energie-Mais die ganz Deutschlands (s. Anhang 6.1). Bild 3.5 veranschaulicht, warum insbesondere Windkraftanlagen (WKA) extrem viel Fl¨ache ben¨otigen, Anrainer mit Infraschall gesundheitlich sch¨adigen [237] sowie Flederm¨ause und Greifv¨ogel jedes Jahr zu Millionen zerschreddern [32]. In der sp¨ateren Tabelle 3.4 unter 3.4.2 werden die wichtigsten Kenndaten von WKA aufgef¨ uhrt. Bei den Kostenangaben f¨ ur Strom aus WKA und Photovoltaik l¨asst man in aller Regel die Kosten f¨ ur den Fluktuationsausgleich salopp unter den Tisch fallen (s. unter 3.3.5), damit es nicht ganz so schlimm aussieht. Weitere Zahlen, die viele Leser vielleicht ¨ uberraschen werden: Nur 100 g Steinkohle enthalten einen Energieinhalt (Heizwert) von rund 0,8 kWh. Hiervon ist grunds¨atzlich grob die H¨alfte, also 0,4 kWh, in elektrische Energie oder in mechanische Arbeit umwandelbar, der Rest geht prinzipiell und unvermeidbar verloren - der Grund daf¨ ur wird weiter unten beschrieben. Aus dem Verbrennen von 100 g Steinkohle kann man ein Auto von 1,5 t Gewicht 100 m hochheben und man kann ebenso, wie oben bereits geschildert, einen F¨ohn von 1600 W eine 1/ 4 Stunde lang betreiben. Das Beispiel zeigt den Vorzug von Verbrennungsenergie vor mechanischer Energie aus Wasserkraft oder gar Wind. In Tabelle 3.1 sind die Heizwerte von jeweils einer Tonne der wichtigsten Energietr¨ager aufgef¨ uhrt. Diese Zusammenstellung erlaubt aber noch keinen direkten Vergleich mit Strom aus Wind oder Sonne. Hierzu ist die Leistung [W] pro Fl¨ache [m 2 ], also die Leistungsdichte besser geeignet. Auf diese wichtige Gr¨oße wird unter 3.3.1 eingegangen. Wie viel Energie wird eigentlich von einer ¨ Uberlandhochspannungsleitung transportiert? Man kann bei feuchtem Wetter gelegentlich das von vielen kleinen, lokal begrenzten Entladungen herr¨ uhrende Knistern h¨oren, wenn man unter ihr spazieren geht. Daher vermutet man, dass 43 <?page no="52"?> 3 Energie Bild 3.5: Abmessungen moderner Windkraftanlagen (WKA), Bildquelle: Prof. M. Beckmann, TU Dresden. hier gewaltige Energiemengen fließen. Dies trifft zu. Eine 380 kV Hochspannungsleitung ¨ ubertr¨agt eine Leistung von etwa 400 MW, das ist soviel, wie ein großer Jumbo-Passagier-Jet beim Start ben¨otigt. Auf der anderen Seite erreicht aber auch in einer sehr langen ¨ Uberlandleitung die zu einem bestimmten Zeitpunkt enthaltene elektrische Energie noch nicht einmal den Wert eines kleinen Weinglases mit Benzin [155]. Dies vermittelt ein Gef¨ uhl daf¨ ur, dass elektrische Energie in großem Maßstab nicht, allenfalls nur ¨ uber extrem kostspielige Umwege, speicherbar ist. Mit Blick auf die ¨ uberzogenen Erwartungen, die an Elektroautos gekn¨ upft werden, ist ein n¨ uchterner Blick auf die Energieverh¨altnisse angebracht. Er ist bereits mit unserem bisher dargelegten R¨ ustzeug m¨oglich. F¨ ur einen modernen Lithium-Ionen-Akku werden 311 kg bei 50 kWh nutzbare Energie genannt [288]. Tabelle 3.1 gibt etwa 9 kWh Heizenergie in einem Liter Benzin an. Ein Automotor hat einen Wirkungsgrad von 35%, Stromantrieb dagegen von 95%. Damit sind 1 Liter Benzin nur noch 9 · 0,35/ 0,95 ≈ 3,3 kWh mechanische Antriebsenergie ”wert”. Dies entspricht 3,3 · 311/ 50 ≈ 20 kg Lithium-Ionen-Akkugewicht f¨ ur 1 44 <?page no="53"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” Energieträger Heizwert pro Tonne in kWh Steinkohle 8140 Braunkohle 2500 Holzpellets 4600 Natur-Uran mit 0,7% des spaltbaren 235 U angereichert 1,6·10 8 Mit 4,3% 235 U angereicherte Brennelemente 1,2·10 9 Benzin 12000 (d.s. etwa 8800 kWh/ m 3 ) Erdgas 9000 bis 12600 Tabelle 3.1: Heizwerte von Energietr¨agern [8]. Liter Benzin. Ein Akkugewicht von 200 kg in einem Elektroauto d¨ urfte realistisch sein, somit hat das Elektroauto 200/ 20 = 10 Liter Benzin im ”Akkutank”. Kein Wunder, dass man damit nicht weit kommt! Unmaßgebliche Details wurden bei dieser Absch¨atzung ¨ ubergangen. So ist es f¨ ur das Elektroauto ung¨ unstig, dass bei K¨alte die Batterie f¨ ur die Heizung sorgen muss, die vom Benzinmotor als ”freie” Abw¨arme geliefert wird. Andererseits ist g¨ unstig, dass der Akku durch R¨ uckspeisung der Bremsenergie jedesmal wieder ein wenig aufgeladen werden kann. Benzin steht bis zum letzten Tropfen zur Verf¨ ugung, die Leistung einer Batterie h¨angt dagegen in recht verwickelter Weise auch der Stromentnahme, der Restkapazit¨at der Batterie und ihrem Alter ab. Der Leistungsabfall mit zunehmendem Alter der Batterie ist jedem Laptopbesitzer bestens bekannt. Und wenn wir schon am Rechnen sind: Wie groß ist der Leistungsanschluss jeder E-Tankstelle? Man muss von mehreren Megawatt bei 1000 Autos pro Tag ausgehen. Das ist wegen der unzureichenden Leitungsquerschnitte unseres 220- Volt-Netzes nicht zu bewerkstelligen, daher w¨aren separate Hochspannungsleitungen zu jeder E-Tankstelle erforderlich. Hier m¨ usste man ein eigenes Leitungsnetz f¨ ur E-Tankstellen aufbauen. Da die Batterien nicht mit Hochspannung geladen werden k¨onnen, muss jede E-Tankstelle auch noch eine Transformatorstation einrichten. Die Abw¨arme wird enorm, 45 <?page no="54"?> 3 Energie aktive W¨armetauscher werden erforderlich. Aus der vorgenommenen Absch¨atzung und den noch anschließenden Betrachtungen kann der potentielle ”Nutzen” von Elektroautos abgesch¨atzt werden. Mehr als zu einem Nischenprodukt f¨ ur den innerst¨adtischen Kleinverkehr, ¨ahnlich wie es die elektrisch angetriebenen Golfcarts sind, wird es das Elektroauto grunds¨atzlich nicht bringen k¨onnen. Im Gegensatz zum Elektroauto ist freilich das Elektrofahrrad, das pedalierende Mithilfe ben¨otigt, eine sehr sinnvolle Entwicklung. Die erforderlichen Batterien liefern ausreichend lange Strom (leben aber bei weitem nicht so lange, wie es sich viele K¨aufer vermutlich w¨ unschen), und das Rad ist vor allem bei Bedarf auch ohne Elektroantrieb fahrt¨ uchtig. V¨ollig absurd ist die gelegentlich zu h¨orende Idee, mit Elektroautos die Fluktuationen von Wind- und Sonnenstrom abzupuffern. Sch¨atzen wir einmal ab, wobei wir von folgenden Annahmen ausgehen wollen: 1 Million Elektroautos mit voll aufgeladener Batterie - d.s. großz¨ ugig 50 kWh Stromenergie pro Fahrzeug -, aller Strom wird nur aus Wind erzeugt, und es tritt Stromausfall infolge bundesweit ausbleibenden Windes ein. Unter diesen Voraussetzungen sollen nun alle Elektroautos ans Stromnetz gehen und ihre vollen Akkus entladen, um totale Windstille auszugleichen. Wie lange reicht dies, nur rechnerisch nat¨ urlich, denn praktisch ist es ohnehin unm¨oglich? Die Antwort, als kleine Absch¨atzungs¨ ubung dem Leser empfohlen, ist nicht schwer: Es kann noch nicht einmal eine Stunde Totalstromausfall der BRD mit ihrem j¨ahrlichen Strombedarf von 630 TWh = 630 · 10 12 Wh (Jahr 2013) ¨ uberbr¨ uckt werden. Ideen dieser Art sind aus technisch-physikalischen Gr¨ unden v¨ollig unrealistisch. Zur¨ uck zu den Problemen der Elektroautos! Die Entwicklung von neuen Batterietypen entspricht der Suche nach immer exotischeren Metallverbindungen und l¨asst keinen Platz f¨ ur Optimismus. Der weiteren Leistungsverbesserung von Batterien sind aus grunds¨atzlichen physikalischen Gr¨ unden allerengste Grenzen von wenigen Prozentpunkten gesetzt. Die Entsorgung riesiger Mengen von Batterien, wie sie der Masseneinsatz von Elektrofahrzeugen mit sich bringen w¨ urde, h¨atte eine ebenso riesige Umweltbelastung mit hochgiftigen Metallverbindungen zur Folge. Allen ”gr¨ unen Tr¨aume” zum Trotz geht kein Weg an der jedem Fachmann gel¨aufigen Erkenntnis vorbei, dass die chemische Speicherung von Energie f¨ ur den Autoantrieb in Form von Kohlenwasserstoffen (Benzin 46 <?page no="55"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” etc.) die technisch-wirtschaftlich-umweltgem¨aß optimale L¨osung ist und naturgesetzlich auch in aller Zukunft bleiben wird. Um vom Erd¨ol wegzukommen, wird es in weiterer Zukunft wirtschaftlich wieder interessant werden, mit Hilfe von Kernkraftwerken Benzin zuerst aus Kohle und sp¨ater aus allen erreichbaren Substanzen, die Kohlenstoffenthalten - z.B. auch aus CO 2 -, zu synthetisieren. In [155] wird sogar von einer zuk¨ unftigen Kohlenstoffwirtschaft gesprochen. Eine Synthese aus dem Grundstoff Kohle erfolgte ¨ ubrigens schon einmal im zweiten Weltkrieg mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren, das sich technisch bew¨ahrt hatte [80]. Eine Unbekannte verbleibt allerdings noch, die Brennstoffzelle. Bei ihr ist nicht absehbar, ob sich in der Zukunft Entscheidendes tun wird. Die Brennstoffzelle ist zumindest ein Hoffnungstr¨ager. 3.3.1 Eine entscheidende Gr¨oße - die Leistungsdichte S Ein Energierundgang darf nicht beendet werden, ohne die wirtschaftlich wichtige Leistungsdichte S = P / A kennengelernt zu haben, mit der Leistung P [W], der Fl¨ache A [m 2 ] und S [W/ m 2 ]. Bei der Windturbine ist mit S die Leistung des Windes, geteilt durch die vom Propeller ¨ uberstrichene Fl¨ache bei senkrecht auftreffendem Wind gemeint. Bei der Photozelle ist es die Leistung der Sonne, geteilt durch die Solarzellenfl¨ache bei senkrechtem Sonneneinfall. Um es m¨oglichst einfach zu machen, werden wir die Leistungsdichte S bzw. die Leistung P stets auf den jeweils erzeugten elektrischen Strom beziehen, denn unterschiedliche Stromerzeugungsmethoden wandeln die genutzte Prim¨arleistung (mechanische Windleistung bei WKA oder W¨armeleistung aus Verbrennung in fossilen Kraftwerken) unterschiedlich wirksam in Stromleistung um. Nur auf den elektrischen Strom kommt es uns schließlich an (Tabelle 3.2 zeigt Beispiele von Kraftwerks-Leistungsdichten). Die Bedeutung einer hohen Leistungsdichte S wird aus A · S = P deutlich. Ist S klein, muss man die Fl¨ache A groß machen, damit das gew¨ unschte Endprodukt Leistung P ausreichend hoch ausf¨allt. Dies erkl¨art, warum Windradpropeller so riesig sind. Weil Wind nur eine extrem kleine Leistungsdichte aufweist, ist eine - ebenso extrem - große, vom Propeller ¨ uberstrichene Fl¨ache bereitzustellen. Will man es anschaulich ausdr¨ ucken, so ist ein riesiges Netz aufzuspannen, um damit den 47 <?page no="56"?> 3 Energie Stromerzeugungs- Methode ~ Leistungsdichte [W/ m 2 ] bezogen auf erzeugten Strom (Wirkungsgrad berücksichtigt) ~ Faktor bezogen auf Hessenwind Erdwärme 0,03 0,001 Sonne (Photovoltaik) 10 0,2 Wind (Hessen) 44 1 Wind (Nordsee) 115 2,5 Wasser von 6 m/ s 100 000 2500 Kohle (Brennkessel) 250 000 6000 Kernkraftwerk (Hüllrohr) 300 000 7000 Tabelle 3.2: Leistungsdichten von Kraftwerksmethoden. Wind einzufangen und seine Energie schließlich in den kleinen Querschnitt einer elektrischen Leitung zu komprimieren. Bei der Photozelle ist die Platte groß genug zu machen. ”High-Tech” wird oft auch ¨ uber die Leistungsdichte definiert. In diesem Sinne sind Wind- und Solarkraftwerke eindeutig ”Low-Tech”. Ein Kohlekraftwerk hat eine 2000-fach h¨ohere Stromleistungsdichte als ein WKA-Unget¨ um in der windstarken Nordsee und sogar eine 25.000-fach h¨ohere als die Solarplatten auf dem Hausdach Ihres Nachbarn. Aus den Vergleichen wird anschaulich, dass Wind und Sonne grunds¨atzlich extrem teurer sind als Kohle oder Uran, denn wir k¨onnen die Leistungsdichten von Wind oder Sonne mit keiner Maßnahme erh¨ohen. Der Buchautor hatte im Anschluss an einen Vortrags das Vergn¨ ugen, den hierzu passenden Einwurf eines Jura-Studenten zu beantworten. Dieser meinte: ”Ihren Ausf¨ uhrungen zur Photovoltaik und Windenergie muss ich widersprechen. ¨ Uber Jahre hat sich die Leistung meines Computers mehr als vertausendfacht. ¨ Ahnliches ist selbstverst¨andlich auch von den alternativen Energien zu erwarten”. Es dauerte nicht lange, bis der freundliche junge Mann begriff, dass man aus einer Kuh auch mit einer ”atomgetriebenen” Melkmaschine nicht mehr herausholen kann, als das, was sie im Euter hat. 48 <?page no="57"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” Die von uns nicht beeinflussbaren Leistungsdichten von Wind und Sonne stellen H¨ urden dar, die keine Ingenieurskunst ¨ uberspringen kann. Mit der Aufstellung von WKA zur Stromerzeugung bei gleichzeitiger Abschaffung von Kern- oder gar Kohlekraftwerken (Energiewende) wurde die Physik durch Politik ersetzt. Das kann niemals gutgehen. Wind hat keine hohe Leistungsdichte, weil man sich noch einigermaßen gut gegen einen Sturm stemmen kann, ohne umzufallen. In schnell fließendem Wasser mit seinem tausendfach h¨oheren spezifischen Gewicht ist solch eine Art ”Widerstand” unm¨oglich. Jeder Paddler, der schon einmal in moderatem Wildwasser mit seinem Boot gekentert ist, weiß von der Kraft schnell fließenden Wassers ein Lied zu singen. Die geringen Leistungsdichten, mit denen uns die Sonne auf deutschen Schwimmbadwiesen verw¨ohnt, fanden schon Erw¨ahnung. Ein Sonnenbad hierzulande ist nicht mit der Gef¨ahrlichkeit zu vergleichen, seine Hand in einen Ofen zu stecken, in dem Kohle mit ihrer hohen Leistungsdichte verbrennt. Ein stellvertretendes Zahlenbeispiel, das die aus einer geringen Leistungsdichte folgenden Kostenaufwendungen veranschaulicht, soll die Betrachtung abschließen. Heidelberg musste f¨ ur einen Beschluss seines Gemeinderats zu einem ”Solardach” finanziell aufkommen. Die Parameter dieser Anlage: 2500 qm Photovoltaikfl¨ache, grob 30 kW Leistung im Jahresmittel und weit ¨ uber 1 Millionen Euro Kosten. N¨ uchtern betrachtet, wurde f¨ ur diesen Preis ein Kleinwagenmotor erworben, ¨ uber dessen Betrieb die Natur entscheidet. Die Spritpreise werden wohl noch etwas ansteigen m¨ ussen, damit sich dieser Kauf irgendwann einmal lohnt. Der minimale Energieertrag und, als Folge davon, die extrem hohen Kosten der Photovoltaik sind mit der Begeisterung der Bev¨olkerung f¨ ur diese Methode der Stromerzeugung nicht vereinbar. Heutzutage wird jedes mit Solarstromzellen versehene Schuldach von Sch¨ ulern, Eltern und Lehrern gleichermaßen als die Rettung des Klimas und als ultimative L¨osung unserer Stromversorgung begr¨ ußt. Diese emotionale Einsch¨atzung ist oft vom Slogan ”die Sonne schickt uns keine Rechnung” begleitet. Dieser Optimismus ist angesichts der n¨ uchternen technischen und wirtschaftlichen Fakten v¨ollig unbegr¨ undet. 49 <?page no="58"?> 3 Energie 3.3.2 Grundkriterien und eine erste Bilanz Maßgebend f¨ ur die Frage ”Welche Methode der elektrischen Stromerzeugung ist sachgerecht? ” sind vier Grundkriterien. Sie bilden ein ”magisches Quadrat”, das Bild 3.6 zeigt. Das wichtigste Kriterium, die Kostengerechtheit, wurde schon behandelt. Kosten sind immer und ¨ uberall prim¨ar! Nur totalit¨are Regime oder sehr wohlhabende Nationen k¨onnen das Kostengesetz vor¨ ubergehend außer Kraft setzen. Die globale Vernetzung und der Wettbewerb aller Nationen beseitigen solche Verwerfungen aber schnell und zuverl¨assig, die ”Bestrafung” erfolgt mit Sicherheit. Eine ”Revision”, wenn das betreffende Land aus der ersten Weltliga des wirtschaftlichen Wettbewerbs herausgefallen ist, gibt es nicht. Das zweite Kriterium ist die Bedarfsgerechtheit. In jeder von Elektrizit¨at abh¨angigen Industrienation muss sich der verf¨ ugbare Strom grunds¨atzlich immer dem Bedarf der industriellen und privaten Verbraucher anpassen. Windr¨ader und Photovoltaikanlagen k¨onnen dieses Kriterium naturgesetzlich nicht erf¨ ullen. Da Strom in gr¨oßerem Maßstab nicht gespeichert werden kann, sind nur extrem kostspielige Umwege mit hohen Energieverlusten m¨oglich, die wiederum das Kriterium der Kostengerechtheit verletzen. Das dritte Kriterium ist die Skalierbarkeit. Leistung und Fl¨achenbedarf des Kraftwerks m¨ ussen den Bed¨ urfnissen der Raum-, Netz- und Bedarfsplanung eines Landes flexibel und problemlos anpassbar sein. Kernkraftwerke, Kohlekraftwerke und Gaskraftwerke (m.E.) erf¨ ullen dieses Kriterium, sie k¨onnen praktisch beliebig groß wie klein gebaut, sowie in einer dem Bedarf angepassten Anzahl ¨ uberall installiert werden. Ihre Brennstoffe, russisches Erdgas ausgenommen, kommen aus politisch stabilen L¨andern. Braunkohle ist in Deutschland verf¨ ugbar. Insbesondere f¨ ur Kernkraftwerke ist der ¨ Offentlichkeit unbekannt, dass diese fast beliebig klein gebaut werden k¨onnen, die Kernreaktoren in U-Booten belegen es. Die neue Generation von modularen Kleinstkraftwerken, wie sie gerade in den USA und Japan entwickelt werden, sind bis zu wenigen 10 MW herunter skalierbar. Damit ist gerade eine dezentrale Versorgung gut m¨oglich, wenn man es will. Ein typisches Gegenbeispiel von ”skalierbar” stellt dagegen die Windradnutzung dar, die bereits die Kriterien der Kosten- und Bedarfsgerechtheit verfehlt. Windr¨ader erfordern extreme 50 <?page no="59"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” kostengerecht bedarfsgerecht skalierbar umweltgerecht Bild 3.6: Magisches Quadrat derjenigen Kriterien (Gerechtheiten), welche die Methoden zur elektrischen Stromerzeugung unabdingbar aufweisen m¨ ussen. Gr¨oßen, eine hohe Anzahl und vor allem Gegenden, wo ausreichend der Wind bl¨ast. Sie erreichen heute die H¨ohe des Ulmer M¨ unsters, liefern in Relation zu ihrem Fl¨achenbedarf dennoch zu wenig Energie und m¨ ussen daher in extren hoher Anzahl aufgestellt werden. Mit der Stromerzeugung aus Faulgasanlagen verh¨alt es sich noch ung¨ unstiger, wenn diese nicht ausschließlich mit landwirtschaftlichem Abfall (G¨ ulle) betrieben werden, sondern hierf¨ ur Energie-Mais angebaut wird. Der Verbrauch landwirtschaftlicher Fl¨achen wird damit inakzeptabel hoch (s. unter 3.4.5). Kraftwerke, die mit russischem Gas betrieben werden, nehmen eine Sonderstellung ein. Sie unterliegen der unabdingbaren Bereitstellung langer Pipelines und erf¨ ullen ”skalierbar” daher nur teilweise. Bei der deutschen Photovoltaik ist es schließlich die unzureichende Insolation, die zu ihrer Unskalierbarkeit f¨ uhrt. Die Insolation in Deutschland entspricht grob der von Alaska. Dennoch stehen hierzulande 50% aller weltweit installierten Photovoltaikanlagen. Dies ist nicht sinnvoll, denn der zu vern¨ unftigen Leistungsgr¨oßen erforderliche Fl¨achenverbrauch der Photovoltaik ist hierzulande indiskutabel groß (s. Anhang 6.1). Das vierte Kriterium ist die selbstverst¨andliche Umweltvertr¨aglich- 51 <?page no="60"?> 3 Energie keit. Alle modernen Kraftwerke, die fossile Brennstoffe nutzen, lassen infolge modernster Filtertechnik keine Umweltw¨ unsche mehr offen. Die Anwendung wirkungsvollster Filterung von Schadstoffen wie Staubpartikeln und Aerosolen ist nur noch eine Frage der (hier nicht mehr maßgebenden) Kosten, nicht mehr der Technik. Kernkraftwerke sind ohnehin emissionsfrei. Der am h¨aufigsten vorkommende Irrtum, dem gl¨ uhende Verfechter ”alternativer” Stromerzeugungsverfahren unterliegen, besteht darin, die Verh¨altnisse anderer L¨ander salopp und bar jeden Sachverstands auf Deutschland zu ¨ ubertragen. Als Beispiel betrachten wir L¨ander mit ausreichenden Fl¨achen in sonnenintensiven W¨ usten und vertretbaren Entfernungen zu den Verbraucherzentren. Dies ist auf der arabischen Halbinsel, aber auch in den USA mit der W¨ uste zwischen Los Angeles und Las Vegas gegeben. Solarkraftwerke mit ausreichenden W¨armespeichern f¨ ur die N¨achte k¨onnen f¨ ur solche Regionen daher eine sinnvolle Option sein [155]. Diese Kraftwerke verwenden keine Photozellen, deren Nachteile darin bestehen, dass ihre Oberfl¨achen regelm¨aßig gereinigt werden m¨ ussen, bei Sandst¨ urmen besch¨adigt werden und zudem ihr ohnehin schon geringer Wirkungsgrad bei st¨arkerer Erw¨armung durch die Sonne dramatisch in den Keller geht. Die beschriebene Nutzung ist dennoch nicht problemlos, wie es die gut rechnenden Ingenieure Israels beweisen. Von gelegentlichen Projekten und Anlagen abgesehen, wird die W¨ uste Negev nicht zur großr¨aumigen Stromerzeugung Israels genutzt, und auch Kalifornien wird nicht mit großr¨aumig mit W¨ ustenstrom ”betrieben”. Nur selten erm¨oglicht die Natur Verfahren, die alle Kriterien des magischen Quadrats erf¨ ullen. Ein Beispiel hierf¨ ur ist die Vulkaninsel Island. Heißes Wasser ist hier bereits in geringen Tiefen verf¨ ugbar. Die Geothermie kann daher f¨ ur rund 85% des Heizungsbedarfs genutzt werden. Island verf¨ ugt zudem noch ¨ uber ausreichende Wasserkraft. Im Jahre 2009 deckte Island 73% seines Strombedarfs aus Wasserkraft und zu 27% aus Geothermie [130]. ¨ Ol macht nur noch etwa 20% des Prim¨arenergiebedarfs aus und treibt haupts¨achlich den Autoverkehr an. Island ist ein Musterbeispiel f¨ ur die Anwendung zweier Verfahren, die bei uns aus topographischen und geophysikalischen Gr¨ unden leider nicht in Frage kommen. So ist hierzulande ohne hohe Berge die Wasserkraft mit etwa 3% der Stromerzeugung bereits ausgereizt, und die Geothermie stellt 52 <?page no="61"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” nur eine Marginalie an wenigen ”Hot Spots” unter dem Boden der Bundesrepublik dar. Viele Leser mag es beim Blick ins Inhaltsverzeichnis des Buchs verwundern, nichts ¨ uber Gezeitenkraftwerke, Geothermie und weitere exotischen Kraftwerkstypen aufzufinden. Technisch sind alle diese Verfahren interessant. Sie sind aber zumindest in Deutschland nicht mit den Kriterien des magischen Quadrats (Bild 3.6) vereinbar. Daher geht das Buch auf sie nicht n¨aher ein. Die vier Grundkriterien des magischen Quadrats m¨ ussen unabdingbar erf¨ ullt sein. Nunmehr kann eine erste sachbezogene Bilanz gezogen werden: Nur Kraftwerke, welche die in Bild 3.6 gezeigten Grundkriterien erf¨ ullen, sind f¨ ur die elektrische Stromerzeugung der modernen Industrienation Deutschland sachgerecht. Windkraft (selbst Offshore) und Bioenergie sind ungeeignet, Photovoltaik nur f¨ ur Spezialzwecke, wie batteriegepufferte Beleuchtung oder ¨ahnliche Nischenanwendungen, brauchbar. Die Kernenergie stellt eine sichere und zugleich die wirtschaftlichste und umweltschonendste Option dar. Ihre Verbannung aus Deutschland ist daher nicht sachgerecht. Die vor¨ ubergehende Abkehr von der Kernkraft kann h¨ochstens als eine politisch erzwungene Br¨ uckenl¨osung bis zur Verf¨ ugbarkeit von inh¨arent sicheren Kernkraftwerken mit verschwindendem Abfall gelten (s. unter 3.7.2). In den Jahrzehnten bis dahin m¨ ussen ohnehin wieder moderne Kohlekraftwerke oder mit Schiefergas betriebene Gaskraftwerke gebaut werden. Strom aus mit russischem Erdgas betriebenen Gaskraftwerken ist f¨ ur die Grundlastversorgung zu teuer. Damit ist bereits ein erster Abschluss auf der Basis relativ einfacher Betrachtungen erreicht. Es ist nun zielstellend etwas weiter in die technischen Details zu gehen, um die Gr¨ unde f¨ ur die Unzul¨anglichkeiten von Windr¨adern, Photovoltaik und Faulgasanlegen offenzulegen. F¨ ur ein weitergehendes Verst¨andnis ist jetzt n¨amlich noch die Kenntnis von Wirkungsgrad, Erntefaktor, Grundlastf¨ahigkeit und Regelf¨ahigkeit erforderlich. Diese Begriffe werden nachfolgend kurz und anschaulich erl¨autert. Der Leser braucht daher nicht zu bef¨ urchten, an ein Fachbuch zur elektrischen Energietechnik geraten zu sein. Zur sachgerechten Ein- 53 <?page no="62"?> 3 Energie ordnung der hierzulande ergriffenen Maßnahme ”Energiewende” k¨onnen sie aber nicht ¨ ubergangen werden. Erst mit ihrem Verst¨andnis ist es m¨oglich, die politisch propagierten alternativen Methoden der Elektrizit¨atserzeugung sachgerecht und zuverl¨assig zu beurteilen. 3.3.3 Wirkungsgrade von Kraftwerken Unter ”Kraftwerken” wollen wir alle Verfahren verstehen, mit denen in großem Maßstab elektrischer Strom erzeugt wird. In diesem Sinne sind auch Windr¨ader und Photovoltaikplatten ”Kraftwerke”. Dies widerspricht dem ¨ ublichen Sprachgebrauch, der unter Kraftwerk gew¨ohnlich nur die Methode der thermischen Stromerzeugung mit Hilfe von Dampfturbinen versteht. Thermische Kraftwerke sind die mit Kohle, Gas oder Uran betriebenen Kraftwerke. Sie unterscheiden sich in der Natur ihrer Brennstoffe, nicht aber grunds¨atzlich in der konventionellen Umwandlung der vom Prim¨arbrennstofferzeugten W¨arme in elektrische Energie. Bemerkenswerterweise sind die unterschiedlichen Energieformen, wie mechanische Energie, elektrische Energie, chemische Energie usw. zwar prinzipiell gleich, aber nicht gleichwertig. Dies stellt sich heraus, wenn man sie ineinander umwandeln m¨ochte. Chemische Energie, beispielsweise in Dynamit gespeichert, wandelt sich bei Explosion in mechanische Energie der Druckwelle um, die umgekehrte Umwandlung ist nicht praktizierbar. Der Endzustand aller Energieumwandlungen ist stets W¨arme. Sie ist unter technisch-wirtschaftlichen Kriterien daher die f¨ ur technische Nutzung am wenigsten wertvolle Energieform. Auf Grund dieser Eigenschaft stellt sie uns eine Rechnung bei ihrer Verwandlung in mechanische oder elektrische Energie aus. M¨ochte man W¨arme, z.B. aus dem Verbrennen von Kohle oder Benzin, in elektrische Energie (Kraftwerk) oder in mechanische Energie (Auto) umwandeln, muss man naturgesetzlich unvermeidbare Verluste hinnehmen [37]. Man spricht vom thermodynamischen Wirkungsgrad, dem Faktor, mit dem der Energieinhalt des Ausgangssystems, hier Kohle oder Benzin, zu multiplizieren ist, um die gew¨ unschte Energie zu erhalten. Er ist stets kleiner als 1 und wird oft in % ausgedr¨ uckt (1 entspricht 100%). In den thermodynamischen Wirkungsgrad η eines Kraftwerks oder Automotors, η = 1 − T 2 / T 1 , gehen die Verbrennungstemperatur T 1 und 54 <?page no="63"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” die Temperatur am Ausgang des Prozesses T 2 ein - K¨ uhlturm beim Kraftwerk oder Auspuffbeim Auto. Sie sind in Grad Kelvin [K] an Stelle der gewohnten [ ◦ C] einzusetzen. Die einfache Umrechnung ist ◦ C + 273 = K. Je gr¨oßer T 1 und/ oder je kleiner T 2 ist, umso gr¨oßer ist der thermodynamische Wirkungsgrad η . Hinzu kommen noch W¨arme- und Reibungsverluste, so dass der Gesamtwirkungsgrad stets etwas kleiner als η ausf¨allt. Sehr grob liegen die Gesamtwirkungsgrade von modernen Kohlekraftwerken um die 50%. Die Umwandlung von mechanischer Energie in elektrische Energie, oder auch umgekehrt, erfolgt dagegen, von kleineren Verlusten abgesehen, ohne naturgesetzliche Abz¨ uge. Nun wird verst¨andlich, warum f¨ ur eine effiziente Stromerzeugung hohe Verbrennungstemperaturen T 1 unabdingbar sind. Zum Beispiel ist die Stromerzeugung aus dem Verbrennen von M¨ ull vergleichsweise unwirtschaftlich, weil ohne Zusatzfeuerung nicht ausreichend hohe Temperaturen erzielbar sind. Thermische Kraftwerke sind gem¨aß der vorgenannten Wirkungsgradbeziehung umso effizienter, je k¨alter das K¨ uhlwasser (T 2 ) ist, das meist aus einem Fluss bezogen wird. Dies ist gew¨ohnlich im Winter der Fall. In der Kraft-W¨armekoppelung nutzt man die Wirkungsgradbeziehung geschickt aus. Man erh¨oht die K¨ uhltemperatur T 2 so weit, dass sie f¨ ur Heizungszwecke, meist eine Fernheizung, brauchbar wird. Damit nimmt man zwar eine geringf¨ ugige Verschlechterung des thermodynamischen Wirkungsgrades η in Kauf, gewinnt aber daf¨ ur den Vorteil einer zus¨atzlichen Heizung. Insgesamt wird mit der Kraft-W¨armekoppelung der Brennstoffbesser genutzt. Leider sind ihrer Verwendung durch hohe Kosten Grenzen gesetzt, denn Fernheizungen erfordern hohe Investitionen. Bei der Energieumwandlung in einem Kraftwerk entsteht immer W¨arme. Diese W¨arme muss abgef¨ uhrt werden, man sieht es an den großen K¨ uhlt¨ urmen, die charakteristisch f¨ ur Kohle und Kernkraftwerke sind. Aus ihnen entweicht nur zu weißen Tr¨opfchen kondensierter Wasserdampf, sie haben mit Schornsteinen nichts zu tun. Neben- und Abfallprodukte von Kohlekraftwerken (Kernkraftwerke haben keine w¨ahrend ihres Betriebs), die durch Schornsteine gehen, k¨onnen Staub- und Schwefelteilchen sein. Moderne Filtertechniken entfernen diese Schadstoffe praktisch vollst¨andig. Dies ist keine Frage der Technik, sondern nur noch der Kosten. Was ¨ ubrig bleibt, ist das unsichtbare Naturgas CO 2 . Der 55 <?page no="64"?> 3 Energie Leser sollte es bedenken, wenn in den Medien wieder einmal rauchende Schlote oder Wolken aus kondensiertem Wasserdampf aus K¨ uhlt¨ urmen gezeigt werden und dabei vom anthropogenen CO 2 die Rede ist. Ob anthropogenes CO 2 tats¨achlich klimasch¨adlich ist, wird sich im zweiten Teil des Buchs zeigen, der sich mit dem Einfluss von Treibhausgasen auf Erdtemperaturen befasst. Die Wirkungsgrade moderner Kohlekraftwerke von sehr grob 50% wurden bereits genannt. Weitere Wirkungsgrade in Grobzahlen sind: Gaskraftwerke 60%, Kernkraftwerke 35%, Photovoltaik 10-15%, Windr¨ader 40% [153]. F¨ ur Puristen sei angemerkt, dass es nat¨ urlich nicht korrekt ist, den Wirkungsgradbegriffvon thermischen Kraftwerken mit dem von Photovoltaikzellen oder Windr¨adern gleich zu setzen, weil er bei letzteren eine etwas andere Bedeutung hat. Der Wirkungsgrad von Kraftwerken ist zwar wichtig, und die technische Entwicklung besteht heute vorwiegend darin ihn zu verbessern, er ist aber dennoch nicht das allein maßgebende Kriterium f¨ ur Wirtschaftlichkeit, sieht man von den sehr kleinen Wirkungsgraden der Photozellen einmal ab. Der im n¨achsten Abschnitt besprochene Erntefaktor, aber vor allem die von den Wind- und Sonnenlaunen der Natur als unabh¨angigfrei geforderte Verf¨ ugbarkeit des Stroms spielen die Hauptrollen. 3.3.4 Erntefaktoren von Kraftwerken Der Erntefaktor ist wichtig, weil er nicht nur die Verh¨altnisse w¨ahrend des Kraftwerkbetriebes, sondern die Energiebilanz ¨ uber die gesamte Lebensdauer des Kraftwerks abbildet. Beim Bau, w¨ahrend des Betriebs und beim Abbau des Kraftwerks muss Energie investiert werden. Hierzu z¨ahlt man auch den energetischen Aufwand der Brennstoffbereitstellung in Bergbau oder Aufbereitungsanlagen. Der kumulierte Energieaufwand dieser Investitionen, der hier als KEA bezeichnet wird, ist mit der vom Kraftwerk ¨ uber seine gesamte Lebensdauer bereit gestellten Stromenergie E S zu vergleichen. Die Definition des Erntefaktors EF ergibt sich somit aus dem Verh¨altnis von E S zu KF A als EF = E S / KEA . Der Erntefaktor soll gr¨oßer als 1 sein, anderenfalls ist die Aufwand gr¨oßer als der Ertrag. Je gr¨oßer er ist, umso umweltfreundlicher, ressourcenschonender und wirtschaftlicher ist die Methode des Kraftwerks. Die w¨ahrend der Lebensdauer eines Kraftwerks f¨ ur den Verbraucher 56 <?page no="65"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” bereit gestellte Stromenergie E S ist das Produkt E S = P · T N · T K [kWh] von Nennleistung P [kW], Jahresnutzungsdauer T N [h] und dem Bruchteil der normalen Lebenszeit des Kraftwerks T K . Die Jahresnutzungsdauer gibt die Stunden im Jahr an, in denen das Kraftwerk seine Nennleistung bereitgestellt hat. Da die Reparaturen von Kraftwerken mit zunehmender Betriebsdauer kostspieliger werden, sind ihren Lebensdauern Grenzen gesetzt. Typische Werte f¨ ur Kohlekraftwerke liegen um die 60 Jahre. Bei der Berechnung von Erntefaktoren herrscht in vielen Ver¨offentlichungen ein erhebliches Durcheinander. W¨ahrend der Z¨ahler E S in der oben genannten Beziehung des Erntefaktors keine Probleme bereitet, ist der Wert des Nenners KEA naturgem¨aß sehr viel schwieriger zu ermitteln. Insbesondere Vertreter gr¨ uner Energien versuchen hier regelm¨aßig mit fragw¨ urdigen Annahmen Wind- und Sonne ”sch¨on” und die Kernenergie ”schlecht” zu rechnen. Das Vorgehen dabei ist, die beim Abbau eines gr¨ unen Kraftwerks anfallenden Materialien energetisch zu bewerten und vom Energiebedarf f¨ ur den Bau der Anlage abzuziehen. Eine einwandfreie und gr¨ undliche Zusammenstellung hat dagegen das Institut f¨ ur Festk¨orper-Kernphysik (Berlin) in einer begutachteten Fachpublikation vorgelegt [61]. Es kommt zu den in Tabelle 3.3 gezeigten Ergebnissen. Schlussendlich darf erw¨ahnt werden, dass umweltbewusste Zeitgenossen, die bei ihrem Stromanbieter ”gr¨ unen” Strom einkaufen, ohne es zu ahnen, das genaue Gegenteil von dem tun, was sie eigentlich beabsichtigen. Um umweltbewusst zu handeln, m¨ ussten sie Strom aus Methoden mit den h¨ochsten Erntefaktoren kaufen. Dies ist Strom aus Kernkraft, Kohle und Gas. Alternative Energien sind nicht umweltfreundlich! 3.3.5 Woher soll der Strom kommen? Die Stromversorgung vor den Zeiten der Windr¨ader und Photovoltaik erfolgte ¨ uberwiegend mit Kohle- und Kernkraftwerken. Da diese Kraftwerke problemlos dem schwankenden Bedarf von Industrie und Privathaushalten anpassbar sind, werden sie als grundlastf¨ahig bezeichnet. Die Energiewende hat dann diese, man m¨ochte sagen, ”paradiesischen” Verh¨altnisse gr¨ undlich aus der Bahn geworfen. Mit rechnerisch ausreichenden Strommengen aus Wind, Sonne, Biogas ist es n¨amlich nicht 57 <?page no="66"?> 3 Energie Kraftwerk Erntefaktor Druckwasser-Kernreaktor 75 Kohle 30 Erdgas 28 Windrad gepuffert 4,5 Photoplatte gepuffert 1,7 Biogas 3,5 Tabelle 3.3: Erntefaktoren von unterschiedlichen Kraftwerktypen [61]. getan. Die Nennleistungen von Wind- und Sonnenkraftwerken sind lediglich gef¨allige Zahlen, denn sie stehen nur selten zur Verf¨ ugung. Jede hoch industrialisierte Nation ben¨otigt indessen ihre elektrische Energie zu den Zeiten, die sich aus dem aktuellen Bedarf der Verbraucher, nicht aber aus den Launen der Natur ergeben. Vorwiegend sind es Zeiten, in denen die Produktion in stromintensiven Industrien auf Hochtouren l¨auft. Danach muss sich das Stromangebot richten. Eine fluktuierende Stromeinspeisung ist ”Gift” f¨ ur die Stabilit¨at der Stromnetze. Die Gefahr eines Black-Out nimmt mit damit zu. Bricht die Stromzufuhr bei einem Black-Out zusammen, bleiben die Produktionsmaschinen nicht nur einfach stehen. Moderne, computergesteuerte Produktionsanlagen sind hochkomplex, alles in ihnen ist pr¨azise aufeinander abgestimmt. Hierzu ist die unterbrechungsfreie Versorgung mit elektrischer Energie unabdingbar. Eine in vollem Lauf infolge eines Black- Out unterbrochene Fertigungsanlage mit Robotern ist nach l¨angerem Stromausfall nicht mehr einfach auf Knopfdruck wieder zu starten. Insbesondere ist eine zeitsensible Produktion gef¨ahrdet, bei der fl¨ ussige Metalle verarbeitet werden. F¨allt hier der Strom ¨ uber l¨angere Zeit aus, kann ein großer Teil der gesamten Fertigungsstrecke nur noch verschrottet werden, weil das geschmolzene Fl¨ ussigmetall inzwischen abgek¨ uhlt und fest geworden ist. Trifft dies eine große Aluminium- oder Kupferh¨ utte, bedeutet es unter Umst¨anden den wirtschaftlichen Zusammenbruch des betroffenen Unternehmens und den Verlust vieler Arbeitspl¨atze. 58 <?page no="67"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” Fast jeden von uns wird ein Black-Out treffen. Dabei ist l¨angere Dunkelhaft in einem Fahrstuhl zusammen mit dicht aneinander gedr¨angten ”Mitgefangenen” nicht einmal das Schlimmste. Nicht alle Notaufnahmestationen oder kleineren Krankenh¨auser verf¨ ugen ¨ uber schnell einspringende Notstromaggregate. Zu den Opfern eines landesweiten Black-Out ¨ uber l¨angere Zeit werden mit Sicherheit auch Menschenleben z¨ahlen. Eine ausf¨ uhrliche Zusammenstellung liegt in dem Bericht des Deutschen Bundestages, Drucksache 17/ 5672 vom Jahre 2011 vor [24]. Das Lesen dieses Dokuments ist nichts f¨ ur schwache Nerven! Die deutsche Volkswirtschaft w¨ urde infolge eines landesweiten Black-Out durch extreme Kosten belastet, bis ¨ uber 1 Milliarde Euro/ Stunde werden gesch¨atzt. Beunruhigend in diesem Zusammenhang ist, dass schon wenige Stunden Stromausfall in Hannover, als Folge der ¨ uberst¨ urzten KKW-Abschaltung nach Fukushima, zu Pl¨ underungen gef¨ uhrt haben [215]. Um die Stromnetze stabil zu halten, muss zu jedem Zeitpunkt so viel Strom erzeugt werden, wie verbraucht wird. Dies verlangt die Physik. Der Strom muss zudem aus technischen Gr¨ unden sehr eng bemessene Werte von Spannung, Frequenz, Phasenkonstanz und Phasensynchronizit¨at einhalten, anderenfalls bricht das Netz zusammen. Diese Forderungen sind nicht nur mit Strommangel, sondern auch mit Strom¨ uberschuss unvereinbar. Infolge des starken Ausbaus von Windkraftanlagen nahm die Volatilit¨at der Stromlieferung stetig zu. Wind- und Sonnenstrom muss bei Ausfall infolge von Windflauten oder starker Wolkenbedeckung aus anderen Kraftwerken ersetzt werden, die man als Schattenkraftwerke bezeichnet. Der in Umfang und Volatilit¨at nur mit hohem technischen Aufwand erzeugbare Ersatzstrom wird als Regelenergie bezeichnet. F¨ ur ihre Bereitstellung sind die ¨ Ubertragungsnetzbetreiber zust¨andig. Die technische Realisierung erfolgt mit Hilfe von regelf¨ahigen Kraftwerken, heute meist Gasturbinenkraftwerken, teilweise auch modernen Kohlestaubkraftwerken. Es ist weniger bekannt, dass alle deutschen Kernkraftwerke regelf¨ahig ausgelegt waren. Die zul¨assigen Last¨anderungsgeschwindigkeiten wurden in ihrer Auslegung ber¨ ucksichtigt: Zul¨assig waren eine sprungartige ¨ Anderung der Lastanforderung von 10% der Nennleistung und dar¨ uber hinaus eine ¨ Anderung von 10% pro Minute. Diese Werte konnten beim Siedewasserreaktor bis auf maximal 60% pro Minute angehoben werden. Ein solcher Einsatz wird bei einer Einspeisung 59 <?page no="68"?> 3 Energie von Windkraft von 15% bis 25% unverzichtbar [298]. Zu den regelf¨ahigen Kraftwerken kommen noch in sehr kleinem Umfang Pumpspeicherwerke hinzu. Sie wandeln die potentielle Energie des von einem tieferen in einen h¨oheren See gepumpten Wassers bei Regelstrombedarf durch Zur¨ uckfließen im Turbinenbetrieb wieder in elektrischen Strom um. Ihre Verluste liegen bei 20%, die f¨ ur den in Speicherpumpwerke eingespeisten ”gr¨ unen” Strom verloren sind. Aus diesen Erl¨auterungen folgt: Mit Windrad- oder Photovoltaikstrom kann grunds¨atzlich kein Gas-, Kohle- oder Kernkraftwerk ersetzt werden, denn dieser Strom muss bei Wegfall in vollem Umfang durch fossile Schattenkraftwerke abgedeckt werden. Im Herbst des Jahres 2011 gab es bereits eine bundesweite Windflaute von etwa drei Wochen. Es trifft daher nicht zu, wie es gelegentlich zu h¨oren ist, dass bei gen¨ ugend großfl¨achiger Aufstellung immer Wind- oder Sonnenstrom zur Verf¨ ugung st¨ unde [81]. ¨ Ahnliche, Probleme ergeben sich bei Strom¨ uberschuss, wenn Herbstwinde Windstrom erzeugen, der den Bedarf ¨ ubersteigt. Wenn man die Windturbinen auf Grund von Stromabnahmeverpflichtungen nicht vom Netz nehmen kann, muss der Strom ins Ausland verschenkt werden, meist mit Kostenaufschl¨agen! Dies erfolgt in der Regel nach ¨ Osterreich, das damit seine Speicherseen f¨ ullt. Die Sch¨adigung der Stromnetze f¨ ur die durchleitenden L¨ander Tschechei und Polen ist dabei so stark, dass diese inzwischen Phasenschieber einbauen, um die automatische Durchleitung zu unterbinden. ¨ Ubersch¨ ussiger Wind- und Sonnenstrom w¨are nur dann geeignet, wenn ausreichende Stromspeicher zur Verf¨ ugung st¨ unden. Dies ist aber nicht der Fall. Stromspeicher unter vern¨ unftigen Kostenkriterien sind ein unrealisierbarer Wunschtraum. Bild 3.7 veranschaulicht das Problem der Regelenergie. Auch wenn die installierte Nennleistung aller vorhandenen Kraftwerke nicht nur rechnerisch ausreicht, sondern inzwischen den Bedarf sogar weit ¨ ubersteigt, besteht grunds¨atzlich so lange die Gefahr von Strommangel, wie die Kapazit¨at der Schattenkraftwerke kleiner ist als die aller fluktuierenden Stromerzeuger aus Wind und Sonne. Bild 3.7 zeigt links die Situation eines moderaten Anteils gr¨ unen Stroms, wie es vor der Energiewende 60 <?page no="69"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” der Fall war. Rechts ist die Situation gezeigt, die der Vision der Bundesregierung entspricht. F¨ ur den volatilen, gr¨ unen Strom ist grunds¨atzlich die gleichgroße Leistung aus regelbaren klassischen Kraftwerken (gelb) bereit zu stellen, um landesweite Flauten zu ¨ uberbr¨ ucken. Die gesamte installierte Leistung (schraffiert), die sich aus Grundlast, gr¨ uner Stromleistung und Regelleistung zusammensetzt, ¨ ubersteigt daher immer den Bedarf. Bei einer Versorgung mit 100% gr¨ unem Strom steigt sie schließlich auf das Doppelte an. Um 100% Versorgung mit ”Erneuerbaren” zu erreichen, muss ein genauso leistungsstarkes fossiles Netz zum Fluktuationsausgleich vorhanden sein. Man muss die Stromversorgung doppelt anlegen! Nat¨ urlich entsteht hierbei die Frage, warum man nicht gleich beim fossilen System geblieben ist. Darauf gibt zwar die deutsche Politik gelegentlich (sachlich nicht nachvollziehbare) Antworten, nicht aber die technisch-wirtschaftliche Vernunft. Beide im Bild 3.7 gezeigten Szenarien sind volkswirtschaftlich fatal. Das zuk¨ unftige, von der derzeitigen Bundesregierung angestrebte Szenario ist dabei sogar als katastrophal zu bezeichnen. Die Gr¨ unde in 5 Punkten zusammengefasst: 1) Die installierte Gesamtleistung ¨ ubersteigt bei 100% gr¨ unem Strom den Bedarf um das Doppelte. Dies bedeutet erst, dass man gelegentlich - nicht st¨andig! -, 100% Versorgung aus gr¨ unem Strom erreichen kann. Die H¨alfte der installierten Gesamtleistung und damit hohe Investitionen w¨ urden bei ausschließlicher Versorgung mit Kohle, Gas und Uran entfallen. 2) Die vorzuhaltende Regelenergie wird aus den in der meisten Zeit auf niedrigem Niveau und damit schlechtem Wirkungsgrad (= hohe Kosten) laufenden Schattenkraftwerken, meist Gaskraftwerken, genommen, oder sie wird kostspielig im Ausland eingekauft. Im letztgenannten Fall ist die Lieferung nicht garantiert, wenn unsere Nachbarn sie selbst ben¨otigen. Damit wird im Mittel ein maßgebender Anteil deutschen Stroms mit kostspieligen Methoden erzeugt, einmal mit Wind oder Sonne und zum zweiten mit Gaskraftwerken, die einen Großteil der Zeit im Stand-By- Betrieb laufen. 3) Die Abh¨angigkeit von russischem Gas gef¨ahrdet unsere strategische Versorgungssicherheit, die wir mit der heimischen Kohle und mit Uran 61 <?page no="70"?> 3 Energie Leistung Bedarf Wind und Sonne Regelleistung Grundlast Installierte Gesamtleistung Bild 3.7: Zwei schematische Szenarien einer Stromversorgung mit Wind- und Sonnenanteil. ”Installierte Gesamtleistung = Grundlastleistung + Wind/ Sonne-Leistung + Regelleistung”. einmal besessen hatten. 4) Bei dem unabdingbaren, schnellen Ausgleich des fluktuierenden gr¨ unen Stroms k¨onnen die notwendigen Werte von Netzspannung, Phasensynchronizit¨at und Phasenkonstanz nur schwer eingehalten werden, was die Gefahr von landesweiten Black-Out erh¨oht. 5) Windstrom aus der Nordsee muss in den S¨ uden Deutschlands transportiert werden. Lange ¨ Uberlandleitungen weisen Leitungsverluste auf, verursachen hohe Kosten und stoßen auf verst¨andlichen und sachlich berechtigten Widerstand der Bev¨olkerung. Diese ¨ Uberlandleitungen m¨ ussen zudem besonders dick sein, denn sie m¨ ussen die nur sporadisch auftretenden Spitzenstr¨ome transportieren k¨onnen (Kupferverschwendung). Sie w¨aren bei einer sachgerechten Energiepolitik ¨ uberfl¨ ussig. Man darf daher den Slogan ”Wind und Sonne schicken keine Rechnung”, der von Bef¨ urwortern der Energiewende gerne in die Diskussion eingebracht wird, zutreffend mit ”.... wohl aber das Versorgungsunter- 62 <?page no="71"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” nehmen” erg¨anzen. Nat¨ urlich kann man ebenso entgegnen: ”Das Uran bzw. die Supernova, die es produziert hat” schicken auch keine Rechnung. Bemerkenswerterweise wird die beim Betrachten des Bildes 3.7 ins Auge springende, unkorrekte Frage ¨ ubergangen: ”Warum nicht Wind- und Sonnenstrom ganz aufgeben”? Der einzige Nachteil, den man sich hiermit einhandeln w¨ urde, w¨are ein h¨oherer Verbrauch an Kohle und Gas. Der gerne angef¨ uhrte geringere Ausstoß von CO 2 ist unmerklich und f¨ ur die Kohlenstoffbilanz der Erde praktisch Null. Die endg¨ ultige Aufgabe der Kernenergie sei dabei hilfsweise als gegeben vorausgesetzt. In einem n¨ uchternen, sachlichen Vergleich werden die Vorteile des erneuten Ausstiegs, diesmal dem Ausstieg aus der Energiewende, die Nachteile zu einer Marginalie herabsinken lassen. Freilich sind die Medien und vor allem die Politik weit davon entfernt, ¨ uber diese h¨aretische Frage nachzudenken, geschweige denn sie auszusprechen. Den besser informierten B¨ urgern, den f¨ ur die Energiewende verantwortlichen Politikern und den wissenschaftlichen Advokaten der Energiewende d¨ammert es allm¨ahlich, welcher Aktion sich Deutschland hier verschrieben hat. Hilf- und Ratlosigkeit sind nicht mehr zu ¨ ubersehen: ”Wir m¨ ussen die Energiewende schnellstens zu Ende bringen, weil wir es so gewollt haben” [142]. Diese ¨offentlich ge¨außerte Absurdit¨at zeigt es. Inzwischen, wenn auch sehr sp¨at und nicht so mutig wie es w¨ unschenswert gewesen w¨are, hat auch die Fachwelt begonnen zu reagieren [15], so dass sich heute niemand mehr herausreden kann, er sei nicht sachlich ausreichend informiert worden. 3.3.6 Verbrauchernahe oder verbraucherferne Stromversorgung? Verbrauchernahe Kohle- und Gaskraftwerke haben das Problem des Brennstofftransports, verbraucherferne Kraftwerke (z.B. Windparks auf hoher See) dagegen das des Stromtransports. Braunkohlekraftwerke, die meist mit den Tagebaust¨atten eine Einheit bilden, sind vom Brennstofftransportproblem nat¨ urlich ausgenommen. Die vor der Energiewende bevorzugte verbrauchernahe Versorgung hatte sich bekanntlich bestens bew¨ahrt. Mit ihnen waren die vorhandenen Energiespeicher v¨ollig ausreichend, weil diese nicht eine stark fluktuierende Stromlieferung (Wetter), 63 <?page no="72"?> 3 Energie sondern lediglich die geringf¨ ugigen t¨aglichen Spitzenlasten auszugleichen hatten. Der politisch erzwungene Ausbau von Windenergie, insbesondere in der Nordsee, ist nunmehr eine extrem aufwendige, verbraucherferne Methode, f¨ ur die die vorhandenen Stromnetze nicht bemessen sind. Der notwendige Ausbau und die Ert¨ uchtigung der Netze stellt eine technischfinanzielle Herausforderung dar, die praktisch kaum zu bew¨altigen ist. Es ist eine hunderte km lange Stromschiene von Nord nach S¨ ud erforderlich, denn Windstrom wird Off-Shore geerntet und im S¨ uden Deutschlands ben¨otigt. Inzwischen schießen B¨ urgerinitiativen gegen diesen Wahnsinn aus dem Boden, welche die Landschaftsch¨adigung nicht hinnehmen. Dabei ist noch nicht ber¨ ucksichtigt, dass jeder neue, dezentrale Erzeuger (Windrad oder große Solaranlage) ¨ uber eine kostspielige Erdleitung in die bestehenden Regionalnetze einzubinden ist. Die hierzu erforderlichen Leitungsl¨angen addieren sich zu Hunderttausenden zus¨atzlicher Kilometer an neuen Stromleitungen auf. Die daf¨ ur notwendigen Kosten wird der Stromverbraucher und der Steuerzahler aufzubringen haben. Das Konzept des Nordseewindstroms ist bereits ausreichend fragw¨ urdig. Damit ist aber noch keineswegs das Ende erreicht. Die Visionen, norwegische Wasserkraft f¨ ur deutsche Strombed¨ urfnisse ”anzuzapfen” oder gar in nordafrikanischen W¨ usten f¨ undig zu werden (Desertec) belegen es. Desertec ist ¨ ubrigens eine weitere Vision des Club of Rome. Dass solche Visionen hierzulande tats¨achlich ernst genommen werden, zeigt auf, wie weit die technische Intelligenz Deutschlands inzwischen ihre Deutungshoheit an ¨ Okoideologen abgegeben hat. In einschl¨agigen Branchen tr¨ostet man sich offenbar damit, wenigstens noch gut an solchen Visionen verdienen zu k¨onnen. Dass dies nur auf dem R¨ ucken wehrloser Verbraucher und unserer industriellen Basis erfolgen kann, wird nicht weiter bedacht. So ”tr¨aumt” etwa Desertec davon, ¨ Okostrom aus Sonnenkraftwerken in den W¨ usten Nordafrikas quer durch S¨ udeuropa bis nach Deutschland zu bringen [46]. Dieses Konzept geht von der durchaus korrekten Rechnung aus, dass Insolation und die notwendigen Fl¨achen in den vorgesehenen W¨ ustengegenden ausreichen, um sogar (rechnerisch) den Strombedarf der gesamten Menschheit zu decken. Dennoch ist Desertec unrealistisch. Die Gr¨ unde: 1) Die politischen Risiken sind zu hoch. Was tun, wenn in der chro- 64 <?page no="73"?> 3.3 Ein Spaziergang im ”Energie-Garten” nisch instabilen Region Nordafrikas ein neuer Potentat die Stromleitung nach Europa kappt, oder von uns h¨ohere Strompreise erpresst? Die mit Desertec eingegangene, totale Abh¨angigkeit w¨are noch nicht einmal gegen¨ uber einer nahe benachbarten, stabilen Demokratie ratsam. 2) Das technische Problem der kontinuierlichen Versorgung, also nachts oder bei Staubst¨ urmen, ist mit Desertec nicht gel¨ost. Ohne Spiegelputzen, sonstige Wartung und ohne europaweite Stromnetze, die bei fehlendem Desertec-Strom einspringen, geht nichts. Ein richtiger Sandsturm und die Lichter gehen bis zum Austausch aller besch¨adigten Module f¨ ur sehr lange Zeit aus. 3) Der Kostenaufwand und die Stromverluste der zum Transport erforderlichen Hochspannungs-Gleichstromleitungen sind zu hoch. Auch hier w¨ urde zudem von einer einzigen, gegen Terroranschl¨age nicht abzusichernden Fernleitung die Stromversorgung Deutschlands abh¨angen. Die weitere, oft genannte ”Vision”, n¨amlich norwegische Speicherseen als Puffer f¨ ur deutschen Windstrom einzusetzen, ist leider auch nicht sinnvoller als Desertec. Immerhin entf¨allt hier das Problem der politischen Instabilit¨at. Ob Norwegen mit der Umgestaltung seiner Bergt¨aler einverstanden ist? Ausnahmslos alle derartigen Visionen weisen so hohe Kosten und so große technische oder strategische Nachteile auf, dass sie indiskutabel sind. Wie schon so oft, braucht aber auch das ”Energierad” nicht neu erfunden zu werden. Unsere ehemaligen Kohle- und Kernkraftwerke waren ausreichend zahlreich, um bei Ausf¨allen oder Stillegungen zum Zweck von l¨angeren Reparaturen keine Versorgungsprobleme entstehen zu lassen. Weiterhin wurden diese Erzeuger meist nahe genug an Industriezentren und Großst¨adten errichtet, so dass sich der Bedarf an ¨ Uberlandleitungen in Grenzen hielt. Eine strategische Abh¨angigkeit von unsicheren Erzeugern bestand mit Kohle und Uran nicht. Lediglich das Erdgas aus Russland, das fr¨ uher nur in sehr geringem Umfang f¨ ur die Stromerzeugung genutzt wurde und meist der Hausheizung diente, kann unter versorgungsstrategischen Kriterien als kritisch angesehen werden. Eine auch nur im Ansatz ¨ uberzeugende technische oder volkswirtschaftliche Begr¨ undung des Abgehens von dem vor der gr¨ unen Stromerzeugung bestens bew¨ahrten Konzept ist dem Buchautor nicht bekannt. Die Energiewende hat keine rationale Basis. 65 <?page no="74"?> 3 Energie 3.4 Alternative Energien in Deutschland Non cogitant, ergo non sunt. (Georg Christoph Lichtenberg) Wir wollen uns nun die derzeit von Politik und (noch) den meisten Medien propagierten Methoden der elektrischen Energieversorgung mit Hilfe von Wind, Sonne und Biomasse n¨aher ansehen. Zur ersten Orientierung ist in Bild 3.8 der Strommix Deutschlands des Jahres 2013 mit einem Gesamtstromverbrauch von 633,6 TWh gezeigt. Hier f¨allt bereits der relativ geringe Anteil gr¨ uner Energien auf. Die Gr¨ unde hierf¨ ur werden in den weiteren Abschnitten beschrieben. Die wichtigsten Forderungen an alle Kraftwerksmethoden wurden mit dem magischen Quadrat bereits genannt (Bild 3.6 unter 3.3.2). Methoden, die die Forderungen des magischen Quadrats nicht erf¨ ullen, werden zwangsl¨aufig hohe Kosten f¨ ur den privaten Verbraucher und die Industrie nach sich ziehen. Als weitere Folge gehen Arbeitspl¨atze verloren, und die Volkswirtschaft wird gesch¨adigt. 3.4.1 Die Vorhaben der Bundesregierung Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker (aus der Pharmawerbung). Im Jahre 1990 wurde von der damaligen Regierung Kohl das Stromeinspeisungsgesetz verabschiedet, das als Vorg¨anger des EEG angesehen werden kann. Es verstand sich als Maßnahme, die Einspeisung von gr¨ un erzeugtem Strom zu f¨ordern. Das nachfolgende Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) [54], das zahlreiche Novellierungen erfuhr, hat sich nunmehr zu einem Monster an deutscher Gr¨ undlichkeit und deutschem Regulierungswahn entwickelt. Die EEG-Umlage in 2011 hatte mit ¨ uber 10 Milliarden Euro bereits das Niveau des gesamten Bundesforschungshaushalts ¨ uberschritten - Tendenz weiter stark steigend. Es setzt inzwischen durch seine planwirtschaftlich erzeugten Verwerfungen den politischen Frieden aufs Spiel und hat hierzulande zu den europaweit h¨ochsten Strompreisen - mit weiter ungebremst ansteigendem Verlauf - gef¨ uhrt. 66 <?page no="75"?> 3.4 Alternative Energien in Deutschland 0 5 10 15 20 25 % an der Bruttostromerzeugung (2013) Braunkohle 25,6% Kernenergie 15,4% Steinkohle 19,6% Erdgas 10,5% Wind 8,4% Biomasse 6,7% Wasserkraft 3,2% Photovoltaik 4.7% Sonstige 5% Bild 3.8: Prozentualer Anteil der Stromquellen am Strommix Deutschlands im Jahr 2013 bei einem Gesamtstromverbrauch von 633,6 TWh [292]. Da es l¨angere Zeit nur auf den Stromsektor fokussiert war, wurde es zwischenzeitlich durch das Gesetz zur F¨orderung erneuerbarer Energien im W¨armebereich erg¨anzt. Das EEG ist pure Planwirtschaft mit all den damit verbundenen, sich verl¨asslich einstellenden Folgen: Absurd hohe Vergeudung von Steuermitteln und immer h¨oherer Aufwand bei der Beseitigung der durch das EEG verursachten Defizite. Die Voraussetzungen f¨ ur die Anwendung des EEG wurden in der Hektik des Ausstiegs aus der Kernenergie nicht einmal ansatzweise bedacht, geschweige denn sauber durchgerechnet. Stellvertretend zu nennen sind fehlende Netzkapazit¨aten, fehlende Speicher und fehlende Back-Up-Kraftwerke zum Ausgleich von fluktuierendem oder g¨anzlich ausbleibendem Wind- und Sonnenstrom, ein Alptraum f¨ ur jeden rechnenden Betriebswirt. Die Details der durch das EEG erzeugten Verwerfungen und Defizite brauchen hier nicht geschildert werden, es gibt inzwischen viele Zusammenstellungen und B¨ ucher hierzu, eine kleine Auswahl in [140]. Bei den ”Folgesch¨aden” des EEG handelt es sich um die bekannten, regelm¨aßig auftretenden Nachteile, die unvermeidbar entstehen, wenn die Politik den Wettbewerb des Marktes in Verfolgung ideologischer Ziele (Musterbeispiel DDR) zu stark begrenzt oder ausschaltet. Und auch die Fol- 67 <?page no="76"?> 3 Energie gen sind stets die gleichen: Steigende Preise f¨ ur wehrlose Verbraucher, steigende Gewinne f¨ ur Profiteure, die sich neuen Gesetzeslagen stets am schnellsten anpassen und sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern, ansteigende Einnahmen f¨ ur den Staat und extrem hohe volkswirtschaftliche Sch¨aden. Dass mit dem EEG auch noch die Umwelt massiv gesch¨adigt wird (WKA und Energiemais), ¨ uberrascht dann kaum noch. Die aktuelle (Winter 2014) Reaktion der Politik besteht inzwischen aus purem Chaos, denn die automatisch aufgetretenen Verwerfungen und Sch¨aden sind nicht mehr zu beheben. Insbesondere beim Monster EEG ist die Lage hoffnungslos. Es sollte komplett abgeschafft werden. Damit ist das Problem aber nicht vollst¨andig gel¨ost, denn die Einspeiseverg¨ utungen von gr¨ unem Strom sind auf viele Jahre angelegt und k¨onnen ohne Schadensersatzklagen nicht zur¨ uckgenommen werden. Hier bietet sich der Vorschlag von Arnold Vaatz an (Bundestagsabgeordneter der CDU, ehemaliger Umweltminister Sachsens und Vorwortverfasser des Buchs), eine bedarfsgerechte Einspeisung gesetzlich festzulegen. Damit w¨ urde die gesamte EEG-Problematik mit allen langj¨ahrigen Verg¨ utungsgarantien ¨ uber Nacht verschwinden. Wie es weiter geht, weiß niemand, nur eines steht fest: Der Verbraucher wird die Zeche zahlen m¨ ussen. Die großen Stromversorger sind inzwischen durch das EEG praktisch am Ende und beginnen sich zu zerlegen (s. die Umstrukturierung von E.ON in 2014). Im Gegenzug wird die Stromversorgung in Deutschland nicht besser, sondern immer teurer und unsicherer. In den folgenden Abschnitten soll nach den bisher mehr allgemein gehaltenen Ausf¨ uhrungen zum Thema ”Energie” nun etwas n¨aher auf Details ”gr¨ uner” Stromerzeugungsmethoden eingegangen werden. 3.4.2 Windkraftanlagen (WKA) Die Nutzung der Windenergie ist seit fast 4000 Jahren belegt [295]. Moderne WKA sind zwar Meisterwerke der Ingenieurskunst, ihr Arbeitsprinzip ist aber mittelalterlich [296]. Kenngr¨oßen einer modernen WKA-Anlage sind: H¨ohe 150-200 m, Nennleistung 3-6 MW, Baukosten 5-11 Mio. Euro, 50% davon fallen innerhalb von 20 Jahren an Reparatur und Wartung an, 5% sind an R¨ uckbaukosten nach Betriebsschluss vorzusehen. WKA sind weder in Leistung noch Frequenz regelbar! Dies 68 <?page no="77"?> 3.4 Alternative Energien in Deutschland macht sie zu purem ”Gift” f¨ ur die Stromeinspeisung in Netze. Nur mit einem extremen, bei großr¨aumiger Windradnutzung unter allen vern¨ unftigen Kriterien unvertretbaren Aufwand (s. hierzu Bild 3.7) k¨onnen diese beiden M¨angel ausgeglichen werden. Die wichtigsten WWKA-Zahlen in Abh¨angigkeit vom Standort zeigt Tabelle 3.4. Um es f¨ ur den Leser am einfachsten nachvollziehbar zu machen, wurde f¨ ur Tabelle 3.4 eine g¨angige WKA zugrunde gelegt, die ”Enercon, E 115” mit 3 MW Nennleistung (Leistung bei maximaler Windgeschwindigkeit), 115 m Rotordurchmesser und ∼ 10400 m 2 ¨ uberstrichener Rotorfl¨ache. Von dieser Wahl sind nur die Jahresenergie sowie die mittlere Leistung der WKA betroffen, alle anderen Tabellenspalten sind unabh¨angig vom WKA-Typ. Da Windgeschwindigkeiten stark fluktuieren, gibt man vereinfacht die Jahresstundenzahl bei hypothetischer Nennleistung einer WKA an, die der tats¨achlich geernteten Stromenergie unter optimalen Windbedingungen entspricht (2-te Spalte). Die anschaulichste Gr¨oße ist die aus Wind mit WKA zu erntende, jahresgemittelte Stromleistung pro Quadratmeter (letzte Spalte). Aus ihr l¨asst sich am schnellsten und einfachsten ein zutreffendes Gef¨ uhl f¨ ur die Wirtschaftlichkeit von WKA gewinnen. 60 W sind die Leistung einer klassischen Gl¨ uhfaden-Birne. Ein WKA-Unget¨ um wie die E 115, die allein f¨ ur das Fundament mehr als 1000 m 3 Beton und f¨ ur ihren Schaft mehr als 100 t Stahl frisst, liefert im windreichen Niedersachsen gem¨aß Tabelle 3.4 die jahresgemittelte Leistung von 10.400 Gl¨ uhbirnen. Auf jedem gr¨oßeren Rummelplatz waren mehr Gl¨ uhbirnen dieser Leistung installiert. Man erkennt aus solchen Vergleichen ohne großes Nachrechnen, dass insbesondere in unseren s¨ udlichen Bundesl¨andern das großskalige Aufstellen von WKA allein schon der geringen Wind-Leistungsdichte wegen als grober technischer Unfug zu bezeichnen ist. Um WKA-Investoren vor m¨oglichen Entt¨auschungen zu bewahren, ist zu betonen, dass die angegebenen Tabellenwerte nur Anhaltspunkte sind, weil sich die realen Verteilungen von Windgeschwindigkeiten an unterschiedlichen Standorten im allgemeinen unterscheiden - oft sogar f¨ ur nahe benachbarte Standorte (Tal, Berg etc.). Mittelwerte von Windgeschwindigkeiten und insbesondere der deutsche Windatlas sind im allgemeinen unbrauchbar. Das weiter unten beschriebene v 3 -Gesetz von WKA ”bevorzugt” ¨ uberproportional v-Verteilungen mit h¨oherem Anteil 69 <?page no="78"?> 3 Energie Standort Vollast [h] Vollast [h/ a] Jahres- Energie [MWh] mittlere Leistung [kW] Leistung pro Fläche [W/ m^2] Nordsee 3500 0,4 10500 1199 115 Schleswig- Holstein 2300 0,26 6900 788 76 Niedersachsen 1800 0,21 5400 616 59 Hessen 1350 0,15 4050 462 44 Rheinland- Pfalz 1300 0,14 3900 445 43 Bayern 900 0,1 2700 308 30 Tabelle 3.4: Leistungszahlen von Strom aus Wind [45]. Spalte 1: WKA Standort; Spalte 2: Vollaststunden im Jahr (1 Jahr hat 8760 Stunden); Spalte 3: = 2-te Spalte / 8760 Stunden ; Spalte 4: = 2-te Spalte · 3 Megawatt (3 MW ist die Nennleistung einer Enercon E 115); Spalte 5: = 1000 · 4-te Spalte / 8760 Stunden; Spalte 6: = 1000 · 5-te Spalte / 10400 Quadratmeter ¨ uberstrichene Propellerfl¨ache. an großen v-Werten, auch wenn der v-Mittelwert zweier Standorte identisch sein sollte. Wenn man seinen Profit unbedingt landschaftszerst¨orerisch als WKA Investor erzielen m¨ochte, ist eine ¨ ubers Jahr vorgenommene Langzeitmessung der v-Verteilung ratsam. Erst damit erh¨alt man eine verl¨assliche Sch¨atzung der Stromernte, dies aber immer noch unter der nicht sicheren Pr¨amisse, dass das Messjahr auch repr¨asentativ f¨ ur die zuk¨ unftigen Jahre ist [136]. Da die Luft hinter einer WKA nicht vollst¨andig abgebremst werden kann und wegen weiterer Reibungsverluste haben WKA Wirkungsgrade von etwa 40%, die kaum noch erh¨oht werden k¨onnen. WKA sind f¨ ur Windgeschwindigkeiten zwischen ∼ 4 m/ s und ∼ 25 m/ s ausgelegt. Bild 3.9 zeigt die drei maßgebenden Kennlinien einer WKA. Der Verstellmechanismus der Propeller regelt (der zu großen mechanischen Belastungen wegen) im Bereich ab etwa 12 m/ s Windgeschwindigkeit auf ein 70 <?page no="79"?> 3.4 Alternative Energien in Deutschland 0 5 10 15 20 25 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 WKA-Leistung kW Windgeschwindigkeit m/ s Anteil der Gesamtzeit % 0 5 10 15 20 25 v 3 - Gesetz WKA Kennlinie Wind Verteilung relevanter Betriebsbereich Bild 3.9: Blau: reale Kennlinie einer Enercon E 115, [1]; gr¨ un: v 3 -Gesetz (beide Kennlinien linke y-Skala); rote Vierecke: gemessene Windgeschwindigkeiten an einem windstarken deutschen Binnenstandort (rechte y-Skala). grau schattiert: sinnvoller Betriebsbereich der WKA. konstantes WKA-Leistungsniveau, wodurch der horizontale Verlauf der blauen Kennlinie in Bild 3.9 entsteht. Bei etwa 25 m/ s werden WKA durch weitere Propellerverstellung ganz aus dem Wind genommen. Bemerkenswert ist die (rote) Kennlinie einer konkreten v-Verteilung im deutschen Binnenland. Man sieht unmittelbar, dass die Natur sie viel zu weit links plaziert hat (gl¨ ucklicherweise f¨ ur uns Binnenlandbewohner). Entsprechend zeigt der grau schattierte Bereich, dass WKA nicht ins deutsche Binnenland ”passen”! Allenfalls in der Nordsee mit mittleren v-Werten von ¨ uber 9 m/ s sind sie etwas besser aufgehoben. F¨ ur alle Str¨omungsmaschinen, d.h. Turbinen, Kreiselpumpen, Ventilatoren, bis hin zu WKA steigt die erbrachte Leistung mit der Str¨omungsmaschine nicht linear, sondern mit der dritten Potenz an. Dies ist das ber¨ uhmte v 3 -Gesetz von Str¨omungsmaschinen (s. Anhang 6.1). Somit ist in dem Bereich bis etwa 6 m/ s Windgeschwindigkeit die abgegebene 71 <?page no="80"?> 3 Energie WKA-Leistung ausgesprochen mickrig. Sich drehende WWKA-Propeller bedeuten also keineswegs eine vern¨ unftige Leistungsabgabe. Der gesamte linke Geschwindigkeitsbereich der v-Verteilung in Bild 3.9 ist n¨amlich so gut wie verloren, weil er zu wenig Stromleistung liefert. Ideal w¨are dagegen ein Standort, an dem das v-Maximum nicht bei 6 m/ s sondern bei 15 m/ s liegen w¨ urde. Diese Verh¨altnisse bietet aber noch nicht einmal die Nordsee. Bild 3.9 zeigt noch einen weiteren Nachteil. Die f¨ ur die Stromnetze bereits extrem sch¨adliche Fluktuation des Windes schl¨agt sich durch das v 3 -Gesetz in einer noch st¨arkeren Fluktuation der von der WKA erbrachten elektrischen Leistung im wichtigen Bereich von v = 5 bis 12 m/ s nieder. Ist die vom der WKA bei 12 m/ s erbrachte Leistung 100%, sind es bei 5 m/ s nur noch 10%. In diesem Windgeschwindigkeitsbereich schwankt die elektrische Leistung des Windrads um rund 90%! Bild 3.10 veranschaulicht diese ung¨ unstigen Verh¨altnisse an Hand einer konkreten Messung. Tabelle 3.4, Bild 3.9 und Bild 3.10 machen anschaulich deutlich, warum Windkraftanlagen in Deutschland nur etwa 16% ihrer installierten Nennleistung erbringen. Im Jahre 2013 gab es in Deutschland gem¨aß dem Windenergiereport des Fraunhofer-Instituts 34.1790 WKA, deren Nennleistung die der Summe aller Kernkraftwerke ¨ uberstieg. Dennoch trug Wind mit 50 TWh nur zu etwa 8% zur deutschen Stromversorgung von 634 TWh bei, die verbleibenden Kernkraftwerke dagegen mit 97 TWh immer noch etwa das Doppelte. Der große Fl¨achenverbrauch der Windnutzung spricht gegen diese Methode der Stromerzeugung in Deutschland. Es sind n¨amlich Mindestabst¨ande zwischen Windr¨adern in einem Windradpark einzuhalten, die verhindern m¨ ussen, dass sie sich gegenseitig st¨orend beeinflussen (Leistungsminderung durch den sog. Windparkeffekt). Als Faustregel sollten f¨ ur den Abstand in Windrichtung Mindestwerte des F¨ unfbis Zehnfachen des Rotordurchmessers genommen werden, f¨ ur den seitlichen Abstand reicht der dreibis f¨ unffache Rotordurchmesser aus. Hieraus ist der Fl¨achenverbrauch intensiver Windradinstallationen ableitbar. So werden mehrere 100 km Windr¨ader hintereinander erforderlich, um rechnerisch die Leistung eines einzigen Kernkraftwerks zu erbringen. Es w¨are f¨ ur den Leser eine leichte Finger¨ ubung, dies selber abzusch¨atzen. Es ist nicht schwer, die ben¨otigten Zahlen kann man un- 72 <?page no="81"?> 3.4 Alternative Energien in Deutschland Bild 3.10: Stromfluktuation infolge volatilem Wind an Hand einer konkreten Messung im September 2014. Die rote Linie stellt die installierte Nennleistung dar, die der horizontalen Linie in Bild 3.9 entspricht. Der dunkelblaue Bereich zeigt die reale, stark fluktuierende Stromerzeugung weit unterhalb der Nennleistung (Bildquelle: Prof. Helmut Alt, FH Aachen) schwer im Internet finden. Wenn Sie dazu keine Lust versp¨ uren, schauen Sie im Anhang 6.1 nach, dort findet sich die Absch¨atzung. Sie zeigt nat¨ urlich nur einen der beiden Hauptnachteile von Windr¨adern, denn der Wind l¨asst es sich außerdem noch einfallen sehr oft zu fehlen. Kern-, Kohle- und Gaskraftwerke erbringen ihre Leistung dagegen kontinuierlich. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Windr¨ader an weit vom Verbraucher gelegenen Orten aufgestellt werden m¨ ussen. Dies bringt hohe Kosten f¨ ur neue Stromleitungen mit sich. Das Problem der Leitungen versch¨arft sich bei Off-Shore-Windanlagen. Hier ist verst¨arkt Korrosion am Windradaufbau zu erwarten, die die Lebensdauer der Offshore- Anlagen einschr¨ankt. Vermehrte Wartungs- und Reparaturmaßnahmen auf hoher See verteuern den Betrieb, verglichen mit Anlagen auf dem 73 <?page no="82"?> 3 Energie Festland [202]. Der immer wieder von Windradbef¨ urwortern vorgebrachte Hinweis auf das ”Stromnetz” als Puffer f¨ ur den schwankenden Windstrom ¨ ubersieht, dass auch ein europaweites Netz eine m¨ogliche landesweite Windflaute ohne die schon erw¨ahnten Gas- und Kernkraftwerke nicht ausgleichen kann. Mit zunehmendem Windstrom w¨achst die Gefahr von Netzzusammenbr¨ uchen. Fluktuationsausgleich mit Gas- und Kernkraftwerken bedeutet ferner, dass Schattenkraftwerke infolge ihres Fluktuationsbetriebs bei wesentlich kleinerem Wirkungsgrad laufen, was die Stromerzeugungskosten weiter erh¨oht. F¨ ur die erheblichen Lastwechsel sind zumindest heute noch die im Einsatz befindlichen Schattenkraftwerke nicht ausgelegt, so dass ihr Verschleiß unerwartet schnell voranschreitet. Dadurch werden hohe Reparaturkosten f¨allig. Auf die Landschaftssch¨adigung durch Windr¨ader (Bild 3.11) soll hier nicht weiter eingegangen werden. Zyniker sprechen von Vogelschreddern. F¨ ur WKA- Anrainer ist es bitterer Ernst, wie es die unz¨ahligen gerichtlichen Klagen, Einspr¨ uche und B¨ urgerinitiativen der durch WKA Gesch¨adigten zeigen. N¨ uchtern betrachtet sind WKA Nischenprodukte f¨ ur interessante Sonderanwendungen in L¨andern mit starkem, gleichm¨aßigem Windaufkommen an entlegenen Orten ohne elektrische Stromzufuhr, die zudem mit unstetem Strom zurecht kommen. Stark industrialisierte L¨ander mit hohen Bev¨olkerungsdichten geh¨oren sicher nicht dazu. Windradanwendungen sind in d¨ unn besiedelten Fl¨achenstaaten angebracht, wie etwa f¨ ur die Bew¨asserung von meeresnahen Landwirtschaftsfl¨achen, weil hier auch ausreichend hohe Windgeschwindigkeiten zur Verf¨ ugung stehen. Eine wissenschaftliche Studie von Thomas Heinzow, Richard Tol und Burghard Br¨ ummer in einer Kooperation der Universit¨aten Hamburg, Amsterdam und Pittsburg (USA) weist die wirtschaftlichen Nachteile einer großfl¨achigen Nutzung der Windkraft in Deutschland nach [109]. Ferner berichten die Autoren, dass die zu erwartende Lebensdauer von Windr¨adern maximal 20 Jahre betr¨agt und die j¨ahrlichen Wartungs- und Reparaturkosten 6% bis 9% der Investitionssumme ausmachen. Ob mit immer gr¨oßeren Windr¨adern ihre Effizienz gesteigert werden kann, ist ungewiss. Man erreicht in gr¨oßeren H¨ohen zwar h¨ohere Windgeschwindigkeiten, auf der anderen Seite muss aber der Sockel ¨ uberproportional gr¨oßer gebaut werden. Genaue Studien liegen bislang nicht vor (ein Schelm, wer B¨oses angesichts dieses Mangels vermutet). Allerdings 74 <?page no="83"?> 3.4 Alternative Energien in Deutschland Bild 3.11: So k¨onnte es bald ¨ uberall in Deutschland aussehen, wenn die Energiewende Realit¨at werden sollte. Bildquelle: Dr. Joachim Musehold, 23816 Bebensee. kann eines mit Sicherheit und definitiv zutreffend festgestellt werden: - In industriealisierten L¨andern mit knappem Land, m¨aßigem, stark fluktuierendem Wind und hoher Bev¨olkerungsdichte sind Windr¨ader nicht wirtschaftlich. - Sie sind f¨ ur die Stabilit¨at der Stromnetze fatal. - Sie sch¨adigen Landschaften, Menschen und morden Flugtiere [32]. 3.4.3 Strom von der Sonne Photovoltaik belegt einen vernachl¨assigbaren Anteil an der deutschen Elektrizit¨atserzeugung, im Jahre 2012 waren es grob 1 Prozent (s. Bild 3.8). Die Sonnenleistung betr¨agt bei senkrechtem Einfall außerhalb der Erdatmosph¨are ca. 1360 W/ m 2 . Den Boden erreicht davon nur noch ein Bruchteil. Nachts fehlt sie vollst¨andig und bei Wolkenbedeckung sowie in anderen Jahreszeiten als dem Hochsommer ist sie extrem reduziert. In Solarstromanlagen unseres Landes kommt im Winter und bei schlechtem Wetter so gut wie nichts mehr an. Dann reicht die Sonnenstrahlung gerade noch f¨ ur das empfindliche menschliche Auge aus, um die Zeitung 75 <?page no="84"?> 3 Energie zu lesen. Alle Zeiger in den Anlagen stehen auf Null. Die Insolation hierzulande entspricht etwa der von Alaska. Die Fl¨ache der Solarzellen muss im Idealfall durch Nachf¨ uhrung stets direkt auf die Sonne zeigen, bei anderen Winkeln sinkt der Wirkungsgrad schnell ab. Infolge des noch ung¨ unstigeren Verh¨altnisses von Energieausbeute zu Erstellungsaufwand als bei der Windkraft geh¨ort der Erntefaktor der Photovoltaik zu den geringsten aller verwendeten Methoden. Es ist aber ein Irrtum anzunehmen, mit immer moderneren und kosteng¨ unstigeren Solarzellen, etwa auf der Basis von Kunststoff, an den ung¨ unstigen Kostenverh¨altnissen der Photovoltaik Grundlegendes ¨andern zu k¨onnen. Die Wirkungsgrade dieser Zellen sind noch kleiner als die der klassischen Siliziumzellen. Den Normalverbraucher t¨auschen immer wieder Erfolgsmeldungen hoher Rekord-Wirkungsgrade. Diese basieren indes entweder auf exotischen Materialien (z.B. Indium), die f¨ ur die Massenproduktion nicht in Frage kommen, oder auf aufwendigen, mehrschichtigen Zellen, die nicht wirtschaftlich sind. ¨ Ubrig bleiben ausschließlich siliziumbasierte Solarzellen und, davon bevorzugt, die polykristallinen. Um ¨ uberhaupt eine Chance zu haben, muss die Photovoltaik von der Bundesregierung am st¨arksten subventioniert werden. Inzwischen sind Solarstromzellen zwar preisg¨ unstiger, der Erntefaktor (s. Tabelle 3.3 unter 3.3.4) ist damit aber nicht besser geworden. Der rechnerische Fl¨achenverbrauch eines Szenarios vollst¨andiger Stromversorgung Deutschlands mit unstetem Photostrom wurde bereits unter 3.3 angegeben. Er betr¨agt mehr als das Doppelte der Fl¨ache des Saarlandes. 3.4.4 Solarthermie Lesern mit Reiseerfahrung in S¨ uditalien werden die ”panele solare” bekannt sein, preiswerte Wasserdurchlauferhitzer auf vielen D¨achern zur Erzeugung von Heißwasser. Diese oft im Eigenbau installierten Anlagen sind dort sinnvoll, wenn leider nicht immer zur rechten Zeit parat. Bei 40 ◦ C im Hochsommer duscht man gerne kalt, wenn es aber gegen Ende September auch in S¨ uditalien k¨alter und regnerisch wird, bleibt das warme Wasser aus. Es muss elektrisch oder mit Gas nachgeheizt werden. Auch hierzulande k¨onnten Solar-Warmwassersysteme interessant sein, 76 <?page no="85"?> 3.4 Alternative Energien in Deutschland wenn auf saubere Installation und gute Materialien geachtet wird, damit die ganze Geschichte nicht nach ein paar Jahren leckt. Vor allem w¨are ihre Integration bis hin zu Wasch- und Sp¨ ulmaschinen anzustreben. Ob sie hierzulande wirtschaftlich sein k¨onnen, h¨angt von der Jahreszeit und den aktuellen Preisen von Gas und Strom ab und kann nicht allgemein beantwortet werden. H¨ausliche Warmwasserbereitung auf etwa nur 60 ◦ C mit Hilfe der Sonne ist technisch sinnvoll, weil Gasverbrennung hierbei nutzlos hohe Temperaturen erzeugt. Solarthermie spielt sich freilich nicht nur auf s¨ uditalienischen Hausd¨achern ab. Solaranlagen in W¨ usten mit starker Insolation sind Solarthermiekraftwerke. Sie verwenden keine Photovoltaikzellen, die f¨ ur W¨ usten nicht geeignet sind - so sinkt beispielsweise der Wirkungsgrad von Photovoltaikzellen dramatisch, wenn sie durch sehr starke Sonneneinstrahlung erhitzt werden. Solarthermiekraftwerke erzeugen eine m¨oglichst hohe Konzentration der Solarenergie mit Hilfe von Spiegelsystemen (CSP, concentrated solar power), um auf diese Weise einen hohen Wirkungsgrad zu erreichen. Dies l¨asst sich nur mit Hilfe großfl¨achiger Spiegelanlagen realisieren. Das Problem ist indessen hierbei, dass die hohe Temperatur auch ein h¨ohere ”W¨armeleckrate” im Transportmedium zur Folge hat. Die Stromerzeugung steigt somit nicht linear mit der Sonneneinstrahlung an, mit der Konsequenz, dass der Einsatz solcher CSP-Anlagen bestenfalls in extrem sonnenstarken Regionen wirtschaftlich ist. Hierzulande kommen solche Systeme nicht in Frage. 3.4.5 Brot f¨ ur die Welt oder Biosprit? Bioenergie ist Energie in Form von W¨arme und elektrischer Energie, gewonnen aus Biomasse. Die Hauptquellen von Biomasse sind Produkte der Landwirtschaft, wie Mais, Getreide, G¨ ulle, Holzh¨acksel und Stroh. Im Jahre 2011 waren in Deutschland bereits 7000 Biogasanlagen mit immer noch steigender Tendenz installiert. Prim¨ar ist gr¨ uner Mais f¨ ur Biogasanlagen geeignet. Die Erzeugung von Biogas mit der Hauptkomponente des anaeroben Prozesses in der Anlage, Methan, ist ein relativ aufwendiger Prozess [20]. Die energetische Nutzung des Biogases erfolgt in der Regel ¨ uber eine Kraft-W¨armekoppelung, deren Prinzip bereits unter 3.3.3 beschrieben wurde. Die R¨ uckst¨ande aus dem Verbrennungs- 77 <?page no="86"?> 3 Energie prozess von Biogas dienen als D¨ unger. F¨ ur den Betrieb von Biogasanlagen sind pro 1 kW installierter elektrischer Jahresleistung etwa 0,5 ha Silomais bzw. 1 ha Gr¨ unland erforderlich [21]. Aus diesen Zahlen sowie der Funktionsweise von Biogasanlagen wird deutlich, dass Bioenergie zwar eingeschr¨ankt (weil Ernteertr¨age und Preise f¨ ur Bioenergiebrennstoffe fluktuieren) grundlastf¨ahig, nicht aber skalierbar ist. Der Grund hierf¨ ur ist der zu hohe landwirtschaftliche Fl¨achenbedarf. Die folgende Absch¨atzung kann dies belegen. Der Gesamtstrombedarf Deutschlands im Jahre 2013 betrug, wie bereits erw¨ahnt, 630 TWh. Aus den oben genannten 0,5 ha Maisanbau, die 1 kW Jahresleistung an Strom erbringen, erbringt 1 ha die Jahresenergie an Elektrizit¨at von 8760 · 2 = 17.520 kWh (1 Jahr hat 8760 Stunden). Um den gesamten Strombedarf Deutschlands zu decken, m¨ ussen demnach 6,3 · 10 11 / 17520 ≈ 3,6 · 10 7 ha = 3,6 · 10 5 km 2 mit gr¨ unem Mais bebaut werden. Das entspricht recht genau der Gesamtfl¨ache Deutschlands. Biogasanlagen sind daher sinnvollerweise nur zur Verbrennung organischen landwirtschaftlichen Abfalls brauchbar. Sie sind nicht mehr ”unschuldig”, wenn an Stelle von Bioabfall, wie Holzh¨acksel oder die energiearme G¨ ulle Nahrungspflanzen f¨ ur Mensch oder Tier ins Spiel kommen. Was sich ge¨andert hat, sieht man nicht nur beim Betrachten von Anbaufl¨achen vom Zug aus. Sogar Tierpflegeheime in l¨andlichen Gegenden klagen inzwischen dar¨ uber, kein Stroh mehr auftreiben zu k¨onnen. Richtig bedenklich wird es beim Verdr¨angen von Nahrungspflanzen durch Energie-Mais. ¨ Uber die ¨okologischen Nachteile von Bio-Sprit ist bereits viel publiziert worden. Dieser Ersatz f¨ ur fossilen Treibstoffist unter Umweltgesichtspunkten hochgradig sch¨adlich. Um einen 100-Liter-Tank mit Bioethanol zu f¨ ullen, braucht man soviel Getreide, wie ein Mensch lebenslang zur Nahrung ben¨otigt. Gem¨aß einer US-Studie ist Bio-Treibstoffstark umweltsch¨adlich, was nicht verwundert, wenn man allein den hohen landwirtschaftlichen Fl¨achenverbrauch und das Verdr¨angen der Produktion von Nahrungspflanzen in Betracht zieht. Der brasilianische Regenwald wird abgeholzt, um f¨ ur Soja und weitere Kulturpflanzen, aber auch f¨ ur die Viehhaltung Platz zu schaffen. Diese werden wiederum von dem Zuckerrohranbau zum Zweck der Biotreibstoffgewinnung verdr¨angt. Zur Herstellung von einem Liter Bioethanol werden etwa 4500 Liter Wasser 78 <?page no="87"?> 3.4 Alternative Energien in Deutschland verbraucht. Immerhin haben sich die dunklen Seiten von Biosprit inzwischen soweit herumgesprochen, dass viele Autofahrer in Deutschland diesen Kraftstoffmeiden. Ihr Boykott wird vom Buchautor engagiert begr¨ ußt. Allerdings sollten die Autofahrer dabei die ethischen Probleme des Biosprits angesichts hungernder Menschen in der dritten Welt, die Verarmung deutscher ¨ Acker durch Maismonokulturen und schließlich die Sch¨adigung der Artenvielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Fl¨achen vor Augen haben, nicht aber die eventuellen Nachteile von Biokraftstofff¨ ur den Motor ihres geliebten Fahrzeugs. Inzwischen sind die großen Institutionen (UN und EU) endlich aufgewacht und empfehlen die starke Einschr¨ankung von Energiepflanzen. In [22] wird eine kleine Zusammenstellung von Literaturquellen zur Bioenergie gegeben. Es ist schlussendlich kaum in der ¨ Offentlich bekannt, dass Biogasanlagen ein sehr hohes Gef¨ahrdungspotential aufweisen. Sie k¨onnen zu einer ernst zu nehmenden Gefahr f¨ ur die Umwelt werden [23]. 3.4.6 Schiefergas Schiefergas unter dem Kapitel ”alternative Energien” in Deutschland? Tats¨achlich ist Schiefergas, in Tongestein enthaltenes Methan, auf dem besten Wege, die Energieversorgung der Welt und vielleicht auch in Deutschland maßgebend zu ver¨andern. Daf¨ ur gibt es zwei Gr¨ unde: zum ersten gibt es unz¨ahlige L¨ander, in denen in j¨ ungster Zeit riesige Vorkommen von Schiefergas entdeckt wurden. Zum zweiten ist es gelungen, durch hydraulic fracking Schiefergas wirtschaftlich zu f¨ordern. Das Verfahren gibt es schon lange Zeit. In Deutschland wird es seit den 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts erfolgreich und ohne bisher bekannte St¨orungen oder Umweltsch¨aden eingesetzt. Die j¨ ungsten Funde in Norddeutschland lassen eine Prim¨arenergieversorgung mit Schiefergas von ¨ uber 100 Jahren erwarten [276]. Der Energietr¨ager ”Gas” unterscheidet sich in zwei wichtigen Merkmalen von Erd¨ol und Kohle. Zum einen sind mit seinem Transport wesentlich h¨ohere Kosten verbunden, was zur Folge hat, dass es keinen Weltmarktpreis f¨ ur Gas gibt. Nur etwa ein Drittel alles weltweit gef¨orderten Gases ¨ uberquert Landesgrenzen. Beim Erd¨ol sind es zwei Drittel. Gaspreise sind infolgedessen l¨anderspezifisch. Zum zweiten ist, neben der 79 <?page no="88"?> 3 Energie bisher ¨ ublichen Nutzung von Gas als Heizungsbrennstoff und f¨ ur die Beleuchtung, mit dem Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk eine Stromerzeugungsmethode h¨ochster Effizienz entstanden, die die Prinzipien eines Gasturbinenkraftwerkes und eines Dampfkraftwerkes kombiniert [90]. Mit dieser Methode werden die h¨ochsten Wirkungsgrade aller konventionellen Kraftwerkstypen von etwa 60% erreicht. Kombikraftwerke k¨onnen sehr flexibel eingesetzt werden. Sie zeichnen sich durch kurze Startzeiten und die Option schneller Last¨anderungen aus. Vorrangig werden diese Gas-Kraftwerke im Mittellastbereich und im Bereich des Spitzenstroms eingesetzt. Ihr Einsatz als Grundlast-Kraftwerke erfolgt in Deutschland bisher nicht, weil die russischen Gaspreise zu hoch sind. Technisch spricht aber nichts dagegen. Wie wir inzwischen wissen, gibt es keinen ”free lunch”. Daher hat auch Schiefergas seine Schattenseite, das hydraulic fracking. Zur Gewinnung des Gases wird eine mit L¨osungsstoffen und grobem Sand versetzte Fl¨ ussigkeit in die tiefen Tongesteinsschichten gepresst, die diese aufbrechen, offen halten und das ¨ Ol oder Gas l¨osen. Das Gas wird dann ¨ uber die Bohrungsrohre an die Oberfl¨ache geleitet, von wo es weiterbef¨ordert werden kann. Die hier maßgebenden Tiefen liegen weit unter denen von Grundwasser. Sind die Bohrrohre daher dicht, ist keine Kontamination von Grundwasser zu bef¨ urchten. Bei n¨ uchterner Betrachtung und den bisher gewonnenen Erfahrungen mit dieser Methode, die in den USA in großem Maßstab eingesetzt wird, erscheinen die Risiken und m¨oglichen Umweltsch¨aden durch dieses Verfahren vertretbar. Ausf¨ uhrliche Dokumentationen ¨ uber Einsatz, Technik und Risiken des Fracking-Verfahrens zur Gewinnung von Schiefergas findet sich in [85]. Die mit dem ”hydraulic fracking” verbundenen Risiken sind keinesfalls mit den verheerenden Eingriffen in Umwelt und Landschaften zu vergleichen, wie sie Windradparks, Maismonokulturen und Pumpspeicherwerke verursachen. Wie es mit dem Schiefergas politisch weitergeht, steht in den Sternen. Schiefergas hat viele Gegner. An erster Stelle sind die bekannten ideologischen Gruppierungen zu nennen, die uns zwingen wollen, Energieverbrauch, Lebensf¨ uhrung und Ern¨ahrungsgewohnheiten grundlegend ¨okologisch umzugestalten. Aber auch die Kohle-, die Erd¨ol- und insbesondere die Kernkraft-Industrie heißen das Schiefergas nicht willkommen. In den USA hat Schiefergas inzwischen den urspr¨ unglich geplanten Aus- 80 <?page no="89"?> 3.5 Speicherung von elektrischer Energie bau der Kernkraft zum Halten gebracht. Die USA sind vom Gasimporteur zum Exporteur geworden und werden von der arabischen Halbinsel energiepolitisch immer unabh¨angiger. In Frankreich mit seinem hohen Anteil an Kernkraft-Strom wurde dagegen das Fracking sogar gesetzlich verboten - ein Schelm, wer dabei an etwas anderes als an franz¨osische Umweltschutzbestrebungen denkt. 3.5 Speicherung von elektrischer Energie Die direkte Speicherung von elektrischer Energie ist nur mit Kondensatoren oder supraleitenden Spulen m¨oglich. Beide Methoden kommen f¨ ur die hier interessierenden Anwendungen - speichern von ¨ ubersch¨ ussigem Wind- und Sonnenstrom im Großmaßstab - nicht in Frage. Man muss daher elektrische Energie in eine andere Energieform umwandeln, die dann gespeichert und sp¨ater wieder in elektrische Energie r¨ uckverwandelt wird. In beiden Schritten entstehen grunds¨atzliche Verluste, die bei den meisten Methoden indiskutabel hoch sind und damit das betreffende Verfahren wirtschaftlich uninteressant machen. Es w¨ urde den Rahmen des Buchs sprengen, auf alle denkbaren und vorgeschlagenen Speicherm¨oglichkeiten einzugehen. S¨amtliche Verfahren sind entweder nicht skalierbar und/ oder zu teuer. Ein Paradebeispiel f¨ ur v¨ollig aus der Kontrolle geratene Speicher-Visionen sind die Vorschl¨age von st¨adtegroßen Ringwallspeichern [225]. Man br¨auchte f¨ unf St¨ uck von der Gr¨oße Berlins, um bei einer deutschen Vollversorgung mit Windenergie wenigstens 6 Tage Flaute zu ¨ uberbr¨ ucken. Ein weiteres Beispiel ist die ”Windgas- Speicherung” zu nennen, wobei eine solche Anlage sogar von Ministerpr¨asident Matthias Platzeck pers¨onlich in Prenzlau eingeweiht wurde. Unter n¨ uchternen, technisch-wirtschaftlichen Kriterien darf man diese Methode zutreffend als Vernichtungsmethode von elektrischem Strom bezeichnen [294]. Das einzige, zumindest im Prinzip geeignete Verfahren, ist die Speicherung von elektrischer Energie nach Umwandlung in potentielle mechanische Energie mit Hilfe von Pumpspeicherwerken. Die Energieverluste von Pumpspeicherwerken liegen bei grob 20%, sind also noch vertretbar. Ein Pumpspeicherwerk ben¨otigt zwei Wasserspeicher, einen tiefer 81 <?page no="90"?> 3 Energie und einen h¨oher gelegenen. Bei Strom¨ uberschuss wird vom tieferen in den h¨oheren Speichersee gepumpt, bei Strombedarf fließt umgekehrt das Wasser vom h¨oher gelegenen Speicher ¨ uber Turbinen, die wieder Strom erzeugen, in den tiefer gelegenen Speicher zur¨ uck. Pumpspeicherwerke sind grunds¨atzlich nur in L¨andern m¨oglich, die ¨ uber geeignete topographische Voraussetzungen verf¨ ugen. Diese sind ausreichend viele, hoch gelegene T¨aler und ausreichende Verf¨ ugbarkeit von Wasser. In Deutschland ist diese Voraussetzungskombination leider nur extrem selten anzutreffen. Pumpspeicherwerke k¨onnen daher hierzulande nur vereinzelt und dann meist nur in Naturschutzgebieten gebaut werden. In Deutschland ist keine Speicherung von ¨ ubersch¨ ussiger elektrischer Energie in großem Maßstab und mit vertretbaren Kosten m¨oglich. Gute Zusammenfassungen zum Stromspeicherproblem sind in den beiden Ver¨offentlichungen [7] zu finden. 3.6 Energiesparen Kraft verzetteln f¨ ur eine Zukunft, die man nie haben wird. (Arno Schmidt) Eine wichtige wirtschaftliche und volkswirtschaftliche S¨aule der Energiewirtschaft ist das Energiesparen. Die Technik, insbesondere in der Produktion, ist dabei aus Kostengr¨ unden l¨angst auf dem richtigen Weg. Musterbeispiel ist die energieintensive chemische Industrie. Hier sind die Sparspielr¨aume bereits ausgereizt. Im Geb¨audesektor und der Beleuchtung, um zwei stellvertretende Beispiele zu nennen, steckt allerdings beim Energiesparen der Teufel im Detail. Die Fachliteratur ist voll von Warnungen, die mittlerweile gesetzlich vorgeschriebenen Wandisolierungen mit Kunststoffplatten ungesehen den Bauhandwerkern zu ¨ uberlassen. Sie empfiehlt ferner bei gegebenen sachlichen Gr¨ unden, sich mit den zur Verf¨ ugung stehenden rechtlichen Mitteln dem ”D¨ammzwang” zu widersetzen. Dies ist immer dann erfolgreich, wenn der Nachweis erbracht werden kann, dass die Kosten der D¨ammaßnahmen die eingesparten Energiekosten ¨ ubersteigen. Dies ist fast immer der Fall. In der Regel ist bei unsachgem¨aßer D¨ammung der entstandene Scha- 82 <?page no="91"?> 3.6 Energiesparen den durch Schimmel und Kondenswasser weit gr¨oßer als der Energiesparnutzen. Kein Ungl¨ uck, wie man meinen mag, sind beispielsweise kosteng¨ unstigere, nicht hermetisch abdichtende Fensterrahmen, weil sie den n¨otigen Luftaustausch automatisch herstellen, ohne dass regelm¨aßige Stoßl¨ uftungen erforderlich sind. Die Fenster selber sollten dabei nat¨ urlich die w¨armeisolierende Doppelverglasung aufweisen. Kurz: Mit unsachgem¨aßer Außenisolierung und hermetisch abdichtenden Fensterrahmen kann man sich eine ganze Reihe von Problemen einhandeln, die es fr¨ uher nicht gab. Bauteilehersteller, Bauhandel und Handwerker h¨oren dies nat¨ urlich nicht gerne. Ein n¨aheres Eingehen auf Einzelheiten verbietet sich aus Platzgr¨ unden. Leser, die sich n¨aher informieren m¨ochten, werden auf die aufschlussreiche Webseite des Bauexperten Konrad Fischer [13] und das Buch von Prof. Claus Meier (TU Berlin) ”Mythos Bauphysik” (expert Verlag) verwiesen. Es klemmt aber auch an unvermuteten Stellen. Wenn man beispielsweise gezwungen ist, f¨ ur Wartung und Reparatur einer ”High-Tech”- Heizungsanlage mehr Geld aufzuwenden, als man an Brennstoffkosten einspart, ist der erw¨ unschte Spareffekt verfehlt. Ein weiteres Paradebeispiel liefert das EU-Gl¨ uhlampenverbot. Fairerweise sollte man sagen, dass die EU nicht explizit die Gl¨ uhlampe verboten hat, sondern Grenzwerte f¨ ur die Energieeffizienz eingef¨ uhrt hat. Hersteller f¨ ur Gl¨ uhlampen h¨atten sich dem problemlos anpassen k¨onnen, gab es doch fr¨ uher Gl¨ uhlampen mit viel h¨oherer Lebensdauer, die man dann k¨ unstlich abgesenkt hat [98]. Halogenlampen sind im ¨ Ubrigen auch Gl¨ uhlampen, und die sind noch zugelassen. Sparmaßnahmen auf dem Beleuchtungssektor sind zwar im Prinzip interessant, weil weltweit knapp ein F¨ unftel der erzeugten elektrischen Energie f¨ ur Beleuchtungszwecke verwendet wird. Dennoch zeigt die EU musterg¨ ultig, wie man es nicht machen sollte. Die zum Ersatz vorgesehenen Sparlampen sind durch ihre giftigen Inhaltsstoffe (Quecksilber) bei Bruch und Entsorgung hochgradig umweltsch¨adigend und sollten ihrerseits umgehend verboten werden. Ihre Lebensdauern sowie ihre Spareffekte wurden von vielen Herstellern gem¨aß den technischen ¨ Uberpr¨ ufungen einschl¨agiger TV-Verbrauchersendungen zudem weit ¨ ubertrieben. Ihr Nachteil ist außerdem eine f¨ ur das menschliche Auge unangenehme Spektralverteilung, die nicht derjenigen der Gl¨ uhlampe entspricht. 83 <?page no="92"?> 3 Energie Die Gase in Sparlampen emittieren Linienspektren mit großen Frequenzl¨ ucken und k¨onnen daher das kontinuierliche Sonnenspektrum grunds¨atzlich nicht nachbilden. Die neuen LED-Lampen weisen hier bereits die geforderten Eigenschaften auf, sie sind zur Zeit aber noch teuer. Nicht der geschilderten Nachteile wegen, sondern wohl auch aus Zorn auf Br¨ usseler B¨ urokraten, die vielen Mitb¨ urgern ihrer Auffassung nach zu weit in die pers¨onliche Sph¨are hineinregieren, wurden zur Umgehung des EU- Verbots Gl¨ uhlampen auf Jahre hinaus gehamstert. Der Spareffekt der Energiesparlampe ist f¨ ur den Verbraucher verfehlt worden, die Preise f¨ ur Wohnraumbeleuchtung haben sich vervielfacht. Besondere Gesetze des Energiesparens herrschen beim Auto. Schl¨agt man das Thema ”Auto” an, wird es irrational. Noch nie hat es ein deutscher Politiker gewagt, sensible althergebrachte Rechte des B¨ urgers an seinem liebsten Spielzeug anzutasten. Er h¨atte schlechte politische ¨ Uberlebenschancen. Unsere Industrie lebt in hohem Maße von der Autoproduktion, so dass niemals das Tabuthema energiesparender Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen, wie sie in jedem anderen Land der Erde vorgeschrieben sind, ernsthaft aufgegriffen wurde. Wenigstens wurden sachgem¨aß inzwischen die Abgaswerte von Schwefeldioxid und Aerosolen bis an die Grenzen des technisch M¨oglichen reduziert. Ironischerweise werden in den modernen Autoabgas-Katalysatoren die giftigen Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid und Stickoxide in die ungiftigen Stoffe CO 2 und Wasser umgewandelt! Es handelt sich hier demnach sachgerecht um eine ”staatlich verordnete” CO 2 -Produktion. Ein vern¨ unftiges Verkehrskonzept allerdings, das gleichermaßen dem notwendigen Individualverkehr von Pendlern, einer wirkungsvollen Telematik zur Verkehrssteuerung und den ¨offentlichen Verkehrsmitteln gerecht wird, sucht man hierzulande vergebens. Stattdessen pflegen noch immer viele St¨adte die rote energiefressende anstatt die gr¨ une Welle. Sportliche, oft ¨ uberschwere Fahrzeuge stehen immer noch hoch im Kurs, weil viele Deutsche ihr Ego ¨ uber den Wert ihres Fahrzeugs und nicht ¨ uber die Qualit¨at ihres Essens und Wohnens definieren. Autoindustrie, Zulieferer und der Staat freuen sich, denn alle machen dabei einen guten Schnitt. Am einfachsten hat es der Staat, der von jedem Liter Benzin einen hohen Anteil einstreicht. Ob Energiesparen ¨ uberhaupt gew¨ unscht ist? Mit einem vern¨ unftigen Verkehrskonzept 84 <?page no="93"?> 3.7 Kernenergie und vor allem mit fl¨achendeckend eingesetzter, intelligenter Telematik ließe sich das 3,x Liter Benzin verbrauchende Auto vermutlich realisieren, ohne dass wir Einbußen durch l¨angere Auto-Fahrzeiten von A nach B hinnehmen m¨ ussten. Die Auto-Industrie hat inzwischen zum Gl¨ uck vermehrt den Autok¨aufer im Auge, der es sicher, bequem, entspannend und preiswert, nicht sportlich haben m¨ochte. Abstandwarner, Warngeber, wenn der Fahrer erm¨ udet und weitere sinnvolle Einrichtungen werden inzwischen zum Standard. Deutschland braucht vielleicht nicht einmal den Verlust eines seiner wichtigsten Produkte (Luxusautos) zu bef¨ urchten, wie es der große Exportanteil von Luxus- und Sportwagen in alle L¨ander dieser Erde zeigt, die inzwischen s¨amtlich Autobahn- Geschwindigkeitsbegrenzungen aufweisen. 3.7 Kernenergie So wie die Furcht G¨otter gemacht hat, so macht ein Trieb zur Sicherheit, der uns eingepr¨agt ist, Gespenster. Leute, die nicht furchtsam, nicht abergl¨aubisch und nicht im Kopfe verr¨ uckt sind, sehen keine Geister. (Georg Christoph Lichtenberg) Heute in Deutschland ¨ uber Kernenergie zu schreiben heißt vermintes Gebiet zu betreten. Medien und die Politik haben die Aufgabe der Kernenergie zum Faktum erkl¨art. Man spricht nicht mehr dar¨ uber. Sachliche Begr¨ undungen fehlen. In Deutschland gibt es keine Forschung an Reaktorkonzepten mehr - von seltenen Ausnahmen abgesehen [122]. Deutschland pflegt Abstinenz von der technischen Zukunft. Werden die Medien veranlasst, auf Grund von Ereignissen, die die Kernenergie betreffen, Experten in Sendestudios einzuladen, finden sie keine mehr. Diese sind l¨angst ausgewandert oder im Altersruhestand. Damit schließt sich der Kreis von ¨ uber 40-j¨ahrigen gr¨ unen ”Erziehung” gegen die Kernkraft, unterst¨ utzt von ausnahmslos allen deutschen Medien, bis hin zu ihrer kompletten Aufgabe. Es steht zu bef¨ urchten, dass weitere 40 Jahre vergehen m¨ ussen, bis dieser folgenschwere Irrtum wieder beseitigt ist. Fest steht, dass die wenigen, noch verbleibenden Diskussionen ¨ uber 85 <?page no="94"?> 3 Energie die Nutzung der Kernkraft hierzulande im Gegensatz zu vielen unserer europ¨aischen Nachbarn irrational verlaufen. Paradox ist dabei, dass es in Deutschland noch nie einen Kernkraftwerks-St¨orfall gab, der auch nur ann¨ahernd eine ernst zu nehmende Gefahr darstellte. Die Sicherheit unserer Kernkraftwerke ist weltweit einzigartig. Dagegen wird aktuell in den am meisten von Kernkraftunf¨allen betroffenen L¨andern, Japan und der Ukraine, die Kernenergie weiterhin genutzt, von einem endg¨ ultigen Ausstieg kann keine Rede sein. Nat¨ urlich denken die Ablehner der Kernenergie an die zwei großen Havarien in Tschernobyl und Fukushima. Zu diesen Ereignissen ist anzumerken, dass die Gebrauchsanweisungen zum Betrieb von Kernkraftwerken hier str¨aflich missachtet wurden. F¨ ur jede komplexe und risikobehaftete technische Anlage gibt es Gebrauchsanweisungen. Niemand wundert sich ¨ uber Unf¨alle, wenn diese Anweisungen nicht beachtet werden. Beispiele hierf¨ ur liefern Ungl¨ ucksf¨alle von Verkehrsflugzeugen infolge Pilotenfehlern. Man gibt deswegen nicht das Fliegen auf. Nur bei der Kernenergienutzung ist es hierzulande anders. Es wird verlangt, dass Sicherheit auch bei bewusster Missachtung der Gebrauchsanweisungen, wie sie sowohl in Tschernobyl als auch in Fukushima erfolgte, automatisch gegeben ist. Eine solche Forderung ist nur sehr schwer zu erf¨ ullen. Ein solches Kernkraftwerk bezeichnet man als inh¨arent sicher. Gibt es so etwas ¨ uberhaupt? Bevor auf diese Frage eingegangen wird, schauen wir uns zun¨achst Opferzahlen und Sch¨aden der Kernkraftwerkshavarien von Tschernobyl und Fukushima n¨aher an. Wer sich von Emotionen l¨ost und anschickt, zuverl¨assige Information ¨ uber die Fakten der beiden Kernkraftwerkshavarien und deren Folgen zu verschaffen, ist verwundert. Die Fakten entsprechen n¨amlich keineswegs den in der ¨ Offentlichkeit kursierenden Vorstellungen. So ist immer wieder in Stammtisch-Gespr¨achen von tausenden Toten und zehntausenden Krebsopfern in Tschernobyl zu h¨oren. Laut der Umweltorganisation Greenpeace sind es sogar 6 Millionen weltweit. Dies wurde mit einem eigenen ”Risikomodell” begr¨ undet, auf dessen sachliche Beurteilung hier getrost verzichtet werden kann. Auf R¨ uckfragen, ob der Stammtisch- Gespr¨achspartner wissenschaftlich abgesicherte Informationen kennen w¨ urde, gibt es keine Antwort oder die angesichts der Ignoranz des Nachfragenden erstaunte Bemerkung ”das steht doch so in jeder Zeitung”. 86 <?page no="95"?> 3.7 Kernenergie Fragt man nach einem einschl¨agigen Fachartikel oder weist man gar auf die offiziellen Quellen der UN-Weltorganisationen hin, wie IAEO und das United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation UNSCEAR [17], wird auf eine fiktive Kernkraftlobby verwiesen, die alle Angaben f¨alschen w¨ urde. Gegen faktenresistenten Glauben angehen zu wollen erweist sich als sinnlos. Da es sich bei der zivilen Nutzung der Kernenergie unstrittig um ein in aller Welt verbreitetes technisches Verfahren handelt und weil wir von Kernkraftwerken unserer Nachbarl¨ander umgeben sind, ist eine rationale, technische Argumentation notwendig. F¨ ur eine n¨ uchterne Einsch¨atzung der Chancen, Risiken und schließlich der Mythen ¨ uber Kernenergie ist es zielstellend, alle Fakten erst einmal zu sichten und gegen¨ uberzustellen. Erst danach ist eine sachgerechte Beurteilung und vern¨ unftige politische Willensbildung m¨oglich. Das Arbeitsprinzip von Kernreaktoren ist in unz¨ahligen Ver¨offentlichungen und auf jedem Verst¨andnisniveau erh¨altlich [144], so dass hierauf nicht weiter eingegangen werden soll. Beginnen wir daher gleich mit dem Risikopotential der friedlichen Kernenergienutzung! Dazu erinnern wir uns daran, dass in Deutschland jedes Jahr viele tausend Todesopfer durch das ”technische Verfahren” des Autos zu beklagen sind, dagegen seit Bestehen von deutschen Kernkraftwerken noch kein Bewohner Deutschlands durch einen Kernkraftunfall zu Schaden kam. Solch eine Gegen¨ uberstellung ist provokativ und statistisch auch keineswegs korrekt. Sie kann aber dennoch eine grobe Vorstellung von den Risikoverh¨altnissen unterschiedlicher technischer Anwendungen geben. Statistisch korrekt ist dagegen die in Tabelle 3.5 gezeigte Gegen¨ uberstellung, die die Todesopfer aus verschiedenen Arten der Energiegewinnung je Terawattstunde enth¨alt. Bei den genannten Zahlen handelt es sich um unmittelbare Todesf¨alle. Dar¨ uber hinaus gibt es Folgeopfer und Folge- oder Sp¨atsch¨aden aus Unf¨allen. Will man das Risiko der Kernenergie korrekt bewerten, muss sorgf¨altig nicht nur zwischen den unterschiedlichen Kernkraftwerkstypen, sondern auch noch zwischen unterschiedlichen Sicherheitsstandards und ihrer realen Umsetzung unterschieden werden. So kann der in Deutschland zur kommerziellen Stromerzeugung ausschließlich eingesetzte Leichtwasserreaktor [144] grunds¨atzlich nicht explodieren, wie es oftmals von Laien 87 <?page no="96"?> 3 Energie Energieträger Tote pro TWh Anteil Kohle 161 25% Weltenergie, 50% Strom Erdöl 36 36% Weltenergie Erdgas 4 21% Weltenergie Bioöl/ Biogas 12 Torf 12 Solardächer 0,44 < 0,1% Weltenergie Wind 0,15 < 0,1% Weltenergie Wasserkraft 0,1 Europa, 2,2% Weltenergie Kernenergie 0,04 6% Weltenergie Tabelle 3.5: Energieopfer aufgeschl¨ usselt nach Prim¨arenergietr¨agern [60] bef¨ urchtet wird. Die in der Kettenreaktion im Reaktor erzeugten Neutronen weisen zu hohe Geschwindigkeiten auf, um weitere Atomkerne zu spalten. Die beim Spaltprozess erzeugten Neutronen m¨ ussen daher k¨ unstlich verlangsamt (moderiert) werden. Im Leichtwasserreaktor erfolgt dies mit nat¨ urlichem Wasser als Moderator. L¨auft der Leichtwasserreaktor wegen eines schweren Defekts in den unzul¨assigen Bereich der ¨ Uberhitzung und entweicht oder verdampft das Wasser, fehlt der Moderator. Die Kettenreaktion bricht von selbst ab, weil die Neutronen zu schnell werden, um weitere Kerne zu spalten. Dennoch verbleibt ein Sicherheitsproblem bei diesem Reaktortyp. Es ist die Nachzerfallsw¨arme nach einer Havarie [224]. Wird sie nicht durch Fremdk¨ uhlung abgef¨ uhrt, kann es zur Kernschmelze kommen. Dies erfolgte in Fukushima, weil die K¨ uhlsysteme durch einen Tsunami zerst¨ort wurden. Bei deutschen Reaktoren ist ein Unfall dieser Art ausgeschlossen. Die Wahrscheinlichkeit eines K¨ uhlmittelverlustes (das ist keine Kernschmelze! ) z.B. von Biblis-B ist einmal in 33.000 Jahren - beim EPR-Reaktortyp strebte man sogar einmal in 1 Mio. Jahren an -, die eines Radioaktivit¨atsaustritts z.B. bei Biblis-B einmal in 100 Millionen Jahren [25]. Die Notk¨ uhlsysteme 88 <?page no="97"?> 3.7 Kernenergie deutscher Kernreaktoren sind doppelt und unabh¨angig von der externen Stromversorgung ausgelegt, wobei sogar Typ und Hersteller von Pumpen und Armaturen nicht identisch sein d¨ urfen. Einzige denkbare Ursachen eines Ungl¨ ucks durch nicht abgef¨ uhrte Nachzerfallsw¨arme infolge einer Havarie w¨are daher nur ein Terroranschlag oder der Absturz eines Großraumflugzeugs direkt auf das Reaktorcontainment. Statistisch muss ein deutsches Kernkraftwerk alle 1,6 Millionen Jahre mit einem Treffer durch ein Verkehrsflugzeug rechnen. Selbst f¨ ur die sieben ¨alteren Reaktortypen, die nicht explizit gegen Flugzeugabst¨ urze gesichert sind, f¨ uhrt dies nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 15% zum Durchschlagen der ¨außeren H¨ ullen. Die neueren Reaktoren haben deutlich dickere Außenw¨ande, der EPR, den Deutschland maßgeblich mitentwickelte, aber nun nicht mehr haben will, sogar eine Doppelwand. Das Kernkraftwerk Grohnde weist eine Stahlbetonkuppel von 1,8 m Dicke auf [100] - st¨arker als die W¨ande von bombensicheren Bunkern im zweiten Weltkrieg. Und selbst wenn das Flugzeug ein Loch reißt und es innen zu Br¨anden und K¨ uhlmittelverlust k¨ame, ist eine Kernschmelze extrem schwierig zu bewerkstelligen, da die Sicherheitsvorrichtungen ¨ uberall verteilt sind. Die mehrere Meter dicke innere Barriere (biologischer Schild und Reaktordruckbeh¨alter) schirmt den schmelzenden Kern ab, ¨ uber einen separaten Kamin kann gefiltert entlastet werden - die Folgen f¨ ur die Bev¨olkerung w¨aren dieselben wie beim Reaktorunfall 1979 in Harrisburg, n¨amlich, außer einer kurzen (unn¨otigen) Evakuierung, keine. Panzerbrechende Geschosse scheitern zwangsl¨aufig an den viel zu dicken inneren Barrieren. Bei dem Kostenvorteil der Kernenergienutzung ist es freilich nicht nachvollziehbar, warum Kernreaktoren nicht unterirdisch installiert werden - dies zur Beruhigung der Bev¨olkerung, sachlich ist es v¨ollig unn¨otig. Um Reaktorunf¨alle beurteilen und einsch¨atzen zu k¨onnen, wurde eine internationale Bewertungsskala geschaffen - die INES Skala [121]. Sie erstreckt sich von 0 bis 7, mit 7 als dem gr¨oßten anzunehmenden Unfall (GAU). Bei allen Diskussionen werden stets die beiden bisher schwersten Ungl¨ ucksf¨alle, Tschernobyl und Fukushima, mit jeweils den h¨ochsten INES-Werten von 7, genannt. Daher ist vorab die Kenntnis ihrer Ungl¨ ucksursachen von Interesse. Der zweifellos gravierendste Unfall erfolgte in Tschernobyl mit insgesamt 28 gesicherten Todesf¨allen, die 89 <?page no="98"?> 3 Energie an den Direktfolgen der Strahlung gestorben sind. 19 sp¨ater ”normal” verstorbene Kraftwerksangestellte wurden dieser Zahl unzul¨assigerweise noch hinzugef¨ ugt, so berichten es UNSCEAR und sogar die unverd¨achtige ZEIT [264]. Weitaus schwieriger ist die Ermittlung der Folgesch¨aden, die teilweise erst Jahre nach der Strahlenexponierung auftreten k¨onnen. Unter 3.7.3 wird auf den heutigen Kenntnis- und Forschungsstand ¨ uber die Folgen von Strahlensch¨aden eingegangen. Der Reaktor von Tschernobyl diente vorwiegend milit¨arischen Belangen, hier der Produktion von waffenf¨ahigem Plutonium. Mit ihm wurde aber auch Prozessw¨arme f¨ ur die zivile elektrische Stromversorgung erzeugt. Als Moderator kam Graphit zum Einsatz, das bekanntlich leicht brennbar ist. Schlussendlich war das Regelungsverhalten des Reaktors inh¨arent instabil. Damit ist gemeint, dass sich eine Abweichung von sicheren Betriebszust¨anden wie in einer positiven R¨ uckkoppelungsschleife auswirken und zur v¨olligen Unbeherrschbarkeit des Regelungssystems des Reaktors f¨ uhren konnte. Dies geschah dann auch, wobei zus¨atzliche Bedienungsfehler eine Rolle spielten. Den Reaktortyp von Tschernobyl gab es nur in der ehemaligen Sowjetunion. In westlichen L¨andern, auch solchen mit laxeren Sicherheitsmaßst¨aben als bei uns, ist dieser Typ niemals genehmigt worden. Da die Reaktorkatastrophe von Fukushima zeitlich n¨aher liegt, sind die meisten Leser ¨ uber die Ursachen und den Ablauf vermutlich besser informiert [88]. Die Konstruktion und die Sicherheitsauslegung der Reaktoren entsprach zwar nicht den strengen deutschen Anforderungen, maßgebende M¨angel lagen aber nicht vor. Entscheidend war, dass die Betreiberfirma Tepco eine Flutwellenh¨ohe, wie sie nach dem schweren Erdbeben vom 11. M¨arz 2011 auftrat, v¨ollig ausschloss. Dies widersprach jeglicher Sicherheitsverantwortung, denn die M¨oglichkeit einer derartigen Flutwelle war bestens bekannt und dokumentiert. Tepco verließ sich ausschließlich auf unzureichend hohe Flutwellenmauern und sah keinen weiteren Schutz gegen einen massiven Wassereinbruch vor. Beide Ungl¨ ucksf¨alle, Tschernobyl und Fukushima, geh¨oren daher von der angewandten ”Sicherheitsphilosophie” her in die Kategorie eines Busfahrers, der bestens Bescheid weiß, dass sein Fahrzeug keine Bremsen besitzt, aber trotzdem vollbeladen mit Passagieren ¨ uber die Alpenp¨asse f¨ahrt. Es mag paradox klingen, aber n¨ uchtern und objektiv betrachtet, war 90 <?page no="99"?> 3.7 Kernenergie das Ungl¨ uck in Fukushima der beste Beweis f¨ ur die Sicherheit der heutigen Kernkraftwerke. Trotz zu niedriger Schutzmauern, falscher Entscheidungen beim Management der Havarie und fehlendem Auffangbecken der Kernschmelze (dem sog. core-catcher, der heute in allen KKW- Neubauten installiert wird) waren keine Toten zu beklagen. Verantwortungslosigkeit, Schlamperei und menschliche Dummheit waren Ursache bei diesen beiden gravierendsten Unf¨allen. In L¨andern, wie der Schweiz, Schweden, Finnland und Deutschland - um stellvertretende Beispiele zu nennen - ist dies undenkbar. Daher sollte jeder emotionale Gegner der Kernkraft versuchen sich ehrlich selber zu fragen, ob massiver Wohlstandsverlust infolge Verzicht auf Kernenergie das geringe Restrisiko gem¨aß Tabelle 3.5 aufwiegt. Ferner leben wir in Deutschland nicht allein auf der Welt und sind von L¨andern, die Kernkraftwerke betreiben, umgeben. Dennoch stellt sich nat¨ urlich die Frage nach einem inh¨arent sicheren Kernkraftwerkskonzept. ”Inh¨arent sicher” ist ein Kernreaktortyp, der unter absolut keinen Umst¨anden, auch bei mutwilliger Fehlbedienung oder versuchter Sabotage gef¨ahrlich werden kann. Tats¨achlich gibt es heute l¨angst Reaktortypen, die von unmaßgeblichen St¨orungen abgesehen, inh¨arent sicher sind. In Deutschland war es der Thorium-Kugelhaufenreaktor THTR-300 [260] - weitere Typen werden im separaten Abschnitt 3.7.2 besprochen. Thorium als Kernbrennstoffist nicht waffenf¨ahig und kommt wesentlich h¨aufiger im Boden vor als Uran. Der Kugelhaufenreaktor wurde 1956 im Kernforschungszentrum J¨ ulich entwickelt, ein Prototyp wurde gebaut. Der Reaktor, der mit Helium gek¨ uhlt wurde, litt unter zahlreichen technischen Problemen und lief im Betrieb nur von 1985 - 1989. Auf Grund der damaligen politischen Situation in Deutschland wurde dem Konzept des THTR-300 keine Chance mehr einger¨aumt, seine Wirksamkeit nach Beseitigung der ¨ ublichen Kinderkrankheiten unter Beweis zu stellen. Inzwischen werden dem THTR-300 entsprechende Konfigurationen in S¨ udafrika, Indien und China weiter verfolgt. F¨ ur eine endg¨ ultige Beurteilung ist es noch zu fr¨ uh. Neben technischen Problemen ist vor allem entscheidend, ob der Thorium-Kugelhaufenreaktor so kosteng¨ unstig gebaut werden kann, dass er gegen¨ uber den klassischen Energietr¨agern Kohle und Gas, aber auch den weiterentwickelten Leichtwasser-Reaktoren und den Typen der IV. Generation von Kern- 91 <?page no="100"?> 3 Energie reaktoren konkurrenzf¨ahig ist. Immerhin taucht der THTR-300 offiziell in der Generation IV als VHTR auf. Insofern wird er weiterhin als Zukunftskonzept angesehen (s. unter 3.7.2). Damit ist auch schon das entscheidende Kriterium angesprochen, das es bei n¨ uchterner Betrachtung der Kernenergie im Zeitraum der n¨achsten Jahrzehnte prim¨ar zu beachten gilt. Bleiben die bisherigen Kostenvorteile der Kernenergie noch interessant? Hierbei darf nicht ¨ ubersehen werden, dass die stetig erh¨ohten Sicherheitsanforderungen zunehmend am bisherigen Kostenvorteil nagen. Aber auch die Kernreaktortechnik selber setzt Grenzen. Der am h¨aufigsten verwendete Leichtwasser-Kernreaktor nutzt den Brennstoffnur zu grob einem Prozent aus, geht zu verschwenderisch mit Uran um und verursacht zu viel Abfall. Die oben gemachte Einschr¨ankung ”im Zeitraum der n¨achsten Jahrzehnte” ist f¨ ur Deutschland maßgebend. Momentan sieht es so aus, als ob steigende Kosten infolge immer h¨oherer Sicherheitsanforderungen, bleibende Verf¨ ugbarkeit von Kohle und neue Verf¨ ugbarkeit von Schiefergas einen Kernkraftwerksneubau wirtschaftlich nicht mehr interessant machen. Dies w¨are f¨ ur unsere Volkswirtschaft nicht einmal nachteilig, falls man die folgenden Maßnahmen ergreift: Erstens sind die Restlaufzeiten der bestehenden Kernkraftanlagen so weit zu verl¨angern, wie es unsere strengen Sicherheitskriterien erlauben. Zweitens muss man fr¨ uhzeitig neue Kohlekraftwerke bauen. Drittens ist mit der Ausbeutung von Schiefergas zu beginnen, und viertens muss Deutschland wieder bei der Weiterentwicklung von inh¨arent sicheren Kernkraftwerksprototypen der kommenden Generationen, die kaum noch Abfall verursachen, mit dabei sein. Gehen einmal die fossilen Brennstoffe zur Neige oder werden sie infolgedessen zu teuer, wird ohnehin umgesteuert werden m¨ ussen. Dann kommt die Kernenergie als einziges technisch und wirtschaftlich interessantes Verfahren, das konkret zur Verf¨ ugung steht, wieder zum Zuge. Hieran wird kein Weg vorbeif¨ uhren. Eine moderne, hoch industrialisierte Volkswirtschaft kann grunds¨atzlich niemals mit Wind- oder Sonnenstrom betrieben werden. Der Kostenzwang, der irgendwann in der Zukunft die fossilen Brennstoffe zur¨ uckdr¨angt, wird die Kernkraft mit Br¨ utertechnik zum Maß aller Dinge machen. 92 <?page no="101"?> 3.7 Kernenergie Beim Br¨ uten wird herk¨ommlicher Brennstoff 238 U, der zum Normalbetrieb in Leichtwasser-Reaktoren zu 3% bis 4% mit dem spaltbaren 235 U angereichert sein muss, mit Hilfe von schnellen Neutronen (daher die Bezeichnung ”schneller” Br¨ uter) in spaltbares Plutonium umgewandelt. Eine andere Technik geht vom bereits erw¨ahnten Thorium-Reaktor aus und erzeugt 233 U [29]. Heute betreiben nur Japan, Kasachstan, Indien, Frankreich und China Brutreaktoren. Der Grund f¨ ur dieses seltene Vorkommen von Br¨ utern ist einfach: Die heutigen Brutverfahren sind technisch schwierig, und sie verf¨ ugen grunds¨atzlich nicht einmal ¨ uber die Sicherheit eines Leichtwasser-Reaktors. Da das mit den gegenw¨artigen (nicht den neuen) Brutreaktortypen verbundene Risiko grunds¨atzlich nicht beseitigt werden kann, wird in [155] die interessante Vermutung ge¨außert, dass diese Reaktoren sp¨ater einmal nur in entlegenen Gebieten der Erde betrieben werden, um dort den Kernbrennstofff¨ ur die Reaktoren in dicht besiedelten Gebieten zu liefern. Wir werden aber unter 3.7.2 sehen, dass die technische Entwicklung bereits viel weiter ist. Man wird auf exotische Methoden der ”Verbannung” gef¨ahrlicher Reaktoren beruhigt verzichten k¨onnen, weil die zuk¨ unftigen Brutreaktoren inh¨arent sicher sind. Dies alles betrifft die weitere Zukunft nach vielleicht 5 bis 8 Jahrzehnten. Die Weichen sind aber schon heute zu stellen. Die Entwicklung wird unabdingbar in die vorgezeichnete Richtung gehen. Wenn die Menschheit auf die 10 Milliardengrenze zugeht und die Kernfusion bis dahin nicht entscheidende Fortschritte gemacht haben sollte (was leider durchaus m¨oglich ist), wird die Energie aus Kernspaltung als einzige sinnvolle Quelle zur Erzeugung von Elektrizit¨at und auch von Heiz- und Prozessw¨arme ¨ ubrig bleiben. Die Menschheit wird auf diese Quelle nicht verzichten und mit den Risiken, die mit ihr verbunden sind, zu leben lernen. Die Physik, die Kosten und Mutter Natur haben der Nutzung alternativer Energiequellen nach dem Zeitalter der fossilen Brennstoffe unabdingbare Grenzen gesetzt. Die Gefahr der Proliferation mit waffenf¨ahigem Material wird man bis dahin l¨osen m¨ ussen. Diese Gefahr ist bei Brutreaktoren nicht gr¨oßer als bei den heutigen Reaktoren. Man kann Proliferation bei Brutreaktoren schon durch die Bauweise gut verhindern, indem man die Extraktion waffenf¨ahigen Materials extrem verteuert. V¨ollig ohne Reaktor Uran f¨ ur Kernwaffen anzureichern, ist ohne- 93 <?page no="102"?> 3 Energie hin heute die billigste Methode. Dies erfolgt vermittels Zentrifugentechnik (so macht es gegenw¨artig der Iran) und wird in Zukunft vermittels LASER-Anreicherung leider noch wesentlich billiger werden [244]. Zum Abschluss noch ein Wort zur Energiegewinnung aus der bereits erw¨ahnten Kernfusion. Beide Arten der Energiegewinnung, die Kernspaltung und die Kernfusion beruhen auf dem Ph¨anomen, dass die Bindung der Kernbausteine (Nukleonen) mit einem kleinen Massenverlust verbunden ist. Die Bindungsenergie ist die Energiemenge, die aufzuwenden ist, um einen Atomkern in seine Nukleonen zu zerlegen. Umgekehrt wird die gleichgroße Energie frei, wenn sich die freien Nukleonen in einem Kern vereinigen. Die Bindung wird durch die anziehende Kraft der starken Wechselwirkung zwischen den Nukleonen bewirkt. Sie wird durch die gegenseitige Abstoßung der elektrisch positiv geladenen Protonen im Kern geschw¨acht. Die mittlere Bindungsenergie steigt, beginnend mit den leichtesten Atomkernen, steil an, erreicht f¨ ur Eisen etwa ihr Maximum und f¨allt danach bis hin zu Uran wieder ab [19]. Infolgedessen wird Energie frei, wenn man zwei sehr leichte Atomkerne miteinander zu einem schwereren Kern verschmilzt, oder einen sehr schweren Atomkern durch Neutronenbeschuss spaltet, wobei zwei leichtere Kerne aus diesem Vorgang resultieren. Man erreicht dabei jeweils Atomkerne geringerer Gesamtmassen bzw. h¨oherer mittlerer Bindungsenergien als sie die Ausgangs-Atomkerne aufweisen und gewinnt gem¨aß der ber¨ uhmten Formel von Einstein E=m · c 2 viel Energie, die ¨ uberwiegend als kinetische Energie der Ausgangsprodukte zur Verf¨ ugung steht. Der Weg der Spaltung von schweren Atomkernen (Uran, Thorium) mit Hilfe von elektrisch neutralen Nukleonen (Neutronen) ist technisch relativ problemlos. Auf diesem Prinzip basieren aktuelle Kernkraftwerke. Die Fusion leichter Kerne ist dagegen ungleich schwieriger. Hier ist die elektrische Abstoßung gleich (positiv) geladener Atomkerne zu ¨ uberwinden. Daf¨ ur sind extrem hohe Dr¨ ucke und Temperaturen erforderlich [131]. Die zivile Nutzung der Fusion ist daher technisch noch ungel¨ost. Hier wird Plasma aus Wasserstoffisotopen in einem Torus eingeschlossen, durch extrem starke Magnetfelder am Entweichen zu den Beh¨alterw¨anden gehindert, durch elektrischen Strom weiter komprimiert und extrem erhitzt. Erst beim ¨ Uberschreiten eines kritischen Zustandspunktes, dem Lawson-Kriterium, setzt Fusion ein [156]. Entsprechende 94 <?page no="103"?> 3.7 Kernenergie Projekte, z.B. der ITER, sollen den Durchbruch bringen [131]. Ob er kommt, ist unsicher. Die zivile Nutzung der Kernfusion w¨are freilich inh¨arent sicher und w¨ urde nur unwesentliche radioaktive Restmengen aufweisen, die sich auf die verstrahlten Reaktorw¨ande beschr¨anken. Zum Abschluss des Abschnitts ”Kernenergie” soll auf eine sachlich fundierte Replik des gemeinn¨ utzigen Vereins ”Kritikalit¨at” aufmerksam gemacht werden, die unter wissenschaftlicher Mithilfe des Berliner Instituts f¨ ur Festk¨orper-Kernphysik erstellt wurde. Sie widerlegt die unter Kernkraftgegnern bekannten ”100 gute Gr¨ unde gegen Atomkraft” Punkt f¨ ur Punkt [3]. Nebenbei: Die Bezeichnung ”Atomkraft” ist physikalisch falsch, ”Kernkraft” ist richtig. Wer sich mit der Replik nicht ehrlich auseinandersetzt, urteilt nicht mehr sachbezogen. 3.7.1 Transmutation des abgebrannten Kernbrennstoffs F¨ ur diesen Abschnitt ist zun¨achst der Begriffder Halbwertszeit eines radioaktiven Strahlers erforderlich. Es ist die Zeit, in welcher eine beliebige Anfangsmenge des Strahlers, von jeder beliebigen Anfangszeit an gerechnet, zur H¨alfte zerfallen sein wird. Die Halbwertszeit h¨angt somit nicht vom Alter oder der Menge der strahlenden Substanz ab. Die Maßeinheit f¨ ur die Intensit¨at von Radioaktivit¨at ist dabei das Becquerel (Bq). Ein 1 Bq ist die Anzahl von Atomkernen, die pro Sekunde einer gesondert definierten Menge radioaktiver Substanz (z.B. mg oder kg) zerfallen. Betrachten wir zwei fiktive Rechenbeispiele! Wir gehen von einer radioaktiven Substanz mit einer gef¨ahrlich hohen Strahlungsintensit¨at aus, die erst bei einem Hundertstel ihrer Anfangsaktivit¨at als unbedenklich anzusehen sei. Im ersten Fall m¨oge die Substanz eine Halbwertszeit von 2 Tagen, im zweiten Fall von 2 Jahren und im dritten Fall von 2000 Jahren aufweisen. In dem Produkt (1/ 2) · (1/ 2)... ist bei sieben Faktoren (1/ 2) die 1% Schwelle unterschritten. Im ersten Fall ist der radioaktive Strahler also nach 7 x 2 = 14 Tagen, im zweiten Fall nach 14 Jahren und im dritten Fall erst nach 14.000 Jahren unbedenklich geworden. Mit den Beispielen soll verdeutlicht werden, dass Intensit¨at und Halbwertszeit einer radioaktiven Substanz immer zusammen betrachtet werden m¨ ussen. Starke Strahler weisen generell kurze und schwache Strah- 95 <?page no="104"?> 3 Energie ler lange Halbwertszeiten auf. So ist beispielsweise 131 I (Jod) mit einer Halbwertszeit von nur 8 Tagen ein extrem starker Strahler mit 4,6 · 10 12 Bq/ mg, dagegen 238 U (Uran) mit einer Halbwertszeit von 4,468 · 10 6 Jahren ein sehr schwacher Strahler mit nur 12 Bq/ mg. Den hoch aktiv strahlenden Abfall von Kernkraftwerken verbringt man in Abklingbecken, er ist seiner kurzen Halbwertszeit wegen bereits nach wenigen Jahrzehnten in den technisch problemlosen Bereich gewandert. Das ”hochradioaktiv ¨ uber Millionen Jahre” ist ein Mythos, der immer wieder zu h¨oren ist und die bekannten ¨ Angste vor der Kernkraft erzeugt. Daher nochmals als leicht einpr¨agsame Faustregel: Stark radioaktiv = kurze Halbwertszeit. Schwach radioaktiv = lange Halbwertszeit Schwach strahlender Abfall kann, falls er nicht toxisch ist, unbedenklich vergraben werden. Seine Strahlung geht in der nat¨ urlichen Radioaktivit¨at unserer Umgebung unter. Probleme bereiten im Grunde nur die Abfallprodukte mittelstarker Strahlung und mittlerer Halbwertszeiten. Diese radioaktiven Produkte sind freilich oft zu wertvoll, um in Endlagerst¨atten unwiederbringlich vergraben zu werden. Eine Wiederverwendung, beispielsweise f¨ ur medizinische Zwecke, w¨are sinnvoller. Um sich eine Vorstellung von Menge und Risiko des Abfalls von zuk¨ unftigen Kernkraftwerken zu machen (die bereits existieren), wollen wir von dem Szenario ausgehen, dass jeder Mensch seinen Strom ausschließlich aus Kernkraft bezieht [229]. Ferner nehmen wir an, dass sinnvollerweise der Brutprozess genutzt wird, also das Plutonium, das 99,99% der Langzeitradiotoxit¨at ausmacht, im Kernreaktor so lange verbleibt, bis es verbrannt ist. Es bleiben nur die abgebrannten Spaltprodukte ¨ ubrig, die ein paar hundert Jahre lang gelagert werden m¨ ussen. Diese betragen gerade einmal aufsummierte 100 g in der gesamten Lebenszeit eines Menschen. Diese Menge bereitet keine Probleme der Endlagerung. Die hierzu geh¨orende kleine Rechnung wird im Anhang 6.2 unter ”Abfall bei 100% Kernkraft aus Brutreaktoren” durchgef¨ uhrt. Eine neuere Entwicklung ist die Transmutation des Kern-Abfalls [263]. Bei der Transmutation wird l¨angerlebiger Abfall in geeigneter Weise be- 96 <?page no="105"?> 3.7 Kernenergie strahlt, so dass die entstehenden Isotope zwar wesentlich st¨arker radioaktiv sind, umgekehrt aber auch wesentlich k¨ urzere Halbwertszeiten aufweisen. Das Problem zu langer Halbwertszeiten ist damit umgangen, und nach Lagerung von wenigen Jahrzehnten ist der transmutierte Abfall strahlungstechnisch unbedenklich geworden. In der EU sind zahlreiche Universit¨aten, Forschungszentren und Unternehmen in ”Eurotrans” zusammengeschlossen. Das Ziel ist, ein fortgeschrittenes Design einer ADS-Demonstrationsanlage (XT-ADS) und ein generisches Design einer modularen, bleigek¨ uhlten Transmutationsanlage (EFIT) zu erstellen [65]. Bereits im Jahre 1998 wurden im belgischen Kernforschungszentrum SCK-EN Studien f¨ ur ein vollst¨andiges ADS begonnen. Das Projekt hat die Bezeichnung MYRRHA (Multi purpose hybrid research reactor for high-tech application) [245]. Die Sustainable Nuclear Energy Technology Platform (SNETP) der EU klassifizierte MYRRHA/ XT-ADS als einen Eckpfeiler der zuk¨ unftigen europ¨aischen Forschungsvorhaben [18]. Das gesicherte Gesamtbudget betr¨agt rd. 1 Milliarde Euro. In der Planung beginnen Ausschreibungen und Liefervertr¨age in 2015. Der Bau der Gesamtanlage erfolgt in 2019, danach schließt sich eine dreij¨ahrige Testphase mit einem weiteren Jahr zur graduellen Leistungssteigerung an. Ab 2024 soll der Experimentierbetrieb mit den nominellen Kennwerten stattfinden. Das Transmutationsverfahren selber ist unter ”Transmutation” in [66] ausf¨ uhrlich beschrieben. 3.7.2 Kernkraftwerke der Zukunft Dieser Abschnitt ist ein Gastbeitrag der Physiker Dr. Armin Huke und Dr. G¨otz Ruprecht vom Institut f¨ ur Festk¨orper-Kernphysik [122], der dem Autor f¨ ur das Buch freundlicherweise zur Verf¨ ugung gestellt wurde. Auf Grund der recht technischen Natur des Themas, das l¨angere erkl¨arende Ausf¨ uhrungen erfordert und den Umfang des Buchs zu sehr strapazieren w¨ urde, wird nachfolgend nur die Einf¨ uhrung gegeben. Der vollst¨andige Beitrag kann unter ”Kernkraftwerke der Zukunft” abgegriffen werden [66]. Alle heute verwendeten Kernkraftwerksreaktoren und die meisten der f¨ ur die ”Generation IV” vorgesehenen Typen sind das Resultat von Entscheidungen aus der Fr¨ uhphase der Kernenergie-Nutzung (1940er und 97 <?page no="106"?> 3 Energie 50er Jahre), die sich fast ausschließlich an den Bed¨ urfnissen des Milit¨ars orientierten. Kernreaktoren wurden nach und nach f¨ ur zivile Anwendungen ausgebaut, ohne jemals grunds¨atzlich neu konzipiert zu werden. Dieses Verfahren entspricht dem allm¨ahlichen Umbau eines Panzers in ein Familienauto - mit all den damit verbundenen technischen Nachteilen. Heutige Kernreaktoren zur zivilen Nutzung sind zwar sicher, dies aber zu einem extrem hohen Preis. Trotz des millionenfach h¨oheren Energiegehalts von Kernbrennstoffen gegen¨ uber fossilen Brennstoffen ist der Erntefaktor, d.h. das Verh¨altnis von nutzbar gemachter Energie zur hineingesteckten Energie (s. unter 3.3.4), nur um einen Faktor 2 bis 4 h¨oher als der von klassischen Verbrennungskraftwerken. Dies macht Kernenergie zwar immer noch zur mit Abstand effektivsten Form der Stromproduktion. Es stellt aber, gemessen an den heute konkret zur Verf¨ ugung stehenden M¨oglichkeiten, letztlich eine permanente Verschwendung volkswirtschaftlichen Verm¨ogens dar. Allein die Anreicherung des Kernbrennstoffs verbraucht aktuell etwa 40% des Einsatzes an hineingesteckter Energie. F¨ ur die Kraftwerkshersteller machen die Kosten des Brennelementekreislaufs fast die H¨alfte ihres Gesamtumsatzes aus. Somit liegen drei Probleme bei der heutigen Nutzung der Kernenergie vor, Sicherheit, ungen¨ ugende Ausnutzung des Kernbrennstoffs und Unterbringung des Abfalls. Wie es schon unter 3.2.2 anklang, besteht die L¨osung in den sog. schnellen Br¨ utern. Allerdings sind damit nicht die aktuell laufenden Anlagen gemeint, die dem wohl wichtigsten Punkt Sicherheit heute noch nicht gen¨ ugen. Es ist dagegen ¨offentlich kaum bekannt, dass aktuell Br¨ uterkonzepte im Pilotstadium stehen, die allen vorgenannten Forderungen gen¨ ugen. Da zur Neuentwicklung installierbarer Kernkraftwerke ein hoher Investitionsaufwand erforderlich ist und die bestehenden Reaktorkonzepte nicht einfach kurzfristig ¨ uber Bord geworfen werden k¨onnen, wird der bis zur Serienreife f¨ uhrende Entwicklungsprozess der neuen Br¨ utertypen noch mehrere Jahrzehnte andauern. Im Jahre 2001 wurde von neun (jetzt 13) Staaten unter der Federf¨ uhrung der USA das Generation-IV-Forum (GIF) gegr¨ undet mit dem Ziel, die Entwicklungen zuk¨ unftiger Reaktortypen abseits der heute ¨ ublichen Typen zu koordinieren (IV. Generation von Kernkraftwerken) [93]. Deutschland, einst f¨ uhrend in Reaktortechnologie und immer noch 98 <?page no="107"?> 3.7 Kernenergie ein Hochtechnologie-Land, ist in diesem Forum nicht vertreten. Dieser Zustand wird auf Dauer kaum zu halten sein. 3.7.3 Risiko radioaktive Strahlung Man sollte die Tatsachen kennen, erst dann kann man sie nach Belieben verdrehen. (Mark Twain) Es ist kaum ein Sachverhalt vorstellbar, ¨ uber den beim uninformierten Laien gr¨oßere Missverst¨andnisse und Irrt¨ umer bestehen als beim Risiko der radioaktiven Strahlung. Die ¨offentliche Wahrnehmung ist von Schlagworten bestimmt, wie Verstrahlung, Kinderleuk¨amie, Atombombe, nukleare Verseuchung, Mutationen, Evakuierung, Endlager, Tschernobyl- Katastrophe, Hiroshima u. Nagasaki, radioaktiver Abfall, Krebs, Kernschmelze, Strahlentod und Super-GAU. T. Spahl schreibt zum Thema irrationaler Strahlenverunsicherung [248]: ”Wenn wir uns fragen, woran wir nicht erkranken wollen, f¨allt den meisten von uns zuerst Krebs ein. So scheint die Kombination der beiden Hauptassoziationen Bombe und Krebs die Strahlenangst zur K¨onigin der ¨ Angste zu machen. Verdient hat sie diese Sonderstellung indes nicht. Denn sowohl in ihrer unmittelbaren Zerst¨orungswirkung, als auch in ihrem Potential, Krebs zu erzeugen, bleiben Atomunf¨alle, bis hin zum so genannten Super-GAU, weit hinter ihrem Ruf zur¨ uck.” Wir wollen uns jetzt angesichts dieser allgemeinen Verunsicherung den Fakten n¨ahern und d¨ urfen erst einmal n¨ uchtern konstatieren [228]: - Radioaktivit¨at kann sehr gef¨ahrlich sein - Radioaktivit¨at kann ungef¨ahrlich sein - Radioaktivit¨at kann gesund sein - Radioaktivit¨at kann Krebs verursachen - Radioaktivit¨at kann Krebs vorbeugen - Radioaktivit¨at kann von Krebs heilen - Radioaktivit¨at ist st¨andig vorhanden, im eigenen K¨orper und außerhalb 99 <?page no="108"?> 3 Energie Radioaktive Strahlung kann man nicht sehen, h¨oren, riechen oder schmecken. Es gibt aber nichts, was man genauer messen kann. ¨ Uber die Natur der radioaktiven Strahlung und ihre Herkunft gibt es im Internet eine F¨ ulle von Informationen [216]. F¨ ur unsere Zwecke reicht dagegen die Kenntnis der drei Haupttypen, α -, β - und γ -Strahlung, aus. α -Strahlung besteht aus Heliumkernen und wird bereits mit einem Blatt Papier abgeschirmt. Sie ist daher v¨ollig ungef¨ahrlich, vorausgesetzt, sie ger¨at nicht mit der Atemluft oder der Nahrungsaufnahme in unseren K¨orper. Dann allerdings wird sie hochgef¨ahrlich, weil sie ohne Abschirmung direkt mit dem sensiblen K¨orpergewebe (Blutzellen) in Ber¨ uhrung kommt. β -Strahlung besteht aus Elektronen, sie kann mit Metallblechen von wenigen mm Dicke abgeschirmt werden. γ -Strahlung ist extrem kurzwellige elektromagnetische Strahlung, wie sie bei R¨ontgenuntersuchungen verwendet wird. Sie unterscheidet sich nur in ihrer Frequenz bzw. Energie von den uns bestens bekannten Funkwellen oder von Licht. Zu ihrer ausreichenden Abschirmung sind dicke Schichten aus Materialien hoher Dichte (meist Beton oder gar Blei) geeignet. Die drei Strahlungstypen α -, β - und γ sind in nat¨ urlicher Radioaktivit¨at und in k¨ unstlich hergestellten strahlenden Isotopen identisch. Leider muss dies explizit gesagt werden, denn selbst dieses Faktum ist oftmals unbekannt und wird dann durch die absurdesten Vorstellungen ersetzt. Zur Messung der Wirkung von radioaktiver Strahlung auf den menschlichen Organismus ist das bereits unter 3.7.1 beschriebene Becquerel nicht gut brauchbar. F¨ ur die Strahlenbelastung biologischer Organismen wird vielmehr der maßgebende Energieeintrag mit der Einheit 1 J = 1 Ws in 1 kg Gewebe durch radioaktive Strahlung verwendet. Man bezeichnet ihn als 1 Gray. Multipliziert mit einem dimensionslosen Gewichtungsfaktor, wird aus dem Gray dann die sog. ¨ Aquivalenzdosis, das Sievert (Sv). Der in Gesetzen und Verordnungen festgelegte Gewichtungsfaktor ber¨ ucksichtigt die Einwirkung unterschiedlicher Strahlungsarten und Energien auf menschliches Gewebe. Somit kann bei bekannter Strahlungsart und Energie die an das K¨orpergewebe abgegebene Energie berechnet werden. Die prim¨are Bedeutung der vom K¨orper tats¨achlich absorbierten Strahlungsenergie geht bereits aus den Verh¨altnissen bei der R¨ontgenbestrahlung hervor. Sehr energiereiche ”harte” R¨ontgenstrahlung beeinflusst menschliches Gewebe wesentlich geringer als die 100 <?page no="109"?> 3.7 Kernenergie energie¨armere ”weiche” R¨ontgenstrahlung. Letztere gibt mehr Energie ans Gewebe ab und belastet es somit auch st¨arker. Um die Gr¨oßenordnungen zu erkennen, einige Zahlenwerte: die offiziell unbedenkliche Dosisleistung ¨ uber die Gesamtdauer eines Jahres betr¨agt 1 mSv. 100 mSv pro Jahr werden dagegen schon als Eingreifsrichtwert f¨ ur langfristige Umsiedlung der betroffenen Bev¨olkerung angesehen. Eine R¨ontgenuntersuchung ist mit einer Strahlenbelastung von 0,02 bis 18 mSv verbunden, eine Computertomographie kommt schließlich auf 25 mSv [26]. Der Schwankungsbereich nat¨ urlicher Radioaktivit¨at unserer Umgebung liegt weltweit bei Jahresdosen zwischen 1 - 20 mSv. Es gibt aber auch Gegenden in Indien, Brasilien und dem Iran, in welchen die nat¨ urlichen Jahresdosen Werte von weit ¨ uber 200 mSv erreichen. Der polnische Forscher Prof. Zbigniew Jaworowski nennt sogar bis zu 800 mSv Radioaktivit¨at nat¨ urlicher Umgebung in Fig. 1 seiner Publikation [113]. Dies w¨are nach offiziellen Kriterien bereits h¨ochster Anlass, die Bewohner der betreffenden Gegenden zu evakuieren. Tats¨achlich treten 800 mSv/ Jahr an den Monazit-Str¨anden von Guarapari in Brasilien auf. Sie sind auch von UNSCEAR dokumentiert. Die Stadt tr¨agt bezeichnenderweise den Beinamen ”cidade saude” = ”Stadt der Gesundheit” [274]. Die World Nuclear Association zeigt auf der letzten Seite ihrer Ver¨offentlichung ”Naturally-Occurring Radioactive Materials (Norm)” vom Jahre 2014 eine Karte von Europa mit den nat¨ urlichen Jahres- Srahlungsbelastungen in mSv [297]. Man staunt nicht schlecht, denn Werte zwischen 3-5 mSv sind die Regel, ¨ uber 10 mSv kommen in weiten Zonen von Spanien, Frankreich und Finnland vor. Unbeschadet auch der h¨ochsten nat¨ urlichen Umgebungsdosen gibt es in den betreffenden Gebieten keine signifikanten Abweichungen der mittleren Lebenserwartung oder mittleren Krebsrate [293]. Da offenbar auch eine extrem hohe nat¨ urliche Umgebungsstrahlung zu keinen erh¨ohten Sterbe- oder Erkrankungsraten f¨ uhrt, stimmt vermutlich etwas nicht an unserer g¨angigen Vorstellung ¨ uber die Wirkung der radioaktiven Strahlung auf Lebewesen. Bevor auf diesen interessanten Punkt n¨aher eingegangen wird, sollen zun¨achst kurz die epidemiologischen Studien betrachtet werden, die die Ereignisse von Hiroshima, Nagasaki, Tschernobyl und schließlich Fukushima zum Gegenstand hatten. Keine geringeren Institutionen als das deutsche Bundesamt f¨ ur Strah- 101 <?page no="110"?> 3 Energie lenschutz und das United Nations Committee on the Effects of Atomic Radiation (UNSCEAR) ver¨offentlichen ihre Untersuchungen im Internet [17]. Sie k¨onnten und sollten eigentlich hierzulande die sachliche Grundlage der Kernenergiediskussion bilden. Leider ist dies nicht der Fall, selbst bei naturwissenschaftlich Gebildeten grassieren z.Teil absurde Vorstellungen. Die zuverl¨assigste Datenbasis boten die Untersuchung der gesundheitlichen Folgesch¨aden von Hiroshima und Nagasaki, dies allein schon auf Grund der hohen Anzahl der von den Atombombenexplosionen betroffenen Menschen. So wurden f¨ ur diese beiden Ereignisse bis Ende 1998 bei 105.000 ¨ Uberlebenden rund 850 zus¨atzliche (¨ uber das nat¨ urliche Vorkommen hinaus) solide Tumore und 85 Leuk¨amietodesf¨alle gez¨ahlt. Somit waren weniger als 1% der Personen, die der extrem starken Strahlung nach den beiden Explosionen ausgesetzt waren, durch zus¨atzlichen Krebs betroffen. Es konnten ferner keine genetischen Sp¨atsch¨aden oder Verkr¨ uppelungen an Neugeborenen nachgewiesen werden. Solche Bilder w¨aren der Welt mit Sicherheit nicht vorenthalten worden. Das Fehlen von genetischen Sch¨aden erstaunt, denn man erwartet zu Recht, dass der komplexe Mechanismus vom Keim bis zum F¨otus besonders leicht zu sch¨adigen sei. Der Buchautor holte sich Rat bei einem Bekannten, dem Biophysiker Prof. Christoph Kremer (Univ. Heidelberg). Dessen Erl¨auterung: Jede Strahlensch¨adigung des komplexen Keimprozesses f¨ uhrt zu seinem Abbruch. Daher entstehen keine Verkr¨ uppelungen. Es handelt sich vielmehr um unbemerkte, durch unzul¨assig hohe radioaktive Strahlung erzwungene und extrem fr¨ uhe Unterbrechungen des Keimprozesses, wie sie aus vielen anderen Gr¨ unden auch auf nat¨ urliche Weise immer wieder vorkommen. Statistisch sind sie nicht erfassbar und stellen mehr ein ethisches als ein medizinisches Problem dar. Die bisherigen Erkenntnisse zu Tschernobyl und Fukushima sind der geringen Anzahl von aufgefundenen F¨allen wegen sehr unsicher. So berichtet Prof. Wolfgang-Ullrich M¨ uller vom Universit¨atsklinikum Essen, dass es f¨ ur Tschernobyl keine handfesten Daten gibt [186]. Man k¨onne nur an Hand der Erfahrungswerte f¨ ur Hiroshima/ Nagasaki hochrechnen und k¨ame auf insgesamt 3 zus¨atzliche Sterbef¨alle durch Leuk¨amie sowie 78 F¨alle durch weitere Krebserkrankungen. In Fukushima schließlich ist so gut wie nichts passiert. Nach bisheriger Kenntnislage haben 124 Ar- 102 <?page no="111"?> 3.7 Kernenergie beiter eine Dosis von mehr als 100 mSV und 9 davon mehr als 250 mSv erhalten. Die letztgenannten 9 F¨alle haben demnach das ¨ Aquivalent von 10 Computertomographien abbekommen. In den deutschen Medien werden diese Fakten konsequent totgeschwiegen. Im Ausland ist dies anders, hier berichtete sogar die renommierte Fachzeitschrift nature v¨ollig korrekt ¨ uber die Folgen von ”Fukushima” [191]. Tats¨achlich ist es schwierig, auf Grund der extrem geringen Sch¨adigungsraten durch radioaktive Strahlung zu belastbaren Ergebnissen zu gelangen. Das vergleichsweise schwache Signal von tats¨achlichen Sch¨adigungen durch hohe Strahlenbelastung geht im Rauschen der sehr viel zahlreicheren, nat¨ urlichen Krankheitsf¨alle unter. Daher stellen bis heute die Ereignisse von Hiroshima und Nagasaki mit ihren vergleichsweise hohen Zahlen an gesch¨adigten Personen immer noch die einzige verl¨assliche Datenbasis dar. Sie sind einziger Maßstab, an dem sich die wissenschaftliche Epidemiologie von der radioaktiven Strahlensch¨adigung orientiert. Auf welcher Modellgrundlage werden dann schließlich die Grenzwerte f¨ ur radioaktive Strahlung festgelegt? Verwendet wird die Linear-No- Threshold-Hypothesis (LNT-Hypothese). Im Klartext: Man geht hier davon aus, dass grunds¨atzlich jede radioaktive Strahlung sch¨adigt. Es gibt keinen unbedenklichen Grenzwert nach unten (threshhold), und die Sch¨adigung steigt linear mit der Dosis an. Gem¨aß allen bisherigen Erkenntnissen kann dies aber nicht zutreffen [115]. Schon Paracelsus wusste ”Die Dosis macht das Gift”. Wir alle ben¨otigen zum Beispiel Salz, um zu ¨ uberleben. Essen wir aber auf einen Schlag mehr als 100 g davon, ist dies t¨odlich. Vieles deutet darauf hin, dass es sich mit der radioaktiven Strahlung wie mit dem ”Salz” verh¨alt. Alle Lebewesen waren und sind seit Beginn der biologischen Evolution mehr oder weniger hohen Dosen nat¨ urlicher radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Sogar das Bundesamt f¨ ur Strahlenschutz schreibt aus diesem Grunde [33]: Ob kleine Dosen ionisierender Strahlung m¨oglicherweise biopositive Reaktionen in biologischen Systemen ausl¨osen k¨onnen, wird kontrovers diskutiert. Das Erscheinungsbild dieser biopositiven Effekte, die h¨aufig unter dem Begriff ”Hormesis” zusammengefasst werden, wird als vielf¨altig beschrieben. .... Diese Effekte werden typischerweise im Dosisbereich unterhalb von 200 mSv beobachtet. 103 <?page no="112"?> 3 Energie Hormesis nennt man die positive biologische Reaktion auf geringe Dosen einer toxischen Substanz [114]. Hierzu passt ein Vorkommnis in Taiwan, ¨ uber das in zwei wissenschaftlichen, begutachteten Publikationen berichtet wird und bis heute auf eine schl¨ ussige medizinische Erkl¨arung wartet [39]. Etwa zehntausend, v¨ollig ahnungslose Hausbewohner waren ¨ uber 20 Jahre lang unbeabsichtigt der starken radioaktiven Strahlung aus recyceltem Baustahl ausgesetzt. Der Stahl war versehentlich und unbemerkt mit Kobalt 60 kontaminiert worden und wurde dann beim Bau ihrer 180 Wohngeb¨aude verwendet. Kobalt 60 ist eine g¨angige, sehr starke γ -Strahlenquelle f¨ ur Materialuntersuchungen und hat eine Halbwertszeit von 5,3 Jahren. Die empfangenen Strahlungsdosen von zwischen 120 bis 4000 mSv in 20 Jahren, d.s. 6 bis 200 mSv pro Jahr, liegen f¨ ur den h¨oheren Bereich weit ¨ uber dem als g¨angig angesehenen Durchschnitt von 1 - 20 mSV pro Jahr. Bei der exponierten Personengruppe in Taiwan wurde ¨ uberraschenderweise eine signifikante Abnahme der Krebsh¨aufigkeit festgestellt, was Bef¨ urworter der Hormesis-Hypothese als St¨ utzung ihrer Auffassung ansehen. Es w¨are verwunderlich, wenn die genannten Ver¨offentlichungen nicht in kontr¨arer Diskussion st¨ unden. Daher hierzu noch genauer: In der ersten Publikation von Chen et al. wurde eine starke Abnahme der Krebsf¨alle festgestellt, allerdings wurde angeblich eine unpassende Vergleichsgruppe gew¨ahlt. In der zweiten Studie von Hwang et al. wird immerhin noch eine 40-prozentige Abnahme konstatiert, bis auf Leuk¨amie bei M¨annern und Schilddr¨ usenkrebs bei Frauen. 3.8 Wohin geht die Energiereise Deutschlands? Ingenieure suchen Wahrheiten, Politiker suchen Mehrheiten. Maßgebend sind immer und ¨ uberall die Kosten. Es ist unvorstellbar, dass sich Deutschland auf Dauer ein doppeltes elektrisches Stromversorgungs- System aus ”Erneuerbaren” und fossilen Regelkraftwerken leistet, das teuer, unsicher und umweltsch¨adigend ist. Irgendwann wird die dahinter stehende ¨ Okoideologie auch dem naivsten B¨ urger sichtbar. Anderes 104 <?page no="113"?> 3.8 Wohin geht die Energiereise Deutschlands? w¨are allenfalls unter politischen Verh¨altnissen m¨oglich, wie sie heute noch in Nordkorea oder Kuba herrschen. Momentan wirkt freilich noch die Jahrzehnte lange ¨okoideologische Erziehung und mediale Propaganda, so dass der weit ¨ uberwiegende Teil der deutschen Bev¨olkerung die Energiewende sogar f¨ ur eine sinnvolle, f¨ ur unser Land vorteilhafte Maßnahme h¨alt. Die Frage lautet, wie die Wende der Energiewende aussehen wird. Nach der Fahrt gegen die sprichw¨ortliche Wand wird man, wie nach einer heftig durchzechten Nacht, mit brummendem Sch¨adel aufwachen und wieder anfangen n¨ uchtern zu rechnen. Man wird feststellen, dass Kohle und die Verl¨angerung der Restlaufzeiten der zwischenzeitlich stillgelegten Kernkraftwerke die preisg¨ unstigste, umweltfreundlichste und sicherste Option ist. Man wird das EEG mit allen Besitzanspr¨ uchen sowie alle Subventionen f¨ ur alternative Energien abschaffen. Und man wird Kraftwerken mit Stromgestehungskosten unter den Stromb¨orsenpreisen Vorrang einr¨aumen, vorausgesetzt, sie halten strengste Partikel- und Schadstoffilterung ein. Das Risiko, im Krankenhaus ohne funktionierendes Notstromaggregat bei einem landesweiten Black-Out sein Leben zu lassen, die volkswirtschaftlichen Sch¨aden des EEG, die Landschaftssch¨adigungen durch Windparks, die Nahrungsverknappung in Drittl¨andern durch deutsche Biospritmonokulturen erfordern diese Optionen. Es ist weder eine Notwendigkeit noch ein Vorteil der Energiewende zu erkennen. Diese Erkenntnisse werden sich in einer intelligenten Nation fr¨ uher oder sp¨ater durchsetzen. Hoffentlich wird es dann nicht zu sp¨at sein! Die L¨ander um uns herum, die einen vern¨ unftigeren Energieweg gehen als wir, werden als Vorzeigebeispiele ihr ¨ Ubriges bewirken. Neue Kernkraftwerke werden in Deutschland in n¨aherer Zukunft aber nicht gebaut. Dies ist nicht n¨otig. Die ¨ Uberschreitungen der Planungskosten wie beim Bau des neuen finnischen Kernkraftwerks Olkiluoto, die zunehmende Verf¨ ugbarkeit von Schiefergas und der ungebrochene Vorteil der Kohle werden daf¨ ur sorgen. Die heutige Technik der Leichtwasserreaktoren ist veraltet und wandert auch der stetig steigenden Sicherheitsanforderungen aus dem Bereich der Wirtschaftlichkeit heraus. Deutschland wird sich aus dem W¨ urgegriffder ¨ Okologie l¨osen und wieder an technisch f¨ uhrender Position bei der Neuentwicklung der unter 3.7.2 beschriebe- 105 <?page no="114"?> 3 Energie nen, inh¨arent sicheren Kernkraftwerke ohne Abfall mitmischen. Einzige Alternative hierzu ist der Verlust seines Platzes unter den f¨ uhrenden Industrienationen und das Abgleiten in eine anf¨anglich demokratisch legitimierte ¨ Okodiktatur. 3.9 R´esum´e zur Energiepolitik Deutschlands Man kann einige Leute die ganze Zeit lang t¨auschen, man kann ¨ uber eine bestimmte Zeit sogar alle Leute t¨auschen, aber man kann nicht alle Leute die ganze Zeit lang t¨auschen. (Abraham Lincoln) Die deutsche Politik hat die Energiewende auf den Weg gebracht und dabei die elementaren technischen und volkswirtschaftlichen Kriterien sowie den Umweltschutz aus den Augen verloren. 8 Kernkraftwerke sind bereits abgeschaltet. Die in den n¨achsten Jahren weiter vom Netz zu nehmenden, grundlastf¨ahigen Kernkraftwerke werden durch kostspielige Windradanlagen ersetzt, die den Strom nur dann liefern, wenn die Natur es will. Hierzu m¨ ussen Schattenkraftwerke bereit gestellt werden, welche die meiste Zeit im unwirtschaftlichen Stand-By-Betrieb laufen. Es sind neue Starkstromtrassen von Nord nach S¨ ud zu bauen. Die alternativen Methoden der elektrischen Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Biogas weisen die prinzipiellen Nachteile zu kleiner Leistungsdichten auf, welche hohen Fl¨achen- und Materialaufwand nach sich ziehen. Kurz, Physik wurde bei der Energiewende durch Politik ersetzt. All dies f¨ uhrt unvermeidbar zu extremen Kosten und Sch¨aden. Alternativen Strom auf der ”Habenseite”, der fossile Brennstoffe oder Uran in maßgebendem Umfang einspart, gibt es nicht. Bild 3.12 zeigt die aus diesen Verh¨altnissen resultierende Entwicklung des deutschen Strompreises. Es ist daher nochmals die Kernaussage des Energieteils dieses Buchs zu betonen: Extreme Kostensteigerungen, abnehmende Versorgungssicherheit und Umweltsch¨aden sind bei Anwendung unsachgem¨aßer Verfahren - hier in großem Maßstab Strom aus Wind, Sonne und Biomasse - NATURGESETZLICH unvermeidbar. 106 <?page no="115"?> 3.9 R´esum´e zur Energiepolitik Deutschlands 1980 1990 2000 2010 2020 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Cent/ KWh Jahr Deutschland Frankreich USA EEG Anteil Bild 3.12: Deutsche Strompreise (Haushalte) im Vergleich mit Frankreich u. USA ($-Cent); Werte f¨ ur 2015 und 2020 NAEB-Sch¨atzungen. Datenquelle: Nationale Anti EEG-Bewegung (NAEB) und Eurostat [255]. F¨ ur weitergehende Informationen sind die Monitoringberichte der Bundesnetzagentur und des Kartellamts bestens geeignet, die im Gegensatz zu Ver¨offentlichungen der Bundesministerien objektiv sind [184], [141]. Mit der Energiewende sind alle Fehler gemacht worden, die m¨oglich sind. Insbesondere auf den letzten muss jetzt schon hingewiesen werden. Man wird die Energiewende als den richtigen Weg betrachten, der nur durch unzureichende Ausf¨ uhrung scheiterte. Das ist falsch! Die Energiewende scheitert nicht an unzul¨anglicher Ausf¨ uhrung, sondern an den Naturgesetzen. Wasser kocht nun einmal unter Normaldruck bei 100 ◦ C, kein politischer Wille wird es dazu bewegen, hier bei 60 ◦ C zu kochen. Man meinte, Naturgesetze sowie die Regeln solider Technik und Wirtschaftlichkeit nicht beachten zu m¨ ussen und hat fachlich unhaltbare ”Gutachten” von interessierten ¨okoideologischen oder profitierenden industriellen Gruppen blinden Glauben geschenkt. Neutrale Fachleute 107 <?page no="116"?> 3 Energie wurden nicht mehr angeh¨ort. Nun zeigen sich die Folgen. Das Energieeinspeisungsgesetz (EEG) zerst¨ort den freien Markt und hat eine ungebremste Kostenlawine ausgel¨ost. Die langfristig gesicherten Zwangsverg¨ utungen f¨ ur Wind- und Photovoltaik-Strom haben eine ungesunde Blase gr¨ unen Stroms entstehen lassen und Anbieter aus dem Ausland auf den Plan gerufen, wie etwa chinesische Solarfirmen. Die sch¨adlichen Auswirkungen auf die deutsche Solar- und Windradindustrie sind bekannt. Mittlerweile gibt es - in der Regel zur unpassenden Zeit - so viel Wind- und Solarstrom, dass sich katastrophale Szenarien entwickelten [56]: Ein ehemals funktionierender Strommarkt ist heute eine Non Profit Zone kurz vor dem Zusammenbruch. Und dabei ist der Anteil alternativer Energien noch verh¨altnism¨aßig gering! Am erstaunlichsten sind dabei die nicht mehr nachvollziehbaren Kenntnisdefizite und der pure Glaube in einer weiten Bev¨olkerungsmehrheit. Die Kaperung technischer Expertise durch ideologiegesch¨adigte Techniklaien hat bewirkt, dass selbst bei akademisch Gebildeten ein kindlichnaiver Glaube an die lockere Umsetzung von allem Vorstellbaren in konkret Machbares vorherrscht. Der vertr¨agt dann in Diskussionen keinen Widerspruch mehr. Elektroautos als Speicher der elektrischen Energie eines ganzen Landes, Stromleitungen zur Vollversorgung Deutschlands von Nordafrika bis hin zu uns, neue Wunderbatterien, alle Energie aus ”Erneuerbaren” und weitere Phantastereien ¨ uber technische Wundert¨ uten herrschen vor. Kostenproblematik, Energieverluste, Sch¨adigung unserer industriellen Basis, Abwandern von Arbeitspl¨atzen in energieintensiven Industrien,...? Nie geh¨ort! Das einzige, was paradoxerweise als unm¨oglich angesehen wird, ist eine sichere Kernenergie ohne Abfall, die es tats¨achlich gibt. Es ist schon eine verr¨ uckte Welt, die sich heute dem n¨ uchternen Beobachter Deutschlands zeigt. Ein ganzes Land ist ”von Sinnen”, wenn man sich die nachfolgenden Punkte vor Augen h¨alt: An vielen Tagen herrscht ein destabilisierendes Strom¨ uberangebot. Der Strompreis wird durch dieses ¨ Uberangebot h¨aufig sogar negativ. Deutschland muss dann Geld bezahlen, um Franzosen, Polen oder ¨ Osterreichern seinen Strom schenken zu d¨ urfen. 108 <?page no="117"?> 3.9 R´esum´e zur Energiepolitik Deutschlands Der Bau von konventionellen Kraftwerken rechnet sich auf Grund der Stillstandzeiten infolge des steigenden, fluktuierenden Wind- und Sonnenstroms nicht mehr. Niemand will sie bauen. Einfach aufgeben d¨ urfen sie die Betreiber auf Grund gesetzlicher Vorgaben aber auch nicht. Daher verabschieden sie sich aus dem Markt, s. Fall E.ON. Man hat den Besitzern der EEG Anlagen ¨ uberh¨ohte Preise f¨ ur jede kWh ihres Stroms am Bedarf vorbei garantiert. Dies wird den Strompreis zuk¨ unftig weiter steigern. Die Stromkonzerne wollen aus Rentabilit¨atsgr¨ unden keine Kraftwerke mehr bauen, obwohl es eine Stroml¨ ucke gibt. Die Politik behilft sich als Antwort auf soviel Marktverzerrung mit immer weiteren Verzerrungen. Nun soll der Bau von Gaskraftwerken subventioniert werden, denn der Strom fehlt vor allem im S¨ uden von Deutschland. Leider sind aber die mit russischem Erdgas betriebenen Kraftwerke (nicht die mit Schiefergas betriebenen) die unrentabelsten konventionellen Kraftwerke. Sachgerecht nach Aufgabe der Kernkraftwerke w¨aren moderne Braunkohlekraftwerke, die indes zu viel des politisch unerw¨ unschten, aber, wie sich im Klimateil dieses Buchs zeigen wird, unbedenklichen CO 2 erzeugen. Zudem fehlen die Stromnetze, die niemand bauen m¨ochte, weil die Bundesnetzagentur die Preise reguliert. Das sporadische Angebot gr¨ uner Energien zieht sich durch die gesamte Energieinfrastruktur. Es produziert ¨ Uberangebote, die den Markt zerst¨oren. Auf der Nachfrageseite gibt es mittlerweile extreme Preisverzerrungen, denn der immer teurere Strom kann von der Industrie nicht mehr bezahlt werden. Die Politik reagiert mit Preisregulierung. Sie nimmt die Industrie von den Erh¨ohungen aus und legt diese auf die Verbraucher um. Wer wie viel zahlt, wird somit zu einer Frage des sozialen Standes und nicht von Angebot und Nachfrage. Durch das Abschalten der Kernkraftwerke verbleiben als Netzstabilisatoren immer mehr Gaskraftwerke. Das Gas kommt aus Russland. Wenn es einer zuk¨ unftigen russischen Regierung nicht gef¨allt, wird uns im Winter nicht nur das Gas zum Heizen sondern auch noch der Strom fehlen, womit ein doppeltes strategisches Risiko entstanden ist. Die Verf¨ ugbarkeit von preiswerter Energie, insbesondere von preiswer- 109 <?page no="118"?> 3 Energie tem Strom, ist die ¨ Uberlebensbasis jeder modernen Volkswirtschaft. Nur unter dieser Voraussetzung kann unser Land im globalen Konkurrenzkampf weiter bestehen und sich seinen hohen Lebensstandard sichern. Die deutsche Regierung hat dagegen den sachlich unbegr¨ undbaren Ausstieg aus der Kernenergie zu ihrem Grundsatz gemacht, verweigert sich sogar der Neuentwicklung moderner, inh¨arent sicherer Kernkraftwerke und setzt nur noch auf Energie aus Wind und Sonne. Allm¨ahlich wachen die deutschen Medien und die ersten politischen Parteien [77] auf und fangen an, diese Agenda zutreffend f¨ ur unser Land als katastrophal zu bezeichnen. Die Konsequenzen der bisherigen Politik werden freilich schon in naher Zukunft so fatal werden, dass ein v¨olliges Umsteuern nicht mehr zu umgehen sein wird: Deutschland wird durch schieren Sachzwang schnellstm¨oglich zus¨atzliche Kohlekraftwerke bauen und wenn gef¨ahrliche Verwerfungen in der Stromversorgung vermieden werden sollen - die Restlaufzeiten seiner modernen Kernkraftwerke nutzen m¨ ussen. Alternative Methoden geh¨oren auf den freien Markt, wo sie sich bew¨ahren m¨ ussen oder untergehen d¨ urfen. Das Stromeinspeisungsgesetz muss vorrangig auf die Bedarfsgerechtheit zugeschnitten werden und darf nicht als Unterst¨ utzungsmaßnahme zur bundesweiten Durchsetzung ungeeigneter alternativer Methoden verkommen. Alternative Methoden sind immer willkommen, wenn sie die Sicherheit der Energieversorgung verbessern, die Stromerzeugungskosten senken und dem Umweltschutz gen¨ ugen, aber nicht, wenn sie alle diese Kriterien dramatisch verfehlen, wie es momentan mit Windstrom, Sonnenstrom (ausgenommen umweltsch¨adlich) und Biostrom erfolgt. Hinzu kommt, dass sich infolge von Einspr¨ uchen, B¨ urgerprotesten und Gerichtsurteilen hierzulande seit 2010 kein Neubau eines gr¨oßeren Kohlekraftwerks mehr durchsetzen ließ. Eine Ausnahme davon war nur die Inbetriebnahme der Bl¨ocke F und G des Kraftwerks Neurath im Jahre 2012. Die in Tabelle 3.3 unter 3.3.4 gezeigten geringen Erntefaktoren der ”Erneuerbaren” bedeuten einen hohen Aufwand der elektrischen Stromerzeugung und dementsprechend hohe CO 2 -Emissionen. Mit alternativen Energien l¨asst sich daher, wenn ¨ uberhaupt, nur unwesentlich CO 2 vermeiden. Betrachtet man in Bild 3.2 unter 2 den verschwindenden Anteil Deutschlands am anthropogenen Weltausstoß von CO 2 , wird aus 110 <?page no="119"?> 3.9 R´esum´e zur Energiepolitik Deutschlands dieser Einsparung praktisch ein Nulleffekt. Tats¨achlich ist der Effekt sogar exakt gleich Null. Dies folgt zwangsweise aus dem EU-weiten Handel mit CO 2 -Zertifikaten. Dieser Handel setzt dem Ausstoß an CO 2 aus der Stromerzeugung der EU eine automatische, administrative Grenze. Das System legt fest, wie viel CO 2 in der EU ausgestoßen wird. Keine innerdeutsche Maßnahme, und sei sie noch so aufwendig, kann daran etwas ¨andern. In Deutschland nicht genutzte CO 2 -Zertifikate werden einfach woanders in der EU genutzt [249]. 111 <?page no="121"?> 4 Klima Klimawissenschaft hat etwas Faszinierendes: So eine geringe Investition an Fakten liefert so einen reichen Ertrag an Vorhersagen. (frei nach Mark Twain) Begriffe wie Klimawandel, Klimaschutz und klimasch¨adliches CO 2 sind heute aus Sprachgebrauch und den Medien nicht mehr wegzudenken. Jedem naturwissenschaftlich Gebildeten ist freilich klar, dass die Dinge so einfach nicht liegen k¨onnen. Die Menschheit lebt in unterschiedlichen Klimazonen der Erde, von tropisch, ¨ uber gem¨aßigt, bis hin zu polar. Welches dieser Klimate soll gesch¨ utzt werden? Ist Klimaschutz ¨ uberhaupt ein sinnf¨alliger Begriff? Schließlich ist bekannt, dass es in Zeiten Hildegarts von Bingen deutlich w¨armer war als heute. Man kennt die ber¨ uhmten Winterbilder holl¨andischer Genremaler, wie z.B. Pieter Breughels Heimkehr der J¨ager in Schnee und Eisesk¨alte und vermutet zutreffend, dass diese Zeitperiode (kleine Eiszeit) wesentlich k¨alter als heute gewesen war. Dann stellt sich die Frage: War die relativ geringf¨ ugige globale Erw¨armung des 20. Jahrhunderts nat¨ urlich, oder wurde sie durch menschgemachte (anthropogene) CO 2 -Emissionen verursacht? Und falls man Letzteres annimmt, folgt: Ist es sinnvoll, dagegen etwas zu unternehmen? Schließlich waren die letzten 10 relativ warmen Jahre des 20. Jahrhunderts vielen von uns als klimatisch angenehm und nicht katastrophal in Erinnerung. Antworten auf solche Fragen erscheinen angesichts der bekannten Komplexit¨at des Klimas nicht einfach. Tats¨achlich ist ”Klima” hochkomplex. Es wird sich aber zeigen, dass zuverl¨assige Antworten dennoch m¨oglich sind, sie dem heutigen Stand der Klimaforschung entsprechen und leicht verstanden und nachvollzogen werden k¨onnen. Dies ist m¨oglich, weil wir uns nur auf die folgenden drei Kernfragen der Klimaproblematik beschr¨anken und sie sp¨ater auch beantworten wollen: 113 <?page no="122"?> 4 Klima Liegen die gemessenen Temperaturen des 20. Jahrhunderts im nat¨ urlichen Bereich der Klimavergangenheit, oder zeigen sie eine ungew¨ohnliche Entwicklung seit Beginn der Industrialisierung an? Was sagt die Physik ¨ uber die erw¨armende Wirkung des anthropogenen CO 2 aus? Sind Klimamodelle f¨ ur verl¨assliche Vorhersagen der Klimazukunft ernst zu nehmende Zeugen? Unsere Antworten werden sich ausschließlich auf begutachtete wissenschaftliche Ver¨offentlichungen der Klimaphysik st¨ utzen, die fast ausnahmslos im Internet zug¨anglich sind. Die Quellen werden angegeben. 4.1 Klimakatastrophen? Die Menschen k¨onnen nicht sagen, wie sich eine Sache zugetragen, sondern nur, wie sie meinen, dass sie sich zugetragen h¨atte. (Georg Christoph Lichtenberg) Sieben Milliarden Menschen haben auf unserem Planeten endlose landwirtschaftliche Anbaufl¨achen und ausufernde St¨adte zur¨ uckgelassen. Naturlandschaften mussten weichen. Bei klarem Himmel sind Kondensstreifen von D¨ usenjets erkennbar, aus Aerosolen entstandene Wolken, die den Durchgang des Sonnenlichts beeinflussen. Die Weltmeere verkommen zu M¨ ullkippen und sind in großen Teilen leer gefischt. Der bei uns fr¨ uher reichlich vorhandene Kabeljau ist zur Rarit¨at geworden, im Mittelmeer steht der Thunfisch vor der Ausrottung. Schlussendlich wurde im 20. Jahrhundert eine Zunahme der globalen Mitteltemperatur beobachtet. Bei alleiniger Beachtung des letztgenannten Ereignisses sind nur noch die Begriffe Klimawandel und globale Erw¨armung zu vernehmen. Der dabei wohl wichtigste Punkt ist die Bef¨ urchtung einer durch anthropogenes CO 2 verursachten Zunahme von Extremwetterereignissen wie Hurrikanen, Starkregen, ¨ Uberschwemmungen, D¨ urren und weiteren. Nichts davon ist als Zunahme nachweisbar. Bereits im IPCC-Bericht von 2001 (the scientific basis) wurde das Kapitel 2.7 mit der ¨ Uberschrift Has Climate Variability, or have Climate Extremes, Changed (Hat sich die Kli- 114 <?page no="123"?> 4.1 Klimakatastrophen? mavariabilit¨at oder haben sich Klimaextreme ver¨andert)? diesem Thema gewidmet, danach noch einmal im j¨ ungsten Extremwetter-Report des IPCC vom Jahre 2012 [128]. Es ist bis heute nichts Ungew¨ohnliches ¨ uber die nat¨ urliche Variabilit¨at des Wetters bzw. des Klimas hinaus aufzufinden. Die oft in den Medien geschilderten, von der Politik instrumentalisierten und dem Einfluss des industrialisierten Menschen zugeschriebenen unnat¨ urlichen Wetterver¨anderungen sind bis heute nicht auffindbar. Nat¨ urliche Extremwetterereignisse, die zu Sach- und Personensch¨aden f¨ uhren und von den großen Versicherungen aus nachvollziehbaren Gr¨ unden gerne dem Einfluss des Menschen zugeschrieben werden, sind Teil der Natur. Den gegen Wetterunbilden scheinbar abgesicherten Zivilisationen ist eine grundlegende Erkenntnis abhanden gekommen: Der Natur sind wir gleichg¨ ultig, wir m¨ ussen uns - bei allem notwendigen Umweltschutz - vor ihr sch¨ utzen. Das beginnt mit Impfungen gegen gef¨ahrliche Krankheiten und endet mit Schutzmaßnahmen tief gelegener L¨ander (Beispiel Holland) gegen Sturmfluten. Von diesen Fakten unber¨ uhrt hat die Politik massive Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg gebracht, w¨ahrend die realen Umweltprobleme in Vergessenheit geraten. Der gebotene Schutz von Landschaften und Wildtieren wird durch 200 m hohe Windturbinen, riesige Bauschneisen und Unmengen von vergrabenem Beton in deutschen Naturschutzgebieten missachtet. Die Maßnahmen beabsichtigen, die Emissionen des f¨ ur unser Klima als sch¨adlich definierten Treibhausgases CO 2 unter Inkaufnahme hoher Kosten zu reduzieren. (Die f¨ ur die Windradfundamente zust¨andige Zementherstellung geh¨ort ironischerweise zu den h¨ochsten CO 2 -Erzeugern aller vergleichbaren industriellen Prozesse). Der deutsche Aktivismus in CO 2 -Vermeidung l¨asst hierzulande die realen Gefahren, wie die Sch¨adigung der Weltmeere, das Verschwinden der Regenw¨alder und insbesondere die weltweit sinkenden Grundwasserspiegel infolge zu starker industrieller und landwirtschaftlicher Entnahmen in den Hintergrund treten. Schlussendlich wird auch die Bedrohung des ungebremsten Bev¨olkerungswachstums in unterentwickelten L¨andern, das 115 <?page no="124"?> 4 Klima nicht nur f¨ ur viele Umweltsch¨aden verantwortlich ist, sondern sich mit zum Teil aggressiv-religi¨osen Ideologien verbindet, nicht thematisiert. Ein stellvertretendes Beispiel: Pakistan mit heute knapp 200 Millionen Einwohnern, davon 40% unter 14 Jahren alt, wird in einer Generation mehr Einwohner als die USA aufweisen und ist im Besitz von Kernwaffen. Jederzeit droht eine Macht¨ ubernahme durch religi¨ose Fanatiker. In unserer N¨ahe (Nordafrika) brauen sich infolge hohen Bev¨olkerungsdrucks ¨ahnliche Gefahren zusammen. Diese m¨ ussen nicht einmal kriegerischer Art sein. Schon heute stellt das Problem der Wirtschaftsfl¨ uchtlinge aus dem Maghreb und weiter entfernten Gebieten Afrikas die EU-Anrainerstaaten des Mittelmeers vor immer schwierigere Aufgaben. Diese Probleme werden sich bei zunehmender Bev¨olkerungszahl, die f¨ ur die n¨achsten Jahrzehnte zahlenm¨aßig recht gut prognostiziert werden kann, dramatisch verst¨arken. Mittel- und Nordeuropa werden sich l¨angerfristig auf die Integration von Millionen von Afrikanern einstellen m¨ ussen. Wie die betroffenen L¨ander die Aufnahme weniger und die Abweisung vieler Wirtschaftsfl¨ uchtlinge regeln und verkraften werden, ist ein offene Frage. Ohne schmerzhafte Verwerfungen wird es nicht abgehen. Deutschland und die EU machen dagegen in Klimaschutz und verbieten mit gesetzlichem Zwang die angenehm leuchtenden Gl¨ uhlampen. Dabei sind folgende Fakten unstrittig: Die einzigen maßgebenden Nationen weltweit, die CO 2 -Vermeidungsmaßnahmen zum Zweck des Klimaschutzes betreiben, sind die EU und die Schweiz. Ihre Bem¨ uhungen sind f¨ ur die globale CO 2 -Bilanz vernachl¨assigbar, wenn man ihre CO 2 -Einsparungen den ansteigenden Emissionen Indiens, Chinas und der USA gegen¨ uberstellt. Jeder Euro, der f¨ ur eine unwirksame Maßnahme aufgewendet wird, ist f¨ ur den echten Umweltschutz verloren. Die EU in ihrem politisch t¨olpelhaften Streben nach CO 2 -Vermeidung schreckte beim Feldzug f¨ ur eine ”CO 2 -¨armere Welt” nicht davor zur¨ uck, sich in einem internationalen Streit um den Emissionshandel f¨ ur die Luftfahrt mit allen anderen Nationen weltweit zu ¨ uberwerfen. So warnte der FOCUS vor der Gefahr eines drohenden Handelskrieges. Die Umweltkommissare der EU ließen nicht von ihren Forderungen ab, alle Welt 116 <?page no="125"?> 4.1 Klimakatastrophen? m¨ usse am europ¨aischen Handelssystem f¨ ur ”Luftverschmutzungsrechte” (ETS) teilnehmen [83]. Isoliert musste die EU schließlich dem Druck der USA, Russlands, Chinas und Indiens weichen, die - sehr gut nachvollziehbar - einfach mit dem Entzug der Landungsrechte f¨ ur EU-Flugzeuge drohten. Die gr¨ unen EU-B¨ urokraten haben ihr Projekt daher f¨ ur ein Jahr auf Eis gelegt, im Klartext, das Projekt wurde unter diplomatischer Gesichtswahrung aufgegeben [64]. Durch die von Politik und Medien betriebene Meinungslenkung werden hierzulande - in Befolgung dieser EU-Bem¨ uhungen - die unz¨ahlbaren Ursachen von Klima¨anderungen auf eine einzige Hypothese reduziert: Der durch Industrie und Landwirtschaft erzeugte Anstieg von Kohlendioxid in der Atmosph¨are, einem Treibhausgas mit dem chemischen K¨ urzel CO 2 , verursache sch¨adliche Klima¨anderungen. Diese Annahme wird mit folgender simplizistischen Argumentationskette begr¨ undet: Ende des letzten Jahrhunderts wurde es hierzulande w¨armer (seit etwa 18 Jahren k¨ uhlt es sich allerdings globalweit wieder ab). CO 2 ist ein Treibhausgas und sein Anteil in der Atmosph¨are nimmt, vom Menschen verantwortet, zu. Die Erw¨armung kommt daher vom menschgemachten CO 2 und wird sich in Zukunft sehr sch¨adlich auf das Weltklima auswirken. Die aus den ersten beiden zutreffenden Behauptungen gezogene ”Conclusio” ist unzul¨assig. Sie entspricht dem h¨ ubschen logischen Fehlschluss ”Da in vielen deutschen Gemeinden zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Geburtenzahlen und gleichzeitig die Storchpopulationen abgenommen haben, muss dort der Storch die Kinder gebracht haben”. Nat¨ urlich ist zu sinnvoller Statistik immer auch ein realer, kausaler Zusammenhang n¨otig. Dieser Zusammenhang w¨are bei der Klimafrage der physikalische Nachweis, dass das zus¨atzliche anthropogene CO 2 einen maßgebenden Einfluss auf die globale Erdtemperatur aus¨ ubt. Hierbei d¨ urfen die entscheidenden Adjektive ”zus¨atzlich” und ”maßgebend” auf keinen Fall ¨ ubersehen werden. CO 2 ist das zweitst¨arkste Treibhausgas (s. unter 4.9), entscheidend ist indessen nur, wie stark das zus¨atzliche, vom industrialisierten Menschen in die Erdatmosph¨are gebrachte CO 2 erw¨armt. Ist 117 <?page no="126"?> 4 Klima dieser Effekt stark, oder ist er vernachl¨assigbar schwach. Nur um diese Frage dreht sich heute die wissenschaftliche Debatte. Tats¨achlich kann bis heute kein Nachweis einer Beeinflussung von Erdtemperaturen durch menschgemachtes CO 2 auf der Basis von Messungen (im Gegensatz zu fiktiven Computermodellen) erbracht werden - geschweige denn der Nachweis eines ”maßgebenden” Einflusses. Klima-Alarm wird trotz eines fehlenden Nachweises dennoch von der Politik als evident vorgegeben. Einw¨ande von Klimaforschern, die Besonnenheit anmahnen, werden als Erbsenz¨ahlerei von unbelehrbaren Klimaskeptikern abgetan. Im Jahre 2007 wurde nach z¨ahen internen Verhandlungen ¨ uber Detailformulierungen der IPCC Bericht f¨ ur Politiker ver¨offentlicht [124]. Er verfolgt das Ziel, die politischen F¨ uhrungen dieser Welt auf die Hypothese von der Klimasch¨adlichkeit des anthropogenen CO 2 einzustimmen. Die wissenschaftlichen IPCC-Berichte sagen dagegen lediglich aus, dass eine maßgebende Beeinflussung der Klimaentwicklung angenommen wird, deren Folgen in sp¨atestens 100 Jahren manifest werden sollen. Dies ist sicher ein entscheidender Unterschied zu dem, was viele Medienredakteure und Politiker gedankenlos den IPCC-Berichten entnehmen. Vorsichtshalber ist beim IPCC sogar nur von (nicht n¨aher belegten) Wahrscheinlichkeiten die Rede. Die Kristallkugel, in der das IPCC seine Prophezeiung zu erkennen vermeint, sind Klimamodelle, keine Messdaten! Klimamodelle liefern Szenarien, was im Grunde das gleiche wie Prognosen bedeutet. Mit Klimamodellen wird, wohl zum ersten Mal in der Geschichte der modernen Naturwissenschaften, die Beweislast umgekehrt. Modelle hatten sich stets nach den Messungen zu richten. Heute hat man dieses bew¨ahrte Paradigma in der Klimamodellierung aufgegeben. Was es mit der Zu- oder Unzuverl¨assigkeit von Klimamodellen auf sich hat, wird unter 4.11 erl¨autert. Die Kernfrage besteht darin, ob es sinnvoll ist, auf eine Bedrohung zu reagieren, die nur mit unsicheren Modellen prognostiziert wird. Dies muss unstrittig der Fall sein, wenn die Bedrohung mit belastbaren Fakten und einer nachvollziehbaren Wahrscheinlichkeitsanalyse belegt werden kann. Anderenfalls handelt es sich um vergeudetes Geld, das dem 118 <?page no="127"?> 4.1 Klimakatastrophen? echten Umweltschutz fehlt. Als Musterbeispiel f¨ ur eine zuverl¨assige Prognose kann - im Gegensatz zur globalen Temperaturentwicklung der Zukunft - das weitere Ansteigen der Erdbev¨olkerung in den n¨achsten Jahrzehnten gelten. Die Erwachsenen der n¨achsten Generation sind bereits geboren. Ohne sehr unwahrscheinliche Katastrophen, wie dem Einschlag eines großen Meteoriten oder einer Pandemie, die die Mehrheit der Erdbev¨olkerung ausl¨oscht, ist der zuk¨ unftige Verlauf der Erdbev¨olkerung ¨ uber die n¨achsten Jahrzehnte somit recht verl¨asslich prognostizierbar. Unter den geschilderten Umst¨anden der Unsicherheiten von Klimaprognosen - offiziell ist von Klimaprojektionen die Rede - ist es nunmehr nachvollziehbar, dass nachdenkende Mitb¨ urger anfangen misstrauisch zu werden und kritische Fragen zu stellen. ¨ Außerungen von renommierten Fachexperten liefern auf solche Fragen die ersten Antworten: Heinz Miller, Professor und stellvertretender Direktor des Alfred- Wegener-Instituts f¨ ur Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven [304]: ”Klima l¨asst sich nicht sch¨ utzen und auf einer Wunschtemperatur stabilisieren. Es hat sich auch ohne Einwirkung des Menschen oft drastisch ver¨andert. Das Klima kann nicht kollabieren. Natur kennt keine Katastrophen. Was wir Menschen als Naturkatastrophen bezeichnen, sind in Wahrheit Kulturkatastrophen, weil unser vermeintlicher Schutz vor ¨außeren Unbilden versagt. Wer H¨auser dicht am Strand, am Fluss oder in Lawinengebieten baut, muss mit Sch¨aden rechnen.” Georg Delisle, Klimaforscher an der Bundesanstalt f¨ ur Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover [110]: ”Wir haben Zweifel, ob der Kohlendioxidausstoß wirklich einen so großen Anteil an der Erw¨armung hat, und ob das alles so schlimm wird, wie von den Klimafolgenforschern beschworen.” Augusto Mangini, Professor f¨ ur Pal¨aoklimatologie an der Universit¨at Heidelberg [70]: ”Nein, unser Planet wird nicht sterben. Und der moderne Mensch ist an der Erw¨armung vermutlich weniger schuld, als die IPCC-Berichte suggerieren.” Horst Malberg, Professor f¨ ur Meteorologie- und Klimakunde an 119 <?page no="128"?> 4 Klima der FU Berlin und ehemaliger Direktor des meteorologischen Instituts der FU [238]: ”..... Nach den obigen Ergebnissen ¨ uber die globale wie mitteleurop¨aische Klimaentwicklung der vergangenen 150 bzw. 300 Jahre wird der anthropogene Treibhauseffekt auf den Klimawandel in den Klimamodellen des UN-Klimaberichts ¨ ubersch¨atzt. Die daraus resultierende derzeitige Klimahysterie und der unausgegorene CO 2 -Aktionismus sind vor dem Hintergrund der bisherigen Klimaentwicklung nicht nachvollziehbar.” Niels-Axel M¨orner, Professor f¨ ur Pal¨aogeophysik an der Universit¨at Stockholm und 1999-2003 Pr¨asident der INQUA Commission on Sea Level Changes and Coastal Evolution, dr¨ uckt es besonders hart aus [183]: ”Die Behauptung, dass Meeresspiegel ungew¨ohnlich ansteigen, ist betr¨ ugerisch.” Judith Curry, Professorin f¨ ur Geo- und Atmosph¨arenwissenschaften am Georgia Institute for Technology, zu den angesehensten Klimaexperten der USA geh¨orend, schreibt auf ihrem Internet-Blog unter ”Challenging the 2 ◦ C target”, am 3. Okt. 2014 [135]: ”...die unbequeme Wahrheit, dass es keinen Nachweis eines Anstiegs der meisten Typen von Extremwettern gibt und es extrem schwierig ist irgendeine ¨ Anderung dem Menschen zuzuordnen....” Ist es nur eine verschwindende Minderheit von Fachwissenschaftlern, die sich hier ¨außert? Nein! Gleichgerichtete Anmerkungen von beliebig vielen skeptischen Klimaexperten sind dokumentiert (s. unter 4.13). Leider wird dar¨ uber von den deutschen Medien bis heute nichts berichtet. Die Gegenstimmen widerlegen die Behauptung, dass Kritik allenfalls von wissenschaftlichen Außenseitern ge¨außert werde. Hinzu kommt ein noch gr¨oßerer Anteil an Fachexperten, die sich ¨offentlich bedeckt halten. Infolgedessen ist weiterhin zu unterscheiden: Auf der einen Seite zwischen der privaten Auffassung von Klimaforschern, die - im Gegensatz zu den oben zitierten Stimmen - zur Wahrung ihrer Forschungsmittel meinen, es sei besser zu schweigen und auf der anderen Seite einem wissenschaftspolitisch propagierten ”Konsens” ¨ uber die Klimasch¨adlichkeit des CO 2 . Fest steht freilich allemal: Die Klimawissenschaft ist sich in der Einsch¨atzung 120 <?page no="129"?> 4.1 Klimakatastrophen? ¨ uber den Einfluss des anthropogenen CO 2 keineswegs einig. Zur Vermeidung von Missverst¨andnissen muss in diesem Zusammenhang allerdings daran erinnert werden: Niemand bestreitet, dass Klimawandel grunds¨atzlich immer stattfindet. Konstantes Klima ist naturgesetzlich unm¨oglich. Klimaver¨anderungen der Vergangenheit waren oft heftiger als zur heutigen Zeit. Ebenfalls niemand mit ausreichenden naturwissenschaftlichen Kenntnissen bestreitet, dass CO 2 nach dem Wasserdampf das zweitst¨arkste Treibhausgas ist und damit anthropogenes CO 2 allein aus physikalischen Gr¨ unden einen erw¨armenden Einfluss auf Erdtemperaturen aus¨ uben muss. Der entscheidende Punkt ist, ob dieser Einfluss maßgebend, oder ob er vernachl¨assigbar klein ist. Nur im erstgenannten Fall w¨aren Emissionsreduktionen von CO 2 geboten. Die letzten S¨atze klingen freilich unlogisch. Wie kann der Einfluss des anthropogenen CO 2 unmaßgeblich klein sein, wenn CO 2 ein so starkes Treibhausgas ist? Die detaillierte Aufl¨osung dieses scheinbaren Widerspruchs wird unter 4.9.1 gegeben. Vorab sei als anschauliche Hilfsvorstellung eine ”gut w¨armende Pudelm¨ utze” geboten, die den Treibhauseffekt des anthropogenen CO 2 in starker Simplifizierung veranschaulichen kann. Zus¨atzliches menschgemachtes CO 2 , etwa Verdoppelung seiner heutigen Konzentration in der Atmosph¨are, entspricht in diesem Hilfsbild dem ¨ Uberst¨ ulpen einer zweiten Pudelm¨ utze. Zwei gut w¨armende M¨ utzen w¨armen nur unmaßgeblich besser als eine. Obwohl viele physikalische Antriebe des Klimawandels der Wissenschaft bestens bekannt sind, kann man immer noch zutreffend von einer fast vollst¨andigen Unkenntnis dar¨ uber sprechen, wie die beobachteten Klimaentwicklungen zustande kommen. Ob dies den politischen Entscheidungstr¨agern bekannt ist? Da offiziell von ”Unsicherheiten” keine Rede ist und die politisch propagierten und schon ergriffenen Maßnahmen zum Klimaschutz einschneidende Folgen f¨ ur uns alle haben werden, sollte sich jedermann sorgf¨altig selber informieren und seine Verantwortung als mitdenkender B¨ urger und W¨ahler wahrnehmen. Maßnahmen zum Klimaschutz sind nicht nur extrem kostspielig, sondern sie beschneiden auch die freiheitliche Lebensgestaltung eines jeden von uns 121 <?page no="130"?> 4 Klima (Energiewende). Daher ist ein auf ordentlicher Information basierendes Eingreifen in diesen Prozess h¨ochstes Gebot. Vor einiger Zeit scheiterte ein politischer Antrag, Klimaschutz ins Grundgesetz aufzunehmen zum Gl¨ uck f¨ ur den Buchautor, der damit in die gef¨ahrliche N¨ahe der Ungesetzlichkeit geraten w¨are. Die verst¨andliche Resignation von Laien angesichts der Komplexit¨at der Klimazusammenh¨ange, die angeblich nur von wenigen Spezialisten verstanden werden k¨onnen, kommt einem Verzicht auf das eigene Denken gleich. Die Entscheidung ¨ uber weitgreifende Maßnahmen wird damit n¨amlich in die H¨ande von Politikern gelegt, die den Fachexperten einer von der Fraktionsdisziplin festgelegten Meinungsrichtung zu glauben haben und alle wissenschaftlichen Gegenstimmen ausblenden m¨ ussen. Ist man dagegen willens, sich selber zu informieren und zu urteilen, wird objektive Information ben¨otigt. Dieses Buch bietet sie. In ihm werden die Klimafakten beschrieben, die den deutschen Medien offensichtlich politisch zu brisant erscheinen, um sie der ¨ Offentlichkeit neutral, unvoreingenommen und sachgerecht zu ¨ uberlassen. Die sich ergebenden Schlussfolgerungen aus den Fakten geben leider nicht zu Optimismus Anlass, denn die Natur nimmt auf uns Menschen keine R¨ ucksicht. Sie wird uns, wie schon in der Vergangenheit, auch zuk¨ unftig immer wieder Klima- und Wetterextreme bescheren. Etwas Optimismus ist aber dennoch angebracht, weil der Mensch auf die Klimaentwicklung keinen maßgebenden Einfluss aus¨ uben kann. Dies k¨onnte er allenfalls mit indiskutabler Gewalt, wie ”Geo-Engineering” oder einem Weltkrieg mit Explosion des Großteils aller Kernwaffen. Da bis heute kein Einfluss steigender atmosph¨arischer CO 2 -Konzentrationen auf Erdtemperaturen nachweisbar ist - es gibt ihn, er ist aber infolge seiner Geringf¨ ugigkeit von den nat¨ urlichen Temperaturschwankungen nicht unterscheidbar -, ist CO 2 -Vermeidung wirkungslos (s. unter 6.4). CO 2 -Vermeidung hat ferner nichts mit Naturschutz oder Umweltschutz zu tun. Sie verausgabt lediglich Mittel, die f¨ ur den Naturschutz verloren sind. Die von der derzeitigen deutschen Regierung propagierte Klimapolitik geh¨ort daher auf den ¨offentlichen Pr¨ ufstand, der die wissenschaftlichen 122 <?page no="131"?> 4.2 Klimaschutz in Politik und den Medien Gegenstimmen zu Wort kommen und ihre Aussagen durch neutrale Experten ¨ uberpr¨ ufen l¨asst. Dies erfolgt bislang nicht. 4.2 Klimaschutz in Politik und den Medien ”Will man den Wahrheitsgehalt einer Aussage beurteilen, sollte man sich zuerst die Methoden des Aussagenden ansehen.” (Werner Heisenberg) Die Berichterstattung der Medien ¨ uber Klimaschutz und Energiewende k¨onnte aktuell (Dez. 2014) den Fakten kaum st¨arker widersprechen. Dies liegt nicht nur daran, dass in vielen Redaktionsstuben zwar wirtschaftlich kundige, aber viel zu wenige technisch und naturwissenschaftlich beschlagene Redakteure sitzen. Ingenieure und Naturwissenschaftler w¨ahlen im Allgemeinen nicht den Beruf des Journalisten. Als Folge davon wird allenfalls ¨ uber die Kostenproblematik und die Natursch¨adigung der Energiewende kritisch berichtet. Auch die Gefahr eines bundesweiten Stromausfalls, der Menschenleben fordern und unsere Volkswirtschaft mit Kosten in Milliardenh¨ohe pro stromfreier Stunde sch¨adigen w¨ urde, r¨ uckt zunehmend ins ¨offentliche Bewusstsein [24]. Beim ”Klima” herrscht dagegen absoluter medialer Konsens [116]. Die Fragw¨ urdigkeit von ”Klimaschutz” wird im Gegensatz zu fr¨ uheren Jahren, als insbesondere die FAZ noch zum Teil kritisch berichtete [67], nicht mehr angesprochen. Selbst in den großen deutschen Qualit¨atszeitungen sind unreflektierte Klima-Katastrophenmeldungen zur Regel geworden. Da inzwischen in der ¨ Offentlichkeit jeder Zweifel an der angenommenen Klimasch¨adlichkeit des CO 2 als politisch inkorrekt, ja sogar anst¨oßig gilt, herrscht in den Medien trotz deutlich erkennbarer Abnutzungserscheinungen immer noch die ”F¨ unf-vor-Zw¨olf”-Rhetorik vor. Kaum ein Redakteur recherchiert hier gr¨ undlicher, um Unrichtigkeiten zu vermeiden. Die Politik macht es vor. In den politischen Beschl¨ ussen von Meseberg wurde eine Minderung der deutschen CO 2 -Emissionen von 2005 bis 2020 um 40% festgelegt und ein Katalog von 26 weiteren Eckpunkten von Energieversorgung ¨ uber Verkehr bis hin zur Geb¨audesanierung aufgestellt [180]. Die Beschl¨ usse wurden durch kein Expertengremium von 123 <?page no="132"?> 4 Klima unabh¨angigen Fachleuten vorbereitet und ¨ uberpr¨ uft. Keine politische Partei griffdanach noch das f¨ ur unsere Volkswirtschaft so kostspielige Klimaschutzthema auf. Hier herrscht, von seltenen Ausnahmen, wie den CDU-Bundestagsabgeordneten Arnold Vaatz (vormaliger Umweltminister Sachsens), Michael Fuchs und der FDP Sachsens abgesehen [77], eine fast gespenstische Ruhe und politische Einigkeit. ”Klimawandel” und das diesen angeblich verursachende, ”h¨ochst sch¨adliche” anthropogene CO 2 ist zum erkl¨arten politischen Glaubensbekenntnis und damit unantastbar geworden. Man hat aufgeh¨ort, sich mit diesem Thema zu besch¨aftigen. Die Politik bef¨ urchtet zu Recht, dass infolge ihrer jahrzehntelangen Betonung eines gef¨ahrlichen Klimawandels - solches wird heute schon bis in die Kinderg¨arten hinein gelehrt - jedes ernsthafte Hinterfragen der realen Zusammenh¨ange die B¨ uchse der Pandora ¨offnen w¨ urde. Zu viele W¨ahlerstimmen und das ohnehin schon schwer ersch¨ utterte Vertrauen in eine Politik stehen auf dem Spiel, von der die Bev¨olkerung zunehmend und zutreffend annimmt, dass sie mit ihrem Willen und politischen Wahlauftrag nicht mehr viel zu tun hat. Bei der Energiewende scheinen sich tats¨achlich die ersten Widerstandslinien abzuzeichnen. Grund daf¨ ur ist keineswegs ihr technischer und volkswirtschaftlicher Unsinn. Es sind vielmehr die explodierenden Strompreise und abwandernde Industrie-Arbeitspl¨atze, die die großen Volksparteien und zunehmend die Gewerkschaften beunruhigen. Man erinnert sich an die nicht lange zur¨ uckliegenden Versicherungen der Politik, die durch das EEG mit Photovoltaik, Windturbinen und Biomasse hochschießenden Strompreise seien nur ein Interludium und w¨ urden rasch wieder sinken, wenn sich die gr¨ unen Energien erst einmal richtig etabliert h¨atten. Im Gegensatz zur inzwischen erkannten Fragw¨ urdigkeit der Energiewende finden aber die offenkundigen Widerspr¨ uche ¨ uber das klimasch¨adliche CO 2 sowie die unaufhaltsame globale Erw¨armung immer noch keine Beachtung in den Medien. Es handelt sich dabei um die j¨ ungste globale Abk¨ uhlung seit etwa 18 Jahren, die nicht thematisiert wird. Alle Welt erlebt k¨altere Winter selber. Wer kritisch nachdenkt, wird infolgedessen hellh¨orig und vermutet in richtiger Einsch¨atzung: Wenn jedwede Art Gegenmeinung zu einem offenkundig fragw¨ urdigen Konsens in den Medien ”unbekannt” ist, kann etwas nicht stimmen. Man f¨angt an im Internet zu recherchieren und beginnt danach zu 124 <?page no="133"?> 4.2 Klimaschutz in Politik und den Medien fragen: Kann man dem IPCC noch Glauben schenken? Was ist von ”Climategate” zu halten (s. unter 5.4.1)? Ganz offensichtlich hat das seine genauesten Pr¨ ufungen und Sorgfalt betonende IPCC - um es vorsichtig auszudr¨ ucken - nicht ordentlich gearbeitet. Maßgebende Wissenschaftler, die dieser politischen Organisation zuarbeiteten, haben sogar massiv geschummelt. Angeblich begutachtete IPCC-Berichte wurden nicht von Wissenschaftlern sondern von Studenten verfasst [48]. Konsequenzen wurden daraus nicht gezogen. Insbesondere in Kreisen naturwissenschaftlich Gebildeter nimmt die Skepsis zu. Der Widerspruch von j¨ ungster globaler Abk¨ uhlung und steigendem atmosph¨arischen CO 2 wurde bereits genannt. Warum waren weiterhin in der Hurrikan-Saison 2006/ 2007 nach dem katastrophalen Sturm Katrina schwere St¨ urme Mangelware? Warum blieben katastrophale Hochwasserereignisse in Deutschland die letzten Jahre aus? Warum werden keine konkreten Pegelzahlen steigender Meeresspiegel auf den Malediven vorgelegt, obwohl seit vielen Jahren unverdrossen ¨ uber eine nahe bevorstehende R¨aumung dieser Inseln infolge drohender ¨ Uberschwemmung berichtet wird? Dubai liegt zwischen 0 m und 0,5 m ¨ uber Meeresniveau, und dennoch werden hier Milliarden f¨ ur neue St¨adte investiert. Haben die Investoren keine Angst vor den prognostizierten Meeresspiegelanstiegen? Und ist nicht eine h¨ohere CO 2 -Konzentration f¨ ur das Pflanzenwachstum n¨ utzlich (insbesondere auch f¨ ur Nahrungspflanzen, wie Getreide)? Seit das Internet seinen Siegeszug angesetzt hat, wird das Ignorieren der Klimaskeptiker, die der Hypothese einer gef¨ahrlichen anthropogenen Erderw¨armung widersprechen, zunehmend schwieriger. Da in den deutschen Medien neutrale, objektive Klima-Berichte Fehlanzeige sind, ist inzwischen das Internet - neben Buchver¨offentlichungen - zur praktisch einzigen ¨offentlichen Plattform f¨ ur Kritik geworden. Damit sind auch Nachteile verbunden, denn klimaskeptische Internet-Blogs und -Foren haben naturgem¨aß kein Peer-Review und gen¨ ugen daher oft nicht den w¨ unschbaren Qualit¨atsmaßst¨aben. Insbesondere Polemik gegen den jeweiligen Meinungsgegner ist oft aufzufinden. Nat¨ urlich findet man im Internet ausreichend viele kritische Klima-Foren sehr guten fachlichen Niveaus, ¨ uberwiegend in englischer Sprache. Die besten Webseiten werden vom US-Meteorologen Anthony Watts [280], der US-Klimaprofessorin 125 <?page no="134"?> 4 Klima Judith Curry [43] und der australischen Journalistin Joanna Nova [197] betrieben. Der britische Soziologieprofessor Benny Peiser [208] versendet Rundbriefe zur aktuellen Klimapolitik. Weitere Internet-Foren sind das ICSC (International Climate Science Coalition) [302] und insbesondere das Science and Environmental Policy Project des renommierten Physikers und Klimaforschers Prof. Fred Singer [241]. Zu erw¨ahnen sind schließlich die NIPCC-Berichte [196]. In Deutschland nimmt das Internetforum des gemeinn¨ utzigen e.V. Europ¨aisches Institut f¨ ur Klima und Energie (EIKE) nach Internet- Besucherzahl mit großem Abstand den ersten Platz ein [55]. Seine Aufgabe sieht es in der Aufkl¨arung der ¨ Offentlichkeit ¨ uber die von den Medien vernachl¨assigten Klima- und Energiefakten sowie in der Propagierung einer technisch-rationalen und dem wirklichen Umweltschutz verpflichteten Umwelt- und Energiepolitik. EIKE orientiert sich ausschließlich an wissenschaftlichen Kriterien (s. Pr¨aambel und Zusammensetzung seines Fachbeirats) und f¨ uhrt auch eigene Klimaforschung durch, deren Ergebnisse in begutachteten physikalischen Fachzeitschriften erscheinen [58]. Die breite Streuung seiner Beitr¨age, die bewusst allen Meinungen freies Wort erteilt, zieht diskussionswillige Besucher an und macht EIKE zunehmend popul¨ar. Ein weiteres deutsches Internet-Forum ist die Klimazwiebel, betrieben vom Meteorologen Prof. Hans von Storch [150]. ¨ Ahnlich wie der Blog von Judith Curry bringt die Klimazwiebel auch Beitr¨age klimapolitischer und klimasoziologischer Inhalte. Es ist allerdings undeutlich, welche Position von Storch einnimmt. Er neigt weder den Vertretern der menschgemachten Erw¨armungshypothese noch den Klimaskeptikern zu. Trotz eigener klimakritischer Verlautbarungen [254] verließ v. Storch aus Protest eine Arbeitsgruppe der Deutschen Akademie der Wissenschaften, die von seinem akademischen Kollegen, Prof. Fritz Vahrenholt, geleitet wurde [5]. Dieses Ereignis f¨ uhrt uns sogleich zu einem der besten klimakritischen Blogs, der von den Buchautoren F. Vahrenholt und S. L¨ uning (”Die kalte Sonne”) betrieben wird und inzwischen eine unverzichtbare Position in der Riege der wissenschaftlich einwandfrei berichtenden Webseiten eingenommen hat [137]. Weitere Nennungen von klimakritischen Internetforen sind auf der Hauptseite von EIKE zu finden. Auseinandersetzungen innerhalb der Wissenschaftsgemeinde, die wirk- 126 <?page no="135"?> 4.2 Klimaschutz in Politik und den Medien sam bis weit in die Tagespresse hineinreichten, hat es in der Vergangenheit auch schon bei anderen Themen gegeben. Die Diskussion in der Klimafrage ist indes in Heftigkeit, Sch¨arfe, Ausdehnung und Ausstrahlung in die ¨ Offentlichkeit in der bisherigen Wissenschaftsgeschichte einzigartig. Warum? Die Antworten sind naheliegend: I. Im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Streitthemen steht jedem von uns das Wetter und seine l¨angerfristige Manifestation, das Klima, besonders nahe. Mit der Angst vor Klima¨anderungen wird Politik gemacht, die mit hohen Kosten f¨ ur den Verbraucher, aber auch mit lukrativen Gewinnen f¨ ur Profiteure verbunden ist. II. Ebenfalls im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Streitthemen geht es in der Klimaforschung um Begriffe, die jeder aus dem t¨aglichen Leben bestens kennt, um Temperaturen, Niederschl¨age, Wetterextreme usw. III. Viele als maßgeblich oder gar gef¨ahrlich bezeichneten ¨ Anderungen von Klimaparametern sind in der Realit¨at ”Nulleffekte”. So ist beispielsweise die als anthropogen vermutete Temperatur¨anderung des 20. Jahrhunderts auch mit den besten statistischen Methoden bis heute von den nat¨ urlichen Fluktuationen nicht trennbar. Unterhalb von nicht mehr nachweisbaren Gr¨oßenordnungen hat inzwischen alles einen ”anthropogenen Fußabdruck”. Die Hypothesen schießen ins Kraut. Da es grunds¨atzlich extrem schwierig ist zu beweisen, dass etwas nicht existiert, finden auch absurde Fragw¨ urdigkeiten den Weg in die Medien. IV. Zwischen Klima-Forschungsaufwand und gesicherten Erkenntnissen besteht ein extrem großes Missverh¨altnis. In den USA sind in wenigen Jahrzehnten mehr Milliarden US-Dollar in die Klimaforschung geflossen, als die Mondlandung kostete. Die Ergebnisse entsprechen diesem Aufwand nicht. Ein objektiver, kritischer Beobachter kommt bei n¨ uchterner Beurteilung nicht umhin festzustellen, dass die Wissenschaft trotz dieses hohen Aufwands heute immer noch nicht entscheidend weiter gekommen ist, als sie es zu Zeiten von Jean Baptiste Fourier, John Tyndall oder Svante Arrhenius schon einmal war. Wir wissen inzwischen sehr viel mehr ¨ uber die physikalischen Antriebe, aber immer noch so gut wie gar nichts dar¨ uber, wie sich aus diesen unz¨ahligen Antrieben die Klimaentwicklung ergibt. 127 <?page no="136"?> 4 Klima Die Forscher Fourier und Tyndall waren Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten, die auf die Wirkung von Treibhausgasen in der Atmosph¨are f¨ ur die Treibhauserw¨armung hinwiesen. Arrhenius berechnete im Jahre 1896 die globale Temperaturerh¨ohung, die eine theoretische Verdoppelung des CO 2 -Gehalts bewirkt. Seine Rechnung ist heute ¨ uberholt, aber auch nicht viel ungenauer als die der modernsten Computer- Klimamodelle. Im Jahre 1957 schließlich wiesen die US-Ozeanographen Revelle und Suess auf eine m¨ogliche globale Erw¨armung durch CO 2 hin [223]. Seit den Zeiten dieser Forscher wurden unz¨ahlige neue Detailkenntnisse gewonnen. Eine belastbare Aussage ¨ uber die menschliche Schuld an irgendeinem Klimawandel geht bis heute daraus nicht hervor. 4.3 Erste Klima-Fakten Man erz¨ahlt von einem unserer trefflichsten M¨anner, er habe mit Verdruss das Fr¨ uhjahr wieder aufbl¨ uhen sehen, und gew¨ unscht, es m¨oge zur Abwechslung einmal rot erscheinen. (Johann Wolfgang Goethe) Das menschliche Ged¨achtnis ist kein guter Klima-Ratgeber. Fragen wir ¨altere Zeitgenossen nach dem Sommer 1968! War er verregnet oder prachtvoll warm und trocken? Kaum jemand wird es sagen k¨onnen, es sei denn, markante Ereignisse lassen sich mit der gesuchten Erinnerung verkn¨ upfen. Vielleicht kann sich mancher ¨altere Leser aber noch gut an einen der sehr seltenen, wirklich warmen Sommerabende Ende der 1960-er Jahre erinnern, der ihm wegen des seit Jahren erstmals unn¨otigen Pullovers unvergesslich wurde. Hierzulande mussten daher die 60-er Jahre, verglichen mit den 90-er Jahren, k¨alter gewesen sein. Und so war es tats¨achlich. Wie stark waren die letzten großen ¨ Uberschwemmungen im Vergleich zu fr¨ uher? Erst im Jahre 2002 ist Dresden schwer gesch¨adigt worden. Auch hier versagt die Erinnerung. Wird es schlimmer? Die Hochwasserpegelmarken an der alte Br¨ ucke in Heidelberg sagen dazu unmissverst¨andlich aus (Bild 4.1), einer Stadt, die mehr oder weniger regelm¨aßig 128 <?page no="137"?> 4.3 Erste Klima-Fakten Bild 4.1: Alte Br¨ ucke in Heidelberg mit Hochwassermarken am ersten s¨ udwestlichen Br¨ uckenpfeiler. Die Pegelwerte sind in der Maßeinheit des badischen Fuß eingraviert. unter ¨ Uberschwemmung ihres historisch wertvollen Altstadtkerns leidet. Die st¨arksten ¨ Uberschwemmungen gab es ¨ uberraschenderweise in den Jahren 1784 und 1824 und nicht in j¨ ungerer Zeit. Die ¨ Uberschwemmungen, in der Reihenfolge nach Maximalh¨ohen geordnet, erfolgten in den Jahren 1784, 1824, 1789, 1817, 1947, 1882, 1845, 1993, 1780, 1956, 1970 usw. Zwischen dem absoluten H¨ochstpegel im Jahre 1784 und dem ersten H¨ochstpegel aus j¨ ungerer Zeit (1947) liegen stolze 3,5 Meter. Im Internet findet sich eine detaillierte ¨ Ubersicht ¨ uber historische Hochw¨asser in Deutschland und seinen Nachbarl¨andern, wobei sich der Heidelberger Br¨ uckenbefund ausnahmslos best¨atigt [117]. Die h¨ochsten Pegelmarken finden sich generell in Zeiten, in denen es noch kein an- 129 <?page no="138"?> 4 Klima thropogenes CO 2 gab. Sogar das Extremhochwasser der Elbe im Jahre 2002 hatte im Jahre 1845 einen Vorg¨anger mit etwa gleichen Pegelwerten. Nicht nur in der Regenbogenpresse wird das Faktum einer nicht existierenden Zunahme von Hochwasserh¨ohen aber immer wieder ins Gegenteil verkehrt und jedes Hochwasserereignis urs¨achlich der globalen Erw¨armung zugeordnet. Schlussendlich ist darauf hinzuweisen, dass den Hochw¨assern in der Vergangenheit mehr Ausweichfl¨achen zur Verf¨ ugung standen, als heute. Fl¨ usse waren damals noch nicht versiegelt. F¨ ur Hurrikan-Ereignisse, Extremwetter, Arktiseis gilt Entsprechendes. So ist als stellvertretendes Beispiel der Hurrikan Katrina, der New Orleans verw¨ ustete, vielen von uns noch in Erinnerung. Dass aber in der Hurrikan-Saison 2006/ 2007 so gut wie keine gef¨ahrlichen Wirbelst¨ urme in den S¨ udstaaten der USA vorkamen, ger¨at schnell außer Blickweite. Eine Zunahme der Zahl von Hurrikanen, Zyklonen und Tornados kann nirgendwo auf der Welt nachgewiesen werden. Abschnitt 4.5 wird auf diese wichtige Frage nach den Folgen von Klimawandel noch detailliert eingehen. 4.4 Globale Erw¨armung? Vom Wahrsagen l¨asst sich’s wohl leben in dieser Welt, aber nicht vom Wahrheitsagen. (Georg Christoph Lichtenberg) Das Klimabild hatte sich Ende des 20. Jahrhunderts hierzulande im ¨offentlichen Bewusstsein gefestigt. Die warmen Sommer in S¨ uddeutschland, in denen man im kurz¨armligen Hemd seinen Wein bis in die Nacht hinein draußen in Gartenwirtschaften trinken konnte, waren fast zur Regel geworden. Meteorologen und Klimaforscher best¨atigten den Eindruck. In unseren Breiten hatte die bodennahe Mitteltemperatur zugenommen. Man sprach von Klimawandel und sogar von globaler Erw¨armung. Damit war eine ¨ uberall auf der Erde vermutete Entwicklung gemeint. Inzwischen erfolgte wieder eine globalweite Umkehr. Sp¨atestens seit dem Jahre 1997 stagnierten ¨ uberall die Jahresmitteltemperaturen und fingen danach an, deutlich abzunehmen [174]. Ob hiermit eine neue 130 <?page no="139"?> 4.4 Globale Erw¨armung? Klimawende eingeleitet wurde, steht der K¨ urze des Zeitraums von inzwischen etwa 18 Jahren wegen noch nicht fest. Bemerkenswert erscheint immerhin, dass kein Klimamodell diesen Temperaturr¨ uckgang vorhersagen konnte. Im ¨ Ubrigen: Trifft eigentlich die immer wieder gebrauchte Bezeichnung ”global” tats¨achlich zu? Die IPCC-Aussage zur globalen Erw¨armung basiert auf nicht ¨ uberm¨aßig vielen Temperaturstudien, die FAZ hat in 2007 insgesamt 75 wissenschaftliche Studien gez¨ahlt, die bis in die 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts zur¨ uckreichen [72]. Inzwischen sind weitere Arbeiten hinzugekommen. Was sagen diese Studien aus? ¨ Uberwiegend wiesen die meisten Messorte im 20. Jahrhundert Erw¨armung auf, viele aber zeigen auch Abk¨ uhlung. Insbesondere trotzt die S¨ udhemisph¨are der Erw¨armung, hier wurde es wesentlich schw¨acher warm als auf der Nordhalbkugel. Die Studien basieren im Wesentlichen auf Daten aus Nordamerika, Europa und Russland. Die Arktis und Antarktis haben nur eine schmale Datenbasis, und große Teile von Afrika, S¨ udamerika und S¨ udostasien fehlen fast v¨ollig. Hieraus ein globales Bild abzuleiten ist unzul¨assig, nur eine rezente Erw¨armung in den n¨ordlichen Weltzonen, so auch bei uns in Deutschland, ist belegt. Im Jahre 2003 erschien eine Studie, die auch der mediennahe Direktor des Potsdamer Instituts f¨ ur Klimafolgenforschung (PIK), WBGU-Direktor und Klimaberater der Kanzlerin Angela Merkel, Prof. Hans-Joachim Schellnhuber, zeichnete. In ihr wurden 95 Temperaturreihen analysiert, deren L¨angen sich von etwa 50 bis weit ¨ uber 100 Jahre erstreckten [236]. Es wurden keine Anzeichen f¨ ur eine globale Erw¨armung gefunden (s. auch unter 5.4.4). Im Jahre 2011 schließlich erschienen zwei Studien, in denen weit mehr Stationen als in der Arbeit vom Jahre 2003 untersucht wurden. In der ersten Ver¨offentlichung, die der Buchautor zusammen mit Mitautoren verfasste, waren es rund 2500 Stationen [166], in der zweiten, einer Publikation der US Universit¨at Berkeley, die erst im zweiten Anlauf das Begutachtungsverfahren bestand gar ¨ uber 30.000 Stationen, davon aber sehr viele nur wenige Jahrzehnte lang [187]. Beide Studien zeigen in etwa die gleichen Ergebnisse aber keine gleichen Schlussfolgerungen. Hier ist insbesondere zu betonen, dass etwa ein Viertel aller Stationen weltweit im 20. Jahrhundert eine Temperaturabnahme und keinen Anstieg aufweisen. Hieraus auf eine nicht vorhandene Erw¨armungswirkung des 131 <?page no="140"?> 4 Klima menschgemachten CO 2 zu schließen, ist nat¨ urlich unzul¨assig. Die Aussage aber, dass diese Erw¨armungswirkung nur sehr klein sein kann und sie bis heute nicht von den nat¨ urlichen Temperaturfluktuationen unterscheidbar ist, trifft zu. Bild 4.2 zeigt den Trend von bodennahen Mitteltemperaturen zwischen 1979 und 2005. F¨ ur den Widerspruch zwischen Erw¨armungs- und Abk¨ uhlungsgebieten gibt es ¨ ubrigens noch keine anerkannte Erkl¨arung. Die geringf¨ ugigen Klima¨anderungen des 20. Jahrhunderts haben sich ungleichm¨aßig in unterschiedlichen Breiten ausgewirkt. Man kann dagegen erwarten, dass sich eine homogene h¨ohere CO 2 -Konzentration auf der Erde infolge zivilisatorischer CO 2 -Emissionen gleichm¨aßig in Richtung Erw¨armung bemerkbar macht. Der renommierte US-Klimaforscher Richard S. Lindzen verwendet hierf¨ ur den Begriffgross forcing [162]. Weil es im 20. Jahrhundert auf der Erde ¨ uberwiegend w¨armer, in einigen Zonen aber auch k¨alter wurde, ist dies ein Hinweis auf den unmaßgeblichen Einfluss des anthropogenen CO 2 . Als Spekulation sei auf die m¨oglichen Klimafolgen des Flugverkehrs hingewiesen, der sich im Wesentlichen auf der Nordhemisph¨are abspielt (insbesondere ¨ uberqueren sehr viele Flugrouten den Nordpol) und riesige Mengen Wasser aber auch Schwefel-Aerosole in der trockenen arktischen Atmosph¨are bei der Kerosinverbrennung erzeugt [281]. Die aus Bild 4.2 hervorgehende Datenlage verdeutlicht, wie wir schon bei einem als recht sicher vermuteten Vorgang bei n¨aherem Hinsehen mit Fakten konfrontiert werden, die den g¨angigen Vorstellungen nicht entsprechen. Diese Sachlage ist f¨ ur fast alle Klimafragen charakteristisch. Stets gibt es große Unsicherheiten und Widerspr¨ uche. Wir werden noch mehr davon kennenlernen. Zusammengefasst: Im 20. Jahrhundert konnte keine durchg¨angige globale Erw¨armung gemessen werden. Nach den sehr warmen 1930-er Jahren ging es mit den globalen Mitteltemperaturen bis Ende der 1970-er Jahre bergab. Erst danach wurde ein deutlicher Erw¨armungstrend gemessen, der sich freilich im Wesentlichen auf die Nordhemisph¨are beschr¨ankte. Somit sind nur zwei Erw¨armungsperioden des 20. Jahrhunderts gesichert - ab 1910 bis 1930 und ab 1975 bis 1995. Ab 1995 bis zum heutigen Tage nahmen die globalen Mitteltemperaturen weltweit wieder ab (Einzelheiten unter 4.8). Es f¨allt sehr schwer, diese Temperaturentwicklung wissenschaftlich sinnvoll mit einer maßgebenden Erw¨armungs- 132 <?page no="141"?> 4.5 Die Folgen des Klimawandels Bild 4.2: Trend von bodennahen Jahresmitteltemperaturen zwischen 1979 und 2005 mit Erw¨armungszonen (rot) und Abk¨ uhlungszonen (blau), Bildquelle [301]. wirkung infolge des angestiegenen anthropogenen CO 2 in Verbindung zu bringen. 4.5 Die Folgen des Klimawandels Mit Wellen, St¨ urmen, Sch¨ utteln, Brand, geruhigt bleibt am Ende Meer und Land! (Johann Wolfgang Goethe) Welche Folgen zieht ein dauerhaft w¨armeres Klima nach sich, falls denn diese Entwicklung eintr¨ate? F¨ ur unser Land w¨aren es positive Folgen. Ein mehr mediterranes Klima ist f¨ ur ein Land mit ausreichenden Wasservorkommen, wie sie in Deutschland gegeben sind, generell vorteilhaft. Stellvertretender Vorteil ist etwa der Energiespareffekt infolge geringeren Geb¨audeheizens. Nur die Wintersportler werden vermutlich protestieren. Die bisher alle Jahre irgendwann einmal auftretenden Hitzewellen, K¨altewellen, Hochw¨asser, St¨ urme usw. gab es schon immer, und es wird sie auch in Zukunft immer wieder geben. Die bef¨ urchtete Wiederkehr von Giftschlangen, -spinnen und zahl- 133 <?page no="142"?> 4 Klima reichen Tropenkrankheiten, die Sch¨adigung von kreislaufgeschw¨achten Mitb¨ urgern durch zu hohe Temperaturen und weiteres mehr, weisen lediglich Unterhaltungswert auf. So ist beispielsweise die Verbreitung von Malaria praktisch temperaturunabh¨angig. Die gr¨oßte Malaria-Epidemie aller Zeiten mit ¨ uber 600.000 Toten brach nicht in den Tropen, sondern w¨ahrend der 1920er Jahre im hohen Norden Russlands aus [221]. Die neuen Bedrohungen (West-Nil-Virus, asiatische Tigerm¨ ucke etc.) haben nichts mit globaler Erw¨armung, sondern mit dem globalisierten Warenverkehr zu tun [222]. ¨ Ubergangen wird zudem, dass auch k¨alteres Wetter zu gesundheitlichen Sch¨adigungen, wie etwa durch grippale Infekte oder Erfrierungen beitr¨agt. Von erh¨ohter Sterblichkeit in w¨armeren L¨andern, verglichen mit k¨alteren L¨andern bei vergleichbarem Entwicklungsstand, ist nichts bekannt. Die großen Versicherungen spekulieren nat¨ urlich darauf, mit dem unzutreffenden Argument h¨oherer Extremwetterbedrohung infolge w¨armeren Klimas entsprechende Pr¨amienanpassungen vornehmen zu k¨onnen. Unmittelbar folgend unter 4.5.1 wird untersucht, ob solche Spekulationen sachlich haltbar sind. Nat¨ urlich kommen h¨ohere Sch¨aden immer h¨aufiger vor. Dies aber nicht des Klimawandels wegen. Es wird lediglich bei knappem Bauland zunehmend in Gebieten gesiedelt, die fr¨ uher aus Gef¨ahrdungsgr¨ unden gemieden wurden. Versicherungssch¨aden nehmen generell mit dichterer Besiedelung und h¨oheren Verm¨ogenswerten zu, daraus auf Klimaursachen zu schließen, ist falsch. 4.5.1 Extremwetter Klimaerw¨armung l¨asst vordergr¨ undig einen Verst¨arkungstrend f¨ ur heftige Wetterereignisse erwarten, wenn man davon ausgeht, dass chemische Reaktionen bei h¨oherer Temperatur schneller ablaufen. Bild 4.3 zeigt, dass dies nicht der Fall sein muss. Unwetter und St¨ urme h¨angen vorwiegend aber nicht von der absoluten Temperatur sondern vielmehr von Temperaturdifferenzen ab [162]. Nur wenn sich die Temperaturdifferenz zwischen Polar- und ¨ Aquatorialgegenden erh¨ohen, muss mit heftigeren Extremwetterereignissen gerechnet werden. Betrachtet man die j¨ ungeren Klima¨anderungen, wird sichtbar, dass Temperaturerh¨ohungen in polnahen Zonen stets gr¨oßer als in den ¨ Aquatorialzonen waren. Die Polarregio- 134 <?page no="143"?> 4.5 Die Folgen des Klimawandels Bild 4.3: Anzahl von Zyklonen um die australischen K¨ usten zwischen 1969 bis 2011. Die abnehmenden Trendline f¨ ur beide Zyklonarten (leicht, rot und schwer, schwarz) aus linearer Regression. Datenquelle [31]. nen, nicht die ¨ Aquatorialgegenden wurden w¨armer, so dass sich die angesprochenen Temperaturdifferenzen verringerten. Infolgedessen sollten Extremwetterheftigkeiten und -h¨aufigkeiten ¨ uberall abgenommen haben, im Gegensatz zur ¨offentlichen Wahrnehmung [76]. Dies entspricht den Messungen (s. Bild 4.3), entsprechende Messungen mit gleicher Tendenz gibt es auch f¨ ur den tropischen Atlantik [154]. Die starken kurzfristigen Schwankungen im Bereich weniger Jahre, die in Bild 4.3 sichtbar sind, verdeutlichen, woher die in den Medien regelm¨aßig auftauchenden ”Nachweise” von Extremwetterzunahmen stammen. Die Zeitr¨aume f¨ ur klimarelevante Aussagen sind zu kurz. Abnehmende Windgeschwindigkeiten scheinen sich sogar in einer ¨ uber Jahre leicht abnehmenden Off Shore ”Windstromernte” Deutschlands bemerkbar zu machen. In Bild 4.3 ging es um die Anzahl von Ereignissen. Ob w¨armeres Wetter die Heftigkeit von Hurrikanen [118] vergr¨oßert, ist dagegen umstritten. Es gibt hierzu Ver¨offentlichungen, die keinen Einfluss erkennen 135 <?page no="144"?> 4 Klima k¨onnen, aber auch solche, die mit theoretischen Argumenten das Gegenteil herleiten [119]. Entscheidend sind aber stets die Messungen, die hier besonders schwierig sowie gef¨ahrlich sind und erst am Anfang stehen. Bisher gab es nur extrem ungenaue Sch¨atzungen, abgeleitet aus den aufgenommenen Schadenskosten. Da Bev¨olkerungszahlen und Sachwerte ¨ uberall zugenommen haben, ist dieses Messkriterium verst¨andlicherweise unzuverl¨assig. Erwartungsgem¨aß wurde wieder Klima-Alarm anl¨asslich des katastrophalen Hurrikans ”Sandy” gegeben und rief - ebenfalls erwartungsgem¨aß - die entsprechenden Gegenbelege auf den Plan. An der bisherigen Grunderkenntnis einer nicht vorhandenen Zunahme der Anzahl von Hurrikanen hat sich nichts ge¨andert [120]. Nat¨ urlich gibt es immer wieder Jahre ungew¨ohnlich zahlreicher Hurrikan-Ereignisse (z.B. Katrina-Hurrikan in New Orleans), aber ebenso immer wieder auch solche, in denen es sehr ruhig ist. Im Global Temperatur Report 1978-2003 der Autoren John Christy und Roy Spencer lesen wir dazu [307]: ”An analysis of hurricane and tropical cyclone data found those storms are not becoming either more frequent or more violent”. Das IPCC sagt im Bericht von 2001 sowie im j¨ ungsten Extremwetterbericht von 2012 gleiches aus [128]. Diese Fakten widersprechen den meist entgegengesetzten Aussagen der deutschen Medien. Tats¨achlich sind Meldungen ¨ uber zunehmende Extremwetter und Hurrikane entweder frei erfunden oder fiktiven Zukunftsprojektionen aus Computer-Klimamodellen, salopp in die Gegenwart ¨ ubertragen. 4.5.2 Gletscher Die Ver¨anderung von Gletschern h¨angt von Umgebungstemperatur, Niederschl¨agen und Schmutzteilchen auf der Gletscheroberfl¨ache ab. Letztere ver¨andern W¨armeaufnahme der Gletscheroberfl¨ache. Da unzweifelhaft seit Anfang des 19. Jahrhunderts, als es noch kein anthropogenes CO 2 gab, in unseren Alpen die Gletscher zur¨ uckgehen, wird dies vom IPCC als Warnsignal der kommenden ”W¨armekatastrophe” angef¨ uhrt. Der Glaziologe Prof. Gernot Patzelt von der Universit¨at Innsbruck weist dagegen an Hand von Gletscherfunden wie etwa Baumresten nach, dass in 65% der letzten 10.000 Jahre die Alpengletscher kleiner und somit die Temperaturen h¨oher als heute waren. Wald ist in H¨ohen gewachsen, die 136 <?page no="145"?> 4.5 Die Folgen des Klimawandels heute noch vergletschert sind [207] - dies ohne alles menschliche Zutun. Warmzeiten, in denen die Gletscher kleiner waren als heute (Hochmittelalter, R¨omerzeit), waren kulturelle Bl¨ utezeiten. Aus globaler Sicht machen die polfernen Gletscher, also die in den Alpen, im Himalaya, im Kaukasus, in Nordeuropa, in Neuseeland usw. nur etwa 4% der Gesamtgletschermassen der Erde aus. Die weit ¨ uberwiegende Gletschermasse befindet sich in den riesigen Gebieten der Antarktis. Zum Thema Gletscherschwund berichtet der Forscher Roger J. Braithwaite, der weltweit Massenbilanzierungs-Messungen von 246 Gletschern zwischen 1946 und 1995 vorgenommen hat [28]. Seine Ergebnisse zusammengefasst: Es gibt Gegenden mit hoher negativer Massenbilanz in ¨ Ubereinstimmung mit der ¨offentlichen Wahrnehmung, dass die Gletscher schmelzen. Fast ¨ uberall in Europa schmelzen die Gletscher, aber es gibt auch Regionen mit positiver Bilanz, und es gibt Gegenden, in denen praktisch nichts passiert, wie z.B. im Kaukasus. Weltweit gemittelt ist kein Abnahmetrend der Gletscher unserer Erde auszumachen, der zu Alarm Anlass geben k¨onnte, eine neuere Zusammenstellung findet sich in [49]. Dass die Dinge nicht so einfach liegen, wie es von den Katastrophenwarnern immer wieder betont wird, zeigt der ber¨ uhmte Gletscher des Kilimandscharo. Glaziologen von der Universit¨at Innsbruck untersuchten diesen Gletscher intensiv [74]. Er schmilzt bereits seit 125 Jahren, also schon zu Zeiten, in denen es noch kaum anthropogene CO 2 -Emissionen gab. In diesen 125 Jahren hat seine Fl¨ache um 85% abgenommen, was zu der Vorhersage f¨ uhrte, er w¨ urde in 20 Jahren verschwunden sein. Inzwischen ist man mit solchen Aussagen vorsichtiger geworden, denn die Ursachen f¨ ur den R¨ uckgang des Kilimandscharo-Gletschers sind komplex und nicht unbedingt auf Umgebungstemperaturen zur¨ uckzuf¨ uhren [291]. 4.5.3 Meeresspiegel Sieht man von langfristigen Einfl¨ usse der Plattentektonik und der eiszeitlichen Glazialeustasie ab, k¨onnen Ver¨anderungen von Meeresspiegeln von sehr vielen Vorg¨angen und sogar Ereignissen abh¨angen, die nicht einmal alle bekannt sind. Nachfolgend ohne Anspruch auf Vollst¨andigkeit 137 <?page no="146"?> 4 Klima W¨armeausdehnung des Wassers, Kalben von Gletschern der Antarktis, Abschmelzen des Eisschildes in Gr¨onland, Ver¨anderungen der Meeresstr¨omungen, Ver¨anderungen im globalen atmosph¨arischen Wasserhaushalt, Großr¨aumige Grundwassernutzung, Vulkanismus. Das Abschmelzen von schwimmenden Eisbergen kann keine Meeresspiegelanstiege bewirken. Zur Veranschaulichung f¨ uge man einem Glas Wasser Eisw¨ urfel hinzu und f¨ ulle Wasser bis knapp am ¨ Uberlaufen nach. Das Wasser l¨auft beim Schmelzen des anf¨anglich weit ¨ uber die Glasrandh¨ohe hinausragenden Eises nicht ¨ uber (Archimedisches Prinzip). Meeresspiegel¨anderungen sind ein schwieriges Thema, weil sie z.B. infolge tektonischer Ver¨anderungen lokal unterschiedliche Werte aufweisen k¨onnen. Lokale Messungen allein erlauben daher im Allgemeinen keine Aussagen ¨ uber einen globalen Trend. Pr¨ahistorisch sind, wie Bild 4.4 zeigt, die Meeresspiegelh¨ohen auf der ganzen Erde seit der letzten Eiszeit vor etwa 18.000 Jahren um ca. 130 m angestiegen. Bild 4.5 zeigt schließlich die Anstiege seit 1992, gewonnen aus Satellitenmessungen. Die j¨ ungsten Werte sind nicht ungew¨ohnlich oder gar bedrohlich. Das IPCC sagt auf alleiniger Basis von Computer- Klimamodellen, verursacht durch menschgemachtes CO 2 , Anstiege zwischen 10 cm und 90 cm bis zum Jahre 2100 voraus, wobei der untere Wert ganz grob den in Bild 4.5 gezeigten Messungen entspricht. Der H¨ochstwert ¨andert sich dagegen mit jedem neuen IPCC-Bericht, Tendenz fallend. Der vor Kurzem verstorbene polnische Klimaforscher Zbigniew Jaworowski wies darauf hin, dass w¨ahrend der mittelalterlichen Warmzeit weder von einer ¨ Uberflutung der Malediven, noch der Pazifischen Inseln berichtet wird [133]. Zur Problematik von Meeresspiegelanstiegen kann Nils-Axel M¨orner, Professor f¨ ur Pal¨aogeophysik und Geodynamik an der Universit¨at Stockholm kompetent aussagen. M¨orner ist seit 1969 mit Meeresspiegelver¨anderungen wissenschaftlich befasst, war 1999-2003 Pr¨asident der INQUA Commission on Sea Level Changes and Coastal Evolution und ist weltweit einer der f¨ uhrenden Experten. In einem Interview unter dem be- 138 <?page no="147"?> 4.5 Die Folgen des Klimawandels Bild 4.4: Pr¨ahistorische Meeresspiegelanstiege [4], Bildquelle [163]. −20 −10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Δ MSL (mm) 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 −20 −10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Δ MSL (mm) 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 −20 −10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Δ MSL (mm) 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 −20 −10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Δ MSL (mm) 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 −20 −10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Δ MSL (mm) 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 −20 −10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Δ MSL (mm) 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 University of Colorado 2014_rel5 TOPEX Jason−1 Jason−2 60−day smoothing Inverse barometer applied, GIA corrected Rate = 3.2 ± 0.4 mm/ yr Seasonal signals removed Bild 4.5: Meeresspiegel¨anderungen seit 1992, Bildquelle [132]. Topex und Jason sind die beiden Satelliten, welche die Daten lieferten. 139 <?page no="148"?> 4 Klima redten Titel ”Claim that sea level is rising is a total fraud” macht er seinem nachvollziehbaren ¨ Arger ¨ uber die Irref¨ uhrung der ¨ Offentlichkeit Luft [183]. Seine Aussagen zusammengefasst: Bis zum heutigen Tage messen wir grob die gleichen Anstiege. Jede anderslautende Information basiert nicht auf Messwerten und ist daher als fiktiv anzusehen. M¨orner war außerdem Leiter des ”Maledives Sea Level Project”, welches die Situation dieses immer wieder als ”h¨ochst gef¨ahrdet” bezeichneten Archipels wissenschaftlich untersuchte. In Tabelle 4.1 sind die Ergebnisse seiner Analyse ¨ uber die Hochwassergef¨ahrdung der Malediven aufgef¨ uhrt. Zwei interessante Anekdoten aus dem Interview sollen dem Leser nicht vorenthalten bleiben. So berichtet M¨orner von den j¨ ungsten Satellitenmessungen, die von 1992 bis 2002 keinen von den nat¨ urlichen Steigerungswerten Jahr abweichenden Trend erkennen ließen. Pl¨otzlich gab es 2003 einen sprunghaften Anstieg, der zu Aufregung Anlass gab. Der Grund war aber lediglich ein neu eingef¨ uhrter Korrekturfaktor! Eine Gruppe australischer Global-Warming-Aktivisten entfernte mit Gewalt einen sich praktisch auf Meeresspiegelh¨ohe befindlichen uralten Baum einer Insel des Malediven-Archipels. Dieser gab auf Grund seiner schieren Existenz Zeugnis davon ab, dass zu seiner Lebenszeit kein Anstieg des Meeres erfolgte. Der Baum konnte schließlich wieder eingesetzt werden. Die Malediven sind verst¨andlicherweise mit den Ergebnissen von M¨orner ¨ uberhaupt nicht gl¨ ucklich. Der Westen wird beschuldigt, CO 2 in die Atmosph¨are zu blasen und die Existenz der Inseln zu gef¨ahrden. Daf¨ ur muss er nach Meinung der Inselbewohner zahlen. Diese Forderung kann nat¨ urlich nur bei einem andauerndem ¨ Uberflutungsszenario begr¨ undet werden. Vielleicht sollte auch einmal an ganz anderer Stelle als dem anthropogenen CO 2 nach weiteren Ursachen des rezenten Meeresspiegelanstiegs gesucht werden. Prof. Werner Weber (Univ. Dortmund) ¨außerte gegen¨ uber dem Buchautor die interessante Vermutung, dass die inzwischen gewaltigen Grundwasserentnahmen f¨ ur die Landwirtschaft, die letztlich in die Weltmeere gelangen, eine Gr¨oßenordnung erreicht haben, die einen maßgebenden Beitrag zum aktuellen Meeresspiegelanstieg erkl¨aren k¨onnten. Entsprechende Absch¨atzungen hierzu sind aber schwie- 140 <?page no="149"?> 4.5 Die Folgen des Klimawandels Jahr Level gegenüber heute 3900 vor heute + 1 m 2700 vor heute + 0,1 m bis + 0,2 m 900 vor heute + 0,5 m 1900-1970 n.Chr. + 0,2 m bis + 0,3 m 1970-heute n.Chr. unverändert Tabelle 4.1: Meersspiegel¨anderungen der Malediven [183] rig, weil keine verl¨asslichen Zahlen zu den S¨ ußwasserentnahmen erh¨altlich sind. 4.5.4 Arktiseis Keine Medienmeldungen haben so viel Aufmerksamkeit erlangt, wie die jahrelang hartn¨ackig vorgebrachten Behauptungen, das Arktiseis w¨ urde verschwinden und der Eisb¨ar infolgedessen aussterben. Lesen wir hierzu in der ZEIT, Nr. 24 vom 7.6.2007 einen Bericht ¨ uber die Arbeit des Teams um den schon unter 4.1 genannten Polarforscher Prof. Heinz Miller [304]: Im November 2006 ver¨offentlichten ¨ uber 80 Mitglieder des Europ¨aischen Bohrprojekts Epica (European Project for Ice Coring in Antarctica), darunter die Bremerhavener, eine wichtige Entdeckung: Zwischen Nord- und S¨ udpol schwingt eine Klimaschaukel. Steigen in Gr¨onland die Temperaturen, dann sinken sie in der Antarktis und umgekehrt. Globale Meeresstr¨ome transportieren gewaltige W¨armemengen von Pol zu Pol. ”Wir konnten die Klimaschaukel ¨außerst pr¨azise nachweisen und das Klima ¨ uber 860.000 Jahre rekonstruieren”, berichtet Miller. In diesem Zeitraum schwankte es heftig. ”Es gab acht Kalt-Warmzeit-Zyklen”, sagt er. Dabei reagierte der Nordpol (mit Temperatur¨anderungen bis zu 15 Grad in 20 Jahren) viel sprunghafter als der stabile K¨alteklotz in der Antarktis, der 90 Prozent allen Eises birgt. Diese Daten von Nord- und S¨ udpol widerlegen d¨ ustere Prophezeiungen, der Meeresspiegel k¨onne in kurzer Zeit um 141 <?page no="150"?> 4 Klima mehrere Meter ansteigen. ”Bis das Gr¨onlandeis schmilzt, vergehen mehr als tausend Jahre”, versichert Miller. Denn es war in der Vergangenheit auch deutlich w¨armer als heute, ohne dass die riesigen Gletscher verschwanden. Auch die Bef¨ urchtung, der aktuelle Klimawandel lasse das Treibhausgas Methan aus S¨ umpfen und Meeren ausgasen und das Klima ”kippen”, finden die Glaziologen nicht best¨atigt: ”Wir sehen auch in w¨armeren Zeiten keinen entsprechenden Anstieg des Methans.” ¨ Ahnlich wie bei den Eisb¨aren unterscheidet sich die reale Welt von der gef¨ uhlten medialen Wirklichkeit. ”Wer von Klimaschutz redet, weckt Illusionen”, mahnt Miller zu Bescheidenheit. ... Schlagworte wie Klimakollaps oder -katastrophe h¨alt er f¨ ur irref¨ uhrend. Das relativ d¨ unne Meereis der Arktis, dem auch Eisschollen und kleinere Eisberge zuzuordnen sind, verschwindet weitgehend im Sommer und kommt im Winter wieder [149]. Es ist f¨ ur das ¨ Okosystem wichtig aber f¨ ur die Klimaentwicklung weitgehend unrelevant. Bild 4.6 gibt die Entwicklung dieser Meereisbedeckung der letzten Jahre an. Solche Bilder geben Wetterverh¨altnisse wieder und haben nichts mit dem riesigen Eisvolumen des Festland-Gletschers auf Gr¨onland zu tun, dessen Volumen rund 3 Millionen Kubikkilometer betr¨agt und der im oben zitierten ZEIT- Artikel angesprochen wurde [9]. Die beliebten Medienbilder, in denen Meereisfl¨achen oder die d¨ unnen Oberfl¨achenschmelzfl¨achen gezeigt werden, sind Irref¨ uhrungen der ¨ Offentlichkeit (s. unter 5.2). Fr¨ uher Wintereinbruch eines bestimmten Jahres erzeugt eine große Eisbedeckung, in einem anderen Jahr mit sp¨atem Wintereinbruch ist die Eisbedeckung sehr viel kleiner. Mit einer ”Nordpolschmelze” hat dies nichts zu tun. Stellt man Bilder von ”passenden” Jahren nebeneinander, wie dies in den einschl¨agigen Medienmeldungen gerne ge¨ ubt wird, kommt man zum ”verschwindenden Arktiseis”. H¨atte man andere Jahre genommen, h¨atte man ebensogut anwachsendes Arktiseis ”beweisen” k¨onnen. Um mit dieser Methode ¨ uberhaupt sinnvolle Aussagen zu erhalten, m¨ ussten schon ¨ uber mehrere Jahrzehnte alle Jahresmonate miteinander verglichen und statistisch ausgewertet werden. Aber auch dann h¨atte man nur eine Aussage ¨ uber die klimaunrelevante Eisbedeckung, sicher interessant f¨ ur Biologen, die sich f¨ ur die Flora der Nordpolarregion interessieren. Auch die Warmzeit des 142 <?page no="151"?> 4.5 Die Folgen des Klimawandels Bild 4.6: Arktische Meereis-Bedeckung aus Satellitenmessungen. Zu beachten der sinusf¨ormige Verlauf der Bedeckung infolge wechselnder Jahreszeit, laufend aktualisierte Bildquelle [11]. Mittelalters, widerspricht einem ”wegschmelzenden” Nordpol. Gr¨onland hatte zwar eine geringere Eisbedeckung, aber ann¨ahernd das gleiche Gletschervolumen wie heute. Andererseits war das Meereis im k¨ uhlen 19. Jahrhundert schon einmal so weit ausgebreitet, dass die Eisb¨aren buchst¨ablich zu Fuß vom Nordpol nach Island h¨atten wandern k¨onnen [176]. Eine n¨ uchterne Schilderung der Situation des Jahres 2012 findet sich in [171]. Und zu den Eisb¨aren: Sie haben bestens alle bisherigen Warmzeiten ¨ uberstanden. Ihre Population wird vom Jagdverhalten des Menschen, nicht vom Klima bestimmt [59]. ”Rekord-Arktiseisschmelzen” gab es seit Beginn des vorigen Jahrhunderts im ¨ Ubrigen bereits unz¨ahlige. Zusammenstellungen findet man in [219]. Aus dieser Quelle folgende Beispiele, die bis ins Jahr 1906 zur¨ uckreichen: 1) Im Jahr 1952: Der Arktis-Experte Dr. William S. Carlson sagte heute Abend, dass die Eiskappen am Pol in einem erstaunlichen und unerkl¨arbaren Tempo schmelzen w¨ urden und die Seeh¨afen durch ansteigende Pegel zu ¨ uberschwemmen drohten. 143 <?page no="152"?> 4 Klima 2) Im Jahre 1953: F¨ uhrende Experten lassen verlauten ”Die Gletscher in Norwegen und Alaska haben nur noch die H¨alfte ihrer Gr¨oße von vor 50 Jahren. Die Temperatur um Spitzbergen hat sich so ver¨andert, dass die Schiffbarkeit von drei auf acht Monate im Jahr angestiegen ist”. 3) Im Jahre 1952: Dr. Ahlman dr¨angte auf die Einrichtung einer internationalen Agentur f¨ ur das Studium der globalen Temperaturbedingungen. Die Temperaturen h¨atten sich um 10 ◦ C seit 1900 erh¨oht. Die Schiffbarkeitssaison entlang der Westk¨ uste Spitzbergens w¨ urde nun acht, anstatt drei Monate w¨ahren. 4) Im Jahre 1947: F¨ uhrende Arktisexperten stellten fest, dass die Temperaturen in Poln¨ahe im Durchschnitt sechs Grad h¨oher sind, als Nansen vor 40 Jahren gemessen hat. Die Eisdicken betragen im Durchschnitt nur 1,95 m im Vergleich zu 3,90 m. 5) Russische Berichte des Jahres 1940: Der gerade aus der Arktis zur¨ uckgekehrte norwegische Kapit¨an Viktor Arnesen behauptet, eine im Umfang 12 Meilen große Insel nahe Franz-Joseph-Land entdeckt zu haben, auf einer Breite von 80,40 Grad. Er meinte, dass die Insel zuvor von einem 19 m bis 24 m hohen Eisberg verdeckt gewesen w¨are, der nun geschmolzen sei. Dies zeige die außergew¨ohnliche Natur des j¨ ungsten Abtauens in der Arktis. 4.5.5 pH-Werte der Ozeane Der pH-Wert, der vom d¨anischen Biochemiker Dr. Søren Sørensen 1909 eingef¨ uhrt wurde, gibt die St¨arke einer sauren bzw. basischen Wirkung in einer w¨assrigen L¨osung an. Er wird als logarithmische Gr¨oße in dem Skalenfeld von 0 - 14 definiert. Der Mittelwert pH = 7 von neutralem Wasser bei 25 ◦ C wird als neutral bezeichnet. Die Werte < 7 kennzeichnen den sauren und die Werte > 7 den basischen Bereich. Meerwasser ist mit einem Wert von 7,9 - 8,25 basisch, von ”Versauerung” zu reden ist daher falsch [234]. Das im Meerwasser gel¨oste CO 2 verbindet sich mit Wasser H 2 O zu Kohlens¨aure H 2 CO 3 . Ein Teil zerf¨allt in Wasserstoff-Ionen H+ und Hydrogenkarbonat-Ionen. Diese dissoziieren in weitere Wasserstoff-Ionen und Karbonat-Ionen. Der Anteil der Wasserstoff-Ionen bestimmt dabei unmittelbar den S¨auregehalt des Wassers. Durch diese chemischen 144 <?page no="153"?> 4.5 Die Folgen des Klimawandels Prozesse steigt die sog. Karbonat-Kompensationstiefe nach oben. Diese Tiefe gibt an, von wo ab sich Kalzit (CCD-Tiefe, Calcite Compensation Depth) und Aragonit (ACD Aragonite Compensation Depth), welche z.B. in den Kalkgeh¨ausen von Meereslebewesen eingelagert werden, zersetzen. Die CCD liegt im Atlantik bei 4.500 - 5.000 m, im Pazifik bei 4.200 - 4.500 m. Die ACD liegt im Atlantik bei 3.000 - 3.500 m. Die ACD liegt deswegen h¨oher, weil die L¨oslichkeit von Aragonit h¨oher ist. Aragonit und Kalzit sind die beiden Mineralformen von Kalk. Die L¨oslichkeit von Kalk h¨angt wesentlich mit der Konzentration von Karbonationen zusammen und damit indirekt vom pH-Wert ab. Die Meeresbereiche, in denen sich Kalk aufl¨ost, werden als unters¨attigt bezeichnet und durch die CCD und ACD bestimmt. Es wird nun bef¨ urchtet, dass sich durch den zunehmenden Eintrag von CO 2 und der damit verbundenen vermehrten Aufnahme in Wasser - CO 2 kann solange im Wasser aufgenommen werden, bis beide den gleichen Partialdruck haben, was noch lange nicht der Fall ist - die CCD und ACD angehoben wird, was zur Zerst¨orung der Kleinstlebewesen und Korallenb¨anke f¨ uhrt. Wie sieht die Realit¨at aus? Der pH-Wert des Wassers wird nicht nur von der L¨oslichkeit des CO 2 bestimmt, sondern auch noch vom Salzgehalt und der Temperatur. Somit puffert eine steigende Temperatur des Meerwassers - diese wird ja immer von den Verfechtern des anthropogenen Klimawandels angef¨ uhrt - den R¨ uckgang des pH- Wertes. Des Weiteren kann der pH-Wert auch dadurch fallen, dass die Menge basischer Substanzen im Wasser abnimmt. Der Salzgehalt der Meere unterliegt bereits in Zeitabst¨anden von wenigen Jahren erheblichen Schwankungen und h¨angt zudem von der Tiefe ab, wie stellvertretend Bild 4.7 zeigt. Entsprechend haben die globalen Meere keinen konstanten Salzgehalt, sondern dieser schwankt stark in der Fl¨ache und Tiefe. Das Mittelmeer hat z.B. einen Salzgehalt von 3,8%. Der niedrigste Salzgehalt findet sich mit 3,2% vor Alaska, der h¨ochste im roten Meer mit 4,0%. Das Tote Meer hat sogar einen Salzgehalt von 24%. ¨ Ahnlich, wie auch bei der Globaltemperatur, gibt es keinen globalen pH-Wert. Er schwankt in weiten Bereichen. Die Aussage, der pH-Wert h¨atte um 0,1 abgenommen, ist daher unzutreffend. Vor der K¨ uste Mittel- und S¨ udamerikas liegt der pH-Wert bei ca. 7,9, im Nordmeer bei 8,2. Dies entspricht einer nat¨ urlichen Spanne von 0,3. In keinen Gew¨assern, weder 145 <?page no="154"?> 4 Klima mit hohem, noch mit niedrigem pH-Wert, hat dies sch¨adliche Auswirkungen auf den Fischreichtum oder die Ausbildung von Kalkschalentieren. Im ¨ Ubrigen ist zu beachten, dass die wesentliche Quelle f¨ ur den Eintrag von CO 2 in den tiefen Ozean der bakterielle Abbau von organischem Kohlenstoff, also Biomasse und kein anthropogenes CO 2 ist. Mit zunehmender Erw¨armung steigt die Bioproduktion, was den pH-Pegel dort senkt. Mit einsetzender Abk¨ uhlung nimmt die Bioproduktion ab, wodurch der pH-Pegel wieder steigt, eine klassische Gegenkoppelung der Biologie, die keinen Raum zur Panikmache l¨asst. Desweiteren wirken Bodenbakterien der Tiefsee der Versauerung entgegen. Die Wechselwirkungen, die durch die Aufnahme von CO 2 ablaufen, sind weitaus komplexer, als es nur die singul¨are Betrachtung einer fiktiven Reduzierung des pH-Wertes infolge zunehmenden atmosph¨arischen CO 2 anzeigt. Die folgenden Ausf¨ uhrungen sind auszugsweise dem Blog zum Buch ”Die kalte Sonne” entnommen [170]: Ein Blick zur¨ uck in die geologische Vergangenheit belegt die Unsch¨adlichkeit h¨oherer CO 2 -Konzentrationen f¨ ur Meereslebewesen. Zu den meisten Zeiten war die CO 2 -Konzentration der Atmosph¨are deutlich h¨oher als heute (s. Bild 4.8 unter 4.8), und trotzdem existierte eine ¨ uppige kalkige Lebewelt in den Ozeanen, z.B. w¨ahrend der Jura- und Kreidezeit vor 180-65 Millionen Jahren. Es war das Dorado ozeanischen Lebens. In diese Zeit f¨allt z.B. auch der H¨ohepunkt der Entwicklung der Korallenriffe. Das CO 2 hat augenscheinlich hier keine sch¨adliche Wirkung aus¨ uben k¨onnen. Eher ist, wie sich gleich zeigen wird, das Gegenteil erfolgt. Einige Forscher vermuteten, dass ein Teil der CO 2 -S¨aurewirkung auf lange Sicht in der geologischen Vergangenheit durch verst¨arkte Silikatverwitterung an Land abgepuffert worden sein k¨onnte, deren Verwitterungsprodukte den pH-Wert im Ozean stabilisiert h¨atten. Reduziert sich n¨amlich der pH-Wert des Meerwassers, so wird aus den Bodenschichten Kalk gel¨ost, der den pH-Wert umgekehrt wieder ansteigen l¨asst. Das Gleiche erfolgt durch die Verwitterungsprozesse an Land, den Silikat-Karbonat-Kreislauf. Es ist daher davon auszugehen, dass durch die genannten Regelkreise und die vergleichsweise geringen Mengen an anthropogenem CO 2 kaum Auswirkungen entstehen. Im M¨arz 2012 wurde eine Arbeit der Kieler IFM-Geomar-Forscher Armin Form und Ulf Riebesell ver¨offentlicht. Die Studie beschreibt die 146 <?page no="155"?> 4.5 Die Folgen des Klimawandels 1964 1966 1968 1970 1972 1974 33,8 34,0 34,2 34,4 34,6 34,8 35,0 Salzgehalt in Promille Jahr 1000 m 200 m 10 m Bild 4.7: Salzgehalt der Labradorsee in den Tiefen von 10 m, 200 m und 1000 m [112]. Ergebnisse von Experimenten, in denen lebende Korallen erh¨ohten CO 2 - Konzentrationen ausgesetzt wurden. Innerhalb von nur 6 Monaten schaffte es eine untersuchte Korallenkolonie, sich an die h¨oheren CO 2 -Gehalte anzupassen und entwickelte sogar h¨ohere Verkalkungsraten als unter Normalbedingungen. Offensichtlich existieren Akklimatisierungseffekte, die bisher viel zu wenig ber¨ ucksichtigt wurden. Die Korallen sind besser gegen abnehmende ph-Werte gewappnet als bislang angenommen. Dies verwundert im Grunde nicht, da Korallen seit vielen Millionen Jahren in den Weltmeeren existieren und sich behaupten konnten. In seinem Buch ”Bringen wir das Klima aus dem Takt” (2007) schreibt der Kieler Klimaforscher Mojib Latif auf Seite 174: ”Aus heutiger Sicht scheint es unwahrscheinlich, dass Meeresorganismen bei den zu erwartenden k¨ unftigen atmosph¨arischen CO 2 -Konzentrationen unter akuten Vergiftungserscheinungen leiden werden. Eine Verdopplung der CO 2 -Konzentration f¨ uhrt bei vielen Phytoplanktonarten zu einer Erh¨ohung der Photosynthese um etwa 10%.” Sogar mit einer Erw¨armung des Meerwassers scheinen die Korallen besser zurecht zu kommen als zuvor angenommen. Auch dies ist 147 <?page no="156"?> 4 Klima keine ¨ Uberraschung, da die ¨ uppigen Korallenmeere des Erdmittelalters viel w¨armer waren als heute. Eine Gruppe von Meereswissenschaftlern von der Universit¨at von Miami konnte jetzt nachweisen, dass viele Korallenarten die F¨ahigkeit haben, mit verschiedenen Typen von Algen zusammenzuleben und nicht nur mit einer einzigen Algenart. Damit k¨onnen sie bei einer Erw¨armung der Meere auch mit Algen zusammenleben, die widerstandsf¨ahiger gegen h¨ohere Temperaturen sind. Ein weiterer Effekt: Mit ”Versauerung” des Meerwassers durch mehr CO 2 verschiebt sich der CO 2 -S¨attigungshorizont nach oben. Andererseits wird er durch die Erw¨armung des Meerwassers nach unten gedr¨ uckt. Die Effekte wirken gegenl¨aufig. Eine steigende Temperatur des Meerwassers w¨ urde den R¨ uckgang des pH-Wertes zu einem gewissen Grad abpuffern. Die ”Ozeanversauerungsforschung” ist in vollem Gange und gerade dabei, grundlegende Zusammenh¨ange zu erkunden. ¨ Ahnlich wie in vielen anderen Bereichen der Klimawissenschaft ist man auch hier noch sehr weit entfernt vom ”The science is settled”. Katastrophen oder Sch¨adigungen der Ozeanbiologie durch zunehmendes CO 2 stellen sich zunehmend als Mythen heraus. Schlussendlich ist darauf hinzuweisen, dass der stark s¨aurebildende Eintrag von Schwefel in die Meere aus Schiffsdieseltreibstoffden ”Versauerungs-Alarmisten” keine Erw¨ahnung wert ist. Dies zeigt eine absurd einseitige Sicht, die alles auf anthropogenes CO 2 zu reduzieren w¨ unscht. 4.6 Ordnung in die Klimabegriffe! Die Dogmatik, die fruchtbare und g¨ utige Mutter der Polemik. (Georg Christoph Lichtenberg) In der Klimadiskussion wird Klima oft mit Wetter verwechselt. Der Unterschied der beiden Begriffe ist aber wesentlich. Ohne seine Kenntnis ist jede Klimadiskussion obsolet. Klimakunde war fr¨ uher ein Teil der Geographie oder Erdkunde. Ein globales Klima gibt es nicht, nur verschiedene Klimazonen oder Klimate (Plural von Klima). Grob kennzeichnet man Klimate wie folgt: Tropisch, subtropisch, gem¨aßigt, subpolar und po- 148 <?page no="157"?> 4.6 Ordnung in die Klimabegriffe! lar. Ereignisse wie besonders heiße Sommer, ¨ Uberschwemmungen, Hurrikane usw. geh¨oren zum ”Wetter”, mit Klima¨anderung haben sie nichts zu tun. Der kleinste Zeitraum, in dem f¨ ur gemittelte Daten, wie Temperaturen, Niederschlagsmengen, maximale Windgeschwindigkeiten etc., von Klima¨anderung die Rede sein kann, betr¨agt 30 Jahre. Diese offizielle Definition stammt von der Weltorganisation f¨ ur Meteorologie (WMO). Die weiteren Ausf¨ uhrungen sind Aussagen des k¨ urzlich verstorbenen Prof. Gerhard Gerlich (TU Braunschweig), die dem Leser ihrer h¨ ubschen Diktion wegen nicht vorenthalten bleiben sollen: ”Es gibt auf der Erde sehr viele Klimate, die das lokale mittlere Wettergeschehen beschreiben. Es gibt f¨ ur die Erde kein Klima im Singular, also kein Globalklima (Erdklima). Globalklimatologie ist ein Widerspruch in sich, also die leere Menge, ein Nichts. Es gibt deshalb keine globalen Klima¨anderungen, nur eventuelle zeitliche Ver¨anderungen berechneter globaler Zahlen ......... In den Zeiten der V¨olkerwanderungen gab es einen eindeutigen Trend in die Gegenden der Erde, in denen damals die Jahresmitteltemperaturen h¨oher lagen als in den Herkunftsl¨andern der wandernden V¨olker. Diesen Leuten konnte man mit h¨oheren Mitteltemperaturen keine Angst einfl¨oßen, es war gerade umgekehrt: die Leute machten sich auf den Weg, um in einem angenehmeren Klima zu leben. H¨ohere (lokale) Mitteltemperaturen sind also keine Katastrophe, sondern das Gegenteil: ein angenehmeres Klima, in dem man z.B. weniger Heizkosten und (zusammen mit Wasser und Kohlendioxid) einen besseren Pflanzenwuchs hat. Dies kann jeder Mensch ohne große Rechnungen selbst beobachten, indem er seinen Wohnsitz in die Richtung zum ¨ Aquator verlegt.” Besonders den letzten Satz wird jeder nachvollziehen k¨onnen, der schon einmal l¨angere Zeit in subtropischen Gegenden hoch entwickelter L¨ander gelebt hat, wie beispielsweise in Ostaustralien. Das ganze Jahr ¨ uber ist keine Heizung oder warme Kleidung n¨otig, nur im Winter gelegentlich ein leichter Pullover. Damit entfallen Heizkosten bzw. Heizungsanlagen in H¨ausern, die somit kosteng¨ unstiger gebaut werden k¨onnen. Das Angebot an Gem¨ use und Fr¨ uchten ist, verglichen mit unserem heimischen Angebot, ¨ uberw¨altigend. Neben so gut wie allem, was 149 <?page no="158"?> 4 Klima auch in unseren Breiten w¨achst, kommen noch unz¨ahlige K¨ostlichkeiten, wie Mangos, Papayas, Ananas usw. hinzu. Australien ist dank modernster Hygiene und Medizin nicht von Malaria oder sonstigen Tropenkrankheiten geplagt. Das Flugreisen-Abstimmungsergebnis vieler Deutscher im Winter best¨atigt die Bevorzugung von W¨arme gegen K¨alte. Der Evolutionsbiologe Josef Reichholf, Autor des sehr empfehlenswerten Buchs ”Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends” f¨ uhrt zum Thema h¨ohere Temperaturen aus: ”..... Und vollkommen falsch ist es, wie vielfach behauptet wird, dass es noch nie so warm gewesen w¨are wie heute. Das ist absurd: vor 120.000 Jahren gab es Nilpferde am Rhein und an der Themse. Diese Daten sollte man sich anschauen, bevor man die aktuellen Zahlen zu Horrorszenarien aufbauscht. Außerdem, und das zeigt der R¨ uckblick in die vergangenen tausend Jahre in aller Deutlichkeit: Es waren die Kaltzeiten, in denen wir und andere Teile der Welt von den großen Katastrophen heimgesucht wurden. Nicht die Warmzeiten”. Jede Klimazone ist naturgesetzlich einer mehr oder weniger raschen Wandlung unterworfen. Da konstantes Klima unm¨oglich ist, ist der Begriff ”Klimaschutz” sinnlos. Ein Ph¨anomen, das in dauernder Ver¨anderung begriffen ist, kann man nicht sch¨ utzen, das ist so absurd wie ein versuchter Schutz des ”Wetters”. Vielleicht ist Klimaschutz ja dies: ”Falls es menschliche Einfl¨ usse gibt, die Klima¨anderungen zum Sch¨adlichen hin verursachen, sollen diese Einfl¨ usse so weit wie m¨oglich zur¨ uckgedr¨angt werden.” Aber gleich tauchen wieder Vorbehalte auf. Was ist zu tun, wenn unterschiedliche Auffassungen ¨ uber Sch¨adlichkeit/ N¨ utzlichkeit bestehen? Eine dauerhafte Erw¨armung der n¨ordlichen Zonen Europas, von denen bisher nicht die Rede sein kann, w¨ urde nat¨ urlich Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt haben, wobei sich die Natur stets bestens anzupassen versteht, so zeigt es die Erdvergangenheit immer wieder. Landwirte w¨ urden sich ¨ uber h¨ohere Ernteertr¨age und die Schiffahrt sich ¨ uber eine eisfreie Nordwestpassage freuen. Die Einwohner der n¨ordlichen St¨adte w¨ urden weniger heizen m¨ ussen. Auf Permafrost gebaute H¨auser w¨aren beim Schmelzen des Untergrunds gef¨ahrdet, was heute bereits passiert, aber nicht durch Klimaerw¨armung, sondern vielmehr durch marode, leckende Kanalisations- und Heizungsrohre. 150 <?page no="159"?> 4.7 Ockhams Rasiermesser Wer will unter diesen Umst¨anden ¨ uber Klimaschutz dieser Klimazonen entscheiden, falls er denn m¨oglich w¨are? Die meisten russischen Klimawissenschaftler f¨ urchten tats¨achlich nicht die Folgen einer globalen Erw¨armung als vielmehr das Auftauchen einer neuen Kaltzeit infolge der zur Zeit abnehmenden Sonnenaktivit¨at, s. eine j¨ ungere Ver¨offentlichung hierzu in [2]. Und die ¨ uberw¨altigende Bev¨olkerungsmehrheit der nordrussischen Klimazonen w¨ urde eine Erw¨armung enthusiastisch begr¨ ußen. 4.7 Ockhams Rasiermesser Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem (Wilhelm von Ockham) Angesichts der politisch-offiziellen Hypothese eines durch anthropogenes CO 2 maßgebend gesch¨adigten ”Klimas” und vieler Klimaforscher, die damit nicht einverstanden sind, entsteht die Frage, nach welchen Kriterien verl¨assliche Aussagen erhalten werden k¨onnen. Die Antwort kann nur sein, dass vom modernen naturwissenschaftlichen Paradigma auch in der Klimawissenschaft nicht abgewichen werden darf. Es lautet: Es sind nur Hypothesen oder Theorien ernst zu nehmen, die mit Messungen belegbar sind. Diese Forderung ist das entscheidende Kriterium und Leitmotiv des Buchs. Einer der ber¨ uhmtesten Physiker des 20. Jahrhunderts und Nobelpreistr¨ager, Richard Feynman, verdeutlichte dieses moderne Paradigma wie folgt: Egal, wie bedeutend der Mensch ist, der eine Theorie vorstellt, egal wie elegant sie ist, egal wie plausibel sie klingt, egal wer sie unterst¨ utzt: Wenn sie nicht durch Messungen best¨atigt werden kann, ist sie falsch! Aussagen aus Computer-Klimamodellen ohne best¨atigende Messungen geh¨oren gem¨aß diesem Paradigma zu den falschen Theorien, denn sie 151 <?page no="160"?> 4 Klima widersprechen in den maßgebenden Punkten den Messungen. Dar¨ uber hinaus ist die Annahme einer menschgemachten Klimabeeinflussung noch nicht einmal eine Theorie, sondern nur die schw¨achere Vorstufe ”Hypothese”. Im Englischen wird diese Hypothese AGW abgek¨ urzt, wie Anthropogenic Global Warming. Auch im Deutschen wird daher die Annahme einer anthropogenen globalen Klimaerw¨armung oft als AGW- Hypothese abgek¨ urzt. Die wissenschaftlich ausgerichteten IPCC-Berichte (im Gegensatz zu den Berichten f¨ ur Politiker) [125] bieten Fakteninformationen, die bei n¨ uchterner Betrachtung zu keinen Klimakatastrophen-Bef¨ urchtungen Anlass geben k¨onnen. Allerdings betont das IPCC die Computerergebnisse aus fiktiven Klimamodellen, weicht daher vom Paradigma der Physik ab und nimmt infolgedessen eine politische oder geisteswissenschaftliche Sichtweise an. Besorgniserregende Temperaturen aus Computer- Klimamodellen kommen aber auch beim IPCC erst in der Zukunft vor. In diesem Zusammenhang nun der Abstecher zu einer ber¨ uhmten Schnittstelle zwischen Naturwissenschaft und Philosophie: Der Philosoph William Ockham (1285 - 1349) ist durch ein aus seinen Schriften bekannt gewordenes Prinzip, das Ockham’sche Rasiermesser, ber¨ uhmt geworden. Es bezeichnet das Sparsamkeitsprinzip f¨ ur Hypothesen in der Wissenschaft. Seine Aussage besteht darin, dass von mehreren Hypothesen oder gar Theorien, die den gleichen Sachverhalt erkl¨aren k¨onnen, die einfachste zu bevorzugen ist. Die Naturwissenschaft konnte seit Ockham ihre ¨ Uberlegenheit gegen¨ uber außereurop¨aischen V¨olkern unter anderem nur deswegen erfolgreich entfalten, weil sie sich nach seinem Prinzip gerichtet hat. Frei nach Wikipedia ein anschauliches Beispiel: Nach einem Sturm ist ein Baum umgefallen. Aus ”Sturm” und ”umgefallener Baum” ist die einfache Hypothese ableitbar, dass der Baum vom Sturm umgeworfen wurde. Diese Hypothese erfordert nur die eine Annahme, dass der Wind den Baum gef¨allt hat, nicht ein Meteor oder ein Elefant, ferner ist bereits ein bew¨ahrter Mechanismus bekannt, n¨amlich die Kraft, die der Wind auf einen Baum aus¨ ubt. Die alternative Hypothese ”der Baum wurde von wilden, 200 Meter großen Außerirdischen umgeknickt” ist laut Ockhams Rasiermesser weniger hilfreich, da sie im Vergleich zur ersten Hypothese mehrere zus¨atzliche Annahmen erfordert. Zum Beispiel die Existenz von Außerirdischen, ihre F¨ahigkeit und ihren 152 <?page no="161"?> 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute Willen, interstellare Entfernungen zu bereisen, die ¨ Uberlebensf¨ahigkeit von 200 m hohen Wesen bei irdischer Schwerkraft usw. Solange nicht anderweitige zwingende Gr¨ unde dagegen sprechen, ist daher an der einfachsten Hypothese von der Sturmkraft festzuhalten. Wenden wir das bew¨ahrte Prinzip von Ockham auf die Frage nach der Verantwortung des menschgemachten CO 2 auf irgendeine Klimaerw¨armung an, bedeutet dies: Nur wenn die Klimaentwicklung der j¨ ungsten Zeit Besonderheiten aufweist, die mit den nat¨ urlichen Klimafluktuationen der Klimavergangenheit definitiv nicht in Einklang zu bringen ist darf eine neue Ursache wie etwa das anthropogene CO 2 ins Spiel der Hypothesen gebracht werden. Davon kann hier aber nicht die Rede sein. Alle rezenten Klima¨anderungen bleiben, wie im Folgenden noch n¨aher belegt wird, im nat¨ urlichen Bereich und passen bestens in die bekannten Klimaver¨anderungen der Vergangenheit. 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute Jedem von uns ist die Klimavariabilit¨at der Vergangenheit gel¨aufig, denn Eiszeiten und Warmzeiten kennen wir schon aus der Schule. Dass es in der Vergangenheit l¨angerfristige Temperaturausschl¨age gab, die die relativ geringf¨ ugigen Temperaturschwankungen des 20. Jahrhunderts weit ¨ ubertrafen, ist bereits ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Erw¨armung im 20. Jahrhundert nat¨ urlich war. Dieser Hinweis ist aber nicht v¨ollig ausreichend. Menschverursachtes CO 2 k¨onnte sich hypothetisch einem nat¨ urlichen, ohne dieses CO 2 anders verlaufenden Klimatrend ¨ uberlagern. Auch die Vertreter der CO 2 -Katastrophe streiten nat¨ urliche Ursachen von Klima¨anderungen nicht ab, sie spielen sie aber herunter. Wir stellen dennoch zun¨achst fest: Klimawandel ist unvermeidbar, es wird ihn immer geben, ob wir die Erde bev¨olkern sowie mit Industrie und Landwirtschaft CO 2 erzeugen oder nicht. Zur Einstimmung auf die ¨ Uberraschungen, die die Natur f¨ ur uns bereithalten kann, sei daran erinnert, was Johann Peter Hebel vor 200 Jahren im Rheinl¨andischen Hausfreund ¨ uber Klimakapriolen seit dem 12. Jahrhundert berichtet [108]: ”Der warme Winter von .. 1806 auf .. 1807 hat viel Verwunderung erregt und den armen Leuten wohlgetan; der und jener ... wird ... als alter 153 <?page no="162"?> 4 Klima Mann ... seinen Enkeln erz¨ahlen, dass ... man Anno 6, als der Franzose in Polen war, zwischen Weihnacht und Neujahr Erdbeeren gegessen und Veilchen gerochen habe. Solche Zeiten sind selten, aber nicht unerh¨ort, und man z¨ahlt in den alten Chroniken seit siebenhundert Jahren achtundvierzig dergleichen Jahrg¨ange ...... 1289 ... war es so warm, dass die Jungfrauen um Weihnacht und am Dreik¨onigstag Kr¨anze von Veilchen, Kornblumen und anderen trugen ... 1420 war der Winter und das Fr¨ uhjahr so gelind, dass im M¨arz die B¨aume schon verbl¨ uheten. Im April hatte man schon zeitige Kirschen und der Weinstock bl¨ uhte. Im Mai gab es schon ziemliche Trauben-Beerlein ... Im Winter 1538 konnten sich auch die M¨adchen und Knaben im Freien k¨ ussen, wenns nur mit Ehre geschehen ist; Denn die W¨arme war so außerordentlich, dass um Weihnacht alle Blumen bl¨ uhten. Im ersten Monat des Jahres 1572 schlugen die B¨aume aus, und im Februar br¨ uteten die V¨ogel. Im Jahre 1585 stand am Ostertag das Korn in den ¨ Ahren ... 1617 und 1659 waren schon im J¨anner die Lerchen und die Trosteln lustig ... 1722 h¨orte man im J¨anner schon wieder auf, die Stuben einzuheizen. Der letzte ungew¨ohnlich warme Winter war im Jahre 1748. Summa, es ist besser, wenn am St.-Stephans-Tag die B¨aume treiben, als wenn am St.-Johannis-Tag Eiszapfen daranh¨angen.” Klimakapriolen? Nein! Trotz dieser prachtvollen Schilderung von Hebel handelt es sich nur um Wetterkapriolen, wie es sie immer wieder gibt. Wir gewinnen aus dieser Schilderung nur die jedem Meteorologen gel¨aufige Kenntnis, dass ungew¨ohnliches Wetter die gew¨ohnliche Eigenschaft von Wetter ist. Weil wir bereits wissen, dass Klima¨anderungen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, erst ab Zeitr¨aumen von mehr als 30 Jahren als solche zu bezeichnen sind, folgt sofort, dass Hebel ¨ uber zeitlich und lokal begrenzte Wetterph¨anomene berichtete. Es geht im Folgenden aber nun tats¨achlich um die globale, klimarelevante Temperaturentwicklung. Die Klimaforschung kennt inzwischen die wichtigsten, mit unterschiedlichen Periodenl¨angen ablaufenden Klimazyklen (Bild 4.8). Seit etwa 2,6 Millionen Jahren leben wir in einem Eiszeitalter. Die gleichzeitige Vereisung beider Erdpole - dies ist die wissenschaftliche Definition von Eiszeit - ist noch immer aktuell [193]. Bild 4.8 zeigt freilich, dass Eiszeitalter die Ausnahmesituation auf der Erde darstellen, eisfreie Pole machten etwa 154 <?page no="163"?> 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute Bild 4.8: Globaltemperaturen und atmosph¨arischer CO 2 Gehalt ¨ uber die vergangenen 550 Millionen Jahre; schwarz: Temperaturanomalie, gr¨ un: CO 2 Konzentration [35]; gr¨ une gestrichelte Linien = CO 2 Konzentrationen von 800 ppm bzw. 400 ppm. Letztere ist die aktuelle Konzentration, erstere ihre Verdoppelung. Rechtes Teilbild: atmosph¨arischer CO 2 -Anteil der letzten 3 Millionen Jahre. 80% bis 90% der Erdgeschichte aus. Die in Bild 4.8 eingetragenen Kurven sind der methodischen Probleme wegen mit großen Unsicherheiten behaftet. Dennoch steht fest: Warmzeitalter, und Eiszeitalter waren gleichermaßen die Erdnormalit¨at, aber die CO 2 Konzentrationen der Erdvergangenheit waren fast immer sehr viel h¨oher als aktuell. In allen Zeiten gab es Leben auf unserer Erde - in den Warmzeiten besonders reich - und nat¨ urlich auch in den Ozeanen, die keineswegs infolge h¨oherer CO 2 Konzentrationen an ¨ Ubersauerung krankten (s. unter 4.5.5). Insbesondere die faszinierenden Dinosaurier, die etwa zwischen 235 und 65 Mio. Jahren vor unserer Zeit die Erde beherrschten, gediehen gleichermaßen pr¨achtig bei k¨alteren und w¨armeren Temperaturen als heute. Betrachtet man in Bild 4.8 den CO 2 -Verlauf, sieht man: S¨amtliche, CO 2 -verbrauchenden Vorg¨ange, wie die Bildung der fossilen Kohle-, Erd- ¨ol- und Gasvorkommen, haben der Erdatmosph¨are zunehmend das f¨ ur die Existenz von Pflanzen und Tieren unabdingbare CO 2 entzogen. Wenn 155 <?page no="164"?> 4 Klima wir heute fossile Brennstoffe verfeuern, geben wir der Atmosph¨are damit nur einen Teil dieses Kohlenstoffs wieder zur¨ uck. Schauen wir nunmehr ”nur noch” etwa eine halbe Million Jahre zur¨ uck! Seit dieser Zeit sind die Erdtemperaturen relativ kurzfristigen Schwankungen unterworfen, den Eiszeiten oder Glazialen (nicht mit Eiszeitaltern zu verwechseln) und den Warmzeiten oder Interglazialen. Eine halbe Million Jahre sind in Bild 4.8 viel zu kurz, um Einzelheiten hervortreten zu lassen. Wir dehnen daher die Zeitskala und kommen zu Bild 4.9. Jetzt wird erkennbar, dass wir uns momentan am Ende einer Zwischenwarmzeit befinden. Wir werden uns daher in den n¨achsten Jahrtausenden recht sicher in einer neuen Eiszeit wiederfinden, man erkennt dies bereits intuitiv beim gedanklichen Fortsetzen der Temperaturkurve in die Zukunft. Hoffentlich kommt diese Kaltzeit nicht zu schnell, prinzipiell kann es mit dem Temperaturabstieg jederzeit losgehen! Die Temperaturkurve in Bild 4.9 zeigt ferner, dass es in den letzten 400.000 Jahren ¨ uber mehr als 90% der Gesamtzeit wesentlich k¨alter war. Und das heißt ”wirklich” k¨alter, wenn man die Eiszeit-Temperaturabstiege mit den relativ geringen Variationen der letzten 10.000 Jahre vergleicht. L¨ander wie Schweden, Kanada, Sibirien etc. sind dann definitiv f¨ ur Menschen unbewohnbar. Hat die Intuition bei der Fortsetzung der Kurve einen realen Hintergrund? Durchaus, denn verursacht wird die un¨ ubersehbare Periodizit¨at in Bild 4.9 mit hoher Wahrscheinlichkeit durch astronomische Zyklen. Der serbische Astrophysiker Milutin Milankovi´c hat in den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Ursachen in kleinen Schwankungen der Solarkonstante (Strahlungsintensit¨at der Sonne) entdeckt. Er konnte dann nachweisen, dass die Strahlungsintensit¨at der Sonne bis zu 10% langfristig schwankt. Daf¨ ur sind im Wesentlichen 3 Zyklen verantwortlich [181]: - Die Pr¨azession der Erdrotationsachse mit Zyklen von 25.700 bis 25.800 Jahren. - Die ¨ Anderung des Neigungswinkels der Erdachse mit einem Zyklus von ∼ 41.000 Jahren. - Die Radius¨anderung der Erdumlaufbahn um die Sonne mit einem Zyklus von ∼ 100.000 Jahren 156 <?page no="165"?> 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute 400k 300k 200k 100k 0 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 ! "# $$ "# Bild 4.9: Antarktische Temperaturen aus Eisbohrkernen der russischen Vostok-Station. Der Wert 0 ◦ C der Temperaturkurve entspricht etwa unserer heutigen globalen Durchschnittstemperatur [210]. Allein ausreichend ist die Milankovi´c-Hypothese allerdings nicht. Zur endg¨ ultigen Erkl¨arung sind noch weitere Effekte einzubeziehen. Eine endg¨ ultige Theorie, die alle Messungen mit einem Eiszeitmodell, denen die Milankovi´c-Zyklen zugrunde liegen, in ¨ Ubereinstimmung bringen kann, steht bis heute aus, denn auch ¨ uber die Milankovi´c-Zyklen gibt es keine absolute Kenntnissicherheit. Der Klimaforscher R. Muller von der US Universit¨at Berkeley stellte die Theorie von dem zyklischen Durchgang der Erde durch kosmische Staubg¨ urtel auf, und der renommierte Mathematiker Carl Wunsch vom MIT wies nach, dass die Korrelation des Temperaturverlaufs in Bild 4.9 mit den Milankovi´c-Zyklen auch zuf¨allig sein k¨onnte [300]. Bild 4.9 zeigt weiter, dass es in der Fr¨ uhgeschichte der Menschheit in der sog. Weichsel-Kaltzeit (115.000 - 11.700 Jahre vor unserer Zeit) extrem kalt war. In diesem Zeitraum entstanden die ber¨ uhmten Bilder in s¨ udfranz¨osischen H¨ohlen, wie z.B. von Lascaux. Das Ende dieser Kaltzeit 157 <?page no="166"?> 4 Klima war von gut bekannten, zum Teil extrem kurzfristigen und sehr heftigen Klimaschwankungen gepr¨agt. Diese waren, das muss angesichts der aktuellen Klimadiskussion betont werden, wesentlich st¨arker als heute. Damals gab es sogar innerhalb eines Menschenlebens klimatisch relevante Temperaturerh¨ohungen oder -absenkungen um mehrere Celsius-Grade. Heute geht es dagegen nur um Zehntelgrade. Erst in j¨ ungster Zeit erdgeschichtlichen Maßstabs, also seit etwa 10.000 Jahren, gibt es in unseren Breiten ein relativ gleichm¨aßiges Klima (Bild 4.10). F¨ ur historisch kundige Leser ist die Temperaturkurve in Bild 4.10 keineswegs ¨ uberraschend, denn ihr Verlauf deckt sich mit tradierter Geschichte. Die holl¨andischen Genre-Bilder einer schlittschuhlaufenden Dorfbev¨olkerung in der kleinen Eiszeit, die in Bild 4.10 gut identifizierbar ist, sind weltber¨ uhmt. In dieser Zeit muss es nach dem Gef¨ uhl der Zeitgenossen sehr kalt gewesen sein. Anderenfalls h¨atten sich Schnee und Eis nicht so pr¨agnant in der Malerei niedergeschlagen. Die Burgbewohner des Mittelalters h¨atten sich ohne die h¨oheren Temperaturen der mittelalterlichen W¨armeperiode in ihren Gem¨auern sehr viel unbequemer gef¨ uhlt. Und ob sich bei k¨ uhlem Klima eine so warmherzige Kultur wie der Minnesang ausgebildet h¨atte, darf bezweifelt werden. In den Berner Alpen waren im 13. und 14. Jahrhundert die Gletscher kleiner als heute, denn ohne diesen g¨ unstigen Umstand w¨aren die alemannischen Walser nicht so leicht vom Berner Oberland ins Wallis gelangt. In dieser Warmperiode war sogar Gr¨onland gr¨ uner als heute. Der von den Wikingern verliehene Name, der darauf hinweist, hat sich bis heute erhalten. Die R¨omer haben fast ganz Europa mit Sandalen und den aus Historienfilmen anschaulich bekannten Beinkleidern erobert. Und ob der Marsch von Hannibal mit seinen Elefanten, von Norden her ¨ uber die Alpen nach Oberitalien hinein bei den heutigen Schnee- und Gletscherverh¨altnissen gelungen w¨are, ist sehr fraglich. Die starke Warmzeit 4500 Jahre vor heute erm¨oglichte das Entstehen der ersten Zivilisationen an Euphrat und Nil. Die Sahara war 6000 Jahre vor heute eine gr¨ une Savanne. Von den damaligen Regenf¨allen profitieren heute noch Oasen, deren Bewohner mehrere tausend Jahre altes Untergrundwasser an die Oberfl¨ache pumpen und dort f¨ ur die Landwirtschaft nutzen. Das Vordringen von Nordv¨olkern infolge Klimaverschlechterung hat zum Untergang des r¨omischen Imperiums beigetragen. Gletscherforscher k¨onnen uns wich- 158 <?page no="167"?> 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute Bild 4.10: Nordhemisph¨arische Mitteltemperaturen der letzten 11.000 Jahre. Die Temperaturen zu Zeiten des r¨omischen Klima-Optimums (RO), im Mittelalter (MWP) und insbesondere im Holoz¨an (4500 und 7000 Jahre vor heute) waren h¨oher als aktuell. Bildquelle: H. Kehl [111]. tige Aussagen zur Klimavergangenheit machen, denn Gletscher sind besonders empfindliche Zeugen f¨ ur Temperatur¨anderungen. Die Aussage von Prof. Gernot Patzelt, dass es 2/ 3 des Zeitraums der letzten 10.000 Jahre bei uns w¨armer war als heute, wurde bereits erw¨ahnt. Der aktuelle R¨ uckgang der Alpengletscher, der bereits Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte, als es praktisch noch kein anthropogenes CO 2 gab, ist keineswegs so weit fortgeschritten wie in den in Bild 4.10 erkennbaren Warmzeiten der Vergangenheit. Wenn also Klima-Alarmisten angeben, heute sei es seit 650.000 Jahren ”wahrscheinlich” am w¨armsten und von einem ungew¨ohnlichen, katastrophalen Abschmelzen der Alpengletscher sprechen, so ist dies sachlich falsch. Zu den Bildern 4.8 bis 4.10 sind Erl¨auterungen erforderlich, denn der Leser wird sich fragen, wie man diese Kurven erh¨alt. Die ausf¨ uhrliche Antwort verbietet sich aus Platzgr¨ unden, eine kurze Skizze muss gen¨ ugen. Weil es vor Tausenden oder gar Millionen von Jahren nat¨ urlich noch keine Thermometer oder schriftliche ¨ Uberlieferungen gab, ist nur der indirekte Weg mit Hilfe von sogenannten Proxy-Daten oder kurz ”Proxies” m¨oglich. Bei der Kollision von Atomen in der Atmosph¨are mit hochenergetischen Teilchen der kosmischen Strahlung entstehen die 159 <?page no="168"?> 4 Klima sog. kosmischen Isotope. Hierzu z¨ahlen z.B. das Kohlenstoffisotop 14 C und das Berylliumisotop 10 Be. Diese Isotope werden in Eisschichten und Sedimenten eingelagert und stellen somit kosmochrone Archive f¨ ur die Intensit¨at der H¨ohenstrahlung und damit der Sonnenaktivit¨at dar. Die Verh¨altnisse der Sauerstoffisotope 18 O zu 16 O und auch von Deuterium zu Wasserstoffin Eis, Tierknochen und Sedimenten, im Allgemeinen abgek¨ urzt als δ 18 O bzw. δ 2 H stellen weitere Maßst¨abe f¨ ur Vergangenheitstemperaturen dar, denn sie sind temperaturabh¨angig. Weitere Verfahren analysieren Baumringdicken, Korallen oder Stoma- Indizes von fossilen Blattresten, letztere erlauben R¨ uckschl¨ usse auf den CO 2 -Gehalt zu Lebzeiten des Blatts. Stomata sind kleine Poren im Blatt, durch welche CO 2 aufgenommen und Sauerstoffwieder abgegeben wird. Zur Altersbestimmung der Fossilfunde gibt es eine Reihe von weiteren ausgefeilten physikalischen Methoden, auf die hier nicht n¨aher eingegangen werden kann. Wegen der geringen Isotopenkonzentrationen sind die methodischen Anspr¨ uche an alle einschl¨agigen Verfahren sehr hoch, ferner kann es zu Verf¨alschungen durch Ablagerungsprozesse kommen. Eine der qualitativ besten Proxy-Temperaturkurven f¨ ur den Zeitraum der letzten 2000 Jahre wurde von den Forschern Christiansen und Ljungqvist aus 91 Einzelreihen (Eis, Baumringe, Stalagmiten, Sedimente) zusammengesetzt (Bild 4.11). Die Zeitaufl¨osung der Kurve von einem Jahr ist so gut, dass sich in der Darstellung der Gesamtzeit Einzelheiten ¨ uberlagern und der Grobverlauf erst mit Hilfe von Gl¨attung besser erkennbar wird. Sieht man sich die Kurve im zugeh¨origen Zeitzoom (hier nicht dargestellt) n¨aher an, werden Details erkennbar. Die im Buch”Ludwig XI” vom Historiker P.M. Kendall geschilderten Klima-Unbilden w¨ahrend der letzten Lebensjahre dieses bedeutenden franz¨osischen Herrschers sind beispielsweise gut zu identifizieren. Gut erkennbar ist ferner das mittelalterliche Klimaoptimum sowie die kleine Eiszeit am Ende des 17. Jahrhunderts. Aus der Kurve geht aber auch hervor, dass zu allen Zeiten starke kurzfristige Fluktuationen die Regel waren. Es gab also zwischendurch auch im mittelalterlichen W¨armeoptimum k¨ uhlere und w¨ahrend der kleinen Eiszeit mildere Jahre. Dies erkl¨art die zuvor geschilderten ”Klimakapriolen” von Johann Peter Hebel. Das mittelalterliche W¨armeoptimum war im ¨ Ubrigen durch nat¨ urliche Vorg¨ange gekennzeichnet, die heute angesichts der allseits herrschenden Klimafurcht helle Panik ausl¨osen 160 <?page no="169"?> 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute 0 500 1000 1500 2000 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Jahr 1700 1800 1900 2000 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Jahr -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Bild 4.11: Temperaturverlauf der letzten 2000 Jahre (Nordhemisph¨are) [40]. Grau: Temperaturganglinie von Christiansen / Ljungqvist, blau: mittelenglische Reihe, rot: Gl¨attungen. Rechtes Bild Zeitzoom der Jahre 1650 bis heute, in dem die j¨ ungste Abk¨ uhlung erkennbar wird. Die j¨ ungste Erw¨armung entspricht etwa der mittelalterlichen Zeit und ist kleiner als das r¨omische Optimum oder gar die beiden Holoz¨an-Maxima in Bild 4.10 w¨ urden. So berichtet der Biologe Prof. Josef Reichholf, dass die ber¨ uhmte Regensburger Steinbr¨ ucke in den Jahren 1135 - 1146 in der trockenen Donau gebaut werden konnte [220]. Die großen deutschen Fl¨ usse f¨ uhrten in den heißen Sommern kaum noch Wasser, so dass zu K¨oln die Einwohner in solchen Sommerzeiten den Rhein trockenen Fußes ¨ uberquerten. Besonders interessant f¨ ur uns wird es nat¨ urlich im Zeitraum der letzten 350 Jahre, denn ab 1659 beginnen die direkten Thermometermessungen der ber¨ uhmte mittelenglischen Temperatur-Reihe (CET), die in Bild 4.11 mit eingetragen ist. Die industrielle Revolution nahm 161 <?page no="170"?> 4 Klima dann etwa Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang. Ab dieser Zeit beginnen die menschgemachten CO 2 Emissionen anzusteigen. In Bild 4.12 sind die Temperaturganglinien der verl¨asslichsten sechs Thermometerreihen aus sorgf¨altig ¨ uber Jahrhunderte betreuten Messtationen gezeigt. Sie reichen fr¨ uhestens bis etwa 1760 zur¨ uck und liegen als Monatsmittelwerte vor. Die Stationen sind Hohenpeissenberg (Bayern), Kremsm¨ unster ( ¨ Osterreich), Prag, M¨ unchen, Paris und Wien. Die Ganglinien sind als Anomalien, dividiert durch ihre jeweilige Standardabweichung dargestellt. Damit sind direkte Vergleiche der nun dimensionslosen Reihen untereinander m¨oglich. In einer ”Anomalie” [ ◦ C] werden die Abweichungen von einem festen Wert - meist dem Mittelwert der Reihe - gebildet. Die Standardabweichung [ ◦ C] kennzeichnet die Schwankungsbreite. Alle 6 Reihen zeigen die gleiche typische V-Form, zuerst einen Temperaturabfall von etwa 1790 bis 1880 und danach einen Temperaturwiederanstieg bis etwa zum Jahre 2000. Dieser auff¨allige V-Verlauf war kein lokales europ¨aisches Ph¨anomen! Dies zeigt sich, wenn man zuerst die Mittelwerte aller 6 normierten Reihen von Bild 4.12 bildet (die gut zusammenpassen) und vergleichend eine δ 18 O Reihe vom Jahre 1801 bis 1997 dar¨ uberlegt. Die wurde von einer Forschergruppe des Alfred-Wegener Instituts Bremerhaven (AWI) aus einem antarktischen Eisbohrkern gewonnen [200] und ist hier ebenfalls als Anomalie dividiert durch ihre Standardabweichung normiert. Bild 4.13 zeigt diesen Vergleich. Es tritt eine sehr gute ¨ Ubereinstimmung zu Tage, die belegt, dass es sich bei dem V-f¨ormigen Temperaturverlauf um ein globales Ph¨anomen der letzten 200 Jahre handelte. Nat¨ urlich provoziert der deutlich erkennbare V-Verlauf eine interessante Frage: Wenn man als Ursache f¨ ur den Temperaturanstieg des 20. Jahrhunderts anthropogenes CO 2 annimmt, was ist dann die Ursache der etwa gleichstarken Temperaturabnahme im 19. Jahrhundert gewesen? Die Gr¨ unde beider Ph¨anomene sind bis heute unbekannt. Der Leser ist jetzt sicher gespannt darauf, wie es mit den Temperaturmessungen in j¨ ungster Zeit weitergegangen ist und vor allem, welche Ergebnisse sich aus ihren Auswertungen ergaben. Immerhin stieg bereits Ende des 19. Jahrhunderts die Anzahl der systematischen Temperaturmessungen sprunghaft an. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts kamen viele Tausende durchgehender Messreihen von ¨ uberall auf der Welt ver- 162 <?page no="171"?> 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute 1800 1850 1900 1950 2000 -3 -2 -1 0 1 2 3 T Anomalie / σ 1800 1850 1900 1950 2000 -3 -2 -1 0 1 2 3 1800 1850 1900 1950 2000 -3 -2 -1 0 1 2 3 1800 1850 1900 1950 2000 -3 -2 -1 0 1 2 3 T Anomalie / σ 1800 1850 1900 1950 2000 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 1800 1850 1900 1950 2000 -3 -2 -1 0 1 2 3 Bild 4.12: Sechs der zeitlich am weitesten zur¨ uckreichenden Temperaturganglinien aus Thermometermessungen weltweit [169]. streuten meteorologischen Stationen dazu - mit einer Einschr¨ankung: Tats¨achlich konzentrieren sich die Messtationen in einem relativ schmalen Breiteng¨ urtel der Nordhemisph¨are. In der S¨ udhemisph¨are, die einen gr¨oßeren Ozeananteil aufweist und auch erst relativ sp¨at industriell erschlossen wurde, gibt es bis heute wesentlich weniger Messtationen als auf der Nordhalbkugel. In Bild 4.14 sind schließlich drei globale Temperaturverl¨aufe angegeben, die jeweils aus Mittelungen ¨ uber zahlreiche lokale Temperaturganglinien destilliert wurden, die alle am Anfang des 20. Jahrhunderts beginnen. Maßgebend f¨ ur die Erstellung solcher Globalverl¨aufe sind die National Oceanic and Atmospheric Administration der USA (NOAA), das Goddard Institute for Space Studies (GISS) der US Raumfahrtbeh¨orde NASA und die Climate Research Unit (CRU) der britischen Universit¨at East Anglia. Es handelt sich, wie schon in den vorangegangenen Bildern, um Anomalien, also um Abweichungen von einem Mittelwert. Die GISS und CRU Reihen (rot und blau in Bild 4.14) werden vom IPCC als relevant angesehen und in den IPCC-Berichten gezeigt. Die vom Buchautor zusammen mit Dr. Rainer Link und Prof. Friedrich-Karl Ewert aus den Daten von GISS erstellte Kurve (schwarz, im Folgenden 163 <?page no="172"?> 4 Klima 1750 1800 1850 1900 1950 2000 -3 -2 -1 0 1 2 3 T, δ 18 Ο: Anomalies / σ year AD Bild 4.13: Mittelwerte-Reihe aller Einzelreihen von Bild 4.12 (grau) zusammen mit der δ 18 O - Ganglinie aus einem antarktischen Eisbohrkern (hellblau) [200]. Auffallend ist das starke Zwischenmaximum des Eisbohrkerns um das Jahr 1930, das sich auch in der (schwarzen) Kurve von Bild 4.14 wiederfindet LLE abgek¨ urzt) stellt dagegen die Mittelwerte von rund 600 Stationsdaten dar - mit Einwohnerzahlen des zugeh¨origen Ortes unter 1000 zur Vermeidung von st¨adtischen W¨arme-Inseleffekten bei zu dichter Besiedelung [166]. Die Datenbasis ist somit die gleiche wie die der (roten) GISS-Kurve. Bei der Erstellung von LLE wurden keine Ver¨anderungen der Einzelreihen vorgenommen, die in der Fachliteratur etwas euphemistisch als ”Homogenisierungen” bezeichnet werden. Bei den Kurven des CRU und des GISS ist dies anders. Hier wurden Homogenisierungen in Form von Gl¨attungen, willk¨ urlichem Weglassen bestimmter Einzelreihen, Ver¨anderungen von Einzelreihen (wenn sie sich von benachbarten Stationen zu sehr unterscheiden) usw. vorgenommen, die willk¨ urlich definierten Kriterien der Bearbeiter nicht entsprachen. Ersichtlich hat sich dies zumindest auf den Schwankungsgrad (Standardabweichung) stark ausgewirkt. Homogenisierungen sind oft nicht dokumentiert und in die- 164 <?page no="173"?> 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute 1900 1920 1940 1960 1980 2000 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 Jahr Bild 4.14: Globaltemperaturen des 20. Jahrhunderts als Anomalien. Rot: Kurve des GISS NASA [97], Blau: Kurve des CRU, Hadcrut3 [103], Schwarz: Kurve H.-J. L¨ udecke, R. Link und F.-K. Ewert (LLE) [166]. sen F¨allen nat¨ urlich nicht nachvollziehbar. Insbesondere beim GISS der Nasa scheinen die Homogenisierungen dazu zu dienen, die zahlreichen Abw¨artstrends von Stationen in politisch gew¨ unschte ”Aufw¨artstrends” umzuwandeln. Ein Schelm ist, wer dabei von wissenschaftlichem Betrug spricht. Diese befremdlichen Vorkommnisse sind inzwischen bekannt geworden [96]. Es spricht vieles daf¨ ur, solche Eingriffe in das Datenmaterial generell zu unterlassen oder zumindest die Rohdaten mit zur Verf¨ ugung zu stellen. Entsprechend ergeben sich, wie Bild 4.14 zeigt, etwas unterschiedliche Ergebnisse. Immerhin stimmen die Grobverl¨aufe ¨ uberein. Die Kurve von LLE zeigt mehr Details, hier insbesondere die starke Erw¨armung in den 1930-er Jahren und den j¨ ungsten Temperaturr¨ uckgang ab etwa 2000. In allen drei Kurven ist gleichermaßen ein Temperaturanstieg bis etwa 1935, gefolgt von einem lang anhaltenden Abfall bis etwa 1975 und schließlich ein erneuter Anstieg bis etwa zum Jahre 2000 erkennbar. Ohne ¨ uber die Ursachen der unterschiedlichen Verl¨aufe der in Bild 4.14 gezeigten Globalreihen zu spekulieren, kann als Gemeinsamkeit aller drei 165 <?page no="174"?> 4 Klima Globalreihen festgehalten werden, dass sie mit dem stetigen Anstieg des CO 2 (s. Bild 4.16 unter 4.9.1) nicht ¨ ubereinstimmen. Hier sind insbesondere die Abk¨ uhlungsperioden 1935-1980 und ab 1997 zu nennen. Zweifel, ob ¨ uberhaupt von einer maßgebenden globalen Erw¨armung im 20. Jahrhundert gesprochen werden darf, ¨außern die Klimaexperten Joseph D’Aleo und Anthony Watts, ferner weisen sie auf die starke Erw¨armung in den 1930-er Jahren hin, wie sie auch hier aus der Globalkurve von LLE hervorgeht [44]. Im Gegensatz zur Temperatur-Zeitmittelung ist ¨ ubrigens die Ortsmittelung von Temperaturen weit voneinander entfernter Messtationen problematisch. Zur Veranschaulichung f¨ uge man eine 100 ◦ C heiße Eisenplatte mit einer Holzplatte identischer Abmessungen aber nur 0 ◦ C zusammen. Rechnerisch betr¨agt der Temperaturmittelwert 50 ◦ C, real ist er wegen der gr¨oßeren W¨armekapazit¨at des Eisens aber h¨oher. Die gleiche Problematik betrifft ”Globaltemperaturen”. Etwa 70% der Erdoberfl¨ache sind Ozeane, die eine h¨ohere W¨armekapazit¨at als Landmassen aufweisen. Die weit ¨ uberwiegende Anzahl von Messtationen befindet sich aber auf Land. Im Grunde lassen sich zuverl¨assige Aussagen nur f¨ ur lokale Temperaturganglinien oder f¨ ur Mittelungen von Temperaturreihen ¨ uber nicht zu große Entfernungen gewinnen [62]. An Stelle von Globaltemperaturen untersucht man besser eine große Anzahl von Einzeltemperaturganglinien auf statistische Gemeinsamkeiten. Dieser Weg ist bislang relativ selten beschritten worden, obwohl in den Datenb¨anken der NASA und des CRU Tausende von Ganglinien zur Verf¨ ugung stehen. Aus solchen statistischen Untersuchungen sind mehr Informationen zu gewinnen, denn durch die rechnerische Mittelung werden viele Eigenschaften der Einzelreihen eingestampft und verwischt. Immerhin weisen rund ein Viertel aller Temperaturreihen, die sich ¨ uber das gesamte 20. Jahrhundert erstrecken, eine Temperaturabnahme, keine Zunahme auf. Schauen wir uns nun den Kenntnisstand an, wie er sich im Laufe der Zeit ab dem Jahre 1997 entwickelte! Erkenntnisstand im Jahre 1997: Im Jahre 1997 ver¨offentlichte der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung (WGBU) das Sondergutachten ”Klimaschutz” [268]. In diesem heißt es auf S.8, Abschnitt 2.1, letzter Absatz: ”Wegen der hohen nat¨ urlichen Klimavariabilit¨at ist es sehr schwierig nachzuweisen, ob der 166 <?page no="175"?> 4.8 Die Geschichte der Erdtemperaturen bis heute Mensch die beobachtete Klima¨anderung mitverursacht hat”. Man darf dies in den Klartext ¨ ubersetzen, dass es keinen solchen Nachweis gab. Erkenntnisstand im Jahre 2003: Eine maßgebende, systematische Untersuchung von Temperaturreihen weltweit verstreuter Stationen wurde im Jahre 2003 ver¨offentlicht [236]. Es kamen 95 Temperaturganglinien zur Anwendung, die L¨ange der Reihen betrug zwischen 50 und mehr als 100 Jahren. Als Ergebnis der Fachpublikation, die auch der gegenw¨artige Direktor des WBGU, Prof. Hans-Joachim Schellnhuber als Mitautor zeichnete, ist in der Zusammenfassung unter (iii) nachzulesen: ”In der weit ¨ uberwiegenden Anzahl aller Stationen konnten wir keine globale Erw¨armung im 20. Jahrhundert auffinden”. Erkenntnisstand im Jahre 2011: Im Jahre 2011 erschienen zeitgleich zwei weitere Studien. Die erste stammte von der renommierten US Universit¨at Berkeley. Sie umfasste mehr als 30.000 Temperaturreihen, von denen aber sehr viele nur wenige Jahrzehnte lang sind. Die Studie ist unter dem K¨ urzel BEST bekannt, wurde zun¨achst wegen erheblicher M¨angel ist schließlich doch erschienen [16]. Das Ergebnis: Die gefundenen Temperaturverl¨aufe entsprechen in etwa den in Bild 4.14 ablesbaren Werten. Besonders bemerkenswert: Ein Viertel aller Temperaturreihen weltweit zeigen im 20. Jahrhundert Abk¨ uhlung ! Die Autoren ¨außern die Auffassung, dass die gemessenen Temperaturverl¨aufe ohne menschliches Zutun (im Wesentlichen CO 2 Emissionen) nicht erkl¨arbar seien. Eine weitere Studie auf der Datenbasis von etwa 2500 Temperaturganglinien des GISS wurde vom Buchautor, zusammen mit zwei Koautoren, in 2011 abgeschlossen. Diese Studie wurde bereits unter dem K¨ urzel LLE erw¨ahnt. Sie durchlief das Begutachtungsverfahren erfolgreich und wurde im International Journal of Modern Physics C ver¨offentlicht [166]. Danach wurde sie freundlicherweise auf dem Blog der Mitautorin der BEST Studie (Prof. Judith Curry), sowie einem US-Blog f¨ ur Statistiker besprochen und mit hoher Leserbeteiligung diskutiert. Schließlich berichtete auch der FOCUS Online ¨ uber LLE und BEST und titelte dabei zutreffend ”Viel L¨arm um nichts” [82]. Theoretische Grundlage von LLE 167 <?page no="176"?> 4 Klima war eine maßgebliche Weiterentwicklung der gleichen Analysemethode (Persistenzanalyse [66]), wie sie bereits in der oben erw¨ahnten Arbeit von H.-J. Schellnhuber vom Jahre 2003 eingesetzt wurde. Ergebnis: LLE zeigt keine maßgebenden Unterschiede zur BEST Studie. Es wurde, wie auch bei BEST, gefunden, dass weltweit ein Viertel aller Temperaturreihen im 20. Jahrhundert Abk¨ uhlung statt Erw¨armung zeigen. Neu war dagegen bei LLE, dass es die verwendete Persistenzanalyse erlaubte, die Wahrscheinlichkeit daf¨ ur anzugeben, ob eine Temperaturreihe vorwiegend nat¨ urlich, oder durch einen externen Trend, z.B. Stadterw¨armungseffekte bestimmt ist. Je nach Art der verwendeten Temperaturreihen, zum Beispiel Stationen mit hoher bzw. niedriger Einwohnerdichte, wurde als wichtigstes Ergebnis gefunden, dass nur 30- 40% aller untersuchten, 100-Jahre langen Temperaturreihen unnat¨ urlich sind. Damit ist gemeint, dass sie von einem externen Trend dominiert werden. Welche Antriebe f¨ ur diese ”unnat¨ urlichen” Temperaturreihen mit Erw¨armungstrend verantwortlich waren, ist mit dem verwendeten Verfahren leider nicht zu ermitteln. Die Ursachen des Auftretens von ”unnat¨ urlichen” Temperaturreihen kann man daher nur vermuten. Unter anderen kommen ungew¨ohnliche Ver¨anderungen der Sonnenaktivit¨at, Messergebnisverf¨alschungen durch st¨adtische W¨armeinseln, aber auch menschgemachte Treibhausgase und weiteres mehr in Frage. Daher unterscheidet sich das Ergebnis von LLE nur in einem unscheinbaren, aber dennoch maßgebenden Punkt von BEST. In BEST wird der nicht erkl¨arbare, relativ kleine ”Erw¨armungsrest des 20. Jahrhunderts” ohne Begr¨ undung dem menschgemachten Einfluss zugeschrieben, weitere Ursachenm¨oglichkeiten werden ignoriert. Zu betonen ist freilich, dass sowohl LLE als auch BEST zeigen: Anthropogenes CO 2 spielt bei der Temperaturentwicklung des 20. Jahrhunderts allenfalls eine untergeordnete Rolle. In Zusammenfassung ist zu konstatieren, dass sich auch im Jahre 2011 am Erkenntnisstand der Jahre 1997 und 2003 nichts ge¨andert hat. In der Fachliteratur wird die Suche nach einem anthropogenen Einfluss auf Erdtemperaturen als das ”Attribution and Detection Problem” bezeichnet. Es ist bis heute ungel¨ost. Es muss daher zum wiederholten Male darauf hingewiesen werden, dass es bis heute keine Messbelege f¨ ur eine 168 <?page no="177"?> 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 Beeinflussung der globalen Mitteltemperatur durch den Menschen gibt. Das ist nat¨ urlich kein Beweis, dass er nicht existiert. Er ist aber ganz offensichtlich zu klein, um ihn aus dem viel gr¨oßeren nat¨ urlichen ”Temperaturrauschen” zuverl¨assig herauszuh¨oren. In j¨ ungster Zeit hat sich angesichts des fast schon ¨ uberw¨altigenden Datenmaterials ¨ uber Landtemperaturen bei den Alarmisten die Erkenntnis durchgesetzt, dass hier kein wissenschaftlicher Durchbruch ihrer AGW- Hypothese mehr zu erwarten ist, im Gegenteil. Als Reaktion darauf verlegt man sich nun vermehrt auf die Ozeane. Vermutungen schießen ins Kraut, so etwa, die sehnlichst erwartete Erw¨armung infolge des anthropogenen CO 2 sei in den Tiefen der Ozeane versteckt. Es lohnt nicht auf diese Phantastereien, die l¨angst widerlegt wurden, n¨aher einzugehen. Fest steht nur, dass f¨ ur die zuk¨ unftige Klimaforschung mit den Vermessungen der Ozeane in der Tat noch viel zu tun bleibt. Im Gegensatz zu Landmessungen betritt man hier Neuland mit dem ARGO-Projekt [10]. 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 CO 2 ist ein inertes Naturgas mit rund 0,04%, oder 400 ppmv Volumenanteil unserer Luft im Jahre 2014. Es ist somit nur ein Spurengas. Dennoch ist es als Hauptbestandteil der Photosynthese von h¨ochster Bedeutung, es ist f¨ ur das Pflanzenwachstum unabdingbar. Ohne CO 2 g¨abe es keine Pflanzen, Tiere oder Menschen auf der Erde. Mit industriellen Abgasen hat es prim¨ar nichts zu tun. Unter diesem Gesichtspunkt darf der Bildungsstand von B¨ urgermeistern und Politikern beurteilt werden, die eine ”CO 2 freie Stadt” oder eine ”CO 2 freie Wirtschaft” anstreben. Bei Verbrennung von Kohle, Erd¨ol und Erdgas, bei der Zementproduktion, in der Landwirtschaft und bei der Waldrodung mit Feuer wird auch CO 2 erzeugt. Man muss daher sorgsam unterscheiden: Verbrennungsvorg¨ange setzen sch¨adliche Stoffverbindungen, wie Schwefel- und Stickoxidverbindungen sowie bei unzureichender Filterung auch Schmutzpartikel und Aerosole frei. Daneben wird auch das Naturgas CO 2 erzeugt. Eine sorgf¨altige Vermeidung der erstgenannten Schmutzstoffe durch Filterung oder andere geeignete Maßnahmen ist absolut notwen- 169 <?page no="178"?> 4 Klima dig. CO 2 -Vermeidung - im Gegensatz zu Aerosolen und Schmutz ist die Wegfilterung von CO 2 nicht m¨oglich - ist dagegen sinnlos und wirkungslos. CO 2 ist f¨ ur sichtbares Licht durchl¨assig und somit unsichtbar. Es absorbiert in bestimmten Frequenzbereichen Infrarotstrahlung (IR) und tr¨agt daher zum Treibhauseffekt bei. In der folgenden Tabelle 4.2 sind die wichtigsten Treibhausgase zusammengestellt. Treibhausgas Beitrag zum TE °C Beitrag zum TE % Wasserdampf H 2 O 20,6 62,4 Kohlendioxid CO 2 7,0 21,2 bodennahes Ozon O 3 2,4 7,4 Distickstoffoxid N 2 O 1,4 4,0 Methan CH 4 0,8 2,4 weitere 0,6 1,9 Summe 33,0 100 Tabelle 4.2: Die wichtigsten Treibhausgase. CO 2 nimmt einen Volumenanteil von 0,04%, Methan von 0,000175% und Ozon von 0,000001% der Erdatmosph¨are ein [87]. Die Treibhauswirkung eines Gases ergibt sich aus seiner Konzentration in der Atmosph¨are und der St¨arke seiner IR-Absorption. Nur Wasserdampf, CO 2 , Ozon und CH 4 sind maßgebende Treibhausgase. Den L¨owenanteil des Treibhauseffekts verursacht der Wasserdampf. Neben CO 2 , O 3 und CH 4 gibt es noch unbedeutende Treibhausgase und nicht n¨aher spezifizierte Reste. Der Treibhauseffekt ist einerseits ein sehr einfacher, andererseits aber auch ein sehr komplexer Mechanismus. Einfach, weil seine Wirkungsweise leicht erkl¨art werden kann. Komplex, weil Details und genaue St¨arke, insbesondere was den Einfluss des menschge- 170 <?page no="179"?> 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 machten CO 2 betrifft, kaum zug¨anglich sind. Nun die Erkl¨arung in zwei Stufen, je nach Geschmack des Lesers. Die dritte, am weitesten in die physikalischen Details gehende Erkl¨arung kann im externen Anhang unter ”Der Treibhauseffekt” nachgelesen werden [66]. In der einfachsten Erkl¨arung stellen wir uns als Analogie eine w¨armende Bettdecke vor. Die Treibhausgase vertreten die Bettdecke. Leser mit technischen oder physikalischen Kenntnissen werden hiermit kaum einverstanden sein. Die W¨armewirkung der Bettdecke erfolgt n¨amlich durch Konvektionsverhinderung, denn die vom K¨orper erw¨armte Luft kann nicht entweichen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde w¨armt auch Winterkleidung (W¨armestau). Aus diesem Bild stammt aber tats¨achlich die etwas ungl¨ uckliche Bezeichnung ”Treibhauseffekt”. Ein G¨artnertreibhaus erw¨armt sich, weil Sonneneinstrahlung den Boden erw¨armt. Die durch W¨armeleitung im Treibhaus erw¨armte Luft kann nicht entweichen - dies ist der Treibhauseffekt eines G¨artnertreibhauses. Das Bild ist ”schief”, weil die Atmosph¨are keine physischen Begrenzungen aufweist. Sie ist nach oben hin offen. Daher nun eine genauere Erkl¨arung: Die kurzwellige Sonneneinstrahlung durchquert praktisch ungehindert die Atmosph¨are und erw¨armt den Erdboden und das Wasser der Ozeane. Der erw¨armte Erdboden und die Ozeane strahlen ihre W¨arme als Infrarot (IR) wieder ab. Die Treibhausgase der Atmosph¨are, die die kurzwellige Sonnenstrahlung noch durchließen, absorbieren dagegen zu Teilen (Linienspektren) das langwellige IR. Nun kommt der ber¨ uhmte Energieerhaltungssatz zum Zuge. Die von der Sonne kommende und von der Erde aufgenommene Gesamtenergie muss zeitgemittelt in gleicher Energiemenge wieder ins Weltall abgestrahlt werden. W¨are dies nicht so, w¨ urde die Erde entweder vergl¨ uhen oder zu einem Eisklumpen werden. Durch die IR Absorption der Treibhausgase ist dieses Energiegleichgewicht nicht mehr vorhanden. Die Natur - in Befolgung ihrer eigenen Gesetze - stellt das Energiegleichgewicht wieder her, indem sie die Bodentemperatur und infolge W¨armeleitung die Temperatur der Atmosph¨are erh¨oht und dadurch das IR-Abstrahlungsdefizit wieder ausgleicht. Es handelt sich stets um gleichzeitig ablaufende dynamische Prozesse von Erw¨armung durch eine W¨armequelle, hier die Sonne und von gleichzeitig ablaufender Abk¨ uhlung, hier von IR ins Weltall. Das Gleichgewicht dieser beiden gegenl¨aufigen Prozesse bestimmt die Erdtemperatur. 171 <?page no="180"?> 4 Klima Die Details des Treibhauseffekts sind zwar komplex, aber die moderne Messtechnik kann viele Einzelheiten des geschilderten Mechanismus best¨atigen. So ist die Messung der von den Treibhausgasen erzeugten Gegenstrahlung, die den Ausk¨ uhlungsvorgang des Erdbodens abschw¨acht und damit seinen W¨armehaushalt erh¨oht, heute zum Standard geworden. Die St¨arke des atmosph¨arischen Treibhauseffekts, die der direkten Messung nicht zug¨anglich ist, wird mit sehr grob 33 ◦ C berechnet. Der Erdboden und die bodennahe Atmosph¨are w¨aren also im Mittel ¨ uber die gesamte Erdoberfl¨ache und ¨ uber Tag, Nacht und jahreszeitliche Schwankungen ohne Treibhausgase um diesen Wert k¨alter. Weiteres zum CO 2 : Riesige Mengen von CO 2 sind in den Weltmeeren gebunden, und ganze Gebirge setzen sich aus CaCO 3 zusammen. Unsere Alpen und der Himalaya geh¨oren dazu. 90% des CaCO 3 sind ¨ ubrigens organischen Ursprungs, erzeugt von Einzellern [251]. Zur biologischen Rolle des CO 2 soll nur wenig gesagt werden, weil dieser Aspekt hier lediglich am Rande interessiert. Die großen Tropenw¨alder sind infolge von Zersetzungsprozessen Erzeuger von CO 2 und, wie man noch nicht sehr lange weiß, auch vom starken Treibhausgas Methan. Pflanzen und Algen ben¨otigen CO 2 , sind also CO 2 -Senken und produzieren hierbei, zusammen mit Sonnenenergie, Sauerstoff. Nahrungspflanzen liefern mit h¨oherer CO 2 Konzentration h¨ohere Ertr¨age, wobei bei der gegenw¨artigen CO 2 -Konzentration der Erdatmosph¨are noch l¨angst keine S¨attigung dieses Effekts erreicht ist [246]. Bild 4.15 zeigt die Abh¨angigkeit von Ernteertr¨agen und CO 2 -Konzentration der Luft. Holl¨andische und spanische Tomatenz¨ uchter wissen dies, sie begasen ihre Gew¨achsh¨auser mit CO 2 . Das Weizenwachstum hat beispielsweise bei einer sehr hohen CO 2 - Konzentration von 0,12% sein Optimum, also etwa dem Dreibis Vierfachen der heutigen CO 2 -Konzentration, die auch bei Verbrennung aller fossilen Brennstoffe der Erde niemals erreicht werden kann (s. Anhang 6.3). Auf die ”Begr¨ unung” der Erde hat das anthropogene CO 2 bereits einen steigernden Einfluss, dies belegen Satellitenbilder. F¨ ur die menschliche Atmung sind CO 2 -Konzentrationen der Luft bin hin zu etwa 2% praktisch bedeutungslos. Zahlreiche Quellen und Senken von CO 2 spielen in dem ¨ uberaus komplexen CO 2 -Zyklus mit. Die Ozeane enthalten beispielsweise grob 40 Mal soviel CO 2 wie die Atmosph¨are, w¨ahrend der Boden und die Land- 172 <?page no="181"?> 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 0 5 10 15 20 25 30 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750 800 CO 2 (ppm) Yield Change (%) Wheat Rice Maize Soybean Poly. (Soybean) Poly. (Wheat) Poly. (Rice) Poly. (Maize) Bild 4.15: Bessere Ertr¨age bei mehr CO 2 , Bildquelle [246]. pflanzen etwa doppelt soviel CO 2 wie die Atmosph¨are speichern. Der gegenw¨artige Gehalt an Kohlenstoffin der Atmosph¨are betr¨agt etwa 850 GtC. Das IPCC sch¨atzt den menschgemachten Anteil am nat¨ urlichen CO 2 -Zyklus auf knapp 3% ein. Dies stellt eine vernachl¨assigbare St¨orung des nat¨ urlichen Kreislaufs dar. 4.9.1 Die Klimawirkung des anthropogenen CO 2 Die erste ¨offentlich beachtete wissenschaftliche Stellungnahme zur Klimaproblematik wurde in einem Beitrag der angesehenen US-amerikanischen Zeitschrift Newsweek des Jahres 1975 ver¨offentlicht. Man staunt, denn hier ist vom genauen Gegenteil der heutigen CO 2 -Hype die Rede. Damals schrieb die Newsweek (¨ ubersetzt von v. Alvensleben) [194]: ”Es gibt bedrohliche Anzeichen, dass die Wetterverh¨altnisse der Erde begonnen haben, sich dramatisch zu ver¨andern, und dass diese ¨ Anderungen hindeuten auf eine drastische Abnahme der Nahrungsmittelerzeugung - mit ernsten politischen Auswirkungen f¨ ur praktisch jede Nation auf der Erde. ... Die Anhaltspunkte f¨ ur diese Voraussagen haben sich nun so massiv angeh¨auft, dass Meteorologen Schwierigkeiten haben, damit Schritt zu halten. ... Letztes Jahr im April, beim verheerendsten Aus- 173 <?page no="182"?> 4 Klima bruch von Tornados, der je zu verzeichnen war, haben 148 Wirbelst¨ urme mehr als 300 Menschen get¨otet und Schaden in H¨ohe von 500 Millionen Dollar in 13 US-Staaten angerichtet. Wissenschaftler sehen in diesen ... Ereignissen die Vorboten eines dramatischen Wandels im Wettergeschehen der Welt. ....”. Ein gr¨oßerer Klimawechsel w¨ urde wirtschaftliche und soziale Anpassungen in weltweitem Maßstab erzwingen, warnt ein k¨ urzlich erschienener Bericht der National Academy of Sciences (NAS). Und weiter: ”Klimatologen sind pessimistisch dass die politischen F¨ uhrer irgendwelche positiven Maßnahmen ergreifen werden, um die Folgen des Klimawandels auszugleichen oder seine Auswirkungen zu verringern. ... Je l¨anger die Planer z¨ogern, desto schwieriger werden sie es finden, mit den Folgen des klimatischen Wandels fertig zu werden, wenn die Ergebnisse erst bittere Wirklichkeit geworden sind”. Der Newsweek-Text von 1975 warnte somit vor dem Gegenteil der heutigen Bef¨ urchtungen, n¨amlich vor einer katastrophalen, globalen Abk¨ uhlung infolge der von der Industrie verursachten Luftverschmutzung durch Aerosole, die dann nicht mehr genug w¨armendes Sonnenlicht hindurchlassen w¨ urden. ¨ Altere Leser werden sich vielleicht noch an den bef¨ urchteten globalen Winter im Zusammenhang mit Aerosolfreisetzungen infolge eines gr¨oßeren Nuklearkrieges erinnern. Sogar der National Science Board der National Science Foundation der USA warnte vor einer globalen Abk¨ uhlung. Tats¨achlich zeigt die Temperaturkurve der n¨ordlichen Hemisph¨are in Bild 4.14 unter 4.8 eine Abk¨ uhlungstendenz zwischen etwa 1935 und 1980, die der gleichzeitig ansteigenden CO 2 -Konzentration zuwiderlief und daher mit der anthropogenen CO 2 -Erw¨armungshypothese, die oft als AGW abgek¨ urzt wird, ¨ uberhaupt nicht zusammenpasst. Die moderne Fassung der AGW, die die Klima-Alarmisten so stark als ”CO 2 -Gefahr” propagieren und politisch instrumentalisieren, hatte zwei Urspr¨ unge. Zum einen wurde aus der Analyse von Eisbohrkernen in Gr¨onland und der Antarktis festgestellt, dass der CO 2 -Gehalt der eingeschlossenen Luftbl¨aschen w¨ahrend der Eiszeit wesentlich geringer war als danach [201]. Hieraus ergab sich die Hypothese, der abgefallene CO 2 -Gehalt habe eine Abnahme des Treibhauseffekts und damit die Eiszeit ausgel¨ost. Diese Hypothese ist inzwischen widerlegt [305]. Zum zweiten wurde man auf die in Bild 4.16 dokumentierte Zunahme der CO 2 -Konzentration ab Ende der 1950-er Jahre aufmerksam. Die Ver- 174 <?page no="183"?> 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 kn¨ upfung von einem bef¨ urchteten starken Treibhauseffekt durch anthropogenes CO 2 und dem real gemessenen CO 2 -Anstieg war schließlich die Geburt der modernen CO 2 -Problematik. Inzwischen wurde das anthropogene CO 2 entgegen allen naturwissenschaftlichen Fakten zum h¨ochst gef¨ahrlichen Klima-Schadstofferkl¨art. Anthropogenes CO 2 und die angeblich hierdurch verursachte globale Erw¨armung wurde immer mehr zur Bedrohung der Stunde gemacht. Die entsprechenden Vorstellungen sind inzwischen fest in den K¨opfen der Bev¨olkerung verankert und wurden damit zu einem idealen Hebel zur Begr¨ undung fast jeder politisch gew¨ unschten Maßnahme. Aus Bild 4.8 unter 4.8 ging hervor, dass die Konzentration von CO 2 in unserer Atmosph¨are, von einer Ausnahme abgesehen, noch nie so niedrig war wie heute. Manche Leser werden vielleicht schon einmal etwas von der Keeling-Kurve geh¨ort haben, die nach dem Chemiker und Ozeanographen David Keeling benannt wurde. Er hatte als erster systematisch den Verlauf der CO 2 -Konzentration ab dem Jahre 1958 vermessen (Bild 4.16). Die Keeling Kurve zeigt einen starken Anstieg des CO 2 ab etwa Mitte des vorigen Jahrhunderts, der sich allerdings angesichts der in Bild 4.8 gezeigten historischen CO 2 -Konzentrationen stark relativiert. Immerhin stellt sich beim Betrachten von Bild 4.16 die Frage, wie weit sich dieser Anstieg fortsetzen kann bzw. ob er den historischen Werten, die das Mehrfache der heutigen Konzentrationen betrugen, nahe kommen k¨onnte. Im n¨achsten Abschnitt 4.9.2 wird dieser Frage nachgegangen. Die Messungen der atmosph¨arischen CO 2 -Konzentrationen wurden von David Keeling auf dem Mauna Loa in Hawaii in etwa 3400 m¨ uNN vorgenommen. Analoge Messungen weltweit auf Inseln oder in Gegenden ohne menschliche Besiedelung best¨atigen die Messungen von Keeling. Der CO 2 -Gehalt der Atmosph¨are in der N¨ahe bzw. in St¨adten schwankt dagegen stark und ist kein zuverl¨assiges Maß. Nur der CO 2 -Untergrund interessiert. Historische Messungen der CO 2 -Konzentration, wie sie aus zahlreichen Universit¨atsinstituten vorliegen, sind daher f¨ ur Aussagen ¨ uber den CO 2 -Untergrund im fr¨ uhen 20. und im 19. Jahrhundert ungeeignet. F¨ ur die vorindustrielle Zeit rechnet man grob mit konstanten 280 ppm atmosph¨arischem CO 2 , ein Wert, der vorwiegend aus Eisbohrkern 175 <?page no="184"?> 4 Klima 1960 1970 1980 1990 2000 2010 310 320 330 340 350 360 370 380 390 CO 2 ppmV Jahr airborne fraction % 10 20 30 40 50 60 70 80 Bild 4.16: Die ber¨ uhmte, von David Keeling gemessene Kurve, die den CO 2 Gehalt der Atmosph¨are angibt (schwarz) [139]. Die sog. Airborne Fraction (blau) zeigt den Prozentsatz des erzeugten, anthropogenen CO 2 an, der in die Atmosph¨are gelangt. Der Rest wird von den Weltmeeren und der Biosph¨are aufgenommen [36]. analysen stammt. Die sich beim Betrachten der Keeling-Kurve sofort aufdr¨angende Frage, welche Ursache der Anstieg des CO 2 hatte, kann zuverl¨assig beantwortet werden. Es war der industrialisierte und in großem Maßstab Landwirtschaft treibende Mensch. Dies beweisen Isotopenanalysen des CO 2 [160]. Spekulationen, wie etwa der Anstieg sei durch vulkanische ”Smoker” auf dem Meeresboden oder von sonstigen nat¨ urlichen Quellen verursacht, sind nicht zu belegen. Zur wohl wichtigsten Frage nach der globalen Temperaturerh¨ohung, die durch ansteigende CO 2 Konzentration verursacht wird, wurde unter 4.9 gesagt, dass CO 2 das zweitst¨arkste Treibhausgas nach dem Wasserdampf ist. Dies und sein suggestiver Anstieg in Bild 4.16 sind die zentralen Argumente der Klima-Alarmisten: Der CO 2 -Anstieg ”m¨ usse” zu einer gef¨ahrlich starken globalen Erw¨armung f¨ uhren. Ist dieses Argument schl¨ ussig? Nein, denn die starke Treibhauswirkung des CO 2 muss 176 <?page no="185"?> 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 bei Erh¨ohung seiner Konzentration durch menschgemachte Emissionen keineswegs zu einer entsprechend starken globalen Temperaturerh¨ohungen f¨ uhren. Dies zeigt das bereits erw¨ahnte Anschauungsbeispiel einer sehr gut w¨armenden Pudelm¨ utze im Winter. Trotz ihres starken W¨armungseffekts w¨armen zwei Pudelm¨ utzen ¨ ubereinander (Verdoppelung der CO 2 Konzentration) kaum besser als eine. Es geht also nicht um die Treibhauswirkung von CO 2 schlechthin, die niemand bestreitet. Es geht darum, wie sich zus¨atzliches menschgemachtes CO 2 auf Erdtemperaturen auswirkt. Dieser Unterschied ist sorgf¨altig zu beachten. Die oft vernommene Argumentation, CO 2 sei ein starkes Treibhausgas und jedes Leugnen dieser Tatsache mache einen Kritiker der kommenden Erw¨armungskatastrophe unglaubw¨ urdig, ist irref¨ uhrend. Kritiker leugnen keineswegs die starke Treibhausgaswirkung des CO 2 . Sie sprechen ausschließlich die v¨ollig anders gelagerte Frage an, in welchem Maße die Zunahme des anthropogenen CO 2 zu einer Erh¨ohung der Atmosph¨arentemperatur f¨ uhren kann. Der Zusammenhang zwischen CO 2 Konzentrationen und globaler Temperatursteigerung im Bereich der hier betrachteten CO 2 -Konzentrationen ist n¨amlich nicht linear sondern logarithmisch [127]. Dies bedeutet, dass bei jeder Verdoppelung von CO 2 , also bei 2-, 4-, 8-facher Konzentration, die globale Temperatursteigerung gleich ist! Diese Temperatursteigerung in ◦ C wird als Klimasensitivit¨at (des CO 2 ) bezeichnet. Fakt ist nun: Der Zahlenwert der CO 2 -Klimasensitivit¨at ist der Klimawissenschaft unbekannt [126]. In der Fachliteratur werden Werte zwischen 0,5 ◦ C und > 5 ◦ C ”gehandelt” [105]. Auch der Buchautor als Koautor einer einschl¨agigen Fachpublikation hat sich an diesem Problem versucht, mit dem Ergebnis von 1 ◦ C [168]. Der Bereich von 0,5 ◦ C bis ∼ 1,5 ◦ C ist unbedenklich. Das IPCC selber geht von einer unbedenklichen Klimasensitivit¨at von ∼ 1 ◦ C ohne R¨ uck- oder Gegenkoppelungseffekte aus. Es ist nun nicht nachvollziehbar, alle ”Klimaschutz-Maßnahmen” und auch die Energiewende Deutschlands mit einem einzigen, ohne existierenden Beleg als 177 <?page no="186"?> 4 Klima gef¨ahrlich hoch angenommenen Zahlenwert der Klimasensitivit¨at zu begr¨ unden. Solch eine Agenda ist pure Ideologie, die rationales Handeln auf der Basis gesicherter wissenschaftlicher Resultate ausschließt. Die Berufung der Politik auf eine Wissenschaftlergruppe, die sich als politische Advokaten oder gar Aktivisten einer nicht auffindbaren anthropogenen Klimaerw¨armung verstehen und geb¨arden, ist undemokratisch. Weitere technische Einzelheiten ¨ uber gr¨oßere oder kleinere Werte der CO 2 -Klimasensitivit¨at werden unter 4.9.3 beschrieben und diskutiert. Wie weit sich inzwischen die deutsche Politik aus dem Fenster gelehnt hat, geht aus Vergleichen von heute mit ¨alteren offiziellen Verlautbarungen einschl¨agiger Institutionen und Ministerien hervor. So schrieb 1997 der wissenschaftliche Beirat f¨ ur globale Umweltver¨anderungen (WBGU), dass kein menschgemachter Klimawandel auffindbar ist [268]. In der Brosch¨ ure des Bundesministeriums f¨ ur Bildung und Forschung ”Herausforderung Klimawandel” aus dem Jahre 2003 wurde auf S. 10 zum Kyoto-Protokoll noch vollkommen unverbl¨ umt formuliert [14]: ”Daher ist das Protokoll in seiner jetzigen Form kaum geeignet, das Klima zu stabilisieren. Seine Wirkung ist eher im politischen Bereich zu finden ...” und weiter auf S. 51 ”Die Auswirkungen des Kyoto-Protokolls sind nur vereinzelt hochgerechnet worden. Danach scheint die im Kyoto-Protokoll vorgesehene Reduktion der Treibhaus-Emissionen der Industriel¨ander nur einen geringen Effekt auf die Temperaturentwicklung zu haben. Auf der Zeitskala bis etwa 2050 ist sogar durch das Kyoto-Protokoll keinerlei Ver¨anderung gegen¨ uber dem business-as-usual-Szenario zu erkennen....”. In diesem Zusammenhang sei auf die Absch¨atzungsrechnung unter 6.4 hingewiesen, die belegt, dass die gem¨aß EU-Beschluss vorgesehenen CO 2 - Einsparungsmaßnahmen Deutschlands mit Kosten von vielen Hundert Milliarden Euro nur einen unmessbaren Effekt nahe Null bewirken kann [73]. Eine sachliche Begr¨ undung dieser Maßnahmen gibt es daher nicht. Schaut man sich freilich die gegenw¨artigen Verlautbarungen des Bundesumweltminsteriums an, wird jedem nicht auf den Kopf gefallenen klar, dass jetzt gr¨ une Glaubensk¨ampfer das Sagen haben. Auf den sach- 178 <?page no="187"?> 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 lichen Klimaunsinn, den dieses Ministerium verzapft und auf seine einseitige Sichtweise, die alle der anthropogenen Erw¨armungshypothese widersprechenden Fachpublikationen ausblendet, braucht hier nicht weiter eingegangen zu werden. Auch Merkw¨ urdigkeiten sollen nicht verfolgt werden, etwa die, dass eines der qualitativ besten, popul¨ar geschriebenen Klimab¨ ucher - die ”Klimafakten”, Herausgeber U. Berner und H. Streif - trotz starker Nachfrage nicht mehr aufgelegt werden. Ein Schelm, wer dabei daran denkt, dass fast alle Autoren dieses Werks Ministeriums- Mitarbeiter waren, die im Gegensatz zu Hochschulprofessoren auch nach ihrer Pensionierung nicht v¨ollig frei in ihren Verlautbarungen sind. Es ist trauriger Fakt, dass heute alle einschl¨agigen staatlichen Stellen, die laut Gesetz zu neutraler sachlicher Aufkl¨arung des B¨ urgers verpflichtet sind, von gr¨ un-roten Glaubensk¨ampfern geentert wurden. An Stelle des ”real existierenden” Sozialismus in der ehemaligen DDR bekommen wir heute die ”real existierende” anthropogene Globalerw¨armung eingetrichtert, das eine genauso schwachsinnig wie das andere. Die Beantwortung der interessanten Frage, wie lange solch ein Zustand in einem Land mit hoher technischer Intelligenz noch gut gehen kann, liegt außerhalb dieses Buchs. Interessant wird sein, welcher mutige Politiker sich einmal der Herkulesaufgabe annimmt, den gr¨ unen Augias-Stall auszumisten. 4.9.2 Wie weit steigt atmosph¨arisches CO 2 noch an? Was passiert, wenn die Menschheit weiter wie bisher ihren CO 2 -Ausstoß fortsetzt oder noch steigert? Wird die doppelte, vierfache oder gar achtfache atmosph¨arische Konzentration von CO 2 erreicht? Diese Fragen k¨onnen aus zwei Gr¨ unden zutreffend mit ”Nein” beantwortet werden. Der erste Grund: Auch bei Ausbeutung aller jemals f¨orderbaren Vorr¨ate an Kohle, Erd¨ol und Erdgas stehen, wie bereits erw¨ahnt und im Anhang 6.3 belegt, der Menschheit gar nicht die ausreichenden Mengen von fossilem Brennstofff¨ ur ein solches Szenario zur Verf¨ ugung. Der zweite Grund liegt tiefer und h¨angt mit der Physik des Kohlenstoffkreislaufs zusammen. Die folgende Erkl¨arung geht daher etwas mehr ins Detail. Vielleicht ist einigen Lesern in Bild 4.16 eine ohne weiteres unerkl¨arliche Merkw¨ urdigkeit aufgefallen. Gemeint ist die stark fluktuierende blaue Kurve, die denjenigen Anteil an neu gebildetem anthropogenen 179 <?page no="188"?> 4 Klima CO 2 zeigt, der direkt in die Atmosph¨are gelangt. Dieser Anteil wird im Englischen als ”airborne fraction” bezeichnet - abgek¨ urzt AF - und meist in % angegeben. Man wird zun¨achst vermuten, dass alles anthropogene CO 2 , das von der Industrie, der Zementproduktion, der Landwirtschaft usw. in die Atmosph¨are emittiert wird und dort verbleibt. Dies war aber nur zu Beginn der Industrialisierung der Fall. Heute betr¨agt der Wert der AF indessen nur noch etwa 45% [159]. Der Rest, also 55% alles anthropogenen CO 2 wird von den Weltmeeren und der Biosph¨are (z.B. den Tropenw¨aldern) aufgenommen. Man kann die genannten 45% aus Bild 4.16 grob ermitteln, wenn man durch die stark schwankenden AF-Werte eine Gerade legt und den Schnittpunkt auf der rechten Skala abliest. Die Erkl¨arung des Ph¨anomens, dass seit Beginn der Industrialisierung ein immer h¨oherer Anteil des menschgemachten CO 2 nicht mehr in die Atmosph¨are geht und damit auch nicht mehr zur globalen Erw¨armung beitr¨agt, h¨angt mit dem Partialdruck von CO 2 in Luft und Wasser sowie dem riesigen Aufnahmeverm¨ogen der Weltmeere f¨ ur CO 2 zusammen. Sie wurde von Prof. Werner Weber am 20.4.2011 anl¨asslich des bereits unter 1. erw¨ahnten gemeinsamen Kolloquiums EIKE/ PIK in Potsdam vorgetragen [213]. Unter Partialdruck versteht man den Druck eines Gases, hier von CO 2 , in einem Gasgemisch bzw. einer Fl¨ ussigkeit, hier in Luft bzw. in Wasser. Zu Beginn der Industrialisierung waren die Partialdr¨ ucke des CO 2 in Atmosph¨are und Weltmeeren in guter N¨aherung gleich. Es herrschte Gleichgewicht. Weder wurden bei grob gleichbleibenden Temperaturen maßgebende Mengen CO 2 aus der Atmosph¨are heraus in die Weltmeere gel¨ost, noch erfolgte umgekehrt Ausgasung von CO 2 aus den Weltmeeren. Mit zunehmender Industrialisierung ab etwa 1850 ¨anderte sich dies. Der atmosph¨arische CO 2 Gehalt und damit sein Partialdruck in der Luft stiegen an. Dadurch entstand eine Partialdruckdifferenz zu dem im Meer gel¨osten CO 2 . Eine solche Differenz f¨ uhrt dazu, dass Gas (hier CO 2 ) von dem Medium mit dem gr¨oßeren Partialdruck in das mit niedrigerem Partialdruck so lange ¨ ubergeht, bis wieder Partialdruckgleichgewicht erreicht ist. Somit ging ein Teil des atmosph¨arischen CO 2 dauerhaft ins Meer und wurde damit der Atmosph¨are entzogen. Der ¨ Ubergang vom atmosph¨arischen CO 2 ins Meer und die Biosph¨are wurde mit zunehmen- 180 <?page no="189"?> 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 dem CO 2 Gehalt in der Luft immer dominanter. Heute ist, wie schon erw¨ahnt, bereits das Verh¨altnis von 45% (Atmosph¨are) zu 55% (Weltmeere und Biosph¨are) erreicht. Setzen sich die anthropogenen CO 2 Emissionen erwartungsgem¨aß weiter fort, kommt man schließlich an den Zeitpunkt, an dem die Partialdruckdifferenz so groß geworden ist, dass alles anthropogene CO 2 nur noch in die Weltmeere und die Biosph¨are geht. Von diesem Zeitpunkt an steigt das atmosph¨arische CO 2 und damit der vom anthropogenen CO 2 verantwortete Anteil an der Globaltemperatur bei gleichbleibenden CO 2 - Emissionen nicht mehr an. Entscheidend f¨ ur diesen Mechanismus ist das riesige CO 2 Reservoir der Weltmeere, welches, wie bereits erw¨ahnt, das der Atmosph¨are um etwa das Vierzigfache ¨ ubersteigt. Der Partialdruck des CO 2 in den Weltmeeren ¨andert sich auf Grund der riesigen Menge von gel¨ostem CO 2 auch durch die oben beschriebene weitere Zufuhr aus der Atmosph¨are praktisch nicht. Dies, zusammen mit der bereits beschriebenen Endlichkeit von fossilen Brennstoffen, sorgt daf¨ ur, dass der vom Menschen verantwortete CO 2 Gehalt der Atmosph¨are Maximalwerte von grob 600 - 800 ppm nie ¨ ubersteigen kann. Wann die S¨attigung der Atmosph¨are mit CO 2 erreicht sein wird, h¨angt von den zuk¨ unftigen Emissionsraten von anthropogenem CO 2 ab. Man kann diesen Endzeitpunkt des CO 2 -Anstiegs ganz grob in 100 bis 200 Jahren erwarten. Abschließend noch ein Wort zu den starken Schwankungen der AF in Bild 4.16. Sie sind durch kurzfristige Temperaturerh¨ohung oder Abk¨ uhlung des Ozeanwassers im Jahresbereich bedingt. Die Weltmeere emittieren CO 2 bei h¨oherer Temperatur der Ozean-Wasseroberfl¨ache und sie absorbieren es bei seiner Temperaturabnahme. Dementsprechend m¨ ussten an der (gr¨ unen) Kurve in Bild 4.16 bekannte Wetterereignisse ablesbar sein, die zu solchen Temperaturschwankungen Anlass gaben. Dies ist der Fall. So sind beispielsweise die Maxima der Jahre 1988, 1995 und 1998 Anfangsjahre von sehr starken La Ni˜ na - Ereignissen [195]. Das Minimum im Jahre 1992 wurde durch den Vulkanausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahre 1991 verursacht. 181 <?page no="190"?> 4 Klima 4.9.3 ”W¨armetod der Erde” durch Wasserdampfr¨ uckkoppelung? Die bisherigen Ausf¨ uhrungen ber¨ ucksichtigten nicht einen hypothetischen Effekt, der in der Literatur als Wasserdampfr¨ uckkoppelung bekannt ist. Bei Erw¨armung der Atmosph¨are durch zunehmendes anthropogenes CO 2 sollte aus den Weltmeeren - insbesondere in den Tropen - mehr Wasserdampf ausgegast werden. Dadurch soll die Erw¨armungswirkung des CO 2 ver¨andert werden. In einem ersten Szenario f¨ uhrt mehr Wasserdampf bei ausreichend vorhandenen Kondensationskeimen zu mehr Wolken. Wolken als kondensierende oder bereits kondensierte Fl¨ ussigkeitstr¨opfchen, die nicht mit dem Gas ”Wasserdampf” oder gar mit Treibhausgasen zu verwechseln sind, schirmen die Sonnenstrahlung ab und wirken abk¨ uhlend. Die Erw¨armung infolge ansteigendem CO 2 wird daher abgeschw¨acht, man spricht von Gegenkoppelung. Mehr Wasserdampf, der sich nicht in Wolken verwandelt und abregnet, bedeutet andererseits, dass der Treibhauseffekt verst¨arkt wird. Die urspr¨ unglich geringe Treibhaus-Wirkung des CO 2 , so die Idee der Wasserdampfr¨ uckkoppelung, erh¨oht sich damit. Man spricht von positiver R¨ uckkoppelung oder Mitkoppelung. An dieser Stelle ein Hinweis: Man kennt aus der Gebrauchselekronik das Lautsprecherjaulen einer Mikrophon-Verst¨arkeranlage durch positive R¨ uckkoppelung bei zu weit aufgedrehtem Verst¨arker. Bei der Erde gibt es diesen Vorgang einer aus dem Ruder gelaufenen R¨ uckkoppelung grunds¨atzlich nicht. Dennoch spricht man auch hier von positiver R¨ uckkoppelung bzw. von Gegenkoppelung. Beide Begriffe haben im Fall der Temperaturentwicklung der Erde infolge zunehmender Treibhausgase (Temperaturerh¨ohung) oder infolge von Aerosolen durch globalweit sp¨ urbare Vulkanausbr¨ uche (Abk¨ uhlung) eine andere Bedeutung als in einer Mikrophonverst¨arkeranlage. Einzelheiten hierzu finden sich unter [66] ”Der Wolkeneffekt”. Welchen Weg bevorzugt die Natur, Gegen- oder Mitkoppelung? Auswertungen von Ballon-Radiosonden und Satellitenmessungen haben dies bereits entschieden. Alle bisher verf¨ ugbaren Messungen zeigen, dass Gegenkoppelung ¨ uberwiegt. Hierzu sagt der Klimaforscher und Leibniz- Preistr¨ager Prof. Jan Veizer: 182 <?page no="191"?> 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 ”Bei beinahe jedem ¨okologischen Prozess und auf jeder Zeitskala sind der Wasserkreislauf und der Kohlenstoffkreislauf aneinander gekoppelt, aber Wasser ist nun mal um Gr¨oßenordnungen verf¨ ugbarer. Es ist nicht einfach nur da, um auf Impulse vom Kohlenstoffkreislauf zu warten, ganz im Gegenteil, es formt diesen aktiv”. Im Klartext sagt damit J. Veizer, dass das CO 2 niemals den Wasserdampf und damit auch keine durch diesen bedingte globale Temperatur¨anderung ausl¨osen kann. In Vortr¨agen dr¨ uckt er es plastischer aus: Der Hund (Wasserdampf ) wedelt mit dem Schwanz (CO 2 ) - nicht umgekehrt. Bis Ende des Jahres 2008 lagen keine ver¨offentlichten Messungen vor, die den Wert der Wasserdampfr¨ uckkopplung - ob nun positiv oder negativ - bestimmen konnten. Diese unbefriedigende Situation ¨anderte sich mit zwei grundlegenden Arbeiten, von denen eine im Feb. 2009 in Theoretical and Applied Climatology, die andere im Sept. 2009 in Geophysical Research Letters erschien. Inzwischen sind weitere best¨atigende Publikationen erschienen [192]. Die Autoren G. Paltridge, A. Arking und M. Pook zeigten, dass die spezifische und relative Feuchte in der mittleren und oberen Troposph¨are, also oberhalb 850 hPa Luftdruck, im Gegensatz zu den Annahmen der Klimamodelle des IPCC, in den Jahren 1973 bis 2007 mit den steigenden Temperaturen dieser Zeit abnahm, was einer Wasserdampf-Gegenkoppelung entspricht [206]. Lediglich die wenig r¨ uckkopplungswirksame Feuchte der unteren Troposph¨are nahm in dieser Zeit zu und selbst dies nur in den gem¨aßigten Breiten signifikant. G. Paltridge et al. benutzten hierzu die Daten der troposph¨arischen Feuchte des National Centers for Environmental Prediction (NCEP), die aus Messungen von Radio-Sonden gewonnen wurden. Wie sehr sich die Klimasensitivit¨at des CO 2 zahlenm¨aßig verringerte, konnten die Autoren auf Grund der mit hohen Fehlern behafteten Datenlage zwar nicht angeben, unzweifelhaft wurde von ihnen allerdings die Tendenz in Richtung Gegenkoppelung best¨atigt. Die zweite Arbeit wurde von dem weltbekannten Klimaforscher Richard L. Lindzen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), zusammen mit Yong-Sang Choi verfasst [165]. Die Autoren wiesen ebenfalls nach, dass Gegenkoppelung vorliegen muss, konnten aber zudem noch den Effekt quantifizieren. Sie untersuchten hierzu die Empfindlichkeit 183 <?page no="192"?> 4 Klima des Klimas auf externe St¨orungen und benutzten f¨ ur ihre Untersuchung die Messdaten von ERBE (Earth Radiation Budget Experiment), geliefert vom ERBE-Satelliten, der 1984 vom Space-Shuttle aus gestartet wurde. Hieraus konnten sie die externen Einwirkungen auf das Strahlungsgleichgewicht extrahieren, wie sie die Oszillationen El Ni˜ no, La Ni˜ na sowie Vulkanausbr¨ uche (Pinatubo) hervorrufen und die sich in den Temperaturen der Meeresoberfl¨achen manifestieren. Da die Wirkung von CO 2 ebenfalls ¨ uber die St¨orung des Strahlungsgleichgewichts abl¨auft, ist eine analoge ¨ Ubertragung physikalisch korrekt. Aus Bild 4.17 geht der Unterschied zwischen Messung und Klimamodellen augenf¨allig hervor. Die Messwerte im Teilbild links oben mit positiver Steigung widersprechen diametral allen IPCC-Klima-Modellen mit negativen Steigungen der jeweiligen Ausgleichsgeraden. Als Resultat der Messungen wird aus dem bereits erw¨ahnten r¨ uckkoppelungsfreien Wert der Klimasensitivit¨at des CO 2 von ΔT 0 ≈ 1 ◦ C jetzt sogar nur grob der halbe Wert, also ΔT 0 = 0 , 5 ◦ C, der mit dem unter 4.9.1 erw¨ahnten Ergebnis von H. Harde ¨ ubereinstimmt. Neben den beiden oben beschriebenen Arbeiten gibt es ein weiteres Indiz, dass die in Klimamodelle willk¨ urlich eingebaute Wasserdampfr¨ uckkoppelung falsch sein muss. Die Modelle fordern n¨amlich unabdingbar einen sog. Hot Spot. Dies ist eine Erw¨armungszone in mehreren km H¨ohe in der oberen Troposh¨are der Tropen. Das Vorhandensein dieses Hot Spot w¨are ein starkes Argument daf¨ ur, dass die Modelle die Realit¨at korrekt wiedergeben. Tats¨achlich ist aber der Hot Spot bis heute auch in Zehntausenden von Radio-Sondenmessungen nicht aufzufinden. Allein schon aus dem fehlenden Hot Spot ist zutreffend zu folgern: Die in Klimamodelle eingebaute positive Wasserdampfr¨ uckkoppelung ist nicht nur ein Fehler. Die Klimamodelle, die diese Annahme enthalten, sind grundlegend falsch. Die geschilderten Fachpublikationen bedeuten das wissenschaftliche Ende der Hypothese einer vom Menschen verursachten gef¨ahrlichen globalen Erw¨armung. Der temperatursteigernde Einfluss des anthropogenen CO 2 ist dann zu dem geworden, was bereits schon seit l¨angerem viele Klimaforscher vermuten: zu einem unbedeutenden, geringf¨ ugigen Erw¨armungseffekt, der in den nat¨ urlichen Temperaturfluktuationen un- 184 <?page no="193"?> 4.9 Treibhauseffekt und CO 2 Bild 4.17: Die vom ERBE-Satelliten gemessene Abstrahlungs-Leistungsdichte der Erde ΔFlux in Abh¨angigkeit von der Oberfl¨achentemperatur des Ozeans ΔSST (links oben) im Vergleich zu 11 IPCC-Modellen [165]. tergeht. Halten wir also fest: Es existiert aus physikalischen Gr¨ unden ein Erw¨armungsanteil durch anthropogenes CO 2 , allerdings ein ¨außerst kleiner. Irgendeine Gef¨ahrdung durch anthropogen induzierte, globale Temperatur¨anderungen, die sich weit unterhalb der nat¨ urlichen Variabilit¨at bewegen, ist weder erkennbar noch messbar. F¨ ur eine Wasserdampfr¨ uckkoppelung, die zu gef¨ahrlichen Temperatursteigerungen Anlass geben k¨onnte, fehlen die Messbelege. Diese weisen sogar im Gegenteil auf Gegenkoppelungen hin. Dagegen ist der Nutzen von mehr CO 2 in der Atmosph¨are f¨ ur das Pflanzenwachstum und damit die Ern¨ahrung der Weltbev¨olkerung real und bedeutsam [246]. Aus diesem Grunde wird in diesem Buch das Scheitern aller bisherigen Klimakonferenzen, die so 185 <?page no="194"?> 4 Klima gut wie als einziges Ziel die Vermeidung anthropogener CO 2 -Emissionen propagieren, nachdr¨ ucklich begr¨ ußt. Es wird h¨ochste Zeit, dass sich Politik und Medien wieder dem wirklichen Naturschutz zu- und von der Pseudowissenschaft ”Klimaschutz” abwenden. 4.10 Ursachen von Klima¨anderungen Here comes the Sun. Here comes the Sun and I say It’s alright. Little darling, it’s been a cold, long, lonely winter, Little darling, it feels like years since it’s been here. Here comes the Sun. Here comes the Sun and I say it’s alright. Little darling, the smiles returning to their faces. .... Sun, Sun, Sun here it comes. (The Beatles) Unter 3.6 wurde bereits beschrieben, dass man unter Klima das mindestens 30-j¨ahrige Mittel von Wetterparametern, wie von Temperaturen, Niederschlagsmengen, Windgeschwindigkeiten und weiteren Parametern mehr versteht. ¨ Uber die Prozesse, die das Wetter steuern, berichtet die Meteorologie. Der Kenntnisstand ist heute relativ hoch. Unz¨ahlige Messungen von meteorologischen Stationen in aller Welt und die etablierte Atmosph¨arenphysik haben daf¨ ur gesorgt. Beim Klima ist dies leider anders, dies ist aber nicht den Klimaforschern anzulasten. Welche Prozesse steuern in welcher Weise das Klima? Diese Frage kann heute leider nur ausgesprochen bruchst¨ uckhaft beantwortet werden. Der weitaus gr¨oßte Ursachenteil bleibt nach wie vor unbekannt. Die Ursache der wohl einzigen, allerdings kurzen und die genannte 30-Jahresfrist unterschreitenden ¨ Anderungen, die zweifelsfrei gekl¨art ist, besteht in extrem großen Vulkaneruptionen mit globalen Auswirkungen. Bei einer solchen Explosion werden gigantische Mengen von Material kilometerweit in die Luft geschleudert. Der Rauchpilz, der dann ¨ uber dem Vulkan h¨angt, besteht 186 <?page no="195"?> 4.10 Ursachen von Klima¨anderungen aus Gasen (unter anderem aus Wasserdampf, Kohlendioxyd und Schwefeldioxyd) und feinen Staubteilchen. Millionen Tonnen Gas geraten in die Stratosph¨are. Aus dem Schwefeldioxid entstehen kleine Schwefelteilchen, sog. Aerosole. In der Atmosph¨are k¨onnen sie das Licht reflektieren und teilweise absorbieren, wobei nur ein Teil der Sonnenstrahlen die Erde erreicht. Beispiele solcher Ausbr¨ uche sind: 1813 die Eruption des Vulkans Tambora in Indonesien. Das darauf folgende Jahr wurde noch oft das Jahr ohne Sommer genannt. Der Staub in den h¨oheren Luftschichten leitete die Sonnenstrahlen jahrelang um und verursachte rot gl¨ uhende Sonnenunterg¨ange auf der ganzen Erde. Missernten und Hungersn¨ote waren die Folgen. 1883 der Ausbruch des Krakatau in Indonesien, 1992 der Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen. Die Belege f¨ ur den Zusammenhang von kurzfristigen Klima¨anderungen und extremen Vulkanausbr¨ uchen besitzen als eine der wenigen Klima- Erkl¨arungen Beweisqualit¨at. Zun¨achst ist es die mathematische Korrelation zwischen Vulkanausbruch und einer globalen Temperaturabsenkung. Hinzu kommt die physikalische Erkl¨arung. Asche und Aerosole absorbieren Sonnenlicht und verursachen Abk¨ uhlung. Unter g¨ unstigen Umst¨anden kommen Nachweise von Vulkanascheteilchen in Sedimenten aus der betreffenden Zeit hinzu. Es sei betont, dass nur einer der genannten Faktoren nicht ausreicht, um von einem Beweis zu sprechen. Insbesondere trifft dieser Mangel f¨ ur die anthropogene CO 2 -Hypothese zu. Einziges plausibles Argument ist der Gleichklang von atmosph¨arischer CO 2 -Zunahme und einer deutlichen globalen Erw¨armung der Nordhalbkugel in den letzten 30 Jahren des vorigen Jahrhunderts (s. hierzu die Bilder 4.14 unter 4.8 und 4.15 unter 4.9.1). Mehr gibt es nicht! In der Klimageschichte gab es dagegen immer wieder weit heftigere Temperaturanstiege in vergleichbaren Zeitr¨aumen, stets ohne anthropogenes CO 2 . Einige wenige, dem IPCC nahe stehenden Forscher propagieren sogar die Extrem-Hypothese, CO 2 steuerte auch in der Vergangenheit prim¨ar und maßgebend die klimatische Entwicklung. Diese Position hat sich als unhaltbar erwiesen. Die Analysen historischer Klima¨anderungen zeigen 187 <?page no="196"?> 4 Klima n¨amlich, wie Temperatur- und Kohlendioxidkonzentrationen zwar parallel, aber stets zeitversetzt verliefen, wobei die CO 2 -Konzentration dem Temperaturverlauf immer hinterherhinkt [305]. H¨ohere CO 2 -Werte der Klimavergangenheit konnten daher nur die Folge, niemals die Ursache von Temperaturerh¨ohungen sein. Dies ist nachvollziehbar, denn Wasser bindet CO 2 bei tieferer Temperatur besser. Temperaturerh¨ohung f¨ uhrt daher zu Entgasung von CO 2 aus den Weltmeeren. Schauen wir uns nun Klima¨anderungen an, die sinnvolle Hypothesen erlauben. Zuerst ist dabei der extrem langfristige Zusammenhang zwischen kosmischer Strahlung und Erdtemperaturen zu nennen, der einen Zufall praktisch ausschließt (Bild 4.18). Die Autoren haben f¨ ur diesen gleichm¨aßigen Klimazyklus als Erkl¨arung das regelm¨aßige Eintauchen unseres Sonnensystems in Staubwolken-Zonen bei ihrem viele Millionen Jahre dauernden Kreislauf innerhalb unserer Galaxis. Die zugeh¨orige Fachpublikation der Autoren Jan Veizer und Nir Shaviv hat bei den Klima-Alarmisten helle Panik ausgel¨ost, obwohl die Zeitr¨aume nun wirklich nicht in die Problematik des anthropogenen CO 2 passen (s. unter 5.4.5). Schaut man sich ”k¨ urzere” Zeitr¨aume an, womit tausend bis einige Millionen Jahre gemeint sind, wird jedem unvoreingenommenen Naturforscher Folgendes klar: Die maßgebende Klimakraft, die bis herunter auf kurze Klimazeiten wirkt, ist die variable Sonne. Die Belege sind zu ¨ uberw¨altigend. Nachfolgend aus Platzgr¨ unden nur zwei Belege, in Abb. 4.19 und 4.20. Bild 4.19 zeigt die Anzahl der Sonnenflecken in dem historischen Zeitraum ab etwa dem Jahre 1600. Ab dieser Zeit existieren zum Teil bereits schriftlich dokumentierte Temperaturaufzeichnungen, und es begannen die systematischen Sonnenbeobachtungen. Wiederum ist erkennbar, wie die Sonnenaktivit¨at auf l¨angerfristiger Skala treibende Kraft f¨ ur Temperatur¨anderungen gewesen ist. Das Fehlen von Sonnenflecken von 1650 und 1700 (Maunder-Minimum) f¨allt mit der ”kleinen Eiszeit” des 17. Jahrhunderts zusammen. Ihre sehr tiefen Temperaturen beeinflussten insbesondere die fl¨amische Malerei mit weltber¨ uhmten Winterbildern. Man erkennt im Bild 4.19 auch den 188 <?page no="197"?> 4.10 Ursachen von Klima¨anderungen Bild 4.18: Intensit¨at der kosmischen Strahlung (oberes Teilbild) und Temperatur (unteres Teilbild). Der Zusammenhang - Maxima der kosmischen Aktivit¨at fallen auf Minima der Erdtemperaturen - ist un¨ ubersehbar. Die Zeitachse ist in Millionen Jahren vor heute. Bildquelle: Shaviv und Veizer [102] bekannten 11-j¨ahrige Sonnenfleckenzyklus. Die Sonne strahlt ¨ ubrigens bei weniger Flecken schw¨acher, bei mehr Flecken st¨arker! Bild 4.20 zeigt schließlich die ¨ Anderungen von Temperaturen und Sonnenfleckenzahlen - als Steigungen der linearen Regressionen ¨ uber jeweils 500 Jahre Temperatur - zusammen mit den Sonnenfleckenzahl-Verl¨aufen f¨ ur die Jahre 500 bis 2000 n.Chr [167]. Entgegen der denkbar einfachsten Vorstellung reichen aber die sehr kleinen ¨ Anderungen der solaren Strahlungsintensit¨at nicht aus, um den Einfluss der Sonne auf Erdtemperaturen zu erkl¨aren. Der indirekte Mechanismus, wie eine nur relativ wenig strahlungsvariierende Sonne dennoch hohe Klimavariabilit¨at erzeugt, wurde zuerst von den Forschern Eigil Friis-Christensen, Knud Lassen und j¨ ungst von Henrik Svensmark und weiteren Forschern untersucht [306]. Maßgebend ist hierbei die bereits erw¨ahnte kosmische Strahlung. Diese wird vom variablen Magnetfeld der Sonne sowie deren Weg durch die Spiralarme unserer Galaxis be- 189 <?page no="198"?> 4 Klima Bild 4.19: Sonnenfleckenaktivit¨at seit Beginn des 17. Jahrhunderts [299]. einflusst. Bei schwacher solarer Aktivit¨at tritt vermehrt kosmische Strahlung auf, weil ein schw¨acheres solares Magnetfeld die ankommende Korpuskularstrahlung weniger abschirmt. Es werden dann mehr Wolken erzeugt, die die Sonnenstrahlung abschirmen und f¨ ur Abk¨ uhlung sorgen. Die physikalischen Details des Mechanismus sind allerdings noch nicht vollst¨andig bekannt. Am Centre Europ´een des Recherches Nucl´eaires (CERN) bei Genf l¨auft ein Experiment mit der Bezeichnung Cloud, das im Jahre 2014 bereits weitgehend Kl¨arung verschafft hat [42]. Der schon erw¨ahnte Klimaforscher Henrik Svensmark pr¨asentierte zusammen mit seinen Mitautoren in 2009 Messungen, die belegen, dass kosmische Strahlung die Bildung atmosph¨arischer Aerosole und Wolkenkeime beeinflusst (Bild 4.21) [258]. Neuere grundlegende Arbeiten zum gleichen Thema haben Dr. Alexander Hempelmann vom astronomischen Institut der Universit¨at Hamburg und Prof. Werner Weber von der Universit¨at Dortmund vorgelegt [282]. Neben dem klimarelevanten Einfluss der Wolken ist die Klimawirksamkeit des variierenden Sonnenmagnetfeldes und der hierdurch induzierten Bildung von Wolkenkeimen in der Erdatmosph¨are das Teilgebiet der Klimatologie, auf dem in naher Zukunft ver- 190 <?page no="199"?> 4.10 Ursachen von Klima¨anderungen 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 Δ(500)/ σ: Temperatur, Sonnenflecken Jahr Bild 4.20: Temperatur- (blau) und Sonnenfleckenzahl-Differenzen (rot) ¨ uber 500 Jahre Intervall¨ange von 500 bis 2000 n.Chr. [172]. mutlich interessante und wichtige Ergebnisse zu erwarten sind. Auch in der mathematischen Korrelationsanalyse werden hier inzwischen neue Verfahren versucht [231]. Noch zwei bemerkenswerte Entdeckungen: Von Astrophysikern wurde eine Erw¨armung des Mars und des Jupitermondes Triton beobachtet [190]. Es schien in dem betrachteten Zeitraum, der sich mit der globalen Erw¨armung gegen Ende des 20. Jahrhunderts deckt, auch anderswo in unserem planetaren System w¨armer geworden zu sein. Die zweite Entdeckung betrifft die zur Zeit ungew¨ohnliche Aktivit¨at der Sonne. Sie wurde f¨ ur den Verlauf der letzten 11.400 Jahre, also zur¨ uck bis zum Ende der letzten Eiszeit, erstmals von einer internationalen Forschergruppe um den Sonnenforscher Sami K. Solanki durch Isotopenanalyse von tausende Jahre alten Baumfossilien und von Polareis rekonstruiert. Wie die Wissenschaftler des Teams aus Deutschland, Finnland und der Schweiz berichten, muss man ¨ uber 8000 Jahre in der Erdgeschichte zur¨ uckgehen, bis man einen Zeitraum findet, in dem die Sonne im Mittel so aktiv war wie Ende des vergangenen Jahrhunderts [189]. Aus dem Studium fr¨ uherer Perioden mit hoher Sonnenaktivit¨at sagen die Forscher vor- 191 <?page no="200"?> 4 Klima Bild 4.21: F¨ ur Abnahmen der kosmischen Strahlung (Forbush Decreases [84]) gemittelte Werte von Wolkenwassergehalt SSM/ I, Wolkenanteil MODIS und tiefen Wolken ISCCP, verglichen mit der Entwicklung von Aerosolpartikeln AERONET. Die rote Kurve ist ein Maß der Sonnenaktivit¨at [258]. aus, dass die gegenw¨artig hohe Aktivit¨at der Sonne wahrscheinlich nur noch wenige Jahre, allenfalls einige Jahrzehnte, andauern wird [175]. Dies kann durch eine Aussage von K. Solanki wie folgt erg¨anzt werden: ”Zeitreihenanalysen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer gleichbleibend hohen Sonnenaktivit¨at in den n¨achsten Jahren bis Jahrzehnten unter 1% liegt” [89]. Wir haben es daher mit einer Abk¨ uhlung zu mehr als 99% Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft zu tun, und die Bef¨ urchtungen vieler russischer Klimaforscher, dass eine neue Kaltperiode droht, sind daher leider nicht grundlos. Sollte anthropogenes CO 2 tats¨achlich in maßgebender St¨arke klimaerw¨armend wirken - daf¨ ur spricht nach gegenw¨artiger Messlage allerdings nichts -, m¨ ussten wir, falls die Sonnenforscher des Max-Planck- Instituts in Katlenburg-Lindau richtig liegen, den heutigen zivilisatorischen ”CO 2 -S¨ unden” der Menschheit sogar ausgesprochen dankbar sein. Die allerj¨ ungste, von den bekannten Zyklen stark abweichende Abnahme der Sonnenflecken deutet tats¨achlich bereits eine abnehmende Sonnenstrahlst¨arke an [164]. 192 <?page no="201"?> 4.11 Klima-Computer-Modelle Beim Thema ”Sonne und Klima” darf das unverzichtbare Buch der Autoren Fritz Vahrenholt und Sebastian L¨ uning, ”Die kalte Sonne” nicht unerw¨ahnt bleiben. Es ist mit Gewinn zu lesen und stellt ein umfangreiches Nachschlagewerk zum Thema des Sonneneinflusses auf Klimaentwicklungen auf dem heutigen Stand dar. Bei allen Indizien und Hinweisen auf den Sonneneinfluss kann aber von Gewissheit immer noch keine Rede sein. Die Mechanismen, mit denen sich die Sonne im Klimageschehen als Hauptakteur durchsetzt, sind nicht immer offenkundig und in der Regel schwer nachweisbar. So variiert beispielsweise die Solarkonstante (Gesamtstrahlungsst¨arke der Sonne), wie schon ihre Bezeichnung aussagt, nur wenig und kommt daher als Ursache f¨ ur kurzfristige Klima¨anderungen kaum in Frage. Nur der UV-Bereich des Sonnenspektrums unterliegt st¨arkeren Variationen. Es sind aber ganz offensichtlich die indirekten Sonnen-Mechanismen, die hier dominieren. In der j¨ ungsten Fachpublikation des Buchautors zusammen mit Koautoren ergaben sich Hinweise, dass Eigendynamik ein Faktor f¨ ur die Klimaentwicklung sein k¨onnte [169]. Damit ist es nicht ohne weiteres m¨oglich, die Ursachen von Klima¨anderungen auf eindeutig ermittelbare physikalische Einfl¨ usse zur¨ uckzuf¨ uhren. Das extrem komplexe System von Atmosph¨are, Hydrosph¨are, Lithosph¨are, Kryosph¨are und Biosph¨are ger¨at bei Energiezufuhr durch die Sonne in Temperaturschwingungen und offenbart dann Eigenschaften zwischen deterministischem und chaotischem Verhalten. Dennoch gilt auch hier grunds¨atzlich: Der prim¨are Antriebsmotor all dieses Geschehens ist stets die Sonne. 4.11 Klima-Computer-Modelle ”Die Messdaten sind nicht maßgebend. Wir begr¨ unden unsere Empfehlungen nicht mit Daten. Wir begr¨ unden Sie mit Klimamodellen.” (Prof. Chris Folland, Hadley Centre for Climate Prediction and Research) Computer-Klimamodelle sind fiktive theoretische Gebilde ohne durchg¨angige physikalische Begr¨ undungen. Sie enthalten Annahmen und Korrekturfaktoren, deren Mechanismen den Vorstellungen der Modellpro- 193 <?page no="202"?> 4 Klima grammierer, nicht aber der durch Messungen belegten physikalischen Realit¨at entsprechen. Diese Schw¨ache wird durch ihre fehlende Aussagekraft best¨atigt. Computer-Klimamodelle haben ohne massive Manipulationen der Randbedingungen und Flussparameter niemals eine befriedigende ¨ Ubereinstimmung mit Vergangenheitsdaten liefern k¨onnen. Da sie bisher nicht verl¨asslich waren, entstehen berechtigte Zweifel, warum man ihnen zur Vorhersage der zuk¨ unftigen Klimaentwicklung Glauben schenken soll. Es besteht kein Grund dazu. Diese Einsch¨atzung best¨atigt das IPCC selbst. Der Beleg findet sich im IPCC-Report vom Jahre 2001, sec. 14.2.2.2 auf S. 774, wo ¨ uber Klima-Modelle gesagt wird: ”.... we are dealing with a coupled nonlinear chaotic system, and therefore that the long-term prediction of future climate states is not possible”. Klimamodelle basierten in der Tat urspr¨ unglich auf Wettermodellen, die bekanntlich nur etwa 14 Tage vorhersagen k¨onnen. Die Eigenschaft einer grunds¨atzlich begrenzten Zeit, f¨ ur die die berechneten L¨osungen sinnvoll sind, teilen Klimamodelle immer noch mit den Wettermodellen. Was verursacht die so kleine Vorhersagezeit? K¨onnte man die Modelle nicht verbessern? Nein, es liegt an einer grunds¨atzlichen Eigenschaft der zugrunde liegenden Mathematik. Die in diesen Modellen verwendeten Methoden zur L¨osung gekoppelter, partieller Differentialgleichungen in Raumgittern sind grunds¨atzlich und irreparabel chaotisch. Damit ist gemeint, dass sich beliebig kleine Variationen in den Anfangswerten des Gleichungssystems, mit denen das Modell nun einmal ”gef¨ uttert“ werden muss, zu beliebig großen Fehlern auswachsen. Popul¨ar, aber nicht ganz zutreffend, ist dieses Ph¨anomen der Meteorologie als ”Schmetterlingseffekt“ ber¨ uhmt geworden. Hinzu kommt, dass Klimamodelle unz¨ahlige Kompromisse bem¨ uhen m¨ ussen. Sie ber¨ ucksichtigen zwar immer noch punktuell physikalische Gesetze, verwenden aber f¨ ur den unbekannten Rest zwangsweise heuristische Modellannahmen, die weder durch Physik, noch durch Messungen ausreichend abgesichert sind. Computer-Klimamodelle besitzen daher die inh¨arente Schw¨ache, dass ihre Aussagen nur zum Teil auf Physik beruhen und ihre Ergebnisse auf physikalischer Basis unbeweisbar sind. Oder anders ausgedr¨ uckt: mit solchen Modellen kann so gut wie alles bewiesen werden, und niemand vermag solche Beweise nachzupr¨ ufen, denn komplexe Computer-Modellrechnungen sind im allgemeinen nicht nachvoll- 194 <?page no="203"?> 4.11 Klima-Computer-Modelle ziehbar. Der schon erw¨ahnte theoretische Physiker Prof. Gerhard Gerlich dr¨ uckt diese Verh¨altnisse zutreffend wie folgt aus: ”.. beruhen also die Computersimulationen der Klimarechenzentren nicht auf physikalischen Grundlagen...Selbstverst¨andlich war und ist dies allen Klimasimulierern klar. Trotzdem gaukeln sie den Politikern vor, sie k¨onnten den Einfluss der Kohlendioxid-Konzentration auf das Wetter simulieren.” Der bereits genannte Meteorologe und Klimaforscher Horst Malberg, em. Prof. f¨ ur Meteorologie an der FU Berlin, formuliert ebenfalls seine Bedenken: ”Mit diesen Modellen ist z. B. f¨ ur die n¨achsten 100 Jahre ausgerechnet worden: Es k¨onnte eine Erw¨armung von eineinhalb Grad geben, es k¨onnte auch eine Erw¨armung von drei bis vier Grad geben, es k¨onnte aber auch eine Erw¨armung von elf Grad geben. Diese ganz unterschiedlichen Szenarien sind alle mit Hilfe von Modellen errechnet worden. Da frage ich mich eben, was denn solche Aussagen eigentlich noch wert sind, wenn man mit einer Modellrechnung alles M¨ogliche herausbekommt an Ergebnissen.“ Das Kind darf aber nicht mit dem Bade ausgesch¨ uttet werden. Aus der Unm¨oglichkeit mit Computer-Klimamodellen langfristige Klimavorhersage zu betreiben ist nicht auf die Unbrauchbarkeit numerischer Modelle schlechthin zu schließen. Numerische Modelle sind in vielen Wissenschaftszweigen, aber vor allem in technischen Anwendungen sehr zuverl¨assig und dort infolgedessen unverzichtbar. So besitzen beispielsweise Wetter-Modelle inzwischen eine bemerkenswerte G¨ ute in ihreren Vorhersagen f¨ ur ca. eine Woche. Ein numerisches Modell wird erforderlich, wenn die Systemgleichungen nicht mehr geschlossen analytisch, sondern nur noch numerisch mit dem Rechner l¨osbar sind. Die L¨osung ist dann nur noch in diskreten Raum und Zeitpunkten erh¨altlich, und genau genommen ist jede ¨ Anderung dieser Diskretisierung wieder ein neues Modell. Prof. H. von Storch f¨ uhrt hierzu aus: ”Es ist naiv zu glauben, es k¨ame in den Modellen ein Satz wahrer Differentialgleichungen vor. Die gibt es nicht. Es werden immer wieder Parametrisierungen hinzugef¨ ugt: Die Parametrisierung h¨angt von dem Gitterabstand ab. Die Modelle kann man mit verschiedenen Gleichungen betreiben, weil es verschiedene Parametrisierungen gibt. Es gibt im Modell keine Differentialgleichungen, sondern nur Differenzengleichungen und diese h¨angen von der Aufl¨osung ab. Der ¨ Ubergang ”Δx gegen Null” 195 <?page no="204"?> 4 Klima ist nicht m¨oglich, weil man nicht weiß, wie die Parametrisierung sein soll, wenn der Gitterabstand um den Faktor 10 kleiner ist. Die Diskretisierung ist das Modell” [279] Oft enth¨alt ein Modell noch zus¨atzliche Parameter, die unbekannte oder zu komplexe physikalische Vorg¨ange pauschal durch Heuristik ersetzen. Das ist zun¨achst nichts Verwerfliches. Jedem Ingenieur sind solche Parameter unter der Bezeichnung ”Beiwerte“ bekannt. So ist etwa die Verwendung eines sog. Reibungsbeiwerts f¨ ur die Beschreibung von Str¨omungen in Fl¨ ussigkeitspipelines erforderlich, denn die Physik der turbulenten Str¨omung ist bis heute unverstanden. Die Formel f¨ ur den Reibungsbeiwert von technischer Rohrstr¨omung ist empirisch. Sie wurde aus abertausenden Messungen hergeleitet, besitzt somit eine solide Messgrundlage und hat sich entsprechend bestens im Einsatz bew¨ahrt. Von solch verl¨asslichen Verh¨altnissen kann aber angesichts der unz¨ahligen, willk¨ urlichen Korrekturfaktoren von Klimamodellen nicht die Rede sein. Klimamodellen fehlt eine ausreichende Messgrundlage. Jeder, der mit numerischer Modellbildung komplexer Vorg¨ange bereits einmal n¨aher befasst war, kennt weitere Grenzen von Modellen. Sie r¨ uhren nicht nur von den vorgenannten zu vielen Parametern, sondern auch noch von unvollst¨andigen, oft sogar fehlenden Daten her. Bei Computer- Klimamodellen wird man vermutlich nie so weit sein, um von befriedigenden Werkzeugen zur Klimamodellierung sprechen zu k¨onnen. Hierf¨ ur ist die Komplexit¨at des Klimas zu groß. Die Sonneneinstrahlung, der Sonnenwind, vor allem der extrem schwer fassbare Einfluss der extrem klimarelevanten Wolken, die atmosph¨arische W¨armebilanz, die Atmosph¨arenchemie, Aerosole, die Ausgasung und Absorption von CO 2 in bzw. aus unz¨ahligen Quellen und Senken, die Zirkulationsstr¨ome der Ozeane, der W¨armeaustausch des Ozeanwassers, die Mechanismen der Gletscherbildung durch Neuschnee und des Gletscherabschmelzens, der Einfluss weiterer Treibhausgase usw. - die Liste l¨asst sich praktisch endlos fortsetzen - sind modellm¨aßig zu erfassen. Stellvertretend sei das Problem der Wolken n¨aher betrachtet. Wolken k¨onnen allein deswegen nicht zuverl¨assig in Klimamodelle einbezogen werden, weil sie sich ¨ uber eine extrem große Skalenweite erstrecken. Sie reichen von mikroskopisch kleinen Tr¨opfchen bis hinauf zu Wetterfronten, die hunderte von Kilometern Ausdehnung annehmen k¨onnen. Sie 196 <?page no="205"?> 4.11 Klima-Computer-Modelle sind wirklich eine entscheidende Einflussgr¨oße f¨ ur die Strahlungsenergiebilanz der Erde und damit f¨ ur ihre Temperaturentwicklung! Der Unterschied von wolkenbedecktem zu klarem Himmel ist unmittelbar sp¨ urbar und jedem von uns gel¨aufig. Eine vom Klimaforscher Mark Webb im britischen Headley Center (CRU) vorgenommene Untersuchung weist nach, dass allein die Modellierung von Wolken f¨ ur rund Dreiviertel der Unterschiede zwischen verschiedenen Klimamodellen verantwortlich ist [50]. Wolken sind deswegen so schwierig zu modellieren, weil sie ganz unterschiedliche Rollen spielen k¨onnen. Auf niedriger H¨ohe wirken sie abk¨ uhlend, weil sie das Sonnenlicht abschirmen. Auf großer H¨ohe halten sie dagegen die von Boden abgestrahlte W¨arme zur¨ uck und geben sie in die gleiche Richtung mit verminderter Wellenl¨ange wieder ab, sie wirken also aufheizend. So schreibt der US-Forscher Stott: ”Bei den vorhandenen Ungewissheiten in der historischen Strahlungsst¨arke, der Klimasensitivit¨at und der W¨armerate, die von den Ozeanen aufgenommen wird, kann eine gute ¨ Ubereinstimmung zwischen Klimamodell und Beobachtungsdaten auch auf sich gegenseitig aufhebenden Fehlern beruhen ... ”. Im Anhang ”Der Wolkeneffekt” wird auf die Rolle von Wolken n¨aher eingegangen [66]. Der weltbekannte Physiker Freeman Dyson f¨ uhrte anl¨asslich einer Ansprache in der American Physical Society zum Thema Computer- Klimamodelle aus [178]: ”Die schlechte Nachricht ist, dass Klimamodelle, in die so ein großer Aufwand hineingesteckt wurde, unzuverl¨assig sind. Die Modelle sind unzuverl¨assig, weil sie noch frisierte Faktoren (fudge factors) an Stelle von Physik verwenden, um Prozesse nachzubilden, deren maßgebliche Gr¨oßen kleiner als die Skalenweite der Berechnungsgitter sind.... sie k¨onnen nicht die Existenz des El Ni˜ no wiedergeben...., nicht die Stratuswolken vorhersagen, die weite Teile des Ozeans ¨ uberdecken .... Daher ist der Fehler der Modelle gr¨oßer als der Effekt der globalen Erw¨armung, den sie vorherzusagen vorgeben ... sie sind keine ad¨aquaten Werkzeuge zur Klimavorhersage. Wenn wir geduldig am Beobachten der realen Welt festhalten und dabei gleichzeitig die Klimamodelle laufend verbessern, wird die Zeit kommen, wo wir erst verstehen und dann vorhersagen k¨onnen. Bis dahin d¨ urfen wir nicht aufh¨oren Politik und ¨ Offentlichkeit 197 <?page no="206"?> 4 Klima zu warnen: glaubt keinen Zahlen, wenn sie aus einem Supercomputer kommen! ” Aus der unz¨ahligen Fachkritik von Klimawissenschaftlern an der Zuverl¨assigkeit von Klimamodellen nachfolgend eine stellvertretende Auswahl: Prof. Hans-Otto Peitgen (Mathematiker und Chaosforscher): ”Jetzt reden wir von Glaubenssachen. Es gibt Leute, die glauben - und viele von denen sitzen in hoch bezahlten Positionen in sehr bedeutenden Forschungszentren -, dass man das Klima modellieren kann. Ich z¨ahle zu denen, die das nicht glauben. Ich halte es f¨ ur m¨oglich, dass sich die mittlere Erw¨armung der Ozeane in 50 Jahren mit einem bestimmten Fehler vorausberechnen l¨asst. Aber welche Wirkungen das auf das Klima hat, das ist eine ganz andere Geschichte” [209]. Dr. Klaus Dethloff, Alfred-Wegener-Institut (AWI): ”Klimaprognosen gibt es nicht, es gibt Klimaszenarien ... doch auch dabei kann es infolge der Nichtlinearit¨aten des Klimasystems ¨ Uberraschungen geben. Wie soll man den menschlichen Einfluss auf ein System vorhersagen, wenn man noch nicht einmal dessen vertracktes Eigenleben richtig verstanden hat? ” [47]. Prof. J. Negendank (GFZ Potsdam): ”Das Klima ist zur Zeit unberechenbar und unkalkulierbar” und weiter zu den Klima-Modellen ”... dass man sich bewusst bleiben muss, dass es sich um Szenarien handelt, die auf vereinfachten Annahmen beruhen. Das Klimasystem ist aber bei weitem komplexer und wird auch in Zukunft ¨ Uberraschungen bereithalten” [193]. Gerard Roe und Marcia Baker (Prof. der Univ. Washington, Seattle): Sie stellen in ihrer Studie zur Prognoseg¨ ute der Klimamodelle fest, dass man die Computermodelle so viel erweitern mag wie man will, nie wird man zu brauchbaren Ergebnissen kommen [226]: ”Kleine Unsicherheiten in vielen einzelnen physikalischen Parametern verst¨arken sich zu großen Unsicherheiten, und es gibt nichts, was wir dagegen tun k¨onnen”. 198 <?page no="207"?> 4.11 Klima-Computer-Modelle Prof. Hans von Storch (GKSS-Forschungszentrum Geesthacht): ”Wir Klimaforscher k¨onnen nur m¨ogliche Szenarien anbieten; es kann also auch ganz anders kommen” [252]. Und an anderer Stelle: ”Weder die nat¨ urlichen Schwankungen noch die mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel ausgehenden Ver¨anderungen k¨onnen in Einzelheiten prognostiziert werden. Bei den nat¨ urlichen Schwankungen ist dies wegen der chaotischen Natur der Klimadynamik nicht m¨oglich. Bei den anthropogenen Ver¨anderungen kann es keine Vorhersagen geben, weil die Antriebe, d.h. die Emissionen von klimarelevanten Substanzen in die Atmosph¨are, nicht vorhergesagt werden k¨onnen” [253]. In Summa: Computer-Klimamodelle k¨onnen weder die Klimavergangenheit erkl¨aren, noch plausible Prognosen der zuk¨ unftigen Temperaturentwicklung liefern. Dabei ist noch zu beachten, dass ”Klima” nicht allein an der Temperatur festgemacht werden kann, sondern viele andere meteorologische Parameter umfasst. Als stellvertretendes Beispiel wurde von Freeman Dyson der ber¨ uhmt-ber¨ uchtigte El Ni˜ no genannt, der alle zwei bis sieben Jahre auftritt und die Klimate der gesamten Welt beeinflusst. Selbst im April 2006 zeigten die Computermodelle noch nicht an, dass Ende 2006 ein El Ni˜ no entstehen w¨ urde. Die j¨ ungste Abk¨ uhlungsperiode, die inzwischen fast schon zwei Jahrzehnte andauert, hat zu heftigen Kontroversen zwischen Klimaforschern und Klima-Modellieren gef¨ uhrt [75]. Wie das v¨ollige Umschwenken der Modellprognosen (es wird nunmehr von einer weiteren 10-15-j¨ahrigen Abk¨ uhlungsperiode ausgegangen) mit den aus fr¨ uheren Klima-Prognosen von der Politik gezogenen Konsequenzen zu vereinbaren ist, mag dem Leser selber ¨ uberlassen bleiben. Die folgende Minimalliste von Forderungen enth¨alt die maßgebenden Punkte f¨ ur Brauchbarkeit von Klimamodellen [95]: Ein Klimamodell muss logisch konsistent sein. mit den Messdaten in Einklang stehen. empirisch evident sein. (darf) eine vern¨ unftige Zahl von Annahmen nicht ¨ uberschreiten. die beobachteten Ph¨anomene erkl¨aren k¨onnen. 199 <?page no="208"?> 4 Klima in der Lage sein, Vorhersagen zu machen. testbar und falsifizierbar sein. zumindest f¨ ur Fachkollegen reproduzierbar sein. korrigierbar sein. verfeinert werden k¨onnen. Versuchen zur Verf¨ ugung stehen. auch f¨ ur Wissenschaftler anderer Fachgebiete verst¨andlich sein. Diesen Forderungen werden Klimamodelle niemals entsprechen k¨onnen! 4.12 Fingerprints und Tipping-Points Mit Statistik kann bekanntlich am¨ usanter Unfug getrieben werden, so auch wenn Klima-Modellrechnungen und lokale Temperaturdaten mit Hilfe der Fingerprint-Methode verkn¨ upft werden. Die Finger-Print-Methode wurde von den Mathematikern Karp und Rabin entwickelt und hat sich zur Mustersuche in Computertexten bew¨ahrt [138]. Ob der Mensch an einer Klimaerw¨armung maßgeblich beteiligt ist, kann die Fingerprint-Methode mit Hilfe von Klimamodellen nicht entscheiden. Wenn ein ordentliches statistisches Verfahren mit Klimamodellrechnungen von notorischer Fragw¨ urdigkeit verkn¨ upft wird (s. unter 4.11), kommt das popul¨are Mist rein, Mist raus dabei heraus. Die unschuldige Fingerprint-Methode zusammen mit Klimamodellen wird problemlos nachweisen k¨onnen, dass steigende Scheidungsraten, steigende Verwendung von Mikrowellenherden, steigende Flugkilometer bei Fernreisen und weiteres mehr vom ansteigenden anthropogenen CO 2 verursacht wurden. Dieses Vorgehen ist nur ein komplizierteres Analogon zu der schon bekannten Geschichte ¨ uber Storchh¨aufigkeit und Geburten. Ob eine lokale und innerhalb der nat¨ urlichen Schwankung liegende Temperaturerh¨ohung von menschgemachtem CO 2 verursacht wird, ist Fingerprint-statistisch nicht nachweisbar [79]. Tipping-Points in der Klimatologie bezeichnen Wendepunkte, die eine bislang mehr oder weniger stetige oder auch periodische Entwicklung in eine v¨ollig neue Richtung treiben. Solche Tipping-Points gab es in der Klimavergangenheit immer wieder. Ein stellvertretendes Beispiel ist der 200 <?page no="209"?> 4.13 Der Mythos vom wissenschaftlichen Konsens pl¨otzliche Wasserdurchbruch des Atlantik an der heutigen Meerenge von Gibraltar in das mediterrane Becken, der vor etwa 5,3 Millionen Jahren das ehemals noch nicht vorhandene Mittelmeer entstehen ließ und die klimatischen Verh¨altnisse von S¨ udeuropa maßgebend ver¨anderte. Dieser Vorgang lief erstaunlich rasch ab. Wie die moderne Forschung inzwischen weiß, hat das Auff¨ ullen nur etwa 2 Jahre gedauert. Tipping-Points zeichnen sich durch grunds¨atzliche Unberechenbarkeit aus. Es ist daher nicht zielstellend, Vermutungen ¨ uber Tipping-Points - denn Sicherheit gibt es hier nicht - zur Grundlage von Vorhersagen oder gar Gegenmaßnahmen machen zu wollen [262]. Oder, um ein popul¨ares Bild zu gebrauchen: Auch im t¨aglichen Leben jedes Menschen gibt es immer wieder Tipping- Points, negative wie positive. Ein gew¨ unschtes Ermitteln, wann diese v¨ollig unbekannten Ereignisse denn nun auftreten werden, oder gar ein versuchter Schutz gegen sie, ist unm¨oglich. 4.13 Der Mythos vom wissenschaftlichen Konsens Es ist eine Sache, eine andere Meinung zu haben. Es ist aber etwas v¨ollig anderes, vorzut¨auschen, andere als die eigene Meinung w¨ urden gar nicht existieren, oder zu behaupten, solche Meinungen verdienten keine Aufmerksamkeit. (Donna Laframboise) Der Begriff ”Konsens der Wissenschaft” ist unsinnig. Ob eine wissenschaftliche Hypothese vern¨ unftig, richtig oder falsch ist, entscheidet keine Mehrheit. Dies haben immer wieder Forscher belegt, die sich angefeindet ¨ uber Jahrzehnte gegen den wissenschaftlichen Mainstream durchsetzten, oft mit folgenden Nobelpreisen. Nat¨ urlich w¨ urde ein echter Konsens von vielleicht mehr als 95% aller Forscher eines Fachgebiets eine hohe Wahrscheinlichkeit f¨ ur sachliche Richtigkeit beinhalten. Eine Garantie ist es aber nicht. Auf die Frage nach einem messbaren anthropogenen Einfluss auf Klimawerte lautet bis heute die Antwort ”nicht auffindbar”. Daher bleiben jetzt nur zwei Fragen ¨ ubrig: - Wie viele Klimaforscher teilen den Klima-Alarmismus des IPCC? 201 <?page no="210"?> 4 Klima - Wie viele Klimaforscher (”Klimaskeptiker”) widersprechen? Klimaforscher sind Physiker, Meteorologen, Chemiker, Biologen, Mathematiker usw., also meist Naturwissenschaftler, die Klimaforschung betreiben und ihre Ergebnisse in begutachteten Wissenschaftsjournalen ver¨offentlichen. Auch der Buchautor geh¨ort dazu, wenngleich nicht von der Pike auf in der Klimaforschung t¨atig, was von Laien oft als fehlndes Qualit¨atsmerkmal angesehen wird. Die Karrieren von unz¨ahligen Naturwissenschaftlern, die ihr Forschungsgebiet wechselten, belegen den Irrtum. Leider ist Wechsel im heutigen Wissenschaftsbetrieb immer schwieriger geworden, und der Vorteil geht verloren neue Ideen ohne ”Scheuklappen” zu entwickeln. Schauen wir nun einmal nach, wie viele Klimapublikationen, die dem IPCC widersprechen, in internationalen begutachteten Fachjournalen aufzufinden sind! Es sind momentan mehr als 1350 explizit aufgef¨ uhrt [92]. Infolgedessen sind allein damit die Verlautbarungen von Medien und Politik ¨ uber angeblich fehlende Gegenstimmen falsch. Die Klimaskeptiker ¨ ubertreffen die Klima-Alarmisten in Anzahl und wissenschaftlichem Ansehen um L¨angen, denn zu ihnen geh¨oren die Physik-Nobelpreistr¨ager Ivar Glaever und Robert Laughlin. Einen Physiker aus dem IPCC-Lager als Nobelpreistr¨ager gibt es dagegen nicht. Ferner sind die weltber¨ uhmten Physiker Freeman Dyson, Edward Teller, Frederick Seitz, Robert Jastrow und William Nierenberg Klimaskeptiker, ¨ahnliche Reputation ist von IPCC-Forschern unbekannt. Eine ausf¨ uhrliche Zusammenstellung, inklusive aller einschl¨agigen Klimapublikationen, ist auf der Internet-Seite von Popular Technology.net ver¨offentlicht [232]. Auf Anhieb k¨onnen weiterhin 9000 promovierte Naturwissenschaftler und Hunderte fachnahe Professoren der klimaskeptischen Seite benannt werden. Es handelt sich um das Oregon Petitition Project [233]. Betrachten wir nun die Gegenseite! Das IPCC benennt gerade einmal 62 Personen, die das kritische Kapitel 9 des IPCC-Berichts von 2007 ”Understanding and Attributing Climate Change” begutachteten, darunter viele, die nichts anders taten, als ihren eigenen Beitrag zu best¨atigen. Die Unterzeichner der vielen, unten aufgef¨ uhrten Petitionen und Manifeste gegen die IPCC-Politik sind freilich nicht immer Klimawissenschaftler. Ist es hier gerechtfertigt, auch andere Naturwissenschaftler als 202 <?page no="211"?> 4.13 Der Mythos vom wissenschaftlichen Konsens kompetente Skeptiker zuzulassen? Die Antwort muss ”Ja” lauten. Die meisten Klima-Fachpublikationen decken n¨amlich physikalische Bereiche ab, die auch von physikalischen Nebenf¨achlern wie beispielsweise Chemikern oder Ingenieuren nach entsprechender Einarbeitung verstanden und nachvollzogen werden k¨onnen. Das physikalische Abstraktionsniveau ist hier in der Regel nicht von einer nur f¨ ur Spezialisten zug¨anglichen H¨ohe, wie etwa in der Quantenfeld-, allgemeinen Relativit¨ats- oder Stringtheorie. Dies heißt nat¨ urlich nicht, dass nicht auch in der Klimaforschung schwer zug¨angliche Spezialgebiete existieren. Die historische Entwicklung der klimaskeptischen Verlautbarungen kl¨art ¨ uber die wahren Verh¨altnisse auf. Es beginnt 1992 in Rio de Janeiro mit der ersten großen UN-Umweltkonferenz. Hier haben die Vertreter von 170 Regierungen und weiteren Nichtregierungsinstitutionen (NGO) vor einer gef¨ahrlichen globalen Erw¨armung durch die steigende Emission von CO 2 in der Atmosph¨are infolge Nutzung der fossilen Brennstoffe gewarnt. Drastische Maßnahmen, Energiesteuern und Umweltabgaben wurden gefordert. 1) Als erste Antwort auf die Forderungen von Rio de Janeiro haben 425 Wissenschaftler, darunter 62 Nobelpreistr¨ager den Heidelberg Appeal unterschrieben. Sie fordern, die wissenschaftliche Ehrlichkeit nicht dem politischen Opportunismus und einer irrationalen Ideologie zu opfern. Inzwischen sind diesem Appell mehr als 4000 Wissenschaftler, darunter inzwischen insgesamt 72 Nobelpreistr¨ager aus 106 L¨andern beigetreten [107]. 2) Das Global Warming Petition Project, auch als Oregon Petition bekannt, wurde bereits oben erw¨ahnt [233]. Der NIPCC Report von 2009 listete 31.478 akademische Unterzeichner auf, davon 9029 promovierte Personen, meist Naturwissenschaftler [196]. 3) Das Leipziger Manifest ging aus einem internationalen Symposium ¨ uber die Treibhauskontroverse in Leipzig im November 1995 und 1997 hervor. Es wurde 2005 ¨ uberarbeitet. Die Unterzeichner, 80 Wissenschaftler aus dem Bereich der Forschung zum Zustand der Atmosph¨are und des Klimas sowie 25 Meteorologen, bekunden: ”Auf der Basis aller vorhan- 203 <?page no="212"?> 4 Klima denen Messungen k¨onnen wir eine politisch inspirierte Weltsicht nicht akzeptieren, die Klimakatastrophen vorhersagt und ¨ uberst¨ urzte Aktionen verlangt... In einer Welt, in der die Armut die gr¨oßte soziale Verschmutzung darstellt, sollte jegliche Einschr¨ankung an Energie, die das ¨okonomische Wachstum verhindert (in diesen L¨andern), mit ¨außerstem Bedacht vorgenommen werden.” [173]. 4) Im Dezember 2008 und erg¨anzt im M¨arz 2009 wendeten sich ¨ uber 700 Wissenschaftler mit dem sogenannten U.S. Senate Minority Report (auch als Inhofe Report bezeichnet) an den Senat der USA. Die Unterzeichner wehrten sich gegen den vorgeblichen Konsens, dass der Mensch f¨ ur die Erw¨armung haupts¨achlich verantwortlich gemacht werden kann. Der Report stellt fest, dass die 700 Wissenschaftler die Zahl der an der ”Zusammenfassung f¨ ur Politiker” des IPCC beteiligten Wissenschaftler (52) um das mehr als 13 fache ¨ ubersteigt. Sie f¨ uhrten insbesondere Messungen an, die die alarmistischen, von Modellen unterst¨ utzten Prophezeiungen widerlegen [275]. 5) In einem offenen Brief vom Juli 2007 an die Physikerin und Kanzlerin Angela Merkel forderten 338 Wissenschaftler und engagierte kompetente B¨ urger, ”die Kanzlerin m¨oge Ihre Position zum Klimakomplex gr¨ undlich ¨ uberdenken und ein vom Potsdamer Institut f¨ ur Klimafolgenforschung unabh¨angiges ideologiefreies Gremium einberufen.” [179]. Dieser Brief wurde bemerkenswerterweise nicht einmal einer Eingangsbest¨atigung des Bundeskanzleramts f¨ ur w¨ urdig erachtet, obwohl in § 17 des deutschen Grundgesetzes B¨ urgern ausdr¨ ucklich das Recht einger¨aumt wird, sich bei dr¨angenden Problemen oder Fragen an die zust¨andigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden [101]. 6) Gegen die Aussage des US-Pr¨asidenten Barrack Obama ”Wenige Herausforderungen denen sich Amerika und die Welt gegen¨ ubersieht, sind wichtiger als den Klimawandel zu bek¨ampfen. Die Wissenschaft ist jenseits aller Diskussion und die Fakten sind klar” wendeten sich mehr als 150 fachnahe Wissenschaftler mit dem Protest: ”With all due respect Mr. President, that is not true” [198]. 204 <?page no="213"?> 4.13 Der Mythos vom wissenschaftlichen Konsens 7) In einem offenen Brief an den kanadischen Ministerpr¨asidenten wendeten sich 60 Klimawissenschaftler gegen die Unterzeichnung eines neuen Kyoto Vertrages. Sie heben hervor, dass ”es keine beobachtbaren Nachweise gibt, die die Computermodelle verifizieren. Deshalb gibt es keinen Grund, den Vorhersagen der Computermodelle zu vertrauen.... Wir schlagen vor, eine ausgewogene, umfassende, ¨offentliche Sitzung abzuhalten, um die wissenschaftliche Basis zu Pl¨anen der Regierung in Bezug auf den Klimawandel zu schaffen” [106]. 8) Im Jahre 2007 ver¨offentlichten die Klimawissenschaftler Hans von Storch und Dennis Bray (GKSS Forschungszentrum Geesthacht) eine anonyme Umfrage unter ca. 1250 Klimawissenschaftlern, von denen 40% antworteten [273], was f¨ ur derartige Umfragen als eine sehr hohe Antwortrate bezeichnet werden darf. Die Frage ”Ist der gegenw¨artige Stand der Wissenschaft weit genug entwickelt, um eine vern¨ unftige Einsch¨atzung des Treibhausgaseffektes zu erlauben? ” beantworteten nur 69% mit Zustimmung. Die Frage ”K¨onnen Klimamodelle die Klimabedingungen der Zukunft voraussagen? ” beantworteten 64% ablehnend! Da die Vorhersagen der Klimakatastrophe alleine auf Klimamodellen beruhen und damit ebenfalls ein theoretisches Konstrukt sind, darf dieses Ergebnis f¨ ur die Vertreter eines Klimakatastrophen-Konsens zutreffend als Schlag ins Gesicht bezeichnet werden. Denn umgekehrt ausgedr¨ uckt: Es besteht ein Konsens von 64%, dass die Vorhersage eines die Menschheit gef¨ahrdenden Klimawandels durch eine von Menschen gemachte Temperaturerh¨ohung infolge der anthropogenen CO 2 Emissionen auf der Basis von Klimamodellen wissenschaftlich unzul¨assig ist. 9) Im September 2008 ver¨offentlichten Hans M. Kepplinger und Senja Post von der Universit¨at Mainz in deren Forschungsmagazin eine Online- Umfrage unter den 239 identifizierten deutschen Klimawissenschaftlern. 133 (44%) von ihnen nahmen an der Befragung teil. Kepplinger: ”Die Mehrheit der Wissenschaftler war der Ansicht, dass die Voraussetzungen f¨ ur eine Berechenbarkeit des Klimas gegenw¨artig noch nicht gegeben ist. Dies betrifft die Menge und Qualit¨at der empirischen Daten, die Qualit¨at der Modelle und Theorien sowie die Kapazit¨at der verf¨ ugbaren Analysetechniken. Nur eine Minderheit von 20% glaubt, dass die empirischen 205 <?page no="214"?> 4 Klima und theoretischen Voraussetzungen f¨ ur die Berechnung des Klimas heute schon gegeben seien” [143]. 10) Am 30.Nov.2012 ver¨offentlichte die kanadische Financial Post einen offenen Brief von 125 Wissenschaftlern an den UN Generalsekret¨ar H.E. Ban Ki-Moon. Die FP f¨ uhrt dabei alle Namen, Fachgebiete und Forschungsschwerpunkte der Unterzeichner detailliert auf [147]. Es handelt sich in der weit ¨ uberwiegenden Anzahl um Klimawissenschaftler. Der Originaltext des offenen Briefs lautet: ”On November 9 this year you told the General Assembly: ”Extreme weather due to climate change is the new normal - Our challenge remains, clear and urgent: to reduce greenhouse gas emissions, to strengthen adaptation to - even larger climate shocks and to reach a legally binding climate agreement by 2015 - This should be one of the main lessons of Hurricane Sandy.” On November 13 you said at Yale: ”The science is clear; we should waste no more time on that debate.” The following day, in Al Gore’s ”Dirty Weather” Webcast, you spoke of ”more severe storms, harsher droughts, greater floods”, concluding: ”Two weeks ago, Hurricane Sandy struck the eastern seaboard of the United States. A nation saw the reality of climate change. The recovery will cost tens of billions of dollars. The cost of inaction will be even higher. We must reduce our dependence on carbon emissions”. We the undersigned, qualified in climate-related matters, wish to state that current scientific knowledge does not substantiate your assertions”. Alle hier aufgef¨ uhrten Manifeste, Petitionen und Umfragen wurden von den deutschen Medien bis heute noch niemals zur Kenntnis genommen. 4.14 R´esum´e zur Klimapolitik Deutschlands Denn sie wissen nicht was sie tun (US Filmtitel). Mitte des 19. Jahrhunderts, um 1850, begann die industrielle Revolution, und die CO 2 -Konzentration der Luft stieg von 280 ppm auf heute ca. 400 ppm an. Aktuell ist allenthalben von einer ernsten Bedrohung durch 206 <?page no="215"?> 4.14 R´esum´e zur Klimapolitik Deutschlands eine angeblich unzul¨assige Erh¨ohung der globalen Mitteltemperatur auf Grund dieses anthropogenen CO 2 -Anstiegs die Rede. Die Bef¨ urchtung hat einen nachvollziehbaren Hintergrund, denn CO 2 ist ein Infrarot absorbierendes Naturgas der Erdatmosph¨are. Die deutsche Klimapolitik vertraut ohne erkennbare ¨ Uberpr¨ ufung der IPCC-Hypothese von der menschgemachten globalen Erw¨armung (kurz AGW, wie Anthropogenic Global Warming) und richtet danach ihre Politik aus. Die AGW-Hypothese ist indes zwingend falsch. Warum? Sie ist mit dem modernen Paradigma unserer naturwissenschaftlichen Wahrheitsfindung nicht vereinbar. Unter Paradigma versteht man eine allgemein verbindliche Denk- und Vorgehensweise. Es handelt sich im vorliegenden Fall um die Art und Weise, wie zuverl¨assige Kenntnisse ¨ uber die Physik, hier ¨ uber die Physik von Klima¨anderungen, erlangt werden k¨onnen. Das Paradigma der modernen Naturwissenschaft ging von Galileo Galilei aus und kam unver¨andert ¨ uber Newton, Einstein und alle Nachfolger bis hin zur modernsten Physik auf uns. Der Grund, warum die AGW-Hypothese falsch ist: Sie kann bis heute nicht durch Messungen belegt werden. Die bei der Anwendung unseres modernen Paradigmas aller Naturwissenschaften auf die AGW-Hypothese zu stellende Frage ist denkbar einfach, l¨asst ¨ uberhaupt keinen anderen Weg zu und lautet: ”Sind ab der industriellen Revolution (1850) bis heute Klimawerte oder deren Ver¨anderungen gemessen worden, welche die bekannte Klimavariabilit¨at der Zeiten vor 1850 sprengen? ” Die Antwort kann nur JA oder NEIN lauten. Falls JA, m¨ ussen wir von hoher Wahrscheinlichkeit eines anthropogenen Klimawandels ausgehen. Falls NEIN, k¨onnen wir zumindest einen maßgebenden anthropogenen Klimawandel ausschließen. Nat¨ urlich ist ein NEIN kein Beweis f¨ ur das Nichtvorhandensein einer anthropogenen Klimaerw¨armung, sie kann in diesem Fall aber, weil nicht messbar, allenfalls unmaßgeblich klein sein. Physikalische Labormessungen zeigen die Infrarot-R¨ uckstrahlung des CO 2 , und die Fachliteratur bietet schl¨ ussige Detailuntersuchungen, welche die AGW-Hypothese best¨atigen - aber auch sehr viele, die gegen sie sprechen. Dieser Streit ist ¨ ubliche, notwendige Wissenschaft. Das moderne Wissenschaftsparadigma schneidet alle Spekulationen jedoch 207 <?page no="216"?> 4 Klima radikal ab, denn es sagt bei einem NEIN als Antwort auf die oben aufgef¨ uhrte, einzig maßgebende Frage kurz, b¨ undig und unmissverst¨andlich: Bevor eine physikalische HYPOTHESE nicht durch MESSUN- GEN belegt ist, ist sie als FALSCH anzusehen! Es ist gem¨aß unserem Wissenschaftsparadigma sinnlos eine bestimmte Hypothese zu favorisieren, wenn keine best¨atigenden Messwerte f¨ ur sie beigebracht werden k¨onnen. Ergo: Wenn wir nichts Klima-Ungew¨ohnliches seit 1850 im Vergleich mit der Zeit davor messen, m¨ ussen wir zwingend von einer nat¨ urlichen Klima¨anderung seit 1850 ausgehen! Zur Beseitigung von Missverst¨andnissen: Es gibt Hypothesen ¨ uber Details von Klimavorg¨angen, die mit Messungen belegt sind (z.B. Abk¨ uhlung nach großen Vulkanausbr¨ uchen), und es ist physikalisch durchaus vertretbar, eine maßgebende anthropogene Erw¨armung anzunehmen, wenn man sich ausreichend viele, passende und mit Messungen best¨atigte Details zusammensucht. Es geht hier aber tats¨achlich nur um die Hypothese, anthropogene CO 2 -Emissionen w¨ urden die Erde unzul¨assig erw¨armen. Und f¨ ur diese Hypothese gibt es eben keine Messbelege. Eine plausible Erkl¨arung daf¨ ur ist nicht schwer. Das Gesamtgeschehen ”Klima” ist zu komplex, um aus vielen, sogar gesicherten Details auf das Ganze schließen zu k¨onnen. Das funktioniert beim ”Klima” einfach nicht. Es ist gem¨aß der bisherigen Messlage anzunehmen, dass Gegenkoppelungen die erw¨armende Wirkung des anthropogenen CO 2 aufheben. Unter 4.9.3 wurde dieser Aspekt vertieft und die zugeh¨origen Fachver¨offentlichungen genannt. Dies w¨are dann aber wieder eine weitere Detail-Hypothese. Die seit etwa 350 Jahren verf¨ ugbaren Thermometermessungen lassen tats¨achlich keine ungew¨ohnlichen Klimaereignisse erkennen. Sie zeigen Temperaturschwankungen, wie sie in St¨arke und Schnelligkeit auch schon in den Zeiten davor auftraten - nicht selten sogar weit heftiger. Betrachtet man das 20. Jahrhundert mit erweitertem Blick auf die letzten 2000 oder gar 8000 Jahre, wird lediglich die relativ geringf¨ ugige R¨ uckerw¨armung von wenigen Zehntel Graden seit Ende der ”kleinen Eiszeit” ab Mitte des 17. Jahrhunderts sichtbar. Zu diesem Befund passt, dass bis heute keine Ver¨anderungen im Auftreten von Extremwettern ¨ uber Klimazeitr¨aume (mindestens 30 Jahre) aufgefunden wurden [128]. 208 <?page no="217"?> 4.14 R´esum´e zur Klimapolitik Deutschlands Der menschgemachte Anteil am Klimawandel ist daher gem¨aß g¨ ultigen wissenschaftlichen Kriterien als vernachl¨assigbar klein anzunehmen und stellt keine Ver¨anderung der nat¨ urlichen Verh¨altnisse oder gar eine Gef¨ahrdung dar. ”Klimaschutz” ist ein sachlich unsinniger Begriff, denn das Klima hat sich zu allen Zeiten und in allen Klimazonen der Erde stets gewandelt. Kein Klima irgendeiner Klimazone der Erde - von polar bis tropisch - ist jemals konstant gewesen. Ein Ph¨anomen, das naturgesetzlich in stetem Wandel begriffen ist, kann man logischerweise nicht sch¨ utzen. Die erw¨armende Wirkung des anthropogenen CO 2 ist unbekannt, was im Buch bereits ausf¨ uhrlich belegt und unabh¨angig davon auch vom IPCC best¨atigt wurde [126]. Das weitaus st¨arkste Treibhausgas ist ohnehin der Wasserdampf. Inzwischen ist die Sachlage des Fehlens von ungew¨ohnlichen Temperatur-Messwerten seit 1850 so weit unter den Klima-Alarmisten akzeptiert, dass inzwischen auf ”Nebenkriegsschaupl¨atze” ausgewichen wird. In Mode sind jetzt geheimnisvolle W¨armemengen, die sich in den Ozeanen verstecken und weiteres mehr. Alles sch¨on und gut, hier er¨offnen sich noch weite Forschungsvorhaben. Dennoch immer wieder zur Erinnerung: es muss zwingend nachzuweisen sein, dass die Klimadaten seit 1850 im Vergleich mit der Zeit davor unnat¨ urliche Werte aufweisen. Dieser Nachweis ist mit Ozeanmessungen, die schließlich erst am Anfang stehen, wohl noch schwieriger als mit Messdaten von Landtemperaturen. Ob man je wissen wird, welche Temperaturverteilungen die Ozeane in den mittelalterlichen oder gar r¨omischen Warmperioden aufwiesen? F¨ ur alle immer noch Unsicheren und ¨ Angstlichen die Aufmunterung: Lassen Sie sich durch die mediale und politische Klima-Katastrophen- Trommelei nicht verunsichern! Es handelt sich um pure, mit sachlich nicht stichhaltigen Argumenten verbr¨amte Ideologie oder um Glauben. Seien Sie in Diskussionen mit Klima-Alarmisten oder in den an sie gestellten Fragen nach Vortr¨agen nicht zimperlich, indem Sie unnachgiebig auf den folgenden drei zutreffenden Grunds¨atzen beharren: 1. Das moderne Wissenschaftsparadigma von der Priorit¨at der Messung vor dem theoretischen Modell ist g¨ ultig. Der Klima- Alarmist muss nachweisen, dass seine Hypothese mit Messun- 209 <?page no="218"?> 4 Klima gen belegt ist, nicht Sie, dass seine Hypothese falsch ist, denn nachzuweisen, dass es etwas nicht gibt (hier AGW), ist unm¨oglich. 2. Bestehen Sie auf der Nennung begutachteter Publikationen, die auf der Basis von Messungen noch nie vorgekommenen Klimaver¨anderungen seit 1850 im Vergleich mit den Zeiten davor nachweisen (es gibt sie nicht). 3. Weisen Sie Klimamodell-Argumentationen Ihres Gegen¨ ubers entschieden zur¨ uck. Da keines dieser Modelle maßgebende Klimavorg¨ange beschreiben kann, sind sie gem¨aß dem verbindlichen Wissenschafts-Paradigma alle falsch. Es gibt keinen sachlich fundierten Grund, eine gef¨ahrliche anthropogene Erw¨armung zu bef¨ urchten. Geld, das f¨ ur CO 2 -Vermeidung zum Zweck des ”Klimaschutzes” verausgabt wird, ist zum Fenster hinausgeworfen. Es fehlt dem echten Umweltschutz. Das oft zu vernehmende Argument des anscheinend vern¨ unftigen Vorsichtsprinzips - man baue um einen tiefen See auf einer Farm ein hohes Gitter, damit ja niemand hineinf¨allt - geht fehl. Dann n¨amlich, wenn das Gitter so teuer wird, dass der gesamte Viehbestand der Farm daf¨ ur ¨ uber die Klinge springen muss und der Besitzer der Farm danach pleite ist. Sinnvoller ist es, den Bewohnern der Farm das Schwimmen beizubringen. Analog verh¨alt es sich mit Klimaschutzmaßnahmen - irrsinnige Kosten und hier noch nicht einmal ein erkennbarer Schutz. Wir lassen Hunderttausende Menschen in den ¨armsten Entwicklungsl¨andern verhungern, um damit einen nach g¨ ultigem Wissenschaftsparadigma unbegr¨ undbaren Klimaschutz und die Energiewende zu finanzieren. Das ist nicht nur verantwortungslos, sondern grenzt an kriminelles Handeln der politisch Verantwortlichen, weil diese sich nicht ausreichend informiert haben oder es vielleicht sogar besser wissen, aber bewusst nicht ber¨ ucksichtigen. 210 <?page no="219"?> 5 Kollateralsch¨aden Glaube denen, die die Wahrheit suchen. Bezweifle jene, die sie gefunden haben. (Andr´e Gide) Zu diesem letzten Buchkapitel eine Vorbemerkung: Das Buch ist ein Sachbuch, und in Sachb¨ uchern haben pers¨onliche Meinungen und politische Bewertungen in den Hintergrund zu treten. Allerdings enthalten die Themen Klimaschutz und Energiewende viel politischen Z¨ undstoff. Die Klima-Alarmisten und die Klimaskeptiker gehen nicht fair miteinander um. Auf die sich daraus ergebenden Begleiterscheinungen ¨ uberhaupt nicht einzugehen, erscheint nicht sachgerecht. Da aber nach Auffassung des Buchautors Sachschilderungen hiermit nicht vermischt werden d¨ urfen, sollen nunmehr - in diesem einzigen Kapitel 5 - auch einmal diese Nebenaspekte zur Sprache kommen. Sie lassen n¨amlich aufschlussreiche Strukturen in Medien, Politik und dem Wissenschaftsbetrieb erkennen. Vollst¨andigkeit ist dabei weder m¨oglich, noch angestrebt. Beginnen wir mit der frei ¨ ubersetzten Schilderung des k¨ urzlich verstorbenen polnischen Klimaforschers Zbigniew Jaworowski mit dem Titel ”CO 2 : The Greatest Scientific Scandal of our Time” [134]. Jaworowski schreibt: Am 2. Februar 2007 erfolgte der große Auftritt des IPCC, in dem der Mythos von der Katastrophe einer globalen Erw¨armung verk¨ undet wurde. Wochen lauter, publikumswirksamer Propaganda gingen voraus. In Paris wurde der Bericht ”Summary for Policymakers”, begleitet von Medien, Politikern und sonstigem Publikum, vorgestellt. Sogar die Beleuchtung des Eiffelturms wurde kurz ausgeschaltet, um zu zeigen, wie schlecht elektrische Energie f¨ ur die Menschheit sei. Der Bericht l¨oste einen publizistischen Erdrutsch aus, der noch lange nicht abgeebbt ist. Die Herausgabe des wissenschaftlichen zweiten Teils von insgesamt 1600 Seiten erfolgte 211 <?page no="220"?> 5 Kollateralsch¨aden einige Monate sp¨ater. Grund hierf¨ ur war die Notwendigkeit, den wissenschaftlichen Teil so zu justieren, dass keine Widerspr¨ uche zum politischen Teil mehr erkennbar waren. Man darf daher von einer perfekten politischen Inszenierung sprechen, in der die Wissenschaft das Nachsehen hat. Mit wertfreier und unabh¨angiger Wissenschaft hat dies alles nichts mehr zu tun. Bereits aus diesem Grund ist eine hohe Ideologielastigkeit aller Ver¨offentlichungen des IPCC in Rechnung zu stellen. Das IPCC ist ¨ uberreichlich mit Mitteln versehen und liegt auf gleicher Linie mit der UN Politik, die zur Zeit von Gr¨ unen und misanthropen Fanatikern beherrscht wird. Die Geldmittel sind so hoch, dass der Meteorologe P. Corbyn im Weather Action Bulletin, Dez. 2000 ausf¨ uhrte: ”The problem we are faced with is that the meteorological establishment and the global warming lobby research bodies which receive large funding are now apparently so corrupted by the largesse they receive that the scientists in them have sold their integrity.......” Soweit Zbigniew Jaworowski, der im weiteren Verlauf seines Artikels wichtige Politiker in internationalen und nationalen Klimagremien unter die Lupe nimmt. Stellvertretend werden von ihm drei hochrangige UN-Vertreter genannt, aus deren Aussagen er Richtung und Motive der klimapolitischen Agenden, wie im Folgenden geschildert, ableitet: Maurice Strong: Er verließ die Schule im Alter von 14 Jahren und errichtete ein esoterisches, globales Hauptquartier f¨ ur die New Age Bewegung in San Louis Valley, US-Colorado. Er war ferner am Brundtland Report von 1987 beteiligt, der als Ausgangspunkt der heutigen gr¨ unen Bewegung angesehen werden kann. In sp¨ateren Jahren wurde er Berater von Kofi Annan und hatte den Vorsitz bei der UN-Konferenz ”On Environment and Development“ in Rio de Janeiro in 1992 mit 40.000 Teilnehmern. Er war schlussendlich verantwortlich f¨ ur die Erstellung des Kyoto-Protokolls, das immer noch Tausende von B¨ urokraten, Diplomaten und Politikern propagieren. Sein Statement zum Thema Kyoto: ”We may get to the point where the only way of saving the world will be for industrial civilisation to collapse” Timothy Wirth: Er ist US-Unterstaatssekret¨ar f¨ ur ”Global Issues” und unterst¨ utzt die Politik von M. Strong. Seine Auffassung geht aus folgendem Statement 212 <?page no="221"?> 5.1 IPCC und Politik hervor: ”We have got to ride the global warming issue. Even if the theory of global warming is wrong, we will be doing the right thing in terms of economic policy and environmental policy”. Richard Benedick: Er ist Deputy Assistant Staatssekret¨ar und steht der Politikabteilung des US State Departments vor. Seine Aussage zum Thema: ”A global warming treaty must be implemented even if there is no scientific evidence to back the greenhouse effect”. 5.1 IPCC und Politik Ein weit verbreiteter Irrtum ¨ uber das bereits mehrfach erw¨ahnte IPCC, in dem viele Forscher bei der Ver¨offentlichung regelm¨aßig erscheinender Klima-Berichte mitarbeiten, muss ausger¨aumt werden: Das IPCC ist eine politische Organisation unter dem Dach der UN. Es leistet keine eigene Forschungsarbeit, sondern sichtet, selektiert und w¨ahlt Forschungsergebnisse der sich zur Verf¨ ugung stellenden Wissenschaftler aus. Diese Arbeit m¨ undet in die bereits erw¨ahnten IPCC-Berichte. Das IPCC macht infolgedessen Politik, nichts weiter. Die IPCC-Ver¨offentlichungen werden grunds¨atzlich zuerst f¨ ur Politiker herausgegeben, und erst darauf folgen die umfangreichen Fachberichte. Diese sollten, entgegen dem ¨ ublichen wissenschaftlichen Vorgehen, keine zu den politischen Berichten abweichenden Auffassungen mehr enthalten, was oft nicht gelingt. Das un¨ ubersehbare Bem¨ uhen des IPCC, Wissenschaft f¨ ur politische Ziele zu instrumentalisieren, wird von Kritikern zu Recht angeprangert. Nach bisher verbindlicher Wissenschaftsethik besonders fragw¨ urdig ist aber insbesondere die Mithilfe von ¨offentlich bestallten Forschern beim politischen Feldzug des IPCC gegen das anthropogene CO 2 . Sie lassen sich als aktiv Beteiligte in eine politische Kampagne ein und helfen bei ihr mit. ¨ Ubersetzt man dies in Klartext, kann man zutreffend von Auftragsforschung sprechen. Dagegen ist einzuwenden: Wertfreie Wissenschaft ist ausschließlich der Wahrheit verpflichtet, muss sich stets in Frage stellen und darf sich grunds¨atzlich nicht an industrielle, politische oder ideologische Interessen verkaufen. 213 <?page no="222"?> 5 Kollateralsch¨aden Die dabei zugrunde liegenden Motive der Wissenschaftler sind unrelevant. Sie lassen sich immer als f¨ ur die menschliche Gemeinschaft n¨ utzlich oder gar unverzichtbar angeben. Die Wirklichkeit sieht anders aus. In einem heute kaum noch vorstellbaren Extremfall wurde aus unvollst¨andig gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen eine Kampagne geschmiedet, die Menschenleben gekostet hat. Es war die Eugenik des dritten Reichs. Das damals ehrenwerte Motiv der beteiligten Forscher war die Reinhaltung der arischen Rasse. Mit diesem Extrembeispiel soll keine Verbindung zwischen der heutigen CO 2 -Kampagne und einem der dunkelsten Punkte der deutschen Wissenschaft hergestellt werden. Es zeigt nur, wie gef¨ahrlich es ist, wenn sich Forscher außerwissenschaftlichen Institutionen zur Verf¨ ugung stellen, die ihre Forschungsergebnisse vereinnahmen. Jeder Verkauf wertfreier wissenschaftlicher Erkenntnisse an Interessengruppen ist ein Faustischer Handel. Das IPCC hat sich fast ausschließlich auf das menschverursachte CO 2 als Ursache f¨ ur gef¨ahrliche Klima¨anderungen festgelegt. Das st¨arkste Treibhausgas Wasserdampf, das weit klimawirksamer als CO 2 ist und in ungleich h¨oherer Konzentration in der Erdatmosph¨are vorkommt, wird im IPCC-Bericht f¨ ur Politiker (im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Berichten) nicht wahrgenommen. Nahezu v¨ollig ignoriert wird ferner die immer mehr in den Mittelpunkt der Klimaforschung r¨ uckende Hypothese vom Einfluss des Sonnenmagnetfeldes auf Klimavorg¨ange, das ¨ uber einen noch nicht vollst¨andig gekl¨arten Verst¨arkungsmechanismus seit jeher bis zum heutigen Tage alle Klimavorg¨ange steuert (s. unter 4.10). Dass es die Hypothese vom maßgebenden Einfluss der Sonne vermag, zur Erkl¨arung von Klima¨anderungen auf eine Mitwirkung von anthropogenem CO 2 v¨ollig zu verzichten, wird in keinem IPCC-Bericht erw¨ahnt. Nur mit einer einseitigen Betrachtungsweise kann n¨amlich anthropogenes CO 2 als Hauptursache einer zuk¨ unftigen, gef¨ahrlichen globalen Erw¨armung propagiert werden. Ferner sind politisch nur aller einfachste, nicht etwa differenzierte Erkl¨arungen brauchbar. Die Beschr¨ankung auf ein einziges maßgebendes Agens - das CO 2 - zur Erkl¨arung der fast unendlich komplexen fortw¨ahrenden Wandlung des Klimas greift mit Sicherheit zu kurz. 214 <?page no="223"?> 5.1 IPCC und Politik Die IPCC-Berichte f¨ ur Politiker versuchen in einem einzigen Grundtenor und mit Ausblenden aller entlastenden Fakten die Schuld des anthropogenen CO 2 an einer globalen Erw¨armung nachzuweisen. Eine akribisch recherchierte Arbeit ¨ uber die Methoden und die Qualifikation der Mitarbeiter des IPCC hat j¨ ungst die kanadische Journalistin Donna Laframboise vorgelegt. Das Buch ist inzwischen ins Deutsche ¨ ubersetzt und hat den etwas sperrigen Titel ”Von einem Jugendstraft¨ater, der mit dem besten Klimaexperten der Welt verwechselt wurde”. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang eine Frage des bekannten deutschen Journalisten G¨ unter Ederer an den damaligen Generalsekret¨ar des IPCC, Yvo de Boer: ”Warum ber¨ ucksichtigt und nennt das IPCC nicht die wissenschaftliche Literatur, die andere, zum Teil sogar gegenteilige Ergebnisse zeigt, als die Lesart von der Erw¨armung durch anthropogenes CO 2 ”? Die offenherzige Antwort des IPCC-Generalsekret¨ars darauf: ”Das ist nicht unser Auftrag”. Die ¨ uberwiegende Mehrzahl der deutschen Medien hat sich l¨angste positioniert und freiwilliger Selbstgleichschaltung unterworfen. Durch Einsatz kommerzieller Werbemethoden ist CO 2 heute zur Ikone von ”Umweltschaden” geworden. Die religi¨osen Z¨ uge dieses Glaubens schließen Sachargumenten aus. V¨ollig ¨ ubersehen wird, dass der Glaube nur auf den Aussagen unsicherer Computermodelle gr¨ undet (s. unter 4.11). Inzwischen ist vom kristallklar durchsichtigen Spurengas CO 2 sogar von einem industriellem Schmutzgas die Rede. CO 2 ist dagegen das Hauptagens der Photosynthese, ohne die es keine Pflanzen, Tiere und Menschen g¨abe. Man sollte sich beim Trinken von CO 2 ausperlendem Mineralwassser dar¨ uber einmal Gedanken machen. Wie bei jedem neuen Trend gibt es Mitfahrer der CO 2 -Kampagne, die sich in immer gr¨oßeren Katastrophen zu ¨ uberbieten suchen. Ein stellvertretendes Beispiel hierf¨ ur liefert die mediennahe Volkswirtin Prof. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt des deutschen Instituts f¨ ur Wirtschaftsforschung. Frau Kemfert prognostizierte im Jahre 2004 den Untergang Sylts bis zum Jahre 2050 sowie die ¨ Uberschwemmung von halb England und sch¨atzte die Wahrscheinlichkeit, dass Extremwetterereignisse h¨aufiger vorkommen, zu 80 - 90% ein [69]. In einem Zeitungsinterview des Jahres 2007 f¨ uhrte sie zur Klima- 215 <?page no="224"?> 5 Kollateralsch¨aden sensitivit¨at des CO 2 aus: ”Klimatheorien sind relativ einfach zu berechnen. Wenn der CO 2 -Gehalt um 25 Prozent steigt, dann hat das eine Erw¨armung von 2 ◦ C zur Folge” [303]. Bei einer Verdoppelung des CO 2 - Gehalts kommen wir mit dieser Phantasterei dann auf 8 ◦ C. Dieser Wert ¨ ubersteigt sogar die ung¨ unstigsten Projektionen des IPCC noch um das Doppelte. ¨ Ahnlicher sachlicher Schwachsinn kennt keine Grenzen mehr. Liegen die prognostizierten globalen Meeresspiegelanstiege bis zum Jahre 2100 in den IPCC-Berichten grob um 10 cm bis maximal 90 cm, so werden daraus in Al Gore’s weltber¨ uhmten Buch ”Die unbequeme Wahrheit” mehrere Meter [99]. Von dieser ¨ uberbordenden Klimahektik hebt sich nur unser Altbundeskanzler Helmut Schmidt ab, der, als Politpension¨ar von allen R¨ ucksichtnahmen befreit, offenherzig und zutreffend formulierte: ”Die Annahme, dass der Klimawandel durch irgendeine Maßnahme beim G8-Gipfel in Heiligendamm ge¨andert werden kann, ist idiotisch” [283]. W¨are Helmut Schmidt noch im aktuellen politischen Gesch¨aft, h¨atte man diese private, v¨ollig zutreffende Meinung wohl nicht von ihm vernommen. Kommissionen von Fachexperten, die oft politisch nicht unabh¨angig sind, weisen in aller Regel keine hohe Qualit¨at auf. Prof. Gerhard Gerlich dr¨ uckt dies in seiner Kritik am heutigen Klimagesch¨aft zutreffend wie folgt aus: ”Grundlage teurer Maßnahmen sollten endlich wieder wirklich gemessene Gr¨oßen sein und nicht aus schlechten Modellvorstellungen gesch¨atzte und hochgerechnete Zahlen (Szenarien). Dazu kommt die moderne Praxis mit der Kommissionspolitik, die die Entscheidungsprozesse der Demokratie aush¨ohlt. Solche Kommissionen (wie Hartz, PI- SA, IPCC, ...) produzieren Spesen und beweisen immer nachtr¨aglich ihre Existenzberechtigung. Sie finden immer ¨ uberzeugende Gr¨ unde f¨ ur ihr Weiterbestehen. Diese Kommissionen entlassen die gew¨ahlten Abgeordneten aus ihrer Verpflichtung, mit ihrem eigenen Verstand und Gewissen Gesetze zu verabschieden. Stattdessen berufen sich die Politiker auf ”Expertenmeinungen” anonymer Kommissionen und stehlen sich so aus ihrer Verantwortung. Die von ”Kommissionen” beauftragten ”Wissenschaftler” liefern dann die politisch gew¨ unschten, mit angeblich ”berechneten” Unsicherheiten verzierten ”Ergebnisse”. Es handelt sich hier um die typische, unfreie ”Proposal-Wissenschaft”, die ihre Existenzberech- 216 <?page no="225"?> 5.1 IPCC und Politik tigung nur ihrem politischen Auftrag verdankt.”. Das Wechselspiel von Expertenkommissionen und Volksvertretern in Klimadingen sieht auch der bereits erw¨ahnte, renommierte US-Klimaforscher Richard S. Lindzen gem¨aß Bild 5.1 ¨ahnlich. In den deutschen Medien sind die kritischen Stimmen inzwischen verstummt. Zu stark ist der Konsens aller politischen Parteien, zu stark die verst¨andliche ¨ Ubernahme dieses Konsens von fast allen Medienredaktionen. Zu stark ist auch der Druck auf große Unternehmen, sich f¨ ur ”Klimaschutz” zu erkl¨aren, um Imagesch¨adigung zu vermeiden oder Profit mit dem Label des Klimaschutzes zu machen. Beitr¨age, wie den in der FAZ vom 6.4.2007 mit dem Titel ”F¨ ur den guten Zweck” [71], gibt es in ¨ uberregionalen Tageszeitungen nicht mehr. In ihm werden die Motive von mithelfenden Wissenschaftlern analysiert. Der Buchautor empfiehlt seine Lekt¨ ure. Aufschlussreich ist auch die CO 2 -Politik der deutschen physikalischen Gesellschaft (DPG). Sie sollte eigentlich hierzulande an erster Stelle f¨ ur eine Klimadiskussion fachlich zust¨andig sein. Ein ehemaliges Vorstandsmitglied der DPG, Konrad Kleinknecht, Professor f¨ ur Elementarteilchenphysik an der Universit¨at Mainz - kein Klimaspezialist, der entsprechende Fachver¨offentlichungen aufweisen kann - hat immerhin die Buchver¨offentlichung ”Wer im Treibhaus sitzt” vorgelegt. Sie gibt im Wesentlichen die IPCC-Auffassung wieder, wird von Kleinknecht aber un¨ ubersehbar dazu instrumentalisiert, die CO 2 -freie Kernenergie zu propagieren. Die IPCC-Meinungsrichtung scheint aber keineswegs allgemeiner Konsens im DPG-Vorstand zu sein. Im Aprilheft 2007 des Physikjournals der DPG mahnt n¨amlich der DPG-Pr¨asident, Prof. Eberhard Umbach, unter dem Titel ”Fakten f¨ ur die Klimadebatte”, wie folgt: ”Wir m¨ ussen ohne Vorurteile und ohne ideologische oder rein ¨okonomische Befangenheit handeln, und zwar auf der Grundlage von stichhaltigen technischen und wissenschaftlichen Fakten”. Dies war unmissverst¨andlich. Es war aber auch irritierend, weil keine Hinweise darauf erfolgten, wie diese Fakten von der DPG gesehen wurden. Warum diese Vorsicht? Die Antwort ist nicht schwer. Die DPG sprach sich vor Fukushima f¨ ur eine st¨arkere Nutzung der Kernenergie aus und vertrat diese Meinung auch ¨offentlich. Es ist freilich bemerkenswert, dass die DPG, die in jedem ihrer ”Physik- Journale” aus den unterschiedlichsten physikalischen Gebieten popul¨ar 217 <?page no="226"?> 5 Kollateralsch¨aden Wissenschaftler geben bedeutungslose oder zweideutige Aussagen von sich Wissenschaftler geben bedeutungslose oder zweideutige Aussagen von sich Lobbyisten und Medien übersetzen diese Aussagen in Alarmdeklarationen Lobbyisten und Medien übersetzen diese Aussagen in Alarmdeklarationen Politiker antworten auf den Alarm, indem sie den Wissenschaftlern mehr Geld zur Verfügung stellen Politiker antworten auf den Alarm, indem sie den Wissenschaftlern mehr Geld zur Verfügung stellen Bild 5.1: : Der Kreislauf von politischem Alarmismus und Wissenschaft. Bildidee: Lindzen [162]. gestaltete Fachartikel h¨ochsten Niveaus ver¨offentlicht, seit Jahren noch niemals etwas ¨ uber die wohl wichtigste physikalische Frage der deutschen Gegenwart publiziert hat - ”Ist anthropogenes CO 2 klimasch¨adlich, oder nicht”? Diese Zur¨ uckhaltung belegt den starken politischen Einfluss, dem die DPG sich beugen muss. Immerhin erteilt sie auch nicht, wie es sonst in den Medien erfolgt, den wissenschaftlichen Klima-Alarmisten das Wort. Dies liegt sicher auch daran, dass diese an solider Physik kaum etwas zu bieten haben. Zur DPG-Politik geh¨ort es konsequenterweise auch, die Klimaskeptiker zu ignorieren. Kurz, die DPG h¨alt sich aus diesem verminten Gebiet vorsichtig heraus. Die geschilderten Vorg¨ange geben zu der dringenden Warnung Anlass, Klima-Aussagen der Medien ohne eigene Internet-Recherchen auf keinen Fall mehr Glauben zu schenken. Als Beleg f¨ ur diese Empfehlung braucht man sich nur einmal die einseitigen und damit leider indiskutablen Beitr¨age zur Energiewende und zum Klima des fr¨ uher sehr guten ”Spektrum der Wissenschaft” anzusehen. Diese Zeitschrift ist inzwischen zur Hauspostille des Potsdamer Instituts f¨ ur Klimafolgenforschung (PIK) verkommen und plappert die dort verbreiteten Fragw¨ urdigkeiten nach. F¨ ur Laien bis hin zu naturwissenschaftlich Gebildeten ist nur noch die 218 <?page no="227"?> 5.1 IPCC und Politik eigene Informationsbeschaffung und eigenes Nachdenken auf dem jeweils gegebenen Kenntnisniveau zielstellend. Zuverl¨assige Anhaltspunkte f¨ ur diesen Prozess liefern zuerst einmal die Fragen nach den Interessen der Aussagenden und die kritische Beobachtung der bei diesen Aussagen angewandten Methoden. Die beiden Fragen ”kommen auch Gegenmeinungen vor” und ”werden bestimmte Meinungsrichtungen diskreditiert” sind beim kritischen Lesen hilfreich. Der Informationsgewinn durch Anwendung dieser beiden Kriterien kann nicht ¨ ubersch¨atzt werden. Leider ist auch in unserer vorgeblich offenen, freien Gesellschaft die F¨ahigkeit unverzichtbar geworden, zwischen den Zeilen zu lesen. Es ist ferner ein Fehler anzunehmen, die Wissenschaft sei gegen Irrt¨ umer und Vorurteile gefeit. Insbesondere das immer wieder hervorgeholte, uralte Fehlargument, man sei heute eben weiter als in der Vergangenheit und wisse inzwischen alles viel besser, ist ein Trugschluss. Nachfolgend einige stellvertretende Beispiele f¨ ur kr¨aftig irrende Wissenschaft: Die Zur¨ uckweisung der Kontinentaldrifthypothese des deutschen Forschers Alfred Wegener. Heute kennt jeder Obersch¨ uler den Begriffder Plattentektonik. Die nicht eingetroffenen Katastrophenszenarien des Club of Rome. Die als unumst¨oßlich angesehene Tatsache, dass Bakterien im sauren Magenmilieu nicht ¨ uberleben k¨onnen und Magengeschw¨ ure daher psychosomatisch verursacht sein m¨ ussen. Heute weiß man, dass Magengeschw¨ ure von Bakterien ausgel¨ost werden, wozu erst ein gef¨ahrlicher Selbstversuch, der den Nobelpreis f¨ ur Medizin einbrachte, n¨otig war. Das deutsche Waldsterben, an dem angeblich kein ernsthafter Wissenschaftler zweifelte. Heute sind sowohl das Ph¨anomen als auch der Begriffstillheimlich verschwunden. Die ”wissenschaftlich begr¨ undeten“ Warnungen vor einer neuen Eiszeit noch vor wenigen Jahrzehnten. Besonders an den letzten Irrtum, der heute nur noch den ¨ Alteren unter uns bekannt ist, m¨ochte die Klimaforschung ungern erinnert werden. 219 <?page no="228"?> 5 Kollateralsch¨aden 5.2 Die deutschen Medien Auch bei gr¨oßter Nachsicht kann man nicht ernsthaft behaupten, die deutschen Medien w¨ urden im Klimagesch¨aft ihrer verpflichtenden Aufgabe nachkommen, sachlich und neutral zu berichten. Es wurde schon betont, dass sich die Mehrheit der Medien-Redaktionen zu freiwilliger Selbstgleichschaltung in Berichten ¨ uber Klima, CO 2 , Extremwetter, Arktiseis etc. entschlossen haben. Wenn man sich wenigstens mit den wissenschaftlichen IPCC-Berichten gleichgeschaltet h¨atte - nicht mit denen f¨ ur Politiker nat¨ urlich! Es ist aber leider eine Gleichschaltung mit den ¨ ubelsten Klima-Alarmisten. Die Gr¨ unde f¨ ur eine Berichterstattung, die keine ordentlichen journalistischen Recherchen und keine n¨ uchterne sachliche Sicht mehr zulassen, sind: 1) In den deutschen Medienredaktionen sitzen weit ¨ uberwiegend Redakteure, die Journalismus, Soziologie oder dergleichen studiert haben. Es herrscht die Farbe gr¨ un vor. Technische oder naturwissenschaftliche Ausbildungshintergr¨ unde mit ihrem bekanntermaßen sehr viel kleineren ¨okoideologischen Touch sind dagegen bei Redakteuren extrem selten. 2) TV- und Radio-Aufsichtsr¨ate werden nach politischen Kriterien installiert und m¨ ussen infolgedessen ihren Redakteuren eine verbindliche Korrektheits-Linie vorgeben. 3) Insbesondere die Printmedien sind auf Eink¨ unfte durch gr¨ une Annoncen angewiesen. Zum letztgenannten Punkt: Sieht man sich die Annoncen und insbesondere die oft viele Seiten umfassenden Beilagen von großen Tageszeitungen an, f¨allt der hohe Werbeanteil f¨ ur gr¨ une Energien auf. Hier scheint es kaum Mittelbeschr¨ankungen der Inserenten zu geben. Das Annoncengesch¨aft ist f¨ ur die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten k¨ampfenden Zeitungen aber ¨ uberlebenswichtig. In nachvollziehbarer Konsequenz werden Artikel, die die gesch¨aftliche Basis von Werbekunden kritisieren, nicht gebracht. Man darf fachfremden Redakteuren und ihren Arbeitgebern keinen Vorwurf f¨ ur Unzul¨anglichkeiten machen, wohl aber f¨ ur fehlende Recherchen und ihre Weigerung, Berichtigungen in Form von Leserbrie- 220 <?page no="229"?> 5.2 Die deutschen Medien fen zu ver¨offentlichen. Ausnahmen von der Regel ”journalistische Fachfremdheit”, wie etwa die TV-Wissenschaftsmoderatoren Prof. Harald Lesch oder Ranar Yogeshwar (beide Physiker), sind zwangsweise Wissenschaftsadvokaten, wenn es um die brisanten Themen ”Klima” und ”Energiewende” geht. In ihrer un¨ ubersehbaren Klima-Alarm-Mission kommen wissenschaftliche Gegenstimmen grunds¨atzlich nicht vor. Hier dominiert zweifellos eine politische Redaktionslinie, wie es der Fall des Moderators Joachim Bublath (ebenfalls Physiker) musterg¨ ultig belegt. Er war bislang der einzige TV-Wissenschaftsmoderator, der Objektivit¨at und Neutralit¨at mit fachlicher Korrektheit vereinte. Bublath wurde nach einer klimakritischen Sendung ¨ uber das anthropogene CO 2 vom ZDF umgehend in den vorzeitigen Ruhestand entlassen. Inzwischen sind die Misst¨ande und Einseitigkeiten der Klima- und Energieberichterstattung auch von Blinden nicht mehr zu ¨ ubersehen und fangen an peinlich zu werden. Als Beispiel nehme man den August 2012, in dem die explodierenden Stromkosten endg¨ ultig in den Medien angekommen waren. Wohin immer man sah, es waren nur Interview-”Experten” zu vernehmen, die fachlich komplett inkompetent waren. So ließ der Qualit¨atssender Ph¨onix den Politiker Cerm ¨ Ozdemir in den Abendnachrichten vom 28.8.2012 Minuten lang sinnleere Worth¨ ulsen ¨ uber die Ursachen der Strompreiserh¨ohungen produzieren. Dies ist keine Kritik am Interviewten, wohl aber an den Redakteuren, denn woher sollte es ein fachfremder Politiker wissen k¨onnen? Danach kam ein Verbraucherschutz- Vertreter als vehementer Bef¨ urworter der Energiewende zu Wort, eine Absurdit¨at, denn die Energiewende hat mit Verbraucherschutz so viel zu tun wie der Teufel mit einer katholischen Messe. ¨ Uber die Aussagen dieses ”Verbrauchersch¨ utzers” kann nur noch der Mantel des gn¨adigen Vergessens gelegt werden. Beim ”zappen” auf alle Sender stets das gleiche Bild: Sachkundige Energie- oder Wirtschaftsexperten gab es nicht. Man m¨oge den Vergleich nachsehen: aber diese Berichterstattung erinnerte an die Propagandaberichte des ”Neuen Deutschland” (DDR) ¨ uber den real existierenden Sozialismus. Gegenstimmen oder substantielle Kritik waren unbekannt. Die technische und wirtschaftliche Fragw¨ urdigkeit der Energiewende und die daraus unvermeidbar folgenden Verwerfungen im Strompreisgef¨ uge wagten die Medien nicht anzusprechen. Dabei herrscht an Fachleuten, 221 <?page no="230"?> 5 Kollateralsch¨aden die dies tun k¨onnten, kein Mangel. Man f¨ urchtet die politischen Folgen ehrlicher, schonungsloser Fakten-Aussagen. Manche Medien beließen es nicht bei dem geschilderten Mangel, sondern gefielen sich darin, kritische Stimmen zu diskreditieren. Stellvertretende Beispiele sind ”Wir brauchen keine Klimaforscher” der S¨ uddeutschen Zeitung, ”Die Gehilfen des Zweifels” und ”Die Klimakrieger” der ZEIT [256]. Man braucht jetzt nicht mehr in Archiven nach Prawda- Beitr¨agen ¨ uber den Klassenfeind zu suchen um Propagandastil zu studieren. Die genannten drei Artikel sind Prawda-Originalstil vom feinsten: Ausblendung von ordentlichen Sachrecherchen, von Fakten und von neutraler Berichterstattung ¨ uber die reale Welt, dagegen Verunglimpfung anderer Meinungsgruppen, ad hominem Attacken gegen vermutete Drahtzieher und Verschw¨orungstheorien sind die Methoden. Die peinlichen Entgleisungen zweier Qualit¨atszeitungen werden sp¨ater einmal interessanten Stofff¨ ur Historiker liefern. Aktuell zielstellender erscheint die Erinnerung an die tiefsinnige Erkenntnis des deutschen Physik-Nobelpreistr¨agers Werner Heisenberg: ”Will man den Wahrheitsgehalt einer Aussage beurteilen, sollte man sich zuerst die Methoden des Aussagenden ansehen”. Ein weiteres Vorgehen ist die Irref¨ uhrung des Publikums mit angeblich wissenschaftlich gesicherten Ergebnissen. Hierbei sind markante Bilder, die Berufung auf Autorit¨aten und sogar plumpe F¨alschungen beliebt. Als stellvertretendes Beispiel betrachten wir das angebliche Abschmelzen des Nordpols, wor¨ uber die Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) Nr. 279, vom 1./ 2. Dezember berichtete. Gezeigt wurde dabei Bild 5.2. Worin besteht die T¨auschung? Zun¨achst einmal wurde der RNZ das Bild von der Nachrichtenagentur entweder unvollst¨andig zugesandt, oder aber die RNZ hat die etwas schlecht erkennbare Bildlegende einfach abgeschnitten. Diese sagt bereits Wichtiges aus: Die weiße Farbe bedeutet ”Eis”, die rote Farbe ”geschmolzenes Eis”. Mehr erf¨ahrt man dann aus der Originalmeldung der NASA [188]. Der Satellit kann nur f¨ ur die wenigen Millimeter Dicke der Eisoberfl¨ache zwischen ”Eis” und ”Schmelzwasser” entscheiden. Der gesamte Vorgang vom linken zum rechten Teilbild spielte sich gem¨aß der NASA in nur 4 Tagen vom 8. Juli bis zum 12. Juli 2012 ab; die Angabe der RNZ, dass der relevante Zeitraum 4 Jahre von 2008 bis 2012 betrage, k¨onnten wir noch wohlwollend als ”Irrtum” durchgehen lassen, 222 <?page no="231"?> 5.2 Die deutschen Medien Bild 5.2: Ein Medienbild ¨ uber den ”wegschmelzenden Nordpol [188].” den Rest aber nicht mehr. Ein Warmlufteinbruch, wie er im gr¨onl¨andischen Sommer immer wieder einmal vorkommt, hatte 97% der Eisoberfl¨ache schmelzen lassen. Das resultierende Satellitenbild, entsprechend eingef¨arbt, suggeriert daraus dann das Schreckensszenario. In Wirklichkeit wird in Bild 5.2 ein normaler Wetter-Vorgang mit Auswirkungen auf wenige Millimeter Eisoberfl¨ache gezeigt. Die geschmolzene Eismenge kann mit entsprechenden Annahmen ¨ uber die Dicke von in 4 Tagen geschmolzenen Oberfl¨acheneises leicht abgesch¨atzt werden. Der gr¨onl¨andische Eispanzer hat dagegen ein Gesamtvolumen von knapp 3 Millionen Kubik-Kilometern. Somit zeigt jede Absch¨atzung, dass der Schmelzvorgang in Bild 5.2 ein ”Nichts” ist. Hinzu kommt noch, dass nur ein verschwindender Bruchteil dieses ”Nichts” der großen Entfernungen zur 223 <?page no="232"?> 5 Kollateralsch¨aden K¨ uste wegen ¨ uberhaupt ins offene Meer gelangte. Auch die Suggestion der RNZ, das Bild h¨atte etwas mit einem Artikel der angesehenen Wissenschaftszeitschrift Science zu tun oder sei dort gar erschienen, trifft nicht zu. Der Zweck, beim Leser ¨ Angste zu erzeugen, ist erf¨ ullt, auch wenn die Aussagen noch so absurd sein m¨ogen. Freilich ist der RNZ- Redaktion wohl kein Vorwurf zu dieser Falschmeldung zu machen. Die RNZ-Redakteure verf¨ ugen weder ¨ uber die Zeit noch das fachliche Wissen, die Fehler zu erkennen 3 . Der Weg, wie solcher Unsinn in die Lokalbl¨atter gelangt, ist leicht nachvollziehbar. Gr¨ une NGO’s, auch die F¨ uhrung der NASA unter dem Klima-Aktivisten James E. Hansen kann man fast schon zu dieser Gruppe z¨ahlen, lancieren durch ihren politischen Einfluss solche Alarmmeldungen in die großen Nachrichtenagenturen wie dpa etc. Von dort finden sie den Weg in die lokalen Redaktionen. Da Klimawandel, Klimaschutz und alle dazugeh¨origen Themen zu einer stark ”wahrheitsbedrohten Spezies” geh¨oren, sollte jeder intelligente Leser bei Schreckensmeldungen ¨ uber Klimakatastrophen eine geh¨orige Portion Skepsis mitbringen. Kurz vor jeder internationalen Klimakonferenz nehmen Klima-Schadensereignisse in erstaunlichem Ausmaße zu. Woher kennt die Natur die Termine dieser Konferenzen? 5.3 Wikipedia Die Wikipedia ist ein sehr hilfreiches Instrument zur Informationssuche. Beitr¨age f¨ ur Wikipedia k¨onnen von jedermann geschrieben werden. Sie werden dann von freiwilligen Wikipedia-Sichtern gepr¨ uft, die in einer Wikipedia-Hierarchie eingebunden sind. Man wird durch lange, bew¨ahrte Mitarbeit zum Sichter, die untere Stufe ist dabei der sog. ”passive” Sichter. Sichter sind oft Fachleute f¨ ur ein bestimmtes Spezialgebiet. Generell herrscht sowohl bei den Sichtern als auch den Autoren Anonymit¨at. Die deutsche Wikipedia hat nun leider ihre dunklen Seiten in Gestalt von mehrheitlich ¨okoideologisch ausgerichteten Sichtern, die ihre Position zu Zensurzwecken ausnutzen. Dies betrifft Sachbeitr¨age, die ih- 3 Sie sind aber leider auch nicht bereit, Fehler zu korrigieren, denn ein berichtigender Leserbrief des Buchautors wurde nicht ver¨offentlicht. 224 <?page no="233"?> 5.3 Wikipedia nen politisch unerw¨ unscht sind - Kernenergie und Klimaskepsis geh¨oren dazu. Um keine Missverst¨andnisse aufkommen zu lassen: die Entfernung von politischer Hetze, Beleidigung von Minderheiten usw. ist angebracht und korrekt. Es sind hier aber tats¨achlich reine Sachbeitr¨age gemeint, deren Zensur im Herkunftsland von Wikipedia (USA) unbekannt ist. Man erkennt gut, wie die angesprochenen, ¨okoideologisch voreingenommenen Wikipedia-Sichter arbeiten, wenn man sich die Zeit nimmt, die begleitenden Auseinandersetzungen zum Wikipedia-Artikel ¨ uber das Europ¨aische Institut f¨ ur Klima und Energie (EIKE) einzusehen [287]. Hierzu ¨offne man den Beitrag und klicke dann oben links auf ”Diskussion” oder oben rechts auf ”Versionsvorgeschichte”. Was sich hier zwischen den Wikipedia-Sichtern und den freien Autoren und Kommentatoren - auf die Wikipedia schließlich angewiesen ist - abgespielt hat, hat mit einer Erf¨ ullung der Aufgaben von Wikipedia-Sichtern gem¨aß den eigentlich verbindlichen Wikipedia-Regeln (neutral, sachgem¨aß, unvoreingenommen) nichts mehr zu tun. Es kommt aber noch schlimmer. Nach einer kurzen Pseudo-Diskussion [289] wurde EIKE von Wikipedia auf die Blacklist [290] gesetzt. Damit ist es nicht mehr m¨oglich, in irgendeinem Wikipedia-Artikel auf einen EIKE-Beitrag zu verlinken. Die gesamte EIKE-Seite wird von Wikipedia als ”Spam” behandelt. Bemerkenswerterweise richtet sich diese Wikipedia-Aktion gegen einen rechtlich als gemeinn¨ utzig anerkannten e.V.! Wikipedia geht es un¨ ubersehbar darum, eine politisch unerw¨ unschte Seite (EIKE) - wenn sie schon nicht g¨anzlich unterdr¨ uckt werden kann - wenigstens so weit als irgend m¨oglich zu diskreditieren und ihren Ruf zu sch¨adigen. In der Wikipedia-Gemeinschaft sind solche fragw¨ urdigen Tendenzen im ¨ Ubrigen bestens bekannt und haben dazu gef¨ uhrt, dass Wikipedia-Spendenaufrufe mit auf diese Verh¨altnisse hinweisenden Internet-Kommentaren bedacht wurden, was dem Spendenwillen geschadet hat. Und noch etwas: Den Heidelberger Aufruf und die Leipziger Deklaration gibt es in Wikipedia nur auf Englisch (s. unter 4.13). Beide Ereignisse fanden in Deutschland statt und sind dem US-Wikipedia ausf¨ uhrliche Sachberichte wert [107], [173]. Im deutschen Wikipedia ist hier¨ uber noch nichts aufzufinden. Ein weiteres Beispiel ist die Kontroverse um die sog. Hockey-Schl¨ager-Kurve (s. unter 5.4.1), die ebenfalls nur auf Englisch erh¨altlich ist [129]. Vielleicht findet sich der eine oder 225 <?page no="234"?> 5 Kollateralsch¨aden andere Leser des Buchs, der sich an die ¨ Ubersetzungsarbeit macht und deutsche Versionen einstellt. Man darf gespannt darauf sein, ob dann Ver¨offentlichungsprobleme auftauchen. Dennoch: Nimmt man diese unerfreulichen Begleiterscheinungen aus, ist Wikipedia eine Aktion, die sich bew¨ahrt hat und vom Buchautor sehr gesch¨atzt wird. 5.4 Wissenschaftliche Etikette In der Wissenschaft ging es noch nie stets gesittet zu. Sogar ein so großer Mann wie Isaac Newton ließ sich zu einem erbitterten Priorit¨atenstreit mit Gottfried Leibniz herab. Bei der Bek¨ampfung wissenschaftlicher Gegner werden schon einmal die Glaceehandschuhe abgestreift und die gute Kinderstube zur¨ uckgelassen. Was aber in j¨ ungster Zeit in der Klimaforschung vor sich ging, sprengt die bislang gewohnten Maßst¨abe. Der F¨ ulle wegen k¨onnen stellvertretend nur wenige dieser aufschlussreichen Vorkommnisse betrachtet werden. 5.4.1 Climategate Den ersten wissenschaftlichen Skandal der Klimaforschung, der in die Medien drang, verursachte die sog. Hockey-Stick-Kurve des US-Klimaforschers Michael Mann [177]. Den Spitznamen erhielt diese Globaltemperaturkurve von ihrer Form, die einem umgekehrten Hockey-Schl¨ager ¨ahnelt. Vor dem 20. Jahrhundert ein weitgehend glatter Verlauf (Schl¨agerschaft) und dann ein steiler Anstieg (Schl¨agerblatt). Nat¨ urlich war diese Temperaturkurve in einem bereits absurden Maße falsch. Das mittelalterliche W¨armeoptimum und die kleine Eiszeit waren in ihr n¨amlich nicht zu sehen. Dennoch wurde dieses Diagramm im IPCC-Bericht des Jahres 2001 als letztes und wichtigstes Beweismittel f¨ ur eine vom Menschen gemachte Erderw¨armung aufgenommen. Nach massiven Einw¨anden und mit statistischen Beweisen von Stephen McIntyre and Ross McKitrick [129] wurde die Hockey-Kurve schließlich als vermutliche F¨alschung entlarvt. Die Autoren Mann, Bradley und Hughes hatten die Daten manipuliert. Der ”Hockey-Stick” musste schließlich im Jahre 2007 aus dem wissenschaftlichen IPCC-Bericht entfernt werden. Die spannende Geschichte dieses Skandals ist ausf¨ uhrlich in einem (leider nur in 226 <?page no="235"?> 5.4 Wissenschaftliche Etikette Englisch erh¨altlichen) Buch festgehalten worden [185]. Im Jahre 2007 folgten dann Schlag auf Schlag die folgenden Ereignisse: Das Scheitern der Kopenhagener Klimakonferenz. Der E-Mail-Skandal des englischen Headley Klimazentrums CRU, wobei hunderte brisante E-Mails an die ¨ Offentlichkeit gelangten. Die Falschaussage im wissenschaftlichen IPCC-Bericht von 2007 ¨ uber den Zustand der Himalaya-Gletscher. Die Falschaussage im wissenschaftlichen IPCC-Bericht von 2007 ¨ uber den Zustand des Amazonas-Regenwaldes. Fragw¨ urdigkeiten bei der Berechnung von Globaltemperaturen. Das jahrelange Zur¨ uckhalten von Temperaturdaten des englischen Headley Klimazentrums CRU, um eine unabh¨angige Kontrolle. zu verhindern. Im Folgenden wird stellvertretend auf einige dieser Ereignisse eingegangen. Zun¨achst der E-Mail-Skandal. Im November 2009 wurden 61 MByte Daten aus dem CRU Hadley Center der East Anglia University von Unbekannten entwendet und frei ins Internet gestellt. Sie enthielten 1079 vertrauliche E-Mails und 72 oft hochbrisante Dokumente. Die E-Mails zeigen, in welchem Ausmaß Wissenschaftler zur Durchsetzung ihrer ideologisch gepr¨agten Auffassung f¨ahig waren. Sie machten ihre Meinungsgegner mit gelegentlich sogar die Grenzen der Legalit¨at ¨ uberschreitenden Mitteln mundtot, diffamierten sie oder sorgten durch ihren Einfluss daf¨ ur, dass sie beruflichen Schaden erlitten und in Einzelf¨allen ihre Arbeitsstelle verloren. Eine der E-Mails bekundete Genugtuung ¨ uber den Tod von John Daly im Jahre 2004, eines Marineoffiziers aus Tasmanien, der als wissenschaftlicher Laie durch seine ¨außerst gr¨ undlichen und vorbildlichen Meeresspiegelmessungen in der Wissenschaft Anerkennung fand. Eine weitere E-Mail enth¨ ullte die internen Diskussionen dar¨ uber, wie die ermittelten Daten, die eine Temperaturabnahme zeigten, in den 227 <?page no="236"?> 5 Kollateralsch¨aden Diagrammen versteckt werden k¨onnten, eine weitere, wie das mittelalterliche W¨armeoptimum wegdiskutiert werden k¨onne. Die f¨ ur die Peer- Review-Verfahren von Fachzeitschriften beauftragten Wissenschaftler, die diese Funktion eigentlich als unabh¨angige Referees wahrzunehmen haben, blockierten kritische Ausarbeitungen von Kollegen. Ausf¨ uhrliche Einzelheiten finden sich auf der Webseite von EIKE. Der hohen Anzahl der einschl¨agigen Artikel zu diesem Skandal wegen, ist es empfehlenswert in der EIKE-Suchfunktion den Begriff Climategate einzugeben und dann selber unter den zahlreichen Beitr¨agen auszusuchen. Nachfolgend nur zwei E-Mails: Phil Jones, der Leiter des Headley-Zentrums ¨ uber die Zur¨ uckhaltung von unabh¨angigen Temperaturstudien in einer beruhigenden Antwort an seinen ver¨argerten Kollegen Michael Mann: ”I can’t see either of these papers being in the next IPCC report. Kevin and I will keep them out somehow - even if we have to redefine what the peer-review literature is! ” 2005 gerieten die Geophysical Research Letters ins Fadenkreuz. Der Herausgeber James Saiers wurde verd¨achtigt, ein Skeptiker der anthropogenen Erderw¨armung zu sein. Wigley und Mann in einem E-Mail Austausch: ”If you think that Saiers is in the greenhouse skeptics camp, then, if we can find documentary evidence of this, we could go through official AGU channels to get him ousted...” Selbstredend und bei dem aktuell obwaltenden politischen Einfluss der Klima-Alarmisten gut nachvollziehbar, wurden alle Beteiligten an diesen Durchstechereien in den - ohnehin sehr seltenen - disziplinarischen Untersuchungen dieser Vorf¨alle entlastet, whitewash im Webjargon [286]. Es waren keine wirklichen Untersuchungen, sondern un¨ ubersehbar Reinwaschungs-Verfahren mit offiziellem Label und vorhersehbarem Ausgang. Keine Forschungsinstitution und keine Universit¨at sieht es n¨amlich gerne, wenn sich solche Vorf¨alle in ihrem Verantwortungsbereich ereignen. Man versucht daher, in der Regel erfolgreich, diese unangenehmen Dinge unter der Decke zu halten. Wohlhabende Spender, die diese Institute regelm¨aßig mit Mitteln bedenken, d¨ urfen nicht verstimmt werden. Jeder Fachmann und jeder nachdenkende Laie, der die Climategate Emails nicht nur oberfl¨achlich liest, kann sich sehr gut ein eigenes Bild von Climategate machen. 228 <?page no="237"?> 5.4 Wissenschaftliche Etikette 5.4.2 Die Falschaussage des IPCC ¨ uber den Zustand der Himalaya-Gletscher Im Januar 2010 wurde die Weltgemeinschaft mit der Meldung ¨ uberrascht, dass das vom Weltklimarat angek¨ undigte Verschwinden der Himalayagletscher auf einem Fehler beruhe. Nat¨ urlich kann in einem wissenschaftlichen Bericht immer einmal eine Zahl falsch sein. Jedoch muss man dann dazu auch stehen, die falsche Aussage unverz¨ uglich revidieren und nicht alle Hebel in Bewegung setzen, den Fehler zu verteidigen. Genau dies geschah aber seitens der politischen IPCC-F¨ uhrung. Im November 2009 setzte eine sehr scharfe Auseinandersetzung zwischen dem indischen Umweltminister und dem fr¨ uheren Eisenbahningenieur der TATA-Company und jetzigen IPCC-Chef, Rajendra Pachauri, ein. Der Umweltminister und indische Klimaforscher waren ¨ uber die Aussage in dem IPCC-Bericht erstaunt, dass die Himalayagletscher im Jahre 2035 fast verschwunden sein sollen. In der Diskussion bezichtigte Pachauri den indischen Umweltminister der Arroganz, er ber¨ ucksichtige nicht die Arbeiten seri¨oser Wissenschaftler. Und ¨ uberhaupt: anders lautende Aussagen als die des IPCC seien ”Vodoo”-Wissenschaft. Was war geschehen? Der russische Gletscherforscher V. M. Kotlyakov hatte 1996 einen umfangreichen Bericht f¨ ur die UNESCO geschrieben und die Vermutung ge¨außert, durch die Erderw¨armung k¨onnten die Himalayagletscher im Jahre 2350 um 80% geschrumpft sein [152]. Diese Jahreszahl wurde ohne Kritik vom WWF (World Wildlife Fund), der ¨ uber keine Klima- Expertise verf¨ ugt, akzeptiert und als Zahlendreher 2035 an das IPCC weitergegeben. Sie stand dann in dem IPCC-Bericht von 2007. Tats¨achlich war es kein Zahlendreher, denn auf die katastrophalen Konsequenzen dieser Zahl kam es dem IPCC an. Es ist unglaubw¨ urdig, dass sich niemand im wissenschaftlichen Stab des IPCC, der f¨ ur Kontrolle verantwortlich zeichnet, die Herkunft dieser Zahl n¨aher angesehen h¨atte! Die Himalaya-Gletscherschmelze geh¨orte zu den meist zitierten Katastrophenszenarien ¨ uberhaupt. Millionen Mensch in Asien w¨ urden an Wassermangel leiden, an Durst sterben oder als Klimanomaden und Umweltfl¨ uchtlinge die westliche Welt ¨ uberfluten. Es war kein Zahlendreher, es war kalkulierte Propaganda einer IPCC-intern bestens bekannten Unwahrheit mit Hilfe einer falschen Zahl von zentraler Bedeu- 229 <?page no="238"?> 5 Kollateralsch¨aden tung! Im Januar 2010 war die Position von Pachauri unhaltbar geworden. Er r¨aumte ”Prognosefehler” ein. Den einzig angemessenen Schritt nach diesem IPCC-Informations-Desaster unternahm Pachauri nicht - seinen R¨ ucktritt. 5.4.3 Die Fragw¨ urdigkeit von ”Globaltemperaturen” Unter 4.8 wurde bereits auf die Fragw¨ urdigkeit des Begriffs ”globale” Erw¨armung hingewiesen. Diese Unsicherheit wird, wie aus den durchgesickerten E-Mails des CRU hervorgeht, intern auch von den einschl¨agigen IPCC-Experten best¨atigt, aber keinesfalls ¨offentlich bekannt gemacht. So schrieb Ex-CRU-Direktor Jones dazu in einer der ”Climategate Mails” ”Even with the instrumental record, the early and late 20th century warming periods are only significant locally at between 10-20% of grid boxes”. Diese E-Mail von P. Jones sollte ihrer Wichtigkeit wegen etwas n¨aher beleuchtet werden. ”Grid-Boxes” sind die - in der Regel gleichgroß gew¨ahlten - Zonen der Erdoberfl¨ache, in denen Temperaturen zur Erstellung von Global-Temperaturkurven rechnerisch gemittelt werden. Wenn daher eine signifikante Erw¨armung nur in 10-20% dieser Grid-Boxes feststellbar ist, so ist die Extrapolation dieser Erw¨armung auf die gesamte Erdoberfl¨ache mehr als fragw¨ urdig. Die E-Mail des Ex- CRU-Direktors Phil Jones ist bemerkenswerterweise sehr gut mit den Bildern 4.13 und 4.14 unter 4.8 vereinbar, die anzeigen, dass die 30-er Jahre des vorigen Jahrhunderts schon einmal knapp so warm waren wie seine 90-er Jahre, was nicht zur CO 2 -Erw¨armungshypothese passt. Diese starke Erw¨armung der 30-er Jahre ist sogar, was nur wenigen Lesern des betreffenden Romans Lolita von V. Nabokov (erschienen 1955) aufgefallen sein d¨ urfte, in die Weltliteratur eingegangen. Hier wird n¨amlich beschrieben, wie der Hauptprotagonist an einer Expedition in den Norden Kanadas zur Erforschung der ”ungew¨ohnlichen globalen Erw¨armung” teilnimmt die Handlung spielt in den 30-er Jahren. Bei der Erw¨armung in der zweiten H¨alfte des 20. Jahrhunderts k¨onnte es sich im Extremfall sogar um einen Methoden-Artefakt handeln, der durch selektive Auswahl von Messtationen und durch Stadterw¨armungseinfl¨ usse in den Daten verursacht wurde. Diese hochinteressante Frage wird leider erst in Jahren, wenn das umfangreiche Datenmaterial ein- 230 <?page no="239"?> 5.4 Wissenschaftliche Etikette mal von unabh¨angigen Experten gepr¨ uft und ausgewertet sein wird, endg¨ ultig entschieden werden k¨onnen. Der Meteorologe Joseph D’Aleo hat seine Bedenken in folgenden vier Punkten zusammengefasst [6]: 1.) Die Computerprogramme zur Berechnung der Durchschnittstemperaturen wurden massiv ver¨andert. Dadurch ist das Endergebnis nicht mehr der Durchschnitt von wirklichen Temperaturen an realen Orten. Stattdessen nutzen die Forscher Daten von Orten, die hunderte Kilometer entfernt sein k¨onnen und wenden sie auf ein anderes Gebiet an. 2.) Die Anzahl der Messstationen ist dramatisch reduziert worden, von etwa 6000 bis in die sp¨aten 80er Jahre auf heute etwas mehr als 1000. Dabei sind vor allem solche Stationen eliminiert worden, die in k¨ uhleren Gegenden, in h¨oheren Breiten oder h¨oheren H¨ohen lagen, also solche, deren Temperatur niedriger ist. 3.) Die Temperaturen selbst wurden durch sogenannte ”Homogenisierung” ver¨andert, einem Prozess, der fast ausschließlich zu h¨oheren Temperaturen zu f¨ uhren scheint. 5.4.4 Fragw¨ urdiges vom PIK-Direktor H.-J. Schellnhuber Zweifellos hat es sich in vielen Gegenden der Erde im Laufe des 20. Jahrhunderts allenfalls in einem Maße erw¨armt, das sich in die bekannten Temperaturfluktuationen der letzten 2000 Jahre zwanglos einf¨ ugt. Wie bereits erw¨ahnt, gibt es daher bis heute keine als wissenschaftlich beweisfest anerkannten Messdaten oder Analysen, die einen Einfluss des Menschen auf den Globaltemperaturverlauf belegen k¨onnen. Es gibt nat¨ urlich zahlreiche Fachver¨offentlichungen zu dieser Fragestellung. Zwei von ihnen wurden unter 4.8 besprochen, die des Klimaforschers Prof. Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdamer Institut f¨ ur Klimafolgenforschung PIK [236] (Koautor) und die des Buchautors mit Mitautoren [166]. Es soll hier auf sie noch einmal unter anderen als reinen Sachaspekten eingegangen werden, denn es ist ein bemerkenswerter Widerspruch aufzufinden. In der von Schellnhuber gezeichneten Fachpublikation vom Jahre 2003 wurden 95 weltweit gestreute Stationsdaten (bodennahe Temperaturen) von z.Teil ¨ uber 100 Jahren L¨ange mit der sog. Persistenzanalyse [211] 231 <?page no="240"?> 5 Kollateralsch¨aden ausgewertet und untersucht. Das Ergebnis der Arbeit findet sich in der ”discussion” unter (iii). Hier heißt es: ”in the vast majority of stations we did not see indications for a global warming of the atmosphere” (in der weit ¨ uberwiegenden Zahl von Stationen sahen wir keine Anzeichen f¨ ur eine globale Erw¨armung der Atmosph¨are). Das ist eindeutig. In der Publikation des Buchautors vom Jahre 2011 wurde ebenfalls die Persistenzanalyse verwendet. Sie konnte in den Jahren zwischen 2003 und 2011 wesentlich verfeinert werden [158]. Dadurch war es m¨oglich geworden, nunmehr zwischen einem nat¨ urlichen Temperaturverlauf und einem Temperaturverlauf, der unnat¨ urlichen Einfl¨ ussen unterlag, zu unterscheiden. Das Ergebnis war dementsprechend differenzierter als das von Schellnhuber, unterschied sich aber von dem Schellnhubers nicht wesentlich. Im Jahre 2009, nur 6 Jahre nach Erscheinen seiner Publikation des Jahres 2003, gab dann Schellnhuber der ZEIT ein Interview. Es wurde unter dem Titel ”Manchmal k¨onnte ich schreien” ver¨offentlicht [235]. In diesem l¨asst sich Schellnhuber ¨ uber die Gefahren und bereits eingetretenen Folgen eines menschgemachten Klimawandels aus. Auf die Frage der ZEIT ”Wie ist die Lage” antwortet Schellnhuber: ”Verdammt ungem¨ utlich ... viele Worst-Case Szenarien werden von der Wirklichkeit ¨ ubertroffen”. Gibt es eine Erkl¨arung f¨ ur den irritierenden Widerspruch zwischen Schellnhubers Interview und Fachpublikation? Wie kann sich in nur 6 Jahren - von Klimaver¨anderungen darf fr¨ uhestens nach Verstreichen einer 30-Jahresfrist gesprochen werden - diese dramatische wissenschaftliche Erkenntnis¨anderung vollzogen haben? In den Protokollen und Kommentaren, die dem gemeinsamen Kolloquium von EIKE und PIK folgten [213], antwortet das PIK auf die Frage von EIKE nach dem hier in Rede stehenden Widerspruch: Er sei auf die Grenzen der damals angewandten Methode zur¨ uckzuf¨ uhren [230]. Diese Erkl¨arung ist freilich absurd. Das Verfahren (Persistenzanalyse) ist zwar, wie oben erw¨ahnt, verfeinert worden, hat sich aber keineswegs grundlegend ver¨andert, so dass v¨ollig andere Ergebnisse entstehen k¨onnen. Derartiges ist in der Fachliteratur unbekannt. Damit w¨aren n¨amlich die unz¨ahligen, bis zum Jahre 2003 gewonnenen Ergebnisse aus Persistenzanalysen, insbesondere auch die anderer Fachgebiete wie der Medizin oder der Wirtschaftswissenschaften falsch und zu revidieren. Allerdings kann man den Redakteuren der ZEIT, die das Interview 232 <?page no="241"?> 5.4 Wissenschaftliche Etikette mit Schellnhuber durchf¨ uhrten, den Vorwurf unzureichender Recherchen nicht ersparen. Eine ordentliche Vorbereitung h¨atte bei so einem wichtigen Thema wie den Folgen des Klimawandels auf der Basis einer vorherigen Sichtung der einschl¨agigen Publikationen der Interviewperson durchgef¨ uhrt werden m¨ ussen. Die ”Abstracs” und die ”Discussions” dieser Publikationen h¨atten f¨ ur die Redakteure der ZEIT Pflichtlekt¨ ure sein m¨ ussen. Dann w¨aren bei einem objektiven Interview interessante Fragen an Schellnhuber ¨ uber die Widerspr¨ uche zwischen seinen wissenschaftlichen und seinen medialen Verlautbarungen entstanden. Ein weiterer Klimabegriff, dessen Ursprung nicht ganz klar ist und dessen Erfindung meist Schellnhuber zugeschrieben wird, ist das sogenannte Zwei-Grad-Ziel. Damit ist gemeint, dass 2 ◦ C globaler Erw¨armung sozusagen eine Temperaturschwelle darstellen, ab deren ¨ Uberschreitung einer weiteren ungebremsten Erw¨armung nicht mehr Einhalt geboten werden k¨onne. Umgekehrt w¨ urde bei Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels unser Planet noch zu ”retten” sein. 2 ◦ C stellen sozusagen einen Wendepunkt dar. ¨ Uber ein Zwei-Grad-Ziel ist allerdings in der wissenschaftlichen Fachliteratur nichts aufzufinden. Es ist ein k¨ unstlich geschaffenes Symbol zum Zweck politischer Klimapropaganda, das von den Alarmisten auf Grund seines starken Erkennungsgehalts gew¨ahlt wurde. Auf diese Weise hoffen sie, die Bev¨olkerung bei der ”Klima-Stange” zu halten. Als wenn das Zwei-Grad-Ziel nicht schon absurd genug ist, werden von den Klima-Alarmisten mit ihm auch noch aus der Luft gegriffene CO 2 - Reduktionsziele verkn¨ upft. Das Zwei-Grad-Ziel hat gewirkt, es ist aus den Medien nicht mehr wegzudenken. Es bildet heute mit dem ebenso durchschlagenden ”Klimaschutz” eine Einheit von kaum zu ¨ uberbietender Absurdit¨at und darf als Beleidigung f¨ ur den Verstand jedes einigermaßen naturwissenschaftlich Gebildeten gelten. Solche Begriffe sind rein propagandistischer Natur, geschickt gew¨ahlt und bei arglosen Laien, die die Rattenf¨anger nicht erkennen, erfolgreich. Unsere politischen Parteien sind gl¨ ucklicherweise noch nicht so weit, den Forderungen des WBGU-Vorsitzenden H.-J. Schellnhuber nach einer ”großen Transformation” Folge zu leisten. Diese wird vom WBGU in der Schrift ”Welt im Wandel, Zusammenfassung f¨ ur Entscheidungstr¨ager” [269] gefordert, Sie besagt im Klartext nichts anderes als die Abschaffung der Demokratie zur Durchsetzung ¨okologisch gesteuerter 233 <?page no="242"?> 5 Kollateralsch¨aden Regierungsformen. Es ist eine Wiederkehr des Totalitarismus, diesmal nicht unter kommunistischen sondern unter ¨okologischen Vorzeichen. Die Methoden, aber auch die Folgen sind dann die gleichen. Man staunt, wie im deutschen Parlament auf der einen Seite angemessen ¨ uber ein Verbot der NPD diskutiert wird, aber der WBGU mit seinen offen verk¨ undeten undemokratischen Zielen als Beirat der Bundesregierung unbehelligt bleibt. Der WBGU kopiert nicht nur Eins zu Eins das ideologische Programm der ”Gr¨ unen”, welches als sein Hauptziel die Abschaffung eines ganzen Industriezweiges definiert (Kernenergie). Der WBGU stellt sich zudem gegen den Teil der Industrie, die uns bislang vorwiegend mit Strom versorgte (Kohleindustrie) und macht sich zum Handlanger der Windrad- und Photovoltaikbranche. Dies entspricht nicht der Verpflichtung unserer ¨offentlichen Institutionen zu Neutralit¨at, Objektivit¨at, Sachbezogenheit und Befolgung geltenden Rechts. So heißt es im Originaltext des WBGU auf S. 3: Der Ausstieg aus der Kernenergie darf aus Sicht des Beirats aber nicht durch den Einstieg oder die Verst¨arkung von Energieerzeugung aus Braun- oder Steinkohle kompensiert werden. Das skandal¨ose WBGU-Dokument wurde im Jahre 2011 unter der CDU/ FDP-Regierungskoalition ver¨offentlicht und stieß nach Kenntnislage des Buchautors insbesondere auch bei der freiheitlich-liberalen FDP weder auf Emp¨orung noch auf Widerspruch. Hier von einem seit Bestehen der Bundesrepublik beispiellosen Niedergang von demokratischer Kultur und Rechtsempfinden zu sprechen, ist nicht ¨ uberzogen. 5.4.5 Das PIK vs. Jan Veizer und Nir Shaviv Die im Folgenden geschilderte Aff¨are traf die beiden renommierten Klimawissenschaftler Jan Veizer und Nir Shaviv unverschuldet und aus heiterem Himmel. Der geb¨ urtige Slowake Prof. Jan Veizer - zur Zeit, in der das hier geschilderte Ereignis stattfand, Professor an der Universit¨at Bochum - ist ein Geowissenschaftler von Weltruf. Er wurde mit zahlreichen Ehrungen bedacht, so 1992 mit dem 1,55 Millionen Euro dotierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis und der Logan Medal, der h¨ochsten Ehrung der Geological Association von Kanada [277]. Prof. Nir Shaviv ist israelischer Physiker und lehrt an der hebr¨aischen Universit¨at Jerusalem. Veizer und Shaviv hatten im Juli 2003 eine bahnbrechende Ver¨offentli- 234 <?page no="243"?> 5.4 Wissenschaftliche Etikette chung ¨ uber die Klimafolgen des zyklischen Laufs unserer Erde durch die Galaxis ver¨offentlicht. Der Titel: ”Celestial Driver of Phanerozoic Climate? ” [102]. Aus dieser Arbeit stammt ¨ ubrigens das Bild 4.17 unter 4.10. Vorauszuschicken f¨ ur das bessere Verst¨andnis des Weiteren ist ferner: Unter aktiven, noch im Dienst einer Hochschule oder eines Instituts befindlichen Forscherkollegen gibt es so etwas wie eine verbindliche Etikette. Auseinandersetzungen werden auf wissenschaftlicher Publikationsebene ausgetragen. Pers¨onliche Angriffe sind dabei verp¨ont. Ist ein Forscher der Auffassung, ein Kollege oder Konkurrent h¨atte in einer begutachteten Fachpublikation Unzutreffendes geschrieben, gibt es hierf¨ ur das Einspruchsmittel des sog. ”Debate Papers”. Dieses wird beim betreffenden Verlag eingereicht, begutachtet und, falls fachlich in Ordnung, ver¨offentlicht. Daher sind die im Folgenden geschilderten Ereignisse skandal¨os. Die Ver¨offentlichung von Veizer/ Shaviv erschien den Klima-Alarmisten zu brisant, obwohl sich diese Arbeit nur auf die viele Jahrmillionen w¨ahrende Klimavergangenheit bezog und das 20. Jahrhundert gar nicht angesprochen wurde. Aber dennoch: Von einer Gruppe von Klimaforschern, unter Federf¨ uhrung des Potsdamer Instituts f¨ ur Klimafolgenforschung (PIK), wurde eine Schmutzkampagne gegen die Autoren Veizer und Shaviv in Gang gesetzt. Das IDW ver¨offentlichte am 24.10.2003 eine Pressemitteilung des PIK mit dem Titel ”Spekulation zum Einfluss der kosmischen Strahlung auf das Klima wissenschaftlich nicht haltbar” [214]. Hierin heißt es unter anderem ”Dieses fundierte Wissen (Anm.: das Wissen der IPCC-Fraktion) wird durch eine einzelne, spekulative, auf unsicheren Daten fußende und methodisch sehr fragw¨ urdige Publikation in keiner Weise in Frage gestellt”. Veizer und Shaviv waren weit davon entfernt, irgendein Wissen in Frage zu stellen. Sie hatten lediglich eine interessante wissenschaftliche Publikation verfasst, die immer noch viel zitiert wird und inzwischen zum Standard geh¨ort. Mit wissenschaftlicher Etikette hatte die Presseaktion nichts zu tun. Unterzeichner der PIK-Pressemitteilung waren Dr. J. Beer, EAWAG, ETH Z¨ urich; Prof. U. Cubasch, Institut f¨ ur Meteorologie, Berlin; Prof. O. Eugster, Weltraumforschung und Planetologie, Bern; Dr. C. Fr¨ohlich, Weltstrahlungszentrum, Davos; Prof. G. Haug, GeoForschungsZentrum, 235 <?page no="244"?> 5 Kollateralsch¨aden Potsdam; Dr. F. Joos, Klima- und Umweltphysik, Bern; Prof. M. Latif, Institut f¨ ur Meereskunde, Kiel; Dr. U. Neu, ProClim, Schweiz. Akademie der Naturwissenschaften; Prof. C. Pfister, Historisches Institut, Bern; Prof. S. Rahmstorf, Potsdam-Institut f¨ ur Klimafolgenforschung; Dr. R. Sartorius, Schutz der Erdatmosph¨are, UBA, Berlin; Prof. C. D. Sch¨onwiese, Institut f¨ ur Meteorologie und Geophysik, Frankfurt; Prof. W. Seiler, Meteorologie und Klimaforschung, Garmisch-Partenkirchen; Prof. T. Stocker, Klima- und Umweltphysik, Bern. Die Pressestelle der Ruhr-Universit¨at Bochum ver¨offentlichte daraufhin eine Gegendarstellung [27]. Eine Zusammenfassung aus der Sicht eines Betroffenen finden sich auf dem Blog von N. Shaviv [242]. Insbesondere J. Veizer war durch den Druck der PIK-Pressemitteilung und deren Folgen von nun an auch pers¨onlichen Anfeindungen ausgesetzt. Gl¨ ucklicherweise kam es nicht zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, von der J. Veizer heute ¨ ubrigens bedauert, sie nicht unternommen zu haben [278]. Veizer verließ schließlich die Universit¨at Bochum und nahm einen Ruf an die kanadische Universit¨at von Ottawa an. Wie weit seine Entscheidung durch die geschilderte Aff¨are bestimmt wurde und ob auch anderweitige Motive mit eine Rolle spielten, kann hier nicht beurteilt werden. Immerhin ist wissenschaftlicher Exodus auf Grund ¨offentlichen Drucks in der Vergangenheit Deutschlands nicht unbekannt. Man durfte zumindest vor dieser Aff¨are davon ausgehen, dass so etwas hierzulande nicht mehr vorkommen k¨onnte. Pikant, dass einer der Betroffenen (Nir Shaviv) auch noch j¨ udischer Staatsb¨ urger ist. Insbesondere der Beitrag von S. Rahmstorf an dieser Aff¨are, der auf Grund seiner ”ungew¨ohnlichen” Methoden gegen Meinungsgegner und seine N¨ahe zur M¨ unchner R¨ uckversicherung vom SPIEGEL und immer wieder von skeptischen Blogs kritisiert wurde [217], kann den folgenden Fakten und Ereignissen entnommen werden. Das PIK als Arbeitgeber Rahmstorfs hatte die Pressemitteilung verfasst. In den an die ¨ Offentlichkeit gelangten E-Mails des Climategate-Skandals findet man dann S. Rahmstorf im Zusammenhang mit der Veizer-Aff¨are wieder. So zitiert der Gastbeitrag von Michael Kr¨ uger im WordPress.com, der auch im ReadersEdition erschien, Rahmstorfs Vorschl¨age an befreundete Wissenschaftsaktivisten (daselbst vom Englischen ins Deutsche ¨ ubersetzt) [218]: 236 <?page no="245"?> 5.4 Wissenschaftliche Etikette ”Ich glaube, dass eine andere Ver¨offentlichung eine ¨ahnliche wissenschaftliche Antwort erfordert, die von Shaviv u. Veizer. Diese Ver¨offentlichung macht in Deutschland die große Runde und k¨onnte ein Klassiker f¨ ur Klimaskeptiker werden...”. Und weiter: ”Ich glaube es w¨are eine gute Idee, eine Gruppe von Leuten zusammenzustellen, um auf die Ver¨offentlichung zu reagieren (in GSA today, Geological Society of America, der ver¨offentlichenden Zeitschrift). Meine Expertise ist f¨ ur einen Teil ausreichend und ich w¨are bereit diese beizusteuern. Meine Fragen an Euch: 1. Gibt es schon andere Pl¨ane, um auf die Ver¨offentlichung zu reagieren? 2. Wer von Euch m¨ochte an einer Gegendarstellung beteiligt sein? 3. Kennt von Euch jemand Leute, welche die dazu notwendige Sachkenntnis haben? Dann bitte ich um Weiterleitung dieser Mail. Mit besten Gr¨ ußen, Stefan”. Diese E-Mail ist - formal und ohne Hintergrund-Kenntnisse ¨ uberflogen - anscheinend nicht zu beanstanden. Freilich wird aus ihr die jedem Eingeweihten bekannte Strategie des weltweiten Netzwerks der Klima- Alarmisten sichtbar. Sofort nach jeder skeptischen Ver¨offentlichung, die ihnen der bef¨ urchteten ¨offentlichen Wirkung wegen als gef¨ahrlich erscheint, wird sofort eine Gegenver¨offentlichung verfasst. Die Argumente sind dabei, allein schon der Eile wegen, meist nicht ¨ uberm¨aßig stichhaltig, was auch gar nicht prim¨ar bezweckt ist. Die ¨ Offentlichkeit soll ¨ uber skeptische Resultate verunsichert werden. Das Lager der Alarmisten m¨ochte sichtbar demonstrieren: ”Die betreffende skeptische Ver¨offentlichung ist umstritten, falsch und daher zu ignorieren”. Damit keine Missverst¨andnisse entstehen: Wissenschaftlicher Streit ist immer notwendig und w¨ unschenswert. Die hier zum Vorschein kommende Taktik des sofortigen unabdingbaren ”Zur¨ uckschießens” ist aber fragw¨ urdig. In der Klimawissenschaft stehen eben zu viel Geld, Macht und politische Verflechtung auf dem Spiel. Ein US-Blogger hat es mit einer Anmerkung ¨ uber das unabwendbare Schicksal jeder guten skeptischen Fachver¨offent- 237 <?page no="246"?> 5 Kollateralsch¨aden lichung, die von den Klima-Alarmisten als zu brisant f¨ ur ihre Sache angesehen wird, in sch¨oner Ironie auf den Punkt gebracht: The paper will be thoroughly refuted. I do not know as yet by who, or on what grounds, or where the definitive refutation paper will appear. But it will be refuted and dismissed in no time, never to be talked about again (except by ”deniers” and ”flat-earthers”). That is thankfully the way we operate in climate science. Trust us, we’re scientists. Everything is under control. Nothing to see here, move on. 5.5 Wer profitiert von der Klima-Hysterie? Welche Interessen treiben die Klima-Alarmisten an? Zuerst ist die Klimaforschung selber zu nennen, deren Interessen auf der Hand liegen: endlos fließende Forschungsgelder, Planstellen, Reputation, Medien-Pr¨asenz bis hin zu eitler Selbstdarstellung. Dann haben wir die Klimab¨ urokratie. Solch eine m¨achtige Bewegung wie der Klimaschutz bringt neue Arbeitsgebiete und Stellen mit sich. Selbst kleinere St¨adte haben heute schon Klimaschutzbeauftragte mit Mitarbeiterstab. Desweiteren sind Umweltgruppen zu nennen, die mit politischen Parteien, ¨okologisch orientierten Sponsoren, industriellen Interessengruppen, Profiteuren des ¨ Okowahns und ideologisch orientierten Gruppen (z.B. der evangelischen Kirche Deutschlands EKD) verflochten sind und zusammenwirken ( ¨ Okoenergie- Netzwerk). Eine ¨ Ubersicht ¨ uber diese Verflechtungen schildert der bekannte Journalist G¨ unter Ederer in einem sehenswerten Vortrag [53]. Danach k¨onnen wirtschaftliche Interessen genannt werden: Viele Industriezweige, sogar die Erd¨ol-, Kohle-, aber auch der Automobilindustrie, sind l¨angst auf den ¨ Okozug aufgesprungen und fahren dabei nicht schlecht. Große Versorgungsunternehmen und die Industrie (ausgenommen stromintensive Firmen) kommen mit technischen Einschr¨ankungen und den daraufhin erforderlichen Investitionen beim Bau neuer Anlagen zurecht und verdienen nicht selten gut daran. Die in Deutschland entstandene Wind- und Photovoltaikbranche liefern weitere Paradebeispiele von Interessengruppen. Eine wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung liegt hier nicht vor, denn Arbeitspl¨atze und Managergeh¨alter werden ¨ uber Subventionen vom Steuerzahler aufgebracht. 238 <?page no="247"?> 5.5 Wer profitiert von der Klima-Hysterie? Die Herkunft eines Profits ist einem Unternehmen aber immer gleichg¨ ultig. Voraussetzung ist nur, dass alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Diese Haltung ist in unserem profitorientierten Gesellschaftssystem nachvollziehbar und wird hier keineswegs kritisiert. Auch die Automobilindustrie ist nicht ungl¨ ucklich. Der Einsatz immer sparsamerer Motoren und neue Leichtbauweisen - alles sehr vern¨ unftige, w¨ unschenswerte Maßnahmen - bringen neues Leben in die Produktpaletten. Der erhoffte Ersatz ganzer Generationen von Fahrzeugen durch Hybridund, Elektroantriebe (letztere sind, wie hier unter 3.3 gezeigt wurde, nicht sinnvoll) l¨asst zudem auf einen v¨ollig neuen Aufschwung hoffen. Aus dem Lager der Alarmisten ist ferner die Versicherungswirtschaft zu nennen. Sie kann h¨ohere Pr¨amien einfordern. Das Ausblenden der Wahrnehmung jedweder Kritik an den vom IPCC vorgegebenen Ursachen des Klimawandels seitens der Politik ist besonders auff¨allig. Es ist undenkbar, dass zumindest denjenigen Mitgliedern der politischen Parteien, die ¨ uber eine naturwissenschaftliche Ausbildung verf¨ ugen, unbekannt sein sollte, dass es sich bei den IPCC- Klimakatastrophen um ungesicherte Fiktionen handelt. Diese Beobachtung f¨ uhrt uns zu den weiteren Interessengr¨ unden und der folgenden Frage: Woran liegt es, dass die Politik (von wenigen Ausnahmen abgesehen) ¨ uber alle Parteigrenzen hinweg die weder durch Messungen, noch durchgehend durch physikalische Gesetze abgedeckte Erw¨armungshypothese des menschgemachten CO 2 favorisiert und alle Gegenstimmen auffallend konsequent ignoriert? Der Umweltjournalist Edgar L. G¨artner meint dazu[91]: ”Jede erfolgreiche Politik braucht eine Feindbildbestimmung ....... Denn ohne Feindbild l¨asst sich gar nicht mehr begr¨ unden, warum Probleme des menschlichen Zusammenlebens ¨ uberhaupt oberhalb des mehr oder weniger ¨ uberschaubaren kommunalen Niveaus angegangen werden sollen ......”. Dieses Feindbild ist heute in Deutschland zweifellos der Klimawandel und die globale Erw¨armung. Er geh¨ort zu den von der Politik ben¨otigten und wegen ihrer Wirkung so gesch¨atzten Symbolen. Das politische Festhalten an diesem Feindbild hat inzwischen religi¨ose Z¨ uge angenommen. Es ist wohl kaum noch ¨ Ubertreibung, wenn man vom Klimaschutz nicht nur von einem politischen Symbol, sondern von einer neuen Staatsreligion spricht. Hierzu ¨außern sich stellvertretend: 239 <?page no="248"?> 5 Kollateralsch¨aden Prof. Norbert Bolz (Medien-Theoretiker der FU Berlin): Moderne Wissenschaftsdebatten, etwa ¨ uber die Klimakatastrophe, sind nichts anderes als ”civil relegion”, der aus den Kirchen ausgezogene Glaube der Massengesellschaft. In ihr waltet nichts als moderner merkantiler Priesterbetrug. Sie erlaubt gute Gesch¨afte f¨ ur politische Ablassverk¨aufer, wie die Fundraiser von Greenpeace und f¨ ullen nicht zuletzt den Opferstock Al Gores. Er ist der Oberpriester des gegenw¨artigen Katastrophenkults [68] Prof. Gerhard Schulze (Soziologe, Univ. Bamberg): ”Wir haben keine Erfahrung mehr im Umgang mit wirklichen Ernstf¨allen. Das f¨ uhrt dazu, dass wir Katastrophen geradezu lustvoll herbeiphantasieren. Zum Beispiel die Klimakatastrophe, die ich f¨ ur ein erstaunliches Ph¨anomen massenhafter Verblendung halte. Es ist in keiner Weise nachgewiesen, dass die Erderw¨armung vom Menschen verursacht ist. Doch ausgerechnet die Naturwissenschaft, f¨ ur die Skepsis konstitutiv ist, l¨asst keine offene Diskussion zu, sondern h¨alt mit einem an die r¨omische Kurie gemahnenden Dogmatismus an einem einzigen Erkl¨arungsansatz fest ...” [240] Der Begriff Religion trifft auch aus folgenden weiteren Gr¨ unden zu: Sowenig wie in das Wirken einer Gottheit kann der Mensch in den Klimawandel eingreifen. Ferner ist die absolute Unerreichbarkeit in der gestellten Aufgabe des Klimaschutzes zu nennen, denn etwas, das sich dauernd ¨andert, kann man nicht sch¨ utzen. Und schlussendlich wird heute fast jedes Produkt mit entsprechender ”Klimawerbung” versehen und jede menschliche T¨atigkeit (”CO 2 -Fußabdruck”) unter dem Aspekt des Klimaschutzes bzw. der Klimasch¨adlichkeit betrachtet. Die prinzipielle Unerreichbarkeit jedes Klimaziels ist ein religi¨oses und daher h¨ochst erw¨ unschtes Merkmal der politischen Klima- Agenda. Auch das in vielen anderen Religionen als Druckmittel gesch¨atzte Symbol des ”Teufels” begegnet uns nun wieder. Er ist in der Klimareligi- 240 <?page no="249"?> 5.5 Wer profitiert von der Klima-Hysterie? on zweifellos das anthropogene CO 2 als Ausl¨oser eines verderblichen ”Klimawandels”. Damit sind die notwendigen religi¨osen Versatzst¨ ucke beisammen: Die Schuld des Mensch (anthropogen) und die Strafe (sieben biblische Plagen = Klimawandel). Die relevanten, wahlpolitisch brisanten Themen k¨onnen damit aus dem ¨offentlichen Bewusstsein besser ausgeblendet werden. Stellvertretend zu nennen sind die Systeml¨osungen von ”Gesundheitskosten”, ”Renten”, ”Staatsfinanzen”, ”Straßenverkehr”, ”muslimischen Parallelgesellschaften”, ”Schulbildung” und ”Zuwanderung”. All dies verblasst gegen¨ uber dem Phantom einer gef¨ahrlichen globalen Erw¨armung durch anthropogenes CO 2 , der jede Abwehranstrengung zu widmen ist. Es erscheint nun an der Zeit, zu den politischen Richtungen und Motiven der Klima-Phantasierer die Meinung des weltbekannten Klimaforschers Richard S. Lindzen anl¨asslich eines Interviews der schweizerischen Weltwoche n¨aher kennenzulernen. [284]: Herr Lindzen, man nennt Sie einen ” Klimaleugner”. F¨ uhlen Sie sich wohl als Außenseiter? Ich bin kein Aussenseiter. Wenn Sie der Propaganda aufsitzen wollen, dann ist das Ihr Problem. Ich arbeite am weltber¨ uhmten Massachusetts Institute of Technology (MIT), bin im Spektrum der Ansichten meiner Kollegen, denken Sie also einen Moment nach, was da gesagt wird. Ich bin ein Holocaust- ¨ Uberlebender, meine Eltern flohen 1938 aus Deutschland. Wer mich einen ”Klimaleugner“ nennt, beleidigt mich - und er beleidigt seine eigene Intelligenz. Warum? Weil dieses Thema so komplex ist, so viele Facetten hat. Oder glauben Sie im Ernst, alle Wissenschaftler liefen im Stechschritt hinter Al Gore her? Alle seien seiner Meinung? Jeder, der irgendwelche Neuronen zwischen seinen beiden Ohren hat, sollte wissen, dass einem, der den Ausdruck ”Klimaleugner“ verwendet, die Argumente ausgegangen sind. Bekommen Sie Todesdrohungen wie einige Ihrer Kollegen, die ¨ offentlich Skepsis ¨ außern? Ach, ja, es gibt einige E-Mails, die mich zur H¨olle w¨ unschen, aber das sind noch keine Todesdrohungen. Trotzdem, was ist denn da los? 241 <?page no="250"?> 5 Kollateralsch¨aden Mit Hass muss man rechnen, wenn man Fragen stellt in einem solchen Klima. Die Leute werden glauben gemacht, sie seien bessere Menschen, wenn sie mit ihrem ganzen Herzen glauben, die Welt k¨ame an ein Ende, wenn man sie nicht sofort rettete. Dann entwickeln die Menschen religi¨osen Enthusiasmus, dann werden sie wie Islamisten. Jeder, der die Menschen so hochschaukelt, sollte sich sch¨amen. Sie haben also mit Angriffen gerechnet? Nat¨ urlich. Ich habe im Wall Street Journal geschrieben, dass Wissenschaftler unterdr¨ uckt wurden, ihre Arbeit verloren haben, weil sie Skepsis gegen¨ uber einigen ”Fakten“ in der Klimafrage ¨außerten. Laurie David, die Produzentin des Filmes von Al Gore, hat einen Blog, in dem sie schrieb, sie sei froh, dass diese Wissenschaftler endlich unterdr¨ uckt w¨ urden. Sie schrieb auch, man sollte Wissenschaftler, die ihre Zweifel wissenschaftlich untersuchen wollen, nicht mehr finanziell unterst¨ utzen. Das ist aber gegen das Selbstverst¨ andnis der Wissenschaft, die ihre Thesen immer wieder ¨ uberpr¨ ufen und allenfalls falsifizieren sollte. Nat¨ urlich. Aber es ist leicht, die Wissenschaft zu korrumpieren, es ist schon zu oft passiert. Ich war am weltweiten Treffen der Geophysiker in diesem Winter in San Francisco. Al Gore sprach. Und seine Botschaft lautete: ”Haben Sie den Mut, dem Konsens beizutreten, machen Sie das ¨offentlich, und nehmen Sie sich die Freiheit, Abtr¨ unnige zu unterdr¨ ucken.“ Das Publikum war begeistert. Was haben Sie gemacht? Ich habe mit den Schultern gezuckt, bin rausgegangen und habe George Orwell gelesen. Was wollen Sie sonst tun? Denn Sie haben es schwer gegen einen Oscar-Gewinner Al Gore, der S¨ atze sagt wie: ” Auf dem Spiel steht nicht weniger als das ¨ Uberleben der menschlichen Zivilisation.“ Es steht mehr auf dem Spiel, n¨amlich Firmen wie Generation Investment Management, Lehmann Brothers, Apple, Google, bei allen hat Gore starke finanzielle Interessen. Al Gore ist eine Kombination von Verr¨ ucktheit und Korruption. Halt mal, das sind schwere Vorw¨ urfe. Erstens f¨ordert er die Hysterie, was nie gut ist in einer Demokratie. 242 <?page no="251"?> 5.5 Wer profitiert von der Klima-Hysterie? Und zweitens hat er starke finanzielle Interessen. Er ist einfach nicht unabh¨angig. Nun mal zu Ihnen. Sie sagen, der Klimawandel sei nicht so alarmierend, weil die Modelle den Einfluss von CO 2 auf das Klima ¨ ubersch¨ atzen. Damit widersprechen Sie 95 Prozent der Wissenschaftler. Aber es ist so. Der Einfluss von CO 2 ist weit geringer, als die Modelle vorausgesagt haben. Man hat dann zwei M¨oglichkeiten: Das Modell ist falsch oder das Modell ist richtig, aber etwas Unbekanntes macht die Differenz aus. Die Modelltheoretiker sind leider den zweiten Weg gegangen und haben gesagt, die Differenz seien die Aerosole. Aber wie das IPCC sagt: Wir wissen nichts ¨ uber Aerosole. Die g¨angigen Modelle sind also anpassungsf¨ahig: Gibt es ein Problem, dann heißt es Aerosole. Das ist eine unehrliche Herangehensweise. Der Chef des Natural Environment Research Council (Nerc) in Großbritannien sagte etwas Seltsames: Der Klimawandel m¨ usse menschgemacht sein, da er sich nichts anderes vorstellen k¨onne. Das ist eine Aussage von ber¨ uhrender geistiger Unf¨ahigkeit, die ein Wissenschaftler nicht tun d¨ urfte. Herr Lindzen, was sind denn die Fakten? Die Physik leugnet den Treibhauseffekt nicht, die CO 2 -Konzentration hat zugenommen, im 20. Jahrhundert ist es durchschnittlich 0,5 Grad w¨armer geworden. Wie erkl¨ aren Sie sich denn die j¨ ungste Erw¨ armung? Ich sehe die nicht. Die Erw¨armung passierte von 1976 bis 1986, dann ist sie abgeflacht. Sie akzeptieren aber, dass es generell w¨ armer wird? Ja, aber wir sprechen da von Zehnteln. Wenn man die Unsicherheiten in den Daten ber¨ ucksichtigt, hatte man Erw¨armung von 1920 bis 1940, Abk¨ uhlung bis 1970, Erw¨armung wieder bis Anfang der neunziger Jahre. Aber man kann das nicht so genau sagen, wie immer behauptet wird. Es gibt keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Temperaturen von heute und jenen in den zwanziger und dreißiger Jahren. Das System ist nie konstant. Und das Ende der Welt auszurufen angesichts von ein paar Zehntelgraden, ist l¨acherlich. Gerade diese Zehntelgrade k¨ onnten ungeheure Folgen haben. 243 <?page no="252"?> 5 Kollateralsch¨aden Ja, sie k¨onnten - immer dieser Irrealis. Das Problem ist, dass die Medien ein Riesentheater um Temperaturunterschiede machen, die im Bereich der Ungewissheit liegen. Unsere Messmethoden sind zum Beispiel einfach noch zu ungenau. Um es noch mal zu sagen: Es ist w¨armer geworden im letzten Jahrhundert, aber das Klima ist ein System, das immer variiert. Und es ist ein turbulentes System, da kann man nicht mit Dogmatismus kommen. Die Hauptfrage bleibt: Sind diese 0,5 Grad eine große oder eine kleine Ver¨anderung, ist es ernst oder nicht? Wir wissen es nicht. Es sollte sich niemand sch¨amen zu sagen, dass noch viel ungewiss ist. Und ein paar Zehntelgrade machen noch keinen ewigen Sommer. Nehmen wir mal an, Sie h¨ atten recht, es sei alles gar nicht so schlimm, die Datenbasis sei noch nicht gut genug - auch wenn das von den meisten heftig bestritten wird. Worum geht es also? Viele Interessengruppen haben den Klimawandel entdeckt. Jeder wird davon profitieren außer die gew¨ohnlichen Konsumenten. Letztere m¨ ussen mit Propaganda zugeballert werden. Der Wissenschaftler profitiert, die Mittel haben sich mehr als verzehnfacht seit den fr¨ uhen neunziger Jahren. Dann gibt es die Umweltbewegung, eine Multi-Milliarden-Operation, Tausende von Organisationen. Und die Schwierigkeit ist: Mit gew¨ohnlicher Luft- und Wasserverschmutzung kommen wir zurecht, das k¨onnen wir beheben. Man braucht Probleme, die man nicht beheben kann. Der Klimawandel ist also attraktiv. Und die Industrie, von der man annimmt, sie sei gegen CO 2 -Maßnahmen, sie profitiert auch. Sie ist vielleicht dagegen, weil es schon wieder etwas ist, das ihr Sorgen bereitet, auf das sie sich einstellen muss. Aber sie kann Geld damit machen, das weiß sie. Die großen Firmen lieben den Klimawandel. Letztes Jahr habe ich mit jemandem des großen Kohleproduzenten Arch Coal gesprochen. Er sagte, er sei f¨ ur CO 2 -Maßnahmen. Ich fragte ihn: Ist das Ihr Ernst, eine Kohlefirma, die CO 2 -Restriktionen will? Er sagte: Sicher, wir werden damit zurechtkommen, aber unsere kleineren Mitbewerber nicht. Der Energieriese Exxon Mobil war dagegen. Ja, die hatten einen CEO, der CO 2 -Restriktionen aus Prinzip bek¨ampft hat. Aber was die Industrie will, ist das: 1. Sie wollen die Restriktionen selbst bestimmen. 2. Alle Firmen sollen die gleichen Restriktionen 244 <?page no="253"?> 5.5 Wer profitiert von der Klima-Hysterie? bekommen. 3. Sie wollen im Voraus wissen, worauf sie sich einstellen m¨ ussen. Dann k¨onnen sie die mutmaßlichen Kosten auf den Konsumenten abw¨alzen. Und was sind Ihre Interessen? Ich arbeite seit Jahrzehnten in diesem Bereich, wir fingen an zu verstehen, wie die Dinge funktionieren. Dann wurden wir ¨ uberrumpelt von der simplifizierenden Idee, dass das Klima nur vom CO 2 abh¨angt. Und so wurde jede Hoffnung zerst¨ort, herauszufinden, wie genau zum Beispiel die Eiszeiten funktionierten. Pl¨otzlich sagten die Leute, alle Wissenschaftler seien sich einig, als ob wir noch in der Sowjetunion lebten. Heute scheren gerade russische Wissenschaftler aus dem Konsens aus. Einige ja, andere nicht. Das ist eine Generationenfrage. Die Alten scheren aus, die Jungen ordnen sich ein. Russland hatte eine lange Tradition in der Klimaforschung, die heute ¨alteren Wissenschaftler waren sogar weltweit f¨ uhrend. Und sie wissen, dass diese simplifizierende Sichtweise keinen Sinn macht. Die J¨ ungeren sind nicht herausragend, aber sie wollen Einladungen nach Europa - also kooperieren sie und machen, was Europa sagt. Ist die Welt so einfach? Manchmal, ja. Es gab ein Treffen in Moskau, organisiert von der russischen Akademie und David King, heute wissenschaftlicher Berater der englischen Regierung. Als er h¨orte, dass man auch Menschen wie mich eingeladen hatte, wollte er das Treffen absagen. Aber er war schon am Flughafen. Also kam er und sagte als Erstes, er habe f¨ ur russische Wissenschaftler, die mit seiner Sicht ¨ ubereinstimmten, eine Einladung nach England. Sie lachen. Finden Sie das lustig? Nein, aber so ist die Welt. Wann wurden Sie das erste Mal w¨ utend? 1987 bekam ich einen Brief eines Mannes namens Lester Lave, ein gesch¨atzter ¨ Okonomieprofessor an der Carnegie-Mellon-Universit¨at in Pittsburgh. Er schrieb, er h¨atte an einem Hearing im Senat ausgesagt, Al Gore sei auch anwesend gewesen. Lave sagte damals, die Wissenschaft sei noch sehr unsicher, was die Ursachen der Klimaerw¨armung seien. Al Gore warf ihn aus dem Hearing mit den Worten, wer so etwas 245 <?page no="254"?> 5 Kollateralsch¨aden sage, wisse nicht, wovon er rede. Aber Al Gore ist doch kein Wissenschaftler. Nun, er war ja auch im Fernsehen, nachdem sein Film in die Kinos gekommen war. Der Moderator fragte ihn, warum er davon ausgehe, dass der Meeresspiegel um etwa sechs Meter steige, w¨ahrend die Wissenschaft von etwa 40 Zentimetern spr¨ache. Er antwortete, die Wissenschaft w¨ usste es eben nicht. Er weiß es. Ich glaube, Al Gore ist verr¨ uckt. Es macht Sie w¨ utend, wenn ein Politiker sich ¨ uber die Wissenschaft stellt? Ja. Ich versicherte Lester Lave, dass die Wissenschaft sich wirklich nicht sicher sei. Aber kurz nachdem Newsweek 1988 mit seinem Titelbild ¨ uber Klimaerw¨armung herauskam, wurde es ernst. Ich begann, ¨offentlich zu sagen, dass ich das Datenmaterial f¨ ur zu arm hielte, als dass man endg¨ ultige Aussagen treffen k¨onne. Viele Kollegen sagten, sie seien froh, dass einer dies endlich ausspreche. Aber als der ¨altere Bush die Mittel f¨ ur die Klimaforschung von 170 Millionen Dollar auf zwei Milliarden erh¨ohte, merkten die Institutionen, dass ihre Zukunft mit dem Klimawandel verbunden war. Sogar am MIT gibt es Meinungsunterschiede bei diesem Thema, nicht ¨ uber die Grundlagen, die Temperatur erh¨oht sich, CO 2 ist ein Treibhausgas. Aber man streitet sich, ob der Klimawandel ein seri¨oses Thema ist. Und da unterscheide ich mich von den meisten meiner Kollegen: Ich finde es kein seri¨oses Thema. Ich finde es seri¨os, ¨ uber die Gr¨ unde f¨ ur die Eiszeiten nachzudenken. Was wissen Sie ¨ uber die Eiszeiten? Sehr wenig. Die Eiszeiten korrelieren irgendwie mit den Erdbahn-Parametern, aber wir wissen nicht, wie diese den Klimawandel beeinflusst haben. Das sind seri¨ose Themen in der Atmosph¨arendynamik. Ich kann Ihnen sagen: Wir wissen so wenig. Wie n¨ ahern wir uns der L¨ osung? Niemand will das Problem l¨osen, denn dann h¨orten die Gelder auf zu fließen. H¨ oren Sie mal, Herr Lindzen, was ist eigentlich Ihre Auffassung von der menschlichen Natur? Ich sehe sie so, wie sie ist, nicht, wie ich sie gern h¨atte. Nach dem Abschluss des Montreal-Protokolls 1987 zum Schutze der Ozonschicht versiegten die Forschungsgelder, Ozon war kein Problem mehr - obwohl 246 <?page no="255"?> 5.5 Wer profitiert von der Klima-Hysterie? es immer noch eins ist. Die Stratosph¨aren-Chemiker arbeiten heute im Bereich Stratosph¨are und Klima. Die Politik bezahlt die Wissenschaft, wir sind da sehr abh¨angig. Wer bezahlt Sie? Die Nasa. Sonst niemand. Ich sage Ihnen eins: Man will die Probleme gar nicht l¨osen. Denn Unsicherheit ist essenziell f¨ ur den Alarmismus. Das Argument ist immer das Gleiche: Es mag vielleicht unsicher sein, aber deshalb ist es auch m¨oglich. Sie sagen, man k¨ onne nichts machen gegen den Klimawandel. Sind wir dem Untergang geweiht? Ich sage: Wir sollten nichts unternehmen. Wir haben wirklich andere Probleme. Wenn ich als Amerikaner Europa anschaue, dann sehe ich einen Kontinent, der sich keine Sorgen macht um den Terrorismus, eine m¨ogliche Nuklearmacht Iran, den aufstrebenden Islamismus, sondern um die Klimaerw¨armung. Das ist eine Form gesellschaftlicher Dummheit. Europa will sich gut und wichtig f¨ uhlen, das ist dumm. Und gleichzeitig wird kein europ¨aisches Land die Kyoto-Kriterien erf¨ ullen k¨onnen. Nein, ich verstehe das alles nicht: Man soll sich jetzt neue Gl¨ uhbirnen anschaffen. Was soll das helfen? Sind denn alle am Durchdrehen? Ich hoffe, das h¨ort bald auf. Warum sollte es? Das ist die menschliche Natur. Dass man alle paar Jahre den Weltuntergang ausruft und dann leider vergisst, dass er mal wieder nicht stattgefunden hat? Das kann nicht sein. Irgendwann werden die Leute des Themas m¨ ude sein und sich etwas anderem zuwenden. Die Meinungsumfragen hier in den USA zeigen schon so einen Trend. Die Wahrheit sieht so aus: Honda hat ein kleines, feines Hybridauto gebaut, es verkauft sich ¨ uberhaupt nicht. Die Leute wollen einen dicken Toyota Prius, damit die Nachbarn wissen, dass sie einen Hybrid gekauft haben. .... .... Und deshalb k¨ onnen Sie auch nicht sicher sein, dass der Mensch keinen Einfluss aufs Klima hat. Das sagt auch niemand. Aber wer sagt, der Mensch sei der Grund f¨ ur dieses oder jenes, liegt falsch. Niemand bezweifelt, dass CO 2 Infrarot absorbiert, es hat einen Einfluss. Aber verdoppelt man den CO 2 -Gehalt, 247 <?page no="256"?> 5 Kollateralsch¨aden sollte die Temperatur um ein ganzes Grad steigen. Wir konnten das nicht beobachten. Ich kann nicht glauben, dass die Welt so schlecht beschaffen ist, dass sie es nicht schafft, auch mit diesen Ver¨anderungen umzugehen - sie hat schon viele Ver¨anderungen gemeistert. 5.6 Die Zechpreller Die Fragw¨ urdigkeit der deutschen Klimaschutz- und Energiewende-Politik findet sich bei anderen Themen wieder. Es werden r¨ ucksichtslos Vorhaben umgesetzt und dabei die Bev¨olkerung ¨ uber Fakten, Risiken und Kosten bewusst im Dunkeln gelassen. Musterbeispiel ist die ”Rettung des Euro” (Sept. 2012). Abgeordnete, die gem¨aß unserer Verfassung nur ihrem Gewissen verpflichtet sind, werden in die Parteidisziplin gezwungen. Wer sich verweigert, riskiert seinen Wahl-Listenplatz. Auf diese Weise wird der W¨ahlerwille ausgehebelt, f¨ ur dessen Vertretung in unserer Demokratie die Parlaments-Abgeordneten vorgesehen sind. Immerhin nehmen viele Medien ihre Rolle der Kritik bei der Eurorettung und der Energiewende wahr, bei letzterer allerdings extrem zur¨ uckhaltend. Kritik beim Klimaschutz gibt es allerdings in den deutschen Medien praktisch nicht mehr. Hier ist bereits der Bereich einer Staatsreligion mit Hilfe von ¨ Oko-Rechtsverordnungen und -Gesetzen erreicht. Ein Blick in die Werbung reicht aus, dies zu best¨atigen. Der religi¨ose Glaube, wir k¨onnten durch CO 2 -Einsparung das ”Weltklima” retten, wird inzwischen als selbstverst¨andliches Werbeinstrument eingesetzt, ¨ahnlich wie bei Lebensmitteln das unvermeidbare ”Bio”. Nur ein stellvertretendes Beispiel: ein großer Paketzusteller schreibt auf seine ganz normalen Lieferautos ”Wir liefern CO 2 frei”. Ist noch etwas Unsinnigeres vorstellbar als diese Werbung? Die Ausrichtung der deutschen Klimapolitik ist tats¨achlich ohne religi¨osen Hintergrund nicht mehr erkl¨arbar. Bedenklich wird es freilich, wenn der nieders¨achsische Gr¨ unen- Fraktionschef Stephan Wenzel allen Ernstes die Einrichtung von Klimaschutzgerichten zur Aburteilung von Klimaschutzs¨ undern fordert [285]. Von der Politik wird ohne R¨ ucksicht auf Naturgesetze Energie ”gewendet”, ”erzeugt”, ”erneuert” oder ”vernichtet” und mit global unwirksamen Einsparungen an CO 2 -Emissionen das Weltklima gesch¨ utzt. Dabei 248 <?page no="257"?> 5.6 Die Zechpreller werden die extremen Kosten dieser nutzlosen Aktionen billigend in Kauf genommen. Es ist ferner ein Irrtum anzunehmen, dass ¨ Okologie noch etwas mit Naturschutz zu tun hat. Die Aussage eines der aktivsten deutschen ¨ Okoideologen l¨asst hieran keinen Zweifel. So ¨außert sich Prof. Ottmar Edenhofer vom Potsdamer Institut f¨ ur Klimafolgenforschung absolut unmissverst¨andlich [52]: ”Zun¨achst mal haben wir Industriel¨ander die Atmosph¨are der Weltgemeinschaft quasi enteignet. Aber man muss klar sagen: Wir verteilen durch die Klimapolitik de facto das Weltverm¨ogen um. Dass die Besitzer von Kohle und ¨ Ol davon nicht begeistert sind, liegt auf der Hand. Man muss sich von der Illusion freimachen, dass internationale Klimapolitik Umweltpolitik ist. Das hat mit Umweltpolitik, mit Problemen wie Waldsterben oder Ozonloch, fast nichts mehr zu tun”. Dem ist wenig hinzuzuf¨ ugen. Die Aussage Edenhofers erinnert an das kommunistische Manifest. Und tats¨achlich: fr¨ uher wurde der arbeitende Mensch ausgebeutet und heute, da inzwischen die Arbeiter zum Urlaub nach Mallorca fliegen, ist es die ausgebeutete Natur. Leider enden solche weltfremden Ideologien immer auf die gleiche Weise - in Unfreiheit, Diktatur und Terror. Wenn es in naher oder ferner Zukunft an das Bezahlen der Sch¨aden aus der neuen ¨ Oko-Ideologie (Energiewende/ Klimaschutz) geht, verzehren die Verantwortlichen l¨angst ihre Pensionen. Die gegenw¨artige Generation in Deutschland ist ein ZECHPRELLER. F¨ ur die von ihr verantwortete Verw¨ ustung durch Energiewende und Klimaschutz haften n¨amlich ihre Nachkommen. Wenn es wenigstens optimistische Zechpreller w¨aren! Aber nein, es sind von den vielen Bedenklichkeiten Ver¨angstigte, die es vergessen haben oder noch zu jung daf¨ ur sind, um zu wissen, was wirkliche Bedrohungen bedeuten. Und es sind Dummk¨opfe. Kleinste Risiken werden als existenzbedrohende Gefahren gef¨ urchtet, dagegen die wirklich gef¨ahrlichen Entwicklungen ignoriert. Pessimismus gegen¨ uber dem technischen Fortschritt, Optimismus gegen¨ uber den v¨ollig ungeeigneten Methoden zur Erzeugung von elektrischem Strom und schließlich schiere Dummheit beim Wegwerfen der wirtschaftlichsten und weltweit sichersten Kernkraftwerke sind die Triebkr¨afte. So schreibt der SPIEGEL vom 3.12.212 in einer Interview-Antwort des Max-Planck-Institutsdirektors und Regierungsberaters Kai Konrad ”Wir geben viel Geld aus, um die Kinder und Kindeskinder jener Menschen zu sch¨ utzen, die wir gera- 249 <?page no="258"?> 5 Kollateralsch¨aden de verhungern lassen”. Um dieses zum Fenster herausgeworfenes Geld locker zu machen, wird auf Propaganda gesetzt. So scheut sich eine kleine, aber mit dem bekannten politischen R¨ uckhalt versehene Gruppe deutscher Klimaforscher nicht, sich auf der Webseite klimafakten.de mit fragw¨ urdigen Aktionen zu engagieren [146]. Die im Vergleich mit der wissenschaftlichen Fachliteratur oft abstrusen Behauptungen auf diesem Blog verfolgt die Absicht Klimaskeptiker unglaubw¨ urdig zu machen. Unter 6.5 werden die Aussagen von klimafakten.de einer n¨ uchternen Realit¨ats¨ uberpr¨ ufung unterzogen. Was schließlich unsere offensichtlich intelligenteren Nachbarnationen ¨ uber den deutschen Klima- und Ernergiewendewahn denken, ist ein weiteres Thema. Es soll hier besser nicht vertieft werden. In Diskussionen mit Anh¨angern der Energiewende ist das Argument zu h¨oren, Deutschland zeige ein Beispiel und sei in der Welt ein Vorbild f¨ ur Nachhaltigkeit. So ist es, aber anders, als es sich viele vorstellen. Wir werden tats¨achlich zum nachhaltigen Beispiel werden: Daf¨ ur, wie es nicht funktionieren kann. Warum kommt hierzulande niemand ¨offentlich auf die Idee, dass ein deutscher Sonderweg, der von keinem Land dieser Erde geteilt wird, ein gef¨ahrlicher Irrweg sein k¨onnte? Vielen ¨ Alteren unter uns l¨auft es immer noch kalt den R¨ ucken herunter, wenn von einem deutschen Sonderweg, von einer deutschen Vorreiterrolle oder von einem deutschen Vorzeigebeispiel in der Welt die Rede ist. Unser Land setzt dennoch in blinder Unbeirrbarkeit und be¨angstigender Begeisterung den begonnenen Weg fort, sich von energieintensiven Industrien und ¨okologisch inkorrekten Hochtechnologien zu verabschieden. Ob dies zielstellende Zukunftsorientierung ist? Die in den K¨opfen der Bev¨olkerungsmehrheit betonartig verfestigte ¨ Okoreligion erlegt der Politik Maßnahmen auf, die ohne R¨ ucksicht auf Verm¨ogensverluste, auf Naturgesetze, auf technisch-wirtschaftliche Grundregeln, auf den freien Markt, auf geltendes Recht und auf Natur- und Landschaftsschutz bis zum bitteren Ende durchgef¨ uhrt werden m¨ ussen - mit bekannt deutscher Konsequenz. Niemand, der die deutsche Geschichte kennt, kann sich der Erkenntnis verschließen, dass die deutsche Intelligenz zum wiederholten Male keine r¨ uhmliche Rolle spielt. Sie schaute ohne Gegenwehr zu, wie kalt kalkulierende ¨ Okoideologen mit jahrelanger, geschickt gesteuerter Propaganda 250 <?page no="259"?> 5.6 Die Zechpreller von ”Klimakatastrophen” und ”Kernkraftgefahren” die Meinungshoheit ¨ ubernommen haben. Diese ist inzwischen in allen ¨offentlichen Bildungseinrichtungen, vom Kindergarten bis zur Hochschule, durch Mithilfe der Medien etabliert. Der Weg in die Deindustrialisierung Deutschlands und seine Umgestaltung in einen ¨okologisch gesteuerten ¨ Uberwachungs- und Zuteilungsstaat ist l¨angst beschritten. Bisher verbindliche demokratische Spielregeln werden ¨ uber Bord geworfen und Rechtsbr¨ uche bei der Verstaatlichung der Energiewirtschaft billigend in Kauf genommen. Wie es dazu unter der (ehemals konservativen) Regierungspartei CDU/ CSU zusammen mit ihrem (ehemals liberalen) Koalitionspartner kommen konnte, wird in dem empfehlenswerten Buch ”Die Patin” von Gertrud H¨ohler analysiert. Die Gleichschaltung aller maßgebenden Parteien, die dem B¨ urger keine Alternative an der Wahlurne mehr l¨asst, ist heute traurige Realit¨at. Die Bev¨olkerungsmehrheit einer der gr¨oßten Industrienationen ist in Angstpsychose vor der Kernenergie und einer fiktiven Klimakatastrophe erstarrt und erzeugt damit ungl¨aubiges Kopfsch¨ utteln in aller Welt. Anderenorts erkennt man dagegen die Realit¨at. So schreibt die Z¨ uricher Weltwoche vom 04.10.2012 auf S. 4: Seit der Klimakonferenz in Kopenhagen von 2009 machen die Chinesen und Inder klar, dass sie sich nicht einschr¨anken lassen. Und sie stellen den Konsens innerhalb des von Amerikanern und Europ¨aern beherrschten IPCC in Frage. ”Es braucht viel mehr Forschung, um offene Fragen zu kl¨aren”, schrieben f¨ uhrende chinesische Klimaforscher in einer Studie von 2011. Und Chefunterh¨andler Xie Zhenhua sagte gar an Konferenzen: ”Es gibt alternative Positionen, die den Klimawandel auf nat¨ urliche Prozesse zur¨ uckf¨ uhren. Wir m¨ ussen offen bleiben.... DIE ZEIT vom 28.01.2010 meldet: In den USA muss sich wohl bald die Bundesumweltbeh¨orde EPA vor Gericht fragen lassen, wie solide die wissenschaftliche Einsch¨atzung sei, auf deren Basis sie CO 2 zum ”Luftschadstoff ” erkl¨art hat. Die Naturwissenschaftliche Rundschau schreibt in Heft 1, S. 31 (2012): Aufsteigende Industrienationen wie China, Indien und Brasilien stehen den weltweiten Bem¨ uhungen, den Ausstoß von CO 2 -Emissionen zu sen- 251 <?page no="260"?> 5 Kollateralsch¨aden ken, reserviert gegen¨ uber ......”dass wir noch zu wenig ¨ uber die nat¨ urlichen Kohlenstoffsenken w¨ ussten”. Schließlich gesellt sich auch noch der russische Regierungschef Wladimir Putin zu den Klimaskeptikern: Putin flog am Montag (23.08.10) mit einem Hubschrauber auf die Insel Samoilowski in der M¨ undung des Lena-Flusses im Osten Russlands, um dort eine deutsch-russische Forschungsstation zu besuchen. Bei einem Tee mit den dort t¨atigen Wissenschaftlern bezweifelte der Regierungschef die weit verbreitete Annahme, dass der von Menschen verursachte Ausstoß von Treibhausgasen das Klima auf der Erde ver¨andere [203]. So denkt die Welt - ausgenommen die EU und die Schweiz. Die EU- Mitglieder Polen und Tschechien sind allerdings H¨aretiker der EU-Klimareligion. Sie kennen sich mit den Folgen von roter Ideologie noch zu gut aus und wollen den Farbentausch von rot nach rot-gr¨ un nicht mitmachen. Wir in Deutschland sind wieder einmal im Irrtum konsequent und werden erst nach dem Energiewende-GAU aufgeben. Angesichts unserer Geschichte w¨are diese Untergangslust nicht einmal etwas Neues. Die Mitglieder der Ethikkommission, weit ¨ uberwiegend blutige technische Laien und ¨ Oko-Gl¨aubige, beschlossen das Ende der Kernenergienutzung und damit einer sicheren deutschen Stromversorgung. Eines der wenigen fachnahen Mitglieder dieser Kommission, Dr. J¨ urgen Hambrecht, Vorstandsvorsitzender der BASF, wagte es nicht, sich dem Zeitgeist entgegenzustellen. Hier spielten sicher Bef¨ urchtungen eine Rolle, mit offenem Widerstand dem Ruf der BASF als einem ¨okologisch-bem¨ uhten Unternehmen zu schaden. J¨ urgen Hambrecht vers¨aumte damit die Chance, sich gegen ¨offentliche Wahnvorstellungen mit hierzulande kaum bekanntem Widerstand in die deutschen Geschichtsb¨ ucher einzutragen. Den f¨ ur die Energieversorgung Deutschlands ehemals zust¨andigen Fachleuten verbleibt die Rolle, technisch abartige Pl¨ane von ¨ Oko-Ideologen ausf¨ uhren zu m¨ ussen. Die Energiewende muss auch ohne Beachtung der technischen und naturwissenschaftlichen Grundgegebenheiten funktionieren. Hier t¨auscht sich die Politik, denn solch ein dilettantisches Herumpfuschen funktioniert eben nicht. Man kann nicht Physik durch Politik ersetzen. Mit der ”Energiewende” und dem noch unsinnigeren 252 <?page no="261"?> 5.6 Die Zechpreller ”Klimaschutz” werden ohne Sachverstand und mit deutscher Gr¨ undlichkeit nur unsere Wirtschaft, unsere Landschaften und unsere Natur ruiniert. Vorteile gibt es keine. Der Laie kann dies infolge unserer Medien, die sich fast alle zu freiwilliger Selbstgleichschaltung mit dem Klima- und Energiewahn entschlossen haben, nur schwer durchschauen; zumindest solange nicht, ehe Windr¨ader vor seinem Haus, ein l¨angerer Black-Out oder seine Stromrechnung ihm die Augen ¨offnen. Dann wird es zu sp¨at sein. Freilich sollte wenigstens jeder nicht ganz auf den Kopf gefallene Natursch¨ utzer erkennen, dass Windturbinen f¨ ur Flugtiere t¨odlich sind. Zumindest die Natur- und Tiersch¨ utzer unter uns m¨ ussten daher die moralische Verpflichtung versp¨ uren laut zu protestieren. Nach historisch bekanntem Muster sieht die Mehrheit der deutschen Bev¨olkerung nicht nur zu, sondern begr¨ ußt die sch¨adliche Entwicklung auch noch begeistert. Infolgedessen werden nicht einmal mehr politische Mehrheiten ben¨otig. Freiwillig und vorauseilend ¨offnen Beh¨orden und B¨ urgermeister¨amter ihre T¨ uren der ¨ Okobewegung, ebenfalls mit historisch bekanntem Vorbild. Man will nicht bei den Letzten sein und vom Subventionskuchen m¨oglichst viel abbekommen. Und man m¨ochte nat¨ urlich wiedergew¨ahlt werden. Der Konformit¨atsdruck ist inzwischen so groß, dass sich eine ehemals wertekonservative große Volks- und Regierungspartei das Zerst¨orungswerk ihrer sch¨arfsten politischen Gegner zu eigen macht. Der urspr¨ unglich als emotionales Zugpferd eingesetzte Natur- und Umweltschutz ist freilich f¨ ur die k¨ uhl rechnenden, zynischen ¨ Oko-Ideologen l¨angst l¨astig und ¨ uberfl¨ ussig geworden. Die Zerst¨orungen unserer W¨alder, um Platz f¨ ur riesige Windradunget¨ ume zu schaffen, belegen es. Man hat den Umweltschutz sang- und klanglos aufgegeben, weil er dem wahren Zweck der ¨ Oko-Ideologie im Wege steht, n¨amlich die deutsche Industrie zu zerst¨oren. Mit Energieversorgern, Kernkraftwerksunternehmen und der energieintensiven Grundstoffindustrie wie Kupfer, Aluminium und Stahl ist das Werk schon so gut wie vollbracht. Wenn der Weg so weiter geht, werden Chemie und schließlich Maschinenbau und Autoindustrie als n¨achste an der Reihe sein. Man darf gespannt sein, wer dann noch die Renten oder Pensionen der oft in staatlicher Berufsobhut stehenden ¨ Okokrieger noch aufbringen kann. Die deutsche Intelligenz in Medienredaktionen, Hochschulen und F¨ uh- 253 <?page no="262"?> 5 Kollateralsch¨aden rungsetagen von Unternehmen, die diese Entwicklungen und die entstehenden ¨ Okostrukturen nicht billigt, schweigt dennoch, duckt sich weg und versucht zu profitieren. Man f¨ urchtet, gegen die ¨ uberm¨achtige ¨ Okobewegung keine Chance zu haben, weil man erkennt, wie sich die ¨ Okobewegung die Unterst¨ utzung einer ¨ uberw¨altigenden Mehrheit der deutschen Medien und der Politik gesichert hat. Zum wiederholten Male in der deutschen Geschichte verweigert sich daher die deutsche Intelligenz dem entschiedenen Widerstand gegen Entwicklungen, deren Unheilspotential nicht zu ¨ ubersehen ist. Die Gr¨ unde f¨ ur das Gew¨ahrenlassen von Bewegungen mit undemokratischen Zielen waren und sind hierzulande immer die gleichen: Untersch¨atzung der Gefahr, Bequemlichkeit, Karriere-, Konsens- und Profitstreben. Zivilcourage ist kein deutsches Wort. Die deutsche Klima- und Energiepolitik ist rational nicht mehr nachvollziehbar. Auff¨allig ist das sich ¨ uber viele Jahre erstreckende Verlassen einer gem¨aßigt kritischen Klima-Sichtweise [14] bis hin zu einer an Diktaturen gemahnenden Klima-Doktrin, die wissenschaftliche Gegenargumente ”nicht einmal ignoriert”. Das unaufhaltsame Umschwenken wurde nicht mit gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen begr¨ undet, denn die gab es nicht. Die entlastenden Erkenntnisse ¨ uber eine anthropogene Erw¨armungshypothese traten im Gegenteil immer deutlicher hervor, wobei die Natur mit ihrer inzwischen 18 Jahre andauernden Abk¨ uhlungsphase mithalf. Die Politik scherte sich nicht darum. Infolge des heute ge¨ ubten Fraktionszwangs in unseren Parlamenten ist von Abgeordneten, welche die offizielle Klima- und Energiepolitik nicht mittragen wollen, kein Widerstand zu erwarten. W¨ urden sie ihn leisten, w¨are ihr Listenplatz bei der n¨achsten Wahl weg. Nicht nur in der Klima- und Energiepolitik hebelt der Fraktionszwang unsere Demokratie aus, denn er hindert die von uns gew¨ahlten Volksvertreter, ihrem geleisteten Amtseid folgend, nach eigenem Wissen und Gewissen politisch zu entscheiden. Schlussendlich bietet die Klima- und Energiewende-Berichterstattung unserer Medien den besten Maßstab f¨ ur die Besch¨adigung der demokratischen Kultur unseres Landes. Als stellvertretendes Beispiel sei die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) angef¨ uhrt, in welcher ihr ehemaliges ”Markenkennzeichen”, eine distanziert kritische Haltung und Be- 254 <?page no="263"?> 5.6 Die Zechpreller richterstattung, verschwunden ist. Die Auflagenst¨arke der FAZ ist vermutlich nicht zuletzt dieses Mangels wegen inzwischen im freien Fall. Internet-Zeitschriften oder -Foren ¨ ubernehmen heute die f¨ ur eine funktionierende Demokratie freier B¨ urger dringend ben¨otigte Rolle schonungsloser kritischer Berichterstattung, welche die Printmedien und die ¨offentlich-rechtlichen Sender nicht mehr leisten wollen - oder d¨ urfen? Der Mehltau politischer Korrektheit, des Verschweigens von nicht genehmen Fakten, ¨okoideologischer Belehrungen und einer an die ehemalige DDR erinnernden Klima- und Energiewende-Propaganda haben sich wie eine erstickende Decke ¨ uber unser Land gelegt. Wie sich die Entwicklung zu der neuen Pseudo-Religion des ”Klimaschutzes” vollzog, schildert das ausgezeichnete Buch von Rupert Darwall, ”The Age of Global Warming” (zur Zeit nur in Englisch erh¨altlich). Man erf¨ahrt in allen Details, wie und mit welchen Methoden sich Politiker weltweit die AGW-Hypothese zu eigen machten, um damit ihre politische Karriere voranzutreiben. Leider erf¨ahrt man von R. Darwall nichts ¨ uber die Kr¨afte, die hinter diesen Politikern standen und immer noch stehen. Um Pseudo-Religionen f¨ ur dedizierte politische Ziele zu etablieren, werden die schon von Friedrich Schiller, Friedrich Nietzsche und Karl Marx beschriebenen Mechanismen genutzt, welche bereits mehrfach in der Geschichte der Menschheit schlimme Zeitgeisterscheinungen verursachten, n¨amlich: ”Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen”, ”Die Unvernunft einer Sache ist kein Grund gegen ihr Dasein, sondern eine Bedingung derselben”, und ”Die Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift.”. Was bleibt? Von fachnahen Naturwissenschaftlern und Klimarealisten erwartet, haben sich die IPCC-Voraussagen nicht erf¨ ullt. Etwa um 1996 hat trotz steigender CO 2 -Emissionen eine neue Abk¨ uhlungsphase begonnen, die noch andauert. In einigen Jahren werden wir den Klimawandel so beurteilen wie jetzt das Waldsterben. Und wir werden bedauern, dass soviel Geld f¨ ur den praktischen Umweltschutz verloren gegangen ist, weil es f¨ ur einen vermeintlich notwendigen Klimaschutz gegen jede Vernunft verausgabt wurde. 255 <?page no="265"?> 6 Anhang Der Anhang enth¨alt detailliertere technische Informationen, die im Buchtext der besseren ¨ Ubersicht und Lesbarkeit wegen keinen Platz finden konnten. Neben den hier aufgef¨ uhrten Anh¨angen werden aus Platzgr¨ unden auch noch ”externe” Anh¨ange verwendet. Diese sind im Internet - auf der Webseite des Europ¨aischen Instituts f¨ ur Klima und Energie (EIKE) - als pdf-Dokumente abgreifbar. Die zugeh¨origen Internet- Links f¨ ur den Zugriffwerden im Buchtext angegeben [66]. Sollte sich an der Zug¨anglichkeit der externen Anh¨ange etwas ¨andern, wird eine entsprechende Information auf der Seite des expert-Verlags gegeben (s. hierzu das Vorwort zum Buch). Zu den Absch¨atzungsrechnungen ist anzumerken, dass es dabei um zutreffende Gr¨oßenordnungen, nicht um Genauigkeit im Detail geht. 6.1 Windkraftanlagen und Solarzellen Herleitung des Potenzgesetzes f¨ ur Str¨omungsmaschinen Die kinetische Energie eines Volumenelements dV [m 3 ] von Luft der Dichte ρ [kg/ m 3 ] und der Geschwindigkeit v [m/ s] ist E = 1 2 mv 2 = 1 2 ρv 2 dV [Ws]. Pro Zeiteinheit trifft auf die Fl¨ache A senkrecht zum Luftstrom das Luftvolumen v · A, so dass die maximal zur Verf¨ ugung stehende Windleistung P W , die frei wird, wenn der Wind vollst¨andig abgebremst w¨ urde, durch P W = 1 2 ρAv 3 gegeben ist. Da der Wind nicht v¨ollig abgebremst werden kann, ist dieser Ausdruck noch mit dem Wirkungsgrad zu multiplizieren, der etwa bei 0,4 liegt. P W ist also proportional zur dritten Potenz der Str¨omungsgeschwindigkeit v 3 . Wie viele Windr¨ader entsprechen einem Kernkraftwerk? Der Gesamtstromverbrauch der Bundesrepublik im Jahre 2010 betrug 257 <?page no="266"?> 6 Anhang 600 TWh. Es waren 17 Kernkraftwerke (KKW) im Einsatz, der Kernenergieanteil an der Gesamtstromerzeugung betrug 22% (Bild 3.8 unter 3.4), das sind insgesamt 6 · 10 11 · 0,22 = 1,3 · 10 11 kWh. Pro einzelnes KKW ergeben sich daraus 1,3 · 10 11 / 17 = 7,6 · 10 9 kWh. Auf der anderen Seite waren in 2010 etwa 22.000 Windr¨ader installiert, die etwa 6% der Gesamtstromerzeugung ausmachten. Jedes Windrad erzeugte daher im Schnitt 6 · 10 11 · 0,06 / 22000 = 1,6 · 10 6 kWh pro Jahr. Jedem KKW sind daher rechnerisch 7,6 · 10 9 / 1,6 · 10 6 ≈ 5000 Windr¨ader gleichwertig. Bei einem Rotordurchmesser von angenommenen 120 m und einem geforderten Mindestabstand in Windrichtung des 6-fachen Rotordurchmessers liefert unsere Absch¨atzung somit 5000 · 700 = 3,5 · 10 6 m = 350 km Windr¨ader in Windrichtung hintereinander, die nur rechnerisch ein Kernkraftwerk ersetzen k¨onnten, denn der Fluktuationsausgleich ist noch nicht erfasst. Welchen Fl¨achenbedarf haben Windradparks? Im Jahre 2014 brachten insgesamt 24.000 Windr¨ader 9,14% der j¨ahrlichen deutschen Stromerzeugung von 614 TWh auf. Damit sind rund 100/ 9,14 · 24.000 = 262.580 Windr¨ader f¨ ur die Erzeugung der Gesamtstrommenge n¨otig. Wir gehen wieder von 700 · 500 = 3,5 · 10 5 m 2 = 0,35 km 2 Fl¨achenbedarf f¨ ur ein einzelnes Windrad in einem Windradpark aus. Die Bundesrepublik m¨ usste demnach eine Gesamtfl¨ache von 0,35 · 262.580 ≈ 92.000 km 2 f¨ ur Windr¨ader zur Verf¨ ugung stellen. Diese Fl¨ache ist gr¨oßer als die ganz Bayerns von 70.550 km 2 . Die Absch¨atzung geht von jahres- und ortsgemittelten Werten ¨ uber ganz Deutschland aus - inklusive Offshore. Eine brandneue wissenschafliche Publikation [182] best¨atigt diese Absch¨atzung bestens. In ihr wird nachgewiesen, dass pro Quadratmeter Bodenfl¨ache mit Windradparks nur weniger als 1 W Leistung zu ”ernten” sind. Rechnet man damit, kommt man wieder auf mehr als die Fl¨ache Bayerns um die Gesamtstrommenge Deutschlands vom Jahre 2014 zu erhalten. Welchen Fl¨achenbedarf haben Photovoltaik und Biosprit? Die analoge Rechnung ist mit den unter 3.3 erw¨ahnten j¨ahrlichen 90 kWh Jahresertrag pro m 2 Photofl¨ache einfach. 614 TWh sind 630 · 10 9 kWh, dies durch 90 kWh geteilt, liefert 7 · 10 9 m 2 oder 7000 km 2 . Das 258 <?page no="267"?> 6.2 Abfall bei 100% Kernkraft aus Brutreaktoren ist etwa die dreifache Fl¨ache des Saarlandes. Biosprit braucht 0,5 ha (1 ha = 10.000 m 2 ) f¨ ur 1 kW gemittelte Stromleistung [21], macht 17.520 kWh Stromenergie f¨ ur 1 ha im Jahr. Der gesamte Strombedarf in 2014, geliefert von Biosprit, ben¨otigt dann etwa die Gesamtfl¨ache Deutschlands. 6.2 Abfall bei 100% Kernkraft aus Brutreaktoren Wir gehen von dem unter 3.2.2 beschriebenen Vollszenario eines zuk¨ unftigen j¨ahrlichen pro Kopf Verbrauchs von 10 MWh elektrischen Stroms aus. Dieser Strom wird ausschließlich von Brutreaktoren erzeugt. Es ist nun zu zeigen, dass 100 g Kernbrennstoffausreichen, um den Strombedarf eines zuk¨ unftigen Erdbewohners ¨ uber seine gesamte Lebenszeit von angenommenen 80 Jahren zu decken. Beim Spaltprozess werden etwa 0,1% der Atommasse des Kernbrennstoffs als nutzbare Energie freigesetzt. Die Masse eines Nukleons betr¨agt rund 1,6 · 10 −27 kg. Damit enthalten 100 g Kernbrennstoff 0,1/ 1,6 · 10 −27 ≈ 6 · 10 25 Nukleonen. Ein Nukleon entspricht gem¨aß der Einstein-Gleichung E = m · c 2 rund 1000 MeV Energie - das eV ist nur eine weitere, in der Kernphysik gebr¨auchliche Maßeinheit f¨ ur Energie -, es gilt die ¨ Aquivalenz von 1 eV ≈ 1,6 · 10 −19 J. 0,1% von 1000 MeV sind 1 MeV, so dass die aus 100 g gewonnene Spaltenergie 6 · 10 25 MeV betr¨agt. Damit k¨onnen wir jetzt wieder in die gewohnten J (= Ws) umrechnen: 6 · 10 25 MeV = 6 · 10 31 eV = 1,6 · 6 · 10 31 · 10 −19 J ≈ 10 13 J. Mit dem Wirkungsgrad 0,3 sind es schließlich 0,3 · 10 13 J. Die Umrechnung von Ws in kWh liefert 0,3 · 10 13 / (3600 · 1000) ≈ 800.000 kWh. Der ¨ uber 80 Jahre menschlicher Lebenszeit aufaddierte j¨ahrliche pro Kopf Verbrauch von 10.000 kWh liefert den gleichen Wert von 800.000 kWh. Etwas umst¨andlicher ist die Berechnung der Radioaktivit¨at dieses Abfalls von 100 g mit dem Ergebnis von 700 mSv pro Jahr [227]. Diese Radioaktivit¨at ist abzuschirmen, was wegen der hier maßgebenden ”weichen” γ -Strahlung bereits mit Blei von 5 cm Dicke m¨oglich ist. 100 g Substanz, mit Blei abgeschirmt, entsprechen Schokoladentafelgr¨oße. Die langfristige Unterbringung eines solchen Volumens - eine ”Schokoladentafel aus Bleiumh¨ ullung mit 100 g Inhalt” pro Erdbewohner ¨ uber seine 259 <?page no="268"?> 6 Anhang gesamte Lebenszeit - d¨ urfte wohl problemlos sein. Der ¨ uberwiegende Teil der Spaltprodukte ist lediglich ein paar Jahrzehnte hochradioaktiv. Nur ca. 25 g m¨ ussen ¨ uber Jahrhunderte gelagert werden und sind anschließend wertvolle seltene Metalle. Die wirklich endzulagernden langlebigen Spaltprodukte wiegen nur wenige Gramm. 6.3 Energiereserven und CO 2 -Anstieg Der Menschheit stehen gem¨aß Bundesanstalt f¨ ur Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) grob 1300 GtC als Ressourcen (Kohle) zur Verf¨ ugung. Erd¨ol wird bei der Absch¨atzung vernachl¨assigt, Gas ebenfalls. Ferner wird vernachl¨assigt, dass die airborn fraction (AF) von heute 45% in Zukunft stetig abnimmt (s. unter 4.9.2). Die vorgenommene Sch¨atzung d¨ urfte demnach zu ung¨ unstig ausfallen, d.h, zu hohe CO 2 Konzentrationen ergeben. Das Carbon Dioxide Information Analysis Center (CDIAC) gibt die ¨ Aquivalenz von 1 GtC in 0,47 ppm CO 2 an [38]. 1300 GtC entsprechen somit rechnerisch 1300 · 0,47 = 611 ppm Konzentrationsanstieg in der Atmosph¨are. Da wir heute bereits eine AF von 45% messen, d.h. von 100% anthropogenem CO 2 gehen nur 45% in die Atmosph¨are, werden aus den 611 ppm nunmehr grob 300 ppm. Dies ist ung¨ unstig gesch¨atzt, denn die AF wird zwangsweise noch weiter abnehmen. Fazit: Selbst eine Verdoppelung der heutigen CO 2 -Konzentration ist durch fossile Brennstoffverbrennung nicht erreichbar. 6.4 Welche Klimawirkung hat CO 2 -Vermeidung? Blicken wir zun¨achst nur auf Deutschland! Als Berechnungsgrundlage dient der detaillierte EU-Beschluss, Deutschland solle bis zum Jahre 2020 seine Emissionen um 14% gegen¨ uber dem Jahre 2005 verringern, ferner die ung¨ unstigen Zahlenangaben des Weltklimarats IPCC ¨ uber die Klimawirkung des CO 2 mit fiktiven R¨ uckkoppelungen - wir nehmen hilfsweise den unrealistisch hohen Wert von 3 ◦ C globaler Erw¨armung bei CO 2 -Konzentrationsverdoppelung an. Gem¨aß dem IPCC betrug der Kohlendioxidgehalt der Erdatmosph¨are im Jahre 2005 etwa 380 ppm oder 0,038%. Der Konzentrationszuwachs betr¨agt rund 2 ppm pro Jahr. 260 <?page no="269"?> 6.4 Welche Klimawirkung hat CO 2 -Vermeidung? Das ergibt eine Steigerung von 15 · 2 = 30 ppm in den 15 Jahren von 2005 bis 2020. Der deutsche Beitrag an den weltweiten CO 2 -Emissionen bel¨auft sich aktuell (2012) auf 2,5% (s. Bild 3.2 unter 2). Man erh¨alt als deutschen Anteil an den besagten 30 ppm demnach 30 · 0,03 = 0,9 ppm. Hiervon sollen nun gem¨aß EU-Beschluss 14% eingespart werden. Das sind 0,9 · 0,14 ≈ 0,13 ppm. Wir nehmen, wie eingangs erw¨ahnt, die globale Temperatursteigerung von 3 ◦ C bei CO 2 -Konzentrationsverdoppelung an. Der oben berechnete deutsche Einsparungsanteil von 0,13 ppm entspricht demnach einer Temperaturabsenkung von 3 · (0,13/ 380) ≈ 0 , 001 ◦ C. Dieser Wert ist unmessbar! Nehmen wir hilfsweise an, alle L¨ander der Welt w¨ urden sich dem EU- Beschluss anschließen, was mit Sicherheit nicht erfolgen wird. Wie w¨ urde sich dann die globale Mitteltemperatur bis 2020 verringern? Hierzu ist in die obige Rechnung an Stelle von 0,9 ppm der volle Wert von 30 ppm einzusetzen. Man kommt damit auf grob 0 , 03 ◦ C. Wirft man nun gar einen Blick auf das Jahr 2100, sind es beim letztgenannten, weltweiten Einsparungsszenario gem¨aß den EU-Umweltkommissaren 0,03 · (95/ 15) ≈ 0 , 2 ◦ C. Hierbei waren gleichbleibende CO 2 -Emissionen weltweit angenommen, ferner ein entsprechender linearer Anstieg des CO 2 in der Atmosph¨are. Beide Annahmen treffen aber in l¨angeren Zeitr¨aumen als 15 Jahren nicht mehr zu. Zumindest von der Annahme eines zu den anthropogenen CO 2 -Emissionen proportionalen CO 2 -Anstiegs der Atmosph¨are wissen wir sogar definitiv (s. unter 4.9.2), dass sie falsch ist. Wir wissen auch, dass 3 ◦ C oder gar mehr bei CO 2 -Verdoppelung eine Klima- Modell-Fiktion ist (s. unter 4.9.3 und 4.11). Daher erweist sich selbst der hier unter den ung¨ unstigsten Annahmen berechnete, sehr kleine Wert von 0 , 2 ◦ C Temperaturerh¨ohung bis zum Jahre 2100 als hoffnungslos ¨ ubersch¨atzt. Daraus folgt weiter, dass die CO 2 -Vermeidungspolitik der EU und der wenigen, sich dieser absurden Politik anschließenden L¨ander nichts als ein sehr kostspieliger, auf unzureichender Sachinformation beruhender und von gr¨ unen Ideologen propagierter Irrtum ist. Mit Umweltschutz hat diese Politik nichts zu tun. 261 <?page no="270"?> 6 Anhang 6.5 Realit¨ats¨ uberpr¨ ufung von klimafakten.de Die den Klimaskeptikern zugeschriebenen und zum Teil in den Mund geschobenen Behauptungen, welche der Blog klimafakten.de [146] zu widerlegen behauptet, sind nachfolgend kursiv gesetzt. Darunter steht der Kommentar des Buchautors. In ihm wird der Klima-Alarmismus von klimafakten.de gem¨aß Realit¨at und Stand der wissenschaftlichen Fachliteratur zurechtger¨ uckt. Wenn man sich die Namen im wissenschaftlichen Beirat dieses Blogs ansieht, staunt man nicht schlecht ¨ uber den verzapften sachlichen Unsinn. Der Qualit¨at der deutschen Klimaforschung stellt der Beirat, so er f¨ ur den Bloginhalt verantwortlich zeichnen sollte, nicht gerade ein leuchtendes Zeugnis aus. 1) Skeptiker: Klimawandel gibt es nicht. Dem Buchautor ist kein ernst zu nehmender Klimaskeptiker bekannt, der solches behauptet. Wie mag wohl klimafakten.de auf diesen Unsinn kommen? Jeder aufgeweckte Sch¨ uler weiß es: Steter Klimawandel ist naturgesetzlich, es gibt kein konstantes Klima. Es gibt auch kein globales Klima, nur Klimazonen von tropisch bis polar. 2) Skeptiker: Die Temperaturdaten sagen etwas anderes/ sind nicht verl¨asslich. Die Temperaturdaten sagen etwas anderes/ sind nicht verl¨asslich? Welcher Klimaskeptiker soll denn so etwas behaupten? Fakt und Aussage der Klimaskeptiker ist dagegen: Es hat sich im 20. Jahrhundert zweifellos weltweit erw¨armt, auf der Nordhalbkugel mehr, der S¨ udhemisph¨are weit weniger. Das Ausmaß dieser Erw¨armungen f¨ ugt sich zwanglos in alle nachgewiesenen fr¨ uheren Temperatur¨anderungen ein. In der Klimavergangenheit gab es unz¨ahlige Male Temperaturvariationen, die schneller und st¨arker waren als heute (Ende der Weichsel-Kaltzeit, kleine Eiszeit Ende des 17. Jahrhunderts usw., s. unter 4.8). Ein menschgemachter Einfluss auf Erdtemperaturen ist daher zur Erkl¨arung der Erw¨armung im 20. Jahrhundert nicht erforderlich. Dies ist kein Beweis, dass es ihn nicht gibt. Es ist bis heute allerdings keine Fachver¨offentlichung bekannt, in welcher dieser Einfluss beweiskr¨aftig nachgewiesen werden konnte. Versuche gab es unz¨ahlige. Schlussendlich spricht die unterschiedliche 262 <?page no="271"?> 6.5 Realit¨ats¨ uberpr¨ ufung von klimafakten.de Erw¨armung der beiden Erdhemisph¨aren gegen anthropogenes CO 2 . Dieses verbreitet sich ¨ uber den ganzen Globus. Infolgedessen m¨ usste auch seine Erw¨armungswirkung ¨ uberall gleich stark sein. 3) Skeptiker: In Wahrheit wird es k¨ uhler. Das trifft zu. Seit 1996 k¨ uhlt es sich weltweit wieder ab. Dies belegen die Messungen aller meteorologischen Stationen weltweit. Zusammen mit der langen Abk¨ uhlungsphase von etwa 1945 bis 1975 ergibt sich daraus zumindest die logische Konsequenz, dass die Erw¨armungswirkung des anthropogenen CO 2 nur unmaßgeblich klein sein kann. 4) Skeptiker: Das Eis schmilzt nicht (so stark). Gletscherschmelzen und -Zunahmen sind nat¨ urlicher Teil der Klimageschichte (s. unter 4.5.2 und 4.5.4). Das, was wir heute weltweit beobachten und messen, f¨ ugt sich - wie auch bei den bodennahen Temperaturen - zwanglos in die aus der Vergangenheit bekannten Ver¨anderungen ein. Von ungew¨ohnlichen Vorg¨angen kann keine Rede sein, schon gar nicht vom Abschmelzen des Gr¨onlandgletschers (s. unter 5.2). Selbst mit den vom IPCC genannten, fiktiven zuk¨ unftigen Temperatursteigerungen w¨ urde dieser Vorgang mehr als zehntausend Jahre dauern. In den Holoz¨anmaxima (Stein- und Bronzezeit) waren die Alpengletscher schon einmal fast verschwunden. Dies belegen gem¨aß dem Glaziologen Prof. Gernot Patzelt unz¨ahlige Funde von Baumresten unter heutigen Gletscherzungen in Hochlagen [207], wo aktuell keine B¨aume mehr wachsen. Die ¨ uberreiche r¨omische Literatur berichtet ¨ uber fast alle Einzelheiten, Gletscher kommen aber bei den unz¨ahligen Alpen¨ uberquerungen r¨omischer Truppen in der das Mittelalter ¨ ubertreffenden r¨omischen Warmzeit niemals vor. 5) Skeptiker: Die Meeresspiegel steigen nicht (so stark). Man kann f¨ ur viele hundert Jahre vor unserer aktuellen Zeit einen nat¨ urlichen Meeresspiegelanstieg nachweisen (s. unter 4.5.3). Seit Ende der letzten Kaltzeit betr¨agt der Anstieg insgesamt grob 130 Meter. Aktuell wird er verl¨asslich zu etwa 3 mm pro Jahr gemessen. Die moderne Satellitenaltimetrie zeigt keine Ver¨anderung. Ein menschgemachtes Signal ist bis heute in Meeresspiegelver¨anderungen nicht aufzufinden. 263 <?page no="272"?> 6 Anhang 6) Skeptiker: Im Mittelalter war es w¨armer als heute. In den klimafakten.de wird dies zwar einger¨aumt, aber behauptet, das mittelalterliche W¨armeoptimum sei ein lokales Ph¨anomen der Nordhalbkugel gewesen. Diese Behauptung ist falsch. Alle ausreichend weit zur¨ uckreichenden Stalagmiten-, Baumring- und Sedimentanalysen weltweit belegen die mittelalterliche Warmzeit als globales Ph¨anomen. 7) Skeptiker: Der CO 2 -Anstieg ist nicht Ursache sondern Folge des Klimawandels. Welcher Klimaskeptiker behauptet dies in Allgemeinheit? Tats¨achlich trifft die Aussage nur f¨ ur die Klimavergangenheit zu. Seit der industriellen Revolution verantwortet dagegen der Mensch den ansteigenden CO 2 -Gehalt der Atmosph¨are. 8) Skeptiker: Trotz steigender CO 2 -Emissionen k¨ uhlte sich die Erde von 1945 bis 1975 ab. klimafakten.de macht hierf¨ ur Aerosole aus Kohlekraftwerken verantwortlich. Dies ist eine unbelegte Hypothese. Bis heute arbeiten viele chinesische Kohlekraftwerke, die immer noch fast im Wochentakt neu gebaut werden, ohne ausreichende Filter. Es werden auch zahlreiche weitere Ursachen diskutiert. Fakt ist, dass man den Grund f¨ ur die Abk¨ uhlungsphase nicht kennt. Wenn die Aerosol-Hypothese zutr¨afe, entsteht die weitere Frage, was f¨ ur die j¨ ungste Abk¨ uhlungsperiode verantwortlich ist. 9) Skeptiker: Ganz andere Dinge sind f¨ ur den Klimawandel verantwortlich als anthropogenes CO 2 . Hiermit wird der wohl interessanteste Punkt angesprochen. klimafakten.de behauptet w¨ortlich: ”Fakt ist: Nur menschliche Emissionen von Treibhausgasen k¨onnen den derzeitigen Klimawandel erkl¨aren”. Dies ist eine bemerkenswerte wissenschaftliche Bankrotterkl¨arung. Es wurde bereits erw¨ahnt, dass es bis heute keinen Nachweis f¨ ur eine Beeinflussung des Menschen auf Erdtemperaturen gibt. Weil etwas nicht nachgewiesen werden kann, nimmt klimafakten.de nunmehr eine bevorzugte Hypothese, l¨asst salopp alle anderen Hypothesen weg und bezeichnet die eigene Hypothese als Fakt. So funktioniert ordentliche Wissenschaft nicht. 264 <?page no="273"?> 6.5 Realit¨ats¨ uberpr¨ ufung von klimafakten.de Gem¨aß Fachliteratur die n¨ uchterne Realit¨at ist dagegen: man kennt die Gr¨ unde f¨ ur die angesprochenen Klima¨anderungen nicht, insbesondere auch die nicht des 20. Jahrhunderts. Die von vielen Klimaforschern propagierte Hypothese vom Sonneneinfluss ist auch nur eine Hypothese. Sie hat allerdings den Vorzug, zunehmend mit Belegen gest¨ utzt zu werden und erscheint heute als die beste Erkl¨arung. Nur zuk¨ unftige Forschung kann entscheiden. 10) Skeptiker: Die Sonne verursacht den Klimawandel. Eine Antwort wurde bereits unter dem vorigen Punkt gegeben. klimafakten.de sollte sich besser informieren, wenn es f¨alschlich behauptet ”Die Wissenschaft kennt keinen physikalischen Prozess, der erkl¨aren k¨onnte, wie die Sonne trotz gleichbleibender oder leicht abnehmender Aktivit¨at den in den vergangenen Jahrzehnten beobachteten Temperaturanstieg der Erde bewirkt haben soll.” Abschnitt 4.10 kann bei dieser Information behilflich sein, falls klimafakten.de die inzwischen in vielen Fachartikeln publizierte Wirkungskette ”Sonnenmagnetfeld, kosmische Strahlungsvariation, Aerosolbildung, Wolkenbildung, Klimawirkung” tats¨achlich noch nicht kennen sollte. Fakt ist, dass dieser physikalische Prozess bestens bekannt ist, ver¨offentlicht ist, diskutiert wird und man ihn mit dem CERN-Experiment CLOUD messtechnisch erforscht. Richtig ist, dass der in Rede stehende Prozess in den Details noch ungekl¨art ist. 11) Skeptiker: Die Folgen des Klimawandels sind nicht (so) schlimm. Diese Aussage Klimaskeptikern zu unterstellen ist absurd. Es geht nicht um Klimawandel schlechthin, sondern um einen menschgemachten Einfluss auf ihn. Unter 4.8 wurde dargelegt, dass es bis heute keinen Nachweis f¨ ur einen anthropogenen Klimaeinfluss gibt. Das ist Fakt gem¨aß dem heutigen wissenschaftlichen Stand, wie er der Klimafachliteratur entnommen werden kann. Die Folgen des nat¨ urlichen Klimawandels k¨onnen dagegen, was wohl jedem historisch Kundigen bekannt sein d¨ urfte, sehr schlimm sein. Niemand bestreitet dies. Sie waren es zumindest in der Vergangenheit. Die kleine Eiszeit Ende des 17. Jahrhunderts belegt es mit ihren Missernten, Hungersn¨oten und Seuchen. Da bis heute keine Klimabeeinflussung durch den Menschen nachweisbar ist, propagieren viele Fachleute Anpassungsmaßnahmen an Stelle der kostspieligen CO 2 - 265 <?page no="274"?> 6 Anhang Vermeidung, deren Wirkung mehr als fragw¨ urdig ist (s. unter 6.4 und 4.9.2). Das Geld f¨ ur Schutzmaßnahmen kann n¨amlich nur einmal ausgegeben werden. Dieser Auffassung schließt sich der Buchautor an. Das Beharren auf CO 2 -Vermeidung wider alle wirtschaftliche und technische Vernunft macht klimafakten.de unglaubw¨ urdig. Es l¨asst den Schluss zu, dass hier andere Ziele als die ”Klimarettung der Welt” verfolgt werden (s. unter 5.). 12) Skeptiker: Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel. Hierzu behauptet klimafakten.de ”Fakt ist: 97% der Klimaforscher sind ¨ uberzeugt, dass der Mensch den Klimawandel verursacht”. Diese abstruse Aussage von klimafakten.de braucht hier nicht weiter kommentiert zu werden. Die Realit¨at ist in 4.13 geschildert und belegt. 97% treffen (vermutlich) f¨ ur die deutschen Medien und Politik zu. Was haben die aber mit der Wissenschaft zu tun? 13) Skeptiker: Die Klimamodelle sind falsch/ nicht verl¨asslich. Diese Aussage der Klimaskeptiker trifft zu, n¨aheres unter 4.11. Klimamodelle sind fraglos f¨ ur viele wissenschaftliche Detailaussagen n¨ utzlich. Globale Prognosen aus Klimamodellrechnungen ¨ uber viele Jahrzehnte sind dagegen wissenschaftlich nicht mehr wert als Lesen aus dem Kaffeesatz. 14) Skeptiker: Das IPCC ist alarmistisch, Klimaforscher betr¨ ugen die ¨ Offentlichkeit usw. Wenn schon, dann muss es ”einige der dem IPCC zuarbeitenden Klimaforscher” heißen. Die ¨ uberwiegende Zahl aller Klimawissenschaftler sind integere Leute. Zur Betrugsproblematik von wenigen, aber daf¨ ur umso einflussreicheren Klimaforschern Stellung zu nehmen f¨ uhlt sich der Buchautor nicht bem¨ ußigt. Das m¨ogen andere tun. Jeder nicht auf den Kopf gefallene Zeitgenosse kann sich sehr gut sein eigenes Bild aus den Texten der in die ¨ Offentlichkeit gelangten E-Mails von Climategate machen (s. unter 5.4.1 und weiter unter 5.4.4 und 5.4.5). Whitewashing imponiert intelligenten Lesern nicht, allenfalls Gl¨aubigen. 266 <?page no="275"?> 7 Literaturverzeichnis [1] http: / / tinyurl.com/ nmk7h7q [2] H.I. Abdussamatov: Applied Physical Research, 4 (2012), http: / / tinyurl.com/ ccv7r9b [3] http: / / 100-gute-antworten.de [4] S-I. Akasofu: Natural Science, Vol. 2, No. 11 (2010), http: / / tinyurl.com/ nqpwz9y [5] Die Klimazwiebel, 11.9.2012, http: / / tinyurl.com/ 8f2s95z [6] D’Aleo: SPII (2010), http: / / tinyurl.com/ y8ghyrr [7] http: / / tinyurl.com/ 8plb2nb, Rober B. 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Auflage 2017, 279 S., 210 Abb., 10 Tab., 49,80 €, 65,00 CHF (Kontakt & Studium, 322) ISBN 978-3-8169-3361-8 Zum Buch: Das Buch gibt all jenen praxisbezogen Auskunft, die eine Wasserkraftanlage für Energietransformation und -verwendung im eigenen Betrieb errichten oder erwerben wollen, eine Wasserkraftanlage schon besitzen oder erwerben möchten, die aber modernisiert und eventuell vergrößert werden soll, eine bisher stillgelegte Anlage wieder in Betrieb nehmen wollen (hierbei ist in der Regel ebenfalls eine Modernisierung notwendig) oder die eine Wasserkraftanlage zur Stromerzeugung und Einspeisung in das öffentliche Netz nutzen wollen. Inhalt: Wasserkraftanlagen: Klein- und Kleinstkraftwerke - Planung und Projektierung von Kleinwasserkraftwerken - Elektrische Ausrüstung - Turbinenreglung, Schutz, Wirkungsgradoptimierung, Kommunikation - Gesamtplanung, Reparaturen, Generalüberholung - Die Ossberger-Durchströmturbine: Funktionsprinzip, Konstruktion, Regelung, Betriebserfahrung - Kleine Wasserkraftwerke mit Schneckenantrieb - Europäische Netzsysteme - Steuerliche Fragen bei Errichtung, Erwerb und Modernisierung - Wasserrechtliche Anforderungen an Wasserkraftanlagen Die Interessenten: Ingenieure und Techniker, Energieberater und Planer, Energieunternehmen und Entscheidungsträger der öffentlichen Hand Rezensionen: »Der Stand der Technik wird auf solider Basis aufgezeigt, und der Leser erhält aktuelle Informationen zu Rechts-, Steuer- und Investitionsfragen.« Elektrizitätswirtschaft »Die vorliegende Publikation stellt eine willkommene Bereicherung des einschlägigen Literaturangebotes dar.« Österreichische Wasserwirtschaft »Die Schrift gibt praxisnahe Auskünfte und eine gedrängte Übersicht all jenen, die solche Wasserkraftanlagen planen, errichten, modernisieren, neu be- oder wiederbetreiben wollen und hierbei in rechtlicher, steuerlicher oder wirtschaftlicher Hinsicht beraten oder entscheiden sollen.« Beton- und Stahlbetonbau Die Autoren sind ausgewiesene Fachleute auf den Gebieten der erneuerbaren Energienutzung und stellen dem Leser in diesem Band ihr fundiertes Wissen zur Verfügung. Blätterbare Leseprobe und einfache Bestellung unter: www.expertverlag.de/ 3361 Bestellhotline: Tel: 07159 / 92 65-0 • Fax: -20 E-Mail: expert@expertverlag.de <?page no="298"?> Univ.-P Ene Grund System 2. Aufl. 2 44,00 €, (Reihe T ISBN 97 Zum Buc Energiesp von erneu optimalen Sicherheit liefern S versorgun Inhalt: Luft als S wassersto sche Ene Schwungr - Suprale Die Inter Ingenieure ten und D einschläg Rezensio »Alle Tec die Vortechnolog stehen mö »Das Buc Prof. Rum Gebiet de »Grundleg Der Auto Univ. Pro Technisch Prof. i. R ergie lagen, K me und A 2015, 234 , 73,00 CH Technik) 78-3-8169ch: peicher ermö uerbaren En n Energieein t der Energi pitzenleistun ng. Speichermed offe und dere ergiespeiche radspeicher eitende magn ressenten: e in den Ber Dozenten an iger Fachrich onen: chnologien w und Nacht gischen Gru öchte, ist die ch bietet eine mmich gilt a er Photovolta gende Darst or: of. i. R. Dipl. he Universitä R. Dipl.-In espe Kompone Anwendu S., 94 Abb HF -3297-0 öglichen eine nergiequellen satz. Sie die eversorgung ngen und e ium - Wass en Speicher rung - Spe - Elektroche netische Ene reichen nach n Fachhochs htungen werden umfan teile dargest undlagen vo es ein ausgez e grundlegen ls Pionier a aik richtungsw tellung für Ing .-Ing. Dr. tec ät Wien Be Tel: 071 E-Mail: ex ng. Dr. te iche enten, ungen b., 22 Tab. e effiziente u n und gewä enen zum L g im liberalis ermöglichen erstoff als E ung - Speic icher- und P emische Ene rgiespeicher hhaltige Ener schulen und ngreich durc tellt. Für je n Energiesp zeichnetes B Techni nde Darstellu uf dem Geb weisende Pro genieure und chn. Erich R estellhot 159 / 92 65xpert@exp chn. hab er , und nachhalt ährleisten ge Lastausgleich sierten Energ eine mob Energieträger cherung von Pumpspeich ergiespeiche r (SMES) rgieversorgu Universitäte chleuchtet un den, der di peichern ve Buch.« ik in Bayern ung der Speic biet der nac ojekte maßg d Studenten. Rummich, In tline: 0 • Fax: -20 pertverlag.d bil. Erich tige Nutzung enerell einen h, tragen zur giemarkt bei ile Energier und seine S flüssigen un erkraftwerke erung - Ener ng, Energiee en nd ie ern chertechnolo hhaltigen En geblich mitge Eine wichtig stitut für Ele 0 de Rummic g n r , - Speicherung nd festen En e - Federn rgiespeicheru erzeugung u ogien für Inge nergienutzun staltet.« en ge Neuersche ek ektrische An ch P: \AK\DIG\u1\u1gross jpg g - Gasförmi nergieträgern als Energie ung mit Kond und -verteilun enieure und ng. So hat e nergie-undeinung.« kz-Informat ntriebe und M ge Kohlenn - Thermiespeicher - densatoren ng; Studen- Studenten. er auf dem -technik.de tionsdienst Maschinen, <?page no="299"?> Prof. D Ene am Thesen Wissen 2. Auflag (Reihe T ISBN 97 Zum Buc Die Gegen kulturellen ökonomisc Die Geldg Bauschaffe durchdring Es ist nich Bewährtes endlich wie Aussagen »Talkshow erforderlich Inhalt: DIN-Norm Schimmelp Brandschu Die Intere Alle, die s sollten: - Architekt - Bauträge - Baufirme - Energieb Der Auto Prof. Dr.-I Direktor a Feuchtesc umfangreic Bundeswe Veröffentli Verwilderte Dr.-Ing. ha ergie Geb n und Ps n contra ge 2014, 15 Technik) 8-3-8169-3 ch: nwart ist in ih Fundamen chen Prämis ier überwieg enden dabe genden baute ht einfach, in s und seriöse eder die Obe »pro und c w«, die seit he Entscheid en - Wirtsc pilze - Klim utz - Energie essenten: ich dem Bau ten, Ingenieu er, Wohnung en und Hand berater or: ng. habil. C a.D. Stadt chutz, Schalls chen Fachve eite Aktivitäte chungen im es Bauen abil. 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Diese n enen immer - Lüften - W - Temperatu augenehmigu n bzw. fühle dige Behörden chitekt, Wiss e Grundlage nd Wirtschaft n Versachlich bauen, Myth line: 0 • Fax: -20 ertverlag.de ios geworde ft müssen , global ope rall wirkende u einem un nten noch kl ch ein redlich eine kurze Z notwendige E wieder präs Wärmeschut urstabilität - ung - Qualitä n s. enarbeiten a tlichkeitsana hung des Bau hos Bauphys e n, vieles ger immer me rierenden G n Lobbyisten nübersichtlic ar den richtig hes Denken Zusammenfa Einführung i sentiert wird tz - U-Wert Feuchtesch ät der Ausbild auf den Ge lysen; Autor uens sik, Phänome rät aus den F ehr den u Geschäftswel n. Das Chao chen und s gen Pfad zu und Hande assung der w n eine baut d, erleichtert te - Thermo hutz - Scha dung - Ochlo ebieten Wär r von Fachbü en Strahlung Fugen. Die nheilvollen t weichen. s, das den schwer zu erkennen. ln müssen wichtigsten technische t sehr die ographie - allschutz - okratie. rmeschutz, üchern und gsheizung, <?page no="300"?> Prof. D Phä Stra Ein hu 3., durch 39,00 €, (Reihe T ISBN 97 Zum Buc Durch fra Praxis fals falschen Irrungen u Die Strah Heizungs das produ Strahlung Inhalt: Aufgabe Strahlung ortbestimm Die Inter - Architek - Heizung - Lehrend Der Auto Prof. Dr.- Grundlage Wirtschaft Bundeswe Dr.-Ing. h änom ahlu manes H hges. Aufl. , 64,50 CH Technik) 78-3-8169ch: appierende D sch eingesch Vorstellunge und Wirrunge hlungsheizun industrie, die uzierte nebu sheizung, zu und Zustand - Irrtümer mung - Die P ressenten: kten, Ingenie gsbauer, Hei de an Univer or: -Ing. habil. C enarbeiten tlichkeit und eite Aktivitäte habil. Cla men ngsh Heizsyste 2014, 141 HF -3256-7 Denkfehler u hätzt - und v en und fehl en liegen ber ng steht im e ihre einmal ulöse Dunke u bringen. d der Wisse r der Heizun Praxis der St eure und Bau zungsfirmen rsitäten und F C. Meier, TU auf den Ge Heiztechnik en zur bauph Be Tel: 071 E-Mail: ex aus Meier heizu em wird 1 S., 16 Ab nd fragwürd vehement be erhaften Em reits vor. Zielraster e l errungenen el einer anz enschaft - D ngsbranche trahlungshei usachverstän , Heizungsin Fachhochsch U Berlin; Ar ebieten Wä ; Fachbucha hysikalischen estellhot 159 / 92 65xpert@exp r ung rehabilit bb., 14 Tab ige Interpret enachteiligt. D mpfehlungen einer weitge n Märkte trotz ustrebenden Die Physik - DIN Sta izung ndige ngenieure hulen rchitekt, Wis ärmeschutz, autor sowie u n Versachlich tline: 0 • Fax: -20 pertverlag.d tiert b., tationen wird Dies führt be . Viel techn hend die K zig zu vertei n vorteilhafte der nds. Direktor a Feuchtesch umfangreiche hung des Ba 0 de d Strahlungs ei vielen Bete nischer Non onvektionshe digen versuc en und hum a.D. Stadt N hutz, Schalls e Veröffentlic auens. swärme in T eiligten zwan nsens sowie eizung favo cht. Hier gilt manen Heizte Nürnberg. M schutz, Um chungen. Theorie und ngsläufig zu unzählige risierenden es, Licht in echnik, der Methodische weltschutz,