Wissenschaftskommunikation: Vom Hörsaal ins Rampenlicht
Mit Übungen und Checklisten
1213
2021
978-3-8385-5670-3
978-3-8252-5670-8
UTB
Viola Falkenberg
Wissenschaftskommunikation ist wichtig. Aber wie erreicht man sein Publikum? Welche Formate und Kanäle können wofür genutzt werden?
Dieser Praxisleitfaden bietet Schritt-für-Schritt-Anleitungen vom Social Media-Post bis zum eigenen Podcast, von der Bildrecherche bis zum Videodreh. Er unterstützt verlässlich bei der Konzeption und gibt zahlreiche Umsetzungs-Tipps für die Praxis in den Wissenschaften. Auf der Basis von Forschungsergebnissen und mit zahlreichen Best-Practice-Beispielen aus vielen Fachdisziplinen hilft der Band, die eigene Arbeit ins Rampenlicht zu rücken.
Mit Übungen, Checklisten und einer Fördermittel-Übersicht.
<?page no="0"?> ,! 7ID8C5-cfghai! ISBN 978-3-8252-5670-8 Viola Falkenberg Wissenschaftskommunikation: Vom Hörsaal ins Rampenlicht Mit Übungen und Checklisten Wissenschaftskommunikation ist wichtig. Aber wie erreicht man sein Publikum? Welche Formate und Kanäle können wofür genutzt werden? Dieser Praxisleitfaden bietet Schritt-für-Schritt- Anleitungen vom Social Media-Post bis zum eigenen Podcast, von der Bildrecherche bis zum Videodreh. Er unterstützt verlässlich bei der Konzeption und gibt zahlreiche Umsetzungs-Tipps für die Praxis in den Wissenschaften. Auf der Basis von Forschungsergebnissen und mit zahlreichen Best-Practice-Beispielen aus vielen Fachdisziplinen hilft der Band, die eigene Arbeit ins Rampenlicht zu rücken. Mit Übungen, Checklisten und einer Fördermittel-Übersicht. Hochschullehre Wissenschaftskommunikation Falkenberg Dies ist ein utb-Band aus dem Narr Francke Attempto Verlag. utb ist eine Kooperation von Verlagen mit einem gemeinsamen Ziel: Lehr- und Lernmedien für das erfolgreiche Studium zu veröffentlichen. utb.de QR-Code für mehr Infos und Bewertungen zu diesem Titel 56708 falkenberg_M-5670.indd 1 56708 falkenberg_M-5670.indd 1 04.11.21 09: 14 04.11.21 09: 14 <?page no="1"?> utb 5670 Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Brill | Schöningh - Fink · Paderborn Brill | Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen - Böhlau Verlag · Wien · Köln Verlag Barbara Budrich · Opladen · Toronto facultas · Wien Haupt Verlag · Bern Verlag Julius Klinkhardt · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Narr Francke Attempto Verlag - expert verlag · Tübingen Ernst Reinhardt Verlag · München transcript Verlag · Bielefeld Verlag Eugen Ulmer · Stuttgart UVK Verlag · München Waxmann · Münster · New York wbv Publikation · Bielefeld Wochenschau Verlag · Frankfurt am Main <?page no="2"?> Viola Falkenberg (Lic. rer. publ.) studierte Journalisten-Weiterbildung und Grundlagen der Biologie. Für Medieninterviews, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit trainiert sie auch Menschen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Wahl-Bremerin schrieb Fachbücher zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und war zwölf Jahre Mitglied im Rundfunkrat von Radio Bremen. <?page no="3"?> Viola Falkenberg Wissenschaftskommunikation: Vom Hörsaal ins Rampenlicht Mit Übungen und Checklisten Narr Francke Attempto Verlag · Tübingen <?page no="4"?> © 2021 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Internet: www.narr.de eMail: info@narr.de Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Satz: pagina GmbH, Tübingen CPI books GmbH, Leck utb-Nr. 5670 ISBN 978-3-8252-5670-8 (Print) ISBN 978-3-8385-5670-3 (ePDF) ISBN 978-3-8463-5670-8 (ePub) www.fsc.org MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC ® C083411 ® Umschlagabbildung: „Studio light on location for movie scene“ von Lou Oates © shutterstock (596152) 2021. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.dnb.de abrufbar. <?page no="5"?> 7 1 14 1.1 14 1.2 23 1.3 29 1.4 35 1.5 44 2 52 2.1 52 2.2 61 2.3 80 2.4 85 2.5 91 3 100 3.1 100 3.2 110 3.3 116 3.4 130 3.5 138 4 144 4.1 144 4.2 151 4.3 156 4.4 160 4.5 170 Inhalt Wissenschaftskommunikation als Herausforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . Bühne vorbereiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzept erstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zielgruppe erreichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geschichten entwickeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechte einholen und sichern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Material besorgen - von Fotos bis Musik . . . . . . . . . . . . . . . Leser gewinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schreiben für andere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Netzwerk online pflegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mit Blogs bekannt werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wikis und Webseiten nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch veröffentlichen - vom Exposé zur Freigabe . . . . . . . . Publikum ansprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vortrag vorbereiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Screen- und Podcasts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Videos drehen und verbreiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veranstaltungsorte und -formate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Events - von der Planung zur Auswertung . . . . . . . . . . . . . Journalisten erreichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlässe und Verteiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufbau Pressemitteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Journalistischer schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pressegespräche bestehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krisen bewältigen - vom Troll zum Shitstorm . . . . . . . . . . <?page no="6"?> 5 180 5.1 180 5.2 183 5.3 198 5.4 207 6 208 7 223 238 261 Wissenschaftskommunikation trainieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Förderung finden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wettbewerbe nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Checklisten im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Welcher Inhalt für welches Medium - Übliche Kombinationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übungen zum Ausprobieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lösungsideen zum Nachschauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begriffsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Inhalt <?page no="7"?> 1 Rainer Korbmann (Hg.), Die Werte der Wissenschaft, 2017, https: / / kurzelinks.de/ o4zv - https: / / www.wissenschaftkommuniziert.files.wordpress.vom/ 2017/ 09/ die_werte_de r_wissenschaft_final.pdf, Abruf am 13. 4. 21 2 Beatrice Lugger, Klärt uns auf! , Die Zeit, 26. 3. 20, S. 40 3 Wissenschaft im Dialog, Wissenschaftsbarometer 2019, o. D., https: / / kurzelinks.de/ r3et - https: / / www.wissenschaft-im-dialog.de/ projekte/ wissenschaftsbarometer/ wissensch aftsbarometer-2019, Abruf am 13. 4. 21 4 Daten für Deutschland: Fernsehen 74 Prozent, Zeitungen 51, Zeitschriften 40, Websei‐ ten, Social Media und Blogs 38, Radio 24, Bücher 18; nach: Europäische Kommission, Eurobarometer Report von 2013, https: / / kurzelinks.de/ yhl8 - https: / / www.ec.europa.e u/ public_opinion/ archives/ ebs/ ebs_401_fact_de_de.pdf, Abruf am 13. 4. 21 5 nach: Joachim Retzbach, Wie denkt die Welt über Wissenschaft? , 2. 7. 19, https: / / kurzeli nks.de/ 7zhb - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ wie-denkt-die-welt-uebe r-wissenschaft-27695, Abruf am 13. 4. 21 Wissenschaftskommunikation als Herausforderung „Wir dürfen nicht warten, bis die Menschen zu uns kommen. Wir müssen unsere Erkenntnisse zu ihnen bringen“ 1 , forderte die Präsidentin des Wis‐ senschaftszentrums Berlin, Jutta Almendinger, beim weltweiten „Marsch für Wissenschaft“. Das klang einfach und überzeugend. Aber gleichzeitig ist es „in der wissenschaftlichen Ausbildung in Deutschland nicht vorgesehen, Kompetenzen für die Kommunikation mit Öffentlichkeit und Medien zu erwerben“ 2 . Auch deshalb scheinen die Wege, auf denen die Erkenntnisse zu den Menschen gebracht werden sollen, steinig. Für die bessere Übersicht über das Wegenetz, geht dieses Buch ein paar Wege ab. Um diese dann erfolgreich selbst zu gehen, braucht es etwas Ausdauer und Kondition. Die lässt sich zunächst mit Aufwärmübungen aus dem Anhang aufbauen und anschließend in der Praxis. Dort wartet schon ein interessiertes Publikum: In Deutschland möchten laut einer repräsentativen Befragung zwei von drei Befragte gerne mit Wis‐ senschaftlerinnen und Wissenschaftlern über lohnenswerte Forschungsfra‐ gen diskutieren und ihnen über die Schulter schauen. 3 In Europa informie‐ ren die sich vor allem im Fernsehen über Neues aus Wissenschaft und Technologie, dann in Zeitungen, Zeitschriften und im Internet. 4 Weltweit möchten 62 Prozent der Menschen mehr über Forschung erfahren und haben 75 Prozent hohes oder mittleres Vertrauen in Forschende. 5 Auf stabile Zielgruppen kann leider dennoch nicht vertraut werden: „Wer heute vom Wert wissenschaftlicher Forschung überzeugt ist, kann morgen schon auf <?page no="8"?> 6 Rainer Korbmann, Sprunghafte Freunde - Wie Wissenschaftsfans ihre Meinung ändern #DGPuK, 15. 2. 21, https: / / kurzelinks.de/ ulxk - https: / / www.wissenschaftkommunizier t.wordpress.com/ 2021/ 02/ 15/ sprunghafte-freunde-wie-wissenschaftsfans-ihre-meinun g-andern-dgpuk, Abruf am 23. 2. 21 7 Georg Schütte, Corona-Krise: Die Verantwortung von Wissenschaft und Medien, 2. 12. 20, https: / / kurzelinks.de/ fd8w - https: / / www.volkswagenstiftung.de/ aktuelles-presse/ akt uelles/ wissenschaftskommunikation-in-der-corona-krise-die-verantwortung-von-wis senschaft-und-medien, Abruf am 5. 1. 21 8 Rainer Korbmann (Hg.), Die Werte der Wissenschaft, 2017, a. a. O. 9 Mai Thi Nguyen-Kim im Interview mit Ulrike Bremm, Mit Wissenschaftsjournalismus gegen Fake News, 19. 9. 19, https: / / kurzelinks.de/ zziq - https: / / www.fachjournalist.de/ m it-wissenschaftsjournalismus-gegen-fake-news, Abruf am 25. 2. 21 10 Corinna Lüthje, Medienwandel - soziokultureller Wandel - Wissenschaftswandel: Transformationsfaktoren der internen Wissenschaftskommunikation, S. 44-67, in: Mike S. Schäfer, Silje Kristiansen, Heinz Bonfadelli (Hg.), Wissenschaftskommunika‐ tion im Wandel, Köln, 2015, S. 44 11 Dorit Müller, Wissenschaftspopularisierung und populäre Wissensmedien, S. 9-28, in: Marcus S. Kleiner, Thomas Wilke (Hg.), Populäre Wissenschaftskulissen, Bielefeld, 2018, S. 12 Distanz gehen“ 6 , stellte das Schweizer Wissenschaftsbarometer fest. Deshalb müsse sich Wissenschaftskommunikation ganz besonders um diejenigen bemühen, die sich nicht aktiv für Wissenschaft interessieren. Aber „es fehlt an Bereitschaft, es fehlt an Fähigkeiten und es fehlt auch an Fertigkeiten bei vielen deutschen Professorinnen und Professoren, ernsthaft und belastbar für das zu stehen, was sie sind und was sie können“, klagen die Einen. 7 Andere stellen fest, „dass vieles in der Wissenschaftskommunikation in der Vergangenheit schiefgelaufen ist“ 8 . Die Direktorin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation, Beatrice Lugger, plädiert daher dafür, Wahrscheinlichkeiten nicht als Fakten zu präsentieren, für mehr Di‐ alog auf Augenhöhe und dafür, sachliches durch Emotionen zu ergänzen. Für die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim wird „immer deutlicher, dass es nicht ausreicht, Fakten zusammenzutragen, zu erklären, wie etwas funktioniert. Ein ganz wichtiger Trend sei, das Wissen einzuordnen: Was bedeutet das jetzt eigentlich genau für die Gesellschaft? Wie müssen wir handeln? “ 9 Solche unterschiedlichen Akzentsetzungen sind auch in der Wissen‐ schaftskommunikation nicht neu: Der erste Richtungsstreit, der dokumen‐ tiert ist, fand schon in der Platonischen Akademie in der Antike statt. 10 Als 1870 populäre und Fachwissenschaften strikt voneinander getrennt wurden, wurde dem Populären „der Makel des Trivialen und allzu Simplen angeheftet“ 11 . Das wirkt bis heute nach: Den Wirtschaftswissenschaftler 8 Wissenschaftskommunikation als Herausforderung <?page no="9"?> 12 Martin Spiewak, Die Welt wird besser, Die Zeit, 13. 2. 20, S. 35 13 Museum für Naturkunde Berlin, Inspirationsworkshops mit StakeholderInnen und Öf‐ fentlichkeit - Ein Format für die Einbindung gesellschaftlicher AkteurInnen in die frühe Gestaltungsphase von Großprojekten in der Forschung, 2019, https: / / kurzelinks.de/ w75s - https: / / www.media.naturkundemuseum.berlin/ eas/ partitions-inline/ 1/ 0/ 76000/ 7616 4/ 71ad5d9e7f006443f371cbdfd46387dd6a7a9097/ application/ pdf, S. 7, Abruf am 21. 4. 21 14 Antje Boetius, Vorsitzende des Lenkungsausschusses von Wissenschaft im Dialog und Helmholtz-Vizepräsidentin, „Struktur- und Kulturwandel“ - Wissenschaftskommunika‐ tion nach Corona, 2. 6. 20, https: / / kurzelinks.de/ kcuv - https: / / www.wissenschaftkom muniziert.wordpress.com/ 2020/ 06/ 02/ boetius-struktur-und-kulturwandel-wissenschaf tskommunikation-nach-corona, Abruf am 25. 2. 21 15 Wissenschaftspressekonferenz zum „Grundsatzpapier Wissenschaftskommunikation“ des Bundesforschungsministeriums, 16. 11. 19, https: / / kurzelinks.de/ r662 - https: / / ww w.meta-magazin.org/ 2019/ 11/ 16/ wpk-stellungnahme-zum-grundsatzpapier-wissensch aftskommunikation-des-bmbf, Abruf am 25. 2. 21 Max Roser fragten Kolleginnen, warum er seine Zeit mit öffentlicher Kom‐ munikation verschwende. Heute werden die Grafiken auf seiner Plattform „Our World in Data“ monatlich 1,3 Millionen Mal angeklickt, Lehrende nutzen seine Grafiken im Unterricht und Esther Duflo erläuterte damit, wofür sie den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam. 12 Ebenso treffen Autorinnen populärwissenschaftlicher Bestseller auf Unverständnis und mehr oder weniger deutlich gerümpfte Nasen. So wird verstetigt, dass öffentliche Präsenz für die wissenschaftliche Reputation wenig relevant bis schädlich ist. Und das, trotz breitem Konsens, dass Forschung auch deshalb besser kommuniziert werden sollte, um gegen Populismus, Fake-News und Wissenschaftsskepsis bestehen zu können. Das Museum für Naturkunde Berlin ergänzt: „Gerade, weil Forschung mit öffentlichen Geldern finanziert wird, sollten die Ergebnisse auch für die Öffentlichkeit verfügbar und nutzbar sein.“ 13 Steine aus dem Weg räumen Weil „Wissenschaftskommunikation Teil der Leistung von Wissenschaft“ 14 ist, möchte das Bundesforschungsministerium, dass Forschende dafür künf‐ tig Ressourcen einplanen. Im „Grundsatzpapier Wissenschaftskommunika‐ tion“ des Ministeriums fehlt Kritikern derweil eine Analyse, warum „mehr Kommunikation durch die Wissenschaft selbst vertrauensbildend wirken soll und nicht geradewegs den gegenteiligen Effekt erzeugt, nämlich eine misstrauische Gesellschaft, die einer immer lauter werdenden Eigenkom‐ munikation der Wissenschaft mit steigender Skepsis begegnet.“ 15 9 Wissenschaftskommunikation als Herausforderung <?page no="10"?> 16 Leopoldina, Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien. Empfehlungen vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen, 2014; nach: Georg Ruhrmann, Sabrina Heike Kessler, Lars Guenther, Zwischen fragiler und konfli‐ gierender Evidenz: Wissenschaftskommunikation zwischen Risiko und (Un-)Sicherheit, S. 16-38, in: Georg Ruhrmann, Sabrina Heike Kessler, Lars Guenther (Hg.), Wissen‐ schaftskommunikation zwischen Risiko und (Un-)Sicherheit, Köln, 2016, S. 16 17 Urs Hafner, „Forschung in der Filterblase“, Zürich, 2020; nach: Thomas Ribi, Bitte keine Kritik, wir sind eine Hochschule! Wie Wissenschaftskommunikation zu Imagepflege wird - und warum, Neue Züricher Zeitung, 21. 9. 2020, https: / / kurzelinks.de/ 9tzq - https: / / www.nzz.ch/ feuilleton/ wissenschaft-und-oeffentlichkeit-imagepflege-statt-informat ion-ld.1577417, Abruf am 25. 2. 21 18 Marc Brost, Bernhard Pörksen, Angesteckt. Warum der Journalismus in der Corona-Krise besonders gebraucht wird - und vor welchen Problemen er steht, Die Zeit, 8. 4. 20, S. 6 19 Thomas Tuma, Die neue Macht der Virologen, 26. 3. 20, https: / / kurzelinks.de/ 9hu3 - http s: / / www.handelsblatt.com/ meinung/ kommentare/ kommentar-die-neue-macht-der-vir ologen/ 256843390, Abruf 25. 2. 21 20 o.A., Ich muss weniger forsch sein, Die Zeit, 19. 3. 20 Skepsis und Misstrauen gibt es auch in der Wissenschaftscommunity. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina kritisiert, wenn Image‐ pflege das vorrangige Kommunikationsziel insbesondere wissenschaftlicher Institutionen ist. 16 Das spießt für die Schweiz - ebenso zu Recht - der Soziologe Urs Hafner auf. 17 Dass es ihnen eben nicht in erster Linie ums Image geht, zeigten For‐ schende und Expertenteams, die sich aktiv an der Klimadebatte beteiligten und bei Friday for Future-Demonstrationen Stellung nahmen. Kurz darauf kommunizierten und diskutierten während der Corona-Pandemie erst Vi‐ rologen und Epidemiologinnen öffentlich, dann Sozial- und Wirtschafts‐ wissenschaftler, aber auch Strömungstheoretiker und Historikerinnen. Sie verbreiteten Ergebnisse und Empfehlungen und räumten Fehler ein. So fand vor aller Augen ein wissenschaftlicher Prozess statt - während Kommuni‐ kationswissenschaftler darauf hinwiesen, dass Fehler in der Öffentlichkeit mitunter „mit Niedergang und Versagen“ 18 gleichgesetzt werden und die Interessen von Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Politik unterschied‐ lich blieben. Aus der Wirtschaft hieß es: „Am Anfang der Coronakrise war die Politik das Problem, weil sie keine Ahnung von Virologie hat. Nun regieren die Virologen, die leider wenig von Wirtschaft verstehen.“ 19 Die Wissenschaftsministerin von Schleswig-Holstein stellte dagegen fest: „Es geht endlich um evidenzbasiertes Handeln. Die enge Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik, auch zwischen Politik und Wissenschaft und Gesellschaft - die üben wir gerade“ 20 . In dieser Zeit bestätigte sich, dass 10 Wissenschaftskommunikation als Herausforderung <?page no="11"?> 21 Markus Lehmkuhl, Defizite im Wissenschaftsjournalismus, S. 14-25, in: Winfried Göp‐ fert (Hg.), Wissenschaftsjournalismus, Berlin, 5. vollständig aktualisierte Auflage 2006, S. 23 / 24 22 Thomas Gehringer, Auf Abstand. Das Fernsehjahr 2020 im schnellen Rücklauf, 8. 1. 21, S. 7-12, epd medien, S. 9 nicht nur die Wissenschaftsredaktionen großer Zeitungen der Wissenschaft „sehr gewogen“ sind, wie der weitgehende „Verzicht auf Berichterstattung über wissenschaftliche Kontroversen“ und verpulverte Fördergelder in der Vergangenheit zeigte. 21 Und das trotz immer weiter reduziertem Platz und Personal in den Redaktionen. So wurde schließlich vermutet, dass der Ausbruch der Pandemie der Öffentlichkeit die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung „mit Blick auf die Klimakatastrophe vielleicht noch gerade rechtzeitig“ vor Augen geführt hat. 22 Dabei kann sich die Wissenschaft - als einer der großen zivilgesellschaftlichen Akteure - nicht nicht verhalten. Auch wenn es an manchen Hochschulen noch als anmaßend gilt, wenn Forschende eigene Internetseiten aufsetzen, während gleichzeitig nicht nur die aktive Präsenz in den Social Media als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Dabei sind mit der Vielfalt der Formate und Strategien die Möglichkei‐ ten ebenso gewachsen wie die Herausforderungen: In einer Woche steht ein Vortrag für neue Zielgruppen an, in der nächsten werden die Bedingungen einer Podcast-Produktion diskutiert. Dann soll ein Presseinterview gegeben oder ein Blog aufgesetzt werden. Gleichzeitig sind die Übergänge zwischen in- und externer Kommunikation - durch Social Media, Videos, Wikis und Webseiten - auch in den Wissenschaften fließender geworden sind. Auch deshalb braucht es klare Konzepte, um Erkenntnisse zu den Menschen zu bringen. Denn es gibt zwar viele Wege vom Hörsaal ins Rampenlicht, aber auf allen liegen Steine. Manche zerfallen im Licht des Wissens, andere lassen sich mit etwas Training überspringen. Dieses Buch möchte etwas Licht bieten und, mit den Übungen im Anhang, zum Konditionsaufbau anregen. Ethik entwickeln und Defizite abbauen Wissenschaftskommunikation ist dabei, wie jede Kommunikation, nicht per se gut oder schlecht: folgt sie ethischen Grundsätzen, ist sie gut, tut sie das nicht, ist sie schlecht, stellten Medvecky und Leach fest. Sie fordern, ethische Prinzipien zu entwickeln, die die speziellen Herausforderungen und Probleme von Wissenschaftskommunikation berücksichtigen. Dafür müsse allerdings die verwirrende, herausfordernde und dringliche Frage geklärt 11 Wissenschaftskommunikation als Herausforderung <?page no="12"?> 23 Fabien Medvecky, Joan Leach, An Ethics for Science Communication, Cham, 2019, S. 12 24 Ein „Zertifikat Wissenschaftskommunikation“ bietet die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. 25 Ein wesentliches Ziel des Forum '#FactoryWisskomm', das Empfehlungen für die Wissenschaftskommunikation erarbeitete, ist, „dass sich alle an Wissenschaftskom‐ munikation beteiligten beständig professionell weiterentwickeln. Dazu gehört der kontinuierliche, forschungsbasierte Ausbau der eigenen fachlichen, aber auch kom‐ munikativen Kompetenten“. Nach: FactoryWisskomm, Handlungsperspektiven für die Wissenschaftskommunikation, Berlin 2021, S. 5, https: / / kurzelinks.de/ x804 - https: / / ww w.bmbf.de/ bmbf/ shareddocs/ downloads/ files/ factory_wisskomm_publikation.pdf ? __b lob=publicationFile&v=1, S. 1-91, Abruf 9. 8. 21 werden, was eigentlich die Kernmerkmale von Wissenschaftskommunika‐ tion sind. 23 Bis diese Aufgabe gelöst ist, könnten dennoch Kommunikationsbarrieren ab- und die Aus- und Weiterbildung in der Wissenschaftskommunikation 24 ausgebaut werden. Auch einige Defizite der Praxis ließen sich durchaus schon mal abbauen, um Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken: 1. Checklisten für Qualitätskriterien und Best-Practice-Beispiele überre‐ gional bereit gestellt werden, beispielsweise bei Wettbewerben wie „Pressemitteilung des Jahres“ des Informationsdienstes Wissenschaft (► Kap. 4.2 - Aufbau Pressemitteilung) 2. Buchpreise die Expertise der Autorinnen und Autoren benennen, statt nur die Namen der zahlreich vertretenen Menschen aus der Wissen‐ schaft (► Kap. 5.2 - Wettbewerbe nutzen). Auch könnten Ministerien, Fachgesellschaften und Universitätsbibliotheken Buchpreise ausloben, wie den Wettbewerb „Wissenschaftsbuch des Jahres“ des Österreichi‐ schen Bundesforschungsministeriums, bei dem das Publikum in den Buchhandlungen über ausgewählte Titel abstimmt 3. neue Veranstaltungsformate an ungewohnten Orten für bisher wenig erreichte Zielgruppen umgesetzt werden (► Kap. 3.5 - Events) 4. Jurys zu Wettbewerben in der Wissenschaftskommunikation außer mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftsjournalisten auch mit Journa‐ listen allgemeiner Medien und Vertretungen der Zielgruppen besetzt werden, um Einschätzungen der allgemeinen Öffentlichkeit einzubezie‐ hen 5. eine deutschsprachige Fachzeitschrift für Wissenschaftskommunika‐ tion gefördert werden, die Theorie und Praxis verzahnt, laufende Selbst‐ ausbildung und -reflexion ermöglicht und so Wissensmängel abbaut, 25 12 Wissenschaftskommunikation als Herausforderung <?page no="13"?> statt dass vor allem innovative Projekte und Formate finanziert werden, die eher Infohäppchen verteilen als den Überblick zu ermöglichen (► Kap. 5.1 - Förderung finden) 6. Sprecherinnen und Sprecher von Fachrichtungen wissenschaftliche Mehrheitspositionen ebenso überzeugend auch in den Medien vertreten wie sie fachlich fundiert Paroli bieten können 7. ein Wissenschaftsrat als freiwilliges Selbstkontrollgremium der Wis‐ senschaftskommunikation - wie der Presse- und PR-Rat - einen Ehren‐ kodex herausgeben und auf dieser Grundlage Verstöße öffentlich rügen 13 Wissenschaftskommunikation als Herausforderung <?page no="14"?> 1 Bühne vorbereiten 1.1 Konzept erstellen Ziele klären - Ausgangssituation analysieren - Strategie festlegen Wer sein Leben neu gestalten möchte, entwickelt besser erst ein Bild davon, wie es werden soll, bevor er mit der Umsetzung beginnt. Will man mit Politikern in Talkshows streiten und auf Podien sitzen, Wissenschafts-In‐ fluencer über Social Media werden oder hinter den Kulissen Konzepte entwickeln und Technik bereitstellen? Auf regionaler Ebene, national oder international? Zu welchen Themen und mit welcher inhaltlichen Ausrich‐ tung? Je klarer das Ziel und je durchdachter der Umsetzungsplan, umso kürzer werden die Umwege. Das gilt auch für die Kommunikation von Wissenschaft. In der Realität gleicht die aber oft eher einer Baustelle, auf der Leitungen verlegt und Fenster gelagert werden, bevor klar ist, ob ein solides Familienhaus oder ein elegantes Schloss gebaut werden soll. Dann wird schon mal etwas im Social-Media-Kanal gepostet, ein Text auf die Webseite gestellt und eine Pressemitteilung verschickt, bevor das Ziel klar ist. Das erfordert Zeit und Nerven, Absprache und Konzentration, endet aber trotzdem oft mit verwaisten Baustellen. In klassischen Kommunikationskonzepten wird stattdessen zunächst die Ausgangssituation analysiert, bevor die Ziele und die Strategie festgelegt werden. Denn wie das Ziel genau erreicht werden kann, das hängt sowohl vom Ziel als auch der Situation ab: Sollen internationale Wissenschafts‐ kontakte aufgebaut und gepflegt werden oder die Menschen vor Ort von Forschungsergebnissen erfahren? Soll das Renommee als Gesprächspartner für die Medien steigen oder das Publikum unterhaltsam zum Mitforschen aktiviert werden? Erst wenn das geklärt ist, lässt sich herausfinden, wie das erreichbar ist. In den Public Relations ist der Standardablauf der Konzepterstellung: 1. Analysieren - Übergeordnetes Ziel erarbeiten und Ausgangssituation recherchieren <?page no="15"?> 1 Ricarda Ziegler, Liliann Fischer, Ziele von Wissenschaftskommunikation, 2020, https: / / ku rzelinks.de/ iq3q - https: / / www.wissenschaft-im-dialog.de/ fileadmin/ user_upload/ Pro jekte/ Impact_Unit/ Dokumente/ 201123_ImpactUnit_Ergebnisbericht_ZieleWisskomm. pdf, Abruf am 2. 3. 21, S. 3 und 5 2 Ziegler / Fischer, a. a. O., S. 6, 17, 28 2. Strategie festlegen - Kommunikationsziele, Dialoggruppen, Botschaft und strategische Umsetzung erarbeiten 3. Taktik erarbeiten - Maßnahmen, Zeit und Kosten planen 4. Evaluieren In der Wissenschaftskommunikation war in den frühen 2000er Jahren „die Informationsvermittlung zum Ausgleich des angenommenen Wissensdefi‐ zits der Bevölkerung“ ein übergeordnetes Ziel. Heute gelten Dialog und Beteiligung als wichtiger. 1 Die vier häufigsten strategischen Ziele sind nach einer Analyse von 39 bundesweiten Akteuren: 1. Nutzen für die Gesellschaft 2. Dialog durch Diskussion von Erkenntnissen, Ansätzen und Methoden, die im Austausch mit der Gesellschaft reflektiert werden, um Impulse zu erhalten und zum öffentlichen Diskurs beizutragen 3. Verständnis für und Wissen über Wissenschaft steigern 4. aktive Teilnahme der Bevölkerung, damit die beispielsweise Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen mit erarbeitet In der Praxis sollte 2019 dann aber doch eher das öffentliche Verständnis von Wissenschaft oder die Bekanntheit von Forschungserkenntnissen er‐ höht, Akzeptanz für Wissenschaft oder Forschungsprojekte geschaffen und sichergestellt werden, dass wissenschaftliche Erkenntnisse im öffentlichen Diskurs berücksichtigt werden. 2 Tatsächlich könnten als strategisches Ziele auch messbare Ziele festgelegt werden: In zehn Jahren die öffentliche Debatte zu den eigenen Inhalten beeinflussen und politisch beraten oder die im eigenen Land am häufigsten zitierte Expertin sein, einen Preis für exzellente Lehre bekommen oder eine überregional anerkannte Forschungseinrichtung sein. Denn Ziele sind idealerweise spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert, kurz SMART. Wer als Forschungsteam führend, als Autor einflussreich oder in drei Jahren bekannt sein möchte, müsste daher erst noch festlegen, wie er dies messen will. Heißt ,bekannt‘, dass Erstsemester den Namen vor der ersten Veranstaltung kennen oder dass Journalisten anrufen? Bedeutet, als 15 1.1 Konzept erstellen <?page no="16"?> 3 Für das „Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation“ (Nawik) sind Ziele eine Dimensionen von Wissenschaftskommunikation, neben Zielgruppe, Stil, Medium und Thema. Als Beispiel für Ziele nennt das Nawik: Bindeglied zwischen Wissenschaft und Gesellschaft werden, Wissen teilen, Pseudowissenschaftler widerlegen, mehr For‐ schungsmittel und Spaß. Den Nawik-Pfeil, mit dem die fünf Dimensionen visualisiert wurden, erklärt Mai Thi Nguyen-Kim in Wegweiser der Wissenschaftskommunikation - der NaWik-Pfeil, o. D., https: / / kurzelinks.de/ e3qg - https: / / www.nawik.de/ blog/ der-we gweiser-in-der-wissenschaftskommunikation-der-nawik-pfeil, Abruf am 2. 3. 21 Vgl. Sonja Ulrike Klug, Konzepte ausarbeiten: Tools und Techniken für Pläne, Berichte, Bücher und Projekte, Göttingen, 2020 4 Andrea Ruppel, 1 Million Klicks für Linguistik-Videos, Marburger Sprachwissenschaftler in Expertenkommission für digitales Lernen an Hochschulen berufen, 21. 7. 14, https: / / ku rzelinks.de/ 29r5 - https: / / www.uni-marburg.de/ aktuelles/ news/ 2014c/ virtuallinguistic s, Abruf am 11. 1. 21 Autorin einflussreich zu sein, dass ein Buch in siebter Auflage erscheint oder dass Sätze daraus zum Sprichwort geworden sind? 3 SWOT-Analyse von Hochschulen Sind smarte Ziele erarbeitet, wird die Ausgangssituation recherchiert. Dabei fließt ein, was andere Institute und Wissenschaftlerinnen machen, wo und wie sie das tun und wie das eigene Image ist. Besteht schon Interesse am Thema oder muss es erst geweckt werden, welche Entwicklungen zeich‐ nen sich gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich und fachlich ab? Denn eine Medizin-Historikerin, die Journalisten bereits in der Vergangenheit zu Pandemien interviewten, hat zu Beginn einer neuen Pandemie eine andere Situation als ein Linguist. Wenn der sich zuvor über einen „Virtual Linguistics Campus“ 4 eine große Gemeinschaft aufgebaut hat, könnte er seine Ziele aber auch während einer Pandemie verfolgen. Was tatsächlich möglich ist, hängt außer von der externen Situation auch von der internen ab: Gibt es Mitstreiterinnen, Kooperationspartner oder Pressestellen, die Unterstützung bieten? Gibt es freie Kapazitäten und reicht die technische Infrastruktur? Ist die Finanzierung kurz- und langfristig gesichert? Oder soll zwar mehr öffentliche Präsenz erreicht werden, aber sich damit weder einzelne Projekte noch Personen hervortun? Zusammenfassen lässt sich die in der Realität oft komplexe Ausgangs‐ situation in einer SWOT-Analyse. Die internen Strengths / Stärken und Weaknesses / Schwächen werden dabei den externen Opportunities / Chan‐ cen und Threats / Risiken gegenübergestellt. Die Universität Freiburg ermit‐ telte für sich zehn Stärken: 16 1 Bühne vorbereiten <?page no="17"?> 5 Universität Freiburg, swot, 2011, https: / / kurzelinks.de/ tv5o - https: / / www.dialogwerk statt.uni-freiburg.de/ projekte/ swot, Abruf am 11. 1. 21 1. Motivation und Qualität von Studierenden und Mitarbeitenden 2. Lehrkultur 3. Forschungsleistungen und -freiräume 4. Interdisziplinarität und Verbundforschung 5. Exzellenzeinrichtungen und deren Integration in die Universität 6. Integration von Lehre und Forschung 7. Nachwuchsförderung und -rekrutierung 8. Internationalität 9. Internationale und öffentliche Reputation 10. Attraktive Universität und Region für Studierende und Beschäftigte An Schwächen wurden zusammengetragen: Die staatliche Grundausstat‐ tung, die Sach- und Personalausstattung, keine Stipendien für Nachwuchs‐ wissenschaftler und die teilweise fehlende Professionalität der Leitungs‐ strukturen auf Fakultätsebene. Auf Grundlage dieser Stärken und Schwächen erkannte die Universität sechs Chancen: 1. Optimierung der Governance-Prozesse und Strukturen 2. Selbstbewusstsein und Selbstkritik 3. Zielgerichtete Handlungsfähigkeit 4. Diversifizierung und Internationalisierung 5. Tradition und Innovation 6. Identität und Kultur der Universität Der Schwerpunkt bei den Risiken war - entsprechend der Schwächen - das Geld: Die staatliche Finanzierung der Universität, der Ausfall von Studienge‐ bühren, die zunehmende Diskrepanz zwischen Grund- und Drittmittelaus‐ stattung sowie die immer komplexer werdenden Organisationsstrukturen und Entscheidungsprozesse. 5 Auch andere Hochschulen sahen die Risiken vor allem beim Geld - neben der demografischen Entwicklung und zunehmenden Konkurrenz um Wissenschaftler und Studierende. An Chancen ermittelten sie ihr positives Image in Wissenschaft und Öffentlichkeit, ihre fachliche Spezialisierung und hohe Flexibilität durch den Autonomiestatus. Bei einigen kamen Offenheit für neue Ideen, Praxisorientierung und neue Angebote hinzu, bei anderen 17 1.1 Konzept erstellen <?page no="18"?> 6 vgl. u. a.: Natalie Metzinger, Evidenzbasierte Erarbeitung eines Kommunikationskon‐ zepts für den Studiengang Medien- und Bildungsmanagement mit Fokus auf die Zielgruppe Studierende, Hamburg, 2012 Universität Potsdam, Kommunikationskonzept für die BA- & MA-Studiengänge in der BWL, 2008, https: / / kurzelinks.de/ beym - https: / / www.uni-potsdam.de/ marketing_ls/ d mdocuments/ Praxis%20und%20Projekte/ Praxisprojekte%20und%20Gutachten/ Kommu nikationskonzept_BA_MA.pdf, Abruf am 13. 1. 21; Markus F. Langer, Integration von Studienbeiträgen in das Marketing und die Gestaltung des Lehrangebots, 2006, https: / / kurzelinks.de/ gnyn - https: / / www.che.de/ wp-content/ u ploads/ upload/ Veranstaltungen/ CHE_Vortrag_Langer_PK172.ppt, Abruf am 13. 1. 21; Universität Potsdam, Puck - Potsdamer Universitäts-Checkkarte Kommunikationskon‐ zept, o. D., https: / / kurzelinks.de/ 2m1w - https: / / www.uni-potsdam.de/ marketing_l s/ dmdocuments/ Praxis%20und%20Projekte/ Praxisprojekte%20und%20Gutachten/ Puck _praesentation.pdf, Abruf am 13. 1. 21 der hohe Stellenwert von Freunden und Gemeinschaft und der Wunsch nach individueller Betreuung. Entsprechend sahen Hochschulen mal ihr hohes Renommee und die lange Tradition erfolgreicher Forschung als Stärke an, mal die erfahrenen Dozentinnen, die Forschungskompetenz und fachliche Spezialisierung. Überraschender ist, dass als größte Schwäche ein fehlendes Profil und Kommunikationskonzept, die dezentrale Öffentlichkeitsarbeit und das unkoordinierte Marketing standen. Dem folgten das altmodische Image, unbefriedigende Technik und Räume sowie unattraktive Lage und schlechte Verkehrsanbindung. 6 Ist eine SWOT-Analyse erstellt, wird im nächsten Schritt überlegt: 1. Wie können Stärken eingesetzt werden, um Chancen zu nutzen? → Matching-Strategie 2. Wie können Schwächen zu Stärken entwickelt werden, um Risiken in Chancen zu verwandeln? → Umwandlungs-Strategie 3. Mit welchen Stärken kann welchen Risiken begegnet werden? → Neutralisierungs-Strategie 4. Wie lässt sich verhindern, dass Schwächen zu Bedrohungen werden? → Verteidigungs-Strategie Von der übergeordneten Strategie zum Kommunikationsziel Hat die künftige Professorin Julia Schmidt per SWOT-Analyse festgestellt, dass sie international gut vernetzt ist (Stärke), aber ihr Profil nicht klar 18 1 Bühne vorbereiten <?page no="19"?> ist (Schwäche), sie in einem Zukunftsbereich forscht (Chance), aber viele Mitbewerber hat (Risiko), könnte sie danach entscheiden, ob sie gemäß der ■ Matching-Strategie internationale Kontakte pflegen und nutzen will, um sich über Ländergrenzen hinweg im Zukunftsbereich zu positionie‐ ren, ■ Umwandlungs-Strategie das Profil flexibel halten möchte, um sich international so breit zu positionieren, dass sie thematisch ausweichen kann, wenn Mitbewerber in Einzelaspekten sehr stark werden, ■ Neutralisierungs-Strategie Kontakte in die Länder ausbaut, in denen es wenig Mitbewerber gibt oder ■ Verteidigungs-Strategie ein Profil entwickelt, dass sie von Mitbewer‐ berinnen unterscheidet. Sobald Julia sich auf eine dieser übergeordneten Strategien festgelegt hat, kann sie ihre Kommunikationsziele festlegen: Will sie als Person bekann‐ ter werden oder ihre Forschung? Will sie persönliche Beziehungen vertiefen oder Diskussionen anstoßen? Möchte sie ihre Expertise zur Verfügung stellen oder Kontakte vermitteln? Wenn sie sich dafür entscheidet, vor allem Studierende zu motivieren und Kooperationspartner zu gewinnen, stehen ihre Zielgruppen fest. Dann sollte sie mehr über sie herausfinden, als dass ‚typische Studierende‘ 23 Jahre alt und weiblich sind, in einer Wohngemeinschaft oder mit Partner leben (► Kap. 1.2 - Zielgruppe erreichen). Für ein erfolgreiches Konzept kann Julia entsprechend der Eckdaten auch typische Individuen aussuchen oder konstruieren. Denn je realer die Person aus der Zielgruppe ist, umso klarer wird auch, was zu ihr passt - welche Medien, welche Inhalte und welcher Stil. Dann wird aus der abstrakten Studentin die 23jährige Anna, die Rennrad fährt, in einer Kleinstadt aufwuchs, sich eine glückliche Beziehung wünscht, fürs Klima engagiert und in einem Restaurant jobbt. Die nächste Frage ist: Was soll Anna über Julia denken? Welche Bot‐ schaft soll bei ihr ankommen. Soll sie Julia für kompetent halten? Oder soll sie glauben, dass Julia weltweite Kontakte hat? Julia würde ihren Studierenden dann nicht einfach erzählen, dass sie weltweit vernetzt ist. Aber sie würde dafür sorgen, dass die Studierenden genau das über sie denken. Der Unterschied zwischen beiden Herangehensweisen wird oft so erklärt: Erzählt ein Mann einer Frau, dass er ein toller Kerl ist, so ist das Reklame. Sagt er ihr, das sie toll aussieht, ist das Werbung. Aber wenn sie sich für ihn entscheidet, weil sie von anderen gehört hat, dass er ein 19 1.1 Konzept erstellen <?page no="20"?> 7 Yvonne Göpfert, Länder-Slogan-Sieger: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“, 9. 3. 17, h ttps: / / kurzelinks.de/ 5udh - https: / / www.wuv.de/ marketing/ laender_slogan_sieger_wi r_koennen_alles_ausser_hochdeutsch, Abruf am 7. 6. 21 feiner Kerl ist, dann ist das Öffentlichkeitsarbeit. In diesem Sinne würde Julia Öffentlichkeitsarbeit für sich machen. Sie würde also vielleicht für einen Studenten einen internationalen Kontakt herstellen, der dann seinen Mitstudierenden davon erzählt. Vom Slogan zum Maßnahmenplan Sollen Botschaften in der Außenkommunikation auf den Punkt gebracht werden, kann die Verwendung von Slogans weiterbringen. Was einen guten Slogan ausmacht, zeigte eine Online-Umfrage von Studierenden der Univer‐ sität Hohenheim: Baden-Württemberg siegte mit „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“, während „Niedersachsen. Klar.“ Schlusslicht wurde 7 . Denn „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“ ist überraschender, unterhaltsamer und macht einen Nutzen klar. Er enthält zudem ein Alleinstellungsmerkmal, eine Mission und Vision. Kurz, mehrdeutig und englisch ist der Trend - auch bei Slogans für die Wissenschaft: Die „Lange Nacht der Wissenschaften Berlin“ hatte das Motto „Die klügste Nacht des Jahres“. „Wir leben Wissenschaft“ heißt es bei der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. „Wir bilden Europas Spitze! “ ist der Slogan des Berufsförderungsinstituts Wien und „Building Competence. Crossing Borders“ der der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Aber es gibt auch Slogans ohne Allein‐ stellungsmerkmal, die weniger überzeugen: „Technische Universität mit einzigartigem Profil“, „Studieren für die berufliche Praxis“ und „Studieren auf europäischem Niveau“. Um schnell auf ein paar Ideen zu kommen, kann Julia die zentralen Worte ihrer SWOT-Analyse - weltweit, Wissenschaft, Netzwerk und Zukunft - auf Slogan-Webseiten eingeben. ■ Slogans.de nennt an existierenden Slogans für das Wort weltweit: „Wirkt weltweit“ von Ärzte ohne Grenzen und „Weltweit. Ganz nah“ der Schweizer Firma Agro ■ Sloganizer.net macht aus den zentralen Worten: „Weltweit. Weshalb auch nicht? “, „Wissenschaft - genau mein Stil“, „Netzwerk hat Cha‐ risma“ und „Zukunft macht’s möglich“ 20 1 Bühne vorbereiten <?page no="21"?> ■ Slogangenerator.co bietet für science unter anderem an: „Best always comes from sciences“, „Sciences comes with a smile“ und „sciences works“ ■ Shopify.com schlägt für future vor: „Get in my future“, „More future please“ und „Follow your Future“ Aus diesen Vorschlägen könnte Julia für sich selbst Passenderes entwi‐ ckeln - vielleicht science works worldwide. Das könnte sie dann als ihr Motto in ihren Social-Media-Account einstellen. Fürs Kommunikationskonzept wären damit bereits das Ziel, die Ziel‐ gruppe und die übergeordnete Strategie festgelegt: Julia möchte, dass die Studentin Anna - und damit alle Studierenden - sie als weltweit vernetzte Wissenschaftlerin wahrnehmen. Und sie möchte ihre internationalen Kon‐ takte pflegen, um sich über Ländergrenzen hinweg im Zukunftsbereich zu positionieren. Auf der Basis ergeben sich auf der nächsten Ebene neue Fragen: Möchte Julia ihre Kontakte mit Annas Unterstützung ausbauen oder diese für Anna nutzen? Soll es einen regionalen Blog mit Beiträgen interna‐ tionaler Autoren geben, um schließlich auf international besetzten Podien präsent zu sein oder will Julia im Blog berichten, was sie auf international besetzten Podien erklärt? Für die Kommunikationsstrategie legt Julia anschließend Punkt für Punkt fest: ■ Wo ist der regionale Schwerpunkt - im Studiengang, im Fachbereich, im Institut, an der Hochschule oder in der Stadt, der Region, dem Land oder Kontinent? ■ Wer setzt die Maßnahmen um - Julia allein oder in Zusammenarbeit mit der Pressestelle, mit Koopera‐ tionspartnern oder internationalen Kontakten? ■ Was sind die Inhalte - Serviceinfos oder das Forschungsthema, internationale Forschungstrends oder Aktivitäten mit internationalen Kollegen? Die Inhalte werden dabei danach ausgewählt, was die Zielgruppe interessiert, also nicht danach, welches Material gerade vorliegt. ■ Welche Kanäle sollen genutzt werden - ein Blog, einzelne oder mehrere Social-Media-Kanäle, Medien-Inter‐ views oder Podiumsdiskussionen, öffentliche Vorträge oder Events? Ausgewählt wird der Kanal, der die Zielgruppe am besten erreicht. ■ Welche Medien kommen bei der Zielgruppe an - Infografiken oder Videos, Checklisten oder Fachaufsätze? 21 1.1 Konzept erstellen <?page no="22"?> ■ Wie werden diese Medien atmosphärisch, optisch und sprachlich gestaltet, um die Zielgruppe zu erreichen - □ eher emotional anregend oder rational informativ, lustig oder ernst, offensiv oder defensiv, laut oder leise, plakativ oder differenziert? □ im Design des Hauses oder individuell, mit Signalfarben oder dezent, bunt oder einfarbig, modern oder traditionell? □ Du oder Sie? Lockerer Plauderton oder formalisierte Sprache? Direkte oder indirekte Ansprache? Auf Basis der Kommunikationsstrategie können dann die Maßnahmen festgelegt werden: Soll es eine Umfrage zu den internationalen Kontakten der Studierenden geben oder ein Info-Faltblatt, mehrsprachige Plakate oder persönliche Einladungen zu Science Talks im Netz, einen Imagefilm oder regelmäßige Podcasts? Umgesetzt werden sollten zuerst die Maßnahmen, die am besten zum Ziel passen. Gestrichen werden - oft schweren Herzens - die Ideen, die nicht zur Erreichung der Kommunikationsziele beitragen. Dann bleibt noch zu entscheiden, ob es eine Dramaturgie geben soll: Soll es wenige herausragende Höhepunkte geben oder mehrere über die Zeit verteilte? Um in der Umsetzungsphase den Überblick zu behalten, haben sich Maßnahmenpläne mit hinterlegtem Terminplan bewährt. Darin steht auch, in welchen Abständen geprüft wird, ob die ursprünglichen Ziele erreicht wurden. Wenn ja, werden die nächsten festgelegt. Wenn nein, werden die Ursachen dafür ermittelt: Waren die Ziele wirklich messbar? Hat sich die Ausgangssituation geändert oder wurden wichtige Faktoren übersehen? Auf der Grundlage wird das Konzept dann alle ein bis fünf Jahre fortgeschrieben und angepasst (► Kap. 6 - Übungen zum Ausprobieren). Checkliste - Konzept erstellen 1. Ziel und Ausgangssituation klären 2. SWOT-Analyse mit übergeordneter Strategie festlegen 3. Kommunikationsziele eruieren 4. Ziel-/ Dialoggruppen bestimmen 5. Botschaft mit Positionierung erarbeiten 6. Kommunikationsstrategie entwickeln 7. Maßnahmen mit Zeitleiste planen 8. Prüfen, ob die Ziele erreicht wurden 22 1 Bühne vorbereiten <?page no="23"?> 8 Pressemitteilung ARD / ZDF, ARD / ZDF-Massenkommunikation-Trends 2019, 5. 9. 19, ht tps: / / kurzelinks.de/ 2y5s - https: / / www.ard-zdf-massenkommunikation.de/ mk-trends/ mk-trends-2019, Abruf am 3. 3. 21 9. Konzept nach ein bis fünf Jahren fortschreiben 1.2 Zielgruppe erreichen Mediennutzung herausfinden - an Studierende wenden - Themenliste erstellen Wer sich für die Zielgruppe ‚Studieninteressierte vor Ort‘ entschieden hat, fragt sie am besten direkt, wo sie welche Inhalte nutzt. Denn ohne größeren Etat lässt sich nicht zuverlässig ermitteln, wo sich die eigene Zielgruppe gerade bevorzugt aufhält und wie sie sich dort informiert. Zwar gibt es Untersuchungen, die darüber detailliert informieren, aber die werden für den Werbemarkt erstellt und sind sehr teuer. Die frei verfügbaren Daten stammen vor allem aus dem Social-Media-Atlas und von den öffentlich-rechtlichen Sendern. Die veröffentlichen regelmäßig die Studien, die sie in Auftrag geben, damit ihre Angebote und Programme ihre verschiedenen Zielgruppen möglichst gut erreichen. Auf Grundlage dieser Daten stellte der Intendant des ZDF 2019 fest, dass auch digital individuelle Zugänge und auf die Nutzer zugeschnittene Inhalte nötig seien. 8 Mit anderen Worten: Die Sender müssen ihre Angebote laufend an die wechselnden Wünsche und Bedürfnisse ihrer Zielgruppen anpassen. Das schaffen auch große Häuser mit viel Erfahrung nur mittels umfangreicher Analysen durch externe Dienstleister. Für Menschen in den Wissenschaften ist das intern, nebenbei, mit geringem Etat, allein oder im Team nahezu unmöglich. Aus den großen bundesweiten Studien können aber auch sie größere Trends bei der Mediennutzung ablesen: ■ Deutsche nutzen sieben Stunden am Tag Medien. Sie sehen 3,5 Stunden Filme, hören drei Stunden Audios und lesen eine Stunde. Insgesamt erreichen Videos und Audios über 80 Prozent der Bevölkerung. Die ist täglich gut drei Stunden im Internet, sieht auch dort an erster Stelle Videos und hört an zweiter Audios. Unter 30-Jährige sind dabei doppelt 23 1.2 Zielgruppe erreichen <?page no="24"?> 9 ARD / ZDF, ARD / ZDF-Onlinestudie 2019, https: / / kurzelinks.de/ 4i38 - https: / / www.ard -zdf-onlinestudie.de/ ardzdf-onlinestudie-2019/ infografik, Abruf am 11. 1. 21 10 Martin Andree, Timo Thomsen, Atlas der digitalen Welt, Campus 2020 und GfK-Daten 3. Quartal 2019, nach: Jens Tönnesmann, Verblüffend konzentriert, 16. 9. 20, https: / / kurz elinks.de/ 9ibr - https: / / www.zeit.de/ 2020/ 39/ internetnutzung-websites-deutschland-y outube-facebook-whatsapp, Abruf am 10. 6. 21 11 Christine Himmelberg, Digital Report 2020, 12. 2. 20, https: / / kurzelinks.de/ b3la - https: / / www.wearesocial.com/ de/ blog/ 2020/ 02/ digital-2020-deutschland-zu-90-online, Abruf am 11. 1. 21 12 o.A., Social Media 2020: Aktuelle Nutzerzahlen, 4. 2. 20, https: / / kurzelinks.de/ khnf - https : / / www.kontor4.de/ beitrag/ aktuelle-social-media-nutzerzahlen und Thomas Dillmann, Social-Media-Atlas 2020: Marktanteil von Facebook stürzt auf historisches Tief, 2. 4. 20, https: / / kurzelinks.de/ qb15 - https: / / www.pr-journal.de/ nachrichten/ social-media-we b-2-0/ 24789-social-media-atlas-2020-marktanteil-von-facebook-stuerzt-auf-historisch es-tief, Abruf am 11. 1. 21 13 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, JIM Studie 2019, https: / / kurzelink s.de/ 98lr - https: / / www.mpfs.de/ studien/ jim-studie/ 2019, Abruf am 11. 1. 21 so lange im Internet und nutzen Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften eine Stunde weniger. 9 ■ Deutsche Internetnutzer verbringen am meisten Zeit auf YouTube. An zweiter Stelle folgen Apple, Facebook und WhatsApp, an dritter Stelle Google und Amazon. 10 Den Messenger-Dienst WhatsApp nutzten im Jahr 2020 fast 80 Prozent der Deutschen, 77 Prozent den Videokanal YouTube. Bei Facebook waren 64 Prozent, bei Instagram 43 Prozent. 11 Damit sind täglich 32 Millionen Menschen in Deutschland auf Face‐ book. Gut halb so viele sind bei Xing und Instagram. Es folgen LinkedIn mit 14 Millionen Accounts, Pinterest mit 6 und das Videoportal TikTok mit 5,5. 12 ■ Differenziert nach Altersgruppen waren 14bis 19-Jährige am häufigs‐ ten auf YouTube, am zweithäufigsten auf Instagram und erst an dritter Stelle auf Facebook. Eine Studie ermittelte, dass fast die Hälfte der 12bis 19-Jährigen täglich auf Instagram ist und dort 300 Follower hat. Ähnlich häufig waren sie auf Snapchat, aber nur 15 Prozent auf Facebook und TikTok. 13 Die 20bis 29-Jährigen waren zwar ähnlich häufig auf YouTube, wie die 14bis 19-Jährigen, aber deutlich häufiger auf Facebook als auf Instagram. Bei den 30bis 39-Jährigen wurde Facebook geringfügig häufiger genutzt als Instagram, bei den noch Älteren überwiegend Facebook. ■ Je höher der Bildungsstand, umso weniger vertrauen die unter 30-jäh‐ rigen auf die sozialen Netze und umso eher sind sie von Influencern 24 1 Bühne vorbereiten <?page no="25"?> 14 Shell Deutschland Holding, Jugend 2019, nach: Daten des Internationalen Zentralinsti‐ tuts für das Jugend- und Bildungsfernsehen, https: / / kurzelinks.de/ b7qz - https: / / ww w.br-online.de/ jugend/ izi/ deutsch/ Grunddaten_Kinder_u_Medien.pdf auf jugendfern‐ sehen.de, Abruf am 11. 1. 21 15 ARD / ZDF, ARD / ZDF-Massenkommunikation Trends 2019, a. a. O. 16 Studie Vodafone, Alles auf dem Schirm, 26. 11. 19, https: / / kurzelinks.de/ u2gq - https: / / www.vodafone-stiftung.de/ alles-auf-dem-schirm, Abruf am 11. 1. 21 17 Social-Media-Atlas 2019, 9. 7. 19, https: / / kurzelinks.de/ icqy - https: / / www.faktenkontor .de/ tag/ social-media-atlas/ page/ 2/ und Faktenkontor, Warum YouTube und Internet-Fo‐ ren jetzt die wichtigsten Social-Media-Kanäle für medizinische Aufklärung sind, 23. 2. 20, https: / / kurzelinks.de/ 32fl - https: / / www.faktenkontor.de/ pressemeldungen/ corona-im -social-web-die-entscheidenden-schlachtfelder-im-kampf-information-vs-desinformat ionAbruf am 11. 1. 21 genervt. 14 Über politische Themen informieren die sich häufiger in Gesprächen, im Fernsehen und über Nachrichtenwebseiten und -apps als auf YouTube, Instagram und Facebook. 15 Wo sich unter 30-Jährige über Politik informieren, hängt allerdings auch vom Thema ab: Beim Brexit bevorzugten sie die klassischen Medien, beim Urheberrecht die sozialen. 16 Diese Themenabhängigkeit wurde bei Gesundheitsthemen für alle Altersgruppen festgestellt: Die erreichen auf YouTube 9,5 Milli‐ onen Interessierte, auf Twitter aber keine 1,2 Millionen Menschen. 17 Um Studieninteressierte 14bis 19-Jährige zu erreichen, müssten nach diesen Daten Videos auf YouTube, Instagram und Snapchat der geeignete Weg sein. Aber informieren die sich dort tatsächlich über Wissenschaft, Forschung oder das Hochschulleben? Am besten fragt man sie einfach - beispielsweise zu Beginn eines Vortrags in einer Schule. Vielleicht bestätigt sich dabei, dass Studierende häufig die App Jodel einsetzen, die kurze Nachrichten und Bilder im Umkreis von zehn Kilometern auf Basis von GPS-Daten anzeigt. Wer genau welche Zeitungen und Zeitschriften liest, erfährt man in den Media-Daten. Darin sind Alter, Geschlecht und Einkommen der Leser‐ innen und Leser meist ebenso festgehalten wie deren Bildungsstand. Die Media-Daten stehen meist auf den Internetseiten des jeweiligen Verlags. Alternativ sind sie auch über die Anzeigenabteilungen erhältlich. Darin finden sich auch Informationen dazu, welche Themen-Schwerpunkte wann geplant sind. Glück hat, wer wissen möchte, welche Medien wann den Schwerpunkt Schule und Beruf haben: Das steht unter die-zeitungen.de. Leider nützen diese groben Anhaltspunkte wenig, wenn man wissen möchte, auf welchen Wegen die eigene Hochschule bislang Studierende 25 1.2 Zielgruppe erreichen <?page no="26"?> 18 Eigene Erhebung. Daten der Universität Magdeburg von 2015 / 16 unter Medien, Kommunikation, Marketing, https: / / kurzelinks.de/ a535 - https: / / www.ovgu.de/ unim agdeburg_media/ Organisation/ Zentrale+Betriebseinheiten/ Medien_+Kommunikation +und+Marketing/ Service+MKM/ Jahresbericht+_+Reporting+2016-p-46552.pdf, Abruf am 13. 1. 21 19 Stefanie Kara, Bloß Zufall? , 27. 3. 19, https: / / kurzelinks.de/ zv8z - https: / / www.zeit.de/ 2 019/ 14/ forschung-ergebnisse-p-wert, Abruf am 11. 6. 21 und Wissenschaftlerinnen, Multiplikatoren und Öffentlichkeit erreicht. Für die sozialen Medien lassen sich aber ein paar Hinweise ermitteln. Denn die jeweiligen Followerzahlen sind auf den Plattformen angegeben. Die Rangliste für die Universität Bremen war demnach Anfang 2020 18 : 1. Facebook: 24 000 Abos 2. Twitter: 6 800 Follower 3. YouTube: 4 610 Abos bei 270 Videos 4. LinkedIn: 1 800 Mitglieder 5. Instagram: 14 600 Beiträge unter #unibremen, 250 unter #bremenuni‐ versity, 150 mit #universitybremen und 35 mit bremenuniversität Auf den ersten Blick erstaunt, dass Twitter auf Platz zwei der Rangliste steht. Denn diesen Kurznachrichtendienst nutzen täglich nur 1,4 Millionen Deut‐ sche. Darunter sind aber viele Wissenschaftler, Politikerinnen und Aktivi‐ sten, weshalb auch viele Journalisten dort sind. Diese hohe Aufmerksamkeit der Multiplikatoren kann auch für wissenschaftliche Themen funktionieren. Das zeigte sich, als die Wochenzeitung „Die Zeit“ den Appell „Schickt die statistische Signifikanz in Rente“ aufgriff. Der war in der Zeitschrift „Nature“ erschienen und wurde binnen einer Woche von über 850 Kolleginnen und Kollegen unterschrieben. Über 16 000 Twitter-Nutzer wiesen in wenigen Tage darauf hin. So kam der Appell „auf Platz drei des globalen Aufmerksam‐ keits-Rankings aller seit 2012 erfassten wissenschaftlichen Publikationen“ und in „Die Zeit“. 19 Wer vor allem Studierende erreichen möchte - beispielsweise als Multi‐ plikatoren zu den Studieninteressierten - muss mehr über sie wissen, als welche Medien sie für welche Inhalte nutzen. Zahlreiche Informationen bietet der CampusBarometer. Danach ist der durchschnittliche Studierende eine 23-jährige Studentin, die sich die Studienzeit ganz anders vorgestellt hat. Sie möchte vor allem Schlüsselkompetenzen erwerben und sieht sich später eher in einer Führungsposition als in der Selbstständigkeit. Sie lebt in einer Wohngemeinschaft oder mit Partner und wünscht sich eine glück‐ 26 1 Bühne vorbereiten <?page no="27"?> 20 Deutsche Bildung, CampusBarometer 2018, https: / / kurzelinks.de/ 80eb - https: / / www. deutsche-bildung.de/ wp-content/ uploads/ 2020/ 08/ Ergebnisse_CampusBarometer_201 8.pdf, vgl. auch Shell Jugendstudie 2019, https: / / kurzelinks.de/ iy8w - https: / / www.shel l.de/ ueber-uns/ shell-jugendstudie, Abruf am 11. 1. 21 21 Institut für Medien- und Kommunikationspolitik Köln, IfM-Studie über Studenten, Mediennutzung und Politik, 9. 3. 18, https: / / kurzelinks.de/ 3mia - https: / / www.medie nkorrespondenz.de/ politik/ artikel/ ifm-studie-ueber-studenten-mediennutzung-undnb sppolitik, Abruf am 11. 1. 21 22 Eingestellt hatte die Posts im April 2020 der „Professor des Jahres 2019“ für International Production Engineering and Management der Universität Siegen, Peter Burggräf. liche Beziehung. Sie engagiert sich sozial, wäre mit 1 000 Euro pro Monat zufrieden, hat aber nur 750 Euro zur Verfügung. Bei Organisationsfragen zum Studium spricht die durchschnittliche Studentin eher Kommilitonen an, als dass sie Angebote der Hochschule nutzt. 20 Einfache Antworten oder Ideologien sind für sie nicht relevant. Sie sorgt sich mehr um den Klimawandel und Rechtsextremismus als wegen der Digitalisierung. Nach einer anderen Studie tritt die Durchschnittsstudentin bescheiden, zurück‐ haltend und konfliktscheu auf und hat weder eine enge Bindung zum Ort noch zur Herkunftsuniversität oder der Fachdisziplin. Zu Themen, die sie interessieren, liest sie breit und unspezifisch. 21 Daraus lässt sich schließen, dass sie Beiträge zur Geschichte des Fachbereichs weniger interessieren als Artikel zu Gerechtigkeit, Klimaschutz oder Extremismus. Was in den sozialen Medien tatsächlich gut ankommt, lässt sich mit ver‐ gleichenden Kurzanalysen feststellen. So gab es auf LinkedIn 80 Reaktionen und vier Kommentare zum Post „Wir sind vorbereitet! Nachdem wir in der vergangenen Woche über 50 Führungskräfte befragt hatten, konnten wir starke Beweise für unsere Annahmen in Bezug auf Post-Corona in produzierenden Unternehmen finden. Stimmen Sie zu? Bitte kommentieren und teilen! “. Im selben Monat reagierten 40 Follower auf „mein erstes Podcast-Interview“. Aber fast niemand reagierte auf „In Siegen sind wir mit der SDFS Siegen GmbH beteiligt“. 22 Das zeigt: Auch einer aktiven Followergemeinde gefallen keine Posts zu Standardterminen, die nur Eigen‐ werbung bieten. Wer für sich werben will, nutzt besser besondere Anlässe oder überlässt anderen diese Aufgabe. Als die Hochschule Heilbronn Joa‐ chim Link zur Auszeichnung als „Professor des Jahres 2019“ im Bereich Wirtschaftswissenschaften / Jura gratulierte, folgten über 200 Reaktionen und 10 Kommentare. Ist so ein besonderer Anlass ein eigener Blogbeitrag zu einer gerade ver‐ öffentlichten Synopse, könnte ein Post auf LinkedIn um einen menschlichen 27 1.2 Zielgruppe erreichen <?page no="28"?> Aspekt ergänzt werden: ‚Hab’ die Zeitschrift mit meiner Synopse gerade aus dem Briefkasten geholt. Fragt mich mein wunderbares Kind: Bist du stolz? Meine Antwort: Ööööh naja … vielleicht‘. Darauf reagieren mehr Menschen als auf den Post ‚Synopse erschienen‘. Deren Reaktionen verbes‐ sern dann das Ranking, sodass der Post mehr Menschen angezeigt wird. Neben persönlichen Ansichten und Geschichten interessieren besonders Texte zu Themen, die Wissenslücken füllen und Brisantes thematisieren. Daher generiert Aufmerksamkeit, wer … ■ aktuell informiert - beispielsweise durch Links zu neuen Ergebnissen und Einordnungen aktueller Themen und Entwicklungen; ■ authentisch kommuniziert und emotionale Bindung durch Nähe und Vertrauen stärkt - sei es mit Bildern vom Schreibtisch oder einem Video ‚Warum ich Wissenschaftler wurde‘, indem Vorbilder benannt oder Publikationen von Kollegen erwähnt werden, die beeindruckt haben; ■ Orientierung bietet - wie mit Informationen, wofür das Studienfach und die Forschung wichtig sind oder darüber, in welchen Positionen Absolventen aktuell tätig sind; ■ wissenschaftlich glaubwürdig agiert - wie durch Hinweise auf öffentliche Veranstaltungen, Links zu Praxisprojekten, Fachblogs oder TED-Talks; ■ Zusammenhalt stärkt - beispielsweise mittels Umfragen, Dialogen mit Followern, Serviceinfos, der Vorstellung von Kolleginnen, Stipen‐ diaten oder Hausarbeiten. Eine Möglichkeit Themen zusammenzustellen, geht so: Man bittet zwei, drei Menschen, sich eine konkrete Person aus der Zielgruppe möglichst genau vorzustellen und sich in sie hinein zu versetzen. Will man die wissenschaftsferne, allgemeine Öffentlichkeit erreichen, könnte man sich beispielsweise die 76-jährige Martha vorstellen: Martha arbeitete früher als Verkäuferin, hat eine geringe Rente und zwei erwachsene Kinder, die mit ihren Familien in anderen Städten leben. Ihr Ziel ist, so gesund wie möglich alt zu werden. Sie ist überzeugt: Wer redlich ist, hat alles, was er braucht. Anschließend überlegt man sich, wie Martha auf die Frage antworten würde, was sie - beispielsweise an historischer Linguistik - eigentlich interessiert. Dieser Rollen- oder Perspektivwechsel fördert oft viele überraschende Antworten zutage. Vielleicht möchte Martha wissen, warum sich Sprache ändert, wie viele Worte ihres Urgroßvaters sie nicht mehr kennt, ob es heute ‚der Friede‘ oder ‚der Frieden‘ heißen muss. Die 28 1 Bühne vorbereiten <?page no="29"?> Aspekte kommen dann auf eine Themenliste, die laufend um Ideen ergänzt wird, auf die man sonst noch stößt. Die Liste kann dann regelmäßig nach Relevanz für die Zielgruppe sortiert und nach und nach für diejenigen Medien und Veranstaltungsformate aufbereitet werden, die die Zielgruppe erreichen. (► Kap. 6 - Übungen zum Ausprobieren) Checkliste - Zielgruppe erreichen 1. Zielgruppe fragen, welche Inhalte sie in welchen Medien nutzt 2. Reaktionen auf Social-Media-Plattformen analysieren 3. Über Zielgruppe und deren Mediennutzung informieren: ARD / ZDF-Massenkommunikation Trends, Social-Media-Atlas, Media-Daten der Verlage und Sender; Zielgruppe Studierende: CampusBarometer und Shell-Jugendstudie 4. Wenn es keinen Kontakt zur Zielgruppe gibt: Individuelle Person vorstellen, in sie hineinversetzen und fragen, was sie interessiert 5. Themenliste anlegen, laufend ergänzen und nach Relevanz für die Zielgruppe sortiert abarbeiten 1.3 Geschichten entwickeln Story-Struktur festlegen - Elemente ergänzen - Zusatzthemen finden Wer Geschichten gut erzählen kann, ist der Mittelpunkt vieler Partys. Denn das menschliche Gehirn mag es, durch Überraschendes angeregt zu werden. Auch Witze und Anekdoten lassen sich gut merken und werden gerne weitererzählt. Weil wissenschaftliche Vorträge und Texte von Theorien und Herleitungen geprägt sind, sind die für Text und Logik zuständigen Hirnareale bei vielen Menschen aus den Wissenschaften entsprechend gut trainiert. Aber es lohnt sich, auch die Regionen zu fordern, die für kreatives Formulieren, anschauliches Vergleichen und das Erzählen von Geschichten zuständig sind. Denn die sind für Einführungen besonders geeignet sowie für ein Publikum, dass es nicht gewohnt ist, sich länger zu konzentrieren oder kritisch ist. Geschichten werden, wie Fotos und Bilder, schneller und mit weniger Energieaufwand aufgenommen und länger 29 1.3 Geschichten entwickeln <?page no="30"?> 23 Vgl. Dieter Georg Herbst, Bilder sehen - Ein Puzzle aus Reizen, S. 49-77, in: Dieter Georg Herbst, Bilder, die ins Herz treffen, Bremen 2012 24 Konstanze Werner, Horst Werner, Jeder kann Video! , Konstanz, 2010, S. 29 25 vgl. Suzanne Duncan, The dark side of storytelling, November 2015, https: / / kurzelinks. de/ bbrz - https: / / www.ted.com/ talks/ suzanne_duncan_the_dark_side_of_storytelling, Abruf am 11. 1. 21 26 Anja Krieger, Storytelling in der Wissenschaft. Der Forscher als Held und Abenteurer, 3. 1. 19, https: / / kurzelinks.de/ 07mr - https: / / www.deutschlandfunkkultur.de/ storytellin g-in-der-wissenschaft-der-forscher-als-held-und.976.de.html? dram: article_id=437369, Abruf am 11. 1. 21 27 Marc Brost, Bernhard Pörksen, Angesteckt. Warum der Journalismus in der Corona-Krise besonders gebraucht wird - und vor welchen Problemen er steht, Die Zeit, 8. 4. 20. Zur evidenzbasierten Wissenschaftskommunikation versus Framing durch Storytelling vgl. Hans Peter Peters, Wahrheit oder Wirkung? , 21. 1. 21, https: / / kurzelinks.de/ kmsz - ht gespeichert als Zahlen 23 : Ein Stopp-Schild auf der Straße wirkt direkter als ein 80-Schild, dass wenige Kilometer später vergessen ist. Nach demselben Prinzip wird die Zeichnung von einem Versuchsaufbau besser erinnert als dessen Beschreibung und Geschichten besser als Fakten. Besonders beliebt sind Geschichten, die in berührenden Bildern zeigen, wer was denkt und fühlt. 24 Solche Storys bietet auch die Wissenschaft - ob Doktorandinnen Thesen hoffnungsfroh prüfen und genervt verwerfen oder Archäologen bei Ausgrabungen unter brennender Sonne schwitzen und Durst haben. Wer seine Inhalte um diese Aspekte ergänzt, bietet den Hirnen des Publikums ein Feuerwerk aus Bildern und Gefühlen. Schlüssig dargestellt fühlen die sich zugleich richtig an und unterlaufen so die aufwendigere, intellektuelle Überprüfung. Indem Geschichten vorschnelles kritisches Hinterfragen mildern, öffnen sie Raum für neue Denkweisen. Andererseits lädt das zum Manipulieren ein, was auch Terrorgruppen und Verschwörungstheoretiker für ihre Ziele nutzen. Geschichten sind also ein zweischneidiges Schwert, mit dem sich leicht schneiden lässt. 25 Durch den Trend zum Storytelling sieht die Vizepräsidentin der Deut‐ schen Forschungsgemeinschaft, Julika Griem, „weniger spektakuläre Wis‐ senschaftsbereiche benachteiligt“. Die Philologin fürchtet, dass dieser „die Kommunikation von Wissen zu sehr vereinfacht“. Auch entspräche die aufregende, meist einsame Heldenreise „nicht der Realität des Betreibens von Wissenschaft“. 26 Kommunikationswissenschaftler warnen davor, dass sich Heldenstorys vor eine Sache schieben können. „Dann geht es - wie bei Edward Snowden - nicht mehr um die anlasslose Überwachung, sondern um das private Schicksal“. 27 30 1 Bühne vorbereiten <?page no="31"?> tps: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ wahrheit-oder-wirkung-45041, Abruf am 21. 1. 21 28 Thomas E. Schmidt, „Wir können experimentieren“, Die Zeit, 6. 8. 20, S. 44 29 Fabien Medvecky, Joan Leach, An Ethics for Science Communication, 2019, Cham, S. 68 Das Geschichten deshalb noch kein Teufelswerk sind, findet beispiels‐ weise das Museum für Naturkunde Berlin und erzählt seit 2004 „Wis‐ senschaft in Geschichten für Erwachsene“. 28 Heldenerzählungen über For‐ schende - beispielsweise über die Ausrottung der Cholera - können „großartige wissenschaftliche Geschichten“ sein, finden auch die Direktorin des „Australian National Centre for the Public Awareness of Science“, Joan Leach, und der Dozent für Wissenschaftskommunikation Fabien Medvecky. Aber weil es in Geschichten um Werte geht, könnten damit diejenigen nicht erreicht werden, „die zwar nicht gegen diese Werte sind, aber nicht viel über sie nachdenken“. Leach und Medvecky schlagen deshalb vor, Themen wie die öffentliche Gesundheit interessanter zu machen, um ein neues Publikum auf unterschiedliche Weise zu erreichen. 29 Bei Heldenreisen gibt es - wie in klassischen Märchen - mehrere Prüfungen, die immer schwieriger werden, und ein Happy End. Entscheidend ist, dass die Heldin oder der Held letztlich über sich hinaus wachsen. Als Helden sind dabei nicht nur Einzelpersonen geeignet. Das können auch Teams sein, Thesen oder Gegenstände: So können Roboter ein Fußballmatch gewinnen, lange schlafende Stammzellen aufwachen, Betriebswirtinnen und Philosophen erfolgreich betriebliche Probleme lösen. Als Heldenreise ließe sich auch der Werdegang eines Wissenschaftlers erzählen, die mit seiner kindlichen Entdeckungslust beginnt und mit Erfolgen als Projektlei‐ ter endet. Oder das Entstehen einer Infografik von der Festlegung der Datenquellen über Schwierigkeiten bei der grafischen Umsetzung bis zur öffentlichen Verbreitung und Diskussion. Eine Heldengeschichte könnte auch mit dem Aufkommen einer Forschungsfrage im Gespräch beginnen und vorläufige Antworten schildern, die revidiert werden, bis schließlich eine Antwort im größeren Rahmen möglich ist. Neben der Heldenreise gibt es weitere Story-Strukturen, wie: ■ Geschichte in drei Akten Diese kann mit dem Anfang oder dem Ende beginnen, beispielsweise dem friedlich schlafenden Martin: Im ersten Akt wird das Setting vor‐ gestellt, die normalen ‚Lebensumstände‘ und erste Probleme wie eine Heizung, die normal funktioniert, aber manchmal gluckert. Im zweiten 31 1.3 Geschichten entwickeln <?page no="32"?> 30 aus: Mira Tokic, Storytelling in der Forschung: Gefühl trifft auf Wissenschaft, 12. 9. 19, h ttps: / / kurzelinks.de/ gf58 - https: / / www.mashup-communications.de/ 2019/ 09/ storytell ing-in-der-forschung, Abruf am 11. 1. 21 Akt werden die Probleme größer - die Heizungsrohre pfeifen jede Nacht, sodass Martin übermüdet ist. Im dritten Akt werden die Probleme riesig, seine Abstell- und Reparaturversuche immer verzweifelter, und schließlich gelöst. Zum Abschluss lässt sich benennen, warum die Geschichte erzählt wurde und was sich aus ihr lernen lässt. Vielleicht, dass die Forschung zu Dichtungstechnologien alltagsrelevant ist. ■ Leiter des Erzählens Sie beginnt mit Konkretem und wird von Sprosse zu Sprosse abstrakter: Auf der untersten Stufe wälzt sich der 35-jährige Martin wegen pfeif‐ ender Heizungsrohre schlaflos im Bett. Auf der nächsten Stufe geht es um den Aufbau von Dichtungsringen und Heizungsanlagen, auf der dritten um Forschungssetting und -stand zur Dichtungstechnologie und auf der vierten um Energiefragen. ■ Rahmenhandlung mit einem Menschen Hier beschreibt man erst, wie Martin wegen der Geräusche nicht schlafen kann. Der Hauptteil informiert über Forschung von Dichtungs‐ technologien. Am Ende ist das Pfeifen abgestellt und Martin schläft wieder ruhig. 30 ■ Storykurven Diese können mit einem Höhe- oder Tiefpunkt beginnen, dem Details und Hintergründe folgen, bis die Geschichte mit einer Wendung abge‐ schlossen wird: Durch einen Durchbruch bei der Erforschung von Dich‐ tungstechnologie könnten Energieprobleme weltweit gelöst werden. Aber dann wird der mit jedem Prüfschritt unwahrscheinlicher. Am Ende kann nur das nächtliche Pfeifen von Heizungsrohren abgestellt werden. Mit einem Höhepunkt startet auch, wer ein Projekt weltweit plant, das nach einem Antragsmarathon auf einen Kontinent beschränkt wird und am Ende wegen praktischer Probleme als Pilotprojekt in einem Dorf beginnt. Mit einem Tiefpunkt beginnt, wer erst von widersprüchlichen Daten oder fehlender Finanzierung berichtet und am Ende handfeste Ergebnisse vorlegen kann. Oder wer ein Projekt eher desinteressiert übernimmt, es nach und nach immer faszinierender findet und schließ‐ lich zu seinem Lebensthema macht. 32 1 Bühne vorbereiten <?page no="33"?> 31 nach James N. Frey, Wie man einen verdammt guten Krimi schreibt, Köln 2005 32 vgl. Ted-Talk zum Storytelling des Drehbuchautors Andrew Stanton, The clues to a great story, Februar 2012, https: / / kurzelinks.de/ ilbg - https: / / www.ted.com/ talks/ andrew_st anton_the_clues_to_a_great_story, Abruf am 11. 1. 21 33 vgl. Kristin Raabe, Forscher auf der Heldenreise - Wissenschaft spannend erzählen, 6. 8. 18, https: / / kurzelinks.de/ 9hba - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ forscher-a uf-der-heldenreise-wissenschaft-spannend-erzaehlen-16995, Abruf am 11. 1. 21 Wer besonders spannende Geschichten präsentieren möchte, kann sich an Krimis orientieren. Die enthalten immer einen Mord. Sterben müssen aber nicht unbedingt Menschen. Das können auch Forschungsthesen sein oder Lebensräume, sei es durch Umwelteinflüsse oder politische Rahmen‐ bedingungen. Die entscheidenden Krimi-Kriterien sind dabei das Streben nach Gerechtigkeit und ihr logischer Aufbau. Für einen klassischen Krimi braucht es einen Menschen, der mordet, einen der ermittelt und zwei, drei weitere Akteure, die ein Mordmotiv, Mordmittel und -gelegenheit haben. 31 In einem Wissenschaftskrimi könnte aber auch ein Virus weltweit töten, das die Wissenschaftscommunity in einem globalen Wettrennen schließlich besiegt. Zu einem Thriller wird ein Krimi, wenn die Leser sowohl Angst davor haben, was geschieht, als auch um die Helden der Geschichte, also die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Eine andere Möglichkeit, um Neugier und Spannung zu erzeugen, sind außergewöhnliche Orte und Instrumente, wie ein Rasterelektronen‐ mikroskop, eine Befragung in einem Gefängnis oder die Erkundung ver‐ steckter Ecken im Archiv einer Universitätsbibliothek. 32 Dabei liegt die Messlatte für Außergewöhnliches tief: Für viele Menschen, die nicht studiert haben, sind schon die Mensa und der Campus unbekannte Bereiche und damit interessant. Interessiert folgen sie denjenigen, die sie real oder mit einer Geschichte dorthin führen. Noch außergewöhnlicher sind die wissen‐ schaftlichen Inhalte. Denn „Forschende betreten ständig fremde Welten - mikroskopisch kleine Welten, das Weltall, die Welt des Körperinneren etc. -, um dort Antworten auf ihre Fragen zu finden“, stellt die Biologin und Wis‐ senschaftsjournalistin Kristin Raabe fest, die für die Wissenschaftssendung „Quarks & Co“ Filme drehte. Fast immer hätten Forschende einen Mentor, müssten Rätsel lösen und Tests bestehen, um schließlich Neues zu erfahren und ein Problem zu lösen. 33 Die damit verbundenen emotionalen Berg- und Talfahrten erleichtern es, die Fachinhalte zu transportieren. Funktioniert das außergewöhnlich gut, gibt es dafür mitunter einen Preis. So wurde die Fernseh-Sitcom „The Big Bang Theorie“ 2017 mit der „Stephen 33 1.3 Geschichten entwickeln <?page no="34"?> 34 Mit der „Stephen Hawking-Medaille für Wissenschaftskommunikation“, die in den Kategorien Musik, Kunst und Film auf dem Wissenschafts- und Kunstfestival Starmus in Zürich vergeben wird, soll das öffentliche Bewusstsein für Wissenschaft und Astronomie gestärkt werden. Starmus Festival, Stephen Hawking Medal for science communication, o. D., https: / / kurzelinks.de/ aknr - https: / / www.history.starmus.com/ st ephen-hawking-medal-for-science-communication, Abruf am 4. 3. 21 35 Jodie Archer, Matthew L. Jockers, Der Bestseller-Code, Was uns ein bahnbrechender Algorithmus über Bücher, Storys und das Lesen verrät, Kulmbach, 2017 Hawking Medaille für Wissenschaftskommunikation“ ausgezeichnet. 34 In der Serie treffen ein theoretischer Physiker, ein Raumfahrtingenieur, ein Astro- und ein Experimentalphysiker auf eine Mikro- und eine Neurobio‐ login, eine Neurologin und eine Kellnerin. Mal ringen sie um Wege zu wissenschaftlichen Ergebnissen, mal mit fachspezifischen Ansätzen darum, Alltagsprobleme zu lösen. Neben zwischenmenschlichen Konflikten gibt es Reibereien um Forschungsgelder, um Institutsräume, fachliche Anerken‐ nung, Forschungserwartungen und Realität. Die Serie gilt als fachlich glaubwürdig und realistisch, da Wissenschaftler der Produktion beratend zur Seite stehen. Die Entwicklung einer Geschichte beginnt man am besten damit, die Kernbotschaften in ein, zwei Sätzen zusammenzufassen. Die ergeben sich oft aus der Frage nach dem ‚Warum‘: Warum forscht jemand? Warum ist das wichtig? Warum sollte das andere Menschen interessieren? Warum wird so untersucht und nicht mit anderen Methoden? Sind Antworten schwer zu formulieren, kann man an einen wohlmeinenden Menschen denken - beispielsweise ein wissbegieriges Kind - und ihn im Geiste fragen, was er an der Forschung interessant findet (► Kap. 1.2 - Zielgruppe erreichen). Hilft das nicht weiter, könnten Aspekte eingeflochten werden, die sich in Romanen und Krimis bewährt haben - wie Freundschaften und Liebesbeziehungen. Eine Analyse von Bestsellern ermittelte, wofür sich besonders viele Menschen interessieren: Freunde und Heirat, Beziehungen und menschliche Nähe, Mütter und Kinder, Tod und Beerdigungen. Beliebt sind auch Bücher, in denen es um Schule und Universität geht, um Ärzte und Arbeit, um Medien und Zeitungen, um Kochen, Hunde oder eine neue Technik, die leicht bedrohlich ist. 35 Sprachforscher könnten ihre Ergebnisse danach beispielsweise in eine Geschichte um Freundschaft, Heirat und Tod integrieren: Zwei Silben, die sich zunächst nicht leiden können, werden über die Zeit Freunde, heiraten und bestehen Ehekonflikte bis schließlich eine von beiden stirbt. 34 1 Bühne vorbereiten <?page no="35"?> Für die Überschrift könnten sich Wissenschaftlerinnen an den Titeln von Bestsellern orientieren. Einige bestehen aus nur einem Substantiv. Bei anderen ist das Substantiv um einen bestimmten Artikel ergänzt oder erweitert oder zwei Substantive signalisieren eine Frage (► Kap 2.5 - Buch veröffentlichen). Überschriften könnten dann sein: ‚Silben‘, ‚die Silben‘ und ‚das Silbensterben‘. Bei ‚Tod der Silben‘ wäre die Frage, warum sie sterben müssen. Journalisten würden eher zu Verben neigen und texten: ‚Auch Silben müssen sterben‘ (► Kap. 6 - Übungen zum Ausprobieren). Checkliste - Geschichten entwickeln Elemente auswählen 1. Kernbotschaft 2. Außergewöhnliche Orte und Instrumente 3. Zusatzthemen, wie Freundschaft oder neue Technik 4. Emotionen und Konflikte 5. Ende: Warum wurde Geschichte erzählt Struktur festlegen 1. Geschichte in drei Akten 2. Leiter des Erzählens mit mehreren Sprossen 3. Heldenreise mit Helden, die sich entwickeln 4. Rahmenhandlung mit Menschen 5. Storykurve, die mit Höhe- oder Tiefpunkt beginnt 6. Krimi mit Mord und Streben nach Gerechtigkeit 1.4 Rechte einholen und sichern Impressum einfügen - Bild-, Text- und Persönlichkeitsrechte beachten - Tantiemen erhalten Alle, die etwas verbreiten, sollten zuerst die Rechtslage kennen. Das vermei‐ det nicht nur unnötige Risiken, es hilft auch, eigene Rechte zu sichern und kann bares Geld bedeuten. Zuerst ist die Impressumspflicht zu klären. Wie bei Zeitungen, muss auch bei jeder anderen Veröffentlichung immer klar und einfach erkennbar sein, wer für Rechtsverstöße haftet, beispielsweise 35 1.4 Rechte einholen und sichern <?page no="36"?> 36 Freie Universität Berlin, Impressumspflicht, o. D., https: / / kurzelinks.de/ a618 - http s: / / www.fu-berlin.de/ presse/ mitarbeiter_service/ recht/ impressumspflicht, Abruf am 11. 12. 20 37 Universitätsrechenzentrum Heidelberg urz, Impressumshinweis, o. D., https: / / kurzelink s.de/ a618 - https: / / www.public.urz.uni-heidelberg.de/ online/ imperia/ organisieren/ im pressumshinweis, Abruf am 3. 3. 20 38 Uni Greifswald, Impressumspflicht, o. D., https: / / kurzelinks.de/ muhy - https: / / www.u ni-greifswald.de/ universitaet/ organisation/ beauftragte/ datenschutzbeauftragter/ daten schutz-an-der-hochschule/ soziale-netzwerke-im-hochschulbereich/ impressumspflicht , Abruf am 11. 1. 21 in Büchern, Flugblättern, Newslettern oder Zeitschriften. Die im Impressum genannten Personen werden bei Aufrufen zu Straftaten belangt, aber auch bei verbotener Schleichwerbung oder dem Diebstahl geistigen Eigentums. Nicht nur die Freie Universität Berlin stellt fest: Auch „wer Informations- und Kommunikationsdienste anbietet, ist dazu verpflichtet, ein Impressum anzubieten. Dazu zählen: alle Online-Auftritte - Website, Social Web -, Blogs, Wikis, Newsletter“. Sie schlägt für Social-Media-Auftritte vor, das Impressum der Universität zu nutzen und deren Datenschutzhinweise einzubinden. 36 Im Impressum müssen die Kontaktdaten derjenigen stehen, die für die Inhalte verantwortlich sind. Das Universitätsrechenzentrum Heidelberg informiert: „Für die Universität ist der Rektor der Vertretungs‐ berechtigte - das gilt auch für alle Fakultäten, Institute und sonstigen Einheiten“. Das Zentrum empfiehlt, das Impressum der Universität „um einen Ansprechpartner für den Inhalt zu ergänzen“, da die Impressumsseite „auch die Funktion einer Kontaktseite“ hat. 37 Die Universität Greifswald stellt auf ihrer Internetseite klar: Auch Facebook-Fanseiten benötigen ein Impressum. 38 Selbst Podcasts und Videos müssen ein Impressum haben, nur rein private Angebote brauchen keines. Dennoch sollten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern schon des‐ halb ein Impressum auf ihren Seiten haben, weil sie mehr oder weniger regelmäßig redaktionelle Inhalte veröffentlichen und öffentliche Gelder nutzen. Und zwar auch dann, wenn sie weder Stellenanzeigen noch Part‐ nerlinks oder Werbebanner einstellen. Dann wäre ein Impressum nach dem Telemediengesetz zwingend vorgeschrieben. Das Impressum muss von der Startseite aus mit zwei Klicks erreichbar und eindeutig bezeichnet sein. Das gelingt mit einem Link mit der Bezeichnung ‚Impressum‘ oder ‚Kontakt‘ auf der Startseite sowie am Ende jeder Unterseite. Muss das Impressum selbst erstellt werden, müssen die Minimalvorgaben erfüllt sein: 36 1 Bühne vorbereiten <?page no="37"?> ■ Vor- und Nachname der verantwortlichen Person, bei juristischen Personen auch der Unternehmensname und die Rechtsform ■ Postanschrift mit Straße und Hausnummer ■ ein schneller Weg für die Kontaktaufnahme, wie E-Mail-Adresse und Telefonnummer ■ sofern vorhanden die Umsatz- oder Wirtschaftssteuer-Identifikations‐ nummer, das Registergericht und die Registernummer Im Impressum der Internetseite der Max-Planck-Gesellschaft, die als Verein organisiert ist, steht beispielsweise, mit welcher Nummer sie bei welchem Vereinsregister registriert ist. Im Impressum der Wilhelm Löhe Hochschule steht hingegen das Gericht des Handelsregisters, die Register- und Umsatz‐ steuernummer. Denn die ist eine eingetragene Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Andere Universitäten sind Körperschaften des öffentlichen Rechts und geben daher die Aufsichtsbehörde an. Viele informieren, dass für die Inhalte von Instituten, Fachbereichen und -gebieten deren Leitung verantwortlich ist. Die muss sich dann darum kümmern, dass auf den Internetpräsenzen die Gesetze eingehalten werden. So eindeutig das deutsche Recht in Sachen Impressum ist, so schwer machen es viele soziale Plattformen, es ordnungsgemäß einzufügen: ■ Auf YouTube muss ein Link zum Impressum auf der Frontseite des Kanals im Kanalbanner eingebettet werden. Dazu wird über die Zahn‐ rad-Einstellung ‚Kanal-Layout anpassen‘ aktiviert, um über den Stift ‚Links bearbeiten‘ zu erreichen. Dort wird unter ‚Benutzerdefinierter Link‘ beispielsweise der Link zur Impressumsseite der Webseite einge‐ fügt und als ‚Impressum‘ bezeichnet. ■ Bei LinkedIn kann der Link bei den ‚Kontaktdaten / Über mich‘ ein‐ gefügt werden, nachdem man in seinem Profil erst den Stift, dann ‚Kontaktdaten‘ und ‚Webseite einfügen‘ angeklickt hat. Wer eine Perso‐ nen-Seite im Webauftritt der Hochschule hat, auf der alle erforderlichen Daten stehen, kann dorthin verlinken. ■ Bei Xing ist die Impressums-Möglichkeit noch besser versteckt. Dort scrollt man nach dem Einloggen in seinem Profil ganz nach unten. Noch unterhalb von ‚Persönliches‘ findet man da den nicht als Link erkenn‐ baren Satz ‚Rechtliche Hinweise von …‘ Nur wer den anklickt, kann anschließend die notwendigen Angaben fürs Impressum eingeben. 37 1.4 Rechte einholen und sichern <?page no="38"?> 39 Bundesregierung, Das Urheberrecht wird umfassend reformiert, 7. 6. 21, https: / / kurzelin ks.de - https: / / www.bundesregierung.de/ breg-de/ bundesregierung/ bundeskanzleramt / urheberrechtsreform-1845042, Abruf am 17. 6. 21 ■ Einfacher ist es bei Twitter. Dort wird unter ‚Profil bearbeiten‘ zunächst ‚Bio‘ für Biografie angeklickt, dann der passende Link eingefügt und per Doppelklick als ‚Impressum‘ bezeichnet. Bild-, Text- und Persönlichkeitsrechte einhalten Wer im Impressum genannt ist, ist auch der Ansprechpartner, wenn Bilder und Texte unerlaubt verwendet wurden. Wann und wofür diese genutzt werden dürfen, ist auf den ersten Blick unübersichtlich. Die Rechtslage lässt sich einfacher nachvollziehen, wenn man beispielweise an parkende Autos denkt: Auch wenn ein Auto sehr lange ungenutzt auf der Straße steht, bleibt es trotzdem verboten es zu zerkratzen oder damit wegzufahren - selbst dann, wenn die Wagentüren offen stehen und der Schlüssel steckt. Allein die Eigentümer bestimmen, was mit dem Auto passieren darf. Und wenn sie es verleihen, gelten Auflagen für die Fahrer. Denn die müssen sich dann an die Straßenverkehrsordnung halten. Die Rechtslage bei Fotos und Texten ist ähnlich: Die sind auch dann geschützt, wenn sie im Internet oder anderen Medien kursieren, einfach kopiert und geändert werden können. Nur, wenn deren Rechteinhaber zu‐ stimmen, dürfen die Texte und Fotos genutzt werden. In der Praxis bedeutet das, dass man zwar auf einen Zeitungsbericht über ein Forschungsprojekt verlinken darf, den Beitrag selbst aber nicht auf die eigene Seite setzen oder in Social-Media-Kanälen verbreiten darf. Das gilt auch für Pressemit‐ teilungen: Die eigene Fassung darf im eigenen Blog stehen, aber nicht die Version, die Medienredaktionen verbreiten. Denn wenn nur eine einzelne Formulierung gestrichen oder die Überschrift geändert wurde, haben die Journalistinnen einen geistigen Eigenanteil am Text, der somit ihnen gehört. Die ursprüngliche Pressemitteilung wurde dagegen verschenkt. Nach der jüngsten Reform des Urheberrechts dürfen seit August 2021 bis zu 160 Zei‐ chen auf Plattformen wie YouTube oder LinkedIn geladen werden sowie bis zu 15 Sekunden lange Film- und Tonausschnitte, sofern dies keinem kommerziellen Zweck dient. 39 Beiträge in den Medien dürfen nicht einmal per E-Mail oder als Papier‐ kopie intern weitergegeben werden - zumindest nicht häufiger als ein 38 1 Bühne vorbereiten <?page no="39"?> 40 Valie Djordjevic, Urheberrecht im Alltag, 1. 10. 13, https: / / kurzelinks.de/ 3bbd - https: / / www.bpb.de/ gesellschaft/ medien-und-sport/ urheberrecht/ 169991/ urheberrecht-im-al ltag, Abruf am 7. 6. 21 41 Christina Ringel, Konferenz und Erfahrungsaustausch - 40 Fachreferentinnen und Fach‐ referenten geisteswissenschaftlicher Fächer treffen sich in Bonn, 9. 7. 19, https: / / kurzelink s.de/ qhkm - https: / / www.o-bib.de/ article/ view/ 5492, Abruf am 11. 1. 21 Mal jährlich an mehr als sieben Menschen. 40 Denn schon eine Versendung an acht Menschen gilt als Veröffentlichung. Damit man für mehrere zu‐ sammengestellte Artikel nicht in jedem Einzelfall eine Genehmigung bei dem jeweiligen Rechteinhaber einholen muss, gibt es zwei Organisationen: Über https: / / www.vgwort.de können bei der Verwertungsgesellschaft Wort preiswert die Rechte für Print-Pressespiegel eingeholt werden. Für digital weitergegebene Zusammenstellungen ist www.pressemonitor.de zuständig. Die genauen Kosten hängen von der Anzahl der Weiterleitungen ab. Gegen Verbreitung und Änderung geschützt sind übrigens alle Werke, bis deren Schöpfer länger als 70 Jahre tot sind. Danach sind sie gemeinfrei und alle können die Werke bearbeiten und verbreiten. So dürfen alle Gedichte von Goethe umschreiben, als Gedichtband verkaufen und Teile davon über ihren Social-Media-Account verbreiten. Allerdings nur die Ori‐ ginalfassung. Denn Übersetzerinnen sind Miteigentümer und können über die Verwendung ihrer Fassung mitbestimmen. Eine Ausnahme gilt nur für die wissenschaftliche Auseinandersetzung: Da sind längere Zitate erlaubt, sofern deren Quelle angegeben ist. In allen anderen Fällen bestimmen die Eigentümer, wie ihr geistiges Eigentum genutzt oder geändert werden darf. Sie entscheiden - wie beim Auto - ob sie ihr Eigentum verschenken, anonym verleihen oder als Spender genannt werden möchten. Diese dürfen aller‐ dings nur vergeben, was ihnen auch gehört. So konnte eine Sprachforscherin für ihr Projekt in Papua-Neuguinea „aufgrund der Persönlichkeitsrechte der beteiligten Personen nicht alle Daten des Dokumentationsprojekts in Open Access“ veröffentlichen. 41 Denn jeder Mensch kann selbst entscheiden, mit welchen Worten und Fotos er in der Öffentlichkeit stehen möchte. Sollen also Zitate oder Fotos von identifizierbaren Personen in einen Blog eingefügt werden, muss zuvor deren Zustimmung eingeholt werden. Und zwar auch dann, wenn mehr als fünf Menschen abgebildet sind. Denn es ist nur ein hartnäckiges Gerücht, dass sich die Rechtslage mit der Anzahl der Abgebildeten ändert. Tatsächlich dürfen ohne Erlaubnis nur in vier Fällen Fotos von Personen verbreitet werden, die identifizierbar sind: 39 1.4 Rechte einholen und sichern <?page no="40"?> 42 Universität Hohenheim, Fotografier- und Filmhinweis bei Veranstaltungen, o. D., https: / / kurzelinks.de/ hqnp - https: / / www.uni-hohenheim.de/ foto-film-hinweis-veranstaltun gen, Abruf am 5. 3. 21 ■ Die Fotos dienen der öffentlichen Sicherheit und wurden von Behörden angefertigt. Beispielsweise Fahndungsfotos ■ Die abgebildeten Personen befinden sich nur zufällig neben dem eigent‐ lichen Bildinhalt. Entscheidend ist, dass die Personen nur ‚Beiwerk‘ zum eigentlichen Motiv, also kein prägender Bestandteil des Fotos sind und ebenso gut weggelassen werden könnten. Beispielsweise eine Kathedrale, an deren Portal Touristen vorbeigehen ■ Es handelt sich um Bilder von öffentlichen Veranstaltungen. Eine zufällige Menschenansammlung reicht nicht aus und es muss dem Foto auf die Massenhaftigkeit ankommen. Daher dürfen einzelne Menschen nicht durch Teleobjektive oder Ausschnittsvergrößerung herangezoomt werden. Beispielsweise Fotografie einer Demonstration ■ Die Fotos zeigen Personen der Zeitgeschichte wie Politiker, Stars der Unterhaltungsbranche oder bekannte Aktivisten und wurden nicht in deren Privatsphäre aufgenommen. Beispielsweise dürfen selbstgemachte Fotos von Greta Thunberg auf einer öffentlichen Konferenz verbreitet werden, aber ohne ihre Erlaub‐ nis keine von ihr in einem Restaurant. Bei Fotos von Erwachsenen reicht meist die frühzeitige Information, dass fotografiert wird und wofür die Fotos verwendet werden sollen. Auf Ver‐ anstaltungen geschieht dies oft mit einem gut sichtbaren Aufsteller im Eingangsbereich. Die Universität Hohenheim empfiehlt den Hinweis „Bitte beachten Sie: Während der Veranstaltung werden von der Universität Fotos und Filme zu Zwecken der Öffentlichkeitsarbeit gemacht“ in Programmhef‐ ten, Einladungen und auf der Website sowie bei der Begrüßung. 42 Schriftliche Einwilligungen der Eltern sind dagegen bei Fotos von Kindern angezeigt. Wurde ein Foto für einen Blog angekündigt, das nun in einem Vortrag verwendet werden soll, muss für diese Verwendung erneut die Zustimmung der Abgebildeten eingeholt werden. Wer eigene Fotos oder Texte allen zur Verfügung stellen möchte, braucht dafür kein eigenes ‚Zu-verschenken-Schild‘ mit kleingedruckten allgemei‐ nen Geschäftsbedingungen zu basteln. Einfacher ist es, dies über eine Crea‐ 40 1 Bühne vorbereiten <?page no="41"?> 43 Im „Directory of Open Access Journals“ sind unter doaj.org 15 600 Journals eingestellt. Zum Vergleich: In der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek sind im Volltext 68 803 Fachzeitschriften frei zugänglich, nach: Universität Regensburg Universitätsbibliothek, Zeitschriftenliste nach Fachgebiet, o. D., https: / / kurzelinks.de/ w4ia - https: / / www.ezb.u ni-regensburg.de, Abruf am 5. 3. 21 tive-Commons-Lizenz (cc) deutlich zu machen. Wer seinen Text mit ‚cc O‘ markiert, erlaubt dessen Verbreitung und Änderung ohne dass die Autoren‐ namen genannt werden müssen. Für wissenschaftliche Dokumente, Daten und Quelltexte mit cc-Lizenz ist Open-Access der Sammelbegriff. Allein in der unabhängigen Datenbank „Directory of Open Access Journals“ 43 stehen fast drei Millionen Beiträge, die verwendet werden dürfen, wenn deren Autorinnen genannt werden. Gekennzeichnet ist dies mit dem Kürzel ‚cc by‘. Bei weiteren 1,7 Millionen Beiträgen ist nur die kommerzielle Nutzung ausgeschlossen, wobei die Autorennamen genannt werden müssen. Dann ist ‚nc‘ für ‚non commercial‘ angehängt und es heißt ‚cc by-nc‘. Wer außerdem die Bearbeitung ausschließen möchte, hängt noch ‚nd‘ an, markiert sein Werk also mit ‚cc by-nc-nd‘. Was man genau mit welchen Kürzeln freigibt oder ausschließt, steht beispielsweise unter www.creativecommons.org. Bei der Kennzeichnung muss man darauf achten, dass man selbst nicht mehr verbreiten darf, was man anderen gegeben hat. So dürfen Texte, deren Verwertungsrechte an Verlage abgetreten wurden, nicht mehr auf Open Ac‐ cess-Plattformen und Social-Media-Accounts eingestellt werden. Und zwar auch dann nicht, wenn die Verlage kein Honorar bezahlt haben. Dann gilt der Grundsatz ‚geschenkt, ist geschenkt und wiederholen ist gestohlen‘. Um seinen eigenen Beitrag an mehr als sieben Kollegen weiterzugeben, bräuchte man also erst die Genehmigung des Verlages. Steht ein Probekapitel auf der Verlagsseite, darf aber durchaus ein Link dorthin auf die Webseite und im Social-Media-Account gesetzt werden. Tantiemen erhalten und Pflichtexemplare abliefern Weil Bilder und Texte kopiert und von Bibliotheken verliehen werden, steht Urheberinnen und Eigentümern ein Ausgleich zu. Um den zu erhalten, schließen diese kostenlose Wahrnehmungsverträge mit Verwertungsgesell‐ schaften ab. Dadurch erhalten auch Autoren wissenschaftlicher Beiträge - zusätzlich zum ursprünglichen Honorar - jährlich Tantiemen. Je nach Publikationsumfang können hunderte Euros zusammenkommen, die als Einnahmen versteuert werden müssen. 41 1.4 Rechte einholen und sichern <?page no="42"?> 44 o.A., VG Wort - ein attraktives passives Einkommen, 2. 6. 19, https: / / kurzelinks.de/ n5a4 - https: / / www.infopreneur.de/ geschaeftsideen/ vg-wort-ein-attraktives-passives-einko mmen, Abruf am 11. 1. 21 Bei der Verwertungsgesellschaft Wort sind 250 Autorinnen, Überset‐ zer und Herausgeberinnen gemeldet 44 , bei der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst, über die Fotos, Filme und Gestaltungen gemeldet werden, 60 Menschen. Für Autoren in der Schweiz ist ProLitteris (https: / / prolitter is.ch) zuständig, für in Österreich lebende Autoren, Übersetzerinnen und Herausgeber Literar-Mechana (https: / / literar.at). Melden Autoren, die einen Wahrnehmungsvertrag haben, ihr Werk über https: / www.vgwort.de, zahlt diese Verwertungsgesellschaft für: ■ Beiträge in Büchern, Broschüren, Fachzeitschriften und Loseblattwer‐ ken ab 3 000 Zeichen, wenn diese bis zu zwei Jahre nach Erscheinen gemeldet wurden; ■ Online-Texte beispielsweise in Blogs und auf Webseiten ab 1 800 Zei‐ chen; ■ Publikationen in wissenschaftlichen und monothematischen Special-In‐ terest-Zeitschriften; ■ Standardbücher ab 300 Druckseiten einmalig um 900 Euro. Sie zahlt erneut, wenn für Neuauflagen mindestens zehn Prozent geändert wur‐ den. Das gilt auch für Dissertationen, die in wissenschaftlichen oder Fachbibliotheken stehen, für Bücher, für die es kein Honorar gab oder deren Originalausgabe im Ausland erschien. Die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst honoriert selbst erstellte ■ Fotos und Illustrationen in Zeitschriften, Zeitungen und Büchern im Erscheinungsjahr. Sind die Bücher als Print-on-Demand erschienen, müssen mindestens 200 Exemplare verkauft worden sein; ■ Gestaltung von Büchern, Buchcovern und Webseiten; ■ Online-Bilder, die ein halbes Jahr auf einer deutschen Internetseite standen, sowie Filme. Es lohnt sich also für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Wahrneh‐ mungsverträge abzuschließen und eigene Werke regelmäßig zu melden. Wer etwas veröffentlicht, hat allerdings auch Pflichten. So müssen zwei Pflichtexemplare an die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt oder Leipzig geschickt werden sowie - je nach Bundesland - ein oder zwei 42 1 Bühne vorbereiten <?page no="43"?> 45 Zusammenstellung der Landesbibliotheken unter: Wikipedia, Pflichtexemplar, 17. 11. 20, https: / / kurzelinks.de/ conb - https: / / de.wikipedia.org/ wiki/ Pflichtexemplar , Abruf am 5. 3. 21 Exemplare an die Landesbibliothek 45 . Erschienen Bücher oder Zeitschriften in einem Verlag, übernimmt der Verlag die Zustellung. In allen anderen Fällen müssen Herausgeberinnen oder Autoren ihre Werke binnen zwei Wo‐ chen nach der Veröffentlichung zustellen: Gedruckte Bücher, Zeitschriften und Prüfungsarbeiten sowie deren digitale Varianten. Dazu zählen e-Books, Books-on-demand, Hörbücher sowie übers Internet verbreitete digitale ‚Bücher‘ ebenso wie e-Paper, e-Journals, Online-Dissertationen, Digitalisate und Netzpublikationen. Nur rein private Internet- und Intranet-Seiten, Werbedrucksachen und Formulare müssen nicht abgeliefert werden. Alle anderen Medien gelten als geistiges Erbe des Landes und werden in den Bibliotheken für die Allgemeinheit bewahrt und dokumentiert. Die stehen damit auch Wissenschaft und Forschung auf unbegrenzte Zeit zur Verfü‐ gung. Wer Bilder, Texte und Design nicht nur gelegentlich von Freiberufler‐ innen extern erstellen lässt, muss außerdem den Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung an die Künstlersozialkasse zahlen. Wurde eine Agentur beauftragt, die den Auftrag an Freiberufler weitergab, zahlt die den Anteil von gut vier Prozent des Honorars. Freiberufliche Künstler und Publizistin‐ nen erhalten den Arbeitgeberinnenanteil ebenfalls über die Künstlersozial‐ kasse. Dazu können auch Menschen aus den Wissenschaften gehören: Wer nicht nur vorübergehend über 3 900 Euro im Jahr erwirtschaftet, kann über die Künstlersozialkasse renten- und krankenversichert sein und erhält so einen Zuschuss in Höhe der eigenen Beiträge. Checkliste - Rechte einholen und sichern 1. Unter ‚Impressum‘ oder ‚Kontakt‘ auf der eigenen Internet- oder der Personenseite der Hochschule mindestens Vor- und Nachnamen, Anschrift, E-Mail oder Telefonnummer angeben 2. In Social-Media-Accounts Daten direkt eingeben oder Link zur Impressums-Seite einfügen und als ‚Impressum‘ bezeichnen 3. Bildrechte von Abgebildeten und Fotografinnen vor der Verbreitung einholen 43 1.4 Rechte einholen und sichern <?page no="44"?> 46 Das erstellte das Labor für Wissenschaftskommunikation, eine Ausgründung der Muthesius Kunsthochschule, in Kooperation mit dem Exzellenzcluster für Meeresfor‐ schung „The Future Ocean“ in Kiel; Muthesius Academy of Fine Arts and Design, Next Generation Interactive Scientific Poster, o. D., https: / / kurzelinks.de/ 52b9 - https: / / www. futureocean.org/ poster/ en, Abruf 9. 3. 21 4. Eigene Werke nur verbreiten, wenn die Nutzungsrechte daran nicht abgegeben wurden 5. Prüfen, ob eigene Publikationen per cc-Lizenz zur Nutzung freige‐ geben werden sollen und dürfen 6. Wahrnehmungsvertrag mit Verwertungsgesellschaft Wort abschlie‐ ßen und eigene Werke jährlich melden 7. Bei selbst produzierten Publikationen Pflichtexemplare von Bü‐ chern, Zeitschriften und Online-Werken bis zwei Wochen nach Erscheinen an die National- und Landesbibliothek senden 8. Künstlersozialkasse informieren, wenn Aufträge an Freiberuflerin‐ nen und Selbstständige vergeben wurden und Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung zahlen 9. Für Zuschuss zur eigenen Rente bei der Künstlersozialkasse melden, wenn mit Veröffentlichungen regelmäßig über 3 900 Euro Gewinn erwirtschaftet wird 1.5 Material besorgen - von Fotos bis Musik Bilder- und Musikarchive nutzen - Fotomotive finden - Bilder bearbeiten Um eigene Medien zu erstellen oder online zu pflegen, reicht das vorhandene Material auf Dauer nicht aus. Dann ist es, wie bei einem Kuchen: Man kann die Zutaten preiswert selbst mischen oder eine Fertigbackmischung oder fertigen Kuchen kaufen. Den gibt es - wie die einzelnen Zutaten - wieder in verschiedenen Qualitäten und Preisklassen. Die aktuell teuerste und aufwendigste Variante wäre im Bereich Grafik ein interaktives Aus‐ stellungsposter, wie das „Next Generation Scientific Poster“, das mit dem „German Design Award in Gold 2016“ und dem „Red Dot best of the best“ ausgezeichnet wurde. 46 44 1 Bühne vorbereiten <?page no="45"?> 47 vgl. David Griffin, Leiter Fotoredaktion National Geographic, How Photography connects us, Februar 2008, https: / / kurzelinks.de/ ieof - https: / / www.ted.com/ talks/ david_griffin _how_photography_connects_us, Abruf am 11. 1. 21 Wer dafür kein Geld oder passende Kooperationspartner hat, muss wis‐ sen, wo es Qualität umsonst gibt und wie er die erkennt. Gratis gibt es eindrucksvolle Bildmotive in Fotoarchiven: ■ bei einigen Hochschul- und Instituts-Pressestellen für eigene Mitarbei‐ ter ■ lizenzfrei zu vielen Themen bei Wikimedia Commons (https: / / commo ns.wikimedia.org), Stockata (https: / / stockata.de), Pixabay (https: / / pixa bay.de) und Wunderstock (https: / / wunderstock.com) ■ mit cc-Lizenz (► Kap. 1.4 - Rechte einholen und sichern) bei Stan‐ dard-Suchmaschinen über die erweiterte Suche und unter creative commons (https: / / creativecommons.org) ■ von Architektur bis Religion teilweise lizenzfrei bei Getty Search Gate‐ way (https: / / search.getty.edu) ■ aus dem Weltall auch als bewegte Animation beim Archiv der NASA (h ttps: / / images.nasa.gov) ■ von Kunstwerken und kunsthandwerklichen Gegenständen beim Met‐ ropolitan Museum of Art New York (www.metmuseum.org/ art/ collecti on/ ) ■ aus Laboren und Technik im Portal Piqsels über das Suchstichwort ‚Wissenschaft‘ (www.piqsels.com) ■ von historischen amerikanische Bildern bei der Library of Congress (w ww.loc.gov/ pictures) ■ von historischen deutschen Ansichtskarten bei Zeno (www.zeno.org/ A nsichtskarten) Besonders umfangreich, aber auch teuer, sind Bildportale wie Shutterstock (www.shutterstock.de) und Adobe Stock (www.stock.adobe.com). Damit die technische Qualität stimmt, brauchen Bilder fürs Internet 72 dpi im jpg-Format, für den Druck 300 dpi. Optimal sind Bildmotive, die zum Hinschauen verführen, ästhetisch außergewöhnlich sind, eine Geschichte erzählen und Emotionen auslösen. Denn emotionale und überraschende Bilder werden besser erinnert. Sind sie emotional komplex, werden sie häufiger geteilt. 47 Damit sind reine Schmuck- und Standardbilder zweite Wahl. Aber welche Gefühle sollen 45 1.5 Material besorgen - von Fotos bis Musik <?page no="46"?> 48 Julia Metag, Visuelle Wissenschaftskommunikation - ein Überblick über die Forschung, 14. 2. 20, https: / / kurzelinks.de/ j4il - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ vis uelle-wissenschaftskommunikation-ein-ueberblick-ueber-die-forschung-35859, Abruf am 11. 1. 21 49 Julia Metag, Mike S. Schäfer, Katharina Kleinen-von Königslow, Eisbär, Gletscher und Windräder - Die Wahrnehmung von Klimawandel-Bildern in Deutschland, S. 143-170, in: Ruhrmann / Kessler / Guenther 50 Ulrike Brandt-Bohne, Climate Visuals - eine Bilddatenbank zur Klimakommunikation, 8. 10. 19, https: / / kurzelinks.de/ 354c - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ cli amte-visuals-eine-bilddatenbank-zur-klimakommunikation-30031, Abruf am 11. 1. 21 Bilder auslösen? Angst auslösende Bilder senken die Bereitschaft, etwas gegen den Klimawandel zu tun, stellte die Medienwissenschaftlerin Julia Metag fest. 48 Die oft spektakulären Bilder - wie ein Eisbär auf einer kleinen Eisscholle - sprechen also zwar Emotionen an, verfehlen aber das Ziel. Das erreichen eher Fotos von Fleischtheken und Flugzeugen, die zeigen, was Einzelne gegen den Klimawandel tun können. 49 Besser als Bilder mit vielen Menschen, werden übrigens solche mit ein oder zwei Personen aufgenommen. Eine Studie zu Bildern zum Klimawandel empfiehlt neben der Abbildung einzelner Menschen: 1. lokale Auswirkungen zeigen 2. echte Menschen abbilden 3. starke emotionale Bilder nutzen 4. neue Geschichten erzählen 5. mit Protestbildern vorsichtig sein 6. das Ausmaß von Klimaursachen zeigen. 50 Bilder aufbauen und bearbeiten Werden Bilder von eigenen Veranstaltungen benötigt, müssen die oft selbst erstellt werden. Aber wie können solche Bilder zum Hinschauen verführen, wenn beispielsweise Keynote-Sprecher in der Bildmitte auf einer leeren Bühne am Stehpult stehen, die Motive also langweilig-vertraut sind? Dann hilft schon die Bildbearbeitung mit kostenlosen Bildbearbeitungsprogram‐ men weiter, wie „Gimp“ oder „Photopea“. Damit kann das Bild so beschnitten werden, dass die Sprecherin an einem stark gekürzten Pult am Bildrand steht. Je extremer das Motiv angeschnitten ist, umso mehr signalisiert es Dynamik und Modernität. Zumindest alles überflüssige ohne Bildaussage 46 1 Bühne vorbereiten <?page no="47"?> 51 Zahlreiche weitere Fotoideen in: Dieter Georg Herbst, Bilder, die ins Herz treffen, Bremen 2012 kann man also schon mal wegschneiden - wie den leeren Bühnenrand und die Decke. Auch die Bildbearbeitung kann helfen: Das Stehpult lässt sich neongrün einfärben oder durch einen Gegenstand ersetzen, der zum Vortrag passt - sei es ein Baumstamm bei einem Vortrag zur Entwicklung von Wäldern, ein Stapel historischer Bücher, wenn es um vergleichende Literaturanaly‐ sen, oder ein historischer Briefkasten, wenn es um zwischenmenschliche Kommunikation früher und heute geht. Wer Stehpult und Sprecher vom Hintergrund trennt, kann die freigestellte Version nutzen oder einen ande‐ ren Hintergrund einfügen, ob einen ■ dynamischen - wie einen Tunnel oder ein galoppierendes Rennpferd; ■ emotionalen - wie einen lachenden Säugling oder eine Hand, die die Hand eines Patienten hält; ■ statischen - wie Linien aus Programmiercodes, einen modernen Altar oder Makroaufnahmen von Strukturen; ■ überraschenden - wie einen Regenbogen, ergänzt durch eine Pfütze am Fuß des Stehpults. Die Vielzahl der Möglichkeiten kann dazu verführen, über das Ziel hinaus zu schießen und zu verwirren statt zu überraschen. Dann steht womöglich ein nur halb am Bildrand zu sehender Sprecher an einem historischen Briefkasten vor einem Regenbogen in einer lila Pfütze. Besser ist es, sich auf die Besonderheit zu beschränken, die am besten zum Thema passt. Kann das Foto neu aufgenommen werden, lässt man die Sprecherin - vom Fotografen aus gesehen - am besten nach rechts blicken. Dann lässt sich das Bild später links vom Text einfügen und die Sprecherin schaut nach rechts Richtung Text. Das wirkt harmonisch. Denn Blickanalysen haben ergeben, dass Menschen automatisch immer erst das Bild ansehen und dann der Blickrichtung der Abgebildeten folgen. Besondere Hingucker sind Bilder mit Handlungen. Deshalb werden bei Eröffnungen standardmäßig Bänder durchgeschnitten, bei Grundsteinlegungen Spaten in die Erde gestochen und bei Spenden große Schecks übergeben. Im Bereich Wissenschaft wäre überraschender, wenn eine Medizinerin das Modell eines rot eingefärbten Kiefers in der Hand hält. Oder zu Aktienanalysen ein Bild von Einkaufstüten gezeigt wird, die mit Industrieanlagen gefüllt sind. 51 Zu beachten ist auch der 47 1.5 Material besorgen - von Fotos bis Musik <?page no="48"?> Bildaufbau: Wichtige Bildelemente liegen idealerweise auf den gedachten Linien oder Schnittpunkten, die sich ergeben, wenn man das Bild mit zwei horizontalen und zwei vertikalen Linien in neun gleichgroße Teile teilt. Dann würde die Medizinerin an der gedachten linken Linie stehend nach rechts zu dem roten Kiefer blicken, der auf dem oberen rechten Schnittpunkt zu sehen ist. Sind die Bilder gemacht und bearbeitet, können sie mit Gratis-Program‐ men weiter aufbereitet werden: ■ In die Bilder kann Text eingestellt werden mit Canvo (www.canva.com), Phonto (www.phon.to) oder Quotescover (https: / / quotescover.com). ■ Ein animierter Minifilm wird aus einem einzelnen Foto mit Gifshop (www.gifshop.tv). ■ Aus einer Fotoserie lässt sich ein Kurzvideo in Endlosschleife produzieren mit LivePhotos von Apple und Boomerang bei Instagram. Dazu können Filmgeräusche - von der Autohupe bis zum Vogelgezwit‐ scher - abgespielt werden, die es bei Hörspielbox (www.hoerspielbo x.de) gibt sowie bei Audiyou (www.audiyou.de) in der Kategorie free‐ sounds. Musik in nicht-kommerzieller cc-Lizenz gibt es bei Soundcloud (www.soundcloud.com), Freemusicarchive (www.freemusicarchive .org), Freesound (www.freesound.org) und ccMixter (www.ccMixter .org). Wer seine Bildinhalte dann breit bekannt machen möchte, kann an Foto-Wettbewerben teilnehmen - beispielsweise in der Kategorie Studen‐ ten-Award beim Vienna International Photoaward oder beim Wettbewerb „Kultur- und Baudenkmäler“ von Wikipedia und Wikimedia Commons. Wie erfolgreich wissenschaftsnahe Fotos sein können, zeigte Lars Oliver Michaelis aus Essen. Er siegte 2020 mit dem Foto eines Diamantkalmar beim „Wunder-Welten-Fotowettbewerb“ in der Kategorie ‚Farbenvielfalt in der Natur‘ und in der Kategorie ‚Makroaufnahmen‘ mit dem Bild einer Skelettgarnele beim internationalen Wettbewerb „Safe under the Sea“. Aus den Wissenschaften gewannen Fotos sogar beim weltweit größten Wettbewerb für Pressefotografie: Auf Platz 1 in der Kategorie ‚Umwelt‘ kam 2020 die Aufnahme von zwei Eisbären, die sich der Ausrüstung einer Arktisexpedition näherten, der Wissenschaftsfotografin Esther Horvath, bei „World Press Photo“. Die wurde anschließend in einer Wanderausstellung in 80 Städten gezeigt. 48 1 Bühne vorbereiten <?page no="49"?> 52 Universität Ulm, Fotowettbewerb „Dein Bild von der Langen Nacht der Wissenschaft! “, 14. 8. 17, https: / / kurzelinks.de/ eeqa - https: / / www.uni-ulm.de/ misc/ 50jahre/ programm / lange-nacht-der-wissenschaft/ fotowettbewerb, Abruf am 9. 3. 21; Fördergemeinschaft und Alumni-Vereinigung der Fakultät IV - Wirtschaft und Informatik in der Hoch‐ schule Hannover, Fotowettbewerb 2020, o. D., https: / / kurzelinks.de/ 6lbt - https: / / www. f4.hs-hannover.de/ ueber-uns/ fawui/ fotowettbewerb-2020, Abruf am 9. 3. 21 53 Max Roser, nach: Martin Spiewak, Die Welt wird besser, Die Zeit, 13. 2. 20, S. 35 Eine Übersicht über allgemeine Fotowettbewerb bietet für ■ Deutschland: www.journalistenpreise.de/ kategorie/ fotografie ■ Deutschland und international: www.fotowettbewerbeliste.de ■ Schweiz: https: / / www.bildfotograf.ch/ fotowettbewerb_quiz.htm ■ Österreichischer Verband der Fotografie: www.voeav.at Dort sind allerdings kaum Wettbewerbe für Wissenschaftsfotos aufgeführt oder von Hochschulen - wie der zur „Langen Nacht der Wissenschaft“ in Ulm oder der zum kreativen Umgang mit den Widrigkeiten der Corona-Pan‐ demie der Hochschule Hannover 52 (► Kap. 5.2 - Wettbewerbe nutzen). Grafik zur Botschaft erstellen Grafiken zur Visualisierung einzusetzen, bietet sich vor allem für die Präsentation von Zahlen an. Der große Nachteil: Grafiken werden im Gehirn eher wie Text und damit langsamer verarbeitet. Und je mehr Details sie enthalten, umso schwieriger sind sie zu entschlüsseln. Reduzierte Grafiken sind technisch einfach herzustellen: Zahlen, beispielsweise im Programm excel, in ein Tabellendokument eingeben und schon lassen sich halbautomatisch Diagramme erstellen - ob als Torten- oder Balkenansicht, Säulen-, Netz- oder Blasen-Diagramm. Sind die Daten validiert, die Quellen verlässlich und die technischen Probleme gelöst, ist die größte Schwierigkeit „eine visuelle Aussage zu formulieren, ohne dass die wissenschaftliche Komplexität verloren geht“, stellt Max Roser fest. Dieser Prozess dauert bei dem Wirtschaftswissenschaftler, der schon mal „Picasso der Daten“ genannt wird, und seinem „Our World in Data“-Team „oft Wochen, manchmal Monate“. 53 Zusammen mit dem schwedischen Gesundheitswissenschaftler Hans Rosling hat Rosner den Goldstandard für die Aufbereitung wissen‐ 49 1.5 Material besorgen - von Fotos bis Musik <?page no="50"?> 54 Hans Rosling, 200 Countries, 200 Years, 4 Minutes, 26. 11. 10, https: / / kurzelinks.de/ bmty - https: / / www.youtube.com/ watch? v=jbkSRLYSojo, Abruf am 9. 3. 21 55 o.A., Hilfe für Geisteswissenschaftler, o. D., https: / / kurzelinks.de/ 1zaf - https: / / www.ge wi-hilfe.blogspot.com, Abruf am 9. 3. 21 schaftlicher Daten gesetzt. Denn Rosling präsentiert seine Infografiken als spannende, visuelle Geschichte sogar dreidimensional. 54 Für den schnellen Hausgebrauch gibt es Vorlagen für Infografiken. Diese übersichtlich grafisch aufbereiteten Texte mit Bildern gibt es für wissen‐ schaftliche Infografiken bei Mind the Graph (https: / / mindthegraph.com), für allgemeinere Themen bei Canva (www.canva.com) und Easel (www.easel.l y). Mit so einer Erklärgrafik können zügig beispielsweise „Die 6 wichtigsten Fakten über Geisteswissenschaftler in Deutschland“ 55 visualisiert werden. Anspruchsvoller ist es, Visualisierungen Schritt-für-Schritt selbst zu erstellen: 1. Daten und Informationen zusammenstellen 2. Zweck und Botschaft der Abbildung ermitteln 3. Passende Motive suchen, bei Grafiken das Design festlegen: Zum Thema abnehmende Kindersterblichkeit im Laufe der Jahrhun‐ derte passt beispielsweise kein Blasendiagramm in Neonfarben. Das Team von Rosner entschied sich stattdessen für ein pastellrosa hinter‐ legtes Liniendiagramm. 4. Aufteilung, Kernelemente und Verknüpfung skizzieren 5. Zusatzmaterial zusammenstellen, Icons beispielsweise über die Daten‐ bank The Noun Project (www.thenounproject.com) und frei nutzbare Schriften über das Stichwort ‚Free Fonts‘ in einer Suchmaschine Ist die Grafik auf dem Bildschirm fertig, kann sie in eine - von Social-Me‐ dia-Algorithmen bevorzugte - gif-Datei umgewandelt werden. Dafür wird sie mit dem Gratis-Programm „ScreenTo-Gif “ vom Bildschirm abgefilmt und als gif gespeichert. Mit dem Programm lassen sich von Fotos und Videos auch 30 Sekunden lange animierte gifs erzeugen. Besonders schnell sind gifs mit dem Smartphone und dem kostenlosen Programm „GifMe! “ erstellt: Kameramodus starten, alles als gif speichern, schon können Fotos als gif per E-Mail verschickt und auf Social-Media-Kanälen eingestellt werden. 50 1 Bühne vorbereiten <?page no="51"?> Checkliste - Material besorgen 1. Materialquellen für die eigenen Themen zusammenstellen 2. Ziel und Bildaussage bei Fotos und Grafiken festlegen 3. Überraschende und emotional positive Bilder mit Handlungen be‐ vorzugen 4. Bilder mit Bearbeitungsprogrammen aufbereiten 5. Design von Grafiken auf Hauptaussage ausrichten 51 1.5 Material besorgen - von Fotos bis Musik <?page no="52"?> 1 Patricia A. Gwozdz, Science Celebrities als Ikonen des Knowledge Gossip, S. 61-96, in: Kleiner / Wilke, S. 62 2 Otto Kruse, Wissenschaftliche Textproduktion und Schreibdidaktik, S. 1-18, in: Eva-Maria Jakobs, Dagmar Knorr, (Hg.), Schreiben in den Wissenschaften, Frankfurt / Main, 1997, S. 7, 14 2 Leser gewinnen 2.1 Schreiben für andere Schreiben als Prozess - Frische Formulierungen finden - Texte überarbeiten Menschen aus den Wissenschaften verfügen über sehr viel Schreiberfah‐ rung - ob mit Aufsätzen und Protokollen, Hausarbeiten und Projektanträ‐ gen, mit adressatengerechten E-Mails und Posts, Einladungen oder Kündig‐ ungen. Damit sind sie aber noch nicht allen Schreibaufgaben gewachsen. Das sind auch die nicht, die hauptberuflich schreiben. Selbst wenn denen Berichte oder Reden routiniert und eloquent gelingen, können die deswegen noch keine halbwegs akzeptable wissenschaftliche Arbeit verfassen. Denn bevor wissenschaftliches Schreiben gelingt, muss man sich erst „mit den Formen, Strukturen und Konventionen der Wissenschaften vertraut“ machen, die oft eher historisch als logisch erklärbar seien, stellte der Schreibforscher Otto Kruse fest. Zugleich hat auch die Wissenschaft „ihre Folklore, ihre Dogmen und Obsessionen“. So gibt es „zwar immer noch Erzähl-, Metaphern- und Ich-Tabus“, die jedoch „gerade in Research Reports wenig oder kaum beachtet werden“ 1 , fand die wissenschaftslinguistische Fachsprachenforschung heraus. Kruse kritisierte auch, dass Studierende lernen „mit wissenschaftlich klingender Rhetorik geschickt die Lücken in ihrem Wissen zu vertuschen. Sie lernen nicht, sich authentisch auszudrü‐ cken, effektiv zu kommunizieren und das Schreiben als Mittel einzusetzen, um einen Gegenstand zu erkunden“. 2 Und das hat Tradition: Es sind „in erster Linie Mängel der Ausdrucksweise der Wissenschaft selber, welche in den <?page no="53"?> 3 Thomas Wilke, Wissensordnungen, Popularisierung, Urania, S. 31-60, in: Kleiner / Wilke, S. 31 4 Daniel Perrin, „Irgendwie bin ich immer am Schreiben“, Vom Sinn transdisziplinärer Analysen der Textproduktion im Medienwandel, S. 14-47, Journal für Medienlinguistik, Vol 2 (2019), No 1, S. 41 5 Jürg Niederhauser, Wissenschaftssprache und populärwissenschaftliche Vermittlung, Tübingen, 1999, S. 129 weiten Kreisen des Lebens erschwerend und verstimmend wirken“, befand schon 1888 der Direktor der königlichen Sternwarte, Wilhelm Förster. 3 Während die Schreibtraditionen im einen Fachbereich mehr, im ande‐ ren weniger gepflegt werden, wurde das Schreiben im Alltag beiläufiger. Das ist heute „dialogischer, multimodaler, aber auch fragmentarischer. Man schreibt immer und überall in kleinsten Häppchen. Dies erleichtert die Synchronisation mit Gemeinschaften, erschwert aber die fundierte Auseinandersetzung mit dem Gegenstand“ 4 , stellte der Schweizer Sprach- und Medienwissenschaftler Daniel Perrin fest. Mit dem Schreiben neuer Textsorten - wie Posts mit Hashtags - ändern sich zudem die Lese- und Kommunikationsgewohnheiten, die wieder das Schreiben beeinflussen. Nicht geändert hat sich, dass wissenschaftliche Zusammenhänge und Ergebnisse der allgemeinen Öffentlichkeit so präsentiert werden sollen, dass fachliche Laien sie verstehen. Wer dafür so schreibt, dass es selbst seine Oma versteht, riskiert allerdings, dass die Kollegen die Augen verdrehen. Wer das vermeidet, erreicht die Oma nicht. Ein klassisches Dilemma, das Menschen aus den Wissenschaften oft ohne Unterstützung im Alleingang lösen sollen. Viele erfahren nicht, in welchen Schritten sich aus einer wissenschaftlichen Arbeit ein Text für die Öffentlichkeit entwickeln lässt: 1. Anmerkungen, Fußnoten und Literaturlisten streichen 2. Einordnungen ins Forschungsgeschehen löschen sowie zentrale Defi‐ nitionen, die ansatzweise bekannt sind 3. Hinweise auf Illustrationen entfernen 4. Skizzen und Tabellen soweit möglich durch Fotos ersetzen 5. Namen von Instituten und Personen grob zuordnen - wie: Ökonomin‐ nen in Peru stellten fest oder das größte Krebsforschungsinstitut in Deutschland fand heraus 6. notwendige Fachworte so umschreiben, dass der fachliche Gehalt un‐ gefähr klar wird - ein „metallurgisch‚ gutmütiges‘ Material“ lässt sich dann „gut bearbeiten, weil es nicht so leicht bröckelt“ 5 53 2.1 Schreiben für andere <?page no="54"?> 6 Wissenschaft im Dialog, Wissenschaftskommunikation in Krisenzeiten, 26. 3. 20, https: / / kurzelinks.de/ 4oyh - https: / / www.wissenschaft-im-dialog.de/ blog/ blogartikel/ beitrag/ wissenschaftskommunikation-in-krisenzeiten, Abruf am 11. 3. 21 7 o.A., 3 1 / 2 Fragen an Esther Laufer, Die Zeit, 9. 7. 20, S. 36 8 Thomas E. Schmidt, In der Schmidt-Akademie, Die Zeit, 27. 2. 20, S. 33 9 David Galbraith, Mark Torrance: Revision in the context of different drafting strategies, in: Linda K. Allal, Lucile Chanquoy, Pierre Largy (Hg.): Revision. Cognitive and instru‐ ctional processes, Studies in Writing, Bd. 13, Boston u. a., 2004, S. 63-85 7. verknappte wissenschaftliche Informationen so ausführen, dass Laien sie grob nachvollziehen können - ein Paläontologe ist dann ein Wissen‐ schaftler, der anhand von Versteinerungen Tiere und Pflanzen erforscht, die vor über 10 Jahren ausgestorben sind 8. Inhalte nach Interesse des Publikums sortieren: Was knüpft an dessen Erfahrungen an? Was nützt wofür? Was sind gesellschaftliche Folgen? 9. Lebewesen und deren Geschichte einbauen - wie das Verhalten von menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Probanden, von Untersu‐ chungsgegenständen oder den Wettbewerb zwischen Forschungsteams Ergänzt werden können dann „die Beweggründe, Methoden und Prozesse hinter den Erkenntnissen“, um das Vertrauen in die Wissenschaft zu stär‐ ken. 6 Es ist dabei auch „eine gute Übung, zu versuchen, komplexe Forschung auf allgemeinverständliche Weise zu vermitteln“, stellte die Philosophin Esther Laufer fest. Dabei merke „man nämlich sofort, was man selbst noch nicht ganz durchdrungen hat“. 7 Dem wissenschaftlichen Nachwuchs riet Entertainer Harald Schmidt: „Macht es wie die Amerikaner. Gewinnt euer Publikum, redet verständlich und vermeidet deutschen Dünkel und dogmatischen Griesgram. Populär sei, zu signalisieren, dass man nicht das Wissen selbst sei, sondern nur sein Vertreter“. 8 Muss ein Text neu geschrieben werden, beginnen Menschen unterschied‐ lich. Die einen fangen erst zu schreiben an, wenn ihnen ganz klar ist, was sie schreiben wollen. Andere entwickeln Ideen und Textstruktur beim Schreiben, fanden die Psychologen David Galbraith und Mark Torrance heraus. 9 Manche wechseln je nach Aspekt, Thema oder Textart zwischen der einen oder anderen Methode. Der eigentliche Schreibprozess ist dann dynamisch und komplex. Dafür werden das Arbeits- und das Langzeitge‐ dächtnis aktiviert, mal mit der rechten Gehirnhälfte assoziiert, mal mit der linken entschieden, welcher Satzbau geeignet ist, welches Wort und welches Satzzeichen. Das erfordert schon deshalb hohe Konzentration und Motivation, weil das Denken das Schreiben beeinflusst und das Schreiben 54 2 Leser gewinnen <?page no="55"?> 10 Otto Kruse, Lesen und Schreiben, 3. Aufl. Wien 2018, S. 88, nach: o.A., Gut geplant ist halb geschrieben, https: / / kurzelinks.de/ byas - https: / / www.studium.utb.de/ wissenscha ftlich-schreiben/ schreibprozess/ planung-schreibprozess, Abruf am 8. 6. 21 das Denken. Etwas Systematik verspricht da die Orientierung am Standard‐ ablauf 10 : 1. Vorbereitung: Thema eingrenzen, Botschaft festlegen, Zielgruppe ver‐ gegenwärtigen 2. Ideen sammeln und recherchieren 3. Aspekte festlegen und Material strukturieren 4. Rohtext zügig runterschreiben 5. Überarbeiten von Inhalt, Aufbau und Stil 6. Pause machen, um Abstand zum Text zu gewinnen 7. Gesamttext überarbeiten 8. Feedback einholen 9. Gesamttext erneut überarbeiten Einhalten lässt sich dieser Ablauf allerdings nur bei kurzen Texten. Denn bei längeren entstehen beim Überarbeiten oft weitere Ideen, die wieder recherchiert, ein- und überarbeitet werden müssen. Frische und einprägsame Formulierungen finden Der Schreibstil hängt auch von den Kriterien der Textform ab, dem Textziel - also wer in welchem Format informiert, überzeugt oder unterhalten werden soll - und der Zielgruppe. Ist die faktenorientiert, kann es heißen: ‚Juristen haben unsere Fakultät vor über 100 Jahren gegründet. 1 500 Studenten ma‐ chen hier jedes Jahr ihren Abschluss.‘ Eine Mischung aus Fakten und Gefühl bietet: ‚Philosophen gründeten unsere Fakultät vor über 100 Jahren. Ihnen fühlen wir uns verpflichtet. Auch deshalb unterstützen unsere Dozenten die Studierenden von Anfang an.‘ Gefühlsbetont wäre: ‚Swingende Künstler, spannende Geheimtipps und geniale Kniffe: In Ateliers und mit Aktionen zeigt die Hochschule, wie Kreativität entsteht und steigerbar ist.‘ Auch faktenorientierte Texte lassen sich mit frischen Formulierungen auflockern. Um die zu finden, reicht es jedoch nicht, dem Gehirn mitzu‐ teilen, dass lebendige Worte gewünscht sind. Das ist so effektiv, wie ein Hündchen distanziert zu informieren, dass es über ein Stöckchen springen soll. Man muss es schon motivieren und ihm ein Stöckchen hinhalten. Beim 55 2.1 Schreiben für andere <?page no="56"?> Gehirn funktioniert das, indem man es vom bisherigen Wort ablenkt. Dafür kann man erst Gegenteile dieses Wortes sammeln und anschließend dazu wiederum die Gegenparts: Das Gegenteil von ‚interessanten Vorträgen‘ wären ‚langweilige‘, ‚öde‘, ‚eintönige‘, ‚08 / 15-Vorträge‘. Die Gegenparts dazu könnten ‚facettenreiche‘, ‚originelle‘ oder ‚einfallsreiche Vorträge‘ sein. Dann schreibt man statt von einem ‚interessanten‘ Vortrag vielleicht von einem ‚einfallsreichen‘. Um Überraschendes zu entwickeln, das sich leicht einprägt, kann man auch von einem kurzen zentralen Wort ausgehen. Wird eine prägnante Formulierung zu Telefonakkus gesucht, die schnell leer sind, könnte man vom Wort ‚Telefon‘ ausgehen. Dann würde zu jedem Buchstaben des Wortes ein konkreter Begriff gesucht: T - ‚Tasse‘, E - ‚Elefant‘, L - ‚Leiter‘, E - ‚Eimer‘, F - ‚Fenster‘, O - ‚Opa‘, N - ‚Nase‘. Diese Worte sind nun das Stöckchen, dass der Hund zurückbringen beziehungsweise das Gehirn einbauen soll. Das kann schon mal ein, zwei Minuten dauern. Aber weil das Gehirn es liebt, Zusammenhänge herzustellen, findet es meist auch welche. So kann aus ‚Telefonakku‘ und ‚Elefant‘ der Vergleich ‚ein Akku, so stark wie ein Elefant‘ werden. Aus ‚Telefon‘ und ‚Tasse‘ könnte entstehen: ‚So schnell, wie ein Tässchen leer ist, wenn man Durst hat, waren alte Telefonakkus leer, wenn man plaudern wollte‘. Nicht jeder hergestellte Zusammenhang überlebt allerdings den anschließenden Faktencheck. Manche Idee landet im Papierkorb, andere lassen sich weiterentwickeln. Wer nicht nur frisch, sondern auch verständlich informieren möchte, kann ■ zentrale Aussagen wiederholen, ■ Kernaussagen durch Beispiele verankern, ■ nach längeren Ausführungen zusammenfassen, ■ Erfahrungen schildern, um Zeit zum Nachdenken, Einprägen und Ent‐ spannen zu geben, ■ Vergleiche einbauen, um die Informationsdichte der Aufnahmege‐ schwindigkeit anzupassen, ■ überraschendes präsentieren und prägnant formulieren, um die Kon‐ zentration wach zu halten. Die Aufgabe des Textanfangs ist es dann, das Publikum ‚in den Text zu ziehen‘. Journalisten platzen dafür rücksichtslos mit dem Wichtigsten heraus - wie Kinder, die „Mama, Mama, es brennt“ rufen, bevor sie erzählen, dass das Feuer in einer der Mülltonnen hinter dem Supermarkt ist. Anders 56 2 Leser gewinnen <?page no="57"?> 11 Armin Maiwald, o. T., Die Zeit, 4. 3. 21, S. 36 12 Thomas Karmasin, Leser erobern, Süddeutsche Zeitung, 5. 5. 17 13 Ursula Kals, Einer muß sich plagen, der Schreiber oder der Leser, Frankfurter All‐ gemeine, 25. 10. 04, kurzlinks.de / vguk - faz.net / aktuell / karriere-hochschule / spra‐ che-einer-muss-sich-plagen-der-schreiber-oder-der-leser-1 189 960, Abruf am 11. 3. 21 macht es Armin Maiwald von der „Sendung mit der Maus“: „Wir fangen mit etwas Bekanntem an und gehen Stückchen für Stückchen weiter“. 11 Wem kein Anfang einfällt, der beginnt seinen Text am besten mit irgendeinem Satz oder Absatz, also einfach mittendrin. Dabei klärt sich die inhaltliche Richtung eines Textes oft von selbst, sodass schließlich auch der Anfang gelingt. Als letztes entwickeln Journalisten die Überschrift. Denn die soll die zentrale Aussage wiedergeben und dabei leicht zu verstehen sein, Such‐ maschinen-Keywords enthalten und Leseanreiz bieten. „Mit Schlagzeilen erobert man Leser. Mit Informationen behält man sie“, fand selbst der Ver‐ leger britischer Boulevardzeitungen, Alfred Harmsworth. 12 Überschriften gelten daher als der schwierigste Teil des Handwerks. Journalisten nutzen dafür neben herausragenden Informationen und Fragen - ‚Bewegung senkt Brustkrebsrisiko‘, ‚Wie erkennen Kinder Worte? ‘ - auch Anspielungen und kurze Zitate aus dem Text: ‚Unter Reihern‘, ‚Klassische Musik unterteilt nach Rasse und Klasse‘. Einfacher gelingen Unterzeilen. Darin werden Informa‐ tionen nachgeliefert, mit denen die Überschrift eingeordnet werden kann: ‚Graureiherkolonie in Aachen untersucht‘, ‚Studie erschienen‘, ‚Rassismus ist strukturelles Problem‘. Texte überarbeiten, Schreibprobleme lösen Stehen Überschrift und Unterzeile über dem Rohtext, beginnt die Über‐ arbeitung. Bis zu 50 Mal soll der Schriftsteller Ernest Hemingway seine Geschichten umgeschrieben haben. Das ist im Wissenschaftsbetrieb zwar kaum möglich und bei Sachtexten meist auch nicht nötig, zeigt aber, dass sich fast alle Texte sehr lange verbessern lassen. Denn „was sich sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“, befand schon der österreichische Philosoph Wittgenstein 1918. Das ist Arbeit stellte der ehemalige Leiter der Hamburger Journalistenschule Wolf Schneider klar, der sich schon mal als „meistgelesener Stillehrer des deutschen Sprachraums“ vorstellt, und konstatiert: „Einer muss sich plagen, entweder der Autor oder der Leser“. 13 57 2.1 Schreiben für andere <?page no="58"?> 14 Monika Taddicken, Nina Wicke, Katharina Willems, Verständlich und kompetent? Eine Echtzeitanalyse der Wahrnehmung und Beurteilung von Expert*innen in der Wissen‐ schaftskommunikation, Medien & Kommunikationswissenschaft, S. 50-57, Heft 1 / 2, 2020, https: / / kurzelinks.de/ dit8 - https: / / www.doi.org/ 10.5771/ 1615-634X-2020-1-2-5 0, Abruf am 12. 4. 21 Überarbeitet werden müssen Texte schon deshalb, weil beim Verfassen des Rohtextes Füllworte und Wiederholungen den Schreibfluss fördern. Sie werden am Ende wieder entfernt, weil zu viele davon den Lesefluss stören. Wurde am Computer geschrieben, findet man sie leichter in einer ausge‐ druckten Fassung. Alternativ kann die Schrift geändert werden, damit der Text für einen selbst so fremd wirkt, wie er es fürs Publikum ist. Dann findet man auch Einschübe schneller, die aufgelöst werden sollten, und fehlende Überleitungen zwischen unterschiedlichen Aspekten und Absätzen, die zu ergänzen sind. Dabei sollten bei Texten für die allgemeine Öffentlichkeit lange Substantive möglichst geteilt und einige durch Verben ersetzt werden. Dann wird aus der ‚Leistungsbewertung‘ erst eine ‚Bewertung von Leistun‐ gen‘ und dann ‚Leistungen, die bewertet werden‘ (► Kap. 6 - Übungen zum Ausprobieren). Für einige andere Textprobleme gibt es Unterstützung im Internet: ■ Fremdworte reduzieren: Internetseiten von Duden, Ponds, Langen‐ scheidt ■ Füllworte aufspüren: www.schreiblabor.com/ fuellwoerter-test ■ Gendern: www.geschicktgendern.de und www.genderleicht.de ■ Lesbarkeit erhöhen: www.leichtlesbar.ch ■ Plagiate finden: www.plagscan.com/ plagiat-check ■ Rechtschreibung: www.rechtschreibpruefung24.de und www.duden.de / deutsche_sprache ■ Synonyme einsetzen: www.dwds.de und www.woxikon.de ■ Worthülsen entdecken: www.blablameter.de und www.wortliga.de/ tex tanalyse ■ Zeichensetzung üben: www.korrekturen.de Die Arbeit am Text lohnt sich auch für die Verfasser, fanden Kommunika‐ tionswissenschaftlerinnen heraus: Da „insbesondere Verständlichkeit, Pro‐ fessionalität und Glaubwürdigkeit erwartet“ wird, bewertet das Publikum kurze Sätze, inhaltliche Strukturierungen sowie Verknüpfungen mit der All‐ tagswelt statt Wissenschaftsjargon überwiegend positiv. 14 Der Psychologe Rainer Bromme, der zur Wissenschaftskommunikation forscht, kritisiert 58 2 Leser gewinnen <?page no="59"?> 15 Joachim Retzbach, Verständlichkeit ist gut, aber es geht um informiertes Ver‐ trauen, 4. 5. 20, kurzlinks.de / hrm5 - wissenschaftskommunikation.de / verstaendlich‐ keit-ist-gut-aber-es-geht-um-informiertes-vertrauen-38 231, Abruf am 11. 3. 21 16 Anja Steinhauer, Gabriele Diewald, Richtig gendern, Berlin, 2017 dagegen „die verbreitete Vorstellung, dass man gute Wissenschaftskommu‐ nikation vor allem an der Verständlichkeit der Beiträge erkennt“. Für ihn ist „informiertes Vertrauen ein realistisches und ein auch normativ wünschens‐ wertes Ziel“, weil zu starke Vereinfachung dazu führen kann, dass Menschen ihren Wissensstand überschätzen. Das lasse sich „für populistische Angriffe auf die Forschung ausnutzen. Man hört dann von Gegnern der Wissenschaft: Wenn ihr so komplexe Modelle braucht, kann eure Erklärung nicht richtig sein“. Er rät dazu, genau zu reflektieren, wo die Grenzen für alltagsnahe Erklärungen sind und wo auf abstrakte Modelle zurückgegriffen werden muss. 15 Reflexion erfordert auch das Achten auf geschlechtsneutrale Sprache, das an den Hochschulen zum Standard gehört. Manche greifen dafür auf Binnen-I oder Bindestrich zurück, andere auf Doppelpunkt, Unterstrich, Sternchen oder Schrägstrich. Einfacher lesbar - und daher möglichst vor‐ zuziehen - sind neutrale Kollektivbezeichnungen. Also ‚Team‘ statt ‚Mann‐ schaft‘, ‚Dezernat‘ statt ‚Dezernent*in‘, ‚Jugendliche‘ statt ‚Schüler_innen‘ und ‚Redende‘ statt ‚Redner: innen‘. Auch Worte wie ‚jeder‘ und ‚keiner‘ können ersetzt werden: ‚Alle sind eingeladen‘ statt ‚jeder ist eingeladen‘, ‚das glaubt niemand‘ statt ‚das glaubt keiner‘. Manchmal kann auf den Plural oder die Tätigkeit ausgewichen werden: ‚es referieren‘, ‚verfasst von‘, ‚die Redeliste‘, ‚die Beteiligten‘. 16 Geschlechtsneutral schreiben, bedeutet auch, auf versehentliche Abwer‐ tungen zu achten. Die verstecken sich in Verben, beispielsweise wenn eine Frau etwas ‚meint‘ und ‚behauptet‘, während der Kollege ‚feststellt‘, ‚fordert‘ und ‚deutlich macht‘. Versehentliche Abwertungen entdeckt, wer im Text das Geschlecht auswechselt: Aus den ‚Studenten, die keine Forscher als Ansprechpartner hatten‘ werden ‚Studentinnen, die keine Forscherinnen als Ansprechpartnerinnen hatten‘. Ist das falsch oder klingt komisch, sollte der ursprüngliche Text geändert werden: ‚Die Studierenden hatten keinen Kontakt zum Forschungsteam‘. Will ein Text einfach nicht gelingen, kann man prüfen, ob die Textziele klar und realistisch sind. So kann eine Pressemitteilung nicht glücken, wenn kooperierende Häuser die entscheidenden Ergebnisse erst später mitteilen 59 2.1 Schreiben für andere <?page no="60"?> 17 Vgl. Christian Sauer, Souverän schreiben, Klassetexte ohne Stress, Frankfurt 2007 möchten. Auch viele weitere Schreibprobleme lassen sich lösen, indem deren Ursachen abgestellt oder reduziert werden 17 : ■ Ärger über andere Adrenalin durch Bewegung abbauen, Text über den Ärger schreiben oder sich wohlmeinende Leser vorstellen ■ Angst vor ewiger Gültigkeit mit der Hand vorschreiben ■ Angst vor Kritik mehrere Stunden zwischen Schreiben und Feedback einplanen, damit aus der frischen Eigenkreation ein normaler, verbesserbarer Text wird ■ Erschöpfung morgens schreiben, Pausen einhalten, für alle Arbeitsschritte ausrei‐ chend Zeit einplanen. Wer nicht abschalten kann, kann Folgearbeiten am Vorabend einplanen und Arbeitsideen in Stichworten notieren, die in der Freizeit auftauchen ■ Konzentrationsmangel schlafen, trinken und frische Luft, störungsfreie Schreibzeit organisie‐ ren, Ideen zu anderen Aufgaben notieren oder diese, sofern möglich, vorziehen ■ Lustlosigkeit und Langeweile Thema auf Relevanz prüfen, interessantere Aufhänger suchen, Pause machen, Gefühl schriftlich beschreiben, bei widersprüchlichen Erwar‐ tungen anderer: Prioritätenliste erstellen und entscheiden, welche Auf‐ gabe der konkrete Text erfüllen soll und kann ■ Perfektionismus sich erinnern, dass alle Menschen Fehler machen und Schreiben ein Prozess ist, dessen Ergebnis erst am Ende feststeht Checkliste - Schreiben für andere 1. Vorrangiges Textziel festlegen: Wer soll wie informiert, überzeugt oder unterhalten werden? 2. Frische Formulierungen finden: Gegenteil vom Gegenpart bilden oder überraschende, konkrete Worte einbauen 60 2 Leser gewinnen <?page no="61"?> 18 Jan-Hinrik Schmidt, Soziale Medien als Intermediäre in der Wissenschaftskommunika‐ tion, S. 82-115, in: Weingart et. al., S. 107 19 Leyla Dogruel, Klaus Beck, Social Media als Alternative der Wissenschaftskommunika‐ tion? , S. 123-187, in: Weingart et. al., S. 156 20 Sheila Moghaddam, Social Media Statistiken 2019 in Deutschland, 30. 1. 19, https: / / kurze links.de/ nos9 - https: / / www.blog.hootsuite.com/ de/ social-media-statistiken-2019-in-d eutschland, Abruf am 12. 3. 21 21 Museum für Naturkunde Berlin, Inspirationsworkshops mit StakeholderInnen und Öf‐ fentlichkeit, zum Projekt „Einbindung gesellschaftlicher Akteure in die Planungsphase großer Forschungsprojekte“, 2019, S. 23 3. Verständlichkeit erhöhen: Kernaussagen verankern, zentrales wie‐ derholen, zusammenfassen 4. Überarbeiten: Füllworte streichen, Substantive durch Verben erset‐ zen, Überleitungen einfügen 5. Schreibprobleme: Ursachen herausfinden und reduzieren 2.2 Netzwerk online pflegen Profil erstellen - Follower bekommen - Twitter, LinkedIn, Facebook und ResearchGate Wie in Konferenzpausen werden in sozialen Netzen Tipps und Inhalte weitergegeben, Kooperationen und Projekte verhandelt, Ergebnisse früh als Fragen, Themen und Diskussionsanstoß veröffentlicht. Daher gilt die Präsenz in sozialen Netzwerken einerseits zunehmend als wichtig fürs wissenschaftliche Renommee. Andererseits liegt zum Stellenwert sozialer Medien in der Wissenschaftskommunikation „in vielen Bereichen schlicht noch zu wenig empirisch gesichertes Wissen“ vor. 18 Es fehlen auch „syste‐ matische Übersichten dazu, wie wissenschaftsbezogene Informationen in Social Media genutzt und rezipiert werden“ 19 - obwohl fast die Hälfte der Weltbevölkerung Social Media nutzt, Deutsche täglich fast eine Stunde. 20 Die hohen Zahlen bedeuten allerdings nicht, dass automatisch viele Menschen erreicht werden: Als das Museum für Naturkunde Berlin in Social Media-Kanälen und auf der Webseite für die Teilnahme an einem Workshop für die breite Öffentlichkeit warb, meldeten sich so wenige an, dass der Workshop abgesagt wurde. 21 Andererseits waren Facebook und Twitter 61 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="62"?> 22 Stefan Müller, Wissenschaftskommunikation und Soziale Medien. Herausforderungen für die Forschungspolitik, S. 13-16, in: Weingart et. al., S. 16 23 Umfrage von drei Fachbibliotheken 2015 unter Wirtschafts-, Natur- und Ingenieurwis‐ senschaftlern: ZBW - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Wie die Digitalisierung die Wissenschaft verändert - Kurz erklärt: Social-Media-Nutzung in der Wissenschaft, https: / / kurzelinks.de/ u4xc - https: / / www.100jahre.zbw.eu/ wp-content/ uploads/ 2019/ 0 5/ Dossier_10_SM_nutzen.pdf, S. 184, Abruf am 12. 3. 21 und Michael Siegel, (Keine) reine Privatsache, S. 14-15, in: Dokumentation 11. Forum Wissenschaftskommunikation 2018, S. 15 Best Practice-Links zu Social-Media-Guidelines stehen unter https: / / kurzelin ks.de/ cwyi - https: / / www.buggisch.wordpress.com/ 2011/ 10/ 12/ deutsche-social-me dia-guidelines/ (Update: 2020). Darunter die der Hochschule für Technik & Wirtschaft Berlin unter https: / / kurzelinks.de/ 2h78 - https: / / www.corporate design.htw-berlin.de/ social-media/ social-media-guidelines/ und die der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften unter https: / / kurzelinks.de/ 229z - https: / / www.zhaw.ch/ storage/ shared/ hochschule/ zhaw-social-media-guidelines.pdf, Abruf am 19. 11. 20 24 Henning Lobin, Aktuelle und künftige technische Rahmenbedingungen digitaler Medien für die Wissenschaftskommunikation, S. 223-258, in: Weingard et. al., S. 229 / 230 25 nach: Jonathan Focke, Wissenschaft auf Facebook, S. 214-219, in: Weingard et. al., S. 215 entscheidender für die Zugriffe auf die Webseite www.wissenschaftsjahr.de als das klassische Suchmaschinen-Marketing. 22 Wissenschaftler nutzen vor allem LinkedIn, ResearchGate und Xing, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, sich über Themen und Publikatio‐ nen zu informieren. Auf diesen Plattformen nutzen sie eher ihre eigenen Accounts als die ihrer Forschungseinrichtung. 23 Das hat den Vorteil, dass diese auch dann erhalten bleiben, wenn die Stelle gewechselt wird. Eigene Accounts sind aber nicht in allen Häusern gern gesehen. Mitarbeitende, die keiner Professur zugeordnet sind, sind dann über Suchmaschinen nicht auffindbar, was die akademische Hierarchie im Netz fortführt. Was auf eigenen Accounts verbreitet wird, ist in den Fachbereichen un‐ terschiedlich. Auf Twitter verbreiten Astrophysikerinnen häufig Informati‐ onen, ohne diese zu werten, Biochemiker retweeten öfter, Wirtschaftswis‐ senschaftlerinnen teilen eher Links. Vertreter von Digital Humanities und Cognitive Science diskutieren dagegen stärker, während wissenschaftliche Institutionen vor allem auf Inhalte an anderen Stellen verweisen. 24 Auf Face‐ book diskutieren Menschen aus den Wissenschaften über wissenschaftliche Inhalte vorzugsweise mit Freunden und Bekannten und in geschlossenen Gruppen. 25 62 2 Leser gewinnen <?page no="63"?> 26 nach: Marc Scheloske, Wissenschaft & Wissenschaftler auf Twitter - Twitterstudie, 1. 3. 12, https: / / kurzelinks.de/ xs0q - https: / / www.wissenswerkstatt.net/ wissenschaft-wissensc haftler-auf-twitter-twitterstudie, Abruf am 2. 9. 20 27 Leyla Dogruel, Klaus Beck, Social Media als Alternative der Wissenschaftskommunika‐ tion? , S. 123-187, in: Weingart et. al., S. 167 / 168 28 M. Figura, D. Gross, Die Qual der Wiki-Wahl. Wikis für Wissensmanagement in Organi‐ sationen, 13. 6. 13, https: / / kurzelinks.de/ geye - https: / / www.pumacy.de/ publikationen/ studien/ wikis-fuer-wissensmanagement, Abruf am 19. 11. 20 29 Nicht immer werden Follower auf diese Weise gesammelt: Auf Instagram kann man 2 500 einmalige Follower für 20 Euro kaufen und auch für Aufrufe bezahlen. In einem Test des Fernsehsenders 3sat wurde ein Text 255 Mal aufgerufen, nachdem für 200 Dollar Follower gekauft worden waren 100 000 Mal. Auf Twitter hatten Wissenschaftler schon 2012 durchschnittlich 382 Freunde und 612 Follower. 26 Deutlich mehr Menschen zu erreichen, kostet Zeit oder Geld: Wer 20 000 bis 53 000 Interessierte an Biologie, Umwelt und Klima erreichen möchte, muss mit 100 Euro pro Tag rechnen. 27 Wer auf Follower setzt, musste sich noch 2006 darauf einstellen, dass die Mehrzahl nicht reagiert. Damals hieß es, dass von 100 Followern nur neun einen Post lesen und eventuell liken und nur einer diesen weiterleitet. Sechs Jahre später ergab eine Studie der BBC Future Media, dass sich 60 Prozent aktiv und 17 Prozent intensiv beteiligen. 28 Je mehr Follower man hat, umso geringer ist der Anteil derer, die sich aktiv beteiligen. Als gut gilt, wenn bei 500 Followern 50 Prozent einen Beitrag liken, bei 1 000 Followern 40 Prozent und bei 50 000 Followern 10 Prozent. Dabei nimmt die Bedeutung von Likes natürlich ab, wenn sie auf Plattformen wie Instagram nicht mehr angezeigt werden. Wie aber kommt man zu Followern, die Beiträge lesen oder weiterlei‐ ten? Beginnen kann man damit, den Link zum Profil auf Webseiten, in E-Mails und Präsentationen einzufügen. Außerdem kann man in anderen Social-Media-Kanälen auf eigene Beiträge hinweisen. 29 Einige Hochschulen und Einrichtungen bieten an, Posts parallel über deren Accounts zu verbrei‐ ten. Dadurch erreicht man selbst mehr Menschen und die Häuser bekommen mehr Inhalte für ihre Accounts. Weil in den sozialen Medien die Kommunikation im Mittelpunkt steht und von Algorithmen gelenkt wird, bekommt mehr Follower, wer Beiträge in Gruppen postet, sich an Diskussionen beteiligt, kommentiert und anderen Accounts folgt. Mit denen macht man sich dann auch die Vorteile von Online-Netzwerken nutzen. Dazu zählen: 63 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="64"?> 30 „Interaktionen mit wissenschaftsexternen Akteuren auf Twitter können sogar einen positiven Einfluss auf den wissenschaftlichen Erfolg haben und zu mehr Zitationen führen“, so Adrian Rauchfleisch, Wissenschaft auf Twitter, S. 291-294, in: Weingart et. al., S. 292 ■ Bekanntheit □ Expertise bekannt machen □ Image bilden □ Präsenz im Fachkollegium □ Häufiger zitiert werden 30 ■ Finanzieren □ Antragskriterien durch öffentliche Präsenz erfüllen □ Forschungsmittel akquirieren □ Öffentliche Gelder transparent verwenden ■ Kommunizieren □ Befragungsteilnehmer rekrutieren und Umfragen durchführen □ einladen und eingeladen werden zu Vorträgen und Publikationen □ publizieren und Publikationen verbreiten □ Studierende erreichen und deren Wünsche ermitteln □ Werbung für neue Angebote und Studiengänge ■ Recherchieren □ Call-for-Paper mitbekommen □ Forschungstrends ermitteln □ Personal finden □ Tipps und Hinweise erhalten ■ Vernetzen □ adressatengerechte Vermittlung trainieren □ frühes Feedback für Arbeiten erhalten und dokumentieren □ Netzwerkpartner finden □ Transparenz herstellen Um diese Ziele zu erreichen - und die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft nicht zu unterminieren - muss allerdings stets klar sein, ob man privat, als Experte oder als Vertretung einer Einrichtung kommuniziert. Darüber hi‐ naus sind fünf Bausteine zum Aufbau langfristiger Beziehungen wichtig: 64 2 Leser gewinnen <?page no="65"?> 1. zuhören 2. sprechen - eigene Beiträge einstellen und die Anderer ergänzen, bei‐ spielsweise Branchen-News, Hintergrundberichte und Veranstaltungs‐ tipps 3. motivieren - beispielsweise durch positive Rückmeldungen oder exklu‐ sive Informationen 4. unterstützen - Ergänzungen vorschlagen, Fragen beantworten, Frage-Antwort-Forum aufsetzen, Link-, Literatur-und Stellenhinweise geben 5. einbeziehen - Umfragen machen, Thesen diskutieren, Vorschläge für Veranstaltungen sammeln, nach Ideen für Publikationen fragen Wer sein Netzwerk pflegen möchte, darf es also nicht nur benutzen, um sich, seine Ergebnisse und Publikationen zu pushen, sondern muss ihm auch selbst etwas bieten. So wie Anzeigen in Massenmedien ein redaktionelles Umfeld benötigen, um wahrgenommen zu werden, muss Eigenwerbung in sozialen Medien in nützliche Informationen eingebettet sein, seien das Branchen-News, Hintergrundberichte, Veranstaltungstipps oder Stellenhin‐ weise. „Binde die Menschen, bevor du ihnen ein Produkt anbietest“, ist denn auch die Strategie vieler Influencer. Checkliste - Netzwerk online pflegen 1. Beobachten: Was machen Kolleginnen und Kollegen auf welchen Plattformen 2. Deutlich machen, wer agiert: Privatperson, Expertin oder Vertre‐ tung einer Einrichtung 3. Account bekannt machten: Profil-Link auf Webseiten, in E-Mails und Präsentationen einfügen 4. Nützliche Infos teilen und eigene Beiträge einstellen 5. Durch Interaktionen Follower gewinnen und Sichtbarkeit erhöhen: Inhalte, Hashtags und Zeiten von Posts planen Was gepostet und wie agiert wird, entscheiden viele Menschen spontan: Auf ein Regenbild aus dem Institutsfenster folgt ein Link zu einer Studie, auf Erörterungen der schlechten Bahnverbindungen ein Kurzvideo vom 65 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="66"?> 31 o.A., Zeitpunkt zum Posten aus Social Media, 11. 2. 20, https: / / kurzelinks.de/ q2rf - h ttps: / / www.socialmediawissen.de/ 2020/ 02/ 11/ zeitpunkt-zum-posten-auf-social-media, Abruf am 3. 7. 20 Eintreffen auf einer Konferenz und dann monatelang nichts. Mittelfristig effektiver ist ein strukturiertes Vorgehen (► Kap 1.1 - Konzept erstellen) 1. Ausgangssituation analysieren → Plattformen und Gruppen beobachten, zuhören 2. Ziele setzen → Kommunikationsziele ermitteln 3. Dialoggruppen festlegen → Plattformen und Gruppen auswählen 4. Botschaft und Positionierung entwickeln → Profil entwerfen, inhaltlichen Schwerpunkt und Hashtags setzen 5. Kommunikationsstrategie planen → Stil, Themen, Maßnahmen und Ressourcen planen und festlegen, wer wofür verantwortlich ist 6. Präsenz aufbauen → Account einrichten und befüllen 7. Follower gewinnen → Kontakt aufnehmen, liken, teilen, kommentieren und Zusatzinfos bieten 8. Evaluieren → Erreichung der Ziele prüfen und neu ausrichten Wer sich für mehrere Kanäle und Konten entscheidet, kann die mit Hootsuite (www.hootsuite.com) und Buffer (www.buffer.com) zeitsparend koordinie‐ ren. Solche Tools erleichtern es auch, Beiträge zu einer bestimmten Zeit zu posten. Im beruflichen Kontext sind meist Dienstag bis Donnerstag zwischen 10 und 11 Uhr sowie kurz vor Feierabend der richtige Zeitpunkt. Für privat genutzte Plattformen sind eher 19 bis 20 Uhr sowie Sonntage geeignet. Welche Zeiten für die eigenen Themen ideal sind, muss leider jeder selbst herausfinden: Für US-Zeitungen wurde ermittelt, dass deren Posts auf Facebook vor allem vormittags beachtet wurden, während auf Instagram für deren Non-Profit-Themen mal Mittwoch 14 Uhr, mal Donnerstag 10 und 16 Uhr empfohlen wurde. 31 Beim Bildportal Pinterest sollen Sonntagnach‐ mittag die meisten Follower erreicht werden. Unabhängig vom Zeitpunkt 66 2 Leser gewinnen <?page no="67"?> 32 Philipp Roth, Welche Inhalte funktionieren auf Facebook? Und wie wird die Viralität beeinflusst? , 13. 8. 12, https: / / kurzelinks.de/ jbrp - https: / / www.allfacebook.de/ zahlen_f akten/ studie-welche-inhalte-funktionieren-auf-facebook-und-wie-wird-die-viralitat-b eeinflusst, Abruf am 19. 11. 20 gilt, dass zu häufige Posts wenig bringen: Höchstens jeden dritten Tag gilt am effektivsten. Welche Inhalte gut ankommen, hängt von der Plattform und den Fol‐ lowern ab: Koreanische Wissenschaftler posten auch Fotos ihres Essens, was unter deutschen Kolleginnen eher irritiert. Aber auch denen gefallen persönliche Ansichten, interessante und unterhaltsame Geschichten. Zudem sind Infohäppchen auf vielen Plattformen beliebter als Fachaufsätze. Nicht jeder Post erfordert viel Aufwand. Am einfachsten folgt man inte‐ ressanten Accounts und teilt deren Beiträge. Viele Reaktionen bekommen auf Plattformen für die breite Öffentlichkeit emotionale Ein-Wort-Posts und kurze Fragen: ‚Seid Ihr noch im Homeoffice? ‘ oder ‚Seufz‘ zum Foto einer Petrischale, die beim Experiment zerbrochen ist. Für Interaktionen bieten sich auch Alltags-Anekdoten aus Forschung und Lehre an sowie praktische Tipps, Anleitungen und Hinweise auf Neues mit Wissenschaftsbezug. Netz-Fundstücke ergänzt man am besten kurz um eine eigene Einschätzung, bevor man sie teilt. Wer einen längeren Text verbreiten möchten, kann Teile davon als Kommentar unter den Beitrag setzen. Wer einen Blog betreibt, stellt den Text eher dort ein und postet den Link mit ein, zwei erläuternden Sätzen. Lange Links kann man zuvor unter kurzelinks.de (https: / / kurzelinks.de) kürzen. Bitly (https: / / bitly.com) bietet zusätzlich ein Statistiktool an und Tinyurl (www.tinyurl.com) eine Vorschau, was Vertrauenswürdigkeit signalisiert. Wer viele Interaktionen möchte, damit Algorithmen Beiträge häufig anzeigen, kann Fotos zu aktuellen Anlässen einstellen. Denn die werden be‐ sonders häufig geteilt. Die können zu Ostern bunte Eier zeigen, die auf dem Campus liegen, oder zu Weihnachten einen Tannenbaum, der aus gelesenen Fachbüchern gebaut ist. Denn Fotos und Bildgalerien erreichen 70 Prozent mehr Aufmerksamkeit als reine Texte, Umfragen sogar 140 Prozent mehr. 32 Auch zugkräftige Titel kommen gut an, wie ‚Ostern gratis: Russisches Alphabet in 1 Stunde‘. Zu Interaktionen lädt ein, wer Sätze beenden lässt - wie ‚Meine Lieblingsforscherin ist …‘ oder ‚Meine steilste These war ’mal …‘ Wen es in die professionelle Spitzenliga zieht, der kann sich an Multi‐ media-Geschichten versuchen. Denn die sind auch auf Plattformen wie 67 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="68"?> 33 Felix Koltermann, Digital Storytelling ist ein Mindset, keine Technik, S. 12-13, Menschen machen Medien, 4.20, S. 13 34 Mai Thi Nguyen-Kim im Interview mit Ulrike Bremm, Mit Wissenschaftsjournalis‐ mus gegen Fake News, 19. 9. 19, fachjournalist.de/ mit-wissenschaftsjournalismus-gegenfake-news, Abruf am 8. 10. 20 35 Florian Freistetter, Astronomie in 365 Tagen: Rückblick auf ein Jahr Wissenschaftskommunikation auf Instagram [Astrodicticum Simplex], 6. 1. 20, kurzelinksde./ rxf3- scienceblogs.de/ astrodicticum-simplex/ 2020/ 01/ 06/ astronomie-in-365-tagen-rueck‐ blick-auf-ein-jahr-wissenschaftskommunikation-auf-instagram, Abruf am 12. 3. 21 Instagram, Snapchat und TikTok möglich, stellte der Fotojournalist Michael Hauri fest: Storys der „New York Times“ folgen mit 30 bis 40 Bildern einer Dramaturgie. Allerdings brauchen schon Fotojournalisten über 50 Tage, um sich die Kompetenzen und Erfahrungen anzueignen, „um das einigermaßen professionell zu machen“. 33 Mit einem Bild, so die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim, lässt sich auf „oberflächlichen Social-Media-Plattfor‐ men wie Instagram“ kein Wissenschaftsjournalismus betreiben. „Ich kann die Plattform allerdings ganz geschickt nutzen, indem ich ein Foto von mir mit einem Glas Wein poste und damit auf mein YouTube-Video verweise, in dem ich über den sogenannten Asian Flush berichte, über die gestörte Verstoffwechslung von Alkohol bei Asiaten. Und in der Videobeschreibung auf wissenschaftliche Veröffentlichungen zu dem Thema verlinke.“ 34 Der Astronom Florian Freistetter nutzte Instagram anders: Er veröffentlichte ein Jahr lang jeden Tag eine astronomische Information mit einem passenden Bild, um so einen „halbwegs brauchbaren Überblick über die Astronomie“ zu geben. 35 Damit Interessierte Beiträge auf den Plattformen finden, werden Hash‐ tags gesetzt. Diese mit einem Doppelkreuz versehenen Schlagworte gibt es nicht nur bei Twitter, LinkedIn und Facebook. Damit werden auf Instagram, tumblr und Pinterest auch Bilder verschlagwortet. Ursprünglich sollten mit Hilfe von Hashtags Posts nur zweifelsfrei einem Thema zugeordnet werden. Heute werden diese auch eingesetzt, um sich auszutauschen: Unter dem Hashtag #schlossgespräch veröffentlichte der Kulturwissenschaftler Philippe Wampfler während eines Podiumsgesprächs zum Medienkonsum von Jugendlichen Kommentare, Zitate und Links. Darauf reagierte der Medienwissenschaftler Vinzenz Wyss, indem er den Hashtag verwendete und Wampfler durch Einfügen eines @ direkt kontaktierte: „@phwampfler Also ich habe als Jugendlicher auch keine Tagesschau geschaut. Woher 68 2 Leser gewinnen <?page no="69"?> 36 Philippe Wampfler, Schule Social Media, 23. 6. 13, https: / / kurzelinks.de/ zmzo - https: / / www.schulesocialmedia.com/ 2013/ 06/ 23/ hashtags-kurz-erklart, Abruf am 5. 1. 21 37 Details und weitere Tools unter: Cornelia Erichsen, Hashtag-Finder und mehr: 5 Hash‐ tag-Tools für alle sozialen Netzwerke, 20. 5. 20, https: / / kurzelinks.de/ eunx - https: / / ww w.t3n.de/ news/ hashtag-tools-535478, Abruf am 20. 1. 21 kommt denn diese seltsame Erwartung? #schlossgespräch“ 36 . Alle, die den Hashtag kannten, konnten die Debatte live verfolgen und später noch einmal nachlesen. Einen eigenen Hashtag kann auch entwickeln, wer zu eigenen Themen oder im Namen einer Einrichtung postet. Dann lässt sich genau beobach‐ ten, wer dazu schreibt und wie hoch die Aufmerksamkeit ist. Auf der anderen Seite muss der Hashtag dann erst bekannt gemacht werden. Eine hohe Reichweite hätte ein Post zu Uni-Ausgründungen, der zusätzlich zu #startup_unibremen die oft verwendeten Hashtags #unibremen oder #startup enthält. Der Post würde unter dem Massen-Schlagwort #startup aber leicht in den zahlreichen Beiträgen zum Thema untergehen. Auf Instagram wäre deshalb beispielsweise der dort schon eingesetzte Hashtag #startupbremen als Ergänzung günstiger. Welche Hashtags erfolgversprechend sind, muss für jedes Thema auf jeder Plattform erst über das Suchfeld recherchiert werden. Welche Hash‐ tags gerade populär sind, lässt sich über Hashtag (www.hashtag.org) oder Bezahl-Angebote wie Hashtagify (www.hashtagify.me) und Trendsmap herausfinden. Ritetag (www.ritetag.com) schlägt sogar Hashtags für Fotos vor. 37 Außer als Suchstichwort werden Hashtags mitunter auch eingesetzt, um Posts persönlicher zu machen - wie in #startyourdayright. Auf Instagram signalisiert #latergram, dass das Bild nicht in dem Moment aufgenommen wurde, in dem es hoch geladen wurde. Forschende teilen ihre Missgeschi‐ cke und Fehlschläge übrigens auf Twitter unter #overlyhonestmethods (► Kap. 6 - Übungen zum Ausprobieren). Checkliste - Posts planen 1. Effiziente Zeitpunkte zum Posten ermitteln 2. Auch persönliche Ansichten und Geschichten verbreiten 3. Längere Texte aufteilen oder auf diese verlinken 69 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="70"?> 38 Hedwig Richter, Geistesblitze für alle, 15. 5. 19, https: / / kurzelinks.de/ p8iq - https: / / www. zeit.de/ 2019/ 21/ twitter-wissenschaft-forschung-austausch-aufmerksamkeit? utm_refer rer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F, Abruf am 11. 6. 21 39 Adrian Rauchfeisch, Wissenschaft auf Twitter, S. 291-296, in Weingart et. al., S. 291 40 Leyla Dogruel, Klaus Beck, Social Media als Alternative der Wissenschaftskommunika‐ tion? , S. 123-187, in: Weingart et. al., S. 151 4. Interaktionen mit Ein-Wort-Posts, Fotos, Fragen und Umfragen fördern 5. Massen-Hashtags meiden und auch eigene Hashtags einsetzen, um Reaktionen verfolgen zu können Twitter: Kommunikationstool mit Serviceleistung Die Professorin für neuere Geschichte Hedwig Richter informierte auf Twitter: „Werde an der @Uni Heidelberg eine Vorlesung über Globalge‐ schichte der Demokratie halten“. Im nächsten Tweet verbreitete sie Thesen, wie „Demokratiegeschichte ist Revolution und Aufruhr, ist Männer- und Ideengeschichte“ - woraufhin eine Historikerin sie auf einen US-Kollegen hinwies. Dann sinnierte Richter, dass die Thesen ergänzt werden müssten und fragte: „Brauchen wir nicht eine Körpergeschichte der Demokratie? Die übrigens auch zu einer Erklärung beitragen kann, warum Frauen, Afroamerikaner oder die meisten Menschen in den Kolonien so selbstver‐ ständlich vom Wahlrecht ausgeschlossen wurden? “. Darauf reagierte ein Afrikaforscher und beide dachten über ein gemeinsames Projekt nach. Nachdem Richter twitterte „Bärtige, bewaffnete Männer prägen wesentlich die demokratiehistorische Ikonographie“ teilten ihre 5 000 Follower zahlrei‐ che Bilder. Die Schriftstellerin Kathrin Passig empfahl schließlich ihren 33 500 Followern die Demokratie-Vorlesung und Richter resümierte in der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Twitter zeigt: Denken ist - oft - Gemeinschafts‐ werk. Präsentiert man einen Gedanken als neu, findet sich gewiss eine in der Timeline, die sogleich auf einschlägige Literatur verweist. Eine wunderbare Serviceleistung.“ 38 Twitter wird auch in anderen Forschungsfeldern mit politischer Dimen‐ sion häufig genutzt, beim Klimawandel ebenso wie bei der Stammzellfor‐ schung. 39 Außerdem „als Promotion-Instrument für die eigene Forschung oder Publikationen“ 40 oder unter dem Hashtag #PhDchat von Promovieren‐ 70 2 Leser gewinnen <?page no="71"?> 41 Sarah Schueckel, Twitter - ein Einstieg, 2. 4. 20, https: / / kurzelinks.de/ 0s61 - https: / / www .tu-dresden.de/ gsw/ der-bereich/ news/ twitter-ein-einstieg#ck_%C3%9Cbersicht%20twi tterende%20Wissenschaftker*innen%20und%20Struktureinheiten%20der%20TUD, Ab‐ ruf am 15. 3. 21 42 Stefanie Kara, Bloß Zufall? , 27. 3. 19, https: / / kurzelinks.de/ zv8z - https: / / www.zeit.de/ 2 019/ 14/ forschung-ergebnisse-p-wert, Abruf am 11. 6. 21 43 Christian Humm, Kurz vorgestellt: Neues aus der Forschung im Oktober 2020, 12. 11. 20, https: / / kurzelinks.de/ ywdz - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ kurz-vorg estellt-neues-aus-der-forschung-im-oktober-2020-43253, Abruf am 21. 1. 21 44 Leyla Dogruel, Klaus Beck, a. a. O. 45 Sabine Maasen, Andreas Wenninger, Schneller, bunter, informativer. Mit Social Media zu einer neuen Wissenschaftskommunikation? , S. 297-330, Weingard et. al., S. 319 46 Annette Leßmöllmann, Social Media: die neue Öffentlichkeit, S. 251-257, in: Beatrice Dernbach, Herbert Münder, Christian Kleinert (Hg.), Handbuch Wissenschaftskommu‐ nikation, Wiesbaden 2012, S. 251 47 Sarah Schueckel, Twitter - ein Einstieg, 2. 4. 20, https: / / kurzelinks.de/ wxwz - https: / / w ww.tu-dresden.de/ gsw/ der-bereich/ news/ twitter-ein-einstieg, Abruf am 2. 9. 20 den. Und Lehrende tauschen Tipps zur digitalen Lehre unter #twittercampus aus. Dass wissenschaftliche Themen mitunter intensiv verfolgt werden, zeigte sich, als in der Fachzeitschrift „Nature“ gefordert wurde: „Schickt die statistische Signifikanz in Rente“. 41 Darauf verwiesen 16 000 Twitter-Nutzer und auch „Die Zeit“ berichtete. 42 Mit wissenschaftsexternen Experten kommunizieren auf Twitter mindes‐ tens wöchentlich 16 Prozent der Teilnehmenden einer Studie, 14,5 Prozent mit Laien. „Beim zweitplatzierten Facebook waren es nur noch etwa 4 bzw. 5 Prozent“, sodass die sozialen Medien „insgesamt eher selten“ für diese Form der Wissenschaftskommunikation genutzt werden. 43 Dafür werden Twitter - und andere Mikrobloggingdienste wie der Twit‐ ter-Klon Mastodo - auch als Kommunikationstool genutzt, beispielsweise von Kommunikationswissenschaftlern auf Konferenzen. 44 Sie kommentie‐ ren in Echtzeit, weisen auf Poster hin, führen Spezialdiskussionen und verbreiten Links zu Workshopberichten und Stellungnahmen, die sie in Blogs eingestellt oder gefunden haben. 45 Durch diese Live-Berichterstattung finden Konferenzen dann oft „öffentlicher statt, als manchen Teilnehmern bewusst ist“. 46 Die TU Dresden stellte fest, dass auch über den Arbeitsalltag getwittert wird, über Forschungsimpressionen, aktuelle Projekte und Aufrufe zu Um‐ fragen. 47 So stellten die Dresdner Geistes- und Sozialwissenschaften zwecks Vernetzung die Twitternamen des Bereichs online - von @ali_tudresden 71 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="72"?> 48 Fritz Habekuss, Denkerin auf der Baustelle, Die Zeit, 10. 9. 20, S. 34 49 nach: Joachim Retzbach, Kurz vorgestellt: Neues aus der Forschung im Juli 2020, https: / / kurzelinks.de/ lpcl - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ kurz-vorgestellt-n eues-aus-der-forschung-im-juli-2020-41039, Abruf am 5. 1. 21 für die angewandte Linguistik über @fussballinguist bis zu den Namen der Forschenden. Wer bei Twitter anfängt, sollte: 1. seinen Name festlegen - unter @beyond_ideology twittert die Ökono‐ min Maja Göpel, „eine der wichtigsten Stimmen in der Debatte um Nachhaltigkeit“ 48 2. im Profil Themen, Keywords und Impressumslink eingeben 3. auf hochwertige Inhalte achten 4. Themenlisten im Profil anlegen, um den Überblick in der Timeline zu erleichtern und schnell Anknüpfungspunkte zum Kommunizieren zu finden 5. Hashtags folgen, die für die eigene Arbeit interessant sind oder 6. über twitter-trends.de recherchieren, worüber gerade diskutiert wird 7. Menschen suchen, die zum Thema arbeiten, mit Klick auf ‚Person‘ nachdem passende Hashtags ins Suchfeld eingeben sind Im ersten Tweet kann man beschreiben, worüber man in Zukunft twittert. Im zweiten und dritten folgen eigene oder fremde Beiträge, die für den Bereich relevant sind. Die Tweets können Text und Bilder, mit Hashtag versehene Schlagworte und Links enthalten. Wegen der Begrenzung der Tweets auf 280 Zeichen ersetzt man lange Links durch ‚sprechende‘, wie ‚Hier geht’s zum Impressum‘. Übrigens werden Inhalte eher wahrgenommen, wenn sie direkt eingebunden sind statt nur verlinkt. Damit Nutzer sich bei wissen‐ schaftlichen Inhalten engagieren, gilt humorvolles als besonders effektiv. Beispielsweise Wortspiele: Sagt ein Atom zum Zweiten: „Ich glaube, ich habe ein Elektron verloren“, Atom 2: „Bist du sicher? “, Atom 1: „Yeah, ich bin positiv“. 49 Sollen andere Accounts informiert werden, dass etwas über sie verbreitet wurde, wird vor deren Namen ein @ eingefügt. Günstig ist diese direkte Ansprache auch deshalb, weil viele Tweets weiter verbreiten, in denen sie genannt werden. Wer seine Veröffentlichungen planen sowie Tweets zu ver‐ schiedenen Zeiten erneut absetzen möchte, kann Dienste wie twuffer.com und Tweetdeck nutzen. Wer Twitterbots einsetzt, kann automatisiert Likes 72 2 Leser gewinnen <?page no="73"?> 50 15-20 Prozent der Online-Kommunikation sollen automatisch generiert sein: Mario Haim, Mehr methodischen Mut, bitte! , Aviso, Informationsdienst der Deutschen Gesell‐ schaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Nr. 66 Frühjahr 2018, S. 8 51 Wie man Bots erstellt, steht unter https: / / botwiki.org, Abruf am 21. 1. 21 52 Viktor Deleski, Warum LinkedIn zurzeit mein Lieblingsnetzwerk für Wissenschaftskom‐ munikation ist, 16. 3. 20, https: / / kurzelinks.de/ c4rv - https: / / www.wissenschaftskomm unikation.de/ warum-linkedin-zurzeit-mein-lieblingsnetzwerk-fuer-wissenschaftskom munikation-ist-3665, Abruf am 5. 1. 21 53 Roland Eisenbrand, Das LinkedIn-Ranking: Das sind die „LinkedInfluencer“ und Firmen mit den meisten Followern, 7. 7. 20, https: / / kurzelinks.de/ kiox - https: / / www.omr.com/ d e/ linkedin-influencer-ranking, Abruf am 1. 9. 20 verteilen, Freundschaften schließen und einstellen, welche Beiträge mit wel‐ chen Hashtags selbstständig weitergeleitet werden. Geschätzte zehn Prozent der Twitter-Accounts sollen auf diesen Computerprogrammen basieren. 50 Sie lassen sich mit „Python“ programmieren, sollen als Bot gekennzeichnet und bei Twitter angemeldet werden. 51 LinkedIn: Ranking für Sichtbarkeit entscheidend LinkedIn ist der Lieblingskanal von Viktor Deleski, der in der Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft in München die digitale Kommunikation ver‐ antwortet, weil „der Kampf um Aufmerksamkeit in einem lauten, schrillen und zu hemmungslosen Reaktionen neigenden Umfeld … kräfteraubend und belastend“ ist 52 . Er stellte fest, dass Beiträge auf LinkedIn oft zu lang sind, Links zur Webseite selten angeklickt werden und es sich lohnt, Whitepaper und e-Books hochzuladen. Das Erfolgsrezept des deutschen Nutzers mit den meisten Followern auf LinkedIn - der deutsche Amazon-Manager in den USA Andreas von der Heydt mit 432 000 Followern - ist: täglich mehrfach Zitate bekannter Persönlichkeiten, Infografiken und Links rund ums Berufsleben zu posten, Fragen stellen, liken und kommentieren. Als Erste aus den Wissenschaften folgt auf Platz sechs bei den Deutschen mit den meisten Followern die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel mit 135 000 Followern. Fast 18 Millionen Follower haben TED-Conferences, die damit auf Platz zwei bei den weltweiten Unternehmensprofilen kommen. Deren beste Vorträge auch aus dem Bereich Wissenschaft werden unter cc-Lizenz ins Netz gestellt. 53 Auch die großen Universitäten haben viele Follower: Auf Platz eins steht Harvard in den USA mit 1,4 Millionen. Es folgen die größten Universitäten in Lateinamerika Paulista und Delhi mit je 0,7 Milli‐ 73 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="74"?> 54 Eigene Recherche auf LinkedIn am 6. 7. 20 55 Eigene Erhebung für August 2020 am 1. 9. 20 onen Followern. In Deutschland belegen die ersten Plätze die technische Universität München mit 134 000 und die Ludwig-Maximilian-Universität München mit 109 000 Followern, in Österreich die Universität Wien mit 98 000 und in der Schweiz die Universität Zürich mit 91 000 Followern. 54 Entsprechend häufig werden wissenschaftliche Stellen auf LinkedIn veröf‐ fentlicht. In Deutschland erschienen auf LinkedIn in einem Monat 1 500 Ausschreibungen für wissenschaftliche Mitarbeiter, 1 000 für Professuren, 850 für Wissenschaftlerinnen und 150 für Junior-Professuren - während im Netzwerk Xing 200 Stellen für Professuren und 24 für Junior-Professuren standen. 55 Wer die Ausschreibungen auf LinkedIn sehen und im Portal aktiv werden möchte, kann 1. sich kostenlos registrieren, Link zum Impressum bei ‚Kontaktdaten‘ und ‚Über mich‘ einfügen oder die Daten unter ‚Über mich‘ eingeben 2. sein LinkedIn-Profil möglichst vollständig ausfüllen, um anderen häufig angezeigt zu werden: aktuelle Stelle nennen und beschreiben, frühere Positionen, Ausbildung, Fähigkeiten, Qualifikationen und Auszeich‐ nungen 3. Suchbegriffe, unter denen man gefunden werden möchte, im Profil-Slo‐ gan einsetzen, bei den Kenntnissen sowie in der Kurzbeschreibung 4. Unter ‚über mich‘ die Zielgruppe direkt ansprechen um einen persön‐ lichen Bezug herzustellen 5. sein unmittelbares Netzwerk schnell erweitern durch Mitgliedschaft in bis zu 100 Gruppen Da alle Gruppenmitglieder automatisch zum persönlichen Netzwerk zählen, lohnen auch passive Mitgliedschaften. Schon mit dem Gratis-Account kann man eigene Gruppen gründen, Kontakten und Gruppenmitgliedern Nach‐ richten senden und mehrsprachige Profile anlegen. Eigene Beiträge haben auch in diesem Netzwerk im Idealfall attraktive und informative Überschriften, sind kurz und enthalten Suchstichworte. Zu Interaktionen wird hier in Sie-Form aufgefordert. Inhaltlich sind Experten‐ tipps und Fachbereichsinformationen ebenso geeignet wie Zitate und Links mit ein bis zwei Zeilen. Veranstaltungen können unter ‚Events‘ eingestellt werden. 74 2 Leser gewinnen <?page no="75"?> 56 Lars Guenther, interviewt von Gerti Keller, Wissenschaft spannend erklärt, 27. 1. 20, https: / / kurzelinks.de/ gmv6 - https: / / www.wila-arbeitsmarkt.de/ blog/ 2020/ 01/ 27/ wisse nschaftskommunikation, Abruf am 15. 3. 21 57 Roland Eisenbrand, Fast drei Milliarden Views mit wissenschaftlichen Videos: Die ungla‐ ubliche Geschichte von Hashem Al-Ghaili, 11. 11. 16, https: / / kurzelinks.de/ pmio - https: / / www.omr.com/ de/ hashem-al-ghaili, Abruf am 5. 1. 21 Wer interessante Beiträge nicht missen möchte, kann sie abonnieren, indem er ‚folgt‘. So wie im richtigen Leben eine Zeitschriftenredaktion nicht automatisch davon erfährt, wenn Abonnenten irgendwo anders etwas veröffentlichen, so erfahren auch abonnierte Social Media-Accounts erst einmal nicht, was man selbst verbreitet. Damit die das bemerken können, muss man sich erst per Kontaktanfrage mit ihnen vernetzen. Eigene Beiträge werden automatisch umso häufiger angezeigt, je mehr Menschen darauf reagieren und je höher deren Reputation im Netzwerk ist. Anschließend prüfen LinkedIn-Beschäftigte ‚per Hand‘, wie oft Beiträge in Newsfeeds erschienen. So sollen insgesamt die Posts am häufigsten angezeigt werden, zu denen es die meisten - vorzugsweise positiven - Interaktionen gibt. Facebook: vor allem privat genutzt Als der Molekularbiologe Hashem Al-Ghailis aus dem Jemen auf Face‐ book mit wissenschaftlichen Informationen anfing, hatte er dort nur we‐ nige Freunde, die Wissenschaft nicht besonders interessierte. Er schloss sich deshalb wissenschaftlichen Gruppen an und postete zunächst dort seine Inhalte. Mittlerweile hat sein Facebook-Kanal „@ScienceNaturePage“ 32 Millionen Abonnenten und damit mehr als der populärwissenschaftliche Kanal „I Fucking Love Science“ aus Großbritannien mit fast 25 Millionen 56 . Der in Deutschland lebende Al-Ghailis informiert in einfachen Worten in 90 Sekunden zu Gesundheit und Medizin. Er zeigt Infografiken und Filme, ergänzt sie um englische Untertitel, dramatische Musik und, wenn er neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorstellt, Links zu Veröffentlichun‐ gen. Röntgenbilder nutzt er dafür ebenso wie unter cc-Lizenz erschienene Wissenschaftsvideos und YouTube-Kanäle von Universitäten. 57 Besonders erfolgreich sind seine Grafiken „This Week in Science“. Inzwischen sprechen ihn Forschende sogar direkt an, damit er deren Ergebnisse für ein breites Publikum aufbereitet. Der Social-Media-Star der Wissenschaftskommuni‐ kation nutzt „gerne Facebook live, um kurze Interviews zu posten. Für ihn 75 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="76"?> 58 Petra Krimphove, youtube-stars der Wissenschaft, S. 34-36, in: Dokumentation 10. Forum Wissenschaftskommunikation 2017, S. 35, https: / / kurzelinks.de/ djwa - https : / / www.wissenschaft-im-dialog.de/ fileadmin/ user_upload/ Projekte/ Forum_Wissensch aftskommunikation/ Dokumente/ 2017_FWK10_Doku_Final.pdf, Abruf am 11. 6. 21 59 Joachim Retzbach, Kurz vorgestellt: Neues aus der Forschung im Mai 2020, https: / / kurze links.de/ lzce - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ kurz-vorgestellt-neues-a us-der-forschung-im-mai-2020-39571, Abruf am 5. 1. 21 60 In einer Befragung des Journals Nature gaben 2014 „40,5 Prozent von rund 3 500 befragten Wissenschaftlern aus 95 Nationen an, regelmäßig Facebook zu nutzen“, Jonathan Focke, Wissenschaft auf Facebook, S. 214-219, in: Weingard et. al., S. 214-216 61 Faktenkontor / Toluna, Social-Media-Atlas 2017, https: / / kurzelinks.de/ ai7c - https: / / ww w.faktenkontor.de/ studien/ social-media-atlas-2017-2018, Abruf am 5. 1. 21 sei dies ein perfektes Format: Statt selber vorzugeben, dass er die Antworten auf alle Frage habe, lasse er die Experten sprechen“. 58 Viele andere Naturwissenschaftlerinnen nutzen Facebook nur für private Zwecke und diskutieren fachliche Inhalte mit Freunden oder in geschlosse‐ nen Gruppen. So sind auf Facebook nur 16 Prozent aller wissenschaftlichen Artikel öffentlich, während es auf Twitter 70 Prozent sind. 59 Und das, obwohl bei Facebook „potenziell ein breiteres und vor allem junges Massenpubli‐ kum“ erreichbar ist. 60 Denn bei den unter 39-Jährigen war die Plattform zusammen mit Instagram noch 2017 das meist genutzte Netzwerk nach YouTube. 61 Wer bei Facebook privat ein Profil anlegt, fügt nach der Registrierung 1. das Impressum im Steckbrief oder Info-Bereich ein; bei Instituten auf der Fanpage als Text in die Infobox oder als Link zu einer Webseite, auf der das Impressum steht 2. stellt die Seite während einer gründlichen Bearbeitung auf unsichtbar, über ‚Seite bearbeiten‘ und ‚Genehmigungen verwalten‘, damit Freun‐ den oder Fans nicht jede Änderung angezeigt wird 3. legt private und berufliche Listen an, wenn Freunde getrennt erreicht werden sollen 4. folgt dem Prinzip ‚Geben und Nehmen‘ auch in den Statusmeldungen, beispielsweise mit Fragen und Tipps, die Aussagen mit Spaß kombinie‐ ren 5. postet am effektivsten alle zwei bis drei Tage zwischen 10 und 14 sowie 17 und 21 Uhr 76 2 Leser gewinnen <?page no="77"?> 62 Startseite researchGate.net, Abruf am 21. 1. 21 63 Joel Kaszmarek, Warum ResearchGate das Google der Wissenschaft werden könnte, 25. 1. 16, https: / / kurzelinks.de/ vhoy - https: / / www.digitalkompakt.de/ analysen/ resear chgate-reputation-management, Abruf am 21. 1. 21 64 Georg Schütte, Corona-Krise: Die Verantwortung von Wissenschaft und Medien, 2. 12. 20, volkswagenstiftung.de / aktuelles-presse / aktuelles / wissenschaftskommuni‐ kation-in-der-corona-krise-die-verantwortung-von-wissenschaft-und-medien, Abruf am 5. 1. 20 ResearchGate: Akademisches Netzwerk mit Score Mit 15 Millionen Nutzern ist ResearchGate aktuell das größte akademische soziale Netzwerk. Dort sind 135 Millionen Veröffentlichungen 62 eingestellt. Es könnte das „Google der Wissenschaften“ 63 werden, heißt es. Auf der kommerziellen Plattform folgen Menschen aus den Wissenschaften ihren Interessengebieten, Publikationen und anderen Mitgliedern. Sie laden Fach‐ artikel, ‚graue Literatur‘ und Rohdaten von ge- und misslungenen Experi‐ menten hoch. Damit erreichen sie mehr Leser für Doktorarbeiten und mit einem englischen Account ein internationales Publikum. Weil im permanenten Fachgespräch Forschungsfragen ausgetauscht und -partnerinnen gefunden werden sollen, hält beispielsweise das Max-Planck-Institut dazu an, im Netzwerk zu kommunizieren. Kritische Stimmen monieren, dass jeder seine Meinung in diesem Facebook für Forscher verbreiten könne und dass dort Fragen gestellt würden, die teil‐ weise banal seien und mit einer Kurzrecherche leicht zu klären wären. Selbst Pressemitteilungen werden eingestellt. So gilt auch für ResearchGate: „So lange das Wissenschaftssystem die sozialen Medien als Verteiler für PR-Meldungen nutzt, so lange sind Sinn und Nutzen dieser Kanäle nicht verstanden.“ 64 Hinterfragt werden auch die Objektivität und Aussagekraft des beim Profil eingestellten ResearchScore, der den Stellenwert von Forschenden innerhalb ihrer Community angeben soll. Er setzt sich zusam‐ men aus der Zahl der ■ Follower, Veröffentlichungen und Reaktionen darauf, ■ dem Score derer, die Einträge bewerten, teilen oder bookmarken, ■ den gestellten und beantworteten Fragen. Auf dem - nach oben offenen Score - kam der assoziierte Professor für Psy‐ chologie Markus Kiefer mit 201 Publikationen und acht Fragen / Antworten auf beachtliche 46. Doppelt so viele Publikationen, aber keine Fragen erga‐ ben einen Score von 46 beim bekannteren Direktor des Harding-Zentrum 77 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="78"?> 65 Eigene Zusammenstellung bei ResearchGate, Abruf am 21. 9. 20 für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Gerd Gigerenzer. Andere kamen auf einen Score von: ■ 22 mit 238 Publikationen und einer Frage / Antwort: die Professorin für Medien- und Kommunikationsmanagement, Miriam Meckel ■ 13 mit 77 Publikationen und zwei Fragen / Antworten: der Professor für Journalistik Vinzenz Wyss ■ 12 mit vier Publikationen und elf Fragen / Antworten: Beatrice Lugger vom Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation ■ 11 mit 58 Publikationen und 20 Fragen / Antworten: Leiter des Insti‐ tuts für Wissenschaftsdialog der Technischen Hochschule Ostwestfa‐ len-Lippe, Josef Loeffl ■ 7 mit 5 Publikationen und keinen Fragen / Antworten: Geschichtspro‐ fessorin Hedwig Richter 65 Den ResearchCode beeinflusst also die Zahl der Publikationen, Fragen oder Antworten mal mehr mal weniger. Neben dem Score wird bei ResearchGate auch angezeigt, welche Veröffentlichungen am häufigsten gelesen werden und aus welchen Ländern und Instituten die Leser kommen. Wer in dem auch als Dokumentenserver genutzten Netzwerk präsent sein möchte, kann 1. sein Profil mit einem kostenlosen Account erstellen, bevor er es veröf‐ fentlicht 2. im Lebenslauf unter ‚Info‘ Fähigkeiten und Qualifikationen eingeben, die andere bestätigen können 3. einstellen, ob Forschungsergebnisse für alle sichtbar sein sollen, nur innerhalb von ResearchGate oder ausschließlich für die eigenen Follo‐ wer Ist das Profil online, können Datensätze und Handbücher ebenso hochge‐ laden werden wie Gutachten und Projektberichte. Dann werden einem Publikationen angezeigt, die aufgrund der angegebenen Gebiete interessant sein könnten. Akademische Netzwerke: Von Academia bis Zotero Auch andere akademische Netzwerke bieten eine Mischung aus publizieren, Publikationen folgen und Austausch: 78 2 Leser gewinnen <?page no="79"?> ■ academia.edu Verteilstation für OpenAccess-Paper, die Autoren selbst laden und verwalten. Kommerzieller Dokumentenserver mit dem Schwerpunkt Geisteswissenschaften, auf dem man anderen Nutzern folgen kann. ■ labroots.com bietet neben Veranstaltungen, wie die „virtuelle Woche der Mikrobio‐ logie“, Online-Messen und Webinare in den Bereichen Technik, Medizin und Ingenieurwesen. Wer ein Profil hat, kann Beiträge und Videos veröffentlichen und kommentieren, in Gruppen diskutieren und Nach‐ richten zu seinen Themen erhalten. Schwerpunkte sind die Zell- und Molekularbiologie, Gesundheit, Medizin und biotechnologieorientierte Bereiche. ■ mendeley.com dient dem Organisieren, Zitieren und Austauschen wissenschaftlicher Artikel und bietet Statistiken zu Forschungstrends. Wer ein Profil auf der Plattform des Elsevier Verlags hat, kann sich mit anderen austauschen. ■ mysciencework.com bietet Zugriff auf über 2 500 wissenschaftliche Datenbanken. Kontakte können geknüpft und gepflegt, Veröffentlichungen kommentiert und Dokumente ausgetauscht werden. Entsprechend der angegebenen Schlüsselworte erhält man Vorschläge für Kontakte sowie Veröffent‐ lichungen und Wissenschaftsnachrichten. Institutionen können Veröf‐ fentlichungen, Forschungsdaten und Abschlussarbeiten archivieren. ■ Zotero.org zum Sammeln, Verwalten und Zitieren von On- und Offline-Quellen. Arbeiten und Quellen können geteilt sowie öffentlich und privat in Gruppen an Forschungsaufgaben gearbeitet werden. Altmetric ist dagegen ein Anwendungswerkzeug, das misst, wie oft ein wis‐ senschaftlicher Beitrag beispielsweise in Blogs, auf Twitter oder Mendeley erwähnt wird. Es berücksichtigt nur Daten aus Open-Access-Quellen. Also keine Plattformen, bei denen man sich anmelden muss, wie ResearchGate oder LinkedIn. 79 2.2 Netzwerk online pflegen <?page no="80"?> 66 Jan-Hinrik Schmidt, Soziale Medien als Intermediäre in der Wissenschaftskommunika‐ tion, S. 82-115, in: Weingart et. al., S. 95 67 Kommunikationswissenschaftlerin Susann Kohout unter phdlog.de, ausländische Wis‐ senschaftler unter blog.deutschland.de / scienceblog, Feldnotizbücher von Raymond Maunys unter mauny.hypotheses.org, Abruf am 22. 1. 21 68 Corona-Blog des Vienna Center for Electoral Research, https: / / kurzelinks.de/ 6373 - https: / / www.viecer.univie.ac.at/ coronapanel/ corona-blog; Fraunhofer Institut für Ar‐ beitswirtschaft und Organisation, blog.iao.fraunhofer.de; Verband der Historikerinnen und Historiker, blog.historikerverband.de, Abruf am 22. 1. 21 2.3 Mit Blogs bekannt werden Technische Umsetzung - Blogportale - Kommentare Dreißig Prozent der bloggenden Forscher waren in einer Umfrage des Blogportals „hypotheses“ der Meinung, dass Blogs die Reputation erhöhen. Vielen gefällt, dass „sie ihre Fachthemen mit einem kleinen, aber interes‐ sierten und kenntnisreichen Kreis von Fachkolleginnen und -kollegen diskutieren, dabei aber auch ohne Sanktionsfurcht vom Thema abweichen und andere Belange ansprechen können“. 66 Andere schätzen die öffentlichen Tagebücher, weil sie dort veröffentlichen können, ohne dass andere ihre Beiträge erst prüfen und freigeben müssen. In Deutschland gibt es schätzungsweise 200 000 sehr aktive Blogs. Einen Einblick in deren Vielseitigkeit bietet die Blogsuchmaschine bloggerei (www .bloggerei.de). So vielfältig wie die Autoren sind auch Blogs aus der Wissen‐ schaft: Eine Kommunikationswissenschaftlerin bloggt begleitend zur Pro‐ motion, ausländische Wissenschaftler über ihr Leben und ihre Forschungs‐ felder in Deutschland, ein Historiker von seiner täglichen Arbeit und Lektüre, seinen Hypothesen und Erkenntnissen. Ein Ausgrabungsblog stellt Texte in demselben zeitlichen Abstand online, in dem die Aufzeichnungen 60 Jahre zuvor gemacht worden waren. 67 Auch Hochschulen, Fakultäten und Verbände betreiben Blogs - wie das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, der Verband der Historikerinnen und Historiker und die Fakultät für Sozialwissenschaften in Wien zu Corona. 68 Themen in vielen wissenschaftlichen Blogs sind: ■ Ankündigungen von Ausstellungen, Kolloquien und Studientagen ■ Berichte über Anwendungsbereiche und aus den Medien ■ Ergebnisse und das wissenschaftliche Lebensumfeld 80 2 Leser gewinnen <?page no="81"?> 69 So der inhaltliche Leiter am „Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation“ Tobias Meyer, der unter weitergen.de bloggt; Dorothee Menhart, Diese Überschrift ist langweilig? Dann hilft Bewegung! , S. 26-28, in: Dokumentation 10. Forum Wissen‐ schaftskommunikation 2017, S. 27, https: / / kurzelinks.de/ djwa - https: / / www.wissensc haft-im-dialog.de/ fileadmin/ user_upload/ Projekte/ Forum_Wissenschaftskommunikati on/ Dokumente/ 2017_FWK10_Doku_Final.pdf, Abruf am 11. 6. 21 ■ Forschungsbezogene oder thematische Interessen und Vorlieben ■ Hinweise auf Call for Papers, Stellenausschreibungen und Stipendien ■ Tagungen, Organisationen und Neuerscheinungen ■ Wissenschaftliche Methoden, Verfahren und Aussagen Weil viele Blogleser zum sozialen Umfeld der Autorinnen gehören, interes‐ sieren auch subjektive Erfahrungen und Einschätzungen. ‚Mein Heimatin‐ stitut hat eine tolle Stelle ausgeschrieben‘, kommt daher besser an als ein distanziertes ‚hier der Link zu einer Stellenausschreibung‘. Viel genutzt werden Listen mit interessanten Links. Die zeigen zugleich, in welchem Kontext gebloggt wird. Da Links im Fließtext aber das Lesen erschweren und zum Weiterklicken verführen, stehen sie besser am Textende oder gesondert in einem Kasten. Technisch lassen sich Blogs einfach umsetzen: 1. FTP-Programm - beispielsweise FileZilla - runterladen 2. Open-Source-Programm für Blogs - wie WordPress - installieren 3. Domain buchen mit PHP ab Version 4.3 und MySQL-Datenbank ab 4.12 4. Blog inhaltlich füllen 5. WordPress und die Beiträge über das FTP-Programm in die Domain hochladen Anschließend können Beiträge kategorisiert und verschlagwortet werden, Kommentare verwaltet, Links gesetzt und Kanäle wie Twitter über zusätz‐ liche Plug-Ins eingebunden werden. Auch ein RSS-Feed kann integriert werden, über den Blog-Beiträge abonniert werden können. Damit Interessierte den Blog dann über Suchmaschinen finden, sollten die Dateinamen und Überschriften der Beiträge passende Suchstichworte enthalten. So werden Thema und Hauptaussage auf Anhieb klar, wenn Texte in den Vorschauen sozialer Netzwerke erscheinen. Außerdem werden die Beiträge mit nachrichtlichen Überschriften noch nach Jahren über Suchmaschinen gefunden und gelesen, die mit kreativen nicht. 69 81 2.3 Mit Blogs bekannt werden <?page no="82"?> 70 Portal der Universität Halle: blogportal.urz.uni-halle.de, Portal der Helmholtz-Gemein‐ schaft: blogs.helmholtz.de, Abruf am 22. 1. 21 71 miss-jones.de von Geesche Wilts - https: / / www.miss-jones.de, Zukunftsblog der ETH Zürich: https: / / kurzelinks.de/ p6xm - https: / / www.ethz.ch/ de/ news-und-veranstaltung en/ zukunftsblog, wissenschaft-aktuell.de - https: / / www.wissenschaft-aktuell.de; vgl. Rainer Korbmann, Die „Wissenschafts-Blogs des Jahres 2020“ sind gewählt: Qualität und Kontinuität! , 19. 1. 21, https: / / kurzelinks.de/ w91v - https: / / www.wissenschaftkommun iziert.wordpress.com/ 2021/ 01/ 19/ die-wissenschafts-blogs-des-jahres-2020-sind-gewah lt-qualitat-und-kontinuitat, Abruf am 22. 1. 21 Um Blogs bekannt zu machen, können die in Portalen gemeldet werden. Die drei größten deutschen wissenschaftlichen Blogportale sind ■ Hypotheses (https: / / hypotheses.org) 288 deutschsprachige sowie englische, französische und spanische Blogs von der Max Weber Stiftung - Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland Kategorien: Bildung, Ethnologie / Anthropologie, Stadtforschung, Geo‐ grafie, Geschichte, Politische Studien, Religion, Psyche, Sprache, Sozi‐ ologie, Wirtschaft ■ Scilogs (https: / / scilogs.de) 70 deutschsprachige Blogs beim Verlag Spektrum der Wissenschaften Kategorien: Astronomie, Biologie, Chemie, Erde / Umwelt, IT / Tech, Kultur, Mathematik, Medizin, Physik, Psychologie / Hirnforschung ■ Scienceblogs (https: / / scienceblogs.de) 45 populärwissenschaftliche deutschsprachige sowie englische und por‐ tugiesische Blogs, deutsche Ausgabe bei der Konradin Mediengruppe Kategorien: Geistes- und Sozialwissenschaften, Kultur, Medizin, Natur‐ wissenschaften, Politik, Technik, Umwelt Wer über Forschung schreibt, die ein - in den Geisteswissenschaften unübliches - Peer Review-Verfahren durchlaufen haben, kann darauf unter Research Blogging (www.researchblogging.org) hinweisen. Zusätzlich gibt es spezialisierte Portale, wie das Portal der Universität Halle mit 50 Blogs, das der Helmholtz-Gemeinschaft mit 17 Blogs und planet-clio.org mit 22 Blogs zur Geschichte. 70 Bekannt machen lassen sich Blogs auch durch die Teilnahme am Wettbewerb „Wissenschafts-Blog des Jahres“. Den gewannen 2020 die Archäologin Geesche Wilts, der „Blog zu Zukunftsfragen“ der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und der Nachrichtenblog „Wissenschaft aktuell“ 71 (► Kap. 5.2 - Wettbewerbe nutzen). 82 2 Leser gewinnen <?page no="83"?> 72 Michael Siegel, (Keine) reine Privatsache, S. 14-15, in: Dokumentation 11. Forum Wissenschaftskommunikation 2018, S. 14 und Leyla Dogruel, Klaus Beck, Social Media als Alternative der Wissenschaftskommunikation? , S. 123-187, in: Weingart et. al., S. 169 73 Leyla Dogruel, Klaus Beck, Social Media als Alternative der Wissenschaftskommunika‐ tion? S. 123-187, in: Weingart et.al., S. 173 74 ARD / ZDF, ARD / ZDF-Onlinestudie 2016, nach: Andreas Wenninger, Wissenschaftsb‐ logs und wissenschaftliche Blogosphäre, S. 259-268, in: Weingart et.al., S. 259 und https: / / kurzelinks.de/ tcky - https: / / de.statista.com/ themen/ 248/ blog, Abruf am 17. 6. 20 75 nach: Manon Littek, Wie wirken Wissenschaftsblogs? , 26. 3. 12, https: / / kurzelinks.de/ 62 3g - https: / / www.meta-magazin.org/ 2012/ 03/ 26/ 352, Abruf am 5. 1. 21 76 Henning Lobin, Aktuelle und künftige technische Rahmenbedingungen digitaler Medien für die Wissenschaftskommunikation, S. 223-258, in: Weingart et. al., S. 238 Aufwändiger als die technische Umsetzung und die Verbreitung ist die regelmäßige Aktualisierung eines Blogs. Die Biologin Anna Müllner veranschlagt vier bis acht Stunden für einen Beitrag, andere zwei bis vier Stunden pro Woche für die Inhalte und eine halbe Stunde für die Betreuung. 72 Trotzdem erreichen nur sehr wenige Blogs sehr viele Menschen. Denn die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf wenige erfolgreiche Blogs zu aktuellen Themen wie Impfung oder Klimawandel, auf Natur- und Tech‐ nikwissenschaften, Astronomie und Raumfahrt, stellten die Medien- und Kommunikationswissenschaftler Leyla Dogruel und Klaus Beck fest. Quan‐ tität und Qualität des erreichten Publikums seien gering, obwohl Wissen‐ schaftsblogs „als Teil eines umfassenden wissenschaftsjournalistischen oder eines Wissenschafts-PR-Konzepts strategisch sinnvoll sein“ können. 73 Denn Blogs werden im Durchschnitt täglich nur fünf Minuten genutzt und nur sieben Prozent der Menschen schauen wöchentlich bei einem vorbei. 74 Wissenschaftsjournalisten recherchieren in Blogs, um sich über Aspekte redaktionell bereits feststehender Themen zu informieren, um Expertenmeinungen einzuholen und wissenschaftliche Diskussionen zu verfolgen. Während Laien sie als privates unterhaltsames Weiterbildungs‐ medium nutzen, vernetzen und vermarkten sich Wissenschaftlerinnen, holen Fachkommentare angrenzender Disziplinen ein und tauschen sich auch über wissenschaftliche Methoden aus. 75 Aber wie werden Blogbeiträge geschrieben? Der Sprachwissenschaftler Henning Lobin stellt fest, dass der Stil in Blogs „zwischen dem traditionel‐ len Aufsatz und informellen Kommunikationsformen wie Diskussion oder Leserbrief anzusiedeln“ seien. 76 Diese formalen und inhaltlichen Freiheiten seien es denn auch, die die Autoren motivieren. Charakteristisch ist für Blogs nicht nur, dass sie regelmäßig aktualisiert werden, sondern auch dass 83 2.3 Mit Blogs bekannt werden <?page no="84"?> 77 Statista, o. T., https: / / kurzelinks.de/ 3bje - https: / / de.statista.com/ themen/ 248fblog, Ab‐ ruf am 17. 6. 20 78 Michael Blume, Wissenschaftsbloggen IST eine Karriere - Ein Erfahrungsbericht, 5. 5. 12, https: / / kurzelinks.de/ kj0i - https: / / www.scilogs.spektrum.de/ natur-des-glaubens/ wiss enschaftsbloggen-ist-eine-karriere-ein-erfahrungsbericht, Abruf am 5. 1. 21 Beiträge kommentiert werden. Das tun allerdings gerade mal 1,5 Prozent der Nutzer. 77 Überwiegend werden in Kommentaren Inhalte zu allgemein verständlichen Beiträgen ergänzt. Wer zu mehr Reaktionen anregen möchte, kann demnach Fachsprache reduzieren sowie Aspekte offen lassen. Wer in seinem Blog Fragen stellt und inhaltlich auf Kommentare eingeht, signal‐ isiert, dass diese willkommen sind. Aber was, wenn die Inhalte nicht akzeptabel sind, sich Trolle auf der Seite breit machen? „In ein paar Jahrzehnten wird man über den Web-Machismo der ersten Netzgeneration wohl nur noch mitleidig schmunzeln“, meint der Religionswissenschaftler Michael Blume und nennt sie „halbstarke Pöbler“. 78 Radio Bremen folgt dem Prinzip „mahnen, löschen, bloggen“. Der populäre US-amerikanische Wissenschaftsblog Popular Science (www.popsci.com) schloss den Kommentarbereich. Da das oft nicht gut ankommt, antworten andere Bloggerinnen nur kurz ein Mal etwas wie ‚das habe ich nicht gemeint, aber danke für den Hinweis‘. Denn Trolle wollen meist Aufmerksamkeit erregen und Stimmung machen, verwirren, stören und sich lustig machen, um Frust, Aggression und Langeweile abzubauen. Klappt das nicht, erlischt ihr Interesse. Da sie Inhalte kaum interessieren, bremst sie eine Antwort wie ‚davon habe ich auch schon gehört, hier ist ein Link dazu‘ elegant aus (► Kap. 4.5 - Krisen bewältigen). Checkliste - Mit Blogs bekannt werden 1. Suchstichworte in Dateinamen und Überschriften verwenden 2. Link-Listen am Textende oder im Kasten bereitstellen 3. Fachinhalte mit subjektiven Erfahrungen und Einschätzungen be‐ reichern 4. Zu Reaktionen anregen durch Fragen, offen lassen von Aspekten und Eingehen auf Ergänzungen 5. Bei Blogportalen eintragen und auf neue Beiträge in Social-Me‐ dia-Accounts hinweisen 84 2 Leser gewinnen <?page no="85"?> 2.4 Wikis und Webseiten nutzen Online-Visitenkarte pflegen - Homepage erstellen - Wikipedia bereichern Es so viele Möglichkeiten Webseiten aufzusetzen und zu veröffentlichen, dass es schon schwer ist, sich nur einen Überblick zu verschaffen. Zumal der Service, den die Vermieter von Webspace anbieten, je nach Preis sehr unterschiedlich ist. Da eigene Homepages nicht in allen Häusern gern gese‐ hen sind, liegt es nahe, die eigene Online-Präsenz auf die Personen-Webseite der Hochschule zu beschränken. Die Sichtbarkeit des eigenen Profils ist dann allerdings so befristet wie die Stelle. Außerdem müssen die Inhalte bei jedem Wechsel an die Vorgaben der neuen Hochschule angepasst und immer wieder neue Internetadressen bekannt gemacht werden. Über eine eigene Webseite ist das Forschungsprofil dagegen für Drittmittelgeber und Kooperationspartner längerfristiger präsent. Außerdem bevorzugen Suchmaschinen länger bestehende Webseiten, sodass diese im Netz besser auffindbar sind. Soll es erst einmal nur eine einfache Online-Visitenkarte sein, kön‐ nen auf dieser einen Seite stehen: Forschungsprofil, -schwerpunkte und -aufenthalte im Ausland, Kurz-Biografie, Publikationen, Übersicht über eigene Lehrveranstaltungen und Auszeichnungen. Unter der Überschrift ‚Aktuelles‘ könnten Links zu Veröffentlichungen stehen, über Zertifikate informiert werden, mit wem gerade ein Paper geschrieben wird, welche Lehrveranstaltungen, Tagungsbesuche oder Podiumsteilnahmen geplant sind. Platz für mehr Informationen bietet eine typische Homepage mit fünf Seiten. Meist steht auf: ■ Seite 1 ‚Startseite / Home‘: die Selbstvorstellung mit den wichtigsten Stichworten zu Forschungsthema und Expertenwissen, also der For‐ schungsbereich, laufende Projekte, die aktuelle Position und für welche Anfragen man offen ist ■ Seite 2 ‚Forschung & Lehre‘: aktuelle Forschungsergebnisse, -fragen, -methoden und -ziele, Schwerpunkte und Besonderheiten der Lehrtä‐ tigkeit, Promotionsthema, gesuchte Kontakte und Kooperationen, Links zu Institutsseiten und Profilen in sozialen Netzen 85 2.4 Wikis und Webseiten nutzen <?page no="86"?> 79 Fanny Jiménez, Warum in jedem von uns ein Rassist schlummert, 13. 7. 15, https: / / kurzeli nks.de/ u6ho - https: / / www.welt.de/ wissenschaft/ article143913703/ Warum-in-jedem-v on-uns-ein-Rassist-schlummert, Abruf am 15. 3. 21 80 Siehe: https: / / kurzelinks.de/ 9dji - https: / / de.wix.com/ website-template/ view/ html/ 159 6#, https: / / kurzelinks.de/ w932 - https: / / de.wix.com/ website/ templates/ html/ education / schools-universities/ 2 und https: / / kurzelinks.de/ tvoy - https: / / de.wix.com/ website/ te mplates/ html/ education/ schools-universities, Abruf am 15. 2. 21 ■ Seite 3 ‚Über mich‘: tabellarischer Lebenslauf mit zwei, drei einleitenden Sätzen, erhaltene Auszeichnungen und Stipendien, Mitgliedschaften in akademischen Ausschüssen, Gremien und Organisationen ■ Seite 4 ‚Veröffentlichungen‘: Artikel und Aufsätze mit und ohne Links, Buchkapitel und Bücher, Experteninterviews und -videos, Konferenz- und Tagungsbeiträgen. Wer häufig in den Medien ist, kann die Liste nach Themen sortieren und mit den wichtigsten Arbeiten oder aktu‐ ellsten Beiträgen beginnen ■ Seite 5 ‚Kontakt‘: Anschrift, E-Mail-Adresse, Telefonnummer (► Kap. 1.4 - Rechte einholen und sichern), Kontaktformular, Links zu Social-Media-Accounts Über diese Basisversion von Homepages weit hinaus gehen Instituts- und Hochschul-Webseiten sowie Online-Portale wie das geisteswissenschaftli‐ che Online-Portal mit 1 800 Autoren der Gerda Henkel Stiftung (www.lis a.gerda-henkel-stiftung.de). Einige bieten mit Zusatz-Service Anlässe für Berichterstattung in sozialen und allgemeinen Medien. So können auf der Homepage der Universität Harvard (https: / / implicit.harvard.edu) eigene unbewusste rassistische Vorurteile überprüft werden. Weil das auch auf Deutsch möglich ist, informieren darüber auch deutschsprachige Medien. 79 Ein bewährter Ablauf für die Einrichtung und Verbreitung von Homepages ist: 1. Planen: Soll das Projekt im IKEA-Prinzip aus Fertigteilen zusammen‐ gestellt werden? Diese Möglichkeit bietet auch für mobile Webseiten beispielsweise das Programm „Mobirise“ gratis. Frei nutzbare Vorlagen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen bei Wix (https: / / de.wix.com) 80 . Wer sein Layout freier gestalten möchte und sich mit HTML und CSS auskennt, kann das kostenlose Programm „HTML Editor Phase 5“ einsetzen. 86 2 Leser gewinnen <?page no="87"?> 2. Benennen: Die Internetadresse soll den zentralen Suchbegriff enthal‐ ten, kurz, verständlich, einprägsam und leicht auszusprechen sein. Ob die Wunschadresse noch frei ist, lässt sich über www.domain. de prüfen. 3. Suchmaschinenoptimierung: Pro Unterseite ein anderes Suchstich‐ wort festlegen und □ im Seitennamen und in der Seitenbeschreibung (Meta-Text) ver‐ wenden □ in der Hauptüberschrift (h1) und im ersten Satz □ in Dateinamen von Bildern und der Bild-Beschreibung (alt-Text) Für Suchmaschinen optimieren lassen sich Webseiten zusätzlich durch Links zu hochwertigen Beiträgen und Internetseiten. 4. Veröffentlichen: Wer für eine kleine Homepage wenig ausgeben möchte, findet Anbieter in Suchmaschinen über das Suchstichwort ‚Webhosting kostenlos‘. Dann zahlt man oft einmalig um die 10 Euro für die Internetadresse, bevor sich die Seite mit einem kostenlosen FTP-Programm wie „FileZilla Client“ ins Internet laden lässt. Da die kostenlosen Seiten meistens Werbung enthalten, manchmal sehr lange Ladeseiten haben und vom Betreiber auch gelöscht werden können, sind diese aber eher für Vortests geeignet. Wer monatlich für einen Webhoster bezahlt, bekommt mehr Service und mehr Möglichkeiten - wie zur Adresse passende E-Mail-Anschriften, Datenbanken oder das Hochladen mit einem Klick. 5. Verbreitung im Internet: Link zur Homepage auf die Institutsseite und in Social-Media-Accounts, in Posts, Foren und Wikis setzen. Soll die Seite schnell über Google gefunden werden, kann ein Google-Konto angelegt und die Seite unter „Search Console“ angemeldet werden. Wer anschließend zügig über Beiträge auf Nachrichtenseiten berichten oder Links dorthin setzen möchte, kann bei Google zu seinen Stichworten sogenannte Alerts abonnieren. Dann wird man per E-Mail automatisch über neue Beiträge informiert. Für eigene Beiträge ist zu beachten, dass viele Menschen Internetseiten eher nach Anhaltspunkten überfliegen, als konzentriert durchlesen. Daher kommen Ironie und Sprachwitz, blumige und komplexe Texte selten an. Empfohlen werden Texte zu jeweils einem - statt mehrerer - Themen, mit klarer Gliederung, übersichtlich strukturierten Sätzen und Aufzählungen. (► Kap. 6 - Übungen zum Ausprobieren ) 87 2.4 Wikis und Webseiten nutzen <?page no="88"?> 81 Nach: Beatrice Dernbach, Pia Schreiber, Evaluation der Online-Kommunikation, S. 363-372, in: Beatrice Dernbach, Herbert Münder, Christian Kleinert (Hg.), Handbuch Wissenschaftskommunikation, Wiesbaden, 2012, S. 365 82 https: / / jurawiki.de, https: / / unterrichten.zum.de, siehe https: / / wikiindex.org/ Cate‐ gory: Wiki_German 83 Dirk Asendorf, Asuka Grün, Matthias Schütte, Schwarmwissen, Die Zeit, 14. 1. 21, S. 40. Online-Studie 2015 im Auftrag von Goportis - Leibniz-Bibliotheksverbund For‐ schungsinformation, Die Nutzung von Social-Media-Diensten in der Wissenschaft, http s: / / kurzelinks.de/ dg0w - https: / / www.leibniz-openscience.de/ wp-content/ uploads/ 201 6/ 09/ Bericht_Goportis_Nutzung_von_Social-Media-Diensten_in_der_Wissenschaft_D aten_und_Ergebnisse_2015.pdf, Abruf am 5. 1. 21 Als Bewertungskriterien für die Online-Wissenschaftskommunikation, also auch von Webseiten, wurden als Kriterien vorgeschlagen: 1. Aktualität sowie Objektivität durch Ausgewogenheit, Faktentreue und emotionale Distanz der Darstellung 2. Originalität durch Nutzungsanreiz sowie Beiträge, die eindeutig zu den Kommunikatoren passen 3. Relevanz der Informationen sowie Transparenz durch logisch nachvoll‐ ziehbare Argumente 4. Verständlichkeit für die Zielgruppe 5. Vollständigkeit des Materials sowie Zuverlässigkeit durch überprüfte Informationen 81 Wikipedia: Artikel schnell ergänzen und mit Unterstützung schreiben Wikis sind Webseiten, deren Inhalte jede und jeder über seinen In‐ ternetzugang einfach ändern kann. Allein unter https: / / wikiindex.or g stehen Links zu fast 2 500 deutschsprachigen Wikis - von Abitur‐ wissen mit 93 Seiten über Jurawiki mit 2 670 Seiten bis ZUM für Lehrinhalte. 82 Obwohl 30 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissen‐ schaftler für Fach- und interne Wikis schreiben und nur fünf Pro‐ zent für Wikipedia, dem bekanntesten Wiki, haben 73 Prozent der Wi‐ kipedia-Autoren einen Bachelor, Master oder promoviert 83 . Dennoch suchen viele Wikis Autorinnen. So für das DFG-geförderte Salzwiki (www.salzwiki.de), über das Forschungsergebnisse gesichert und Primärda‐ ten zugänglich gemacht werden. Dafür wurde die Open-Source-Software 88 2 Leser gewinnen <?page no="89"?> 84 Wikipedia, Was Wikipedia nicht ist, o. D., https: / / kurzelinks.de/ b3lk - https: / / de.wikip edia.org/ wiki/ Wikipedia: Was_Wikipedia_nicht_ist, Abruf am 25. 1. 21 85 „Die Hälfte der Top-Wikipedia-Autoren sind keine Menschen, sondern automatische Programme. Sie prüfen Artikelbearbeitungen, aktualisieren Angaben oder erstellen neue Artikel aus öffentlichen Archivbeständen“, Dirk Asendorf, Asuka Grün, Matthias Schütte, Schwarmwissen, Die Zeit, 14. 1. 21, S. 40 Mediawiki (www.mediawiki.org) angepasst, mit der auch Wikipedia arbei‐ tet. Denn auf Wikipedia sind Forschungsergebnisse so wenig erwünscht wie Analysen und Interpretationen. Dort sollen „weder neue Theorien, Modelle, Konzepte oder Methoden aufgestellt, noch neue Begriffe etabliert werden“. 84 Erwünscht sind Sekundärliteratur, vorzugsweise Standardwerke, begutach‐ tete Veröffentlichungen und Übersichtsarbeiten. Das macht es leicht, Artikel mit Links, Literatur und Bildern zu erweitern und zu aktualisieren. Auch anonym und ohne Nutzerkonto können zu eigenen Veröffentlichun‐ gen passende Beiträge gesucht und unter ‚Literatur‘ eingefügt werden: Auf ‚Bearbeiten‘ klicken, sich im Quelltext über die Formatierung informieren, Inhalt einfügen und speichern. Dann nach einigen Tagen nachschauen, ob die Änderung veröffentlicht ist. Wurde diese - von Menschen oder automatischen Programmen 85 - verworfen, steht der Grund meist auf der Diskussionsseite zum Beitrag. Dann kann nachgebessert werden. Soll ein neuer, allgemeinverständlicher Sachtext eingestellt werden, müs‐ sen die Relevanzkriterien von Wikipedia erfüllt sein. Das tun Einträge über: ■ Autoren, deren Buch überregional rezensiert wurde oder in einem wissenschaftlichen Verlag erschien oder in fünf wissenschaftlichen Bibliotheken steht, die ein Standardwerk oder vier Sachbücher in einem Verlag veröffentlichten ■ Beiträge von Hochschulen, deren Abschlüsse staatlich anerkannt sind, über Fakultäten, Studiengänge und Institute mit überregional bedeuten‐ der Forschung oder Lehre ■ Forschungsprojekte, die medial stark beachtet wurden, überregional bedeutend sind oder herausragende Ergebnisse haben ■ Wissenschaftlerinnen, die international anerkannt sind oder eine Pro‐ fessur haben, die Namensgeber oder Erstbeschreiberinnen beispiels‐ 89 2.4 Wikis und Webseiten nutzen <?page no="90"?> 86 Wikipedia, Relevanzkriterien, o. D., https: / / kurzelinks.de/ v5de - https: / / de.wikipedia.or g/ wiki/ Wikipedia: Relevanzkriterien#Autoren, Abruf am 25. 1. 21 87 Wikipedia, Lesenswerte Artikel, o. D., https: / / kurzelinks.de/ lgkk - https: / / de.wikipedia. org/ wiki/ Wikipedia: Lesenswerte_Artikel, Abruf am 25. 1. 21 88 Christian Röther, Ein Professor als Wikipedia-Autor, 5. 2. 19, https: / / kurzelinks.de/ wwxi - https: / / www.deutschlandfunk.de/ islamwissenschaft-ein-professor-als-wikipedia-au tor.886.de.html? dram: article_id=440088, Abruf am 5. 1. 21 weise von Bakterien, Mineralien oder Viren sowie Hochschul-Rektorin‐ nen oder -Präsidenten sind 86 In Beiträgen über Personen, soll es dann eher um die Bedeutung ihrer Forschung gehen, als um deren Lebenslauf. Denn das zur Recherche intensiv genutzte Tool soll vor allem den freien Zugang zu etabliertem Wissen ermöglichen. Dessen Inhalte stehen unter cc-Lizenz (► Kap. 1.5 - Material besorgen) und können frei weiterverbreitet werden. Wer sich, nach ersten Ergänzungen und Beiträgen, den 1 000 regelmäßigen Wikipedia-Autoren anschließen möchte, kann sich von einem der 68 Mentorinnen und Mento‐ ren unterstützen lassen. Das erleichtert es, einen Beitrag zu verfassen, der die Chance hat, als „exzellenter Artikel“ ausgewählt zu werden. Denn darin muss der Stand der Forschung nicht nur präzise, sondern auch lebendig beschrieben werden. „Exzellente Artikel“ erscheinen auch auf der Startseite und unter „Lesenswerte Artikel“. 87 Wer sich noch stärker engagiert, kann sogar Koordinator eines Portals werden: Der Islamwissenschaftler Patrick Franke, der in sechs Jahren 280 Artikel auf Wikipedia veröffentlichte, koordiniert das Islamportal. Seine Beiträge werden zusammen täglich 8 000 Mal abgerufen und beeinflussen die deutsche Islamdebatte. 88 Checkliste - Wikis und Webseiten nutzen 1. An internen und Fachwikis mitwirken 2. Personen-Webseite der Hochschule befüllen und pflegen 3. Eigene Internetseite aktuell halten 4. Wikipedia-Artikel mit Literatur, Links und Bildern ergänzen 5. Wikipedia-Beitrag verfassen, wenn die Relevanzkriterien erfüllt sind 90 2 Leser gewinnen <?page no="91"?> 89 Dorit Müller, Wissenschaftspopularisierung und populäre Wissensmedien, S. 9-28, in: Kleiner / Wilke, S. 9 90 Andres Archut, Pressesprecher der Rheinisch Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Die Zeit, 5. 3. 20, S. 45 91 Die Zeit, Die Sachbuch-Bestenliste für Januar, 29. 12. 20, https: / / kurzelinks.de/ ltsv - https: / / www.zeit.de/ 2021/ 01/ leseempfehlungen-sachbuecher-bestenliste-januar? utm_ referrer=https%3A%2F%2Fwww.ecosia.org%2F, Abruf am 7. 1. 21 2.5 Buch veröffentlichen - vom Exposé zur Freigabe Verlagsvertrag vereinbaren - Honorar verhandeln - Preisträger werden Sich mit Büchern ans breite Publikum zu wenden, hat Tradition und zeigt Wirkung. Denn nicht nur den Physiker Albert Einstein inspirierten Werke, wie die „Naturwissenschaftlichen Volksbücher“ von Aaron David Bernstein von 1855 / 56. Eines der einflussreichsten Bücher zur Physik wurde weltweit über zehn Millionen Mal verkauft: „Eine kurze Geschichte der Zeit“ des Physikers Stephen Hawkings über den Urknall, schwarze Löcher und die Stringtheorie, das 1988 erschien. Bereits in der Antike gab es „Formen popu‐ lärwissenschaftlicher Literatur“; deren Aufstieg im frühen 19. Jahrhundert beginnt, „als die Wissenschaftspopularisierung ihre Präsentationsformen einem breiten Publikum anpasst“. 89 Heute ist es ein informeller Ehrentitel, wenn ein Buch - wie „Schnelles Denken, langsames Denken“ des Kogniti‐ onspsychologen Daniel Kahneman - als „Wissenschaftskommunikation im besten Sinne“ bezeichnet wird. 90 Schon etwas formeller ist es, auf Sachbuch-Bestenlisten zu stehen. Bei „Die Zeit“ kam im Januar 2021 immerhin jedes zweite Werk aus der Wissenschaft: „Sexkultur“ von der Philosophin Bettina Stangneth, „Der Ursprung der Religion“ des Soziologen Robert N. Bellah, „Mächtige Gefühle“ der Historikerin Ute Frevert, „Manifest für die Tiere“ der Philosophin Corine Pelluchon und „Der Code des Kapitals“ der Juristin Katharina Pistor. 91 Wissenschaftliche Titel stehen auch auf Bestseller-Listen: 2020 führte „Unsere Welt neu denken“ der Ökonomin Maja Göpel diese ebenso über Wochen an wie „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ des Philosophen Richard David Precht. Manches Sachbuch wurde schon dadurch zum Bestseller, dass Bill Gates es in seinen Blog (www.gatesnotes. com) aufnahm. 91 2.5 Buch veröffentlichen - vom Exposé zur Freigabe <?page no="92"?> 92 Patricia A. Gwozdz, Science Celebrities als Ikonen des Knowledge Gossip, S. 61-96, in: Kleiner / Wilke, S. 83 93 Ulrike Brandt-Bohne, Die Energiewende mit einem Malbuch erklärt, 18. 10. 19, https: / / ku rzelinks.de/ x0q7 - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ die-energiewende-m it-einem-malbuch-erklaert-31473, Abruf am 6. 4. 20 94 Georg Schütte, Corona-Krise: Die Verantwortung von Wissenschaft und Medien, 2. 12. 20, https: / / kurzelinks.de/ fd8w - https: / / www.volkswagenstiftung.de/ aktuelles-presse/ akt uelles/ wissenschaftskommunikation-in-der-corona-krise-die-verantwortung-von-wis senschaft-und-medien, Abruf am 5. 1. 20 95 Patricia A. Gwozdz, Science Celebrities als Ikonen des Knowledge Gossip, S. 61-96, in: Marcus S. Kleiner, Thomas Wilke (Hg.), Populäre Wissenschaftskulissen, Bielefeld 2018, S. 82 Wissenschaft ist in der Öffentlichkeit über Sachbücher also sehr präsent. So gab es im Jahr 2020 Sachbuchpreise für Extremismusforscherinnen und Germanistinnen, Kunsthistoriker und Neurowissenschaftler, Ökono‐ men und Politologen. Aber Wissenschaft gibt es auch in anderen Genres. Beispielsweise wurden experimentelle Studien tierischen Verhaltens „zu Animal Tales synthetisiert und mit autobiografischen Anekdoten umrahmt“, sodass die Forscher als Tierliebhaber erschienen. 92 Um Ozeane, Klimawandel und Meeresschutz ging es beispielsweise in dem Kinderbuch „Es war einmal … Wissenschaftliche Kurzgeschichten“, mit dem Nachwuchswissen‐ schaftlerinnen und -wissenschaflter einen Preis beim Hochschulwettbewerb „Meere und Ozeane“ gewannen. Gleich mehrere Infografik-Preise erhielt ein Ausmalbuch zum Thema Energiewende des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität in Berlin. Das „funktioniert ganz hervorragend als Türöffner. Wir gehen damit oft direkt auf Politiker oder sonstige Entschei‐ dungsträger zu“. 93 So informieren erfolgreiche Titel verständlich, bieten einen Überblick und lenken - oft mittels eines aktuellen Aufhängers - Aufmerksamkeit auf wissenschaftliche Themen. Gleichzeitig wird bis heute beklagt, dass „das Reputationssystem kein Engagement in der Wissenschaftsvermittlung“ honoriert, während in den USA „das Schreiben populärwissenschaftlicher Sachbücher zum Ansehen auch in Peer Groups“ beiträgt 94 . Dort ist das Popular Science Writing sogar ein „selbstständiges Genre“ in der Literaturforschung. 95 Hierzulande merken Kollegen eher noch spitz an, dass ein Werk „vielleicht ja unterhaltsam“ sei oder „halt ein How-To-Buch“. Gerade so, als wären die Kriterien für wissenschaftliche Texte der Goldstandard, der selbstverständlich auch au‐ ßerhalb der Hochschulen zu gelten habe. Und das obwohl ein Drittel der Wissenschaftler nicht-wissenschaftliche Publikationsorgane - wie Sachbü‐ 92 2 Leser gewinnen <?page no="93"?> 96 Markus Schrenker, Johannes Giesecke, DFJV-Studie: Außerwissenschaftliche Kommuni‐ kation von Forschung - die wichtigsten Ergebnisse im Überblick, 23. 2. 17, https: / / kurzelin ks.de/ ji4z - https: / / www.fachjournalist.de/ dfjv-studie-ausserwissenschaftliche-komm unikation-von-forschung-die-wichtigsten-ergebnisse-im-ueberblick, Abruf am 5. 1. 21 97 Zu Buchkonzeption und Verlagssuche vgl. ausführlicher: Sonja Klug, Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch …: Der erfolgreiche Weg zum eigenen Sachbuch, Zürich, 2002 und Oliver Gorus, Erfolgreich als Sachbuchautor, Von der Buchidee bis zur Vermarktung, Offenbach, 2011 cher, Zeitungen und populärwissenschaftliche Zeitschriften - „für sehr wichtig oder eher wichtig“ hält. 96 Den Wunschverlag überzeugen Tatsächlich sind die Standards bei Büchern für ein breites Publikum andere. Das beginnt schon bei der Autorenschaft. Meist gibt es nur eine Autorin. Weil das dem Team-Ansatz in der Forschung widerspricht, sind schon die psychologischen Hürden hoch, so ein Projekt allein zu starten. Organisa‐ torisch kommt hinzu, dass sich Verlagskontakte nicht an Bücherständen von Tagungen herstellen lassen. Für das nicht-wissenschaftliche Publikum müssen Verlage auf anderem Weg gefunden werden. Erfolgreich ist die Verlagssuche, wenn der geplante Band einerseits in das Verlagsprogramm passt, dort aber andererseits keine direkten Konkurrenzwerke erschienen sind. Idealerweise findet man einen etablierten Verlag, der Bücher nicht nur auf den Markt bringt, sondern diese auch aktiv vermarktet. 97 Ist so ein Verlag direkt - oder mit Hilfe einer kostenpflichtigen Buchagen‐ tur - gefunden, erhält er ein vollständiges Buchexposé. Das besteht aus: 1. Anschreiben 2. Kurzfassung: In fünf Sätzen bis einer Seite wird die Buchidee vorgestellt und wie diese umgesetzt werden soll, beispielsweise als Textvorschlag für die Buchrückseite 3. Marktanalyse: Warum ist das Thema aktuell und von besonderem Interesse? Welche Bücher gibt es dazu auf dem Markt? Wodurch unterscheidet sich der geplante Titel davon? Wer ist die Zielgruppe, wie groß ist die und wie kann sie erreicht werden? Drei Verkaufsargumente runden diesen Teil ab. 4. Formalien: Zahl der geplanten Anschläge, Art, Anzahl und Beispiele von Abbildungen, realistischer Abgabetermin fürs Manuskript 93 2.5 Buch veröffentlichen - vom Exposé zur Freigabe <?page no="94"?> 98 Jodie Archer und Matthew L. Jockers, Der Bestseller-Code: Was uns ein bahnbrechen‐ der Algorithmus über Bücher, Storys und das Lesen verrät, Kulmbach, 2017 5. Inhaltsverzeichnis: Vorschlag für den Buchtitel mit fünf oder sieben Hauptkapiteln mit je fünf oder sieben Unterkapiteln. Werden die um je zwei, drei Sätze zum Inhalt ergänzt, ergibt das einen knappen und informativen Überblick und verspricht der Leserschaft idealerweise Vielfalt ohne zu überfordern. 6. Leseprobe: Rund 20 Seiten oder ein Unterkapitel aus der Buchmitte 7. Autorin: Berufliche Kurz-Biografie, bisherige Publikationen und Erfah‐ rungen zum Buchthema Auch wenn am Ende der Verlag über den Buchtitel bestimmt, ist es gut, wenn schon der Vorschlag Potenzial signalisiert. Laut dem Buch „Der Best‐ seller-Code“ 98 gelingt dies mit Titeln, die aus einem erweiterten Substantiv bestehen - wie ‚Sexkultur‘ - sowie solchen mit Substantiv und bestimmtem Artikel, wie ‚Der Ursprung der Religion‘. Erfolgreich sind auch Titel, die mit zwei Substantiven Fragen aufwerfen - wie ‚Manifest für die Tiere‘ - oder auf Rätsel hinweisen, wie ‚Unsere Welt neu denken‘. Spätestens im Untertitel sollte das wichtigste Suchstichwort vorkommen. Denn dann finden es Interessierte auch über die Buchportale im Internet. Das Exposé erhalten die zwei, drei interessantesten Verlage per E-Mail. Ist die erste Absage eingetrudelt, werden mögliche Argumente geprüft, das Exposé im Zweifelsfall angepasst und an den nächsten Verlag geschickt. Signalisiert ein Haus schließlich Interesse, gilt es die Konditionen zu klären. Dazu gehören das Honorar, der geplante Buchpreis, der Abgabe- und der Erscheinungstermin. Reagieren gar zwei Verlage positiv, lässt sich mitunter das bessere Honorar auch mit dem Haus mit dem zuvor niedrigeren Angebot vereinbaren. Davon unabhängig sind die Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaft Wort an Buchautoren, die einen Wahrnehmungs‐ vertrag abgeschlossen haben (► Kap. 1.4 - Rechte einholen und sichern). Für die endgültige Entscheidung für einen Verlag sollte die genaue Prozentzahl des Honorarsatzes weniger entscheidend sein, als die Frage, wie der Verlag aufgestellt ist: Ein großer Verlag für Wirtschaftsbücher, dessen Titel auf Bestenlisten stehen, kann - außer fürs Renomee und die Bekanntheit - auch finanziell interessanter sein, als ein Verlag, der wenig Marketing machen kann. Denn das Autorenhonorar ergibt sich meist aus dem Verlagsnettoerlös pro verkauftem Buch und den jährlich verkauften Exemplaren. 94 2 Leser gewinnen <?page no="95"?> 99 Robert Pausch, Bernd Ulrich, Was hat er, was alle wollen? , Die Zeit, 13. 8. 20, S. 8 Spätestens wenn der Vertrag unterschrieben ist, startet der Schreibpro‐ zess. Selbst wenn der leicht und kraftvoll beginnt, ist der lange Mittelteil des Schreib-Marathons schwierig. In der Zeit ist der Spaß am Projekt oft lange verflogen und Zweifel nehmen überhand, ob die Arbeit daran jemals endet. Gedanken ans Hinschmeißen sind in der Phase normal, müssen aber nicht ernster genommen werden, als sie sind. Meist stellt sich heraus, dass inhaltliche Probleme geklärt werden müssen, damit das Schreiben wieder flüssiger wird. Da hilft nur, diszipliniert dranzubleiben. Ist endlich das letzte Kapitel fertig, der Anhang überarbeitet und die Einleitung dem fertigen Text angepasst, sollte der Text mit etwas Abstand zwei Mal von Anfang an gelesen und redigiert werden. Denn erst dieser Feinschliff rundet die Absätze und Kapitel so ab, dass am Ende alles schlüssig zueinander passt. Ist das Skript beim Verlag, wird es - bei manchen mehr, bei anderen weniger - lektoriert und häufig auch layoutet. Diese Fassung erhalten die Autoren dann noch einmal zum Gegenlesen und um sie mit den Änderungen zum Druck freizugeben. Das geschieht mit dem Satz ‚Freigabe mit den angegebenen Änderungen erteilt‘ auf dem Skript. Wer zuvor noch größere Änderungen vornimmt, ohne sie mit dem Verlag abzusprechen, muss laut vielen Verträgen damit rechnen, dass die Kosten dafür berechnet werden. Auch deshalb kann man Änderungen durch den Verlag in drei Kategorien einteilen: 1. Verbesserungen, die man einfach annimmt. 2. Änderungen, die weder besser noch schlechter sind, sondern nur anders. 3. Verschlechterun‐ gen. Die werden korrigiert oder - noch besser - deren Absicht erfragt, sodass gemeinsam eine bessere Lösung erstellt wird. Ist das Buch dann gedruckt und im Handel, sollten Autoren sich - in Absprache mit dem Verlag - aktiv an dessen Verbreitung beteiligen, bei‐ spielsweise im eigenen Blog und sozialen Medien, in Zeitschriftenbeiträgen zum Thema oder Vorträgen. Der Soziologe Andreas Reckwitz stellte fest: „So ein Buch ist ja wie eine Flaschenpost, man weiß nie, an welchen Strand es gespült wird. In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es auf Bücher häufig einen sehr selektiven Blick“. 99 Das zeigen Reaktionen von Kollegen dann ebenso wie Rezensionen. Diese sind übrigens das geistige Eigentum der Journalistinnen. Daher darf im Internet nur darauf verlinkt werden. Sie dürfen ebenso wenig in eigene Blogs oder Social-Media-Accounts eingestellt werden, wie Ausschnitte des Buches. Denn das alleinige Recht zur Verbrei‐ tung wurde mit dem Autorenvertrag an den Verlag abgegeben. Erst wenn das 95 2.5 Buch veröffentlichen - vom Exposé zur Freigabe <?page no="96"?> Buch nicht mehr auf dem Markt ist und die Rechte zurückgegeben wurden, kann man wieder selbst darüber verfügen. Die Rückgabe geschieht selten automatisch. Die müssen die Autoren meist selbst veranlassen. Wettbewerbe für Sach- und Wissensbücher Sollte das Buch am Ende sogar in einem Buchwettbewerb ausgezeichnet werden, gilt es, deutlich zu machen, dass es auf wissenschaftlicher Ex‐ pertise beruht. Denn noch ist auf vielen Webseiten zu Wettbewerben nicht erkennbar, wie häufig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet werden. Aus der Wissenschaftscommunity selbst gibt es beispielsweise den „Tractatus Preis“ des Philosophicum Lech und den „Anna-Krüger-Preis“ des Wissenschaftskollegs Berlin. Man kann sich da‐ für - wie bei vielen Buchwettbewerben - allerdings nicht selbst bewerben. Das ist lediglich bei einigen politischen Buchpreisen explizit erwünscht. So beim „Bruno-Kreisky-Preis“ der Sozialdemokratischen Partei Österreichs und bei „Das politische Buch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung in Deutschland (► Kap. 5.2 - Wettbewerbe nutzen). Verlage können Bücher beim „NDR Kultur Sachbuchpreis“ vorschlagen, beim „Leipziger Buchpreis“ und beim 2020 neu aufgelegten „Deutschen Sachbuchpreis“. Beim „Wissenschaftsbuch des Jahres“ in Österreich stimmt das Publikum über die Vorschläge einer Jury in den Buchhandlungen ab. Das ergibt - neben großer öffentlicher Beteiligung - eine breite Auseinanderset‐ zung mit den Themen der Bücher. Dieser Preis des österreichischen Minis‐ teriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung ist ein Beispiel für Wis‐ senschaftskommunikation, die sich aus der Deckung wagt! In Deutschland hält sich das Bundesministerium dagegen ebenso zurück wie Universitäts‐ bibliotheken und Forschungsgemeinschaften. Dadurch bleibt nicht nur die Möglichkeit ungenutzt, über Buchpreise im größeren Rahmen auf wissen‐ schaftliche Leistungen und Einrichtungen aufmerksam zu machen. Mit den Preiskriterien ließen sich auch Aspekte guter Wissenschaftskommunikation propagieren, beispielsweise mit Kategorien wie ‚beste Teamarbeit‘ oder ‚beste Darstellung von Forschungsmethoden‘. Über Sonderpreise könnte die Bevölkerung abstimmen, aber auch Fachbereiche oder Studierende. Auch das würde auf wissenschaftliche Leistungen aufmerksam machen. Außerdem bräuchten die Juroren der hochdotierten Auszeichnungen bei ihrer Vorauswahl dann nicht auf die gängigen Besten- und Bestsellerlisten zurückzugreifen. 96 2 Leser gewinnen <?page no="97"?> Wie groß die Vielfalt der Wissenschaftsdisziplinen bei Buchpreisen bereits ist, zeigen die fachlichen Hintergründe der Preisträgerinnen von Buchpreisen für Wissens- und Sachbücher im Jahr 2020: Sachbücher ■ Bayerischer Buchpreis für die beste Neuerscheinung eines Sachbuchs in den letzten zwölf Monaten vom Landesverband Bayern des Börsen‐ vereins des Deutschen Buchhandels mit Unterstützung der Bayerischen Staatskanzlei □ Preisträger: Kulturwissenschaftler Jens Malte Fischer für „Karl Kraus. Der Widersprecher“ □ Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten: Astrophysiker Harald Lesch für „Was hat das Universum mit mir zu tun“ ■ Deutscher Sachbuchpreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhan‐ dels □ Preisträger: Volkswirt, Soziologe und Journalist Jürgen Kaube für „Hegels Welt“ ■ Leipziger Buchpreis der Leipziger Buchmesse □ zur europäischen Verständigung: Kunsttheoretiker László Földényi für „Lob der Melancholie. Rätselhafte Botschaften“ □ Sachbuchpreis: Historikerin Bettina Hitzer für „Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts“ ■ NDR Kultur Sachbuchpreis des Norddeutschen Rundfunks □ Preisträger: Historiker Andreas Kossert für „Flucht. Eine Mensch‐ heitsgeschichte“ und Journalistin Caroline Criado-Perez für „Un‐ sichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“ ■ Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse □ Preisträgerin: Historikerin Bettina Hitzer für „Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts“ Sprache ■ Anna-Krüger-Preis für verständliche Wissenschaftssprache des Wis‐ senschaftskollegs Berlin □ Preisträgerin: Historikerin Hedwig Richter für „Demokratie - Eine deutsche Affäre“ ■ Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Aka‐ demie für Sprache und Dichtung 97 2.5 Buch veröffentlichen - vom Exposé zur Freigabe <?page no="98"?> □ Preisträgerin: Historikerin Ute Frevert für Studien über Emotionen, die von Geschichte geprägt sind Themen ■ Deutscher Wirtschaftsbuchpreis vom Handelsblatt, der Frankfurter Buchmesse und der Investmentbank Goldmann Sachs □ Preisträger: Ökonomen Esther Duflo und Abhijit V. Banerjee für „Gute Ökonomie für harte Zeiten“ ■ Jean-Ameréy-Preis für europäische Essayistik des Verlags Klett-Cotta und der Allianz Kulturstiftung □ Preisträger: Politologe Ivan Krastev für sein Gesamtwerk ■ Tractatus Preis für Wissenschaftsprosa und philosophische Essayistik des Vereins Philosophicum Lech □ Preisträgerin 2019: Philosophin Lisa Herzog für „Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf “ Wissenschaft ■ Wissensbuch des Jahres der Zeitschrift „bild der wissenschaft“ Preisträger in der Kategorie □ Informativstes Buch: Wissenschaftsjournalist Bas Kast für „Der Ernährungskompass“ □ Brisantestes Buch: Gesundheitsforscher Hans Rosling, Statistiker Ola Rosling und Designerin Anna Rosling-Rönnlund für „Factful‐ ness“ □ Originellstes Buch: Wissenschaftsjournalistin Karin Bojs für „Meine europäische Familie“ □ Spannendstes Buch: Naturforscherin Sy Montgomery für „Rendez‐ vous mit einem Oktopus“ □ Schönstes Buch: Medizinhistoriker Richard Barnett für „Mut zur Lücke“ □ Sachkundigstes Jugendbuch: Mediziner Robert Winston für „Mein genialer Körper“ ■ Wissenschaftsbuch des Jahres des österreichischen Bundesministe‐ riums für Bildung Preisträger in der Kategorie □ Junior-Wissenschaftsbücher: Germanistin Kristina Scharma‐ cher-Schreiber und Illustratorin Stephanie Marian für „Wieviel wärmer ist 1 Grad. Was beim Klimawandel passiert“ 98 2 Leser gewinnen <?page no="99"?> □ Naturwissenschaft / Technik: Biologe Martin Grassberger für „Das leise Sterben. Warum wir eine landwirtschaftliche Revolution brau‐ chen, um eine gesunde Zukunft zu haben“ □ Medizin / Biologie: Neurowissenschaftler Johannes Frasnelli für „Wir riechen besser als wir denken“ □ Geistes-/ Sozial-/ Kulturwissenschaften: Extremismusforscherin Ju‐ lia Ebner für „Radikalisierungmaschinen“ Bei den Preisträgerinnen und Preisträgern scheinen Menschen aus den Wissenschaften eher überals unterrepräsentiert. Das mag daran liegen, dass mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftsjournalisten in Jurys berufen werden als Personen aus den Zielgruppen. Größere Diversität der Jurys könnte dazu führen, die breite öffentliche Debatte der fachlichen Inhalte weiter zu fördern. Checkliste - Buch veröffentlichen 1. Exposé schreiben, Verlage recherchieren und kontaktieren, Auto‐ renvertrag verhandeln und abschließen 2. Kapitelweise schreiben und überarbeiten 3. Einleitung verfassen und Gesamtskript noch zwei Mal überarbeiten 4. Änderungen des Verlags prüfen und Skript zum Druck freigeben 5. Aktiv an Verbreitung beteiligen 99 2.5 Buch veröffentlichen - vom Exposé zur Freigabe <?page no="100"?> 1 Sir Ken Robinson, Do schools kill creativity, Febr. 2006, https: / / kurzelinks.de/ 3kh7 - https: / / www.ted.com/ talks/ sir_ken_robinson_do_schools_kill_creativity, Abruf am 11. 1. 21 2 Sir Ken Robinson, nach: Thomas Pyczak, Freie Rede: Tipps vom erfolgreichsten TED-Red‐ ner aller Zeiten, 9. 9. 20, https: / / kurzelinks.de/ 1cls - https: / / www.strategisches-storytell ing.de/ freie-rede-tipps-vom-erfolgreichsten-ted-redner-aller-zeiten, Abruf am 11. 1. 21 3 Publikum ansprechen 3.1 Vortrag vorbereiten Visualisiertes vorstellen - Spannung halten - Schreiben fürs Hören Auf die Stimmung im Publikum zielen scheinbar mühelos erzählte Geschich‐ ten. Dabei Humor und Selbstironie einsetzen, ist eine hohe Kunst. Die beherrscht der Autor und Berater Sir Ken Robinson. Sein TED Talk „Do schools kill creativity? “ von 2006 wurde 66 Millionen Mal angesehen. 1 Er empfiehlt, alles zu tun „um sich auf dem Podium wohlzufühlen und entspannt zu sein“, genau zu wissen, was man gesagt haben will, bevor man wieder geht und nicht zu den Menschen zu sprechen, sondern mit ihnen. 2 Seine Vortragsstruktur ist meist klar: 1. Einleiten, aufwärmen, Thema vorstellen 2. Erzählen, warum das Thema wichtig ist 3. Zentrale Gedanken 4. Praktische Folgen 5. Abschluss Über Top-Redner - ob Ursula von der Leyen, Barack Obama oder Steve Jobs - heißt es, dass sie mit einem zündenden Motiv beginnen. Dass sie Abstraktes durch Beispiele, Vergleiche und lebensnahe Geschichten veranschaulichen, um auch die allgemeine Öffentlichkeit zu erreichen, und dabei stets freundlich und souverän auftreten. Das geht nur mit intensiver Vorbereitung. Die beginnt mit der Recherche der Rahmenbedingungen: Was ist das Thema, wie viele und welche Men‐ schen werden erwartet? Wo ist die Veranstaltung, wer sind die Ansprech‐ partner, welche Technik ist vorhanden? Sind Zusatzmaterialien erforderlich, <?page no="101"?> beispielsweise Handzettel? Erst wenn Thema und Zielgruppe bekannt sind, der Anlass und die Beitragslänge, lassen sich die zentralen Fragen beantworten: 1. Ziel Was soll erreicht werden? Soll überzeugt, begeistert, zum Nachden‐ ken, Diskutieren oder Handeln angeregt werden? Soll gedankt, ein Antrag durchgebracht, Motivation und Gemeinschaftsgefühl gestärkt oder überwundene Probleme gewürdigt werden? 2. Botschaft Was ist die Kernaussage? 3. Publikum Wie und womit können genau diese Menschen erreicht werden? 4. Präsentation Wie muss das Thema behandelt werden, um das Ziel in der gegebenen Zeit bei diesem Publikum zu erreichen? Sachorientiert oder eher emo‐ tional? Freundlich und versöhnlich oder konfrontativ und wütend? Verständnisvoll oder traurig? Enttäuscht oder kämpferisch? 5. Zeit Wann muss der Vortrag fertig sein? Wie viel Vorlauf brauchen Recher‐ che, Abstimmung und Freigabe? Wann können die - für einen 15-Mi‐ nuten-Beitrag realistischen zwei weiteren - Arbeitstage eingeplant werden? Ist das geklärt, lässt sich ermitteln, welche Aspekte das Publikum bereits kennt, was es erfahren möchte und in welcher Reihenfolge die Informa‐ tionen am verständlichsten sind. Dementsprechend wird das Thema ein‐ gegrenzt und zwei, drei Aspekte ausgewählt, die für dieses Publikum interessant sind. Hören vor allem fachliche Laien zu, muss zu Beginn oft erst eine gemein‐ same Wissensbasis hergestellt werden. Und das, ohne zu überfordern - sei es durch Fachvokabular oder die Darstellung des Untersuchungsdesigns. Dafür ist zu prüfen, ob Grafiken oder abgebildete Geräte auf Anhieb verstan‐ den werden können: Wurden Grafiken nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt, müssen sie oft erst erläutert werden, was vom eigentlichen Thema wegführt. Dann ersetzt man sie besser durch Argumente, Beispiele oder Anekdoten, die das Publikum besser erreichen. Dann kann man zehn bis 20 Fragen und Antworten zum Thema zusammenstellen, die im nächsten Schritt nach Gesprächs- und Unterhal‐ 101 3.1 Vortrag vorbereiten <?page no="102"?> tungswert, Nutzen- und Neuigkeitswert fürs konkrete Publikum sortiert werden. Zu den Fragen und Antworten mit den höchsten Werten werden anschließend Botschaften formuliert, Informationen recherchiert und ein Schlüsselbild gesucht. Eine andere Möglichkeit, einen Vortrag neu zu ent‐ wickeln, ist, zunächst dessen Themen und Aspekte zu sammeln: soziale und wirtschaftliche, menschliche und technische, ethische und organisatorische. Dazu gehören auch die Qualitätssicherung, der Stand der Technik, Drittmit‐ telgeber und die Bedürfnisse von Kollegium und Kooperationspartnern. Aus der Zusammenstellung werden dann die zwei, drei wichtigsten Aspekte ausgewählt, die zum Vortragsziel, dem Publikum und der Situation passen. Vortrag strukturieren, Aufmerksamkeit wach halten In den ersten 15 Prozent des Vortrags stellt die Referentin sich und ihr Thema vor. Erprobt ist der Auftakt mit einem aktuellen Ereignis, einem Jahrestag oder Jubiläum: ‚Auf den Tag genau vor 10 Jahren entstand die Idee für dieses Projekt‘, ,das große Unwetter in dieser Woche hat gezeigt …‘. Als Auftakt bewährt haben sich auch aktuelle politische, wissenschaftliche und regionale Bezüge: ‚Hier, so nah am Rhein, fällt es mir besonders leicht über Strömungstheorien zu reden‘. Der Hauptteil des Vortrags umfasst meist 75 Prozent der Zeit. Der lässt sich beispielsweise als Fünferkette aufbauen: 1. Darstellung des allgemeinen Standpunkts 2. Eigene Ansicht mit bis zu drei Belegen, wie Beispiel, Statistik und Zitat 3. Gegenpositionen mit bis zu drei Belegen 4. Abwägung von Pro und Kontra 5. Resümee, Aufruf zur Entscheidung oder zum Handeln Zu Beginn der letzten 10 Prozent wird der Schluss angekündigt. Dem folgt eine kurze Zusammenfassung, das Aufgreifen des Anfangs und die Überleitung zum nächsten Programmpunkt: ‚Bevor Sie gleich Ihre Fragen stellen, möchte ich die Entwicklung noch kurz zusammenfassen‘. Steht die Vortragsstruktur fest, folgt die Kür, die Integration eines Span‐ nungsbogens. Denn das Publikum gewöhnt sich nach anfänglicher Neugier an den Vortragsstil. Während sich die Vortragenden dann den Kerngedan‐ ken widmen, nimmt dessen Konzentration ab. Während der Energielevel der Redenden bei den Details sinkt, bilden sich die Zuhörenden ein Urteil 102 3 Publikum ansprechen <?page no="103"?> 3 Nach: Petra Sammler / Ulrike Heppel, Visual Storytelling, Visuelles Erzählen in PR & Marketing, Heidelberg, 2015, S. 197-198 4 Manuel J. Hartung, Küssen ist das Ende des Redens, Die Zeit, 13. 5. 20, https: / / kurze links.de/ bh05 - https: / / www.zeit.de/ 2020/ 21/ armin-nassehi-soziologe-autor-frageboge n, Abruf am 11. 1. 21 5 nach: Joachim Retzbach, Kurz vorgestellt: Neues aus der Forschung im März 2020, https: / / kurzelinks.de/ b2cf - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ kurz-vorgestellt-n eues-aus-der-forschung-im-maerz-2020-37825, Abruf am 11. 1. 21. Vgl. auch: Nationa‐ les Institut für Wissenschaftskommunikation (Hg.), Leitfaden Präsentieren, S. 1-72, Karlsruhe 2021, https: / / kurzelinks.de/ layr - https: / / www.nawik.de/ wp-content/ upload/ 2020/ 12/ Header_Riki-04-gru%CC%88n-294x300.png, Abruf 25. 6. 21 6 nach: Wolf Schneider, Bedenke wohl die erste Zeile! , nzz folio, Juli 98, https: / / kurzelinks .de/ 442a - https: / / www.folio.nzz.ch/ 1998/ juli/ bedenke-wohl-die-erste-zeile, Abruf am 30. 11. 20 7 Für Umfragen über Smartphones gibt es günstige Basisversionen unter onlineum‐ frage.com und de.surveymonkey.com, Abruf am 18. 12. 20 und werden ungeduldig. 3 Wer das vermeiden will, kann das Publikum erst überraschen und dann die Konzentration mit eingestreuten Beispielen und Geschichten wach halten. „Wenn ich manchmal Leute überrasche und die danach anders denken - dann ist das für einen Wissenschaftler schon sehr viel“ 4 , stellte der Soziologe Armin Nassehi fest. Überraschungen führen dazu, dass sogar Befunde positiver bewertet werden, wurde in einer Studie festgestellt. 5 Inhaltliche Überraschungen können - je nach Publikum - ergänzt werden mit: ■ Aktionen - wie das Schwenken eines roten Tuchs ■ Bilder oder Gegenstände - ‚Ich habe Ihnen mal was mitgebracht. Wer weiß, was das ist? ‘ ■ Humor - ein amerikanischer Festredner begann mit „Lampenfieber kenne ich nicht. Wirklich, die Lampen irritieren mich überhaupt nicht. Sie sind es, das Publikum, das mich in Panik versetzt“ 6 ■ Komplimente an die Zuhörer - ‚Dass Sie bei diesem Wetter hierher gekommen sind, zeigt, dass Sie mein heutiges Thema so brennend interessiert wie mich‘. ■ Kurzumfragen - ‚Wer von Ihnen würde gerne im Mittelalter leben? Hände hoch! ‘ Dabei wird dem Publikum das Ergebnis mitgeteilt, bevor zum Thema übergeleitet wird. 7 ■ Nutzen versprechen - ‚Nach diesem Vortrag werden sie begeisterter Sport machen, weil sie unsere Forschungsergebnisse im Hinterkopf haben‘. 103 3.1 Vortrag vorbereiten <?page no="104"?> 8 Zitate mit Hintergrundinformationen aus den Bereichen Bildung, Geschichte, Kunst, Religion und Technik stellen 25 Wissenschaftler und Autorinnen vor in: Robert Arp, 1 001 Zitate, Zürich 2017. Eine Zitate-Datenbank ist zitate.net, Abruf am 18. 12. 20 9 Giulia Enders, Darm mit Charme, 14. 11. 12, https: / / kurzelinks.de/ 16qk - https: / / www. youtube.com/ watch? v=ODJwP8C48cE, Abruf am 11. 1. 21 10 Weitere Tools unter https: / / praesentare.com/ umfrage-voting-tools 11 Mareike Bacha-Trams, Verteilung der Rezeptoren im Gehirn, 29. 10. 11, https: / / kurzelinks. de/ m207 - https: / / www.youtube.com/ watch? v=gvb6b2MvzOw, Abruf am 11. 1. 21 ■ Persönliches - ‚Ich habe schon als Kind lieber getrommelt, als Trom‐ meln gebaut‘. ■ Provokationen - ‚Ich will Ihnen heute keine Zeit stehlen. Wirklich nicht! Was ich will, ist die Zeit Ihrer Kinder‘, begann einmal ein Vortrag ■ Zitate - wie neue Statements bekannter Persönlichkeit zum Thema 8 Nach so einem überraschenden Einstieg, stellt man sich kurz vor und nennt das Thema. Für Aufmerksamkeit sorgt anschließend, wer Orientierung bietet: ‚Ich möchte Ihnen vor allem drei Punkte vorstellen‘, ‚die zweite Regel ist also‘, ‚um das bisherige in einem Satz zusammenzufassen‘. Konzentrati‐ onsfördernde Abwechslung bietet auch, wer: ■ Sinne anspricht - Publikum bitten, die Augen zu schließen und sich einen Gefängnis-Gemeinschaftsraum vorzustellen, das Mobiliar, die Wände, das Licht, den Geruch und die Geräusche, bevor Studienergeb‐ nisse zur Gesundheit von Frauen im Gefängnis vorgestellt werden ■ Personen einbezieht - ihren Science Slam „Darm mit Charme“ begann die Mikrobiologin Giulia Enders damit, wie gut bei ihren Tanten das Studienfach Medizin ankam, bis sie anfing, über den Darm zu sprechen. 9 Für Kurzweil sorgen bei Online-Vorträgen anonyme Abstimmun‐ gen. Ein datenschutzfreundliches Tool bietet dafür das Deutsche For‐ schungsnetz in vier Sprachen (www.terminplaner.dfn.de), die Techni‐ sche Universität Dresden ein anderes (www.dudle.inf.tu-dresden.de). 10 ■ Requisiten einsetzt - anhand von Smarties, die sie verteilte, erläuterte die Neurowissenschaftlerin Mareike Bacha-Trams wie „Neurorezepto‐ ren sich im Gehirn verteilen“. 11 Bei nur einem Gegenstand vermeidet Ablenkung und Unruhe durchs Herumreichen, wer eine Person im Publikum bittet, diesen zu beschrei‐ ben. 104 3 Publikum ansprechen <?page no="105"?> 12 vgl. Bernd Weidenmann, 100 Tipps & Tricks für Pinnwand und Flipchart, Weinheim, 2015 13 Hans-Jürgen Bucher, Philipp Niemann, Medialisierung der Wissenschaftskommunika‐ tion: Vom Vortrag zur multimodalen Präsentation, S. 68-102, in: Schäfer et. al., Wissen‐ schaftskommunikation im Wandel, Köln, 2015, S. 86 14 Hans-Jürgen Bucher, Philipp Niemann, a. a. O., S. 83 Hörtexte schreiben und Material vorstellen Vorträge werden oft mit Bildern, Videos, Grafiken oder Animationen er‐ gänzt, weil Menschen Inhalte besser erinnern, wenn sie diese sehen und hören (► Kap. 1.5 - Material besorgen). Das Verständnis erleichtern diese aber nur, wenn weder das Sprachzentrum noch der Arbeitsspeicher über‐ lastet werden. 12 Dafür ist es günstiger, Text nach und nach einzublenden, anstatt zu eng beschriebenen Folien viel zu erzählen. Denn dann lesen die einen noch den Text, während andere schon wieder zuhören. 13 Vor dem Reden muss außerdem hinreichend Zeit zum Lesen gelassen werden. Je leseungewohnter das Publikum ist, umso mehr. Den Arbeitsspeicher entlastet, wer Bilder aussucht, die gut zu den Worten passen und sich mit Sprache und Gesten immer wieder darauf bezieht. Bei komplexen Bildern sollte erst angekündigt werden, worum es geht: ‚Schauen wir uns ein zentrales Ergebnis der Befragung an: Welche Einstellungen haben sich durch den Test verändert? ‘. Erst anschließend wird das Bild eingeblendet und zwei, drei Sekunden Zeit gelassen, es anzusehen. Bilder, die nicht für sich sprechen, werden erklärt: ‚Sie sehen auf der x-Achse‘, ‚Die dunkelgrauen Balken zeigen‘. Erst nach dieser Führung durch die Grafik wird deren Botschaft benannt: ‚Wir konnten also nachweisen‘. Aber wie viele Folien findet das Publikum bereichernd, wie viele ermü‐ dend? Bei Vorträgen auf bundesweiten Tagungen und Kongressen werden in den Geisteswissenschaften durchschnittlich 31 Folien in 31 Minuten eingesetzt, in den Naturwissenschaften 22 Folien in 19 Minuten und in den Wirtschaftswissenschaften 17 Folien in 18 Minuten. 14 Denn laut einer Faustregel soll pro Minute maximal eine Seite präsentiert werden. Wer sich bei einem 15minütigen Vortrag für elf Seiten entscheidet, könnte die so aufteilen: 1 Seite Vorab Thema, Datum, Logo 1 Seite Einstieg Foto 2 Minuten 105 3.1 Vortrag vorbereiten <?page no="106"?> 15 Ruth Fulterer, Darum muss sich der Westen kümmern, Die Zeit, 28. 8. 19, https: / / kurze links.de/ 39o5 - https: / / www.zeit.de/ 2019/ 36/ plastikmuell-meer-verschmutzung-mikro plastik-tiere-verantwortung-meeresbiologin? utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.eco sia.org%2F, Abruf am 30. 11. 20 4 Seiten Hauptteil wichtigste Botschaft Texte, Fotos, Grafiken, Vi‐ deos oder Audios 5 Minuten 2 Seiten Hauptteil zweitwichtigste Botschaft alle Materialien möglich 4 Minuten 1 Seite Hauptteil drittwichtigste Botschaft alle Materialien möglich 1 Minuten 2 Seiten Schluss Text: die drei Botschaften 3 Minuten Der Vortrag selbst umfasst - bei einem moderaten Sprechtempo von 150 Worten pro Minute - dann rund 2 250 Worte. Dabei ist es eine besondere Herausforderung, so zu schreiben, dass Texte beim Hören auf Anhieb verstanden werden. Eine Methode, um einfach und klar zu formulieren, ist es, den Text zu diktieren. Dabei werden die Sätze oft automatisch kürzer, weniger verschachtelt und aktiver formuliert. Das Zuhören erleichtert, wer: 1. Zentrales wiederholt und zusammenfasst 2. zwischen Haupt- und Nebensätzen wechselt 3. auf Synonyme und Wechsel im Ausdruck verzichtet 4. kurze Worte verwendet, Verben statt Substantive nutzt, Pronomen und Adjektive nicht häuft 5. konkrete Substantive einsetzt - ‚Tannen und Eichen‘ statt ‚Bäume‘ 6. Negationen ‚übersetzt‘ - ‚vergessen‘ statt ‚sich nicht erinnern‘ und nicht doppelt verneint 7. Verben früh im Satz platziert 8. Möglichkeiten für Missverständnisse reduziert - ‚deutlich bessere Vor‐ schläge‘ statt ‚Verbesserung der Vorschläge‘, weil nicht alle Zuhörenden sicher sein werden, ob nicht ‚Verwässerung der Vorschläge‘ gesagt wurde oder gemeint war 9. Zahlen zusammenfasst oder veranschaulicht - ‚in zehn Jahren‘ statt ‚von 2012 bis 2022‘; „es gibt ungefähr 100 Milliarden Sterne in unserer Galaxie. Etwa 50-mal so viele Plastikteile schwimmen im Meer“ 15 , verglich die Meeresbiologin Jennifer Lavers. 106 3 Publikum ansprechen <?page no="107"?> Individuelle Zungenbrecher setzt man am besten an den Anfang eines Absatzes, damit man sich darauf gut konzentrieren kann. Noch besser ist, diese zu vermeiden oder aufzulösen - beispielsweise ‚gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit‘ zu ersetzen durch ‚Menschenfeindlichkeit, die sich auf Gruppen bezieht‘. Dabei muss stets klar sein, worum es geht, also was das Thema eines Satzes oder Absatzes ist, bevor Kernaussage und Einzelinformationen folgen. Zum nächsten Satz oder Absatz kann mit Ge‐ lenkworten übergeleitet werden, damit die Satzrichtung früh deutlich wird - beispielsweise ‚aber‘ oder ‚also‘ (► Kap. 6 - Übungen zum Ausprobieren). Aufwärmen und Spannung halten Bevor ein Vortrag gehalten wird, ist Aufregung normal und sinnvoll. Sie macht wach, gibt Energie für den Auftritt und spornt an, Herausforderungen zu bestehen. Denn bei zu geringer Anspannung bleibt man unter seinen Möglichkeiten. Schwierig ist nur zu hohe Nervosität. Die lässt sich nutzen und reduzieren, indem man den Stimmapparat durch Körperübungen und ‚Blödeleien‘ lockert: im Stehen dehnen und räkeln, Kiefer schütteln und Grimassen schneiden. Wer mit geschlossenem Mund gähnt, entspannt den Kehlkopf. Die Atem- und Sprechmuskulatur lässt sich durch laute Artikulationsübungen, wie wiederholtes sch-sch-sch, s-s-s aufwärmen. Das lockert das Zwerchfell. Man kann zu Kaubewegungen summen und die Zunge mit Artikulationsübungen lockern: lalala, lelele, lilili. Was aber tun, wenn die Knie zittern, die Stimme flattert, Hören und Denken eingeschränkt sind? Dann gilt es, die Ursachen für den zu hohen Stresspegel zu ermitteln und - wenn möglich - abzustellen. Dahinter stehen oft zu hohe Erwartungen, die Befürchtung zu Versagen und Angst vor den Folgen. Mildern lässt sich Versagensangst durch gute Vorbereitung. Bei hohen Erwartungen an sich selbst, kann man sich vergegenwärtigen, dass andere oft weniger erwarten als vermutet. Bei Angst vor den Folgen, kann man überlegen, was schlimmstenfalls wirklich passieren kann. Wird sich die Erde auftun und einen verschlingen, weil man den Vortrag vor Aufregung verstottert? Werden sich die Zuhörer peinlich berührt abwenden, weil Details vergessen wurden? Tatsächlich werden die das nicht einmal merken, da sie nicht wissen können, was ausgelassen wurde. Tipps für ein selbstbewusstes Auftreten sind: ■ Themen und Aspekte einbauen, bei denen man sich wohl fühlt 107 3.1 Vortrag vorbereiten <?page no="108"?> ■ Technik vor Veranstaltungsbeginn prüfen ■ Auftrittsorte vorher besuchen und vor - realen oder vorgestellten - Freunden eine Sprechprobe in ganzen Sätzen geben ■ den Kreislauf in Schwung bringen - ein kurzer Spaziergang oder Treppensteigen statt Fahrstuhlfahren nach längerem Sitzen bei der Anreise oder in der Veranstaltung ■ Stimmbänder mit lauwarmem Leitungswasser befeuchten und kurz mit Zuhörern reden, um die Stimme aufzuwärmen und sich auf die Zielgruppe einzustellen ■ Tief ein- und ausatmen - 3 Sekunden einatmen, 5 Sekunden halten, 7 Sekunden ausatmen ■ seine ‚Wohlfühlstimme‘ finden, die wenig anstrengt und dabei sympa‐ thisch klingt: begeistert ‚wow‘ sagen oder summen zur Vorstellung des Lieblingsessens Bei einem Online-Vortrag sorgen dann eine gute Kamera, Licht von vorne und ein ruhiger Hintergrund für ein gutes Bild. Optische Entspannung bietet Kleidung ohne Muster und scharfe Kontraste: Besser als weiße Bluse zum schwarzen Jackett wäre eine dunkelblaue Jacke zum hellblauen Hemd. Ist die Kamera auf Augenhöhe, vermittelt das den Eindruck, dass man den Zuhörenden in die Augen schaut. Am Bildschirmrand lassen sich Post-its anbringen - mit Stichworten, die man auf keinen Fall vergessen will oder einem Smiley zur Erinnerung, freundlich in die Kamera zu schauen. Um Technikstress zu vermeiden, geht man selbst am besten frühzeitig online. Statt Bild und Ton erst direkt vor Veranstaltungsbeginn einzuschalten, kann man das früher tun und den bereits Anwesenden einfache Eisbrecher-Fragen stellen: ‚Woher sind Sie zugeschaltet? Wie ist das Wetter bei Ihnen? ‘ Wenn man dann während des Vortrags Details vergisst oder Bilder vertauscht, ignoriert man das am besten. Gravierende Fehler, wie falsche Namen oder Größenordnungen, korrigiert man kurz - wie in Fernsehnach‐ richten - und macht weiter. Funktionieren Programme oder Technik nicht, fährt man ohne die fort, statt lange herumzuprobieren. Um während der Rede die Spannung zu halten, kann man laut und deutlich beginnen und das Sprechtempo variieren. Das vermittelt Souveränität und erreicht auch Menschen mit schlechtem Lautsprecher oder entfernt sitzende Zuhörer. Je schlechter die Akustik, je größer der Raum und je unbekannter das Thema ist, umso langsamer sollte man sprechen. Vor den wichtigen Stellen erhöhen kurze Pausen die Konzentration. Aufmerksamkeit auf 108 3 Publikum ansprechen <?page no="109"?> 16 Katja Becker, dfg-Prasidentin, nach Anne-Lena Scholz, „Wir wussten, dass Dieter Nuhr polarisiert“, Die Zeit, 13. 8. 20, S. 32 die Kernbotschaften lenken auch Ankündigungen: ‚Jetzt komme ich zum entscheidenden Punkt‘, kurze Pause und lauter oder leiser als zuvor weiterreden. Die Spannung hält, wer das Sprechtempo variiert oder bei Pro-Argumenten zwei, drei Schritte nach links geht, bei Contra-Argumenten nach rechts. Soll das Publikum emotional angesprochen und Botschaften personalisiert werden, kann man in der Mitte stehen bleiben. Wer einen Beamer einsetzt, kann einen Aufmerksamkeitsreiz setzten, indem er die Präsentation unterbricht - auf der Fernbedienung Taste B für black drücken - und Kernbotschaften, Beweise und Herleitungen auf dem Flipchart notiert. Um bei all dem den Blickkontakt zu allen Zuhörenden zu halten, hilft es, das Auditorium in Gedanken in drei Kreise einzuteilen und einen nach dem anderen anzusprechen. Ist nach dem Beitrag Gelegenheit für Publikumsfragen, werden diese kurz beantwortet und nicht zu einem weiteren Vortrag angesetzt. Lassen sich Fragen nicht seriös beantworten, sollte man dies deutlich machen, beispiels‐ weise mit einem schlichten ‚Das weiß ich nicht‘ oder ‚Das müsste xy wissen‘. Selbstdarstellerische Scheinfragen können erst umgedeutet - ‚Wenn ich sie richtig verstehe, ist ihre Frage …‘ - und anschließend knapp beantwortet werden. Zu berücksichtigen ist, dass die Kommunikation wissenschaftlicher Inhalte bei den Menschen auch Fragen auslöst, „Verzerrungen, Missverständnisse, Gefühle - und diese Reaktionen müssen wir mit berücksichtigen, müssen darauf in Ruhe eingehen“, stellte die Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Katja Becker, fest. 16 Checkliste - Vortrag vorbereiten 1. Rahmenbedingungen recherchieren 2. Zwei bis drei Aspekte auswählen, die für das jeweilige Publikum interessant sind 3. Vortrag strukturieren 4. Aufmerksamkeit wach halten durch Überraschendes und Orientie‐ rung 5. Wohlfühlstimmlage aktivieren 109 3.1 Vortrag vorbereiten <?page no="110"?> 17 Schon der Physiker Albert Einstein veröffentlichte 1932 eine Schallplatte, auf der er sein „Glaubensbekenntnis“ vorlas. o.A., Einsteins Credo, einstein-website.de / z_biogra‐ phy / credo, Abruf am 5. 1. 21 18 Torben Steenbuck, Podcasts: Medien-Gewinner der Coronakrise, 9. 4. 20, https: / / kurzelin ks.de/ fhge - https: / / www.ndr.de/ fernsehen/ sendungen/ zapp/ Podcasts-Medien-Gewin ner-der-Coronakrise,coronapodcasts100, Abruf am 11. 1. 21 19 Matthias Stolz, Podcasts, Zeit-Magazin, 22. 4. 20 und Redaktion, „Gemischtes Hack“ und „Fest & Flauschig“ gehören zu den meist gestreamten Spotify Podcasts weltweit, 3. 12. 19, ht tps: / / kurzelinks.de/ 0ubv - https: / / www.meedia.de/ 2019/ 12/ 03/ gemischtes-hack-und-fe st-flauschig-gehoeren-zu-den-meist-gestreamten-podcasts-bei-spotify-2019, Abruf am 11. 1. 21 3.2 Screen- und Podcasts Audio produzieren - Wiedererkennungsmerkmale einplanen - Über Plattformen verbreiten Ob beim Spazierengehen, auf dem Sofa oder im Zug - es genügt ein Smartphone mit Kopfhörer, um Podcasts zu hören. Vielen gefällt, dass die Inhalte durch Stimmen persönlicher sind 17 . Das Angebot an abonnier‐ baren Audio-Dateien ist so vielfältig wie deren Anbieterinnen. Es reicht von der Audiothek der ARD über Podcasts der Bundeskanzlerin bis zu Nischenprogrammen. Besonders viele Menschen erreichte der Virologe Christian Drosten zu Beginn der Corona-Pandemie. Schon im Mai 2020 hatte „Coronavirs-Update“ 15 Millionen Abonnentinnen und über 41 Millionen Abrufe. Er kam auf Platz drei der Podcast-Charts 18 und erhielt den Grimme Online Award. 2013 ging dieser renommierte Preis an den Podcast auf Soziopod (www.soziopod.de). Dort diskutieren ein Pädagogikprofessor und ein Dozent für Neue Medien über soziophilosophisches. Die meisten Preise gehen allerdings an Podcasts öffentlich-rechtlicher Sender. Erfolgreich sind oft die, die einen oder zwei Moderatoren haben und das unterhaltsame Reden bei klassischen Medien lernten 19 . Zu den fünf weltweit am häufigsten gehörten Podcasts gehören „Fest & Flauschig“ von Radio-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann und „Gemischtes Hack“. Darin plaudern zwei Comedians mit interessanten Menschen. Vielfältig sind auch die Podcasts aus den Wissenschaften. Beispielsweise unter: 110 3 Publikum ansprechen <?page no="111"?> 20 Universität Berlin, Hinter den Dingen. 5 000 Jahre Wissensgeschichte zum Mitnehmen und Nachhören, o. D., https: / / kurzelinks.de/ namf - https: / / www.sfb-episteme.de/ podca st, Abruf am 13. 4. 21 21 Leibniz Gemeinschaft, Tonspur Wissen, https: / / kurzelinks.de/ frkc - https: / / www.leib niz-gemeinschaft.de/ ueber-uns/ neues/ mediathek/ podcast-tonspur-wissen, Abruf am 1. 2. 21 22 Universität Innsbruck, Zeit für Wissenschaft, o. D., https: / / kurzelinks.de/ b2ef - https: / / www.uibk.ac.at/ podcast/ zeit, Abruf am 21. 4. 21 ■ „Episteme in Bewegung“ (www.sfb-episteme.de) erzählen Akteure des Sonderforschungsbereichs „Episteme in Bewegung“ an der Freien Uni‐ versität Berlin von der Geschichte einzelner Museumsobjekte, 20 ■ „Forschergeist“ (www.forschergeist.de) setzt der „Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft“ Forschende mit ihren Stimme in Szene, ■ „Infoclio“ (www.infoclio.ch) berichten Schweizer Historikerinnen und Historiker von ihren neuen Büchern, ■ „Kulturkapital“ (www.kulturkapital.org) unterhält sich die wissen‐ schaftliche Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik an der Technischen Universität Darmstadt, Tine Nowak, mit Menschen aus Kultur, Medien und Wissenschaft, ■ „Resonator“ (www.resonator-podcast.de) erzählen Wissenschaftlerin‐ nen der Helmholtz-Gemeinschaft von Ergebnissen, ■ „Tonspur Wissen“ diskutiert eine Journalistin Forschungsfragen mit Wissenschaftlern der Leibniz-Gemeinschaft 21 ■ „Zeit für Wissenschaft“ (www.uibk.ac.at/ podcast/ zeit) stellt die Univer‐ sität Innsbruck Wissenschaftlerinnen im Gespräch vor. Gibt es dazu einen Tweet, eine Pressemitteilung oder ein Video, greifen Hörfunk‐ journalisten die Inhalte häufig auf. 22 Wer seine Inhalte vorstellen, aber keine Audio-Serie produzieren möchte, kann davon vielleicht in anderen berichten. Schon auf der Plattform wispod (www.wissenschaftspodcasts.de) reichen die 22 Kategorien von Archäologie bis Wissenschaftskommunikation. Darauf stehen so unterschiedliche Serien wie „Ach? Triumvirat für historisch inspirierte Humorvermittlung“ und „Zweikörperproblem“ zur Gesundheit. Andere Audio-Verzeichnisse sind: ■ „Fyyd“ (www.fyyd.de) aus Kobern mit deutschen Podcasts, auf der die Kategorie Wissenschaft von Astronomie bis zu den Sozialwissenschaf‐ ten reicht 111 3.2 Screen- und Podcasts <?page no="112"?> 23 Hendrik Efert, Gründer des Podcastlabels „Viertausendherz“, nach: Brigitte Hagedorn, Podcasting - Konzept, Produktion - Vermarktung, Frechen, 2016, S. 195 24 Michael Siegel, (Keine) reine Privatsache, S. 14-15, in: Dokumentation 11. Forum Wissenschaftskommunikation 2018, S. 14 ■ „Hnet“ (www.networks.h-net.org/ h-podcast) aus den USA, eine Meta‐ plattform für die Geistes- und Sozialwissenschaften auf englisch ■ „Panoptikum.io“ (https: / / panoptikum.io) aus Wien, mit 70 deutschen Podcasts unter dem Stichwort Wissenschaft ■ „Radio.de“ (www.radio.de) aus Hamburg, mit über 150 Wissen‐ schafts-Podcasts nationaler und internationaler Radiosender in zahlrei‐ chen Sprachen Wer ein Audio produzieren möchte, benötigt lediglich ein Mikrofon und ein Programm, um Audios aufzunehmen, zu bearbeiten und abzuspielen. „Audacity“ ist so ein Gratis-Tonstudio. Beim iPhone von Apple ist das schon integriert. Ist der erste Text entworfen, werden - wenn mehrere Episoden geplant sind - die Wiedererkennungsmerkmale festgelegt. Denn zu den Erfolgs‐ faktoren häufig gehörter Podcasts gehören, neben der Persönlichkeit der Moderation, die formale und inhaltliche Regelmäßigkeit. 23 Deshalb beginnen Profis eine Serie, indem sie deren Merkmale skizzieren: ■ Ziel und Zielgruppe ■ Inhalt und Nutzen, Länge und Sendefrequenz ■ Überschrift: Titel und Untertitel mit Suchstichworten ■ Themen der ersten fünf Episoden mit passendem Stil ■ Struktur, wie: Begrüßungsformel oder Zitat am Anfang, im Mittelteil Interview, Monolog oder Gesprächsrunde, am Ende Tipps und Infos, dazwischen Musik In den ersten 10 bis 20 Sekunden kann erst das Thema, dann der eigene Namen genannt werden. Am Ende wird der eigene Name wiederholt, die Webseite genannt, auf der das Impressum steht, sowie auf die nächste Sendung und den Podcastblog hingewiesen. Ist der erste Textentwurf mit den Wiedererkennungsmerkmalen verse‐ hen, kann schon das Mikrofon angeschlossen, anschließend „Audacity“ geöffnet und der Text aufgenommen werden. Trotzdem entstehen Blogs nicht nebenbei: Nicht nur die Biologin Anna Müllner braucht für einen bis zu sechs Stunden. 24 Denn ein Audio produzieren, heißt nicht, bei offenem 112 3 Publikum ansprechen <?page no="113"?> 25 Presseerklärung der Universität Basel, #SciComm: Akademiker als Influencer, 3. 9. 18, https: / / kurzelinks.de/ lxfv - https: / / www.unibas.ch/ de/ Aktuell/ News/ Uni-People/ Akad emiker-als-Influencer, Abruf am 11. 1. 21 Mikrofon locker irgendetwas zu sagen und den Mitschnitt unbearbeitet ins Netz zu stellen. Ein Audio produzieren bedeutet, Inhalte so für gesprochene Sprache aufzubereiten, dass andere gerne zuhören (► Kap. 3.1 - Vortrag vorbereiten). Auch, wer das gut kann, findet nach der ersten Aufnahme meist Ver‐ besserungspotential. Mal waren Aussprache und Betonung nicht optimal, mal das Mikrofon zu weit weg, mal gab es störende Nebengeräusche. Der Evolutionspsychologe Robert Burriss fand die beste Tonqualität in seinem Kleiderschrank. Deshalb nimmt er dort die Beiträge für „Psychology of Attractiveness“ auf, in denen er seit zehn Jahren Forschungsergebnisse mit Fragen aus dem wahren Leben verbindet. 25 Wer für eine gute Tonqualität nicht den passenden Kleiderschrank hat und Hall reduzieren möchte, kann sich testweise vor ein Regal mit unterschiedlich tief stehenden Büchern stellen oder neben einen Garderobenständer voller Jacken. Ist ein Telefoninterview geplant, sollten beide Teilnehmer zuvor einen Sound-Test machen, um eine gute Aufnahmequalität sicherzustellen. Benö‐ tigt wird dafür ein Telefonadapter wie „Audiotranskription“. Für Skype gibt es beispielsweise „Talkhelper“ für unkomprimierte Aufnahmen und „Cellnote Premium Recorder“ fürs komprimierte MP3-Format. Ist die Datei aufgenommen und bearbeitet, wird sie unter einem „sprech‐ enden“ Dateinamen als MP3-Datei gespeichert. Sollen Audios auch im „iTu‐ nes Store“ von Apple abrufbar sein, werden sie zusätzlich im Format AAC gespeichert. In die Metadaten / ID-Tags werden dabei die Suchstichworte eingetragen sowie die Webseite, auf der das Impressum steht (► Kap. 1.4 - Rechte einholen und sichern). Soll die Audio-Datei über die eigene Homepage abrufbar sein, wird ein entsprechender Code auf der html-Seite eingefügt: <audio controls><source src="name_ihrer_Datei.mp3" type="audio / mpeg">Sorry - Ihr Browser un‐ terstützt dieses Audio-Format nicht</ audio>. Sind Datei und html-Seite auf den eigenen Webspace geladen, können das Audio alle hören. Und diejenigen, deren Browser dies verhindert, erfahren, warum sie die Datei nicht aufrufen können. Noch einfacher lassen sich Audios auf Webseiten ein‐ stellen, die mit Wordpress oder ähnlichen Content-Management-Systemen erstellt wurden. Da genügt ein Klick auf den Button ‚Dateien hinzufügen‘. 113 3.2 Screen- und Podcasts <?page no="114"?> Soll die Serie auch über Podcast-Verzeichnisse und Plattformen verbreitet werden, wird der MP3-Datei ein Cover hinzugefügt. Das Bild im jpg- oder png-Format soll mindestens 1 400 Mal 1 400 Pixel groß sein, besser sind 3 000 mal 3 000 Pixel. Ist auch ein Kurztext möglich, sollte man die Möglichkeit nutzen. Der informiert diejenigen, die erst wissen möchten, ob das Audio bietet, was sie suchen, bevor sie es hören oder abonnieren. Suchmaschinen berücksichtigen Einträge unter ‚Notizen zur Sendung‘, Kapitelmarken in längeren Episoden und wie häufig neue Beiträge online gestellt werden. Wer nicht nur über Suchmaschinen gefunden werden möchte, kann seine Serie bei Verzeichnissen melden. Wisspod (https: / / wi ssenschaftspodcasts.de/ ) bietet ein kuratiertes Angebot: Wer dort präsent sein möchte, meldet die Internetseite, auf der der Podcast steht, per E-Mail an die Redaktion, die über die Aufnahme entscheidet. Wer keinen eigenen Webspace hat, kann seinen Podcast auch auf Plattformen einstellen: Die größten sind „Spotify“, „Google Podcast“ und „iTunes“ von Apple. Einen kostenlosen Test-Zugang für „iTunes“ bietet Podigee (www.podigee.com). Auf den Plattformen Podhost (www.podhost.de) und Podcaster (www.podc aster.de) kann ab 1 Euro pro Monat eingestellt werden. Checkliste - Podcast produzieren und verbreiten 1. Passenden Podcast suchen, Verfasser kontaktieren und bitten, das eigene Thema vorstellen zu dürfen 2. Für eigenen Podcast: Wiedererkennungsmerkmale festlegen 3. Inhalte für gesprochene Sprache so aufbereiten, dass andere gerne zuhören 4. Suchmaschinenoptimierung: Cover und Kapitelmarken einfügen, Notizen und Kurztext zur Sendung schreiben, Hinweis auf Impres‐ sum geben und Link zur Webseite mit Impressum aufnehmen 5. Podcast bei Verzeichnissen anmelden und über Social-Media-Platt‐ formen verbreiten Screencasts: Von der Bildschirmpräsentation ohne Ton bis zum interaktiven Video Einfacher als Podcasts sind Screencasts zu erstellen. Das sind Filme, die auf Bildschirm-Präsentationen basieren. Zuerst wurden sie eingesetzt, um in 114 3 Publikum ansprechen <?page no="115"?> fünf bis zehn Minuten die Bedienung von Software zu zeigen. Heute werden damit nicht nur Power Point-Präsentationen und pdf-Folien vorgestellt und archiviert. Auf Slide Share-Plattformen werden auch Laboranleitungen de‐ monstriert, Aufgaben vorgerechnet, Video- und Bildanalysen kommentiert. Verbreiten lassen sich Screencasts außer auf der eigenen Homepage per Link in Social-Media-Accounts, über Videoportale und Magazine. Sie können sogar minutengenau kommentiert werden, beispielsweise von Stu‐ dierenden, wenn sie als interaktive Videos auf der E-Learning-Plattform Ilias eingestellt sind. Um eine Bildschirmpräsentation in ein Video umzuwandeln, ist eine Software erforderlich, die den Bildschirm abfilmt (wie https: / / obsproject.c om oder www.screencast-o-matic.com) oder die kostenlose Firefox-Erwei‐ terung „Capture Fox“. Ohne Ton ist dies mit dem kostenlosen Programm „VLC media player“ möglich, mit Ton mit „Open Broadcasting“. Hilfreich ist zunächst: 1. eine kompakte Übersicht zu erstellen, ein Storyboard, das am besten mehrere Kapitel enthält 2. ein ausformulierter Text, der den Zuschauern an anspruchsvollen Stel‐ len ausreichend Zeit lässt 3. ein Ordner, in dem die genutzten Beispieldateien, Bilder und Töne stehen 4. ein leerer Bildschirm ohne eigene Programme und Datei oder 5. ein schlichter Bildschirmhintergrund mit Logo und Link zur Webseite Ist die Software aufgerufen, wird zunächst der Bildschirmausschnitt gekenn‐ zeichnet, der aufgenommen werden soll. Dann werden Bildwiederholfre‐ quenz, Video- und Audiokompression festgelegt. Schon beim Probedurch‐ lauf stellt man sich am besten einen netten Menschen vor, dem man die Inhalte erläutert und nimmt fünf bis zehn Sekunden Einleitung mit auf. Ist der während der Bildschirmpräsentation gesprochene Text nicht optimal, kann er gesondert erneut aufgenommen und bearbeitet werden. Zusätzlich kann die ‚Tonspur normalisiert‘ oder das Signal mit ‚Kompressor verstärkt‘ werden. Anschließend können wichtige Details vergrößert werden. Hinzufügen lassen sich Unterkapitel, Zwischenüberschriften, Text in Bauchbinden, Pfeile und Informationsboxen. Im Abspann stehen wichtige Internet- und E-Mail-Adressen. Sollen Screencasts veröffentlicht werden, enthält die Überschrift suchmaschinenoptimierte Schlagworte, zusätzlich zu einem 115 3.2 Screen- und Podcasts <?page no="116"?> 26 Buzzter, Stringtheorie: A Capella Science - Bohemian Gravity, 20. 9. 13, https: / / kurzelin ks.de/ f9s6 - https: / / www.blogbuzzter.de/ 2013/ 09/ a-capella-science-bohemian-gravity, Abruf am 11. 1. 21 27 Theresa Moebus, Als Print das Filmen lernte, S. 42-59, in: Körkel / Hoppenhaus, S. 53 28 Jutta Milde, Verständliche Wissenschaft? Darstellungsformen im TV-Journalismus und deren Rezeption, 12. 6. 15, https: / / kurzelinks.de/ w4xo - https: / / www.wissen-in-bewegu ng.net/ abstracts, Abruf am 11. 1. 21 29 Wissenschaftskolleg zu Berlin, Zwei Minuten Wissenschaft, https: / / kurzelinks.de/ nfbj - https: / / www.wiko-berlin.de/ wikothek/ zwei-minuten-wissenschaft, Abruf am 11. 1. 21 30 Funk, im Auftrag des ZDF, Dinge Erklärt - Kurzgesagt, https: / / kurzelinks.de/ 4jgs - htt ps: / / www.YouTube.com/ user/ KurzgesagtDE, Abruf am 2. 2. 21 Kurztext und einem längeren zum Nachlesen. Dann wird die Audiodatei als MP3 gespeichert, die Videodatei als DivX. Zuletzt wird sie noch in ein Format umgewandelt, das von vielen Computern unterstützt wird - beispielsweise in „Video - H.264 + MP3 (MP4)“ mit dem Programm „VLC media player“. 3.3 Videos drehen und verbreiten Vom Überblick zum Detail - Ton, Text, Tempo - YouTube bis TikTok In einem Video erklärt ein Chor die Stringtheorie zu einem Rocksong 26 , in einem anderen sieht man den Vogelflug aus der Sicht von Vögeln, im nächsten, wie sich menschliche Zellen teilen. Und auf der Plattform Das Gehirn (https: / / www.dasgehirn.info) stehen animierte Clips, die Aspekte der Hirnforschung beleuchten. Manche sind so gut geworden, „dass sie inzwischen im Hörsaal laufen“, stellte der Chefredakteur Arvid Leyh fest. 27 Damit sind Videos aus den Wissenschaften vielseitiger als die typischen TV-Wissenschaftsfilme, die meist aus einem personalisiertem Fallbeispiel, einem klassischem Lehrfilm oder einem Experten-Diskurs bestehen. 28 Die zeigen neben Interviews und Statements nicht nur Vorträge und Vorlesun‐ gen, Diskussionen und Seminargespräche: Unter „Zwei Minuten Wissen‐ schaft“ erzählen Fellows des Wissenschaftskollegs zu Berlin, was sie an ihrer Forschung begeistert und warum sie sich einer Fragestellung widmen. 29 In animierten Videos wird bei „Dinge Erklärt - Kurzgesagt“ kurzweilig auch über Neues aus Politik, Physik und Philosophie informiert. 30 Besonders erfolgreich sind Videos, „die sich aus wissenschaftlicher Sicht mit Pubertät, Dating, Sexualität und anderen jugendnahen Themen beschäftigen. Trotz‐ 116 3 Publikum ansprechen <?page no="117"?> 31 Christoph Krachten, Die Erfolgsfaktoren für Online-Video, S. 24-32, in: Körkel / Hopp‐ enhaus, S. 27 32 D. J. Welbourne, W. J. Grant (2016), Science communication on YouTube, nach: Metag 33 Platz 2 und 3 beim Wettbewerb Fast Forward Science 2014, https: / / kurzelinks.de/ 21a h - https: / / www.fastforwardscience.de/ preistraeger/ von-der-natur-lernen, Abruf am 11. 1. 21 34 Jonah M. Kessel, How to Stop the Next Pandemic, 1. 9. 20, https: / / kurzelinks.de/ te3m - ht tps: / / www.nytimes.com/ video/ health/ 100000007293397/ covid-pandemics-causes-docu mentary.html? playlistId=video/ science, Abruf am 2. 2. 21 35 Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG bewegt, o. D., https: / / kurzelinks.de/ 1rey - htt ps: / / www.dfg.de/ service/ dfg_bewegt, Abruf am 11. 1. 21 36 Den organisatorischen Aufwand für eine Produktion zeigt: Mai Thi Nguyen-Kim, Milch ist GIFT! wissenschaftlich geprüft, 8. 3. 18, https: / / kurzelinks.de/ ir4s - https: / / www.you tube.com/ watch? v=0vCAIpdMVsY, Abruf am 11. 1. 21 dem erzielen auch Beiträge mit so komplexen Themen wie der Relativitäts‐ theorie hohe View-Zahlen, wenn sie didaktisch aufgearbeitet sind und gut präsentiert werden.“ 31 Auf YouTube ist „user-generated content“ mit wie‐ derkehrenden Moderatoren populärer als professionell produzierte Filme. 32 Einfache Videos haben auf der eigenen Homepage ihre Berechtigung, wenn Studierende, Projektpartnerinnen und Redaktionen darin Menschen und ihre Themen kennenlernen. Auf Wissenschaftskanälen stellen Wissenschaftsinstitutionen und -orga‐ nisationen die meisten Filme ein - beispielsweise „Von der Natur lernen. Die flüssigkeitsabweisenden Hautstrukturen von Springschwänzen“, ein popu‐ lärwissenschaftliches und preisgekröntes Video des Leibniz-Instituts für Polymerforschung und des Max-Bergmann-Zentrums für Biomaterialien. 33 Aber schon an zweiter Stelle folgen Videos von Laien und an dritter Stelle von Medienunternehmen - wie „How to Stop the Next Pandemic“ auf dem Science-Kanal der New York Times. 34 Wer Forschungsfilme aus Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften sucht, findet die auch in der Mediathek der Deutschen Forschungsgemein‐ schaft. 35 Vorträge zu 4 000 Kursen vor allem aus Wirtschaft, Informatik und Datenverarbeitung stehen unter Coursera (www.coursera.org) - bei‐ spielsweise die „Introduction to Communication Science“ der Universität Amsterdam. Es gibt mit „Artefacta of archaeology cultural history and art“ (www.artefacta-festival.de) sogar ein Dokumentarfilmfestival mit archäolo‐ gischem Schwerpunkt. Ein YouTube-Star der Wissenschaftskommunikation ist die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim, die auch wissenschaftlich steile Thesen, Fragwürdiges und Falsches aufgreift und so Orientierung bietet. 36 Ihr Video „Corona geht 117 3.3 Videos drehen und verbreiten <?page no="118"?> 37 Mai Thi Nguyen-Kim, Corona geht gerade erst los, 2. 4. 20, https: / / kurzelinks.de/ 2h6c - https: / / www.youtube.com/ watch? v=3z0gnXgK8Do, Abruf am 11. 1. 21 38 lwd / dir, Studie: Wissenschaftsvideos von Instituten wenig erfolgreich, epd medien Nr. 4, 29. 1. 21, S. 28 39 Frank Joung, Ep. 17: Mai Thi Nguyen-Kim (VNM): Streberkind, Salami-Theorie & “Schlit‐ zis”, 15. 5. 18, https: / / kurzelinks.de/ ia11 - https: / / www.halbekatoffl.de/ mai-thi-nguyen -kim-vietnam, Abruf am 11. 1. 21 40 Thomas Kerstan, Mit Liebe rechnen, Die Zeit, 15. 10. 20, S. 38, Daniel Jung, Mathe by Daniel Jung, https: / / kurzelinks.de/ qlfw - https: / / www.youtube.com/ user/ beckuplearn ing, Abruf am 11. 1. 21 41 Andrea Geipel, Die audiovisuelle Vermittlung von Wissenschaft auf YouTube, S. 188-195, in: Weingart et. al., S. 193 42 Daniel Hornuff, Broadcast Your Theory! , 2015, https: / / kurzelinks.de/ w4xo - https: / / ww w.wissen-in-bewegung.net/ abstracts, Abruf am 11. 1. 21 43 Angela Krewani, Der Klimawandel und seine filmische Repräsentation, 2015, https: / / ku rzelinks.de/ w4xo - https: / / www.wissen-in-bewegung.net/ abstracts, Abruf am 11. 1. 21 44 Jesús Muñoz Morcillo, Klemens Czurda, Caroline Y. Robertson-von Trotha, Eine Typo‐ logie der Wissenschaftsvideos auf YouTube & Co, S. 117-127, in: Körkel / Hoppenhaus, S. 120 gerade erst los“ 37 war mit 6,4 Millionen Aufrufen 2020 das beliebteste nach Musikvideos. Die YouTube-Videos der Deutschen Forschungsgemeinschaft erreichen dagegen über Jahre „nicht einmal vierstellige Abrufzahlen“ 38 . Während die Zuschauer bei anderen Wissenskanälen nur zu fünf bis zehn Prozent Frauen sind, sind es beim Kanal „mailab“ von Nguyen-Kim 40 Pro‐ zent. 39 Es hängt also auch von der Moderation und deren Art, die Inhalte zu präsentieren, ab, welche Themen bei wem ankommen. Sind die Themen für die Zielgruppe wichtig und verständlich, wird auch Frontalunterricht angesehen: Der Kanal „Mathe by Daniel Jung“ hat 700 000 Abonnenten. Vorbild des Moderators ist „der Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman, der gesagt habe, ein Meister sei man nur, wenn man etwas einfach erklären könne.“ 40 Kritisiert wird, dass Videoplattformen wie YouTube „eine unterhaltungs‐ orientierte Präsentation wissenschaftlicher Inhalte“ fördern, „bei der vor allem die kommunizierende Person als Marke im Mittelpunkt steht.“ 41 Ver‐ mutet wird, dass sich der Public Turn der Wissenschaftskommunikation „auf Stil, Habitus und sogar Inhalt des wissenschaftlichen Denkens“ auswirkt. 42 So könne davon ausgegangen werden, dass Filme zum Klimawandel „in die Wissenschaftskommunikation zurückwirken“. 43 Zumal die populärsten unter den wissenschaftlichen Webvideos nicht zwingend die komplexesten oder profundesten sind. 44 118 3 Publikum ansprechen <?page no="119"?> Inhalte planen und Technik vorbereiten Wer ein Video produzieren möchte, kann sich als Erstes anschauen, wer diese in welchen Längen auf welcher Plattform anschaut: Unter-30-Jährige sehen vor allem einbis dreiminütige Videos; auf Facebook bevorzugen sie noch kürzere ohne Ton. Während es auf Instagram nur 15 Sekunden lange Videos gibt, sind sie auf YouTube häufig um die 15 Minuten lang. Denn dort entscheidet die watch-time - die Zeit, wie lange ein Video insgesamt angesehen wird - darüber, wie häufig Videos zum Ansehen vorgeschlagen werden. Der Algorithmus von YouTube berücksichtigt auch, wie häufig Videos geteilt, kommentiert oder abonniert werden. Deshalb wird darin zwischendurch und am Ende ausdrücklich dazu aufgefordert. Entscheidend für eine lange watch-time sollen die ersten 15 Sekunden sein. Darin wird meist das Problem genannt, darüber informiert, wieso gerade diese Autorin oder dieser Redner Experte ist und ein inhaltlicher Überblick gegeben. Welterfolge auf YouTube - wie ein niesender kleiner Panda - zeigen, dass oft eher die Geschichte überzeugt, als die Filmqualität. Videos aus Wissenschaft und Forschung sollten allerdings schon deshalb einen gewis‐ sen Standard erreichen, um sich von Laien-Produktionen abzusetzen - erst Recht, wenn darin Institute, Forschungseinrichtungen oder größere Projekte vorgestellt werden. Dabei unterstützt etwas Planung: 1. Warum wird gedreht: Was ist die Absicht oder Botschaft? 2. Wer ist die Zielgruppe? 3. Was soll ihr gezeigt werden? 4. Welche Geschichte soll erzählt werden? 5. Wie soll erzählt oder erklärt werden, mit welchem Tempo in welchen Passagen? 6. Welche Technik ist erforderlich, welche Kamera, wie viel Speicherplatz, welches Schnittprogramm? 7. Müssen Drehgenehmigungen für Gelände oder Einrichtungen einge‐ holt werden? 8. Was passiert vor Ort? Welche Bilder können aufgenommen werden? 9. Wer kann vor der Kamera verständlich, lebendig und interessant erzäh‐ len oder moderieren? Wer kann Meinung, Gegenmeinung, Augenzeu‐ genbericht oder emotionale Aussage beitragen? Sind die Fragen geklärt, kann ein Mini-Drehbuch skizziert werden. „Wir entwickeln ein Storyboard, das wird gereviewed, dann an eine Agentur 119 3.3 Videos drehen und verbreiten <?page no="120"?> 45 Theresa Moebus, Als Print das Filmen lernte, S. 42-59, in: Körkel / Hoppenhaus, S. 53 46 Zahlreiche Drehbuch-Beispiele stehen unter „The Daily Script“ (https: / / dailyscript.co m), Abruf 5. 8. 21 Tipps zum Drehbuch schreiben gibt Daniel Negenborn, Drehbuch schreiben: Wie schreibt man ein gutes Drehbuch? , 17. 4. 18, https: / / kurzelinks.de/ vipf - https: / / www.filmmache n.de/ tipps-und-tricks/ schreiben/ drehbuch-schreiben, Abruf am 9. 12. 20 Schweizer Fernsehen, professionelle Videoguide „Lernen Sie filmen“, o. D., https: / / ku rzelinks.de/ uerb - https: / / www.srfcdn.ch/ VideoGuide/ lang_de/ loader.php, Abruf am 9. 12. 20 Thilo Körkel, Kerstin Hoppenhaus, e-Book „Web Video Wissenschaft“, 2016, https: / / ku rzelinks.de/ w45o - https: / / www.spektrum.de/ alias/ kostenloser-e-book-download/ kost enloses-e-book-web-video-wissenschaft/ 1407368, Abruf am 9. 12. 20 47 Lichtschwerter: https: / / kurzelinks.de/ sxpw - https: / / www.smaker.de.uptodown.com/ windows, Abruf am 11. 1. 21 48 lwd / dir, Studie: Wissenschaftsvideos von Instituten wenig erfolgreich, epd medien Nr. 4, 29. 1. 21, S. 28 weitergeleitet und die setzt das Ganze um,“ 45 ist der Ablauf bei „Das Gehirn“ (https: / / www.dasgehirn.info). Wer den Drehplan selbst erstellt - vielleicht mit dem Gratis-Programm „Celtx Script“ - legt darin fest, in welcher Rei‐ henfolge die Szenen aufgenommen werden. 46 Berücksichtigt wird auch, ob und welches Material zusätzlich benötigt wird. Selbst lizenzfrei ist die Aus‐ wahl groß: Bei Pixabay (www.pixabay.de) gibt es schwebende Asteroiden, rasante Straßenbahnfahrten und dreidimensionale Netzwerke (► Kap. 1.5 - Material besorgen). Kostenlos gibt es auch Programme für Effekte - ob Lichtschwerter 47 , tanzende Skelette oder verwackeltes Vintage. Die Auswahl sollte aber nicht dazu verleiten, eine bunte Tüte wie in einem Süßigkeiten‐ laden zusammenzustellen. Dann geht die inhaltliche Botschaft zu leicht in den special effects unter. Wer hohe Abrufzahlen auf YouTube erreichen möchte, sollte aber auch nicht auf reine Experten- und Erklärvideos setzen. Denn dort kamen Animations- und Präsentationsvideos besser an, ergab eine Auswertung von 400 deutschsprachigen Wissenschafts-Videos. 48 Technisch ist es einfach geworden, Videos zu produzieren. Nicht nur, dass man in vielen großen Städten Profi-Geräte ausleihen kann. Mitunter reichen schon gute Digitalkameras oder Smartphones. Bei denen macht die Kamera auf der Rückseite bessere Bilder, als die Frontkamera, die vor allem für Selfies und Videotelefonie genutzt wird. Wer dann Tele-, Makro-, Weitwinkel oder Fischaugenperspektive vermisst, findet entsprechende Aufstecklösungen im Handel. Für besondere Situationen gibt es auch Action-, 3D-, Mikroskop- und Wildkameras. 120 3 Publikum ansprechen <?page no="121"?> Wichtig ist die Speicherkapazität. Denn eine Minute mit 30 Einzelbil‐ dern pro Sekunde - angegeben mit fps für frames per second - im 720p HD-Modus, der wie Kino wirkt, benötigt 60 Megabyte Speicher. Im gesto‐ chen scharfen 1080p HD-Modus sind es bei 60 Bildern pro Sekunde schon 200 Megabyte. Filme mit dieser Auflösung können dafür auch über Beamer und große Fernseher gezeigt werden sowie Ausschnitte im Nachhinein vergrößert werden. Der Ton, den die eingebauten Mikrofone aufnehmen, ist oft nicht optimal. Aber auch dafür gibt es externe Lösungen - vom Aufsteckmikrofon fürs Smartphone bis zum Profi-Tischmikrofon für Digitalkameras. Es lohnt sich auch, auf die Akustik im Raum zu achten: Besser als im leeren Vorlesungssaal oder vor großen Fensterflächen ist der Ton, wenn Teppiche, Sessel oder Sofas Schall absorbieren. In halligen Institutsräumen lassen sich Garderobenstän‐ der mit Jacken und Mänteln am Aufnahmeplatz platzieren. Vielleicht gibt es im Haus auch Metaplan- oder Schallschutzwände, die aufgebaut werden können. Hall vermeidet ganz, wer draußen dreht - muss dann aber auf Nebengeräusche, wie Autoverkehr und Wind, achten, Aufgenommen wird am besten am Vor- oder Nachmittag, wenn das Licht nicht direkt von oben kommt. Dadurch werden starke Hell-dunkel-Kontra‐ ste vermieden. Ein heller Tag mit leichter Bewölkung ist besser geeignet als ein Tag mit greller Sonne oder vorbeiziehenden Wolken. Bei Innenaufnah‐ men ist dagegen mehr Licht besser als weniger. Allerdings sollten Kunst- und Tageslicht nicht gemischt werden. Steht die Lichtquelle fest, wird die Kamera darauf eingestellt, also auf Sonne, Schatten oder Neonlicht. Dieser halbautomatische Weißabgleich - über die Taste WB für White Balance - lässt sich per Hand noch genauer einstellen. Damit nicht gegen das Licht gefilmt wird, steht die Kamera bei Tageslicht‐ aufnahmen am Fenster, nicht das, was gefilmt wird. Richtig professionell wird es mit einer Drei-Punkt-Beleuchtung. Dabei steht die hellste Licht‐ quelle leicht zur Seite versetzt hinter der Kamera. Der etwas schwächere Aufheller leuchtet - von der anderen Seite hinter der Kamera - mit weich‐ erem Licht. So sind beide Seiten ausgeleuchtet, wobei der Schatten der ersten Lichtquelle erhalten bleibt. Das sogenannte Spitzlicht steht hinter der gefilmten Person und setzt Lichtreflexe auf Haare und Schultern. Wenn 121 3.3 Videos drehen und verbreiten <?page no="122"?> 49 vgl. Daniel Negenborn, Die 3-Punkt-Beleuchtung, 8. 3. 16, https: / / kurzelinks.de/ rl99 - https: / / www.filmmachen.de/ tipps-und-tricks/ licht/ 3-punkt-beleuchtung, Abruf am 11. 1. 21 dann schließlich etwas Licht in den Augen reflektiert, wirken Menschen wach und ihr Gesicht belebt. 49 Fünf Einstellungen pro Sequenz Ob im Hoch- oder Querformat gefilmt wird, hängt vom Abspielgerät ab. Sollen Filme über Fernseher, Beamer oder PC-Monitore gezeigt werden, wird im Querformat aufgenommen. Auch Videos auf YouTube sind meist im Querformat; aber auf Facebook und Instagram quadratisch. Das Hochformat ist geeignet, wenn Beiträge hauptsächlich über Smartphones abgerufen werden. Damit das Bild scharf genug ist, braucht es neben viel Licht eine ruhige Kamera. Dafür gibt es feste Stative und flexible, wie Gorillapod, das sogar um Türklinken geschlungen werden kann. Gibt es kein Stativ, hilft es, die Arme abzustützen: Ellbogen auf den Tisch und Kamera mit beiden Händen halten oder Ellbogen in der Taille anlegen und die Kamera wie ein Tablett mit beiden Händen auf Brusthöhe anheben. Vor Beginn der Aufnahme werden noch unerwünschte Geräusche reduziert. Also Fenster und Türen geschlossen, Telefone, surrende Festplatten und Klimaanlagen abgestellt. Bei Außenaufnahmen zeigt das Mikrofon möglichst nicht in die Richtung der Lärmquellen, wie Autoverkehr im Hintergrund, sondern in die Gegenrichtung. Wer möglichst viel aufnimmt, muss bei der Videobearbeitung später viel entscheiden. Wer zu wenig aufnimmt, dem fehlt Material für eine schlüssige, interessante Abfolge. Eine Faustregel ist: Für eine Minute Film höchstens 10 Minuten drehen. Beginnen kann man mit etwas Neutralem, wie einem noch leeren Raum. Dann hat man für jede Szene einen neutralen Anfang oder ein neutrales Ende ‚im Kasten‘. Ist für den Anfang Außergewöhnliches geplant, wie eine wackelfreie Rundumsicht im Labor, kann die Kamera mit Knetmasse auf einer Eieruhr mit einer geraden Oberseite befestigt werden. Während die Uhr läuft, wird aufgenommen und das Material später mit Zeitraffer gekürzt. Wer Menschen filmt, kann sie bei laufender Kamera informieren: ‚Also, ich filme jetzt für meine Webseite und will den Film auch auf YouTube zeigen‘. Denn da jeder das Recht am eigenen Bild hat, darf ohne Einwilligung 122 3 Publikum ansprechen <?page no="123"?> weder gefilmt noch dürfen Bilder oder Videos ungefragt verbreitet werden. Wurde aber nachweislich über die genaue Absicht informiert und lassen sich Menschen dann filmen, haben sie auch der späteren Veröffentlichung zugestimmt (► Kap. 1.4 - Rechte einholen und sichern). Wird ein Vortrag aufgenommen, kann vorab das Problem oder Thema genannt werden, wieso die Person dafür Experte ist, gefolgt von einer kur‐ zen Inhaltsübersicht. Dann werden der Vortrag sowie etwas ‚Füllmaterial‘ gefilmt. Zuhörer oder Details von Grafiken können später an den Stellen eingesetzt werden, an denen gekürzt wird. Wer von jeder Sequenz fünf bis sechs Einstellungen aufnimmt, hat beim Schneiden viele Möglichkeiten. Bei einem Laborarbeitsplatz könnten das sein: 1. das ganze Labor als weiter Überblick über den Ort des Geschehens 2. der genaue Arbeitsplatz als Ort des Geschehens 3. Einrichtung des Mikroskops als Blick über die Schulter der Wissen‐ schaftlerin, der zeigt, was sie tut 4. die Wissenschaftlerin von der Seite 5. ihr Gesicht als Naheinstellung 6. Blick durchs Mikroskop als Detailaufnahme Abgekürzt ergibt die Reihenfolge Überblick - Ort - Schulter - Seite - Nah - Detail: Ü-O-S-S-N-D. Das erinnert an das Kinderlied „C-A-F-F-E-E, trink nicht so viel Café“, das als Erinnerungsstütze taugt. Wer Wichtiges - wie die mikroskopische Struktur einer Oberfläche - bildfüllend zeigt, erzeugt durch den Bildausschnitt Spannung. Anschließend wird so lange aus der Detailsicht raus gezoomt, bis die Zuschauer wieder den Überblick übers Geschehen haben. Allerdings sollte insgesamt möglichst wenig gezoomt und geschwenkt werden. Das bedeutet auch, dass die Kamera Bewegungen nicht folgt: Menschen, Hände oder Gegenstände kommen ins leere Bild rein und verlassen es am Ende wieder. Nur wenn sich im Bild nichts bewegt, kann die Kamera mal in einen neutralen Bereich und zurück schwenken - wie zu einem unbeschriebenen Whiteboard. An der Stelle können dann bei der Bearbeitung Zeit und Orte gewechselt werden, Szenen neutral beginnen oder enden. Passiert während der Aufnahme Überraschendes - am Nachbartisch wird gelacht, ein Kaffeebecher fällt um, das Blaulicht eines Krankenwagens leuchtet über die Szene - sollte dies gefilmt und gezeigt werden. Dann kön‐ 123 3.3 Videos drehen und verbreiten <?page no="124"?> nen die Zuschauerinnen Störungen einordnen. Um solchen Überraschungen vorzubeugen, können Interviews in ruhigen Räumen aufgenommen und später mit Filmmaterial von der Veranstaltung ‚aufgepeppt‘ werden. Dafür hängen Profis ein grünes oder blaues Tuch in den Hintergrund. Denn dann können sie die Person in der Bildbearbeitung ‚freistellen‘ und das Konferenzgeschehen oder einen Forschungsgegenstand im Hintergrund zeigen. Besser als stereotype Situationen - wie Keynote-Speakerinnen am Rede‐ pult - kommen Szenen mit Bezügen zum Leben der Zuschauer an: Der Professor springt wegen Zugverspätung abgehetzt aus dem Taxi, vergisst beinahe die Fahrerin zu bezahlen und kämpft mit der Technik im Veranstal‐ tungsraum. Eine andere Sprecherin ist nach ihrem Vortrag so erleichtert, dass sie die Tür kräftig aufstößt und zur Seite springen muss, damit die zurückschnellende Türe sie nicht trifft. Schneiden: von Blenden bis Rhythmus Aus der Materialiensammlung einen Film zu machen, ähnelt dem Schrei‐ ben einer Zusammenfassung. Dafür werden im ersten Schritt Längen, Wiederholungen und technisch Unzureichendes entfernt. Für eine Minute Film brauchen schon Profis eine Stunde Schneidezeit, Dokumentarfilmer mitunter Tage. Einfache Schnittprogramme - wie „iMovie“, „Windows Movie Maker“ und „Shotcutv“ - gibt es gratis. Anspruchsvollere Programme liegen zwischen 100 und 2 000 Euro. Für Anfänger eignen sich beispielsweise „Magix Video deluxe 17“, für Amateure „Final Cut“ und für Profis „Avid Madei Composer 4“. Um sich nicht in der Materialfülle zu verlieren, hilft es, sich die Botschaft und Geschichte des Films zu vergegenwärtigen. Denn dann lässt sich leichter entscheiden, was als Anfang, Mitte und Ende geeignet ist. Einzuplanen sind immer noch ein paar Sekunden für das Impressum, sofern der Film nicht nur auf der eigenen Webseite stehen soll (► Kap. 1.4 - Rechte einholen und sichern). Begonnen wird meist mit fünf bis zehn Sekunden Vorspann. Darin kann das Thema genannt, ein kurzer Jingle gespielt und das Logo des Instituts gezeigt werden. Soll nicht klassisch mit der Vorstellung der Expertin und einer Übersicht eingeleitet werden, kann man mit einer Frage starten oder einem Detail, dessen Bedeutung erst später klar wird. Das könnte eine Warteschlange vor einem Zelt beim Open Campus sein oder die Frage 124 3 Publikum ansprechen <?page no="125"?> ‚Was machen eigentlich Geisteswissenschaftler? “ Immer mehr Schnittpro‐ gramme ermöglichen alternativ automatische Trailer-Zusammenschnitte für den Vorspann sowie Zeitlupen und -raffer. Das ist von daher praktisch, als im Idealfall der Rhythmus im Laufe des Films wechselt. Auf eine langsame Szene folgt eine schnellere, dann eine noch schnellere, dann wieder eine langsamere. Vielleicht sogar ein Foto oder Standbild: Auf die Ansicht des Bibliotheks-Logos folgt der Weg zum Eingang, schneller geht es die Treppen hinauf, im Zeitraffer an den Regalen entlang, etwas langsamer zum Leseplatz, noch langsamer werden die Bücher aufgestapelt und der Laptop angeschlossen. Dann zeigt ein Standbild eine Nutzerin beim Lesen. Soll die thematische Einführung eines Bibliothekars gekürzt werden, kann so weit aus dem Bild raus gezoomt werden, bis dessen Lippen nicht mehr erkennbar sind. Oder es werden an der Stelle Bücherregale gezeigt, Bücherstapel auf einem Tisch oder Bibliotheksnutzer, die nicht reden. Kommentiert oder erzählt auch die Videoautorin, sollte deren Text leicht zu verstehen sein. Der darf auch mal aus einem Wort oder Halbsatz beste‐ hen: ‚Das war knapp‘, wenn ein wertvolles, antiquarisches Buch gerade noch rechtzeitig abgelegt wird, bevor jemand damit stolpert. Sehr gut zu verstehen sind Sätze die mindestens ein Verb haben, höchstens ein Komma und zehn Worte. Grammatikalische Korrektheit ist weniger entscheidend. Werden Zahlen genannt, sollten es pro Filmminute höchstens eine möglichst anschauliche sein. Die Größe des Lesesaals wird also besser mit der von Fußballfeldern verglichen als in Quadratmetern angegeben. Am Anfang jeder neuen Situation sollten die Zuschauer mindestens eine Sekunde Zeit haben, um sich im Bild zurechtzufinden. Anschließend wird mit wenigen Begriffen oder Halbsätzen erzählt, was im Bild passiert. Im Archiv der Bib‐ liothek: ‚Die Epidemiologin informiert sich über Pandemien im Mittelalter. Wie sie entstanden und wie sie beendet wurden‘. Damit Text- und Bildlängen zusammenpassen, kann man den entworfenen Text laut lesen und dabei die Zeit stoppen. Spannung erzeugt, wer den Ton vor dem Bild beginnen lässt: Wird die Außenansicht der Bibliothek gezeigt, „hört man nach 5 Sekunden bereits den Interviewpartner, der die Architektur erklärt, während man noch das Gebäude betrachtet. Erst ein paar Augenblicke später erfolgt dann der harte 125 3.3 Videos drehen und verbreiten <?page no="126"?> 50 Moritz „mo“ Sauer, Blogs, Video und Online-Journalismus, Köln 2010, S. 141 51 www.erightsoft.com, Abruf am 5. 8. 21 Bildschnitt, und der plaudernde Architekt taucht im Bild auf. Ahh, der spricht also“. 50 Für die Überleitung von einer Szene zur nächsten gibt es in den Schnitt‐ programmen verschiedene Blenden, in denen die Deckkraft vom ersten Bild abnimmt, während die vom folgenden zunimmt. Zu viele Effekte und schnell aufeinander folgende Schnitte ermüden allerdings die Augen und lenken vom Inhalt ab. Das passiert auch, wenn zwei Dinge gleichzeitig pas‐ sieren, beispielsweise während einer Überblendung ein Untertitel erscheint. Einfügen lässt sich Text mit dem Befehl Bauchbinde. Der wird in eine leere Spur gezogen und über ‚Titel im Vorschaufenster‘ eingefügt. Sollen die Bauchbinden dem Corporate Design des Hauses entsprechen, können sie im Bildbearbeitungsprogramm erstellt und im png-Format gespeichert werden. Zuletzt werden Musik oder Geräusche eingefügt (► Kap. 1.5 - Material besorgen). Besonders gut passt Musik übrigens, wenn der Takt ab und an beim Schnitt beginnt. Da bei der Bearbeitung hohe Datenmengen hin- und hergeschoben wer‐ den, sind Speicher schon mal überfordert. Um bei einem Programmabsturz auf eine aktuelle Fassung zurückgreifen zu können, wird deshalb immer wieder mit neuem Datum im Namen gespeichert. Soll der fertige Film schließlich als Trickfilm animiert werden, gibt es dafür das Gratis-Programm „Pow Toon“. Bevor das Video verbreitet werden kann, muss es in ein MP4-Format umgewandelt werden, beispielsweise mit dem Programm „Super“ 51 . Soll es mit einer Lizenz versehen werden (► Kap. 1.4 - Rechte einholen und sichern), unterstützt ein Lizenzgenerator wie Creative Commons (www.creativecom mons.org/ licence). Um einen Film auch als Podcast einzusetzen, wird er ins MP3-Format umgewandelt - beispielsweise online bei OnlineConvertFree (w ww.onlineconvertfree.com) oder CloudConvert (www.cloudconvert.com). 126 3 Publikum ansprechen <?page no="127"?> Checkliste - Videos drehen 1. Technik: Ton und Licht optimieren, Smartphone-Kamera der Rück‐ seite nutzen, Weißabgleich durchführen, Stativ einsetzen oder Ka‐ mera ruhig halten 2. Länge: Pro Minute Film 10 Minuten aufnehmen 3. Anfang: Einwilligung für Personenaufnahmen einholen, Problem nennen, inhaltlichen Überblick geben, sich vorstellen 4. Filmen: wenig zoomen und schwenken, wechseln zwischen Über‐ blick, Ort, Schulter, Seite-, Nah- und Detailansicht sowie Füllmate‐ rial, überraschendes zeigen 5. Rhythmus einbauen: langsame Szene, schnellere, noch schnellere, langsamere, Standbild Veröffentlichen und verbreiten Wer sein Video zunächst nur Kolleginnen oder Kooperationspartnern vor‐ stellen möchte, kann es auf den eigenen Webspace laden ohne auf der Homepage einen Link dorthin einzufügen. Der Abruf-Link wird dann per E-Mail bekannt gegeben. Das ist stromsparender, als allen die Datei zu mailen. Das Video kann auch bei YouTube geladen und dann unter ‚Datenschutz‘ auf ‚Privat‘ gesetzt werden. Dort kann es allerdings nur sehen, wer einen Account hat. Bei Apple funktioniert das über ‚Dropbox‘ und ‚iCloud Drive‘. Soll das Video öffentlich zugänglich sein, wird bei Wordpress die Datei geladen, indem man im Dropdown-Menü unten rechts ‚Eingebundener Medien-Player‘ einstellt und den Button ‚In den Beitrag einfügen‘ klickt. Bei anderen Programmen wird der Film in den Webspace geladen und der Link dorthin im html-Modus der Webseite eingefügt. Oder er wird auf einer Plattform ‚eingebettet / embedded‘. Sollen Cookies dort keine Informationen sammeln, wird der ‚erweiterte Datenschutzmodus‘ aktiviert. In Endlosschleife laufen Videos übrigens mit dem eingefügten Parameter ‚&loop=1‘. Sie starten automatisch beim Laden der Webseite mit ‚&autop‐ lay=1‘. Wurde der Film in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht, lässt er sich auch auf der eigenen Webseite anzeigen: Link des Films kopieren und in den html-Modus der eigenen Homepage setzen. Ein Ankündigungstext auf der 127 3.3 Videos drehen und verbreiten <?page no="128"?> 52 Leyla Dogruel, Klaus Beck, Social Media als Alternative der Wissenschaftskommunika‐ tion? , S. 123-187, in: Weingart et. al., S. 163 53 nach: Jesús Muñoz Morcillo, Klemens Czurda, Caroline Y. Robertson-von Trotha, Eine Typologie der Wissenschaftsvideos auf Youtube & Co, S. 117-127, in: Körkel / Hoppenhaus 54 Andrea Geipel, Die audiovisuelle Vermittlung von Wissenschaft auf YouTube, S. 188-195, in: Weingart et. al., S. 188 Webseite kann dann auf ein interessantes Detail hinweisen und erläutern, worum es im Film geht und warum er gemacht wurde. Wird dieses Video dann in einer Veranstaltung gezeigt, erzählt die Moderation, was im Text steht, damit die Zuschauer den Film einordnen können. In welchen sozialen Netzwerken das Video veröffentlicht wird, kann auch danach entschieden werden, wo dessen Inhalte verwertbar sind: Den Kurzfilm „wie man am besten Schnürsenkel bindet“, sehen bei Facebook die eigenen Freunde. Auf YouTube finden es auch Fremde, die ihren Kindern dieses Wissen vermitteln wollen. Dort sind Filme zwar automatisch für mobile Endgeräte aufbereitet, aber die Konkurrenz ist groß, die Rechte‐ übertragung an Google mitunter problematisch und der Suchalgorithmus intransparent. Wurde ein eigener Kanal eingerichtet - und das Impressum unter Kanalinfos eingefügt - können die Videos kommentiert und der Kanal abonniert werden. Damit sie auch gefunden werden, stehen bis zu neun Schlagwörter in den ‚Tags‘ sowie ein 160 Zeichen langer Text. Ein längerer Text zum Inhalt kann auch Links enthalten, die im Video genannt werden. Wer besonders viele Klicks haben möchte, kann in Werbung investieren. Social-Media-Experten kalkulieren allerdings „mit mindestens vierstelligen Werbebudgets für die Erzielung einer Reichweite von 100 000 Views auf You- Tube - unter der Bedingung, dass zudem zuvor in eine professionelle Videoproduktion investiert wurde und ein für anvisierte Zielgruppen an‐ sprechender Inhalt vorliegt“. 52 Was ohne Werbung realistisch ist, zeigte eine Analyse von 200 Wissenschaftsvideos in 100 internationalen Videokanälen: Die meisten hatten am Tag nach der Veröffentlichung 100 bis 6 500 Views, die populärsten 30 000 bis 100 000. 53 Neben YouTube gibt es weitere Portale, über die Videos verbreitet wer‐ den können. Künstlerisch anspruchsvolle Filme stehen auf vimeo (https: / / vi meo.com). Für Live-Übertragungen eignet sich beispiesweise livestream (ht tps: / / livestream.com). Beim Informationsdienst Wissenschaft (idw) können Mitgliedspressestellen Nachrichtenvideos einstellen. YouTube kann auch deshalb verzichtbar sein, weil die Zugriffe über Suchmaschinen, Blogs, Online-Artikel und soziale Netzwerke höher sind. 54 128 3 Publikum ansprechen <?page no="129"?> 55 Rebecca Winkels, Wir müssen dahin, wo die Leute sind, 13. 3. 20, https: / / kurzelinks.de/ s ugs - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ wir-muessen-dahin-wo-die-leute -sind-36593, Abruf am 11. 1. 21 56 Florentin Schumacher, Starschnitt, Die Zeit, 24. 9. 20, S. 65 57 vgl. o.A., Snapchat, o. D., https: / / kurzelinks.de/ kvj3 - https: / / www.wissenschaftskomm unikation.de/ format/ snapchat, Abruf am 11. 1. 21 58 Joachim Allgaier, Wo Wissenschaft auf Populärkultur trifft, S. 15-24, in: Körkel / Hopp‐ enhaus, S. 24 59 Funk / Dinge Erklärt - Kurzgesagt, Loneliness, o. D., https: / / kurzelinks.de/ pe1u - h ttps: / / www.fastforwardscience.de/ preistraeger/ einsamkeit, auf deutsch: Einsamkeit, Für das soziale Netzwerk TikTok arbeitet das Museum für Naturkunde Berlin direkt in der App mit knalliger Musik und Effekten. Der Politikwis‐ senschaftler Robert Lepenies findet TikTok für die Wissenschaft spannend, „weil die Videos potenziell ein Millionenpublikum erreichen können“. Viele Forschende unterschätzen nach seiner Ansicht „wie viel Zeit Entscheider‐ innen und Entscheider gerade im politischen Bereich auf diesen Plattformen verbringen“. 55 Bei TikTok mischt der Algorithmus auch Videos von Men‐ schen in den Feed, die man nicht kennt. Dadurch haben auch Accounts mit wenigen Followern die Chance auf einen viralen Hit. Der erfolgreichste Deutsche war 2020 Falco Punch mit über neun Millionen Followern aus Deutschland, Indien und den Philippinen. Sein Markenzeichen sind Videos ohne Sprache, in denen er sein Outfit im Takt der Musik ändert. Sein erfolgreichster Clip dauerte 15 Sekunden, dessen Dreh fünf Stunden. 56 Beliebt ist bei einigen Jugendlichen auch die Plattform Snapchat. Dort können außer Fotos auch bis zu zehn Sekunden lange Videos einen Tag lang mit Freunden geteilt werden. Werden daraus ‚Stories‘ gemacht, sind die für alle Kontakte sichtbar und können zu YouTube exportiert werden. 57 Ist ein Video auf einer dieser Plattformen veröffentlicht, gilt es, diese als soziales Medium ernst zu nehmen. Also auf Kritik und Kommentare zu rea‐ gieren, Fragen zu beantworten und Fakten zu ergänzen. Denn die Beliebtheit und Authentizität der erfolgreichsten Videos „beruht insbesondere auch auf dieser Art von Verfügbarkeit und Dialogbereitschaft.“ 58 Wer ein größeres Fachpublikum erreichen möchte, kann an Video-Wett‐ bewerben, wie „Fast Forward Science“ teilnehmen. Dort werden Videos zu aktuellen Forschungsthemen ausgezeichnet, die verständlich, unterhaltsam und wissenschaftlich fundiert sind. Zwar kommen viele Preisträger aus Medizin oder Naturwissenschaften, aber es gibt Ausnahmen: Auf Platz 3 kam 2019 „Einsamkeit“ vom Kanal „Dinge Erklärt - Kurzgesagt“ von ARD und ZDF. 59 Studierende können beim „Foresight Filmfestival - science 129 3.3 Videos drehen und verbreiten <?page no="130"?> 19. 12. 18, https: / / kurzelinks.de/ tsvl - https: / / www.youtube.com/ watch? v=DwqwRYe6f KA, Abruf am 21. 4. 21 meets vision“ zu wechselnden Themen Filme zu kreativen Zukunftsvisionen einreichen (weitere Wettbewerbe: ► Kap. 5.2 - Wettbewerbe nutzen). Checkliste - Videos verbreiten 1. Vorab für Einzelne: Ohne Link auf Webspace der Homepage laden und Einstellort per E-Mail versenden, bei YouTube auf ‚Privat‘ setzen 2. Eigene Webseite: Im Begleittext nennen, worum es geht oder warum der Film gemacht wurde, sowie ein interessantes Detail 3. Plattform nach Verwertbarkeit der Inhalte auswählen und Video anpassen: YouTube 15 Minuten, Facebook eine bis drei Minuten, TikTok 60 Sekunden, Instagram 3 bis 60 Sekunden, Snapchat zehn Sekunden 4. Suchstichworte in Tags und Begleittext verwenden 5. Community-Management: Fragen beantworten, auf Kritik und Kommentare reagieren 3.4 Veranstaltungsorte und -formate Barcamp bis Science Slam - Basketballhalle bis Theater Vorträge, Ausstellungen und Lesungen gibt es zu zahlreichen Anlässen - ob 200. Geburtstag von Theodor Fontane oder das „Jahr der Geisteswissen‐ schaften“. Lange schien es, als würden Jahr für Jahr nur deren Inhalte aktualisiert. Tatsächlich wurden Veranstaltungen vielfältiger. Forscherinnen und Wissenschaftler laden zu Kinder-Unis oder Chemie-Olympiaden ein und reden mit den Menschen in Kneipen und Gefängnissen, auf der Straße und auf Festivals. Zumindest in den Naturwissenschaften hat das Tradition: Schon 1661 demonstrierte der Magdeburger Bürgermeister seine Erkennt‐ nisse über den „leeren Raum“ auf der Straße, indem er 16 Pferde antrieb, Halbkugeln auseinanderzuziehen. Im frühen 19. Jahrhundert erlebte die Wissenschaftskommunikation „einen Boom: ‚Man‘ hört in naturkundlichen 130 3 Publikum ansprechen <?page no="131"?> 60 Jutta von Campenhausen, Wissenschaftsjournalismus, Konstanz 2011, S. 22 61 Gerd Ganteför, Relativitätstheorie für Laien, 12. 6. 14, https: / / kurzelinks.de/ y2y4 - https : / / www.youtube.com/ watch? v=FT8dTB2T4vY, Abruf am 11. 1. 21 62 Hochschulwettbewerb, Wissenschaftsjahr 2020 / 21 - Bioökonomie, o. D., https: / / kurzelin ks.de/ ck4p - https: / / www.hochschulwettbewerb.net/ 2020/ bayreuth, Abruf am 18. 11. 20 63 Gliederung der Öffentlichkeit nach: Patricia A. Gwozdz, Science Celebrities als Ikonen des Knowledge Gossip, S. 61-96, in: Kleiner / Wilke (Hg.), S. 64. „Woran liegt es, dass Themen aus Wissenschaft und Forschung einige Gruppen in der Bevölkerung bislang nicht erreichen und was lässt sich dagegen tun? “ untersuchte das Projekt „Wissenschaft für alle: Wie kann Wissenschaftskommunikation mit bisher nicht erreichten Zielgruppen gelingen? “, Karlsruher Institut für Technologie, Nicht-erreichte Zielgruppen in der Wissenschaftskommunikation, o. D., https: / / kurzelinks.de/ ckms - https: / / www.wmk.itz .kit.edu/ 2943, Abruf am 4. 2. 21 Vereinen wissenschaftliche Vorträge an, sammelte Mineralien und Pflanzen“ und abonnierte populärwissenschaftliche Zeitschriften. 60 Dann kamen Pub‐ likumsmagnete hinzu, wie 1889 das Wissenschafts-Theater Urania in Berlin, das weltweit auf Tournee ging. Heute werden Forschende auch über Twitter befragt und Videos von Großveranstaltungen der Wissenschaft abonniert. Allein der Vortrag „Rela‐ tivitätstheorie für Laien“ bei einer „Langen Nacht der Wissenschaft“ wurde bei YouTube 5,5 Millionen Mal abgerufen. 61 Noch mehr Zuschauer gab es beim „Marsch für Wissenschaft“, bei dem 2017 weltweit zehntausende in über 500 Städten gegen Wissenschaftsfeindlichkeit demonstrierten und traditionelle Medien breit darüber berichteten. Ergänzt wurden Veranstaltungsklassiker, wie Tage der offenen Tür, nicht nur durch Lange Nächte und andere Open Campus-Formate, sondern auch mit virtuellen Erlebniswelten und Gäste-Apps. Interaktiv sollten junge Forschende ihre Ergebnisse beispielsweise beim Hochschulwettbewerb zum Thema des Wissenschaftsjahres präsentieren. Prämiert wurde 2020 das Spiel „Time is running: Save Your World Exit Game! “ der Universität Bayreuth. 62 Von der Bürgerkonferenz bis zum Poster-Slam reichen über 200 Formate, die auf der Seite ‚Wissenschaftskommunikation‘ (www.wissenschaftskomm unikation.de/ formate) nach bereits realisierten Themen durchsucht werden können. Eine andere Möglichkeit, eine außergewöhnliche Veranstaltung zu kreieren, ist, besondere Formate an ungewohnten Orten umzusetzen. Schon das sorgt einerseits für Aufmerksamkeit und unterstützt andererseits dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. Solche Vorbilder gibt es nicht nur für die gebildete, interessierte Öffentlichkeit, sondern auch für die gelegentlich interessierte und die breite Öffentlichkeit 63 : 131 3.4 Veranstaltungsorte und -formate <?page no="132"?> Basketballhalle und Bibliothek ■ „Native Speakers Jazz up“: Lesungen von Muttersprachlern mit Jazz und Suppe (Bibliothek Zirl, www.zirl.litkatalog.eu) ■ „Lebende Bibliothek“: Menschen werden für ein Gespräch „ausgelie‐ hen“ (Science et Cité Schweiz, www.science-et-cite.ch) ■ „Maker Faire“: Messe für die Kreativbranche in einer Basketballhalle (Maker Media, www.maker-faire.de) Campus ■ „Age art“: Musik, Installationskunst und Malerei auf dem Campus zu wissenschaftlichen Vorträgen (Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns, www.age.mpg.de) ■ Orchester-Reise über den Campus: Labore werden zu Künstlergar‐ deroben, Werkhallen zu Konzertsälen, Foyers zu Ausstellungsflächen (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen und Sinfonie‐ orchester Aachen, www.rwth-aachen.de) ■ „We care“ auf dem Universitätsgelände: Open Space mit 20 bis 2 000 he‐ terogen zusammengesetzten Teilnehmenden, die selbstverantwortlich zu einem Thema arbeiten, das wichtig und dringend ist, breit ange‐ legt, komplex und tendenziell konfliktträchtig (Universität Bremen, Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik socium, https: / / ku rzelinks.de/ dxdx - https: / / www.equalcareday.de/ termin/ we-care-open -space-veranstaltung-der-universitaet-bremen) Festival und Gefängnis ■ „Be open“: Open Air Science and Society Festival mit interaktiven Wissenschaftsaktivitäten und offenem Dialog zur Schlüsselrolle der Grundlagenforschung für die gesellschaftliche Entwicklung (Wissen‐ schaftsfond Österreich, https: / / kurzelinks.de/ e6a8 - https: / / www.fwf.a c.at/ de/ ueber-den-fwf/ be-open-science-society-festival) ■ „CellBlockScience“: Wissenschaftskommunikation in schottischen Ge‐ fängnissen (Universität St. Andrews, www.gla.ac.uk) ■ „Live science comedy show“: Comedy zu wissenschaftlichen Themen (Edinburgh International Science Festival, www.sciencefestival.co.uk) 132 3 Publikum ansprechen <?page no="133"?> Internet und Influencer ■ „Klänge der Materie: Komponisten verarbeiten Forschungsergebnisse aus der Materialphysik und stellen die beliebtesten Stücke GPS-gesteu‐ ert interaktiv aus (Universität Wien, www.physik.univie.ac.at) ■ „WirVsVirus“: Weltweiter Hackathon zur Entwicklung von Hard- und Software für Projekte gegen Corona-Folgen (www.wirvsvirus.org) ■ „WuDu! “: Lehrlinge werden über Microinfluencer Marketing, Scientain‐ ment und niederschwelligen Wissenschaftsdialog in ihrem Lebensum‐ feld angesprochen (Science et Cité Schweiz, www.science-et-cite.ch) Küche und Kneipe ■ Kneipengespräche: Forscher berichten in Kneipen, ziehen mit Bier und Brezeln durch Stadtteile und informieren in Infobussen auf Wo‐ chenmärkten über die Ursachen gesellschaftlicher Ungleichheit (Wis‐ senschaftszentrum Berlin, www.wzb.eu) ■ „Kommunikations-HUB“: Kognitionswissenschaftler kochen mit Ast‐ rophysikern die Geburt eines Sternes nach (Wissenstransferzentrum Ost der Wiener Universitäten, www.wtz-ost.at) ■ „Science-Pub-Quiz Handwerk trifft Wissenschaft“: Quizshow in Knei‐ pen zu kurioser Forschung und Handwerkstechnik (Karlsruher Institut für Technologie, www.wmk.itz.kit.edu) Labor ■ „Artist in Lab“: Künstler vermitteln Wissenschaft in öffentlichen Pro‐ jekten ( Fraunhofer-Netzwerk „Wissenschaft, Kunst und Design“ in Berlin, www.art-design.fraunhofer.de) ■ „La La Lab - wie Musik Mathematik und Mathematik Musik vermit‐ telt“: Labor-Ausstellung mit 20 Exponaten zu Mathematik und Musik‐ forschung (Imaginary, www.imaginary.org) ■ Labor-Mitmachprogramm für Familien (Vienna Open Lab, www.vienn aopenlab.at) Museum und Varieté ■ „Gläserne Forscherlabore“: Sprechstunden und Kurse zu wissenschaft‐ lichem Arbeiten im Museum (www.deutsches-museum.de und TUM School of Education, www.edu.tum.de) 133 3.4 Veranstaltungsorte und -formate <?page no="134"?> ■ „Glitzern & Denken“: Wissenschaftsvarieté von Künstlern und Wissen‐ schaftlern (Museum für Naturkunde Berlin, www.museumfuernaturku nde.berlin) ■ „Museumsschwätzer“: Interaktive Museumslandkarte auf der sich Gäste austauschen und Eindrücke ergänzen (Universität Gießen, www.uni-gi essen.de) Schiff und Schaufenster ■ „MeerErleben“: Wanderausstellung zur Meeresforschung in Einkaufs‐ zentren ( www.marum.de) ■ „Ozeanwerkstatt“: Bürger und Interessierte aus Wissenschaft, Design und Informatik entwickeln auf einem Schiff Ideen für den Meeresschutz (www.ms-wissenschaft.de) ■ „Schaufenster Ozean“: Per Videoprojektion werden Schaufenster abends in Aquarien verwandelt und Filme informieren über Erfor‐ schung und Nutzung der Meere (Karlsruher Institut für Technologie, w ww.schaufenster-ozean.de) Stadt und Straße ■ „Die Stadt als Living Lab“: Slams, Schreibwerkstätten und Filmabende in einem Haus in der Stadt (Ruhruniversität Bochum, www.hochschul e-bochum.de) ■ „Technologie trifft Kunst und Geschichte: In Villen und historischen Wohnhäusern werden interdisziplinäre Experimente veranschaulicht (Barkhausen Institut, www.barkhauseninstitut.org) ■ „Wende“-Zeit: Dialogreise zum Abschluss des Projekts „Lebenswelt und Systemwechsel in Ostdeutschland vor, während und nach 1989“ (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, www.zzf-po tsdam.de) Theater ■ Improvisationstheater informiert über Schwerpunkte eines Instituts und eine Theatergruppe inszeniert eine fiktionale Story zu Forschungs‐ inhalten (Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assess‐ ment, www.aihta.at) ■ „Theater trifft Wissenschaft“: Workshops, Science Slams, Podiumsge‐ spräche und Lesungen mit Wissenschaftlern im Theater (Berliner En‐ 134 3 Publikum ansprechen <?page no="135"?> sembles und Helmholtz-Gemeinschaft, www.berliner-ensemble.de/ the ater-trifft-wissenschaft) ■ „Wechsel / Wirkung“: Ämtertausch zwischen Vertretungen von Bühnen und Instituten (Institut für Klima, Umwelt, Energie in Wuppertal, ww w.wupperinst.org) Um Kinder und Jugendliche verschiedener sozialer Schichten an Wissen‐ schaft und Forschung heranzuführen, gibt es ebenfalls viele neue Formate, neben Klassikern wie Sommerschulen, Schülerakademien und -workshops: 1. „Extreme Event-Spiel“ zur Widerstandsfähigkeit von Gruppen in Kata‐ strophen: Online-Spiele von Biodiversität bis Programmieren (National Academy of Sciences’ Koshland Science Museum, www.sciencegamece nter.org) 2. Familienpraktikum (Wissenstransferzentrum Ost der Wiener Universi‐ täten, www.wtz-ost.at) 3. Feriencamp und Workshops für bildungsferne Jugendliche in Kinder‐ treffs und Tagesschulen (Camp Discovery, Science et Cité Schweiz, ww w.science-et-cite.ch) 4. „FlüKiPro“: Programm für Kinder, die in einem Flüchtlingsheim wohnen (Universität Innsbruck, Junge Uni, www.ph-tirol.at) 5. Kinder-Uni: Kindern wird gezeigt, wie Wissenschaft in Fernsehen, Magazinen und am Smartphone funktioniert (Karlsruher Institut für Technologie, www.kit.edu) 6. „Physik war damals mein Hassfach“: Fach- und Lehrkräfte in Kinder‐ garten und Grundschule werden ermuntert mit Kindern zu forschen ( Haus der kleinen Forscher, www.haus-der-kleinen-forscher.de) 7. „Ring-a-Scientist“: Videokonferenz mit Wissenschaftlern im Klassen‐ raum (www.ring-a-scientist.org) 8. Schulwettbewerb „Nachhaltigkeit“: Schüler beteiligen sich mit For‐ schungsideen an einer Ausstellung (www.hausderwissenschaft.de) 9. „Science and You(th) - Wissenschaft hört der Jugend zu! “ zum Thema „Welche Forschung braucht die Zukunft? “: Jugendliche diskutieren mit Politikern und Wissenschaftlern (Science et Cité Schweiz, www.scienc e-et-cite.ch) 10. UniStem Day für Schüler zur Stammzellforschung: deutschlandweiter Aktionstag (German Stem Cell Network, www.gscn.org) 135 3.4 Veranstaltungsorte und -formate <?page no="136"?> 64 „Woran liegt es, dass Themen aus Wissenschaft und Forschung einige Gruppen in der Bevölkerung bislang nicht erreichen und was lässt sich dagegen tun? “ untersuchte das Projekt „Wissenschaft für alle: Wie kann Wissenschaftskommunikation mit bisher nicht erreichten Zielgruppen gelingen? “; Karlsruher Institut für Technologie, Nicht-erreichte Zielgruppen in der Wissenschaftskommunikation, o. D., https: / / kurzelinks.de/ ckms - htt ps: / / www.wmk.itz.kit.edu/ 2943, Abruf am 4. 2. 21 65 Julia Offe nach: Katrin Schmermung, Mit der eigenen Forschung auf der Clubbühne, 28. 4. 18, https: / / kurzelinks.de/ vv5y - https: / / www.forschung-und-lehre.de/ zeitfragen/ mit-der-eigenen-forschung-auf-der-clubbuehne-523, Abruf am 11. 1. 21 66 Science Slam, o. T., o. D., https: / / www.science-slam.com/ medien, Abruf am 6. 8. 21, Jutta Teuwsen, Japaner - alle pervers, 13. 1. 16, https: / / kurzelinks.de/ j8nn - https: / / www.you tube.com/ watch? v=ovcdi4xycPU; Sarah Kohler, Das merkwürdige Aufschiebeverhalten geschlechtsreifer Studenten zur Prüfungszeit, 18. 1. 13, https: / / kurzelinks.de/ xlqu - https : / / www.youtube.com/ watch? v=-DqZlBKz2zE, Abruf am 11. 1. 21 Weniger neue Formate an ungewohnten Orten gibt es für Seniorinnen und Senioren - obwohl die als Multiplikatoren ihre Familien und den Stadtteil durchaus für Wissenschaft begeistern können. Dabei könnte es im Bürgerzentrum eine „lebende Bibliothek“ zu oral history geben und ein „Wissenschaftsvarieté“ für alle in einer Altenbegegnungsstätte. 64 Science Slam für Nachwuchswissenschaftler Als generationenübergreifendes Wissenschaftsformat mit hohem Unterhal‐ tungswert sind besonders Science Slams bekannt. Dabei präsentieren meist fünf bis sieben Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in zehn Minuten ihr Projekt. Verwandte Formate sind das „Fame Lab“, bei dem Teilnehmende drei Minuten Zeit haben und „Pecha Kucha“, bei dem mit 20 Bildern je 20 Sekunden aus der Forschung berichtet wird. Durch Science Slams wurde die Mikrobiologin Giulia Enders bekannt, deren Buch „Darm mit Charme“ ein Bestseller wurde. Die Chemikerin Ngyen-Kim trat schon während ihrer Promotion bei Science Slams auf. So wie sie, kommen die meisten Gewinner aus den Naturwissenschaften. Organisatorin Julia Offe vermutet, dass die es sich „besonders gut ‚leisten können‘, selbstironische Witze zu machen“. 65 Die Themen sind vielfältiger. So sprach eine Linguistin über das Problem, im Deutschen ‚ü‘ und ‚u‘ auseinanderzuhalten. Eine Japanwissenschaftlerin sprach über „Japaner. Alle pervers? “ und eine Sozialwissenschaftlerin über „Das merkwürdige Aufschiebeverhalten geschlechtsreifer Studenten zur Prüfungszeit“. 66 Eine Literaturwissenschaftlerin verarbeitete ihre Doktorarbeit über nationalsozi‐ alistische Kriegsromane zu „Nazigami“, eine andere brachte eine Perfomance 136 3 Publikum ansprechen <?page no="137"?> 67 Kay Weibert, Warum verliebt sich Penny in Leonard, 3. 11. 17, https: / / kurzelinks.de/ yqb t - https: / / www.youtube.com/ watch? v=1xOlou6vNGY, Abruf am 11. 1. 21 68 Hilde Weeg, Wenn Wissenschaft zur persönlichen Geschichte wird, 21. 10. 17, Deutsch‐ landfunk, https: / / kurzelinks.de/ wwyg - https: / / www.deutschlandfunk.de/ trainieren-fu er-den-science-slam-wenn-wissenschaft-zur.680.de.html? dram: article_id=398789, Ab‐ ruf am 11. 1. 21 zum amerikanischen Heimatfilm in „Lost in Space (since 1968)“ auf die Bühne. Psychologen thematisierten „Die Sterbephase“, „Die Schwere des Dichten“, „Drogensucht und Drogentoleranz“ und Verschwörungstheorien in „Elvis ist nicht tot - Er ist nach Hause geflogen“. Auf 558 000 Aufrufe und 13 500 Likes brachte es das Video der Psychologin Kay Weibert auf YouTube. Anhand von Penny und Leonard aus der Fernsehserie „The Big Bang Theory“ erklärte sie, wodurch Menschen sich ineinander verlieben. 67 Erlaubt sind bei Science Slams Experimente und Cartoons ebenso wie Rap-Gesang und Requisiten. Alltagssprache und Gags sind erwünscht. Das Publikum, das zu einem Drittel aus Schülerinnen und Studierenden besteht, einigt sich nach der Präsentation in ein bis zwei Minuten auf eine Bewer‐ tung. Obwohl dabei mal die Performance höher gewichtet wird und mal das Thema, sollen vor allem wissenschaftliche Inhalte, Unterhaltungswert und Verständlichkeit berücksichtigt werden. Wer einen Auftritt bei einem Science Slam vorbereiten möchte, sollte zunächst die zentrale Aussage festlegen. Dann wird das Material wegge‐ lassen, das davon wegführt. Begonnen werden kann mit etwas, was das Publikum schon weiß. Als Einstieg eignen sich auch Scherze und Zitate, ein inspirierendes Bild, irritierende Aussagen, Fragen wie ‚Wer von Ihnen hat kein Smartphone, Handzeichen bitte! ‘ und visuelle Köder - wie der Meteoritenbrocken, den der Astrophysiker Harald Lesch in einer Bühnen‐ show zeigte. Anschließend werden die Inhalte präzise zusammengefasst und Basiswissen vermittelt. Wer dafür ein Bild gefunden hat - wie „Hi, ich bin Mike, eine Mikrobe aus dem Ozean und ich hab eine ganz tolle Freundin, die weiß fast alles über mich, aber noch nicht alles“ 68 - braucht keine weiteren einzuführen. Am Ende kann dann ein wenig bekanntes Zitat zum Thema stehen, eine Aufforderung zum Handeln oder die Zusammenfassung, warum das Thema wichtig ist. 137 3.4 Veranstaltungsorte und -formate <?page no="138"?> 69 o.A., „Kongresse sollten mehr Erlebnisse bieten“, wirtschaft + weiterbildung, 3'21, S. 11 Checkliste - Veranstaltungsorte und -formate 1. Zum Thema passendes oder überraschendes Veranstaltungsformat auswählen 2. Besonderen Ort festlegen, an dem sich die Zielgruppe aufhält, der leicht zugänglich oder interessant ist 3. Zentrale Aussage festlegen 4. Material weglassen, das von der Aussage wegführt 5. Packenden Einstieg entwickeln 3.5 Events - von der Planung zur Auswertung Rahmen abstecken - Team bilden - vom Stimmungsbild zur Bilanz Für die Organisation von Veranstaltungen muss umso mehr Zeit eingeplant werden, je weniger Geld zur Verfügung steht und je höher die Qualität sein soll. Bis zu einem Jahr vorher muss mitunter beginnen, wer einen besonderen Ort sucht - ob Jugendstilvilla im Park oder einen Kletterwald, um Grundlagen der Physik hautnah erfahrbar zu machen. Auf die besten Örtlichkeiten muss auch mit ausreichend Zeit verzichtet werden, wenn Externe sie nur mit dem Taxi erreichen. Unterschätzt wird oft, wie lange es dauert, das Equipment zu beschaffen. Dadurch entfallen am Ende häufig eingeplante Highlights - beispielsweise wenn doch kein Roulette-Tisch beschafft werden kann, an dem Ergebnisse zu Spielsucht und Wahrscheinlichkeiten präsentiert werden sollten. Prak‐ tisch ist, dass man vieles mieten kann, ob handgemaltes Bühnenbild oder TED-Technik. So braucht kaum noch etwas für den einmaligen Gebrauch gekauft zu werden. Zumindest die neueste Technik sprengt trotzdem meist das Budget. So kosten Visualisierungen per Hologramm 3 000 bis 5 000 Euro. 69 Um Risiken im Vorfeld so weit wie möglich zu reduzieren, kann man zunächst den Veranstaltungsrahmen abstecken: 138 3 Publikum ansprechen <?page no="139"?> 70 Siehe Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, „Leitfaden für die nachhaltige Organisation von Veranstaltungen“, 1. 8. 20, https: / / kurzelinks.de/ ori c - https: / / www.bmu.de/ download/ leitfaden-fuer-die-nachhaltige-organisation-von-v eranstaltungen, Abruf am 30. 3. 21 Dienstleister, die sich der Nachhaltigkeit verpflichtet haben: fairpflichtet.de und htt ps: / / kurzelinks.de/ fs9q - https: / / www.talk-act.de/ produkte/ green-meeting-2-punkt-0, Abruf am 30. 3. 21 71 Zahlreiche Links zu Gesetzen bei Veranstaltungen stellte ein Anwalt ein unter https: / / eventfaq.de, Abruf am 30. 3. 21 1. Ziel: Warum soll die Veranstaltung stattfinden? Was ist ihr Ziel, was der Anlass? 2. Zielgruppe: Wer soll erreicht werden? 3. Teilnehmende: Wer kann, soll oder muss teilnehmen? 4. Organisation: Wer sind die Veranstalter? Wer organisiert? 5. Zeit: Wann soll die Veranstaltung stattfinden? Wie lange soll sie dauern? Wann muss mit Planung und Organisation begonnen werden? 6. Ort: Wo kann sie stattfinden? Ist der Ort gut mit öffentlichen Verkehrs‐ mitteln erreichbar oder müssen Fahrgemeinschaften und Shuttle-Ser‐ vice organisiert werden? 7. Kosten: Was steht an Mitteln, Materialien und Infrastruktur zur Verfü‐ gung? Soll es Essen und Getränke aus fairem Handel geben? 70 Sind die Rahmenbedingungen geklärt, kann grob vorgeplant werden. Erst anschließend lässt sich entscheiden, ob die Veranstaltung tatsächlich reali‐ siert wird. Denn erst dann ist klar, ob die ursprüngliche Idee so umsetzbar ist, dass die Ziele erreichbar sind. Je größer die Veranstaltung werden soll, umso mehr Menschen werden für die Vorbereitung benötigt. Eine einfache Weihnachtsfeier mit 25 Personen kann oft noch ein Mensch umsetzen. Größere Events benötigen dagegen ein Team aus drei bis fünf Personen: Eine mit fachlicher Expertise und eine, die Abläufe plant und organisationsstark ist. Eine dritte mit technischem Verständnis, die für Licht, Ton und funktionierende Technik sorgt. Die vierte sollte Texte formulieren oder Materialien wie Aushänge und Flyer gestalten können. Je nach Veranstaltung sind auch Kenntnisse in Arbeitsmethoden, Internetauftritten, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungs‐ recht erforderlich. Mindestens eine Person sollte wissen, dass die Gema informiert werden muss, wenn Musik gespielt wird, und die Künstlerso‐ zialkasse, wenn freiberufliche Künstlerinnen und Publizisten einbezogen werden. 71 139 3.5 Events - von der Planung zur Auswertung <?page no="140"?> Das erste Team-Treffen dient dem Kennenlernen der Stärken. Dabei werden die Eckdaten besprochen, Kontaktdaten ausgetauscht, Aufgaben und Rollen verteilt sowie erste Ideen gesammelt. Bei den Folgetreffen werden weitere Ideen geprüft und die Kosten-, Termin- und Ablaufpläne immer wieder abgestimmt und fortgeschrieben. Bei Großveranstaltungen gehört auch die Suche nach Kooperationspart‐ nerinnen zu den Aufgaben. Eine messbare Gegenleistung für ihre materielle Unterstützung erwarten Sponsoren. Worin die genau besteht, kann man schon bei der Kontaktaufnahme deutlich machen: Gibt es Faltblätter und eine Webseite zur Veranstaltung, kann beispielsweise das Logo der Spon‐ soren darauf stehen. Auf der Internetseite stehen dann das Programm, Übernachtungsmöglichkeiten und Anreisewege. Bei kostenfreien Veranstal‐ tungen kann man sich das Teilnehmer-Management mit Gratis-Program‐ men vereinfachen, die es unter eveeno (www.eveeno.com), eventbrite (www .eventbrite.de) und Xing (www.xing-events.com) gibt. Soll die Veranstaltung ganz oder teilweise im öffentlichen Raum stattfinden, muss das beim Ord‐ nungsamt angemeldet werden. Bei Großevents müssen zusätzlich Gesetze beachtet werden sowie die Versammlungsstättenverordnung des Bundes‐ landes. Die umfasst alles von Alarmeinrichtungen bis zu Notausgängen und gilt auf Freiflächen ab 100 Personen, in geschlossenen Räumen ab 200. Nur wenige Hochschulräume bieten von vornherein eine freundliche Atmosphäre. Die lässt sich aber mit einfachen Mitteln herstellen: Bunte Papiere können auf den Tischen Farbeffekte erzeugen, Beamer Bilder an Wände projizieren und Stand-Strahler Lichteffekte erzeugen. So wichtig wie Atmosphäre und Inhalte sind oft die Pausen: Sie müssen lang genug sein, damit alle den Raum verlassen, die Sanitäreinrichtungen aufsuchen, ein Ge‐ tränk holen und trinken, mit anderen reden und einmal durchatmen können. Denn ein aufnahmefähiges Publikum braucht neben Essen und Trinken auch Sauerstoff und Abwechslung. Für Gespräche in den Pausen sorgt, wer auf Namensschildern neben Titel und Namen eine Zusatzinformation angibt, wie Herkunftsorganisation oder -ort. Bewährt haben sich durchsichtige Plastik-Namensschilder in der Größe von Visitenkarten, die nach oben offen sind und eine flexible Klemme haben. Gibt es Tischschilder, können die Namen auch auf der Rückseite stehen, damit den auch die Sitznachbarn lesen können. Alternativ lässt sich dort eine zentrale Frage oder These der Veranstaltung unterbringen. Unnötige Hektik reduziert, wenn die Zuständigen für Organisationsfra‐ gen an einheitlicher Kleidung oder anderen Merkmalen gut zu erkennen 140 3 Publikum ansprechen <?page no="141"?> sind. Das wirkt außerdem zugleich seriös und kompetent. Pannen vermeidet, wer am Tag der Veranstaltung einen Technik- und Organisations-Check einplant: ■ Technik-Check: □ Akustik: Wurden störende Lärmquellen beseitigt? Sind die Laut‐ sprecher so eingestellt, dass Sprache und Musik vorne nicht zu laut, aber hinten gut zu verstehen sind? Gab es eine Sprechprobe am Mikro? □ Sind Requisiten und Kamera, Skript und Speicherkarten dort, wo sie gebraucht werden? □ Licht: Sind Beleuchtung und Verdunkelung einsatzbereit, der Bea‐ mer hell genug und die Schriften auf Folien groß genug? □ Strom / Netz: Sind Mehrfachstecker und Verlängerungskabel vor Ort und das WLAN eingeschaltet? □ Präsentation: Sind Beamer, Laptop und Fernbedienung funktions‐ fähig und kompatibel, alle verwendeten Schriftarten installiert und der Bildschirmschoner ausgeschaltet? ■ Organisations-Check □ Ist der Raum gelüftet? □ Stimmt die Bestuhlung, stehen Getränke am Redepult? □ Hat das Flipchart ausreichend Papier, ist das Whiteboard gereinigt, sind Stifte vorhanden? □ Sind Hinweisschilder richtig angebracht, alle Namensschilder be‐ schriftet, Materialien ausgelegt? □ Hat das Organisations-Team gegessen, getrunken und sein Ausse‐ hen im Spiegel geprüft? Wer nach der Veranstaltung nicht nur auf das erleichterte ‚Ist doch ganz gut gelaufen, oder? ‘ vertrauen will, muss die Veranstaltung auswerten. Die Veranstaltungs-Evaluation ist als Nachweis gegenüber Sponsoren und Kooperationspartnern und wenn weitere Events folgen sollen obligatorisch. Klassisch ist die schriftliche Befragung der Teilnehmenden mit Antworten zum Ankreuzen sowie der Möglichkeit zur freien Ergänzung: ‚Was hat Ihnen besonders gefallen? Was würden Sie ändern? ‘ Findet die Evaluation online im Nachhinein statt, sinkt nicht nur die Zahl der Rückmeldungen. Diese sind oft auch negativer. Alternativ oder zusätzlich können Stimmungsbilder mit wenig Aufwand vor Ort ermittelt werden: 141 3.5 Events - von der Planung zur Auswertung <?page no="142"?> ■ Aufstellung: Teilnehmende bitten, einen großen Kreis zu bilden. Die Moderatorin ruft Aussagen, wie ‚Die Podiumsdiskussion war spannend‘ und bittet diejenigen in die Mitte, die zustimmen. Wer ein bisschen zustimmt, geht soweit in die Mitte, wie er es passend findet. □ Vorteil: Bewegung sorgt für gute Stimmung □ Nachteil: schlecht dokumentierbar, für formale Veranstaltungen wenig geeignet ■ Post-its: An einer Wand werden Fragen befestigt - ‚Wie fühlen Sie sich? ‘, ‚Hat Ihnen die Veranstaltung gefallen? ‘ und ‚Was würden Sie ändern? ‘ Die Teilnehmenden werden gebeten, ihre Antworten auf Post-its zu schreiben und zu den Fragen zu hängen. □ Vorteil: qualitatives individuelles Feedback, das dokumentiert wer‐ den kann □ Nachteil: es wird leicht vergessen, die Post-its anzubringen ■ Thermometer: So viele Thermometer malen, wie Aspekte abgefragt werden und mit einer Skala von warm über Wohlfühltemperatur bis kalt beschriften. Die Teilnehmenden erhalten pro Thermometer einen Klebepunkt zum Anbringen. □ Vorteil: schnell und unkompliziert, für größere Gruppen geeignet □ Nachteil: hoher Platzbedarf, Dokumentation nicht auf einem Blatt ■ Zielscheibe: Kreis auf einen großen Bogen Papier malen und in Segmente teilen. Jedes Segment mit einem Aspekt beschriften, wie ‚Austausch‘ und ‚Atmosphäre‘, ‚Essen‘ und ‚Pausen‘, ‚Inhalte‘ und ‚Ver‐ netzung‘. Ein lachendes Gesicht in die Kreismitte kleben, ein trauriges an den Außenrand. Teilnehmende erhalten - beispielsweise vor der letzten Kaffeepause - so viele Klebepunkte, wie Segmente vorhanden sind und werden gebeten, diese zu verteilen. □ Vorteil: schnell, unkompliziert, kann dokumentiert werden □ Nachteil: geringe Beteiligung, wenn die Rückmeldung nicht als Programmpunkt eingeplant ist, eher für kleine Gruppen geeignet Die Team-Bilanz ergänzt Befragung oder Stimmungsbild: Wurden die Ziele erreicht? War das Team richtig zusammengestellt? Waren die Schlangen bei der Anmeldung zu lang, die Pausen noch zu kurz, der Kaffee heiß genug, die Akustik anstrengend, das Programm zu voll, die Stimmung gelöst? Wer solche Aspekte zeitnah notiert, hat eine verlässliche Grundlage für Verbesserungen. 142 3 Publikum ansprechen <?page no="143"?> Vor allem bei öffentlichen Veranstaltungen ist auch interessant, wie viele Interaktionen es mit Teilnehmenden gab. Denn je mehr Kontakte es gab, umso persönlicher wird das Event erinnert und umso mehr Teilnehmende kommen meist wieder. Berücksichtigt werden dabei auch Kontakte über Social Media: Wie viele Tweets und Beiträge gab es, wie viele Downloads und Likes? Wer die Ergebnisse in sozialen Netzen veröffentlicht, ist trans‐ parent und glaubwürdig. Zusammen mit Links zu Berichten in Blogs und weiteren Medien, ergibt das gleich noch glaubwürdige Belege für künftige Veranstaltungsanträge. Checkliste - Events planen und auswerten 1. Veranstaltung grob planen, bevor entschieden wird, ob die Veran‐ staltung stattfindet 2. Vorbereitungsteam nach benötigten Kompetenzen zusammenstel‐ len 3. Pausen besser länger als kürzer einplanen 4. Technik- und Organisations-Check direkt vor der Veranstaltung 5. Teilnehmende befragen oder Stimmungsbild erstellen, Team-Bilanz 143 3.5 Events - von der Planung zur Auswertung <?page no="144"?> 1 Karl Ulrich Mayer, Einstein brauchte keinen Pressesprecher. Die heutige Wissenschaft dagegen ist auf professionelle Medienarbeit angewiesen, S. 19-25, in: Dernbach et. al., S. 24 2 Jakob Vicari, Unter Wissensmachern - eine Untersuchung journalistischen Handelns in Wissenschaftsredaktionen, https: / / kurzelinks.de/ ggaf - https: / / www.epub.ub.uni-muen chen.de/ 2114, nach: o.A., Wählerische Wissenschaftsjournalisten, 4. 4. 18, https: / / kurzeli nks.de/ amyc - http: / / www.meta-magazin.org/ 2018/ 04/ 04/ waehlerische-wissenschaftsj ournalisten, Abruf am 12. 1. 21 4 Journalisten erreichen 4.1 Anlässe und Verteiler Relevanzkriterien - Presseverteiler - Expertendatenbanken Pressearbeit ist bei öffentlichen Veranstaltungen erforderlich, um erst poten‐ tielle Teilnehmende zu erreichen und anschließend weitere Interessierte - ob mittels Presseerklärung, Pressekonferenz oder Interviews. Anschließend können die Links zu Veröffentlichungen (► Kap. 1.4 - Rechte einholen) über die Webseite und Social Media verbreitet und an Kooperationspartnerinnen gesendet werden. Manche meinen, dass seine Ergebnisse durch Pressearbeit für die Öffentlichkeit übersetzt, „wer seine Arbeit als Wissenschaftler ernst nimmt“, dass dafür „in Zeiten der Arbeitsteilung eine gute Pressearbeit von zentraler Bedeutung“ ist und gute Medienarbeit zugleich Journalisten hilft, Ergebnisse einzuordnen. 1 Andere fragen sich eher, auf was Redaktionen eigentlich reagieren. Der Wissenschaftsjournalist Jakob Vicari stellte auf Basis seiner Masterarbeit fest, dass Neuigkeiten im Wissenschaftsjournalismus ein zentraler Selekti‐ onsfaktor sind, „sofern sich neues wissenschaftliches Wissen journalistisch spannend erzählen lässt“. Außerdem das Staunen bei überraschenden, originellen oder kuriosen Meldungen: „Gerade das Erstaunen über den Gigantismus hebt den Riesen-Dinosaurier ins Blatt“. 2 Spannend erzählte Neuigkeiten, lassen sich allerdings nicht so häufig bieten. Aber Wissenschaft findet auch nicht nur auf Wissenschaftsseiten und -programmplätzen statt. Um bei allgemeinen Medien anzukommen, braucht es - neben einer Neu‐ igkeit - einen aktuellen Anlass und Inhalte, die das Publikum des jeweiligen <?page no="145"?> 3 Tristan Weddigen, Morphologie einer Wissenschaft, 12. 12. 15, Neue Züricher Zeitung, h ttps: / / kurzelinks.de/ kmml - https: / / www.nzz.ch/ feuilleton/ kunst_architektur/ morpho logie-einer-wissenschaft-1.18661449, Abruf am 8. 2. 21 4 Westfälische Nachrichten, 19. 9. 20 Mediums interessieren. Die Leser einer Tageszeitung interessieren beispiels‐ weise Ergebnisse eines regionalen Gesundheitsprojekts. Als aktueller Anlass sind auch runde Zahlen und Jahrestage geeignet: Die Neue Züricher Zeitung veröffentlichte, dass vor 100 Jahren „Heinrich Wölfflins Kunstgeschichtli‐ che Grundbegriffe“ erschien. 3 Die „Westfälischen Nachrichten“ berichteten zum Weltkindertag auf der ersten Seite über Jugendpolitik in Deutschland, auf der Sportseite über Trendsportarten für die Jüngsten und auf der Medien‐ seite über „Kinder in der Werbung“. 4 Auch alles Außergewöhnliche kann ein Anlass sein. Das muss nicht gleich ein weltweiter „March for Science“ sein oder ein Bundesverdienstkreuz, wie es die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim für den YouTube-Kanal „maiLab“ erhielt, für den mittlerweile drei Menschen aus den Wissenschaften Vollzeit arbeiten. Ausreichend außergewöhnlich für eine Pressemitteilung wären beispielsweise auch ein bundesweit einmaliges Projekt und ein erstes europaweites Modellprojekt. Um abzuschätzen, ob ein Thema für die Medien interessant ist, können vorab Prüffragen für die Medienrelevanz geklärt werden: 1. Wie viele Menschen betrifft das Thema? 2. Gehören sie zur Zielgruppe des Mediums? 3. Was und wie weitreichend sind die konkreten Folgen? 4. Welche Informationen sind für die Region bedeutend, in der das Medium erscheint? 5. Welche Informationen sind aktuell oder neu? 6. Lösen Aspekte Staunen aus, sind kurios, spannend oder lustig? 7. Sind Prominente dabei? Da sich das Publikum auch für Prominente interessiert, wird über diese entsprechend häufig berichtet - bundesweit beispielsweise bei Plagiaten in Doktorarbeiten von Ministern, regional auch über Auszeichnungen für Wissenschaftlerinnen durch die Universität vor Ort. Vorläufige Forschungs‐ ergebnisse, die auf Preprint-Servern veröffentlicht wurden, sind dagegen nur selten medienrelevant. Gehen sie als Pressemitteilung an die Medien „mit dem Siegel der Uni, klingt das sofort nach fertiger Erkenntnis. Man sollte das nur in Ausnahmefällen tun und groß dazuschreiben: Achtung, es 145 4.1 Anlässe und Verteiler <?page no="146"?> 5 o.A., In der Wissenschaft, Die Zeit, 22. 10. 20, S. 35, vgl. Siggener Impulse 2020 - Die Krise kommunizieren, https: / / kurzelinks.de/ azhf - https: / / www.wissenschaft-im-dialog.de/ f ileadmin/ user_upload/ Ueber_uns/ Gut_Siggen/ Dokumente/ 201015_Siggener-Impuls-2 020.pdf, Abruf am 12. 1. 21 6 Technische Universität Braunschweig, Presseinfos - Wissenschaft kommunizieren, 11'18, https: / / kurzelinks.de/ 1ejg - https: / / www.tu-braunschweig.de/ fileadmin/ Redaktionsg ruppen/ Stabsstellen/ SPK/ Flyer-Publikationen/ flyer-spk-presseinformation.pdf, Abruf am 22. 4. 21 handelt sich um noch nicht geprüfte Ergebnisse,“ 5 empfiehlt die Pressespre‐ cherin der Technischen Universität Braunschweig, Elisabeth Hoffmann. Wer von den Prüffragen ausgeht, stellt fest, dass das Thema ‚Lungen‐ krebs-Früherkennung: Krebsforscher befragen wieder 120 Bürger der Re‐ gion‘ vor allem für regionale Medien relevant ist. Die Pressemitteilung ‚Be‐ wegung senkt Brustkrebsrisiko‘ des Deutschen Krebsforschungszentrums wäre bundesweit für allgemeine Medien geeignet. Für Fachmedien dagegen dessen Text zu ‚Schlafende Stammzellen können überlistet werden‘ und ‚Internationale Tagung zu Stammzellen‘. Im Umkehrschluss würde eine Pressemitteilung zu einer bundesweiten Studie für bundesweite Medien mit den überregionalen Daten beginnen, der Text für Kreisstadt-Medien aber mit den regionalen Ergebnissen. Die Technische Universität Braunschweig informiert in ihrem Flyer zur Pressinformation: ■ „Forschungsergebnisse sind vor allem spannend, wenn möglichst viele Menschen davon profitieren können oder wenn sie eine bisher verbrei‐ tete Annahme widerlegen. ■ Neue Forschungsaufträge, Bauprojekte und andere Vorhaben sind rele‐ vant, wenn sie mit hohen Geldsummen verbunden sind, Themen von allgemeinem Interesse tangieren oder Veränderungen mit sich bringen. ■ Auch ‚bunte‘ Ereignisse können von Interesse sein“, beispielsweise wenn Forscherteams mit Legosteinen Modelle für den Windkanal bauen. 6 Medienrelevanz ist eine relative Größe, die auch von der Nachrichtenlage abhängt: Wenn Corona das alles beherrschende Thema ist, interessiert nicht einmal der Riesen-Dinosaurier. Dann bleiben auch Themen liegen, die Redaktionen in anderen Zeiten häufig aufgreifen, ob Datensicherheit oder Krebsfrüherkennung. Andererseits benötigen Redaktionen zu aktuellen Ereignissen häufiger auch wissenschaftliche Einordnungen: Während der Corona-Pandemie waren Einschätzungen von Historikerinnen, die zu Pan‐ 146 4 Journalisten erreichen <?page no="147"?> 7 vgl. Viola Falkenberg, Weder Karteileichen noch Häppchen-Schnorrer - Presseverteiler als wachsender Daten-Pool, S. 41-50, in: Viola Falkenberg, Pressemitteilungen schreiben, Frankfurt, 7. überarbeitete Auflage 2014 demien forschen, ebenso gefragt, wie von Experten zu Strömungstheorien und Abwasseruntersuchungen. Ein Starkregen in der Region kann ein Anlass sein, um über Forschungsergebnisse zum Kanalbau zu informieren und über Migrationsbewegungen aufgrund der Klimakrise. Dann wären auch Bakterien im Abwasser interessant, ökonomische Folgen von Natur‐ katastrophen oder eine Analyse des Naturgefahrenreports. Kontaktdaten bekommen und Pressemitteilungen versenden Soll zu einem medienrelevanten Anlass eine Pressemitteilung versendet werden, ist die nächste Frage: Wo gibt es die Kontaktdaten der in Frage kommenden Medien? Die hat meist die Pressestelle der Hochschule oder Institution, die häufig auch den Versand übernimmt. Deren Presseverteiler ist idealerweise schon nach Regionen und Fachdisziplinen sortiert. Da viele Hochschulen Mitglied beim „Informationsdienst Wissenschaft“ sind, können sie Presseinformationen zusätzlich darüber verbreiten. Manchmal stellen auch befreundete Stellen oder Fachgesellschaften Presseverteiler zur Verfügung. Regionale Verteiler - die aber nicht immer aktuell sind - geben manche Landesregierungen, Rathäuser und Kammern heraus. Muss der Verteiler erst noch erstellt werden, sind die Mindestangaben: Redaktion, Ansprechpartner, E-Mail und Telefon. Die findet man im Impres‐ sum der Medien, die ohnehin im Haus oder in der Bibliothek verfügbar sind, sowie in deren Online-Auftritten. Weitere Redaktionsanschriften bietet der „Stamm - Leitfaden durch Presse und Werbung“, der im Präsenzbestand von Bibliotheken steht. Eine andere kostenlose Quelle ist www.fachzeitun gen.de. Kaufen kann man nach Themen und Regionen sortierte, aktuelle Kontaktdaten beim Stamm Verlag (www.stamm.de), News aktuell (www.ne wsaktuell.de/ zimpel) und für Österreich beim Medienhandbuch (www.med ienhandbuch.at). 7 So notwendig das Erstellen von thematisch passenden Presseverteilern ist, so aufwendig und unbeliebt ist diese Arbeit. Einen praktischen Ausweg bieten da auf den ersten Blick kostenlose Presseportale im Netz. Dort gibt man seinen Text mit Überschrift und Unterzeile ein, fügt mal ein Bild mit Bildunterzeile, mal einen Link, ein Kurzporträt oder die Kontaktdaten hinzu. 147 4.1 Anlässe und Verteiler <?page no="148"?> 8 Journalistenzentrums Wirtschaft und Verwaltung und der Technischen Universität Dortmund, JWV-Studie-Kommunikation-im-Wandel, nach: o.A., Viele Pressemitteilun‐ gen erreichen ihre Empfänger nicht, 15. 10. 10, https: / / kurzelinks.de/ tutw - https: / / ww w.presseverteiler.de/ studie-viele-pressemitteilungen-erreichen-ihre-empfaenger-nicht , Abruf am 31. 3. 21 Die Portale informieren Journalistinnen gratis, wird auf den Internetseiten der Agenturen versprochen, die diesen Service anbieten. Spezialisierte Dienstleister bestücken parallel mehrere Presseportale, die sozialen Medien und bis zu 50 Themenportale. Das soll auch das Suchmaschinenranking verbessern. Die Zweifel, dass diese Versprechen eingelöst werden, sind al‐ lerdings hoch. Schon vor Jahren hieß es, dass 70 Prozent der Journalisten die Portale nicht beachten und Suchmaschinen-Algorithmen sowohl doppelte Inhalte als auch Links der Portale abwerten. 8 Diese Zweifel haben sich seit‐ her weiter verstärkt. Außerdem wurden die Texte auf Portalen für Wissen‐ schafts-Pressemitteilungen als überwiegend belanglos und unprofessionell kritisiert (► Kap. 4.2 - Aufbau Pressemitteilung). Einige Pressebeauftragte schätzen daher vor allem, dass sich mit Pressemitteilungen auf den Portalen die Erwartungen von Mittelgebern erfüllen lassen, ohne Redaktionen direkt zu behelligen. Sie nutzen dafür auch Portale für Meldungen aus den Wissenschaften, wie: ■ www.forschung-sachsen-anhalt.de für Pressemitteilungen, Projekt‐ übersichten und Publikationslisten aus Sachsen-Anhalt ■ www.idw-online.de für deutsche Pressemitteilungen der über 1 000 Mitgliedseinrichtungen ■ www.alphagalileo.org für englische Pressemitteilungen ■ www.eurekalert.org für Pressemitteilungen auf deutsch, englisch, fran‐ zösisch und portugiesisch Verbreiten lassen sich Pressemitteilungen zusätzlich nicht nur auf den eigenen Projekt- und Presseseiten im Internet, sondern häufig auch über die Fachverbände und Netzwerke, in denen man Mitglied ist. Denn viele stellen diese auf ihre Internetseiten und senden sie per Newsletter an umfangreiche Fachverteiler. Wer seine Pressemitteilung direkt an allgemeine Medien sendet, fügt diese nicht als Anhang bei, sondern setzt sie als Text in die E-Mail. Dann kann der einfach kopiert und ins Redaktionssystem eingefügt werden und muss nicht erst aufwendig umgewandelt werden. Wer Bilder hat, stellt sie in Druckqualität im Pressebereich seiner Internetseite ein und sendet der 148 4 Journalisten erreichen <?page no="149"?> 9 Helmholtz Zentrum München, Klimakrise macht krank: vier Vorschläge für eine gesunde Zukunft, 3. 12. 20, https: / / kurzelinks.de/ mluu - https: / / www.helmholtz-muenchen.de/ a ktuelles/ uebersicht/ pressemitteilungnews/ article/ 49065, Abruf am 8. 2. 21 10 https: / / www.bisp-sportpsychologie.de, https: / / www.musiconn.de/ community/ experti nnendatenbank, www.network-migration.org, Abruf am 6. 8. 21 Redaktion den Link zusammen mit einer Bildunterzeile. Druckfähig sind Fotos übrigens im jpg-Format wenn sie 13 mal 18 Zentimeter groß sind und 300 dpi haben. Bevor die E-Mail von einer aussagekräftigen Absender-Anschrift versen‐ det wird, wird noch das Thema in die Betreffzeile gesetzt - wie „PM: Klimakrise macht krank“ von @helmholtz-muenchen.de. 9 Wird die E-Mail gleichzeitig an mehrere Redaktionen gesendet, stehen deren Anschriften unter ‚bcc‘ für ‚blind carbon copy‘. Dann erfahren nicht alle, an wen die E-Mail ging. Wo der Text schließlich veröffentlicht wurde, lässt sich mitunter über News bei Google (www.news.google.com) und News Feed Reader (https: / / news.feed-reader.net) recherchieren, für Social Media bei Paperball (www.paperball.news). Wer es genauer wissen möchte oder eine umfangreichere Auswertung braucht, kann sich an Dienstleister wenden. Eine Übersicht über deren Konditionen bietet Clipping-Anbieter (www.clip ping-anbieter.de). In Datenbanken eintragen Sind keine medienrelevanten Anlässe für Pressemitteilungen absehbar, kann man sich um die Aufnahme in Expertendatenbanken bemühen, um von interessierten Journalisten und Multiplikatorinnen gefunden zu werden. Beispielsweise stehen über 1 000 Musikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bei musiconn und über 200 Fachleute in der Datenbank des Bundesinstituts für Sportwissenschaft. Die Expertendatenbank Migration entwickelte die Bundeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit dem Netzwerk Migration in Europa. 10 Fachübergreifende Datenbanken gibt es, außer bei einigen Hochschulen, unter: ■ www.akademieunion.de von der ‚Union der deutschen Akademie der Wissenschaften‘ mit Kontaktdaten von 2 000 Menschen aus den Wis‐ senschaften, die zu den hervorragenden Vertretern ihres Faches zählen 149 4.1 Anlässe und Verteiler <?page no="150"?> 11 Martin Spiewak, Die Welt wird besser, Die Zeit, 13. 2. 20, S. 35 ■ www.forschungsboerse.de, die fast täglich einen Kontakt zwischen Schulen und über 1 000 ehrenamtlichen Wissenschaftlerinnen und Experten herstellt, die aus der Arbeits- und Gesundheitsforschung kommen, Nachhaltigkeitsexperten sind oder zur Zukunft der Städte forschen ■ www.idw-online.de im Expertenmakler, in den die Mitgliedseinrichtun‐ gen Fachleute eintragen können Science Media Center (www.sciencemediacenter.de) bietet Zitate und Ein‐ schätzungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich mit Medizin und Lebenswissenschaften, Umwelt, Mobilität, Technik und Künst‐ licher Intelligenz auseinandersetzen. Das können auch Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftlerinnen sein, die sich zu diesen Themen äußern. Die Redaktion will mit evidenzbasierten Argumenten zur öffentlichen Aufklä‐ rung beitragen, immer dann aktiv werden, wenn Wissenschaft Schlagzeilen macht und Stimmen von Fachleuten einen Unterschied in der Berichterstat‐ tung machen können. Kontakte zu Wissenschafts-Promis stellen gegen Bezahlung auch Red‐ neragenturen her. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen ist bei‐ spielsweise eingetragen bei www.agentur-fuer-helden.de, www.econ-refere nten.de, www.expert-marketplace.de, www.londonspeakerbureau.de, www .mikro-frei.de, www.referenten.de und www.redner.de. Andere sind bei ww w.5-sterne-redner.de, www.gastreferenten.de, www.redneragentur.de, ww w.redner-direkt.de oder www.redner.cc gemeldet. Eine andere Möglichkeit, sich finden zu lassen, ist die Verbreitung eines allgemeinverständlichen Textes auf „The conversation“ (www.theconversa tion.com) unter cc-Lizenz (► Kap. 1.4 - Rechte einholen). Denn mehr als die Hälfte der über 43 Autorinnen und Autoren gibt an, dass Journalisten sie kontaktierten, nachdem sie dort veröffentlichten. 11 Passiert das nicht, erreicht man dennoch eine große interessierte Öffentlichkeit. Denn die ge‐ meinnützige Plattform auf Englisch, Französisch, Spanisch und Indonesisch hat über drei Millionen Besucher pro Monat. 150 4 Journalisten erreichen <?page no="151"?> 12 Nikolai Promies nach: Joachim Retzbach, Lässt sich der Medienerfolg von Studien vorhersagen? , 7. 2. 20, https: / / kurzelinks.de/ mhav - https: / / www.wissenschaftskomm unikation.de/ laesst-sich-der-medienerfolg-von-studien-vorhersagen-35737, Abruf am 12. 1. 21 13 Julia Serong, Holger Wormer et. al., Öffentlichkeitsorientierung von Wissenschaftsinstitu‐ tionen und Wissenschaftsdisziplinen. Eine Längsschnittanalyse des „Informationsdienstes Wissenschaft“ 1995-2015, Publizistik, Mai 2017, S. 153-178 14 Analyse der Pressearbeit von 2003 bis 2017 von Mike S. Schäfer, Daniel Vogler, nach: Joachim Retzbach, Wieviel Pressetext steckt im Wissenschaftsjournalismus, 20. 7. 20, htt ps: / / kurzelinks.de/ kpdu - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ wie-viel-pres setext-steckt-im-wissenschaftsjournalismus-40559, Abruf am 12. 1. 21 Checkliste - Anlässe finden, Verteiler erstellen 1. Medienrelevanzkriterien prüfen 2. Außergewöhnliche Ereignisse nutzen und Nachrichtenlage beach‐ ten 3. Medienanschriften organisieren, E-Mails ohne Anhang senden und Bildmaterial auf Internetseite bereitstellen 4. Pressemitteilung auf eigene Projekt- und Presseseiten stellen und an Fachverbände und Netzwerke senden, in denen man Mitglied ist 5. In Expertendatenbanken eintragen, um sich finden zu lassen 4.2 Aufbau Pressemitteilung Überschriften entwickeln - Inhalte strukturieren - Service bieten Es gibt nur selten mediale Berichterstattung, wenn zu einer Studie keine Pressemitteilung veröffentlicht wird, stellte eine Studie zur Nachrichtenaus‐ wahl im Wissenschaftsjournalismus fest. 12 Pressemitteilungen bleiben ein relevantes Format, befand auch die Technische Universität Dortmund nach einer Analyse des „Informationsdienstes Wissenschaft“ (idw) von 1995 bis 2015. 13 Eine Untersuchung der Pressearbeit der Universität Zürich ergab außerdem, dass diese in „Beiträgen, die auf Medienmitteilungen zurück gehen, signifikant positiver dargestellt wird als in anderen“. Dabei steige der Anteil der Texte, in denen Teile von Presseinformationen unverändert übernommen werden 14 , da in den Medienhäuser seit Jahrzehnten die Stellen gekürzt werden. 151 4.2 Aufbau Pressemitteilung <?page no="152"?> 15 Eigene Analyse der erstplatzierten Pressemitteilung 2015-2019 am 10. 10. 20 mit den Online-Tools https: / / fleschindex.de, https: / / www.psychometrica.de, https: / / www.sup ertext.ch, https: / / wortliga.de 16 Magdalena Schaeffer, in: Anne Weißschädel, Handwerk, Relevanz und Originalität - 10 Jahre idw-Preis für gute Pressemitteilungen, 7. 5. 19, https: / / kurzelinks.de/ xu3n - https : / / www.wissenschaftskommunikation.de/ handwerk-relevanz-und-originalitaet-10-jah re-idw-preis-fuer-gute-pressemitteilungen-25855, Abruf am 13. 4. 21 17 Der Durchschnitt liegt bei 620 Worten, die kürzeste Pressemitteilung hat 440 Worte. Nach Ansicht des idw sind 500 Worte mit 3 750 Anschlägen optimal. Das gilt bei anderen Portalen, die bereits für den Abdruck zu lange Texte bevorzugen, als Obergrenze. Vgl.: Viola Falkenberg, Pressemitteilungen schreiben, Frankfurt, 7. überarbeitete Auflage 2014; Patrick Bierther, Qualität, Relevanz, Originalität: idw-Preis für die besten Pressemit‐ teilungen, 29. 9. 20, https: / / kurzelinks.de/ 0fpg - https: / / www.nachrichten.idw-online.d e/ 2020/ 09/ 29/ qualitaet-relevanz-originalitaet-idw-preis-fuer-die-besten-pressemitteilu Aber lässt man Pressemitteilungen, die vom idw als beste des Jahres ausgezeichnet wurden, von Online-Tools analysieren, stellt sich heraus: Sie sind schwer lesbar, anspruchsvoll und sehr komplex. 15 Und das, obwohl handwerkliche Professionalität 50 Prozent der Bewertung ausmachen soll. Dazu gehören laut Jury: „Eine aussagekräftige, knappe Titelzeile, ein in‐ formativer erster Absatz, der gleich die wichtigsten Fragen beantwortet sowie ein recht bald folgender Abschnitt, der die wissenschaftliche Methode erklärt. Im Anschluss sollten dann weiterführende Informationen zur Ver‐ fügung gestellt werden, wie etwa ein Link zum Projekt, Ansprechpersonen, Hintergründe und Fotos.“ 16 Tatsächlich werden auch Kontaktdaten der Ansprechpersonen und Links zu Studien in der Mehrheit der preisgekrönten Texte von 2015 bis 2019 am Ende genannt sowie die Quelle im Text. Aber Bildmaterial gibt es ebenso selten wie Hintergrundmaterial und Informationen zum Haus. Zwar sind die Überschriften mit durchschnittlich acht Worten - wie gefordert - knapp. Aber sie könnten professioneller sein: Statt ‚Die ‚Fibel‘ führt zu bes‐ serer Rechtschreibung‘ könnte es heißen ‚Bessere Rechtschreibung durch Fibel‘. Dann würde auch der in Überschriften übliche Stenogrammstil eingehalten. Statt ‚Übergewicht schlägt sich auch auf dem Erbgut nieder könnte‘ es kürzer heißen ‚Gewicht beeinflusst Erbgut‘. Mehr Leseanreiz als ‚Unglaublich formbar: Lesen lernen krempelt Gehirn selbst bei Erwachsenen tiefgreifend um‘ böte ‚Lesen lernen formt Gehirn‘. Gravierender als die nicht ganz optimalen Überschriften wiegen die handwerklichen Fehler in den preisgekrönten Texten. Die beginnen schon beim Textumfang. Der Siegertext 2019 besteht aus 880 Worten und ist damit eher ein längerer Beitrag als eine Pressemitteilung. 17 Darin werden 152 4 Journalisten erreichen <?page no="153"?> ngen und Melanie Tamblé, Pressemitteilungen schreiben: Die Textlänge, 14. 9. 11, https: / / kurzelinks.de/ lnd7 - https: / / www.marketing-boerse.de/ fachartikel/ details/ Pressemitte ilungen-schreiben-Die-Textlaenge/ 31838, Abruf am 12. 1. 21 18 Vgl. Patrick Bierther, a. a. O., mit Abkürzungen, Text in Klammern, Stenogrammstil, Fakten im Zitat, lange Zitate von fünf Personen drei Professoren, eine Ländrätin sowie anonyme Forscher zitiert. Diese Vielfalt verwirrt die Leser, die bei ein oder zwei Personen einen besseren Überblick bekämen, auch dann, wenn es die interne Motivation verbessert, möglichst viele Beteiligte zu Wort kommen zu lassen. Eines der Zitate besteht außerdem aus 51 Worten in drei Sätzen. Empfohlen ist aber ein mit‐ tellanger Satz oder ein, zwei kurze Sätze pro wörtlichem Zitat (► Kap. 4.3 - Journalistischer schreiben). Außerdem stehen Einschätzungen im Fließtext statt im Zitat oder in indirekter Rede. In drei der fünf erstplatzierten Presse‐ mitteilungen werden Abkürzungen nicht erklärt oder Fließtext in Klammern gesetzt. In einer erfahren die Leser erst am Ende, dass die Entdeckung eine „Weltsensation“ ist - was gegen den Grundsatz ‚Das Wichtigste zuerst‘ verstößt. Bei einem anderen Text müssen die Leserinnen wissen, wer dieser Darwin ist, seit dem „die frühe Evolution intensiv diskutiert“ wird. Ein Text enthält sogar Fußnoten und Kurzdarstellungen, die länger sind als der Pressetext. Die handwerkliche Qualität von Pressemitteilungen aus den Wissen‐ schaften ließe sich also leicht steigern. Zumindest sollten fehlerhafte Texte nicht auch noch ausgezeichnet werden und die des idw handwerklich sauber sein. 18 Auch eine fundierte Checkliste auf idw-online.de könnte helfen sowie Hinweise zum Standardaufbau: Element Inhalt Schreibstil 1. Absender und Datum 2. Pressemitteilung 3. Hauptüberschrift zentrale Textaussage mit Lese‐ anreiz kurz, Stenogrammstil, mög‐ lichst mit Verb 4. Unterzeile ergänzende Informationen sachlich 5. Vorspann a) Was: Ergebnis, zentrale Aus‐ sage oder These sachlich oder wörtliches Zitat mit Quellenangabe b) Was genau: Fakten, die die zentrale Aussage erläutern sachlich 153 4.2 Aufbau Pressemitteilung <?page no="154"?> Element Inhalt Schreibstil c) Wer, wann, wo: Welches Team hat es wann und wo herausge‐ funden sachlich 6. Haupttext a) wichtigster Aspekt für die Zielgruppe sachlich, Zitat in einem Satz im Wechsel mit indirekter Rede b) zweitwichtigster Aspekt für die Zielgruppe wie wichtigster Aspekt c) drittwichtigster Aspekt und Forschungsmethoden knapp und verständlich d) bei Bedarf: ergänzende Fak‐ ten, wie Anschrift oder Öff‐ nungszeiten sachlich 7. Service a) Hintergrundinformationen mit Details zu angewandten Me‐ thoden und Forschungsumfeld sachlich b) Sofern über publizierte Ergeb‐ nisse informiert wird: • Titel, Autorenname, Me‐ dium, • Veröffentlichungsdatum, Link zur Quelle c) Kurzdarstellung ‚Über uns‘ mit vollständigem Namen, Rechtsform, Tätigkeitsschwer‐ punkten, Gründungsjahr, aktuellen Forschungsschwer‐ punkten, Auszeichnungen, Standorten, Personal und Fi‐ nanzdaten, Link zur Webseite drei bis vier faktenorientierte Sätze als fester Text-Baustein d) Bildunterzeile mit Link zum Bild Bildbeschreibung mit ei‐ ner Zusatzinformation, Quelle / Fotografenname in Klammern e) Kontaktdaten der Ansprech‐ person für die Medien f) Abbestellmöglichkeit, wenn E-Mails unaufgefordert gesen‐ det wird 154 4 Journalisten erreichen <?page no="155"?> 19 Georg Ruhrmann, Sabrina Heike Kessler, Lars Guenther, Zwischen fragiler und konfli‐ gierender Evidenz: Wissenschaftskommunikation zwischen Risiko und (Un-)Sicherheit, S. 10-38, in: Ruhrmann et. al., S. 25 Zur Qualitätsmessung und kontinuierlichen Qualitätsverbesserung durch Erhöhung von Grund- und Begeisterungsmerkmalen vgl. Viola Falkenberg, Evaluation der Quali‐ tät von Pressearbeit, pr-magazin, 9 / 2001, S. 35-42 Womöglich lassen sich schon durch solche Hinweise bei idw Qualitätsdefi‐ zite reduzieren, die nach Analysen von Medienberichten und internationaler Literatur häufig „ursächlich auf der Stufe der Wissenschafts-PR verortet werden können“. 19 Werden statt Pressemitteilungen eigene Beiträge verfasst, hilft der inter‐ national weitgehend erprobte Kriterienkatalog unter medien-doktor (www.medien-doktor.de). Die Technische Universität Dortmund analysiert damit Beiträge allgemeiner Medien zu Umwelt und Gesundheit. Sie berück‐ sichtigt dabei: 1. Ist das Thema aktuell, relevant oder originell? 2. Sind komplexe Zusammenhänge verständlich gemacht? 3. Stimmen die Fakten und wird auf Übertreibungen oder Verharmlosun‐ gen verzichtet? 4. Wird die Aussagekraft von Studien und Fakten deutlich? Sind Quellen genannt, Abhängigkeiten deutlich gemacht und zentrale Aussagen durch mindestens zwei Quellen belegt? 5. Sind wesentliche Pro- und Contra-Standpunkte angemessen dargestellt und geht der Beitrag über Pressematerial hinaus? 6. Wird klar, ob ein Umweltproblem oder eine Technik neu ist oder schon länger existiert? Werden - sofern möglich und angebracht - Wege genannt, ein Umweltproblem zu lösen? 7. Sind zeitliche und räumliche Dimensionen eines Umweltproblems oder Phänomens dargestellt sowie politische, soziale oder wirtschaftliche Aspekte? 155 4.2 Aufbau Pressemitteilung <?page no="156"?> 4.3 Journalistischer schreiben Texte beginnen - Sonder-Schreibweisen berücksichtigen - Zitate entwickeln Alle Pressetexte sollen so geschrieben sein, dass sie direkt veröffentlicht werden können, also auch Pressemitteilungen. Dafür müssen diese so dis‐ tanziert formuliert sein, als hätten Journalisten sie verfasst. Die verzichten auf Einleitungen, Einordnungen und Einschränkungen am Anfang von Beiträgen. Sie platzen direkt mit der entscheidenden Information heraus: ‚Die Welt ist untergegangen - zumindest für den 15-jährigen Martin‘. So ein Texteinstieg kostet oft auch diejenigen Überwindung, die es gewohnt sind, in Fachzeitschriften mit einem Resümee zu beginnen. Denn dort folgen anschließend klassisch die Einleitung, die Darstellung der Methoden oder des Forschungsdesigns sowie der Hauptteil. Dagegen werden für allgemeine Medien die Inhalte nach abnehmender Wichtigkeit fürs Publikum sortiert. Dort folgen auf die Hauptinformation erst ein, zwei herausragende Aspekte, bevor diese eingeordnet werden. Denn Journalistinnen und Journalisten sind davon überzeugt, dass das Publikum Einordnungen erst interessieren, wenn das Interesse geweckt und klar ist, worum es geht. Damit sich die Lesenden keine Details merken müssen, bevor sie diese einordnen können, wird die Satzstellung angepasst. Statt ‚Größere Anstren‐ gungen für mehr Klimaschutz hat die Vorsitzende der Kommission verlangt‘ heißt es ‚Die Vorsitzende der Kommission verlangte größere Anstrengungen für mehr Klimaschutz‘. Für journalistische Texte gelten außerdem besondere Regeln der Schreibweise: ■ Abkürzungen - gibt es maximal eine und die auch nur dann, wenn sie anschließend eingesetzt wird. Juristische Formen werden meist gestrichen und die meisten akademischen Titel ausgeschrieben. Statt ‚Prof. Martina Müller von Marum e. V.‘ heißt es ‚die Vorsitzende des Vereins Marum, Professorin Martina Müller‘. ■ Akademische Titel - lassen allgemeine Medien oft weg oder nennen nur den höchsten Titel. Dort heißt es trotz mehrerer Doktor-Titel schlicht Bundeskanzlerin Angela Merkel. Genannt werden akademische Titel dann, wenn sie für die fachliche Einschätzung relevant sind - sich beispielsweise ein Professor für Internationale Beziehungen zur Außenpolitik äußert. 156 4 Journalisten erreichen <?page no="157"?> ■ Herr / Frau - gibt es in journalistischen Texten in Deutschland anders als in Großbritannien nicht. Stattdessen werden bei der ersten Erwäh‐ nung Vor- und Nachname genannt und im weiteren Text der Vorname weggelassen. So heißt es nach dem ersten Zitat ‚stellte der Doktorand Stephan Schulze fest‘, nach dem zweiten ‚so Schulze weiter‘. ■ Klammern - gibt es in journalistischen Texten nur zur Einführung der Abkürzung. Nur Boulevardmedien nutzen sie auch für Angaben zur Person: ‚Svenja S. (33, aus P.)‘. ■ Leseransprache - gibt es nur indirekt: Statt ‚sie sind herzlich eingela‐ den‘, steht in Pressetexten kühl ‚die öffentliche Veranstaltung beginnt‘. Denn wenn in der Zeitung ‚wir laden Sie ein‘ stände, würde die Redaktion einladen. ■ Preise - werden so geschrieben wie sie gesprochen werden, alle informationsleeren Zeichen gestrichen und in ganzen Sätzen formuliert. Statt ‚Eintritt: Euro 5,-‘ steht in der Zeitung ‚Der Eintritt kostet 5 Euro‘. ■ Sonderzeichen und Formatierungen - gibt es in Pressetexten so wenig wie in Zeitungen. Daher gibt es darin weder Fußnoten noch Waren- oder Copyright-Zeichen. Auch werden keine Worte gefettet, kursiv gesetzt oder unterstrichen. ■ Termine - werden mit dem Wochentag genannt, der Monat ausge‐ schrieben und die Jahreszahl weggelassen. Statt ‚Die Veranstaltung beginnt am 3. 10. 22 um 18.00 Uhr‘ heißt es in Terminankündigungen: ‚Die Veranstaltung beginnt am Dienstag, dem 3. Oktober, um 18 Uhr‘. ■ Veranstaltungsorte - werden mit Straße und Hausnummer angege‐ ben, damit sie nicht nur Insider finden. Da viele Zeitungen ausschließ‐ lich öffentliche Veranstaltungen ankündigen, müssen auch diejenigen hinkommen können, die sich per Navi oder Straßenkarte orientieren. ■ Zahlen - bis zwölf werden in journalistischen Texten dann ausge‐ schrieben, wenn es sich nicht um ein Datum, Preise oder Bankverbin‐ dungen, Haus- oder Telefonnummern handelt. Daher wird ‚am 10. Juni‘ und ‚10 Euro‘ geschrieben, aber ‚die Zehnjährige‘. Ausnahmen gelten für gemischte Angaben. Verwirrend wäre die Schreibweise: ‚Elf bis 22 siebenbis 17-Jährige können teilnehmen‘. Lesefreundlicher ist es, eine der Angaben auszuschreiben: ‚elf bis zwei‐ undzwanzig 7bis 17-Jährige‘. Möglichst vermieden werden Zahlenreihen. Statt ‚die Zustimmung stieg von 2012 bis 2022 zunächst um drei Prozent und dann um vier Prozent‘ 157 4.3 Journalistischer schreiben <?page no="158"?> 20 Aus der Pressemitteilung „Warum ein Comic Patienten besser auf eine OP vorbereitet“ der Charité Berlin über eine neue Form der Patienteninformation vor Herzkathe‐ deruntersuchungen. Die Pressemitteilung vom 9. 4. 19 kam beim idw-Preis Wissen‐ schafts-Pressemitteilung 2019 als höchst bewertete in der Kategorie „handwerkliche Qualität auf Platz 2. Platz 1 ging an „Neuer Vorfahr des Menschen in Europa entdeckt“ der Universität Tübingen vom 6. 11. 19. Siehe: https: / / kurzelinks.de/ y7s4 - https: / / w ww.nachrichten.idw-online.de/ 2019/ 04/ 09/ warum-ein-comic-patienten-besser-auf-ein e-op-vorbereitet/ ? groupcolor=3 und https: / / kurzelinks.de/ 7mxv - https: / / www.nachr ichten.idw-online.de/ 2019/ 11/ 06/ neuer-vorfahr-des-menschen-in-europa-entdeckt/ ? gr oupcolor=2, Abruf am 12. 1. 21 könnte es heißen: ‚Die Zustimmung stieg in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um 3,5 Prozent‘. ■ Zeit vor Ort - lautet die Schreibregel bei Veranstaltungen. Denn die meisten Menschen überlegen erst, ob sie an einem Termin Zeit haben und dann, wie sie zum Ort einer Veranstaltung kommen. ‚Eröffnet wird die Ausstellung am Mittwoch, 3. Juni, um 15 Uhr auf dem Campus der Universität in der Bibliotheksstraße 3‘ ist also besser als ‚Eröffnet wird die Ausstellung auf dem Campus der Universität in der Bibliotheks‐ straße 3 am Mittwoch, dem 3. Juni, um 15 Uhr‘. Zeit und Ort wollen die Leser aber erst wissen, wenn sie das Thema interessiert. Deshalb wird auch bei kurzen Terminankündigungen das Thema zuerst genannt. Zitate: prägnante Einordnungen, die erinnert werden Pressetexte sind faktenorientiert und sachlich-nüchtern. Lebendiger und abwechslungsreicher werden sie durch kurze Zitate. Dort stehen alle Bewer‐ tungen von Sachverhalten und prägnante Vergleiche. Aber im Text stehen die nachprüfbaren Fakten, wie das Thema einer Veranstaltung oder wo sie stattfindet. Dass diese wichtig ist, ist dagegen eine Meinung. Und die wird in direkte oder indirekte Rede gesetzt. Anderenfalls würde daraus - bei unverändertem Abdruck - eine Einschätzung der Redaktion. „Unsere Studie konnte jetzt erstmals nachweisen, dass medizinische Comics als ergänzendes Aufklärungsmaterial sehr wirkungsvoll sind“ stand daher ebenso im Zitat in einer Pressemitteilung wie „Die Funde aus Süd‐ deutschland sind ein Meilenstein der Paläoanthropologie, denn sie stellen unsere bisherige Sichtweise auf die Evolution der großen Menschenaffen und des Menschen grundlegend in Frage.“ 20 Gute Zitate, die in Erinnerung bleiben, sind allerdings kürzer und poin‐ tiert. Diese sind überraschend, an gesprochene Sprache angelehnt und pas‐ 158 4 Journalisten erreichen <?page no="159"?> 21 Kai Strittmatter, Eine Katastrophe mit Ankündigung, 17. 5. 10, https: / / kurzelinks.de/ ip8 n - https: / / www.sueddeutsche.de/ panorama/ tuerkei-jahrestag-des-erdbebens-eine-ka tastrophe-mit-ankuendigung-1.168970, Abruf am 15. 2. 21 22 Ruth Fulterer, „Darum muss sich der Westen kümmern“, 28. 8. 19, https: / / kurzelinks.de/ h rhs - https: / / www.zeit.de/ 2019/ 36/ plastikmuell-meer-verschmutzung-mikroplastik-tie re-verantwortung-meeresbiologin? utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F , Abruf am 15. 2. 21 sen zu den Sprechern: „Es wird keine Flucht und keine Rettung geben. Das nächste Beben wird kommen. Das ist schreiend klar“, warnte der türkische Geologe Naci Görür seine Landsleute. 21 Einen anschaulichen Vergleich fand die Meeresbiologin Jennifer Lavers: „Es gibt ungefähr 100 Milliarden Sterne in unserer Galaxie. Etwa 50-mal so viele Plastikteile schwimmen im Meer.“ 22 Um Zitate zu entwickeln, deren überraschende Formulierung gut er‐ innert wird, kann zunächst ein anregendes Wort oder ein anschaulicher Vergleich gesucht werden (► Kap. 2.1 - Schreiben für andere). Dafür kann man blind auf irgendeinen Text tippen. Zu dem Buchstaben, auf den der Finger zeigt, denkt man sich dann einen konkreten Gegenstand aus: Wird ein Zitat zu einer neuen Studie gesucht, sucht man dann vielleicht ein Tier, eine Pflanze oder einen Gegenstand mit ‚s‘ - wie ‚Spatz‘, ‚Sauerklee‘ oder ‚Stuhl‘. Dann versucht man dieses Wort ins Zitat einzubauen: ‚Unsere Studie ist wie ein junger Spatz, der noch wachsen will‘, ‚Die Studie hat das Potential von Sauerklee, der noch auf der Wiese steht‘, ‚Die Grundlage unserer Untersu‐ chung ist verlässlich, wie ein stabiler Holzstuhl‘. Eine andere Möglichkeit, Ideen für Zitate zu entwickeln, ist einen der Sinne einzufügen: ‚Die Studie schmeckt nach mehr‘, ‚Die Ergebnisse fühlen sich nicht nur gut an, sie sind es auch‘, ‚So leicht, wie man bei Regen Wasser in die Augen bekommt, so leicht können die ersten Ergebnisse täuschen‘. Als dritte Möglichkeit, einprägsame Zitate zu finden, kann man aus dem Fenster schauen und sich dort Anregungen holen: ‚Die Studie ist so nützlich wie der Sonnenschein‘. Sind ein paar Ideen gesammelt, wird im Anschluss ans Brainstorming entschieden, welche inhaltlich bereits passen und weiterentwickelt werden können. Im Idealfall bestehen wörtliche Zitate am Ende aus ein, zwei kurzen Sätzen. Reichen mittellange Sätze nicht aus, um das Wesentliche unterzu‐ bringen, können diese erst in indirekter Rede und dann wieder in direkter Rede fortgesetzt werden: „‚Interessant ist, dass wissenschaftliche Original‐ quellen selten direkt geteilt werden‘, sagt Monika Pobiruchin, Mitarbeiterin am ‚Institut für Medizin, Informatik und Ökonomie‘ an der Hochschule 159 4.3 Journalistischer schreiben <?page no="160"?> 23 Vanessa Offermann, Social-Media-Seiten sind die häufigsten Informationskanäle in Co‐ rona-Pandemie, 30. 10. 20, https: / / kurzelinks.de/ fo72 - idw-online.de / de / news756 819, Abruf am 12. 1. 21 Heilbronn. Dies unterstreiche die Bedeutung von Medien bei der Vermitt‐ lung komplexer Sachverhalte in allgemeinverständlicher Sprache für die breite Öffentlichkeit“. 23 (► Kap. 6 - Übungen zum Ausprobieren). Checkliste - journalistischer schreiben: Zitate 1. Im Text stehen neutral-sachlich: Nachprüfbare Fakten und Tatsa‐ chen, die nicht bewertet werden 2. Für wörtliche Zitate werden prägnant formuliert: Schlüsselaussa‐ gen und Prognosen, Bewertungen und Einschätzungen, Argumente und Stellungnahmen, Meinungen und außergewöhnlich formu‐ lierte Fakten 3. In indirekter Rede stehen: Zusammenfassungen und nicht nachprüf‐ bare Fakten, wie Forschungsergebnisse und Augenzeugenberichte 4.4 Pressegespräche bestehen Interviews absprechen - Frage-Antwort-Katalog vorbereiten - Autorisieren Für Journalisten ist die Sache klar: Forschende haben ihr Spezialgebiet und sind aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung auch darüber hinaus Experten. So wie Zahnärztinnen auch dann den Aufbau eines Kiefers erklären können, wenn sie nicht auf Kieferchirurgie spezialisiert sind. Daher stellen Journalistinnen und Journalisten in Interviews sowohl Fragen zum Spezialgebiet als auch darüber hinaus. Denn ihnen reichen oft grobe Ten‐ denzen und Einordnungen. Wer diese regelmäßig liefert, muss gleichwohl mit spitzzüngigen Kollegen rechnen. So wurde der Philosoph Richard David Precht als ‚André Rieu des Wissenschaftsbetriebs‘ bezeichnet und der Vi‐ rologe Alexander Kekulé als ‚Wissenschaftsjournalist mit angeschlossener Professur‘. Dass die Ökonomin Maja Göpel „öffentlich auch zu Fragen 160 4 Journalisten erreichen <?page no="161"?> 24 Fritz Habekuss, Denkerin auf der Baustelle, Die Zeit, 10. 9. 20, S. 34 Stellung bezieht, die nicht unmittelbar in ihrem Forschungsbereich liegen, macht sie bei Kollegen anfällig für Kritik“ 24 . Solche Reaktionen auf häufige Medienpräsenz verstärken die Scheu, Interviews zu geben. Statt der reflexhaft nachzugeben, kann man erst heraushören, was Journalisten genau möchten, bevor man sich für oder gegen ein Gespräch entscheidet. Denn auch in den Medien gibt es eine Art journalistische Fachsprache. Steht das Thema eines Beitrages bereits fest, sagen Journalistinnen beispielsweise: ■ ‚Ich hätte da ein paar Fragen‘, wenn sie mit denen sprechen möchten, die sich zu Aspekten eines bestimmten Themas äußern können. Sie wollen also klären, ob die angerufene Person zuständig ist und freuen sich, wenn sie erfahren, dass es Spezialisten im Haus gibt. ■ ‚Ich würde gerne mit ihnen reden‘, bedeutet, dass sie eine Person oder Institution in einem längeren Gespräch kennenlernen möchten, Hintergrundinformationen benötigen, aber noch nicht wissen, ob sie auf der Basis auch etwas veröffentlichen können. ■ ‚Wir recherchieren einen Beitrag zum Thema und würden dafür gerne vorbeikommen‘, heißt, dass sie noch nicht genug über ein Thema wissen und Hintergrundinformationen, Fakten und Stellungnahmen brauchen, um abschätzen zu können, was sie genau daraus machen können. Werden ein, zwei pointierte Zitate zu einem Bericht benötigt, in dem weitere Personen und häufig auch Gegenmeinungen zitiert werden, informieren Journalisten darüber mit Formulierungen wie: ■ ‚Ich brauche zu dem Thema noch eine Stellungnahme‘, ‚ich würde von ihnen gerne wissen‘ und ‚ich würde gern ein kurzes Interview mit ihnen machen‘. ■ ‚Wir würden gern ein Interview mit ihnen veröffentlichen‘, heißt, dass auf Grundlage des Gesprächs die Veröffentlichung eines Interviews im Frage-Antwort-Wechsel geplant ist. ■ ‚Wir würden sie gern porträtieren‘, bedeutet, dass es in einem Beitrag ausschließlich um die Person oder Organisation gehen soll. Ist man die richtige Person und bereit, sich öffentlich zu äußern, kann man anschließend die Rahmenbedingungen klären: 161 4.4 Pressegespräche bestehen <?page no="162"?> 1. Wo soll der Beitrag erscheinen, in welchem Ressort, in welcher Rubrik oder Sendung? 2. Um welche Themenaspekte soll es gehen? 3. Wann soll der Beitrag veröffentlicht werden? 4. Wo und wann soll das Gespräch stattfinden? 5. Ist zusätzliches Bildmaterial erwünscht? Man kann also auf Fragen spontan antworten, muss es aber nicht. Kontra‐ produktiv ist allerdings, schon mal prophylaktisch das Misstrauen auszu‐ sprechen. Das tut, wer vorab Fragen schriftlich einfordert oder feststellt, dass er den Beitrag vor der Veröffentlichung vorgelegt bekommen möchte. Üblich und geschickter ist es, sich vorher nach den geplanten Themenaspekten zu erkundigen und am Ende des Interviews freundlich nachzufragen, ob man Zitate vor der Veröffentlichung noch sehen kann. Ebenso gut kann man bei komplexen Themen anbieten, fachlich noch einmal drüber zuschauen. Denn Interviews sind auch dann öffentliche Gespräche, wenn man mit Medienvertretungen im eigenen Büro sitzt statt live im Studio. Daher gibt es in beiden Fällen kein Recht, vor der Verbreitung noch einmal zu kontrollieren, was man gesagt hat. Interviews vorbereiten Durch gute Vorbereitung kontrolliert man stattdessen, was man sagt. Ist der Gesprächstermin vereinbart, werden dafür: ■ zwei, drei Kernbotschaften zu den vereinbarten Aspekten formuliert ■ ein, zwei Beispiele oder Vergleiche entwickelt, die das Thema so veranschaulichen, dass die Zielgruppe des jeweiligen Mediums sie nachvollziehen kann ■ vier Fragen notiert: eine naive, eine sachliche, eine kritische und eine provozierende Meist fallen einem mit genügend Vorbereitungszeit auch zu provokanten Fragen gute Antworten ein. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass man sich dann eher auf diese Fragen freut, um seine guten Antworten loszuwerden, statt sich vor ihnen zu fürchten. Außerdem orientiert man sich dann nicht an den Menschen mit politischen Ämtern, die zwar viel reden, aber Fragen nicht beantworten. 162 4 Journalisten erreichen <?page no="163"?> 25 nach: Joachim Retzbach, Kurz vorgestellt: Neues aus der Forschung im März 2020, https: / / kurzelinks.de/ b2cf - wissenschaftskommunikation.de/ kurz-vorgestellt-neues-aus-de r-forschung-im-maerz-2020-37825, Abruf am 12. 1. 21 26 Rainer Bromme a. a. O. 27 Joachim Retzbach, Verständlichkeit ist gut, aber es geht um informiertes Vertrauen, 4. 5. 20, https: / / kurzelinks.de/ hj3s - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ verstaendli chkeit-ist-gut-aber-es-geht-um-informiertes-vertrauen-38231, Abruf am 15. 2. 21 28 Volker Thoms, „Es ist die spannendste Zeit meiner Karriere“, 20. 7. 20, https: / / kurzelinks. de/ ld9q - https: / / www.pressesprecher.com/ nachrichten/ wissenschaftskommunikation -hzi-thiele-die-spannendste-zeit-meiner-karriere-291236763, Abruf am 12. 1. 21 Wer sich gründlich auf ein Interviewthema vorbereiten möchte, stellt möglichst viele Fragen und Antworten zusammen. Ist ein Frage-Ant‐ wort-Katalog einmal erarbeitet, kann er lange genutzt werden, wenn er in konkreten Situationen um aktuelle Anlässe ergänzt wird. Dann lässt sich mit wenig Aufwand schnell auf Anfragen reagieren. Wer gut erklärt und mit Beispielen unterhält, den findet das Publikums übrigens vertrauenswürdi‐ ger. 25 Dagegen steigt das Misstrauen rapide, wenn das Gefühl aufkommt, „dass eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler vor allem auf den persönlichen Vorteil bedacht ist“. 26 Berücksichtigt werden bei der Vorbereitung auch Fragen, die über das Fachgebiet hinausgehen und bei welchen Aspekten auf wen verwiesen wird. „Solange es einen Konsens unter Wissenschaftlerinnen und Wissen‐ schaftlern gibt und dieser in der öffentlichen Diskussion auch akzeptiert wird, kommt es nur darauf an, gut zu erklären, wie der Konsens begründet ist und was daraus folgt“ 27 , stellte der Psychologe Rainer Bromme fest, der zu Wissenschaftskommunikation forscht. Auf zu persönliche Fragen kann man mit dem Hinweis reagieren, dass man diesen Aspekt gerne aus‐ klammern würde. Gerade in Talkshows wird „schnell von der eigentlichen Expertise in das persönliche Leben gewechselt“, stellte die Sprecherin des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung, Susanne Thiele, fest. Eine Möglichkeit sei dann, deutlich zu sagen, dass man nicht mehr als Expertin oder Experte antworte, „sondern beispielsweise als Mutter oder als Vater“. 28 Fast alle, die nicht sehr viel Routine haben oder sich überschätzen, sind gestresst, wenn ein Interview ansteht. Schon weil dies Gespräche sind, in denen die vorbereiteten Antworten frei formuliert werden müssen. Da kann vorher leicht Prüfungsangst aufkommen. Damit die nicht überhandnimmt, hat es sich bewährt, auch Details vorzubereiten: 163 4.4 Pressegespräche bestehen <?page no="164"?> 1. Raum: Welcher Platz bietet Sicherheit? Der mit der Wand im Rücken, mit dem Blick aus dem Fenster oder der, wo das Licht nicht blendet? 2. Kleidung: Welche fühlt sich ebenso professionell wie bequem an? 3. Accessoires: Mit welchem Schmuck, welcher Tasche oder welchem Glücksbringer fühlt man sich sicher? 4. Körper: Wie lässt es sich organisieren, ausgeruht und fit ins Gespräch zu gehen? 5. Mental: Wie bringt man sich in die richtige Stimmung, um ein Inter‐ view erfolgreich zu bestehen? Wird auch das sorgfältig geklärt, dauert die Vorbereitung länger als das Gespräch. Denn das geht selten länger als eine Stunde. Geht es nur um ein paar Statements, mitunter nur zehn, fünfzehn Minuten. Mehr Zeit muss eingeplant werden, wenn ein Porträt geplant ist. Bei Fernseh-Aufzeichnung kann es schon eine Stunde dauern, bis die Technik steht. Sind schließlich mehrere Pressegespräche zu einem Thema absolviert, stellt man fest, dass sich die Fragen mehr oder weniger wiederholen. Das reduziert den Stress erheblich, verleitet aber zu gelangweilten Antworten. Dann ist die Aufgabe: Unter Berücksichtigung der Kernbotschaften Neues einflechten. Dafür können aktuelle Bezüge hergestellt werden, Vergleiche prägnanter formuliert, die Beispiele variiert und noch genauer auf das jeweilige Publikum abgestimmt werden. So gelingt es, sich als immer wieder interessante Informantin zu empfehlen. Interviews umsetzen und nachbereiten Die meisten Interviews finden bei den Informantinnen statt. Dann sind diese die Gastgeber, sorgen für Kaffee, abgestellte Telefone und ein Small Talk-Thema zur Begrüßung. Bei Funk- und Filmaufnahmen werden noch die Stimme aufgewärmt (► Kap. 3.1 - Vortrag vorbereiten) und weitere störende Geräusche abgeschaltet: Fenster schließen, surrende Lüftungen, Klimaanlagen und Festplatten runterfahren. Dann geht man ein letztes Mal die vorbereiteten Antworten durch, sorgt für frische Luft und sammelt sich. Ist der Gast begrüßt, ein Getränk angeboten und der Small Talk absolviert, signalisieren Journalistinnen mit ‚Wollen wir? ‘ den Interviewbeginn. Nun führen die das Gespräch und stellen - stellvertretend für ihr Publikum - Fra‐ gen. Auch solche, deren Antwort sie kennen. Denn um zitieren zu können, brauchen sie die Worte aus dem Mund ihrer Interviewpartner. Die Fachleute 164 4 Journalisten erreichen <?page no="165"?> 29 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, nach: Fritz Habekuss, Denkerin auf der Baustelle, Die Zeit, 10. 9. 20, S. 34 antworten also nur scheinbar den vor ihnen sitzenden Medienvertretungen. Tatsächlich gelten ihre Antworten dem Publikum. Wer bei Aufzeichnungen oder Printinterviews zwischendurch mit den Journalisten allein reden möchte - beispielsweise um Aspekte auszuklam‐ mern - kündigt das mit ‚Können wir mal kurz unterbrechen? ‘ an. Hinter‐ grundinformationen, die nur für die Journalistinnen sind, signalisiert ‚Aber das nur unter uns‘. Das öffentliche Gespräch unterbricht auch ‚Das müssten sie die Kollegin fragen‘, ‚Ich habe gerade den Faden verloren, wo waren wir? ‘ oder ‚Die Frage habe ich nicht verstanden‘. Journalisten sind es gewohnt, dann unkompliziert weiterzuhelfen. Meist bleibt die Gesprächsatmosphäre auch bei kontroversen Themen freundlich-sachlich. Wie ein Journalist mal sagte „ich liebe meine Informan‐ ten, ich liebe sie wirklich, bis ich am Schreibtisch sitze“. Denn erst beim Schreiben wird aus dem Material der Beitrag geformt. So erschien, nach einem „sehr nett“ verlaufenen Gespräch, die Überschrift „Wollen Sie eine Ökodiktatur, Frau Göpel? “ 29 Zu den kritischen Punkten kommen Journalisten meist erst am Ende. Denn würden sie damit starten, bekämen sie auch auf einfache Fragen keine zitierfähigen Antworten mehr. Haben sie schließlich alle geplanten, sponta‐ nen und kritischen Fragen gestellt, signalisieren sie das mit ‚Ich glaube, das wär’s soweit‘. Dann ist die richtige Zeit für aktive Informationsangebote: ‚Ich könnte ihnen noch mein Lieblingsbeispiel erzählen‘, ‚Ich finde noch einen anderen Aspekt interessant‘. Journalistinnen sind nun dafür offen, wenn das Gespräch bis dahin informativ und im zeitlichen Rahmen verlief. Bei Zeitdruck und gegenüber Vielrednern sagen sie aber schon mal ‚Ich glaube, für den Moment reicht mir das so‘. Ist das öffentliche Gespräch beendet, können offene Fragen zum Beitrag gestellt werden: Bis wann brauchen sie die Zahlen, die ich nachreichen wollte? Schicken sie mir die Zitate vorab zu? Wissen sie schon, wann der Beitrag erscheint? Fragen Journalisten nun ‚Möchten sie das Interview autorisieren? ‘, bieten sie damit an, dass die schriftliche Fassung des Inter‐ views vor der Veröffentlichung gegengelesen werden kann. Dann können noch Akzente geradegerückt und missverständliches korrigiert werden. Eine solche Freigabe ist allerdings nur bei Wortlautinterviews üblich und wird für Zitate durchaus auch freundlich, aber bestimmt abgelehnt. 165 4.4 Pressegespräche bestehen <?page no="166"?> Sind die Journalistinnen aus der Tür, ist Zeit zum Entspannen und das Gespräch Revue passieren zu lassen. Wurden die Kernbotschaften ge‐ nannt? Wo waren die kritischen Punkte? Gab es überraschende Fragen oder prägnante Antworten, die in den Frage-Antwort-Katalog aufgenommen werden können? Stellt sich heraus, dass Fakten falsch waren, Beispiele arg missglückt oder Formulierungen inakzeptabel, können die noch zügig korrigiert werden. Am besten telefonisch oder per E-Mail. Ist der Beitrag erschienen und enthält trotz allem Bemühen Fehler, die unbedingt richtiggestellt werden müssen? Dann kann man in der Redaktion anrufen und um eine Berichtigung bitten. Man sollte allerdings nicht sagen ‚Ich will eine Gegendarstellung‘. Denn das bedeutet in Journalistensprache: ‚Ich werde meinen Anwalt beauftragen, einen Gerichtsbeschluss zu erwir‐ ken, damit die Redaktion eine formale Gegendarstellung veröffentlicht‘. Checkliste - Pressegespräche bestehen 1. Klären, was genau gefragt ist: Um welche Themenaspekte soll es gehen? Sind Hintergrundinformationen gefragt oder eine Stellung‐ nahme? 2. Wie sind die Rahmenbedingungen: Wo und bis wann soll das Gespräch stattfinden? Für welches Ressort oder welche Sendung soll der Beitrag sein? 3. Inhalte vorbereiten: Kernbotschaften festlegen, zur Zielgruppe pas‐ sende Beispiele und Vergleiche entwickeln, Frage-Antwort-Katalog erstellen, aktuelle Aspekte berücksichtigen 4. Organisation: Welcher Raum, Platz oder Ort ist geeignet? Welche Störungen können abgestellt werden? 5. Nachbereitung: Sehr missglücktes zeitnah geraderücken, Wortlau‐ tinterviews freigeben, Frage-Antwort-Katalog ergänzen Pressekonferenz planen Aufwändiger als für Interviews, ist die Vorbereitung von Pressekonferenzen. Diese werden vor allem zu größeren, aktuellen Anlässen durchgeführt, die für mehrere Medien interessant sind. Als eine fachliche Grenze benannte der Medizinstatistiker Gerd Antes während der Corona-Pandemie: „Vorläufige Ergebnisse auf einer Pressekonferenz zu präsentieren, halte ich für völlig 166 4 Journalisten erreichen <?page no="167"?> 30 Jan Schweitzer, „Wir befinden uns in einer steilen Lernkurve“, Die Zeit, 16. 4. 20, S. 26 31 Bundespressekonferenz, Informationen zu Corona - „Irrlichter“ bei der Einschätzung der Gefahr, 9. 10. 20, https: / / kurzelinks.de/ dz7a - https: / / www.youtube.com/ watch? v=Rgd u2Tj1g10, Abruf am 21. 4. 21 32 Bundespressekonferenz, Frauen in Führungspositionen, 15. 10. 20, https: / / kurzelinks.de/ k664 - https: / / www.youtube.com/ watch? v=923pD3PaERE, Abruf am 21.4.21 unangemessen. Das ist mit wissenschaftlichen Qualitätsstandards nicht vereinbar“. 30 Ist der Anlass aber geeignet, werden 1. Thema, Anlass und Zeitpunkt festgelegt, 2. drei bis höchstens fünf aktiv Teilnehmende gesucht, die je fünf bis zehn Minuten über einen Aspekt informieren, 3. tagesaktuelle Medien ein bis drei Wochen vor dem Termin eingeladen, überregionale Fachmedien schon mal Monate im Voraus. Dann wird eine Pressemappe mit Pressemitteilung und Hintergrundmaterial vorbereitet, die zu Beginn der Pressekonferenz verteilt wird. Die Fachleute informieren dann bis zu 30 Minuten lang, bevor Journalistinnen und Jour‐ nalisten offen gebliebene Fragen stellen. Im Anschluss können Einzelinter‐ views angeboten werden. Schließlich wird noch die Pressemitteilung aus der Pressemappe an die Redaktionen gesendet, die nicht zur Pressekonferenz kommen konnten. Wer zu Großthemen - wie Armut, Corona oder Klima - forscht und infor‐ miert, wird aus aktuellem Anlass womöglich sogar zu einer Bundespres‐ sekonferenz eingeladen. Zum Umgang mit den steigenden Corona-Infek‐ tionszahlen informierten dort beispielsweise der Virologe Christian Drosten und der Berliner Bürgermeister, der Ärztliche Direktor des Frankfurter Universitätsklinikums und zwei Vorstände der Berliner Charité. Die Veran‐ staltung wurde live im Fernsehen übertragen und bei YouTube eingestellt. 31 Zu Beginn erklärte die Moderatorin, was die Bundespressekonferenz ist: Ein regierungsunabhängiger Verein von Journalistinnen und Journalisten, die über Bundespolitik berichten. Der lädt seine 900 Mitglieder zu Themen ein, die bundesweit von politischer Bedeutung sind. Dazu gehörte auch eine Bundespressekonferenz zum Bündnis prominenter Frauen für die Quote, zu der die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, Jutta Allmendinger, ebenso eingeladen war, wie die Schauspielerin Maria Furtwängler und die Schriftstellerin Nora Bossong. 32 Zu landespolitischen Themen laden Landespressekonferenzen ein, bei‐ spielsweise die von Baden-Württemberg den Philologenverband des Bun‐ 167 4.4 Pressegespräche bestehen <?page no="168"?> 33 Thomas Wagner, Wenn Wissenschaft auf Wirklichkeit trifft, 14. 7. 11, https: / / kurzelinks. de/ dg7m - https: / / www.deutschlandfunk.de/ wenn-wissenschaft-auf-wirklichkeit-triff t.1148.de.html? dram: article_id=180793, Abruf am 12. 1. 21 34 Paulia Fröhlich, Johannes Hillge: Studie „Die Talkshow-Gesellschaft“, nach: Sebastian Friedrich, Polit-Talkshows: Studie kritisiert mangelnde Vielfalt, 9. 9. 20, https: / / kurzelink s.de/ 0f35 - https: / / www.ndr.de/ fernsehen/ sendungen/ zapp/ medienpolitik/ Polit-Talksh ows-Studie-kritisiert-mangelnde-Vielfalt,talkshows110, Abruf am 12. 1. 21 35 Moderatorin Anne Will, nach: Moritz von Uslar, „Ich bin verunsichert“, Die Zeit, 16. 4. 20, S. 43 36 Paulia Fröhlich, Johannes Hillge: Studie „Die Talkshow-Gesellschaft“, nach: Sebastian Friedrich, Polit-Talkshows: Studie kritisiert mangelnde Vielfalt, 9. 9. 20, https: / / kurzelink s.de/ 0f37 - https: / / www.ndr.de/ fernsehen/ sendungen/ zapp/ medienpolitik/ Polit-Talksh ows-Studie-kritisiert-mangelnde-Vielfalt,talkshows110, 9. 9. 20, Abruf am 12. 1. 21 37 Thomas Kerstan, Mit Liebe rechnen, Die Zeit, 15. 10. 20, S. 38 38 Klaus Raab, „Planwirtschaftliches Fernsehen“, taz, 17. 6. 16, https: / / kurzelinks.de/ jjtm - ht tps: / / www.taz.de/ Medienwissenschaftler-ueber-Talkshows/ ! 5313249, Abruf am 5. 4. 21. Zu philososphischen Talkshows vergleiche Marcus S. Kleiner, Philosophie im Fernse‐ hen / Philosophie des Fernsehens, S. 99-128, in: Kleiner / Wilke deslandes zum Thema „Belastung von Lehrkräften“. Einige dieser Vereine greifen auch Themen auf, die ihnen Externe vorschlagen. In Talkshows unterhalten „Talkshows sind eine No-Go-Area für Wissenschaftler. Das Format lässt echtes Denken kollabieren“ 33 , fand der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Drei Jahre später saß er in der Talkshow mit Anne Will. Der Anteil von Menschen aus den Wissenschaften in politischen Fernseh-Talkshow änderte sich durch Corona: Kamen zuvor neun Prozent der Gäste aus den Wissenschaften, waren es während der Pandemie 25 Prozent. 34 Denn in dieser Zeit wurde „nicht, wie sonst üblich, nach gegensätzlichen Positionen“, sondern „nach einer Weitung der Perspektive“ gesucht, gerne über einen wissenschaftlichen Fachbereich. 35 Wurde zuvor schon kritisiert, dass zwei Drittel der Gäste aus Politik und Medien kommen, bei Wirtschaftsthemen 80 Prozent von Unternehmensseite 36 , wurde nun gefordert „Mathematiker, Naturwissenschaftler und Ingenieure sollten nicht nur zu Corona-Zeiten in den Talkshows sitzen“ 37 . Dort wird allerdings ein politischer Diskurs „nur simuliert, da werden die Rollen besetzt wie im Theater“ 38 , stellte der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister fest. Eindeutig ist auch für Fachmedien der Medienbranche, dass Talkshows „als Arenen für möglichst unterhaltsam ausgetragene Kontroversen, aber nicht als Ort für differen‐ 168 4 Journalisten erreichen <?page no="169"?> 39 Thomas Gehringer, Auf Abstand. Das Fernsehjahr 2020 im schnellen Rücklauf, 8. 1. 21, S. 7-12, epd medien, S. 9 40 Sabine Bleich von Maybrit Illner, nach: Markus Ehrenberg, Wie kommt man eigentlich in eine Polit-Talkshow? , Der Tagesspiegel, 22. 9. 14, https: / / kurzelinks.de/ cez9 - https: / / www.tagesspiegel.de/ themen/ agenda/ jauch-illner-plasberg-und-co-wie-kommt-man -eigentlich-in-eine-polit-talkshow/ 10738288, Abruf am 5. 4. 21 41 Hans-Jürgen Jakobs, Fernsehen: Die zehn größten Talkshow-Irrtümer, Süddeutsche Zei‐ tung, 2. 12. 10, https: / / kurzelinks.de/ bpki - https: / / www.sueddeutsche.de/ medien/ ferns ehen-die-zehn-groessten-talkshow-irrtuemer-1.1031243-0#seite-2, Abruf am 12. 1. 21 42 Gästeplanerin Beate Jürgens beim Kölner Treff des WDR, nach: Verena Bender, Gästeplatzierung in Talkshows - so funktioniert es, 4. 11. 15, https: / / kurzelinks.de/ qnr 2 - https: / / www.prleben.de/ 2015/ 11/ 04/ gaesteplatzierung-in-tv-talkshows, Abruf am 13. 4. 21 zierte Fachdebatten“ taugen. 39 Gleichzeitig erreichen allein die vier reich‐ weitenstärksten Polit-Talkshows bei ARD und ZDF zusammen fast zehn Millionen Menschen. Zur Gästeauswahl bei diesen Unterhaltungsshows stellte eine Mitarbei‐ terin fest, dass dafür Menschen mit interessanten Positionen gesucht sind, „knappe, deutliche Ja- oder Neinstimmen“, „Verantwortungsträger, die mit schlauen, ausgeschlafenen Menschen über die beste Lösung streiten“ 40 . So werden dann oft ein Minister oder eine Ministerin eingeladen, ein Mensch mit ähnlichen Aufgaben aus einer anderen Partei und engagierte Prominente. „Der ideale Gast muss knackige Botschaften in vier Sätzen unterbringen, muss einen gepflegten, höchstens leicht angeschrägten Witz machen und darf die Stichworte des Gastgebers nicht missverstehen.“ 41 Beim Kölner Treff des WDR heißt es, dass dort „unzählige Gäste angeboten“ und ganz prominente gerne genommen werden. Bei den anderen schaue man, was sie - außer zu ihrer CD, ihrem Buch oder Film - noch zu erzählen haben und wie die Performance sei. Am schlimmsten seien diejenigen, die ihr Produkt immer wieder erwähnen. 42 Das Thema der Sendung steht meist eine Woche vor der Ausstrahlung fest. Wird man eingeladen, klärt man am besten vorab, was die Themen sind, wer moderiert, wer außerdem eingeladen und in welcher Reihenfolge befragt wird. Wer die anfragende Talk-Show nicht kennt, schaut sich darüber hinaus ein, zwei Sendungen an, um ein Gefühl für deren Stil zu bekommen. Wer sich auch über die anderen Gäste und ihre Argumente informiert, kann womöglich mit Schlagfertigkeit glänzen. Allerdings ist die Redezeit meist kürzer als vermutet: Dauert eine Sendung mit acht Menschen 169 4.4 Pressegespräche bestehen <?page no="170"?> 43 Andreas Scholz, Interview mit dem Skandalforscher und Medienethiker Professor Bern‐ hard Pörksen, o. D., https: / / kurzelinks.de/ b71n - https: / / www.reportage.de/ reportagen / view/ 749/ Interview-mit-dem-Skandalforscher-und-Medienethiker-Professor-Bernhar d-Poerksen, Abruf am 12. 1. 21 44 Michael Hanfeld, „Empörung hat stets ein Doppelgesicht“, Frankfurter Allgemeine, aktualisiert am 24. 7. 15, https: / / kurzelinks.de/ ws7u - https: / / www.faz.net/ aktuell/ feui lleton/ medien/ bernhard-poerksen-wie-gehe-ich-mit-shitstorms-um-13717434/ hermen eut-des-shitstorms-13717436, Abruf am 5. 4. 21 45 Minuten, bleiben für jeden um die fünf Minuten Redezeit. Erwünscht sind dann kurze, klare Formulierungen, die die Zuschauer auf Anhieb verstehen. Ist man im Studio angekommen, bespricht jemand aus der Redaktion meist den genauen Sendeablauf mit den Eingeladenen. Es folgt eine Mikro‐ fonprobe, bei der man sich damit vertraut machen kann, wo Moderatorinnen und Publikum sitzen. In der Sendung werden die Gäste dann meist erst nacheinander zu ihren Themen befragt, bevor alle - mal mehr, mal weniger moderiert - miteinander reden. 4.5 Krisen bewältigen - vom Troll zum Shitstorm Hatespeech begegnen - Handlungsoptionen nutzen - Todsünden vermeiden Wer in die Öffentlichkeit geht, muss sich auf Reaktionen einstellen. Dabei gilt: Je kontroverser das Thema, umso eher wird man von Medien und Veranstaltern angefragt. Mit der öffentlichen Präsenz und der Breite der Berichterstattung nimmt die Kritik zu und wächst die Gefahr von Anfein‐ dungen bis hin zu Shitstorms. „Früher waren meist nur die Mächtigen von Skandalen betroffen. Im Web 2.0-Zeitalter kann es dagegen jeden treffen. Die Erfahrung des Kontrollverlusts ist längst zu einer Alltagserfahrung geworden“ 43 , stellt der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen fest. Wobei ein paar wütende Kommentare „für die zarte Professorenseele natürlich schon zu viel“ seien. 44 Auch für den Wissenschaftsjournalisten Markus Pös‐ sel war es „einigermaßen belastend“, als es über mehrere Tage immer neue Watschen gab. Denn so ein „Dauerfeuer mit aggressiven Bemerkungen“ könne „ein durchaus mächtiges Instrument sein, um unliebsame Meinungs‐ äußerungen zu unterdrücken“, zumal, wenn niemand die Angegriffenen 170 4 Journalisten erreichen <?page no="171"?> 45 Markus Pössel, Shitstorm vs. Meinungsfreiheit auf Sozialen Medien, 26. 9. 20, https: / / kur zelinks.de/ axhw - https: / / www.scilogs.spektrum.de/ relativ-einfach/ shitstorm-vs-mein ungsfreiheit-auf-sozialen-medien, Abruf am 12. 1. 21 46 Daniel Bouhs, Anne Haeming, Gegen den Hass, in: Strategien gegen Hasskommentare. Community-Management, Journalisten Werkstatt, 24. 10. 18, S. 3; vgl. auch Kai Kaspar, Lars Gräßer, Aycha Riff (Hg.), Online Hate Speech, Düsseldorf-München, 2017, https: / / kurzelinks.de/ 741u - https: / / www.grimme-institut.de/ fileadmin/ Grimme_Nutzer_Dat eien/ Akademie/ Dokumente/ SR-DG-NRW_04-Online-Hate-Speech.pdf ? _ga=2.8180251 8.1614156907.1516190607-658832530.1480065708, S. 164-165, Abruf am 12. 1. 21 unterstützt. 45 „Zeigt digitale Courage! “, forderte daher die Ethikbeauftragte an der Hochschule der Medien Stuttgart, Petra Grimm. Sie empfiehlt „sich mit den Angegriffenen zu solidarisieren. Das macht es anderen leichter, sich ebenfalls zu artikulieren“. 46 Ist man selbst betroffen, reicht es oft schon, nur ein Mal kurz zu antworten: ‚Das habe ich nicht gemeint, aber danke für den Hinweis‘. Das setzt eine Grenze und hilft dabei, weiter das eigentliche Ziel anzusteuern: Eine Community aus denjenigen aufzubauen, die Lust auf respektvolle Debatten haben und Störern Paroli bieten. Um nicht unnötig emotional zu reagieren, könnte man sich im Vorfeld entlasten, indem man provokante Antworten zwar zusammenstellt, aber nicht online stellt: Wird beispielsweise behauptet ‚Das Forschungsprojekt ist reine Steuerverschwendung‘ könnte man etwa antworten wollen ‚Für Steuerverschwendung habe ich leider keine Zeit. Ich kann nur forschen‘. Die Entwürfe könnten dann Schritt für Schritt durch Informationen erst ersetzt und dann verbreitet werden, um Falsch‐ behauptungen systematisch zu kontern. Dabei wird vielleicht zunächst der Nutzen der Forschung dargestellt, dann die Beschäftigungssituation von Doktorandinnen geschildert und schließlich über Verwendungsricht‐ linien informiert und wie deren Einhaltung geprüft wird. Aus so einer Zusammenstellung lassen sich bei der nächsten Tirade mit wenig Aufwand passende Reaktionen auswählen. Die informieren dann souverän auch die Mitlesenden zu inhaltlichen Aspekten, für die sie sich sonst vielleicht nicht interessiert hätten. Wurden tatsächlich Steuergelder verschwendet, könnte dargelegt werden, inwiefern die Richtlinien verschärft wurden oder nun besser kontrolliert werden und wie die Öffentlichkeit davon erfährt. Es kann sogar angeboten werden, Kritiker zu einer öffentlichen Veranstaltung einzuladen. Das wirkt souverän und trennt Kritikerinnen von denen, die 171 4.5 Krisen bewältigen - vom Troll zum Shitstorm <?page no="172"?> 47 2018 informierte Twitter 677 000 Nutzer, dass sie Kontakt zu mutmaßlichen Accounts einer Trollfabrik in St. Petersburg hatten, eine US-Anklageschrift nannte das „Infor‐ mationskrieg“; nach: Kai Biermann, Luisa Hommerich, Andreas Loos et. al., Die Scharfmacher, Die Zeit, 16. 10. 19, kurzelinks.de,i8ue - https: / / www.zeit.de/ 2019/ 21/ ru ssland-trolle-twitter-europawahl-daten-manipulation? utm_referrer=https%3A%2F%2F www.ecosia.org%2F, Abruf am 10. 6. 21 48 Vgl. Amadeu-Antonio-Stiftung und Berliner Landeszentrale für politische Bildung, Hate Speech und Fake News, Fragen und Antworten, Berlin, 2018 Amadeu-Antonio-Stiftung, Menschenwürde online verteidigen, 33 Social Media-Tipps für die Zivilgesellschaft, o. D., https: / / kurzelinks.de/ ub64 - https: / / www.amadeu-antonio-s tiftung.de/ publikationen/ menschenwuerde-online-verteidigen Onlineratgeber - Social Media-Tipps für die Zivilgesellschaft, o. D., http s: / / kurzelinks.de/ pbas - https: / / www.amadeu-antonio-stiftung.de/ digitale-zivilges ellschaft/ menschenwuerde-online-verteidigen-social-media-tipps-fuer-die-zivilgesells chaft/ ? fbclid=IwAR2J40ihNREDkm4m9PReZwVCtvnkhIRK_K7-mMmTgQeU6GEg‐ QxRNMenvYzg Bundesverband der Kommunikatoren, Hate Speech entgegentreten, o. D., https: / / kurzeli nks.de/ pbto - https: / / www.hatespeechentgegentreten.de, Abruf am 12. 1. 21 49 Angela Beck, Wie es wirklich ist im Bus gegen Shitstorms zu kämpfen, Die Zeit, 7. 1. 21, S. 60 ihren Frust durch Aggressionen abbauen wollen, in den schlimmsten Fällen Sadismus ausleben oder aus sogenannten Trollfabriken 47 stammen. Wird persönlich beleidigt, verleumdet, schikaniert oder gedroht, kann man darauf hinweisen, dass das keine sachlichen Argumente sind und schließlich beim nächsten Polizeirevier oder über Online-Wachen Anzeige erstatten. Denn das Strafgesetzbuch gilt auch im Internet. Danach stehen auch Nötigung, Volksverhetzung sowie die Aufforderung und Ankündigung von Straftaten unter Strafe. Wer nicht selbst Anzeige erstatten möchte oder nicht sicher ist, ob etwas strafbar ist, kann sich an „Hass melden“ (w ww.hassmelden.de) wenden. Bei der „Meldestelle für Hatespeech“ prüfen Ehrenamtliche die Inhalte und reichen die Anzeigen ein. Bundesweit unterstützen außerdem die Beratungsstelle „Hateaid“ (ww w.hateaid.org) und die „Vernetzungsstelle gegen Hatespeech“ (www.da s-nettz.de). Wer gegen Hassreden aktiv werden oder sich Anregungen holen möchte, kann beim Verein „Ich bin hier“ (www.ichbinhier.eu) und dessen Facebook-Gruppe vorbeischauen. Dort kommentieren 45 Menschen konstruktiv, um Diskussionen zu versachlichen, alternative Perspektiven anzubieten und entgleisende Online-Diskussionen mit sachlichen Kommen‐ taren zu retten. 48 Eine Mitstreiterin stellte fest: „Online kommen ja immer die gleichen Sprüche. Diese Leute sind wie kleine Kindern, die nicht aufhören können, immer wieder über den gleichen Witz zu lachen“ 49 . In Bayern 172 4 Journalisten erreichen <?page no="173"?> 50 Henning Sussebach, Dreckswetter, Die Zeit, S. 15-17, 29. 4. 21, S. 16 51 dpa, Bedford-Strohm: Tech-Konzern-Monopol Gefahr für Demokratie, 5. 6. 19, https: / / ku rzelinks.de/ a4jm - https: / / www.sueddeutsche.de/ panorama/ kirche-muenchen-bedford -strohm-tech-konzern-monopol-gefahr-fuer-demokratie-dpa.urn-newsml-dpa-com-20 090101-190605-99-525177, Abruf am 10. 6. 21 52 nach: Studie der Universitäten Michigan und Bamberg sowie der Otto Beisheim School of Management zu Entstehung. Formen, Folgen und Handlungsstrategien bei Shitstorms, nach: Niklas Lewanczik, Drei fatale Fehler: Wissenschaftler entschlüsseln das Rezept für Shitstorms, 9. 9. 16, https: / / kurzelinks.de/ zn57 - https: / / www.onlinemark eting.de/ social-media-marketing/ 3-fatale-fehler-wissenschaftler-shitstorms, Abruf am 21. 10. 20 kann man sich auch an einen spezialisierten Hatespeech-Beauftragten bei der „Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus“ wenden. In Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt es Staatsanwaltschaften mit dem Schwerpunkt Hatespeech, in Schleswig-Holstein die „Zentralstelle Rassismus, Antisemitismus sowie Hasskriminialität“ und feste Ermittlungs‐ gruppen in Berlin, Hamburg und Sachsen-Anhalt. Shitstorms einordnen und beruhigen Entscheidend für die Entstehung eines Shitstorms ist, „ob die Erstempörten Unterstützer finden“. 50 Denn erst, wenn aus einzelnen Reaktionen eine Welle der Empörung wird, gilt das als Shitstorm. Der war ursprünglich auf eine Social-Media-Plattform begrenzt, kann sich heute aber auch auf meh‐ reren Plattformen und Blogs verteilt abspielen. Manche sind absehbar: „Bei Islam-Themen kann man Shitstorms regelrecht vorhersagen. Wenn man einen Islam in liberaler Ausprägung unterstützt … Ich glaube dahinter stehen oft professionelle Netzwerke und Bots“ 51 , stellte der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, fest. Andere Shitstorm-Ur‐ sachen sind: 1. Unethisches Verhalten - ob Datenfälschung, Dopingunterstützung oder unpassende Posts 2. Qualitätsprobleme - wie mangelhafte Studien 3. Unprofessionelle oder unethische Kommunikation - vom Löschen kriti‐ scher Posts mit vielen Likes bis zu späten oder unterlassenen Antworten auf Fragen 52 Unethisch kommuniziert auch, wer nach Kritik selbst bagatellisiert, belei‐ digt, besserwisserisch agiert, klare Aussagen vermeidet oder scharfe Töne 173 4.5 Krisen bewältigen - vom Troll zum Shitstorm <?page no="174"?> 53 „Einer, der nach eigenen Angaben in der Wissenschaft arbeitet, nannte Nuhr einen ‚beleidigenden Menschen‘, ehe er ihn als ‚Abfall‘ bezeichnete“: Marc Felix Serrao, Dieter Nuhr, die Wissenschaft und der Online-Mob: So kommen Sie entspannt durch einen Shitstorm, Neue Züricher Zeitung, 7. 8. 20, https: / / kurzelinks.de/ 9u8j - https: / / www.nzz .ch/ international/ dieter-nuhr-und-die-dfg-so-ueberstehen-sie-einen-shitstorm-ld.1569 401, Abruf am 12. 1. 21 54 Christian Salzborn, Phänomen Shitstorm Herausforderung für die Onlinekrisenkom‐ munikation von Unternehmen, Hohenheim, August 2015 55 Daniel Schurter, Bei Stufe 6 wütet der Shitstorm mit voller Wucht, aktualisiert 1. 5. 12, ht tps: / / kurzelinks.de/ ifg3 - https: / / www.20min.ch/ story/ bei-stufe-6-wuetet-der-shitstor m-mit-voller-wucht-481390684472, Abruf am 12. 1. 21 56 Shitstorm-Skala u. a. auf: Michael Blume, Wissenschaftsbloggen IST eine Karriere - Ein Erfahrungsbericht, 2. 5. 12, https: / / kurzelinks.de/ cr1o - https: / / www.scilogs.spektrum .de/ natur-des-glaubens/ wissenschaftsbloggen-ist-eine-karriere-ein-erfahrungsbericht, Abruf am 12. 1. 21 anschlägt. Ebenso schlecht kommt es an, wenn Sündenböcke vorgeschoben oder Diskussionen ohne Begründung geschlossen werden. So kam es zu ei‐ ner zweiten Welle der Empörung, als die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein 30-Sekunden-Video des Kabarettisten Dieter Nuhr von der Webseite nahm, für den sie zuvor kritisiert wurde. 53 Der Kommunikationswissenschaftler Christian Salzborn unterscheidet zwischen dem plötzlichen Sturm, der besonders leicht entsteht, wenn Pro‐ minente beteiligt sind, der sich aufbauenden Empörung, die auch Medien und Dritte interessiert, und dem gesellschaftlichen Pranger. Der kann lange bestehen bleiben, bevor er in sich zusammenbricht. 54 Dabei geht es oft um Themen, für die sich viele interessieren - wie Klimawandel, Migration und Tierschutz. Für Daniel Graf und Barbara Schwede aus der Schweiz gehören Shitstorms zum Internet wie der Wind zum Wetter. 55 Auf der Grundlage von Fall‐ studien teilten sie ihre Shitstorm-Skala nach Windstärken ein: Windstärke zwei herrscht demnach bei wiederholter Kritik von Einzelpersonen auf einer Plattform, auf die andere nur schwach reagieren. Bei Windstärke drei gibt es andauernde Kritik auch auf weiteren Kanälen. Bei Windstärke vier ist eine vernetzte Protestgruppe aktiv und erste Berichte in Printmedien erscheinen. Bei fünf herrscht Sturm: Der Protest entwickelt sich kanalübergreifend zu einer Kampagne mit stark emotionalen, pauschalen Anschuldigungen und immer mehr klassische Medien berichten. Sechs ist dann ein Orkan: Nun berichten alle Medien intensiv über einen ungebremsten Schneeball-Effekt mit aufgepeitschtem Publikum. 56 174 4 Journalisten erreichen <?page no="175"?> 57 Markus Pössel, Shitstorm vs. Meinungsfreiheit auf Sozialen Medien, 26. 9. 20, https: / / kur zelinks.de/ axhw - https: / / www.scilogs.spektrum.de/ relativ-einfach/ shitstorm-vs-mein ungsfreiheit-auf-sozialen-medien, Abruf am 12. 1. 21 58 Y-Kollektiv, #Infokrieg - Wie die neuen Rechten die Medien „hacken“, 28. 12. 19, https: / / kurzelinks.de/ ynnu - https: / / www.youtube.com/ watch? v=mPe4uS9xZYI, Abruf am 5. 4. 21 59 Andreas Beer, Peer Pasternack, Wissenschaft außerhalb der Komfortzone. Wissenschafts‐ bezogene Krisenkommunikation als Instrument der Qualitätssicherung, S. 5-24, die hoch‐ schule 1 / 2019, S. 15-18 60 Anna-Lena Scholz, „Wir wussten, dass Dieter Nuhr polarisiert“, Die Zeit, 13. 8. 20, S. 32 Die Anschaulichkeit der Shitstorm-Skala hilft einerseits bei der Einord‐ nung von Reaktionen. Sie kann aber dazu verleiten, schon bei Windstärke zwei bis drei von einem Shitstorm zu sprechen. Der Wissenschaftsjournalist Markus Pössel findet es denn auch besonders perfide „Kritik pauschal als ‚Shitstorm‘ abzuqualifizieren - mit dem bequemen Nebeneffekt, dass man so auch sachliche Kritik abwatschen kann, ohne dass man sich damit sachlich hätte auseinandersetzen müssen“. 57 Außerdem wirkt mancher Shitstorm größer als er ist: Nachdem der Film „#infokrieg - Wie die neuen Rechten die Medien ‚hacken‘“ 58 359 000 Mal aufgerufen wurde, gab es 8 400 Kommentare. Was nach viel aussieht, sind weniger als drei Prozent der Aufrufe. Außerdem ist darin schon jeder Einzelbeitrag von Vielschreibern mitgezählt, die den Diskurs dominierten. Was lässt sich nun im Fall eines Shitstorms tun? In einem Beitrag zur Krisenkommunikation raten die beiden Wissenschaftler Andreas Beer und Peer Pasternack: „Ist der skandalisierte Sachverhalt ein tatsächlicher Miss‐ stand, dann ist er auszuräumen“. Ist er „Ausdruck eines Normenkonflikts - etwa zwischen Tierschutz, der Tierquälerei verbietet, und Wirkungsprüfung einer Therapie, die auf anderem Wege nicht realisierbar ist -, dann sollte er nicht Gegenstand der Abwehr, sondern einer Diskussion sein.“ Schließlich seien Deutungskonflikte „nicht nur grundsätzlich positiv zu bewerten, son‐ dern wesentlicher Bestandteil der wissenschaftlichen Qualitätssicherung.“ 59 Um dabei die Qualität der Diskussion zu erhalten, kann man die Situation präzise, kurz und sachlich zusammenfassen, Verantwortung übernehmen und sich entschuldigen. Gut kommen auch angemessene Angebote der Wiedergutmachung an sowie Darlegungen, wie Fehler künftig vermieden werden sollen. Dazu entschloss sich schließlich auch die Deutsche For‐ schungsgemeinschaft und kündigte eine Aufstockung der Social-Media-Re‐ daktion an. 60 175 4.5 Krisen bewältigen - vom Troll zum Shitstorm <?page no="176"?> Entscheidend für den weiteren Verlauf ist dann, ob die angekündigten Mittel geeignet sind, denselben Fehler künftig zu vermeiden. Hat die Art der Kommunikation einen Shitstorm ausgelöst, wären Social-Media-Guidelines geeignet und ein Kommunikationskonzept, das Risiken berücksichtigt und Strategien fürs Community-Management enthält. Ist es für Ankündigungen noch zu früh, weil die Situation erst analysiert und Handlungsoptionen abgewogen werden müssen, kann defensiv informiert werden: ‚Ich habe die Beschwerden jetzt an die Fachbereichsleiterin Frau Oezdemir weiterge‐ geben‘, ‚Ich höre gerade von Frau Oezdemir, dass sich jetzt der Dekan der Sache angenommen hat‘. Dass überhaupt etwas passiert, sorgt meist schon für Beruhigung. Dabei hilft auch die persönliche Kommunikation mit verstimmten Usern. So kann es auf Twitter heißen: ‚280 Zeichen sind an dieser Stelle nicht genug - lass uns privat weitersprechen‘. Hilft alles nicht, leiten manche Unternehmen Diskussionen um. Sie richten eine Unterseite mit Kommentarfunktion ein, die sie für Suchmaschinen sperren: ‚Wir haben eine Seite eingerichtet, auf der wir alle Beschwerden zusammenfassen. Sind alle Argumente drauf ? Schaut bitte mal nach! ‘ Krisen die Kraft nehmen Krisenkommunikation ist spätestens dann gefordert, wenn klassische Me‐ dien über einen Shitstorm oder einen Skandal berichten. Ein Skandal entsteht, wenn drei Faktoren zusammenkommen: Es gibt eine moralische Verfehlung, die wird enthüllt und öffentliche Empörung entsteht. Je mehr moralische Verfehlungen dann noch hinzukommen, umso größer wird die Empörung. Der damalige Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg wendete in der Plagiatsaffäre zu seiner Doktorarbeit die Salami-Taktik an: Er gab immer nur so viel zu, wie ihm gerade nachgewie‐ sen worden war und wies alle weiteren Vorwürfe weit von sich. Damit provozierte er immer weitere Empörungsschleifen und Medienberichte. Den Skandal befeuerte er noch durch eklatante Kommunikationsfehler. Dazu gehören im Umgang mit Journalisten neben Lügen: 1. Vertuschen - „Die Vorwürfe sind abstrus“, verkündete Guttenberg herablassend nach den ersten Plagiatsvorwürfen 2. Schweigen - Die Pressesprecherin der Technischen Universität Braun‐ schweig, Elisabeth Hoffmann, erinnert sich „mit Grausen an die Feinst‐ 176 4 Journalisten erreichen <?page no="177"?> 61 o.A., In der Wissenschaft, Die Zeit, 22. 10. 20, S. 35 62 Reiner Korbmann, Forum Wissenschaftskommunikation: Zu kurz gesprungen - Wie funk‐ tioniert Politik wirklich? #fwk20, 12. 10. 20, https: / / kurzelinks.de/ pj24 - https: / / www.wis senschaftkommuniziert.wordpress.com/ 2020/ 10/ 12/ forum-wissenschaftskommunikati on-zu-kurz-gesprungen-wie-funktioniert-politik-wirklich-fwk20, Abruf am 12. 1. 21 63 Siggener Kreis, Siggener Impulse 2020 - Die Krise kommunizieren, a. a. O. 64 vgl. Viola Falkenberg, Wissenschaftler, S. 141-150, in: Viola Falkenberg, Interviews meistern, Frankfurt, 1999 65 Siggener Kreis, Siggener Impulse 2020 - Die Krise kommunizieren, a. a. O. 66 Andreas Beer, Peer Pasternack, Wissenschaft außerhalb der Komfortzone. Wissenschafts‐ bezogene Krisenkommunikation als Instrument der Qualitätssicherung, S. 5-24, die hoch‐ schule 1 / 2019, S. 17 aubdebatte“, als Lungenärzte Grenzwerte kritisierten. „Es hat Tage gedauert, bis sich die Wissenschaftler endlich dazu geäußert haben“. 61 3. Belästigen - Es darf „keine inhaltslose PR für die Wissenschaft geben“, fordert die Vorsitzende des Bundesverbandes Hochschulkommunika‐ tion, Julia Wand. 62 Im Papier „Krise kommunizieren“ heißt es: „Gute Wissenschaftskommunikation vermeidet eine ‚Vermüllung‘ der Kanäle. Sie vermeidet es, mit nicht oder kaum relevanten Inhalten auf Trends aufzuspringen.“ 63 4. Journalistenbashing - Karl-Theodor zu Guttenberg gab in seiner letzten Rede den Medien die Schuld an seinem Rücktritt. „Sie und ihre Kollegen sind schuld“, hörten Journalisten aus den Wissenschaften schon Jahrzehnte bevor auf Demonstrationen „Lügenpresse“ gebrüllt wurde. Auslösen konnte das schon eine telefonische Interviewanfrage zur ‚falschen‘ Tageszeit. 64 5. Pressefreiheit einschränken - Gute Wissenschaftskommunikation vermeidet einen exklusiven Zugang für einige wenige Medien, heißt es ebenfalls im Papier „Die Krise kommunizieren“. 65 Das klingt angesichts der im Grundgesetz garantierten Pressefreiheit selbstverständlich, hielt aber den Verteidigungsminister nicht von einer Pressekonferenz mit ausgewählten Journalisten ab, während ein paar Häuser weiter in der Bundespressekonferenz viele auf seine Stellungnahme warteten. Statt solche Todsünden im Umgang mit Journalistinnen zu begehen, können im Fall einer Krise Sichtweisen und Interpretationen begründet, Fehler eingestanden und geplante Abhilfen dargelegt werden. Dabei ist Krisen‐ kommunikation kein Instrument um „legitime Ansprüche der Gesellschaft abzuweisen oder die demokratische Kontrollfunktion der Medien propa‐ gandistisch auszuhebeln“. 66 Das Ziel von Krisenkommunikation ist, Unsi‐ 177 4.5 Krisen bewältigen - vom Troll zum Shitstorm <?page no="178"?> 67 Christian Salzborn, Phänomen Shitstorm Herausforderung für die Onlinekrisenkom‐ munikation von Unternehmen, Hohenheim, August 2015, S. 26, vgl. auch Bundesminis‐ terium des Inneren, Leitfaden Krisenkommunikation, 2014, unter https: / / kurzelinks.de/ yb5v - https: / / www.bmi.bund.de/ SharedDocs/ downloads/ DE/ publikationen/ themen/ b evoelkerungsschutz/ leitfaden-krisenkommunikation, Abruf am 12. 1. 21 68 Andreas Beer, Peer Pasternack, a. a. O. 69 Moritz Hermann, Die Brücke zum Licht am Ende des Tunnels, Die Zeit, 29. 4. 21, S. 61 70 Bastian Berbner, Vorbei, Die Zeit, S. 15-17, 8. 4. 21 cherheit zügig zu beenden, um der Krise so die Kraft zu nehmen. Denn „Krisen sind immer auch Kommunikationskrisen und lassen sich durch ent‐ sprechende Kommunikationsmaßnahmen beeinflussen sowie nach außen kommunikativ begleiten.“ 67 Souveräne wissenschaftliche Krisenkommuni‐ kation schützt dabei vor allem die Integrität von Wissenschaft und bietet so „die Möglichkeit, Ressourcen zu schonen und sie damit für wissenschaftliche Tätigkeiten zu sichern.“ 68 Das erfordert möglichst rasch klare Aussagen ohne wichtige Akteure zu übergehen. Ein Mittel sind klare Botschaften, eingebettet in eine glaubwürdige Geschichte. Die muss die Ausgangssitua‐ tion berücksichtigen, für die Zielgruppe nachvollziehbar sein und Erfolge in der Krisenbewältigung belegen. Mit anderen Worten: Auch für die Kommunikation während einer Krise braucht es ein Konzept (► Kap. 1.1 - Konzept erstellen). Einem Konzept folgte die Bundesregierung in der ersten Phase der Corona-Welle im Frühjahr 2020. Das entsprach der DIN-Norm 17 091, einem Leitfaden für die Krisenkommunikation. Aber ihre Mitteilungen machten es der Bevölkerung schwer, Informationen aufzunehmen, zeigte eine Untersuchung zu deren Verständlichkeit der Universität Hohenheim. 69 Für die erfolgreiche Krisenkommunikation empfiehlt auch die Pädagogin Piya Sorcar, Informationen so aufzubereiten, dass die Menschen sie verin‐ nerlichen. Sie forschte zu Misserfolgen von Aids-Kampagnen in Afrika - und entwickelte das erfolgreiche 20 Minuten Video „TeachAids“ zusammen mit Medizinerinnen, Computerlinguisten, Psychologinnen und Designern. Ihr zweiter Tipp: Möglichst wenig Widersprüche bei Maßnahmen sowie Streit darüber, „der dazu führt, dass die Menschen vor lauter Verwirrung nichts mehr mit dem Thema zu tun haben wollen“. 70 178 4 Journalisten erreichen <?page no="179"?> Checkliste - Krisen bewältigen 1. Trollen und Falschaussagen systematisch mit Informationen begeg‐ nen 2. Qualität der Diskussion erhalten durch ethisches Verhalten, Ar‐ gumente, Grenzziehung, konstruktive Kommentare und Unterstüt‐ zung Angegriffener 3. Hass-Posts an Plattformanbieter melden oder bei „Hass melden“ (w ww.hassmelden.de), Gesetzesverstöße anzeigen 4. Bei Krisen: Unsicherheit zügig beenden 5. Todsünden im Umgang mit Journalisten meiden: vertuschen, schweigen, belästigen, Journalistenbashing, Pressefreiheit ein‐ schränken 179 4.5 Krisen bewältigen - vom Troll zum Shitstorm <?page no="180"?> 1 Bundesforschungsministerium, Grundsatzpapier zur Wissenschaftskommunikation, No‐ vember 2019, https: / / kurzelinks.de/ uvoz - https: / / www.bmbf.de/ upload_filestore/ pub/ Grundsatzpapier_zur_Wissenschaftskommunikation.pdf Bundestagsantrag von CDU / CSU / SPD, Wissenschaftskommunikation stärken - Struk‐ turen sichern, neue Möglichkeiten schaffen, 17. 12. 19, https: / / kurzelinks.de/ 3p9v - https : / / www.dip21.bundestag.de/ dip21/ btd/ 19/ 160/ 1916044.pdf Bundestagsantrag von Bündnis 90 / Die Grünen, Wissenschaft im Dialog mit Gesell‐ schaft - Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsjournalismus umfassend stär‐ ken, 16. 6. 20: https: / / kurzelinks.de/ nssr - https: / / www.dip21.bundestag.de/ dip21/ btd/ 1 9/ 200/ 1920041.pdf, Abruf am 9. 4. 21 2 wissenschaftskommunikation.de, Bundesministerium für Bildung und Forschung, o. D., https: / / kurzelinks.de/ ilts - https: / / www.wissenschaftskommunikation.de/ sponsor/ foe rderer-bundesministerium-fuer-bildung-und-forschung, Abruf am 13. 4. 21 5 Wissenschaftskommunikation trainieren 5.1 Förderung finden Fond und Forschungsgemeinschaft - Stiftung finden - Crowdfunding einsetzen Auch mit ausreichend Wissen und Können erfordert Wissenschaftskom‐ munikation Personal- und Sachmittel. Denn aus dem Nichts heraus lässt auch die sich nicht zusätzlich realisieren. Reichen die vorhandenen Projekt- oder Eigenmittel nicht aus, muss daher noch Aufwand in deren Finanzie‐ rung gesteckt werden. Das soll künftig erleichtert werden, geht aus einem Grundsatzpapier des Bundesforschungsministeriums sowie Anträgen von CDU / CSU / SPD und der Grünen hervor. 1 Darin wird nicht nur gefordert, Wissenschaftskommunikation zum Teil der Ausbildung zu machen, sondern auch in Forschungsprogrammen mit auszuschreiben und Konzepte dafür zu entwickeln. Aktuell fördert das Bundesforschungsministerium Pilotprojekte und dia‐ logfördernde Formate, wie Labs und Reallabore, Festivals und Mitmach-Ak‐ tionen, Lernmaterialien und Serious Games. 2 In der Schweiz unterstützt der Nationalfond dialogfördernde Projekte, in Österreich der Wissenschaftsfond die originelle und innovative Kommunikation derjenigen, die ein vom Fond unterstütztes Projekt leiten oder geleitet haben. <?page no="181"?> 3 Annette Schmidtmann nach: Anne Weißschädel, DFG - „Wir müssen Wissenschaftskom‐ munikation auch finanzieren“, 7. 5. 18, https: / / kurzelinks.de/ zr8d - https: / / www.wissens chaftskommunikation.de/ wir-muessen-wissenschaftskommunikation-auch-finanziere n-15309, Abruf am 10. 2. 21 4 vgl. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Emmy Noether-Programm, https: / / kurzelinks.d e/ jvvv - https: / / www.dfg.de/ foerderung/ programme/ einzelfoerderung/ emmy_noether , 23. 9. 20, und Heisenberg-Programm, 25. 5. 20, https: / / kurzelinks.de/ d0jc - https: / / www .dfg.de/ foerderung/ programme/ einzelfoerderung/ heisenberg, Abruf am 10. 2. 21 5 Doreen Borsutzki, Viola Diem, Was tun Stiftungen? , Die Zeit, 23. 12. 20, S. 22 Bei allen Projekten, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert, können Mittel für die Wissenschaftskommunikation beantragt werden. Das gilt auch für Forschungszentren und - als Projekt- oder Verwal‐ tungsmittel - für Sonderforschungsbereiche. Im Rahmen der „Exzellenzini‐ tiative ist es sogar Pflicht, Überlegungen zur Wissenschaftskommunikation zu integrieren“. 3 Mittel zur Weiterbildung in Wissenschaftskommunikation bietet die DFG Postdocs, befristet beschäftigten Juniorprofessoren und angehenden Professorinnen, die über das Emmy-Noether- oder das Heisen‐ berg-Programm gefördert werden. 4 Aufwendig kann es sein, Geld für Kommunikationsprojekte bei Stiftun‐ gen zu akquirieren. Schon ein erster Überblick ist - bei über 23 000 Stiftun‐ gen in Deutschland, 17 000 in der Schweiz und 3 000 in Österreich - schwer. Obwohl über 24 Prozent der Stiftungen in Deutschland Wissenschaft als einen Stiftungszweck angeben und knapp 35 Prozent Bildung 5 , finanzieren die meisten nur, was außerdem zum Stiftungsschwerpunkt passt. Wer über „Stiftungssuche“ (www.stiftungssuche.de) über 12 000 Stiftungsport‐ räts durchsucht, erfährt lediglich, dass die „Stiftung Tinnitus und Hören“ (w ww.stiftung-tinnitus-und-hoeren-charite.org) auch Wissenschaftskommu‐ nikation fördert. Dabei fördert die „Hertie-Stiftung“ Hirnforschung und Demokratiestärkung ebenso wie das „Portal Gehirn“ (www.gehirn.info) und das Lernlabor „Anne Frank“. Die Claussen-Simon-Stiftung fördert sogar die hochschulübergreifende Professionalisierung von Nachwuchswis‐ senschaftlerinnen und -wissenschaftlern in Wissenschaftskommunikation. Aber das nur in Hamburg über die „Hamburg Research Academy“. Kompe‐ tenzen in der Wissenschaftskommunikation fördert auch die „Alexander von Humboldt-Stiftung“ - allerdings nur für ihre Stipendiaten. Die bessere Verständlichkeit von Wissenschaften und Kooperation von Wissenschaft und Gesellschaft gehören zu den Schwerpunkten des „Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft“. Unter „Deutsche Stiftungszentrum“ (www.deutsch 181 5.1 Förderung finden <?page no="182"?> 6 Volkswagenstiftung, Wissenschaftskommunikation hoch drei - Zentren für Wissen‐ schaftskommunikationsforschung, o. D., https: / / kurzelinks.de/ 6iy6 - https: / / www.volk swagenstiftung.de/ unsere-foerderung/ unser-foerderangebot-im-ueberblick/ wissensch aftskommunikation-hoch-drei-zentren-fuer-wissenschaftskommunikationsforschung, Abruf am 10. 2. 21 7 Bundesministerium für Bildung und Forschung, Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft, o. D., https: / / kurzelinks.de/ w6sm - https: / / www.horizont2020.de/ einstieg -wg.htm, Abruf am 9. 4. 21 es-stiftungszentrum.de) sind die 670 Stiftungen verlinkt, deren Treuhänder der Verband ist. Breit angelegt ist das Programm „Wissenschaftskommunikation und Wissenstransfer“ der VolkswagenStiftung, über das die Erprobung neuer Formen von Wissenschaftskommunikation gefördert wird. Diese Stiftung will außerdem Initiativen stärken, die Öffentlichkeit und Wissenschaft durch Wissenstransfer in beide Richtungen näher bringt. Gefördert wird außerdem Wissenschaftskommunikation derjenigen, die promoviert haben und sich interdisziplinär in Gesellschafts- und Technikwissenschaften mit gesellschaftlichen Folgen künstlicher Intelligenz beschäftigen. Die Erfor‐ schung von Wissenschaftskommunikation mit nicht-wissenschaftlichen Zielgruppen fördert diese Stiftung zudem bis 2028 mit sechs Millionen Euro über das Programm „Wissenschaftskommunikation hoch drei“. 6 Um die Forschung zur Wissenschaftskommunikation geht es auch im Programm „Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft“ der Europäischen Union. 7 Die Robert Bosch Stiftung fördert Projekte, die innovativ, nachhaltig und übertragbar sind, sofern sie aus den Bereichen Wissenschaft oder Bil‐ dung kommen, aus Gesundheit, Bürgergesellschaft oder internationaler Ver‐ ständigung. Wenn Projekte Lösungen für die Zukunft entwickeln, können also auch innovative Formate der externen Wissenschaftskommunikation gefördert werden, die Wissenschaft, Bildung und Bürgergesellschaft kom‐ binieren. Spezialisierter ist beispielsweise die „Klaus Tschira Stiftung“. Die fördert lediglich neue Vermittlungsformen naturwissenschaftlicher Inhalte, die nicht im Regelverfahren der DFG gefördert werden. Eine interaktive Ausstellung zum Thema Wahrnehmung förderte die „Schering Stiftung“ auf Initiative der „Neurowissenschaftlichen Gesellschaft“. Denn sie finanziert Anträge an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst, die sich auf eine aktuelle Ausschreibung der Stiftung beziehen. Projektförderung für Filme, Fotos, Illustrationen, Design und Pub‐ likationen können Mitglieder der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst 182 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="183"?> 8 Verwertungsgesellschaft Wort, Förderungsfond Wissenschaft, https: / / kurzelinks.de/ 4zk 3 - https: / / www.vgwort.de/ die-vg-wort/ sozialeinrichtungen/ foerderungsfonds, Abruf am 10. 2. 21 9 Interview mit Daniel Blaseg, Crowdfunding als Innovationstreiber, Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven, 12'20, S. 16 10 Lydia Möcklinghoff, in: Birk Grüling, Wissenschaftler im Netz - Erfolgreiches Selbstmar‐ keting in der Wissenschaft, Juli 2014, https: / / kurzelinks.de/ 2z8b - https: / / www.academ ics.de/ ratgeber/ selbstmarketing-wissenschaft, Abruf am 10. 2. 21 (► Kap. 1.4 - Rechte einholen und sichern) über deren „Stiftung Kultur‐ werk“ beantragen. Die Wege über Stiftungen, die DFG und Bundesministerium waren der Wissenschaftskommunikatorin Isabell Harder versperrt, als die das Kinder‐ buch „Finja forscht“ über aktuelle Bremer Forschung veröffentlichen wollte. Dafür kam auch eine Förderung durch die Verwertungsgesellschaft Wort nicht in Frage. Denn die gibt es nur für herausragende wissenschaftliche Werke, die ohne finanzielle Hilfe aufgrund hoher Spezialisierung und geringer Auflage sonst nicht erscheinen können 8 . Harder erreichte ihr Ziel, indem sie ihre Idee beim Wettbewerb „Ideen für Bremen“ einreichte. Darüber kam sie zum Crowdfundingportal „Schotterweg“ und so zur Crowd‐ funding-Plattform „startnext“ (https: / / startnext.com). Dort unterstützten sie schließlich 138 Menschen mit 17 700 Euro. Der Weg übers Crowdfunding ist allerdings steiniger, als oft vermutet. Zum einen wird „mehr als die Hälfte der Crowdfunding-Kampagnen nicht finanziert“ 9 , stellte Betriebswirt Daniel Blaseg in einer empirischen Arbeit fest. Zum anderen stellte eine Sprachwissenschaftlerin fest, die über „Sciencestarter“ auf „startnext“ eine Forschungsreise finanzierte, dass sie für die Unterstützung erst einmal Öffentlichkeitsarbeit machen musste: Sie verteilte Flyer auf Science Slams, warb in sozialen Netzwerken und sprach mit Redaktionen. 10 5.2 Wettbewerbe nutzen Ausschreibungen für Medienformate, Fachrichtungen, Regionen Um Geld geht es manchmal auch bei Wettbewerben. Häufiger aber darum, über eine Auszeichnung einem breiteren Publikum Inhalte bekannt zu machen. Bei 30 Ausschreibungen, bei denen man sich selbst bewerben kann, gibt es mal Urkunden oder künstlerische Unikate, mal bis zu 50 000 Euro für 183 5.2 Wettbewerbe nutzen <?page no="184"?> langjährige Kommunikationsleistung. Die - mitunter jährlich angepassten - Auswahlkriterien sowie Fachrichtungen der Preisträgerinnen und -träger zeigen, aus wie vielen Bereichen Menschen aus den Wissenschaften in die Öffentlichkeit gehen. 25 weitere Wettbewerber für Wissenschaftsjournalis‐ mus stehen beim Deutschen Fachjournalistenverband (www.dfjv.de/ journa listenpreise) sowie 16 unter „Wissenschaft und Technik“ bei „newsroom“ (w ww.newsroom.de/ journalistenpreise). Eine größere Auswahl gibt es bei internationalen Wettbewerben. Allein in Großbritannien gibt es unter anderem: den „Royal Society Prize for Science Books“, den „Michael Faraday Prize“ für vorbildliche Wissenschaftsvermitt‐ lung an Laien, den „Max Perutz Science Writing Award“ vom Medical Research Council und den „Welcome Trust Science Writing Prize“ der Zeitungen Guardian und Observer. Für den englischsprachigen Raum gibt es unter anderem den: ■ Carl Sagan Award for the Public Understanding of Sciences ■ IEEE-USA Award for Distinguished Contributions Futhering Public Unterstanding of the Profession ■ National Award of Scientific Writing ■ Pulitzer Preis für General Non Fiction ■ Science Communication vom American Institute of Physics Achtzehn Wettbewerbe für Medienformate: von Blogs über Podcasts bis Texte Blogs ■ „Wissenschaftsblog des Jahres“ vom Blog Wissenschaft kommuniziert (https: / / wissenschaftkommuniziert.wordpress.com) Kriterien: Konzept, fundierte Inhalte, aktuell und ansprechend aufbe‐ reitet, Thema nicht nur für Spezialisten interessant Preis: Auszeichnung Preisträger 2020 □ Gold: Archäologin Geesche Wilts für www.miss-jones.de □ Silber: Zukunftsblog der ETH Zürich, https: / / kurzelinks.de/ nw00 - https: / / www.ethz.ch/ de/ news-und-veranstaltungen/ zukunftsblog □ Bronze: Nachrichtenportal www.wissenschaft-aktuell.de 184 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="185"?> □ Sonderpreis der Redaktion: Digital Society Blog - Wissen für unsere vernetzte Welt des Alexander von Humboldt-Instituts für Internet und Gesellschaft, www.hiig.de/ en/ corona-culture □ Corona-Blog des Jahres: „Corona-Krisenmanagement“ des Fraun‐ hofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation Stuttgart, h ttps: / / kurzelinks.de/ gvnc - https: / / www.blog.iao.fraunhofer.de/ tag / coronavirus □ Blogteufelchen der Wissenschaftskritik: Gwup / Die Skeptiker, http s: / / blog.gwup.net ■ „Grimme Online Award“ (www.grimme-online-award.de) Preisträger 2020 für kontinuierliche Teamleistung □ Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin für w ww.nsu-watch.info Bücher (► Kap. 2.5 - Buch veröffentlichen) ■ „Bruno-Kreisky-Preis“ vom Renner-Institut der politischen Akademie der Sozialdemokratischen Partei Österreich (www.renner-institut.at/ br uno-kreisky-preis) Kriterium: politisches Buch Preis: 7 000 Euro, Sonderpreis „Arbeitswelten - Bildungswelten“ 3 000 Euro, Anerkennungspreis 2 500 Euro Preisträger 2020 Hauptpreis: Publizist Roger de Weck für „Die Kraft der Demokratie. Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre“ □ Sonderpreis Arbeitswelten-Bildungswelten: Melisa Erkurt für „Ge‐ neration haram. Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben“ □ Anerkennungspreis: Soziologe Gerald Knaus für „Welche Grenzen brauchen wir? Zwischen Empathie und Angst - Flucht, Migration und die Zukunft von Asyl“ □ Publizistisches Gesamtwerk: Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak und Osteuropaexperte Paul Lendvai ■ „Das politische Buch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung (www.fes.de/ preis-d as-politische-buch) Kriterien: Herausragende Neuerscheinung, die sich kritisch mit aktuel‐ len gesellschaftspolitischen Fragen auseinandersetzt und einem breiten Publikum zugänglich macht Preis: 10 000 Euro 185 5.2 Wettbewerbe nutzen <?page no="186"?> Preisträger 2020 □ Soziologe Matthias Quent für „Deutschland rechts außen: Wie die Rechten nach der Macht greifen und wie wir sie stoppen können“ ■ „René-König-Lehrbuchpreis“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (https: / / kurzelinks.de/ 91lp - https: / / www.soziologie.de/ dgs/ preise/ ren e-koenig-lehrbuchpreis) Kriterien: bestes soziologisches Lehrbuch Preis: 500 Euro Preisträger 2020 □ Lars Frers, Lars Meier und Silke Steets für „Theoretische Positionen der Stadtsoziologie“ Fotos und Filme Übersicht über allgemeine Fotowettbewerbe: ► Kap. 1.5 - Material besorgen ■ „Fast Forward Science“ von Wissenschaft im Dialog und Stifterverband (www.fastforwardscience.de) Kriterien: außergewöhnliche Webvideos zu aktuellen Forschungsthe‐ men, die verständlich, unterhaltsam und wissenschaftlich fundiert sind Preis: 20 000 Euro Preisträger 2020 in der Kategorie □ Scitainment: Medizinerin Marlene Heckl für „Bester Co‐ rona-Schutz - Seife oder Desinfektion? “ □ Substanz: Ehemaliger Bänker Johannes v. Streit für „26 Prozent weniger Rente für Frauen: Die (späte) Rache vom Gender Pay Gap“ □ Super Fast: Molekularbiologe Tobias Brügmann für „Ansteckend: Borkenkäfer schädigen den Wald“ □ Super Fast Sonderpreis für Freischaffende: Neurowissenschaftlerin Stina Börchers für „Achtung - Höchst Ansteckend! Falschinforma‐ tionen während der Infodemie“ □ Vision: Physiker und Sozialwissenschaftler Jacob Beautemps für „Können wir uns an den Klimawandel anpassen? “ □ Young Scientist Award: Medizinerin Magda Marecková für „Starke Perioden, stechender Schmerz und niemand, der dir zuhört? Könn‐ test du Endometriose haben? “ ■ „Foresight Filmfestival - science meets vision“ von science2public - Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation (www.foresight-festiva l.com) 186 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="187"?> Kriterien: 0,5 bis 5 Minuten originelle und sachlich ausgewogene Dar‐ stellung einer wissenschaftlich korrekten Zukunftsvision mit künstler‐ ischem Anspruch zum jährlich wechselnden Thema von Studierenden Preise: 1. Platz 2 000 Euro, 2. und 3. Platz 1 000 Euro, Publikumspreis vier Wochen Artists-in-Residence-Aufenthalt auf der Insel Pellworm Preisträger 2021 in der Kategorie □ Regisseur Olivier Bonenfant aus Australien für „Subscription-Ba‐ sed“ □ Filmemacher Alexandre Laugier aus Frankreich für „Futur“ □ Filmemacherin Lilith Kugler aus Deutschland für „Selfish“ □ Publikumspreis: Insa Meyer, Céline Ahlbrecht und Alina Saltheim von der Fachhochschule Dortmund für „Just in Case“ ■ „Grimme Online Award Spezial“ vom Grimme-Institut (www.grimme-o nline-award.de) Preisträger 2020 in der Kategorie Ideen und Umsetzung: □ Informatiker Rezo für das Video „Die Zerstörung der CDU“ ■ „Royal Society Publishing Photography Competition“ der Wissen‐ schaftsakademie Royal Society London zur Verbesserung des Naturwis‐ sens (https: / / kurzelinks.de/ 5nj7 - https: / / www.royalsociety.org/ journa ls/ publishing-activities/ photo-competition) Kriterien: Fotos aus Astronomie, Geowissenschaften, Klimatologie, Makroaufnahmen, Umweltwissenschaften oder Verhalten von Men‐ schen, die in den Wissenschaften arbeiten Preis: Auszeichnung Preisträger 2019 (2020 nicht ausgeschrieben) □ Physiker Aleks Labuda für eine Makroaufnahme von Quanten‐ tröpfchen ■ „Science & Media Award“ vom Silbersalz-Festival (www.silbersalz-fest ival.com) Kriterien: Erzählweise, Kreativität, Handwerk, wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz und Wirkung in Natur- und Sozialwissen‐ schaften, Medizin, Mathematik und Technologie Preis: Trophäe, Teilnahmeurkunde, Vorstellung des Films auf dem Festival Preisträger 2020 in der Kategorie □ Bester internationaler Dokumentarfilm: Immunologe Jim Allison aus den USA für „Breakthrough“ 187 5.2 Wettbewerbe nutzen <?page no="188"?> □ Bester europäischer Dokumentarfilm: Regisseure Birgit Tanner, Carsten Gutschmidt aus Deutschland für „Riddle of the Bones: Gender Revolution“ □ Beste internationale Faktenserie und Homeland Earth Audience Award: Regisseur Jens Monath aus Deutschland für „Anthropocene. The Rise of Humans“ □ Inspirierender Veränderungs- und Junges Publikum Preis: Filme‐ macherin und Umweltjournalistin Pippa Ehrlich und James Reed aus Südafrika für „My Octopus Teacher“ □ Auszeichnung: Produzent James Byrne aus den USA für „Our Gorongosa“ □ Immersive Science: Künstlerin Eliza McNitt aus den USA für „Sphe‐ res“ ■ „SNF-Wettbewerb“ für wissenschaftliche Bilder und Kurzvideos des Schweizerischen Nationalfonds (https: / / kurzelinks.de/ ra4f - https: / / www.snf.ch/ de/ foerderung/ wissenschaftskommunikation/ bilder-wett bewerb) Kriterien: Wissen vermitteln und illustrieren, ästhetische Qualität und Kraft, Erstaunen auslösen, menschliche Geschichten erzählen oder neue Welten entdecken, von Forschenden an einer Schweizer Hochschule oder Forschungseinrichtung Preis: 2 000 Schweizer Franken Preisträger 2020 in der Kategorie □ Forschungsobjekt: Tiermedizinerin Paulin Wendler für „Fussballen eines Asiatischen Elefanten“ □ Männer und Frauen der Wissenschaft: Biologe Kaan Mika für „Fischerin im Labor“ □ Orte und Werkzeuge der Forschung: Dozentin am Ethnologischen Seminar Luzern Anika König für „Zimmer einer Leihmutter in Kiew“ □ Video-Loop: Biomedizintechniker Peter von Niederhäusern für „Transparenz in der Wissenschaft“ Kommunikationsleistung ■ „BdKom-Award“ vom Bundesverband der Kommunikatoren, ehemals: Bundesverband deutscher Pressesprecher (www.bdkom.de) 188 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="189"?> Kriterien: Innovation und Kreativität, Strategie, Durchführung sowie Ergebnis und Effizienz der kommunikativen Leistungen einer öffentli‐ chen Institution / Organisation, eines Unternehmens oder Verbandes Preis: Präsentation beim Kommunikationskongress Preisträger 2020 in der Kategorie □ Krisenkommunikation: Berliner Verkehrsbetriebe für „Gemeinsam gegen Corona - die Krisenkommunikation der BVG“ □ Team des Jahres: Alfred-Wegener-Institut als „Die nördlichste Kom‐ munikationsabteilung der Welt“ □ Low Budget: St. Augustinus Gruppe für „Näht es bunt für Nase und Mund! “ □ Digitale Kommunikation: Klinikum Dortmund für „Corporate Co‐ rona Erklärer“ □ Ehrenpreis: Virologe Christian Drosten für seine herausragende Kommunikationsleistung während der Covid19-Pandemie ■ „Communicator-Preis“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (https: / / kurzeli nks.de/ 7pnc - https: / / www.dfg.de/ gefoerderte_projekte/ wissenschaftli che_preise/ communicator-preis) Kriterien: Breite, Vielfalt, Originalität und Nachhaltigkeit der Kommu‐ nikationsleistung, Bewerber müssen schon länger in der Wissenschafts‐ kommunikation aktiv sein Preis: 50 000 Euro Preisträger 2020 □ Robert Arlinghaus, Experte für Integratives Fischereimanagement □ Sonderpreis für herausragende Kommunikation in der Co‐ vid-19-Pandemie: Virologe Christian Drosten von der Charité Uni‐ versitätsmedizin Berlin ■ „Preis für Hochschulkommunikation“ der Hochschulrektorenkonfe‐ renz der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der Robert Bosch Stiftung (www.hrk.de) Preis: 25 000 Euro Kriterien: an übergreifenden Zielen der Hochschule ausgerichtete Kon‐ zepte und Maßnahmen, die die Heterogenität der Zielgruppen spiegeln und als Grundlage für externe Kommunikation erkennbar sind Preisträger 2019 zum Thema „Intern kommunizieren - nach außen wirken“ (2020 nicht ausgeschrieben) 189 5.2 Wettbewerbe nutzen <?page no="190"?> □ Frankfurt University of Applied Sciences für ihr Konzept zur Verzahnung von in- und externer Kommunikation □ Technische Universität Chemnitz für das Konzept der „TUC-Fami‐ lie“ □ Besonderes Lob: Folkwang Universität der Künste für die Aus‐ einandersetzung der Hochschulmitglieder mit der Identität der Hochschule Multimedia-Reportage ■ „Grimme Online Award Wissen und Bildung“ vom Grimme-Institut (www.grimme-online-award.de) Preisträger 2020 in der Kategorie □ Autorenschaft: stern.de für „Die Spende“ □ Konzeption, Redaktion und Gestaltung: Zentrum für Antisemitis‐ musforschung der Technischen Universität Berlin für „Eigensinn im Bruderland“ □ Idee, Kuration und Gestaltung: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma für „romArchive“ □ Formatentwicklung, Moderation, Redaktion und Produktion: West‐ deutscher Rundfunk für „karakayatalk“ Online-Kommunikation ■ „Deutscher Preis für Onlinekommunikation“ vom Magazin Pressespre‐ cher und der Quadriga Hochschule Berlin (www.onlinekommunikati‐ onspreis.de) Kriterien: Auftraggeber und Agenturen können sich nach Zahlung einer Teilnahmegebühr für 53 Kategorien bewerben Preis: Berichterstattung im Internet und im Magazin Pressesprecher Preisträger 2020 in der Kategorie □ Experiential Marketing: Sea-Watch für „Lifeboat - Das Experiment“ □ Storytelling: NDR Elbphilharmonie Orchester für „For Seasons - komponiert durch Klimadaten“ □ NGO-Kampagne: Save the Children Deutschland für „#Schalfuers‐ Leben für syrische Kinder“ □ Wissenschaft, Bildung & Kultur: Der Verein „Diskutier Mit Mir“ für „Die Mauern der Meinung“ 190 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="191"?> Podcast ■ „Deutscher Podcastpreis“ von dreizehn Akteuren der Audiobranche (www.deutscher-podcastpreis.de) Preis: Trophäe Preisträger 2020 in der Kategorie □ Interviewer: Journalistin Eva Schulz vom NDR für „Deutschland 3 000“ □ Journalistische Leistung: Journalisten Sabine Rückert und Andreas Sentker für „Zeit Verbrechen“ □ Produktion: Spotify für „Talk-o-mat“ □ Publikumspreis: Comedian Felix Lobrecht und Comedy-Autor Tommi Schmitt für „Gemischtes Hack“ □ Skript: Hip-Hop-Moderatorin Visa Vie für „Das allerletzte Inter‐ view“ □ Talkteam und Newcomer: Moderatorin Charlotte Roche und Martin Keß-Roche für „Paardiologie“ ■ „Grimme Online Award“ vom Grimme-Institut (www.grimme-on‐ line-award.de) Preis: Award Preisträger 2020 für Entwicklung, Redaktion, Moderation und Wissen‐ schaftsvermittlung sowie Publikumspreis □ Virologe Christian Drosten für „Coronavirus-Update“ des Nord‐ deutschen Rundfunks ■ „Podcastaward“ vom Portal „Podcasts Connect“ von Apple mit 20 Ka‐ tegorien von „Arts“ bis „This Week in Tech Technology“ (www.podcas‐ tawards.com) Preis: Podcastaward Preisträger 2020 in der Kategorie □ Technik: Podcaster Dave Jackson und Softwarentwickler Jim Col‐ lison für „School of Podcasting“ □ Wissenschaft und Medizin: die Biologinnen Kira Dineen, Laura Markham, Sophia Saladini und Corinne Merlino für „DNA Today: A Genetics Podcast“ Pressemitteilung ■ „IDW-Preis für Wissenschaftskommunikation“ vom Informations‐ dienst Wissenschaft (www.idw-online.de) 191 5.2 Wettbewerbe nutzen <?page no="192"?> Kriterien: handwerkliche Professionalität, überragender Nachrichten‐ wert, wissenschaftliche Relevanz einer Pressemitteilung Preise: 500 bis 2 000 Euro Preisträger 2019 (2020 nicht ausgeschrieben) □ Eberhard-Karls-Universität Tübingen für „Neuer Vorfahr des Men‐ schen in Europa entdeckt“ □ Charité Berlin für „Warum ein Comic Patienten besser auf eine OP vorbereitet“ □ Alfred-Wegener-Institut für „Transpolardrift geschwächt - Meereis schmilzt bereits in seiner Kinderstube“ Text ■ „Klartext - Preis für Wissenschaftskommunikation“ der Klaus Tschira Stiftung (www.klartext-preis.de) Kriterien: eine Promotion aus den beiden vorherigen Jahren wird spannend und allgemein verständlich erklärt Preis: 5 000 Euro pro Fachgebiet, Veröffentlichung in der Beilage „Klar‐ text“ der Wochenzeitung „Die Zeit“ Preisträger 2020 in der Kategorie □ Biologie: Erika Tsingos für „Der Vorteil des Fischauges“ □ Chemie: Michaela Prothiwa für „Wie Bakterien überlistet werden“ □ Geowissenschaften: Jan Hartmann für „Trügerische Stille“ □ Informatik: Benjamin Leiding für „Neue Ökonomie durch KI“ □ Mathematik: Sebastian Goderbauer für „Wie Mathe für faire Wah‐ len sorgt“ □ Physik: Anna-Christina Eilers für „Vergangenheit und Zukunft des Universums“ □ Sonderpreis: Virologe Christian Drosten Neun Wettbewerbe von Dresden bis Potsdam Deutschland - Hochschulwettbewerb zum Wissenschaftsjahr ■ „Hochschulwettbewerb“ von Wissenschaft im Dialog (www.hochschul‐ wettbewerb.net) Kriterien: Ideen und Konzepte zur Vermittlung von Forschungsprojek‐ ten zum Thema des Wissenschaftsjahres von Studierenden, jungen Forscherinnen und Forschern 192 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="193"?> Preis: 10 000 Euro für die 15 besten Vorschläge, Teilnahme am Workshop Wissenschaftskommunikation Preisträger 2020 zum Wissenschaftsjahr „Bioökonomie“ □ Apps: Hochschule Düsseldorf für „Green Karma App“ und Hoch‐ schule für angewandte Wissenschaften Hamburg für „Grow - Die Home Gardening App“ □ Barcamp: Fachhochschule Südwestfalen für „Nachhaltiges Ernäh‐ rungssystem für Köln / Bonn“ □ Comic: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg für „Die Abenteuer von Alex und Bioman (eine Comicgeschichte zur Bioökonomie)“ □ Experimentiertage: Universität Kassel für „CoLab - Das Commu‐ nity Labor“ □ Festival: Universität Hohenheim für „First Bioeconomy Festival“ □ Labor: Protohaus Makerspace gGmbH für „Mushroom - Kreislauf‐ wirtschaft mit Pilzen“ □ Podcast: RWTH Aachen für „Krautnah - Der Pflanzenfor‐ schungs-Podcast für Jedermensch“ □ Schaukasten: Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung für „Integrierte Aquakultur im interaktiven Diorama“ □ Schülergruppen: Hochschule Mittweida für „Arche-Naturprojekt“ □ Schulmaterial: Universität Osnabrück für „Akzeptanz neuartiger Lebensmittel - Insekten und in-vitro-Fleisch“ □ Spiel: Bayreuth für „Time in running. Save your world exit game“ □ Videokanal: RWTH Aachen für „Keep in the Ground! Aber was dann? “ □ Workshops: RWTH Aachen für „Bioökonomie in der Textil- und Modebranche“ und Technische Hochschule Nürnberg für „Bioöko‐ nomie in Schülerzeitungen“ Deutschland - Max-Planck-Institute ■ „Science Communication-Medaille“ der Göttinger Max-Planck-Institute für biophysikalische Chemie, Dynamik und Selbstorganisation, experi‐ mentelle Medien und Erforschung multireligöser und -ethischer Gesell‐ schaften (www.mpibpc.mpg.de) Kriterien: Ergebnisse allgemeinverständlich, mitreißend und originell mit Breitenwirkung vermittelt sowie Qualität der Forschung Preis: Medaille Preisträger 2019 193 5.2 Wettbewerbe nutzen <?page no="194"?> □ Verhaltensbiologe Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie Konstanz Dresden - Helmholtz-Zentrum ■ HZDR-Wissenschaftskommunikationspreis vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (www.hzdr.de) Kriterien: Erfolgreiche Vermittlung von Forschungsthemen der Insti‐ tute des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf Preis: 5 000 Euro Preisträger 2019 □ Frank Stefani, André Giesecke, Tom Weier für die öffentlichkeits‐ wirksame Darstellung ihrer Ergebnisse zum Synchronisierungsmo‐ dell des Sonnendynamos Europa - ERC-Stipendiaten ■ „Public Engagement with Research Award“ vom Europäischen For‐ schungsrat (https: / / kurzelinks.de/ q4x4 - https: / / www.erc.europa.eu/ m anaging-your-project/ public-engagement-research-award) Kriterien: ERC-Stipendiaten, die die Öffentlichkeit durch Online-Kom‐ munikation, Presse- oder Öffentlichkeitsarbeit herausragend in ihr Forschungsprojekt eingebunden haben Preis: Teilnahme am EuroScience Open Forum, Verbreitung des Projekts Preisträger 2020 in der Kategorie □ Online und Social Media: Geografin Anna Davies vom Trinity College Dublin, Irland für „Sharecity“ □ Öffentlichkeitsarbeit: Physiker Konstantinos Nikolopoulos von der Universität von Birmingham für künstlerische studentische Workshops zur Teilchenphysik □ Presse- und Medienarbeit: Ozeanograf und Klimawissenschaftler Erik van Sebille von der Universität Utrecht für Pressearbeit zu Plastik in Ozeanen Koblenz-Landau - Fachbereich Psychologie ■ „Transferpreis Wissenschaft und Gesellschaft“ des Fachbereichs Psychologie der Universität Koblenz-Landau (www.uni-koblenz-landau .de) Kriterien: gesellschaftliche Relevanz, Strahlkraft, Aktualität und Nach‐ haltigkeit, Tätigkeit im Fachbereich 194 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="195"?> Preis: 500 EUR Preisträgerinnen 2019 □ Karen Hamann für die Gründung und Aktivitäten des „Wandel‐ werks Umweltpsychologie“ □ Nadine Knab für ihr Engagement im „Fachnetzwerk Flucht und Integration“ □ Katja Pook für das Projekt „Resilienz, Konflikt, Führung und Co“ □ Selma Rudert für ihre Arbeit im Redaktionsteam des Wissenschaftsportals „Forschen Erleben“ Münster - Westfälische Wilhelms-Universität ■ „wissen.kommuniziert“ der Universitätsgesellschaft Münster (www.un i-muenster.de) Kriterien: öffentliche Vermittlung komplexer wissenschaftlicher Inhalte durch Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Müns‐ ter, vielfältig, originell und nachhaltig, Stellungnahme eines Fachgutachters Preis: 10 000 Euro Preisträger 2019 (wird alle zwei Jahre ausgeschrieben) □ Archäologe Stefan Klatt für die Bildsprache in der Plakatserie „Geistwürfe“ □ Initiative „Münsters Wissen frisch gezapft“ für den unterhaltsamen Austausch zwischen Forschern und Bürgern Oldenburg, Vechta, Jade - Hochschulen ■ „groschen - LzO-Preis für Wissenschaftskommunikation“ der Landes‐ sparkasse Oldenburg (www.lzo-groschen.de) Kriterien: allgemeinverständliche Zusammenfassung von Bachelor-, Master-, Doktorarbeiten oder abgeschlossenen Forschungsprojekten der Universitäten Oldenburg und Vechta sowie der Jade Hochschule auf drei Seiten Preis: 20 000 Euro, Publikumspreis 1 000 Euro, für alle Finalisten 500 Euro Preisträger 2020 □ Hauptpreis: Doktorand in der Arbeitsgruppe Planktologie Nils Hendrik Hintz für „Frühlingstanz der Algen“ 195 5.2 Wettbewerbe nutzen <?page no="196"?> □ Publikumspreis: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Katholische Theologie Eileen Küthe für „Umgang mit Tod und Trauer in der Grundschule“ □ Finalisten: Gerontologin Ümran Sema Seven für „Demenzdiagnos‐ tik bei Menschen mit und ohne Migrationshintergrund“; Wissen‐ schaftliche Mitarbeiterin am Department für Medizinische Physik und Akustik; Maartje Hendrikse für „Gut hören ist Kopfsache“; Alumnus Wirtschaft und Ethik Jonas Wendt für „Management von Unternehmensverantwortung: Digitalisierung als Ansatz? “ Potsdam - pro Wissen und Potsdam-Research Netzwerk ■ „WISPoP - Potsdamer Preis für Wissenschaftskommunikation“ (www .wis-potsdam.de) Kriterien: Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus dem proWissen Potsdam Netzwerk und dem Potsdam Research Net‐ work, die wissenschaftliche Resultate auch externen Zielgruppen in innovativen Formaten näherbringen Preis: 1 000 Euro Preisträger 2020 □ Historikerteam Kerstin Brückweh, Kathrin Zöller und Clemens Villinger vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung für ihre Dialog-Reise „Die lange Geschichte der ‚Wende‘. Lebenswelt und Systemwechsel in Ostdeutschland vor, während und nach 1989“ Vier Wettbewerbe von Astronomie bis Umwelttechnik Astronomie ■ „Hanno und Ruth Roelin-Preis“ am Max-Planck-Institut für Astronomie Kriterien: gelungene Vermittlung neuer Erkenntnisse aus Astronomie und Weltraumforschung an eine breite Öffentlichkeit (https: / / kurzelin ks.de/ tf9c - https: / / www.mpia.de/ oeffentlichkeit/ roelin-preis) Preis: 3 000 Euro Preisträgerin 2019 (wird alle zwei Jahre vergeben) □ Astrophysikerin Sibylle Anderl 196 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="197"?> Biologie und Kosmologie ■ „Werner und Inge Grüter-Preis für Wissenschaftsvermittlung“ der Wer‐ ner und Inge Grüter-Stiftung (www.grueter-stiftung.de) Kriterien: Vermittlung von Arbeiten zur biologischen Evolution, Pa‐ läontologie, Meeresbiologie, Botanik und Kosmologie an eine breite Öffentlichkeit Preis: 10 000 Euro, 5 000 Euro Sonderpreis Preisträger 2019 □ Kommunikationsleiter des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart, Ulrich Schmid, für die Landesausstellung „Naturdetek‐ tive“ Philosophie ■ „Internationaler Friedrich-Nietzsche-Preis“ der Nietzsche-Gesellschaft (www.nietzsche-gesellschaft.de) Preis: 15 000 Euro Kategorien: deutschsprachiges Werk, das sich wissenschaftlich, litera‐ risch oder essayistisch mit philosophischen Fragen und Gegenständen beschäftigen Preisträgerin 2019 (wird alle zwei bis drei Jahre vergeben) □ Philosophin Ágnes Heller für das Buch „Eine kurze Geschichte meiner Philosophie“ Umwelt-, Verfahrens- und Energietechnik ■ „Umsicht-Wissenschaftspreis“ vom Fraunhofer Umsicht-Förderverein (www.umsicht-foerderverein.de/ #wissenschaftspreis) Kriterien der Kategorie Wissenschaft: Abschlussberichte, Dissertatio‐ nen, Studien und Whitepaper, die den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fördern Kriterien der Kategorie Journalismus: anschauliche Darstellung von gesellschaftlich und wissenschaftlich relevanten Themen in Print-, Online-, Audio- oder Video-Beiträgen Preis: 10 000 Euro Preisträger 2020 □ Kategorie Wissenschaft: Materialforscher Pattarachai Srimuk für seine Dissertation „Sustainable water treatment and ion separation with battery materials: green energy meets blue water“ 197 5.2 Wettbewerbe nutzen <?page no="198"?> □ Kategorie Journalismus: Journalist Adrian Lobe für einen Artikel über die Umweltfolgen digitaler Dienste 5.3 Checklisten im Überblick Bühne vorbereiten Checkliste - Konzept erstellen 1. Ziel und Ausgangssituation klären 2. SWOT-Analyse mit übergeordneter Strategie festlegen 3. Kommunikationsziele eruieren 4. Ziel-/ Dialoggruppen bestimmen 5. Botschaft mit Positionierung erarbeiten 6. Kommunikationsstrategie entwickeln 7. Maßnahmen mit Zeitleiste planen 8. Prüfen, ob die Ziele erreicht wurden 9. Konzept nach ein bis fünf Jahren fortschreiben Checkliste - Zielgruppe erreichen 1. Zielgruppe fragen, welche Inhalte sie in welchen Medien nutzt 2. Reaktionen auf Social-Media-Plattformen analysieren 3. Über Zielgruppe und deren Mediennutzung informieren: ARD / ZDF-Massenkommunikation Trends, Social-Media-Atlas, Media-Daten der Verlage und Sender; Zielgruppe Studierende: CampusBarometer und Shell-Jugendstudie 4. Wenn es keinen Kontakt zur Zielgruppe gibt: Individuelle Person vorstellen, in sie hineinversetzen und fragen, was sie interessiert 5. Themenliste anlegen, laufend ergänzen und nach Relevanz für die Zielgruppe sortiert abarbeiten 198 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="199"?> Checkliste - Geschichten entwickeln Elemente auswählen 1. Kernbotschaft 2. Außergewöhnliche Orte und Instrumente 3. Zusatzthemen, wie Freundschaft oder neue Technik 4. Emotionen und Konflikte 5. Ende: Warum wurde Geschichte erzählt Strukturen festlegen 1. Geschichte in drei Akten 2. Leiter des Erzählens mit mehreren Sprossen 3. Heldenreise mit Helden, die sich entwickeln 4. Rahmenhandlung mit Menschen 5. Storykurve, die mit Höhe- oder Tiefpunkt beginnt 6. Krimi mit Mord und Streben nach Gerechtigkeit Checkliste - Rechte einholen und sichern 1. Unter ‚Impressum‘ oder ‚Kontakt‘ auf der eigenen Internet- oder der Personenseite der Hochschule mindestens Vor- und Nachnamen, Anschrift, E-Mail oder Telefonnummer angeben 2. In Social-Media-Accounts Daten direkt eingeben oder Link zur Impressums-Seite einfügen und als ‚Impressum‘ bezeichnen 3. Bildrechte von Abgebildeten und Fotografinnen vor der Verbreitung einholen 4. Eigene Werke nur verbreiten, wenn die Nutzungsrechte daran nicht abgegeben wurden 5. Prüfen, ob eigene Publikationen per cc-Lizenz zur Nutzung freige‐ geben werden sollen und dürfen 6. Wahrnehmungsvertrag mit Verwertungsgesellschaft Wort abschlie‐ ßen und eigene Werke jährlich melden 7. Bei selbst produzierten Publikationen Pflichtexemplare von Bü‐ chern, Zeitschriften und Online-Werken bis zwei Wochen nach Erscheinen an die National- und Landesbibliothek senden 199 5.3 Checklisten im Überblick <?page no="200"?> 8. Künstlersozialkasse informieren, wenn Aufträge an Freiberuflerin‐ nen und Selbstständige vergeben wurden und Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung zahlen 9. Für Zuschuss zur eigenen Rente bei der Künstlersozialkasse melden, wenn mit Veröffentlichungen regelmäßig über 3 900 Euro Gewinn erwirtschaftet wird Checkliste - Material besorgen 1. Materialquellen für die eigenen Themen zusammenstellen 2. Ziel und Bildaussage bei Fotos und Grafiken festlegen 3. Überraschende und emotional positive Bilder mit Handlungen be‐ vorzugen 4. Bilder mit Bearbeitungsprogrammen aufbereiten 5. Design von Grafiken auf Hauptaussage ausrichten Leser gewinnen Checkliste - Schreiben für andere 1. Vorrangiges Textziel festlegen: Wer soll wie informiert, überzeugt oder unterhalten werden? 2. Frische Formulierungen finden: Gegenteil vom Gegenpart bilden oder überraschende, konkrete Worte einbauen 3. Verständlichkeit erhöhen: Kernaussagen verankern, zentrales wie‐ derholen, zusammenfassen 4. Überarbeiten: Füllworte streichen, Substantive durch Verben erset‐ zen, Überleitungen einfügen 5. Schreibprobleme: Ursachen herausfinden und reduzieren Checkliste - Netzwerk online pflegen 1. Beobachten: Was machen Kolleginnen und Kollegen auf welchen Plattformen 200 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="201"?> 2. Deutlich machen, wer agiert: Privatperson, Expertin oder Vertre‐ tung einer Einrichtung 3. Account bekannt machten: Profil-Link auf Webseiten, in E-Mails und Präsentationen einfügen 4. Nützliche Infos teilen und eigene Beiträge einstellen 5. Durch Interaktionen Follower gewinnen und Sichtbarkeit erhöhen‐ Posts planen: Inhalte, Hashtags, Zeiten Checkliste - Posts planen 1. Effiziente Zeitpunkte zum Posten ermitteln 2. Auch persönliche Ansichten und Geschichten verbreiten 3. Längere Texte aufteilen oder auf diese verlinken 4. Interaktionen mit Ein-Wort-Posts, Fotos, Fragen und Umfragen fördern 5. Massen-Hashtags meiden und auch eigene Hashtags einsetzen, um Reaktionen verfolgen zu können Checkliste - Mit Blogs bekannt werden 1. Suchstichworte in Dateinamen und Überschriften verwenden 2. Link-Listen am Textende oder im Kasten bereitstellen 3. Fachinhalte mit subjektiven Erfahrungen und Einschätzungen be‐ reichern 4. Zu Reaktionen durch Fragen, offene Aspekte und das Eingehen auf Ergänzungen anregen 5. Bei Blogportalen eintragen und auf neue Beiträge in Social-Me‐ dia-Accounts hinweisen Checkliste - Wikis und Webseiten nutzen 1. An internen und Fachwikis mitwirken 2. Personen-Webseite der Hochschule befüllen und pflegen 3. Eigene Internetseite aktuell halten 201 5.3 Checklisten im Überblick <?page no="202"?> 4. Wikipedia-Artikel mit Literatur, Links und Bildern ergänzen 5. Wikipedia-Beitrag verfassen, wenn die Relevanzkriterien erfüllt sind Checkliste - Buch veröffentlichen 1. Exposé schreiben, Verlage recherchieren und kontaktieren, Auto‐ renvertrag verhandeln und abschließen 2. Kapitelweise schreiben und überarbeiten 3. Einleitung verfassen und Gesamtskript noch zwei Mal überarbeiten 4. Änderungen des Verlags prüfen und Skript zum Druck freigeben 5. Aktiv an Verbreitung beteiligen Publikum ansprechen Checkliste - Vortrag vorbereiten 1. Rahmenbedingungen recherchieren 2. Zwei bis drei Aspekte auswählen, die für das jeweilige Publikum interessant sind 3. Vortrag strukturieren 4. Aufmerksamkeit wach halten durch Überraschendes und Orientie‐ rung 5. Wohlfühlstimmlage aktivieren Checkliste - Podcast produzieren und verbreiten 1. Passenden Podcast suchen, Verfasser kontaktieren und bitten, das eigene Thema vorstellen zu dürfen 2. Für eigenen Podcast: Wiedererkennungsmerkmale festlegen 3. Inhalte für gesprochene Sprache so aufbereiten, dass andere gerne zuhören 202 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="203"?> 4. Suchmaschinenoptimierung: Cover und Kapitelmarken einfügen, Notizen und Kurztext zur Sendung schreiben, Hinweis auf Impres‐ sum geben und Link zur Webseite mit Impressum aufnehmen 5. Podcast bei Verzeichnissen anmelden und über Social-Media-Platt‐ formen verbreiten Checkliste - Videos drehen 1. Technik: Ton und Licht optimieren, Smartphone-Kamera der Rück‐ seite nutzen, Weißabgleich durchführen, Stativ einsetzen oder Ka‐ mera ruhig halten 2. Länge: Pro Minute Film 10 Minuten aufnehmen 3. Anfang: Einwilligung für Personenaufnahmen einholen, Problem nennen, inhaltlichen Überblick geben, sich vorstellen 4. Filmen: wenig zoomen und schwenken, wechseln zwischen Über‐ blick, Ort, Schulter, Seite-, Nah- und Detailansicht sowie Füllmate‐ rial, überraschendes zeigen 5. Rhythmus einbauen: langsame Szene, schnellere, noch schnellere, langsamere, Standbild Checkliste - Videos verbreiten 1. Vorab für Einzelne: In den Webspace ohne Link auf der Homepage laden und Einstellort per E-Mail versenden, bei YouTube auf ‚Privat‘ setzen 2. Eigene Webseite: Im Begleittext nennen, worum es geht oder warum der Film gemacht wurde, sowie ein interessantes Detail 3. Plattform nach Verwertbarkeit der Inhalte auswählen und Video anpassen: YouTube 15 Minuten, Facebook eine bis drei Minuten, TikTok 60 Sekunden, Instagram 3 bis 60 Sekunden, Snapchat zehn Sekunden 4. Suchstichworte in Tags und Begleittext verwenden 5. Community-Management: Fragen beantworten, auf Kritik und Kommentare reagieren 203 5.3 Checklisten im Überblick <?page no="204"?> Checkliste - Veranstaltungsorte und -formate 1. Zum Thema passendes oder überraschendes Veranstaltungsformat auswählen 2. Besonderen Ort festlegen, an dem sich die Zielgruppe aufhält, der leicht zugänglich oder interessant ist 3. Zentrale Aussage festlegen 4. Material weglassen, das von der Aussage wegführt 5. Packenden Einstieg entwickeln Checkliste - Events planen und auswerten 1. Veranstaltung grob planen, bevor entschieden wird, ob die Veran‐ staltung stattfindet 2. Vorbereitungsteam nach benötigten Kompetenzen zusammenstel‐ len 3. Pausen besser länger als kürzer einplanen 4. Technik- und Organisations-Check direkt vor der Veranstaltung 5. Teilnehmende befragen oder Stimmungsbild erstellen als Ergän‐ zung der Team-Bilanz Journalisten erreichen Checkliste - Anlässe finden, Verteiler erstellen 1. Medienrelevanzkriterien prüfen 2. Außergewöhnliche Ereignisse nutzen und Nachrichtenlage beach‐ ten 3. Medienanschriften organisieren, E-Mails ohne Anhang senden und Bildmaterial auf Internetseite bereitstellen 4. Pressemitteilung auf eigene Projekt- und Presseseiten stellen und an Fachverbände und Netzwerke senden, in denen man Mitglied ist 5. In Expertendatenbanken eintragen, um sich finden zu lassen 204 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="205"?> Checkliste - journalistischer schreiben: Zitate 1. Im Text stehen neutral-sachlich: Nachprüfbare Fakten und Tatsa‐ chen, die nicht bewertet werden 2. Für wörtliche Zitate werden prägnant formuliert: Schlüsselaussa‐ gen und Prognosen, Bewertungen und Einschätzungen, Argumente und Stellungnahmen, Meinungen und außergewöhnlich formu‐ lierte Fakten 3. Im indirekten stehen: Zusammenfassungen und nicht nachprüfbare Fakten, wie Forschungsergebnisse und Augenzeugenberichte Checkliste - Pressegespräche bestehen 1. Klären, was genau gefragt ist: Um welche Themenaspekte soll es gehen? Sind Hintergrundinformationen gefragt oder eine Stellung‐ nahme? 2. Wie sind die Rahmenbedingungen: Wo und bis wann soll das Gespräch stattfinden? Für welches Ressort oder welche Sendung soll der Beitrag sein? 3. Inhalte vorbereiten: Kernbotschaften festlegen, zur Zielgruppe pas‐ sende Beispiele und Vergleiche entwickeln, Frage-Antwort-Katalog erstellen, aktuelle Aspekte berücksichtigen 4. Organisation: Welcher Raum, Platz oder Ort ist geeignet? Welche Störungen können abgestellt werden? 5. Nachbereitung: Sehr missglücktes zeitnah geraderücken, Wortlautinterviews freigeben, Frage-Antwort-Katalog ergänzen Checkliste - Krisen bewältigen 1. Trollen und Falschaussagen systematisch mit Informationen begeg‐ nen 2. Qualität der Diskussion erhalten durch ethisches Verhalten, Ar‐ gumente, Grenzziehung, konstruktive Kommentare und Unterstüt‐ zung Angegriffener 3. Hass-Posts bei „Hass melden“ (www.hassmelden.de), Gesetzesvers‐ töße anzeigen 205 5.3 Checklisten im Überblick <?page no="206"?> 4. Bei Krisen: Unsicherheit zügig beenden 5. Todsünden im Umgang mit Journalisten meiden: vertuschen, schweigen, belästigen, Journalistenbashing, Pressefreiheit ein‐ schränken 206 5 Wissenschaftskommunikation trainieren <?page no="207"?> 5.4 Welcher Inhalt für welches Medium - Übliche Kombinationen 207 5.4 Welcher Inhalt für welches Medium - Übliche Kombinationen <?page no="208"?> 6 Übungen zum Ausprobieren Kapitel 1.1 - Konzept erstellen 1. Legen Sie ein realistisches Ziel fest, das für Sie attraktiv ist. Entscheiden Sie, bis wann Sie das Ziel erreichen wollen und wie Sie messen können, ob Sie es erreicht haben. 2. Machen Sie eine SWOT-Analyse: Ermitteln Sie erst Ihre Stärken und Schwächen, dann Ihre Chancen und Risiken. 3. Entscheiden Sie sich für eine Strategie □ Matching: Stärken einsetzen, um Chancen zu nutzen □ Umwandlung: Schwächen zu Stärken entwickeln, um Risiken in Chancen zu verwandeln □ Neutralisierung: Risiken mit Stärken begegnen □ Verteidigung: Verhindern, dass Schwächen zu Bedrohungen wer‐ den 4. Legen Sie Ihr Kommunikationsziel und Ihre Zielgruppe fest. 5. Wählen Sie eine Person aus, die für diese Zielgruppe typisch ist. 6. Optimieren Sie das Motto der Goethe-Universität Frankfurt „Die Weis‐ heit ist nur in der Wahrheit“ von Goethe, indem Sie die zentralen Worte bei Slogan-Portalen eingeben, wie Slogans (www.slogans.de), Sloganizer (www.sloganizer.net), Slogangenerator (www.slogangener ator.co) und Shopify (www.shopify.com). Lassen Sie sich davon zu einem zeitgemäßen Slogan anregen. Vergleichen Sie Ihre Ideen mit Kapitel 5.3 - Mögliche Lösungen. 7. Entwickeln Sie ein Motto, das den Nutzen für Ihre Zielgruppe benennt und zeigt, was Sie von anderen unterscheidet. 8. Legen Sie Ihren regionalen Schwerpunkt fest, Ihre Kommunikationsin‐ halte, die Kanäle, die Ihre Zielgruppe erreichen, die Medien sowie deren Gestaltung. 9. Sammeln Sie mögliche Maßnahmen. 10. Planen Sie den zeitlichen Ablauf der Maßnahmen, mit denen Sie Ihre Kommunikationsziele bei Ihrer Zielgruppe am besten erreichen können. <?page no="209"?> Kapitel 1.2 - Zielgruppe erreichen 1. Fragen Sie Menschen aus Ihrer Zielgruppe, in welchen Medien sie sich über ihre Themen informieren. 2. Ermitteln Sie auf den wichtigsten Social-Media-Plattformen die Follo‐ wer- und Abonnentenzahlen Ihres Instituts oder Fachbereichs. Die Zahlen der Universität Bremen finden Sie zum Vergleich in Kapitel 1.2 - Zielgruppe erreichen. 3. Stellen Sie 10 bis 15 Kriterien zusammen, anhand derer Sie Biografie und Lebensumstände der individuellen Vertretung Ihrer Zielgruppe konstruieren können (► Kap. 7). 4. Sehen Sie sich die Accounts von drei bis fünf nationalen und internati‐ onalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Ihrem Bereich an: □ Wer hat wie viele Follower oder Abonnentinnen auf welcher Plattform? □ Wie präsentieren sich die Kollegen - beispielsweise mit Vita, Motto und Hobbys oder ohne? □ Welches Bildmaterial nutzen sie? □ Auf welche Post-Themen wird am meisten reagiert? (► Kap. 7) □ Auf welche Inhalte wird kaum reagiert? 5. Welche Erfolgskriterien wollen Sie übernehmen? Kapitel 1.3 - Geschichte entwickeln 1. Legen Sie für eines Ihrer Themen willkürlich den Aufbau einer Ge‐ schichte fest: Leiter des Erzählens, Geschichte in drei Akten, Helden‐ reise, Rahmenhandlung, Storykurve oder Krimi. 2. Entscheiden Sie, ob ihre Geschichte an einem oder mehreren außerge‐ wöhnlichen Orten stattfindet oder besondere Instrumente eingesetzt werden sollen. Wenn nicht: Wählen Sie ein Zusatzthema aus, wie Freundschaft, Liebesbeziehung, Arbeit, Medien oder Technik. 3. Legen Sie Ihre Kernbotschaft fest. Fällt Ihnen keine ein, fragen Sie nach dem Warum: Warum ist das wichtig? Warum forschen Sie zum Thema? 4. Skizzieren Sie die Geschichte in zwei, drei Sätzen und bauen Sie einen Konflikt ein. 5. Wie lautet das zentrale Substantiv Ihrer Geschichte? Ergänzen Sie es um einen bestimmten Artikel oder ein überraschendes zweites Substantiv. 209 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="210"?> Oder formulieren Sie damit einen kurzen Satz mit einem Verb. Könnte eine dieser Möglichkeiten der Titel Ihrer Geschichte sein? Kapitel 2.1 - Schreiben für andere Schreiberfahrung 1. Wann macht Ihnen das Schreiben Spaß. Beschreiben Sie die Situation möglichst detailliert: a. Ist der Text kurz oder lang? b. Wie viel Zeit haben Sie für zum Schreiben? c. Ist es still oder läuft Musik? Welche? Wie laut? d. Wie fühlen Sie sich: Ausgeglichen oder verärgert? Angespannt oder entspannt? e. Sind Sie alleine oder unter Menschen, die Sie nicht stören, wie im Cafe oder Zug? f. Schreiben Sie mitten am Tag oder morgens früh oder spät abends, wenn niemand Sie stört? g. Schreiben Sie mit der Hand oder am Computer? Sitzen Sie am Schreibtisch, auf dem Sofa oder am Strand? h. Was für einen Text schreiben Sie: Einen emotionalen an bestimmte Menschen? Einen Sachtext, dessen Rahmenbedingungen klar sind? i. Wie haben Sie sich vorbereitet: Recherche abgeschlossen? Mit an‐ deren übers Thema gesprochen? Notizen gemacht? Ein Getränk be‐ reitgestellt? Ungestörte Zeit zum Schreiben organisiert? (► Kap. 7) 2. Was war Ihr letztes größeres Schreibproblem? Was war Ihrer Ansicht nach die Ursache? Wie haben Sie das Problem schließlich gelöst? Kürzen und Glätten 3. Streichen Sie im folgenden Text Unnötiges, Füllworte und Wiederho‐ lungen. 4. Kürzen Sie den Satz. 5. Glätten Sie die Sätze, formulieren Sie bei Bedarf um und kürzen Sie, wenn möglich, weiter. Das Doktorandenkolleg Geisteswissenschaften steht allen Promovier‐ enden der Fakultät für Geisteswissenschaften offen, die nicht im Rah‐ men eines der durch Drittmittel geförderten Graduiertenkollegs der Fakultät promovieren, und bietet ein strukturiertes Lehrprogramm 210 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="211"?> 1 Universität Hamburg, Doktorandenkolleg Geisteswissenschaften, 5. 11. 18, https: / / kurzel inks.de/ k56z - https: / / www.gwiss.uni-hamburg.de/ einrichtungen/ graduiertenschule/ d oktorandenkolleg-geisteswissenschaften, Abruf am 11. 1. 21 2 Universität Stuttgart, Eindrücke vom Diversity-Tag 2020, https: / / kurzelinks.de/ 7n4t - h ttps: / / www.uni-stuttgart.de/ universitaet/ aktuelles/ meldungen/ eindruecke-vom-divers ity-tag-2020, Abruf am 11. 1. 21 aus Doktorandenkolloquien und überfachlichen Forschungskolloquien, in denen die Kollegiaten ihre Forschungsprojekte vorstellen, ihre Fort‐ schritte diskutieren und ihren Methoden- und Theoriehorizont erwei‐ tern können. 1 (52 Worte, 482 Anschläge) (► Kap. 7) Mit Aussage beginnen, Substantive auflösen 6. Streichen Sie Unnötiges, Füllworte und Wiederholungen. 7. Beginnen Sie die Sätze mit der Satzaussage. 8. Ersetzen Sie Substantive durch Verben. Pünktlich zum bundesweiten Diversity-Tag der Charta der Vielfalt veröffentlicht die Universität Stuttgart ihr Diversity-Konzept mit dem Slogan „Intelligent durch Vielfalt“. Neben dem Leitbild enthält es Infor‐ mationen zur neuen Organisationsstruktur des Diversity Managements, etwa der Einrichtung eines neuen Senatsausschusses, dem SA Diversity & Gleichstellung. Eine große Rolle spielt auch weiterhin der Runde Tisch Diversity, ein Diskussionsforum mit flexibler Teilnahme all derer, die sich an der Universität für Diversity einsetzen möchten. 2 (69 Worte, 546 Anschläge) Einschübe auflösen, Überleitungen einfügen 9. Mit Scharnierworten wird zwischen den Aspekten übergeleitet. Dazu gehören bei □ zeitlicher Abfolge: zuerst, dann, anschließend, nachdem □ Widersprüchlichem: aber, zwar, dagegen, nicht nur - sondern auch □ Gleichwertigem: weiterhin, zunächst einmal, ebenfalls, gleichzeitig □ Steigerungen: schließlich, wichtiger, entscheidender, schwieriger ist Streichen Sie Einschübe und ergänzen Sie überleitende Worte „Jede und jeder kann heute über Wissenschaft sprechen. Dabei steht die Frage im Raum, wie wichtiges und richtiges Wissen das Publikum erreicht“. Nach Stollorz Auffassung ist die für eine Demokratie so 211 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="212"?> 3 Martin C. Ross, Wir müssen reden, S. 46-49, 2020, KlarText 2020 - Preis für Wissen‐ schaftskommunikation, https: / / kurzelinks.de/ 44a3 - https: / / www.klartext-preis.de/ co ntent/ uploads/ 2020/ 10/ KLARtext-2020.pdf, S. 48 4 Martin C. Ross, a. a. O., S. 49 wichtige Gatekeeper-Funktion des Journalismus in Gefahr. Er fürchtet fatale Spiralen der Desinformation. Informationen über Wissenschaft allein zu vermitteln, also eine Art Wissensmangel zu beheben: Dieses sogenannte „Defizit-Modell“ ist längst überholt. Die Wissenschaftskommunikation zielt heute vermehrt auf den Dialog ab. 3 10. Streichen Sie Einschübe und fügen Sie Überleitungen ein. „Je politisch relevanter Wissenschaft wird, desto wichtiger ist es für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Mechanismen politi‐ scher Kommunikation zu verstehen“, sagt Volker Stollorz. „Das wurde über Jahre hinweg vernachlässigt“. Wie wichtig gelungene Wissen‐ schaftskommunikation in die breite Bevölkerung ist, zeigt sich exemp‐ larisch in dieser von dem Corona-Virus geprägten Zeit. 4 Gendern 11. Formulieren Sie geschlechtsneutral. a. Es gab 20 Seminarteilnehmer. b. Jeder Student soll die Unterlagen abholen. c. Jeder ist eingeladen. d. Die Teilnehmerzahl überstieg die der Anmeldungen. e. Unterstützung durch Kollegen. f. Jeder Mitarbeiter sollte nach dem Mittagessen das Geschirr in den Geschirrspüler räumen. g. Die Rednerliste ist geschlossen. h. Der Verfasser des Werkes ist unbekannt. i. Der Doktorand stellte fest, während die Doktorandin fand. Kapitel 2.2 - Netzwerk online pflegen Nähe herstellen 1. Sie möchten auf dem Facebook-Account eines Studiengangs Interesse für Wissenschaftsthemen wecken und dies nutzen, um Nähe zu Ihren Followern herzustellen. Überlegen Sie sich drei Möglichkeiten. 212 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="213"?> 5 Helmholtz Zentrum München, Antibiotikaresistenzen breiten sich schneller aus als bisher angenommen, 18. 2. 19, https: / / kurzelinks.de/ wa6x - https: / / www.helmholtz-muenche n.de/ aktuelles/ uebersicht/ pressemitteilungnews/ article/ 45924, Abruf am 11. 1. 21 6 Stand Januar 2020 Post schreiben 2. Zur folgenden Pressemitteilung zu Antibiotikaresistenzen wollen Sie auf einer Social-Media-Plattform ein Post verbreiten. a. Welche Plattform passt zur Zielgruppe? b. Formulieren Sie einen Ein-Satz-Post und motivieren Sie zu einer Handlung. c. Sammeln Sie Bild-Ideen und Hashtags zum Post. Antibiotikaresistenzen breiten sich schneller aus als angenommen Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt Am Beispiel von Fischen aus Aquakultur konnten Forscherinnen und Forscher des Helmholtz Zentrums München, der Universität Kopenhagen und der Universität im brasilianischen Campinas neue Erkenntnisse zu den Übertragungsmechanismen von Antibi‐ otikaresistenzen zwischen Bakterien gewinnen. Diese sind laut der Studie im Fachmagazin ‚Microbiome‘ vielfältiger als bisher angenommen … 5 Hashtags 3. Sie wollen Kontakt zu anderen Studierenden aufbauen und dafür das Thema Mensa-Essen an der Bremer Universität nutzen. Sie geben im Suchfeld von Instagram die Anfangsbuchstaben von Hashtags ein und finden zur Bremer Universität: 35 Beiträge mit #bremenuniversität, 156 zu #universitybremen, 256 mit #bremenuniversity und 14 584 zu #unibremen. Zur Bremer Mensa sehen Sie je 2 Beiträge mit #unibremenmensa und #mensabremen sowie 5 zu #unimensabremen. 6 Außerdem sehen Sie, dass die am häufigsten eingesetzten Hashtags auf Instagramm #food, #friends und #love sind und finden diesen Post: #bremenuniversität Great day, nice weather in university! I make so many effort to take this one! (smiley) sunny day is always good in Bremen! #bremen 213 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="214"?> #germanyDE #gravitytower #bremenuniversität the food in Mensa still very good today! #food #mensa Kürzen Sie den Instagram-Post auf das Wesentliche, vermeiden Sie zu allgemeine Hashtags und setzen Sie bereits verwendete ein. Fügen Sie einen Call-to-action hinzu. Kapitel 2.3 - Mit Blogs bekannt werden 1. Suchen Sie drei Blogs oder Blogbeiträge zu Ihrem Themenbereich: Geben Sie in allgemeinen Suchmaschinen das Suchstichwort „Blogsuch‐ maschine“ ein oder nutzen Sie Suchmaschinen für Wissenschaftsblogs, wie www.hypotheses.org, www.scilogs.de und www.scienceblogs.de. Finden Sie jeweils eine Anregung für Ihren Blog. Kapitel 2.4 - Wikis und Webseiten nutzen Suchmaschinenoptimierung 1. Sie wollen eine Homepage mit fünf Seiten zum Thema Wissenschafts‐ kommunikation ins Netz stellen und für Suchmaschinen optimieren. Mit der Endung .de sind laut www.domaingo.de vergeben: ‚sciencecom‐ munication‘, ‚wissenschaftskommunikation‘, ‚wissenschaftkommuni‐ zieren‘, ‚wissenschaft-kommunikation‘ und ‚wissenschafts-kommuni‐ kation‘. Frei wären beispielsweise ‚kommunikationwissenschaft‘, ‚wissen‐ schaftkommuniziert‘, ‚kommunikation-wissenschaft‘ sowie längere Internetadressen wie ‚wissenschaftskommunikation-leicht-gemacht‘ oder ‚vom-hoersaal-ins-rampenlicht‘. Bei keyword-tools.org erfahren Sie, dass die vergebenen Adressen ‚wis‐ senschaftskommunikation‘ und ‚wissenschaft-kommunikation‘ 1 000 Mal gesucht wurden. Die freie Anschrift ‚kommunikationwissenschaft‘ wurde 540 Mal gesucht, ‚kommunikation-wissenschaft‘ 50 Mal und ‚wissenschaftkommuniziert‘ 0 Mal. Sie entscheiden sich daher für ‚kommunikationwissenschaft‘. Welche Möglichkeiten haben Sie, damit Ihre Seite dennoch über das Wort ‚Wissenschaftskommunikation‘ gefunden wird? 214 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="215"?> Schreiben für die Homepage 2. Optimieren Sie den folgenden Text fürs Netz, indem Sie alles schwärzen, was entfernt werden kann. Reduzieren Sie die Liste auf fünf Punkte und sortieren Sie diese nach dem Interesse der Studierenden. Setzen Sie anschließend die zentrale Aussage in die Überschrift. Kompetenz, Exzellenz, Netzwerk seit 1971. Die EBS Universität für Wirtschaft und Recht ist eine der führenden privaten Wirtschaftsuniversitäten in Deutschland mit Standorten in Wiesbaden und Oestrich-Winkel. Im Rahmen ihres betriebswirtschaftlichen und rechtswissenschaftli‐ chen Studiums profitieren derzeit rund 2 200 EBS Studierende im besonderen Maße von einem Netzwerk aus internationalen Partneruni‐ versitäten, Unternehmen und Alumni. Die EBS Universität zeichnet sich durch exzellente Forschungsergeb‐ nisse verbunden mit einem hohen Anwendungsbezug aus. Mit ihrem Weiterbildungsangebot wendet sich die EBS Universität an ambitio‐ nierte Fach- und Führungskräfte aus der Wirtschaft. Seit Juli 2016 ist die EBS Universität Teil des gemeinnützigen Stif‐ tungsunternehmens SRH und unterstreicht damit auch ihr soziales und gesellschaftliches Engagement. Gemeinsames Ziel ist es, die EBS Universität als exzellente Bildungseinrichtung zu stärken und sie auf der Basis von freier Forschung und Lehre weiterzuentwickeln. Die EBS Universität auf einen Blick: □ Top-Adresse für die Manager und Juristen von Morgen □ Älteste private Wirtschaftsuniversität in Deutschland mit Standor‐ ten in Wiesbaden und Oestrich-Winkel im Rheingau □ An drei Fakultäten (EBS Business School, EBS Law School und EBS Executive School) lehren insgesamt 44 Kernfakultätsmitglie‐ der (Senior- und Juniorprofessoren, Lecturers und Postdocs) sowie rund 30 außerplanmäßige Professoren und Honorarprofessoren aus aller Welt □ Impulsgebende juristische Fakultät, die mit einem einzigartigen Lehrkonzept überzeugt: 3 akademische Abschlüsse in weniger als 5 Jahren □ Rund 2 000 Studierende (Bachelor, Erste juristische Prüfung, Master, MBA und Part-time Master), Doktoranden und Austauschstuden‐ ten 215 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="216"?> 7 ebs, Über die ebs Universität, 2019, ebs.edu / de / ueber-die-ebs-universitaet, wurde zwi‐ schenzeitlich überarbeitet 8 o.A., Wissenschaftskommunikation, 12. 1. 21, de.wikipedia.org / wiki / Wissenschafts‐ kommunikation, Abruf am 17. 2. 21 9 o.A., Wissenschaftskommunikation, 12. 1. 21, a. a. O. □ Studium Universale und Coaching für alle Studierenden □ Elf Wirtschaftssprachen vermittelt von über 30 Muttersprachlern □ Mehr als 230 Partnerhochschulen auf allen Kontinenten □ Über 200 Unternehmenspartner, darunter viele DAX-Konzerne so‐ wie Kanzleien □ Über 10 000 Alumni, davon 3 800 in über 30 Ländern im EBS Alumni Netzwerk organisiert 7 (265 Worte, 2 041 Anschläge) Kapitel 3.1 - Vortrag vorbereiten Damit gesprochene Informationen bei Hörerinnen und Hörern ankommen, müssen deren Thema und Richtung am Satzanfang deutlich werden. 1. Ändern Sie die Reihenfolge: Unter der Telefonnummer 061-78 913 in Basel erhalten Sie weitere Informationen. 2. Ändern Sie die Reihenfolge: Die Heilig-Geist-Kirche von Balthasar Neumann in Neukirchen wurde von 1638 bis 1755 erbaut. 3. Beginnen Sie mit dem Thema: Wo sich Wissenschaftskommunikation ausschließlich an Anspruchs‐ gruppen innerhalb der wissenschaftlichen Fachöffentlichkeit richtet, wird sie als interne Wissenschaftskommunikation bezeichnet. 8 4. Beginnen Sie mit dem Thema und leiten Sie mit einem Gelenkwort über: Weil die Coronakrise noch nicht beendet ist, findet auch das Winterse‐ mester online statt 5. Kürzen Sie die Sätze, beginnen Sie mit dem Thema und leiten Sie mit einem Gelenkwort über: Durch die wachsende wissenschaftliche Konkurrenz und Angewiesen‐ heit auf Drittmittelförderung erfolgt im Rahmen der Wissenschafts-PR eine stärkere Fokussierung auf Kommunikationszielgruppen aus Politik und Wirtschaft sowie auf Medien als Mittler. 9 216 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="217"?> Kapitel 3.4 - Veranstaltungsorte und -formate Sie wollen die allgemeine Öffentlichkeit auf überraschende Art über Wissen‐ schaftskommunikation informieren. Stellen Sie drei bis fünf Kombinationen aus besonderen Veranstaltungsformaten und Orten zusammen. Kapitel 4.1 - Anlässe und Verteiler 1. Sie arbeiten in der Redaktion einer Tageszeitung. Ihnen liegen die Überschriften zu zwei Texten vor. Sie haben nur Platz für einen. Welchen Text veröffentlichen Sie warum? a. Hund beißt Mann - Mann beißt Hund b. Tag der offenen Tür im Seniorenheim - Senioren in einer Wohn‐ anlage feiern Advent c. Bürgermeister nimmt an Beiratssitzung teil - Bürgermeisterin eröffnet Autobahnabschnitt d. Forschungsvorhaben der Universität stellt Ergebnisse vor - Euro‐ paweit erstes Modellprojekt an der Uni startet e. Veranstaltung stieß erneut auf große Resonanz - 80 Prozent der Gäste kamen wieder f. Philharmonisches Orchester feierte zwanzigjähriges Bestehen - Festschrift zu 28 Jahre Streichorchester erschienen g. Kreismuseum nach Umbau wieder eröffnet - Kreismuseum begrüßt zwei neue Mitarbeiter 2. Sie haben für das kommende Jahr sieben Anlässe gesammelt, zu de‐ nen Ihr Institut Medien informieren könnte. Zwei wollen Sie für die Versendung einer Pressemitteilung an Fachmedien nutzen, zwei für Tageszeitungen der Region. Welche Anlässe nutzen Sie für welchen Verteiler, weil sie das jeweilige Publikum am meisten interessieren? a. Forschungsprojekt wird erstmalig von der Deutschen Forschungs‐ gemeinschaft gefördert b. Institut besteht seit 25 Jahren c. Zu ihrem 60. Geburtstag wird die Leiterin des Instituts mit einem Festkolloquium geehrt d. Institut kooperiert mit einem amerikanischen Institut und einem Schweizer Verein e. Öffentliche Vorlesungsreihe startet f. Das Institut zieht in größere Räume 217 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="218"?> g. Bundesweit wird die erste Professur eingerichtet Kapitel 4.2 - Journalistisch schreiben 1. Nummerieren Sie, in welcher Reihenfolge die Leser die Angaben inte‐ ressieren und formulieren Sie den Text entsprechend. □ Montag □ am 2. November □ Magnus-Haus □ BfR-Wissensdialog □ 15-20 Uhr □ Livestream-Link unter bfr-akademie.de □ Eintritt frei □ Wissensdialog des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) □ Teilnehmende: □ Prof. Dr. Heinz Bude, Professor für Makrosoziologie, Universi‐ tät Kassel □ Prof. Dr. Borwin Bandelow, Professor für Psychiatrie und Psy‐ chotherapie, Universität Göttingen □ Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, Berlin □ Prof. Dr. Wolfgang Freitag, Professor für Theoretische Philoso‐ phie und Sprachphilosophie, Universität Mannheim □ Prof. Dr. Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie, Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft Köln □ Berlin □ Am Kupfergraben 7 □ Thema: Zwischen Angst und Zuversicht: Wie Risiken die Gesell‐ schaft herausfordern 2. Welche vier Fehler enthält diese Schreibweise in Texten für die Medien: Die Laudatio hielt Herr A. Sing (58 Jahre, Chemiker), Rektor der Hoch‐ schule K. d. ö. R. und Professor am GeoForschungsZentrum (GFZ). 3. Finden Sie fünf Fehler in dieser Schreibweise: Die Veranstaltung, zu der Sie herzlich eingeladen sind, findet am 3.10. statt. Beginn: 19.00 Uhr. 4. Welche Schreibweise ist für Pressetexte richtig? a. Die Zahl der Proben stieg von 2012 bis 2022 um insgesamt 15 Pro‐ zent. 218 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="219"?> 10 Aus der Pressemitteilung zum Einsatz von Comics vor Herzkathederuntersuchungen, die auf Platz zwei der besten Pressemitteilungen 2019 bei idw-online.de und höchstbe‐ wertete in der Kategorie „handwerkliche Qualität“ kam; Charité - Universitätsmedizin Berlin, „Warum ein Comic Patienten besser auf eine OP vorbereitet“, 9. 4. 19, https: / / k urzelinks.de/ y7s4 - https: / / www.nachrichten.idw-online.de/ 2019/ 04/ 09/ warum-ein-co mic-patienten-besser-auf-eine-op-vorbereitet/ ? groupcolor=3, Abruf am 12. 1. 21 b. Die Zahl der Proben stieg in den vergangenen 10 Jahren um insge‐ samt fünfzehn Prozent. c. Die Zahl der Proben stieg in den vergangenen zehn Jahren um insgesamt 15 Prozent. d. Die Zahl der Proben stieg in den letzten zehn Jahren um insgesamt 15 %. 5. Welche Schreibweise ist für Pressetexte richtig? a. Die Broschüre kostet Euro 5,-. Nähere Informationen bei Zara Hadid unter Tel. 777 77. b. Die Broschüre kostet 5 Euro. Nähere Informationen gibt Zara Hadid unter der Telefonnummer 777 77. c. Die Broschüre kostet 5,- Euro. Nähere Informationen erhalten Sie telefonisch bei Zara Hadid, 777 77. d. Die Broschüre kostet fünf Euro. Nähere Informationen gibt Zara Hadid unter der Nummer 777 77. 6. Schreiben Sie das Zitat so um, dass Sie zwischen wörtlichem Zitat und indirekter Rede wechseln: „Ein Comic ermöglicht, komplexe Inhalte sowohl textlich als auch visuell zu erfassen und dies verbessert erwiesenermaßen das Verstehen bei den verschiedenen Lerntypen“, sagt Dr. Brand. „Außerdem lässt ein Comic - im Gegensatz zu einem Video - der Leserin oder dem Leser so viel Zeit zum Erfassen der Inhalte wie individuell nötig“, fügt sie hinzu. „Unsere Studie konnte jetzt erstmals nachweisen, dass medizinische Comics als ergänzendes Aufklärungsmaterial sehr wirkungsvoll sind. In Zukunft wollen wir untersuchen, ob sich diese positiven Effekte auch auf andere medizinische Eingriffe übertragen lassen.“ 10 7. Schreiben Sie das Zitat ohne Klammer so um, dass Sie zwischen wört‐ lichem Zitat und indirekter Rede wechseln und streichen Sie unnötiges: Jurymitglied Dr. Norbert Lossau (Welt) hatte den Text nominiert, weil er „das interessante Forschungsergebnis bestmöglich präsentiert“ findet: „Diese Pressemitteilung ist handwerklich perfekt gemacht. Bereits nach der Lektüre der Überschrift ist klar, worum es geht. Der Teaser 219 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="220"?> 11 Patrick Bierther, Qualität, Relevanz, Originalität: idw-Preis für die besten Pressemittei‐ lungen, 29. 9. 20, https: / / kurzelinks.de/ vffn - https: / / www.idw-online.de/ de/ news75496 0, Abruf am 15. 2. 21 enthält genau die richtige Menge an Information - nicht zu viel und nicht zu wenig. Die folgende Pressemitteilung hat die optimale Länge und Informationsdichte, enthält gut verwertbare Zitate und erschließt mögliche Ansprechpartner für weitergehende Recherchen.“ 11 Kapitel 4.3 - Pressemitteilung aufbauen 1. Streichen Sie, was nicht erforderlich ist. Formulieren Sie auf der Basis einfacher. Sortieren Sie anschließend die Informationen nach abnehm‐ ender Wichtigkeit für die Leserinnen einer Tageszeitung. Setzen Sie dann die zentrale Textaussage als Leseanreiz im Stenogrammstil mit einem Verb in die Überschrift und ergänzen Sie Fakten in der Unterzeile: Neuer Vorfahr des Menschen in Europa entdeckt Bislang unbekannte Primatenart lebte vor fast zwölf Millionen Jahren in Süddeutschland - Aufrechter Gang entwickelte sich offenbar deutlich früher als bisher angenommen Der aufrechte Gang und die gemeinsamen Vorfahren des Menschen und der Menschenaffen haben sich möglicherweise nicht in Afrika, sondern in Europa entwickelt. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam um Professorin Madelaine Böhme vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen in einer am Mittwoch im Fachmagazin Nature veröffent‐ lichten Studie. Böhme hat in Süddeutschland Fossilien einer bislang unbekannten Primatenart entdeckt: Die versteinerten Überreste des Danuvius guggenmosi, der vor 11,62 Millionen Jahren lebte, lassen den Schluss zu, dass er sich sowohl auf zwei Beinen als auch kletternd fortbewegen konnte. Die Fähigkeit, aufrecht zu gehen, gilt als zentrales Merkmal von Menschen. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deuten die Ergeb‐ nisse darauf hin, dass Menschenaffen bereits vor rund zwölf Millionen Jahren über die Fähigkeit verfügten, auf zwei Beinen zu gehen. Das wäre doppelt so alt wie bisher vermutet: Die bislang ältesten Belege für den aufrechten Gang sind sechs Millionen Jahre alt und stammen von der Insel Kreta und aus Kenia. „Die Funde aus Süddeutschland 220 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="221"?> 12 Universität Tübingen, Neuer Vorfahr des Menschen in Europa entdeckt, 6. 11. 19, Platz eins der besten Pressemitteilungen bei idw-online.de 2020, https: / / kurzelinks.de/ vcbi - https: / / www.idw-online.de/ de/ news726587, Abruf am 11. 1. 21 13 Deutsches Krebsforschungszentrum, Schlafende Stammzellen für den Notfall, 8. 12. 08, https: / / kurzelinks.de/ 5evf - https: / / www.bionity.com/ de/ news/ 91445/ schlafende-stam mzellen-fuer-den-notfall, Abruf am 30. 3. 21 sind ein Meilenstein der Paläoanthropologie, denn sie stellen unsere bisherige Sichtweise auf die Evolution der großen Menschenaffen und des Menschen grundlegend in Frage“, sagte Böhme … 12 2. Formulieren Sie einfacher, indem sie unnötiges streichen, lange Sätze teilen, Substantive durch Verben ersetzen und kürzere Worte nutzen. Setzen Sie die zentrale Textaussage mit einem Verb in die Überschrift und ergänzende Fakten in die Unterzeile. Schlafende Stammzellen für den Notfall Eine kleine Gruppe von Stammzellen im Knochenmark verschläft fast das ganze Leben. Erst Verletzungen oder Blutverlust erwecken sie zur Aktivität: Unver‐ züglich beginnen sie mit der Zellteilung, bis der Verlust an Blutzellen wieder ausgeglichen ist. Die Möglichkeit, diese schlafenden Stammzellen gezielt aufzuwecken, eröffnet neue Perspektiven für die Krebstherapie, wie Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum sowie aus der Ecole Po‐ lytechnique Fédérale und dem Ludwig Institute for Cancer Research in Lausanne in den neuesten Ausgaben der Zeitschriften 2CELL“ und „CELL Stem Cell“ veröffentlichen. Viele spezialisierte Zellen, etwa in der Haut, Darmschleimhaut oder im Blut, haben nur eine Lebensspanne von wenigen Tagen. Für die Funktionsfähigkeit dieser Gewebe ist daher ein steter Nach‐ schub an spezialisierten Zellen unerlässlich. Zuständig dafür sind die sogenannten „adulten“ Stammzellen, die auch als Gewebestammzellen bezeichnet werden … 13 Kapitel 4.5 - Krisen bewältigen 1. In Ihrem Social-Media-Kanal machen sich Trolle breit. Machen Sie eine Liste mit Ihren Möglichkeiten. 2. Was können Sie tun, damit aus einer Einzelkritik ein Shitstorm wird? Was können Sie also tun, um einen Shitstorm zu vermeiden? 221 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="222"?> 3. Welche dieser Krisen ist in der öffentlichen Wahrnehmung gut aus‐ gegangen, welche eskalierte: Lockdown bei der ersten Corona-Welle (Frühjahr 2020), Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt (2016), Amoklauf München (2016), Diesel-Skandal (seit 2015), Germa‐ nwings-Absturz (2015), Nuklearkatastrophe in Fukushima (2011), Pla‐ giats-Affäre Guttenberg (2011). Was ist in der Kommunikation gut gelungen, was schlecht gelaufen? 222 6 Übungen zum Ausprobieren <?page no="223"?> 1 Viola Falkenberg, Vergleich des Facebook-Accounts des Bremer Bürgermeisters mit sieben Bürgermeistern ähnlich großer Städte von März bis Mai 2019, unveröffentlicht 7 Lösungsideen zum Nachschauen Kapitel 1.1 - Konzept erstellen 6. Slogan-Portale zeigten zu den Worten ‚Weisheit‘ und ‚Wahrheit‘ bei‐ spielsweise den Slogan „Keine Angst vor der Wahrheit“ des Magazins „Der Spiegel“ an, aber auch „Wir stehen für Wahrheit“, „Weisheit auf Mission“, „We built wisdom“, „Truth is forever“ und „Truth rocks! “ Zeitgemäße deutsche Slogans könnten danach sein: „Wahrheit rockt“, „Wahrheit ist die neue Weisheit“, „Nur was wahr ist, ist weise“ oder „Weise ist nur die Wahrheit“. Kapitel 1.2 - Zielgruppe erreichen 3. Name - Alter - Geschlecht - Berufserfahrung - Position - Woh‐ nung / Lebensumstände - Hobbys / Freizeit - Herkunft / Familie - Ge‐ nutzte Medien - Kenntnisse - Eigenschaften - Lebensziele - Überzeu‐ gung 4. Eine Analyse der Facebook-Accounts von acht Bürgermeistern zeigte, dass alle viele Beiträge einstellten, auf die Follower kaum reagierten. Schlusslichter waren Kultur- und Standardtermine - von Ausstellungs‐ eröffnungen und Dank an Organisationen bis zu Messebeiträgen und Konferenzteilnahmen. Spitzenreiter beim Teilen, Liken und Kommen‐ tieren waren bei allen: Feiertagswünsche, Links zu seriösen Quellen und besondere Fotos. Gut kamen auch Posts an, die menschliche Nähe signalisierten - wie Glückwünsche, Dank an Wahlhelfer und Informa‐ tionen zu Todesfällen. Viele Reaktionen gab es außerdem bei aktuellen Themen, von Arbeitsplätzen und Klimaschutz bis zu Umweltprojekten und Wahlaufrufen. 1 Erfolgskriterien wären für Bürgermeister auf Face‐ book also: Menschen statt Organisationen danken, aktuelle Themen aufgreifen, besondere Fotos beispielsweise zu Feiertagen einstellen und Standardtermine weglassen. <?page no="224"?> Welche Parallelen und Unterschiede haben Sie für Ihren Bereich gefun‐ den Kapitel 2.1 - Schreiben für Andere 1. Unter welchen Bedingungen schreiben Spaß macht und leichter gelingt, ist individuell. Einige schreiben am liebsten bei lauter Musik, weil deren Takt den Schreibfluss fördert, andere bevorzugen ungestörte Schreibzeit, wenn alle anderen schlafen oder das Schreiben im Zug, wo sie vom Leben umgeben und gleichzeitig für sich sind. 2. Lassen sich Schreibprobleme auch in der Idealsituation nicht lösen, liegt das häufig an inhaltlichen Unklarheiten oder daran, dass ein Text mehrere Aufgaben erfüllen soll, die sich gegenseitig ausschließen. Sind die Probleme gelöst, gelingt meist auch der Text. 3. Das Doktorandenkolleg Geisteswissenschaften steht allen Promovier‐ enden der Fakultät für Geisteswissenschaften offen, die nicht im Rah‐ men eines der durch Drittmittel geförderten Graduiertenkollegs der Fakultät promovieren, und bietet ein strukturiertes Lehrprogramm aus Doktorandenkolloquien und überfachlichen Forschungskolloquien, in denen die Kollegiaten ihre Forschungsprojekte vorstellen, ihre Fort‐ schritte diskutieren und ihren Methoden- und Theoriehorizont erwei‐ tern können. Ergebnis: Das Doktorandenkolleg Geisteswissenschaften steht Promo‐ vierenden der Fakultät offen, die nicht im Rahmen eines Drittmittel geförderten Graduiertenkollegs promovieren, und bietet Doktoranden- und überfachliche Forschungskolloquien, in denen die Kollegiaten ihre Projekte diskutieren und ihren Methodenhorizont erweitern. (34 Worte, 319 Anschläge) 4. Ergebnis: Das Doktorandenkolleg Geisteswissenschaften steht Promo‐ vierenden der Fakultät offen, die nicht im Rahmen eines Drittmittel geförderten Graduiertenkollegs promovieren. Es bietet Doktoranden- und überfachliche Forschungskolloquien, in denen die Kollegiaten ihre Projekte diskutieren und ihren Methodenhorizont erweitern. 5. Das Doktorandenkolleg Geisteswissenschaften steht Promovierenden der Fakultät offen, die nicht im Rahmen eines (in einem) Drittmittel ge‐ förderten Graduiertenkollegs promovieren. Es bietet (In) Doktoranden- und überfachliche(n) Forschungskolloquien, in denen Kollegiaten ihre Projekte diskutieren und ihren Methodenhorizont erweitern. 224 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="225"?> Ergebnis: Das Doktorandenkolleg Geisteswissenschaften steht Promo‐ vierenden offen, die nicht in einem Drittmittel geförderten Graduierten‐ kolleg promovieren. In Doktoranden- und überfachlichen Forschungs‐ kolloquien diskutieren sie Projekte und erweitern ihre Methoden. (27 Worte, 261 Anschläge) 6. Pünktlich zum bundesweiten Diversity-Tag der Charta der Vielfalt veröffentlicht die Universität Stuttgart ihr Diversity-Konzept mit dem Slogan „Intelligent durch Vielfalt“. Neben dem Leitbild enthält es Infor‐ mationen zur neuen Organisationsstruktur des Diversity Managements, etwa der Einrichtung eines neuen Senatsausschusses, dem SA Diversity & Gleichstellung. Eine große Rolle spielt auch weiterhin der Runde Tisch Diversity, ein Diskussionsforum mit flexibler Teilnahme all derer, die sich an der Universität für Diversity einsetzen möchten. Ergebnis: Zum bundesweiten Diversity-Tag veröffentlicht die Univer‐ sität Stuttgart ihr Konzept „Intelligent durch Vielfalt“. Neben dem Leitbild enthält es Informationen zur neuen Organisation des Diversity Managements, etwa der Einrichtung eines Senatsausschusses. Eine große Rolle spielt weiter der Runde Tisch, ein Diskussionsforum mit flexibler Teilnahme derer, die sich an der Universität für Diversity einsetzen möchten. (52 Worte, 414 Anschläge) 7. Die Universität Stuttgart veröffentlicht ihr Konzept „Intelligent durch Vielfalt“ zum bundesweiten Diversity-Tag. Es enthält das Leit‐ bild und Informationen zur neuen Organisation des Diversity Mana‐ gements, etwa der Einrichtung eines Senatsausschusses. Eine große Rolle spielt weiter der Runde Tisch, ein Diskussionsforum mit flexibler Teilnahme derer, die sich an der Universität für Diversity einsetzen möchten. (52 Worte, 413 Anschläge) 8. Die Universität Stuttgart veröffentlicht ihr Konzept „Intelligent durch Vielfalt“ zum bundesweiten Diversity-Tag. Es enthält das Leitbild und informiert über die neue Organisation des Diversity Managements. So wurde ein Senatsausschuss eingerichtet. Eine große Rolle spielt weiter der Runde Tisch. Daran können alle flexibel teilnehmen, die sich an der Universität für Diversity einsetzen möchten. (52 Worte, 398 Anschläge) 9. „Jede und jeder kann heute über Wissenschaft sprechen. Dabei steht die Frage im Raum, wie wichtiges und richtiges Wissen das Publikum erreicht.“ Nach Stollorz Auffassung ist die für eine Demokratie so wichtige Gatekeeper-Funktion des Journalismus in Gefahr. Er fürchtet fatale Spiralen der Desinformation. 225 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="226"?> Informationen über Wissenschaft allein zu vermitteln, also eine Art Wissensmangel zu beheben: Dieses sogenannte „Defizit-Modell“ ist längst überholt. Die Wissenschaftskommunikation zielt heute vermehrt auf den Dialog ab. (71 Worte, 525 Anschläge) Ergebnis „Jede und jeder kann heute über Wissenschaft sprechen. Dabei steht die Frage im Raum, wie wichtiges und richtiges Wissen das Publikum erreicht,“ so Stollorz. Dabei ist es überholt, nur über Wissenschaft zu informieren, also eine Art Wissensmangel zu beheben. Die Wissenschaftskommunikation zielt heute vermehrt auf den Dialog ab. (49 Worte, 329 Anschläge) 10. „Je politisch relevanter Wissenschaft wird, desto wichtiger ist es für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Mechanismen politi‐ scher Kommunikation zu verstehen“, sagt Volker Stollorz. „Das wurde über Jahre hinweg vernachlässigt.“ Wie wichtig gelungene Wissen‐ schaftskommunikation in die breite Bevölkerung ist, zeigt sich exemp‐ larisch in dieser von dem Corona-Virus geprägten Zeit. Ergebnis: „Je politisch relevanter Wissenschaft wird, desto wichtiger ist es für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Mechanismen politischer Kommunikation zu verstehen“, sagt Volker Stollorz. Wie wichtig gelungene Wissenschaftskommunikation aber auch in die breite Bevölkerung ist, zeigt sich in dieser vom Corona-Virus geprägten Zeit. (42 Worte, 336 Anschläge) 11. a. Teilgenommen haben 20 Personen. b. Bitte die Unterlagen abholen. c. Alle sind eingeladen. d. Teilgenommen haben mehr Menschen als angemeldet waren. e. Kollegiale Unterstützung. f. Bitte nach dem Mittagessen das Geschirr in den Geschirrspüler räumen. g. Die Redeliste ist geschlossen. h. Es ist nicht bekannt, wer das Werk verfasst hat. i. Der Doktorand stellte fest, während die Doktorandin klar machte. Kapitel 2.2 - Netzwerk online pflegen 1. Nähe herstellen: □ Post, der informiert, wo man die Menschen treffen kann, die im Studiengang forschen 226 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="227"?> 2 Abruf am 24. 11. 20 □ Fotos von Arbeitsplätzen im Haus mit ein, zwei erläuternden Sätzen zu Forschungsinhalten □ Video zum Thema „Warum ich forsche“ 2. Post schreiben: □ Plattformen: Facebook, Twitter, LinkedIn □ Wie Fische helfen, Antibiotikaresistenz zu verstehen. Neue Studie im Fachmagazin „Microbiome“ unter: … Von Bakterium zu Bakterium: Resistenzen gegen Antibiotika wer‐ den auf vielen Wegen übertragen. Hier geht’s zur neuen Studie im Fachmagazin „Microbiome“: … □ Bildideen: Schachtel Antibiotika-Tabletten, Bakterienzeichnung, Fisch Pacu Hashtags: #Antibiotikaresistenz, #kopenhagenuniversity, #helm‐ holtzzentrummünchen 3. Hashtags □ #unibremen The food in #unimensabremen is still very good today! Which food and restaurants do you recommend at #bremenuniversity? Kapitel 2.3 - Mit Blogs bekannt werden 1. Als Anregungen zum Thema Wissenschaftskommunikation bietet der Blog https: / / blog.alpineresistancemap.com/ wissenschaftskommunikati on Visualisierungen durch Strichmännchen. Bei www.wissenschaft-i m-dialog.de/ blog stehen Links zu Kommentarregeln und das Datum der Beiträge auf der ersten Seite. Bei https: / / wissenschaftkommunizier t.wordpress.com steht das Impressum oben auf der Startseite, werden die meistgelesenen Beiträge im Kasten angezeigt, ist eine automatische Seitenübersetzung in zahlreiche Sprachen integriert, können Beiträge als RSS-Feed abonniert werden und informiert der Blogger über seine Motivation. 2 Kapitel 2.4 - Wikis und Webseiten nutzen 1. Sie könnten das Wort „Wissenschaftskommunikation“ berücksichtigen 227 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="228"?> □ im Namen einer Unterseite: kommunikationwissenschaft.de / wis‐ senschaftskommunikation □ in Titel, Beschreibung und Keywords der Seite in html: <title>Wissenschaftskommunikation</ title> <meta name="description" content="Wissenschaftskommunika‐ tion leicht gemacht mit Checklisten"> <meta name="keywords" content="Wissenschaftskommunika‐ tion"> □ Hauptüberschrift: <h1>Wissenschaftskommunikation leicht gemacht</ h1> □ Dateinamen von Bildern und Bild-Beschreibungen in html: <img src="img / wissenschaftskommunikation.jpg" alt="wissen‐ schaftskommunikation leicht gemacht mit Infografiken" / > □ im ersten Satz und in der Bildunterzeile: „Wer in der Wissenschafts‐ kommunikation erfolgreich sein will …“, „Wissenschaftskommuni‐ kation ist …“ 2. Top-Adresse für Manager und Juristen von Morgen Die EBS Universität für Wirtschaft und Recht ist eine der führenden privaten Wirtschaftsuniversitäten in Deutschland mit Standorten in Wiesbaden und Oestrich-Winkel. Im Rahmen ihres betriebswirtschaft‐ lichen und rechtswissenschaftlichen Studiums profitieren derzeit rund 2 200 EBS Studierende im besonderen Maße von einem Netzwerk aus internationalen Partneruniversitäten, Unternehmen und Alumni. Die EBS Universität zeichnet sich durch exzellente Forschungsergeb‐ nisse verbunden mit einem hohem Anwendungsbezug aus. Mit ihrem Weiterbildungsangebot wendet sich die EBS Universität an ambitio‐ nierte Fach- und Führungskräfte aus der Wirtschaft. Seit Juli 2016 ist die EBS Universität (sie) Teil des gemeinnützigen Stiftungsunternehmens SRH und unterstreicht damit auch ihr soziales und gesellschaftliches Engagement. Gemeinsames Ziel ist es, die EBS Universität als exzell‐ ente Bildungseinrichtung zu stärken und sie auf der Basis von freier Forschung und Lehre weiterzuentwickeln. Auf einen Blick: □ 5 Top-Adresse für die Manager und Juristen von Morgen □ 5 Älteste private Wirtschaftsuniversität in Deutschland mit Stand‐ orten in Wiesbaden und Oestrich-Winkel im Rheingau □ 2 An drei Fakultäten (EBS Business School, EBS Law School und EBS Executive School) lehren insgesamt 44 Kernfakultätsmitglie‐ 228 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="229"?> der (Senior- und Juniorprofessoren, Lecturers und Postdocs) sowie rund 30 außerplanmäßige Professoren und Honorarprofessoren aus aller Welt □ 3 Impulsgebende juristische Fakultät, die mit einem einzigartigen Lehrkonzept überzeugt: 3 akademische Abschlüsse in weniger als 5 Jahren □ 4 Rund 2 000 Studierende (Bachelor, Erste juristische Prüfung, Master, MBA und Part-time Master), Doktoranden und Austausch‐ studenten □ 1 Studium Universale und Coaching für alle Studierenden □ 1 Elf Wirtschaftssprachen vermittelt von über 30 Muttersprachlern □ 4 Mehr als 230 Partnerhochschulen auf allen Kontinenten □ 4 Über 200 Unternehmenspartner, darunter viele DAX-Konzerne sowie Kanzleien □ 4 Über 10 000 Alumni, davon 3 800 in über 30 Ländern im EBS Alumni Netzwerk organisiert Ergebnis: Top-Adresse für Manager und Juristen von Morgen Die EBS Universität für Wirtschaft und Recht ist eine der führenden privaten Wirtschaftsuniversitäten in Deutschland. Im betriebs- und rechtswissenschaftlichen Studium profitieren 2 200 Studierende von einem Netz aus internationalen Partneruniversitäten, Unter‐ nehmen und Alumni. Die EBS zeichnet sich durch exzellente Forschungsergebnisse mit hohem Anwendungsbezug aus. Mit ihrem Weiterbildungsangebot wendet sich die Universität an Fach- und Führungskräfte der Wirtschaft. Seit 2016 ist sie Teil des Stiftungsunternehmens SRH und unterstreicht damit ihr gesell‐ schaftliches Engagement. □ Studium Universale und Coaching für alle Studierenden, elf Wirt‐ schaftssprachen vermitteln über 30 Muttersprachler □ An drei Fakultäten (Business, Law, Executive) lehren 44 Kernfakul‐ tätsmitglieder sowie 30 außerplanmäßige und Honorarprofessoren aus aller Welt □ Juristische Fakultät mit einzigartigen Lehrkonzept: 3 akademische Abschlüsse in weniger als 5 Jahren □ Über 200 Unternehmenspartner, darunter DAX-Konzerne und Kanzleien, 230 Partnerhochschulen und 10 000 Alumni - davon 3 800 in über 30 Ländern im Netzwerk 229 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="230"?> □ Top-Adresse für Manager und Juristen von Morgen - Älteste private Wirtschaftsuniversität in Deutschland, in Wiesbaden und Oestrich-Winkel im Rheingau (158 Worte, 1 254 Anschläge) Kapitel 3.1 - Vortrag vorbereiten 1. Weitere Informationen erhalten Sie in Basel unter der Telefonnummer 061-789 123. Wird der Text nur gesprochen - und nicht parallel gezeigt - sollte noch deutlicher angekündigt werden: Weitere Informationen erhalten Sie telefonisch unter der Züricher Vorwahl 061 und der Rufnummer 789 123. Also Vorwahl Zürich 061 und dann die 789 123. 2. Erbaut wurde die Heilig-Geist-Kirche in Neukirchen von Balthasar Neumann 1638 bis 1755. 3. Als interne Wissenschaftskommunikation (Thema) wird Wissen‐ schaftskommunikation bezeichnet, die sich ausschließlich an An‐ spruchsgruppen innerhalb der wissenschaftlichen Fachöffentlichkeit richtet. (17 Worte) In einem Vortrag wäre eine knappere und deutlichere Formulierung besser: Die interne Wissenschaftskommunikation richtet sich an die wissen‐ schaftliche Fachöffentlichkeit. (9 Worte) 4. Auch das Wintersemester (Thema) findet (Verb) online (Hauptaussage) statt, da (Überleitung / Gelenkwort) die Coronakrise noch nicht beendet ist. 5. Im Rahmen der Wissenschafts-PR (Thema) gibt es (aktives Verb) eine stärkere Fokussierung auf Kommunikationszielgruppen aus Politik, Wirtschaft und Medien als Mittler. Denn die wissenschaftliche Konkur‐ renz und Angewiesenheit auf Drittmittelförderung wächst. (28 Worte) Verständlicher wäre: Die Wissenschafts-PR fokussiert sich zunehmend auf Zielgruppen in Politik, Wirtschaft und Medien. Ursache ist zum einen die zunehmende Konkurrenz, zum anderen das Angewiesen sein auf Drittmittelförderung. (26 Worte) 230 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="231"?> Kapitel 3.4 - Veranstaltungsorte und -formate ■ Bei einer „Reise über den Campus“ werden die Arbeitsplätze bekannter Forscherinnen besucht ■ Zu regionalen Forschungsthemen gibt es eine Quizshow in einer Kneipe ■ Ein Museum stellt bei einem Improvisationstheater in einem Kino Forschungsergebnisse vor ■ Forschende backen in einer Großküche mit Journalisten ein wissen‐ schaftliches Thema ■ Forschungsteams spielen „Medien-Monopoly“ auf dem Marktplatz, um für ihr Thema maximale öffentliche Präsenz zu gewinnen Kapitel 4.1 - Anlässe und Verteiler 1. a. Mann beißt Hund - ungewöhnlicher b. Tag der offenen Tür im Seniorenheim - öffentliche Veranstaltung c. Bürgermeisterin eröffnet Autobahnabschnitt - größere Folgen für die Leserschaft d. Europaweit erstes Modellprojekt an der Uni startet - besonderer e. Rund 80 Prozent der Gäste kamen wieder - konkrete Zahl f. Philharmonisches Orchester feierte zwanzigjähriges Bestehen - runde Zahl g. Kreismuseum nach Umbau wieder eröffnet - betrifft mehr Men‐ schen 2. Die größte Relevanz haben für die Fachmedien „Bundesweit erste Pro‐ fessur“ (besonderes) und „Institut besteht seit 25 Jahren“ (runde Zahl), für regionale Tageszeitungen „Öffentliche Vorlesungsreihe startet“ (öf‐ fentliche Veranstaltung) und „bundesweit erste Professur“ (besonderes) Kapitel 4.2 - Journalistisch schreiben 1. Musterlösung Aufgabe 1 □ Thema: Zwischen Angst und Zuversicht: Wie Risiken die Gesell‐ schaft herausfordern □ Wer: Wissensdialog des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) □ Wer genau: Teilnehmende nach Hierarchie statt alphabetisch: □ Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, Berlin 231 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="232"?> □ Prof. Dr. Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie, Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft Köln □ Prof. Dr. Borwin Bandelow, Professor für Psychiatrie und Psy‐ chotherapie, Universität Göttingen □ Prof. Dr. Heinz Bude, Professor für Makrosoziologie, Universi‐ tät Kassel □ Prof. Dr. Wolfgang Freitag, Professor für Theoretische Philoso‐ phie und Sprachphilosophie, Universität Mannheim □ Veranstaltungsformat: BfR-Wissensdialog □ Wochentag: Montag □ Datum: am 2. November □ Uhrzeit: 15-20 Uhr □ Kosten: Eintritt frei □ Stadt: Berlin □ Straße: Am Kupfergraben 7 □ Gebäude: Magnus-Haus □ Zusatzdetail: Livestream-Link unter bfr-akademie.de Diese Reihenfolge lässt sich nicht durchgängig umsetzen, soll der Text lesbar und verständlich sein. Außerdem müssen die Angaben zu den Teilnehmenden zusammengefasst werden, damit das Thema nicht in den Detailinformationen untergeht. Eine Möglichkeit wäre: „Zwischen Angst und Zuversicht: Wie Risiken die Gesellschaft herausfordern“, ist das Thema des Wissensdialog des Bundesinsti‐ tuts für Risikobewertung (BfR) mit dessen Präsidenten Professor Andreas Hensel. Dabei sind auch die Professorin für Medienpsy‐ chologie, Maren Urner, sowie die Professoren für Psychiatrie, Makrosoziologie und Philosophie, Borwin Bandelow, Heinz Bude und Wolfgang Freitag. Die Veranstaltung beginnt am Montag, den 2. November, um 15 Uhr und wird per Livestream übertragen. Der Link zum BfR-Wissensdialog steht unter bfr-akademie.de. Er findet im Magnus-Haus in Berlin, Am Kupfergraben 7 statt. Der Eintritt ist frei. 2. Musterlösung Aufgabe 2 □ Erster Fehler: Herr statt Vorname □ Zweiter Fehler: Text in Klammern ist nur für maximal eine Abkür‐ zung erwünscht □ Dritter Fehler: Abkürzung K. d. ö. R. □ Vierter Fehler: Sonderschreibweise GeoForschungsZentrum 232 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="233"?> Die Laudation hielt der Rektor der Hochschule, Amarjit Sing. Der Chemiker und Professor am Geoforschungszentrum … 3. Musterlösung Aufgabe 3 □ Erster Fehler: Direkte Ansprache des Publikums □ Zweiter Fehler: Wochentag fehlt □ Dritter Fehler: Monat nicht ausgeschrieben □ Vierter Fehler: Stenogrammstil statt ganze Sätze □ Fünfter Fehler: Die Uhrzeit enthält unnötige Zeichen Die Veranstaltung beginnt am Freitag, den 3. Oktober, um 19 Uhr. 4. Musterlösung Aufgabe 4 c) Die Zahl der Proben stieg in den vergangenen zehn Jahren um insgesamt 15 Prozent. Denn Zahlen bis einschließlich zwölf werden ausgeschrieben - sofern es beispielsweise keine Hausnummern oder Preisangaben sind -, Pro‐ zentangaben nicht abgekürzt und Zahlen anschaulich beschrieben. 5. Musterlösung Aufgabe 5 b) Die Broschüre kostet 5 Euro. Nähere Informationen gibt Zara Hadid unter der Telefonnummer Der Satz enthält keine unnötigen Zeichen und der Preis wurde geschrie‐ ben wie er gesprochen wird. 6. Musterlösung Aufgabe 6 „Ein Comic ermöglicht, komplexe Inhalte sowohl textlich als auch visuell zu erfassen und dies verbessert erwiesenermaßen das Verstehen bei den verschiedenen Lerntypen“, sagt Dr. Brand. Außerdem lasse ein Comic - im Gegensatz zu einem Video - der Leserin oder dem Leser so viel Zeit zum Erfassen der Inhalte wie individuell nötig. „Unsere Studie konnte jetzt erstmals nachweisen, dass medizinische Comics als ergänzendes Aufklärungsmaterial sehr wirkungsvoll sind“. In Zukunft solle untersucht werden, ob sich diese positiven Effekte auch auf andere medizinische Eingriffe übertragen lassen. 7. Musterlösung Aufgabe 7 Norbert Lossau von der Zeitung „Welt“ nominierte den Text, weil er darin „das interessante Forschungsergebnis bestmöglich präsentiert“ fand: „Diese Pressemitteilung ist handwerklich perfekt“. Bereits nach der Überschrift sei klar, worum es geht. „Der Teaser enthält genau die richtige Menge an Information - nicht zu viel und nicht zu wenig“, so der Journalist. Die Pressemitteilung habe die optimale Länge und 233 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="234"?> Informationsdichte, enthalte gut verwertbare Zitate und erschließe Ansprechpartner für weitere Recherchen. Kapitel 4.3 - Pressemitteilung aufbauen 1. Streichungen: Überschrift: Neuer Vorfahr des Menschen in Europa entdeckt Unterzeile: Bislang unbekannte Primatenart lebte vor fast zwölf Milli‐ onen Jahren in Süddeutschland - Aufrechter Gang entwickelte sich offenbar deutlich früher als bisher angenommen Der aufrechte Gang und die Vorfahren des Menschen und der Men‐ schenaffen (entwickelten) haben sich möglicherweise nicht in Afrika, sondern in Europa entwickelt. Zu diesem Schluss kommt ein inter‐ nationales Forschungsteam um Professorin Madelaine Böhme vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen in einer am Mittwoch im Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie. Böhme (entdeckte) hat in Süddeutsch‐ land Fossilien einer bislang unbekannten Primatenart entdeckt: Die versteinerten Überreste des Danuvius guggenmosi, der vor (knapp zwölf) 11,62 Millionen Jahren lebte, lassen den Schluss zu, dass er sich sowohl auf zwei Beinen als auch kletternd fortbewegen konnte. Die Fähigkeit, aufrecht zu gehen, gilt als zentrales Merkmal von Menschen. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deuten die Ergeb‐ nisse darauf hin, dass Menschenaffen bereits vor rund zwölf Millionen Jahren über die Fähigkeit verfügten, auf zwei Beinen zu gehen. Das wäre doppelt so alt wie bisher vermutet: Die bislang ältesten Belege für den aufrechten Gang sind sechs Millionen Jahre alt und stammen von der Insel Kreta und aus Kenia. „Die Funde aus Süddeutschland sind ein Meilenstein der Paläoanthropologie, denn sie stellen unsere bisherige Sichtweise auf die Evolution der großen Menschenaffen und des Menschen grundlegend in Frage“, sagte Böhme … Ergebnis der Streichungen: Überschrift: Neuer Vorfahr des Menschen entdeckt Unterzeile: Unbekannte Primatenart lebte vor zwölf Millionen Jahren in Süddeutschland - Aufrechter Gang früher als angenommen Der aufrechte Gang und die Vorfahren der Menschen und Menschen‐ affen entwickelten sich möglicherweise in Europa. Zu dem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam der Universität Tübingen 234 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="235"?> um Professorin Madelaine Böhme vom „Senckenberg Center für menschliche Evolution und Paläoumgebung“ in einer am Mittwoch im Fachmagazin Nature veröffentlichten Studie. Das Team entdeckte in Süddeutschland Fossilien einer unbekannten Primatenart: Die Über‐ reste des knapp zwölf Millionen Jahre alten Danuvius guggenmosi. Sie lassen den Schluss zu, dass der gehen und klettern konnte. Die bislang ältesten Belege für den aufrechten Gang sind sechs Millionen Jahre alt und stammen von der Insel Kreta und aus Kenia. „Die Funde aus Süddeutschland sind ein Meilenstein: Sie stellen die bisherige Sicht auf die Evolution der Menschen und Menschenaffen in Frage“, sagte Böhme … Nach Leseinteresse sortiert: Überschrift: Neuer Vorfahr des Menschen Unterzeile: Primatenart in Süddeutschland entdeckt - Aufrechter Gang schon seit zwölf Millionen Jahren Gehen und klettern konnte eine unbekannte Primatenart, die jetzt in Süddeutschland entdeckt wurde, schon vor knapp zwölf Millionen Jahren. Die bis dahin ältesten Belege für den aufrechten Gang waren sechs Millionen Jahre alt und stammen von der Insel Kreta und aus Kenia. „Unsere Funde sind ein Meilenstein: Sie stellen die bisherige Sicht auf die Evolution der Menschen und Menschenaffen in Frage“, so Pro‐ fessorin Madelaine Böhme von der Universität Tübingen. Das belege die Studie ihres internationalen Forschungsteams am „Senckenberg Center für menschliche Evolution und Paläoumgebung“, die am Mittwoch im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde … 2. Einfacher formuliert: Schlafende Stammzellen für den Notfall Eine kleine Gruppe (weniger Worte) von Stammzellen im Knochenmark verschläft fast das ganze Leben. Erst Verletzungen oder Blutverlust erwecken sie zur Aktivität (Substantiv durch Verb ersetzen): Unverzüglich (kürzeres Wort) beginnen sie mit der Zellteilung, bis der Verlust an Blutzellen wieder ausgeglichen ist (Satz zusammenfassen). Die Möglichkeit, diese schlafenden Stammzellen gezielt aufzuwecken, eröffnet neue Perspektiven für die (kürzen) Krebstherapie, wie Wissen‐ schaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum sowie aus der Ecole Polytechnique Fédérale und dem Ludwig Institute for Cancer Re‐ search in Lausanne in den neuesten Ausgaben der Zeitschriften „CELL“ 235 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="236"?> und „CELL Stem Cell“ veröffentlichen. (Satz teilen, zweiten Satz mit Hauptinformation beginnen, Sonderschreibweisen löschen) (Überleitung einfügen) Viele spezialisierte Zellen, etwa in der Haut, Darmschleimhaut oder im Blut (zwei Beispiele reichen), haben nur eine Lebensspanne von wenigen Tagen (Substantiv durch Verb ersetzen). Für die Funktionsfähigkeit dieser Gewebe ist daher ein steter Nachschub an spezialisierten Zellen unerlässlich. Zuständig dafür sind die sogenannten „adulten“ Stammzellen, die auch als Gewebestammzellen bezeichnet werden (aktives Verb statt passives). Ergebnis: Überschrift: Bluten weckt Stammzellen Unterzeile: Studie zu neuen Perspektiven für die Krebstherapie Einige Zellen im Knochenmark verschlafen fast das ganze Leben. Erst Blutverlust weckt sie auf: Sie beginnen mit der Zellteilung bis dieser ausgeglichen ist. Die Möglichkeit schlafende Stammzellen gezielt zu wecken, öffnet neue Perspektiven der Krebstherapie. Das veröffentlich‐ ten Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum, der Ecole Polytechnique Fédérale sowie dem Ludwig Institute for Cancer Research in Lausanne in den Zeitschriften „Cell“ und „Cell Stem Cell“. Danach leben viele spezialisierte Zellen nur wenige Tage - etwa die der Haut oder des Blutes. Für ständigen Nachschub sorgen adulte Stammzellen, auch Gewebestammzellen genannt. Kapitel 4.5 - Krisen bewältigen 1. Freundliche Community aufbauen durch Aktivierung von Mitlesenden: „Mich stört deine Aussage. Bin ich die einzige, die diese beleidigend findet? “ Organisatorisch: Ignorieren, im eigenen Blog Kommentare manuell freischalten oder blockieren, Generalantwort bereitstellen und Link dorthin senden, Community-Richtlinien verbreiten und Posts mit Hin‐ weis auf die Richtlinien löschen, Löschung beim Netzwerk beantragen, bei Straftaten Anzeige erstatten Emotional: Sich durch die Attacken geehrt fühlen, weil Trolle oft diejenigen angreifen, die sie für relevanter und einflussreicher halten als sich selbst. Etwas tun, was einem selbst wichtig ist, um Abstand zu gewinnen und sich nicht runterziehen zu lassen. Humor nutzen: Auf „warum kommt dieser hurensohnbus nicht? “ antworteten die Berliner 236 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="237"?> 3 Berliner Verkehrsbetriebe, o. T., 11. 6. 19, https: / / kurzelinks.de/ hhn6 - https: / / www.twi tter.com/ bvg_kampagne/ status/ 1138376586829455366? lang=de, Abruf am 17. 2. 21 Verkehrsbetriebe auf Twitter „Wenn der Hurensohnbus nicht kommt, darfst du ausnahmsweise auch in den ganz normalen steigen“. 3 Inhaltlich: Gemeinsamkeiten herausstellen: „In dem Punkt stimme ich dir zu.“ Wirkt Kommentar unentschlossen oder werden Ängste geäußert: „Wie kommst du darauf ? “ Kurz reagieren ohne falsche Behauptung zu wiederholen: „Ich teile deinen Standpunkt nicht, aber danke für deinen Beitrag“, „Nein, das sehe ich anders“. Thema begrenzen oder Link senden: „Du erwähnst sehr viele verschie‐ dene Aspekte. Ich würde gerne zunächst auf Thema X eingehen“, „Darüber habe ich auch schon mal was gelesen! Schau mal hier: …“. 2. Damit aus Einzelkritik ein Shitstorm wird: Nicht reagieren, Kritik bagatellisieren oder Kritikerinnen beleidigen, anderen die Schuld geben, Kritik als Shitstorm bezeichnen, Post unkommentiert löschen nachdem er häufig gelikt wurde Damit aus Kritik kein Shitstorm wird: Sachlich reagieren, Kritik und Kritiker ernst nehmen, Ursachen abstellen, Einwand als Kritik benen‐ nen, Post nicht löschen und wenn, dann mit Begründung 3. Eskalierte Krisen: □ Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt - unvollständig infor‐ miert, Fehler abgestritten und Hintergründe verschleiert □ Diesel-Skandal - Fehler abgestritten, Sündenböcke gesucht, An‐ wälte vorgeschoben □ Nuklearkatastrophe in Fukushima - spät und unvollständig infor‐ miert □ Plagiats-Affäre Guttenberg - Fehler abgestritten, immer nur so viel zugegeben, wie nachgewiesen war, Pressefreiheit eingeschränkt Nicht eskalierte Krisen: □ Erste Corona-Welle - einheitliche Kommunikation der politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger □ Amoklauf München und Germanwings-Absturz - schnell und umfassend informiert 237 7 Lösungsideen zum Nachschauen <?page no="238"?> Literatur Allgaier, Joachim, Wo Wissenschaft auf Populärkultur trifft, in: Körkel, Thilo, Kerstin Hoppenhaus (Hg.), Web Video Wissenschaft - Ohne Bewegtbild läuft nichts mehr im Netz: Wie Wissenschaftsvideos das Publikum erobern, Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 2016, S. 15-24 Amadeu-Antonio-Stiftung und Berliner Landeszentrale für politische Bildung, Hate Speech und Fake News, Fragen und Antworten, Berlin 2018 Amadeu-Antonio-Stiftung, Menschenwürde online verteidigen, 33 Social Media-Tipps für die Zivilgesellschaft, o. 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Jockers, Der Bestseller-Code: Was uns ein bahnbrechender Algorithmus über Bücher, Storys und das Lesen verrät, Kulmbach 2017 ARD / ZDF, ARD / ZDF-Massenkommunikation Trends 2019, 5. 9. 19, https: / / kurzelin ks.de/ 8vec - https: / / www.ard.de/ home/ die-ard/ presse-kontakt/ pressearchiv/ AR D_ZDF_Massenkommunikation_Trends_2019/ 5669470, Abruf am 4. 5. 20 ARD / ZDF, ARD / ZDF-Onlinestudie 2019, https: / / kurzelinks.de/ 4i38 - https: / / www .ard-zdf-onlinestudie.de/ ardzdf-onlinestudie-2019/ infografik, Abruf am 11. 1. 21 Arp, Robert, 1001 Zitate, Zürich 2017 Asendorf, Dirk, Asuka Grün, Matthias Schütte, Schwarmwissen, Die Zeit, 14. 1. 21, S. 40 Bacha-Trams, Mareike, Verteilung der Rezeptoren im Gehirn, 29. 10. 11, https: / / kurz elinks.de/ m207 - https: / / www.youtube.com/ watch? v=gvb6b2MvzOw, Abruf am 11. 1. 21 Beck, Angela, Wie es wirklich ist im Bus gegen Shitstorms zu kämpfen, Die Zeit, 7. 1. 21, S. 60 <?page no="239"?> Beer, Andreas, Peer Pasternack, Wissenschaft außerhalb der Komfortzone. Wissen‐ schaftsbezogene Krisenkommunikation als Instrument der Qualitätssicherung, die hochschule 1 / 2019, S. 5-24 Bender, Verena, Gästeplatzierung in Talkshows - so funktioniert es, 4. 11. 15, https: / / kurzelinks.de/ qnr2 - https: / / www.prleben.de/ 2015/ 11/ 04/ gaesteplatzierung-in-t v-talkshows, Abruf am 13. 4. 21 Berbner, Bastian, Vorbei, Die Zeit, S. 15-17, 8. 4. 21, S. 16-17 Berliner Verkehrsbetriebe, o. 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Warum der Journalismus in der Co‐ rona-Krise besonders gebraucht wird - und vor welchen Problemen er steht, Die Zeit, 8. 4. 20, S. 6 239 Literatur <?page no="240"?> Bucher, Hans-Jürgen, Philipp Niemann, Medialisierung der Wissenschaftskommuni‐ kation: Vom Vortrag zur multimodalen Präsentation, in: Schäfer, Mike S., Silje Kristiansen, Heinz Bonfadelli (Hg.), Wissenschaftskommunikation im Wandel, Köln 2015, S. 68-102 Bundesforschungsministerium, Grundsatzpapier zur Wissenschaftskommunikation, November 2019, https: / / kurzelinks.de/ uvoz - https: / / www.bmbf.de/ upload_files tore/ pub/ Grundsatzpapier_zur_Wissenschaftskommunikation.pdf Bundesministerium des Inneren, Leitfaden Krisenkommunikation, 2014, https: / / kur zelinks.de/ yb5v - https: / / www.bmi.bund.de/ SharedDocs/ downloads/ DE/ publika tionen/ themen/ bevoelkerungsschutz/ leitfaden-krisenkommunikation, Abruf am 12. 1. 21 Bundesministerium für Bildung und Forschung, Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft, o. 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D., https: / / kurzelinks.de/ a618 - https : / / www.fu-berlin.de/ presse/ mitarbeiter_service/ recht/ impressumspflicht, Abruf am 11. 12. 20 Freistetter, Florian, Astronomie in 365 Tagen: Rückblick auf ein Jahr Wissenschafts‐ kommunikation auf Instagram [Astrodicticum Simplex], 6. 1. 20, https: / / kurzelink s.de/ rxf3 - https: / / www.scienceblogs.de/ astrodicticum-simplex/ 2020/ 01/ 06/ astro nomie-in-365-tagen-rueckblick-auf-ein-jahr-wissenschaftskommunikation-auf-i nstagram, Abruf am 12. 3. 21 Frey, James N., Wie man einen verdammt guten Krimi schreibt, Köln 2005 Fröhlich, Paulia, Johannes Hillge, Studie „Die Talkshow-Gesellschaft“, nach: Sebastian Friedrich, Polit-Talkshows: Studie kritisiert mangelnde Vielfalt, 9. 9. 20, https: / / k urzelinks.de/ 0f35 - https: / / www.ndr.de/ fernsehen/ sendungen/ zapp/ medienpolit ik/ Polit-Talkshows-Studie-kritisiert-mangelnde-Vielfalt,talkshows110, Abruf am 12. 1. 21 Fulterer, Ruth, „Darum muss sich der Westen kümmern“, Die Zeit, 28. 8. 19, https: / / ku rzelinks.de/ 39o5 - https: / / www.zeit.de/ 2019/ 36/ plastikmuell-meer-verschmutzu ng-mikroplastik-tiere-verantwortung-meeresbiologin? utm_referrer=https%3A% 2F%2Fwww.ecosia.org%2F, Abruf am 30. 11. 20 Funk, Dinge Erklärt - Kurzgesagt, kurzelinks.de / 4jgs - https: / / www.YouTube.com / user/ KurzgesagtDE, Abruf am 26. 2. 21 Funk, Dinge Erklärt - Kurzgesagt, Loneliness, o. 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Xing 37, 74 YouTube 37, 119, 128 Zielgruppe 23 Zitate 158 262 Begriffsregister <?page no="263"?> ,! 7ID8C5-cfghai! ISBN 978-3-8252-5670-8 Viola Falkenberg Wissenschaftskommunikation: Vom Hörsaal ins Rampenlicht Mit Übungen und Checklisten Wissenschaftskommunikation ist wichtig. Aber wie erreicht man sein Publikum? Welche Formate und Kanäle können wofür genutzt werden? Dieser Praxisleitfaden bietet Schritt-für-Schritt- Anleitungen vom Social Media-Post bis zum eigenen Podcast, von der Bildrecherche bis zum Videodreh. Er unterstützt verlässlich bei der Konzeption und gibt zahlreiche Umsetzungs-Tipps für die Praxis in den Wissenschaften. Auf der Basis von Forschungsergebnissen und mit zahlreichen Best-Practice-Beispielen aus vielen Fachdisziplinen hilft der Band, die eigene Arbeit ins Rampenlicht zu rücken. Mit Übungen, Checklisten und einer Fördermittel-Übersicht. Hochschullehre Wissenschaftskommunikation Falkenberg Dies ist ein utb-Band aus dem Narr Francke Attempto Verlag. utb ist eine Kooperation von Verlagen mit einem gemeinsamen Ziel: Lehr- und Lernmedien für das erfolgreiche Studium zu veröffentlichen. utb.de QR-Code für mehr Infos und Bewertungen zu diesem Titel 56708 falkenberg_M-5670.indd 1 56708 falkenberg_M-5670.indd 1 04.11.21 09: 14 04.11.21 09: 14
