Grundlagen der VWL: Mikroökonomie … leicht verständlich
0309
2011
978-3-8385-8454-6
UTB
Walter Theiler
Wer Wirtschaftswissenschaften studiert, muss sich zu Beginn des Studiums mit der Mikroökonomie auseinandersetzen. Der Einstieg in diese Wissenschaft muss keineswegs komplizert sein: Die methodischen und begrifflichen Grundlagen werden auf einfache Art und Weise vermittelt - ohne dabei Vorkenntnisse vorauszusetzen. Die Modellbildung wird anhand des "magischen Vierecks der Verbraucherentscheidungen" verdeutlicht, das die die Bedürfnisse, Mittel, Kosten und Güter berücksichtigt.
Diese kompakte und kluge Einführung in die Mikroökonomie eignet sich sowohl für angehende Betriebs- als auch Volkswirte.
<?page no="1"?> Reihenherausgeber: Christian Jaschinski <?page no="2"?> Walter Theiler Grundlagen der VWL: Mikroökonomie … leicht verständlich mit 143 Abbildungen und Übersichten UVK Verlagsgesellschaft mbH · Konstanz mit UVK/ Lucius · München <?page no="3"?> Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-8252-8454-1 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2011 Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Satz und Layout: Claudia Rupp, Stuttgart Druck und Bindung: fgb · freiburger graphische betriebe, Freiburg UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstr. 24 · 78462 Konstanz Tel. 07531-9053-21 · Fax 07531-9053-98 www.uvk.de <?page no="4"?> V Vorwort des Herausgebers Liebe Leserin, lieber Leser, Wirtschaftswissenschaft ist spannend, komplex und vom betrieblichen Umfeld bis hin zu globalen Wechselwirkungen relevant. Es ist daher wichtig, sich in Studium, Weiterbildung oder für die tägliche Arbeit in wirtschaftswissenschaftliche Themenbereiche einzuarbeiten, die Kenntnisse darüber zu vertiefen oder aufzufrischen. Mit dem vorliegenden Band halten Sie ein effizientes Tool in den Händen, das Sie dabei unterstützen will. In den Büchern der Reihe „… leicht verständlich“ haben wir für Sie wichtige Themen modern und attraktiv so aufbereitet, dass Ihnen das Lesen, Lernen und Merken möglichst leicht fällt: viele Übersichten und Grafiken, zahlreiche prägnante Beispiele und reichlich Aufgaben und Fallstudien mit nachvollziehbaren Lösungen. Mit Hilfe des Glossars und dem ausführlichen Stichwortverzeichnis am Ende des Buches haben Sie schnellen Zugriff auf alle themenrelevanten Fachbegriffe. Über Feedback - Anregungen, Verbesserungshinweise, Lob oder Tadel - freue ich mich unter jaschinski@uvk-lucius.de. Christian Jaschinski Herausgeber <?page no="6"?> VII Vorwort Vorworte für Bücher werden dann geschrieben wenn das Werk fertig gestellt ist, und beinhalten u. a. die Möglichkeit, den Entstehungsprozess zu reflektieren. Am Anfang stand das Vorhaben, einen leicht verständlichen Überblick über die Grundlagen der Volkwirtschaftslehre - Teilbereich Mikroökonomie - zu geben. Das Resultat halten Sie nun in Händen. Herausgekommen ist dieses Buch mit diesem Vorwort. Was erwartet die Leser bei der Lektüre? Die theoretischen Grundlagen des Faches werden im Teil A dargelegt. Im Teil B werden sie immer wieder aufgriffen und an Beispielen verdeutlicht. So wird deutlich, dass für das Verstehen und Erklären der - wirtschaftlichen - Realität bestimmte theoretische Grundlagen und Theorien nützlich sind. Dieser Teil B beschreibt die grundlegenden Aspekte der Mikroökonomie und veranschaulicht sie anhand zahlreicher Beispiele und Schaubilder. Einerseits habe ich - soweit irgendwie möglich - auf mathematische Formeln und Ableitungen verzichtet und darauf, bei einzelnen Themen auf bestehende (spezielle) Theorien und Sonderfälle einzugehen. Andererseits habe ich mich um Anschaulichkeit, Anbindungen an das tägliche Handeln in der Wirtschaft und um einen Blick über den engen Bereich der Mikroökonomie hinaus bemüht. Dazu dienen auch die vertiefenden Literaturhinweise. Die dort angegebenen Bücher und Artikel sollen es ermöglichen, tiefer in die Materie einzusteigen und Verbindungen zu anderen Fachdisziplinen herzustellen sowie aktuelle Entwicklungen aufzuzeigen und damit zum Nachdenken anregen. Bedanken möchte ich mich auf diesem Wege auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen Sabine Andree-Reimers, Bernhard Bunte, Simone Kornhof und Pia Plewka. Ihre Fragen, Anregungen, Kritik, Verbesserungsvorschläge und ihre Manuskriptdurchsicht waren stets hilfreich und trugen zur besseren Verständlichkeit bei. Besonderer Dank gilt Herrn Prof. (em.) Dörge, für seine kritischen Anmerkungen und aufmunternden Hinweise bei einer Vielzahl von Aspekten. Meiner Frau und meiner Tochter möchte ich auf diesem Wege ebenfalls Dank sagen. Sie haben während der letzten Zeit bei einigen Freizeitaktivitäten auf mich verzichten müssen. Für Ihr Verständnis vielen Dank. Bad Salzuflen, im Oktober 2010 Walter Theiler <?page no="8"?> IX Inhaltsverzeichnis Teil A Aufbau eines Instrumentenkastens 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung . . 3 1.1 Ziele und Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.1.1 Einordnung der Volkswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1.1.1 Die Volkswirtschaftslehre im System der Wissenschaften . . . . . . . . 5 1.1.1.2 Mikroökonomie - Makroökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.1.2 Theorien und Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.1.2.1 Theorie- und Modellbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.1.2.2 Theoriebildung mit Hilfe der Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.1.2.3 Theoriebildung mit Hilfe der Deduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.1.2.4 Modellbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.1.3 Kritische Anmerkungen zur Arbeit mit Modellen . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.2 Begriffe und Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.2.1 Gleichgewicht und Gleichgewichtszustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.2.1.1 Methodisches Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.2.1.2 Theoretisches Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.2.1.3 Normatives Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.2.1.4 Gleichgewichtszustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.2.2 Gesetz - Gesetzmäßigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 1.2.3 Analysetechniken und Verhältnis von Analyse und Analysegegenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1.2.4 Partialanalyse und Totalanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 1.3 Mensch und Wirtschaften - Mensch und Modell . . . . . . . . . . . . . . . 21 1.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1.5 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 1.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 1.6.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 1.6.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Teil B Mikroökonomie 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.1 Bedürfnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2.2 Mittel und Bedarf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.3 Nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 2.3.1 Nutzenmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2.3.2 Grenznutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 <?page no="9"?> X Inhaltsverzeichnis 2.3.3 Gossen’sche Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 2.3.4 Indifferenzkurve und Budgetgerade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 2.4 Güter, Dienstleistungen, Rechte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 2.5 Geld und seine Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2.6 Interdependenzen, Verhaltensmaxime und das ökonomische Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 2.7.1 Produktionsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 2.7.1.1 Produktionsfaktor Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 2.7.1.2 Produktionsfaktor Boden / Natur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 2.7.1.3 Produktionsfaktor Kapital und Kapitalbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.7.1.4 Produktionsfaktoren Humankapital und Soziales System (inkl. Institutionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 2.7.2 Produktionsfunktion und Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 2.7.2.1 Die Produktionsfunktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 2.7.2.2 Kostendefinitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 2.7.2.3 Analyse der Kostenverläufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 2.7.3 Erlöse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 2.7.4 Verhaltensmaxime: Gewinnmaximierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 2.8 Markt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 2.9 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 2.10 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 2.11 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 2.11.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 2.11.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 3.1 Die Nachfragefunktion und die Ceteris-Paribus-Klausel . . . . . . . . . . 84 3.1.1 Die allgemeine Nachfragefunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 3.1.2 Die Ceteris-Paribus-Klausel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 3.2 Spezielle Nachfragefunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 3.2.1 Der Preis des nachgefragten Gutes N1 = f (P 1 ) c. P. . . . . . . . . . . . . . . 86 3.2.2 Die Preise anderer Güter N1 = f (P 2 … P n ) c. P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 3.2.3 Die Konsumsumme N1 = f (C) c. P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 3.2.4 Zukünftige Erwartungen und Bedarfsstruktur. . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 3.3 Verschiebung von Nachfragekurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 3.4 Haushaltsnachfrage - Marktnachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 <?page no="10"?> XI Inhaltsverzeichnis 3.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 3.6 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 3.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 3.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 3.7.2. Vertiefende Literatur zum Kapitel 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 4 Das Angebot: Elementare Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 4.1 Allgemeine Angebotsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 4.2 Die speziellen Angebotsfunktionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 4.2.1 Der Preis des angebotenen Gutes P1 A1 = f (P 1 ) c. P. . . . . . . . . . . . . . 103 4.2.1.1 Grenzkostenkurve als Angebotskurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 4.2.1.2 Produktionseinstellung und Marktaustritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 4.2.2 Der Preis anderer Güter A1 = f (P 2 … P n ) c. P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 4.2.3 Die Kosten der Input-Faktoren A1 = f (Q 1 … Q n ) c. P. . . . . . . . . . . . . . 108 4.2.4 Stand des Technischen Wissens und Gewinnerwartungen . . . . . . . . 108 4.3 Verschiebung von Kurven. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 4.4 Unternehmensangebot - Marktangebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 4.4.1 Marktangebot bei unveränderter Anzahl von Unternehmen . . . . . . . 112 4.4.2 Marktangebot bei variierender Zahl von Unternehmen. . . . . . . . . . . 113 4.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 4.6 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 4.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 4.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 4.7.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 5 Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage . . . . . . 119 5.1 Marktgleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 5.1.1 Analysetechniken des Marktgleichgewichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 5.1.1.1 Komparativ-statische Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 5.1.1.2 Dynamische Analyse des Marktgleichgewichts - das Cobweb-Theorem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 5.2 Nachfrageverschiebungen, Kostenverläufe und Marktgleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 5.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 5.4 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 5.5. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 5.5.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 5.5.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 <?page no="11"?> XII Inhaltsverzeichnis 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 6.1 Erweiterungen der elementaren Analyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 6.2 Haushaltstheorie und andere wissenschaftliche Disziplinen . . . . . . . 134 6.3 Besondere Verhaltensweisen der Verbraucher . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 6.3.1 Snob-Effekt (Geltungseffekt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 6.3.2 Nachahmungseffekt (Bandwagon-Effekt, Mitläufer-Effekt) . . . . . . . 140 6.3.3 Veblen-Effekt (Prestige-Effekt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 6.3.4 Giffen-Fall bzw. Giffen-Verhalten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 6.3.5 Qualitätsvermutungseffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 6.4.1 Verändertes Konsumverhalten im Laufe der Zeit . . . . . . . . . . . . . . . 146 6.4.1.1 Verändertes Konsumverhalten - Wohlstand wandelt Wünsche . . . . 146 6.4.1.2 Verbraucherentscheidungen in Abhängigkeit unterschiedlicher Dimensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 6.4.2 Angebotsvielfalt, erhöhter Entscheidungsdruck, Raumbedarf und die Knappheit der Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Exkurs: Zeitknappheit bei Anbietern - Auswirkungen beim Nachfrager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 6.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 6.6 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 6.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 6.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 6.7.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 7.1 Erweiterungen der elementaren Analyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 7.2 Angebotsmonopol auf vollkommenen und unvollkommenen Märkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 7.2.1 Angebotsmonopol auf dem vollkommenen Markt . . . . . . . . . . . . . . 172 7.2.2 Angebotsmonopol auf dem unvollkommenen Markt . . . . . . . . . . . . 181 7.3 Monopolistischer Preisspielraum und neue Preisstrategien . . . . . . . . 184 7.3.1 Monopolistischer Preisspielraum, Preisbildung beim Polypol auf dem unvollkommenen Markt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 7.3.2 Neue Preisstrategien und Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 7.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 7.5 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 <?page no="12"?> XIII Inhaltsverzeichnis 7.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 7.6.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 7.6.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 8 Elastizitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 8.1 Grundkonzeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 8.2 Elastizität der Nachfrage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 8.2.1 Direkte Elastizität der Nachfrage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 8.2.2 Kreuzpreiselastizität der Nachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 8.2.3 Einkommenselastizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 8.3 Elastizität des Angebots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 8.4 Elastizität und Realität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 8.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 8.6 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 8.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 8.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 8.7.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 9 Konsumentenrente, Produzentenrente, Gesamtrente . . . . . . . . . . . . 209 9.1 Ist-Analyse - Soll-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 9.2 Konsumentenrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 9.3 Produzentenrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 9.4 Gesamtrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 9.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 9.6 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 9.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 9.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 9.7.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 10 Externalitäten und effiziente Märkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 10.1 Grundlegendes zu Externalitäten und zu effizienten Märkten. . . . . . 220 10.2 Externalitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 10.2.1 Folgen technologischer Effekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 10.2.1.1 Folgen negativer technologischer Effekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 10.2.1.2 Folgen positiver technologischer Effekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 10.2.2 Vergleichender Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 <?page no="13"?> XIV Inhaltsverzeichnis 10.3 Externe Effekte und öffentlicher Sektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 10.3.1 Externe Effekte beim Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 10.3.1.1 Positive externe Effekte beim Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 10.3.1.2 Negative externe Effekte beim Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 10.3.2. Externe Effekte der Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 10.3.2.1 Positive externe Effekte der Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 10.3.2.2 Negative externe Effekte der Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 10.3.3 Vergleichender Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 10.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 10.5 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 10.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 10.6.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 10.6.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 10. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 11 Lösungshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 11.1 Lösungshinweise zu Kapitel 1: Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 11.2 Lösungshinweise zu Kapitel 2: Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 11.3 Lösungsvorschläge zu Kapitel 3: Die Nachfrage: elementare Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 11.4 Lösungshinweise zu Kapitel 4: Das Angebot: elementare Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 11.5 Lösungshinweise zu Kapitel 5: Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . 248 11.6 Lösungshinweise zu Kapitel 6 : Die Nachfrage: Das Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen . . . . . . . . . 249 11.7 Lösungshinweise zu Kapitel 7: Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen . . . . 252 11.8 Lösungshinweise zu Kapitel 8: Elastizitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 11.9 Lösungshinweise zu Kapitel 9: Konsumentenrente, Produzentenrente, Gesamtrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 11.10 Lösungshinweise zu Kapitel 10: Externalitäten und effiziente Märkte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 12 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 <?page no="14"?> XV Verzeichnis der Abbildungen Abbildung 1.1: stabiles Gleichgewicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Abbildung 1.2: indifferentes Gleichgewicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Abbildung 1.3: labiles Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Abbildung 2.1: Gesamtnutzenkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Abbildung 2.2: Grenznutzenkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Abbildung 2.3: Indifferenzkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Abbildung 2.4: Budgetgerade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Abbildung 2.5: Indifferenzkurve und Budgetgerade . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Abbildung 2.6: Produktionsfunktion (Spalten 1 und 2) . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Abbildung 2.7: Gesamtkostenkurve (Spalten 2 und 6) . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Abbildung 2.8: Stückkostenverläufe und Grenzerlöse . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Abbildung 2.9: Gesamtkostenverläufe mit Gesamterlöse K; E . . . . . . . . . . . 67 Abbildung 2.10: Darstellung des Maximalgewinns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Abbildung 2.11: Darstellung eines Verlustes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Abbildung 3.1: Nachfrage nach Äpfeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Abbildung 3.2: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. substitutives Verhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Abbildung 3.3: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. komplementäres Verhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Abbildung 3.4: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. indifferentes Verhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Abbildung 3.5: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (C) c. P. Sättigungsgüter . . . 90 Abbildung 3.6: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (C) c. P. Nicht-Sättigungsgüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Abbildung 3.7: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (C) c. P. inferiore Güter . . . . 90 Abbildung 3.8: Bewegungen entlang der Nachfragekurve . . . . . . . . . . . . . . 92 Abbildung 3.9: Verschiebung von Nachfragekurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Abbildung 3.10: Nachfrage der Haushalte A, B, C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Abbildung 3.11: Gesamtnachfrage / Marktnachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Abbildung 4.1: Spezielle Angebotsfunktion A 1 = f (P 1 ) c. P. . . . . . . . . . . . . . 103 Abbildung 4.2: Grenzkostenkurve als Angebotskurve des Unternehmens bei vollständiger Konkurrenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Abbildung 4.3: Kurzfristige Angebotskurve bei vollständiger Konkurrenz . 105 Abbildung 4.4: Langfristige Angebotskurve bei vollständiger Konkurrenz . 106 Abbildung 4.5: Spezielle Angebotskurve A 1 = f (P 2 … P n ) c. P. . . . . . . . . . . . 107 Abbildung 4.6: Bewegung entlang der Angebotskurve . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Abbildung 4.7: Verschiebung von Angebotskurven. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Abbildung 4.8: Angebote der Unternehmen A, B, C . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Abbildung 4.9: Gesamtangebot / Marktangebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Abbildung 4.10: Null-Gewinn-Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 <?page no="15"?> XVI Verzeichnis der Abbildungen Abbildung 4.11: Marktangebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Abbildung 5.1: Marktgleichgewicht in komparativ - statischer Analyse . . . 120 Abbildung 5.2: Nachfrageerhöhung aufgrund einer Rechtsverschiebung. . . 121 Abbildung 5.3: Nachfragereduzierung aufgrund einer Linksverschiebung. . 121 Abbildung 5.4: Angebotserhöhung aufgrund einer Rechtsverschiebung . . . 121 Abbildung 5.5: Angebotsreduzierung aufgrund einer Linksverschiebung . . 121 Abbildung 5.6: Cobweb-Theorem (Spinnweb-Theorem). . . . . . . . . . . . . . . . 123 Abbildung 5.7: Cobweb-Theorem - Stabiler Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Abbildung 5.8: Cobweb-Theorem - Labiler Prozess. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Abbildung 5.9: Cobweb-Theorem - Instabiler Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Abbildung 5.10: Marktangebot Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Abbildung 5.11: Kostensituation Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Abbildung 5.12: Kurzfristige Reaktion: Erhöhte Nachfrage, Preissteigerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Abbildung 5.13: Kurzfristige Reaktion: Gewinnsituation aufgrund erhöhter Nachfrage und Preissteigerung . . . . . . . . . . . . . . . 128 Abbildung 5.14: Angebotsausweitung - Preissenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Abbildung 5.15: Kostendruck - Preissenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Abbildung 6.1: Snob-Effekt Preissenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Abbildung 6.2: Snob-Effekt Preiserhöhung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Abbildung 6.3: Nachahmungseffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Abbildung 6.4: Veblen-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 Abbildung 7.1: Allgemeine Preis-Absatz-Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Abbildung 7.2: Preis-Absatz-Funktion (Beispielaufgabe). . . . . . . . . . . . . . . 175 Abbildung 7.3: Gewinnmaximaler Preis im vollkommenen Angebotsmonopol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Abbildung 7.4: Monopolmenge und Nettowohlfahrtsverlust . . . . . . . . . . . . 180 Abbildung 7.5: Angebotsmonopol und Preisdifferenzierung . . . . . . . . . . . . 183 Abbildung 7.6: Doppelt geknickte Preis-Absatz-Kurve . . . . . . . . . . . . . . . . 186 Abbildung 8.1: Normal verlaufende Nachfragekurve. . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Abbildung 8.2: Direkte Elastizität der Nachfrage - unterschiedliche Ausprägungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 Abbildung 8.3: Elastizitätskennziffern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Abbildung 8.4: Indirekte Elastizität der Nachfrage - unterschiedliche Ausprägungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Abbildung 8.5: Einkommenselastizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Abbildung 8.6: Normal verlaufende Angebotskurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Abbildung 8.7: Elastizität des Angebots - unterschiedliche Ausprägungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 Abbildung 8.8: Substitutionsmöglichkeiten und Elastizitäten . . . . . . . . . . . 205 Abbildung 8.9: Kurz- und langfristige Reaktionen bei Benzinpreiserhöhungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Abbildung 9.1: Konsumentenrente als Treppenfunktion . . . . . . . . . . . . . . . 211 Abbildung 9.2: Konsumentenrente und Nachfragekurve . . . . . . . . . . . . . . . 212 <?page no="16"?> XVII Verzeichnis der Abbildungen Abbildung 9.3: Produzentenrente und Treppenfunktion . . . . . . . . . . . . . . . 214 Abbildung 9.4: Produzentenrente und Angebotskurve . . . . . . . . . . . . . . . . 214 Abbildung 9.5: Gesamtrente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Abbildung 10.1: Folgen negativer technologischer Effekte: Verursacher . . . . 224 Abbildung 10.2: Folgen negativer technologischer Effekte: Geschädigter . . . 224 Abbildung 10.3: Folgen negativer technologischer Effekte: Verursacher, geneigte Preis-Absatz-Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Abbildung 10.4: Folgen negativer technologischer Effekte: Geschädigter, geneigte Preis-Absatz-Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Abbildung 10.5: Folgen positiver technologischer Effekte: Nutzenstifter. . . . 226 Abbildung 10.6: Folgen positiver technologischer Effekte: Nutznießer . . . . . 226 Abbildung 10.7: Folgen positiver technologischer Effekte: Nutzenstifter, geneigte Preis-Absatz- Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 Abbildung 10.8: Folgen positiver technologischer Effekte: Nutznießer, geneigte Preis-Absatz-Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 Abbildung 10.9: Positive externe Effekte beim Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . 229 Abbildung 10.10: Negative externe Effekte beim Konsum. . . . . . . . . . . . . . . . 230 Abbildung 10.11: Positive externe Effekte der Produktion . . . . . . . . . . . . . . . 232 Abbildung 10.12: Negative externe Effekte der Produktion. . . . . . . . . . . . . . . 233 <?page no="17"?> XVIII Verzeichnis der Schaubilder Schaubild 1.1: Ziele der Volkswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Schaubild 1.2: Einteilung der Gesellschaftswissenschaften . . . . . . . . . . . . . 5 Schaubild 1.3: Aspekte der Theoriebildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Schaubild 1.4: Von der ökonomischen Realität zum ökonomischen Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Schaubild 1.5: Prämissen des homo oeconomicus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Schaubild 1.6: Vorgehensweise bei der Theorie- und Modellbildung . . . . . 14 Schaubild 1.7: Analysetechniken und Verhältnis von Analyse und Analysegegenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Schaubild 1.8: Total- und Partialanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Schaubild 1.9: Magisches Viereck der Verbraucherentscheidungen . . . . . . 22 Schaubild 1.10: Notwendigkeit einer planvollen Haushaltsführung . . . . . . . 24 Schaubild 1.11: Zielbeziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Schaubild 2.1: Bedürfnisarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Schaubild 2.2: Pyramide der Motive menschlichen Verhaltens bei der Bedürfnisbefriedigung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Schaubild 2.3: Arten des Nutzens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Schaubild 2.4: Güterarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Schaubild 2.5: Dienstleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Schaubild 2.6: Funktionen des Geldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Schaubild 2.7: Lösung des Knappheitsproblem unter Beachtung des ökonomischen Prinzips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Schaubild 2.8: Arten der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Schaubild 2.9: Investitionsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Schaubild 2.10: Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Schaubild 2.11: Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren als Grundlage des Wirtschaftsprozesses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Schaubild 2.12: Fixkosten und variable Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Schaubild 2.13: Prämissen des vollkommenen Marktes . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Schaubild 2.14: Vollkommener und unvollkommener Markt . . . . . . . . . . . . 76 Schaubild 2.15: Marktformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Schaubild 3.1: Spezielle Nachfragefunktion und die c. P. Klausel . . . . . . . . 86 Schaubild 3.2: Rechts- und Linksverschiebung von Nachfragekurven . . . . 94 Schaubild 4.1: Spezielle Angebotsfunktion und die c. P. Klausel. . . . . . . . . 103 Schaubild 4.2: Rechts- und Linksverschiebung von Angebotskurven . . . . . 110 Schaubild 6.1: Verbraucherentscheidungen in Abhängigkeit verschiedener Dimensionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Schaubild 6.2: Prozesscharakter einer Kaufentscheidung . . . . . . . . . . . . . . 133 Schaubild 6.3: Erklärungsansätze des Verbraucherverhaltens im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 <?page no="18"?> XIX Verzeichnis der Schaubilder und Tabellen Schaubild 6.4: Lebensmittel: Nur noch ein kleiner Haushaltsposten . . . . . . 147 Schaubild 6.5: Entwicklung des Konsumentenverhaltens . . . . . . . . . . . . . . 151 Schaubild 6.6: Persönliche Ressourcen und versteckte Kosten . . . . . . . . . . 161 Schaubild 6.7: Entscheidungszwang und knapper werdende Zeit . . . . . . . . 163 Schaubild 7.1: Ermittlung der Cournot’schen Menge und der gewinnmaximalen Preisforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Schaubild 7.2: Preisdifferenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 Schaubild 8.1: Unterschiedliche Produkte - Substitutionsmöglichkeiten - Elastizitätskennziffern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Schaubild 10.1: Externe Effekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Schaubild 10.2: Beispiele von negativen und positiven externen Effekten bei Produktion und Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 Schaubild 10.3: Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 Schaubild 10.4: Zusammenfassender Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 Verzeichnis der Tabellen Tabelle 2.1: Gesamtnutzen und Grenznutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Tabelle 2.2: Beispiel zum abnehmenden Grenznutzen . . . . . . . . . . . . . . 43 Tabelle 2.3: Produktionsmenge, Arbeitskräfteeinsatz und Gesamtkosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Tabelle 2.4: Kosten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Tabelle 2.5: Preise und Gesamterlöse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Tabelle 3.1: Nachfrage nach Äpfeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Tabelle 3.2: Entwicklung der Marktnachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Tabelle 4.1: Angebot der Unternehmen A, B, C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Tabelle 6.1: Anomales Verhalten: der Giffen-Fall. . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Tabelle 6.2: Nachfragestruktur der privaten Haushalte nach ausgewählten Ausgabenarten 1950 - 2000 (in %). . . . . . . . . . 148 Tabelle 7.1: Kostensituation eines Angebotsmonopolisten . . . . . . . . . . . 175 Tabelle 9.1: Nachfrager und Zahlungsbereitschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 <?page no="19"?> XX Abkürzungsverzeichnis 1, 2, 3 bzw. unterschiedliche Mengen bzw. Preise im Zeitablauf: bei der a, b, c als Nachfrage- und Angebotsfunktion für das Beispielgut stehend Index A Arbeit bzw. Angebot Ab Abschreibungen AG Aktiengesellschaft B/ N Boden/ Natur BS Bedarfsstruktur BuG Budgetgerade C Konsum, Konsumsumme c. P. Ceteris Paribus CR Corporate Responsibility DE Durchschnittserlöse DK Durchschnittliche Gesamtkosten bzw. Durchschnittskosten DK f Durchschnittliche fixe Kosten DK v Durchschnittliche variable Kosten E Gesamterlöse E′ Grenzerlöse El Elastizität El A Angebotselastizität El dir direkte Preiselastizität der Nachfrage El indir indirekte Preiselastizität der Nachfrage El Y Einkommenselastizität EUR Euro G Gewinnerwartungen G bzw. g Gleichgewicht g bzw. G Gleichgewicht als Index GE Grenzerlöse Ge Geldeinheiten GG Gleichgewicht GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GN′ Grenznutzen Gnu Gesamtnutzen HC Human Capital I Investitionen Ind Indifferenzkurve K Kapital/ Kosten/ Gesamtkosten K′ Grenzkosten <?page no="20"?> XXI Abkürzungsverzeichnis K f Fixe Kosten KG Kommanditgesellschaft K v Variable Kosten M Menge / Output M a Menge des Produktes a MG Marktgleichgewicht (ohne Berücksichtung von Externalitäten) MS Sättigungsmenge MV Markt (Volkwirtschaftlich unter Berücksichtung von Externalitäten) N Natur / Nachfrage bzw. nachgefragte Menge NGO Non-Govermental Organisation, Nicht-Regierungsorganisation Nu Nutzen OHG Offene Handelsgesellschaft opti Optimum als Index P Preis P 1 Preis des Produktes 1 PAF Preis-Absatz-Funktion P c Cournot`scher Preis P G Gleichgewichtspreis Q Preise für die Inputfaktoren sSy Soziales System t Zeit (Tempus) T Stand des technischen Wissens vgl. vergleiche X Menge x c Cournot’sche Menge Y Einkommen (engl.: Yield) Z Zukünftige Erwartungen <?page no="22"?> Teil A Aufbau eines Instrumentenkastens <?page no="24"?> Überblick Leitfragen • Wie kann die wirtschaftliche Realität gedanklich durchdrungen und somit besser verstanden werden? Ist es sinnvoll erst viele Daten zu sammeln und dann eine Theorie zu erstellen oder ist es umgekehrt besser? • Welche methodischen Kenntnis müssen beherrscht werden um die wirtschaftliche Realität analysieren zu können? Ist es ausreichend Begriffe und Hypothesen zu kennen oder sind umfangreiche Modell- und Theoriekenntnisse erforderlich? 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Die wirtschaftliche Realität Ziele der Volkswirtschaftslehre zu beschreiben zu erklären zu prognostizieren und die Politik darüber zu beraten Begriffe und Methoden die der Erstellung von Modellen und Theorien dienen sind dazu sind erforderlich <?page no="25"?> 4 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung 1.1 Ziele und Definition Jeder Einzelne ist von wirtschaftlichem Geschehen umgeben und gleichzeitig auch ein aktiver Teil dieses Geschehens. Beim Versuch diese Realität zu verstehen und gedanklich zu begreifen kommt häufig Unzufriedenheit auf, da sie zu kompliziert bzw. zu komplex erscheint. Verzweifelung ist allerdings nicht angebracht. Das Verstehen kann gelingen. Allerdings ist hierzu die Kenntnis einiger wissenschaftlicher Instrumente notwendig. Diese sollen im 1. Kapitel vorgestellt werden. Vom Philosophen Immanuel Kant stammt das folgende Zitat: „Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind. Daher ist es eben so notwendig, seine Begriffe sinnlich (…), als seine Anschauungen sich verständlich zu machen“. 1 Damit wird auf zweierlei verwiesen: die Lebenswelt des Menschen darf bei allen Bemühungen nicht außer acht ge- • lassen werden das Handeln sollte stets überlegt erfolgen. • Bezogen auf die Volkswirtschaftslehre bedeutet dieses Zitat von Immanuel Kant: Ökonomische Theorie ohne Bezug zur Lebenswelt der Menschen ist leer, • wirtschaftliches Handeln ohne volkswirtschaftliches Denken ist blind. • Durch diesen Bezug zur Lebenswelt kommt der Volkswirtschaftslehre die Aufgabe zu, das wirtschaftliche Geschehen zu beschreiben zu erklären zu prognostizieren die Politik zu beraten Daraus lassen sich vier Ziele der Volkswirtschaftslehre ableiten: Ziele der Volkswirtschaftslehre Beschreibungsziel: Erklärungsziel Prognoseziel Beratungsziel / Gestaltungsziel Mit Hilfe geeigneter Begriffe und Methoden soll das Wirtschaftsgeschehen eines Landes beschrieben werden. Die in der Umgangsprache verwendeten Begriffe sind zu präzisieren, d. h. eindeutig zu definieren. Die Volkswirtschaftslehre fragt, warum etwas so ist, wie es ist und nicht anders. Diese Fragen sollen mit Hilfe geeigneter Methoden und Theorien erklärt und geklärt werden (Wirtschaftstheorie). Durch die Prognose können mögliche zukünftige Entwicklungen aufgezeigt werden. Das bedeutet allerdings auch, dass Möglichkeiten beschrieben werden, wie diese Entwicklung erreicht werden Ist es im Rahmen der Erklärungen gelungen, regelmäßige Zusammenhänge zu identifizieren, ergibt sich daraus die Chance eine Vorhersage zukünftiger möglicher Ereignisse zu erstellen. 1 Kant, Werkausgabe, S. 98 <?page no="26"?> 5 1.1 Ziele und Definition Beispiele: In der wirtschaftlichen Realität • finden Käufe / Verkäufe primär von Gütern / Dienstleistungen statt, • werden Geld und / oder Güter verschenkt; • werden Arbeitsleistungen erbracht und entlohnt. In der Volkswirtschaftslehre wird dafür der Begriff „Transaktion“ verwendet. Beispiele: Warum ist • die Wirtschaftsstruktur eines Landes auf bestimmte Investitionsgüter konzentriert, • die Arbeitslosigkeit lang andauernd und hartnäckig? kann. Deshalb ist die Beratung der Entscheidungsträger (der Politik) eine zentrale Aufgabe der Wirtschaftspolitik als Teilbereich der Volkswirtschaftslehre. Beispiel: Die halbjährlichen Prognosen der Forschungsinstitute. Beispiele: • Wie wird sich die Arbeitslosigkeit zukünftig entwickeln? • Wie kann sich die Wirtschaftsstruktur während der nächsten 5 bis 10 Jahre verändern? Hierbei ist jedoch stets das Problem der Unsicherheit zu beachten. Schaubild 1.1: Ziele der Volkswirtschaftslehre Aus den Zielen kann folgende Definition formuliert werden: Definition Volkswirtschaftslehre: Sie analysiert als Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften die notwendige Koordination der Aktivitäten der beteiligten Wirtschaftssubjekte (Haushalte, Unternehmen, Staat) im Bereich der Produktion, der Verteilung und des Konsums. 1.1.1 Einordnung der Volkswirtschaftslehre 1.1.1.1 Die Volkswirtschaftslehre im System der Wissenschaften Die Volkswirtschaftslehre kommt häufig nicht ohne Erkenntnisse anderer Gesellschaftswissenschaften aus. Es ist deshalb sinnvoll, sich eine Einordnung bewusst zu machen. Übersicht zur Einteilung der Gesellschaftswissenschaften Wirtschaftswissenschaften Rechtswissenschaften Soziologie Psychologie Politikwissenschaften Geschichte Volkswirtschaftslehre (Mikroökonomie, Makroökonomie) Betriebswirtschaftslehre Finanzwirtschaft Schaubild 1.2: Einteilung der Gesellschaftswissenschaften <?page no="27"?> 6 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Dabei ist zu beachten, dass es eine Unterscheidung in Betriebs- und Volkswirtschaftslehre nur im deutschsprachigen Raum gibt. Bei der Betriebswirtschaftslehre geht es um die Betrachtung unternehmensbzw. betriebsbezogener Fragestellungen, insbesondere um Prozesse der Leistungserstellung und -verwertung. Die Volkwirtschaftslehre untersucht im Gegensatz dazu gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge. Der Blickwinkel der BWL ist dabei die „Froschperspektive“, der der VWL die „Vogelperspektive“. 1.1.1.2 Mikroökonomie - Makroökonomie Die Volkswirtschaftslehre wird allgemein in die beiden Teilbereiche Mikroökonomie und Makroökonomie unterteilt. Zentraler Untersuchungsgegenstand der mikroökonomischen Betrachtung ist die Beschäftigung mit einzelnen Haushalten bzw. Unternehmen. Beispiele : • Wie kommen Preise für einzelne Produkte zustande (z. B. PKW)? • Wie funktioniert ein einzelner (Produkt-)Markt (PKW-Markt)? • Wie stellt sich das Konsumverhalten einzelner Haushalte dar? • Warum treffen einzelne Unternehmen bestimmte Produktionsentscheidungen? • Warum kauft ein Haushalt Produkt A und nicht B? • Warum produziert ein Unternehmen ein bestimmtes Produkt in einer bestimmten Menge? Zentraler Untersuchungsgegenstand der makroökonomischen Betrachtung ist die Beobachtung gesamtwirtschaftlicher Vorgänge und Verhaltensweisen. Beispiele: • Wie ist das Sparverhalten der Haushalte in unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen? • Wie verändert sich das Preisniveau? • Welche Bedingungen fördern das gesamtwirtschaftliche Wachstum? • Wie verändern Aktivitäten des Staates (z. B. Steuersenkungen) gesamtwirtschaftliche Größen? Die mikroökonomischen Theorien / Methoden setzen bei Erklärungen von Zusammenhängen unmittelbar am Verhalten der einzelnen Wirtschaftssubjekte an (methodologischer Individualismus). Beispiele: • Preistheorie; • Wettbewerbstheorie. Die makroökonomischen Theorien / Methoden gehen von der Aggregation aller Haushalte, Unternehmen und Güter aus und erklären von daher das wirtschaftliche Geschehen. 2 Beispiele: • Konjunkturtheorie; • Wachstumstheorie. 2 vgl. zur Aggregation ausführlich Kapitel 1.1.2 <?page no="28"?> 7 1.1 Ziele und Definition Beide Disziplinen hängen jedoch in vielfältiger Weise untrennbar miteinander zusammen. Die Frage nach den Beeinflussungsfaktoren der gesamtwirtschaftlichen Nach- • frage gehört primär in den Bereich der Makroökonomie. Um jedoch zu Ergebnissen zu kommen, ist auch auf mikroökonomische Theorien (z. B. die Theorie des Haushalts) zurückzugreifen. Die Frage nach dem Konsumverhalten der Haushalte gehört primär in den Be- • reich der Mikroökonomie. Um jedoch zu Ergebnissen zu kommen, ist auch auf makroökonomische Theorien (z. B. die Konjunkturtheorie) zurückzugreifen. Beispiel: Inwiefern führt eine Änderung der Sparneigung der Haushalte zu einem veränderten Geldangebot im Bankenbereich und ggf. zu Auswirkungen auf die Investitionsentscheidungen der Unternehmen. 1.1.2 Theorien und Modelle Die oben erwähnte Schwierigkeit mit dem komplexen wirtschaftlichen Geschehen ist vielfach eine Schwierigkeit, die durch - zu viele - Anschauungen d. h. Beobachtungen verursacht worden ist. Ausgehend vom Kant-Zitat sind Anschauungen ohne Begriffe leer - und verursachen Verständnisschwierigkeiten. Deshalb ist es notwendig, dass aus Anschauungen Begriffe gebildet werden. 1.1.2.1 Theorie- und Modellbildung Das nachfolgende Schaubild soll helfen, die bereits mehrfach erwähnten Verständnisschwierigkeiten (Verzweifelung) abzubauen. Es werden Beobachtungen des wirtschaftlichen Geschehens beschrieben (1. Spalte) und daraus eine volkswirtschaftliche Systematisierung entwickelt (2. Spalte) um abschließend eine Verallgemeinerung vorzunehmen (3. Spalte). Beobachtungen in der wirtschaftlichen Realität Volkswirtschaftliche Systematisierung Verallgemeinerung In einem Supermarkt kaufen unterschiedliche Personen ein. Beispiele: • Eine Mutter kauft für ihre Tochter Windeln. • Ein Rentner kauft neue Socken. • Eine Schülerin kauft Haargel. Die beteiligten Personen können mit dem Begriff „Nachfrager“ und „Konsument“ bezeichnet werden. Für die Tätigkeit des Einkaufens wird der Begriff „Nachfrage“ verwendet. Begriffe: durch die Sinne wird Einzelnes (einzelne Sachverhalte, einzelne Ereignisse) wahrgenommen, durch Denkprozesse wird dadurch ein Allgemeingängiges (ein Begriff) gewonnen. Beispiel: Begriff des Nachfragers und der Nachfrage <?page no="29"?> 8 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Der Supermarktleiter bekommt von zwei Herstellern neue Preislisten mit veränderten Preisen. Nach seinen bisherigen Erfahrungen erwartet er ein anderes Konsumentenverhalten. Beispiele: • Nach der Preissenkung für Haargel wurde davon mehr nachgefragt. • Nach der Preiserhöhung für Windeln wurden diese weniger nachgefragt. Preisänderungen wirken sich auf das Verhalten der Konsumenten aus. Wenn Preissenkungen für ein Produkt dazu führen, dass mehr von dem Produkt nachgefragt wird, dann ist dieser Aspekt der Bestimmungsfaktor für die Nachfrage. Wenn Preiserhöhungen für ein Produkt dazu führen, dass weniger von dem Produkt nachgefragt wird, dann ist dieser Aspekt der Bestimmungsfaktor für die Nachfrage. Empirie: durch Wahrnehmung gewonnene Erfahrungen. Um eine Verbindung zu erfahrungswissenschaftlichen Theorien und Hypothesen herstellen zu können, müssen diese gehaltvoll formuliert sein. Hypothese: (wörtlich: Annahme, Vermutung, Unterstellung). Aussage oder Satz, mit der / dem etwas Besonderes zu erklären versucht wird, d. h. eine Vermutung darüber, welche Sachverhalte hinter etwas Beobachtetem stehen. Die Hypothese stellt somit noch keine gesicherte Erkenntnis dar, sondern formuliert eine vorläufige Vermutung. Dieser Aspekt der Vorläufigkeit findet seinen Niederschlag häufig in einer „Arbeits“-Hypothese. Eine Hypothese stellt eine Erklärung dar, mit der zunächst gearbeitet werden kann, bis sie entweder als vorläufig richtig akzeptiert (verifiziert) oder widerlegt (falsifiziert) ist. Aus der Presse erfährt der Supermarktleiter, dass die Einkommen der Nachfrager aufgrund gestiegener Arbeitslosigkeit in der Stadt gesunken sind. Beispiele: • Die Preise für Bio-Äpfel und Bio-Bananen sind unverändert, trotzdem werden sie weniger nachgefragt. • Die Preise für Obst aus konventionellem Anbau sind unverändert, trotzdem wird mehr davon nachgefragt. Einkommensänderungen wirken sich auf das Verhalten der Konsumenten aus. Wenn Einkommensreduzierungen beim Konsumenten dazu führen, dass weniger nachgefragt wird, dann ist dieser Aspekt der Bestimmungsfaktor für die Nachfrage. Wenn Preis- und Einkommensänderungen beim Konsumenten dazu führen, dass mehr bzw. weniger von dem Produkt nachgefragt wird, dann sind diese Aspekte Bestimmungsfaktoren für die Nachfrage. Theorie: Sie stellt aus zugrundeliegenden Gesetzen / Gesetzmäßigkeiten (bestätigte Aussagen) entwickelte Erklärungen empirischer Zusammenhänge und Tatsachen dar. Dabei wird von bestimmten Hypothesen ausgegangen, die vorläufig verifiziert worden sind. Die verschiedenen Bestimmungsfaktoren der Nachfrage fließen in eine - mikroökonomische 3 - Theorie der Nachfrage ein. Schaubild 1.3: Aspekte der Theoriebildung 3 vgl. zu Mikro- und Makroökonomie Kap. 1.1.1.2 <?page no="30"?> 9 1.1 Ziele und Definition Die formulierten Beispiele verdeutlichen, dass von Beginn an eine exakte Begrifflichkeit und Hypothesenbildung notwendig sind. Denn das Scheitern einer Theorie sollte nicht durch sprachliche Unzulänglichkeiten erfolgen, sondern - wenn überhaupt - an der Wirklichkeit. 1.1.2.2 Theoriebildung mit Hilfe der Induktion Bei den o. g. Beispielen wurde stets von Einzeltatbeständen ausgegangen, die dann verallgemeinert wurden. Diese Vorgehensweise wird Induktion genannt. Definition Induktion (lat. inducere): hinführen, die Verdichtung von Einzeltatbeständen führt zu einem Gesetz, wodurch eine Generalisierung von Beobachtungen stattfindet. Die in der Theorie formulierten Erklärungssätze müssen nun mit den in der Realität beobachtbaren Tatsachen übereinstimmen. Die Induktion ist aber meistens unsystematisch, vorschnell und sprunghaft, sie bemüht sich nicht aktiv um die Erarbeitung einer möglichst vollständigen Sammlung aller Fälle, die für die Beurteilung wichtig sind. Somit ist die Induktion ein alltäglicher, auch für die Wissenschaft essentieller, aber nicht logisch zwingender Schluss. Somit ist mit dieser Vorgehensweise untrennbar eine große Schwierigkeit verbunden. Gesetze lassen sich durch Induktion nicht streng beweisen (Induktionsproblem). Die Beobachtungen lassen sich stets nur für eine begrenzte Zahl von Tatsachen belegen, nicht für alle. Durch ein Gegenbeispiel lassen sich also viele Gesetze widerlegen, d. h. falsifizieren. Beispiel: Der Supermarktleiter stellt fest, dass die meisten Kunden von einem Produkt weniger nachfragen, wenn der Preis für dieses Produkt gestiegen ist. Überraschenderweise gibt es aber auch Kunden, die von diesem Produkt mehr nachfragen. falsifizieren: eine Hypothese widerlegen, bei einer Überprüfung als falsch erkannt Deshalb ist zu fordern, dass nur solche Hypothesen zum Bestand der Wissenschaft gehören, die einerseits so formuliert sind, dass sie • falsizifiert werden können, andererseits aber • noch nicht falsifiziert worden sind (Popper-Kriterium der Falsifizierbarkeit). <?page no="31"?> 10 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Popper-Kriterium: Nur solche Hypothesen sind zu akzeptieren, die überprüft werden können, d. h. die durch empirische Beobachtung auch widerlegt werden können (Falsifikation). Popper, Karl Raimund: 1902 - 1994; seit 1965 Sir, brit. Philosoph und Wissenschaftstheoretiker, stammt ursprünglich aus Wien, entwickelte die Wissenschafts- und Erkenntnistheorie des kritischen Rationalismus Aus diesem Grunde ist es erforderlich, die im Schaubild 1.3 formulierte Hypothese zu variieren. Variation der Hypothese Wenn Preissteigerungen für ein Produkt dazu führen, dass weniger von dem Produkt nachgefragt wird, dann ist dieser Aspekt ein Bestimmungsfaktor für die Nachfrage. Die Tatsache, dass durch ein Gegenbeispiel viele Gesetze widerlegt werden können, offenbart eine Schwäche der Theoriebildung durch Induktion. Es muss deshalb ein anderer Weg gefunden werden, bei dem das Induktionsproblem nicht auftritt. 1.1.2.3 Theoriebildung mit Hilfe der Deduktion Bei dieser Theoriebildung ist die Vorgehensweise vom Allgemeinen zum Besonderen (Deduktion). Definition Deduktion (lat. deducere): herabführen, sie ist der logische Schluss von allgemeinen Sätzen zu den Besonderen. Beispiel: Es gilt als Grundaussage die folgende Hypothese: Wenn Preissenkungen und Einkommenssteigerungen dazu führen, dass Produkte mehr nachgefragt werden, dann sind dieses Bestimmungsfaktoren der Nachfrage: Es erfolgt eine Einkommenserhöhung aufgrund von Tariflohnsteigerungen. Wenn Tariflohnsteigerungen erfolgen, dann führen diese zu einer Einkommenserhöhung. Aus diesen beiden Sätzen kann dann deduziert (abgeleitet) werden: Wenn Preissenkungen und Einkommenssteigerungen dazu führen, dass Produkte mehr nachgefragt werden und Tariflohnsteigerungen zu Einkommenssteigerungen führen, dann sind dieses Bestimmungsfaktoren der Nachfrage. Die Methode der kritischen Nachprüfung (deduktive Überprüfung der Theorien) muss umfassen: <?page no="32"?> 11 1.1 Ziele und Definition Aus vorläufig unbegründeten • Hypothesen werden auf logisch deduktivem Weg Folgerungen abgeleitet, die untereinander mit anderen Aussagen verglichen werden. Dann kann festgestellt werden welche logischen Beziehungen zwischen ihnen • existieren (z. B. Vereinbarkeit, Widerspruch). Karl Popper hat diesen Sachverhalt einmal so ausgedrückt „Lasst Theorien sterben, nicht Menschen“. Das bedeutet: Die Theorie wird der Realität angepasst, nicht die Realität der Theorie. Somit wäre dann die Falsifikation der Motor des Fortschritts. Diese Position vertritt der Kritische Rationalismus. Generell ist allerdings zu beachten, dass alles Wissen und alle Wissenschaft vorläufig ist. Dieser Sachverhalt wird durch die folgenden Zitate deutlich: Es ist jedoch auch zu beachten, „daß alle Wissenschaften im Umfang ihrer Forschungen unendlich sind“ 4 , die Forschung kommt somit nicht nur an kein natürliches Ende, sie will dieses auch gar nicht. „Die Frage freilich, ob Hypothesen oder Theorien nur handliche Fiktionen zur Systematisierung von Beobachtungen bzw. Programme zur Vorhersage künftiger Wahrnehmungen sind, oder ob sie den grandiosen Versuch menschlicher Wissenschaft darstellen, die „Gedanken Gottes“ zu erraten, ist heute noch offen“. 5 1.1.2.4 Modellbildung Für das weite Feld der Betrachtungen und Analysen hat die Volkswirtschaftslehre als Wissenschaftsdisziplin ein komplexes System von Begrifflichkeiten, Hypothesen, Lehren und Methoden entwickelt. d. h. auf dem Weg des Verstehens ist bereits ein gutes Stück zurückgelegt worden. Der nächste Schritt besteht dann in der Beschreibung der Modellbildung. Wie andere Disziplinen arbeitet die Volkswirtschaftslehre mit idealtypischen Vereinfachungen, mit Modellen und Modellanalysen. Ein Mittel zur Theoriebildung sind Modelle, die helfen sollen, die Komplexität der Realität zu reduzieren. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass eine strikte Trennung von Theorie und Modell nicht möglich ist, auch wenn Modelle wichtige Hilfsmittel der Theoriebildung darstellen. Definition Modell: Hilfsmittel der wissenschaftlichen Erkenntnisprozesse, wodurch ein vereinfachtes Abbild der Realität dargestellt wird. Durch ein Modell sollen Zusammenhänge von Phänomenen, die im betrachteten Ausschnitt eine Rolle spielen, verdeutlicht werden. Dabei muss beachtet werden: 4 Pascal, Fragmente, zitiert nach Fischer, S.156 5 Fischer, Klaus, S. 185 <?page no="33"?> 12 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung „Ein Modell, das die ganze Buntheit der Wirklichkeit berücksichtigt, würde nicht nützlicher sein als eine Landkarte im Maßstab Eins zu Eins“. 6 Ziel eines ökonomischen Modells ist es, Informationen über einen bestimmten Ausschnitt der ökonomischen Realität und / oder über optimale Entscheidungen innerhalb des Ausschnittes zu gewinnen, sodass Erklärungen möglich werden. Die Annahmen des Modells sollten Realitätsbezug und Informationsgehalt haben. Für den Bereich der Ökonomie bedeuten diese Forderungen, dass neben realwirtschaftlichen Daten auch rechtliche, soziale und gesellschaftliche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Wie ein Modell aufstellt wird, welche Aspekte dabei zu beachten sind, zeigt das Schaubild 1.4. Schaubild 1.4: Von der ökonomischen Realität zum ökonomischen Modell 7 Im Rahmen der bisherigen Ausführungen (z. B. Schaubild 1.3) wurden Beispiele beschrieben, die dann u. a. als Grundlage für Hypothesenbildung und der Modellbildung dienten. 6 Joan Robinson, zitiert in Felderer / Homburg, S. 11 7 in Anlehnung an Kaiser, S. 9 Von der ökonomischen Realität zum Modell durch Abstraktion zum ökonomischen Modell Aggregation Mechanisierung Isolierung Die vielen in der Realität beobachtbaren Elemente werden nach bestimmten Kriterien im Modell zusammengefasst (aggregiert). Beispiele: • Private Haushalte (“gleichartige" Individuen mit bestimmten Verhaltensweisen) • Investitionsgüter, (Industrieroboter, Lagerhaus, Maschinen) Die im Modell betrachteten Verhaltensweisen von Akteuren werden als „mechanischer Vorgang“ betrachtet. So produzieren Unternehmen für fremden Bedarf. Beispiele: • Rationalprinzip • Gewinnmaximierung Das Modell soll diejenigen Aspekte der Wirklichkeit herausgreifen, die als relevant erachtet werden, alle übrigen werden vernachlässigt (isoliert). Beispiele: • Ausblendung pol. Prozesse (z.B. Einfluss von politischen Wahlen auf die Wirtschaft); • Ausblendung ökologischer Gesichtspunkte (z.B. Auswirkungen der Produktion auf die Umwelt K o m p l e x i t ä t s r e d u k t i o n z u n e h m e n d e A b s t r a k ti o n in Form der <?page no="34"?> 13 1.1 Ziele und Definition Bei diesen Beispielen wurde davon ausgegangen, dass sich die Konsumenten über die Produkte kundig gemacht, abgewogen und sich dann zum Kauf / Nicht-Kauf entschlossen haben, sie sich also umfassend informiert hatten und nicht spontan handelten. Diese Überlegungen wurden allerdings nicht ausdrücklich erwähnt, d. h. sie wurden vorausgesetzt. In der Wissenschaft wird dann von Prämissen gesprochen. Definition Prämissen: Voraussetzung(-en), Sätze eines logischen Schlusses, sie sind die Menge aller vorausgesetzten, d. h. unbewiesenen Sätze. Das bedeutet, dass neben der Theorie- und Modellbildung der Aspekt der Prämissen zu beachten ist. Denn: zur Beurteilung dieser Modelle ist es erforderlich, die Prämissen, die den Überlegungen zugrunde liegen, zu kennen. Als Beispiel sollen die Prämissen des „homo oeconomicus“ kurz dargelegt werden, die speziell bei der Haushaltstheorie eine große Rolle spielen. Prämissen des homo oeconomicus 8 Vollständige Marktübersicht Den Nachfragern sind alle entscheidungsrelevanten Alternativen bekannt, sie kennen alle Produkte, Dienstleistungen, ihre Anbieter und ihre Preise. Nutzenmaximierung Die Nachfrager treffen ihre Kaufentscheidungen so, dass mit den gekauften Produkten / Dienstleistungen ein Maximum an Nutzen erzielt wird. Unbegrenzte Informationsverarbeitungskapazität Den Nachfragern sind alle Preise (aller Produkte), inkl. Sonderangebote und alle Anbieter bekannt. Unabhängigkeit bei der Entscheidung Die Nachfrager treffen ihre Entscheidungen unbeeinflusst von anderen Personen und / oder eigenen früheren Erfahrungen. Schaubild 1.5: Prämissen des homo oeconomicus Ein kurzer Vergleich mit der Realität zeigt, dass dieser Mensch streng wirtschaftlich ausgerichtet und ein Modell-Mensch ist. Das hat zur Folge, dass aufgrund dieser - strengen - Prämissen das ganze Modell des homo oeconomicus zu hinterfragen ist (vgl. dazu Kap. 6). Das Schaubild 1.6 veranschaulicht die gesamte Vorgehensweise bei der Theorie- und Modellbildung. 8 vgl. zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Prämissen Kap.6, Heuser, Humanomics; Falk, S. 141 ff., Häring; Wiemann, S. 9 ff., Diekmann; Voss, S. 13 ff. <?page no="35"?> 14 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Komplexe Realität Keine Falsifikation vorläufig gültig Falsifikation des 1. Modells/ der 1. Theorie nötig Falsifikation des 2. Modells/ der 2. Theorie Einsatz wissenschaftlicher Methoden, Benennung von Prämissen, Aufstellung von Hypothesen 2. Durchgang aufgrund der Verbesserung/ Verbreiterung der Informationsbasis 2. Durchgang aufgrund der Verwendung neuer/ verbesserter Methoden, Prämissen, Hypothesen 2. Durchgang aufgrund der Verwendung neuer/ verbesserter Methoden, Prämissen, Hypothesen Beginn eines 3. Durchgangs Durch das 2. Modell/ die 2. Theorie zusätzlich abgedeckter Teil der Realität Der Teil der Realität, der durch das 1. Modell/ die 1. Theorie nicht abgedeckt wird Empirische Überprüfung eine logische Überprüfung wird nicht dargestellt erneute empirische Überprüfung 1. Durchgang Ende des 1. Durchgangs 1. Modell 1. Theorie 1. Modell 1. Theorie 2. Durchgang Ende des 2. Durchgangs erweitertes Modell erweiterte Theorie und/ oder Schaubild 1.6: Vorgehensweise bei der Theorie- und Modellbildung <?page no="36"?> 15 1.1 Ziele und Definition 1.1.3 Kritische Anmerkungen zur Arbeit mit Modellen Die Arbeit mit Modellen und deren Beurteilung darf allerdings nicht unkritisch erfolgen. Es sind stets die folgenden Aspekte mit zu bedenken. 9 Die Nützlichkeitsfrage steht in Vordergrund Der Grad der Vereinfachung des Abbilds bzw. die Wahl des Ausschnittes ist stets eine Frage des Zwecks, dem das Modell dienen soll. Das Modell erfasst nicht alle Facetten der Wirklichkeit, sondern beschränkt sich auf die, die dem Modellkonstrukteur für sein Erkenntnisziel wichtig erschienen sind. Modell und Realität sind nie deckungsgleich. Bei einem Modell stellt sich weniger die Wahrheitsfrage als die Nützlichkeitsfrage. Normalerweise ist ein Modell nicht falsch, sondern sinnvoll oder nicht, informativ zur Erklärung und zum Verständnis der Realität oder nicht. Beispiel: Das Modell des homo oeconomicus ermöglicht einige grundlegende Erkenntnisse über menschliche Verhaltensweisen. Es ist nicht falsch, inwiefern es jedoch sinnvolle und informative Erklärungen der Verhaltensweisen von Verbrauchern in der Realität liefert, ist eine andere Frage. 10 Das Erfordernis des vernetzten Denkens Mit dem Mittel des Modells können komplexe wirtschaftliche Sachverhalte gedanklich gut durchdrungen werden. Gleichwohl besteht die Gefahr, dass die Einordnung und Rückkopplung in einen größeren Zusammenhang verloren geht. Bei „Aufspaltung in“ und der „Analyse von“ Einzelaspekten der Realität darf die Vernetzung dieser Teile in der Realität nicht vergessen werden. Werden z. B. soziologische und psychologische Aspekte mit berücksichtigt so ergeben sich durch diese Vernetzung neue Erkenntnisse. 11 Beispiel: Die staatliche Förderung bestimmter Investitionsvorhaben kann unter wachstums- und arbeitsmarktpolitischen Aspekten sinnvoll sein. Bei einer langfristigen Betrachtung unter umweltpolitischen Aspekten können sich neue Gesichtspunkte ergeben, die dann andere Bewertungen und Entscheidungen erfordern. Trugschluss der Verallgemeinerung Die mit Hilfe eines Modells gewonnenen Erkenntnisse und Empfehlungen beanspruchen für die Gesamtgesellschaft richtig und sinnvoll zu sein, d. h. aber nicht, 9 vgl. dazu Holub 10 vgl. dazu Kapitel 6.1 11 vgl. Kap. 1.3 „Magisches Viereck der Verbraucherentscheidungen“ <?page no="37"?> 16 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung dass die Empfehlungen für jedes einzelne Unternehmen und Individuum sinnvoll sind. Beispiel: Es kann empfohlen werden, bei einer schlechten wirtschaftlichen Situation zur Ankurbelung der Wirtschaft weniger zu sparen und mehr zu konsumieren. Für einen einzelnen Haushalt kann es jedoch durchaus sinnvoll sein, mehr zu sparen und weniger zu konsumieren, da dieser Haushalt zukünftige Arbeitslosigkeit befürchtet und er für diese Zeit Vorsorge treffen möchte. 1.2 Begriffe und Methoden Nachdem bisher Dargestellten sollte deutlich geworden sein, dass Begriffe und Methoden gute Dienste beim Verstehen komplexer - wirtschaftlicher - Sachverhalte leisten können. Im Folgenden werden einige wichtige volkswirtschaftliche Begriffe beschrieben, deren Kenntnis geeignet ist, grundlegende Sachverhalte gedanklich zu verarbeiten. 1.2.1 Gleichgewicht und Gleichgewichtszustände Der Begriff des Gleichgewichts ist in der Volkswirtschaftslehre von besonderer Bedeutung. Inhaltlich wird er allerdings unterschiedlich gefasst. Definition Gleichgewicht: Situation, die sich dann einstellt, wenn die z. B. von Nachfragern und Anbietern unabhängig voneinander aufgestellten Pläne zueinander passen. 1.2.1.1 Methodisches Gleichgewicht Um diesen Begriff exakter fassen und seine Besonderheiten darlegen zu können, sind zunächst die Begriffe exogene und endogene Variable zu erläutern. Definition exogene Variable: Variable außerhalb eines betrachteten Systems (z. B. dem System der Wirtschaft bzw. eines Teils dieses Systems). Definition endogene Variable: Variable innerhalb eines betrachteten Systems (z. B. dem System der Wirtschaft bzw. eines Teils dieses Systems). <?page no="38"?> 17 1.2 Begriffe und Methoden Gleichgewicht ist in diesem Sinne ein Gleichgewicht im zeitlichen Ruhezustand, d. h. in einem Zustand mit Beharrungsvermögen. Ein ökonomisches System befindet sich in diesem Gleichgewichtszustand, wenn sich die endogenen Variablen im Zeitablauf nicht ändern und die exogenen Variabeln konstant gehalten werden. Beispiele: • Marktgleichgewicht, • Zahlungsbilanzgleichgewicht 1.2.1.2 Theoretisches Gleichgewicht Dieser Gleichgewichtsbegriff bezieht sich im Normalfall auf den Markt. Stimmen Angebots- und Nachfragepläne überein, so befindet sich der Markt im Gleichgewicht. Da jedoch in einem solchen Markt im Gleichgewicht hinsichtlich eines bestimmten Aspekts (z. B. Beschäftigung) Ungleichgewichte auftreten können (z. B. Unterbeschäftigung), wird auch von Ungleichgewichtsgleichgewichten gesprochen. Ein Sachverhalt, der eher verwirrt denn aufklärt. Aufgrund dieser Schwierigkeiten wird bei einer Übereinstimmung von Angebots- und Nachfrageplänen von Markträumung oder Marktausgleich gesprochen. Weisen sie zusätzlich ein Gleichgewicht im methodischen Sinne auf, wird von einem Marktgleichgewicht gesprochen. 1.2.1.3 Normatives Gleichgewicht Wird ein Zustand als Gleichgewicht identifiziert, so wird dieser Zustand schon allein deshalb als wünschenswert akzeptiert. Dieser Zustand kann jedoch z. B. bei Unterbeschäftigungsgleichgewichten politisch problematisch sein. Dem sog. „Gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht“ wurde im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 ausdrücklich eine normative Bedeutung verliehen. Das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 formuliert die folgenden Ziele, die gleichzeitig erreicht werden sollen: • Preisniveaustabilität • hoher Beschäftigungstand • angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum • außenwirtschaftliches Gleichgewicht. 1.2.1.4 Gleichgewichtszustände Die nachfolgenden Schaubilder sollen die verschiedenen Gleichgewichtszustände verdeutlichen. Zu beachten ist, dass es sich hierbei um mehr oder weniger grobe Vereinfachungen handelt, da z. B. rechtliche Bereiche den wirtschaftlichen Bereich <?page no="39"?> 18 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung mehr oder weniger beeinflussen, gleiches gilt umgekehrt (Gesetz der Interdependenz). Die formulierten Beispiele sind stark vereinfachend. Hinsichtlich der Reaktionen auf exogene Störungen können die folgenden Gleichgewichtszustände unterschieden werden: Stabiles Gleichgewicht Indifferentes Gleichgewicht Labiles Gleichgewicht Von außerhalb des wirtschaftlichen (Sub-)Systems (z. B. aus dem Bereich der Politik) erfolgt eine Störung (exogener Faktor), die wirtschaftliche Auswirkungen hat. Hierbei führen endogene Kräfte zum (Ausgangs-)Gleichgewicht zurück. Durch Mechanismen innerhalb des Systems Wirtschaft ergibt sich nach einer gewissen Zeit wieder ein Gleichgewicht, das dem Ausgangsgleichgewicht mehr oder weniger ähnlich ist. Hierbei fehlen die endogenen Kräfte, somit wird das ursprüngliche Gleichgewicht nach einer Störung nicht wieder erreicht: Hier sind keine Mechanismen innerhalb des Systems Wirtschaft vorhanden, die nach einer gewissen Zeit wieder ein Gleichgewicht herstellen. Hierbei führt die Störung zu einer zunehmenden Entfernung von der ursprünglichen Gleichgewichtssituation. Hier sind keine Mechanismen innerhalb des Systems Wirtschaft vorhanden, die nach einer gewissen Zeit wieder ein Gleichgewicht herstellen. Zustand a Zustand c Wirkung einer exogenen Variablen/ exogenen Störung Ausgangslage ist wieder erreicht Zustand b Zustand d = a Abbildung 1.1: stabiles Gleichgewicht Zustand a Zustand c Wirkung einer exogenen Variablen/ exogenen Störung Zustand b Zustand d ≠ a Abbildung 1.2: indifferentes Gleichgewicht Zustand a Zustand c Wirkung einer exogenen Variablen/ exogenen Störung Zustand b Zustand d ≠ a Abbildung 1.3: labiles Gleichgewicht Beispiel: Aufgrund der unsicheren Lage im Nahen Osten steigen die Ölpreise massiv an. Dieses führt zunächst zu einer reduzierten Kapazitätsauslastung und zu erhöhter Arbeitslosigkeit. Die Unternehmen und die Verbraucher reagieren, in dem sie Energiesparmaßnahmen durchführen, die Energieeffizienz erhöhen und / oder andere Energiequellen nutzen. Die Kapazitätsauslastung und die Beschäftigtenzahlen - wenn auch evtl. in anderen Wirtschaftszweigen - steigen dann wieder an. Beispiel: Ein Wandel der Nachfrage, Produktions- und Kostenstruktur führt im Bereich des Bergbaus zum Abbau von Arbeitsplätzen. Dieser Wandel der Wirtschaftsstruktur konzentriert sich im Ruhrgebiet. Die Ausgangslage hinsichtlich der Wirtschafsstruktur und der Beschäftigtenzahl wird nicht mehr erreicht. Beispiel: Ein ausländischer Staat senkt seine Steuern, so dass Unternehmen aus anderen Ländern dort attraktive Investitionsmöglichkeiten haben. Einheimische Unternehmen nutzen diese guten Möglichkeiten und verlagern ihre Produktion dorthin. Im Inland führt dieses zu erhöhter Arbeitslosigkeit und sinkender Kapazitätsauslastung. <?page no="40"?> 19 1.2 Begriffe und Methoden Erkenntnis für die ökonomische Analyse: Ein Gleichgewicht muss stabil sein, soll es ökonomische Relevanz besitzen. Andernfalls ist nicht davon auszugehen, dass ein wirtschaftliches System dem Gleichgewicht zustrebt, sondern sich auf nicht näher definierte Ungleichgewichtszustände zu bewegt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dass mit jeder Gleichgewichtsanalyse eine Stabilitätsanalyse verbunden sein muss, die aufzeigt, welche Bedingungen für ein stabiles Gleichgewicht vorhanden sein müssen. Ist ein stabiles Gleichgewicht anzunehmen, so ist damit ein Bezugspunkt gefunden, dem das ökonomische System zustrebt. Auch wenn in der Realität die exogenen Variablen nicht konstant gehalten werden können und das stabile Gleichgewicht „wandert“, so ist der Gleichgewichtsbegriff dennoch sinnvoll zu verwenden. In diesem Falle wird das System seinem Gleichgewichtspunkt mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung „nachlaufen“. 1.2.2 Gesetz - Gesetzmäßigkeit Wird in der Volkswirtschaftslehre ein „Gesetz“ erwähnt, z. B. Gesetz des abnehmenden Ertragszuwachses ( • Ertragsgesetz), • Gesetz der Massenproduktion, so handelt es sich hierbei um Gesetzmäßigkeiten im Sinne von Regelmäßigkeiten. Davon zu unterscheiden sind Gesetze, die im Rahmen der Gesetzgebungsverfahren von den dafür legitimierten Instanzen verabschiedet worden sind. Sie sind von Menschen zur Schaffung einer gewissen Ordnung in den sozialen Beziehungen ausgedacht und formuliert worden, haben den Charakter von Normen und fordern bzw. verbieten ein bestimmtes Verhalten. Beispiele für Gesetze, die in der Volkswirtschaftslehre eine Rolle spielen sind: • Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB); • Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG); • Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG); • Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StabG). <?page no="41"?> 20 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung 1.2.3 Analysetechniken und Verhältnis von Analyse und Analysegegenstand In der Volkswirtschaftslehre werden verschiedene Analysetechniken eingesetzt. Dabei spielt der Faktor Zeit jeweils eine andere Rolle. Analysetechniken und Verhältnis von Analyse und Analysegegenstand Analysetechniken (t = Tempus, Zeit) Verhältnis von Analyse und Analysegegenstand Statische Analyse: (t = konstant) Bei dieser Analysetechnik beziehen sich alle Variablen auf einen Zeitpunkt in dem zwei oder mehr - methodische - Gleichgewichte analysiert werden. Beispiel: Ermittlung des Gleichgewichtspreises aus einer gegebenen Angebots- und Nachfragekurve. Komparativ-statische Analyse: (t als Parameter) Bei dieser Analysetechnik werden Variablen betrachtet, die sich auf zwei oder mehr verschiedene Zeitpunkte verteilen. Es wird der Frage nachgegangen, welche Preis- und Mengeneffekte eine Verschiebung von Nachfragebzw. Angebotskurve haben. Die Fragestellung betrachtet nicht das „ob“? und das „wie“? dieser Prozesse, sondern stellt die Forderung auf, dass vorher und nachher eine Gleichgewichtssituation herrschen muss. Aufgrund ihrer relativen Einfachheit wird die komparativ-statische Analyse häufig verwendet; sie erweist sich als zweckdienlich und ausreichend Beispiel: Analyse des Gleichgewichtspreises vor und nach einer Einkommenserhöhung. (vgl. Kap.5.1) Dynamische Analyse (t als Variable) Bei dieser Analysetechnik wird die Veränderung als Funktion der Zeit t betrachtet, d. h. die Preise P und die Menge M werden in Abhängigkeit von t - P (t) und M (t) - gesehen. Diese Analyse kann eine Erklärung für die Anpassungsprozesse von einem Gleichgewicht zu einem anderen liefern. Beispiel: Cob-web-Theorem (vgl. Kap. 5.) Ex-post- Analyse: (lat. ex post: nach geschehener Tat). Das zu betrachtende Objekt wird im Nachhinein betrachtet. Ex-ante Analyse: (lat: ex ante: im Vorhinein). Hier wird auf Plangrößen in der Zukunft abgestellt. Schaubild 1.7: Analysetechniken und Verhältnis von Analyse und Analysegegenstand <?page no="42"?> 21 1.3 Mensch und Wirtschaften - Mensch und Modell 1.2.4. Partialanalyse und Totalanalyse Auch diese beiden Begriffe werden nicht immer einheitlich verwendet. Totalanalyse Variante A Variante B In der Analyse werden alle Wirtschaftssubjekte und alle ökonomischen Beziehungen betrachtet und in die Analyse einbezogen. Der Analysegegenstand ist die Gesamtwirtschaft ohne jedoch unbedingt alle relevanten Zusammenhänge in die Betrachtung mit einzubeziehen. Daraus ergibt sich als Konsequenz für eine Partialanalyse Es werden nicht alle relevanten Subjekte, Größen und Zusammenhänge in die Analyse einbezogen. Es wird nicht die Gesamtwirtschaft, sondern nur ein Teil analysiert, d. h. ein Ausschnitt aus dem Gesamten. Schaubild 1.8: Total- und Partialanalyse Die Frage, welche Variante verwendet wird, ist primär eine Frage der Zweckmäßigkeit. Wie der Begriff verwendet wird, sollte jedoch explizit erwähnt werden. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass eine Totalanalyse der Gesamtwirtschaft eine Partialanalyse ist. Sie betrachtet nur die (Gesamt-)wirtschaft, da die Ökonomen die rechtlichen, sozialen und politischen Interdependenzen zum Analysegegenstand - häufig - nicht thematisieren. Eng mit der Partial- / Totalanalyse zusammenhängend ist die Verwendung der Ceteris-Paribus-Klausel. 12 1.3 Mensch und Wirtschaften - Mensch und Modell Der Mensch, der in den bisherigen Ausführungen die Grundlage bildete, war der homo oeconomicus. Dieser existiert jedoch nur in der Theorie. In der Realität ist der Mensch als Verbraucher in ein vielfältiges Beziehungsgeflecht eingebunden. Jeder Mensch hat Wünsche und braucht Produkte und Dienstleistungen zum Leben und Überleben. Diese Produkte findet er in der Form - in der er sie benötigt - nicht in der Natur vor. Aus diesem Grunde muss er sie beschaffen und / oder produzieren. Dafür verwendet er einen Großteil seiner Zeit. Mit Hilfe von Maschinen, 12 lat. der Rest bleibt gleich, vgl. dazu ausführlich Kapitel 3.1.2 <?page no="43"?> 22 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Anlagen und Werkzeugen versuchen die Menschen die von der Natur gebotenen Möglichkeiten besser zu nutzen und für sich einzusetzen. Dazu ist der Einzelne jedoch alleine nicht in der Lage, sodass eine Kooperation und Koordination erforderlich ist. In hochkomplexen Industriegesellschaften bedeutet diese Arbeitsteilung einerseits den Vorteil einer enormen Leitungssteigerung, sodass die Versorgung der Menschen kontinuierlich besser wird. Andererseits muss bei der Arbeitsteilung der Nachteil der starken wechselseitigen Abhängigkeit beachtet werden. Die täglichen Handlungen sind in ein komplexes Geflecht von Verbraucherentscheidungen eingebunden, die zu Problemen führen können. Diese müssen jedoch - mehr oder weniger schnell - gelöst werden. Das Feld, innerhalb dessen ein Haushalt Vorüberlegungen und dann Entscheidungen zu treffen hat, lässt sich im folgenden „Magischen Viereck der Verbraucherentscheidungen“ darlegen. Schaubild 1.9: Magisches Viereck der Verbraucherentscheidungen 13 Als magisch kann das Viereck deshalb bezeichnet werden, da der Haushalt wahrscheinlich über magische Fähigkeiten verfügen müsste, um seine Bedürfnisse mit den zur Verfügung stehenden Mitteln unter Berücksichtigung der Kosten für die Güter und Dienstleistungen stets in Einklang zu bringen. Gleichzeitig wird dadurch die Informationsproblematik und die begrenzte Informationsverarbeitungska- • pazität und die • Notwendigkeit des vernetzten Denkens (vgl. Kap. 1.1.1.3) deutlich. 13 in Anlehnung an: F. W. Dörge: S. 4 Magisches Viereck der Verbraucherentscheidungen Bedürfnisse (Ansprüche, Wünsche) Mittel (Geldmittel, Arbeitskraft) Güter / Dienste (Qualität, Quantität) Kosten (Preise) a b d e f c <?page no="44"?> 23 1.3 Mensch und Wirtschaften - Mensch und Modell Hinsichtlich der Bedürfnisse ist für eine planvolle Haushaltsführung erforderlich: die Besinnung auf die angestrebten Ziele der Bedürfnisbefriedigung; • die Klärung der vorgegebenen Situation im Hinblick auf die Arbeitskraft und • die vorhandenen finanziellen Ressourcen; die Entscheidung für die geeigneten Maßnahmen zur Erreichung der gesteckten • Ziele unter dem Aspekt der „begrenzten Rationalität“. 14 Hinsichtlich der Mittel, stehen den Haushalten zur Verfügung: die Arbeitskraft, aus deren „Verkauf“ Erwerbseinkommen (Löhne, Gehälter) er- • zielt werden kann; Gebäude (deren Vermietung / Verpachtung) und Geldkapital (dessen Zurverfü- • gungstellung) sowie Vermögenseinkommen (Zinsen, Mieten, Pachten); die dem Haushalt ggf. zur Verfügung stehenden Transferleistungen. • Hinsichtlich der Bedürfnisbefriedigung benötigt der Haushalt Güter / Dienstleistungen: Lebensmittel, z. B. Brötchen, Gemüse, Fleisch, Mineralwasser; • langlebige Haushaltsgeräte, z. B. Waschmaschine, Kühlschrank; • Dienstleistung eines Bankangestellten beim Abschluss eines Kreditvertrages; • Dienstleistung eines Notars beim Abschluss eines Kaufvertrages für ein Haus. • Hinsichtlich der Kaufentscheidung für Güter / Dienstleistungen sind die Kosten / Gebühren zu beachten: Kauf von Lebensmitteln im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder im Bio- • Laden? Kauf einer Waschmaschine im Elektronik-Fachmarkt oder im Warenhaus? • Gebührenordnung für Rechtsanwälte und Notare. • Bezüglich aller vier Pole des magischen Vierecks benötigt der Haushalt Informationen. Welche Bedürfnisse müssen nicht sofort befriedigt werden? • Welche Lebensmittel dienen der Bedürfnisbefriedigung am besten? • Von wem wird die nötige Rechtsberatung angeboten? • Reichen die vorhandenen Geldmittel aus, die gewünschten Güter zu kaufen? • 14 vgl. dazu auch Kapitel 6 und das Schaubild 1.10 <?page no="45"?> 24 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Das komplexe Geflecht der Vorbereitung und Durchführung von Verbraucherentscheidungen sowie der Notwendigkeit einer planvollen Haushaltsführung wird zusammenfassend im Schaubild 1.10 dargestellt. Innerhalb des Interdependenzzusammenhangs, sind im Zeitablauf unterschiedliche Zielbeziehungen der Pole möglich: Bedürfnisbefriedigung Notwendigkeit einer planvollen Haushaltsführung Mittel Nachfrage Angebot Besinnung auf die angestrebten Ziele der Bedürfnisbefriedigung Klärung der gegebenen Situation im Hinblick auf die Arbeitskraft und die vorhandenen finanziellen Ressourcen; (Möglichkeitsraum) die Arbeitskraft, aus deren „Verkauf“ Erwerbseinkommen (Löhne, Gehälter) erzielt werden kann. Vermietung/ Verpachtung von Gebäuden etc. womit Vermögenseinkommen (Mieten, Pachten etc.) erzielt werden. Transferleistungen/ Einkommensübertragungen (z.B. Kinder geld) Güter, Dienstleistungen und Rechte Kosten und Gebühren der Güter, Dienstleistungen und Rechte Erhöhter Entscheidungsumfang Vorüberlegungen für die geeigneten Maßnahmen zur Erreichung der gesteckten Ziele unter dem Aspekt der „begrenzten Rationalität“ Schaubild 1.10: Notwendigkeit einer planvollen Haushaltsführung Zielbeziehungen Harmonie/ Zielharmonie Konflikt/ Zielkonflikt Neutralität/ Zielneutralität (Komplementarität); Erhöhung der Geldmittel bietet gleichzeitig die Möglichkeit einer umfangreicheren Bedürfnisbefriedigung. Die Befriedigung eines Bedürfnisses (Wunsch nach einen neuen Auto) kann nicht gleichzeitig mit der Befriedigung eines anderen Bedürfnisses (Wunsch nach neuer Waschmaschine) erfolgen. Eine Erhöhung der Preise kann „ausgeglichen“ werden durch eine Erhöhung der Geldmittel. Schaubild 1.11: Zielbeziehungen <?page no="46"?> 25 1.4 Zusammenfassung Mit dem „magischen Viereck der Verbraucherentscheidungen“ steht ein „kleines Modell“ zur Verfügung, das hilft, die ökonomische Realität besser zu verstehen. Zu Beginn der nachfolgenden Kapitel werden jeweils Beispiele formuliert, die auf dieses Modell verweisen. Die Buchstaben a - f beziehen sich auf die Pfeile im Modell. 1.4 Zusammenfassung Ziele der Volkswirtschaftslehre Beschreibung Erklärung Prognose Beratung / Gestaltung Modellbildung Begriffsbildung Hypothesenbildung Theorie Popper-Kriterium der Falsifikation Induktion Deduktion Prämissen des homo oeconomicus Vollständige Marktübersicht Nutzenmaximierung Unbegrenzte Informationsverarbeitungskapazität Unabhängigkeit der Entscheidung Von der ökonomischen Realität durch Abstraktion Komplexitätsreduktion Aggregation Mechanisierung Isolierung Verfahren der zunehmenden Abstraktion zum ökonomischen Modell <?page no="47"?> 26 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Gleichgewichtsbegriffe Gleichgewichtszustände methodisches theoretisches normatives stabiles labiles instabiles Gleichgewicht Analysetechnik Verhältnis von Analyse und Analysegegenstand Statische Analyse Komparativstatische Analyse Dynamische Analyse Ex-post-Analyse Ex-Ante Analyse Totalanalyse Partialanalyse Mikroökonomie Makroökonomie Die Erklärungen von Zusammenhangen setzen am Verhalten der einzelnen Wirtschaftssubjekte an Die Erklärungen gehen von der Aggregation aller Haushalte, Unternehmen und Gütern aus. Vorgehensweise zur Modellbzw. Theoriebildung Komplexe Realität Verbesserung bzw. Verbreitung der Informationsbasis Modell/ Theorie Empirische Überprüfung Verwendung verbesserter Methoden Theorie Keine Falsifikation und vorläufig gültig Falsifikation erweitertes Modell <?page no="48"?> 27 1.5 Kontrollaufgaben Zielbeziehungen Harmonie / Zielharmonie Konflikt / Zielkonflikt Neutralität / Zielneutralität 1.5 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Erläutern Sie die vier Ziele der Volkswirtschaftslehre. Aufgabe 2: Stellen Sie den Prozess der Theoriebildung von der Begriffsbildung bis zur Formulierung der Theorie mit eigenen Worten dar. Aufgabe 3: Entscheiden Sie, welche der folgenden Antworten richtig ist (nur jeweils eine Antwort ist richtig). a) Die Verwendung exakter Prämissen aa) führt zu einer unnötigen Erschwerung der Arbeit; ab) führt zu einer Erhöhung des hohen Abstraktionsgrades; ac) führt zur sprachlichen Verwirrung, da jeder andere Prämissen formuliert. b) Das Aufstellen von Hypothesen ba) ist für die Theoriebildung von hoher Bedeutung; bb) führt nur zu vorläufigen Ergebnissen und ist deshalb überflüssig; bc) braucht nur einmal vorgenommen zu werden, da die Theorie anschließend aufgestellt wird. Aufgabe 4: Was ist mit der Aussage „Lasst Theorien sterben, nicht Menschen“ (von Karl Popper) gemeint? Magisches Viereck der Verbraucherentscheidungen Bedürfnisse Mittel Güter / Dienste Kosten <?page no="49"?> 28 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Aufgabe 5: Worin unterscheidet sich ein stabiles von einem labilen Gleichgewicht? Aufgabe 6: Welche Bedeutung spielt die Zeit in einer statischen und in einer komparativ-statischen Analyse? Aufgabe 7: Erläutern Sie das „Magische Viereck der Verbraucherentscheidungen“ am Beispiel „Wunsch nach Mobilität“. Aufgabe 8: Erläutern Sie die „Notwendigkeit einer planvollen Haushaltsführung“ und den sich daraus ergebenden erhöhten Entscheidungsumfang. 1.6 Literatur 1.6.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 1 Dörge, Friedrich-Wilhelm Wirtschaft - Verbraucher und Markt, Informationen zur Pol. Bildung 173, Neudruck 1987 Didaktisch gut aufbereitet, gibt einen Überblick Eichhorn, Wolfgang Die Begriffe Modell und Theorie in der Wirtschaftswissenschaft (Teil 1 und 2), WiST, Wirtschaftswissenschaftliches Studium Heft 7 (Juli 1972) und Heft 8 (August 1972) Schon etwas älter, leicht zu lesen und informativ. Felderer, Bernhard; Homburg, Stefan Makoökonomie und neue Markoökonomie, Berlin 1990 Lehrbuch Heuser, Uwe Jean Humanomics, Frankfurt 2008 Umfassende Darstellung der Notwendigkeit, Abschied vom Homo oeconomicus zu nehmen. Gleichzeit werden eine Reihe neuer Forschungsansätze referiert. Insgesamt gut zu lesen. Kaiser, Franz Josef; Kaminski, Hans Volkswirtschaftslehre, München 1991 Begleitbuch zu einer Telekollegreihe, sehr anschaulich, wenn auch einige Kapitel mittlerweise veraltet sind. <?page no="50"?> 29 1.6 Literatur Kaldor, Nicholas A Classificatory Note on the Determinations of Equilibrium, The Review of economic Studies, Vol 1, 1934, S. 122 - 136 Der Artikel setzt sich umfassend mit der Frage des Gleichgewichts und seiner Erreichbarkeit auseinander. Ebenfalls wird der Stellenwert des Gleichgewichts für die Theorie erörtert. zu diesem Kapitel siehe besonders die Kapitel I - III Kant, Immanuel Werkausgabe in zwölf Bänden, Hrsg. W. Weischedel, Frankfurt 1977, Band II, Kritik der reinen Vernunft Schwierig, zum Nachlesen zur Begrifflichkeit Maurer, Rainer Willi Zwischen Erkenntnisinteresse und Handlungsbedarf. Eine Einführung in die methodologischen Probleme der Wirtschaftswissenschaften, Marburg 2005 Kein Lehrbuch im herkömmlichen Sinne, aber ein Buch, das Leser / -innen, die etwas tiefer in Methodenfragen einsteigen möchten, eine Vielzahl interessanter Einblicke ermöglicht. Popper, Karl Die Logik der Forschung, Tübingen 1982 Ein Klassiker, schwierig, aber erhellend und interessant. Woll, Artur Volkswirtschaftslehre, München 15. Aufl. 2006 Lehrbuch, DER Klassiker unter den VWL Lehrbüchern, stellenweise recht mathematisch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 1 1.6.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 1 15 Diekmann, Andreas; Voss, Thomas (Hrsg.) Rational-Choice-Theorie in den Sozialwissenschaften, München 2004 Kurze, prägnante und leicht verständliche Darstellung der Theorie rationalen Handelns, inkl. der ERC-Theorie. Die beschriebenen Beispiele geben einen Einblick in die Erklärungskraft dieses theoretischen Ansatzes. Falk, Armin Homo Oeconomicus versus Homo Reciprocans. Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 2004, Band 4 / 1, S. 141 - 172 Darstellung der Methode der experimentellen Wirtschaftsforschung. Die Ergebnisse der dargestellten fünf Studien belegen, dass sich die Teilnehmer nicht gemäß den Annahmen des Homo oeconomicus verhalten. Das festgestellte Verhalten ist eher am Homo Reciprocans ausgerichtet. Abschließend werden die Ergebnisse auf unterschiedliche politik-relevante Bereiche (z. B. Steuer- und Sozialpolitik) übertragen. 15 Hierbei handelt es sich um Literatur, die einen speziellen Aspekt vertiefend behandelt und / oder über das enge Gebiet der Volkswirtschaftslehre hinausweist und Verbindungen zu anderen Fachdisziplinen knüpft und / oder aktuelle Entwicklungen aufgreift und so zum Nachdenken anregt. <?page no="51"?> 30 Kapitel 1 Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Fischer, Klaus Die neue Ordnung des Wissens. Experiment - Erfahrung - Beweis - Theorie, in: Richard van Dülmen, Sina Rauschenberg (Hrsg.) Macht des Wissens, Köln 2004 Historische Darstellung der Entwicklung der modernen Wissenschaften. Häring, Norbert Der Homo oeconomicus ist tot, Financial Times Deutschland, 14. März 2001 Darstellung der Kritikpunkte zum Homo oeconomicus und des Ansatzes der ERC-Theorie. Holub, Werner Abenteuer im Kopf, Die Zeit, Nr. 51, 15. Dez. 1989, S. 42 Plädoyer dafür, dass sich der Berufsstand der Ökonomen mit seinen Theorien, Prämissen radikal in Frage stellen müsste. Speziell der Methodenaspekte der Volkswirtschaftslehre wird hinterfragt. Piekenbrock, Dirk Einführung in die Volkswirtschaftslehre und Mikroökonomie, Heidelberg 2008 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders die Kapitel 2 und 8 Wiemann, Jochen Die Ökonomik als experimentelle Disziplin, Magdeburger Wissenschaftsjournal, 1 - 2, 2003, S. 9 ff. Darstellung der experimentellen Wirtschaftsforschung. Dabei wird neben einem geschichtlichen Überblick über diese Forschungseinrichtung auch auf die ERC-Theorie, ihren Absatz und ihre Ergebnisse eingegangen. <?page no="52"?> Teil B Mikroökonomie <?page no="54"?> Überblick 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Leitfrage Welche Begriffe sind erforderlich, um grundlegende Aspekte des wirtschaftlichen Geschehens analysieren zu können? Ist es sinnvoll, diese Begriffe isoliert zu betrachten oder ist es notwendig, sie in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit zu betrachten. Produktionsfaktoren Produktionsfunktion Bedürfnisse Arbeit Mittel/ Bedarf Boden/ Natur Nutzen Kapital Güter Humankapital, Soziales System Geld Markt <?page no="55"?> 34 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie 2.1 Bedürfnisse Welche Bedürfnisse sollen / müssen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zuerst befriedigt werden? Soll ich ein Brötchen essen oder einen Toast. Soll ich Kaffee oder Tee trinken? (a) Ausgehend vom kleinen Modell „magisches Viereck der Verbraucherentscheidungen“ werden im Folgenden sowohl die im Modell erwähnten Begriffe genauer erklärt und konkretisiert als auch die sich mit den erwähnten Interdependenzen ergebenden Probleme. Die zu Beginn der Kapitel 2.1 bis 2.6 aufgeführten Fragen und Beispiele verweisen mit ihren Buchstaben jeweils auf das „Magische Viereck der Verbraucherentscheidungen“. 16 Wünsche hat jeder Mensch. Zur Erfüllung dieser Wünsche benötigt er Produkte und Dienstleistungen. In der Volkswirtschaftslehre heißen Wünsche Bedürfnisse. Die Produkte werden auch Güter genannt. Definition Bedürfnis: körperlich oder geistig-seelisches Mangelempfinden des Menschen, das dieser beheben will bzw. muss. Beispiel: Maximilian Theuer hat die folgenden Bedürfnisse: „Ich habe Hunger“, „Ich habe Durst“, „Ich bin nicht gern allein“. Diese Bedürfnisse bedeuten, dass er zu wenig Nahrung, zu wenig Flüssigkeit und zu wenige soziale Kontakte hat. Diese Mangelgefühle können täglich evtl. mehrfach auftreten oder nur einmal am Tag oder in der Woche. Es gibt aber auch Bedürfnisse, die vielleicht nur einmal im Jahr auftreten. Die Komplexität der Realität macht es nötig, diese Mangelgefühle zu klassifizieren und begrifflich exakt zu erfassen, sodass später mit diesem Begriffssystem die Realität besser beschrieben und erklärt werden kann. Im Schaubild 2.1 sind die Bedürfnisse nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt, beschrieben und mit Beispielen veranschaulicht. Je nach Einteilungskriterium kann ein und dasselbe Bedürfnis in unterschiedliche Kategorien eingeordnet werden. 16 Nur in diesem Kapitel werden auch zu den Unterkapiteln Fragen formuliert, da sie gut das „magische Viereck der Verbraucherentscheidungen“ veranschaulichen helfen. <?page no="56"?> 35 2.1 Bedürfnisse Beispiel: Ich habe Hunger: Existenzbedürfnis Individualbedürfnis wirtschaftliches Bedürfnis körperliches Bedürfnis Einteilungs- Kriterium Arten Beispiele Nach der Dringlichkeit Existenzbedürfnisse Die Befriedigung dieser Bedürfnisse lässt sich nur relative kurze Zeit aufschieben, sie sind zur Lebenserhaltung unbedingt erforderlich. Ich habe Hunger. Ich habe Durst. Kultur- und Luxusbedürfnisse Die Befriedigung dieser Bedürfnisse lässt sich längere Zeit aufschieben, ihre Befriedigung macht das Leben angenehmer und erhöht den Lebensstandard. Ich möchte mich unterhalten. Ich möchte ins Kino gehen. Ich möchte einen PS-starken Sportwagen fahren. Nach den gesellschaftlichen Befriedigungsmöglichkeiten Individualbedürfnisse Sie beziehen sich auf die Bedürfnisse eines einzelnen Individuums und können von ihm selbst befriedigt werden (sie konkurrieren mit der Bedürfnisbefriedigung anderen Individuen). Ich möchte ein Buch lesen. Ich möchte mit Kopfhörern eine CD hören (kein anderer kann dann die Musik von dieser CD hören). Kollektivbedürfnisse Sie beziehen sich auf die Bedürfnisse eines einzelnen Individuums, dessen Bedürfnisbefriedigung steht jedoch nicht in Konkurrenz zur Bedürfnisbefriedigung anderer. Ich möchte ins Kino gehen. Ich möchte ins Theater gehen (Die Bedürfnisses aller, die im Kino sind werden befriedigt, ohne das sie in Konkurrenz zueinander stehen.). Nach der individuellen Empfindung Körperliche (materielle) Bedürfnisse Sie beziehen sich auf die Physis des Menschen. Ich habe Hunger. Ich habe Durst. Seelische / geistige Bedürfnisse Sie beziehen ich auf die Psyche des Menschen. Ich möchte gerecht behandelt werden. Ich möchte Geborgenheit empfinden. Nach der Befriedigungsmöglichkeit Wirtschaftliche Bedürfnisse Sie beziehen sich auf Güter / Dienstleistungen, die erst noch mit Aufwand zu produzieren sind. Ich möchte eine warme Jacke haben. Ich möchte eine leichte Sommerhose haben. Nicht wirtschaftliche Bedürfnisse Sie beziehen sich auf Güter / Dienstleistungen, die nicht erst produziert werden müssen. Ich möchte am Meer frische Meeresluft atmen (ohne Berücksichtigung der ggf. erforderlichen Anreise). Schaubild 2.1: Bedürfnisarten <?page no="57"?> 36 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Auch hier fällt bei einer Überprüfung am täglichen Geschehen auf, dass diese Bedürfnisordnung nicht für jede Person, jederzeit und überall gleich und eindeutig. Interpersonaler Vergleich Intertemporärer Vergleich Interregionaler Vergleich Für einen Facharbeiter ist das Bedürfnis „Ich möchte in einem Porsche zur Arbeit fahren“ ein Luxusbedürfnis. Für das Mitglied des Vorstandes der Porsche AG ist es aufgrund seiner gesellschaftlichen und beruflichen Position evtl. ein Existenzbedürfnis. Für einen religiös geprägten Menschen ist der Besuch einer Kirche ein (Kultur-) Bedürfnis, ein nichtgläubiger Mensch verspürt dieses Bedürfnis evtl. gar nicht. Am Beginn einer beruflichen Karriere ist das Bedürfnis „Ich möchte in einem guten Restaurant einen Hummer essen“ für einen Bankangestellten ein Luxusbedürfnis. Nachdem er in den Bankvorstand einer Großbank berufen worden ist, wird dieses Bedürfnis wahrscheinlich kein solches mehr sein. „Ich möchte ein Glas sauberes Wasser trinken“ ist in Industrieländern zweifellos kein Luxusbedürfnis, in Entwicklungsländern Afrikas wird es jedoch eines sein. Eine Hierarchie der Bedürfnisse aufzustellen ist zweifellos sehr schwierig und stark subjektiv geprägt. Gewisse unterschiedliche Ebenen der Hierarchie lassen sich allerdings unterscheiden. In der Wirtschaftstheorie ist die Bedürfnishierarchie nach A. H. Maslow recht verbreitet. Hierarchisch geordnet bedeutet: dass die jeweils „höheren“ Bedürfnisse (z. B. die sozialen Bedürfnisse nach Freundschaft und Gruppenzugehörigkeit) erst dann vollständig zum Tragen kommen können, wenn die „niederen“ Bedürfnisse (z. B. die physiologischen Bedürfnisse nach Nahrung und Sicherheit) vollständig oder zumindest teilweise befriedigt worden sind. Selbstverwirklichung z.B. ein Haus bauen, ein Buch schreiben Wertschätzung z.B. Anerkennung, Status Soziale Bedürfnisse z.B. Freundschaft, soz. Kontakte, Gruppenzugehörigkeit Sicherheitsbedürfnisse z.B. Schutz vor physischer Gefahr und vor Bedrohung, Vorsorge für das Alter Physiologische Bedürfnisse z.B. Nahrung, Kleidung, Schlaf, Wohnung Schaubild 2.2: Pyramide der Motive menschlichen Verhaltens bei der Bedürfnisbefriedigung <?page no="58"?> 37 2.2 Mittel und Bedarf Maslow, Abraham Harold: 1908 - 1970, Mitbegründer der humanistischen Psychologie, Hauptwerke waren: Motivation und Persönlichkeit, Psychologie des Seins. 2.2 Mittel und Bedarf Welche Bedürfnisse sollen / müssen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln • zuerst befriedigt werden? Soll ich ein Brötchen essen oder einen Toast. Soll ich Kaffee oder Tee trinken? (a) Wie können aktuelle Bedürfnisse mit den zur Verfügung stehenden Mittel be- • friedigt werden? Soll ich meine Bedürfnisse jetzt sofort befriedigen oder kann ich die Befriedigung noch etwas aufschieben? (a) Inwiefern ist es sinnvoll und möglich, die Bedürfnisbefriedigung aufgrund man- • gelnder Geldmittel und / oder zu hoher Preise aufzuschieben? (d, a, e) Das weite Feld des Bedürfnisses, z. B. „Ich habe Durst“, lässt sich in vielfältiger Weise befriedigen. Beispiel: Maximilian Theuer kann dazu • eine Tasse Tee, • eine Tasse Kaffee oder • ein Glas Wasser, Bier oder Wein trinken. Die Person, die dieses Bedürfnis verspürt hat gedanklich - häufig „automatisch“ - eine Konkretisierung durchgeführt. Durch diese Konkretisierung entsteht ein Bedarf. Definition Bedarf: die aufgrund der Konfrontation mit dem Güterangebot konkretisierten Bedürfnisse. Das Bedürfnis „Ich habe Durst“ kann sich konkretisieren im Bedarf nach einem Glas Wasser, einem Glas Wein oder Bier. Aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel, die der Konsument zur Verfügung hat, ist eine weitere Eingrenzung erforderlich. Die Bedürfnisbefriedigung kann aufgrund mangelnder finanzieller Mittel sogar scheitern. Der Bedarf nach einem Glas teuren Weins wird aus diesem Grund nicht am Markt - im Restaurant - wirksam. Die Person kauft bzw. bestellt das Produkt nicht. 17 Die Volkswirtschaftslehre spricht in diesem Fall davon, dass der Bedarf nicht mit Kaufkraft ausgestattet ist. 17 siehe auch die Pfeile a, d, e im „magischen Viereck der Verbraucherentscheidungen“ <?page no="59"?> 38 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Definition ökonomischer Bedarf: der Teil des Bedarfs, der mit Kaufkraft ausgestattet ist. Der ökonomische Bedarf zeigt sich am Markt in Form von Nachfrage (z. B. wird im Restaurant eine Flasche des teuren Weins bestellt). Insgesamt ist für den Nachfrager wichtig, dass er eine Rangordnung der Bedürfnisbefriedigung aufstellen muss. Diese muss er von Zeit zu Zeit überprüfen und ggf. variieren. Diese Darstellung macht deutlich, dass eine alltägliche Empfindung und Handlung analytisch aufgesplittet werden und mit unterschiedlichen Begriffen belegt werden kann bzw. muss. Dadurch kann eine Grundlage für Entscheidungsprozesse gebildet werden. Der Begriff Nutzen führt diese Vorgehensweise weiter und vertieft sie. 2.3 Nutzen Welche Güter kann ich zur Bedürfnisbefriedigung heranziehen? Soll ich Frucht- • joghurt mit Erdbeergeschmack des Anbieters A oder des Anbieters B nehmen? (b) Wie kann ich mit meinem Geld optimal einkaufen? Soll ich möglichst unter- • schiedliche Produkte (einer Art) kaufen oder nicht? (e) Bei der Bedürfnisbefriedigung sind nicht nur die finanziellen Mittel zu beachten. Der Haushalt muss auch über einen Maßstab verfügen, der ihm Informationen darüber gibt, welches Gut er zu seiner Bedürfnisbefriedigung kaufen sollte. Hier steht das Konzept der Nutzentheorie zur Verfügung. Beim bereits bekannten Modell des „magischen Vierecks der Verbraucherentscheidungen“ kann die Nutzentheorie einen Erklärungsansatz für die Verknüpfung und Auswahl zwischen den Bedürfnissen und den Gütern darstellen (Pfeil b). Die Verbindung zwischen Gut und Nutzen kann folgendermaßen verdeutlicht werden. Durch Produktion und Arbeit ist etwas „in“ das Gut gelangt, Nutzen ist dann, was aus dem Gut wieder herausgeholt wird. Beispiel: Die Käserei deVries am Niederrhein produziert aus Schafsmilch Käse, der durch den Zusatz von Kräutern (z. B. Bärlauch) geschmacklich verfeinert wird. Für viele Konsumenten ist dieser Bärlauch-Käse besonders attraktiv und sie ziehen ihn anderen Käsesorten vor. Nutzen stellt ein Maß dar, das die Zufriedenheit bzw. die „Glücksgefühle“ misst, die ein Produkt / Produktbündel dem Konsumenten verschafft. <?page no="60"?> 39 2.3 Nutzen Definition Nutzen: Grad der Bedürfnisbefriedigung, den der Konsum eines Gutes dem Konsumenten ermöglicht. Das Problem, das sofort auffällt, ist das der Messung des Nutzens. 2.3.1 Nutzenmessung Zunächst ist beim Nutzen zwischen dem objektiven und dem subjektiven Nutzen zu unterscheiden, darüber hinaus kann der Nutzen im Zeitablauf variieren. Nutzen Nutzen im Zeitablauf • objektiver Nutzen: Hier steht der objektive Gebrauchswert eines Gutes im Vordergrund, z. B. die Menge an Wärme, die eine Heizung zur Verfügung stellt. • subjektiver Nutzen: Hier steht der subjektive Gebrauchswert eines Gutes in Vordergrund, z. B. ein Kachelofen für eine bestimmte Person zu einem konkreten Zeitpunkt. • erwarteter Nutzen: Nutzen, den der Verbraucher vor dem Kauf vom Produkt erwartet; • tatsächlicher Nutzen: Nutzen, den der Verbraucher während des Gebrauchs / Verbrauchs aus dem Produkt zieht; • erinnerter Nutzen: Nutzen an den sich der Verbraucher nach Gebzw. Verbrauch des Produktes erinnert und ggf. künftige Entscheidungen beeinflusst. 18 Schaubild 2.3: Arten des Nutzens Inwieweit die oben beschriebene Trennung zwischen objektiven und subjektiven Nutzen sinnvoll ist und aufrecht erhalten werden kann, zeigt das folgende Beispiel Beispiel: Maximilian Theuers Hunger konkretisiert sich in dem Bedarf nach einem Käsebrötchen. Er mag Käsebrötchen. Sein Hunger wird dadurch verringert, evtl. sogar vollständig gestillt. Seine Schwester Lea Katharina verträgt keinen Käse, sie isst nie Käsebrötchen, statt dessen lieber Wurstbrötchen. So besteht der „Nutzen“ eines Käsebrötchens darin, dass es den Hunger des Konsumenten verringert. Für eine andere Person ist der Nutzen eines Käsebrötchens gering oder gleich Null, da sie keinen Käse mag oder verträgt. Die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammende „ältere“ Nutzentheorie unterstellte, dass der Nutzen auf einer kardinalen Skala (1, 2, 3, 4, 5, …) messbar wäre. So hätte z. B. ein Brötchen den Nutzen von 4, eine Scheibe Toast nur den Nutzen von 2, also nur halb so viel Nutzen. 18 vgl. Heuser, Das Unbehagen im Kapitalismus, S. 124 <?page no="61"?> 40 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Definition Kardinal: in Zahlen auszudrücken, z. B.: 1, 2, 3 … 15. Die moderne Nutzentheorie geht jedoch davon aus, dass der Nutzen auf eine Ordinalskala messbar ist. Der Nutzen einzelner Güter wird vom Konsumenten in eine Rangfolge gebracht z. B. sehr gut - gut - schlecht - sehr schlecht. Definition Ordinal: nach Zahlen ordnen; der Erste, der Zweite bzw. das Beste, das Zweitbeste. Bestimmte Güter geben ihren Nutzen nur in Verbindung mit anderen Gütern ab (z. B. Komplementärgüter: Auto-Benzin). 19 Ist ein Gut nicht in Einzelstücke / -mengen teilbar, z. B. ein PKW, so kann dieses Gut nur einen (Gesamt-)Nutzen stiften. Ist ein Gut jedoch in Einzelteile- / Teilmengen teilbar (z. B. ein Getränk), so kann jede Einheit des Gutes einen (Teil-)Nutzen abgeben. Wie gelingt es nun aber, den Nutzen zu messen. Das Konzept der sog. Grenznutzen gibt diesbezüglich Hilfestellung. 2.3.2 Grenznutzen Beispiel: Maximilian Theuer wandert im Urlaub durch die Wüste und verirrt sich. Nach zwei Tagen erreicht er ein Dorf und ihm wird ein Glas Wasser gegeben. Der Nutzen dieses ersten Glases Wasser ist enorm wichtig (überlebenswichtig). Das 2., 3. oder 4. Glas bringt ihm auch noch Nutzen, aber das erste Glas war für ihn das „nützlichste“. Das Beispiel macht deutlich: Werden mehrere Einheiten eines Gutes konsumiert, so nimmt der Nutzen jeder zusätzlich verbrauchten Einheit kontinuierlich ab, d. h. die erste Teilmenge (das erste Glas) stiftet einen höheren Nutzen als die zweite Teilmenge (das zweite Glas). Dieser Sachverhalt wird mit dem Begriff Grenznutzen beschrieben. Definition Grenznutzen: Nutzen, den die zuletzt konsumierte Einheit eines Gutes stiftet. Der Grenznutzen kann ab einer bestimmten Menge (Sättigungsmenge) negativ werden, d. h. es findet keine weitere Nutzenerhöhung statt. Im folgenden Beispiel wird zunächst eine kardinale Nutzenmessung unterstellt. 19 vgl. dazu Kapital 2.4 <?page no="62"?> 41 2.3 Nutzen Gekaufte Menge in Stück (z. B. ein Glas Orangensaft) Gesamtnutzen GNu Grenznutzen GN′ 1. Glas 40 / 40 2. Glas 70 / 30 3. Glas 90 20 4. Glas 100 10 5. Glas 100 0 6. Glas 90 -10 Tabelle 2.1: Gesamtnutzen und Grenznutzen In der Übersicht wird der Gesamtnutzen und der Grenznutzen für das Gut Orangensaft dargestellt. Der Gesamtnutzen nimmt bis zum 4. Glas zu, ab dem 6. Glas sinkt er. Der Grenznutzen nimmt kontinuierlich ab. Der Grenznutzen GN′ ist die - infini- Gesamtnutzen Grenznutzen Sättigungsmenge MS Menge Menge 10 10 1 1 2 2 3 3 4 4 5 5 6 6 7 7 8 8 9 9 10 10 11 11 12 12 20 20 30 30 40 40 50 50 60 60 70 80 90 100 110 Abbildung 2.1: Gesamtnutzenkurve MS = Sättigungsmenge Nu = Nutzen Abbildung 2.2: Grenznutzenkurve <?page no="63"?> 42 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie tesimal kleine - Änderung des Nutzen dN eines Gutes (= abhängige Variable oder Wirkung), die durch die Konsumtion oder Produktion einer zusätzlichen - infinitesimal kleinen - Änderung der Einheit des Gutes dM (= unabhängige Variable oder Ursache) hervorgerufen wird. Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass der Grenznutzen positiv, null oder negativ sein kann. Wird der Grenznutzen negativ - zwischen der 5. und der 6. Einheit -, so tritt eine Sättigung ein. Die Konsumtion einer zusätzlichen Einheit kann zu Überdruss (Übelkeit) an diesem Produkt führen. 2.3.3 Gossen‘sche Gesetze Der Sachverhalt des abnehmenden Grenznutzens wurde vom deutschen Ökonomen Hermann Heinrich Gossen erstmals formuliert. Nach ihm wurden diese Gesetze benannt. Gossen, Hermann Heinrich, 1810 - 1858, preußischer Nationalökonom, nach dem Studium in Bonn, Beamter im preußischen Staatsdienst. Hauptwerk: Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln. Definition 1. Gossen‘sches Gesetz: Während der Befriedigung eines Bedürfnisses nimmt der Nutzen, den eine zusätzliche Einheit eines Gutes stiftet (= Grenznutzen) ab. Dieses Gesetzmäßigkeit wird auch „Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen“ genannt. Da es sich bei diesem Gesetz um kein Naturgesetz handelt, sondern um eine Gesetzmäßigkeit, können Ausnahmen vorkommen. So ist es durchaus möglich, dass bei manchen Personen - auch bei Nicht-Alkoholikern - der Grenznutzen eines jeden Glases Bier (zusätzliche Einheit) zunimmt („Der Durst kommt beim Trinken“). Werden mehrere Güter betrachtet, so muss der Konsument aus einem Güterbündel eine Auswahl treffen, d. h. jedem Gut des Bündels einen Nutzen zumessen. Beispiel: Wenn Maximilian Theuer auf Reisen geht, so muss er einen Koffer packen. Es steht ihm ein begrenzter Raum (Koffer) zur Verfügung, sodass er nur die Güter einpackt, die für ihn den höchsten Nutzen auf der Reise bringen. Er verzichtet bei der Reise in warme Gegenden auf dicke und wärmende Sachen, sie bringen ihm keinen Nutzen. Er nimmt allerdings luftige und leichte Jacken und Hosen mit. Der höchste Gesamtnutzen dieses Güterbündels wäre dann erreicht, wenn die Grenznutzen aller im Güterbündel enthaltenen Güter Null wäre. Da aber diese Gü- <?page no="64"?> 43 2.3 Nutzen ter einen Preis haben, der Konsument jedoch nur begrenzte Mittel (Konsumsumme) zur Verfügung hat, stellt sich dieses Auswahlproblem in der Realität strenger. Ein rational handelnder Mensch wird das knappe Gut (z. B. Geld) so einsetzen, dass die letzte - ausgegebene - Geldeinheit bei allen Verwendungsmöglichkeiten den gleichen Nutzen erbringt, d. h. der Grenznutzen des Geldes bei allen Verwendungsmöglichkeiten gleich ist. Das Nutzenmaximum ist dann erreicht, wenn der Konsument seine Konsumsumme so auf die Güter verteilt, dass der Grenznutzen gleich hoch ist. Dieser Sachverhalt wird als 2. Gossen‘sches Gesetz (Gesetz vom Ausgleich der Grenznutzen) bezeichnet. Definition 2. Gossen‘sches Gesetz: Der Nachfrager maximiert dann seinen Nutzen, wenn sich die Grenznutzen der von ihm verwendeten Güter ausgleichen. Güterbündel bestehend aus Orangensaft Apfelsaft Mineralwasser mit Kohlensäure Mineralwasser ohne Kohlensäure Grenznutzen je Einheit, ein Glas. Grenznutzen je Einheit, ein Glas. Grenznutzen je Einheit, ein Glas. Grenznutzen je Einheit, ein Glas. 1. Glas 10 2. Glas 9 3. Glas 8 1. Glas 8 4. Glas 7 2. Glas 7 5. Glas 6 3. Glas 6 1.Glas 6 6. Glas 5 4. Glas 5 2. Glas 5 7. Glas 4 5. Glas 4 3. Glas 4 1.Glas 4 8. Glas 3 6. Glas 3 4. Glas 3 2. Glas 3 9. Glas 2 7. Glas 2 5. Glas 2 3. Glas 2 10.Glas 1 8. Glas 1 6. Glas 1 4. Glas 1 Tabelle 2.2: Beispiel zum abnehmenden Grenznutzen <?page no="65"?> 44 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Ein Glas des jeweiligen Getränkes soll 1,00 EUR kosten. Möchte der Konsument 6,00 EUR (Euro) ausgeben, so erzielt er mit der folgenden Güterkombination den höchsten Gesamtnutzen: 4 Gläser Orangensaft = 34 Nutzeneinheiten (10 + 9 + 8+ 7) 2 Gläser Apfelsaft = 15 Nutzeneinheiten (8 + 7) insgesamt = 49 Nutzeneinheiten. Ist der Konsument bereit, einen weiteren Euro auszugeben, so könnte er ein 5. Glas Orangensaft, ein 3. Glas Apfelsaft oder ein 1. Glas Mineralwasser kaufen. Der Gesamtnutzen würde jeweils um 6 Einheiten steigen, auf insgesamt 55. Bei dieser Konsumsumme gibt es also keine eindeutige optimale Kombination von Gütern, die den höchsten Gesamtnutzen für den Konsumenten bringt. Zu diesem 2. Gossen‘schen Gesetz ist zu bemerken, dass es sich hierbei um kein Gesetz handelt, das durch empirische Forschungen widerlegt werden kann. Es stellt vielmehr eine Maximierungsregel dar, die von jedem rational handelnden Menschen erfüllt werden soll/ -te. Die in der Realität zu beobachtende Tatsache, dass verschiedene Menschen eine bestimmte Menge Geld unterschiedlich zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse einsetzen, stellt somit keine Ausnahme vom Gesetz dar. Sie ist vielmehr Ausdruck einer unterschiedlichen Präferenzstruktur der Menschen. Definition Präferenz: Vorrang, Vorzug, Ausdruck einer subjektiven Bewertung von Gütern bzw. Güterbündeln. 2.3.4 Indifferenzkurve und Budgetgerade Die Fähigkeit, den Grenznutzen eines Gutes zu einem anderen Gut absolut zu messen, hat der Konsument in der Realität nicht. Die moderne Nutzentheorie greift diesen Sachverhalt auf. Ihre Vorstellung ist, dass der Nutzen auf einer Ordinalskala messbar ist, d. h. der einzelne Konsument bringt den Nutzen einzelner Güter in eine natürliche Rangfolge (sehr gut - gut - schlecht - sehr schlecht). Bringen zwei Güter / Güterbündel dem Konsumenten den gleichen Nutzen, bewertet er sie z. B. mit gut, so ist er diesen Gütern gegenüber „nutzenindifferent“. Dieser Sachverhalt wird in der folgenden Abbildung verdeutlicht. <?page no="66"?> 45 2.3 Nutzen Für die Indifferenzkurve Ind. I gilt: Die Güterkombination A (40 Einheiten von Gut A, 12,5 Einheiten von Gut B) bringt dem Konsumenten einen gleich hohen Nutzen wie die Kombination B (10 / 47,5) bzw. Kombination C (20 / 25). Definition Indifferenzkurve: Sie zeigt die möglichen Mengenkombinationen zweier Güter (-bündel) an, die für den Konsumenten einen gleich hohen Nutzen stiften d. h. sie ist der geometrische Ort indifferenter Versorgungslagen / -niveaus. Aus dem Grundprinzip des abnehmenden Grenznutzens ergibt sich der konvexe Verlauf der Indifferenzkurve. Die negative Steigung der Kurve wird als Grenzrate der Substitution bezeichnet. Diese verdeutlicht, wie viel zusätzlich von Gut B benötigt wird, um bei einem geringeren Verbrauch von Gut A ein konstantes Nutzenniveau zu behalten. Unterschiedlich hohe Nutzenniveaus (Versorgungslagen) werden durch verschiedene Indifferenzkurven verdeutlicht. Eine weiter vom Ursprung entfernt liegende Indifferenzkurve symbolisiert ein höheres Nutzenniveau, d. h. die Indifferenzkurve Ind. II liegt auf einem höheren Nutzenniveau. Die aus dem „magischen Viereck der Verbraucherentscheidungen“ bekannten begrenzten Mittel verbieten es dem Konsumenten, alle wünschbaren Produkte zu kaufen. Wie bereits bei der „älteren“ Nutzentheorie geschehen, muss diese Einschränkung eingearbeitet werden. Sie erfolgt mit der sog. „Budgetgerade“ (Haushaltsgerade). Die Einschränkungen bestehen in der Realität aus den Mitteln (dem Einkommen) des Haushalts und den Preisen für die Güter. Menge Gut A Ind II Ind I Menge Gut B 10 12,5 47,5 20 30 40 50 60 10 20 30 40 A B C 50 60 Abbildung 2.3: Indifferenzkurve <?page no="67"?> 46 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Beispiel: Maximilian Theuer ist Hobbygolfer. Pro Jahr stehen ihm 200,00 EUR für Golfbälle zur Verfügung. Er kann damit Golfbälle der Marke „Callaway“ (zu einem Preis von 5,00 EUR für die 2-er Packung) und der Marke „Wilson Staff“ (zu einem Preis von 4,00 EUR für die 2-er Packung) kaufen. Sein Golfball-Budget kann er zwischen diesen beiden Marken unterschiedlich aufteilen. Er kauft z. B. 40 Einheiten der Marke „Callaway“ und keine Einheit der Marke „Wilson Staff“ oder 50 Einheiten der Marke „Wilson Staff“ und keine Einheit der Marke „Callaway“. Darüber hinaus gibt es jedoch noch eine Vielzahl anderer Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten können mit Hilfe der Budgetgeraden dargestellt werden. Definition Budgetgerade: Geometrischer Ort der Kombination zweier Güter (-bündel), die mit gleichen Einkommen (und bei gegebenen Preisen) realisiert werden kann. In einer Modellwelt mit zwei Gütern / Güterbündeln kann geschrieben werden: BuG = P 1 · M a + P 2 · M b P 1 = Preis von Gut A M a = Menge von Gut A (Golfbälle Marke Callaway) P 2 = Preis von Gut B M b = Menge von Gut B (Golfbälle Marke Staff) BuG = Budgetgerade Die 200,00 EUR können somit wie folgt aufgeteilt werden: Kombination A: 30 Stück von Gut A und 12,5 Stück von Gut B 5 · 30 + 4 · 12,5 = 200,00 EUR Kombination B: 10 Stück von Gut A und 37,5 Stück von Gut B 5 · 10 + 4 · 37,5 = 200,00 EUR Kombination C: 20 Stück von Gut A und 25 Stück von Gut B 5 · 20 + 4 · 25 = 200,00 EUR Menge Gut A Menge Gut B 10 12,5 25 37,5 20 30 40 50 60 10 20 30 40 50 A C B Abbildung 2.4: Budgetgerade <?page no="68"?> 47 2.3 Nutzen Mit seinem Budget kann der Konsument das Güterbündel A, B oder C realisieren. Werden nun die Indifferenzkurve(n) und die Budgetgerade(n) gemeinsam betrachtet, so ergibt sich folgende Darstellung. Für den Konsumenten muss nun die für ihn optimale Kombination gefunden werden. Die Indifferenzkurve Ind. 0 mit der Güterkombination A (25 von Gut A und 10 von Gut B) und B (5 von Gut A und 35 von Gut B) bietet dem Konsumenten ein Nutzenniveau, das ihn angesichts seiner Konsumsumme nicht optimal versorgt. Die Güterkombination C (20 von Gut A und 25 von Gut B) auf der - höheren - Indifferenzkurve Ind. I ist für ihn die optimale Güterversorgung, da er diese Kombination mit seiner Konsumsumme gerade noch bezahlen kann. Die weiter vom Ursprung entfernt liegende Indifferenzkurve Ind. II bietet ein höheres Versorgungsniveau. Das Güterbündel D auf dieser Kurve bietet ein noch höheres Niveau, ist aber mit der Budgetgerade BuG 1 nicht realisierbar. Für die Realisierung dieser Kombination muss der Konsument seine Konsumsumme - bei gleichen Preisen - auf 280,00 EUR erhöhen (Budgetgerade BuG 2 ). Das Haushaltsoptimum liegt somit dort, wo sich die höchstmögliche Indifferenzkurve und die Budgetgerade berühren. Wenn beide die gleiche Steigung haben, ist dieser Punkt (Tangentialpunkt) erreicht. Menge Gut A Ind II Ind III Ind I Ind 0 BuG 1 BuG 2 Menge Gut B 10 25 20 30 40 50 60 10 20 25 30 40 A C D Haushaltsoptimum bei BuG 2 Haushaltsoptimum bei BuG 1 B 50 60 70 Abbildung 2.5: Indifferenzkurve und Budgetgerade <?page no="69"?> 48 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie 2.4 Güter, Dienstleistungen, Rechte Welche Güter kann ich zur Bedürfnisbefriedigung heranziehen? Soll ich Frucht- • joghurt mit Erdbeergeschmack des Anbieters A oder des Anbieters B nehmen? (b) Welches Auto der Mittelklasse dient meiner Bedürfnisbefriedigung am ehesten? • (b) Soll ich ein deutsches Auto der Mittelklasse kaufen oder ein ausländisches? Nachdem in den bisherigen Ausführungen zu Bedürfnissen und Nutzen Güter schon eine Rolle gespielt haben, sollen sie im folgenden genauer betrachtet werden. Definition Gut: Mittel, das der Bedürfnisbefriedigung der Menschen dient. Auch bei den Gütern macht es die Komplexität der Realität nötig, sie zu klassifizieren und eine exakte Begrifflichkeit einzuführen. Analog zum Schaubild 2.1 sind nachfolgend die Güter nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt, beschrieben und mit Beispielen veranschaulicht. Die Güter lassen sich nach verschiedenen Aspekten einteilen. Je nach Einteilungskriterium kann ein und dasselbe Gut in unterschiedlichen Kategorien eingeordnet werden. Beispiel: Kühlschrank wirtschaftliches Gut Gebrauchsgut Konsumgut (wenn er in einem priv. Haushalt genutzt wird) privates Gut Einteilungskriterium Arten von Gütern Beispiele Nach der Knappheit Freie Güter Dieses sind Güter, die von der Natur in nahezu unbegrenztem Maße und unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Meerwasser, Sonnenlicht. Wirtschaftliche Güter Diese Güter sind knapp und müssen erst mit Aufwand produziert werden, anschließend werden sie z. B. am Markt zum Kauf angeboten. Maschinen, PKW, Kühlschrank, Strom aus Solarzellen. Nach dem Zeitraum der Nutzung Gebrauchsgüter Diese Güter geben ihren Nutzen über einen längeren Zeitraum ab, sie können mehrmals genutzt werden. Kleidung, PKW, Kühlschrank. Verbrauchsgüter Diese Güter geben ihren Nutzen nur einmal ab. Nahrungsmittel, Benzin, Öl. <?page no="70"?> 49 2.4 Güter, Dienstleistungen, Rechte Nach der Bedeutung im Produktionsprozess Produktionsgüter Diese Güter werden in Unternehmen eingesetzt und verwendet, um mit ihnen andere Güter herzustellen. Fabrikgebäude, Maschinen, LKW. Konsumgüter Diese Güter werden in privaten Haushalten zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung eingesetzt und benötigt. Priv. Freizeitkleidung, Kaffeemaschine im priv. Haushalt. Nach der Austauschbarkeit Substitutionsgüter Diese Güter haben einen ähnlichen oder gleichen Nutzen. Sie können gegeneinander ausgetauscht (substituiert) werden. Bier und Wein, CD und MP3-Player. Komplementärgüter Diese Güter geben nur in Verbindung mit anderen Gütern ihren Nutzen ab. Eine isolierte Nutzung ist „nutzlos“. Kugelschreiber und Mine, PKW und Benzin. Nach der Vergleichbarkeit Homogene Güter Diese Güter sind in ihrem Nutzen absolut identisch. Aktien einer bestimmten Gesellschaft, Banknoten mit gleichem Wert. Heterogene Güter Diese Güter sind in ihrem Nutzen unterschiedlich. Banknoten mit unterschiedlichem Wert, Autos verschiedener Hersteller. Nach der Qualität Inferiore Güter / Geringerwertige Güter Die Güter werden im Vergleich zu anderen Gütern als geringerwertig angesehen (subjektiv betrachtet). Kartoffeln Nudeln, Kaffee Espresso Superiore Güter / Höherwertige Güter Die Güter werden im Vergleich zu anderen Gütern als höherwertig angesehen (subjektiv betrachtet). Kartoffeln Nudeln, Kaffee Espresso Nach der Ausschließbarkeit und Konkurrenz der Nutzung Private Güter Diese Güter ermöglichen es dem Eigentümer oder Besitzer, andere von der Nutzung auszuschließen. Sie konkurrieren mit anderen potenziellen Nutzern. Lebensmittel, Kleidung, PKW. Öffentliche Güter Diese Güter unterliegen nicht dem Ausschlussprinzip der Preise und der Konkurrenz der Nutzung, d. h. die Nutzer der Güter konkurrieren nicht gegenseitig während der Nutzung. Schulbildung, Landesverteidigung, öffentliche Sicherheit. Schaubild 2.4: Güterarten <?page no="71"?> 50 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Neben Gütern sind zur Befriedigung bestimmter Bedürfnisse aber auch Dienstleistungen nötig. Definition Dienstleistung: immaterielles Gut, das der Bedürfnisbefriedigung dient und Nutzen stiftet. Folgende Besonderheiten einer Dienstleistung sind zu beachten: mangelnde Dauerhaftigkeit; • eingeschränkte Lagerfähigkeit; • standortgebunden und erfordert i. d. R. eine Gleichzeitigkeit von Produktion und • Konsum. Mit Hilfe von Sachgütern können viele Dienstleistungen dauerhaft lagerfähig und fast unbegrenzt nutzbar gemacht werden (z. B. die „Beratung“ in Form von Finanzdienstleistungen kann mit Hilfe von PCs und entsprechender Software „gelagert“ und dauerhaft genutzt werden). Das Schaubild 2.5 unterteilt die Dienstleistungen in verbrauchsbezogene und produktionsbezogene Dienstleistungen und veranschaulicht beide mit Beispielen. Dienstleistungen Verbrauchsbezogene Dienstleistungen Beispiele: • Reinigungsdienste im priv. Haushalt; • Pflegedienste für Privatpersonen; • Serviceleistungen im Wellness-Bereich. Produktionsbezogene Dienstleistungen Beispiele: • Unternehmensberatung; • Marktforschung; • Gebäudereinigung. Schaubild 2.5: Dienstleistungen Forschungsleistungen und Erfindungen von Unternehmen und Universitäten führen in vielen Fällen zu neuen Produkten, Produktinnovationen und Fertigungsverfahren, damit auch zu einer verbesserten wirtschaftlichen Situation. Das oben erwähnte Beispiel der „Beratung“ in Form von Finanzdienstleistungen mit Hilfe von PCs verweist auf einen erfolgten technischen Fortschritt, der das Leben leichter und bequemer machen kann. Dieser technische Fortschritt ist allerdings ohne Forschung nicht möglich. Damit sich die Bemühungen der Forscher und Erfinder auch lohnen, können sie ihre Ergebnisse patentieren lassen. Eine Nutzung ihrer Erfindungen ist dann nur gegen eine Lizenzgebühr möglich. Allgemein wird davon gesprochen, dass Rechte gehandelt werden. Definition Rechte: wirtschaftliche Güter, die in Form von Forderungen zum Ausdruck kommen, z. B. Lizenzen, Patente. <?page no="72"?> 51 2.5 Geld und seine Funktionen 2.5 Geld und seine Funktionen Wann soll ich einkaufen? Soll ich mit dem Kauf noch warten, weil die Preise evtl. fallen werden? (d, c) Der vorletzte zentrale Begriff des „magischen Vierecks der Verbraucherentscheidungen ist der des Mittels. Die Bedürfnisbefriedigung mit Hilfe von Gütern geht in einer hochkomplexen modernen Volkswirtschaft nicht ohne Kontakt zu anderen Individuen. Eine autarke Versorgung ist äußerst selten und nahezu unmöglich geworden. Der Tausch Gut gegen Gut ist jedoch schwierig (Tauschwirtschaft). Es wird in einer solchen Wirtschaft davon gesprochen, dass der Handel die doppelte Zufälligkeit der Wünsche erfüllen muss, d. h. es muss der höchst unwahrscheinliche Fall eintreten, dass von zwei Individuen jeder gerade das Gut haben will, das der andere gerade besitzt und auch tauschen will. Beispiel: Herr Hohner möchte für seine Tochter Hannah Sophie ein rotes Kinderfahrrad Größe 24 haben, er bietet dafür ein Paar Winterschuhe Größe 30: Herr Lurdhans möchte für seine Tochter Veronika ein Paar Winterschuhe Größe 30, er bietet dafür ein rotes Kinderfahrrad Größe 24. Der Handel wird extrem durch das Vorhandensein eines allgemein anerkannten Tauschmittels - Geld - erleichtert. In modernen Volkwirtschaften erfüllt das Geld die folgenden Funktionen: Funktionen des Geldes Tausch- und Zahlungsmittel Recheneinheit Wertaufbewahrungsmittel Wertübertragungsmittel Geld ist allgemein anerkanntes Tauschmittel und wird von jedermann akzeptiert. Dadurch wird der direkte Tausch ermöglicht. Das Geld wird als gesetzliches Zahlungsmittel vom Staat proklamiert. Beispiel: Frau Meier kauft im Schuhgeschäft ein Paar Schuhe und zahlt dafür den ausgezeichneten Preis. Geld ist der Maßstab, der verwendet wird, um Preise anzugeben, zu vergleichen und Schulden zu begleichen; alle Transaktionen werden auf ein und dasselbe Medium bezogen. Beispiel: Frau Lay schaut im Geschäft auf die einzelne Ware, die mit einem Preis ausgezeichnet ist. Geld behält seinen Wert für eine gewisse Zeit in der Zukunft, und muss nicht sofort ausgegeben werden, d. h. die Kaufkraft kann in die Zukunft verlagert werden. Beispiel: Herr Huber spart auf seinem Sparbuch bei der Sparkasse. Mit Hilfe des Geldes können Vermögenswerte übertragen werden, d. h. Geld kann verschenkt oder vererbt werden. Beispiel: Herr Wolter vererbt seinem Enkel Florian 10.000,00 EUR. Schaubild 2.6: Funktionen des Geldes <?page no="73"?> 52 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie 2.6 Interdependenzen, Verhaltensmaxime und das ökonomische Prinzip Wie kann ich meine bestehenden Bedürfnisse mit meinem Einkommen befrie- • digen? Soll ich Überstunden machen und / oder kann bzw. muss ich meine Bedürfnisse einschränken? (a, b, e) Wie zahlen sich höhere Schulbildung und dadurch bessere Verdienstmöglich- • keiten in der Zukunft aus? (a, f, d) Nachdem nun drei Eckpunkte des „magischen Vierecks“ beschrieben worden sind, wird ein Problem deutlich. Wie sind die drei Ecken sinnvoll - optimal - zu koordinieren, sodass der Haushalt ein gutes - optimales - Ergebnis erzielt. Auf den Aspekt der Kosten wird im Kapitel 2.7 eingegangen, da dieser Bereich einer direkten Beeinflussung durch die Haushalte wenig zugänglich ist. Die Pfeile a, b, e, verdeutlichen schwerpunktmäßig die Interdependenzen der Entscheidungssituation. Den nahezu unbegrenzten Bedürfnissen stehen begrenzte Mittel zur Verfügung, sodass eine Knappheitssituation besteht. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit des Wirtschaftens. Beispiel: Familie Kreu hat bisher ein gutes Auskommen mit dem Einkommen. Ganz überraschend wird Vater Johannes Kreu arbeitslos. Die gesamte Haushaltsführung muss nun neu geordnet werden. Eine Vielzahl von Entscheidungen ist zu treffen, die in der Familie z. T. kontrovers diskutiert wird. Will ein Haushalt eine bestmögliche Bedürfnisbefriedigung erreichen ist er zum wohlüberlegten Einsatz seiner personalen Kräfte bei der Mittelbeschaffung • (Erzielung finanzieller Einkünfte) und Mittelverwendung • (Einkauf und Nutzung von Gütern / Dienstleistungen) gezwungen. Wird die Erzielung - höherer - finanzieller Einkünfte mittel - und langfristig gesehen, so spielt innerhalb der Familie die Schulbildung - auch der Kinder - eine Rolle. Grundsätzlich steht der Haushalt vor einem Ziel-Mittel-Konflikt. Die Knappheit der finanziellen Mittel zwingt ihn, einen Ausgleich zwischen seinen Zwecken / Zielen (der Bedürfnisbefriedigung) und seinen Mitteln (Finanzmitteln) herbeizuführen. Welche Verhaltensmaxime sollten die Verbraucher jedoch befolgen, sodass die getroffenen Entscheidungen möglichst gut (optimal) ausfallen? <?page no="74"?> 53 2.6 Interdependenzen, Verhaltensmaxime und das ökonomische Prinzip Das Schaubild 2.7 verdeutlich die komplexen Interdependenzen und verknüpft es mit den Verhaltensmaximen und dem ökonomischen Prinzip. unbegrenzte begrenzte Bedürfnisse Güter/ Dienste Mittel Kosten Knappheitsproblem Erfordernis der Entscheidung Verhaltensmaxime Ökonomisches Prinzip Aufgrund von Arbeitslosigkeit stehen weniger Geldmittel zur Verfügung Maximumprinzip: Mit den vorhandenen Mitteln sollen möglichst viele Zwecke erreicht werden. Die - reduzierten - Mittel werden als gegeben hingenommen, damit soll möglichst gut die Versorgung der Familie gewährleistet werden (z.B. möglichst gute Lebensmittelversorgung). Beispiel: Famile Kreu könnte ihre Ansprüche verringern indem sie keine Bio-Lebensmittel mehr einkauft und/ oder eine Überprüfung der Dringlichkeit der Bedürfnisse vornimmt und den Autokauf in die Zukunft verschiebt (Modifikation der Rangfolge der Bedürfnisse). Minimumprinzip: Ein bestimmter Zweck/ bestimmtes Ziel soll mit möglichst geringen Mitteln erreicht werden. Die Versorgung der Familie bleibt als Ziel unverändert, jedoch muss der Mitteleinsatz minimiert werden, die Ausgabenstruktur muss überdacht werden. Beispiel: Im Haushalt der Familie Kreu wird die Wäsche selbst gebügelt und nicht mehr in eine Wäscherei gebracht, d.h. Verlagerung von Tätigkeiten in den Haushalt. Gegeben: Ziel Gesucht: geringer Mitteleinsatz Gegeben: Mittel Gesucht: höchstmöglicher Erfolg Schaubild 2.7: Lösung des Knappheitsproblem unter Beachtung des ökonomischen Prinzips <?page no="75"?> 54 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Die Bedürfniseinschränkung bzw. -modifikation hat somit Auswirkungen auf die nachgefragten Güter und Dienstleistungen. Für den Haushalt bedeutet es aber auch: Welche Güter und Dienstleistungen können substituiert werden? • Welches Produkt kann bzw. muss zuerst / zuletzt gekauft werden? • Der Aspekt der Subsititution wirft weitere Probleme auf. Ist nun der Fruchtjoghurt mit Erdbeergeschmack von Anbieter A gleich dem von Anbieter B? Werden sie als homogene Güter empfunden, können sie substituiert werden, werden sie als heterogene Güter empfunden, da der Verbraucher individuelle Geschmacksunterschiede festgestellt hat bzw. festzustellen glaubt, können sie nicht substituiert werden. Hier wird ein wichtiges und scheinbar schwer lösbares Problem der (Preisbildungs-)- Theorie deutlich. Wie kann der Begriff „Gut“ allgemein und adäquat definiert werden. Die Schwierigkeit ist die der Abgrenzung von Produkten, die aufgrund ihrer technisch-physikalischen Eigenschaften ähnlich sind und kaum Qualitätsunterschiede aufweisen, aber aufgrund der Werbung als unterschiedliche Produkte empfunden werden. Dieses Abgrenzungsproblem wurde durch die Weiterentwicklung der Preisbildungstheorie zur Wettbewerbstheorie zu umgehen versucht (vgl. dazu Kap. 6). 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren Wie viel kostet die Produktion eines typischen Gutes? Werden die Produktions- • kosten durch die Erlöse gedeckt, sodass ein Gewinn entsteht? Wie viel kostet es, die Produktion auszuweiten? Werden die Produktionskosten • je Stück steigen oder sinken? Die Produkte als Mittel der Bedürfnisbefriedigung wurden bisher als vorhanden angesehen und nicht näher behandelt. Im folgenden wird schwerpunktmäßig auf die Produktion dieser Güter und auf die damit zusammenhängenden Entscheidungsprozesse eingegangen. 2.7.1 Produktionsfaktoren Die im Modell „magisches Viereck der Verbraucherentscheidungen“ und im Kapitel 2.4 detailliert aufgeführten Güter müssen zunächst hergestellt werden. Dazu werden Produktionsfaktoren benötigt. Definition Produktionsfaktoren: Grundlage bzw. Hilfsmittel, die eine Gesellschaft benötigt, die zur Bedürfnisbefriedung notwendigen Güter herzustellen. <?page no="76"?> 55 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren In der Volkswirtschaftslehre werden die folgenden Produktionsfaktoren unterschieden. Die Faktoren Arbeit (A) und Boden / Natur (B / N) sind originäre Produktionsfaktoren, da sie naturgegeben sind. Das Kapital (K) kann nur durch die Kombination der Produktionsfaktoren Arbeit und Boden / Natur hergestellt werden. Dieser Faktor wird deshalb derivativer (abgeleiteter) Faktor genannt. Weitere derivative Faktoren sind z. B. technisches Wissen / Human Capital (HC) und das soziale System (sSy). 2.7.1.1 Produktionsfaktor Arbeit Arbeit besteht im volkswirtschaftlichen Sinne darin, dass eine Person Tätigkeiten für andere ausführt und dafür ein Entgelt erhält. Definition Arbeit: Eine Tätigkeit, die auf Bedürfnisbefriedigung Fremder und die Überwindung der Knappheit ausgerichtet ist. Deshalb fallen unter diesen Begriff nicht die Tätigkeiten einer Hausfrau im eigenen Haushalt und die eines Handwerkers (z. B. Malers), der sein eigenes Haus renoviert. Arbeit Einteilung nach dem Schwerpunkt der Tätigkeit Einteilung nach der Stellung im Produktionsprozess Einteilung nach der Dauer der Ausbildung Geistige Arbeit Körperliche Arbeit Ausführende Arbeit Leitende Arbeit Ungelernte Arbeit Angelernte Arbeit Gelernte Arbeit Schaubild 2.8: Arten der Arbeit Im Gegensatz zu den anderen Produktionsfaktoren stellt Arbeit immer auch einen Persönlichkeitsausdruck und -wert der Person dar. Anders formuliert: Die Person definiert sich häufig mehr oder weniger stark durch bzw. über ihre Arbeit, d. h. aber auch: Personen werden häufig nach bzw. über die ausgeübte Arbeit / Tätigkeit beurteilt. 2.7.1.2 Produktionsfaktor Boden / Natur Definition Boden / Natur: Oberfläche der Erde und sämtliche von der Natur zur Verfügung gestellte Ressourcen in Form von Bodenschätzen, Wind, Sonne. <?page no="77"?> 56 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Dieser Produktionsfaktor kann einerseits passiv am Produktionsprozess teilnehmen: • Standortboden: Untergrund für eine Lagerhalle oder ein Einzelhandelsgeschäft; andererseits aktiv: • Abbauboden: Die Stoffe im Boden sind nach der Förderung bzw. Nutzung endgültig verbraucht (z. B. Steinkohle, Erze, Erdöl); • Anbauboden: Die Stoffe sind letztlich unbegrenzt - wieder - anbaubar (z. B. Getreide, Obst). 2.7.1.3 Produktionsfaktor Kapital und Kapitalbildung Dieser Faktor ist ein derivativer Produktionsfaktor, der von den beiden originären Produktionsfaktoren Arbeit und Boden / Natur abgeleitet wird. Definition Kapital: produzierte Produktionsgüter Voraussetzungen sind: Vorhandensein der beiden originären Produktionsfaktoren, • Konsumverzicht (d. h. Sparen). • Kapital bezieht sich in diesem Zusammenhang auf Sachkapital und auf Geldkapital. Die finanziellen Mittel, die zum Kauf von Produktionsgütern bereitgestellt werden, stellen das Geldkapital dar. Die Bildung dieses Produktionsfaktors erfolgt in mehreren Schritten. Die unmittelbare Beschaffung und Bedürfnisbefriedigung durch Arbeit und Boden / Natur wird ersetzt durch die mittelbare Beschaffung und Bedürfnisbefriedigung. Ziel dieses „Umwegs“ ist die Erhöhung des Lebensstandards in der Zukunft. Beispiel: Nachdem das Schiff im Sturm zerstört wurde, ist Robinson Crusoe auf der einsamen Insel gestrandet. Am ersten Tag hat er nur seine Hände und seine Fähigkeiten (Produktionsfaktor Arbeit) und das, was auf der Insel verfügbar ist, z. B. Äste, Lianen (Produktionsfaktor Boden / Natur). Damit muss er seine Bedürfnisse befriedigen und sein Überleben sichern. Das Fangen der Fische mit den Händen ist sehr mühsam und schwierig, sein Lebensstandard ist niedrig. Er beschließt, ein Netz zu bauen. Alle erforderlichen Materialien findet er auf der Insel. Der Produktionsfaktor Boden / Natur ist in Form von Ästen und Lianen vorhanden, der Produktionsfaktor Arbeit in Form seiner Hände und seiner Fähigkeiten. Während des Netzbaus kann er aber keine Fische fangen. Er muss also während dieser Zeit hungern und auf Konsum verzichten, oder er muss vorher mehr Fische fangen als er benötigt, auch hier verzichtet er auf Konsum, er spart seine Fische. <?page no="78"?> 57 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren Nach Fertigstellung des Netzes (Produktionsfaktor Kapital) ist es einfacher, sich mit Fischen zu versorgen, es geht schneller und bequemer. Sein Lebensstandard ist durch die Kapitalbildung gestiegen. Die Kapitalbildung erfordert den produktiven Einsatz des nicht konsumierten und somit gesparten Geldeinkommens durch Investitionstätigkeit. Definition investieren: planmäßig auf zukünftigen Nutzen ausgerichtete Tätigkeit, etwas zum Zwecke der Investition anlegen. Definition Investition: Beschaffung von Produktionsmitteln (wird in der VWL und der BWL jedoch unterschiedlich definiert). Durch die Investition wird der zunächst gesunkene Lebensstandard - mehr als - ausgeglichen, sodass nach Abschluss der Kapitalbildung ein höherer Lebensstandard vorhanden ist. Bei den Investitionen ist zwischen Bruttoinvestitionen (I brutto ) und Nettoinvestitionen (I netto oder I) zu unterscheiden. Definition Bruttoinvestition: Zuführung von Realvermögen, Summe aus Netto- und Ersatzinvestitionen. Definition Nettoinvestition: Bruttoinvestitionen abzüglich der Ersatzinvestitionen. Definition Ersatzinvestition: Eine Investition, die zum Ersatz vorhandener Anlagen getätigt wird, weil diese z. B. technisch veraltet sind. I brutto = I netto + I Ersatz Wird eine alte (und abgeschriebene) Maschine durch eine neue (gleicher Art und Güte / Qualität) ersetzt, so wird von einer Ersatzinvestition gesprochen. Der Kapitalbestand (K) des Unternehmens hat sich dadurch nicht verändert: K alt = K neu . Wird darüber hinaus eine weitere Maschine gekauft, handelt es sich dabei um eine Nettoinvestition, d. h. I nettto = ∆ K. Der Kapitalbestand des Unternehmens hat sich somit um eine Maschine erhöht. K alt + ∆ K = K neu . <?page no="79"?> 58 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Anhand einer Vielzahl unterschiedlicher Kriterien können die Investitionen eingeteilt werden: Kriterium: Güterart Kriterium: Träger der Investitionsentscheidungen Kriterium: Investitionsanlass Kriterium: Funktionsbereich / Aufgabenbereich Kriterium: Geografischer Raum • Sachinvestitionen Sachanlageinv. Vorratsinv. • Finanzinvestitionen • Immaterielle Investitionen • Private Investitionen • Öffentliche Investitionen • Neuinvestitionen • Rationalisierungsinvestitionen • Ersatzinvestitionen • Sozialinvestitionen • Investitionen aufgrund behördlicher Auflagen • Forschungsinvestitionen • Fertigungsinvestitionen • Investitionen im Bildungsbereich im Verkehrsbereich im Gesundheitsbereich • Auslandsinvestitionen • Inlandsinvestitionen Schaubild 2.9: Investitionsarten 2.7.1.4 Produktionsfaktoren Humankapital und Soziales System (inkl. Institutionen) Definition Humankapital: Der im einzelnen Menschen inkorporierte (einverleibte), durch Schulbildung, Ausbildung und Weiterbildung erworbene Bestand an Wissen und Fertigkeiten, d. h. Qualifikation des Faktors Arbeit. Die Grundlage für diesen Bestand an Wissen und Fertigkeiten wird im allgemeinbildenden Schulwesen (Grund-, Haupt- und Realschule, Gymnasium) gelegt. Es findet eine Weiterentwicklung einerseits in der Berufsausbildung des dualen Systems (Berufskollegs in NRW) und / oder an Fachhochschulen und Universitäten statt, andererseits durch eine Meister- oder Technikerausbildung. Darüber hinaus ist die kontinuierliche Weiterbildung jedes einzelnen Arbeitnehmers / jeder einzelnen Arbeitnehmerin zu nennen. Diese Aspekte werden u. a. vom sog. IW-Humankapitalindikator berücksichtigt. Dabei werden drei Bereiche unterschieden, in denen insgesamt 25 Einzelkennziffern analysiert werden: 20 Bestand an Bildungskapital (vier Einzelkennziffern) • Berücksichtigt werden hier primär die formalen Abschlüsse. 20 vgl. dazu auch: www.iwkoeln.de (speziell: 20. Jan. 2005 S. 6 - 7 und 06. Sept. 2007, S. 4 - 5) <?page no="80"?> 59 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren Aktualisierung des Bildungskapitals (zehn Einzelkennziffern) • Hier ist der Aspekt Weiterbildung wichtig, da Wissen schnell veraltet, muss neues Wissen erworben und angewandt werden. Nutzung des Bildungskapitals (elf Einzelkennziffern) • Hierbei werden u. a. die Aspekte der Bildungszeit und der Erwerbszeit berücksichtigt. Bei relativ kurzen Bildungszeiten und langen Erwerbszeiten profitiert der Arbeitsmarkt lange und gut vom Wissen der Bevölkerung. Damit der Bestand an Sachkapital möglichst produktiv eingesetzt und weiterentwickelt werden kann, ist eine Volkswirtschaft auf Humankapital angewiesen. Vielfach wird das Humankapital als (mit-)entscheidende Wachstumsdeterminante bezeichnet, ganz besonders in den Ländern, deren Bestand an natürlichen Ressourcen gering ist. Das erwähnte Lernen und damit die Bildung und Weiterentwicklung des Humankapitals findet häufig in Einrichtungen statt, die vom Staat (mit-)finanziert werden. Gleichzeitig muss jedoch auch die Bereitschaft der Personen bestehen, sich zu bilden bzw. weiterzubilden. Positive Auswirkungen darauf hat ein soziales Klima, in dem die Anstrengungen und Bemühungen positiv bewertet und gefördert werden. Die Gesamtheit dieser Aspekte wird als soziales System bezeichnet. Definition Soziales System (sSy): umfasst die Gesamtheit aller öffentlichen und privaten Institutionen, die gesetzliche, politische und gesellschaftliche Struktur (umgangssprachlich die Gesellschaft). Der Aspekt der Institutionen innerhalb derer Menschen und Unternehmen im Wirtschaftsprozess agieren fand erst relativ spät Berücksichtigung in der Ökonomie. Definition Institutionen: Summe von Beschränkungen, z. B. Gesetze, Regeln, Normen, Verhaltensweisen, die die menschlichen Interaktionen beschränken und mit Sanktionen, Sanktionsandrohungen durchgesetzt werden können. Institutionen formelle Institutionen • Verfassung • Gesetze • Verordnungen • internationale Verträge informelle Institutionen • ungeschriebene Verhaltensweisen und Konventionen • Stellenwert der Leistungsbereitschaft • Einstellung zur Zukunft (optimistisch / pessimistisch) • ethische Normen Schaubild 2.10: Institutionen <?page no="81"?> 60 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Neben der formalen Existenz dieser Institutionen sind jedoch sowohl Mechanismen wichtig, die die Durchsetzung dieser Regeln in der Gesellschaft • gewährleisten und ggf. Sanktionen wirkungsvoll verhängen können (sodass z. B. Korruption minimiert wird) als auch ein gesellschaftliches Klima, in dem sich die informellen Institutionen positiv • entfalten können und bewertet werden wichtig. Selbstverständlich ist aber, dass sich beide Aspekte gegenseitig beeinflussen und einander bedingen. Humankapital und Soziales System sind derivative Produktionsfaktoren Das Schaubild 2.11 veranschaulicht die volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren. 2.7.2 Produktionsfunktion und Kosten Für die Lösung des bereits erwähnten Knappheitsproblems ist die genaue Betrachtung der Produktionsfunktion und der Kosten erforderlich. Humankapital und Soziales System sind derivative Produktionsfaktoren V o l k s w i r t s c h a f t l i c h e P r o d u k t i o n s f a k t o r e n G r u n d l a g e d e s W i r t s c h a f t s p r o z e s s e s Natürlicher Produktionsfaktor Boden/ Natur Nutzungsarten des Bodens Arbeit Arten der Arbeit Kapital alle Produktionsmittel Humankapital soziales System Natürlicher Produktionsfaktor dieser Faktor ist abhängig von Quantität: Bevölkerungszahl, Erwerbsquote, Altersaufbau Qualität: Bildung, Ausbildung (siehe Humankapital) abgeleiteter (derivativer) Produktionsfaktor abgeleiteter (derivativer) Produktionsfaktor Schaubild 2.11: Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren als Grundlage des Wirtschaftsprozesses <?page no="82"?> 61 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren Definition Produktionsfunktion: Darstellung des funktionalen Zusammenhangs zwischen der Output-Menge eines Gutes und den dafür verwendeten Inputs. 2.7.2.1 Die Produktionsfunktion Da die Produktionsfaktoren nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen ist eine optimale Kombination erforderlich. Beim Produktionsfaktor Boden / Natur leuchtet dieses unmittelbar ein, da natürlich vorhandene Rohstoffe (z. B. Erdöl, Kohle) nur begrenzt zur Verfügung stehen; darüber hinaus ist die Verschmutzung der Umwelt nur begrenzt möglich. Auch der Produktionsfaktor Arbeit ist begrenzt: im weitesten Sinne durch die Arbeitskraft aller Menschen. Diese ist jedoch nur schwer quantifizierbar (Wie viele Stunden kann eine Person pro Tag über einen längeren Zeitraum arbeiten? ). Weiterhin ist die Arbeitsgeschwindigkeit nur innerhalb bestimmter Grenzen zu erhöhen. Da der Produktionsfaktor Kapital ein abgeleiteter Produktionsfaktor ist, bedeutet dieses: auch dieser Produktionsfaktor ist begrenzt. Deshalb kann die Ökonomie als Lehre von der Knappheit bezeichnet werden. Zur „Lösung“ dieses Problems steht das - bereits bekannte - ökonomische Prinzip in seiner doppelten Ausprägung zur Verfügung: Hinsichtlich der Produktionsfunktion und der Kosten kann formuliert werden: Aufgrund der Einschätzung der Marktsituation ist die Absatzmenge bekannt • (bzw. wird bestimmt); diese soll dann mit möglichst geringen Kosten produziert werden (vgl. Minimumprinzip). Aufgrund der - schwer zu variierenden - Kapazitätsgrenze hat das Unterneh- • men monatlich eine bestimmte Ausbringungsmenge; diese will es zum bestmöglichen Preis verkaufen (vgl. Maximumprinzip). Aus den bisherigen Überlegungen kann die folgende Produktionsfunktion aufgestellt werden: M = f (A; B / N, K, HC, sSy) Die Ausbringungsmenge (M) ist abhängig von den Produktionsfaktoren Arbeit (A), Boden / Natur (B / N), Kapital (K), dem Humankapital (HC) und dem sozialen System (sSy). <?page no="83"?> 62 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Im folgenden wird der Faktor Arbeit variiert, alle anderen Faktoren werden als gegeben vorausgesetzt 21 , d. h. die Outputmenge ist nur von der Anzahl der Arbeitskräfte abhängig. Darüber hinaus werden die Unternehmen bei vollständiger Konkurrenz versuchen, die Verhaltensmaxime „Gewinnmaximierung“ zu realisieren, indem sie die Differenz zwischen den Gesamterlösen und den Gesamtkosten möglichst maximieren (zur vollständigen Konkurrenz vgl. Kap. 2.8). Diese drei Aspekte werden im Folgenden einer eingehenden Analyse unterzogen. 1 2 3 4 5 6 Anzahl der Arbeitskräfte Menge / Output in Stück, Produktionsmenge Grenzprodukt der Arbeit Kosten für Gebäude Kosten für Arbeitskräfte Gesamtkosten des Faktoreinsatzes 0 0 50 0 50 10 60 60 50 100 150 20 110 50 50 200 250 30 150 40 50 300 350 40 180 30 50 400 450 50 200 20 50 500 550 Tabelle 2.3: Produktionsmenge, Arbeitskräfteeinsatz und Gesamtkosten Abbildung 2.6 zeigt, dass mit zunehmendem Einsatz von Arbeitskräften die Produktion zunimmt, die Steigerung der Produktion aber geringer wird. Hier kann wiederum mit dem „Grenz-“ Begriff gearbeitet werden. Definition Grenzprodukt: Die Veränderung der Produktionsmenge, die durch eine zusätzliche Einheit an Faktoreinsatz erzielt wird. Im vorliegenden Beispiel wird der Einfachheit halber nicht um eine Einheit erhöht, sondern jeweils um zehn. Die Grundaussage ändert sich dadurch nicht. Wird die Anzahl der Arbeitskräfte von 10 auf 20 erhöht, so steigt die Produktionsmenge von 60 auf 110 Stück (um 50 Stück), wird der Arbeitskräfteeinsatz um weitere 10 erhöht, steigt die Produktion von 110 auf 150 Stück (d. h. um 40 Stück). Diese Eigenschaft der Produktion wird „abnehmendes Grenzprodukt“ genannt. Die Steigung der Produktionsfunktion misst das Grenzprodukt der Arbeit. Mit zunehmendem Arbeitskräfteeinssatz sinkt das Grenzprodukt der Arbeit und die Kurve verläuft flacher. 21 vgl. detailliert zur Problematik c. P. - Ceteris-Paribus Kap. 3.1 <?page no="84"?> 63 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren Die Kosten der Produktion sind in den Spalten 4, 5 und 6 dargestellt. Die Kosten des Gebäudes sind mit 50,00 EUR pro Stunde angenommen, die Arbeitskosten mit 10,00 EUR je Arbeitskraft. Somit betragen die Gesamtkosten bei einem Output von 10 Stück 150,00 EUR, bei 50 Stück 550,00 EUR. Die Tabelle macht deutlich, dass die Anzahl der Arbeitskräfte mit der Produktionsmenge und den Gesamtkosten funktional verknüpft ist (Abbildung 2.7). 2.7.2.2 Kostendefinitionen Um Preis- und Produktionsentscheidungen fundiert treffen zu können, müssen die Gesamtkosten weiter ausdifferenziert werden. Definition Kosten: Bewerteter Verzehr von Gütern (materielle und immaterielle) zur Erstellung und zum Absatz von Sachgütern und / oder Dienstleistungen. Produktionsmenge Menge an Arbeitskräften 10 20 30 40 50 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Arbeitskraft Arbeitskraft Produktionsmenge Produktionsmenge Abbildung 2.6: Produktionsfunktion (Spalten 1 und 2) <?page no="85"?> 64 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Kosten Fixe Kosten: Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge anfallen. Beispiele: Lagermiete, Abschreibungen Variable Kosten: Kosten, die abhängig von der Produktionsmenge anfallen. Beispiele: Rohstoffkosten, Strom Schaubild 2.12: Fixkosten und variable Kosten Gesamtkosten (in Euro) Produktionsmenge (in Stück) 50 100 150 200 250 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 Abbildung 2.7: Gesamtkostenkurve (Spalten 2 und 6) <?page no="86"?> 65 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren 1 2 3 4 5 6 7 8 Output in Stück pro Stunde (M) Gesamtkosten (K) Fixe Kosten (K f ) Variable Kosten (K v ) Durchschnittl. Gesamtkosten (DK) Durchschnittl. fixe Kosten (DK f ) Durchschnittl. variable Kosten (DK v ) Grenzkosten (K`) Spalte 3 + Spalte 4 Spalte 2 - Spalte 3 Spalte 2 Spalte 1 Spalte 3 Spalte 1 Spalte 4 Spalte 1 ∆ Spalte 2 0 2.500 1 4.000 2.500 1.500 4.000 2.500 1.500 600 2 4.600 2.500 2.100 2.300 1.250 1.050 500 3 5.100 2.500 2.600 1.700 833 867 400 4 5.500 2.500 3.000 1.375 625 750 300 5 5.800 2.500 3.300 1.160 500 660 200 6 6.000 2.500 3.500 1.000 416 583 100 7 6.100 2.500 3.600 871 357 514 200 8 6.300 2.500 3.800 788 313 475 300 9 6.600 2.500 4.100 733 278 456 400 10 7.000 2.500 4.500 700 250 450 500 11 7.500 2.500 5.000 682 227 455 600 12 8.100 2.500 5.600 675 208 467 700 13 8.800 2.500 6.300 677 192 485 800 14 9.600 2.500 7.100 686 179 507 900 15 10.500 2.500 8.000 700 167 533 1.000 16 11.500 2.500 9.000 719 156 563 1.100 17 12.600 2.500 10.110 741 147 594 1.200 18 13.800 2.500 11.300 767 139 628 1.300 19 15.100 2.500 12.600 794 132 663 1.400 20 16.500 2.500 14.000 825 125 700 1.500 21 18.000 2.500 15.500 857 119 738 1.600 22 19.600 2.500 17.100 891 114 777 1.700 23 21.300 2.500 18.800 926 109 817 1.800 24 23.100 2.500 20.600 962 104 858 1.900 Tabelle 2.4: Kosten (alle Angaben in Euro, auf ganz Euro aufbzw. abgerundet) <?page no="87"?> 66 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Um Produktionsentscheidungen treffen zu können, ist es wichtig zu wissen, wie sich die Kosten abhängig vom Produktionsniveau ändern. Die Kosten einer typischen durchschnittlichen Produktionseinheit werden durch die Division der Gesamtkosten durch die hergestellte Menge ermittelt. DK = Durchschnittliche Gesamtkosten = Durchschnittkosten (Spalte 5) Gesamtkosten K Output (Menge) M Erlöse/ Kosten Menge 5 10 15 20 25 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1.000 1.100 1.200 1.300 Betriebsoptimum Gewinngrenze Preis, Grenzerlöse, Durchschnittserlöse Gewinnschwelle Gewinnzone DK f DK v DK A K ′ Abbildung 2.8: Stückkostenverläufe und Grenzerlöse <?page no="88"?> 67 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren Da sich die Gesamtkosten aus den fixen und den variablen Kosten zusammensetzen, können auch durchschnittliche fixe und durchschnittliche variable Kosten ermittelt werden: DFK = durchschnittliche fixe Kosten (Spalte 6) Fixe Kosten K f Output (Menge) M 22 zu den Durchschnittserlösen (DE bzw. dem Preis) und den Gesamterlösen (E) vgl. die Tabelle 2.5 Erlöse/ Kosten Menge Fixe Kosten 5 10 15 20 25 2.000 1.000 4.000 3.000 6.000 5.000 8.000 7.000 10.000 9.000 12.000 11.000 14.000 13.000 16.000 15.000 18.000 17.000 20.000 19.000 22.000 21.000 24.000 23.000 25.000 Gewinngrenze Gesamterlöse Gewinnschwelle Gewinnzone Abbildung 2.9: Gesamtkostenverläufe mit Gesamterlöse K; E 22 <?page no="89"?> 68 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie DVK = durchschnittliche variable Kosten (Spalte 7) Variable Kosten K v Output (Menge) M Soll die Produktionsmenge variiert werden, bieten die Grenzkosten eine bessere Basis für die Entscheidung. Definition Grenzkosten: Zunahme der Gesamtkosten für die Herstellung einer zusätzlichen Produktionseinheit. K ′ = Grenzkosten (Spalte 8) Änderung der Gesamtkosten = ∆ K Änderung des Outputs = ∆ M Die Grenzkosten stellen den Anstieg der Gesamtkosten für die Produktion einer zusätzlichen Produkteinheit dar (∆ K / 1). Die sich aus der Tabelle ergebenden Kostenverläufe sind repräsentativ für viele Unternehmen (siehe Abbildungen 2.8 und 2.9). 2.7.2.3 Analyse der Kostenverläufe Die durchschnittlichen Gesamtkosten haben einen U-förmigen Verlauf. Die durchschnittlichen fixen Kosten sinken kontinuierlich, da sich die fixen Kosten auf immer mehr Produkte verteilen. Die durchschnittlichen variablen Kosten sinken zunächst, steigen dann mit zunehmender Produktionsmenge wieder an. Bei einer sehr niedrigen Produktion (z. B. 7 Stück) sind die durchschnittlichen Gesamtkosten - aufgrund des hohen Fixkostenanteils - sehr hoch (871,00 EUR). Die Durchschnittskosten sinken dann jedoch weiter bis zu einer Produktion von 12 Stück. Werden mehr als 12 Stück produziert, steigen die DK wieder an, da die DK v vergleichsweise stark ansteigen, die DK f weiter sinken. Der U-förmige Verlauf der DK-Kurve hat seinen tiefsten Punkt dort, wo die Produktionsmenge die Durchschnittskosten minimiert (im Zahlenbeispiel bei 12 Stück). Diese Produktionsmenge wird Betriebsoptimum (effiziente Produktionsmenge, effiziente Betriebsgröße) genannt. Definition Betriebsoptimum: Produktionsmenge, bei der die Durchschnittskosten minimiert werden. Hier gilt: DK = K′ Eine weitere Analyse der Kurvenverläufe lässt erkennen: Sind die Grenzkosten K′ niedriger als die Durchschnittkosten DK, so fallen die Durchschnittskosten (im Beispiel M < 12), liegen die Grenzkosten höher als die Durchschnittskosten, so steigen die Durchschnittskosten (im Beispiel M > 12). Die Grenzkostenkurve schneidet die Durchschnittskostenkurve im Betriebsoptimum. <?page no="90"?> 69 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren 2.7.3 Erlöse Nachdem die Kostensituation der Unternehmen analysiert worden ist, folgt nun die Analyse der Erlössituation. Der Produktpreis wurde mit 950,00 EUR pro Stück angenommen. Bei vollständiger Konkurrenz ist das einzelne Unternehmen nicht in der Lage, die Preise für die eigenen Produkte selbst zu bestimmen, d. h. das Unternehmen ist Preisnehmer oder Mengenanpasser. 23 Der Preis hängt somit nicht von der produzierten und verkauften Menge ab. Aus diesem Grunde wird sich der Erlös proportional zur Menge ändern. 1 2 3 4 5 6 7 8 Menge in Stück (M) Preis (P) Gesamterlöse E = P × M Gesamtkosten K Durchschnittserlös Gewinn / Verlust E - K Grenzerlöse E ′ Grenzkosten K ′ 0 1 950 950 4.000 950 -3.050 950 600 2 950 1.900 4.600 950 -3.650 950 500 3 950 2.850 5.100 950 -2.250 950 400 4 950 3.800 5.500 950 -1.700 950 300 5 950 4.750 5.800 950 -1.050 950 200 6 950 5.700 6.000 950 - 300 950 100 7 950 6.650 6.100 950 550 950 200 8 950 7.600 6.300 950 1.300 950 300 9 950 8.550 6.600 950 1.950 950 400 10 950 9.500 7.000 950 2.500 950 500 11 950 10.450 7.500 950 2.950 950 600 12 950 11.400 8.100 950 3.300 950 700 13 950 12.350 8.800 950 3.550 950 800 14 950 13.300 9.600 950 3.700 950 900 15 950 14.250 10.500 950 3.750 950 1.000 16 950 15.200 11.500 950 3.700 950 1.100 17 950 16.150 12.600 950 3.550 950 1.200 23 vgl. zu Mengenbzw. Preisanpasser das Kapital 7.2 <?page no="91"?> 70 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie 18 950 17.100 13.800 950 3.300 950 1.300 19 950 18.050 15.100 950 2.950 950 1.400 20 950 19.000 16.500 950 2.500 950 1.500 21 950 19.950 18.000 950 1.950 950 1.600 22 950 20.900 19.600 950 1.300 950 1.700 23 950 21.850 21.300 950 550 950 1.800 24 950 22.800 23.100 950 - 300 950 1.900 Tabelle 2.5: Preise und Gesamterlöse (alle Angaben in Euro, auf ganz Euro aufbzw. abgerundet) Analog zu den Kosten (durchschnittliche Gesamtkosten) können aus der Tabelle die durchschnittlichen Erlöse für eine typische Produkteinheit abgeleitet werden. DE = Durchschnittliche Erlöse (Spalte 5) Erlöse = E Menge M Definition Durchschnittserlös: Division der Gesamterlöse durch die Menge. Der Durchschnittserlös ist bei allen Unternehmen gleich dem Preis. Der Grenzerlös in Spalte 7 gibt die Veränderung der Gesamterlöse durch den Verkauf einer zusätzlichen Einheit des Produktes an (jeweils 950,00 EUR). E ′ = Grenzerlös (Spalte 7) ∆ E ∆ M Steigt die Produktion über 6 Stück (exakt über 6,421 Stück), so sind die DK niedriger als der Preis (die Durchschnittserlöse). Dieser Punkt wird Gewinnschwelle genannt, hier erfolgt der Eintritt in die Gewinnzone. Definition Gewinnschwelle: Hier entsprechen sich Preis und Durchschnittskosten (Stückbetrachtung) sowie Umsatz und Gesamtkosten (Gesamtbetrachtung). Werden mehr als 23 Stück produziert, steigen die DK über den Preis, es entsteht - wieder - ein Verlust (Gewinngrenze, Austritt aus der Gewinnzone (vgl. dazu die Abbildungen 2.8 und 2.9). <?page no="92"?> 71 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren Für Unternehmen bei vollständiger Konkurrenz sind der Preis P und die Gesamterlöse P · M feste Größen, steigt M um eine Einheit, so erhöht sich der Gesamterlös um P. 2.7.4 Verhaltensmaxime: Gewinnmaximierung Die Kosten- und Erlössituation des Unternehmens liegen nun vor, sodass die Gewinnmaximierung erfolgen kann. Es werden die Zahlen der obigen Tabellen verwendet. Die Unternehmen sind bei vollständiger Konkurrenz Preisnehmer oder Mengenanpasser. Die Preislinie bzw. der Preis stellt deshalb eine Gerade dar und ist gleichzeitig Grenzerlös- und Durchschnittserlösgerade (vgl. dazu die Abb. 2.8 und 2.9). Der höchste Gewinn (3.750,00 EUR) ist bei einer Ausbringungsmenge von 15 Stück erreicht. Die gewinnmaximale Ausbringungsmenge kann auch durch den Vergleich von Grenzkosten und Grenzerlösen ermittelt werden. Das 11. Stück bringt einen Grenzerlös von 950,00 EUR, bei Grenzkosten von • 500,00 EUR, sodass der Gewinn um 450,00 EUR steigt (von 2.500,00 auf 2.950,00 EUR). Das 13. Stück bringt einen Grenzerlös von 950,00 EUR, bei Grenzkosten von • 700,00 EUR, sodass der Gewinn um 250,00 EUR steigt (von 3.300,00 auf 3.550,00 EUR). Das 16. Stück bringt en Grenzerlös von 950,00 EUR, bei Grenzkosten von • 1.000,00 EUR, sodass der Gewinn und 50,00 EUR sinkt (von 3.750,00 EUR auf 3.700,00 EUR). Das bedeutet: so lange die Grenzerlöse die Grenzkosten übersteigen, kann durch eine Mengenausweitung eine Gewinnerhöhung erzielt werden. Würde das Unternehmen die Menge 20 (M > 15) produzieren, sind die Grenzerlöse (950,00 EUR) niedriger als die Grenzkosten (1.400,00 EUR), d. h. eine Mengenreduzierung würde den Gewinn steigern. Anders ausgedrückt: Die eingesparten Kosten übertreffen die eingebüßten Erlöse. Die Grenzkostenkurve ist somit die entscheidende Kostenkurve für die Angebotsentscheidung der Unternehmen. Es wird nur dann eine zusätzliche Einheit angeboten, wenn dafür ein Preis erzielt wird, der mindestens den Grenzkosten entspricht. Damit das Produkt gewinnbringend verkauft werden kann, muss der Preis mindestens den Grenzkosten entsprechen. Allgemein kann gesagt werden: Grenzerlöse und Grenzkosten sind bei der gewinnmaximalen Produktion gleich groß. Der Preis und die Grenzkosten (Punkt A in der Abb. 2.8) ergeben die gewinnmaximale Ausbringungsmenge M. <?page no="93"?> 72 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Für den Gewinn gilt allgemein: Erlöse - Kosten = Gesamtgewinn E M - K M DE - DK P - DK Stückgewinn · Menge = Gesamtgewinn Preise, Kosten, Erlöse Menge 5 10 15 20 25 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1.000 1.100 1.200 1.300 B A Preis, Durchschnittserlöse DK C D F E K ′ Abbildung 2.10: Darstellung des Maximalgewinns <?page no="94"?> 73 2.7 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren Erlöse: ABCD = 950,00 EUR × 15 Stück = 14.250,00 EUR Kosten: ABEF = 700,00 EUR × 15 Stück = 10.500,00 EUR Gewinn: DECF = 250,00 EUR × 15 Stück = 3.750,00 EUR Analog zur Gewinndarstellung wird in der Abb. 2.11 ein Verlust dargestellt. Der Preis und die Grenzkosten (Punkt C) ergeben die verlustminimierende Ausbringungsmenge M. Die Fläche DCEF ist gleich dem Verlust. Stückverlust · Menge = Gesamtverlust Preise, Kosten, Erlöse Menge 5 10 15 20 25 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1.000 1.100 1.200 1.300 B A Preis, Durchschnittserlöse DK C D F E K ′ Abbildung 2.11: Darstellung eines Verlustes <?page no="95"?> 74 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Erlöse: ABCD = 500,00 EUR × 10 Stück = 5.000,00 EUR Kosten: ABEF = 700,00 EUR × 10 Stück = 5.500,00 EUR Verlust: DECF = 200,00 EUR × 10 Stück = 2.000,00 EUR 2.8 Markt Wo kann ich meine Bedürfnisse mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln • befriedigen? Soll ich die Lebensmittel im Supermarkt kaufen oder in Bio-Laden um die Ecke? (a, b, e, f) Wo kann ich meine Lehrbücher am günstigsten einkaufen? Soll ich sie im Buch- • handel um die Ecke bestellen und abholen oder soll ich sie im Internet bestellen und mir zuschicken lassen? (a, b, e, f) Nunmehr sind alle vier Ecken des „magischen Vierecks“ analysiert worden. Der Entscheidungsprozess der Haushalte führt dazu, bestimmte Produkte zu kaufen bzw. kaufen zu wollen. Der Entscheidungsprozess der Unternehmen führt dazu, bestimmte Produkte zu produzieren und anzubieten. Der „Ort“, an dem dieses stattfindet, ist der Markt. Definition Markt: Ökonomischer Ort, an dem Angebot und Nachfrage zusammentreffen und es zu einer Preisbildung kommt. Der Wunsch nach Befriedigung von Bedürfnissen äußert sich zum ganz überwiegenden Teil als Nachfrage am Markt. Die produzierten Güter stellen das Angebot dar, das die Nachfrage befriedigen kann. Auf der Anbieterseite des Marktes versuchen die Unternehmer ihre Güter abzusetzen. Dabei verfolgen sie das Ziel der Gewinnmaximierung. Die Nachfrager versuchen auf dem Markt ihre Einkaufspläne zu realisieren. Dazu verfolgen sie das Ziel der Nutzenmaximierung. Einerseits ermöglicht der Markt den Anbietern, die Güter gemäß ihren Zielvorstellungen anzubieten und sich über die Nachfrage zu informieren. Andererseits ermöglicht er den Nachfragern sich über das Angebot zu informieren und unter Berücksichtigung ihrer Ziele eine Kaufentscheidung zu treffen. Der Markt ist somit in der Lage, einen Ausgleich zwischen den beiden gegensätzlichen Interessen von Anbietern und Nachfragern zu schaffen. Dieser Prozess wird „Selbststeuerungsprozess des Marktes“ genannt. Die umgesetzte Menge und der Marktpreis auf dem Markt ergeben sich durch das Zusammenwirken aller Anbieter und Nachfrager. Jeder Anbieter auf dem Markt weiß, dass er auf den Marktpreis keinen oder nur einen sehr geringen Einfluss hat. <?page no="96"?> 75 2.8 Markt Die zahlreichen anderen Anbieter bieten auf dem Markt gleiche oder sehr ähnliche Produkte an. Die Nachfrager können somit jederzeit zu einem anderen Anbieter wechseln und bei ihm einkaufen (vgl. dazu Kapital 7.3). Wenn sehr viele Anbieter und Nachfrager auf dem Markt sind, die gar keinen oder einen sehr geringen Einfluss auf den Marktpreis haben, wird von einem Wettbewerbsmarkt / Konkurrenzmarkt gesprochen. Er wird auch Markt mit vollständiger Konkurrenz oder vollkommener Markt genannt. Definition Wettbewerbsmarkt: Markt mit vielen Verkäufern und Käufern, auf dem identische Produkte gehandelt werden, sodass jeder Marktteilnehmer Mengenanpasser oder Preisnehmer ist. Prämissen des vollkommenen Marktes Homogenität der Güter, d. h. Gleichartigkeit der Güter. Keine Präferenzen d. h. es gibt in • zeitlicher • sachlicher • persönlicher • räumlicher Hinsicht keine Vorlieben. Vollkommene Transparenz d. h. jeder Marktteilnehmer erhält die gleichen Informationen, (Informationssymmetrie). Unendlich viele Marktteilnehmer d. h. es gibt viele Nachfrager und Anbieter. Schaubild 2.13: Prämissen des vollkommenen Marktes Der vollkommene Markt existiert in der Realität nicht, er stellt ein theoretisches Modell dar, bei dem die obigen Prämissen erfüllt sein müssen. Da die meisten Märkte jedoch unvollkommen sind, werden nachfolgend einige Aussagen zu unvollkommenen Märkte gemacht. Variation des Aspekts „Homogenität der Güter“: Wenn die Güter nicht homogen sind, wird von einem unvollkommenen Markt gesprochen. Damit im Zusammenhang stehen häufig persönliche, räumliche oder zeitlichen Präferenzen bei Anbietern und Nachfragern sowie eine fehlende Marktübersicht. 24 Diese Aspekte werden im Kapitel 7 aufgegriffen und beschrieben. 24 siehe das Fruchtjoghurtbeispiel und die Überlegungen bezüglich homogener und heterogener Güter <?page no="97"?> 76 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Variation des Aspekts „Unendlich viele Marktteilnehmer auf beiden Seiten“: Wenn es wenige oder nur einen Anbieter oder Nachfrager am Markt gibt, wird ebenfalls von einem unvollkommenen Markt gesprochen. Gibt es z. B. nur einen Anbieter für ein Produkt (Angebotsmonopol), so kann dieser die Preise allein festsetzen. Gibt es auf der Anbieterseite wenige große Unternehmen, auf der Nachfrageseite viele Nachfrager, so wird von einem Oligopol (Angebotsoligopol) gesprochen. Das Schaubild 2.14 verdeutlicht einerseits die Prämissen des vollkommenen Marktes, jedoch andererseits durch Variation der Prämissen auch den unvollkommenen Markt. Hinsichtlich der Anzahl der Nachfrager und Anbieter am Markt gibt es unterschiedliche Marktformen. Marktformen Zahl der Nachfrager Zahl der Anbieter einer wenige viele einer Zweiseitiges Monopol: Beispiel: (Space- Shuttle) Beschränktes Angebotsmonopol: Beispiel: Stationierung von Satelliten. Angebotsmonopol: Beispiel: bei Briefen unter 200g: Deutsche Post (bis 2007) wenige Beschränktes Nachfragemonopol: Beispiel: Autobahnbau Zweiseitiges Oligopol: Beispiel: Hochgeschwindigkeitszüge Angebotsoligopol: Beispiel: Fluglinien, Paketbringdienste unvollkommener Markt vollkommener Markt Keine Präferenzen in zeitlicher, sachlicher, räumlicher, persönlicher Hinsicht Marktteilnehmer sind Mengenanpasser Variation: Präferenzen: • Zeitliche • Sachliche • Räumliche • Persönliche Variation: Nachfrager: • Einer • Wenige Anbieter: • Einer • Wenige Homogenität der angebotenen Güter Vielzahl von Anbietern und Nachfragern Schaubild 2.14: Vollkommener und unvollkommener Markt <?page no="98"?> 77 2.9 Zusammenfassung viele Nachfragemonopol: Beispiel: Markt für Staatsaufträge für Autobahnen Nachfrageoligopol: Beispiel: Molkereien Vollständige polypolistische Konkurrenz: Beispiel: Aktienbörse Schaubild 2.15: Marktformen Auch bezüglich der Organisation der Märkte sind Unterschiede festzustellen. Der Markt für Aktien ist sehr stark organisiert, Anbieter und Nachfrager treffen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten - virtuellen - Ort zusammen. Die meisten Märkte sind dagegen wenig oder gar nicht organisiert. Die Nachfrager nach Kuchen in einer Stadt treffen sich nicht an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Gleiches gilt für die Anbieter von Kuchen, die in unterschiedlichen Geschäften ihre Produkte anbieten. Jeder Anbieter stellt ein Preisschild auf. Jeder Nachfrager entscheidet sich dann, in welchem Geschäft er kauft. Dieser Markt ist wenig organisiert. Obwohl beide Gruppen - Nachfrager und Anbieter - nicht organisiert sind, bildet sie einen Markt. 2.9 Zusammenfassung Begriffliche Grundlagen Bedürfnis Einteilung Arten • Nach der Dringlichkeit • Nach den gesellschaftlichen Befriedigungsmöglichkeiten • Nach der individuellen Empfindung • Nach der Befriedigungsmöglichkeit • Existenz- und Kultur- / Luxusbedürfnisse • Individual- und Kollektivbedürfnisse • Körperlich (materielle) und seelisch / geistige Bedürfnisse • Wirtschaftliche und Nicht-wirtschaftliche Mittel und Bedarf Nutzen Nutzenmessung Grenznutzen Gesamtnutzen Erstes und Zweites Gossen‘sches Gesetz Indifferenzkurven und Budgetgerade <?page no="99"?> 78 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Güter Einteilung Arten • Nach der Knappheit • Nach dem Zeitraum der Nutzung • Nach der Bedeutung im Produktionsprozess • Nach der Austauschbarkeit • Nach der Vergleichbarkeit • Nach der Qualität • Nach der Ausschließbarkeit und der Konkurrenz der Nutzung • Freie und wirtschaftliche Güter • Gebrauchs- und Verbrauchsgüter • Produktions- und Konsumgüter • Substitutions- und Komplementärgüter • Homogene und heterogene Güter • Inferiore und superiore Güter • Private und öffentliche Güter Dienstleistungen Verbrauchsbezogene Dienstleistungen Personenbezogene Dienstleistungen Rechte Geld und Geldfunktionen Tausch- und Zahlungsmittel Recheneinheit Wertaufbewahrungsmittel Wertübertragungsmittel Interdependenzen, Verhaltensmaxime ökonomisches Prinzip Maximalprinzip Minimalprinzip Produktionsfaktoren und ihr Einsatz im Wirtschaftsprozess Produktionsfaktoren Arbeit Boden / Natur Kapital Humankapital Soziales System Produktionsfunktion und Kosten Produktionsfunktion Kostendefinitionen Kostenverläufe Gewinnmaximierung Erlöse Durchschnittserlöse Grenzerlöse Gesamterlöse Gewinn Verlust Gesamtgewinn Markt vollkommener und unvollkommener Markt Marktformen <?page no="100"?> 79 2.10 Kontrollaufgaben 2.10 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Nennen Sie jeweils zwei Beispiele für Bedürfnisse, die gleichzeitig sind a) Existenz-, Individual- und materielles Bedürfnis; b) Kultur-, Kollektiv, immaterielles Bedürfnis; c) Kultur-, Individual-, materielles Bedürfnis. Aufgabe 2: Nennen Sie zu dem Gut A U T O jeweils drei Beispiele, die zu diesem Gut a) in einem komplementären b) in einem substitutiven Verhältnis stehen. Aufgabe 3: Formulieren Sie ein Beispiel, in dem ein und dasselbe Sachgut einerseits ein Konsumgut und andererseits - durch Beispielvariation - ein Produktionsgut ist. Aufgabe 4: Formulieren Sie ein Beispiel, in dem ein und dieselbe Dienstleistung einerseits ein Konsumgut und andererseits - durch Beispielvariation - ein Produktionsgut ist. Aufgabe 5: Die Hausfrau Barbara T. will mit möglichst wenig Waschmitteln die Wäsche ihrer Familie waschen. Nach welchem Prinzip handelt sie? Aufgabe 6: Zeichnen Sie die Indifferenzkurve I mit den Kombinationen Kombination A: 10 von Gut A und 3 von Gut B, Kombination B: 5,5 von Gut A und 4,5 von Gut B Kombination C: 4 von Gut A und 8,5 von Gut B und die Indifferenzkurve II mit den Kombinationen Kombination D: 9 von Gut A und 1 von Gut B, Kombination E: 5 von Gut A und 3,5 von Gut B Kombination F: 3 von Gut A und 6 von Gut B Kombination G: 1 von Gut A und 10 von Gut B. Zeichnen Sie die Budgetgerade. Gut A und Gut B kosten jeweils 1,00 EUR, der Verbraucher möchte für die Güter max. 10,00 EUR ausgeben. a) Wo liegt das Haushaltsoptimum? b) Beschreiben Sie die Kombinationen C, D und G bezüglich des Haushaltsoptimums. <?page no="101"?> 80 Kapitel 2 Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Aufgabe 7: Was sind Institutionen? Geben Sie eine Beschreibung. Aufgabe 8: Beschreiben Sie die Produktionsfaktoren „Humankapital“ und „Soziales System“. 2.11 Literatur 2.11.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 2 Baßler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Utecht, Burkhard Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Stuttgart 2006 Lehrbuch. zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 1 Mankiw, Gregory; Taylor, Mark Volkswirtschaftlehre, Stuttgart 2008 umfangreiches Lehrbuch, leicht lesbar mit vielen Beispielen und Aufgaben zu diesem Kapitel siehe besonders die Kapitel 13 und 14 Paraskewopoulos, Spiridon Volkswirtschaftslehre, Herne / Berlin 2004 Lehrbuch zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 4 Paschke, Dennis Mikroökonomie, Heidenau 2002 Überwiegend gut verständliches Lehrbuch zu diesem Kapitel siehe besonders: Teil II, Kapitel 5 Woll, Artur Volkswirtschaftslehre, München 15. Aufl. 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders die Kapitel 5 und 6 2.11.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 2 25 Anger, Christina Deutschlands Ausstattung mit Humankapital, Ergebnisse des IW-Humankapitalindikators, IW Trends 3 / 2007, Köln 2007 Detaillierte Darstellung des erstmals ermittelten Humankapitalindikators. 25 siehe die Anmerkung zu Kapitel 1 (Vertiefende Literatur) <?page no="102"?> 81 2.11 Literatur Dahrendorf, Ralf Leben als Tätigkeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Dez. 2001, S. 6 Darstellung des Paradoxons, dass Lohnarbeit und Kapital nicht mehr untrennbar miteinander verbunden sind, sich statt dessen Kapital ohne Arbeit vermehrt. Der Autor fragt dann, wie sich die zukünftige Entwicklung der Arbeit, der Erwerbsarbeit, der Wissensgesellschaft darstellen wird und wie die Menschen und die Gesellschaft damit zurecht kommen werden bzw. können. Deckstein, Dagmar Wirtschaftsfaktor Bildung, Süddeutsche Zeitung, 6. / 7. Dez. 2003, S. 21 Darstellung und Begründung, dass Bildung auch eine wirtschaftliche Investition ist und eine Kernfrage der Wissensökonomie darin besteht, wie Wissensarbeiter produktiver gemacht werden können. Dörge, Friedrich-Wilhelm Wirtschaft - Verbraucher und Markt, Informationen zur Pol. Bildung 173, Neudruck 1987 Didaktisch gut aufbereitet, gibt einen Überblick. Engler, Wolfgang Bürger, ohne Arbeit, Berlin 2005 Ein utopischer, weit angelegter Entwurf zur Emanzipation des Bürgers von der Arbeit. Kein Wirtschaftsbuch im engeren Sinne, weitet aber den Horizont in vielfältiger Weise. Füllsack, Manfred, Arbeit, München 2009 Geschichtlicher Überblick über die sich wandelnde Bedeutung der Arbeit. Heuser, Uwe Jean, Das Unbehagen im Kapitalismus, Berlin 2000 Leicht verständliches Buch darüber, dass der Markt häufig keine „gerechten“ Ergebnisse hervorbringt, und der Mensch in den seltensten Fällen rational entscheidet. Hervorzuheben sind die zahlreichen Beispiele, die stets eine Verbindung zum Alltaghandeln ermöglichen. o. V Unwort? Wieso Unwort? Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Jan. 2005, S. 12 Ökonomen äußern ihr Unverständnis zum Unwort des Jahres „Humankapital“. o. V. Milliarden in den Köpfen, iwd, Nr. 3, 20. Jan. 2005, S. 6 - 7 Darstellung der Entwicklung des realen Human- und Sachkapitalstocks. o. V. Viel Wissen liegt brach, iwd, Nr, 36, 6. Sept. 2007, S. 4 - 5 Detaillierte Beschreibung des IW-Humankapitalindikators. Schumann, Jochen; Meyer, Ulrich; Stöbele, Wolfgang, Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, Berlin 2006 Stellenweise etwas mathematisch ausgerichtetes Lehrbuch zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel I, B5 <?page no="104"?> Überblick Leitfragen • Wie soll auf Preissteigerungen bei einem Produkt reagiert werden? Ist es nötig, insgesamt weniger nachzufragen, oder ist es möglich, auf ein anderes Produkt / ähnliches Produkt auszuweichen, das im Preis nicht gestiegen ist? • Wie soll auf eine befürchtete Einkommensreduzierung aufgrund von Arbeitslosigkeit reagiert werden? Ist es nötig generell weniger nachzufragen oder soll auf preiswertere Produkte ausgewichen werden? 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse Bestimmungsfaktoren der Nachfrage Ceteris-Paribus-Klausel (c. P.) Allgemeine Nachfragefunktion N 1 = f(P 1 , P 2 …P n , C, Z, BS) Von der Haushaltsnachfrage zur Marktnachfrage der Preis des Gutes spezielle Nachfragefunktion N 1 = f(P 1 ) c. P. spezielle Nachfragefunktion N 1 = f(P 2 …P n ) c. P. spezielle Nachfragefunktion N 1 = f(C) c. P. die Preise anderer Güter die Konsumsumme die zukünftigen Erwartungen die Bedarfsstruktur und Nutzeneinschätzung daraus ergeben sich <?page no="105"?> 84 Kapitel 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse 3.1 Die Nachfragefunktion und die Ceteris-Paribus-Klausel Eine der wichtigsten Tätigkeiten, die jede / jeder - evtl. tagtäglich - ausübt, ist die des Nachfragens bzw. umgangssprachlich Einkaufens. Deshalb soll zunächst eine elementare Analyse des Nachfrageverhaltens durchgeführt werden. Eine vertiefende und weitergehende Analyse erfolgt im Kapitel 6. Definition Nachfrage: Von den Konsumenten / Nachfragern zum Kauf gewünschte bzw. tatsächlich gekaufte Menge an Gütern und Dienstleistungen bzw. Zuordnung unterschiedlicher Mengen zu unterschiedlichen Preisen. In der Volkswirtschaftslehre werden allgemein fünf Bestimmungsfaktoren der Nachfrage eines beliebigen Haushalts genauer betrachtet. Die nachgefragte Menge N eines beliebigen Haushalts ist abhängig von: dem Preis des Gutes P • 1 ; vgl. Kap. 3.2.1 den Preisen anderer Güter P • 2 … P n ; vgl. Kap.3.2.2 der • Konsumsumme C; vgl. Kap. 3.2.3 den zukünftigen Erwartungen Z • ; vgl. Kap.3.2.4 der • Nutzeneinschätzung und Bedarfsstruktur BS; vgl. Kap. 3.2.4 Die sich dabei ergebenden methodischen Schwierigkeiten werden mit der Ceteris- Paribus-Klausel zu beheben versucht (vgl. Kap. 3.1.2). 3.1.1 Die allgemeine Nachfragefunktion Formal kann als allgemeine Nachfragefunktion geschrieben werden Allgemeine Nachfragefunktion N 1 = f (P 1 , P 2 … P n , C, Z, BS) Wirkung Ursache Diese allgemeine Nachfragefunktion muss allerdings noch spezifiziert werden (vgl. Kap. 3.2). Die beiden Bestimmungsfaktoren Z und BS lassen sich nicht exakt quantifizieren, da sie nicht in Zahlen (z. B. Preise, Mengen) ausgedrückt werden können, deshalb werden sie nicht in einer speziellen Nachfragefunktion berücksichtigt. Somit können folgende spezielle Nachfragefunktionen genauer betrachtet werden: <?page no="106"?> 85 3.1 Die Nachfragefunktion und die Ceteris paribus-Klausel N 1 = f ( P 1 ) c. P. N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. N 1 = f (C) c. P. Das in den obigen Nachfragefunktionen aufgeführte c. P. weist auf ein spezielles - bereits erwähntes - Analyseproblem hin. Wenn in der Volkswirtschaft von der Nachfragefunktion (Nachfragekurve) gesprochen wird, ist üblicherweise die spezielle Nachfragefunktion N 1 = f (P 1 ) c. P. gemeint 26 . Der Index1 bei der Nachfrage N 1 und beim Preis P 1 bzw. Index2 der P 2 … P n soll jeweils auf ein konkretes Gut verweisen, das betrachtet wird. Aus diesem Grunde werden die Preise, die in den einzelnen Beispielen verwendet und variiert werden mit den Indices a , b , c versehen (P a , P b , P c ). P 1 , P 2 : Preis der Produkte 1 bzw. 2, der in verschiedenen Situationen unterschiedlich hoch sein kann P a , P b , P c : Preis / Preise eines Produktes in verschiedenen Situationen, kann somit unterschiedlich hoch sein 3.1.2 Die Ceteris-Paribus-Klausel Wird also festgestellt, dass die Nachfrage abgenommen hat, so können dafür die fünf erwähnten Bestimmungsfaktoren eine Rolle spielen. Welcher Faktor in welchem Maße dafür verantwortlich gemacht werden kann, ist nicht erkennbar. Der Erkenntnisgewinn ist somit eher gering. Beispiel: • Es wird festgestellt, dass die Nachfrage nach Himbeergelee fällt (Wirkung). Dieser Nachfragerückgang kann jedoch ganz unterschiedliche Ursachen haben: • der Preis für Himbeergelee ist gestiegen und / oder • die Konsumenten haben weniger Einkommen und / oder • die Bedarfsstruktur der Haushalte hat sich zu Ungunsten von Himbeergelee verändert. Mit Hilfe der Methode der c. P. Klausel kann der Erkenntnisgewinn erhöht werden. Mit dieser Klausel ist gemeint: Nur jeweils eine Einflussgröße wird variiert, alle anderen Größen werden als konstant angesehen. Diese Methode wird eingesetzt und genutzt, um anzudeuten, dass alle Größen - außer der gerade betrachteten - konstant gehalten werden. Definition Ceteris-Paribus-Klausel: lat. der Rest (übriges) bleibt gleich, es erfolgt eine Betrachtung unter sonst gleichen Bedingungen. Die in einem Modell nicht erfassten Einflussgrößen werden dadurch ausgeschlossen und konstant gehalten. 26 Das f vor der Klammer bedeutet: ist abhängig von <?page no="107"?> 86 Kapitel 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse Beispiel: N 1 = f (P 1 ) c. P. N 1 = Nachfrage nach Himbeergelee P 1 = Preis für Himbeergelee Bei diesem Beispiel werden die Größen: P 2 … P n = z. B. Preis für Erdbeermarmelade, Preis für Brot, Preis für Wurst C = die Konsumsumme der Haushalte BS = die Bedarfsstruktur der Haushalte Z = die zukünftige Erwartung konstant gehalten. Für die speziellen Nachfragefunktionen bedeutet die c. P. Klausel: spezielle Nachfragefunktion (Größe, die gerade betrachtet wird) Größen, die als konstant angesehen werden (dieses wird durch die c. P. Klausel verdeutlicht) P 1 P 2 … P n C BS Z N 1 = f ( P 1 ) × × × × N 1 = f ( P 2 … P n ) × × × × N 1 = f ( C ) × × × × Schaubild 3.1: Spezielle Nachfragefunktion und die c. P. Klausel In der Realität ist diese Bedingung c. P. schwer oder gar nicht einzulösen. Der Ausdruck bezieht sich also auf eine hypothetische Situation. Eine Ceteris-Paribus- Aussage ist immer eine Modellaussage. Gleichwohl sollte c. P. mitgedacht werden, wenn Nachfragekurven (und Angebotskurven) interpretiert werden. 3.2 Spezielle Nachfragefunktionen Im Folgenden werden die drei Bestimmungsfaktoren näher betrachtet, die exakt zu quantifizieren sind. 3.2.1 Der Preis des nachgefragten Gutes N 1 = f (P 1 ) c. P. Es wird zunächst der Preis des nachgefragten Gutes P 1 näher analysiert. Mit Hilfe des bereits bekannten Modell des „magischen Vierecks der Verbraucherentscheidungen“ (vgl. Schaubild 1.9 ) kann der Entscheidungsprozess eines Haushalts veranschaulicht werden. Die folgende Tabelle zeigt ein Ergebnis dieses Entscheidungsprozesses (= Verbrauchsplan des Haushalts bei alternativen Preisen) zu einem bestimmten Zeit- <?page no="108"?> 87 3.2 Spezielle Nachfragefunktionen punkt mit den gerade aktuell zur Verfügung stehenden (Geld-)Mitteln, den gerade aktuell geltenden Güterpreisen und den aktuellen Bedürfnissen. 27 Preis je kg in Euro Nachgefragte Menge in kg Äpfel (Jona Gold) 0,50 5,0 0,55 4,5 0,60 4,0 0,65 3,5 0,70 3,0 0,75 2,5 0,80 2,0 0,85 1,5 0,90 1,0 Tabelle 3.1: Nachfrage nach Äpfeln Bei der grafischen Darstellung ist eine Besonderheit zu beachten. Anders als in der Mathematik üblich wird in der Preistheorie die unabhängige Variable (Ursache, z. B. der Preis des Gutes) auf der Ordinate abgetragen, die abhängige Variable (Wirkung, z. B. die Nachfrage) auf der Abszisse. Auf der Ordinate (Y-Achse) wird die unabhängige Variable abgetragen. Auf der Abszisse (X-Achse) wird die abhängige Variable abgetragen. 27 die Preise sind willkürlich gewählt Preis (in Euro) Nachfrage (in kg) 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 Nachfrage Abbildung 3.1: Nachfrage nach Äpfeln <?page no="109"?> 88 Kapitel 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse Wie aus der Abbildung zu ersehen ist, steigt mit sinkenden Preisen die nachgefragte Menge nach Äpfeln. Das hier dargestellte Abhängigkeitsverhältnis zwischen nachgefragter Menge und Preis des Gutes ist die normale Reaktion der Nachfrager. Ändert sich zu einem anderen Zeitpunkt z. B. das Einkommen, • der Preis anderer Obstsorten, • die Nutzeneinschätzung gegenüber dieser Apfelsorte • stellt sich die Nachfragekurve ganz anders dar. (vgl. Kapitel 3.3) Zu beachten ist jedoch weiterhin, dass durch empirische Erhebungen (z. B. Befragungen, Beobachtungen) gewonnene Daten nur als Punkte im Koordinatenkreuz dargestellt werden können. Es wird einfachheitshalber angenommen, dass sich durch die Verbindung der Punkte eine Nachfragekurve (Preis-Konsum-Kurve) darstellen lässt, die keine Sprünge aufweist und somit stetig verläuft. In den weiteren Ausführungen wird darüber hinaus angenommen, dass solche Kurven eine konstante Steigung haben und deshalb einen linearen Verlauf aufweisen. 3.2.2 Die Preise anderer Güter N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. Der zweite Bestimmungsfaktor sind die Preise anderer Güter P 2 … P n . Bei dieser speziellen Nachfragefunktion werden zwei Güter in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit voneinander betrachtet. Die Nachfrage nach Gut 1 und der Preis des Gutes 2. Diese gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnisse wurden bereits z. T. im Schaubild 2.4 erläutert. Diese beiden Güter können in einem substitutiven Verhältnis (Butter - Margarine) • komplementären Verhältnis (CD-Player - CD) • indifferenten Verhältnis (Haarshampoo - Fernseher • ) zueinander stehen (zu anomalen Reaktionen zwischen zwei Gütern (vgl. Kapitel 6)). <?page no="110"?> 89 3.2 Spezielle Nachfragefunktionen substitutives Verhältnis komplementäres Verhältnis indifferentes Verhältnis Die Nachfrage nach Gut 1 (N 1 = Butter) hängt vom Preis des Gutes P 2 (P 2 = Preis für Margarine) ab. Steigt der Preis für Margarine, steigt die Nachfrage nach Butter, da der Haushalt Margarine durch Butter substituiert. Die Nachfrage nach Gut 1 (N 1 = CDs) hängt vom Preis des Gutes 2 (P 2 = Preis für CD- Player) ab. Steigt der Preis der CD-Player, sinkt die Nachfrage nach CDs. Hierbei stehen beide Güter in keinem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis zueinander, d. h. die Nachfrage nach Gut 1 (Haarshampoo) hängt nicht vom Preis P 2 (P 2 = Preis für Fernseher) ab. P 2 Preis für Margarine Nachfrage nach Butter N a P a P b N b N P 2 Preis für CD-Player Nachfrage nach CDs N a P b P a N b N P 2 Preis für Fernseher Nachfrage nach Haarshampoo P b P a N a / N b N Abbildung 3.2: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. substitutives Verhältnis Abbildung 3.3: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. komplementäres Verhältnis Abbildung 3.4: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. indifferentes Verhältnis 3.2.3 Die Konsumsumme N 1 = f (C) c. P. Als dritter und letzter quantifizierbarer Bestimmungsfaktor wird die Konsumsumme C analysiert Definition Konsumsumme: Summe der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Einkommen). Bei dieser speziellen Konsumfunktion ist die Nachfrage der Güter abhängig von der Konsumsumme - d. h. dem Einkommen - der Haushalte. Auch hierbei müssen unterschiedliche Güter betrachtet werden, auf die sich die Nachfrage bezieht. <?page no="111"?> 90 Kapitel 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse Sättigungsgüter Nicht-Sättigungsgüter Inferiore / Superiore Güter Bei dieser Art von Gütern wird mit steigendem Einkommen mehr nachgefragt. Allerdings gibt es eine Grenze, ab der trotz steigendem Einkommen nicht zusätzlich mehr nachgefragt wird (Sättigungsgrenze). Beispiel: Das Einkommen eines Haushalts steigt, sodass statt bisher pro Woche 1 kg Fleisch (N a ) jetzt 3 kg Fleisch (N b ) gekauft wird. Steigt das Einkommen weiter, so wird jedoch nicht mehr Fleisch gekauft (N c ). Eine Sättigungsgrenze gibt es bei dieser Art von Gütern nicht, sodass bei steigendem Einkommen kontinuierlich mehr nachgefragt wird. Beispiel: Das Einkommen eines Haushalts steigt, sodass statt einem Diamantring pro Halbjahr jetzt zwei gekauft werden (N a ). Steigt das Einkommen weiter, so werden pro Halbjahr drei Ringe gekauft (N b ). Hierbei stehen die Güter in einem überbzw. untergeordneten Verhältnis zueinander. Güter, bei denen die Nachfrage bei steigendem Einkommen / steigender Konsumsumme absolut fällt (z. B. Gemüse aus konventionellem Anbau), werden als inferiore Güter bezeichnet, ihre Substitute als superiore Güter (z. B. Gemüse aus biologischem Anbau). Das Verhältnis der Güter zueinander kann je nach Haushalt unterschiedlich sein. Beispiel: Steigt das Einkommen, so wird mehr Gemüse - aus konventionellem Anbau - nachgefragt (N b ), steigt das Einkommen weiter, so wird weniger Gemüse aus konventionellem Anbau nachgefragt (N c ), statt dessen mehr Gemüse aus biologischem Anbau. C Konsumsumme Nachfrage nach Fleisch N a C b C a C c N b / N c N C Konsumsumme Nachfrage nach Diamanten N a C b C a N b N C Konsumsumme Nachfrage nach Gemüse aus konventionellem Anbau N a C b C c C a N b N c Abbildung 3.5: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (C) c. P. Sättigungsgüter Abbildung 3.6: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (C) c. P. Nicht-Sättigungsgüter Abbildung 3.7: spez. Nachfragefunktion N 1 = f (C) c. P. inferiore / superiore Güter <?page no="112"?> 91 3.2 Spezielle Nachfragefunktionen 3.2.4 Zukünftige Erwartungen und Bedarfsstruktur Die Aspekte der zukünftigen Erwartungen (Z) und der Bedarfstruktur (BS) sind beide nicht exakt in Zahlen zu fassen, gleichwohl stellen sie wichtige Bestimmungsfaktoren der Nachfrage dar. Des weiteren sind sie in hohem Maße interdependent. Definition zukünftige Erwartungen: subjektive Beurteilung der Auswirkungen allgemeiner wirtschaftlicher Entwicklungen auf die eigene Person / den eigenen Haushalt und das eigene Verhalten. Konkretisieren lassen sich zukünftige Erwartungen z. B. wie folgt: Wie wirkt sich die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung auf die Sicherheit • seines Arbeitsplatzes aus und wie reagiert der Einzelne darauf? Wie wirken sich weltpolitische Entwicklungen auf die Bundesrepublik und den • Wohlstand der Bevölkerung aus? Für einen einzelnen Haushalt bedeuten die in den obigen Beispielen beschriebenen Situationen, dass er sein - ggf. stark reduziertes - Einkommen anders verwenden und / oder seine Bedarfsstruktur überdenken muss. Definition Bedarfsstruktur: Umfasst die Gewohnheiten, Verhaltensweisen, Institutionen und Nutzeneinschätzungen des Haushalts. Konkretisieren lässt sich die Bedarfstruktur z. B. der Haushalt (Ehepaar mit einem 11 Jahre alten Kind) kauft alle benötigten Gü- • ter des täglichen Bedarfs (außer Lebensmitteln) primär im Supermarkt (einmal in der Woche); die Lebensmittel kauft er auf dem Wochenmarkt bzw. im Bio-Laden; • Kleidung und größere Gebrauchsgüter werden in der nahegelegenen größeren • Stadt eingekauft. Veränderungen der Bedarfsstruktur können sich z. B. dadurch ergeben dass sich die personale Zusammensetzung des Haushalts verändert (z. B. Geburt • eines Kindes); durch chronische Krankheit eines Haushaltsmitglieds. • Dieses hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Nachfrage nach bestimmten Produkten. <?page no="113"?> 92 Kapitel 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse Beispiele: Das Ehepaar Rosemarie und Ulrich Franzke erwartet im Januar ihr erstes Kind. Bereits im November und Dezember kaufen sie ein Kinderbett, eine Wickelkommode und weitere Einrichtungsgegenstände für das Kinderzimmer. Da Herr Franzke Alleinverdiener ist, muss er die Ausgaben für sein Hobby (Segeln) stark einschränken. Nach der Geburt von Sohn Richard werden Babynahrung, Kleidung und Spielzeug gekauft. Die Eheleute Helga (66 Jahre) und Karl (71 Jahre) Kramer sind beide Rentner. Da sie körperlich nicht mehr ganz fit sind, ziehen sie in eine kleinere Wohnung. Diese richten sie von Beginn an altersgerecht ein. In der Küche werden die Schränke und die Arbeitsplatte umgebaut, sodass ein bequemeres Herausholen und Arbeiten möglich sind. Beim Einkaufen achten beide auf kleinere Packungsgrößen. Gesamtgesellschaftlich ist in diesem Zusammenhang auf die „Alterung“ der Gesellschaft zu verweisen (vgl. dazu ausführlich Kap. 6.7). 3.3 Verschiebung von Nachfragekurven Bei den bisher betrachteten drei speziellen Nachfragefunktionen wurde die Nachfrage jeweils in Abhängigkeit von einer Variablen betrachtet (P 1 oder P 2 … P n oder C) Die Veränderungen dieser Variablen lassen sich als Bewegungen entlang der Kurve darstellen. Die anderen Einflussgrößen wurden vereinbarungsgemäß konstant gehalten. Diese Einschränkung wird nun fallen gelassen. Es wird im Folgenden die Nachfrage N 1 = f (P 1 ) c. P. betrachtet und die Veränderung einer bisher konstant gehaltenen Größe, z. B. die Veränderung der Konsumsumme. P 1 P 2 … P n C N 1 N 1 N 1 N a b c N Substitutionsgüter Nicht-Sättigungsgut N Abbildung 3.8: Bewegungen entlang der Nachfragekurve <?page no="114"?> 93 3.3 Verschiebung von Nachfragekurven Beispiele: Petra Nahter ist Schülerin in der Jahrgangsstufe 12 eines Berufskollegs, sie möchte im nächsten Jahr Abitur machen. Aufgrund kontinuierlich guter Leistungen erhöhen ihre Eltern ihr monatliches Taschengeld um 15 Euro. Für dieses Geld kauft sie sich mehr Schuhe und Kosmetika obwohl die Produktpreise unverändert geblieben sind. Familie Baum kaufte im Bio-Supermarkt immer Bio-Gemüse. Aufgrund von Arbeitslosigkeit sinkt das Haushaltseinkommen stark, die Familie kauft jetzt Gemüse aus konventionellem Anbau. Die in den Beispielen aufgeführten Verhaltensweisen können mit den bisherigen Kenntnissen nicht genau genug analysiert werden. Das Verhalten der Schülerin und ihre Nachfrage nach Kosmetika wird in Abbildung 3.8 a nicht deutlich, da sich die Produktpreise ja nicht verändert haben. Dieses Verhalten wird in der Abbildung 3.9 durch den Preis P a und die nachgefragte Menge N a der Nachfragekurve N deutlich. Die erhöhte Konsumsumme C und die dadurch erhöhte Nachfrage - bei unverändertem Preis P a - kann durch eine Rechtsverschiebung der Nachfragekurve N zu N 1 verdeutlicht werden. Die Nachfrage nach Kosmetika steigt von N a auf N 1 a . Gleiches gilt für den Preis P b (statt N b bei der Nachfragekurve N jetzt N 1 b bei der Nachfragekurve N 1 ). Beim Beispiel der Familie Baum ergibt sich eine Reduzierung der Konsumsumme, sodass beim Preis P a statt bisher die Menge N a (Nachfragekurve N) jetzt nur noch die Menge N 2 a (Nachfragekurve N 2 ) nachgefragt werden kann. Es erfolgt eine Linksverschiebung der Nachfragekurve N nach N 2 . Gleiches gilt für den Preis P b (statt N b bei der Nachfragekurve N jetzt N 2 b bei der Nachfragekurve N 2 ). Menge N 2 a P a P b N a N 2b N 1 a N b N 1b N N 1 N 2 Abbildung 3.9: Verschiebung von Nachfragekurven <?page no="115"?> 94 Kapitel 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse Folgende Nachfragefunktion wird zugrunde gelegt: N 1 = f (P 1 ) c. P. Je nach Veränderung / Variation der anderen Bestimmungsfaktoren ergibt sich eine Linksbzw. Rechtsverschiebung Aktion Reaktion Linksverschiebung Rechtsverschiebung Einkommen • Erhöhung × • Senkung × Preissteigerung • bei einem substitutiven Gut × • bei einem Komplementärgut × Preissenkung • bei einem substitutiven Gut × • bei einem Komplementärgut × Einschätzung der zukünftigen Entwicklung • positiver Trend × • Negativer Trend × Bedarfsstruktur • zugunsten des Produktes × • zuungunsten des Produktes × Schaubild 3.2: Rechts- und Linksverschiebung von Nachfragekurven 3.4 Haushaltsnachfrage - Marktnachfrage Implizit wurde bei den bisherigen Überlegungen von einem einzelnen Haushalt ausgegangen und die Nachfragefunktion ermittelt z. B. N 1 = f (P 1 ) c. P. In der Volkswirtschaftslehre ist jedoch die Nachfrage aller Haushalte am Markt wichtig, die so genannte Marktnachfrage. Definition Marktnachfrage: Addition der zu den jeweiligen Preisen nachgefragten Mengen. <?page no="116"?> 95 3.4 Haushaltsnachfrage - Marktnachfrage Diese „schlichte“ Addition der Nachfrage einzelnen Haushalte zur Marktnachfrage gilt allerdings bei bestimmten Güter nicht. (vgl. Kap. 6.3.1, 6.3.2, 6.3.3) Die Entwicklung zur Marktnachfrage soll im Folgenden anhand eines Marktes verdeutlicht werden, auf dem drei Haushalte A, B, und C agieren. Nachfrage der Haushalte Preis in Euro Haushalt A Haushalt B Haushalt C Marktnachfrage (Haushalte A, B, C) 50 1 1 40 2 1 3 30 3 2 1 6 20 4 3 2 9 10 5 4 3 12 Tabelle 3.2: Entwicklung der Marktnachfrage Bei sinkendem Preis steigt die nachgefragte Menge. Dies gilt sowohl für die Nachfrage eines einzelnen Haushalts als auch für die Marktnachfrage. Preise Preise Preise Nachfrage Nachfrage Nachfrage 1 1 1 2 2 2 3 3 3 4 4 4 5 5 5 10 10 10 20 20 20 30 30 30 40 40 40 50 50 50 60 60 60 Haushalt A Haushalt B Haushalt C Abbildung 3.10: Nachfrage der Haushalte A, B, C <?page no="117"?> 96 Kapitel 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse Die Einflussgrößen, die für die Nachfrage eines Haushalts gelten, sind für die Marktnachfrage / Gesamtnachfrage ebenfalls relevant, d. h. die bisherigen Überlegungen gelten auch für den gesamten Markt. 3.5 Zusammenfassung Bestimmungsfaktoren der Nachfrage und die C. P. Klausel Allgemeine Nachfragefunktion N 1 = f (P 1 ; P 2 … P n ; C; BS; Z) Addition der Nachfrage einzelner Haushalte bei gleichen Preisen führt zur Marktnachfrage Spezielle Nachfragefunktion N 1 = f (P 1 ) die Nachfrage ist abhängig vom Preis des nachgefragten Gutes Spezielle Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) die Nachfrage ist abhängig von den Preisen anderer Güter, diese Güter können in einem • komplementären • substitutiven • indifferenten Verhältnis zueinander stehen Spezielle Nachfragefunktion N 1 = f (C) die Nachfrage ist abhängig von der Konsumsumme es bleiben jeweils konstant P 2 … P n , C, BS, Z P 1 , C, BS, Z P 2 … P n , C, BS, Z Die Größen BS und Z lassen sich nicht in Zahlen fassen und bleiben immer konstant. Werden bisher konstant gehaltene Größen variiert, so wird von einer Verschiebung von Kurven gesprochen. Preise Nachfrage 5 10 15 20 10 20 30 40 50 60 Marktnachfrage Gesamtnachfrage Abbildung 3.11: Gesamtnachfrage / Marktnachfrage <?page no="118"?> 97 3.6 Kontrollaufgaben 3.6 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Stellen Sie in je einer Grafik den Verlauf der Nachfragekurve a) für komplementäre Güter; b) für indifferente Güter; c) für ein inferiores Gut. dar. d) Geben Sie zu a) - c) jeweils ein Beispiel. Aufgabe 2: Erstellen Sie eine Grafik für die Nachfragefunktion N 1 = f (C) c. P. a) bei einem Sättigungsgut; b) bei einem inferioren Gut. Aufgabe 3: Erläutern Sie die Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. a) Welche Größe ist die unabhängige Variable? b) Welche Größe ist die abhängige Variable? c) Welche Größen bleiben konstant? d) Was besagt die Nachfragefunktion? Aufgabe 4: Der Konsument richtet sich bei seiner Nachfrage nicht nur nach dem Preis des nachgefragten Gutes, sondern auch nach den Preisen anderer im Konsumplan enthaltenen Güter. Stellen Sie die Lösung der folgenden Aufgabe grafisch dar. Wie verändert sich die Nachfragemenge nach DVDs, wenn der Preis von DVD- Playern steigt? Aufgabe 5: Siehe die nachfolgende Zeichnung. Wann verschiebt sich die Nachfragekurve von N nach N 1 , es gilt die Nachfragefunktion N 1 = f (C) c. P. Nennen Sie die möglichen Ursachen. C Nachfrage N N 1 <?page no="119"?> 98 Kapitel 3 Die Nachfrage: Elementare Analyse Aufgabe 6: Der Konsument richtet sich bei seiner Nachfrage nicht nur nach dem Preis des nachgefragten Gutes, sondern auch nach den Preisen anderer im Konsumplan enthaltenen Güter. Stellen Sie die Lösung der folgenden Aufgabe in zwei unterschiedlichen Grafiken mit unterschiedlichen „speziellen Nachfragefunktionen“ dar. Wie verändert sich die Nachfragemenge nach Erdbeerkonfitüre, wenn der Preis von Himbeerkonfitüre steigt? Aufgabe 7: Beschreiben Sie detailliert die Veränderung der Bedarfstruktur (für beide Ehepartner), wenn ein Ehepaar geschieden wird und dann zwei getrennte Wohnungen hat. Kinder sollen dabei nicht berücksichtigt werden. Aufgabe 8: Vervollständigen Sie die nachfolgende Übersicht, indem sie bei den mit einem ? gekennzeichneten Stellen jeweils richtig ergänzen: Eine Rechtsverschiebung (Nachfragesteigerung, N nach N 1 ) ergibt sich also bei einer Eine Linksverschiebung (Nachfragereduzierung, N nach N 2 ) ergibt sich somit bei einer • ? der Konsumsumme, der Einkommen; • Preissteigerung bei einem ? Gut; • Preissenkung bei einem ? Gut; • Änderung der Bedarfsstruktur ? des Produktes • ? Einschätzung der zukünftigen Entwicklung. • Reduzierung der ? ; • Preissenkung bei einem ? Gut; • Preiserhöhung bei einem ? Gut; • Änderung der ? zuungunsten des Produktes • ? Einschätzung der zukünftigen Entwicklung. 3.7 Literatur 3.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 3 Baßler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Utecht, Burkhard Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Stuttgart 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 4 Mankiw, Gregory; Taylor, Mark Volkswirtschaftlehre, Stuttgart 2008 umfangreiches Lehrbuch, leicht lesbar mit vielen Beispielen und Aufgaben, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 4 <?page no="120"?> 99 3.7 Literatur o. V. Die ceteris-paribus-Klausel, Wirtschaftswissenschaftliches Studium, WiSt, Juli 1980, S. 339 ff. Zwar schon etwas älter, aber immer noch gut lesbar und informativ. Paschke, Dennis Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, Heidenau 2002 Überwiegend gut verständlich, stellenweise etwas zu kurz abgefasste Themenbereiche, zu diesem Kapitel siehe besonders: Teil I, Kapitel 1 Paschke, Dennis Mikroökonomie, Heidenau 2002 Überwiegend gut verständliches Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders: Teil I, Kapitel 4 und 6 Woll; Artur Volkswirtschaftslehre, München 15. Aufl. 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 4 3.7.2. Vertiefende Literatur zum Kapitel 3 28 Martens, Heiko, Iss dich gesund Der Spiegel, Nr. 32 / 2003, S. 70 ff. Darstellung der Bedarfstruktur am Beispiel der Nahrungsmittelindustrie Schumann, Jochen; Meyer, Ulrich, Stöbele, Wolfgang, Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, Berlin 2006 Stellenweise etwas mathematisch ausgerichtetes Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel I, B4 Pindyck, Robert S.; Rubinfeld, Daniel L. Mikroökonomie, München u. a. 2006 Lehrbuch, stellenweise sehr in die Tiefe gehend zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 2 Schultz, Henry Der Sinn der statistischen Nachfragekurven, Veröffentlichungen der Frankfurter Gesellschaft für Konjunkturforschung, Heft 10, 1930 Der Aufsatz enthält eine umfassende Darstellung der Entwicklung des Nachfragebegriffes und der mathematischen und statistischen Untersuchung der Nachfrage am Beispiel Zuckernachfrage im den USA (für mathematisch und historisch Interessierte). Wied-Nebbeling, Susanne; Schott, Hartmut Grundlagen der Mikroökonomie, Berlin 2001 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 2, besonders 2.10 28 siehe die Anmerkung zu Kapitel 1 (Vertiefende Literatur) <?page no="122"?> Überblick 4 Das Angebot: Elementare Analyse Leitfragen • Wie soll der Anbieter auf Preiserhöhungen für benötigte Rohstoffe reagieren? Ist die Weitergabe der Erhöhung an die Kunden durchsetzbar oder muss versucht werden durch Rationalisierungsmaßnahmen die Kostenerhöhungen aufzufangen? • Wie soll ein Anbieter auf Preissenkungen anderer Anbieter am Markt reagieren? Ist es notwendig sie mitmachen oder soll auf die Qualität der eigenen Produkte vertraut und der bisherige Preis beibehalten werden? Bestimmungsfaktoren des Angebots Allgemeine Angebotsfunktion A 1 = f(P 1 ; P 2 …P n ; Q 1 …Q n ; T; G) Vom Unternehmensangebot zum Marktangebot der Preis des angebotenen Gutes Kostenverläufe spezielle Angebotsfunktion A 1 = f(P 1 ) c. P. spezielle Angebotsfunktion A 1 = f(P 2 …P n ) c. P. spezielle Angebotsfunktion A 1 = f(Q 1 …Q n ) c. P. die Preise der übrigen Güter die Preise der Input- Faktoren der Stand des technischen Wissens die Gewinnerwartungen daraus ergeben sich Bei variierender Zahl von Unternehmen Bei unveränderter Zahl von Unternehmen <?page no="123"?> 102 Kapitel 4 Das Angebot: Elementare Analyse 4.1 Allgemeine Angebotsfunktion Güter, die nachgefragt werden, sollten bzw. müssen selbstverständlich auch angeboten werden. Von welchen Größen hängt aber das Angebot ab? Analog zu der elementaren Analyse der Nachfrage sollen zunächst die folgenden fünf Bestimmungsfaktoren des Angebots eines beliebigen Unternehmens analysiert werden. Eine vertiefende und weitergehende Analyse des Angebots erfolgt im Kapital 7. der Preis des angebotenen Gutes (P • 1 ), vgl. Kap. 4.2.1; die Preise der übrigen Güter (P • 2 … P n ), vgl. Kap. 4.2.2; die Preise für die Input-Faktoren (Q • 1 … Q n ), vgl. Kap. 4.2.3; den Stand des • technischen Wissens (T), vgl. Kap. 4.2.4; die • Gewinnerwartungen (G) des Unternehmens, vgl. Kap. 4.2.4. Definition Angebot: Menge an Gütern / Dienstleistungen, die ein Verkäufer zu alternativen Preisen zum Verkauf oder Tausch am Markt anbieten will. Formal kann dann als allgemeine Angebotsfunktion geschrieben werden Allgemeine Angebotsfunktion A 1 = f (P 1 ; P 2 … P n ; Q 1 … Q n ; T, G) Wirkung Ursache Diese allgemeine Angebotsfunktion muss allerdings noch spezifiziert werden. Die beiden Bestimmungsfaktoren T und G lassen sich nicht exakt quantifizieren, weil sie nicht in Zahlen (z. B. Preise, Mengen) ausgedrückt werden können, deshalb werden sie nicht in einer speziellen Angebotsfunktion berücksichtigt. Es können somit folgende spezielle Angebotsfunktionen genauer betrachtet werden: A 1 = f (P 1 ) c. P. A 1 = f (P 2 … P n ) c. P. A 1 = f (Q 1 … Q n ) c. P. Die Ausführungen im Kapitel 3.1.2 zur c. P. Klausel sind bezüglich der Analyse des Angebots ebenfalls zu beachten. 29 29 Hinsichtlich der Indices gelten die Ausführungen zur Nachfragefunktion analog. <?page no="124"?> 103 4.2. Die speziellen Angebotsfunktionen spezielle Angebotsfunktion (Größe, die gerade betrachtet wird) Größen, die als konstant angesehen werden (dieses wir durch die c. P. Klausel verdeutlicht) P 1 P 2 … P n Q 1 … Q n T G A 1 = f (P 1 ) × × × × A 1 = f (P 2 … P n ) × × × × A 1 = f (Q 1 … Q n ) × × × × Schaubild 4.1: Spezielle Angebotsfunktion und die c. P. Klausel Die Untersuchung des Angebotsverhaltens geht von folgenden Prämissen aus: Gewinnmaximierung; • jedes Unternehmen hat nur einen geringen Marktanteil (auf dem Markt herrscht • vollständige Konkurrenz), der Marktpreis ist für die Unternehmen eine unveränderbare Größe (Preisanpasser), nur durch die Veränderung der Angebotsmenge kann ein Unternehmen seine Erlöse und Kosten (damit auch den Gewinn) beeinflussen (Mengenanpasser). 4.2 Die speziellen Angebotsfunktionen Im folgenden werden die drei Bestimmungsfaktoren näher betrachtet, die exakt zu quantifizieren sind. 4.2.1 Der Preis des angebotenen Gutes P 1 A 1 = f (P 1 ) c. P. Es wird zunächst der Preis des angebotenen Gutes P 1 betrachtet. Ist der Preis des angebotenen Gutes hoch, wird viel davon angeboten, sinkt der Preis, reduziert sich auch die angebotene Menge. Preis des Gutes P 1 Angebot Abbildung 4.1: Spezielle Angebotsfunktion A 1 = f (P 1 ) c. P. <?page no="125"?> 104 Kapitel 4 Das Angebot: Elementare Analyse Da für die Unternehmen der am Markt erzielte Preis den Erlös darstellt, der die Kosten decken muss, ist bei der Angebotsentscheidung auch die Erlös- und Kostensituation des Unternehmens zu beachten. 4.2.1.1 Grenzkostenkurve als Angebotskurve In den Kapiteln 2.7.2 und 2.7.3 wurde eine detaillierte Analyse der Kosten und Kostenverläufe sowie der Erlöse und Preise vorgenommen. Ergebnis war, dass die Grenzkostenkurve die entscheidende Kostenkurve für die Angebotsentscheidung des Unternehmens darstellt. Die Grenzkostenkurve des Unternehmens legt fest, welche Ausbringungsmenge bei verschiedenen Preisen angeboten wird. Somit stellt diese Kurve bei vollständiger Konkurrenz die Angebotskurve des Unternehmens dar. Steigt der Marktpreis von P a nach P b , wird das Unternehmen mit einer Angebotsausweitung vom M 1 nach M 2 reagieren, sodass Grenzkosten und Grenzerlöse zwecks Gewinnmaximierung wieder übereinstimmen (vgl. Kap. 2.7). 4.2.1.2 Produktionseinstellung und Marktaustritte Die Menge der angebotenen Güter hängt auch davon ab, ob Anbieter ihre Produktion einstellen (kurzfristiger Aspekt) oder ganz aus dem Markt austreten (langfristiger Aspekt). Wichtig bei dieser Entscheidung sind die Kosten, insbesondere die fixen, da sie bei Wegfall der Erlöse weiterhin bestehen blieben. Preise GK DK DVK Menge Maximum Maximum M 1 M 2 Preis a Preis b Abbildung 4.2: Grenzkostenkurve als Angebotskurve des Unternehmens bei vollständiger Konkurrenz <?page no="126"?> 105 4.2. Die speziellen Angebotsfunktionen Die in Kapitel 2.7.4 beschriebene Mengenreduzierung (zugunsten der Gewinnmaximierung) kann sich in der Praxis anders und auch verschärft darstellen. Beispiel: Die Sameith KG (Köln) stellt Kunststoffsteckverbindungen für die Industrie her. Da die Beschaffungskosten (speziell Rohöl) im Preis stark gestiegen sind und darüber hinaus die Konkurrenz aus dem Ausland den Preis immer mehr drückt, denkt die Unternehmensleitung daran, die Produktion der Steckverbindungen einzustellen und das Unternehmen zu schließen. Kurzfristiger Aspekt Durch die Einstellung der Produktion vermeidet das Unternehmen die Entstehung der variablen Kosten. D. h.: sind die zu erwartenden Erlöse niedriger als die variablen Kosten, wird das Unternehmen die Produktion einstellen. Anders ausgedrückt: Sind E < K v so erfolgt die Produktionseinstellung. Aufgrund der bereits bekannten Erlös- und Kostendefinitionen kann auch geschrieben werden: Produktionseinstellung wenn E _ M < K v _ M da E _ M = DE und K v _ M = DK v gilt folglich auch DE < DK v . Da jedoch DE gleich P ist, bedeutet dieses: P < DKv Ist der Preis niedriger als die durchschnittlichen variablen Kosten, ist die Produktion einzustellen. Kosten GK DK DVK Menge Abbildung 4.3: Kurzfristige Angebotskurve bei vollständiger Konkurrenz <?page no="127"?> 106 Kapitel 4 Das Angebot: Elementare Analyse Definition kurzfristige Angebotskurve: Jener Teil der Grenzkostenkurve, der oberhalb der durchschnittlichen variablen Kosten liegt (bei vollständiger Konkurrenz). langfristiger Aspekt Die Entscheidung über den Marktaustritt ist ähnlich gelagert. Hierbei verliert das Unternehmen alle Erlöse, jedoch fallen die gesamten Kosten - fixe und variable - weg. D. h.: sind die zu erwartenden Gesamterlöse niedriger als die Gesamtkosten, so tritt das Unternehmen aus dem Markt aus. Analog zur kurzfristigen Produktionseinstellung bedeutet dieses: Marktaustritt E _ M < K _ M da E _ M = DE und K _ M = DK gilt folglich auch: DE < DK, Da jedoch DE gleich P ist, bedeutet dieses: P < DK Ist der Preis dauerhaft niedriger als die Durchschnittskosten, erfolgt der Marktaustritt. Definition langfristige Angebotskurve: Jener Teil der Grenzkostenkurve, der oberhalb der durchschnittlichen Gesamtkostenkurve liegt (bei vollständiger Konkurrenz). Für bestimmte Produkte müssen zu bestimmten Zeiten jedoch Besonderheiten beachtet werden. Kosten GK DK DVK Menge Abbildung 4.4: Langfristige Angebotskurve bei vollständiger Konkurrenz <?page no="128"?> 107 4.2. Die speziellen Angebotsfunktionen Beispiele: Der Anbieter von Weihnachtsbäumen wird am 24. Dez. die noch nicht verkauften Bäume zu jedem Preis anbieten und verkaufen, da er sonst evtl. gar nichts erlösen kann. Gleiches gilt für einige landwirtschaftliche Produkte, die nicht gelagert werden können. So werden z. B. Erdbeeren oder Pflaumen (bevor sie verfaulen) zu fast jedem Preis angeboten, um noch einen Teil der entstandenen Kosten decken zu können. 4.2.2 Der Preis anderer Güter A 1 = f (P 2 … P n ) c. P. Im folgenden wird der Preis anderer Güter P 2 … P n näher betrachtet. Beispiel: Die Biesenmüller GmbH stellt hochwertige Bilderrahmen her. Ihre Produktpalette umfasst versilberte, verchromte Rahmen und Stahlrahmen. Versilberte Rahmen kann sie zu einen hohen Preis verkaufen. Hierbei ist der Stückgewinn 2,50 EUR, bei verchromten Rahmen liegt der Stückgewinn bei 1,90 EUR, bei Stahlrahmen ist er 0,90 EUR. Aufgrund der Erlössituation konzentrierte sich die Produktion auf die versilberten Rahmen. Da sich die Absatzchancen für diese Art der Rahmen jedoch in letzter Zeit sehr verschlechtert haben, wird das Angebot verringert. Die Produktion und das Angebot der verchromten Rahmen wird dagegen ausgeweitet. Bei diesem Produkt sind die Absatzchancen unverändert gut. Ein Unternehmen stellt nicht nur ein Produkt her, sondern normalerweise mehrere. Es werden zwei Güter betrachtet, die im Unternehmen produziert werden und miteinander in Verbindung stehen. Die Produkte 1 und 2 werden vom Unternehmen hergestellt, beide erbringen einen gleich hohen (Stück-)Gewinn. Kann der Preis für Gut 2 (P 2 ) aufgrund einer erhöhten Nachfrage von P 2 a auf P 2 b angehoben werden, wird das Unternehmen von diesem Produkt mehr produzieren, zulasten von Produkt 1 (Reduzierung von A 1 a auf A 1 b ), d. h. je höher der Preis von Gut 2, desto weniger wird von Gut 1 angeboten. Preis Gut 2 Menge Gut 1 A 1b P 2b P 2 a A 1 a Abbildung 4.5: Spezielle Angebotskurve A 1 = f (P 2 … P n ) c. P. <?page no="129"?> 108 Kapitel 4 Das Angebot: Elementare Analyse Darüber hinaus sei noch auf die Problematik der homogenen / heterogenen Güter verwiesen. Sind die Güter in den Augen der Nachfrager „annähernd homogen“, können sie substituiert werden (CD-Player Anbieter A zu CD-Player Anbieter B). Dieses hat eine sehr starke Konkurrenzsituation zur Folge. Ist es dem Anbieter A gelungen seine Produkte als heterogene darzustellen, sodass eine Substitution in den Augen der Nachfrager nicht sinnvoll erscheint, ist die Konkurrenzsituation weniger stark, d. h. die Abhängigkeit geringer. 4.2.3 Die Kosten der Input-Faktoren A 1 = f (Q 1 … Q n ) c. P. Als letzter exakt zu quantifizierende Bestimmungsfaktor werden die Kosten der Input-Faktoren Q 1 … Q n näher betrachtet. Wenn die Preise für die in der Produktion eingesetzten Input-Faktoren steigen, so wird (c. P.) die angebotene Menge reduziert. Das Unternehmen kann das bisherige Produkt weiter produzieren, muss aber versuchen: den im Preis gestiegenen Input-Faktor mengenmäßig zu reduzieren • und / oder den im Preis stark gestiegenen Input-Faktor durch einen weniger stark oder gar • nicht gestiegenen Faktor zu substituieren. und / oder auf die Produktion anderer Produkte - innerhalb gewisser Grenzen - um- • schwenken, bei deren Produktion der im Preis stark gestiegene Input-Faktor eine geringere Rolle spielt. 4.2.4 Stand des Technischen Wissens und Gewinnerwartungen Definition Technischer Fortschritt: Einsatz neuer Verfahren, die es ermöglichen, eine rationellere - kostengünstigere und / oder qualitativ bessere - Produktion durchzuführen sowie die Produktion neuer Produkte und Materialien. Das einzelne Unternehmen mit seinem Bestand an Sachkapital und technischem Wissen (T) ist sowohl Teil dieser Summe, als auch - mehr oder weniger umfangreich - Motor der Weiterentwicklung dieses technischen Fortschritts. <?page no="130"?> 109 4.3 Verschiebung von Kurven Beispiel: Die Weiglein Druckerei in Bielefeld ist spezialisiert auf die Ausführung spezieller Druckaufträge. Sie hat eine neuartige digitale Druckmaschine entwickelt mit der ca. 150 Quadratmeter pro Stunde bedruckt werden können. Diese Maschine bedruckt mit wasserbasierenden Farben feste Materialien von ein bis 20 Millimeter Stärke. Damit ist es nicht erforderlich zunächst Folien zu bedrucken, die dann anschließend auf feste Materialien aufgetragen werden. Die Entwicklung, Einführung und Ausbreitung verbesserter Produktionsmittel und Produktionsprozesse und / oder der Ersatz alter ermöglicht dem Unternehmen Kostensenkungen. Durch diese Entwicklung ist von der Kostenseite her eine Verbesserung der Gewinnerwartung (G) möglich. Diese kann jedoch auch von der Erlösseite - Durchsetzung höherer Preise - erreicht werden. Definition Gewinnerwartung: zukünftige - kurzbzw. mittelfristige - Gewinnsituation des Unternehmens. Die in der Zukunft positiven Aussichten auf höhere Gewinne werden die Unternehmen sehr wahrscheinlich dazu veranlassen ihre Kapazitäten zu erhöhen, sodass sie eine höhere Menge anbieten können. Beide Aspekte spielen somit für die Angebotssituation eine Rolle, lassen sich jedoch nur schwer exakt quantifizieren. 4.3 Verschiebung von Kurven Bei den bisher betrachteten drei speziellen Angebotsfunktionen wurde das Angebot in Abhängigkeit einer Variablen betrachtet, sodass die Veränderung dieser Variablen als Bewegung entlang der Angebotskurve dargestellt werden kann. P 1 A 1 Abbildung 4.6: Bewegung entlang der Angebotskurve <?page no="131"?> 110 Kapitel 4 Das Angebot: Elementare Analyse Die anderen Einflussgrößen wurden vereinbarungsgemäß konstant gehalten. Diese Einschränkung wird nun fallen gelassen. d. h. es wird die Angebotsfunktion A 1 = f (P 1 ) c. P. betrachtet und die Veränderung einer bisher konstant gehaltenen Größe. Im Unterschied zu den speziellen Nachfragefunktionen gibt es bei den Angebotsfunktionen A 1 = f (P 2 … P n ) c. P. und A 1 = f (Q 1 … Q n ) c. P. mehrere Reaktionsmöglichkeiten der Unternehmen. Es wird im folgenden die Angebotsfunktion A 1 = f (P 1 ) c. P. betrachtet. Je nach Veränderung / Variation der anderen Bestimmungsfaktoren ergibt sich eine Linksbzw. Rechtsverschiebung Aktion Reaktion Linksverschiebung Rechtsverschiebung Preise anderer Güter 30 • Preissenkung × • Preissteigerung × Input-Faktoren • Preissenkung × • Preissteigerung × Technologischer Fortschritt / Produktionstechnik • relative Verbesserung der Technik × • relative Verschlechterung der Technik × Absatz- / Gewinnerwartungen • verbesserte Absatz-, Gewinnerwartungen × • verschlechterte Absatz-, Gewinnerwartungen × Schaubild 4.2: Rechts- und Linksverschiebung von Angebotskurven 30 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird auf eine Differenzierung nach substitutiven, komplementären und indifferenten Gütern verzichtet <?page no="132"?> 111 4.4 Unternehmensangebot - Marktangebot 4.4 Unternehmensangebot - Marktangebot Bei den bisherigen Überlegungen wurde von einem einzelnen Unternehmen ausgegangen und die Angebotsfunktion ermittelt (z. B. A 1 = f (P 1 ) c. P.). Beispiel: Die Familien Sixt, Schneyter und Weeger möchten im Supermarkt Erdbeerjoghurt der Mykkenen GmbH kaufen. Im Regal finden sie allerdings das Produkt nicht mehr. Bei der Befragung des Supermarktleiters erfahren sie, dass sich das Unternehmen aus der Produktion von Joghurt zurückgezogen hat. Bei der Betrachtung des Marktangebots des gesamten Unternehmenssektors sind zwei unterschiedliche Fälle zu betrachten. Einerseits muss der Fall betrachtet werden, bei dem auf dem Markt eine gege- • bene Anzahl von Unternehmen aktiv ist, andererseits der Fall, bei dem „neue“ Unternehmen auf dem Markt aktiv werden • und / oder „alte“ Unternehmen aus dem Markt ausscheiden. Beide Fälle unterscheiden sich hinsichtlich des Zeithorizontes. Kurzfristig ist die Entscheidung über Eintritt oder Austritt schwierig, sodass in kurzfristiger Perspektive eher die Annahme einer konstanten Zahl von Unternehmen gilt. In langfristiger Perspektive wird sich jedoch sehr wohl die Anzahl der Unternehmen am Markt ändern. Preise Linksverschiebung Rechtsverschiebung A 2 a P a P b A a A 2b A 1 a A b A 1b A A 1 A 2 Abbildung 4.7: Verschiebung von Angebotskurven <?page no="133"?> 112 Kapitel 4 Das Angebot: Elementare Analyse 4.4.1 Marktangebot bei unveränderter Anzahl von Unternehmen Die kurzfristige Perspektive mit einer konstanten Anzahl von Unternehmen kann analog zur Marktnachfrage im Kapitel 3.4 beschrieben werden. Es wird ein Markt betrachtet, auf dem die Unternehmen A, B und C agieren. Jedes Unternehmen bietet die Gütermenge an, bei der Preis und Grenzkosten gleich sind. Konkrete Zahlenbeispiele sollen das verdeutlichen: Angebot des Unternehmen Preis in Euro Unternehmen A Unternehmen B Unternehmen C Marktangebot (Unternehmen A, B, C) 50 5 4 3 12 40 4 3 2 9 30 3 2 1 6 20 2 1 3 10 1 1 Tabelle 4.1: Angebot der Unternehmen A, B, C Wie aus der Tabelle und der Abbildung ersichtlich ist, steigt bei steigendem Preis die angebotene Menge. Dieses gilt sowohl für das Angebot eines einzelnen Unternehmens als auch für das Marktangebot Preise Preise Preise Angebot Angebot Angebot 1 1 1 2 2 2 3 3 3 4 4 4 5 5 5 10 10 10 20 20 20 30 30 30 40 40 40 50 50 50 60 60 60 Unternehmen A Unternehmen B Unternehmen C Abbildung 4.8: Angebote der Unternehmen A, B, C <?page no="134"?> 113 4.4 Unternehmensangebot - Marktangebot Die Einflussgrößen, die für das Angebot eines Unternehmens gelten, sind somit ebenfalls für das Marktangebot / Gesamtangebot relevant, d. h. die bisherigen Überlegungen gelten auch für den gesamten Markt. Definition Marktangebot: Addition der zu den jeweiligen Preisen angebotenen Mengen. 4.4.2 Marktangebot bei variierender Zahl von Unternehmen Bei vollständiger Konkurrenz haben alle Unternehmen gleichen Zugang zur Technologie und zu den Beschaffungsmärkten für die Produktionsfaktoren, d. h. alle Unternehmen - am Markt agierende und alle potenziellen - haben die gleichen Kostenkurven. Die variierende Zahl von Unternehmen am Markt ist Konsequenz der Markteinbzw. Marktaustritte einzelner Unternehmen (vgl. Kap. 4.2.1.1 und 4.2.1.2). Der Markteintritt ist für ein Unternehmen dann attraktiv, wenn der Marktpreis • über den Grenzkosten liegt, d. h. Gewinne erzielt werden. Konsequenz: Erhöhung des Angebots und dadurch Senkung des Preises, sodass die Gewinne wieder sinken. Der Marktaustritt ist für ein Unternehmen dann notwendig, wenn die Preise • unter den Grenzkosten liegen, d. h. Verluste gemacht werden. Konsequenz: Angebotsreduzierung, dadurch aber Erhöhung der Preise, die Verluste werden geringer bzw. die Gewinne größer. Preise Marktangebot 5 10 15 10 20 30 40 50 60 Gesamtangebot Marktangebot Abbildung 4.9: Gesamtangebot / Marktangebot <?page no="135"?> 114 Kapitel 4 Das Angebot: Elementare Analyse Dieser Prozess der Marktein- und Marktaustritte führt in seiner Konsequenz dazu, dass alle am Markt verbleibenden Unternehmen ohne Gewinn bei Kostendeckung anbieten und existieren. Da die Gewinndefinition (P - DK) · M lautet, bedeutet dieses, dass (P - DK) · M = 0 sein muss, d. h. die Preise sind gleich den Durchschnittskosten. Hat der Preis das Niveau der Durchschnittskosten erreicht, findet kein Marktaustritt bzw. Markteintritt mehr statt. Da die Unternehmen bei vollständiger Konkurrenz die Ausbringungsmenge produzieren, bei der Grenzkosten und Preis übereinstimmen, ergibt sich aus der Analyse von Marktaustritts- und Markteintrittsentscheidungen, dass beide - Grenzkosten und Durchschnittskosten - übereinstimmen müssen. Sie stimmen aber nur in einem Punkt überein: dem Betriebsoptimum. D. h. bei freien Marktaus- und Markteintritten und vollständiger Konkurrenz müssen die Unternehmen demnach langfristig an ihrem Betriebsoptimum arbeiten. Da in einem Markt mit freien Marktein- und -austritten nur ein einziger Preis die Null - Gewinn - Situation (Grenzkosten K′ = Durchschnittskosten DK) realisiert, verläuft die Marktangebotskurve bei diesem Preis waagerecht. Bei jedem Preis oberhalb dieser Kurve werden Markteintritte, bei jedem Preis unterhalb werden Marktaustritte erfolgen. Preis Preis K ′ DK Menge Unternehmensangebot Abbildung 4.10: Null-Gewinn-Situation Preis Marktangebot Menge Unternehmensangebot Abbildung 4.11: Marktangebot <?page no="136"?> 115 4.6 Kontrollaufgaben 4.5 Zusammenfassung Bestimmungsfaktoren des Angebots Allgemeine AngebotsfunktionA 1 = f (P 1 ; P 2 … n ; Q 1 … Q n ; G; T ) Vom Unternehmensangebot zum Marktangebot bei variierender Zahl der Unternehmen Spezielle Angebotsfunktion A 1 = f (P 1 ) das Angebot ist abhängig vom Preis des angebotenen Gutes. Spezielle Angebotsfunktion A 1 = f (P 2 … P n ) das Angebot ist abhängig von den Preisen anderer Güter. Diese Produkte können in einem • komplementären • substitutiven • indifferenten Verhältnis zueinander stehen. Spezielle Angebotsfunktion A 1 = f (Q 1 … Q n ) das Angebot ist abhängig von den Preisen der Produktionsfaktoren. bei unveränderter Zahl der Unternehmen es bleiben jeweils konstant P 2 … P n ; Q 1 … Q n ; G; T P 1 ; Q 1 … Q n ; G; T P 1 ; P 2 … P n ; G; T Die Größen G und T lassen sich nicht in Zahlen fassen und bleiben immer konstant. Werden bisher konstant gehaltene Größen variiert, so wird von einer Verschiebung von Kurven gesprochen. 4.6 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Es gilt die Angebotsfunktion A 1 = f (P 1 ) c. P. Ergänzen Sie die nachfolgende Zeichnung, sodass der nachfolgend beschriebene Sachverhalt berücksichtigt ist. „Es treten beim Einsatz der Produktionsfaktoren Preissenkungen auf“. Preis A Angebot <?page no="137"?> 116 Kapitel 4 Das Angebot: Elementare Analyse Aufgabe 2: Zeigen Sie anhand einer grafischen Darstellung, bei welcher Verschiebung der Angebotskurve bei a) jedem Preis mehr angeboten wird; b) jedem Preis weniger angeboten wird. Aufgabe 3: Erläutern Sie den Einfluss, den eine wesentliche Verteuerung des Güterverkehrs auf der Straße (z. B. aufgrund einer erhöhten Mineralölsteuer und der Einführung der LKW-Maut) auf den Gütertransport der Deutschen Bahn AG auf der Schiene haben kann. Beachten Sie bei Ihren Überlegungen primär Kostenaspekte. Aufgabe 4: Die Reaktionen der Anbieter auf eine Preisänderung können normal oder anomal sein. a) Geben Sie für eine normale und eine anomale Reaktion jeweils ein Beispiel. b) Stellen Sie die beiden Verhaltensweisen der Anbieter grafisch dar. c) Wie reagiert ein Aktienbesitzer, der bei fallenden Börsenkursen seine Aktien verkauft, um nicht noch mehr zu verlieren? Aufgabe 5: Vervollständigen Sie die nachfolgende Übersicht, indem sie bei den mit einem ? gekennzeichneten Stellen jeweils richtig ergänzen: Die angebotene Menge eines Gutes reduziert sich bei jedem Preis (Linksverschiebung A - A 1 ): Die angebotene Menge eines Gutes erhöht sich bei jedem Preis (Rechtsverschiebung A - A 2 ): bei einer ? anderer Güter; bei einer ? der Input-Faktoren; bei ? der Technik / des techn. Fortschritts. bei ? Absatz- / Gewinnerwartungen. bei einer ? anderer Güter; bei einer ? der Input-Faktoren; bei ? der Technik / des techn. Fortschritts. bei ? Absatz- / Gewinnerwartungen 4.7 Literatur 4.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 4 Baßler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Utecht, Burkhard Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Stuttgart 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 5 <?page no="138"?> 117 4.7 Literatur Mankiw, Gregory; Taylor, Mark Volkswirtschaftslehre, Stuttgart 2008 umfangreiches Lehrbuch, leicht lesbar mit vielen Beispielen und Aufgaben, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 4 Paschke, Dennis Mikroökonomie, Heidenau 2002 Überwiegend gut verständlich, stellenweise etwas zu kurz abgefasste Themenbereiche, zu diesem Kapitel siehe besonders: Teil I, Kapitel 4 Woll, Artur Volkswirtschaftslehre, München 15. Aufl. 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 5 4.7.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 4 31 Pindyck, Robert S.; Rubinfeld, Daniel L. Mikroökonomie, München u. a. 2006 Lehrbuch, stellenweise sehr in die Tiefe gehend zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 2 Leontief, Wassily Verzögerte Angebotsanpassung und Partielles Gleichgewicht, Zeitschrift für Nationalökonomie / Journal of Economics, 1934, S. 670 - 676 Mathematisch ausgerichteter Artikel zur Analyse unterschiedlicher Angebotsanpassungen und ihrer Auswirkungen auf ein partielles Gleichgewicht. Tinbergen, Jan, Bestimmung und Deutung von Angebotskurven, Zeitschrift für Nationalökonomie, Band 1, Heft 5, 1930, S. 669 - 679 Schwerpunktmäßig mathematisch ausgerichteter Artikel zu einzelnen Einflussfaktoren des Angebots. Wied-Nebbeling, Susanne; Schott, Hartmut Grundlagen der Mikroökonomie, Berlin 2001 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 3 31 siehe die Anmerkung zu Kapitel 1 (Vertiefende Literatur) <?page no="140"?> Überblick 5 Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Leitfragen • Wie können Marktgleichgewichte verglichen werden? Ist das alte mit dem neuen zu vergleichen oder ist der Prozess dahin auch analysieren? • Welcher Prozess führt zu einem neuen Marktgleichgewicht? Ist mit Sicherheit ein neues Marktgleichgewicht zu erwarten oder gibt es vielleicht gar kein neues Gleichgewicht? Marktnachfrage - Marktangebot - Marktgleichgewicht Analysetechniken Marktgleichgewicht Komparativ-statische Analyse Links- und Rechtsverschiebung von Kurven Dynamische Analyse Cobweb-Theorem Nachfrage-/ Angebotsverschiebung und Kostenverläufe <?page no="141"?> 120 Kapitel 5 Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage 5.1 Marktgleichgewicht Nachdem in den Kapiteln 3 und 4 die Nachfrage und das Angebots jeweils getrennt analysiert wurden, findet im Folgenden eine Zusammenführung beider Aspekte statt. Die Volkswirtschaftslehre bedient sich dazu zweier unterschiedlicher Analysetechniken. Darüber hinaus ist es notwendig, dass der Aspekt der Kosten / -verläufe in die Betrachtung integriert wird, da nur so ein wichtiger Bestimmungsfaktor des Angebots mit seinen Auswirkungen beschrieben werden kann. 5.1.1 Analysetechniken des Marktgleichgewichts 5.1.1.1 Komparativ-statische Analyse In den Kapiteln 3.2.1 und 4.2.1 wurden jeweils die Nachfrage- und Angebotskurven hergeleitet und analysiert. In diesem Kapitel sollen beide Kurven gemeinsam betrachtet werden. Die spezielle Nachfragefunktion N 1 = f (P 1 ) c. P. und die spezielle Angebotsfunktion A 1 = f (P 1 ) c. P. ist in der Abbildung 5.1 dargestellt. Bei der Abbildung fallen drei Punkte auf (vgl. dazu auch Kap. 1.2.1.2). Beide Kurven treffen sich in einen Punkt (GG); an diesem Punkt sind Angebot • und Nachfrage gleich. Hier wird die Menge N G nachgefragt und die Menge A G angeboten. In diesem Punkt herrscht Marktausgleich. M • G ist die Gleichgewichtsmenge. P • G ist der Gleichgewichtspreis, der Preis, zu dem M G angeboten bzw. nachgefragt wird. In den Kapiteln 3.3 und 4.3 wurden die Nachfrage- und die Angebotsverschiebungen dargestellt; diese sollen im folgenden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf P M(A/ N) M G (N G / A G ) A 1 GG P G N 1 Abbildung 5.1: Marktgleichgewicht in komparativ - statischer Analyse <?page no="142"?> 121 5.1 Marktgleichgewicht das Marktgleichgewicht analysiert werden. Dieses Gleichgewicht kann am Markt durch die Variation der exogenen Variablen (exogene Faktoren / Schocks) verändert werden. Nachfrageerhöhung / Rechtsverschiebung Die Einkommen der Haushalte erhöhen sich, die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts, es stellt sich ein neues Marktgleichgewicht bei P G 2 und M G 2 ein. Nachfragereduzierung / Linksverschiebung Die Zukunftsaussichten der Haushalte verschlechtern sich, sie fragen weniger nach, die Nachfragekurve verschiebt sich nach links, es stellt sich ein neues Marktgleichgewicht bei P G 2 und M G 2 ein. Preise A Menge M G 1 N 1 N 2 M G 2 P G 2 P G 1 Abbildung 5.2: Nachfrageerhöhung aufgrund einer Rechtsverschiebung Preise A Menge M G 2 N 2 N 1 M G 1 P G 1 P G 2 Abbildung 5.3: Nachfragereduzierung aufgrund einer Linksverschiebung Für die Angebotskurve gilt: Angebotserhöhung / Rechtsverschiebung Aufgrund einer verbesserten Gewinnerwartung findet eine Verschiebung der Angebotskurve nach rechts statt, es stellt sich ein neues Marktgleichgewicht bei P G 2 und M G 2 ein. Angebotsreduzierung / Linksverschiebung Aufgrund einer verschlechterten Gewinnerwartung findet eine Verschiebung der Angebotskurve nach links statt, es stellt sich ein neues Gleichgewicht bei P G 2 und M G 2 ein. Preise N Menge M G 1 A 1 A 2 M G 2 P G 2 P G 1 Abbildung 5.4: Angebotserhöhung aufgrund einer Rechtsverschiebung Preise N Menge M G 1 A 1 A 2 M G 2 P G 2 P G 1 Abbildung 5.5: Angebotsreduzierung aufgrund einer Linksverschiebung <?page no="143"?> 122 Kapitel 5 Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Diese Analyse ist jedoch nur geeignet, unterschiedliche Gleichgewichte zu analysieren. Ein Gleichgewicht wird mit einem anderen - neuen - verglichen. Hierbei handelt es sich um eine komparativ-statische Analyse. (vgl. Kapitel 1.2.3) Wie auf dem Markt das neue Gleichgewicht erreicht, ist nicht betrachtet worden, dazu ist eine dynamische Analyse des Marktgleichgewichts notwendig. 5.1.1.2 Dynamische Analyse des Marktgleichgewichts - das Cobweb-Theorem Für das Verständnis dieses dynamischen Modells ist es grundlegend wichtig zu wissen, dass es sich hierbei um eine Zeitraum-Betrachtung handelt, nicht um eine Zeitpunkt-Betrachtung. Definition Cobweb-Theorem: Erklärungsansatz unterschiedlicher Preis- und Mengenbewegungen, deren Ursachen in zeitlich verzögerten Menganpassungen bestehen. Diesem Modell liegen drei Prämissen zugrunde: Erwartungen der Anbieter: • die Anbieter lassen sich bei ihren Produktionsentscheidungen von der gegenwärtigen Marktlage leiten; Verkauf des gesamten Angebots zum Marktpreis: • das gesamte Angebot wird vom Anbieter auf jeden Fall zum Marktpreis verkauft, unabhängig davon, ob er den Marktpreis gut findet oder nicht; Dauer des Produktionsprozesses: • die Produktion benötigt eine gewisse Zeitspanne - z. B. einen Tag, einen Monat -, d. h. es findet keine ad-hoc-Produktion statt. Beispiel: Der Landwirt und Spargelproduzent Ernst Niedermeyer bietet sein Produkt auf einem weiter entfernt liegenden Markt an. Das hat zur Folge, dass das Angebot für einen gewissen Zeitraum (z. B. ein Tag) konstant ist, da es sich nicht lohnt, während des Tages das Angebot zu erhöhen (d. h. neuen Spargel zu stechen). Dieses bedeutet auch, dass die Produktion (d. h. die Ernte) eine gewisse Zeit - eine Nacht - dauert. Das Beispiel verdeutlicht, dass eine Reaktion auf eine bestimmte Marktsituation nur über Nacht erfolgen kann, indem der Spargelproduzent für den nächsten Tag mehr oder weniger Spargel ernten lässt. Die nachfolgende Grafik stellt das typische Cobweb-Theorem (auch Spinnweb- Theorem genannt) dar. <?page no="144"?> 123 5.1 Marktgleichgewicht Beschreibung der Abbildung 5.6: Vor dem ersten Spargelangebot der Saison glaubt der Anbieter, am Markt den Preis P 1 erzielen zu können, aus diesem Grund produziert / erntet er die diesem Preis entsprechende Menge M 1 . Die reale Marktsituation am ersten Tag zeigt ihm jedoch, dass die Nachfrage höher ist, sodass der Preis P 2 erzielbar ist (Punkt A, Tagesgleichgewicht). Am ersten Tag wurden somit die Erwartungen des Verkäufers mehr als erfüllt. M 1 stellt das konstante Angebot des ersten Tages dar. Aufgrund der Erfahrungen des ersten Tages erntet er während der Nacht die sich aufgrund des Preises P 2 ergebende Angebotsmenge M 2 . Die Menge stellt am zweiten Tag sein Angebot dar. Der Preis P 2 ist jedoch zu hoch, sodass er eine Preisreduzierung auf P 3 vornehmen muss, d. h. am zweiten Tag wurden seine Erwartungen nicht erfüllt. Diese Erfahrung führt dazu, dass die Produktion für den nächsten - dritten - Tag reduziert wird (M 3 ). Diese reduzierte Menge - im Vergleich zum Vortag - kann er jedoch zum Preis P 4 verkaufen. Somit haben sich an diesen Tag seine Erwartungen wieder mehr als erfüllt. Dieser Lernprozess mit stark schwankenden Preisen und Mengen führt letztlich zum Gleichgewichtspreis P G und der Gleichgewichtsmenge M G . Die Schwankungsbreite der Preise wird immer kleiner. Die Tagesgleichgewichte A, B, C und D nähern sich der Marktgleichgewichtssituation (P G / M G ) immer mehr an. Preise A B C D Menge M 1 M 3 M G M 5 M 4 M 2 P G P 4 P 2 P 5 P 3 P 1 Abbildung 5.6: Cobweb-Theorem (Spinnweb-Theorem) <?page no="145"?> 124 Kapitel 5 Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Die Abbildung 5.7 ohne die variierenden Angebotsmengen macht den Prozess zum Gleichgewicht noch deutlicher. Werden die unterschiedlichen Preise in eine Abbildung mit Zeitstrahl übertragen, wird die sich kontinuierlich verringernde Schwankungsbreite deutlich. Diese Schwankungsbreite wird Volatilität genannt; sie nimmt mit zunehmender Erkenntnis über die Kunden ab. Definition Volatilität: Maß für die Schwankungsbreite der Preise bzw. Kurse. Die betrachtete Situation mit Volatilität führt im Zeitablauf zu einem stabilen Gleichgewicht. Ist dieses Gleichgewicht erreicht, ist es stabil. Wird ein Gleichgewicht durch exogene Schocks gestört, so muss aber nicht zwangsläufig ein Prozess in Gang gesetzt werden, der wieder zu einem Gleichgewicht führt. Neben dem bereits beschriebenen stabilen Prozess, der den Markt nach einer aufgetretenen Störung wieder in ein Gleichgewicht führt, lassen sich zwei weitere Möglichkeiten unterscheiden: • Labiler Prozess: der Markt kehrt nicht wieder in ein Gleichgewicht zurück, sondern pendelt um ein Gleichgewicht; • Instabiler Prozess: der Markt kehrt nicht in ein Gleichgewicht zurück, sondern entfernt sich zunehmend davon, je länger die Störung andauert (explodierender Prozess). In der Realität lassen sich gerade bei landwirtschaftlichen Produkten Entwicklungen feststellen, die als Beispiele für einen labilen Prozess dienen können. Preise Preise Entwicklung der Volatilität bei einem stabilen Prozess Menge Zeit P G P G Abbildung 5.7: Cobweb-Theorem - Stabiler Prozess <?page no="146"?> 125 5.1 Marktgleichgewicht Beschreibung Abbildung 5.8: Der Schweinezüchter Hans Bohse orientiert sich am Preis P 1 und produziert die Menge M 1 . Tatsächlich kann er den Preis P 2 erzielen, sodass seine Erwartungen übertroffen werden. Aufgrund der Erfahrung produziert er die dem Preis P 2 entsprechende Menge M 2 . Die Produktion dauert in diesem Falle länger (z. B. sechs Monate). Diese Produktionsmenge bietet er an. Auf dem Markt stellt sich der Preis P 3 (= P 1 ) ein. Durch diese spezielle Marktsituation beginnt die Entwicklung von vorne. Da das Marktgleichgewicht (P G / M G ) nie erreicht wird, kann im strengen Sinne nicht von einem Anpassungsprozess gesprochen werden. Voraussetzung für einen solchen Prozess ist, dass die Anbieter nicht lernfähig sind. Da der Preis P 3 gleich dem ursprünglichen Preis P 1 ist, bedeutet dieses, dass die Menge M 1 nicht optimal ist. Die relativ konstante Volatilität resultiert in der Realität aus einer Reihe anderer Faktoren (z. B. BSE, Schweinepest) und den sich daraus ergebenden Angebots- und Nachfrageentscheidungen. Die dynamische Anpassung in einem Cobweb-Theorem wird häufig auch als Schweinezyklus bezeichnet; jedoch ist dies nur ein spezieller Fall des labilen Prozesses. Theoretisch betrachtet ergibt sich der labile Prozess aus der identischen Steigung der beiden Geraden, im Gegensatz zum stabilen Prozess, bei dem die Angebotskurve steiler als die Nachfragekurve verläuft. Ist der Verlauf der Angebotskurve flacher als der der Nachfragekurve, so führt dieses zu einem instabilen Prozess. Es kommt kein - erfolgreicher - Anpassungsprozess zustande, da er sich mit zunehmender Zeitdauer vom Konkurrenzmarktgleichgewicht entfernt. Preise Preise Entwicklung der Volatilität bei einem labilen Prozess Menge Zeit P G M 1 M G M 2 P 1 / P 3 P 2 Abbildung 5.8: Cobweb-Theorem - Labiler Prozess <?page no="147"?> 126 Kapitel 5 Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Kann es überhaupt zu einem explodierenden Prozess kommen? Ist die Steigung der Angebotskurve vom Betrag her flacher als die der Nachfragekurve, so kann dieses der Fall sein. Die Anbieter werden sich aufgrund ihrer Preiserwartungen kontinuierlich vom Gleichgewicht entfernen. Wird die Nachfragekurve als gegeben angenommen, so sind zwei Aspekte zu verändern, soll ein explodierender Prozess verhindert werden: die Angebotskurve muss sich ändern, d. h. Änderung der Grenzkosten aufgrund • veränderter Produktionstechnologie; die Anbieter bilden ihre Erwartungen aufgrund anderer Kriterien. • Ein instabiler Prozess kann nur eine mehr oder weniger vorübergehende Erscheinung sein, da aufgrund der Volatilität der Preise nach kurzer Zeit gar keine Planungssicherheit mehr bestehen würde. Viele Anbieter könnten sich aus dem Markt zurückziehen, das Angebot würde sinken. Als Folge daraus könnte sich eine Monopolsituation entwickeln. Aufgrund der dann entstehenden Gewinnchancen bestünde die Möglichkeit des Markteintritts neuer Produzenten. Zu den für das Cobweb-Theorem geltenden drei Prämissen kann abschließend festgestellt werden: Erwartungshaltung der Anbieter: Verkauf des gesamten Angebots zum Marktpreis: Dauer des Produktionsprozesses: Dies bedeutet, dass der Preis der nächsten Periode gleich dem der vergangenen Periode war. Beim stabilen Prozess war dies kein Problem. Beim labilen bzw. instabilen Prozess können jedoch zunehmend andere Erwartungshaltungen hinzukommen. So könnten die An- Diese zweite Prämisse ist in der Praxis kaum durchzuhalten. Eine Vielzahl von Gütern kann gelagert werden, ist relativ preisbeständig oder erhöht ihren Wert noch aufgrund der Preisgestaltung in der nächsten Periode. Darüber hinaus kann ein Teil der Produktion Diese Prämisse ist gerade beim labilen und instabilen Prozess zu beachten. Beispiele: landwirtschaftliche Produkte; Studienfachentscheidungen vieler Studenten, die sich an den Einstellungschancen bzw. der Nachfragesituation am Abbildung 5.9: Cobweb-Theorem - Instabiler Prozess Preise Preise Entwicklung der Volatilität bei einem instabilen Prozess Menge Zeit P 1 P 3 M 3 M 1 M 2 P 4 P 2 <?page no="148"?> 127 5.2 Nachfrageverschiebungen, Kostenverläufe und Marktgleichgewicht bieter beim instabilen Prozess in der dritten Periode nicht einen Preis unter P 1 bzw. P 3 erwarten (siehe Abb. 5.9), den sie in der zweiten Periode verlangen konnten. Sie könnten einen Durchschnittspreis aus der ersten und zweiten Periode erwarten. vernichtet werden, sodass das Angebot wieder sinkt und der Preis steigt. Arbeitsmarkt in der nahen bzw. ferneren Zukunft orientieren (Lehrerschwemme bzw. -knappheit, IT-Berufe-Knappheit bzw. -Überschuss). 5.2 Nachfrageverschiebungen, Kostenverläufe und Marktgleichgewicht Aufgrund der bis jetzt gewonnenen Kenntnisse über Kostenverläufe soll im Folgenden das Verhalten der Unternehmen am Markt im Zusammenhang mit ihren Kostenverläufen und Nachfrageverschiebungen betrachtet werden. In der Ausgangssituation befinden sich Angebot A 1 = f (P 1 ) c. P. und die Nachfrage N 1 = f (P 1 ) c. P. im Gleichgewicht. Es bildet sich der Gleichgewichtspreis P G a und die Gleichgewichtsmenge M G a . Der Preis ist auf der Höhe der Grenzkosten bzw. Durchschnittskosten, sodass keine Markteinbzw. Marktaustritte zu erwarten sind. Aufgrund einer Einkommenserhöhung, d. h. Änderung einer bisher konstant gehaltenen Variablen, fragen die Nachfrager mehr vom Produkt nach (Nachfrageverschiebung von N 1 nach N 2 ). Abbildung 5.10: Marktangebot Ausgangslage Abbildung 5.11: Kostensituation Ausgangslage Preis Preis Marktangebot Unternehmensangebot M G a M G a A 1 K ′ N 1 DK P G a P G a <?page no="149"?> 128 Kapitel 5 Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Der Preis steigt von P G a nach P G b . Für die Unternehmen ergibt sich daraufhin ein Gewinn (Fläche ABCD). Dieser Gewinn macht Markteintritte wieder für neue Unternehmen attraktiv, sodass die Angebotsmenge steigt (Angebotsverschiebung von A 1 nach A 2 ). Der Preis sinkt daraufhin wieder von P G b auf P G a , die Angebotsmenge erhöht sich auf M G b . In der Abbildung wird deutlich, dass der Gewinn verschwunden ist und sich ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gebildet hat. Alle Abbildung 5.12: Kurzfristige Reaktion: Erhöhte Nachfrage, Preissteigerung Abbildung 5.14: Angebotsausweitung - Preissenkung Abbildung 5.13: Kurzfristige Reaktion: Gewinnsituation aufgrund erhöhter Nachfrage, Preissteigerung Abbildung 5.15: Kostendruck - Preissenkung Preis Preis Marktangebot Unternehmensangebot M G a A 1 K ′ N 1 N 2 DK D A C B P G a P G b P G a P G b Preis Preis Marktangebot Unternehmensangebot M G a M G b A 1 A 2 K ′ N 1 N 2 DK P G a P G b P G a P G b <?page no="150"?> 129 5.4 Kontrollaufgaben Unternehmen - neue und alte - produzieren wieder beim Betriebsoptimum, die umgesetzte Menge hat sich von M G a auf M G b erhöht. 5.3 Zusammenfassung Gleichgewicht Marktangebot - Marktnachfrage Komparativ-statische Analyse Dynamische Analyse Cobweb-Theorem Nachfrageverschiebungen / Angebotsverschiebungen 5.4 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Beschreiben Sie den Unterschied zwischen einer komparativ-statischen und einer dynamische Analyse. Aufgabe 2: Analysieren Sie die beiden nachfolgenden Zeichnungen. Stellen Sie fest, um welchen Prozess des sich jeweils handelt. Beschreiben Sie anschließend diesen Prozess mit einigen Worten und stellen Sie ihn grafisch dar. P 11 M G A N 1 N P G P M G M G 1 A N 1 N P G P G 1 <?page no="151"?> 130 Kapitel 5 Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage 5.5. Literatur 5.5.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 5 Kaldor, Nicholas A Classificatory Note on the Determinations of Equilibrium, The Review of econimic Studies, Vol 1, 1934, S. 122 - 136 Der Artikel setzt sich umfassend mit der Frage des Gleichgewichts und seiner Erreichbarkeit auseinander. Ebenfalls wird der Stellenwert des Gleichgewichts für die Theorie erörtert. Zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel IV Woll, Artur Volkswirtschaftslehre, München 15. Aufl. 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 5 5.5.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 5 32 Ezekiel, Mordecai The cobweb theorem, The quarterly journal of economics, Band 52, S. 255 - 280, Cambridge 1937 / 38 Der Artikel behandelt die grundlegenden Annahmen des Theorems und verbindet sie mit einer historischen Datenanalyse der Agrarwirtschaft der USA der Jahre 1921 - 1937 (Kartoffeln ) bzw. 1875 - 1935 (Kühe). Abschließend werden die Aussagen des Theorems einer kritischen Analyse unterzogen. Hanau, Arthur Die Prognose der Schweinepreise, Vierteljahreshefte zur Konjunkturforschung, Hrsg. vom Institut für Konjunkturforschung, Sonderheft 7, Berlin 1928, S. 1 - 44 Der Artikel beschreibt - m. W. nach erstmals - den Sachverhalt und die Probleme des später sog. Schweinezyklus anhand einer umfangreichen Analyse der für die Schweinezucht relevanten Daten aus den Jahres 1896 - 1914 und 1924 - 1927. 32 siehe die Anmerkung zu Kapitel 1 (Vertiefende Literatur) <?page no="152"?> Überblick 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Leitfragen • Welche beobachtbaren Verhaltensweisen der Verbraucher können von rein wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteten Theorien weniger gut analysiert werden? Ist es deshalb ausreichend das wirtschaftswissenschaftliche Instrumentarium zur Analyse zu verfeinern oder ist es erforderlich, Ergebnisse anderen wissenschaftlicher Disziplinen mit zu berücksichtigen? • Wie wirkt sich ein insgesamt steigender Wohlstand auf das Nachfrageverhalten der Verbraucher aus? Ist es möglich, langfristige Trends festzustellen und zu analysieren oder beziehen sich die Änderungen auf Details? Wirtschaftliche Realität Erklärung des Nachfrageverhaltens Haushaltstheorie und andere wissenschaftliche Disziplinen Snob-Effekt Nachahmungseffekt Veblen-Effekt Giffen-Effekt Qualitätsvermutungseffekt Gesamtgesellschaftlicher Konsumwandel <?page no="153"?> 132 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen 6.1 Erweiterungen der elementaren Analyse Im Schaubild 1.6 wurde die Forderung deutlich, dass ein Modell einen möglichst großen Teil der - wirtschaftlichen - Realität abdecken und erläutern sollte. Im Kapitel 3 wurde eine - elementare - Analyse der Nachfrage durchgeführt. Ein Vergleich zwischen aufgestellter Forderung und durchgeführter Analyse macht allerdings Defizite deutlich. Generell beziehen sich diese Defizite auf Sachverhalte und Verhaltensweisen, die im täglich Leben vorkommen, in der bisherigen Analyse jedoch noch gar nicht oder nur am Rande behandelt wurden. Aus diesen Defiziten ergibt sich die Forderung, Erklärungsansätze aus anderen wirtschaftlichen Disziplinen mit zur Erklärung heranzuziehen. Im Kapitel 3 lag der Schwerpunkt der Erklärungen auf der ökonomischen Ebene. Rein ökonomisch ausgerichtete Erklärungsansätze betrachten primär die Wechselbeziehungen zwischen Güterpreisen und Gütermengen. Die Haushaltstheorie geht vom Menschenbild des • homo oeconomicus; einem streng zweckrational ausgerichtetem Entscheidungsverhalten nach dem • ökonomischen Prinzip; der Unabhängigkeit der Nachfrage eines einzelnen vom Konsum anderer • aus. Wird das Modell des „magischen Vierecks der Verbraucherentscheidungen“ in einen größeren Rahmen gestellt, wird ersichtlich, dass einige relevante Einflussfaktoren auf das Konsumentenverhalten, die in der Realität wichtig sind, in rein ökonomisch ausgerichteten Erklärungsansätzen nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden. 33 Weiterhin wird die im Schaubild 1.4 erläuterte Isolierung im Rahmen der Modellbildung durch folgende Sachverhalte deutlich: Isolierung vom Prozesscharakter der Kaufentscheidung; • von der Beeinflussbarkeit durch psychologische Prozesse in der Person des • Nachfragers; von den meisten soziologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. • Gleichzeitig ist jedoch die Forderung nach vernetztem Denken zu berücksichtigen. Hier wird ein Konflikt zwischen - der Forderung nach - Isolierung und - der Forderung nach - vernetztem Denken deutlich. Im folgenden wird versucht, weniger umfassend zu isolieren, d. h. gleichzeitig ein stärker vernetztes Denken zu erreichen. Beispielhaft soll dieses zunächst am Prozesscharakter der Kaufentscheidung verdeutlicht werden. 33 vgl. dazu auch Foscht / Swoboda <?page no="154"?> 133 6.1 Erweiterungen der elementaren Analyse Denn: Der Kaufentscheidung gehen in der Realität einerseits bestimmte Vorgänge voraus (wie z. B. die Bedürfnisbildung, die Vorbereitung der Entscheidungen durch Informationssuche und -auswahl), andererseits folgen ihr bestimmte Vorgänge (wie z. B. Nutzung der Gegenstände, Entscheidungen über Nachfolgeprodukte), d. h. der Verbraucher verfügt über prozedurale Kompetenzen. Der Prozesscharakter der Kaufentscheidung wird in der ökonomischen Theorie kaum berücksichtigt. Schaubild 6.1: Verbraucherentscheidungen in Abhängigkeit verschiedener Dimensionen Schaubild 6.2: Prozesscharakter einer Kaufentscheidung Gesellschaftliche und soziale Strukturen politisches System Bedürfnisse psychologische Dimension soziale rechtliche Dimension demografische Dimension Dimension ökonomische Dimension Prozesscharakter ökologische Dimension Mittel Güter / Dienste Kosten nachgelagerte Überlegungen z.B. Beurteilung des gekauften und genutzten Gegenstandes nach bzw. während der Nutzung Vergleich des erwarteten mit dem tatsächlichen Nutzen Kommunikation mit anderen Nutzern Entscheidung über Nachfolgeprodukte (vgl. Kap. 2.3.1) vorgelagerte Überlegungen z.B. Bedürfnisbildung Informationssuche und -auswahl Überlegungen zum erwarteten Nutzen Einschätzung der Zukunftsaussichten Überlegungen zur Kaufentscheidung Prozesscharakter der Kaufentscheidung Prozedurale Kompetenzen Prozedurale Kompetenzen K a u f a k t <?page no="155"?> 134 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen 6.2 Haushaltstheorie und andere wissenschaftliche Disziplinen Die Überlegungen machen deutlich, dass Erkenntnisse anderer Disziplinen wie z. B. Psychologie, Soziologie, Anthropologie in den Erklärungsansatz mit einzubeziehen sind. Erkenntnisse der Psychologie, Soziologie, Biologie, Spieltheorie, Politik u. a. müssen in den Erklärungsansatz mit einbezogen werden. Im Schaubild 6.2 sind die Aspekte aufgeführt, die für den Prozess der Kaufentscheidung eher kurzfristig von Bedeutung sind. In diesen konkreten Ausprägungen manifestiert sich jedoch eine Vielzahl von Entscheidungen, die sich langfristig beim Verbraucher herausgebildet haben und für eine längere Zeit konstant sind. Diese Entscheidungen lassen sich analytisch aus verschiedenen Dimensionen herleiten. Sie stellen quasi das politische, soziale, gesellschaftliche Umfeld dar, innerhalb dessen die konkrete Kaufentscheidung des einzelnen Verbrauchers getroffen wird. Die Kaufentscheidung wird dadurch kurz- und / oder langfristig, direkt und / oder indirekt beeinflusst. Aus diesem Grunde gibt es seit Jahren Bemühungen, realistischere Erklärungsansätze unter Zurhilfenahme verschiedener Wissenschaftsbereiche zu entwickeln. Zunächst sollte jedoch der Frage nachgegangen werden: Wie umfangreich wird das Verhalten der Konsumenten von der ökonomischen Haushaltstheorie erklärt, wenn z. B. die Annahmen der vollständigen Rationalität und vollständigen Information weggelassen werden? Die zunehmende Herausbildung konkurrierender Denkrichtungen (Neue Institutionenökonomik, Public Choice Theorie, Verhaltensökonomik) können als Indiz für das Unbehagen gegenüber den orthodoxen Annahmen gelten. „Solange wir wirtschaftliches Verhalten verstehen wollen, so wie es in einer Wirtschaft der Wirklichkeit vorkommt, und solange wir glauben, dass Transaktionskosten und eine eingeschränkte Rationalität das wirtschaftliche Verhalten der Wirklichkeit entscheidend beeinflussen, können wir derlei Friktionen nicht weglassen und mit einem Modell arbeiten, das von kostenlosen Transaktionen und vollständig rationalen Entscheidungssubjekten ausgeht. Ebenso wenig lässt sich die Behandlung rechtfertigen, das Verhalten sei so ‚als ob‘ diese besonderen Bedingungen gegeben wären“. 34 Definition Transaktionskosten: Kosten, die bei oder für wirtschaftlichem (-s) Handeln entstehen, z. B. Kosten für die Informationsbeschaffung. 34 Richter, Furobotn, S. 486 <?page no="156"?> 135 6.2 Haushaltstheorie und andere wissenschaftliche Disziplinen Definition Friktion: in der Wirtschaft: Hemmnisse, die bei der Koordination von Handlungen auftreten können. Die im Zitat wiedergegebene Kritik führte u. a. auch dazu, dass psychologische und soziologische Erklärungsansätze des Verbraucherverhaltens mit berücksichtigt werden. Psychologische Erklärungsansätze konzentrieren sich auf Prozesse, die im Innern einer Person ablaufen um daraus das Verhalten der Person erklären. Diese Annahmen stellen primär die Frage nach den Emotionen, Motiven und Einstellungen und dem Einfluss dieser auf das Entscheidungsverhalten der Nachfrager. Darüber hinaus beachten sie die Prozesse der Informationsaufnahme, -verarbeitung und -speicherung. Soziologische Erklärungsansätze berücksichtigen das soziale Umfeld, in dem die Nachfrager agieren und mit dem sie interagieren. Typische soziologische Ansätze sind das Bezugsgruppen- und das Meinungsführermodell. In der verhaltenswissenschaftlichen Marketingtheorie werden Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaften zusammengefasst. Bei der Erklärung des Konsumentenverhaltens unterscheidet der verhaltenswissenschaftliche Ansatz beobachtbare, nicht-beobachtbare und intervenierende Variable. Als Variable werden beschreibbare Merkmale verstanden, die z. B. bei unterschiedlichen Personen zu unterschiedlichen Zeiten oder zur gleichen Zeit verschieden ausgeprägt sind. Auf den Konsumenten wirken von außen Reize ein, äußere Bedingungen (Wetter); • formale Aspekte des Produktes (Größe, Farbe, Design, Duft); • Preise der Produkte. • Diese Reize werden zu den beobachtbaren Variablen gezählt. Hierzu gehört auch die Reaktion darauf, nämlich der Kauf bzw. der Nicht-Kauf. Intervenierende Variable sind der Beobachtung nicht zugänglich. Sie verlaufen im Innern einer Person. Diese werden nochmals unterschieden in aktivierende Prozesse (z. B. Motive, Einstellungen) und kognitive Prozesse (z. B. Informationsgewinnung und -verarbeitung). Zur Ehrenrettung des rein ökonomischen Verhaltensmodells ist jedoch zu sagen, dass die darin unterstellte „Rationalität“ nicht bedeutet, dass „( … ) das Individuum in jedem Augenblick die optimale Lösung findet, dass es gleichsam wie ein wandelnder Computer durch die Welt schreitet. Dieses Zerrbild des ‚homo oeconomicus‘, das bis heute in vielen Lehrbüchern der mikroökonomischen Theorie zu finden ist und das mit Recht immer wieder Kritik herausgefordert hat, entspricht nicht <?page no="157"?> 136 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen der modernen Interpretation des ökonomischen Verhaltensmodells. Rationalität bedeutet hier lediglich, dass das Individuum prinzipiell in der Lage ist, entsprechend seinem relativen Vorteil zu handeln, d. h. seinen Handlungsspielraum abzuschätzen und zu bewerten, um dann entsprechend zu handeln. Eine solche Abschätzung und Bewertung muss vom Individuum jedoch nur dann (neu) vorgenommen werden, wenn es eine (relevante) Veränderung seines Handlungsspielraumes und / oder seiner Präferenzen registriert. Auf eine solche Veränderung reagiert ein rationales Individuum ‚systematisch‘, d. h. nicht zufällig oder willkürlich, aber auch nicht dadurch, dass es sich unabhängig von der eingetretenen Veränderung streng an vorgegebene Regeln hält. Zwar haben Regeln auch im Rahmen dieses Verhaltensmodells einen Sinn, da sie unter anderem helfen, Informations- und Entscheidungskosten zu sparen. Daher ist es für das Individuum rational, sich in bestimmten ‚Standardsituationen‘ an bestimmte ‚bewährte‘ Regeln zu halten. Registriert es jedoch eine Veränderung seiner Handlungsbedingungen, so wird es sein Verhalten ändern und möglicherweise auch seine Handlungsregel der neuen Lage anpassen. Daher kann bei rationalem Verhalten von Individuen deren Verhalten durch Veränderungen von Anreizen systematisch beeinflusst werden, wobei solche Anreize im Wesentlichen den Handlungsspielraum der Individuen verändern. In diesem Konzept verschwindet daher der philosophisch bedeutsame und häufig diskutierte Unterschied zwischen Verhalten und Handeln: Verhalten von Individuen wird dadurch erklärt, dass sie rational handeln. Damit sind auch Prognosen von Verhaltensänderungen als Reaktionen auf Änderungen des Handlungsspielraums möglich“. 35 36 Beispiel: Der Student Dietmar Schröder möchte sich eine Hose kaufen. Seine soziale Umwelt prägt ihn in der Weise, dass er sich eine „normale Jeans“ kauft, d. h. keine extrem modische. Er kauft diese in einem Geschäft, in dem er schon häufiger eingekauft hat. Ohne ein intensives Beratungsgespräch im Geschäft wählt eine passende Hose aus. Er führt keine umfangreichen Preisvergleiche in verschiedenen Geschäften der Stadt durch. Dieses hat u. a. folgende Gründe • er müsste erst mit der Straßenbahn zu den einzelnen Geschäften fahren, • es wäre für ihn zu zeitaufwendig. Es handelt sich hier um eine Standardsituation, in der er mit seiner „begrenzten Rationalität“ gut zurechtkommt. 35 Kirchgässner, S. 129f 36 vgl. dazu Kapitel 2.7.1.4 <?page no="158"?> 137 6.2 Haushaltstheorie und andere wissenschaftliche Disziplinen Für Dietmar Schröder steht ein Vorstellungsgespräch an, dafür benötigt er angemessene Kleidung. Zur Bewältigung dieser Situation benötigt er Informationen: • Welche Kleidung ist angemessen? • Welche Geschäfte bieten diese an? • Bei welchem Geschäft ist die Beratung am besten? • Welche Preisunterschiede gibt es? Es handelt sich um eine Standardsituation - Kauf von Kleidung - in der die Notwendigkeit besteht, Institutionen mit der „begrenzten Rationalität“ zu ändern: • Informationsbeschaffung über „angemessene Kleidung“; • Straßenbahnfahrt zu den unterschiedlichen Geschäften; • Aufwenden von Zeit für Preisvergleiche. Diese Ausführungen und der in Schaubild 1.6 dargestellte Prozess der Modellkonstruktion verdeutlichen, dass nicht nur der Input der Theorie (Modellannahmen) sondern auch ihr Output (Erklärungskraft der Hypothesen) einem empirischen Test unterzogen werden sollten. Die „neuen“ Annahmen sollten sich einerseits durch einen höheren Realitätsgehalt, andererseits durch ein größeres heuristisches - erklärendes - Potenzial auszeichnen. Wie schon im Kapitel 1.1.4 formuliert, ist an die Annahmen sowohl die Wahrheitsfrage als auch die Nützlichkeitsfrage zu stellen. Definition Heuristik: Lehre von der methodischen Gewinnung neuer Erkenntnisse mit Hilfe von Denkmodellen, Gedankenexperimenten und Analogien. In diesem Sinne ist der „homo oeconomicus“ kein realistisches, alle Aspekte der Realität menschlichen Verhaltens abdeckendes Menschenbild, sondern ein Analysekonstrukt. Es findet eine Verknüpfung zwischen menschlichem Verhalten und „Institutionen“ statt. 37 Institutionen entlasten das Individuum von der Notwendigkeit, stets neu und situationsbezogen entscheiden zu müssen, stellen somit bewährte Verhaltensmuster dar, auf die das Individuum zurückgreifen kann. Es können somit fünf Grundannahmen des ökonomischen Verhaltens formuliert werden 38 : 1) Die Handlungseinheit ist das einzelne Wirtschaftssubjekt (Individuum); 2) Menschliches Verhalten wird durch Anreize bestimmt; 37 vgl. zum „homo oeconomicus“ und dem Verhalten, in bestimmten Situationen Trinkgeld zu geben, Speitkamp, vgl. Heuser 38 vgl. Frey, S. 4 ff. <?page no="159"?> 138 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen 3) Anreize werden durch Präferenzen und Einschränkungen hervorgerufen, zwischen denen strikt zu trennen ist; 4) Individuen sind auf ihren Vorteil bedacht, sie verhalten sich (im Großen und Ganzen, d. h. im Sinne „begrenzter Rationalität“) eigennützig; 5) Einschränkungen bestimmen den zum Handeln verfügbaren Möglichkeitsraum und werden maßgeblich durch Institutionen vermittelt. Durch diese fünf Annahmen gelingt es, Kosten-Nutzen-Abwägungen zu beachten, ohne dabei die soziale und psychologische Beeinflussbarkeit aus den Augen zu verlieren. Die vom Individuum getroffenen Entscheidungen haben das Ziel, die eigene Situation zu verbessern, d. h. den Nutzen zu mehren bzw. zu maximieren. Das bedeutet, dass das Individuum Alternativen haben muss, zwischen denen es auswählen und entscheiden kann. Ökonomisch heißt das: Jede Handlung verursacht Opportunitätskosten, die im Verzicht auf die beste Alternative entstehen. Der Kostenbegriff darf aber nicht auf die monetäre Größe Geld beschränkt werden, sondern umfasst psychische und soziale Kosten in Form von Risiken für den Entscheidenden (und für andere Personen). Die im Kapitel 2.1 und 2.2 formulierten Fragestellungen lassen sich dann als Konkretisierung der o. g. fünf Grundannahmen interpretieren. Schaubild 6.3: Erklärungsansätze des Verbraucherverhaltens im Überblick Soziologische Ansätze: nähere soz. Umwelt: Familie, Bezugsgruppe weitere soz. Umwelt: Kulturelle Prägungen, Medien Psychologische Ansätze: Aktivierende Prozesse: (Motivation, Einstellung; Emotionen) Kognitive Prozesse: (Informationsaufnahme, -verarbeitung, -speicherung) Standardsituationen, in denen nicht die Notwendigkeit besteht, Institutionen mit der „begrenzten Rationalität“ zu ändern. Standardsituationen, in denen die Notwendigkeit besteht, Institutionen mit der „begrenzten Rationalität“ zu ändern. Kontinuierlicher Abwägungsprozess Handlungsraum, Normalitäten des Handelns Optimales Verhalten zur Erreichung eines Zieles Homo oeconomicus Konsumentenverhalten <?page no="160"?> 139 6.3 Besondere Verhaltensweisen der Verbraucher 6.3 Besondere Verhaltensweisen der Verbraucher Die bereits im Kapitel 6.1 aufgeführten Defizite beziehen sich auch auf besondere Verhaltensweisen der Verbraucher (von einzelnen? , von vielen? ), die im täglichen Leben zu beobachten sind. Hier liegt keine „schlichte“ Addition der Nachfrage einzelner Haushalte zur Marktnachfrage (vgl. Kap. 3.4) vor. 6.3.1 Snob-Effekt (Geltungseffekt) Ein in der Realität mehr oder weniger häufig zu beobachtendes Verhalten ist das Streben nach Exklusivität, wodurch sich der Einzelne von der Masse unterscheiden und abheben will. Dieses bedeutet, das hierbei psychologische Aspekte an Bedeutung gewinnen. Die Volkswirtschaftslehre analysiert dieses Verhalten unter dem Begriff Snob-Effekt. Definition Snob-Effekt: Beschreibt die Steigerung der Nachfrage aufgrund des Strebens der Nachfrager nach Exklusivität bzw. die Abnahme der Nachfrage aufgrund der Tatsache, dass andere Nachfrager diese Gut jetzt - wegen durchgeführter Preissenkungen - auch kaufen könn(t)en. Definition Snob (zusammengesetzt aus: semi nobilitie): eine Person, die der Überzeugung ist, dass sie durch ihren Lebensstil, ihr - äußeres - Erscheinungsbild, ihr Verhalten und ihre Ansprüche, anderen Personen überlegen ist. Beispiel: Der Urlaub in bestimmten Ländern ist aufgrund von Billigflügen etc. sehr viel preisgünstiger geworden. Dieses hat zunächst zur Folge, dass sich mehr Menschen Urlaub in diesen Ländern leisten können. Die Exklusivität der Urlaubsziele ist dadurch jedoch geringer geworden bzw. ganz weggefallen. Folglich sucht sich eine bestimmte Gruppe von Urlaubern andere Ziele (statt Malediven jetzt die Virgin Islands). Die Nachfrage nach einem Malediven-Urlaub wächst weniger stark. Der „Snob“ kann seinen Konsum trotz steigender Preise ausweiten und setzt sich dadurch von der Masse ab. Er weitet seinen Konsum bei sinkenden Preisen nicht oder nur weniger stark aus als die Masse der Nachfrager. Bei isolierter Betrachtung der Nachfragekurve N führt die Preissenkung von P a nach P b zu einer Ausweitung der Nachfrage von N a nach N b . Durch diese erhöhte Nachfrage (Massenkonsum) fühlen sich „Snobs“ in ihrer Exklusivität beeinträchtigt und schränken ihren Konsum ein bzw. ziehen sich vom Markt vollständig zurück. Dies hat zur Folge, dass die Nachfrage nun nur noch N s beträgt - statt N b (Snobeffekt). Demnach führt eine Preissenkung von P a auf P b zu zwei entgegengesetzten Effekten: einem positiven Preiseffekt (Mengenausweitung von N a nach N b , normales Verhalten) und einen negativen Snobeffekt (Mengenabnahme von N b nach N s ). <?page no="161"?> 140 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Im relevanten Nachfragebereich ist die neue Nachfragekurve preisunelastischer als die ursprüngliche (isolierte) Kurve (vgl. zur Elastizität Kap. 8). Ab einer bestimmten Preishöhe sehen Snobs ihre Exklusivität wieder gewährleistet (vgl. auch Kap. 7.5). Bei einer Preiserhöhung von P a nach P b ergibt sich eine Nachfragereduzierung von N a nach N b (Preiseffekt). Da jedoch ab dem Preis P s Snobs ihre Exklusivität wieder gewährleistet sehen bzw. als steigend betrachten, werden sie ihren Konsum ausweiten, sodass beim Preis P b die Nachfrage nur auf N s fällt (N b - N s = Snobeffekt). 6.3.2. Nachahmungseffekt (Bandwagon-Effekt, Mitläufer-Effekt) Ein ebenfalls in der Realität recht häufig zu beobachtendes Verhalten ist das Bestreben von Personen, zu bestimmten Gruppen (Bezugsgruppen) zu gehören, bzw. in ihrer Nachfrage andere Personen nachzuahmen. Hierbei findet quasi eine gegenläufige Entwicklung zum Snob-Effekt statt. Die Volkswirtschaftslehre analysiert dieses Verhalten unter dem Begriff Nachahmungseffekt (Bandwagon-Effekt oder auch Mitläufer-Effekt). Definition Bandwagon-Effekt: Beschreibt die Steigerung der Nachfrage nach einem Konsumgut aufgrund der Tatsache, dass andere Konsumenten (Mitglieder einer Bezugsgruppe) dieses Gut (häufig modische Artikel) gekauft haben. Abbildung 6.1: Snob-Effekt Preissenkung Abbildung 6.2: Snob-Effekt Preiserhöhung Preise Menge N a N s N b ursprüngliche Nachfragekurve Snob-Effekt - Nachfrage negativer Snob-Effekt positiver Preiseffekt P b P a Preise Nachfrage N b N s N a Nachfragekurve P s P b P a positiver Snob-Effekt <?page no="162"?> 141 6.3 Besondere Verhaltensweisen der Verbraucher Beispiel: Wird das Beispiel des Snob-Effekts aus der Sicht einer anderen Nachfragergruppe betrachtet, so ergibt sich der Bandwagon-Effekt. Der Urlaub auf den Malediven ist preisgünstiger geworden, sodass ihn sich jetzt auch Nachfrager leisten können, die es vorher nicht konnten. Diese Gruppe ahmt das Nachfrageverhalten anderer nach, sodass die Nachfrage ansteigt. Statt auf Mallorca macht diese Gruppe jetzt auf den Malediven Urlaub. Dieser Effekt tritt häufig und besonders stark bei Markenartikeln z. B. Kleidung auf. Der Preis eines Gutes wird von P a nach P b gesenkt, daraufhin erhöht sich die Nachfrage von N a auf N b . Diese Betrachtung des isolierten Verhaltens der Nachfrage führt zum Preiseffekt (N a - N b ). Durch die Nachahmung beim Kaufverhalten aufgrund der Mitläufer-Effekt-Nachfrage wird der Preiseffekt durch den Mitläufer- Effekt (N b - N m ) ergänzt und führt zu einer weiteren Nachfrageausdehnung. Die neue Nachfragekurve verläuft flacher und ist damit preisempfindlicher als die ursprüngliche. 6.3.3 Veblen-Effekt (Prestige-Effekt) Das in bestimmten Hochglanzmagazinen und -zeitschriften zu besichtigende Konsumverhalten bestimmter Stars und Sternchen - und auch bestimmter Adeliger - verweist auf den demonstrativen Aspekt des Konsums. Dieser Aspekt dient auch als Symbol für Reichtum und ist dem Image förderlich. Hier wird bei steigenden Preisen die Nachfrage erhöht. Die Volkswirtschaftslehre analysiert dieses Verhalten unter den Begriff Veblen-Effekt. Abbildung 6.3: Nachahmungseffekt Preise Nachfrage N a N b N m ursprüngliche Nachfragekurve Mitläufer-Effekt - Nachfrage P b P a <?page no="163"?> 142 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Definition Veblen-Effekt: Beschreibt die Steigerung der Nachfrage - trotz bzw. wegen höherer Preise - nach einem Konsumgut aufgrund einer sozialabhängigen Nutzeneinschätzung des Konsumenten (Prestigeeffekt), ihm liegt das Bestreben nach aufwändigem und auffälligem Konsum zugrunde. Veblen, Thorstein 1857 - 1929, geboren im US-Staat Wisconsin, Sohn norwegischer Einwanderer, Philosoph, Soziologe, Wirtschaftswissenschaftler. Den repräsentativen Konsum wohlhabender Bürger untersuchte Thorstein Veblen in seinem Buch „Theorie der feinen Leute“, das in Jahre 1899 erstmals publiziert wurde. Er trennte dabei weder zwischen europäischen und außer-europäischen, noch zwischen antiken, neuzeitlichen und zeitgenössischen Gesellschaften. Nach seiner Auffassung ging es stets und vor allem darum, wofür „Statussymbole“ stehen: für den „Beweis der Zahlungsfähigkeit“. Dies kann durch „demonstrative Verschwendungen“ hervorragend der Gesellschaft demonstriert werden. Gleichzeitig wird dadurch auch zum Ausdruck gebracht, dass der Eigentümer des Statussymbols über „demonstrative Muße“ verfügt. Das Material, aus dem das Produkt gefertigt wird, spielte nach Veblen die entscheidende Rolle. Hierbei kamen oft Werkstoffe (Silber, Gold) zum Einsatz, die den Gebrauchswert des Produkts (Messer, Gabel, Löffel) gelegentlich sogar negativ beeinflussten. Veblen führte dazu das Beispiel von Löffeln an. Ein handgeschmiedeter Silberlöffel war etwa hundertmal mehr wert als ein maschinell gefertigter Aluminiumlöffel, aber für seinen eigentlichen Zweck weit weniger geeignet. Heute müsste allerdings - zu Veblens Zeiten unbekannt - die leicht antiseptische Wirkung von Silber mit ihren wohltuenden Folgen für die Mundflora mit berücksichtigt werden. Als Beispiele aus den Jahren 2005 - 2008 können aufgeführt werden 39 : Für den Herrn: Für die Dame: Für den gemeinsamen Abend zu zweit: • der Anzug, zweiteilig von „Anderson & Sheppard für ca. 3.800 EUR, dreiteilig für 4.300 EUR; • der Füllfederhalter „La Modernista Diamonds“ des Schweizer Unternehmens Caran d‘Ache für ca. 250.000 EUR; • die Handtasche „Cabas Horse Hair Damier“ aus Rosshaar und Seehecht-Leder von Louis Vuitton ab 7.200 EUR; • das Parfum „No. 1“ der traditionsreichen „Crown Perfumery“ für 2.000 EUR je 30 ml; • das Speiseservice für 6 Personen aus Meissner Porzellan mit Saucière, Schüssel und Bratenplatte für 3.600 EUR; • der Cognac „L`Esprit de Courvoisier“ (ca. 4.000 EUR je Flasche) • der Cognac „L‘Art de Martell“ (ca. 2.000 EUR je Flasche). 39 die Beispiele stammen aus: Marguier <?page no="164"?> 143 6.3 Besondere Verhaltensweisen der Verbraucher Beispiele: Familie Patzmeier kauft bei Neckermann in Jahre 2007 einen Toaster „Automatik Severin“ zum Preis von 14,99 EUR. Familie Klummer kauft bei der Firma Manufactum das Modell Rowlett Sandwich zum Preis von 328,00 EUR. Im Beispiel des Toasters spielt weniger das Material eine Rolle als der Komfort und die Wertigkeit. Die extreme Preisdifferenz ist allerdings nicht nur durch das Mehr an Komfort zu rechtfertigen, sie ist vielmehr auch ein Indikator für den Stellenwert des Produkts im Haushalt: einerseits ein notwendiges, aber eher nützliches Haushaltsgerät, • andererseits Ausdruck eines exquisiten Lebensstils, bei dem das Toasten einen • besondern Platz einnimmt. Zum „exquisiten Lebensgefühl“ gehört es dann auch - oder besonders deshalb - wenn die Bedienung etwas umständlich ist, • das Gerät viel Platz in Anspruch nimmt und • mit 5 Kilo sehr schwer ist (Modell Rowlett Sandwich). • Im Katalog von Manufactum heißt es dann auch, Produkte, die „mit der Zeit an Mehrwert gewinnen“. Der Preis sollte ggf. in zwei Dimensionen aufgeteilt werden 40 : der • reale Preis: der Preis, der in Geld ausgedrückt ist; der • sichtbare Preis: der Preis, von dem Andere glauben, der Käufer hätte ihn für das Produkt bezahlt, oder - noch genauer -, der Preis, von dem der Käufer glaubt, das Andere glauben, er - der Käufer - habe ihn bezahlt. Dem Konsumverhalten der Nachfrager liegt somit eine sozialabhängige Nutzenschätzung (Prestigeeffekt) zugrunde (vgl. Abbildung 6.4). Findet eine Preiserhöhung von P a nach P b statt, so gilt nicht die normale Nachfragekurve mit der Mengenreduzierung von N a nach N b , sondern aufgrund der Nachfrage aus Prestigegründen die Veblen-Nachfragekurve. Das bedeutet eine Nachfragesteigerung auf N v , sodass mehr nachgefragt wird als beim niedrigeren Preis P a . Es kommt zu einem anomalen (steigenden) Verlauf der Nachfragekurve. Der Veblen-Effekt (N v - N b ) ist dem Preiseffekt (N a - N b ) entgegengesetzt. Bei Veblen Effekt handelt es sich quasi um eine Funktion des Preises, im Gegensatz zum Snobeffekt, bei dem der Konsum anderer im Vordergrund steht. Thor- 40 vgl. dazu: Leibenstein, S. 203 <?page no="165"?> 144 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen stein Veblen führt dazu aus: „Um Ansehen zu erwecken und zu erhalten, genügt es nicht, Reichtum und Macht zu besitzen. Beide müssen sie auch in Erscheinung treten, denn Hochachtung wird erst dem Erscheinen gezollt“. Bei der „Präsentation des Prestigekonsums“ ist jedoch auch der Anziehungseffekt für Kriminelle zu beachten, der dazu führt, dass immer mehr Reiche ihren Reichtum versteckt präsentieren und anonym leben. 6.3.4 Giffen-Fall bzw. Giffen-Verhalten In der Realität wird gelegentlich über Folgendes berichtet: Haushalte können sich aufgrund ihrer - extrem - niedrigen Einkommen gerade die Lebensmittel leisten, die ihr physischen Überleben sicherstellen, auf alle teureren Lebensmittel müssen sie verzichten. Häufig ist damit auch verbunden, dass die Nachfrage nach bestimmten Gütern trotz Preiserhöhung steigt. Die Volkswirtschaftslehre analysiert dieses Verhalten unter dem Begriff Giffen-Fall. Definition Giffen-Fall: Beschreibt eine anomale Reaktion der Nachfrager bei der eine Preissteigerung eines einkommensinferioren Gutes (z. B. Brot, Getreide) zu einer Nachfragesteigerung bei diesem Gut führt. Giffen, Robert: 1837 - 1910, britischer Statistiker und Ökonom, befasste sich primär mit Finanzthemen, dem Wirtschaftswachstum und der Lohnproblematik. Abbildung 6.4: Veblen-Effekt Preise Nachfrage N a N v N b ursprüngliche Nachfragekurve Veblen-Nachfragekurve Veblen-Effekt Preiseffekt P b P a <?page no="166"?> 145 6.3 Besondere Verhaltensweisen der Verbraucher Ein „Giffen-Gut“ stellt einen Spezialfall eines inferioren Gutes dar. Hierbei ist der gesamte Preiseffekt positiv. Eine Preissenkung (Preiserhöhung) führt zu einer Nachfragereduzierung (Nachfrageerhöhung). Giffen analysierte das Nachfrageverhalten ärmerer Bevölkerungsschichten im 19. Jh. Er stellte das Paradoxon fest, dass trotz steigender Brotpreise die Nachfrage nach Brot stieg. Zurückzuführen war diese Beobachtung auf das veränderte Nachfrageverhalten. Vor der Brotpreiserhöhung waren die ärmeren Bevölkerungsschichten in der Lage, einige höherwertige (kalorienreichere) Produkte wie z. B. Fleisch (superiores Gut) zu kaufen. Nach der Preiserhöhung für das inferiore Gut Brot sahen sie sich gezwungen, mehr Brot zu kaufen, um ihren Kalorienbedarf zu decken und Sättigung zu erlangen; sie mussten auf den Kauf höherwertiger Produkte ganz oder teilweise verzichten, d. h. die höherwertigen Produkte wurden trotz steigendem Brotpreis durch Brot substituiert. Beispiel: Einem Haushalt stehen für die Nahrungsmittel Brot (einkommensinferior) und Fleisch (einkommenssuperior) insgesamt 1560 Geldeinheiten zur Verfügung. Er benötigt für seine Versorgung 140 Nahrungseinheiten. Bisher konsumierte er 100 Einheiten Brot zum Preis von 6 Ge je Einheit und 40 Einheiten Fleisch zum Preis von 24 Ge je Einheit. Der Brotpreis steigt auf 8 Ge je Einheit. Würde der Haushalt bei dieser Preissteigerung sein bisheriges Versorgungsniveau beibehalten, müsste er 1.760 Ge für Nahrungsmittel ausgeben, was er jedoch nicht kann. Er kann im Rahmen seiner Budgetrestriktion von 1.560 Ge, die benötigten 140 Nahrungseinheiten nur erwerben, wenn er die Fleischmenge von 40 auf 27,5 Einheiten reduziert und die Brotmenge von 100 auf 112,5 Einheiten erhöht. Bezogen auf das Gut Brot führt eine Preiserhöhung also zu einer Nachfragesteigerung. Anomales Nachfrageverhalten Giffen-Fall Brot Fleisch Gesamtnachfrage Preis in Ge Einheiten Betrag Preis Einheiten Betrag Einheiten Summe 6 100 600 24 40 960 140 1560 8 100 800 24 40 960 140 1760 8 112,5 900 24 27,5 660 140 1560 Tabelle 6.1: Anomales Verhalten: der Giffen-Fall Auch im umgekehrten Fall kann der Giffen-Fall eintreten, eine Preissenkung führt dann zu einer sinkenden Nachfrage nach einem Gut. Sinkt der Brotpreis, so haben die Nachfrager Einkommensanteile frei, die sie zur erhöhten Nachfrage nach Fleisch nutzen werden. Es wird mehr von einem superioren Gut konsumiert, dieses geht zulasten des inferioren Gutes Brot, das weniger benötigt wird. Über den Substitutionseffekt von Fleisch und Brot führt dieses - trotz Preissenkung - zu einer sinkenden Nachfrage nach Brot. Die Reaktion des Giffen-Falles tritt jedoch nur ein, <?page no="167"?> 146 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen wenn die Preisänderung ein inferiores Gut betrifft, und der erhöhte Preis dieses Gutes noch unter dem des substituierten superioren Gutes liegt. Folgende Bedingungen für das wahrscheinliche Auftreten des „Giffen-Verhaltens“ sind in einer ersten umfangreichen Studie identifiziert worden: 41 Haushalte / Familien sind so arm, dass sie sich mit existenzbedrohenden Ernäh- • rungsfragen konfrontiert sehen; Haushalte / Familien leben von sehr einfachen Nahrungsgrundlagen, die sowohl • ein Grund-/ Hauptnahrungsmittel (staple good) als auch ein zusätzliches, in geringerem Maße zur Verfügung stehendes Nahrungsmittel (fancy good) beinhalten; Das Grund- / Hauptnahrungsmittel (staple good) ist die günstigste Kalorienquel- • le und macht den größten Teil der Ernährung und der (Nahrungs-)Ausgaben aus, wobei es dazu keine adäquate Alternative gibt; Familien / Haushalts dürfen nicht so stark verarmen, dass sie nur noch das eine • Grund- / Hauptnahrungsmittel konsumieren (können). 6.3.5 Qualitätsvermutungseffekt Auch hier spielen psychologische Aspekte eine wichtige Rolle. Die Konsumenten vermuten aufgrund des hohen Preises eine höhere Qualität der Produkte und sind deshalb bereit, trotz dieses hohen Preises mehr von dem Produkt zu kaufen. Es handelt sich quasi um eine funktionale Motivation für den Kauf des Produktes. Ganz besonders gilt dieses bei Kosmetika, deren Qualität die Konsumentinnen unmöglich selbst beurteilen können. Bei diesen Produkten gilt ein hoher Preis geradezu als ein Qualitätsmerkmal. Sie handeln getreu dem Motto: Was teuer ist, ist auch gut. 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel Der Konsum eines jeden Einzelnen unterliegt einem kontinuierlichen Wandel, das bedeutet zwangsläufig auch, dass der Konsum innerhalb der Gesellschaft einem Wandlungsprozess unterliegt. Dieses beinhaltet sowohl einen Wandel im quantitativen und qualitativen Nachfrageverhalten als auch eine Umgewichtung von Entscheidungskriterien / Dimensionen, die beim Kauf eine Rolle spielen. 6.4.1 Verändertes Konsumverhalten im Laufe der Zeit 6.4.1.1 Verändertes Konsumverhalten - Wohlstand wandelt Wünsche Gesamtwirtschaftlich lässt sich ein Konsumwandel feststellen. Im Laufe der Zeit waren den Konsumenten unterschiedliche Aspekte für ihre Kaufentscheidung wichtig. Un- 41 vgl. Jensen / Miller, S. 6 <?page no="168"?> 147 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel mittelbar nach dem 2. Weltkrieg stand die Sicherung der Grundbedürfnisse Nahrung, Kleidung, Wohnung im Vordergrund. Mit steigendem Volkswohlstand hatten die einzelnen Haushalte mehr Geld zur Verfügung. Folge war, dass sich zunächst die Menge der Käufe erhöhte (Quantitätsaspekt). Die Zusammensetzung des Warenkorbes änderte sich wenig. In der nächsten Phase / Welle wurde zunehmend auf Qualität geachtet wurde (Qualitätsaspekt). Insgesamt lassen sich unterschiedliche „Wellen“ identifizieren: • Fresswelle: keine standardisierten Nahrungsmittelversorgung mehr sondern qualitativ höherwertige Produkte, abwechselungsreicheres Essen; • Bekleidungswelle: qualitativ bessere Stoffe, modische Aspekte rücken in den Vordergrund; • Wohnungswelle: größere und besser ausgestattete Wohnungen bzw. Häuser. Es fand somit eine Änderung der Bedarfstruktur und damit eine Verlagerung der Schwerpunkte des Konsumverhaltens statt. Der rückläufige Anteil der Nahrungs- und Genussmittel ist Kennzeichen eines bereits bekannten säkularen Trends (Engel’sches Gesetz). Engel, Ernst: 1821 - 1896, deutscher Statistiker und Sozialökonom, arbeitete im Vorstand des Königlich-Sächsischen, später des Königlich-Preußischen Statistischen Büros. Definition Säkular: alle hundert Jahre wiederkehrend, hier im Sinne von langfristig. Definition Engel‘sches Gesetz: Bei steigenden Einkommen der Haushalte, nehmen die Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel nicht in entsprechendem Maße zu, sodass der Anteil der Nahrungsmittelausgaben am Gesamteinkommen sinkt. Schaubild 6.4: Lebensmittel: Nur noch ein kleiner Haushaltsposten 42 42 IWD, Nr. 3 21. Jan. 2010 S. 1 <?page no="169"?> 148 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Das Schaubild 6.4 verdeutlich die Entwicklung am Beispiel Brot. Der Rückgang der Ausgaben für Möbel, Kleidung, Schuhe ist dagegen eher ein Phänomen der Nachkriegszeit, bei langlebigen Konsumgütern trat diese Entwicklung erst in den 1970er Jahren auf. Diese Änderung in der Nachfragestruktur wird auch in der nachfolgenden Tabelle deutlich. Hierbei sind sowohl Preisals auch Mengenaspekte zu beachten. 1950 1960 1970 1980 1990 1991 2000 Nahrungs- und Genussmittel 43,0 38,6 30,6 28,1 24,1 18,2 15,6 Kleidung und Schuhe 15,4 12,5 10,6 9,3 8,1 7,9 6,4 Wohnungsmiete 7,2 7,6 12,5 16,4 21,6 20,1 24,5 Elektrizität, Gas Brennstoffe 3,0 3,9 3,7 6,5 5,3 4,3 3,8 übrige Haushaltsführung 12,1 13,5 12,3 9,4 7,2 8,1 7,2 Verkehr und Nachrichtenübermittlung 5,7 7,8 13,6 14,0 15,9 17,3 16,9 Körper und Gesundheitspflege 3,2 3,6 4,6 3,0 3,7 3,2 4,0 Bildung und Unterhaltung 6,6 7,6 7,3 8,6 10,6 10,5 10,4 Tabelle 6.2: Nachfragestruktur der privaten Haushalte nach ausgewählten Ausgabenarten 1950 - 2000 (in %). Quelle: Abelshauser, S. 313 Mit zunehmendem Wohlstand kamen neue und ausdifferenziertere Wünsche hinzu, nach dem Motto „Wohlstand wandelt Wünsche“. Die zunehmend bessere - quantitative und qualitative - Versorgung ging einher mit der Erhöhung der Anzahl unterschiedlicher Produkte. Es wurde eine Vielzahl von Alternativen geboten, zwischen denen die Verbraucher auswählen konnten - und mussten. Parallel dazu entstanden im Laufe der Zeit neue Kaufmöglichkeiten (Discounter, Factory-Outlets, E-business) und Informationskanäle, die die Beschaffungsmöglichkeiten erweiterten und vielfach auch erleichterten. Die (Produkt-)Innovationen und die Selbstverständlichkeit des Wohlstands gewannen an Bedeutung. Es wurde eine möglichst umgehende Bedürfnisbefriedigung ohne Wartezeiten selbstverständlich. Ein Aufschub - der Produktbeschaffung und dadurch auch der Bedürfnisbefriedigung - wurde zunehmend seltener. 43 43 vgl. dazu Baumann, S. 184 ff. (Eine kurze Geschichte des Aufschubs) <?page no="170"?> 149 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel Mit den neuen Informationskanälen wird die Informationsbeschaffung leichter und billiger. Der Verbraucher kann sich über die Produktionsbedingungen (z. B. Wird Kinderarbeit eingesetzt oder nicht? ), die Herkunft der Produkte und deren Umweltverträglichkeit informieren und in seine Kaufentscheidung mit einfließen lassen. Parallel dazu gewinnt für viele Verbraucher der - niedrige / billigste - Preis eine große Bedeutung. Dieser Preisaspekt überlagert evtl. andere Aspekte. 44 Die Versorgung ist mit Hilfe der neuen Kaufkanäle sofort möglich ist, sie sollte jedoch unbedingt zum niedrigsten Preis erfolgen. Sichtbar wird diese Entwicklung u. a. am Aufstieg der Discounter, wie z. B. Euroshop, Kik, Tedi, Pocca, Mäc-Geiz. Das Schaubild 6.5 „Entwicklung des Konsumentenverhaltens“ stellt die Entwicklung im Überblick dar. Einzelne Trends, die für eine mehr oder weniger große Bevölkerungsgruppe - mit einem entsprechenden Einkommen - Relevanz haben, können nicht dargestellt werden, seien jedoch erwähnt: Bio-Produkte / Nachhaltigkeit; • Wellness / Fitness; • Downshifting: Betonung einer neuen Einfachheit; • Konsumeinschränkung aufgrund langanhaltender Arbeitslosigkeit, Hartz-IV- • Bezug; Wiederansteig des Bereichs der Sicherung der Grundbedürfnisse. Unter der Adresse www.trendwatching.com / trends findet sich eine umfassende Liste von Trends, die jeweils mit bestimmten Begriffen belegt sind. Die im Schaubild 6.4 dargestellte Entwicklung ging einher mit einem Wertewandel in der Gesellschaft bzw. wurde durch diesen Wertewandel ausgelöst und impulsgebend verstärkt. Beschreibung des Schaubilds 6.5: Zu Beginn der Versorgungsökonomie war für die Verbraucher die Sicherung der Grundbedürfnisse nach Nahrung, Kleidung und Wohnung von sehr großer Bedeutung. Die zunehmend bessere Versorgung führte dazu, dass die Sicherung der Grundbedürfnis an Bedeutung verlor, statt dessen die Versorgung mit qualitativ höherwertigen Produkten in den Vordergrund trat (Wunschökonomie). Die Beschaffungskanäle - bequemere, schnellere - gewannen an Bedeutung, die primäre Versorgung verlor für die Verbraucher mehr und mehr an Bedeutung. Die Zugangsökonomie trat zunehmend in den Vordergrund. Da die Grundversorgung und das bequeme Beschaffen für den Großteil der Bevölkerung keine Probleme mehr darstellten, gewannen andere Aspekte (Kenntnis über die Wertschöpfungsketten, Nachhaltigkeit, Life-style-Produkte) an Bedeutung. Der Produktpreis überlagerte diese Entwicklungen allerdings zum Teil. Zu beachten ist jedoch, dass beide Entwicklungen durchaus parallel auftreten. Innerhalb der Discountökonomie ist für einen Teil der Verbraucher die Sicherung der Grundbedürfnis nur noch eine geringe Bedeutung, für einen anderen allerdings lebensnotwendig. 44 vgl. dazu: Hintermeier <?page no="171"?> 150 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Lesebeispiel: zu A: Für die gesamte Bevölkerung war die Sicherung der Grundbedürfnisse von höchster Bedeutung. zu B: Die Bevölkerung achtete zunehmend auf eine bessere Versorgung - bezüglich Produktqualität und -quantität. Die Grundsicherung war gewährleistet und verlor an Bedeutung. zu C: Die Bedeutung der Grundsicherung tritt weiter in den Hintergrund. Neue Informationskanäle erhöhen die Zahl der (Kauf-)Alternativen, aufgrund des hohen Entscheidungsdrucks werden erste Stress-Symptome sichtbar. zu D: Für einen wachsenden Teil der Bevölkerung wächst die Bedeutung der Grundsicherung - aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage (Hartz IV) - wieder an. Gleichzeitig ermöglichen die neuen Informationskanäle die „Jagd nach Schäppchen“. Gleichzeitig bleibt der hohe Entscheidungsdruck bestehen (u. a. auch aufgrund der Tatsache des gesellschaftlichen Wandels und der „Zwangs nach Life-Style-Produkten, Marken-Produkten“). Gesamtgesellschaftlich führte der Wertewandel während der letzten 20 Jahre zu einer zunehmenden Individualisierung („Massenflucht aus dem Mainstream“). Die klassischen gesellschaftlichen Milieus - das Bürgertum und die Industriearbeiterschaft - lösten sich zunehmend auf. Die in diesen Milieus verankerten Lebens- und Konsumstile wandelten sich bzw. verschwanden völlig, und mit ihnen eine Vielzahl von Produkten. Es wurden neue Lebensstile prägend, die einen anderen Konsum hervorbrachten. 45 6.4.1.2 Verbraucherentscheidungen in Abhängigkeit unterschiedlicher Dimensionen Im Schaubild 6.5 ist bereits angedeutet, das die Verbraucher bei ihren Entscheidungen eine Vielzahl von Aspekten beachten. Diese und andere können den verschiedenen Dimensionen im Schaubild 6.1 zugeordnet werden. Diese Dimensionen werden im Nachfolgenden konkretisiert und mit Beispielen veranschaulicht. 46 Zukünftige Entwicklungen in der ökonomischen, ökologischen und rechtlichen Dimension können zu verändertem Nachfrageverhalten führen, jedoch bei jedem Nachfrager zu anderem. Die drohende Arbeitslosigkeit führt bei einigen Nachfragern unverzüglich zur Kaufzurückhaltung, bei anderen erst später zu Reaktionen. Einige Verbraucher reagieren auf die Befürchtungen, dass in bestimmten Produkten gesundheitsschädigende Stoffe enthalten sein könnten sofort mit Kaufzurückhaltung, andere erst mit zeitlicher Verzögerung, wieder andere reagieren gar nicht. 45 vgl. zur sehr langfristigen Veränderung des Konsumentenverhaltens, Wehler, S. 76 ff. 46 vgl. Foscht / Swoboda <?page no="172"?> 151 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel Die Bedarfstruktur und die zukünftige Entwicklung lassen sich mit Hilfe dieser Dimensionen detaillierter beschreiben und erklären. Zu beachten ist jedoch, dass eine scharfe Trennung zwischen den einzelnen Dimensionen nicht immer möglich ist. Ökonomische Dimension Diese Dimension umfasst viele Aspekte, so können z. B. Fortschritte auf technologischem Gebiet einerseits neue Produkte zur Befriedigung „alter“ Bedürfnisse mit sich bringen, • kreieren andererseits „neue“ Bedürfnisse und verbilligen evtl. die Produkte und / oder • verbessern die Qualität und / oder ermöglichen bzw. machen neue Arten der Produktpräsentationen nötig. • 47 vgl. zur Terminologie, Bosshart, S. 16 ff. Schaubild 6.5: Entwicklung des Konsumentenverhaltens Bedeutung für die Konsumenten Bedeutung für die Konsumenten Zeit Zeit (Nahrung, Wohnung, Kleidung) Siche r un g der Grundbedürf n isse des Menschen I n f o r m at ion s ka n äl e b ei d e r B es c ha f f un g z un eh me n d e Be d eutun g der zu ne h me n d be s ser e Ve r s orgun g m it Pr odu k te n, q u ali ta t iv, q uant i t a ti v W ert schöp fun gsket ten , B e a c h tun g v on d er Nac h h al t i gkeit von L ife -Styl es Fresswelle Bekleidungswelle Genusswelle Versorgungsökonomie Economies of Needs Wunschökonomie Economies of Wants Zugangsökonomie Economies of Access Diskontökonomie 47 Economies of Discount | A | B | C | D <?page no="173"?> 152 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Beispiele: Das Handy befriedigt das Bedürfnisse nach Kommunikation, kreierte aber auch die „neuen“ Bedürfnisse nach • einer Kommunikation an jedem beliebigen Ort, • Versenden von SMS und MMS • Versenden von Bildern. Junge Konsumenten in Großstädten fühlen sich durch altbackene Warenpräsentation (10 Pullover in unterschiedlicher Größe auf einem Verkaufstisch arrangiert) gelangweilt und sehnen sich nach neuen / hippen Präsentationen, die sie zum Kauf verleiten. Die Analyse des Konsumentenverhalten während der letzten Jahre hat zur „Entdeckung“ des sog. „Smart Shopper“ geführt. Es ist jemand, der sein Geld strategisch einsetzt. Vormachen lässt er sich nichts. Entsprechend seinem Lebensstil entscheidet er sich für das teure Luxusgut, seine restlichen Bedürfnisse befriedigt er billig beim Discounter. Einerseits spart er Geld und kauft bei Lebensmittel- und Textildiscountern, andererseits gewinnt er dadurch mehr finanzielle Mittel, die er im gehobenen Preissegment bzw. für Luxusgüter einsetzt und Edelmarken kauft. So kann der moderne kaufkräftige Verbraucher sowohl als zu arm (zu sparsam) charakterisiert werden, wodurch seine Wahlmöglichkeiten stark eingeschränkt sind, als auch zu clever, da er sich nicht in Schablonen drängen lässt. Sehr eng mit diesen Produkten verbunden ist auch der Lebensstil und das Einkaufsverhalten der Verbraucher, beides findet sich wieder in der Art der Warenpräsentation, von der er sich angesprochen fühlt. Neueste Entwicklung auf diesem Gebiet sind die „Guerilla-Läden“ (Bruchbude außen, Luxus innen), die von zahlreichen Unternehmen (adidas, Deutsche Telekom, Beiersdorf, der Modemarke Comme des Garcons, dem Modelabel Clemens en August von Alexander Brenninkmeijer) in Großstädten eröffnet werden. Die Läden stellen mit ihrem als Abenteuer inszenierten Einkaufbummel quasi eine Antwort auf den Online-Handel dar. Die Andersartigkeit der Präsentation und des Ladens stellt auch eine Antwort auf die zunehmende Austauschbarkeit der Produktsortimente dar. Die Kleidungsstücke und Accessoires werden eher wie Kunstobjekte angeboten, weniger als Konsumgüter. Auch wird das Ladenkonzept häufig verändert, Überraschungen sind für die „hippen Käufer“ nötig. Wird bei den Produkten bzw. der Produktpräsentation zu wenig auf die sich wandelnden Werte und Lebensstile eingegangen, können sich Probleme ergeben, z. B. im Handel • bei KarstadtQuelle bzw. Arcandor (2005 / 06): hier gab es ein zu breites Sortiment, dadurch zu hohe Preise, eine zu wenig „stylisch“ orientierte Inneneinrichtung, zu wenige Designer-Marken und Luxus-Accessoirs, ähnliches gilt für Hertie (2009); im Automobilbereich • bei Opel: hier gab es Probleme (2006 / 7) mit dem Design und der Ausstattung der PKW. <?page no="174"?> 153 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel Die hier beschriebenen Verhaltensweisen können aber auch der soziologischen und / oder psychologischen Dimension zugeordnet werden. Die Konkurrenzkampf der Unternehmen kann einerseits zu Produktinnovationen führen und dadurch eine bessere Versorgung der Verbraucher ermöglichen, andererseits kann es zu Rückholaktionen für die Produkte kommen, da sie aufgrund des hohen Zeitdrucks technisch noch nicht vollständig ausgereift waren. Beim Verbraucher ergibt sich dadurch ein erhöhter Entscheidungsaufwand bzw. Abwägungsprozess über den Kaufzeitpunkt. 48 Ökologische Dimension Für diese Dimension gilt, dass bei Produktkäufen zunehmend deren Naturverträglichkeit und deren naturverträgliche Entsorgung mit beachtet werden. 49 Fließen diese Überlegungen mit in die Kaufentscheidung ein, so bedeutet dieses sowohl eine Abkehr von den Prämissen des homo oeconomicus, als auch einen Hinweis darauf, dass beim Verbraucher sog. übergeordnete Präferenzen Bedeutung haben bzw. gewinnen. 50 Informationen zu den Wertschöpfungsketten und Tipps für ein ökologisch „korrektes“ Einkaufen gibt es von einer Vielzahl unterschiedlicher Organisationen (z. B. BUND, Greenpeace, Misereor, Oxfam). Beispiel: Uwe und Claudia Blanke nehmen sich den Freitag nach Himmelfahrt frei und möchten die freien Tage für einen Kurzurlaub nach London nutzen. Da sie dieses Vorhaben schon lange planen, haben sie Flugtickets von Dortmund nach London für 5,99 EUR bekommen. Die Umweltbelastung dieser Art des Reisens wird ausgeblendet. Das Beispiel kann als Indiz dafür gelten, dass der Preis die ökologische Dimension bei vielen Nachfragern zunehmend verdrängt (vgl. dazu jedoch Kap. 7.4). Beispiel: Das Ehepaar Heike und Christian Banjohr arbeitet gemeinsam in einem mittelständischen Unternehmen der Elektrotechnik. Er als Elektriker, sie ist Buchhalterin. Seit zwei Jahren geht es dem Unternehmen nicht mehr sehr gut, einige Kollegen sind bereits entlassen worden. Während das Ehepaar früher primär Bio-Lebensmittel auf dem Wochenmarkt eingekauft hat, führt die unsichere Zukunft zu einem veränderten Kaufverhalten. Es werden jetzt zunehmend preisgünstigere Produkte, auch aus konventionellem Anbau im Supermarkt eingekauft. 48 vgl. im Kapitel 6.4.2: Exkurs: Zeitknappheit bei Anbieter - Auswirkungen beim Nachfrager 49 vgl. dazu Schaubild 6.5, dort besonders „Wertschöpfungsketten“; vgl. die folgenden Internetadressen: www.konsumguerilla.de, www.ecotopten.de, www.karmakonsum.de, www.utopia.de 50 vgl. Heuser <?page no="175"?> 154 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Wenn die ökonomische Dimension der Haushalte unsicher ist bzw. wird, dann tritt die ökologische Dimension im Entscheidungsprozess eher in den Hintergrund. Die hohen Preise bestimmter Produkte und - befürchtete - Mitteleinschränkungen erfordern ein solches Umdenken. Politische Dimension Entwicklungen, die zu dieser Dimension gehören sind z. B. Angst vor Krieg und Terroranschlägen. Sie führen vielfach zu Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Dass Boykottieren von Produkten bestimmter Unternehmen, die sich eines „Vergehens“ schuldig gemacht haben, gehört ebenfalls in diese Dimension. 51 Beispiel: Die Studentin der Wirtschaftswissenschaften Simone Koss hat geerbt und erkundigt sich bei ihrer Bank nach guten Anlagemöglichkeiten. Der Kundenberater macht ihr verschiedene Vorschläge zur Anlage bei verschiedenen Fonds-Gesellschaften. Frau Koss entscheidet sich für diese Anlageform, sie möchte allerdings nur in solche Aktien-Fonds investieren, die keine Aktien von Rüstungsunternehmen kaufen. Soziale Dimension Hier spielt eine Rolle inwieweit die Konsumenten Sozial- und Umweltstandards (nationale wie internationale) bei ihren Kaufentscheidungen beachten. Beispiel: Das Ehepaar Manfred und Maria Ringbeck hat sein neues Haus bezogen. Für das Wohnzimmer benötigen sie noch einen großen Teppich. Das Angebot in einigen großen Möbelhäusern gefällt ihnen nicht, da ihnen dort nicht garantiert werden konnte, dass die Teppiche nicht von Kindern geknüpft wurden. Sie haben jedoch ein Versandhaus gefunden, das Teppiche mit den sog. Rugmark-Siegel führt. Auf internationaler Ebene sind von Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) Normen entwickelt worden, deren Einhaltung sich Produzenten zertifizieren lassen können, quasi ein TÜV zur Sozialverträglichkeit. Beispiele für Labels bzw. Standards sind Rugmark-Siegel: setzt sich für die Abschaffung von Kinderarbeit in der Teppich- • industrie Südasiens ein, www.rugmark.de transfair-Siegel: für z. B. Kaffee, Tee, Orangensaft, Kakao, Schokolade, Bananen, • Wein; Hier wird den Produzenten ein höherer Preis gezahlt. 51 bekanntestes Beispiel ist wahrscheinlich der Boykot von Shell-Tankstellen, nachdem die Bohr-Plattform „Brent Spar“ von Shell in der Nordsee versenkt worden war. <?page no="176"?> 155 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel fairfleurs: hiermit werden Blumen, die fair produziert und fair gehandelt wur- • den gekennzeichnet; Norm SA 8000 (Standard for Social Accoutability); umfasst die Sozialstandards für • Unternehmen. Diese Norm beinhaltet z. B. folgende grundsätzliche Forderungen - Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit; - Verbot von Rassen-, Geschlechts- und Religionsdiskriminierung. Unter der Internet-Adresse www.label-online.de können Verbraucher weitere Informationen zu sozialen und ökologischen Aspekten finden. Die Vorwürfe der „Kinderarbeit“, „Umweltverschmutzung“, „ungerechter Entlohnung und schlechter Arbeitsbedingungen“ werden von vielen Unternehmen ernst genommen. Deutlich wird dieses daran, dass zunehmend der Bereich Corporate Responsibility (CR) in den Unternehmen berücksichtigt wird (z. B. CR-Abteilung bei Olympus Europa oder dem Kaffeeröster und Textileinzelhändler Tchibo). 52 Besonders deutlich wird die zunehmende Bedeutung dieser Aspekte daran, dass die Zeitschrift test bei ihren Produkttests und deren Bewertung auch häufig auch eine CSR Bewertung aufführt. 53 Definition Corporate - Social - Responsibility (CR / CSR), Unternehmensverantwortung: Umfang des Verantwortungsbewußtseins bezüglich der Verbindungen von Unternehmensaktivitäten und der Gesellschaft, der Mitarbeiter, der Umwelt und des wirtschaftlichen Umfelds. Rechtliche Dimension Auch für diese Dimension finden sich Beispiele, wenn das wirtschaftliche Geschehen genauer analysiert wird. So kann sie durch staatliche Verbote verdeutlicht werden, bestimmte schadstoffproduzierende Produkte bzw. Zusatzstoffe zu produzieren, Zusatzstoffe zu verwenden und / oder umweltschädigende Produktionsverfahren zu nutzen. Beispiel: Der Student Heiko Jucker möchte für seine zweijährige Nichte Spielzeug kaufen. In den Geschäften konnte ihm jedoch niemand verbindlich Auskunft über die Inhaltsstoffe geben. Da er diese Situation als sehr unbefriedigend empfand, fragte er bei Unternehmen, Verbraucherzentralen und dem zuständigen Ministerium nach. Die Antworten enthielten allerdings nur sehr allgemeine Hinweise, die Unternehmen verwiesen darauf, dass sie zur Veröffentlichung dieser Informationen nicht verpflichtet seien. 52 vgl. Ottenschläger 53 vgl. o. V. Zeitschrift test, 6 / 2009 am Beispiel Laufschuhe; vgl. auch: o. V. FAZ, 10. Juni 2009, CSR, Verlagsbeilage, o. V. FAZ, vom 9. Juni 2010, CSR Verlagsbeilage <?page no="177"?> 156 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Das im Jahre 2006 verabschiedete Verbraucherinformationsgesetz verpflichtet Produzenten zur Veröffentlichung bestimmter Informationen. Es ermöglicht Verbrauchern sich leichter zu informieren, auch wenn das Gesetz im Vergleich zur ursprünglichen Fassung nicht so verbraucherfreundlich ausgefallen ist. 54 Für den Verbraucher bedeutet dieses ggf. eine Umorientierung auf andere Produkte bzw. einen erhöhten Preis für die Produkte. Psychologische Dimension Verlagert sich der Schwerpunkt von der allgemeinen Ebene auf die individuelle - wobei zweifellos Interdependenzen bestehen -, so spielen psychologische Aspekte des einzelnen Verbrauchers eine wichtige Rolle. Einige Verbraucher sind dem Neuen aufgeschlossen und kaufen entsprechende Produkte sofort, andere sind eher abwartend, wieder andere orientieren sich mit ihren Reaktionen an bestimmten Bezugsgruppen (vgl. auch die in den Kapiteln 6.3 - 6.5 aufgeführten Effekte). Beispiel: Hans Jascher ist kaufm. Angestellter bei den örtlichen Stadtwerken und nicht verheiratet. Für seine Fahrt zur Arbeitsstelle nutzte er bisher seinen Motorroller. Die neuen Quads gefallen ihm sehr gut. Da er allem Neuen sehr aufgeschlossen ist, sein Roller ersetzt werden musste, kaufte er sich ein Quad. Jörg Brauer ist Arbeitskollege von Hans Jascher und ebenfalls unverheiratet, beide fahren häufig gemeinsam zur Arbeit. Auch sein Roller müsste ersetzt werden. Er wartet jedoch noch ab und repariert seinen alten Roller bevor er sich etwas Neues kauft. Bei dieser Dimension sind auch die Konzepte der Verlustaversion und der Fairnesspräferenzen zu erwähnen. 55 Definition Verlustaversion: Beschreibung des Sachverhalts, dass Menschen Verluste stärker empfinden als Gewinne. Definition Fairnesspräferenzen: Beschreibung des Sachverhalts, dass bei vielen Menschen das Gefühl für eine „gerechte“ Aufteilung von wirtschaftlichen Erträgen und gerechten Entscheidungsprozessen sehr ausgeprägt ist. 54 vgl. dazu Busse; informative Internetadressen sind: www.einkaufsnetz.org; www.ecotopten.de; www. saubere-kleidung.de; www.maketradefair.org; www.ivyworld.de; www.utopia.de; www.lohas.de 55 vgl. Fehr <?page no="178"?> 157 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel 6.4.2 Angebotsvielfalt, erhöhter Entscheidungsdruck, Raumbedarf und die Knappheit der Zeit Die in den obigen Ausführungen beschriebenen Prozesse wirken auf jeden einzelnen Verbraucher ein, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Darüber hinaus geht jeder Einzelne unterschiedlich damit um. Gewisse Grundmuster des Umgang mit diesen Einflüssen lassen sich jedoch erkennen. So kann Angebotsvielfalt auch als Überangebot wirken, das eine Überforderung der Kunden zur Konsequenz hat und deshalb eher Verwirrung und psychischen Druck erzeugt: Ohnmächtig vor der Fülle des Angebots und der zu treffenden Entscheidungen steht er vor den Regalen. Die wachsende Angebotsvielfalt ist der ökonomischen und ökologischen Dimension zuzuordnen. Einerseits bedeutet sie ein Mehr an Freiheit - der Auswahl -, andererseits ein Mehr an persönlicher Verantwortung, nämlich für sich selbst und die Umwelt. Es wird hier eine zunehmend individualistische Welt deutlich, die nur dann mit stets neuen Wünschen und Ansprüchen funktioniert, wenn jeder Einzelne selbst die Verantwortung übernimmt, ohne sie auf staatliche Systeme abzuschieben. Die erhöhte Angebotsvielfalt geht einher mit einer erleichterten Zugänglichkeit zu den Produkten und Dienstleistungen. Konsequenz daraus ist eine erhöhte Austauschbarkeit (Substitution). Dadurch entsteht ein erhöhter Entscheidungsdruck. Verbraucher müssen stets Entscheidungen zwischen Alternativen treffen und auswählen. Hierbei kann Vielfalt zum Stressfaktor werden. 56 Wenn alles verfügbar und austauschbar ist, stellt sich beim Preis die Kernfrage: „Was ist was wert? “, „Wie hoch ist der Wert? “ Aus der Angebotsvielfalt folgt eine zunehmende Bedeutung des Preises. Er wird als Orientierungspunkt wichtiger. Während der letzten Jahre hat sich diesbezüglich herausgestellt, dass Konsumenten primär „billige“ / „niedrige“ Preise haben wollen, d. h. der Preis ist zum zuverlässigsten und einfachsten Unterscheidungskriterium geworden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit lassen sich eine Vielzahl von Branchen identifizieren, in denen der niedrige / niedrigste Preis eine überragende Bedeutung gewonnen hat: Lebensmittel Modebranche IT-Bereich Unterhaltungselektronik Tourismus 56 Vielleicht ist hierin gerade der große Erfolg des Buches „Simplify your life“ begründet. Da es Tipps und Regeln für einen Ausweg aus dem mühseligen und komplizierten Alltag in Beruf und Privatleben verspricht. <?page no="179"?> 158 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Das Mehr an Freiheit kann allerdings auch zur Qual der Wahl werden und zu einem Mehr an Zwang - zum Einkaufen - führen. Konsequenz ist auch, dass - zu - viele Produkte evtl. sogar doppelt und dreifach im Haushalt vorhanden sind, sodass vielfach innerhalb des Hauses bzw. der Wohnung ein Raumproblem entsteht. Untersuchungen für die USA zeigen, dass ca. 6 % der weiblichen Teilnehmer und 5,5 % der männlichen kaufsüchtig sind. In Großbritannien sind ca. 4 % „Shopaholics“. Hier wird auch deutlich, dass für viele Menschen das Einkaufen von einem schönen Zeitvertreib zu einer zwanghaften Handlung geworden ist, die dann in einen finanziellen Teufelskreis führen kann. Inwieweit der „Buy Nothing Day“ (im Jahre 2010 ist es Freitag, der 26. Nov., für Nordamerika bzw. Samstag, der 27. Nov. für Europa) eine Möglichkeit bietet, das eigene Verhalten zu reflektieren und dem Teufelkreis zu entkommen, ist mehr als fraglich. Die Berücksichtigung vieler und - neuer - Dimensionen bei den (Einkaufs-)Entscheidungen führt häufig zu einer Beschleunigung des Lebens, Konsumierens und Arbeitens, die dann bei einigen Nachfragern zu einer Gegenreaktion der „Kreativität der Langsamkeit“ und den damit verbundenen Konsumstilen („regionale Bauernmärkte“, Slow Food etc.) führt. Hier wird bereits ein weiteres Problem angedeutet: die Zeit(-knappheit). Vor dem Hintergrund einer solchen Welt des Angebotsüberflusses und der Notwendigkeit, ständig Entscheidungen treffen zu müssen, wird Zeit ein immer knapperes und damit auch wertvolleres Gut. Bei Angebotsüberfluss und Entscheidungsdruck wird Zeit immer knapper und wertvoller. Wie werden sich die Menschen verhalten, wenn sie bemerken, dass ihnen für immer mehr Produkte, Möglichkeiten und Wünsche immer weniger Zeit zur Verfügung steht? Daran können sie sowohl leiden und in Melancholie verfallen, als auch als „Lebenskünstler“ durch die Welt gehen und an ihrer - häuslichen - Zufriedenheit arbeiten und sich in und mit ihren Begrenzungen einrichten. 57 Gleichzeitig gewinnt damit die Frage an Bedeutung „Was hilft mir, Zeit zu sparen? “ Hierbei kommt die (Produkt-)Technik ins Spiel, die bei der Lösung der Frage helfen kann. In diesem Zusammenhang kann durchaus gesagt werden, dass sich der angestrebte Zeitgewinn als Motor des technischen Handelns herausgestellt hat. 57 vgl. Weinrich, S. 161; Blumenberg, S. 291 ff. <?page no="180"?> 159 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel Beispiel: Das „normale“ Handy ermöglich u. a. die folgenden Funktionen, sodass der Benutzer alles gleichzeitig in einem Arbeitsgang erledigen kann ohne andere Produkte heranziehen, kaufen oder programmieren zu müssen. • Telefonbuch / Adressverwaltung • Tools: Rechner, Kalender, Wecker, Voice Records • Nachrichten, SMS, MMS • Spiele, Kamera, Video Das bedeutet: Die (Lebens-)Zeit kann dann intensiver genutzt werden. Im täglichen Leben werden somit sowohl Geld als auch Zeit häufig immer knapper. Deutlich wird dieser Aspekt dadurch, dass der Einzelne sowohl Geld, als auch Zeit sparen, investieren, vergeuden, einteilen und verlieren kann. Die beiden Währungen Geld und Zeit können dann auch nach beiden Richtungen ineinander konvertieren. Wer knapp an Geld ist, muss in Zeit „investieren“: • der normale Eintrittspreis zur MoMa-Ausstellung in Berlin (Sommer 2004) betrug 12,00 EURO, bei bis zu 8 - 10 Stunden Wartezeit, wer 27,00 EURO bezahlte, bekam sofort Einlass; • Normalerweise dauert die Ausstellung eines neuen Führerscheins in Berlin zwei Wochen und kostet 35,20 EURO, wer zusätzlich einen Expresszuschlag von 20,40 EURO zahlt, bekommt ihn schon am nächsten Tag; • Zeit „investieren“, statt in ein - teureres - Produkt - Tätigkeit des Rasenmähens in der Nachbarschaft bei 6,00 EUR Stundenlohn; - Geschirr mit der Hand abwaschen, statt mit Hilfe eines Geschirrspülers; - Wäsche auf dem Balkon bzw. im Trockenkeller trocken, statt mit dem Wäschetrockner. Wer knapp an Zeit ist, kann / muss Geld „investieren: • Fahren im Intercity, statt im billigeren Regionalexpress um früher zu Hause zu sein; • Geld „investieren“ in alte / neue Produkte und Dienstleistungen - Wäsche zum Waschen und Bügeln in eine Wäscherei bringen, statt es selbst zu erledigen; - Kauf von Tiefkühlkost, die dann nur noch erwärmt werden muss, statt Zutaten selbst zu kaufen und zu kochen oder das Engagement eines Kochs für die häusliche Party; - Nutzung neuer Dienstleistungen wie „Relocation-Service“ für Behördentermine beim Wohnungswechsel. Die Zeit, die jeder Mensch zur Lebens - er - haltung einsetzen muss, die sog „Musszeit“, soll minimiert werden, zugunsten der Zeit, die zur freien Verfügung steht, der sog. „Kannzeit“. 58 Diese „Kannzeit“ sollte jedoch nicht nur für Spaß- und Freizeitkonsum einsetzt werden. „Musszeit“ soll minimiert werden zugunsten von „Kannzeit“. 58 die Begrifflichkeit stammt von Hans Blumenberg <?page no="181"?> 160 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen In diesem Zusammenhang sind dann ökonomisch interessante Fragen zu stellen: Wie können Zeitvorteile in Produkte und Dienstleistungen integriert werden? • Beispiele: Froteehandtücher sparen die Zeit für das Bügeln; Backöfen, die sich selbst reinigen ersparen die Tätigkeit des Reinigens per Hand, Wäschetrockner sparen Trockenzeit Welchen Preis sind die Verbraucher bereit dafür zu zahlen? • Beispiel: Wie stark muss der Preis für GPS-Systeme (Navigationssysteme) sinken, so dass auch Nachfrager bzw. Anbieter von Klein- und Mittel-Klasse-PKW ihn einbauen lassen? Wie werden sich Zeitsparvorteile (Zeitinnovationen) in der Zukunft entwi- • ckeln? Beispiel: Werden - immer mehr Funktionen in ein Gerät zur alltäglichen Verfügbarkeit und Zeitersparnis integriert ( siehe obiges Handy-Beispiel) oder - wird es eine Entkoppelung geben, da es Stunden wertvoller Zeit dauert, die kryptischen Gebrauchsanleitungen zu lesen, das alles in Hinblick auf einen vagen - zukünftigen - Zeitsparvorteil in Sekundenbzw. Minutenlänge. Häufig sind die Gebrauchsanweisungen 20 und mehr Seiten lang, nur auf CD vorhanden oder auf der Internetseite des Herstellers abrufbar. 59 Damit ist die Gefahr verbunden, dass immer neue Wünsche und Begehrlichkeiten auftauchen, die dann die „Kannzeit“ wieder reduzieren, statt die „gewonnene Zeit“ in Ruhe und Zufriedenheit zu genießen. Evtl. beginnt hier dann ein neuer Teufelskreis. Ein weiterer Aspekt, der in einer Welt des Angebotsüberflusses an Bedeutung gewinnt ist der der Information. Das gilt für Verbraucher und wie für Anbieter. Die erforderlichen Informationsmengen werden größer, gleichzeitig werden sie aber auch leichter zugänglich und aufgrund der neuen Informationstechnologien billiger. Der Verbraucher kann kontinuierlich und billig Preisvergleiche durchführen und seine Entscheidungen treffen. Angesichts dieser aufgeführten Aspekte bzw. Gefahren sollte der „Produktpreis“ jedoch genauer analysiert werden. Der Verbraucher setzt nicht nur die materielle Ressource Geld ein, sondern eine Vielzahl anderer persönlicher Ressourcen, die für ihn ggf. hohe versteckte Kosten beinhalten. Dieser Sachverhalt wird im Schaubild 6.6 verdeutlicht und zusammengefasst. 59 vgl. dazu: Spehr <?page no="182"?> 161 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel Der Verbraucher setzt eine Vielzahl persönlicher Ressourcen ein, die versteckte Kosten beinhalten Einsatz von mentaler und physischer Energie Einsatz von Raum Einsatz von Zeit zu viel von zu vielen Produkten und den sich daraus ergebenden Stress der Nutzung und der Entscheidung über Neues bzw. Altes statt Zeit für das Genießen der Produkte und Dienstleistungen (d. h. Kannzeit) zu viel von zu vielen Produkten und den sich daraus ergebenden Raumbedarf, der größere - teuere - Wohnungen / Häuser u. ä. erfordert, die dann gefunden werden müssen statt Zeit für das Genießen der Produkte und Dienstleistungen (d. h. Kannzeit) für den billigsten Einkauf und die Nutzung des Produkts Informations- und Suchkosten: in Zeitungen, im Internet: Wer bietet was wann, wo am billigsten an? Daraus ergeben sich dann Orientierungs- und Verständigungskosten: in Form • des Ausfüllens von Bestell- und Bestätigungsformularen, die online abgeschickt und kontrolliert werden: • der minutenlangen Führung durch das Labyrinth der Telefon-Warteschleifen in weltweit verstreuten Call- Centern, bis eine menschliche Stimme die Frage beantwortet. statt Freizeit, Familienzeit (d. h. Kannzeit) Schaubild 6.6: Persönliche Ressourcen und versteckte Kosten Aus diesem Grunde kommt es zunehmend auch im Konsumgüterbereich zu einer verfeinerten Preisdiskriminierung (vgl. Kap. 7.4). Für den Anbieter hat die Knappheit an Zeit zur Folge, dass die Zeitvorteile, während der er einen temporären Wettbewerbsvorteil und dadurch einen - höheren - Gewinn erzielen kann bzw. könnte, tendenziell gegen Null geht. Hier muss der bekannte Satz von Benjamin Franklin „Zeit ist Geld“ variiert werden in „Zeitvorsprung ist Geld“. Dieser Aspekt soll im folgenden Exkurs kurz behandelt werden. <?page no="183"?> 162 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Exkurs: Zeitknappheit bei Anbietern - Auswirkungen beim Nachfrager Dass kaum noch Zeit für ausgiebige Tests der Produkte zur Verfügung steht, belegt die steigende Zahl von Rückholaktionen verschiedenster Anbieter. Beispiele für Rückholaktionen sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Lenovo: Rückruf von 200.000 Akkus des Zulieferers Sanyo, da sie in den Note- • books häufig verschmorten; Canon: die US-amerikanische Filiale musste die Digital-Kamera Modell A530 • und A540 zurückrufen, da eine falsch eingesetzte Feder im Deckel des Batteriefaches einen Kurzschluss auslösen konnte; Leica: die Digital-Kamera M8 musste zurückgerufen werden, da auf Fotos un- • gewollt Streifen erschienen; Philips: Rückruf von Millionen Stück ihres Verkaufschlagers „Senseo“ wegen • eines fehlerhaften Sicherheitsventils, im Quartal 1 / 09 wurden dafür 30 Mio. Euro zurückgestellt. Neueste Entwicklungen zeigen aber auch das eine Produkt(weiter)entwicklung bzw. Problemlösung mehr oder weniger umfangreich mit den zukünftigen Endverbrauchern bzw. Nutzern gemeinsam durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang sind die Begriffe Interaktive Wertschöpfung, Crowdsourcing, Kollektive Intelligenz zu nennen. Die früher vollständig vom Unternehmen dominierte Wertschöpfung wandelt sich hierbei in der Weise, dass die potenziellen zukünftigen Kunden bzw. Nutzer eine aktivere Rolle übernehmen, sodass am Ende quasi von einer Co-Kreation der Leistung gesprochen werden kann. Dabei stellt ein Unternehmen eine Aufgabe bzw. ein Problem in ein offenes, undefiniertes Netzwerk von Kunden bzw. Nutzern. Diese werden dann zur Mitwirkung aufgerufen. Für den Anbieter bedeutet dies einen Zuwachs an - exogenen - Problemlösern und ggf. eine zeitliche Verkürzung der Problemlösung und Kostenersparnisse. 60 Für den gegenwärtigen Problemlöser und die zukünftigen Nutzer ist zumindest der Zeitaufwand nicht unerheblich. Inwieweit sich dieser in monetären Größen niederschlägt, ist mitentscheidend dafür, wie hoch die zukünftige Akzeptanz dieses Instruments sein wird. Denn es kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich die Prozessteilnehmer aus rein idealistischen Gründen beteiligen, vielleicht allerdings aus Gründen der Technikbegeisterung (wie z. B. bei Apple iPhone). Deutlich wird auch, dass hierbei - partiell - die Grenzen zwischen Produzent und Nachfrager fließend werden. 60 vgl. dazu auch: www.mystarbucksideas.com; www.ideastorm.com <?page no="184"?> 163 6.4 Gesellschaft und Konsumwandel Für den „normalen“ Verbraucher gewinnt die Entscheidung an Bedeutung: Wann kaufe ich? kurz nachdem das neue Produkt auf dem Markt ist, mit der Gefahr, ein tech- • nisch noch nicht vollständig ausgereiftes Produkt zu erwerben und von Rückholaktionen betroffen zu sein; oder später, nachdem die „Kinderkrankheiten“ des Produkts behoben sind, dass Pro- • dukt aber nicht mehr ganz neu ist. Das nachfolgende „Schaubild“ fasst den Sachverhalt zusammen. Produktpreis - Versteckte Kosten - erhöhter Entscheidungszwang - Zeitknappheit 61 61 vgl. zum Aspekt der Zeit und der Zeitallokation, Luckenbach und Becker Schaubild 6.7: Entscheidungszwang und knapper werdende Zeit für den Verbraucher entstehen auch versteckte Kosten Konsequenzen auf Verbraucherseite Konsequenzen auf Anbieterseite • Einsatz mentaler und psychischer Energie • Raumkosten • Einsatz von Zeit • Informations- und Suchkosten • Orientierungs- und Verständigungskosten für den Anbieter tendieren temporäre Wettbewerbsvorteile mit erhöhten Gewinnchancen gegen Null • Verlagerung von Kosten auf die Verbraucher • weniger Zeit für ausgiebige Tests mit der Gefahr von Rückrufaktionen Maximierung der Kannzeit Minimierung der Musszeit • Integration der Zeitvorteile in Produkte und Dienstleistungen • Ermittlung zukünftiger Zeitvorteile und der Bereitschaft der Verbraucher, dafür zu zahlen Zeit wird immer knapper in Form von deshalb Erhöhte Angebotsvielfalt führen zu einem erhöhten Entscheidungszwang der Preis gewinnt dadurch an Bedeutung Erleichterte Zugänglichkeit Informationen <?page no="185"?> 164 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen 6.5 Zusammenfassung Haushaltstheorie und andere wissenschaftliche Disziplinen Erklärung des Verbraucherverhaltens Homo oeconomicus Psychologische Erklärungsansätze Soziologische Erklärungsansätze Snob-Effekt Nachahmungseffekt Veblen-Effekt Giffen-Fall Qualitätsvermutungseffekt Gesellschaft und Konsumwandel Verändertes Konsumverhalten im Laufe der Zeit Angebotsvielfalt, erhöhter Entscheidungsdruck, Knappheit der Zeit 6.6 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Die Haushaltstheorie geht vom Menschenbild des homo oeconomicus und einem streng zweckrational ausgerichtetem Entscheidungsverhalten nach dem ökonomischen Prinzip aus. Warum ist die Erklärungskraft dieses Ansatzes jedoch eingeschränkt. Aufgabe 2: Ein Ehepaar (31 und 33 Jahre alt) ohne Kinder plant den Kauf eines neuen Autos. Beschreiben Sie an diesem Beispiel den „Prozesscharakter der Kaufentscheidung“. Beachten Sie dabei u. a. die folgende Stichworte: Finanzielle Aspekte, Kinder. Aufgabe 3: Erläutern Sie den Snob-Effekt a) bei einer Preissenkung b) bei einer Preiserhöhung c) Suchen Sie nach einem Beispiel, durch das dieser Effekt verdeutlicht werden kann. <?page no="186"?> 165 6.6 Kontrollaufgaben Aufgabe 4: Erläutern Sie den Nachahmungseffekt und suchen Sie nach einem Beispiel, durch das dieser Effekt verdeutlicht werden kann. Aufgabe 5: Erläutern Sie den Veblen-Effekt und suchen Sie nach einem Beispiel, durch das dieser Effekt verdeutlicht werden kann. Aufgabe 6: Analysieren Sie den nachfolgenden Artikelauszug. „Der Einzelne strebt vor allem nach Besitz, wenn der zur Grundlage öffentlichen Ansehen geworden ist ( … ) Der sparsame Kleinwagen wird also erst dann gekauft, wenn es als imagefördernd gilt, ein solches Auto zu fahren. Oder umgekehrt: Solange auf der Straße SUVs dominieren, werden weiterhin Bürger zum Kauf solcher Großgefährte motiviert. Und das nicht nur um des Status willen: Ein schwerer Wagen verspricht mehr Sicherheit, und je mehr Bürger einen haben, desto mehr meint man, auch einen zu brauchen“. Aus: Cerstin Gammelin, Freiwillig war früher, Die Zeit, Nr. 33, 9. Aug. 2007, S. 26 Aufgabe 7: Beim Kauf eines Computers werden häufig die Installation der Soft-Ware, die „Verkabelung“ und der Aufbau des Funk-Netzes von Käufer selbst vorgenommen. Verdeutlichen Sie an diesem Beispiel den Einsatz persönlicher Ressourcen, der versteckte Kosten enthält. Aufgabe 8: Analysieren Sie den nachfolgenden Artikelauszug und überlegen Sie, inwiefern Sie persönlich schon einmal in einer solchen Situation waren. „Für eine Studie wurde in ein Warenhaus ein Regal mit 60 Marmeladensorten gestellt, dann eins mit sechs Sorten. Vor dem Regal mit den 60 Marmeladen blieben die Kunden fünfmal so lange stehen; vom Regal mit den sechs Sorten kauften sie jedoch zehnmal so häufig. Vor dem Überangebot kapitulierte der Konsument, er kann sich einfach nicht mehr entscheiden. Der amerikanisch Psychologe Berry Schwartz hat sogar nachgewiesen, dass die stetig zunehmende Wahlfreiheit die Menschen depressiv statt zufrieden macht. Das permanente Entscheiden verursacht beim Konsumenten zu viel Stress“. Kerstin Kohlenberg, Am Ende der Kauflust, Die Zeit Nr. 42 / 2004, 07. Okt. 2004 <?page no="187"?> 166 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen 6.7 Literatur 6.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 6 Blumenberg, Hans Lebenszeit und Weltzeit Frankfurt 2001 Kein Wirtschaftsbuch im engeren Sinne, bietet jedoch eine Vielzahl von interessanten Einblicken zum Thema „Zeit - Wirtschaft und Konsum“. Bosshart, David Billig, Frankfurt 2004 Prägnant formulierte Darstellung, wie die Lust und die Sucht nach Discount die Wirtschaft und die Gesellschaft verändern werden. Busse, Tanja Die Einkaufsrevolution, München 2006 Im Buch wird versucht, eine „Einkaufsrevolution“ durch den „politischen Konsumenten zu initiieren. Anhand einer Vielzahl von Beispielen - aus fast allen Konsumgüterbereichen - werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich Verbraucher engagieren könn(t)en, aber auch beschrieben, warum sie es häufig nicht tun. Erlei, Mathias; Leschke, Martin; Sauerland, Dirk Neue Institutionenökonomik, Stuttgart 2007 Im Buch wird die Institutionenökonomik umfassen und gut verständlich dargestellt Frey, Bruno Ökonomie ist Sozialwissenschaft. Die Anwendung der Ökonomie auf neue Gebiete, München 1990 Lehrbuch Jensen, Robert T.; Miller, Nolan Giffen Behavior: Theory And Evidence, CID Working Papers No.148, July / Dec 2007, Center for International Development at Harvard University Erste Studie, in der empirische Daten - aus den chinesischen Provinzen Gansu und Hunan für die Produkte Reis und Weizen - das Giffen-Verhalten belegen (mit zahlreichen Grafiken und umfangreichen Daten). Kirchgässner, Gebhard Ökonomie als imprial(istisch)e Wissenschaft - Zur Anwendung des ökonomischen Verhaltensmodells in den benachbarten Sozialwissenschaften, Jahrbuch für neue politische Ökonomie, 1988, Band 7, Umfassende Darstellung des ökonomischen Verhaltensmodells in den Sozialwissenschaften <?page no="188"?> 167 6.7 Literatur Koenker, Roger Was Bread Giffen? The Demand for Food in England circa 1790, The Review of Economics and Statistics, Band 59 (2) 1970, S. 225 - 229 Im Artikel wird die Situation der englischen Landbevölkerung um 1790 bezüglich der Fragestellung „Ist Brot ein Giffen-Gut? “ analysiert. Aufgrund der mathematischen Analyse ist die Fragestellung zu verneinen. Richter, Rudolf; Furobotn, Erik Neue Institutionenökonomie, Freiburg 1996 Allgemeine Einführung in das Themengebiet der Institutionenökonomie Tigges, Claus Chinesen sind anders, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 02. 09. 2007, S. 38 Kurze Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse von Robert Jensen und Nolan Miller. Veblen, Thorstein Theorie der feinen Leute, Ein ökonomische Untersuchung der Institution, Frankfurt 2007 (Neuauflage) Dieses Buch (1899 erstmals erschienen) analysiert aus der Sicht eines Außenseiters der Ökonomie die Welt der Reichen. Darin wird ein farbiges Portrait der US-amerikanischen Oberschicht beschrieben, die zwar nicht produktiv arbeitet, trotzdem reich ist und ihren Konsum demonstrativ zur Schau stellt. 6.7.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 6 62 Abelshauser, Werner Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945, München 2004 Standardwerk zur deutscher Wirtschaftsgeschichte nach 1945 Akerlof, George; Shiller, Robert Animal Spirits, Frankfurt 2009 Die Autoren verstehen darunter ein „Element der Rastlosigkeit und Widersprüchlichkeit“. Detailliert führen sie die folgende Aspekte dazu auf: Vertrauen, das Verlangen der Menschen nach Fairness, die Versuchungen zu korruptem und unsozialem Verhalten, Geldillusion und den Wunsch der Menschen, in Geschichten zu denken. Für ihre Forderung nach einer neuen / besseren Theorie zum Verstehen der Wirtschaft liefern sie allerdings in vielen Punkten keine Beweise. 62 siehe die Anmerkung zu Kapitel 1 (Vertiefende Literatur) <?page no="189"?> 168 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Becker, Gary Stanley A Theory of the Allocation of Time, The Economic Journal, Vol. 75, No. 299 (Sept. 1965, S. 493 - 517) Der Autor - Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 1992 - befasst sich in dem Artikel grundlegend mit der Frage, wie die Zeit zwischen Arbeitszeit, Konsumzeit und Freizeit aufgeteilt und welche Überlegungen dazu angestellt werden soll(t)en. Im Rahmen seiner - auch mathematisch - angelegten Analyse arbeitet er auch mit Grenzkosten und Grenznutzen von Arbeit, Freizeit und Produkten. Baumann, Zygmunt Flüchtige Moderne, Frankfurt 2003 Umfassende Analyse der modernen Gesellschaft. Für die hier betrachteten volkswirtschaftlichen Aspekte ist primär das Kapitel Arbeit, und darin der „Exkurs: Eine kurze Geschichte des Aufschubs“ (S.184 - 189) interessant. Dougan, William R. Giffen Goods and the Law of demand, The Journal of political Economy, Band 90 (4) 1982, S. 809 - 815 Der Artikel setzt sich eher mathematisch und theoretisch mit der Existenz von Giffen-Gütern auseinander und versucht die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Güter zu bestimmen. Fehr, Ernst Mit Neuroökonomik das menschliche Wesen ergründen, Neue Züricher Zeitung, 25. Juni 2005 Darstellung des Konzepts der Verlustaversion und der Fairnesspräferenzen mit ihren Konsequenzen für die Ökonomie. Fickinger, Nico; Horn, Karen Das Gehirn entscheidet anders, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Okt. 2007, S, 13 Darstellung einer Reihe von Experimenten mit denen sich die Neuroökonomie beschäftigt. Diese junge Forschungsrichtung ermöglich ein realistischeres Verständnis menschlicher Motivation zu bekommen und somit auch das Modell des homo oeconomicus zu relativieren. Foscht, Thomas, Swoboda, Bernhard Stichwort Käufer- und Konsumentenverhalten, in Gablers Wirtschaftslexikon, 2004, 16. Auflage, online verfügbar unter http: / / wirtschaftslexikon.gabler.de/ Definiton/ kaeufer-undkonsumentenverhalten.html Kurze und prägnante Überblicksdarstellung der aktuellen theoretischen Erklärungsansätze der Käufer und Konsumentenverhalten, inklusive zahlreicher Abbildungen Fuchs, Christian Rebellen im Schlussverkauf, Die Zeit, Nr. 23, 28. Mai 2009 Darstellung des Konzepts der „Guerilla-Läden“ und wie damit die Konsumlaune der Kunden gesteigert werden soll. <?page no="190"?> 169 6.7 Literatur Heuser, Uwe Jean Armer Homo oeconomicus, Die Zeit, Nr. 9, 25. Feb. 1999, S. 47 Der Mensch in einer immer hektischer werdenden Welt: Wie er sein Verhalten ändern muss, wie ein ständiges Abwägen und Entscheiden erforderlich wird, wie er darunter leidet. Soll der Verlust der Stabilität bedauert oder der Gewinn an Selbstbestimmung gepriesen werden? Hintermeier, Hannes Wir Preisverrückten, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. März 2003, S. 37 Kurze Beschreibung des Kundenverhalten beim Discounter (primär dargestellt am Beispiel ALDI). Das bedingungslose Jagen nach dem ultimativen Schnäppchen überlagert alle anderen Verhaltensweisen. Fragen nach der Nachhaltigkeit oder nach der Massentierhaltung stellt sich der gewöhnliche Discouter-Kunde selten oder gar nicht. Lindstrom, Martin Buy-ology, Frankfurt 2009 Darstellung der bisher umfangreiches Untersuchung zum Neuromarketing. Leibenstein, Harvey Bandwagon, Snob, and Veblen Effects in the Theory of Consumers’ Demand, The Quarterly Journal of Economics, Vol. 64, No. 2 (May 1950), S. 183 - 207 Umfassende - in Teilen mathematisch orientierte - Darstellung der drei Effekte des Nachfrageverhaltens. Der Artikel enthält - m. W - erstmals eine detaillierte Analyse und grafische Darstellung der besonderen Effekte des Nachfrageverhaltens. Luckenbach, Helga Grundlagen der Theorie der Zeitallokation, Das Wirtschaftsstudium Wisu, 7 / 1978, S. 21 - 27 Kurze und prägnante, gut lesbare Darstellung der unterschiedlichen Aspekte der Theorie der Zeitallokation. Marguier, Alexander Das Luxuslexikon, Köln 2007 Der Untertitel des Buches sagt alles: „Das beste, was für Geld zu haben ist“. In feuilletonistischer Weise werden Beispiele aufgeführt, für was Geld ausgegeben werden kann: Von A wie Anzug, über F wie Fußball-Tisch und J wie Jagdgewehr bis zu Z wie Zigarre. o. V. Laufen ohne Leiden, Zeitschrift test 6 / 2009 Darstellung der Testergebnisse für das Produkt „Laufschuhe“, dabei wurde auch das Kriterium CSR mit bewertet. o. V. CSR, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Juni 2009 und 9. Juni 2010 (Verlagsbeilage) Verlagsbeilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Thema CSR. Umfassende Darstellung, leicht lesbar und mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis versehen. Ottenschläger, Madlen Die Abteilung fürs gute Gewissen, Die Zeit, Nr. 36, 28. Aug. 2008, S. 68 Kurze Darstellung von Beispielen aus dem Bereich Corporate Responsibility <?page no="191"?> 170 Kapitel 6 Die Nachfrage: Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Rosa, Hartmut Beschleunigung, Frankfurt 2005 Faktenreiches Buch über die Veränderungen der Zeitstrukturen in der Moderne. Das Buch bietet eine soziologische Gesamtsicht, die eine systematische Einbettung von Zeit und Beschleunigung in eine Theorie der Moderne vorlegt. Spehr, Michael Die Ratlosigkeit des Menschen im Dickicht des Digitalen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Sept. 2006 Darstellung der Leiden der Konsumenten an der modernen Technik. Die neue Technik - speziell der Unterhaltungselektronik - wird zunehmend zum Selbstzweck und zum Albtraum der Bevormundung. Speitkamp, Winfried Der Rest ist für Sie! Stuttgart 2008 Eine kleine Geschichte der Sitte, Trinkgeld zu zahlen, mit historischer und soziologischer Ausrichtung. Wehler. Hans-Ulrich Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Band 5, 1949 - 1990, München 2008 Umfassende Darstellung der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland aus dem Blickwickel der Geschichte als historische Sozialwissenschaft. Besonders interessant sind die Beschreibungen der Entwicklung der Konsumgesellschaft nach dem Krieg (Kap III A) und die umfassende Analyse der sozialen Ungleichheit (Kap. IV). Weinrich, Harald Knappe Zeit, München 2004 Kein Wirtschaftsbuch im engeren Sinne, bietet jedoch eine Vielzahl von interessanten Einblicken zum Thema „Zeit - Wirtschaft und Konsum“ <?page no="192"?> Überblick 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen Leitfragen • Wie wirken sich besondere Marktformen auf das Verhalten der Unternehmen aus? Ist mit einer umfangreichen Verhaltensänderung zu rechnen oder eher mit einer geringeren? • Wie wirken sich neue preispolitische Maßnahmen auf die Verbraucher aus? Ist mit einer Schlechterstellung der Verbraucher zu rechnen oder mit einer Besserstellung? Angebotsmonopol auf dem vollkommenen Markt Angebotsmonopol auf dem unvollkommenen Markt Monopolistischer Preisspielraum Neue Preisstrategien Mengenbzw. Preisfixierer zeitliche Differenzierung räumliche Differenzierung persönliche Differenzierung sachliche Differenzierung zeitliche Präferenzen räumliche Präferenzen persönliche Präferenzen sachliche Präferenzen Preisveränderungen in „Echtzeit“ <?page no="193"?> 172 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen 7.1 Erweiterungen der elementaren Analyse Auch beim Angebot macht ein Vergleich zwischen den im Schaubild 1.6 aufgestellten Forderungen nach der Abdeckung eines möglichst großen Teils der - wirtschaftlichen - Realität durch ein Modell und der im Kapitel 4 durchgeführten - elementaren - Analyse des Angebots Defizite deutlich. 7.2 Angebotsmonopol auf vollkommenen und unvollkommenen Märkten Zu unterscheiden sind hier die Möglichkeiten, die den Anbietern auf vollkommenen und auf unvollkommenen Märkte zur Verfügung stehen. Prämissen des vollkommenen Marktes: die Marktteilnehmer verfolgen das Ziel der Nutzenbzw. Gewinnmaximierung; • die Zugänge zum Markt sind nicht behindert; • alle Marktteilnehmer haben eine vollständige Markttransparenz; • alle Marktteilnehmer sind frei von sachlichen und persönlichen Präferenzen; • alle Marktteilnehmer passen sich geänderten Marktbedingungen schnell an. • Wird eine der Prämissen nicht erfüllt, es wird von einem unvollkommenen Markt gesprochen. 7.2.1 Angebotsmonopol auf dem vollkommenen Markt Als erstes werden die Möglichkeiten dargestellt, die einem Angebotsmonopolisten auf einem vollkommenen Markt zur Verfügung stehen. Bei der Betrachtung sollen die folgenden Prämissen gelten: Es stehen sich ein Anbieter und viele Nachfrager auf einem Markt gegenüber, • unter ihnen finden keinerlei Absprachen statt; Folgende Bedingungen des vollkommenen Marktes sind erfüllt: • - Anbieter und Nachfrager haben keine Präferenzen und völlige Markttransparenz - Homogenes Gut, Substitutionsgüter existieren nicht. Konsequenz dieser Annahmen ist einerseits, dass ein Anbieter die gesamte Nachfrage auf sich vereint und jeder • Nachfrager nur einen sehr kleinen Marktanteil hat, andererseits, dass auf dem Markt nur ein einheitlicher Preis existiert. • <?page no="194"?> 173 7.2 Angebotsmonopol auf vollkommenen und unvollkommenen Märkte Der Begriff „Monopol“ wird häufig in der Literatur als Synonym für ein Angebotsmonopol genutzt. Dieser Verwendung wird in den nachstehenden Ausführungen gefolgt. In der Realität der Marktwirtschaft ist ein Angebotsmonopol jedoch relativ selten, und das aus mehreren Gründen: Imitation: Wenn es sich um einen Markt handelt, auf dem geringe Marktzu- • trittsschranken gelten, treten im Laufe der Zeit Konkurrenten auf; Substitution: Es entstehen Substitutionsgüter zum Gut des Monopolisten; • Gesetzliche Aktivitäten: Der Gesetzgeber agiert bzw. reagiert mit Gesetzen auf • die Gefahr der Entstehung von Monopolen. Wenn Angebotsmonopole in der Realität auch selten vorzufinden sind, so können aus der Monopolpreisbildung im Modell wichtige Erkenntnisse für die Absatzpolitik von marktbestimmenden Unternehmen und für die Wohlfahrt einer Volkswirtschaft gezogen werden. Somit stellt sich die Frage nach dem Zustandekommen des Preises und nach seiner Höhe. Wenn der einzige Anbieter am Markt der Monopolist ist, ergibt sich daraus, dass die zu einem bestimmten Preis angebotene Menge identisch ist mit der zu diesem Preis am Markt nachgefragten Menge. Dieses bedeutet: Gesamtnachfragekurve = Gesamtangebotskurve, die Preis-Absatz-Funktion entspricht der Nachfragefunktion. Dem Monopolisten gehört quasi die gesamte Nachfrage. Die Preis-Absatz-Funktion ist die funktionale Beziehung zwischen Preis und Absatzmenge. In ihrer allgemeinen Form lautet sie x = f (P). Sie hat einen linearen Verlauf. Der Schnittpunkt mit der Ordinate stellt den Höchstpreis (Prohibitivpreis) mit einer Menge von Null dar, der Schnittpunkt mit der Abszisse stellt die Sättigungsmenge mit einem Preis von Null dar. Abbildung 7.1: Allgemeine Preis-Absatz-Funktion Preis Höchstpreis Menge Sättigungsmenge <?page no="195"?> 174 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen Bei der vollkommenen Konkurrenz müssen Anbieter und Nachfrager den sich am Markt jeweils ergebenden Preis akzeptieren. Beim Angebotsmonopol ist das anders. Hier hat der Monopolist zwei Alternativen: • Preisfixierer: Er legt den Preis fest und muss die sich daraus ergebende Menge akzeptieren. Somit entscheiden die Nachfrager und ihre Kaufbereitschaft über die zu produzierende und absetzbare Menge; • Mengenfixierer: Er legt die Menge fest und muss den sich daraus ergebenden Preis akzeptieren. Somit entscheiden die Nachfrager durch ihr Verhalten (Versteigerungsverhalten) über den Preis des angebotenen Gutes. Ein Angebotsmonopolist kann auf dem Markt für das von ihm angebotene Gut entweder den Preis oder die Menge fixieren. Aktionsparameter ist i. d. R. die Absatzmenge, weniger der Absatzpreis. Deshalb gilt allgemein: P = f (x). Als lineare Funktion kann die Preis-Absatz-Funktion wie folgt beschrieben werden: P = a - b x Der Wert a stellt dabei den Schnittpunkt mit der Ordinate dar (Höchstpreis, Prohibitivpreis), b ist das Steigungsmaß. Die beim Preis von Null nachgefragte Menge (Sättigungsmenge) stellt den Schnittpunkt mit der Abszisse dar. Innerhalb dieses Intervalls kann der Monopolist seine Preise reduzieren, wobei sich dann die Nachfragemenge bis zum Maximum (Sättigungsmenge) erhöht. Verallgemeinernd kann gesagt werden: Je niedriger der vom Monopolisten geforderte Preis ist, desto höher ist die nachgefragte und abgesetzte Menge. Bei der Entscheidung kann der Monopolist nicht jede Menge bzw. jeden Preis fixieren. Er ist zwar autonomer Preisbzw. Mengenfixierer, muss jedoch bei seinen Entscheidungen die Reaktion der Nachfrager berücksichtigen. Analog zu den im Kapitel 2.7.2 definierten Kosten und Kostenverläufen ist in der nachfolgenden Tabelle die Kostensituation des Angebotsmonopolisten dargestellt. Es wird davon ausgegangen, dass Nachfrage- und Kostenfunktion des Unternehmens bekannt sind, • der Monopolist das Ziel der Gewinnmaximierung verfolgt, • Kapazitätsbegrenzungen und finanzielle Engpässe nicht vorhanden sind. • Folgende Preisfunktion soll dieses verdeutlichen: P = a - b x P = 20 - 2 x Es handelt sich hierbei um eine Differenzbetrachtung, nicht um eine Differenzialbetrachtung. Erlöse = Menge · Preis <?page no="196"?> 175 7.2 Angebotsmonopol auf vollkommenen und unvollkommenen Märkte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Menge X Preis P Erlöse Fixe Kosten K f Variable Kosten K v Gesamtkosten K Gewinn/ Verlust Grenzkosten (K ′ ) Grenz- Erlöse (E ′ ) Durchschnittskosten DK 1 18 18 5 1 6 12 1 14 18 2 16 32 5 2 7 25 1 10 16 3 14 42 5 3 8 34 1 6 14 4 12 48 5 4 9 39 1 2 12 5 10 50 5 5 10 40 1 -2 10 6 8 48 5 6 11 37 1 -6 8 7 6 42 5 7 12 30 1 -10 6 8 4 32 5 8 13 19 1 -14 4 9 2 18 5 9 14 4 1 -18 2 10 0 0 5 10 15 -15 1 0 Tabelle 7.1: Kostensituation eines Angebotsmonopolisten Abbildung 7.2: Preis-Absatz-Funktion (Beispielaufgabe) Preise Menge 1 2 3 4 4,75 x 1 = Cournot‘sche Menge Cournot‘scher Punkt PAF 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Genzerlöse E ′ GK <?page no="197"?> 176 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen Abbildung 7.3: Gewinnmaximaler Preis im vollkommenen Angebotsmonopol Kosten, Preise, Erlöse Menge 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 4,75 K Gesamtkosten Erlösmaximum bei 5 Erlöse Gewinn-/ Verlust-Kurve 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 K f fixe Kosten <?page no="198"?> 177 7.2 Angebotsmonopol auf vollkommenen und unvollkommenen Märkte Für das Verständnis des Verhaltens eines Monopolisten ist es zunächst wichtig zu erkennen: Die Grenzerlöse sind stets kleiner als der Preis (P) des Produktes. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass für diese Marktform eine fallende Nachfragekurve gilt. Die Durchschnittkosten entsprechen immer dem Preis. Die Produktions- und Absatzsteigerungen des Monopolisten haben stets zwei Wirkungen auf die Gesamterlöse: Mengeneffekt: Menge steigt, da mehr verkauft wird; • Preiseffekt: Preis geht zurück. • Die sich aus einer Preiserhöhung ergebenden „Erlösschmälerungen“ sind zunächst geringer als die durch die erhöhte Absatzmenge resultierenden „Erlöszuwächse“. Dieses lässt sich durch die positiven Grenzerlöse in Spalte 9 erklären. Die Gesamterlöse steigen bis zu einer abgesetzten Menge von 5 Stück. Diese Entwicklung dreht sich ins Gegenteil, wenn die Grenzerlöse negativ werden. Die aus der Preissenkung resultierenden „Erlösschmälerungen“ werden durch die sich dadurch ergebende erhöhte Absatzmenge und deren „Erlöszuwächse“ nicht mehr ausgeglichen. Erhöht der Monopolist seine Produktion um eine Mengeneinheit, muss er den Preis senken. Dieses bedeutet jedoch, dass er für alle Produkte nur diesen niedrigen Preis erzielt (Durchschnittserlöse = Preis). Im Gegensatz dazu gilt bei vollkommener Konkurrenz, dass beliebige Mengen zum Marktpreis verkauft werden können. Ein Preiseffekt tritt hier nicht auf. Das Gewinnmaximum ist beim Angebotsmonopol erreicht, wenn Grenzkosten und Grenzerlöse gleich sind (E′ = K′). Dieser Punkt wird Cournot’scher Punkt genannt. Der französische Nationalökonom Antoine Augustin Cournot hat diesen Punkt als erster mathematisch formuliert und bewiesen. Definition Cournot‘scher Punkt: Punkt, der durch die vertikale Projektion des Schnittpunkts der Grenzerlöskurve mit der Grenzkostenkurve auf der Nachfragekurve entsteht. Cournot, Antoine Augustin: 1801 - 1877, französischer Volkswirtschaftler, Mathematiker und Philosoph. Der Cournot’sche Punkt ist der Punkt, in dem die maximale Differenz zwischen den Erlösen und den Kosten erreicht ist (Gewinnmaximum). Die Bedingung für die Gewinnmaximierung lautet somit: E′ = K′. <?page no="199"?> 178 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen Bezüglich der Gewinnmaximierung besteht eine Gemeinsamkeit zwischen der vollkommenen Konkurrenz und dem Angebotsmonopol. Bei beiden Marktformen gilt E′= K′. Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied. Bei vollständiger Konkurrenz entspricht der Preis den Grenzkosten, beim Angebotsmonopol liegt der Preis höher als die Grenzkosten. Vollkommene Konkurrenz (Polypol): P = E ′ = K ′ Angebotsmonopol: P > E ′ = K ′ Soll die gewinnmaximale Menge ermittelt werden, so ist die Gewinnfunktion zu maximieren, d. h. die erste Ableitung ist gleich Null zu setzen. Die grafische Ermittlung dieses Punktes erfolgt durch die Parallelverschiebung der Gesamtkostenkurve, der Tangentialpunkt ist der Punkt der Gewinnmaximierung. In diesem Punkt haben Gesamterlös und Gesamtkostenkurve das gleiche Steigungsmaß. Aus der bereits bekannten Definitionen von Gewinn (Erlös - Kosten) und der Erlöse (Preis · Menge) lassen sich allgemein die Cournot’sche Menge und der Cournot’sche Preis ermitteln. Produziert der Monopolist die - vergleichsweise - geringe Menge M a (= 3 Stück), so kann der durch die Produktionsausdehnung seinen Gewinn erhöhen (E′ > K′). Produziert er die - vergleichsweise - größere Menge M b (= 7 Stück), so kann er durch Produktionseinschränkungen seinen Gewinn steigern (E′ < K′) Erläuterung Gleichung für den Gewinn gilt 1) G = E - K für den Erlös gilt 2) E = P · x aus Gleichung 1 und 2 ergibt sich 3) G = P · × - K für eine linear fallende Preis-Absatz-Funktion gilt 4) P = a - b x wird Gleichung 4 in Gleichung 3 eingesetzt so ergibt sich 5) G = (a - b x) · × - K durch umformen (ausmultiplizieren) erhält man die Gewinnfunktion 6) G = a x - b x 2 - K das Gewinnmaximum ergibt sich durch die 1. Ableitung von Gleichung 6 7) 2 b x = a - K ′ die Cournot’sche Menge x c ergibt sich dann durch Auflösung nach x 8) x c = a - K ′ / 2 b für die Ermittlung der gewinnmaximalen Preisforderung wird Gleichung 4 in Gleichung 8 eingesetzt 9) P = a - b (a - K ′ ) __ 2 b <?page no="200"?> 179 7.2 Angebotsmonopol auf vollkommenen und unvollkommenen Märkte Die gewinnmaximale Preisforderung P c ergibt sich aus P = a - b x P = a - b a - K ′ _ 2 b P = a - a - K ′ _ 2 = 2 a _ 2 - a - K _ 2 P = 2 a - a + K ′ __ 2 10) P c = a + K ′ _ 2 Schaubild 7.1: Ermittlung der Cournot’schen Menge und der gewinnmaximalen Preisforderung, vgl. auch Abb. 7.2 Für die verwendeten Zahlen der Tabelle ergibt sich dann X c = 20 - 1 __ 2 · 2 P c = 20 + 1 __ 2 X c = 4,75 P c = 10,5 Für eine Beurteilung von Monopolisten ist die Frage zu klären, inwieweit diese Marktform besondere Wohlfahrtsverluste mit sich bringt, da sie soziale und volkswirtschaftliche Kosten verursacht. Ein Unternehmen im Wettbewerb verlangt einen Preis, der den Grenzkosten entspricht, der Monopolist verlangt einen höheren Preis. Dieser Aspekt verdeutlicht bereits, dass von Seiten der Verbraucher ein Monopol nicht wünschenswert ist. Die makroökonomische Partialanalyse muss jedoch möglichst zu einer Totalanalyse als Beurteilungsrahmen ausgedehnt werden. Die hohen Monopolpreise stellen einerseits auf Seiten der Nachfrager einen Nachteil dar, andererseits auf Seiten der Produzenten einen Vorteil, d. h. vom Standpunkt des Eigentümers ist ein Monopol eine durchaus wünschenswerte Marktform. Vom gesellschaftlichen Standpunkt aus muss gefragt werden: Was überwiegt? Der Vorteil des Produzenten oder die Nachteile der Verbraucher? Zur Beantwortung der Frage kann auf die im Kapitel 9 näher erläuterten Begriffe Produzenten-, Konsumenten- und Gesamtrente verwiesen werden. Im folgenden werden sie nur kurz erläutert. Bei der Konsumentenrente (Käufernutzen) handelt es sich um den Unterschiedsbetrag zwischen dem Preis, den der Nachfrager zu zahlen bereit ist und dem, den er tatsächlich am Markt zahlen muss. Die Produzentenrente (Verkäufernutzen) ist der Unterschiedsbetrag zwischen dem Marktpreis abzüglich der Kosten. Demzufolge wäre die Gesamtrente (Addition beider Renten) zur Beurteilung des Monopolproblems heranzuziehen. Definition Allokation: Verteilung bzw. Zuweisung von Produktionsfaktoren auf verschiedene Verwendungszwecke. Da die Ressourcen knapp sind, ist eine effiziente Zuweisung / Verteilung bedeutsam. <?page no="201"?> 180 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen Auf dem vollkommenen Markt stellt sich ein Marktgleichgewicht (vgl. Kap. 1.2.1) zwischen Angebot und Nachfrage ein. Dieses wird als wünschenswertes Ergebnis beurteilt. Eine „unsichtbare Hand“ (Adam Smith) leitet die Allokation der Ressourcen so, dass das Ergebnis - die Gesamtrente - ein Maximum erreicht. Das Monopol jedoch führt zu einer anderen Allokation, sodass das Wohlfahrtsmaximum verfehlt wird. Die Ineffizienz des Monopols kann mit den hohen Monopolpreisen analysiert werden. Die Marktnachfrage stellt eine gegenläufige Verbindung zwischen Preis und Menge dar. Es korrelieren somit eine - ineffizient - niedrigere Menge mit einem - ineffizient - hohen Preis. Der Monopolist setzt seinen Preis über den Grenzkosten fest (P m ). Dieses bedeutet, dass einige potenzielle Nachfrager, deren Zahlungsbereitschaft höher als der Preis P a (= Grenzkosten), aber geringer als der Monopolpreis P m ist, nicht zum Zuge kommen. Der von diesen Konsumenten veranschlagte Güterwert ist höher als die Grenzkosten, d. h. der Marktpreis ist ineffizient. Dieser Preis ist dafür verantwortlich, dass einige Käufe nicht getätigt werden können. Das Ergebnis der Analyse ist ähnlich dem von Steuern und dem sich daraus ergebenden Nettowohlfahrtsverlust. Der Monopolist wirkt quasi wie ein privater Steuereintreiber, zwischen Kosten und Nutzen hat er einen Keil getrieben. Abbildung 7.4: Monopolmenge und Nettowohlfahrtsverlust Preise Menge Monopolmenge Effizienzmenge Cournot‘scher Punkt Nettowohlfahrtsverlust ABC A C B P m P a Grenzerlöse Grenzkosten <?page no="202"?> 181 7.2 Angebotsmonopol auf vollkommenen und unvollkommenen Märkte Die Wohlfahrt umfasst allerdings Konsumenten- und Produzentenrente. Die Gesamtrente teilt sich somit auf in eine Produzentenrente (für den Monopolisten) und die Konsumentenrente (für viele Konsumenten). Zahlen die Konsumenten aufgrund der Marktmacht einen - zu - hohen Preis, so reduziert sich dadurch die Konsumentenrente, die Produzentenrente steigt jedoch entsprechend. Die Gesamtrente bleibt unverändert, wenn sie auch anders zusammengesetzt ist. Das Kernproblem liegt auf der Ebene der Gütermenge. Der Monopolist produziert und verkauft eine Gütermenge, die geringer ist als die Menge, die für das volkswirtschaftliche Maximum an Wohlfahrt und Gesamtrente erforderlich ist. Insofern drückt der Nettowohlfahrtsverlust aus, um wie viel die Wohlfahrt aufgrund des Monopolpreises geringer ist. 7.2.2 Angebotsmonopol auf dem unvollkommenen Markt Der entscheidende Unterschied zum vorigen Kapitel besteht darin, dass dem Angebotsmonopolisten auch auf unvollkommenen Märkten Möglichkeiten für unterschiedliche Preise zur Verfügung stehen. Die Analyse im vorigen Kapitel führte zu dem Ergebnis, dass der Monopolist zu einem einzigen Preis am Markt seine Produkte verkaufen kann. Der Angebotsmonopolist kann jedoch dann seinen Gewinn steigern, wenn er das gleiche Gut zu unterschiedlichen Preisen an unterschiedliche Käufergruppen verkaufen kann. Er führt dann eine Preisdifferenzierung am Markt durch. Beispiele: Der Studentin Cara Geppel fährt täglich von ihrem Heimatort mit der Bahn zur Universität Bielefeld. Der kaufm. Angestellte Jörg Weter arbeitet in der Universitätsverwaltung und fährt jeden Tag mit ihr im Zug. Da Cara Geppel ein Semesterticket hat, zahlt sie wesentlich weniger als Herr Weter. Während des Spanienurlaubs wird die 9-jährige Tochter von Katarina Pleka krank. Sie kauft das benötigte Medikament in einer Apotheke und wundert sich, dass es wesentlich billiger ist als in ihrem Heimatort in Deutschland. Diese Möglichkeiten der Preisdifferenzierung sind nur auf einem unvollkommenen Markt möglich. Unvollkommen bezieht sich hierbei primär auf die mangelnde Marktransparenz der Nachfrager. Dem Anbieter gelingt es umso eher und leichter eine Preisdifferenzierung durchzuführen je geringer die Markttransparenz der Nachfrager ist (vgl. jedoch auch Kap. 8.5) • je leichter der Markt in unterschiedliche Marktsegmente nach persönlichen, • räumlichen, sachlichen, zeitlichen Gesichtspunkten abzugrenzen ist. <?page no="203"?> 182 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen Der Anbieter muss allerdings auch die Gesamtwirtschaft beachten. Eine schlechte gesamtwirtschaftliche Entwicklung wirkt sich auf die Möglichkeiten der Verbraucher aus, Frühbucherrabatte wahrzunehmen, d. h. dass sich evtl. nur krisenresistente Verbraucher, die sich frühzeitig festlegen können und finanziell abgesichert sind „Frühbucherrabatte leisten können“ (vgl. dazu auch Kap. 3.2.4). Das Schaubild 7.2 führt die unterschiedlichen Arten der Preisdifferenzierung auf, sowie die Kriterien der Marktteilung und verschaulicht dieses mit Beispielen. Art der Differenzierung Kriterien der Marktteilung Beispiele Persönliche Preisdifferenzierung Zugehörigkeit der Nachfrager zu einer Gruppe z. B. Altersgruppe z. B. Nationalität • Studenten / Schüler: sie erhalten ermäßigte Preise im Personennahverkehr, in Freibädern, bei Kulturveranstaltungen • Studiengebühren für Studenten aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern an einigen englischen und schottischen Universitäten, erhöhte Gebühren für Gaststudenten an australischen Universitäten Räumliche Preisdifferenzierung Regionen und Ländern, besondere Orte • Inland-Ausland: Ein Pharmaunternehmen verkauft je nach Land ein Medikament zu unterschiedlichen Preisen; • Lage der Zimmer in Hotelanlagen: höherer Preis bei Zimmern mit Meerblick; • Sitze / Sitzreihen im Flugzeug: höhere Preise bei einigen Fluglinien für Sitze mit größerer Beinfreiheit oder nahe am (Not-)Ausgang. Zeitliche Preisdifferenzierung Zeitpunkt der Nachfrage • Frühbucherrabatte bei Fernreisen bzw. Spätbucherrabatte bei Last-Minute-Reisen • Unterschiedliche Parkgebühren je nach Tageszeit • Unterschiedliche Stromgebühren je nach Tageszeit • Unterschiedliche Preise für Pauschalreisen je nach Ferienzeit in den Bundesländern Sachliche Preisdifferenzierung Verwendungszweck Nachfragemenge Einschätzung durch unterschiedliche Verbrauchergruppen • Unterschiedliche Stromtarife für industrielle und private Verbraucher; • Mengenrabatte; • Qualitätsunterschiede werden durch Werbung vorgetäuscht, sodass Markenartikel und No- Name-Produkte verkauft werden können. Schaubild 7.2: Preisdifferenzierung <?page no="204"?> 183 7.2 Angebotsmonopol auf vollkommenen und unvollkommenen Märkte Erläuterungen zur Abbildung 7.5: Die Situation auf dem Markt ohne Preisdifferenzierung und bei nur bei einem einzigen Preis ist durch den Preis P 1 (= 17,50 EUR) und die Menge M 1 (= 25) gekennzeichnet. Daraus ergibt sich eine Konsumentenrente in Höhe von ABC. Nachfrager Müller hat eine Zahlungsbereitschaft von Preis P 2 (= 25,00 EUR), er erzielt somit eine Konsumentenrente von 7,50 EUR pro Stück (P 2 - P 1 ). Gelingt es dem Anbieter z. B. durch eine sachliche Preisdifferenzierung den Preis auf P 2 zu erhöhen, so schöpft er die Konsumentenrente Abbildung 7.5: Angebotsmonopol und Preisdifferenzierung Preise Menge 5 10 15 20 A B E C F D 25 30 35 40 45 50 55 60 65 5 10 15 20 17,5 25 30 Genzerlöse E ′ K ′ P 1 P 3 M 2 M 1 M 3 P 2 <?page no="205"?> 184 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen dieses Nachfragers ab. Es werden weitere 10 Stück zum Preis von 25,00 EUR gekauft, d. h. dem Anbieter gelingt es, die Konsumenterente BDEF abzuschöpfen. Die Konsumentenrente betrug vor der Preisdifferenzierung ABC, nach der Preisdifferenzierung ADF + FEC. Auch unterhalb des Monopolpreises kann eine Preisdifferenzierung durchgeführt werden. So können z. B. weitere 15 Stück zum Preis P 3 (= 10,00 EUR) verkauft werden. Gesamterlöse ohne Preisdifferenzierung: Gesamterlöse mit Preisdifferenzierung oberhalb des Monopolpreises: Gesamterlöse mit Preisdifferenzierung oberhalb und unterhalb des Monopolpreises: 17,50 EUR × 25 = 437,50 EUR (M 1 × P 1 ) Gesamterlöse: = 437,50 EUR 17,50 EUR × 25 = 437,50 EUR (M 1 × P 1 ) 25,00 EUR × 10 = 250,00 EUR (M 2 × P 2 ) Gesamterlöse: = 687,50 EUR 17,50 EUR × 25 = 437,50 EUR (M 1 × P 1 ) 25,00 EUR × 10 = 250,00 EUR (M 2 × P 2 ) 10,00 EUR × 15 = 150,00 EUR (M 3 × P 3 ) Gesamterlöse: = 837,50 EUR 7.3 Monopolistischer Preisspielraum und neue Preisstrategien Schon seit langem ist es Anbietern auf unvollkommenen Märkten möglich, ihre Preise innerhalb gewisser Grenzen zu variieren indem sie Präferenzen zu ihren Gunsten schaffen. Die neuen Preisstrategien wurden den Anbietern dagegen erst durch die neuen Informationstechnologien und das Internet ermöglicht. 7.3.1 Monopolistischer Preisspielraum, Preisbildung beim Polypol auf dem unvollkommenen Markt Agieren auf einem unvollkommenen Markt viele Anbieter, so bieten sich für sie innerhalb gewisser Grenzen Möglichkeiten einer monopolistischen Preisfestsetzung. Auf einem unvollkommenen Markt für eigentlich gleichartige Güter könnten aus verschiedenen Gründen unterschiedliche Preise entstehen. Beispiele: Der Hobbyhandwerker Michael Lohre benötigt zur Renovierung seiner Wohnung einen speziellen Bohreraufsatz. Da die Granz KG sofort liefern kann, bestellt er ihn dort. Die Familien Hauser und Dorfer machen ihren Einkauf einmal in der Woche im Supermarkt am Stadtrand. Dort ist ein großer Parkplatz, die Zu- und Abfahrten sind gut ausgebaut und alles ist bequem zu erreichen. <?page no="206"?> 185 7.3 Monopolistischer Preisspielraum und neue Preisstrategien Der Rentner Dieter Borgert kauft stets im kleinen Lebensmittelgeschäft in der Innerstadt. Die Verkäuferin ist immer sehr freundlich und hat Zeit für die Kunden. Dort erfährt er auch einige Neuigkeiten aus der Stadt. Bei den obigen Beispielen spielen Präferenzen (vgl. zu Präferenz Kap. 2.3.3) eine Rolle: • Zeitliche Präferenzen: der Anbieter sorgt für besonders schnelle bzw. frühe Lieferung; • Räumliche Präferenzen: der Anbieter verfügt über einen guten Standort mit vielen Parkplätzen, geringer Entfernung zu einer Fernstraße; • Persönliche Präferenzen: der Anbieter ist für besonders guten Kundenservice und gute Kundenbetreuung beim Einkauf bekannt (Stammkunden); • Sachliche Präferenzen: dem Anbieter ist es durch z. B. Werbung und/ oder Verpackung gelungen, den Kunden - ggf. vermeindliche - Produkteigenschaften zu vermitteln. Die Möglichkeiten, bei Kunden Präferenzen zu schaffen und die Preiselastizität (zur Elastizität vgl. Kap. 8) der Nachfrage zu reduzieren wird akquisitorisches Potenzial genannt. Definition akquisitorisches Potenzial: Fähigkeit, durch Einsatz bestimmter (Marketing-) Instrumente erzielbare - dauerhafte und vom Angebotspeis unabhängige - Präferenzen der Nachfrager zugunsten eines Anbieters herzustellen. Aufgrund der Präferenzen ist es dem Anbieter möglich, die Preise innerhalb gewisser Grenzen zu variieren, Preiserhöhungen: ohne dass die Kunden zur Konkurrenz abwandern bzw. • Preissenkungen: Kunden von der Konkurrenz zu gewinnen. • Das bedeutet, dass die Anbieter wie Monopolisten innerhalb einer bestimmten Preisspanne (zwischen P 2 und P 1 ) Preispolitik betreiben können (siehe Abb. 7-6). Jedoch sind Ober- und Untergrenzen zu beachten. Inwiefern bei Preisänderungen innerhalb dieses Intervalls der Erlös steigt oder fällt, hängt von der Elastizität der Nachfrage ab (vgl. Kapitel 8.2). Erhöht der Anbieter die Preise zu stark, d. h. sind die bisherigen Präferenzen zu seinen Gunsten nicht stabil genug, so verliert er die gesamte Nachfrage an die Konkurrenz. In diesem Falle ist der Preisnachteil gegenüber den Konkurrenten zu groß geworden. Reduziert der Anbieter die Preise zu stark, d. h. die bisherigen Präferenzen zu Gunsten seiner Konkurrenten sind nicht stabil genug, wechseln alle Nachfrager zu ihm. <?page no="207"?> 186 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen Diese extrem erhöhte Nachfrage kann er jedoch aufgrund seiner geringen Marktanteile nicht befriedigen und dadurch die Kunden nicht langfristig an sich binden. Das Ausmaß der Marktunvollkommenheiten bestimmt die Größe des monopolistischen Bereichs. Beim Polypol auf einem unvollkommenen Markt ergibt sich somit für einen einzelnen Anbieter eine doppelt geknickte Preis-Absatz-Funktion. Diese Preis-Absatz- Kurve stellt aber nur einen Teil der Gesamtnachfragekurve dar. Sie zeigt nur den Teil, der auf einen einzelnen Anbieter fällt. 7.3.2 Neue Preisstrategien und Zeit Während in Kap.7.2 die unvollkommene Markttransparenz den Anbietern Preisdifferenzierungen ermöglichte, erzeugt bzw. erzwingt die „vollkommene Markttransparenz“ der Verbraucher (ganz besonders bezüglich der Preise) bei den Anbietern neue Formen der Preisdifferenzierung. 63 Diese vollkommene Markttransparenz wird durch die neuen Informationstechnologien und das Internet ermöglicht. Auf der Anbieterseite führt dieses dazu, dass temporäre Monopolsituationen tendenziell gegen Null gehen. Allerdings: Bei einigen Preisstrategien hat der folgende Werbespruch der Deutschen Bahn AG seine Berechtigung: Früher hätte nicht einmal Einstein unsere Preise kapiert. Bald versteht sie jedes Kind. In Branchen mit Überkapazitäten - aber auch zunehmend in anderen - nimmt die Evidenz ab, dass die Preise fix sein müssen. Sie werden tendenziell fließend. 63 vgl. McKinsey S. 38 ff. Abbildung 7.6: Doppelt geknickte Preis-Absatz-Kurve Preis Menge obere Preisgrenze untere Preisgrenze polypolistischer Bereich Bereich, in dem alle Nachfrage zur Konkurrenz abwandert Bereich, in dem alle Nachfrage zu einem anderen Anbieter abwandert monopolistischer Bereich polypolistischer Bereich P 2 P 1 <?page no="208"?> 187 7.3 Monopolistischer Preisspielraum und neue Preisstrategien Preisdifferenzierungen in „neuen Bereichen“: zeitliche • Preisdifferenzierung in öffentlichen Bereichen 64 - temporäre Zölle zur Regelung der Verkehrsströme bzw. Innenstadt-Maut für Großstädte 1. London: Montags bis freitags zwischen 7 00 und 18 30 Uhr ist für bestimmte Straßen und Tunnel eine Maut (bis zu umgerechnet ca. 12,00 EUR) zu zahlen; 2. Stockholm: im Jan. 2006 wurde eine Maut eingeführt, deren Höhe je nach Tageszeit zwischen 10 (von 6 30 - 6 59 Uhr), über 15 (von 7 00 - 7 29 Uhr) und 20 (von 7 30 - 8 29 Uhr) schwedische Kronen schwankt; weitere Beispiele sind Oslo, Rom, Sydney und Singapur; 3. New York: hier wird eine City-Maut geplant, die werktags zwischen 6 00 und 18 00 Uhr erhoben werden soll, sobald PKW oder LKW die 86. Straße in südlicher Richtung überqueren, für PKW soll die Maut 8 US-Dollar, für LKW 21 US-Dollar betragen. Für eine Reihe von Brücken und Tunnel wird bereits eine Maut erhoben; Preis und Tarifsystem der Deutschen Bahn AG • der zeitliche Abstand zwischen Fahrkartenkauf und Fahrtantritt ist für den Kaufpreis (mit-)entscheidend. Aber auch der Zeitpunkt des Fahrtantritts ist für den Preis entscheidend wie folgende Tabelle zeigt. Sie führt Preise von Bad Salzuflen nach Berlin-Ostbahnhof auf, diese gelten allerdings nur für den August 2007 (mit Bahncard 25, einfache Fahrt) Datum Abfahrt Ankunft Dauer Std. Normalpreis 2. Klasse 1 Klasse 30. 08. 12. 20 16. 20 4.00 51,00 EUR 44,00 EUR 54,00 EUR 30. 08 13. 24 17. 19 3.55 54,75 EUR 54,00 EUR 54,00 EUR 30. 08 14. 20 18. 20 4.00 51,00 EUR 54,00 EUR 30. 08 15. 20 19. 19 3.59 54,75 EUR 54,00 EUR 54,00 EUR 30. 08 16. 20 20. 20 4.00 51,00 EUR 44,00 EUR 54,00 EUR Die Abfahrtzeiten um 13. 24 Uhr und 15. 20 Uhr sind die teuersten, zu dieser Zeit ist der Normalpreis mit Bahncard 25 höher als der Preis für die 1. Klasse. Zeitliche Preisdifferenzierung und Extrakosten • Bei (Billig-)Fluglinien sind die preisgünstigen Flugpreise einerseits nur in sehr begrenztem Umfang vorhanden, andererseits ist sehr früh zu buchen, um überhaupt eine Chance zu haben. Die früher häufig zu zahlenden Extrakosten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Kerosinzuschlag, Passagierservice-Gebühr, Si- 64 vgl. hierzu: FAZ vom 03. 01. 06, S. 8; FAZ vom 24. 04. 07, S. 9; FAZ vom 30. 07. 07, S. 7 , iwd, Nr. 22/ 2008, S. 2, Puls,Thomas <?page no="209"?> 188 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen cherheitsgebühr, Kreditkartengebühr bei Online-Buchung) dürfen nicht mehr verwendet werden. Laut EU-Verordnung sind die Passagiere über den Endpreis des Fluges zu informierten. Dann bleibt noch zu bedenken, dass die Billig- Fluglinien häufig nicht am zentralen Großstadt-Flughafen (z. B. Frankfurt Rhein / Main - FRA - oder London Heathrow- LHR) landen, sondern weit außerhalb (Hahn Airport - HHN - oder London Stansted - STN), sodass noch Fahrtkosten in die City dazukommen. Bonussystem / Rabattkarten • 65 Was darunter zu verstehen ist, ist nicht eindeutig. Gehören die selbstdesignten Stempelkarten des Bäckers um die Ecke dazu, oder die Treue-Karte des Friseurs, auf der die Punkte eingetragen werden, die es für einmal Haarescheiden gibt? Eine Vielzahl großer und kleiner Unternehmen (z. B. Galeria Kaufhof, Obi, DM Drogerie) gibt Rabattkarten heraus. Das System funktioniert nach einem einfachen Prinzip. Wer an dem System teilnimmt, der wird für seine Treue belohnt. Für jeden Einkauf gibt es Digits, Swops oder Meilen. Später können diese in Gutschriften oder in Sachprämien eingetauscht werden. Inwieweit die Kunden tatsächlich einen Vorteil daraus ziehen, ist oft zweifelhaft. - Nach Untersuchungen der Stiftung Warentest wird durchschnittlich ein Rabatt von 0,25 % bis 3 % erzielt. Generell, so befanden die Tester, lasse sich nicht sagen, welchen Wert die Karte für den Besitzer wirklich habe. - Darüber hinaus ist für die Teilnahme am System eine Vielzahl von persönlichen Daten erforderlich, die aus Datenschutzgründen problematisch sein können. - Der Zeitaufwand für die „Verwaltung“ verschiedenen“ Karten ist groß (vgl. 6.7.2). Die Deutsche Lufthansa differenziert in ihrem System Miles & More zweifach: Bezüglich der Exklusivität differenziert sie: Es gibt nicht nur die Erste-Klasse- Passagiere mit dem Status eines „Senators“, sondern darüber hinaus wird den „noch treueren“ Passagieren (und damit auch den „noch teureren“) der exklusive Klub des „Hon Circle“ angeboten mit besonderen Privilegien und einem separaten Terminal in Frankfurt und München. Internet und Reservierungssysteme • (Billig-)Fluglinien können mit Hilfe des Internets und ihrer Reservierungssysteme sofort die Preise in Echtzeit anpassen, da sie wissen, wie viel Kapazität sie noch haben und wie hoch die Nachfrage ist. Für Hotels ist die Software, die es ermöglicht, eine Preisgestaltung der jeweiligen Belegsituation nach frei gestaltbaren Formeln vollautomatisch durchzuführen seit längerem auf dem Markt. d. h.: theoretisch könnte jeder Kunde einen anderen Preis für das Zimmer bezahlen. 65 vgl. Hildebrandt-Woekel, S. 25 <?page no="210"?> 189 7.3 Monopolistischer Preisspielraum und neue Preisstrategien Internet-Plattformen / Auktionssysteme • - Güter aller Art: Versteigerung von Gütern aller Art an den meistbietenden von Privat an Privat, z. B. bei E-bay - Dienstleistungen aller Art: Im Gegensatz zu den üblichen Versteigerungen wird hier „rückwärts“ ersteigert, d. h. es erhält derjenige den Auftrag, der das niedrigste Gebot für die Dienstleistung anbietet. Beispiele für Portale sind www. jobdoo.de, www.quotatis.de, www.my-Hammer.de oder www.blauarbeit.de. Das Spektrum der Dienstleistungen umfasst einen weiten Bereich 1. einfache Dienstleistungen (Baumfällarbeiten, Aufräumarbeiten); 2. umfangreiche und fachlich anspruchsvolle Handwerker-Dienstleistungen (Wohnungsrenovierung, Aufstellung kompletter Küchen); 3. Finanzdienstleistungen, IT-Dienstleistungen. Zu fragen ist aber auch, warum nicht Preisdifferenzierungen in folgenden Bereichen durchgeführt werden bzw. weiter verbreitet sind: - billigere Tageszeitungen ab 12 00 Uhr, da einige „Neuigkeiten“ bereits veraltet sind; - billigeres Obst und Gemüse, das am Vortag bzw. Vorwoche geerntet wurde; Nach den bisherigen Ausführungen ist festzustellen: tendenziell entkoppeln sich Preise und Produkte. Die Bedeutung von Einheitspreisen nimmt ab, da sie in einer stetig komplexer und dynamischer werdenden Wirtschaft suboptimal sind. Im kontinuierlichen Fluss der Informationen gelten Einheitspreise bzw. Fixpreise zwar in vielen Branchen als einfach zu handhaben, aber auch als uninteressant und antiquiert. Für den Erfolg der Anbieter gewinnt die Preiskompetenz an Bedeutung, sodass neue Ziele mit den Preisen in den Vordergrund rücken: Akquirierung von Mehrkonsum (Animation); • Erschwerung des Wechsel zu anderen Anbietern; • Reduzierung der Vergleichbarkeit der Preise. • Das heißt jedoch auf Seiten der Verbraucher nichts anderes: Reduzierung der erlangten Transparenz; • Reduzierung der erlangten Substitutionsmöglichkeit(en), Komplementarität statt • Substitution; Reduzierung der erlangten Freiheit der Produktwahl und Anbieter - aus - wahl • bzw. Einschränkung der Transparenz durch die erhöhte Freiheit. <?page no="211"?> 190 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen Als Beispiel kann in diesem Zusammenhang genannt werden: Beispiel: Das Betriebssystem Windows XP mit integriertem Media-Player. Durch dieses integrierte Produkt (Produktbündelung) wird die Wettbewerbsposition der Anbieter nicht-integrierter Produkte erschwert. Dieses gilt ganz besonders, wenn marktbeherrschende Unternehmen ihre Marktmacht auf dem einen Markt durch diese Produktkombinationen auch auf einen zweiten Markt ausweiten (Hebelwirkung der Marktmachtübertragung). Den Verbrauchern wird die Möglichkeit des Wechsels zu anderen Anbietern und anderen Produzenten mit nicht-integrierten Produkten erschwert bzw. unmöglich gemacht (Abnahme von Kopplungsprodukten). Darüber hinaus wird die Transparenz der Preise erschwert. (Auf die wettbewerbspolitischen und ordnungspolitischen Konsequenzen kann hier nicht eingegangen werden.) 7.4 Zusammenfassung Angebotsmonopol auf dem vollkommenen Markt Preisfixierer Mengenfixierer Angebotsmonopol auf dem unvollkommenen Markt Arten der Preisdifferenzierung Persönliche nach der Zugehörigkeit der Nachfrager zu einer Gruppe (z. B. Altergruppe, Nationalität) Räumliche nach Regionen bzw. Ländern Zeitliche nach dem Zeitpunkt der Nachfrage Sachliche nach dem Verwendungszweck, der Nachfragemenge und der Einschätzung durch unterschiedliche Nachfragergruppen Monopolistischer Preisspielraum, Preisbildung beim Polypol auf dem unvollkommenen Markt Präferenzen Persönliche Anbieter ist bekannt für guten Kundenservice u. a. Räumliche Anbieter verfügt über einen guten Standort mit vielen Parkplätzen u. a. Zeitliche Anbieter sorgt für besonders schnelle bzw. frühe Lieferung u. a. Sachliche Anbieter ist es gelungen durch Werbung und / oder Verpackung den Kunden besondere Produkteigenschaften zu vermitteln Neue Preisstrategien und Zeit <?page no="212"?> 191 7.5 Kontrollaufgaben 7.5 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Zeichnen Sie eine Preis-Absatz-Funktion vom Typ P = a - b x (a = 80 GE; b = 2,5), die konstanten Grenzkosten betragen 30 GE. Verdeutlichen Sie innerhalb ihrer Zeichnung: die Cournot’sche Menge, den Cournot’schen Preis und den Cournot’schen Punkt. Berechnen Sie a) die Cournot’sche Menge, b) den Cournot’schen Preis. Aufgabe 2: Finden Sie jeweils ein Beispiel für die a) persönliche b) räumliche c) zeitliche d) sachliche Preisdifferenzierung. Aufgabe 3: Analysieren Sie Ihr eigenes Einkaufsverhalten. Inwieweit werden darin a) persönliche b) räumliche c) zeitliche d) sachliche Präferenzen deutlich. Aufgabe 4: Analysieren Sie Ihr eigenes Einkaufsverhalten. Inwieweit verwenden Sie Rabattkarten bzw. andere Bonussysteme? Unterziehen Sie Ihr Verhalten einer kritischen Überprüfung. Beachten Sie dabei u. a. die folgenden Aspekte: Zeitaufwand, Gutscheine für Produkte, die evtl. gar nicht benötigt werden. Achten Sie dabei auch auf datenschutzrechtliche Aspekte. Aufgabe 5: Im Kapitel 7.4 werden neue Preisstrategien erwähnt, die allerdings für die Verbraucher mit Nachteilen bzw. Schwierigkeiten verbunden sind. Suchen Sie Beispiele in denen dieses deutlich wird. <?page no="213"?> 192 Kapitel 7 Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen 7.6 Literatur 7.6.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 7 Baßler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Utecht, Burkhard, Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Stuttgart 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 6 Mankiw, Gregory; Taylor, Mark Volkswirtschaftlehre, Stuttgart 2008 umfangreiches Lehrbuch, leicht lesbar mit vielen Beispielen und Aufgaben zu diesem Kapitel siehe besonders die Kapitel 14 - 17 Woll, Artur, Volkswirtschaftslehre, München 15. Aufl. 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 7 7.6.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 7 66 Hildebrandt-Woeckel, Sabine Teuer erkaufte Rabatte, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. April 2007 S. 25 Beschreibung, dass Bonuskarten (ob Swops, Digits, Meilen) für Verbraucher oft nur minimale (Preis-) Vorteile mit sich bringen. Für die Unternehmen ergeben sich aber gute Möglichkeiten, mit den Kundendaten detaillierte Kundenprofile zu erstellen. McKinsey Auf lange Sicht, McK Wissen 18, S. 38 - 39 Darstellung der Preisbildung mit Blick auf den Lebenszyklus eines Produktes. Molitor, Andreas Zimmer frei, McK Wissen 18, S. 80 ff. Darstellung des dynamic pricing am Beispiel der Accor-Hotels in Berlin. Puls, Thomas Stadtverkehr im Fokus, IW-Analysen Nr. 387, Köln 2008 Umfassende Analyse verschiedner City-Maut- Systeme vor dem Hintergrund unterschiedlicher Ausgangssituationen verschiedener Städte. 66 siehe die Anmerkung zu Kapitel 1 (Vertiefende Literatur) <?page no="214"?> Überblick 8 Elastizitäten Leitfragen • Wie werden die Nachfrager auf eine Preiserhöhung reagieren? Ist mit einer Änderungen des Kaufverhaltens zu rechnen oder werden sie weiterhin wie bisher einkaufen? • Wie wirken sich Preissteigerungen um 10 % auf die Nachfrage nach dem Produkt aus? Ist mit einem gleich großen, geringeren oder größeren Nachfragerückgang zu rechnen? Spezielle Nachfragefunktion Spezielle Angebotsfunktion N 1 = f (P 1 ) c. P. N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. N 1 = f (C) c. P. A 1 = f (P 1 ) c. P. Direkte Preiselastizität der Nachfrage unelastisch elastisch Einheitselastizität vollkommen unelastisch vollkommen elastisch unelastisch elastisch Einheitselastizität vollkommen unelastisch vollkommen elastisch Kreuzpreiselastizität bei • Substitutions- • Komplementär- • indifferenten Gütern Einkommenselastizität bei • superioren • inferioren • Sättigungs- Gütern Angebotselastizität <?page no="215"?> 194 Kapitel 8 Elastizitäten 8.1 Grundkonzeption In der Realität sind die im Kapitel 3 und 4 theoretisch abgeleiteten Marktpreise nur äußerst schwierig zu ermitteln. Der Verbraucher wird meistens nur mit wenigen Marktpreisen konfrontiert, nicht mit einer Vielzahl von Preisen in einer größeren Spannbreite. Gleiches gilt für die Konsumsumme. Jedem Haushalt steht eine - ggf. leicht schwankende - Konsumsumme zur Verfügung, keinesfalls eine Vielzahl von Alternativen. Folglich sind vielfach Vermutungen über die Nachfrageänderungen aufgrund von Preisänderungen notwendig. Das Elastizitätskonzept ermöglicht, die Reaktionen der Haushalte auf Preis- und / oder Einkommensänderungen zu erfassen. Die verschiedenen Elastizitätskennziffern drücken das Verhältnis der relativen Änderung zweier ökonomischer Größen (z. B. Preise und Nachfragemenge) aus. Definition Elastizität: das Verhältnis der relativen Änderung einer abhängigen Variablen (Nachfrage / Angebot) zur relativen Änderung einer unabhängigen Variablen (z. B. Preis). Elastizität = relative Änderung der abhängigen Größen (Wirkung) in % __________ relative Änderung der unabhängigen Größe (Ursache) in % 8.2 Elastizität der Nachfrage Die drei speziellen Nachfragefunktionen, die im Kapitel 3 detailliert betrachtet wurden, werden im Folgenden einer näheren Analyse hinsichtlich ihrer Elastizität unterzogen. 8.2.1 Direkte Elastizität der Nachfrage Die im Kapitel 3.2.1 dargestellte Nachfragefunktion N 1 = f (P 1 ) c. P. hat im Normalfall einen fallenden Verlauf. Preise und Nachfrage stehen im umgekehrten Verhältnis zueinander. Abbildung 8.1: Normal verlaufende Nachfragekurve Preis Nachfrage <?page no="216"?> 195 8.2 Elastizität der Nachfrage Die oben erwähnte Grundkonzeption der Elastizität muss somit für die direkte Preiselastizität der Nachfrage konkretisiert werden. Direkte Elastizität der Nachfrage El dir El dir = prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 ___________ prozentuale Änderung des Preises des Gutes 1 El dir = ∆ x Gut 1 · 100 ___ x Gut 1 ___ ∆ P Gut 1 · 100 ___ P Gut 1 Definition Preiselastizität der Nachfrage: Konzept, das es ermöglicht, die prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge in Relation zur prozentualen Veränderung des Preises anzugeben. Der genaue Verlauf der Nachfragekurve kann jedoch steiler oder flacher sein. In den Abbildungen a - e sind mögliche Verläufe mit konkreten Zahlenangaben dargestellt. In der Abbildung a ist die Preisänderung von P a nach P b sehr hoch, die sich daraus ergebende Nachfragereduzierung von N a nach N b gering. In der Abbildung b ist die Nachfragekurve flacher, d. h. einer Preisänderung (von P a nach P b ) folgte als Wirkung eine prozentual gleich große Nachfrageänderung (von N a nach N b ). In der Abbildung c verläuft die Nachfragekurve noch flacher, d. h. die relative geringe Preisänderung (von P a nach P b ) hat eine große Nachfragereduzierung zur Folge (von N a nach N b ). Die Abbildungen d und e stellen Sonderfälle dar. Zur Errechnung der Elastizitätskennziffern wurden die Zahlen aus den jeweiligen Abbildungen verwendet. <?page no="217"?> 196 Kapitel 8 Elastizitäten El dir - 12,5 % __ 150 % = - 0,08 unelastische Nachfrage El dir - 10 % __ 10 % = - 1 Einheitselastizität El dir - 50 % __ 9,1 % = - 5,5 elastische Nachfrage El dir 0 % _ 30 % = 0 vollkommen unelastische Nachfrage Sonderfall El dir 50 % _ 0 % = ∞ vollkommen elastische Nachfrage Sonderfall Preise Preise Nachfrage Nachfrage P b P b P a P a N b N b N a N a Abbildung a Abbildung b 5 50 54 5 10 10 11 10 100 90 15 16 14 Preise Preise Nachfrage Nachfrage P b P b P a P a N b N a N a / N b Abbildung c Abbildung d 50 50 5 5 10 11 12 10 13 100 100 150 Preise Nachfrage P a / P b N b N a Abbildung e 50 5 10 100 150 Abbildung 8.2: Direkte Elastizität der Nachfrage - unterschiedliche Ausprägungen <?page no="218"?> 197 8.2 Elastizität der Nachfrage Es fällt auf, dass die einzelnen Kennziffern ein negatives Vorzeichen aufweisen. Da es sich um ein „normales Nachfragerverhalten“ handelt, werden in der Praxis die Kennziffern mit -1 multipliziert, sodass sich stets ein positiver Wert ergibt. Dieses Verfahren wird im nachfolgenden verwendet. El dir = prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 ___________ prozentuale Änderung des Preises des Gutes 1 · (-1) Es ergeben sich somit für die Abbildungen a - c die folgenden Werte: a = 0,08 b = 1 c = 5,5 Eine weitere Möglichkeit besteht darin, alle Preiselastizitäten positiv als absoluten Betrag zu bewerten. Der Wert des Elastizitätskoeffizienten kann größer, kleiner oder gleich 1 sein. Entsprechend wird von einer • elastischen Nachfrage, wenn die Kennziffer El > 1 ist, • Einheitselastizität El = 1 ist • unelastischen Nachfrage, wenn die Kennziffer El < 1 ist. gesprochen. In den Abbildungen d und e sind Sonderfälle dargestellt: • Vollkommen unelastische Nachfrage: Die Nachfrage ist absolut unelastisch, d. h. die nachgefragte Menge ändert sich bei Preisänderungen gar nicht (Abbildung d). • Vollkommen elastische Nachfrage: Die Nachfrage ist vollkommen elastisch, d. h. bei einer geringen Preiserhöhung geht die gesamte Nachfrage verloren (Abbildung e). Für den Anbieter ist die Kenntnis der Nachfrageelastizität aufgrund der Auswirkungen auf seine Erlöse wichtig. In der Realität stellt sich der Fall etwas komplizierter dar. Hat ein Anbieter einmal eine unelastische Nachfrage ermittelt (Fall a), bedeutet dieses nicht, dass die Nachfrage stets unelastisch ist. Selbst bei einem linearen Verlauf der Nachfragekurve kann die Nachfrage mal elastisch, mal unelastisch sein. Wird die Elastizität genauer geprüft, stellt sich heraus, dass sie in jedem Punkt der Nachfragekurve unterschiedliche Werte von 0 bis ∞ annehmen kann. Ursache dafür ist, dass eine absolut gleiche Preissteigerung von z. B. 1,00 EUR je nach Ausgangspreis prozentual unterschiedlich ausfällt. Entsprechendes gilt für die Mengenänderung, da für jeden Punkt der Nachfragekurve eine andere Menge die jeweilige Ausgangsgröße ist. <?page no="219"?> 198 Kapitel 8 Elastizitäten Punkt A: Im Schnittpunkt mit den Mengenachse ist die Elastizität = 0; Punkt B: Im Halbierungspunkt von Preis- und Mengenachse ist die Elastizität = 1; Punkt C: Im Schnittpunkt mit der Preisachse ist die Elastizität = ∞. Die Elastizitätskennziffern und das Rechnen mit Mittelwerten Das in der Abbildung a verwendete Zahlenbeispiel führt zu einer Elastizitätskennziffer von 0,08. Die prozentuale Änderung wird auf den Ausgangspunkt (beim Preis 4, bei der Menge 16) bezogen. Würde man in umgekehrter Richtung vorgehen, hätte man eine Preissenkung um 60 % (statt 150 % Preissteigerung) und eine Mengenausweitung um 14,29 % (statt 12,5 % Mengenreduzierung). Daraus ergibt sich eine Elastizitätskennziffer von 0,24. Somit unterscheiden sich beide Kennziffern recht deutlich voneinander, obwohl die gleiche Strecke auf der Kurve analysiert wird. Damit die Ergebnisse nicht zu sehr divergieren, behelfen sich Praktiker häufig mit den Mittelwerten des Anfangs- und Endniveaus als Basis für die Berechnung. Das bedeutet für das Zahlenbeispiel: beim Preis • einen Mittelwert von 7 (zwischen 4,00 EUR und 10,00 EUR, absolute Preiserhöhung 6,00 EUR, d. h. 100 · 6 __ 7 = 85,71) bei der Menge • einen Mittelwert von 15 (zwischen 14 Stück und 16 Stück, absolute Mengenänderung 2 Stück, d. h. 100 · 2 __ 15 = -13,33 Abbildung 8.3: Elastizitätskennziffern Preise Menge E l = ∞ E l = 1 E l > 1 elastische Nachfrage E l < 1 unelastische Nachfrage E l = 0 <?page no="220"?> 199 8.2 Elastizität der Nachfrage Daraus ergibt sich eine prozentuale Preisänderung um + 85,71 % und eine Mengenänderung von -13,33 %. Als Kennziffer ergibt sich 0,16. Somit ergibt sich der Mittelwert der Elastizitäten „von oben“ und „von unten“. Bei den nachfolgenden Berechnungen wird jedoch die „mathematische“ Methode, nicht die „Mittelwertmethode“ verwendet. 8.2.2 Kreuzpreiselastizität der Nachfrage Bei der im Kapitel 3.2.2 dargestellten Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 ... P n ) c. P. werden jeweils unterschiedliche Güter betrachtet, die in unterschiedlichen Beziehungen zueinander stehen, somit muss die Grundkonzeption der Elastizität auf diese speziell Nachfragefunktion konkretisiert werden. Indirekte Elastizität der Nachfrage - Kreuzpreiselastizität El indir El indir = prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 ___________ prozentuale Änderung des Preises des Gutes 2 El indir = ∆ x Gut 1 · 100 ___ x Gut 1 ___ ∆ P Gut 2 · 100 ___ P Gut 2 Die Abbildungen a bis c verdeutlichen diese. Die verwendeten Zahlen sind Grundlage der Berechnungen. Substitutives Verhältnis El indir 20 % _ 25 % = 0,8 Komplementäres Verhältnis El indir - 13,3 % __ 30 % = - 0,44 Indifferenten Verhältnis El indir 0 % _ 50 % = 0 Definition Kreuzpreiselastizität der Nachfrage: Konzept, das es ermöglicht, die prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge eines Gutes 1 in Relation zur prozentualen Veränderung des Preises eines Gutes 2 anzugeben. Preise für Butter Preise für CD-Player Preise für Haarshampoo Nachfrage Margarine Nachfrage CDs Nachfrage Fernseher P b P b P b P a P a P a N a N b N b N a Abbildung a Abbildung b Abbildung c 5 5 50 5 5 5 10 10 10 8 13 15 15 15 10 10 100 15 12 13 Abbildung 8.4: Indirekte Elastizität der Nachfrage - unterschiedliche Ausprägungen <?page no="221"?> 200 Kapitel 8 Elastizitäten 8.2.3 Einkommenselastizität Bei der im Kapitel 3.2.3 dargestellten Nachfragefunktion N 1 = f (C) c. P. ist das Einkommen die unabhängige Größe, die Nachfrage abhängige Größe, d. h. die auch hier notwendige Konkretisierung der Grundkonzeption führt zu dem folgenden Ergebnis. Einkommenselastizität El Y El Y = Prozentuale Änderung der Nachfragemenge des Gutes 1 __________ Prozentuale Änderung des Einkommens El Y = ∆ x Gut 1 · 100 ___ x Gut 1 ___ ∆ Y · 100 __ Y El Y = + 6,67 % __ 10 % = 0,67 Bei superioren Güter (vgl. Schaubild 2.4) wird die Einkommenselastizität > 0 sein, bei inferioren < 0, bei Sättigungsgütern = 0. Definition Einkommenselastizität: Konzept, das es ermöglicht, die prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge in Relation zur prozentualen Veränderung des Einkommens anzugeben. Abbildung 8.5: Einkommenselastizität Konsumsumme C Nachfrage C b C a N a N b 5 5 10 11 15 10 15 16 20 <?page no="222"?> 201 8.3 Elastizität des Angebots 8.3 Elastizität des Angebots Die im Kapitel 4.2.2 dargestellte Angebotsfunktion A 1 = f (P 1 ) c. P. hat im Normalfall einen steigenden Verlauf. Die im Kapitel 8.1 erwähnte Grundkonzeption der Elastizität muss somit auch für das Angebot konkretisiert werden. Elastizität des Angebots El A El A = prozentuale Änderung der Angebotsmenge des Gutes 1 __________ prozentuale Änderung des Preises des Gutes 1 El A = ∆ x Gut 1 · 100 ___ x Gut 1 ___ ∆ P Gut 1 · 100 ___ P Gut 1 Der genaue Verlauf der Angebotskurve kann steiler oder flacher verlaufen. In den Abbildungen a - e sind einige charakteristische Angebotsverläufe dargestellt, mit jeweils konkreten Zahlenangaben, die auch die Grundlage der Berechnungen darstellen. In der Abbildung a ist die Angebotskurve relativ flach, d. h. die Preiserhöhung von P a nach P b ist relativ gering, die sich daraus ergebende Angebotsänderung von A a nach A b ist hingegen relativ groß. In der Abbildung b sind Preisänderung (von P a nach P b ) und Angebotsänderung (von A a nach A b ) prozentual gesehen gleich groß. In der Abbildung c ist die Angebotskurve steiler, d. h. die Preiserhöhung von P a nach P b ist relativ groß, die sich daraus ergebende Angebotsänderung von A a nach A b ist relativ gering. In den Abbildungen d und e sind Sonderfälle dargestellt. Abbildung 8.6: Normal verlaufende Angebotskurve Preis Angebot <?page no="223"?> 202 Kapitel 8 Elastizitäten El A = 20 % _ 10 % = 2 elastisches Angebot El A = 20 % _ 20 % = 1 Einheitselastisches Angebot El A = 10 % _ 30 % = 0,33 unelastisches Angebot El A = 0 % _ 50 % = 0 vollkommen unelastisches Angebot Sonderfall El A = 50 % _ 0 % = ∞ vollkommen elastisches Angebot Sonderfall Preise Preise Angebot Angebot A a P b P a P a P b A a A b A b Abbildung a Abbildung b 5 5 5 5 10 10 11 12 10 10 12 12 15 15 Preise Preise Angebot Angebot A a A b A a / A b Abbildung c Abbildung d 50 50 5 5 10 10 13 100 100 110 150 150 P b P b P a P a Preise Angebot A a A b Abbildung e 50 5 10 100 150 P a Abbildung 8.7: Elastizität des Angebots - unterschiedliche Ausprägungen <?page no="224"?> 203 8.4 Elastizität und Realität Definition Preiselastizität des Angebots: Konzept, das es ermöglicht, die prozentuale Veränderung der angebotenen Menge in Relation zur prozentualen Veränderung des Preises anzugeben. Der Wert des Elastizitätskoeffizienten kann größer, kleiner oder gleich 1 sein. Entsprechend wird von einem elastischen Angebot, wenn die Kennziffer El • A > 1 ist, einheitselastischen Angebot El • A = 1 ist unelastischen Angebot, wenn die Kennziffer El • A < 1 ist. gesprochen. In den Abbildungen d und e sind Sonderfälle dargestellt. Vollkommen unelastisches Angebot: Hier wird das Angebot trotz einer großen • Preiserhöhung nicht ausgeweitet (Abbildung d). Vollkommen elastisches Angebot: Hier existiert nur ein Preis (Abbildung e). • 8.4 Elastizität und Realität In vielen Fällen ist es für die Anbieter wichtig, eine Vorstellung davon zu haben, wie die Nachfrager auf Preisänderungen reagieren, d. h. auch zu wissen, wie sich der Umsatz bei einer Preisänderung verändern wird. Die Umsatzveränderung hängt von der Lage / dem Verlauf der Nachfragekurve ab. Wird die Abbildung a der direkten Preiselastizität der Nachfrage (vgl. Abb. 8.2) näher analysiert ergibt sich: der Erlös steigt, wenn der Preis steigt. Vor der Preiserhöhung betrug der Erlös 8,00 EUR × 16 = 128,00 EUR, nach der Preiserhöhung 10,00 EUR × 14 = 140,00 EUR. Im Beispiel der Abbildung c ergibt sich ein Erlösrückgang (11,00 EUR × 100 = 1.100,00 EUR, nach der Preiserhöhung 12,00 EUR × 50 = 600,00 EUR). Verallgemeinernd kann gesagt werden: bei einer unelastischen Nachfrage (El • dir < 1): Erlössteigerung bei Preiserhöhung und umgekehrt bei einer elastischen Nachfrage (El • dir > 1): Erlösminderung bei Preiserhöhung und umgekehrt Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass bei Gütern des gehobenen Bedarfs (Luxusgüter, z. B. besondere Möbelstücke, Sportwagen) eine eher elastische Nachfrage vorzufinden ist (El dir > 1), d. h. die Verbraucher reagieren überproportional auf Preisänderungen, einmal von Liebhabern und Sammlern abgesehen (vgl. Kap. 6.2 <?page no="225"?> 204 Kapitel 8 Elastizitäten und 6.4). Güter des Grundbedarfs weisen eine unelastische Nachfrage auf, wobei jedoch zu beachten ist, ob ein im Preis gestiegenes Produkt durch ein substitutives Produkt ersetzt werden kann, das nicht im Preis gestiegen ist. Die Substitution von Gütern verweist auf die Problematik der Marktabgrenzung und der subjektiven Betrachtung des Produktes durch die Nachfrager. Auch wenn es keinen Preis für den Sammelbegriff „Lebensmittel“ gibt, soll der „Markt für Lebensmittel“ Ausgangslage der Betrachtungen sein. Dieser „Markt für Lebensmittel“ wird relativ unelastisch sein, da es dazu keine geeigneten Substitutionsgüter gibt. Wird der Markt enger gefasst (z. B. „Dessert“), so ergeben sich bereits mehr Substitutionsmöglichkeiten (Obst - Joghurt - Eis). Wird der Markt noch enger gefasst, z. B. „Joghurt“, so sind die Substitutionsmöglichkeiten noch größer (Fruchtjoghurt, Naturjoghurt, Vanillejoghurt). Eine noch engere Fassung ergibt den Markt für Joghurt einzelner Unternehmen (Fruchtjoghurt der Unternehmen A, B oder C). Je umfangreicher die Substitutionsmöglichkeiten sind, desto variabler ist die subjektive Beurteilung durch den Verbraucher. Den Fruchtjoghurt des Unternehmens A kann und will Verbraucher I durch den des Unternehmens B substituieren, Verbraucher II nicht, da er (zu) große Geschmacksunterscheide feststellt bzw. festzustellen glaubt. Gerade an diesem Beispiel des Joghurts wird die passgenaue Differenzierung der Konsumgüter deutlich, die auf die unterschiedlichen Mentalitäten und Gefühlslagen der Nachfrager Rücksicht nimmt (vgl. dazu auch Kapitel 6.4.1.2, hier besonders die psychologische Dimension). Die direkte Preiselastizität der Nachfrage wird von Stufe zu Stufe elastischer. Wenn Lebensmittel (Dessert) im Preis steigen, wird davon weniger gekauft. • Wenn das Dessert „Joghurt“ im Preis steigt, kann es substituiert werden durch • Eis oder Obst. Wenn Fruchtjoghurt im Preis steigt, kann es subsituiert werden durch Vanille- • joghurt oder Naturjoghurt. Wenn Fruchtjoghurt des Unternehmens A im Preis steigt, kann es subsituiert • werden durch Fruchtjoghurt des Unternehmens B oder C oder D: Produktgruppe / Produkt Substitutionsmöglichkeit Preisänderung des Produkts / der Produktgruppe in % Mengenänderung des Produkts / der Produktgruppe in % Elastizitätskennziffer Lebensmittel - Dessert - 40% 13,33 % 0,33 Dessert - Joghurt Obst, Eis, Pudding 40 % 30,00 % 0,75 Joghurt - Fruchtjoghurt Joghurt mit Vanille-, Schokoladengeschmack 40 % 46,67 % 1,56 <?page no="226"?> 205 8.4 Elastizität und Realität Fruchtjoghurt - Fruchtjoghurt mit Erdbeergeschmack Unternehmen A Fruchtjoghurt mit Erdbeergeschmack Unternehmen B, C oder D 40 % 66,67 % 1,67 Schaubild 8.1: Unterschiedliche Produkte - Substitutionsmöglichkeiten - Elastizitätskennziffern Bei bestimmten Produkten (z. B. Benzin) können die Verbraucher zunächst (kurzfristig) nur relativ wenig bzw. schwach reagieren (z. B. weniger fahren, sparsamer fahren), mittel- und langfristig können sie jedoch stärker reagieren, indem sie auf Fahrzeuge mit geringerem Benzinverbrauch umsteigen. Preise Lebensmittel Joghurt Joghurt A/ B ∆ x ∆ x ∆ x ∆ x1 Dessert Menge 5 5 10 15 10 15 20 25 30 Preise kurzfristige Reaktionsmöglichkeit langfristige Reaktionsmöglichkeit ∆ x1 ∆ x Menge M b langf. M b kurzf. M a P a P b Abbildung 8.8: Substitutionsmöglichkeiten und Elastizitäten Abbildung 8.9: Kurz- und langfristige Reaktionen bei Benzinpreiserhöhungen <?page no="227"?> 206 Kapitel 8 Elastizitäten Inwieweit der Anbieter bei Preiserhöhungen sein Angebot ausweiten kann, hängt ebenfalls von vielen Faktoren ab. Kann er schnell und ohne Probleme seine Kapazität ausweiten bzw. die Kapazitätsauslastung erhöhen oder nicht. Auch hier spielt der Zeithorizont eine Rolle. Das Angebot bestimmter Produkte kann gar nicht ausgeweitet werden, z. B. Grundstücke an einem See in der Nähe eines Naturschutzgebiets. 8.5 Zusammenfassung Elastizität der Nachfrage Direkte Elastizität der Nachfrage Indirekte Elastizität der Nachfrage (Kreuzpreis-Elastizität) Einkommenselastizität El dir = ∆ x Gut 1 · 100 ___ x Gut 1 ___ ∆ P Gut 1 · 100 ___ P Gut 1 El indir = ∆ x Gut 1 · 100 ___ x Gut 1 ___ ∆ P Gut 2 · 100 ___ P Gut 2 El y = ∆ x Gut 1 · 100 ___ x Gut 1 ___ ∆ Y · 100 __ Y Unelastische Nachfrage El dir < 1 Einheitselastizität El dir =1 Elastische Nachfrage El dir > 1 Vollkommen unelastische Nachfrage (Sonderfall) El dir = 0 Vollkommen elastische Nachfrage (Sonderfall) El dir = ∞ Güter stehen in einem • substitutiven El ind >0 • komplementären El ind <0 • indifferenten E ind = 0 Verhältnis zueinander Güter stehen in einem • inferioren El Y <0 • superioren El Y > 0 Verhältnis zueinander Sättigungsgüter El Y = 0 Elastizität des Angebots El A = ∆ x Gut 1 · 100 ___ x Gut 1 ___ ∆ P Gut 1 · 100 ___ P Gut 1 Unelastisches Angebot El A < 1 Elastisches Angebot El A > 1 Einheitselastisches Angebot El A = 1 Vollkommen unelastisches Angebots El A = 0 Vollkommen elastisches Angebot El A = ∞ <?page no="228"?> 207 8.6 Kontrollaufgaben Elastizität und Realität Elastizität und Substitutionsmöglichkeiten Kurz und langfristige Reaktionen 8.6 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Ein Winzer hat im vergangenen Jahr 100.000 l Wein hergestellt. Seine Gesamtkosten beliefen sich auf 10.000,00 EUR. Er besitzt eine Stammkundschaft, die allerdings nicht bereit ist, jeden geforderten Preis zu zahlen. Seine Kunden reagieren auf Preisänderungen wie folgt: Preis je Liter (in EUR) 1,90 1,80 1,70 1,60 1,50 Gekaufte Mengen (in Liter) 8.000 8.500 9.000 9.500 10.000 a) Berechnen Sie die Elastizitätskennziffern, wenn der Winzer den Preis von 1,90 auf 1,80, von 1,80 auf 1,70, von 1,70 auf 1,60 und von 1,60 auf 1,50 senkt. b) Welche Art der Elastizität haben Sie errechnet? Aufgabe 2: Angenommen, der Bierpreis ist um 20 % gestiegen. Daraufhin nimmt die Nachfrage nach Wein um 10 % zu. Wie groß ist die Elastizitätskennziffer? Welche Art der Elastizität haben Sie ermittelt? Aufgabe 3: Angenommen, die Einkommen aller privaten Haushalte einer Volkswirtschaft sind in einem Jahr um 7 % gestiegen. Die Zahlen wurden willkürlich gewählt. Die Einkommenselastizität beträgt: a) für Schuhe 0,3 b) für Blusen 0,9 c) für Schokolade -0,5 Im Jahr zuvor wurden verkauft: zu a) 23 Mio. Paar Schuhe zu b) 92 Mio. Blusen zu c) 125 Mio. Tafeln Schokolade Wie hoch ist der Absatz der drei genannten Güter nach der Einkommenserhöhung? (Runden Sie ggf. auf eine Stelle hinter dem Komma auf bzw. ab) <?page no="229"?> 208 Kapitel 8 Elastizitäten 8.7 Literatur 8.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 8 Baßler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Utecht, Burkhard, Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Stuttgart 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 4 Mankiw, Gregory; Taylor, Mark Volkswirtschaftlehre, Stuttgart 2008 umfangreiches Lehrbuch, leicht lesbar mit vielen Beispielen und Aufgaben, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 5 Paschke, Dennis, Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, Heidenau 2002 Überwiegend gut verständlich, stellenweise etwas zu kurz abgefasste Themenbereiche, zu diesem Kapitel siehe besonders: Teil 1, Kapitel 1 Paschke, Dennis, Mikroökonomie, Heidenau 2002 Überwiegend gut verständliches Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders: Teil II, Kapitel 6 8.7.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 8 67 Paraskewopoulos, Spiridon Volkswirtschaftslehre, Herne / Berlin 2004 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 4 Wied-Nebbeling, Susanne; Schott, Hartmut Grundlagen der Mikroökonomie, Berlin 2001 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 8 67 siehe die Anmerkung zu Kapitel 1 (Vertiefende Literatur) <?page no="230"?> Überblick 9 Konsumentenrente, Produzentenrente, Gesamtrente Leitfragen • Wie ist der Gleichgewichtspreis zu bewerten? Ist er zu hoch, zu niedrig oder gerade richtig? • Wie wird der Gleichgewichtspreis von den Nachfragern und wie von den Anbietern beurteilt? Ist er zu hoch, zu niedrig oder gerade richtig? Konsumentenrente + Produzentenrente = Gesamtrente Positiven Analyse Normativen Analyse Ist-Zustand Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge = richtiger Preis und richtige Menge Soll-Zustand (Wohlfahrtökonomie) Politische Beurteilung von Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge Von der zur <?page no="231"?> 210 Kapitel 9 Konsumentenrente, Produzentenrente, Gesamtrente 9.1 Ist-Analyse - Soll-Analyse Während der bisherigen Betrachtung - speziell in den Kap. 3 bis 7 - wurde das Zustandekommen des Marktergebnisses - Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge - beschrieben, d. h. es wurde eine Ist-Analyse durchgeführt. Eine Bewertung des Ergebnisses fand nicht statt. Dieses ändert sich im Folgenden. Es erfolgt nunmehr eine Soll-Analyse, d. h. eine normative Betrachtung. Normativ (griech.): Maßgebend, als Richtschnur dienend. Es ist zu fragen: Ist der Gleichgewichtspreis gerade richtig, zu hoch oder zu niedrig? • Ist die Gleichgewichtsmenge gerade richtig, zu hoch oder zu niedrig? • Dieser normativen Analyse widmet sich die Wohlfahrtsökonomie. Definition Wohlfahrtsökonomie: Bereich der Wirtschaftswissenschaften, der der Aufgabe nachgeht, Beurteilungskriterien für wirtschaftspolitische Entscheidungen und Maßnahmen zu entwickeln. Bei dieser Art der Betrachtung spielt die politische Ebene eine Rolle, die die Entscheidungen trifft und Maßnahmen durchführt. Instrumente, die bei dieser Betrachtung helfen können, sind die Konsumentenrente und die Produzentenrente. 9.2 Konsumentenrente Beispiel: Die Herren Heuer, Nordhaus und Theimann sind Fußballfans. Alle drei möchten ein Bundesliga- Spiel ihrer Mannschaft besuchen. Sie sind bereit, einen unterschiedlich hohen Preis für diese Karte zu bezahlen. In der Hoffnung auf ein „Schnäppchen“ haben die drei mit dem Kauf einer Eintrittskarte bis kurz vor Spielbeginn gewartet. In der Vergangenheit hat das schon oft geklappt. Jetzt aber stehen sie vor dem Problem, dass nur noch ein einziger Anbieter - Herr Ordel - eine Eintrittskarte hat. Nachfrager Zahlungsbereitschaft / Höchstpreis in EUR Herr Heuer Herr Nordhaus Herr Theimann 50,00 40,00 30,00 Tabelle 9.1: Nachfrager und Zahlungsbereitschaft <?page no="232"?> 211 9.2 Konsumentenrente Definition Zahlungsbereitschaft: In Geldeinheiten ausgedrückte Wertschätzung, die der Nachfrager dem Gut entgegenbringt bzw. zumisst. Preise Zahlungsbereitschaft Heuer Zahlungsbereitschaft Nordhaus Zahlungsbereitschaft Theimann Nachfrage 1 5 10 15 20 25 30 31 35 40 41 45 50 2 3 4 P a P b A F B J D G E H I C Abbildung 9.1: Konsumentenrente als Treppenfunktion <?page no="233"?> 212 Kapitel 9 Konsumentenrente, Produzentenrente, Gesamtrente Verlangt Herr Ordel einen Preis von unter 30,00 EUR, bieten alle drei Nachfrager um die Karte. Steigt der Preis über 30,00 EUR, zieht sich Nachfrager Theimann zurück. Steigt der Preis über 40,00 EUR (z. B. auf P a = 41,00 EUR), sie bietet nur noch Nachfrager Heuer, der dann den Zuschlag erhält (Der Preis P a = 41,00 EUR wurde willkürlich gewählt. Die Bedingung ist nur: P a > 40,00 EUR). Der Nutzen, den er der Karte zugemessen hat, entspricht seiner Zahlungsbereitschaft von 50,00 EUR. Er muss jedoch nur 41,00 EUR bezahlen. In diesem Fall hat er eine Konsumentenrente von 9,00 EUR erzielt (Fläche ADGF, Zahlungsbereitschaft 50,00 EUR abzüglich tatsächlich gezahlten Preis von 41,00 EUR). Wird der Fall variiert und der Anbieter hat noch zwei Karten, so ergibt sich folgendes: Bis zu einem Preis von 30,00 EUR bieten noch alle drei Nachfrager. Steigt der Preis auf etwas über 30,00 EUR (z. B. P b = 31,00 EUR) muss sich Nachfrager Theimann zurückziehen. Die Nachfrager Heuer und Nordhaus kommen für 31,00 EUR zu ihrer Karte. Die Konsumentenrente von Heuer beträgt 19,00 EUR (Fläche FAIH), die von Nordhaus 9,00 EUR (Fläche HJBE). Die gesamte Konsumentenrente beträgt 19,00 EUR + 9,00 EUR = 28,00 EUR (Fläche FAIH + HJBE). Definition Konsumentenrente: Unterschiedsbetrag zwischen der Zahlungsbereitschaft des Nachfragers (individueller Höchstpreis) und dem tatsächlich gezahlten Marktpreis. Wird die Darstellung in Form einer Treppenfunktion verlassen und zur typischen Darstellung der Nachfragekurve zurückgekehrt, ändert sich die grundlegende Erkenntnis nicht. Preise A B C D E F Konsumentenrente der ursprünglichen Nachfrager (ABF) zusätzliche Konsumentenrente der ursprünglichen Nachfrager (FBED) Konsumentenrente der neu hinzugekommenen Nachfrager (BCD) Nachfrage P a P b Abbildung 9.2: Konsumentenrente und Nachfragekurve <?page no="234"?> 213 9.3 Produzentenrente Beim hohen Preis P a beträgt die Konsumentenrente ABF, sinkt der Preis auf P b , so beträgt die gesamte Konsumentenrente ACE. Die aufgrund der Preissenkung hinzugekommenen Nachfrager erhalten die Konsumentenrente BCD, die der bisherigen Nachfrager erhöht sich um FBDE. 9.3 Produzentenrente Die Produzentenrente soll am Beispiel von Weihnachtsbäumen veranschaulicht werden. Beispiel: Die Studenten Martin Baumann, Christoph Baumann und Bernt Klatte wollen bzw. müssen ihre Finanzen aufbessern. Sie bieten dazu einfache Dienstleistungstätigkeiten gegen Bezahlung an (z. B. das Fällen von Weihnachtsbäumen). Der Eigentümer der Weihnachtsbaumschonung - Herr Falkhagen - benötigt für das Fällen von zusätzlich 100 Weihnachtsbäumen eine Hilfskraft. Die Studenten fordern für ihre Tätigkeit einen Preis (Stundenlohn von 9,00 EUR und Deckung ihrer Anfahrtskosten). Student M. Baumann fordert einen Preis von 250,00 EUR, sein Bruder Christoph in Höhe von 200,00 EUR und Student Klatte von 150,00 EUR. Der Eigentümer bietet für die Dienstleistung einen Preis von 100,00 EUR. Zu diesem Preis wird kein Angebot unterbreitet. Steigt der angebotene Preis auf über 150,00 EUR (z. B. P a = 160,00 EUR), so erhält der Student Klatte den Zuschlag. Die Brüder Baumann kommen nicht zum Zuge. Der Student Klatte erhält eine Produzentenrente von 10,00 EUR (Fläche ABCD). Das ist die Differenz zwischen der Forderung für seine Leistung in Höhe von 150,00 EUR und dem Verkaufspreis seiner Leistung 160,00 EUR. Wird der Fall variiert, sodass 200 Bäume zu fällen sind, ist die Arbeit für einen Anbieter zu umfangreich. Es kommt ein zweiter zum Zuge. Bei einem Preis von 160,00 EUR war nur der Student Klatte bereit, die Tätigkeit auszuführen, die Brüder Baumann nicht. Aufgrund der erhöhten Nachfrage nach der Dienstleistung steigt der Preis über 200,00 EUR (z. B. P b = 210 EUR). Jetzt ist auch Student Christoph Baumann zur Dienstleistung bereit. Die Produzentenrente beträgt jetzt für Student Klatte 60,00 EUR (Verkaufspreis 210,00 EUR, abzüglich 150,00 EUR, Fläche ADFE) und für C. Baumann 10,00 EUR (Verkaufspreis 210,00 EUR, abzüglich 200,00 EUR, Fläche FGHI). Definition Produzentenrente: Unterschiedsbetrag zwischen den an den Produzenten gezahlten Verkaufspreis (Marktpreis) abzüglich der Kosten für das Produkt. <?page no="235"?> 214 Kapitel 9 Konsumentenrente, Produzentenrente, Gesamtrente Wird die Darstellung in Form einer Treppenfunktion verlassen und zur typischen Darstellung der Angebotskurve zurückgekehrt, ändert sich an der grundlegenden Erkenntnis nichts. Preise/ Kosten Kosten für Student M. Baumann Kosten für Student C. Baumann Kosten für Student Klatte Angebot 1 50 100 150 200 250 210 160 2 3 4 P b P a A F B D G E H I C Abbildung 9.3: Produzentenrente und Treppenfunktion Preise A B C D E F Produzentenrente der neu hinzugekommenen Anbieter (BEF) zusätzliche Produzentenrente der ursprünglichen Anbieter (DECB) Produzentenrente der ursprünglichen Anbieter (ABC) Angebot P b P a Abbildung 9.4: Produzentenrente und Angebotskurve <?page no="236"?> 215 9.4 Gesamtrente Beim niedrigeren Preis P a beträgt für die Anbieter die Produzentenrente ABC, erhöht sich der Preis auf P b , erhöht sich für sie die Produzentenrente um BCDE, die neu hinzugekommenen Anbieter erhalten die Produzentenrente BEF. 9.4 Gesamtrente Ausgangspunkt in diesem Kapitel war die normative Betrachtung des Marktergebnisses (und dessen Bewertung). Die Instrumente für diese Bewertung sind die Konsumentenrente • und die Produzentenrente. • Es ist jedoch die grundlegende Frage zu stellen: Wer führt aber diese Bewertung durch und entscheidet über das Ergebnis? Ist es gut oder schlecht? Ist es zu verbessern oder nicht? In der Volkswirtschaftslehre wird diese Rolle häufig einem allwissenden wohlmeinenden Diktator übergeben. In der Realität ist es allerdings meist der Staat. Zunächst ist festzuhalten, dass eine hohe Konsumentenrente für die Nachfrager positiv ist. Sie zeigt, dass die Zahlungsbereitschaft für das Produkt höher ist als der tatsächlich zu zahlende Preis. Gleiches gilt für die Produzentenrente. Sie zeigt, dass die Kosten zur Produktion des Gutes niedriger liegen als der Verkaufspreis. Ziel sollte es somit sein, die Gesamtrente zu maximieren. Definition Gesamtrente: Addition der Konsumenten- und Produzentenrente. Der Gleichgewichtspreis, der sich aufgrund von Angebot und Nachfrage bildet, stellt den zu zahlenden Preis dar. Er teilt den Nachfragern mit der höchsten Zahlungsbereitschaft das Gut zu und ermöglicht den Produzenten mit den niedrigsten Kosten den Verkauf ihrer Produkte. Resultat ist damit die Maximierung der Gesamtrente. Das Marktergebnis stellt eine effiziente Allokation der Ressourcen dar. Wird in der Abbildung 9.5 der Anbieter I betrachtet, kommt dieser nicht zum Zuge, da seine Kosten zu hoch sind und er anscheinend nicht effizient genug produziert. Er muss versuchen, seine Kosten zu reduzieren oder er wird aus dem Markt ausscheiden. Der Nachfrager II hat eine Zahlungsbereitschaft, die unterhalb des Gleichgewichtspreises liegt und kommt deshalb nicht zum Zuge. Er muss seine Zahlungsbereitschaft erhöhen oder auf das Produkt verzichten. <?page no="237"?> 216 Kapitel 9 Konsumentenrente, Produzentenrente, Gesamtrente Vor der endgültigen Bewertung der Ergebnisse des freien Marktes sind jedoch einige Annahmen nochmals ins Gedächtnis zu rufen: keine Marktmacht einzelner Anbieter; • vollständige Konkurrenz; • der Kauf der Produkte - die Entscheidungssituation - berührt nur den Käufer, • der die Verfügungsgewalt über das Gut erhält (siehe zu diesem Aspekt das Kapitel 10). 9.5 Zusammenfassung Soll - Ist - Vergleich Konsumentenrente: Unterschiedsbetrag zwischen der Zahlungsbereitschaft des Nachfragers und dem tatsächlich gezahlten Marktpreis. Produzentenrente: Unterschiedsbetrag zwischen den Kosten für das Produkt und den an den Produzenten gezahlten Marktpreis. Gesamtrente Preise Angebotsüberhang = Unternachfrage Nachfrageüberschuss = Unterangebot Konsumentenrente Produzentenrente kommen am Markt nicht zum Zuge Anbieter I Nachfrager II Menge M G P G A N Abbildung 9.5: Gesamtrente <?page no="238"?> 217 9.6 Kontrollaufgaben 9.6 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Es gelten die folgenden Angaben: Nachfrager Zahlungsbereitschaft / Höchstpreis in EUR pro Stück Herr Anereit Frau Bockel Frau Clarius Herr Dauhen 30,00 25,00 15,00 10,00 a) Ermitteln Sie die jeweilige Konsumentenrente der einzelnen Personen, die sich bei einem Preis von 15,00 EUR ergeben. b) Ermitteln Sie die gesamte Konsumentenrente. c) Zeichnen die obige Tabelle in eine Grafik und verdeutlichen Sie die gesamte Konsumentenrente. Gehen Sie davon aus, dass jede Person ein Stück nachfragt. Aufgabe 2: Es gelten die folgenden Angaben: Anbieter Kosten in EUR pro Stück Ergen OHG Fahlter OHG Grettel OHG Harmeit OHG 30,00 25,00 15,00 10,00 a) Ermitteln Sie die jeweilige Produzentenrente der einzelnen Unternehmen, die sich bei einem Preis von 15 EUR ergeben. b) Ermitteln Sie die gesamte Produzentenrente. c) Zeichnen die obige Tabelle in eine Grafik und verdeutlichen Sie die gesamte Produzentenrente. Gehen Sie davon aus, dass jedes Unternehmen ein Stück anbietet. Aufgabe 3: Ermitteln Sie die Gesamtrente, die sich aus den Aufgaben 1 und 2 ergibt. Aufgabe 4: Zeigen Sie die Probleme auf, vor denen Herr Dauhen und die Fahlter OHG stehen, wenn die Angaben der Aufgaben 1 und 2 Gültigkeit haben. <?page no="239"?> 218 Kapitel 9 Konsumentenrente, Produzentenrente, Gesamtrente 9.7 Literatur 9.7.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 9 Mankiw, Gregory; Taylor, Mark Volkswirtschaftlehre, Stuttgart 2008 umfangreiches Lehrbuch, leicht lesbar mit vielen Beispielen und Aufgaben, zu diesem Kapitel siehe besonders die Kapitel 7, 8 Paschke, Dennis, Mikroökonomie, Heidenau 2002 Überwiegend gut verständliches Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders: Teil II, Kapitel 8 Schumann, Jochen Wohlfahrtsökonomie,Wirtschaftswissenschaftliches Studium, WiSt., Okt. 1983, S. 513 ff. Zwar schon etwas älter, aber immer noch gut lesbar und informativ. 9.7.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 9 68 Kleinewefers, Henner Einführung in die Wohlfahrtsökonomie, Stuttgart 2008 Umfangreiche, sehr in die Tiefe gehende Darstellung der Wohlfahrtsökonomie in Theorie, Anwendung und Kritik. 68 siehe die Anmerkung zu Kapitel 1 (Vertiefende Literatur) <?page no="240"?> Überblick 10 Externalitäten und effiziente Märkte Leitfragen • Welche Aspekte sind bei der Kaufentscheidung zu berücksichtigen? Ist es sinnvoll, das preisgünstigste, aber evtl. umweltbelastende Produkt zu kaufen oder das teurere, aber weniger umweltbelastende? • Welche Aspekte sind bei der Produktionsscheidung berücksichtigen? Ist es sinnvoll, das kostengünstigste, aber evtl. umweltbelastende Produkt zu produzieren oder das teurere, aber weniger umweltbelastende? Auswirkungen auf unbeteiligte Dritte technologische Externalitäten externe Effekte und öffentlicher Sektor Auswirkungen auf unbeteiligte Dritte positive externe Effekte der Produktion des Konsums negative externe Effekte positive externe Effekte negative externe Effekte <?page no="241"?> 220 Kapitel 9 Externalitäten und effiziente Märkte 10.1 Grundlegendes zu Externalitäten und zu effizienten Märkten Im Kapitel 9.4 wurden vor der Bewertung der Ergebnisse des freies Marktes die zugrundeliegenden Annahmen ins Gedächtnis gerufen. keine Marktmacht einzelner Anbieter; • vollständige Konkurrenz; • der Kauf der Produkte - die Entscheidungssituation - berührt nur den Käufer, • der die Verfügungsgewalt über das Gut erhält Neben diesen Annahmen spielen aber im realen Leben für die Bewertung weitere Aspekte eine Rolle, z. B. die bei der Produktion entstandenen Schadstoffe etc., die auch Nicht-Käufer berühren (sog. Externalitäten, externe Effekte). Dies zeigt, dass die Wohlfahrt von Verkäufer und Käufer von weiteren Aspekten abhängig ist, die diese in ihrer individuellen Entscheidungssituation (Kauf bzw. Nicht-Kauf und Produktion bzw. Art der Produktion) nicht beachten können bzw. wollen. Die Aspekte Marktmacht und Externalitäten verweisen auf die Möglichkeit des Marktversagens bei freien Märkten, d. h. auf die Unfähigkeit eine optimale / effiziente Allokation der Ressourcen herzustellen. Die Politik greift häufig dieses Marktversagen auf freien Märkten auf, um zu steuern und zu reglementieren, Ziel ist die Verbesserung der Effizienz und dadurch die Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen / -gesellschaftlichen Wohlfahrt. 10.2 Externalitäten Die Aspekte, die von Einzelpersonen in Entscheidungssituationen zu beachten sind, haben meistens einen sehr individuellen Charakter und orientieren sich häufig an kurzfristigen Gegebenheiten. Käufer und Verkäufer können bei ihren Entscheidungen die Auswirkungen dieser Entscheidung auf unbeteiligte Dritte nicht berücksichtigen. Werden jedoch diese Auswirkungen mit in die Betrachtung einbezogen, können neue Erkenntnisse über die Effizienz von Märkten gewonnen werden. Das generelle Problem ist dann das Auseinanderfallen von individuellem / n Nutzen / Wert / Kosten für den Einzelnen und volkswirtschaftlichem / n Nutzen / Wert / Kosten für die gesamte Volkswirtschaft (inkl. aller unbeteiligten Dritten, vgl. dazu die Abb. 6.1, speziell die ökologische Dimension). Die Volkswirtschaftslehre greift diesen Aspekt unter dem Begriff Externalitäten (externe Effekte) auf und billigt dem Staat Eingriffsmöglichkeiten zu. <?page no="242"?> 221 10.2 Externalitäten 10.2.1 Folgen technologischer Effekte Zunächst einmal sollen technologische Externalitäten (Effekte) analysiert werden, d. h. solche, bei denen direkte Zusammenhänge (z. B. physikalische, biologische) zwischen den Gewinn- und Nutzenfunktionen mehrere Akteure (z. B. Individuen und / oder Unternehmen) feststellbar sind. Diese Zusammenhänge werden jedoch nicht oder nicht vollständig über den Preismechanismus am Markt ausgeglichen bzw. durch diesen abgebildet. Somit spiegelt der Markt die tatsächlichen Knappheitsrelationen nur „verzerrt“ wieder. Definition technologische Externalitäten: Stellen direkte - physikalische - Zusammenhänge zwischen der Gewinn- und Nutzenfunktion mehrerer Akteure dar, die jedoch nicht oder nicht vollständig über den Preismechanismus am Markt ausgeglichen werden. Diese technologischen Effekte können selbstverständlich positive und negative Folgen haben. Das Schaubild 10.2 stellt diese in einer Übersicht dar. externe Kosten (soziale Zusatzkosten): externe Nutzen (soziale Zusatznutzen): externe Effekte: stellen Kosten dar, die nicht vom Verursacher getragen und unbeteiligten Dritten aufgebürdet werden. stellen Vorteile dar, die einem Wirtschaftssubjekt oder mehreren zufallen, ohne von diesen verursacht worden zu sein. Effekt, bei dem ein Wirtschaftssubjekt (z. B. ein Unternehmen) durch sein Handeln ein oder mehrere andere Wirtschaftssubjekte beeinflusst, wobei diese Einflüsse nicht dem Preismechanismus unterliegen. Schaubild 10.1: Externe Effekte <?page no="243"?> 222 Kapitel 9 Externalitäten und effiziente Märkte Beispiele von negativen und positiven externen Effekten bei der Produktion und beim Konsum Entstehungsbereich der externen Effekte Auswirkungen der externen Effekte betroffener Bereich Produktion Konsum Produktion negativ Ein Unternehmen leitet das Schmutzwasser, das bei der Produktion entsteht ungereinigt in einen Fluss, ein anderes Unternehmen hat seinen Standort flussabwärts. Es muss für seine Produktion das verunreinigte Flusswasser zunächst säubern. 67 Die Einflugschneise eines Großflughafen führt über ein Wohngebiet. Die Bewohner leiden unter dem Lärm. Für die dadurch entstehenden Gesundheitsschäden werden sie nicht entschädigt. Konsum negativ Touristen wandern durch einen Wald. Dabei verlassen sie häufig die vorgezeichneten Wanderwege und betreten Gebiete mit Neuanpflanzungen und beschädigen junge Bäume. Der Waldbauer, der diesen Wald bewirtschaftet, erleidet dadurch einen Schaden, der nicht kompensiert wird. In einer Schrebergartenanlage werden von einem der Pächter häufig Grillabende veranstaltet. Die verwendeten Grillanzünder beeinträchtigen aufgrund ihrer Rauchentwicklung die Pächter der anderen Parzellen. Produktion positiv Grundlagenforschungen an Universitäten und anderen Forschungsinstituten unterliegen nicht dem Patentschutz. Gelangt ein Unternehmen auf irgendeine Weise zu den Ergebnissen dieser Forschung und nutzt diese für seine Produktion aus, so ist dieses legal. Es hat keinen direkten Beitrag zu den Kosten der Grundlagenforschung geleistet. 68 Ein Schäfer lässt seine Schafherde (ca. 700 Stück) in der Lüneburger Heide grasen. Dadurch trägt er zur Erhaltung der Landschaft und des typischen Landschaftsbildes dieser Region bei, sodass sich viele Menschen (primär Touristen) daran erfreuen können, die dafür kein Extraentgelt zahlen müssen. Konsum positiv Ein Hobby-Gärtner bringt seinen - überschüssigen - hochwertigen Humus zu einem benachbarten Gemüsebauern, dessen Ertrag dadurch steigt. Eine finanzielle Entschädigung des Hobby-Gärtners erfolgt jedoch nicht. Der Eigentümer eines großen Landsitzes organisiert auf eigene Kosten in jedem Sommer ein Musikfestival. Auch die Bewohner des Ortes besuchen das Festival und erfreuen sich daran, da dadurch auch ihr Wohnumfeld an Attraktivität gewinnt. Schaubild 10.2: Beispiele von negativen und positiven externen Effekten bei Produktion und Konsum 69 von gesetzlichen Vorschriften wird zunächst abgesehen 70 Beispiel aus: Fritsch, S. 94 <?page no="244"?> 223 10.2 Externalitäten 10.2.1.1 Folgen negativer technologischer Effekte Die im obigen Schaubild beschriebenen technologischen Effekte sollen im folgenden einer detaillierten Analyse mit Hilfe des volkswirtschaftlichen Instruments der „Grenzkosten-Betrachtung“ unterzogen werden. Diese „Grenzkosten-Betrachtung“ ist bereits aus vorigen Kapiteln bekannt (vgl. 2.7.2.2) und kann hier gute Dienste leisten. Zunächst sollen die Folgen negativer technologischer Effekte näher betrachtet werden. Beispiel: Die Haupter GmbH (Schädiger) leitet ihr leicht verschmutztes Brauchwasser ungereinigt in einen Fluss, die Bachler KG (Geschädigter) hat ihren Standort flussabwärts. Sie benötigt für ihre Produktion sehr sauberes Wasser, sodass das leicht verunreinigte Flusswasser zunächst gesäubert werden muss. In ihre Produktionsfunktion geht somit die Schädigung der Haupter GmbH ein. In den Abb. 10.1 und 10.2 wird zunächst zur Vereinfachung eine Situation mit konstanten Güterpreisen (P a bzw. P b für die Produzenten A und B, wobei P a = P b ) angenommen, d. h. die für die Produzenten relevante Nachfragekurve verläuft parallel zur Mengenachse, die Produzenten sind Mengenanpasser. Die gewinnoptimale Ausbringungsmenge liegt für den Produzenten A bei M A 1 (im Schnittpunkt A), in diesem Punkt sind Grenzkosten Privat und Preis gleich (Grenzkosten = Preis). Der Produzent A verursacht jedoch soziale Zusatzkosten, die in seinen Grenzkosten Privat nicht berücksichtigt sind. Deshalb verlaufen die Grenzkosten Sozial des Produzenten A oberhalb der Grenzkosten Privat . Die genaue Art und Lage der Kurve hängt von der konkreten Einzelfallsituation ab. Es wird deutlich, dass sich unter Berücksichtigung der Grenzkosten Sozial eine reduzierte Menge (M A 2 ) ergibt, bzw. ergeben müsste, wobei der Preis P a jedoch vereinbarungsgemäß unverändert bleibt. Der Produzent B hat die vom Produzenten A verursachten Schädigungen (soziale Zusatzkosten) zu tragen. Würden die technologischen externen Effekte ihn nicht treffen, würden seine Grenzkosten gemäß der Grenzkosten Privat 1 in der Abb. 10.2 verlaufen. Die sich ergebende gewinnoptimale Ausbringungsmenge wäre M B 1 (Schnittpunkt C). Seine Grenzkosten erhöhen sich jedoch aufgrund der Schädigungen vom Produzenten A auf Grenzkosten Privat 2 , sodass seine neue Ausbringungsmenge M B 2 ist (Schnittpunkt D). Werden die Auswirkungen technologischer Effekte auf dem gesamten Markt betrachtet, so ergeben sich sowohl Mengenals auch Preiseffekte. Die Preiseffekte können berücksichtigt werden, wenn eine geneigte Preis-Absatz-Funktion unterstellt wird. In diesem Falle wird die Nachfragekurve von den Grenzkosten Sozial im Punkt E (siehe Abb. 10.3) geschnitten, d. h. der Preis erhöht sich von P a auf P a 1 , die zu diesem Preis gehörende Ausbringungsmenge ist M A 3 . <?page no="245"?> 224 Kapitel 9 Externalitäten und effiziente Märkte Liegen externe Kosten vor, so bedeutet dieses die Produktionsmenge des Verursachers ist zu groß (M • A 1 statt M A 3 ) der Preis ist zu niedrig (P • a statt P a 1 ). Für den geschädigten Produzenten B erweisen sich der Grenzkosten Privat 2 (statt der Grenzkosten Privat 1 ohne Schädigung) als zu hoch, ebenfalls der Preis P b 1 (statt P b ), mit dem Schnittpunkt F, die Menge als zu niedrig (M B 3 statt M B 1 ). Fazit der Analyse ist somit: Liegen negative externe Effekte vor, so bedeutet dies: bei einer geneigten Preis-Absatz-Funktion sind die Mengeneffekte geringer (bei • Produzent A: von M A 1 auf M A 3 statt auf M A 2 ; bei Produzent B: von M B 1 auf M B 3 statt auf M B 2 ) treten Preiseffekte auf. • Preis, private/ soziale Grenzkosten Preis, private/ soziale Grenzkosten Menge Menge M A 2 M B 2 M A 1 M B 1 Produzent B Grenzkosten Privat 2 Grenzkosten Privat 1 Grenzkosten Privat Grenzkosten Sozial Produzent A D A C B P a P a / P b Preis, private/ soziale Grenzkosten Preis, private/ soziale Grenzkosten Menge Menge M A 2 M A 3 M B 2 M B 3 M A 1 M B 1 Produzent B Nachfrage Nachfrage Grenzkosten Privat 2 Grenzkosten Privat 1 Grenzkosten Privat Grenzkosten Sozial Produzent A D F A C B E P a P a 1 P a / P b P a 1 / P b 1 Abbildung 10.1: Folgen negativer technologischer Effekte: Verursacher Abbildung 10.3: Folgen negativer technologischer Effekte: Verursacher, geneigte Preis- Absatz-Funktion Abbildung 10.2: Folgen negativer technologischer Effekte: Geschädigter Abbildung 10.4: Folgen negativer technologischer Effekte: Geschädigter, geneigte Preis- Absatz-Funktion <?page no="246"?> 225 10.2 Externalitäten 10.2.1.2 Folgen positiver technologischer Effekte Technologische Effekte können selbstverständlich auch positive Auswirkungen haben, diese werden nunmehr der detaillierten Analyse unterzogen. Beispiel: Die Kollmeyer OHG (Nutzenstifter) entnimmt einem Fluss Wasser, dass sie für ihre Fertigung benötigt. Ein von ihr entwickeltes neues Fertigungsverfahren ermöglicht es, mit weniger Wasser auszukommen. Darüber hinaus wird das noch notwendige Wasser weniger verschmutzt. Dieses hat zur Folge, dass der Fluss weniger belastet ist. Die Krantzer KG (Nutznießer) entnimmt flussabwärts dem Fluss Wasser, das jetzt weniger aufwendig zu reinigen ist. Die Abb. 10.5 zeigt einen Produzenten, der einen positiven technologischen Effekt verursacht. Die Nachfragekurve verläuft parallel zur Mengenachse, d. h. der Produzent C ist ein Mengenanpasser. Seine Grenzkosten Privat und der Preis P c treffen sich im Schnittpunkt A, daraus ergibt sich eine gewinnoptimale Ausbringungsmenge vom M C . Die Erzeugung eines positiven externen Effekts bedeutet für den Produzenten C, dass der sich am Markt bildende Preis zu niedrig ist, da er für einen Teil des Nutzen, den er hervorbringt, am Markt keinen geldwerten Gegenwert erhält. Der Preis P c 1 symbolisiert den Preis, in dem der vom Produzenten C generierte soziale Zusatznutzen mit enthalten ist. Aus diesem erhöhten Preis müsste sich die erhöhte Ausbringungsmenge M C 1 ergeben (Schnittpunkt B). Somit ist die vom Nutzenstifter bereitgestellte Menge gesamtgesellschaftlich gesehen zu gering. Der Produzent D ist der Nutznießer der positiven externen Effekte vom Produzenten C, ohne diesen positiven Effekt würden seine Grenzkosten gemäß Grenzkosten Privat 1 verlaufen, die sich daraus ergebende Ausbringungsmenge wäre dann M D (Schnittpunkt C). Da er jedoch Nutznießer ist, reduzieren sich seine Grenzkosten auf Grenzkosten Privat 2 , die Menge erhöht sich auf M D 1 (Schnittpunkt D). Seine Produktionsmenge ist somit größer als ohne Vorliegen des positiven externen Effekts (siehe Abb. 10.6). Bei einer geneigten Preis-Absatz-Funktion kann analog zu den negativen externen Effekten vorgegangen werden. Ohne Berücksichtigung der vom Produzenten C erzeugten positiven externen Effekte würde sich eine Situation mit einem Preis P c und einer Ausbringungsmenge M C ergeben (Abb. 10.7, Schnittpunkt A). Mit Berücksichtigung der von ihm erzeugten positiven Effekte ergäbe sich eine Nachfrage 2 mit einem Preis P c 1 und eine erhöhte Ausbringungsmenge M C 1 (Schnittpunkt B). Beim Nutznießer der positiven externen Effekte (Produzent D) ist ohne Berücksichtigung dieser Effekte die Situation - hypothetisch - gekennzeichnet durch die Grenzkosten Privat 1 und die Ausbringungsmenge M D mit dem Preis P d (Schnittpunkt <?page no="247"?> 226 Kapitel 9 Externalitäten und effiziente Märkte C). Es sind allerdings die Effekte zu berücksichtigen, sodass die Situation mit den Grenzkosten Privat 2 und der Ausbringungsmenge M D 1 (Schnittpunkt D) gilt (siehe Abb. 10.8). Fazit der Analyse ist somit: Liegen positive externe Effekte vor, so bedeutet dies: die Ausbringungsmenge des Begünstigten ist zu hoch (M • D 1 statt M D ) der Preis ist zu niedrig (P • d 1 statt P d ). Preis, Grenzkosten Preis, Grenzkosten Menge Menge M D M C M C 1 M D 1 Grenzkosten Privat 2 Grenzkosten Privat 1 Grenzkosten Privat D A C B P c P c 1 P d Produzent C Produzent D Preis, Grenzkosten Privat Preis, Grenzkosten Privat Menge Menge M C M D M C 1 M D 1 Nachfrage 1 Nachfrage 2 Grenzkosten Privat 2 Grenzkosten Privat 1 Grenzkosten Privat D A C B P c P c 1 P d P d 1 Abbildung 10.5: Folgen positiver technologischer Effekte: Nutzenstifter Abbildung 10.7: Folgen positiver technologischer Effekte: Nutzenstifter, geneigte Preis-Absatz- Funktion Abbildung 10.6: Folgen positiver technologischer Effekte: Nutznießer Abbildung 10.8: Folgen positiver technologischer Effekte: Nutznießer, geneigte Preis-Absatz-Funktion <?page no="248"?> 227 10.3 Externe Effekte und öffentlicher Sektor 10.2.2 Vergleichender Überblick Negative externe Effekte bei geneigter Preis-Absatz-Funktion (Markt-) Preis des Menge des (Markt-) Preis des Menge des Verursachers Geschädigten zu niedrig zu hoch zu hoch zu niedrig Positive externe Effekte bei geneigter Preis-Absatz-Funktion (Markt-) Preis des Menge des (Markt-) Preis des Menge des Verursachers (Nutzenstifters) Begünstigten (Nutznießer) zu niedrig zu gering zu niedrig zu hoch Schaubild 10.3: Zusammenfassung 10.3 Externe Effekte und öffentlicher Sektor Bei der Analyse der technologischen Effekte, bei denen ein direkter z. B. biologischer Zusammenhang bestand, wurde die mikroökonomische Ebene betrachtet. Auf der makroökonomischen Ebene können jedoch auch Effekte auftreten, die auf ein Auseinanderfallen von privater Nachfrage bzw. privatem Angebot und staatlich gewünschter Nachfrage bzw. staatlich gewünschtem Angebot zurückzuführen sind. Die externen Effekte können beim Konsum und bei der Produktion anfallen, sie können positiv oder negativ sein. Diese insgesamt vier Möglichkeiten werden in den folgenden Abschnitten beschrieben und dargestellt. 71 N 1 = Nachfrage - private Wertschätzung A 1 = Angebot - private Kosten Nachfrage nach einem bestimmten Produkt / einer bestimmten Dienstleistung, d. h. die private Zahlungsbereitschaft für ein Gut / eine Dienstleistung. Angebot eines Gutes / einer Dienstleistung - unter Berücksichtigung der aggregierten privaten (Grenz-)Kosten. N v = Nachfrage - volkswirtschaftlicher Wert A v = Angebot - volkswirtschaftliche Kosten gewünschte - staatliche - Nachfrage nach einem Gut / einer Dienstleistung. gewünschtes - staatliches - Angebot eines Gutes / einer Dienstleistung - unter Berücksichtigung der aggregierten sozialen volkswirtschaftlichen (Grenz-)Kosten. 71 der Index v soll den volkswirtschaftlichen Aspekt (Wert bzw. Kosten) verdeutlichen <?page no="249"?> 228 Kapitel 9 Externalitäten und effiziente Märkte Der Staat hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten auf das Auseinanderfallen zu reagieren. Festlegung einer optimalen Menge (Angebots- / Nachfragemenge) und Ergreifen • von Maßnahmen, die es ermöglichen, dass diese Menge angeboten bzw. nachgefragt wird und / oder Belastung der Anbieter / Nachfrager (nach einer genauen Analyse) mit zusätz- • lichen Kosten, sodass sich eine optimale (Angebots- / Nachfrage-)Menge „ergibt“. 10.3.1 Externe Effekte beim Konsum 10.3.1.1 Positive externe Effekte beim Konsum Die positiven externen Effekte des Konsums werden anhand der Nachfrage nach und des Angebots an Kindergartenbzw. Krippenplätzen analysiert. Beispiel: Familie Karci hat zwei Kinder (Serkan 5 Monate und Esra 4 Jahre alt). Frau Karci ist Einzelhandelskauffrau, vor der Geburt von Esra war sie in der Lebensmittelabteilung eines großen Kaufhauses tätig. Da in ihrer Heimatgemeinde nicht ausreichend Kindergartenbzw. Krippenplätze zur Verfügung standen, konnte sie ihren Beruf - auch in Teilzeitform - nicht mehr ausüben. Aufgrund der Entscheidungssituation der Haushalte kommt die Nachfragekurve N 1 = f (P 1 ) c. P. und die Angebotskurve A 1 = f (P 1 ) c. P. zustande. Daraus ergibt sich der Gleichgewichtspreis P G und die Gleichgewichtsmenge MG Markt . Wird der individuelle Nutzen von Kindergartenbzw. Krippenplätzen für eine einzelne Familie betrachtet Betreuung der Kinder • Förderung bestimmter Fähigkeiten der Kinder (Sprache, Ausdrucksmöglich- • keiten) Möglichkeit der (Teilzeit-) Beschäftigung für ein Elternteil • ist dieser kleiner als der volkswirtschaftliche Nutzen, der darüber hinaus darin besteht dass aufgrund der Förderung im Kindergarten später bessere Schul- und Aus- • bildungsaussichten bestehen; dass die (Teilzeit-) Arbeitskraft der Eltern genutzt werden kann; • dass ein Beitrag zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (spe- • ziell für Frauen) geleistet wird. <?page no="250"?> 229 10.3 Externe Effekte und öffentlicher Sektor Dieses Auseinanderfallen führt zu einer Rechtsverschiebung der Nachfragekurve (N v ) und somit zu einer erforderlichen Erhöhung des Angebots an Kindergartenbzw. Krippenplätzen bis zu MV Optimum . Die Menge MV Optimum . stellt die volkswirtschaftlich optimale Angebotsmenge dar. Wie aus der Darstellung ersichtlich ist MV Optimum > MG Markt , d. h. der freie Markt stellt eine suboptimale Menge zur Verfügung. Hier ist der Staat durch geeignete Maßnahmen gefordert dafür zu sorgen, dass die volkswirtschaftlich optimale Menge an Kindergartenbzw. Krippenplätzen zur Verfügung gestellt wird. 10.3.1.2 Negative externe Effekte beim Konsum Die negativen externen Effekte des Konsums werden anhand der Nachfrage- und Angebotskurve für das Produkt „alkoholische Getränke“ 72 dargestellt werden. Beispiel: Ulrich Schäfer (49 Jahre) ist seit einem Jahr arbeitslos, er hat zunehmend Probleme damit fertig zu werden. In seiner Ehe kriselt es, die schulischen Leistungen seiner beiden Kinder werden schlechter. Seit einiger Zeit steigt sein Alkoholkonsum beträchtlich. 72 auch wenn es dieses „Produkt“ nicht gibt, wurde es auch Gründen der Einfachheit gewählt Preise Menge M G Markt N 1 A 1 N V M V Optimum P V P G Abbildung 10.9: Positive externe Effekte beim Konsum <?page no="251"?> 230 Kapitel 9 Externalitäten und effiziente Märkte Es gilt für die Nachfragekurve N 1 = f (P 1 ) c. P. und für die Angebotskurve A 1 = f (P 1 ) c. P. Daraus ergibt sich die nachfolgende Darstellung mit dem Gleichgewichtspreis P G und der Gleichgewichtsmenge MG Markt . Auch hier kann es zu einem Auseinanderfallen von volkswirtschaftlichem Nutzen und individuellem Nutzen kommen. Der erhöhte Alkoholkonsum kann zu erhöhten volkswirtschaftlichen Kosten führen z. B. durch gesundheitliche Beeinträchtigungen und damit erhöhten Krankheitskosten; • Unfallfolgen unter Alkoholkonsum; • zerrüttete Familienverhältnisse aufgrund des Alkoholkonsums mit negativen • Folgen für die Kinder und den Partner. Die Nachfragekurve des volkswirtschaftlichen Nutzen (N V ) verläuft links von N 1 , d. h. die sich am Markt bildende Angebotsmenge ist zu groß (MG Markt > M Optimum ). Dieses Marktversagen kann der Staat mit einer Besteuerung der Produkte zu kompensieren versuchen. Die Besteuerung der Produkte führt zu einem erhöhten Preis, da die Produzenten die Steuerbelastung in ihren Preisen berücksichtigen. Die Nachfrage wird - wahrscheinlich - geringer werden, sodass sich auch die volkswirtschaftlichen Kosten verringern. Auf Seiten des Staates stellen die Steuern eine Einnahmequelle dar. Preise Menge M G Markt N 1 A 1 N V M V Optimum P V P G Abbildung 10.10: Negative externe Effekte beim Konsum <?page no="252"?> 231 10.3 Externe Effekte und öffentlicher Sektor 10.3.2. Externe Effekte der Produktion 10.3.2.1 Positive externe Effekte der Produktion Die positiven externen Effekte der Produktion werden anhand des Angebots an und der Nachfrage nach High-Tech-Maschinen für die Maschinenbauindustrie analysiert. Beispiel: Die Ueckert KG hat neue miniaturisierte Elektromotoren entwickelt, die u. a. in der Maschinenbauindustrie eingesetzt werden. Die Simonitis Maschinenbau AG ist spezialisiert auf den Bau und die Entwicklung von Maschinen zur Herstellung und Beschriftung von Kunststofffolien. Aufgrund der neuen Elektromotoren werden die Maschinen der Simonitis AG kleiner und leichter, darüber hinaus können sie die Folien mit höherer Geschwindigkeit über die Walzen ziehen. Dieses bedeutet weiterhin, dass die Folien - bei gleicher Reißfestigkeit - dünner sein können. Die Küting GmbH hat eine neue Maschine der Simonitis AG gekauft und eingesetzt. Dadurch ist ihr Rohstoffverbrauch um 8 % gesunken. Aufgrund der Entscheidungssituation in den Unternehmen als Nachfrager bzw. Anbieter von High-Tech-Maschinen ergibt sich die Nachfragekurve N 1 = f (P 1 ) c. P. und die Angebotskurve A 1 = f (P 1 ) c. P. Daraus ergibt sich der Gleichgewichtspreis P G und die Gleichgewichtsmenge MG Markt . Der individuelle Nutzen der Maschinen für den Käufer besteht u. a. in einer kostengünstigeren Produktion, in Wettbewerbsvorteilen und weiteren positiven technischen Entwicklungen im Unternehmen des Käufers. Für zahlreiche andere Unternehmen - „unbeteiligte Dritte“ - bedeutet dieses weiterhin: kostengünstigere Produktion, Weiterentwicklung und Erhöhung des technischen Wissens. Die Neuerungen werden nicht nur einem Unternehmen zugute kommen, sondern vielen, sodass die gesamte Volkswirtschaft davon profitiert. Die weiteren technischen Entwicklungen, ermöglicht durch diese High-Tech-Maschinen, stellen volkswirtschaftlich eine Reduzierung der Kosten dar. In der Volkswirtschaftslehre wird gesagt: der technische Fortschritt diffundiert in die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft. Dieses Auseinanderfallen von unternehmensindividuellen - betriebswirtschaftlichen - und volkswirtschaftlichen Kosten führt zu positiven externen Effekten, d. h. die am freien Markt angebotene Menge MG Markt ist geringer als die volkswirtschaftlich optimale Menge MV Optimum . Verdeutlicht wird dies in der Abbildung durch eine Rechtsverschiebung der Angebotskurve. Der Staat kann die Erhöhung der Angebotsmenge bis zur optimalen Menge durch Subventionen an die Produzenten fördern (vgl. dazu auch Kap. 4.2.3 und 4.2.4) <?page no="253"?> 232 Kapitel 9 Externalitäten und effiziente Märkte 10.3.2.2 Negative externe Effekte der Produktion Die negativen externen Effekte der Produktion sollen anhand der Auswirkungen der Produktion auf die Anwohner von Produktionsstätten und die Umwelt dargestellt werden. Beispiel: Die Braundos GmbH stellt aus dünnen Stahlplatten Kisten für die Verpackung druck- und stoßempfindlicher Waren her. Aufgrund neuer Maschinen, die mit einem höheren Druck arbeiten, konnte die Stärke der Platten - ohne Qualitätseinbußen - reduziert werden. Für die Braundos GmbH deutet dies eine Reduzierung der Kosten. Diesen Kostenvorteil gab sie z. T. in Form niedrigerer Preise an ihre Kunden weiter. Während der letzten Jahre hat die GmbH ihre Produktionshallen immer mehr ausgebaut, dabei ist sie immer näher an eine Wohnsiedlung herangerückt. Die ersten Beschwerden der Anwohner sind bereits bei der Stadtverwaltung eingegangen. Aufgrund der Entscheidungssituation in den Unternehmen als Nachfrager bzw. Anbieter ergibt sich die Nachfragekurve N 1 = f (P 1 ) c. P. und die Angebotskurve A 1 = f (P 1 ) c. P. Daraus ergibt sich der Gleichgewichtspreis P G und die Gleichgewichtsmenge MG Markt . Preis Menge M G Markt N 1 A 1 A V M V Optimum P V P G Abbildung 10.11: Positive externe Effekte der Produktion <?page no="254"?> 233 10.3 Externe Effekte und öffentlicher Sektor Der individuelle Nutzen des Käufers besteht im „niedrigen Preis“ P G , der seine Zahlungsbereitschaft zum Ausdruck bringt. Die betriebswirtschaftlichen Kosten (Produktionskosten) sind dadurch gedeckt. Durch die Produktion werden jedoch unbeteiligte Dritte mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Diese Beeinträchtigung kommt z. B. in gesundheitlichen Gefährdungen; • Belastungen der Flüsse und Seen durch Abwässer; • reduzierten Freizeitmöglichkeiten. • zum Ausdruck. Das Auseinanderfallen von betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Kosten bedeutet, dass die am freien Markt angebotene Menge zu groß ist MG Markt > MV Optimum . Mögliche Maßnahmen des Staates können dann u. U sein: eine zusätzliche Besteuerung des Unternehmens. Diese führt dann zu einer Reduzierung der Angebotsmenge auf MV Optimum . Da die vielfältigen Umweltbelastungen bzw. -beeinträchtigungen nur sehr schwer oder gar nicht exakt zu messen sind, hat der Staat keine genauen Anhaltspunkte wie hoch die Steuer sein soll. Er kann jedoch bestimmte umweltbelastende Produktionsverfahren mit einer Steuer belegen. Eine andere Möglichkeit ist die gesetzliche Verpflichtung, Filteranlagen zur Reinigung der Abwässer bzw. Abgase einzubauen oder Produktionsstätten in bestimmten Gebieten zu verbieten. Die Fälle verdeutlichen, dass die Maßnahmen darauf abzielen, Preis Menge M G Markt N 1 A 1 A V M V Optimum P V P G Abbildung 10.12: Negative externe Effekte der Produktion <?page no="255"?> 234 Kapitel 9 Externalitäten und effiziente Märkte die negativen Auswirkungen der externen Effekte dem Verursachern zuzurechnen. Sie werden gezwungen, die externen Effekte bei ihren Entscheidungen mit zu berücksichtigen, d. h. in ihre Kostenrechnung mit einzubeziehen. In diesem Zusammen wird von „Internalisierung der Kosten“ gesprochen. 10.3.3 Vergleichender Überblick Marktsituation MG Markt > MV Optimum MG Markt < MV Optimum Positive externe Effekte des Konsums × Negative externe Effekte des Konsums × Positive externe Effekte der Produktion × Negative externe Effekt der Produktion × Schaubild 10.4: Zusammenfassender Überblick 10.4 Zusammenfassung Externalitäten Externe Effekte externe Kosten (soziale Zusatzkosten) externe Nutzen (soziale Zusatznutzen) Folgen technologischer Effekte Folgen negativer technologischer Effekte Folgen positiver technologischer Effekte Externe Effekte und öffentlicher Sektor Externe Effekte beim Konsum Externe Effekte bei der Produktion Positive externe Effekte beim Konsum Negative externe Effekte beim Konsum Positive externe Effekte der Produktion Negative externe Effekte der Produktion 10.5 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Erläutern Sie mit eigenen Worten den in den Abbildungen 10.1 bis 10.4 dargestellten Sachverhalt. <?page no="256"?> 235 10.5 Kontrollaufgaben Aufgabe 2: Erläutern Sie mit eigenen Worten den in den Abbildungen 10.5 bis 10.8 dargestellten Sachverhalt. Aufgabe 3: Formulieren Sie ein eigenes Beispiel, in dem der Entstehungsbereich des externen Effekts der Konsum ist, die Auswirkung negativ und der betroffenen Bereich der des Konsums. Aufgabe 4: Analysieren Sie den nachfolgenden Artikel hinsichtlich positiver oder negativer externer Effekte und dem öffentlichen Sektor. „Man fühlt sich verraten und verkauft“ Bad Salzuflen-Lockhausen „Endlich fragt uns mal einer“ (...) Andrang herrschte, als die LZ-Redakteure Sven Koch und Hartmut Salzmann vor der Sparkasse Volkes Meinung erfragten. Fazit: Mit der Gasverdichterstation hat man sich arrangiert. Aber die Ansiedlung der Großspedition „trans-o-flex“ in neuen Gewerbegebiet und die Errichtung der Raststätte an der A 2 - das sind die Aufreger-Themen in Lockhausen. (...) Als Landwirt tätig ist auch Wilfried Schröder, der an der Sudheide Schafe hält: „Schon jetzt rollen hier täglich 8000 Fahrzeuge. Ich hatte missgebildete Tiere, mein Grund und Boden wird mit Schadstoffen überzogen.“ Lebenswertes Lockhausen - das sieht Peter Töws, der an der Leopoldshöher Straße wohnt, längst nicht mehr so. Mit der Gewerbeansiedlung kam der Verkehr. „Es ist kaum zum Aushalten. Ich habe für 700 Euro neue Fenster eingebaut, aber wenn ich die öffne, kann man sich noch nicht mal mehr unterhalten.“ (...) Auch die Raststätte erhitzt die Gemüter. Der frühere Brummi-Fahrer Dietrich Schlötke, der selbst in unmittelbarer Nachbarschaft des geplanten Standortes wohnt, zeigt zwar Verständnis: „Ich war 17 Jahre im Fernverkehr. Ich weiß, was es heißt, keinen Parkplatz zu finden. Hier oder anderswo - irgendwo muss so was hin.“ Ganz anders sehen es aber viele andere Lockhauser - erst recht die Speckenbach-Anwohner. Durch ihre Straße soll der Zulieferverkehr geleitet werden. (...) „Im Speckenbach sind bereits sieben Firmen. Die Straße ist an der engsten Stelle 3,60 Meter breit und kann nicht verbreitert werden. Was ist, wenn sich da zwei Lkw begegnen ? “ (...) Elfriede Krocker beklagt, dass das Regenwasser von der versiegelten Fläche der Parkplätze über den Speckenbach abfließen soll: „Bei Regen laufen die Gärten jetzt schon voll.“ (...) Alfons Thiel wohnt im Dammkrug - und damit gut 150 Meter von der Stelle entfernt, an der „Tank und Rast“ bauen will. Was ihn auf die Palme bringt: „Da, wo der Beschleunigungsstreifen beginnt, soll der Lärmschutzwall enden.“ Das heißt: Volle akustische Breitseite, wenn die Lkw beim Verlassen der Raststätte Gas geben. „Die sollen die Mauer doch wenigstens bis zur Brücke Elverdisser Straße bauen. Dazu heißt es aber: ,Das ist zu teuer.‘ Zählt denn der Einzelne nichts? “ Ulrike Rosemann (...) hat Angst davor, dass mit der Raststätte auch die Kriminalität Einzug hält: „Man weiß, dass die Sicherheit im Umfeld solcher Raststätten abnimmt. (...)“ Rosemann befürchtet, dass potenzielle Täter über die Zäune klettern, in die Häuser einbrechen und sich dann über die A 2 aus dem Staub machen. Die Entwicklung der letzten Jahre (MVA Heepen, Ausbau der A 2, Gasverdichter, jetzt neues Gewerbegebiet) hat laut Sabine Schwarz massive Folgen für den Grundstücksmarkt. Die Baugrundstücke im Kirchfeld, wo sie wohnt, seien <?page no="257"?> 236 Kapitel 9 Externalitäten und effiziente Märkte in der Bodenrichtwertkarte bis vor kurzem noch mit einem Preis von 150 Euro pro Quadratmeter gehandelt worden. Heute sind es nur noch 130 Euro. „Hätte ich gewusst, was hier alles entsteht, wäre ich niemals von Bielefeld hierhin gezogen“, klagt sie. Quelle: Lippische Landeszeitung (LZ), 27. Juli 2007, S. 14 Aufgabe 5: Ordnen Sie die folgenden Beispiele in das Schaubild 10-2 ein. Begründen Sie ihre Entscheidung. a) Der Hobbyimker Harald Borkos stellt seine zehn Bienenvölker im Frühjahr in der Nähe der „Gartenbau Hunkerl GmbH (Gartenpflege, Blumen, Sträucher und Zierpflanzen)“ auf. b) Hugo Borgelt lässt an einer Seite seines Garten die Hecke als Sichtschutz über 2,50 m hoch wachsen. In den Garten seines Nachbarn Hans Jürgen Finken fällt dadurch viel Schatten. Der Rasen in diesem beschatteten Bereich ist dadurch stets etwas feucht und wächst nur noch sehr wenig, Blumen wachsen dort kaum noch. c) In einem Wintersportgebiet in der Schweiz sind zahlreiche Pisten gut ausgeschildert. Immer wieder verlassen jedoch Skiläufer diese Bereiche und fahren querfeldein, auch wenn sie sich dadurch selbst gefährden. Im Frühjahr und Sommer werden die Schäden sichtbar. Die oberste Grasschicht auf den Viehweiden ist häufig zerstört (Steine und Erdreich sind sichtbar), sodass die Almbauern ihre Kühe an anderen Stellen weiden lassen müssen. d) Die Weserkies GmbH erweitert ihre bestehende Abbaufläche für Sand und Kies in nordwestlicher Richtung. Der südöstlich Teil des Geländes wird abgesichert und dem örtlichen Fischereiverein für Zuchtzwecke zur Verfügung gestellt. 10.6 Literatur 10.6.1 Grundlegende Literatur zum Kapitel 10 Baßler, Ulrich; Heinrich, Jürgen; Utecht, Burkhard, Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Stuttgart 2006 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 2 Fritsch, Michael; Wein, Thomas; Ewers, Hansjürgen Marktversagen und Wirtschaftspolitik, München 2003 Lehrbuch <?page no="258"?> 237 10.5 Kontrollaufgaben Kapp, William Volkswirtschaftliche Kosten der Privatwirtschaft, Tübingen 1958 Schon etwas älter, aber lesenswert. Kapp hat als Ökonom erstmals die Folgen betriebswirtschaftliches Effizienz nicht nach moralischen sondern nach ökonomischen Kriterien untersucht. Mankiw, Gregory; Taylor, Mark Volkswirtschaftslehre, Stuttgart 2008 umfangreiches Lehrbuch, leicht lesbar mit vielen Beispielen und Aufgaben, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 10 10.6.2 Vertiefende Literatur zum Kapitel 10 73 Busse, Tanja Die Einkaufsrevolution, München 2006 Im Buch wird versucht, eine „Einkaufsrevolution“ durch den „politischen Konsumenten zu initiieren. Anhand einer Vielzahl von Beispielen - aus fast allen Konsumgüterbereichen - werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich Verbraucher engagieren könn(t)en, aber auch beschrieben, warum sie es häufig nicht tun. Hens, Thorsten; Pamini, Paolo Grundzüge der analytischen Mikroökonomie, Berlin 2008 Lehrbuch, mit vielen unterschiedlich schwierigen Aufgaben, zu diesem Kapitel siehe besonders die Kapitel 11 und 12 Piekenbrock, Dirk Einführung in die Volkswirtschaftslehre und Mikroökonomie, Heidelberg 2008 Lehrbuch, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 16 Puls, Thomas Verkehrspolitik in Deutschland. Stur in den Stau, Hrsg. IWD, Thema Wirtschaft, Nr., 87, 2004 Analyse der Kosten des Straßenverkehrs, aber auch seine positive Effekte für die Wohlstand des Landes Pindyck, Robert S.; Rubinfeld, Daniel L. Mikroökonomie, München u. a. 2006 Lehrbuch, stellenweise sehr in die Tiefe gehend, zu diesem Kapitel siehe besonders das Kapitel 18 73 siehe die Anmerkung zu Kapitel 1 (Vertiefende Literatur) <?page no="260"?> 11.1 Lösungshinweise zu Kapitel 1: Wirtschaftliche Realität und volkswirtschaftliche Modellbildung Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Beschreibungsziel: Bei diesem Ziel soll das wirtschaftliche Geschehen eines Landes mit Hilfe geeigneter Begriffe beschrieben werden. Die verwendeten Begriffe sind dabei klar zu definieren, unterscheiden sich ggf. vom Gebrauch in der Umgangssprache. Erklärungsziel: Bei diesem Ziel steht die Antwort auf die Frage: „Warum ist etwas so, wie es ist? “ im Vordergrund. Es wird dabei versucht, mit Hilfe geeigneter Methoden und Theorien Erklärungen zu liefern. Dieses Ziel wird hauptsächlich im Bereich der Wirtschaftstheorie beachtet. Prognoseziel: Bei diesem Ziel stehen die zukünftige Entwicklung und gewünschte Sachverhalte der Wirtschaft im Vordergrund. Dieses bedeutet auch, dass Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie diese Entwicklungen und Sachverhalte erreicht werden können. Beratung / Gestaltungsziel: Sind Regelmäßigkeiten erkannt worden, so ergibt sich daraus die Chance, Vorhersagen über zukünftige Ereignisse zu formulieren. Der Aspekt der Beratung beinhaltet auch, dass Verbindungen zum Bereich der Politik bestehen. Aufgabe 2: Individuelle Antwort unter Berücksichtigung der Ausführungen des Kapitels 1.1.2 Aufgabe 3: Folgende Antworten sich richtig: a) b b) a Aufgabe 4: Wenn sich Theorien und Hypothesen, die zur Erklärung der Wirklichkeit aufgestellt worden sind, als falsch erwiesen haben, d. h. sie falsifiziert worden sind, ist es erforderlich, eine neue, bessere Theorie zu erstellen. Es darf nicht vorkommen, dass 11 Lösungshinweise <?page no="261"?> 240 Kapitel 11 Lösungshinweise die Menschen in der Wirklichkeit so verändert werden, dass sie in die - alte und falsche - Theorie hineinpassen. Aufgabe 5: Stabiles Gleichgewicht: Erfolgt von außerhalb des wirtschaftlichen Systems eine Störung, die wirtschaftlichen Auswirkungen hat, so wird durch endogene Kräfte wieder das Ausgangsgleichgewicht hergestellt. Labiles Gleichgewicht: Erfolgt von außerhalb des wirtschaftlichen Systems eine Störung, die wirtschaftliche Auswirkungen hat, führt diese Störung zu keinem neuen Gleichgewicht, sondern zu einer zunehmenden Entfernung vom ursprünglichen Gleichgewicht. Aufgabe 6: Bei der statischen Analyse werden alle Variable auf einen Zeitpunkt bezogen (die Zeit wird als konstant betrachtet). Bei einer komparativ-statischen Analyse werden Variable betrachtet, die sich auf zwei oder mehr unterschiedliche Zeitpunkte verteilen (die Zeit gilt als Parameter). Es werden zwei oder mehr Gleichgewichtszustände miteinander verglichen. Aufgabe 7: Werden die vier Ecken des „Magischen Vierecks der Verbraucherentscheidungen“ und ihre Verbindungen am Beispiel „Wunsch nach Mobilität“ verdeutlicht, so könnten sich folgende Konkretisierungen ergeben. Die Pfeile a - f beziehen sich auf die im Kapp. 1.3 verwendeten Beispiele. Bedürfnisse: mit einem schnellen Auto fahren Güter / Dienste: Sportwagen Mittel: 100.000 EURO Geldmittel, bzw. das Auto Marke Porsche Kosten: Preis für den PKW, Preise für laufende Unterhaltung des PKW a) Reichen meine finanziellen Mittel aus, mir einen Sportwagen der Extraklasse zu kaufen? b) Erfüllt der Porsche meine Wünsche am besten? c) Wo gibt es das von mir bewünschte Modell am „günstigsten“? d) Inwiefern muss ich evtl. mehr Geld ansparen, mehr arbeiten, sodass ich mir das Auto leisten kann. e) Gibt es evtl. einen preisgünstigeren PKW, der ebenfalls meine Bedürfnisse befriedigt? f) Inwiefern kann ich bzw. muss ich aufgrund nicht genügender Geldmittel Abstriche bei der Ausstattung vornehmen? <?page no="262"?> 241 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 8: Individuelle Antwort unter Berücksichtigung der Ausführungen des Kapitels 1.3 und des Schaubilds 1.10. 11.2 Lösungshinweise zu Kapitel 2: Begriffliche Grundlagen der Mikroökonomie Aufgabe 1: a) Ich habe Hunger. Ich habe Durst. b) Ich möchte mich im Theater durch ein Stück von Friedrich Schiller unterhalten lassen. Ich möchte mich im Kino durch einen Film mit Tom Hanks unterhalten lassen. c) Ich möchte ein Buch lesen. Ich möchte in einer Modezeitschrift lesen. Aufgabe 2: a) Auto - Räder, Auto - Lenkrad, Auto - Benzin. b) Auto - Fahrrad, Auto - Bus; Auto - Taxi. Aufgabe 3: Der Kaffeeautomat im privaten Haushalt ist ein Konsumgut, der Kaffeeautomat in der Küche eines kleinen Ausflugslokals, das nur am Sonntag für Radler geöffnet hat, ist ein Produktionsgut. Aufgabe 4: Die Beratungsleistung eines Rechtsanwalts an eine Privatperson wegen eines Verkehrsdelikts ist ein Konsumgut. Die Beratungsleistung eines Rechtsanwalt an einen Geschäftsführer einer KG wegen eines Verkehrsdelikts mit einem Dienstwagen ist ein Produktionsgut. Aufgabe 5: Minimumprinzip. <?page no="263"?> 242 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 6: a) b) Der Punkt C auf den Indifferenzkurve I ist mit dem Budget nicht zu finanzieren. Der Punkt D ist zwar mit dem Budget zu finanzieren, da er jedoch auf der Indifferenzkurve II liegt, bietet er nur ein niedrigeres Nutzenniveau. Der Punkt G auf der Indifferenzkurve II bietet einerseits ein niedrigeres Nutzenniveau, andererseits ist er auch nicht zu finanzieren. Aufgabe 7: Es gibt formelle Institutionen wie z. B. Gesetze und Verordnungen und informelle Institutionen (ungeschriebene Verhaltensweisen und Konventionen) wie z. B. der Stellenwert der Leistungsbereitschaft in einer Gesellschaft, das Verhalten gegenüber anderen Personen. Aufgabe 8: Das Humankapital umfasst die Fähigkeiten und Kenntnisse der Menschen eines Landes, die sie z. B. im Rahmen ihrer Ausbildung erworben haben. Das Soziale System umfasst die Gesamtheit aller Institutionen, Gesetze und politischen Strukturen. Gut A Gut B 1 2 3 4 Haushaltsoptimum Ind II Ind I 5 G C F E B A D 6 7 8 9 10 11 12 13 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 <?page no="264"?> 243 Kapitel 11 Lösungshinweise 11.3 Lösungshinweise zu Kapitel 3: Die Nachfrage: elementare Analyse Aufgabe 1: a Komplementäre Güter b Indifferente Güter c Inferiore Güter Die grundlegende Nachfragefunktion lautet: N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. Die grundlegende Nachfragefunktion lautet: N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. Die grundlegende Nachfragefunktion lautet: N 1 = f (C) c. P. Komplementäre Güter geben ihren Nutzen nur in Verbindung zueinander ab, z. B. Benzin und PKW. Sinkt z. B. der Preis für DVD- Recorder (P 2 ), so werden auch mehr DVDs (N 1 ) gekauft, da beide Güter in einem komplementären Verhältnis zueinander stehen. Indifferente Güter geben ihren Nutzen völlig unabhängig voneinander an. Steigt z. B. der Preis für Seife (P 2 ), so hat dies keinerlei Einfluss auf die Nachfrage nach Briefpapier (N 1 ). Inferiore Güter stehen in einen untergeordneten Verhältnis zueinander (Obst aus konventionellem und biologischem Anbau). Steigt das Einkommen (steigende Konsumsumme), steigt zunächst die Nachfrage, steigt das Einkommen weiter, so fällt z. B. die Nachfrage nach Obst aus konventionellem Anbau, stattdessen wird Obst aus biologischem Anbau vermehr nachgefragt. P 2 N 1 N a P b P a N b N P 2 P b P a N a / N b N 1 N C N N a C b C c C a N b N c N 1 Aufgabe 2: Bei dieser speziellen Konsumfunktion ist die Nachfrage der Güter abhängig von der Konsumsumme der Haushalte. <?page no="265"?> 244 Kapitel 11 Lösungshinweise a Sättigungsgüter b Inferiore / Superiore Güter Die grundlegende Nachfragefunktion lautet: N 1 = f (C) c. P. Die grundlegende Nachfragefunktion lautet: N 1 = f (C) c. P. Bei dieser Art von Gütern wird mit steigendem Einkommen mehr nachgefragt. Allerdings gibt es eine Grenze ab der trotz steigendem Einkommen nicht zusätzlich mehr nachgefragt wird (Sättigungsgrenze). Beispiel: Das Einkommen eines Haushalts steigt, sodass statt bisher pro Woche 1 kg Fleisch jetzt 3 kg Fleisch gekauft wird. Steigt das Einkommen weiter, so wird jedoch nicht mehr Fleisch gekauft. Hierbei stehen die Güter in einem überbzw. untergeordneten Verhältnis zueinander. Güter, bei denen die Nachfrage bei steigendem Einkommen / steigender Konsumsumme absolut fällt (z. B. Gemüse aus konventionellem Anbau), werden als inferiore Güter bezeichnet, ihre Substitute können als superiore Güter bezeichnet werden (z. B. Gemüse aus biologischem Anbau). Das Verhältnis der Güter zueinander kann je nach Haushalt unterschiedlich sein. Beispiel: Steigt das Einkommen, so wird mehr Gemüse - aus konventionellem Anbau - nachgefragt, steigt das Einkommen weiter, so wird weniger Gemüse aus konventionellem Anbau nachgefragt, statt dessen mehr Gemüse aus biologischem Anbau. C, Konsumsumme N 1 (Nachfrage nach Fleisch) N C, Konsumsumme N 1 (Nachfrage nach Gemüse aus konventionellem Anbau) N Aufgabe 3: a) P 2 … P n b) N 1 c) P 1 ; C, B, Z d) Die Nachfrage ist nur abhängig von den Preisen anderer Güter, alle anderen Größen bleiben konstant Aufgabe 4: Bei den beiden Beispielgütern handelt es sich um komplementäre Güter. Steigt der Preis der DVD-Player, so werden auch weniger DCDs nachgefragt (siehe auch Lösung zu 1 a) <?page no="266"?> 245 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 5: Es handelt sich um eine Rechtverschiebung. Mögliche Ursachen können sein: Erhöhung der Einkommen; • Preissteigerung bei einem substitutiven Gut; • Preissenkung bei einem Komplementärgut; • Positiver Trend bei der Einschätzung der zukünftigen Entwicklung; • Veränderung der Bedarfstruktur zugunsten des Produkts. • Aufgabe 6: Nachfragefunktion N 1 = f (P 1 ) c. P. Unter Anwendung der Nachfragfunktion N 1 = f (P 1 ) c. P. wird zunächst nur das Produkt Himbeergelee betrachtet. Die Nachfrage N 1 ist abhängig vom Preis des Produktes P 1 , alle anderen Bestimmungsgrößen (z. B. P 2 … P n ) bleiben konstant (Nachfragekurve N 1 ). Wird eine der Größen verändert, führt dieses zu einer Verschiebung der Kurve. Die Preiserhöhung von Erdbeergelee (substitutives Gut, P 2 … P n ) führt somit zu einer Rechtsverschiebung und dadurch zu einer Erhöhung der Nachfrage nach Himbeergelee (Nachfragekurve N 2 ). Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. Die Nachfragefunktion N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. bedeutet, dass die Nachfrage nach Himbeergelee (N 1 ) abhängig ist vom Preis für Erdbeergelee (P 2 ). Da beide Produkte in einem substitutiven Verhältnis zueinander stehen führt eine Preiserhöhung bei Erdbeergelee zu einer Erhöhung der Nachfrage nach Himbeergelee. Preis Himbeergelee Menge Himbeergelee P a N a N b N 1 N 2 <?page no="267"?> 246 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 7: Für beide Ehepartner ergibt sich für den Bereich der Lebensmittel, dass wahrscheinlich kleinere Packungsgrößen gekauft werden (es wird angenommen, beide leben alleine). Vom Ehepartner, der die gemeinsame Wohnung verlässt, sind eine Reihe neuer Küchengeräte und Möbel zu kaufen. Die Ausgaben für Versicherungen ändern sich, da andere Tarife Gültigkeit haben, darüber hinaus sind neue Versicherungen abzuschließen, die Versicherungssumme muss sich allerdings den geänderten Lebensumständen (kleinere Wohnung etc.) anpassen. Aufgabe 8: Siehe Schaubild 3.2 11.4 Lösungshinweise zu Kapitel 4: Das Angebot: elementare Analyse Aufgabe 1: Die zugrundeliegende Angebotsfunktion lautet: A1 = f (P 1 ) c. P. Der Preis der Produktionsfaktoren Q 1 … Q n fällt unter die c. P. Klausel. Treten in diesem Bereich Änderungen ein, so wird eine bisher konstant gehaltene Größe verändert. Es verschiebt sich somit die Angebotskurve. Gemäß Schaubild 4.2 erfolgt eine Rechtsverschiebung. Preis Himbeergelee Menge Himbeergelee P b P a N a N b N <?page no="268"?> 247 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 2: Ausgangssituation ist der Preis P a und die Angebotskurve A. Daraus ergibt sich eine angebotene Menge von A a (für den Preis P b gilt analog A b ). Wird die Angebotskurve nach links verschoben (A1), so ergibt sich beim Preis P a eine gegenüber A a eine reduzierte Angebotsmenge von A a 1 (für den Preis P b gilt analog A b 1 ). Wird die Angebotskurve nach rechts verschoben (A 2 ), so ergibt sich beim Preis P a gegenüber A a eine erhöhte Angebotsmenge von A a 2 (für den Preis P b gilt analog A b 2 ). Aufgabe 3: Hierbei handelt es sich um zwei Güter, die in einem substitutiven Verhältnis zueinander stehen. Aus diesem Grund wird sich das Angebot der Deutschen Bahn AG erhöhen. P A 1 A 2 A P A A a 1 P b P a A a A b1 A a 2 A b A b2 A A 2 A 1 <?page no="269"?> 248 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 4: a) Normale Reaktion der Anbieter: • die Preise für Input-Faktoren (z. B. Öl) steigen, sie bieten mehr an. b) Anomale Reaktion: • die Preise für Weihnachtsartikel sinken, die Anbieter erhöhen das Angebot, sie befürchten noch stärkere Preissenkungen. c) Das Verhalten des Aktienbesitzers kann einerseits als normal interpretiert werden (aus dem Blickwinkel des alltäglichen Lebens), da er durch sein Verhalten die Verluste minimieren möchte. Aus dem Blickwinkel der Wirtschaft(-swissenschaft) müsste bei sinkenden Preisen jedoch weniger angeboten werden, sodass sein Verhalten auch als anomal bezeichnet werden könnte. Aufgabe 5: Siehe das Schaubild 4.2 11.5 Lösungshinweise zu Kapitel 5: Der Markt: Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Aufgabe 1: Der Hauptunterschied besteht in der Rolle, die die Zeit bei der Analyse spielt. Bei einer komparativ-statischen Analyse werden Variable betrachtet, die sich auf zwei oder mehr unterschiedliche Zeitpunkte verteilen (die Zeit wird hier als Parameter betrachtet). Es werden zwei oder mehr Gleichgewichstzustände miteinander vergleichen. Bei der dynamischen Analyse ist die Zeit eine Variable. Hierbei wird die Veränderung als eine Funktion der Zeit t betrachtet. Aufgabe 2: a) Es handelt sich hierbei um den klassischen Fall des Spinnweb-Theorems. Vom ursprünglichen Gleichgewicht mit der Menge M G mit dem Preis P G ergibt sich aufgrund der Nachfrageverschiebung und des Marktprozesses das neue Gleichgewicht mit der Menge M G 1 und dem Preis P G 1 . <?page no="270"?> 249 Kapitel 11 Lösungshinweise b) Hierbei handelt es sich um einen labilen Prozess. Eine neue Gleichgewichtsmenge M G 1 und ein neuer Preis P G 1 werden sich nicht ergeben. 11.6 Lösungshinweise zu Kapitel 6 : Die Nachfrage: Das Verhalten der Haushalte in besonderen Situationen Aufgabe 1: Das Menschenbild des homo oeconomicus entspricht einer Modellfigur, mit deren Hilfe eine Reihe von Sachverhalten gut analysiert werden kann. Vielfach wird bei diesem Menschenbild aber auch von einem „Zerrbild des Menschen“ gesprochen. Das Verhalten realer Menschen in wirtschaftlichen Situationen wird allerdings von einer Vielzahl anderer Faktoren beeinflusst, die im Menschenbild des homo oeconomicus nicht berücksichtigt werden. Deshalb versuchen psychologische und soziologische Ansätze mit Hilfe eines realitätsnäheren Menschenbildes Erklärungen zu liefern (vgl. die Schaubilder 6.2, 6.3, die Kapitel 6.2 ff.). Preise Menge M G M G 1 A N 1 N P G P a P g Preise Menge M G M G 1 P G P G 1 P a <?page no="271"?> 250 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 2: Vorgelagerte Überlegungen: Bedürfnisbildung Überlegungen über die Art des PKW: Limousine, Van, Kombi, SUV, auch vor dem Hintergrund der finanziellen Möglichkeiten; Informationssuche und -auswahl Prospekte der unterschiedlichen Hersteller, Gespräche mit Freunden, Arbeitskollegen und Autoverkäufern der unterschiedlichen Hersteller; Einschätzung der Zukunftsaussichten Auswahl des PKW vor dem Hintergrund Kinder ja / nein, Anzahl der Kinder, Kinderwunsch jetzt oder später, Entwicklung der Benzinpreise, ökologische Aspekte bezüglich alternativer Antriebe (Gas, Hybrid-Antrieb). Nachgelagerte Überlegungen Beurteilung des gekauften Autos Sind die im Vorfeld durchgeführten Überlegungen wie erwartet eingetroffen, haben sich die Informationen als richtig erwiesen? Kommunikation mit anderen Nutzern Werden die selbst gemachten Erfahrungen mit dem Auto von anderen Nutzern bestätigt oder nicht? Entscheidungen über Nachfolgeprodukte Sind zwischenzeitlich neue, bessere Alternativen für die eigenen Bedürfnisse auf dem Markt (Beginn einer neuen Informationssuche). Aufgabe 3: Bei diesem Effekt möchte sich die einzelne Person durch ihr Kaufverhalten von der Masse abheben. a) Wird der Preis eines exklusiven Produktes (z. B. Designer-Möbel) gesenkt, schränkt diese Person die Nachfrage danach ein, da sie sich in der Exklusivität beeinträchtigt fühlt. „Jetzt kann ja jeder dieses Möbelstück kaufen“. b) Bei der Preiserhöhung werden die Snobs ihren Konsum ausweiten, da sie dadurch ihre Exklusivität wieder gewährleistet sehen, z. B. bei exquisiten alkoholischen Getränken, Zigarren besonderer Marken. c) Siehe Beispiele bei a) und b). <?page no="272"?> 251 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 4: Werden Produkte billiger, so werden sie zunehmend gekauft. Hierbei ist die Motivation wichtig, es dadurch Mitgliedern von Bezuggruppen gleichzutun (modische Artikel). Bei bestimmten Produkten (z. B. Uhren) werden auch - bewusst oder unbewusst - Imitationen gekauft. Aufgabe 5: Der Veblen-Effekt wird als demonstrativer Konsum aufgefasst, der Konsument will sich von der Masse durch Konsum bewusst abgrenzen und abheben. Hierbei handelt es sich um eine sozial-abhängige Nutzeneinschätzungen (Prestige-Effekt). Beispiel: Der Preis für Old-Timer einer bestimmten Automarke steigt. Für einige Nachfrager wird der Preis zu hoch und sie reduzieren ihre Nachfrage. Die reichen und sehr reichen Nachfrager fragen von diesem Produkt jedoch „mehr“ nach, sodass die Nachfrage ansteigt. Mit diesem demonstrativen Konsum stellen sie ihren Reichtum zur Schau. „Um Ansehen zu erwecken und zu erhalten, genügt es nicht, Reichtum und Macht zu besitzen. Beide müssen sie auch in Erscheinung treten, denn Hochachtung wird erst dem Erscheinen gezollt“. (Thorstein Veblen: Theorie der feinen Leute) Aufgabe 6: Wird der Aspekt des „öffentlichen Ansehens“ betrachtet, spielt der Status eine Rolle (evtl. eine Fremdzuweisung von Status), der mit dem SUV erlangt werden soll. Hierbei kann es sich allerdings auch um ein vermeindliches Dazugehören zu einer bestimmten Gesellschaftsgruppe handeln. Der Sachverhalt kann aber auch so beschrieben werden, dass in gewisser Weise ein Nachahmungseffekt eintritt. Die Fahrer möchten der gesellschaftlichen Schicht angehören, in der es „erforderlich“ ist, solche Autos zu fahren. Der Aspekt der Nützlichkeit der SUVs - hinsichtlich PS, Raumangebot - spielt vielfach nur eine untergeordnete Rolle (Ausnahme evtl. bei einigen Berufsgruppen: Landwirte, Architekten etc.) Aufgabe 7: Einsatz von Zeit Lesen der Gebrauchsanweisungen, evtl. nach dem download aus dem Internet • und den Hinweisen zur Installation; Telefonieren im Labyrinth der Telefonwarteschleifen von Call - Centern, falls • Probleme auftauchen; selbstständige Internetrecherche bei aufgetauchten Problemen. • <?page no="273"?> 252 Kapitel 11 Lösungshinweise Einsatz mentaler Energie Stress bei der Installation bzw. zunehmend in der Phase des Fehlersuchens; • Stress durch die ständige Suche nach „Neuerungen / Verbesserungen“ während • der Nutzung; Einsatz von Raum immer neue Geräte. Aufgabe 8: Individuelle Antwort 11.7 Lösungshinweise zu Kapitel 7: Das Angebot: Verhalten der Unternehmen in unterschiedlichen Marktformen Aufgabe 1: Cournot‘sche Menge x c = a - K ′ _ 2 b = 10 Cournot‘schen Preis P c = a + K ′ _ 2 = 55 Preise Menge 5 10 Cournot‘sche Menge Cournot‘scher Punkt Cournot‘scher Preis 15 20 25 30 10 20 30 40 50 60 70 80 <?page no="274"?> 253 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 2: persönliche Preisdifferenzierung reduzierter Eintritt von Schülern / Studenten bei bestimmten Kulturveranstal- • tungen oder im Schwimmbad; reduzierter Eintritt von Hartz-IV-Empfängern mit Ausweis; • räumliche Preisdifferenzierung überdurchschnittliche Preise in Geschäften mit Innenstadtlage im Vergleich zum Stadtrand bzw. in Städten mit hoher Kaufkraft (Düsseldorfer Kö im Vergleich zu Gelsenkirchen); zeitliche Differenzierung preisreduzierte Taschenbuchausgabe nachdem die gebundene Ausgabe seit 2 • Jahren auf dem Markt ist / war; preisreduzierte Brötchen / Kuchenstücke kurz von Ladenschluss; • sachliche Preisdifferenzierung Mengenrabatt bei Bestellung von Schulbüchern durch die Schule. Aufgabe 3: Individuelle Beurteilung des Sachverhalts Aufgabe 4: Individuelle Beurteilung des Sachverhalts Aufgabe 5: Als Beispiele seien genannt: Druckerpatronen, die teurer sind als der Drucker, sodass die Alternativen re- • duziert werden. Es kommt zu einer sehr engen Komplementarität: Drucker von Produzent A nur mit Druckerpatrone von Produzent A zu bestücken; Rabatte, Bonus-Meilen und Incentives bei Fluglinien und Hotels, sodass Preis- • vergleiche erschwert werden; In der Modebranche sind zunehmend Tendenzen zu beobachten, die quasi zu ei- • ner „unternehmensindividuellen Konfektionsgröße“ führen, sodass Kleidergröße 38 von Anbieter A und Kleidergröße 38 von Anbieter B nicht unbedingt gleich sind. Dieses bedeutet auch hier eine Erschwerung der Vergleichbarkeit. <?page no="275"?> 254 Kapitel 11 Lösungshinweise 11.8 Lösungshinweise zu Kapitel 8: Elastizitäten Aufgabe 1: a) El dir = prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 __________ prozentuale Änderung des Preises des Gutes 1 (-1) El dir = ∆ x Gut 1 · 100 ___ x Gut 1 ___ ∆ P Gut 1 · 100 ___ P Gut 1 El dir von 1,90 auf 1,80 6,25 _ - 5,26 1,19 von 1,80 auf 1,70 5,88 _ - 5,56 1,06 von 1,70 auf 1,60 5,56 _ - 5,88 0,95 von 1,60 auf 1,50 5,26 _ - 6,25 0,84 b) direkte Preiselastizität der Nachfrage Aufgabe 2: a) Gut 1 = Wein, Gut 2 = Bier El indir = Prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 ___________ Prozentuale Änderung des Preises des Gutes 2 + 10 % __ + 20 % = 0,5 b) Die beiden Produkte Wein und Bier stehen in einem substitutiven Verhältnis zueinander, d. h. die zugrundeliegende Nachfragefunktion lautet: N 1 = f (P 2 … P n ) c. P. Das bedeutet, bei der Elastizität handelt es sich um die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage (Substitutive Güter). Aufgabe 3: Die Einkommenselastizität wird wie folgt berechnet: El Y = Prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 ___________ Prozentuale Änderung des Einkommens <?page no="276"?> 255 Kapitel 11 Lösungshinweise 1. Schuhe Werden die in der Aufgabenstellung angegebenen Daten eingegeben, die Gleichung umgeformt. So kann geschrieben werden: 0,3 = Prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 ___________ + 7 % 0,3 × 7 % = Prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 Die Nachfrageerhöhung betrug 2,1 %. Da die ursprüngliche Nachfragemenge 23 Mio. Paar betrug, entsprechen 2,1 % im absoluten Mengeneinheiten 483.000 Stück. 2. Blusen Werden die in der Aufgabenstellung angegebenen Daten eingegeben, die Gleichung umgeformt. So kann geschrieben werden: 0,9 = Prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 ___________ + 7 % 0,9 × 7 % = Prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 Die Nachfrageerhöhung betrug 6,3 %, da die ursprüngliche Nachfragemenge 92 Mio. Blusen betrug, entspricht eine Erhöhung um 6,3 % in absoluten Mengeeinheiten 5,796 Mio. 3. Schokolade Werden die in der Aufgabenstellung angegebenen Daten eingegeben, die Gleichung umgeformt. So kann geschrieben werden: - 0,5 = Prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 ___________ + 7 % - 0,5 × 7 % = Prozentuale Änderung der nachgefragten Menge des Gutes 1 Die Nachfragereduzierung betrug - 3,5 %. Da die ursprüngliche Nachfragemenge 125 Mio. Tafeln betrug, entspricht eine Reduzierung um - 3,5 % in absoluten Mengeeinheiten - 4,375 Mio. Tafeln. 11.9 Lösungshinweise zu Kapitel 9: Konsumentenrente, Produzentenrente, Gesamtrente Aufgabe 1: a) Herr Anereit: 15 EUR (Zahlungsbereitschaft 30 EUR, tatsächlicher Marktpreis 15 EUR) Frau Bockel: 10 EUR (Zahlungsbereitschaft 25 EUR, tatsächlicher Marktpreis 15 EUR) Frau Claurius: 0 EUR (Zahlungsbereitschaft 15 EUR, tatsächlicher Marktpreis 15 EUR) b) Die gesamte Produzentenrente beträgt 25 EUR. <?page no="277"?> 256 Kapitel 11 Lösungshinweise c) Aufgabe 2: a) Hermeit OHG: 5 EUR (tatsächlich gezahlter Marktpreis 15 EUR, Kosten 10 EUR) Grettel OHG: 0 EUR (tatsächlich gezahlter Marktpreis 15 EUR, Kosten 15 EUR) b) gesamte Produzentenrente 5 EUR c) Aufgabe 3: Die Gesamtrente beträgt 30 EUR (Produzentenrente von 5 EUR und Konsumentenrente von 25 EUR). Aufgabe 4: Herr Dauhen hat eine zu geringe Zahlungsbereitschaft und kommt deshalb am Markt nicht zum Zuge. Er muss entweder auf das Produkt verzichten oder seine Zahlungsbereitschaft erhöhen. Preise Anereit Bockel Clarius Dauhen Menge Marktpreis 1 10 20 30 2 3 4 I II I + II = Konsumentenrente Preise III = Produzentenrente Menge Marktpreis 1 10 20 30 2 3 4 III <?page no="278"?> 257 Kapitel 11 Lösungshinweise Die Fahlter OHG hat zu hohe Kosten, sie kann deshalb ihre Produkte zu einem Preis von 15 EUR nicht verkaufen, sie muss ihre Kosten senken. 11.10 Lösungshinweise zu Kapitel 10: Externalitäten und effiziente Märkte Aufgabe 1: Individuelle Antwort unter Berücksichtigung des Kapitels 10.2.1.1 (Folgen negativer technologischer Effekte). Aufgabe 2: Individuelle Antwort unter Berücksichtigung des Kapitels 10.2.1.2 (Folgen positiver technologischer Effekte). Aufgabe 3: Beispiel: In einer Kleingartenanlage werden während des Sommers häufig Grillfeste gefeiert. Die Lärm- und Geruchsbelästigung beeinträchtigen auch die Bewohner von Einfamilienhäusern in unmittelbarer Nähe zur Anlage. Sie können während dieser Zeit ihre Gärten nur eingeschränkt nutzen. Aufgabe 4: Wird der Schaubild 10.2 als Grundlage genommen, so können die im Artikel erwähnten Aspekte folgendermaßen eingeordnet werden: Entstehungsbereich der externen Effekte Produktion Auswirkungen der externen Effekte betroffener Bereich Produktion Konsum Ansiedlung der Großspedition Tran-o-flex negativ missgebildete Tiere, Schadstoffbelastung des landwirtschaftlichen Bodens Lärmbelästigung durch LKW Einbau neuer Fenster zum Schutz gegen Lärm • Raststätte Tank und Rast an der A 2 • MVA Heepen • Gasverdichterstation • Ausbau der A 2 negativ • Lärmbelästigung durch LKW • Einbau neuer Fenster zum Schutz gegen Lärm • Belastung der Gärten durch zu viel Regenwasser • Verfall der Grundstückspreise <?page no="279"?> 258 Kapitel 11 Lösungshinweise Aufgabe 5: Entstehungsbereich der externen Effekte Auswirkungen der externen Effekte betroffener Bereich Produktion Konsum a Konsum positiv × b Konsum negativ × c Konsum negativ × d Produktion positiv × <?page no="280"?> A kquisitorisches Potenzial Durch Einsatz bestimmter (Marketing-)Instrumente erzielbare - dauerhafte und vom Angebotspeis unabhängige - Präferenzen der Nachfrager zugunsten eines Anbieters herzustellen. Angebot Menge an Gütern / Dienstleistungen, die ein Verkäufer zu alternativen Preisen zum Verkauf oder Tausch am Markt anbieten will. Angebotskurve Kurzfristige A.: Jener Teil der Grenzkostenkurve, der oberhalb der durchschnittlichen variablen Kosten liegt (bei vollständiger Konkurrenz). langfristige A.: Jener Teil der Grenzkostenkurve, der oberhalb der durchschnittlichen Gesamtkostenkurve liegt (bei vollständiger Konkurrenz). Arbeit Eine Tätigkeit, die auf Bedürfnisbefriedigung Fremder und die Überwindung der Knappheit ausgerichtet ist. B andwagon-Effekt Beschreibt die Steigerung der Nachfrage nach einem Konsumgut aufgrund der Tatsache, dass andere Konsumenten (Mitglieder einer Bezugsgruppe) dieses Gut (häufig modische Artikel) gekauft haben. Bedarf Die aufgrund der Konfrontation mit dem Güterangebot konkretisierten Bedürfnisse. Ökonomischer Bedarf: der Teil des Bedarfs, der mit Kaufkraft ausgestattet ist. Bedarfsstruktur Umfasst die Gewohnheiten, Verhaltensweisen, Institutionen und Nutzeneinschätzungen des Haushalts. Bedürfnis Körperlich oder geistig-seelisches Mangelempfinden des Menschen, das dieser beheben will bzw. muss. 12 Glossar <?page no="281"?> 260 Kapitel 12 Glossar Betriebsoptimum Produktionsmenge, bei der die Durchschnittskosten minimiert werden. Hier gilt: DK = K′ Boden / Natur Oberfläche der Erde und sämtliche von der Natur zur Verfügung gestellten Ressourcen in Form von Bodenschätzen, Wind, Sonne. Budgetgerade Geometrischer Ort der Kombination zweier Güter (-bündel), die mit gleichen Einkommen (und bei gegebenen Preisen) realisiert werden kann. C obweb-Theorem Erklärungsansatz unterschiedlicher Preis- und Mengenbewegungen, deren Ursache in zeitlich verzögerten Menganpassungen bestehen. Ceteris-paribus-Klausel Lat. der Rest (übriges) bleibt gleich, es erfolgt eine Betrachtung unter sonst gleichen Bedingungen. Die in einem Modell nicht erfassten Einflussgrößen werden dadurch ausgeschlossen und konstant gehalten. Corporate Responsibility (CR) Unternehmensverantwortung: Umfang des Verantwortungsbewußtseins bezüglich der Verbindungen von Unternehmensaktivitäten und der Gesellschaft, der Mitarbeiter, der Umwelt und des wirtschaftlichen Umfelds. Courtnot’scher Punkt Punkt, der durch die vertikale Projektion des Schnittpunkts der Grenzerlöskurve mit der Grenzkostenkurve auf der Nachfragekurve entsteht. D eduktion Lat. deducere, herabführen, sie ist der logische Schluss von allgemeinen Sätzen zu den Besonderen. Dienstleistung Immaterielles Gut, das der Bedürfnisbefriedigung dient und Nutzen stiftet. Durchschnittliche Erlöse Erlöse, die sich nach der Division der Gesamterlöse durch die Menge ergeben. Durchschnittliche fixe Kosten Kosten, die sich nach der Division der fixen Kosten durch die Menge ergeben. <?page no="282"?> 261 Kapitel 12 Glossar Durchschnittliche Gesamtkosten Kosten, die sich nach der Division der Gesamtkosten durch die Menge ergeben. Durchschnittliche variable Kosten Kosten, die sich nach der Division der variablen Kosten durch die Menge ergeben. Durchschnittserlös Division der Gesamterlöse durch die Menge. Durchschnittskosten Kosten, die sich nach der Addition der fixen und variabeln Kosten ergeben. E inkommenselastizität Konzept, das es ermöglicht, die prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge in Relation zur prozentualen Veränderung des Einkommens anzugeben. Elastizität Das Verhältnis der relativen Änderung einer abhängigen Variablen (Nachfrage / Angebot) zur relativen Änderung einer unabhängigen Variablen (z. B. Preis). Endogene Variable / Größe Variable innerhalb eines betrachteten System (z. B. dem System der Wirtschaft bzw. eines Teils dieses Systems). Engel’sches Gesetz Gesetzmäßigkeit, die besagt: Bei steigendem Einkommen der Haushalte nehmen die Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel nicht in entsprechendem Maße zu, sodass der Anteil der Nahrungsmittelausgaben am Gesamteinkommen sinkt. Existenzbedürfnis Bedürfnis, dessen Befriedigung nur relativ kurze Zeit aufgeschoben werden kann. Exogene Variable / Größe Variable außerhalb eines betrachteten System (z. B. dem System der Wirtschaft bzw. eines Teils dieses Systems). Externalitäten (technologische) Stellen direkte - physikalische - Zusammenhänge zwischen der Gewinn- und Nutzenfunktion mehrerer Akteure dar, die jedoch nicht oder nicht vollständig über den Preismechanismus am Markt ausgeglichen werden. <?page no="283"?> 262 Kapitel 12 Glossar Externe Effekte Effekte, bei denen ein Wirtschaftssubjekt (z. B. ein Unternehmen) durch sein Handeln ein oder mehrere andere Wirtschaftssubjekte beeinflusst (positiv oder negativ) wobei diese Einflüsse nicht dem Preismechanismus unterliegen. Externe Kosten (soziale Zusatzkosten) Stellen Kosten dar, die nicht vom Verursacher getragen und unbeteiligten Dritten aufgebürdet werden. Externe Nutzen (soziale Zusatznutzen) Stellen Vorteile dar, die einem Wirtschaftssubjekt oder mehreren zufallen, ohne von diesen verursacht worden zu sein. Andere Wirtschaftssubjekte haben diese verursacht bzw. finanziert. F airnesspräferenzen Beschreibung des Sachverhalts, dass bei vielen Menschen das Gefühl für eine „gerechte“ Aufteilung von wirtschaftlichen Erträgen und gerechten Entscheidungsprozessen sehr ausgeprägt ist. Fixe Kosten Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge anfallen. Formelle Institutionen Summe der in Gesetze und der Verfassung fixierten Bestimmungen, die das Verhalten der Menschen in einem Land regeln (siehe auch Institutionen, informelle Institutionen). Freie Güter Güter, die von der Natur in nahezu unbegrenztem Maße und unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Friktion In der Wirtschaft: Hemmnisse, die bei der Koordination von Handlungen auftreten können. G ebrauchsgüter Güter, die ihrem Nutzen über einen längeren Zeitraum abgeben. Gesamtrente Addition der Konsumenten- und Produzentenrente. <?page no="284"?> 263 Kapitel 12 Glossar Gewinnschwelle Hier entsprechen sich Preis und Durchschnittskosten (Stückbetrachtung) sowie Umsatz und Gesamtkosten (Gesamtbetrachtung). Giffen-Fall Beschreibt die anomale Reaktion der Konsumenten, die trotz eines steigenden Preises eines - inferioren - Gutes mehr davon nachfragen. Gleichgewicht Situation, die sich dann einstellt, wenn die von Nachfragern und Anbietern unabhängig voneinander aufgestellten Pläne zueinander passen. Gossen’sches Gesetze 1. Gossen’sches Gesetz: Während der Befriedigung eines Bedürfnisses nimmt der Nutzen, den eine zusätzliche Einheit eines Gutes stiftet (= Grenznutzen) ab. 2. Gossen’sches Gesetz: Der Nachfrager maximiert dann seinen Nutzen, wenn sich die Grenznutzen der von ihm verwendeten Güter ausgleichen. Grenzerlös Zunahme des Umsatzes, der sich aus dem Verkauf einer zusätzlichen Einheit ergibt. Grenzkosten Zunahme der Gesamtkosten für die Herstellung einer zusätzlichen Produktionseinheit. Grenznutzen Nutzen, den die zuletzt konsumierte Einheit eines Gutes stiftet. Grenzprodukt Die Veränderung der Produktionsmenge, die durch eine zusätzliche Einheit an Faktoreinsatz erzielt wird. Gut Mittel, das der Bedürfnisbefriedigung der Menschen dient. H eterogene Güter Güter, die in ihrem Nutzen unterschiedlich sind. Heuristik Lehre von der methodischen Gewinnung neuer Erkenntnisse mit Hilfe von Denkmodellen, Gedankenexperimenten und Analogien. <?page no="285"?> 264 Kapitel 12 Glossar homogene Güter Güter, die in ihrem Nutzen absolut identisch sind. Humankapital Der im einzelnen Menschen inkorporierte (einverleibte), durch Schulbildung, Ausbildung und Weiterbildung erworbene Bestand an Wissen und Fertigkeiten, d. h. Qualifikation des Faktors Arbeit. I ndifferente Güter Güter, die in keinem gegenseitigen (Abhängigkeits-)Verhältnis zueinander stehen. Indifferenzkurve Sie zeigt die möglichen Mengenkombinationen zweier Güter (-bündel) an, die für den Konsumenten einen gleich hohen Nutzen stiften d. h. sie ist der geometrische Ort indifferenter Versorgungslagen / -niveaus. Individualbedürfnis Bedürfnis, das sich auf ein einzelnes Individuum bezieht und von ihm selbst befriedigt werden kann und eine Konkurrenzsituation zur Bedürfnisbefriedigung anderer besteht Induktion Lat. inducere: hinführen, die Verdichtung von Einzeltatbeständen führt zu einem Gesetz, wodurch eine Generalisierung von Beobachtungen stattfindet. Inferiore Güter Güter, die im Vergleich zu anderen Gütern als minderwertig angesehen werden. Informelle Institutionen Summe der - nicht ausdrücklich fixierten - kulturellen Normen und Verhaltensweisen, die das Verhalten der Menschen prägen und regeln (siehe auch Institutionen und formelle Institutionen). Institutionen Summe von Beschränkungen, z. B. Gesetze, Regeln, Normen, Verhaltensweisen, die die menschlichen Interaktionen beschränken und mit Sanktionen, -sandrohungen durchgesetzt werden können (siehe auch informelle und formelle Institutionen). <?page no="286"?> 265 Kapitel 12 Glossar Internalisierung Maßnahme, die dazu dient, dass externe Kosten bzw. externe Erträge dem Verursacher zugerechnet werden kann, sodass die volkswirtschaftlich relevante Fehlallokation zumindest teilweise ausgeglichen wird. Investieren Planmäßig auf zukünftigen Nutzen ausgerichtete Tätigkeit, etwas zum Zwecke der Investition anlegen. Investition Beschaffung von Produktionsmitteln (wird in der VWL und der BWL jedoch unterschiedlich definiert. Bruttoinvestition: Zuführung von Realvermögen, Summe aus Netto- und Ersatzinvestitionen Nettoinvestition (Neuinvestition): Bruttoinvestitionen abzüglich der Ersatzinvestitionen Ersatzinvestition: Investition, die zum Ersatz vorhandener Anlagen getätigt wird, weil diese z. B. technisch veraltet sind. K apital produzierte Produktionsgüter. Kardinal in Zahlen auszudrücken, z. B.: 1, 2, 3 … 15. Kollektivbedürfnis Bedürfnis, dessen Befriedigung sich auf ein einzelnen Individuum bezieht, dessen Bedürfnisbefriedigung jedoch nicht in Konkurrenz zur Bedürfnisbefriedigung anderer steht. Komplementärgüter Güter, die ihren Nutzen in Verbindung mit anderen Gütern abgeben. Konsumentenrente Unterschiedbetrag zwischen der Zahlungsbereitschaft des Nachfragers (individueller Höchstpreis) und dem tatsächlich gezahlten Marktpreis. Konsumgüter Güter, die in privaten Haushalten zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung eingesetzt werden. Konsumsumme Summe der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel (Einkommen). <?page no="287"?> 266 Kapitel 12 Glossar Kosten Bewerteter Verzehr von Gütern (materielle und immaterielle) zur Erstellung und zum Absatz von Sachgütern und / oder Dienstleistungen. Kreuzpreiselastizität der Nachfrage Konzept, das es ermöglicht, die prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge eines Gutes 1 in Relation zur prozentualen Veränderung des Preises eines Gutes 2 anzugeben. L uxusgüter Güter, die das Leben außergewöhnlich angenehm machen. M akroökonomie Bereich der Volkswirtschaftslehre, der von der Aggregation aller Haushalte, Unternehmen und Güter ausgeht und das wirtschaftliche Geschehen erklärt. Markt Ökonomischer Ort, an dem Angebot und Nachfrage zusammentreffen und es zu einer Preisbildung kommt. Marktangebot Addition der zu den jeweiligen Preisen angebotenen Mengen. Marktnachfrage Addition der zu den jeweiligen Preisen nachgefragten Mengen. Maximumprinzip Verhaltensmaxime in Rahmen des ökonomischen Prinzip, bei der mit den vorhandenen Mitteln möglichst viele Zwecke erreicht werden sollen. Mikroökonomie Bereich der Volkswirtschaftslehre, der bei Erklärungen von Zusammenhängen unmittelbar am Verhalten der einzelnen Wirtschaftssubjekte ansetzt (methodologischer Individualismus). Minimumprinzip Verhaltensmaxime in Rahmen des ökonomischen Prinzip, bei der ein bestimmter Zweck, ein bestimmtes Ziel, mit möglichst geringen Mitteln erreicht werden soll. Mitläufereffekt siehe Bandwagon-Effekt <?page no="288"?> 267 Kapitel 12 Glossar Modell Hilfsmittel der wissenschaftlichen Erkenntnisprozesse, wodurch ein vereinfachtes Abbild der Realität dargestellt wird. Monopol Marktform, bei der es nur einen Anbieter bzw. Nachfrager gibt (Angebotsbzw. Nachfragemonopol) N achahmungseffekt siehe Bandwagon-Effekt Nachfrage Von den Konsumenten zum Kauf gewünschte bzw. tatsächlich gekaufte Menge an Gütern und Dienstleistungen bzw. Zuordnung unterschiedlicher Mengen zu unterschiedlichen Preisen. Nachfragekurve Siehe Nachfrage. Negative externe Effekte Siehe externe Kosten und externe Effekte. Nicht-Sättigungsgüter Von dieser Art Güter wird mit steigendem Einkommen mehr nachgefragt. Nutzen Grad der Bedürfnisbefriedigung, den der Konsum eines Gutes dem Konsumenten ermöglicht. ö ffentliche Güter Güter, die nicht dem Ausschlussprinzip der Preise und der Konkurrenz der Nutzung unterliegen. Ökonomischer Bedarf Der Teil des Bedarfs, der mit Kaufkraft ausgestattet ist. Ökonomisches Prinzip Siehe Minimumprinzip und Maximumprinzip. Ordinal Nach Zahlen ordnen; der Erste, der Zweite bzw. das Bestes, das Zweitbeste. <?page no="289"?> 268 Kapitel 12 Glossar P olypol Marktform, bei der viele Anbieter am Markt ein Produkt anbieten. Popper-Kriterium Nur solche Hypothesen sind zu akzeptieren, die überprüft werden können, d. h. die durch empirische Beobachtung auch widerlegt werden können (Falsifikation). Positive externe Effekte Siehe externe Nutzen und externe Effekte. Präferenz Vorrang, Vorzug. Prämissen Voraussetzung(-en), Sätze eines logischen Schlusses, sie sind die Menge aller vorausgesetzten, d. h. unbewiesenen Sätze. Preisdifferenzierung Verfahren, mit dessen Hilfe ein gleiches / identisches Gut unterschiedlichen Konsumenten zu verschiedenen Preise verkauft wird. Preiselastizität der Nachfrage Konzept, das es ermöglicht, die prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge in Relation zur prozentualen Veränderung des Preises anzugeben. Preiselastizität des Angebots Konzept, das es ermöglicht, die prozentuale Veränderung der angebotenen Menge in Relation zur prozentualen Veränderung des Preises anzugeben. Private Güter Güter, die es dem Eigentümer erlauben, andere von der Nutzung auszuschließen, sie konkurrieren mit anderen potenziellen Nutzern. Produktionsfaktoren Grundlage bzw. Hilfsmittel, die eine Gesellschaft benötigt, die zur Bedürfnisbefriedung notwendigen Güter herzustellen (siehe auch: Arbeit, Boden / Natur, Kapital). Produktionsfunktion Darstellung des funktionalen Zusammenhangs zwischen der Output-Menge eines Gutes und den dafür verwendeten Inputs. <?page no="290"?> 269 Kapitel 12 Glossar Produktionsgüter Güter, die in Unternehmen eingesetzt werden um mit ihnen andere Güter herzustellen. Produzentenrente Unterschiedsbetrag zwischen den an den Produzenten gezahlten Verkaufspreis (Marktpreis) abzüglich der Kosten für das Produkt. Prohibitivpreis Preis, beim dem kein Konsument mehr bereit ist, ein Gut zu kaufen. R echte Wirtschaftliche Güter, die in Form von Forderungen zum Ausdruck kommen, z. B. Wertpapiere, Lizenzen, Patente. S äkular Alle hundert Jahre wiederkehrend, hier im Sinne von langfristig. Sättigungsgüter Diese Art Güter wird mit steigendem Einkommen mehr nachgefragt, ab einem bestimmten Einkommen wird die Nachfrage jedoch nicht weiter ausgeweitet. Sättigungsmenge Bei einem Preis von Null nachgefragte Menge eine Gutes. Snob Zusammengesetzt aus: semi nobilitie: eine Person, die der Überzeugung ist, dass sie durch ihren Lebensstil, ihr - äußeres - Erscheinungsbild, ihr Verhalten und ihre Ansprüche, anderen Personen überlegen ist. Snob-Effekt Beschreibt die Steigerung der Nachfrage aufgrund des Strebens der Nachfrager nach Exklusivität bzw. die Abnahme der Nachfrage aufgrund der Tatsache, dass andere Nachfrager diese Gut jetzt - wegen durchgeführter Preissenkungen - auch kaufen können. Soziales System Umfasst die Gesamtheit aller öffentlichen und privaten Institutionen, die gesetzliche, politische und gesellschaftliche Struktur (umgangssprachlich die Gesellschaft). <?page no="291"?> 270 Kapitel 12 Glossar Spinnweb-Theorem siehe Cobweb-Theorem. Substitutionsgüter Diese Güter haben einen ähnlichen oder gleichen Nutzen, sie können gegeneinander ausgetauscht werden. Superiore Güter Güter, die im Vergleich zu anderen Gütern als höherwertig angesehen werden. T auschmittelfunktion Funktion des Geldes, indem der Staat es als gesetzliches Zahlungsmittel proklamiert hat. Transaktionskosten Kosten, die bei oder für wirtschaftlichem(-s) Handeln entstehen, z. B. Kosten für die Informationsbeschaffung. V ariable Kosten Kosten, die abhängig von der Produktionsmenge anfallen. Veblen-Effekt Beschreibt die Steigerung der Nachfrage - trotz bzw. wegen höherer Preise - nach einem Konsumgut aufgrund einer sozialabhängigen Nutzeneinschätzung des Konsumenten (Prestigeeffekt), ihn liegt das Bestreben nach aufwändigem und auffälligem Konsum zugrunde. Verbrauchsgüter Güter, die ihrem Nutzen nur einmal abgeben. Verlustaversion Beschreibung des Sachverhalts, dass Menschen Verluste stärker empfinden als Gewinne. Volatilität Maß für die Schwankungsbreite der Preise bzw. Kurse. Volkswirtschaftslehre Sie analysiert als Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften die notwendige Koordination der Aktivitäten der beteiligten Wirtschaftssubjekte (Haushalte, Unternehmen, Staat) im Bereich der Produktion, der Verteilung und des Konsums. <?page no="292"?> 271 Kapitel 12 Glossar W ertaufbewahrungsfunktion Funktion des Geldes, mit dem der Wert über eine gewisse Zeit in der Zukunft seinen Wert behält, d. h. Verlagerung der Kaufkraft in die Zukunft. Wertübertragungsfunktion Funktion des Geldes, mit dem Vermögenswerte übertragen (verschenkt, vererbt) werden können. Wettbewerbsmarkt Markt mit vielen Verkäufern und Käufern, auf dem identische Produkte gehandelt werden, so dass jeder Marktteilnehmer Mengenanpasser oder Preisnehmer ist. Wirtschaftliche Güter Güter, die knapp sind und erst mit Aufwand produziert werden müssen. Wohlfahrtsökonomie Bereich der Wirtschaftswissenschaften, der der Aufgabe nachgeht, Beurteilungskriterien für wirtschaftspolitische Entscheidungen und Maßnahmen zu entwickeln. Wohlmeinender Diktator In der Volkswirtschaftslehre verwendete Modellfigur, der unterstellt wird, das sie sich einzig und allein bei ihren Entscheidungen an der Sozialen Wohlfahrt orientiert. Z ahlungsbereitschaft In Geldeinheiten ausgedrückte Wertschätzung, die der Nachfrager dem Gut entgegenbringt bzw. zumisst. <?page no="294"?> A bstraktion 12 Aggregation 6, 12 Akquisitorisches Potenzial 185 Allokation 179, 215 Analyse -, dynamische 20, 122 -, ex-ante 20 -, ex-post 20 -, komparativ-statische 20, 120 -, statische 20 Analysetechnik(en) 20 Angebot 24, 102 ff. -, elastisches 202 -, unelastisches 202 -, vollkommen elastisches 202 -, vollkommen unelastisches 202 Angebotsfunktion(en) 102 ff. Angebotskurve 104 -, kurzfristige 106 -, langfristige 106 Angebotsmonopol 172, 181 Angebotsüberhang 216 Angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum 17 Arbeit 55, 60 -, angelernte 55 -, ausführende 55 -, geistige 55 -, gelernte 55 -, körperliche 55 -, leitende 55 -, ungelernte 55 Außenwirtschaftliches Gleichgewicht 17 B andwagon-Effekt 140 Bedarf 37 Bedarfsstruktur 84, 91 Bedürfnis 22, 23, 34, 53 Existenzbedürfnis 35 -, geistiges 35 Individualbedürfnis 35 Kollektivbedürfnis 35 -, körperliches 35 Kulturbedürfnis 35 Luxusbedürfnis 35 -, materielles 35 -, nicht wirtschaftliches 35 -, physiologisches 36 -, seelisches 35 Sicherheitsbedürfnis 36 -, soziales 36 -, wirtschaftliches 35 Begriff 7 Bekleidungswelle 147 Beratungsziel 4 Beschreibungsziel 4 Betriebsoptimum 68 Betriebswirtschaftslehre 5 Bezugsgruppenmodell 135 Biologie 134 Boden / Natur 55, 60, 61 Abbauboden 56 Anbauboden 56 Standortboden 56 Budgetgerade / Haushaltsgerade 44, 46 Buy Nothing Day 158 C eteris-Paribus-Klausel 21, 84, 85 Cob-Web-Theorem 20, 122 ff. -, instabiler Prozess 124, 126 -, labiler Prozess 124 -, stabiler Prozess 124 Stichwortverzeichnis <?page no="295"?> 274 Stichwortverzeichnis Corporate - Social - Responsibility (CR / CSR) 155 Cournot’sche Menge 175 Cournot’scher Preis 178 Cournot’scher Punkt 175, 177, 180 D eduktion 10 Demografische Dimension 133 Dienste / Dienstleistungen 22, 23, 24, 48, 50, 53 Discountökonomie 149 ff. E lastizität 194 Angebotselastizität 201 Einheitselastizität 196, 197 Einheitselastizität des Angebots 202 Einkommenselastizität 200 Kreuzpreiselastizität der Nachfrage 199 Preiselastizität der Nachfrage 195 ff. Preiselastizität des Angebots 203 ff. Elastizitätskennziffern 198 Endogene Variable 16 Engel’sches Gesetz 147 Entscheidungsdruck, erhöhter 157 Erklärungsziel 4 Erlöse 69 Durchschnittserlöse 66, 69, 70 Gesamterlöse 67, 69 Grenzerlöse 66, 69, 70 Ertragsgesetz 19 Exogene Variable 16, 121 Externalitäten 220 ff. -, technologische 221 Externe Effekte 221 ff. Negative externe Effekte beim Konsum 229 f. Positive externe Effekte beim Konsum 228 f. Negative externe Effekte der Produktion 232 ff. Positive externe Effekte der Produktion 231 f. Negative technologische Effekte 223 ff. Positive technologische Effekte 225 ff. Externe Kosten 221 Externe Nutzen 221 ff. F airnesspräferenz 156 Falsifizieren / Falsifikation 9, 14 Finanzwirtschaft 5 Fresswelle 147 Friktion 135 G eld 51 Geltungseffekt 139 f. Gesamtgewinn 72 Gesamtnutzenkurve 41 Gesamtrente 179, 181, 215 Gesamtverlust 73 Geschichte 5 Gesetz 19 Gesetz der Massenproduktion 19 Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) 19 Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) 19 Gesetzmäßigkeit 19 Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen 42 Gesetz vom Ausgleich der Grenznutzen 43 Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StabG) 19 <?page no="296"?> 275 Stichwortverzeichnis Gestaltungsziel 4 Gewinnerwartung(en) 102, 109 Gewinngrenze 66 f. Gewinnmaximierung 12, 71 Gewinnschwelle 66 f., 70 Gewinnzone 67 Giffen-Fall / Giffen-Verhalten 144 Gleichgewicht 16 -, indifferentes 18 -, labiles 18 -, normatives 17 -, stabiles 18 -, theoretisches 17 Gleichgewichtsmenge 120 Gleichgewichtspreis 120 Gleichgewichtszustände 16 Gossen’sche Gesetze 42, 43 Grenzkostenkurve 104 Grenznutzen 40 f. Grenznutzenkurve 41 Grenzprodukt 62 Grenzrate der Substitution 45 Guerilla-Läden 152 Gut / Güter 22, 23, 24, 48 ff. -, freie 48 Gebrauchsgüter 48 -, heterogene 49, 54 -, homogene 49, 54 -, inferiore 49, 90 Komplementärgüter 49 Konsumgüter 49 Nicht-Sättigungsgüter 90 -, öffentliche 49 -, private 49 Produktionsgüter 49 Sättigungsgüter 90 Substitutionsgüter 49 -, superiore 49, 90 Verbrauchsgüter 48 -, wirtschaftliche 48 H aushaltsoptimum 47 Heuristik 137 Hoher Beschäftigungstand 17 Homo oeconomicus 13, 132, 138 Humankapital 58, 60 Hypothese 8, 9, 11, 14 I ndifferentes Verhältnis 89 Indifferenzkurve 44, 45 Induktion 9 Institutionen 59 -, formelle 59 -, informelle 59 Internalisierung der Kosten 234 Interpersonaler Vergleich 36 Interregionaler Vergleich 36 Intertemporärer Vergleich 36 Investition 57 -, aufgrund behördlicher Auflagen 58 Auslandsinvestition 58 Bruttoinvestition 57 Ersatzinvestition 57, 58 Fertigungsinvestition 58 Finanzinvestition 58 Forschungsinvestition 58 -, immaterielle 58 Inlandsinvestition 58 Nettoinvestition 57 Neuinvestition 58 -, öffentliche 58 -, private 58 Rationalisierungsinvestition 58 Sachanlageinvestition 58 Sachinvestition 58 Sozialinvestition 58 Vorratsinvestition 58 Investitionsgüter 12 Isolierung 12 Ist-Analyse 210 <?page no="297"?> 276 Stichwortverzeichnis K annzeit 159, 163 Kapital 56, 60 Kapitalbildung 56 Kardinal 40 Knappheit der Zeit 157 Komplementäres Verhältnis 89 Komplexitätsreduktion 12 Konjunkturtheorie 6, 7 Konsumentenrente 179, 181, 210 ff. Konsumsumme 84, 89 f. Kosten 22, 23, 24, 53, 63 Durchschnittliche fixe Kosten 65, 67 Durchschnittliche Gesamtkosten 65, 66 Durchschnittliche variable Kosten 65, 68 -, fixe 64, 65 Gesamtkosten 65 Grenzkosten 65, 68, 69 -, variable 64, 65 Kritischer Rationalismus 11 M agisches Viereck der Verbraucherentscheidungen 22, 34, 38, 45 Makroökonomie 6, 7 Markt 74 -, unvollkommener 76 -, vollkommener 75, 76 Marktangebot 111 ff. Marktausgleich 17 Marktaustritt 104 ff. Marktformen 76 Marktnachfrage 94 f. Markträumung 17 Maximumprinzip 53 Mechanisierung 12 Meinungsführermodell 135 Mengenanpasser 69, 71 Mengenfixierer 174 Methode 14 Methodologischer Individualismus 6 Mikroökonomie 6, 7 Minimumprinzip 53 Mitläufer-Effekt 140 Mittel 22, 23, 24, 37, 53 Modell 7, 11, 12, 14, 15 Modellbildung 11 Moderne Nutzentheorie 44 Monopol 76 Angebotsmonopol 76 -, beschränktes 76 Nachfragemonopol 76, 77 -, zweiseitiges 76 Musszeit 159, 163 N achahmungseffekt 140 Nachfrage 24, 84 -, elastische 196, 197 -, unelastische 196, 197 -, vollkommen elastische 196, 197 -, vollkommen unelastische 196, 197 Nachfragefunktion(en) 84 ff. Nachfragekurven 87 ff. Nachfrageüberschuss 216 Nachfrageverschiebungen 92 ff., 127 ff. Neue Institutionenökonomik 134 Neue Preisstrategien 186 ff. Normativ 210 Nützlichkeitsfrage 15 Nutzen 38, 39 -, erinnerter 39 -, erwarteter 39, 133 -, objektiver 39 -, subjektiver 39 -, tatsächlicher 39, 133 Nutzeneinschätzung 84 Ö ffentlicher Sektor 227 Ökologische Dimension 133, 153 Ökonomische Dimension 133, 151 Ökonomisches Prinzip 53 <?page no="298"?> 277 Stichwortverzeichnis Oligopol Angebotsoligopol 76 Nachfrageoligopol 77 -, zweiseitiges 76 Ordinal 40 P artialanalyse 21 Politikwissenschaft / Politik / politische Dimension 5, 134, 154 Polypol / Polypolistische Konkurrenz 77 Popper-Kriterium 9, 10 Präferenz(en) 44 -, persönliche 185 -, räumliche 185 -, sachliche 185 -, zeitliche 185 Prämissen 13, 14 Preis-Absatz-Funktion 173 ff., 224, 226 f. -, doppelt geknickte 186 Preis-Absatz-Kurve -, doppelt geknickte 186 Preisdifferenzierung 182 f., 187 ff. -, persönliche 182 -, räumliche 182 -, sachliche 182 -, zeitliche 182, 187 Preisfixierer 174 Preisnehmer 69, 71 Preisniveaustabilität 17 Preistheorie 6 Prestige-Effekt 141 Private Haushalte 12 Produkthaftungsgesetz (ProdHaftG) 19 Produktionsfaktor(en) 54, 61 Arbeit 55, 61 Boden / Natur 55, 61 Kapital 56, 61 -, volkswirtschaftliche 54 ff. Produktionsfunktion 61, 63 Produzentenrente 179, 181, 213 ff. Prognoseziel 4 Prohibitivpreis 173 Prozesscharakter der Kaufentscheidung 133 Psychologie / Psychologische Dimension / Psychologische Erklärungsansätze 5, 133 f., 135, 138, 156 Public Choice Theorie 134 Q ualitätsvermutungseffekt 146 R ationalprinzip 12 Raumbedarf 157 Raumkosten 163 Recheneinheit 51 Rechte 24, 48, 50 Rechtswissenschaft / rechtliche Dimension 5, 133, 155 S äkular 147 Sättigungsmenge 40 Schweinezyklus 125 Selbststeuerungsprozess des Marktes 74 Selbstverwirklichung 36 Smart Shopper 152 Snob 139 Snob-Effekt 139 Soll-Analyse 210 Soziale Dimension 133, 154 f. Soziales System 58, 59, 60 Soziale Zusatzkosten 221 Soziale Zusatznutzen 221 Soziologie / Soziologische Erklärungsansätze 5, 134, 135, 138 Spieltheorie 134 Spinnweb-Theorem 122 Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 17 Substitutives Verhältnis 89 <?page no="299"?> 278 Stichwortverzeichnis T auschfunktion / Tausch- und Zahlungsmittelmittel 51 Technischer Fortschritt / Technisches Wissen 102, 108 Theorie 7, 8, 11, 14 Theorie des Haushalts 7 Totalanalyse 21 Transaktionskosten 134 Trugschluss der Verallgemeinerung 15 U nterangebot 216 Unternachfrage 216 V eblen-Effekt 141 ff. Verhaltensökonomik 134 Verlustaversion 156 Vernetztes Denken 15, 22 Versorgungsökonomie 149 ff. Volatilität 124 Volkswirtschaftslehre 4, 5, 11 W achstumstheorie 6 Wertaufbewahrungsfunktion / Wertaufbewahrungsmittel 51 Wertaufbewahrungsfunktion / Wertübertragungsmittel 51 Wettbewerbsmarkt 75 Wettbewerbstheorie 6 Wirtschaftswissenschaften 5 Wohlfahrtsökonomie 210 Wohlmeinender Diktator 215 Wohnungswelle 147 Wunschökonomie 149 ff. Z ahlungsbereitschaft 210 ff. Zeitknappheit bei Anbietern 162 Zielbeziehungen 24 Zielharmonie 24 Zielkonflikt 24 Ziel-Mittel-Konflikt 52 Zielneutralität 24 Zugangsökonomie 149 ff. Zukünftige Erwartungen / Zukunftsaussichten 91, 133