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Wissenschaftliches Arbeiten

… leicht verständlich!

1001
2018
978-3-8385-8738-7
978-3-8252-8738-2
UTB 
Rödiger Voss

Beim wissenschaftlichen Arbeiten ergeben sich zahlreiche Fragen, wie z. B. "Wie finde ich ein passendes wissenschaftliches Thema?", "Wie gehe ich mit Wikipedia als Quelle richtig um?" oder "Wie zitiere ich ein YouTube-Video richtig?" Rödiger Voss gibt Ihnen in seinem Buch Antworten. Er vermittelt Ihnen alles Wissenswerte über die inhaltliche und formale Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit, das Zeitmanagement, die wissenschaftliche Recherche in der Bibliothek und im Web, effiziente Lesetechniken sowie die Darstellung wissenschaftlicher Vorträge. Sein klarer Schreibstil, zahlreiche Beispiele, Merkhilfen und Tabellen erleichtern Ihnen den schnellen Zugang zum Stoff. Durch Übungsaufgaben können Sie Ihren Wissenstand nach jedem Kapitel reflektieren. Das Buch richtet sich an Studierende der Erziehungs-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

<?page no="1"?> Reihenherausgeber: Christian Jaschinski <?page no="2"?> Rödiger Voss Wissenschaftliches Arbeiten … leicht verständlich mit zahlreichen Abbildungen und Übersichten 6., überarbeitete Auflage UVK Verlag · München <?page no="3"?> Zum Autor: Dr. Rödiger Voss ist Wissenschafts- und Karrierecoach sowie Professor für Betriebswirtschaftslehre und Lernmanagement an der Fachhochschule Zürich. Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über <http: / / dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-8252-8738-2 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1. Aufl. Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2010 © 2. Aufl. UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2011 © 3. Aufl. UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2014 © 4. Aufl. UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2016 © 5. Aufl. UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2017 © 6. Aufl. UVK Verlag 2019 - ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH & Co KG Lektorat: Rainer Berger, München Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Satz und Layout: Claudia Rupp, Stuttgart Einbandmotiv: © Jacob Ammentorp Lund, iStock Druck und Bindung: CPI - Clausen & Bosse, Leck UVK Verlag Nymphenburger Str. 48 80335 München Telefon: 089/ 452174-66 www.uvk.de Narr Francke Attempto Verlag GmbH & Co. KG Dischingerweg 5 72070 Tübingen Telefon: 07071/ 9797-0 www.narr.de <?page no="4"?> 5 Vorwort des Herausgebers Liebe Leserin, lieber Leser, ob Sie die erste Haus- oder Semesterarbeit schreiben, Ihre Bachelor-Thesis planen oder vor der Masterarbeit stehen - jede wissenschaftliche Ausarbeitung stellt eine Herausforderung dar. Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einer Fragestellung sind da eben auch immer eine Menge formale Hürden, die gemeistert werden wollen. Mit dem vorliegenden Band halten Sie ein Tool in den Händen, das Sie dabei unterstützen will. Die Bücher der Reihe „… leicht verständlich“ haben wir für Sie modern und attraktiv so aufbereitet, dass Ihnen das Lesen, Lernen und Merken möglichst leicht fällt: viele Übersichten und Grafiken, zahlreiche prägnante Beispiele und reichlich Aufgaben und Fallstudien mit nachvollziehbaren Lösungen. Mit Hilfe des Glossars und dem ausführlichen Stichwortverzeichnis am Ende des Buches haben Sie schnellen Zugriff auf alle themenrelevanten Fachbegriffe. Über Feedback - Anregungen, Verbesserungshinweise, Lob oder Tadel - freue ich mich unter jaschinski@uvk-lucius.de. Christian Jaschinski Herausgeber <?page no="6"?> 7 Vorwort Wissenschaftliches Arbeiten ist für ein Hochschulstudium unverzichtbar. Bei der Bearbeitung treten eine Vielzahl von Fragen auf, z. B. „Wie finde ich ein passendes Thema? “, „Wie kann ich am besten recherchieren? “ oder „Wie verarbeite ich meine Literatur in einem Vortrag darüber? “. Mit diesem Buch sollen diese und weitere Fragen beantwortet und damit eine umfassende Grundlage für die inhaltliche und formale Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit sowie für wissenschaftliche Vorträge gelegt werden. Dies ist kein neuer Grundgedanke: Ähnliche Leitfäden gibt es viele. Dennoch unterscheidet sich dieses Werk durch eine besondere Schwerpunktsetzung von bestehenden Büchern zum wissenschaftlichen Arbeiten. Erstens wurde auf Lesbarkeit und Anwendungsbezug der dargebotenen Sachzusammenhänge besonderer Wert gelegt - ganz dem Reihencharakter nach ist die leichte Verständlichkeit also im Blickpunkt. Daher unterstützen zahlreiche Beispiele, Merkhilfen und auch Übungsaufgaben zur Reflexion die Bearbeitung. Viele Zusammenhänge werden durch Grafiken und Tabellen zusammengefasst, um den Lerneffekt zu steigern. Am Anfang eines jeden Kapitels ist zudem noch ein Überblick zu den folgenden Ausführungen zu finden. Zweitens basiert dieses Buch auf meiner langjährigen Lehr- und Forschungspraxis an Hochschulen (u. a. Universität zu Köln, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg) und aktuell an der Pädagogischen Hochschule Bern. Im Rahmen der genannten Tätigkeiten leitete ich Veranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten und betreute mehr als 200 wissenschaftliche Arbeiten (Seminar-, Projekt-, Diplom-, Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten). Die hier vermittelten Inhalte sind also in der Hochschulpraxis sowohl in der Lehre als auch im Coachingprozess bewährt. Die typischen Qualifikationsanforderungen, Probleme und Wünsche der Studierenden wurden mir während der Betreuungsarbeit und den begleitenden Lehrveranstaltungen besonders bewusst. Da ich selbst in der wissenschaftlichen Forschung aktiv bin, „durchlebe“ ich das wissenschaftliche Arbeiten selbst - und dies ist für Autoren vergleichbarer Werke keine Selbstverständlichkeit. Drittens finden sich in diesem Buch vertiefte Anregungen zu sinnvollen Lesetechniken, zur Themenfindung, zum Zeitmanagement sowie zum Vortrag der wissenschaftlichen Arbeit - elementare Fragen der wissenschaftlichen Arbeit. Ferner wird stets auf aktuelle Arbeitshilfen Bezug genommen, wie etwa bei einer Reihe von hilfreichen Websites. Eine vergleichbare Zusammensetzung dieser Inhalte besteht meiner Analyse nach bisher nicht. Um die Qualität des Werkes nicht nur beizubehalten, sondern zu verbessern, wurden in der vorliegenden sechsten Auflage eine Reihe von Änderungen bzw. Anpassungen in allen bestehenden Kapiteln geleistet. Einige Beispiele: Die Ausführungen zur wissenschaftlichen Präsentation sowie zur Redlichkeit/ Ethik wurden erweitert <?page no="7"?> 8 Vorwort sowie weitere informative Tipps, Fälle und Beispiele, etwa zum Zeitmanagement, hinzugefügt. Im Zuge der inhaltlichen Veränderungen wurden Literaturverweise, Tabellen und Grafiken, soweit realisierbar, durchweg auf den aktuellsten Stand gebracht und ergänzende Internetadressen aufgenommen. Die Reflexionsfragen wurden weiter ausgebaut. Dies mag den Übungs- und damit den Lerneffekt für die Leserinnen und Leser erhöhen. Alle Studierenden, die sich in der Planung und Durchführung einer wissenschaftlichen Arbeit befinden, sind die zentrale Zielgruppe dieses Werkes. Dieses Buch ist bewusst allgemein gehalten, da sich zahlreiche Problemlagen in allen Disziplinen finden. Insbesondere Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften, wie angehende Pädagogen, Betriebs- oder Volkswirte erhalten wichtige Tipps. Aber auch andere, wie Wissenschaftler oder Betreuer wissenschaftlicher Arbeiten, die eine „Auffrischung“ in diesem Themenfeld wünschen, stellen eine Zielgruppe dar. Mein Dank gilt den vielen Studierenden sowie Leserinnen und Lesern meines Buches, die durch sinnvolle Tipps und ihre Fragen das Niveau des Werkes weiter steigerten. Im Besonderen danke ich Herrn Prof. Dr. Steffen Hillebrecht für hilfreiche Hinweise zur Ableitung der Forschungsfrage und zum wissenschaftlichen Vortrag. Neue Anregungen sind selbstverständlich auch weiterhin herzlich Willkommen. Über die Mitteilung von Erfahrungen und kritischen Hinweisen von Leserinnen und Lesern dieses Werkes würde ich mich daher freuen. Schreiben Sie einfach an roediger.voss@gmail.com. Zürich im September 2018 Rödiger Voss <?page no="8"?> 9 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 1.1 Fragen im wissenschaftlichen Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1.2 Struktur und Vorgehen des wissenschaftlichen Arbeitens . . . . . . . 21 1.3 Ziele wissenschaftlichen Arbeitens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 1.4 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 1.4.1 Haus-, Seminar-, Studienarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.4.2 Projektarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.4.3 Bachelorarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.4.4 Masterarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.4.5 Dissertation (Doktorarbeit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.4.6 Aufsatz in einer wissenschaftlichen Zeitschrift (Journal) . . . . . . . 24 1.5 Typen von wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1.5.1 Literaturarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1.5.2 Theoriearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1.5.3 Empirische Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1.5.4 Praxisarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 1.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 1.7 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2 Wissenschaftliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.1 Wissenschaft als Suche nach der Wahrheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.2 Merkmale einer Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.2.1 Erfahrungs- und Erkenntnisobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.2.2 Methodik und Systematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.2.3 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.2.4 Konvention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3 Ansprüche an eine Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3.1 Objektiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.3.2 Präzise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.3.3 Zuverlässig (Reliabel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.3.4 Vollständig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.3.5 Ehrlich und redlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2.3.6 Ethisch korrekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2.4 Wissenschaftliches Wissen versus Alltagswissen . . . . . . . . . . . . . 35 2.5 Begriffe in der Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 2.5.1 Hypothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 <?page no="9"?> 10 Inhaltsverzeichnis 2.5.2 Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2.5.3 Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2.5.4 Werturteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.6 Empirische Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2.6.1 Qualitative Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 2.6.2 Quantitative Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 2.6.2.1 Befragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 2.6.2.2 Beobachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 2.6.2.3 Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 2.6.3 Quantitative versus qualitative Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.7 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2.8 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2.9 Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3 Zeitmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 3.1 Zeitfresser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements . . . . . . . . . . . . 52 3.2.1 Zielplanung mit der SMART-Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.2.2 ALPEN-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 3.2.2.1 Aufgaben notieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 3.2.2.2 Länge schätzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 3.2.2.3 Pufferzeiten berücksichtigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 3.2.2.4 Entscheidung fällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 3.2.2.5 Nachkontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 3.2.3 Eisenhower-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3.3 Sonstige Aspekte beim Zeitmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 3.3.1 Planung von Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 3.3.2 Belohnungen setzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 3.3.3 Störungen minimieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 3.3.4 Korrekturlesen der wissenschaftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 3.5 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 3.6 Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4 Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.1 Ideenquellen für ein Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 4.1.1 „Fertige“ Themen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.1.2 Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.1.3 Hochschullehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 <?page no="10"?> 11 Inhaltsverzeichnis 4.1.4 Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 4.1.5 Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 4.2.1 Brainstorming . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 4.2.2 SSPS-Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 4.2.3 Walt-Disney-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 4.2.4 SWOT-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 4.2.5 Fishbone-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 4.2.6 Mind-Mapping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 4.3 Anforderungen an wissenschaftliche Themen . . . . . . . . . . . . . . . . 78 4.3.1 Präzise und spezifisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.3.2 Operationalisierbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.3.3 Forschungsrelevant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.5 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.6 Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 5 Wissenschaft recherchieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 5.1 Quellensuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 5.1.1 Suchhilfen für Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 5.1.1.1 Bibliothekskataloge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 5.1.1.2 Literaturdatenbanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 5.1.1.3 Elektronische Volltextausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 5.1.1.4 Internet-Suchmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 5.1.2 Suchvorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 5.2 Quellenbewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 5.2.1 Anlesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 5.2.1.1 Bewertungscheckliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 5.2.1.2 Journal Impact Factor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 5.2.1.3 Wikipedia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 5.2.2 Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 5.2.3 Closed-Circle-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.2.4 Delphi-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.3 Rechercheprotokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.4 Quellenbeschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 5.6 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 5.7 Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 <?page no="11"?> 12 Inhaltsverzeichnis 6 Wissenschaftliches Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 6.1 Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 6.1.1 Kursorisches Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 6.1.2 Selektives Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 6.1.3 Studierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 6.1.4 Vergleich der Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 6.2 Gelesenes festhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 6.2.1 Im Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 6.2.2 Traditionelle Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 6.2.3 Word oder Excel-Datei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 6.2.4 Quellenverwaltungsprogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 6.2.5 Vergleich verschiedener Erfassungsalternativen . . . . . . . . . . . . . . 110 6.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 6.4 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 6.5 Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 7 Wissenschaftliches Schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben . . . . . . . . 114 7.1.1 Wissenschaftliche Zitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 7.1.1.1 Direkte Zitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 7.1.1.2 Indirekte Zitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 7.1.1.3 Quellenangabe bei Zitierweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 7.1.1.4 Quellenangaben bei Online-Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 7.1.1.5 Quellenangaben bei Videos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 7.1.1.6 Zusammenfassung: Fehler bei Zitationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 7.1.2 Wissenschaftliche Fußnoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 7.1.3 Wissenschaftliche Satzlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 7.1.4 Wissenschaftliche Formulierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 7.1.4.1 Umgangssprache vermeiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 7.1.4.2 Bevorzugte Verben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 7.1.4.3 Verwendete Person . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 7.1.5 Wissenschaftliche Tabellen und Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . 124 7.1.6 Wissenschaftliche Redlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 7.2 Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 7.2.1 Vorspann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 7.2.1.1 Titelblatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 7.2.1.2 Management Summary . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 7.2.1.3 Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 7.2.1.4 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 7.2.1.5 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 7.2.2 Textteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 <?page no="12"?> 13 Inhaltsverzeichnis 7.2.2.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 7.2.2.2 Hauptteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 7.2.2.3 Schlussteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 7.2.3 Nachspann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 7.2.3.1 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 7.2.3.2 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 7.2.3.3 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 7.2.3.3.1 Gängige Abkürzungen im Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . 138 7.2.3.3.2 Monographien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 7.2.3.3.3 Sammelwerke / Herausgeberwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 7.2.3.3.4 Beiträge in Sammelwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 7.2.3.3.5 Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften (Journals) . . . . . . . . . 140 7.2.3.3.6 Angabe von Internetquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 7.2.3.3.7 Angabe von Interviewquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 7.2.3.3.8 Angabe von Videoquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 7.2.3.3.9 Verbindung von Zitat und Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . 143 7.2.3.4 Ehrenwörtliche Erklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 7.2.3.5 Diverse Unterlagen, Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 7.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 7.4 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 7.5 Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 8 Wissenschaft präsentieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 8.1 Präsentationsarten und -orte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 8.1.1 Präsentationsart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 8.1.1.1 Ausformuliertes Manuskript . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 8.1.1.2 Stichwortmanuskript . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 8.1.1.3 Gegenüberstellung der beiden Vortragsarten . . . . . . . . . . . . . . . . 152 8.1.2 Präsentationsanlässe und -orte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 8.1.2.1 Veranstaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 8.1.2.2 Abschlussarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 8.1.2.3 Disputation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 8.1.2.4 Konferenz / Science Slam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 8.1.2.5 Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 8.2 Präsentationsvorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 8.2.1 Auswahl der zu präsentierenden Textteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 8.2.2 Zielgruppenplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 8.2.3 Allgemeine Tipps für eine Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 8.2.3.1 Vortragssituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 8.2.3.2 Aufmerksamkeitsgrad der Zuhörer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 8.2.3.3 Leseverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 <?page no="13"?> 14 Inhaltsverzeichnis 8.2.3.4 Zeitlimit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 8.2.3.5 Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 8.2.3.6 Lampenfieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 8.3 Medienauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 8.3.1 Tafel und Whiteboard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 8.3.2 Flipchart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 8.3.3 Pinnwand und Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 8.3.4 Overheadprojektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 8.3.5 Visualizer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 8.3.6 PowerPoint Präsentation mit Beamer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 8.4 Präsentationsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 8.4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 8.4.2 Hauptteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 8.4.3 Schlussteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 8.4.4 Fragephase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 8.5 Präsentationsnachbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 8.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 8.7 Kontrollaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 8.8 Hinweise zur Vertiefung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 9 Übersichtsgrafiken und Tipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 9.1 Tipps für Gruppensemesterarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 9.2 Checklisten für Schlusskorrektur und Vortrag . . . . . . . . . . . . . . . . 179 9.3 Zentrale Probleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Lösungshinweise Lösungshinweise zu Kapitel 1: Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Lösungshinweise zu Kapitel 2: Wissenschaftliche Grundlagen . . . . . . . . . . . 188 Lösungshinweise zu Kapitel 3: Zeitmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 Lösungshinweise zu Kapitel 4: Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Lösungshinweise zu Kapitel 5: Wissenschaft Recherchieren . . . . . . . . . . . . . 192 Lösungshinweise zu Kapitel 6: Wissenschaftliches Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Lösungshinweise zu Kapitel 7: Wissenschaftliches Schreiben . . . . . . . . . . . . 194 Lösungshinweise zu Kapitel 8: Wissenschaft Präsentieren . . . . . . . . . . . . . . . 196 Gesamtliteraturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 <?page no="14"?> 15 Abbildungsverzeichnis Abb. 1.1: Von der Idee zur wissenschaftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Abb. 1.2: Arten von wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Abb. 1.3: Typen von wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Abb. 2.1: Schranke zur absoluten Wahrheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Abb. 2.2: Merkmale einer Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Abb. 2.3: Ansprüche an Wissenschaftlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Abb. 2.4: Zusammenhang zwischen Hypothese, Gesetz und Theorie . . . . . . 39 Abb. 2.5: Prozess einer quantitativen Studie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Abb. 2.6: Methoden quantitativer Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Abb. 2.7: Beispiele für mündliche und schriftliche Befragung . . . . . . . . . . . 43 Abb. 2.8: Abhängigkeit der Scheidungen vom Heiratsalter . . . . . . . . . . . . . 47 Abb. 3.1: Zeitfresser von Studierenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Abb. 3.2: Struktur der ALPEN-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Abb. 3.3: Einfacher Zeitplan für eine Literaturarbeit in einem Seminar . . . . 55 Abb. 3.4: Tagesrhythmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Abb. 3.5: Vorgehensweise beim Eisenhower-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Abb. 4.1: Ablauf der Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Abb. 4.2: Themenquellen für die wissenschaftliche Arbeit . . . . . . . . . . . . . . 66 Abb. 4.3: Wikimindmap zum Begriff „Stalking“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Abb. 4.4 Das globale Portal „Science Blogs“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Abb. 4.5: Ablauf der Walt-Disney-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Abb. 4.6: Fishbone-Abbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Abb. 4.7: Entwicklung der Fishbone-Abbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Abb. 4.8: Zentrales Thema platzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Abb. 4.9: Äste bilden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Abb. 4.10: Ansprüche an die Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Abb. 5.1: Suchhifen bei der Quellenrecherche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Abb. 5.2: Stichwortsuche bei opac . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Abb. 5.3: Verfahren der Quellenbewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Abb. 6.1: Darstellung unterschiedlicher Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Abb. 6.2: Alternativen zur Festhaltung des Gelesenen . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Abb. 7.1: Gestaltungskriterien für wissenschaftliche Texte . . . . . . . . . . . . . 114 Abb. 7.2: Arten von Zitaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Abb. 7.3: Verständlichkeit von wissenschaftlichen Sätzen . . . . . . . . . . . . . . 121 Abb. 7.4: Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Abb. 7.5: Grundelemente des Titelblattes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Abb. 7.6: Summary-Elemente auf einen Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Abb. 7.7: Aufbau des Textteils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Abb. 7.8: Elemente des Nachspanns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Abb. 8.1: Alternativen der Vortragsgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 <?page no="15"?> 16 Abbildungsverzeichnis Abb. 8.2: Präsentationsorte und -anlässe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Abb. 8.3: Planungspunkte einer Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Abb. 8.4: Die Kiss Plus-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Abb. 8.5: Aufmerksamkeitsgrad während einer Präsentation . . . . . . . . . . . . 158 Abb. 8.6: Auswahl der Präsentationsmedien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Abb. 8.7: Kartenauswahl für eine Pinnwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Abb. 8.8: Gliederung einer Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Abb. 9.1: Ansprüche an Mitglieder in der Gruppensemesterarbeit . . . . . . . . 178 Abb. 9.2: Zentrale Probleme bei wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . 181 Tabellenverzeichnis Tab. 2.1: Unterscheidung von Alltags- und wissenschaftlichem Wissen . . . 36 Tab. 2.2: Klassifizierung unterschiedlicher Beobachtungsformen . . . . . . . . 44 Tab. 2.3: Gegenüberstellung von qualitativer und quantitativer Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Tab. 3.1: Liste zur Identifikation und Beseitigung von Zeitfressern: . . . . . . 50 Tab. 3.2: Vorgeschlagene Pausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Tab. 3.3: Prioritätenliste als Matrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Tab. 4.1: Arten von Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Tab. 4.2: Soziologische und psychologische Blockaden bei der Themenfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Tab. 4.3: Erfassung von Anregungen aus Lehrveranstaltungen . . . . . . . . . . 68 Tab. 4.4: SSPS-Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Tab. 4.5: Rollen bei der Walt-Disney-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Tab. 4.6: SWOT-Analyse zum Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Tab. 4.7: Mögliche Fragen zur Themenprüfung bei den einzelnen Gräten . . 76 Tab. 5.1: Wichtige Begriffe zur Literaturrecherche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Tab. 5.2: Literaturdatenbanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Tab. 5.3: Boolesche Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Tab. 5.4: Checkliste für die Auswahl wissenschaftlicher Quellen . . . . . . . . . 93 Tab. 5.5: Grad der Wissenschaftlichkeit unterschiedlicher Zeitschriften . . . 94 Tab. 5.6: Vergleich zwischen Wikipedia und einem Wörterbuch . . . . . . . . 97 Tab. 5.7: Auszug aus einem Rechercheprotokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Tab. 6.1: Schritte der PQ4R-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Tab. 6.2: Vergleich der Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Tab. 6.3: Zeichen zur schnellen Identifikation besonderer Textpassagen . . . 108 Tab. 6.4: Pro und Contra verschiedener Erfassungsalternativen . . . . . . . . . 111 Tab. 7.1: Wissenschaftliche Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Tab. 7.2: Gebräuchliche Symbole in Tabellen und Abbildungen . . . . . . . . . 124 <?page no="16"?> 17 Tabellenverzeichnis Tab. 7.3: Numerische Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Tab. 7.4: Beispiel für ein Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Tab. 7.5: Beispiel für ein Abkürzungsverzeichnis (Auszug) . . . . . . . . . . . . . 136 Tab. 7.6: Gängige Abkürzungen im Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . 138 Tab. 7.7: Verbindung von Zitat und Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . 143 Tab. 8.1: Vorteile eines ausformulierten und eines Stichwortmanuskripts . . 152 Tab. 8.2: Kategorien der „Muss-Soll-Kann-Methode“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Tab. 8.3: Ängste vor Präsentationen und mögliche Lösungen . . . . . . . . . . . 160 Tab. 8.4: Präsentationsmedium Tafel oder Whiteboard . . . . . . . . . . . . . . . . 162 Tab. 8.5: Präsentationsmedium Flipchart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 Tab. 8.6: Präsentationsmedium Pinnwand und Karten . . . . . . . . . . . . . . . . 164 Tab. 8.7: Einsatzmöglichkeiten von unterschiedlichen Kartenformen . . . . . 164 Tab. 8.8: Präsentationsmedium Overheadprojektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 Tab. 8.9: Präsentationsmedium Visualizer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Tab. 8.10: Präsentationsmedium ppt und Beamer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Tab. 8.11: Checkliste für technische Fragen bei Beamer-Präsentationen . . . . 168 Tab. 8.12: Prüfkriterien zur Verbesserung der Präsentationskompetenz . . . . . 173 Tab. 9.1: Checkliste für Formalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Tab. 9.2: Checkliste für Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Tab. 9.3: Checkliste für das Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Tab. 9.4: Checkliste für Vortrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Tab. 9.5: Sammlung von Anregungen des Betreuers der wissenschaftlichen Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 <?page no="18"?> Überblick Im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens analysieren Studierende auf der Basis bestehender aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse eine selbstgewählte oder vorgegebene Thematik. Diese wird nach wissenschaftlichen Standards unter Vorgaben seitens der Hochschule, des Betreuers oder des Lehrstuhls mit wissenschaftlichen Verfahren und Techniken untersucht. Wissenschaftliches Arbeiten ist demnach ein Prozess. Dessen niedergeschriebenes Ergebnis ist in einer verständlichen Form darzustellen, um eine kritische Überprüfung zu ermöglichen. Es wird als „wissenschaftliche Arbeit“ bezeichnet und ist somit als Produkt ein direktes Resultat des wissenschaftlichen Arbeitens (vgl. Abb. 1.1). Gewöhnlich wird dieses Werk durch einen Vortrag einem (teils kleinem) Zielpublikum (z. B. Kommilitonen) vorgestellt. 1 Einführung Ziele Typen Arten Wissenschaftliche Arbeit Methodenkompetenz Literaturarbeit Fachkompetenz empirische Arbeit Praxisarbeit Projektarbeit Seminararbeit Theoriearbeit Bachelorarbeit Doktorarbeit Masterarbeit Aufsatz <?page no="19"?> 20 Kapitel 1 Einführung Die Arbeitsweise bei der Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten ist je nach wissenschaftlicher Fachdisziplin sehr unterschiedlich: Naturwissenschaftliche Ansätze sind häufig sehr praxisnah und beschäftigen sich mit Experimenten zwecks Erkundung und Lösung naturwissenschaftlicher Phänomene. Geisteswissenschaftler hingegen studieren oft über Monate intensiv zahlreiche Literaturquellen, um in einer theoretisch angelegten Arbeit das Gelesene zu zitieren und zu reflektieren. Ergebnis daraus kann ein zentraler innovativer Gedanke sein. Angehende Ärzte testen z. B. neue medizinische Geräte, um Versuchsergebnisse zu protokollieren und basierend darauf, medizinische Erkenntnisse zu gewinnen. 1.1 Fragen im wissenschaftlichen Prozess Eine studentische wissenschaftliche Studie beginnt nicht einfach mit einem Vergleich von Literaturquellen, dem Einsatz eines Fragebogens oder irgendeiner anderen Erhebungsmethode, sondern erfordert gezielte Planungs- und Durchführungsschritte bis zum Endergebnis. Folgende Fragen gilt es dabei zu klären: • Wie kann eine Forschungsfrage abgeleitet werden? • Wie ist die Forschungsfrage zu konkretisieren? • Wie ist die Zeitplanung anzugehen? • Wäre eine eigene Datenerhebung sinnvoll? Wenn ja: Wie identifiziert man eine geeignete Methode zur Datenerhebung? • Welche Planungs- und Durchführungsschritte sind zu befolgen? • Welche Regeln sind bei wissenschaftlichen Arbeiten zu beachten? • Wie ist die Recherchearbeit am sinnvollsten zu realisieren? • Welche Strategien gilt es beim Lesen zu beachten? • Wie kann man seine wissenschaftlichen Ansätze verschriftlichen? • Wie ist das Ergebnis am besten zu präsentieren? Dieses Buch soll diese Fragen beantworten und Studierende damit unterstützen, wissenschaftliche Arbeiten optimal anzufertigen. Ebenso werden Basisinformationen für empirische Arbeiten geleistet. Der Aufbau dieses Buches orientiert sich also an den zentralen Fragen für die Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit und hilft diese durch das Lesen und Bearbeiten der folgenden Kapitel inklusive der Arbeitsaufgaben sukzessive zu beantworten. <?page no="20"?> 21 1.2 Struktur und Vorgehen des wissenschaftlichen Arbeitens 1.2 Struktur und Vorgehen des wissenschaftlichen Arbeitens Abb. 1.1 illustriert einen charakteristischen Verlauf einer wissenschaftlichen Arbeit. Sie startet mit der Themenfindung. Diese wird in Kapitel 4 vertieft, wobei ein Schwerpunkt auf die Findung, Bewertung und Auswahl geeigneter Themen liegt. Elementare Grundlagen für die wissenschaftliche Arbeit sind eine Wissensbasis zu wissenschaftlichen Begriffen und Vorgehensweisen (Kapitel 2) sowie ein gelungenes Zeitmanagement (Kapitel 3). Idealerweise besitzt man diese Fähigkeiten und Kompetenzen, bevor die Bearbeitung beginnt. Aus diesem Grunde sind die entsprechenden Kapitel in diesem Werk vor dem Kapitel „Themenfindung“ platziert. Mit diesen Voraussetzungen ist ein solides Fundament für das wissenschaftliche Arbeiten gelegt. Bestandteile dieses Prozesses sind die wissenschaftliche Recherche (Kapitel 5), das wissenschaftliche Lesen (Kapitel 6) und das wissenschaftliche Schreiben (Kapitel 7). Ergebnis ist die vollendete wissenschaftliche Arbeit, die dann einem Zielpublikum im Rahmen eines wissenschaftlichen Vortrages (Kapitel 8) vorgestellt werden kann. Dieses Buch endet mit Kapitel 9, in dem sich ergänzende Tipps sowie Checklisten finden. Wissenschaftlicher Vortrag Wissenschaftliche Arbeit Start: Themenfindung Wissenschaftliches Recherchieren, Lesen, Schreiben ggf. Erhebung Wissen und Verhalten des Studierenden, z. B. − Forschungsgrundlagen − Zeitmanagement Wissenschaftliches Arbeiten Abb. 1.1: Von der Idee zur wissenschaftlichen Arbeit <?page no="21"?> 22 Kapitel 1 Einführung 1.3 Ziele wissenschaftlichen Arbeitens Grundlegendes Ziel einer Wissenschaft ist, neue Erkenntnisse zu gewinnen - die Forschung voranzubringen. Dies kann auf zwei Arten erfolgen: • Primäranalyse: Es werden neue Quellen, Daten oder Fragestellungen erschlossen. • Sekundäranalyse: Bereits bekannte Quellen oder Daten werden mit neuen Fragestellungen oder anderen Methoden erforscht. Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet also, Sachverhalte zu analysieren und damit die Wissenschaft voranzubringen. Es ist sowohl ein wichtiger Bestandteil eines Hochschulstudiums als auch durch die Dokumentation einer Abschlussarbeit ein Erfolgsnachweis. Studierende lernen beim wissenschaftlichen Arbeiten, Probleme zu strukturieren, zu gliedern und methodisch und systematisch zu lösen. Solche Fähigkeiten sind im späteren beruflichen Alltag unabdingbar. Mit der Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten zeigen Studierende, dass sie eine Aufgabe nach wissenschaftlichen Methoden selbstständig bearbeiten können und dafür notwendige Methodenkompetenz besitzen. Daneben können Studierende Fachkompetenzen aufbauen und eine thematische Spezialisierung durch die vertiefte Beschäftigung mit einem Interessengebiet sowohl in Theorie als auch in Praxis erlangen. Bei späteren Bewerbungsgesprächen wird die wissenschaftliche Abschlussarbeit als Gesprächsthema gerne aufgegriffen und nach deren thematischen Schwerpunkt gefragt und darüber diskutiert. 1.4 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten Während eines Hochschulstudiums sind wissenschaftliche Arbeiten ein elementarer Bestandteil. Sie werden während des Studiums (Haus-, Seminar-, Studien und Projektarbeit) oder zum Studienabschluss (Abschlussarbeiten: Bachelor- oder Masterarbeiten) abgelegt (vgl. Abb. 1.2). Nach einem gelungenen Hochschulstudium kann ein Studierender zudem eine Dissertation anstreben. Im Zusammenhang damit werden auch wissenschaftliche Aufsätze in wissenschaftlichen Fachjournals angefertigt. Eher seltener werden diese bereits während eines Studiums geschrieben. Im Folgenden werden die angesprochenen Ausprägungen wissenschaftlicher Arbeiten tiefer vorgestellt. <?page no="22"?> 23 1.4 Arten von wissenschaftlichen Arbeiten 1.4.1 Haus-, Seminar-, Studienarbeit Solche Arbeiten sind detaillierte schriftliche Formulierungen (meist mit anschließender Präsentation), bei denen wissenschaftlicher Inhalt, Thesen und Fragestellung vorgestellt werden. Es erfolgt überwiegend eine deskriptive Ausarbeitung und Darstellung von Inhalten. Die studentische Leistung entsteht üblicherweise in Verbindung mit dem Besuch einer Lehrveranstaltung und dient dort Prüfungszwecken. Der Dozierende betreut und begutachtet die Arbeit. Durch das betreute Einüben der Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens soll bereits auf die Abschlussarbeit vorbereitet werden. 1.4.2 Projektarbeit Bei einer Projektarbeit arbeiten in der Regel vier bis sechs Studierende einen Forschungsgegenstand zusammen aus. Die Aufgaben innerhalb des Projektes sind so zahlreich, dass sie zwischen den Teilnehmern aufgeteilt und später wieder koordiniert zusammengeführt werden müssen. Bei der Projektarbeit wird die Fähigkeit erworben, an mehreren (Teil-) Aufgaben parallel zu arbeiten, Projekte abzustimmen und vernetzt zu denken. Hochschulen bieten zahlreiche Möglichkeiten für Projekt- und Gruppensemesterarbeiten. Teilweise werden sie auch als Gruppen-, Haus- oder Seminararbeiten ausgewiesen. In einigen Studienfächern haben Studierende die Option, Bachelor- oder Masterarbeiten als gemeinschaftliches Projekt zu absolvieren. 1.4.3 Bachelorarbeit In Relation zu Haus-, Seminar- und Studienarbeiten zeichnet sich die Bachelorarbeit durch ein höheres Anspruchsniveau aus. Mit einem vorgegebenen Höchstumfang (20 - 60 Seiten, je nach Studienrichtung) wird ein eingegrenztes Thema von einem (selten mehreren) Studierenden unter einer Zeitbegrenzung (meist drei bis sechs Monate) eigenständig bearbeitet. Bei Bachelorarbeiten ist oft ein hoher Praxisbezug gegeben. Arten wissenschaftlicher Arbeiten Seminararbeit Projektarbeit Bachelorarbeit Masterarbeit Doktorarbeit Aufsatz Abb. 1.2: Arten von wissenschaftlichen Arbeiten <?page no="23"?> 24 Kapitel 1 Einführung 1.4.4 Masterarbeit Es handelt sich um die komplexeste wissenschaftliche Arbeit innerhalb des Studiums mit einem sehr hohen Grad wissenschaftlicher Selbstständigkeit und Originalität. Ein Masterabschluss berechtigt zur Promotion. Ein wissenschaftliches Gebiet wird im Rahmen dieser Arbeit detailliert behandelt und dessen Problembereich nachhaltig durchdrungen, theoretisch aufgearbeitet und durch einen angemessenen Forschungsansatz bearbeitet. Idealerweise sollen Lösungen für aktuelle Probleme auf diesem Gebiet geboten werden. 1.4.5 Dissertation (Doktorarbeit) Eine Dissertation ist eine komplett eigenständige Beschäftigung mit einer wissenschaftlichen Fragestellung, die veröffentlicht wird und einen klaren Erkenntnisfortschritt in einer wissenschaftlichen Fragestellung sowie eine vertiefte wissenschaftliche Diskussion leisten muss. Zudem wird eine sehr intensive Analyse der bestehenden Literatur vollzogen. Oliver (2004, S. 7) stellt fest, dass „the review of the research literature is treated more thoroughly“. Aufgrund des hohen Anspruchsniveaus und dem Komplexitätsgrad kann eine Dissertation gut 500 und mehr Seiten umfassen. Weitaus knapper sind allerdings Dissertationen im medizinischen und z. T. im naturwissenschaftlichen Bereich, besonders wenn es sich um experimentelle Studien handelt. 1.4.6 Aufsatz in einer wissenschaftlichen Zeitschrift (Journal) Zeitschriftenaufsätze geben einen aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung wieder, beziehen sich jedoch gewöhnlich auf einen selektiven Teilbereich. Daher vermitteln sie oftmals keinen Überblick über ein Forschungsfeld. Eine Reihe von Zeitschriften prüfen die Beiträge vorab in dem sie den Aufsatz Fachwissenschaftlern des gleichen oder eines verwandten Gebietes zur Beurteilung (vgl. Kap. 5.2.1.2) senden (Peer-Review). Wissenschaftliche Aufsätze werden erst in späteren Studienabschnitten und insbesondere im und nach dem Dissertationsstudium angefertigt. <?page no="24"?> 25 1.5 Typen von wissenschaftlichen Arbeiten 1.5 Typen von wissenschaftlichen Arbeiten In einem wissenschaftlichen Studium sind vornehmlich vier unterschiedliche Typen von wissenschaftlichen Arbeiten vorherrschend (vgl. Abb. 1.3). 1.5.1 Literaturarbeit Eine Literaturarbeit umfasst die Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Fachliteratur. Dadurch sollen Studierende beweisen, dass sie in der Lage sind, selbstständig eine Literaturrecherche zu einer (vorgegebenen) Fragestellung in einer vorgegebenen Zeit durchzuführen. Die wissenschaftlichen Informationen aus verschiedenen Literaturquellen und anderen Informationsquellen sollen zusammengefasst, gegenübergestellt und kritisch gewürdigt werden, so dass die vorgegebene Fragestellung beantwortet werden kann. 1.5.2 Theoriearbeit In einer solchen Arbeit erfolgen tiefe theoretische Überlegungen zu einer selbstgewählten oder vorgegebenen Fragestellung. Die Beschäftigung mit der wissenschaftlichen Literatur kann in einem Theorienvergleich enden, bei dem unterschiedliche wissenschaftliche Theorien verglichen und auf ihre Eignung geprüft werden. Daraus kann dann eventuell eine neue, verbesserte Theorie entwickelt werden. Verschiedene theoretische Ansätze (Gesetze, Hypothesen) können aber auch systematisiert und zu einer neuen Theorie geformt werden (vgl. Kap. 2.5.3). 1.5.3 Empirische Arbeit Bei empirischen wissenschaftlichen Untersuchungen werden aufgrund der Entdeckung und Formulierung eines Problems theoretische Zusammenhänge erfasst und dann empirisch erforscht, d. h. es werden Daten erhoben, gesammelt, geordnet, geprüft und interpretiert. Je nach Forschungsthema empfiehlt sich eine qualitative oder quantitative Vorgehensweise bei der Erforschung der Thematik (vgl. Kap. 2.6). Typen wissenschaftlicher Arbeiten Literaturarbeit Theoriearbeit Empirische Arbeit Praxisarbeit Abb. 1.3: Typen von wissenschaftlichen Arbeiten <?page no="25"?> 26 Kapitel 1 Einführung 1.5.4 Praxisarbeit Der Schwerpunkt einer Praxisarbeit liegt in der Darstellung von Erfahrungen aus einer praktischen Tätigkeit und ihrer Analyse. Praxisarbeiten können in verschiedenen Organisationen durchgeführt werden, wie z. B. in der Optimierungsanalyse des Qualitätsmanagementsystems eines Wirtschaftsunternehmen. Eine Praxisarbeit kann aber auch die Analyse und Optimierung der Organisationstruktur einer Schule sein. In dieser Form der Arbeit werden oft Vorschläge für die Verbesserung von Prozessen in der Praxis abgeleitet oder anknüpfende Thesen erarbeitet, die in Zukunft erforscht werden sollen. Teils werden diese Arbeiten deshalb auch als Entwicklungsarbeiten bezeichnet. Der Studierende arbeitet während der Anfertigungsphase der wissenschaftlichen Arbeit oft in dem untersuchten Unternehmen. 1.6 Zusammenfassung • Sie lernten Fragen kennen, die im wissenschaftlichen Prozess auftreten. • Sie können die Primär- und die Sekundäranalyse als unterschiedliche wissenschaftliche Vorgehensweisen differenzieren. • Sie wissen über den Charakter von Literatur-, Theorie-, Praxis- und empirischen Arbeiten. 1.7 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Setzen Sie bitte die Begriffe Bachelorarbeit, Produkt, Dissertation, Zielpublikum und Prozess in die Lücken des folgenden Textes ein: Im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens analysieren Studierende auf der Basis bestehender aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse in einem bestimmten Zeitraum eine selbstgewählte oder vorgegebene Thematik. Wissenschaftliches Arbeiten ist demnach ein . Dessen niedergeschriebenes Ergebnis ist in einer verständlichen Form darzustellen und damit als ein direktes Resultat des wissenschaftlichen Arbeitens. Gewöhnlich wird dieses Werk durch einen Vortrag einem vorgestellt. Eine wissenschaftliche Arbeit zum Studienabschluss ist z. B. eine . Nach einem gelungenen Master-Hochschulstudium kann ein Studierender zudem eine anstreben. Aufgabe 2: Was versteht man allgemein unter einer empirischen Arbeit? <?page no="26"?> 27 1.7 Kontrollaufgaben Aufgabe 3: Um welchen Typ von wissenschaftlicher Arbeit handelt es sich in den folgenden Beispielen? 1) Ein Abteilungsleiter einer Personalabteilung möchte neue Mitarbeiter bei der Einarbeitung unterstützen. Die Hochschule schreibt dieses Thema für Studierende aus. Ein Ziel ist unter anderen, dass eine Studentin oder ein Student als Bachelorarbeit einen Leitfaden und eine Checkliste verfassen soll. 2) Im Themenkatalog für Masterarbeiten finden Sie das Thema „Erwartungen an Klassenfahrten - Empirische Untersuchung zu Geschlechtsunterschieden in den Erwartungshaltungen der Schülerinnen und Schüler? “. 3) Es soll der Umgang und die Einstellung von unterschiedlichen Altersgruppen zum E-Learning untersucht werden. Dabei sollen wissenschaftlichen Informationen aus verschiedenen Literaturquellen und anderen Informationsquellen zusammengefasst, gegenübergestellt und kritisch gewürdigt werden. 4) Ein Studierender möchte einen revolutionären neuen Antrieb für ein Flugzeug entwickeln. In seiner wissenschaftlichen Arbeit erfolgen tiefe theoretische Überlegungen zu dieser Thematik. 5) Eine Studierende möchte eine Erhebung zu geschlechtstypischen Präferenzen hinsichtlich der Ansprüche an Lehrpersonen an zufällig ausgewählten Schulen durchführen. Aus diesem Grund schlägt die Studierende ihrem potenziellen Betreuer folgendes Thema vor: „Welche Ansprüche haben Schülerinnen und Schüler an Lehrpersonen der Sek. 1“. <?page no="28"?> Überblick In der heutigen Wissensgesellschaft wird täglich mit steigender Geschwindigkeit neues Wissen produziert - teilweise wird sogar von einem exponentiellen Wachstum des Wissens und seiner Verdopplung alle 20 Jahre gesprochen. Was bedeutet, dass vergangenen Generationen nur ein Bruchteil des heutigen Wissens zur Verfügung gestanden hätte. Viele dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse mögen zwar nur für einen auserwählten Kreis von Fachleuten interessant sein, einige Ergebnisse setzen sich jedoch auch im Alltag fort, wie etwa zahlreiche medizinische Innovationen. Unter einer Wissenschaft erfolgt die Sammlung dieser Erkenntnisse. Im Folgenden werden zentrale Merkmale einer Wissenschaft thematisiert, um die Frage zu beantworten: „Was macht eine Wissenschaft aus? “. Dazu werden im Folgenden die Wissenschaft als Wahrheitssuche, die Merkmale und Ansprüche einer Wissenschaft, eine Abgrenzung zum Alltagswissen, wichtige Begriffe in der Sprache der Wissenschaft sowie Grundlagen zur empirischen Forschung erläutert. 2 Wissenschaftliche Grundlagen Wissenschaft Empirische Forschung Definition Abgrenzung Qualitativ Quantitativ Merkmale Ansprüche Begrifflichkeiten <?page no="29"?> 30 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen 2.1 Wissenschaft als Suche nach der Wahrheit Eine wissenschaftliche absolute Wahrheit ist nicht oder nur in seltenen Fällen, wie z. B. Fragen der Logik erreichbar. Die Subjektivität des Individuums muss immer berücksichtigt werden. Theoretische Ansätze finden sich zu dieser Betrachtungsweise im „Konstruktivismus“. Nach Watzlawick (1986, S. 115) handelt es sich beim Konstruktivismus um eine „Untersuchung der Art und Weise, wie wir Menschen unsere eigenen Wirklichkeiten erschaffen“. Allgemein geht diese Theorie davon aus, dass ein erkannter Sachverhalt vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert wird. Nach einer radikalen Form des Konstruktivismus bedeutet dies, dass jeder Einzelne sich seine Wirklichkeit im eigenen Kopf „konstruiert“. Der Schall eines fallenden Baumes wird so z. B. erst durch das Hören zum Geräusch. Für eine gemeinsame „Konstruktionsweise“ bei mehreren Individuen sprechen allerdings eine Menge von Faktoren wie z. B. der geteilte Sprachgebrauch, allgemeine gleichförmige methodische Vorgehensweisen. Beispiel „Schelling bzw. Focal Points“: Der spätere Nobelpreisträger Thomas Schelling hatte als Studierender einen Treffpunkt mit einem Freund verpasst und ihn später nur mit Glück gefunden. Dies motivierte ihn zu einer Diskussionsrunde mit Studienkollegen, die sich der Frage widmeten, wo man zusammentreffen könnte, ohne vorher einen Treffpunkt ausgemacht zu haben - eine Umfrage, die Schelling später, als Hochschulprofessor, auch seinen Studenten stellte: „Wo würden Sie hingehen, um jemanden in New York zu treffen, ohne vorher eine Zeit und einen Treffpunkt vereinbart zu haben? “ Die Meisten antworteten: „Um Punkt zwölf Uhr zum Informationstisch des Hauptbahnhofs“. Schelling zeigte damit, dass Menschen im Kommunikationsprozess und vergleichbaren kulturellen Hintergrund häufig ein gemeinsames Vorverständnis von einer Situation haben, das zur Problemlösung beiträgt. Diese vergleichbaren Grundansätze nannte Schelling (1976, S. 117) „focal points“. Eigene Erfahrungen Wahrheit Vorhandenes Datenmaterial (Sekundärdaten) Eigene Datensammlung (Primärdaten) Übergang von eigener Wahrnehmung und eigener Interpretationsleistung zur „objektivierten“, wissenschaftlichen Realität. Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens. Je strikter eine Orientierung an Kriterien der Wissenschaftlichkeit erfolgt, desto aussagekräftiger. Ein Hindernis zur „absoluten Wahrheit“ besteht aufgrund der Selbskonstruktion, nur eine Annäherung ist möglich. Abb. 2.1: Schranke zur absoluten Wahrheit <?page no="30"?> 31 2.2 Merkmale einer Wissenschaft Eine absolute Wahrheit ist in der wissenschaftlichen Forschung nicht zu erreichen (vgl. Abb. 2.1). Basierend auf eigenen Erfahrungen kann man sich durch ein Literaturstudium und eigene Erhebungen jedoch der Wahrheit annähern. Die eigenen Erfahrungen werden in Folge dessen objektiviert. 2.2 Merkmale einer Wissenschaft Merkmale einer Wissenschaft beschreiben Kriterien, die alle wissenschaftlichen Disziplinen gemein haben (vgl. Abb. 2.2). Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit von einer Wissenschaft gesprochen wird? 2.2.1 Erfahrungs- und Erkenntnisobjekte Jede Wissenschaft besitzt Erfahrungsobjekte, d. h. einen zentralen Gegenstand bzw. übergreifendes Themengebiet, das als Realitätsausschnitt analysiert wird. Dieser Ausschnitt wird auf bestimmte Weise thematisiert, womit das Spezifische einer Wissenschaft ausgedrückt wird (Erkenntnisobjekt). Beispiel: Erfahrungsobjekte der Betriebswirtschaftslehre sind beispielsweise Unternehmen bzw. Organisationen sowie darin handelnde Individuen. Erkenntnisobjekte sind die wirtschaftlichen Handlungen bzw. Entscheidungen, die dort getroffen werden und deren zugrunde liegende Regeln. Durch überlieferte Literatur und Forschungen auf dem jeweiligen Gebiet wird ein geordnetes und begründetes Wissen gebildet. 2.2.2 Methodik und Systematik Zur Analyse des Erfahrungsobjektes werden methodische Vorgehensweisen eingesetzt, z. B. experimentelle oder statistische Untersuchungen. In einen systematisch geplanten Prozess soll neues Wissen abgeleitet oder bestehendes Wissen fundiert werden. Merkmale einer Wissenschaft Erfahrungsobjekt Erkenntnisobjekt Methodik Systematik Diskussion Konvention Abb. 2.2: Merkmale einer Wissenschaft <?page no="31"?> 32 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen 2.2.3 Diskussion Die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse werden diskutiert. Dies kann in Fachzeitschriften, Büchern, in Vorträgen auf Tagungen oder Konferenzen von statten gehen. Durch die Diskussion soll ein weiterer wissenschaftlicher Fortschritt, aber auch eine Prüfung der Forschungsergebnisse erfolgen. Bachelor- und Seminararbeiten werden meist in kleinerem Kreise vorgestellt. 2.2.4 Konvention In jeder Wissenschaft haben sich bestimmte Sprach- und Verhaltensgewohnheiten etabliert, auf die sich Forscher im geschichtlichen Verlauf ihrer Wissenschaft geeinigt haben. Vor allem die Fachsprache ist für Außenstehende in der Regel schwer verständlich. Zur Fachsprache gehören Fachbegriffe und Fremdwörter (Fachvokabular), die entweder außerhalb des Fachgebietes sehr ungebräuchlich sind oder im Alltag eine andere Bedeutung haben. Man spricht auch von „Fachjargon“ oder abwertend von „Fachchinesisch“. Beispiel: Fachbegriffe Wer weiß als Nicht-Mediziner, was man unter Abdomen (Erklärung: Bauch, Bauchregion) oder „Mongolenfleck“ (Traupe & Hamm 2006, S. 13) (Erklärung: Pigmentfleck in der Kreuzbeingegend, der sich etwa ab dem vierten Lebensjahr zurückbildet) versteht? 2.3 Ansprüche an eine Wissenschaft Um wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Durch die Kennzeichnung dieser Kriterien lässt sich die Frage „Wie muss Wissenschaft beschaffen sein? “ leicht beantworten (vgl. Abb. 2.3). Ansprüche an die Wissenschaft Objektiv Präzise Zuverlässig Vollständig Ehrlich Ethisch Abb. 2.3: Ansprüche an Wissenschaftlichkeit <?page no="32"?> 33 2.3 Ansprüche an eine Wissenschaft 2.3.1 Objektiv Objektivität bedeutet, dass der Forschende eine möglichst neutrale und analysierende Position zur wissenschaftlichen Thematik einnimmt. Die Forschung bzw. Erkenntnisgewinnung sollte auch für Dritte nachvollziehbar sein, um die Meinung des Verfassers prüfen zu können. Wenn z. B. eine eigene empirische Untersuchung erhoben wurde, müssen die methodischen Schritte und die Interpretation der Ergebnisse für unbeteiligte Dritte einsehbar sein. Nicht nur bei reinen Literaturarbeiten, sondern allgemein bei wissenschaftlichen Arbeiten müssen die zugrundeliegenden Quellen angegeben werden, um bei Bedarf als Leser in diesen Quellen nachlesen zu können. 2.3.2 Präzise Die gewonnenen wissenschaftlichen Resultate sollten eindeutig und damit verständlich für den Fachleser sein, d. h. wissenschaftliche Fachbegriffe müssen definiert sein, Abkürzungen klar sein. Aus diesem Grunde existieren z. B. ein Abkürzungsverzeichnis oder auch ein Glossar in einer wissenschaftlichen Arbeit. Des Weiteren muss der untersuchte Gegenstand genau umrissen sein. 2.3.3 Zuverlässig (Reliabel) Das Kriterium der Reliabilität spricht die exakte Messung der Forschungsergebnisse an, d. h. wenn bei wiederholten Untersuchungen mit demselben Instrument die gleichen Ergebnisse erreicht werden. Um dies zu gewährleisten, kann etwa ein Test denselben Versuchspersonen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten vorgelegt werden. Diese Anforderung ist gerade bei Seminararbeiten und Bachelorarbeiten schwer im vollen Umfang zu erfüllen. Dazu müsste jeweils eine Situation geschaffen werden, in der alle möglichen Einflussfaktoren auf den Untersuchungsgegenstand derart kontrolliert oder gar konstant gehalten werden können, dass keine unkontrollierten Einflüsse des Untersuchers, der Untersuchungssituationen und der Reaktionen des Untersuchten auftritt. 2.3.4 Vollständig Informationsgrundlagen zur wissenschaftlichen Arbeit müssen umfangreich dargelegt werden, d. h. welche Forschungen auf dem Gebiet bereits geschehen und welche Schlussfolgerungen daraus geschlossen worden sind usw. Dieses Kriterium kann nicht immer gänzlich erfüllt werden, da schwerlich alle wissenschaftlichen Arbeiten auf der ganzen Welt recherchiert werden können. Nichts desto trotz müssen die wesentlichen Arbeiten möglichst vollständig erfasst werden. Je später die wissenschaftliche Arbeit im Studienleben angesiedelt ist, desto wichtiger wird dieses Kriterium. <?page no="33"?> 34 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen 2.3.5 Ehrlich und redlich Der Autor muss seine Quellen, aus denen Erkenntnisse, Argumente und Anregungen gewonnen wurden, offenlegen. Nur so lässt sich der Innovationsgehalt einer wissenschaftlichen Arbeit prüfen. Downloading oder das Scanning von Textvorlagen gehören aber leider bei einigen Studierenden zu üblichen Arbeitstechniken. Ergebnis daraus ist ein wissenschaftlich uninteressantes Werk, das einen Betrugssachverhalt begründet und somit die mit der Arbeit abgegebenen eidesstattlichen Erklärung („Selbstständigkeit der Arbeit“) bricht (vgl. Kap. 7.1.6). Beispiel: Betrug durch erfundene / abgeänderte Forschungsergebnisse Der in Forschungskreisen hochangesehene Sozialpsychologe Diederik Stapel gab zu, dass er Daten verändert und Forschung gefälscht hatte - allerdings nicht ganz freiwillig. Der Verdacht wurde von drei Mitarbeitern geweckt, die sich einem anderen Professor anvertrauten. Letzterer informierte den Rektor der Universität an der Stapel arbeitete. Bei 25 Veröffentlichungen konnten Untersuchungskommissionen Manipulation nachweisen, in 30 Fällen waren Daten darüberhinaus völlig frei erfunden. Neben dem Verlust seiner wissenschaftlichen Karriere musste Stapel trotz eines umfassenden Geständnisses einige Wochen gemeinnützige Arbeit leisten (Rauner 2014). Die wissenschaftliche Redlichkeit kann durch Konkurrenz unter Forschern und deren Narzissmus für eigene wissenschaftliche Studienergebnisse eingeschränkt werden. Gerne werden gerade innovative Forschungsergebnisse von anderen Forschern abgelehnt, weil diese nicht konform mit der eigenen Meinung sind. Ein solches Vorgehen bremst den gesamten Forschungsprozess. Beispiel: Konkurrenz unter medizinischen Forschern Ein Streitfall mit weitgehender Wirkung stellten die Forschungsergebnisse von Semmelweis dar (Zankl 2012): Dem Mediziner fiel um das Jahr 1845 auf, dass in zwei benachbarten Abteilungen für Geburtshilfe in Wien ein sehr unterschiedlicher Prozentsatz von Kindbettfieberfällen auftrat. Die Analyse von Semmelweis offenbarte, dass die durch Obduktionen und Sezierübungen verunreinigten Hände der Ärzte und Medizinstudierenden den Schwangeren den Tod brachten. Eine ausreichende Desinfektion wurde schlicht unterlassen: Hygiene galt als Zeitverschwendung und in Fachkreisen inkompatibel mit geltenden Theorien über Krankheitsursachen. Semmelweis verordnete darauf vor jeder geburtshilflichen Untersuchung ein gezieltes Händewaschen mit wässriger Chlorkalklösung. Als Resultat dieser Maßnahme konnte die Infektionsrate in kurzer Zeit stark reduziert werden, was die Korrektheit seiner Vermutungen belegte. In der Fachwelt wurden seine Erkenntnisse jedoch zurückgewiesen. Erst Jahre später wurden die für das Kindbettfieber verantwortlichen Eiterbakterien gefunden. Darauf kamen die wissenschaftlichen Gegner von Semmelweis nicht umhin, seine Analyse anzuerkennen, da eine Desinfektion der Hände die Bakterien abtötet. <?page no="34"?> 35 2.4 Wissenschaftliches Wissen versus Alltagswissen 2.3.6 Ethisch korrekt Wissenschaftliche Forschungen sollten sich an allgemeinen ethischen Standards orientieren, z. B. der Menschlichkeit, der Würde von Individuen oder der Erhaltung der Umwelt. Dieser Anspruch steht in enger Verbindung zur Objektivität sowie zur Ehrlich- und Redlichkeit. Allgemein hat jeder Forschende die Verantwortung für das eigene Handeln. An zahlreichen Hochschulen besteht zudem eine Ethikkommission, die umfangreichere Forschungsprojekte hinsichtlich ethischer Fragen prüft und über die Zulässigkeit von kritischen Studien mit Personen und Tieren sowie Untersuchungen mit personen- oder organisationsbezogenen Daten entscheidet. Betroffen können etwa Projekte sein, in denen Probanden aufgrund von Geschlecht, Ethnie, Religion, sexueller Orientierungen oder politischer Einstellungen diskriminiert werden könnten. Beispiel: Medizinische Forschung Bei medizinischen Studien sollten etwa nicht unnötige Schmerzen für die Patienten in Kauf genommen werden, nur um ein optimales Forschungsergebnis zu erzielen. Ebenso stellt „Informed Consent“ (Einwilligung nach erfolgter Aufklärung) eine allgemein anerkannte ethische Voraussetzung für die Durchführung von Forschung am Menschen dar (Fässler & Biller-Andorno 2010). Einschränkungen dieses Grundsatzes können jedoch z. B. in mangelnder Einwilligungsfähigkeit mancher Patientengruppen (wie z. B. von Kleinkindern) liegen. 2.4 Wissenschaftliches Wissen versus Alltagswissen Wissenschaftswissen ist nicht gleich Alltagswissen (vgl. Tab. 2.1). Zwar helfen erfahrene Handlungsanleitungen den Individuen, ihren Alltag befriedigend zu strukturieren und zu bewältigen. Allerdings reichen individuelle Alltagstheorien nicht zur Bewältigung unübersichtlicherer Handlungssituationen, kollektive Alltagstheorien tragen zudem nicht hinreichend zur Lösung gesellschaftlicher Aufgaben bei. Wissenschaftliches Arbeiten hingegen ist auf das Finden von Alternativen zur Lösung von komplexen Problemsituationen angelegt. Merkmale des wissenschaftlichen Prozesses sind dabei ein methodisches Vorgehen, eine Theoriebildung usw. Es ist jedoch zu bemerken, dass alltagsförmige Erkenntnis und wissenschaftliche Erkenntnis keine gegenseitigen Pole darstellen, da beide aufeinander einwirken. So bildet etwa die Alltagssprache die Grundlage für die wissenschaftliche Sprache. Zudem kann wissenschaftliches Wissen in Alltagswissen übergehen. Beispiel: Erkenntnisse aus der Ernährungswissenschaft Viele Vitamine kann der menschliche Körper nicht selbst produzieren. Deswegen müssen sie über die Nahrung eingenommen werden. Durch die Einnahme von Vitamintabletten sollte nicht nur die Krebsrate gesenkt, sondern auch eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System und viele andere Effekte erzielt werden. Eine Studie von Lee, Folsom, Harnack, Halliwell & Jacobs <?page no="35"?> 36 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen (2004) beweist z. B. die negative Wirkung von Vitamin C-Konzentraten - zumindest was Zuckerkranke angeht. 281 der 1923 Diabetikerinnen, die an der Untersuchung teilgenommen hatten, starben während der 15-jährigen Studiendauer durch Herztod. Durch weitere Studien hat sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass Vitamintabletten den positiven Nutzeffekt von Obst und Gemüse nicht oder nur eingeschränkt imitieren können, da sie nur einen beschränkten Anteil ihrer wirksamen Substanzen aufweisen. Eine komplette Frucht ist aus diesem Grund wirkungsvoller als die Summe all ihrer Inhaltstoffe. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse werden durch die Medien weitergegeben und somit zu Alltagswissen. Tab. 2.1: Unterscheidung von Alltags- und wissenschaftlichem Wissen Alltagswissen Wissenschaftliches Wissen Entstehung des Wissens Durch Erfahrungen (Lebenserfahrungen, learning by doing usw.) Kommt auf Grundlage von nachvollziehbaren Studien zustande, Ergebnisse sind transparent Objektivität des Wissens Direkte Verknüpfung von Wissen und Person; Wissen ist für Individuum hilfreich; subjektiv geprägt. Trennung von Wissen und Person; Wissen ist intersubjektiv, d. h. spiegelt mehr als die Werte und Interessen des Forschers wider. Weitergabe bzw. Vermittlung des Wissens Mündlich überlieferte Alltagssprache und Handlungsroutinen. Veröffentlichung, z. B. in Zeitungen. Wissenschaftssprache mit sprachlichen Eigenheiten und Spezifikationen. Veröffentlichung als Bücher oder Aufsätze in Fachjournals. 2.5 Begriffe in der Wissenschaft Die Wissenschaft ist geprägt von Fachbegriffen und wissenschaftlichen Vorgehensweisen. Die folgenden Ausführungen dienen dazu, diese Welt zu erschließen und Begriffe wie Theorie, Hypothesen und Gesetze greifbar zu machen und mit Beispielen zu unterlegen. Merke: Alle Begriffe, die in der Theorie, Hypothesen oder Gesetzen enthalten sind und deren Bedeutung nicht zweifelsfrei feststeht, müssen definiert werden. Dies kann z. B. in einem Glossar geschehen. 2.5.1 Hypothesen Wissenschaftliche Hypothesen sind Annahmen über reale Sachverhalte in Form von Konditionalsätzen. Sie leisten eine Erklärung über einen Sachverhalt, wodurch sie sich von einer Prognose unterscheidet, die keine erklärende Funktion besitzt. Hypothesen <?page no="36"?> 37 2.5 Begriffe in der Wissenschaft • weisen über den Einzelfall hinaus, d. h. sie sind generalisierbar, • sind durch Erfahrungsdaten widerlegbar, man spricht hier auch von Falsifizierbarkeit, • haben einen empirischen Gehalt, d. h. sie sind empirisch untersuchbar. Insbesondere die Falsifizierbarkeit von Hypothesen basiert auf Gedanken von Karl Popper (2005), der erstmalig im Jahre 1934 in seinem Buch „Logik der Forschung“ diese Fehlbarkeitstheorie beschrieb. Er forderte von jeder wissenschaftlichen Hypothese und Theorie, dass sie falsifizierbar sei. Popper führte das Kriterium der Falsifizierbarkeit ein, um wissenschaftliche Aussagen von anderen, metaphysischen oder pseudowissenschaftlichen zu differenzieren. Neben dieser zentralen Forderung sind folgende Punkte bei der Formulierung von Hypothesen zu beachten: Eine Hypothese • enthält mindestens zwei semantisch gehaltvolle Begriffe, die durch den logischen Operator wie „wenn-dann“ oder „je-desto“ verbunden sein können. • muss Geltungsbedingungen enthalten. • muss widerspruchsfrei sein. Beispiel für die Formulierung einer Hypothese: 1. Schritt: Annahme über einen realen Sachverhalt: „Mädchen erzielen bessere Noten in Klassenarbeiten als Jungen.“ 2. Schritt: Hypothese formulieren: „Wenn ein Individuum ein Mädchen ist, dann erzielt sie in einer Klassenarbeit eine bessere Note als ein Individuum, das ein Junge ist“. 3. Schritt: Eingrenzung der Hypothese: „Wenn ein weibliches Individuum im Alter von 6 - 14 Jahren eine gemeinsame Prüfung mit einem männlichen Individuum im gleichen Alter schreibt, dann erzielt sie eine bessere Note in der Prüfung“. Fazit: Diese Aussage ist erstens empirisch untersuchbar, z. B. durch Untersuchungen in verschiedenen Schultypen, besitzt zweitens Allgemeingültigkeit für Individuen im Alter zwischen 6 - 14 und ist drittens falsifizierbar, z. B. durch einen Jungen, der ein besseres Prüfungsergebnis als ein Mädchen erzielt. Das Formulieren von Hypothesen ist nicht einfach, hier werden zahlreiche logische Fehler gemacht. Folgende Erläuterungen mögen beim Ableiten von Hypothesen helfen. Keine Hypothesen sind a) „Kann-Sätze“ „Kann-Sätze“ sind nicht falsifizierbar und laufen dadurch einem wesentlichen Kriterium einer Hypothese zu wider. <?page no="37"?> 38 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen Beispiel: „Nur intensives Lernen zwei Wochen vor einer Prüfung kann zu besseren Prüfungsergebnissen führen“. Fazit: Dieser Satz ist nicht falsifizierbar, weil jedes Ereignis, also sowohl ein besseres Prüfungsergebnis als auch ein schlechterer Ausgang mit dem Kann-Satz übereinstimmt. b) Tautologien Tautologie bezeichnet eine wiederholende Häufung gleichbedeutender Wörter derselben Wortart (Sätze, die einen Sachverhalt doppelt wiedergeben), z. B. „eine Biografie über sein Leben“. Solche Sätze sind nicht falsifizierbar. Beispiel: „Wenn Manager ihre finanzielle Vergütung steigern, dann verdienen sie mehr Geld.“ c) „Es gibt-Sätze“ „Es gibt-Sätze“ können keine Hypothesen sein, weil sie nicht allgemeingültig sind und praktisch nicht falsifizierbar sind. Beispiel: „Es gibt männliche Individuen, die niemals arbeiten“. Fazit: Interpretiert man diesen Satz und seinen Sinn, dann ergibt sich nichts anderes als: Männliche Individuen arbeiten zwar (prinzipiell schon), es gibt aber mindestens einen Mann, der niemals arbeitet. Erstens erhebt dieser Satz keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, zweitens ist er praktisch nicht falsifizierbar, denn man müsste bei allen Männern dieser Erde beweisen können, dass sie niemals arbeiten. Je nach Form der wissenschaftlichen Arbeit wird mehr oder weniger mit Hypothesen gearbeitet. Empirische Forschungen sind vor allem von Hypothesen geleitet, was auch die Erkundung von der Hypothese zugrunde liegenden Sachverhalten beinhaltet. Das kann eine Hausarbeit oder Projektarbeit normalerweise nicht leisten. Hier können so genannte Arbeitshypothesen formuliert werden, die auch subjektive Vermutungen beinhalten und damit Grundlage für (Vor-)Untersuchungen und weiterführende Forschungen sind. Eine Forschungshypothese hingegen resultiert aus intensiven Recherchen. Dissertationsarbeiten, aber auch schon Master- oder auch Bachelorarbeiten können aufgrund des längeren Bearbeitungszeitraums solches leisten. <?page no="38"?> 39 2.5 Begriffe in der Wissenschaft 2.5.2 Gesetz Gesetze sind prinzipiell mit Hypothesen gleichzusetzen. Jedoch wird der Begriff „Gesetz“ vor allem dann verwendet, wenn sich eine Aussage in der Realität schon „bewährt“ hat. Ein naturwissenschaftliches Gesetz ist beispielsweise eine experimentell überprüfte Hypothese. Beispiel aus der Volkswirtschaftslehre „Das Ertragsgesetz“: Nach Turgot führt nicht jede Erhöhung des Einsatzes eines Produktionsfaktors zu einer gleich hohen Zunahme des Ertrags (Voss 2014). Im Gegenteil, die Steigerung eines Produktionsfaktors führt unter der Bedingung, dass alle anderen Produktionsbedingungen gleich bleiben, zwar zunächst zu einer Ertragserhöhung. Diese fällt jedoch mit jeder weiteren Erhöhung des Produktionsfaktors von Mal zu Mal geringer aus und wird ab einem bestimmten Zeitpunkt sogar gleich Null oder negativ. Auf einen Fall konkretisiert: Durch eine kontinuierliche Steigerung der Arbeitskräfte auf einem Acker (bei sonst gleich bleibenden Ressourcen / Bedingungen, also z. B. gleichbleibender Fläche) wächst die Erntegeschwindigkeit zunächst stetig an. Ab einer bestimmten Anzahl nimmt sie ab, da sich die Arbeiter auf den „Füßen rumstehen“. Das Gesetz lässt sich auch auf den Gebrauch von Düngemitteln usw. übertragen. 2.5.3 Theorie Je nach wissenschaftstheoretischem Standpunkt wird das Wort „Theorie“ unterschiedlich beschrieben. Allgemein kann man eine Theorie als ein grundlegendes Ideengebilde oder gedanklicher Entwurf eines Sachverhaltes sehen. Damit bietet sie einen (spezifischen) Ausschnitt aus der Realität. Eine Theorie entsteht im Erkenntnisprozess nach Sichtung des Stands der Forschung. Sie enthält in der Regel Hypothesen und Gesetze über den Gegenstandsbereich (vgl. Abb. 2.4), d. h. Hypothesen und Gesetze gehen in Theorien ein. Durch die Untersuchung ihrer zugrundeliegenden Hypothesen kann eine Theorie daher widerlegt werden. Hypothese 1 Gesetz 1 Theorie Hypothese 2 Gesetz 2 Abb. 2.4: Zusammenhang zwischen Hypothese, Gesetz und Theorie <?page no="39"?> 40 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen Beispiel: Theorie der Reaktanz nach Brehm (1966) Reaktanz ist mit Einengung der eigenen Handlungsfreiheit verbunden. Reaktanzverhalten tritt allgemein auf, wenn äußere Einflussversuche zur Änderung oder Prüfung von Einstellungen erfolgen, Barrieren (erschweren es, einen bestimmten Zustand zu erreichen) errichtet werden oder ein Zwang zur Auswahl zwischen verschiedenen Alternativen besteht. Reaktanz ist also die Motivation zur Wiederherstellung der verlorenen Freiheitsräume. Z. B. Eltern sagen in der Erziehung Jugendlicher gerne den Satz „Bier trinken ist nichts für dich, das ist nur etwas für Erwachsene“. Die Aussage führt in vielen Fällen zu einem „jetzt will ich es aber doch trinken“. Veröffentlichte Theorien werden oft als Quellen zitiert und fließen somit direkt in andere wissenschaftliche Arbeiten ein. Selbst hergeleitet werden Theorien eher in wissenschaftlichen Arbeiten höherer Stufen wie Doktorarbeiten. 2.5.4 Werturteil Ein Werturteil beinhaltet als Form einer persönlichen Einstellung eine Stellungnahme eines Individuums bezüglich eines mehr oder minder genau bestimmten Objekts mit einer positiven oder negativen Note (Brühl 2017). Es ist meist mit einer ausdrücklichen Erwartung bzw. einer Aufforderung an Dritte verbunden, die bekundete Wertung zu teilen bzw. zu bestätigen. Beispiel für Werturteile: „Die Sozialhilfesätze sind einfach zu hoch.“ „Die Regierung versagt wieder in allen Punkten.“ „Mädchen werden in der Schule doch immer bevorzugt.“ Wissenschaft sollte Werturteile ausschließen (vgl. Kap. 2.3.1), da diese nicht überprüfbar sind - sie drücken persönliche Meinungen aus und können deswegen weder wahr noch falsch sein. Teilweise wird auch die Meinung vertreten, dass Werturteile auch in der Forschung bestehen können, aber als solche kenntlich gemacht werden müssen. Eins ist allerdings zu bedenken: Wissenschaftliche Forschung besitzt immer einen Wertanteil, da aus einer unendlichen Menge denkbarer Fragen einige vom Forscher ausgewählt und damit Bearbeitungsgegenstand werden. Eine solche Wertung ist allerdings unvermeidlich - sie muss allerdings im Forschungsprozess transparent gemacht werden. Es gilt, möglichst vorurteilsfrei an die ausgewählten wissenschaftlichen Fragestellungen heranzugehen. 2.6 Empirische Forschung Eine empirische Untersuchung ist „a system for collecting information from or about people to describe, compare, or explain knowledge, attitudes and behavior“ <?page no="40"?> 41 2.6 Empirische Forschung (Fink 2003, S. 1). Sie startet nicht einfach mit dem Einsatz einer Erhebungsmethode, eine Untersuchung ist vielmehr „a system“ und besteht aus mehreren Planungs- und Durchführungsschritten. Diese Schritte orientieren sich nicht zuletzt daran, welche Bearbeitungsmöglichkeiten ein wissenschaftliches Thema zulässt, innerhalb welcher Forschungsrichtung (qualitative und quantitative Forschung) man seine Forschungsarbeit basierend darauf entwickelt, welche Ziele durch die empirische Untersuchung erreicht werden sollen und welche Daten dafür erhoben werden müssen. Im Folgenden werden qualitative und quantitative Forschungsansätze in ihren Grundzügen beschrieben. Dabei wird problematisiert, für welche Forschungsfragen welcher Weg gangbar ist und welche Schritte die Planung und Durchführung der Untersuchung zu beinhalten hat. Qualitative und quantitative Forschung gehen mit einem vollständig verschiedenen Verständnis an empirische Studien heran und stellen andere Ansprüche an die der Forschung zugrundeliegende Theorie, die Qualität der Daten, den Aufbau und das Resultat einer Analyse. 2.6.1 Qualitative Forschung Bei qualitativer Forschung steht das „Verstehen“ und „Deuten“ wissenschaftlicher Zusammenhänge im Mittelpunkt, weshalb ein Forschungsdesign offen, flexibel und umfassend angelegt ist. Der Untersuchungsprozess ist eher als eine Form der Kommunikation und der Interaktion zwischen dem Forscher und dem zu Erforschenden zu interpretieren. Durch den Prozess entstehen ununterbrochen neue Fragen, die wiederum an den Forschungsgegenstand herangetragen werden, um weitere Einsichten abzuleiten. Daraus folgt, dass das Forschungsfeld noch zu erkunden oder tiefer zu hinterfragen ist. Es ist ein explorativer Ansatz, der eine grundsätzliche Erkundung einer Thematik unterstützen soll. Die Forschung ist also eher „hypothesensuchend“ und versucht schrittweise eine Theoriebildung und -weiterentwicklung („rolling hypothesis“). Im Rahmen des Forschungsvorgehens wird oft eine kleinere Stichprobe mit einer „typischen“, gezielten Stichprobenauswahl („theoretical sampling“) gewählt. In der qualitativen Forschung existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Forschungstechniken und -methoden. An dieser Stelle werden lediglich drei Varianten exemplarisch erläutert, um den Charakter der qualitativen Forschung zu veranschaulichen. Narratives Interview Diese Methode weist einen hohen Grad an Hörerorientierung auf und wird vornehmlich im Zusammenhang mit biografischen Fragestellungen angewandt. Die gebrauchte Eingangsfrage ist schlicht eine Erzählaufforderung. Sein Einsatzgebiet findet diese Form des Interviews bei explorativen Fragestellungen, vor allem wenn es um schwer erfragbare subjektive Sinnstrukturen geht. <?page no="41"?> 42 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen Leitfadeninterview Das Interview wird mit Rückgriff auf einen mehr oder weniger strukturierten Leitfaden (teilstandardisiertes, standardisiertes Leitfadeninterview) geführt. Die Probanden können dabei je nach Offenheitsgrad das Gespräch selbst steuern oder durch den Interviewer gelenkt werden. Bei der offeneren Version muss der Interviewer nur darauf achten, dass alle anvisierten Themen im Gespräch behandelt werden. Focus Groups Es ist eine moderierte Form der Gruppendiskussion zu einem festgelegten Thema, bei der in der Regel 6-12 Teilnehmer vorhanden sind. In Gruppendiskussionen werden nicht nur Fakten, sondern im Diskussionsprozess die dahinterliegenden Einstellungen, Erwartungen und Motive sichtbar. Durch die Gruppendynamik können auch stark emotional gefärbte Äußerungen entstehen und starke Reaktion und Gegenreaktion der Teilnehmer zustande kommen. Gruppendiskussionen sind speziell zur Analyse von komplexen Verhaltensweisen und den zugrunde liegenden Motiven brauchbar, da erforscht werden kann, wie unterschiedliche Individuen die gleichen Situationen angehen und lösen. 2.6.2 Quantitative Forschung Bei der quantitativen Forschung steht das standardisierte, strukturierte „Messen“ festgelegter Inhalte im Vordergrund der Erhebung, um Hypothesen zu prüfen. Verhalten wird durch Modelle und Zusammenhänge möglichst exakt beschrieben. Hierbei wird eine große, repräsentative Stichprobe („statistical sampling“) gewählt. Abb. 2.5 illustriert den charakteristischen Prozess einer quantitativen Studie. • Theorie - Studium der theoretischen Grundlagen • Hypothesenbildung - Formulierung von falsifizierbaren Hypothesen • Methoden- und Stichprobenauswahl - zur Untersuchung zweckmäßiger Bestimmung • Datenerhebung - Durchführung der Untersuchung • Auswertung und statistische Prüfung - Anwendung statistischer Methoden zur Hypothesenprüfung 1 2 3 4 5 Abb. 2.5: Prozess einer quantitativen Studie Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Atteslander (2010) <?page no="42"?> 43 2.6 Empirische Forschung In der quantitativen Forschung bestehen ebenso wie in der qualitativen Forschung unterschiedliche Forschungstechniken und -methoden. Es existieren jedoch drei zentrale Erhebungsmethoden, die sich immer wieder in anderen Varianten in der quantitativen Forschung zeigen (vgl. Abb. 2.6). 2.6.2.1 Befragung Quantitative Befragungen werden anhand eines fix vorgegebenen Frageschemas ausgeführt, d. h. Fragen und Antworten sind festgelegt und dürfen nicht verändert werden, um eine Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten. Ziel ist dabei, exakte Aussagen über die Verteilung der abgefragten Eigenschaften innerhalb des Samples zu erhalten. Um allgemeingültige Aussagen treffen zu können, muss eine möglichst große und repräsentative Stichprobe befragt werden. Im Wesentlichen sind die schriftliche und mündliche Befragung zu differenzieren (vgl. Abb. 2.7). 2.6.2.2 Beobachtung Bei einer Beobachtung erfolgt ein spezifischer Zugang zu sozialen Phänomenen, bei dem Daten über die Untersuchungsobjekte nicht durch deren direkte Angaben entstehen, sondern indirekt durch den Forscher oder durch von ihm angewiesene Personen erhoben werden. Im Rahmen der Beobachtung werden Verhaltensweisen, Vorgänge oder Ereignisse in Bezug auf bestimmte Situationen aufgezeichnet, wie z. B. das Kauf- und Verkaufsverhalten, die Reaktion auf Reize durch physiologische Messung psychischer Variablen (Pulsschlag, Hautwiderstand, Pupillenweite) oder der Blickregistrierung zur Analyse von Aufmerksamkeitswirkungen. Zur Aufzeich- Erhebungsmethoden quantitativer Forschung Beobachtung Befragung Experiment Abb. 2.6: Methoden quantitativer Forschung mündliche Befragung z.B. schriftliche Befragung z.B. • telefonisch durchgeführte standardisierte Interviews • standardisierte Face to Face Interviews • Online-Fragebögen • postalische Briefbefragung Abb. 2.7: Beispiele für mündliche und schriftliche Befragung <?page no="43"?> 44 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen nung der Gegebenheiten bestehen standardisierte Codierschemata. Darin werden die Aufzeichnungen des beobachtenden Individuums eingetragen. Vor dem Studienbeginn muss also eindeutig definiert sein, was beobachtet werden soll, d. h. was im Hinblick auf die Forschungsfragestellung zu kategorisieren ist. Varianten der Beobachtung werden in der folgenden Tabelle illustriert. Tab. 2.2: Klassifizierung unterschiedlicher Beobachtungsformen Arten der Beobachtung Beschreibung verdeckte Beobachtung beobachtete Personen wissen nicht, dass sie beobachtet werden offene Beobachtung beobachtete Individuen wissen, dass sie beobachtet werden, es kommt aber zu keinem Kontakt mit dem Beobachter strukturierte Beobachtung Beobachtung liegt ein ausführliches Beobachtungsschema zugrunde unstrukturierte Beobachtung Beobachtung liegt kein ausführliches Beobachtungsschema zugrunde (eher qualitative Erfassung) Feldbeobachtung Verhalten wird in einem natürlichen Umfeld beobachtet Laborbeobachtung Verhalten wird in einer standardisierten Situation erhoben Selbstbeobachtung Selbstaufzeichnung, d. h. Beobachtungsziel und -zweck sind bekannt (eher kritisch in quantitativer Forschung) Fremdbeobachtung Fremdaufzeichnung, d. h. Beobachtungsziel und -zweck sind unbekannt 2.6.2.3 Experiment Ein Experiment ist ein kontrollierter, wiederholbarer Versuch zwecks Messung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen unter vorher festgelegten Umweltbedingungen. Damit handelt es sich um keine selbstständige Methode, sondern um eine Kombination aus Befragung und Beobachtung. Einsatzgebiete finden sich vor allem in den Naturwissenschaften, aber auch in den Sozialwissenschaften. In der Öffentlichkeit haben vor allem einige psychologische Experimente einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt. Beispiel: Stanford Prison Experiment Das Experiment wurde im Jahr 1971 vom amerikanischen Psychologen Philip Zimbardo an der Stanford University durchgeführt, wobei ein umgebauter Flur im Keller der Universität als Gefängnis diente. Studienziel war die Erkundung des menschlichen Verhaltens im Rahmen eines Rollenspiels (Zimbardo 2016; Kühl 2005): Es wurden 24 freiwillige Probanden zufällig in die Gruppen „Gefangene“ oder „Wärter“ aufgeteilt, die sie zwei Wochen einnehmen sollten. Die Gefangenen mussten vorab Dokumente unterschreiben, in denen sie eine Einschränkung ihrer Grundrechte während des Experimentes in Kauf nahmen. Einige Wärter nutzen bereits nach kurzer Dauer ihre Machtposition aus und leiteten drastische Maßnahmen gegen Gefangene ein. Die Repressionen führten zu einem Gefangenenaufstand, der niedergeschlagen wurde. <?page no="44"?> 45 2.6 Empirische Forschung Die Sanktionen gegenüber den Häftlingen wurden darauf immer härter, wie z. B. Ausziehen der Kleidung mit anschließendem Abspritzen mit einem Feuerlöscher. Bevor die erste Versuchswoche abgelaufen war, musste das auf zwei Wochen terminierte Experiment abgebrochen werden. In modifizierter Form bildet das „Stanford Prison Experiment“ die Grundlage für einen Roman und mehrere Verfilmungen. Im Fokus eines Experimentes steht das Beobachtungsobjekt, dessen Eigenschaften in Form von formulierten Hypothesen getestet werden. Der Test kann unter künstlichen (Laborexperiment) oder natürlichen (Feldexperiment) Rahmenbedingungen erfolgen. Bei Laborexperimenten können die Versuchsbedingungen vollständig kontrolliert werden. Dieser Vorteil fehlt bei den Feldexperimenten, die allerdings aufgrund der natürlichen Testumgebung eine hohe Allgemeingültigkeit aufweisen können. 2.6.3 Quantitative versus qualitative Forschung Zentrale Merkmale qualitativer und quantitativer Forschung werden in Tabelle 2.3 verglichen. Tab. 2.3: Gegenüberstellung von qualitativer und quantitativer Forschung Qualitative Forschung Quantitative Forschung Theorie liegt nur in Form von implizierten Annahmen vor kann entwickelt bzw. weiterentwickelt werden Forschungsfrage ist grob umrissen ist konkret formuliert Erkenntnisobjekt noch relativ unbekannt bereits tiefer erforscht Hypothesen sollen entwickelt werden sollen geprüft werden Forschungsansatz explorative Fragen, Einsatz von Tiefen-Interviews Datenquantifizierung, statistische Methoden Bei qualitativen und quantitativen Forschungsstudien setzten Studierende immer wieder gerne Facebook-Umfragen oder andere Umfragen aus dem Social-Media- Umfeld in wissenschaftlichen Arbeiten relativ unreflektiert ein. Das birgt allerdings Risiken: In quantitativer Hinsicht ist etwa zu beachten, dass Hochrechnungen auf die gesamte Bevölkerung, sprich die Repräsentativität, daraus nicht abzuleiten ist. Facebook filtert die Beiträge, die jeden einzelnen erreichen, über einen Algorithmus. Auch die qualitative Forschung läuft hier nicht so reibungsfrei. Facebook- Beiträge sind schließlich genauso zu kodieren und zu analysieren wie ein „normales“ qualitatives Interview. Twitter oder Facebook sind aber sehr gut geeignet, um Stimmungsbilder einzufangen. Daraus kann beispielsweise eine Forschungsfrage entstehen oder eine Hypohese für ein quantitatives Projekt abgeleitet werden. <?page no="45"?> 46 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen 2.7 Zusammenfassung • Sie können die „Schranke“ auf dem Weg zur wissenschaftlichen Wahrheit erkennen. • Sie sind fähig, das Erfahrungs- und Erkenntnisobjekt, Methodik und Systematik, Diskussion, Konvention als zentrale Merkmale einer Wissenschaft abzuleiten. • Sie wissen, die Ansprüche an eine Wissenschaft zu unterscheiden. • Sie lernten, wissenschaftliches Wissen und Alltagswissen abzugrenzen. • Hypothesen, Gesetze, Werturteil und Theorie wissen Sie zu definieren. • Sie sind in der Lage, die beiden Ausprägungen der empirischen Forschung (qualitative und quantitative Forschung) mit ihren unterschiedlichen Forschungstechniken kennzuzeichnen. 2.8 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: In einer Gastwirtschaft diskutieren Sie mit einem Freund, der nach einigen Bieren abfällig folgende Aussage trifft: „Business Administration ist doch überhaupt keine Wissenschaft! Was soll das Ganze denn? “ Gehen Sie darauf ein! Widerlegen Sie erstere Aussage anhand von drei prägnanten Beispielen! Aufgabe 2: Ein wichtiger Anspruch an wissenschaftliche Forschung ist die Objektivität des Forschers und der wissenschaftlichen Darstellung. Begründen Sie, warum dieser Anspruch eine hohe Relevanz besitzt. Mit welchem anderen Anspruch besteht eine enge Verbindung? Aufgabe 3: Kann Ihre Forschung eine absolute Wahrheit hervorbringen? Aufgabe 4: Was unterscheidet wissenschaftliches Wissen und Alltagswissen? Kreuzen Sie die falschen Aussagen zum Alltagswissen an. Alltagswissen wird durch persönliche Erfahrungen gebildet. Alltagswissen wird in Fachjournals veröffentlicht. Alltagswissen ist subjektiv. Alltagswissen trägt zur Lösung tiefgehender gesellschaftlicher Probleme bei. <?page no="46"?> 47 2.8 Kontrollaufgaben Aufgabe 5: Beurteilen Sie mit Hilfe von Abb. 2.8 die Hypothese: „Je älter Mann und Frau beim Eheschluss sind, desto niedriger liegt die Scheidungsrate.“ Stellen Sie auch Vermutungen über Gründe für den Verlauf der Kurve an. Aufgabe 6: Beurteilen Sie folgende zwei Aussagen: Liegt eine Hypothese oder ein Werturteil vor? Warum? a) Der Einsatz von Atomkraft ist abzulehnen. b) Je mehr Hausaufgaben Schüler im Fach Deutsch erhalten, umso weniger kreative Eigenleistungen leisten sie in ihrer Freizeit in sprachlicher Richtung. Aufgabe 7: Kreuzen Sie die richtigen Aussagen an: Wissenschaftliche Hypothesen müssen zur absoluten Wahrheit führen. von diversen Forschern wiederholt überprüft werden können. einen empirischen Gehalt aufweisen. zur Lösung praktischer Probleme nützlich sein. Aufgabe 8: Bei der folgenden Aufzählung finden Sie Problembereiche, die eher mit qualitativen Methoden, andere, die eher mit quantitativen Methoden anzugehen sind. Ordnen Sie die Fälle zu. Anzahl Scheidungen Heiratsalter Abb. 2.8: Abhängigkeit der Scheidungen vom Heiratsalter <?page no="47"?> 48 Kapitel 2 Wissenschaftliche Grundlagen Quantitative Methode Innerhalb der Prozesskette z. B. (Nummer) Qualitative Methode Innerhalb der Prozesskette z. B. (Nummer) 1. bei der Beurteilung eines Produktes im Rahmen eines Produkt- oder Markttests 2. bei der Generierung neuer Produktideen 3. bei immer wiederkehrenden Fragestellungen, bei denen die Ergebnisse über die Zeit verglichen werden sollen 4. bei der Sammlung von Verbesserungsvorschlägen für bereits vorhandene Produkte Aufgabe 9: Ordnen Sie bei folgenden Aussagen bitte zu, ob qualitative (a) oder quantitative (b) Forschung angesprochen ist: 1) exakt quantifizierbare Ergebnisse 2) Ermittlung von genauen statistischen Zusammenhängen möglich 3) Offenheit des Vorgehens ermöglicht Entdeckung bisher unbekannter Sachverhalte 4) Möglichkeit, eine große Stichprobe zu untersuchen und damit repräsentative Ergebnisse zu erhalten 5) Informationen über subjektive Sicht der Gesprächspartner, da keine oder wenige Vorgaben 6) Möglichkeit, Hintergründe zu erfragen und Unklarheiten zu beseitigen 7) tieferer Informationsgehalt durch offene Befragung möglich 2.9 Hinweise zur Vertiefung Lamnek, S. & Krell, C. (2016): Qualitative Sozialforschung. 6. Auflage, Weinheim: Beltz Levitt, S. & Dubner, S. (2006): Freakonomics: Überraschende Antworten auf alltägliche Lebensfragen. München: Riemann Marshall, C. & Rossman, G. (2015): Designing Qualitative Research. 6. Auflage, Thousand Oaks: SAGE Publications Raithel, J. (2012): Quantitative Forschung: Ein Praxiskurs. 2. Auflage, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften <?page no="48"?> Überblick 3 Zeitmanagement Zeitmanagement beschreibt Vorgehensweisen, die sich mit der Einhaltung von anstehenden Aufgaben und Terminen innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums beschäftigen. Gerade, wenn eine Reihe von Aktivitäten synchron zu planen ist, ist durch einen gezielten Einsatz von entsprechenden Methoden ein effizientes Management dieser Aufgaben möglich. Studierende, die es schaffen, mit ihrer Zeit „gut umzugehen“, setzen schnell eine Kette von positiven Entwicklungen in Gang: Je organisierter ein Studierender arbeitet, desto mehr Zeit wird zur freien Verfügung stehen. Und resultierend daraus: je mehr Zeit zur freien Verfügung vorhanden ist, desto entspannter wird die Herangehensweise an bestehende Aufgaben. Schlechtes Zeitmanagement hingegen, z. B. hervorgerufen durch Zeitdruck in Folge von schlecht gesetzten Deadlines, kann die Neigung zum Plagiat stark erhöhen (Sattler 2007). Ein wichtiger Faktor dabei ist auch die Erwerbstätigkeit neben dem Studium richtig einzuplanen. Von einem Tag können abzüglich mindestens sechs Stunden Schlaf und drei Stunden Ruhepausen maximal 15 Stunden für Arbeit, Studium, Sport usw. genutzt werden. Zeitmanagement ist die Optimierung des individuellen Umgangs mit dieser Konstante und damit zusätzlich ein „Selbstmanagement“. Zeitfresser sonstige Aspekte Optimierungsmethoden Zeitmanagement Ablaufplanung ALPEN- Methode Belohnungssetzung Eisenhower- Prinzip Korrekturlesen <?page no="49"?> 50 Kapitel 3 Zeitmanagement Bevor Methoden zum effektiven Zeitmanagement vorgestellt werden, wird auf „Zeitfresser“ eingegangen, die eine Bearbeitung einer wissenschaftlichen Arbeit verlangsamen. Zum Ende des Kapitels werden spezielle Fragen des Zeitmanagements thematisiert, wie z. B. Belohnungen als Motivationshilfe oder die Interviewplanung. 3.1 Zeitfresser Wissenschaftliche Hausarbeiten wie Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeiten haben unterschiedlich lange Bearbeitungszeiten. Die Gründe (schlechte Eigenarten, nutzlose Tätigkeiten), warum Studierende von ihrer wissenschaftlichen Arbeit abgehalten werden, sind aber immer ähnlich gelagert. Erst, wenn diese Gründe eindeutig identifiziert sind, können sie beseitigt werden. Bei der Selbstanalyse kann ein Durchgehen und Beantworten der Fragen in Tab. 3.1 helfen. Falls anfangs mehr als drei „Zeitfresser“ auf der Liste stehen, sollte nur für die drei besonders relevanten Hemmfaktoren Verhaltensänderungen, Zeitvorgaben und Ziele formuliert und Verbesserungen angegangen werden. Nachdem diese gelöst wurden, kann man sich anderen Ablenkungsfaktoren widmen. Tab. 3.1: Liste zur Identifikation und Beseitigung von Zeitfressern: Womit vertrödele ich gerne meine Zeit beim wissenschaftlichen Arbeiten? Welche drei Faktoren sind dabei für mich sehr relevant? Wie kann ich jeweils mein Verhalten ändern? Wann kann ich jeweils mit den Änderungen beginnen? <?page no="50"?> 51 3.1 Zeitfresser Wie könnte ich mein Ziel zu den anvisierten Änderungen formulieren? Wie konnte ich das Ziel umsetzen? (Beantwortung drei Wochen nach der Zielformulierung) Was habe ich daraus für folgende Arbeiten gelernt? Nach einer Umfrage unter 189 Studierenden einer Züricher Hochschule ist der grösste Zeitfresser, der das wissenschaftliche Arbeiten erschwert, der Job (vgl. Abb. 3.1). Man arbeitet mehr als geplant. Es ist allerdings zu bemerken, dass die Studierenden aktiv im Arbeitsleben sind und ihr Studium neben dem Beruf absolvieren. Sie arbeiten teilweise mit einem 80 %-Pensum. Nur geringfügig weniger ist die selbstgewählte Ablenkung in Communities wie „Facebook“. Hier vergessen die Studierenden schnell ihre Zeit, was das Fertigstellen einer wissenschaftlichen Arbeit einschränken kann. Telefonieren und simsen sind auf einer ähnlichen Stufe. Nur etwas mehr als 20 % der Studierenden sehen hingegen Computerspiele als großen Zeitfresser. Darunter sind zudem nur wenige weibliche Studierende zu finden. Zeitfresser 0 Job Community telefonieren, simsen Freunde treffen Computerspiele Computerprobleme 10 20 30 40 50 60 70 80 Quelle: eigene Befragung, Mehrfachnennungen erlaubt Abb. 3.1: Zeitfresser von Studierenden <?page no="51"?> 52 Kapitel 3 Zeitmanagement 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements In der Literatur findet sich eine Vielzahl von Zeitoptimierungsmethoden. Sie haben gemeinsam, dass die Ablaufstruktur des Zeitmanagements und Prioritäten-Listen im Vordergrund stehen. Die ALPEN-Methode und das Eisenhower-Prinzip veranschaulichen beide Ansätze gut. Sie werden im Folgenden vorgestellt. Vorab erfolgen wichtige Grundlagen zur Zielformulierung. 3.2.1 Zielplanung mit der SMART-Regel Das Setzen von Zielen ist für ein effizientes Zeitmanagement sehr relevant, denn Ziele zeigen auf, wohin Handlungen führen und bilden somit einen besonderen Impuls für alle Tätigkeiten im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens. Ziele werde damit zu Motivatoren: Je größer und wichtiger ein persönlich formuliertes Ziel ist, desto mehr Energie wird für dessen Umsetzung eingesetzt. Gute Ziele sind attraktiv und wünschenswert und motivieren zu weiteren Erfolgen. Die Realisierung von Zielformulierungen scheitert allerdings immer wieder, weil die Ziele schlicht unzureichend formuliert sind. Ein Instrument zur Formulierung von Zielen, welches gleichzeitig auf Grund seines Namens als Gedankenstütze dient, ist die SMART- Regel: S Ziele müssen speziell und simpel sein. Beide Aspekte sollen die Klarheit gewährleisten. Spezielle Ziele machen den Zielfokus klar, einfache Ziele erleichtern die Nachvollziehbarkeit. M Ziele müssen messbar, d.h. überprüfbar sein. Einige Ziele lassen sich direkt quantitativ messen, wie z. B. „Anzahl der Seiten“ oder „geschriebene Worte“. Für andere Ziele gilt ein „erledigt“ als Messkriterium, wie z. B. „Theorieteil geschrieben“. A Ziele sind anspruchsvoll niederzuschreiben. Sind sie zu leicht zu erreichen, dann werden Ziele nicht zu Motivatoren. In einer Woche nur einen Aufsatz zur wissenschaftlichen Recherche zu lesen oder eine Seite der wissenschaftlichen Arbeit zu schreiben, wäre etwa wenig herausfordernd. R Ziele müssen realistisch sein. Auch, wenn ein gewisser Anspruch wichtig ist, müssen Ziele erreicht werden können und dürfen nicht überambitioniert sein. T Ziele müssen terminiert sein, damit sie verbindlich sind und dann auch gemessen werden können, z. B. Kapitel 2 der Arbeit ist bis zum 30.6 abzuschließen. Beispiel: Formulierung einer Disposition Am 12.4. ist meine Disposition (= Struktur der Arbeit) so formuliert, dass ich sie mit meinem Betreuer besprechen kann. In der zweibis dreiseitigen Disposition stelle ich die Hauptaspekte (Motivation, Inhalt, Forschungslücke, mögliche Methodik) sowie Gliederungsprinzipien und mindestens zehn bis dahin gelesene Literaturquellen dar. <?page no="52"?> 53 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements Um die Ziele im Sinne der SMART-Regel zu konkretisieren, gilt es alle nötigen Informationen zur wissenschaftlichen Arbeit zu sammeln, damit das Ziel klar definiert und der Weg dahin erfassbar ist. Zu Beginn ist das Ziel sicher wenig eindeutig, z. B. „Ich muss demnächst meine Bachelor-Thesis schreiben“. Folgende Informationen können zur Konkretisierung der Ziele hilfreich sein: • Voraussetzungen für die wissenschaftliche Arbeit (eigene Themensuche, Betreuersuche, Zugangsvoraussetzung etc.) • offiziell einzuhaltende Termine (Antragstellung, Abgabe etc.) • Regeln der Hochschule (Richtlinien etc.) • Abgabeformalitäten (Wo? Bis wann? etc.) Wenn die grundsätzliche Zielplanung abgeschlossen ist, können die in den folgenden Kapiteln dargestellten Methoden helfen, Maßnahmen aus den Zielformulierungen zu bilden und umzusetzen. 3.2.2 ALPEN-Methode Die ALPEN-Methode ist eine simple Methode des Zeitmanagements, die bei konsequenter Umsetzung den Ablauf einer wissenschaftlichen Arbeit zu strukturieren hilft (vgl. Abb. 3.2). 3.2.2.1 Aufgaben notieren Im ersten Schritt wird eine Art „To-do-Liste“ erstellt. Es sollten alle Aufgaben, die im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit zu erledigen sind, notiert werden. Unterstützung kann beim Erfassen der Aufgaben dieses Buch, die Vorgaben von Lehrstühlen, bisherige Erfahrungen oder Informationen von Studienkollegen geben. Die Aufgaben sollten nach Art der Tätigkeit und dem Ort, wo die Tätigkeit ausgeführt wird, sortiert werden. Aufgaben notieren Länge schätzen Pufferzeiten berücksichtigen Entscheidung fällen Nachkontrolle A L P E N Abb. 3.2: Struktur der ALPEN-Methode <?page no="53"?> 54 Kapitel 3 Zeitmanagement Merke Die Aufgaben sollten genau und mit einer gewissen Tiefe formuliert werden. Z. B. „Wissenschaftliche Arbeit schreiben“ ist eine viel zu grobe Formulierung, die in einzelne Schritte gegliedert werden sollte. Wenn die Aufgabe zu groß ist, schreckt sie den Bearbeiter zudem ab. 3.2.2.2 Länge schätzen Im nächsten Schritt ist ein geschätzter, realistischer Zeitplan zu erstellen. Der voraussichtliche Zeitaufwand mit einem Zeitlimit sollte nicht allzu knapp bemessen sein, da dies bei Nichteinhaltung demotivierend wirken kann. 3.2.2.3 Pufferzeiten berücksichtigen Im wissenschaftlichen Arbeiten ist es wie im realen Leben: Es geschehen Dinge, die nicht in der Form geplant oder nicht vorherzusehen waren. Gerade am Beginn des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses wird ein Zeitaufwand gerne falsch eingeschätzt. Für die einzelnen Arbeitsschritte ist vorab eine Zeitraumschätzung festzulegen zuzüglich einer gewissen Pufferzeit für nicht kalkulierbare Probleme. Diese helfen, Stress zu vermeiden und führen zu mehr Gelassenheit. 60 - 70 % des Tages sollten verplant und 30 - 40 % als Puffer eingeräumt werden. Zeitdruck wird durch diese Maßnahme verringert. 3.2.2.4 Entscheidung fällen In diesem vierten Schritt sind die Aufgaben angemessen zu sortieren und nach Dringlichkeit zu ordnen und in einem Zeitplan zu strukturieren. So ist z. B. zweckmäßig, dass erst eine gründliche Literaturrecherche vollzogen werden muss, bevor der Schreibprozess begonnen werden kann. Ergebnis dieses Schrittes sollte ein grober Zeitplan bis zum Abgabetermin der Arbeit sein sowie tägliche Zeitpläne als Feingliederung. Wichtig ist es, den Arbeitsplan als Ergebnis schriftlich festzuhalten. Hier soll die Zeit für Themenfindung, Literaturrecherche, wissenschaftliches Lesen und Schreiben sowie die Zeit für die Abgabe notiert sein. Meilensteine sollten zeitlich erfasst werden, wie z. B. wichtige Absprachen mit dem Dozenten (vgl. Abb. 3.3). Meilensteine zeigen das Vorankommen im Arbeitsprozess und dienen als Maßeinheiten, um kritische Punkte zu kennzeichnen. Falls ein Meilenstein nicht eingehalten werden kann, muss der Bearbeiter sich unverzüglich an die Korrektur begeben. <?page no="54"?> 55 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements Merke Eine sehr schöne Hilfe für die Detailplanung findet sich im Assignment Calculator der University of Minnesota (http: / / www.lib.umn.edu/ help/ calculator/ ). Dort kann ein Schreiber das wissenschaftliche Fachgebiet sowie Start- und Abgabetag seiner wissenschaftlichen Arbeit eingeben. Das Programm kalkuliert dann die auszuführenden Schritte in einer genauen zeitlichen Reihenfolge bis zum Abgabetag. Ergänzt werden zu den einzelnen Phasen zahlreiche Links zu relevanten Websites. Im täglichen Arbeitsplan sollten mit der Arbeitszeit variierende Pausen nicht vergessen werden (vgl. Tab. 3.2). In den Pausen sollten Studierende möglichst Tätigkeiten verrichten, die weit von der wissenschaftlichen Arbeit abweichen, um den „Kopf frei zu kriegen“. Surfen oder Zeitung lesen garantieren dabei nicht immer eine perfekte Erholung, da diese Tätigkeiten keine wirkliche Pause für das Gehirn leisten. Blumen gießen, mit dem Hund spielen oder einen Tee trinken erscheinen sinnvoller zum wirklichen „Abschalten“. Bei längeren Erholungspausen erweist sich Schlaf als gute Alternative, da wissenschaftliche Inhalte in das Langzeitgedächtnis übertragen und im Schlaf sogar neu strukturiert werden. Besonders in stressintensiven Phasen während des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses, wäre es anzuraten, den täglichen Schlaf um 90 Minuten (= etwa ein Schlafzyklus) auszudehnen. Tab. 3.2: Vorgeschlagene Pausen Pausenart Arbeitsdauer Pausendauer Tätigkeit Minipause ca. 45 Min. ca. 5 Min. Bewegung, frische Luft, Erledigung dringlicher Bedürfnisse Maxipause ca. 90 Min. 15 - 20 Min. etwas Essen und Trinken, Raum verlassen Erholungspause ca. 180 Min. 60 - 90 Min. Spaziergang, Mittagspause mit Essen oder Abendessen Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Luxem, Runggaldier & Kühn (2010) Problemstellung Woche 2 Anmeldung Woche 2 Literatursuche und Lesen Woche 2-5 Schreiben Woche 4-8 Korrekturlesen Woche 8-9 Binden/ Abgabe Woche 10 Themenabsprache Woche 1 Gliederungsabsprache Woche 4 Abb. 3.3: Einfacher Zeitplan für eine Literaturarbeit in einem Seminar <?page no="55"?> 56 Kapitel 3 Zeitmanagement Da die meisten Studenten nebenher noch ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, sollte der Jobarbeitsplan Teil des Arbeitskalenders für das wissenschaftliche Arbeiten sein. Bei der Ausarbeitung sollte der eigene Tagesablauf und die Arbeitsfähigkeit sinnvoll eingeschätzt und geeignete Arbeitsorte identifiziert werden. Folgende Fragen sind dabei zu beantworten: • „Kann ich besser morgens oder abends arbeiten? “ • „Wann ist meine Konzentration am höchsten? “ • „Wie lange bin ich bei einer Aufgabe (Recherche, Lesen, Schreiben) wirklich konzentriert dabei? “ • „Wo lerne ich am effektivsten? “ Jeder Studierende hat ein unterschiedliches Arbeitstempo und eine unterschiedliche Leistungsfähigkeit am Tag. Dies variiert mit den Lebensgewohnheiten, bestimmte Phasen lassen sich jedoch verallgemeinern (vgl. Abb. 3.4), wie etwa ein Leistungshoch am Vormittag und ein Absinken der Leistungsfähigkeit nach dem Mittagessen. Am Nachmittag wird dann ein zweites Leistungshoch erreicht, um dann kontinuierlich wieder abzusinken. Je nachdem, ob man „Frühaufsteher“ oder „Nachtarbeiter“ ist, muss die Leistungskurve verschoben werden. 3.2.2.5 Nachkontrolle Dieser im vergangenen Schritt erstellte Ablaufplan sollte im Prozessablauf kontrolliert und das IST mit dem SOLL verglichen werden. Der Zeitablauf ist bei Bedarf zu revidieren, d. h. es muss eine Kontrolle der Planung erfolgen. Wichtig ist es, einen Schlussstrich zu ziehen und gesetzte Deadlines zu respektieren. An einem fixierten Datum sollte etwa die Literaturrecherche geschlossen werden. Geeignete Quellen 6 0% 50% Leistung 100% 8 10 12 14 16 Uhrzeit 18 20 22 24 2 4 6 Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Müller, Jürgens, Krebs & von Prittwitz (2012) Abb. 3.4: Tagesrhythmus eines Menschen <?page no="56"?> 57 3.2 Methoden zur Optimierung des Zeitmanagements können zwar auch danach noch gefunden werden, aber nicht mehr in aktiver Erarbeitung, sondern als Ergänzung. Beispiel Der Studierende Klaus M. hat seine Literaturrecherche termingerecht erledigt und intensiviert seine Lesephase. Dabei stößt er in einem fremden Literaturverzeichnis auf einen interessant klingenden Artikel, den er sich noch besorgt. Die ergänzenden Artikel sollen aber nur eine Ausnahme bilden, da ein Studierender sonst Gefahr läuft, semesterlang an einem einzigen Thema zu sitzen. Leider gibt es eine Reihe von Studierenden, die an dieser Aufgabe scheitern, nicht mit Deadlines zurechtkommen und im Endeffekt keine Arbeit abgeben können. Gerade bei erstmaliger Anwendung der ALPEN-Methode ist ein reibungsloser Ablauf nicht garantiert. Aus diesem Grund sollte die Methode schon bei den ersten wissenschaftlichen Arbeiten eingesetzt werden, um die methodische Vorgehensweise von Anwendung zu Anwendung zu perfektionieren. Es sollte auch nicht nur das Endergebnis, sondern stets die einzelnen Teilschritte kontrolliert werden. 3.2.3 Eisenhower-Prinzip Bei einer Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten orientiert sich der Bearbeiter nicht an der Wichtigkeit einer Aufgabe, sondern an seinen Vorlieben - das Unbekannte und Unangenehme wird z. B. gescheut. Kurz: Das Wichtigste wird nicht zuerst erledigt. Das Eisenhower-Prinzip setzt diese Thematik in das Zentrum der Analyse. Bei dieser einfachen Methode werden anstehende Aufgaben in Kategorien (A-, B-, C-, D-Kategorie) verteilt, um sich den relevanten Aufgaben zuerst zu widmen und unwichtige Aspekte auszusortieren (vgl. Abb. 3.5). Eine Prioritätenliste kann leicht von dem Bearbeiter einer wissenschaftlichen Arbeit angefertigt werden, wobei Tab. 3.3 als Vorbild dienen kann. A- Aufgaben Bearbeiten C- Aufgaben B- Aufgaben Abb. 3.5: Vorgehensweise beim Eisenhower-Prinzip <?page no="57"?> 58 Kapitel 3 Zeitmanagement A-Aufgaben Sind wichtig und dringend und schnellstmöglich zu erledigen. Es kann sich um wichtige Recherchearbeiten und Ausleihen handeln, die noch erledigt werden müssen, bevor die Universitätsbibliothek zwei Wochen geschlossen wird. B-Aufgaben Sind wichtig aber nicht dringend. Sie müssen sauber notiert und am besten auf einer Liste nach Daten sortiert werden. Sie dürfen auf gar keinen Fall vergessen werden, wie z. B. der Abgabetermin der wissenschaftlichen Arbeit oder die Durchführung von Zwischenkontrollen der Arbeit. C-Aufgaben Sind wenig wichtig, dafür dringend. Eine Rückgabe eines ausgeliehenen Buches nach Ablauf der Leihfrist ist zwar dringend, aber wenig wichtig. Es sei denn, es fehlt die Bereitschaft, die Mahngebühren zu bezahlen. Viele der C-Aufgaben müssen nicht vom Schreiber der wissenschaftlichen Arbeit selbst erledigt werden, sondern lassen sich gut delegieren. Z. B. kann ein Freund die Bücher zurückbringen. D-Aufgaben Sind weder wichtig noch dringend. Die Aufgaben kommen gar nicht in den Trichter zur Bearbeitung (vgl. Abb. 3.5), sie erledigen sich von selbst oder müssen nicht angegangen werden, z. B. Grünpflanzen für das Arbeitszimmer anschaffen oder Werbematerial lesen. Tab. 3.3: Prioritätenliste als Matrix A: Wichtig und dringend B: Wichtig und nicht dringend C: Nicht wichtig und dringend D: Nicht wichtig und nicht dringend 3.3 Sonstige Aspekte beim Zeitmanagement 3.3.1 Planung von Interviews Bei der Planung der Interviews empfiehlt sich eine frühe Kontaktaufnahme mit den Interviewpartnern, wobei am besten bereits detaillierte Vorinformationen zu den Ambitionen gesandt werden. <?page no="58"?> 59 3.3 Sonstige Aspekte beim Zeitmanagement Auch bei der Verwertung der Interviews ist gewisse Zeit einzuplanen: Die Gesprächssituation sollte idealerweise aufgezeichnet und in schriftlicher Form als Anhang in der Arbeit beigefügt werden. Wenn Aussagen des Befragten in der Arbeit verwendet werden, sollte ihm sowohl der Interviewtext als auch der entsprechende Textabschnitt zur Bestätigung gesandt werden. Falls die Interviews anonymisiert in der Arbeit Verwendung finden, ist dieser Schritt unnötig. 3.3.2 Belohnungen setzen Für den Tag nach der Abgabe eine Belohnung in der Kalender-App eintragen, das motiviert. Wenn etwa ein bestimmter Arbeitsabschnitt erledigt ist, belohnt man sich mit einem kleinen Event. Das kann ein Gang in den Zoo, ein Kaffee mit Freunden oder ein Kinobesuch sein. Gerade die Definition dieser schönen Gegebenheiten als Belohnung, ist eine ideale Motivationssteigerung. Bei dem Erreichen besonderer Meilensteine, kann man sich „Highlights“ setzen, z. B. einen Städte-Trip. 3.3.3 Störungen minimieren Ohne einen hohen Konzentrationsgrad ist es schwierig, eine wissenschaftliche Arbeit anzufertigen, z. B. braucht das Lesen und Verarbeiten wissenschaftlicher Texte besondere Aufmerksamkeit. Störungen sollten also strikt vermieden werden, denn diese schränken die Konzentration ein (vgl. auch Kap. 3.1). In Folge dessen kann das wissenschaftliche Arbeiten nicht planvoll und konzentriert vollzogen werden, Zeitnöte sind ein übliches Resultat. Zudem können Unlustgefühle oder psychosomatische Nebenerscheinungen weitere Folgeerscheinungen permanenter Störungen sein. Gute Arbeitsbedingungen ohne Störungen steigern hingegen die Konzentrationsfähigkeit. Folgende Aspekte sollten beim Management von Störungen bedacht werden: • Das Schreiben von E-Mails, Treffen mit Freunden, Telefongespräche sollten in einem fixen Zeitfenster angegangen werden, um die Arbeitsphasen nicht zu unterbrechen. • Das Smartphone mit all seinen Funktionen ist für viele sicher die Hauptablenkung. Die Nutzung des Flugmodus und das sichere Deponieren in einer Schublade kann Abhilfe schaffen. Das Herunterladen von Anti-Prokrastinations- Apps wie z. B. Forest (iOS und Android), Freedom (iOS, Mac, Windows) oder Selfcontrol (Mac) kann hilfreich sein. • Lärmquellen sollten minimiert werden. Störende Kommilitonen können beim Lesen in der Bibliothek auch einmal „zur Ruhe“ gebeten werden. Wenn es trotzdem zu laut erscheint, ist eine Alternative, sich mit Ohrenstöpseln (z. B. „Ohropax“) zu behelfen. <?page no="59"?> 60 Kapitel 3 Zeitmanagement • Bücher und Material sollten für einen geplanten Zeitrahmen bereitgelegt werden, damit die Suche den Arbeitsprozess nicht immer wieder unterbricht. • Pausen sollten unbedingt gemacht werden, aber im geplanten zeitlichen Rahmen (vgl. Kap. 3.2.1.4) Beispiel: Wirkung von Störungen Gloria Mark, Victor M. Gonzalez & Justin Harris (2005) untersuchten die Auswirkungen von Störungen im Arbeitsprozess indem sie mit Hilfe einer Stoppuhr die Arbeitsabläufe von 24 Mitarbeitern (sieben Manager, acht Programmierer und neun Analysten) über mehrere Tage hinweg auswerteten. Im Schnitt konnte an einer Aufgabe nur 11 Minuten am Stück gearbeitet werden, bevor eine Unterbrechung durch Mails, Anrufe, Kollegen usw. erfolgte. Ein weiteres Beobachtungsergebnis war, dass sich ein Mitarbeiter nach einer Unterbrechung im Durchschnitt mindestens zwei anderen Aufgaben widmete - bevor er zur ursprünglichen Tätigkeit zurückkehrte. Die Ablenkung tat also ihre Wirkung. Bis der Angestellte wieder den ehemaligen Konzentrationsgrad erreichte, vergingen rund acht Minuten. Es blieben noch drei Minuten faktische Arbeitszeit bis zur nächsten Unterbrechung. 3.3.4 Korrekturlesen der wissenschaftlichen Arbeit Kaum eine wissenschaftliche Arbeit ist nach der ersten Niederschrift fehlerfrei, es können Gliederungs-, Rechtschreib- oder Zitationsfehler vorhanden sein. Daher sollte ein angemessener Zeitrahmen für Korrekturen eingeplant werden, wozu auch ein Gegenlesen von Dritten gehören müsste. Oft ist die Schreiberin bzw. der Schreiber „blind“ für die eigene Fehleranalyse und stellt auch die Nachvollziehbarkeit der Arbeit nicht in Frage, ob dies aber wirklich der Fall ist, ist eine andere Frage. Deswegen wäre ein permanentes Nachlesen von dritter Seite (Fachfremden und Fachleuten) positiv, denn bei einem stetigen Korrekturprozess können Änderungen am besten eingebaut werden. Besonders Fachfremde können sehr inspirierend wirken und innovative Anregungen geben. Zur Motivation können die Korrektoren aktiv in eine Belohnung (vgl. Kap. 3.3.2) eingebunden werden. Beispiel: Die wissenschaftliche Arbeit von Theo S. wird von zwei Freunden korrekturgelesen. Theo hat sich zur Beendigung der Arbeit ein vier Gänge Menü in einem guten Restaurant als Belohnung gesetzt. Die Korrekturleser werden von ihm nach der Korrektur dazu eingeladen. Falls keine geeigneten Dritten für das Lesen der Arbeit zu finden sind, wäre zumindest eine gewisse Distanz zu den eigenen Ausführungen nötig, d. h. zwischen dem letzten geschriebenen Satz und dem ersten Lesen, sollten ein paar Tage liegen. Neben dem zeitlichen Abstand kann ein „Typo-Test“ helfen, um die Distanz zum Text zu erhöhen. Hierbei wird der eigene Text wieder ‹unvertraut› gemacht indem die Textgestalt geändert wird. Dies kann z. B. Schriftstil, Schriftgröße oder Zeilenabstand betreffen. Dies weckt neue Aufmerksamkeit und Fehler werden wieder <?page no="60"?> 61 3.6 Hinweise zur Vertiefung leichter erkannt - insbesondere, wenn mehrere Korrekturschleifen mit unterschiedlichen Formaten durchlaufen werden. 3.4 Zusammenfassung • Sie können eine Liste zur Erkennung und Beseitigung von Zeitfressern erstellen. • Sie sind fähig, die ALPEN-Methode und das Eisenhower-Prinzip zur Optimierung ihres Zeitmanagements einzusetzen. • Sie erkennen die Relevanz, sich Belohnungen für einzelne Teilschritte des wissenschaftlichen Arbeitens zur Motivation zu setzen. • Sie unterschätzen nicht die Zeit, die für die Korrektur einer wissenschaftlichen Arbeit anzusetzen ist. • Sie wissen um die Wichtigkeit einer genauen zeitlichen Planung von Interviews. 3.5 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Was versteht man unter so genannten D-Aufgaben beim Eisenhower-Prinzip? Nennen Sie auch Beispiele für diesen Aufgabentyp. Aufgabe 2: Warum kann es sinnvoll sein, beim Korrekturlesen Dritte hinzuzuziehen? Aufgabe 3: Kennzeichnen Sie eine „Minipause“. 3.6 Hinweise zur Vertiefung Kurz, J. (2014): Für immer aufgeräumt - auch digital: So meistern Sie E-Mail-Flut und Datenchaos, Offenbach: GABAL Verlag Nussbaum, C. (2017): Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? Zeitmanagement für kreative Chaoten. 3. Auflage, Frankfurt am Main: Campus Verlag Stritzelberger, R. (2015): Selbstmotivation: Wie Sie dauerhaft leistungsfähig bleiben, 2. Auflage, Freiburg: Haufe-Lexware <?page no="62"?> Überblick Die Themenfindung und die daraus resultierende Fragestellung der wissenschaftlichen Arbeit stellen die entscheidenden Faktoren für Erfolg oder Scheitern dar, da hiermit der Grundstein für die vertiefte Bearbeitung und eine sinnvolle Richtung eingeschlagen werden soll. Aus diesem Grund sollte diese Phase nicht voreilig abgeschlossen sein. Vielmehr sollte das Thema und die Forschungsfrage so klar und eindeutig wie möglich formuliert und im weiteren Forschungsprozess wiederholt überdacht, fokussiert und revidiert werden können. Mit der Themenformulierung beantwortet der Bearbeiter die Frage „Worum geht es in der wissenschaftlichen Arbeit? “. Aus dem Thema leitet sich eine beantwortbare Forschungsfrage ab (Bui 2013). Mit deren Hilfe soll sich eine Antwort auf die Frage „Was will ich aufzeigen? “ finden. Verbunden ist die Forschungsfrage in der Regel mit einer Begründung ihrer Relevanz („Warum ist dies wichtig? “) oder einem Ziel („Was will ich damit erreichen? “). Zu diesem Zeitpunkt ist es sinnvoll zu überdenken, welche Haltung zu der Frage eingenommen wird. Durch die genannten Fokussierungen kann eine „schwammige“ Arbeit, in der sich undeutliche Fragestellungen und zahlreichen Fragmente finden, vermieden werden. 4 Themenfindung Ideenquellen Methoden Anforderungen Blockaden Themenfindung • „fertige“ Themen • Praxis • Hochschullehre • Öffentlichkeit • Forschung • Themengenerierung • Themenstrukturierung • Themenprüfung • präzise und spezifisch • operationalisierbar • forschungsrelevant • soziologische • psychologische <?page no="63"?> 64 Kapitel 4 Themenfindung Beispiel: Thema und Forschungsfrage Ich untersuche den Zusammenhang zwischen Studienzufriedenheit und Prüfungsleistungen bei angehenden Absolventen [Thema]. Damit will ich herausfinden, wie sich die Zufriedenheit auf die Leistungen von Studierenden in dem letzten Studiensemester bei verschiedenen Prüfungsformen auswirkt [Forschungsfrage]. Daraus sollen konkrete Maßnahmen für Studierende und Absolventen abgeleitet werden, um die Prüfungsleistung zu optimieren [Ziel oder Berechtigung der Forschungsfrage]. Forschungsfragen können unterschiedlich ausgeprägt sein, sie können etwa Sachzusammenhänge beschreiben oder erklären (vgl. Tab. 4.1). Vielfach werden die unterschiedlichen Ausprägungen bei der Formulierung von Forschungsfragen verbunden oder neben einer oder zwei zentralen Hauptfragen werden Unterfragen abgeleitet. Beispiel: Aufgliederung von Forschungsfragen Die zentrale Forschungsfrage: „Welche Aspekte der Studienorganisation wirken sich auf den Studienerfolg von Studierenden der Pädagogik an der Hochschule XY positiv aus? “ (Erklärung). Ein alternative Unterfragen können sein: „Wie ist die derzeitige Situation an Hochschule XY zu beschreiben? “ (Beschreibung); „Wie ist die derzeitige Studienorganisation an Hochschule XY vor dem Hintergrund der Ansprüche an eine qualitätsorientierte Hochschulentwicklung zu bewerten? “ (Bewertung). Tab. 4.1: Arten von Forschungsfragen Art Leitfrage(n) Beispiel Beschreibung Wie geschieht etwas? Wie wird etwas bewältigt? Wie vereinbaren Studierende einen Nebenjob mit ihrem Studium? Erklärung Aus welchen Gründen geschieht etwas? Warum brechen alleinerziehende Studierende ihr Studium im ersten Semester ab? Gestaltung Welche Massnahmen können ergriffen werden, um ein Ziel zu erreichen? Welche Unterstützungsleistungen können Hochschulen bieten, damit alleinerziehende Studierende ihr Studium erfolgreich absolvieren können? Bewertung Wie ist eine Gegebenheit anhand von bestimmten Kriterien zu beurteilen? Wie ist eine Quotenregelung für das Geschlechterverhältnis in Unternehmensvorständen hinsichtlich des Kriteriums Unternehmensperformance zu bewerten? Prognose Welche Entwicklungen sind zu erwarten? Welche Resultate werden wahrscheinlich eintreten? Wie wird sich das Lernverhalten von Schülerinnen und Schülern in den nächsten 10 Jahren durch die zunehmende Digitalisierung ändern? In einer Masterarbeit liegt der Untersuchungsfokus meist auf der Klärung einer oder zweier zentraler Fragestellungen, die teils Unterfragen beinhalten. In einer <?page no="64"?> 65 4.1 Ideenquellen für ein Thema Bachelorarbeit findet sich selten mehr als eine zentrale Fragestellung. Durch die Konzentration kann die Recherche zielgeführter erfolgen - ähnlich wie ein Weg auf unbekanntem Gelände, der nur mit Unterstützung von einem Kompass zu bewältigen ist. Alles, was die Forschungsfrage(n) nicht oder nur unzureichend beantwortet, wird nicht in der wissenschaftlichen Arbeit aufgegriffen. Einer effektiven Themenfindung stehen soziologische und psychologische Blockaden entgegen (vgl. Tab. 4.2). Wenn sich ein Studierender dieser Blockaden bewusst ist, kann er versuchen, sie unter Rückgriff auf kreative Verfahren für die Themenfindung aufzubrechen. Tab. 4.2: Soziologische und psychologische Blockaden bei der Themenfindung Soziologische Blockaden Psychologische Blockaden • Interessenkonflikte und Rivalitäten zwischen Studierenden • zu wenig Teamarbeit, dadurch zu wenig Impulse • Kritik und Zweifel durch Dozierende und Kommilitonen • mangelnde Anerkennung innovativer Themen durch die Hochschule • Neigung zu gewohnten Vorgehensweisen • Hemmungen, neue Ideen für die wissenschaftliche Arbeit zu entwickeln • schnelle Resignation • zu leichte Zufriedenheit mit dem Erreichten • mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten • Suche nach dem absolut Richtigen Der Ablauf der Themenfindung lässt sich in vier Schritte unterteilen (vgl. Abb. 4.1). In der ersten Phase, der Ideenfindung, ist ein Thema zu suchen. Ideenquellen werden in Kapitel 4.1 diskutiert. Das zentrale Kapitel ist Kapitel 4.2, da hier geeignete Methoden vorgestellt werden, die während sämtlicher in Abbildung 4.1 dargestellten Phasen eingesetzt werden können. Das Abschlusskapitel 4.3 erläutert darauf aufbauend Anforderungen an ein Thema. Mit Rückgriff auf dieses Kapitel lassen sich die abgeleiteten Themen kontrollieren. • Ideenfindung - Kreative Suche • Themenprüfung - Abwägung und Bewertung • Themenstrukturierung - Gliederung des Themas • Themenauswahl - Entscheid für ein Thema 1 2 3 4 Abb. 4.1: Ablauf der Themenfindung <?page no="65"?> 66 Kapitel 4 Themenfindung 4.1 Ideenquellen für ein Thema Bei Bachelor-, Master-, und Doktorarbeiten befinden sich Studierenden oft in der glücklichen Lage, ein Thema frei nach ihren Interessen wählen zu können. Besonders das Eigeninteresse an einem Thema kann eine sehr wichtige Motivationsquelle für den weiteren Verlauf der Arbeit sein. Bei Seminararbeiten und Projektarbeiten stehen in der Regel mehrere Themen zur Auswahl, die an den eigenen Interessen orientiert werden können. Bevor die Bearbeitung begonnen wird, lohnt es sich allerdings, die eigenen Begabungen und Fähigkeiten genau abzuschätzen (vgl. Kap. 4.2.4 SWOT-Analyse), denn bestimmte Themen und deren Bearbeitung sind nicht für jeden geeignet. Beispiel: Fähigkeiten einschätzen Der Studierende Thomas M. hat im Laufe seines Betriebsökonomie-Studiums durchwegs mäßige Erfolge in Prüfungen mit mathematischem Hintergrund erzielt und zeigt auch wenig Interesse an der Thematik. Ein Bachelorthema mit starkem statistischem Bezug ist für ihn aus diesem Grund womöglich eher ungeeignet, da Motivation und Kompetenzen wenig ausgeprägt erscheinen. Vor allem bei Abschlussarbeiten sollte man den späteren Berufswunsch im Auge haben. Es ist von Vorteil, ein Thema zu bearbeiten, das im Wunscharbeitsfeld liegt. Gerade Abschlussarbeiten sind in den ersten Jahren nach dem Studium oftmals Diskussionspunkt in Vorstellungsgesprächen. Motivation und Leistung können dabei vom potenziellen Arbeitgeber angesprochen werden. Wenn ein Bewerber in einer solchen Situation mit einem innovativen Thema glänzen kann, ist dies ein Plus-Punkt, der ihn aus der Masse der Wettbewerber abheben kann. Nachdem die eigenen Fähigkeiten und Ambitionen abgesteckt sind, können unterschiedliche Wege der Themenfindung und Hilfsmittel sondiert werden (vgl. Abb. 4.2). Es gilt also die Frage zu beantworten: „Wo finde ich Themen für meine wissenschaftliche Arbeit? “ Themenquellen für die wissenschaftliche Arbeit Fertige Themen Praxis Hochschullehre Öffentlichkeit Forschung Abb. 4.2: Themenquellen für die wissenschaftliche Arbeit <?page no="66"?> 67 4.1 Ideenquellen für ein Thema 4.1.1 „Fertige“ Themen Es handelt sich um von Dozierenden oder Lehrstühlen vorgegebene Fragestellungen sowie mit feststehender Durchführung oder Auswertung der Untersuchung. Solche Themen mögen auf den ersten Blick leichter zu bearbeiten sein, gleichzeitig sind sie aber weniger motivierend. Die Anpassung eigener Interessen an solche vorgegebenen Bedingungen öffnet wenig Spielraum für Eigenideen und kann daraus resultierend Motivations-Probleme bedingen. Häufig existieren solche strengen Themenvorgaben für Seminar- oder Gruppensemesterarbeiten. 4.1.2 Praxis Wenn ein Studierender ein Praktikum absolviert hat oder neben dem Studium in einem Unternehmen arbeitet, lassen sich oft eine Reihe von möglichen Themen aus dieser Tätigkeit ableiten. Es kann sein, dass der Arbeitgeber auf den Studierenden direkt mit Themenvorschlägen zukommt. Andererseits schadet es nicht, selbst aktiv zu werden und dem Arbeitgeber eigene Themenvorschläge zu offerieren. Ein weiterer Weg zur Themenfindung wäre eine ausgeschriebene Auftragsarbeit über ein Unternehmen, was sogar zu einem kleinen finanziellen Verdienst führen kann. Zu bedenken ist, dass in diesem Fall ein stark beschränkter Rahmen vorgegeben ist und meist ein sehr eingeschränkter Zeithorizont für die Fertigstellung zur Verfügung steht. Auftragsarbeiten finden sich vielfach in Ausschreibungen oder Internetbekanntmachungen von Unternehmen oder am Schwarzen Brett einer Hochschule. Für die Betreuung eines solchen Themas muss sich im nächsten Schritt dann ein Dozierender finden, wenn nicht bereits ein Vorschlag auf der Bekanntmachung zu finden ist. 4.1.3 Hochschullehre In Lehrveranstaltungen wie Seminaren bearbeiten Studierende überwiegend Themenbereiche in kleinen Gruppen, was eine gute Ausganglage für spätere Bachelor- oder Masterarbeiten zu einer affinen Fragestellung bilden kann. Hier finden Studierende zudem die geeignete Motivation indem sie sich mit Anleitung und gegenseitiger Hilfe Basiswissen erarbeiten, Literatur zusammentragen oder Praktisches wie Fragebogenkonstruktion und statistische Analysen gemeinsam durchführen. Aber auch andere Veranstaltungstypen bieten gute Gelegenheit, um Anregungen für Themen zu finden: Durch aktive Teilnahme an Vorlesungen (Vorbereitung der Thematik, Fragen stellen usw.) etwa gewinnt man einen guten Einblick in Themengebiete und kann daraus selbst Themen generieren. Indem der Studierende diese Ideen dann mit Dozierenden diskutiert, ergeben sich konkretisierte Themenbereiche. Optimal lässt sich diese Ideenquelle nutzen, wenn die Beobachtungen schon früh im Studium systematisch auf einer Liste erfasst werden und später für ein frei zu wählendes Thema zu nutzen wären (vgl. Tab. 4.3). <?page no="67"?> 68 Kapitel 4 Themenfindung Tab. 4.3: Erfassung von Anregungen aus Lehrveranstaltungen Lehrveranstaltung (Titel) Dozent Themen Wichtige Begriffe Interessante Themen für eine wissenschaftliche Arbeit (z. B. Bachelor-Arbeit) 4.1.4 Öffentlichkeit Manchmal finden sich Themen durch individuelle Alltagserfahrungen und Beobachtungen. Dabei können etwa bekannte Prinzipien auf einen anderen Bereich übertragen werden und somit einen interessanten Forschungsansatz bilden. Merke Notieren Sie alles, was Ihnen am Verhalten von Mitarbeitern Ihres Arbeitgebers im Praktikum widersprüchlich erscheint. Was kann sich daraus für ein Forschungsbedarf ergeben? Zudem finden sich in der momentanen Tagespresse sowie in den wöchentlichen Nachrichtenmagazinen aktuelle Ereignisse aus der Umwelt, die Anlass zu einer wissenschaftlichen Weiterbeschäftigung mit einem Thema bieten können. Für den Fall, dass nur ein Stichwort aus dem öffentlichen Leben im Kopf ist, hilft ein Wikimindmap zur Konkretisierung der Idee. Es handelt sich um ein Tool, das Wikipedia durchforscht und die Ergebnisse als Mind-Mapping präsentiert. Dieses Vorgehen ermöglicht einen Überblick über den Kontext und bietet zudem einen guten Ansatz, die bisherigen Erkenntnisse zu vertiefen. Ein Mind-Map zum Begriff „Stalking“ findet sich in Abbildung 4.3. Durch ein Anklicken eines Pluszeichenes öffnet sich ein weiterer Zweig. Ein Klick auf einen Pfeil generiert eine neue Map (z. B. zum Begriff „Straftat“). Diese Form des Mind-Mappings ist in mehreren <?page no="68"?> 69 4.1 Ideenquellen für ein Thema Sprachversion realisierbar. Die englischsprachige Wikipedia-Version besitzt jedoch die umfassendste Datenbasis. Quelle: http: / / www.wikimindmap.org/ abgerufen am 1. 12. 2017 Abb. 4.3: Wikimindmap zum Begriff „Stalking“ 4.1.5 Forschung Indem entsprechende Fachliteratur zu einem Fachgebiet gelesen, wissenschaftliche Handbücher angeschaut oder Schlagwortkataloge einer Bibliothek analysiert werden, können interessante Anregungen für ein Thema gefunden werden. Fachzeitschriften können leicht per Internet durchgesehen werden (vgl. Kap. 5.1.1.2). Themen können auch in Wissenschafts-Blogs im Internet gefunden werden. An dieser Stelle werden innovative Forschungsansätze und -themen schneller diskutiert als in klassischen Veröffentlichungen (z. B. Büchern oder Journals), weil der Publikationsweg weit direkter ist. Tiefere Erkenntnisse können durch die Kommentarfunktion der Blogs, die eine Diskussion unterschiedlicher Ansichten ermöglichen, gewonnen werden. Abbildung 4.4 illustriert einen Screenshot von Science Blogs (http: / / scienceblogs.com/ ). Es handelt sich um ein internationales Portal in englischer Sprache für Blogs und Blogger aus diversen wissenschaftlichen Diszi- <?page no="69"?> 70 Kapitel 4 Themenfindung plinen. Unter der Adresse http: / / scienceblogs.de/ findet sich die deutschsprachige Variante der Blogging-Plattform. An dieser Stelle werden die englischsprachigen Themen nicht einfach übersetzt, sondern es finden sich andere Themenschwerpunkte sowie viele Themen, die Deutschland und Europa speziell betreffen. Quelle: http: / / scienceblogs.com/ abgerufen am 19.1.2018 Abb. 4.4 Das globale Portal „Science Blogs“ <?page no="70"?> 71 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung Trotz aller Impulse aus dem Hochschul- und Arbeitsumfeld ist ein Thema nicht immer schnell und leicht gefunden. Speziell bei frei wählbaren Themen fehlt damit jeglicher Ansatz, um im wissenschaftlichen Arbeitsprozess weitergehen zu können. Kreativitätsmethoden können diese Blockade lösen indem sie bewusst mit Assoziationen arbeiten, Analogien einsetzen oder sich mit Hilfe unterschiedlicher Sichtweisen einem Ansatz nähern. Forschungsthemen sind dann schnell geboren. So begeistert der Finder von ihnen ist, sollten doch weitere Überlegungen angestrengt werden, bevor ein geeignetes Thema in die Tat umgesetzt wird. Dazu gehört z. B. die Frage, ob er selbst über notwendige Fähigkeiten verfügt und wie die Rahmenbedingungen aussehen. Geeignete Methoden zur Themenfindung, -strukurierung und -prüfung werden im weiteren Verlauf dargestellt. 4.2.1 Brainstorming Brainstorming ist eine Kreativitätstechnik, die sich eher für die Ideenfindung und -entwicklung und weniger für die Prüfung der Ideen eignet. Als geistiger Vater des Brainstormings gilt Osborn (1966). Sein Anliegen war, Quantität und Qualität der Ideenproduktion zu steigern. Das Verfahren basiert auf zwei Grundprinzipien, die Osborn als deferment of judgement (Bewertungsaufschub) und quantity breeds quality (Quantität führt zu Qualität) bezeichnet. Abgeleitet daraus ergeben sich vier Brainstorming-Grundregeln: 1. Kritik ist untersagt 2. Wilde Ideen sind willkommen 3. Quantität vor Qualität 4. Ideen aufgreifen, weiterentwickeln und neu kombinieren Beim Brainstorming setzen sich 4 - 8 Studierende zusammen, um spontan innerhalb von 20 bis 30 Minuten durch freie Assoziationen möglichst viele Themenideen für die wissenschaftliche Arbeit zu finden. Ein von allen Gruppenteilnehmern akzeptiertes Mitglied kann eine Moderatorenrolle einnehmen. Er sollte die Technik des Brainstormings und das wissenschaftliche Fachgebiet gut kennen, um Impulse geben zu können, wenn die Ideenproduktion ins Stocken gerät. Zudem sollte der Moderator auf eine Einhaltung der Brainstorming-Regeln und des Zeitlimits achten. Nachdem ausreichend Ideen gewonnen wurden, können diese diskutiert und geeignete ausgewählt werden. Für ein Brainstorming lassen sich gut die neuen Medien nutzen, im Netz ist man sehr schnell mit den Freunden verbunden (z. B. Facebook) und kann innerhalb kürzester Zeit Ideen gewinnen, ohne am gleichen Ort zu sein. Neben Facebook beste- <?page no="71"?> 72 Kapitel 4 Themenfindung hen zusätzlich noch Websites, die sich ganz auf die Ideengewinnung durch Brainstorming spezialisiert haben. Beispiel: Brainstorming im world wide web (http: / / www.brainr.de/ ) BrainR ist seit Anfang 2007 eine Plattform für Kreativität im Web. Unter der Adresse kann jeder Ideensuchende ein online Brainstorming durchführen und einfach und schnell einen Lösungsansatz für eine Fragestellung erhalten - auch für eine wissenschaftliche Arbeit. Man kann Bekannte zum Brainstorming im Netz einladen, kreative Ideen beisteuern und zudem die bestehende brainR - Community nutzen. Auf einer Hotlist werden alle Brainstormings aufgeführt, in denen innerhalb der vergangen zwei Minuten Ideen vor Besuch der Website Kommentare abgegeben wurden. Auf diese Weise lassen sich zügig aktuelle Brainstormings finden, bei denen andere User gerade kommunizieren. 4.2.2 SSPS-Vorgehensweise Helfferich (2011) konzipierte die SSPS (Sammeln, Sortieren, Prüfen, Segmentieren) Vorgehensweise zur Generierung von Fragebogen-Leitfragen, die sich auf die Ableitung von Forschungsthemen übertragen lässt - insbesondere, wenn noch keine klare Vorstellung zum Thema und nur eine grobe Vorstellung zu einem Themengebiet besteht (vgl. Tab. 4.4). Die Anwendung der Methode eignet sich ausgezeichnet für Gruppensemesterarbeiten oder für Einzelthemen, die mit Kommilitonen abgestimmt werden. SSPS stellt eine Abwandlung und Vertiefung des Brainstormings dar. Da die Ideen auch hinsichtlich der Umsetzbarkeit beurteilt werden, weist die Methode ein breiteres Einsatzgebiet auf und eignet sich auch zur Themenprüfung und -strukturierung. Tab. 4.4: SSPS-Vorgehensweise Sammeln Im ersten Schritt, ist es sinnvoll, in einem offenen Brainstorming möglichst viele Forschungsfragen zu generieren. Dabei sollte ein zentrales Gebiet vorgegeben werden. Die Sammlung kann gut in einer Gruppe von 4 - 6 Forschenden von statten gehen, die sich fragen, „was interessiert mich? “. Idealerweise leitet jeder Teilnehmende mindestens 20 Fragen ab, wobei jeder Ansatz willkommen ist. Fragen von anderen können im Prozess aufgenommen und ergänzt werden. Sortieren Die gewonnenen Themen sind im nächsten Schritt nach Themengebieten zu ordnen. Eine oder mehrere Kernfragen kristallisieren sich in diesem Schritt bereits heraus. Prüfen Nun wird geprüft, ob die Fragen wirklich geeignet sind. Ähnliche Fragen können zusammengefasst, nicht passende Fragen gestrichen werden. Segmentieren Im letzten Schritt wird eine Eingrenzung vorgenommen. Die Themenfelder, die die Gruppe bearbeiten will, treten in den Vordergrund, die anderen in den Hintergrund. <?page no="72"?> 73 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung 4.2.3 Walt-Disney-Methode Die Walt-Disney-Methode bzw. Walt-Disney-Strategie wurde vom gleichnamigen US-amerikanischen Filmproduzenten entwickelt (Brunner 2008). Hierbei handelt es sich um eine Kreativitäts-Technik auf der Basis eines Rollenspiels. Eine oder mehrere Personen betrachten dabei ein Problem aus drei Blickwinkeln (vgl. Tab. 4.5): des Visionärs, des Realisten und des Kritikers. In diesen Rollen werden Ideen generiert und auf ihre Realisierbarkeit geprüft, womit die Methode die Schritte der Ideensuche und -prüfung verbindet (vgl. Abb. 4.5). Tab. 4.5: Rollen bei der Walt-Disney-Methode Rolle Beschreibung Visionär Er ist ideenreich, sehr enthusiastisch und lässt Chaos zu. Verrückte, völlig unlogische und bizarre Einfälle und Verbindungen sind willkommen. Es darf also geträumt werden - Regeln oder praktische Bewertungen einer Idee werden außen vor gelassen. Realist In dieser Rolle nimmt man eine pragmatisch-praktische Sicht ein, entwickelt Vorgehenspläne und durchleuchtet dazu die nötigen Arbeitsschritte, Meilensteine und Voraussetzungen. Der Realist stellt sich also die Fragen: Was benötige ich zur Umsetzung? , „Was ist bereits vorhanden? “ und „In welcher Reihenfolge kann ich es angehen? “. Kritiker Der Kritiker fordert heraus und wägt die Ideen genau ab. Durch konstruktive Kritik sollen potenzielle Fehlerquellen identifiziert werden. Die Fragen „Was sind die Chancen und Risiken der Idee? “ oder „Was wurde übersehen? “ sind typisch für den Kritiker. Einladend gestaltete Umfeld-Bedingungen können die Identifikation mit den einzelnen Rollen erleichtern. Der Platz des Visionärs kann etwa mit einem gut gepolsterten Drehstuhl ausgestattet und einigen Pflanzen angereichert werden. Eine entspannte und animierende Atmosphäre kann durch entsprechende Hintergrundmusik hervorgerufen werden. Der „Sitz“ des Realisten kann mit einem Tisch, einem Stuhl und Büromaterial ausgestattet sein. Im Bereich des Kritikers können Flipcharts mit Tabellen und ein ungepolsterter Holzstuhl die Rollenidentifikation erleichtern. Die Bedingungen sind jedoch nicht ohne Mühe zu arrangieren: Im Alltag muss man sich daher wohl eher mit unterschiedlichen Notizblättern (z. B. ein grün geschriebenes „Träumer“ oder ein rot geschriebenes „Kritiker“) an den Stühlen behelfen, die die Rollen verdeutlichen sollen. In jedem Fall ist darauf zu achten, dass die zentralen Gedanken erfasst werden, z. B. auf einem Notizblock. Rolle 1 Visionär Rolle 2 Realist Rolle 3 Kritiker Abb. 4.5: Ablauf der Walt-Disney-Methode <?page no="73"?> 74 Kapitel 4 Themenfindung 4.2.4 SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse ist ursprünglich ein Management-Werkzeug, wird aber auch für formative Evaluationen und Qualitätsentwicklung von Programmen (z. B. im Bildungsbereich) eingesetzt. Die Methode lässt sich ebenso für die Beurteilung von Themen nutzen, da sie hilft, die derzeitige Situation und damit die Bedingungen für eine Themenbearbeitung zu erfassen. Mit dieser einfachen und flexiblen Methode werden die eigenen Stärken (engl. Strength) und Schwächen (engl. Weakness) des Themenfinders analysiert. Es wird die Frage beantwortet: „Welche Stärken und Schwächen bringe ich für die Bearbeitung des Themas ein? “ Zudem werden externe Chancen (engl. Opportunities) und Gefahren (engl. Threats) betrachtet, welche die Handlungsfelder bei der Themenbearbeitung fördern bzw. einschränken könnten. Tabelle 4.6 illustriert einige Fragen, die Studierende sich bei einer SWOT-Analyse stellen können. Aus der Kombination der Stärken / Schwächen-Analyse und der Chancen/ Gefahren-Analyse kann ein Vorgehen für die weitere Bearbeitung abgeleitet werden, denn eigene Schwächen können gut vermindert werden. Wenn eindeutig die Stärken und Chancen überwiegen, fällt die Auswahl leicht. Aber auch Themenbearbeitungen, die große Risiken bergen, können ein außergewöhnliches Ergebnis bringen. Hier kann ein Studierender nach seiner persönlichen Risikoneigung entscheiden. Tab. 4.6: SWOT-Analyse zum Thema S Strengths Stärken Welche Fähigkeiten kann ich bei der Bearbeitung nutzen? Welche starke Motivation kann ich aktivieren? Welche Mittel habe ich, um das Thema zu bearbeiten? Welches Praxiswissen kann ich einbringen? W Weaknesses Schwächen Kann ich die Literaturbasis ausreichend verarbeiten? Wo liegen meine Fallen, Barrieren? Welche Störungen können mich behindern? Reicht die Bearbeitungszeit für mich bzw. das Thema? O Opportunities Chancen Welche Zukunftschancen bietet mir das Thema (z. B. im gewünschten Berufsfeld)? Was ist im Umfeld nützlich (z. B. Hilfsmittel)? Mit wem kann ich mich zum Thema austauschen? Welche Unterstützung kann ich noch aktivieren? T Threats Gefahren Wo lauern künftig Gefahren von Seiten des Betreuers? Was kommt an extremen Schwierigkeiten bei der Recherche auf? Was sind mögliche Risiken, kritische Faktoren (finden sich z. B. ausreichend Probanden? )? Welche rechtlichen Probleme könnten bestehen? <?page no="74"?> 75 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung 4.2.5 Fishbone-Analyse Die Fishbone- oder auch Ishikawa-Analyse stellt eine Methode zur Prüfung eines Arbeitsthemas dar, die ihren Ursprung im Quality Management findet (Voss 2004). Der Grundidee nach geht es um die Identifizierung von Hauptursachen für ein Problem. Aufgrund ihrer leichten Anwendbarkeit wurde die Methode schnell auf andere Analysefelder übertragen und hat so eine weltweite Verbreitung auf vielen Gebieten gefunden. Im Folgenden wird die Methode zur Prüfung und Konkretisierung eines Themas vorgestellt. Sinnvoll ist es, vom folgenden Diagramm (vgl. Abb. 4.6) auszugehen und drei Schritte nacheinander zu vollziehen: 1. Schritt: Thema kennzeichnen Schreiben Sie Ihr gewähltes Thema an den Kopf des Fisches. Hiermit wird gesichert, dass das Thema eine zentrale Rolle besitzt. Ein mögliches Thema wäre die „Analyse der arbeitsfördernden Umfeldbedingungen von Google Schweiz“ 2. Schritt: Gräten prüfen Im zweiten Schritt werden die einzelnen Gräten (Abb. 4.7) mit spezifischen Fragen geprüft (vgl. Tab. 4.7). Startpunkt kann z. B. der Faktor Mensch sein: Beim Thema „Analyse der arbeitsfördernden Umfeldbedingungen von Google Schweiz“ könnte in der Prüfung dieser Gräte etwa Ergebnis sein, dass die eigenen Vorkenntnisse des Personalmanagements zu gering sind, um sich der Frage zu stellen. Beim Element „Mittel“ könnte das Problem identifiziert werden, dass eine Genehmigung von Google nötig ist, um Mitarbeiter zu befragen oder zu beobachten. Die einzelnen Gräten müssen nicht abschließend beurteilt werden, vielmehr kann zwischen den Gräten direkt hin und her gesprungen werden, wenn bei der Analyse einer Gräte erkannt wurde, dass eine enge Verbindung zu einem anderen Aspekt besteht. Zweckmäßig ist, alle potenziellen Problembereiche zumindest einmal zu durchdenken. Mitwelt Thema Methode Management Mittel Mensch Abb. 4.6: Fishbone-Abbildung <?page no="75"?> 76 Kapitel 4 Themenfindung Tab. 4.7: Mögliche Fragen zur Themenprüfung bei den einzelnen Gräten Gräte Fragen Mensch • Bestehen die grundlegenden Fähigkeiten beim Schreiber, um das Thema zu bearbeiten? • Ist die Motivation ausreichend? • Was muss noch gelernt werden? Mittel • Reichen finanzielle Mittel aus? • Sind Finanzierungsquellen nötig? • Spielt meine Technik mit (muss etwas angeschafft werden)? Mitwelt • Kann mit Unterstützung aus dem zu untersuchenden Unternehmen gerechnet werden? • Hilft meine Familie mir, helfen Freunde? • Gibt es Konkurrenten (z. B. bearbeitet jemand das gleiche Thema)? Methode • Welche empirische Herangehensweise ist die Beste? • Eignet sich die ausgewählte Methode? • Findet sich Literatur zur Problematik? Management • Was ist beim Zeitmanagement zu beachten? • Was ist alles zu organisieren, klappt dieses? • Welches sind Meilensteine der Bearbeitung? 3. Schritt: Thema modifizieren oder verwerfen Nach der Prüfung kann eine Anpassung des Themas vorgenommen werden. Wenn die negativen Punkte in der Überzahl sind, wäre eine Verwerfung des Themas anzudenken. Die Fishbone-Analyse ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung zahlreicher potenzieller Problemaspekte einer wissenschaftlichen Arbeit. Allein die Erarbeitung des Diagramms bringt wertvolle Lerneffekte, z. B. durch das Aufzeigen von Kenntnislücken. Die Methode kann auch einen Rahmen für Gruppendiskussion bieten. Mitwelt Thema Methode Management Mittel Mensch Abb. 4.7: Entwicklung der Fishbone-Abbildung <?page no="76"?> 77 4.2 Methoden zur Themengenerierung, -strukturierung und -prüfung Mit Hilfsmitteln wie Pinnwand, Kärtchen und Nadeln lässt sich eine Durcharbeitung der einzelnen Gräten gut steuern. Bei sehr komplexen Themenformulierungen kann die Darstellung allerdings leicht unübersichtlich und umfangreich werden. 4.2.6 Mind-Mapping Mind-Mapping ist eine Notiz- und Merktechnik, die durch bildliche, farbliche und vernetzte Darstellung von Inhalten beide Gehirnhälften anregen soll. Durch die Verbindung von sprachlich-logischem und intuitiv-bildhaftem Denken soll ein effizienteres Arbeiten sowie schnelleres Erfassen von Querbezügen realisiert werden. Die Methode eignet sich ausgezeichnet, um Themen eine Struktur zu geben, die in späteren Bearbeitungsschritten immer weiter vertieft werden kann. Mind-Maps können frei Hand (im DIN-A3 oder DIN-A-Querformat) gezeichnet oder mit Hilfe entsprechender Software erstellt werden. Beispiel: FreeMind Im Netz findet sich eine Reihe von kostenfreien Tools für Mind-Mapping. Eines davon ist FreeMind (http: / / freemind.softonic.de/ ). Mit der Software können Ideen, Gedankengänge und Lösungswege grafisch schnell direkt am Computer anschaulich fest gehalten werden. Ein Ordnen der Brainstorming-Ergebnisse und -Besprechungen ist mit Rückgriff auf die Software gut gewährleistet. 1. Schritt: Thema kennzeichnen In der Blattmitte bzw. Bildmitte wird das wissenschaftliche Thema in knappen Worten in Groß- und Druckbuchstaben platziert und zum Hervorheben eingekreist. Es kann zusätzlich durch eine Zeichnung oder die Farbgestaltung akzentuiert werden, damit ein sofortiges Erkennen des Themas garantiert wird (vgl. Abb. 4.8). 2. Schritt: Äste ergänzen Auf Ästen werden untergeordnete Schlüsselwörter um das Hauptthema ergänzt, die ebenfalls farbig oder als Bilddarstellung betont werden können. Die Bezeichnungen werden neben die Äste gesetzt (vgl. Abb. 4.10). Mit Hilfe dieses Schrittes werden Assoziationsketten erzeugt. Zum Thema können so Unterpunkte gebildet werden, die in späteren Bearbeitungsschritten einzelne Kapitel der wissenschaftlichen Arbeit sein können. Studienzufriedenheit Abb. 4.8: Zentrales Thema platzieren <?page no="77"?> 78 Kapitel 4 Themenfindung 3. Schritt: Unteräste hinzufügen In weiteren, dünneren Ästen können von den Hauptästen abzweigend weitere Unterthemen gefasst werden, womit die Vernetzungsstruktur ständig durch weitere Hierarchieebenen ausbaufähig ist. Vorteilhaft ist, dass das wissenschaftliche Thema schnell erfasst und Grundgedanken und Querbezüge mit Beschränkung auf wesentliche Gesichtspunkte gezeichnet werden können. Dies führt im Gegensatz zu einer umfangreichen Dokumentation in Textform zu einer Zeitersparnis, sowohl bei Schreiben als auch bei späteren Lesen. Bei der bildlichen Betrachtung können zudem Forschungs- oder Gliederungs- Lücken erkennbar werden. Die Unübersichtlichkeit auf den ersten Blick sollte nicht unerwähnt bleiben, ist bei intensiveren Erfahrungen mit Mind-Mapping jedoch leicht zu überwinden. Bei Gruppenarbeiten können Mind-Maps u. U. zu Problemen führen, da ein Mind-Map immer ein individuelles Werk ist und somit kein allgemeingültiges Verständnis durch persönliche Darstellungsweise (mit persönlichen Symbolen und Bildern) gewährleistet wird. 4.3 Anforderungen an wissenschaftliche Themen Die Themenformulierung muss bestimmten Anforderungen genügen, da sonst Themen z. B. unklar formuliert sind und in alle Richtungen interpretiert werden können. Deshalb ist eine Orientierung an Kriterien für Themenformulierungen sinnig (vgl. Abb. 4.10). Studienzufriedenheit Studierende Lehrende Gesellschaft Abb. 4.9: Äste bilden Ansprüche an die Themenformulierung Präzise und spezifisch Operationalisierbar Forschungsrelevant Abb. 4.10: Ansprüche an die Themenfindung <?page no="78"?> 79 4.3 Anforderungen an wissenschaftliche Themen 4.3.1 Präzise und spezifisch Präzisierung bedeutet die Festlegung, was man unter den einzelnen Aspekten der Forschungsfrage versteht. Es sollte ein erkennbarer Gegenstand definiert sein, der so genau umrissen ist, dass er auch für Dritte erkennbar ist. 4.3.2 Operationalisierbar Hier geht es um die Machbarkeit bzw. Umsetzbarkeit des Themas. Wenn z. B. die SWOT-Analyse oder die Fishbone-Analyse vorab für die Themenprüfung angewandt wurden, ist die Operationalisierbarkeit meist gewährleistet. Es ist jedoch wichtig, erneut folgende Fragen zu klären: „Ist eine anvisierte wissenschaftliche Erhebung auch durchzuführen? “ oder „Werden die potenziellen Probanden auskunftsbereit sein? “. Ansonsten kann zwar ein gut formuliertes Thema vorliegen, eine Datenerhebung ist dennoch unmöglich. Ebenso wäre zu klären, ob genügend Literatur vorhanden ist, um das Thema auch theoretisch zu erschließen. Die Bearbeiter formulieren ihre Themen gerne einmal sehr ehrgeizig und sehr anspruchsvoll. Dies kann zwar eine besondere Herausforderung sein, aber ebenso eine Arbeit zum Scheitern bringen. 4.3.3 Forschungsrelevant Nach Eco (2010) muss ein Thema den Bearbeiter in der Lage versetzen können, wissenschaftliche Bereiche zu erarbeiten, die noch nicht ausreichend erforscht sind. Das Thema sollte also einen gewissen Grad an Originalität besitzen. In diesem Fall wird ein wissenschaftlicher Wert durch die Arbeit geschaffen. Wenn eine oder mehrere der folgenden Fragen beantwortet werden, kann man von Originalität ausgehen: • die Forschungsfrage wurde bislang noch überhaupt nicht beantwortet • bereits geklärte Forschungsfragen werden aus einem neuen Blickwinkel methodisch (neue Forschungstechnik) betrachtet • ein Forschungsergebnis oder eine Methode wird erstmalig für eine neue Zielgruppe oder einem anderen Land angewendet • bisherige Forschungsergebnisse zur Thematik (von unterschiedlichen Autoren) werden erstmalig zusammengefügt • bestehende Materialien werden neu interpretiert • eine unvollendete Forschungsarbeit wird fortgeführt • es erfolgt ein bisher unbekannter Transfer von anderen wissenschaftlichen Disziplinen <?page no="79"?> 80 Kapitel 4 Themenfindung 4.4 Zusammenfassung • Sie lernten Blockaden kennen, die eine Themenfindung für eine wissenschaftliche Arbeit erschweren können. • Sie wissen über unterschiedliche Quellen aus denen Sie ein Thema für eine wissenschaftliche Arbeit ableiten können. • Bei der Themengenerierung können Sie geschickt Techniken wie z. B. Brainstorming einsetzen. • Sie erkennen, dass wissenschaftliche Themen zu strukturieren (z. B. durch Mind- Maps) und hinsichtlich ihrer Eignung zu bewerten (z. B. mit der SWOT-Analyse) sind. • Sie sind fähig und bereit, Anforderungen an die Themenformulierung (präzise, operationalisierbar, forschungsrelevant) einzuhalten. 4.5 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Beurteilen Sie bitte kurz folgende Themenvorschläge für Bachelorarbeiten: a) „Vorstadtzerfall und Steuereinnahmen“ b) „Was haben Kinder aus reichen Familien anderes als Kinder aus armen Familien? “ c) „Aktuelles Verhalten von Kindern auf dem Spielplatz im Vergleich zu früher“ d) „Wie Fachhochschulen ihre Masterstudiengänge im Bereich Kommunikation bewerben. Eine empirische kommunikationsanalytische Studie zur Gestaltung und Optimierung der Werbemaßnahmen“. Aufgabe 2: Ein beliebtes Hilfsmittel bei der Themenfindung von wissenschaftlichen Arbeiten ist der Einsatz von Kreativitätstechniken. Viele Studierenden stehen den Verfahren kritisch gegenüber. Beurteilen Sie bitte zwei Aussagen dazu: a) „Kreativität entsteht aus Chaos“ b) „Kreativ bin ich selber, dazu brauche ich keine Technik“ Aufgabe 3: Eignet sich die SWOT-Analyse eher zur Themenfindung oder -bewertung? <?page no="80"?> 81 4.6 Hinweise zur Vertiefung Aufgabe 4: Sie besprechen mit einem Kommilitonen mögliche Themen einer Bachelor-Arbeit. Ihm schwebt eine Arbeit mit dem Thema „Social Media Marketing“ vor. Er möchte aus einer Literaturarbeit eine Art „Grundlagenwerk“ schaffen. Wie würden Sie die Forschungsrelevanz dieses Themas einschätzen? Begründen Sie Ihre Meinung. 4.6 Hinweise zur Vertiefung Nöllke, M. (2015): Kreativitätstechniken. 7. Auflage, Freiburg: Haufe-Lexware Patzner, H. (2014): Creative Explosion: Neue Sprengkraft für Ideen, Innovationen und Kreativprozesse. Frankfurt am Main: Campus Verlag Poschauko, M. & Poschauko, T. (2013): Nea Machina: Die Kreativmaschine. Mainz: Verlag Hermann Schmidt <?page no="82"?> Überblick 5 Wissenschaft recherchieren Es ist entscheidender Bestandteil eines jeden Studiums, zu lernen, sich mit fachwissenschaftlicher Literatur passend auseinander zu setzen. Eine durchdachte Auswahl und Gebrauch von Literatur ist unerlässlich, wenn eine wissenschaftliche Arbeit angefertigt wird. Ein intensives Literaturstudium hilft, sich über ein Thema kundig zu machen, Ergebnisse argumentativ zu untermauern und auf Basis des analysierten Materials zu eigenen Thesen zu finden. Die Literaturauswahl soll zudem helfen, nicht den Überblick zu verlieren und stattdessen themenorientiert die Literaturliste einzugrenzen, um einen umfassenden theoretischen Bezugsrahmen zu entwickeln. Die Recherchemöglichkeiten haben sich in den letzten 20 Jahren dramatisch verändert. Während anfangs der 1990er Jahre zahlreiche Gänge in die Hochschulbibliothek obligatorisch waren, sind in der heutigen Zeit viele Quellen direkt über eine Internet-Suche in Datenbanken über Google zu finden. Das Gefundene kann nach erfolgreicher Suche bequem am heimischen Drucker ausgedruckt werden. Inspiriert werden kann die Suche am heimischen Schreibtisch durch einen frischen Kaffee und ein leckere Schokolade. Quellensuche Quellenbewertung Quellenbeschaffung Wissenschaft recherchieren <?page no="83"?> 84 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren Letztlich lebt jede Wissenschaft von Informationsbeschaffung und -austausch. Daher müssen sich auch lang arrivierte Forscher stets informieren, was aktuell in ihrem Forschungsschwerpunkt publiziert wird. Eine Literaturrecherche gliedert sich im Wesentlichen in folgende Arbeitsschritte: • Quellensuche (Frage: „Welche Literatur ist recherchierbar? “), • Quellenbewertung (Frage: „Welche Quellen sind wichtig? “), • Quellenbeschaffung (Frage: „Wie kommt man an die jeweilige Literatur? “), Auf diese drei Fragen werden in den nächsten Kapiteln Antworten gefunden. Dabei begegnen dem Leser Fachbegriffe, die im Zusammenhang mit der Literatursuche auftauchen. In der folgenden Abbildung werden diese Fachbegriffe illustriert. Tab. 5.1: Wichtige Begriffe zur Literaturrecherche Begriff Beschreibung Aufsatz bzw. Artikel Kürzere wissenschaftliche Arbeit, die im Rahmen von Zeitschriften, Sammelwerken usw. veröffentlicht wird. Fachzeitschrift Journal Zeitschrift, in der Aufsätze zu einem bestimmten Wissenschaftsgebiet publiziert werden. Handapparat Sammlung ausgewählter Literatur eines gewissen Wissensbereiches in einer Bibliothek, die mehreren Personen zur zeitnahen Benutzung bereit steht. Diese Literatur kann nicht ausgeliehen werden. Handapparate finden sich oft auch direkt bei einzelnen Lehrstühlen. Monographie Eine Einzelschrift eines Autors, in der ein einzelnes, begrenztes Thema umfassend behandelt wird. Präsenzbibliothek Bibliothek bzw. Bibliotheksbestandteil, deren Medienbestände im Regelfall nicht ausgeliehen werden können. Sammelwerk Publikation mit Beiträgen mehrerer Autoren, die sich auf das Thema bzw. den Titel des Sammelwerkes beziehen. Sie werden von einem oder mehreren Herausgebern veröffentlicht, die die Beiträge thematisch aufeinander abgestimmt haben. Sammelwerke sind z. B. Handbücher, Enzyklopädien, Kongress- und Festschriften. selbstständig erschienene Literatur Veröffentlichungen, die inhaltlich und physisch, eine abgeschlossene Einheit bilden, also Bücher, Zeitschriften oder elektronische Medien. unselbstständig erschienene Literatur Publikationen, die Teil eines selbstständig erschienenen Werkes (Bücher, Zeitschriften) sind, d. h. Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden. <?page no="84"?> 85 5.1 Quellensuche 5.1 Quellensuche Die Quellensuche ist der erste themenbezogene Schritt zur Konkretisierung des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses. Hiermit kann das Thema eingegrenzt werden. Wenn diverse Themen zur Auswahl stehen, sollte der Schritt für jedes Thema separat erledigt werden. Erst anschließend ist eine endgültige Entscheidung für ein Thema nützlich. Dadurch wird sichergestellt, das Thema umfassend bearbeiten zu können und allenfalls auftauchende Bedenken der Themenwahl zerstreut werden können. Es ist nicht für allzu viele Themen eine Recherche anzustreben, denn dies birgt das Risiko einer „Verzettelung“. Das „Ertrinken“ in der Literatur ist jedoch nur ein Extrem, das andere ist, zu kurz zu recherchieren und die Literatursuche viel zu früh abzubrechen. Suchhilfen und Suchvorgehen können helfen, einen gewinnbringenden Weg einzuschlagen. Beides wird in den nächsten Unterkapitel analysiert. 5.1.1 Suchhilfen für Quellen Folgende Frage und deren Beantwortung wird in diesem Kapitel beantwortet: „Wie kann die Verfasserin oder der Verfasser der wissenschaftlichen Arbeit einen Überblick über die Themenstellung und die vorhandene Literatur erlangen? “ Kurz: Es werden Suchhilfen beurteilt, die die Recherche erleichtern (vgl. Abb. 5.1). 5.1.1.1 Bibliothekskataloge Hier finden sich selbstständig erschienene Literatur, die in einer oder mehreren Bibliotheken vorliegen. Bibliothekskataloge informieren über den jeweiligen Standort dieser Medien und über die Ausleihbedingungen (Heimausleihe, Präsenzbestand usw.). Durch Eingabe von bestimmten Schlagworten ist zudem ein Überblick über die veröffentlichte Literatur auf diesem Gebiet zu gewinnen. Die Kataloge sind überwiegend über das Internet frei zugänglich. Es handelt sich um einen Verbundkatalog, wenn die Bestände mehrerer Bibliotheken in einer Datenbank bzw. unter einer Oberfläche verzeichnet sind. Es existieren regionale, überregionale und fachliche Verbundkataloge. Metakataloge wie der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) können sogar einen weltweiten Überblick geben. Suchhilfen bei der Quellenrecherche Bibliothekskataloge Literaturdatenbanken Elektronische Volltextausgaben Internet- Suchmaschinen Abb. 5.1: Suchhifen bei der Quellenrecherche <?page no="85"?> 86 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren Beispiel: Der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) Dies ist ein Meta-Katalog für Bibliotheks- und Buchhandelskataloge ohne eigene Datenbank (https: / / kvk.bibliothek.kit.edu/ ). Die eingegebenen Suchanfragen werden an diverse Bibliothekskataloge gleichzeitig weitergereicht und die jeweiligen Trefferlisten angezeigt. Deswegen kann er nicht mehr Funktionalität bei der Recherche gestatten als die einzelnen Zielsysteme selbst. Insgesamt steht ein Datenbestand von mehr als 500 Millionen Buchtiteln in den verbundenen internationalen Bibliothekskatalogen und Buchhandelsverzeichnissen aus Ländern wie Australien, Kanada oder den USA zur Verfügung. 5.1.1.2 Literaturdatenbanken Literaturdatenbanken geben Aufschluss über erhältliche Literatur zu einem bestimmten Fachgebiet - unabhängig vom einzelnen Bibliotheksbestand. Die Datenbanken sind in der Regel lizenziert, weshalb auf sie nur über ein Hochschulnetz zugegriffen werden kann. Sie verzeichnen neben Büchern, Dissertationen in erster Linie unselbstständig erschienene Literatur. Literaturdatenbanken weisen meistens bibliographischen Angaben (Autor, Titel, Quelle), teilweise kurze Zusammenfassungen der Arbeiten (Summary, Abstract) und selten Volltexte aus. Aus diesem Grund sind die gewonnenen Treffer häufig mit einem Link versehen, der eine unmittelbare Verbindung von der Datenbank auf den Volltext des recherchierten Artikels oder auf den Bestand einer Bibliothek herstellt. Die jeweiligen „Hilfe- Funktionen“ einer Datenbank können übrigens die Suche wesentlich vereinfachen, da sie wertvolle Angaben zu den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten und zu den verwendeten Suchoperatoren macht. Folgende Datenbanken liefern in ihren Fachgebieten zahlreiche Recherchealternativen und sind über das universitäre Netz in vielen Bibliotheken zugänglich: Tab. 5.2: Literaturdatenbanken Datenbank Beschreibung DigiZeitschriften DigiZeitschriften ist ein elektronisches Archiv deutschsprachiger Zeitschriften von grosser wissenschaftlicher Bedeutung. Die Datenbank soll ein deutsches Gegenstück zu JSTOR sein. Eine kleine Open-Access-Sektion enthält vor allem Zeitschriftenjahrgänge aus dem 19. Jahrhundert, die kostenfrei eingesehen werden können. Die letzten Jahrgänge sind - ähnlich wie bei JSTOR - zum Schutz der laufenden Abonnements nicht enthalten. EBSCO - Electronic Journals Service EBSCO ist die weltweit größte Zeitschriftenagentur und offeriert seinen Kunden den Zugang zu einer umfangreichen Zeitschriftentitel- und Aufsatzdatenbank; mit Abstracts und darüber hinaus teilweise mit Zugriff auf die Volltexte elektronischer Zeitschriften. EBSCOhost ist als Online-Referenzsystem bei akademischen, schulischen, öffentlichen und medizinischen Bibliotheken weltweit verbreitet. <?page no="86"?> 87 5.1 Quellensuche Emerald Emerald Group Publishing Limited (www.emeraldinsight.com/ ) ist ein wissenschaftlicher Verlag, der Journals und Bücher publiziert. Unter der Adresse finden sich die Fachgebiete Betriebswirtschaftslehre, Bildung, Bibliothekar- und Gesundheitswesen sowie Maschinenbau. Viele Hochschulen besitzen Zugriffsrechte für die dort vorhandenen Volltexte. JSTOR - Journal Storage Zeitschriftenarchiv mit Volltexten elektronischer und digitalisierter Zeitschriften. Die gescannten Zeitschriften liegen als Volltext und Vollbild im PDF, TIFF oder Postscript-Format vor. Die jeweils aktuellsten Jahrgänge sind bei JSTOR nicht zugänglich; erfasst sind Zeitschriften von ihrem ersten Jahrgang an bis zu einer sogenannten „moving wall“ (je nach Titel 2 - 5 Jahre vor dem aktuellen Jahrgang). Die Zeitschriften sind in einzelnen fachlichen Abteilungen strukturiert. SSCI - Social Sciences Citation Index Aufsatzdatenbank, die alle Gebiete der Gesellschafts- und Sozialwissenschaften unter Einschluss der naturwissenschaftlich orientierten Nachbardisziplinen Sozialmedizin und Psychologie umfasst (über 50 sozialwissenschaftlichen Disziplinen); Art der Nachweise sind bibliographische Angaben mit in den nachgewiesenen Veröffentlichungen zitierten Fundstellen. 60 Prozent der Nachweise enthalten Abstracts. Taylor & Francis - Social Science, Humanity (SSH) Library Taylor & Francis besteht aus zwei Zeitschriftensammlungen: Social Science und Humanity (SSH) Library sowie aus Science, Technical, Medical (STM) Library. SSH erlaubt den direkten Zugriff auf den Volltext der Artikel seit Jahrgang 1997. Wiso Umfassende deutschsprachige Datenbank für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit E-Books, Fachzeitschriften (Volltexte nationaler und internationaler Quellen), Literaturnachweisen (Bibliographische Angaben zu wissenschaftlicher Literatur), Presseerzeugnissen (Volltexte aus nationalen und internationalen Tageszeitungen), Firmendaten (beinhalten Firmenprofile, Handelsregister-Bekanntmachungen und Jahresabschlüsse) und Marktdaten (Ausschreibungen, Produktinformationen, Statistiken und Marktstudien). Hochschulen stellen für ihre Studierenden eine Reihe dieser Datenbanken (vgl. Tab. 5.2) zu Recherchezwecken zur Verfügung. Eine pdf-Datei eines wissenschaftlichen Artikels kann schnell und mühelos heruntergeladen werden. Anschließend sollte aus lizenzrechtlichen Gründen darauf geachtet werden, dass die Datei nicht an andere, unberechtigte Personen weitergegeben wird. Beispiel: Der Fall Swartz Am 19. Juli 2011 wurde der Student Swartz angeklagt, mehrere Millionen wissenschaftlicher Artikel von dem Onlinearchiv JSTOR illegal heruntergeladen zu haben (Müller 2013). Swartz war nicht nur Student, sondern auch Programmierer, Hacker und Aktivist der Open-Source-Bewegung. Er hat sich monatelang in die Datenbank der Hochschule „Massachusetts Institute of Technology“ (MIT) eingeloggt, um kostenpflichtig zugängliche wissenschaftliche Artikel herunterzuladen und frei verfügbar zu machen. JSTOR verzichtete zwar auf zivilrechtliche Ansprüche gegen <?page no="87"?> 88 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren Swartz und machte darüber hinaus viele Artikel für begrenzte Zeit kostenlos zugänglich. Dennoch wurde der Fall von der Staatsanwaltschaft strafrechtlich verfolgt. Swartz drohten im Fall seiner Verurteilung eine bis zu 35-jährige Haftsowie eine hohe Geldstrafe. Vor Prozessbeginn ging Aaron Swartz jedoch den Weg des Freitodes. Inwieweit die zu erwartende Strafe ihn dazu bewog, ist nicht eindeutig, da er seit einem längerem Zeitraum immer wieder unter depressive Phasen litt (Müller 2013). 5.1.1.3 Elektronische Volltextausgaben Vor allem Zeitschriften- und Zeitungsartikel, aber auch Nachschlagewerke, Wörterbücher oder Bücher finden sich nicht nur in gedruckter, sondern in ansteigendem Masse auch in elektronischer Form als Volltextausgaben. Ein solcher Zugang enthält alle Artikel des gedruckten Heftes, alle dazugehörenden Graphiken und Fotos sowie die Seitenanordnung des Druckexemplars. Beispiele: Wikisource http: / / de.wikisource.org/ wiki/ Hauptseite Wikisource ist eine Sammlung von Quellentexten, die entweder urheberrechtsfrei sind oder unter einer freien Lizenz stehen. Wikisource versteht sich als Qualitätsprojekt, das mit Scans einer jeweils zuverlässigen Textgrundlage arbeitet. Google Books http: / / books.google.com/ Mit Google Books können weltweit Millionen von Büchern von Bibliotheken und Verlagen erforscht und die entsprechenden Textseiten angezeigt werden. Zudem kann sich der User ein Google-Konto einrichten, um persönliche Bücherregale anzufertigen und zu verwalten, Bücher an Mitstudierende weiterzugeben und zu sehen, was diese gerade lesen. Elektronischen Volltextausgaben sind allerdings in einigen Fällen kostenpflichtig, kostenfrei kann der Zugriff vielfach über das Netz einer Hochschule erfolgen. Einschränkend ist allerdings zu bemerken, dass sich in vielen Fällen lediglich relativ aktuelle Veröffentlichungen hier finden - vermehrt diejenigen, die nach 1980 publiziert wurden. Eine Ausnahme bildet e-rara. Beispiel: www.e-rara.ch Die Web-Plattform www.e-rara.ch ist spezialisiert auf Bücher, Karten und Drucke aus dem 15. bis 19. Jahrhundert, die als pdf-Dokumente kostenfrei zur Verfügung. Große Schweizer Bibliotheken verfolgen damit das Ziel, bibliophile Kostbarkeiten online vorliegend zu machen und so einen neuen Weg zum herausgegebenen Kulturerbe zu schaffen. Von dem Angebot profitieren vor allem Wissenschaftler, die auf die seltenen Werke angewiesen sind. In der Sammlung finden sich z. B. Basler Drucke zu Themen wie Humanismus und Medizin von Gelehrten wie Vesal oder Paracelsus. <?page no="88"?> 89 5.1 Quellensuche 5.1.1.4 Internet-Suchmaschinen Internet-Suchmaschinen wie Google oder Bing können ebenfalls für das wissenschaftliche Recherchieren genutzt werden. Gerade beim Einstieg in ein Thema bietet sich diese Suche an, auch um auf Wikipedia-Artikel und andere Wissensbasen zu geraten. Besonders Google bietet mit „google scholar“ (http: / / scholar.google.de/ ) eine breite Basis an wissenschaftlicher Fachliteratur an, die auch zahlreiche Volltextausgaben beinhaltet. Zudem wird je Suchergebnis auch eine Angabe geleistet, wie oft die Quelle (im Internet auffindbar) zitiert wurde. Es handelt sich trotzdem nicht um eine umfassende Wissenschaftssuchmaschine. Eine Reihe von Informationen bleibt wie bei anderen Suchmaschinen unerkannt. Wissenschaftliche Institute dagegen bieten fachlich spezialisierte Suchmaschinen und Webverzeichnisse an, die sich aufgrund ihres hohen Qualitätsstandards für die Recherche nach fachspezifischen Informationen und wissenschaftlich fundierter Literatur im Internet eignen. Beispiel: EconBiz EconBiz (http: / / www.econbiz.de/ ) ist ein Recherche-Fachportal speziell für den Bereich Wirtschaftswissenschaften. Das Portal wurde von der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln gemeinsam geschaffen. Ziel ist es, einen zentralen Einstiegspunkt für alle Arten wirtschaftswissenschaftlicher Fachinformation und direkten Zugang zu Volltexten anzubieten. Der Suchraum umfasst wichtige deutsche und internationale wirtschaftswissenschaftliche Datenbanken. Durch Einbezug unterschiedlicher Webservices wie z. B. die elektronische Zeitschriftenbibliothek und Zeitschriftendatenbanken kann geprüft werden, wo eine Quelle verfügbar ist. Den Suchservice gibt es auch als iPhone, iPad und Android Smartphone App. Quelle: http: / / www.econbiz.de/ ext/ econbiz-mobile/ (Abgerufen am 19. 1. 2018) Automatischen Suchmaschinen fällt es oftmals schwer, nützliche Resultate anzubieten. Die kleine Anzahl bezahlter Editoren kommerzieller Verzeichnisse kann nicht mit der immensen Anzahl täglich neu vorgeschlagener Links mithalten. Hier setzen Internetverzeichnisse an unter denen Links zu wissenschaftlich relevanter Literatur oder wissenschaftlichen Foren gesammelt werden. <?page no="89"?> 90 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren Beispiel: http: / / curlie.org/ und http: / / opendirectoryproject.org/ Beide Projekte sind Nachfolger von www.dmoz.org. Letzteres war das weltweit größte Internetverzeichnis, das mit Hilfe freiwilliger Editoren erstellt wurde. Auf dieser Website fand sich eine Übersicht zu einer Reihe von Verzeichnissen und Links mit wissenschaftsrelevantem Inhalt. Die Daten des Open Directory standen jedem kostenlos zur Verfügung. Am 17. März 2017 wurde das Verzeichnis vom Betreiber AOL geschlossen. Curlie deckt das vormalige dmoz-Angebot jedoch weitgehend ab. 5.1.2 Suchvorgehen Für die Recherche stehen unterschiedliche Suchfelder und Suchinstrumente in Datenbank-Katalogen, aber auch bei Internetsuchmaschinen bereit, die eine effiziente Gestaltung des Suchvorgangs ermöglichen sollen: Stichwortsuche (keyword search) Es erfolgt eine freie Suche nach Begriffen in der ganzen Titelaufnahme („alle Felder“) oder in einzelnen Kategorien (z. B. Titelfeld, Autorenfeld usw.). Die Stichwortsuche mit Hilfe von opac ist in Abbildung 5.2 illustriert. Boolesche Operatoren ermöglichen eine Verknüpfung von Begriffen, Trunkierung eine Abkürzung derselben. Mit booleschen Operatoren (vgl. Tab. 5.3) können zwei oder mehrere Begriffe kombiniert werden. Operatoren sind die Begriffe „AND“ bzw. „UND“ (Schnittmenge), „OR“ bzw. „ODER“ (Vereinigungsmenge) oder „NOT“ bzw. „NICHT“ (Differenzmenge). Bei der Trunkierung wird die Wortstammsuche durch Abkürzung eines Suchbegriffs durch spezielle Zeichen (wildcards) wie $ oder # abgekürzt. Beispiel: Wirtschaft$ sucht: Wirtschaftsgeschehen, Wirtschaftswachstum, Wirtschaftsgeschichte, Wirtschaften usw. Quelle: http: / / help.opac.rero.ch/ de/ cc/ o/ keyword.html Abb. 5.2: Stichwortsuche bei opac <?page no="90"?> 91 5.1 Quellensuche Tab. 5.3: Boolesche Operatoren Operator Beispiel Erklärung UND Begriffssuche nach: Wirtschaft „UND“ Schweiz Das Programm findet alle Dokumente, in denen „Wirtschaft“ und „Schweiz“ gemeinsam vorkommen. Alle eingegebenen Suchbegriffe kommen in den gesuchten Dokumenten vor. Die Suche ist damit sehr exakt durchzuführen und die Anzahl der Resultate stark einzuschränken. ODER Begriffssuche nach: Wirtschaft „ODER“ Schweiz Das Programm findet alle Dokumente, in denen „Wirtschaft“ oder „Schweiz“ einzeln vorkommen. In den Dokumenten kommt mindestens einer der eingegebenen Suchbegriffe vor. Die Suche ist hierdurch auszudehnen und die Anzahl der Resultate zu erweitern. NICHT Begriffssuche nach: Wirtschaft „NICHT“ Schweiz Das Programm findet alle Dokumente, in denen „Wirtschaft“, nicht aber „Schweiz“ in der Suche vorkommt In den Dokumenten kommt lediglich der erste, nicht aber der zweite Begriff vor. Der Operator „NICHT“ erlaubt es, gewisse Begriffe von der Suche auszuschließen. Wenn z. B. Informationen über die Stadt „Essen“ gesucht werden, kann durch die Eingabe „Essen NICHT Mahlzeit“ ein guter Ausschluss erfolgen. Ein gutes Hilfsmittel für eine tiefe Schlagwort-Recherche ist ein Einsatz von Thesauri, d. h. ein systematisches Vokabular für ein bestimmtes Fachgebiet, bei dem Unter- und Nebenbegriffe identifiziert werden. Die verwandten Fachbegriffe können für den weiteren Suchprozess genutzt werden. Der Einsatz eines Thesaurus kann besonders bei Recherchen helfen, bei denen der Schreiber noch kein fundiertes Wissen im Fachgebiet besitzt: Gefundene Synonyme und verwandte Begriffe machen den Begriff für den Sucher wesentlich konkreter. Dies kann auch für Internet- Recherchen nützlich sein, wenn sich bei der ersten Anfrage wenig Treffer ergaben. Bei einer Reihe von Fachdatenbanken ist ein Thesaurus übrigens integriert. Indexsuche (browse) Eine Indexsuche gestattet eine Nachforschung in einer alphabetischen Liste. Der Index enthält alle Begriffe und Namen, die im Katalog enthalten sind. Dies dient insbesondere der gezielten Suche nach Autoren, (Zeitschriften-)Titeln, vor allem aber nach Schlagwörtern. Eine Indexsuche ist anzuwenden, wenn die richtige Schreibweise eines Suchbegriffes unsicher ist oder das Wissen fehlt, ob der Suchbegriff wirklich existiert. <?page no="91"?> 92 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren Beispiel: Gesucht wird ein Buch von Autor Vöss (? ), Rüdiger (? ) Da die Suche keine Treffer ergibt, überprüft man die Schreibweise im Autoren-Index und findet die richtige Form „Voss, Rödiger“. 5.2 Quellenbewertung Eine gewissenhafte Sichtung der recherchierten Literatur ist für wissenschaftliche Arbeiten unverzichtbar. Die Verfahren der Quellenbewertung werden in den nachfolgenden Kapiteln aufgegriffen (vgl. Abb. 5.3). Es empfiehlt sich, die Materialsichtung vor dem vertieften Literaturstudium zu beginnen, da sonst viel Lesezeit verschwendet werden kann. Eine Grobbeurteilung der Quellen kann schon bei der Materialrecherche erfolgen. Die Genauigkeit der Materialbeurteilung variiert mit der gegebenen Bearbeitungszeit sowie mit Umfang und Verfügbarkeit des Materials. Beispiel: Die Literaturbewertung für eine auf sechs Monate angesetzte Bachelorarbeit kann aufgrund des größeren Zeithorizontes weit intensiver erfolgen als für eine auf drei Wochen terminierte Hausarbeit. 5.2.1 Anlesen 5.2.1.1 Bewertungscheckliste Im Rahmen des Anlesens (vgl. auch kursorisches Lesen in Kap. 6.1.1) ist es zweckmäßig, die Bewertung unter Rückgriff auf ein Prüfschema zu realisieren und die Ergebnisse der Wertung auf einer Karteikarte, in einer Datenbank oder auf der Rückseite des Titelblatts eines Artikels stichwortartig zu erfassen. Studierende kreieren hiermit ihre eigene themenbezogene und kritische Quellenbewertung, Verfahren der Quellenbewertung Anlesen Rezensionen Closed-circle- System Delphi-Methode Abb. 5.3: Verfahren der Quellenbewertung <?page no="92"?> 93 5.2 Quellenbewertung die für den weiteren wissenschaftlichen Arbeitsprozess sehr wichtig sein kann. Eine mögliche Checkliste ist in Tabelle 5.4 illustriert. Je mehr der Checkkriterien angekreuzt werden können, desto höher treffender ist die Quelle - vor allem auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Zeitschrift ist übrigens nicht gleich Zeitschrift - Tabelle 5.5 dokumentiert feine Abstufungen im Grad der Wissenschaftlichkeit in diesem Medium. Tab. 5.4: Checkliste für die Auswahl wissenschaftlicher Quellen Ja Fragen  Hat der Titel bzw. der Untertitel der Quelle etwas mit ihrem zu bearbeitenden Thema gemein?  Befinden sich im Titel, Untertitel oder Inhaltsverzeichnis wissenschaftliche Schlüsselwörter (z. B. Theorie, Methode, Studie, Untersuchung)?  Lässt sich im Vorwort, Abstract oder der Einleitung ein direkter Bezug zur anvisierten wissenschaftlichen Arbeit ziehen?  Ist der Autor oder Herausgeber wissenschaftlich sachverständig (akademische Titel, Mitarbeit an einer wissenschaftlichen Institution)?  Wird der Autor in verschiedenen Werken zum Thema öfters zitiert?  Handelt es sich um eine Doktorarbeit, ein ausgewiesenes wissenschaftliches Fachbuch, einen Aufsatz in einem wissenschaftlichen Buch oder einer Fachzeitschrift?  Ist das Buch oder das Sammelwerk in einem wissenschaftlichen Verlag erschienen?  Erfolgt eine Bezugnahme auf Forschung bzw. Forschungsergebnisse?  Ist die Quelle aktuell? Liegt die letzte Auflage vor?  Erfolgen Zitate, sind Abbildungen und Tabellen nachgewiesen?  Ist ein umfangreiches Literaturverzeichnis dokumentiert? <?page no="93"?> 94 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren Tab. 5.5: Grad der Wissenschaftlichkeit unterschiedlicher Zeitschriften Zeitungen Publikumszeitschriften Fachzeitschriften Wissenschaftliche Fachzeitschriften Kennzeichen: Knappe, aktuelle Berichte, teils mit kurzen Zitaten von Experten. Autoren sind oftmals Journalisten. Kennzeichen: Vergleichbar zu Zeitungen, aber mit reichlich Informationen zum Hintergrund. Autoren sind meist Journalisten. Kennzeichen: Geschrieben für Praktiker mit Wissen zum Berufsgebiet. Autoren sind oft Fachjournalisten, Experten und Wissenschaftler. Kennzeichen: Berichte aus der Forschung für ein wissenschaftliches Zielpublikum. Autoren sind meist Wissenschaftler und selten Experten aus der Praxis. Beispiel: Tagesanzeiger, NZZ, Die Welt, Süddeutsche Zeitung Beispiel: Filmzeitschriften (z. B. Cinema), Reisemagazine, (z. B. Outdoor) Beispiel: Deutsches Ärzteblatt, Werben & Verkaufen Beispiel: Journal of Marketing, The American Economic Review Bei der Literaturauswahl ist zu beachten, dass nicht jeder Verlag, der sich wissenschaftlicher Verlag nennt, auch hochwertige Literatur anbietet. Sehr provokativ bezeichnet Kirchherr (2012) zum Beispiel das Angebot einiger Verlage als „akademische Müllhalde“. Der Autor spricht damit Verlage an, die nur an einer hohen Anzahl von Publikationen im Verlagsprogramm und weniger an redaktioneller Prüfung interessiert sind. Die Produktion der Bücher erfolgt dann meist im Printto-Order-Verfahren, d. h. nur bei Bestellung wird das nachgefragte Buch auch gedruckt. Hierbei kommt es dann oft zu sehr hohen Buchpreisen (teils über 100 Euro). So ist garantiert, dass der Verlag auch bei wenigen oder im Extrem sogar bei nur einer einzigen Bestellung Gewinn macht. Beworben werden die wissenschaftlichen Arbeiten in der Regel als einschlägige Fachliteratur. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass einfache Hausarbeiten oder sehr schlecht bewertete Bachelor-Thesen darunter sind. Als Vertreter dieser zweifelhaften Praxis nennt Kirchherr (2012) VDM und seine zahlreichen Verlagstöchter. Kirchherr betont, dass der GRIN Verlag oder der Shaker Verlag mit ähnlichen Geschäftsmodellen am wissenschaftlichen Buchmarkt agieren. International verfolgt Books LLC eine vergleichbare Strategie nicht wissenschaftlich wissenschaftlich <?page no="94"?> 95 5.2 Quellenbewertung 5.2.1.2 Journal Impact Factor Beispiel: Journal Impact Factor Unter der Internetadresse http: / / www.sciencegateway.org/ rank/ index.html findet sich für zahlreiche wissenschaftliche Fachbereiche eine Übersicht. An dieser Stelle sind je nach Fachgebiet Journals mit einem besonders hohem JIF angegeben. Daneben finden sich z. B. Rankings zu Ländern, die den höchsten wissenschaftlichen Output besitzen. Für wissenschaftliche Arbeiten in Master of Science oder Doktorprogrammen kann zur qualitativen Abgrenzung unterschiedlicher Fachjournals ein Blick auf den Journal Impact Factor (JIF) interessant sein. Dieser Faktor gibt an, wie oft die zitierbaren Aufsätze der beiden vorangehenden Jahre einer Zeitschrift durchschnittlich zitiert wurden. Je höher der Impact Factor, desto angesehener ist eine Fachzeitschrift. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung in Journals mit hohem JIF ist besonders begehrt. Top-Journals haben ein strenges Review-Verfahren, welches teils zu einer Ablehnungsquote von 90 % und mehr der eingereichten Arbeiten führt. Bei einem solchen Verfahren bewerten unabhängige Gutachter aus dem gleichen Fachgebiet die Qualität des eingereichten Artikels. Der Prüfungsprozess beginnt damit, dass ein Autor seinen Artikel bei einem Verantwortlichen (z. B. dem Editor) eines Journals einreicht. Dieser prüft zunächst die allgemeine Eignung für das Journal. Danach wählt er Gutachter aus, die nach inhaltlicher Prüfung entscheiden, ob der Artikel in der eingereichten Form veröffentlicht, zur Überarbeitung an den Autor zurückgeschickt oder endgültig abgelehnt werden sollte. Besonders Prestigeträchtig sind so genannte Doppelblindgutachten (engl. double-blind review). Dabei werden zwei Gutachter bestellt, denen der Name des Autors verschwiegen wird. Die Gutachternamen bleiben in den meisten Fällen ebenso geheim. Ein Kritikpunkt des Verfahrens liegt darin, dass der Editor die Gutachter auswählt und Artikel auch ohne Prüfung durch Reviewer direkt ablehnen kann. Er hat also eine gewisse „Machtposition“ und kann den Review-Prozess in seinem Sinne respektive im Sinne der Autoren steuern. Helmer, Schottdorf, Neef und Battaglia, D. (2017) konnten aus einer Untersuchung von 40.000 Fachartikeln mit 9.000 Editoren und 43.000 Reviewern ableiten, dass sowohl Editorinnen als auch Editoren vermehrt Reviewer des gleichen Geschlechts auswählen. Bei den Editoren ist dieses Verhalten aber stärker ausgeprägt als bei den Editorinnen. An sich sollte die Auswahl geschlechtsneutral erfolgen. <?page no="95"?> 96 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren Beispiel: Mängel im Peer-Review-Prozess Peters und Ceci (1982) wählten aus zwölf bekannten psychologischen Journals je einen in den letzten 18 - 32 Monaten erschienen Artikel von angesehenen Autoren aus. Deren Namen wurden durch in der Forschungs-Community unbekannte Namen ersetzt. Auch den Titel, Abstract und Einleitungsabschnitt eines jeden Artikels variierten sie. Der Kerntext blieb allerdings in allen Fällen unverändert. Die Aufsätze wurden anschließend bei den gleichen Zeitschriften eingereicht, die sie bereits publiziert hatten. Im Ergebnis wurden lediglich drei der zwölf Manuskripte als bereits veröffentlicht erkannt, acht der neun übrigen wurden hingegen abgelehnt. Dieses Resultat spricht dafür, dass „prominente“ Autoren bevorzugt behandelt und ihnen „wohlgesonnene“ Gutachter zugeteilt werden. Calcagno et al. (2012) stellten ebenfalls das Peer Review-System und damit die Scientific-Community auf die Probe. Die Forscher untersuchten die Qualität von abgewiesenen Aufsätzen. Interessanterweise können diese eine hohe wissenschaftliche Aufmerksamkeit erlangen, wenn die Autoren nicht aufgeben und den Aufsatz nach der Ablehnung bei einer weiteren Zeitschrift einreichen. Diejenigen, die dann zur Veröffentlichung kamen, wurden tendenziell öfter zitiert als andere Aufsätze in dieser Zeitschrift. Gerade bei kontroversen Aufsatzthemen oder sehr innovativen Methoden können die beschriebenen Fälle vorkommen: Dem Ersteditor oder den Erstgutachtern waren die Artikel ganz einfach zu kritisch und nicht „Mainstream“ tauglich. 5.2.1.3 Wikipedia Viele Studierende machen sich das Anlesen und die Quellenbewertung einfach und greifen auf Wikipedia zurück. Daraus bauen sie Textteile in die eigene wissenschaftliche Arbeit ein. Dieses Vorgehen ist aber sehr umstritten, auch wenn die Quellen korrekt als Zitat angegeben sind. Zunächst zum Positiven: Wikipedia bietet eine einfache Möglichkeit für den Einstieg in ein Thema und ist damit für viele Studierende erste Anlaufstelle bei wissenschaftlichen Recherchen. Unter den Stichwörtern ist zudem eine Reihe von aufschlussreichen Literaturquellen angegeben. Im Vergleich zu einem Wörterbuch sind die Quellen in der Regel schneller aktualisiert (vgl. Tab. 5.6). Die Zitierfähigkeit von Wikipedia ist allerdings sehr fragwürdig, weil viele Artikel eher überblicksartig gehalten und somit nur eine grobe Kurzfassung eines Themas bieten. Gerade umfangreiches Lesen von wissenschaftlicher Fachliteratur und damit eine Vielzahl von Meinungen und Denkrichtungen zu einem Thema kennenzulernen und abzuwägen, ist ein elementarer Anspruch eines Studiums. Problematisch ist auch, dass die Autoren der Wikipedia- Texte meist unbekannt sind. Deren Fachkompetenz, Glaubwürdigkeit und Motive sind deshalb schwer feststellbar. Letzter Kritikpunkt ist, dass sich die Texte unter Wikipedia schnell verändern können und darin eine Fülle von fachlichen Fehlern enthalten ist. <?page no="96"?> 97 5.2 Quellenbewertung Beispiel: Fehler in Wikipedia Kennen Sie den Bicholim-Konflikt? Diese kriegerische Auseinandersetzung (1640 - 1641) zwischen Portugal und dem Reich der Marathen wurde in einem englischsprachigen Wikipedia- Eintrag beschrieben. Laut dem Eintrag wurde der Konflikt mit einem Friedensvertrag beendet, der den Grundstein für den indischen Bundesstaat Goa legte. Das Problem ist aber, dass dieser Konflikt niemals existierte. Von Publikationsbeginn an war auffällig, dass der Autor nur eine einzige Buchquelle zitierte, die ebenfalls fiktiv war. Trotzdem stand der „Fake-Artikel“ fünf Jahre unter der freien Online-Enzyklopädie. Es handelt sich leider nicht um einen Einzelfall: In der von „List_of_hoaxes_on_Wikipedia“ findet sich eine von Wikipedia selbst geführte Liste mit solchen „Scherzen“, die einen längeren Zeitraum online waren, bis sie aufgespürt wurden. Wikipedia bezeichnet das Erfinden derartiger Artikel als „Vandalismus“. Aber lesen Sie selbst einige interessante Beispiele unter: http: / / en.wikipedia.org/ wiki/ Wikipedia: List_of_hoaxes_on_Wikipedia (abgerufen am 23. 2. 2018) Tab. 5.6: Vergleich zwischen Wikipedia und einem Wörterbuch Kriterium Wikipedia Wörterbuch Kosten kostenlos über das Internet, nötig ist nur ein Netzzugang in der Regel kostenlos über eine Bibliothek zu leihen, beim Kauf mit teils hohen Kosten verbunden Zugänglichkeit jederzeit über das Netz beim Kauf jederzeit, ansonsten Zugriff nur während der Öffnungszeiten der Bibliothek und der Leihfrist Aktualität sehr aktuell, wenn die Autoren den Beitrag gut ergänzen und pflegen nicht topaktuell, der Publikationsprozess dauert einige Zeit, eine Neuauflage braucht ebenso Zeit Qualität hängt stark von den jeweiligen Autoren ab meist hoch, da von Fachleuten geprüft Zitierbarkeit fraglich, da Autoren in der Regel unbekannt sind problemlos, insbesondere, wenn der Herausgeber ein bekannter Wissenschaftler ist und die Veröffentlichung in einem Fachverlag erfolgt 5.2.2 Rezensionen Bei Rezensionen bzw. Buchbesprechungen handelt es sich um eine schriftlich niedergelegte und veröffentlichte Form einer Kritik eines Fachmanns zu einem wissenschaftlichen Fachbuch oder -aufsatz. Es erfolgt eine Vorstellung der Fragestellung des Autors, seiner zentralen Argumentationsschritte und des Forschungsergebnisses. Daneben wird meist eine Einordnung des Werkes in die wissenschaftliche Diskussion vollzogen sowie Gegenpositionen diskutiert und bewertet. Aus dem Blickwinkel des Rezensenten wird dem rezensierten Buch dann ein gewisser Stellenwert für die Wissenschaft zugeordnet. <?page no="97"?> 98 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren Rezensionen sind häufig mit ein bis zu drei Seiten eher knapp bemessen und können somit schnell einen guten Überblick über ein wissenschaftliches Werk bieten. Sie finden sich in vielen Fachzeitschriften, wobei ein und dasselbe Werk in unterschiedlichen Fachzeitschriften von verschiedenen Rezensenten eingeschätzt werden kann. Die Güte solcher Rezension kann an Kriterien festgestellt werden wie • dem Rezensent (renommierter Fachvertreter), • der Fachzeitschrift, in der die Rezension aufgelegt wird sowie • der erkennbaren Qualität der Rezension aus Lesersicht. Beispiel: Rezensionen im Netz Unter H-Soz-Kult finden sich um die 16.000 Rezensionen. Es ist zwar primär ein Fachforum und eine moderierte Informations- und Kommunikationsplattform für Historikerinnen und Historiker. Neben historischen werden aber auch politikwissenschaftliche, soziologische, pädagogische, philosophische und kulturwissenschaftliche Fachbücher rezensiert. Link: http: / / www.hsozkult.de Socialnet ist eine deutschsprachige Plattform für Fachinformationen aus Sozialwirtschaft und Nonprofit-Management. Unter dieser Adresse können um die 18.000 Rezensionen aus den Themengebieten Gesundheit, Ökonomie, Politik, Recht, Psychologie und Pädagogik gelesen werden. Link: http: / / www.socialnet.de/ rezensionen/ 5.2.3 Closed-Circle-System Hier wird die Recherchearbeit anderer genutzt, denn in wissenschaftlichen Arbeiten - Büchern wie Aufsätzen gleichermassen - findet sich am Ende der Arbeit ein Abriss über die verwendete und / oder über die für diesen Themenbereich vorhandene Literatur. Nun kann bei mehreren Literaturverzeichnissen am Stück geprüft werden, ob ein bestimmter, mehrfach verwendeter Literaturkern besteht. Ein derartiges Cluster deutet dann auf eine themenrelevante Kernliteratur hin. Bei diesem Vorgehen sollten allerdings ausreichend Quellen mit samt Literaturverzeichnis betrachtet werden und nicht von der ersten Arbeit auf ein Cluster geschlossen werden. Der Recherchierende sollte auch sicher sein, sich genau im „richtigen Themengebiet“ zu befinden, ein Literaturcluster in einem verwandten, aber doch anders strukturierten Themenkreis nutzt wenig. Problematisch kann auch sein, dass neue, innovative Quellen zum Themengebiet gänzlich außer Acht gelassen werden könnten, worunter der Innovationsgrad der eigenen Arbeit sehr leiden kann. 5.2.4 Delphi-Methode Nach erster Sichtung und Auswahl relevanter Fachliteratur können Studierende noch Rücksprache mit ihrem Dozierenden nehmen und ihm ihre Literaturliste zeigen. Er kann die Auswahl meist schnell beurteilen und bei Bedarf ergänzende Tipps <?page no="98"?> 99 5.3 Rechercheprotokoll für Folgerecherchen geben. Die Delphi-Methode geht noch einen Schritt weiter und bezieht Fachleute schon bei der Vorabbewertung ein. Dabei sucht man fünf weitere Fachleute im Themengebiet und konfrontiert diese mit folgenden Fragen: • Was sind die relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse oder Thesen? • Welche wichtigen Autoren sehen Sie aktuell? • Welche Publikationen sehen Sie als zentrale Werke an? • Wo sehen Sie eventuell Forschungslücken? Wenn sich Antworten überschneiden ist eine gute Grundorientierung und -bewertung über das Thema und die vorliegenden Quellen sowie deren Autoren vorhanden. Die Befragungen können schriftlich per Mail oder als Interview (Face-to-Face oder telefonisch) geführt werden. Problematisch ist sicher die Auskunftsbereitschaft der Experten. Angehörige der eigenen Hochschule sollten daher erste Ansprechpartner sein, da der Offenheitsgrad hier sicher am höchsten sein wird. 5.3 Rechercheprotokoll Die Ergebnisse der Quellenrecherche und -suche lassen sich gut in einem Rechercheprotokoll zusammenfassen. Dort sollten verschiedene Suchbegriffe, der Suchweg, die gefundenen Ergebnisse, die Bewertung der Quellen sowie wichtige Bemerkungen vorhanden sein (vgl. Tab. 5.7). Besonders bei geringen Erfahrungen mit dem wissenschaftlichen Arbeitsprozess kann das Protokoll gute Hilfeleistungen bieten. Bei der Anfertigung von Bachelor- und Masterarbeiten erfolgt die Erfassung meist direkt in Zusammenhang mit Quellenverwaltungsprogrammen (vgl. Kap. 6.2.4). Tab. 5.7: Auszug aus einem Rechercheprotokoll Suchbegriff Suchweg Ergebnisse Einschätzung Bemerkung Student satisfaction & Laddering Emerald Fünf gute Treffer, z. B. The desired teaching qualities of lectures in higher education: a means end analysis Type: Research paper Author(s): Roediger Voss, Thorsten Gruber Source: Quality Assurance in education Volume: 14 Issue: 3 2006 Hoher Grad der Wissenschaftlichkeit, passt nicht ganz genau zum Thema, da Lehramtsstudierende befragt wurden, Methodik passt Download in Ordner satisfaction <?page no="99"?> 100 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren 5.4 Quellenbeschaffung Zentrale Fundorte für wissenschaftliche Literatur sind wissenschaftliche Bibliotheken. Nach der Literaturrecherche kann man ein Buch hier entleihen. Auch in größeren Stadtbibliotheken sind oft gute wissenschaftliche Buchbestände zu finden. Ist das gesuchte Werk in der besuchten Bibliothek selbst nicht verfügbar, kann es wahrscheinlich über eine Fernleihe beschafft werden. Nachteilig ist anzumerken, dass Neuerscheinungen von der Bibliothek angeschafft und dann registriert werden müssen. Dieser Vorgang kann sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Bei zahlreich nachgefragten Büchern kann es schon einmal zu Vormerkzeiten von mehreren Monaten kommen - ein Zeitraum in dem die wissenschaftliche Arbeit vielleicht schon abgegeben werden muss. Im Extremfall müsste die Literatur über den Buchhandel selbst bezogen werden, was bei den Fachbuchpreisen sehr kostenintensiv (teilweise kosten Fachbücher 100 und mehr Euro) werden kann. Die bereits angesprochenen Literaturdatenbanken (vgl. Kap. 5.1.1.2) erlauben ein direktes Ausdrucken und sind damit eine ausgezeichnete Alternative. Monographien und Sammelwerke finden sich dort jedoch weniger. Merke Kurz vor Beginn einer größeren wissenschaftlichen Arbeit (Abschlussarbeit) sollte eine der Bibliotheksführungen genutzt werden. Bei diesem Besuch kann man sich auch gleich über neue Datenbanken, neue Zugriffswege usw. informieren. Neben dem traditionellen Abholen der Literatur der Bücher besteht für Studierende auch die Möglichkeit, sich die Literatur liefern zu lassen - eine Alternative, die kostenpflichtig ist. Subito stellt ein solches Angebot dar. Es ist der Markenname für den Dokumentlieferdienst wissenschaftlicher Bibliotheken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Subito bietet einen schnellen und unkomplizierten Dienst, über den die Studierenden durch die Bibliotheken Kopien von Aufsätzen aus gedruckten Zeitschriften oder Kopien aus Büchern herstellen lassen und diese zugesendet bekommen bzw. der die Ausleihe von Büchern unterstützt. Basis sind die Bestände, die sich in den Archiven der Bibliotheken befinden. Zur Verfügung stehen zur Herstellung von Aufsatzkopien ca. 1 Million Zeitschriften und zur Ausleihe viele Millionen nationale und internationale Buchpublikationen aus allen Bereichen der Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Diese Bestände werden durch subito-Kataloge umfassend und unkompliziert zugänglich gemacht. Eine Lieferung ist für den Besteller sehr schnell erhältlich: Eine Normalbestellung wird von einer Lieferbibliothek innerhalb von maximal 72 Stunden bearbeitet. Eine Eilbestellung wird sogar innerhalb von maximal 24 Stunden ausgeführt. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich die Bearbeitungszeit anhand von Werktagen errechnet, d. h. ohne Samstage, Sonn- und Feiertage. Die Dauer des Versandes muss noch dazu addiert werden. <?page no="100"?> 101 5.6 Kontrollaufgaben 5.5 Zusammenfassung Arbeitsschritte der Literaturrecherche • Sie lernten Bibliothekskataloge, Literaturdatenbanken, elektronische Volltextausgaben und Internet-Suchmaschinen als Suchhilfen für die Quellenrecherche kennen. • Sie können Anlesen, Rezensionen, Closed-circle-System und die Delphi-Methode als Verfahren der Quellensichtung differenzieren. • Sie erkennen Bibliotheken als zentrale Orte der Quellenbeschaffung. 5.6 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Ein Forscher publiziert in einer Tageszeitung einen polemischen Artikel, der weder wissenschaftliche Quellen noch ein Literaturverzeichnis enthält. Handelt es sich um eine wissenschaftliche Quelle? Aufgabe 2: Kreuzen Sie die richtige Antwort an. Unter einem „closed circle system“ versteht man: Bei der Literaturrecherche werden die Literaturverzeichnisse anderer Arbeiten analysiert und daraus themenrelevante Literatur analysiert. Ein geschlossenes elektronisches Recherchesystem in einer Hochschulbibliothek. Eine Befragung, bei der nur bestimmte Experten interviewt werden und Anregungen zu themenrelevanter Literatur geben sollen. Quellensuche Quellenbewertung Quellenbeschaffung Welche Literatur ist bekannt und recherchierbar? Welche Quellen sind wichtig? Wie kommt man an die jeweilige Literatur? <?page no="101"?> 102 Kapitel 5 Wissenschaft recherchieren Aufgabe 3: Sie suchen im Bibliothekskatalog Ihrer Hochschule im dem Titelangaben von Monographien nach Literatur und geben „Niederlage$ NOT Krieg$“ ein. Welches der folgenden (erfundenen) Buchtitel wird als Ergebnis des Suchprozesses erscheinen. Der Niedergang der Volkswirtschaften. Analyse kriegerischer Handlungen als Kontextfaktoren für militärische Niederlagen. Wirtschaftliche Niederlagen grosser Aktienkonzerne. Krieg als Übel. Aufgabe 4: Nehmen Sie an, dass Sie eine wissenschaftliche Arbeit zur Thematik „Gründe für den Verfall einer Autokratie“ schreiben wollen und nach geeigneter Literatur zur Konkretisierung der Forschungsfrage und für den Theorieteil suchen. Beurteilen Sie folgende Optionen Hilfe bei der Recherche: a) Bibliothekkatalog Ihrer Stadtbibliothek b) Befragung Ihrer älteren Schwester zur Thematik c) Unter Wikipedia nach Beiträgen suchen d) Einfach googeln und „Autokratie und Verfall“ eingeben 5.7 Hinweise zur Vertiefung Franke, F.; Klein, A. & Schüller-Zwierlein, A. (2014): Schlüsselkompetenzen: Literatur recherchieren in Bibliotheken und Internet. 2. Auflage, Stuttgart: J. B. Metzler Niedermair, K. (2010): Recherchieren und Dokumentieren: Der richtige Umgang mit Literatur im Studium. Konstanz und München: UVK <?page no="102"?> Überblick 6 Wissenschaftliches Lesen Studierende verbringen sehr viel Zeit mit Lesen - ein Drittel bis die Hälfte ihres Studiums ist wohl zu veranschlagen. Im Folgenden geht es um Ziele und Prozess des wissenschaftlichen Lesens - kurz um den Umgang mit Fachliteratur. Dieser Prozess hat eine enge Verbindung zur wissenschaftlichen Recherche und überschneidet sich damit. Bevor recherchierte Texte ausgewählt werden, müssen sie angelesen werden. Bevor das Lesen wissenschaftlicher Texte begonnen wird, sollte sich der Leser bestmöglich darauf einstellen und optimale Lesebedingungen ermöglichen (vgl. Kap. 3.3). Dazu gehört die Wahl eines geeigneten Leseortes und einer passenden Lesezeit. Letztere ist relevant, weil nicht jeder Zeitpunkt die beste Konzentrationsfähigkeit garantiert. Ebenso sollte ein gewisser Leseumfang in einer bestimmten Zeit eingeplant werden, wie z. B. das Lesen von zehn Journal-Aufsätzen in drei Stunden. Mit dieser Festlegung soll ein Rahmen geschaffen werden, der beim Auftreten von Leseproblemen flexibel zu handhaben wäre. Nicht zu vergessen ist eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen. Fehlt diese können mangelnde Konzentration oder Schmerzen die Folgen sein. Zu guter Letzt können kleine Rituale eine gute Lesestimmung bedingen, z. B. zum Lesestart seinen Lieblings-Cappuccino zu trinken. Lesearten Gelesenes festhalten kursorisches Lesen im Text auf traditionellen Hilfsmitteln selektives Lesen studierendes Lesen in Computer- Dateien <?page no="103"?> 104 Kapitel 6 Wissenschaftliches Lesen Wissenschaftliche Texte sind eine besondere Art von Literatur: Sie sind gewöhnlich weit schwerer zu lesen und zu verstehen als Trivialliteratur. Aus diesem Grund eignen sich herkömmliche Lesetechniken weniger gut, um diese Texte ausreichend zu erschließen. Im Folgenden werden Lesearten differenziert, die bei der Bearbeitung von Fachliteratur angewandt werden. Danach werden Möglichkeiten des Festhaltens von Texten vorgestellt. 6.1 Lesearten Im Wesentlichen sind drei grundlegende Lesearten zu differenzieren (vgl. Abb. 6.1). 6.1.1 Kursorisches Lesen Kursorisches Lesen dient dazu, einen Überblick bzw. eine Orientierung über eine Quelle zu gewinnen. Der Text sollte also nur überflogen werden, um zu erfahren, wovon die Lektüre handelt. Eine tiefere Analyse der Argumentationslinie bleibt aus. Der Leser schaut dabei allerdings etwas genauer auf den Autor und Titel der Arbeit, um zu sehen, ob der Text relevant ist (vgl. auch Anlesen in Kap. 5.2.1). Der Konzentrationsgrad kann aufgrund der oberflächlichen Analyse im mittleren Bereich liegen. Eine grundlegende Einschätzung des Textes kann mit Hilfe von folgenden Fragen geschehen: Ist der Text für mich • verständlich geschrieben? • interessant und damit verwendbar? • zu ergänzen? Speed Reading als Form des kursorischen Lesens Beim Speed Reading versucht das Individuum, wissenschaftliche Aufsätze mit hoher Geschwindigkeit zu verstehen. Die in den Siebzigerjahren von Tony Buzan entworfe Methode beruht auf der Erkenntnis, dass das Gehirn den aufgenommenen Text bei höheren Geschwindigkeiten (ab 400 Wörter pro Minute) wesentlich besser verarbeitet als bei normaler Lesegeschwindigkeit (ca. 200 Wörter pro Minute) (Bu- Lesearten kursorisches Lesen selektives Lesen studierendes Lesen Abb. 6.1: Darstellung unterschiedlicher Lesearten <?page no="104"?> 105 6.1 Lesearten zan 2018). Der Leser soll dabei versuchen, die Augenbewegung so zu trainieren, dass eine Quelle schneller verstanden werden kann - ohne ein ständiges Zurückkehren zu Wörtern, Sätzen oder Absätzen, von denen er annimmt, sie nicht oder nur teilweise verstanden zu haben. Unterstützend wirken kann dabei eine Lesehilfe, die das Vorankommen im Text lenkt und somit förderlich für Konzentration und Aufmerksamkeit ist. Beispiel: Lesehilfe Ein Bleistift, ein Finger, eine Stricknadel oder ein Essstäbchen können Lesehilfen darstellen. Chinesische Essstäbchen eignen sich besonders, da sie gut in der Hand liegen, günstig sind und keine Spuren auf dem gelesenen Papier hinterlassen. 6.1.2 Selektives Lesen Beim selektiven Lesen geht der Leser nach einem bestimmten Kriterium vor, d. h. man sucht nach demjenigen, was interessiert. Alles andere lässt man bei dieser sehr rationellen Leseweise beiseite. Dieses Vorgehen empfiehlt sich nach der Literaturrecherche und dem kursorischen Lesen. Der bekannte Text wird z. B. nach quantitativen Informationen abgesucht. Logischerweise variiert das Lesetempo bei der Suche sehr, da Unwichtiges überflogen werden kann, bei Relevantem muss die Geschwindigkeit dann stark reduziert und genauestens gelesen werden. Um diese Arbeit zu leisten, ist ein hoher Konzentrationsgrad wichtig. Ein Fragenkatalog kann eine grundlegende Orientierung für das selektive Lesen leisten: Fragen, die vor dem Lesen zu beantworten sind: • Was weiß ich schon? (eigenes Vorwissen) • Was suche ich genau? (Einschränkung der Suche) • Welcher Aspekt ist mir wichtig? (eigenes Lesemotiv) Fragen, die während des Lesens zu beantworten sind: • Wovon handelt der Text, entspricht er den Suchkriterien? (Thema / Problemstellung) • Was sagt der Text über das Gesuchte aus? (Aussage) • Welche Absicht verfolgt der Text dabei? (Ziel / Intention) 6.1.3 Studierendes Lesen Studierendes Lesen beinhaltet eine systematische und vertiefte Analyse von wissenschaftlichen Texten. So werden etwa Textausschnitte (einzelne Kapitel) zur gleichen Thematik aus verschiedenen Büchern gelesen und miteinander verglichen. <?page no="105"?> 106 Kapitel 6 Wissenschaftliches Lesen PQ4R-Methode als Form des studierenden Lesens Thomas und Robinson (1972) schlagen die PQ4R-Methode als Lesemethode für komplexe wissenschaftliche Texte vor, wobei sich der Name der Methode aus den (englischen) Anfangsbuchstaben ihrer sechs Phasen ableitet: Preview, Question, Read, Reflect, Recite, Review (vgl. Tab. 6.1). Zentrales Merkmal von PQ4R ist das Generieren und Beantworten von Fragen zum Text als Voraussetzung für das Textverständnis. Wissenschaftliche Studien belegen, dass das eigenständige Fragenstellen an den Text die Behaltensquote bei der Texterfassung am deutlichsten unterstützte (Anderson 2013). Tab. 6.1: Schritte der PQ4R-Methode Phase Bezeichnung Beschreibung 1 Preview (Vorprüfung) Der Text wird „quergelesen“, d. h. alle Kapitel werden überflogen. Es soll einen Überblick über das Thema des Textes, die Gliederung der Kapitel bzw. die Abschnitte und Überschriften gewähren. Falls noch keine Überschriften vorhanden sind, soll der Leser selbst Überschriften für die einzelnen Abschnitte formulieren. Man kann dabei schnell erkennen, ob ein Text den grundlegenden Erwartungen genügt. 2 Questions (Fragen) Nun sollen Fragen zu den kategorisierten Abschnitten formulieret werden. Häufig reicht eine Umformulierung der Abschnittsüberschriften, um eine passende Frage zu stellen. 3 Read (Lesen) Im dritten Schritt wird der Text sorgfältig gelesen, die Fragen werden beantwortet. Zudem werden wichtige Passagen markiert und zusätzliche auftretende Fragen zum Text notiert. Prägnante Zeichen können unterstützend wirken (vgl. Tab. 6.3). 4 Reflect (Nachdenken) Hierbei geht man den Text gedanklich noch einmal durch und analysiert ihn, um ihn richtig zu verstehen. Die Suche nach zusätzlichen nützlichen Beispielen für bestimmte Zusammenhänge kann helfen, bessere Bezüge zum Text herzustellen. 5 Recite (Wiedergeben) Danach kann man den Text beiseitelegen und sich an die Informationen erinnern. Es wird versucht, die gestellten Fragen ohne Rückgriff auf den vorliegenden Text zu lösen. Nur, wenn Probleme bei der Beantwortung entstehen, sollten die entsprechenden Abschnitte noch einmal durchgelesen werden. Ein schriftliches Festhalten kann die Behaltensquote nochmals steigern. 6 Review (Rückblick) Im letzten Schritt werden die zentralen Gesichtspunkte noch einmal in Erinnerung gerufen. Eventuell können auch die gestellten Fragen erneut beantwortet werden. Es sollte auch beurteilt werden, ob weitere wissenschaftliche Texte zu recherchieren sind oder ob bestehende Lücken geschlossen werden konnten. Vorteilhaft an der PQ4R-Methode ist, dass sie sich leicht erlernen lässt und die einzelnen Schritte klar und verständlich formuliert sind. Die auf den ersten Blick sehr <?page no="106"?> 107 6.2 Gelesenes festhalten mühsam erscheinende Methode ermöglicht eine deutliche Verbesserung der Lese- Effizienz von wissenschaftlichen Texten. Dies bedarf allerdings der konsequenten Anwendung und Übung. Eine einmalige Anwendung führt wohl eher nicht zu einem Effizienzvorteil. Neben der PQ4R-Methode existiert übrigens eine Vielzahl vergleichbarer Ansätze, die sich leicht über Google finden lassen. 6.1.4 Vergleich der Lesearten In Tabelle 6.2 werden die unterschiedlichen Lesearten anhand von Kriterien wie „Dauer“, „Vorwissen“, „Leseinteresse“ und „Konzentrationsgrad“ verglichen. Tab. 6.2: Vergleich der Lesearten Kriterium / Leseart kursorisch selektiv studierend Dauer Schnelllesen variabel, schnell und intensiv intensiv Vorwissen gering bis mittel mittel bis hoch mittel bis hoch Leseinteresse egal mittel bis hoch hoch Konzentrationsgrad mittel hoch sehr hoch 6.2 Gelesenes festhalten Ein immer wiederkehrendes Problem bei wissenschaftlichen Arbeiten liegt im Literatur-Management. Zwar sind viele gut geeignete wissenschaftliche Quellen zügig gefunden, aber schon ein paar Tage nach dem Durchlesen ist sowohl die Erinnerung über den Inhalt als auch über den Standort der Quellen verblasst. Die gelesenen Quellen müssen also in irgendeiner Form bearbeitet und erfasst werden. Hierfür bieten sich eine sprachliche Fixierung und eine Visualisierung der grundlegenden Informationen an. Als Visualisierungshilfe eignen sich z. B. Mind-Maps (vgl. Kap. 4.2.6). Fraglich ist im nächsten Schritt, wo das Gelesene festgehalten wird und welche Hilfsmittel dabei zum Einsatz kommen (vgl. Abb. 6.2). Festhalten des Gelesenen im Text auf traditionellen Hilfsmitteln in Computer-Dateien Abb. 6.2: Alternativen zur Festhaltung des Gelesenen <?page no="107"?> 108 Kapitel 6 Wissenschaftliches Lesen Merke Oft sind die eigenen Aufzeichnungen über einen gelesenen Aufsatz oder ein gelesenes Buch so schlecht gestaltet, dass sie im Nachhinein unbrauchbar sind. Dies kann an unleserlicher Schrift oder stark abgekürzten Sätzen und Sachverhalten liegen. Um solche Unannehmlichkeiten zu vermeiden, reicht oft die Vorstellung, dass man die Kernaussagen und die Struktur der Quelle einem Kommilitonen vorstellen will, der selbst eine wissenschaftliche Arbeit zu einer vergleichbaren Thematik schreibt. Nehmen Sie zudem an, dass diesen Kollegen eine vorbildliche Quellenaufzeichnung auszeichnet und Sie dessen Niveau anstreben. 6.2.1 Im Text Als einfachste Lösung erscheint, die Zusammenfassung im Text oder am Ende der (ausgedruckten) Quelle zu leisten. Wenn die Quellen nicht beidseitig ausgedruckt wurden, kann zudem die Rückseite einer jeden Textseite genutzt werden. Dies ist beim Management von wenigen Quellen sicher eine gute Lösung, je mehr Quellen jedoch existieren, umso mühsamer wird das Management dieser Quellen. Sie lassen sich auch in einzelnen Themenordner u. U. nicht mehr einfach finden. Textkennzeichnungen können bei der Strukturierung des Gelesenen helfen. Besonders gut anwendbar sind sie beim studierenden Lesen. Zur besseren Aufbereitung des Textes können die wertvollsten Passagen farbig hervorgehoben und mit Randbemerkungen versehen werden, um eine schnellere Orientierung beim nächsten Lesen zu finden. Zudem steigert eine visuelle Hervorhebung das Behalten, allerdings nur, wenn mit Randbemerkungen und Unterstreichungen sparsam umgegangen wurde. Ein fast gänzlich markierter Text ist kontraproduktiv. Solche Fehler werden vornehmlich beim ersten Lesen und Entdecken eines Themenfeldes vielfach gemacht: es wird zu viel an den Rand geschrieben und unterstrichen, da dem Leser sämtliche Sätze und Begriffe relevant erscheinen. In Tabelle 6.3 findet sich eine Auswahl möglicher Randbemerkungen, wie Abkürzungen, Symbole und besondere Kennzeichen: Tab. 6.3: Zeichen zur schnellen Identifikation besonderer Textpassagen Zeichen Anwendung B Wenn im Text ein gutes Beispiel zur Erklärung gefunden wird, hilft ein „B“ am Rande zum Wiederfinden. ? Unklare oder zweifelhafte Textpassagen können gut mit einem Fragezeichen markiert werden. Wenn man einen Sachverhalt prüfen oder einem Gedanken nachgehen will, ist der Seitenpfeil eine gute Option zur Kennung. ! Als wichtig identifizierte Textteile können mit einem Ausrufezeichen angezeigt werden. <?page no="108"?> 109 6.2 Gelesenes festhalten Z Ein kleiner (farbiger) Kreis oder ein „Z“ kann eine gelungene Alternative sein, um eine Zusammenfassung innerhalb des Textes herauszustellen. + Mit einem Plus oder auch Minus-Zeichen kann man dokumentieren, ob man die Meinung des Autors teilt oder ablehnt. T Thesen aus gelesener wissenschaftlicher Literatur können für die eigene Studie meist gut genutzt werden, eine „T“-Kennzeichnung lohnt daher. = Definitionen eignen sich gut für Zitate. Daher sollten sie mit einem „D“ oder „=“ unbedingt markiert werden. 6.2.2 Traditionelle Hilfsmittel Traditionelle Hilfsmittel stellen Karteikarten oder Arbeitsblöcke dar. Beide gehen aber gerne einmal verloren. Allerdings hat man diese Mittel in der Regel stets in der Tasche und kann sie gut nutzen. Die Karteikarten erlauben nachträglich sogar eine Sortierung der Quellen und können übersichtlicher gestaltet werden als der Arbeitsblock. Letzterer bietet jedoch mehr Schreibfläche für die Informationen und eignet sich daher auch gut für Visualisierungen des Textes. Auf beiden Medien müsste jeweils notiert werden, wo der Standort der Quelle ist, da sonst spätere Suchprozesse sehr umständlich sein könnten. 6.2.3 Word oder Excel-Datei In Dateien lassen sich die gewonnenen Informationen aus dem Text eingeben und auch sortieren. Auch eine Visualisierung des Textes kann gut eingebaut werden. Dafür stehen in Word Diagramme, SmartArt oder Textfelder zur Verfügung. 6.2.4 Quellenverwaltungsprogramme In der heutigen Zeit ist die Literaturverwaltung leicht zu regeln, da eine Reihe von Verwaltungsprogrammen bestehen, die auf solche Aufgaben spezialisiert sind. Es handelt sich dabei um Computerprogramme, die manchmal auch als Freeware leicht aus dem Internet downzuloaden sind. Die Programme bestehen normalerweise aus einer oder mehreren Datenbanken, in die Inhalte bzw. Aspekte von Originalquellen gestellt werden. Moderne Quellenverwaltungsprogramme können meist in Textverarbeitungsprogramme integriert werden, so dass eine Referenzliste ohne weiteres in einem entsprechenden Format generiert werden kann und die Gefahr des Fehlens von zitierten Texten im Quellenverzeichnis vermindert wird. <?page no="109"?> 110 Kapitel 6 Wissenschaftliches Lesen Beispiel 1: Zotero Dieses Programm stellt eine weitgehend deutschsprachige Erweiterung für den Webbrowser Firefox dar. Zotero ist nutzbar zum Sammeln, Verwalten und Zitieren verschiedener Online- und Offline-Quellen. Als Literaturverwaltungsprogramm hilft es bei der Bearbeitung von bibliografischen Angaben und Literaturlisten. Beispiel 2: Citavi Es handelt sich um eine komplexere Software zur Literaturverwaltung, die präzise und leicht bedienbar ist. Citavi ist ideal für Forschung und Studium geeignet, da Literatur-, Zitate- und Ideensammlungen zweckmäßig verwaltet und strukturiert werden können. Von Citavi ist eine Freeware Version und eine umfangreiche Bezahlversion erhältlich. Für letztere existieren oft auch Campuslizenzen, d. h. über die Hochschule kann die Version beschafft werden. Folgende Schritte ermöglichen eine Optimierung der Quellenverwaltung beim Einsatz von Programmen: 1. Bestellte, gelesene und zu bestellende Literatur sollte mit Datumsangabe unverzüglich in eine Datenbank oder ein Verzeichnis registriert werden. 2. Gelesene Quellen sollten in dem Verwaltungsprogramm kurz - zumindest in Stichworten - beschrieben werden. 3. Am besten vergibt man während des Lesens Schlagworte - inklusive genauer Seitenangaben - in das Verwaltungsprogramm. 4. Neben den Stichworten sind alle Daten zu erfassen, die für ein späteres Literaturverzeichnis benötigt werden (Autor, Titel der Quelle, Erscheinungsjahr usw.). 5. Zitatstellen sollten unbedingt direkt vermerkt werden, um eine (fast) hoffnungslose Suche zum Abschluss der Arbeit zu vermeiden. 6. Farbige Markierung wichtiger Passagen erleichtert später ein zügiges Finden. 7. Kopien so abheften, dass man sie leicht wiederfindet, z. B. nach Autoren alphabetisch. 8. Es sollte nicht vergessen werden, den Standort der Quelle (z. B. Ordner Nr. 12) bei der Erfassung im Verwaltungsprogramm zu nennen, insbesondere, wenn zahlreiche Quellen vorliegen. 6.2.5 Vergleich verschiedener Erfassungsalternativen Tabelle 6.4 vermittelt eine schnelle Vergleichsmöglichkeit der in diesem Kapitel vorgestellten Erfassungsalternativen des Gelesenen. <?page no="110"?> 111 6.3 Zusammenfassung Tab. 6.4: Pro und Contra verschiedener Erfassungsalternativen Erfassungsort Vorteile Nachteile In der Quelle Kann direkt geschehen als Verbindung zum Lesen, mit Markierungen zu kombinieren Nicht möglich bei digitalen Quellen, Managementprobleme bei einer grossen Quellenzahl, Sortierung schwer, Probleme mit Handschrift Karteikarte Katalogisierung leicht, klein und leicht transportierbar geht schnell verloren, evtl. zu klein, Visualisierungen darauf schwer möglich, Probleme mit Handschrift, sehr schwer zu erweitern Arbeitsblock groß, Visualisierungen darauf möglich, leicht transportierbar Probleme mit Handschrift, geht leicht verloren, schwer zu erweitern Word-, Excel-Datei Visualisierungen und Texteingabe möglich, leichte Suche, keine Probleme mit Handschrift Erfordert Mitnahme eines PC, evtl. Probleme bei Sortierung, oft Gefahr zu viel abzuschreiben und zu kopieren (Plagiat) Verwaltungsprogramm Texteingabe nach klaren Ordnungskriterien möglich, leichte Suche, keine Probleme mit Handschrift, Transfer in Textverarbeitungsprogramme realisierbar Erfordert Mitnahme eines PC, Gefahr zu viel abzuschreiben und zu kopieren (Plagiat) 6.3 Zusammenfassung • Sie lernten als zentrale Lesearten das kursorische, das selektive und das studierende Lesen kennen. • Sie können die PQ4R-Methode als Form des studierenden Lesens einsetzen. • Sie kennen Zeichen zur schnellen Identifikation besonderer Textpassagen und setzen diese beim Studium von wissenschaftlichen Texten ein. • Sie sind fähig unterschiedliche Alternativen zum Festhalten des Gelesenen auseinander zu halten, einzusetzen und deren Vor- und Nachteile abzugrenzen. <?page no="111"?> 112 Kapitel 6 Wissenschaftliches Lesen 6.4 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Klaus M. recherchiert eifrig für seine Masterarbeit. Er druckt sich entsprechende Aufsätze aus und bewertet diese im Text auf ihren wissenschaftlichen Gehalt. Zudem markiert er wichtige Textstellen. Die passenden Quellen heftet er danach sorgsam ab, um sie später wieder aufzugreifen. Welchen entscheidenden Schritt hat der Studierende vergessen? Welche Probleme könnten daraus später resultieren? Aufgabe 2: Was sehen Sie als zentrales Merkmal der PQ4R-Methode? Was ist daran so besonders? Aufgabe 3: Setzen Sie bitte den fehlenden Fachbegriff ein, der diese Leseform kennzeichnet: Beim versucht das Individuum, wissenschaftliche Aufsätze mit hoher Geschwindigkeit zu verstehen. Die Methode beruht auf der Erkenntnis, dass das Gehirn den aufgenommenen Text bei höheren Geschwindigkeiten (ab 400 Wörter pro Minute) wesentlich besser verarbeitet als bei normaler Lesegeschwindigkeit (ca. 200 Wörter pro Minute). 6.5 Hinweise zur Vertiefung Buzan, T. (2018): Speed Reading: Schneller lesen mehr verstehen besser behalten. Landsberg a. L.: mvg Verlag Koch, G. (2015): Speed Reading fürs Studium, Paderborn: UTB - Schöningh Schmitz, W. (2013): Schneller lesen - besser verstehen. 3. Auflage, Hamburg: rororo <?page no="112"?> Überblick 7 Wissenschaftliches Schreiben Das wissenschaftliche Schreiben stellt den eigentlichen Verwertungsprozess aller Vorarbeiten dar. Beim Schreibprozess kommt es anfangs nicht bereits auf eine exakte und gleichzeitig stilistisch ansprechende Niederschrift an. Wertvoll ist vielmehr, erst einmal einen Start zu finden und erste Gedanken, Ideen und Anregungen aus anderen Quellen frühzeitig aufzuschreiben. Mit zähem Formulieren einzelner Sätze zu beginnen, wirkt dagegen eher demotivierend. Merke An vielen Hochschulen bestehen so genannte „Schreibzentren“. Dort werden Angebote wie Schreibsprechstunden, Workshops, Seminare oder Schreibgruppen offeriert. Es finden sich teilweise ganz spezielle Themenangebote, z. B. an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) die „lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“. Erkundigen Sie sich also nach dem genauen Angebot Ihrer Hochschule. Bevor die Gliederung wissenschaftlicher Texte im Detail problematisiert wird und Ansprüche an die einzelnen Gliederungspunkt erläutert werden, wird auf allgemeine Ansprüche an das wissenschaftliche Schreiben eingegangen. Dabei ist zu beachten, dass eine Vielzahl weiteren Vorgaben existieren kann, die nach Fachbereich, Lehrstuhl oder Betreuer etwas variieren können. Deshalb empfiehlt sich, auch diese Regeln genau zu studieren. • Vorspann • Textteil • Nachspann • Zitate • Fußnoten • Satzlänge • Formulierungen • Tabellen und Abbildungen • Redlichkeit Wissenschaftliches Schreiben Allgemeine Ansprüche Gliederung <?page no="113"?> 114 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben In wissenschaftlichen Texten finden sich immer wieder gewisse Gestaltungskriterien, die zentrale Merkmale für wissenschaftliches Schreiben sind. Diese Kriterien (vgl. Abb. 7.1) werden in den folgenden Kapiteln vertieft erläutert. 7.1.1 Wissenschaftliche Zitate Ein Zitat ist eine wortgetreu oder sinngemäß übernommene Passage aus einem Text oder ein Hinweis auf eine bestimmte Textstelle. Es enthält daneben einen ausdrücklichen Hinweis auf eine andere Quelle bzw. deren Verfasser. Auch geführte Interviews können als Zitat verwendet werden. Merke Eine wissenschaftliche Arbeit soll eine Eigenleistung des Verfassers sein. Eine „Aneinanderreihung von Zitaten“ in einer wissenschaftlichen Arbeit verbietet sich daher. Zitate sollten vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn sie zur weiteren Entwicklung der Argumentationskette unverzichtbar sind. Zitate sind ein Kernelement des wissenschaftlichen Arbeitens: Im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses besitzen Zitate eine hohe Relevanz, da einerseits bereits vorhandenes Wissen nicht unnötigerweise repliziert werden sollte. Hier hilft ein Zitat der bereits vorhandenen Quelle. Andererseits muss auch die erbrachte Eigenleistung in Form der wissenschaftliche Arbeit nachprüfbar sein. Aus diesem Grund müssen Quellen belegt werden, damit der Leser der Arbeit weiß, worauf sich der Autor beruft. Durch Zitate kann die Ansicht des Verfassers gestützt, Expertenmeinungen wortgetreu verglichen und treffende Passagen in der „Sprache des Originals“ dargeboten werden. Idealerweise sollte der Verfasser einer wissenschaftlichen Arbeit die themenrelevante Literatur kennen und sich mit den bisherigen Erkenntnissen auseinandergesetzt haben und eben dieses zeigt er durch Zitationen. Aufgrund des Umfangs der Recherchearbeit und der notwendigen Sorgfalt beim Zitieren sieht Becker (2007, S. 136) die Autoren wissenschaftlicher Arbeiten „terrorized by the literature“. Doch gerade diese Sorgfalt besitzt auch eine Schutzfunk- Gestaltung wissenschaftlicher Texte Zitate Fußnoten Satzlänge Formulierungen Tab. und Abb. Redlichkeit Abb. 7.1: Gestaltungskriterien für wissenschaftliche Texte <?page no="114"?> 115 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben tion: Zitiert man unwahre wissenschaftliche Studienergebnisse, so wird durch die Quellenangabe deutlich, dass man selbst nicht dafür verantwortlich ist. Die Ausführungen machen die Wichtigkeit von Zitaten deutlich. Daher rät Oliver (2013, S. 46): „Select your references with care and accuracy. Relevant and detailed referencing is central for a good thesis“. Leider gehen viele Schreiber bei der Anfertigung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten nicht mit der nötigen Sorgfalt vor. Da in jeder wissenschaftlichen Arbeit (speziell bei Doktorarbeiten und wissenschaftlichen Fachaufsätzen) eine enorme Anzahl von Zitaten vorzufinden ist, können diese schnell kopiert und in den eigenen Text eingearbeitet werden und als selbstständige Recherche ausgewiesen werden. Dies stellt ein unredliches Vorgehen dar (vgl. Kap. 2.3.5 und Kap. 7.1.6). Beispiel: Verwendung von nicht gelesenen Quellen als Zitat Simkin und Roychowdhury (2003) fiel bei der Analyse veröffentlichter naturwissenschaftlicher Studien auf, dass deren dokumentierte Literaturverweise häufig fehlerhaft waren. Die Fehler waren erstaunlich oft bei verschiedenen Autoren, die auf die gleiche Quelle zurückgriffen, identisch. Die Wahrscheinlichkeit, dass genau der gleiche Schreibfehler (Buchstabendreher beim Namen, falsche Jahreszahl, falscher Vorname usw.) beim Zitieren einer Quelle von unterschiedlichen Forschern, mehrfach auftritt, ist jedoch denkbar gering. Daraus lässt sich ableiten, dass zahlreiche Autoren zitierte Literatur nicht gelesen, sondern aus der bestehenden Bibliographie einer anderen Arbeit abgeschrieben hatten. Dieser Fehler potenziert sich, wenn weitere Wissenschaftler das gleiche Vorgehen anwenden. Das alarmierende Untersuchungsergebnis von Simkin und Roychowdhury war, dass rund 80 Prozent der Forscher aus wissenschaftlichen Arbeiten zitierten, die sie wahrscheinlich nie gelesen hatten. In Folge ihrer Untersuchung zogen Simkin und Roychowdhury (2006) das Fazit, dass durch die fragwürdige und unreflektierte Übernahme von Zitaten auch Studien ohne großen Gehalt gewisse Prominenz in der Scientific Community erlangen könnten. Der Grund dafür liegt einfach darin begründet, dass nur eine Minderzahl der Forscher den Originaltext gelesen und damit richtig geprüft hätten. Für Verfasser von zitierter Literatur spielen Zitate ihrer Arbeit in anderen wissenschaftlichen Werken eine wertvolle Rolle zur Bildung von wissenschaftlicher Anerkennung. Zur Recherche und Auswertung von Zitationen existieren daher spezielle Zitationsdatenbanken. Unter etablierten Wissenschaftlern ist das gegenseitige Zitieren häufig zu finden. Der Zitierende bekundet damit gegenüber seinem Fachkollegen Hochachtung oder hofft im Rahmen der akademischen Kollegialität auch von ihm zitiert zu werden. Im Extrem können sich so genannte Zitierkartelle bilden, die ihre Aufgabe darin sehen, ihre Forschung durch gegenseitiges Zitieren als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zu fundamentieren. Es lassen sich zwei Arten von Zitaten unterscheiden: direkte und indirekte Zitate. <?page no="115"?> 116 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben 7.1.1.1 Direkte Zitate Direkte Zitate sind wortwörtliche Übernahmen aus fremden Texten, d. h. nicht einmal ein Wort oder ein Buchstabe darf verändert werden. Falls im fremden Text Rechtschreibfehler vorliegen, sind diese ebenso zu übertragen. Sie dürfen aber beim Zitat als solche gekennzeichnet werden, damit dem Leser klar wird, dass der Fehler beim Originalautor lag. Die Benennung erfolgt am Ende des Zitates durch den lateinischen Begriff sic in eckigen Klammern und einem Ausrufzeichen [sic! ], was so viel bedeutet wie „wirklich so“. Direkte Zitate müssen grundsätzlich in Anführungszeichen gesetzt werden. Falls der Autor an von ihm zitierten Literaturstellen Kürzungen vornimmt, so ist die Stelle der Weglassung durch Punkte (…) zu benennen. Fügt er zum besseren Verständnis einige Wörter ein, so sind diese in [eckige] Klammern zu setzen und mit „d. h.“ oder „gemeint ist“ zu versehen. Am Ende des Einschubes steht „Anmerkung von“ mit den Initialen des Zitierenden. Beispiel: „Jenes Instrument [gemeint ist ein Instrument des Marketing-Mixes, Anmerkung von R. V.] wird zielgesteuert eingesetzt.“ Wörtliche Zitate sollten gewählt werden, wenn der getreue Wortlaut oder der Begriff sehr wertvoll sind oder mit der Verwendung besondere Authentizität zum Ausdruck gebracht werden soll. Allgemein werden direkte Zitaten eher spärlich gebraucht, da durch die direkte Übernahme aus einem fremden Text der Eindruck entstehen kann, dass die Informationen nicht ausreichend verstanden wurden, um sie in die eigenen Überlegungen einzubauen. Das Handeln könnte auch den Eindruck einer Arbeitsersparnis vermitteln. Fremdsprachige Zitate werden im Originaltext wiedergegeben, wenn die Kenntnis der Sprache beim Leser vorausgesetzt werden kann. Wenn eine Übersetzung des Textes nötig ist, muss dies kenntlich gemacht werden (z. B. durch die Worte „Übersetzung des Autors“). Zusätzlich kann der Originaltext in einer Fußnote angegeben werden. 7.1.1.2 Indirekte Zitate Es handelt sich um eine sinnentsprechende Wiedergabe fremder Äußerungen. Der übernommene Inhalt wird ohne Anführungs- und Schlusszeichen markiert. Eine Kennzeichnung erfolgt durch den Namen des Verfassers und einer Anmer- Zitatarten direkte Zitate indirekte Zitate Abb. 7.2: Arten von Zitaten <?page no="116"?> 117 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben kung, z. B. „in Anlehnung an“ oder „vgl.“. Normalerweise wird die letztere Abkürzung („vgl.“ = vergleiche) verwendet. Da ein direktes Zitat durch die Anführungszeichen gekennzeichnet ist, findet sich in einer Reihe von Leitfäden für die Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten ein Hinweis, dass selbst auf diese Abkürzung verzichtet werden kann. Dem wird in diesem Buch gefolgt. 7.1.1.3 Quellenangabe bei Zitierweise Sowohl direkte als auch indirekte Zitierweise müssen durch exakte Quellenangaben ergänzt werden. Hierbei sind der „Chicago Style“ (auch deutschsprachige Zitierweise genannt) und der „Harvard Style“ (auch angloamerikanische Zitierweise genannt) zu unterscheiden. a) Chicago Regel Eine hochgestellte Zahl (Fußnote) oder ein hochgestelltes Zeichen am Ende des Zitats verweist auf eine Fuß- oder Endnote, in der dann die Quelle genannt wird. Beispiel: Die Deutsche Bank geht von einem stetigen Wachstum in dieser Branche aus. 1) b) Harvard Regel In diesem Fall erfolgt direkt nach dem Zitat in Klammern gesetzt eine Verfasserangabe, Erscheinungsjahr und ggf. Seite. Auf Letztere wird in der Regel verzichtet. Beispiel: Die Deutsche Bank geht von einem stetigen Wachstum in dieser Branche aus (vgl. Schmitz 2015, S. 18). Die Quellenangabe wird meist als Kurzbeleg in der Klammer, Fußnote oder am Schluss der gesamten Arbeit genannt. Beim Kurzbeleg sind unterschiedlichste Alternativen denkbar, die wohl schon alleine ein Buch füllen würden. Hier gilt es sich genauestens bei dem betreuenden Dozierenden über die Vorgaben zu informieren. Wohl am weitesten verbreitet ist der vollständige Verfassernachname mit Erscheinungsjahr und Seitenzahl. Beispiel: Direktes Zitat: Muster (Name) 2015 (Jahr), S. 112 (Seite). Indirektes Zitat: vgl. Muster (Name) 2015 (Jahr). Im Text nach Harvard Regel: Nach Expertenmeinung wird das Wirtschaftswachstum in den nächsten fünf Jahren um 5 % steigen (vgl. Muster 2015). <?page no="117"?> 118 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben Merke Jede Hochschule und selbst einzelne Lehrstühle innerhalb derselben Hochschule wenden unterschiedliche Zitierregeln an. Besorgen Sie sich die Zitierregel des Lehrstuhls oder des Instituts, bei dem Sie Ihre Arbeit schreiben wollen. Wenden Sie diese genau an. Führen Sie am besten noch eine Kontrolle vor Beendigung ihrer wissenschaftlichen Arbeit durch. Egal, ob die Wahl der Zitierweise dem Autor freigestellt ist oder eine Vorgabe existiert, ist darauf zu achten, dass im gesamten wissenschaftlichen Werk diese Zitierweise verfolgt wird. Bei zahlreichen Arbeiten werden diese Fehler leider oftmals gemacht, so dass sich zahlreiche Kombinationsformen in ein und derselben wissenschaftlichen Arbeit finden. Beispiel: Es ist für den Leser schnell zu ersehen, wenn in einer wissenschaftlichen Arbeit keine durchgängige einheitliche Zitierweise angewandt wurde, wie die Verwendung der indirekten Zitation zeigt: • Vgl. Schmitz 2015, S. 19 • Vgl. Meier, 2010, S. 45 • Vgl. Hinz 2004. • Vgl. Krause (2014), S. 2 • Vgl. Sander 2014, 4 • Klauser 2013, S. 12 Da es sich bei den direkten Zitaten um wörtliche Übernahmen aus fremden Texten handelt, werden sie anders in den Text eingebaut als die indirekten Zitate: Entweder direkt in den Text als Übertrag eines oder mehrerer Sätze oder in Verbindung mit Signalwörtern, die Bezug auf den Autor nehmen. Diese Signalwörter können variieren (siehe auch Tab. 7.1). Beispiel: Signalwörter in Verbindung mit direkten Zitaten (zitiert wurde direkt nach der Harvard Regel aus einer fiktiven Quelle von Meiner und Schmitz 2015, S. 56): Meiner und Schmitz (2015, S. 56) vertreten folgende Auffassung: „direktes Zitat“. Meiner und Schmitz (2015, S. 56) glauben hingegen: „direktes Zitat“. Meiner und Schmitz (2015, S. 56) schließen daraus: „direktes Zitat“. Meiner und Schmitz (2015, S. 56) vermuten, dass „direktes Zitat“. „Direktes Zitat“, fordern Meiner und Schmitz (2015, S. 56). „Direktes Zitat“, postulieren Meiner und Schmitz (2015, S. 56). 7.1.1.4 Quellenangaben bei Online-Quellen Die Nutzung von Internetquellen als Quellen in wissenschaftlichen Arbeiten hat sich in den letzten Jahren schnell verbreitet. Speziell für praxisorientierte wissenschaftliche Arbeiten finden sich aktuellste Unternehmens-Informationen oft nur im <?page no="118"?> 119 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben Netz. Diese Internetquellen sind zitierfähig. Die Qualität der Website ist allerdings zu prüfen, da die wissenschaftliche Seriosität nicht in jedem Fall im gleichen Maße wie bei Printquellen gegeben ist. Achten Sie auch wiederum auf die Richtlinien Ihrer Hochschule. Zur Internet-Zitierweise: Journals aus Literaturdatenbanken und Bücher unter Google Books können in der Regel in gleicher Form wie die materielle Ausgabe zitiert werden. „Reine“ Online-Journals bieten meist Hinweise zur Zitationsmöglichkeit als Service auf ihrer Website an. Schwieriger sind Unternehmens-Websites zu zitieren, weil oft kein Autor zu identifizieren ist. Beispiel: Zitat einer Unternehmens-Website Zitatform: Webadresse (Abfragedatum) Zitation der Unternehmens-Website von Mercedes: www.mercedes-benz.de/ (Abgerufen am 21. 8. 2015) Bei Verwendung der Harvard-Zitierweise sieht diese Angabe im Text etwas „unfein“ aus, speziell bei einer sehr langen Webadresse. Aus dem Grunde wäre auch die Angabe „Mercedes, abgerufen 21. 8. 2015“ möglich und einer genauen Angabe Webadresse im Literaturverzeichnis. Beachten Sie allerdings, dass bei Vorliegen eines konkreten Veröffentlichungsdatum dieses anzugeben ist. 7.1.1.5 Quellenangaben bei Videos Im Zeitalter globaler Verfügbar- und Abrufbarkeit digitaler und multimedialer Informationen sind Videos als wissenschaftliche Quellen mehrheitlich anerkannt. Die Zitierwürdigkeit einer Quelle wird nicht aus dem Medienformat ableitet. Relevant ist vielmehr deren Glaubwürdigkeit und die unter einem akademischen Fokus geprüfte wissenschaftliche Güte. Teils bestehen jedoch (oft unverständliche) Vorurteile gegen diese Quellen. Aus dem Grund ist eine Rücksprache mit dem Betreuer empfehlenswert, um dessen Ansicht zu erfragen. Bei der Zitation von Beiträgen aus audiovisuellen Medien wird ähnlich verfahren wie bei Kurzbelegen aus Printmedien, die Seitenzahl wird allerdings durch eine Minutenangabe ersetzt. Dies ist vor allem wichtig, wenn ein wörtliches Zitat aus einem Videobeitrag übernommen wird. Beispiel: Zitat eines Clips Tagesschau 2016: min.: 3,05 - 3,18 7.1.1.6 Zusammenfassung: Fehler bei Zitationen Im Folgenden werden einige Zitations-Fehler und Mängel zusammengefasst, die bei Studierenden sehr „beliebt“ sind und sich deshalb immer wieder in wissenschaftlichen Arbeiten finden. Diese lassen sich leicht vermeiden: <?page no="119"?> 120 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben • Es wird zu oft und zu lang direkt zitiert (vgl. Kap. 7.1.1.1), im Extrem erstrecken sich wörtliche Zitate sogar über eine ganze Textseite oder es finden sich zehn oder mehr einbis zweizeilige Zitate auf einer Textseite. Direkte Zitate sollten jedoch sehr dosiert eingesetzt werden. • Am Ende eines Absatzes oder eines Kapitels findet sich eine Referenz, die den gesamten davor niedergeschriebenen Inhalt abdecken soll. Ein solches Vorgehen ist nicht erlaubt: In einer wissenschaftlichen Arbeit muss eine Zitation für den Korrektor respektive Leser einwandfrei zuzuweisen sein. • Zitierte Quellen werden nicht bewertet und dadurch hinterfragt. Gerne werden Texte aus Online-Blogs zitiert, die keinen wissenschaftlichen oder zumindest Fachautor haben. • Studierende forschen teils nicht ausreichend tief nach Quellen, sondern verwenden vornehmlich Einführungs- oder Lehrbücher. In wissenschaftlichen Arbeiten sollte eine Recherche in Fach-Datenbanken erfolgen. • Indirekte Zitate (mit vgl.) werden ihrem Charakter oft nicht gerecht, weil nur einzelne Wörter umformuliert oder Sätze „gedreht“ wurden. Kommt diese Verhaltensweise gehäuft vor, kann die wissenschaftliche Arbeit als Plagiat (vgl. Kap. 7.1.6) behandelt werden. 7.1.2 Wissenschaftliche Fußnoten Die Fußnote findet sich hinter dem betreffenden Begriff, Satzteil oder Satz, dem man mit einer Bemerkung versieht. Es handelt sich in der Regel um eine hochgestellte Zahl („so genannte Anmerkungsziffer“), die auf eine mit der gleichen Zahl ausgewiesene Stelle im unteren Abschnitt der Seite verweist in dem sich ein (kleingedruckter) Anmerkungstext befindet. Wenn ein Verweis auf Stellen am Ende eines Kapitels oder eines ganzen Buches vorliegt, spricht man von Endnoten. Fuß- und Endnoten werden fortlaufend nummeriert. Falls der Verfasser der wissenschaftlichen Arbeit der Chicago Zitierweise folgt, enthalten Fußnoten außerdem Quellenangaben. In den Fußnoten ist alles an Informationen zu verarbeiten, was direkt im Text stören würde und nicht zwingend zum Verständnis des Textes erforderlich ist. Es handelt sich also um Zusatzinformationen, die dem interessierten Leser ein tieferes Verständnis des Textes vermitteln können. Dem können z. B. Herleitungen von Formeln, Zusatzinformationen (Kurzlebenslauf) von erwähnten Personen, geschichtliche Hintergründe oder auch genauere Beschreibungen dienen. Gerade bei Doktorarbeiten nehmen Fußnoten oft einen breiten Raum ein und können leicht einmal den Hauptumfang einer Textseite oder gar mehr als die Hälfte der gesamten Textfläche ausmachen. Teilweise wird der Irrglaube vertreten, dass Fußnoten ein wichtiger Ausdruck wissenschaftlicher Tätigkeit sind und sich wissenschaftliche Abhandlungen von anderer Literatur gerade durch Fußnoten unterscheiden müssen. <?page no="120"?> 121 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben Vom Leser der wissenschaftlichen Arbeit werden Fußnoten meist wenig gewürdigt oder sogar schlicht völlig ignoriert. Wird allerdings die wissenschaftliche Kompetenz des Verfassers in Frage gezogen, werden Fußnoten gerne genauer analysiert. 7.1.3 Wissenschaftliche Satzlänge Wissenschaftliche Sätze sind oft viel zu lang und mit Füllwörtern und Phrasen übersät. Solche Ausschweifungen entstehen leicht, wenn der Schreibende nicht genau weiß, worüber er eigentlich schreibt. Auch, wenn gerade am Beginn der Arbeit das zügige Niederschreiben sehr relevant ist, sollte nicht „alles“ aus gelesenen Quellen blind niedergeschrieben werden. Die beste Vorgabe ist die Gliederung, die dann sinnvoll zu füllen ist. Die Satzlänge sollte den späteren Leser jedoch in keinem Fall überfordern. Sanders (1986) schlägt z. B. eine maximale Satzlänge von 30 Wörtern vor. Für wissenschaftliche Fachtexte können jedoch auch bis zu 40 Wörter erlaubt sein, die Nachvollziehbarkeit der Zusammenhänge kann dadurch allerdings eingeschränkt sein (vgl. Abb. 7.3). 7.1.4 Wissenschaftliche Formulierungen Die wissenschaftliche Fachsprache baut auf die allgemeine Umgangssprache auf und steht mit ihr in einer Wechselbeziehung. Es hat sich geschichtlich mit Wurzeln im siebzehnten Jahrhundert ein wissenschaftliches Fachvokabular etabliert, das je nach wissenschaftlicher Teildisziplin variiert (Kretzenbacher 1994). Einige übergreifende Begriffe werden im Folgenden vorgestellt, ebenso Wörter, die in wissenschaftlichen Texten zu vermeiden sind. Die wissenschaftliche Fachterminologie ist leicht zu erlernen, indem Studierende selbst wissenschaftliche Schriften lesen und sich den dort gebrauchten Sprachstil bewusst machen. bis 10 Wörter bis 20 Wörter bis 30 Wörter bis 40 Wörter • leicht verständlich • Lesbarkeit nicht gefährdet • leicht verständlich • Obergrenze des Erwünschten • schwer verständlich • Obergrenze des Erlaubten • sehr schwer verständlich • Nachvollziehbarkeit eingeschränkt Abb. 7.3: Verständlichkeit von wissenschaftlichen Sätzen <?page no="121"?> 122 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben Merke Es ist ratsam, Masterarbeiten und wissenschaftliche Fachartikel zu analysieren und dabei oft genutzte wissenschaftliche Phrasen herauszuschreiben. Daraus kann man dann eigene Formulierungen entwickeln, um wissenschaftliche Zusammenhänge darzustellen. 7.1.4.1 Umgangssprache vermeiden Allgemein zu vermeiden sind umgangssprachliche Formulierungen, wie z. B. „die Begründung ist • enorm oder unglaublich wichtig.“ • wahnsinnig.“ • die Optimalste.“ • tipp-top oder cool oder klasse oder spitze.“ Eine Begründung ist in der wissenschaftlichen Sprache vielmehr „plausibel“, „nachvollziehbar“ oder „stichhaltig“. Weniger geeignet erscheinen auch folgende Aussagen für Meinungsbekundungen von Forschern wie: • „Mustermann meint“, • „Mustermann denkt“ oder • „Mustermann behauptet“. Eher sind Formulierungen wie „Mustermann vertritt die Auffassung“, „Mustermann ist der Auffassung, dass“ oder „Mustermann hebt hervor, dass“ in wissenschaftlichen Fachtexten sinnvoll. Adverbien wie „selbstverständlich“ oder „natürlich“ sind in einer wissenschaftlichen Arbeit stets zu vermeiden. Wörter wie „fast“, „irgendwie“, „wohl“ oder „an für sich“ drücken Unsicherheit aus und verbieten sich ebenso. Merke Übertriebener Einsatz von Fremdwörtern ist nicht gleich ein Mehr an Wissenschaftlichkeit. Zwar muss die Terminologie des jeweiligen Fachgebiets in wissenschaftlichen Arbeiten genutzt werden, aber durch überflüssige bzw. unübliche Fremdwörter wird Pseudowissenschaftlichkeit vorgetäuscht und damit die Verständlichkeit des Textes wesentlich erschwert. 7.1.4.2 Bevorzugte Verben Bei der Analyse der Verwendung von Verben in wissenschaftlichen Arbeiten, fallen einige typisch gebrauchte Verben auf, die in Tabelle 7.1 veranschaulicht werden. Ersichtlich wird bei der Durchsicht der Verben, dass die deutsche Wissenschaftssprache durch viele bildlich gebrauchte Ausdrücke geprägt wird. Eine umfassende <?page no="122"?> 123 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben empirische Untersuchung zur Verteilung der Anteile dieser Verben besteht bislang allerdings noch nicht (Meißner 2009). Tab. 7.1: Wissenschaftliche Begriffe Verb Erklärung / Anwendung sich bewähren Ein wissenschaftlicher Ansatz bzw. eine Hypothese, die gewisse Tests und Evaluationen bestanden hat. deuten Eine Einschätzung, die auf Überlegungen beruht, aber gegenwärtig ohne hinreichende Datenbasis oder nicht allgemein anerkannt ist. heranziehen Ein Beispiel oder eine Erklärung heranziehen. hinweisen auf Wesentlicher Zusammenhang, der in der wissenschaftlichen Diskussion außer Acht gelassen wurde. illustriert, beschreibt Inhalt, der in einer Abbildung oder Tabelle dargestellt wird. nachgehen Einer wissenschaftlichen Frage oder einer Argumentationskette. rechnen zu Etwas in einer Kategorie klassifizieren. sich stützen auf Ein Wissenschaftler stützt sich auf X. Oder man stützt sich auf eine Hypothese. übergehen Eine Schwierigkeit wird vom Verfasser der wissenschaftlichen Arbeit als relevant erachtet. Die Nichtbeachtung wird so beanstandet. vorlegen Resultate der eigenen Forschung der Scientific Community zwecks Diskussion mitteilen. zeigen, aufzeigen Sachverhalte veranschaulichen, z. B. in einer Abbildung oder im Sinn von „nachweisen“. 7.1.4.3 Verwendete Person Eine beliebte Frage der Studierenden ist, in welcher Person soll die Arbeit geschrieben werden - „Ich“, „Wir“ oder „Man“? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage existiert nicht. Die „Ich“ und „Wir-Form“ ist bei qualitativen Interpretationen von Studien angebracht oder wenn der Autor sich bewusst und unzweifelhaft von etwas abgrenzen will, da beide Alternativen einen starken Bezug des Verfassers zum Text ausdrücken. Ist dies nicht der Fall, wäre eine neutrale Formulierung vorzuziehen. Dies muss nicht immer mit dem Wort „man“ ausgedrückt werden. Besser denkbar wäre • „nach Ansicht des Verfassers“, • „hierzu ist festzuhalten“ oder • „mit Nachdruck ist der Feststellung zuzustimmen“. <?page no="123"?> 124 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben Sinnvoll wäre es, die Meinung des Betreuers der Arbeit einzuholen, um dessen Vorliebe zu kennen und sich bei Bedarf anzupassen. Beispiel: Textauszug aus dem Theorieteil einer wissenschaftlichen Arbeit „Um ein ganzheitliches Forschungsresultat gewinnen zu können, sollte jedoch beachtet werden, dass uns das Glück oft Streiche spielt. Wir stufen etwas als viel zu positiv oder auch viel zu negativ ein (vgl. von Hirschhausen, 2012).“ Urteil: In diesem Fall ist unklar, warum der Autor dem eher neutralen Theorieteil die persönliche Ebene mit Formulierungen wie „uns“ oder „wir“ anspricht. Das „wir“ wäre z. B. leicht durch das Wort „Individuen“ ersetzbar. Daneben wirkt der Text durch Satzteile wie „Glück oft Streiche spielt“ sehr umgangssprachlich. 7.1.5 Wissenschaftliche Tabellen und Abbildungen Tabellen und Abbildungen erleichtern das Lesen und die Verständlichkeit der Arbeit. Deshalb sollten Studierende davon reichhaltig Gebrauch machen, immer vorausgesetzt, dass die Tabellen oder Abbildungen auch tatsächlich informationshaltig sind und Verständlichkeit garantieren. Tabellen müssen in wissenschaftlichen Arbeiten zwingend im Text erklärt werden. Sie ersetzen also niemals Text. Ausnahmen können lediglich Übersichtstabellen in Lehrbüchern darstellen. Diese können auch ohne direkten Textbezug ihren Platz in dem Werk haben. Tabellen und Abbildungen sind in der Regel durchzunummerieren. Einen Überblick über gebräuchliche Symbole in Tabellen und Abbildungen leistet Tabelle 7.2. Tab. 7.2: Gebräuchliche Symbole in Tabellen und Abbildungen Symbol Bedeutung - Kein Wert oder Bezeichnung vorhanden ⇒ Daraus folgt … Angaben sind noch nicht verfügbar . Angaben nicht möglich P Prognose, d. h. Angaben sind geschätzt (oft hochgestelltes p) Abbildungen können mit der Abkürzung „Abb.“, Tabellen mit der Abkürzung „Tab.“ und den entsprechenden Nummern abgekürzt werden. Die Kennzeichnung erfolgt entweder oberhalb oder unterhalb der Tabelle oder Abbildung. <?page no="124"?> 125 7.1 Allgemeine Ansprüche an wissenschaftliches Schreiben Merke Falls die Nummerierung der Tabellen und Abbildungen „von Hand“ erledigt wird, ist genauestens zu kontrollieren, dass die Reihenfolge stimmt und jeweils die Erfassung im Rahmen der Durchnummerierung erfolgt ist. 7.1.6 Wissenschaftliche Redlichkeit Bei der Verwendung fremder Literatur im eigenen Text ist das Gebot der wissenschaftlichen Redlichkeit und des Urheberrechtes (vgl. Kap. 2.3.5) zu beachten. Falls Teile anderer Arbeiten übernommen werden, müssen die Ursprungsquelle und gegebenenfalls die Art der Übernahme unmissverständlich sein. Wer dessen ungeachtet eine andere wissenschaftliche Arbeit schlicht kopiert, fremde Gedankengänge als seine eigenen präsentiert oder im Extrem andere Personen die Arbeit ganz für sich schreiben lässt, verzichtet auf eigenständige Erkenntnisse und erworbenen Wissens, um sich Arbeitszeit zu ersparen. Das Internet hat es sehr viel einfacher gemacht, sich am geistigen Eigentum anderer zu bedienen. Wird dieser Weg gewählt, kommt es zu einem so genannten Plagiat. Ein Plagiat ist also die Wiedergabe eines anderen Textes oder Gedankens ohne die Anzeige der zugrunde liegenden Quelle(n), die den Anschein weckt, der Gedanke sei vom Autor der Arbeit selbst. Grober geistiger Diebstahl wird von der titelvergebenden Hochschule mit ungenügenden Noten bestraft und kann zudem zum Schadensersatz gegenüber dem Urheber führen. Beispiel: Originaltext (Quelle: Voss & Gruber 2006, S. 313): „Studienanfänger sollten über Abläufe und Arbeitsformen in ihrem Studium informiert werden, damit sie realistische Anforderungen an das Studium haben. Dies kann in so genannten „student satisfaction guarantees“ erfolgen.“ Verwendung in der wissenschaftlichen Arbeit: Fall 1: Plagiat. Wörtliches Zitat ohne Quellenangabe Studienanfänger sollten über Abläufe und Arbeitsformen in ihrem Studium informiert werden, damit sie realistische Anforderungen an das Studium haben. Dies kann in so genannten „student satisfaction guarantees“ erfolgen. Fall 2: Plagiat. Umstellen des Textes und Wortänderungen ohne Quellenangabe Studienbeginner sollten in ihrem Studium über Abläufe und Arbeitsformen aufgeklärt werden, damit sie wirklichkeitsnahe Ansprüche an das Studium haben. Dies ist mit so genannten „student satisfaction guarantees“ zu erreichen. <?page no="125"?> 126 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben Fall 3: Plagiat. Vortäuschung falscher Tatsachen Studienanfänger sollten über Abläufe und Arbeitsformen in ihrem Studium informiert werden, damit sie realistische Anforderungen an das Studium haben. Dies kann in so genannten „student satisfaction guarantees“ erfolgen (vgl. Voss & Gruber 2006). Urteil zu Fall 3: In diesem Fall wurde ein direktes Zitat als ein indirektes Zitat bezeichnet. Da es sich jedoch um ein wörtliches Zitat handelt, müsste die Passage in Anführungszeichen gesetzt werden. Plagiate liegen nicht vor, wenn nur wenige Sätze aus fremden Texten in der wissenschaftlichen Arbeit ohne Kennzeichnung „übernommen“ wurden - zumal durchaus ein ähnlicher Satz in einer fremden Quelle existieren könnte, ohne dass man als Autor eines wissenschaftlichen Textes davon Kenntnis hat. Wenige nicht als Zitat gekennzeichnete Passagen können in wissenschaftlichen Arbeiten leicht vorkommen, wenn der Autor das Quellenmanagement nicht effizient gestaltet. Gerade bei umfangreicheren Arbeiten können diese Fehler auch vermehrt auftreten. Solche Vergehen stellen allerdings noch keinen systematischen Betrug dar. Dieser liegt vor, wenn zentrale Aussagen aus anderen Arbeiten gezielt übernommen wurden, ohne diese als wissenschaftliche Quellen anzugeben. Fraglich ist, wann das „Versehen“ endet und der gezielte Betrug anfängt. Ein solches Urteil fällen meist bei Grenzfällen Prüfungskommissionen. Problematisch ist zudem, dass Plagiatoren oft nicht wortgetreu kopieren, sondern Gedankengänge von anderen Wissenschaftlern übernehmen. Geschickte Fälscher formulieren diese sprachlich um und präsentieren sie als eigene Entwicklung. In vielen Fällen bleiben solche Täuschungsfälle unentdeckt und damit ungeahndet. Erschwert wird die Auffindung von Plagiatsfällen, wenn es sich beim übernommenen Gedankengut um Übersetzungen fremdsprachiger wissenschaftlicher Aufsätze oder ältere Fachliteratur handelt. In solchen Fällen versagt die Prüfsoftware bei der Erkennung der Plagiate. Als weltweiter Marktführer gilt nach eigenen Angaben des Unternehmens die amerikanische Software „Turnitin“ (http: / / turnitin.com), die in wenigen Minuten der Prüfung verdächtige Passagen farbig kennzeichnet und einen Wert von Übereinstimmungen errechnet. Sie greift bei der Suche auf mehr als 750 Millionen studentische Arbeiten und mehr als 170 Millionen gespeicherte Zeitschriftenartikel und Bücher zurück. Nach der Prüfung bedarf es teilweise noch etwas Zeit von einem Experten, um die markierten Stellen als faktische Missachtungen des Zitiergebots einzuordnen. Es handelt sich aber um einen geringen Zeitbedarf, der nicht einen gänzlichen Verzicht auf die Software rechtfertigt. Eine abschreckende Wirkung auf Täuschungsversuche kann schon die Aufforderung haben, die Arbeit digital abzugeben. Aus den digitalen Vorlagen können dann zumindest stichprobenmäßige Check-ups unter Rückgriff auf die Prüfsoftware erfolgen. <?page no="126"?> 127 7.2 Gliederung Beispiel: Die Plagiatsaffäre um die Dissertation von zu Guttenberg Ein in der Öffentlichkeit stark diskutierter Plagiatsfall betraf den ehemaligen deutschen Verteidigungsminister zu Guttenberg. In seiner mit der Bestnote („summa cum laude“) prämierten Doktorarbeit erstreckten sich übernommene Textstellen teilweise über mehrere Seiten und betrafen eine Reihe von Fremdautoren. Zum Hintergrund: Zu Guttenberg hatte seine Doktorarbeit an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth geschrieben und im Jahr 2007 den Doktorgrad erhalten. Die Plagiatsvorwürfe wurden seit dem 16. Februar 2011 ausführlich in nahezu allen deutschsprachigen Medien behandelt. Den Anstoß gab Prof. Dr. Fischer-Lescano, der Plagiatsteile entdeckte als er eine Rezension über die Doktorarbeit vorbereiten wollte (Preuss 2011). Unter http: / / de.guttenplag.wikia.com erfolgte die tiefgehende Prüfung der Arbeit auf vorhandene Plagiate. Der dortigen Analyse nach enthalten über 70 Prozent der Arbeit Plagiatsteile. GuttenPlag Wiki listet die einzelnen Fundstellen genauestens auf und stellte die Texte aus Guttenbergs Arbeit den Texten der wirklichen Urheber der jeweiligen Passagen zweifelsfrei gegenüber. Aufgrund der offensichtlichen Unzulänglichkeiten erkannte ihm die Universität Bayreuth Ende Februar 2011 den Doktortitel ab. Bei der Bestrafung von Wissenschaftsplagiaten wird oft mit zweierlei Maß gemessen (Rieble 2010): Während Plagiate bei Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten mit dem Titelentzug und teilweise sogar mit Geldstrafen geahndet werden, kommt es bei einem des Betruges überführten Professors in der Regel aufgrund „kollegialer Rücksichtnahme“ oft nur zu einer Rüge - ohne weitere Auswirkungen auf die Weiterbeschäftigung oder das Gehalt des Plagiators. 7.2 Gliederung Die Gliederung kann als Verbindungsglied zwischen Quellensammlung und dem wissenschaftlichen Schreiben gesehen werden. Der Gliederungsprozess sollte vor dem eigentlichen Niederschreiben vollzogen werden, denn die Gliederung stellt den wichtigen roten Faden und das „Rückgrat“ einer wissenschaftlichen Arbeit dar. Hiermit wird die Arbeit sowohl für den Schreiber selbst als auch für den Leser logisch nachvollziehbar. Merke Mit dem Gliedern sollte frühestmöglich begonnen werden, um anschließend den Gliederungsentwurf sukzessive zu vertiefen. Die Gliederung ist schließlich Basis für eine systematische Quellenablage. Eine allgemein bindende Darstellung des formalen Aufbaus einer Gliederung existiert nicht. Daher wird im Folgenden ein Grundgerüst für den Aufbau einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit vorgestellt. Im Wesentlichen bestehen drei Teile (vgl. Abb. 7.4): Vorspann („frontmatter“), Textteil („mainmatter“) und Nachspann („backmatter“). <?page no="127"?> 128 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben Merke Es gibt nicht die „absolut richtige und zweckmäßige“ formale Gliederung einer wissenschaftlichen Arbeit, sondern eine Reihe von alternativen wissenschaftlichen Schemata. 7.2.1 Vorspann Der Vorspann einer wissenschaftlichen Arbeit besteht aus dem Titelblatt, der Management Summary, dem Inhaltsverzeichnis, dem Vorwort. Hinzu kommen bei Bedarf das Abbildungs- und Tabellenverzeichnis. Beide können auch dem Nachspann zugeordnet werden. Die Nummerierung der Vorspannseiten erfolgt meist durch römische Ziffern beginnend bei der Management Summary mit „- II -“. Das Titelblatt („- I -“) wird nicht explizit nummeriert. Die jeweiligen Vorgaben seitens der Hochschule sind jedoch genau zu studieren. 7.2.1.1 Titelblatt Die Form des Titelblatts wird in der Regel von der Hochschule durch die Prüfungsordnung vorgegeben. Es beinhaltet mindestens den genauen Titel der wissenschaftlichen Arbeit, den vollständigen Namen des Autors, den Namen des Betreuers, sowie Ort und Abgabedatum (vgl. Abb. 7.5). Gestalterische Elemente wie Bilder gehören nicht auf das Titelblatt, aber auch hier können Ausnahmen bestehen. Vorspann Textteil Nachspann • Titelblatt • Management Summary • Inhaltsverzeichnis • Vorwort • Abbildungs- und Tabellenverzeichnis • Einleitung • Unterkapitel • Hauptteil • Unterkapitel • Schlussteil • Unterkapitel • Quellenverzeichnis • Abkürzungsverzeichnis • Glossar • diverse Unterlagen • Ehrenwörtliche Erklärung Abb. 7.4: Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit <?page no="128"?> 129 7.2 Gliederung 7.2.1.2 Management Summary Für Management Summary finden sich auch die Bezeichnungen Abstract, Zusammenfassung oder Summary. Dieser Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit steht allen anderen Teilen voran und wird deswegen in der Regel als erstes gelesen, d. h., er muss in sich geschlossen sein und sollte ein grundlegendes Verständnis garantieren und zum Weiterlesen motivieren (vgl. Abb. 7.6). Wer auf die Arbeit stößt, sollte durch das Durchlesen dieses Teils schlicht schnell erkennen, ob die wissenschaftliche Arbeit für ihn relevant ist. Daher sollten an dieser Stelle Fragestellung und Ziel, Methoden und Vorgehen, die zentralen Ergebnisse und deren (Praxis-)Bedeutung kurz vermittelt werden. Die zentralen Ergebnisse sind so zu erläutern, dass deren Verständlichkeit gewährleistet ist, ohne den gesamten Text lesen zu müssen. In der Summary dürfen keine „neuen“ Inhalte vorkommen, sondern diejenigen, die im Hauptteil der Arbeit enthalten sind. Der Summary kann für den Autor der Arbeit zudem einen gewissen Kontrolleffekt besitzen. Durch die Zusammenfassung erkennt er vielleicht weitschweifige Darstellungen, Inkonsequenzen oder Gedankensprünge. Der Summary hat sich mittlerweile in wissenschaftlichen Arbeiten etabliert, wobei einige Ausnahmen bestehen werden. Titelblatt Titel der Arbeit Kontext (Universität XY, Lehrstuhl) Autor (Vor- und Nachname) Betreuer (Titel, Vor- und Nachname) Ort und Datum Abb. 7.5: Grundelemente des Titelblattes Fragestellung und Ziel Methoden und Vorgehen zentrale Ergebnisse Praxis-(Bedeutung) Abb. 7.6: Summary-Elemente auf einen Blick <?page no="129"?> 130 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben Beispiel: Kurzsummary eines wissenschaftlichen Artikels im Fachjournal „Journal of Marketing for Higher Education“ zur Thematik „Understanding the characteristics of effective professors: the student‘s Perspective“ (Gruber, Reppel & Voss 2010, S. 175) «Increasingly, higher education institutions are realising that higher education could be regarded as a business-like service industry and they are beginning to focus more on meeting or even exceeding the needs of their students. Recent research findings suggest that the factors that create student satisfaction with teaching (‘teaching satisfiers’) may be qualitatively differently from the factors that create dissatisfaction with teaching. Thus, this research uses the Kano methodology to reveal the characteristics of professors that students take for granted (‘Must-be factors’) and that have the potential to delight them (‘Excitement factors’). Kano questionnaires containing 19 attributes of effective professors taken from previous studies and focus group discussions were handed out in two marketing courses to 63 postgraduate students enrolled in a service marketing course. The Kano results corroborate previous US findings that revealed the importance of personality in general and support studies that stress the importance of professors creating rapport with their students in particular.» 7.2.1.3 Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis gibt den Aufbau der Arbeit wieder, damit der Leser leicht einen Überblick über abgedeckte Inhalte und die Struktur des Herangehens erhält. Es muss also daraus hervorgehen, wie das Thema verstanden, bearbeitet und umgesetzt wurde, d. h. der „Rote Faden“ muss erkennbar sein. Zusammen mit der Durchsicht der Summary entscheidet sich für den Leser, ob die wissenschaftliche Schrift interessant für ihn und damit gelesen wird. Die Gliederung ist also ein wichtiges „Werbeelement“ für die wissenschaftliche Arbeit. Die formale Ordnung der Gliederung ermöglicht das Nachvollziehen der logischen Aufbaustruktur der gesamten Arbeit. Bedeutendstes Element des Inhaltsverzeichnisses ist die systematische Gliederung des Hauptteiles. Gängig ist die numerische (dezimale) Gliederung, die eine übersichtliche Struktur vermittelt (vgl. Tab. 7.3). Tab. 7.3: Numerische Gliederung Numerische Gliederung Verwendung von arabischen Ziffern und keinen Buchstaben, z. B. 1 Problemstellung Beachte, Punkte dienen nur zur Trennung von Unterkapiteln Fortlaufende Nummerierung, z. B. 1 Problemstellung 1.1 Hintergrund 1.2 Forschungslücke Gliederungstiefe ist beliebig, sollte aber nicht zu fein, mit unzähligen Unterkapiteln sein, z. B. 4.1.1.1.1.1 Unterunterunterpunkt <?page no="130"?> 131 7.2 Gliederung 1. Merke: Übereinstimmung Gliederungspunkte im Inhaltsverzeichnis und Kapitelüberschriften im Hauptteil müssen formal übereinstimmen. Am besten man erledigt die Gliederung gleich im Textverarbeitungsprogramm. 2. Merke: Nachdenken Die Ordnung in der Gliederung ist wichtig: Gleichgewichtige Kapitel müssen auch auf gleichen Gliederungsebenen stehen. 3. Merke: Absichern Legen Sie die Gliederung dem Betreuer zur Stellungnahme vor, um sicher zu stellen, dass sich die Arbeit in die „richtige Richtung“ entwickelt. Die Zustimmung bedeutet aber nicht, dass automatisch eine „gute" Bewertung der Arbeit zu erwarten ist. Der Betreuer kann lediglich prüfen, ob sich die Arbeit im themenrelevanten Bereich bewegt oder ob eine Themenverfehlung vorliegt. Wird ein Haupt- oder Unterpunkt (weiter) untergliedert, müssen mindestens zwei Unterpunkte gebildet werden! Beispiel: Wenn Kapitel 3 untergliedert werden soll, dann sind mindestens die Abschnitte 3.1 und 3.2 geboten. Für die Untergliederung von Abschnitt 3.1 wiederum sind mindestens die Abschnitte 3.1.1 und 3.1.2 erforderlich. Bei den Kapitelbezeichnungen schleichen sich immer wieder Unzulänglichkeiten ein: Überschriften sollten möglichst kurz, prägnant und ausdrucksstark sein. Es ist dabei auf einen einheitlichen Stil zu achten, der in der gesamten Arbeit verfolgt wird. Gerne werden z. B. Nominal- (d. h. viele Substantivierungen) und Verbalstil (d. h. durch Verwendung relativ vieler Verben) in den Überschriften abgewechselt. Beispiel: In einer wissenschaftlichen Arbeit finden sich in Kapitel 3 und 4 folgende Überschriften: Nominalstil: 3 Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens Verbalstil: 4 Was sind die zentralen Fehler beim wissenschaftlichen Arbeiten? Die Überschrift im Nominalstil bietet sich meist an, da sie die geforderte kurze und prägnante Beschreibung am besten zulässt. Deshalb befindet sich hinter den Gliederungspunkten (Überschriften) auch kein Punkt. Wenn die Gliederung allerdings als Frage formuliert wird, ist ein Fragezeichen auszuweisen. Die verlangte Prägnanz der Überschrift darf nicht zu einer zu starken Minderung des Informationsgehaltes führen. Vielmehr ist die Formulierung so zu gestalten, dass der Leser auch entnehmen kann, was der kommende Text beinhaltet. Ein einzelner Begriff als Überschrift ist daher in den meisten Fällen ungeeignet. <?page no="131"?> 132 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben 7.2.1.4 Vorwort Das Vorwort ist ein „freiwilliger“ Bestandteil einer wissenschaftlichen Arbeit. Vorschriften hierzu existieren keine. Zu finden sind dort oft Danksagungen, z. B. an • eine dritte Person, die wichtige Anregungen geliefert hat, • Autoren, die in einem Sammelwerk veröffentlichen, • die Familie für die entgegengebrachte Geduld und den Verzicht gemeinsamer Zeit, • ein Unternehmen, das die Arbeit unterstützt hat, • den Korrekturleser oder Layout-Gestalter oder • andere Personen, die bei der empirischen Studie unterstützend gewirkt haben. Teilweise wird in einem Vorwort auch in kürzester Form der Inhalt des ganzen Werkes ausgefüllt. Dies ist aber eine Vorwegnahme der Einleitung. Bei Sammelwerken hingegen, die kein allgemeines Einleitungskapitel haben, kann eine Übersicht über die einzelnen Aufsätze durchaus im Vorwort erfolgen. Sinnvoll sind Informationen über die Entstehungsbedingungen des Werkes oder den Werdegang des Autors, die eine besondere Motivation aufzeigen und deren Darstellung in der Einleitung zu ausführlich wäre. Beispiel: Erfahrungen nennen Jemand, der seit 15 Jahren aktives Mitglied eines Taubenzuchtvereins ist, beschließt, eine Studie zur Erforschung des Verhaltens von Tauben durchzuführen. Im Vorwort kann er seine tiefgehende Motivation perfekt „ausleben“ und über bisherige Erfahrungen berichten. Auch besondere Schwierigkeiten bei der Herausgabe des Werkes, z. B. der Verlagssuche, können im Vorwort enthalten sein. Falls das Buch in einer neuen Auflage herausgegeben wird, erfolgen im Vorwort in der Regel Informationen über Erweiterungen des Umfangs, Aktualisierungen oder andere Änderungen. Eher unüblich sind Entschuldigungen in einem Vorwort. Beispiel: Entschuldigen ist nicht gefragt Die Bitte um Nachsicht für das Werk, weil es z. B. die erste Veröffentlichung des Autors darstellt, sollte in einem Vorwort vermieden werden. Der Leser wird einem solchen Autor wohl weniger Vertrauen entgegenbringen. Das Vorwort endet in der Regel mit einer Ortsangabe, einem Zeitraum (z. B. „im Frühjahr“) oder konkreten Datum und dem Namen des Verfassers. Werfen Sie einmal einen Blick auf das Vorwort dieses Buches. <?page no="132"?> 133 7.2 Gliederung 7.2.1.5 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Für Abbildungen, Tabellen usw. muss jeweils ein eigenes Verzeichnis angelegt werden, das einen schnellen Einblick in alle gezeigten Abbildungen und Tabellen der gesamten wissenschaftlichen Arbeit leisten soll (vgl. Tab. 7.4). Das jeweilige Verzeichnis startet mit der ersten Abbildung und gibt deren Titel und die Seitenzahl an, auf der sich die Abbildung bzw. Tabelle befindet. Beginnend bei eins werden die folgenden Abbildungen laufend durchnummeriert. Tab. 7.4: Beispiel für ein Abbildungsverzeichnis Abbildung Titel Seite 1 2 3 Kontextfaktoren der Zufriedenheit Elemente des Marketing-Mixes Dimensionen der Preispolitik 4 15 33 Merke Abbildungsbzw. Tabellenverzeichnisse können in Textverarbeitungsprogrammen wie Word automatisiert erstellt werden. Dazu müssen zunächst die entsprechenden Beschriftungen erstellt werden. 7.2.2 Textteil Der Textteil stellt den Kern der wissenschaftlichen Arbeit dar, da hier die ganze Bearbeitung des Themas in Worten erläutert wird. Merke Ein Textteil, der einen eigenen Gliederungspunkt darstellt, sollte mehr als nur einen Satz enthalten. Zur Länge existieren allerdings keine allgemeingültigen Vorschriften. Brink (2013) nennt als absolutes Minimum drei Sätze und drei bis vier Seiten im Maximum pro Gliederungspunkt, wobei er von einem absoluten Maximum spricht. Als Faustregel kann gelten, dass ein Abschnitt mindestens eine viertel Seite bis maximal drei Seiten lang sein sollte. Der Aufbau des Textteils (vgl. Abb. 7.7) wird im Folgenden vorgestellt. Aufbau des Textteils Einleitung Hauptteil Schlussteil Abb. 7.7: Aufbau des Textteils <?page no="133"?> 134 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben 7.2.2.1 Einleitung Hier werden die Problemstellung, grundsätzliche Zielsetzungen bzw. Forschungsfragen, inhaltliche Abgrenzungen sowie der Aufbau der Arbeit erläutert. Ergebnisse der eigenen Studie werden also nicht bereits in der Einleitung dokumentiert. In der Problemstellung sind nur die zu behandelnden Fragen zu kennzeichnen und in ihrer Bedeutung und ihrem Umfang verständlich zu machen sowie die Relevanz der Thematik zu verdeutlichen. In diesem Zusammenhang kann es förderlich sein, Ein- und Abgrenzungen des Themas explizit vorzunehmen und dadurch Teilprobleme, die nicht in der Arbeit behandelt werden sollen, auszuschließen. Merke Einleitungen werden von Studierenden gerne zu lange gestaltet. Bei einer Seminararbeit reichen 1 bis 1,5 Seiten, bei einer Bachelorarbeit 2 bis 3 Seiten und bei einer Masterarbeit 3 bis 4 Seiten. Weitschweifende Einordnungen des Themas in den wissenschaftlichen oder historischen Kontext sind ebenso wie eine Aneinanderreihung von Definitionen zu vermeiden. Letztere gehören in den Theorieteil des Hauptteils der wissenschaftlichen Arbeit. Übersichtsabbildungen zum Vorgehen oder den Basiszielen der Arbeit sind erlaubt, ansonsten finden sich keine Abbildungen oder Tabellen in der Einleitung. Einleitende Zitate oder Geschichten sind dagegen in diesem Anfangskapitel zu finden. Voraussetzung ist, dass die Ausführungen einen unmittelbaren Bezug zur anschließenden Thematik haben. In der Regel wird in der Einleitung der weitere Aufbau der Arbeit beschrieben, wobei meist ein oder zwei Sätze pro Kapitel ausreichen, um kurz deren Inhalt zu bezeichnen. Bei empirischen Arbeiten kann die Nennung der zu analysierenden Variablen bei der Beschreibung eingeschlossen werden. 7.2.2.2 Hauptteil Der Hauptteil ist der Kern des Textteils. Hier finden sich die zentralen Kapitel, die wie durch einen roten Faden verbunden sein sollten. Der Hauptteil behandelt die Thematik „trichterförmig“, d. h. vom Allgemeinen zum Speziellen. Er wird in mehrere Teilbereiche untergliedert. Größere Abschnitte im Hauptteil sollten auch eine Hinführung besitzen, wenn der Zusammenhang zu den Vorkapiteln nur gering ist. Die genaue Struktur des Hauptteils hängt sehr vom Typ der wissenschaftlichen Arbeit ab (vgl. Kap. 1.5). Im Kern finden sich folgende Punkte in den Arbeiten wieder • Theoretischer Teil: Darstellung des Forschungsstands, z. B. Erläuterung der fachlichen Diskussion im Themengebiet mit allen nötigen Hintergrundinformationen, die der Fachleser für das Verständnis benötigt, Definition von Begriffen, bisherige Studien (mit empirischen Daten), ggf. (Hypo-)Thesen bilden <?page no="134"?> 135 7.2 Gliederung • Methodischer Teil: Vorstellen der Untersuchung, bei empirischen Arbeiten des Forschungsdesigns, z. B. Setting (Durchführungsort), Teilnehmer (Anzahl und Auswahl), Interventionsmaterialien (z. B. Fragebogen), Messinstrument (Methode, die angewandt wurde), Datensammlung (z. B. Art der Durchführung), Datenanalyse (z. B. eingesetzte statistische Software) • Auswertung und Resultate: Darstellung der Ergebnisse mit der Information, was in Bezug auf das Messinstrument entdeckt wurde, inklusive Tabellen und Abbildungen • Interpretation der Ergebnisse: Diskussion der Ergebnisse in Bezug auf die in Kapitel 1 aufgezeigte(n) Forschungsfrage(n), Interpretation durch den Forscher und Rückschlüsse daraus Merke Gerade beim umfangreichen Hauptteil der Arbeit können sich Studierende leicht „verzetteln“. Beispielsweise besteht die Gefahr, Kapitel mit Text zu überfrachten, weil viel Literatur zur Thematik recherchiert und gelesen wurde. Dies lässt sich vermeiden, wenn vorab in der Gliederung unter jedem Kapitel und Unterkapitel eine ungefähre Seitenzahl geschrieben wird. Wird diese dann überschritten, wird schneller das Nachdenken angeregt, ob der Text überhaupt gerechtfertigt ist. 7.2.2.3 Schlussteil Der Schlussteil dient zur Abrundung der wissenschaftlichen Arbeit. Dort erfolgt eine kurze Zusammenfassung der Kernaspekte, ein Resümee, aber auch ein Rück- oder Ausblick. Entschuldigungen für nicht berücksichtigte Teilaspekte sind bei der Betrachtung nicht angebracht. Des Weiteren ist wenig sinnvoll, neue Daten einfließen zu lassen, die die Forschungsfrage tiefer beantworten sollen. Solche Anliegen müssten zwingend im Hauptteil der Arbeit realisiert werden. Vielmehr sind im Schlussteil Hinweise auf folgende Entwicklungen, weiterführende Fragestellungen oder Forschungsperspektiven zu geben. Es sollte nicht die Chance verpasst werden, die Leser der Arbeit mit einem guten Ausklang zu verabschieden. Positiv kann wirken, einen Kreis zur Einleitung zu schließen oder ein passendes Zitat einer bekannten Persönlichkeit zu gebrauchen. Der Schlussteil unterstützt auch das Qualitätsmanagement des Autors: Er denkt beim Schreiben nochmals über den gesamten Kontext nach, was auch ein gutes Prüfelement darstellt. Inkonsequenzen oder Gedankensprünge können ihm bei diesem Schritt auffallen. 7.2.3 Nachspann Der Nachspann ergänzt den Hauptteil. In diesem Teil finden sich je nach Vorgaben der Hochschule unterschiedliche Bestandteile (vgl. Abb. 7.8). Einige könnten auch dem Vorspann zugeordnet werden, wie z. B. das Abkürzungsverzeichnis. <?page no="135"?> 136 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben 7.2.3.1 Abkürzungsverzeichnis In wissenschaftlichen Arbeiten sollten möglichst wenige Abkürzungen verwendet werden - vermeiden lassen sie sich meist nicht. Abkürzungen sind im Text bei der ersten Nennung zuerst auszuschreiben, anschließend folgt die Abkürzung in Klammern. Fachbegriffe dürfen generell übernommen werden. Abkürzungen aus Bequemlichkeit sind dagegen unzulässig. Beispiel: Keine Abkürzungen aus Bequemlichkeit Ein Studierender verwendet in seiner wissenschaftlichen Arbeit oft den Begriff Manager. Aus Bequemlichkeit kürzt er diesen nach der ersten Verwendung nur noch mit M. ab. Eine solche selbstgewählte Abkürzung ist unzulässig. Die verwendeten Abkürzungen müssen im Abkürzungsverzeichnis erläutert werden - sofern sie nicht allgemeinsprachlich bekannt sind, d. h. die nicht im Duden stehen. Im Verzeichnis selbst erfolgt eine Gegenüberstellung von Abkürzung und abgekürztem Begriff in alphabetischer Sortierung (vgl. Tab. 7.5). Tab. 7.5: Beispiel für ein Abkürzungsverzeichnis (Auszug) AMA American Marketing Association FINMA Finanzmarktaufsicht NAV Net Asset Value SEC Securities and Exchange Comission SRI Social Responsible Investments ZKB Zürcher Kantonalbank Merke Schreiben Sie die Abkürzungen sofort nach der Verwendung alphabetisch ins Abkürzungsverzeichnis. Eine andere Alternative wäre das Markieren von Abkürzungen mittels Leuchtstift beim Lesen oder Korrigieren zu einem späteren Zeitpunkt. Elemente des Nachspanns Abkürzungsverzeichnis Glossar Quellenverzeichnis Ehrenwörtl. Erklärung Diverse Anhänge Abb. 7.8: Elemente des Nachspanns <?page no="136"?> 137 7.2 Gliederung 7.2.3.2 Glossar Bei einem Glossar handelt es sich um eine alphabetisch geordnete Liste von Begriffen mit genauen Beschreibungen zu jedem einzelnen Wort. Hier sind alle Begriffe (z. B. wenig bekannte Fachbegriffe, ungeläufige Begriffe und Fremdwörter) aufführen, die zum Verständnis des Textes zweckdienlich sind. Ein Glossar wird an manchen Hochschulen mit dem Abkürzungsverzeichnis zusammengefasst. 7.2.3.3 Quellenverzeichnis Synonyme Begriffe für das Kapitel Quellenverzeichnis sind „Literaturverzeichnis“, „verwendete Literatur“, „Literatur“, „Literatursammlung“ oder ähnliche. Es ist das Spiegelbild der verwendeten Zitate, d. h. zitierte Quellen müssen dort zwangsläufig aufgeführt werden. Wichtig ist, dass alle Medien aufgeführt werden, die für die Erstellung der Arbeit gebraucht wurden. Sinnlos ist es hingegen, die wissenschaftliche Arbeit mit einer langen Literaturliste „aufzublähen“ und Quellen aufzulisten, die der Autor vielleicht noch nicht einmal in der Hand gehabt hat. Quellen können Texte, Bücher, Aufsätze, Zeitschriftenbeiträge, Gesetzestexte etc. sein. Die einzelnen Quellen können im Verzeichnis unter unterschiedlichen Rubriken untereinander abgegrenzt werden, z. B. • Archivquellen • Literatur aus Büchern oder Zeitschriften • Gesetze, Verordnungen • Gerichtsurteile • Internetquellen • Statistiken, Karten • Interviews (evtl. unterteilt in schriftliche und mündliche) • Nichtpublizierte Datenquellen Die Reihenfolge der aufgeführten Literatur richtet sich nach dem Alphabet, bezogen auf den Nachnamen der Verfasser (bei mehreren Verfassern des ersten Verfassers). Recht unterschiedliche Möglichkeiten bestehen allerdings für die Ausgestaltung der entsprechenden Angabe. Im Folgenden wird jeweils eine mögliche Form für unterschiedliche Quellenangaben dargestellt. Merke Ähnlich wie bei Zitaten finden sich auch bei dem Literaturverzeichnis unzählige unterschiedliche Schreibweisen. Aus diesem Grund sollte sich der Verfasser der wissenschaftlichen Arbeit die Richtlinien des Lehrstuhls oder des Instituts, an dem er die Arbeit schreibt, besorgen. <?page no="137"?> 138 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben 7.2.3.3.1 Gängige Abkürzungen im Quellenverzeichnis Im Quellenverzeichnis finden sich viele Abkürzungen. Einige besonders geläufige Abkürzungen werden in Tabelle 7.6 illustriert. Tab. 7.6: Gängige Abkürzungen im Quellenverzeichnis Abkürzung Bedeutung Bd. Band, für Band einer wissenschaftlichen Reihe f., ff. folgende Seite(n), Seitennennungen bei Aufsätzen oder Zeitschriftenartikeln, z. B. S. 14 f. Hg. oder Hrsg. Herausgeber, Verfasser eines Sammelbandes/ Herausgeberwerkes hrsg. v. herausgegeben von - gleiche Bedeutung wie Hg. oder Hrsg. Jg. Jahrgang, für die Jahre, die eine Zeitschrift bereits aufgelegt wird, gleiche Bedeutung wie „Volume“ N. N. Nomen nescio - ich kenne den Namen nicht, gleiche Bedeutung wie „o. V.“ o. J. ohne Jahr, wenn die Angabe zum Jahr der Herausgabe in der Quelle fehlt o. O. ohne Ortsangabe, falls keine Ortsangabe in der Quelle vorhanden ist, diese aber zu nennen wäre o. S. ohne Seitenangabe, wenn keine Seitennummerierung in der Quelle vorhanden ist o. V. ohne Verfasser, wenn die Angabe zum Autor in der Quelle fehlt, z. B. bei Zeitungsartikeln. Gleiche Bedeutung wie N. N. S. Seite, bei unselbstständiger Literatur anzugeben Sp. Spalte, bei unselbstständiger Literatur, oft bei Lexika, vorhanden Übers. Übersetzer, Übersetzung, bei Übersetzungen von Romanen wird der Übersetzer in der Regel erwähnt, bei wissenschaftlichen Lehrbüchern hingegen meist nicht. Es sind die Hinweise der Hochschule zu beachten. unv. Man. unveröffentlichtes Manuskript Vol. Volume, für die Jahre, die eine Zeitschrift bereits aufgelegt wird, gleiche Bedeutung wie „Jahrgang“ 7.2.3.3.2 Monographien Im Quellenverzeichnis wird die Quelle wie folgt angelegt: • Name des Autors bzw. der Autoren vollständig ausgeschrieben, der Vorname(n) wird nur mit dem ersten Buchstaben angegeben (Meier, P. & Schmitz, H.) • Das Erscheinungsjahr in Klammern (2016) danach Doppelpunkt <?page no="138"?> 139 7.2 Gliederung • die Titelangabe, evtl. auch der Untertitel des Werkes (wissenschaftliches Arbeiten) danach Punkt • bei mehreren Auflagen die Auflagenummer danach Komma • der Erscheinungsort danach Doppelpunkt • der Erscheinungsverlag Zeichenanwendung im Überblick: [Autorenname], [Vornamensabkürzung] & [Autorenname], [Vornamensabkürzung] [(Erscheinungsjahr)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [Auflage.], [Verlagsort]: [Verlag] Beispiele: Voss, R. (2014): BWL kompakt - Grundwissen Betriebswirtschaftslehre. 7. Auflage, Rinteln: Merkur Verlag Watzlawick, P., Beawin, J. & Jackson, D. (1982): Menschliche Kommunikation - Formen, Störungen, Paradoxien. 6. Auflage, Bern, Stuttgart, Wien: Huber 7.2.3.3.3 Sammelwerke / Herausgeberwerke Im Quellenverzeichnis werden Sammelwerk-Quellen bis auf den Zusatz Hrsg. genauso zitiert wie Monographien. Es ist zu beachten, dass Sammelwerke so gut wie nie alleine als Quellenangabe existieren: Der zitierte Aufsatz innerhalb des Herausgeberwerkes muss als Quelle angegeben werden (vgl. Kap. 7.2.3.3.4). In diesem Fall wird das Sammelwerk nicht extra ins Quellenverzeichnis eingegliedert. Zeichenanwendung im Überblick: [Name des Herausgebers], [Vornamensabkürzung.] [(Hrsg.)] [(Erscheinungsjahr)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [Auflage.], [Verlagsort]: [Verlag] 7.2.3.3.4 Beiträge in Sammelwerken Im Quellenverzeichnis wird die Quelle wie folgt angelegt: • der Name des Autors bzw. der Autoren des Aufsatzes vollständig ausgeschrieben, der Vorname(n) wird nur mit dem ersten Buchstaben angegeben (Hansen, P. & Klauser, W.) • Das Erscheinungsjahr in Klammern (2016) danach Doppelpunkt • Der Aufsatztitel (Analyse von Kundenwünschen), evtl. auch der Untertitel des Werkes danach Punkt • die Einfügung von „In: “ • der Name des / der Herausgeber des Buches, in dem der Aufsatz veröffentlicht wurde, vollständig ausgeschrieben. Der Vorname(n) wird nur mit dem ersten Buchstaben angegeben (Weber, P. & Lust, V.) <?page no="139"?> 140 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben • die Einfügung von „Hrsg.“: • die Titelangabe, evtl. auch der Untertitel des Werkes, in dem der Aufsatz erschienen ist (z. B. wissenschaftliches Arbeiten) danach Punkt • bei mehreren Auflagen die Auflagenummer, danach Komma • der Erscheinungsort, danach Doppelpunkt • der Erscheinungsverlag • die Seitenzahlen, von der ersten bis zur letzten Seite, die der Aufsatz in dem Werk einnimmt Zeichenanwendung im Überblick: [Autorenname], [Vornamensabkürzung] & [Autorenname], [Vornamensabkürzung] [(Erscheinungsjahr)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [In]: [Name des Herausgebers], [Vornamensabkürzung.] [(Hrsg.)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [Auflage.], [Verlagsort]: [Verlag], [Seiten] 7.2.3.3.5 Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften (Journals) Im Quellenverzeichnis wird die Quelle wie folgt angelegt: • der Name des Autors bzw. der Autoren des Aufsatzes vollständig ausgeschrieben, der Vorname(n) wird nur mit dem ersten Buchstaben angegeben (Hirte, S. & Alber, L.) • Das jeweilige Erscheinungsjahr in Klammern (2017), danach Doppelpunkt • Der Aufsatztitel (Erwartungen von Studierenden), evtl. auch der Untertitel des Werkes danach Punkt • die Einfügung von „In: “ • der Name der wissenschaftlichen Zeitschrift, danach Komma • Index Volume (Vol.) oder Jahrgang (Jg.), danach Komma • die Heftnummer (unbedingt nötig, wenn die Heftnummer nicht fortlaufend nummeriert sind) • die Seitenzahlen, von der ersten bis zur letzten Seite, die der Aufsatz in der Zeitschrift ausfüllt Zeichenanwendung im Überblick: [Autorenname], [Vornamensabkürzung] & [Autorenname], [Vornamensabkürzung] [(Erscheinungsjahr)]: [Haupttitel] - [Untertitel]. [In]: [Name der Zeitschrift], [Volume], [Heftnummer], [Seiten] Beispiel: Redding, P. (2005): The evolving interpretations of customers in higher education - empowering the elusive. In: International Journal of Consumer Studies, Vol. 29, Heft 5, S. 409 - 417 <?page no="140"?> 141 7.2 Gliederung 7.2.3.3.6 Angabe von Internetquellen Die Angabe von Internetquellen stellt einen Sonderfall dar. Im Gegensatz zu Büchern oder Zeitschriften sind Onlinequellen möglicherweise nicht immer oder nicht mehr zugänglich. Trotzdem muss die verwendete Quelle mit der URL im Quellenverzeichnis belegt werden. Dies empfiehlt sich unter einer eigenen Rubrik „Internetquellen“. Internetveröffentlichungen können in Anlehnung an die oben beschriebenen Muster (Autor, Jahr, Titel) aufgeführt werden. Zusätzlich ist die Internetadresse und Tagesdatum des Abrufs des Bearbeiters anzugeben. Beispiel: Ulrich, G. (2006): Die Qual der Wahl bei den Master-Ausbildungen. http: / / www.fh-hwz.ch/ display.cfm/ id/ 100360 (abgerufen am 15. Mai 2016) Bei einem Großteil der Internetpublikationen sind allerdings weder ein Autor, noch irgendein Datum angegeben, so dass diese Zusatzinformationen sich erübrigen. Dies ist etwa bei Websites von Unternehmen im Internet der Fall. Beispiel: Ein Studierender übernimmt Informationen von der Website des Pharmaunternehmens „Novartis“. Es ist weder ein Autor noch ein Datum erkennbar. In diesem Fall wäre nur folgende Angabe erforderlich: Novartis (2016): http: / / www.novartis.ch/ (abgerufen am 22. Mai 2016) 7.2.3.3.7 Angabe von Interviewquellen Selbst durchgeführte Interviews müssen im Quellenverzeichnis belegt werden. Teilweise fordern Lehrstühle die Offenlegung, d. h. ein abgetipptes Interview im Anhang beizulegen. In der Regel reicht aber die Angabe des Interviewpartners, seiner Position, der Ort, der Zeitraum und das Datum. Beim schriftlichen Interview oder Online-Interview (z. B. Chat) müssen die Angaben modifiziert werden. So reicht bei einem schriftlichen Interview eine Angabe des Poststempels oder der Eingang beim Verfasser der Arbeit. Beim Online-Interview muss keine Nennung des Ortes erfolgen, da Interviewer und Befragter räumlich getrennt sind. Beispiel: Face-to-Face-Interview Mustermann, T. (2016): CEO von XYZ-Management, Münster, geführt von 12: 15 - 12: 56 am 26. 5. 2016 Schriftliches Interview Mustermann, T. (2016): CEO von XYZ-Management vom 11. 8. 2016 Online Interview Mustermann, T. (2016): CEO von XYZ-Management, geführt von 12: 15 - 12: 56 am 26. 8. 2016 <?page no="141"?> 142 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben 7.2.3.3.8 Angabe von Videoquellen Für das Zitieren von Fernseh- und Hörfunkbeiträgen gilt selbiges wie bei wissenschaftlichen Quellen aus dem Internet. Im Quellenverzeichnis wird die Quelle wie folgt angelegt: • Sendung • das Sendejahr in Klammern (2016) danach Doppelpunkt • die Sendeanstalt/ Kanal danach Komma • das Sendedatum (21.10.2016), gegebenenfalls mit Sendezeitfenster (20.00 - 20.15 Uhr) Für Fernseh- und Hörfunkbeiträge, die online verfügbar sind, gilt selbiges, allerdings mit Zusatz der Quelle (URL). Zeichenanwendung im Überblick: [Titel] [(Jahr) ]: [Sendeanstalt/ Kanal], [Sendedatum und -zeit], gegebenfalls [Sendereihe]. Wenn bekannt: [Name/ n der RedakteurInnen/ GestalterInnen]; falls verfügbar [Website] [Abrufdatum] Beispiel: Fernseh- und Hörfunkbeiträge Tagesschau (2016): ARD, 21.10.2016, 20.00 - 20.15 Uhr https: / / www.tagesschau.de/ multimedia/ sendung/ ts-16577.html (abgerufen am 22. 10. 2016) Videoclips von Videoplattformen wie YouTube sind ebenfalls zitierbar, wenn eine wissenschaftliche Güte nachweisbar ist. Sie müssen alle korrekten bibliografischen Angaben enthalten, um die Nachverfolgbarkeit zu gewährleisten. Clips von Videoplattformen werden demnach wie folgt im Quellenverzeichnis angelegt • Username • das Datum der Aufschaltung des Videos in Klammern (2016) danach Doppelpunkt • Titel des Clips • URL • das Abrufdatum des Clips Zusätzlich kann die Internet-Plattform, z. B. YouTube als veröffentlichende Plattform (ähnlich eines Verlages bei Monografien) angeführt werden. Zeichenanwendung im Überblick: [Username] [(Aufschatungsjahr)]: [Titel des Clips], [Datum der Veröffentlichung], [Website] [Abrufdatum] Beispiel: Beiträge auf einer Plattform Toulouse School of Economics (2014): Jean Tirole - Nobel Prize Lecture, 08. 12. 2014 https: / / www.youtube.com/ watch? v=nT_OhtNf9JE (abgerufen am 10. 2. 2018) <?page no="142"?> 143 7.2 Gliederung 7.2.3.3.9 Verbindung von Zitat und Quellenverzeichnis Eine beliebte studentische Frage ist, wie die Verbindung zwischen Zitation und Quellenverzeichnis konkret gestaltet wird. In Tab. 7.7 werden Verbindungen aufgezeigt, wobei auf die Harvard-Regel Bezug genommen wird. Ferner wird aus einer Menge von Darstellungsmöglichkeiten (z. B. hinsichtlich der Zitationsvarianten) je eine Alternative ausgewählt. Tab. 7.7: Verbindung von Zitat und Quellenverzeichnis Quelle Zitat Quellenverzeichnis Monographie Die von Universitäten so gern gesehene akademische Orientierung (vgl. Holland 1985) ist wenig ausgeprägt. Holland, J. (1985): Making vocational choices: A theory of careers. Englewood Cliffs: Prentice Hall Sammelwerk- Beitrag Aus diesem Grund werden Studierende auch des Öfteren in der Literatur vereinfachend als „Kunde“ der Leistung „Lehre“ bezeichnet (vgl. Hansen, Henning-Thurau & Wochnowski 2000). Hansen, U., Hennig-Thurau, T. & Wochnowski, H. (2000): TEACH-Q: Ein valides und handhabbares Instrument zur Bewertung von Vorlesungen. In: Stauss, B., Balderjahn, I. & Wimmer, F. (Hrsg.): Dienstleistungsorientierung in der universitären Ausbildung, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, S. 311 - 345 Journal- Beitrag Die resultierende HVM ist “a mass of links and concepts that usually is unintelligible” (Christensen & Olson 2002, S. 484). Christensen, G. & Olson, J. (2002): Mapping consumers’ mental models with ZMET. In: Psychology and Marketing, Vol. 19, Heft 6, S. 477 - 502 Internet- Quellen Das Pharmaunternehmen Novartis verbindet Forschung und Entwicklung geschickt, um innovative Medikamente zu entwickeln (Novartis, abgerufen 26. 9. 2016). Novartis (2016): http: / / www.novartis.ch/ research/ research-areas.shtml (abgerufen am 26. 9. 2016) Interview- Quelle Aus dem Interview mit Mustermann (2016) wird deutlich, dass sich für die Social Media-Branche ein großes Marktpotenzial ableiten lässt. Mustermann, T. (2015): CEO von XYZ-Management, Münster, geführt von 8.00 - 9.00 Uhr am 22. 10. 2016 Video-Quelle In der Tagesschau vom 17. 10. 16 (2016: min.: 07,46 - 09,35) war der Unfall auf dem BASF-Gelände ein zentrales Thema. Tagesschau (2016): ARD, 17. 10. 2016, 20.00 - 20.15 Uhr https: / / www.tagesschau.de/ multimedia/ sendung/ ts-16483.html (abgerufen am 12. 11. 2016) 7.2.3.4 Ehrenwörtliche Erklärung Jede umfangreichere wissenschaftliche Arbeit muss mit einem besonderen Vermerk („Ehrenwörtliche Erklärung“) beginnen oder abschließen. Über den Standort (Vor- <?page no="143"?> 144 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben spann oder Nachspann) und den genauen Wortlaut gibt die jeweilige Prüfungsordnung Aufschluss. Mit der Erklärung wird die selbstständige Anfertigung der Arbeit versichert, die handschriftlich mit Orts- und Datumsangabe zu versehen und mit Vor- und Zunamen zu unterschreiben ist. 7.2.3.5 Diverse Unterlagen, Anhänge Hier können vertiefte statistische Auswertungen, erweiterte Tabellen, Abbildungen oder sonstige Unterlagen platziert werden, welche den Lesefluss hemmen und im Text nicht ausführlich kommentiert werden. 7.3 Zusammenfassung Bestandteile einer Einleitung • Sie lernen grundlegende Gestaltungskriterien für wissenschaftliche Texte kennen. • Sie wissen, direkte und indirekte Zitate in wissenschaftlichen Texten einzufügen. • Wissenschaftliche Formulierungen können Sie anwenden und von Umgangssprache abgrenzen • Sie erkennen, dass wissenschaftliche Redlichkeit ein Grundpfeiler einer wissenschaftlichen Arbeit ist und Verstöße (Plagiate) hiergegen geahndet werden. • Sie sind fähig und bereit, Ihre wissenschaftliche Abhandlung nach gebräuchlichen Gliederungskriterien aufzubauen. • Sie können ein zweckmäßiges Quellenverzeichnis anlegen. Einleitung Problemstellung grundsätzliche Zielsetzungen bzw. Forschungsfragen kurze inhaltliche Abgrenzung Aufbau der Arbeit <?page no="144"?> 145 7.4 Kontrollaufgaben 7.4 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: In einer wissenschaftlichen Arbeit finden sich im theoretischen Teil folgende Passagen: Mit Rechtsform werden all diejenigen Regelungen rechtlicher Art bezeichnet, die ein Unternehmen nicht nur als Wirtschaftseinheit, sondern es darüber hinaus auch als rechtliche Einheit kennzeichnen (Schierenbeck: 28). „Für die verschiedenen Rechtsformen sieht der Gesetzgeber unterschiedliche Rechte vor“ (vgl. Voss 2014, S. 319 ff.). Wie beurteilen Sie die Zitiertechnik in diesem Text? Zeigen und beschreiben Sie etwaige Mängel. Aufgabe 2 Die folgenden Zitate stammen aus einem wissenschaftlichen Aufsatz von R. Voss mit dem Titel „Studying critical Classroom encounters: The experiences of students in German college education“. Versuchen Sie, die Auszüge ihrem jeweiligen „Standort“ (Einleitung, Hauptteil, Schlussteil) im Text zuzuordnen. Achten Sie dabei auf Formulierungen, die darauf hindeuten, in welchem Teil eines Textes die Aussagen stehen könnten. a) The total of 429 incidents were provided by 225 (mean of 1.91 per student) students who took part in the study. Each student wrote down between one and four incidents. The length of the mentioned anecdotes varied from 8 to 56 words per anecdote. b) This study shows that the CIT is a useful tool in examining the issue of studentlecturer encounters in higher education. Future research should be able to develop further studies to test the online application of the CIT method in their investigations of higher education services. c) The paper begins by reviewing the literature on service quality in higher education and the role of lecturers. It then describes a study that uses a questionnaire version of the critical incident technique to categorise positive and negative student-lecturer encounters, reveal quality dimensions of lecturers, and examine which attributes of lecturers are likely to breed satisfaction and which dimensions mainly give rise to dissatisfaction. d) Applied to the context of higher education, Voss and Gruber (2006, p. 220) defined service quality as „the difference between what a student expects to receive and his / her perceptions of actual delivery“. Browne et al. (1998) pointed out that students’ perceived service quality is an antecedent to student satisfaction. The academic literature postulates that positive perceptions of service quality can result in student satisfaction and satisfied students may help attract new students through engaging in positive word-of-mouth communication and may return themselves to the university to take further courses. <?page no="145"?> 146 Kapitel 7 Wissenschaftliches Schreiben Aufgabe 3: Folgendes Quellenverzeichnis findet sich in einer wissenschaftlichen Arbeit. Was fällt Ihnen auf den ersten Blick auf? Welche Struktur sehen Sie? Verbessern Sie die Darstellung. Ausschnitt aus einem Literaturverzeichnis Dennis, M. (1998): A Practical Guide to Enrollment and Retention Management in Higher Education. London: Bergin & Garvey. Diller, H. 1994. State of the Art: Kundenmanagement, Arbeitspapier No. 30, Universität Nürnberg-Erlangen, Nürnberg Dwyer, F. R.; Schurr, P. H. & Oh, S. 1987. Developing Buyer-Seller Relationships. In: Journal of Marketing, Vol. 51, S. 11 - 27. Aufgabe 4: Kreuzen Sie die fachgemäße Aussage zur Harvard Zitierweise an: Die Zitatangabe findet sich in einer Fußnote am unteren Ende der Textseite. Die Zitatangabe findet sich direkt nach dem Zitat in Klammern. Die Zitatangabe findet sich in einer Kopfzeile im oberen Teil der Textseite. Die Zitatangabe findet sich in einem gesonderten Buch, das die wissenschaftliche Arbeit ergänzt. Aufgabe 5: Beurteilen Sie bitte folgenden Auszug aus einer studentischen Gliederung indem Sie die Fehler nennen und anschließend Änderungsanregungen geben: 1. Einleitung 1.1. Problemhintergrund 2. Wissenschaftliches Arbeiten 2.1. Arbeitsort 2.a Bibiliotheksbenutzung 2.b Hochschule 2.2. Arbeitsmittel 2.a PC oder Notebook 2.2. Zeichenblock <?page no="146"?> 147 7.5 Hinweise zur Vertiefung Aufgabe 6: In einem Abkürzungsverzeichnis finden sich die folgenden Abkürzungen. Welche passt nicht hierein? Warum? AMA American Marketing Association etc. und so weiter NAV Net Asset Value SEC Securities and Exchange Comission SRI Social Responsible Investments ZKB Zürcher Kantonalbank Aufgabe 7: Lesen Sie bitte die folgende Passage einer wissenschaftlichen Hausarbeit und beantworten Sie anschließend die darauffolgenden Fragen zum Text. „Die Glücksforschung nimmt zahlreiche Situationen unter die Lupe, in der Menschen Glück empfinden und gewinnt dabei interessante Erkenntnisse. Zum Beispiel wird untersucht, wie sich das Glück in Bezug auf das soziale Umfeld eines Menschen verhält, oder wie es sich bei und nach einem Lottogewinn verhält. Für beide dieser Sachverhalte brauchen wir dasselbe Wort, nämlich Glück. Es sind jedoch zwei sehr unterschiedliche Situationen. Die eine bezieht sich auf das Glück in der Gemeinschaft, die andere auf das Glück des Zufalls (vgl. von Hirschhausen, 2012).“ 1) In welchem Teil einer wissenschaftlichen Arbeit findet sich diese Passage vermutlich? 2) Beurteilen Sie den Text hinsichtlich seines wissenschaftlichen Schreibstils. 3) Was vermuten Sie als Grund für den verwendeten Schreibstil? 4) Welche Ratschläge würden Sie dem Studierenden geben? 7.5 Hinweise zur Vertiefung Kühtz, S. (2016): Wissenschaftlich formulieren: Tipps und Textbausteine für Studium und Schule, 4. Auflage, Paderborn: UTB - Schöningh Pyerin, B. (2014): Kreatives wissenschaftliches Schreiben: Tipps und Tricks gegen Schreibblockaden. 4. Auflage, Weinheim: Juventa <?page no="148"?> Überblick 8 Wissenschaft präsentieren Ein Anspruch an wissenschaftliche Arbeiten im Allgemeinen ist eine Vorstellung und Verteidigung des Forschungsergebnisses vor einem (Fach)Publikum. Die Vermittlung der Ergebnisse ist daher ein entscheidendes Qualifikationsmerkmal für Studierende, das häufig auch direkt mit einem bestimmten Anteil in die Notenfindung eingeht. Damit wird man der Anforderung an die berufliche Praxis gerecht, sich zu artikulieren und Fakten vor Kolleginnen und Kollegen vortragen zu können. Die Präsentation einer wissenschaftlichen Arbeit bietet in diesem Zusammenhang eine gelungene Übung. Je früher im Studienabschnitt die Möglichkeit gegeben wird, etwas vor einem Auditorium zu präsentieren, desto ausgeprägter kann der Lerneffekt sein. Erfolgt die Präsentation durch eine Gruppe, wird zudem noch die Teamfähigkeit der Studierenden gefördert. Einen wissenschaftlichen Vortrag vor Kommilitonen und Dozierenden zu absolvieren, stellt trotzdem für viele Studierende eine unangenehme Pflicht dar, die oft mit „Lampenfieber“ verbunden ist. Mit Hilfe einer gelungenen Vorbereitung lassen sich die Ängste allerdings minimieren. Ehe in Kapitel 8.2 Ansprüche an die Präsentationsvorbereitung aufgegliedert werden, erfolgt eine Erläuterung möglicher Präsentationsarten und -orte. Kapitel 8.3 betrifft die Medienauswahl und wäre thematisch auch unter 8.2 einzugliedern, aufgrund der Relevanz dieses Aspektes wird diesem ein autonomes Kapitel gewidmet. Präsentationsvorbereitung Medienauswahl Präsentationsaufbau Präsentationsnachbereitung Präsentationsarten und -orte Wissenschaft präsentieren <?page no="149"?> 150 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Darauf folgt der Aufbau der Präsentation und damit ein wesentlicher Punkt der Präsentationsdurchführung. Abschließend werden Fragen der Nachbereitung von Präsentationen geklärt. 8.1 Präsentationsarten und -orte 8.1.1 Präsentationsart Je freier ein Vortragender während seiner wissenschaftlichen Präsentation spricht, desto abwechslungsreicher und souveräner wirkt die Gestaltung. Ebenso gilt, je öfter die Chance zum Vortragen genutzt wird, desto mehr stellt sich auch ein Übungseffekt mit entsprechenden Fortschritten ein. Gelungene Vorträge klappen freilich nur, wenn ein entsprechendes Fachwissen und eine gute Planung zu Grunde liegen, wie etwa durch ein Manuskript. Ein Redemanuskript dient als ein Sicherheitsnetz, das genutzt werden kann, wenn die vortragende Person etwas ins Stocken gerät. Im Wesentlichen sind zwei Arten von Redemanuskripten denkbar: ein ausformuliertes oder ein stichwortartiges Manuskript (vgl. Abb. 8.1). Bei beiden Formen ist es zweckmäßig, die Seiten durchzunummerieren, da Blätter in der Aufregung leicht vertauscht werden können. Wenn eine Nummerierung fehlt, braucht eine Neusortierung weit mehr Zeit. Ebenso ist ein Sonderblatt mit Namen von Zuhörern, die eine besondere Rolle bei der wissenschaftlichen Arbeit oder für die Hochschule darstellen, hilfreich. Die Namen könnten sonst leicht vergessen werden. Beispiel Gäste aus China: Während des wissenschaftlichen Vortrages sind fünf Gäste aus China anwesend, die eine Woche das Lehrgeschehen an einer Hochschule in der Fremde beobachten. Diese können besonders begrüßt und verabschiedet werden. Am besten gelingt dies, wenn ihre Namen und vielleicht auch Funktion auf einem separaten Blatt dokumentiert werden. Nicht zu vergessen ist, im Redemanuskript die Zeitplanung einzutragen. Dies sichert eine sorgsame Einhaltung des vorgegebenen Zeitbudgets. Ein 30-minütiger Vortrag kann so gut auf die einzelnen Abschnitte aufgeteilt werden (z. B. Abschnitt A: 5 Minuten, Abschnitt B: 20 Minuten, Abschnitt C: 5 Minuten). Vortragsarten ausformuliertes Manuskript Mischformen freier Vortrag Abb. 8.1: Alternativen der Vortragsgestaltung <?page no="150"?> 151 8.1 Präsentationsarten und -orte 8.1.1.1 Ausformuliertes Manuskript Die größte Sicherheit mag ein ausformuliertes Manuskript bringen, auf dem der Vortrag Wort für Wort niedergeschrieben ist. Ein ausformuliertes Manuskript bietet sich z. B. bei Vorträgen an, die man in einer wenig sicheren Fremdsprache halten muss. Schriftsprache ist allerdings nicht gleich Vortragssprache. Bei der Ausformulierung sollte daher an die allgemeinen Regeln der Schriftsprache gedacht werden (vgl. Kap. 7). Bei vollständig ausformulierten Manuskripten kann zudem leicht der vorgesehene Zeitrahmen vergessen werden. Besonders ungeübte und nervöse Sprecher neigen dazu, schneller zu sprechen als mit normaler Redegeschwindigkeit. Dieses Verhalten kann man durch gute Übung aber sehr leicht vermeiden. Und eben dort liegt ein besonderer Vorteil dieser Vortragsweise: Mit einem ausformulierten Skript lässt sich vorzüglich üben. Um den Vortrag etwas freier erscheinen zu lassen, kann bei wichtigen Passagen wie etwa Einleitung und Schluss oder besonders zentralen Aussagen versucht werden, Blickkontakt mit den Zuhörern herzustellen. In diesem Fall liegt bereits eine Mischform zwischen ausformuliertem Manuskript und freier Rede vor. Zehn Tipps zur Gestaltung von ausformulierten Manuskripten 1. DIN-A4-Blätter sind bei einer großen Textmenge angebracht. 2. Ein voll beschriebenes Blatt kann erdrückend wirken; 2/ 3 beschriebene Blätter sind besser geeignet. 3. Einseitige Beschriftung der Blätter verhindert ein Umschlagen und Durcheinanderkommen. 4. Grössere Zeilenabstände (2-zeilig) verbessern die Leseorientierung. 5. Die Schriftgröße (ab Schriftgröße 16 bei Times New Roman) muss ausreichend sein. 6. Ausreichend Absätze bringen Struktur in die Rede. 7. Durch Unterstreichungen von Worten mit Textmarker in unterschiedlicher Farbe können besonders zu betonende Zusammenhänge für den Vortragenden besser erkennbar sein. 8. Zu viele Unterstreichungen können verwirren und der Strukturierungseffekt geht verloren. 9. Eine Zeile sollte mit einem Blick gut zu übersehen sein - Ränder links und rechts können dies ermöglichen. 10. Ein Rand für „Regieanweisungen“ (z. B. „auf die Abbildung zeigen“) ist sinnvoll. 8.1.1.2 Stichwortmanuskript Hier werden nur Stichworte auf einem Handzettel gebraucht, was dem Konzept des Sprechdenkens gerecht wird: Nach Drach (1932) ist davon auszugehen, dass während der Rede die enge, jederzeitige Verknüpfung von Sprechen und Denken dazu führt, dass Stichworte als Gedankenstütze ausreichen, um Denkimpulse zu geben. Die Denkimpulse können leicht verbal umgesetzt werden, denn im Kopf des Vortragenden ist schließlich weit mehr abrufbares und verbalisierbares Wissen zur vorzutragenden Thematik verfügbar als auf dem Manuskriptpapier steht. Wichtige <?page no="151"?> 152 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Stellen wie Einleitung und Zitate können auch vollständig aufgeschrieben werden, um Unsicherheiten zu minimieren. In diesem Fall handelt es sich um eine Mischform zwischen ausformulierten Manuskript und freier Rede. Zehn Tipps zur Gestaltung von Stichwortmanuskripten 1. DIN-A5-Blätter sind bei Stichworten eine gute Alternative. 2. Karteikarten sind robuster. Sie knicken nicht so leicht ein und knistern weniger. 3. Handbeschriftung der Karteikarten ist oft schneller als Vorbereitungen mit Word. 4. Einseitige Beschriftung der Blätter verhindert ein Umschlagen und Durcheinanderkommen. 5. Grössere Abstände zwischen den Stichwörtern verbessern die Leseorientierung, wobei 6 - 8 Zeilen auf einer Karte genügen. 6. Auf jeder Karte sollte nur ein Oberpunkt vertieft werden. 7. Die Schriftgröße muss eine gute Lesbarkeit garantieren. 8. Durch Unterstreichungen von Stichworten mit Textmarker in unterschiedlicher Farbe können die Stichworte nach Relevanz getrennt werden oder diejenigen gekennzeichnet werden, die unbedingt zu erläutern sind. 9. Zu viele unterschiedliche Farben verwirren. 10. „Regieanweisungen“ am linken Rand oder gegebenenfalls auch neben bzw. unter den Stichwörtern (z. B. „jetzt Zuhörer zwei Minuten nachdenken lassen“) platzieren. 8.1.1.3 Gegenüberstellung der beiden Vortragsarten Folgende Tabelle illustriert die Vor- und Nachteile der Vortragsarten ausformuliertes Manuskript und Stichwortmanuskript. Tab. 8.1: Vorteile eines ausformulierten und eines Stichwortmanuskripts Ausformuliertes Manuskript Stichwortmanuskript • leichter zu üben, da völlig vorformuliert • Text kann Zuhörern gegeben werden • es kommt nicht zu Sprachlosigkeit • wirkt lebendiger • spannender für den Hörer • Sprechsprache wird angewandt • mehr Spontanität • Blickkontakt zu Zuhörern • Medien sind leichter einzubeziehen 8.1.2 Präsentationsanlässe und -orte Es bietet sich eine Vielzahl alternativer Präsentationsanlässe und -orte (vgl. Abb. 8.2). <?page no="152"?> 153 8.1 Präsentationsarten und -orte 8.1.2.1 Veranstaltung Seminar- und Projektarbeiten werden in einer Veranstaltung vorgetragen und benotet. Anwesend sind die Teilnehmer des Kurses und bei Projektarbeiten eventuell externe Auftraggeber. Für Seminararbeiten besteht meist ein begrenzter Vortragszeitraum zur Verfügung (15 - 30 Minuten). Projektarbeiten, speziell solche, die in Gruppen absolviert wurden, können auch eine Stunde Vortragszeit in Anspruch nehmen. Falls eine Diskussionsrunde nach Vortragsende erfolgt, werden dort unter Umständen die Seminarinhalte reflektiert. Es erfolgt zwar meist eine Vortragsbewertung, im Vordergrund stehen aber eher Übungseffekte für die Studierenden. 8.1.2.2 Abschlussarbeit Abschlussarbeiten (Bachelor- und Masterarbeiten) werden von Studierenden an vielen Hochschulen vor ihren Mitstudierenden und ein bis zwei beurteilenden Dozierenden dargestellt. In der Fragerunde werden vielfach allgemeine Fragen zum Aufbau und Struktur der Arbeit angesprochen. Die anwesenden Prüfer stellen ggf. auch Fachfragen aus dem Themenkreis der Arbeit oder verwandten Themengebieten. Der Studierende soll die Fähigkeit einüben, fachliche Themen brauchbar aufzuarbeiten und verständlich zu präsentieren. Im Anschluss an die Präsentation werden dem Studierenden seine Stärken und Schwächen beim Vortragen benannt und Verbesserungsvorschläge gemacht. Beurteilt werden die inhaltliche Aufbereitung, die Darstellung mit Hilfe visueller Hilfsmitteln (z. B. Folien), die rhetorischen Begabungen sowie die Fähigkeit, mit kritischen Fragen umzugehen. Die Bewertung fliesst häufig in einem gewissen Anteil in die Bachelor- oder Master-Note ein. Die Vortragszeitdauer variiert zwischen 30 und 60 Minuten. Der Vortrag der Master- Arbeit wird übrigens gelegentlich auch als Disputation bezeichnet. 8.1.2.3 Disputation Disputation meint die mündliche Doktorprüfung zum Thema der Dissertation oder Habilitation. Sie soll als wissenschaftliches „Streitgespräch“ dienen, das eine Einschätzung der Pro- und Contra-Argumente der Arbeit einschließt. Die Disputation ist prinzipiell öffentlich und wird an der Hochschule einige Wochen vor dem Vor- Präsentationsorte und -anlässe Veranstaltung Abschlussarbeit Disputation Konferenz Science Slam Unternehmen Abb. 8.2: Präsentationsorte und -anlässe <?page no="153"?> 154 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren tragsanlass ausgeschrieben. Die Bewertung fließt in einem festgelegten Anteil in die Promotionsnote ein. Nachdem Fragen zur Arbeit gestellt wurden, stellen meist mehr als vier Fachvertreter breite Fragen zum Fachgebiet. Diese werden von einem Vorsitzenden des Promotionsausschusses moderiert. Die exakten Vorgaben zur Disputation sind gewöhnlich in der Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät bzw. Hochschule dokumentiert. Diese variieren in den Detailanforderungen (z. B. Vorlage eines Thesenpapiers, Zeitvorgaben für die einzelnen Prüfungsteile) teils erheblich. 8.1.2.4 Konferenz / Science Slam Eine wissenschaftliche Konferenz ist ein Zusammenkommen für Forschende. Hier werden ihre wissenschaftlichen Arbeiten und Erkenntnisse in kurzen, sachlich gehaltenen Vorträgen von etwa 10 bis 30 Minuten Länge vorgestellt und anschließend diskutiert. Wissenschaftliche Konferenzen stellen somit eine der zentralen Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Wissenschaftlern dar. Gewöhnlich haben diese Arbeiten zuvor einen Peer-Review durchlaufen, bei dem ein eingereichter Abstract von 1 - 2 Reviewern begutachtet wurde. Besonders sehr renommierte Konferenzen rühmen sich mit sehr hohen Ablehungsquoten der eingereichten Papers. Auf Konferenzen werden nicht nur fertige Ergebnisse, sondern auch Zwischenergebnisse zu Forschungsprojekten dargestellt. Eine weniger restriktive Alternative ist, an einem Science Slam teilzunehmen, um seine Forschungsergebnisse zu präsentieren. Ähnlich wie bei seinem Vorbild, dem Poetry Slam, ist es ein Wettbewerb im Vortragen. Anstelle selbstgeschriebener Texte präsentieren die Teilnehmer ihre eigenen Forschungsergebnisse vor einem Publikum mit sehr unterschiedlichem Fachwissen. Ebenso kann man sich dort auch Anregungen für die Gestaltung eines Vortrages holen und Wissenswertes über die Gestaltung von Vorträgen erfahren. Beim Science Slam handelt es sich um eine innovative Form der Wissenschaftskommunikation, die in Städten wie Berlin, Hamburg oder Köln veranstaltet wird. Höchstens zehn Minuten stehen jedem Referenten zur Verfügung, um sein Forschungsthema in einem populärwissenschaftlichen Vortrag darzubieten und die Zuhörer zu begeistern. Das anwesende Publikum beurteilt die einzelnen Vorträge und wählt einen „Slam-Champion“. Kriterien sind Vortragsverständlichkeit und -stil. Beispiel: Angebote Science Slam Einen guten Einblick in die Welt des Science Slams gewinnt man unter www.scienceslam.de. Unter dieser Website sind Zusammenfassungen zu vielen Standorten zu finden. <?page no="154"?> 155 8.2 Präsentationsvorbereitung 8.1.2.5 Unternehmen Falls Studierende Auftragsarbeiten im Rahmen ihrer Forschungsarbeit geleistet haben, erfolgen in vielen Fällen neben dem Vortrag an der Hochschule auch Vorträge im Unternehmen selbst. Diese werden üblicherweise nicht benotet, können aber sehr nützlich für eine spätere Anstellung in diesem Unternehmen sein. Hier steht nicht Wissenschaft und wissenschaftlicher Hintergrund im Kern des Vortrages, sondern eine prägnante Darstellung der zentralen Ergebnisse. 8.2 Präsentationsvorbereitung Eine wichtige Frage der Vorbereitung ist, welche Inhalte aus dem wissenschaftlichen Text ausgewählt werden sollten. Ebenso wichtig ist die Zielgruppenplanung. Nachdem beide Elemente abgehandelt wurden, sollen allgemeine Tipps die Präsentationsvorbereitung optimieren helfen. 8.2.1 Auswahl der zu präsentierenden Textteile Die wissenschaftliche Präsentation kann nicht das Lesen der schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit ersetzen. Der Auftrag ist vielmehr, die wesentlichen Zwischenschritte und Ergebnisse für das Publikum zusammenfassen. Damit bietet die schriftlich fixierte wissenschaftliche Arbeit lediglich die inhaltliche Grundlage für einen Vortrag. Die Frage ist nur, welche Informationen sollen aus der schriftlichen Arbeit ausgewählt werden? Eine Hilfestellung bei der Beantwortung dieser Frage kann die „Muss-Soll-Kann-Methode“ leisten. Nach dieser Methode können Informationen in drei Kategorien gegliedert werden (vgl. Tab. 8.2): Tab. 8.2: Kategorien der „Muss-Soll-Kann-Methode“ Kategorie Beschreibung Muss Es handelt sich um Informationen, ohne die der Zuschauer die Zusammenhänge nicht begreifen würden. Deshalb müssen diese Daten unbedingt enthalten sein. Hierzu gehören eine Einleitung, grundlegende theoretische Ansätze, Informationen zur Erhebung und Fragetechnik (wenn empirisch gearbeitet wurde), zentrale Ergebnisse und Ableitungen daraus. Soll Solche Informationen sind nicht unter allen Umständen notwendig, aber für ein besseres Verständnis wichtig. Dies sind z. B. erklärende Abbildungen, Hintergrundinformationen, tiefere theoretische Darstellungen, Vergleiche oder Beispiele. Kann Diese Informationen können bereitgehalten werden als Zeitpuffer, d. h. Zusatz- Charts mit weiteren statistischen Informationen, tiefere Beispiele oder Erklärungen des Vortragenden. Kann-Informationen sind auch gut bei einer anschließenden Vortragsrunde als Impulsgeber zu nutzen oder können bereit liegen, wenn eine Frage zu einer speziellen Thematik kommt. <?page no="155"?> 156 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Die drei Kategorien können gut während des Durchlesens der Arbeit unterschieden werden. Am besten wählt man drei Textmarker mit eindeutig unterscheidbaren Farben und setzt sich daran, die Informationen zu klassifizieren. Wenn es sich bei der wissenschaftlichen Arbeit um eine Gruppenarbeit gehandelt hat, können sich mehrere Bearbeiter dieser Aufgabe widmen und sich bei ungleichen Ergebnissen absprechen. 8.2.2 Zielgruppenplanung Das Publikum stellt einen kritischen und bedeutenden Faktor bei der Präsentationsvorbereitung dar. Im Vorbereitungsprozess müssen daher intensive Überlegungen über Teilnehmerzahl, deren Vorwissen und Ansprüche geschätzt werden. Solche Überlegungen lassen sich bei wissenschaftlichen Vorträgen leicht steuern, da die Zielgruppe in der Regel bekannt ist. Ideal sind homogene Gruppen, denn hier ist das Vortragsniveau leicht zu taxieren, da alle anwesenden Zuhörer auf einem Stand sind und die innovativen wissenschaftlichen Resultate auf diesem Stand vermittelt werden können. Bei einer inhomogenen Zielgruppe hingegen ist es sehr schwer, den Vortrag passend zu gestalten, da das Vorwissen der Teilnehmer sehr differieren soll. Wenn es zu realisieren ist, sollte der Vortrag für den großen Teil der Zuhörer verständlich sein. Es ist nicht sinnvoll, sich an wenige Teilnehmer anzupassen, wenn die Mehrzahl der Teilnehmer dadurch sehr gelangweilt würde. Bei Verständnisproblemen könnte auf die Fragerunde verwiesen werden. 8.2.3 Allgemeine Tipps für eine Präsentation In den folgenden Unterkapitel sind eine Reihe von allgemeinen Tipps gesammelt (vgl. Abb. 8.3), die die Vortragsplanung erleichtern sollen. Vortragssituation Aufmerksamkeit Zeitlimit Leseverhalten Proben Lampenfieber Abb. 8.3: Planungspunkte einer Präsentation <?page no="156"?> 157 8.2 Präsentationsvorbereitung 8.2.3.1 Vortragssituation Ein Vortrag kann nicht gleichgesetzt werden mit der geschriebenen Form der wissenschaftlichen Arbeit. Im Gegensatz zum geschriebenen Material kann dieser nicht mehrfach gelesen werden, sondern sollte während der Vortragszeit verstanden werden. In dieser Zeit soll das Wesentliche der wissenschaftlichen Arbeit klar und übersichtlich vermittelt werden. Im Vergleich zum Geschriebenen bestehen • kürzere Sätze, • mehr Verben, • oft mehr Bilder, • mehr Erklärungen, • nur wissenschaftlich eindeutige und bekannte Abkürzungen sowie • mehr Redundanz (Wiederholung der Grundinformationen, um die Verständlichkeit zu steigern). In der Kürze liegt die Würze: Diese Alltagsweisheit gilt besonders für die Gestaltung von Präsentationen. Auf einen Nenner gebracht: Kiss Plus (vgl. Abb. 8.4). Diese Formel sollte im Hinterkopf sein, wenn die sehr komplexen Sachverhalte der wissenschaftlichen Ausarbeitung in einen Vortrag transferiert werden. Er muss schlicht kurz gehalten und einfach sein, wobei starke Beispiele die Verständlichkeit gewährleisten. Die Prägnanz der Aussagen kann im Vortrag (insbesondere im Theorie- und Interpretations-Teil) durch Namedropping verstärkt werden. Hierbei handelt es sich um das Nennen von bekannten Forschern, die exzellente Studien oder bekannte Aufsätze zur Thematik verfasst haben. Durch den Verweis soll der eigene Standpunkt respektive die Argumentationskette durch die Fachkompetenz Dritter gestärkt werden. Die Schriften der genannten Wissenschaftler sollten vorab genau gelesen werden, um eventuelle Fragen in der Diskussionsrunde dazu beantworten zu können. Namedropping darf nicht übertrieben werden, denn es wirkt dann als „Imponiergehabe“, quasi also wollte man bekunden, die gesamte Fachliteratur in aller Tiefe zu kennen. 8.2.3.2 Aufmerksamkeitsgrad der Zuhörer Während der Präsentationsdauer nehmen Aufmerksamkeit und Konzentration der Zuhörer immer weiter ab, um bis kurz vor Präsentationsende nochmals sprunghaft zu steigen. Der Verlauf variiert mit dem Involvement des Publikums, aber ein in K eep I t S hort S imple + S trong Abb. 8.4: Die Kiss Plus-Formel <?page no="157"?> 158 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Abb. 8.5 gezeichneter Aufmerksamkeitsgrad lässt sich bei zahlreichen Zuhörern feststellen. Es empfiehlt sich deswegen, im Verlauf einer Präsentation immer wieder Aufmerksamkeitserreger einzubauen, um das Interesse der Zuhörer zu gewinnen. Dies kann durch einen aktiven Einbezug der Teilnehmer, durch verbale Aufmerksamkeitserreger, rhetorische Verstärker oder technische Tricks mit Hilfe von PowerPoint-Präsentationen geschehen. Beispiel: Rhetorische Verstärker Wenn das menschliche Ohr bestimmte Sätze hört, wird ein besonderer Grad von Aufmerksamkeit erzeugt - Erkenntnisse, die sich ein Vortragender zunutze machen kann. Folgende Satzanfänge können die besondere Beachtung des Publikums wecken: • Stellen sie sich vor, … • Sie werden es nicht glauben, aber … • Der Schwachpunkt ist, … • Das Entscheidende ist … 8.2.3.3 Leseverhalten Bei allen Präsentationsmöglichkeiten ist allgemein das menschliche Leseverhalten zu berücksichtigen: das menschliche Auge wandert aufgrund der antrainierten Sehgewohnheiten von links oben nach rechts unten. Die wichtigsten Informationen sollten also oben links (z. B. Überschriften) und die unwichtigsten unten rechts (z. B. Seitenzahl, Datum) stehen. 100% Einleitung Schluss Zeit Abb. 8.5: Aufmerksamkeitsgrad während einer Präsentation <?page no="158"?> 159 8.2 Präsentationsvorbereitung 8.2.3.4 Zeitlimit Es ist darauf zu achten, dass für einen wissenschaftlichen Vortrag eine beschränkte Zeit zur Verfügung steht, z. B. 15, 20, 30 oder 45 Minuten. Auf die Einhaltung der Zeitplanung ist genauestens zu achten, da sonst der Eindruck einer unprofessionellen Vorbereitung entsteht. Beispiel: Aussage eines Studierenden während seines Vortrages „Ich hätte Euch gerne noch mehr vorgestellt. Und etwas mehr erklärt, aber dafür fehlt jetzt die Zeit.” Es handelt sich um ein Zeichen für eine ausgesprochen schlechte Vorbereitung und zugleich eine Unfähigkeitsbekundung. Die Vortragszeit gilt es, nützlich auszufüllen und gut gewählte Schwerpunkte zu bilden. Zwischenfragen und Diskussionen sollten auf die Fragephase verwiesen werden. Wenn keine extra Fragephase eingeplant ist, wäre für die Fragen während des Vortrages ein Zeitpuffer einzuplanen. 8.2.3.5 Proben „Übung macht den Meister“: Notenrelevante bzw. sehr wichtige wissenschaftliche Vorträge bedürfen daher einer besonderen Planung. Ein Höchstmaß an Planungssicherheit wird durch eine Probepräsentation garantiert. Je ungeübter der Redner ist, desto relevanter wird die Probe. Sie kann vor Studienkollegen oder Freunden stattfinden, um Inhalt, Verständnis, Hilfsmitteleinsatz und Zeitbudget zu testen. Gleichzeitig wird geprüft, ob die gewünschten Botschaften den Zuhörern ausreichend vermittelt und klar wurden. Idealerweise wird der Vortrag mit einer Kamera festgehalten, um anschließend die Gestik, Mimik und Aussprache genauer zu studieren und dadurch den Vortragsstil durch Nachbesserungen an den entsprechenden Schwachstellen zu optimieren. Eins ist nicht zu vergessen: Vortragende sind auch nur Menschen und Fehler kommen immer wieder vor. Ein in allen Belangen perfekter Vortrag wird sehr selten präsentiert. Kleine „Hänger“ in einem Vortrag (z. B. nicht vollendete Sätze, Wortsuche) sind alltäglich und werden von den Zuhörern respektiert. Präsentationen müssen besonders geprobt werden, wenn sie im Team vorgetragen werden. Die Feinabstimmungen und Übergänge sind in diesem Fall sehr relevant, damit der Vortrag aus einem Guss wirkt. Auch sollte die gesamte Präsentationszeit annähernd ausgeglichen auf die Vortragenden übertragen werden. Darauf abgestimmt müssen die vorgetragenen Themenkomplexe sein, denn sonst wirkt der Wechsel unnatürlich. Beispiel: Zeitmanagement in der Gruppenpräsentation Von einem Viererteam werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus einer Projektarbeit vorgestellt. Den Einstieg von einer Minute übernimmt ein Studierender. Er stellt lediglich die weiteren Teilnehmer vor, die dann in etwa acht Minuten präsentieren. <?page no="159"?> 160 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren 8.2.3.6 Lampenfieber Trotz aller Vortragsvorbereitungen und reiflicher Vortragsübung verschwindet das Gefühl des „Lampenfiebers“ wohl nie, wobei etwas Aufregung durchaus sehr motivierend wirken kann. Stärkere Belastungen hingegen sind sehr hinderlich. Sie machen sich individuell sehr unterschiedlich bemerkbar (etwa Schweiß, Atemnot, Herzklopfen oder Zittern der Muskeln) und sind meist normale körperliche Reaktionen auf großen Stress. Eine leichte Lösung kann Entspannung sein, d. h. etwas Ruhe am Abend vor der Präsentation und vielleicht etwas Freizeitspass. Ein größter Fehler wäre es, in der Vortragssituation zu viel von sich zu verlangen. Das Ergründen der Ängste und Lösungsansätze zu deren Reduktion können bei der Problembewältigung helfen. Einige hilfreiche Methoden werden in Tab. 8.3 illustriert. Tab. 8.3: Ängste vor Präsentationen und mögliche Lösungen Art der Angst Mögliche Lösung „schlecht gehört zu werden“ Gezielte Stimmübungen können helfen. Dies kann auch in einem leeren Hörsaal am Abend geschehen. Ein Studienkollege, der sich in eine hintere Reihe setzt, kann berichten, wie er den Vortrag akustisch verstanden hat. „inhaltlich wenig oder gar nicht verstanden zu werden“ Gute Notizen (Manuskript mit Stichwörtern), eine deutliche und einfache Präsentation können dieses Problem gut mindern. Auch Fachfremden die Präsentation vorab darzustellen, kann die Angst mindern. „vor dem Unbekannten“ Durch ein gutes Verstehen der Präsentationstechniken und Medien ist das Problem zu minimieren. Die gesamten Ausführungen in diesem Kapitel sollen dabei helfen. Auch bekannte Gesichter in den ersten Reihen des Vortragsraums lassen diese Angst schwinden. Die besten Studienkollegen können sehr beruhigen, wobei aber darauf geachtet werden sollte, nicht permanent deren Blickkontakt zu suchen. „vor einer erwarteten physischen Reaktion“ (z. B. Atemnot) Oft hilft ganz einfach tiefes Einatmen. Die psychotherapeutische Methode der paradoxen Intention (Watzlawick, Beawin, Jackson 1982) kann weiteren Nutzen bringen. Sie besagt, dass der Vortragende sich vor dem Redestart auf das erwartete Unwohlseins Gefühl konzentrieren soll, mit dem Zweck, dies zu intensivieren. Als Folge tritt der umgekehrte Effekt ein: Die physische Reaktion vermindert sich. „vor jemandem aus dem Publikum“ Durch das Konzentrieren der Gedanken auf ein aussichtsreiches Ende der Präsentation kann die Person schnell in Vergessenheit geraten. „mitten im Satz stecken zu bleiben“ In dem man die letztgemachte Aussage wiederholt, kann man etwas Zeit gewinnen. Falls dann nichts einfällt, wäre ein Auslassen des Gedankens möglich. Wenn dies geschickt erfolgt, bleibt der Fehler fast unbemerkt. Notfalls kann man auch zugeben, bei diesem Aspekt „den Faden etwas verloren zu haben“. Dies ist immer noch besser, als künstlich Zusammenhänge zum nächsten Punkt herstellen zu wollen. <?page no="160"?> 161 8.3 Medienauswahl 8.3 Medienauswahl Ein Einsatz von visuellen Hilfsmitteln ist für einen Vortrag grundlegend, da sie die Nachvollziehbarkeit wesentlich erleichtern. In heutiger Zeit werden die meisten wissenschaftlichen Präsentationen mit Unterstützung von PowerPoint an einem Beamer vorgeführt. Gut damit kombinieren lassen sich die Medien Tafel, Whiteboard, Flipchart und Pinnwände. Sie wirken sehr lebendig, da die Informationen direkt und simultan angeschrieben werden können. Das Publikum kann den Entstehungsprozess der Visualisierung direkt beobachten. Studierende haben bei der Präsentationsvorbereitung üblicherweise gewisse Freiheitsgerade bei der Auswahl eines geeigneten Medien-Mixes (vgl. Abb. 8.6). Bei der Planung des Hilfsmitteleinsatzes wäre jedoch vorab zu klären, welche Hilfsmittel überhaupt zur Verfügung stehen. Nachfolgende Erläuterungen und Vergleich der Medien helfen bei der Auswahl. 8.3.1 Tafel und Whiteboard Die alte Tafel und die dazugehörige Kreide werden immer häufiger durch Whiteboards ersetzt, die eine spezielle, glatte Oberfläche aus meist weißem Kunststoff oder weiß emailliertem Metallblech haben. Hierauf schreibt man mit speziellen Whiteboard-Filzmarkern. Das Geschriebene lässt sich mit einem trockenen Schwamm leicht abwischen. Sie sind ebenso wie viele Tafeln meist magnethaftend, dazu noch kratzfest und säurebeständig. Probleme können aufkommen, wenn fälschlicherweise Permanent-Marker beim Schreiben verwendet werden. Die Beschriftung ist in diesen Fällen nicht oder nur sehr schwer abwischbar. Alkohol (Brennspiritus) hilft in solchen Situationen, um das Whiteboard zu reinigen. Ein kurzer Vorabtest der Stifte, hilft dieses Problem zu vermeiden. Vor- und Nachteile werden in folgender Tabelle zusammengefasst. Arten von Präsentationsmedien Tafel (Whiteboard) Flipchart Pinnwand Overhead- Projektor Beamer Visualizer Abb. 8.6: Auswahl der Präsentationsmedien <?page no="161"?> 162 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Tab. 8.4: Präsentationsmedium Tafel oder Whiteboard Vorteile Nachteile • einfach zu handhaben • schrittweiser Informationsaufbau (z. B. mathematische Formeln ableiten) • komplexe Materie kann erarbeitet werden • kaum störanfällig, da wenig technischer Aufwand • schnell einsetzbar, z. B. für Sammlung von Fragen • Löschen und Korrigieren leicht • leserliches Schriftbild unbedingt nötig • Tafelaufschrieb ist flüchtig (für Folgeveranstaltung wären z. B. Photographien nötig) • Vortragender verliert Kontakt zu Publikum beim Schreiben • Schreiben ist zeitaufwendig • Wischen ist zeitraubend • in der Regel nicht transportierbar und flexibel aufstellbar 8.3.2 Flipchart Einfach ausgedrückt handelt es sich bei einem Flipchart um einen DIN A1 großen Block auf einem Gestell. Vorab sollte sich der Vortragende mit dem Papierwechsel vertraut machen, da Flipcharts unterschiedlich konstruiert sein können. Es gilt ähnlich wie beim Tafeleinsatz, die Schrift zu prüfen und deren Größe, damit das Geschriebene auch aus den hinteren Reihen noch gelesen werden kann. Vor Beginn der Veranstaltung ist ebenso zu kontrollieren, ob genug Papier und nicht eingetrocknete Stifte vorhanden sind. Um dem Problem zu entgehen, sind eigene Reservestifte ein guter Ausweg. Vor- und Nachteile werden in folgender Tabelle gegenübergestellt. Tab. 8.5: Präsentationsmedium Flipchart Vorteile Nachteile • einfach zu handhaben • schrittweiser Informationsaufbau (z. B. mathematische Formeln ableiten) • transportierbar und flexibel aufstellbar • nicht flüchtig (Blätter können mitgenommen bzw. umplatziert werden) • vorgefertigte Flipchartblätter möglich • kaum störanfällig, da wenig technischer Aufwand • leserliches Schriftbild unbedingt nötig • relativ kleine Fläche zum Beschriften, daher schlecht geeignet für große Räume und Gruppen und komplexe Informationen • erarbeitete Ergebnisse nur beschränkt wiederverwendbar • Platzbedarf beim Transport • Vortragender verliert Kontakt zu Publikum beim Schreiben Für das Medium Flipchart existieren zahlreiche Hilfsmittel, wie z. B. farbige Streifen für Tabellen oder breitere Streifen als Grundlage für Überschriften. Selbsthaftende Moderationskarten und Post-its in entsprechender Größe sind für den gelungenen Präsentationsaufbau elementar. Zur Grundausstattung gehören zudem so genannte „Stattys“. Dabei handelt es sich um beschreibbare, selbsthaftende Folien, die durch die elektrostatische Aufladung auf nahezu allen glatten Oberflächen haften und auf dem Flipchart-Papier leicht zu verschieben sind. „Stattys“ sind in der Regel mit <?page no="162"?> 163 8.3 Medienauswahl einer speziellen Beschichtung versehen, auf der mit wasserfestem Permanentmarker, Kugelschreiber, Bleistift oder Boardmarker geschrieben werden kann. Die klassischen Flipchart-Marker sind weniger für Stattys geeignet, da die Tinte auf Wasserbasis nicht schnell genug trocknet. Der Einsatz der genannten Hilfsmittel sollte gut geplant werden, wobei zu beachten ist, dass Flipchart-Bögen nicht überladen wirken sollten. In Folge dessen sinkt die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Rachow und Sauer (2017) schlagen beispielsweise aus ihren Praxiserfahrungen maximal 15 Zeilen Text pro Plakat vor. Ein positiver Aspekt ist, dass erarbeitete Charts im Raum aufgehängt werden können und somit eine gute Gedankenstütze für darauf aufbauende Präsentationsinhalte bilden. Zwölf Tipps zur Gestaltung von Flipcharts 1. Stifte und Farben: Breite Stifte erleichtern die Lesbarkeit. 2. Farbwahl: Unterschiedliche Farben steigern die Aufmerksamkeit. Die Grenze bei der Farbwahl sollte bei drei verschiedenen Farben liegen. Orange und hellgrün und gelb sollten gemieden werden, da diese bei ungünstigen Lichtverhältnissen schwer lesbar sind. Optimal dagegen sind kräftige Farben wie Schwarz, Rot, Grün oder Blau. 3. Papier: Flipchart-Papier mit Gitterlinien erleichtert das Schreiben, Perforierungen an der Oberseite das Abreißen der Blätter. Wenn aber gezeichnet bzw. skizziert wird, können Linien störend wirken. 4. Vorzeichnen: Schwierige Bilder sollten mit einem feinen Bleistift vorgezeichnet werden, bevor die Filzstifte zum Einsatz kommen. So sind Veränderungen leichter möglich und Abstände zwischen Bildelementen besser abzuschätzen. 5. Buchstaben: Groß- und Kleinbuchstaben erhöhen die Verständlichkeit. Druckbuchstaben sind besonders dienlich, wenn die Handschrift schlecht ist. 6. Aufbau: Rechtshänder sollten das Flipchart links von sich aufbauen, damit sie beim Schreiben mit der rechten Hand nicht die Sicht verdecken. Linkshänder machen es umgekehrt. 7. Index: Durch eine Überschrift auf jeder Seite bekommt der Vortrag automatisch Struktur. 8. Schriftgröße: Groß und deutlich sollte die Darstellung sein, wobei die „Fünf-Finger-Faustregel“ Hilfestellung gibt: Buchstaben sollten nicht kleiner als der kleine Finger sein und mehr als fünf Worte pro Zeile sollten nicht geschrieben werden. 9. Zwei Flipcharts: Bei Bedarf sind zwei Flipcharts in Gebrauch ein hilfreiches Element, z. B. wenn es auf der einen Seite um die Sammlung kreativer Arbeit (Brainstorming) und andererseits um Ergebnisdokumentation geht. 10. Technisches Zubehör: Durch eine Digitalkamera oder ein Smartphone ist die Dokumentation von Flipcharts leicht geworden. Den Zuhörern kann die Dokumentation dann gesendet werden. 11. Korrekturpads: Fehler können nicht gänzlich vermieden werden. Selbstklebende Korrekturpads aus weißem oder beigem Papier helfen den Fehler zu überdecken und dann auf dem Pad zu korrigieren. Es empfiehlt sich die Pads entweder griffbereit auf einem nahen Tisch oder direkt auf einem Klemmbrett vorrätig zu haben, damit der Fluss der Präsentation nicht gestört wird. 12. Abdecken: Sie können bestimmte Passagen bereits vorab auf dem Flipchart notieren. Um Dynamik in den Vortrag zu bringen, kann etwa ein Plakat mit Kreppband einen Teil des Textes abdecken. Er wird erst freigelegt, wenn die Thematik in der Präsentation problematisiert wird. <?page no="163"?> 164 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren 8.3.3 Pinnwand und Karten Bei einer Pinnwand handelt es sich meist um eine Weichfaser-, Hartschaum- oder Korkplatte in einem 150 × 120 cm großen Metallrahmen. Mobile, zusammenklappbare Pinnwände sind mit 70 × 120 cm etwas kleiner, aber dadurch leichter in einer Tragtasche zu transportieren. Die Visualisierungsfläche ist mit Packpapier bespannt und eignet sich sowohl zur Präsentation vorbereiteter Charts als auch zur prozessbegleitenden Entwicklung von Gedanken der Teilnehmer. Dabei kommen Moderationskarten zum Einsatz, die von ihnen beschriftet und geordnet werden können. Es handelt sich um Karteikarten, Kreise, Ovale und Wolken in verschiedenen Größen (vgl. Abb. 8.7). Sie finden sich meist in einem Moderationskoffer, der daneben noch mit einem Set mit verschiedenen Titelstreifen und Klebepunkten für Bewertungen angereichert ist. Ohne einen Moderationskoffer oder seine Tools ist die Arbeit mit der Pinnwand eingeschränkt. Vor- und Nachteile werden in folgender Tabelle charakterisiert. Tab. 8.6: Präsentationsmedium Pinnwand und Karten Vorteile Nachteile • einfach zu handhaben • schrittweiser Informationsaufbau mit flexiblem Umhängen von Karten möglich • transportierbar und flexibel aufstellbar • Vorab-Gestaltung der Pinnwände möglich • kaum störanfällig, da wenig technischer Aufwand • sehr starke Einbindung der Teilnehmenden realisierbar • leserliches Schriftbild unbedingt nötig • erarbeitete Ergebnisse nur beschränkt wiederverwendbar • Platzbedarf beim Transport, sehr sperrig mit scharfen Kanten (Ausweg: zusammenklappbare Wände) • Moderationskoffer nötig Die meisten Tipps, die für den Einsatz eines Flipcharts ratsam sind, eignen sich auch für Pinnwände. Ergänzend sind Karteikarten zu sehen, die an den Pinnwänden angebracht werden können. Die Einsatzmöglichkeiten von unterschiedlichen Kartenformen zeigt Tabelle 8.7. Tab. 8.7: Einsatzmöglichkeiten von unterschiedlichen Kartenformen Karteikarten Dienen zum Beschriften, wobei nur ein Gedanke pro Karte in höchstens drei Zeilen und insgesamt sieben Worten zu gebrauchen ist. Kreise Sind zum Zuordnen oder Betonen gedacht. Ovale Eignen sich besonders für Überschriften. Wolken Kommen in der Regel zur Visualisierung eines (zentralen) Themas zum Einsatz. <?page no="164"?> 165 8.3 Medienauswahl 8.3.4 Overheadprojektor Ein Overheadprojektor (OHP) dient dazu, die Darstellungen von einer durchsichtigen Folie vergrößert auf einer Projektionsfläche (helle Wand oder Leinwand) wiederzugeben. Overheadvorträge werden am Computer meist mit PowerPoint oder Word erstellt und auf Folien ausgedruckt. Eine OHP-Präsentation ist - abhängig von der Größe der weißen Projektionsfläche - auch für einen Einsatz vor großen Gruppen geeignet. OHP-Präsentationen können auch bei 300 und mehr Zuhörern zum Einsatz kommen. Beim Einsatz einer Overheadfolie oder einer ganze Präsentation gilt es - wie bei den anderen Vortragsvarianten - sich professionell vorzubereiten. Man sollte sich dabei bereits vor dem Vortrag aus verschiedenen Sitzpositionen vergewissern, dass die Folie deutlich erkennbar ist und eventuell die Schärfe korrigieren. Der Projektor sollte auf der Auflagefläche auch auf Sauberkeit geprüft werden. Geeignete Stehplätze des Vortragenden, bei denen er nicht das Projektionsbild verdeckt, sollten identifiziert werden. Idealerweise wäre zudem eine Ersatzbirne mitzunehmen und vorab auf Funktionsfähigkeit zu testen. Vor- und Nachteile werden in folgender Tabelle gegenübergestellt. Abb. 8.7: Kartenauswahl für eine Pinnwand <?page no="165"?> 166 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Tab. 8.8: Präsentationsmedium Overheadprojektor Vorteile Nachteile • Folien sind wiederverwendbar • Visualisierungen können vorbereitet werden (z. B. bereits vollendete Tabelle) • Vortragender kann Grafiken und Tabellen entwickeln (z. B. Formeln herleiten) • Einsatz schwarzweißer oder farbiger Texte und Grafiken • Folienreihenfolge ist flexibel und damit spontan zu ändern • man muss Zuhörern nicht den Rücken zudrehen • Folien können auch in Form einer Hardcopy als Handout ausgegeben werden • leserliches Schriftbild unbedingt nötig, wenn selbst geschrieben wird • weiße Projektionsfläche, Strom und Ersatzbirnen notwendig • Nebengeräusche vorhanden (Luftfilter) • je nach Lichtstärke bestehen Verdunklungsprobleme • Folien / -schreiber stellen nicht die beste ökologische Lösung dar • Gefahr der Unordnung bei der Ablage der Folien; bei Rückfragen wird dann die gesuchte Folie nicht gefunden Während der Präsentation gilt es, nicht mit dem Finger auf dem OHP herum zu deuten, da man die Projektion dann schlechter lesen kann. In diesem Fall empfiehlt sich ein Zeiger (kann auch ein Stift sein). Die vorab geprüften Aspekte, wie etwa die besten Standorte des Vortragenden während der Präsentation, sollten nicht „vergessen“ werden. Falls Korrekturen oder Lösungen bei der Beantwortung von Fragen nötig werden, ist es sinnvoll, an Leerfolien zu denken, wenn diese nicht bereits im Raum als Reserve vorhanden sind. Beim Arbeiten mit Overheadfolien ist es empfehlenswert folgende Reihenfolge zu beachten: 1. Folie ankündigen 2. Folie auflegen (prüfen, ob gerade aufgelegt und scharf) 3. Position nahe dem Publikum einnehmen 4. Kurze Zeit zur Betrachtung lassen (Vortragender schweigt 1 bis 2 Sekunden) 5. Folieninhalt erläutern 6. Bei Bedarf abschnittsweise Aufdecken der Folie, um die Aufmerksamkeit nicht unnötig abzulenken 7. Folie herunter nehmen, sobald die Darstellung ihren Zweck erfüllt hat 8. OHP ausschalten bei längeren Pausen oder am Ende der Präsentation 8.3.5 Visualizer Bei einen Visualizer tastet ein Kamera-System Vorlagen wie Textblätter, Bilder, Formeln und 3D-Objekte ab und erzeugt scharfe Bilder, die mit Hilfe eines Beamers auf eine weiße Fläche in Großformat projiziert werden. Sämtliche Darstellungselemente können aus verschiedensten Perspektiven detail- und farbgetreu wiedergegeben werden. <?page no="166"?> 167 8.3 Medienauswahl Ein Visualizer wird in seinen Funktionen gerne mit einem Tagelslichtprojektor verglichen (vgl. 8.3.4). Die Einsatzpalette ist jedoch weit breiter und damit ist der Visualizer eine gelungene Weiterentwicklung. Es können vorbereitete (bedruckte) Blätter eingesetzt werden. Blätter können simultan beschrieben werden. Die Schreibbewegungen werden unverzögert wiedergegeben. Folien und Folienstifte werden dabei nicht benötigt - ein Blatt Papier und ein Bleistift reichen aus. Mit einem Zoom-Drehtaster kann in der Regel ein bestimmter Bildausschnitt gewählt werden und über eine Freeze-Taste besteht die Möglichkeit, ein Standbild zu erzeugen und auch abzufotografieren. Die Fotografie kann anschließend über einen USB-Anschluss gespeichert oder andersherum Bilder darüber eingespielt werden. Beim Vortrag ist darauf zu achten, mit maximal drei bis vier Farben auf dem Blatt zu spielen. Auf den Einsatz der Farben gelb, orange und grün sollte verzichtet werden, da sie für die Teilnehmer schlecht lesbar sind. Eine ähnliche Wirkung haben hellrote oder -blaue Farben. Falls das Blatt handschriftlich beschrieben wird, empfiehlt es sich, in Druckbuchstaben zu schreiben - möglichst in der Größe von Kästchen und folglich am besten auf kariertes Papier. Tab. 8.9: Präsentationsmedium Visualizer Vorteile Nachteile • Visualisierungen können vorbereitet werden (z. B. Blätter) • Vortragender kann Grafiken und Tabellen entwickeln (z. B. Formeln herleiten) • vielfältige Präsentationsmöglichkeiten (z. B. Textblätter, Bilder oder 3D-Objekte) • den Zuhörern muss nicht der Rücken zugedreht werden • Folien / -schreiber sind nicht nötig. Damit bessere ökologische Lösung als OHP • gezeigte Objekte können fotografiert werden und Handout oder Datei ausgegeben werden • leserliches Schriftbild unbedingt nötig, wenn selbst geschrieben wird • weiße Projektionsfläche und Strom notwendig • je nach Lichtstärke bestehen Verdunklungsprobleme • Gefahr der Unordnung bei Ablage der Präsentationsgegenstände und Blätter; bei Rückfragen wird dann das gesuchte Objekt nicht gefunden • Farben gelb, orange und grün sind schlecht lesbar 8.3.6 PowerPoint Präsentation mit Beamer PowerPoint Vorträge werden am Computer mit den entsprechenden Softwareprogrammen erstellt und mit Hilfe eines Beamers präsentiert. Vor- und Nachteile dieses Mediums werden in Tabelle 8.10 gegenübergestellt. Bevor Beamer und Laptop im Vortragsraum angeschlossen werden, sollte ein Funktionstest erfolgen oder wahlweise genügend Zeit vor Beginn der Präsentation eingeplant werden, um technische Probleme zu vermeiden. Kritische Fragen lassen sich leicht mit Hilfe einer Checkliste klären (vgl. Tab. 8.11). <?page no="167"?> 168 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Tab. 8.10: Präsentationsmedium ppt und Beamer Vorteile Nachteile • Einbindung von Layout, (bewegten) Bildern, Ton • wirkt „up to date“ • speicherbar - einmal gemacht, immer vorhanden • Visualisierungen können vorbereitet werden (z. B. bereits vollendete Tabelle) • man muss Zuhörern nicht den Rücken zudrehen • Folien können auch in Form einer Hardcopy als Handout ausgegeben werden • kurzfristig aktualisierbar (Problem aber, wenn Handout verteilt) • direkter Zugriff auf das Internet während der Präsentation • Vortrag unflexibel, da Reihenfolge festliegt • störanfällig • weiße Projektionsflächen und Strom nötig • je nach Lichtstärke bestehen Verdunklungsprobleme • fördert Konsumhaltung beim Zuhörer • Nebengeräusche (Beamer und Computer) Tab. 8.11: Checkliste für technische Fragen bei Beamer-Präsentationen Ja Fragen  Sind Verbindungskabel vorhanden und wo sind diese anzuschließen?  Stromkabel für Beamer und Laptop dabei bzw. vorhanden?  Wo sind die Steckdosen im Raum? Ist notfalls eine Kabeltrommel greifbar?  Sind die Batterien für die Fernbedienung des Beamers einsatzbereit, d. h. aufgeladen?  Wenn ein fremder Rechner gewählt wird: Ist PowerPoint auf dem Präsentationsrechner installiert?  Kann die Scharfeinstellung des Beamerbildes wie bei einem Diaprojektor über einen Ring vorne an der Linse geregelt werden?  Ansonsten: Ist ein Autofocus vorhanden? Kann ich eventuelle Korrekturen über ein Menü vornehmen? Vorteile von Beamer und Tafel lassen sich durch ein „interaktives Whiteboard“ verbinden. Es handelt sich um Whiteboards, die mittels Beamer, PC und Sensorik / Stift zu einem großen Touchscreen gemacht werden, d. h. die elektronische Tafel ist an einen Computer angeschlossen. Dabei ist eine „Tafelsoftware“ notwendig, um das Whiteboard möglichst einfach bedienen zu können. Das Bild wird im Regelfall von einem Beamer projiziert. Die Computersteuerung erfolgt je nach Modell per Fingerdruck oder mit einem batterie- und kabellosen Stift. Auf dem interaktiven <?page no="168"?> 169 8.3 Medienauswahl Whiteboard werden die Menüs wie mit einer Maus bedient und mit einem Stift oder mit dem bloßen Finger beschrieben. Beamer- und OHP-Präsentationen haben vieles gemein. Beide wurden in der Regel mit dem Programm PowerPoint erstellt, wobei bei OHP-Einsätzen mehr Handgeschriebenes ergänzt wird. Trotzdem lassen sich viele Tipps für beide Präsentationsmedien zusammenfassen. Zehn Tipps zur Gestaltung von OHP-Folien und Visualizersowie ppt-Präsentationen 1. Farbwahl: Manche Farbkombinationen sollte man meiden: „Rot auf Blau“ oder „Blau auf Rot“, die Farbe „Gelb“ ist schlecht erkennbar. Testen Sie immer die Farbgestaltung, denn auf dem Bildschirm kann es anders aussehen als bei der Projektion. Allgemein sind Farben sparsam zu verwenden. 2. Aussagen: Höchstens fünf bis sieben Kernaussagen pro Chart mit einer zentralen Botschaft verwenden. Als Faustformel gilt zudem im Querformat maximal sieben Zeilen und pro Zeile nicht mehr als 5 bis 6 Wörter. 3. Reihenfolge: Erst projizieren, dann vorlesen, ist zu vermeiden. In diesem Fall wird niemand genau zuhören, weil das Publikum erst selbst liest. Ein Chart sollte erst eingeblendet werden, wenn der Inhalt im Vortrag wiedergegeben wird. Ein wortwörtliches Ablesen ist zudem zu verhindern. 4. Buchstaben: Groß- und Kleinbuchstaben erhöhen die Verständlichkeit. 5. Schriftauswahl: Auf Papier sind Serifenschriften besser lesbar (Times New Roman, Garamond); für den Bildschirm eignen sich eher serifenlose Schriften (Verdana, Tahoma, Arial). 6. Grafiken: Grafiken sollten großflächig sein, wobei das Wichtigste in der Bildmitte zu finden ist. Pfeile und Linien dürfen dabei nicht zu schmal sein, d. h. mindestens 2pt. 7. Schriftgröße: Sie sollte für Texte 16 bis 20 Punkte und für Überschriften 28 bis 36 Punkte betragen (je nach Raumgröße). Auf einer Folie sollten höchstens drei verschiedene Schriftgrößen gebraucht werden, da sonst die Verwirrung steigt. 8. Folien kennzeichnen: Folien sind mit einer Überschrift (Titel) zu versehen. Eine Nummerierung ist positiv, aber nicht in jedem Fall nötig. 9. Fläche reduzieren: Weniger ist mehr. Freiflächen und Ränder sollten ein Drittel der Folie ausmachen. Das entspannt die Wahrnehmung des Publikums. 10. Orientierung: Diese wird für den Zuhörer erleichtert, wenn von Zeit zu Zeit die Inhaltbzw. Gliederungscharts eingebaut werden. Gerade dieses allgemeine Qualitätskriterium wird bei Einsatz von technischen Hilfsmitteln schnell vergessen. Fraglich ist bei allen positiven Aspekten von PowerPoint-Präsentationen, ob diese auch geeignet erscheinen, komplexe Sachverhalte für ein Publikum verständlich zu machen. Hier liegt sicher eine besondere Herausforderung für den Vortragenden, das Publikum nicht nur durch eine gute Struktur oder besondere Effekte zu „blenden“, sondern die Informationen gut nachvollziehbar aufzubereiten. Eine Diskussion der zentralen Thesen der Forschungsarbeit sollte auf jeden Fall gewährleistet sein. <?page no="169"?> 170 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Beispiel: Verdummung durch den Einsatz von PowerPoint-Präsentationen? Der US-amerikanische Informationstheoretiker Edward Tufte (2006) stellt die These auf, dass PowerPoint durch seine Art der Informationsaufbereitung tendenziell zur Verdummung der Menschen führt. Tufte kritisiert, dass Informationen in ihrer ganzen Breite und mit allen relevanten Einzelheiten nicht präsentiert werden können. Die standartmäßige PowerPoint-Seite beinhaltet Tufte zufolge durchschnittlich nur noch vierzig Worte. Komplexe Sachverhalte wären daher auf vielen einzelnen Seiten vermittelt, was dem Publikum das Verstehen stark erschwert. Für Tuftes These finden sich Belege im offiziellen Untersuchungsbericht der NASA zu den Absturzursachen der Weltraumfähre Columbia, die am 1. 2. 2003 wenige Minuten vor ihrer Landung über dem US-Bundesstaat Texas verunglückt war. Neben der defekten Außenhülle sei auch ein Grund darin zu sehen, dass komplexe Informationen bei der NASA nur noch per PowerPoint-Präsentationen weitergeleitet würden, so auch ein interner Schadensbericht während des Columbia-Flugs. Die Untersuchungskommission „Columbia Accident Investigation Board“ bemängelte, dass durch die Überladung mit „Bullet Points“ der Bericht im Ganzen völlig unverständlich sei und von den Kollegen demzufolge nicht verstanden wurde. Eine Datenweitergabe auf traditionellen Schreibmaschinenseiten wäre in diesem Fall sinnvoller gewesen. 8.4 Präsentationsaufbau Der typische Aufbau einer wissenschaftlichen Präsentation gliedert sich in vier zentrale Phasen: Einleitung, Hauptteil, Schluss und Fragerunde (vgl. Abb. 8.8). Auf letztere wird teilweise verzichtet. Wenn eine Fragephase besteht, wird diese oft mit einem separaten Zeitlimit ausgewiesen. Beispiel: Im Rahmen einer Gruppensemesterarbeit sollen Studierende ihre Forschungsergebnisse in 45 Minuten vorstellen mit einer anschließenden 15-minütigen Fragerunde. Begrüßung Information Zusammenfassung Zur Präsentation Thema und Ziele Argumente Kernaussagen Zur Forschung Ablauf (Chrono-) Logik Schlussbotschaft Zur Vertiefung Einleitung Hauptteil Schluss Fragephase Abb. 8.8: Gliederung einer Präsentation <?page no="170"?> 171 8.4 Präsentationsaufbau 8.4.1 Einleitung Die Einleitung nimmt in der Regel 10 bis 15 % der Gesamtzeit des Vortrages ein. Wenn der Vortragende noch nicht allen Zuhörern bekannt ist, sollte er sich nach der Begrüßung kurz vorstellen. Idealerweise folgt ein motivierender Einstieg, der das Interesse der Zuhörer in besonderem Maße weckt. Dies kann z. B. • eine provokante These, • ein widersprüchlicher Zusammenhang, • ein originelles Zitat oder eine Anekdote, • ein aktuelles Ereignis zum Thema oder • eine einfache Eröffnungsfrage sein. Danach kann sich der Vortragende der tieferen Einführung seiner wissenschaftlichen Arbeit widmen. Durch Bekanntgabe des Themas, der Ziele und des Ablaufs der Präsentation gibt er den Zuhörern eine Orientierung und macht sie gleichzeitig neugierig. Nichts ist für Zuhörer frustrierender als ein Vortrag, bei dem keiner weiß, worum es geht. In diesem Zusammenhang sollte das Forschungsproblem benannt werden. „Wieso ist eine Bearbeitung des Themas von Interesse? “ oder „Bestehen Forschungslücken? “ können Fragen sein, die erläutert werden können. Häufig wird in dieser Phase der Fehler gemacht, dass eine sehr langatmige Inhaltsangabe erfolgt. Hierdurch wird erreicht, dass sich das Publikum schon am Anfang sehr langweilt und die Konzentration verliert. Besondere Spannung kann hingegen die Bekanntgabe der Motivation für das Thema bringen, damit können Zuhörer den Bezug des Bearbeiters zu seinem Thema erkennen. Beispiel: Ein Studierender hat als Bachelor-Arbeit das Thema „Werbestrategien von ausgewählten Fonds - Wahrnehmung von Kundenseite“ bearbeitet. Ein Praktikum bei einem Fondsanbieter hat ihn dazu motiviert. Danach sieht er auch sein Arbeitsfeld in diesem Bereich. Diese persönliche Motivation kann während der Einleitung bekundet werden. 8.4.2 Hauptteil Der Hauptteil hat den größten Anteil an der Präsentation und nimmt 70 bis 80 % der Gesamtzeit des Vortrages ein. Er hat drei bis höchstens fünf Unterteile wobei jeder dieser Unterteile einen kurzen Einstieg und einen kurzen Schluss mit Überleitung zum folgenden Teil besitzen sollte. Am Beginn steht eine kurze Darstellung des theoretischen Hintergrundes, der einen umfangreicheren Anteil einnimmt, wenn eine reine Literaturarbeit vorzustellen ist. Falls eine wissenschaftliche Studie erhoben wurde, wird diese im nächsten Schritt dargestellt. Begonnen wird mit einigen Grundinformationen zur Erhebung (Anzahl der Befragten, Geschlechterver- <?page no="171"?> 172 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren hältnis usw.), um dann zentrale Ergebnisse der Studie vorzustellen. Daraus können dann Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen hergeleitet werden. 8.4.3 Schlussteil Der Schlussteil nimmt in der Regel 10 bis 15 % der Gesamtzeit des Vortrages ein. Eine kurze Gesamtzusammenfassung bildet einen guten Einstieg in diese Phase. Kernaussagen und ein Ausblick können weitere Komponenten des Schlussteils sein. Insbesondere der Ausblick kann eine gute Überleitung zur Fragephase sein und dort weiter diskutiert werden. Besonders gelungene Schlussteile greifen die Einstiegsgedanken und -fragen der Einleitung nochmals auf, um ein rundes Gesamtbild des Vortrages zu vermitteln. Es sollte ein positiver Abschluss zur Thematik geäußert werden. Am Ende der Phase sind ein Blick in die Runde, ein Dank an das Publikum sowie ein Abschiedsgruß empfehlenswert, um den Abschluss zu bekunden. Beispiel Immer wieder kommen leider negative Abschlussworte auf wie „ich würde das Thema nicht noch mal wählen“, „leider waren alle anderen Themen schon vergeben“ oder „hatte ein bisschen wenig Zeit, um mich vorzubereiten“. Dies hinterlässt beim Publikum einen sehr negativen Eindruck. 8.4.4 Fragephase In der Fragephase steht der Vortragende für Kritik, Fragen und Anregungen des Publikums zur Verfügung. Die Diskussionsleitung wird manchmal von einem Moderator übernommen. Hierbei kann es sich um einen Dozierenden oder einen ausgewählten Mitstudierenden handeln, der mit der Thematik vertraut ist. Der Diskussionsleiter achtet darauf, dass die Fragen des Publikums der Reihe nach berücksichtigt werden und die Zeit eingehalten wird. Manchmal macht er auch eine kurze Zusammenfassung zum Vortrag, gibt ergänzende Kommentare und zieht ein Fazit. Für den Fall, dass der Vortragende selbst die Diskussion leitet, sollte er die Diskussion schon in der Einleitung ankündigen und direkt als Bestandteil des Vortrags darstellen. Auch Vorgedanken über mögliche Diskussionspunkte sind ratsam, wie z. B. „Was kann man selbst als Impulse setzen? “. Ein schwieriger Punkt ist sicher, gleichzeitig auf Fragen und die Reihenfolge von Wortmeldungen zu achten. Vor allem die Wortmeldungen sind zu notieren, um eine geordnete Diskussion zu ermöglichen. Das Fazit aus der Diskussion vollzieht der Vortragende dann auch selbst, damit die geäußerten Gedanken gesammelt werden können. In wissenschaftlicher Hinsicht kann sich durch die Fragerunde eine Verbesserung der Forschungsleistungen ergeben - insbesondere, wenn der Vortragende ausgezeichnete Impulse von einem sehr fachkundigen Publikum erhält. Andererseits kann das Publikum Anregungen für eigene Forschungsfragen finden. Es ist sehr <?page no="172"?> 173 8.5 Präsentationsnachbereitung wichtig, dass der Vortragende sicher und sachkundig auf seinem Gebiet ist. Sehr blamabel wäre, auf Fachfragen keine Antwort zu wissen. Falls der Vortrag bewertet wird, ist die Souveränität ein wichtiges Beurteilungskriterium. Sich folgende Fragen vorab zu stellen, kann helfen, die Situation gut zu meistern: • Welche Fragen können die Zuhörer vermutlich stellen? • Wo werden die schwer zu beantwortenden Fragen liegen? • Welche Argumente können gegen meine Forschung vorgebracht werden? Wenn aus dem Publikum sehr komplexe Fragen oder von mehreren Seiten Fragen unmittelbar nacheinander erfolgen, ist es sehr sinnvoll, sich die Fragen auf einem Blatt aufzuschreiben, um sie dann Schritt für Schritt zu beantworten. Zudem kann zweckmäßig sein, die gesamte Diskussionsrunde zu protokollieren, damit die gewonnenen Anregungen für die weitere Forschung Verwendung finden können. Ein Schreibmittel und ein kleiner Block sollten daher bereit gelegt werden. 8.5 Präsentationsnachbereitung Bei der Präsentationskompetenz handelt es sich um eine Fähigkeit, die im Studiensowie Berufsleben und allgemein zur Persönlichkeitsentwicklung sehr wichtig ist. Aus diesem Grund sollte jeder Vortragende an stetiger Verbesserung der Qualität bemüht sein. Eine Präsentation endet also nicht, wenn der letzte Satz gesprochen wurde. Der Folgeschritt liegt in einer umfassenden Nachbereitung mit einer Reihe von Fragen (vgl. Tab. 8.12), um das Vortragsverhalten zu reflektieren und zu optimieren. Tab. 8.12: Prüfkriterien zur Verbesserung der Präsentationskompetenz Kriterium Optionale Fragen Ziele Wurden die Ziele erreicht, die ich mir gesetzt habe? Wenn nein: Waren meine Ziele zu wenig realistisch? Was wäre ein realistisches Ziel? Organisation Stimmte die Organisation? Was habe ich vergessen? Woran muss ich beim nächsten Mal unbedingt denken? Waren die Präsentationsmedien optimal gewählt? Zeitplanung Passte der zeitliche Ablauf? Welcher Vortragsteil war zu lang? War meine Vorplanung schuld an zeitlichen Problemen? Wie kann ich mein Zeitmanagement optimieren? Reaktionen Wirkte das Publikum interessiert? Worin könnte Desinteresse begründet liegen? Welche Handlung meinerseits könnte das Publikum abgeschreckt haben? Diskussion Wie konnte ich auf anschließende Fragen reagieren? Konnte ich die Fragen gut antizipieren? Wie könnte ich mögliche Fragen noch besser abschätzen? <?page no="173"?> 174 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Ideal wäre es, ein Feedback von Teilnehmern der Präsentation zu erhalten, da die Selbstwahrnehmung nicht alles erfassen kann und sich eine Nachbereitung generell am Publikum orientieren sollte. Bei Präsentationen vor Studienkollegen sollte also deren Meinung eingeholt werden. Daneben wären die zuhörenden Dozierenden gute Interviewpartner, um Verbesserungsanregungen zu gewinnen. Nicht zu vergessen ist, die Action Items (während der Präsentation definierten Arbeitspakete), abzuarbeiten. Insbesondere in einer Diskussionsrunde ergeben sich noch Wünsche von Teilnehmern, wie z. B. das Präsentationsmaterial als pdf-Datei zu senden oder noch ausstehende Fragen zu beantworten. Falls vom Vortragenden ein Erfüllungsversprechen gegeben wurde, muss er dies auch leisten. Wird dies vergessen, kann auch ein besonders gelungener Vortrag im Nachhinein noch negativ gesehen werden. Beispiel: In einer Diskussionsrunde zu einem Seminar-Vortrag zur Thematik des Völkerrechts von Martin M. kam es zu einigen Fragen, die Martin nicht direkt beantworten konnte, weil er einige zentrale Tabellen im Vortrag vergessen hatte. Sinnigerweise erklärte er den Teilnehmern, dass er die Informationen innerhalb der nächsten zwei Tage über den E-Mail-Verteiler senden würde. 8.6 Zusammenfassung • Sie wissen um die Vor- und Nachteile eines freien Vortrages der wissenschaftlichen Arbeit. • Sie lernen die Muss-Soll-Kann-Methode kennen, um wichtige Vortragsinhalte aus der schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit zu identifizieren. • Sie können mit Ihrem Lampenfieber besser umgehen. • Sie sind fähig und bereit, die Medien entsprechend der Vortragsgestaltung auszuwählen und deren Vor- und Nachteile abzuwägen. • Sie können eine wissenschaftliche Präsentation sinnvoll gliedern. 8.7 Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Ein Studierender hat im Rahmen seiner wissenschaftlichen Forschung die Zufriedenheit von Mitarbeitern eines Unternehmens ermittelt. Während seines Vortrages zeigt er folgende Abbildung und erklärt diese kurz. Wie würden Sie dieses Vorgehen beurteilen? <?page no="174"?> 175 8.7 Kontrollaufgaben Aufgabe 2: Bei Präsentationen ist es wichtig, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen. Zeichnen Sie bitte in die folgende Grafik einen typischen Verlauf für den Aufmerksamkeitsgrad des Publikums während einer Präsentation ein, wenn keine besonderen Aufmerksamkeitserreger eingesetzt werden. Wie kann man die Aufmerksamkeit in den Tiefphasen steigern? 100% Einleitung Schluss Zeit Zufriedenheit mit der Unternehmensentwicklung „Nein“ 48% 0% 0% Ja 52% <?page no="175"?> 176 Kapitel 8 Wissenschaft präsentieren Aufgabe 3: Kreuzen Sie die richtigen Aussagen an: Vorträge mit Hilfe des Overheadprojektors sind vorteilhaft, weil der Vortragende Grafiken und Tabellen selbst entwickeln (z. B. Formeln herleiten) kann. Folien / -schreiber die beste ökologische Lösung darstellen. die Folienreihenfolge flexibel und damit spontan zu ändern ist. keine Nebengeräusche vorhanden sind. man muss Zuhörern nicht den Rücken zu drehen. Aufgabe 4: Beurteilen Sie die Aussage: PowerPoint Vorträge eignen sich gut, um einen Vortrag strukturiert und die Kerninformationen zu vermitteln. Aufgabe 5: Ein Studierender präsentiert seine wissenschaftliche Arbeit an seiner Hochschule. Für die Vorbereitung des Vortrages bestand seiner Meinung nach nur unzureichend Zeit. Er beginnt seine Präsentation aus diesem Grund mit den Worten: „Es war mir leider nicht möglich, mich richtig vorzubereiten. In der Regel habe ich mehr Zeit, mich auf einen Vortrag vorzubereiten. Außerdem war ich leider noch drei Tage krank letzte Woche“. Wie beurteilen Sie diese Äußerungen? 8.8 Hinweise zur Vertiefung Hartmann, M., Funk, R. & Nietmann, H. (2012): Präsentieren: Präsentationen: zielgerichtet und adressatenorientiert. 9. Auflage, Weinheim und Basel: Beltz Verlag Seifert, J. (2016): Visualisieren. Präsentieren. Moderieren. 37. Auflage, Offenbach: Gabal <?page no="176"?> Überblick 9 Übersichtsgrafiken und Tipps Im Rahmen der Schlussempfehlung werden Fehler, Tipps und Tricks sowie Checklisten präsentiert, die ein Studierender bzw. eine Arbeitsgruppe bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit zu beachten hat. Tipps für Gruppensemesterarbeiten Checklisten für die Schlusskorrektur Zentrale Probleme <?page no="177"?> 178 Kapitel 9 Übersichtsgrafiken und Tipps 9.1 Tipps für Gruppensemesterarbeiten Bei Gruppensemesterarbeiten kommen in der Regel 4-6 Teilnehmer in einer Gruppe zusammen und bearbeiten gemeinsam eine wissenschaftliche Thematik. Aufgrund des Umfangs haben solche Arbeiten Projektcharakter, da einzelne Bearbeitungsschritte aufgeteilt werden müssen. In einer Umfrage an einer Schweizer Hochschule identifizierten Arbeitsgruppen (144 Befragte) folgende Faktoren als besonders relevant (vgl. Abb. 9.1): Sachliche Faktoren überwogen bei den Nennungen die Faktoren auf Beziehungsebene, wobei keine Gewichtung einzelner Faktoren erfolgte. Auf der sachlichen Bearbeitungsebene wurden vier zentrale Elemente identifiziert: Probleme entstanden vor allem, wenn Aufgaben nicht klar verteilt oder Meilensteine nicht gesetzt wurden. Daher sollte ein fixierter Zeitraum für eine Abstimmung der einzelnen Ergebnisse formuliert werden. Gruppen, die dies missachteten, hatten speziell kurz vor Abgabetermin große Koordinierungsprobleme. Ähnlich wichtig war ein aktueller Austausch der Ergebnisse, da so Doppelarbeiten vermieden werden konnten. Auf der Beziehungsebene war ein Gruppensprecher bzw. -leiter sehr relevant, der die Schritte koordinierte und bei Problemen der Gruppenmitglieder untereinander vermitteln konnte. Diese Person sollte von allen akzeptiert sein und kann darauf achten, dass alle ihre Pflichten einhalten, z. B. sollte jeder Studierende mit den vom Lehrstuhl publizierten Richtlinien für das wissenschaftliche Arbeiten vertraut sein. Relevant erschien bei der Befragung zudem, dass die Stimmung in den Gruppen auf einem guten Niveau gehalten wurde, da dies motivierend für alle wirkte. Ziele formulieren Sachlich Beziehung Periodisch Stand prüfen klare Aufgabenverteilung Meilensteine setzen Probleme rasch ansprechen Stimmung hochhalten Leiter wählen Abb. 9.1: Ansprüche an Mitglieder in der Gruppensemesterarbeit <?page no="178"?> 179 9.2 Checklisten Schlusskorrektur und Vortrag Immer wieder stellen der Austausch und die Aktualisierung von Dokumenten bei Gruppenarbeiten ein Problem dar. Unter der Adresse https: / / www.dropbox.com/ findet sich eine gute Problemhilfe. Bei der Online-Festplatte „Dropbox“ handelt es sich um einen der führenden Anbieter weltweit. Für Gruppenarbeiten sind wichtige Funktionen vorhanden: Daten zu teilen und automatisch zu synchronisieren. Ein ähnlicher Online-Cloud-Speicher ist „Wuala“ (http: / / www.wuala.com/ de/ ). 9.2 Checklisten für Schlusskorrektur und Vortrag Folgende Checklisten sollen die Schlusskorrektur und den Vortrag vereinfachen. Sie können aber auch während des Arbeitsprozesses dienlich sein, denn hier sieht man kritische Faktoren auf einen Blick. Tab. 9.1: Checkliste für Formalia Frage Abhaken 1. Titelblatt mit allen Informationen 2. Lehrstuhlvorgaben beachtet wie Seitenabstände, Kopf- und Fusszeile 3. Abbildungen und Tabellen richtig nummeriert 4. Abbildungen und Tabellen mit Überschriften versehen 5. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis erstellt 6. Abkürzungsverzeichnis erstellt und alle Abkürzungen enthalten 7. Glossar ausgearbeitet 8. Ehrenwörtliche Erklärung eingefügt und unterschrieben (meist unnötig bei Seminar- und Hausarbeiten) Tab. 9.2: Checkliste für Textgestaltung Frage Abhaken 1. Text verständlich, Satzlänge usw. 2. Umgangssprache vermieden 3. Rechtschreibung und Interpunktion geprüft 4. Kapitel zusammenhängend 5. Abbildungen und Tabellen ausgedruckt lesbar 6. Abbildungen und Tabellen sind im Text eingebunden <?page no="179"?> 180 Kapitel 9 Übersichtsgrafiken und Tipps 7. Quellenangaben bei übernommenen Abbildungen und Tabellen 8. Zitationsschreibweise einheitlich 9. Direkte und indirekte Zitate richtig gekennzeichnet 10. Keine fremden Texte ohne Hinweis übernommen (Plagiatsgefahr) 11. Summary am Ende mit allen Punkten gestaltet Tab. 9.3: Checkliste für das Literaturverzeichnis Frage Abhaken 1. Spiegeln sich alle Zitate im Literaturverzeichnis wider 2. Nur Quellen im Literaturverzeichnis, die auch verwendet wurden (Check mit Zitaten) 3. Einheitliche Gestaltung der Literaturangaben 4. Quellen alphabetisch geordnet Tab. 9.4: Checkliste für Vortrag Frage Abhaken 1. Rahmen wurde mit Betreuer/ Beurteiler abgesprochen? 2. Präsentation wurde getestet (Zeit, freie Sprache usw.)? 3. Passendes Präsentationsmedium überlegt und ausgewählt? 4. Klassischer Präsentationsaufbau beachtet (Einleitung, Hauptteil, Schluss, Fragephase)? 5. Einstieg weckt Interesse und zeigt Motivation? 6. Hauptteil veranschaulicht wesentliche Aspekte der Forschung (Hintergrund, Entwicklung usw.)? 7. Bisherige Forschungen (Namedropping) erwähnt? 8. Fachbegriffe werden verwandt? 9. Methodik und Ergebnisse ausreichend berücksichtigt? 10. Fazit und Ausblick im Schlussteil integriert? 11. Überleitung zur Diskussion ist vorhanden? <?page no="180"?> 181 9.3 Zentrale Probleme 9.3 Zentrale Probleme Probleme, die bei wissenschaftlichen Arbeiten gemacht werden, weisen gewisse Muster auf. Der Bearbeiter sollte nicht vergessen, sich den Fehlerquellen bereits vorher bewusst zu sein, um im gesamten Arbeitsprozess Strategien zu ergreifen, um die Fehlerquellen zu vermeiden. Die folgende Grafik illustriert diese. Unklare Ziele Unklare Vorstellungen können in vielerlei Richtungen aufkommen. So wird z. B. kein Thema gefunden. Im Fall, dass ein Thema gefunden wird, mangelt es an der Hypothesenformulierung usw. Hier kann helfen, das Kapitel zur Themen- und Hypothesenfindung intensiv zu analysieren. Auch Unterstützung von Seiten des Betreuers sollte bei großen Problemen eingefordert werden. Die Anregungen des Betreuers sollten dokumentiert werden, da sie für den weiteren Erstellungsprozess wichtig sind. Hierfür reicht schon ein einfaches Formular aus (vgl. Tab. 9.5). Tab. 9.5: Sammlung von Anregungen des Betreuers der wissenschaftlichen Arbeit Betreuer: Datum: Zeit: Vorschlag für Folgetreffen: Thema der Besprechung: Probleme unklare Ziele schlechte Methodik Fachkompetenz Zeitmanagement soziale Isolation Abb. 9.2: Zentrale Probleme bei wissenschaftlichen Arbeiten <?page no="181"?> 182 Kapitel 9 Übersichtsgrafiken und Tipps Schlüsselergebnisse und Kommentare: Nächste geplante Schritte Schlechte Methodik Wie sind Hypothesen zu bestätigen oder zu widerlegen? Die Auswahl der richtigen Methoden zur Prüfung der eigenen Ideen scheitert oft an elementaren Grundlagen. An Hochschulen werden in der Regel Kurse angeboten, die das methodische Wissen der Studierenden schulen kann. Es lohnt sich, diese Kurse zu besuchen, auch wenn es hierfür keinen separaten Leistungsnachweis gibt. Fachkompetenz Auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Arbeit muss der Bearbeiter ein absoluter Fachmann sein: Wissenslücken über den Forschungsstand dürfen nur im geringen Umfang bestehen. Der Stand der Forschung (welche Arbeiten zu dem eigenen Thema schon vorliegen) ist also bei einer Literaturrecherche und dem anschließenden Lesen tief zu erkunden. Zeitmanagement Unklare Auffassungen zur Herangehensweise und Zeitbedarf gehören nicht zur professionellen Planung einer wissenschaftlichen Arbeit. Meilensteine werden oft nicht gesetzt und es wird einfach wochenlang vor sich hingearbeitet - ohne zeitliche Orientierung. Das Kapitel zum Zeitmanagement (vgl. Kap. 3) in diesem Werk ist beherzt zu lesen und vor allem auch anzuwenden. Soziale Isolation Leider konzentrieren sich Studierende gerne so stark auf ihre wissenschaftliche Arbeit, dass sie sich sozial isolieren: Geburtstage werden vergessen, Treffen verschoben usw. Solche Verhaltensweisen können schnell zu einem „mentalen Tief“ führen, das wieder sehr negative Rückwirkung auf die Bearbeitung der wissenschaftlichen Arbeit hat. Es ist sinnvoll, einen passenden Mix aus sozialen Kontakten und Arbeitsmoral zu finden. Dazu gehört, angemessen und ausreichend mit Freunden und Familie zu kommunizieren. Gesprächsthema sollte die wissenschaftliche Arbeit und die daraus entstehenden Probleme nur am Rande sein. <?page no="182"?> Begriff Erläuterung Anekdote Eine literarische Gattung, die eine beachtenswerte oder charakteristische Begebenheit, meist im Leben einer Person, als Basis hat. In der Alltagssprache bezeichnet Anekdote die (meist mündliche) Schilderung eines skurrilen oder komischen Erlebnisses einer Person ohne literarischen Anspruch. Bachelor Akademischer Hochschulgrad, mit dem ein erster berufsqualifizierender Abschluss erworben werden kann. Beobachtungsobjekt Objekt des Interesses bei einer wissenschaftlichen Untersuchung. Disposition Eine Disposition gibt die Struktur der Arbeit wieder. Darin sind in der Regel Hauptaspekte (Motivation, Inhalt, Forschungslücke, mögliche Methodik), Gliederungsprinzipien und Literaturquellen der Arbeit dargestellt. Speziell bei umfangreichen Arbeiten ist es sinnvoll, die Disposition dem Betreuer am Beginn der Schreibarbeit vorzulegen und zu genau zu besprechen. Doktorvater Inoffizielle Bezeichnung für den Betreuer oder Betreuerin (auch Doktormutter genannt) eines Doktoranden während der Zeit, in der dieser eine Doktorarbeit anfertigt. Als habilitiertes Mitglied einer Universität hat er/ sie starken Anteil an der Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit. Exzerpt Kurze Zusammenstellung der wichtigsten Gedanken eines bestehenden Textes, d. h. dort werden Argumente, Gedankengänge und Literaturhinweise aus dem gelesenen Text gesammelt und um eigene Ideen und Querverweise ergänzt. Fußnote Es handelt sich in der Regel um eine hochgestellte Zahl, die auf eine mit der gleichen Zahl ausgewiesene Stelle im unteren Abschnitt der Seite verweist, in dem sich ein (kleingedruckter) Anmerkungstext befindet. Glossar <?page no="183"?> 184 Glossar Habilitation Die Habilitation ist die hochrangigste Hochschulprüfung in vielen Ländern (z. B. Deutschland, Österreich oder Schweiz), mit der im Rahmen eines akademischen Prüfungsverfahrens die Lehrbefähigung in einem wissenschaftlichen Fach festgestellt wird. Mit der Habilitation soll geprüft werden, ob ein bereits promovierter Wissenschaftler sein Fach in voller Breite in Forschung und Lehre vertreten kann. Dazu benötigt er eine Habilitationsschrift (Art zweite Doktorarbeit), sonstige wissenschaftliche Veröffentlichungen und Erfahrung in der wissenschaftlichen Lehre. Von kumulativer Habilitation spricht man, wenn die Habilitationsschrift durch eine bestimmte Anzahl von Fachpublikationen ersetzt wird. Habilitierte können auf Universitätsprofessuren berufen werden. Interview Eine Face-to-Face oder telefonische Befragung durch einen Fragesteller (Interviewer) mit der Absicht, persönliche Informationen oder Sachverhalte aus der Sicht des Befragten zu ermitteln. Master Akademischen Hochschulgrad, mit dem ein zweiter (weiterer) berufsqualifizierender Abschluss erworben werden kann. Master-Studiengänge bieten eine vertiefende Spezialisierung (entweder anwendungsorientiert oder stärker forschungsorientiert) oder interdisziplinäre Weiterqualifikationen an. Meilenstein Markiert den Abschluss eines bzw. mehrerer simultaner Vorgänge und dient damit der Projektkontrolle. Narzissmus Selbstbewunderung oder Selbstverliebtheit und übersteigerte Eitelkeit gegenüber der eigenen Person. „Positiver Narzissmus“ als bejahende Einstellung zu sich selbst bewirkt ein stabiles Selbstwertgefühl. „Negativer Narzissmus“ bedeutet, dass Individuen hauptsächlich sich selbst zugewandt sind und ein eher inaktives Liebesbedürfnis haben und nur lieben, um geliebt zu werden. Projekt Ein einmaliger Prozess, der aus einem Satz von abgestimmten, gelenkten Tätigkeiten mit Anfangs- und Endtermin besteht. Unter Berücksichtigung von Faktoren wie Zeit, Kosten und Ressourcen soll ein Ziel erreicht werden. Quelle Material, auf das im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit zur Veranschaulichung bzw. zum Beleg zurückgegriffen wird, z. B. Bücher, Interviews. <?page no="184"?> 185 Glossar Rezension Kritische Besprechung von einzelnen oder mehreren Publikationen (Sammelrezension), die meist in Fachzeitschriften veröffentlicht werden. Schreiber der Rezension ist in der Regel ein Fachmann auf dem entsprechenden Gebiet. Seminar Klassische Form der Lehrveranstaltung an Hochschulen. Sie dienen der Festigung und Anwendung des in einer Vorlesung erworbenen Wissens und finden regelmäßig ein- oder mehrmals pro Woche statt (Seminarreihe) oder werden am Stück einmal im Semester ausgeführt (Blockseminare). Simsen Versenden von SMS-Nachrichten. Thesaurus Es handelt sich um ein kontrolliertes Vokabular als systematisch geordneter Sammlung von Begriffen, die in thematischer Beziehung zueinander stehen. Für ein Schlagwort werden dann Synonyme, Oberbegriffe, Unterbegriffe oder verwandte Wörter angezeigt. Trivialliteratur Literatur, die für jedermann als einfach verständlich und leicht zu erfassen identifiziert wird (z. B. Liebes- und Abenteuergeschichten). Zitat Eine wortgetreu oder sinngemäß übernommene Passage aus einem Text oder ein Hinweis auf eine bestimmte Textstelle. Es enthält daneben einen ausdrücklichen Hinweis auf eine andere Quelle bzw. deren Verfasser. Auch geführte Interviews können als Zitat verwendet werden. <?page no="186"?> Lösungshinweise zu Kapitel 1: Einführung Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens analysieren Studierende auf der Basis bestehender aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse in einem bestimmten Zeitraum eine selbstgewählte oder vorgegebene Thematik. Wissenschaftliches Arbeiten ist demnach ein Prozess. Dessen niedergeschriebenes Ergebnis ist in einer verständlichen Form darzustellen und damit als Produkt ein direktes Resultat des wissenschaftlichen Arbeitens. Gewöhnlich wird dieses Werk durch einen Vortrag einem Zielpublikum vorgestellt. Eine wissenschaftliche Arbeit zum Studienabschluss ist z. B. eine Bachelorarbeit. Nach einem gelungenen Master-Hochschulstudium kann ein Studierender zudem eine Dissertation anstreben. Aufgabe 2: Bei empirischen wissenschaftlichen Untersuchungen wird aufgrund der Entdeckung und Formulierung eines Problems theoretische Zusammenhänge erfasst und dann empirisch erforscht, d. h. es werden Daten erhoben, gesammelt, geordnet, geprüft und interpretiert. Je nach Forschungsthema empfiehlt sich eine qualitative oder quantitative Vorgehensweise bei der Erforschung der Thematik. Aufgabe 3: 1) Praxisarbeit 2) Empirische Arbeit 3) Literaturarbeit 4) Theoriearbeit 5) Empirische Arbeit Lösungshinweise <?page no="187"?> 188 Lösungshinweise Lösungshinweise zu Kapitel 2: Wissenschaftliche Grundlagen Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Sie können seine Aussage widerlegen indem sie die Merkmale einer Wissenschaft aufgreifen: Erfahrungs- und Erkenntnisobjekt, Methodik und Systematik, wissenschaftliche Diskussion und Konvention. Erfahrungsobjekte der Betriebswirtschaftslehre sind beispielsweise Unternehmen sowie die darin handelnden Individuen. Erkenntnisobjekte sind die wirtschaftlichen Handlungen bzw. Entscheidungen, die dort getroffen werden und deren zugrunde liegende Regeln. Die Zusammenhänge werden unter Rückgriff auf anerkannte wissenschaftliche Methoden untersucht. Die Forschungsergebnisse werden auf wissenschaftlichen Konferenzen diskutiert und reflektiert. Es haben sich gewisse Konventionen wie etwa die Fachsprache ausgeprägt mit Begriffen wie „Marketing-Mix oder Gap-Modell“. Aufgabe 2: Objektivität bedeutet, dass der Forschende eine möglichst neutrale und analysierende Position zur wissenschaftlichen Thematik einnimmt. Die Forschung bzw. Erkenntnisgewinnung sollte auch für Dritte nachvollziehbar sein, um die Meinung des Verfassers prüfen zu können. Wenn z. B. eine eigene empirische Untersuchung erhoben wurde, müssen die methodischen Schritte und die Interpretation der Ergebnisse für unbeteiligte Dritte einsehbar sein. Hierdurch sollen wissenschaftliche Fälschungen aufgedeckt werden können. Nicht nur bei reinen Literaturarbeiten, sondern allgemein bei wissenschaftlichen Arbeiten müssen die zugrundeliegenden Quellen angegeben sein, um dort unter Umständen von Lesern der Arbeit nachgelesen werden zu können. Auch hier steht der Prüfgesichtspunkt im Vordergrund. Ähnliche Gedankengänge finden sich im Anspruch der „Ehrlichkeit“. Aufgabe 3: Eine absolute Wahrheit ist in der wissenschaftlichen Forschung unerreichbar. Möglich ist jedoch - basierend auf eigenen Erfahrungen - durch ein gründliches Literaturstudium und eigene Erhebungen eine Annäherung an die Wahrheit. Die eigenen Erfahrungen werden in Folge dieses Prozesses objektiviert. Sie sind solange „wahr“, bis sie widerlegt sind. Aufgabe 4: Anzukreuzen sind zwei Antworten: Alltagswissen wird in Fachjournals veröffentlicht, weil sich dieses in Zeitschriftpublikationen findet und Alltagswissen trägt zur Lösung tiefgehender gesellschaftlicher Probleme bei. <?page no="188"?> 189 Lösungshinweise Aufgabe 5: Diese Hypothese ist im anfänglichen Kurvenverlauf zunächst korrekt. Das Scheidungsrisiko sinkt mit dem Heiratsalter. Das liegt vielleicht daran, dass man in jungen Jahren in der Regel noch keine ausgeprägte Persönlichkeit besitzt und noch zahlreiche Erfahrungen machen will. Vielleicht sind auch zahlreiche junge Ehen ohne große Überlegung geschlossen. Daher sinkt das Scheidungsrisiko, um in späteren Jahren wieder anzusteigen. Es kann sein, dass in höherem Alter schwerer auf Partner eingegangen werden kann - speziell, wenn man bereits lange Zeit ohne Partner war. Ebenso schließt in höherem Alter bereits eine Menge von Ehepartnern ihre zweite oder dritte Ehe, der Weg zu einer weiteren Scheidung fällt da unter Umständen leichter. Fazit: Die Hypothese lässt sich mit der vorliegenden Abbildung widerlegen. Die Forschungsergebnisse, die zur Erstellung dieser Grafik geführt haben, müssen eine wissenschaftliche Basis haben. Aufgabe 6: a) Es liegt eine Wertung vor, die zwar begründet sein kann, aber als Urteil nicht empirisch überprüfbar ist. b) Es liegt eine Hypothese vor, die falsifizierbar ist. „Kreative Eigenleistungen“ sind allerdings sehr weit zu interpretieren. Die Hypothese wäre also noch zu spezifizieren. Aufgabe 7: Nach Karl Popper können Hypothesen nie völlig verifiziert (wahr sein), da sie durch ein Gegenbeispiel widerlegt werden könnten. Wissenschaftliche Erkenntnisse können also gar nicht zur absoluten Wahrheit führen. Richtig ist, dass Hypothesen von diversen Forschern wiederholt überprüft werden können. Das bedeutet, dass sie auch einen empirischen Gehalt haben müssen. Praktischer Nutzen einer Hypothese wäre zwar zu wünschen. Es handelt sich jedoch um kein hinreichendes Kriterium für eine Hypothese. Aufgabe 8: Quantitative Methoden: 1 und 3 (hier können standardisierte Analyseinstrumente gebraucht werden) Qualitative Methoden: 2 (für Neuprodukte lohnt sich eine explorative Erkundung), 4 (Verbesserungsvorschläge können oft mit qualitativen Fragestellungen gut ermittelt werden) <?page no="189"?> 190 Lösungshinweise Aufgabe 9: 1) Exakt quantifizierbare Ergebnisse (b quantitative Forschung) 2) Ermittlung von genauen statistischen Zusammenhängen möglich (b quantitative Forschung) 3) Offenheit des Vorgehens ermöglicht Entdeckung bisher unbekannter Sachverhalte (a qualitative Forschung) 4) Möglichkeit, eine große Stichprobe zu untersuchen und damit repräsentative Ergebnisse zu erhalten (b quantitative Forschung) 5) Informationen über subjektive Sicht der Gesprächspartner, da keine oder wenige Vorgaben (a qualitative Forschung) 6) Möglichkeit, Hintergründe zu erfragen und Unklarheiten zu beseitigen (a qualitative Forschung) 7) tieferer Informationsgehalt durch offene Befragung möglich (a qualitative Forschung) Lösungshinweise zu Kapitel 3: Zeitmanagement Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: D-Aufgaben sind weder wichtig noch dringend, sie erledigen sich von selbst oder müssen nicht angegangen werden. Beispiele: Grünpflanzen für das Arbeitszimmer anschaffen oder Werbematerial lesen. Aufgabe 2: Oft ist man „blind“ für die eigene Fehleranalyse und stellt auch die Nachvollziehbarkeit der Arbeit nicht in Frage. Besonders Fachfremde können sehr inspirierend wirken und innovative Anregungen geben. Aufgabe 3: Minipausen sollten nach etwa 45 Minuten Arbeit mit etwas Bewegung, frischer Luft, und der Erledigung dringlicher Bedürfnisse ausgeführt werden. Um den Kopf kurz frei zu bekommen, reichen meist schon 5 Minuten Pause aus. <?page no="190"?> 191 Lösungshinweise Lösungshinweise zu Kapitel 4: Themenfindung Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: a) Das Thema „Vorstadtzerfall und Steuereinnahmen“ ist sehr allgemein und vage gehalten. Es bleibt völlig unklar, was überhaupt untersucht werden soll. Eine Neigung zur Schwarzarbeit und dadurch verminderte Steuereinnahmen oder ein zeitlicher Zusammenhang? b) Das Thema „Was haben Kinder aus reichen Familien anderes als Kinder aus armen Familien? “ ist zu unspezifisch formuliert. Besonders störend ist das Wort „anders“. Es kann schlicht alles bedeuten: unterschiedliche Kleidung, Verhalten oder Alter? c) Das dritte Thema „Aktuelles Verhalten von Kindern auf dem Spielplatz im Vergleich zu früher“ ist kritisch zu sehen. Zwar wird auf eine Untersuchung des Verhaltens abgezielt und damit im Vergleich zu den vorangegangenen Formulierungen ein präziserer Rahmen gesetzt. Der Zeitraum ist jedoch sehr unklar fixiert. Was meint „früher“? Sinnvoll wäre, einen Zeitraum anzugeben (z. B. von 1999 bis 2010 oder 1990 und 2010). Im nächsten Schritt wäre die Operationalisierbarkeit zu prüfen: Verwertbare Daten aus den Jahren müssten also vorliegen. d) Der Titel ist präzise und spezifisch formuliert. Fraglich wäre nur, in welchem Land die Untersuchung vollzogen wird, z. B. „wie deutsche Fachhochschulen ihre Masterstudiengänge im Bereich Kommunikation bewerben“. Zur Forschungsrelevanz wäre zu prüfen, ob eine ähnliche Untersuchung bereits besteht. Im Rahmen der Operationalisierbarkeit wäre zu bestimmen, ob die für die Studie erforderlichen Materialien zu beschaffen sind. Aufgabe 2: Zu a) Sicher ist eine anfängliche Loslösung von Ordnung unbedingt notwendig, aber dabei muss in den folgenden Analyse-Schritten konzentriert und systematisch vorgegangen werden. Die Ideen müssen schließlich gebündelt, sortiert und ausgewertet werden. Zu b) Das einzelne Individuum hat einen entscheidenden Anteil am Output, das ist unzweifelhaft. Kreativitätstechniken stellen jedoch wichtige Hilfsmittel beim Ideengewinnungsvorgang dar. Eine kreative Veranlagung kann noch weiter gefördert werden, um gelungene Ideen zu produzieren. Aufgabe 3: Die Methode ist eher für die Beurteilung von Themen zu nutzen, da sie hilft, die derzeitige Situation und damit die Bedingungen für eine Themenbearbeitung zu erfassen. Mit dieser einfachen und flexiblen Methode können die eigenen Stärken <?page no="191"?> 192 Lösungshinweise und Schwächen des Themensuchers analysiert werden. Es wird die Frage beantwortet: „Welche Stärken und Schwächen bringe ich für die Bearbeitung des Themas ein? “ Zudem werden externe Chancen betrachtet, welche die Handlungsfelder bei der Themenbearbeitung fördern bzw. einschränken könnten. Aufgabe 4: Das Thema wirkt sehr allgemein gehalten. Aus dem Grunde erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass noch kein „Grundlagenwerk“ zu der Thematik existiert. Nach einer kurzen Suche in einem Rechercheportal einer Hochschulbibliothek lassen sich mehr als 30 Werke zum Themengebiet identifizieren, z.B. aus dem Jahr 2013 ein Werk von Tuten und Solomon. Vermutlich wäre es keine große wissenschaftliche Leistung, aus den bestehenden Werken ein neues zu kreieren. Zudem wäre der Umfang der Arbeit aufgrund des allgemeinen Themas sehr groß. Der Studierende sollte sich daher einem weniger erforschten Teilgebiet zu „Social Media“ widmen und eine konkrete Forschungsfrage ableiten. Lösungshinweise zu Kapitel 5: Wissenschaft Recherchieren Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Die Wissenschaftlichkeit ist in diesem Fall nicht gewährleistet, da kein Rückgriff auf wissenschaftliche Fachliteratur erfolgt. Zudem wird der Artikel in einer Tageszeitung veröffentlicht. Aufgabe 2: Richtig ist folgende Antwort: Bei der Literaturrecherche werden die Literaturverzeichnisse anderer Arbeiten analysiert und daraus themenrelevante Literatur analysiert. Aufgabe 3: Sie werden finden „Wirtschaftliche Niederlagen großer Aktienkonzerne“. Aufgabe 4: Zu a) Stadtbibliotheken haben eher einen öffentlichen Bildungsauftrag. Sicher werden sich an diesem Ort einige relevante Treffer ergeben. In einer Universitätsbibliothek und deren Katalog werden jedoch weit mehr wissenschaftliche Quellen zu finden sein. <?page no="192"?> 193 Lösungshinweise Zu b) Wenn die ältere Schwester Fachfrau (z.B. Mitarbeiterin an einem Lehrstuhl zur Geschichte oder VWL) in der Thematik ist, handelt es sich um eine gute Hilfe. Sie könnte Ihnen einige Quellen oder auch die besten Recherchemöglichkeiten nennen. Falls Sie keine Fachfrau ist, aber eine wissenschaftliche Ausbildung absolviert hat, kann sie immerhin bei der Recherche helfen. In anderen Fällen wird die Ansprache in der Regel weniger positive Effekt haben. Zu c) Wikipedia ist sicher geeignet, um einen Überblick zum Begriff zu gewinnen. Hier findet sich auch oft eine Reihe von Literaturhinweisen. Aktuell ist speziell zu der anvisierten Thematik die angegebene Literaturbasis allerdings eher beschränkt. Zu d) Mit dieser Recherchemaßnahme erzielen sie sehr viele Treffer, die weit weg von dem Forschungsthema sein können. Für einen Einblick in den Sachverhalt können sich allerdings auch gute, wissenschaftliche Quellen identifizieren lassen. Viele weitere, wie wissenschaftliche Fachartikel, bleiben jedoch verborgen. Die Suche in einem Katalog einer Hochschulbibliothek und einer wissenschaftlichen Fachdatenbank ist zwingend anzuraten. Lösungshinweise zu Kapitel 6: Wissenschaftliches Lesen Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Klaus sollte sich um eine bessere Quellenverwaltung bemühen. Dazu gehört es, die Texte mit Hilfe eines Literaturverwaltungsprogramms zu erfassen. Das Literaturmanagement mag bei einer Seminar- oder Hausarbeit noch auf die beschriebene Art und Weise zu erledigen sein, doch bei einer Masterarbeit ist viel Literatur zu verwalten. Dazu gehört auch die Eingabe von Zitaten oder der Standort der Quellen. Mit dieser Datenmenge umzugehen, könnte für den Studierenden zu einem späteren Zeitpunkt problematisch werden. Aufgabe 2: Zentrales Merkmal von PQ4R ist das Generieren und Beantworten von Fragen zum Text als Voraussetzung für das Textverständnis. Nach einer kurzen Vorprüfung des Textes wird bereits in einer frühen Phase mit der Fragenkonstruktion begonnen. Dies ist ein besonderes Element, da Texte in traditioneller Hinsicht markiert und zusammengefasst werden. Eigene Fragen zur Beantwortung mit Hilfe des Textes zu stellen, ist eher unüblich. Aufgabe 3: Speed Reading wäre einzusetzen. <?page no="193"?> 194 Lösungshinweise Lösungshinweise zu Kapitel 7: Wissenschaftliches Schreiben Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: Erstens findet sich im Text keine einheitliche Zitierweise, einmal wird z. B. ein S. vor die Seitenzahl geschrieben, im anderen Fall nicht. Zweitens sollte von Schierenbeck ein direktes Zitat sein, ist aber nicht in Anführungszeichen. Genauso kann der Bearbeiter einfach das „vgl.“ vergessen haben. Drittens verhält es sich bei der Zitation von Voss genau umgekehrt. Wenn es ein direktes Zitat ist, wäre es auch sehr ungewöhnlich, wenn dieses über mehrere Seiten ginge (beachte: ff.). Aufgabe 2 a) Der Satz ist klar im Hauptteil der wissenschaftlichen Arbeit angesiedelt. Die Probandengruppe wird beschrieben, womit die Grundlagen der Erhebung dargestellt sind. b) Hier erfolgen eine Zusammenfassung und ein Ausblick. Aus diesem Grund kann dieser Teil nur im Schlussteil der Arbeit seinen Standort besitzen. c) In diesem Teil wird der weitere Verlauf des Aufsatzes beschrieben, d. h. die Vorgehensweise. Dies ist bezeichnend für den Einleitungsteil einer Arbeit. d) In diesem Fall wird eindeutig der Stand der Forschung erläutert. Dies ist klassisch für den theoretischen Teil einer wissenschaftlichen Arbeit. Eben dieser ist Bestandteil des Hauptteils. Aufgabe 3: Es ist keine Einheitlichkeit vorhanden. Eine grundlegende Struktur aus Autor, Jahresangabe, Titel wurde allerdings eingehalten. Es mangelt jedoch in der Feinabstimmung: Einmal wird etwa die Jahresangabe in Klammern gesetzt, im anderen Fall nicht. Danach erfolgt bei der ersten Quelle ein Doppelpunkt, danach jeweils ein Punkt. Nach der Titelangabe erfolgt einmal ein Komma in den anderen Fällen ein Punkt. Zwei Quellenbezeichnungen enden mit einem Punkt, eine nicht. Je nach Vorgaben des Lehrstuhls wäre das Verzeichnis zu verbessern. Eine mögliche Lösung wäre: Dennis, M. (1998): A Practical Guide to Enrollment and Retention Management in Higher Education. London: Bergin & Garvey Diller, H. (1994): State of the Art: Kundenmanagement. Arbeitspapier Nr. 30, Nürnberg: Universität Nürnberg-Erlangen Dwyer, F. R.; Schurr, P. H. & Oh, S. (1987): Developing Buyer-Seller Relationships. In: Journal of Marketing, Vol. 51, S. 11 - 27 <?page no="194"?> 195 Lösungshinweise Aufgabe 4: Korrekt ist folgende Aussage: „Die Zitatangabe findet direkt nach dem Zitat in Klammern“. Aufgabe 5: 1 Einleitung (keinen Punkt) 1.1 Problemhintergrund (keinen Punkt) 1.2 Vorgehensweise (nur 1.1, wenn auch 1.2) 2 Wissenschaftliches Arbeiten (keinen Punkt) 2.1 Arbeitsort (keinen Punkt) 2.1.1 Bibliotheksbenutzung (Rechtschreibfehler, nummerische Gliederung) 2.1.2 Hochschule (nummerische Gliederung) 2.2 Arbeitsmittel (keinen Punkt) 2.2.1 PC oder Notebook (nummerische Gliederung) 2.2.2 Zeichenblock (falsch zugeordnet, Gliederungsebene falsch) Aufgabe 6: Etc. passt nicht, denn die verwendeten Abkürzungen müssen nur dann im Abkürzungsverzeichnis erläutert werden, sie nicht allgemeinsprachlich bekannt sind, d. h. die nicht im Duden stehen. Aufgabe 7: 1) Vermutlich im Theorieteil, da hier ein theoretischer Hintergrund erläutert wird. 2) Der Text wirkt sehr umgangssprachlich geschrieben. Es ist nicht nötig, die „Wir-Form“ zu verwenden („Für beide dieser Sachverhalte brauchen wir dasselbe Wort, nämlich Glück.“). Auch Formulierungen wie „unter die Lupe nehmen“ sind in wissenschaftlichen Arbeiten eher unüblich. 3) Der Studierende kann sich an den Schreibstil des Autors „von Hirschhausen“ angepasst haben. Dessen Bücher sind nach meiner Ansicht zwar sehr lesenswert, aber nicht unbedingt an ein wissenschaftliches Fachpublikum gerichtet. Ferner könnte es sein, dass sich der Studierende allgemein nur unzureichend mit wissenschaftlicher Fachliteratur auseinandergesetzt hat. 4) Der kleine Textauszug lässt bereits größere Mängel im wissenschaftlichen Stil erkennen. Um den Schreibstil zu perfektionieren, ist das Lesen bestehender wissenschaftlicher Werke sehr nützlich, z. B. Master- oder Doktorarbeiten aus dem Studienfachgebiet. Einige zweckmäßige Formulierungen können dabei aus dem jeweiligen Text herausgeschrieben werden. Auch der Austausch mit anderen Studierenden könnte wertvoll sein, z. B. durch gegenseitiges „Kontrolllesen“. Bei großer Unsicherheit kann auch Rücksprache mit dem Betreuer einer wissenschaftlichen Arbeit gesucht werden. Falls an der Hochschule ein „Schreibcenter“ besteht, könnte auch das dortige Angebot wertvolle Hilfe leisten. <?page no="195"?> 196 Lösungshinweise Lösungshinweise zu Kapitel 8: Wissenschaft Präsentieren Lösungshinweise zu den Kontrollaufgaben Aufgabe 1: In einem Vortrag sollten aussagekräftige Abbildungen gezeigt und erklärt werden. Eine solche Aussagekraft ist dieser Abbildung nur schwerlich zu attestieren. Vielmehr handelt es sich um einen Sachverhalt, der kurz verbal erwähnt werden kann. Falls man beim Zielpublikum allerdings Betroffenheit erzeugen will, könnte ein Zeigen dieser Abbildung durchaus angemessen sein. Es ist zu beachten, dass die Quellenbezeichnung fehlt (wenn es sich um eine eigene Erhebung gehandelt hat, reicht eine kurze verbale Andeutung darauf). Zudem müssten die Farbkontraste geprüft werden, eine unlesbare Grafik stimmt das Publikum unzufrieden. Die zweifache 0 %-Angabe erscheint sinnlos. Aufgabe 2: In den „Tiefphasen“ können eine Reihe von Alternativen genutzt werden, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu aktivieren, z. B.: • Zuschauer brauchen immer wieder einen Hinweis, in welchem Teil des Vortrags sie sich zur Zeit befinden und wie alles verbunden ist. Deshalb sollte auf die Gliederung - speziell bei längeren Vorträgen - immer wieder Bezug genommen werden. Dies steigert die Aufmerksamkeit. • Der Einsatz von rhetorische Verstärkern wie „Stellen sie sich vor, …“ oder „das Entscheidende ist.“ kann die Zuhörer aktivieren. 100% Einleitung Schluss Zeit <?page no="196"?> 197 Lösungshinweise • Zuhörer in den Vortrag einzubeziehen weckt viel Aufmerksamkeit. Entweder durch aktive Ansprache oder durch aktuelle Beispiele aus ihrem eigenem Lebensumfeld. Den Zuschauern kann erklärt werden, warum die Forschung für sie besonders relevant ist. • PowerPoint bietet ausgezeichnete Möglichkeiten für Animation. Diese sollten genutzt werden, wobei dieser Einsatz nicht als Übertrieben wirken darf. Aufgabe 3: Lediglich zwei Aussagen kann man nicht uneingeschränkt teilen: a) Folien / -schreiber stellen nicht die beste ökologische Lösung dar. b) Nebengeräusche können durchaus in Folge des Luftfilters des OHP vorhanden sein. Meist stören diese nicht. Dies variiert jedoch mit dem Alter und Zustand des Gerätes. Aufgabe 4: Diskussionspunkte wären: Die Aussage kann man sicher teilen. Gut gestaltete PowerPoint-Vorträge können eine ausgezeichnete Struktur in einen Vortrag bringen. Auch Kerninformationen können sicher ausgezeichnet herausgestellt werden. Edward Tufte (2006) kritisiert in diesem Zusammenhang aber, dass Informationen in ihrer ganzen Breite und mit allen relevanten Einzelheiten nicht präsentiert werden können. Die standartmäßige PowerPoint-Seite beinhaltet Tufte zufolge durchschnittlich nur noch vierzig Worte. Komplexe Sachverhalte wären deswegen auf vielen einzelnen Seiten vermittelt, was dem Publikum das Verstehen stark erschwert. Fraglich ist also, ob die Kerninformationen den Zuhörern noch sinnvoll vermittelt werden können. Dies schwankt sicher auch mit dem Fachgebiet. Naturwissenschaftliche Zusammenhänge etwa, die im Team erarbeitet werden sollten, eignen sich wahrscheinlich weniger für einen PowerPoint-Vortrag. Aufgabe 5: Die Aussage ist ein Zeichen für eine ausgesprochen schlechte Vorbereitung und zugleich eine Unfähigkeitsbekundung. Der Versuch Mitleid zu erzeugen, ist kein guter Ratgeber. Beim Zuhörer werden vielmehr von Beginn an negative Emotionen geweckt. Wenn die Vorbereitungszeit wirklich aus gesundheitlichen Gründen enorm eingeschränkt war, sollte man den Vortrag vermeiden und sich ein solches Misserfolgserlebnis ersparen. Falls der Dozent trotz Krankheit zu einem Vortrag rät, kann er ein paar lobende (oder auch entschuldigende) Worte am Ende des Vortrages formulieren. Der Vortragende sollte jedoch auch in diesem Fall positiv an die Präsentation herangehen und das Beste aus der Situation machen - und dazu sind Entschuldigungen in jedem Fall hinderlich. <?page no="198"?> Anderson, J. (2013): Kognitive Psychologie. 7. Auflage, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag Atteslander, P. (2010): Methoden der empirischen Sozialforschung. 13. Auflage, Berlin: Erich Schmidt Verlag Becker, H. (2007): Writing for Social Scientists. 2. Auflage, Chicago: The University of Chicago Press Brehm, J. (1966): A Theory of Psychological Reactance. New York: Academic Press Brink, A. (2013): Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten: Ein prozessorientierter Leitfaden zur Erstellung von Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten. 5. Auflage, München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag Brühl, R. 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Journal Storage 87 K arlsruher Virtueller Katalog (KVK) 85, 86 Karteikarten 109, 164 Keyword Search 90 Kiss Plus 157 Konferenz 154 Konstruktivismus 30 Korrekturlesen 60 Korrekturpads 163 Kursorisches Lesen 92, 104 L aborexperiment 45 Lampenfieber 160 Leitfadeninterview 42 Lesearten 104 Leseverhalten 158 Literatur 137 Literaturarbeit 25 Literaturauswahl 94 Literaturdatenbanken 86 Literaturrecherche 84 Literatursammlung 137 Literaturverzeichnis 137 M anagement Summary 129 Manipulation 34 Masterarbeit 24 Medienauswahl 161 Meilensteine 54, 59, 73, 178 Mind-Mapping 77 Monographie 84 Monographien 138 N achkontrolle 56 Nachspann 135 Namedropping 157 Narratives Interview 41 Nummerische Gliederung 130 O perationalisierbar 79 Originalität 79 Overheadprojektor 165 <?page no="204"?> 205 Stichwortverzeichnis P ausen 55 Peer Review 24 Peer-Review-Prozess 96 Pinnwand 164 Plagiat 125 PowerPoint Vorträge 167 PQ4R-Methode 106 Präsentationsart 150 Präsentationsaufbau 170 Präsentationsvorbereitung 155 Präsenzbibliothek 84 Praxisarbeit 26 Primäranalyse 22 Print-to-Order-Verfahren 94 Prioritätenliste 57 Proben 159 Projektarbeit 23 Prüfungsprozess 95 Psychologische Blockaden 65 Publikumszeitschriften 94 Pufferzeit 54 Q ualitative Forschung 41 Quantitative Befragung 43 Quellenbeschaffung 100 Quellenbewertung 92 Quellensuche 85 Quellenverwaltungsprogramme 109 Quellenverzeichnis 137, 143 R echercheprotokoll 99 Redemanuskript 150 Redlichkeit 125 Rezensionen 97 Rhetorische Verstärker 158 S ammelwerke 84, 139 Satzlänge 121 Schlussteil 135 Science Slam 154 Sekundäranalyse 22 Selbstständig erschienene Literatur 84 Selektives Lesen 105 Seminararbeit 23 SMART-Regel 52 Social-Media-Umfragen 45 Socialnet 98 Soziologische Blockaden 65 Speed Reading 104 SSCI - Sciences Citation Index 87 SSPS-Vorgehensweise 72 Statistical Sampling 42 Stattys 162 Stichwortmanuskript 151 Stichwortsuche 90 Störungen 59 Studienarbeit 23 Studierendes Lesen 105 Subito 100 Summary 129 SWOT-Analyse 74 T abellen 124 Tabellenverzeichnis 133 Tafel 161 Tagelslichtprojektor 167 Tagesrhythmus 56 Taylor & Francis - Social Science, Humanity (SSH) Library 87 Textkennzeichnungen 108 Themenfindung 63 theoretical sampling 41 Theorie 39 Theoriearbeit 25 Thesauri 91 Titelblatt 128 Trunkierung 90 Twitter 45 Typo-Test 60 <?page no="205"?> 206 Stichwortverzeichnis U mgangssprache 122 Unselbstständig erschienene Literatur 84 V erbundkatalog 85 Videoquellen 142 Videos 119 Visualizer 166 Vorspann 128 Vortragssituation 157 Vorwort 132 W alt-Disney Methode 73 Werturteil 40 Whiteboard 161 Wikimindmap 68 Wikipedia 96 Wiso 87 Wissenschaft 31 Wissenschaftliche Fachzeitschriften 94 Wissenschaftliche Konvention 32 Wissenschaftliches Arbeiten 19 Wissenschaftliches Schreiben 113 Wissenschafts-Blogs 69 Wuala 179 Y ouTube 142 Z eitfresser 50 Zeitlimit 159 Zeitmanagement 49 Zeitschriftenaufsätze 24 Zeitungen 94 Zielgruppenplanung 156 Zitatarten 116 Zitate 114 Zitation 143 Zitations-Fehler 119 Zitierkartelle 115 Zotero 110 <?page no="206"?> www.utb-shop.de Methoden, Anwendungen, Praxisbeispiele Claudia Fantapié Altobelli Marktforschung Methoden, Anwendungen, Praxisbeispiele 3., vollst. überarb. Aufl. 2017, 496 Seiten, Hardcover ISBN 978-3-8252-8721-4 Trends und Risiken früh erkennen, das ist ein wichtiges Ziel der Marktforschung. Das Buch stellt hierfür die wesentlichen Methoden und Anwendungsgebiete vor, angefangen mit der Planung (also der Wahl des Forschungsansatzes, der Festlegung des Auswahlplans und der Wahl des Datenerhebungsverfahrens) bis hin zur Durchführung der Erhebung (also der Datensammlung, -auswertung und Interpretation der Ergebnisse). Es berücksichtigt neben quantitativen auch qualitative Forschungsmethoden. Außerdem sind neuere Verfahren, speziell aus den Neurowissenschaften, Teil der 3. Auflage. Auf die Produkt-, Werbe- und Preisforschung geht dieses Buch überdies ein. Mit digitalen Medien, Big Data und ethischen Fragen setzt es sich auseinander. Das Buch richtet sich gleichermaßen an Studierende, Wissenschaftler und Praktiker. Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Inhalte stehen deswegen im Vordergrund. <?page no="207"?> Der richtige Umgang mit Menschen im Beruf und Alltag Nello Gaspardo Von harten Hunden und hyperaktiven Affen Der richtige Umgang mit Menschen im Beruf und Alltag 2017, 158 Seiten, Hardcover ISBN 978-3-86764-834-9 Jeder Mensch ist einzigartig! Das ist fraglos richtig. Dessen ungeachtet finden Sie bei Ihren Mitmenschen wiederkehrende Charaktereigenschaften, mit denen Sie im Beruf und im Alltag umgehen müssen. Denken Sie nur an den harten Hund aus der Chefetage, den cleveren Fuchs aus dem Controlling oder den zappeligen, aber vor Ideen sprühenden Affen aus der Marketingabteilung. Der Kommunikations- und Verhandlungsexperte Nello Gaspardo skizziert neun solcher Typen anhand von Tierbildern. Er zeigt deren Stärken und Schwächen auf und verrät Ihnen pointiert, was Sie im Umgang mit diesen Menschen unbedingt wissen sollten und wie Sie mit diesen Typen richtig kommunizieren. Das Buch ist ein unverzichtbarer Ratgeber für alle, die im Beruf und im Alltag gemeinsam mit anderen Menschen schnell und harmonisch Ziele erreichen möchten. www.uvk.de